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Full text of "Epigrammaton libri. Mit erklärenden Anmerkungen von Ludwig Friedlaender"

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M.  VALERII  MARTIALIS 

EPIGEAMMATON  LIBßl. 

MIT  ERKLÄRENDEN  ANMERKUNGEN 


LüDWia  FEIEDLAENDEß 

PROFESSOR  IN  KOENIGSBERG. 


ERSTER  BAND. 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  S.  HIRZEL 
1S86. 


(oS0\ 

Pia 

ßd.l 


Das  Recht  der  Übersetzuiis?  ist  vorbehalten. 


DEM  ANDENKEN 


AN 


HUGH  ANDREW  JOHNSTONE  MUNRO 


t  30.  MÄRZ  1885. 


EINLEITUNG. 


I.  Martials  Leben  und  Gedichte. 

M.  Yalemis  Martialisi)  ist  zu  Bilbilis  im  Tarraconensi-  f^^'^^l^ 
sehen  Spanien  am  1.  März  (IX  52  X  24  XII  60  eines  der 
Jahre  38— 41  geboren;  denn  sein  10.  Buch,  dessen  Gedichte 
in  den  Jahren  95—98  verfasst  sind,  enthält  ein  an  seinem 
57.  Geburtstage  geschriebenes  Gedicht  'X24:.  Seine  an  der 
Strasse. von  Caesaraugusta  nach  Emerita  (Itin.  Anton,  p.  437. 
439)  gelegene  Vaterstadt  Bilbilis  heisst  auf  Münzen  des 
August,  Tiberius  und  Caligula  (genau  beschrieben  bei  Heiss, 
Descr.  generale  de  monuaies  antiques  de  l'Espagne  '1870] 
p.  183  f.;  municipium  Augusta  Billnlis  (M.  X  103,  1:  Muni- 
cipes  Augusta  mihi  quos  Bilbilis  acri  Monte  creat).  Die  Ver- 
muthung  von  Detlefsen  (die  Geographie  der  Tarraconensi- 
schen  Provinz  bei  Plinius,  Philol.  XXXII  616  f.),  dass  sie 
unter  Vespasian  bereits  Colonie  war  (vgl.  Marquardt  StV. 
P  256  Anm.),  ist  nicht  wahrscheinlich.  Sie  lag  auf  einer 
schroffen  Höhe  iPaulin.  Nolan.  10,  223  sq.:  Bilbilim  acutis 
Pendentem  scopulis) ,  um  deren  Fuss  der  kleine ,  aber  reis- 
sende Salo  strömte.  Sein  kaltes  Wasser  war  zur  Härtung 
des  Stahls  besonders  geeignet;  in  Waffenfabriken  bestand 
dort   die   hauptsächlichste  Industrie;    ausserdem  wurde  bei 


1)  Ueber  den  Namen  Martialis  vgl.  Marquardt  StV.  IH-'  224,5; 
über  den  Beinamen  Coqiiiis  in  alten  Glossaren:  zu  III  TT;  bei  Jo- 
hann V.  Salisbury,  Yincenz  v.  Beauvais  —  welcher  letztere  ihn,  wie 
mir  Dr.  E.  Wagner  mittheilt,  stets  durch  denselben  von  dem  unter 
dem  Namen  Martialis  citirten  Gargilius  Martialis  unterscheidet  —  und 
in  Handschr.  d.  15.  J.)  Sehn.  '  p.  21  f.  und  p.  GS3  f.  'vgl.  Scriver. 
bei  Sehn,  i  p.  736\ 

1* 


4  Martials 

Bilbilis  auch  Gold  gewonnen  (X  103  IV  55  I  49  XII  21,1 
XII  18,9^  :  und  es  hatte  (da  I  49,  4  die  Lesart  equis  allein 
bezeugt  ist)  eine  berühmte  Pferdezucht,  auf  welche  vielleicht 
mit  Eckhel  D.  n.  I  35  das  Bild  eines  gerüsteten  ßeiters  auf 
dem  Revers  einer  dortigen  Münze  zu  beziehen  ist.  Die 
Ueberreste  von  Bilbilis  sucht  man  auf  dem  Hügel  el  cerro 
de  Bambola  bei  der  von  den  Mauren  so  genannten  Stadt 
El  Calatayud;  die  der  (in  westlicher  Richtung  24  Millien 
entfernten)  aquae  Bilbilitanae  bei  Alhama  jHuebner  CIL  II 
p.  410,  3021—3023). 

Martial  verdankte  seinen  Eltern  (Valerius)  Fronto  und 
Flaccilla  (V  34)  eine  gute  Erziehung.  Nach  dem  damals 
gewöhnlichen  Bildungsgänge  machte  er  die  grammatische 
und  Rhetoreuschule  durch  JX  73,7:  At  me  litterulas  stulti 
docuere  parentes:  Quid  cum  grammaticis  rhetoribusquemihi'?), 
entweder  in  Bilbilis  selbst  oder  einer  benachbarten  Stadt. 
In  Hispania  Tarraconensis,  deren  Romanisirung  im  J.  75  (wo 
Vespasiau  ihren  sämmtlichen  Gemeinden  das  jus  Latii  be- 
willigte) als  vollendet  gelten  konnte (Marquardt.  StV.  P 258,6), 
und  aus  welcher  damals  der  berühmteste  Rhetor  jener  Zeit, 
der  erste  (um  das  J.  70)  öffentlich  angestellte  Lehrer  der 
Beredsamkeit  in  Rom,  der  Calagurritaner  Quintilian  (geb. 
um  35)  hervorging,  wird  es  auch  an  höheren  Schulen  nicht 
gefehlt  haben.  1) 

Martial  in  Wlc  SO  viclc  taleutvollc  juugc  Proviuzialen  zog  M.  nach 

Rom  und  zwar  im  J.  64  (also  im  Alter  von  23—26  Jahren) ; 
denn  im  J.  98,  als  er  es  verliess,  gibt  er  die  Dauer  seines 
römischen  Aufenthalts  auf  34  J.  an  (X  103,7;    104,10).     Er 

ciienteiver-  ^^.j^^  ^^^^  [^  ^[q  Clientcl  der  berühmtesten  imd  angesehensten 

hältniss  zu 

denSeneca.  ^^^g  Spanien  Stammenden  Familie:  der  der  Seneca,  welche 
durch  die  drei  Häuser  des  reichen  und  vor  kurzem  noch 
allmächtigen  Consularen  L.  Annans  Seneca    Neros  Lehrer, 


1  Inschrift  in  Tritium  Magallum  (Tarraconensis;  CIL  II  2S92  (mit 
Hnebners  Ergänzungen;:  D.  M.  L.  Memmio  Prob.  Cluniensi  grammatico 
latino  cui  res  [publica]  Tritiensium  an.  liabenti  XXV  salarium  constituit. 


Leben  und  Gedichte.  5 

der  dann  mit  Burrus  der  Leiter  seiner  Regierung  gewesen 
war,  Teuffei  RLG^  287).  des  Junius  Gallio  (der  als  Proconsul 
von  Achaja  in  Korinth  über  den  Apostel  Paulus  zu  Gericht 
gesessen  hatte,  Teuffei  268.7)  und  des  im  Ritterstande  ver- 
bliebenen Annans  Mela  (dessen  Sohn,  der  Dichter  Lucan, 
damals  zu  Neros  engerem  Kreise  gehörte.  Teuffei  269,2). 
Auch  das  mit  Ahnenbildern  erfüllte  Atrium  des  L.  Calpurnius 
Piso,  des  ersten  Mannes  jener  Zeit,  stand  ihm  (vermuthlich 
auf  Empfehlung  der  Öeneca)  offen  (IV  40,1  Atria  Pisouum 
stabant  cum  stemmate  toto  et  docti  Senecae  ter  numeranda 
domus),  und  auch  in  Memmius  Gemellus  (Consul  63)  und 
(Vibius)  Crispus  (cons.  suff.  61)  (XII  36,8  Pisones  Senecasque 
Memmiosque  Et  Crispos  mihi  redde  sed  priores)  fand  M.  frei- 
gebige Gönner. 

Der  unglückliche  Ausgang  der  Pisonischen  Verschwö- 
rung im  J.  65  kann  auf  M.'s  Stellung  schon  deshalb  nicht 
ohne  Einfluss  geblieben  sein,  weil  er  auch  den  Fall  der  drei 
Häuser  der  Seneca  herbeiführte.  Der  einzigen  Angehörigen 
dieser  grossen  Familie,  die  zu  Ende  des  Jahrhunderts  noch 
am  Leben  war,  Argentaria  Polla,  der  Wittwe  Lucans,  huldigt 
M.  noch  im  J.  96  als  seiner  Patronin  (X  04  VII  2i— 23  . 
Vielleicht  hatte  er  das  kleine  Weingut  bei  Nomentum,  das 
er  im  J.  84  bereits  besass  (XIII  42  u.  119),  von  den  Erben 
der  Seneca  zum  Geschenk  erhalten  (SG-^  III  397,4,  wo  die 
Angabe,  M.  habe  es  86  noch  nicht  besessen,  irrig  ist). 

Von  M.'s  Leben  in  Rom  bis  zum  Anfang  der  Regierung 
Domitians  wissen  wir  sehr  wenig.  Dass  er  jemals  gesucht 
hat,  durch  die  Ausübung  eines  Berufs,  zu  welchem  seine 
Bildung  ihn  befähigte,  etwa  den  eines  Sachwalters  (II  30,4), 
eine  selbständige  Stellung  zu  gewinnen,  wozu  auch  Quinti- 
lian  ihm  geratheu  zu  haben  scheint  (II  90  ,  darauf  deutet 
Nichts.  Vielmehr  wird  er  seinen  Lebensunterhalt  durch- 
aus als  Client  vornehmer  Häuser  gesucht  und  gefunden 
haben,  der  sich  seinen  Patronen  durch  die  Verwerthung 
seines  schon  früh  ent^vickelten  (I  113,1)    poetischen  Talents 


6  Mavtials 

für  g-esellige  Unterhaltung-  und  Gelegenlieitspoesie  empfahl. 
verhiiitniss  Vermuthlich  war  es  auch  sein  poetisches  Talent ,  das  ihn 
zum  Hofe  in  Beziehung-  hrachte.  Jedenfalls  verhervlichte  er 
die  Schauspiele,  welche  Titus  im  J.  SO  zur  Einweihung-  des 
Flavischen  Amphitheaters  gab,  durch  eine  Sammlung  von 
Gedichten,  die  dem  Kaiser  überreicht  wurde  (Sp.  32).  Die 
Handschrift  seines  (spätestens  im  J.  86)  im  Alter  von  1 9  Jah- 
ren verstorbenen  Schreibers  Demetrius  war  „den  Cäsaren"' 
bekannt.  Die  „beiden  Cäsaren",  die  ihm  das  Dreikinder- 
recht verliehen  :IX  97,5) ,  können  nur  Titus  und  Domitian 
gewesen  sein  (II  91,  92);  vermuthlich  war  eine  durch  Titus 
erfolgte  Verleihung  erst  durch  Domitians  Unterzeichnung  oder 
Bestätigung  perfekt  geworden.  Auch  M.'s  Erhebung  in  den 
Ritterstand  durch  Verleihung  eines  Titularti'ibunats  III 95  V  13 
IX  49  XII 26)  war  vielleicht  eine  Gnadenbezeigung  von  Titus. 
Doch  eine  materielle  Verbesserung  seiner  Lage  scheint 
er  unter  den  beiden  ersten  Flaviern  nicht  erlangt  zu 
haben,  und  ebenso  wenig  erhielt  er  eine  solche  durch 
Domitian,  trotz  seiner  unablässigen  enthusiastischen  dem 
Kaiser  selbst  dargebrachten  Huldigungen  und  trotz  seiner 
unermüdlichen  Bestrebungen,  unter  den  damaligen  Hof  leuten 
Gönner  und  Fürsprecher  zu  gewinnen.  Er  preist  die  Frei- 
gelassenen Domitians  im  allgemeinen  (IX  79)  und  schmei- 
schelt  in  besondern  Gedichten  den  Einflussreichsten  dersel- 
ben: dem  Kämmerer  Parthenius,  dem  Vorsteher  des  Amts 
der  Bittschriften  Eutellus,  dem  Tafelaufseher  Euphemus,  dem 
Mundschenken  Earinus,  dem  alten  bereits  in  den  Ruhestand 
versetzten  Vater  des  Claudius  Etruscus ;  ferner  einem  Sextus, 
der  Studienrath  gewesen  zu  sein  scheint,  und  dem  kaiser- 
lichen Günstling  Crispinus,  vielleicht  Präfecten  des  Präto- 
riums.  Aber  während  er  in  immer  neuen  Wendungen  directe 
und  indirecte  Gesuche  um  Unterstützung  an  Domitian  rich- 
tet, finden  wir  nie,  dass  er  für  empfangene  Geschenke  dankt ; 
nicht  einmal  die  erbetene  Leitung  eines  Rohrs  des  Marci- 
schen Aquäducts  auf  sein  Landgut  und  in  sein  Haus  in  der 


Leben  und  Gedichte.  7 

Stadt  scheint  er  erlialten  zu  haben  fXI  18;  Imhof  Domitian 
S.  138).  Dies  ist  um  so  auffallender,  da  M.  nicht  bloss  be- 
reits im  Jahre  8G  ein  in  der  ganzen  Welt  bekannter  und 
überall  mit  Begierde  gelesener  Dichter  war,  sondern  sich  auch 
des  Beifalls  des  Kaisers  erfreute,  auf  den  er  sich  sonst  nicht 
immer  hätte  berufen  dürfen  flV  27  V  6  VI  64,14  VII  12  . 
Zwar  reichte  sein  Fürwort  hin,  mehreren  Petenten  das  Bür- 
gerrecht zu  verschaffen  (11195,11),  er  wurde  gelegentlich 
mit  einer  Einladung  zu  einer  grossen  kaiserlichen  Tafel  be- 
ehrt (IX  93) ;  aber  ein  Gesuch  um  einige  Tausend  Sesterzen 
lehnte  Domitian,  wenn  auch  nicht  ungnädig  ab  (VI  10). 

So  blieb  denn  ein  Leben,  wie  M.  es  sich  wünschte,  in 
dem  es  keine  andern  Beschäftigungen  gab  als  Spaziergänge, 
Bäder,  Plaudereien  und  Leetüre  (V  20) ,  dagegen  niemals 
Aufwartungen  in  vornehmen  Häusern,  für  ihn  unerreichbar, 
und  nach  wie  vor  war  er  darauf  angewiesen,  seine  Be- 
ziehungen zur  Aristocratie  zu  erhalten  und  zu  vermehren, 
indem  er  möglichst  vielen  hochgestellten  Personen  durch 
ehrenvolle  Erwähnung  in  seinen  Gedichten,  wie  er  selbst 
sagt,  dauernden  Ruhm  verlieh,  wenn  ihm  auch  diese  Hul- 
digungen nichts  einbrachten  iIV  15).  Zu  den  Männern  sena- 
torischen Standes,  denen  M.  in  seinen  in  die  letzten  12 
Jahre  seines  römischen  Aufenthalts  (S6 — 98)  und  die  dann 
noch  in  Spanien  bis  101/104  verlebte  Zeit  fallenden)  Epi- 
grammen huldigt  oder  schmeichelt,  bei  denen  er  bettelt  oder 
sich  bedankt,  gehören:  der  Dichter  Silius  Italicus  Consul 
68)  und  dessen  Söhne  (zu  IV  14),  der  spätere  Kaiser  Nerva 
(zu  V  28),  der  als  Ankläger  in  Majestätsprocessen  berüch- 
tigte, reiche  Redner  M.  Aquilius  Regulus  (zu  I  12),  die  un- 
geheuer reichen  Brüder  Domitius  Tullus  und  Lucauus  izu 
I  36) ,  der  Dichter  Stertinius  Avitus  Consul  92  ,  der  im  J. 
94  M.'s  Bild  in  seiner  Bibliothek  aufstellen  Hess  IX  praef. 
X  96) ,  der  als  Schriftsteller  bekannte  S.  Julius  Frontinus 
(zum  zweiten  Mal  Consul  98,  zum  dritten  Mal  100  X  48,20; 
58),   der  jüngere  Plinius    'Consul    100  X  19),    der  Dichter 


8  Martials 

AiTimtius  Stella,  Consiil  101  (zu  17),  L.  Norbanus  Appius 
Maximus,  der  Besieger  des  L.  Antonius  Saturninus  (zweimal 
Consul  —  1X81],  Licinius  Sura  (Consul  102),  der  mäch- 
tigste Freund  Trajans  ilV  64,13  VII  47),  der  ehemalige  Par- 
teigänger Vespasians,  M.  Antonius  Primus  aus  Tolosa  (X  23) 
und  Andere.  Natürlich  suchte  und  fand  M.  auch  im  Ritter- 
stande Gönner.  Diesem  mögen  der  elegante  Atedius  Melior, 
der  in  seinem  schönen  Hause  und  Garten  auf  dem  Cälius 
vortreffliche  Mahlzeiten  gab  fll  6)  und  andere  wohlhabende 
Freunde  des  Dichters  angehört  haben.  Mit  Q.  Ovidius  (sei- 
nem Gutsnachbarn  bei  Nomentum) ,  vermuthlich  einem  Clien- 
Freunde.  tcn  der  Scncca,  war  M.  wol  in  Folge  seines  alten  Verhält- 
nisses zu  diesem  Hause  befreundet :  Ovid  hatte  unter 
Nero  im  J.  65  Cäsennius  (Cäsonius)  Maximus,  einen  Freund 
des  Philosophen  Seneca,  in  die  Verbannung  begleitet  (zu  I 
105).  Zu  M.'s  am  häufigsten  besungenen  Freunden  gehörte 
der  Centurio  Aulus  Pudens,  der  zwar  die  Primipilarenstelle, 
doch  nicht  das  Ziel  seines  Strebens,  die  Ritterwürde  erlangt 
zu  haben  scheint  (zu  I  31);  vermuthlich  war  M.  durch  ihn 
auch  mit  anderen  Centurionen  bekannt  geworden  (I  98). 
Beziehun-  Unter  den  damaligen  Rednern,  Schriftstellern  und  Dich- 

schriftstei- tern  in  Rom  waren  es  natürlich  vor  allen  M.'s  Landsleute, 
Dkhtern.  mit  dcucn  er  befreundet  war  oder  verkehrte.  Dazu  gehörte 
der  Stolz  Spaniens,  der  berühmte  Quintilian  (II  90),  der  Stoiker 
Decianus  aus  Emerita  (zu  I  8) ,  der  Gerichtsredner  Licinia- 
nus  (zu  I  49)  und  der  Rechtsgelehrte  Maternus  (zu  I  96), 
beide  aus  Bilbilis;  auch  der  vielseitige  Dichter  und  bezau- 
bernde Erzähler  Canius  Rufus  aus  Gades  (zu  161).  Selbst- 
verständlich fehlte  es  M.  aber  auch  sonst  nicht  an  Bekannt- 
schaften in  der  litterarischen  Welt  Roms;  so  war  er  mit 
Juvenal  (geb.  67,  der  damals  noch  nicht  als  Satirendichter 
aufgetreten  war)  befreundet,  und  blieb  auch  nach  der  Rück- 
kehr in  die  Heimath  mit  ihm  in  Verbindung  (VII  24;  91 
Martiai  niid XII  18).  Dagcgcu  bcstaud  zwischen  M.  und  Statins  unzwei- 
felhaft ein  Missverhältniss.    Denn  obwohl  beide  in  denselben 


Leben  und  Gedichte.  9 

Häusern  ans  imcT  ein  gingen,  erwähnt  keiner  jemals  den 
andern,  während  beide  sonst  zahlreichen  dichterischen  Col- 
legen  das  reichste  Lob  spenden.  Bei  dem  tiefen  innerlichen 
Gegensatz  zwischen  ihren  Naturen  konnten  sie  kaum  an 
einander  Gefallen  finden,  selbst  wenn  der  alternde  spanische 
Dichter  bei  dem  neuen  Ruhm  des  um  45  geborenen  Nea- 
politaners, der  den  seinen  zu  verdunkeln  drohte,  sich  jeder 
missmuthigen  und  eifersüchtigen  Regung  hätte  erwehren 
können.  Die  Beziehung  seiner  wiederholten  wegwerfenden 
Aeusserungen  über  den  hohlen  Schwulst  grosser  mythologi- 
scher Epopöen  auf  die  Thebais  des  Statins  ist  unverkennbar. 

M.  klagt  öfter  über  Feinde,  Neider  und  missgünstige Feinde^und 
Kritiker  verschiedener  Art.  Die  Kritik,  die  in  den  littera- 
rischen Kreisen  Roms  geübt  wurde,  war  überhaupt  nichts 
weniger  als  wohlwollend  I  3  ;  manche  (Neider,  wie  M.  sagt) 
tadelten  auch  die  Unanständigkeit  seiner  Epigramme  (XI  20) ; 
grösser  war  vermuthlich,  wie  zu  allen  Zeiten,  die  Zahl 
derer,  die  lebende  Dichter  überhaupt  nicht  anerkannten  und 
nur  die  älteren  lobten  VIII  69  V  1 0  .  Im  Allgemeinen  sah 
M.  den  Tadel  der  Dichter  als  einen  Beweis  mehr  für  die 
Allgemeinheit  des  Beifalls  an,  den  er  fand  ;XI  24),  und 
wollte  mit  Recht  lieber,  dass  seine  Gerichte  den  Gästen, 
als  dass  sie  den  Köchen  gefielen  (IX  811.  So  fehlte  es  denn 
gewiss  auch  in  dem  Vereinslokal  und  in  der  Halle  des  Qui- 
rinustempels ,  wo  sich  die  Dichter  zusammenfanden  (III  2(1 
IV  61  XI  1,  10  nicht  an  Neidern  und  Gegnern  M.'s:  zu 
ihnen  gehörte  unter  andern  ein  jüdischer  Dichter,  der  überall 
seine  Gedichte  tadelte  und  nichtsdestoweniger  plünderte 
(XI  94  .  Aber  dass  dieser  und  andere  Plagiatoren  seine 
Verse  als  die  ihrigen  vorlasen,  machte  M.  wenig  Sorge,  be- 
sonders da  der  Abstand  des  Fremden  von  dem  Seinigen  so 
gross  war,  dass  man  ihn  sofort  bemerken  musste  (I  29;  38; 
52:  53;  66;  72.  Vgl.  XII  63;.  Viel  schlimmer  und  nicht  nur 
für  seinen  Dichterruhm,  sondern  für  seine  ganze  Stellung 
war,  worüber  er  wiederholt  klagt,  dass  anonyme  Dichter  aus 


j  0  Martials 

sicherer  Verhorg-ciilieit  unter  seinem  Namen  giftige  Schmäh- 
ungen und  jiöhelhafte  Verunglimpfungen  gegen  edle  Männer 
und  Frauen  verbreiteten  (VII  12;  72  X  3;  5;  33).  Diese 
Perfidie  konnte  ihm  um  so  eher  in  der  Meinung  seiner  Gön- 
ner schaden,  als  er  ohnedies  fortwährend  besorgen  musste, 
dass  Personen,  an  deren  Gunst  ihm  gelegen  war,  den  Spott 
seiner  Epigramme  auf  sich  beziehen  möchteii;  daher  seine 
wiederholten  Betheuerungen,  dass  er  nie  eine  bestimmte 
Person  im  Auge  habe  (vgl.  auch  I  praef.). 
Unter-  Dass  M.  vou  Freunden  und  Gönnern  für  seine  reichlich 

v-^FrouiKien  nach  dcn  verschiedensten  Seiten  gespendeten  poetischen  Hul- 
"^""™""'~  digungen  und  Lobpreisungen  der  damaligen  Sitte  gemäss 
vielfache  Ehrengaben  und  Unterstützungen  erhielt,  ist  nicht 
zu  bezweifeln.  Sagt  er  doch  selbst  V  36 :  «Einer,  den  ich 
in  meinen  Gedichten  gelobt  habe,  thut  so,  als  ob  er  mir 
nichts  schuldig  sei:  er  hat  mich  hintergangen«.  Dennoch 
bettelt  er  fortwährend,  selbst  um  eine  Toga,  einen  Mantel 
und  dgl.  (VI  82  VII  3ö  vgl.  VIII  28  IX  49  X  73).  Wie- 
derholt erinnert  er  seine  Leser  im  allgemeinen,  und  seine 
Gönner  insbesondre,  dass  ein  Dichter  vor  allen  Dingen  Geld 
brauche  (I  107  V  16  VIII  56;  73  XI  108);  an  Eegulus 
sehreibt  er  einmal,  es  fehle  ihm  so  sehr  an  Geld,  dass  er 
genöthigt  sei,  dessen  Geschenke  zu  verkaufen,  ob  Regulus 
etwas  kaufen  wolle  (VII  16).  Vermuthlich  trug  Mangel 
an  Sparsamkeit  die  Schuld,  dass  er  zu  keinem  Wohl- 
stande gelangen  konnte.  Das  Gütchen  bei  Nomentum  brachte 
nichts  ein.  Es  war  trocken,  holzarm,  und  ausser  einem  ge- 
ringen Weine  scheint  nur  schlechtes  Obst  dort  gewachsen 
zu  sein  (XII  57  X  58,9  XIII  15  X  48,9  X  94,4  VII  91 
XIII  42),  und  wahrscheinlich  war  M.  nichts  weniger  als  ein 
guter  Landwirth.  Wenn  ihm  nicht  sein  Freund  Stella  Ziegel 
schickte,  um  das  Dach  seines  dortigen  Häuschens  zu  decken, 
so  regnete  es  ein  (VI  43,4  VII  36) ,  und  der  Hauptvortheil 
dieses  Besitzes  war,  dass  er  zuweilen  dort  von  den  Plagen 
seiner  Clientenstellung  sich  erholen  und  ausschlafen  konnte 


Leben  und  Gedichte.  U 

(II  38  VI  41  XII  57).  Allerdiiig-s  besserte  sich  seine  Lage 
unter  Domitiaus  Regierung.  Vom  Jahr  86  bis  90  wohnte  er 
noch  auf  dem  Quirinal  in  dem  Hause  «zur  Birncff  zur  Miethe, 
und  zwar  drei  Treppen  hoch  (I  117,7  V  22  VI  27);  später, 
mindestens  seit  94  besass  er  dort  ein  eigenes  Haus  (IX  18,2 
IX  97,9  X  58,10),  schon  im  Jahr  93  auch  ein  Maulthier- 
gespann  (VIII  68).  Von  Sklaven  erwähnt  er  den  bereits 
genannten,  spätestens  86  gestorbenen  Schreiber  Demetrius 
(I  101)  und  die  89  im  Alter  von  6  Jahren  gestorbene,  von 
ihm  sehr  geliebte  Erotion  (V  34  und  37) ,  deren  Eltern  also 
ebenfalls  seine  Sklaven  waren.  Doch  dass  ihn  der  jüngere 
Plinius    bei    seiner  Abreise    nach   Spanien  im  Jahr  98  mit  -  für  Mai- 

tial  niolit 

einem  Reisegelde  ausstattete  (Plin.  epp.  III  21),  zeigt,  dass  ausreichend. 
seine  Mittel  nie  für  seine  Bedürfnisse  ausreichten.  Verhei- 
rathet  war  er  oifenbar  niemals.  Dass  seine  Landsmännin 
Marcella  nicht  (wie  auch  Lessing  glaubte,  Werke  Ausg. 
von  Lachmann  Bd.  8,  S.  480  ff.)  seine  Frau,  sondern  seine 
Patronin  war,  darüber  lässt  der  Ton  der  auf  sie  bezüglichen 
Epigr.  XII  21  und  XII  31  keinen  Zweifel.  Rom  verliess  M. 
während  seines  dortigen  34jährigen  Aufenthalts  nur  einmal, 
im  Jahr  87,  wo  er  der  Beschwerden  des  Clieutendienstes 
müde  (III  4.6)  sich  in  Forum  Cornelii  und  anderen  Orten 
der  Aemiiia  aufhielt. 

Auch  was  M.  bewog,  nach  so  langer  Zeit  die  ihm  zur  Küikkehr 
zweiten  Heimath  gewordene  Hauptstadt  zu  verlassen,  und  slZüen. 
nach  Spanien  zurückzukehren,  das  war  gewiss  hauptsächlich, 
wie  er  selbst  augiebt,  dass  er  mit  zunehmendem  Alter  und 
(vielleicht  auch  in  Folge  von  Krankheiten  VI  47;  70)  ab- 
nehmender Frische  und  Elasticität  sich  den  Anforderungen 
des  Clientendienstes  auch  körperlich  nicht  mehr  gewachsen 
fühlte:  und  es  ist  wol  buchstäblich  zu  verstehn,  dass  ihn 
die  Unmöglichkeit  in  Rom  auszuschlafen  aus  Rom  vertrieb 
(X  74  XII  57;  68  XIV  125!.  Je  länger  je  mehr  sehnte 
er  sich  aus  dem  dürftigen,  theuren  und  zwangvollen  Leben 
Roms  nach  dem  Ueberfluss,  der  Wohlfeilheit  und  der  Zwang- 


1 2  Martials 

losigkeit  der  Provinz.  Schon  in  einem  seiner  früliesten  Ge- 
dichte (I  55)  erklärt  er  den  Besitz  eines  Gütchens,  das  ihm 
eine  bescheidne,  doch  behagliche  Existenz  gewähren  würde, 
für  den  Gegenstand  seines  höchsten  Wimsches.  Einem  von 
Ahnenbildern  erfüllten  Palast  zog  er  eine  kleine  Wohnung 
mit  rauchgeschwärzter  Decke  vor,  wenn  er  sich  an  einer 
lebendigen  Quelle  und  natürlichem  Rasen  erfreuen,  seine 
Sklaven  satt  machen,  die  Nächte  schlafen,  die  Tage  ohne 
Streit  verbringen  könnte  und  mit  einer  zu  gelehrten  Frau  ver- 
schont bliebe  (II  90).  Ein  anderes  Mal  sagt  er,  er  sei  bereit, 
den  Glanz  und  die  Pracht  Roms  mit  dem  kleinsten  Ort  zu 
vertauschen,  falls  er  dort  mit  Sicherheit  auf  einen  Fleischer 
und  einen  Sohenkwirth,  ein  Bad  und  einen  Barbier,  ein 
Brettspiel  und  eine  kleine  gewählte  Bibliothek,  einen  jungen 
Sklaven  und  eine  Sklavin  rechnen  könnte  (II  48).  Ueber- 
dies  hatte  er  sich  eine  lebhafte  Anhänglichkeit  an  die  Hei- 
math bewahrt,  und  seine  römischen  Freunde  wunderten  sich, 
dass  er  so  oft  von  ihr  sprach,  da  er  ja  in  Rom  alt  ge- 
worden war  (X  96).  In  der  Zeit,  wo  er  sich  dort  der  glän- 
zendsten Erfolge  als  Dichter  erfreute,  dachte  er  doch  immer 
gern  an  die  an  der  Berglehne  klebenden  Häuser  von  Bil- 
bilis  (X  20) ,  die  beschneiten  Gipfel  der  Sierren,  die  schat- 
tigen und  wildreichen  Wälder,  welche  die  Ufer  des  gold- 
führenden Tagus  umsäumten,  den  sonnigen  Strand  von 
Tarraco,  die  üppigen  Fruchtgärten,  die  heiligen  Eichenhaine, 
die  eiskalten  Teiche  und  Quellen  der  Heimat,  die  festlichen 
Mahle  und  Spiele,  denen  er  in  seiner  Jugend  beigewohnt 
hatte    I  49  IV  55) . 

Vielleicht  hat  auch  die  völlige  Veränderung  des  Re- 
gierungssystems, die  nach  Domitians  Tode  eintrat,  dazu  bei- 
getragen, ihm  den  Aufenthalt  in  Rom  zu  verleiden.  Es  ist 
begreiflich,  dass  dies  noch  nicht  unter  Nerva  der  Fall  war, 
der  die  verhasstesten  Persönlichkeiten  des  frühern  Hofs  an 
dem  seinen  duldete  (Plin.  epp.  IV  22) ,  sondern  erst  unter 
Trajan.     Was  M.  veranlasste,  von  seinem  zehnten,  Ende  95 


Leben  \mä  Gedichte.  13 

erschienenen  Bucli  eine  neue  Ausgabe  zu  veranstalten ,  das 
war  walirsclieinlich  die  Anstössigkeit  der  darin  enthaltenen 
Verherrlichungen  des  nun  allgemein  geschmähten  und  ver- 
wünschten Domitian.  M.  unterliess  nicht,  zu  erklären,  dass 
jetzt  für  die  frühern  Schmeicheleien  in  Rom  kein  Platz  mehr 
sei,  nachdem  Trajan  die  Wahrheit  aus  der  Unterwelt  zu- 
rückgerufen habe  (X72);  doch  diese  und  ähnliche  Palino- 
dieeu  ;XI  7)  scheinen  nicht  hingereicht  zu  haben,  um  ihm 
Gunst  am  Hofe  Trajans  zu  verschaffen.  Auch  fanden  sich 
vermuthlich  manche  seiner  unter  Domitian  einflussreichen 
Gönner  nun  veranlasst,  in  Zurückgezogenheit  zu  leben, 
während  die  früher  Verfolgten  oder  Zurückgesetzten  und  mit 
jenem  aus  Tacitus  Agricola  bekannten  Ingrimm  Erfüllten 
hervorragende  Stellungen  einnahmen.  Endlich  hatte  M.  ja 
von  jeher  unter  dem  Neide  und  der  Eifersucht  besonders 
der  Dichter  zu  leiden  gehabt.  Trotz  alledem  blickte  er 
übrigens  später  auf  die  ;U  Jahre  seines  Aufenthalts  in  Rom 
mit  Befriedigung  zurück:  ihr  Süsses  sei  mit  Bitterem  ge- 
mischt gewesen,  aber  das  Erfreuliche  habe  doch  überwogen 
(XII  34). 

In  Spanien,  wohin  sich  M.  im  Jahr  9S  begab,  machte ^^^^^^^^Jj^^"^^ 
ihm  die  Freigebigkeit  heimischer  Gönner  den  Genuss  der 
langersehnten  Ruhe  möglich.  Als  solche  nennt  er  seinen 
vieljährigen  Patron  Terentius  Priscus  (XII  4)  und  die  bereits 
erwähnte  hochgebildete  Marcella ,  die  Niemand  für  eine  Pro- 
vinzialin  halten  konnte,  die  allein  im  Stande  war,  ihm  Rom 
zu  ersetzen  iXII  21).  Sie  schenkte  ihm  einen  Landsitz  mit 
Hain  und  Quellen,  Weinlauben  und  Rosenfluren,  Gemüse- 
gärten, einem  Fischbehälter  und  Taubenhause  (XII  31),  wo 
er  ganz  nach  seinem  Behagen  leben  konnte.  Er  holte  nun 
nach,  was  er  34  Jahre  laug  an  Schlaf  eiugebüsst  hatte. 
Er  brauchte  nicht  mehr  die  lästige  Toga  anzulegen,  sondern 
liess  sich  das  erste  beste  Kleidungsstück  reichen,  das  auf 
einem  zerbrochenen  Sessel  lag.  Ein  prachtvolles  Feuer  von 
dem  Holz  des  nahen  Eichenwäldchens  loderte  morgens  auf 


\  4  Martiivls 

seinem  Heerde,  den  die  Haushälterin  mit  vielen  Töpfen  be- 
setzte, ein  guter  Jäger  versah  ihn  mit  Wild.  Ueber  die 
Sklaven  führte  ein  Wirthschafter  die  Aufsicht  und  gestattete 
ihnen  nicht,  nach  städtischer  Weise  langes  Haar  zu  tragen 
(XII  18).  Freilich  hatte  auch  dies  idyllische  Leben  seine 
Schattenseiten.  Vor  allem  litt  M.  unter  der  geistigen  Oede  in 
der  Provinz.  Er  vermisste  die  tausendfältigen  Anregungen, 
welche  ihm  in  Rom  die  Urteile  der  Kenner,  die  Fülle  der 
dankbaren  Stoffe,  die  Bibliotheken,  die  Theater,  die  gesel- 
ligen Zusammenkünfte  geboten  hatten.  Dazu  kam  die  klein- 
städtische Scheelsucht;  gab  es  auch  nur  einen  oder  zwei 
Uebelwollende,  so  war  dies  an  einem  kleinen  Ort  so  em- 
pfindlich als  wären  ihrer  viele,  und  es  war  deshalb  nicht 
immer  leicht,  in  guter  Stimmung  zu  bleiben  (XII  praef.;. 
M.'s  Wunsch,  75  Jahre  alt  zu  werden  (X  24),  ging  nicht  in 
Erfüllung:  er  starb  spätestens  um  104,  63  bis  66  Jahr  alt 
(Plin.  epp.  III  21)'). 
Martiais  Auch  zur  Bcurtheilung  von  M.'s  Charakter  bieten  seine 

Charakter. 

Epigramme  fast  den  einzigen  Anhalt:  eine  mit  Vorsicht  zu 
benutzende  Quelle,  auch  abgesehen  davon,  dass  die  Beziehung 
nicht  weniger  derselben,  in  welchen  er  in  der  ersten  Person 
spricht,  auf  ihn  selbst  theils  fraglich,  theils  geradezu  unzu- 
lässig ist.  Ueberdies  hat  er  in  seinen  Gedichten  mehr  Ge- 
legenheit gehabt,  seine  Schwächen  und  Blossen  als  seine 
guten  und  liebenswürdigen  Eigenschaften  zu  zeigen.  Legt 
man  bei  seiner  Beurtheihmg  den  Massstab  seiner  Zeit  an 
und  zieht  ausserdem  seine  missliche  Lage  in  Betracht,  so 
erscheinen  seine  Schwächen  bis  auf  einen  gewissen  Grad 
entschuldbar.  Nur  eine  starke  und  durchaus  edle  Natur 
hätte  sich  in  einer  Lage  wie  die  seinige  vor  Erniedrigung 
bewahren  können:   eine   solche  war  er  allerdings  nicht.     In 


1)  Die  3  ersten  Bücher  des  Plinius  enthalten  Briefe  aus  d.  J.  97 
bis  104.  Asbach,  Chronologie  von  Plinius'  Briefen,  N.  Rhein.  Mus. 
N.  F.  XXXVI  (1881)  S.  38—49. 


Leben  und  Gedichte.  15 

seinen  Sclimeiclieleien  gegen  Domitian  und  dessen  Höflinge 
hat  er  das  Mass  des  Erforderten  kaum  überscliritten ,  er 
gellt  darin  kaum  weiter  als  z.  B.  Quintilian.  Wollte  er  seine 
Beziehungen  zum  Hof  nicht  ganz  aufgeben,  so  konnte  er 
dem  die  Poesie  beschützenden,  ihm  persönlich  gnädigen 
Kaiser  nicht  in  andern  Formen  huldigen,  als  er  that.  Wel- 
chen Ton  Domitian  verlangte,  ergiebt  sich  aus  seinem  Be- 
fehl an  seine  Beamten,  ihn  in  ihren  Erlassen  ))unser  Gott 
und  Herr«  zu  nennen.  Auch  galt  es  damals  durchaus  nicht 
für  unanständig,  wenn  ein  Dichter  von  der  Freigebigkeit 
der  Grossen  und  Reichen  lebte,  die  er  ansang  oder  ver- 
herrlichte. Die  laxe  Toleranz  gegenüber  der  Schlechtigkeit, 
die  M.  namentlich  in  der  Wahl  des  Regulus  zu  seinem 
Gönner  zeigt,  war  wol  in  jener  Zeit  sehr  verbreitet.  Die 
Unumwundenheit  freilich,  mit  der  er  den  Zweck  seiner  pane- 
gyrischen Gedichte  eingesteht  (V  06) ,  hat  etwas  cynisches, 
sein  unaufhörliches  Bitten  und  Betteln  etwas  würdeloses. 
Auch  in  der  Verwerthung  seines  Talentes  zur  Unterhaltung 
machte  M.  dem  Geschmack  seines  Publikums  zu  grosse  Zu- 
geständnisse. Dass  er  auf  Bestellung  oder  über  gegebene 
Themata  Gedichte  lieferte,  soviel  man  wollte  (XI  42),  war 
ihm  nicht  zu  verdenken.  Aber  dass  er  selbst  fürchtete, 
durch  die  Menge  obscöner  Gedichte,  ^die  freilich  den  lusiigen 
Gästen  bei  den  Trinkgelagen  der  Saturnalien  [V  16  II  1,9 
II  6,8]  wie  den  meisten  Lesern  überhaupt,  am  besten  mun- 
deten) die  damals  sehr  weit  gezogene  Grenze  des  Erlaubten 
überschritten  zu  haben,  zeigen  seine  wiederholten  Beschö- 
nigungsversuche,  z.  B.  praef.  I.  fl  4,8).  Doch  der  Vorwurf, 
dass  er  vorzugsweise  die  schmutzige  Seite  des  damaligen 
römischen  Lebens  ins  Auge  gefasst  habe  ^Teuffel  RLG^  322,6), 
ist  sehr  ungerecht.  Von  den  1172  Epigrammen,  welche  die 
ersten  J2  Bücher  enthalten,  sind  in  der  Ausgabe  in  usum 
Delphini  von  Collesso  (1701)  nur  150  als  anstössig  ausge- 
merzt. 

Zu  M.'s  guten  und  liebenswürdigen  Seiten  gehörte  vor 


Martials 
Gedichte. 


16  Martials 

allem  der  ilim  von  Plin.  epp.  III  21  nachgerühmte  caudor, 
d.  h.  seine  Gutmüthigkeit  und  sein  natürliches  Wohlwollen. 
Sein  Witz  war  niemals  giftig,  die  Absicht  zu  verletzen  lag 
ihm  fern.  Ebenso  frei  wie  von  Aniiiiosität  war  er  von  Ver- 
kleineruugssucht  und  Neid,  er  hielt  den  für  beklagenswerth, 
welchem  die  Fähigkeit  des  Anerkennens  versagt  war  {V  28,9). 
Er  wollte  nicht  anders  sein  als  er  war  (X  47,12),  Anmassung 
und  Heuchelei  war  ihm  ebenso  fremd  als  Pedanterie  und 
Affectatiou.  Er  liebte  Kinder  (V  34;  37;  und  war  ein  gütiger 
Herr  seiner  Sklaven  (I  101).  Er  hatte  (wie  bemerkt)  eine 
starke  Anhänglichkeit  an  die  Heimat,  eine  lebhafte  Em- 
pfänglichkeit für  die  Schönheit  der  ungekünstelten  Natur 
(vgl.  z.  B.  III  58).  Er  war  ein  warmer  und  treuer  Freund, 
wie  er  sich  besonders  gegenüber  Quiutus  Ovidius  und  Ju- 
lius Martialis  (zu  I  15)  zeigt.  Als  Dichter  war  er  von  sel- 
tener Bescheidenheit.  Er  entschloss  sich  zur  Herausgabe  seiner 
Epigramme  erst,  als  er  durch  ihre  in  Rom  verbreiteten  Ab- 
schriften bereits  ein  berühmter  Mann  war  (Sellar  Extracts 
from  Martial  p.  XXIV— XXX). 

Ah  M.  eine  Sammlung  von  Gedichten  über  die  Schau- 
spiele im  Amphitheater  im  Jahr  80,  und  auch,  als  er  die  beiden 
Sammlungen  von  Aufschriften  für  Saturnaliengeschenke  im  De- 
cember  84/85  veröffentlichte  (welche  letztere  bei  dem  bekann- 
ten Verleger  Trypho  erschienen  [XIII  3]),  dachte  er  an  eine 
Herausgabe  seiner  Epigramme  noch  nicht.  Zu  dieser  schritt 
er  erst  etwa  im  Jahr  86,  und  erst  von  hier  ab  hat  er  seine 
Bücher  mit  Zahlen  versehn  (II  93  V  2,5  V  15,1  VI  1  VIII 
praef  VIII  3,1).  Wie  es  scheint,  erschienen  die  beiden 
ersten  Bücher  zugleich  im  Jahr  86;  dann  folgten  die  Bü- 
cher III — XI  in  Intervallen  von  etwa  je  einem  Jahr  bis 
December  96;  Buch  XII  erschien  zu  Anfang  des  Jahres  102, 
und  bald  darauf  in  einer  vermehrten  Ausgabe.  Mindestens 
die  ersten  vier  waren  bei  Trypho  zu  haben  (IV  72),  ausser- 
dem das  erste  in  Rollenform  (und  eleganter  Ausstattung)  bei 
Atrectus  (I  117),   als  Pergamentbuch   (zur  Reiselectüre)  bei 


Leben  und  Gedichte.  1 7 

Secundus  (I  2)  i).  Eine  Ausgabe  der  sämmtliehen  12  Bücher 
erschien  wol  erst  nach  M.'s  Tode,  und  dieser  wurden  die 
Spectacula,  so\fie  die  Xenia  und  Apophoreta  einverleibt. 
Die  Buchzahlen  der  beiden  letzteren  XIII  und  XIV  rühren 
aber  nicht  aus  dem  Alterthum  her 2).  In  F  steht  am  Schluss 
von  XII:  Finis  libelli.  M.  V.  M.  epigrammaton  über  XII 
et  ultimus  explicit.  Emendavi  Torquatus  Gennadius.  M. 
Valerii  Martialis  Xenia  incipit.  Am  Schluss  von  XIII: 
Xenia  explicit  incipit  apophoreta.  In  T  steht  vor  XIII: 
MARCIALIS  EXENIAM;  am  Schluss:  M.  VALERI  AMAR- 
CIAL.  XENIA.  INCIPIT  APOPHORETA  FELICITER.  Am 
Schluss  von  XIV  hat  T:  M.  Valeri  Marcialis  apophoreta 
explicit  (ebenso  F,  mit  dem  Zusatz  Torquatus  Gennadius 
emendayit).  In  P  ist  zwischen  XIII  und  XIV  kein  Zwi- 
schenraum, und  weder  eine  Unter-  noch  eine  Ueberschrift. 
In  N  steht  vor  XIII :  In  libro  qui  dicitur  exenia ;  vor  XIV : 
Apophoreta.  Im  Eporediensis  vor  XIII :  Inc.  xenia  Martialis 
poetae  cocique  Nenia  cordilis  et  penula  Sehn.  '  p.  X.  Wenn 
Q  am  Schluss  der  Apophoreta  die  Unterschrift  hat:  M.  V. 
Martialis  Coci  epigrammaton  über  XIII  explicit  et  ultimus, 
so  ist  hierin  ebensowol  eine  von  dem  Schreil)er  herrüh- 
rende vermeintliche  Berichtigung  zu  erkennen,  als  in  der 
Ueberschrift  der  Spectacula:  Epigrammaton  M.  Valerii  Julii 
Martialis  Li.  P^  incipit.  Buch  I  hat  in  Q  keine  Ueberschrift, 
die  Bücher  II — XII  sind  mit  den  richtigen  Zahlen  bezeichnet. 
Am  Ende  von  XII  steht:  M.  V.  Martialis  epigrammaton  li. 
XII  explicit.  Incipit  Xenenia  (so)  faeliciter.  Die  Apopho- 
reta haben  keine  Ueberschrift. 

Als  Dichter  ist  M.  bereits  von  der  Mitwelt  nach  Gebühr  n 
gewürdigt  worden.    Der  Verleger  Q.  Pollius  Valerianus  würde 


')  L.  Haenny,  Schriftsteller  und  Buchhändler  in  Rom  (Halle  1S84, 
Zürcher  Dissertation)  S.  69  hält  Atrectus  und  Secundus  für  Sorti- 
mentsbuchhändler, die  von  Trypho,  dem  Verleger,  Specialartikel  und 
zwar  wohl  auf  Commission  bezogen. 

2)  Ich  habe  sie  nur  beibehalten,  um  das  Citiren  nicht  zu  erschweren. 

Martial  I.  2 


]  8  Martials 

M.'s  Jugcndg-eclichte  nicht  herausg-egeben  haben  I  113)i), 
wenn  das  Publicum  nicht  schon  im  J.  8(3  nach  allem  ver- 
langt hätte,  was  er  geschrieben  hatte.  Schon  damals  war 
er  in  der  ganzen  Welt  bekannt  und  wurde  überall  mit  Be- 
gierde gelesen,  schon  damals  hatte  ihm  die  Mitwelt  mehr 
Ruhm  gewährt,  als  den  meisten  Dichtern  nach  ihrem  Tode 
zu  Theil  wurde  (I  1).  Nicht  bloss  ganz  Rom  „lobte,  liebte 
und  sang"'  seine  Gedichte  (V  16  VI  61),  sondern  man  las 
sie  auch  in  den  Provinzen  und  in  den  Lagern ;  so  in  Vienna 
(VII  88),  in  Vindelicien  (IX  84,5),  an  der  Donau  und  in  Brit- 
tannien  (XI  3).  Sein  Ruhm  konnte,  wie  er  im  Jahr  93  sagt, 
nicht  mehr  wachsen,  seine  Bücher  waren  in  aller  Händen. 
Wenn  einst  die  marmornen  Denkmale  des  Messala  und  Li- 
cinus  in  Staub  zerfallen  sein  würden,  würde  man  seine  Ge- 
dichte noch  lesen  und  unzählige  Fremde  sie  aus  Rom  mit 
sich  in  ihr  Vaterland  nehmen  (VIII  3,3  X  2,9).  Der  j.  Pli- 
nius  schrieb  unmittelbar  nach  seinem  Tode:  „er  war  ein 
Mann  von  Talent,  Geist  und  Schärfe,  der  in  seinen  Schriften 
sehr  viel  Witz  und  Galle  hatte,  und  nicht  weniger  Harm- 
losigkeit." (Epp.  III  21). 
urtheii  der  Dic  Nachwclt  hat  das  Urtheil  der  Mitwelt  vollauf  be- 

Naehwelt. 

stätigt.  Sie  erkennt  in  M.  den  grössten  Meister  des  Epi- 
gramms, der  in  der  Litteratur  aller  Zeiten  und  Völker  nicht 
seines  Gleichen  hat.  Er  ist  nicht  bloss,  wie  Lessing  sagt 
(VIII  469),  «der  erste,  der  das  Epigramm  als  eine  eigene 
Gattung  bearbeitet  und  dieser  Gattung  sich  ganz  gewidmet 
hat«;  wer  ist  auch  noch  bis  jetzt  der  erste  dem  Werthe  nach 
geblieben.  Nur  wenige  haben  so  viele  Sinngedichte  gemacht 
als  er,  und  Niemand  unter  so  vielen  so  gute  und  so  vor- 
treffliche.« Was  M.  von  seinem  ersten  Buch  allzu  beschei- 
den sagt  (I  16):  Sunt  bona,  sunt  quaedam  mediocria,  sunt 
mala  multa  (vgl.  VII  81),  davon  gilt  gerade  das  Gegentheil 


';  Wenn  dies,  wie  Haenny  a.  a.  0.  S.  69  annimmt,  schon  vor 
Jahren  geschehn  war,  wurden  die  vergessenen  Gedichte  jetzt  neu 
aufgelegt. 


Leben  und  Gedichte.  19 

für  seine  ganze  Sammlung.  In  ihrer  ganz  tiberwiegenden 
Mehrzahl  sind  seine  Epigramme  gut  oder  vortrefflich,  die 
mittelmässigen  und  schlechten  nicht  schwer  zu  zählen.  Und 
dies  will  um  so  mehr  sagen,  da  es  fast  1200  sind.  Mit 
Eecht  bemerkt  M.  selbst  (VII  85) :  einige  hübsche  Epigramme 
schreiben,  sei  leicht,  ein  ganzes  Buch  schwer. 

M.  gehört  zu    den    sehr   wenigen    originalen   Dichtern,    Martiais 

°  o  o  ^  Originalität 

welche   die  römische  Litteratur   aufzuweisen  hat,   wenn  er «"^ Meister- 
schaft. 
auch  immerhin  eine  Anzahl  von  Motiven  älteren,   besonders 

griechischen  Epigrammatikern  entlehnt  haben  mag.  Doch 
wo  sich  diese  Entlehnungen  (aus  Epigrammen  des  unter 
Nero  lebenden  Lucillius)  nachweisen  lassen,  hat  M.  entwe- 
der das  entlehnte  durch  eine  ganz  andere  und  glücklichere 
Behandlung  zu  seinem  Eigenthum  gemacht,  oder  seinen  Vor- 
gänger durch  Eleganz  der  Form  oder  Witz  übertrofifen.  i)  Er 
ist  einzig  in  der  wahrhaft  sprudelnden  Fülle  seines  Witzes, 
in  seinem  nie  versagenden  Talent,   immer  neue  glückliche 


1)  Auf  die  Uebereinstimmung  mehrerer  Epigramme  Martials  mit 
denen  des  Lucillius  haben  schon  die  älteren  Herausgeber  aufmerksam 
gemacht.  Diesen  setzte  Fabricius  ins  4te,  Lessing  ;VIII  517  ins  2te 
Jahrhundert.  Doch  wenn  er  nach  cod.  Vat.  und  Med.  Verfasser  des 
dem  Leonidas  Tarent.  zugeschriebenen  Epigramms  23  ;Anth.  Gr.  T. 
II  p.  194  ist,  in  welchem  Nero  angeredet  wird,  hat  er  unter  diesem 
(in  Rom)  gelebt  (Jacobs  Animadv.  ad  Anthol.  Gr.  IX  p.  98).  Die 
Uebereinstimmung  von  vier  oder  fünf  Epigrammen  Martials  mit  denen 
des  Lucillius  ist  nun  von  der  Art,  dass  sie  als  eine  zufällige  nicht 
betrachtet  werden  kann.-  IV  53  Lucill.  30;  V  53  L.  93;  VI  19  L.  84; 
VI  53  L.  37;  XII  23  L.  34  (die  Epigramme  des  Lucillius  sind  in  mei- 
nen Anmerkungen  zu  den  betreffenden  Stellen  sämmtlich  angeführt,. 
Ist  aber  M.  in  diesen  Epigrammen  von  Lucillius  abhängig,  so  wird 
er  auch  da,  wo  er  dieselben  Gegenstände  wie  jener  gewählt,  aber 
anders  behandelt  hat,  zu  seiner  Wahl  durch  die  Epigramme  des  grie- 
chischen Dichters  bestimmt  worden  sein:  M.  II  37  L.  22  und  24  (Gast, 
der  im  Mitnehmen  von  Speisen  unverschämt  ist)  M.  III  50  L.  72  (Gast- 
geber, der  bei  Tisch  seine  Verse  vorliest)  M.  V21  und  54  L.  85  und 
86  (unfähiger  Rhetor)  M.  VI  93  L.  88  und  89  (Hyperbeln  auf  den  Übeln 
Geruch  einer  Frau)  M.  IX  27  L.  6  [lasterhafter  Heuchler  von  Sitten- 
strenge^ M.  XI  IS  L.  70  (lächerlich  kleines  Landgut)  M.  XI  84  L.  92 
(ungeschickter  Barbier). 

2* 


20  Martials 

Motive  und  immer  neue  Wendungen  zu  ihrer  Gestaltung  zu 
finden,  vor  allem  in  der  Meisterschaft,  mit  welcher  er  in 
seinen  Epigrammen  die  Erwartung  des  Lesers  erregt,  erhält 
und  spannt,  um  ihn  am  Schluss  um  so  wirksamer  zu  über- 
raschen. Dazu  kommt  ein  sicherer  und  reiner  Geschmack 
und  die  Fähigkeit,  die  verschiedensten  Tonarten  anzuschla- 
gen; seine  schwungvollen  und  sentimentalen  Gedichte  sind 
kaum  minder  gelungen  als  die  witzigen.  Diese  letztere 
Eigenschaft,  verbunden  mit  einer  spielenden  Leichtigkeit  in 
der  Behandlung  der  Form  befähigte  ihn  ganz  vorzugsweise 

iraprovisa-  zur  Improvisatiou ,  aus  welcher  ohne  Zweifel  ein  nicht  ge- 
flgeNacWäs-ringer   Theil    seiner    Gedichte    hervorgegangen    ist.      Dafür 

AusdrLk"  spricht  auch  die  Nachlässigkeit,  ja  Incorrectheit  des  Aus- 
drucks, die  sich  bei  ihm  verhältnissmässig  oft  findet,  und 
die  bei  einem  Dichter,  der  die  Form  so  völlig  beherrschte 
und  auf  ihre  Vollendung  offenbar  grossen  Werth  legte,  sich 
nur  daraus  erklärt,  dass  er  die  dazu  erforderliche  Zeit  sich 
nicht  immer  nehmen  konnte  und  wollte.')  Auch  die  bei  M. 
so  stark  wie  kaum  bei  einem  andern  Dichter  hervortretende 
Neigung  zur  Selbstwiederholuug  mag  z.  T.  daher  rühren, 
dass  es  ihm  bei  der  Improvisation  bequemer  war,  fertige 
Phrasen  und  Ausdrücke  zu  brauchen  als  neue  zu  suchen. 2) 


1)  Beispiele  (einige  bereits  von  Gilbert  Ad  Martialem  quaest.  cri- 
ticae  [1883]  p.  3  sq.  angeführt),  sämmtlich  ans  den  späteren  Büchern. 
VII  61,2  Inque  sno  nullum  limine  Urnen  erat.  YII  S9 ,  J  felix  rosa 
—  cinge  comas  —  quas  tu  nectere  Candidas ,  sed  olim  —  memento. 
IX  lü3,5  Therapnaeis  —  Amyclis.  X  2,1  Festinata  prior  decimi  mihi 
cnra  libelli  Elapsnm  manibus  nunc  revocavit  opns.  X  4,8  Hoc  lege, 
qnod  possit  dicere  vita  »Meum  est«.  X  24, 4  Quinquagesima  liba 
septimamqne  —  acerram.  X  93,5  Ut  rosa  delectat,  metitnr  quae  pol- 
lice  primo.  XII  3,1  Ad  populos  mitti  qni  nnper  ab  urbe  solebas, 
Ibis,  io,  Romam  nunc  peregrine  über.  XII  34, .5  sq.  calcnlus  omnis  — 
diversus  bicolorqne.  XII  6S,1  Matutine  cliens,  urbis  mihi  causa  re- 
lictae.  —  Irrthümer  oder  Versehen  (Gilbert  p.  4,3):  IV  55,3  Arpi  als 
Ciceros  Geburtsort,.  V  30,2.  VIII  1S,5.  XII  94,5  ;Calabrien  statt  Apu- 
lien  als  Heimath  des  Horaz  .  XIV  193  ;Nemesis  statt  Delia .  Vgl. 
zu  VIII  52,3   Drusorum  . 

2)  Auf  die  Angaben  der  Selbstwiederholungen  habe  ich  beson- 


Leben  und  Gedichte.  21 

Sittenmaler. 

Zeit  ist  so  frei  von  rhetorischem  Pathos,  von  Declamation 
und  Phrase,  und  sein  Widerwille  gegen  den  Schwulst  und 
Bombast  der  hochgepriesenen  Epen  des  Statins  war  in  seiner 
innersten  Natur  begründet.  Er  durfte  von  sich  sagen,  ihn 
müsse  lesen,  wer  sich  selbst,  wer  seine  Zeit  verstehn  wolle, 
er  greife  ins  volle  Menschenleben,  er  schaffe  zwar  nur 
kleine  Figuren,  aber  sie  seien  lebendig  (VIII  3  IX  50  X  4). 
In  der  That  behandelte  M.  nur  Dinge,  die  er  vollkommen 
verstand  (Sellar  p.  XXXIX  ,  er  war  ein  trefflicher  Be- 
obachter, er  lebte  mitten  in  dem  unendlich  mannigfaltigen 
Treiben  der  Weltstadt,  er  war  in  ihren  verschiedensten 
Kreisen  heimisch,  und  die  in  buntem  Wechsel  an  ihm  vor- 
überziehenden Erscheinungen  des  römischen  Lebens  spiegeln 
sich  in  seinen  Epigrammen  treu  und  scharf  wie  in  Augenblicks- 
bildern ab.  »Wenige  Sitten-  und  Charactermaler,  die  mit  einem 
so  scharfen  Gefühl  für  das  Lächerliche  begabt  waren  wie 
M.,  haben  so  wenig  karrikirt  als  er«  (Sellar  Extracts  p.  VII). 

Obwohl  M.  wahrscheinlich  immer  wirkliche,  und  zwar  oebraucii 

lingirter  und 

lebende  Kepräsentanten  der  von  ihm  verspotteten  und  ge-  wiiiküiiicii 
rügten  Laster  und  Thorheiten  im  Auge  hatte,  hat  er  sie  doch,  NaTnen 
seinen  wiederholten  Versicherungen  gemäss  (I  praef. ;  vgl. 
II  23  IX  95^  X  33;,  nie  mit  ihren  wirklichen,  sondern 
stets  mit  erdichteten  oder  willkürlich  beigelegten  Namen 
genannt;  und  da  ihm  für  die  Wahl  solcher  Namen  vorzugs- 
weise das  Bedürfniss  des  Verses  oder  der  Wohlklang,  nur 
sehr  selten  die  Bedeutung i)  massgebend  war,    hat  er  auch 


den  Epi- 
grammen. 


dere   Sorgfalt  verwendet,   dennoch  werden  sie  gewiss  nicht  vollstän- 
dig sein. 

1)  Vetnstilla  III  9;i  ein  altes  Weib,  desgleichen  Vetnstina  H  28,4 ; 
Dento  ein  Fresser  V  4.5,2  ;  Eulogus  ein  praeco  VI  8,5;  wol  auch  Aeschy- 
lus  IX  4  und  67  ein  unnatürlichen  Lastern  ergebener  Mensch,  und 
vielleicht  Philomusus  ein  unterhaltender  Gesellschafter  VII  76  IX  3.5; 
Eixtrapelus  VII  83  ein  langsamer  Barbier  wol  -mz  ävticipctctv.  Vgl. 
auch  Sotades  VI  26.  Manche  Namen  sind  einmal  als  bezeichnende 
gebraucht,   ein  anderes  Mal  nicht.    Cotilus  ein  Geck  II  63,  dagegen 


22  Martials 

unbedenklich  dieselben  Namen  zur  Bezeichnung-  der  ver- 
schiedensten Personen  und  Typen  gebraucht ';.  Nur  äusserst 
wenige  Namen  bezeichnen  immer  dieselbe  Person  oder  Gat- 
tung (oder  nah  verwandte  Gattungen),  und  diese  kommen 
meist  in  Epigrammen  ein  und  desselben  Buches  vor,  welche 
also  —  als  Variation  desselben  Themas  —  gleichzeitig  ver- 
fasst  sein  werden.  So  bezeichnet  Fidentinus  nur  den  Pla- 
giator (I  29;  38;  53;  72),  Baeticus  nur  einen  fellator  (III  77 
und  81).  Auch  die  beiden  Epigramme  auf  die  langweiligen 
Gedichte  des  Cosconius  (II  77  III  69)  können  gleichzeitig  ver- 
fasst ,  und  das  zweite  nur  später  publicirt  sein.  XI  24  ist 
Labullus  ein  anspruchsvoller,  XII  36  ein  karger  Patron. 
Warum  Coracinus  sich  parfümirt  (VI  55) ,  ergiebt  sich  aus 
IV  43.  Beide  Namen  kommen  sonst  nicht  vor.  Galla  braucht 
M.  in  Epigrammen  verwandten  Inhalts  (II  25  III  45  IV  38 
III  90,1  X  75,1);  sonst  oft  in  obscönen,  die  jedoch  sehr  ver- 
schiedener Natur  sind.  Zoilus  ist  der  unverschämte,  mit 
seinem  Reich thum  prahlende  Freigelassne  II  16:  19:  42; 
58;  81  III  29;  82  V  79  VI  91  XI  12;  37.  Doch  IV  77 
ist  Zoilus  ein  Neidischer,  XI  54  ein  ehemaliger  Sklav,  der 
Scheiterhaufen  bestiehlt,  XI  92  ein  lasterhafter  Mensch, 
XII  54  zugleich  von  abstossendem  Äussern,  XI  30  ein  fel- 
lator, XI  85  ein  cuunilingus.  Phoebus  ist  ein  unnatürlichen 
Lastern  ergebener  Mensch  I  58  III  73  IX  63 ;  an  den  übri- 
gen Stellen  ist  der  Name  stets  anders  gebraucht:  als  wirk- 
licher Name  (eines  damaligen  Wucherers  II  44,8  VI  20 
IX  92,7  und  102.  Lycoris  eine  Person  von  dunkler  Haut- 
farbe I  72  IV  62  VII  13;  sonst  anders.  Candidus  ein 
anspruchsvoller  und  karger  Freund  II  24  und  43  III  46,  doch 


II  "0  ein  iiTumatus;  Pannychus  ein  Mensch,  der  unter  einem  aszeti- 
schen  Aeusseren  Weichlichkeit  und  Ausschweifung  verbirgt  II  3ö 
IX  47 ;  dagegen  ein  pragmaticus  XII  67 :  nur  zur  Füllung  des  Verses 
dient  der  Name  VI  67. 

1)  Vgl.  Giese  De  personis  a  Martiale  commemoratis.    Gryphisw. 
1872. 


Leben  und  Gedichte.  23 

III  26  anders.  Posthumus  ein  durch  seine  Küsse  lästiger 
Mensch  II  10;  21 ;  23,  sonst  anders  und  verschieden.  Bithy- 
nicus  II  26  und  IX  9  ein  Erbschleicher,  sonst  anders.  Bassa 
eine  übel  riechende  Person  IV  4  und  IV  87,  sonst  noch 
4  Mal  und  immer  verschieden.  Charidemus  VI  56  und  81 
ein  cunnilingus,  sonst  anders;  als  wirklicher  Name  (eines 
Verbrechers)  I  43.  Umber  ist  VII  53  und  XII  81  ein  Mann, 
der  an  den  Saturnalien  armselige  Geschenke  macht,  doch 
VII  90  ein  schlechter  Dichter.  Vacen-a  ein  armer  Mann 
XI  66:  77  XII  32,  doch  VIII  69  ein  Bewunderer  der  ver- 
storbenen Dichter  u.  s.  w.i)  Viele  Namen  sind  jedesmal  für 
eine  andere  Person  oder  Gattung  gebraucht  oder  doch  in 
den  meisten  Fällen.  So  heisst  Matho  IV  79  VIII  10,3 
ein  reicher  Mann,  VIII  42  XI  68  ein  armer  Client.  Naevolus 
I  97  ein  ungeschickter  Advocat,  II  46  ein  Manu  mit  einer 
reichen  Garderobe,  der  gegen  seine  Freunde  karg  ist,  III  7 1 
ein  Cinäde;  und  beide  Namen  kommen  noch  öfter  vor  (jener 
VI  33  VII  90  X  46,  dieser  III  95  IV  93),  ohne  dass  sich 
die  Identität  eines  dieser  Matho  und  Naevolus  mit  einer  der 
gleichnamigen  deutlicher  bezeichneten  Personen  ergäbe. 

M.  hat  einigemal  auch  Namen  bekannter  Männer  aus 
früherer  Zeit  zur  Benennung  von  Personen  gewählt,  die 
irgend  wie  an  jene  erinnerten.  So  heisst  ein  gewaltthätiger 
kaiserlicher  Freigelassener  11  32,3  Patrobas  mit  offenbarer 
Reminiscenz  an  den  bekannten  Freigelassenen  Neros  Pati'O- 
bius  SG  179,6):  ein  bettelarmer  Stoiker  XI  57  Chaeremon, 
weil  dies  der  Name  des  als  Lehrer  Neros  allgemein  be- 
kannten Stoikers  war;  vgl.  über  den  Namen  Cerylus  zu  I  67. 


1)  Die  Wiederholung  des  sonst  nicht  vorkommenden  Namens  Gar- 
ricns  IX  48  XI  105  scheint  dadurch  herbeigeführt  zu  sein,  dass  in 
beiden  Gedichten  das  Wort  quadrans  vorkommt;  die  Wiederholung 
des  sonst  anders  gebrauchten,  Namens  Papilus  VI  30  und  YII  '.H 
dadurch,  dass  in  beiden  olfacere  vorkommt;  die  Wahl  des  Namens 
Sabellus  VII  S.5  XII  ;39  dadurch,  dass  Sabelle  hier  wie  dort  mit  belle 
verbunden  werden  sollte. 


24  Martials 

Martiais  Qq  original  M.  in  der  Erfindung  wie  in  der  Gestaltung 

Ausdruck  °  .  .  .      i  *        j         i 

durchaus   seiner  Stoffe  ist,  so  wenig  ist  er  es  im  poetischen  Ausaruck, 
votdm  der  auch  wollte  er  es  hier  nicht,  ja  konnte  es  nicht  einmal  sein. 
Dichter"   Auch  für  dcu  poetischen  Ausdruck  war  vor  allem  die  Auto- 
rität der  augusteischen,   grossentheils  in  den  Schulen  gele- 
senen und  dadurch  den  späteren  Generationen  tief  einge- 
prägten Dichter   massgebend.     Nicht   bloss   die   von   ihnen 
geschaffene  Sprache  blieb  im  wesentlichen  die  Sprache  der 
Dichter  des  nächsten  ganzen  Jahrhunderts,  sondern  auch  die 
Formen,   Wendungen  und  Phrasen,   Versanfänge  und  Vers- 
schltisse,  selbst  halbe  oder  ganze  Verse  jener  Dichter  keh- 
ren bei  den  folgenden  mit  oder  ohne  Modificationen   fort- 
während wieder.    Nichts  ist  so  characteristisch  für  die  epi- 
gonische Poesie  der  frühem  Kaiserzeit  als  die  Häufigkeit  der 
Nachahmungen,  Wiederholungen,  Anklänge  und  Reminiscen- 
zen  jeder  Art,  für  die  keine  Litteratur  ein  Analogou  bietet. 
Doch   für    die  Hendekasyllaben    und  Choliambeu   war 
Nachahmung  jyj  'g  Vorbild  vor  Allen  Catull  ^).    Nächst  und  neben  Catull 
genannt  zu  werden  war  sein  höchstes  Streben.     Er  hoffte, 
dass  seine  Vaterstadt  Bilbilis  auf  ihn  ebenso  stolz  sein  werde 
wie  Verona  auf  jenen  (X  103,5  .     Keinen   andern   Dichter 
nennt  er  so  oft  und  mit  so  vielem  Lobe;   auf  Catulls  be- 
rühmteste Gedichte   wie    den  Sperling   und  die  Küsse  der 
Lesbia  spielt  er  immer  wieder  an  (Paukstadt  p.  2  bis  8). 
Catulls  Ausdrücke  und  Wendungen,   die  ihm  stets  gegen- 
wärtig waren,  braucht  er  mit  Vorliebe  (p.  8  bis  24).    Manche 
Gewohnheiten  hat  er  von  ihm  angenommen,  namentlich  seine 
Art,  dieselben  Worte  und  Phrasen  zu  wiederholen,    sowol 
bei  der  Bestätigung  wie  bei  der  Widerrufung  des  Gesagten 
p.  24  bis  28).  Auch  in  der  Wortstellung  und  in  gewissen  Sym- 
metrieen  derselben,  in  dem  Beginnen  und  Schliessen  aufein- 
anderfolgender Verse  mit  demselben  Wort,   in  der  Wieder- 
holung des  Anfangsverses  am  Schluss  des  Gedichts,   in  der 


1)  Paukstadt,  de  Martiale  Catnlli  imitatore.     Halis  18' 


Leben  und  Gedichte.  25 

Composition ,  namentlich  in  der  symmetrischen  Gliederung 
der  Gedichte  in  Abschnitte  von  gleicher  Zahl  der  Verse  und 
übereinstimmendem  Ausdruck  und  Satzbau  hat  M.  Catull 
vielfach  nachgeahmt  (Paukstadt  p.  31  bis  34). 

Im  elegischen  Distichon  schliesst  sich  M.  zunächst  au  -und 
den  grössten  Meister  dieser  Form.  Ovid,  an.  Ihm  ist  er  in 
der  Unerschöpflichkeit  des  Keichthums  an  Motiven  und  Wen- 
dungen, in  der  Fülle,  Zierlichkeit  und  Glätte  des  Ausdrucks, 
in  der  Eleganz  des  Versbaus,  auch  in  der  Neigung  zur 
Selbstwiederholung,  sowol  der  stofflichen  als  der  formellen, 
verwandt').  Auch  von  ihm  hat  er  Phrasen,  Verstheile  und 
ganze  Verse  sowol  bei  ähnlichen  als  bei  verschiedenen  An- 
lässen überaus  häufig  und  mit  sichtlicher  Vorliebe  benutzt, 
und  zwar  im  letztern  Fall  auch  mit  der  Absicht,  eine  über- 
raschende Wirkung  hervorzubringen.  Ovids  Phraseologie  lag 
ihm  im  elegischen  Distichon  ebenso  nahe,  wie  die  Catulls 
in  den  Hendekasyllaben.  Er  hat  sich  auch  gewisse  Lieb- 
lingsmittel der  Ovidischen  Versification  angeeignet,  und  zwar 
noch  mehr  im  Hexameter  als  im  Pentameter  Zingerle  a.  a.  0. 
p.  12  ff.;  vgl.  denselben.  Zu  spätem  lateinischen  Dichtern 
Heft  II  S.  35  ff.)  An  mehr  als  2(10  Stellen  haben  Zingerle 
und  andre  bei  M.  Anklänge  und  Reminiscenzen  an  Ovid 
nachgewiesen,  von  denen  ein  Theil  gewiss  unbewusst  war. 
Uebrigens  ist  besonders  die  Einwirkung  der  spätem  Ovidi- 
schen Dichtungen  auf  ihn  gross  gewesen  (Zingerle,  M.'s 
Ovidstudien  p.  35  bis  3S). 

Nächst  Ovid  und  Catull  ist  es  in  erster  Linie  VirgiP) 
aus  dem  M.  Phrasen,  Wendungen,  Versschlüsse  und  Anfänge 
theils  absichtlich,  theils  unwillkürlich  entlehnt  hat  (Wagner 


1)  Anton  Zingerle,  M.'s  Ovidstudien,  Innsbruck  1877.  Nachträge 
von  Polle  Neue  Jahrb.  f.  Philol.  1878  S.  638  und  Wagner  de  M.  poeta- 
i-um  Augusteae  aetatis  imitatore  p.  46  bis  48. 

■-;  Ernestus  Wagner,  D.  M.  Valerio  Martiale  poett.  Aug.  aet.  imit. 
Regim.  ISSO.  Nachträge  in  den  Anzeigen  von  HNohl,  Phüol.  Rundsch. 
I  632—634  und  KSchenkl  Dtsche  Lit.-Ztg.  1881  Nr.  21  p.  848. 


26  Martials 

p.  3  bis  17),  und  ausserdem  ganz  besonders  die  Priapeia 
(p.  35  bis  42);  ferner  Horaz  (p.  17  bis  25);  weniger  Tibull 
und  Properz  (p.  25  bis  35).  Da  M.  docb  ohne  Zweifel  auch 
aus  den  von  ihm  so  häufig  als  Vorbild  und  Muster  genann- 
ten Epigrammen  des  Domitius  Marcus,  Gaetulicus,  Calvus 
u.  A.  entlehnt  haben  wird,  und  vielleicht  nicht  wenig,  kön- 
nen wir  den  Grad  der  Abhängigkeit  seiner  Ausdrucksweise 
von  der  der  Frühern  nur  unvollständig  übersehn.  Dage- 
gen finden  sich  bei  M.  schlagende,  auf  directe  und  bewusste 
Entlehnung  weisende  Anklänge  an  seine  beiden  vornehmen 
Gönner  Lucan  und  Silius  keineswegs  häufig  (A.  Zingerle,  zu 
Lucan,  Silius,  Martial,  Zu  spätem  lat.  Dichtern  Heft  2  8. 
12  bis  40).  1) 


IL  Martials  Versbau. 

Selten  Dic  Vcrsmassc,  in  denen  M.  gedichtet  hat,  sind 

Versmasse,  eiuigcu  scltcu  Vorkommenden)  der  Scazon,  das  elegische 
Distichon  und  der  phaläceische  Hendecasyllabus.  Die  bei- 
den letzteren  bezeichnet  er  selbst  (X  9  uudenis  pedibusque 
syllabisque)  als  die  von  ihm  vorzugsweise  angewendeten. 
In   der  That  herrschen  sie,    mit  einander  abwechselnd,  in 


1)  Die  Verbindungen,  Ausdrücke  und  Wendungen  Martials,  die 
bereits  bei  Frühem  vorkommen,  sind  (ebenso  wie  die  Anklänge  und 
Eeminiscenzen  bei  Spätem  an  Martial)  von  Dr.  E.  Wagner  unter 
dem  Text  angegeben.  Abgesehen  davon,  dass  M.  sich  dabei  ohne 
Zweifel  der  Entlehnung  nicht  immer  bewusst  war,  hat  er  auch  sicher- 
lich gar  manche  der  bei  ihm  und  den  frühem  gleichlautenden  Phrasen 
in  der  That  nicht  von  diesen  entlehnt,  sondern  sie  gehörten  zu  dem 
allgemein  benutzten  Vorrath  der  Dichtersprache,  und  wurden  auch 
von  M.'s  Vorgängern  als  übliche  bereits  vorgefunden  und  angewendet. 
Der  Zweck  dieser  Angaben  (bei  denen  kein  Einsichtiger  absolute  Voll- 
ständigkeit erwarten  wird)  kann  also  in  erster  Linie  nur  sein,  zu  zei- 
gen (so  weit  dies  mit  unsern  Mitteln  möglich  ist),  in  wie  weit  M.'s 
Ausdruck  nicht  original  war. 


Versbau.  27 

seineu  Büchern  vor,  das  Distichon  ist  das  häufigere.  Nur 
4  Mal  hat  M.  den  reinen  Hexameter  verwendet  (I  53  VI  64 
II  73  VII  93  bestehen  aus  je  einer  Zeile)  und  hält  für 
nöthig,  sich  deshalb  zu  rechtfertigen  (VI  65).  Den  blossen 
jambischen  Senar  hat  er  nur  2  Mal  VI  12  XI  77;  etwas 
häufiger  epodisch  mit  dem  Dimeter  verbunden  I  49  III  14 
IX  77  XI  59;  einmal  den  Choliambus  mit  dem  Dimeter 
I  611).  j)qy  Sotadeus  erscheint  nur  III  29  in  der  üblich- 
sten auch  bei  Petron  allein  vorkommenden  Form,  wo  der 
Ditrochaeus  nur  im  3.  Fusse,  nicht  im  1.  und  2.  zugelas- 
sen wird: 

-  -  ^  -y  -  -  ^  ^  -  ^'  --^  -^  (Mueller,  r.  m.  p.  161). 

Der  Scazon2)  ist  bei  M.  selten  rein,  hat  vielmehr,  wie 
bei  den  Römern  und  Griechen  überhaupt,  meist  im  ersten 
oder  dritten  Fusse  den  Spondeus  oder  wie  I  1,1  in  beiden, 
doch  nie  im  fünften,  wo  die  Griechen  ihn  zulassen.  Der 
Daktylus  ist  häufig  im  ersten  und  dritten  Fuss,  in  beiden 
zugleich  nur  V  37,5 

Nee  modo  politum  pecudis  Indicae  dentem. 

Der  Anapäst  kommt  nur  im  ersten  Fuss  vor,  wie  bei 
Babrius  (obwohl  ihn  M.  im  jambischen  Dimeter  auch  im 
dritten  Fuss  hat  I  49,  42 


1)  »Während  M.  sonst  in  der  Reinheit  und  Eleganz  seiner  Senare 
dem  Seneca  und  Petron  nahe  steht,  hat  er  nicht  verschmäht,  häufig 
da,  wo  der  Senar  mit  einem  kretischen  Worte  abschliesst,  diesem  ein 
Wort  im  Werthe  von  vier  Moren  oder  mehr  ohne  Synalöphe  voraus- 
gehen zu  lassen,  wie  I  49,1 

Vir  Celtiberis  non  tacende  |  gentibus  (vgl.  noch  ebenda  Vers  3;  21 ; 
39  und  in  14,  1  und  3) ;  einen  so  schlaffen  Vers  hat  sich  Seneca  nur 
sehr  selten,  der  Verfasser  des  Hercules  Oetaeus  und  der  Octavia  nie 
gestattet  (vgl.  Ehein.  Mus.  XXXIV  559  f.).  Ein  Senar  indess,  wie 
ihn  Scriverius  VI  12,2  aus  Handschriften  herstellen  zu  dürfen  glaubte: 

Fabulla  numquid  Paule  pejerat?  nego  —  ist  für  M.  so  unmöglich 
wie  für  Phaedrus  und  Seneca  gewesen.  Ein  jambisches  Schlusswort 
erheischte  voraufgehenden  Spondeus.«    Th.  Birt. 

2)  Lachmann  Babrius  p.  XII  sq.  Guttmann  Observationum  in  M. 
V.  M.  particulae  V  (Vratislav.  1866;  p.  46  sq. 


28  Martials 

Cum  fama  quocl  satis  est  habet  (falls  M.  nicht  sat  est 
sehrieb,  vgl.  die  Aum.)  und  4  Mal  im  fünften  des  Trimeter 
I  49,  29 

Vocabitur  veuator  et  veniet  tibi  ;I  49,  33  I  49,  41  XI 
59,1);  zuweilen  mit  einem  im  dritten  Fuss  folgenden  Dakty- 
lus z.  B.  I  66,13:  Aliena  quisquis  recitat  et  petit  famam. 
Den  Tribrachys  hat  M.  sehr  häufig  im  zweiten,  dritten  und 
vierten  Fuss,  am  häufigsten  im  zweiten,  im  ersten  nur  2  Mal, 
im  Einleitungsepigramm  des  ersten  Buches  Vers  4 :  An  ideo 
tantum  und  III  93,12:  Et  anatis  haheas]  2  Tribrachen  hinter 
einander:  III  93,12  III  58,32 

Et  delicatus  opere  fruitur  eunuchus.  Zuweilen  wird  der 
Tribrachys  auch  mit  dem  Anapäst  und  Daktylus  verbunden 
I  89,5  Adeoque  penitus  III  58,29  Exerret  hilaris  facües. 

Von  den  Cäsuren  wendet  M.  die  von  Aristophanes  Ean. 
1205  ff.  als  bei  Euripides  im  Trimeter  zu  häufig  getadelte 
Penthemimeres  mit  so  grosser  Vorliebe  an,  dass  Verse,  wo 
an  dieser  Stelle  nicht  diese  Cäsur  oder  Wortschluss  eintritt, 
zu  den  seltenen  Ausnahmen  gehören.  Sehr  häufig  folgt  auf 
die  Penthemimeres  ein  einsilbiges  Wort,  selten  geht  ein 
solches  vorher,  und  dann  gewöhnlich  zwei,  wie  V  37,20 
deflere  non  te. 

Bei  der  (ohne  vorausgehende  Penthemimeres  seltenen) 
Hephthemimeres  fallt  ein  Wortschluss  stets  ans  Ende  der 
ersten  Dipodie  (wie  I  77,  1 — 5  Pulchre  valet  Charinus  etc.) 
ausser  VI  74,4  Mentitur  Aesculane :  non  habet  dentes.  Ein- 
silbige Wörter  stehen  am  Schlüsse  des  Choliambus  nie,  mit 
Ausnahme  von  est  I  10,3 

Adeone  pulchra  est?  immo  foedius  nil  est. 

Hendeka-  Im  phaläcelschen  Hendekasyllabus  ^)  hat  M.  statt  der  bei 

Catull  wechselnden  zweisilbigen  Basis,  welche  den  Späteren 

hart  erschien  (Plin.  n.  h.  praef.  1),  stets  den  Spondeus.    Die 

Ersetzung  des    Daktylus    durch    den    Spondeus    (bei  Catull 


syUabns. 


1)  Vgl.  V.  Lexitsch  Zu  Catull,  Philol.  X  (1855)  S.  740  f. 


Versbau.  29 

c.  55)  hat  er  sich  nie  erlaubt.     Das  Schema  ist  also  durch- 
aus ;    ^--^^-'-^-^'-^. 

Sehr  selten  zerföllt  der  Vers  in  Wortfüsse  wie  V  20,9 
Campus,  porticus,  umbra,  virgo,  thermae  (was  hier  durch 
die  Absicht  gerechtfertigt  ist,  die  Erfordernisse  eines  ange- 
nehmen Lebens  Stück  für  Stück  aufzuzählen).  Auch  Verse, 
die  grösstentheils  aus  Wortfüssen  bestehen  wie  II  6,11 
Nullo  crassior  sit  umbilico,  sind  selten.  In  der  Regel  ist 
der  Rhythmus  durch  den  Gegensatz  von  Wort-  und  Vers- 
accent  belebt,  und  erhält  durch  den  Eintritt  der  Cäsur  an 
verschiedenen  Stellen  Mannigfaltigkeit.  Doch  lässt  M.  auch 
mehrere  Verse  mit  derselben  Cäsur  aufeinanderfolgen,  wie 
I  109,  1 — 4.  Am  Anfange  und  Ende  des  Verses  entspre- 
chen sich  (wie  bei  Catull)  oft  Substantiv  und  Adjektiv  z.  B. 
I  1,3  Argutis  epigrammaton  libellis  I  82,4  Tectis  nam  modo 
Regulus  sub  illis,  oder  zwei  zusammengehörige  Wörter  wie 
V  56,11  Praeconem  facias  vel  architectum.  Häufig  ist  der 
Chiasmus,  wie  VI  28,7  Velox  ingenio,  decore  felix.  Zuweilen 
steht  dasselbe  Wort  in  der  Mitte  2  Mal  mit  oder  ohne  et:  III 
44,10  Et  stanti  legis  et  legis  sedenti  VII  76,4  Gestari  iuvat 
et  iuvat  lavari;  VIII  35,2  Uxor  pessima  pessimus  maritus 
(Paukstadt  De  Martiale  CatuUi  imitatore,  p.  29—31). 

Während  Catull  einige  Mal  den  Vers  mit  einem  ein- 
silbigen Wort  schliesst,  dem  ein  mehr  als  einsilbiges  vor- 
ausgeht {brems  lux,  tacet  nox,  Catull.  ed.  Mueller,  p.  LXXI), 
geht  bei  M.  dem  einsilbigen  Schlusswort  stets  ein  ebenfalls 
einsilbiges  voraus.  Scheinbare  Ausnahme  macht  nur  das  mit 
vorausgehendem  Vokal  oderm  verschliffene  es  und  est:  1 1 06,10 
dormiendum  est.  II  23  und  II  70,4  necesse  est.  II  54,5  ma- 
lignusque  est.  III  44,5  periculosum  est.  II  33  calva  es,  rufa 
es,  lusca  es.  III  44,1  poeta  es.  Die  übrigen  Stellen  sind: 
I  94,2  und  II  41,5  non  es.  II  4,6  und  X  65,12  wo^^  est.  II  70,2 
haec  est.  V  80,8  hie  est.  VIII  53,  1.  2  vel  sunt.  X  47,2  haec 
smit.  X  72,3  ?io?i  sum.  IV  89,5  7io7i  sit.  I  86,13  und  XII  75,4 
non   mit    VI  14,2  und  XI  24,15  non  vis.    XI  24,14    Sic  ßt. 


30  Martials 

VII  17,3  si  quis.  XII  18,12  quem  tu.  IV  23,4  de  se.  VII  86,6 
a  me.    X  72,1    und  XU   30,1    ad  me.    XI  35,2   ad  te.    XII 

97,10  171  Jus. 

Elegisches  »Auch  die  Form  des  elegischen  Distichons  handhabt  M. 

'Von^""  mit  Meisterschaft.!)  Freilich  steht  er,  was  zunächst  den 
Pentameter  angeht,  in  seinem  Bau  dem  Ovid  doch  noch 
um  vieles  nach.  Die  Enge  des  Epigramms  erforderte  gerade 
hier  eine  Reihe  von  Licenzen.  So  ist  das  Gesetz,  dass  der 
Pentameter  nur  mit  einem  zweisilbigen  Worte  zu  schliessen 
hat,  von  ihm  unbedenklich  und  in  allen  Büchern  übertre- 
ten 2) ;  wir  finden  sehr  häufig  und  in  allen  Büchern  gleich- 
massig  vier-  und  ftinfsilbige  Wörter  am  Schluss,  was  bei 
Ovid  als  Nachlässigkeit  erst  in  die  Pontischen  Briefe  ein- 
drang; ja  sogar  zweimal  sechssilbige,  wie  inimicitiae  V  50,2; 
vgl.  XIV  201.  Aber  Martial  geht  noch  weiter;  auch  drei- 
silbige, auch  einsilbige  Wörter  werden  zugelassen.  Beson- 
ders geduldet  sind  zunächst  die  einsilbigen  Formen  des 
Verbum  esse,  die  auch  dem  Ovid  nicht  ganz  fremd  sind; 
diese  Formen  sind  enklitischer  Natur  und  Versschlüsse  wie 
sat  est  oder  scelus  est  bei  Ovid  sollen  wie  ein  Wort  ge- 
lesen werden  (vgl.  De  halieut  p.  192,  L.  Mueller  r.  m.  p.  225) ; 
so  sind  diese  Formen  denn  auch  bei  Martial  die  häufigsten : 
I  29,4  ne  mea  sint.  II  58,2  sed  mea  sunt.  III  70,2  ille  vir 
est.  III  81,6  ore  vir  es;  IV  7,6  vir  es;  V  61,2  quis  est; 
62,8  minus  est.  VII  51,6  Über  est.   90,4  malus  est;   VIII  17,  2 


1)  Die  Abhandlung  über  das  elegische  Distichon  des  Martial  ver- 
danke ich  Herrn  Prof.  Th.  Birt  in  Marburg,  welcher  die  Güte  gehabt 
mir  den  Abdruck  derselben  zu  gestatten.  Ich  habe  nur  einige  Anm. 
(in  Hakenparenthesen)  hinzugefügt. 

-)  [Dem  jambischen  Schluss  des  Pentameter  lässt  M.  (wie  Ovid) 
häufig  Ablative  von  Participien,  besonders  der  Composita  von  eo  vor- 
ausgehen [acleimte  conveniente  cadente  prohibente).  Zingerle  Martials 
Ovidstudien  S.  13  f.  Auch  die  häufige  Stellung  des  Vocativ's  in  der 
zweiten  Hälfte  des  Pentameters  (zu  I  16,2)  ist  hauptsächlich  durch 
den  jambischen  Schluss  bedingt]. 


Versbau.  31 

est.  IX  12,4  quis  est;  47,8  quod  est;  70,6  quid  est.  X 
56,  8  quis  est.  XII  54,2  si  honus  es.  Uebrigens  hat  sich 
Martial  nicht  mir  auf  die  Formen  des  V.erbum  esse  be- 
schränkt, sondern  vom  siebenten  Buche  ab  schliessen  seine 
Pentameter  auch  folgendermassen :  iam  tibi  credit  et  hoc 
VII  10,12;  ßlia  grcmdis  et  hoc  VII  10,14.  nee  dare  vis  VII 
75,2.  nee  sine  te  XII  47,2.  si  vigilatur  et  hie  XII  68,6.  [Sonst 
noch  non  amo  te  I  32,2  Mueller  r.  m.  225.]  In  allen  auf- 
gezählten Fällen  nun  aber  geht  dem  einsilbigen  Schluss- 
wort stets  nur  ein  ein-  oder  zweisilbiges  Wort  vorauf,  und 
ein  solcher  Vei^sschluss  wie  der  CatuUische  (76,8) 

Aut  facere  haec  a  te  dictaque  factaque  sunt  ist  dem 
Martial  fremd  geblieben.     Denn  mit  Unrecht  wird  bei  ihm 

X  16,8 

Quidquid  habent  omnes   accipe  quo  modo  das 
das  quo  modo  als  ein  Wort  gefasst.   Ferner  gilt  als  Regel,  dass 
einem    derartig    zweigliedrigen    Versschlusse  wie  mea  sunt 
oder  minus  est  stets  wiederum  nur  ein  einsilbiges  Wort  vor- 
ausgehen darf,   eine  Regel,   deren   einmalige  Verletzung  in 

XI  2,8  liher  metcs  est  besonders  hart  erscheint. 

Noch  übrig  bleiben  die  Dreisilbuer  am  Pentameter- 
schlusse.  Auch  sie  sind  von  Martial  gegen  die  Ovidische 
Gewohnheit  stets  zugelassen  worden.  Gleichwohl  gilt  es 
auch  hier  zu  unterscheiden.     Von  den  Versen 

Hanc  spectare  manum  Porsena  non  potuit 
und 

Si  quis  adest  iussae  prosiliunt  lacrimae 
ist  der  erstere  deshalb  erträglicher,  weil  hier  vor  dem  Schluss- 
worte wiederum  nur  ein  Monosyllabum  steht  und  die  vor- 
letzte Vershebung  dem  Widerstreit  zwischen  Wortaccent  und 
Versictus  dadurch  entzogen  ist.  Deshalb  hat  sich  Martial 
zwar  der  ersteren  Form  in  keinem  seiner  Bücher  enthalten 
wollen  (vgl.  z.  B.  über  spectac.  26,8.  I  21,6;  34,10;  46,4; 
47,4;  57,4  II  16,2;  18,10;  24,6;  28,2  HI  18  IV  5,6;  5,8  V 
7,6;   9,4  VI  21,1;   23,2  VII  5,6   VIII  36,12   IX  51,8    X  25,6 


32  Martials 

XI  20,6  XII  14,12  XIII  3,8  XIV  215,2);  die  zweite  uud 
schlechtere  dagegen  hat  er  in  manchen  Büchern  mit  Glück 
vermieden;  sie  kommt  vor  im  liber  spectac.  15,8;  ferner 
I  33,2;  62,6;  79,4  1132,6  III  63,10;  83,2  VI  51,4  VII  89,8 
VIII  27,2  XI  20,4;  dagegen  scheint  für  sie  ein  Beispiel  im 
vierten,  fünften,  neunten,  zehnten,  dreizehnten, 
vierzehnten  Buche  und  auch  im  zwölften  zu  fehlen, 
falls  wir  XII  78  satisfacere  als  ein  Wort  lesen. ^ 

Hiermit  ist  der  erste  technische  Vorzug  constatirt,  dessen 
sich  die  Bücher  XIII  und  XIV  erfreuen.  Sie  theileu  den- 
selben indess  mit  noch  mehreren  anderen '  Büchern.  Ein 
zweiter  Vorzug  kann  gleich  hinzugefügt  werden,  andere 
werden  sich  später  ergeben.  Buch  XIII  und  XIV  sind  neben 
dem  Liber  spectaculorum  die  einzigen,  welche  des  vorhin 
besprochenen  Pentameterschlusses  mittelst  eines  einsilbigen 
Wortes,  (m-  es,  mea  suni)  gänzlich  entbehren.  Dass  aber 
diese  Xenia  und  Apophoreta  mit  besonderer  Sorgfalt  vom 
Dichter  behandelt  sind,  erklärt  sich  leicht;  jedes  Distichon 
steht  ja  hier  für  sich,  fällt,  einzeln  betrachtet,  auch  mehr 
in  das  Ohr  und  muss  darum  tadelloser,  vollkommener  ge- 
bildet sein.  Nur  mit  anderen  aufgereiht  ist  eine  schadhafte 
Perle  für  den  Künstler  verwendbar. 

Die  Beobachtung  bestätigt  sich,  wenn  wir  nach  der  An- 
wendung der  Synalöphe  im  Pentameter  die  Frage  stellen. 
Der  Pentameter  ist  vom  Hexameter  darin  verschieden,  dass 
er  Verschleifungeu  leichter  verwindet  vor  der  Penthemimeres 
als  nach  derselben.  In  der  ersten  Vershälfte  hat  Martial 
deshalb  auch  unbedenklich  verschliflfen,  sowohl  kurze  Vokale 
wie  atque  aliter.  Nobile  et,  Ponere  aprum,  hene  ölet,  perque 
omnes,    tibi  habe   (vgl.  liber  spect.  66     I  43    II  12    III    10 


1)  [M.  schliesst  den  Pentameter  oft  mit  einer  Kürze.  Gilbert  p. 
16;  z.  B.  VIII  51,2  IX  100,2  XI  39,10  [tua]  XII  12,2  [hihe]  XII  94,0 
[novdi  XIV  118,2  [aqua).  —  III  37,3  [facere  oder  faciU).  III  49,2 
[hihere).  VI  36,2  [olfacere).  X  75,6  [accipere).  XII  7S,2  [satisfacere). 
XIV   126,2    (e«(7roHiw7a)]. 


Versbau.  33 

XIII  53  U.S.  w.^,  als  auch  lange  Vokale  und  syllaba  anceps 
wie  Risi  ego ,  excuscäiim  habeas ,  praedixi  et ,  Emi  hortos^ 
Parcarum  exoras,  iaculo  et,  Maiorem  Aleiden  'vgl.  I  58  II  79 
III  86  V  62,8  IX  17  IX  20,10  IX  64,6),  sogar  bei  ein- 
silbigem Worte  wie  te  excusaris  III  18. 

Schon  hier  ist  nun  gleich  hervorzuheben,  dass  in  den 
Büchern  XIII  und  XIV  die  Elision  der  langen  Vokale  fehlt 
(die  kurzer  Vokale  ausser  vor  est  steht  auch  XIV  1,12  und 
94.  vgl.  XIII  126;.  Nehmen  wir  sodann  aber  die  zweite 
Hälfte  des  Pentameters,  so  entbehren  hier  dieselben 
Bücher  XIII  und  XIV  sogar  jeglicher  Elision, 
ebenso  aber  auch  das  Buch  V  und  das  späteste  XII  (hiebei 
ist  natürlich  wiederum  von  solchen  Fällen  wie  tibist  (XIV  217) 
am  Versschluss  abgesehen,  derlei  in  allen  Büchern  steht; 
die  Aphaerese  des  es  findet  sich  übrigens  an  dieser  Vers- 
stelle [ausser  fatua  es  III  72,8]  nur  in  der  Verbindung  homo 
es,  nämlich  I  107  IX  53  X  88;.') 

Ferner  aber  wird  im  Bereich  der  zweiten  Hälfte  des 
Pentameters  die  Synalöphe  noch  leichter  innerhalb  der  ersten 
fünf  Moren  ertragen  und  sie  ist  hier  darum  häufiger,  sowohl 
bei  kurzem  Vokal,  wie  facta  ita,  c?'imme  avaritiae,  si  bene 
olere,  illa  sine  invidia,  laedere  et  illa ,  arrigere  ad  vetulas, 
Sexte  an  ut^  Marce  ut  ameris,  hoc  tibi  ait,  eruere  ossa,  acci- 
pere  ut,  res  sibi  habere,  sie  ego  habere ,  se  quoque  uti,  sive 
erit   (vgl.  spectac.  20  II  56  III  55;  65;   97  IV  5;    68  VI  11 

VIII  27  IX  29;  68  X  41 ;  54  XI  20;  23),  als  auch  bei 
syllaba  anceps  (denn  hierfür  sind  auch  die  Endungen  -imi, 
-em  zu  nehmen),  wie:  III  32  nondum  erit,  III  40  immo  ego, 

IX  4  si  totidem  addideris,  X  41  dicam  ego,  anscheinend  nie 
dagegen  bei  eigentlicher  Vokallänge.  Sehr  selten  ist  end- 
lich aber  die  Härte  einer  Elision  innerhalb  der  letzten 
fünf  Moren  des  Pentameters  zugelassen;  hierfür  lässt  sich 
wohl    nur   anführen  I   15   tive  hodie   und   gar  \1I  73  7ius- 


^]  [Die  sonstigen  Aphaeresen  des  es  bei  L.  Mneller  r.  m.  p.  303]. 

Martial  I.  3 


34  Martials 

quam    hahitaf.  ')     Könnte    man     nun     betreffs     des    Verses 
II  93,4 

Unum  de  titulo  tollere  Iota  potes 
anfangs  geschwankt  haben,  ob  das  iota  zwei-  oder  dreisilbig 
zu  lesen,  d.  h.  ob  hier  eine  orthoepische  oder  metrische  Lax- 
heit zu  constatiren  sei,  so  wird  man  sich  nach  dem  Gesag- 
ten unbedenklich  für  die  letztere  entscheiden. 2) 

Noch  erübrigt  die  Frage  nach  der  spondeischeu  Bildung 
der  ersten  zwei  Füsse  des  Pentameters  wie 

Conteutus  nostra  si  potes  esse  toga. 

Sofern  diese  Bildung  schwerfälliger  als  die  daktylische 
ist,  kann  ihre  Häufigkeit  für  die  Gewandtheit  und  Eleganz 
des  Dichters  als  Gradmesser  betrachtet  werden.  Eine  Stich- 
probe aber  wird  hierfür  genügen.  Sie  ergiebt,  dass  Martial 
den  Catull  allerdings  leicht  überbietet,  dem  Ovid  dagegen 
bei  weitem  nachsteht.  Denn  solcher  schwerfälliger  Verse 
finden  sich  im  ersten  Martialbuch  43,  d.  h.  einer  unter  je 
5^7  Pentametern,  im  zweiten  35,  d.  i.  einer  unter  je  573, 
im  dritten  29,  d.  i.  einer  unter  je  71/4,  im  neunten  39,  d.  i. 
einer  unter  je  9;  im  liber  spectac.  18,  d.  i.  einer  unter  6. 
Wenn  wir  dagegen  Ovids  erste  vierzehn  Herolden  verglei- 
chen, so  bieten  sie  72  Beispiele,  das  ist  eines  in  je  13 
oder  14;  der  unovidische  Sapphobrief  hat  sogar  eines  nur 
in  je  27  oder  28;  dagegen  allerdings  die  gleichfalls  herren- 
losen Herold.  XV  und  XVI  eines  in  je  6  (vgl.  Rhein.  Mus. 
XXXII  S.  390).3) 

Es  sei  hinzugefügt,  dass  ein  spondiacus  wie  der  fol- 
gende:  Signat  I  vicina  quartus  ab  urbe  lapis,  d.  h.  ein  sol- 


1)  [Vgl.  Mueller  r.  m.  p.  300]. 

2)  [L.  Mueller  r.  m.  p.  301:  Quasi  corruptae  vetustatis  specimen 
irridetur  a  Martiali  illud  ;XI  90,4):  Lucili  Columella  hie  situ'  Metro- 
phanes]. 

3)  Die  Beispiele  aus  Martial  B.  I  sind:  4,8;  12,4;  15,6;  18,2;  4; 
20,2;  4;  21,2;  8;  23,2;  25,2;  31,4;  32,2;  34,8;  42,6;  43,8;  10;  14;  50,2; 
51,4;  55,6;  62,4;  65,2;  4;  67,2;  68,2;  70,4;  16;  73,2;  75,2;  78,6;  83,2; 
87,2;  4;   97,2;   107,4;   6;   108,6;   8;    111,4. 


Versbau.  35 

eher,  dessen  erster  Fuss  durch  ein  spondeisches  Wort  aus- 
gefüllt und  so  vom  Folgenden  durch  unrythmische  Cäsur 
isolirt  ist,  gleichfalls  bei  Martial,  wenn  schon  nicht  häufig, 
doch  keineswegs  vermieden  ist;  Buch  I  hat  dafür  drei  Bei- 
spiele (d.  i.  eines  in  84),  II  hat  fünf  (eines  in  372/5),  III 
fünf  (eines  in  42),  IX  sechs  (eines  in  58  V2),  der  liber  spectac. 
drei  (eines  in  36)  i),  dagegen  die  genannten  vierzehn  Herol- 
den Ovids  haben  nur  zehn  Beispiele,  d.  i.  eines  in  97. 

Es  erübrigt  der  Hexameter.  Insbesondere  in  seiner 
Handhabung  zeigt  sich  uns  Martial  auf  der  Höhe  seiner 
Zeit;  denn  ohne  doch  dem  Extrem  eines  monotonen  Puris- 
mus anheim  zu  fallen,  erscheint  seine  Form  rein  und  aus- 
gefeilt. Nehmen  wir  zunächst  die  Synalöphe,  so  ist  sie 
keineswegs  wie  bei  Calpurnius  und  seines  Gleichen  gänzlich 
beseitigt,  aber  doch  eingeschränkt,  gemildert  und  mit  Wahl 
behandelt.  Bei  ihrer  Besprechung  ist  wiederum  von  der 
Aphaerese  des  est  und  es  abzusehen,  das  letztere  z.  B.  in 
homo  es  I  67  und  XI  56,7 ;  vgl.  ferner  I  90,9  II  28,3  u.  5. 
III  63,1  IX  60,1  XI  19,1;  99,3;  auch  dreimaliges  neque 
enim  I  92,10  VII  51,11  XI  58,7,  wo  doch  nee  enim  ge- 
sprochen sein  wird  2),  nehme  ich  aus.  Am  leichtesten  wurde 
der  Zusammenstoss  der  Vokale  im  ersten  Fuss  und  genauer 
zwischen  der  ersten  Hebung  und  ersten  Senkung 
d.  i.  zwischen  der  zweiten  und  dritten  More,  hingenommen: 
hier  finden  wir  daher  nicht  nur  kurze  Vokale  wie  in  Saepe 
effo  (II  31  VI  21,5),  Afqtw  unam  (II  46,5)  u.  a.  nach  Laune 
elidirt3\  sondern  auch  die  syllaba  anceps  und  selbst  die 
Länge;  mit  dem  Ergo  ero  VIII  56,23  ist  gleichzustellen 
XII  9,3  [Ergo   agimus),    ferner  XII  28,  t    [Poto  ego),    X  6,3 

1)  Vgl.  die  Stellen  I  12,4;  20,2;  108,8  II  14,10;  26,4;  32,4;  45,2 
V  6,4;  46,12;  50,4;  70,4;  74,2  IX  20,4;  22,2;  37,2;  64,8;  81,4;  88,2; 
liber  spectac.  1,8;  10,2;  21b,2. 

2)  [Vgl.  L.  Mueller  r.  m.  p.  396.] 

3)  Vgl.  noch  II  64,9  {Ma  age)  VI  64,14  VII  58,3;  7  VIII  67,5  IX 
praef.  v.  5.  34,3;  48,9;  61,15;  94,5;  100,3;  102,3  X  53,1  XI  82,3  XII 
6,7;  70,3  XIII  2,5    Liber  spectac.  15,3, 

3* 


36  Martials 

und  7  {Quando  erit) ;  zu  Quantum  erat  (II  46,9)  vergleiche 
man  die  verwandten  Fälle  VIII  18,9  [Aurum  et  opes),  IX 
14,3  [Aprum  amat\  sowie  IX  83,3  X  20,7,  wo  übrig-eus 
überall  stets  kurze  Silbe  folgt.  Reine  Vokallänge  wird  eli- 
dirt  in  Qua7'e  ego  V  79,5  und  Belle  inquis  V  16,13^);  aber 
auch  die  Verschiffung  einsilbiger  "Wörter  tritt  an  dieser  und 
zwar  nur  an  dieser  Versstelle  ein:  At  si  ego  steht  VI  44,5, 
Non  sunt  ego  XII  68,3.2) 

Seltener  schon  wird  der  Ausgang  des  ersten  Fusses 
mit  dem  zweiten  durch  Synalöphe  verbunden;  denn  hier, 
zwischen  der  vierten  und  fünften  More,  findet  sich  kurze 
Silbe  verschliffen  nur  XI  5,13  [Ipse  quoque  infernis)  und  II 
69,3  [Ipse  quoque  ad),  sowie  liber  spectac.  10,5  XI  20,5 
und  7;  54,1  XII  60  b,  5;  82,1  XIV  3,  die  Länge  wol  nur 
einmal  X  15  [Dotatae  uxori) ,  die  syllaba  anceps  allerdings 
wieder  häufiger;  II  60  [Uxorem  armati)  III  46,5  V  1,9 
VI  94,3  VIII  71,7  IX  63,1  XI  43,1  XII  29,21;  66,3  XIII 
48;  126. 

Deutlich  hat  Martial  dagegen  als  guter  Metriker  die 
Verschleifung  zwischen  den  zwei  Kürzen  der  ersten 
Senkung,  d.  i.  zwischen  dritter  und  vierter  More  vermie- 
den; nur  zweimal  finde  ich  gemessen  Haec  tibi  erunt  und 
Curre  age  et  (XIV  21  VIII  67,5)  bei  kurzem  Vokal;  wenn 
dagegen  XI  20,5  sogar  zu  lesen  steht  Fulviam  ego  ut  futuam, 
so  ist  zu  bedenken,  dass  der  Dichter  hier  Verse  eines  An- 
deren einlegt,  in  denen  er  auch  sonst  Elisionen  und  andere 
Härten  häuft.  3) 

Und  ebenso  ungern  hat  Martial  auch  die  zweite  He- 
bung mit  der  zweiten  Senkung,    die  sechste  More  mit 


')  [Vgl.  L.  Mtieller  r.  m.  p.  287  f.] 

-)  [Eine  Ausnahme  macht  XIII  76,1  Rustica  sim  an  lierdix.  Die 
übrigen  Elisionen  einsilbiger  Wörter  sind :  Im  Pentameter  Et  si  adeo 
VII  18,14  Non  sum  ego  XI  104,2  Cum  te  excusaris  III  18,2.  Im  Hen- 
decasyllabus  X  9,5  Non  sum  A7idraemone  notior  caballo.] 

3j  Vgl.  oben  S.  34,2. 


"Versbau.  37 

der  siebenten  verscliliffen ;  denn  es  dürften  sich  hierfür  nur 
die  drei  Belege  bei  kurzem  Vokal  nachweisen  lassen :  Uteris 
ore  aliter  II  61,5;  Excideratne  adeo  IV  11,5;  Argentmn  atqiie 
cmrum  XIII  48. 

Wie  am  Beginn  der  ersten,  ist  sodann  auch  am  Beginn 
der  zweiten  Vershälfte  des  Hexameters  hinter  der  Penthe- 
mimeres  die  Metrik  am  duldsamsten.  Der  übliche  Sitz  für 
Synalöphe  ist  hier  zwischen  der  vierten  Hebung  und 
Senkung,  zwischen  vierzehnter  und  fünfzehnter  More;  und 
und  zwar  hat  sie  auch  an  dieser  Stelle  so  auf  kurzen  Vokal 
Anwendung!],  wie  auf  syllaba  anceps  (vgl.  II  32,1  Balhum 
offendere;  ferner  III  10,5  IV  82,3  VI  33,3  VII  66  XI  2.7: 
20.9  IX  119),  zweimal  auch  auf  die  Länge  190.9  Thebano 
aenigmate,;  VIII  31.5  deserta  uxore). 

Entschieden  unbeliebter  war  dagegen  zwischen  der  12. 
und  13.  More  der  Beginn  des  vierten  Fusses,  wo  nur 
gelegentlich  die  Kürze  elidirt  steht  (I  57,3  atque  inter;  vgl. 
I  103,11  1115,9  IV  8.1  V74,l  VII  18.9  1X92,7  X  39,3 
XI  107,1),  nie  dagegen  die  Länge.  Mit  Unrecht  hat  also 
Schneidewin  XIV  46,1  nach  dem  Thuaneus  nosti  eximlsare 
statt  des  richtigen  scis  expulsare  der  übrigen  Handschriften 
in  den  Text  gesetzt. 

Noch  unbeliebter  aber  war  der  Beginn  des  fünften 
Fusses  (zwischen  der  16.  und  17.  More).  der  nur  viermal 
Elision  zeigt:  VII  18,13  damosoque  ohstrepe,  III  13,3  tam- 
quam  omnia ,  XI  62  nunquam  esse  fuüdam.  XI  32.5  dici 
atque  mderi. 

Nur  an  diesen  vier  oder  höchstens  fünf  Stellen  des 
Hexameters  war  für  Martial  somit  die  Versehleifung  legitim. 
Sorglich  vermied  er  dagegen  vorzüglich,  durch  sie  die 
Hauptcäsuren  des  Verses  zu  verdunkeln,    und  nur  dreimal 


1)  Vgl.  I  111,1  [fama  et  cura),  II  34,3;  40,5  III  17,5  IV  5,1  7,3; 
56,1  V74,l  VI  80,7  Vin48,7;  71,3  1X20,1;  51,5;  X  6,5;  32,5  XII  3,15; 
17,5;   96,11  XIII  90  XIV  32  Liber  spectac.  4.1. 


38  Martials 

nnd  zwar  in  den  späteren  Büchern  findet  sich  die  Penthe- 
mimeres  allerdings  durch  tibergebundenes  que  gestört  pCI 
104,71)  XII  48,9  XIV  1,7).  Zweimal  nur  ist  ferner  die 
Elision  zugelassen  in  der  vorletzten  Senkung  zwischen  19. 
und  20.  More)  wie  IV  5,5 

Nee  potes  uxorem  cari  corrumpere  amici 
fvgl.  IX  20,1);  zweimal  beim  Uebergange  vom  fünften  zum 
sechsten  Fuss    20.  und  21.  More),  wie  II  56 

Gentibus  in  Libycis  uxor  tua  Galle  male  audit, 
wo  bezeichnender  Weise  die  Vossiani  schreiben  ma  laudit; 
aber  XII  25,1  steht  sogar  non  habeo  inquis\  einmal  nur  in 
der  dritten  Senkung  (zwischen  11.  und  12.  More)  tibi  habe 
VIII  37.3;  einmal  in  der  zweiten  Senkung  (zwischen  7.  und 
8.  More)  sine  apro  VII  59;  einmal  beim  Uebergange  des 
zweiten  Fusses  in  den  dritten  (zwischen  8.  und  9.  More) : 
emere  hos  XI  70,11.  In  dem  nachstehenden  Schema  lässt 
Martial  an  den  einfach  durchstrichenen  Versstellen  nur  ganz 
ausnahmsweise ,  an  den  doppelt  durchstrichenen  nie  Syna- 
löphe  zu: 

Alles  in  allem  dürfte  Martial  nur  etwa  gegen  120  Mal 
elidirt  haben  in  3358  Hexametern;  der  Procentsatz  ist  also 
jedenfalls  ein  bescheidener.  Der  liber  spectaculorum  zeigt 
in  109  Hexametern  drei  Elisionen  2). 

Bevor  wir  hiernach  den  Haupt-Cäsuren  des  Hexameters 
näher  treten,  seien  die  Fälle  zusammengestellt,  in  welchen 
Martial  innerhalb  der  Schlussdipodie  die  üblichen 
Einschnitte,  die  zu  ihrer  correkten  Bildung  erforderlich 
sind,  verabsäumt  hat;  allerdings  hat  er  sonst  auf  das  sorg- 
lichste diese  Einschnitte  gewahrt,  und  es  erschöpft  sich  die 
Mannigfaltigkeit  des  Versschlusses   bei  ihm  vornehmlich  in 


1)  Hier  fanden  deshalb  die  ersten  Drucke  mit  den  jungen  Hand- 
schriften für  nöthig,  folgendermassen  zu  emendiren: 

Fascia  te  tunicaeque  tegunt  obscuraque  palla. 
-)  [Ueber  den  Hiatus  III  3,4  vgl.  die  Anm.  zu  der  Stelle]. 


Versbau.  39 

den  folgenden  zwei  Formen    vgl.  Luc.  Müller  de  re  metr. 
Ö.  210  f.): 

Itur  ad  Herculeas  gelidi  qua  Tiburis  |  arces 
Nimirum  timuit  nostras  Fortuna  |  querellas 
(Hierzu  sind  die  Formen: 

Nam  subito  collapsa  ruit  cum  mole  |  sub  |  illa 
und      Quod  non  sit  Pylades  hoc  tempore  non  |  sit  |  Orestes 
nur  Unterarten).    Zu  diesen  beiden  Formen  kommt  nur  noch 
gelegentlich  die  dritte: 

Possum  Hecubam  possum  Niobam  Matrinia  [  sed  |  si; 
Dieselbe  findet  sich  an  den  Stellen  liber  spectac.  27,11 
I  11,];  32,1;  53,12  II  32,1;  49,1;  53,1;  84,3  III  32,3 
IV  45,7;  60,5;  85,1;  87,3  V  9,1;  13,3;  33,1  VI  64,22 
VIII  51,11;  67,1  1X9,1;  14,3;  20,3;  41,5;  56,11;  93.5 
X  4,5;  10,9;  23,7;  31,5;  80,3  XI  76,3  XII  48,5;  9;  78,1; 
82,1  XIV  15;  62;  75  und  man  wird  gewahren,  dass  an 
vielen  derselben  die  beiden  Monosyllaba  des  Schlusses  eng 
verwachsene  Worte  sind  wie  qua  re,  plus  est,  für  es,  non 
vis,  hoc  est,  fas  est,  in  me  u.  s.  wJ)  Endlich  hat  Martial 
noch  eine  vierte  Schlussform,  in  welcher  die  vorletzte  Sen- 
kung als  ein  pyrrhichisches  Wort  abgetrennt  für  sich  steht. 
zur  Anwendung  gebracht,  stets  aber  nur  unter  der  Be- 
dingung, dass  die  voraufgehende  fünfte  Hebung  durch  ein 
Monosyllabum  ausgefüllt  sei,  wie 

Si  qua  fides  vulnus  quod  feci  |  non  |  dolet  |  inquis. 
Diese  complicirtere  Schlussform  findet  sich  an  den  Stellen 
liber  spectac.  3,11  113,3;  16,1;  55,13;  92,11;  111,3  115,7: 
9,1;  31,1;  41,3;  56,3;  60,3  IE  5,3;  70,3;  74,3;  IV  11,7; 
12,1;  26,3;  48,3;  68,1  V  13,9;  19,7;  29,3;  61,7;  76,3  VIII 
47,1;  57,5;  71,11  IX  20.9;  65,7;  82,1  X  16,1;  84,1  XI 
20.3  und  7;  23,13;  46,1;  68,1;  79,3  XII  96,7  XIII  76. 
Ausserdem  kann  hierbei  der  sechste  Fuss  bisweilen  noch  in 
zwei  Worte  zerfallen,  wie 


')  Auch  rV  47  erscheint  in  hac  est  wie  ein  Wort;  vgl.  quid  ad  te 
VII  10,1  und  3 ;    sed  imiim  III  92. 


40  Martials 

Öors  mea  quam  fnitris  melior  cui  |  tarn  |  prope  1  fas  |  est 
vg-1.  die  Stellen  V  4,5    XII  88,1.     Nirgends  dagegen  dul- 
dete Martial  die  Form 

Si  qua  fides  vulnus  quod  non  |  feci  |  dolet  |  inquis. 
Mit  diesen  vier  Schlussformen  wäre  Martial  nun  über- 
haupt ausgekommen,  hätte  ihn  die  Beschaffenheit  gewisser 
umfangreicherer  Worte  nicht  gezwungen,  doch  auch  hin  und 
wieder  auf  jeden  Einschnitt  innerhall)  der  Schlussdipodie  zu 
verzichten.  So  wie  die  Augusteischen  Dichter  sah  also 
auch  er  sich  genöthigt,  fünfsilbige  Eigennamen  oder  gewisse 
andere  Worte  gleichen  Umfangs  und  verwandten  Charakters 
eben  an  das  Versende  zu  schieben,  wie  IV  51.1 

Cum  tibi  non  essent  sex  milia  Caeciliane 
vgl.  liber  spectac.    1,7;   2,5;    28,9   I  53,5    II  29,5  [Marcel- 
Kano]    40,1     IV   51,1;    66,1;    80,3;     88,3     V  81,1     VI   54; 
68.9:  77,3;    94,1    VII  59  1X68,7  X  60  XI  84,5  XIV  128. 
Ein  viersilbiges  Wort  mit  que  findet  sich  statt  dessen  X  11,1 

Nil  aliud  loqueris  quam  Thesea  Pirithoumque. 
Voraus  aber  geht  regelmässig  ein  daktylischer  vierter  Fuss 
ausser  in  dem  verdächtigten  Verse  IV  80.3  und  XIV  128, 
wo  mau  erwarten  müsste: 

Vestit  Santonico  te  Gallia  bardocucullo . 
Dem  nämlichen  Anlass   verdankt  Martial   dann  endlich 
aber  auch  seine  Spondiazontes^),  auch  bei  diesen  erscheint 
der  vierte  Fuss  stets   daktylisch;    die  Schlussdipodie    aber 
ist  regelrecht  ein  viersilbiges  Wort  wie 

Aere  nee  vacuo  pendentia  Mausolea 
vgl.   liber  spectac.    1,5    II   38;   61,3    IV   79;   88,7    V  64,5 
VI    60,3    VII    30,5;    53,5    VIII   56,23    IX   59,9    XI   95,1. 
Und  ein  dreisilbiges  Wort  mit  que  findet  sich  statt  dessen 
nur  X  4,9 

Non  hie  Centauros  non  Gorgonas  Harpyiasque. 
Dagegen  geradezu  unregelmässig  gebildet  ist  der  Vers, 


^)  [Im  ganzen  14.    L.  Mneller  r.  m.  144]. 


Versbau.  41 

welcher    mit    einfach     molossischem    Wort    abschliesst,    X 
12,1 

Aemiliae  gentes  et  Apollineas  Vercellas. 
sowie  die  drei  anderen  mit  jonischer  Clausula:  X  68,1    XII 
50,1   XIV  215 

Cum  tibi  non  Ephesos  nee  sit  Rhodos  aut  Mitylene 
Daphnonas  platanonas  et  aerios  pityonas 
Die  mihi  simpliciter  comoedis  et  citharoedis. 
Mag  das  griechische  Lehnwort  oder  der  Eigenname  an  die- 
sen Stellen  immerhin  als  Entschuldigung  gelten,  so  reichen 
wir  damit  doch  nicht  aus  für  die  weitere,  ganz  singulare 
Bildung  die  aliquando  in  X  46.     Neben  sie   tritt  dann  end- 
lich noch  als  Singularität  anderer  Art  der  Vers  XI  84,17 

Unus  de  cunctis  animalibus  hircus  habet  cor, 
mit  dem  sich  nur  die  auffallende  viermalige  Clausel  ajmd 
me  vergleichen  lässt  (IX  35.11  XI  52,1;  83.1  XII  17.9). 
Man  beachte  übrigens  wohl,  dass  diese  gelegentlichen  Ab- 
normitäten ausschliesslich  den  letzten  Büchern  Martials  IX 
bis  XII  (nur  zwei  dem  XIV.)  angehören. 

Das  Charakteristischste  aber  sind  für  die  llexameter- 
techuik  eines  Dichters  die  verschiedenen  Formen  der  Vers- 
gliederung, deren  er  sich  bedient,  die  Zerlegung  des  Verses 
mit  Hülfe  der  Hauptcäsuren,  auf  welche  wir  nunmehr 
unser  Augenmerk  lenken.  Die  principielle  Grundlegung  der 
Lehre  von  den  Cäsuren  bei  Luc.  Müller  De  re  metrica  ist 
von  mir  in  meiner  Abhandlung :  Symbola  ad  historiam  hexa- 
metri  latiui  (Bonn  1876)  in  einigen  Punkten  modificirt  wor- 
den').  Wie  dem  Ennius,  Lucilius,  Lucrez  hatten  auch  noch 
einem  Catull,  ja  einem  Properz  freiere  Hexameter-Formen  zur 
Verfügung  gestanden.  Die  ausgebildete  Kunst  Ovids  u.  a. 
beschränkte  die  Mannigfaltigkeit  der  Versgestalt  dagegen  auf 
sechs  (vgl.  1.  1.  S.  7  u,  11): 


1]  Vgl.  einiges   Ergänzende   im  Rhein.  Mus.  XXXII   S.  389;  De 
halieuticis  S.  1S5  ff. 


42  Martials 

F    I:    Do  tibi  naumacliiam  |j  tu  das  epigrammata  nobis. 
F   II:    Denaris     tvibus  iuvitas  jj  et  mauc  togatum 
F  III :    Nam  subito  [j  collapsa  |  ruit  |j  cum  mole  sub  illa 
F  IV:    Diripere  excussosque  |  iubet  ||  laxare  ruclentis 
F    V:    Expectant  ||  curaeque  [  catenatique  labores 
F  VI:    Et  graviora  rependit  j  iniquis  pensa  quasillis. 

Aus  diesen  Formen  sab  sieb  Martial  wie  andere  Dicbter 
der  silbernen  Classicität  angewiesen  seine  Gedicbte  zusam- 
menzusetzen.    Verse  dagegen  wie  die  Properziscben 

Nee  sie  errore  exacto  i|  laetatus  Ulixes 
oder  gar 

Quem  modo  felicem  invidia  ad     mirante  ferebant 
kennt  er  nicht  mehr.     Die  FI  ist  stets  zweigliedrig;    gern 
siebt  in  ihr  die  Pentbemimeres  die  Hephtbemimeres  oder  die 
Tritbemimeres  oder  aucb  beide  wie  in 

Nimirum  |  timuit  jj  nostras  {  Fortuna  querellas 
als  Nebencäsuren  neben  sich  treten,  ohne  doch  selbst  die 
Hauptrolle  einzubüsseu.  Eine  so  regelmässige  (9  malige)  Paa- 
rung der  Hephtbemimeres  mit  der  Pentbemimeres  wie  in  VI 
73  grenzt  freilich  an  Ungeschick.  F  II  und  F  III  zeigen 
gleicherweise  dreitbeiligen  Hexameter,  hex(ameter)  trip(arti- 
tus) ;  nur  ist  in  F  III  der  Mitteltheil  der  F  II  noch  einmal 
weiter  durch  die  gräcaniscbe  Cäsur  xaxa  Tpirov  rpo/alov  cou- 
pirt,  so  dass  eine  scheinbare  Viertbeilung  entsteht.  Warum 
diese  F  III  allgemein  als  schöner  galt,  habe  ich  a.  a.  0. 
S.  20  näher  zu  erklären  versucht.  Calpurnius  u.  a.  Dichter 
feinster  Observanz  vermeiden  eben  aus  diesem  Geschmacks- 
grunde vom  hex.  trip.  die  F  II  gänzlich,  Ovid  meistens,  und 
auch  Martial  hat  F  III  recht  oft,  F  II  hingegen  nur  an  fol- 
genden Stellen  gebraucht:   V  7,7 1)   VH  30,1;   64,7    VIH  34 


')  In  VI  64,29 

Sit  placidus  licet  et  lambat  cligitosqiie  maüusqite 
ist  wie  in  allen  ähnlichen  Versen  F  I  anzuerkennen.    [Einsilbige  Prä- 
positionen lind  Conjiinktionen  in  der  3.  Arsis  hat  auch  M.  selten;  in 
XIII,  XIV  nur  einmal  (XIII  39,1)    Mneller  r.  m.  236  —  in  I  gar  nicht]. 


Versbau.  43 

IX  3,13;  100,1  XII  38,3;  52,7. i)  Sie  ist  also  nicht  nur  in  den 
Büchern  XIII  und  XIV,  sondern  auch  in  I— IV,  VI,  X,  XI 
und  im  über  spectaculorum  vermieden.  Im  Buch  XII  ver- 
hält sich  F  II  zu  F  III  etwa  wie  1  zu  12  (vgl  a.  a.  0.  S.  68). 
Aehnlich  hat  Lucan  im  Ganzen  für  F  II  nur  10  Beispiele. 

Durchweg  selten  sind  aber  ferner  von  den  römischen 
Dichtern  in  die  Textur  ihrer  Gedichte  auch  die  Formen  IV, 
V  und  VI  mit  eingewebt  worden;  dieselben  tragen  unlatei- 
nischen Charakter,  vorzüglich  die  letzte.  Denn  als  latei- 
nische Hexameter-Cäsuren  können  'nur  die  männlichen  gel- 
ten, durch  welche  der  Zweck  solcher  Cäsur,  Widerstreit 
zwischen  Versictus  und  Wortaccent  zu  erregen,  erfüllt  wird 
(vgl.  a.  a.  0.  S,  8).  Vor  allem  ist  F  VI  rein  gräcanisch 
und  darum  am  seltensten  angewandt  S.  12  ff.).  Aber  auch 
in  F  IV  und  F  V ,  wo  die  gräcanische  Cäsur  entweder  zur 
Hephthemimeres  oder  zur  Trithemimeres  hinzukommt ,  ist 
doch  durch  die  letzteren  männlichen  Einschnitte  der  Vers 
in  allzu  ungleiche  Theile  zerlegt,  und  auch  sie  haben  des- 
halb nur  zur  Abwechslung  eine  gelegentliche  Verwendung 
finden  können.  Auffallend  ist  dabei,  dass,  während  die 
Dichter  der  silbernen  Zeit  sonst  der  F  IV  vor  F  V  den  Vorzug 
geben,  Martial  dagegen  umgekehrt  nach  Ovids  Vorgang  (vgl.  de 
Halieut.  S.  190  f)  nirgends  F  IV  angewandt  hat,  wohl  aber 
FV  an   den  folgenden   Stellen:    115,7    VIII  17,3    IX  47,1 

X  11,5  XII  50,1.  Einmal  aber  ist  von  Martial  in  dem 
Verse  VII  57 

Castora  de  Polluce  Gabinia  fecit  Achillam 
auch  die  F  VI  zugelassen  worden. 2) 

Verzeichnen  wir  nunmehr,  wie  häufig  Martial  die  herr- 
schende F  I  durch  den  dreitheiligen  Hexameter  (d.  h.  durch 
F  III  incl.  gelegentlicher  F  II)  unterbrochen  hat.  Es  findet 
sich  hex.  trip.  im 


1)  [Die  Stellen  schon  bei  Mneller  r.  m.  p.  200]. 

2)  [Vgl.  Mneller  r.  m.  p.  2(10]. 


44  Martials 

Buch         I:   J7  mal,')    d.h.  eiumal   iu  je 


I: 

J7 

mal, ') 

II: 

11 

), 

III: 

12 

» 

IV: 

14 

n 

V: 

17 

)) 

VI: 

16 

)) 

VII: 

24 

)) 

VIII: 

26 

)) 

IX: 

31 

)) 

X: 

28 

» 

XI: 

19 

» 

XII: 

26 

)) 

XIII: 

8 

). 

XIV: 

12 

)) 

15'/.2  Hexametern 

17 

» 

163/4 

» 

15 

)) 

102/3 

n 

14V2 

» 

10' 7,2 

)) 

10 

» 

11 V. 

» 

10 

» 

15^3 

)) 

7'/26 

« 

17 

)) 

18 

), 

Hex.  trip.  ist  von  Martial  also  anfangs  etwas  seltener, 
hernach  von  Buch  V  bis  XII  (mit  Ausnahme  von  VI  und  XI) 
entschieden  häufiger  verwendet  worden.  Ein  ähnlicher  Fort- 
schritt wird  z.  B.  bei  Properz  wahrgenommen  (1.  1.  S.  28). 
Für  die  Einzeldistichen  in  XIII  und  XIV  schien  ihm  dagegen 
diese  dreitheilige  Versform  weniger  angemessen.  Auffallend 
aber  ist  noch,  dass  der  liber  spectac.  überhaupt  nur  ein  ein- 
ziges Beispiel,  15,1,  aufzuweisen  hat,  in  seinen  109  Hexa- 
metern. Das  rein  hexametrische  Gedicht  VI  64  bietet  nicht 
eines ;  in  I  53  macht  F  III  passend  den  Abschluss.  Mit  den 
Büchern  I  bis  XII  stimmt  der  Hex.  trip.  des  Properz  unge- 
fähr überein,  bei  Tibull  steht  er  dagegen  in  jedem  vierten 
oder  fünften  Distichon;  Virgil  hat  ihn  etwa  in  jedem  sechs- 
ten Verse,  Manilius  in  jedem  fünften  oder  vierten,  Valerius 
Flaccus  sogar  in  jedem  vierten  oder  dritten. 2; 


1)  Die  Beispiele  in  Buch  I  sind:  2,1;  3,7;  11;  4,7;  12,7;  18,3;  7; 
28,1;  43,13;   53,12;  56,1;   63,1;   70,5;   15;  75,1;   108,5;   116,3. 

'-)  [Die  von  den  elegantesten  Dichtern  vermiedene  Interpunktion 
nach  dem  4.  Fuss  (Mueller  r.  m.  p.  192)  hat  M.  nicht  gerade  selten; 
so  in  VII  10,  wo  4  Verse  mit  Ole,  quid  ad  te?  schliessen.  Ueber- 
haupt  tritt  mit  dem  5.  Fuss  öfter  der  Vokativ  ein.    B.  I  hat  25  Mal 


Versbau.  45 

Noch  sei  au  dieser  Stelle  ein  auffallendes  metrisches 
Ungeschick  des  Martial  notirt.  Schon  Ennius  und  alle  guten 
Dichter  nach  ihm  vermieden  im  Hex.  trip.  (so  wie  auch  in 
F  V) ,  den  ersten  Versfuss  durch  ein  daktylisches  oder  gar 
durch  ein  spondeisches  Wort  auszufüllen,  so  dass  in  der 
zweiten  Vershebung  ein  Monosyllabum  zu  stehen  kommt  und 
der  Zweck  der  Trithemimeres,  Widerstreit  zwischen  Wort- 
accent  und  Versictus  zu  erregen,  paralysirt  wird  (vgl.  a.  a.  0. 
S.  9  und  15).  Fehlerhaft  heisst  es  also  z.  B.  in  dem  un- 
ovidischen  Sapphobrief  v.  113:1) 

Postquam  |  se     dolor  invenit  i  nee  pectora  plangi. 
Martial  hat  nun  weder  an  den  Stellen  VI  29,5:  83,7  X  96,7 
und   11     XI  27,1     XII  68,5   daktylisches  Wort,    noch   auch 
gar  an  zwei  Stellen  des  fünften  Buchs  9,3  und  47,1   spon- 
deisches Wort  zu  umgehen  verstanden. 

Hiernach  stellt  sich  uns  schliesslich  noch  die  Aufgabe, 
die  häufigste  Gestalt  des  Hexameters  F  I  näher  ins  Auge 
zu  fassen.  Wir  fragen  nach  ihrem  Spondeengehalte. 
Freilich  nicht  so,  dass  wir  einfach  die  Häufigkeit  der  Spou- 
deen  constatiren.  Auch  ein  schwer  spondeisch  einherschrei- 
tender  Vers  kann  schön,  wirkungsvoll,  enrythmisch  sein, 
falls  er  die  geeigneten  Cäsuren  hat;  es  sei  nur  an  das  ex- 
treme Beispiel  aus  Catull  116,3  erinnert: 

Qui  te  leuirem     nobis  |    neu  conarere. 
Lästig  und  unrythmisch  werden  im  lateinischen  Hexameter 
spondeische  (resp.  molossische,  ionische)  Wörter  erst,    falls 
ihr  Wortaccent  nicht  mit  dem  Versictus  in  belebenden  Wi- 
derstreit geräth.     Dies  zu  bewirken   sind    aber  die  Neben- 


die  Interpunktion  nach  dem  4.  Fuss,  darunter  14  Mal  vor  Vokativen ; 
VII  25  Mal,  IG  Mal  vor  Vokativen;  XII  19  Mal,  4  Mal  vor  Vokativen. 
In  den  335  Hexametern  von  XIII  und  XIV,  wo  nur  4  solche  Inter- 
punktionen sind  XIII  7(;,1  XIV  129,1;  163,1;  212,1  Mueller  a.  a.  O.j 
fehlen  die  Vokative]. 

1)  Der  Vers  55  des  Cydippebriefes  dagegen 

Dicam  nunc  solitoque  tibi  nie  decipe  more 
ist  sicher  corrupt;  vgl.  Göttinger  gel.  Anz.  1S82  S.  836. 


46  Martials 

ciisuren  nach  der  zweiten  und  vierten  Hebung,  wenn  schon 
nicht  das  einzige,  doch  das  beste  Mittel.  Die  Fragestellung 
specialisirt  sich  also  vielmehr  dahin,  wie  oft  erstlich  ein 
spondeisches  Wort  den  ersten  Fuss  ausfüllt  mit  nachfol- 
gender Worttrennuug  wie 

Maior  |    deceptae  fama  est  et  gloria  dextrae; 
das  nennen  wir  PPS;  und  zweitens  wie  oft  der  vierte  Fuss 
vor  bukolischer  Nebencäsur  spondeisch  gebildet  ist,    ohne 
selbst  einen  weiteren  Einschnitt  zu  erfahren,  wie 

Nunc  sua  Caesar eos  exorat  |  praeda  leones. 
Dies  heisse  PQS.  Das  Erstere  wäre  bei  vorhandener  Trit- 
hemimeres.  das  Letztere  bei  der  Hephthemimeres  unmöglich. 
Catull  und  seines  Gleichen  waren  sich  der  Schwerfäl- 
ligkeit der  Form  PQS  noch  nicht  bewusst;  er  duldete  sie 
daher  fast  in  jedem  zweiten  Verse!  Und  in  ihrer  allmäh- 
lichen Einschränkung  hat  ein  vornehmlicher  Fortschritt  im 
Verlauf  der  Geschichte  der  lateinischen  Hexametertechnik 
bestanden,  Wohl  Wenige  gelangten  dabei  freilich  zu  solcher 
Abstinenz,  wie  die  Sulpiciasatire,  die  in  70  Versen  nur  ein 
Beispiel  giebt;  aber  solche  Eleganz  ist  durch  Schäden  an- 
derer Art  erkauft  worden.  Virgil  hat  PQS  etwa  auf  jeden 
siebenten  oder  achten  Vers  zu  beschränken  verstanden  und 
ist  darin  von  Ovid  kaum  Überboten  worden.  Maximian  hat 
in  seinen  Elegien  dagegen  wieder  fast  jeden  dritten  Vers 
damit  belastet.     Martial  selbst  aber  bietet  im 

Beispiele,  i)    d.  h.  eines  in  je  7    Hexametern 
»  »  »      »    »  6^3  » 

»  »  »      »    »  5^/7  » 

»  »  »  »      ))    4^5  » 

))  »  »  »      ))    5^7  » 


1)  Die  Beispiele  für  Buch  I  sind:  2,7;  6,3;  9,1;  11,3;  12,5;  13,3; 
15,11;  21,5;  32,1;  33,1  (sola  est);  33,3;  34,1;  36,3;  39,7;  43,3;  43,5;  43,7; 
51,5;  53,3;  53,8;  53,10;  55,3;  55,5;  55,9;  58,5;  59,1 ;  68,7;  70,3 ;76,13;  80,1 
88,5;  92,1;  92,5;  93,3;  93,5;  98,1;   101,1";  103,3. 


Buch 

I: 

3S 

)) 

II: 

28 

)) 

ni: 

39 

)) 

IV: 

45 

» 

V: 

34 

)) 

VI: 

34 

Versbau.  47 


Buch    VII:  42  Beispiele, 

d.  h. 

eines 

in  je  6V4 

Hexametern 

))      VIII:  50 

« 

» 

))    ))    5 

)> 

IX:   58          » 

» 

» 

«     ).     572 

» 

X:  421)      „ 

» 

« 

»    »    7 

» 

XI:   51 

» 

» 

«    »    54/5 

» 

))        XII:   23          » 

» 

» 

«    »    8V5 

» 

))      XIII:   30 

)) 

» 

»    «    41/2 

» 

.)      XIV:  49 

» 

» 

»    »    43/s 

)) 

über  spect. :  23        » 

)) 

« 

«    »    43/4 

» 

Man  wird  bemerken,  dass  die  Büclier  XIII  und  XIV  so  wie 
auch  der  liber  spectaculorum  bierin  auffallend  zurückstehen, 
während  Buch  XII  als  letztes  sich  günstig  auszeichnet. 

Ein  geeignetes  Hilfsmittel  PQS  zu  umgehen  war  die 
griechische  Nebencäsur  xaia  Tsxap-ov  Tpo;(aTov.  Dieselben 
älteren  Dichter,  bei  denen  PQS  am  häufigsten  ist,  schlössen 
auch  diese  letztere  Cäsur  principiell  aus  (a.  a.  0.  S.  25  ff). 
Während  ihr  sodann  bei  den  Nachfolgern  allerdings  fast 
uneingeschränktes  Recht  zu  Theil  geworden  ist,  haben  da- 
gegen alle  Besseren  einen  gleichzeitigen  Einschnitt  y.o.-A 
TSTaprov  und  xata  TrsfiTtTov  -po)^aTov  derart,  dass  die  fünfte 
Hebung  in  ein  amphibrachisches  Wort  fiel,  wie: 

Omnes  quas  habuit  Fabiana  |  Lycoris  |  amicas. 
mit  Recht  als  unschön  und  unfein  empfunden :  und  nur  die 
nachlässigeren  Dichter  gestatteten  sich  ihn  häufiger  (vgl. 
a.  a.  0.  S.  28  f.) ;  zu  diesen  aber  muss  in  diesem  Falle 
auch  Martial  gezählt  werden,  bei  welchem  das  letzte  Buch 
XII  ein  Beispiel  in  je  13  oder  14  Hexametern  hat  (14  Bei- 
spiele; ;  ähnlich  hat  die  Sulpiciasatire,  die  PQS  so  glücklich 
zu  vermeiden  wusste,  dafür  ein  IBeispiel  in  je  1772-  Für 
die  übrigen  Bücher  Martials  sei  notirt:  VII  bietet  ein  Bei- 
spiel in  24  Versen  (11  Beispiele).  VI  eins  in  23  (10)2;,  IX 


1)  Hier  ist  X  68,5  <!>'jyTi  [ao-j  des  Enklitikons  wegen  mit  eingerechnet. 
'-]  Solche  Fälle  wie  VI  25,3  patrinsque  quid  optet  amicus  sind  mit 
eingerechnet. 


48  Martials 

eins  in  22  (16),  XI  eins  in  30  (10),  I  eins  in  33  (8),  über 
spect.  eins  in  36  (3) ,  IV  eins  in  41  (5) ,  XIII  eins  in  45 
(3),  X  eins  in  47  (6),  III  eins  in  50  (4) ,  II  eins  in  62  (3;, 
VIII  eins  in  84  (3)  ,  V  eins  in  90  (2).  Bucli  XIV  ist  am 
vornehmsten;  denn  in  seineu  214  Distichen  zeigt  es  das 
amphibracliisclie  Wort  nur  einmal  auf  (1,11;. 

Mit  nicht  mehr  Erfolg  als  im  vierten  hat  Martial  im 
ersten  Fusse  der  unrythmischen  spondeischen  Bildung  aus- 
zuweichen verstanden.  Sie  ist  bei  ihm  hier  nur  um  so  viel 
seltener  als  dies  durch  die  Natur  der  Sache  selbstverständ- 
lich gegeben  war.  Registriren  wir  denn  als  Abschluss  dieser 
Uebersicht  über  die  Metrik  des  Martial  die  Frequenzzahlen 
für  PPS.     Es  enthalten 


Buch 

1:18  Beispiele, 

')  d.  h. 

eins 

in  je  1 42/3  Hexametern 

» 

II:     9 

)) 

)) 

))    >)     21 

)) 

)) 

III:    12          » 

)) 

)) 

.)      ))       163/4 

» 

» 

IV:    14 

» 

)) 

»    »     15 

» 

» 

V:   12          .) 

)) 

» 

))    »     15 

» 

» 

VI:   13 

)) 

>) 

))    »     18 

)) 

» 

VII:   14          )) 

» 

» 

))    »     I8V7 

» 

)) 

VIII:   10 

» 

)) 

»    ))     25 

» 

), 

IX:   15 

» 

)) 

»    »     23 

» 

)) 

X:     6          « 

)) 

» 

«    »     43 

» 

« 

XI:   15 

)) 

» 

»    »     20 

» 

)) 

XII:     7 

» 

» 

))    »     27 

» 

» 

XIII:     2 

» 

)) 

))    ))     67\/2 

)) 

)) 

XIV:     4 

» 

)) 

«    .)     531/2 

» 

liber 

spect. :    5        )) 

)) 

)^ 

«    »     2IV5 

» 

Sowohl    von  Virgil   wie 

von  Ovid 

wird  Martial 

in   diesem 

Punkte  somit  erheblich  tiberboten; 

gleich  kommt  ihm  etwa 

Silius  Italicus,  und  selbst  Catull  steht 

ihm  nicht  nach.    Nicht 

zu  verkennen  aber  ist,  dass  die  Bücher  XIII  und  XIV  (da- 

1)  Diese  Beispiele  sind:  3,3;  21,7;  34,9  (numquid);  42,3;  53,1;  53,8; 
55,5;   57,1;  57,3;  60,1;   68,3;   76,13;   78,3;  78,7;  87,7;  90,7;  100,1  ;  101,9. 


Versbau.  49 

neben  X)  von  Martial  auch  in  diesem  wie  in  anderen  Punk- 
ten mit  besonderer  Sorgfalt  behandelt  worden  sind. 

Etwas  anderes  ist  wie  im  Stil,  so  auch  in  der  Metrik 
die  Correktheit,  etwas  anderes  die  Eleganz.  Die  Grenzen 
des  Correkten  waren  von  Catull,  Virgil,  Ovid  immer  enger 
gezogen  worden.  Martial  strebte  nicht  wie  andere  Vers- 
künstler der  Kaiserzeit  danach  sie  noch  weiter  einzuengen: 
dazu  war  er  zu  stofflich  interessirt,  und  es  war  bei  der 
Eigenartigkeit  und  dem  Reichthum  seines  Inhalts  gewiss 
künstlerisches  Verdienst  genug,  dass  er  jenen  überkomme- 
nen Bezirk  des  metrisch  Schönen  nicht  durchbrochen  hat. 
Das  Correkte  betraf  aber  vornehmlich  die  Einschränkung 
der  Synalöphe,  die  Gestaltung  des  Hexameter-  und  Penta- 
meterschlusses, die  Auswahl  der  Cäsuren  zu  Gunsten  der 
Formen  F  I  und  F  III  und  ihre  Reinheit.  Sache  der  Ele- 
ganz dagegen  war  die  weitere  euphonische  Ausgestaltung 
der  F  I ,  die  bei  aller  Correktheit  nur  zu  leicht  steif  und 
unschön  bleiben  kann  und,  da  sie  den  Hauptstock  des  Ge- 
dichtes auszumachen  pflegt,  nothwendig  auf  dasselbe  weiter 
ihren  Charakter  überträgt.  Jene  Eleganz  zu  erreichen  ist 
nun  Martial  nicht  gewillt  oder  nicht  beanlagt  gewesen,  wie 
uns  besonders  PPS  und  PQS  sowie  die  häufigen  pentametri 
spondiaci  gezeigt  haben,  und  er  blieb  hier  stehn  auf  dem 
Boden  eines  erträglichen  Mittelmasses.') 

Th.  Birt. 
[Die  Verlängerung  einer  Kürze   hat  M.  ein  Mal   in  der 
3.  Arsis  des  Hexameters  VII  44,1 

Maximus  ille  tuus.  Ovidi,  Caesonius  hie  est, 


'1  Bei  den  nach  der  kleinen  Schneidewinschen  Ausgabe  ausge- 
führten) Zähinngen  sind  Verbindungen  wie  Ausa  est,  Una  est,  prae- 
cisa  est  (II  45:,  certum  est,  quaecunque  est  (VI  68,11)  u.  s.  w.,  ebenso 
quisquis,  ecqtiid  fX  103,3),  numquid  (I  64,9),  tanquam  (IV  71,3),  postquam 
;IIG1,3),  tecum  (11160,9),  a^^m' (IX  72,5)  als  ein  Wort  behandelt;  nicht 
dagegen  si  quis  (z.  B.  IV  42,1)   (vgl.  ad  hist.  hex.  p.  70  Note  3.) 

Th.  B. 

Martial  I.  a 


50  Chronologie 

einmal  in  der  vierten  X  S9,l 

Inno  labor,  Polyclite,  tuus  et  gioria  felix 

und  drei  Mal  in  der  Mitte  des  Pentameters: 

IX  101,4  Disce:    Libyn  domuit,  aurea  poma  tulit 
XIV  77,2  Lesbia  plorabat,  hie  habitare  potest 

(vgl.  L.  Mueller  r.  m.  p.  331  f. 

Sp.  28,10    Dives  Caesarea  praestitit  unda  tibi 

(vgl.  dort  die  Aum.)]. 


IIL  Chronologie  der  Epigramme  Martials.^) 

Die  Chronologie  der  Bücher  M.s  habe  ich  (mit  Aus- 
nahme des  1.  Spectaculorum  und  1.  XII)  zu  bestimmen  gesucht 
in  den  beiden  Programmen  der  Universität  Königsberg  1 562 
I:  De  temporibus  librorum  Martialis  Domitiano  imperante 
editorum  et  Silvarum  Statu  und  1865  II:  De  temporibus 
librorum  Martialis  X  et  XI.  Die  Zeiten  der  sämmtlichen 
Bücher  hat  sodann  HFStobbe  (f  1872  in  seiner  Ab- 
handlung: »Martials  Gedichte,  eine  chronologische  Unter- 
suchung« (Philol.  XXVI  [1867]  S.  44—80)  ausführlich  erör- 
tert, Avobei  er  vielfach  zu  andern  Resultaten  als  ich  gekom- 
men ist.  Mommsens  Abhandlung:  «Zur  Chronologie  Martials« 
(Beilage  C  zu  der  Abhandlung  Zur  Lebensgeschichte  des 
jüngeren  Plinius  Hermes  III  [1868]  S.  120—126)  bezieht 
sich  nur  auf  die  Bücher  X — XII ;  nach  dieser  hat  Stobbe 
(Martials  zehntes  und  zwölftes  Buch,  Philol.  XXVII  [1868] 
S.  630 — 641)  die  controversen  Punkte  dieses  Theils  der  Unter- 
suchung einer  erneuten  Prüfung  unterzogen.  Endlich  hat  auf 
Grund  von  Daten  in  den  neuentdeckten  Arvaltafeln  OHirsch- 
feld  in  seiner  Anzeige  von  Henzen  Scavi  nel  bosco  sacro  dei 


1)  Aus  SG.  III  5  424—440  mit  mehrfachen  Auslassungen,  Zusätzen 
und  Berichtigungen  wiederholt. 


der  Epigramme   Martials.  5j 

fratelli  Arvali  (Göttiug'.  gel.  Auz.  1869  S.  1505—1510]  Bei-> 
träg-e  zur  Zeitbestimmung  der  Büclier  III,  IV  und  IX  ge- 
liefert. Eine  mit  Benutzung  dieser  sämmtlichen  Arbeiten 
aufs  neue  angestellte  Untersuchung  (bei  welcher  ich  auch 
einige  mir  von  Stobbe  mitgetheilte  Bemerkungen  benutzen 
konnte)  hat  mich  von  der  Nothwendig-keit  überzeugt,  einen 
g-rossen  Theil  meiner  in  den  angeführten  Abhandlungen  ge- 
machten Ansetzungen  zu  ändern.  Zu  einigen  nachträglichen 
Berichtigungen  haben  mich  dann  noch  folgende  Abhand- 
lungen veranlasst:  Asbach,  Die  Consularfasteu  vom  Tode 
Domitians  bis  zum  3.  Consulate  Hadriaus  (Rheinland.  Jahr- 
buch. LXXII  [1882]  S.  1—54)  und  PKerckhoff;  Duae 
quaestiones  Papinianae.  Diss.    Berol.  1884. 

Die  Gedichte  des  sogenannten  lib.  Spectaculorum  sind 
im  Jahre  SO  zur  Verherrlichung  der  Schauspiele  verfasst, 
mit  welchen  Titus  das  Amphitheater  einweihte;  doch  ist  es 
möglich,  dass  (in  einer  zweiten  Ausgabe,  einige  auf  Schau- 
spiele Domitians  bezügliche  (9;  22;  25  b)  nachträglich  hin- 
zugefügt sind,  vgl.  die  Einl.  zu  diesem  Buche. 

Die  nächstfolgenden  Bücher  sind  die  beiden  Samm- 
lungen von  Aufschriften  für  Saturnaliengeschenke,  Xenia  und 
Apophoreta,  welche  später  jedenfalls  erst  nach  M."s  Tode)  den 
12  Büchern  der  Epigramme  augehängt  sind  gewöhnlich  als 
1.  XIII  und  XIV  bezeichnet).  M.,  der  damals  an  eine  fort- 
laufende Veröffentlichung  seiner  Gedichte  noch  nicht  dachte, 
hat  sie  selbst  eben  so  wenig  mit  Zahlen  bezeichnet,  als  den 
1.  spectaculorum.  Vgl.  oben  S.  17.  Ihre  Zeit  bestimmt  sich 
durch  die  Anspielung  auf  den  erst  seit  kurzer  Zeit  herge- 
stellten Frieden.     XIV  34  Falx: 

Fax  me  certa  ducis  placidos  curvavit  in  usus. 
Agricolae  nunc  sum,  militis  ante  fui. 
Und  zwar  war  es  der  Friede  nach  dem  Chattenkriege,  nach 
dessen  Beendigung  Domitian  im  Jahre  84  (vor  dem  3.  Sep- 
tember:   Diplom  von  Carnuntum  LXXIV  Ephem.    epigr.  V 
p.  93)  den  Namen  Germanicus  annahm.    XIII  4  Tus: 

4* 


52  Chronologie 

Serus  ut  aetheriiic  Germauicus  imperet  aulae, 
Utque  diu  tcrris,  da  pia  tura  lovi. 
XIV  170  Signum  Victoriae  aureum: 

Haec  illi  sine  sorte  datur,  cui  nomina  Rhenus 
Vera  dedit.    Deeies  adde  Falerna  puer. 
Auf  den  (bereits  im  Jahre  82   beendeten)  Bau  des  Capitoli- 
nisehen  Jupitertempels   bezieht   sich  XIII   74,    auf  den  des 
Vespasiautempels  XIV  124. 

Das  Fehlen  jeder  Anspielung  auf  den  dacischeu  und 
sarmatischen  Krieg  könnte  freilich  in  diesen  Büchern  ganz 
zufällig  sein,  aber  von  dem  Bestehen  des  Friedens  konnte 
M.  seit  dem  Anfange  des  dacischeu  Krieges  (86 — 89  nicht 
mehr  sprechen.  Die  Bücher  XIII  und  XIV  'die  sehr  wohl 
für  die  Saturnalien  eines  und  desselben  Jahres  bestimmt 
gewesen  sein  können')  werden  also  im  December  84  oder  85 
veröffentlicht  sein. 

Nicht  viel  später  begann  M.  die  fortlaufende  Veröffent- 
lichung seiner  Epigramme,  deren  einzelne  Bücher  er  von 
nun  an  mit  Zahlen  bezeichnete  (oben  S.  16).  Schon  seit 
Jahren  waren  seine  Epigramme  mit  grösstem  Beifall  aufge- 
nommen II  6,  und  von  ihm  und  anderen  in  Büchelchen  zu- 
sammengestellt worden,  die  von  Hand  zu  Hand  gingen.  Er 
war  bereits  notus  in  orbe  Argutis  epigrammaton  libellis  I  1 , 
als  er  sich  aufzureden  von  Freunden  116,17  und  vielleicht 
auch  um  der  Plünderung  seiner  Gedichte  durch  Plagiatoren 
(I  52;  53;  29;  38;  66;  72)  ein  Ziel  zu  setzen,  entschloss, 
eine  grössere  Sammlung  herauszugeben.  Diese  wurde  dem 
Kaiser  überreicht  I  4. 

Die  Annahme  Stobbes  (Philol.  XXVI  62  f.  ,  dass  I  und 
II  gleichzeitig  erschienen,  halte  ich  für  hinlänglich  begründet. 
Vgl.  die  Anm.  zu  I  praefat.  Der  im  Laufe  der  Zeit  ange- 
sammelte Vorrath  von  Epigrammen,  die  der  Veröffentlichung 
werth  schienen,  war  begreiflicherweise  für  ein  Buch  zu  gross. 
Entweder  vertheilte  sie  M.  sogleich  in  die  beiden  ersten 
Bücher,    oder  er  vermehrte  das  herausgegebene  Buch  nach 


der  Epigramme  Martials.  53 

dessen  beifälliger  Aufnahme  aus  seinem  noch  unbenutzten 
Vorrath  so  sehr,  class  die  Theihmg  in  2  Bücher  nothwendig 
wurde.  Gerade  das  2.  Buch  besteht  g-rösstentheils  aus  Ge- 
dichten, die  keine  Beziehung  auf  die  Gegenwart  haben,  viel- 
leicht meist  der  Zeit  des  Vespasian  und  Titus  angehören. 
(Vgl.  die  Anmerk.  zu  II  1 5  und  32) .  Zu  Stobbes  und  Borghesis 
(Oeuvres  III  382)  Annahme,  dass  »M.  das  fertige  Buch  I 
kurz  vor  der  Herausgabe  zurückgehalten  und  inzwischen 
Buch  II  veröffentlicht  habe«,  bietet  II  93  keinen  Anhalt 
(vgl,  dort  die  Anm.j.  Dass  es  eine  Ausgabe  gab,  nach  wel- 
cher I  und  II  zusammen  als  ein  Buch  gezählt  Averdeu  konn- 
ten, zeigt  auch  III  1,3:  Hunc  legis  et  lihrum  laudas  fortasse 
priorem,  und  6:  Debet  enim  Gallum  vincere  verna  Kber. 
Dass  M.  hier  von  seiner  eigenen  sonst  stets  festgehalte- 
nen Zählung  (oben  S.  16)  abweichend  die  beiden  ersten 
Bücher  als  eines  bezeichnet,  erklärt  sich,  wenn  man  an- 
nimmt, dass  neben  der  2.  vermehrten  Ausgabe  in  zwei  Bü- 
chern, die  wir  besitzen,  die  erste  lin  einem  Buche)  noch  im 
Umlauf  war. 

Die  Erwähnung  der  Censur  )I  4,7  vgl.  praef.  I  beweist, 
dass  I  nicht  vor  85  edirt  ist.  Wenn  vielleicht  Domitian 
auch  die  censorische  Gewalt  schon  zu  Ende  des  Jahres  84 
annahm  (Dio  LXVII  4  ,  so  giebt  es  doch  keine  Monumente 
aus  demselben,  auf  welchen  der  Censortitel  vorkommt,  der 
auch  auf  dem  Militärdiplom  vom  3.  September  84  (LXXIV) 
fehlt:  denn  die  von  Eckhel  D.  n.  VI  p.  379  augeführte 
Münze  (Cohen  ed.  2  N.  176)  ist  entstellt  (Mommsen  Add. 
ad  CIL  III  Ephem.  epigr.  V  93;  vgl.  Henzen  Bdl  1883 
p.  136).  Auf  den  (wie  gesagt  im  Jahr  84  angenommenen) 
Beinamen  Germanicus  bezieht  sich  II  2.  Wenn  sich  I  22,5 
eine  Hindeutuug  auf  den  85  oder  86  begonnenen  Daker- 
krieg  findet: 

Praeda  cauum  lepus  est,  vastos  non  implet  hiatus: 
Non  timeat  Dacus  Caesaris  arma  puer  — 
so  ist  hier  vielleicht  auf  einen   sonst  unbekannten,  vor  83 


54  Chronologie 

unternommenen  Fcldziig  angespielt,  auf  welchen  Mommsen 
RG  V  200,2  aus  der  Inschrift  CIL  VIII  1026  (Carthag-o) 
sehliesst:  donis  donatus  a  Domitiano  ob  bellum  Dacicum, 
item  ab  eodem  ob  bellum  Germanicum  ^84) .  item  torqui- 
bus  armillis  ob  bellum  Dacicum.  Doch  ist  dieser  Schluss 
kein  sicherer  vgl.  die  Aum.  zu  der  Inschrift).  Das  Epi- 
gramm kann  auch  geschrieben  sein  ,  als  nur  erst  die  Even- 
tualität des  Dakerkriegs  den  Gegenstand  des  Tagesgesprächs 
in  Rom  bildete. 

Hiernach  dürfte  die  Veröffentlichung  von  Buch  I  und 
II  zu  Ende  85  oder  zu  Anfang  86  erfolgt  sein.  Das  später 
(z.  B.  VI  2)  öfter  gepriesene  Verbot  der  Castration,  das 
Eusebius  2098  (Oktober  81— Oktober  82,  nicht  wie  früher 
angenommen  wurde  Oktober  82 —  Oktober  83)  ansetzt,  kommt 
zuerst  II  60  vor. 

Die  Schauspiele,  auf  welche  zahlreiche  Gedichte  in  I 
sich  beziehen,  können  die  zur  Feier  des  chattischen  Triumphes 
veranstalteten  sein.  Dagegen  die  I  5  erwähnte  Naumachie 
muss  früher  stattgefunden  haben. 

Andere  Indicien  für  die  Abfassung  von  I  und  II  habe 
ich  nicht  gefunden.  Von  Freunden  M.'s  kommen  seine  Lauds- 
leute  Licinianus  aus  Bilbilis  (I  49:  61,11,  doch  vgl.  auch  zu 
IV  55,1)  und  Decianus  aus  Emerita  18,24;  39;  61  II  praef. 
II  5)  nur  in  den  beiden  ersten  Büchern,  Canius  Rufus  aus 
Gades  dagegen  (zu  I  61,9)  und  der  zu  M.'s  ältesten  römi- 
schen Freunden  gehörige  Q.  Ovidius  (zu  I  105^  auch  in  spä- 
teren vor.  Auch  mit  Stella  (I  7  ,  Atedius  Melior  II  69), 
den  Brüdern  Domitius  Tullus  und  Lucanus  I  36) ,  Faustinus 
(I  25)  war  er  schon  damals  bekannt.  Ueber  Tuscus  (I  54) 
und  Fronte  (I  55    vgl.  d.  Anm. 

Die  Zeit  des  in  Forum  Cornelii  an  der  via  Aemilia  in 
Gallia  togata  herausgegebenen  3.  Buches  bestimmt  sich  durch 
IV  11,  das  unter  dem  Eindruck  der  ersten  Nachricht  von 
dem  (in  Mainz  ausgebrochenen)  Aufstande  des  obergermani- 
schen   Heeres    unter    Antonius    Saturninus  verfasst  zu   sein 


der  Epigramme  Martials.  55 

scheint.  Dieser  Aufstand,  welcher  nach  der  Untersuchung 
von  Bergk  (ßheinl.  Jahrb.  LVIII  [1S76]  S.  136  ff.)  Mitte 
Januar  89  niedergeschlag-eu  wurde,  brach  gegen  Ende  88 
aus;  vgl.  Mommsen  RG  V  137.  Obwohl  es  nun  gerade  nicht 
unmöglich  ist,  dass  IV  II  bei  der  Ausgabe  von  III  schon 
gedichtet  war,  aber  aus  irgend  einem  Grunde  zurtickblieb 
und  erst  in  IV  Aufnahme  fand,  wie  das  allem  Anschein  nach 
in  Gallia  togata  gedichtete  Stobbe  a.  a.  0.  S.  52)  IV  25: 
so  liegt  es  doch  bei  weitem  am  nächsten,  die  Ausgabe  von 
III  vor  die  Abfassung  von  IV  11,  also  ins  Jahr  87  oder  88 
zu  setzen.  Neben  mehreren  Gedichten,  die  in  Gallia  togata 
abgefasst  sind  16;  99;  39  auf  Bononia ' ,  ;  59  zugleich  auf 
Mutina;  56;  57;  67;  91;  93,8  auf  Ravenna  bezüglich]  stehen 
auch  solche;  die  in  Rom  gedichtet  zu  sein  scheinen,  wie  19; 
25:  36;  44 — 47;  50;  55;  58  u.  a.  Die  ersten  1 — 5  in  Forum 
Cornelii  verfassten  sind  zuletzt  geschrieben;  6  zum  17.  Mai) 
kann  dagegen  sehr  wohl  längere  Zeit  vor  der  Ausgabe  ver- 
fasst  sein.  Das  Buch  ist  an  Faustinus  2,  vgl.  25;  47;  58) 
und  an  Julius  (5,  wohl  gewiss  Julius  Martialis)  gerichtet. 
Auf  Canius  Rufus  bezieht  sich  20.  Der  II  12  als  Kunst- 
richter genannte  Probus  kann  sehr  wohl  Valerius  Probus 
sein  ;Teuffel  RLG  300,2).  Das  Theateredict  Domitians  wird 
erwähnt  95.10. 

Das  4.  Buch  enthält  gleich  im  ersten  zu  Domitians  Ge- 
burtstag 24.  Oktober  verfassten  Gedicht  eine  Anspielung 
auf  die  88  wahrscheinlich  im  September  Stobbe  8.  51  f.) 
gefeierten  Öäkularspiele  (IV  1,7).  Da  aber  V  noch  vordem 
dacischeu  Triumph  d.  h.  vor  Ende  89)  edirt  sein  muss  (vgl. 
Hirschfeld  1506—1508),  kann  IV  1  nicht,  wie  Stobbe  an- 
nimmt S.  51 — 53).  zum  24.  Oktober  89,  sondern  muss  zum 
24.  Oktober  88  gedichtet  sein.  Ungefähr  um  diese  Zeit 
oder  etwas  später  ist  IV  M  verfasst  (oben  S.  54).    Der  IV  2 


•)  Dort  wird  er  die  Bekanntschaft  des   Camonins  Rufns   (VI  8-5) 
gemacht  haben. 


56  Chronologie 

und  13  erwähnte  Scliueefall  wird  im  December  SS  stattge- 
funden haben  so  auch  Bergk  a.  a.  0.  141,3),  und  in  diesem 
auch  IV  SS  gedichtet  sein.  Das  Buch  erschien  also  wahr- 
scheinlich an  den  Saturualien  SS.  Der  Agon  Capitolinus,  in 
dem  Collinus  den  Kranz  davon  trug  (54),  war  also  der  des 
Jahres  S6,  auf  den  auch  1,6  angespielt  wird.  M.  hatte  sich 
im  Sommer  eine  Zeit  lang  am  Golf  von  Neapel  aufgehalten: 
30.  44,  57  vgl.  63).  Dort  machte  er  vielleicht  die  Be- 
kanntschaft des  Silius  Italiens  (14);  als  die  Hitze  zu  stark 
wurde,  begab  er  sich  nach  Tibur  auf  ein  Gut  des  Faustinus 
(57  ;  hier  verfasste  er  wohl  60,  62,  79.  Dem  Faustinus 
wurde  auch  dies  Buch  überreicht  (10)  ,  zugleich  aber  auch 
dem  Kaiser  (1  vgl.  27)  und  zwar  durch  den  Freigelassenen 
Euphemos  (8);  der  Kämmerer  Parthenius  wird  hier  zuerst 
von  M.  angesungen  (45). 

Das  5,  Buch,  wo  gleich  im  3.  Gedicht  einem  der  am 
spätesten  verfassten)  die  Gesandtschaft  des  Diegis  an  Do- 
mitian  (in  Pannonien  Stobbe  S.  55)  erwähnt  wird,  die  kurz 
vor  dem  Frieden  mit  den  Dakern  erfolgte .  ist  etwa  im 
Herbste  89  edirt.  Domitian  war  schon  nach  Italien  zurück- 
gekehrt und  befand  sich  auf  einer  seiner  Villen  im  Gebirge 
oder  am  Meere  5.1).  Da  nun  V  vor  dem  dacischen  Triumph 
erschien,  das  Jahr  2106,  in  das  Eusebius  diesen  setzt,  aber 
nicht  wie  man  bisher  annahm  das  Jahr  1.  Oktober  90 — 
1.  Oktober  91.  sondern  1.  Oktober  89—  1.  Oktober  90  ist. 
und  alles  dafür  spricht,  dass  der  Triumph  schon  Ende  S9 
gefeiert  ist  (Hirschfeld  1506  f.; ,  so  ist  die  Ausgabe  des 
Buches  eben  in  den  Herbst  dieses  Jahres  zu  setzen.  V  67 
(die  Rückkehr  der  Schwalben)  ist  also  wohl  im  Frühling. 
V  71  (an  Faustinus)  im  Hochsommer  89  verfasst,  das  De- 
cemberfest  (49;  und  die  Saturnalien  (18,  59,  84,  die  des 
Jahres  88.  Schauspiele  werden  besonders  31  und  65,  das 
Theateredikt  (edictum  domini  deique  uostri  8,1)  sehr  oft 
erwähnt:  8;  14;  23:  25;  27;  35;  38;  41.  An  Domitian  sind 
1—3;  15.  imd  19,   an    (seinen   Studienrath?)    Sextus  5,   au 


der  Epigramme  Martials.  57 

Parthenius   6  gericlitet.     Juuius   Mauricus    war    noch    nicht 
exilirt  28,5. 

Dass  1.  VI  nach  dem  claciscbeu  Triumph  erschienen  ist, 
unterliegt  keinem  Zweifel;  vg-l.  4,2:  10,7  (Talis  supplicibus 
tribuit  diaclemata  Dacis  et  Capitolinas  itque  reditque  vias  ; 
76,5.  Der  Tod  der  Julia  erfolgte  Ende  89  ^Hirschfeld  1506 
—1508) ,  auf  einer  Münze  des  Jahres  90  erscheint  sie  als 
diva;  als  solche  redet  sie  M.  13  an  (auf  eine  Gruppe,  wo 
sie  als  Venus  mit  Amor  dargestellt  war).  Auch  3,  wo  sie 
als  Schutzgöttin  eines  Kindes  gedacht  ist,  das  die  Gemahlin 
Domitians,  Domitia,  zur  Welt  bringen  sollte,  ist  nach  ihrem 
Tode  geschrieben.  Das  Datum  der  Hochzeit  des  Stella  (21) 
lässt  sich  auch  nach  Statins  Silv.  I  2  nicht  genauer  bestim- 
men (vgl.  Kerckhoff  p.  10.  Zur  Annahme  eines  Zusammen- 
hanges der  zahlreichen  Gedichte  auf  die  ohne  Zweifel  ganz 
kürzlich  erneuerte  lex  Julia  de  adulteriis  (2;  4;  7;  22;  45: 
91)  mit  dem  erst  nach  Julias  Tode  geführten  fPlin.  epp.  IV 
11;  Prozess  der  Obervestalin  Cornelia,  deren  Hinrichtung 
Eusebius  bei  dem  Jahre  2106  hinter  dem  dacischen  Triumph 
notirt  und  auf  welche  Statins  I  1,35  sq.  anspielt  (Stobbe 
60 — 62  ,  kann  ich  keinen  Grund,  und  auch  VI  4,5  (plus 
debet  tibi  Roma  quod  pudica  est  keine  Anspielung  auf  den 
Vestalenprocess  finden. 

Dass  die  Ausgabe  von  VI  aber  nicht  schon  zu  Anfang 
wie  Hirschfeld  1507  glaubt,  sondern  erst  im  Sommer  oder 
Herbst  90  erfolgte,  scheint  77  zu  zeigen: 

Cum  sis  tarn  pauper,  quam  nee  miserabilis  Iros, 
Tarn  iuveuis,  quam  uec  Parthenopaeus  erat; 

Tarn  fortis,  quam  nee  cum  vinceret  Artemidorus  etc. 
Ohne  Zweifel  ist  dieser  Artemidorus  derselbe,  der  im  ersten 
capitolinischen  Agon  S6)  im  Paukratiou  gesiegt  hatte  SG 
II  577  .  Der  Ausdruck:  »so  stark,  als  da  er  noch  siegte<(, 
ist  völlig  passend  nur,  wenn  er  seitdem  unterlegen  war.  also 
doch  wohl  im  2.  Agon  (Sommer  90). 

Wenn  die  Gedichte  des  6.  Buches   wenigstens  zum  gross- 


58  Chronologie 

ten  Theil)  vom  Herbst  S9  bis  zum  Sommer  90  verfasst  sind, 
so  fällt  in  diese  Zeit  auch  die  Zurückl)erufuug-  des  Vaters 
des  Claudius  Etruscus  aus  der  Verbannung-  (83),  die  Er- 
bauung des  Bades  des  letzteren  ;42  =  Statins  silv.  I  5) . 
der  Tod  des  Freigelassenen  Glaucias  des  Atedius  Melior 
;28;  29  =  Statius  silv.  II  1).  Die  Pästanisclien  Rosen,  von 
denen  Rom  mitten  im  Winter  voll  war  (80) ,  blühten  im  Winter 
89  auf  90.  Der  Sohn  des  Regulus  war  noch  nicht  3  Jahre 
alt  (38).  Plinius  epp.  IV  2  bezeichnet  ihn  bei  seinem  Tode 
(wo  er  also  etwa  im  17.  Jahre  stand)  als  puer.  Das  Theater- 
edict  kommt  noch  vor  (9). 

Die  im  December  gedichteten  Epigramme  VII  5 — 8  be- 
ziehen sich  auf  die  bevorstehende  Rückkehr  Domitians  aus 
dem  Sarmatenkriege.  die  nach  einer  Abwesenheit  von  8  Mo- 
naten ;IX  31)  im  Januar  (VIII  8)  erfolgte.  Dieser  Krieg 
ist  nicht  mit  Clinton  ins  Jahr  93,  sondern  (Stobbe  S.  48 — 51) 
ins  Jahr  92  zu  setzen,  in  dessen  Mai  also  Domitian  auf 
den  Kriegsschauplatz  abging;  im  Herbst  nahm  er  den  Titel 
Imperator  XXII  an  und  dachte  an  die  Rückkehr.  Die  Aus- 
gabe des  Buches  im  December  92  ist  unzweifelhaft;  mit  Aus- 
nahme von  1  und  2  (auf  einen  dem  Domitian  von  Rom 
nachgesandten  Panzer) ,  3  und  4 ,  sind  die  an  den  Anfang 
gesetzten  Epigramme  die  zuletzt  verfassten.  VII  5 — 8  schil- 
dern die  Sehnsucht  des  Volkes  nach  der  Rückkehr  des  Kai- 
sers, die  im  December  angekündigt  wurde  8,3);  selbst  die 
Rennen  im  Circus  hatten  das  Volk  nicht  mehr  zu  fesseln 
vermocht  (7,7 — 10).  Auf  die  Beendigung  des  Krieges  bezieht 
sich  auch  80. 

Eine  Anzahl  von  Epigrammen  ist  in  der  Saturnalieuzeit, 
im  December  oder  wenigstens  im  Winter  verfasst:  8;  28;  31 
(V.  4  und  5) ;  36;  37 ;  53  (55) ;  72 ;  91 ;  95 ;  andere  wohl  in  frühe- 
ren Monaten  des  Jahres  92,  wie  49  (Uebersendung  von  Obst) 
89  (von  Rosen).  Bei  dem  Gedicht  auf  den  Abbruch  der  die 
Strassen  verengenden  Tabernen  (61)  denkt  man  wegen  Vers 
6 :  Nee  praetor  medio  cogitur  ire  luto  eher  an  den  Spätherbst 


der  Epigramme  Martials.  59 

oder  Winter  (vgl.  XII  2).  Domitiau  hatte  also  das  betref- 
fende Edict  aus  dem  Lag-er  erlassen.  —  Der  Bau  von  Do- 
mitians  Palast  durcli  Rabirius  war  wenigstens  theilweise 
vollendet  (56);  der  Vater  des  Claudius  Etruscus  im  Lauf 
des  Jahres  gestorben  (40;  nach  Kerckhoff  p,  17  im  December, 
also  unmittelbar  vor  der  Ausgabe  des  Buches).  Von  neuen 
Bekanntschaften  M.'s  werden  in  diesem  Buche  Juvenal  (24 
und  91)  und  Crispinus  99)  genannt,  der  den  Dichter  dem 
Kaiser  empfehlen  soll;  Licinius  Sura  (47)  ist  beiläufig  be- 
reits VI  64,13  erwähnt. 

Das  8.  Buch  ist  im  folgenden  Jahre  93  erschienen,  und 
mit  einer  prosaischen  Widmung  dem  Kaiser  überreicht,  aber 
nicht  schon  unmittelbar  nach  seiner  Rückkehr  im  Januar, 
sondern  einige  Monate  später,  wie  Stobbe  S.  47—49  haupt- 
sächlich aus  VIII  65  erwiesen  hat: 

Hie  ubi  Fortunae  reducis  fulgentia  late 

Templa  nitent.  felix  nrea  nuper  erat; 
Hie  sieüt  Arctoi  formosus  pulvere  belli 

Purpureum  fundens  Caesar  ab  ore  iubar; 
Hie  lauru  redimita  comas  et  Candida  cultu 

Roma  salutavit  voce  manuquc  deum. 
Grande  loci  meritum  testantur  et  altera  dona: 

Stat  sacer  et  domitis  gentibus  arnis  ovat. 
Hie  gemini  currus  numerant  elephauta  frequentem, 

Sufficit  immeusis  aureus  ipse  iugis. 
Haec  est  digua  tuis,  Germanice,  porta  triumphis; 

Hos  aditus  urbem  Martis  habere  decet. 
Hier,  heisst  es  also,  war  vor  einiger  Zeit  (nuper),  als  der  (in 
Perfekten  erzählte)  Einzug  stattfand,  ein  freier  Platz;  hier, 
wo  der  Tempel  der  Fortuna  Redux  steht,  und  jetzt  auch 
ein  zweiter  Bau  (altera  dona .  ein  Triumphbogen)  an  das 
glückliche  Ereigniss  erinnert.  Offenbar  war  also  zwischen 
diesem  (dem  Einzüge)  und  der  Abfassung  des  Epigrammes 
eine  nicht  ganz  kurze  Zeit  verflossen.  Die  Erbauung  des 
Tempels  der  Fortuna  Redux  kann  gleichzeitig  mit  der  des 


60  Chronologie 

Bogeus  erfolg-t  sein.  Auch  diese  letztere  dauerte  doch  wohl 
einige  Monate,  und  somit  ist  kein  Hindcrniss,  die  Abfassung- 
von  67.  wo  von  den  floraliciae  ferae  die  Rede  ist.  in  die  Zeit 
des  Florafestes  f28.  April  —  3.  Mai)  des  Jahres  93  zu  setzen. 

Hiernach  sind  also  die  auf  den  Einzug  bezüglichen 
Gedichte  nicht  die  zuletzt  verfassten  des  Buches.  Von 
diesen  ist  21  vor  dem  Anbruch  des  Tages,  an  welchem  der 
Einzug  stattfand,  vermuthlich  au  Ort  und  Stelle  improvisirt. 
Wenn  4.  wie  es  scheint  am  Tage  der  vota  (3.  Januar)  ge- 
dichtet ist;  so  dürfte  der  Einzug  am  1.  oder  2.  Januar  statt- 
gefunden haben.  Sehr  bald  nach  demselben .  noch  im  Ja- 
nuar, sind  2;  8;  11  verfasst,  das  letzte  bei  den  Circusspielen. 
Mehrere  Epigramme  beziehen  sich  auf  die  sonstigen  Fest- 
lichkeiten (das  3.  congiarium  Domitiaus  15.  grosses  epulum 
50.  amphitheatralische  Schauspiele  26;  30;  55;  80).  Auch 
Stella  (78,3  Hyperborei  celebrator  Stella  triumphi)  gab.  aus 
derselben  Veranlassung  prächtige  Schauspiele,  die  sehr  wohl 
noch  im  Januar  stattgefunden  haben  können.  Die  Gedichte 
44  und  71,  in  der  Saturualieuzeit  verfasst,  mögen  bei  der 
Ausgabe  von  VII  zurückgelegt  sein,  weil  das  Buch  schon 
sehr  viel  dergleichen  enthielt;  im  Winter  sind  auch  14  und 
68  geschrieben.  Auch  dies  Buch  enthält  ein  Gedicht  an 
Parthenius  (2),  au  Crispiuus  (48)  und  an  den  schon  V  28,4 
gepriesenen  Nerva  70).  Das  Consulat,  das  Domitiau  dem 
einen  der  beiden  Söhne  des  Silius  verlieh  (66  ,  fällt  nach 
Stobbe  »wol  in  das  letzte  Nundinium  des  Jahres  93.  Wäh- 
rend Domitians  Regierungszeit  ist  viermonatliche  Dauer  der 
Consulate,  die  für  das  Jahr  93  durch  Henzen-Orelli  6446 
bezeugt  ist,  als  Regel  annzunehmen,  von  welcher,  so  viel 
mir  bekannt,  nicht  eine  einzige  Ausnahme  nachzuweisen  ist: 
denn  Plotius  Grypus .  der  am  15.  April  88  Consul  war 
(Henzen  Scavi  p.  45  1,  66) ,  ist  der  an  Stelle  des  Kaisers 
für  den  Rest  des  ersten  Nundiniums  eingetretene  Consul.  i) 

'/  Vgl.  Asbach  Z.  Gesch.  des  Consiilats  in  der  röm.  Kaiserzeit. 
Histor.  Unters.  A.  Schäfer  gew.  (1S82)  S.  205  f. 


der  Epigramme  Martials.  61 

Es  ist  demnach  anzunehmen,  dass  die  Ordinarii  Collega  und 
Priscus  bis  zum  J .  Mai  im  Amte  blieben ;  dann  aber  traten 
M.  Lollius  Paullinus  Valerius  Asiaticus  Saturninus  und  C. 
Antius  Aulus  Julius  Quadratus  ein.  welche  am  13.  Juli  fun- 
giren  (Diplom  bei  Marini  Arv.  p.  458  nr.  VIII);  also  bleibt 
für  Silius  nur  das  letzte  Nundinium  vom  1.  September  ab 
frei.«  Der  Palast  Domitians  war  wohl  im  Jahre  93  ganz 
vollendet  (VIII  36),  darin  ein  ungeheurer  Speisesaal  (39  vgl. 
Statins   silv.  IV   2  Kerckhoff  p.   19  sq.. 

Im  9.  Buch  ist  84  gedichtet,  als  die  Abwesenheit  des 
Appius  Norbanus  von  Rom  seit  der  Empörung  des  Antonius 
Saturninus,  gegen  den  er  zu  Felde  gezogen  war,  bereits 
6  Jahre  gedauert  hatte.  M.  übersendet  ihm  nun  die  in  6  Jah- 
ren erschienenen  Bücher  IV — VIII: 

Cum  tua  sacrilegos  contra,  Norbane,  furores 
Staret  pro  domino  Caesare  sancta  fides. 

3  Haec  ego  Pieria  ludebam  tutus  in  umbra 

9  Omne  tibi  nostrum  quod  bis  trieteride  iuncta 
Ante  dabat  lector,  nunc  dabit  auctor  opus. 

Die  Empörung  des  Saturninus  brach  gegen  Ende  88  aus 
(oben  S.  55):  das  Gedicht  ist  also  im  Laufe  des  Jahres  94 
verfasst  (ohne  Zweifel  konnte  M.  von  einem  Zeitraum  von 
6  Jahren  sprechen,  wenn  auch  noch  einige  Monate  daran 
fehlten).  Dazu  stimmt,  dass  in  diesem  Buch  zwei  Gedichte, 
35  (vgl.  10)  und  40.  sich  auf  den  agon  Capitolinus  beziehen; 
in  diesen  Sommer  muss  man  also  (frühestens)  die  Ausgabe 
dieses  Buches  setzen. 

Wenn  diese  Gedichte  zu  den  spätesten  des  9.  Buches 
gehören  mögen,  so  gehört  zu  den  frühesten  31.  Velius  (Ve- 
lins Paullus:  so  Mommsen  Ind.  Plin.)  hatte  Domitian  in  den 
sarmatischen  (nicht  dacischen)  Krieg  begleitet  und  dem  Mars 
für  die  glückliche  Rückkehr  des  Kaisers  eine  Gans  gelobt. 
Das  Gedicht  bezieht  sich  auf  das  nun  (nach  nicht  vollen 
8  Monaten:    3  Luna  quater  binos  non  tota  peregerat  orbes. 


62  Chronologie 

Debita  poscebat  iam  sibi  vota  deus)   gebrachte   Oi)fer    der 
Gans,  und  der  Schluss: 

Quae  litat  argeuto  pro  te,  nou  sauguiue  Caesar, 
Victima,  jam  feiTO  non  opus  esse  docet. 
zeigt,  dass  es  unmittelbar  nach  dem  Ende  des  Krieges,  also 
im  Januar  93  verfasst  ist. 

Die  übrigen  in  den  ersten  Monaten  geschriebenen  Ge- 
dichte gehören  alle  in  das  Jahr  94 :  54  und  55  zum  22.  Februar 
dem  Fest  der  cara  cognatio"  ,  52  und  53  zum  1 .  April,  90 
etwa  im  Beginn  des  Sommers,  60  in  der  Rosenzeit.  Dage- 
gen 39  (zum  24.  Oktober  ,  98  (in  der  Zeit  der  Weinlese) 
werden  93  geschrieben  sein.  Von  Ereignissen,  die  in  diese 
Zeit  fallen,  sind  zu  erwähnen  (Stobbe  63]  die  Vollendung 
des  Tempels  der  gens  Flavia  [IX  1,8;  3,12;  34  =  Stat.  silv. 
IV  3,18,  und  des  Herculestempels  am  achten  Meilenstein  der 
Appischen  Strasse,  dessen  Statue  die  Züge  Domitians  trug 
(65;  66;  101);  ein  Verbot  der  Prostitution  von  Kindern  ^6 
und  8);  der  Tod  des  Domitius  Lucanus  (51)  und  des  zweiten 
Sohnes  des  Silius,  Severus  (86),  welcher  noch  lebte,  als  der 
ältere  das  Consulat  erhielt  (VIII  66).  Flavius  Earinus  (1 1—13) 
weihte  seine  Locken  dem  Aesculap  zu  Pergamus  (16;  17;  36 
=  Stat.  silv.  III  4).  M.  besang  den  lysippischen  Hercules 
des  Novius  Vindex  (43;  44  =  Stat.  silv.  IV  6).  Auf  kaiserliche 
Schauspiele  des  Amphitheaters  bezieht  sich  83;  vgl.  71.  Das 
Gedicht  auf  ein  Bild  oder  eine  Statue  des  Latinus  (28)  ist 
vielleicht  bei  dessen  Rücktritt  von  der  Bühne  verfasst.  Das 
Buch  ist  einem  alten  Gönner  Stertinius  Avitus,  Consul  92 
seit  dem  1.  Mai  (Heuzen-Orelli  6446),  gewidmet;  von  andern 
erscheinen  Nerva  (26)  und  Parthenius  (49);  Priscus  (77  ist 
vielleicht  Terentius  Priscus,  dem  Buch  XII  gewidmet  ist. 

Das  10.  Buch  folgte  nach  X  70 

Quod  mihi  vix  unus  toto  liber  exeat  anno  — 
etwa  in  Jahresfrist  auf  das  neunte,  wol  an  den  Saturnalien 
des   Jahres  95.     Doch  M.  veranstaltete    davon   später    eine 
neue  stark  veränderte  Ausgabe,  die  wir  allein  besitzen,  und 


der  Epigramme  Martinis.  63 

zwar  erst  nach  dem  Erscheinen  von  XL  Dies  letztere  er- 
folgte unzweifelhaft  an  den  Saturnalien  des  Jahres  96.  Auf 
das  im  Januar  97  anzutretende  3.  Consulat  Nervas  hezieht  sich 
XI 4.  die  Widmung-  ist  an  den  (Mitte  97  ermordeten)  Parthenius. 
«Das  Buch  mit  seiner  selbst  bei  M.  beispiellosen  Frechheit  stellt 
sich  ausdrücklich  unter  den  Schutz  der  Licenz  der  Saturnalien 
(2:6;  15)«  Mommsen  Hermes  III  121.  XI  33:  Saepius  ad  pal- 
mam  Prasinus  post  fata  Nerouis  Pervenit  —  ist  nach  Domitians 
Tode  verfasst,  der  hier  Nero  genannt  wird  (wie  Juvenal  4,3S 
calvus  Nero  vgl.  die  Anm.  zu  der  Stelle) .  Dass  es,  wie  Stobbe 
S.  65  meinte,  sich  auf  den  wirklichen  Nero  bezieht,  also  bald 
nach  dessen  Tod  verfasst  ist,  erscheint  unglaublich.  M.  hätte 
zwei  so  unbedeutende  Distichen  schwerlich  so  lange  aufbe- 
wahrt, und  zu  ihrer  Reproducirung  fehlte  jede  Veranlassung. 

Stobbe  hat  zuerst  erkannt  (Philol  XXVI  71  ff.),  dass  M. 
aus  X 1  und  XI  eine  zunächst  für  den  Kaiser  bestimmte  (nicht 
erhaltene)  Auswahl  veranstaltet  habe ;  das  Gedicht,  mit  wel- 
chem dieselbe  überreicht  wurde,   ist  XII  5 : 

Longior  undecimi  uobis  decimique  libelli 
Artatus  labor  est  et  breve  rasit  opus. 
Plura  legaut  vacui.  quibus  otia  tuta  dedisti: 
Haec  lege  tu  Caesar:  forsan  et  illa  leges. 

Wahrscheinlich  ist  XII  1 J  das  Gedicht,  in  dem  Parthe- 
nius ersucht  wurde,  dem  Kaiser  diese  kleine  Auswahl  (brevem 
libellum)  zu  überreichen  (Mommsen  Hermes  III  121,1.  Stobbe 
Philol.  XXVII  639^ .  Dann  ist  also  der  Kaiser,  für  den  diese  An- 
thologie bestimmt  war,  Nerva,  und  die  Ueberreichung  erfolgte 
noch  vor  dem  Tode  des  Parthenius  im  Laufe  des  Jahres  97. 
Dieser  Auswahl  gehörte  wahrscheinlich  das  Gedicht  an,  dessen 
Schluss  der  Scholiast  zu  Juvenal  4,38  mittheilt: 

Flavia  gens,  quantum  tibi  tertius  abstulit  heres! 
Paene  fuit  tanti,  uon  habuisse  duos. 
Vgl.  d.  Anm.  zu  demselben  hinter  dem  11.  Buch. 

Für  das  Publikum  veranstaltete  M.,  wie  gesagt,  eine 
stark  umgearbeitete  Ausgabe  des  10..   noch  vor  Domitians 


64  Chronologie 

Tode  edirten  Buches,  in  dem  mm  ohne  Zweifel  vieles  zu  den 
völlig  veränderten  Verhältnissen  nicht  mehr  passte.     X  2: 
Festinata  prior  decimi  mihi  cura  Uhelli 

Elapsum  manibus  nunc  revocavit  opus. 
Nota  leges  quaedam,  sed  lima  rasa  recenti: 
Pars  nova  maior  erit:  lector  utrique  fave. 

Dass  X^  nach  Trajans  Thronbesteigung-  (Nerva  t  25.  Ja- 
nuar 98)  erschien,  zeigen  die  Gedichte  6  und  7;  34  (Verbot 
der  Anklagen  von  dienten  und  Freigelassenen  gegen  ihre 
Patrone;  vgl.  Plin.  pan.  42).  Auch  72  ist  wol  gewiss  (mit 
Mommsen  Hermes  III  121,1)  auf  Trajan,  nicht  (mit  Stobbe 
Philol.  XXVII  637)  auf  Nerva  zu  beziehen.  X  6  ist  im  Früh- 
jahr 98  geschrieben,  zu  welcher  Zeit  man  in  Rom  die  bal- 
dige Ankunft  des  am  Ehein  befindlichen  neuen  Kaisers 
erwartete;  sie  erfolgte  aber  erst  im  Frühjahr  99,  nachdem 
Trajan  den  Winter  98/99  an   der  Donau  zugebracht  hatte. 

Zu  den  am  spätesten  verfassten  Gedichten  von  X  ^  ge- 
hören jedenfalls  die  auf  die  endlich  beschlossene,  unmittelbar 
bevorstehende  Abreise  M.'s  aus  Rom  bezüglichen  letzten  bei- 
den Gedichte  des  Buches  103  und  104  (20;  37;  78;  96  kön- 
nen früher  gedichtet  sein).  Dass  M.  die  Reise,  bei  der  ihn 
nichts  zur  Eile  drängte,  nicht  vor  Eintritt  der  guten  Reise- 
zeit, d.  h.  nicht  vor  Anfang  des  Sommers  antrat,  ist  an  sich 
natürlich,  und  X  103,7  gewiss  buchstäblich  zu  verstehen: 
Quattuor  aecessit  tricesima  messibus  aestas, 
Ut  sine  me  Cereri  rustica  liba  datis. 
Auch  der  Flavus,  dem  M.  das  vollendete  Buch  zur  Leetüre 
auf  die  Reise  nach  Spanien  mitgab  und  der  ihm  dort 
Quartier  bestellen  sollte  (104) ,  wird  seine  Reise  zur  See 
(longum  per  mare  sed  faventis  undae)  doch  wol  erst  nach 
den  Frühjahrsäquinoctien  angetreten  haben.  Ebenso  un- 
wahrscheinlich als  der  Antritt  der  Reise  in  den  ersten  Mo- 
naten des  Jahres  ist  er  in  den  letzten,  und  am  natürlichsten 
bleibt  es,  dieselbe,  folglich  das  Erscheinen  des  Buches  in 
die  Zeit  zwischen  April  und  Oktober  zu  setzen.    Auch  X  19 


der  Epigramme  Marti  als.  65 

an  Pliuius.  das  ihm  wol  das  von  diesem  epp.  11121  erwähnte 
Reisegeld  eintrug,  ist  kurz  vor  der  Abreise  verfasst.  Froutins 
zweites  Consulat  (X  4S.20 :  Quae  bis  Frontino  consule  trima 
fuit  fällt  in  den  Anfang  des  Jahres  9S.  Nach  dem  Militär- 
diplom CIL  ni  p.  862  XIX  war  er  am  2(J.  Febniar  98  neben 
Trajan  cos.  U.  Ohne  Zweifel  war  er  also  an  die  Stelle  des 
am  25.  Januar  gestorbenen  Kaiser  Xerva  getreten,  der  ihn 
bereits  designirt  hatte  iPlin.  pan.  c.  61  .  und  führte  zusam- 
men mit  Trajan  die  Fasces  bis  zum  1.  März,  da  die  Xun- 
dinien  dieses  Jahrs  zweimonatlich  waren  (Asbach,  die  Con- 
sulai-fasten  der  Jahre  96—119  Rheinl.  Jahrb.  LXXII,  ö.  5, 
19  und  30;.  X  48  ist  also  in  der  Zeit  vom  25.  Januar  bis 
1.  März  98  verfasst. 

Bei  zwei  Gedichten  ist  unzweifelhaft,  dass  sie  erst  bei 
der  zweiten  Ausgabe  hinzugekommen  sind:  50  und  53  auf 
den  Tod  des  berühmten  Wagenlenkers  Scorpus  (SG  II  289) , 
der  XI  1,16  und  X  74,5  (das  also  aus  X'  herrührt)  noch 
als  lebend  ei-wähnt  ist,  folglich  zwischen  December  96  und 
.Sommer  98  gestorben  sein  muss.  Im  übrigen  dürfte  der  von 
Stobbe  Philol.  XXVI  69 — 74)  gemachte  Versuch,  die  Epi- 
gramme von  X  1  und  X  -  zu  sondern,  sich  kaum  durchführen 
lassen:  denn  Stobbes  Annahme,  dass  die  X^  neu  hinzuge- 
kommenen Epigi-amme  in  chronologischer  Folge  eingereiht 
sind .  bleibt  (auch  wenn  man  einige  ohne  Zweifel  von  ihm 
unrichtig  datirte  abrechnet)  doch  nur  eine  Möglichkeit.  X  24 
ist  am  1.  März,  29  wol  bald  darauf,  30  wol  im  Frühling, 
32  in  der  Violen-  und  Rosenzeit  (SG  11  252),  41  im  Januar, 
44  mindestens  nach  Eröfiiiung  der  Schifffahrt  im  März,  48 
im  Februar,  51  Ende  April,  62  im  Juli,  82  im  Winter,  87 
am  1.  Oktober  geschrieben. 

Das  12.  Buch  wurde,  wie  die  prosaische  Dedikation  an 
Terentius  Priscus  sagt,  nach  einer  dreijährigen  Pause  (con- 
tumacissima  ti-iennii  desidia)  in  Bilbilis  edirt ,  wobei  natür- 
lich niemand  an  einen  Zeitraum  von  genau  3  Mal  12  Mo- 
naten denken  wird.    Zur  genaueren  Zeitbestimmung  kommen 


66  Chronologie 

hauptsächlich  zwei  IMomeute  in  Betracht:  das  Consulat  des 
Stella  (XII  3)  und  die  Ankunft  des  Priscus  iu  seiner  Hei- 
math  Spanien .  l)ei  welcher  ihn  M.  mit  einem  paucissimis 
diebus  (praef.)  zusammeng-estellten  brevis  libellus  (i;  bewill- 
kommnete. 

Dass  die  Ankunft  des  Priscus  im  December  erfolgt  sein 
muss,  hat  Stol)be  (Philol.  XXVII  633  f.  aus  XII  62  nach- 
gewiesen; Saturn  wird  darin  aufgefordert,  bei  einem  Satur- 
nalienschmause  zu  erscheinen,  den  der  Vater  des  Priscus 
zur  Feier  der  Rückkehr  seines  Sohnes  veranstaltete.  Vgl. 
XII  1,4:  bora  nee  aestiva  est. 

Stella  war  nach  CIL  VI  1492  (L.  Arruntio  Stella  lul. 
Marino  cos.  XIV  Kai.  Nov.)  Consul  am  19.  Oktober:  dass 
er  es  nur  im  Jahr  101  oder  102  gewesen  sein  kann,  haben 
Stobbe  (Philol.  XXVI  77)  und  Mommsen  (Hermes  III  123— 
125'  mit  denselben  Gründen  dargethau.  XII  3  kann  aber 
nur  verfasst  sein,  nachdem  er  das  Amt  schon  angetreten 
hatte:  namentlich  V.  10  u.  11:  Atria  sunt  illic  consulis 
alta  mei.  Laurigeros  habitat  facundus  Stella  penates  konnte 
M.  nicht,  wie  ich  früher  für  möglich  gehalten  habe,  schrei- 
ben, wenn  Stella  zwar  schon  als  Consul  designirt,  aber  noch 
nicht  im  Amte  war. 

Da  nun  M.  im  December  102  nicht  mehr  von  einer  drei- 
jährigen Pause  seit  dem  Erscheinen  von  X  -  Mitte  9S)  spre- 
chen konnte,  muss  XII  3  im  December  101  gedichtet  und 
Stella  im  letzten  Nundinium  dieses  Jahres  (1.  October  — 
31.  December)  Consul  gewesen  sein,  wie  bereits  Mommsen 
angenommen  hatte  (Hermes  III  123):  Asbach,  die  Consular- 
fasten  der  Jahre  96—119  n.  Chr.  Rheinl.  Jahrbb.  LXXII 
(1884)  S.  5  u.  29  if.  (wo  die  Gründe,  nach  denen  Stobbe 
—  SG.  II  439  —  sich  für  das  Jahr  102  entschieden  hatte, 
widerlegt  sind).  ^) 


'  Die  Nimdinien  des  J.  101  scheinen  sämmtlich  3monatliche  ge- 
wesen zti  sein.  Asbach  a.  a.  0.  S.  S  und  Z.  Gesch.  d.  Consnlats  iu  d. 
röm.  Kaiserzeit :  Histor.  Untersuchungen,  A.  Schaefer  gew.  (1S82]  S.  207 f. 


der  Epigramme  Martials.  67 

In  dem  zur  Begrüssung-  des  Priseus  und  gleichzeitig-  zur 
Sendung  nach  Rom  bestimmten  Buch  (denn  die  Zustimmung 
des  Priseus  zu  der  letztern  setzte  M.  trotz  der  höflichen  Wen- 
dung- in  dem  Dedikationsschreiben:  ne  Romam.  si  ita  de- 
creveris,  non  Hispaniensem  mittamus,  sed  Hispanum  —  ohne 
Zweifel  voraus;  ist  das  Gedicht  an  Stella  mit  Absicht  an 
den  Anfang:  gestellt.  Doch  das  uns  vorliegende  Buch  von 
9S  Epigrammen  kann  nicht  der  paucissimis  diebus  zusam- 
mengestellte brevis  libellus  (Xni,3)  sein,  den  M.  dem  Priseus 
bei  seiner  Ankunft  in  Spanien  tiberreichte.  Man  wird  also 
annehmen  müssen,  dass  M.  das  Buch  in  einem  der  nächsten 
Jahre  erweitert,  und  dass  diese  erweiterte  Ausgabe  sich 
erhalten  hat  (Asbach  a.  a.  0.  S.  31:  vgl.  oben  S.  14,1). 


IV.   Uebeiiieferuug  des  Textes. 

Bis  zum  Untergange  der  römischen  Welt  gehörte  M.  zu  siartiai  ws 
den  gelesensten  Dichtern.    Der  Adoptivsohn  Hadrians,  Aelius ' AUerthum^ 
Verus  (vita  c.  2).  nannte  ihn  seinen  Virgil.   Eine  Anführung  ""g.^ZT 
eines  seiner  Gedichte  (V  29)  in  der  unter  Constantin  geschrie- 
benen Biographie  des  Alexander  Severus   (c.  38),   sowie  die 
Aufnahme  einer  Anzahl  derselben  in  Anthologieen  der  spä- 
testen Zeit  (in  welchen  auch  Gedichte  Anderer  ihm  zuge- 
schrieben wurden)  ') ;   ferner  die   häufigen  Anführungen  der 


',  Im  Salmasianus  (s.  VII)  steht  I  57  (vgl.  die  Anmerkung  .  Das 
Florilegium  Sangallense  (s.  IX;  enthält  5  Verse  aus  Martial:  X  10,7 
XIV  1S3,1  II  Sl,l;  2  III  77, .5  Stephan  das  prosodische  Florilegium 
der  S.  Galleiier  Handschrift  Nr.  S7ü  und  sein  Werth  für  die  Juvenal- 
kritik.  Rhein.  Mus.  XL  [1885]  S.  263  ff.  Eine  Handschrift  der  Leipziger 
Stadtbibliothek  s.  X  enthält  unter  christlichen  und  mittelalterlichen 
Gedichten  von  Bl.  25a  an:  XIII  94  XIV  212  I  19  II  25  III  43  XI  93, 
3u.  4  Xn  12  III  26  VI  53  II  80  I  23,1  u.  4  VIII  60  X  14  IV  58  XI  101 
I  20,4.  (Haupt  Opp.  I  286  sqq.;.  Einige  stehn  im  Parisinus  8069  s.  XI 
(Baehrens  Plm.  IV  p.  17  sq.:  I  57  V  56  (am  Rande;  I  19  [dies  auch 


68  Ueberliefenmg 

Gramatiker  von  Marius  Victorinus,  Charisius  und  Servius  bis 
auf  Priscianus  und  Isidorus  von  Hispalis  zeigen,  dass  er 
auch  vom  4.  bis  zum  6.  Jahrhundert  einer  der  bekanntesten 
Autoren  war,  und  die  überaus  zahlreichen  Keminiscenzen 
aus  seinen  Gedichten  bei  Ausonius  und  Sidonius  Apollinaris 
beweisen,  dass  er  von  christlichen  wie  von  heidnischen  Dich- 
tern eifrig  studirt  wurde  ^).    Er  gehörte  darum  auch  zu  denen, 

in  einem  cod.  reg.  Brit.  s.  IX  Sehn.  '  p.  736]  III  76  VI  23)  und  meh- 
reren kleinere  Florilegien  enthaltenden  Handschriften,  wie  einem  Am- 
brosianus inf  s.  XV  (I  19  IX  97.  Baehrens  I  p.  23; ,  einem  Rhedi- 
geranus  s.  XV  :IX  97.  Baehrens  p.  24),  einem  Laurentianus  s.  XIV 
il  19  und  zwei  andere  Baehrens  IV  p.  25  vgl.  I  p.  56  .  Ueber  die  Sara- 
melhandschriften,  welche  die  Excerpte  aus  dem  1.  sp.  enthalten,  vgl. 
die  Einleitung  zu  demselben. 

Im  Salmasianus  folgt  anf  I  57  unter  der  Ueberschrift  Ejusdem: 
Baehrens  Plm.  IV  c.  129  =  Riese  Anth.  lat.  c.  276=  Suppos.  10,3—6 
Sehn.  1  p.  635  vgl.  p.  73S).  Der  Salmasianus  enthält  auch  Suppos. 
I  Sehn.  (Baehrens  c.  128  =  Riese  c.  26  [im  Paris.  8093  s.  X  u.  a.  dem 
Avienus  zugeschrieben.].  Auch  im  Parisinus  8069  (Baehrens  IV  p.  17) 
folgt  auf  157  unter  der  Ueberschrift  Item  Martialis  c.  129  =  Sehn.  ' 
Suppos.  X  3 — 6.  Die  von  Sehn,  nach  Quicherat  als  ein  Ganzes  (Suppos. 
X  herausgegebenen  14  Verse  bestehn  aus  Distichen  eines  Gedichts 
von  Alcuin  (unvollständig  xind  in  unrichtiger  Reihenfolge  der  Distichen  , 
dem  erwähnten  Epigramm  (3 — 6;  und  einem  andern,  ebensowenig  dem 
Martial  angehörigen  Distichon  (7  u.  S;.  Vgl.  Haupt  Ber.  d.  Sachs.  Ges. 
1848  S.  59  u.  Opp.  I  p.  291  not.  Ueber  Sehn.  '  Supp.  XXI  vgl.  Riese 
zu  c.  892.  Auch  diese  Suppositicia  von  denen  Lessing,  Ausg.  v.  Lach- 
mannn  VIII  484  flf.  einen  Theil  für  Jugendgedichte  M.'s  hielt  sind 
grössentheils  Zeugnisse  für  das  Studium  und  die  Nachahmung  M.'s 
im  spätesten  Alterthum  und  im  Mittelalter.  Vgl.  auch  die  in  mehrern 
Handschriften  vor  oder  nach  XIII  72  hinzugefügten  beiden  Distichen 
Sehn. '  p.  573.  Beispiele,  wie  Verse  Martials  mit  neu  verfassten  ver- 
bunden wurden ,  bieten  Suppos.  XXVII  und  ein  Distichon  in  der 
Hdschr.  der  Leipziger  Stadtbibliothek  Haupt  Opp.  I  p.  291):  Ad  eum 
cum  quo  cenabat. 

Boletus  solus  sumens  atque  ostrea  voras. 
Boletum  qualem  Claudius  edit,  edas  (M.  I  20,4). 
Johann  von  Salisbury  (1110 — 1182)    und  Vincenz  von  Beauvais  [j-  c. 
1264)   haben  wol  nicht  bloss  Excerpte,   sondern  vollständige  Texte 
des  Martial   gehabt,    da    beide   die   prosaische   Vorrede   des   ersten 
Buchs  citiren. 

1    Vgl.  auch  die  Anführung  von  VI  76,4  in  der  Grabschrift  eines 


des  Textes.  69 

von  welchen  Freunde  der  antiken  Litteratur  und  Bildung- 
berichtigte Texte  herausgaben.  Der  Corrector  des  M.  war 
ein  Torquatus  Gennadius,  dessen  Unterschrift  die  ganz  oder  Kecension 
theilweise  aus  ihr  stammenden  Handschriften  bewahrt  haben :  Torquatus 
der  Arondellianus  (Q)  am  Schluss  aller  Bücher,  eine  Pala-  '^""'^  '"*' 
tinische  Handschrift  (P)  am  Schluss  von  1.  I — V,  ferner  zwei 
Florentinische  fF  hinter  XII  und  XIV,  f  hinter  I— VII)  und 
eine  Handschrift  des  Britischen  Museums  12004)  hinter  III.  ^) 
Die  Öubscription  lautet  in  P  und  F  ungefähr:  Ego  Torqua- 
tus Gennadius  emendavi.  lege  feliciter,  Coustautine  floreas 
(Sehn.  ^  p.  XCVIIn  In  Q  mit  geringen  Modifikationen) :  Ego 
T.  G.  emendavi  feliciter  qui  retlorui.  lege  feliciter.  Der 
Zusatz  Constantine  faeliciter  florens  (so)  iindet  sich  in  Q  nur 
am  Schluss  von  III  (am  Schluss  von  VIII:  lege  faeliciter 
mi  Torane  —  so).  Am  Schluss  von  XIII:  Emendavi  ego  T.  G. 
cum  caeteris  Gennadi  vatibus  qui  reflorui.  lege  feliciter.  Am 
Schluss  von  XIV:  Em.  ego  T.  G  faeliciter  cum  tuis  Gennadi 
vatibus  reflorui.  Einen  Gennadius  nennt  Hieronymus  chron. 
a.  2369  =  353  p.  C. :  Gennadius  forensis  orator  Eomae  insignis 
habetur.  Der  Emendator  des  Martial  könnte  dessen  Sohn 
sein.    In  Q  steht  hinter  XIII  3  mit  rothen  Buchstaben : 

In  senatu  vincentii  et 

frangitii  cc.  XV.  Febr.   (so 


Bischofs  von  Hispalis  t  641.  Huebner  Inscr.  Hisp.  Christ.  6.5.  Wenn 
Luxorins  «dem  M.  nachstrebte«  (Teuffei  RLG*  476  ,  so  that  er  es  mehr 
in  der  Form,  wie  in  der  Wahl  der  Versmasse  und  hie  und  da  in  der 
Aneinanderreihung  mehrerer  mit  demselben  Wort  anfangender  Verse 
Riese  Anth.  lat.  I  Luxorius  3:32 ;  3.53  vgl.  M.  I  53  V  37],  als  im  Aus- 
druck, der  nur  selten  an  M.  erinnert  (L.  330,3  sq.:  M.  Sp.  10,5  sq.; 
L.  353,12:  M.  IV  4(3,7  und  III  1,5;  L.  353,10:  M.  XIII  33,1.  Vielmehr 
suchte  er  bei  der  Behandlung  gleicher  oder  ähnlicher  Gegenstände 
jede  direkte  Nachahmung  zu  vermeiden  L.  290  Kürze  seiner  Gedichte; 
M.  II  1  X  1;  L.  291  Zahme  Fische:  M.  IV  30;  L.  301  Lüsterne  Alte: 
M.  III  93;  L.  308  Impotenter  Harembesitzer:  M.  XII  S6;  L.  360  Ge- 
zähmte Pardel:  M  I  lo4). 

1)  Die  Handschrift,  aus  dem  15  s.  in  Octav,  hat  in  1.  X  dieselben 
Lücken  wie  F,  und  ist  nach  P  oder  einer  ähnlichen  korrigirt.  Die 
Spectacula  stehn  am  Schluss.    A.  Goodwin. 


70  Ueberlieferung 

Epigrammaton  li.  XIII.  de  xeniis  in  M.V.M. 

emendavi  Yjgo  Torquatus  in  foro  divi  aug^'. 
Die  Consuln  sind  ohne  Zweifel  die  des  Jahres  401  Vincen- 
tius  und  Fravitta  (die  Form  Frangitius  für  den  zweiten  Na- 
men scheint  sonst  nicht  vorzukommen;  unter  den  von  De 
Vit  Onomast.  s.  Fravitta  angeführten  steht  Frantus  am  näch- 
sten,. Unter  senatus  consulum  kann  man  selbstverständlich 
nicht  das  von  Domitian  erbaute,  von  Diocletian  wiederher- 
gestellte Senatsgebäude  (in  der  Gegend  von  S.  Martina, 
Preller  K.  R.  S.  142)  verstehn:  der  senatus  consulum  auf 
dem  forum  Augusti  wird  ein  Amtslokal  der  Consuln  gewesen 
sein.  (Vgl.  die  Subscription  des  Florentiner  Apulejus  v.  J. 
395 :  ego  Salustius  legi  et  emendavi  Romae  —  in  foro  Martis, 
controversiam  declamans  oratori  Endelechio :  Jordan  Topogr. 
II  213;  I  2,  445,14).  Die  Geunadi  vates  waren  vielleicht 
Schüler  des  altern  Gennadius  in  der  Poesie,  welche  dem 
Jüngern  bei  der  Emendation  des  Martialtextes  behülflich 
waren;  über  qui  reflorui  habe  ich  keine  annehmbare  Ver- 
muthung.  Wer  der  angeredete  Constantinus  ist,  lasse  ich 
dahin  gestellt;  der  411  hingerichtete  Prätendent  wohl  auf 
keinen  Fall.  (Die  von  Barth  Advers.  XVIII  16  erwähnte 
Subscription  des  Torquatus  Gennadius  ist  mindestens  ver- 
dächtig. OJahu  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  1851  S.  330.) 
Die  3  Haud-         Die  Handschriftcn   des  Martial  zerfallen   in  drei ,    aus 

Schriften-  /-,    .     .       i  n      i        t-\         -t  j- 

famiiien.    drci  verschiedcneu  Originalen    stammende ' )    1^  amilien :    die 
Familie  A  erstc  Familie  (A)  bilden  (ausser  der  bald  wieder  verschölle- 

/TTTfTMl 

nen  Handschrift,  aus  welcher  in  14  S.  [Götz  u,  Löwe,  Mit- 
theilungen aus  Ital.  Handschr.  Leipziger  Studien  I  365 — 
367]  Sp.  1—28  hinzugefügt  wurden  Sehn,  i  p.  CXXVIII;, 
die  im  9.  und  10.  S.  geschriebenen  Hdschr.  HRT,  und  M. 
Ihr  Original,  jj^^,^  Vorlagc ,  clnc  vielleicht  im  8.  oder  Anfange  des  9.  S. 
geschriebene  Hdschr.,  war  nicht  bloss  vielfach  fehlerhaft 
die    ersten   die  Sp.    enthaltenden  Blätter   überdies    schwer 


Vgl.  den  Anhang  1. 


des  Textes.  71 

leserlich  und  lückenhaft] ,  sondern  auch  bereits  corrigirt. 
Dieselbe  enthielt  wol  nur  eine  Auswahl  von  M.'s  Gedichten: 
In  HT  folgt  I  4  auf  Sp.  29  ip.  CXXVII).  In  derselben 
befand  sich  auch  bereits  ein  nicht  von  M.  herrührendes 
Gedicht  Suppos.  I  Sehn,  i  p.  632,  am  Schluss  des  4.  oder 
am  Anfang  des  5.  Buchs  in  TMR;  vgl.  Sehn.  '  p.  736'.  Sie 
war  mit  Ueberschriften  versehn').  Von  den  Schreibern  von 
HRT  ist  sie  in  sehr  verschiedener  Weise  excerpirt  worden. 

R  giebt  nur  272  Epigramme  (4  aus  Sp.,  268  aus  I — XIV) 
und  zwar  fast  nur  solche,  die  aus  einem  Distichon  bestehen, 
oder  einzelne  Distichen  aus  längeren.  T  giebt  846  (darunter 
25  aus  Sp.)  ganz  oder  theilweise.  Sowol  durch  R  als  durch 
T  sind  140  ganz  oder  theilweise  erhalten.  H  giebt  nur  14: 
gp.  19 — 30.  I  3  und  4.  M  ist  nur  sehr  unvollkommen  be- 
kannt. 

R  (cod.  Vossianus  86  der  Leydener  Bibliothek  aus  dem 
Anfange  des  9.  S.,  welcher  die  angegebenen  Excerpte  unter 
Epigrammen  der  lateinischen  Anthologie  enthielt:  Sehn.  ' 
p.  680—683) ,  ist  von  H.  Deiter  neu  verglichen  worden 
(N.  Jbb.  1880  S.  184).  Dass  Deiters  Nachträge  zu  Sehn. 's 
Collation  keineswegs  vollständig  sind,  bemerkt  H  J  Mueller 


')  Die  Ueberschriften  sind  säramtlich  den  Epigrammen  entnommen 
und  enthalten  nur  den  Namen  des  Angeredeten  i  Ad  Caesarem  u.  s.  w.) 
oder  eine  kurze  Inhaltsangabe  (De  Caesare  et  leone  u.  s.  w.)  oder 
beides  verbunden.  Sie  sind  zum  Theil  sehr  nachlässig  gemacht  und 
beruhen  stellenweise  auf  mehr  oder  minder  starken  Missverständnissen. 
So  Sp.  "28  De  Naumachia  minore  HT  Missverständniss  von  V.  3].  I  21 
Ad  Mucium  et  Porsenam  R.  II  ^^2  De  Balbo  R.  III  30  Ad  convivam 
ingratam  R.  III  68  Ad  matronam  pudicam  TX.  IVIO  Ad  Sequanicum 
de  veste  T.  IV  45  Ad  Phoebum  de  muneribus  pro  puero  T.  V  34 
Ad  Frontonem  T.  VI  50  Ad  Bithicum  optimae  vitae  hominem  T.  X 
47  Ad  Marcialem  filiiim  gewiss  nicht  Corruptel  aus  Julium  .  Räthsel- 
haft  ist  I  8(1  De  Novio  Nevio  micropsico  TXBV  Missverständniss 
von  3  u.  4?  Vgl.  II  57  De  micropsico  divite  X),  Hiernach  ist  es  nicht 
rathsam,  in  der  einzigen  Ueberschrift,  die  sich  nicht  aus  dem  Inhalte 
des  -Epigramms  ergiebt  (Sp.  H;  vgl.  die  Anm.)  eine  alte  Ueberliefe- 
rung  anzunehmen. 


72  Ueberliefenmg 

Symbolae  ad  emeucl.  scrii)tt.  Latin.  Part.  II  (Festsclirift  des 
FriedrichsWerdersclien  Gymuas.  zu  Berlin  1881  p.  49  sq.  . 
Derselbe  hat  die  Güte  gehabt,  mir  seine  im  J.  1875  ge- 
machte Collation  der  Hdschr.  mitzutheilcn.  Es  ergiebt  sich 
daraus  nicht  bloss,  dass  solche  Verseheu,  wie  sie  Deiter  mit- 
gethcilt  hat,  in  viel  grösserer  Zahl  den  Angaben  Schneide- 
wins  hinzugefügt  werden  können,  sondern  auch,  dass  Sehn, 
in  seinen  Angaben  über  die  erste  und  zweite  Hand,  die  sich 
in  den  meisten  Fällen  bestimmt  unterscheiden  lässt,  nicht 
zuverlässig  ist,  und  dass  die  Rasuren  und  die  Art  der  von 
1.  und  2.  Hand  herrührenden  Correkturen  unerwähnt  ge- 
blieben sind.  Durch  Müllers  mit  unübertrefflicher  Akribie 
ausgeführte  Vergleichung  ist  nun  die  Ueberlieferung  von  E 
in  vollkommen  erschöpfender  Weise  festgestellt. 

T  (Thuaneus  der  Pariser  Bibliothek  8071,  welcher  von 
Fol.  24 — 51  die  Auswahl  von  M.'s  Epigrr.  mit  der  Ueberschrift : 
EX  LIBEIS  M.  VALERI  MARCIALIS  EPIGRAMMATON 
BREVIATUM  enthält:  Sehn,  i  p.  LXXXIII  ss)  stammt  nicht, 
wie  Sehn,  nach  CBHase  annahm,  aus  dem  10.,  sondern 
nach  Dübner  (Catull  ed.  EUis  p.  XXXIV)  und  F.  Rühl  aus 
dem  9.  S.  Dank  der  Liberalität  des  Directors  der  Pariser 
Bibliothek,  Herrn  Leopold  Delisle,  habe  ich  ihn  1879  hier 
vergleichen  können,  wobei  mein  College,  Prof.  Franz  Rühl, 
die  Güte  hatte,  mich  zu  unterstützen.  Auch  diese  sehr  sorg- 
fältige Vergleichung  hat  im  Wesentlichen  nur  die  Zuverläs- 
sigkeit der  von  Sehn,  benutzten  Collationen  des  Nicolaus 
Heiusius  und  Boissonades  bestätigt. 

Die  gemeinsame  Abstammung  von  R  und  T  aus  dem- 
selben Original  ergiebt  sich  sowol  aus  deren  gemeinsamen 
Fehlern  als  aus  den  von  beiden  im  Gegensatz  zu  allen  übri- 
gen Hdschrr.  richtig  überlieferten  Lesarten,  ausserdem  aus 
der  nur  diesen  beiden  codd.  eigenthUmlichen  Ersetzung  ob- 
scöner  Worte  durch  andere.  Beide  haben  auch  eine  Reihe 
von  Versehen  und  Verwechslungen  von  Buchstaben  mit  ein- 
ander gemein:    a  mit  o,   a  mit  u,  cl  mit  d,   di  mit  ch  (mit 


des  Textes.  73 

Unrecht  hat  Sehn.  ^  p.  LXXXV  medius  st.  moechus  iu  T  I 
74  III  92,1  als  Correctur  eines  obscönen  Worts  betrachtet 
ad  od  mit  al  ol,  e  mit  i,  i  mit  1  und  t,  1  mit  t,  m  mit  in  ui, 
s  mit  f.  Unter  diesen  Verwechslungen  ist  keine,  die  nicht 
bei  Minuskelschrift  vorkommen  könnte,  und  einige,  die  die- 
selbe mit  Wahrscheinlichkeit  voraussetzen  lassen  (di  —  ch 
cl  —  d ,  besonders  a  —  u) ;  demnach  läge  nach  Rühl  die 
Annahme  am  nächsten,  dass  die  Vorlage  von  HRT  (im  Me- 
rovingerreich)  im  8.  oder  zu  Anfange  des  9.  S.  in  Minus- 
keln geschrieben  ist.  Doch  ist,  wie  mir  Rühl  ebenfalls  mit- 
theilt, die  Schrift  eines  vom  Jahr  510  datirten  codex  (Zange- 
meister —  Wattenbach,  Ex.  codd.  I  52),  die  man  mit  Sicher- 
heit weder  für  Minuskel  noch  für  Majuskel  erklären  kann, 
von  der  Art,  dass  alle  Verschreibungen  in  RT  sich  voll- 
kommen daraus  erklären. 

Zu  diesen  Verschreibungen  kommen  noch  einige  beiden 
Hdschrr.  gemeinsame  Abweichungen  von  der  Orthographie 
der  übrigen :  ae  für  e,  c  für  ch,  ss  für  s :  ferner  Fehlen  der 
Assimilation  (inplicuit ,  adnuerit ,  subripuit ,  inmensum^ ,  auch 
in  sonstigen  Fehlern  weichen  RT  von  allen  oder  den  mei- 
sten übrigen  ab.  Z.  B.  V  45,2  V  46,1  X  2,11  XIII  46,1  u. s.w. 
Dagegen  haben  RT  auch  öfter  allein  oder  zusammen  mit 
Familie  B  die  richtige  Ueberlieferung,  z.  B.  I  37  Basse  III 
36,3  te  semper  III  45,5  rhom^>o5  IV  42,15  ne(c)  falles  ib. 
16  dicis  V  46,1  carpsi  VI  45,4  turpior  VI  80,8  tousilibus 
u.  s.  w.  (T  entfernt  sich  bisweilen  von  der  richtigen  Ueber- 
lieferung, wo  sie  in  R  erhalten  ist,  z.  B.  XIV  196,1  R  quae 
fontes  et  aquarum  T  quae  frontes  et  quarum  Ca  quae  fiunt 
aquarum). 

Bereits  in  der  Vorlage  von  RT  waren  (wie  gesagt)  zahl- 
reiche obscöne  Wörter  durch  andere  ersetzt,  vielleicht  von 
derselben  Hand,  die  I  12,12  deum  für  deos  gesetzt  hatte. 
Madvigs  Behauptung  (Advers.  I  p.  11),  dass  die  Mönche  stets 
alles  schmutzige  in  den  Texten  mit  abgeschrieben  hätten, 
trifft   also   hier   nicht  zu.     Doch  hatte  der  Correktor  seine 


74  Ueberlieferung 

Absicht,  den  Text  zu  i)nri{icireu.  nur  sehr  theilweise  durch- 
geführt. Dass  die  Purificirung  aber  uiclit  erst  von  den  Schrei- 
bern von  RT  herrührte,  geht  abgesehen  von  der  Treue,  mit 
welcher  besonders  der  Schreiber  des  letztern  seinem  Original 
folgt  .  besonders  aus  folgenden  Stellen  hervor.  VIIIS  hat  T 
1 1  Quis  ridere  potest  fatui  pompismata  sie)  S 
13  Die  aliquid  saltim  clamoso(iue  obstrepe  mnro. 
In  seiner  Vorlage  las  er  nämlich  monstri  und  monstro  'mon- 
strum  ist  der  gewöhnliche  Ersatz  für  cunnus  III  72,6  VI 
87.2  X  90,1  XI  43,12  ,  aber  so  geschrieben,  dass  es  leicht 
mit  nostri  und  nostro  (5d  für  'nostri  auch  VII  37,1)  ver- 
wechselt werden  konnte  und  umgekehrt  fVII  31,6  de  monstro 
—  rure  VIII  56,12  monstrum  —Alexin).  Ebenso  rührt  die 
Lesart  von  T  VI  67,2  Panniche  vult  sibi  Caelia  nee  parere 
daher,  dass  im  Original  wie  öfter  (134,10  III  72.1  VI  31,2) 
subigi  für  futui  stand.  Auch  in  R  steht  VII  10,3  subegit 
für  futuit;  da  aber  in  den  beiden  einzigen  ausserdem  dort 
ähnlich  corrigirten  Stellen  (in  der  Regel  sind  in  R  die  in 
der  Vorlage  stehenden  anstössigen  Wörter  ausradirt)  II  32, 1 
und  III  60,1  futui  und  futuis  durch  tetigi  und  tractas  ersetzt 
sind,  welche  wir  in  T  niemals  zu  diesem  Zweck  verwendet 
finden,  so  ist  die  Möglichkeit  nicht  zu  leugnen,  dass  R  und 
T  aus  zwei  Abschriften  desselben  Originals  stammen,  die  in 
demselben  Sinn  doch  von  zwei  verschiedenen  Händen  cor- 
rigirt  waren. 

Obwol  nun  RT  die  richtige  Ueberlieferung  an  vielen 
Stellen  bewahrt  haben,  an  welchen  die  übrigen  Hdschrr. 
Verderbungen  aufweisen,  ist  doch  auch  oft  das  umgekehrte 
der  Fall.  Ihre  Vorlage  war  nicht  nur  eine  fehlerhafte,  son- 
dern bereits  vielfach  interpolirte.  Daher  führt  namentlich  T 
öfter  irre,  wo  die  übrigen  bessern  Hdschrr.  sämmtlich  oder 
theilweise  das  richtige  haben  oder  auf  das  richtige  führen. 
So  in  folgenden  Fällen  (die  zu  den  3  Familien  gehörigen, 
nicht  angeführten  Handschriften  sind  mit  lo  bezeichnet,  die 
richtigen  Lesarten  durch  den  Druck  kenntlich  gemacht): 


des  Textes. 


75 


I  53,9 
I  70,15 

I  8S,9 

II  11, JO 

II  40,3 

II  71,1 

III  19.5 
III  31,2 
III  60,5 
III  65,2 

III  68,12 

IV  57,1 


IV  69,1 

IV  75,7 

V  50,8 

VI  8,1 
VI  43,2 

VI  46,2 

VI  64,12 

VI  84,2 

VI  85,1 

VIII  56.5 

VIII  56,23 

IX  33,2 


alite 

potior 

pervenerit 
causa   domicena 

est, 
cervis 
gallidius 
iacebat 
Albanique 
pusillos  (so  auch  PQ)  lo  sidllos 


Ca  ganz  oder  theüweise  und 
mehrfach  auch  PQ: 

PXB  Actide  Q  Athide  GO  Atide 
C  [Atthide] 

PXABQ  proprio!-,  C  prior  (/jro- 

PABC  perneve7'it  Q  pernenerit) 
XABF    causa  quae?     (Q   quae 

est?    domi  ceuat 
Qfo  turdis 
QPCa  candidiun 
Qw  latebat 
QPCa  urbanique 


pervenit 
tantum 
stag'ua  Neronis 


potas 

pig-uore  famam 

focus 

praecoues 

unda 

facis 

totiens 

amice    auch  Ri 

ense  citus 

sunt 

ergo  ego 
matronis 


lascivi 
Rand 


Q('j  quae  venu 

Qcj  totuni 

i'j   stagtia    Lucrini     'Q 

corr.    aus    lasciva 

Lavini,  Lucrini) 
Qw  ponis 
QF  pignore  (PXABCG  pignora) 

citae 
QXAC  cocus  P  cocuus  tu  coquus 
Qw  praetor  es 
Qw  nympha 

CO  facit  VQ  facis  j 

Q  propius  B  proprius   X  jn-ius 

Qw  Avite 

ABC   en   sextus ,    X   en  sexus 

QF  est  sextus 
Qw  sint 
Q^io  ergo  ero 
PQ  Moronis    w  morionis 


Reminlscenz 


Sp.  2,6. 


7(3  Ueberliefenmg 

X  26,1  per  undas  Qfo  per  urhes 

ib.  5  fulg-entia  Qw  frigentia    A  prigentia 

ib.  0  focis  Qw  rogis 

XII  31,8  dapes  Qw  domos 

XIII  45,2   tu  Qw  at 

XIV  8,2     capiunt  Qw  cupiant  AG  cupiam. 

Der  grösste  Theil  dieser  Corrupteleu  und  luterpolatio- 
nen  mag  schon  in  der  Vorlage  enthalten  gewesen  sein. 
Dass  aber  auch  der  Schreiber  von  T  sich  der  Interpolation 
nicht  ganz  enthalten  hat,  zeigt  I  3,5,  wo  in  der  Vorlage  für 
rhouchi  ruut  stand  (so  H),  woraus  in  T  fuerunt  gemacht  ist. 

Die  von  Sannazaro  zu  Anfang  des  16.  S.  aus  Frank- 
reich nach  Italien  gebrachte,  jetzt  in  Wien  befindliche  Hdschr. 
H  (nach  Hirschfeld  aus  dem  10.  Jahrhundert),  die  Fol.  71  bis 
73  von  M.  Sp.  19  bis  30  I  3,  4  enthält  (Sehn.  p.  LXVIIIt 
hat  0.  Hirschfeld  die  Güte  gehabt,  für  mich  aufs  neue  sorg- 
fältig nochmals  zu  vergleichen,  doch  ohne  erhebliches  Re- 
sultat. Dass  sie  mit  RT  aus  derselben  Quelle  stammt,  ergiebt 
sich  theils  aus  den  gleichen  Corruptelen  (Sp.  19,  3;  21,  6; 
27,3) ,  theils  aus  den  gleichen  orthographischen  Abweichungen 
(besonders  ss  für  s). 

Aus  derselben  Quelle  wie  RT  stammte  auch  eine  von 
Bongars  (1554—1612;  hauptsächlich  zu  den  ersten  Büchern 
und  Buch  XIII  u.  XIV  verglichene  Handschrift  (M),  deren 
Varianten  er  am  Rande  eines  Exemplars  des  Coliuaeus  (1539, 
in  der  Berner  Bibliothek)  notirt  hat  (von  Gruter  als  Bon- 
garsianus,  von  Scriver  als  Cuiacianus  bezeichnet:  Sehn,  i  p. 
LXXII).  Unter  45  Stellen  der  Bücher  I  II  XIII  XIV,  an 
welchen  sowol  die  Lesarten  von  M  als  der  Familie  A  an- 
gegeben sind,  sind  nur  5,  in  denen  beide  nicht  überein- 
stimmen. 

I  10,1         M  petit  Venustus    TPQ  petit   Gemellus    Ca  petit 

Gemellus  Venustus 

XIII  504  M^PQ  quae   T  de 

XIV  59,2  MPQ  Cosmi  vos   T  quos  milvos 


des  Textes.  77 

XIV  69,2  M%^PCaQ  ipsa    T  ipse 

XIV  132    M  pileum   T  te  illeum. 

Dagegen  an  40  Stellen  stimmt  M  mit  Farn.  A  und  zwar  an 

26  mit  ihr  allein,  an  14  zugleich  auch  mit  Fam.  B  tiberein. 

Zu  den  letzteren  gehören  z.  B. 

I  18,6        PQ  saeva  M  scaeva  R  scaena  mero  Ca  vina  cado 

XIII  10,1    MR  nee  dotes  similae  \  possii,  Ca  nee  poteris  si- 

PQ  simulae  I         lam  poteris 

32,2  MT^;|3PQ  ille,   Ca  ipse 
46      MR'1?P  persica   Ca  praecoqua 
66,1    MR'^JPQ  periuro,  Ca  perduro 
113,2    MT^^PQ  mustum  lo  mulsum 

XIV  24,1    MTi^PQ  splendida  Ca  tenuda 

125.1  MT^^PQ  perdere  w  rumpere 

126.2  MT^^PQ  laena   lo  togula. 

Am  deutlichsten  zeigt  sich  die  gemeinsame  Abstammung  von 
M  und  Fam.  A  aus  einer  Quelle,  die  von  der  der  übrigen 
verschieden  war,  in  XIII  und  XIV.  Hier  stimmen  z.  B.  M 
und  Fam.  A  in  der  bessern  Ueberlieferung  an  folgenden 
Stellen  überein: 

XIII  24,2  MRT  place?it  Qw  licet 

26.1  MR  tendentia    Ca  dit  (c)antia,  Q  durantia 

65.2  MR   hanc   in  piscina   ludere   saepe   soles,    w  hanc 

in  lautorum  mandere    (AB  madere    "^P  con- 
dere  Q  ponere)  saepe  soles 

XIV  1,1      MT  aenator,  Qio  senatus 

65,2    MT  pes  erit  PQ  proserit  m  proderit 
(186,2    MR  ipsius  et  vultua   PQ  ipsius  vultu(m)  Fw  ipsius 
vultus) . 
In  der  schlechtem  Ueberlieferung  stimmen  z.  B.  M  und  Fam. 
A  überein 

XIII  24,2   MR  meliora  Qw  melimela 

XIV  7,2      MT  deliv(b)eris  R  delibis  corr.  delibris,  Qw  delehis 
30,2  MRT  ursi    Qw  ursos 

116,1    MTQ  versis   w  cellis 


7S  Ueberlietemng 

14S,2   MT  caremus  Qw  -cenimiia 
158,1   MT  net(c)a  Qw  apta. 
Trotz    aller    erwälinteu    Mängel  ist  die   Ueberlieferimg-  der 
Farn.  A  im  ganzen  die  beste,    oder  doch  der  der  Farn.  B 
mindestens  gleicliwertliig. 
Familie  B  Diese  letztere   stammt  aus  einem   (von  Torquatus  Gen- 

ginäi  ei "  nadius  oben  S.  69)  subscribirteu  Exemplar,  welches  die  Sp. 
der^Re°cen-  uicht  enthielt .  und  ward  durch  die  Handschriften  '^PQ  re- 
Torjuatns  präsentirt.  Ueberschriften  scheint  der  Text  des  Torquatus 
Gennadius.  Q^nuadius  nicht  gehabt  zu  habend). 

*  '^,  der  von  Gruter  zuerst  nach  einer  Vergleichung  Thom- 

sons, dann  nach  einer  eigenen  1616  angefertigten  Collation 
benutzte,  ohne  Vergleich  vorzüglichere  unter  2  Martialcodd. 
der  damaligen  Heidelberger  Bibliothek,  eine  Pergamenthand- 


1)  ^  der  nach  Gniter  zu  XIV  3  ed.  Scriver  1619  p.  92)  in  XIII 
und  XIV  keine  Lemmata  bietet,  hatte  also  ohne  Zweifel  auch  in 
I — XII  keine  Ueberschriften.  In  P  fehlen  sie  von  V  81  ab  ;Schn.  i,. 
Q  hat  sie  durchweg.  Die  gemeinsame  Abstammung  von  PQ  zeigt  sich 
auch  hier,  besonders  in  den  gemeinsamen  Fehlern.  I  10  De  Gemello 
et  Maronilla  TBG  De  Venusto  et  Maronilla  XO  De  Venusto  et  ma- 
rino  PQ.  I  SS  Ad  Alcimum  puerum  sepultum  T  Ad  Alcimum  EX 
Ad  Alcimum  tituliim  epitaphii  PQ.  I  118  Ad  Caedicianum  TXABC. 
Ad  Decilianum  PQ.  u.  s.  w.  Abweichungen  wie  I  76  ad  bissenam 
PX  in  avarum  Q  u.  a.^  sind  vereinzelt.  Die  Ueberschriften  von  1. 
I— IV  in  PQ  stimmen  im  Ganzen  mit  denen  der  Farn.  C.  Dagegen 
von  V  ab  verrathen  sie  sich  durch  ihre  in  Form  und  Inhalt  ganz 
abweichende  Fassung  als  Machwerke  einer  sehr  späten  Zeit.  So  V  1 
Ad  Caesarem  TEX  Germanico's?  Caesari  oratio  libelli  PQ.  V  12 
De  Masclione  EX  Comparatio  Lini  et  Stellae  PQ.  V  1 3  Ad  Callistra- 
tum  TEX  comparatio  litterati  et  divitis  PQ.  V  39  Ad  Calliodorum  et 
Sextum  EX  Quamvis  magnum  Patrimonium  duobus  non  esse  magnum 
PQ.  V  57  Ad  Cinnam  TEX  Mala  tractatio  Ci(y)nn(a)e  PQ.  V  61  Ad 
Mariannm  EX  De  juvene  crispo  qui  civis  (quod  semper  Q)  uxor 
:uxore  Q)  ad  latus  ambulabat  PQ.  VI  8  Ad  Severum  TEX  De  repu- 
diatis  divitibus  Q.  VI  10  De  Jove  TE  Ad  love  X  Petit  a  Jove  num- 
mos  et  non  accipit  Q.  VI  17  Ad  Cinnam  EX  De  qualitate  nominum 
sive  de  barbarismis  Q.  VII  7  Ad  eundem  EX  Amor  omnium  erga 
Caesarem  Q.  VII  14  Ad  Aulum  EX  De  Aula  quae  servum  pennitum 
'so  flebat  ammissum  Q.  VII  21  Ad  Lucanum  EX  Ad  Neronem  de 
occiso  Lucano  Q    Ad  Neronem  de  Lucanio  otioso  F)  u.  s.  w. 


des  Textes.  79 

Schrift,  nach  Gmter  sehr  alt  und  ebenso  wie  P  mit  grösster 
Treue,  weil  ohne  Verständniss,  seiner  Vorlage  nachgeschrie- 
ben (Sehn.  1  XLIV  sq.),  stand,  so  weit  man  aus  Gruters  An- 
gaben urtheilen  kann,  dem  Original  am  nächsten.  Eine 
Beziehung  zu  Handschriften  der  Familie  C,  welche  in  P  und 
Q  vielfach  mitbenutzt  sind,  tritt  in  %s  nirgend  hervor.  Dass 
Sehn.  '13  mit  P  irrthümlich  für  identisch  gehalten  hat,  ist 
von  WGilbert,  Ad  Martialem  quaestt.  critt.  p.  16  ss.  zur 
Evidenz  erwiesen  worden. 

Zu  dieser,  wie  es  scheint,  verlorenen  Hdschr.  gehörte 
nach  Gilberts  Vermuthung  (p.  17)  vielleicht  das  von  Carl 
Witte  in  Perugia  unter  einem  Buchdeckel  gefundene  Blatt, 
welches  in  der  Schrift  des  13.  S.  die  Epigramme  X  36.7 
bis  41,5  enthielt,  wovon  aber  nur  37  und  3S  lesbar  waren 
(W:  Sehn.  p.  LXXs.).  "Wenigstens  stimmen  ^Y  und  -]?  an  der 
einzigen  Stelle  dieser  Epigramme  ül)erein,  wo  die  beiden 
andern  Hdschrr.  der  Familie  B  abweichen:  X  37.  S  maele] 
Q  melle  P  mele  %^AV  male. 

P  Palatiuus  1696  der  Vaticanischen  Bibliothek)  von 
C  0  Mueller  dort  gefunden  und  von  Abeken  und  Emil  Braun 
für  Sehn,  verglichen,  ist  eine  Papierhandschrift  des  15.  S., 
mit  eben  so  viel  Treue  als  geringem  Verständniss  aus  einer 
alten  Vorlage  abgeschrieben  z.  B.  IX  20,6  placeret  Apollo 
für  pia  Greta  polo)  Sehn.  ^  p.  XCVII  sq.  Einzelne  Stellen 
hat  Christian  Huelsen  für  mich  nachzusehn  die  Güte  gehabt. 
Q  (Aroudellianus  Gronovii)  ,  eine  Gruter  noch  unbe- 
kannte, zuerst  der  Pyrkheimerschen  Bibliothek,  dann  der 
Thomas  Howards,  Herzogs  von  Norfolk  und  Grafen  von 
Arundel  angehörige  Handschrift,  hat  JFGronow  verglichen 
und  einen  Theil  ihrer  Lesarten  in  ein  Exemplar  der  Scriver- 
schen  Ausgabe  von  1619  eingetragen,  woraus  Sehn,  sie  be- 
kannt gemacht  hat    Sehn.  ^  p.  LVI  sq.  u.  679). 

Diese  seitdem  verschollene  Handschrift  hat  Herr  JVallace 
M.  Lindsaij  (in  Oxford)  im  Britischen  Museum  wieder  aufge- 
funden,  und  ich  verdanke  ihm  und  den  Herren  JHOnions 


80  Ueb  erlief enmg 

in  Oxford  und  Professor  Alfred  Goodicin  in  London  eine 
vollständig-e  Collation  derselben.  Herr  Lindsay  hat  die  Güte 
gehabt,  die  Spectacula  und  1.  VIII— XIV,  Herr  Onions  I— V, 
Herr  Professor  Goodwin  VI  und  VII  zu  vergleichen.  Nach 
ihren  Angaben  habe  ich  die  Lesarten  von  Q  durchweg  mit- 
getheilt. 

Die  Handschrift  (cod.  Arondellianus  136)  ist  eine  Papier- 
handschrift in  Folio  (141  Blätter,  ,  in  einzelnen  Columneu 
zierlich  und  sorgfältig  gegen  Ende  des  15.  S.  in  Norditalieu 
geschrieben,  Ueberschriften  und  Anfangsbuchstaben  roth. 
Der  am  Anfang  stehende  1.  spectac.  rührt  von  derselben 
Hand  her,  wie  1.  I— XIV.  Der  Text  ist  vielfach  corrigirt. 
theils  durch  Hiuzufügung  von  Buchstaben  bez.  Setzung  von 
Punkten  unter  der  Linie)  theils  durch  Ausradirung  des  Ge- 
schriebenen und  Schreibung  des  Neuen  auf  der  Rasur.  Diese 
Correkturen  rühren  theils  von  dem  Schreiber  des  codex 
selbst,  theils  von  einem  derer  her,  welche  die  Nachträge  an 
den  Rändern  gemacht  haben.  Welches  von  beiden  der  Fall 
ist,  lässt  sich  nicht  immer  entscheiden. 

Die  sehr  zahlreichen,  an  den  Rändern  hinzugefügten 
Emendationen,  Varianten,  Glosseme  und  Nachtragungen  von 
Epigrammen,  die  im  Text  fehlen,  rühren  hauptsächlich  von 
drei  Händen  her,  und  zwar 

1)  dem  Correktor,  der  zu  Anfang  von  1.  I  geschrieben 
hat:  Liber  Primus,  priora  epigrammata  sunt  extraordinaria 
und  zu  Anfang  von  1.  XIV:  Incipit  liber  lemmata  sive  apo- 
phoreta.  Proben  der  von  ihm  (aus  der  Fam.  C,  namentlich 
jungen  Handschriften,  auch  aus  alten  Drucken  entnommenen) 
Lesarten  folgen  unten.  Mir  haben  dieselben,  ausser  eini- 
gen Proben  aus  1.  X.  nur  bis  zum  1.  VII  einschliesslich  vor- 
gelegen). 

2)  einem  Glossator,  der  Rand-  und  Interlinearglossen 
gemacht  hat:  z.  B.  Marcialis  X""  librum  edidit  et  revotavit 
et  emeudavit  et  aliquae  addidit  ut  dicit.  X  1,1  coronide] 
darüber:  appendice.   Am  Rande:  coronis  ab  homero  tractum. 


des  Textes.  81 

nam  cum  scriberet  de  eo  qui  arcum  perfecerat,  auream  autem 
coronam  addidit  id  est  extremitatem.  Inde  in  usiim  reeeptiim 
est,  ut  quidquid  adderetiir  coronis  dieeretur.  X  2.3  Nota] 
in  prima  edieioue  vulgata.  X  2.4  utrique]  et  novo  et  antiquo. 
X  3.1  dentem]  impuram  reprebensionem,  nam  dente  invidemus. 
3)  Demjenigen  der  die  im  Text  ausgelassenen  Epigramme 
aus  einem  cod.  der  Fam.  C  am  Rande  nachgetragen  hat. 

Ueber  die  Ueberschriften  vgl.  oben  S.  78,1 ;  über  dieSub- 
scriptionen  S.  69  f.  Auf  I  14  folgt  I  48—  I  103,2  I  15—  I  47 
IV  25—  IV  68  I  1 04—  IV  24  IV  69  sqq. :  die  Einschaltung 
von  IV  25—69  vielmehr  6S)  zwischen  dem  1 .  und  2.  Distichon 
von  I  1 04  (vielmehr  1 03)  findet  sich  auch  in  bfh  und  andern 
jungen  Handschriften  (Sehn.  '  p.  XCIII  .  Zwischen  IV  88  und 
89  steht  in  Q  Suppos.  I  (Sehn.  »  p.  632)  mit  der  Ueberschrift 
Epistola.  Bei  V  1 0  ist  am  Rande  ein  Distichon  verwandten 
Inhalts  hinzugefügt: 

Omnia  post  fatum  fingit  majora  vetustas: 

Majus  ab  exsequiis  nomen  in  ora  venit. 

Auf  Blatt  I  stehn  5  Epigramme  de  ortu  Homeri  (z.  B.  diceris 

a  multis   colophonis    alumpnus  homere  etc.);    auf  den   drei 

letzten  Blättern  (139 — 141)  35  Epigramme  von  verschiedenen 

Händen,   und  zwar  zuerst    unmittelbar  hinter  dem  Schluss 

von  1.  XIV)  das  in  P  an  derselben  Stelle  stehende  Epigramm 

Sehn.  1  p.  XCVII  (v.  3  optato  statt  viso  jam :   v.   4  viso  st. 

laetus).     Hierauf:  Epithafium  Senece  (Riese  Anthol.  lat.  667 

n  p.  126) ;  dann  das  Epigramm  ib.  721  II  p.  177;  414  I  p.  268 

marmoreo  cardo  [so]  tegitur  tumulo,  cato  nullo  Pompejus  nullo 

[corr.  parvoj  credimus  esse  deos)  etc.    Auf  fol.  141  a  unten: 

Burchardum  si  forte  harscher  pie  lector  amasti 

Manibus  offitium  funeris  exhibeas 
Nam  jacet  hoc  tumulo  vir  bonus  aureatensis 

Ecclesie  custos  canonicusque  simul 
Auxerat  hos  titulos  spaltensis  praepositura 
Hoc  decus  et  vitam  mors  cita  siibripuit. 
Der  1.  spectac,  der  nicht  bloss  in  dem  archetypus  der  Fa- 

Martial  I.  6 


§2  Ueberlieferung 

inilie  B,  sondern  auch  in  dem  der  Farn.  Ca  fehlte  (Sehn.  > 
p.  CV; .  ist  in  Q  offenbar  nicht  aus  einer  Handschrift  der 
Farn.  A,  sondern  der  Farn.  Cb  hinzugefügt.  Aus  dieser  ist 
auch  das  in  P  fehlende,  wahrscheinlich  unächte  Epigramm 
III  3  in  Q  am  Rande  hinzugeschrieben. 

Wie  P  zeigt  auch  Q  Spuren  verständnissloser  Abschrift 
der  Vorlage:  z.  B.  XIV  133,1  mutua  rheno  st.  mutor  aheno 
XIV  197,2  poena  sedere  solet  st.  paene  sedere  soles.  Die 
bereits  von  Sehn,  hervorgehobene  durchgängige  Ueberein- 
stimmung  von  P  und  Q')  zeigt  sich  besonders  auffallend  in 
den  beiden  gemeinsamen  Fehlern,  wie 
I  92,8         T  praeda  (st.  hraca)    Fam.  Ca  palla   palma  plaga 

PQ  peda 
I  109  w  hsa  PQFprB«  ipsa 

III  63,6      CO  modos  PQr  choros 

IV  9,1         Fam.  Ca   Lahulla,    PQ  bulla 

Fabulla 

V  50,3        T  velis    Fam.   Ca    PQ  putes 

potes^  petis 
XIII  76,]    MR   rustica  sim  an  PQ  rustica  si  maneat 
T  simausi. 
Die  Differenzen  der  Texte  von  P  und  Q  rühren,  insofern 
sie  nicht  auf  Versehen  ^j  oder  Conjektur  beruhen,  daher,  dass 
in  beiden  eine  Handschrift   der  Familie  C  mitbenutzt   ist. 
Daher  weichen  P  und  Q  abwechselnd  von  der  durch  ^>  (bez. 
i3Q  und  ^13P;    repräseutirten  Ueberlieferung  des  archetypus 
der  Fam.  B  ab,  jenachdem  in  diesem  oder  jenem  Lesarten 
aus  der  Familie  C  aufgenommen  sind.     Zuweilen  weichen 
PQ  durch  Aufnahme  derselben  Lesart  aus  dieser  Quelle  von 
^]?  ab:  so  IX  101,19  %>  parcus  PQCa  partos  (Parthos  .  Hier  und 
da  ist  die  Verwerfung  der  gewöhnlich  l)efolgten  Ueberliefe- 
ruuo-  zu  Gunsten  der  nebenher  benutzten  noch  nachweisbar. 


ij  VI  3   P  nibit  Q  mbit  XII  26,6  P  numadum  Q  inimadum  u.  dgl. 
lässt  auf  eine    inMinuskeln  geschriebene  Vorlage  beider  schliessen. 
•f;  Wol  nur  ein  Yerselm  ist  IX  15,1  Q  sepulcra  (für  seeierata.) 


des  Textes. 


83 


So  I  78,2  ^P  mos  QCa  ipsos  Rand  von  P  al.  ipsos.  IV  67,8 
%  7ioti  vis  Ca  nou  das  Q  uou  das  coit.  aus  uou  vis.  Sehr  selten 
stimmen  PQ  in  einer  von  '^Ca  abweichenden  Lesart  überein ; 
so  III  85.4   T  tibi  %^Ca  tui  PQ  sui   IV  4.7  i>Ca  sahbataria- 

o 
rum  Q  sabbatariarum  P  sabbatariorum. 

Dagegen  weichen  QCa  von  P  oder  "^^.^P  al): 


II  1,2 

%^  corr.  P  perlege- 
rett'e 

TQCa  perlegei 

•etque 

II  84,4 

(e5se7««c?)P('jexhoc 

QCa  ab  hoc 

V  6,10 

P  placido 

QCa  placidus 

V  15,3 

PF  nomine 

QCa  carmine 

V  19,1 

TPF  veris 

QCa  veri 

V  58,3 

"•l^PFrising.  longe  est 

QCa  longe 

V  58,7 

P  tardum  est 

QCa  serum  esi 

f 

VI  21.10 

PF  caecJe  duos 

QCa  parce  (pare    deo 

VI  58,10 

%^  magnus 

QCa  riarus 

X  56,6 

P   servorimi 

QCa  saxorum 

'saxonum) 

XIV  10,1 

TMP  pusilla 

QCa  puella 

XIV  176,2 

T^^P  piicr 

QCa  pater. 

PCa 

weichen  von  Q  oder 

^;sQ  ab: 

II  44,2 

^]?Q  vel  puta 

PCa  ut  piifa 

III  47,5 

^]?Q  urhem 

PCa  Romam 

III  95,2 

T^]?Q  corvus 

PCa  curvus 

TV  66.2 

'']?Q  turba  mero 

PCa  (Rand  v. 

Q)  vena  mero 

IX  33.2 

%^Q  Maronis 

PCa  Morionis 

IX  67.2 

%^Q  nulla 

TPCa  nemo 

X  21.2 

%^Q  Crispe 

PCa  Sexte 

X  34,1 

^^Q  Caesar  Trajane 

PCa  princeps 

Trajane 

X  103,1 

%^Q  angusta 

PCa  angusta 

XI  7.11 

^]?Q  diceret 

PCa  dicet  et 

XI  27,13 

T^1,>QC  me  donare 

PCa  me  dare 

dona 

XI  52,18 

%^Q  rara 

PCa  nira 

XI  78,11 

^:|5Q  redde 

TPCa  trade 

XII  18,24 

\  "^^Q  corr.  V  pueri 

PCa  imeris 

6* 

g4  Ueberlieferung 

XII  32, 1 J   fQ  ibi  PCa  ibat 

XII  40,2     %^Q  Pompiliaue  TPCa  Pontiliane 

XII  82,12  %^Q  colligit  ille  PCa  colligit  usque  [utque) 

XIV  1,4      TMi^QC  tum  PCa  corr.  Q  jam 

Zinveilen  stimmt  P  mit  einem  Theil  von  Ca'),  'iPQ  mit 
einem  andern  überein: 

IV  30,16  %^Qw  delicatos  PGc  dedicatos 

VIII  56,3  Ti^QFXCw     deesse       AB  idesse  Pcj  abesse 

E  desse 

IX  46,4    ^(^^^X.QYdu7ntantnm  Vvj  dum  tamen 

XI  95,2    ^nQEXACF  in  solium     Pcj  in  solio 

XII  S8,l  ^QEXABG  non  ego       YYlo  non  nego 

n 
XII  94.6  Ti^EXABCF amSiV/oÄe  Q  ambitiöse    Pw  ambitione 

Auf  Verschreibung-  berubt  die  Abweicbuug  von  P: 
XII  98,5     ^QX  Instaniius     Eoj  iustantibus     P  intrantibus; 
^yol  auch  II  33.4     %^QEXA  haec     G  bic     CO  te     P  boc. 

Dagegen  auf  Conjektur  oder  Besserung: 
IV  54.10    QCa  negat  (neget;       P  secat 
VIII  33,6  T'l?QCa  quam  reor      P  quod  reor 
XII  15.9     ^^QCa  at  pudet  P  ah  pudet 

XIV  166,1  ^^QCa  electa  MP  ejecta. 

Was  die  in  Q  zur  Correktur  benutzte  Handscbrift  der 
Fam.  C  betrifft,  so  liegt  es  am  nächsten  anzunehmen,  dass 
es  dieselbe  "svar,  aus  welcher  der  1.  spect.  entnommen  wurde. 
Diese  aber  kann  nur  zu  der  Classe  Cb  oder  zu  den  jüng- 
sten gehört  haben,  von  denen  mehrere  ja  auch  die  Verstellung 
von  IV  25 — 68  mit  Q  gemein  haben  (oben  S.  81  .  In  der 
That  finden  sich  nun  sowol  im  Text  von  Q  als  auch  unter 
den  am  Rande  hinzugefügten  Lesarten  'die  bis  auf  einige 
überhaupt  nicht  nachweisbare  sämmtlich  aus  der  Ueberliefe- 
rung von  C  stammen  mehrere,  die  sonst  nur  in  den  jüngsten 
Handschriften  oder  alten  Drucken  'Xuxa)  vorkommen. 


■    Doch  in  den  meisten  der  angeführten  Stellen  nur  mit  den  voa 
Fam.  B  abhängigen  G  imd  Y.     Gilbert. 


des  Textes.  85 

Q  hat  im  Text: 
I  43;5  lenta  mit  Osaxa   >  longa i 
IV  48,1  Pamphile  mit  1  (E  Phapyre  X  Paphile) 

cl    e 
IV  78, S  Sig-er  osqiie:   sidereosque  bswz-f  pr.li. 

VI  41.1  lauro  mit  bchsz'f    w  laua" 
am  Räude: 

I  34,7  ab  elide  mit  li    Text:  ab  la'de  etc.). 

II  14,13  cimctis  mit  Gc  (für  das  im  Text  fehlende  ternis). 
II  35.2  Imbricio  mit  0    Umbricio  c;  für  in  rhytio. 

II  41.11  Tabella  mit  Tscp  (Text:  Fabulla 
II  46,8  tuta  mit  OzjjLxa  (Text:   trita] 
II  17,1  sorptita  u.  a.  mit  0    Text:  inscripta; 
IV  55.29  Britannos  mit  behlz  (Text:  butunto) 
IV  58,2  num  mit  p  und  corr.  z    Text:  nam) 

IV  61,6  lichnisque  perunctum  (?Text:  lineisque  ter  einctum) 

V  19.12  flammateve  (aeve)  mit  axa  (Text:  flammarisve) 
X  4.12  ethia  mit  Otxxa    Text:  et 

X  5,3  pontes  per  urbis  erret  exul  et  clivi  mit  \iv.a    Text: 
esset  per  urbem  pontis  exul  et  divi  . 

Hier  und  da  zeigt  Q  auch  eine  ganz  selbständige  Aeu- 
derung  oder  Ergänzung.  VI  38.1  (nee  adhuc  trieteride  plenaj 
fehlte  in  der  Vorlage  von  PQ  plena:  in  P  ist  es  unersetzt 
geblieben,  in  Q  durch  fretus  ersetzt.  VIII  67,10  ^;^EXAFG 
ut(j;ante(s)sero  w  aut  cur  non  sero  Q  cur  autem  sero.  XII 
50,1  (pityonas)  T  phyouas  %^  pythonas  Ca  cyparissos  Q 
pythagoras. 

Die  sämmtlichen  Handschriften  der  Familie  C  stammen  Famiue  c. 
aus  derselben  im  8.  oder  9.  S.,  mit  Ausnahme  der  Ueber- 
schriften  vielleicht  in  Longobardischen  Minuskeln  geschrie- 
benen Handschrift,  welche  selbst  wieder  Copie  eines  wahr- 
scheinlich in  Minuskeln  geschriebenen,  also  ebenfalls  nicht 
sehr  alten  Ori2:inals   war  ^  .     Hinter  den  Vorlagen  der  Fa- 


»)  Das  obige  nach  freundlicher  Mittheihmg  von  Wallace  M.  Lindsay, 
■welcher  die  codd.  E   und  die  übrigen  Edinburgher  Martialhandschrif- 


g5  Ueberlieferung 

milien  A  und  l)  stand  dieselbe  im  Ganzen  zurück,  da  sie 
sehr  feblerliaft  und  vielfach  willkürlich  corrigirt  war  Sehn.  ^ 
p.  CXX :  doch  vg-1.  Grilbert  Quaest.  crit.  p.  1  s  .  Die  gemeinsame 
ciasse  Ca.  Ahstammiiug  der  sämmtlichen  altern  Handschriften  dieser 
"gina.  ^j^gg^  Q^^  ,^^^^^  dieser  einen  Quelle  ergieht  sich  namentlich 
aus  ihren  gemeinsamen  Lücken,  besonders  X  57 — 72,  wo 
also  in  der  Urhandschrift  ein  Blatt  fehlte  (Sehn,  i  p.  CXIX), 
u.  X  88—91.  Der  Text  derselben  lässt  sich  bei  der  grossen 
Zahl  und  grossen  Uebereinstimmuug  der  aus  ihr  geflossenen 
codd.  grösstentheils  feststellen  (Sehn,  i  p.  CXX— CXXIV 
Sehn.  -  p.  V  sq.).  Die  Spectacula  enthielt  sie  nicht.  Sie 
hatte  durchweg  Ueberschrifteni).  die  in  Majuskeln  geschrie- 
ben waren -j. 


teil,  so  wie  A  und  X  neu  verglichen  hat.  Anf  Minuskelschrift  des 
Originals  schliesst  derselbe  aus  Lesarten  der  Urhandschrift  der  Fam. 
C.  wie  folgende:  I  3,7  Cum:  tum.  I  16,2  fit;  sit.  I  35,8  vestit] 
vescit.    I  42,4  fatis]   satis.    I  103,10   cicer]  citer.     II  33,2  rufa'j   russa 

II  73,1  sobria]  fortia.    11120,16   impudici   balneo]  inpudicibus  in  eo. 

III  5S,44  satur]  fatus.     III  58,17    superbi  feminas:    superbis  minas. 

1)  Die  Ueberschriften  (vollständig  bekannt  nur  von  E  und  X  haben 
dieselben  Formen  wie  die  der  Fam.  A.  Ihre  Uebereinstimmung  mit 
derselben  ist  mehrfach  von  der  Art,  dass  man  sie  nicht  für  zufällig 
halten  kann.  So  I  86  oben  S.  71,1).  III  3(3  Ad  Fabianum  sterilem  ami- 
cum  TEX.  III  91  De  amisicio  et  arehigalli  T  de  missicio  et  a  r  cri- 
gallis  EX.  VII  71  De  marito  et  uxore  et  de  EX  tota  domo  REX.  YIII 
47  ad  eum  qui  de  div  barbam  facieb.  E  Ad  eum  qiii  de  diversis  barba 
faciebat  EX.  IX  18  Ad  Caesarem  de  facinoribus  proitis  prohibitis 
EX  TEX.  Durch  verschiedene  Halbinmg  derselben  üeberschrift  kön- 
nen entstanden  sein:  II  19  De  navi  Argo  T  Ad  lectorem  EX.  YIII 
52  De  tonsore  T  Ad  Caedicianum  XEF.  X  2  De  perpetuitate  libro- 
rum  T  Ad  lectorem  EX.  Auffallender,  doch  immerhin  mit  der  An- 
nahme einer  gemeinsamen  Vorlage  vereinbar  sind  Abweichungen  wie 
VI  64  Ad  eum  qui  emendari  voluit  eins  carmen  T  Ad  sectorem 
suum  EX.  VI  86  De  sanitate  sua  T  De  Mida  EX.  VII  6  Ad  Famam 
T  Ad  Caesarem  EX.  Auch  zwischen  den  einzelnen  Handschriften 
der  Familie  C  finden  sich  starke  Differenzen,  z.  B.  III  7  Ad  quadran- 
tes  X  Ad  Misellium  v.  Ij  G.  VI  66  De  praecone  puellam  vendente  X 
De  Gelliano  praecone  spurco  EA. 

2  H  war  dem  K.  ähnlich:  daher  III  41  DE  PKIOLA  E:  mit  R 
verwechselt  z.  B.  VI  33  AD  MATROXEM  £.  B  und  R  verwechselt 
XIV  39  LVCERXA  CVRICVLARIA  JE.    Lindsay. 


des  Textes.  87 

Der  Urhandschrift  am  nächsten  steht  E ')  (in  der  Biblio- 
thek der  Jm-istenfacnltät  zu  Edinburgh ,  Pergamenthand- 
schrift des  10.  S.  in  Quart,  lOS  Bll.  von  je  2  Columneu.  in 
Karoling-ischen  Minuskeln  ziemlich  deutlich  geschrieben  (wie 
es  scheint  von  3  Händen,  und  von  verschiedenen  corrigirt). 
sehr  ähnlich  dem  cod.  X.  Schon  Sehn.,  der  eine  (nicht  ge- 
nügende) Collation  desselben  für  seine  2.  Ausgabe  benutzte 
(Sehn.  2  p.  V  sq.  vgl.  Sehn,  i  p.  LXXX  sq.) ,  hielt  ihn  für 
den  besten  Vertreter  der  Fam.  Ca,  und  Lindsay,  der  E 
zweimal  aufs  sorgfältigste  mit  dem  Text  von  Sehn,  und 
ausserdem  mit  X  und  A  verglichen  hat,  bestätigt  dies  Ur- 
theil  durchaus.  Der  Schreiber  von  E,  des  Latein  und  seiner 
Grammatik  sowie  der  Metrik  noch  unkundiger  als  die  Schreiber 
von  X  und  A.  kopirte  deshalb  sein  Original  mit  grösserer 
Treue.  So  XI  70,3  rudesve  querellae]  rudesve  que  pellae 
E  rudesve  puellae  X  rudesque  puellae  A.  IX  62,4  odorej 
ödere  E  olere  X  odore  A.  III  13,1  dum  non  vis  pisces] 
dum  non  vis  pisces  leporem  E  dum  pisces  leporem  X  dum 
non  vis  pisces  A.  Zuweilen  führt  E  allein,  oder  mit  A  zu- 
sammen 2)  auf  das  richtige,  wo  die  übrigen  codd.  der  Fa- 
milie Ca  corrigirt  sind.  So  II  56,1  male  audit]  malaudit  EA 
me  laudat  X.  VIII  78,1  victoria]  viatoria  EA  viatori  X.  Vgl. 
Sehn.  2  p.  V  sq. 

Ferner  X,  in  Paris  ehemals  im  Besitz  des  Claudius 
Puteanus,  im  10.  S.  ebenfalls  von  einem  sehr  sorgfältigen 
Schreiber  geschrieben,  der  in  der  Piegel  die  CoiTuptelen  des 
Originals  treu  wiedergab,  selten  corrigirte  Sehn.  ip.LXXXVI). 
Einige  Nachträge   zu   Schneidewins   Collation  dieser  Hand- 


')  Die  sämmtlichen  Angaben  über  E  sind  von  Herrn  Wallace  31. 
Lindsaij.  Aus  seiner  mir  gütig  mitgetheilten  Collation  habe  ich  die 
Lesarten  dieser  Handschrift  durchweg  mit  angegeben. 

2'  Vielleicht  ist  A  theilweise  aus  E  abgesehrieben.  In  beiden  sind 
VII  10,10  u.  11  hinter  VII  r2,S  wiederholt,  und  auch  an  anderen  Stellen 
weichen  beide  allein  vom  Original  ab ;  so  IV  27,4  u.  5  trcmsp.  EA.  VI 
80,1  tibi  am  Ende  des  Verses  EA.  IX  61,  18  u.  19  transp.  EA.  IX 
101,10  namne  vobes  EA.  X  10,.3  his  EA.   XII  6,12  malus  ausus  esscEA. 


88  Ueberlieferung 

sclirift  verdanke  ich  Herrn  Liudsay,  der  sie  nochmals  ver- 
glichen hat. 
Epored.  Von  einer  Zwillingshandschrift  von  X  stammt  der  Epore- 

diensis,  zuerst  verglichen  von  LBethmanu  (Sehn.  2  p.  X  sq.) 
Eine  neue  Collation  des  daraus  erhaltenen  Fragments  XIII 
1 — 110  geben  Götz  u.  Loewe  Leipziger  Studien  I  363. 
A  A  (in  Leydeu ,   ehemals  im  Besitz  von  Isaac  Voss    im 

II.  oder  12.  S.  in  derselben  "Weise  wie  X,  aus  derselben 
oder  einer  ganz  ähnlichen  Vorlage,  vielleicht  E,  abgeschrie- 
ben (oben  S.  87,2).  von  einer  alten  Hand  corrigirt,  die  sich 
aber  der  Coujekturen  enthalten  hat  (Sehn.  1  p.  LXXII  sq.). 
Auch  diese  Handschrift  hat  Herr  Lindsay  neu  verglichen, 
welchem  ich  ausser  einigen  Kacliträgen  zu  den  übrigen 
Büchern  eine  vollständige  Collation  der  Bücher  XIII  und 
XIV  verdanke. 

Etwas  weiter  vom  Original  entfernt  sich 

B  B  (in  Leydeu,  ehemals  im  Besitz  von  Isaac  Voss)  im  12.  S. 

geschrieben,  mit  vielfachen  willkürlichen  Aeuderungen  theils 

des  Schreibers,  theils  des  Correktors  ^Schn.  ^  p.  LXXIII  sq.). 

Die  mit  Be-         Mehrere  Handschriften  der   Familie    Ca   sind   mit  Be- 

voSelderUutzung  vou  Vorlagen  aus  den  Familien  A  und  B  geschrie- 

^geTchHete^ ben  odcr  corrigirt,  namentlich  folgende: 

Thrfften'  ^    (Vossiauus   der  Leydener   Bibliothek,    im   14.  S.   in 

d.  ciasseca. -Qg^^g^y^jjfl  geschrieben)   stark  interpolirt  und  durch  seine 

^        täuschenden  Aenderungen  ein  Führer  für  die  Jüngern,  stimmt 

nach  Gilbert  häufig  mit  T. 
ü  G  (Gudianus  aus  dem  Ende  des  12.  oder  dem  13.  S.  in 

WolfenbUttel)  fehlerhaft  geschrieben   und  willkürlich  corri- 
girt, stimmt  auffallend  mit  Familie  B. 
^.  V  4  oder  V  (der  älteste  von  vier  Vaticani,  aus  dem  10. 

oder  11.  S.),  von  einer  zweiten  Hand  theils  glücklich,  theils 
unglücklich  corrigirt  ^vgl.  z.  B.  zu  V  34,3),  [stimmt  beson- 
ders in  Dittographieeu  und  Correkturen  häufig  mit  Familie 
B  z.  B.  XII  3,16:  21,8  u.  s.  w.  Gilbert.].  (Er  hat  das  in  Ca 
fehlende  XII  2). 


des  Textes.  89 

F  (Floreutimis  aus  dem  15.  S.) ,  von  Sehn.  ^  (der  nur  f 
eine  Collation  des  1.  Buelis  von  F  de  Furia  hatte  irrthüm- 
licli  zur  Familie  B  gereeliuet  (p.  CVIII  ff.)  und  ebenso  irr- 
thümlicli  für  identisch  mit  dem  von  Adrian  Beverland  (aus 
Middelburg  in  Zeeland,  f  vor  1746)  benutzten  Florentinus 
(5,  ?50  sowie  dem  von  Thomson  für  Scriver  verglichenen 
Florentinus,  und  des  letztern  öfter  genannten  )optimus;(  (p. 
XLIX  und  XCII)  gehalten  i. 

Diese  bisher  so  gut  wie  unbekannte  Handschrift  hat 
der  Bibliothekar  der  Laureutiana  Don  Niccolb  Anziani  die 
Güte  gehabt,  mir  hierher  senden  zu  lassen,  und  sie  ist  von  einem 
Mitgliede  des  hiesigen  philol.  Seminars,  Herrn  Carl  Froheeu 
aus  Memel,  aufs  sorgföltigste  coUationirt  worden.  Ihre  Les- 
arten sind  in  dem  kritischen  Apparat  durchweg  mit  ange- 
geben. Sie  ist  ohne  Abkürzungen  und  Kasuren  kalligrai)hisch 
auf  schönem  Pergament  geschrieben  und  vortrefflich  erhal- 
ten. Nach  der  unten  folgenden  Untersuchung  Frobeens 
ist  sie  nach  einer  Vorlage  der  Familie  Ca  geschrieben,  mit 
deren  besten  Vertretern  (besonders  EXA)  sie,  soweit  keine 
Entlehnungen  oder  Aenderungen  stattgefunden  haben,  durch- 
weg übereinstimmt;  doch  nach  einer  guten  Handschrift  der 
Familie  B  corrigirt,  deren  Lesarten  in  IV,  X  und  XIII,  stellen- 
weise auch  sonst,  überwiegen.  Der  Correktor  ist  nicht  con- 
sequent  verfahren,  hat  auch  öfter  geirrt,  doch  im  Ganzen  sind 
seine  auf  die  Handschrift  der  Fam.  B  begründeten  Aende- 
rungen Verbesserungen.  Ausserdem  fehlt  es  nicht  an  willkür- 
lichen Aenderungen  und  Entstellungen,  welche  vermuthlich 
nicht  von  dem  Correktor,  sondern  dem  Schreiber  herrühren. 

Von  den  Excerptenhandschriften  folgen  die  Excerpta 
Frisingensia  S.  XI  jetzt  in  München  (Sehn.  ^  p.  LXVII  f. 
öfter  dem  Text  von  A  und  B.     So  handÄrTf- 

II  S.7  Fr.  mit  PQR  quasi  nos  mauifesta  Fam.  Ca.    quae  si  Excerpta 
manifesta  Frisingeu- 


Ygl.  den  Anluing  1. 


90  Ueberlieferang 

V  52,7  Fr.  mit  TKPFGOQ  quamvis  iiigeutia  —  doua  co  q.  i. 

—  dones 

V  58,7  Fr.  mit  P  tardum  est    QF  Farn.  Ca  serum   est. 
Allein  bieten  sie  das  richtige 

11  7,7:    Fr.  faeias  tamen       Qoj  facis  (et  oder  liaecj  tarnen, 

facis  attamen. 

N  (Parisinus,  früher  Nostradamensis ,  nicht  später  als 
das  1 3.  S.  für  Sehn.  -  von  Duebuer  collationirt)  stimmt  mit 
den  weniger  guten  Vertretern  von  Ca  überein  ^Schn.  - 
p,YI_X),  hat  aber  auch  manches  Eigeuthümliche  (S.93,l]. 

Sehr  ähnlich  ist  das  sehr  viel  weniger  enthaltende  Flo- 
rilegium  Diezianum  (aus  dem  14.  S.  in  Berlin  —  D  —  Schn.i 
p.  LXVII).  Diese  so  wie  die  (von  D  imabhängigen)  Ex- 
cerpta  Erfordiana  (e,  ibid.)  hat  Dr.  Hermann  Nohl  die  Güte 
gehabt  für  mich  nachzuvergleichen ,  doch  ohne  nennens- 
werthes  Resultat.  (II  53,3  hat  nicht,  wie  Sehn,  angiebt. 
noles  sondern  voles). 

0  (ed.  Romana  1473)  ist  von  einem  Gelehrten  besorgt, 
der  einen  alten  Druck  (vermuthlich  den  ersten  (ohne  Jahr 
und  Ort)  zu  Grunde  legte,  und  mit  Benutzung  des  unedirten 
Textes  des  Nicolaus  Perottus^)  und  einer  zur  Familie  Ca 
gehörigen  Handschrift  2)  den  Text  zuweilen  glänzend  ver- 
besserte, oft  aber  auch  durch  neue  Fehler  stark  entstellte 
(Sehn,  i  p.  XVI— XXV). 


Classe  Cb 


Weiter  als  diese  Handschriften  entfernt  sich  von  dem 
gemeinsamen  Original  eine  Reihe  anderer,  die  noch  mehr 
aus  anderen  Quellen  aufgenommen  haben  (auch  den  liber 
spectaculorum; ,  und  noch  mehr  durch  Fehler  und  willkür- 
liche Correkturen  entstellt  sind  (Classe  Cb).     Dazu  gehören 


!  Von  Perottxis  ist  die  allein  in  0  enthaltene  Lesart  X  26,1  lata 
modo  voce  per  nrbes  Sehn.  '  p.  XXII. 

2)  Nach  den  im  Anhang  1  angeführten  Stellen  scheint  dieselbe 
zu  den  gemischten,  nach  Farn.  B  corrigirten  gehört  zu  haben. 


des  Textes.  91 

Vindoboneusis  3  ans  dem  15.  S.  (Schu.  i  p.  LXIX)  stark  ^i^^^^b- » 
interpolirt,  hat  viel  aus  schlecliteu  Haudschriften,  stimmt  iu 
den  letzten  Büchern  aber  auffallend  mit  T. 

Genau  mit  Vind.  3  stimmt  der  etwa  um  ein  Jahrhun- ßönoniensis 
dert  ältere  Bononieusis  (Schu.  i  p.  CXI  u.  CV).  Zu  Anfang-,  doch 
von  anderer  Hand,  im  14.  S.  eingefügt,  steht  der  liber  specta- 
culorum,  doch  ist  nur  das  letzte  (vorletzte?)  Blatt  (7,10—18)  er- 
halten. Am  Schluss  steht:  Hü  versus  in  quodam  vetustis- 
simo  allali  (Martiali?)  invenitur,  qui  ab  aliis  deerant.  Von 
diesem  (ebenfalls  mit  Vindob.  3  genau  stimmenden)  Frag- 
ment geben  eine  Collation  GGötz  und  GLoewe,  Mittheilungen 
aus  Italienischen  Handschriften  I  Zu  Martial.  Leipziger  Stu- 
dien z.  class.  Philologie  I  (1S7S  S.  363 — 365  . 


Vom  11.  bis  15.  S.  wurden  nur  Handschriften  der  Fa- Handschiif- 
milie  Ca  häufig  abgeschrieben,  von  germgeren  derselben  f.  jaiirhvm- 
stammen  die  schlechten  im  J  5.  S.  (meist  in  Italien)  ,  doch 
mit  Benutzung  der  Familien  A  und  B  geschriebenen  stark 
interpolirteu  Handschriften').  Aus  einer  sehr  alten  Hdschr. 
der  Familie  A  ist  in  denselben  der  bereits  im  14.  S.  (vgl. 
die  Angabe  des  Bonon.)  aufgetauchte  liber  spectaculorum 
und  das  Carmen  suppositicium  I  (Sehn,  i  p.  632)  hinzugefügt 
(Sehn.  '  p.  CXXV— CXXVII). 

lieber  die  zu  dieser  Classe  gehörigen  Handschriften  der  Boaieiani. 
Bodleianischen  Bibliothek  in  Oxford  (Sehn,  i  p.  LV  u.  LXXXI) 
verdanke  ich  Herrn  Lindsay  genaue  Angaben.  Der  von  Far- 
naby  benutzte  Bodleianus  (augeblich  «von  ehrwürdigem  Altera 
Sehn.  1  p.  LIV  sq.)  im  15.  S.  in  Italien  mit  zierlicher  Schrift 
und  gemalten  Initialen  geschrieben,  enthält  am  Ende  die 
Spectacula  und  die  im  Original  fehlenden  Epigramme  X  56, 
7_X  72  incl.  und  X  8S— 91  (oben  S.  86;:  zuletzt  den 
Brief  des  Plinius  Epp.  III  21. 


•  Zw  ihnen  gehört  u.  a.  der  von  Sehn,  mit  g  und  gl.  bezeichnete 
Florentinus  Beverlandi  Öchn.ip.LVIII,  vielleicht  identisch  mit  f  ib. 
XCII ,  vgl.  Anhang  1 . 


92  Ueberlieferung  des  Textes. 

Eine  uudcre  Hdsclir.,  ebenfalls  in  Italien  im  15.  S.  g-e- 
selirieben  (D'Orvill.  X  1.  5.  31),  scheint  die  von  Oudendorp 
benutzte,  von  Sclin.  i  p.  678  d;  eine  dritte  (D'Orvill.  X  1. 
5.  32)  die  von  Sclin.  '  p.  LXXI  g  genannte  zu  sein:  eine 
vierte  (Canon.  Lat.  S2j  ist  mit  den  Wolfenbüttler  Hdscbr. 
a  s  w  (Sehn.  '  p.  LXIII  sq.)  verwandt.  Die  von  Sehn.  ^  p. 
LXXXII  6  erwähnte  «In  bibl.  Edv.  Bernardi  etc.«  (zu  Ende 
des  15.  S.  in  Italien  geschrieben)  enthält  die  Sp.  und 
I — IV  1.  Was  Sehn.  ib.  unter  7  anführt,  ist  keine  Hand- 
schrift, sondern  ein  Druck  von  1614.  der  u.  a.  Marcialis 
Episcopi  Lemovicensis  Epistolas  enthält. 

Eine  Hdschr.  der  Bodleiana  Auct.  F.  1.  8  aus  dem  An- 
fange des  13.  S.  enthält  Joannis  Sarisb.  Policrat.  etc.,  und 
am  Schluss  (f.  138 — 140),  »Exertum  (sie)  de  libro  epigram- 
matum  Marci  Marcialis  Valerii  satirici«.  Der  Text  (wie  es 
scheint  nach  einem  cod.  der  Fam.  Ca)  ist  von  sehr  geringem 
Werth. 
Handschrif-  Gauz  wcrthlos  sind  offenbar  die  von  Herrn  Professor 
Museums.  Alfred  Goodwin  untersuchten  Handschriften  des  Britischen 
Museums  22006  und  23893,  beide  aus  dem  15.  S.  Die 
erstere  stimmt  zum  Theil  mit  der  Ausgabe  des  Merula  1475 
und  der  ed.  Veneta  1480  ([xx).  Die  letztere  hat  am  Schluss 
die  auch  in  g  stehenden  vier  Zeilen  Sehn.  ^  p.  678)  mit 
einigen  Abweichungen  und  der  Bemerkung:  hoc  epigramma 
debet  esse  in  tertio  libro.  Beide  enthalten  die  spectacula, 
in  beiden  ist  die  Eeihenfolge  des  ersten  Buchs  verwirrt  (ver- 
mnthlich  in  derselben  Weise,  wie  in  Qbfh  u.  a.  oben  S.  81). 


Anhang  1. 
Abstammimg  der  drei  Familien  vou  drei  Texten. 

Vermuthlich  cursirten  schon  bei  Lebzeiten  Martials  er- 
heblich von  einander  abweichende  Texte   seiner    Gedichte, 


Abstammung  der  drei  Familien  von  drei  Texten.  93' 

imd  es  ist  keineswegs  unwahrscheinlich,  dass  er  selbst  in 
den  für  Freunde  eigenhändig  corrigirten  Exemplaren  (VII 
11  und  17)  bald  diesem,  bald  jenem  Ausdruck  den  Vorzug 
gab.  Im  Laufe  der  Zeit  wird  die  Zahl  der  Varianten^ 
noch  sehr  zugenommen  haben  (vgl.  V  29  bei  Lamprid.  vit. 
Alex.  Severi  c.  3S},  und  der  Text  des  Torquatus  Gennadius 
wird  von  anderen  gleichzeitigen  noch  verschiedener  gewesen 
sein,  als  die  von  einander  am  weitesten  abweichenden  Texte 
im  Anfange  des  2.  Jahrhunderts. 

Auch  in  unserer  Ueberlieferung  scheint  eine  nicht  ganz 
geringe  Anzahl  von  Abweichungen  2)  noch  aus  dem  Alter- 
thum  zu  stammen.  Wenn  auch  ein  Theil  derselben  erst  von 
mittelalterlichen  Abschreibern  herrühren  kann,  so  ist  doch 
die  Möglichkeit  eines  über  die  Entstehungszeit  unserer  älte- 
sten Handschriften  hinausreichendeu  Alters  bei  keiner  dieser 
Diskrepanzen  ausgeschlossen.  Es  sind  allerdings  darunter 
manche  durch  Missverständniss  herbeigeführte  Entstellungen, 
doch  die  grosse  Mehrzahl  dieser  Abweichungen  scheint  eher 
aus  minder  guter  Ueberlieferung,  als  aus  "Willkür  herzurüh- 
ren, und  manchmal  erscheinen  beide  Lesarten  gleich  berech- 
tigt. Ich  gebe  hier  eine  Uebersicht  der  in  Betracht  kom- 
menden Diskrepanzen,  wobei  die  bessere  Lesart  stets  durch 
den  Druck  hervorgehoben  ist. 

Nur  in  einem  Fall  finden  sich  beide  Lesarten  in  allen 
drei  Familien: 


1  Selbstverständlich  kennen  wir  nur  einen  Theil  derselben.  So  ist 
die  sonst  nirgend  überlieferte  Lesart  X  14, .3  Milia  poscenti  nuper  mihi 
pauca  negasti  nur  durch  die  von  Haupt  Opp. '  p.  286  flf.  beschriebene 
Handschrift  der  Leipziger  Stadtbibliothek  erhalten  (ib.  p.  291).  Nur 
N  hat  X  9ü,.3  Quod  patrium  sitiara  miraris  Avite  Salonem,  nur  N  und 
D  XIV  123,1  Saepe  teres  digitis.  Vgl.  auch  die  Lesarten  von  N  XII 
74,  7  u.  8. 

-)  Die  überall  sehr  hävifigen,  metrisch  gleich  zulässigen  Umstel- 
lungen von  Worten  in  demselben  Verse  (z.  B.  cenam  semper  für 
semper  cenam    sind  hierbei  nicht  berücksichtigt. 


94  Abstimmung  der  drei  Familien 

I  10,1  TQ  Gemellus    PF  Veuustus    EXBCGV  Gemellus  ve- 

mistus 

M  Venustus  P  (Rand;   Gemellus  0  und  Ueberschrift 

in  QEXO  Venustus    Uebersclirift  in  BG  ^]  Gemellus. 

Die  Zalil  der  Fälle,  in  welchen  Familie  A  von  beiden 

anderen  stark  abweicht,    erscheint  nicht  klein,    wenn  man 

bedenkt,  wie  unvollständig  wir  den  Text  derselben  besitzen. 

Auch  gehört  zu  diesen  Abweichungen  die  auffallendste,  die 

sich  in  unserer  Ueberlieferung  findet  XIII  65,2. 

II  20,2        R  jure  vocarc  Q  Fam.  Ca  (auch  in  EF,  in  P 

fehlt  der  Vers)  dicere  jure 

III  80,1      T  loqueris  PQ  Fam.  Ca  lEF)  quereris 
VI  64,3       T  deprensa              Fam.  B  u.  Ca'E;  rubicunda 
VIII  21,4  T  axe  Fam.  B.  u.  CaiE;   igue 

XI  29,3       T(V)  vitam  ^1?QXACEF  murem 

XI  39.10     T    temperat     ira     PQEFw  ahsünet  ira  maman 

tua  (sua) 

XII  17,9     T    cum    recubet      'i^Q  Archet.  von  Fam.  Ca  cum 

pulchre  sit  ei  (tami  pidchre 

XII  19.2     T  et  cenare  domi    PQ  u.  Fam.  Ca  et  cenare  foris 

(forae) 

XII  94,5     T  Calahris  Fam.  B  u.  Ca(E)   doctis 

XIII  65,2  U  in  pisdfia  ludere   Fam.  Ca  in  lautorum  mandere 

(madere  E)     ^1?F  condere 
Q  ponere 

XIV  37,1    TM  selecfos  Fam.  B  u.  Ca  (coustictos  E) 

coustrictos 
XIV  158,1  T  neca  M  ueta  «      »      »      (E)  apta 

XIV  162,1  TM  mula  »       »      »      (E;   pluma 

XIV  167,2  T  ca?idida  »       '^      «      (E)  garrula 

Nur  selten  weicht  Fam.  B    ganz   oder  theilweise)  von 
Fam.  A  und  C  ab: 
I  12,5      T  Fam.  Ca  (E)  umbras    PQF  auras 


1)  Vgl.  S.  95  XI  98,1  S.  96  XII  12,2. 


von  drei  Texten. 


95 


IX  7JJ      T(P)    Farn.  Ca(EF)     i^Q  proditor 

portifor 
IX  73.3      T  (uacli  meiner  Col-     -1>PQ  dece2)ti 

latiou)  Farn.  Ca 

(EF    defimcti 
—     —       T    Farn.    Ca    (EF)     ^;^  regna 

rura     Q  jiira 

XIII  65,1   Farn.    Ca  avis  haec     ^^^Q  perdix 

(aut  liaec  EXA) 

XIV  106,1  T  Farn.   Ca  panda     i^QF  laxa 

(pausa) 
XIV  175,2  TFam.Ca(E)^rce;j«7    %^QF  exegit  (exigit . 

In  folgenden  Fällen  steht  die  Lesart  der  Familien  A 
und  B  oder  der  letzteren  allein  der  der  Fam.  C  gegen- 
über: 


I  13.2 

TPQ  strinxerat 

Fam.  Ca(EF)  traxerat 

I  93,4 

PQ  Plus  tarnen  est. 

Fam.  Ca^EF)  Inscriptum  (est). 

titulo 

titulo 

III  27,1 

RPQ  vetiias  cimi  saepe 

Fam.  Ca(E)    cum    sis    prior 

vocatus  (rogatuä) 

ipse  vocatus 

IV  66,3 

PQ  e.rcuisa 

Fam  Ca[E)  tibi  sumpta 

IV  S9,5 

PQF  jieracta  est 

Fam.  Ca(E)  notatur 

V  22,7 

PQ  rtwipere 

Fam.  Ca(EF)  vincere 

VI  21,10 

PF(0)  caede  duos 

Fam.    Ca(E)    pare    (so)    deo 
Q  parce  deo 

VI  5S.2 

''^PQF  sidera  pigra 

Fam.  Ca(E)  sidera  ferre 

VI  77,7 

%^Q  mulo 

Fam.  Ca(EF)  gi(y)bbo  {ginno) 

VII  1,2 

%>PQ(0)  comae 

Fam.  Ca(E)  deae 

VIII  8,3 

^^QF     Te     primum 

Ca(E)  Tepr.p.   iura  ror/ent^ 

pia  turba  roget 

te  Vota  salutent 

(vocetQ)  te  voce 

salutet 

X  4,S 

%^QF  dicere  vita 

(E  om.  vita)  Fam.  Ca  dicere 

X  19.15      PQ(Plin.O)  studet 


jure 
Fam.  Ca(EF)  vacat 


06 


Der  codex  F  und  die  von  Schneidewin 


Farn.  Ca(EF)  Basse 


Farn.  Ca(EF)  gemina 
Farn.  Ca(E)  Postume 
Farn.  Ca(EF)  cyparissos 


Farn.  Ca(F)  Nee  poteris  si- 
-    milam,  poteris  (possis  E) 

FQ  diirantia  EABG  dicantia 

XC  ditantia 
Farn.  Ca(EF)  tetrico 
Farn.  Ca(EF)  rumpere 
Farn.  Ca(EF)  miilta 
Fam.  Ca(EF)  togula 
Farn.  Ca(EF)  nardi. 
Hiernach  erscheint  die  Annahme,  dass  unsere  drei  Hand- 
schriftenfamilien aus    drei   verschiedenen    Texten  stammen, 
unabweislich. 


XI  98,  J   PQ  Flacce  Ueherschr. 

in  XAC  ad  Flac- 

cum 

XI  99,5 

TPQwzf/^we  (mag-uis) 

XII  12,2 

TPQF  PolUo  (Polio) 

XII  50,1 

(piti/onas)   T   phyo- 

nas  ^  pythonas 

Q  pythagoras 

xm  10,1 

RMPQ  Nee  dotes  si- 

milae  possis  (pote- 

ris Vind.  3) 

Xm  26,1 

RM  tendentia 

XIV  Sl,2 

T«]?Q  tristi 

XIV  125,1 

TM^l^Q  perdere 

TPQ  saepe 

XIV  126,2 

\  TM^Q  laena 

XIV  146,1  T^IJQ  Cosmi 

Anhang  2. 

Der  codex  F  und  die  von  Schneidewin  mit  ihm  identi- 
ficirten  Handschriften  ^j. 

Von  Carl  Frobeen. 

Schneidewin  geht  bei  seiner  Beurtheilung  des  cod.  F 
von  der  Behauptung  aus,  er  sei  identisch  mit  dem  von  Bever- 
land  verglichenen,  neben  anderen  Handschriften  zur  Emen- 
dation  der  Collessoschen  Ausgabe  benutzten  Florentinus,  von. 


1)  Vgl.  oben  S.  89. 


mit  ihm  identificirten  Handschriften.  97 

ihm  als  F,F1')  von  Sehn,  als  ^,^1  bezeichnet  (p.  LVIII,  XCII). 
Ohne  dies  beweisen  zu  können  —  nirgend  standen  ihm  die  Les- 
arten beider  codd.  neben  einander  zu  Gebot  —  stellt  er  unbe- 
denklich die  von  Furia  in  F  verglichenen  Stellen  mit  aus  g( 
bekannten  zusammen,  und  indem  er  diese  wie  jene  ohne 
Unterschied  mit  den  Lesarten  der  Familien  Ca  und  B  ver- 
' gleicht,  kommt  er  zu  dem  Eesultat:  (liber)  licet  identidem 
ad  familiae  Ca  societatem  deflectat,  universe  cum  P  con- 
spirat  (p.  XCII;  vgl.  CXIII  sq.).  Die  Vergleichung  der  dafür 
angeführten  Belegstellen  in  F  ergiebt  indess,  dass  ausser  6, 
welche  den  von  Furia  verglichenen  Epigrammen  des  1 .  Buchs 
entnommen  sind  (in  der  siebenten  I  26,4  liegt  ein  Irrthum 
Sehn. 's  oder  des  Vergleichers  vor:  der  cod.  hat  petis  nicht 
bibis)  nur  4  Uebereinstimmung  von  F  und  gl  zeigen:  VI 
30,4  VI  88,2  VII  34.8  VÜI  praef.  (fehlt  in  P,  steht  in 
QF5-t(o) ;  an  den  übrigen  1 1  weichen  ihre  Lesarten  von  ein- 
ander ab: 

P(S-(  serae  Q  serere    Fco  sacrae 

PQ5(  toto  Fcu  totam 

P  nibit   Q  mbit    \si     Fw  nebit 
nubit 

Pj^t  renovetur  QF(u  revocetur 

P(5(  virum  QFw  lovem 

Ca  pare  deo  Q5"t33hpg  parce  deo  PFO  c(a)ede  duos 

'^PQgt  innocens  Fw  integer. 

Vgl  VI  32,3;  42.18;  47.3;  VII  13,1. 

Daraus  geht  schon  zur  Genüge  hervor,  dass  unmöglich 
F  mit  %i  identisch  sein  kann,  und  die  Vergleichung  der 
übrigen  Stellen  bestcätigt  es:  nur  in  4S  von  etwa  170  bekannten 
Lesarten  stimmt  gl  mit  F  überein,    und   zwar  zugleich  mit 


VI 

2,1 

VI  3,6 

VI 

13,7 

VI 

21,8 

VI 

21,10 

VI 

28,6 

1)  Sehn,  hat  entschieden  richtig  gesehen,  dass  beides  nichts  als 
verschiedene,  je  nacli  den  Büchern  willkürlich  wechselnde  Bezeich- 
nungen ein  und  derselben  Handschrift  sind ;  wir  nennen  sie  im  Fol- 
genden %l. 

Martial  I.  7 


C)g  Der  codex  F  und  die  von  Schneidewiu 

Farn.  B  und  Ca  26,  mit  B  1 6,  mit  Ca  gegen  B  6  Mal.    Eine 
Uebereinstimmung  von  ^i  mit  F  allein  findet  sich  nicht. 

Dagegen  tritt  eine  sehr  nahe  Beziehung  von  ^^I  zu  den 
schlechtem  Handschriften,   namentlich    den  Vertretern    von 
Cb:  2?hlp  (besonders  den  beiden  ersten)  hervor: 
IV  75  J      T  pignore  famam  glhlp-f  pectore  famam  Ca  pignora 

vitae     QFcoz'j.x'xX  pignore  vitae 
IV  89,4      i5-th  scola      Oi>lp  schola      P  scida      ABF  schida 
G  ceda     Q(o  scheda 
T  cunctas    75lh  jactas     QFw  cantas 
g-(hlpbc  mero     QFoj  croco. 
TPQFp  meo  jam  crimine        Ca  meo  lacrim(n)e 

g-(33hbc  modo  lacrimautia 
5[bc  invexerit    QFtu  inusserit 
Qoj    fractusque       g-lhlbcpswcpX    fractoque       FCa 

fractumque 
PF  buccis  plangeutem  g-lhlp).  buccis  placenta(e 
ga)  XACCI  dulcis  placenta(s) 
u.  s.  w. 
Nur  verhältnissmässig  wenig  Fälle  giebt  es,  an  denen 
nicht  wenigstens  einer  oder  der  andere  codex  der  Classe  Cb 
oder  der  jüngsten  mit  ^i  übereinstimmt,  oder  ihm  doch  so 
nahe  steht,  dass  die  Benutzung  einer  gemeinsamen  Vorlage 
sichtbar  ist.  Ganz  allein  steht  gl  (wie  denn  alle  Handschrif- 
ten dieser  Art  bald  selbständig  corrigiren,  bald  sich  an  codd. 
der  bessern  Familien  anlehnen)  z.  B.  V  12,7  gl  levat  QFo> 
porta(e)t  VI  13,1  g[  formavit  Fco  formatam  VII 20, 13  g(  cunis 
P  hirus  Q  hircus  F«>  furtis  VIII 2 1,10  Ausoniam  —  lucemQFto 
Ausonin(e)m  —  ducem  (X  lucem  Oabswj^^rG  diem)  u.  s.  w. 
Oefter  wird  ein  Uebergehen  zu  den  bessern  Hdschrr.  sicht- 
bar: Entlehnung  aus  der  Fam.  B  z.  B.  IV  23,7  PQFgt 
sc(h)olae  (u  sale(s)  VI  21 ,8  Pgt  virum  QFm  lovem  VIII  36,3 
PQ3(  mare  auleoticus  F(u  Mareoticus  VII  87,5  P  iconeumo 
Q  aneumo  g[  icaneumo  0  Ichneumon  F33ü)  ichemon:  97,9 
i>PQg(  tibi  F(ü  mihi;  99,3  Pg(  in  auram  QFw  in  aula  u.  s.  w. 


V  16,3 

V  25,8 

VI  47.7 

VI  64.24 

VII  7,3 

Vn  20,8 

mit  ihm  iclentificirten  Handschriften.  99 

Danach  kann  es  keinem  Zweifei  unterliegen .  dass  wir 
in  g(  einen  jener  zahlreichen  italienischen  codcl.  des  15.  Ö. 
haben,  von  denen  Sehn.  (p.  CXXVI)  sag-t:  »Sunt  libri  aXXo- 
T.'/.zo'üsy.  quidam.  qui  modo  ad  hanc  modo  ad  illam  fami- 
liam  transiliant:  modo  ad  depravatissima  quaeque  delapsi. 
modo  sapienter  ad  optimorum  memoriam  depreheuduntur  at- 
temperati«:  einen  mit  besonderer  Anlehnung  an  B  geschrie- 
benen cod. ,  der .  ein  sehr  naher  Verwandter  von  i^  und  h, 
der  Familie  Cb  einzureihen  ist.  Kun  kennen  wir  aus  einer 
leider  nur  dürftigen  Collation  Furias  (I  1 — 49  IV  55,  Avie  vonF) 
einen  zu  dieser  Familie  gehörigen  (Sehn.  p.  XCII  f.)  Florentinus 
des  15.  S.,  f.  der,  soweit  dies  das  wenige  daraus  Bekannte 
sehen  lässt,  die  genannten  Eigenschaften  gfs  theilt:  eine 
nähere  Beziehung  zu  h  (I  2,3  /»rfh  hos  lege  tu  hos  eme; 
12,2  c/;rfhz  pulsat  bp  sonat  (u  fumat;  12,7  fh  sub  ipsa  tu 
sub  illa;  49.9  corr.  fh  cougredi  u>  co(n)ge(n)di  u.  s.  w.)  und 
Anschluss  an  Farn.  B  (I  14.2  PQ/j/f  hos.  w  hoc  IV  55.24 
PQFf  per  quos  w  per  quod;  55,26  %^PBFOfÄ  Vativesc(a)e 
Q  Vatinescae  stxxa  Matinesae  a  pi-.  hl  Matinense  corr.  h  Ma- 
linese X  Vaticesce  AC  Vativiscae  bc  Vativestae  u.  s.  w.) : 
namentlich  in  der  Erhaltung  der  Subscription  des  Torquatus 
Gennadius  zu  I  bis  VII,  wobei  in  III  P  und  f  fast  genau 
übereinstimmen :  P  Emendavi  ego  Torquatus  Gennadius  Con- 
stantine  feliciter  flores .  f  Ego  Torquatus  Gennadius  emen- 
davi C.  feliciter  floreas.  Es  ist  somit  nicht  unmöglich,  dass 
g-l  mit  f  identisch  ist.  Ein  Beweis  ist  natürlich  bei  der  ge- 
ringen Anzahl  der  aus  f  bekannten  Lesarten  nicht  zu  geben; 
mit  F  hat  er  jedenfalls  nichts  mehr  gemein  als  den  Namen. 

Damit  fällt  zugleich  eine  zweite  Behauptung  Schn.'s ; 
der  von  Thomson  für  Scriver  verglichene  codex  Florentinus 
sowie  des  letztem  öfter  genannter  «optimus«  sei  ebenfalls 
kein  anderer  als  der  uusrige  (p.  XLIX,  XCTI) :  die  diese 
Annahme  tragenden  Stelleu  könnten,  da  sie  sämmtlich  nicht 
Büchern  angehören,  in  welchen  Furia  F  verglichen  hat,  (in 
I  1  — 49  IV  55  kommt  keine  Anführung  des  Florentinus  oder 


100  I>er  codex  F  und  die  von  Schneidewin 

optimus  Öcrivevii  vor)  eben  mir  Lesarten  von  gl  geben,  und 
^•(.  nicht  F  wäre  nach  Sclmeidewin  mit  diesen  beiden  Hand- 
schriften identisch.  Allein  von  den  aus  dem  Florentiuus 
Thomsonii  bekannten  Stellen  findet  sich  nur  zu  IX  ad  Avi- 
tum  1  auch  die  Angabe  von  %i  und  hier  stimmen  die  Les- 
arten nicht  überein:  gl  Non  te  licet  nobis,  Scriv.  cod.  Flor. 
Note  licet  nolis ;  so  dass  also  auch  eine  Identität  dieser  bei- 
den Codices  nicht  anzunehmen  ist  und  von  Sehn,  nur  ver- 
muthet  sein  kann. 

Der  )  optimus  <  (codex,  liber,  über  scriptus,  scriptus.  Ms.) 
Scriverii  stimmt  allerdings  an  2  Stellen  von  vieren,  an  denen 
beider  Lesarten  bekannt  sind,  wie  mit  Fam.  B  auch  mit  ^i 
üljerein  (V  77  lemma  VII  12,9),  doch  da  er  au  den  beiden, 
andern  von  g-l  abweicht,  so  ist  Schn.'s  Angabe:  »ubi  Opti- 
mum codicem  testatur.c  (Scriverius)  »plerumque  F  (also  g() 
dicit«  und  »Hunc  (codex  Florentinus  quem  contulit  Richardus 
Thomsonus)  praestantissimarum  lectionum  fontem  fuisse  Scri- 
verio  mihi  resperisse  videor^  (p.  XLIX)  ebenfalls  wol  auf 
blosse  Vermuthung  zurückzuführen. 

Es  bliebe  die  Möglichkeit,  dass  unser  Florentiuus  der 
Scrivers,  dass  er  sein  »optimus«  gewesen. 

Von  den  wenigen  (8)  Stellen ,  an  denen  der  Florentinus 
Thomsonii  ausdrücklich  augeführt  ist ,  zeigen  3  von  F  ab- 
weichende Lesarten:  IX  ad  Avitum  J  Flor.  Scriverii  Note 
licet  nolis  ^i  Non  te  licet  nobis  ^1?PQF  »optimus  alius«  Scri- 
verii Nocte  (P  Note)  licet  nobis  Fam.  Ca  Note  licebis  COg- 
non  te  celabis.  IX  90,5  ^PQ  Flor.  Scriv.  Pertundas  Fco  per- 
fundas.  XI  49,3  Flor.  Scriv.  Chlmcp  succurrere  censuit  umbrae 
CaF  —  cenis  ut  cliabrae  (in  'PP  fehlt  das  Epigr.,  in  Q  ist 
es  von  zweiter  Hand  zugeschrieben)  —  Abweichungen,  die, 
wenn  auch  unbedeutend,  doch  genügen,  5  Uebereinstim- 
mungen  (IX  17,3;  101,7  X  35,11  u.  12  XI  15,13  XII  90,1) 
gegenüber,  die  Wahrscheinlichkeit  einer  Identität  der  beiden 
codd.  zu  zerstören.  Ueber  Eigenschaften  und  Zugehörigkeit 
von  Scrivers  Florentinus  erlaubt  die  geringe  Zahl   der  be- 


mit  iliiu  iclentificirten  Handschriften.  101 

kannten  Lesarten  keine  andere  Bestimmung,  als  dass  er  sich 
nahe  zu  Farn.  B  hält. 

Lesarten  des  optimus  Öcriverii  giebt  Sehn,  an  35  Stel- 
len: sie  stimmen  mit  F  nur  16  Mal  überein:  V  14  lemma 
mit  FCa,  7  Mal  mit  FCa  und  B,  mit  FB  8  Mal;  eine  Ueber- 
eiustimmung  mit  F  allein  findet  sich  auch  hier  nicht,  und  in 
allen  übrigen  Fällen  weichen  die  beiden  Hdschrr.  von  ein- 
ander ab,  so  dass  also  ebenso  wenig  eine  Benutzung  von  F 
wie  von  <5t  durch  Scriver  anzunehmen  ist. 

Weit  näher  steht  Scrivers  optimus  den  Codices  der  Fam. 
B,  "^PQ.  Drei  Viertel  aller  aus  ihm  bekannten  Lesarten 
stimmen  mit  den  ihrigen  oder  mindestens  einer  derselben, 
nicht  wenige  mit  den  ihrigen  allein  überein.  So  II  29,  10 
QCaF  quid  sit  PO  opt.  Scr.  quis  sit.  V  77  lemma  QAF  ad 
MaruUum  Scriver.  ad  ]\Iarullum  pacderastam  '-ex  optimo  co- 
dice.  qui  habebat  pedarisiam«  P  ad  Marullum  pedarisiani 
^i  —  pedarifiam  XB  om.  lemma.  IX  92.3  T  vilisque  geti- 
culas  PQF  opt.  Scr.  vilis  tegeticula  A  —  teticula  G  —  reti- 
cula  C  —  geticula  X  viris  teticula.  XI  21,7  T  de  psitico 
•jßP  opt.  Scr.  de  phtisico  XAC  de  phitico  F  delphitico.  Da 
nun  aus  Scrivers  Text  (besonders  in  der  zweiten  Ausgabe 
V.  1G21)  der  engste  Anschluss  an  Fam.  B  hervorgeht  (vgl. 
Sehn.  p.  LI),  die  angegebenen  Lesarten  des  optimus  aber 
bis  auf  6  sämmtlich  in  den  Text  aufgenommen  sind,  da  wir 
ferner  aus  Scrivers  Aeusserungen  über  %v  den  Palatinus 
Gruters  (vgl.  Sehn.  p.  XLVI  f.)  wissen,  dass  er  diesen  codex 
kannte,  so  läge  es  am  nächsten,  in  seinem  optimus  diese 
Hdschr.  zu  sehen.  Von  den  9  Stellen  nun,  an  denen  der 
Dptimus  mit  Fam.  B  (grossentheils  mit  allen  bekannten  Codices 
derselben;  nicht  übereinstimmt,  ist  an  8  ^  nicht  bekannt:  III 
3,1  fehlt  in  P)  opt.  Scr.  velamine  velas  Q  (Rand]  medicamine 
velas  B  medicam  me  velas  Foj  medicamine  celas;  60,7  opt. 
Scr.  turdus  QFcu  turtur;  63,9  opt.  Scr.  recipitque  tabellas  QFw 
scribitque  tabellas.  VII  11.3  opt.  Scr.  rhombus  corr.  G  rom- 
bus  QFtu  panis.    VIII  54,3^u.  4  opt.  Scr.    D  beidemal  munera 


102  Der  codex  F  und  die  von  Schneidewiu 

R  munera  —  praemia  QFcu  beidemal  praemia.  IX  38,6  opt. 
Scr.  fortes  QFoj  (XA  om.)  celeres.  X  2,7  opt.  Scr.  Nigra 
QFu)  Pigra.  XIII  28,1  T  »opt.  scriptus  Scr.  et  Cuiaeianus« 
meta  Ca  mensa  QFco  menta.  Entschieden  gegen  unsere  Yer- 
mntliuug ,  '13  sei  Scrivers  optimus  gewesen .  spricht  indess 
II  praef.  8  opt.  Scr.  in  toga  saltantem  iuducere  personam. 
^Qu)  in  toga  saltanti  — ,  sowie  der  Umstand,  dass  aus  dem 
optimus  zu  V  14  und  V  77  Ueberschriften  angeführt  wer- 
den, während  eine  Bemerkung  Gruters  (ad  Martialem  notae 
[bei  Scriver]  zu  XIV  3 :  «Palatinus  pr.  nulla  lemmata  exhi- 
bet«)  das  Vorhandensein  solcher  in  '13  ausschliesst.  Halten 
wir  also  daran  fest,  dass  in  der  Bezeichnung  )^optimus  codex 
(etc.)  der  stehende  Name  einer  und  derselben  Hdschr.  zu 
sehen  sei,  so  müssen  wir  annehmen,  dass  Scriver  neben  13  noch 
einen  andern,  diesem  sehr  nahe  verwandten  codex  der  Fam.  B 
benutzte,  dem  er  als  seinem  oi)timus  für  gewöhnlich  folgte. 

Mit  diesen  drei  von  uns  als  falsch  erwiesenen  Voraus- 
setzungen: der  Identität  des  codex  F  mit  g[,  dem  optimus 
und  Florentinus  Scrivers,  fällt  auch  Schneidewins  Beurthei- 
lung  und  Classification  unseres  Florentinus.  die  sich  zum 
grossen  Theil  darauf  gründet.  Die  Vergleichuug  des  codex 
ergiebt,  dass  sein  Satz  gerade  umzukehren  ist:  Folgt  F 
auch  auffallend  häufig  der  Fam.  B,  so  ist  Fam.  Ca 
doch  als  seine  Grundlage  zu  betrachten,  in  diese 
ist  die  Hdschr.  einzureihen. 

Das  beweisen: 
die  mit  dieser  Familie  gemeinsamen  Lücken,  namentlich 
im  10.  und  12.  Buch  (schon  von  Sehn,  als  auffallend  be- 
merkt p.  CXIV):  X  57—72;  88—91  XII  2:  11;  15:  26; 
29 ;  36 :  46,  sowie  andrerseits  das  Vorhandensein  einer  Menge 
in  Fam.  B  (bez.  P)  fehlender  Epigramme  oder  Verse:  III 
3,35.  YIll  2)n,ef.  IX  10  XI  49  XIH  38  XIV  25;  95:  96; 
98.2:  99.1 :  124:  127:  128  etc.i)  Doch  finden  sich  in  Fam  ,Ca 

'  Dieselben  fehlen  auch  in  Q,  aufgenommen  III  35  praef-  VIII 
imd  XIV  124. 


mit  ihm  iclentificirten  Handschriften  103 

mehrfacli  Lücken,  die  F  aus  B  ergänzt  haben  muss:  I  109, 
15  11.  16  IX  epistiüa  ad  Toranium  X  56,7  u.  S  XI  15.1  XII 
55,10  XIV  63;  in  Ca  fehlt  I  S4,4  ;  85,1—4,  in  F  nur  I  84.4; 
Ca  lässt  II  28.  5 — 6  an  seiner  Stelle  aus  und  schiebt  es 
zwischen  29,  8 — 10,  F  g-iebt  die  Verse  an  beiden  Stellen; 
in  F  allein  ist  sicher  nur  durch  Nachlässigkeit  des  Schrei- 
bers, XII  30  ausgefallen. 

Uebereinstimmung  mit  Ca  in  der  Reihenfolge  von 
Epigrammen   oder  einzelnen  Versen  gegen  B:    CaF 

I  1 — 2  ad  Catonem  3,  (u  ad  Catouem  1.2.  3  CaF  112  111, 
u)  111  112  CaF  III  41  40,  (u  40  41  CaF  III  68,  7.  8.  5.  6, 
(ü  5.  6.  7.  8  CaF  VI  42,  10.  14.  11.  12.  13  ü>  10.  11.  12. 
13.  14  u.  s.  w. ;  die  Abweichungen  Fs  von  Ca  verschwinden 
dagegen  vollkommen:  PF  II  6,  3.  2  tu  2.  3  PF  IX  13.  12 
u)  12.  13  Ca  27,  1.  2.  4.  5.  6.  7.  3  Füj  1 .  2.  3.  4  .  .  . 
P  X  76,  1.2.  3.  o.  6.  7.  4.  8  Fl.  2.  3.  7.  8.  4.  5.  6 
CO  1.  2.  3  .  .  .  i?PF  IX  61.  11.  12.  13.  14  Qu)  11.  14.  13. 
12;  III  23—65  stellt  F  vielleicht  durch  Fehler  beim  Ein- 
binden) hinter  V  67. 

Uebereinstimmung  mit  Ca  in  der  Abtheilungund  Ver- 
schmelzung von  Epigrammen:  XAF  conti.  IX  15  16 
17  (CG  1516j  23  24,   nicht  Pw :    P  confl.  I  30  31,   110111, 

II  48  49,  82  83,  91  92  u.  s.  w.,  nicht  Fw;  CaF  beginnen 
nach  II  84,3,  nach  IX  86,6  X  44,6  ein  neues  Epigr.,  nicht 
Püj;  doch  wird  auch  hier  zuweilen  ein  Uebergehen  F's  zu 
B  sichtbar,  namentlich  in  der  Trennung  resp.  Vereinigung 
in  Ca  fälschlich  verschmolzener  oder  getrennter  Epigramme. 
IX  53  54,  55  56,  58—61 ,  63  64  ist  in  Ca  zusammengeschrieben, 
nicht  in  F«),  ebenso  VII  21  22,  IX  35  36;  nach  VIII  73,4 
XII  40,2  beginnt  Ca  ein  neues  Epigr.,  nicht  Fu>;  umgekehrt 
PFO  nach  XI  2  6,  nicht  Cam. 

Die  Lesarten  des  Textes.  Ist  auch  hierin  eine 
fortwährende  Benutzung  einer  Vorlage  von  Fam.  B  nicht  zu 
verkennen,  ist  der  nachweisliche  Einfluss  derselben  vielmehr 
so  gross,   dass  er  in  einigen  Büchern  und  Partieen  von  an- 


104  Der  codex  F  und  die  von  Schneidewin 

cleru  vor  dem  von  Ca  überwieg-t,  so  ist  das  Uebergewiclit 
dieser  Familie  doch  immer  uoeh  ein  so  eiitscliiedeues,  dass 
es  allein,  auch  ohne  die  oben  geltend  gemachten  Faktoren 
die  Einreihuug  des  codex  in  dieselbe  fordert.  Der  unge- 
heuren Masse  der  Beweisstellen  für  und  wider  entnehmen 
wir  am  besten  wol  die  von  Sehn,  zur  Beurtheihmg  von  P 
p.  CXIII  ff.  beigebrachten  Stellen.  Es  stimmt  darin  F  mit 
Ca  gegen  %^FQ  (oder  zwei  dieser  codd.)  überein: 
praef.  I      PQ  scripsit    CaF  scribit 

I  10,1         PQ  Gemellus  Ca  Gemellus  Venustus  FO  Venustus. 

13.2  TPQ  strinxerat    Fcu  traxerat 

15/10  PQXC  fluunt    BFG0V3  (A  nicht  bekannt)  iiuent 

IS, 6  RMPQ  toxica  saeva  mero     CaF  —  vina  cado 

20.3  PQCO  ventri(que)  gulaeque     CaF  ventre  gulaque 
27,2  PQ  quincuuces     CaF  qui  nunc  est 

39.5         T-]?PQ  mirator    CaFcu  Imitator 

II  27,3        W  om.  cito     QFw  cito 
40,2       T^l^PQ  fraudes     CaFtu  mores 

VI  2,1       Pg(  serae    Q  serere     Fa>  sacrae 
3,6      PQgl  toto    Fo)  totam 

P  uibit     Q  mbit     Ji  uubit     Fcu  nebit 

25,6  ^PQ5i  innocens     Fcu  integer 

32,3  T^^^PQ  staturum     Cb  saturatum     Fo»  saturum 

42,18  PQb(  Martiave     Fcu  Martiaque 

43,9  TPQ5-(  urbis    Fu>  urbi  (A  verbi  G  urbe) 

80,8  TRÄP13PQ(5[  Tonsilibus     Fm  Textilibus  sim. 

VII  13,1  ^^PQ5-(  solibus    Fw  collibus 
14,5  'ipPQ  quas     Fo)  quam 

47.1  ^PQ  Sura     Fm  summe 

71.2  'ipPQ  et  gener  atque  nepos     Fcü   et  gener  atque 

socer 
praef.  VIII  fehlt  in  P  steht  in  FQw 

IX  47,8      "^FQ  dogma  facit     Fcu  dogma  quod  est 
54,10    PQ  in  astra     FCa  ad  astra 
74,1      PQ  pueri  tantum     Fcu  tautum  pueri 


mit  ihm  identificirteu  HimclsclirifteTi.  105 

X  14.8        TfVQ  veuit  qiiaudo  selibra  mihi 
XC  quaudo  libra  semissa  mihi  est 
Foi  quaudo  missa  selibra  mihi  est 
25,3        TPQ  durusque  tibi  fortisque     AF  fortis  tibi  du- 

rusque     m  fortisque  tibi  durusque 
54.6       TPQ  eras    Fw  erat 
56.1       TPQ  mortem  laudas     Fuj  laudas  mortem 

99.5  T  mag-nis     PQ  mag-ui    Fw  g-emiua 

XIII  91.2  PQ  muuera  cara  garum     F  —  rara  dapes 

XIV  146J  T^'PPQ  cosmi    Fw  uardi 

F  stimmt  mit  Farn.  B  gegeu  Ca  übereiu: 

I  26.4         PQF  petis     lu  bibis 

IV  49,1.  2  PQF  Xeseis  —  putas     TCa  Xescit  ^  vocat 

VI  30,4       PQFgl  rogatus     tu  moratus 

39,20     PFgl  uiobidarum    Q  mobidarum    Ca  niubida  pruit 
47,3      TPQF  ab  autris     Ca  ab  anua     COtu  ab  amne 

VI  21,10    POF  c(a)ede  duos    Qcu  par(c  e  deo 

VLl  34, S     f¥F^i  Quid  te  tot     Qm  ;Ut)  Quid  tu  sim. 

IX  2.2        'PPQF  sola     Ca  Lücke     o>  Caesar 

17,3       T  rara  vota    ^^PQFi^  sua  vota     Ca  rata  voce 

25.6  TCa  petat     F«>  tegam  (fehlt  in  Q) 
26,8      TCaO  meruit    Fw  metuat 

32,6       TCa  crassae  —  Burdigalae     PF  —  crassi  —  Bur- 

digali     Q  —  Burdigalem 
53,3      T  volenti     Ca  volemus    PQF  iubemus 

X  4,8         %^PQF    vita    »meum  est«        XAprG  »meum  est« 

CD  iure  meum  est 
31.1       TCa  duceutis    %^PQF  treceutis 
31,6       TCa  comes     PQFw  voras. 
lu  den  Büchern  IV,  XIII   und  namentlich  X  ist  jedoch 
das  Verhältuiss  umgekehrt,  es  überwiegen  die  Lesarten  der 
Fam.  B,  und  auch  in  den  übrigen  Büchern  giebt  es  Stellen, 
die  eine  ungewöhnlich   starke  Benutzung  derselben  zeigen, 
z.  B.  die  Epigrr.  I  49  und  IV  55,   die,    auch  von  Furia  in 
F  verdichen,   mit  auf  Sehn,  s   Urtheil    über    unsern    codex 


10(j  Der  codex  F  und  die  von  Schneidewin 

eingewirkt  haben  mögen.  Aus  B  entlehnt  ist  auch  die  in 
F  sich  findende  Suhscription  des  Torquatus  Gennadius  hinter 
XII  und  XIV:  für  die  Frage  der  Zugehörigkeit  des  codex 
kann  sie,  wie  das  Beispiel  von  f  (S.  99  cf.  Sehn.  p.  CXIII) 
zeigt,  keine  Bedeutung  haben. 

Was  die  Art  der  Benutzung  der  Familie  B  betrifft,  so 
zeigt  es  sich,  dass  dieselbe  kein  planloses,  willkürliches 
Uebernehmen  hier  einer  Lesart,  dort  einer  andern  beliebi- 
gen war,  dass  vielmehr  in  F  eine  Correktur  der  Farn.  Ca 
aus  B  beabsichtigt  wurde.  Der  Correktor  ging  dabei  ver- 
ständig, wenn  auch  nicht  consequent  zu  Werke :  weder  sind, 
wie  gesagt,  alle  Bücher  und  deren  Theile  gleich  stark  cor- 
rigirt,  noch  auch  ist  überall  die  Aenderuug  nach  B  ganz 
durchgeführt,  wir  finden  zuweilen  dicht  nebeneinander,  in 
einer  Construktiou,  einen  Theil  nach  Ca  gehend,  den  andern 
aus  B  übernommen,  so  dass  eine  Mischung  entsteht,  schlechter 
als  die  reine  Lesart  jeder  Familie.  Z.  B.  IV  66,3  PQ  togula 
est  excussa,  Ca  togula  est  tibi  sumpta  F  togula  est  tibi 
excussa.  VII  88,9  %^PQ  blandae  munere  linguae  Ca  blandi 
munere  linguas  F  blandi  munere  linguae.  XI  90,3  PQ  res 
maior  Ca  quod  malus  FO  quod  maior.  XIV  196,2  %^PQ 
Visa  suis  —  notavit  aquis  Ca  Ipsa  suas  —  uatabit  aquas 
F  Visa  suas  —  natabit  aquas.  Hie  und  da  finden  sich 
wol  auch  die  Lesarten  beider  Familien  nebeneinander  ge- 
stellt, z.B.  XIV  217,1  M^^PQ  Die  quotus  et  quanti  Ca  Die 
quotus  es  quanti  F  —  et  es  quanti.  XIV  201 ,  2  PQ  tene- 
ristinopalen(m)  Ca  HIKEPIKAEINOLnANH  (X,  ähnlich  (u)  F 
HINEPIKAelNOI-amN  teneristinopalen.  Dass  der  Cor- 
rektor auch  sonst  in  der  Wahl  der  Lesarten  oft  geirrt,  ist 
selbstverständlich,  zur  Uebernahme  von  groben  grammati- 
schen und  syntaktischen  Fehlern  aus  B  hat  er  sich  jedoch  nur 
verhältnissmässig  selten,  von  ganz  Sinnlosem  nur  bei  ihm  un- 
verständlichen Worten  oder  Ausdrücken,  namentlich  Xameu, 
durch  das  grössere  Vertrauen,  das  er  B  geschenkt  zu  haben 
scheint,  verleiten  lassen;  in  der  ganz  überwiegenden   Mehr- 


mit  ihm  identificirten  Handschriften.  107 

zahl  sind  seine  Aenderungen  nach  B  wirklich  Verbesse- 
rungen des  Textes. 

Daneben  ist  aber  F  auch  nicht  frei  von  eigenmächtigen 
Interpolationen  und  Entstellungen.  Z.  B.  I  43,1  F  natione 
(o  Mancine  I  49,17  %^PQ  rigens  Ca  recens  F  ingens  III  77,7 
F  grues  tu  gerres  (Q  gereres)  IV  18,3  Fay.a  templa  oj  tecta 
IV  42,6    F  pulchrior  tanto   quanto,    cu  pulchrior  est  quanto 

IV  64,29  F  Alcyudi  to  Alcinoi  IV  73,6  F  theatricas  —  deas, 
<o  tetricas  —  deas  (XI  2,7  F  lectores  tritici,   to  —  tetrici) 

V  65,6  F  nectareas  —  boves  «>  nee  rectas  boves  IX  65,3 
F  voltus  sensus  habitusque  tu  voltus  habitusque  X  48,7 
F  mihi  crede  tu  mihi  X  101,3  F  captato  Linum,  tu  Capito- 
liuum  n.  s.  w.  Ob  alle  solche  Aenderungeu  auf  dieselbe 
Hand  zurückgehen,  wie  die  Correkturen  aus  B,  ist  schwer 
zu  entscheiden :  die  Plumpheit  eines  grossen  Theils  derselben 
gegenüber  jenen  im  ganzen  verständigen  Entlehnungen  macht 
es  indess  nicht  unwahrscheinlich,  dass  der  Schreiber  des 
codex  von  dem  Correktor  zu  scheiden  und  Letzterem  keine, 
oder  nur  die  berechtigteren  und  verständigern  Interpolationen, 
Ersterem  die  grosse  Mehrzahl  der  sinnlosen  Entstellungen 
zuzuschreiben  ist. 

Wo  weder  Entlehnung  aus  B  noch  eigenmächtige  Aen- 
derung  sichtbar  wird,  folgt  F  durchaus  nur  den  guten  und 
besten  Vertretern  der  Farn.  Ca,  EXA.  Z.  B.  III  71,2  EXAF 
si  scio  tu  sed  scio  VI  64,29  [om.  E)  XAF  pr.  B  licet  lambat 
corr.  B  licet  lambatque  tu  licet  et  lambat  VIII  29,2  [om.  E) 
XAF  mihi  liber  tu  mihi  est  liber  VIII  51,13  EXAF  pecus 
B  pectus  P  pecudis  tu  pecoris  u.  s.  w. 

Nicht  zu  verkennen  ist  eine  bei  weitem  engere  Ver- 
wandtschaft zwischen  F  und  EA  als  zwischen  F  und  X. 
Z.  B.  V  77  lemma  EAF  ad  Marullum  XB  ohne  lemma  mit 
dem  vorigen  Epigr.  zusammenhängend.  VI  66  lemma  EAF 
de  Gelliano  praecoue  spurco  X  de  praecone  puellam  vendente. 
VI  SO,  1  EAF  Ut  nova  dona  Caesar  Nilotica  tellus'que) 
tibi  tu  —  dona  tibi  Caesar  Nilotica  tellus.    \T;I  40,2  P  utrom- 


tos  Ortliug-rapliisches. 

que  AF  virumque  Eto  iitvumque.  XII  G2.11  EAP  quam 
XC  quam  tibi  B  quam  sit  («  quam  uon  u.  s.  w. 

Eine  mehrmalige  Uebereiustimmung-  Fs  mit  %\  dem 
reinsten  Vertreter  der  Familie  B  gegen  P  oder  Q  zeigt, 
dass  auch  die  für  die  Correkturen  benutzte  Vorlage  eine 
gute  war.  Z.  B.  IV  38,  1  %>F  sociatur  P  satiatur  m  pa- 
tiatur.  IX  17,6  T^^^FO  tuta  Pco  tota.  X  37,18  WfF  male 
P  mele  Q  melle  XA  meate  0  marte  w  matre.  XI  27,13  T']3Q 
FOC  haec  me  donare  P(u  haec  me  dare  dona;  78,10  "i^QF 
redde  Pw  trade;  XIV  137.2  MfF  albentes  —  alba  P  alben- 
tes  —  nostra  m  algentes  —  nostra. 

Cod.  F  stammt  somit  aus  nur  guten  Repräsentanten 
zweier  Familien  und  bei  aller  Unselbständigkeit  ist  er  inso- 
fern nicht  ohne  "Werth,  als  er  zuweilen  eine  willkommene 
Stütze  für  Lesarten  der  einen  oder  der  andern  giebt. 


Anhang  3. 
Ortliograpliiscbes. 

Von  Dr.  Walther  Gilbert. 

Im  allgemeinen  gestatten  die  besseren  Handschriften 
Martials  engen  Anschluss  an  ihre  Orthographie,  i)  Abweichen 
von  derselben  muss  man  jedoch  in  einigen  Worten,  deren 
Schreibung  durch  Inschriften  hinlänglich  festgestellt  ist,  bes. 
in  der  Entscheidung  zwischen  den  Vokalen  e,  ae,  oe.  Auch 
c  für  ch  kann  man  nicht  durchweg  aus  den  bessern  Hand- 
schriften aufnehmen.  So  ist  wol  zu  verschmähen  Carinus, 
Caropinus^  Carmenion ^  Che  und  ähnliches;  auch  disttca, 
tetrastica,  scola  scheint  dem  Zeitalter  Martials  fremd,  obwol 


1)  Die  in  R  überlieferten  Stellen  sind  durch  ein  Kreuz,  die  in  T 
überlieferten  ditrch  ein  Sternchen  bezeichnet. 


Orthop-aphisches.  1 09 

distica  *II  71,2  in  TXBG,  *II  77, S  in  TBGP,  tHI  11,2  iu 
RBG  ;vgl.  X),  *tVI  65,4  in  RTF  (vgl.  XB),  fVII  S5,2  iu 
R  bezeugt  ist  (dagegen  nur  düticha  VIII  29,1  XI  10S,2 
*XIII  3,5),    ebenso  tetrastica  fVII  S5,l   in  R.   encUicb  scola 

I  35,2  in  XBGP,  *II  64,7  in  T,  *IV  61,3  iu  TX  aliis  (da- 
gegen schola  III  20,8) ;  vielleicht  mit  Unreelit  wird  beibe- 
halten schemate  *III  68,7  [scetnate  TPXB,  vgl.  A) ,  sc/iida 
IV  S9,4  (6w/aP),  chors  III  58,12  *VII  31,1  *VII  54,7  *IX 
54,11  XI  52,14  *XIII  45,2  {cors  hat  stets  T  und  bisweilen 
auch  andere  Handschriften). 

ro  statt  vu  hat  Schueidewin  -  vielfach  mit  Unrecht 
aufgenommen.     Es  ist  zu  schreiben: 

vulty  niavult,  non  t'iilt:  *I  75.2  [mavoltV]  *  186,13 

II  73,1  III  11,6  tili  90,1.  2  (4  mal.  Imal  volt  in  X)  V 
25.6  V  56,8  VI  54,3  *VI  67,2  [toll  X)  *VI  86,4  VI  72.5 
VII  39,5  [volt  A  pr.)  VII  51,10  fVIII  9,2  VIII  19,1  VIII 
29,1  VIII  66.13  fix  5,2  flX  78.2  X  3,6  *tX  18,2  X  49,5 
XI  24.15  XI  60,5  XI  61,5  XI  62,2  XII  75,4  *XII  77. S 
tXIII  69,2  XIV  99,2  '^yiavolt  A).  Also  findet  sich  volt  nur 
5  mal  in  je  einer  Handschrift,  nie  iu  Farn.  A. 

vultns:  *I  31,5  {voltus  F)  fl  40,1  *I  68,7  I  78,2  II 
11,3  II  41,13  II  83  3  III  53,1  [toltusV]  III  66,2  [voltus  X) 
IV  1,4  [coltus^)  IV  3,2  t*IV  88.9  V  6,10  *tV  7,4  *V51,4 
[voltus  X)  V  61,9  V  78,24  [voltus  X)  *VI  10.10  VI  27.3 
VI  39,12  VI  58,5  VI  82,3  VII  5,6  VII  44.2  VII  84,6  VIII 
2.3  VIII  8.2  VIII  24,5  *VIII  64,5  IX  23.3  IX  24,1  *IX 
25,5  IX  36.11  IX  43,3  IX  56,11  IX  64,1  1X65,3  *IX  74,3 
IX  76,3  X  32,2  X  65,5  XI  91,5  *XI  102,4  XII  42,3  *XIV 
14,1  *tXIV  186,2.  Also  voltus  nur  6  mal  in  je  einer  Hand- 
schrift, während  Sehn.  2  es  stets  hat  ausser  II  11.3  1141,13 
IV  88,9. 

vulnus  Sehn.  2  öp.  15.7  II  84,2  IX  86,6  XI  78,6 
volnus\:  *Sp.  12,3  *Sp.  13,1  *Sp.  14,2  *vSp.  15,7  *I  13,3 
I  60,4  II  84,2  *IV  18,6  [vohiere  XApr)  IX  86,6  *XI  78,6. 

vulgus  (Sehn.  2  I  praef.   2    VI  38,6    VIII   18,1    vol- 


\IQ  Orthographisches. 

guö):  I  praef.  2  {colgus  FP)  VI  3S.6  *VIII  IS.l  IX  22,2 
X  93/3. 

vultttr  {'Siihn. -  voliur]  :  nur  so  VI  62,4  IX  27.2. 

Wol  auch  vulpes  {Sehn.-  vol/^es)  *IV  4,11  {vol^^ii  B) 
X   37,13   {volpes  W)  *X  100,3. 

Dagegen:   Volcane  V  7,5  (so  A  u.  Sehn.  2). 

volva:  VII  20,11  mit  X  imd  Schu.  2.  *XIII  56  2  mal 
mit  Ca  und  Sehn.  2,  XI  61,11  gegen  die  Handschriften  und 
Schneidewin. 

volsus  II  29,6  (mit  P  u.  Sehn.  2)  fll  36,6  (mit  XABP 
u.  Sehn.  2)  III  63,6  (mit  Ca  u.  Sehn.  -)  fVIII  47,2  gegen 
die  Handschriften  u.  Sehn.). 

volsellae  IX  27.5  (mit  den  Handschriften  und  Sehn.  . 

servulns  VIII  75,6  (mit  den  Hdschrr.  u.  Sehn.)  IX 
87,5  (gegen  P  und  Sehn. 2) 

In  folgenden  Worten  hat  Schneidewin  die  Endungen 
vos  und  rowi  mit  Unrecht  aufgenommen:  cervtis  *tXIII  96 
L  [cervos  Ca,  Sehn.  2)  *tXIII  96.2  [cervos  gegen  die  Hand- 
schriften Sehn.  2)  *tXIII  94,1  (cermim  auch  Sehn.)  cUmim 
XII  32,10  [clwom  XABV ,  Sehn.),  divum  XII  77,4  [divom 
XAB,  Sehn.  Hier  könnte  allerdings  dicom  genitor  komisehe 
Feierlichkeit  sein)  *XIV  180,1  {dimim  auch  Sehn.),    laschum 

VI  21,5  [lascioom  X,  Sehn.  2)  *IX  26,10  und  *Xin  39,1 
[lascivum  auch  Sehn.);  lascivus  III  20,6  (so  auch  Sehn.). 
saeöus  *II  75,7  [saevos  P,  Sehn.  2)  *XIII  95,2  [saevos  A, 
Sehn.  2)  f  VIII  23,1  [saemis  auch  Sehn.).  Dagegen  hat  ent- 
sprechend dem  einstimmigen  Zeugniss  der  Handschriften  auch 
Schneidewin  unangefochten  gelassen  aestivum  VIII  61,6.  aviis 

VII  74,6  *IX  54,6  captivum  X  37,7  [captivos  XAC).  corvus 
*I  53,8  tni  43,2  *XIV  74  L.  Flavum  X  104,12.  fugitivus 
*III  9L3  *XI  54,6.  mihus  *IX  54,10.  novus  und  notum 
(sehr  oft),  octavus  *VIII  71,9.  octavum  IX  64,4.  servus  und 
se)-vum  (oft),  viuis  *II  90,8  VI  13,4  *XI  67,1.  vivnm  *IX 
50,5  *XIII  79,2.  Vgl.  auch  assidwis,  exigims,  morhms.  stcus, 
Ullis,  equiis.  rmmt. 


Orthographisches.  111 

eil  für  quu  hat  Schneidewin  (ausser  iu  dem  stets  so 
bezeugten  cocus)  mit  Recht  geschrieben:  cocuntur  *XIII 
115.1  mit  XABP.  persecuntur  XI  9S,2  mit  XAP,  ausserdem 
in  der  zweiten  Ausgabe  secuntur  III  58.20  (gegen  die  Hand- 
schriften\  relicum  I  49,41  mit  BEV,  mo-f/nilocus  II  43.2  mit 
AB.  —  Dagegen  ist  antiqims  XI  11.4  zu  belassen  [anticus 
A,  Sehn.  2)  .  wie  auch  Schneidewin  aeqimm  I  114.5  und  X 
76.1  nicht  in  Zweifel  gezogen  hat. 

Die  Numeraladverbia  hat  Schneidewin  in  der  zweiten 
Ausgabe  mit  Unrecht  stets  mit  ns  geschrieben.  Richtig 
schrieb  er  in  der  ersten  Ausgabe  zwar  totiens  und  quotiens 
(nur  selten  findet  sich  toties  und  quoties  bezeugt,  z.  B.  V 
39.10,  ausserdem  in  R  *tV  52,3  tXIII  70,1  *tXIV  7,2). 
aber  nur  decies  und  ähnliches.  Die  Stellen  sind:  *I  11.2 
(decies)  I  26,10  (decies)  I  58,6  (decies)  *I  99,1  [viciens  Tj 
*I  99,4  (centies)  *I  99,17  (millies)  I  103,1  (decies)  II  65.5 
(decies'  fll  67,3  (decies)  III  22.1  ftrecenties;  III  22.2  (cen- 
ties) III  52,3  [deciens:^  *III  62.3  (decies)  IV  37.3  decies) 
lY  37,4  [triciens  XA)  *IV  51,3  (decies)  IV  66,17  decies) 
*IV  78,7  (decies)    V  37,24    ducenties)    V  39,1  [triciens  XB) 

V  70,2    (centies)     V    70,5    (centies)    *V  79,1.   2    (undecies) 

VI  49,5  [ce7itiensY\  f  VII  10,15  (quindecies)  VIII  42,3  (cen- 
ties) *VIII  64,2  [octiejis  TXA;  *IX  82,5  [deciens  XAG;  IX 
93.5  (decies)  *X  23,2  (quindecies  *XI  23,3  [deciens  T] 
XII  10,1  [milliens  XA)  *XII  56,1  (decies)  XII  75,8  (quin- 
quies    XII  77. Kl  (decies,  vieles    *XIV  170,2   [deciens  T). 

Ueber  die  Assimilation  der  Praepositionen  in  Compositis 
ergiebt  die  Ueberlieferung  folgendes: 

affin  50,3  IV  21,2  VI  14,2  VI  33,4  IX  87,3  *XI 
32,5  XII  77,6.  Ahei' *adßiit  Sp.  21,5  T  (nach  Frdl.)  ad- 
fatus  fSp.  25b,3  RH,  atfahis  [adfatus  zu  schreiben    V  3.4  X. 

agnoscende  1X65,1;  ^h^x  adgnoscat  KF ,  adnoscafXT 
*VIII  3.20.  adnoscendus  A  X  12.9.  Martial  scheint  adgno- 
scere  stets  geschrieben  zu  haben. 

ann   [cmmio   und   annumero     IX  42,7    XI  41.8.     Aber 


112  Orthogrnphischcs. 

aduT  *Sp.  4,6.  RXA  tll  S,4.  TRAG  *tll  24. S.  Martial 
scheint  stets  acbi  geschvicben  zu  haben. 

all  II  61, G  V  60,1  VIII  pr.  15  YIII  51.7  *VIII  64.9 
*XII  89,1.    Aber  adludens  TEXA  *III  19.3. 

arr  nicht  nur  11  mal  (6  mal  in  T,  4  mal  in  der  Rasur 
von  R)  in  (irrigere,  sondern  auch  in  arrisit  XI  45.2.  Aber 
adrides  *VI  44,3  TAG. 

assiauus  *Sp.  1,2  *Sp.  7.2  III  5,4  *IV  18,2.  Aber 
adsiduus  *VI  46,1  TXA.  *XI  39,2  T.  *XI  86.2  A.  — 
ftssero  I  15,9    IX  1,3    X  35,5    XI  98,10.    Aber  adsero  *I 

24.3  T.  I  52,5  X.  VII  63,10  P,  IX  101,13  XAG.  *XIV 
142.2  T.  Martial  hat  wol  stets  adsero  geschrieben.  —  Ausser- 
dem ass  VIII  36.5  X  10.9  X60.2  *XII  25.5.  Aber  adsidet 
II  14,8  XA,  *II  41.19  TX    cf.  P). 

asc,  asp,  ast:  aspkio  *I  24.1  196,11  III  35,2  IV  3.1 
*IV  74,1  *V  31.1  VI  38.1  VI  73.5  *VII  40.8  VIII  30,3 
*VIII  59,1  IX  23.3  *IX  25.1  IX  86.7  tXIII  58.1  *XIV 
109,2    *XIV  115.1.     Ausserdem  andere  Verba  I  49.11    III 

20.4  "^VIII  56,13  xibstahat  %  *XI  39.13  [ahstricta  Tj  XI 
98,19  *XIV  2. 

mjfj  VIII  57. 4\  a]?p  an  6  Stellen,  2  inTi,  att  (an 
15  Stellen.  4  in  T). 

circuire  *VII  83.1  *VII  93.2  *VIII  59,14  [circumit 
XB)  XI  15,8. 

coli:  coUigere  *Sp.  22.2  VII  20,16  *VII  33.4  X  83.1 
XII  82.5  *XIV  71  *XIV  199.  coUocare  I  113,3  *IV  87.2 
V  65,10  VII  20,9.  rollegae  *VII  37.7.  collatus  III  52,3 
IV  11,10  XI  72,2.  Aber  co7ilata  *II71,5TXB,  conlapsa  *I 
12.7  TXF,  conlucent  *II  46,3  TXAC. 

corr;  corripere:  *Sp.  23.6  *XI  39.9  *XI  43.2.  cor- 
rumpere  *tIII  75.5  *IV  5.5  V  69,5  *VI  93.6  VIII  42.2 
XII  63.10  XII  66,3.    Aber  co7irodit  flV  27.5  R  (vgl.  P). 

inr:  inrequietus  *tIV  78.4  RTX  und  andere:  inrnpi 
X  40.3  X. 

«7?:  iUaesKS  IX  90,14  *XIV  200,2.    illotusWn.l.  22. 


Orthographisches.  113 

Aber  inlaems  I  6,2  XF,  fVII  2,7  R,  inlotos  fVIII  67,5 
EXABGP,  inlustrem  *XIV  41.1  X,  inligatas  I  49.23  XEF. 
Martial  hat  wol  stets  inl  geschrieben. 

imh  VII  26,4  VII  58,5  VIII  51,17  f* XIII  8,1  t*XIII 
94,2.    Aber  imhelles  *IV  74,1  TXB. 

inim  19  mal  '8  mal  in  T).  Aber  inmixtam  *Sp.  21.5 
HT,  inmodicis  oder  in  modicis  *II  90,6  T,  *III  60,7  TGP, 
VI  29,7  XDB,  vgl.  auch  X  48,4  P,  inmensum  *tXIV  186,1  R. 

inip  (abgesehen  von  imperium ,  rmperare .  imperator] 
80  mal.  Aber  (abgesehen  von  Irrthümern,  wie  *IX  54,4  in  G, 
*IX  67,5  in  X):  inpensis  *Sp.  4,6  T,  inpo^ita  *Sp.  22,6  HT, 
iiipudenter  I  49,41  XE,  in  'pudici[huti]  III  20,  16  XAG 
(vgl.  BC],  inprola  *tIII  75,4  T,  inpletura  *tV  34,5  R,  in- 
plicuit  *tVI  15,2  R,  inprobe  *XI  54,4  XA. 

SunmioeniiiTn  I  34,6  (aber  vgl.  B)  III  82,2  XI  61,2 
XII  32,22.  Aber  mhmoto  XI  96,3  Ca  (und  so  Sehn.);  mh- 
mittit  V  71,1  P;  submissa  VIII  75,11  PBCG. 

suppositus  *ni  91,11;  12  V  24,8.  Aber  subpositus 
*ll  46,3  TB,  *IV  66,15  XT. 

surr:  surrexti  *V  79,1.  mrripuit  VI  72,6;  *tXIII  38,1. 
Aber  subripit  VIII  59,14  X  (vgl.  die  Corruptel  von  P  XII 
29,12),  mbrid  \T  82,7   (so  auch  Sehn.). 

Betreffs  einzelner  Worte  sind  folgende  Schreibungen 
aufzustellen : 

alica  und  alicula  (Seh.  hal  ausser  11  37,6)  *fXTTT 
6  L  u.  V.  1  mit  RTP,  II  37,6  XII  81,2  f  *XIII  9,2  (doch 
vgl.  X)  gegen  die  Handschriften. 

aliiim  Sehn,  aliium)  XII  32,20  mit  ABP.  Vgl.  die 
Pliniushandschriften. 

allex  (Sehn,  haliex)  *XI  27,6  mit  TPV,  III  77,5  mit 
P  und  den  Exe.  Fris.   (vgl.  C  . 

anulus  so  Sehn.  -^ ,  obwol  die  Handschriften  meist 
a7mulus  haben:  III  29,2  *n  66,2  II  57,8  [a?iul.)  V  61,5  VIII 
5,1.  2  IX  87,7  *tXI  37,3  {anul.'R)  XI  59,2  {anul  XBV)  *XI 
100,2  *XIV  122  L  *XIV  123,1  *XIV  169,1    [unul.BXt). 


1J4  Orthographisches. 

Ajjpulus  (so  Sehn.)  II  46,6  {Apul  XABC)  X  74.8 
VIII  28,3. 

Atlans  (Sehn.  Atlas)  VI  77,7  mit  XA,  IX  3,5  mit  XAP, 
*XIII  2,2  mit  TXA.    Vgl.  Plin.  n.  h.  13,91  M. 

autu^n/nris  {auctumnus  Sehn.) ,  obwol  meist  auctumtius 
überliefert  ist:  III  58,7  [aut.  P)  VIII  68,10  IX  1,1  [aut. 
ABG)  IX  12,1  X  94,6  X  96,12  XII  57,22  ^XIII  113,1  [aut. 
in  der  Corruptel  von  BGrX). 

hrachium  (so  Sehn.)  II  29,6  *II  62,1  11163,6  [brac- 
chia  X)  VII  32,9  *XI  84,3.    Vgl.  C.  I.  L.  I  198,52. 

hrattea  (Sehn,  bractea)  *VIII  33,6  mit  CaP,  1X61,4 
mit  XA. 

bucellas  (Sehn,  hticcellas)  *VI  75,3  mit  TABCpr.G. 
Vgl.  hucula  Plin.  n.  h.  8,114;  34,9. 

caennm  (Sehn,  cenum)  *VII  33,1  mit  T. 

caespes  (Sehn,  cespes)  *tV  34,9  mit  A,  *I  88,2  gegen 
die  Handschriften. 

Callaicus  (so  Sehn.).  Nicht  minder  gut  bezeugt  ist 
Gallaicus:  IV  39,7  [Gall  Pj  *X  16,3  [Gall  TAX)  X  37,4; 
20  [Call.)  XIV  95,1  {Gall.  XBG). 

causea  (Sehn,  causia)  *XIV  29  L  mit  den  Hdschrr. 

cepcie  (so  Sehn.)  III  77,5  und  XII  32,20  mit  den 
Handschriften. 

Cerialis  (Sehn.  Cerealis)  X  48,5  und  XI  52,1  mit  P. 
Vgl.  C.  I.  L.  I  490  IV  1636;  3158  u.  ö. 

coclea  und  cocleare  (Sehn,  cochl.)  IV  46,11  (vgl.  CP) 
*tVin  33,24  (fehlt  in  P)  mit  RTX,  *tVin  33,25  (fehlt  in 
P)  mit  RTCa,  *XI  18,23  mit  TP,  *XIII  53,2  mit  TXP, 
*XIV  121  L  und  v.  2  mit  T,  *VIII  71,10  und  *XIV  121,1 
gegen  die  Handschriften. 

coloephia  [coliphia  Sehn.)  VII  67,12  mit  XABP. 

cominus  (so  Sehn.)  VI  58,2  [com??imus  X)  und  *XIV 
31,  2. 

condicio  [conditio  Sehn.  2)  f  III  33,2  *V  17.2  1X67,8 
XI  52,2  mit  allen  Handschriften. 


Orthographisches.  115 

convicia  (Sehn.  2  convitia)  VII  8,7  mit  allen  Hand- 
schriften, *tIII  46,9  mit  RCaP. 

copo  (so  Sehn,).  Nicht  minder  gut  bezeugt  ist  caupo: 
126,9  (poi?o  XFGP  gegen  BC,  Sinn  plebejisch)  fl  56,2  [copo 

X^^P  gegen  RBCGj  fH  51,3  [copo  R[m.  2  capo  HJMueller] 
CaP;  plebejisch)  *III  57,1  [copo  PAXC  und  T  im  Lemma; 
caupo  TBG)  III  58,24  (die  Verderbnisse  weisen  auf  caupo; 
Sinn  nicht  plebejisch)  *III  59.2  [copo  XAC^;^  gegen  TPBG 
*VII  61,9  [copo  XABP  gegen  TCG)  *XIII  11.2  copo  XA 
gegen  TBGP). 

cottana  (so  Sehn.),  obwol  coctana  gut  bezeugt  ist:  IV 
88.6  (durch  P)  VII  53,7  (gegen  XAB)  *tXIII  28  (gegen  XB 
durch  RTQ  u.  a.).  Aber  RT  haben  oft  auch  Coda  statt 
Cotta,    R   fXIII  69  cacta  statt  catta. 

cuUx  (Sehn,  culex]  *III  93,9  mit  TP,  *XI  18.  13  mit 
TCa,  XIV  185  L  (dies  Lemma  fehlt  wohl  in  RT)  mit  X. 

Cydonea    (Sehn.   Cyionia)    *X  42,3  mit  TX,  t*XIII 
24  L  und  v.  1  mit  RTPCa.    Vgl.  Plin.  n.  h.  15,37  M  u.  a. 
faenum  III  47,14  und  *XIV  162  L.   Die  Handschrif- 
ten und  Sehn.  1  haben  foenum;  Sehn.  2  hat  III  47,14  fenum. 
foetere   (Sehn.  2  feiere)   V  4,1    mit  den  Hdsehrr.,    fl 
28  J   gegen  RXG. 

foruix  'so  Sehn.),  obwol  X  5,7  XACFF  fornex  haben. 
gleba  (so  Sehn.)  *m  65,7  *V  13,7   *V  37,11   [(/laeba 
XA)  IX  22,3. 

harundo  *I  3,10  *tXIV  209.2  (wo  R  iu  für  h  hat) 
*XIV  218,2  mit  den  Handschriften  und  Sehn.,  ferner  *X 
15,1  mit  TAF  gegen  Sehn.,  *XIV  63,1  (fehlt  in  Ca)  mit 
Sehn.  2  gegen  die  Hdsehrr.,  endlieh  IX  13,3  und  *IX  54.3 
gegen  die  Handschriften  und  Sehn. 

havere  (Sehn,  avere)  I  55,6  *I  68,6  I  108,10  III  5,10 
*in  95,1  m  95,14  *tIV  78.4  *V  51,7  VII  39,2  IX  praef. 
fix  7,2;  4  XI  106,1  *XIV  73,2.  In  diesem  Worte  haben 
das  h  stets  R  und  T  (freilieh  R  IX  7,2  erst  in  der  Correk- 


116  Orthographisches. 

turi,  ausserdem  I  GS,6  III  5,10  III  95,14  IX  7,2;  4  XI 
106,1  die  ganze  Familie  Ca,  III  95,1  IV  78,4  V  51,7  XIV 
73,2  einzelne  Handschriften  der  Familie  Ca,  I  108,10  III 
5,10  XI  10G,1  P.    Vgl.  darüber  Quint.  I  6,21. 

hei  (so  Sehn.)  *II  1,12  mit  TP. 

heia  (Sehn,  eia)  *II  64,9  mit  TX. 

hirnea  (Sehn,  hernia]  *III  24,9  und  XII  83,1  mit 
CaP  (vgl.  T). 

holus  (Sehn,  olus)  III  5S,50  mit  Ca,  *VII  31,5  mit 
XA,  *XII  31,4  mit  TXAB,  tXIII  57,1  mit  XB. 

hyhrida  (Sehn.  2  hibrida]  VIII  22,2  mit  den  Hdschrr. 
und  VI  39,20,  wo  Niohidarum  überliefert  ist. 

iantare  und  iantaculiini  *1  87,3  und  fVIII  67,10 
mit  den  Hdschrr.  u.  Sehn.  Aber  ientaculu^n  *Xin  31,1 
mit  den  Hdschrr.  u.  Sehn.,  *tXIV  223,1  mit  KTCa  gegen 
Schneidewin. 

infitior  I  103,11  u.  V  30,1  mit  den  Hdschrr.  u.  Sehn.; 
IX  84,7  und  IX  99.3  (Sehn,  inficior)  gegen  die  Handschrif- 
ten und  Sehn. 

inteUegat  (Sehn.  inteUigat)  X  21,1  mit  XA. 

lafiterna  Sehn,  laterna)  dreimal  *XIV  61;  62,  wo  n 
zweimal  in  A,  einmal  in  TPG  eingefügt  ist. 

levis  (so  stets  Sehn.  '-  ausser  XIV  205,1) ,  obwol  die 
Ueberlieferung  meist  laevis  bietet:  * II  47,2  (e  die  Hand- 
schriften u.  Sehn.  1)  II  48,5  *V  51,2  [e  die  Handschriften 
ausser  X;  ae  X  und  Sehn,  i)  VH  86,8  *VIII  64,5  IX  56,4 
[e  G;  X  37,10  {e  die  Hdschr.  und  Sehn,  i)  X  65,8  XI  22,5 
(e  die  Hdschr.  u.  Sehn.)  XI  31,19  [e  die  Hdschr.  u.  Schn.i) 
*XI  43,10  XI  63,3  XII  18,25  XIV  102,2  *XIV  136,1 
*XIV  205,1  *tXIV  209,1. 

3Iessäla  (so  Sehn.)  *\^n  3,5  mit  XABP  und  T  nach 
Friedländers  Collation,  *X  2.9  mit  T  (nach  Friedländers 
Collation)  und  den  übrigen  ausser  XAG. 

inilies:  einfaches  I  Sehn.  2  und  *I  99,17  XFG  und 
T  nach  Frdl);  XII  10,1  haben  die  Handschriften  IL 


Orthographisches.  117 

monumenta  (Sclin.  mom?ne?ita)  *  134,8  mit  allen  Hand- 
schriften. 1X34,7  mit  den  Handschriften  ausser  X,  *X  2,12 
mit  TPAC  gegen  XG,  XI  48,1  mit  XC  gegen  AP,  XIV  96,1 
mit  AC  gegen  XBG,  I  88,7  gegen  XAGP. 

inuraena  (so  Sehn.)  * II  37,5  X  30.22  *Xni  80,1 
[merena  B),     Cf.  ji-upaiva. 

Mytilene  (Sehn.  Mitylene]  VII  80,9  u.  *X  68,1,  was 
die  Ueberlieferung  ebenso  gestattet. 

neglego  und  Heglegenter  (Sehn.  nerjUgo)  *\l  68,9. 
XII  49,8  XII  87.2  mit  allen  Hdschrr.  VI  42,23  mit  XAB. 

nitella  '=  nitedula]  V  37,8  mit  XB  und  Sehn.;  vgl. 
Lachmann  zu  Lucrez  p.  204. 

jinntins  und  mintiare  (Sehn,  mmcius  und  nunciare) 
*VII  6.3;  10  *VIII  32.8  X48.1,  obwol  t  nur  * VII  6,3  aus 
T  vermerkt  ist.  [fVIII  67.1  nuntiat  R  nach  HJMueller]. 

ohsonia  und  obsonatm*  (Sehn.  ops.  Vgl.  jedoch  die 
Vorrede  der  1.  Ausgabe)  III  23,1  mit  allen  Hdschrr.,  *tXIV 
217  L  mit  R  und  T  (nach  Friedländers  Collation). 

paelex  Sehn.  i?e//e:r)  1X41,1  {peliceY)  X51,4  [peUx 
P  paelex  XA)  ,  XII  96,3  {pelicibics  BP,  paelicibus  A),  *XIV 
119,2  [paelex  TX,  pelex  BP). 

Paelignus  (Sehn.  Pelignus)  I  26,5  I  61,6  H  41,2  VHI 
73,9  XIII  121  L  u.  V.  1,  gegen  die  Ueberlieferung.  Vgl. 
C.  I.  L. 

paenitet  (Sehn,  poenitet)  *IV  48,3  mit  X. 
pilleum    Sehn,  pileum)  II  68,4  mit  XAP,  X  72,5  mit 
P,  XI  6,4  mit  XAV,   *XIV  1,2  mit  TXBGP,    *XIV  132  L 
mit  allen  Handschriften. 

Polllo  und  rolUus  (Sehn.  2  Polio,  Polius)  HI  20,18 
mit  den  Hdschrr.,  IV  61,9  gegen  XA,  *tXII  12,2  mit  RT 
gegen  P,  I  113,5  mit  Ca. 

preliim  (Sehn,  praelum)  *II  46,3  mit  PQ,  *XI  8,5  nach 
Ca,  I  26,5  und  *XIII  111,1  gegen  die  Hdschrr. 

proeliiun  (Sehn,  praelium)  ,  obwol  fast  nur  praelium 
tiberliefert  zu  sein  scheint:    *Sp.  9,2  *Sp.  22,3    *Sp.  28,7 


118  Orthographisches. 

■proelia  Tj  *tIV  74,2  IV  82,6  V  65,8  VI  38,8  VIII  6,7 
*IX  50,4  IX  56,6  X  38,6  XI  3,8. 

querella  (so  Sehn,  2  ausser  V  7,5,  dagegen  Sehn.  1 
immer  querela)  *I  12,9  (in  TXB)  *I  53,10  (in  TB)  I  82,9 
(in  AP)  V  7,5  (Fj  XI  70,3  (in  P  vgl.  Ca).  Unbezeugt  ist 
es  VII  47,9  IX  45,5  *IX  54,7. 

raeda  (Sehn,  reda)  III  47,5  gegen  die  Hdschrr.,  X  13,1 
nach  dem  Fehler  von  Ca  [praeda]. 

rohlgo  (Sehn,  rubigo)  XII  praef.  15  gegen  die  Hdschrr., 
wie  auch  Sehn,  rohiginosis  *V  28,7  mit  T  und  pr.  A. 

Saex>ta  (Sehn.  Sepia) ,  obwol  die  Handschriften  fast  stets 
Septa  haben:  II  14,5  II  57,2   [Saept.  A)  IX  59,1  *X  80,4. 

saeta  und  scietiger  (Sehn,  e  statt  ae),  obwol  die  Hand- 
schriften meist  e  statt  ae  haben:  I  55,9  [saeta  X)  fll  36,5 
[ae  A),  *VI  56,1  X  30,16  (auf  ae  weist  der  Fehler  in  C) 
*XIII  93,1. 

saltim  mit  Sehn.  2  *I  86,8  nach  T,  flV  12,2  und  fVII 
21,4  nach  R  (vgl.  Priscian  p.  1013,  Corssen  Beiträge  288; 
385.  Seneca  epist.  91,10).  Dagegen  saltem  mit  Sehn.  134,7 
*VII  18,13  X  77,3  *XI  22,3  *XI  105,2. 

sarire  (Sehn.  ^  sarrire)  III  93,20  (Conjektur). 

satiira,  wie  schon  Sehn.  *XII  94,7  mit  T,  so  auch 
XI  10,1  mit  P  (Sehn,  satira). 

scaeiia  und  scaeriicus  (Sehn,  e  statt  ae)  V  30,3  mit 
XA,  IX  28,1;  6  gegen  die  Ueberlieferung. 

ScJlida  (Sehn,  scheda)  IV  89,4  [schida  AB,  scida  P). 

sesceiitl  VI  59,2  mit  XA  (Sehn,  sexcent).  Schon  Sehn.  2 
so:  VI  66,9  mit  X,  *IX  37,9  mit  TX,  *XI  65,1;  6  (so 
V.  6  T). 

solacia  (Sehn,  solatia)  II  91,7  und  XII  pr.  6  gegen 
die  Ueberlieferung.    Vgl.  C.  I.  L. 

spongea  (Sehn.  spo?igia)  -flY  10,6  mit  A  u.  pr.  R, 
*tVI  57,4  mit  TXAB  pr.  G,  VII  53,4  mit  XABG,  XII  48,7 
mit  XAP,  *XIII  47,2  mit  T^XABG,  *tXIV  144  L  u.  v.  1 
mit  TXG  u.  a. 


Orthographisches.  119 

suscensueris  (Sehn,  succens.)  VII  60,6  mit  XA  pr.  B. 

suspicio  (Sehn.  -  suspitio)  XI  45,5  mit  den  Hdschrr. 

taeda  *VI  2,1  gegen  TP  u.  Sehn,  [teda),  wie  ae  sehon 

Sehn.  III  93,26  gegen  P  und  flV  13,2  gegen  RAB  schreibt. 

Tartesiaeus  (Sehn.  Tartessiacus)  VII  28,3  VIII  28,5  IX 

61,1  XI  16,4  mit  den  Handschrr.    Vgl.  die  Pliniushandsehrr. 

taeter  [teter  Sehn.)  *III  24,6  gegen  die  Handschriften. 

Vgl.  C.  I.  L.   VIII  1412. 

Thyhris  (Sehn.  Tihris)  X  7,9  mit  A,  *X  85,4  nach 
TXA  und  P.    Vgl.  Plin.  n.  h.  3,53. 

tingiiere  fSchn.  tingere)  II  59,3  u.  flV  36,1  mit  allen 
Handschriften,  XH  98,2  mit  XAGP,  *XIV  146,1  mit  TCa. 
Dagegen  tingere  (so  Sehn.)  *I  77,5  mit  T,  *VIII  3,19  und 
XIV  103,2  mit  allen  Handschriften. 

tmtinahHluni  (Sehn,  tudinnahulum)   *XIV  163  L  mit 
XG  und  T  (nach  Friedländers  Collation).    Vgl.  Juv.  VI  441. 
tisana  (Sehn,  ptiscma)  *XII  72,5  mit  TCa. 
tubures  (Sehn,  tuberes)  dreimal  *XIII  42;  43  mit  TCa. 
Vgl.  Plin.  n.  h.   15,47  M. 

Vergilius  (so  Sehn.  -),  obwol  die  Handschriften  öfter 
Virgilius  haben:  *  HI  38,10  *Vin  56,6  (Fer^.XA)  *Vin  56,23 
[Verg.  A)  *Vin  56,24  XI  52,18  [Verg.  A)  *tXIV  185  L 
[Verg.G]  *t XIV  186  L(Verg.TG)  *tXIV  195,2  [Verg.T). 
timerus  (Sehn,  humerus)  VIII  48,3  gegen  die  Hdschrr. 
Ufnor  und  umidus  (Sehn,  hum.)  X  37,16  mit  XAW, 
V  71,1  und  XII  82,12  mit  X. 

unguere  [i^chn.ujigere)  *II 77,2  mitTAP,  *III  12,4mitCa. 
utrhnque  {^chn.  uirinque)  X  38,6  gegen  die  Hdschrr., 
wie  auch  Sehn,  und  die  Hdschrr.  XI  70,5  zär{?7ique  haben. 

Die  hier  gegebenen  Zusammenstellungen  fussen  im  we- 
sentlichen nur  auf  Schneidewin's  Variantenangaben.  Diese 
scheinen  allerdings  in  der  Orthographie  einiger  Worte  lücken- 
haft zu  sein  (vgl.  z.  B.  mmtius,  proeiium],  jedoch  betreffs  der 
meisten  und  besonders  der  selteneren  Worte  sind  sie  im 
Allgemeinen  sehr  genau. 


^20  Ausgaben. 


Ausgaben. 


Von  den  Ausgaben,  von  denen  Schneidewin  i  p.  XI  ff.  die 
für  die  Textkritik  in  Betracht  kommenden  ausführlich  behan- 
delt hat,  genügt  es  hier  die  wichtigsten  zu  nennen.  Ge- 
druckt wurde  M.  etwa  seit  1470  (zu  Ferrara  1471,  zu  Rom 
von  Sweynheym  und  Pannartz  1473).  Der  Commentar  des 
apostolischen  Secretärs   Bomizio    Caklerino   (c.    1447—1478) 

ohne  Text  —  eine  Zusammenfassung  seiner  in  Rom  über 

M.  gehaltenen  Vorträge  (1474),  gab  nicht  bloss  eine  sehr 
verdienstliche  Erklärung,  sondern  förderte  auch  in  mancher 
Beziehung  die  Textkritik.  Die  beiden  (ohne  Benutzung  von 
Handschriften  veranstalteten)  Aldinen  [\^{)\  und  1517)  gaben 
einen  zwar  stellenweise  verbesserten,  weit  öfter  aber  will- 
kürlich geänderten,  im  ganzen  sehr  schlechten  Text,  der 
jedoch  durch  das  Ansehn  des  Herausgebers  sehr  lange  mass- 
gebend blieb.  Einen  wesentlichen  Fortschritt  in  der  Ver- 
besserung des  Textes  brachten  die  Ausgaben  des  Holländers 
Adriaan  de  Jonghe  [Hadrianus  Junius)  aus  Hoorn  'Arzt  in 
Harlem,  Kopenhagen  und  Delft,  1511—1575),  welche  1559 
und  1566  im  kleinsten  Format  erschienen;  es  war  darin 
hauptsächlich  eine  zur  Familie  Ca  gehörige  englische  Hdschr. 
[%{)  benutzt.  Weit  mehr  leistete  Jan  Gruytere  [Janus  Gru- 
terus)  aus  Antwerpen,  1560—1627,  seit  1592  Professor  in 
Heidelberg.  Hauptsächlich,  wie  es  auf  dem  Titel  seiner 
1602  ebenfalls  im  kleinsten  Format  erschienenen  Ausgabe  i) 
heisst,  mit  Hilfe  der  von  ihm  benutzten,  später  verschollenen, 
trefflichen  alten  Heidelberger  Hdschr.  (^^3,  oben  S.  78)  rühmt  er 
sich  den  Text  von  mehr  als  1000  Stellen  verbessert  zu  haben; 
doch  hatte  er  damals  nur  eine  Collation  derselben  von  Richard 
Thomson  benutzt;  er  verglich  sie  dann  im  Jahr  1616  noch 
einmal  selbst  ganz,  doch  flüchtig    tumultuaria  lectione,   so 


1)  Für  die  Benutzung  des  in  der  Wolfenbüttler  Bibliothek  befind- 
lichen Exemplars  bin  ich  dem  Leiter  derselben,  Hrn.  Dr.  Ov. Heine- 
mann zu  Dank  verpflichtet. 


Ausgaben.  121 

dass  er  glaubt,  vieles  übersehen  zu  haben)  und  benutzte  die 
Ergebnisse  dieser  Vergleichung  in  der  Appendieula  ad  Mar- 
tialem  sive  Notae  aliquot  repetitae  lectionis  in  der  Ausgabe 
des  Scriverius  von  1619.  Diese  auf  Gruters  Text  beruhende 
Ausgabe  von  Peter  Schryver  aus  Harlem  (1576 — 1660)  war 
ein  abermaliger  bedeutender  Fortschritt  in  der  Feststellung 
des  Textes,  wenn  Schryver  auch  vielfach  schlechte  Lesarten  scriverius. 
aus  altern  Ausgaben  (wie  der  Aldina)  von  1501  beibehalten 
hat.  Schryver,  der  sich  auch  der  Unterstützung  Joseph  Sca- 
ligers  zu  erfreuen  hatte,  verfügte  über  einen  umfassenden 
Apparat;  seine  Handschriften  scheinen  damals  hauptsächlich 
der  Familie  Ca  angehört  zu  haben ;  auch  der  Florentinus  Bever- 
landi  (g-,  ^l,  aus  der  Classe  Cb)  gehörte  dazu.  Einen  aufs  neue 
erheblich  (besonders  mit  Hülfe  von  P  oder  einer  ganz  ähn- 
lichen Hdschr.,  aber  auch  durch  zahlreiche  glückliche  Con- 
jekturen)  verbesserten  Text  bietet  die  Ausgabe  von  1621 
(Lugduni  Batavorum  in  kleinstem  Format),  auf  welche  noch 
4  andere  (1628,  1650,  1664,  1696)  folgten.  Schneidewin  hat 
in  seiner  ersten  Ausgabe  die  Lesarten  der  Ausgabe  von 
1621,  wo  er  von  derselben  (sehr  oft  mit  Unrecht)  abgewichen 
ist,  durchweg  angegeben.  Schryvers  Vertrautheit  mit  der 
Art  und  Weise  M.'s,  sein  feines  Gefühl  für  das  Angemes- 
sene im  Ausdruck,  sein  richtiger  Takt  in  der  Wahl  der  Les- 
arten, verdienen  die  höchste  Anerkennung.  Ein  Epigramm 
von  JGVoss  (Sehn,  i  p.  LVH)  sagt  nicht  zu  viel :  der  spa- 
nische Dichter  sei  an  seinen  Wunden  und  Schwären  dahin- 
siechend dem  Untergange  nahe  gewesen,  die  vereinten  Be- 
mühungen der  drei  Niederländer  Junius  Gruterus  Scriverius 
hätten  ihn  gerettet.  Doch  habe  der  erstere  nur  den  Anfang 
gemacht,  den  beiden  letztern  gebühre  das  Lob,  den  Dichter 
völlig  sich  selbst  wiedergegeben  zu  haben.  Eine  grosse  An- 
zahl trefflicher  Verbesserungen  hat  ferner  NHemsius  ge- 
liefert (Sehn.  1  p.  LXI  sq.).    Der  Engländer  Thomas  Farnahy 


1)  Vgl.  oben  S.  96—99. 


1 22  Ausgaben. 

il575 — 1647),  dessen  erste  den  Text  in  keiner  Weise  för- 
dernde Ausgabe  in  London  1605  erschien,  hat  in  seinen 
spätem  Ausgaben  zwar  manches  aus  Scriverius  aufgenom- 
men, aber  lange  nicht  genug.  Von  den  Ausgaben  von  Kor- 
nelis  Schrevel  aus  Harlem  (c.  1615 — 1664)1;  erschien  die 
erste  1656;  die  zweite  (1661)  und  die  dritte  (1670)  enthalten 
die  werthvollen  Anmerkungen  von  JFGronov.  Seitdem  ist 
bis  auf  Schneidewin  für  den  Text  des  M.  nichts  erhebliches 
geschehen.  Die  von  Dibdin  (Introduction  to  the  Classics  II 
p.  230)  erwähnten  handschriftlichen  Bemerkungen  Bentleys 
in  einem  Exemplar  der  Ausgabe  von  Eamirez  de  Prado 
jetzt  im  Britischen  Museum)  sind  so  gut  wie  werthlos,  wie 
mir  Munro  mitgetheilt  hat.  Grösstentheils  sind  es  Berichti- 
gungen des  sehr  fehlerhaften  Textes,  z.  B. 

I  26,3  concessorum  —  comessorum. 

30,2  quod  —  quo 

39,2  avos  —  anus. 

Bentleys  nur  gelegentlich  und  offenbar  in  Eile  gemach- 
ten Aenderungen  sind  folgende: 

I  88,5      Für  Sed  —  Nee 


II  82,1 

«     fingis  —  punis 

III  47,2 

«    ferrum  —  fo.  currum 

V  12,2 

«     Masclion  —  Malchion 

V  45,2 

«     ^olet  —  les 

1X5,1 

a     sapisti  —  sapis  tu 

18,4 

«     cura  —  curva 

XI  2,6 

«     Et  licet  —  Et  libet 

XI  8,1 

«     drauci  —  trunci 

XI  108,4 

«    sohe  —  salve 

XII  52,14 

«     conciliavit  —  hit 

XIV  210,2 

((    justo  —  justis. 

Die  Ausgabe 

von  Lemaire    (1825   Paris 

Textkritik  völlig  werthlos. 

3  Bde.)  ist  für  die 


1    M.  epigrammata  cum  notls  Farnabii  et  variornm  geminoque  in- 
dice  tum  rerum  tum  auctorum,  accurante  Com.  Schrevel.    L.  B. 


Ausgaben.  123 

Die  Arbeit  DFWSchneideicins,  der  der  Wissenschaft  schneide- 
nacli  einem  rastlos  thätigen,  durch  Leiden  und  bittere  Er- 
fahrungen vielfach  getrübten  Leben  allzu  früh  entrissen  ward 
(geb.  1810  in  Helmstädt,  gest.  1856  in  Göttingen,  vgl.  den 
Nekrolog  von  Ev.Leutsch  Philol.  X  S.  745  ff.  ,  kann  von  denen, 
die  sich  mit  M.  beschäftigen,  nicht  dankbar  genug  anerkannt 
werden.  Sehn,  hat  durch  unablässige  und  ausdauernde  Be- 
mühungen aus  ganz  Europa  ein  überaus  umfangreiches  kri- 
tisches Material  zusammengebracht  und  mit  unermüdlichem 
Fleiss  aufs  gewissenhafteste  durchforscht.  Er  hat  zuerst 
die  verschiedenen  Gruppen  der  Hdschrr.  gesondert  und  über- 
sichtlich geordnet,  auch  ihren  Werth  im  ganzen  richtig  be- 
urtheilt,  und  so  eine  Grundlage  für  die  Textkritik  geschaffen, 
wie  sie  vor  ihm  auch  nicht  annähernd  existirte.  Dass  er 
(namentlich  in  seiner  ersten  Ausgabe)  den  Werth  von  T 
überschätzte  und  geneigt  war,  der  Familie  Ca  vor  der  Fa- 
milie B  mehr  als  gerechtfertigt  ist,  den  Vorzug  zu  geben 
(Gilbert  Qu.  er.  p.  16  ff.),  ist  bei  dem  Mangel  an  Vorarbeiten  sehr 
entschuldbar.  Im  ganzen  hat  er  den  kritischen  Apparat  für 
die  Feststellung  des  Textes  mit  sicherer  Methode  und  eben- 
soviel Geschmack  als  Gelehrsamkeit  verwerthet.  Er  erkannte 
richtig,  dass  der  Schryversche,  von  dessen  Nachfolgern  mit 
Unrecht  aufgegebene  Text  grossentheils  wiederherzustellen 
sei  (Sehn,  i  p.  LIV),  ist  aber  freilich  darin  nicht  consequent 
gewesen  und  nicht  weit  genug  gegangen  i) .  Trotzdem  bietet 
schon  seine  erste  Ausgabe  (1842)  einen  im  ganzen  erheblich 
bessern  Text  als  die  Schry verschen ,  und  die  zweite  Aus- 
gabe 4  853',  welcher  die  Benutzung  einiger  der  bessern 
Hdschrr.  zu  gute  kam,  die  Sehn,  für  die  erste  noch  nicht 
hatte  verwerthen  können,  ist  im  ganzen  wieder  ein  Fort- 
schritt gegen  diese. 


1,  Die  unberechtigten  Abweichungen  Schneidewins  von  Schrj-ver 
beruhen  nicht  zum  geringsten  Theil  auf  Bevorzugung  von  Lesarten 
der  Familie  Ca  an  Stellen,  wo  Schryver  richtig  den  Lesarten  der 
Familie  B  gefolgt  war. 


\24:  Ausgaben. 

Das  Tuteresse  für  M.,  das  lange  Zeit  sehr  gering  war^), 
ist  erst  in  neuerer  Zeit  in  England  und  Deutschland  ein 
lebhafteres  geworden.  In  England  sind  in  verhältnissmässig 
kurzen  Zwischenräumen  drei  Auswahlen  aus  seinen  Epi- 
grammen erschienen :  von  Paley  and  Sfone,  M.  Val.  Martialis 
Epigrammata  selecta.  Select  epigrams  from  Martial  with 
english  notes  (Grammar  school  classics)  1868  (und  1881); 
von  Sfcphenson,  Selected  Epigrams  of  Martial.  London  1880; 
und  von  Sellar  and  Ramsay ,  Extracts  from  Martial.  Edin- 
burg  1884  (vgl.  Meine  Anzeige  in  der  Berliner  philol.  Wochen- 
schrift vom  5.  April  1 884) ;  in  Deutschland  das  1 .  Buch  von 
Flach  (M.  Epigrammaton  librum  I  rec.  JFlach,  Tubingae  1881); 
(vgl.  über  diese  Ausgabe,  wie  über  die  ganze  neueste  auf  M. 
bezügliche  Litteratur  Meine  Jahresberichte  über  die  Litteratur 
der  römischen  Satiriker  ausser  Lucilius  und  Horatius  von 
1873  ab,  in  Bursians  Jahresberr.  f.  klass.  Alterthsw.).  Doch 
haben  diese  Arbeiten  die  Textkritik  wenig  gefördert.  Der 
reichhaltigste  und  bei  weitem  werthvollste  Beitrag  zu  der- 
selben ist  die  Abhandlung  von  Dr.  Walter  Gilbert,  Ad  M. 
quaestiones  criticae.  (Programm  des  königl.  Gymnasiums  zu 
Dresden-Neustadt,  Ostern  1883),  in  welchem  128  Stellen  des 
M.,  und  zwar  in  der  ganz  überwiegenden  Mehrzahl  glücklich 
behandelt  sind.  Namentlich  hat  Gilbert  mit  Recht  mehr- 
fach die  Ueberlieferung  gegenüber  den  Aenderungen  Sehn. 's 
und  Anderer  in  Schutz  genommen.  Auch  ist  hier  der 
Werth  der  Familie  B  und  ihr  Verhältniss  zu  den  beiden 
andern  Familien  zum  ersten  Mal  richtig  gewürdigt.  Eine 
Reihe  werthvoller  Nachträge  hat  derselbe  Gelehrte  in  Fleck- 
eisens Jahrb.  f.  Philol.  (1883)  S.  643—646  (19  Stellen  aus 
den    14  Büchern),    im  N.    Rhein.    Museum  XXXIX    (1884) 


1)  Das  [allerdings  nicht  vollständige)  Verzeichniss  der  auf  ihn 
bezüglichen  exegetischen  und  kritischen  Schriften  von  1700  bis  1878, 
in  der  neuen  Ausgabe  von  Engelmanns  Auetores  Classici  füllt  wenig 
mehr  als  anderthalb  Seiten. 


Ausgaben.  125 

S.  511—520  (47   Stellen  aus    Sp.  und  I— VI) ,    ebenda  XL 
(1SS5    Ö.  210—222  (67  Stellen  aus  VII— XIVi  geliefert. 

In  einem  sehr  eingehenden  Briefwechsel  wurden  zwi- 
schen ihm  und  mir  die  meisten  kritisch  schwierigen  oder 
zweifelhaften  Stellen  (zum  Theil  wiederholt)  erörtert,  und 
in  den  meisten  Fällen  eine  Einigung  erzielt.  Der  Text  der 
bereits  unter  der  Presse  befindlichen  Ausgabe  Gilbert's  wird  sich 
daher  von  dem  der  meinigen  wol  nicht  erheblich  unterscheiden  i). 

Nicht  minder  fruchtbar  und  erspriesslich  für  dieselbe 
ist  ein  ebenfalls  sehr  eingehender  Briefwechsel  gewesen,  den 
ich  mit  HAJMunro  seit  1S7S  (allerdings  mit  langen  Unter- 
brechungen über  Martial  geführt  habe.  Munro  hat  stets  an 
meiner  Arbeit  den  freundlichsten  Antheil  genommen  und  mir 
eine  Keihe  trefflicher  eigener  Emendationen  und  auch  einige 
interessante  Conjekturen  anderer  Gelehrter  in  Cambridge 
mitgetheilt.  Die  Nachricht  von  seinem  nach  kurzer  Krank- 
heit in  Eom  am  30.  März  d.  J.  erfolgten  Tode  war  für  mich 
eine  überaus  schmerzliche. 

Auch  den  Herren  Baehrens  in  Groningen,  Buecheler  in 
Bonn,  Grubber gcr  in  Würzburg,  ERohcle  in  Tübingen  ver- 
danke ich  Beiträge  zur  Verbesserung  des  Textes. 

Für  die  Erklärung  war  bisher  noch  immer,  wie  in  Les- 
sings  Zeit  (Werke  VIII  503  f.),  die  Ausgabe  Schrevels,  die 
eine  zweckmässige  Auswahl  aus  den  Anmerkungen  der  frühem 
Herausgeber  bietet,  das  beste  Hilfsmittel;  die  Arbeiten  des 
Tiroler  Jesuiten  Matthaeus  Rader  (Martialis  Epigrammaton 
libros  omnes  novo  comment.  ill.  Ingolstadt  1607.  3.  Ausg. 
Moguntiaci  1627)  und  des  Spaniers  Ramirez  de  Prado  (Hy- 
pomnemata  ad  lib.  spectaculorum  et  quatuor  primos  epi- 
grammaton M.  V.  M.  collecta  ex  schedis  succisivis  Domini 
Laurentii  K.  de  Prado  1607:   sind  völlig  veraltet. 


1)  Herr  Dr.  Gilbert  bat  mich  ausserdem  nicht  nur  durch  die  Mit- 
tbeilung  seiner  Bemerkungen  zur  Orthographie  der  Martialhandschrif- 
ten  (oben  S.  löS — 119)  zu  Dank  verpflichtet,  sondern  ist  auch  so 
freundlich,  die  Correkturbogen  dieses  Buchs  zu  lesen. 


1 26  Ausgaben. 

FGBSchmieder  (1770— 1838),  Gymnasialdirektor  inBrieg;, 
hat  viele  Jahre  au  einem  Commentar  zu  Martial  gearbeitet 
und  eine  von  grosser  Sorgfalt  zeugende  Probe  desselben  in 
zwei  Gymnasialprogrammen  (M.  de  spectaculis  libellus.  Brieg 
1837)  gegeben.  Seine  handschriftlieh  hinterlassene  Arbeit 
erhielt  Schneidewin  durch  COMueller,  der  Schmieders  Schüler 
gev^esen  war.  Schneidewin  hoffte  ausserdem  auf  Beiträge 
aus  Boettigers  an  Weichert  tibergegangenem  Nachlass  und  auf 
•eigene  Beiträge  des  letzteren.  Doch  seine  Absicht  mit  Be- 
nutzung dieser  Hilfsmittel  einen  neuen  umfassenden  Com- 
mentar zu  Martial  zu  liefern,  wurde  durch  seinen  frühen 
Tod  vereitelt.  Die  Ausgaben  von  Paley  und  Stone  so  wie 
von  Stephenson  enthalten  nur  Auswahlen  aus  Martial,  und 
ihre  Commentare  sind  auf  Unterrichtszwecke  und  auf  die 
Bedürfnisse  englischer  Studirender  berechnet. 

Der  Ausspruch  Schneidewins  (ed.  1  p.  XI):  Martialis 
is  auctor  est,  quem  ad  penitus  intelligendum  vel  doctissimis 
grammaticis  opus  sit  commentario,  gilt  auch  noch  heute.  Die 
Erklärung  aber  kann  gegenwärtig  eine  vollständigere  und 
richtigere  sein,  als  Schneidewin  sie  zu  geben  vermocht  hätte. 
Allerdings  bleibt  eine  (nicht  grosse)  Anzahl  von  Stellen 
unverständlich,  zum  geringern  Theil  wegen  unheilbarer  Cor- 
ruptel  des  (im  ganzen  sehr  gut  überlieferten  Textes,  zum 
grösseren  wegen  unserer  Unkenntniss  von  Beziehungen,  die 
M.  bei  seineu  Lesern  als  bekannt  voraussetzte.  Einiges, 
was  in  Schneidewins  Text  unverständlich  war,  ist  seitdem 
durch  Herstellung  der  richtigen  Lesart  verständlich  gewor- 
den. Besonders  aber  haben  wir  durch  eine  Eeihe  einschlä- 
giger Arbeiten  eine  klarere  und  umfassendere  Einsicht  in 
die  Spezialgeschichte  der  Zeit  Domitians  so  wie  in  die  lit- 
terarischen uud  geselligen  Zustände  des  damaligen  Rom 
gewonnen,  auf  welche  Martials  Gedichte  sich  beziehen, 
und  damit  ein  besseres  Verständniss  derselben.  Dass 
ohne  völlige  Vertrautheit  mit  diesen  Forschungen  so  wie 
mit    der   Art   und    Weise    Martials    die    Gefahr   von  Miss- 


Ansgaben.  127 

Verständnissen  sehr  nahe  liegt,  zeigt  sich  immer  wieder  von 
neuem. 

Meine  Absicht  war  zunächst,  durch  meine  Anmerkungen 
jüngeren  Philologen,  die  schon  die  Anfangsgründe  hinter 
sich  haben,  das  Studium  des  Dichters  zu  erleichtern  und 
fruchtbarer  zu  machen.  Doch  hoffe  ich,  dass  auch  Gelehrte, 
besonders  solche,  die  keine  Veranlassung  gehabt  haben,  die 
zum  vollen  Verständniss  Martials  erforderlichen  Studien  zu 
machen,  sie  nicht  unbrauchbar  finden  werden.  Vielleicht 
gelingt  es  dieser  Ausgabe  auch,  dem  Dichter,  den  Lessing 
so  hoch  gestellt  und  mit  dem  Goethe  sich  nicht  ungern  be- 
schäftigt hat,  unter  den  Freunden  der  antiken  Litteratur 
neue  Leser  zu  gewinnen.  Mich  haben  zwei  den  beiden  letztern 
Klassen  angehörende  Männer  durch  ihre  wiederholten  Auf- 
forderungen zu  dieser  Arbeit  bestimmt:  mein  Lehrer  Carl 
Lehrs  (f  9.  Juni  1878),  und  sein  hoch  und  reich  begabter, 
doch  der  Philologie  früh  entfremdeter  Schüler,  mein  unver- 
gesslicher  Jugendfreund  Eduard  Wessel  (geb.  in  Wormditt 
1822  t  in  Wien  2G.  Januar  1879;  vgl.  den  Nachruf  von 
Th.  Gomperz  in  der  N.  fr.  Presse  29.  Januar  J879i. 

Auch  bei  der  Abfassung  der  Anmerkungen  habe  ich 
mich  freundlicher  Unterstützung  von  verschiedenen  Seiten 
zu  erfreuen  gehabt,  lieber  mehrere  Punkte  der  Topogra- 
phie Roms  hat  mir  mein  College  HJordan  Auskunft  ertheilt ; 
mein  College  GHirschfeld  hat  mir  einige  archäologische, 
mein  College  PKrüger  einige  juristische  Fragen  beantwortet. 
Ausserdem  sage  ich  den  Herren  VHehn  und  OHirschfeld 
in  Berlin,  FHultsch  in  Dresden,  CFWMüUer  in  Breslau, 
AD.SaUet  in  Berlin,  FSchürer  in  Giessen  für  ihre  Beant- 
wortung meiner  an  sie  gerichteten  Fragen  den  besten  Dank. 

Königsberg,  im  September  1885. 


Inhalt  der  Einleitung. 

Seite 

I.  Martinis  Leben  und  Gedichte 3 

II.  Martials  Versbau 26 

(Der  Abschnitt  über  das  elegische   Distichon  von  ThBirt]  .  39 

III.  Chronologie  der  Epigramme  Martials 50 

IV.  Ueberlieferung  des  Textes G7 

Anhang  1.   Abstammung  der  3  Familien  von  3  Texten    .    .  92 
Anhang  2.    Ueber  den  codex  F  und  die  von  Schneidewin  mit 

ihm  identificirten  Handschriften.    Von  CFroheen  96 

Anhang  3.    Orthographisches.    Von   WGübert lOS 

V.  Ausgaben 120 


l^ 


M.    VALERII    MARTIALIS 

EPIGEAMMATON  LIBRI. 


Zu  den  Anmerkungen. 

I.  Die  Ueberliefernng  ist  an  denjenigen  Stellen,  wo  es  zur  Orien- 
tiruDg  des  Lesers  über  den  Werth  sowol  der  in  den  Text  aufgenom- 
menen als  der  verworfenen  Lesarten  erforderlich  schien,  mit  mög- 
lichster Vollständigkeit  'die  der  hier  zuerst  durchweg  benutzten  codd. 
E  F  und  Q  ganz  vollständig)  angegeben;  sonstige  Abweichungen  der 
Handschriften,  die  irgend  ein  Interesse  bieten,  mit  Auswahl;  ortho- 
graphische nur  hier  und  da.  Die  Bezeichnungen  der  Handschriften 
sind  folgende: 
A  Vossianus  in  Leyden 
B  Vossianus  in  Leyden 
Bodleiani  in  Oxford 
Bononiensis  in  Bologna 
C  Vossianus  in  Leyden 
D  Florilegium  Diezianum  in  Berlin 
E  Edinburghensis  in  Edinburgh 
Eporediensis  in  Ivrea 
F  Florentinus  in  Florenz 
Excerpta  Frisingensia  in  München 
G  Gudianus  in  Wolfenbüttel 
H  Miscellenhandschrift  in  Wien 
M  Bongarsianus  oder  Cujacianus 
N  Nostradamensis  in  Paris 
0  Martialis  ed.  Romana  1473 
P  Palatinus  in  Rom 

^  Palatiuus,  ehemals  in  Heidelberg,  nach  Gruter  sehr  alt  Fam.  B  S.TSf. 
Q  Arondellianus  Gronovii  in  London 
R  Vossianus  in  Leyden 
T   Thuaneus  in  Paris 
V  (V4)   Vaticanus  in  Rom 
Vindobonensis  3  in  Wien 
W   zu  ^  gehörig?  in  Perugia 
X  Puteaneus  in  Paris 


11/12.  S. 

Fam.  Ca 

S.  SS 

12.  S. 

Fam.  Ca 

S.  SS 

15.  S. 

e 

S.  91  f. 

14.  S. 

Fam.  Cb 

S.  91 

14.  S. 

Fam.  Ca 

s.  SS 

14.  S. 

Fam.  Ca 

S.  90 

10.  s. 

Fam.  Ca 

S.  87 

11.  S. 

Fam.  Ca 

S.  SS 

\-r>.    S. 

Fam.  Ca 

S.  89 

11.    S. 

-.' 

S.  89 f. 

12/13.  S. 

Fam.  Ca 

S.  88 

10.  S. 

Fam.  A 

S.  76 

Fam.  A 

S.  76  ff. 

13.  S. 

Fam.  Ca 

S.  90 
S.  90 

15.   S. 

Fam.  B 

S.  79 

Lach  Gruter  sehr  alt  Fam.  B  S. 

15.  S. 

Fam.  B 

S.  79 ff. 

Auf.  d.  9. 

S.  Fam.A 

S.  71  ff. 

9.  S. 

Fam.  A 

S.  72 ff 

10/11.  s. 

Fam.  Ca  S.  SS 

15.  S. 

Fam.  Cb  S.  91 

13.  S. 

Fam.  B 

S.  79 

10.  S. 

Fam.  Ca 

,   S.  87  f. 

132  Zu  den  Anmerkungen. 

(0  (der  Bezeichnung  Sclmeidewins  reliqui  entsprechend):  die  nicht 
namentlich  angeführten  Handschriften  der  Fam.  Ca  und  eine  An- 
zahl von  Handschriften  des  15.  S. ;  von  Buch  V  ab  auch  P,  wo 
diese  nicht  ausdrücklich  genannt  ist. 

?:  Handschriften  des  15.  Jahrhunderts.     (Wo  einzelne  derselben  oder 
alte  Drucke  namhafc  gemacht  sind,  ist  es  mit  den  von  Schneide- 
win  [ed.  1  p.  XIII  sq  ]  gewählten  Buchstaben  geschehn  . 
Bezeichnungen  der  Herausgeber  und  Textkritiker. 

Eldik  (im  IS.  S.):  van  Eldik  Conjekturen  zu  Martial,  mitgetheilt  von 
FCGBoot  Verslagen  en  Mededel.  d.  Akad.  v.  Wetenschappen  Afd 
Letterk  XI  (1868)  p.  38  f. 

Gilbert:  1)  Walther  Gilbert  Ad  Martialem  quaestiones  criticae.  Pro- 
gramm des  kgl.  Gymnasiums  zu  Dresden-Neustadt.  1883.  2)  Brief- 
liche Mittheilungen  desselben. 

Gilbert '2:  Derselbe  zu  Martial.  Neue  Jahrbb.  f.  Philologie  CXXVII 
Bd.  9  (1883)  S.  643—648. 

Gilbert  3:  Derselbe.  Beiträge  zur  Textkritik  des  Martial  N.  Rhein. 
Mus.  XXXIX  (1884)  S.  511—520  (I— VI). 

Gilbert«:  Derselbe.    Beitr.  usw.  XL  (1885)  S.  210-222  (VII— XIV). 

Guttmann:  Oscarus  Guttmann  Observationum  in  M.  Valerium  Martia- 
lem particulae  quinque.    Diss.  inaiig.  Vratisl.  1866. 

Hns  :     Heinsius. 

Schni  :     Schneidewins  grosse  Ausgabe  1842. 

Sehn-  :     Schneidewins  Textausgabe  1853. 

Sehn       :     Schneidewin  in  beiden  Ausgaben. 

Scr         :     Scriverius'  Ausgabe  von  1621. 

Unnöthige  und  verfehlte  Conjekturen  habe  ich  nur   ausnahms- 
weise angeführt. 

II.    III.    Die  bei  den  Angaben  der  Reminiscenzen  Martials  an 

Frühere  und    Späterer   an  Martial   benutzten  Vorarbeiten  sind   fol- 
gende : 

RPaukstadt  De  Martiale  Catulli  imitatore.  Halis  S.  Diss.  inaug.  1876. 

AZingerle  Martials  Ovidstudien.     Innsbruck  1877. 

Derselbe.  Zu  spätlateinischen  Dichtern.  Heft  II.  Innsbruck  1879.  Zu 
Lucan  Silius  Martial  S.  12  flf.) 

EWagner.  De  Martiale  poetarum  Augusteae  aetatis  imitatore.  Regim. 
diss.  inaug.  1880.  Nachträge  :  Nohl  Philol.  Rundschau  I  (1880)  S.632. 
Schenkl  Dtsche  Literaturztg.  1881  S.  848. 

Ausonii  opuscula  rec.  CSchenkl  1883. 

(Ausonius  ist  nach  dieser  Ausgabe,   Properz  nach  der  Ausgabe 
von  LMueller  citirt '. 
Einzelne  Angaben :  in  Bentleys  Ausgabe  des  Horaz,  in  Wernickes 

Prolegomena  zu  seiner  nicht  erschienenen  Ausgabe  der  Priapeia  iT.  I 

Thorn   1853),    in  Flachs  Ausgabe  von   Martials   1.  Buch   (1881);    die 

Sammlung   der  Auetores  und    Imitatores    des  Virgil    in    ORibbecks 


Zu  den  Anmerkitngen.  133 

grosser  Ausgabe,  von  WRibbeck;  in  Jeeps  Ausgabe  des  Claudian; 
ferner  Bemerkungen  von  MHaupt  (Opp.  III  599i,  Buecheler  (Neue 
Jahrbb.  1866  S.  610),    Polle    daselbst  1878  S.  638). 

Die  Citate  der  Grammatiker  xmd  Scholiasten  sind  den  Indices  zu 
Keils  Grammatici  latini  und  den  Anführungen  Schneidewins  entnom- 
men; diesen  letzteren  auch  die  Citate  der  mittelalterlichen  Schrift- 
steller; doch  habe  ich  das  Speculum  doctrinae  des  Vincentius  Bello- 
vacensis,  das  Sehn,  nach  der  ed.  princeps  Mentelini  citirt,  in  der  mir 
zugänglichen  Ausgabe  Nürnberg  1486),  nochmals  durchgesehn,  einige 
Citate  geändert  und  ihre  Zahl  wesentlich  vermehrt. 

Ich  bemerke  ausdrücklich,  dass  ich  keineswegs  überall  wo  ich 
Uebereinstimmungen  Martials  mit  Frühern  oder  Spätem  angegeben 
habe,  wirkliche  Entlehnungen  voraussetze,  sondern  in  vielen  Fällen 
annehme,  dass  er  so  wie  seine  Vorgänger  und  Nachfolger  dieselbe 
übliche  poetische  Phrase  gebraucht  haben,  ohne  dass  der  Eine  an 
den  Vers  des  Andern  dachte.  Einzelne  Uebereinstimmungen  mögen 
auch  zufällig  sein.  Stellen,  bei  denen  nur  die  Möglichkeit  eines  Zu- 
sammenhangs vorliegt,  sind  in  Parenthese  gesetzt.  Dr.  E  Wagner. 

IV.  Abkürzungen,  die  in  den  erklärenden  Anmerkungen  gebraucht 
sind. 
Becker-Goell  =  WABecker,  Gallus  od.  röm.  Scenen  a.  d.  Z.  Augusts. 

Neu  bearbeitet  von  HGoell  1  SSO— 1882.   9  Bändchen. 
Birt  =  ThBirt  Das  antike  Buchwesen  1882. 
Bluemner  =  HBluemner  Die  gewerbliche  Thätigkeit  der  Völker  des 

klassischen  Alterthums  1869. 
SG    =    LFriedlaender    Darstellungen    a.    d.  Sittengeschichte    Roms. 

3  Bände.    5.  Auflage  1881. 
Hehn  =  VHchn  Kulturpflanzen  und  Hausthiere  in  ihrem  Uebergange 

aus  Asien  nach  Griechenland  und  Italien.    4.  Auflage  1883. 
Marquardt  StV  =  JMarquardt  Römische  Staatsverwaltung. 

Bil.  I.    2.  Aiiflage  18S1. 

Bd.  IL  2.  Auflage,  besorgt  von  HDessau  u.  Av.Domaszewski  1884. 

Bd.  III.   2.  Auflage,  besorgt  von  GWissowa  1885. 
Marquardt  Prl.  =  Jüilarquardt  Das  Privatleben  der  Römer  I  (S.  1—372) 

1879.     II   (S.  373— S.58)  1882. 
Mommsen  StR  =  ThMommsen  Römisches  Staatsrecht. 

Bd.  I.    2.  Auflage  1876. 

Bd.  II.   2.  Auflage  1877. 
Paukstadt  =  RPaukstadt  De  Martiale  Catulli  imitatore  1876. 
Preller  GM  =  LPreller  Griechische  Mythologie.    2  Bände.  3.  Auflage 

von  EPlew.  1872. 
Preller  RM  =  LPreller  Römische  Mj'thologie.     2  Bände.    3.  Auflage 

von  HJordan.   1881. 
Teuffei  RLG  =  WSTeuffels   Geschichte   der  Römischen  Litteratur. 

4.  Auflage  bearbeitet  von  LSchwabe  1882. 


M.  Yalerii  Martialis  Epigrammaton  über. 

Die  Annahme  von  Lipsius  (de  Amphith.  c.  7),  Räder, 
Schmieder  (M.  de  Sp.  libellus  [2  Pi-ogT.  des  Gymn.  zu  Brieg- 
1837]  Part.  I  p.  3  s.),  Borghesi  (Oeuvres  III  3S2)  u.  a.,  dass 
die  Epigramme  dieses  Buchs  auf  die  von  Titus  bei  der  Ein- 
weihung des  Flavischen  Amphitheaters  im  J.  80  n.  Chr. 
veranstalteten  Schauspiele  gedichtet  sind,  gründet  sich  auf 
die  vielfache  Uebereinstimmung  ihres  Inhalts  mit  den  Be- 
richten Suetons  und  Cassius  Dios  über  diese  Schauspiele. 

Suet.  Tit.  c.  7 : amphitheatro  dedicato  thermisque  cele- 

riter  exstructis  (Sp  2,  7)  munus  edidit  ai)paratissimum  lar- 
gissimumque ;  dedit  et  navale  proelium  in  veteri  naumachia 
(28),  ibidem  et  gladiatores  (29)  atque  uno  die  quinque  milia 
omne  genus  ferarum.  Ferner  stimmt  Suetons  Bericht  über 
die  von  Titus  veranstaltete  Bestrafung  von  Delatoren  c.  8 : 
novissime  traductos  per  amphitheatri  harenam  partim  subici 
ac  venire  imperavit,  partim  in  asperrimas  insularum  avehi 
etc.)  mit  4 ,  und  das  Lob  seiner  Leutseligkeit  bei  Schau- 
spielen (ib.:  neque  negavit  quicquam  petentibus  et  ut  quae 
vellent  peterent  usque  adhortatus  est)  mit  20  überein.  Auch 
der  ausführliche  Bericht  Dios  enthält  ausser  Angaben,  welche 
die  Suetons  bestätigen,  noch  einiges  andere,  was  bei  M. 
ebenfalls  vorkommt.  Dio  LXVI  25 :  xö  os  ot]  ösa-pov  -o 
■/.ov/)Y£~ixov  To  TS  ßaXavsTov  to  £-u)vu[i.ov  auTou  ispwaac ,  -oXXä 
xai  öao]j.a3T7.  £-oi'r,a3V  YSpavoi  ts  Yao  aXXr^holc  l^iayiiavTo  xat 
iXicpavre;  xiaaapsc  (vgl.  17  und  19),  aXXa  T£  ec  Ews^xic/iXia 
•/.cd  ßoia  xat  ör^pia  oLTTsacpaYT],  xat  aotci  xai  ^uvaTxs?,  ou  [levrot. 


M.  Valerii  Martialis  Epigrammaton  liber.  135 

szicpavsTc  oo-f/.atsipYaoavTo  (6  b,  4).  avops;  os  roA^ol  \ikv  eao- 
voua/TjOav,  -oÄXol  os  xal  döpo'oi  Iv  7£  7:£Co|xa/iai?  -xal  iv 
vauiiayiaic  rjYCDVi'oavto  *  tö  y^^P  ösaTpov  aoTO  IzsTvo  uoatoc 
e^ai'cpv/];  ^Xr^pwaac  (24),  £c-/j-j'aY£  asv  y.cti  Ttt-oo:  zai  TC'jpo'j:  y.al 
aXXa  nva  ^^sipovj&r^,  SsoioayfjLSva  irävi)'  oaa  irA  r/jC  y^';  "p'^it- 
TS'.v  v.al  £V  T(5  UYp({)  '  ecr^'((/.'(Z  0£  y.at  av&pu)-ou;  l-l  ttXoi'cdv  •   y.7.t 

OUTOl    [XSV    £X£T,      (UC     Ol    jXEV     KEpV.UpaToi,      Ol     0£     KopivÖlOl     OVTÖC, 

Iva'ja7./T,3av  (24,3)  *  aXXot  0£  Hio  £v  ttp  aXsöi  t(|>  tou  Faio-j 
■ZOO  t£  Aouy.i'ou  0  TioTc  6  AuYou3-o;  £-'  auTÖ  -out  u)pu;aT0  (28, J 
Becker  Topogr.  657,  1416  Preller  Regionen  206  Anm.).  xai 
YOtp  £VTau&a  x^  iji£v  -pouty)  T^aipa  u.ovoa7./ia  y.ai  Or^picuv  sciayTj 
(28,  4  S;  29;  30)  y.aToiy.o6o|xr^^£i3rjC  oavi'-i  t-^c  y.aTci  ::po3«)irov 
TÄv  sixo'vüjv  XifjLvr^c  xai  ixpia  Trspi;  Xaßo'js-/;;,  t-^^  0£  0£üt£pa 
iTiTToopop-ia  (28,  5,  6.  9)  xai  t^^  '^pi~Ti  vautia/ia  xpic/iXituv 
avop&v  ■  y.at  fjL£Ta  toüto  xai  7:£Co}i.ay_ia  Iyevsto.  viXTjaav-£?  yotp 
Ol  'AÜTjVaToi  Touc  2'jpa/ooiou?  (toutoic  yäp  toTc  ovo'ixaoi  '/yr^iä- 
jj.£Voi  evaufi-a^Tjoav)  £-c;r,Xi>ov  i;  tö  vr^-ioiov,  zat  7rpo;!3aAovr£c 
T£ij(£i  nvi  7r£pi  tÖ  jxvtjIj.£Tov  -£-oirj(X£vtp  £1X07  a'JTo'.  Tauta  [i.£v 
£c  o^}/iv  -^xovxa  [xai]  icp'  Exaiöv  7)[X£pac  EY£V£ro  .  T:ap£a)r£  oi  nva 
xai  £;  (JucpEXciav  cpepovta  au-oTc  .  acpaioia  Y°^p  ^jXiva  [iixpä 
av(uÖ£v  £?  To  ösa-pov  £ppi7rT£i  outxßoXov  l/ovra  tö  uiv  £otooiixou 
Tivdc,  TO  0£  £3^9JTo;,  TO  03  apY^poO  ax£uo'j;,  aXXo  ypusoG,  Tzztuv, 
UTToCuYiwv ,    ßooy.T,a7.Ta>v  ,    avopa-o'ocov  •   5.   ap-aaavTOC?  Ttva;  £0£i 

TTpO?     TOUC     00r?(p7:      auTÄV      7.-£V£YX£Tv  .       xai      Xa|3£Tv      TO      £ZIY£- 

YpaijLfjiEvov. 

Wenn  ich  trotzdem  früher  SG  III  425  f.)  ebenso  wie 
JosKehrein  (Supplmb.  zu  Jahns  Jbb  IV  541  f.)  angenom- 
men habe,  dass  dies  Buch  auch  einige  (in  einer  zweiten 
Ausgabe  nachträglich  hinzugefügte)  Epigramme  auf  Schau- 
spiele Domitians  (Suet.  Dom.  c.  4  Dio  LXVII  S)  enthalte, 
der  die  Delatoren  ebenfalls  bestrafte  (Suet.  Dom.  c.  3] ,  so 
ist  dies  hauptsächlich  deshalb  geschehn,  weil  das  Sp  22,5 
erwähnte  zweihörnige  Rhinoceros  (auf  welches  sich  auch 
Sp  9  bezieht;  auf  einer  Münze  Domitians  (Eckhel  DN  VI 
393)  abgebildet  ist. 


13G  M.  Valcrii  Martialis 

Nicht  blos  lieg-t  es  sehr  nahe,  auf  Grimd  dieser  Ver- 
ewigung auzuuelimen,  dass  eiu  solches  Thier  damals  zuerst 
gezeigt  worden  war,  sondern  M.  scheint  auch  in  einem  (84 
oder  85  verfassten)  Epigramm  auf  ein  kürzlich  unter  Domi- 
tian  gesehenes  Rhinoceros,  das  Gedicht  Sp  9  zu  eitireu; 
wobei  wieder  die  Annahme  nahe  liegt,  dass  in  l)eiden  Epi- 
grammen dasselbe  Exemplar  gemeint  ist. 

Sp  9.    Praestitit  exhibitus  tota  tibi,   Caesar,  harena, 

Quae  üon  promisit  proelia  rhinoceros. 

0  quam  terribiles  exarsit  pronus  in  iras  1 

Quantus  erat  taurus,  cid  inla  taurus  erat! 

XIV  53   Rhinoceros. 

Kiqier  in  Ausonia  domini  spectatus  harena 

Hie  erit  ille  tibi,  cui  pila  taurus  erat. 

Freilich  kann  auch  die  grosse  Seltenheit  des  schon  im 
J.  80  geseheneu  Thiers  der  Grund  gewesen  sein,  weshalb 
es  unter  Domitiau  zum  Münzbild  erwählt  wurde:  und  auch 
die  Möglichkeit,  dass  M.  bei  XIV  53  trotz  der  ohne  Zweifel 
vorhandenen  Reminiscenz  an  Sp  9  an  ein  anderes  Exemplar 
dachte,  lässt  sich  nicht  leugnen. 

Sind  aber  Sp  9  und  22  auf  ein  Schauspiel  Domitians 
gedichtet,  hat  es  also  von  der  im  J.  80  verfassten  Epigram- 
mensammlung eine  zweite,  durch  Gedichte  verwandten  In- 
halts aus  späterer  Zeit  vermehrte  Ausgabe  gegeben,  so  wird 
man  geneigt  sein ,  zu  den  nachträglich  hinzugefügten  Ge- 
dichten auch  25  b  zu  rechneu.  Erstens  unterscheidet  sich 
dies  Epigramm  von  allen  übrigen  dieses  Buchs:  insofern  es 
sich  nicht  auf  ein  Schauspiel,  sondern  eher  auf  eine  bild- 
liche Darstellung  des  schwimmenden  Leander  zu  beziehen 
scheint.  Ferner  stimmt  das  auf  eine  Marmorfigur  (die  mau 
vielleicht  als  ein  Andenken  an  ein  Schauspiel  wie  das  in 
Sp  25  b  geschilderte  ansehen  darfj  gedichtete  Distichon 
XIV  181  mit  Sp  25  b  in  Inhalt  und  Ausdruck  auffallend 
überein. 

XXV  b. 

Cum  peteret  dulces  audax  Leandros  amores 
Et  fessus  tumidis  iam  premeretur  aquis, 


Epigrammaton  liber.  137 

Sic  rniser  instantes  aclfatus  dicitur  undas.- 
»Parcite,  dum  propero,  mergite  cum  redeo.'( 

XIV  181  Leandros  marmorens. 
Clamabat  tumidis  audax  Leandros  in  undis: 
3Iergite  me  flnctus,  cum  rediturus  ero. 

Auch  diese  Uebereinstimmung  erscheint  um  so  natür- 
licher, je  kürzer  das  Intervall  zwischen  beiden  Gedichten 
war ,  während  zwischen  Sp  25  b ,  wenn  es  schon  im  J.  So 
verfasst  war,  und  XIV  181  ein  Zeitraum  von  mindestens 
vier  Jahren  liegen  müsste.  Doch  zeigt  eine  Yergleichung 
der  beiden  Stellen  Sp  1,  1  und  VIII  36,1,  zwischen  wel- 
chen 12  bis  13  Jahre  liegen,  dass  eine  solche  Selbstwieder- 
holung bei  M.  auch  nach  einer  noch  viel  längeren  Zeit  mög- 
lich war. 

Auch  bei  Sp  18  und  20  kann  aus  der  scheinbaren 
Uebereinstimmung  mit  späteren  Epigrammen  die  Abfassung 
unter  Domitian  nicht  mit  Sicherheit  geschlossen  werden. 
Ein  gezähmter  Tiger,  der  sowol  Sp  18  als  I  104,  1—3 
erwähnt  wird,  war  zwar  ohne  Zweifel  eine  grosse  Seltenheit 
(SG  II  495  f.) ,  kann  sich  aber  nichtsdestoweniger  in  den 
kaiserlichen  Zwingern  ebensowol  unter  Titus  als  unter  Do- 
mitian befunden  haben.  Dass  der  Sp  20,  1  genannte  My- 
rinus  identisch  ist  mit  dem  XII  29,7  erwähnten,  ist  sehr 
unwahrscheinlich. 

Hiernach  können  also  sehr  wohl  sämmtliche  Gedichte 
dieser  Sammlung  im  Jahre  80  zur  Verherrlichung  der  Schau- 
spiele des  Titus  verfasst  sein,  wenn  auch  die  Möglichkeit 
nicht  zu  leugnen  ist,  dass  (bei  einer  zweiten  Ausgabe)  einige 
auf  Domitians  Schauspiele  bezügliche  nachträglich  hinzuge- 
fügt worden  sind. 

Dass  wir  von  dieser  Sammlung  nur  einen  Theil  be- 
sitzen, geht  schon  daraus  hervor,  dass  manche  ganz  beson- 
ders zu  preisende  Schauspiele  entweder  gar  nicht  erwähnt 
sind  oder  nur  ganz  beiläufig:  so  die  grosse  Seeschlacht  zwi- 
schen Athenern  und  Syrakusern;  auf  die  Gladiatorenkämpfe 


13S  M.  Valerii  Martialis 

bezieht  sich  nur  29:  das  Auswerfen  von  Losen  kommt  gar 
nicht  vor.  Bei  der  uns  erhaltenen  Auswahl  bei  welcher 
vorzugsweise  der  erste  Theil  der  Sammlung  berücksichtigt 
worden  ist;  scheint  aber  gemäss  der  Anordnung  derselben 
die  Reihenfolge  der  Schauspiele  festgehalten  und  nur  Sp  27 
an  eine,  falsche  Stelle  gerathen  zu  sein.  Denn  Sp  1—3 
schildern  das  Amphitheater  und  die  darin  versammelte  Menge, 
4  die  dort  (wahrscheinlich  am  frühen  Morgen)  veranstaltete 
Ausstellung  der  Delatoren:  5—23  (und  27]  verschiedene 
Schauspiele  mit  wilden  und  gezähmten  Thieren  im  Amphi- 
theater (ebenfalls  ein  spectaculum  matutinum) ;  24 — 26  Schau- 
spiele in  der  überschwemmten  Arena  desselben ;  28  und  28  b 
die  Naumachie  und  die  derselben  vorausgehenden  Spiele 
endlich  29  und  30  können  sehr  wol  auf  die  nach  Dio  dort 
am  ersten  Tage  veranstaltete  [xovo[xa/ia  y.al  Or^picuv  a^ct-f/; 
bezogen  werden.  Den  Schluss  des  Ganzen  machte  die 
Widmung  an  den  Kaiser,  von  der  sich  ein  Distichon  (32) 
erhalten  hat. 

Dass  die  Gedichte,  wie  M.  in  diesem  letztern  sagt,  eilig 
hingeworfen  worden  sind,  ist  zu  glauben:  sie  sind  (mit  Aus- 
nahme der  schwungvollen  ersten  drei  Epigramme)  das 
Schwächste,  was  wir  von  ihm  haben,  und  namentlich  die 
nach  seiner  Art  immer  wiederkehrenden  Variationen  über 
das  Thema,  dass  diese  Schauspiele  nicht  bloss  alle  früheren, 
sondern  auch  die  wunderbarsten  Erzählungen  des  Mythus 
überbieten,  sind  sehr  dürftig.  Doch  zu  der  Annahme  von 
Eutgers  und  Scrivers  (ed.  1619  Animadv.  p.  3  und  30),  dass 
die  Sammlung  auch  Epigramme  andrer  Dichter  enthalte,  ist 
durchaus  kein  Grund.  Ton  und  Wendungen,  besonders  aber 
manche  in  den  spätem  Büchern  wiederkehrende  Phrasen, 
lassen  durchweg  die  Manier  M.'s  erkennen. 

Bei  der  Veröffentlichung  dieser  Sammlung  hatte  M.  noch 
ebensowenig  als  später  bei  der  der  Xenia  und  Apophoreta 
die  Absicht,  eine  Reihe  von  Büchern  herauszugeben;  daher 
dies  (zuerst  von  Gruter  liber  spectaculorum  genannte)  Buch 


Epipammaton  liber.  139 

von  ihm  ebensowenig  eine  Ziffer  erhalten  hat  als  jene  bei- 
den. Wir  besitzen  es  nur  inExcerpten:  30  Gedichte  daraus 
sind  in  Handschriften  des  9.  und  10.  Jahrhunderts  erhalten. 
Der  Thuaneus  T.  oben  S.  72  ff.)  enthält  1—28  mit  Aus- 
nahme von  10  und  25  b;  der  Vindobonensis  H  (oben  S.  76) 
1 9—30  (mit  Einschluss  von  23,  aber  nicht  32,  wonach  Sehn 
zu  berichtigen  ist)  nebst  I  3  und  4;  endlich  der  Vossianus 
R  ;oben  S.71f.)  9;  10;  25;  25b:  29;  30.  Aus  demselben  Ori- 
ginale, aus  dem  all  diese  Excerpte  entnommen  sind,  stammte 
auch  die  sehr  alte,  im  14.  Jahrhundert  in  Italien  aufge- 
tauchte, dann  bald  wieder  verloren  gegangene  Handschrift, 
welche  die  ersten  28  Epigramme  enthielt  (oben  S.  70  ,  und 
von  welcher  zahlreiche  Abschriften  vorhanden  sind.  Die 
älteste  derselben,  in  Bologna  cod.  bibl.  univ.  Bonon.  nr. 
2221)  aus  dem  13./14.  S.  (Sehn  i  p.  XCI]  enthält  ausser 
Martial  noch  Pseudovergiliana.  Zu  Anfang  stand  darin,  von 
andrer  Hand,  und  im  14.  S.  eingefügt,  der  liber  spectacu- 
lorum,  doch  ist  nur  das  letzte  (?)  Blatt  (mit  Epigr.  7,10—18) 
erhalten.  Am  Schluss  findet  sich  folgende  Notiz :  Hü  versus 
in  quodam  vetustissimo  allali  (Martiali?)  inveniuntur,  qui  ab 
aliis  deerant.  Der  Bononiensis  stimmt  im  1.  sp.  genau  mit 
dem  um  ein  Jahrhundert  Jüngern  Vidobonensis  3  überein. 
Götz  und  Löwe  Mittheilungen  aus  Italienischen  Handschrif- 
ten. Zu  Martial.  Leipziger  Studien  I  1878  S.  365— 367  . 
Das  Original  war  fehlerhaft  oder  schwer  leserlich,  überdies 
lückenhaft;  die  Lücken  wurden  in  den  Abschriften  des 
15.  Jahrhunderts  theils  unausgefüllt  gelassen,  wie  im  Vindob. 
3  (oben  S.  91),  theils  von  italienischen  Gelehrten,  nament- 
lich Antonio  Beccadelli,  gen.  Panormita  (1394 — 1471)  nach 
Gutdünken  ergänzt.  Die  altern  Ausgaben  enthalten  nur 
1 — 28;  29  und  30  (von  Scaliger  1617  in  den  Catalecta  ver- 
öffentlicht) fügte  erst  Scriver  (1619)  hinzu  V 


1)  Auf  keiuen  Fall  reicht  der  bis  jetzt  bekannte  Thatbestand  der 
Ueberlieferung  zur  Begründung  der  Behauptung  von  Baehrens  Plm  IV 
p.  38  hin:  uni  Octaviano  welchen  Baehrens  als  den  Urheber  der  c.  534 


140  M.  Valerii  Martialis  Epigraminaton  über. 

Ausserdem  enthalten  einige  Excerptensammlungen  und 
Florilegien  die  beiden,  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  als 
Fragmente  aus  diesem  Buch  betrachteten  Distichen  31  Schluss 
eines  Gedichts  auf  den  Kampf  zweier  Gladiatoren)  und  32 
^Schluss  der  Widmung  an  den  Kaiser;  :  namentlich  eine 
Handschrift  des  Peter  Daniel,  welche  dieser  Jan  Douza  mit- 
theilte (Schni  zu  Sp  31);  ferner  eine  von  Bongars  eingesehne 
(Schn^  p.  CXXIX);  das  Florilegium  Diezianum  in  Berlin  (D, 
oben  S.  90y ;  der  diesem  sehr  ähnliche  aber  viel  reichhaltigere 
Pariser  Excerptencodex  N  (oben  S.  90)  enthält  am  Schluss 
Sp  13;  14,  3;  30;  31  (Sehn  2  p.  VI  s.  und  X);  31  steht 
auch  in  den  Excerpta  Erfordana  (e,  in  Berlin,  15.  Jahrhun- 
dert Schni  p.  LXVII  und  p.  679  und  686,  oben  S.  90). 
Die  beiden  Distichen  31  und  32  hat  bereits  Junius,  der  sie 
von  JDouza  erhalten  hatte,  aufgenommen.  Das  bisher  als  33 
bezeichnete  Distichon,  den  Schluss  eines  erst  nach  Domitians 
Tode  verfassten  Epigramms  Vielleicht  aus  der  für  Nerva 
bestimmten,  nicht  erhaltenen  Anthologie  des  10.  und  11.  Buchs 
oben  S.  63)  hat  Scriver  nur  hierher  gesetzt,  um  eine  leere 
Seite  zu  füllen  (ed.  1619  Animadv.  p.  28). 


zusammengestellten  Anthologia  latina  [Teiiffel  ELG  31,  4]   ansieht; 
debentur  omnia,  quae  ex  libro  speetaculorum  aetatem  tulerunt. 


M.  Yalerii  Martialis  Epigrammaton  lil)er. 
i. 

Barbara  pyramiclum  sileat  miracula  Memphis, 
Assyrius  iactet  nee  Babylona  labor; 


Ueberschriften.  INCIPIT  EXCERPTIO  DE  LIBRIS  MAR- 
TIALIS EPIGRAMMAT.  R.  EX  LIBRIS  M.  YALERI  MARCIALIS 
EPIGRAMMATON  BREYIATYM.  T.  Epigrammaton  M.  Valerii  Julii 
Martialis  Li.  I«^  iacipit.  Ego  Torquatus  Gennadius  emendavi  feliciter 
qui  reflorui  lege  feliciter.     Q. 

Die  Lesarten  des  von  Farnaby  benutzten  Bodleianus  s.  XV  oben 
S.  91)  sind  nach  einer  Collation  von  Lmdsay  angegeben. 

I  2.  Assyrius  Alciatus  assiduus  TQw. 


Reminiscenzen  und  Anklänge  bei  Martial  anFrühere, 
und  bei  Spätem  an  Martial.  Von  Dr.  EWagner.  I  1.  Lucan. 
VIII  542  barbara  Memphis.  3.  Prop.  I  (>,  31  mollis  —  lonia.  t>.  Verg. 
A.  VII  272  in  astra  ferant. 


I.  Bei  der  Anführung  der  Weltwunder  hat  M.  sich  nicht  an  die 
bei  Hygin.  fab.  223  Vib.  Seq.  flum.  ed.  Bn.  p.  20  Ampel.  1.  mem.  c.  S 
Cassiodor.  Var.  VII  15  übereinstimmend  gegebene,  wahrscheinlich 
MSchmidt  Rhein.  Mus.  XX  p.  29S,  Rohden  de  mundi  miraculis  Bonn 
1S74  p.  8,  13;  aus  Varros  hebdomades  stammende  Aufzählung  gehal- 
ten. Da  er  nur  Bauwerke  mit  dem  Amphitheater  vergleichen  konnte, 
nennt  er,  falls  nicht  v.  2  auf  zwei  Wunder  Babylons,  die  Mauern  und 
die  Gärten,  deutet,  nur  fünf;  wobei  der  Palast  des  Cyrus  zu  Ecbatana 
und  der  Jupiter  des  Phidias  zu  Olympia  fehlen,  und  statt  des  (be- 
reits 220  V.  Chr.  durch  ein  Erdbeben  umgestürzten,  hier  eben  so  wenig 
als  der  Jupiter  passenden,  dagegen  I  70,8  als  Rhodium  —  opus  ge- 
genannten; Kolosses  von  Rhodus  der  Altar  angeführt  wird,  den  nach 
der  Legende  Apollo  als  vierjähriges  Kind  auf  Delos  aus  Hörnern 
erbaute  Callim.  hymn.  Apoll.  öS  ss;  in  Inschriften  von  Delos  -/.spaTiuv 
genannt,.  Diesen  rechnet  auch  Plutarch  zu  den  7  Wundern  ,Thes.  21  •. 
iyö[i£'j3£  0£  rspl  tov  v.ecja-tuvx ,  ßinpiov  iv.  -/.soaTtuv  O'jvTjOfxoaaevov  eOojvj- 
[xwv  ärdvTtuv.  Id.  soUert  animal.  35:  töv  v.epa-wov  pio[j.6v  eioov  dv  toi; 
etttä  -/aXo'jfXEvot?  >^£äu.a3tv  'J[j.voÜiji£vov,  ort  [atjte  xoXXtjc  oeojjievo;  }J-t]T£  two; 
aXXo'j  O£0[jioj  S'.d  [xo^viuv  twn    Se^iöjv   auji-s-rje  xal  auv/jp[jio3Tai  7.£paTtuv. 


142  M.  Valerii  Martialiä 

Nec  Triviae  templo  molles  laudentur  loues, 
Dissimulet  Delon  cornibus  ara  frequens; 
0     Acre  nec  vacuo  pendentia  Mausolea 

Laudibus  immodicis  Cares  in  astra  ferant. 

Omnis  Caesareo  cedit  labor  amphitheatro , 
Unum  pro  cunctis  fama  loquetur  opus. 

IL 

Hie  ubi  sidereus  propius  videt  astra  colossus 
Et  crescunt  media  pegmata  celsa  via. 


I  3.  lones  Scaliger  v.  a.  honores   TQm.     4.  Delon  JFGronov,  I£?is 
deion  T  (dissimnletqne)  deum  Qm. 


II  1.  3.  5.  Felix,   Anthol.  lat.  ed.   Riese  210,  1    Hie  ubi  con- 
spicnis  radiant  nunc  signa  metallis  etc. 


Ovid.  Herold.  21,99  Miror  et  innumeris  exstructam  cornibus  aram;  vgl. 
die  Anm.  von  Loers.  HouioUe  L'autel  des  cornes  a  Delos,  Bullet,  de 
corresp.  Hell6nique  VII  (18S4)  Juilletp.  417  flf.,  glaubt  die  Stelle  des 
Altars  wiedergefunden  zu  haben.  (Pyramiden  und  Mausoleum  Prop. 
III  1,  55  SS.    Lucan.  VIII  697.     Zingerle  Zu  sp.  lat.  Dichtern  II  23). 

1.  VIII  36,  1  Regia  pyramidum,  Caesar,  miraciila  ride:  lam  tacet 
Eoum  barbara  Memphis  opus  (vgl.  oben  S.  137). 

2.  lactet  ähnlich  XIV  155,  2  Altinum  tertia  laudat  ovis.  Vgl. 
auch  zu  V.  4. 

3.  temjjlo  für  propter  templum.  Vgl.  Madvig  Cic.  fin.  I  34.  Munro 
Horatiana  (Journal  of  philol.  IX  219)  führt  als  Beispiele  dieses  Ge- 
brauchs des  Ablativs  M.  II  66,  4  u.  VII  17,  9  an.  Vgl.  auch  XIII 
94,  1   Dente  timetur  aper. 

4.  Dimissulet  Delon.  Dieselbe  Wendung  wie  v.  2:  der  Altar  möge 
von  Delos  schweigen  d.  h.  aufhören,  dessen  Ansprüche  als  Ort  eines 
Wunderwerks  geltend  zu  machen. 

cornibus  ara  frequens :  vgl.  die  Vorbemerkung  zu  diesem  Epigr. 

5.  Acre  nec  vacuo:  vgl.  Sp  11,  5  vacuo  —  in  aere. 
II  1.  Hie  ubi  =  VIII  65,1. 

sidereus  colossus.  Die  Stelle  beweist,  dass  bereits  Vespasian  den 
dortigen  Koloss  Neros  in  einen  Koloss  des  XII  60,  2  sidereus  deus 
genannten)  Sonnengotts  verwandelt  hatte.  Derselbe  heisst  I  7u,  6  miri 
radiata  colossi  Moles.    Vgl.  d.  Erkl.  z.  Cass.  Dio  LXVI  15. 

l)ropius  rieht  astra.  VI  64,  12  Quique  videt  propius  magni  cer- 
tamina  circi;  VII  5,  5  terrarum  dominum  propius  videt  ille.  Vgl.  auch 
zu  I  49,13. 

2.  Diesen  Vers  mit  Nardini  und  OHirschfeld  (Verwaltungsgesch. 


Epigrammaton  über    im  J.  80).  143 

Invicliosa  feri  radiabant  atria  regis 

Unaque  iain  tota  stabat  in  urbe  domus. 
5  Hie  ubi  conspicui  venerabilis  amphitheatri 

Erigitur  moles,  stag'ua  Neronis  erant. 
Hie  ubi  miramur  velocia  munera  thermas, 

Abstulerat  miseris  tecta  superbus  ager, 
Claudia  diffusas  ubi  portieus  explicat  umbras, 
10  Ultima  pars  aulae  deficieutis  erat. 

Reddita  Roma  sibi  est  et  sunt  te  praeside,  Caesar, 

Deliciae  populi,  quae  fuerant  domini. 


II  12.  Priap.  27,1  Deliciae  populi. 


184,  3)  auf  das  von  Domitian  erbaute  suminum  choragium  zu  beziehen, 
ist  schon  deshalb  unzulässig,  weil  die  Abfassung  gerade  dieses  Epi- 
gramms im  Jahre  SO  durch  v.  7  unzweifelhaft  ist.  Auch  muss  man 
nach  dem  Wortlaut  annehmen,  dass  die  ffür  die  Aufführungen  im  Am- 
phitheater bestimmten)  Maschinerien  damals  im  Freien  standen. 

3.  feri  .  .  .  atria  rccjis .-  die  domus  aurea  Neros  SG  III  "^S  f.).  Rex 
von  Stat.  S.  IV  1,  4G  als  Anrede  Domitians  gebraucht,  doch  von  M. 
(der  Domitian  nach  dessen  Tode  als  rex  superbus  bezeichnet  XII  15,  5) 
niemals  (Schoenerer  Titulaturen  der  röm.  Kaiser.  Erlangen  ISSl  S.  34) 
bedeutet  hier  so  viel  als  Despot.    Diri  Nerouis  Sp  28,  11. 

4.  Wol  mit  Reminiscenz  an  das  in  Rom  circulireude  Distichon 
(Suet.  Nero  39) :  Roma  domus  fiet  etc. 

6.  stacjna  Neronis  =  Sp  28,  11.  Suet.  Nero  31 :  im  goldenen  Hause) 
stagnum  maris  instar  circumsaeptum  aedificiis  ad  urbium  speciem. 

7.  velocia  mujiera  thermas.  Suet-  Tit.  7  amphitheatro  dedicato 
thermisque  circa  celeriter  exstructis,  munus  edidit  apparatissimum. 
Becker  Topogr.  S.  6SG. 

Munera  als  Bezeichnung  für  Prachtbauten,  die  Rom  der  Munificenz 
der  Kaiser  oder  der  Grossen  verdankte:  Ov.  A.  am.  I  69  Vellej.  II  13(> 
M.  VII  34,  9;  ebenso  dona  VIII  65,  7  X  28,  5.  Vgl.  SG  I  15,  1. 

8.  ager.  Suet.  Nero  31 :  rura  insuper,  arvis  atque  vinetis  et  pascuis 
silvisque  varia. 

9.  Claudia-porticus .-  nach  Jordan  Forma  Urbis  p.  33  A  vermuth- 
lich  auf  dem  Caelius,  wo  bei  der  Kirche  S.  S.  Giovanni  e  Paolo  noch 
jetzt  Ueberreste  einer  sehr  grossen  Portieus  vorhanden  sind. 

10.  aulae  deßcientis.  Petron.  Sat.  c.  29:  in  deficiente  vero  iam 
porticu. 

n.  te  praeside,  Caesar  =  IX  18,  1.  Te  praeside  templis  VIII  80,  5. 
Praeses  vom  Kaiser  auch  V  7,  4  vgl.  Fincke  de  appellationibus  Cae- 
sarum  honorif.  Regim.  1867  p.  31. 


144  M   Valerii  Martialis 

III. 
Quae  tarn  seposita  est,  quae  gens  tarn  barbara,  Caesar, 

Ex  qua  spectator  non  sit  in  urbe  tua? 
Venit  ab  Orpheo  cultor  Rhodopeius  Haemo, 

Vcnit  et  epoto  Sarmata  pastus  eqiio, 
5  Et  qui  prima  bibit  deprensi  flumiua  Xili, 

Et  quem  supremae  Tetbyos  unda  ferit; 
Festinavit  Arabs,  festinavere  Sabaei, 

Et  Cilices  nimbis  liic  maduere  suis. 
Crinibus  in  nodum  torti  venere  Sicambri, 


III  9.  torti  TQ    tortis 


III  5.  Prop.  IV  10,  51  fliimina  Nili.   7.  Verg.  A.  VIII  706  Omnis 
Arabs,  omnes  vertebant  terga  Sabaei. 

III.  Ueber  das  Zusammenströmen  von  Fremden  in  Rom  zu  grossen 
Schauspielen  SCt  I  19. 

3.  Orpheo  —  Rhodopeiiis.     Sp  22,  1  Orpheo  Rohdope. 

4.  epoto  —  equo.  Vermuthlich  kannte  M.  eine  Nachricht,  dass 
die  Sarmaten  bei  langen  Ritten  in  Ermangelung  andrer  Nahrung  Plin. 
n.  h.  VII  12:  itinere  dierum  XIII  supra  Borysthenem  Sauromatas 
tertio  die  cibum  capere  semper)  Pferdeblut  tranken,  was  Clemens 
Alex,  päedag.  III  3  von  den  (oft  mit  ihnen  verwechselten)  Scythen 
berichtet:  vcdavcuv  Ik  Xt[j.(ij  (6  S-x-jSt);)  aiTEi  xov  'Lt.tzo^  -rpocfa;,  6  os  'j-iyei 
T«;  cp/i,3a;,  y.al  o  -xsy.xTjTai  [xovov,  T(|) -rjpit;)  t6  aiiJ-a  yo[j-t]^zi.  Plin.  n.  h. 
XVIII  100  sagt,  dass  die  Sarmaten  von  Hirsebrei  leben,  et  cruda  etiam 
farina,  equino  lacte  vel  sanguine  e  cruris  venis  admixto. 

5.  prima—  deprensi  ßumina  Nili.  Die  Völkerschaften,  welche 
aus  den  von  ihnen  selbst  (etwa  bei  nomadischem  Umherschweifen) 
entdeckten  Nilquellen  trinken.  VII  S8,  0  qui  Nilum  ex  ipso  protinus 
ore  bibunt.  An  die  angebliche  Entdeckung  der  Nilquellen  unter  Nero 
(Sen.  quaest.  nat.  VI  8)  hat  Martial  hier  gewiss  nicht  gedacht. 

6.  Supremae   Thetyos  unda.     Zu  Sp  12,  1. 

8.  nimbis  —  suis.  Von  der  Besprengung  mit  dem  am  besten  bei 
Korykos  in  Cilicien  gedeihenden  Safran  zu  IX  38,  5  und  Friedländer 
bei  Marquardt  StV  III  558,  4. 

9.  Crinibus  in  nodmn  torti  —  Sicambri.  Tac.  Germ.  c.  38  von  den 
Sueven:  insigne  gentis  obliquare  crinem  nodoque  substringere.  Sen. 
ira  III  26,  3  epp.  124,  22  legt  die  Sitte  den  Germanen  überhaupt  bei; 
sie  bestand  jedoch  nicht  bei  allen  Stämmen.  Dahn  Urgesch.  der 
germ.  u.  roman.  Völker  I  45. 


Epigrammaton  über   im  J.  SO".  145 

10        Atque  aliter  tortis  crinibus  Aethiopes. 

Vox  diversa  sonat  populorum,  tum  tarnen  ima  est. 
Cum  verus  patriae  diceris  esse  pater. 
IV. 
Tnrba  gravis  paci  placidaeque  inimica  quieti, 

Quae  semper  miseras  sollieitabat  opes, 
Traducta  est  fgetulis  nee  cepit  harena  noeentes: 
Et  delator  habet  quod  dabat  exilium. 
IV  b. 
Exnlat  Ausonia  profugus  delator  ab  urbe: 
Haec  licet  inpensis  prineipis  adnumeres. 

IV  3.  Traducta  e.  getnlis  T  Traducta  est  Getulis  Q0=  Tra- 
ducta est  Geticis  Bodleianus  Tradita  Gaetulis  Fanormita  (Sehn  •  p. 
CXXX)  =  Sehn  Traducta  est  Gyaris  Jlerulä  tittilis  Lipsius  (vgl. 
Hand,  Gronov.  diatr.  in  Stat.  II 211J  catulis  Graecius  ühMl^n  Rutgers 
(Var.  lect.  V  15)  oculis  Guttmann  p.  16  sq.  ludis  EWagner  populis 
PGlogau  (vgl.  Sp  3,  lij  gerulis  3Iiinro.  Traducta  est,  cunctos  n.  c. 
h.n.?    6.  inpensis  —  adnumeres  T. 


IV  2.  Horat.  S.  II  0,  79  soUicitas  —  opes. 


Ueber  die  falsche  Form  Sicambri  statt  der  echten  Sugambri  (so 
Cäsar,  Tacitus,  Strabo,  Plutarch  und  Inschr.  des  2.  Jahrhunderts) 
Müllenhoff  in  Haupts  Zeitschrift  f.  d.  A.  XXIII  (1879)  p.  26  ff. 

12.  patriae  —  pater.  Auf  einer  Kupfermünze  vom  J.  8ü  ist  die 
Titulatur  des  Titus:  pontifexj  tribunicia  p  otestate)  pater i  patriae 
cos.  VIII.  Die  Hauptseite  zeigt  das  Amphitheater.  Eckhel  DN. 
VI  357;  Cohen  medailles  imperiales  I  362,  184.  Ueber  den  Titel 
pater  patriae  Mommsen  StR  II  755  f. 

IV.  Suet.  Tit.  c.  S:  hos  idelatores)  assidue  in  foro  flagellis  et 
fustibus  caesos  ac  novissime  traductos  per  amphitheatri  harenam  par- 
tim subici  ac  venire  imperavit,  partim  in  asperrimas  insularum  avehi. 
Diese  Ausstellung  fand  wahrscheinlich ,  wie  Executionen  und  Hin- 
richtungen im  Amphitheater  (SG  II  363  f. ;  499)  am  frühen  Morgen, 
vor  dem  Beginn  der  eigentlichen  Schauspiele  statt  (das.  366,  7]. 

2.  Der  Sinn  ist:  Welche  die  bedauernswerthen  Reichen  durch 
Androhungen  von  Denunciationen  beunruhigten. 

3.  Traducta  est  getulis.  Die  Richtigkeit  der  beiden  ersten  Worte 
ist  nach  der  in  der  Vorbemerkung  angeführten  Stelle  unzweifelhaft; 
da  T  g  und  c  verwechselt,  ist  die  Entstehung  der  Corruptel  getulis 
aus  cunctos  nicht  gerade  undenkbar. 

IV  b.   Ohne  Zweifel  hatte  unter  Vespasian  der  Fiscus  durch  die 

Martial  I.  lO 


^46  M.  Valerii  Martialis 

V. 

Iimctain  Pasiphaen  Dictaeo  credite  tauro: 
Vidimus,  accepit  fabula  prisca  fidem. 
Nee  se  miretur,  Caesar,  longaeva  vetustas: 
Quidquid  fama  canit,  praestat  hareua  tibi. 
VI. 
Belliger  invictis  quod  Mars  tibi  servit  in  armis, 
Non  satis  est,  Caesar,  servit  et  ipsa  Venus. 
VIb. 
Prostratum  vasta  Nemees  in  valle  leonem 
Nobile  et  Herculeum  fama  canebat  opus. 


in  seinem  Interesse  gemachten  Dennnciatonen  der  Delatoren 
Einnahmen  gehabt  (vgl.  Mayor  zu  Jnvenal.  4,  48).  Dass  Titus  sich 
durch  Abstellung  des  Delatorenwesens  dieser  Einnahmen  beraubte, 
hatte  für  den  Fiscus  dieselbe  Wirkung,  als  wenn  er  einen  entsprechen- 
den Aufwand  für  die  Schauspiele  gemacht  hätte.  Durch  diese  von 
Munro  gegebene,  allein  richtige  Erklärung  wird  auch  der  von  Gerth 
bei  Gilbert  p.  4  gemachte  Vorschlag ,  lA^  und  IV  b  als  ein  Gedicht 
in  der  Reihenfolge:  1.  2.  3.  6.  5.  4  zu  lesen,  überflüssig. 

5.  Ausonia  —  urhe.    lieber  diese  Bezeichnung  Roms  zu  XII  6,  1. 

V.  Eine  Darstellung  der  Pasiphae  mit  dem  Stier  sah  man  in  der 
Arena  schon  unter  Nero,  Suet.  Nero  c.  12'  SG  II  367,  4. 

1.  credite  wie  Sp  12,  S.  2.  Vgl.  6b  3. 

4.  fatyia  canit.    Sp  6  b  2  fama  canebat. 

praestat  harena  tibi  =  I  14,  2.     Vgl.   Sp  21,  2;  28,   10. 

VI.  Die  Annahme  von  Scotland  (Philol.  1869  S.  184),  dass  dies 
Distichon  zum  vorigen  Gedicht  gehöre,  ist  unzulässig,  da  die  An- 
rede Cäsar  nicht  in  demselben  Gedicht  wiederholt  werden  konnte. 
Doch  bezieht  sich  das  Distichon  wol  auf  dasselbe  Schauspiel  wie 
V.  Obgleich  es,  nach  demselben  gelesen,  einen  genügenden  Sinn 
bietet,  also  vollständig  sein  kann,  dürfte  es  doch  eher  für  ein 
Fragment  eines  Gedichts  zu  halten  sein ,  dessen  verlorener  Theil 
einen  (wirklichen  odei^ermeintlichen)  Anhalt  zu  der  Ueberschrift  in 
T  bot:  De  IVL  APREL  (Idibus  Aprilibus  Groywv,  Kai.  April.  Berer- 
la7ul]  qua  die  omnis  venatio  per  mulieres  confecta  est.  Denn  alle 
sonstigen  Ueberschriften  dieses  wie  der  übrigen  Codices  sind  den  Epi- 
grammen selbst  entnommen  (oben  S.  71,1). 

VI  b  1.  Nemees.  Die  griechische  Form  des  Genitivs  griechischer 
Namen  auf  e  wird  von  Ovid  an  herrschend.  Neue  Formenl.  I  C2  f. 
Nemees  auch  V  65,  2    IX  92,  7. 

2.  fama  canebat:    zu  Sp  5,  4. 


Epigrammaton  über  ^im  J.  SO).  147 

Prisca  fides  taceat:  nam  post  tiia  mimera,  Caesar. 
Haec  jam  feminea  dicimus  acta  manu. 
VII. 
Qualiter  in  Scythica  relig-atus  rupe  Prometheus 

Adsiduam  nimio  pectore  pavit  avem, 
Nuda  Caledonio  sie  viscera  praebuit  urso 
Non  falsa  pendens  in  cruce  Laureolus. 
5  Vivebant  laceri  membris  stillantibus  artus 
Inque  omni  nusquam  corpore  corpus  erat. 


VI  b  4.  Wie  im  Text:  b  (Berliner  Hdschr.  d.  15.  Jahrh.),  Gil- 
bert Hoc  etiam  femineo  T  Haec  jam  f.  vidimtis  a.  m.  Q  Vindob. 
3  tu  Hoc  jam  femineo  ....  Sch7i  Hoc  jam  femineo  [Harte  fatemur 
agi]  Buecheler. 

VI  b  3.  Verg.  A.  VI  878  IX  79  prisca  fides.  4.  Prop.  V  <>,  22 
Pilaque  feminea  vidimns  acta  manu. 

VII  1.  Sil.  XIII  ti09  religatur  rnpe  catenis.  Prop.  II  l,ß9  rupe 
Promethei. 

2.  TibuU.  I  3,  76  (Tityos  Assiduas  atro  viscere  pavit  aves.  (Ovid. 
Ibis  180  [Tityos]  Visceraqiie  assiduae  debita  praebet  avi.  Ovid.  Ibis 
192  Hie  inconsumpto  viscere  pascit  avem.) 

1.  2.  (Claudian.  Gigantom.  21  hinc  volucrem  vivo  siib  pectore 
pascit  Infelix  Scythica  fixus  convalle  Prometheus. 


3.  prisca  Jides  =  I  39,  2;  vgl.  auch  Sp  5,  2  accepit  fabula 
prisca  fidem. 

4.  Sehr  wol  kann  der  für  das  Erforderniss  dieser  Stelle  modifi- 
cirte  properzische  Vers  von  M.  herrühren  und  in  der  Handschrift  ge- 
standen haben,  aus  der  die  ersten  28  Epigramme  im  14.  Jahrhundert 
bekannt  wurden  :oben  S.  139).  Er  steht  (nach  OHirschfeld)  im  Vindo- 
bonensis  3,  in  welchem  die  Lücken  sonst  unausgefüUt  gelassen  sind 
(oben  S.  139).  Doch  kann  er  auch  damals  etwa  von  Panormita)  er- 
gänzt worden  sein.  In  diesem  Falle  verdient  nach  T  die  von  Bue- 
cheler angegebene  Art  der  Ergänzung  den  Vorzug. 

VII.  Die  Kreuzigung  des  berühmten  Räubers  Laureolus  war  schon 
unter  Caligula  in  einem  Mimus  dargestellt  worden  (Suet.  Cal.  c.  57 
Jiiven.  8,  187  SG  II  393,  3;.  Hier  wurde  diese  Scene  so  aufgeführt, 
dass  ein  Verurtheilter  in  der  Rolle  des  Laureolus  wirklich  gekreuzigt 
und  am  Kreuze  hängend  von  wilden  Thieren  zerrissen  wurde.  SG 
II  367,  1. 

6.  VII  61,  2  inque  suo  nuUum  limine  limen  erat. 

10* 


148  ^^-  Viilerii  Martialis 

Deni({ue  supplicium  digmim  tulit:  ille  parentis 
Vel  domini  iugulum  foderat  ense  nocens: 

Templa  vel  arcano  demens  spoliaverat  auro, 
10        Subdiderat  saevas  vel  tibi,  Roma,  faces. 

Vicerat  antiquae  sceleratus  crimina  famae, 
In  quo,  quae  fuerat  fabula,  poena  fuit. 

VIII. 

Daedale,  Lucano  Q.vf^  sie  lacereris  ab  urso, 
Quam  euperes  pinnas  nunc  habuisse  tuas! 

IX. 

Praestitit  exliibitus  tota  tibi,  Caesar,  harena, 
Quae  non  promisit  proelia  rWnoceros. 

0  quam  terribiles  exarsit  pronus  in  iras! 
Quantus  erat  taurus,  cui  pila  taurus  erat! 


VII  7.    Die  Ergänzung  von  Sehn. 

IX  3.    terribiles]    terribilis    T  Sehn     4.  Quantus  erat  taurus  T 
q.  e.  cornu  Qu). 


VIII.  Dies  Schauspiel  folgte  vielleicht  unmittelbar  auf  das  der 
Pasiphae  Sp  5,  indem  etwa  Minos  den  Daedalus  zur  Strafe  für  die 
Anfertigung  der  hölzernen  Kuh  zerreissen  Hess.    Vgl.  SGr  II  367,  6. 

1.  Lueano —  urso.     SG  II  492. 

IX.  Ueber  das  zweihörnige  Rhinoeeros  Sp  22  vgl.  oben  S.  135 
SG  II  494. 

1.  tota  —  harena.   Sp  19,  1  per  totam  —  harenam. 

3.  terribiles.  Die  codd.  geben  den  acc.  pl.  der  3.  decl.  in  der  ganz 
überwiegenden  Mehrzahl  der  Stellen  auf  es.  T  bietet  in  Buch  I— VII 
nur  einmal  is.     (Tilhert. 

4.  taurus.  Diese  sonst  geschmacklose  Bezeichnung  des  Rhinoeeros 
erscheint  natürlich,  wenn  man  annimmt,  dass  das  zweihörnige  schon 
damals,  wie  in  der  Zeit  des  Pausanias  (IX  21,  2  SG  II  494  ,  in  Rom 
äthiopischer  Stier  genannt  wurde. 

irila:  mit  Lappen  behängte  Strohpuppe,  die  man  den  Thieren 
vorwarf,  um  sie  zu  reizen  pilae  taurariae,  homiues  faenei  SG  II  362, 
6  und  7;. 


Epigrammaton  über  (im  J.  SO).  149 

X. 

Laeserat  ingrato  leo  perfidiis  ore  magistrum, 

Ausus  tarn  notas  contemerare  manus, 
Sed  dignas  tanto  persolvit  crimine  poenas. 
Et  qui  uon  tulerat  verbera,  tela  tulit. 
5  Quos  decet  esse  bominum  tali  sub  principe  mores, 
Qui  iubet  ingenium  mitius  esse  feris! 

XL 

Praeeeps  sanguinea  dum  se  r(Mt  ursus  barena, 

Implicitam  visco  perdidit  ille  fugam. 
Splendida  iam  tecto  cesseut  venabula  ferro, 

Nee  yolet  excussa  lancea  torta  manu: 
5  Deprendat  vacuo  veuator  in  aere  praedam, 

Si  captare  feras  aueupis  arte  plaeet. 

XII. 
Inter  Caesareae  discrimina  saeva  Dianae 
Fixisset  gravidam  cum  levis  basta  suem. 


XI  2.  inplicitam  lionon. 


X  6.  Ovid.  Am.  I  ID,  26  Turpe  erit  ingenium  mitius  esse  feris. 
(Luxor.  Baehrens  PIm  IV  4S4  Quantum  magna  parant  feliei  tempora 
regno  Discant  ut  legem  paeis  habere  ferae  . 

XI  3.  Verg.  A.  IV  131  venabula  ferro.  4.  Seneca  Epigr.  22,12 
(Baehrens  Plm  V)  it  e  nostra  lancea  torta  manu. 


X  1.  magistrum.  Magistri  die  Wärter  und  Bändiger  der  wilden 
Thiere  des  Amphitheaters  !amphitheatrales  magistri  XI  69,  1)  vgl 
Sp  18,  1  ;  22,   1  I  48,  1  II  75,  1. 

XI  5.  vacuo  —  in  aere:  vgl.  Sp  1.  5. 

XII  1.  Caesareae  —  Dianae.  Diana  metonymisch  für  venatio  wol 
nur  hier.  Andere  Metonymieen  von  Götternamen  bei  M.:  Bacchus 
z.  B.  XIII  23;  Lyaeus  IX  61,  15  [oluere  Lares  comissatore  Lyaeo  ; 
Ceres  ;III  öS,  6  Hie  farta  premitur  angulo  Ceres  omni:;  Venus  I  47,  2 
I  90,  8  etc.;  lar  lares  Penates  zu  IX  IS,  2);  lupiter  (VII  36,  1  plu- 
vias  madidumque  lovem  IX  35,  7  quotiens  Phario  madeat  love  fusca 
Syene) ;  Iris  (IV  19,  10  neve  gravis  subita  te  premat  Iris  aqua) ;  nympha 
Wasser  VI  43,  2  VI  47,  1;  Thetis  Meer  V  1,  2  X  13,  4  X  30,  11; 
Thetys  Ocean  Sp  3.  6  X  44,  2:  Mars  z.  B.  Sp  22,  3:   Enyo  (navalis  E. 


j50  ^I-  Valerii  Martialis 

Exiluit  partus  miserae  de  vuluere  matris. 
0  Lucina  ferox,  hoc  peperisse  fuit? 
5  Pluribus  illa  mori  voluisset  saucia  telis, 
Omnibus  ut  natis  triste  pateret  iter. 

XII  b. 

XII  7  Quis  negat  esse  satum  materno  funere  Bacclium? 
8      Sic  genitum  numen  credite:  nata  fera  est. 

XIII. 

Icta  gravi  telo  confossaque  vulnere  mater 
Sus  pariter  vitam  perdidit  atque  dedit. 

0  quam  certa  fuit  librato  dextera  ferro! 
Haue  ego  Lucinae  credo  fuisse  manum. 
5  Experta  est  uumen  moriens  utriusque  Dianae, 

Quaque  soluta  parens  quaque  perempta  fera  est. 


XIU  2.  Suspirans  vitam  Bonon. 


Naumachie  Sp  24,  3  civilis  E.  Bürgerkrieg  VI  32,  1);  Musae  zu  VII 
46,  5 ;  Camenae  VII  68,  1 ;  Pimpleis  XI  3,  1  Non  urbana  mea  tantuin 
Pimpleide  gaudent  Otia.  ;  Pallas  Oel  VII  28,  3 ;  Atlas  (der  Himmel 
mit  all  seinen  Bewohnern  IX  3,  5  .  Vgl.  zu  I  76,  6  (haec  omnes 
fenerat  una  deos  i.  e.  deorum  munera).  —  Metonymieen  von  Personen- 
namen :  zu  X  48,  4 ;  von  Appellativen :  zu  III  82,  22.  Metonymischer 
Gebrauch  von  Adjektiven:  zu  IV  19,  5.    Haupt  Opp.  II  p.  165  sqq. 

XIII  1.  2.  Richtig  bemerkt  Gilbert  (p.  5;,  dass  diese  beiden  als 
Schlussverse  des  12.  Epigramms  überlieferten  Verse  zu  demselben 
nicht  wol  passen,  während  die  beiden  vorhergehenden  einen  sehr 
guten  Schhiss  bilden.  Dagegen  sind  diese  Verse  (mit  der  von  Gilbert 
angegebenen  Interpunktion  am  Schluss  des  zweiten:)  ein  guter  Anfang 
des  13.  Epigramms.  Noch  mehr  empfiehlt  sich  aber,  sie  ;wie  auch 
Munro  wollte;  für  ein  selbständiges  Epigramm  zu  halten.  Gilbert  a.a.O. 

2.  credite:  vgl.  Sp  5,  1. 

XIII  7.  utriusque  Dianae:  als  Jagd- und  als  Geburtsgöttin,  ähnlich 
wie  uterque  Neptunus  Catull  31,  3,  Venus  utraque  Ovid.  Metam.  III 
323.  Antip.  Thessalon.  Anthol.  Palat.  c.  IX  268  ;Epigramm  auf  eine 
Hündin,  die  bei  der  Jagd  eines  Hirsches  9  Junge  warf; :  Kpf^asa  -/.jw^ 
iXätfoto  xat'   i'yv.ov  eopaix;  FopYiu  'Efvt'jo;,  d[i.cfOT£pY]v  "Apiejxtv  £'j|afj.evY). 


Epigrammaton  liber  (im  J.  SO).  151 

XIV. 

Sus  fera  iam  gravior  maturi  piguore  ventris 

Emisit  fetum,  vulnere  facta  parens: 
Nee  iacuit  partus,  sed  matre  cadente  cucurrit. 

0  quantum  est  siibitis  casibus  ingenium! 

XV. 
Summa  tuae,  Meleagre,  fuit  quae  gloria  famae, 

Quanta  est  Carpophori  portio,  fusus  aper! 
nie  et  praecipiti  venabula  condidit  urso, 

Primus  in  Arctoi  qui  fuit  arce  poli, 
.Stravit  et  ignota  spectandum  mole  leonem, 

Herculeas  potuit  qui  decuisse  manus, 
Et  volucrem  longo  porrexit  vulnere  pardum. 

t  Praemia  cum  laudem  ferre  adhuc  poteram. 


XIV  3.  partus]  fetus  N. 

XV  2.  Quanta  est  Carpophori  ()=  Quanta  corpofori  Q  Quan- 
tum est  corpori  fori   2'    Quantula  Carpophori  lum'us. 

XV  S.  Wie  im  Text  2'  laudis  ferret  adhuc  pateram  O?  tandem 
ferret,  adhuc  poterat  Sehn  Praemia  cui  laudem  ferre  duo  sc.  ursus 
et  leo)  poterant     Buecheler. 


XV  3.   Ovid.  Met.  VllI  419  venabula  condit  in  armos. 


XIV  4.  casibus.  M.  spielt  mit  dem  Doppelsinn  des  Wortes  Vers  3 
matte  cadente).    Gilbert  p.  6,  4. 

XV  2.  Qtia)ita  est  Carpophoi-i  portio.  Quanta  wie  gering,  Plaut. 
Rud.  155  homxmculi  quanti  estis.  Ov.  Met.  IX  561  quantum  est  quod 
desit!  Vgl.  auch  M.  II  46,  9.  Carpophori  portio  für  Carpophori  glo- 
riae  portio;  ähnlich  Sp  28,  3  Caesaris  haec  nostri  pars  est  quota; 
anders  V  65,  7  ista  tuae,  Caesar,  quota  pars  spectatur  harenae.  — 
Carpophorus  auch  Sp  23  und  27. 

3.  praecijnti  —  ttrsn :  vgl.  Sp  11,  1  praeceps  sanguinea  dum  se 
rotat  ursus  harena. 

6.  decuisse.  VIII  55,  11  grandia  quam  decuit  latum  venabula 
pectus. 

S.  Der  Vers  ist  stark  verdorben  und  vielleicht  nach  ihm  etwas 
ausgefallen.  War  der  Schluss  ähnlich  wie  in  Sp  27,  so  könnte  M. 
den  Anspruch  des  Carpophorus  auf  einen  höheren  Ruhm  als  den  des 
Meleager  auf  dessen  zarte  Jtigend  begründet  und  den  Pentameter 
etwa  wie  Sp  23,  2  (adhuc  teneri)  geschlossen  haben. 


152  ^-  Valerii  Martialis 

XVI. 

Raptus  ablt  media  quod  ad  aethera  taurus  harena, 
Nou  fuit  hoc  artis,  sed  pietatis  opus. 

XVI  b. 

Vexerat  Europeu  fraterna  per  aequora  taurus: 
At  nunc  Aleiden  taurus  in  astra  tulit. 

Caesaris  atque  lovis  confer  nunc,  fama.  iuvencos: 
Par  onus  ut  tulerint,  altius  iste  tulit. 

XVII. 

Quod  pius  et  supplex  elephas  te,  Caesar,  adorat 
Hie  modo  qui  tauro  tam  metuendus  erat, 

Nou  facit  hoc  iussus  nulloque  doceute  mag'istro: 
Crede  mihi,  uostrum  sentit  et  ille  deum. 

XVIII. 

Lambere  securi  dextram  consueta  magistri 
Tigris  ab  Hvrcano  gloria  rara  iugo. 


XVI  b  3.  confer  nnuc  fama  juvencos  Hns  conferre  nunc  stama 
juvencos  T  coufert  nunc  stegma  juvencos  Q  confert  nunc  stemma 
juvencas  Boiio7i. 

(XVIII  2.    Verg.  A.  IV  367  H}Tcanae  —  tigres.) 


XVI.  Dies  Distichon,  das  Schneidewin  mit  Recht  vom  folgenden 
getrennt  hat,  ist  ein  Fragment.  Der  verlorene  Theil  des  Epigramms 
muss  die  Erklärung  enthalten  haben,  in  wiefern  hier  von  einem  pietatis 
opus  die  Rede  sein  konnte. 

1.  abit.  Dieselbe  Contraktion  I  62.  6  II  64,  3  III  75,  1  X  4S,  2 
X  75,  3  X  77,2  X  S6,  4  X  00,  8  XI  7,4  XI  25,  2  XI  3S,  1  XI  S2,  3. 
Neue  Formenl.  II  522. 

XVI  b  3.  Caesaris  atque  lovis.  Dieselbe  Vergleichung  I  6,  6 
haec  sunt  Caesaris,  illa  lovis;  vgl.  zu  IV  1. 

XVII  4  nostrum  —  deum.  Nostriim  —  lovem  XIV  1,  2.  Die  Be- 
zeichnung des  regierenden  Kaisers  als  Gott  begann  schon  unter  August. 
Scribon.  Larg.  42,  67  cum  Britanniam  peteremus  cum  deo  nostro 
Caesare.  Domitian  machte  sie  für  sich  zur  Eegel  Suet.  Dom.  c.  13). 
Vgl.  XIII  7S,  2  etc.    Fincke  de  appellat.  Caes.  p.  15  ss.  und  25. 

XVIII  1.  II  75,  1  verbera  securi  solitus  leo  ferre  magistri. 

2.  gloria  rara:  vgl.  gloria  prima  IV  75,  2. 


Epigrammaton  über    im  J.  SO;.  153 

Saeva  ferum  rabido  laceravit  dente  leouem: 
Res  nova,  non  lülis  cognita  temporibus. 
5  Ausa  est  tale  nihil,  silvis  dum  vixit  in  altis: 
Postquam  inter  nos  est.  plus  feritatis  habet. 

XIX. 

Qui  modo  per  totam  flammis  stimiüatus  harenam 
Sustulerat  raptas  taurus  in  astra  pilas, 

Occubuit  taudem.  eornuto  ut  ab  ore  petitus, 
Dum  facilem  tolli  sie  elephanta  putat. 

XX. 

Cum  peteret  pars  haec  Myrinum,  pars  illa  Triumphum, 

Promisit  pariter  Caesar  utraque  manu. 
Non  potuit  melius  litem  finire  iocosam. 

0  dulce  invicti  priucipis  ingenium! 


XIX  3.    eornuto  ut  ab   ore  Fnll     eornuto  adore  HT   eornuto 
ab 

ad  ore  Bonon.  eornuto  ab  ore  Bodl.  cornu  potiore  Uns,  Sehn  cornu 
majore  Gilbert  cornu  ut  majore  Munro  eornuto  ardore  Q  i.  e. 
flammis  de  eornibus)  Buechehr. 


XX  4.   {Horat.  S.  II  1,  11  Caesaris  invicti 


6.  inter  tios  est.  Ueber  die  Enklisis  des  Pronomens  (inter  nos;  und 
des  Hilfsverbums  L.  Müller  r.  m.  371  sq. 

XIX  1.  flammis:  Feuerbrände,  mit  denen  die  wilden  Thiere  gereizt 
wurden.    SG  II  362,  5. 

2)er  totam  harenam.-  vgl.  Sp  9,   1. 

2.  taurus  in  astra  pilas  =  Sp  22,  6.     Zu  Sp  9,  4. 

3.  cornu.  Die  Elefantenzähne  wurden  von  manchen  wie  z.  B.  von 
Jixba  für  Hörner  gehalten.  Plin.  n.  h.  YIII  7.  M.  I  72,  4  ludicoque  eornu. 

XX  1.  Cimi  peteret  pars  haec  3fi/rinum,  pars  illa  Triumphum. 
Petere  kann  hier  nur  bedeuten.-  das  Auftreten  verlangen,  wie  postu- 
lare  Suet.  Cal.  c.  30.  Ist  das  Epigramm  nicht  an  eine  falsche  Stelle 
gerathen,  so  sind  Myrinus  und  Triumphus  für  Thierkämpfer  zu  halten, 
was  auch  deshalb  wahrscheinlich  ist.  weil  jeder  Theil  der  Zuschauer 
nur  einen  verlangt,  während  bei  Gladiatorenkämpfen  wol  in  der 
Regel  vom  Publikum  Paare  gefordert  wurden  (Suet.  Dom.  e.  4).  My- 
rinus ist  schwerlich   identisch  mit   dem  XII  29,  7  erwähnten.    Denn 


154  M.  Valerii  Martialis 

XXI. 

Quidquid  in  Orpheo  Rhodope  spectasse  theatro 

Dicitur,  exliibuit,  Caesar,  liarena  tibi. 
Repsenmt  scopuli  mirandaque  silva  cucurrit, 

Quäle  fiiisse  nemiis  creditur  Hesperidum. 
5  Adfuit  inmixtum  pecori  genus  omne  ferarum 

Et  supra  vatem  multa  pependit  avis, 
Ipse  sed  ingrato  iacuit  laceratus  ab  urso. 

Haec  tarnen,  liaec  res  est  facta  ita,  ficta  prior. 

XXI  b. 
Orpliea  qiiod  subito  tellus  emisit  hiatu 
Mersum,  miramur?  venit  ab  Eurydiee. 


XXI  5.   Adfuit  T  JBonon.     inmixtum  HTBonon. 

XXI  8.  ficta  prior  Sehn  pictoria  HT  ficta  alia  (haec  tarnen 
ut  res  est  facta,  ita  ficta  alia)  QO^  picta  alia  Bodl.  facta,  xd  o'JoTopia 
Biiecheler. 

XXI b.  2  Mersum,  miramur  3Iunro  versa  miramur  T  versam 
is  amur  (Rasuren  in  den  Intervallen)  H  quorsum  miramur  Schn'^ 
p.  XII.  mersa  —  miramur?  Haupt  Opp.  III  598  Versam  miramur? 
Buecheler   Miramur?  mersa  Gilbert^ p.  511  f. 


XXI  1.  Ovid.  Met.    XI  22  Orpheum  —  theatrum. 

5,  6.  Calpurn.  2,  10  Affuit  omne  genus  pecudum,  genus  omne 
ferarum   Et  quaecumque  vagis  avium  ferit  aera  pennis. 

5.  genus  omne  ferarum:  Lucret.  I  163.  V  133S.  Ovid.  Her. 
10,  1.    Met.  X  705. 

(6.   Sil.  XI 46S  non  mota  volucris  —  captiva  pependit  in  aethra.) 


wenn  auch  das  zwölfte  (101  edirte)  Buch  einige  erheblich  früher  ver- 
fasste  Gedichte  enthält,  so  ist  der  zwischen  Sp  20  und  XII  29  anzu- 
nehmende Zeitraum  immerhin  gross  genug,  um  die  Identität  sehr 
unwahrscheinlich  zu  machen.  Auch  wurden  bei  Leuten  dieser  Art, 
ebenso  wie  bei  andern  Künstlern,  dieselben  Namen  öfter  angewendet. 
Auch  Triumphus  kommt  als  Name  eines  Gladiators  bei  Sen.  prov. 
IV,  4  vor  SG  II  572. 
XXI.   SG  II  367,  2. 

1.  Orpheo  Rhodope:  vgl.  Sp  3,  3. 

2.  Vgl.  Sp  5,  4:   quidquid  fama  canit,  praestat  harena  tibi. 

'^.  Der  Verdacht  Gronovs,  dass  dieser  Vers  nicht  von  M.  her- 
rühre,  sondern  zur  Ausfüllung  einer  Lücke  der  Handschriften  von 


Epigrammaton  liber    im  J.  80).  155 

XXII. 

Sollicitant  pavidi  dum  rhinocerota  magistri 

Seque  diu  magnae  colligit  ira  ferae, 
Desperabantur  promissi  proelia  Martis: 

Sed  tandem  rediit  cognitus  ante  furor. 
Namque  gravem  cornu  gemino  sie  extulit  ursum, 

lactat  ut  inpositas  taurus  in  astra  pilas. 

XXIII. 

Norica  quam  certo  venabula  dirigit  ictu 
Fortis  adhuc  teneri  dextera  Carpopliori: 

nie  tulit  geminos  facili  cervice  iuvencos, 
Uli  cessit  atrox  bubalus  atque  bison. 


XXII  6.  inpossita  HT, 

XXIII  1.     quam  Bonon.  m  Gilbert^  jj.    57:?    tarn   J£T  jam  Sehn 
3  Elusit  geminos  O Hirschfeld. 


einem  Neueren  hinzugefügt  sei,  wird  durch  die  Handschriften  des  9. 
und  10.  Jahrhunderts  (HT;,  welche  ihn  enthalten,  widerlegt,  und  die 
nicht  zu  gewaltsame  Herstellung  Schneidewins  bietet  einen  annehm- 
baren Sinn.  Eine  griechische  Phrase,  wie  die  von  Buecheler  vorge- 
schlagene, konnte  M.  nur  anwenden,  wo  er  sich  der  Umgangssprache 
bediente. 

XXII.    Vgl.  Sp  9  SG  II  362. 

6.  taurus  in  astra  pilas  =  Sp  19,  2. 

XXIII  1  quam:  tam  und  quam  in  den  Handschriften  verwechselt 
auch  IV  13,  4  IV  74,  2  VI  36,  1;  tanta  —  quanta  VIII  46,  1.  Gil- 
bert^ p.  512.  Uebrigens  ist  auch  jam  mit  Rücksicht  auf  die  Jugend 
des  Carpophorus   nicht  unpassend. 

XXIII  3.  nie  tulit  geminos  facili  cervice  iuvencos.  Der  Ausdruck 
ist  unklar.  Da  an  ein  wirkliches  Tragen  zweier  Stiere  nicht  gedacht 
werden  kann,  versteht  man  tulit  am  natürlichsten:  er  trug  als  Beute 
davon.  Scaligers,  von  Scriver  und  Schmieder  gebilligte  Erklärung 
itulit  s.  V.  a.  excepit)  ist  schwerlich  zulässig,  facili  cervice,  indem 
er  sich  durch  seinen  biegsamen  Hals  ihren  Angriffen  entzog.  Die 
Nachlässigkeit  des  Ausdrucks  ist  bei  M.  nicht  auffallend;  vgl.  oben 
S.  20,1. 

4.  htihalus  atque  bison.  Mit  bubalus,  eigentlich  dem  griechischen 
Namen  der  Antilope,  bezeichnete  nach  Plin.  n.  h.  VIII  3S  das  impe- 
ritum  volgus  den  Auerochsen  lurus  .  Daher  haben  die  in  der  Lon- 
gobardenzeit  eingeführten  Büffel  diesen  Namen  erhalten.  Hehn  p. 
501  f.    Bison  der  Wisent,  bos  urus  SG  II  496. 


]5G  M-  Valerii  Marlialis 

5  Hunc  Ico  cum  fugerct,  praeceps  in  tela  cucurrit: 
I  nunc  et  lentas  corripe,  turba,  moras. 

XXIV. 

Si  quis  ades  longis  serus  spectator  ab  oris, 
Cui  lux  prima  sacri  muneris  ista  fuit, 

Ne  te  clecipiat  ratibus  uavalis  Enyo 
Et  par  unda  fretis:  hie  modo  terra  fuit. 
5  Non  credis?  speeta,  dum  lassant  aequora  Martern. 
Parva  mora  est:   dices  »Hie  modo  pontus  erat.« 

XXV. 

Quod  nocturna  tibi,  Leandre,  perpercerit  unda 
Desine  mirari:  Caesaris  unda  fuit. 

XXV  b. 
Cum  peteret  dulces  audax  Leandros  amores 
Et  fessus  tumidis  iam  premeretur  aquis, 


XXIV  2.    (Priap.  6S ,    18   Principium    sacri   caniiinis  illa   fuit). 
ü.  Ovid.  Met.  II  263  quod  modo  pontus  erat. 

XXV  2.  Ovid.  F.  III  702  Caesaris  umbra  fuit. 


6.  I  nunc  mit  einem  zweiten  Imperativ  in  ironischer  Aufforderung 
verbunden,  mit  et:  I  42,  6  II  6,  1  VIII  63,  3  IX  2,  13;  ohne  et  X 
96,  13  I,  cole  nunc  reges.  Vgl.  Jahn  ad  Pers.  4,19. 

lentas  —  moras  =  Sp  30,  2.  Ueber  diese  mochten  die  Zuschauer 
bei  einer  frühern  Scene  der  Thierkärapfe  geklagt  haben. 

XXIV.  Die  Epigramme  24—26  beziehen  sich  auf  Schauspiele  in 
der  überschwemmten  Arena  des  Amphitheaters,  zu  denen  nach  Dio 
LXVI  25  auch  eine  Seeschlacht  zwischen  Kerkyräern  und  Korinthern 
gehörte,  vgl.  oben  S.  135, 

2.  sacri  muneris:  des  kaiserlichen  Schauspiels.  Der  Gebrauch  von 
sacer  für  den  Kaiser  und  alles,  was  ihm  gehört,  war  schon  von  August 
an  stehend.    Fincke  de  appell.  Caes.  p.  20  xmd  41. 

3.  navalis  —  Emjo.  Die  oben  erwähnte  Seeschlacht.  Zu  Sp  12,1. 
'Evuw  Krieg  bei  Oppian,  sehr  oft  bei  Nonnus.    Haupt  Opp.  II  169. 

XXV  2.    Desi7w  mirari  =  VI  S9,  S. 

XXV  b.  Ueber  dies  Epigramm  und  die  Gründe,  weshalb  man  es 
für  nachträglich  hinzugefügt  halten  kann,  vgl.  oben  S.  136  f. 


Epigrammaton  liber  ^im  J.  80).  157 

Sic  miser  instantes  adfatus  dicitur  uudas : 
»Parcite  dum  propero,  mergite  cum  redeo.« 

XXVI. 

Lusit  Nere'idum  docilis  cliorus  aequore  toto 

Et  yario  faciles  ordine  pinxit  aquas. 
Fuscina  dente  minax  recto  fuit,  aucora  curvo : 

Credidimus  remum  credidimusque  ratem, 
Et  gratum  nautis  sidus  fulgere  Laconum 

Lataque  perspicuo  vela  tumere  sinu. 
Quis  tantas  liquidis  artes  invenit  in  undis? 

Aut  docuit  lusus  lios  Thetis  aut  didicit. 

XXVII. 

Saecula  Carpophorum,  Caesar,  si  prisca  tulissent 
Xon  Parthaoniam  barbara  terra  feram, 


XXV  b  3.  adfatus  HR. 

XXVI  3.    recto  Rooij    nectho  HT    nexu  Q. 

XXVII  2.  Non  Parthaoniam  —  feram  Buecheler  Non  a  lua- 
rathon  cum  barbara  terra  fera  (ferat  T]  HT  lam  null  um  a  (in  Q) 
monstris  orbe  (urbe  Q)  fuisset  opus  QBodl.  Non  aleret  saevas  —  feras 
PhWagner,  Sehn  Pavisset  tiullas  [nulla,  — feras  [fera,  (iilhert^  p.  öl'J. 
7  Ignlferos  HT    ignipedes  Qw. 


XXVI  1.  Verg.  A.  V  240  Nereidum  —  chorus. 


XXVI.  Wie  es  scheint,  gruppirten  sich  die  Darsteller  oder  Dar- 
stellerinnen der  Nereiden  im  Wasser  unter  anderem  nach  Art  der 
Ruderer  in  einem  Schiffe,  so  dass  die  Zuschauer  sich  Ruder  itnd  Schiff 
leicht  hinzudenken  konnten  {Vers  4},  und  schwangen  Tücher  über 
sich  (wie  öfter  auf  Sarkophagen,  z.  B.  Duetschke,.  Ant.  Bildw.  in  Ober- 
italien 145;  98;  106—111;  IE  S2  ;  338;  IV  520  ;  V  295  ;  492).  Ob  auch 
Dreizack  und  Anker  durch  entsprechend  angeordnete  Gruppen  von 
Schwimmern  dargestellt  wurden,  wie  Stephenson  und  Ramirez  de 
Prado  annehmen,  oder  ob  die  Darsteller  diese  Attribute  wirklich  führ- 
ten, ist  kaum  zu  entscheiden.  Wahrscheinlich  fand  (wie  Stephenson 
bemerkt;  diese  Scene  (ebenso  wie  das  Sp  25  und  25  b  beschriebene 
Schauspiel:  bei  künstlicher  Beleuchtung  statt  (25,  1).  Auch  muss  man 
wol  nach  v.  5  annehmen,  dass  wirkliche  Lichter  oder  Flammen  zu 
sehen  waren,  welche  man  für  die  Sterne  der  Dioskuren  halten  konnte. 

XXVII.  Das  Epigramm  scheint  in  der  vollständigen  Sammlung 


15S  ^^-  V'^ilerii  Martialis 

Non  Marathon  tauriim,  Nemee  frondosa  leonem, 
Areas  Maenalium  non  timuisset  apruni. 
5  Hoc  armante  manus  hydrae  mors  ima  fuisset, 
Huic  percussa  foret  tota  Chimaera  semel. 
Igniferos  possit  sine  Colchide  lungere  tauros, 

Possit  utramque  feram  vineere  Pasipliaes. 
Si  Sit,  ut  aequorei  revocetur  ftibula  monstri, 
10      Hesionen  solvet  solus  et  Andromedan. 
Herculeae  laudis  numeretur  gloria:  plus  est 
Bis  denas  pariter  perdomuisse  feras. 
XXVIII. 
Augusti  labor  liic  fuerat  committere  classes 

Et  freta  navali  sollicitare  tuba. 
Caesaris  haec  nostri  pars  est  quota?  vidit  in  undis 
Et  Thetis  ignotas  et  Galatea  feras; 
5  Vidit  in  aequoreo  ferventes  pulvere  currus 
Et  domiui  Triton  isse  putavit  equos: 
Dumque  parat  saevis  ratibus  fera  proelia  Nereus, 
Horruit  in  liquidis  ire  pedestris  aquis. 


XXVIII  S.  Horruit  HT  Abniiit  QO  pedestris  T  Schn^  pe- 
destris corr.  pedester  Q  pedester  O  Sehn-  10  Dives,  Caesar,  io,  pr. 
tl.  t.  Htis,   Gilbert^  p  512. 

XXVIII  b  1.   diri  Hm  pigri  HT  duri? 

XXVII  3.  (St.  S.  I  3,  6  Nemeae  frondentis  alumnum) .  11.  Verg. 
A   VIII  2ST  laudes  Herculeas. 


dieser  Gedichte  vor  Sp  24  gestanden  zu  haben,  vgl.  oben  S.  138  und 
Sp  15  und  23.    Ein  verwandtes  Gedicht  V  65. 

2.  harhara  terra:  die  von  Cultnr  noch  unberührte  Erde.  Vgl.  zu 
III  58,  5. 

XXVIII  1.  Vgl.  die  oben  S.  134  f.  angeführten  Stellen  Suet.  Tit. 
c.  7  Dio  LXVI  25  und  über  die  Naumachieen  des  August  und  Titus 
SG  II  368  und  369  f. 

Die  Verse  3—10  beziehen  sich  auf  die  an  den  beiden  ersten  Ta- 
gen in  der  Naumachie  veranstalteten  Schauspiele.  Am  ersten  Tage 
fand  auf  einem  mit  Brettern  gedeckten  Theile  derselben  auch  eine 
Thierhetze  statt,  wo  theils  lebende  Thiere  ins  Wasser  gejagt  werden, 
theils  erlegte  hineinstürzen  konnten.  (Vers  3  und  4.)  Am  zweiten 
Tage  war  ein  Wagenrennen  auf   dem  trocken  gelegten  Boden  der 


Epigrammaton  über    im  J.  SO  .  159 

Quidquid  et  in  circo  spectatur  et  amphitheatro, 
10      Dives  Caesarea  praestitit  unda  tibi. 
Fucinus  et  diri  taceantiir  stagua  Neronis: 
Hanc  norint  imain  saecula  naumachiam. 
XXIX. 
Cum  traheret  Priscus,  traheret  certamina  Verus 

Esset  et  aequalis  Mars  utriusque  diu. 
Missio  saepe  viris  magno  clamore  petita  est: 


Nanmachie  fVers  5  und  6;,  und  der  Wassergott  erschrak  bei  dem 
Gedanken  an  den  bevorstehenden  Seekampf,  sich  mitten  im  Wasser, 
das  sich  plötzlich  zurückzog,  auf  dem  Trocknen  zu  sehn.  Vers  9 
und  10  beziehen  sich  ebenfalls  nur  auf  die  an  den  beiden  ersten  Ta- 
gen gegebenen  amphitheatralischen  und  circensischen  Spiele.  Durch 
die  Verbindung  dieser  beiden  letztern  mit  der  vermuthlich  in  einem  ver- 
lorenen Gedicht  beschriebenen  am  dritten  Tage  veranstalteten  grossen 
Seeschlacht  übertreffen  die  Wasserschauspiele  des  Titus  alle  früheren. 

10.  Caesarea.  Die  Verlängerung  des  a  ist  nicht  durch  die  Posi- 
tion der  muta  cum  liquida  zu  rechtfertigen,  wie  LlMüller  r.  m.  p.  32ti 
annimmt  I  U5,  1  invide  Procille.  ist  invide  Imperativ  .  M.  hat  sie 
sich  sonst  allerdings  nur  bei  consonantischen  Endsilben  erlaubt: 
zweimal  in  der  dritten  Arsis  des  Pentameters  IX  101,  4  XIV  TT,  2 
und  zweimal  in  der  3.  und  4.  Arsis  des  Hexameters  VII  44,  1  X  89,1. 
Vgl.  oben  S.  49 f.  Vielleicht  bewog  ihn,  wie  Munro  bemerkt,  zu  der 
mir  hier  gewagten  Dehnung  einer  vokalischeu  Endsilbe  die  Erinne- 
rung an  ähnliche  Licenzen  CatuUs  4,  9  Propontida  trucemve  4,  IS 
impotentia  freta    29,  4  ultima  Britannia  . 

tibi:  dem  Zuschauer,  vgl.  Sp  24. 

11  Fucinus.  Auf  dem  Fucinersee  (Lago  die  Celano)  hatte  Clati- 
dius  im  Jahr  52  die  bei  weitem  grösste  aller  bekannten  Naumachieeu 
veranstaltet.    Tac.  A.  XII  Sti.     SG  II  369. 

(Uri  —  starjna  Neronis.  Ob  M.  duri  oder  diri  schrieb,  ist  kaum 
zu  entscheiden.  Sub  principe  duro  von  Domitian  XII  6,  11,  doch  diri 
entspricht  mehr  der  Bezeichnung  feri  regis  Sp  2,  3. 

Stagna  nicht  die  Sp  2,  6  erwähnten  im  goldenen  Hause,  sondern 
hier  ist  das  von  Nero  in  der  Naumachie  des  August  im  Jahr  59  ge- 
gebene Fest  der  Jiiveualia  gemeint.  Tac.  aun.  XIV  15  apud  nemus, 
quod  navali  stagno  circumposuit  Augustus.  Dio  LXI  20  £o£[t:--t,3£ 
Tov  of,|j.ov  i-ni  -\rj[wi  £v  -w  ycup'tw ,  £v  (}  Q  \a'j[Aa-/[a  'J-o  toj  A'Jyo'jstoj 
i-f^Yovei. 

XXIX  2.    Usset  et.    Ueber  die  Nachstellung  des  et  zu  I  26,  8. 

3.  Missio:  vgl.  SG  II  346,  1  und  PJMeier  de  gladiatura  Romana 
Bonn  1881  p.  49. 


l(j(j  M.  Valerii  Martialis 

Sed  Caesar  legi  puruit  ii)se  suae:  —        \ 
5  Lex  erat,  ad  digitum  posita  conciirrere  parma: 
Quod  licuit,  lances  donaque  saepe  dedit. 
Inventus  tarnen  est  finis  discriminis  aequi: 

Puguavere  pares,  suceubuere  pares. 
Misit  utrique  rüdes  et  palmas  Caesar  utrique : 
Kl       Hoc  pretium  virtns  ingeniosa  tulit. 

Contigit  hoc  niillo  nisi  te  sub  principe,  Caesar 
Cum  duo  pugnarent,  victor  uterque  fnit. 

XXX. 

Concita  veloces  fugeret  cum  damma  Molossos 
Et  varia  lentas  necteret  arte  moras, 


XXIX  5.    parma  PhWagner,  Schi'^  possita  —  palma  H    posi- 
tam  —  palmam  R. 


Citate.    XXIX— XXXII  =  Meyer  Anthol.  lat  201—203;   vgl. 
Riese  Anthol.  lat.  I  praef.  p.  XXXVI. 


4.  legi  —  suae:  der  Bestimmung,  welche  er  für  diesen  Kampf 
gegeben  hatte. 

5.  ad  digitwn:  bis  zum  Aufheben  des  Fingers,  durch  welche  Ge- 
berde unterliegende  Gladiatoren  um  ihr  Leben  baten.  SG  II  345,  1, 
wo  Quintil.  VIII  5,  20  hinzuzufügen  ist. 

posita  concurrere  jiarma.  Das  überlieferte  posita  —  palma  sagt 
nur  etwas  Selbstverständliches  und  passt  überdies  schlecht  zu  palmas 
Vers  9,  während  die  Ablegung  des  Schildes  bei  einem  bis  aufs 
äusserste  zu  führenden  Zweikampf  sehr  passend  ist.  Die  beiden  Gla- 
diatoren würden  dann  zu  der  (von  Titus  begünstigten  Suet.  Tit.  c.  8 
SG  II  347,  4)  Gattung  der  Threces  gehört  haben,  welche  die  parma 
führten  und  auch  gegen  einander  fochten.  Meier  1.  1.  p.  34.  Palma 
für  parma:  cod.  N.  V  13,  8  Sehn 2  p.  VIII.  Kämpfe  (von  meridiani) 
ohne  Schutzwaffen  beschreibt  Seneca  epp.  T,  3  und  4. 

6.  lances. ■  werthvolle  oder  mit  Goldstücken  gefüllte  Schalen  als 
Preise  oder  Belohnungen  SG  II  330,  G— 8. 

9.  rüdes:  Stockrapiere  als  Zeichen  der  ehrenvollen  Entlassung 
SG  II  323,  4. 

XXX  1.  damma:  afrikanische  Antilope  auch  IV  3-5  IV  74  XIII  94 
SG  II  496. 

Molossos:  Molosserhunde  auch  XII  1,  1. 

2.  lentas  —  moras  =  Sp  23,  6. 


5 


Epigrammaton  über   im  J.  80).  161 

Caesaris  ante  pecles  supplex  similisque  roganti 
Constitit,  et  praedam  non  tetig-ere  canes. 

Haec  intellecto  principe  doua  tulit. 
Numen  habet  Caesar:  sacra  est  haec,  sacra  potestas, 
Credite:  mentiri  non  didicere  ferae. 

XXXI. 

Cedere  maiori  virtutis  fama  secunda  est. 
lila  gravis  palma  est,  quam  minor  hostis  habet. 

XXXII. 


Da  veniam  subitis:  non  displicuisse  meretur 
Festinat,  Caesar,  qui  placiüsse  tibi. 


[XXXIII.] 

(Hinter  dem  11.  Buch. 


XXXII.  Allerdings  kann  dies  Distichon  ein  selbständiges  Gedicht 
sein.  Doch  da  M.  die  Sammlung  mit  drei,  direkt  oder  indirekt  an 
den  Kaiser  gerichteten  langem  Gedichten  eingeleitet  hat,  dürfte  er 
sie  auch  mit  mindestens  einem  längern  beschlossen  haben. 


M.  Yalerii  Martialis  Epigrammaton 

Liber  I.   (in  den  J.  85  86). 

Spero  me  secutiim  iu  libellis  meis  tale  temperamen- 
tum.  iit  de  illis  queri  non  possit  qiiisquis  de  se  bene 
senserit,    cum  salva  infimarum  quoque  persouanim  reve- 


Martials  Vorreden  scheinen  (wie  auch  andere)  an  der  Aussenseite 
der  Bücher  angebracht  gewesen  zu  sein.  Birt  S.  142,  3.  Vgl.  die 
Epistel  vor  II  am  Schluss. 

JEjnstola.  L.  1.  Spero  me  secutum  in  libellis  meis  tale  tempera- 
mentum,  etc.  Libelli  vorzugsweise  Gedichtbücher,  die  durchschnitt- 
lich halb  so  gross  waren  als  Prosabücher,  Birt  S.  23,  1  u.  290  f., 
auch  unter  diesen  zeichneten  sich  M.  s  Bücher  durch  Kürze  aus,  S. 
296.  Da  M.  hier  unter  libellis  schwerlich  die  von  andern  verbreite-  . 
ten  Abschriften  seiner  Gedichte  verstehen  kann,  und  ebenso  wenig 
die  Bücher  der  Spectacula,  Xenia:  Apophoreta,  auch  nicht  seine 
Jugendgedichte  (I  113),  so  können  damit  (wie  I  4,  1  und  II  91)  nur 
Buch  I  und  II  gemeint  sein,  die  gleichzeitig  erschienen,  vielleicht 
auch  in  einer  Ausgabe,  wo  beide  in  einem  Volumen  enthalten  waren; 
vgl.  die  Einleitung  S.  16  und  zu  III  1,  3.  Es  ist  sehr  begreiflich, 
dass  der  im  Lauf  der  Zeit  angesammelte  Vorrath  von  Epigrammen 
M.'s,  die  der  Veröffentlichung  werth  schienen,  zu  gross  war,  als  dass 
ein  Buch  ihn  fassen  konnte;  übrigens  besteht  gerade  das  zweite 
grösstentheils  aus  Epigrammen,  die  keine  Beziehung  auf  die  Gegen- 
wart haben,  vielleicht  meist  der  Zeit  des  Vespasian  und  Titus  ange- 
hören Einl.  S.  .53).  Entweder  hat  M.  seine  vorräthigen  Epigramme 
sogleich  in  zwei,  gleichzeitig  herausgegebene  Bücher  vertheilt,  oder 
»was  wahrscheinlicher  ist)  zuerst  nur  einen  Theil  derselben  als  ein 
Buch  herausgegeben,  und  wurde  dann  durch  dessen  beifällige  Auf- 
nahme veranlasst,  es  so  stark  zu  vermehren,  dass  eine  Theilung  in 
zwei  Bücher  nothwendig  war.  In  diesem  Fall  haben  wir  die  zweite, 
vermehrte  Ausgabe. 

M.'s  hier  und  später  wiederholt  'z.  B.  X  33)  gegen  die  Beziehung- 
seiner Epigramme  auf  bestimmte  Personen  eingelegte  Verwahrung 
war  nicht  bloss  durch  seine  Aengstlichkeit  und  die  Rücksichten,  die 
er  zu  nehmen  hatte,  sondern  auch  durch  das  Einschreiten  Domitians 
(als  Censor,  welches  Amt  er  frühestens  Ende  84  übernahm :  Mommsen 
Add.  ad  CIL  III  Eph.  ep.  V  p.  93;  vgl.  Einl.  S.  53,   gegen  Pasquille 


lyi.  Valerii  Martialis  Epigrammaton  Liber  I  :in  den  J.  85  86 .      163 

rentia  luclaut:  quae  adeo  autiquis  auctoribus  defuit.  ut 
5  nomiuibus  uou  tautuui  veris  abusi  siut,  sed  maguis. 
Mihi  fama  vilius  constet  et  probetiir  iu  me  uovissimum 
iugenium.  Absit  a  iocorum  uostrorum  simplicitate  ma- 
liguus  iuterpres  uec  epigrammata  mea  scribat.  Impro])e 
facit  qui  iu  alieno  libro  iugeuiosus  est.  Lascivam  verborum 
10  veritatem,  id  est  epigrammatou  liuguam,  excusarem,  si 
meum  esset  exemplum:  sie  scribit  Catullus.  sie  Marsus, 
sie  Pedo  .  sie  Gaetulicus ,  sie  quieuuque  perlegitur.  Hi 
quis  tameu  tarn  ambitiöse  tristis  est,    ut  apud  illum   iu 


L.  5.  sed  magnis  M  sed  etiam  magnis  PGO    sed  set    et  magnis 
QEFw  Sehn.   (vgl.  XIV  157,  2   Gilbert;. 

6.  Mihi  3fQEio  Et  mihi  F  At  mihi  CO  Q  hat  das  im  Text 
fehlende  at  am  Rande,. 

11.  scribit]  scripsit  PQ. 

12.  13.  Sidon.  ApoUinar.  C.  9.  260  Non  Gaetulicus  hie  tibi  lege- 
tur,  Non  Marsus,  Pedo,  Silius.  Tibullus  —  269  Aut  mordax  sine 
fine  Martialis. 


7.  Vincent.  Bellov.  Spec.  doctr.  V  43  Marcialis  coquus,  Absit  a 
jocorum  nostrorum  simplicitate  malignus  interpres.  »Innocuos  censura 
potest  permittere  lusns:  Lasciva  est  multis  pagina,  vita  proba".  14, 
7.  8;.  Den  Anfang  citirt  er  auch  mit  Verweisung  auf  diese  Stelle, 
V  57;  »Absit  —  interpres"  auch  V  114. 

9.  Johann.  Sarisber.  Nugar.  curial.  p.  694  ed.  Amstelod.  1664): 
Quia,  ut  ait  Martialis,  improbe  facit,  qui  in  alieno  libro  ingeniosus  est. 


Teranlasst  (Sueton.  Domit.  c.  S  Scripta  famosa  vulgoque  edita,  quibus 
primores  viri  ac  feminae  notabantur,  abolevit,  non  sine  auctorum 
ignominia'.  Denn  nach  I  4,  7  Innocuos  censura  potest  permittere 
lusns  —  darf  man  annehmen,  dass  diese  Massregel  damals  bereits 
erfolgt  war.    Vgl.  V  15,  2  et  queritxtr  laesus  carmine  nemo  meo. 

6.  prohetur  in  me  tiovis.siinum  ingenium.  Novissimum  adverbialiscli : 
an  letzter  Stelle,  weil  es  ihm  auf  die  Anerkennung  der  Harmlosigkeit 
seiner  Gedichte  mehr  ankommt  als  auf  die  seines  Talentes. 

S.  nee  ejugrammata  mea  scribat.  Weil  der  übelwollende  Leser,  indem 
er  einen  nicht  beabsichtigten  Sinn  in  sie  hineinlegt,  sie  gewisser- 
massen  selbst  neu  verfasst. 

10.  id  est  epigrammaton  linguam.  VIII  praef.  ego  illis  epigram- 
matis!  non  permisi  tam  lascive  loqui  quam  solent. 

11.  Catullus  —  Marsus  —  Pedo  —  Gaetulicus.    Ueber  Catull,  als  M.s 

11* 


164  'M-  Valerii  Martialis 

uulla  pagina  latiue  loqui  fas  sit.  potest  epistola  vel  potius 
15  titulo  contentus  esse.  Epigrammata  illis  scribuntur.  qui 
solent  spectare  Florales.  Non  intret  Cato  theatrum 
meum,  aut  si  intraverit,  spectet.  Vicieor  mihi  meo  iure 
facturus,  si  epistolam  versibus  clusero : 

Nosses  ioeosae  dulee  cum  sacrum  Florae 
Festosque  lusus  et  licentiam  yulgi. 
Cur  in  theatrum.  Cato  severe,  venisti" 
An  ideo  tantum  veneras.  ut  exires" 


19 — 22.    In  den  codd.  des  Valerius  Maximus  II  10,  S;  vgl.  Haupt 
Opp.  m  599. 


hauptsächlichstes  Vorbild  vgl.  Einl.  S.  24.  Neben  ihm  nennt  er 
wiederholt  als  die  hervorragendsten  Epigrammatiker  die  beiden  Dichter 
der  Augusteischen  Zeit  Domitius  Marsus  Teuffei  RLG  243  M.  II  71;  TT 
V  5  YII  99 ;  Marsus  allein  Till  56,  24  und  Pedo  Albinovanus  Teuffel 
2.52,6  M.  II  TT  Y  5  ;  dagegen  Cn.  Cornelius  Lentulus  Gaetulicus  unter 
Caligula,  Teuffel  291,  1    nur  hier. 

16.  Florahs.  An  den  Floraspielen  28.  April — 3.  Mai  wurden  vor- 
zugsweise oder  ausschliesslich  Mimen  aufgeführt  und  die  Ausgelas- 
senheit des  Schauspiels  wie  der  Zuschauer  gehörte  zum  Charakter 
des  Festes:  vgl.  Friedlaender  bei  Marquardt  StV  III  502  ff.  Der  Ver- 
gleich seiner  Epigramme  mit  den  Floraspielen  auch  I  35,  S. 

Cato.  Valer.  Max.  II  lü,  S  eodem  ludos  Florales,  quos  Messius 
aedilis  (699  =  55;  faciebat,  spectante  populus  ut  mimae  niidarentur 
postulare  erubuit.  Quod  cum  ex  Favonio  amicissimo  sibi  una  sedente 
cognosset,  discessit  e  theatro,  ne  praesentia  sua  spectaculi  consuetn- 
dinem  impediret. 

18.  epistolam.  Vorreden  in  Briefform,  mit  denen  Statins  die  sämmt- 
lichen  Bücher  seiner  Silven,  auch  Quintilian  sein  Werk  eingeleitet 
hat  und  die  nach  Epist.  II  besonders  dramatischen  Arbeiten  vorge- 
setzt wurden,  vgl.  dort  die  Anm.;  ,  scheinen  damals  überhaupt  ge- 
wöhnlich gewesen  zu  sein.  Doch  wirklich  an  bestimmte  Personen 
gerichtete  Briefe  hat  M.  nur  den  Büchern  IL  VIII,  IX  an  Decianus, 
Domitian,  Toranius  vorgesetzt;  die  Epistel  vor  dem  ersten  Buch 
wendet  sich  an  die  Leser  im  Allgemeinen. 

3.  Cato  pyrrhichisch  schon  in  dem  dem  Varro  Atacinus  zu- 
geschriebenen: Verse  Anthol.  lat.  ed.  Eiese  414  (I  268)  Marmoreo  Li- 
cinus  tumulo  jacet,  at  Cato  parvo.  LMueller  r.  m.  p.  336;  auch  VI 
32,  5  Juv.  2,  40  Tertius  e  caelo  cecidit  Cato.  Mathö  M.  VII  10,  3. 
Xerö  VII  21,  3.    Pedö  —  Matho  Juv.  T,  129. 


Epigrammaton  Liber  I  (in  den  J.  85/86).  |ß5 

I. 

Hic  est  quem  legis  ille,  quem  requiris, 
Toto  notus  in  orbe  Martialis 
Arg-utis  epigrammaton  libellis: 
Cui,  lector  studiose,  quod  dedisti 
5  Viventi  decus  atque  sentienti, 
Rari  post  cineres  habent  poetae. 

II. 

Qui  tecum  cupis  esse  meos  ubicunque  libellos 

Et  comites  longae  quaeris  habere  viae. 
Hos  eme,  quos  artat  brevibus  membrana  tabellis: 

Scrinia  da  magnis,  me  manus  una  capit. 
Ne  tamen  ignores  ubi  sim  venalis,  et  erres 


II  1.  esse  meos  ubicunque]    esse,  mens  iihiciinqne  L3fartens  Ep. 
de   31  I  2  et  29    [Festgabe  für    WCrecelius    Elberfeld    1881)    p.    27    f. 


I  2.  Prop.  IV  1,  30  post  cineres  Ovid.  Ex  P.  lY  16,  3  Famaque 
post  cineres  major  venit  etc. 

II  5.  Horat.  Epp.  I  12,  25   Ne  tamen  ignores,  quo  sit  Romana 
loco  res. 


I  1 — 3.  M.'s  Epigramme  waren  hiernach  durch  Abschriften ,  wie 
sie  M.  selbst  II  5  vgl.  auch  I  lul  erwähnt,  in-  und  ausserhalb  Roms 
schon  viel  verbreitet,  ehe  er  sieh  selbst  zur  Samrahmg  derselben  und 
Herausgabe,  zunächst  in  zwei  Büchern,  entschloss. 

2.  toto  notus  in  orbe.  V  13,  3  toto  legor  orbe  frequens  VIII  61,  3 
orbe  cantor  et  legor  toto. 

6.  post  cineres  =  VIII  38,   16.    Vgl.  V  13,  4. 

II  2.  lonffae  —  viae.    XIV  1S8,  2  longas  —  vias.    Ebenso  VI  43,  S. 

3.  Hos  eme,  quos  artat  brevibus  membrana  tabellis.  Da  die  Per- 
gamentbücher aus  sehr  vielen  auf  beiden  Seiten  beschriebenen  Blät- 
tern bestehen  konnten,  war  es  möglich,  hier  verhältnissmässig  um- 
fangreiche Texte  in  einem  massigen  Bande  zu  bieten  vgl.  XIV  184; 
190;  192.  Marqiiardt  Prl.  II  790  ff.  Birt  S.  85  ftV-  Man  bediente  sich 
daher  der  Pergamentbücher  besonders  auf  Reisen  XIV  188  SG  II 
30  .  Das  Epigramm  beweist  gegen  Birt  S.  70 — 95  ,  dass  auch  Buch- 
händler schon  damals  Ausgaben  in  Pergamentbüehern  veranstalteten. 

4.  scrinia.  Cylindrische  Behältnisse  für  Papyrusrollen,  wie  sie 
öfter  am  Fuss  von  Statuen  (z.  B.  des  Sophokles  im  Lateranj  vor- 
kommen.   Marquardt  Prl.  II  057  ff. 


Ißß  M.  Valcrii  Martialis 

Urbe  vagus  tota,  me  duce  certus  eris: 
Libertum  docti  Lucensis  quaere  Secundum 
Limina  post  Pacis  Palladiumque  forum. 

ni. 

Argiletanas  mavis  habitare  tabernas, 

Cum  tibi,  parve  liber,  scrinia  nostra  vacent. 

Nescis,  heu,  neseis  dominae  fastidia  Romae : 
Crede  mihi,  nimium  Martia  turba  sapit. 


III.    Horat.  Epp.  I  20,   10  ss;.     3.  Horat.  C.  IV  14,  44  domina  — 
Eüina. 


6.  tirbe  vagus  tota,   IV  78,  3  tota  vagus  nrbe. 

7.  Libertum  docti  Lucensis  quaere  Secundum.  Der  Buchhändler 
Secundus,  Freigelassener  eines  unbekannten  Lucensis  [ein  Egnatius 
Lucensis  in  einer  Lyoner  Inschrift  Wilmanns  Ex.  Inscr.  2233  wird 
nur  hier  genannt.  Er  verkaufte,  wie  es  scheint,  nur  Pergamentexem- 
piare  in  Buchform,  dagegen  Atrectus  I  117  nur  Prachtexemplare  iu 
Rollenform.  Ueber  das  Verhältniss  beider  zu  Trypho  vgl.  oben  S.  17 
fBecker  Top.  257  u.  407  identificirt  mit  Unrecht  Atrectus  mit  Secundus. 
Vgl.  Jordan  Janustempel  und  Argiletum,  Hermes  IV  232,1). 

S.  Limina  i)ost  Pacis  Palladiumque  forum:  hinter  dem  von  Vespa- 
sian  erbauten  Friedenstempel  und  dem  nach  seinem  Hauptgebäude, 
einem  Minerventempel ,  benannten  von  Domitian  (nach  dieser  Stelle 
also  spätestens  im  J.  86  begonnenen,  von  Nerva  im  J.  98  (zu  X  28) 
vollendeten  forum  transitorium,  dessen  Umfassungsmauer  mit  den  Co- 
lonnacce  zum  Theil  noch  erhalten  ist.  Becker  Top.  373  f.  Jordaa 
Top.  I  2,  449  ff.  Die  Gegend  zwischen  diesen  beiden  Anlagen  und 
der  Sixbura  ist  das  Argiletum  (d.  h.  nach  vorennianischer  Orthographie 
argilletum  Jordan  Topogr.  I  138  ,  ein  Name,  der  in  älterer  Zeit  die 
ganze  Gegend  bezeichnet  hatte,  die  sich  von  der  Südspitze  des  Qui- 
rinals  nach  dem  Capitolinus  und  dem  Forum  erstreckte.  Dort  lagen 
zahlreiche  Buchhandlungen,  vgl.  I  3,  1 ;  117,  10.  Marquardt  PrL 
804. 

III  ].  Argiletanas  —  tabernas.     Zu  I  2,  8. 

3.  do7ninae  Romae  =  X  103,  9.  d.  in  urbe  III  J,  5.  d.  ab  urbe 
IX  64,  4.    d.  urbis  XII  21,  9.    d.  arcae  III  31,  3. 

4.  crede  mihi.  So  öfter  I  15,  11;  41,  2  etc.  Ebenso  oft  mih 
crede  III  5,  3;  16,  5  etc. 


I 


Epigrammaton  Liber  I    in  den  J.  85/86).  167 

5  Maiores  nusquam  rhonclii,  iuvenesqiie  senesque 
Et  pueri  nasum  rhinocerotis  liabent. 
Audieris  ciim  grande  sophos,  dum  basia  iactas, 

Ibis  ab  excusso  missus  in  astra  sago. 

Sed  tu  ne  totiens  domini  patiare  lituras 

10       Neve  notet  lusus  tristis  banmdo  tuos. 

Aetherias,  lascive,  cupis  volitare  per  auras : 

I,  fug-e;  sed  poteras  tutior  esse  domi. 


III   5.    rhonchi   -Ew   ronchi  Q   runt   H    üienmt  T.     '.  jactas 
HTQEXBFG  captas  CO  [Q  am  Hände;. 


III  5.  Ovid.  M.  VIII  525  Cons.  Liv.  203  Verg.  A.  IX  309  Horat. 
Epp.  I  1,55:  juvenesque  senesque.  11.  Verg.  G.  II  291/2  A.  VII  557: 
aetheriae  —  aureae. 

III  5.  6.  Sidon.  Apoll.  C.  3,  S  Xec  nos  rhonchisono  rhinocerote 
notat.   Id.  C.  9,  344  (Cato  tertius    narem  rhinoceroticam  minetiir. 

(9,  Auson.  II  19  Ne  ferat  indignumque  vatem  centumqne  lituras. 
11,  12:  vgl.  Auson.  XXIII  14). 


5.  rhonchi.  Hier  und  IV  86,  7  als  Zeichen  der  Geringschätzung 
und  des  Hohns;  vom  natürlichen  Schnarchen  III  82,  30. 

iiivenesque  senesque  =  VII  35,  5;   71,  5    IX  S,  9. 

6.  nasum  rhinocerotts.  Weil  die  Nase  überhaupt  das  Organ  des 
Spottes  ist.  I  41,  18  Non  cuicunque  datum  est  habere  nasum;  V  19, 
17  tacito  —  naso.    Vgl.  XII  88  u.  nasutus  II  54,  5  XII  37  XIII  2,1  s. 

7.  sophos  vgl.  I  49,  37  grande  et  insanum  sophos,  I  76,  10 
magnum  sed  perinane  sophos,  III  46,  7  tergeminum  sophos,  VI  48,  1 
grande  sophos.  Vermuthlich  haben  die  griechischen  Ausdrücke  der 
Beifallsbezeugungen  sophos  und  euge  in  Rom  zuerst  ebenso  mit  der 
griechischen  Musik  und  Rhetorik  Eingang  gefunden,  wie  Bravo  und 
dgl.  bei  uns  mit  der  italienischen. 

dum  basia  iactas.  Vgl.  z.  B.  Juven.  4,  118  mit  Mayors  Anm.) 
Um  für  den  Beifall  der  Zuhörer  zu  danken,  basiiim,  ein  unrömi- 
sches von  CatuU  eingeführtes  Wort,  das  M.  viel  braucht,  ausserdem 
von  Späteren  Phaedrus,  Petron,  Juvenal,  Apulejus,  Fronto.  Haupt 
Opp.  II  lOS. 

8.  sago.  Das  Prellen  auf  ausgebreiteten  Mänteln  sagatio)  ur- 
sprünglich bei  den  Soldaten  zu  deren  Tracht  das  sagum  gehörte, 
Marquardt  Prl.  544  u.  548  üblich,  erwähnt  Sueton  Otho  c.  2  als 
einen  in  Rom  von  Otho  in  seiner  Jugend  geübten  Unfug  SG  I 
24,  6  . 

9.  lituras.    Vgl.  IV  10,  7  s.    VII  17,  8. 
11.  aetherias  —  per  auras  =  16,   1. 


168  M.  Valerii  Martialis 

IV. 

Contig-eris  nostros,  Caesar,  si  forte  libellos. 

Tcrrarum  dominum  pone  supercilium. 
Consuevere  iocos  vestri  quoque  ferre  triumplii 

Materiam  dictis  nee  piidet  esse  ducem. 
5  Qua  Thymelen  speetas  derisoremque  Latinum, 

lila  fronte  precor  carmina  nostra  legas. 
Innocuos  censura  potest  permittere  lusus: 

Laseiva  est  nobis  pagina,  vita  proba. 


IV  2.  Horat.  C.  I,  6  Ovid.  Ex  P.  I  9,  36  II  8,  26  Lncan.  VIII  20S 
Stat.  S.  III  4,  20:  Terraram  dominum. 

2.  Priap.  1,  2  pone  snpercilinm. 

IV  2.  Auson.  XV  3,  2  pone  supercilium.  Sedul.  C.  pasch,  prol.  3. 
pone  supercilium,  si  te  cognoscis  amicum.  Sidon.  Apoll.  C.  15,  190 
Nunc  Stoica  tandem  Pone  supercilia. 

5.  (Auson,  XXV  3,  4  nos  Thymelen  seqnimur). 

IV  8.  Auson.  XXVIII  (cento  nupt.)  4,  6  Laseiva  est  nobis  pa- 
gina, vita  proba,  ut  Plinius  dicit.  7.  8.  Vincent.  Bellov.  V  43  (zu 
I  praef.  1.  7) :  Laseiva  est  multis  pagina,  v.  pr. 

IV  1.  Contige7-is  —  si  forte.  X  64,  1  Contigeris  regina  meos  si 
Polla  libellos. 

2.  Terrarum  dominum  —  siqiereilium.  Terrarum  dominus  der  Kaiser 
VII  5,  5  VIII  2,  6.  Stat.  S.  III  4,  20  M.  VIII  32,  6.  dominum  mundi. 
Das  Neutrum  dominum  wol  nur  hier,  vgl.  famulum  nemus  VI  76,  6. 
Palatinum  supercilium  ist  IX  79,  2  der  Uebermuth  der  Hofleute. 

3.  triiimplti.  Ueber  die  Sitten  der  Soldaten  bei  den  Triumphen 
Spottlieder  auf  den  Feldherrn  zu  singen  Marquardt  StV  II  588,  2. 
Vgl.  auch  VII  8,  7—10. 

4.  dictis:  Witzworte. 

ducem.  Dux  sehr  gewöhnlich  für  den  Kaiser  (Imperator)  bei  Mar- 
tial  ixnd  Statins  (Fincke,  De  appellationibus  Caesarum  honorificis 
[Regim.  1867]  p.  29)  und  sonst  z.  B.  bei  Juv.  II  104  IV  145  VII  21; 
in  älterer  Zeit  selten,  Fincke  p.  8. 

5.  Thymelen  —  Latinum.  Th.  eine  unbekannte  Mimenspielerin, 
L.  Archimimus  zugleich  Günstling  Domitians  und  als  Denunciant 
gefürchtet  (SG  I  105  II  428,  7;  571).  Beide  traten  oft  zusammen 
auf,  Juv.  I  36.  'ö.  fronte  legas.     Vgl.  VII  12,  1. 

7.  innocuos  —  lusus:  VII  12,  9  Ludimus  innocui.  III  99,  3  In- 
nocuos permitte  sales. 

censura.    Vgl.  die  Anmerkungen  zur  praefatio. 

8.  Laseiva — proba.  Mit  Eeminiscenz  an  Catull  16,5  Nam  castum 
esse  decet  pium  poetam  Ipsum,  versiculos  nihil  necesse  est,  und  Ovid 


Epigrammaton  Liber  I  (in  den  J.  85/86).  169 

V. 

Do  tibi  naumachiam,  tu  das  epigrammata  nobis: 
Vis,  puto,  cum  libro,  Marce.  natare  tuo. 

VI. 

Aetberias  aquila  puerum  portante  per  auras 

lulaesum  timidis  unguibus  haesit  onus. 
Nunc  sua  Caesareos  exorat  praeda  leoues 

Tutus  et  ingenti  ludit  in  ore  lepus. 
Quae  maiora  putas  miracula?  summus  utrisque 

Auetor  adest:  haec  sunt  Caesaris,  illa  lovis. 


VI  5.  utrisque  FQF. 


VI  1.  Aetherias  auras:   Zu  I  3,  11 


Trist.  II  354  Vita  verecunda  est,  Musa  jocosa  uiea.  Eine  Erinnerung 
an  solche  Stellen  enthält  das  Epitaph  Hadrians  auf  Voconius.  Apulej. 
Apol.  c.  11  Lascivos  versu,  mente  pudicus  eras.) 

V.  Dies  Distichon  legt  M.  dem  Kaiser  in  den  Mund:  nirgend 
findet  sich  bei  ihm  sonst  etwas  derartiges.  Ueber  die  von  Domitian 
veranstaltete  Naumachie  vgl.  SG  II  37U  III  429. 

2.  Vgl.  IX  58,  7.  8  XIV  196,  2  (Ipsa  suas  melius  Charta  natabat 
aquas)  und  III  100  V  53,  4. 

VI.  Eins  von  den  Epigrammen  auf  die  kurz  ztivor  in  einem 
kaiserlichen  Schauspiel  gezeigten  abgerichteten  Löwen,  die  Hasen 
mit  den  Zähnen  fassten  und  wieder  losliessen.  Die  übrigen  sind: 
I  14;   22;   48;   51;  60;    104. 

1.  2.  M.  mag  hier  eine  Kunst- Darstellung  des  Raubes  des 
Ganymed  nach  dem  berühmten  Original  des  Leochares  vorgeschwebt 
haben.  Timidis  unguibus  (ebenso  Timidos  dentes  I  104,  18  erinnert 
an  die  Beschreibung-  des  Plin.  N.  h.  XXXIV  79  (aquilam  —  parcen- 
tem  unguibus  etiam  per  vestem  puero  .  KOMueller  Arch.  d.  K. 
351,  6.  Vgl.  auch  Incert.  Anth.  Palat.  XII  67,  3:  Aletl,  tov  yapUvra 
zotI  rTepd  7t'j7.>^d  Tivd;a;  Heb;  i''^ £p£; ;  [j.-fj  ro'j  •AviaixaT  o^'j|iv  lysi;  Strato 
ibid.  221:  oxelye  -pö?  al&lpa  oiov,  ä-lpyeo  raioa  y.otxt^cov  AUts,  xd; 
oicp'jel;  Ey.TTSxdoa;  ZTSpu^*?  —  V.  5 :  c£io£o  o'  aif*d;ai  -/.oüpov  '['x\).<büi'4M-/} 
TapoJ). 

1.  Aetherias  —  jj«r  auras  =  I  3,  11. 

3.  Sua  —  praeda.     Zu  I  111,  2. 

6.   Caesaris  —  lovis.     Zu  Sp   16b,  3. 


170  ^t-  Valerii  Martialis 

VII. 

Stellae  delicium  mei  columba, 
Verona  licet  audieute  dieam, 
Vicit,  Maxime,  passerem  Catulli. 
Tanto  Stella  mens  tuo  Catullo 
5  Quanto  passere  maior  est  columba. 


VII  1.  Stellae.  L.  Amintius  Stella  aus  Patavium  I  61,  4  iStat. 
S.  I  2,  260  bezieht  sich  auf  Violentilla)  einer  der  Hauptgönner  des 
M.  imd  Statius  ixnd  selbst  Dichter  (I  7  V  11  VI  21  VII  14  VIII  78). 
auch  sonst  oft  erwähnt  (I  44  IV  6  V  12;  59  VI  47  VII  3(;  IX  55.' 
89  X  48  XI  52),  XV  vir  s.  f.  (Stat.  S.  I  2,  176  s.),  Gemahl  der  Vio- 
lentilla [Nl  21  VII  14  s.  50  XII  3),  feierte  Ende  89  den  dacischen 
Triumph  (Stat.  S.  I  2,  180  s.)  und  im  J.  93  Domitians  Rückkehr  aus 
dem  Sarmatenkriege  mit  prächtigen  Scliauspielen  VIII  78) ,  erhält 
das  gehoffte  (IX  42)  Consulat  als  suffectus  Ende  101  (Einl.  S.  66) ;  SG  III 
396;  401;  431;  434;  442.     Teuffei  RLG  323,  1.     Vgl.  Einl.  S.  7. 

Die  Gedichte  Catulls  auf  den  passer  der  Lesbia  (2  u.  3)  auf  die 
M.  I  109  IV  14,  13  VII  14  XI  6,  14  XIV  77  anspielt)  gehörten  wol 
zu  den  am  meisten  nachgeahmten  (M.  I  109,  Hermes  I  68  =  Wilmanus 
Ex.  Inscr.  584).  Stella  hatte  sowol  ein  Gedicht  auf  die  lebende 
Taube,  von  dem  hier  die  Rede  ist,  als  auf  die  tote  (VII  14,  5)  ge- 
macht. Das  letztere  erwähnt  auch  Statius  S.  I  2,  102  (frühestens 
Ende  S9  veifasst):  hie  nostrae  deflevit  fata  columbae.  Auch  dies 
Gedicht  ist  ganz  in  Catulls  Manier.    Paukstadt  p.  26. 

Wenn  man  mit  Gilbert  hier  ein  Citat  aus  dem  Gedicht  des  Stella 
zu  erkennen  glaubt  (das  etwa  anfangen  konnte  Liicis  delicium  meae 
columba),  wird  man  DELICIVM,  COLVMBA  und  v.  3  Passerem 
schreiben. 

3.  Jfaxime.  Gewiss  derselbe  Freund  des  Dichters ,  an  den  I  69, 
wahrscheinlich  derselbe,  an  den  V  70  VII  73  X  77  gerichtet  sind. 
Vielleicht  Vibius  Maximus  'XI  106),  der  93  und  später  als  praef. 
coh.  III  Alpinorum  in  Dalmatien  stand,  104  Präfekt  von  Aegypten 
war.     SG  III  457. 

4.  Catulli  —  5.  Catullo.  M.  liebt  es  nach  dem  Beispiel  Catulls, 
auf  einander  folgende  Verse  mit  demselben  Wort  oder  derselben 
Phrase  zu  schliessen  I  35,  6  u.  7  I  41,  14  u.  15  IV  30,  1  u.  2  IV 
46,  1  u.  2  V  35,  7  u.  S  VI  82,  10  u.  11  VII  60,  7  u.  S  X  49,  4  u.  5 
XI  15,  3;  51,  4;  80,  3  XII  95,  1.  Paukstadt  p.  31.  Vgl.  auch  zu 
II  41,  3. 


Epigrammaton  Liber  I   in  den  J.  85, 86).  j7i 

VIII. 

Quocl  magni  Thraseae  consummatique  Catonis 
Dogmata  sie  seqiieris.  salviis  ut  esse  velis, 

Pectore  nee  niido  strictos  incurris  in  enses, 
Quocl  fecisse  velim  te,  Deeiane,  facis. 

Nolo  virum  facili  redimit  qui  sanguine  famam, 
Hunc  Yolo,  laudari  qni  sine  morte  potest. 

IX. 

Bellus  homo  et  magnus  vis  idem,  Cotta,  videri: 
Sed  qui  bellus  homo  est,  Cotta,  pusillus  homo  est. 

X. 

Petit  Gemellus  nuptias  Maronillae 

Et  cupit  et  instat  et  preeatur  et  donat. 


Vm  2.  saivus  P  talis  EXC(r  prV  tal  B. 

X  1.  Gemellus  TQ  Venustus  MP  P  am  Rande:  «al.  patria  ge- 
mellus")  F  gemelhis  venustus  EXBC(tV  Ueberschrift :  De  Gemello 
et  ;ei:  Maroniila  ;e)  TB(^  De  Venusto  et  Maroniila  EXO  De  Ve- 
nusto  et  marine  PQ]. 


IX  1.  Catull.  24,  7   homo  bellus. 


VIII.  Vincent.  Bellovac.  Spec.  doctr.  VI  08  Martialis  Coquus : 
Nolo  virum  facili  redimit  qui  sanguine  famam,  Hunc  volo  laudari  qi  i 
sine  morte  potest. 


yill.  Decianus  ein  Freund  und  Landsmann  M.'s  aus  Emerita 
(I  61  ,  Dichter  oder  Schriftsteller  ib.),  dessen  Geist,  Bildung  und 
Charakter  M.  hoch  rühmt  il  39)  und  dem  er  das  2.  Buch  gewidmet 
hat  (II  5),  kommt  in  den  späteren  Büchern  nicht  mehr  vor.  Er  war 
nach  I  8  Stoiker,  doch  ohne  Schroffheit  und  Ostentation,  weshalb 
auch  I  24  an  ihn  gerichtet  ist. 

1.  Thraseae  —  Catonis.  Beide  werden  nicht  nur  als  Idealge- 
stalten der  stoischen  Schule,  sondern  auch  weil  sie  für  ihre  Ueber- 
zeugung  starben,  hier  genannt.  Ueber  P.  Faunius  Thrasea  Paetus 
(geb.  34,  7  62,  bei  M.  noch  IV  54)  Momrasen  Ind.  Plin.  Consummatus 
von  Personen  besonders  häufig  bei  Quintilian,  auch  bei  dem  j.  Pliiiius. 

5.  facili:  leicht  vergossen. 

IX.  1.  Bellus.    Vgl.  II  7  III  63. 

2.  pusillus.     Vgl.  III  62,  S. 

X.  1.  Gemellus.  Ob  M.  Gemellus  oder  Venustus  schrieb,  ist  kaum 
zu  entscheiden,  da  beides   sich  in   allen   drei  Handschriftenfamilien 


172  M.  Valerii  Martialis 

Adeone  pulchra  est?  immo  foedius  nil  est. 
Quid  ergo  in  illa  petitur  et  placet?    Tussit. 

XI. 

Cum  data  sint  equiti  bis  quina  nomismata,  quare 
Bis  decies  solus,  Sextiliane.  bibis? 

lam  defecisset  portantes  calda  ministros, 
Si  non  potares,  Sextiliane,  merum. 

XII. 

Itur  ad  Hereuleas  gelidi  qua  Tiburis  arces 


XII  1.  Herctileas  gelidi  T  Herculei  gelidas  PQEFü)    gelide  G 


findet;  jedenfalls    differirten   die  Texte   hierin  schon    im  Alterthum 
(vgl.  Einl.  S.  93 f.).    Beide  Namen  kommen  sonst  nicht  vor. 

XI.  Vgl.  I  26.  Bezieht  sich  auf  eine  kaiserliche  Bewirthung  im 
Theater  oder  Amphitheater,  wobei  jeder  Ritter  10  kupferne  l  26,  4) 
Marken  zur  Einwechslung  gegen  Getränke,  und  zwar,  wie  es  scheint, 
beliebige  erhielt. 

1.  nomismata.  Der  Ausdnick  erinnert  an  tesserae  nummariae  bei 
Suet.  August  c.  41  und  unterstützt  die  Vermuthung  Benndorfs  und 
OHirschfelds  Verwaltungs-Gesch.  132,  1),  dass  diese  letzteren  ihre 
Namen  nur  von  ihrer  münzenähnlichen  Form  erhalten  haben,  vgl.  zii 
XII  62,  11.  Schon  Lessing  (Martial,  Ausgabe  von  Lachmann  VIII  493) 
verstand  nomismata  richtig  von  tesserae  vinariae. 

3.  calda.  Ein  beliebtes  Getränk  aus  warmem  Wasser  und  Wein. 
Becker-Göll  III  441. 

ministros.  Die  kaiserlichen  Diener.  Vgl.  Stat.  Silv.  I  6,  der  bei 
der  Schilderung  einer  kaiserlichen  Bewirthung  des  Volks  v.  28  ss. 
die  Diener  ausführlich  beschreibt,  von  denen  ein  Theil  marcicla  cina 
larcjiuntur. 

XII.  Bezieht  sich  wie  I  S2  auf  den  Einsturz  einer  Portieus  auf 
einer  Villa  des  Regulus  an  der  via  Tiburtina,  unter  welcher  er  kurz 
vorher  gefahren  war.  Ueber  M.'  Aquilius  Regulus,  berühmt  als  Sach- 
walter und  berüchtigt  als  Delator,  sehr  reich  und  einer  der  Gönner 
M.s,  die  er  am  häufigsten  nennt  I  111  II  24;  93  IV  16  V  10;  21; 
2S;  63  VI  38;  64  VII  16;  31),  vgl.  Mommsen  Ind.  Plin. 

1.  Hereuleas.  Tibur  heisst  Herculeum  Prop.  II  23,  44  M.  IV  62,  1 
(IV  57,  9  VII  13,  3)  von  dem  berühmten  Kult  des  Hercules,  dessen 
prächtiger  Tempel  in  der  Gegend  der  jetzigen  Kathedrale  von  Tivoli 
lag.  Preller  RM  II  285,  2.  Gelidum  Tibur  auch  IV  64,  32  vgl. 
dagegen  Fronto  ad  M.  Caes.  et  luv.  II  6  ed.  Naher;. 


Epigrammaton  Liber  I    in  den  J.  85/86).  173 

Canaque  sulphureis  Albula  fumat  aquis, 
Rura  nemusque  sacrum  dilectaqiie  iugera  Musis 

Signat  vicina  quartus  ab  urbe  lapis. 
5  Hie  rudis  aestivas  praestabat  porticus  umbras, 

Heu  quam  paene  uovum  porticus  ausa  nefas! 
Nam  subito  eonlapsa  ruit,  eum  mole  sub  illa 

Gestatus  biiugis  Regulus  esset  equis. 
Nimirum  timuit  nostras  Fortuna  querellas, 
10       Quae  par  tarn  magnae  non  erat  invidiae. 
Nunc  et  damna  iuvant :  sunt  ipsa  pericula  tanti : 

Stantia  non  poterant  tecta  probare  deos. 

xni. 

Casta  suo  gladium  cum  traderet  Arria  Paeto, 
Quem  de  visceribus  strinxerat  ipsa  suis, 


XII  5.  umbras  TEw  Rand  v.  Q  auras  PQF.     7.  eonlapsa  F  cum 
lapsa   TX.     12.  deos]  deum   T. 

XIII  2.  strinx  serat  TPQ  traxerat  EFw,  Rand  von  P  u.  Q. 


XII  2.  Ovid.  A.  a.  I  250  et  quae  de  calido  sulpure  fumat,  aquara. 

4.  Ovid.  F.  II  OS  2  sextus  ab  urbe  lapis.  5.  Ovid.  Ex  P.  I  8,  05 
densa  modo  porticus  urabra. 

XII  (9.  10.  Stat.  S.  III  5,  41  superique  potentes  Invidiam 
timuere  tuam;. 


2.  Albula.  Auch  aquae  Albulae,  der  Schwefelbach,  der  aus  dem 
lago  di  Solfatara  in  den  Teverone  fällt  (IS  km  von  Porta  San  Lo- 
renzo;  und  der  auch  im  Alterthum  zu  kalten  Bädern  benutzt  wurde. 

4.  quartics  ab  urbe  lapis.  Dies  selbe  Landgut  heisst  VII  31,  11 
rus  marmore  tertio  notatum,  lag  also  zwischen  dem  dritten  und  vierten 
Meilenstein.     Sextus  ab  Albana  —  arce  lapis  IX  101,  12. 

5.  rudis:    Einfach,  ländlich. 

6.  quam  paene.    Ebenso  VI  5S,  3. 

8.  gestatus.  Porticus  wurden  bei  schlechtem  Wetter  auch  zu  Spa- 
zierfahrten benutzt.  Juv.  7,  181  porticus  in  qua  gestetur  dominus, 
quotiens  pluit. 

10.  Vgl.  VII  47,  7  Non  tulit  invidiam  taciti  regnator  Averni, 
IX  S6,  10  Invidia  possis  exonerare  deos,  XII  14,  8  Invidia  fati  sed 
leviore  cadat. 

12.  probare  deos.  Die  Existenz  der  Vorsehung  der  Götter  be- 
weisen, vgl.  I  82,  9—11. 

XIII.  Bezieht  sich  vermuthlich  auf  eine  künstlerische  Darstellung 


174  M.  Valerii  Martialis 

»Si  qua  fides.  vuluus  quocl  feci  uon  dolet/f  inquit; 
»Sed  quod  tu  facies,  lioc  mihi,  Paete,  dolet.« 

XIV. 
Delicias.  Caesar,  lususque  iocosque  leonum 
Vidimus,  (hoc  etiam  praestat  hareiia  tibi]. 
Cum  preusus  blando  totiens  a  deute  rediret 
Et  per  ai)erta  vagus  curreret  ora  lepus. 
5  Unde  potest  avidus  captae  leo  parcere  praedae"' 
Sed  tameu  esse  tuus  dicitur:  ergo  potest. 

XV. 

0  mihi  post  uullos.  luli,  memoraude  sodales, 
Si  quid  louga  fides  cauaque  iura  valeut. 

Bis  iam  paeue  tibi  consul  trieesimus  instat. 
Et  uumerat  paucos  rix  tua  vita  dies. 


XV  1.  Ovid.  Tr.  I  5,  1  0  mihi  post  ullos  nnmqnam  memo- 
rande  sodales.  Ovid.  Tr.  IV  13,  1  0  mihi  non  dnbios  inter  meino- 
rande  sodales. 


des  Todes  der  älteren  Arria  und  ihres   Gemahls  Caeeina  Paetns  42 
p.  Chr.    Vgl.  über  beide  Mommsen  Ind.  Plin. 
■  XIV.  Vgl.  zxi  I  6. 

2.  praestat  harena  tibi  =  Sp  5,  4.  Praestitit  nnda  tibi  ib.  2S,  10. 
Exhibnit  —  harena  tibi  ib.  21,  2. 

6.  Aehnlich:  sed  nonint  ciii  serviant  leones   I  104,  22. 

XV.  Vgl.  das  verwandte  Epigramm  V  5S.  An  lulius  Martialis, 
einen  der  nächsten  Freunde  M.'s,  mit  dem  er  während  der  ganzen 
34jährigen  Dauer  seines  Aufenthalts  in  Eom  und  auch  noch  später 
(XII  34)  aufs  innigste  verbunden  blieb ,  den  er  also  damals  schon 
seit  21  Jahren  kannte;  nach  v.  3  beinahe  60  Jahre  alt,  also  bedeutend 
älter  als  der  (damals  4.5—48  Jahre  alte)  Dichter.  Er  besas3  ein  kleines 
Gut  auf  dem  Janiculus  IV  64)  und  darauf  eine  Bibliothek  VII  IT). 
Als  Kunstrichter  rühmt  ihn  M.  VI  1,  als  Freund  X  47;  er  sendet  ihm 
das  dritte  Buch  III  5 ;  auch  IX  97  ist  wol  an  ihn  gerichtet.  Vgl. 
auch  XI  80  u.  SG  III  4.51. 

1.  O  mihi  j)ost  7itdhs.  Vgl.  auch  M.  VII  46,  5  0  nuUis  Ovidi 
tacende  linguis. 

4.  vita.  In  dem  Sinne ,  dass  nur  die  genossene  Zeit  als  wahres 
Leben  angeführt   wird.    Vgl.  VI  70.  15  Non  est  vivere,   sed    valere 


Epigrammaton  Liber  I  (in  den  J.  85/86.)  175 

5  Non  bene  distuleris  videas  qiiae  posse  negari, 
Et  solum  hoc  ducas,  quod  fuit,  esse  tuum. 
Expectant  curaeque  cateuatiqiie  labores. 

Gaudia  nou  remaueut,  sed  fugitiva  volaut. 
Haee  utraque  manu  complexuque  assere  toto : 
10       Saepe  fluent  imo  sie  quoque  lapsa  sinu. 
Non  est,  crede  mihi,  sapientis  dicere  »Vivarnft: 
Sera  nimis  vita  est  crastina:   vive  hodie. 
XVI. 
Sunt  bona,  sunt  quaedam  mediocria,  sunt  mala  plura 
Quae  legis  hie:  aliter  non  fit,  Avite,  liber. 


XV  5.  qiiae  Eia  Sehn  '    qtiod  PQ  Sehn  2 
XV  10.  fluent  MEBFGO    fluunt  PQX. 


XV  7.  Anson.  XXIX  14  catenatosque  labores. 


XV  7—10.  Vincent.  Bellov.  Spec.  doctr.  VI  lOü:  Marcialis  Co- 
qnus:  »Exspectant  —  lapsa  sinn.«  Id.  ib.  V  111  Marcialis  Coquus: 
»Gaudia  non  remanent,  sed  fugitiva  volant.«  11.  Id.  ib.  VI  23  hinter 
Martial.  V  58. 

XVI.  Joann.  Sarisb.  Prolog.  Metalog.  p.  4. 


vita  est.     Ebenso  vive  V  12.    Vgl.  I  4't.  41;  103,  12  II  90,  3  V  20, 
14;    58,   1  VI  27,   10  VIII  41,   1   X  3S,  0  XII  60,  6. 

7.  catenatique  labores.  Die  metonymische  Uebertragung  des  Prä- 
dikats von  Personen  auf  deren  Zustände,  Eigenschaften,  Handlungen, 
Gebrauchsgegenstände  und  dgl.  (wie  hier  catenati  labores  statt  la- 
bores, quales  sunt  catenatorum;  ist  bei  M.  häufig.  I  35,  8  stolatum 
pudorem,  III  46,  1  operam  togatam,  III  58,  24  album  otium,  VII  64,  6 
jnfelix  et  fugitiva  quies,  VII  72,  9  de  trigone  nudo ,  X  3,  2  lingua 
circulatrix,  X  48,  10  mentha  circulatrix,  X  20,  4  praetextata  amicitia, 
X  51,  6  tunicata  quies,  X  82,  0  ingenuas  cruces,  XII  18,  5  sudatrix 
toga.    Vgl.  auch  delicata  mensa  X  62,  3  und  vagum  mane  VII  39,  1. 

8.  (jaudia — fugitiva.  Fugitivaque  gaudia  VII  47,11.  Vgl.  auch  X 
44,  55. 

XVI  2.  Avite.  L.  Stertinius  Avitus  cos.  92  Asbach  Coasular- 
fasten,  68-96  Rheinl.  Jahrbb.  LXXIX  [1SS5]  S.  1241  Gönner  M.s, 
dessen  Buch  er  in  seiner  Bibliothek  aufstellte  IX  praef.  Vgl.  VI  84 
X  96;  102  XII  24;  75  und  SG  III  395,  9.  —  M.  liebt  es  den  Namen 
des  Angeredeten  im  Vokativ  in  die  zweite  Hälfte  des  Pentameters  zu 
setzen.  Vgl.  II  60,  4  IV  26,  4  IV  56,  S  IV  83,  6  Yl  46,  2  VI  91,  2 
VH  88,  10  X  57,  2  X  70,  14  XI  8,  14  XI  85,  2.  Munro  (vgl.  die 
Eiul.  S.  3>,  2,. 


176  ^-  Valerii  Martialis 

XVII. 

Cogit  me  Titus  actitare  causas 

Et  dicit  mihi  saepe  »Magna  res  est.« 

Res  magna  est,  Tite,  quam  facit  colonus. 

XVIII. 
Quid  te,  Tucca,  iuvat  vetulo  miscere  Falerno 

In  Vaticanis  condita  musta  cadis? 
Quid  tantum  fecere  boni  tibi  pessima  vina? 
Aut  quid  fecerunt  optima  vina  mali? 
5  De  nobis  facile  est,  scelus  est  iugulare  Falernum 


XVIII  5.  De  nobis  facile  est]   Des  nobis  faecem  E Wagner  De 
nobis  taceo   3Iunro. 


XVIII  1.   Catull.  27,  1  Minister  vetuli  puer  Falerni. 
2.    Ovid.  F.  V  518    condita  vina  cado. 


XVIII  2.  Priscian.  Inst.  VI  14,73  (Keil  GL  II  257):  mustus  musti 
excipit  Probus,  quod  tarnen  mobile  videtur,  cum  veteres  et  feminino 
et  neutro  genere  inveniuntur  hoc  protulisse  pro  «novus  nova  novum.« 
Martialis  in  I:  ,Qaid  te  —  cadis.' 

XVII  1.  Vgl.  II  30,  5  Is  mihi  »dives  eris,  si  causas  egeris«  inquit. 
2.  7nagna  res  est.    Ein  frostiges  Spiel  mit  der  doppelten  Bedeutung 

von  magna  res:  eine  grosse  Sache  (VI  46,  2)  und  ein  grosses  Ver- 
mögen. Entweder  war  Titus  ein  grosser  Besitzer,  und  die  unausge- 
sprochene Pointe  ist ;  Du  hast  gut  reden.  Oder  M.  giebt  ihm  zu  ver- 
stehen, dass  er  ihm  ein  Gut  schenken  solle,  dann  könne  er  seinen 
Rath  sparen. 

XVIII  1.  vetulo  —  Falerno.  Ein  catullischer  Ausdruck  (C.  27,  1), 
den  M.  öfter  hat  VIII  77,  5  XI  26,  3.  Paukstadt  p.  24.  Haupt  Opp. 
II  125. 

2.  Vaticanis.  Die  zweite  Silbe,  bei  Horaz  kurz ,  ist  bei  M.  und  Ju- 
venal  stets  lang  (Lachmann  ad  Lucret.  p.  37). 

cadis.  Der  Vaticaner  Wein  gehörte  zu  den  geringsten  Sorten. 
VI  92  X  45  XII  48,  14  (Vaticani  —  cadi).  Es  gab  dort  auch  Töpfe- 
reien. Juv.  6,  344  Vaticano  fragiles  de  monte  patellas;  Blümner 
113,  3.     Marquardt  Prl.  436,  19. 

4.  IV  61,  13  Quid  tibi  sodales  fecimus  mali  tantum. 

5.  de  nobis  facile  est.  Quint.  decl.  371  in  f.  ed.  Burmann  p.  764: 
ergo  advocatum  txium  advocas,  participem  laboris?  De  me  facile 
est,  inveniam  patrem;  sed  tibi  timeo,  soles  enim  peiiclitari.  Vgl. 
auch  Propert.  III  11,  7  De  me,  mi  certe  'poteras  formosa  videri. 
Beide  mir   von    Erwin   Rolide    nachgewiesene    Stellen   zeigen   schon, 


Epigrammaton  Liber  I  (in  den  J.  85/86).  177 

Et  clare  Campano  toxica  saeva  mero. 
Convivae  meruere  tui  fortasse  perire: 

Amphora  non  meruit  tarn  pretiosa  mori. 
XIX. 
Si  memmi,  fuerant  tibi  quattiior,  Aelia,  dentes: 

Expiilit  iina  diios  tussis  et  iina  duos. 
lam  secura  potes  totis  tiissire  diebus: 

Nil  istic  quod  agat  tertia  tussis  habet. 
XX. 
Die  mihi,  qiiis  furor  est?  turba  spectante  vocata 


XVni  6. -toxica  saeva  (scaeva,  scaena)  mero  R3IPQ  Scr  Flach  Gil- 
hert  p.  19  toxica  vina  cado  EXBCFU  Schn^  t.  vina  mero  O  t.  saeva 
cado  Sehn-. 


XX  1.  Tibull.  I  lü,  37  IV  3,  7.  Ovid.  Am.  III  14,  7.  A.  a.  III 
172:    Quis  furor  est. 

XIX.  Steht  in  einem  cod.  reg.  Brit.  s.  IX  (am  Rande :  Virgilius 
de  sua  nutrice  Sehn  i  p.  736) ;  in  der  Hdschr.  der  Leipziger  Stadt- 
bibliothek s.  X  (De  quadam  vetula.  Haupt  Opp.  I  p.  290) ;  in  Parisin. 
8069  s.  XI  auf  Fol.  6  unter  der  Ueberschrift  versus  virgilii  de  nutrice 
sua  elia  Baehrens  PIm  IV  p.  18);  in  einem  Ambrosian.  s.  XV  Id.  ib. 
p.23)  ;  in  einem  Laurentianus  s.  XIV  (Virgilii  versus  de  nutrice;  Id.  ib. 
p.  25);  in  zwei  codd.  Vindobb.  s.  XIII  u.  XV  (Versus  Virgilii  de  nutrice 
sua.    Sehn  i  p.  30);  in  cod.  Sangall.  899  (s.  IX;  v.  1  elia:    HJMueller). 

dass  der  Text  richtig,  alle  Conjekturen  also  abzuweisen  sind.  Dazu 
kommen  noch  folgende,  von  den  Herren  JDuff  und  John  EBMayor  in 
Cambridge  bemerkte:  Prop.  III  3U  (32,,  21  Sed  de  me  minus  est.  Se- 
neca  Cons.  ad  Marciam  16,  3  et  de  ceteris  facile  est,  quos  nee  editos 
nee  amissos  civicas  sensit:  Tiberium  Gracchum  et  Gajum  Gracchum, 
quos  etiam  qui  bonos  viros  negaverit,  magnos  fatebitur,  et  occisos 
vidit  et  insepultos.  Lactant.  epit  56,  4  sed  idem  stultus,  qui  alteri 
fecerit  lucrum,  sibi  damnum.  sed  facile  de  damno  est:  quid  si  vita  ejus 
in  periculum  veniet?  6.  toxica  saeva  =  V  76,  2   X  36,  5. 

XIX  1.  2.  Vgl.  II  41,  6  tres  dentes  III  93,  2  quattuor  —  dentes 
VIII  57,  1  Tres  habuit  dentes,  pariter  quos  exspxiit  omnes. 

XX.  Auf  die  öfter  (M.  II  43  III  6ü  IV  6S  IV  85  VI  11  X  49, 
Plin.  Epp.  II  6,  Juv.  5,  SG  I  342  f.)  gerügte  Unsitte,  dass  Gastgeber 
ihren  Clienten  imd  geringeren  Gästen  schlechtere  Speisen  und  Ge- 
tränke auftragen  Hessen  als  den  geehrteren  und  sich  selbst. 

1.  Die  mihi  als  Versanfang  auch  V  55  XIV  179;  215. 
quis  furor  est.    non  furor  est?  II  SO,  2  III  76  3. 
Martial  I.  12 


I7§  M.  Valerii  Martialis 

Soliis  boletos.  Cacciliane,  voras. 
Quid  diguuin  tauto  tibi  ventre  giüaque  precabor? 

Boletum  qiialem  Claudius  edit.  edas. 
XXI. 
Cum  peteret  regem,  decepta  satellite  dextra 

lug-essit  sacris  se  peritura  focis. 
Sed  tam  saeva  pius  miracula  nou  tulit  hostis 

Et  raptum  flammis  iussit  abire  virum. 
5  Urere  quam  potuit  contempto  Mucius  igne, 

Hanc  spectare  manum  Porsena  nou  potuit. 


XXI  1.  Interpunktion  nach  (jtlhert  jj.  6.  {Sc?m:  Komma  nach 
dextra,  keins  nach  regem).  5.  igne  PQFw  Schn'^  (so  stets  bei  M.  Gil- 
bert)   igni  E^RSchn"-. 

XX  4.  Jnvenal.  5,  147  (ponitur)  Boletus  domino ,  sed  qualem 
Claudius  edit    Ante  illum  uxoris,  post  quem  nil  araplius  edit. 

XXI  4.  Ovid.  Am.  II  19,  12    Tr.  III  1,  68  jussit  abire. 

(De  Scaevola.  Plra  ed.  Baehrens  IV  342.  7.  8.  Sidon.  Apoll.  C. 
5,  78  [Scaevola]  Plus  felix  peccante  manu,  cum  forte  satelles  etc.). 


XX  4.  In  der  Hdschr.  der  Leipziger  Stadtbibliothek.  Haupt  Opp. 
I  p.  291. 

XXI  5.  6.  Pompej.  Comm.  GL  V  284  s;  (Barbarismus  fit,  si  literam) 
detrahas,  si  dicas  Porsena  pro  eo  quod  est  Porsenna :  ,hanc  spectare 
manum  Porsena  non  potuit.'  Non  stat  aliter  versus,  ita  enim  est, 
urere  quam  potuit  Mucius  contento  hanc  spectare  manum  Porsena 
non  potuit. 

Serv.  Verg.  A.  VIII  646  Porsena  unum  n  addit  metri  causa,  unde 
et  paeuultimae  datus  accentus  est.  Nam  Porsena  dictus  est.  Mar- 
tialis: .Hanc  —  potuit." 


2.  boletos:  Kaiserschwämme,  immer  zu  den  feinen  Schüsseln  ge- 
rechnet. Marquardt  Prl.  315,  7. 

Caeciliane.  Den  Namen  braucht  M.  VII  59,  um  die  verwandte 
Unsitte  der  [j.o-vocpa-|'ia  zu  rügen,  und  II  37  von  einem  Gaste,  der  alle 
aufgetragenen  Speisen  für  sich  einpackt. 

3.  gula:  Fressgier,  Schlemmerei,  wie  V  50,  6  V  70,  5  VII  19,  18 
XI  86,  6  XIII  62,  2  XIII  85,  2.  Dagegen  Geschmack  VI  11,  6  XIV 
220,  2. 

4.  Claudius  wurde  mit  boleti.  seinem  Lieblingsgericht,  vergiftet. 
Suet.  Claud.  c.  44. 

XXI.    Entweder  auf  ein  Bild  oder  wie  VIII  30  und  X  25  auf  eine 


Epigraiumaton  Liber  I  (in  den  J.  85/86).  179 

Maior  deceptae  fama  est  et  gloria  dextrae: 
Si  non  errasset,  fecerat  illa  minus. 

XXII. 

Quid  non  saeva  fugis  plaeidi  lepus  ora  leonis? 

Frangere  tarn  parvas  non  didicere  feras. 
Servantur  magnis  isti  cervicibus  ungues 

Nee  gaudet  tenui  sanguine  tanta  sitis. 
Praeda  eanum  lepus  est,  vastos  non  implet  liiatus : 

Non  timeat  Dacus  Caesaris  arma  puer. 

XXIII. 

Invitas  nulluni  nisi  cum  quo.  Cotta,  lavaris 

Et  dant  convivam  balnea  sola  tibi. 
Mirabar,  quare  mmquam  me,  Cotta.  vocasses: 

lam  scio.  me  nudum  displicuissc  tibi. 

XXIV. 

Aspicis  incomptis  illum,  Deciane,  capillis, 
Cuius  et  ipse  times  triste  supercilium. 


XXII  1.  Quid  non  saeva  Dnuza    Quid  nunc  saeva  codd. 


XXIV  1.  Prop.  IV  h,  9  Sicinc  eani  incomptis  vidisti  flere  capillis 
Horat.  C.  I  12,  41  incomptis  Curium  capillis.  3.  Horat.  Epp.  I  1,  64 
Et  maribus  Curiis  et  decantata  Camillis.  Lucan  VII  3.58  Si  Curios 
bis  fata  darent  reducesque  Camillos  Temporibns. 


XXIII  1.4.    In  der  Hdschr.  der  Leipziger  Stadtbibliothek.  Haupt 
Opp.  I  p.  291. 


als  Schauspiel  benutzte  Bestrafung  eines  Verbrechers,  der  als  Muclus 
Scaevola  seine  Hand  über  einem  glühenden  Kohlenbecken  verbrennen 
lassen  musste.  Vgl.  SGr  II  366.  Die  Art  der  Bestrafung  und  des 
Schauspiels  scheint  unter  Domitian  mehrmals  wiederholt  zu  sein. 

4.   iussit  abire  =  VIII  56,   10    XI  43,  8. 

XXII.    Vgl.  I  6. 

6.  Dacus  puer.  Ob  ein  dacischer  Feldzug  schon  vor  83  stattge- 
funden hat,  ist  zweifelhaft.  Nach  Eusebius  brach  ders  dacische  Krieg 
85  oder  86  aus,  in  welchem  letzteren  Jahre  dies  Buch  edirt  ist.  Das 
Epigramm  ist  wahrscheinlich  vor  dem  Beginn  des  Krieges  verfasst, 
als  sein  Bevorstehen  in  Rom  bereits  Tagesgespräch  war.  Einl.  S.  53f. 

XXIV.    Auf  einen  der  damals  in  Rom  zahlreichen  Heuchler  stoi- 

12* 


180  M.  Valerii  Martialis 

Qui  loquitur  Ciirios  adsertoresque  Camillos? 
Nolito  fronti  credere:   niipsit  heri. 

XXV. 

Ede  tiios  taudem  popiilo,  Faiistiue,  libellos 
Et  cultum  docto  pectore  profer  opus, 

Quod  nee  Cecropiae  damnent  Pandionis  arces 
Nee  sileant  nostri  praetereantqiie  senes. 
5  Ante  fores  stantem  dubitas  admittere  Famam 
Teque  piget  curae  praemia  ferre  tuae? 


XXIV  3.  adsertoresque  T. 

XXV  2.    pectore]  pectine   OMueller   Hermes  XII  304.     Vgl.  zu 
XII  44.  4. 


XXIV  3.  Claudian.  Eutrop.  I  439  Aemilios  inter  servatoresque 
Camillos. 

(XXV  4.  Horat.  A.  p.  3i2  Celsi  praetereunt  austera  poemata 
Ramnes.) 


scher  Sittenstrenge,  qui  Curios  simulant  et  Bacchanalia  vivunt  ( Juven. 
2,  3).  Vgl.  auch  Quintilian.  I  Prooem.  15.  SG  III  633.  Daher  an  den 
wahren  Stoiker  Decianus  (I  Sj  gerichtet. 

3.  Curios.  Curii  als  Repräsentanten  der  guten  alten  Zeit  bei  M. 
oft  VI  64,  2  VII  58,  7  VII  68,  4  IX  28,  4  XI  5,  8  IX  28,  4  XI  104,  2 
(Curius,  Nunia,  Tatius),  öfter  mit  Fabii  und  Fabricii,  auch  mit  Numa 
und  Tatius  verbunden.  Mit  Camilli  nur  hier  und  IX  27,  6:  Curios, 
Camillos,  Quintios,  Numas,  Ancos. 

4.  nupsit  heri.  Wie  XII  42,  1.  Juven.  2,  134  nubit  amicus.  Vgl. 
Tac.  A.  XV  37  von  Nero :  nisi  —  Pythagorae  —  in  modum  sollemnium 
coniugiorum  denupsisset.  Inditum  imperatori  flammeum  etc.  Vgl. 
Sueton.  Nero  c.  29.  Victor  Caes.  und  Ep.  5.  Reimar.  ad  Dion.  C. 
LXIII  13. 

XXV  1.  Faustine.  Ein  Freund  M.'s,  wohlhabend,  Besitzer  meh- 
rerer Villen  iIII  58  IV  57  (vgl.  VII  80,  12)  V  71  X  51),  selbst  Dichter 
(I  25).  Vgl.  auch  I  114  III  2:  25;  39;  47  IV  iO  V  32;  36  VI  7 ;  53, 
60  VII  12  VIII  41  und  SG  III  430  f.  und  449. 

populo  —  libellos.  Vgl.  I  29,  1.  2  und  über  libellos  die  Anmer- 
kung zur  Vorrede  dieses  Buchs  S.  162. 

2.  docto  pectore  =  IX  77,   3. 

5.  ante  fores  stantem.  Suet.  Galba.  c.  4  somniavit ,  Fortunam 
dicentem,  stare  se  ante  fores  defessam  et  nisi  ocius  reciperetur  cui- 
cumque  obvio  praedae  futuram. 

6.  curae.    Litterarische  Arbeit,  wie  I  45.  1   I  56,  5  I  107,  5  u.  s.  w. 


Epigrammaton  Liber  I  ;iii  den  J.  85/86).  181 

Post  te  victurae  per  te  qiioque  vivere  chartae 

Incipiant:  cineri  gloria  sera  venit. 
XXYL. 
Sextiliane,  bibis  quantum  subsellia  qninque 

Solus:   aqua  totiens  ebrius  esse  potes; 
Nee  consessorum  vicina  nomismata  tantum, 

Aera  sed  a  cimeis  ulteriora  petis. 
Non  haec  Paelignis  agitiir  viudemia  prelis 

Uva  nee  in  Tuscis  naseitur  ista  iugis, 
Testa  sed  antiqiü  felix  siccatur  Opimi. 

Egerit  et  nigros  Massica  cella  cados. 


XXVI  4.  petis  PQFü}  Scr  Flach  Gilbert  p.  23  bibis  EXBCG 
Sehn.  9.  Laletana  QF  Lalaetana  .Y  Lalentana  £  Laletanta  F  v(jl.  die 
Anm.  zu  I  49,  22. 


7.  victurae  —  chartae.  Wie  III  20,  2  VII  44,  7  XI  3,  7.  Vgl. 
victiiras  ctiras  I  107,  5.  victura  carmina  VIII  73,  4.  victurum  car- 
mine  munus  X  26,  9.  victums  liber  VI  60,  10.  Vgl.  nunqiiam  mori- 
tnra  VI  73,  7    VII  63,  1. 

XXVI.    Vgl.  111.  2.  totiem  sc.  bibens. 

5.  Paelignis.  Eine  der  geringeren  Weinsorten,  vgl.  XIII  121,  wie 
der  Tnscische  und  der  in  v.  9  erwähnte  Spanische,  Marqnardt  Prl. 
436  f.  Dagegen  gehören  der  viel  genannte  Wein  aus  dem  Jahr  des 
COS.  Opimius  633  u.  c.  =  121  a.  Chr.  Marqnardt  428  f.  Martial  II 
40  III  26  III  S2,  24  IX  87  X  49  XIII  113  und  der  auf  dem  Mons 
Massicus  in  unmittelbarer  Nähe  des  ager  Falernus  wachsende  (Mar- 
quardt  434  f.)  zu  den  edelsten.  

7 .  Opimi.  M.  hat  von  Substantiven  auf  ius  und  ium  den  Genetiv 
stets  einsilbig  mit  alleiniger  Ausnahme  eines  griechischen  Wortes: 
cybii  XI  27,  3;  31,  14.  Opimi  noch  II  40,  h  III  36,  3  XIII  1,  13. 
Summoeni  I  34,  6.  Publi  I  109,  5.  Antoni  II  89,  5  III  66,  5.  Apici 
II  89,  5.  Comeli  III  4,  4.  Sabidi  III  17,  3.  Tulli  III  20,  17.  luli 
IV  64,  1  u.  36  VU  17,12.  Sili  VI  64,  10  VII  63,  1.  Voconi  VII  29,1. 
Polybi  (falls  der  nom.  nicht  Polybus  ist)  VII  72,  U.  Instanti  VIII 
51,  21.  Camoni  IX  74,  1;  76,  1.  Vatini  XIV  96.  Properti  XIV  189. 
ingeni  V  56,  10.  Vgl.  zu  XI  2,  2,  wo  früher  Fabricii  gelesen  wurde. 
Haupt  opp.  III  584  f. 

8.  Egerit  et.  M.  hat  et  etwa  60  Mal  nachgestellt.  Ein  Verbum 
geht  vorher:  Sp  29,  2  I  26,  8;  55,  14;  92,  9;  96,  8;  103,  8  U  14,  S 
IV  45,  6;  66,  4;  82,  2  V  13,  8  VII  27,  6.  8;  28,  6;  84,  2;  88,  8  VIII 
3,  16;  14,  2;  56,  2.  8  IX  17,  5;  61,  8.  12.  16;  73,  5  X  63,  7 ;  88,  2 
XI  3,  5;  7,  9;  46,  3;  56,  11    XII  17,  8   XIV  81,2.    Ein  Adjektiv  oder     n 


182  ^^-  Valerii  Martialis 

A  copone  tibi  faex  Laletana  petatur, 
10       Si  plus  quam  decies.  Sextiliaue.  bibis. 
XXVII. 
Hestenia  tibi  nocte  dixeramus, 
Quincunces  puto  post  decem  peractos, 
Cenares  hodie,  Procille,  mecum. 
Tu  factam  tibi  rem  statim  putasti 
5  Et  non  sobria  verba  subnotasti 
Exemplo  nimium  periculoso; 
Mt3u)  (xvaixova  oup,7r6rav,  Procille. 

XXVIII. 

Hesterno  foetere  mero  qui  credit  Acerram, 
Fallitur:   in  lucem  semper  Acerra  bibit. 


XXVIII  1.  Clanclian.  Entrop.  II  84  producere  cenam  In  lucem, 
foetere  mero. 


Pronomen:  II  29,  2  III  26,  4  IV  43,  10;  54,  8;  82,  3  IX  59,  18  X  16,  6 
XI  2,  4.  Ein  Substantiv:  II  40,  4  IX  94.  2  XI  90,  6.  Ein  Adverbium 
IV  1,  4;  42,  11.  Das  Adjektiv  geht  vorher  und  das  Substantiv  folgt: 
I  6,  4  III  24,  12  VIII  50,  2;  30,  4;  33,  19  X  59,  3  XI  4,  3  XII  11,  7  ; 
39,  2.  Das  Substantiv  geht  vorher  und  das  Adjektiv  folgt:  VI  2,  2 
X  58,  8  XII  82,  12  XIII  115,  12.  Zwei  Wörter  gehen  vorher:  IX 
59,  12.    Grosse  Obss.  in  Stat.  Silv.  (Berolini  1861)  p.  48. 

10.  plus  quam  decies:  mehr  als  die  10  Male,  zu  denen  ihn  die 
empfangenen  Marken  berechtigen  (zu  I  11);  Marquardt  Prl.  326,  1  ver- 
steht falsch:  mehr  als  10  cyathi. 

XXVII  2.  quincunces.  Je  fünf  cyathi  (1  c.  =  2'/..  preuss.  Kubik- 
zoll,  Marquardt  Prl.  325,  10);  auch  XI  36,7.  Das  gewöhnliche  Maass 
war  der  triens  4  cyathi).  Die  Becher,  die  so  viel  fassten,  entsprachen 
etwa  unsern  Römern,  Becker-Goell  III  403. 

4.  rem  factam.  II  26,  3  lam  te  rem  factam  Bithynice  credis 
habere.  VI  60,  1  Rem  factam  PompuUus  habet. 

7.  Miaöi  (jLvaixova  aytATiöxav.  Das  viel  gebrauchte  griechische 
Sprichwort  (vgl.  z.  B.  Lucian.  conv.  3,  Plutarch.  mor.  p.  612  C.  D. 
Paroemiographi  Gr.  ed.  Leutsch  et  Schneidewin  II  p.  533  und  761), 
dessen  Sinn  ist,  dass  Aeusserungen  Berauschter,  die  für  diese  üble 
Folgen  haben  können,  vergessen  werden  sollen,  wirkt  hier  komisch, 
da  die  im  Rausch  erfolgte  Einladung  eines  Lästigen  als  eine  solche 
Aeusserung  betrachtet  wird. 

XXVIII  1.     Hesterno  foetere   mero.     I   87,  1     Ne    gravis   hesterno 
_  fragret  Fescennia  vino. 


Epigrammaton  Liber  I   in  den  J.  85/86).  183 

XXIX. 

Fama  refert  nostros  te.  Fidentine.  libellos 

Non  aliter  populo  quam  recitare  tuos. 
Si  mea  vis  dici,  gratis  tibi  carmina  mittam: 

Si  dici  tua  vis,  hoc  eme,  ne  mea  sint. 

XXX. 

Chinirgus  fiierat,  nunc  est  vispillo  Diaulus. 
Coepit  quo  poterat  clinieus  esse  modo. 


XXIX  3.  Si  tua  vis  dici.  4  Si  dici  mea  vis  LMartens  (zn  I  2, 1). 
4.  hoc  eme  PEXBC  (iilbert  eme  T  hie  eme  (r  haec  hec  eme 
F(a  Scr    en  eme  Sehn. 

XXX  2.  quo  ^Q    quod  EFuj. 


XXIX  1.  Fidentine.  So  nennt  M.  hier  und  I  38;  53;  72  einen 
Plagiator.    (Vgl.  I  52;  66  X  100). 

libellos.    Vgl.  I  25,    1. 

3.  4.  Vgl.  XII  63,  7  Nee  gratis  recitet  meos  libellos.  Der  Sinn 
ist:  entweder  musst  du  die  Gedichte  beim  Vorlesen  ausdrücklich  als 
die  meinen  bezeichnen,  dann  will  ich  sie  dir  nmsonst  schicken,  oder 
du  musst  mir  das  Recht,  die  von  dir  vorgelesenen  für  die  deinigen 
auszugeben,  abkaufen.  Vgl.  II  20  X  102  XII  46. 

4. /ioc  eme:  i.e.  ut  tua  dicantur  haec  carmina,  was  I  66,  14  silen- 
tium  emere  heisst.  Gilbert 3  p.  512  f.  Von  einem  »Kauf  des  Eigen- 
thumsrechts«  wie  Haenny  »Schi-iftsteller  und  Buchhändler  in  Rom« 
(18S4;  S.  106  annimmt,  ist  hier  —  im  eigentlichen  Sinne  des  Worts  — 
nicht  die  Rede.  Die  auf  der  Annahme,  dass  F.  durch  schlechtes  Vor- 
lesen M.'s  Gedichte  völlig  ruinirt  I  38),  beruhende  Aenderung  von 
Martens  ist  überflüssig,  und  seine  Erklärung  v.  4  Si  dici  mea  vis  etc. : 
Sin  me  auctorem  profiteri  in  animo  est,  potius  emas  velim,  ne  am- 
plins  mea  sint  carmina  tua  importunitate  vitiata    verfehlt. 

XXX.  Mit  geringer  Variation  wiederholt  I  47.    Vgl.  SG  I  301,  7. 

2.  clinieus.  Arzt  auch  IV  9,  1  IX  96.  Plin.  N.  h.  XXIX  4  Hip- 
pocrates  —  traditnr  —  instituisse  medicinam  hanc,  quae  clinice  voca- 
tur.  'EpfjLTjVsV**'^  ed.  Boucherie  (Notices  et  Extraits  des  Manuscrits 
XXmp.  351):  xXivixoc  visitator.  CIL  VI  2532=  Orelli  3506  Medicus 
clinieus  coh.  IUI  pr[aetorianorixm].  Diaulus  ist  jetzt  clinieus,  insofern 
xXivT]  auch  Todtenbahre  bedeutet. 


Ig4  M.  Valerii  Martialis 

XXXI. 

Hos  tibi,  Phoebe,  vovet  totos  a  vertice  criues 

Encolpos,  domini  centurionis  amor, 
Grata  Pudens  meriti  tiüerit  cum  praemia  pili. 

Quam  primura  longas.  Phoebe,  reeide  comas, 
5  Dum  iiulla  teneri  sordeut  lauugine  vultus 

Dumque  deceut  fusae  lactea  coUa  iubae; 
Utque  tuis  longum  dominusque  puerque  fruautur 

Muneribus,  tousum  fac  cito,  sero  virum. 
XXXII. 
Noii  amo  te,  Sabidi,  nee  possum  dicere  quare: 

Hoc  tantum  possum  dicere,  non  amo  te. 


XXXI  2.  Encolpos  prPQF  Encolpus  w  Sehn.     2.  amor.    3.  pili 
Gerth  hei  Gilbert  amor.  pili,  Schi. 


XXXI  1.  Ovid.  M.  IV  558  XIII  427  vertice  crinem.    G.  Verg.  A. 
VIII  660  lactea  colla. 

XXXII  Catnll.  85.  Odi  et  amo.    Qnare   Idfaciam,    fortasse  re- 
quiris?  Nescio.    Sed  fieri  sentio  et  excrucior). 

XXXII  Mar.  Victorin.  Art.  gr.  I  5  (GL  VI  28,  10)  nam  pro  brevi 
(o)  novi  tantum  posuernnt,  nt  Martialis  ,Non  amo  te  Sabidi.' 

XXXI.  Auf  das  Gelübde  des  Encolpos,  Lieblingsknaben  des  Cen- 
turio  Pudens,  dem  Apollo  sein  langes  Haar  zii  opfern,  wenn  sein  Herr 
den  Primipilat  erlangen  werde.  Nach  IX  17,  3  scheinen  Knaben 
solche  Gelübde  öfter  gethan  zu  haben.  Da  sich  V  48  auf  das  be- 
reits erfolgte  Abschneiden  des  Haares  bezieht,  scheint  Pudens  den 
Primipilat  im  J.  89  wo  V  verfasst  ist)  erlangt  zu  haben,  obwol  dort 
von  der  Lösung  des  Gelübdes  nicht  die  Rede  ist  Doch  blieb  Pudens 
noch  im  Dienst,  wol  in  Pannonien,  wo  er  85  gestanden  hatte  XIII 
69).  Vgl.  VI  58.  M.  hofft  VI  58  {im  J.  9u;,  dass  er  als  Eitter  zurück- 
kehren werde  (Marquardt  StV  II  377).  Doch  hat  er  die  Ritterwürde 
schwerlich  erlaugt,  da  M.  dies  sonst  in  einem  der  späteren  Gedichte 
erwähnt  haben  würde.  Er  war  aus  Sassina  VII  97,  seine  Hochzeit 
mit  Claudia  Peregrina  IV  13  (eine  frühere  Ehe  XIII  69'?).  Vgl.  ausser- 
dem IV  29  V  28  VI  54;  78  VII  11 :  14  VIII  63  IX  81  XI  38  XII  51 
u.  SG  I  253,  9  III  396,  8. 

3.  VI  58,  10  referes  pili  praemia  clarus  ecques. 

7.  longum.  Soviel  als  diu,  wie  VIII  38,  15  IX  18,  1.  Stat.  S.  I  3,  13 
ib.  III  3,  78  ist  statt  longo  longum  zu  lesen).  Juven.  6,  65  longum 
Attendit  Thymele.         8.  tonsum  fac  cito,  sero  virum.    Vgl.  V  48,  7.  8. 

XXXII.  Sabidius   für   einen   widerlichen  Menschen  auch  III  17. 


Epigrammaton  Liber  I  In  den  J.  85/86).  185 

XXXIII. 

Amissum  non  fiet  cum  sola  est  Gellia  patrem, 
Si  quis  adest,  iiissae  prosiliunt  lacrimae. 

Non  luget  quisquis  laudari,  Gellia,  quaerit, 
nie  dolet  vere,  qui  siue  teste  dolet. 

XXXIV. 

Incustoditis  et  apertis,  Lesbia,  semper 

Liminibus  peecas  nee  tua  furta  tegis, 
Et  plus  spectator  quam  te  delectat  adulter 

Nee  sunt  grata  tibi  gaudia  si  qua  latent. 
At  meretrix  abigit  testem  veloque  seraque 

Raraque  Summoeni  fornice  rima  patet. 
A  Chione  saltem  vel  ab  lade  disce  pudorem: 


XXXIV  7.  ab  lade  ^  Schn'^  ablade  laide  (corr.  aus  iade)  Q 
[Rand  ab  elide)  ab  lade  P  ab  laude  EXF  a  laude  (76'  Laide  Scr 
ab  Alide  Schn^.     8.  monumenta  codd.  monimenta  c  Sehn. 


XXXIII  4.    Vincent.  Bellov.  V  112  Marcialis  Coquus:  ,Ille  dolet 
vere,  qui  sine  teste  dolet.' 


Schwerlich  ist  hier  mit  Paukstadt  p.  2  u.  19  eine  Reminiszenz  an 
Catull  85  anzunehmen.  Dagegen  ist  die  Wiederholung  der  Anfangs- 
worte am  Schluss  in  Catulls  Weise.  Ib.  p.  34. 

XXXIV  2.  furta:  verstohlene  Liebschaften.  Vgl.  VI  39,  5 
VII  74,  3. 

5.  veloque  seraque  =  XI  45,  3. 

6.  Smmnoeni.  Summoenium  als  Aufenthaltsort  feiler  Dirnen  auch 
III  82,  2  XI  61,  2  XII  32,  22.  Jordan  Top.  II  70:  «Der  eigentliche 
Name  der  Strasse  war  vielleicht  sub  moenibus.  —  Diese  moenia  kön- 
nen schwerlich  etwas  anderes  gewesen  sein  als  ein  Stück  der  alten 
Stadtmauer,  an  welche  sich,  wie  es  noch  jetzt  allerwärts  der  Fall  ist, 
schmutzige  Strassen  anlehnen  mochten."    Vgl.  Ders.  das.  I  203,  5. 

7.  Chione.  Als  Name  von  meretrices  öfter  I  92  III  30;  34;  83; 
87;  97  XI  60.    Juv.  3,  136. 

lade.  So  ^,  in  P  und  wol  auch  in  der  ürhandschrift  von  Farn. 
Ca  zu  lade  entstellt.  Der  den  Schreibern  unbekannte  Name  war  je- 
doch kein  ganz  seltner:  er  findet  sich  CIL  VI  8507  IX  384  X  2017 
2118  24.6  6497.  Das  von  Scriver  in  den  Text  gesetzte  Laide  kommt 
als  damaliger  Hetärenname  III  11,  3  vor. 


jgß  M.  Valerii  Martialis 

Abscoiulimt  spurcus  et  monumenta  hipas. 

Numquid  dura  tibi  nimium  censura  videtur? 
10      Deprendi  veto  te,  Lesbia,  nou  futui. 
XXXV. 

Versus  scribere  me  parum  severos 

Nee  quos  praelegat  in  schola  magister, 

Corneli,  quereris:  sed  bi  libelli, 

Tanquam  coniugibus  suis  mariti, 
5  Non  possunt  sine  mentula  placere. 

Quid  si  me  iubeas  talassionem 

Verbis  dicere  nou  talassionis? 

Quis  Floralia  vestit  et  stolatum 

Permittit  meretricibus  pudorem? 
10  Lex  haec  carminibus  data  est  iocosis, 

Ne  possint,  uisi  pruriant,  iuvare. 

Quare  deposita  severitate 

Parcas  lusibus  et  ioeis  rogamus, 

Nee  castrare  velis  meos  libellos. 
15  Gallo  turpius  est  nibil  Priapo. 


XXXV  11.  Ne  possint  EFm  Sehn  Nee  possunt  %Qc  Scr. 


XXXV  lü.  11.  Catull.  lii,  7—9  (versiculi)  Qui  tum  denique 
habent  salem  ac  leporem,  Si  sunt  mollicnli  ac  parum  pudici,  Et  quod 
pruriat,  incitare  possunt.  15.  Priap.  55,  6  Quae  si  perdidero  (Priapus) 
—  Gallus  ero. 


8.  monumenta.  Grabdenkmäler  an  den  Landstrassen,  wo  sich  Dir- 
nen der  niedrigsten  Art  aufhielten,  die  M.  III  93,  15  bustuarias 
moechas  nennt. 

XXXV  2.  nee  quos  praelegat  in  sehola  magister.  Vgl.  VIII  3,  15 
Praelegat  ut  tumidus  rauca  te  voce  magister.  Ueber  die  Lesung  der 
Werke  lebender  Dichter  in  den  Schiilen  SG  III  334  f. 

3.  Corneli.  Wol  kein  willkürlich  gewählter  Name ,  aber  schwer- 
lich Cornelius  Fuscus  oder  Cornelius  Palma,  sondern  ein  unbekannter 
Freund  des  Dichters. 

8.  Quis  Floralia  vestit.  Bezieht  sich  auf  die  an  den  Floraspielen 
von  den  Zuschauern  verlangte  Entblössung  der  mimae.  Zu  I  Epist.l.  1«. 

stolatum  —  pudorem.  Zu  I  15,  7.  Die  stola  war  ebenso  das  vor- 
schriftsmässige  Haupthekleidungsstück  der  Frauen  wie  die  toga  das 
der  Männer  (Marquardt  Prl.  556  f.) 


Epigrammaton  Liber  I    in  den  J.  85/86).  187 

XXXVI. 

Si,  Lucane,  tibi  vel  si  tibi,  Tülle,  darentur 

Qnalia  Ledaei  fata  Lacones  habent, 
Nobilis  haec  esset  pietatis  rixa  duobns, 

Qiiod  pro  fratre  mori  vellet  iiterque  prior, 
5  Diceret  infernas  et  qui  prior  isset  ad  umbras: 

«Vive  tiio,  frater,  tempore,  vive  meo.« 

XXXVII. 

Ventris  onus  misero,  nee  te  pudet,  exeipis  auro. 
Basse,  bibis  vitro:   carius  ergo  cacas. 

XXXVIII. 

Quem  recitas  meus  est.  o  Fidentine,  libellus: 
►Sed  male  cum  recitas,  incipit  esse  tuus. 

XXXIX. 

Si  quis  erit  raros  inter  nuraerandus  amicos. 


XXXVI  6.  Atiliae  Pomptillae  monum.  Caralitanum  Ephem. 
epigr.  IV  491  =  CIL  X  2,  75(30,  4):  Et  prior  ad  Lethen  cum  sit 
Pomptilla  recepta,  Tempore  tn,  dixit,  vive  Philippe  meo. 

XXXVIII  2.  Aiison.  Epp.  IV  15  Tu  recita,  et  vere  potenmt 
tua  dicta  videri  . 

XXXIX  1.  Ovid.  Ex  P.  IV  9,  35  Sic  ego  praesentes  inter  nume- 
rarer  amicos. 


XXXVI.  Die  beiden  Brüder  Cn.  Domitius  Afer  Titiiis  Marcellus 
Cnrvins  Lucamis  und  Cn.  Domitius  Tullus  (der  erstere  der  natürliche,  der 
letztere  der  Adoptivvater  der  Domitia  Lucilla ,  Grossmutter  des  Kai- 
sers Marc  Aurel)  nennt  M.  auch  V  28,  3  als  Muster  der  Bruderliebe. 
Domitius  Lucanus,  der  ältere,  starb  zuerst,  IX  51.  Vgl.  III  20,  17 
VIII  75,  15  und  Mommsen  Ind.  Plin. 

1.  Tibi  —  tibi.  Vgl.  Capto  —  capto  II  18,  1 ;  öhe  —  öhe  IV  89, 
1  ;  nemo  —  nemo  XI  12,  2  !XII  40,  1  credö.  3.  dissimulö.  2.  cantö. 
6.  volö).  Andere  Beispiele  des  Wechsels  der  Quantität  (und  des  Ac- 
cents)  bei  Wiederholung  desselben  Wortes  in  demselben,  oder  in  zwei 
aufeinanderfolgenden  Versen :  Lachmann  ad  Propert  II  3,  43.  LMueller 
r.  m.  p.  47  sq. 

5.  Infernas  —  ad  umbran.  Vgl.  IV  16,  5  XI  5,  13  XI  69,  11  und 
zu  I  78,  4  I  101,  5  u.    10. 

XXXIX.    Vgl.  zu  I  8. 


(8  M.  Valerii  Martialis 

Quales  prisca  fides  famaque  novit  anus, 
Si  quis  Cecropiae  madidus  Latiaeqne  Minervae 

Artibus  et  vera  simplicitate  bouus, 
5  Si  quis  erit  recti  custos,  mirator  lionesti 

Et  niliil  arcano  qui  roget  ore  deos, 
Si  quis  erit  magnae  subnixus  robore  mentis : 

Dispeream,  si  non  hie  Deciauus  erit. 

XL. 
Qui  ducis  vultus  et  non  legis  ista  libenter, 
Omnibus  invideas,  liride,  nemo  tibi. 


XXXIX  5.  mirator  T^Q  Sehn    Imitator  EFNo)  Rand  von  Q  Scr. 


XXXIX  2.  Verg.  A.  VI  S7S  IX  79  prisca  fides.  Catull.  "T,  10 
fama  —  anns.  3.  Lucan.  III  306  Cecropiae  —  Minervae.  5.  LncaB. 
II  389  servator  honesti. 

5.   Claudian.   Cons.    Stil.   I   163   mirator  honesti.    Ennod.  C.  II 
13,  1  servator  honesti. 


XL  2.    Eugraph.   ad  Terent.   Andr.  IV  init.  Martialis:    ,omnibns 
invideas,  invide,  nemo  tibi.' 


2  prisca  ßdes  =  Sp  66,  3. 

fama  —  anus  =  XII  4,  4.  Vgl.  Paukstadt  p.  22  (charta  —  anus 
Catull.  6S,  46).  Anus  adjektivisch:  testa  a.  M.  I  105,  4,  amphora  a.  VI 
27,  8,  mater  a.  XI  23,  14,  (Canusina)  non  cito  fiet  anus  XIV  127,  2. 
Vgl.  senibus  autumnis  III  58,  7,  senem  cadum  XI  36,  6. 

famaque  novit.    VI  64,  6  quos  novit  fama. 

3,  Cecropiae  —  3finervae.  Vgl.  VII  32,  3  u.  V  2,  S  (Cecropia 
puella) . 

madidus:  reichlich  getränkt,  triefend,  wie  IV  14,  12  madidos  ioeis 
libellos,  VII  69,  2  cuius  Cecropia  pectora  voce  madent. 

6.  arcatio  qui  roget  ore  deos.  Vgl.  die  von  Jahn  ad.  Pers.  2,  7  an- 
geführten Stellen.  Seneca  (Epp.  10,5;  citirt  aus  Athenodorus:  »Tunc 
scito  esse  te  omnibus  cupiditatibus  solutum,  cum  eo  perveneris  ut 
nil  deum  roges  nisi  quod  rogare  possis  palam.«  Er  fügt  hinzu:  nunc 
enim  quanta  est  dementia  hominum !  turpissima  vota  dis  insusurrant : 
si  quis  admoverit  aures,  conticescent,  etc. 

8.  Dispeream,  si  non.  Dispeream,  si  oder  ni,  häufige  Betheuerungs- 
formel  bei  M.  II  69,  2  IX  95  b  X  11,  3  XI  90,  8.  Ebenso  ne  valeam 
II  5,  1. 

XL  1.  ista.    Das  Lob  des  Decianus  39).  So  auch  Lessing  VIII  502. 


Epigrammaton  Liber  I    in  den  J.  85/86).  189 

XLI. 

Urbanus  tibi,  Caecili,  videris. 
Non  es,  crede  mihi.     Quid  ergo?   verna, 
Hoc  quod  transtiberinus  ambulator, 
Qni  pallentia  sulpliiirata  fractis 
5  Permutat  vitreis,  quod  otiosae 
Vendit  qui  madidum  cicer  coronae, 
Quod  custos  dominusque  viperarum, 
Quod  YÜes  pueri  salariorum, 
Quod  fumantia  qui  tomacla  raucus 
lü  Circumfert  tepidis  cocus  popinis, 
Quod  non  optimus  urbicus  poeta. 


XLI  ] .  Urhamis.  Die  iirbanitas,  der  feine  Witz,  wird  hier  negativ 
definirt  als  Gegensatz  zu  der  durch  zahlreiche  Beispiele  illustrirten, 
plumpen  und  possenreisserischen  Spassmacherei  ;vernilitas; ,  die  von 
den  2—  13  aufgezählten  Personen  mehr  oder  weniger  gewerbsmässig 
ausgeübt  wurde.     Vgl.  über  urbanitas  Quintilian.  VI  3,17  SGI  387,4. 

2.  verna.  Vgl.  Seneca  Dial.  I  1,  6  vernularum  licentia  und  ver- 
naculorum  dicta  M.  X  3,  1.  Ueber  die  den  vernae  gestattete  Frei- 
heit Marquardt  Prl.  I  164,  1. 

3 — 5.  Verkäufer  von  Schwefelfäden,  die  diese  auch  gegen  zer- 
brochenes Glas  tauschten  (welches  dann  wieder  mit  Schwefel  gekittet 
wurde)  und  hauptsächlich  in  der  von  den  untersten  Klassen  bevöl- 
kerten regio  transtiberina  Becker  Top.  I  655.)  wohnten,  nennt  M.  als 
Ausrufer  noch  X  3,  3  und  4  XII  57,  14.  Stat.  S.  I  6,  73  quique  com- 
minutis  Permutant  vitreis  gregale  sulphur. 

5.  6.  Strassenverkäufer  von  Erbsenbrei  (einer  sehr  wolfeilen  Nah- 
rung I  103,  10  V  78,  21).    Zu  I  103,  10  und  Marquardt  Prl.  I  289  f. 

7.  dominus  viperarum.  Schlangenbändiger,  die  schon  Manil.  Astron. 
V  390  beschreibt,  hauptsächlich  Marser,  die  ihre  Künste  vor  dem 
Gassenpublikum  zeigten,  vgl.  Galen,  ed.  Kuehn  XI  143  und  SGI  23, 2. 

8.  viles  imeri  salariorum.  Salarii  Salzhändler  ^Marquardt  Prl.  452,3, 
welcher  bestreitet,  dass  das  Wort  damals  schon  mit  salsamentarii 
gleichbedeutend  gebraucht  wurde)  hatten  ihre  Kunden  vorzugsweise 
in  den  untersten  Klassen.    Vgl.  IV  86,  9. 

9.  tomacla.    Ueber  die  Syncope  LMueller  r.  m.  366. 

10.  popinis:  Dativ  für  den  Bedarf  der  Garküchen  .  Seneca  Epp.  56, 
2  botularium  et  crustularium  et  omnes  popinarum  institores  mercem 
sua  quadam  et  insignita  modulatione  vendentes. 

11.  Urbicus  poeta.  Urbicus  als  Name  (so  Juven.  6,  71  SG  II  571) 
aufzufassen  ist  wegen  der  Stellung  von  non  optimus  kaum  zulässig. 


190  M.  Valerii  Mnrtialis 

Quod  de  Gadibus  improbus  magister, 

Quod  bucca  est  vetuli  dicax  cinaedi. 

Quare  desine  iam  tibi  videri 
15  Quod  soli  tibi,  Caecili,  videris. 

Qui  Gabbam  salibus  tuis  et  ipsum 

Posses  viucere  Tettium  Caballum. 

Non  cuicimque  datum  est  hal)ere  uasum: 

Liidit  qui  stolida  i)rocacitate, 
20  Non  est  Tettius  ille,  sed  caballus. 

XLII. 

Coniugis  audisset  fatum  cum  Poreia  Bruti 
Et  subtracta  sibi  quaereret  arma  dolor, 

»Nondum  scitis«  ait  »mortem  uou  posse  uegari? 
Credideram,  fatis  hoc  docuisse  patrem.« 


XLI  17.  Posses  codd.  Sehn    Possis  Scr. 

XLII  4.  fatis  hoc  docuisse  O  Sehn  satis  h.  d.   TQEF  satis  hoc 
edociiisse  C   s.  h.  vos  docuisse  XO  Scr. 


Die  Bedeutung  ist  unklar.     Vielleicht  ein  Gassen-Improvisator?   An- 
ders XII  61,  8  Nigri  fornicis  ebrium  poetam. 

12.  de  Gadihiis  improhus  magister.  Ein  Tanzmeister  oder  Impre- 
sario der  durch  die  Unzüchtigkeit  ihrer  Tänze  verrufenen  Gaditani- 
schen  Tänzerinnen  (Juv.  11,  162).  Vgl.  V  "8,  26  de  Gadibus  impro- 
bis  puellae)  VI  71,  2  XIV  203.  Für  den  Gebrauch  von  improbus  vgl. 
II  61,  2  III  75,  4  III  86,  4  IV  63  V  78,  26  und  zu  XI  103,  1  (pro- 
bitas). 

13.  hucca  —  cinaedi.  Wegen  bucca  ist  vielleicht  an  einen  irru- 
raatus  zu  denken.    Zu  II  28,  4. 

16.  (iahham  —  17.  Tettium  Cahallum.  Der  erstere  ein  Hofnarr 
Augusts  (vgl.  X  101,  Juv.  5,  3  Si  potes  illa  pati,  quae  nee  Sarmen- 
tus  iniquas  Caesaris  ad  mensas  nee  vilis  Gabba  tulisset  SG  I  134). 
Der  sonst  unbekannte  Tettius  Caballus  war  vermuthlich  ebenfalls  ein 
durch  Witz  berühmter  Hofnarr. 

18.  habere  nasum.     Zu  I  3,   6, 

19.  stolida  procaeitate.     II  41,  17  lepida  procacitate. 

XLII.  Vielleicht,  wie  I  13  auf  ein  Bild  bezüglich;  beide  Bilder 
könnten  demselben  Besitzer  gehört  haben.  Ueber  den  Selbstmord  der 
Porcia  Drumanu  EG  V  200. 

4.  fatis  hoc  docuisse  patretn:  Cato  von  Utica.  I  78,  9  Fatis  — 
magni  Catonis. 


Epigrammatou  Liber  I  (in  den  J.  85/86).  191 

5  Dixit  et  ardentes  avido  bibit  ore  favillas. 
I  nunc  et  ferrum,  turba  molesta,  nega. 
XLIII. 
Bis  tibi  trieeni  fuimus,  Mancine,  vocati 

Et  positum  est  nobis  nil  here  praeter  aprum, 
Non  quae  de  tardis  servantur  vitibus  uvae 
Dulcibus  aut  certant  quae  melimela  favis, 
5  Non  pira  quae  longa  pendent  relig-ata  genista 
Aut  imitata  breves  Punica  grana  rosas, 
Rustica  lactantes  nee  misit  Sassina  metas 

Nee  de  Picenis  venit  oliva  cadis: 
Nudus  aper,  sed  et  hie  minimus  qualisque  necari 
10       A  non  armato  pumilione  potest. 


XLIII  5.  longa  EFw  Sehn  lenta  QO  Scr  genista  XBFO  genestii 
Schti.  6.  grana  QT  Sehn  mala  EFu)  Scr.  7.  Sassina  Q  Hns  Schn^ 
sasina  T  fuscina  EXBFGO  fiscina  Scr  Sehn  '.  10.  potest.  Gilhert 
potest,  Sehi. 


XLIII  3.  Ovid.  M.  VIII  676  XIII  S13  vitibus  nvae  6.  Horat.  C 
II  3,  14  breves  flores  —  rosae.  Ovid.  Ex  P.  IV  15,  8  Punica  grana. 
6.  Lactant.  de  ave  Phoen.  126   Baehrens  Plm  III  37,  126;. 


6.   /  'nunc  et  —  ?<e_r/a.     Zu  Sp  23,  6. 

XLIII.  1.  XI  65,  1  Sescenti  cenant  a  te,  lustine,  vocati. 

4.  melimela.  Becker-Goell  III  Sl  u.  a.  verstehen  süsse  Aepfel, 
Hehn  199  (zu  Marmelade  eingekochte)  Quitten  (span.  membrillo,  port. 
marmelo). 

5.  genista.  Ueber  den  Gebrauch  der  genista  zum  Anbinden  Plin. 
N,  h.  XVI  176  XXIV  65  :genista  quoque  vinculi  usum  praestat). 

6.  Punica  grana  für  P.  mala.  Petron  31  f.  SjTiaca  prnna  cum 
granis  punici  mali..  Zu  VII  20,  10.  Das  Innere  des  Granatapfels 
scheint  in  Scheiben ,  welche  M.  mit  Rosen  vergleicht ,  auf  die  Tafel 
gekommen  zu  sein. 

7.  Schafmilchkäse  in  Form  von  Zielsäiilen  ausgestülpt.  M.  III  5S, 
35  metamque  lactis  Sassinatis.  Plin.  N.  h.  XI  241  (caseum  ovinum 
maxime  e  lacte  Sassinatem  ex  Umbria). 

8.  Picenische  Oliven  V  78,  19  s.  IX  54,  1  XI  52,  11  XIII  36.  Ueber 
den  Oelbaum  in  Picenum  Blümner  S.  119,  5. 

10.  ^  non  armato  pumilione.  Domitian  Hess  an  dem  Decemberfest 
im  J.  88  auch  Zwerge  mit  einander  fechten  (Stat.  S.  I  6,  57  sqq.  Vgl. 
zu  V  43,  8).    Nach   dieser   Stelle   und  XIV  213   scheinen  sie  in  der 


192  M.  Valcrii  Martialis 

Et  nihil  inde  datum  est;  tautum  spectavimus  omnes 
Ponere  aprum  nobis  sie  et  harena  solet. 

Ponatur  tibi  mülus  aper  post  talia  facta, 
Sed  tu  i)Ouaris  cui  Charidemus  apro. 

XLIV. 

Laseivos  leporum  cursus  lususque  leouum 
Quod  maior  nobis  Charta  minorque  gerit 

Et  bis  idem  facimus,  nimium  si,  Stella,  videtur 
Hoc  tibi,  bis  leporem  tu  quoque  poue  mihi. 
XLV. 

Edita  ne  brevibus  pereat  mihi  cura  libellis. 
Dicatur  potius  Tov  8'   aTrafxsißofjLsvo;? 


XLIII  11.  omnes:   Gilbert   omnes.  Sehn. 

XLV  2.  dza[A£ißop.£vo;?  Frdl  ä-c(fj.£tßö[j.£vo;.  Sch?i. 


Arena  (vielleicht  auch  als  Thierkämpfer)  schon  vor  86  aufgetreten  zu 
sein.     SG  II  321,  6. 

12.  Die  Arena  des  Amphitheaters,  wo  wir  nur  Zuschauer  sind. 

13.  talia  facta  =  II  72,  2. 

14.  Charidemus.  Ohne  Zweifel  ein  Verbrecher,  der  vor  kurzem 
in  der  Arena  einem  wilden  Eber  vorgeworfen  worden  war.  Aehnlich 
II  14,  18  Ad  cenam  Selium  tu,  rogo,  taure  voca. 

XLIV.  Vgl.  zu  I  6. 

2.  maior  charta  minorque.  Man  kann  hier  mit  Gilbert  (Zum  1. 
Buch  M.'s  Philol.  XLI  S.  363)  an  Abschriften  von  einzelnen  Epi- 
grammen denken,  die  der  Dichter  vor  der  Buchausgabe  an  Freunde 
gesandt  hatte,  und  von  denen  I  104  auf  der  maior,  eins  der  übrigen 
Epigramme  auf  denselben  Gegenstand  (zu  I  6)  auf  der  minor  charta 
gestanden  hatte.  Möglich  ist  aber  auch,  dass  Stella  von  M.  eine 
grössere  und  eine  kleinere  Sammlung  von  Epigrammen  erhalten  hatte 
welche  beide  Epigramme  auf  die  abgerichteten  Hasen  (vielleicht  aus 
Versehen  dieselben)  enthielten.  Birt  S.  150  Anm.  versteht  unter 
Charta  maior  und  minor  Gedichte  von  verschiedener  Grösse.  Doch 
wenn  auch  die  Gedichte  je  nach  ihrem  Umfange  auf  der  charta  (d.  h. 
im  Bxtche)  einen  verschiedenen  Raum  einnahmen,  blieb  doch  die 
Grösse  dieser  (der  Buchseite)  immer  dieselbe. 

XLV.  M.  fragt,  wie  es  scheint,  solche,  welche  glaubten,  dass  die 
Kürze  seiner  Bücher,  die  er  selbst  als  einen  Vorzug  rühmt  (Birt 
S.  290),  ihrem  Erfolge  schaden  werde,  ob  er  sie  etwa  durch  Wieder- 
holung abgebrauchter  Phrasen  erweitern  solle  ?  Anders  Gilbert  a.  a.  0. 

1.  cura.    Zu  I,  25,  6. 


Epigramniaton  Liber  I    in  den  J    S5/86).  193 

XLVI. 

Cum  dicis  „Propero.  fac  si  facis,"  Heclyle,  languet 

Protinus  et  cessat  debilitata  Venus. 
Expectare  iube:  velocius  ibo  retentus. 

Hedyle,  si  properas,  die  mihi,  ne  properem. 

XLVII. 

Nuper  erat  medicus,  nunc  est  vispillo  Diaulus: 
Quod  vispillo  facit,  fecerat  et  medicus. 

XLVIII. 

Kictibus  bis  tauros  non  eripuere  magistri, 

Per  quos  praeda  fugax  itque  reditque  lepus; 
Quodque  magis  mirum,  velocior  exit  ab  hoste 

Nee  nihil  a  tanta  nobilitate  refert. 
Tutior  in  sola  non  est  cum  currit  harena. 

Nee  cavea  tanta  conditur  ille  fide. 
Si  vitare  canum  morsus.  lepus  improbe,  quaeris 

Ad  quae  confugias  ora  leonis  habes. 
XLIX. 
Vir  Celtiberis  non  tacende  geutibus 

Nostraeque  laus  Hispaniae, 


XLVI  1.  4.    Hedyle  Scr  Schn^      H  edy  ile  '^UXJJCO   helide  Q 
Hedyli  Bentley  Sckn^. 

XLVIII  3.   velocior]   vel  laetior,  vel  tutior  ERoMe. 


XLVIII  2.    Verg.  A.  VI  122  itque  reditque  viam  Ovid.  Tr.  V  7,  14 
itque  reditque  vias  ^Claudian.  carm.  min.  34,  4). 

XLVII  1.  Paulus  Exe.  Festi  p.  369  M.  Martialis:    Qui  fuerat  medi- 
cus, nunc  est  vespillo  Diaulus. 


XLVII.  Vgl.  I  30. 
XLVIII.  Vgl.  I  6. 

1.  Maghtri.     Zu  Sp  10,  1. 

2.  itque  reditque  =  VI  10,  8. 

3.  velocior.  Anstatt,  wie  man  erwarten  sollte,  durch  die  Furcht 
gelähmt  zu  sein,  also  zugleich  munterer.  I  104,  14  Quos  velox  le- 
porum    timor  fatigat. 

XLIX.     An  einen  Landsmann,  Licinianus,  der  nach  I  61,  11  wie 

Martial  I.  13 


194  ^^-  ^'«'ilcrii  Martiiilis 

Videbis  iiltam.  Liciuiane,  Bilbiliii. 
Equis  et  armis  nobilem, 
5  Senemquc  Gaium  nivibus,  et  fractis  sacruni 
Vadaveronem  montibus, 


XLIX  4.  Equis  codd.  aquis  lidePradoHtjpojnnent.  p.8i  5.  Seneiii- 
qne  Gaium  Sclm"^  Senemque  Caium  (vgl.  IV  55,  2)  Voss  ad  3Ielam 
III  1  Senemque  Caunum  Rader  Hns  Senemque  Catum  EXBCdV 
Schi^  Senemque  canum  EO  Rand  v.  Q  Sterilemque  Calvum  ^^JQi*' 
Scr   et  fractis  Junius  effractis  codd. 


XLIX  3.  Sidon.  Apoll.  C.  23,  163  s.  'quid  loquar)' illum  Quem 
dat  Bilbilis  alta  Martialem. 


M.  aus  Bilbilis  gebürtig  war,  und  als  Gerichtsredner  (v.  35;,  vielleicht 
auch  als  Schriftsteller  glänzte,  bei  seiner  Rückkehr  aus  Rom  in  die 
Heimat.  Er  ist  vielleicht  der  IV  55  angeredete  Lucius,  auch  seine 
Identification  mit  Valerius  Licinianus  (praetorius)  (Teuffei  RLG  326,  15) 
vielleicht  richtig.  L.  hatte  verwandtschaftliche  oder  andere  Be- 
ziehungen in  Laletania  (v.  22)  und  scheint  am  Tagus  und  bei  Tar- 
raco  Villen  gehabt  zu  haben,  von  denen  die  erste  (15—18)  zum  Som- 
mer-, die  zweite  (21—36)  zum  Wiuteraufenthalt  geeignet  war. 

2.  nostraeque.    Des  Celtiberischen. 

3.  altam  —  Bilhilin  =  X  104,  6.  Die  Form  des  Accusativs,  durch 
die  letztere  Stelle  und  IV  55,  11  gesichert,  ist  auch  hier  gut  bezeugt. 
Vgl.  Peterin  IV  55,  18. 

4.  equis  et  armis  vobilem.  Pferdezucht,  die,  wenn  auch  Bilbilis 
selbst  hoch  lag,  sehr  wohl  auf  dem  Stadtgebiet  (Marquardt  StV  I  157) 
betrieben  werden  konnte,  ist  dort  sonst  nicht  bezeugt.  Doch  viel- 
leicht soll  das  Bild  eines  gerüsteten  Reiters  auf  dem  Revers  einer 
Münze  von  Bilbilis  (Eckhel  DN  I  35)  die  Stadt  als  equis  et  armis  no- 
bilis  bezeichnen.  Das  völlig  unbezeugte  aquis  (aquis  Ilispani  Sehn'), 
womit  die  aquae  Bilbilitanae  oder  das  Wasser  des  Salo  (12)  gemeint 
sein  würden,  kenne  ich  nur  als  Conjektur  von  RdePrado,  der  an  IV 
55  XIV  33  erinnert.  Die  dortigen  Eisenwerke  und  Waffenschmieden 
erwähnt  M.  auch  IV  55,  11  XII  18,  <J,  in  welchen  Epigrammen  auch 
ein  Theil  der  hier  genannten  Lokalitäten  vorkommt.   Vgl.  Eiul.  S.  3  f 

5.  Gaium.  Julii  Honorii  cosmographia  20  (B)  4  f Riese  Geographi 
Latt.  minn.  p.  36)  Fluvius  Dxn-ius  nascitur  in  Carpitania,  esiens  de 
monte  Caja  (sie  SP)  juxta  Pyrenaeum.  Man  glaubt,  dass  bei  Livius 
XL  50,  wo  allgemein  (Drakenborch,  Weissenborn,  Madvig)  ad  montem 
Chaunum  gelesen  wird  (welcher  Name  sonst  nicht  vorkommt;  ,  der- 
selbe Berg  gemeint  ist :  »jetzt  Moncayo,  am  südlichen  Ende  des  Idu- 
bedagebirges«.  Weissenborn.  Ebenso  WKubitschek,  Die  Erdtafel  des 
Julius  Honorius.   Wiener  Studien  VII  (1SS5)  S.  279. 

5.  6.  et  fractis  sacrum   Vadaveronem  mo7Üihus.     Der  Vadavero  war 


Epigi-Hiuni;iton  Liber  I    in  den  J.  85/86>.  195 

Et  delicati  dulce  Boterdi  uemus. 

Pomona  qiiod  felix  amat. 
Tepidi  uatabis  lene  Congedi  vadum 
10       Mollesque  Nympharum  lacus, 

Quibus  remissum  corpus  astringes  brevi 

Salone,  qui  fernim  gelat. 
Praestabit  illic  ipsa  figendas  prope 
Vobesca  prandeuti  feras. 
15  Aestus  sereuos  aureo  frauges  Tago 
Obscurus  umbris  arbonim; 
Avidam  rigens  Dercenna  placabit  sitim 

Et  Nutha.  (luae  viiicit  nives. 
At  cum  December  caiius  et  bruma  impotens 
20      Aquilone  rauco  mugiet, 


XLIX  7.  Boterdi  ^JßF  Botredi  Q  Boleti  JSSCV  11.  astringes  FO 
Rand  v.  Q  astringis  Q  astringas  XBCf'V  adstringas  EF(so)  14.  Vo- 
besca E Gilbert  Vobis  capram  (n  PF  Vobis  capreas  Q  Vobisca  Ser 
Vobis  erga  G  Voberea  XBCV  Rand  r.  Q  ScJm  17.  rigens  fQ(o  So- 
ingens  F  recens  FXJBGV  Sehn. 

(XLIX  19.  Hoiat.  Epod.  2,  2!»  At  enm  —  hibernus  annus  —  im- 
bres  nivesque  comparat . 


wol  ein  dem  Montserrat  ähnlicher  Berg  und  mag  wie  dieser  mit  Hei- 
ligthümern  besetzt  gewesen  sein. 
7.  Boterdi.    Auch  XII  8,  11. 

12.  IV  55,  14  Quem  fluctu  tenui  sed  inquieto  Armorum  Salo  tem- 
perator  ambit.  XII  21,  1  rigidi  Salonis.  XIV  33,  2  Stridentem  geli- 
dis  hunc  Salo  tinxit  aquis.  Der  Fluss  hiess  auch  Bilbilis.  Justin. 
XLIV  3  praecipua  his  Gallaecis;  quidem  ferri  materia,  sed  aqua 
ipso  ferro  violentior;  quippe  temperamento  eins  ferrum  acrius  reddi- 
tur:  nee  ullum  apud  eos  telum  probatur,  qxxod  non  aut  Bilbili  fluvio 
aut  Chalybe  tinguatur.    Vgl.  auch  Plin.  N.  h.  XXXV  14,  41. 

13.  ßyendas  j)roi)e.  Aus  der  Nähe,  wie  v.  30  V  3,  5  IX  4ö,  4. 
propius  Sp  2,  1  VI  64,  12  VII  5,  5 ;  alte  aus  der  Höhe  X  30,  18. 

14.  Vohesca.  Dieselbe  Endung  hat  Vativesca  IV  55,  26,  wie  Gil- 
bert^  513  erinnert;  und  Vicovesca,  Briviesca,  Städte  der  Vaccaeer, 
Kiepert  Lehrb;  d.  alten  Geogr.  494,  2. 

17.  rigens  (Farn.  B)  verdient  den  Vorzug  vor  recens  (Fam.  Ca 
auch  wegen  des  folgenden  Verses.  Vgl.  Gilbert  =^  593,  der  an  rigidi 
Salonis  XII  21,  1  erinnert.    Vgl.  auch  zu  XIV  117. 

13' 


196  M.  Valerii  Martialis 

Aprica  repetes  Tarraconis  litora 

Tiiamque  Laletaniam. 
Ibi  inligatas  mollibus  dammas  plagis 

Mactabis  et  vernas  apros 
25  Leporemque  forti  callicliim  rumpes  equo, 

Cervos  relinques  vilico. 
Vicina  in  ipsum  silva  cTescendet  focum 

Infante  cinctum  sordido; 
Vocabitur  venator  et  veniet  tibi 


XLIX  22.   Laletaniam  EXBG  V  Rand  i:  Q  —  earn  C  Taletaniam 
31  Lacetaniam  '^QF  vgl.  die  Anm.     23  inligatas  EXF  illigatas  co  Sehn. 


22.  Laletaniam.  Wahrscheinlich  Laeetaniam,  welche  Form  des 
Namens  dann  auch  I  26,  9  VII  53,  6  nnd  Plin.  N.  h.  XIV  71  herzu- 
stellen ist  (wo  der  dortige  Wein  erwähnt  wird:.  Die  Laeetani  (so 
Strabo,  Plinius,  Ptolemaeus;  bei  Liv.  XXI  60  sq.  ist  der  Name  in 
Laeetani  verdorben)  wohnten  um  Barcelona.  »Doch  so  gut  wie  noch 
heute  um  Barcelona  nördlich  von  Tarraco  viel  Wein  gebaut  wird, 
kann  auch  südlich  davon  nach  Valencia  zu  ein  weinreiclier  Küsten- 
strich gelegen  und  dem  sonst  nicht  bekannten  Stamme  der  Laletaner 
(so  die  Ueberlieferung  bei  Martial  an  allen  drei  Stellen)  gehört  haben«. 
Wahrscheinlich  ist  die  Existenz  derselben  aber  um  so  weniger,  da  sie 
bei  den  Geographen  fehlen.  EHuebner,  Drei  Hispanische  Völker- 
schaften Hermes  I  337 — 342. 

23.  III  58,  28  Aut  impeditam  cassibus  refert  dammam.  Den  Ueber- 
fluss  Spaniens  an  Wild  und  anderen  Lebensmitteln  schiklert  M.  auch  X  37. 

25.  XII  14,  12  Quid  te  frena  iuvant  temeraria?  Saepius  illis, 
Prisce,  datum  est  equitem  rumpere  quam  leporem.  Wol  eine  tech- 
nische Bezeichnung  der  Hetzjagd,  hervorgegangen  aus  der  Bedeutung 
des  Worts:  durch  Ueberanstrengung  beschädigen  latus  rumpere  XI 
104,  6  XII  97,  4.  ruptae  mulae  IX  57,  4;  vgl.  daselbst  u.  zu  III,  13,  3). 

26.  SS.  M.  liebt  die  Schilderung  des  ländlichen  Ueberflusses  sowie 
des  guten  bequemen  Lebens  in  der  Provinz,  das  er  dann  dem  theuern, 
kargen  und  beschwerlichen  in  Kom  entgegenstellt,  wobei  er  wieder- 
holt dieselben  Züge  braucht,  so  I  55.  Vgl.  auch  IV  66.  Das  mäch- 
tige Heerdfeuer  auch  XII  18,  19. 

27.  28.  Focum  —  sordido.  III  58,  22  cingunt  serenum  lactei  fo- 
cum vernae.  Et  larga  festus  lucet  ad  dies  silva.  Sordidus  braucht 
M.  gern  bei  Beschreibung  ländlicher  Scenen,  ohne  damit  einen  Tadel 
auszudrücken,  so:  sordida  otia  I  55,  4.  sordidae  eortis  III  58.  12. 
saturae  sordida  rura  casae  X  96,  4.  s.  villa  X  98,  8.  Larem  villae 
sordidum  XII  57,  2. 


Epigramvuaton  Liber  I   in  den  J.  85/86). 

30       Conviva  clamatus  prope: 

Limata  niisquam  pellis  et  nusquam  tog-a 

Olidaeqne  vestes  murice; 
Prociü  horriclus  Libunius  et  querulus  cliens. 
Imperia  viduarum  procul; 
35  Non  riimpet  altiim  pallidus  somniim  reus, 
Sed  mane  totiim  dormies. 
Mereatur  alius  grande  et  insauum  soplios: 

Miserere  tu  felicium 
Veroque  fruere  non  superbus  gaudio, 
40      Dum  Sura  laudatur  tuus. 

Non  inpudenter  vita  quod  relicum  est  petit. 
Cum  fama  quod  satis  est  habet. 


42.  satis  est]  sat  est  (wie  II  18,  7  VIII  64,  17j  ?  Gilbert  'Vgl.  Einl.  S.  2S.) 

30.  prope.    Zu  v.  13. 

31.  Lunata  —  pellis.  Der  mit  einem  Halbmond  versehene  calceus 
patricius,  damals  ein  insigne  der  ganzen  NobilitUt.  Marquardt  Prl. 
572—574.     Vgl.  zn  II  29,  7. 

nusquam  toga.  XII  18,  17  Ignota  est  toga.  Schon  in  den  Mnni- 
cipien  Italiens  trug  man  die  lästige,  aber  in  Rom  unerlässliche  Toga 
wenig  {Jnven.  3,  171),  noch  weniger  in  den  Provinzen. 

32.  Olidaeque  vestes  murice.  Die  ächten  namentlich  doppelt  ge- 
färbten tyrischen  Purpurstoflfe  hatten  einen  specifischen  Geruch.  II 
16,  3  IV  4,  6  IX  62. 

33.  Lilmrnus.  Libnrnische  Sklaven  als  Sänftenträger  Jnven.  3, 
240;  »qiü  admissionibns  praeerat«  ib.  4,  75  (Schol.  ,  unbestimmt  6, 
477.    Hier  offenbar  ein  Amtsdiener,  etwa  ein  praeco. 

querulus  cliens  =  IV  88,  4. 

34.  Lnperia  viduaruin.  Kinderlose  Wittwen,  denen  man  in  der 
Hoffnung  sie  zu  beerben,  den  Hof  machte.  Vgl.  II  32,  6  IX  100,  4 
Juven.  3,  130  SG  I  370,  1.  2. 

30.  mane   totum.     Mane   substantivisch   auch  III  36,  1     VII  39,  1. 

38.  felicium.    Der  allgemein  für  glücklich  Geltenden,  die  aber  bei 

allen  Erfolgen  und  allem  äussern  Glanz  in  der  That  mitleidswerth  sind. 

40.  Sura.  L.  Licinius  Sura  aus  Hispania  Tarraconensis,  der  zu 
Trajans  Thronbesteigung  beitrug  und  unter  ihm  sein  zweites  (102) 
und  drittes  fl07)  Consulat  bekleidete.  Mommsen  Ind.  Plin.  Seine 
Wohnung  neben  dem  Dianentempel  auf  dem  Aventin  VI  64;  Glück- 
wunsch zu  seiner  Genesung  aus  schwerer  Krankheit  VII  47. 

41.  vita.     Zu  I  15,  4. 


198  M.  Valerii  Martialis 

L. 

Bi  tibi  Mistyllos  eocus,  Aemiliaue,  vocatur, 
Dicatur  qiiare  non  Taratalla  mihi? 

LI. 

Non  facit  ad  saevos  cervix,  nisi  prima,  leones. 

Quid  fugis  hos  dentes,  ambitiöse  lepus? 
Scilicet  a  magnis  ad  te  descendere  tauris 

Et  quae  non  cernunt  frang-ere  colla  velis. 
5  Desperanda  tibi  est  ingentis  gloria  fati: 

Non  potes  hoc  tenuis  praeda  sub  hoste  mori. 

LH. 

Commendo  tibi,  Quintiane.  nostros  — 
Nostros  dicere  si  tarnen  libellos 
Possum,  quos  recitat  tuus  })oeta  — : 
Si  de  servitio  gravi  queruntur, 
5  Adsertor  venias  satisque  ])raestes, 


L  2.  Dicatur  TQEXG  Sclin   dicetur  Pw  Scr. 
LI  4.  velis  TC  Sehn  velint  PQEFu)  Scr. 
LH  5.  adsertor  A'  assertor  Eui  Sehn. 


L  2.  Taratalla.  Nach  dem  bekannten  homerischen  Verse  fj-fox'jX- 
X6v  T   apa  x'aXXa. 

LI.  Zu  I  6. 

1.  Non  facit  ad  =  X  45,  6. 

cervix  prima.  I  60,  6  Non  nisi  delecta  pascitur  ille  fera.  Pri- 
mus von  erster  Grösse  und  Güte:  prima  serica  XI  27,  11  prima 
testudine  XII  G6,  5  velleribns  primis  XIV  155,  1  primo  de  grege  XIV 
15S.     Vgl.  auch  zu  IV  54,  2. 

LH  1.  Quintiatie.  An  ihn  auch  V  18,  wo  er  als  reicher  Gönner 
M.'s  erscheint. 

3.  tuus  poiita.  Derselbe,  den  M.  in  den  zu  I  29  angeführten  Epi- 
grammen Fidentinus  nennt. 

4  SS.  In  der  hier  durchgeführten  Metapher  vergleicht  M.  seine 
Bücher  mit  von  ihm  freigelassenen  Sklaven,  die  der  Plagiator  als  die 
seinigen  in  Anspruch  nimmt.  Quintianus  soll  für  sie  als  assertor  auf- 
treten, d.  h.  als  Vertreter,  der  für  sie  die  Freiheit  verlangt  (was  die- 
jenigen, deren  Stand  bestritten  war,  nicht  selbst  konnten),  und  für 
ihr  Erscheinen  zum  Termin  Bürgschaft  leisten.    Vgl.  über  die  asser- 


Epigrammaton  Liber  I   in  den  J.  85/86).  199 

Et,  cum  se  dominum  vocabit  ille, 
Dicas  esse  meos  mamique  missos. 
Hoc  si  terque  quaterque  clamitaris, 
Impones  plagiario  pndorem. 

LIII. 

Una  est  in  nostris  tua,  Fidentine,  libellis 
Pagina,  sed  certa  domini  signata  figura, 
Quae  tua  traducit  manifesto  carmina  furto. 
Sic  interpositus  villo  contaminat  uncto 
5  Urbica  Lingonicus  Tyrianthina  bardocucullus, 
Sic  Arretinae  violant  crystallina  testae, 

LIII  4.    villo  —  nncto   Hns   Sehn-  vltio  —   nncto    EXBCdO 
Schn^  vilis  —  uncto    nnco,!  'l^PQF  vili  —  unco  Scr. 


tio  in  libertatem  die  von  Rein   (Tenffel's  Realencyclop.   I-   18S2  f.) 
angeführten  Stellen. 

LIII.  Verwandt  X  100. 

2.  sif/nata  Jifjura.  Fidentinus  hat  den  Gedichten  M.s,  die  er  für 
die  seinigen  ausgiebt,  eine  Seite  eigener  Poesie  hinzugefügt  und  sich 
dadurch  als  Plagiator  verrathen,  denn  diese  Seite,  der  sein  geistiges) 
Bild  wie  ein  Stempel  aufgedrückt  ist,  zeigt  durch  ihre  Wcrthlosig- 
keit,  dass  er  unmöglich  der  Verfasser  der  übrigen  Gedichte  sein  kann. 
Birt  S.  150,  1  hat  das  Epigramm  nicht  verstanden. 

3.  traducit.  III,  74,  5  miseram  traducere  calvam.  VI  77,  5  ride- 
ris  uiultoque  magis  traduceris. 

5.  Urhiea—  Tyrianthma.  Das  Tyrianthinum ,  eine  Mischung  von 
Purpur  xmd  Violett,  erzeugte  man,  indem  man  die  Wolle  zuerst  in  der 
letzteren  Farbe,  dem  Janthin,  dann  in  tyrischer  Weise  färbte.  Mar- 
quardt  Prl.  492. 

hardocuctiUus.  Kapuzenmäntel  lieferten  hauptsächlich  die  galli- 
schen hier  die  Lingonischen,  nach  XIV  128  und  Juven.  8,  145  die 
Santonischen  Webereien,  in  welchen  vorzugsweise  grobe,  starke,  zot- 
tige Tuche  fabricirt  wurden,  die  überall  als  Tracht  der  Soldaten  und 
Feldarbeiter  dienten.     Blümner  S.  137  f. 

(i.  Arretmm.  Ein  Hauptfabrikationsort  des  gewöhnlichen  rothen 
Thongeschirrs,  rubra  testa  XIII  7,  1,  Blümner  S.  109. 

riolant:  entstellen,  wie  Verg.  A.  XII  67  Indum  sangnineo  veluti 
violaverit  ostro  Si  quis  ebur.  M.  V  Gl,  6  (crura  nullo  violata  pilo  ,  X 
66,  3     XII  85,  I     XIV  24,  1     XIV  97,  1. 

cnjstallina.  Gefässe  aus  Bergcrystall  (Marquardt  Prl.  743  oder  auch 
aus  ganz  durchsichtigem  Glase.     XII  7i,  1). 


200  M.  Valerii  Martiiilis 

Sic  nigcr  iu  rii)is  errat  cum  forte  Caystri. 
Inter  Ledaeos  ridetur  corvus  olores, 
Sic  ubi  multisona  fervet  sacer  Attliide  lucus, 
10  Improba  Cecropias  offendit  pica  querellas. 
Indice  non  opus  est  nostiis  nee  iudice  libris. 
Stat  contra  dicitque  tibi  tua  pagina  „Für  es. 

LIV. 

Si  quid.  Fusce.  vacas  adhuc  amari  — 
Nam  sunt  hinc  tibi,  sunt  et  binc  amici  — . 
Uuum.  si  superest,  locum  rogamus. 
Nee  me.  quod  tibi  sim  novus,  recuses: 
5  Omnes  hoc  veteres  tui  fuerunt. 

Tu  tautum  inspice  qui  uovus  paratur 
An  possit  fieri  vetus  sodalis. 

LV. 

Vota  tui  breviter  si  vis  cog-noscere  Marci. 
Ciarum  militiae.  Fronto.  togaeque  decus. 


(LIII  12.  Pers.  5,  9ö  Stat  contrai 


7.  8.  Hoiii.  II.  B  459  e9v£a  -Ko'f'Ka  —  -/.'j-Ayta^  oou/ayoo£ipiov  'Aauu 
ev  Xet[iü)Vi  Kaüatpiou  dp.cpi  pseöpa. 

9.  AWiide.  Die  in  eine  Nachtigall  verwandelte  Tochter  des  Pan- 
dion,  Philomele.  Dagegen  V  67,  2  heissen  die  Schwalben  Atthides, 
da  Philomele's  Schwester  Procne  in  eine  Schwalbe  verwandelt  wurde. 

LIV  1.  Fusce.  Vielleicht  der  wohlhabende  und  berühmte  Ge- 
richtsredner, an  den  VII  78  gerichtet  ist,  schwerlich  der  praef.  praet. 
Cornelius  Fuseus  VI  76.  Den  ersteren  mit  Major  für  den  Juven. 
16,  46  (vielleicht  auch  12,  45)  genannten  zu  halten  ist  unmöglich,  da 
nicht  nur  ein  Zeitraum  von  mehr  als  40  Jahren  zwischen  der  Ab- 
fassung der  Stellen  des  M.  und  Juvenal  liegt,  sondern  der  letztere 
auch  sehr  respektlos  von  seinem  Fuseus  spricht. 

7.  vetus  sodalis.  Oefter  im  Singular  und  Plural.  I  99,  14  II  30, 
3   II  43,  15    II  44,  4    VII  S6,  5    X  104,  9    XII  25,  3. 

LV  2.  Fronto.  Welcher  Fronto  hier  gemeint  ist,  lässt  sieh  nicht 
bestimmen.  Borghesi  hielt  ihn  für  S.  Octavius  Fronto,  cos.  SO,  Statt- 
halter von  Mösien  92,  oder  für  Q.  Pactumeius  Fronto,  cos.  SO.  Oeuvres 
III  3S2,  SG  III  432.  Mommsen  Ind.  Plin.:  hat  an  T.  Catius  Caesius; 
Fronto,  cos.  96  (10.  Oktober;  gedacht. 


EpigTamiuatoii  Libev  I  (in  den  J.  S5/86).  201 

Hoc  petit;  esse  siii  nee  magui  riiris  arator, 

Sordidaque  iu  parvis  otia  rebus*  amat. 
5  Quisquam  picta  colit  Spartani  frig-ora  saxi 

Et  matutiuum  portat  iueptus  Have. 
Cui  licet  exuviis  nemoris  rurisque  beato 

Ante  focum  plenas  expliciiisse  plagas 
Et  piscem  tremula  salientem  ducere  saeta 
10       Flavaque  de  rubro  promere  mella  cado? 
Pinguis  inaequales  onerat  cui  vilica  mensas 

Et  sua  non  emptus  praei)arat  ova  cinis? 
Non  amet  hanc  vitam  quisquis  me  non  aniat,  opto, 

Vivat  et  urbanis  albus  in  officiis. 

LVI. 

Continuis  vexata  madet  vindemia  uiml)is: 
Non  potes,  ut  cupias.  vendere,  copo.  merum. 


LV  0.  Have  Einl.  S.   115  f.  'awq  codd.  Sehn. 


LV  9.  Ovid.  M.  III  öS?  et  calauio  salientes  ducere  pisces.  M.  VIII 
217  tremula  dum  captat  harundine  pisces.  10.  Ovid.  F.  I  ISO  condita 
mella  cado  (11.  Ovid.  M.  VIII  660  mensae  sed  erat  pes  tertius  impar  . 


o.  M.  besass  jedoch  damals  bereits  sein  Nomentanum  (XIII  42 
XIII  119].  Aber  es  war  zu  dürftig,  um  ihn  zu  ernähren,  SG  111 
397,  4. 

4.  Sordida.     Zu  I  49,  28. 

5.  picta  Spartani  frigora  saxi  d.  h.  ein  mit  Säulen  und  Wänden 
von  grünem  lakonischen  Marmor  Serpentin,  Marquardt  Prl.  60:i,  13} 
prangendes  vornehmes  Atrium. 

6.  d.  h.  stattet  als  Client  den  vorgeschriebenen  Morgenbesucb 
(salutatio)  bei  dem  Patron  ab. 

inejjtus.  Weil  diese  Bemühungen  für  die  Patrone  lästig  waren, 
überdies  meist  erfolglos  blieben.    SG  I  3H8  ff. 

9.  tremula  —  saeta.  Saeta  für  Angelschnur  auch  X  30,  IG.  Tremula 
linea  III  58,  27. 

14.  albtis.  Von  der  ungesunden  Blässe  der  Städter.  SG  I  32  und 
zu  in  58,  24.  Bei  urbana  officia  ist  vorzugsweise  au  Clientendienste 
zu  denken. 


202  M.  Valcrii  M:iitialis 

LVII. 

Qualeni,  Flacce,  velim  quaeris  nolimve  pucllam? 

Nolo  nimis  facilem  difficilemque  nimis. 
Illud  (|no(l  medium  est  atque  inter  utmmque  probamus : 

Nee  volo  quod  craciat,  nee  volo  quod  satiat. 

LVIII. 
Milia  pro  puero  centum  me  mango  poposcit: 
Risi  eg'O,  sed  Phoebus  protinus  illa  dedit. 
Hoe  dolet  et  (jueritur  de  me  mea  meiitula  secum 
Landaturqiie  meam  Phoebus  in  invidiam. 
5  Öed  sestertiolum  donavit  mentula  Plioebo 
Bis  decies:  lioc  da  tu  mihi,  pluris  emam. 

LIX. 
Dat  Baiana  mihi  quadrantes  sportula  centum. 


LVII   3.   probamus   RPQco  Scr  Schi'i    probatur  EXBFG  cod. 
Salm.    .vgl.  unten)  Schn^. 


LVII.    Auson.  epigr.  36  (39) 

Hanc  volo  quae  non  volt,  illam  quae  volt  ego  nolo. 
Vincere  volt  animos,  non  satiare  Venus. 

Oblatas  sperno  illecebras,  detrecto  negatas 
4      Nee  satiare  animum,  nee  cruciare  volo. 
6  Calllcla  sed  mediae  Veneris  mihi  venditet  artem  etc. 


LVII.  Im  cod.  Salmasianus  (Baehrens  Plm  IV  p.  6  Riese  Anthol. 
lat.  275  [I  p.  184].  (4.  Nee  volo  quod  satiet,  nee  volo  quod  cruciet) ; 
auch  im  Parisinus  8069  s.  XI  Fol.  P  Baehrens  Plm  IV  p.  17. 


LVII.  1.  Flacce.  Gilbert  p.  22  s.  hält  mit  Recht  diesen  Flaccus 
für  den  in  IV  42  VIII  56  IX  90  Angeredeten  wegen  des  verwandten 
Inhalts  der  Epigramme ;  derselbe  gewiss  auch  I  59  und  wahrscheinlich 
auch  IV  49. 

LVIII.  1.  Milia  —  centum.  Ein  ungewöhnlich  hoher  Preis.  Vgl. 
III  62,  1  und  XI  70,  1  und  Marquardt  Prl.  170  f. 

5.  Seil  sestertiolum  donavit  mentula  Tlioeho  Bis  decies.  Als  Beloh- 
nung für  Dienste,  wie  sie  der  Naevolus  Juvenals  ;sat.  9j  leistete.  Der 
Name  für  Jemand,  der  unnatürlicher  Wollust  ergeben  ist,  auch  III 
73  IX  63. 

LIX.     Die  tägliche  sportula  von   luO  Quadranten  =  25  as  =  6V4 


Epigramnuiton  Liber  I    in  den  J.  85/86).  203 

Inter  delicias  quid  facit  ista  fames? 
Redde  Lupi  nobis  tenebrosaque  balnea  Grylli: 
Tarn  male  cum  cenem,  cur  bene,  Flacce,  lavor? 

LX. 

Intres  ampla  licet  torvi  lepus  ora  leonis. 

Esse  tamen  vacuo  se  leo  deute  putat. 
Quod  ruet  in  tergum  vel  quos  procumbet  in  armos, 

Alta  iuvencorum  vulnera  figet  ubi? 
5  Quid  frustra  nemorum  dominum  regemque  fatigas'? 

Non  nisi  delecta  pascitur  ille  fera. 

LXI. 

Verona  docti  syllabas  amat  vatis, 
Marone  felix  Mantua  est, 

LIX  4.   lavor  PQFm  Sa-   labor  EA    laver   T  Sc/m. 


LXI   1.   2,  t).    Ovid.   Am.   III    15,   7    Mantxta  Vergilio    gaudet, 
Verona  Catnllo,  Paelignae  dicar  gloria  gentis  ego. 


Sesterzen  (SG  I  348  u.  'M\  ff.),  die  dem  Dichter  oder  demjenigen,  in 
dessen  Namen  er  spricht,  auch  in  Bajae  von  dem  Patron,  den  er  als 
Client  dorthin  begleitet  hat,  gezahlt  wird,  reicht  in  dem  glänzenden 
und  theuern  Orte  noch  weniger  zur  Befriedigung  der  nothwendigsteu 
Bedürfnisse  hin  als  in  Rom,  und  die  prachtvollen  Bäder  machen  die 
Armseligkeit  der  Mahlzeiten  noch  empfindlicher. 

2.  fames.     Vgl.  pretiosa  f.  X  96,  9. 

3.  Vgl.  II  14,  12  Nee  Grylli  tenebras  Aeoliamque  Lupi.  Den 
hohen  Ansprüchen  an  die  Helligkeit  der  Räume  der  Bäder,  an  die 
man  durch  die  kaiserlichen  Thermen  gewöhnt  war,  genügten  wol  die 
von  Privatleuten  eingerichteten  auch  in  Rom  selten.  Senec.  Epp.  86, 
8  nunc  blattaria  vocantur  balnea  si  qua  non  ita  aptata  sunt,  ut  totius 
diei  solem  feuestris  amplissimis  recipiant  etc.     Vgl.  auch  zu  VI  42,  8. 

4.  Flacce.     Zu  I  57. 
LX.     Zu  I  6. 

LXI  1.  docti  syllabas  —  vatis.  Doctus  stehendes  Prädikat  des 
Catull  M.  VII  99,  7  VIU  73,  8  XIV  lÜO  u.  153\  das  dem  Tibull  und 
Properz  nicht  gegeben  wird,  und  wobei  M.  dem  Lygdamus  und  Ovid 
folgt  Paukstadt  p.  8;.  Syllabas  die  Hendekasyllaben,  so  auch  IX  11. 
12.   Undenis  pedibusque  syllabisque  X  9,  1. 


204  M.  Valerii  Martialis 

Ceusctur  Apoua  Livio  suo  tellus 

Stellaque  uec  Flacco  minus. 
5  ApoUodoro  plaudit  imbrifer  Nilus. 

Nasone  Paeligui  souaut. 
Duosque  Senecas  imicumque  Liicauum 

Facimda  loquitur  Corduba. 
Gaudent  ioeosae  Canio  suo  Gades, 
10      Emerita  Deciano  meo: 

Te,  Liciniane.  gloriabitur  nostra 

Nee  me  tacebit  Bilbilis. 

LXII. 

Casta  nee  antiquis  cedens  Laeviiia  Sabini> 
Et  quamvis  tetrico  tristior  ipsa  viro 


LXI  5.  plaudit  PQF   gaudet  EXABCGO. 


LXII  1.  0\id.  Med.  fac.  11  antiquae  —  Sabinae. 


3.  cetisetur  —  Livio.  IX  16,  5  Felix,  quae  tali  censetur  mimere 
tellus.    Vgl.  VIII  6,  9. 

Apona  tellus.  Patavium  von  der  dortigen  berühmten  Heilquelle 
Aponus.  Adjekti\asch  scheint  das  Wort  nur  hier  vorzukommen.  Vgl. 
zu  VI  42,  4. 

4.  lieber  Stella  zu  I  7.  An  den  Dichter  Flaccus  (nicht  der  Ver- 
fasser der  Argonautica  SG  III  449)  auch  I  76.     (Vgl.  zu  I  57,  1). 

5.  AiJollodoro.  Wahrscheinlich  ein  gleichzeitiger  alexandrinischer 
Schriftsteller  oder  Dichter,  der  als  Bewerber  um  den  Preis  für  grie- 
chische Beredsamkeit  oder  Poesie  im  ersten  agon  Capitolinus  S6j 
nach  Rom  gekommen  sein  kann  (SG  II  575),  wie  der  ebenso  unbe- 
kannte Alexandriner  Diodorus  zu  dem  agon  des  Jahres  94  fIX  40;. 
Er  braucht  daher  nicht,  wie  Giese  auch  im  Progr.  d.  Eealg.  St.  Jo- 
hann zu  Danzig  1SS5  p.  6,  annimmt,  lateinisch  geschrieben  zu  haben. 

9.  Canio.  Ueber  den  sehr  heitern  und  als  Dichter  und  Schrift- 
steller vielseitigen  Canius  Rufus  aus  Gades  II  70  III  20  III  64 .  Seine 
Gemahlin  Theophila  VII  69  X  48;  sein  Mohr  VII  87,  2. 

10.  Deciano.    Zu  I  8. 

11.  Lici?natie.    Zu  I  49. 

LXII  1.  Antiquis  —  Sahinis.  X  33,  1  simplicior  piiscis  —  Sabi- 
nis.  XI  15,  2,  horribiles  Sabinae. 

2.  tetrico  —  viro.     VII  88,  4   Et  coram  tetrico  casta  puella  viro. 


Epigrammaton  Liber  1  (in  den  J.  85/S6).  205 

Dnm  modo  Lucrino,  modo  se  permittit  Averno, 
Et  dum  Baianis  saepe  fovetur  aquis, 
5  Incidit  in  flammas:  iuvenemque  secuta  relicto 
Coniuge  Penelope  veuit,  abit  Helene. 
LXIII. 
Ut  recitem  tibi  nostra  rog-as  epigrammata.     Nolo, 
Non  audire,  Celer,  sed  recitare  cupis. 
LXIV. 
Bella  es,  novimus,  et  puella,  verum  est, 
Et  dives,  quis  enim  potest  negare? 
Sed  cum  te  nimium.  Fabulla,  laudas, 
Nee  dives  neque  bella  uec  puella  es. 


LXII  5.  flammas:    dilhert'^  p.  513    flammas  Sehn. 


3.  Es  ist  hier  wol  an  Spazierfahrten  auf  beiden  Seen  zu  denken. 
(Vgl.  III  20,  20  SG  II  106,  4).  Der  Lucriner  war  eigentlich  der  in- 
nerste, nordwestliche  Theil  der  Seebucht,  durch  einen  Damm  vom 
Meer  getrennt,  den  aber  August  in  der  Nähe  von  Bajae  hatte  durch- 
stechen lassen. 

4.  5.  Regianus,  Anthol.  lat.  ed.  Riese  270  (I  182; : 

Quis  deus  has  incendit  aquas?    Quis  fontibus  ignes 
Miscuit  et  madidas  fecit  decurrere  flammas? 
Vgl.  Ejusd.  271  und  über  die  Gefährlichkeit  Bajaes  für  weibliche  Tu- 
gend SG  II  106  f. 

().  Penelope  —  Helene.  Ueber  den  Gebrauch  homerischer  Perso- 
nennamen für  Appellativa  SG  I  516. 

aUt.     Zu  Sp   16,  1. 

LXIV  1.  Bella  —  puella.  Die  Verbindung  bella  puella  haben 
Catull  (69,  8  und  78,  4),  Lj'gdamus  (4,  52)  und  Ovid  (nur  am.  I  9,  6) 
an  derselben  Stelle  des  Pentameters;  Properz  nicht,  M.  ausser  dieser 
Stelle  nur  bellas  ardere  puellas  II  87,  2.    Paukstadt,  p.  23  s. 

4.  neque  bella  nee  puella  es.  Seit  der  Augusteischen  Zeit  ist  in 
der  Dichtersprache  nee  ganz  überwiegend  gebräuchlich,  neque  selten. 
Nach  Renn  Beitr.  z.  Martial.  Bl.  f.  Baier.  Gymnas.  XVII  1S81)  S. 
442 — 444  hat  M.  nee  regelmässig  vor  vokalisch  und  mit  h  anlauten- 
den Wörtern  vielleicht  ist  es  auch  XIV  94,  2  gegen  die  Ueberliefe- 
rung  herzustellen).  Eine  Ausnahme  macht  neque  enim:  I  92,  11  III 
16,  3  VII  51,  11  XI  58,  7  (so  auch  bei  Ovid  M.  II  22;  301  III  524. 
Juvenal  1,  91  xmd  bei  andern  Dichtern:  Renn  S.  442).  Ausserdem 
findet  sich  neque  I  64,  4  VI  19,  1  VII  14,  7  VIII  40,  1  XTI  24,  7 
XIV  94,  2.    LMueller  r.  m.  p.  396. 


2()()  M.  Valerii  Murtialia 

LXV. 
Cum  clixi  ficus,  rides  quasi  barbara  verba 
Et  dici  ficos,  Caeciliaue,  iubes. 


LXV  1.  ficus  RFEF   ficos    o  auf  Rasur)  Qz     2.  ficos  RPEF 
ficxts  QBc    Caeciliane]  Laetiliane  E. 


LXV.  Charis.  I  15  (GL  I  p.  95)  de  qua  re  Martialis  elegantissiiue 
loquitixr.  ait  enim 

,Cum  dixi  ficus,  rides  quasi  barbara  verba 

Et  dici  ficos,  Laetiliane,  putas. 
Dicemus  ficus,  quas  scimus  in  arbore  nasci 
Dicamus  ficos,  Laetiliane.  tuos.' 
Ebenso  Id.  I  IT  (GL  I  12S    ut   sit  asyndeton  dictum,  quamvis  quidam 
ficus  Vitium  esse  velint,   ut  doloris  quasi  sonitus   audiatur;   ficos   ut 
tagos  moros  ulmos. 

Prob.   Cathol.   I   41    (GL   IV   p.   2ü,   30)    haec   ficus,    hujus    fici, 
pomum.  sie  Martialis 

, dicamus  ficos,  quas  constat  in  arbore  natas' 
et  hujus  ficus 

, dicemus  ficus.' 
Priscian.  VI  76  p.  714  P  GL  II  2til,  etiam  ,hic  ficus'   Vitium  cor- 
poris quartae  est.    Martialis  in  I  epigrammatou 

Cum  dixi  ficus,  rides  quasi  barbara  verba 

Et  dici  ficos  Caeciliane,  jubes. 
Dicemus  ficus  quas  scimus  in  arbore  nasci. 
Dicemus  ficus,  Caeciliane,  tuos. 
ex  quo  ostendit  et  vitium  et  fructum  esse  posse  quartae  declinationis, 
genere  autem  diflferre.    Id.  VI  83  p.717P(GL  II  267,  16)  Martialis  in 
epigrammatibus 

Dicemiis  ficus,  quas  scimus  in  arbore  nasci. 


LXV.  Aus  den  oben  angeführten  Stellen  ergeben  sich  drei  An- 
sichten über  Decliuation  ;rnd  Genus  von  ficus  in  den  beiden  Bedeu- 
tungen »Feige«  und  »Geschwür« : 

r  ficus  4d.  fem.  Feige  so  M.  hier  und  XIII  23  Ueberschrlft 
ficus  Chiae  [T  civiae  XBGF  Chia]),  ficus  2.  d.  masc.  Geschwür  Cha- 
risius  und  M.  hier;  wol  auch  IV  52,  2  qui  modo  ficus  eras;  zweifel- 
haft VI  49,  11  XIV  86,  2). 

2;  ficus  2.  d.  f.  Feige  so  Caecilianus  hier  irnd  M.  VII  53,  S  Et 
Libycae  fici  pondere  testa  gravis  VII  71,6  ficos  uon  habet  unus  ager; 
zweifelhaft  ficus  gelata  IV  46,  10  lippa  ficus  VII  20, 10, ;  ficus  4.  d.  m. 
Geschwür  (quidam  bei  Charisius;. 


Epigraramaton  Liber  I  (in  den  J.  85/8G).  207 

Dicemus  ficus,  quas  scimiis  in  arbore  nasci, 
Dicemus  ficos.  Caeciliane,  tuos. 

LXVI. 

Erras  meorum  für  avare  libroruni. 
Fieri  poetam  posse  qui  putas  tauti, 
Scriptura  quanti  constet  et  tomus  vilis. 
Non  sex  paratur  aiit  decem  soplios  uummiB: 
5  Secreta  quaere  carmiua  et  rüdes  euras 
Quas  novit  nnus  scrinioque  sigiiatas 


LXV  3.  ficus  PQF  ficos  RE  4.  ficos  -RPQ  t)  auf  Rasur,  EF 
ficus  XGc. 

LXVI  2.  tanti  cockl.  ScJui^  tanto  Oronov  Sehn-  'd.  constet 
PQF  Scr    constat  EXÄBCG  Sri,,/. 


3)  ficus  4.  d.  f.  Feige,  ficus  4.  cl.  m.  Geschwür  Triscian,.  M.  unter- 
schied also  die  beiden  Bedeutungen,  wie  es  allgemein  geschah,  durch 
das  Genus,  Hess  aber  bei  ficus  Feige  beide  Declinationen  zu.  Flavius 
Caper  de  verb.  dub.  p.  224S  P  14  sq.  verwirft  ficus,  üs  ganz;  ficos 
non  ficus,  nee  ficibus  sed  ficis.    Vgl.  Neue  Formenl.  I  531 — S.i.'i. 

LXVI.     Vgl.  I  29. 

3.  4.  Man  kann  verstehn,  dass  der  Plagiator  ein  Exemplar  des 
Buchs  (tomus  Birt  S.  25flf.)  aus  dem  Laden  kauft  und  dann  abschrei- 
ben lässt,  um  es  leichter  für  ein  selbstverfasstes  ausgeben  zu  können. 
Oder  man  kann  mit  Birt  S.  210  f.  Anm.  unter  tomus  die  dem  Ab- 
schreiber gelieferte  reine  Papyrusrolle  verstehn,  zu  der  noch  die  Be- 
zahlung der  Abschrift  kommt.  Welche  Preise  M.  mit  sex  —  aut  de- 
cem numuiis  angiebt,  ist  zweifelhaft ;  ja  es  ist  möglieh,  dass  er  nicht 
wirkliche  Preise,  sondern  beliebige  Zahlen  nennt.  Doch  sind  viel- 
leicht unter  G  und  10  Sesterzen  Ladenpreise  des  ersten  Buchs  in  ver- 
schiedener aber  sehr  einfacher  Ausstattung  zu  verstehn,  da  ja  das 
13.  Buch  für  4  selbst  für  2  S.  verkauft  werden  konnte  (XIII  3,  3; 
vgl.  SG  III  371).  In  beiden  Fällen  wäre  aut  gebraucht,  wie  XII  36, 
1  Libras  quattuor  aut  duas.  Birt,  nach  dessen  Erklärung  Schrift  und 
Papier  zusammen  16  S.  =  4  Denare  kostet,  rechnet,  da  M.  I  117,  7 
als  Preis  des  1.  Buchs  5  Denare  angiebt,  1  D.  auf  den  Umschlag 
(paenula).  Doch  kann  aut  auch  in  einem  negativen  Satz  unmöglich 
für  et  stehn.  Ausserdem  ist  I  UT  von  einem  eleganten  Exemplar  die 
Rede,  hier  von  einem  gewöhnlichen.  Vgl.  auch  Haenny  Schriftsteller 
u.  Buchhändler  in  Rom  1SS4  S.  114. 

5.  rüdes  ciiras.  Zu  I  2-i,  6.  Rüdes  eben  vollendete,  noch  nicht 
herausgegebene. 


208  ^I-  Valerii  Martialis 

Custodit  ipse  virg-iiiis  pater  chartae, 
Quae  trita  duro  non  inhorruit  mento. 
Miitare  dominum  non  potest  über  notus. 
10  Sed  pumicata  fronte  si  qiiis  est  nondum 
Nee  umbilicis  cultus  atqiie  membrana, 
Mercare:   tales  liabeo;   nee  seiet  quisquam. 
Aliena  quisquis  recitat  et  petit  famam, 
Non  emere  librnm,  sed  Silentium  debet. 

LXVII. 

Liber  homo  es  nimium,  dicis  mihi,  Ceryle,  semper. 
In  te  quis  dicit,  Ceryle,  liber  homo  es? 


LXVII  1.  2.  Ceryle]  Cerydle  EXAB  C(a)ernle  TPQF  Clioerile 
O  Sclm^  i.  quis  dicit  E Wagner  qui  dicit  (qui  degit,  quid  egit;  codd. 
Sehn    homo  es?  E Wagner    homo  es  XBCF  homo  est  w  ScJw. 


7.  virginis  chartae.  Nach  der  Analogie  von  fama  auus  u.  dgl.  'zu 
I  39,  2). 

S  Wollte  man  das  beim  Lesen  aufgerollte  Volumen  wieder  zu- 
sammenrollen, so  fasste  man  den  Stab,  auf  den  es  gewickelt  war 
umbilicus,  mit  beiden  Händen  und  zog,  indem  man  den  Anfang  der 
Rolle  unter  das  Kinn  drückte,  die  Windungen  fester  zusammen.  Mar- 
quardt  Prl.  795.    Vgl.  X  93,  6  nova  nee  mento  sordida  charta. 

10.  jmmicata  fro-nte.  Die  Rolle  wurde  an  beiden  Basisseiten  des 
Cylinders  nach  der  Beschneidung  derselben  mit  Bimstein  geglättet, 
I  ,117,  16  VIII  72.    Marquardt  a.  a.  0.  793. 

11.  umhilicis.  Die  sichtbaren  Enden  des  umbilicus,  auch  cornua 
genannt;  sie  wurden  gefärbt  und  vergoldet.  (HI  2,  9  V  6,  1-5  Mar- 
quardt a.  a.  0.) 

memhrana.  Das  Futteral  von  Pergament,  vgl.  III  2,  10  X  93,  4 
Marquardt  79.5,  Birt  S.  64. 

LXVII.  Die  Erklärungen  der  älteren  Commentatoren  sind  ganz 
unbefriedigend.  Den  seltenen  Namen  Cerylus  scheint  M.  mit  Erinne- 
rung an  den  bei  Sueton.  Vespasian  c.  23  erwähnten  Freigelassenen 
Cerylus  gewählt  zu  haben,  qui  dives  admodum  ob  supterfugiendum 
ius  fisci  ingenuum  se  et  Lachetem  mutato  nomine  coeperat  ferro. 
Dies  anzunehmen  liegt  um  so  näher,  als  die  beiden  ersten  Bücher 
wol  nicht  wenige  ältere,  zum  Theil  noch  vor  Domitians  Regierung  ge- 
dichtete Epigramme  enthalten.  (Vgl.  d.  Anm.  zur  praefatio  dieses 
Buchs  S.  162).  Da  nun  M.  wie  Catull  öfter  ein  Distichon  mit  den  An- 
fangsworten des  Hexameters  schliesst  (vgl.  Paukstadt  p.  34  und  das 


Epigrammaton  Liber  I  iin  den  J.  S5/86).  209 

LXVIII. 

Quiclqiiid  agit  Kufus,  nihil  est  nisi  Naevia  Rufo. 

Si  gaiiclet,  si  flet,  si  tacet,  hanc  loquitur. 
Cenat,  propinat,  poscit,  negat,  innuit:  ima  est 

Naevia;  si  non  sit  Naevia,  mutus  erit. 
Scriberet  hesterna  patri  cum  luce  salutem: 

»Naevia  lux«  inqiüt  «Naevia  liimeii.  have.« 
Haec  legit  et  riclet  demisso  Naevia  vultu. 

Naevia  non  una  est:   quid,  vir  inepte.  furis? 

LXIX. 

Coepit,  Maxime,  Pana  qui  solebat, 
Nunc  ostendere  Canium  Tarentos. 


LXVIII  5.   Scriberet   PQEFot    Scr   Gilbert^  614    scripserat   T 
Sehn    6.  have   T   habe  EABCG  ave  Qw  Sehn. 


LXVIII.  lo.  Sarisb  Nug.  Ciirial.  p.  45Ü  ^Amstelocl.  Desipit  Eufus 
in  Naevia,  a  qna  eiim  teste  Coquo  millus  casus  avertit.  Nam :  Quic- 
quid  etc. 


dort  fehlende  Epigramm  IX  97  ,   erscheint  die  Aendernng  Wagners 
"homo  es«  durchaus  annehmbar. 

LXVIII.  1.  Naevia  Rufo.    Beide  Namen  ebenso  I  106. 

;j.  propinat.  So  auch  "lll  82,  25  VIII  6,  13  X  49,  3  XII  74,  9. 
Dagegen  propinas  II  15  1  pröpinamus  III  82,  31  propinabit  VI  44, 
6.    Mueller  r.  m.  3ö3  sq. 

7.  8.  Der  Sinn  scheint  zu  sein;  Naevia  liest  das  Epigramm  und 
lacht,  aber  Rufus  ist  thöricht  sich  zu  ereifern,  wenn  er  dies  hört.  Es 
giebt  ja  mehr  als  eine  Naevia,  ich  kann  also  auch  eine  andere  mei- 
nen. Zugleich  giebt  M.  wol  zu  verstehen:  Jedes  andere  Mädchen 
kann   ihm  die  Stelle  des  ihn  verschmähenden  ersetzen. 

LXIX.  Lässt  sich  nur  muthmasslich  erklären.  In  der  Tarentum 
oder  Tarentus  öS)  IV  1,  s  X  63,  3;  richtig  wahrscheinlich  Terentum : 
Erdhöhle,  vulkanische  Spalte,  Jordan  Top.  I  181  f.  Marquardt  StV 
III  365,  6  genannten  Gegend  des  campus  Martins  mag  sich  ein  sehr 
ns  Auge  fallender  lachender  Pan  (z.  B.  eine  Maske  befunden  haben, 
der  ;wie  jetzt  etwa  die  bocca  della  veritäj  als  Wahrzeichen  des  Ortes 
galt.  Seit  Canius  Rufus  zu  I  61,  9,',  wie  es  scheint,  hierher  gezogen 
war,  war  sein  stets  lachendes  Gesicht  (III  20,  21)  ziim  Wahrzeichen 
des  Terentum  geworden. 

1.  Maxime.     Zu  I  7. 
Martial  I.  14 


210  M.  Valerii  Murtialis 

LXX. 

Yside  salutatum  pru  mc.  über:  ire  iubcris 

Ad  Proculi  niticlos,  officiose,  lares. 
Quaeris  iter,  dicam:  vicinum  Castora  canac 
Transibis  Vestae  virg-ineamque  domimi: 
5  Inde  sacro  venerauda  petes  Palatia  clivo, 
Pluriraa  qua  summi  fulget  imag-o  ducis. 


LXX  1.    Ovid.  Tr.  III  7,1  Vtide  salutatum  subito  pernrata  Peril- 
lam  Littera.    -i.  4.  Verg.  A.  V  744  IX  259  canae  penetralia  Yestae. 


LXX  5.   Serv.  ad  Verg.  A.  VIII  51.    Vgl.  die  Anni. 


LXX.  2.  Proculi.  C.  Julius  Proculus  (XI  30,  SG  III  44S;  vielleicht 
identisch  mit  dem  CIL  II  2349  genannten. 

ofßciose.    Dienstbeflissen  als  salutator. 

3  fif.  Der  beschriebene  Weg  führt  am  Castor-  und  Vestatempel 
Becker  Top.  235  Jordan  Top.  I  2,  292  f.)  vorbei,  dann  auf  der  sacra 
via  (deren  vom  Forum  zum  Titusbogen  ansteigender  Theil  der  sacer 
clivus  ist,  Jordan  Top.  I  2,  276  A.  102  und  104;  längs  dem  Palatin. 
»Unter  dem  v.  lu  erwähnten  Heiligthum  der  Cybele  kann  man  nach 
der  Inschrift  CIL  VI  3702  [vgl.  Notit.  X  kaum  den  berühmten  Tem- 
pel der  magna  mater  verstehen,  der  auf  der  nach  dem  Eingange  des 
circus  hin  gelegenen  Seite  des  Palatin  gestanden  haben  muss;  viel 
eher  einen  zweiten  sonst  nicht  bekannten,  der  dann  auf  den  Denk- 
mälern der  Haterii  (Benndorf  und  Schöne,  die  antiken  Bildw.  d.  La- 
teran. Mus.  358  S.  230  ff.,  abgebildet  sein  würde.  Der  v.  9  erwähnte 
Tempel  des  Bacchus  ist  ebenfalls  imbekannt.  V.  7  und  8  ist  so  zu 
verstehen :  Lass  dich  nicht,  wenn  du  auf  der  Höhe  der  sacra  via  an- 
gekommen bist,  durch  den  Anblick  des  (hier  hauptsächlich  ins  Auge 
fallenden;]  Sonnenkolosses  (zu  Sp  2,  1,  fesseln,  sondern  biege  (noch 
vor  dem  Titusbogen)  seitwärts  ab.  Vgl.  Top.  I,  50S.  Anders  OEichter 
(Hermes  XX 407  ff.),  der  den  Tempel  der  magna  mater  in  der  bisher  für 
den  T.  des  Jupiter  Stator  geltenden  Euine  zu  erkennen  glaubt.«  Jordan. 

5.  Palatia  clivo.  IV  78,  7  Et  sacro  decies  repetis  Palatio  clivo, 
vgl.  auch  XII  3,  7  Iure  tuo  veneranda  novi  pete  limina  templi. 

Palatia.  Serv.  Aen.  VIII  51  Pa  longum  est  ut  M.  ponit  plerum- 
.que.  In  Wirklichkeit  ist  die  erste  Silbe  an  6  Stellen  lang:  VIII  28, 
22  VIII  39,  1  IX  25,  1  IX  86,  7  XI  8,  5  XIII  91,  1,  an  5  kurz:  IV 
45,  2  V  5,  1  V  19,  4  VIII  60,  1  1X39,  1.  Ebenso  wechselnd  ist  der 
Gebrauch  bei  Statins,  Silius.  Juvenal,  während  bei  den  Aelteren  die 
Silbe  stets  kurz  ist.    Lachmann  ad  Lucret.  p.  37, 

6.  Wegen  fulget  ist  an  goldene  oder  vergoldete  Büsten  Domitians 
zu  denken,  die  vor  dem  Aufgange  zum  Palatiura  standen.     Auf  dem 


Epigramuiiiton  Liber  I  (in  den  J.  85/S6).  211 

Nec  te  detineat  miri  radiata  colossi 

Quae  Rhodium  moles  vincere  g'audet  opus. 
Fleete  vias  hac  qua  madidi  sunt  tecta  Lyaei 
10       Et  Cybeles  picto  stat  Corybante  tholus. 
Protinus  a  laeva  clari  tibi  fronte  Penates 

Atriaque  excelsae  sunt,  adeunda,  domus. 
Hanc  pete:  ne  metuas  fastus  limenque  superbum: 

Nulla  magis  toto  ianua  poste  patet, 
15  Nec  propior  quam  Phoebus  amet  doctaeque  sorores. 

Si  dicet  »Quare  non  tarnen  ipse  venit?« 
Sic  licet  excuses  »Quia  qualiacunque  leguntur 

Ista,  salutator  scribere  non  potuit.« 

LXXI. 

Laevia  sex  cyathis,  septem  lustina  bibatur, 
Quinque  Lycas,  Lyde  quattuor,  Ida  tribus. 


LXX  10.  tholus  PQFto  So-  et  holus  £  tolus  A'  tonis  2'  Sehn 
vgL(UeA)mu  13.  pete:  ne  metuas  Gilbert^  514  pete,  nec  ui.  Sehn  nc 
m.  TPQ   nec  m.  EXABCFd. 


LXX  13.  Horat.  Epod.  2,  7  superba  civinm  Potentionim  limina 
14.  Prop.  III  8,  G  Nnnc  sine  me  tota  janua  nocte  patet.  (Ovid.  F.  II 
456  jamia  laxa  patet.  Id.  ib.  V  502  janua  nostra  patet.  Vgl.  Id.  ib. 
I  280.).    15.  TibuU.  III  4,  45  Bacchus  doctaeque  sorores. 


Capitol  durften  nur  goldene  oder  silberne  von  ihm  aufgestellt  wer- 
den SG  III  211). 

8.  Rhodium  —  opus.     Zu  Sp   1. 

10.  Vor  torus  verdient  tholus  den  Vorzug,  da  es  besser  bezeugt 
ist.  Auf  dem  Denkmal  der  Haterii  zu  v.  3  ff.)  steht  vor  der  Cybele 
ein  Altar  mit  einem  kuppeiförmigen,  schirmähnlichen  Dach  >.  a.  0. 
S.  231).  Bei  picto  Corybante  wäre  dann  an  ein  Kuppelgemälde  zu 
denken. 

15.  propior:  als  näherstehender,  mit  grösserer  Geneigtheit. 

doctaeque  sorores  \f\Q  IX  42,  3.  Novem  sorores  II  22,  1  V  6.  18. 
Sorores  allein  I  76,  3  IV  31,  5, 

17.  18.  Mit  einer  ähnlichen  Wendung  schliesst  I  lOS  Ipse  salu- 
tabo  decima  te  saepius  hora :   Mane  tibi  pro  me  dicet  havere  liber. 

LXXI.  Beim  Gesundheittrinken  trank  man  soviel  cyathi  als  der 
Name  der  gefeierten  Person  Buchstaben  enthielt.  Vgl.  VIII  51,  21 
IX  93,  3  XI  36,  7  XIV  170,  2;  Marquardt  Prl.  326,  5. 

14* 


212  M.  Valerii  Martialis 

Omnis  ab  infuso  numeretur  amica  Falerno, 
Et  quia  nulla  venit,  tu  mihi,  Somne,  veni. 

LXXII. 

Nostris  versibus  esse  te  poetam, 
Ficlentine,  putas  cupisque  credi? 
Sic  dentata  sibi  videtur  Aegle 
Emptis  ossibus  Indicoque  cornu ; 
5  Sic  quae  iiigrior  est  cadente  moro, 
Cerussata  sibi  placet  Lycoris. 
Hac  et  tu  ratione  qua  poeta  es, 
Calvus  cum  fueris,  eris  comatus. 

LXXIII. 

Nullus  in  urbe  fuit  tota  qui  tangere  vellet 

Uxorem  gratis,  Caeciliane,  tuam, 
Dum  licuit:  sed  nunc  positis  custodibus  ingens 

Turba  fututorum  est:  ingeniosus  bomo  es. 

LXXIV. 

Moechus  erat:  poteras  tarnen  hoc  tu,  Paula,  negare. 
Ecce  vir  est:  uumquid,  Paula,  negare  potes? 


LXXI  4.  Et  quia]  Sed  quia  PhWagner    Atqui  Schn^  p.  XII. 
LXXIII.  2.  Caeciliane]  Meciliane   T  Maeciliane  SchnK 


LXXII.  Zu  I  29. 

4.  Indicum  cornu :    Elfenbein,  zu  Sp.  19,  3. 

5.  cadente  moro.  VIII  64,  7  moro  —  nigrior  caduco.  Die  völlig 
reife,  von  selbst  abfallende  Frucht  des  Maulbeerbaumes  ist  tief- 
schwarz. 

6.  cerussata.  Cerussa,  Bleiweiss,  zum  Weissschminken  gebraucht 
VII  25,  2  X  22,  2.     Marquardt  Prl.  765,  12.   Vgl.  II  41,  12. 

Lycoris.  Der  Name  für  ein  Frauenzimmer  von  dunkler  Hautfarbe 
auch  IV  62  VII  13. 

LXXIV.  Auf  eine  Frau,  die  den  Liebhaber,  mit  dem  sie  früher 
die  Ehe  gebrochen  hatte,  nach  der  Scheidung  oder  dem  Tode  des 
Mannes  heirathete  und  damit  das  frühere  ehebrecherische  Verhältniss 
offenkundig  machte. 


Epigrammaton  Liber  I  lin  den  J.  85/86).  213 

LXXV. 

Dimidium  donare  Lino  quam  credere  totum 

Qui  mavult,  mavult  perdere  dimidium. 
LXXVI. 
0  mihi  curarum  pretium  uon  vile  mearum, 

Flacce,  Antenorei  spes  et  alumne  laris, 
Pierios  differ  cantusque  chorosque  sororum: 

Aes  dabit  ex  istis  milla  puella  tibi. 
5  Quid  petis  a  Phoebo?  mimmos  habet  arca  Miuenae; 

Haec  sapit,  haec  omnes  fenerat  una  deos. 
Quid  possunt  hederae  Bacchi  dare?  Palladis  arbor 

Inelinat  varias  pondere  nigra  comas. 
Praeter  aquas  Helicou  et  serta  lyrasque  dearum 
10      Nil  habet  et  magnum,  sed  perinane  sophos. 

Quid  tibi  cum  Cirrha?  quid  cum  Permesside  nuda? 

Romanum  propius  divitiusque  forum  est. 


LXXVI  ;i.  cantusque  chorosque  Qm  Scr  c.  chorusque  PF  can- 
tus  citharamque  EXABCG  Vmd.  3  Sehn. 


LXXVI  1.  Ovid.  Her.  1"  (18),  163  His   ego  cum   dixi:    Pretium 
non  vile  laboris  etc. 

(1.  Claudian.  Nupt.  Hon.  142  Pretium  non  vile  laboris  . 

(4.  TibuU.  I  1,52  uUa  puella.  IV  2,24  Prop.  III  22,6  nuUa  puella). 


LXXVI.  2.  Flacce.     Zu  I  61,  4. 

Antenorei  —  laris.  Patavium  war  nach  der  Sage  von  dem  mit 
den  Henetern  nach  Venetien  gekommenen  Antenor  gegründet.  Liv. 
I  1  Verg.  A.  I  246.  3.  somrum.     Zu  I  70,  15. 

5.  Miner vae.  Wie  X  19,  14  Göttin  der  Beredsamkeit,  besonders 
der  gerichtlichen. 

6.  omnes  fenerat  una  deos.  Deos  iutellige  nota  figura  deorum  dona, 
sapientiam  pulchritudioem  potentiam.  Gronov.  Der  Ausdruck  ist 
bei  M.'s  Neigung  zu  dieser  Art  der  Metonymie  zu  Sp  12,  1,  minder 
auffällig ;  übrigens  ist  zunächst  an  Ceres,  Bacchus,  Venus  und  deren 
Gaben  zu  denken.  Fenerat  hat  hier  die  seltene  Bedeutung  des  Ge- 
währens,  wie  Plin.  N.  h.  II  13  hie  (soll  lumen  suum  ceteris  quoque 
sideribus  fenerat.  Auf  keinen  Fall  darf  man  mit  Georges  die  sonst 
unerhörte  Construktion  fenerare  aliquem.  Jemandem  gegen  Zinsen  Geld 
leihen  —  annehmen.  Cic  Parad.  6,  2,  46  haben  alle  guten  codd.  defe- 
nerandas,  gewiss  richtig.  CFWMueller).  10.  sophos.    Zu  I  3,  7. 

11.  Permesside.    Die  Nymphe  des  Permessus  am  Helicon. 


214  M.  Vjilerii  Martialis 

lllic  aei'ti  sonant:   tit  circum  puliiita  nostra 
Et  steriles  catheclras  basia  sola  cre})aiit. 
LXXVIL 
Pulchre  valet  Charinus.  et  tarnen  i)allet. 
Parce  bibit  Charinus,  et  tarnen  pallet. 
Bene  concoquit  Charinus,  et  tarnen  pallet. 
Sole  utitur  Charinus,  et  tarnen  pallet. 
5  Tinguit  Gutem  Charinus,  et  tarnen  pallet. 
Cunnum  Charinus  lingit,  et  tarnen  pallet. 

LXXVIII. 

Indignas  premeret  pestis  cum  tabida  fauces 
Inque  suos  vultus  serperet  atra  lues, 

Siccis  ipse  genis  flentes  hortatus  amicos 
Decrevit  Stygios  Festus  adire  lacus. 


LXXVIII  2.  sxios  '^P  (P  am  Ramie:  al.  ipsos     ipsos  QJSFiu. 


LXXVIII  4.  Verg.  Cul.  372  Ditis  opacos  Cogor  adire  lacus. 


13.  pulpUa.  Die  erhöhten  Bühnen,  auf  denen  die  cathedrae  der 
ihre  Werke  vortragenden  Dichter  stehen. 

14.  steriles  cathedras.  Bei  Juven.  7,  203  vom  Lehrstuhl  des  Rhetors. 
hasia    zu  I  3,  7;,  die  dem  Vorleser  als  Beifallsbezengung  zuge- 
worfenen Küsse  (für  welche  er  auf  gleiche  Weise  dankt  I  3,  7;. 

LXXVII.  1.  Cliarinus.  Der  Name  zur  Bezeichnung  eines  unnatür- 
lichen Lastern  Ergebenen  auch  IV  39  VI  37  VII  34. 

LXXVIII.  Auf  einen  Festus,  der  sich  wegen  eines  Leidens  an 
einem  bösartigen  Geschwür  im  Gesicht  erstach  v.  7 .  Nach  v.  10  war 
er  ein  Freund  des  Kaisers ;  vielleicht  C.  Calpetanus  Rantius  Quirina- 
lis  Valerius  Festus,  cos.  suff.  71  SG  I  189),  im  J.  70  Legat  von 
Numidien  Tac.  II.  II  98  IV  49,  curator  riparum  et  alvei  Tiberis  CIL 
VI  1238.  Vgl.  seine  Laufbahn  CIL  V  531,  leg.  Aug.  pr.  pr.  von  Pan- 
nonien  im  J.  73)  Wiener  Studien  1882  S.  216,  leg.  Aug.  Tarrac.  79/80. 
CIL  II  2477.  4799  etc.  Asbach  Consularfasten  von  6S— 96.  Rheinl. 
Jahrbb.  LXXIX  (1885)  S.  110  f. 

2.  «MOS  vultus.  Das  von  ihr  in  Besitz  genommene  Antlitz,  zu  I 
111,  2.  lues  nennt  Plin.  N.  h.  XXVI  3  die  mentagra.  XI  91,  6  hor- 
rida  vultus  abstulit  et  tenero  sedit  in  ore  lues. 

3.  siccis  genis  =  XII  3,   16. 

4.  Stygios  —  adire  lacus  =  V  25,  6.  Stygias  aquas  IV  73,  2.  St. 
undas  VI  58,  2  IX  51,  3.    St.  aqua  IX  101,  8.    Vgl.  auch  zu  I  101,  5. 


Epigrammaton  Liber  I    in  den  J.  85/86).  215 

5  Nec  tarnen  obscuro  pia  polluit  ora  veneno 
Aut  torsit  lenta  tristia  fata  fame, 
Sanctam  Romana  vitam  secl  morte  peregit 

Dimisitque  animam  nobiliore  via. 
Hanc  mortem  fatis  mag-ni  praeferre  Catonis 
10       Fama  potest:  Inüus  Caesar  amicus  erat. 

LXXIX. 

Semper  agis  causas  et  res  agis,  Attale.  semper: 
Est.  nou  est  quod  agas,  Attale,  semper  agis. 

8i  res  et  causae  desunt.  agis.  Attale.  mulas. 
Attale,  ne  quod  agas  desit,  agas  animam. 
LXXX. 

Sportula,  Cane,  tibi  suprema  nocte  petita  est. 
Occidit  puto  te,  Cane,  (luod  una  fuit. 


LXXX  2.  una]  uvnsi  Koestlin 'Philol  XXXVI  (1877   264  ff.  ima.  Flach. 


LXXVIII  10.  Eleg.  de  morte  Maecen.  103  (Baehrens  Plm  I  p.  129) 
Caesar  amicus  erat:  potuit  vixisse  sohlte. 


5.  obscuro  veneno.    Obscuro :  im  Verborgenen  wirkend. 

6.  torsit  —  fata :  quälte  den  Tod  d.  h.  machte  den  Tod  qualvoll. 
9.  fatis.     Zu  I  42,  4. 

C'atoiiis,  für  den  die  Feindschaft  Caesars  ein  IMotiv  zum  Selbst- 
morde war,  während  für  Festus  die  Freundschaft  des  Kaisers  das  Le- 
ben wünschenswerth  machte. 

LXXIX.  2.  JEst,  non  est  quod  arjas.  Die  Auslassung  von  sive  — 
sive  ist  ebenso  ungewöhnlich  als  die  von  si  häufig.    Zu  11  44,  1. 

LXXX.  Auf  einen  armen  Clienten,  der  durch  eifrigen  Dienst  mehr 
als  eine  sportula  am  Tage  verdiente.  SG  I  393.  Den  Schmerz  da- 
rüber, dass  er  am  Abende  vor  seinem  Tode  nur  eine,  d.  h.  nur  von 
einem  Patron,  hatte  einziehen  können,  giebt  M.  scherzend  als  Ursache 
seines  Todes  an.  Flach  vermuthet  ima.  Doch  wenn  ima  auch  die 
vorausgesetzte  Bedeutung :  »der  niedrigste  Satz  der  sportula"  haben 
könnte,  hätte  M.  so  nur  dann  sprechen  können,  wenn  es  eine  ganze 
Skala  von  fest  normirten  Sportein  gegeben  hätte.  Es  ist  aber  im- 
mer nur  von  der  allgemein  üblichen  sportula  von  25  as  die  -Eede, 
und  wenn  manche  Patrone  mehr  oder  weniger  zahlten  (SG  a.  a.  0.), 
so  erfolgte  die  Erhöhung  oder  Verminderung  offenbar  ausnahmsweise 
nach  Willkür  oder  Abmachung  mit  den  Clienten,  und  es  gab  ausser 
dem  Satz  von  25  Sesterzen  keine  anderen  festen  Sätze,  also  auch  keine 
niedrigste  sportula. 


216  M.  Valerii  Martialis 

LXXXl. 

A  servo  scis  te  g-enitum  blaudetiue  fateris, 
Cum  tlicis  dominum,  Sosibiane,  patrem. 
LXXXII. 
Haec  quae  pulvere  dissipata  multo 
Longas  portieus  exi)licat  ruiuas, 
En  quanto  iacet  absoluta  casu. 
Tectis  nam  modo  Regulus  sub  Ulis 
5  Gestatus  fuerat  recesseratque. 
Victa  est  pondere  cum  suo  repeute 
Et  postquam  domino  nihil  timebat. 
Securo  mit  incruenta  damuo. 
Tantae,  Regule,  post  metum  querellae 
10  Quis  curam  neget  esse  te  deorum, 
Propter  quem  fuit  innocens  ruina? 

LXXXIII. 
Os  et  labra  tibi  lingit,  Maneia,  eatellus; 
Non  miror.  merdas  si  libet  esse  cani. 

LXXXIV. 

Uxorem  habendam  non  putat  Quirinalis, 
Cum  velit  habere  filios.  et  invenit 


corr 


LXXXII  3.  En  quanto   Qc   Scr  Gilbert  p.  23    en   quarto 
quanto  Pin  tanto  EXABCFGO        6.  repente,    (und  recesseratque:) 
Gilbert^  514  repente;  Schi. 

LXXXI.  Die  alte  Sitte,  dass  Kinder  ihre  Väter  mit  Herr  an- 
redeten, hatte  sich  hiernach  in  manchen  Häusern  erhalten.   SG  I  39(j. 

LXXXII.  Vgl.  I  12. 

3.  absoluta.  Von  der  Schuld  dem  Regulus  Uebles  zugefügt  zu 
haben,  freigesprochen. 

6.  victa  est  jiondere  cum  suo.  XI  41,  3  Cedentes  oneri  ramos  sil- 
vamque  fluentem  Vicit. 

!t.  Entweder:  nachdem  wir  Grund  zur  Furcht  vor  einer  solchen 
Wehklage  gehabt,  oder  inach  Gilbert;:  nachdem  die  Götter  Furcht 
vor  einer  solchen  Wehklage  gezeigt  haben. 

10.  Vgl.  Verg.  A.  III  475  Anchisa  cura  deum.  Tibull.  III  4,  43 
Salve  cura  deum.  Ovid.  Am.  III  9,17  At  sacri  vates  et  divum  cura 
vocaunir.    Vgl.  zu  I  111,  1.  9-11.  Vgl.  I  12,  11  s 


Epigramuiaton  Liber  I  lin  den  J.  85/86,.  217 

Quo  possit  istiicl  more:  fiituit  ancillas 
Domumque  et  agros  implet  eiiuitibus  vernis. 
5  Pater  familiae  verus  est  Quirinalis. 

LXXXV. 

Venderet  excultos  colles  cum  praeco  facetus 

Atque  suburbani  iugera  pulchra  soll. 
»Errat«  ait  »si  quis  Mario  putat  esse  necesse 

Vendere:  nil  debet,  feuerat  immo  magis.« 
5  ))))Quae  ratio  est  igitur?««     »Servos  ibi  perdidit  omnes 

Et  pecus  et  fructus,  uon  amat  inde  locum.« 
Quis  faceret  pretium  nisi  (lui  sua  perdere  vellet 

Omnia?  Sic  Mario  uoxius  haeret  ager. 

LXXXVI. 

Vicinus  meus  est  manuque  tangi 
De  nostris  Novius  potest  fenestris. 
Quis  non  invideat  mihi  putetque 
Horis  Omnibus  esse  me  beatum, 
5  luncto  cui  liceat  frui  sodale? 

Tam  louge  est  mihi  (|uam  Terentiauus, 
Qui  nunc  Niliacam  regit  Syenen. 


LXXXV  1.  Vs:l.  zu  I  116, 


LXXXIV.  5.  2Jater  familiae.  Die  übliche  Form  p.  familias  iL. 
Mueller  r.  m.  p.  376;  hat  M.  absichtlich  vermieden,  da  der  Ausdruck 
hier  einen  Doppelsinn  haben  soll. 

LXXXV.  1.  Praeco  facetm.  Das  Gewerbe  des  Ausrufers  bei  Auk- 
tionen stand  dem  des  Spassmachers  nahe  (vgl.  VI  66,  und  darum  in 
Missachtung.     Mommsen  StR  I   350.  SG  I  277  f. 

2.  I  116,  2    culti  iugera  pulchra  soll.     X  58,  9   suburbani  iiigera. 

7,  jn-etiiim  facet-e:  bei  einer  Auktion  bieten.  Digg.  X  3,  19,  1 
qui  de  vestibulo  licere  cogatur,  necesse  habeat,  interdum  totarum 
aedium  pretium  facere,  si  alias  aditum  non  habeat. 

LXXXVI.  2.  Novius.  Wahrscheinlich  der  VII  72,  7  als  guter 
Brettspieler  erwähnte   Novius  Vindex  SG  III  558?;. 

6.  7.  Tei-entianus  —  Syenen,  d.  h.  der  als  Präfekt  der  dort  sta- 
tionirten  3  Cohorten  (Strabo  XVII  70(i)  an  der  äussersten  Grenze  des 
römischen  Reiches  stand. 


218  M-  Valciii  Martialis 

Non  convivere.  nee  videre  saltim, 
Non  audire  licet,  nee  iirbe  tota 
10  Quis(iuam  est  tarn  prope  tarn  procul({ue  uobis. 
MigTandnm  est  mihi  longius  vel  illi. 
Vicinns  Novio  vel  inquilinus 
Sit,  si  quis  Noviura  videre  non  viilt. 

LXXXVIL 

Ne  gravis  hesterno  fragres.  Fescennia.  vino. 

Pastillos  Cosmi  luxuriosa  voras. 
Ista  linunt  dentes  iantaciila,  sed  nihil  obstant. 

Extremo  ructus  cum  redit  a  barathro. 
5  Quid  ([uod  ölet  gravius  mixtum  diapasmate  virus 

Atque  duplex  animae  longius  exit  odor? 
Notas  ergo  nimis  fraudes  deprensaque  furta 

lam  tollas  et  sis  ebria  simpliciter. 

LXXXVIII. 

Alcime,  quem  raptum  domino  crescentibus  annis 
Lavicana  levi  caespite  velat  humus. 


LXXXVI  8.  saltim   T. 

LXXXVII  3.  jantacula    TPF   jactacula   EXABC(r    ientacul: 
Q  (en  auf  Rasur)  lo     obstant  C  Sehn     obstent  T    obstat  PQFut  So: 


LXXXVIII  1.  Ovid.  A.a.  I  fil  Seu  caperis  primis  et  adhuc  cre- 
scentibus annis. 


12.  mquilirms.  Hansgenosse,  is  qui  eundeui  colit  focum.  Festns 
p.  79. 

LXXXVII.  1.  Vgl.  I  29,  1  und  V  4. 

2.  Co,vni.  Cosmus  der  damals  berühmteste  Parfiimerien-  und 
Essenzenhändler  Korns.  Vgl.  III  55;  82  VII  41  (?);  XI  8;  15;  18;  50 
XII  55;  65  XIV  59;   110;   146. 

pastillos.   Vgl.  Horat.  Sat.  I  2,  27  und  I  4,  92. 

5.  diapasmate:  Streupulver.  Plin.  N.  h.  XIII  19  (Siccis  adoribus 
eonstat,  quae  diapasmata  vocantur    und  XXI  125. 

LXXXVIII.  Auf  den  Tod  eines  im  Knaben-  oder  ersten  Jüng- 
lingsalter stehenden  Sklaven  M.'s,  der  an  der  via  Lavicana  (Marquardt 
Prl.  352,  1)  begraben  war. 


Epigrauimaton  Liber  1    in  den  J.  85/86).  219 

Accipe  non  Pario  nutantia  poudera  saxo, 
Qnae  cineri  vaniis  dat  niitura  labor, 
5  Sed  faciles  buxos  et  opacas  palmitis  umbras 
Quaeque  virent  lacrimis  roscida  prata  meis 
Accipe,  care  puer,  uostri  mouumenta  doloris: 

Hie  tibi  perpetuo  tempore  vivet  honor. 
Cum  mihi  supremos  Lacbesis  perneverit  annos, 
10       Non  aliter  cineres  mando  iacere  meos. 
LXXXIX. 
Garris  in  aurem  semper  omnibus,  Cinna, 
Garris  et  illud  teste  quod  licet  tnrba. 
Rides  in  aurem,  (luereris,  arg-uis,  ploras, 
Cantas  in  aurem,  iudicas,  taces,  clamas, 
5  Adeo(iue  penitus  sedit  bic  tibi  morbus, 
Ut  saepe  in  aurem,  Cinna,  Caesarem  laudes, 

XC. 
Quod  nunquam  maribus  iunctam  te,  Bassa,  videbam 
Quod(iue  tibi  moecbum  fabuhi  nulla  dabat, 


LXXXVIII  5.  faciles  TEXABCd  fragiles  QFm  Scr  BenÜeij 
7.  momimenta  w  monimenta  PEXAG  Sehn  momenta  T  (i.  meis  dil- 
hert    meis.  Sehn. 

XC  1.  jnnctam  PQEFio  Frdl  (iilhert  cnnctam  T  vinctam  M 
cinctam  Scr  Sehn. 


(LXXXIX  5.  Catull.  :i9,  7  Quodcnmqiie  agit,  renidet.  Hnnc  habet 
morbumi. 


3.  nutantia  pondera  =  V  12,   1.  2. 

5.  faciles:  leicht  beschafft,     (rilhert. 

6.  Ueber  gartenUhnliche  Anlagen  bei  Gräbern  vgl.  I  114;  U« 
Marquardt  Prl.  357.  T.  monumenta:  als  Denkmäler.    Crilhert. 

LXXXIX.    Garris  in  aurem.     Zu  III  44,   12. 

XC  1.  iunctam:  in  der  Nähe  von  Männern;  vgl.  I  86,  5  VII  38,  4. 
IX  praef.4  X  75,  11  XI  52,  4  XII  48,  8.  Passend  wäre  auch  cinctam. 
I  49,  28  focum)  infante  cinctum  sordido  II  74,  1  Cinctum  togatis 
post  et  ante  Saufejum  II  62,  2  Quod  cincta  est  brevibus  mentula 
tonsa  pilis. 

2.  fabicla  nulla:  kein  Gerede,  wie  Horat.  Epp.  I  13,  v».  Ep.  11,  8 
Ovid.  am    III  1,  21  etc. 


220  M.  Valcrii  Miirtiivlis 

Omne  sed  officium  circa  te  semi)er  obibat 
Turl)a  tui  sexus,  non  adeunte  viro: 
5  Esse  videbaris,  fateor,  Lucretia  nobis: 
At  tu,  pro  facinus.  Bassa,  fututor  eras. 
luter  se  geminos  audes  committere  cunuos 

Mentiturque  virum  i)rodig-iosa  Vcuus 
Commenta  es  dignum  Thebano  aeuigmate  moustrum, 
10       Hie  ubi  vir  non  est.  ut  sit  adulterium. 
XCI. 
Cum  tua  non  edas,  carpis  mea  carmina,  Laeli. 
Carpere  vel  noli  nostra  vel  ede  tua. 

XCII. 

Saepe  mihi  queritur  non  siccis  Cestos  ocellis, 

Tang'i  se  digito.  Mamuriane.  tuo. 
Non  opus  est  digito:  totum  tibi  Ceston  habeto. 

Si  deest  nil  aliud,  Mamuriane.  tibi. 
5  Sed  si  nee  focus  est  nudi  nee  sponda  grabati 

Nee  curtus  Chiones  Antiopesve  calix. 


XCII  5.  nudi  nee  FQÜFoj  Fnll  nee  nudi   T  Seh». 


XC  4.  Ovid.  F.  VI  4i0  fsacraj  non  adeunda  viro.  Ovid.  Tr.  III  lü, 
76  loca  felici  non  adeunda  viro. 

XC  8.  Claudian.  Eutrop.  I  340';Semiramis)  Assyriis  mentita  virum. 
Baehrens  Plm  IV  335,  4  Invasit  jxivenem  prodigiosa  Venus. 

XCII  Catull  21. 

XCII  5.  Catull  10,   22  veteris  pedem  grabati. 


XCII.  M.  hat  in  einigen  Epigrammen  die  Bettelarmuth  an  sich 
(XI  32)  und  in  Verbindung  mit  zur  Schau  getragener  Lebeusverach- 
tung  im  stoischen  Sinne  (XI  56;  oder  auch  mit  schmählichen  Lastern 
{II  51)  verhöhnt:  immer  mit  mehr  oder  weniger  Reminiseenz  an  Ca- 
tuUs  Spottgedichte  auf  Furius  und  Aurelius  (c.  15;  21 ;  23),  an  welche 
dies  Epigramm  sich  am  engsten  anschliesst.    Faukstadt  p.  14  sq. 

1.  Cestos.  Name  für  einen  schönen  Knaben  auch  VIII  46,  2  und 
VIII  51,  18. 

4.  deest.     Stets  einsilbig.    LMueller  r.  m.  p.  247  und  253. 

5.  midi  .'sponda  grahati  =  XI  56,  4;  XI  32,  11  nee  toga  nee  locus 
est  nee  tritus  cimice  leetus 

6.  Cliiones  Atitiopesve  calix.  Der  Hausrath  von  Dirnen  der  niedrig- 
sten Art  bei  der  Schilderung  der  äussersten  Armuth   auch  III  S2,  2 


Epigrauimaton  Liber  I  {in  den  J.  85/86),  221 

Cerea  si  pendet  lumbis  et  scripta  lacerna 
Dimidiasqne  nates  Gallica  braca  tegit, 
Pasceris  et  nigrae  solo  nidore  culinae 
1 0       Et  bibis  immimdam  cum  cane  })ronus  aquam : 

Non  culum,  neque  euim  est  ciüus,    qin  non  cacat  olim, 

Sed  fodiam  digito  qui  superest  oculum: 
Nee  me  zelotypum  nee  dixeris  esse  maligimm. 
Deniciue  paedica,  Mamuriane,  satur. 
XCIII. 
Fabricio  iunctus  tido  requiescit  Aquinus, 
Qui  prior  Elysias  gaudet  adisse  domos. 
Ära  duplex  primi  testatur  munera  pili: 
Plus  tarnen  est,  titulo  quod  breviore  legis: 
5  Iunctus  uterque  sacro  laudatae  foedere  vitae, 
Famaque  quod  raro  novit,  amicus  erat. 
XCIV. 
Cantasti  male,  dum  fututa  es.  Aegle. 
lam  cantas  bene;  basianda  non  es. 

8.  braca  Hm  praecla  T  peda  PQ  plaga  A  G  palma  O  pallai^o)  Rand 
D.Au.Q    12.   ocuhim:    13.  maligntim.  Oerth    ociilum.  malignnra :  Sehn. 

XCIII  2.  adisse  QEFm  abisse  "IßP.  4.  Wie  im  Text  PQ?  Schfi  Inscrip- 
tum  est  Titxüo  quod  breviore  leges  EFACO  Schni  legasX  legis  w6'ct-. 
XCII  11.  CatuU  2:5,  19  culus  tibi  purior  salillo  est  Nee  toto 
decies  cacas  in  anno. 


(cnrta  Ledae  testa)  tind  IV  4,  9.  Vgl.  auch  XI  32,  4  Nee  sera  nee 
clavis  nee  canis  atque  calix. 

7.  Cerea.    Wie  IV  53,  4:  von  langem  Gebrauch  gelb  geworden. 

scripta:  beklext.  Ueber  scribere  malen,  bemalen  Gronov.  Diatr. 
in  Stat.  431  (2781;  zu  XI  4,  3.  Stat.  Theb.  XI  514  Arvaque  sanguineo 
scribit  rutilantia  gyro. 

XCIII.  Auf  zwei  Grabaltäre,  die  als  Monumente  zweier  neben 
einander  begrabener,  befreundeter  Primipilaren  Fabricius  und  Aqui- 
nus dienten. 

2.  Elysias  —  domos.    Elysium  —  nemiis  VII  40,  4  XI  5,  6. 
adisse.    Zu  I  78,  4. 

3.  4.  Von  zwei  Inschriften,  die  sich  auf  den  beiden  Grabaltären 
befanden,  enthielt  verrauthlich  die  längere  die  militärischen  Chargen 
und  Auszeichmmgen  der  beiden  Verstorbenen,  den  Inhalt  der  kür- 
zeren umschreibt  das  letzte  Distichon. 


222  M.  Valerii  Martialis 

xcv. 

Quocl  elamas  semper,  quod  agentibus  ol)Strepis,  Aeli, 
Nou  facis  lioc  gratis:  accii)is,  ut  taceas. 
XCVI. 
Öi  uon  molestum  est  teque  nou  i)ig-et.  scazoii, 
Nostro  rogamus  pauca  verba  Materno 
Dicas  in  aurem  sie  ut  audiat  solus. 
Amator  ille  tristium  lacernarum 
5  Et  baeticatus  atque  leucopbaeatus, 
Qui  cocciuatos  non  putat  viros  esse 
Ametbvstinasque  mulienim  vocat  vestes, 
Nativa  landet,  babeat  et  licet  semi)er 
Fuscos  colores,  galbinos  habet  mores. 
10  Rogabit,  unde  suspicer  virum  mollem. 
Uua  lavamur:  aspicit  nibil  susum, 


XCVI  11.  susiim  MEXABFG  Sclm-^    ^wx^um  PQ  SchiK 


XCVI  1.  Catull  55,  1  Oramus,  si  forte  non  molestum  est. 


XCV  1.  agentibus.    Den  Sachwaltern. 

XCVI  1.  VII  26,  1  Apollinarem  conveni  meum  scazon,  Et  si 
vacabit  (ne  molestus  accedas)  etc. 

2.  3Iater)w.  Maternus,  an  den  auch  II  "4  gerichtet  ist,  nach  X 
\M  ein  Rechtsgelehrter  aus  Bilbilis. 

4 — 9.  Mäntel  (lacernae;  in  lebhaften  Farben  wurden  damals  von 
Männern  viel  getragen,  und  daran  Anstoss  zu  nehmen  war  übertrie- 
bene oder  aifektirte  Strenge.    Vgl.  II  46  SG  III  63  f. 

5.  baeticatus  —  leucophaeatus .  Beides  wol  nur  hier.  Die  bätischen 
Mäntel  waren  ans  der  ungefärbten  XIV  133)  rüthlichen  oder  gold- 
farbenen Wolle  von  Baetica.  XII  63,3—5  XII  98,  2  ;  Blümner  129,  1—5. 

6.  cocciuatos.  Auch  V  35,  2.  Scharlachmäntel  ylV  28.  2;  nächst 
Purpurmänteln  die  kostbarsten  SG  III  64,  9. 

7.  Amethi/stinasque.  Der  violette  Amethyst-  oder  Janthinpurpur 
zu  I  53,  5)  gehörte  zu  den  kostbarsten  Purpursorten. 

S.  Natica.  Plin.  N.  h.  VIII  191  colorum  plura  genera  — ;  quas 
oves;  nativas  appellant,  aliquot  modis  Hispania  habet.  Non.  p.  549 
pullus  color  est ,  quem  nunc  Spanum  vel  nativum  dicimus.  Marquardt 
Prl.  462,  1. 

9.  galbinos  —  ?nores.  Galbina  (Juven.  2,  90  grüngelbe  Gewänder 
scheinen  vorzugsweise  von  Frauen,  und  vielleicht  auch  von  Männern 
als  Schlafröcke  getragen  worden  zu  sein.    Vgl.  III  82,  5. 


Epigrauimaton  Liber  I  (in  den  J.  S5/86).  223 

Öed  spectat  oculis  devorautibus  draucos 

Nee  otiosis  mentulas  videt  labris. 

Quaeris  quis  liic  sit?   Excidit  mihi  uomen. 

XCVIL 

Cum  clamant  omnes,  loqueris  timc,  Naevole,  tantum, 

Et  te  patronum  causidicumque  putas. 
Hac  ratione  potest  nemo  uou  esse  disertus. 

Ecce,  taceut  omnes:  Naevole,  die  aliquid. 
XCVIII. 
Litigat  et  podagra  Diodorus,  Flacce.  laborat. 

Sed  uil  patrouo  porrig-it;  baec  cberagra  est. 

XCIX. 

Non  i)lenum  modo  vieles  babebas, 
Sed  tarn  i)rodigus  atque  liberalis 
Et  tarn  lautus  eras,  Calene.  ut  omnes 
Oi)tarent  tibi  centies  amici. 
5  Audit  vota  deus  precesque  nostras 
Atque  intra,  puto,  septimas  Kalendas 
Mortes  hoc  tibi  quattuor  dederunt. 
At  tu  sie  quasi  uou  foret  relictum, 
Sed  raptum  tibi  centies,  abisti 
10  In  tantam  miser  esuritionem, 
Ut  convivia  sumptuosiora, 
Toto  quae  semel  apparas  in  anno, 
Nigrae  sordibus  explices  monetae, 


12.  oculis  devorantihus.    IX  5!),  '6    oculisque  coinedit. 

13.  labris.   Vgl.  Jiiv.  9,  35  spumanti  —  labello.   (rilhert. 
XCVIII  1.    Flacce.    Vielleicht  der  I  57  angeredete. 

XCIX.  Das  Thema,  dass  grosse  Vermehrung  des  Vermögens  bis- 
weilen Geiz  hervorbringt,  hat  M.  auch  I  10.3  und  IV  51  behandelt. 

1.  plenum  vicies:  soviel  als  435000  Mark.  Plenum  centies  V 
70,  2  centies  laxum  III  22,  2  tricies  soldum  IV  37,  4.  Hultsch, 
Metrologie  2.  Ausg.  295,  4. 

4.  centies:    2175000  Mk. 

10.  esuritionem.     Catullisches  Wort.    c.  21,  1;  23,  14. 

13.  explices.    Vgl.  I  103,  S. 


224  M.  Valerii  Martiulis 

Et  Septem  veteres  tui  sodales 
15  Constemus  tibi  plumbea  selibra. 
Quid  dignum  meritis  precemur  istis? 
Optamus  tibi  milies,  Calene. 
Hoc  si  contigerit,  fame  peribis. 

C. 
Mainiuas  atque  tatas  habet  Afra,  sed  ipsa  tatarum 
Dici  et  mammarum  maxima  mamma  potest. 

CI. 
lila  manus  qiiondaiii  studiorum  fida  meorum 
Et  felix  domino  notaque  Caesaribus, 

XCIX   17.    optamus  w     obtamus   T     optemiis  '^PQF     milies 
TQXFGO    millies  31  (vgl.  Einl.  S.  116). 

15.  plumbea  selihra.  Gilbert  Zu  Martialis  N.  Jbb.  Ib82  S.  132:  Der 
Geizhals  nimmt  nicht  nur  abgegriffenes  Courant  (v.  13),  sondern  auch, 
um  seine  reichen  Baarmittel  zu  schonen,  eine  plumbea  (wol  nicht 
«unscheinbar  gewordene<',  sondern  »lumpige^  selibra,  d.  h.  ein  silbernes 
Geräth.     Solche  wurden  auch  bei  Zahlungen  gegeben  und  genommen 

SGIII  111  ,  womit  ihre  Bezeichnung  nach  dem  Gewicht  (SG  III  14ü  ff.) 
zusammenhängt.  Selibra  IV  46,  7  V  19,  11  VII  72,  3  VIII  71,  S  X 
14,  8    X  57,  2;  dagegen   semodius  IV  46,  6    VII  53,  5. 

16.  IV  51,  5   Quid  tibi  pro  meritis  et  tantis  laudibus  optem? 

C.  Auf  ein  schon  alterndes  Mädchen  oder  Frau,  die  die  Benen- 
nungen der  Kinder  für  Eltern,  Erzieher  und  Erzieherinnen,  tata  und 
'uamma  (Papa  und  Mama)  anwendet,  um  jünger  zu  erscheinen.  Les- 
sing VIII  515  erinnert  an  das  4.  Epigramm  des  Myrinus  (Anthol.  Gr. 
T.  II  p.  108  ed.  Jacobs  1794  II  94)  v.  3: 

B7.-TS  0£  Td?  \vymc,  y.oX  H'(z  Ttäot  TATA. 
(quo  magis  puella.et  juvencula  videatur.  Jacobs  VIII  p.  285,  der  auf 
M.  X  39  und  67  verweist) .  Uebrigens  müssen  diese  Ausdrücke  in  der 
Umgangssprache  viel  gebraucht  sein,  da  tata,  tatula,  mamma,  mama 
auch  auf  Grabschriften  vorkommen.  Orelli  2769.  2813—15  und  4943. 
papas  Orelli  II  p.  22  'Jxiv.  6,  632).  CIL  X  7564  (Inschrift  zu  Caralis)  : 
Atiliae  L.  f.  Pomptillae  mamm(mae  o)ptimae.  M.  Cassio  Philippo  tat 
(ae  pa)rentibus  sanetis.    Vgl.  auch  Varro  ap.  Non.  81,  5. 

2.  maxima  mamma.  Bezeichnet  nicht  wie  Digg.  XXXVIII  10,  10 
§  17  (amita  maxima,  matertera  maxima  einen  Verwandtschaftsgrad, 
sondern  »die  älteste  Mama.« 

CI.    Auf  seinen  19jährig  gestorbenen,   vor  dem  Tode  noch  frei- 


Epigrammaton  Liber  I   in  den  J.  85/86).  225 

Destituit  primos  viridis  Demetrius  anuos: 
Quarta  tribus  lustris  adclita  messis  erat. 
5  Ne  tarnen  ad  Stygias  famuhis  descenderet  umbras, 
Ureret  implicitum  cum  scelerata  Ines, 
Cavimns  et  domini  ins  oraue  remisimns  aegro ; 

Munere  dignns  erat  convalnisse  meo. 
Sensit  deficiens  sua  }3raemia  meqne  patronnm 
10       Dixit  ad  infernas  liber  itnrns  aqnas. 

CIL 

Qui  pinxit  Venerem  tuam,  Lycori, 
Blanditns,  puto,  pictor  est  Minervae. 

cm. 

«Si  dederint  snperi  decies  mihi  milia  centum« 
Dieebas  nondnm,  Scaevola,  iustns  eqnes, 

«Qualiter  o  vivam,  quam  large  qnam(iue  beate!« 
Riserunt  faciles  et  tribnere  dei. 
5  »Sordidior  mnlto  post  hoc  toga,  pacnnla  peior, 
Calcens  est  sarta  terqne  qnaterqne  cnte : 

Deque  decem  plnres  semper  servantnr  olivae. 


CHI  6.  terque  quaterque  P  (nach  Huelsen)  Q  bisqiie  qnaterqne 
i:XA:pCDFG. 


gelassenen  Schreiber  Demetrins,  der  Gedichte  von  M.  für  die  Cae- 
sares,  d.  h.  wol  für  Titns  nnd  Domitian  geschrieben  hatte. 

3.    XI  71,  5  Vir  rogat  nt  vivat  virides  nee  deserat  annos. 

5.  ad  Stygias  —  umhras  =  I  114,  5.  XI  84,  1  Stygias  —  ad 
umbras  =  XII  90,  3.  XII  52,  12  Non  erit  in  Stygia  notior  nmbra 
domo.    Vgl.  auch  zu  I  36,  5  nnd  I  TS,  4. 

9.  deficiens:  sterbend. 

10.  ad  infernas  —  aqiias  =  IX  29,  2. 
CIL    Vgl.  V  40. 

cm.     Vgl.  I  99. 

1.  decies  milia  centum.    Der  senatorische  Censns  (219521  Mark). 

2.  nnndum  —  iustus  eqnes.  Noch  nicht  im  Besitz  des  ritterlichen 
Censns  von  400000  Sesterzen  (87009  Mark).  Vgl.  IV  67,  4  Ut  posset 
domino  plandere  instns  eqnes. 

ö.  jjaenula.    Eegenmantel.  Marqnardt  Prl.  547  f. 


Martial  I. 


15 


226  M.  Valorii  Martialis 

Explicat  et  ceuas  unica  mensa  diias. 
Et  Veieutaui  bibitur  faex  crassa  rubelli, 
10       Asse  cicer  tepidum  eonstat  et  asse  Venus. 
In  ins.  0  fallax  atque  infitiator,  eamiis: 
Aut  vive  aut  decies,  Öcaevola.  redde  deis. 
CIV. 
Picto  quod  iuga  delicata  collo 
Pardiis  sustiuet  improbaeque  tigres 
Indulgeut  patientiam  flagello. 
Mordent  aiirea  quod  lupata  cervi, 
5  Quod  frenis  Libyci  domantur  ursi 
Et.  quantum  Calydon  tulisse  fertur. 
Paret  purpureis  aper  capistris: 
Turpes  esseda  quod  trahunt  bisoutes 
Et  molles  dare  iussa  quod  cboreas 
10  Nigro  belua  nou  negat  magistro: 
Quis  spectacula  non  putet  deorum? 


CIV  5.  frenis]   freno  PQ  Scr.     10.  non  PQSchn-^  nihilEXABFG 
nil  SchnK 


8.  Vgl.  I  99,   13. 

9.  Veientani.  Eine  der  geringsten  Weinsorten  III  49,  1.  Mar- 
quardt  Prl.  436,  20. 

10.  Asse  cicer  eonstat.  Zu  I  41,  5.  Petron.  c.  14  uniim  dipondium 
(2  as,,  quo  cicer  lupinosque  destinaveramus  mercari. 

et  asse  Venus.  II  53,  7  Si  plebeia  Venus  gemino  tibi  iungitur 
asse.  IX  32,  3  Hanc  volo,  quam  totum  redimit  denarius  alter.  IX  4,  1 
Aureolis  futui  cum  possit  Galla  duobus  Et  plus  quam  futui  si  toti- 
dem  addideris  etc.  X  75  Milia  viginti  me  quondam  Galla  poposcit  etc. 
VII  10,  3  Centenis  futuit  Matho  milibus.  Vgl.  Henzen-Orelli  73!'ü. 
7306.    Rh.  Mus.  XVII  13S  und  Buecheler  das.  XVIII  394. 

11.  In  ius  —  eamus.  XII  97,  10  Sit  tandem  pudor  aut  eamus 
in  ius.  12.  vive.    Zu  I  15,  4. 

CIV.  Zu  I  6  und  über  die  Vorführung  abgerichteter  Thiere  im 
Amphitheater  SG  II  360  f. 

5.  Lyhici  ursi.    Numidische  Bären,  SG  II  492. 

6.  Calt/don.  Vgl.  IX  48,  6  und  XI  69,  10  Quantus  erat  Calydon 
aut  Erymanthe  tuus. 

9.  10.  Tänze  von  Elephanten  ausgeführt  SG  II  361.  Mohren  als 
Elephantenwärter  VI  77,  S  SG  I  20,  1. 


Epigrammaton  Liber  I    in  den  J.  85/86).  227 

Haec  trausit  tarnen,  ut  miuora,  quisquis 

Veuatiis  humiles  videt  leonum. 

Qnos  velox  leporum  timor  fatig-at. 
15  Dimittnut,  repetuut,  amantque  captos, 

Et  securior  est  in  ore  praecla, 

Laxos  cui  dare  perviosque  rictus 

Gaudent  et  timidos  tenere  dentes, 

Möllern  frangere  dum  pudet  rapinam, 
20  Stratis  cum  modo  veneriut  luvencis. 

Haec  dementia  non  paratur  arte, 

Sed  norunt  cui  serviaut  leones. 

CV. 
In  Nomentanis,  Ovidi,  quod  nascitur  agris, 

Accepit  quotiens  tempora  longa,  merum 
Exuit  annosa  mores  nomeuque  senecta: 

Et  quidquid  voluit,  testa  vocatur  anus. 


CV  1.  agris  PQo)    vgl.  II  3^,  1    arvis  EXABCFG  Schn^-  3.  In- 
ierp, nach  Gilbert'^  i)  514  Sehn:   longa  mernm,  senecta  ohne  Interp. 


CV  3.  Ovid.  M.  VII  237  Et  tarnen  annosae  pellem  posnere  sene- 
«tae  (dracones,. 


18.  timidos  tenere  dentes.  I  fi,  2  Inlaesum  timidis  ungnibus  haesit 
onus. 

21.  22.    Vgl.  I  14,  5  SS. 

22.  cui.  Zweisilbig  auch  VIII  52,  3  XI  72,  2  XII  49,  3;  überall 
im  zweiten  Fusse  des  Phalaeceus.  Vgl.  Nene  Formenl.  II 2  229.  L. 
Mueller  r.  m.  270. 

CV  1.  Ovidi.  Ovidixis,  der  den  von  Nero  im  J.  05  nach  Sicilien 
verbannten  Frennd  des  Philosophen  Seneca,  Caesonius  Maximus,  ins 
Exil  begleitet  hatte  VII  44  ,  vermuthlich  wie  M.  ein  Client  der  Se- 
neca, war  M.'s  Gutsnachbar  bei  Nomentum.  VII  93  IX  98  XIII  119. 
Da  nun  auch  der  Philosoph  Seneca  ein  grosses  Weingut  besessen 
hatte,  und  das  Gütchen  M.'s  ebenso  wie  das  des  Ovid  XIII  119  ein 
Weingut  war  VII  73  X  44  ,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass 
Seneca  oder  dessen  Erben  Theile  des  Hauptgutes  an  beide  verschenkt 
hatten.  Vgl.  über  Q.  Ovidius  ausserdem  IX  52  und  53  (auf  seinen  Ge- 
burtstag, den  1.  April  ,  X  44  auf  eine  von  ihm  als  Begleiter  eines 
Freundes  nach  Britannien  angetretene  Reise    und  SG  III  395. 

3.  4.    Vgl.  XIII   117  Amphora  Nestorea  tibi  Mamertina  senecta 

15* 


22S  ^I-  Valerii  Martiaiis 

CVI. 
Interpouis  iKiuam  siibinde,  Rufe, 
Et  si  cogeris  a  sociale,  raram 
Diluti  l)ibis  imeiam  Falerni. 
Niimquid  pollicita  est  tibi  beatam 
5  Noctem  Naevia  sobriasque  mavis 
Certae  nequitias  fututionis? 
Snspiras,  retices,  gemis:  negavit. 
Crebros  ergo  licet  bibas  trientes 
Et  durum  iugules  mero  dolorem. 
10  Quid  parcis  tibi,  Rufe?  dormiendum  est. 

CVII. 

Saepe  mihi  dicis,  Luci  carissime  luli, 

«Scribe  aliquid  maguum:  desidiosus  bomo  es.« 
Otia  da  nobis,  sed  qualia  fecerat  olim 


CVI  8.  licet  bibas  EXABFG  Sehn  bibas  licet  PQco  So:   9.  do- 
lorem EXABGO  pudorem  PQFoi    vgl.  zu  X  98, 11;. 


CVII  3.  Verg.  Ecl.  1,  G  deus  nobis  haec  otia  fecit. 


si  detnr  quodvis  nomen  habere  potest.  Nomentaner  gehörte  ebenso 
wie  Mamertiner  zu  den  besseren  Sorten.  Wird  er  alt,  so  kann  man 
ihm  den  Namen  jedes  beliebigen  guten  Weines  geben.  Vgl.  Mar- 
auardt  Prl.  433,  12  nnd  436,  3. 

4.  testa  anus.     Zu  I  39,  2. 

CVI.   Vgl.  I  68. 

3.  unciam:  einen  cyathus.    Marquardt  Prl.  325. 

6.  fututionis.     Catnlli-ich  (c  32,  8). 

8.  trientes.  Becher,  die  drei  cyathi  hielten,  als  gewöhnliche  Triuk- 
gefässe  oft  erwähnt.     Marquardt  a.  a.  0. 

CVII.  Dasselbe  Thema  ist  auch  VIII  56  behandelt. 

1.  Ltici  —  luli.    Sonst  nirgend  genannt. 

2.  desidiosus  homo  es.  Vgl.  VIII  3,  12  und  desidiosus  eques  XII 
26,  2. 

3.  fecerat.  M.  neigt  zum  Gebrauch  des  Plusquamperfekts,  wo  man 
das  Perfekt  (oder  auch  das  Imperfekt*  erwartet,  namentlich  feceram 
fueram  dixeram.  Vgl.  z.  B.  II  41,  2  II  83,  2  III  52,  1  V  23,  1  V 
52,  4  XI  37,  -A  XI  39.  12  XI  71,  1  XI  99,  9  XII  6'1.  4  Guttmana 
p.  40—45. 


Eplgrammatoü  Liber  I    in  den  J.  85/SG).  229 

Maeceuas  Flacco  Vevgilioque  siio: 
3  Coudere  victuras  temptem  per  saecula  curas 
Et  uomeu  flammis  eripuisse  meum. 
In  steriles  nohmt  campos  iuga  ferre  iuvenci: 
Ping-ue  solum  lassat,  secl  iiivat  ipse  labor. 

CVIII. 

Est  tibi  (sit(iue  precor  miiltos  crescatque  per  auuos) 

Piilchra  (luidem,  verum  transtiberina  domus: 
At  mea  Vipsauias  speetant  cenacula  laurus, 

Factus  in  hac  ego  sum  iam  regione  seuex. 
5  Migraudum  est,  ut  mane  domi  te,  Galle,  salutem: 

Est  tauti,  vel  si  longiiis  illa  foret. 
Sed  tibi  nou  multum  est,  imum  si  praesto  togatum: 

Multiim  est,  bunc  imum  si  mihi,  Galle,  uego. 


CVII  7.  nohmt  campos  TFris.Q? Sehn  camTßos  nohiutPEFtuScr. 

CVIII  3.  Vipsanias  Gilbert  Vipsanas  P  Sehn  rupsanas  Q 
BlD)i'y:psana;s)  EXABCFGO  0.  est  VEBVG  Gilbert  p.  -21  es, 
dahinter  ein    Buchstabe    ausradirt   Q   es  m  Sehn. 

CVII  8.  Verg.  G.  I  G4  Pingue  solum  —  Fortes  invortant  tauri. 

CVIII  1.  Ovid  H.  1,111  Est  tibi,  sitque  precor,  natus,  qiii  etc. 
Ovid.  Tr.  I  9,  1  Est  mihi,  sitqne  precor,  Flavae  tntehi  Minervae  Navis. 
Cons.  ad  Liv.  471  Est  tibi,  sitque  precor,  multornm  filius  instar. 


5.  victuras  —  curas.     Vgl.  zu  I  25,  7. 

CVIII.  Die  Beschwerde  über  die  Zumuthung  zu  vieler  Clienten- 
dienste  hat  M.  an  einen  Gallus  auch  X  56  und  82  gerichtet.  Der  hier 
und  vielleicht  auch  in  jenen  beiden  Epigrammen  Angeredete  ist 
schwerlich  Munatius  Gallus  X  3.3. 

1.  Vgl.  IX  18,  1  Est  mihi  sitque  precor  longum  te  praesido 
Caesar. 

3.  Vipsanias  —  laurm.  Hier  und  IV  18,  1  (Vipsaniis  —  columnis, 
ist  die  porticus  des  Agrippa  geraeint,  welche  einen  mit  Lorbeerhai- 
nen bepflanzten  Platz  umgab.  Becker  Top.  I  p.  597  Anm.  1259. 
lieber  die  Verschleifung  des  i  zu  IV  T8,  8.  M.'s  Miethwohnung  zu 
I  117  lag  in  der  Nähe  des  Floratempels  auf  dem  westlichen  Rande 
des  Quirinal.    Becker  Top.  577,  A.  1218. 

5.  Micjrandum  est.  Entweder:  ich  muss  eine  Reise  machen,  oder, 
wenn  longius  hier  bedeutet:  abgelegener  Gilbert):  ich  muss  umziehn. 

6.  Est  tanti  sc.  migrare. 

7.  togatum.     SG  I  339,  5. 


230  ^I    Valerii  Martialis 

Ipse  salutabo  decima  te  saepius  hora: 
10      Mane  tibi  pro  me  dicet  havere  über. 


CIX. 
Issa  est  passere  neiiuior  Catulli, 
Issa  est  purior  osculo  eolumbae, 
Issa  est  blandior  omnibus  puellis, 
Issa  est  carior  Indicis  lapillis, 
5  Issa  est  deliciae  catella  Publi. 
Hanc  tu,  si  qiieritur,  loqiii  putabis; 
Sentit  tristitiamque  gaiidiumque. 
Collo  nixa  cubat  capitque  somnos, 
Ut  suspiria  nuUa  seutiantur; 
10  Et  desiderio  coacta  ventris 
Gutta  pallia  non  fefellit  ulla, 
Sed  blando  pede  suscitat  toroque 


CVIII  10.  havere  P    avere  Qw   Scr    avete  XF   averte   EAJB 
aveto  CG  Sehn. 

CIX  1—5.  Issa]  Ipsa  PQ  prBFz. 


9.  10.  Vgl.  I  70,  17.  18. 

CIX.  Publius,  allem  Anschein  nach  derselbe,  der  sich  dnrch  die 
Eleganz  seiner  Kleidung  II  57,  seiner  häuslichen  Einrichtung  und 
Dienerschaft  X  9S  und  dixrch  seine  Kunst  im  Brettspiel  auszeichnete, 
hatte  seine  Lieblingshündin  (Publius  exiguae  si  flagrat  amore  catellae 
VII  87,  3)  Issa  selbst  gemalt.  Das  Gedicht  M.'s  erinnert  fast  nur  am 
Anfang  an  den  passer  des  Catullus.  Der  Einfall  Bergks  (Philol.  XI 
:iS5,  bei  CatiiU  3,  7  Issa  statt  ipsa  zu  lesen,  ist  schon  deshalb  ver- 
fehlt, weil  passer  ein  Masculinum  ist.  Vgl.  Paukstadt  p.  5  s.  Da- 
gegen hält  Buecheler  (ad  Petron.  e.  63  ed.  maj.)  Issa  für  die  volks- 
thümliche  Aussprache  von  Ipsa  in  der  Bedeutung  Domina,  das  dann 
auch  als  Liebkosungswort  gebraucht  worden  sei. 

1—5.  M.  liebt  es,  aufeinander  folgende  Verse  [wie  Catull.  3,  3 
und  4:  mit  demselben  Wort  oder  derselbeu  Phrase  anzufangen,  auch 
zwei  gleich  oder  ähnlich  lautende  Verse  aufeinander  folgen  zu  lassen ; 
vgl.  VI  14  X  35  XII  79;  zu  II  41,  3  und  4.    Paukstadt  p.  25—27. 

4.  Indicis  lapillis.    X  38,  5  Carls  litoris  Indici  lapillis. 

10.  Erinnert  dem  Klange  nach  an  Catull  2,  5  Cum  desiderio  meo 
nitenti 


Epigrammaton  Liber  I    in  den  J.  S5/86).  231 

Deponi  monet  et  rogat  levari. 

Castae  tantus  inest  piidor  catellae, 
15  Ignorat  Venerem;  nee  iuvenimus 

Dignum  tarn  tenera  virum  piiella. 

Hanc  ne  lux  rapiat  suprema  totam, 

Picta  Publius  exprimit  tabella, 

In  qua  tarn  similem  videbis  Issam, 
20  Ut  Sit  tarn  similis  sibi  nee  ipsa. 

Issam  denique  pone  cum  tabella: 

Aut  utramque  putabis  esse  veram, 

Aut  utramque  putabis  esse  pictam. 

CX. 

Scribere  me  quereris,  Velox,  epigrammata  longa. 
Ipse  nihil  seribis:  tu  breviora  faeis. 

CXI. 

Cum  tibi  sit  sophiae  par  fama  et  cura  deorum, 


CIX  13.  monet  et  rogat  MPQABCO  Scr  Sehn-  rogat  et  monet 
EXFG  monet  et  monet  ed.  Ferrar.  SeJmK     19.  Issam]  Ipsam  PQFc. 
CXI  1.  deorum  PQw  FnU  labortim  EX  AB  CFG  Scr  Sehn. 


19.  20.  Issam  —  ?}««.  Bnecheler  (s.  oben)  glaubt,  dass  M.  die 
beiden  Wörter  als  so  gut  wie  gleichlautende  absichtlich  einander  ent- 
sprechen lässt. 

CXI.  1.  sophiae.  VII  74,  9  Hie  pius  antistes  sophiae  sua  dona 
ministrat.  Seneca  Epp.  89,  7  sapientia  est,  quam  Graeci  oocptav  vo- 
cant.  Hoc  verbo  Roman!  quoque  utehantur ,  jXcut  philosophia  nunc 
quoque  utuntur,  quod  et  togatae  tibi  antiquae  probabunt  et  inscrip- 
tus  Dossenni  monumento  titulus :  Hospes  resiste  et  sophiam  Dossenni 
lege.  Vgl.  Ennius  Ann.  I  1-5  '222).  Afranius  bei  Gell.  XIII  S,  3. 
Cic.  de  offic.  I  43,  1.53  illa  sapientia,  quam  ao'-fictv  Graeci  vocant. 
In  der  Zeit  zwischen  Seneca  und  Martial  mag  das  griechische  Wort 
aus  der  Umgangssprache  in  die  Schriftsprache  eingedrungen  sein. 
Vgl.  über  sophos  zu  VII  32,  4. 

1.  eiira  deorum  heisst  Regulus  selbst  I  S2,  10,  doch  ist  deorum 
hier  ohne  Zweifel  als  objektiver  Genitiv  zu  fassen  (wie  Liv.  VI  41 
tradamus  —  deos  deorumque  curam,  quibus  nefas  est).  Die  cura  deo- 
rum (v.  2  pietas)  ist  für  M.  die  Veranlassung  ihm  Weihrauch  zu 
schenken,  wie  die  fama  sophiae  v.  2  Ingenium)  die  Veranlassung  zum 
Geschenk  des  Buches. 


232  M.  Valerii  Martialis 

lug-enio  pietas  nee  minor  ipsa  siio: 
Ig-norat  nieritis  clare  munera,  qiii  tibi  librum 
Et  qiii  miratur,  Regule,  tiira  dari. 
CXII. 
Cum  te  uon  nossem,  dominum  regemque  voeabam: 
Nunc  bene  te  novi:  iam  mihi  Priscus  cris. 
CXIII. 
Quaecunque  lusi  iuvenis  et  puer  quondam 
Apinasque  nostras,  quas  uec  ipse  iam  novi, 
Male  collocare  si  bonas  voles  horas 
Et  iuvidebis  otio  tuo,  lector, 
5  A  Valeriano  Pollio  petes  Quinto, 
Per  quem  perire  non  licet  meis  nugis. 
CXIII  5.  Pollio  w  Schn^  lopolio  P  Polio  Sch7i\ 


(CXII  Querolus  [Klinkh.]  101  Miriim  hoc,  si  despicit  qui  novit; 
qui  non  novit,  diligit?] 

CXIII  1.  Ovid.  Tr.  III 1,  T  quod  viridi  quondam  malelusit  in  aevo. 

2.  ingenio  —  suo.  JFGronov. :  ingenio  suo ,  quod  ipsa  occu- 
pavit  obtinetque.  Sic  [I  6,  3  Nunc  sua  Caesareos  exorat  praeda  leo- 
nes.]  I  T8,  2  Inque  suos  vultus  serperet  atra  lues,  i.  e.  eius  hominis, 
cuius  corpus  invaserat.  —  Sic  apud  Ovidium  (Nuc.  154)  Et  crimen 
vox  est  inficiata  suum.  [Et  Statium  (S.  V  2,  14)  meutern  sua  non 
capit  aetas.]*)  Vgl.  Gronov  Diatribe  in  Stat.  p.  320,   ed.  Hand.  p.  496. 

CXII.  Vgl.  II  68  Quod  te  nomine  iam  tuo  saluto,  quem  regem 
et  dominum  prius  voeabam  etc.  M.  erklärt,  sich  überzeugt  zu  haben,  dass 
der  von  ihm  als  Patron  erwählte  Priscus  (der  Name  ist  gewiss  willkür- 
lich gewählt)  die  vorausgesetzten  Eigenschaften  nicht  besitze,  entsagt 
daher  seinem  Dienst  tind  entzieht  ihm  die  ehrende  Anrede,  die  der 
Patron  von  dem  Clienteu  beanspruchte.    Vgl.  VI  88.  SG  I  341  f.  399. 

CXIII.  2.  Ajnnasque  nostras.  XIV  1,  7  Sunt  apinae  tricaeque  et 
si  quid  vilius  istis.  Plin.  N.  h.  III  104:  Diomedes  ibi  (in  Apulia)  de- 
levit  urbes  duas,  quae  in  proverbi  ludicrum  vertere,  Apinam  et  Tri- 
cam.  Richtig  Non.  p.  8  (Quicherat)  Tricae  sunt  impedimenta  et  im- 
plicationes  et  intricare:  impedire,  morari.  Vgl.  Curtius  Etymol.  *  462. 
Die  Herkunft  und  Etymologie  von  apinae  ist  unbekannt. 

5.  Dass  Q.  Pollius  Valerianus  die  Jugendgedichte  M.'s  verlegte 
(oder  neu  auflegte',  beweist  am  besten  den  Erfolg,  den  die  beiden 
ersten  Bücher  gehabt  hatten.    Vgl.  oben  S.  17  f. 

6.  iiugis.    Nugas  nennt  M.  mit  Vorliebe  nach  CatuU  (1,  4)  seine 

')  Die  eingeklammerten  Stelleu  sind  heterogen.     Gilbert. 


Epigrammaton  Liber  I  (in  den  J.  85/86).  233 

CXIV. 
Hos  tibi  vicinos,  Faustine,  Telesphorus  liortos 

Faeiiius  et  breve  rus  uclaqiie  prata  tenet. 
Condiciit  hie  uatae  ciueres  nomenque  sacravit 
Quod  legis  Aiitiillae,  dig-uior  ipse  legi. 
5  Ad  Stygias  aequum  fuerat  pater  isset  ut  umbras: 
Quod  quia  non  licuit,  vivat,  ut  ossa  colat. 

cxy. 

Quaedam  me  cupit  (invide  Procille! 
Loto  candidior  puella  cygno, 
Argento,  uive,  lilio,  ligustro: 
Sed  quandam  volo  nocte  nigriorem, 
5  Formica,  pice,  graculo,  cicada. 
lam  suspendia  saeva  cogitabas: 
Si  novi  bene  te,  Procille,  vives. 


CXIV  5.  isset  EX  AB  CFG    isse  ?  Rand  v.  Q    ire  %^PQ. 
CXV  1.  (invide  Procille!)  Gilbert    invide  Procille,  ScJm. 

CXIV  1.  (Seneca  Epigr.  45,  1  [Baehrens  Plm  IV  43]  Quaedam  me, 
si  credis,  amat,  sed  dissilit,  ardet^.  2.  Verg.  Ecl.  7,38  candidior  cygno 
(Galatea).  Priap.  46,  1.  0  non  candidior  pnella  Mauro  (Pr.  32,  1  Uvis 
aridior  puella  passis)'. 

CXV  7.  Zu  III  68,  11. 


Gedichte.  II  1,  6  IV  72,  3;  82,  4  IV  10,  4  V  80,  3  VI  64,  7  VII  11, 
4;  26,  7  VII  51,  1    VIII  3,  11.     Paukstadt  p.  10  sq. 

CXIV.  Vgl.  I  116.  Beide  auf  den  Tod  einer  Antuila,  der  jung 
verstorbenen  Tochter  eines  Faenius  Telesphorus. 

1.  Faustine.     Zu  I  25. 

hortos.     Zu  I  8S,  5.  6. 

5.  Eine  Umschreibung  der  auf  Grabschriften  üblichen  Formeln, 
z.  B,  Orelli  4606  Mater  feci  filiae  meae  quod  aequum  fuerat  filia  hoc 
faceret  mihi.    Henzen  7380  Debuit  in  hoc  titulo  mater  ante  legi. 

ad  Stygias  umbras.     Zu  I  101,  5. 

CXV  1.  invide.  Imperativ,  da  Pr  nicht  Position  'laacht  ^was  je- 
doch L.  Mueller  r.  m.  p.  320  als  dxirch  die  Licenz  der  epigrammati- 
schen Sprache  entschuldigt,  für  möglich  hält).  Gilbert  Philol.  An- 
zeiger XII  2S.     Zu  Sp  2S,  10. 


234  ^I-  Valerii  Martialis 

CXVI. 
Hoc  uemus  aeterno  ciuerum  sacravit  honüri 

Faenius  et  culti  iugera  pulclira  soli. 
Hoc  tegitur  cito  rapta  suis  Antuila  sepulcro, 
Hoc  erit  Antullae  mixtus  uterque  parens. 
5  Si  cupit  hunc  aliquis,  moneo,  ue  speret  agellum: 
Perpetuo  dominis  serviet  iste  suis. 

cxvn. 

Occurris  quotieus,  Luperce,  nobis 
»Vis  mittam  puerum«  subincle  dicis, 
«Cui  tradas  epigrammaton  libellum, 
Lectum  quem  tibi  protinus  remittam?« 
5  Non  est  quod  puerum,  Luperce,  vexes. 
Lougum  est,  si  velit  ad  Pirum  venire, 
Et  scalis  habito  tribus,  sed  altis. 


CXVI  2.  pulchra  TEXABCFG  Sehn    paiica  PQco  So: 


CXVI  2.  Tibnll  I  1,  2  Et  teneat  culti  jiigera  mxilta  soli. 


CXVI  =  Meyer  Anthol.  lat.  204 ;  vgl.  Riese  Anthol.  lat.  I  praef. 
p.  XXXVI. 

CXVI.     Vgl.  I  114. 

2.  iugera  pulchra  soli  =  I  85,  2.     Itigera  pauca  soli  VI  16,  2. 

.5.  6.  Eine  Umschreibung  der  gewöhnlichen  Schlussbestimmung 
von  Grabschriften:  hoc  monumentum  sive  sepulcrum  heredem  non 
sequitur.     Wilmanns  Ex.  Inscr.  II  693  sq. 

CXVII.  Vgl.  das  verwandte  Gedicht  IV  72. 

1.  Luperce.  Ein  willkürlich  gewählter  Name  für  einen  Leser  sei- 
ner Epigramme,  der  aber  zu  geizig  ist,  sie  zu  kaufen.  Dass  dies  ge- 
schehe, wünscht  M.,  weil  er  seinem  Buchhändler  den  Vortheil  gönnt, 
nicht  weil  er  selbst  irgend  welchen  davon  hatte,  denn  buchhändleri- 
sche Honorare  kannte  jene  Zeit  nicht,  wie  Birt  S.  354  f.  irrthümlich 
annimmt.     SG  III  381,  5. 

6.  ad  Pirum.  Es  ist  weit  bis  zu  meinem  Hause  »zur  Birne«.  Einen 
Ort  ad  pirum  auf  dem  Quirinal  erwähnt  die  Bulle  Innocenz  III  Reg. 
2,  102)  vom  J.  1199.  Jordan,  Römische  Aushängeschilder  Archäol. 
Zeitung  IV  [1871]  S.  71  Top.  I  72).  M.  wohnte  dort  zur  Miethe.  Vgl. 
V  22,  4  VI  27,  1  und  zu  I  108,  3. 

7.  sed  altis.    Da«  der  Umgangssprache    entnommene  sed   in  der 


Epigrammaton  Liber  I    in   den  J.  S5/86).  ;  235 

Quod  quaeris  propius  petas  licebit. 

Argi  nempe  soles  subire  letum ; 
10  Contra  Caesaris  est  forum  taberna 

Scriptis  postibus  hiuc  et  iude  totis, 

Omnes  ut  cito  perlegas  poetas. 

Illinc  me  pete.    Nee  roges  Atrectum, 

(Hoc  nomen  dominus  gerit  tabernae) 
15  De  primo  dabit  alterove  nido 

Rasum  pumice  purpuraque  cultum 

Denaris  tibi  quiuque  Martialem. 

))Tanti  non  es«  ais?    Sapis,  Luperce. 


CXVII  13.  pete.  Nee  Gilbert^ p.  5U  pete,  nee  .SWoj  ne  P  me  C 
nee  Qiu  (petes  nee  EXABG  si  Uns  17.  denaris  EXAB  Sehn-  de- 
nariis  QFv3  Sch?i  i. 


Bedetitung  »und  zwar«  'vgl.  Major  zu  Juven.  5,  147  braucht  M.  mit 
Vorliebe.  II  6,  6  V  44,  9  VI  68,  1  VI  70,  5  VI  7S,  7  VI  93,  2  VII 
2,  8  VII  28,  8  VII  34,  4  VII  72,  15  X  87,  14  XII  18,  22.  Ueber 
Wohnungen  in  oberen  Stockwerken  SG  I  7. 

9.  Ar(/i  —  letum.  Die  Trennung  des  Worts  beruht  auf  falscher 
Etymologie;  zu  I  3,  1. 

10.  Contra  Caesaris  —  forum.  Man  könnte  allerdings  das  von 
dem  regierenden  Kaiser  Domitian  erbaute  Forum  Palladium  (zu  I  2, 
8)  verstehen,  doch  ist  wol  das  Forum  Julium  Becker  Top.  362  ff.) 
gemeint. 

11.  Die  Buchläden  waren  an  Pfeilern  und  Eingängen  mit  Bücher- 
anzeigen bedeckt.    Marquardt  Prl.  804,  15. 

13.  Illinc  me  pete.  Nee  roges  Atrectum,  —  De  primo  dabit  etc. 
»Und  auch  ohne  dass  du  meine  Gedichte  ausdrücklich  verlangst  (vgl. 
z.  B.  den  ähnlichen  Conjunktiv  III  5,  S]  wird  A.  sie  (als  Novität)  dir 
vorlegen  und  für  5  Denare  geben.  In  nee  gehört  das  »Und«  nicht 
zu  roges,  sondern  zum  ganzen  Satze  (dabit).«  Gilbert.  Ueber  Atrectus 
als  Buchhändler  vgl.  Einl.  S.  16  u.  17,  1. 

15.  nido.    Fach  des  Büchergestells,  vgl.  VII  17,  5. 

16.  Zu  I  66,  10.  11.  purpurn:  der  mit  Purpur  gefärbte  Perga- 
mentumschlag. 

17.  Denaris.  Vgl.  IX  10),  1  und  Vipsanis  IV  18,  1.  Lachmann 
ad  Lucret.  p.  279.     L.  Mueller  r.  m.  p.  387.    quinque.   Zu  I  66,  3,  4. 


236  M.  Vnleiii  Martiulis  Epigraiumaton  Liber  I. 

CXVIII. 

Olli  legisse  satis  uou  est  epigrammata  eeutum, 
Nil  illi  satis  est.  Caediciane.  mali. 


Subscriptionen;  Epigrainmaton  liber  priuuis  explicit.  iucipit 
secimdus.  Ego  torquatus  gennadius  emendavi  feliciter  qui  floreas  P. 
Epigrammaton  liber  primiis  explicit  iucipit  secundus.  ego  torquatus  Gen- 
nadius emendavi  foeliciter  qui  reflorui  Q.  M.  VALERI.  MARTIALIS. 
EPIGRAMMATON.  LIBER.  EXPLICIT.  INCIPIT.  SECVNDVS. 
FELICITER  A'.  Ego  Torquatus  Gennadius  emendavi  feliciter  f  Schn^ 
p.  XCIII;.    Keine  Subscription  in  TEABF. 


M.  Yalerii  Martialis  Epigrammmaton 

Liber  II. 
Valerius  Martialis  Deciano  Suo  Sal. 
»Quid  nobis«  inquis  »cum  epistola?  parumne  tibi 
praestamus,  si  legimns  epigrammata  ?  quid  hie  porro 
dictunis  es,  quod  nou  possis  versibus  dicere?  Video 
quare  tragoedia  atque  comoedia  epistolam  accipiant, 
quibus  pro  se  loqui  uon  licet :  epigrammata  curione  non 
egent  et  contenta  sunt  sua  lingua.  In  quacunque  pagina 
Visum  est,  epistolam  faciunt.  Noli  ergo,  si  tibi  videtur, 
rem  facere  ridiculam  et  in  toga  saltantis  iuducere  per- 
sonam.   Denique  videris,  an  te  delectet  contra  retiarium 


Epistola  fehlt  in   TREXABCEFGV. 

L.  4  qnare  tragoedia  atque  comoedia  (rilhert  qua  tragoedia 
aut  qua  comoedia  '^F  quare  tragoedia  aut  comoedia  Q  quare  tra- 
goedi  (atque  comoedi  feldt)  w  Scr  quare  tragoedi  atque  comoedi 
Sehn  quare  tragoediae  aut  quare  comoediae  Haupt  Ojip.  III  499  sq. 
quare  tragoediae  et  comoediae  3Iadvif/  Advers.  crit.  II  163  sq.  L.  8  et 
in  toga  saltantis  inducere  personam  Pontanus  et  de  in  toga  saltanti 
inducere  personam  %^PQ  et  in  toga  saltantem  inducere  personam  Scr 
et  in  toga  saltanti  inducere  personam  Sehn. 


Epistola.  Deeiano.     Zu  I  S. 

4.  epistolam.  Zu  I  Epist.l.  18.  Vgl.  auch  III  5, 11.  Vorreden  in  Brief- 
form) vor  Tragödien  erwähnt  Quintilian  VIII  3,  31  nam  memini  ju- 
venis  admodum  inter  Pomponium  ac  Senecam  etiam  praefationibus 
esse  tractatum,  an  «gradus  eliminat«  in  tragoedia  dici  oportuisset. 
Haupt  Opp.  III  499  sq. 

5.  eurione.  curio  für  praeco  auch  H.  A.  Gallieni  II  c.  12.  Vgl. 
Cassius  Dio  LXIX  6.  lieber  die  pronuntiatio  tituli  von  der  Bühne 
vor  dem  Anfang  der  Stücke  Friedländer  bei  Marquardt  StV  III  543,  2. 

8.  in  toga  saltantis  indueere  personam.  Inducere :  aiiftreten  lassen. 
Ebenso  lächerlich  als  auf  der  Bühne  ein  Tanz  in  der  toga,  ist  ein 
Buch  voll  ausgelassener  Epigramme  mit  einer  ernsten  Vorrede.  Viel- 
leicht war  der  Ausdruck  ein  sprichwörtlicher. 

9.  contra  retiarium  ferula.  Eine  entschuldigende  Vorrede,  die  gegen 


238  M.  Valerii  Martialis 

10  ferula.  Ego  inter  illos  sedeo  qui  protinus  reclamant.« 
Puto  mehercules,  Deciane,  verum  dicis.  Quid  si  scias, 
cum  qua  et  quam  longa  epistola  negotium  fueris  habi- 
turus?  Itaque  quod  exigis  fiat.  Debebuut  tibi  si  qui  in 
hunc  librum  iuciderint,    quod  ad  primam  paginam  non 

15  lassi  pervenieut. 

Ter  centeua  quidem  poteras  epigrammata  ferre, 
Sed  quis  te  ferret  perlegeretque,  über? 

At  nunc  succincti  quae  sint  bona  disce  libelli. 
Hoc  primum  est,  brevior  quod  mihi  cliarta  perit; 
5  Deinde,  quod  baec  una  peraget  librarius  bora, 


L.  11.  mehercules  PQ~  Gübert^p. 515  mehercule  OSchn.  12.  fueris 
Q(a    fueras  P. 

I  2.  perlegeretque  TUFm  Sehn  perlegeretque  corr.  aus  perlegetque 
Q  perlegeretve  fP  So-  5.  peraget  T{Frdl)  EXACFG  peragat  B  per- 
agit   QSchn. 

(I  4  Auson.  epigr.  35  (34)  1.  2  cliarta  —  incipe  versiculis  ante 
perire  meis.  Sidon.  Apoll.  C.  9, 10  jubes  —  perire  chartam). 
die  Angriffe  der  Kritik  ebenso  wenig  vermag  als  ein  Rohrstock  gegen 
den  Dreizack  und  das  Netz  des  Netzfechters.  Ueber  die  Waffen  der 
retiarii  SG  II  4S0  f.  Die  den  Schauspielen  im  Amphitheater  ent- 
lehnten sprichwörtlichen  Redensarten  waren  wahrscheinlich  sehr 
zahlreich. 

10.  in-otinus  reclamant.  Diejenigen,  welche  (im  Theater,  bei  Gerichts- 
verhandlungen, Recitationen)  ihr  Missfallen  sofort  laut  zu  erkennen 
geben.  Cicero  de  orat.  III  10  f.  in  his  si  pauUum  modo  offensum 
est,  theatra  tota  reclamant. 

11.  mehereules.  Cic.  orat.  47,  157  libentius  dixerim  —  mehercule 
quam  mehercules.  Das  letztere,  metrisch  geschützt  Phaedr.  III  17,  8 
(At,  mehercules,  narrabit  quod  quis  voluerit;  Gilbert 3  p.  515),  scheint 
der  Umgangssprache  anzugehören.  Petron  hat  es  fast  durchweg  ein- 
mal hercxüe,  einmal  hercules,  und  Apulejus  (neben  hercules)  in  den 
Metam.  desgleichen  (hercule  sehr  selten:  I  3,  24  IV  2,  7);  in  den 
rhetorischen  Schriften  dagegen  hercule  und  hercle.  HBecker  Stud. 
Apxilej.    Regim.  1S79)  p.   14  sq. 

14.  quod  ad  primam  imginam  iwn  lassi  i^ervcnient.  Der  Brief  an 
Decianus  befand  sich  also  airf  der  Aussenseite  des  Buches.  Zu  I 
Epist.  S.  Ib3. 

I.  3.  succincti—  libelli.    Zu  I  Epist.  1.  1.  und  I  45. 

4.  Charta  perit.    Vgl.  Mayor  zu  Juvenal  1,   18. 


Epigrammaton  Liber  II  (in  den  J.  85/86).  239 

Nec  tantum  nugis  serviet  ille  meis; 
Tertia  res  haec  est,  qiiod  si  cui  forte  legeris, 

Sis  licet  iisque  malus,  nou  odiosus  eris. 
Te  conviva  leget  mixto  quincimce,  sed  ante 
10       Incipiat  positus  quam  tepuisse  calix. 
Esse  tibi  tanta  cautus  brevitate  videris? 

Hei  mihi,  quam  multis  sie  quoque  longus  eris! 

II. 

Greta  dedit  magnum.  malus  dedit  Africa  nomen, 
Scipio  quod  victor  quodque  Metellus  habet; 

Nobilius  domito  tribuit  Germania  Rheno, 
Et  puer  hoc  dignus  nomine,  Caesar,  eras. 
5  Frater  Idumaeos  meruit  cum  patre  triumphos, 
Quae  datur  ex  Chattis  laurea,  tota  tua  est. 

III. 

Sexte,  nihil  debes,  nil  debes,  Sexte,  fatemur. 
Debet  enim,  si  quis  solvere,  Sexte,  potest. 

IV. 

0  quam  blandus  es.  Ammiane.  raatri! 
Quam  blanda  est  tibi  mater.  Ammiane! 


II  6  Chattis]  Castis  T  Chathis  A  Chatbis  A'  Cliatis  i)rBC 
Cathis^PQ^'^  Dachis  F  Dacis  c  Chattis  Sehn  [nach  Grimm  DGr. 
1 17-2  Mythol.  p.  XXII  vgl.  auch  Grinmi  Gesch.  ä.  Dtschen  Spr.p.  400 


6.  nugis.     Zu  I  113,  6. 

II.  3.  nobilius  —  domito  Rheno.  XIV  170,  1  illi,  cui  nomina  Rhe- 
nus Vera  dedit.  Der  Beiname  Germanicus,  den  Domitian  im  J.  84 
nach  dem  Triumph  über  die  Chatten  vor  dem  13.  September  annahm, 
vgl.  Einl.  S.  51  f. 

4.  puer.  Weil  er  im  J.  70  also  im  Alter  von  19  Jahren  an  einer 
gegen  Gallien  und  Germanien  veranstalteten  Expedition  (Imhof,  Do- 
mitian S.  29  ff.  Eckhel  DN  VI  p.  36S  vgl.  398)  Tiieil  genommen  hatte. 

m.     Vgl.  IX  102,  4. 

IV.  Ohne  nachweisbare  Reminiscenz  an  die  dem  Inhalt  nach  ver- 
wandten Gedichte  CatuUs  8? — 90;  doch  mit  Wiederholung  derselben 
Worte  und  Phrasen  in  CatuUs  Weise.    Paiikstadt  p.  25. 


240  ^I-  Valeiii  Martialis 

Fratrem  te  vocat  et  soror  vocatur. 
Cur  vos  nomina  nequiora  tangunt? 
5  Quare  non  iuvat  hoc  quod  estis  esse? 
Lusum  crcditis  hoc  iocumque?    Non  est: 
Matrem,  qiiae  ciipit  esse  sc  sororem, 
Nee  matrem  iuvat  esse  ucc  sororem. 

V. 
Ne  valeara,  si  non  totis,  Deciane,  cliebus 

Et  tecum  totis  uoctibus  esse  velim. 
Sed  duo  sunt  quae  uos  disiuugunt  milia  passum: 

Quattuor  haec  fiunt,  cum  rediturus  eam. 
5  Saepe  domi  non  es,  cum  sis  quoque,  saepe  negaris. 

Vel  tantum  causis  vel  tibi  saepe  vacas. 
Te  tamen  ut  videam,  duo  milia  non  piget  ire: 

Ut  te  non  videam,  quattuor  ire  piget. 

VI. 

I  nunc,  edere  me  iube  libellos. 
Lectis  vix  tibi  paginis  duabus 


V  7.  8.  Iitterp.  nach  Gilhert.  Schv :  ire,  videam  [heidemale)  ohne 
Interp. 

IV  6.  (Terent.  Eun.  II  3,  8  Ludnui  jocumque  dicet  fiiisse  iUum 
altenini.  Priap.  43,  2  Nolite  omnia,  quae  loquor,  pntare  Per  Insnm 
mihi  per  jocumque  dici). 

3.  Fratrem  —  soror.  Benenmmgen,  die  im  geschlechtlichen  Ver- 
kehr gebraucht  wurden,  daher  nomina  neqxiiora.  Vgl.  X  65,  15  XII 
20  nnd  die  Erklärer  zuPetron.  c.  127  feminam  ornatam  et  hoc  primo 
anno  virnm  expertam  concilio  tibi,  o  juvenis,  sororem.  Habes  qnidem 
et  fratrem,  neque  enim  me  pignit  inquirere;  sed  qnid  prohibet  et 
sororem  adoptare? 

4.  tangutit:  reizen.  Ovid.  Metaph.  X  614  Nee  forma  tangor,  po- 
teram  tamen  hac  quoque  tangi. 

7.  8.  soror 6711.     Zu  I  7,  4. 

V.  Vgl.  I  108. 

1.  Deciane.     Zu  I  8. 
ne  valeam  =  IV  31,  3.     Zu  I  39,  8. 

3.  passum.  Ueber  diese  Form  des  Genitivs  Neue  Formenl.  I  370 
f.  LMüller  r.  m.  p.  256. 

VI.  1.7  nunc.     Zu  Sp  23,  6. 


Epigrammaton  Liber  II  In  den  J.  85/8G).  241 

Spectas  eschatocollion,  Severe, 
Et  longas  trahis  oscitationes. 
5  Haec  siTüt,  quae  relegente  nie  solebas 
Kapta  exscribere,  sed  Vitelliauis. 
Haec  sunt,  singula  quae  siuu  ferebas 
Per  convivia  euneta,  per  theatra, 
Haec  sunt  aut  meliora  si  qua  nescis. 
10  Quid  prodest  mihi  tarn  macer  libellus. 
Nullo  crassior  ut  sit  umbilico, 
Si  totus  tibi  triduo  legatur? 
Nunquam  deliciae  supiuiores. 
Lassus  tam  cito  deficis  viator, 


VI  12.  totus  cndd.    toto  RdePradn  Hypomn.  p.  151. 


;{.  eschatocollion.  Das  auf  den  umbilicus  geklebte  letzte  Blatt. 
Marquardt  Prl.  793. 

Severe.  Wahrscheinlich  Silius  Scverus,  Sohn  des  Dichters  Silius 
Italiens,  cos.  wahrscheinlich  Ende  93  (Einl.  S.  60)  v  94  (IX  86,  nach 
welchem  Epigramm  er  auch  Dichter  war).  An  ihn  wol  auch  V  U  V 
80  VI  8  VII  34  VII  38  VIT  49  VII  79  VIII  61.  Dass  der  mit  Statins 
befreundete  Ritter  Septimius  Severus  S(t  III  457,  an  den  Giese  De 
pers.  a  M.  eomm.  p.  37  diese  Gedichte  gerichtet  glaubt,  mit  M.  be- 
kannt war,  lässt  sich  nicht  nachweisen. 

6.  sed  Vitellianis.  Codicilli  kleinsten  Formats,  besonders  zu  Lie- 
besbriefen benutzt,  gewiss  elegant,  vermuthlich  nach  dem  Fabrikanten 
benannt.    Marquardt  Prl.  7S1  f. 

S.  convivia  —  theatra.  Beide  öfter  als  Orte  der  Conversation  ge- 
nannt SG  I  374,  0. 

11.  Niilln  vielleicht  für  omnino  non;  zu  VIII  30,  6.  Doch  kann 
M.  auch  gemeint  haben,  dass  das  Buch  so  dünn  war  als  selbst  der 
dünnste  umbilicus. 

12.  totus.  Wenn  du  3  Tage  brauchst,  \\m  es  ganz  zu  lesen,  wäh- 
rend man  es  in  kürzerer  Zeit  beenden  kann  als  zur  Abkühlung  eines 
heissen  Getränks  erforderlich  ist.  II  1,  9  s.  Doch  vielleicht  hat  M. 
(wie  Ramirez  de  Prado  wollte)  toto  geschrieben. 

13.  Nunquam  deliciae  supiniores.  Niemals  gab  es  eine  mit  mehr 
Uebermuth  (d.  h.  Blasiertheit)  getriebene  Liebhaberei.  Cic.  Verr.  II 
4,  57,  12t)  Etiamne  huius  operarii  (Verris)  studia  ac  delicias,  iu- 
dices,  perferetis  ? 

Martial  I.  16 


242  M.  Yalcrii  Martialis 

15  Et  cum  currere  debeas  Bovillas, 
Interiungere  quaeris  ad  Camenas? 
I  nunc,  edere  me  iube  libellos. 

VII. 
Declamas  belle,  causas  agis,  Attice,  belle, 

Historias  bellas.  carmiua  bella  facis, 
Compouis  belle  mimos,  epig-rammata  belle. 
Bellus  grammaticiis,  belhis  es  astrologus, 
5  Et  belle  cantas  et  saltas,  Attice.  belle, 

Bellus  es  arte  lyrae,  bellus  es  arte  pilae. 
Nil  bene  cum  facias,  facias  tarnen  omuia  belle. 
Vis  dicam  quid  sis?  magnus  es  ardalio. 


15.  currere:  fahren;  vgl.  III  20,  IS. 
Bovillas.    Etwa  12  Millien.  von  Kom. 

16.  ad  Camenas.  Bei  dem  Haine  der  Camenen  vor  der  Porta  Ca- 
pena  (Becker  Top.  513  fF.j,  wo  man  die  Wagen  erst  zu  besteigen 
pflegte  (Juven.  3,  12  ss.),  da  in  Rom  bei  Tage  nicht  gefahren  werden 
durfte  (SG  I  60  ff.),  also  gleich  nach  der  Ausfahrt. 

17.  M.  schliesst  öfter  wie  CatuU  mit  dem  Anfangsverse  (IV  64 
IV  89  VII  26)  oder  einem  sehr  ähnlichen  (II  41  III  20  VII  17  IX 
57).  Zuweilen  entsprechen  sich  auch  der  zweite,  dritte  oder  vierte 
und  der  Schlussvers  IV  2  VI  42  VII  39  IX  55  X  37.  Paukstadt  p.  34. 

VII.    Zu  I  9. 

3.  epigrammata  helle  =  VII  85,  3. 

4.  Du  hast  hübsche  literarische  und  hübsche  astronomische  Kennt- 
nisse. Beide  erwarb  man  in  den  Schulen  der  grammatici,  wo  bei  der 
Erklärimg  der  Dichter  besonders  auch  die  bei  denselben  viel  vor- 
kommenden Angaben  über  Stand,  Auf-  und  Untergang  der  Gestirne 
erörtert  wurden.    Marquardt  Prl.  105. 

astrolofftis  (für  Astrolog  schon  bei  Ennius)  ist  für  Astronom  ge- 
wöhnlich. In  der  ausschliesslichen  Bedeutung  »Astrolog«  spätlatei- 
uisch  (Hieronymus).  astronomus  hat  erst  Firmicus  Maternus,  obwohl 
astronomia  alt  ist. 

7.  Dieselbe  Gegenüberstellung  von  bene  und  belle  X  4G.  Vgl. 
auch  XII  39. 

8.  ardalio.  Das  Wort  scheint  zur  Bezeichnung  eines  geschäftigen 
Müssiggängers  erst  im  Anfang  der  Kaiserzeit  in  Aufnahme  gekommen 
zu  sein.  SG  I  365.  Schon  deshalb  ist  die  Vermuthung  von  MBreal 
'Rev.  de  philol.  IX  [1885]  2  p.  137),  Apoct/ätuv  sei  der  Name  einer  be- 
kannten Figur  der  palliata  gewesen,  nicht  wahrscheinlich ;  auch  ist 
ein  choriambischer  Name  für  den  Senar  nicht  bequem.   Der  Name  Ar- 


Epigrammaton  Liber  II    in  den  J.  S5/S6).  943 

VIII. 

Si  qua  videbuntiir  cliartis  tibi,  lector,  iu  istis 

Sive  obscura  nimis  sive  latina  parum, 
Non  mens  est  error :  nociiit  librarius  illis, 

Dum  properat  versus  aduumerare  tibi. 
Quod  si  non  illum,  sed  me  peecasse  putabis, 

Tunc  ego  te  credam  cordis  habere  nihil, 
alsta  tarnen  mala  sunt.ff  Quasi  nos  manifesta  negemus: 

liaec  mala  sunt,  sed  tu  non  meliora  facis. 

IX. 

Seripsi,  rescripsit  nil  Naevia,  non  dabit  ergo. 
Sed  puto  quod  seripsi  legerat :  ergo  dal)it. 

X. 

Basia  dimidio  quod  das  mihi,  Postume,  labro, 
Laudo:  licet  demas  hiuc  quoque  dimidium. 

Vis  dare  malus  adhuc  et  inenarrabile  munus? 
Hoc  tibi  habe  totum,  Postume,  dimidium. 


VIII  4.  adnnmerare  RXA  annnmerare  Seh 
X  3.  mtiniis?  Frdl  '(iilhert  munus,  Sehn. 


VIII  1.  Ovid.  Tr.  III  1,  IT  Si  qua  videbimtur  ca&u  non  dicta  latine. 


dalio  scheint  nur  in  der  Eist.  ApoUon.  reg.  Tyr.  c.  21    Ardaleo  ,  c.  31) 
(Ardalionemj  vorzukommen;  in  dem  Onomasticon  von  De  Vit  fehlt  er. 

VIII  3.  4.  Ueber  die  Fehler  der  Abschreiber  klagen  die  alten 
Autoren  oft.    Marquardt  Prl.  807. 

7.  q^uasi  nos  manifesta  ncfjenms.  XIV  1,  8  vel  qnis  Tam  manifesta 
negat? 

8.  seil  tu  non  meliora  facis.  Der  Sinn  scheint  zu  sein :  Du  ver- 
besserst die  Fehler  nicht,  was  du  doch  durch  stillschweigende  Be- 
richtigung leicht  könntest  und  solltest. 

IX  ] .  dabit.  dare  (wie  -/apiCE^Sai;  häufig  von  der  Gewährung  der 
letzten  Gunst  z.  B.  II  25  II  49,  2  II  52,  2;  56,  4  IV  71,  6  u.  s.  w., 
«benso  negare,  wie  III  54,  2  IV  71,  (5  (nil  negare:  zu  XII  71,  2) ;  pro- 
mittere  IV  81,  5  X  81,  3. 

X  1.  Postume.  Vgl  II  21 — 23  und  12.  Die  Begrüssung  mit  dem 
Kusse  unter  Männern,  zur  Zeit  der  Republik  nicht  nachweisbar,  wie 
■es  scheint,  unter  August  von  den  orientalischen  Höfen  an  den  römi- 

16* 


244  M.  Valerii  Martiulis 

XI. 

Quod  fronte  öeliiim  uubila  vieles,  Rufe, 
Quod  ambulator  porticum  terit  seram, 
Liigubre  quiddam  quod  taeet  piger  vultus, 
Quod  paeue  terram  uasus  indecens  tangit, 
5  Quod  dextra  pectus  pulsat  et  comam  vellit: 
Neu  ille  amici  fata  luget  ant  fratris, 
Uterque  natus  vivit  et  precor  vivat, 
Salva  est  et  uxor  sarcinaeque  servique, 
Nihil  coloiius  vilicusque  decoxit. 
10  Maeroris  igitur  causa  quae?    Domi  cenat. 


sehen  übertnigen,  noch  unter  Tiberins  nur  unter  den  proceres  üblicb 
(Plin.  N.  h.  XXVI  3;  SG  I  141  f.,  war  damnls  bereits  allgemein  ge- 
worden und  wurde  oft  lästig  empfunden.  Vgl.  besonders  VII  95  XI 
ns    XII  59. 

XI  1.  Vgl.  II  14;  27;  69,  6,  wo  der  Mahlzeitenjäger  immer  Selius 
heisst;  dagegen  Menogenes  XII  82. 

Rufe.  Hier  und  II  29  wol  Canius  Rufus;  zu  I  Ol.  lieber  die 
andern  bei  M.  vorkommenden  Rufi  SG  III  447. 

2.  porticum  terit  seram.  III  20,  2  porticum  terit;  II  14,  16  serum 
carpit  iter.  Spaziergänge  in  den  von  Portiken  umgebenen  Promena- 
den des  Marsfeldes  wurden  in  der  Nachmittagszeit  nach  Beendigung 
der  Tagesgeschäfte  vor  der  Hauptmahlzeit  (cena)  gemacht.  Diese 
Portiken  sowie  die  Thermen,  in  denen  man  ebenfalls  unmittelbar  vor 
der  cena  badete,  die  Tempel  im  Marsfelde  und  die  Läden,  in  welchen 
die  elegante  Welt  einkaufte,  werden  daher  von  denjenigen  aufgesucht, 
die  sich  um  eine  Einladung  zu  Tische  bemühen. 

3.  Das  träge,  verdrossene  Gesicht  drückt  in  seinem  Schweigen 
Trauer  aus. 

5.  V  37,  19  Pectusque  pulsans  pariter  et  comam  vellens. 

9.  colonus  vilicusque.  VII  31,  9  vilicus  aut  colonus.  Der  freie 
Zeitpächter  oder  der  unfreie  Meier.  (Vgl.  Mommsen  Die  Italische 
Bodentheilung  u.  die  Alimentartafeln.  Hermes  XIX  [1S84]  S.  412  f.). 
Columella  I  7  cum  omne  genus  agri  tolerabilius  sit  sub  liberis  colonis 
(SG  I  328)  quam  sub  vilicis  servis  habere,  tum  praecipue  frumentariam. 

10.  Domi  ceyiat.  ceno  domi  II  79,  2  III  50,  10  V  47,  1  V  50, 
1  XI  24,  15  XII  19,  2.  Domicenium  V  7S,  1  XII  77,  6;  cenare 
foris  II  53,  3;  69,  1     IX  10,  1. 


Epigrauimaton  Liber  II  [in  den  J.  85/86).  245 

XII. 

Esse  quid  hoc  dicam,  quod  olent  tiia  basia  myrrham 
Quodque  tibi  est  iiimquam  non  alienus  odor? 

Hoc  milii  suspectum  est,  quod  oles  bene,  Postume,  semper: 
Postume,  uou  bene  ölet  qui  beue  semper  ölet. 

XIII. 
Et  iudex  petit  et  petit  patronus. 
Solvas  censeo,  Sexte,  creditori. 

XIV. 

Nil  intemptatum  Selius,  uil  liuquit  inausum, 
Cenandum  quotiens  iam  videt  esse  domi. 

Currit  ad  Europen  et  te,  Pauline,  tuosque 
Laudat  Acbilleos,  sed  sine  fine,  pedes. 

XII  1.  Ovid.Am.  12,  1  Esse  quid  hoc  dicara  ;Pnap.  44,  1  Velle 
quid  hanc  dicas  hastam?) 

XII  4.  Auson.  epigr.  TG  {125  Toll.;,  2  Nee  male  olere  mihi,  nee 
bene  olere  placet. 

XIV  1.  Horat.  A.  P.  2S5  Nil  intemptatum  nostri  liquere  poetae. 
Verg.  A.  VII  308  Nil  linqucre  inausum. 

XII  4.  Hieronym.  Epp.  13U  I  p.  995  (Vallars.)  de  quibus  illud  Ar- 
bitri  est  ,non  bene  —  semper  ölet.' 

XII  1.  üsse  quid  hoc  dicam  =  V  10,   1. 

3.  4.  VI  55,  5  Malo  quam  bene  olere,  nil  olere.  Plaut.  Mosteil. 
236  citirt  von  Cic.  ad  Att.  II  1 ,  1  mulier  recte  ölet,  ubi  nil  ölet. 

XIII  2.  solvas  —  creditori.  Weil  die  Bezahlung  der  Schuld  we- 
niger kostet  als  bei  einem  zur  Aberkennung  derselben  geführten  Pro- 
cess  die  Bestechung  des  Richters  und  das  Honorar  des  Anwalts. 

XIV.  Vgl.  zu  II  11. 

3.  Europen.  Die  im  Marsfelde  (ante  frontem  septorum  [Jordan 
Forma  Urbis  p.  37  a]  d.  h.  bei  der  Kirche  S.  Ignazio  [Lauciani  Le 
acque  ISSO  p.  126])  von  Agrippas  Schwester,  Vipsania  Polla,  erbaute 
porticus  Pollae.  nach  einem  die  Entführung  der  Europa  darstellenden 
Gemälde  auch  p.  Europae  genannt.  Becker  Top.  596.  Laufübungen 
in  derselben  erwähnt  M.  auch  VII  32,  11. 

3.  4.  Pauline.  Vermuthlich  der  III  78  angeredete,  der  sich  also 
dort  bei  Wettläufen  hervorthat.    SG  I  373,  10. 

4.  Achilleos  —  pedes.  Vgl.  Achilleas  —  comas  in  einem  ähnlichen 
Epigramm,  XII  82,  10. 


246  ^I-  Valerii  Martialis 

5  Si  nihil  Europe  fecit,  tum  Sacpta  petuntur, 
Si  quid  Pliillyrides  praestet  et  Aesouides. 
Hie  quoque  deeeptus  Mempliitica  templa  frequentat. 

Adsidet  et  eatliedris,  maesta  iuvenca,  tuis. 
Inde  petit  centum  pendentia  tecta  columnis, 
10      Illinc  Pompei  dona  nemusque  duplex. 


XIV   6.    Pih)iiy;illirides  PXBFG  Philyr.  ^Q[?)     7.  Hie  Scr    hine 
CO  (Id.  Sehn. 


XIV  7.  Ovid.  A.  a.  I  77  Mempliitica  templa.  9.  Verg.  A.  VII  170. 
Tectum  augustum,  ingens,    centum  sublime  columnis. 

5.  Sacjyta.  Die  voi  Caesar  begonnenen,  von  Agrippa  vollende- 
ten, hauptsächlich  zu  Volksversammlungen  bestimmten  Saepta  Julia 
liatten  auf  der  Seite  der  (ihrer  Richtung  nach  dem  Corso  entsprechen- 
den) via  lata  (Becker  Top.  595)  eine  siebenfache,  durch  acht  Reihen 
von  Säulen  oder  Pfeilern  gebildete  Halle,  auf  der  andern  Seite  wahr- 
scheinlich schmalere  Säulenstellungen,  die  einen  freien  Platz  ein- 
schlössen. Damals  befanden  sich  dort  die  elegantesten  Kaufläden  II 
57    IX  59    X  80.    Becker  Top.  632  f. 

6.  rhülyrides.  Chiron,  der  Sohn  der  Philyra.  Eine  Gruppe  des 
Chiron  und  Achill  in  den  Saepta  erwähnt  Pliu.  N.  h.  XXXVI  29  nee 
minor  quaestio  est  in  saeptis  Olymp  um  et  Pana,  Chironem  cum  Achille 
qui  fecerint.    Jordan  1.  1. 

Aesonides.  Jason,  ohne  Zweifel  eine  hervorragende  Figur  in  den 
Gemälden  der  von  Agrippa  erbauten,  von  M.  auch  III  20  XI  1,  12 
genannten  porticus  Argonautarum,  in  unmittelbarer  Nähe  der  Saepta. 
Becker  Top.  63Gf. 

7.  Memphitica  templa.  Den  ebenfalls  im  Marsfeld  gelegenen,  vor- 
zugsweise von  Frauen  besuchten  (Marquardt  StV  III  78  f.)  Tempel 
der  Isis  Campensis  unweit  S.  Maria  sopra  Minerva.  Becker  S.  645. 
Marucchi  L'Iseum  et  Serapeum  della  reg.  IX.  Bull,  d  comm.  arch. 
com.  1SS3  p.  33  ff.  (vgl.  p.  54). 

8.  cathedris.  Lehnsessel  der  Frauen  Marquardt  Prl.  705.  M.  III  63, 
7  femineas  —  cathedras. 

maesta  iuvenca.  Die  in  eine  Kuh  verwandelte  lo  wurde  allgemein 
mit  der  (ebenfalls  mit  Kuhhörnern  dargestellten)  Isis  idendficirt. 
Preller  GM  II  39  ff.  Vgl.  Niliacae  iuvencae  VIII  82,  2  Phariae  iuven- 
cae  X  48,  1. 

9.  centum  —  cohimnis.  Das  sog.  Hekatostylon  neben  der  porticus- 
des  Pompejus(lO).  Vgl.  III  19,1.  Becker  Top.  616.  Jordan  F.  u.  p.  22b. 

10.  dona.  Wie  anderwärts  munera,  zu  Sp  2,7.  Die  sich  an  die 
scena  des  theatrum  Pompei  anschliessende  porticus  Pompei,  welche, 
wie  es  scheint,   eine   doppelte  Platanenpflanzung  ujnschloss.    Becker 


Epigrammaton  Liber  11    in  den  J.  55,56).  247 

Nec  Fortunati  speruit  uec  balnea  Fausti, 

Nee  Grylli  tenebras  Aeoliamque  Lupi : 
Nam  thermis  iteriim  ternis  iterumque  lavatur. 

Omnia  cum  fecit,  sed  reniiente  deo, 
Lotus  ad  Europes  tepidae  buxeta  recurrit, 

Si  quis  ibi  serum  carpat  amicus  iter. 
Per  te  perque  tuam,  vector  lascive,  puellam. 

Ad  cenam  Selium  tu,  rogo,  taure,  voca. 

XV. 
Quod  nulli  calicem  tuum  propinas, 
Humaue  ifacis,  Horme,  uon  süperbe. 


XIV  13.  thermis  iterum  ternis  Gilbert^  p.  515  thermis  iterum- 
(pe  iterumque  (iterum  itenim  Fj  iterumque  '^FO  termis  Iternis  j^^'^l 
iterumque  iterumque  EXAB  thermis  iterum  cunctis  iterumque  GScr 
thermis  iterum  iterumque  [um  Rande  cxmctis  Q  ternis  iterum  thermis 
iterumque  Hns  Sehn. 


XIV  14.  Tibull.  I  5,  20  sed  renuente  deo. 


Ül4ff.  nemus  dtiplex  hält  Becker  für  Platanengänge  zu  beiden  Seiten  der 
porticus  Pompeia,  Top.  61()  Anm.  1;5im».    Ebenso  Jordan. 

11.  12.  Von  diesen  Badeanstalten  kommen  die  beiden  letzteren 
auch  I  59,  3  vor:  Lupi  —  tenebrosaque  balnea  Grylli.  Die  Aeolia 
mag  den  Namen  von  einem  Bilde  gehabt  haben,  das  die  Aeolusinsel  aus 
der  Odyssee  darstellte  und  vielleicht  auch  als  Aushängeschild  diente. 

13.  iVrtm  elliptisch.  (Ebenso  wenig  verschmäht  er  die  Thermen; 
denn  u.  s.  w. 

thermis  —  ternis.  Die  3  Thermen  des  damaligen  Eom  des  Agrippa, 
Titus  und  Nero)  heisseu  triplices  thermaeXSl,  12.   Becker  Top.  2SG. 

15.  Europes  tepidae  buxeta.  III  20,  12  An  delicatae  sole  nirsus 
Europae  Inter  tepentes  post  meridiem  buxos:  die  von  der  Nach- 
mittag-Sonne erwärmten,  mit  Buxhecken  eingefassten  Gänge  in  dieser 
Porticus.  Vgl.  über  die  geschützte  Lage  der  Promenaden  im  Mars- 
felde, die  sie  zum  Spazierengehen  in  jeder  Jahreszeit  geeignet  machte 
Lanciani,  I  portici  della  regione  IX  Ann.  d.  Inst.   arch.  ISS 3  p.  17. 

16.  serum  iter.     Zu  II  11,  2. 

17.  IS.  Der  Stier,  der  in  dem  Bilde  der  Porticus  die  Europa  trägt, 
soll  Selius  zur  Mahlzeit  laden,  d.  h.  S.  soll  einem  Stier  in  der  Arena 
des  Amphitheaters  vorgeworfen  werden.    Zu  I  43,  14. 

XV  1.  inopinas.    Zu  I  GS,  3. 
•  2.  humatie  facis.    In   demselben  Sinne   wie  XII  55,    1 1   Humane 


24S  ^I-  Valerii  Martialis 

XVI. 

Zoilus  aegrotat:  faciuut  haue  strag-ula  febrein. 

Si  fuerit  sanus,  cocciua  quid  facient? 
Quid  torus  a  Nilo,  quid  Sidone  tiuctus  oleuti? 

Ostendit  stultas  quid  uisi  morbus  opes? 
5  Quid  tibi  cum  medicis?  dimitte  Machaouas  omues. 

Vis  fieri  sauus?  strag-ula  sume  mea. 

XVII. 

Tonstrix  Suburae  faucibus  sedet  primis, 
Cruenta  pedent  qua  flagella  tortorum 


XVI  6.  sanus?  Gilbert    sanus  Sehn. 


tarnen  hoc  facit,  sed  unum,  Gratis   quae  dare  basium  recusat,   Gratis 
lingere  nee  recusat,  Aegle. 

Horme.  Der  Name  ist  vielleicht  mit  Erinnerung  an  den  Freige- 
hissenen  des  Vespasian  (SG  I  81,  1)  gewählt,  da  der  Hochmuth  der 
kaiserlichen  Freigelassenen  oft  erwähnt  wird  (SG  I  90).  In  diesem 
Fall  würde  das  Epigramm  wol  zu  M.'s  älteren  Gedichten  gehören. 
Vgl.  Einl.  S.  53. 

XVI  1.  Zoilus.  M.  braucht  den  Namen  meistens  zur  Bezeichnung 
eines  reichen,  plumpen  Emporkömmlings  aus  dem  Sklavenstande:  II 
19;  42;  58;  81  III  29;  82  V  79  VI  91  XI  12;  37.  SG  I  35U  f.;  für 
lasterhafte  oder  widerwärtige  Menschen :  IV  77  XI  30;  54;  85;  92X11 
54.  Vgl.  Einl.  S.  22.  Hier  stellt  Z.  sich  krank,  um  die  prachtvolle 
Ausstattung  seines  Bettes  zeigen  zu  können. 

3.  torics  a  Nilo.  Bettpfühle  und  Kopfkissen  aus  Antinoopolis  in 
Aegypten.  Marquardt  Prl.  473,  4.  Doch  vielleicht  sind  auch  bunte 
gewebte  Bettdecken  (XIV  150,  Blümner  S.  15)  gemeint. 

Sidone  oleuti.  Sidon  für  sidonischen  Purpur  auch  XI  1,  2,  wie 
IVrus  für  tyrischen  II  29,  3  VI  11,  7.     oleuti.     Zu  I  49,  32. 

5.  3Iachaouas.  Aerzte,  nach  dem  in  der  Ilias  B  732  ^  193  A  u. 
S  vorkommenden  Sohne  des  Aeskulap  Machaon.  Andere  ebenso  ge- 
brauchte Namen  SG  I  516. 

XVII  1.  Suburae  faucibus  primis.  Die  Subui'a  ist  im  wesentlichen 
die  von  Esquilin,  Quirinal  und  Viminal  eingeschlossene  Tiefe,  wo 
noch  jetzt  eine  Strasse  und  am  Quirinal  die  nahe  Kirche  Sta.  Agata 
alla  Subura  denselben  Namen  bewahren.  Primae  fauces  Suburae  be- 
zeichnet die  Gegend,  wo  die  Spitzen  des  Quirinal  und  Esquilin  sich 
gegen  einander  biegen  (dasselbe  wahrscheinlich  prima  Subura  XII  3, 
9).  Becker  Top.  257  f.  Dort  waren  nach  v.  2  Läden  von  Peitschen- 
machem  und  Schuhwerkstätten. 


Epigrammaton  Liber  II    in  den  J.  S5/86).  249 

Argique  letimi  multiis  obsidet  sutor. 

Sed  ista  tonstrix.  Ammiaue,  uon  tondet, 

Non  toudet,  inquam.    Quid  igitur  facit?    Eadit. 

XVIII. 
Capto  tuam,  pudet  heu,  sed  capto,  Maxime,  cenam, 

Tu  captas  aliam:  iam  sumus  erg'O  pares. 
Mane  salutatum  venio,  tu  diceris  isse 

Ante  salutatum:  iam  sumus  ergo  pares. 
Sum  comes  ipse  tuus  tumidique  anteambulo  regis. 

Tu  comes  alterius:  iam  sumus  ergo  pares. 
Esse  sat  est  servum,  iam  nolo  vicarins  esse. 

Qui  rex  est,  regem.  Maxime,  non  habeat. 

XIX. 

Felicem  fieri  credis  me,  Zoile,  ceua? 

Felicem  cena,  Zoile,  deimle  tua? 
Debet  Ariciuo  couviva  recumbcre  clivo. 

Quem  tua  felicem,  Zoile,  cena  facit. 


XIX  1.  cena?    2.  Zoile,  Gilbert^  p.  515    cena:  Zoile.'  ScJin. 

'6.  lieber  das  an  die  Siibura  grenzende  Argiletum  zu  I  2.  b. 

5.  Radit  in  obscöneiu  Sinne  [Jordan  Hermes  IV  229  ähnlich  v/ie 
scalpi  III  93,  23.  Yermuthlich  verkehrte  der  Animianus  der  Name 
für  einen  Blutschänder  II  4)  Genannte  in  jener  tonstrina,  und  M.  will 
sagen,  man  wisse  wohl,  wozu. 

XVIII.  Vgl.  II  32. 

1.  ca2)t6  —  capto.  Zu  I  36,  1.  Ueber  die  Quantität  der  Endsilbe 
LMueller  r.  m.  p'.  336  ss.  III  44,  12—16  fugiö  properö  veniö  —  peto 
dormiö    XII  40,  1.  2    credö  —  cantö. 

Maxime.  Ein  willkürlich  gewählter  Name,  an  den  I  7  angerede- 
ten Freund  des  Dichters  ist  hier  nicht  zu  denken. 

2.  Derselbe  Pentameterschluss  fast  dxu-ch  das  ganze  Gedicht,  vgl. 
IX  96. 

5.  tumidique  antea^nbulo  regis.  Der  seinem  Patron  auf  der  Strasse 
vortretende  Client,  anteambulo  auch  III  7,  2.  Vgl.  II  74,  1.  tumidique 
—  reges  V  19,  13.   Ueber  rex  als  Bezeichnung  des  Patrons  zu  I  112. 1. 

XIX.  Vgl.  zu  II  16. 

3.  Ariciuo  —  clico.  In  der  Nähe  des  sehr  besuchten  Wallfahrts- 
orts Aricia  hatte  sich  eine  auch  von  Juvenal  4,  117  erwähnte  Bettler- 
colonie  angesiedelt,  welche  die  Reisenden  anbettelte,  wenn  sie  einen 
der  dortigen  Hügel  herauffuhren.    Vgl.  XII  32,  lu  und  SG  II  103,  S. 


250  ^I-  Valerii  Martialis 

XX. 

Carmiua  Paulus  emit,  recitat  sua  carmiua  Paulus. 
Xaiu  quod  emas,  possis  iure  vocare  tuum. 

XXI. 

Basia  das  aliis,  aliis  das.  Postume,  dextram. 
Dicis  «Utrum  mavis?  elig'e.<(     Malo  manuiii. 

XXII. 
Quid  milii  vobiscum  est,  o  Phoebe  novemque  sorores? 

Eeee  nocet  vati  Musa  iocosa  suo. 
Dimidio  nobis  dare  Postumus  ante  solebat 

Basia,  nunc  labro  coepit  utroque  dare. 

XXIII. 

Xon  dicam,  licet  usque  me  rogetis, 
Quis  sit  Postumus  in  meo  libello, 
Non  dicam:  quid  enim  mihi  necesse  est 
Has  offendere  basiationes, 
5  Quae  se  tarn  bene  vindicare  possunt? 

XXIV. 

Si  det  iniqua  tibi  tristem  fortuua  reatum, 
Squalidus  haevebo  pallidiorque  reo: 


XX  2.  jxxre  vocare  R  Sehn-   clicere  jure  QEm  SchiK 


XXII  1.  2.  Ovicl.  Tr.  II  1  Quid  mihi  vobiscum  est,  infelix 
cura  libelli?  Tr.  II  354  III  2,  5  :\Iusa  jocosa  mea  Tr.  II  13  Si 
saperem,  doctas  odissem  jure  sorores,  Numina  ctiltori  perniciosa  meo. 
II  -411  Nee  nocet  auctori  III  ",  9  Ad  Mnsas,  qiiamvis  nocuere  III 
14,  6  artifici  quae  nocuere  suo  V  12,  45  Pace  novem  vestra  liceat 
dixisse  sorores  etc.  Ex  P.  IV  13,  41  nocuenint  carmina  quondam. 


XX.   Vgl.  XII  46  und  SG  III  412. 

XXII.  novemque  sorores.  V  6,  18  dominum  novem  sororum.  XII 
3,  14  novem  dominas.    Vgl.  zu  I  70,  15. 

XXni  4.    basiationes.    Hier  und  VII  95,  17,  nach  Catull  7,  1. 

XXIV.    Eine  Variation  desselben  Themas  II  43. 

1.  reatian.  Ein  nach  Quintilian.  III  8,  34  zuerst  von  Messala  ge- 
brauchtes "Wort. 


Epigrammaton  Liber  II  (in  den  J.  85/86),  251 

Si  iubeat  patria  damuatum  excedere  terra, 
Per  freta.  per  scopiilos  exiüis  ibo  comes. 

Dat  tibi  divitias:    ecqnid  sunt  ista  diioriim? 

Das  partem?    Miütiim  est"?    Candide.  das  aliquid ? 

Mecum  eris  ergo  miser:  quod  si  deus  ore  sereuo 
Adnuerit.  felix.  Caudide,  sohis  eris. 

XXV. 

Das  nunquani,  semper  promittis,  Galla.  roganti. 
Si  semper  fallis,  iam  rogo.  Gaila.  nega. 

XXYI. 

Quod  querulum  spirat,  quod  acerbum  Xaevia  tussit, 

Inque  tuos  mittit  sputa  subinde  sinus, 
Iam  te  rem  faetam.  Bitbynice,  eredis  habere? 

Erras:  blauditur  Xaevia.  non  moritur. 


XXIV  5.  G.  Interp.  nach  Bochnann  hei  Gilbert  p.  7.  Ebenso  3Iunro, 
nur  6  >Mlxltum  est«  als  Worte  des  Candidus.  Bei  Sehn  auch  „Ecquid 
sunt  ista  duorura-  als  Worte  des  Candidus. 

XXIV  S.  adnuerit  TA    annuerit  Sehn. 


XXV.  In  der  Handschrift  der  Leipziger  Stadtbibliothek  De  Galla 
piiella.     Haxipt  Opp.  I  p.  290  . 


5.  Ecquid  Vn  6,  ]  VII  35,  T?  X  103,  3  XI  1,  T  Ecqxiis  V  25, 
3.  4)  braucht  M.  nicht  in  rhetorischer  Frage,  sondern  wo  eine  Be- 
jahung vermuthet  oder  gehofft  wird.    Gilbert  p.  T. 

6.  partem.  Für  partem  diuiidiam.  Ebenso  III  S6,  1.  Vgl.  Munro 
zu  Lucret.  II  200. 

Candide.  So  heisst  ein  anspruchsvoller  Freund  auch  III  46;  ein 
karger  III  43. 

XXV  1.  2.    Bas  —  promittis  —  ne(ja.     Zu  II  9. 

Galla.  M.  braucht  denselben  Namen  oft  in  Gedichten  verwandten 
Inhalts:  III  54  IV  38  III  90,  1  X  75,  und  sonst  in  obscönen  Epi- 
grammen III  51  VII  18  IX  4  XI  19  u.  a. 

XXVI  1.    tussit.    Vgl.  I  10,  4. 

3.  rem  faetam  —  habere.    Zu  I  27,  4. 
Bithynice  für  einen  Erbschleicher  auch  IX  0. 


252  M.  Valerii  Martialis 

XXVII. 

Laudautem  Selium  ceuae  cum  retia  teudit 
Accipe,  sive  legas,  sive  patronus  agas: 

«Effecte!  g'raviter!  cito!  nequiter!  eug-e!  beate! 
Hoc  voliii!«  «Facta  est  iam  tibi  ceua,  tace.« 

XXVIII. 

Rideto  miütum  qui  te,  Sextille,  cinaeduni 
Dixerit  et  dig-itimi  porrigito  medium. 

Sed  nee  paedico  es  nee  tu,  Sextille,  fututor, 
Calda  Vetustinae  nee  tibi  bucca  placet. 
5  Ex  istis  nihil  es,  fateor,  Sextille:  quid  ergo  es? 
Nescio,  sed  tu  scis  res  superesse  duas. 

XXIX. 

Rufe,  vides  illum  subsellia  prima  terentem, 
Cuius  et  hinc  lucet  sardonycbata  manus 


XXVII  3.  cito  codd  ScJm  ^   st  ScJor^  [Philol.  III 131  vcjl.zu  V-25,2; 


XXVII  1.  Ovid.  Am.  I  S,69  A.  a.  I  45  M.  VIII  331 :  retia  tendit. 


XXVII.    Vgl.  zu  II  11. 

1.  Laudautem  —  cenae  etc.  Nach  Plin.  Epp.  II  14,  5  wurden  die 
für  eine  Einladung  zur  Mahlzeit  applaudirenden  Zuhörer  mit  einem 
unübersetzbaren  Wortspiel  Laudiceni  genannt. 

3.  effecte:  vollendet,  als  Adv.  auch  Ammian.  Marcellin.  XVI  5,  7. 
cito:  hier  eine,  dem  ital.  zitto  entsprechende,  Schweigen  gebietende 
Interjektion.    Zu  V  2.5,  2.     nequiter.-  etwa  »heillos«. 

XXVIII  2.  dif/itum  medium.  Jahn  ad  Pers.  2,  33  infami  digito: 
id  est  medio.  Medius  enim  digitus  tarn  apud  Graecos  quam  apud 
Romanos  obscoenam  habebat  significationem ,  unde  impudicus  voca- 
batur.  (M.  VI  70,  5  Priap.  56,  1  sq.  und  die  übrigen  dort  angeführten 
Stellen.) 

3.  Sed  nee.    Zu  XII  97,  6. 

4.  hucca.    Vgl.  XI  Cl,  2.  \ 

XXIX  1.    Rufe.     Zu  II  11,  1. 

subsellia  prima.  Die  vordersten  der  quattuordecim  (bis  Septem 
V  27,  3)  subsellia  der  Ritter.    Frdl.  bei  Marquardt  StV  III  534. 

2.  sardonychata.  Wol  nur  hier.  Sardonyches  als  Ringsteine  bei 
M.  häufig.    Zu  IV  28,  4. 

hinc.    Von  hier  gesehen. 


Epigrammaton  Liber  II  (in  den  J.  85/86).  253 

Quaeqiie  Tyron  totiens  epotavere  lacernae 
Et  toga  non  tactas  vincere  iiissa  nives, 
5  Cuius  ölet  toto  pinguis  coma  Marcelliano 
Et  splenclent  volso  brachia  trita  pilo, 
Nou  hesterna  sedet  limata  lingiila  planta, 
Coccina  non  laesum  pingit  aliita  pedem, 
Et  mimerosa  limmt  stellantem  splenia  frontem. 
10       Ignoras  quid  sit?  splenia  tolle,  leges. 

XXX. 

Mutiia  vigiuti  sestertia  forte  rogabam, 
Qiiae  vel  donanti  non  grave  mnmis  erat. 


XXIX  5.  Mar ceWiano  PQXFO  Sclrn  Marcelliniano  ^  Marcellino  Cr 
Marcerliano  j>>--B  Marceliano  w  Marcellano  Salmasius  Sc7-  L3Iueller  r.  m.25ß. 
^.  \)mg\t '^PQF  cingit  Ew     10.  quid  QEXABFG  Sehn   qnis  PO  Scr. 

(XXIX  4.  Ovid.  Ex  P.  II  5,  38  Et  non  calcata  candidiora  nive). 


3.  Tyro7i.  Zu  III  (5,  3. 

4.  non  tactas  —  nires.  V  37,  li  Nivcsque  primas  liliumque  non 
tactum. 

5.  3Iarcelliano.  lieber  die  'von  LMueller  r.  m.  p.  "iöt;  hier  für 
unmöglich  gehaltene)  consonantisclie  Aussprache  des  i:  zu  IV  TS,  s 
und  Lachmann  ad  Lucret.  III  915.  Marcellianum  das  Marcellus-Thea- 
ter,  wie  Pompeianum  X51,ll  iMarcelli  Pompeianuraque)  und  XI  21,6. 
(Sueton.  Vespasian.  c.  19  scena  Marcellianl  theatri). 

6.  volso  hrachia  trita  pilo.    III  63,  6  brachia  volsa. 

7.  lunata  planta.  Mommsen  StR  I  408  glaubt,  hier  sei  vom  sena- 
torischen Schuh,  Marquardt  Prl.  h'rl  f.  es  sei  vom  patricischen  die 
Rede;  doch  der  Ungenannte  geberdet  sich  nach  v.  1  als  Ritter,  aber 
weder  als  Senator  noch  als  Mitglied  der  Nobilität,  ein  Fall,  der  auch 
ebenso  unerhört,  als  die  Anmassung  des  Ritterstandes  von  Seiten 
Unbefugter  vielfach  bezeugt  ist.  Der  rothe  mit  einer  lunula  ge- 
schmückte Schuh  ist  daher  »ein  besonderer  Luxus  der  hier  geschil- 
derten Person«  Marquardt  Privatalterthümer  II'  (1S67)  102,  1769.  Ueber 
lingula  zu  XIV  120. 

9.  splenia.  i  Schönpflästerchen  (VIII  33,  22) ,  welche  in  diesem 
Falle  dazu  dienen  Brandmarken  zu  verdecken.  SG  I  350.  Anders 
spleniato  mento  X  22,  1. 

stellantem  —frontem.  Stellare,  gestirnt  sein,  nur  im  Particip. 
Praesentis. 

XXX  1.    VI  20,  1   Mutua  te  centiim  sestertia,  Phoebe,  rogavi. 
X  14,  3  Mutua  cumpeterem  sestertia  quinque,  negasti. 


254  M.  Valerii  Martialis 

Qiiippe  rogabatur  felixque  vetusque  sodalis 
Et  cuius  laxas  arca  flagellat  opes. 
5  Is  mihi  i)Dives  eris,  si  causas  egeris«  inquit. 
Qnod  peto  da.  Gai:  non  peto  consiliiim. 

XXXI. 

Saepe  eg-o  Clirestiuam  fiitiii.    Det  quam  bene  quaeris? 
Supra  quod  fieri  nil.  Mariane,  potest. 

XXXII. 

Lis  mihi  cmii  Balbo  est,  tu  Balbnm  offeudere  nou  vis. 

Pontice:  cum  Licino  est,  hie  quoque  maguus  homo  est. 
Vexat  saepe  meum  Patrobas  coufinis  agellum. 

Contra  libertum  Caesaris  ire  times. 


XXXI  1.  futui]  tetigi  R. 


3.  vetusqtie  sodalis.    Zu  I  5-J,  S. 

4.  laxas  arca  flagellat  opes.  \  13,  G  Et  libertinas  arca  flagellat 
opes.  Opes  flagellare  (wie  annonaiu  flagellare  Plin.  N.  h.  XXXIII 
164.  Jahn  ad  Pers.  4,  49)  in  demselben  Sinne,  wie  Seneca  Epp.  101, 
4  ille,  q«i  et  mari  et  terra  peeuniam  agitabat,  und  wol  auch  M.  IX  59, 
2  Roma  suas  aurea  vexat  opes.  Wie  ein  Thier  durch  die  Peitsche 
zum  Laufen,  wird  das  Kapital  zum  sclmellsten  Umlauf  getrieben,  um 
einen  möglichst  hohen  Ertrag  zn  bringen.  Pers.  5,  149  ut  nummos, 
quos  hie  quincunce  modesto  Nutrieras,  peragant  avido  sudore  deunces. 
Dagegen  M.  III  40.  2  Ex  opibus  tantis,  quas  gravis  arca  premit.  Stat. 
S.  II  250  Non  tibi  sepositas  infelix  strangulat  arca  Divitias. 

5.  6.    Vgl.  I  17. 

6.  Gai.  Ebenso  heisst  eiu  nicht  zum  Geben  geneigter  Freund 
X  16.    An  Gaius  Julius  Proculus  XI  36,  1  ist  hier  nicht  zu  denken. 

XXXI  1.    Det.     Zu  II  9. 

2.  Mit  diesem  "Wortspiel  wird  die  Genannte  als  fellatrix  be- 
zeichnet. 

XXXII.    Vgl.  II  IS. 

1 — 4.  Baibus  Cognomen  in  vielen  römischen  Familien.  StRE  I- 
2244)  bezeichnet  einen  Mann  von  Stande  (vielleicht  dachte  M.  an  den 
Günstling  Caesars  Cornelius  Baibus) ;  Licinus  wie  bei  Juven.  14,3iiG 
mit  Erinnerung  an  den  Freigelassenen  Augusts  SG  I  76  f.  und  S5,  3 
einen  sehr  reichen  Mann.  Patrohas ,  familiäre  Form  von  Patrobius 
{über  die  Nominia  auf  ä;  Lobeck  Proleg.  ad  pathol.  p.  105  ss.;  mit 
Erinnerung  an  den  Freigelassenen  Neros  (SG  I  "9,  6  und  S6,  7)  einen 


Epigrammaton  Liber  II    in  den  J.  85,86).  255 

5  Abneg-Jit  et  retinet  uostrum  Laronia  servum, 
Eespoiides  «Orba  est,  dives,  aniis.  vidiia.« 
Non  bene,  crede  milii,  servo  servitiir  amico: 
Sit  liber.  dominus  qui  volet  esse  mens. 

XXXIII. 

Cur  non  basio  te,  Philaeui?  calva  es. 
Cur  non  basio  te,  Pbilaeni?  rufa  es. 
Cur  non  basio  te,  Pbilaeni?  lusca  es. 
Haec  qui  basiat,  o  Pbilaeni,  fellat. 

XXXIV, 

Cum  placeat  Pbileros  tota  tibi  dote  redemptus, 

Tres  pateris  uatos,  Calla,  perire  fame. 
Praestatur  cano  tanta  indulgentia  cunno. 
Quem  nee  casta  potest  iam  decuisse  Venus. 
5  Perpetuam  di  te  faciant  Philerotis  amicam, 
0  mater,  qua  uec  Pontia  deterior. 


XXXIV  2.  tres  codd.     tris  O  Sehn. 


mächtigen  kaiserlichen  Freigelassenen  vcrmuthlich  ist  also  das  Epi- 
gramm wie  II  15  nicht  allzulange  nach  6S  verfasst).  Patroclai* 
(so  N,  cod,  exe.  Parisin.j,  was  Schneidewin-  p.  VII  für  vielleicht 
richtig  hält,  kommt  weder  im  Lateinischen  noch  im  Griechischen  vor. 

5.  Laronia.  Der  Name  auch  bei  Juven.  2,  36,  von  beiden  Dich- 
tern vielleicht  ebenfalls  mit  Erinnerung  an  eine  bekannte  Person  der 
früheren,  etwa  Neronischen  Zeit  gebraucht.    Vgl.  SG  III  460. 

6.  Zu  I  49,  34. 

XXXIII  3.    lusca  es.    Vgl.  IX  37,   10. 

XXXIV  6.  Pontia.  Eine  Giftmischerin  und  Mörderin  ihrer  eige- 
nen Kinder;  nach  Schol.  Juven.  6,638,  Tochter  eines  von  Nero  wegen 
einer  Verschwörung  zum  Tode  verurtheilten  P.  Petronius  Valla  1.  1.  Drj'- 
mionis  uxor,.  M.  IV  43,  5  Iratam  mihi  Pontiae  lagonam;  vgl.  VI  75. 
Nach  der  Vermuthung  von  Borghesi,  Oeuvres  III  365,  war  der  Vater 
der  Giftmischerin  ein  von  C.  Petronius  Nigrinus  adoptirter  Pontius, 
der  nun  statt  seines  früheren  Vornamens  Publius  den  seines  Adoptiv- 
vaters annahm,  und  also  C,  Petronius  Pontius  Nigrinus,  cos.  37,  sein 
kann,  und  nach  dem  Schol.  Juven.  einer  der  Consularen  gewesen 
wäre,  die  Nero  hinrichten  Hess.  Seine  Tochter  müsste  den  alten  Fa- 
miliennamen behalten  haben. 


256  M.  Valerii  Martialis 

XXXV. 

Cum  siiit  cniva  tibi  simuleut  quac  eornua  lunae. 
In  vliytio  poteras,  Phoebe,  lavarc  pedes. 

XXXVI. 

Flectere  te  uolim,  setl  nee  turbare  capillos; 

Splenclicla  sit  nolo,  sordida  nolo  cutis; 
Nee  tibi  mitrarum  nee  sit  tibi  barba  reorum: 

Nolo  virum  nimium,  Pannyclie,  nolo  parum. 
5  Nune  sunt  crura  pilis  et  sunt  tibi  peetora  saetis 

Horrida,  sed  mens  est,  Pannyche,  volsa  tibi. 

XXXVII. 

Quidquid  ponitur  hinc  et  inde  verris, 

XXXV  1.  Ovid.  M.  XIV  33.  346  cornna  hmae. 

XXXVI  1.  Ovid.  A.  a.  II  169  txirbare  capillos. 

XXXVI  5.  Verg.  A.  VIII  266  villosaqiie  saetis  peetora  Ovid.  M. 
XIII  S46  rigidis  horrent  densissima  saetis  Corpora  Sil.  Ital.  V  440  et 
villosa  feris  horrebant  peetora  saetis. 


XXXV  2.  rhytio.  puxov,  ein  spitz  zulanfendes  Trinkhorn,  ans 
dessen  unterem  Ende  man  den  Wein  in  den  Mnnd  laufen  Hess.  Das 
Deminutiv  ö'jttov  wird  im  Thesaurus  des  Stephanus  nur  aus  dieser 
Stelle  angeführt. 

XXXVI  2.  nolö  —  nolo.    Zu  I  .36,   I   und  II  IS,  1. 

3.  mitrarum.  Metonymisch  für  Personen,  welche  die  mitra  tragen 
wie  Juven.  3,  115  facinus  maioris  abollae.  Die  mitra  gehörte  zur 
Tracht  der  Frauen,  der  Orientalen,  auch  der  Griechen.  Cic.  pr.  Rabir, 
10,  26  cives  Romanos  —  in  Neapoli  —  cum  mitella  saepe  videmus. 
Entweder  denkt  M.  hier  an  griechische  Stutzer,  die  sich  den  Bart 
ausrupfen  Hessen,  oder  auch  an  die  entmannten  Cybele-Priester.  Ueber 
die  mitra  als  insigne  des  archigallus  Marquardt  StV  III  369  Anm. 

harba  reorum.  Ueber  die  Sitte  der  Angeklagten,  Haar  und  Bart 
lang  wachsen  zu  lassen,  zu  II  74  und  Marquardt  Prl.  582  f. 

5.    VI  56,1  Quod  tibi  crura  rigent  saetis  et  peetora  villis. 

XXXVII.  Auf  den  Missbrauch  der  Sitte,  dass  die  Gäste  von  Mahl- 
zeiten in  Servietten  eingepackte  Speisen  mit  nach  Hause  nahmen  (vgl. 
Marquardt  Prl.  304),  bezieht  sich  auch  III  23  VII  20.  Lucill.  22  An- 
thol.  Gr.  ed.  Jacobs  III  p.  33  (T.  H  p.  321): 

O'joev  ä!f?J7.iV  oXiu;,  Aioviöte,  Xsiiiavo-J  AüXtu 
E'JT'jyio-ri;  oetrvöjv,  r^ps  hk  r.dvx   ö-iow  7.tX. 


Epigrammaton  Liber  II  (in  den  J.  S5/86).  257 

Mammas  siiminis  imbricemque  porci 
Commimemqiie  dnobns  attagenam, 
Miillum  dimidiiim  Inpiimque  totum 
5  Muraenaeque  latus  femurqiie  pulli 
Stillantemqiie  halica  siia  palnmbnm. 
Haec  cum  condita  sunt  madente  mappa, 
Traduntur  puero  domum  ferenda: 
Nos  accumbimus  otiosa  turba. 
10  Ullus  si  pudor  est,  repone  cenam: 
Cras  te,  Caeciliane,  non  vocavi. 

XXXVIII. 

Quid  mihi  reddat  ager  quaeris,  Line,  Nomentanus? 
Hoc  mihi  reddit  ager:  te,  Line,  non  video. 

XXXIX. 

Coccina  famosae  donas  et  ianthina  moechae: 
Vis  dare  quae  meruit  munera.  mitte  togam. 


XXXVII  6.  halica  FEXABFao    alica  c  Sehn. 

Id.  24: 

■/M  Tptwfei;  ooa  revTe  X'jy.oi,  V6.\>.z,  v.ai  t«  zepiGca, 
O'J  Ta  oä,  Ttüv  0£  ~£pi^,   vA'Jia  otowc  ö~t3w  ■/.-).. 
Vgl.  Einl.  S.  19,  1. 

2.  imhricem.    Ein  Bratenstück  in  Form  eines  Hohlziegels. 

3.  attagenam.  Hier  nnd  XIII  61  Feminiuuni  (sonst  attagen).  Mar- 
quardt  Prl.'  415,14. 

4.  Vgl.  II  40,4    III  45,5  X  31,3  XI  50,9  XIII  79  und  zu  II  43,11. 
6.    halica:  Speltgraupe,   nach  Helm  S.  407    »Reisbrei«.    Vgl.  XII 

81,3  XIII  6;  9.    Die  Schreibung  ohne  h  bevorzugen  (wenn  auch  viel- 
leicht nach  falscher  Etymologie  von  alere)  Verrius  Flaccus  und  Caper. 
Brambach  Nexigestaltg.  d.  latein.  Orthographie  268. 
11.     Caeciliane.    Zu  I  20,2. 

XXXVIII.  1.  ager  Nomentanus.    Zu  I  105,1. 

XXXIX.  1.  famosae  moechae  =  11  47,1. 

2.  togam.  Das  Kleid  der  meretrices  und  bescholtenen  Frauen,  na- 
mentlich der  iudicio  publico  damnatae,  in  adulterio  deprehensae.  Vgl. 
X  52  itnd  die  übrigen  von  Marquardt  Prl.  42  Aum.  7  angeführten 
Stellen. 

Martial  I.  17 


258  M.  Valerii  Martialis 

XL. 

Uri  Toug-ilius  male  dicitur  hemitritaeo. 

Novi  hominis  fraudes:  esiirit  atque  sitit. 
Subdola  tendimtur  crassis  nunc  retia  tnrdis, 

Haimis  et  iu  mullnm  mittitur  atque  lupum. 
5  Caeciiba  saccentiir  quaeque  auniis  coxit  Opimi. 

Condantiir  parco  fusca  Falerna  vitro. 
Omnes  Tongilium  medici  iiissere  lavari: 

0  stulti.  febrem  creditis  esse?    Gula  est. 

XLI. 

»Ride  si  sapis,  o  puella,  ride« 
Paelignus,  puto,  dixerat  poeta, 


XL   2.    fi-audes  T%^PQ    mores   EFm    Rand   v.   Q     3.   turdis 
cervis   T. 


XLI  l.  Martian.  Cap.  VIII  S09  Paeligni  de  cetero  jiivenis  versi- 
culo  resipisce,  et  ni  tragicum  conrngaris  ,ride,  si  sapis,  o  puella,  ride.' 


XL.  Tongilius.  Ein  Mann,  der  eine  Krankheit  simiilirt,  um  von 
seinen  Freunden,  d.  h.  Erbschleichern,  Zusendtingen  von  Leckerbissen 
zu  erhalten.    SG  I  368  f. 

1.  hemitritaeo.  Die  gewöhnlichste  Form  des  Fiebers  in  Rom. 
Galen,  ed.  Kühn  XVII  A,  121.  SG  I  32,5.  M.  XII  90,1  Pro  sene 
sed  clare  votum  Maro  fecit  amico,  Cui  gravis  et  fervens  hemitri- 
taeos  erat. 

4.  Vgl.  II  37,4. 

5.  Caecuha.  Der  Caecuber  (bei  Terracina  und  Fundi)  wurde  schon 
zu  Plinius  Zeit  nicht  mehr  gebaut,  doch  erhielt  sich  der  Name 
als  Bezeichnung  alten  Weins.  Marquardt  Prl.  433  f.  M.  XII  60 ,  9 
XIII  115. 

saccentur.  saccare  das  Durchgiessen  des  Weines  durch  siebartige 
Trichter,  um  ihn  vom  Bodensatze  zu  reinigen  und  zugleich  milder  zu 
machen.    Marquardt  Prl.  324. 

Opimi.    Tax  I  26,5. 

8.     Gtila  est  =  XI  86,6.    Zu  I  20,3. 

XLI  1.  2.  Die  Stelle  findet  sich  in  den  erhaltenen  Gedichten 
Ovids  nicht.  Martial  schwebte  vielleicht  die  Stelle  A.  a.  III  281  ss. 
(Quis  credat?  discunt  etiam  ridere  puellae  und  zugleich  III  513 
ridenti  mollia  ride  vor.    Zingerle,  M.'s  Ovidstudien  S.  5. 

2.  dixerat.    Zu  I  107,3. 


Epigrammaton  Liber  II  (in  den  J.  85/86).  259 

Sed  non  dixerat  onmibus  puellis. 

Verum  iit  dixerit  omnibus  puellis, 
5  Non  dixit  tibi:  tu  puella  nou  es, 

Et  tres  sunt  tibi.  Maximina,  dentes, 

Sed  plane  piceique  buxeique. 

Quare  si  speculo  mihique  credis. 

Debes  non  aliter  tiraere  risum, 
10  Quam  ventum  Spanius  manumque  Priscus, 

Quam  cretata  timet  Fabulla  nimbum, 

Cerussata  timet  Sabella  solem. 

Vultus  indue  tu  magis  severos, 

Quam  coniunx  Priami  nurusque  niaior. 
15  Mimos  ridiculi  Philistionis 

Et  eonvivia  nequiora  vita 

Et  quidquid  lepida  procacitate 

Laxat  perspicuo  labella  risu. 

Te  maestae  decet  adsideve  matri 

XLI  19.  adsidere  TA'   assidere  w  Sehn. 


XLI  !3.  Seneca  Epigr.  19,  1  [Baehrens  Plm  IV  43]  Cordiiba, 
solve  comas  et  tristes  indue  voltus). 

(19.  20.  Catnll.  39.  4  si  ad  pii  rognm  fili  Lugetur,  orba  cum 
flet  unicum  mater  Renidet  ille  . 


3.  4.  puellis— 2mellis.  M.  schliesst  nicht  bloss  oft  wie  CatuU  auf- 
einanderfolgende Verse  mit  demselben  Wort  (zu  I  7,3  u.  4),  sondern 
lässt  auch  öfter  zwei  fast  gleich  lautende  Verse  auf  einander  folgen. 
So  II  4  II  68  IV  2  IV  43  VI  14  VII  39  VII  4.Ö  IX  55  X  35  XII 
79.    Paukstadt  p.  25—27. 

6.   Zu  I  19,  1.  2. 

in.  Sjianius.  Vermuthlich  ein  Kahlkopf,  der  das  Haar  von  der 
Seite  sorgfältig  über  die  Glatze  kämmte  vgl.  X  83)  und  dann  der 
Name  wol  als  bezeichnender  (o-avio;)  gewählt.   Vgl.  Einl.  S.  21,  1. 

Priscus  ein  Stutzer,  der  jede  Berührung  vermeidet,  die  die  Falten 
seiner  Toga  zerstören  könnte.  (Vgl.  III  63,10  Pullia  vicini  qui  refu- 
git  cubiti  . 

11.    cretata  —  Fahulla.     Vgl.  VIII  33,17  creta  Fabullae. 

15.  Mimos  —  Philistionis.  Die  wahrscheinlich  griechisch  geschrie- 
benen Mimen  des  Ph.  (Teuffei  RLG  254,6)  wurden  also  damals  noch 
aufgeführt. 

17.    lepida  procacitate.    Zu  I  41,19. 

17* 


260  M.  Valerii  Martialis 

20  Lngentive  viruni  piumve  fratrem, 
Et  tantum  tragicis  vaeare  Musis. 
At  tu  iudicium  secuta  nostrum 
Plora,  si  sapis.  o  puella,  plora. 

XLII. 
Zoile,  quid  solium  subluto  podice  perdis? 
Spurcius  ut  fiat,  Zoile,  merge  caput. 

XLIII. 

KoLvdc  cpiXoiv  haec  sunt,  haec  sunt  tua,  Candide,  y.oiva, 

Quae  tu  magnilocus  uocte  dieque  sonas : 
Te  Lacedaemonio  velat  toga  Iota  Galaeso 

Vel  quam  seposito  de  grege  Parma  dedit, 
5  At  me,  quae  passa  est  furias  et  cornua  tauri: 

Noluerit  dici  quam  pila  prima  suam. 
Misit  Agenoreas  Cadmi  tibi  terra  laeernas : 

Non  vendes  nummis  coccina  nostra  tribus. 
Tu  Libyeos  Indis  suspendis  dentibus  orbes: 


XLIII  5  icornna  taiiri;.  Vgl.  Zingerle,  Zu  spiitlat.  Dichtern  I  61. 
(9.  Lucan.  X  144  Dentibus  hie  niveis  sectos  Atlantide  silva  Im- 
posuere  orbes  . 


20.    Zu  II  6,17. 

XLII.    Zu  II  16. 

XLin.    Vgl.  II  24  VI  11. 

l.Kotva  cptXwv.  Eine  vielgebrauchte  sprichwörtliche  Redensart. 
Paroemiogr.  Gr.  ed.  Leutsch  et  Sclmeidewin  I  p.  106  u.  260  II  p.  76 
u.  481. 

Candide.    Der  Name  ähnlich  gebraucht  II  24  III  46. 

3.  Die  Wolle  von  Tarent  (einer  spartanischen  Colonie;  gehörte 
zu  den  feinsten;  und  dem  Wasser  des  dortigen  Flusses  Galaesus,  in 
dem  sie  gewaschen  wurde,  schrieb  man  einen  Einfluss  auf  ihre  Güte 
zu.  Vgl.  die  von  Blümner  S.  122  angefürten  Stellen:  IV  28,3  V  37,2 
VIII  28,4  XII  63,3  XIII  125. 

4.  Parmensische  Wolle  wurde  der  Tarentinischen  gleichgeschätzt. 
XIV  155  IV  37,5,  Blümner  S.  100. 

5.  6.  Zu  Sp  9,4.  Die  erste,  dem  Stier  oder  einem  anderen  wil- 
den Thier  vorgeworfene  Strohpuppe  ist  auch  die  am  meisten  zerzauste. 

7.  Agenoreas.  Tyrisclie  von  Agenor,  dem  Vater  des  Kadmus. 
X  16,7  Quidquid  Agenoreo  Tyros  improba  cogit  aheno. 

9.    Du   besitzest  Tischplatten   von  afrikanischem  Citrusholz   auf 


Epigrammaton  Liber  II    in  den  J.  85/86).  261 

10       Fulcitur  testa  fagina  mensa  mihi. 

Immodici  tibi  flava  tegunt  cliryseudeta  mulli: 
Concolor  in  nostra,  cammare,  lance  rubes. 
Grex  tims  Iliaco  poterat  certare  ciuaedo: 
At  mihi  succurrit  pro  Ganymede  maniis. 
15  Ex  opibus  tantis  veteri  fidoque  sodali 

Das  nihil  et  dicis,  Candide,  xoiva  cpiXiuv"? 

XLIV. 

Emi  sen  pnenim  togamve  pexam 
Seil  tres,  iit  puta,  quattuorve  libras. 
Sextus  protinus  ille  feuerator. 
Quem  nostis  veterem  meum  sodalem, 
5  Ne  quid  forte  petam  timet  cavetque, 
Et  secum.  sed  ut  audiam.  susurrat: 


XLIV  2.  tres  P  tris  ^  Sehn    ut  puta   FEXBCF  vel  puta  ^Q 
ut  puto  AOO   vel  puto  ?. 


elfenbeinernen  Füssen.  IX  22,5  Ut  Mauri  Libycis  centum  Stent  den- 
tibus  orbes.  X  98,6  Aut  citrum  vetus  Indicosque  dentes.  Vgl.  IX 
59,7—10  XIV  3;  91  Marquardt,  Prl.  702. 

11.  chrysendeta.  Silberne  Schüsseln  mit  Goldrändern.  Vgl.  II 
53,5  VI  94,1   XI  29,7   XIV  97,  Marquardt  Prl.  676,9. 

Immodici  —  mulli:  mulli  von  ungewöhnlicher  Grösse,  die  mit  Un- 
geheuern Preisen  bezahlt  wurden.   X  31,3  Marquardt  Prl.  418. 

12.  Cammarus  der  Meerkrebs  (als  geringe  Speise  auch  Juven. 
5,84)  auf  einer  rothen  Arretinischen  Thonschüssel  (zu  I  53,6). 

13.  III  39  Iliaco  similem  puerum  —  ministro. 

14.  Vgl.  IX  73,4   XI  22,2. 

15.  veteri  —  sodali.  7.VL  I  54,8. 

XLIV  1.  Die  Auslassung  von  si  ist  bei  M.  häufig  (vor  dem  Prae- 
sens III  44,  11—16  V  56,  8,  vor  dem  1.  Futurum  III  46,  9,  vor  dem 
2.  Futurum  III  38,  8;  46,  5;   46,  9).     Sive  —  sive  ausgelassen  I  79,  2. 

pexa.  Ein  Kleid,  das  aus  der  Appretur  kommt  und  die  volle 
Wolle  hat,  im  Gegensatz  zu  trita.  Marquardt  Prl.  512. 

2.  puta.    Auch  III  26,5  IX  95  b,  5  XI  95,2.  L.  Mueller  r.  m.  p.340. 

libras.  Nicht  rohes  Silber,  sondern  Silbergeschirr,  auf  dem  das 
Gewicht  angegeben  zu  sein  pflegte.    SG  III  146  ff. 

4.    veterem  sodalem.    Zu  I  54,  S. 


262  M.  Valerii  Martialis 

«Septem  milia  tlebeo  Secundo, 
Plioebo  qiiattuor.  imdecim  Phileto, 
Et  quadrans  mihi  nullus  est  in  arca.« 
10  0  g-rande  ingeninm  mei  sodalis! 

Durum  est,  Sexte,  negare,  cum  rogaris, 
Quanto  durius,  antequam  rogeris! 

XLV. 

Quae  tibi  non  stabat  praecisa  est  mentula,  Glypte. 
Demens,  cum  ferro  quid  tibi?  Gallus  eras. 

XLVI. 

Florida  per  varios  ut  pingitur  Hybla  colores. 

Cum  breve  Sicaniae  ver  populantur  apes, 
Sic  tua  subpositis  conlucent  prela  lacernis, 

Sic  micat  innumeris  arcula  synthesibus, 
5  Atque  unam  vestire  tribum  tua  Candida  possunt. 

Appula  non  uno  quae  grege  terra  tulit. 
Tu  spectas  hiemem  succincti  lentus  amici 


XLVI  3.  Conlucent  TXAC   coUucent  BG  Sehn    perlncent  PQ 
t>.  Appula  CO    Apula  EXABCF. 


XLVI  1.  Ovid.Tr.V  6,38  Florida  quam  multas  Hybla  tuetnr  apes. 


7.  Secundo.  Einem  Wucherer.    Vgl.  VII  92,  3. 

8.  Phoebo.  Ebenfalls  als  Wucherer  genannt  VI  20,  l  IX  92,  7 
IX  102,  1. 

Phileto.    Nur  hier. 

XLVI.  2.    IX  13,  2  Cum  breve  Cecropiae  ver  populantur  apes. 

Sicaniae  —  aj)es  =  XI  8,  8.    Vgl.  auch  XIII  104. 

3.  prela.  Pressen  dienten  auch  zum  Aufbewahren  von  Kleidern. 
XI  8,  5  De  Palatinis   domini  quod   serica  prelis. 

3—6,  Die  genannten  Gattungen  von  Kleidungsstücken  sind:  die 
lacerna  (Mantel)  (Marquardt  Frl.  550),  die  synthesis  (Tafelkleid;  (Zu 
V   79,  2,   Marqnardt  Frl.  312  f.)  und  die  toga. 

6.  Appula.  Stets  mit  langer  erster  Silbe.  Lachmann  ad  Lucret. 
p.  37.  Die  Apulische  Wolle  war  in  Italien  die  beste.  VIII  28,  30 
XIV  155  und  die  bei  Blümner  S.  121  angeführten  Stellen. 

7.  hiemem:  Das  Frieren. 


Epigrammaton  Liber  II  (in  den  J.  85/86).  263 

Pro  scelus!   et  lateris  frigora  trita  tui. 
Quantum  erat,  infelix.  pannis  fraiulare  diiobus  — 
10      Quid  renuis?  —  uou  te.  Naevole,  sed  tineas? 

XLVII. 

Subdola  famosae  moneo  fuge  retia  moechae, 

Levior  o  conchis,  Galle,  Cytheriacis. 
Confidis  natibus?  uon  est  paedico  maritus: 

Quae  faciat  duo  sunt:  irrumat  aut  futuit. 

XLVIII. 

Coponem  laniumque  balneumque, 
Tousorem  tabulamque  calculosque 
Et  paucos,  sed  ut  elig-am.  libellos: 
Unum  non  nimium  rudern  sodalem 
5  Et  grandem  puerum  diuque  levera 
Et  caram  puero  nieo  puellam: 
Haec  praesta  mihi.  Rufe,  vel  Butuntis. 
Et  thermas  tibi  habe  Neronianas. 


XLVI  8.  tili  Frdl  times  tiimes  jn-C]  codd.  Sehn  mei  Scr  frigora 
tanta  times  (Tiese  Progr.  d.  ReaUj.  St  Johann  Da7izig  1885  p.  8.  10.  Quid 
renuis?  ^PQXFO'O  Scr  Quod  renuis  EAB  Quid  nietuis  T  Sehn 
Quod  metuis  C. 


XLVIII  S.     Sidon.  Apoll.  C.  2:5,  495  Hinc  ad  balnea  non  Ne- 
roniana. 


S.  Iate7-is  frigora  trita  tui.  Frigora  trita  die  abgeschabte,  nicht 
wärmende  Kleidung.  Für  das  überlieferte,  jedenfalls  verdorbene  times, 
vielleicht  durch  tineas  (v.  10)  veranlasst  schrieb  Scriver  mei;  doch 
eben  so  gut  konnte  M.  tui  schreiben,  wobei  latus  in  dem  Sinne  von  Be- 
gleiter zu  verstehen  ist,  wie  VI  68,  4,  Stat.  S.  V  praefatio. 

9.  Quayitum  erat.  Juven.  9,  59  Quantum  erat  exhausti  lumbos 
donare  clientis  etc.    Vgl.  zu  Sp  15,  2. 

XLVII.  1 .   famosae  —  moechae  =  II  39,  1 . 

XLVIII.  2.  tahulamque  calculosque.  Ein  Brettspiel.  Marquardt  Prl. 
831  flf. 

7.  Butuntis  d.  h.  selbst  in  dem  armseligsten  Ort.  Butuntum  (us) 
in  Calabrien  an  der  Strasse  von  Canusium  nach  Brundusium,  jetzt 
Bitonto,  ^n^rde  also  auch  Butxxnti  gej|p,nnt ;  ebenso  IV  55,  29. 

S.    thermas  Neronianas.     Die  Thermen   des   Nero    werden  von  M. 


264  .     M.  Valerii  Martialis 

XLIX. 

Uxorem  nolo  Telesinam  ducerc:  quare? 
Moecha  est.    Sed  pneris  dat  Telesina.     V'olo. 

L. 

Quod  feilas  et  aquam  potas,  nil.  Lesbia.  peecas. 
Qua  tibi  parte  opus  est.  Lesbia,  sumis  afpiam. 

LI. 
Unus  saepe  tibi  tota  denarius  area 

Cum  Sit  et  hie  culo  tritior.  Hylle,  tuo, 
Non  tarnen  hunc  pistor,  nou  auferet  hunc  tibi  copo. 
Sed  si  quis  nimio  pene  superbus  erit. 
5  Infelix  venter  spectat  convivia  culi 

Et  semper  miser  hie  esurit.  ille  vorat. 

LIL 

Novit  loturas  Dasius  numerare:  poposcit 
Mammosam  Spatalen  pro  tribus:  illa  dedit. 

LIIL 

Vis  fieri  liber?  meiitiris.  Maxime,  nou  vis: 
Sed  fieri  si  vis,  hac  ratione-potes. 


LIIL  Vincent.  Bellov.  Sp.D.  V  156  Mareialis  Coquus:  Liber  non 
potes  et  gulosus  esse  (IX  10)  Liber  eris,  cenare  foris  si,  Maxime, 
nolis,  Vegetana  tuam  si  dornet  uva  sitim. 


und  Statins  als  Inbegriff  des  höchsten  Glanzes  der  Hauptstadt  ge- 
nannt.   M.  VII  34  Stat.  S.  I  5,  62.    SG  I  17,  6. 

XLLS.  2.    dat.    Zu  II  9. 

volo.  Um  die  pueri  mit  dem  II  47  und  II  6()  erwähnten  suppli- 
cium puerile  bestrafen  zu  können. 

LI.    Zu  I  92. 

LH.  Dasius  ist  der  Einnehmer  des  Eintrittsgeldes  in  einem  Frauen- 
bade. Er  fordert  von  Spatale  das  Dreifache,  weil  sie  so  viel  Raum 
einnimmt  wie  drei  gewöhnliche  Badende,  und  sie  erkennt  selbst  die 
Gerechtigkeit  seiner  Forderung  an. 

1.  Novit  —  numerare.  Vgl.  VII  25,  8  X  15,  2  X  33 ,  9.  10  XIV 
201,  1. 


Epigranimaton  Liber  II    in  den  J.  85/86).  265 

Liber  eris,  cenare  foris  si,  Maxime,  nolis, 

Veientana  tuam  si  domat  uva  sitim. 

5  Si  ridere  potes  miseri  chrysendeta  Cinnae, 

Contentiis  nostra  si  potes  esse  toga, 

Si  plebeia  Venus  gemino  tibi  iimgitiir  asse. 

Si  tua  non  rectiis  tecta  siibire  potes. 
Haec  tibi  si  vis  est,  si  mentis  tanta  potestas, 
10      Liberior  Partlio  vivere  rege  potes. 

LIV. 

Quid  de  te,  Line,  suspicetur  uxor 
Et  qua  parte  velit  pudiciorem, 
Certis  indiciis  satis  probavit, 
Custodem  tibi  quae  dedit  spadonem. 
5  Kil  uasutius  hac  maligniusque. 

LV.     ' 

Vis  te,  Sexte,  coli:  volebam  amare. 
Parendum  est  tibi:  quod  iubes,  colere: 
Sed  si  te  colo,  Sexte,  non  amabo. 


LEI  3.  nolis  TQk,  äühert^  p.  515  noUis  F  nobis  P  noUes 
EXABCG  voles  DiNohl)  noles  Sehn  7.  jungitur  Hns  vincitur 
codd.  Sehn.     (Vgl.  vinctam  st.  innctam  31  I  90,  1;. 

LIV  5.  maligniusque  EXABCGF  Gilbert  maligniusque  est 
Qu)  Sehn, 

LV  2.  colere  EXBC  corr.  G  colere  AprG  Gilbert'-  p.  643 
coleris  PQm  Sehn. 


LIII.    3.  cenare-foris.    Zu  II  11,  10. 

nolis.  »Der  Conjunktiv  Praesentis  im  Condicionalsatz  nel)en  einem 
Futur  im  Hauptsatz  ist  bei  Martial  ungemein  häufig:  vgl.  Sp  27,  9 
sq.  I  68,  4  V  16,  5  ss.  IX  14,  4  IX  65,  14  XI  5,  5—14  XII  ;34,  5  ss.« 
Gilbert3  p.  515. 

5.    chrysendeta.    Zu  II  43,  11. 

7.    Zu  I  103,  10. 

LIV.  1.  Die  Frau  des  Linus  glaubt,  dass  er  ein  pathicus  sei,  wie 
daraxis  hervorgeht,  dass   sie  ihm  einen  Eunuchen  als  Wächter  giebt. 

5.    nasutius.    Zu  I  3,  6. 

LV.  2.  colere.  Verdient  wegen  des  höchst  angemessenen  Gleich- 
klanges mit  amare  den  Vorzug  vor  coleris.    Gilbert-  p.  643. 


266  M-  Valerii  Martialis 

LVI. 
Gentibus  in  Libycis  uxor  tna,  Galle,  male  audit 

Immodicae  foedo  erimine  avaritiae. 
Sed  mera  narrantur  mendaeia:  nou  solet  illa 

Aceipere  omnino.     Quid  solet  ergo?  Dare. 

LVII. 

Hie  quem  videtis  gressibiis  vagis  lentum, 
Amethystinatns  media  qui  secat  Saepta, 
Quem  non  lacernis  Pnbliiis  mens  vineit, 
Non  ipse  Cordns  alpha  paeniüatonmi, 
5  Quem  grex  togatus  seqnitur  et  capillatus 
Recensqne  sella  linteisqne  lorisqiie: 


LVI  1.  Verg.  A.  IV  320  Libycae  gentes. 


LVI.  Galle.  Bezeichnung  eines  Statthalters  oder  höheren  Beam- 
ten (in  Afrika»,  deren  Frauen  oft  der  Erpressung  beschuldigt  wurden. 
SG  I  441,  4. 

4.  dare.    Zu  II  9,  2. 

LVII.     Vgl.  SG  I  22,  ]. 

2.  Amethystinatus.    Zu  I  95,  7. 
Saepta.     Zu  II  14,  5. 

3.  PuhUus.     Zu  I  109. 

4.  V  26  Quod  alpha  dixi,  Corde,  paenulatoruin.  Ueber  die  son- 
stige Benutzung  griechischer  Buehstabennamen  zur  Bezeichnung  von 
Personen  oder  als  Beinamen  Lehrs  Quaest.  epp.  p.  19—21.  Jahn 
Spec,  epigr.  p.  138  LCassi  Principis  tibicinis  |  cappae?  Vgl.  Buecheler 
Conjectanea  N.  Rh.  Mus.  XXXVII  332). 

Ueber  paenulati  Marquardt  Frl.  547. 

5.  grex  togatus.  (Greges  togatorum  II  74,  6).  Ein  Gefolge  von 
Clienten  (SG  I  336  und  339  f.);  und  capillatus,  von  Pagen.  ;Vgl.  III 
58,  31).  Die  Letzteren  liess  man  bis  zur  Mannbarkeit  Locken  tragen, 
auf  deren  Pflege  grosse  Sorgfalt  verwandt  wurde.  Vgl.  zu  I  31  und 
Marquardt  Prl.  144,  20.  crinita  turba  XII  49,  1,  comati  XII  70,  9; 
97,  4.  Wie  ein  solches  Gefolge  ein  Beweis  der  Ueppigkeit  ist,  so 
eine  Bedienung  durch  tonsi  ministri  ein  Beweis  der  Einfachheit:  X 
M8,  9    XI  11,  3    XII  18,  25    XIV  158,  1. 

6.  sella.  Ein  Tragsessel.  Marquardt  Prl.  716.  IX  22,  10  culto  — 
sella  diente  frequens. 


Epigrammaton  Liber  II  (in  den  J.  85/86).  267 

Oppigneravit  modo  modo  ad  Cladi  mensam 
Vix  octo  nummis  aniilum,  nnde  cenaret. 

LVIII. 

Pexatiis  pulchre  rides  mea,  Zolle,  trlta. 

Sunt  haec  trlta  quldem,  Zolle,  sed  mea  sunt. 

LIX. 
Mica  vocor:  quid  slm  cernls,  cenatlo  parva: 

Ex  me  Caesareum  prosplcls  ecce  tholum. 
Frange  toros,  pete  vlna,  rosas  eape,  tlnguere  nardo: 

Ipse  lubet  mortis  te  memlnlsse  deus. 


LVIII   1.   Horat.  Epp.  I  1 ,  95  Si  forte  snbucttla   tiltae  Pexa 
subest  tnnicae). 

LIX  3.  Auson.  Epp.  II  15  Gramineos  nunc  frango  toros. 


7.  ad  Cladi  mensam.  An  der  Bank  des  Geldverleihers  Cladus  oder 
Cladius. 

LVIII  1.    Pexatus.    Zu  II  44,  1. 

Znih.    Zu  II   16. 

LIX  1.  Mica.  Hieronyiuus  und  Cassiodor  nennen  unter  den  Bau- 
ten Domitians  eine  Mica  atirea,  welcher  in  dem  Verzeichnis  der 
Stadtchronik  von  35 1  ein  Palatiuui  entspricht  Jordan,  Top.  II  33  .  Der 
Name  derselben  kommt  in  einer  Urkunde  von  999  auf  dem  Janiculum 
vor,  falls  es  dort  nicht  eine  zweite  Mica  aurea  gab.  Jordan  das.  1 1,69  u. 
7lA.  55.  Dass  das  von  Cassiodor  und  Hieronymus  erwähnte  Gebäude 
der  hier  von  M.  besungene  kleine  Speisesaal  ist,  kann  kaum  zweifel- 
haft sein.  Der  Name  mica  aurea  scheint  in  der  Umgangssprache  für 
niedliche  Lieblingsgegenstände  etwa  wie  bijou  Monbijou  Name  eines 
Schlosses  in  Berlin  gebraucht  worden  zu  sein.  Valentinian  nannte 
so  eine  zum  Menschenfressen  abgerichtete  Lieblingsbärin.  Ammian. 
Marc.  XXIX  3,  9. 

2.  Caesareum  —  thnluni.  Wahrscheinlich  ist  hier  mit  Gilbert  nach 
RdePrado)  an  das  bis  zur  Erbauung  des  templum  gentis  Flaviae  (zu 
IX  1)  zur  Bestattung  aller  Caesaren  bestimmte,  daher  von  Tac.  A. 
III  9  tumulns  Caesarum  genannte  Mausoleum  Augusts  (Becker  Top. 
639  f.)  zu  denken. 

prospicis.    Vgl.  V  1,  2  und  VII  73,  4. 

3.  Frange  toros.  IV  8,  6  Imperat  exstructos  frangere  nona  toros- 
Vgl.  Mayor  Journal  of  philol.  VII  (1877)  p.  52  f. 

tinguere  nardo.     Vgl.  III  65,  8. 

4.  deus:  der  vergötterte  August.  Aehnlich  V  64,  5  lam  vicina 
jubent  nos  vivere  Mausolea,  cum  doceant,  ipsos  posse  perire  deos. 


268  M-  Valerii  Martialis 

LX. 

Uxorem  armati  futuis,  puer  Hylle,  tribimi. 

Supplicium  tantum  dum  puerile  times. 
Vae  tibi,  dum  ludis,  castrabere.    lam  mihi  dices 

»Nou  licet  hoc.«  Quid?    tu  quod  facis,  Hylle,  licet? 

LXI. 

Cum  tibi  vernareut  dubia  lanugine  malae. 

Lambebat  medios  improba  liug'ua  viros. 
Postquam  triste  caput  fastidia  vispillonum 

Et  miseri  meruit  taedia  carnificis, 
5  Uteris  ore  aliter  nimiaque  aerugiue  captus 

Allatras  nomen  quod  tibi  cunque  datur. 
Haereat  inguiuibus  potius  tarn  noxia  lingua: 

Nam  cum  fellaret.  purior  illa  fuit. 


LX  2.  dum  PQEFva  Scr  (times.)  nee  RM  num  GO  corr.  A  Sehn 
(times?) 

LXI  7.  tam  noxia  Q  jam  noxia  XF  via  noxia  (»vel  jam«)  G 
tua  noxia  C  Scr    tibi  noxia  Hns. 


LXI  1.  Lucret.  V  889  Verg.  A.  X  324  Ecl.  II  51  Ovid.  M.  IX 
398  XIII  754:   lanugine  malae  fmalas  . 

LXI  2.  Auson.  Epigr.  66,  1  (120  Toll.  Lambere  cum  vellet 
mediorum  membra  virorum. 


LX  L    puer  Hylle  =  IV  1",  1. 

2.  Supplicium  —  puerile.    Zu  II  49. 

3.  Ia)n  mihi  dices.    II  63,  4  lam  dices. 

4.  No)i  licet  hoc.  Anspielung  auf  das  später  (z.  B.  VI  2i  öfter 
gepriesene,  von  Domitian  (i.  J.  81/82  SG  III  429)  erlassene  Verbot 
der  Entmannung. 

mjlle.     Zu  I  16,  2. 

LXI  2.  III  81,  2  Haec  debet  medios  lambere  lingua  viros.  Vgl. 
VII  67,  15  XI  61,  5.    Catull.  80,  6  medii  tenta  vorare  viri. 

5.  aerur/ine.    X  33,  5  viridi  aerugine    Scheelsucht). 


Epigrammaton  Liber  II   in  den  J.  85,86).  269 

LXII. 
Quod  pectus,  quod  crura  tibi,  qiiod  brachia  vellis, 

Quod  cincta  est  brevibiis  mentula  tonsa  pilis : 
Hoc  praestas,  Labiene,  tuae  —  quis  nescit?  —  amicae. 

Cui  praestas,  eiiliim  quod,  Labiene,  pilas? 

LXIII. 

Sola  tibi  fiierant  sestertia,  Miliche,  eentum, 

Qiiae  tulit  e  saera  Leda  redempta  via. 
Milicbe,  luxuria  est,  si  tanti  dives  amares. 

«Non  amo«  iam  diees:  haec  quoque  luxuria  est. 

LXIV. 

Dum  modo  eausidicum,  dum  te  modo  rbetora  fingis 

Et  non  decernis,  Laure,  quid  esse  velis, 
Peleos  et  Priami  transit  et  Nestoris  aetas 

Et  fuerat  serum  iara  tibi  desinere. 
Incipe,  tres  uno  perierunt  rhetores  anno, 

Si  quid  habes  aniini,  si  quid  in  arte  vales. 
Si  schola  damnatur,  fora  litibus  omnia  fervent, 

Ipse  potest  fieri  Marsua  causidicus. 


LXII.  Auson.  F4iigr.  112    i:U  Toll.). 


LXIII  2.  Hiernach  scheinen  an  der  sacra  via  auch  Bordelle  ge- 
wesen zu  sein.  tulit:  kostete,  nicht:  erhielt.  Leda.  Name  einer 
meretrix  auch  III  82,  3  IV  4  XI  Gl. 

4.   Iam  dices.    7.XL  II  60,  3. 

luxuria  est  =  V  19,  13  X  70,  11.  12.  Eine  Sklavin,  die  man  nicht 
begehrt,  für  einen  so  hohen  Preis  zu  kaufen,  ist  auch  Verschwendung. 

LXIV.  1.  causidicum  —  rhetora.  Manche  vereinigten  beide  Berufs- 
arten, andere  gingen  von  der  einen  zu  der  anderen  über.  SG  I 
290,  3.  4. 

3.  transit.     Zu  Sp  16,  1. 

Priami  —  et  Nestoris  aetas.  V  58,  5  Priami  vel  Nestoris  annos. 
Vgl.  VI  70,  12     VIII  64     XI  56,  13. 

8.  3Iarsua.  Die  Statue  des  Marsyas  auf  dem  Forum  Hör.  S.  I 
6,  120  und  die  übrigen  von  Becker  Top.  321  f.  angeführten  Stellen). 
Doch  für  Beckers  Annahme,  dass  sie  in  der  Nähe  der  rostra  war, 
fehlt  jedes  Zeugniss,  dagegen  war  sie  wahrscheinlich  am  unteren 
Ende  des  Forums,  in  der  Nähe  des  prätorischen  Tribunal.    Jordan  in 


270  M.  Viilerii  Martialis 

Heia  age,  riiinpe  moras:  quo  te  speral)imus  usque? 
10      Dum  quid  sis  dubitas,  iam  potes  esse  nihil. 

LXV. 

Cur  tristiorem  cernimus  Saleianum? 
«An  causa  levis  est?«  inquit,  «extuli  uxorem.« 
0  grande  fati  crimen!  o  gravem  casum! 
lila,  illa  dives  mortua  est  Secundilla, 
5  Centena  decies  quae  tibi  dedit  dotis? 
Nollem  accidisset  hoc  tibi,  Saleiane. 

LXVI. 

Unus  de  toto  peccaverat  orbe  coraarum 
Anulus,  incerta  non  bene  fixus  acu. 

Hoc  facinus  Lalage  speeulo,  quo  viderat,  ulta  est 
Et  cecidit  saevis  icta  Plecusa  comis. 
5  Desine  iaui,  Lalag-e,  tristes  ornare  capillos, 
Taugat  et  insanum  nulla  puella  caput. 


LXV  2.  extiili  (extulit  E]  mquitlJXAB  CG  Sehn  ^  Gilbert^  2^.  515 
inquis  extuli  PQ  {Schn^  i^.  696]    extiili,  inquis  Fvi  Scr. 

LXVI  3.  quo  QEFfü  Schn^   GiJhert  p.  25    qnod   T  Schn^-. 


LXIV  9.  Verg.  A.  IV  569  Eia  age,  rumpe  moras.  Ovid.  M.  XV 
583  Tu  modo  rumpe  moras. 

(LXIV  9.  Claiidian.  C.  min.  II  19  Quin  age  rumpe  moras). 


Bursians  Jahresb.  Jahrg.  I  Bd.  II  (1876)  S.  7.5.5—758.  Derselbe,  Mar- 
syas  auf  dem  Forum  (1883)  S.  12  und  23  mit  Topogr.  d.  St.  Rom  I 
2,  265,  96. 

LXV  2.  inquit.  »Inquis  ist  anstössig,  da  v.  1  Salejanus  nicht  mit 
Verwendung  der  zweiten  Person  genannt  ist.  Freilich  wendet  sich 
der  Dichter  in  den  folgenden  Versen  direkt  gegen  Salejanus.  Aber 
dieser  Uebergang  in  die  zweite  Person  ist  hier  eben  durch  die  mit 
inquit  eingeführten  direkten  Worte  desselben  vermittelt«.  Gilbert^ 
p.  515. 

LXVI.  Ueber  die  Misshandlungen,  denen  die  bei  der  Toilette 
beschäftigten  Sklavinnen  durch  ihre  Herrinnen  ausgesetzt  waren :  Juv. 
6,  490  ff.     SG  I  430. 

4.    saevis  —  coinis.    Abi.  statt  propter  c.    Acc.  Zu  Sp  1,  3. 


Epignimmaton  Liber  II  (in  den  J.  85/86).  271 

Hoc  salamancira  uotet  vel  saeva  novacula  nuclet, 

Ut  cligna  speciüo  fiat  imago  tuo. 
LXVII. 
Occurris  quocimqiie  loco  mihi,  Postume,  clamas 

Protimis  et  prima  est  haec  tua  vox  «Quid  agis'?« 
Hoc,  si  me  clecies  una  conveueris  hora, 

Dicis:   habes  puto  tu.  Postume,  nil  quod  agas. 

Lxvni. 

Quod  te  nomine  iam  tuo  saluto. 
Quem  regem  et  dominum  prius  vocabam. 
Ne  me  dixeris  esse  contumacem: 
Totis  pillea  sarcinis  redemi. 
Reges  et  dominos  habere  debet. 
Qui  se  non  habet  atque  concupiscit 
Quod  reges  dominique  concupiscuut. 
Servum  si  potes,  Ole,  non  habere, 
Et  regem  potes,  Ole,  non  habere. 

LXIX. 
Invitum  cenare  foris  te,  Classice,  dicis: 
Si  non  mentiris,  Classice,  dispeream. 


LXVI  8.   tuo  PEFw  8cr  Schn'^    tua  TprGc  Schn^ 
LXVIII  4.  pillea  PQXA   pilea  Sehn. 


7.  salamandra.  Plin.  N.  h.  X  188  isalamandraej  sauie  —  qua- 
cumque  parte  corporis  hiimani  contacta  toti  defluunt  pili.  Ib.  XXIX 
116  pilos  in  bis  incommodos  evolsos  renasci  nou  patitur-salamaudrae 
cinis.    Patron.  Sat.    107   f.    quae   salamandra   supercilia  tua  excussit? 

8.  digna  speculo.  Würdig  des  Spiegels,  der  zur  Verübung  einer 
solchen  Rohheit  gedient  hat,  d.  h.  abschreckend.  Ueber  die  Verlänge- 
rung des  ä  durch  das  sp  des  nächsten  Wortes  LMueller  r.  m.  p.  320. 

LXVIII.  1.  2.  Ueber  die  Anrede  des  Patrons  von  Seiten  der 
Clienten  zu  I  112. 

4.  D.  h.  ich  habe  meine  Freiheit  (deren  Zeichen  der  Hut  war^ 
mit  Aufgebung  aller  Vortheile,  die  mir  das  Clientel- Verhältnis  bot, 
erkaiift.    Ueber  totis  zu  VI  85,  10. 

•5—8.  Die  Wiederholung  derselben  Worte  xind  Wendungen  in  Ca- 
tuUs  Manier.    Paukstadt  p.  24—27  und  zu  II  41,  34. 

LXIX.     1.  cenare   foris.    Zu  II  H,  10.  2.  dispeream.    Zu  139, 8. 


272  ^I-  Valerii  Martialis 

Ipse  quoque  ad  cenam  g-audebat  Apicius  ire: 
Cum  eenaret,  erat  tristior  ille,  domi. 
5  Si  tarnen  iuvitus  vadis,  cm-,  Classice.  vadis? 
)»Cogor<(  als:  verum  est;  cogitur  et  Selius. 

En  rogat  ad  cenam  Melior  te,  Classice,  rectam. 
Grandia  verba  ubi  sunt?  si  vir  es,  ecce,  nega. 

LXX. 

Non  vis  in  solio  prius  lavari 

Quemquam,  Cotile:  causa  quae,  nisi  haec  est, 

Undis  ne  fovearis  irrumatis? 

Primus  te  licet  abluas:  necesse  est 

Ante  hie  mentula,  quam  caput,  lavetur. 

LXXI. 

Candidius  nihil  est  te,  Caeciliane.    Notavi. 

Si  quando  ex  nostris  disticha  pauca  lego. 
Protinus  aut  Marsi  recitas  aut  scripta  Catulli. 
Hoc  mihi  das.  tanquam  deteriora  legas, 
5  Ut  conlata  magis  placeant  mea?  Credimus  istud: 
Malo  tarnen  recites,  Caeciliane,  tua. 


LXXI  1.  Candidius  QEia  Schn-^  Gallidius  T  Callidius  Sehn^ 
Caeciliane.  Notavi:  Gilbert  Caeciliane:  notavi,  Sehn  5.  conlata 
TXBF   collata  Sehn. 


LXIX  8.  Ovid.  F.  VI  594  si  vir  es,  i  —  exige  opes. 


3.  M.  Gavius  Apicius,  der  bekannte  Schlemmer  unter  August  und 
Tiber,  dessen  Name  sprichwörtlich  geworden  war.  Vgl.  II  89  III  22 
X  73,  Juven.  4,  23;  11,  3,  Senec.  ad  Helviam  10,  3,  Dio  LVII  19,  SG 
III  16. 

6.  Selius.    Zu  II  11. 

7.  Atedius  3Ielior.  Ein  durch  die  Eleganz  seines  Haushalts  IV 
54;  ausgezeichneter  Freund  des  M.  und  Statins,  vermuthlich  vom  Rit- 
terstande. M.  VI  28;  29  VIII  38  Stat.  S.  II  praef.  und  I  3 ;  4  SG 
III  449. 

cenam  — rectam.  Zu  einer  ordentlichen  Mahlzeit.  Vgl.  IV  20,  2  VIII 
50,  10.    Suet.  August.  0.  71  Domitian.  c.  7. 

8.  si  vir  es,  ecce  nega.    Vgl.  VI  14,  4. 
LXXI.    3.  3Iarsi —^  CatuUi.    Zu  I  Epist.  1.   11. 


Epigrammaton  Liber  II   iu  eleu  J.  85/86).  273 

LXXII. 

Hesterna  factum  narratur,  Postume,  cena 

Quod  nollem  —  quis  enim  talia  facta  probet?  — 
Os  tibi  percisum  quanto  non  ipse  Latinus 

Vilia  Panniculi  percutit  ora  sono : 
5  Quodque  magis  mirum  est,  auctorem  criminis  huius 

Caecilium  tota  rumor  in  urbe  sonat. 
Esse  negas  factum:  vis  hoc  me  credere?  credo. 

Quid,  quod  habet  testes,  Postume,  Caecilius? 

LXXIII. 

t  Quid  faciat  vult  scire  Lyris:  quod  sobria:  fellat. 

LXXIV. 

Cinctum  togatis  post  et  ante  Saufeium, 
Quanta  reduci  Regulus  solet  turba. 
Ad  alta  tonsum  templa  cum  reum  misit, 
Materne,  cernis?  invidere  uolito. 


LXXIII.  quod  sobria  XABF  quod  Q  quid  PEm  quid  ?  sobria 
fellat  Scr  Quid  faciat,  vis  scire,  Lyris,  (juom  est  sobria?  fellat  Baehrens 
Quid  faciat,  VTilt  scire  Lyris?  quiu  sobria  fellat  (rrashercjer.  [Quid 
faciat,  se  scire,  Lyris  negat  ebria  semper.]  Quid  faciat  vult  scire 
Lyris?  quod  sobria:  fellat  Mtmro  In  O  fohß:  Gaudeo :  quid  faciet 
facies  Bodleianus]  ebria  facta  Lyris. 


LXXII.  3.  4.  Der  Mimenspieler  Latinus  zu  I  4,  5)  ohrfeigte  in 
einer  Posse  seinen  Collegen  Panniculus,  welcher  die  Rolle  des  Stupi- 
dus  spielte.  Vgl.  III  86,  2  V  61,  11  u.  12.  Schallende  Ohrfeigen 
gehörten  zu  den  Hauptspässen  der  Mimi  SGr  II  394. 

LXXIII.  Vermuthlich  ist  dieser  unverständliche  Vers  ein  Frag- 
ment (vgl.  die  Ergänzung  von  Munro  in  den  ki-itischen  Anm  ; .  Die 
beiden  andern  rein  hexametrischen  Gedichte,  die  bei  M.  vorkommen 
I  .53   VI  64,  bestehen  aus  mehreren  Versen. 

LXXIV.    1.  Zu  II  18,  5. 

3.  4.  Ein  Gefolge  wie  das,  mit  welchem  Regulus  zu  I  12,  8  aus 
einer  Gerichtsverhandlung  zurückkehrt,  in  welcher  er  die  Freispre- 
chung des  Angeklagten  erwirkt  hat.  Dieser  hat  sich  nun  das  Haar, 
das  er  bis  dahin  wie  den  Bart  lang  hatte  wachsen  lassen  (zu  II  36, 
5',  geschoren. 

4.  Materne.    Zu  I  96. 

llartial  I.  je 


274  M.  Valerii  Materialis 

5  Comitatus  iste  sit  preeor  tuiis  mmquani. 
Hos  illi  amicos  et  greges  togatorum 
Fusiculenus  praestat  et  Faventinus. 

LXXV. 
Verbera  securi  solitus  leo  ferre  magistri 

lusertamque  pati  blandus  in  ora  manum 
Dedidicit  pacem  subito  feritate  reversa, 
Qiianta  nee  in  Libycis  debuit  esse  iugis. 
5  Nam  duo  de  tenera  piierilia  corpora  turba, 
Sanguineam  rastris  quae  reuovabat  humum, 
Saevus  et  infelix  furiali  dente  peremit; 
Martia  non  vidit  maius  harena  nefas. 
Exclamare  übet:  »erudelis,  perfide,  praedo, 
10      A  nostra  pueris  parcere  disee  lupa!« 

LXXVI. 
Argenti  libras  Marius  tibi  quinque  reliquit, 
Cui  nihil  ipse  dabas:    hie  tibi  verba  dedit? 


LXXIV  7.  Fusiculenus  A'5C>r(V  Fusciculenus  P  co?v.  G  Schn^ 
Ruricolomus  Q    Fusticulenus  A    Fuficulemis  EF  Scr  Sehn. 

LXXV  7.  Saevus  Schn^    saevos  Sehn-. 

LXXVI.  Intay.  naeh  Gilbert^  p.  515  f.  Bei  Sehn:  reliquit.  Cui 
—  dabas,  hie.  —  dedit. 


6.  greges  togatorum.    Zu  11  57,  5. 

7.  Fusietdenus  —  et  Faventinus.  Vermuthlich  Wucherer,  die  ihm  zu 
unerschwinglichen  Zinsen  Geld  liehen,  um  seine  Clienten  zu  bezahlen. 

LXXV.     1.  securi  —  magistri  =  Sp  18,  1.    Vgl.  zu  Sp  10,  1. 

5.  6.    Vgl.  SG  II  346,  6  u.  7. 

S.  Martia:  Romana,  wie  I  3,  4.   Martia  Roma  V  19,  5. 

LXXVI.  »M.  hält  dem  mit  einer  Lappalie  (zu  II  44,  2]  abge- 
fundenen Marius  vor,  dass  er  sich  nicht,  als  in  seinen  Erbschafts- 
hoffnungen getäuscht,  beklagen  dürfe,  weil  er  nicht  seinerseits  dem 
zu  Beerbenden  nach  Sitte  der  heredipetae  Geschenke  gemacht  hat«. 
Gilbert 3  p.  5 IG. 

2.  ipse.  Die  von  Domitius  Calderinus  aus  Handschriften  ange- 
führte Lesart  Isse  ist  wol  nur  eine  durch  das  Fehlen  der  Anrede 
veranlasste  Conjektur.  Das  Fehlen  der  Anrede  ist  aber  bei  M.  kei- 
neswegs selten:  IV  88  (vgl.  zu  v.  2.)  V  27  (absichtlich  V  6U  V  62 
VI  41:   61;  71;  73;  76  VII  94  VIII  14;   29;  34:  35;  47;  94  etc. 


Epigrammaton  Liber  II  iin  deu  J.  85/86).  275 

LXXVII. 

Cosconi,  qui  longa  putas  epigrammata  nostra, 

Utilis  unguendis  axibus  esse  potes. 
Hac  tu  creclideris  longum  ratione  eolosson 

Et  puerum  Bruti  dixeris  esse  brevem. 
Disce  quod  ignoras:  Marsi  doctique  Pedoiiis 

Saepe  duplex  unum  pagina  tractat  opus. 
Non  sunt  longa  quibus  nihil  est  quod  demere  possis, 

Sed  tu,  Cosconi,  disticha  longa  facis. 

LXXVIII. 

Aestivo  serves  ubi  })iscem  tempore,  quaeris? 
In  thermis  serva,  Caeciliane,  tuis. 

LXXIX. 

Invitas  tunc  me.  cum  scis,  Nasiea,  voeatum. 
Excusatum  habeas  me  rogo:  ceno  domi. 


LXXIX   1.  voeatum  Etu  Rand  von  Q   Schn^    vocasse  RP(f)QF 
Scr  Sehn-. 


LXXVII.  1.  Cosconi.  Derselbe,  den  M.  III  69  als  Dichter  durchaus 
anständiger  Epigramme  ironisch  lobt.  Ob  aber  an  eine  wirkliche  Per- 
son zu  denken  ist,  erscheint  zweifelhaft. 

2.  Die  älteren  Erklärer  erkennen  hierin  wol  mit  Recht  eine  sprich- 
wörtliche Redensart.  Leute,  die  zum  Schmieren  der  Achsen  gut  sind, 
sind  solche,  denen  nichts  schnell  genug  geht. 

3.  eolosson.  Der  in  einen  Sonnencoloss  verwandelte  des  Nero. 
Zu  Sp  2,  1. 

4.  puerum  Bruti.  Plin.  N.  h.  o4,  b2 :  idem  Strongylion-  fecit  pue- 
rum, quem  amando  Brutus  Philippensis  cognomine  suo  illustravit. 
Brunn  Künstlergesch.  I  26S.  Als  Beispiel  für  die  Gattung  der  Kunst 
im  Kleinen  nennt  M.  diese  Figur  auch  IX  5U,5 ;  nach  XIV  177  (Bpo'jtoj 
raioiov  fictile  scheint  sie  in  Copieen  aus  verschiedenen  Materialen 
sehr  verbreitet  gewesen  zu  sein. 

5.  3Iarsi  doctique  Pedonis.    Zu  I  Epist.  I.  11. 

6.  D.  h.  Epigramme  der  beiden  genannten  Dichter  füllen  oft  zwei 
Seiten. 

S.  disticha  longa.  D.  h.  deine  Epigramme  sind  auch  dann  zu  lang, 
wenn  sie  nur  aus  zwei  Zeilen  bestehn. 

LXXIX.  Insofern  Nasiea  nur  solche  einlädt,  von  denen  er  glaubt 
dass  sie  verhindert   sind  die  Einladung  anzunehmen,  würde  in  v.  1 

18* 


276  M.  Valerii  Martialis 

LXXX. 

Hostem  cum  fugeret.  se  Fannius  ipse  peremit. 
Hie,  rogo,  non  furor  est,  ne  moriare.  mori? 
LXXXI. 
Laxiör  hexaphoris  tua  sit  leetica  licebit: 

Cum  tarnen  haec  tua  sit,  Zoile,  sandapila  est. 
LXXXII. 
Abscisa  servum  quid  figis,  Pontice,  lingua? 
Nescis  tu  populum,  quod  tacet  ille,  loqui? 

LXXXII   2.    Nescis  FQSt»  Scr  Gilbert  j).  26    Nesci    T   Nescin 
Beverland  Scitn. 


LXXX.  In  der  Handschrift  der  Leipziger  Stadtbibliothek.  (De 
Fannio  Haxipt  Opp.  I  p.  291).  Vincent.  Bellov.  Sp.  D.  V  143  u.  VI  111 
,Hostem  cum  —  mori?'  (an  der  letztern  Stelle  steht  num  furor  est . 

LXXXI  1.  2.  Florileg.  Sangallense  (Gramer  Praef.  Scholl.  Ju- 
venal.  p.  16.  Stephan  Rhein.  Mus.  XL  [1885]  p.  267).  (1.  exaphoris 
2.  hec  —  zoiles  scandapila  . 


vocasse  und  vocatum  gleich  gut  passen.  Aber  nur  zu  vocatum  bil- 
det ceno  domi  (zu  II  11,  10)  den  erforderten  Gegensatz,  M.  kann 
also  nur  dies  geschrieben  haben.  Dass  M.  als  Grund  für  seine  Ab- 
lehnung der  Einladung  Nasicas  angiebt,  er  sei  nicht  verhindert, 
heisst  so  viel,  als:  er  wisse  sehr  wohl,  dass  jener  ihn  nur  in  der 
Erwartiing  einer  Ablehnung  eingeladen  habe. 

LXXX.    2.  Zu  I  20,  1. 

LXXXI.  1.  leetica  heisst  nicht  nur  die  Sänfte,  sondern  auch  das 
Paradebett,  auf  dem  die  Leichen  der  Vornehmen  (Marquardt  Prl.  343, 
10,,  sandapila  die  Bahre,  auf  der  die  der  Armen  getragen  wurden 
(VIII  75,  14  IX  2,  12  vgl.  X  5,  9;.  Wie  es  scheint,  waren  bei  der 
sandapila  sechs  Träger  gewöhnlich  (vier  nur  bei  der  allerärmlichsteu 
Bestattung:  VIII  75,  9)  und  hexaphoros  deshalb  auch  eine  Bezeich- 
nung der  Totenbahre:  VI  77,  10  Non  debes  ferri  mortuus  hexa- 
phoro.  Martial,  durch  die  sechs  Träger  an  die  Bestimmung  der  lee- 
tica für  die  Toten  erinnert,  erklärt  diese  für  eine  sandapila,  weil  der 
niedrige  Emporkömmling,  der  ehemalige  Sklave  zu  II  Ki),  nur  einer 
solchen  würdig  sei.  Vielleicht  spielt  M.  zugleich  auf  das  leichenhafte 
Aussehen  des  Verhöhnten  an. 

LXXXII.  Vgl.  Cic.  pro  Cluent.  66,  187  Nam  Stratonem  quidem, 
judices,  in  crucem  esse  actum  exsecta  scitote  lingua  —  mulier  amens 
—  metuit  ne  condemnaretur  extrema  servuli  voce  morientis. 

1.   Jir/is  für  cruci  figis  mag  der  Umgangssprache  angehört  haben. 


Epigrammaton  Liber  II  jn  den  J.  85/861.  277 

LXXXIII. 

Foedasti  miserum,  marite,  moeckum, 
Et  se,  qui  fuerant  prius,  requiruut 
Triinci  naribus  auribusque  vultus. 
Creclis  te  satis  esse  vindicatum? 
5  Erras:  iste  potest  et  irrumare. 

LXXXIV. 

Mollis  erat  facilisque  viris  Poeantius  heros; 

Vulnera  sie  Paridis  dicitur  ulta  Venus. 
Cur  lingat  cunnum  Siculus  Sertorius,  hoc  est: 

Esse  huie  occisus,  Rufe,  videtur  Eryx. 


LXXXIV  4.  Esse  huic  Rooij  Gilbert'^  p.  516  Ab  hoc  QEXABFG 
Abs  hoc  Guyet  Sehn    Ex  hoc  Pw  Scr. 


LXXXIV  1.  Ovid.  Rem.  am.  111  Poeantius  heros. 


Es  findet  sich  sonst  absohit  gebraucht  wie  auch  configere  suffigere 
erst  bei  christl.  Schriftstellern.  TertuUian  de  patient.  c.  3  taceo  quod 
figitur.  Id.  Apolog.  c  21  suffixus.  Lactant.  Inst.  div.  IV  10,  3  IV 
18,  18  IV  26,  32.  Vgl.  die  Anm.  v.  Bueneraann  zu  der  letztern  Stelle 
und  Lipsius  De  cruce  I  c.  3. 

Pontice.  Aus  keinem  Epigramm,  in  dem  M.  sonst  diesen  Namen 
braucht,  ergiebt  sich,  welche  Schandthaten  dem  so  Bezeichneten 
vorgeworfen  wurden. 

LXXXm.    Vgl.  III  84. 

2.  fuerant.    Zu  I  107,  3. 

LXXXIV.  1.  2.  Schol.  Thuc.  I  10  (DiXo-/.TfjTTi;  Sta  to->  Ildpioo;  Ȋ- 
vaTov  Ö-/]X£ictv  vooov  voaf,3a;  ■/-)..  Dagegen  Ausonius  Epigr.  67  Seh. 
(71  Toll),  2  vitiosa  libido  Herculis  heredi  quam  Lemnia  suasit 
egestas.  Wenn,  so  scherzt  M.,  das  schändliche  Laster  des  Siciliers 
Sertorius  ebenfalls  eine  Rache  der  Venus  sei,  so  werde  er  wol  den 
Eryx  als  von  Hercules  besiegt  V  65,  4;  erschlagen  haben,  da  dies 
der  einzige  Sohn  der  Venus  war,  den  die  Sage  auf  Sicilien  kannte. 
(Diodor.  IV  23.    Preller  GM  II  214  f.  337,  2,. 

1.    Mollis.    Soviel  als  cinaedus  III  73,  4  s. 

4.  Esse  huic.  Das  ;nur  in  einem  jungen  Guelferb.  [s  überlieferte) 
abs  findet  sich  vor  Vokalen  erst  bei  Späteren.  Neue  Formenl.  11-  738. 
Falls  M.,  wie  Rooy  vermuthete,  Esse  huic  schrieb,  brauchte  er  den  Da- 
tiv ebenso  wie  Sp  27,  6    III  22,  5  VII  14,  5.    Gilbert ^  p.  516. 

Riefe.    Zu  I  61,  9. 


278  M.  Valerii  Martialis 

LXXXV. 

Vimine  clusa  levi  niveae  custodia  coctae, 
Hoc  tibi  Saturni  tempore  munus  erit. 

Dona  quod  aestatis  misi  tibi  mense  Decembri. 
Si  quereris,  rasam  tu  mihi  mitte  togam. 

LXXXVI. 

Quod  nee  carmine  glorior  supino 
Nee  retro  lege  Sotaden  cinaedum, 


LXXXV  3.  Ovid.  Tr.  I  11,3  gelido  tremerem  cum  mense  Decembri. 


LXXXV.  1.  Eine  Korbflasche  von  erst  gekochtem,  dann  mit 
Schnee  gekühltem  Wasser ,  einer  Erfindung  Neros ,  decocta  genannt. 
XIV  116—118,  Marquardt  Prl.  323  f. 

4.  7-asajti  —  togam.  Die  toga  rasa,  die  als  Sommerkleid  diente,  war 
nach  Fenestella  bei  Plin.  N.  h.  VIII  195  erst  in  der  letzten  Zeit 
Augusts  gebräuchlich  geworden. 

LXXXVI.  1. 2.  Carmen  supinum,  Verse,  die  auch  rückwärts  gelesen 
werden  konnten  Ovid.  ExPont.IV  5,43  fluminaque  in  fontes  cursu  redi- 
tura  supino,  vgl.  Medic.  fac.  40  :  also  versus  recurrentes  oder  reciproci, 
wobei  entweder  das  Metrum  dasselbe  blieb  oder  ein  anderer  Vers  ent- 
stand. Von  beiden  Gattungen  gab  es  mehrere  Arten:  Verse,  die  sich 
Buchstabe  für  Buchstabe  rückwärts  lesen  Hessen  [-/.apxivoi.  Sidon. 
Apoll.  Epp.  IX  14  illud  antiquum  »Roma  tibi  subito  motibus  ibit 
amor«.  CIL  IV  2400  =  Kaibel  epigr.  Graec.  1124  =  Dübner.  Anth. 
Palat.  II  p.  608  'qor,  aot  Ai6;  ao  ärdra  r.apa  ool  AiO|xr]OY]) ;  Vcrse, 
die  man  Wort  für  Wort  rückwärts  lesen  konnte  (Verg.  A.  I  s  Musa 
mihi  causas  memora,  quo  carmine  laeso  und  elegische  Distichen,  die 
man  ebenso  umkehren  konnte,  ut  per  duos  versus  duo  alii  recurrant 
(Diomed.  I  p.  515,  Marius  Vict.  p.  2562,  ein  anderes  Sidon.  Apoll. 
Epp.  IX  14;  S  solche  Distichen  des  Optatianus  PorphjTius  XXVIII 
versus  anacyclici],  Optatian.  ed.  L.  Mueller  p.  30.  Oefter  aber  ent- 
stand durch  die  Umkehrung  ein  anderer  Vers,  vgl.  Optat.  ed.  M.  p. 
31s.:  Incertorum  auctorum  versus  reciproci.  Ganz  besonders  wurden 
Verse  (Hexameter)  gebildet,  die  rückwärts  gelesen  Sotadeen  ergaben, 
oder  Sotadeen,  die  rückwärts  gelesen  andere  Verse  gaben.  Quint.  IX 
4,  90  Astra  tenet  caelum,  mare  classes,  area  messem  —  hie  retrorsum 
fit  Sotadeus,  itemqne  e  Sotadeo  trimetros:  caput  exseruit  mobile 
pinus  repetita.  Vgl.  Optat.  ed.  M.  p.  31  s.  und  dessen  Gedichte  XV 
p.  17  m  XIII  p.  15.;  Sotades  hatte  den  Vers  II.  X  133  durch  Um- 
stellung der  Worte  in  einen  Sotadeus  verwandelt.  Schol.  V.  Hephac- 
stio  p.  8.  Vgl.  G.  Hermann  Doctr.  metr.  p.  444  sqq  Capelimann 
Alexandri  Aetoli  fr.  Bonn  1830  p.  25  sqq!     Veränderungen  des   Me- 


Epigrammaton  Liber  II    in  den  J.  85/86).  279 

Nusquam  Graeciüa  quod  recantat  echo 
Nee  clictat  mihi  luculentus  Attis 
5  Möllern  debilitate  galliambon: 
Non  sum,  Classice,  tarn  malus  poeta. 
Quid,  si  per  graciles  vias  petauri 
Invitnm  iubeas  subire  Ladan? 
Turpe  est  difficiles  habere  migas 
10  Et  stultus  labor  est  ineptiarnm. 
Scribat  carmina  cireulis  Palaemon, 
Me  raris  iuvat  auribus  placere. 

LXXXVII. 

Dicis  amore  tui  bellas  ardere  pnellas. 

Qui  faeiem  sub  aqua,  Sexte,  natantis  habes. 


LXXXVII  2.  natantis  RPQm  cacantis  EXABCFG  v(ß.  III  89,2)- 

trums  durch  Umstellung  auch  Simonides  fr.  CLXXII  und  Timocreon 
fr.  X.  M.  will  sagen,  er  mache  keine  Verse,  die  rückwärts  gelesen 
den  von  Sotades  in  den  Kivaiooi  angewandten  gleichen. 

3.  A^ersus  echoTci  erwähnt  Sidon.  Apoll.  Epp.  VIII  11 ;  vgl.  Sir- 
mond's  Anmerkung.  Callim.  epigr.  30  ;28)  ed.  Schneider  I  80  Auaa- 
vi-r]  o'j  0£  vaiyl  -/.aXöc  xaXo;.  d/./.d  -rA-t  etrsiv  ToOto  oacpwc,  -fjyiu  oy^gi  rt; 
aXXov  lyeiv.  Vgl.  Politian.  Miscell.  c.  XXII  'der  selbst  solche  Verse 
gemacht  hatte.)    Ganradas  Anthol.  Planud.  l'>"2. 

4.  5.  luculentus  Attis.  Das  treffliche  in  Galliamben  verfasste  63. 
Gedicht  Catull's  »Attis«  fordert  mich  nicht  zur  Nachahmung  auf. 

debilitate.    Durch  seinen  gebrochenen  Rhythmus. 

6.  Classice.    An  denselben  XII  49. 

7.  petauri.  Hölzernes  Gerüst  für  Equilibristen.    Anders  XI  21,  3. 

8.  Ladan.  Entweder  der  berühmte  Olympionike,  oder  ein  dama- 
liger, nach  ihm  benannter  Wettläufer.  X  100,  .5  Juven.  13,  97  SG 
II  571. 

9.  nugas.    Zu  I  113,  6. 

11.  Palaemon.  Ein  Dichter,  der  vielleicht  durch  die  von  M.  ver- 
schmähten Künsteleien  den  Beifall  giösserer  Kreise  über  circuli  SG 
I  374,  6i  gefunden  hatte;  möglicher  Weise  der  Grammatiker  A.  Rem- 
mius  Palaemon,  der  damals  in  sehr  hohem  Alter)  noch  gelebt  haben 
kann  Teuffei  RLG  282,  3.  Sueton.  de  gramm.  c.  22  nee  non  etiam 
poemata  fecit  extempore;  scripsit  vero  variis  nee  volgaribus  metris. 

LXXXVII.  1.    beilas  —  jmellas.    Zu  I  64,  1. 


280  M.  Valerii  Martialia 

LXXXVIII. 

Nil  recitas  et  vis,  Mamerce,  poeta  videri. 
Quidquicl  vis  csto,  dummodo  nil  recites. 

LXXXIX. 

Qiiod  nimio  g-audes  noctem  producere  vino. 

Ignosco:  Vitium,  Gaure,  Catouis  habes. 
Carmina  quod  scribis  Musis  et  Apolline  uiiUo, 

Laudari  debes:  hoc  Ciceronis  habes. 
5  Quod  vomis,  Antoni:  quod  luxuriaris,  Apici, 

Quod  feilas,  vitium  die  mihi  cuius  habes? 

XC. 

Quintiliane,  vagae  moderator  summe  iuventae, 
Gloria  Romanae,  Quintiliane,  togae, 

Vivere  quod  propero  pauper  nee  inutilis  annis, 
Da  veniam:  properat  vivere  nemo  satis. 
5  Differat  hoc  patrios  optat  qui  vincere  census 


XC  3.  Verg.  A.  II  647  Et  inutilis  annos  Demoror.  5.  Ovid.  Am. 
I  10,  41  census  augere  paternos. 

XC  2.  Auson.  XVI  (Profess.)  2,  2  Alter  rhetoricae  Quintiliane 
togae. 


LXXXIX  2.    Catonis.  Des  Cato  von  Utica.   Vgl.  Plin.Epp.  III  12. 

4.  Ciceronis.  Ueber  Ciceros  ridenda  poemata  scherzt  auch  Juve- 
nal.  10,  122  ss. 

5.  Quod  vomis,  Antoni.  Cic.  Phil.  II  25,  03  tantum  vini  in  Hip- 
piae  nuptiis  exhauseras,  ut  tibi  necesse  esset,  in  populi  Eomani  con- 
spectu  vomere  etc. 

A2nci.    Zu  II  69,  3. 

XC.  1.  An  den  berühmten  Rhetor  Quintilian,  der  damals  noch 
den  ihm  von  Vespasian  verliehenen  Lehrstuhl  der  Beredsamkeit  iune 
hatte.    Erst  um  das  Jahr  90  gab  er  die  Stelle  auf. 

2.  togae.  In  der  toga  traten  die  Gerichtsredner  auf,  die  daher 
auch  togati  genannt  wurden  SG  I  290,  7. 

Ueber  Q.  als  Gerichtsredner  Teuffei  RLG  325,  2. 

3.  Dass  ich  eile  mein  Leben  zu  gemessen  zu  I  15,  11  ,  obwol 
arm  und  noch  nicht  durch  Alter  zur  Arbeit  untauglich  gemacht.  M. 
war  damals  schon  über  die  Mitte  der  vierziger  Jahre  hinaus.  Vgl. 
die  Einleitung  S.  3  u.  5. 


Epigrammaton  Über  11    in  den  J.  85/86).  2S1 

Atriaque  inmodicis  artat  imagiuibus. 
Me  focus  et  nigros  non  indignantia  fmnos 

Tecta  iuvant  et  fons  vivus  et  herba  rudis. 
Sit  mihi  verna  satiir,  sit  nou  doctissima  coiiiunx, 
10       Sit  uox  cum  somno,  sit  siue  Ute  dies. 

XCI. 

Rerum  certa  salus,  terrarum  gloria,  Caesar, 
Sospite  quo  maguos  credimus  esse  deos, 

Si  festinatis  totiens  tibi  leeta  libellis 
Detinuere  oculos  carraina  nostra  tuos, 
5  Quod  fortuna  vetat  fieri,  permitte  videri, 


XC  9.  Paulin.  Nolan.  C.  4,  15  verna  satur  —  mongera  conjux 
XCI  2.  Cons.  ad  Liv.  130  lam  dubito  magnos  an  rear  esse  deos. 
Seneca  Epigr.  24,  2—4    (Baehrens  Plm  IV  43)   credimus    esse  deos. 
4.  Ovid.  Tr.  II  520  Saepe  oculos  etiam  detinuere  tuos. 

(j.  Der,  dessen  atrium  von  einer  unerniesslichen  Zahl  von  Alinen- 
bildern  (Mommsen  StR  I  429,  1  denkt  an  Bilder  in  ganzer  Figur)  erfüllt, 
und  der  durch  seine  Abkunft  darauf  gewiesen  ist,  nach  einer  hohen 
Stellung  zu  streben. 

7—10.    Vgl.  M.s  Aufzählun;^-  seiner  Lebenswünsche  X  47. 

9.    verna  satur.    III  58,  22  lactei  vemae;  ib.  44  satur  minister. 

7ion  doctissima  coniunx.  lieber  die  Abneigung  gegen  gelehrte 
Frauen  SG  I  445. 

XCI.  1.  2.  V  1,7  u.  8  0  reram  felix  tutela  salusque  Sospite  quo 
gratum  credimus  esse  lovem.  VIII  06,  6  Rerum  prima  salus  —  et 
una.  VII  CO,  2  Tarpeiae  —  rector  aulae,  Quem  salvo  duce  credimus 
Tonantem. 

3.  festinatis  —  libellis  (X  2, 1  festinata  cura  libelli);  wol  die  beiden 
ersten  dem  Domitian  gleichzeitig  überreichten  Bücher.  ZuIEpist.  S.  162. 
Das  3.  und  4.  Buch   überreichte  M.  gleichzeitig  dem  Venuleius  IV  82. 

5.  6.  Gesuch  um  Verleihung  des  ius  trium  liberorum,  für  dessen 
Gewährimg  M.  im  folgenden  Gedicht  dankt.  Dagegen  III  95,  5  Prae- 
mia  laudato  tribuit  mihi  Caesar  uterque  IX  97,  5  tribuit  quod  Caesar 
uterque  Ins  mihi  natorum.  Mommsen  StR  II  852,  3  denkt  bei  Cae- 
sar uterque  an  Vespasian  und  Titus;  doch  ist  eine  Zurückbeziehung 
auf  eine  so  ferne  Vergangenheit  an  der  zweiten  Stelle  sehr  unwahr- 
scheinlich. Vermuthlich  hatte  M.  von  Titus  als  Alleinherrscher  eine 
Zusage  der  Verleihung  erhalten,  die  dann  Domitian  bestätigte,  üeber 
den  Uebergang  des  Verleihungsrechts  vom  Senat  an  den  Kaiser  unter 
Claudius  Mommsen  a.  a.  O. 

5.    Quod  fortuna  vetat  ßeri.     Cass.   Dio  LV  2 :   oic  Y^p  ö.-t  to  oai- 


282  ^I-  Valerii  Marti.alis  Epigrammaton  Liber  II. 

Natoruni  geuitor  credar  iit  esse  trium. 

Haec,  si  displiciü,  fuerint  solacia  nobis: 

TIaec  fuerint  uobis  praemia,  si  placui. 

XCII. 

Natorum  mihi  ins  trium  roganti 
Musarum  pretium  dedit  mearum 
Solus  qui  poterat.     Valebis,  uxor. 
Non  debet  domini  perire  munus. 

XCIII. 

«Primus  ubi  est«  inquis  »cum  sit  liber  iste  seeundus'?« 
Quid  faciam,  si  plus  ille  pudoris  habet? 

Tu  tamen  hunc  fieri  si  mavis.  Regule,  primum, 
Unum  de  titulo  tollere  iota  potes. 

Subscriptionen.  Epigrammaton  liber  secundns  explicit.  in- 
cipit  liber  tertms.  Ego  torquatus  gennadius  emendavi.  lege  feliclterP. 
Epigrammaton  liber  II  explicit  incipit  III  Ego  torquatus  gennadius 
emendavi.  Lege  foeliciter  Q.  Liber  II  explicit.  Incipit  III.  F.  Ego 
Torquatns  Gennadius  emendavi  feliciter  /  (Äcä«'  p.  XCIII,. 

[jLÖviov  (ji-fj  oü)  TOdauTaxt;  Tev-viücai.   Plin.  Epp.  ad  Traj.  94.  Keil,  Quod  illi 
fortunae  malignitas  denegavit. 

XCII.  Lessing  lAusg.  v.  Lachmann  YIII  4SI )  hat  dies  Epigramm 
richtig  dahin  erklärt,  dass  M.,  der  unverheirathet  war,  nun  entschlos- 
sen ist,  auch  in  Zukunft  nicht  zu  heirathen,  um  die  erfolgte  Verlei- 
hung des  Drei-Kinder-Rechts  nicht  überflussig  zu  machen. 

2.  Musarum  —  mearum.    Zu  YII  46,  5. 

3.  Solus  qui  poterat.  IV  27,  4  dedisti  Non  alius  poterat  quae 
dare  dona  mihi. 

4.  domhii.  Ueber  diese  Benennung  des  Kaisers  Eckhel  DN  VIII 
p.  364.  Schöner,  über  die  Titxilaturen  d.  rom.  Kaiser  Erlangen  1881) 
S.  26—33.  Fincke  De  appellationib.  Caesarum  honorif.  Regim.  1867 
p.  31s. 

XCIII.  M.  hatte  hiernach  ein  Exemplar  des  zweiten  ;und  zwar 
als  zweiten  bezeichneten)  Buches  seinem  Gönner  Regulus  zu  I  12) 
ohne  das  erste  überreicht,  nach  welchem  dieser  nun  fragt.  Vgl. 
die  Einleitung  S.  53. 

4.  -iota  dreisilbig,  da  M.  innerhalb  der  letzten  5  Moren  des  Penta- 
meters Elision  auch  I  15,  12  VII  73,  6  zugelassen  hat.  Vgl.  Birt  Einl. 
S.  33  f. 


M.  Valerii  Martialis  Epigraminatou 

Liber  III. 

1. 
Hoc  tibi  quidquid  id  est  longinqiiis  mittit  ab  oris 

Gallia  Romanae  nomine  dicta  togae. 
Himc  legis  et  laudas  librum  fortasse  priorem : 
lila  vel  haec  mea  sunt,  quae  meliora  putas. 
5  Plus  sane  placeat  domina  qiü  natiis  in  urbe  est: 
Debet  enim  Galluni  vincere  verna  liber. 

II. 

Cuiiis  vis  fieri,  libelle,  nmnus? 
Festina  tibi  vindicem  parare, 
Ne  nigram  cito  raptiis  in  ciilinam 
Cordylas  madida  tegas  papyro 


I  1.  Ovid.  Ex  P.  I  1,  2  (Naso    Hoc  tibi  de  Getico  littore  luittit  opus. 

II  1.  Catnll.  1,  1  Olli  dono  lepiduui  noviim  libelhim.  (3 — 5.  Horat. 
Epp.  II  1,  269  Deferar  in  viciim  vendentem  tus  et  odores  Et  piper 
et  quidquid  chartis  amicitur  ineptis ;  vgl.  Pers.  1,  43  Stat.  S.  IV  9, 12. 
Sidon.  Apoll.  C.  9,  321  ss.  quae  scoinbros  merito  piperque  portet; 


I.  3.  librum  —  liriorem.  Man  muss  hiernach  wol  annehmen,  dass  die 
beiden  ersten,  gleichzeitig  veröflfentlichten  Bücher  auch  in  einer  Aus- 
gabe erschienen  waren,  die  nur  aus  einem  volumen  bestand,  und  dass 
dieselbe  neben  der  uns  erhaltenen  zweiten  in  zwei  Büchern;  damals 
noch  in  Umlauf  war.  Vgl.  v.  6  Debet  enim  Gallum  vincere  verna 
liberj;  zu  I  Epist.  S.  1B2  und  Einl.  S.  53. 

•5.    domina  —  in  urbe.    Zu  I  3,  3. 

II.  3.    nigram  —  culinam.    Wie  X  66,  3. 

4.  Cordylas.  KopcuX-rj  (Athenaeus  III  p.  120:  -/.pa-iOTa  0£  [twv  tk- 
piycuvj  —  Töjv  —  rtövouv.  rd  &'jvv£ia  -xotl  v.opouXv]  gehörte  zu  dem  aus  halb 
gesalzenen  Thunfischen  bereiteten  To'pt/oc.  Marquardt  Prl.  422.  M.  XI 
52,  7  XIII  1,1. 


284  ^^-  Valerii  Miirtinlis 

5  Vel  turis  piperisvc  sis  cucuUus. 
Faustini  fiigis  iu  sinum?  sapisti. 
Cedro  uunc  licet  ainbiiles  perunctus 
Et  frontis  gemino  decens  honore 
Pictis  luxurieris  iiinbilicis, 
10  Et  te  Purpura  delicata  velet. 
Et  cocco  rubeat  superbus  index. 
lUo  vindice  uec  Probum  timeto. 

III. 

[Fonnosam  faciem  nigro  medicamine  celas, 
Sed  non  formoso  corpore  laedis  aquas. 


II  5.  piperisve  PQF  Sehn-    piperisque  Eu>  ScJmK 

III  1.  Formosaml  formonsam   2.  formonso  T  1.  celas  oj  velas  Q5?. 


II  5.  Luxor.  de  Olympio  venatore  Aegyptio  (Baehrens  PIm  IV 
507  =  Riese  Anth.  1.  353)  12  Sic  turis  piperisque  Indi  nigredo 
placescit. 


5.  iuris  piperisve  =  IV  46,  7.  Ueber  den  Gebrauch  der  Macu- 
latur  zur  Einwickelung  von  Krämerwaren  Marquardt  Prl.  792,  7.  M. 
III  50,  9   IV  86,  8   XIII  1,  1. 

6.  Faustint.    Zu  I  25,  1. 

7.  cedro  —  perunctus.  Mit  Cedernöl  zum  Schutz  gegen  die  Motten 
und  Würmer  bestrichen,  wodurch  die  Bücher  eine  gelbe  Farbe  erhiel- 
ten.  V  6,  14  VIII  61,  4.  Marquardt  Prl.  793,  1. 

8.  frontis  gemitio  decens  honore.  Durch  die  beiden  über  die  Rolle 
hinausragenden  Enden  des  umbilicus.    Zu  I  66,  11. 

10.  purpura.    Das  Futteral  von  Pergament.    Zu  I  66,  11. 

11.  index.  Der  an  die  Rolle  geklebte  Pergamentstreifen,  der  den 
Titel  enthielt  und  hier  scharlachroth  gefärbt  war.  Marquardt  Prl. 
7i)4,  4. 

12.  Prohum.  Der  berühmte  Grammatiker  M.  Valerius  Probus  aus 
Berytus,  dessen  Blüthezeit  Hieronymus  ins  Jahr  56  setzt,  war  nach 
dieser  Stelle  damals  noch  am  Leben  und  als  Kritiker  gefürchtet. 
Teuffei  RLG  300,  2. 

III.  Dies  von  Schneidewin  (edit.  2  p.  XIII)  wol  mit  Recht  für 
unächt  gehaltene  Epigramm  hat  bereits  früh  in  den  Text  Aufnahme 
gefunden ,  da  es  in  T  iciner  Handschrift  des  9.  Jahrhunderts  steht, 
welche  übrigens  ein  ebenfalls  unächtes  (Suppos.  1,  Sehn.  edit.  I  p. 
632)  als  V  1  hat  (vgl.  Einl.  S.  71).  In  dem  Original  der  Fam.  B  stand 
es  wol  nicht;   denn  es  fehlt  in  P;   ebenso   im  Text  von  Q,   ist  aber 


Epigrammaton  Liber  III    in  den  J.  87/88),  285 

Ipsam  crede  deam  verbis  tibi  dicere  nostris: 
»Ant  aperi  faciem,  aiit  timicata  lava.«] 

IV. 
Romam  vade,  liber:  si,  veneris  iinde.  requiret, 

Aemiliae  dices  de  regione  viae. 
Si,  quibus  in  terris,  qua  simiis  in  nrbe,  rogabit, 
Corneli  referas  me  licet  esse  Foro. 
5  Cur  absim,  quaeret:  breviter  tu  multa  fatere: 
»Non  poterat  vanae  taedia  ferre  togae.<f 
»Quando  venit?«  dicet:  tu  respondeto:  «Poeta 
Exierat:  veniet,  cum  citliaroedus  erit.« 


IV  3.  rogabit  PQFoj  Schn'^    rogavit  EA    rogarit  T  SchnK 


IV  1.  Ovid.  Tr.  I  1,  15  Vade  liber  —  IS  Si  quis,  qui,  qnid 
agam,  forte  requirat,  erit.  Ovid.  Ex  P.  IV  5,  1  Ite  leves  elegi  —  1 1  Si 
quis,  —  qui  sitis  et  unde  requiret. 

IV  8.  Auson.  Epigr.  40,  4  Omnia  mercatus,  eras  citharoedus  eris. 


am  Rande  (aus  einer  Handschrift  der  Farn.  C  Eiul.  S.  81)  hinzuge- 
fügt mit  der  Ueberschrift :  consilium  deformi.  Schon  dass  es  zwischen 
den  Einleitungsgedichten  an  ganz  ungehöriger  Stelle  steht  (weshalb 
es  bei  Domitius  Calderinus  1475  imd  in  der  editio  Veneta  148() 
nach  1.  V  gesetzt  ist,  was  Scriver  billigt,  ohne  es  selbst  zu  thun) 
erregt  Verdacht.  Die  Unklarheit  von  deam  (v.  3.)  würde  nicht  an- 
stössig  sein,  wenn  diese  Verse  (was  wol  möglich  ist)  ein  Fragment 
wären.  Doch  Ausdruck  und  Inhalt  sind  mehr  in  der  Art  der  unter- 
geschobenen als  der  ächten  Epigramme  M.'s.  Dazu  kommt,  dass 
die  von  Lachmann  (ad  Lucret.  p.  99)  zulässig  erachtete  Dihaerese  fa- 
ciem  aut  einem  Dichter  von  solcher  Eleganz  des  Versbaues,  qui  ne 
in  hexametro  quidem  et  longa  syllaba  admiserit  dihaeresim,  nicht  zu- 
zutrauen ist.    L.  Mueller  r.  m.  p.  311. 

1 .  nigro  medicamine.  Es  ist  hier  an  eine,  bei  übermässigem  Ge- 
brauch die  Haut  dunkel  färbende  Toilettenessenz  zu  denken,  wie 
solche  öfter  erwähnt  werden.    Zu  VI  55,  2  und  VI  57,  2. 

3.    IX  41,  9  Ipsam  crede  tibi  naturam  dicere  rerum. 

IV.  2.  Aemiliae.  Der  Name  allein  als  Bezeichnung  der  Kegion 
VI  85,  6   X  12,  1. 

6.  vanae  —  togae.  D.  h.  des  nichts  einbringenden  Clientendien- 
stea  SG  I  338,  7. 

8.  citharoedus.  Weil  diese  Kunst  damals  eine  ars  pecuniosa  (V 
56,  9)  war.    SG  I  279  III  315  f. 


286  M.  Vtilerii  Martialis 

V. 

Vis  commendari  siue  me  cursurus  in  urbem, 

Parve  liber,  multis,  an  satis  unus  erit? 
Unus  erit,  mihi  crecle,  satis,  cui  non  eris  hospes, 

lulius,  assicluum  nomen  in  ore  meo. 
5  Protinus  huuc  primae  quaeres  in  limine  Teetae: 

Quos  tenuit  Daphnis,  nunc  tenet  ille  lares. 
Est  illi  coniunx,  quae  te  manibusqiie  sinuque 

Excipiet.  tu  vel  pulverulentus  eas. 
Hos  tu  seu  pariter  sive  hanc  illumve  priorem 
10      Videris,  hoc  dices  »Marcus  havere  iubet,« 
Et  satis  est:  alios  commendet  epistola:  peccat 

Qui  commendandum  se  putat  esse  suis. 

VI. 

Lux  tibi  post  Idus  numeratur  tertia  Maias, 
Marcelliue,  tuis  bis  celebranda  sacris. 


V  5.  primae  quaeres  in  limine  Teetae  Gronov  Hns  Sehn  primi 
—  tecti  ^PQFO  Scr  primae  que  (res  Cj  in  crimine  Teetae  EXABCG 
9.  hanc  illumve  PQm  Sehn-  hunc  illamve  ^A'.i^Ci^CT  6'c7mi.  10.  ha- 
vere] habere  rJEXABG. 


V  1 .  Ovid.  Tr.  I  1 ,  i  Parve,  nee  invideo,  sine  me  liber,  ibis  in 
urbem.    4.  Ovid.  F.  VI  528  Estque  frequens  Ino  nomen  in  ore  tuo. 

VI  1.    Ovid.   F.  IV  629    Tertia    post  Veneris    cum    lux    sur- 
rexerit  Idus. 


V.  3.    crede  mihi.    Zu  I  3,  4. 

4.  lulius.    Wohl  gewiss  lulius  Martialis;  zu  I  15. 

5.  Teetae.  Auch  VIII  75,  2.  Etwa  eine  via  fornicata  (wie  die  von 
Livius  XXII  36  erwähnte,  quae  ad  campum  erat)  zwischen  der  via 
Flaminia  und  dem  Flusse,  beiden  nicht  fern,  und  höchst  wahrschein- 
lich in  der  Gegend  des  Tarentum,  nahe  dem  Mausoleum  Augusts. 
Becker  Top.  641. 

6.  Daphiiis.    Wie  es  scheint  ebenfalls  ein  Bekannter  M.s. 
11.    epistola.    Zu  I  Epist.  1.  18. 

VI.  2.  Mareelline.  Marcellinus,  der  Sohn  eines  Freundes  M.'s, 
VI  25,  diente  im  Sarmatenkriege,  nach  dessen  Beendigung  M.  ihm  durch 
den  Dichter  Faustinus  (der  möglicherweise  sein  Vater  war  seine  Ge- 
dichte sandte,  VII  80 ;  später  stand  er  in  der  Nähe  des  Caucasus  (IX 
45  SG  III  4.50.) 


Epigramniaton  Liber  III  (in  den  J.  87/88).  287 

Imputat  aetherios  ortiis  haec  prima  parenti, 
Libat  florentes  haec  tibi  prima  genas. 
5  Magna  licet  dederit  iucundae  mimera  vitae, 
Plus  nimquam  patri  praestitit  ille  dies. 

VII. 

Centnm  miselli  iam  valete  qiiadrantes, 
Anteambulonis  congiariiim  lassi, 
Quos  dividebat  balneator  elixus. 
Quid  cogitatis,  o  fames  amicorum? 
5  Regis  superbi  sportulae  recesseruut. 
»Nihil  stropharum  est:  iam  salarium  dandum  est.« 


VII  G.    «Nihil  —  est."  Frdl    Ohne  Anführungszeichen  Sehn. 

3,  4.  Der  ISte  Mai  war  ziigleicli  der  Geburtstag  des  Vaters  des 
Marcellinus  und  der  Tag,  an  welchem  der  letztere  den  zum  ersten 
Mal  rasierten  Bart  den  Göttern  weihte,  lieber  diesen  Gebrauch  Mar- 
quardt  Prl.  581. 

3.  aetherios  orius  i.  e.  ortua  in  aetherias  auras.  Munro  zu  Lucret. 
III  405. 

4.  libat.    Vgl.  IX  78,  5. 

VII.  1 .  Bezieht  sich  auf  die  nur  in  diesem  Buch  erwähnte,  also, 
wie  es  scheint,  bald  wieder  aufgehobene  Einrichtung,  dass  die  dien- 
ten statt  der  sonst  üblichen  Geld-Sportula  von  lUO  Quadranten  =  25 
as  =  6V4  Sesterzen  eine  wirkliche  Speisung  erhielten.  Vgl.  III  14 
30;  60  und  SG  I  392. 

2.  anteambulonis.    Zu  II  18,  5. 

3.  balneator  elixus.  Die  Clienten  erhielten  die  sportula,  wenn  sie 
abends  entlassen  wurden,  nachdem  sie  den  Patron  noch  ins  Bad  be- 
gleitet hatten  (um  die  8.  oder  9.  Tagesstunde  III  36,  ö).  Daher  er- 
scheint hier  einer  der  zur  Bedienung  im  Bade  mitgenommenen  Skla- 
ven mit  der  Vertheilung  beauftragt;  elixus  wegen  der  in  den 
Baderäumen  herrschenden  Hitze. 

4.  fames  amicorum.  Für  famelici  amici.  Vgl.  esuritor  Tuccius 
III  14,  1. 

5.  Regis  superbi.  Anders  XII  15,  4  u.  5.  Vgl.  XII  48,  16  regna 
superba. 

6.  M.  legt  seine  eigene  Antwort  auf  die  gestellte  Frage  den 
Clienten  in  den  Mund:  die  Patrone  müssten,  da  die  jetzt  eingeführte 
Speisung  keinen  hinreichenden  Ersatz  für  die  Geld-Sportula  bietet, 
ausser  derselben  noch   ein   Jahrgehalt  geben;   aber  eben  die  Erfül- 


288  M.  Valerii  Martialis 

VIII. 

/rhaicla  Quintus  aiiiat.«  Quam  Thaida?  )iThaida  luscam.« 
Unum  oculum  Thais  non  habet,  ille  duos. 
IX. 
Versieulos  in  me  narratur  scribere  Cinna. 
Non  scribit,  cuius  earmina  nemo  legit. 
X. 
Constituit,  Philomuse.  pater  tibi  milia  bina 

Menstrua  perque  omnes  praestitit  illa  dies, 
Liixnriam  premeret  cum  crastina  semper  egestas 
Et  vitiis  essent  danda  diurna  tuis. 
5  Idem  te  moriens  heredem  ex  asse  reliquit: 
Exheredavit  te,  Philomuse,  pater. 
XL 
Si  tua  nee  Thais  nee  lusca  est,  Quinte,  puella. 

Cur  in  te  factum  distichon  esse  putas? 
Sed  simile  est  aliquid?  pro  Laide  Thaida  dixi? 
Die  mihi,  quid  simile  est  Thais  et  Hermione? 


VIII  1.     Anführungszeichen  und  Punkt  hinter  amat  nach   Gilbert. 

X  4.  essent]  esset  FQEXBCF  scisset?  Schn'^  p.  XIII. 

XI  3.  aliquid?  dixi?  Frcll    aliqnid :   dixi.  Sehn. 


Inng  dieser  Forderung  war  von  den  Patronen  keineswegs  zu  erwarten, 
da  sie  ihnen  eine  Mehrausgabe  verursacht  haben  würde,  während  sie 
die  neue  Einrichtung  doch  ohne  Zweifel  gerade  der  Ersparnis  hal- 
ber getroffen  hatten.    SG  I  3'.)2. 

VIII.  Vgl.  III  11. 

IX.  1.     Versiculos  —  scrihere.    Scribere  versiculos  VI  64,  23. 

X.  1—4.  Ein  Jahreseinkommen  von  2400U  Sesterzen  (5220  Mark) 
scheint  hiernach  für  einen  einzelnen  als  hinreichend  gegolten  zu  ha- 
ben. Juvenals  Naevolus  (9,140)  wünscht  sich  -20000,  aber  noch  eini- 
ges ausserdem.    SG  I  264,  1  u.  2. 

XL  Vgl.  III  8.  M.  lässt  einen  Quintus  sich  über  das  S.  Epi- 
gramm beklagen,  welches  er  auf  sich  bezieht.  Hierzu  würde  er,  meint 
M.,  allenfalls  Grund  haben,  wenn  der  Name  seiner  Geliebten  wenig- 
stens denselben  prosodischen  Werth  hätte,  wie  Thais  (wenn  sie  z.  B. 
Lais  hiesse):  in  der  That  heisst  sie  aber  Hermione.  Um  nun  den  Ver- 
dacht des  Quintus  ganz  zu  beseitigen,  erbietet  er  sich  im  S.  Epi- 
gramm Sextus  an  die  Stelle  von  Quintus  zu  setzen. 


Epigrammtiton  Liber  III    in  den  J.  87/88).  289 

5  Tu  tarnen  es  Quintiis:  mntemiis  nomen  amantis: 
Si  non  vult  Quintus,  Tliaida  Sextus  amet. 

XII. 

Ungueutum,  fateor,  bounm  dedisti 
Convivis  here,  sed  nihil  scidisti. 
Res  Salsa  est  bene  olere  et  esiirire. 
Qui  non  eenat  et  ungiiitur,  Fabulle. 
5  Hie  vere  mihi  mortuus  videtnr. 

XIII. 

Dum  non  vis  pisces,  dnm  non  vis  carpere  i)ullos. 

Et  plus  quam  putri,  Naevia,  parcis  apro, 
Accusas  rumpisque  cocum,  tanquam  omnia  cruda 

Attulerit.    Nunquam  sie  eg-o  crudus  ero. 

XIV. 

Koraam  petebat  esuritor  Tuecius 
Profectus  ex  Hispania. 

XI  0.    Quintus,  Thaida  ailhert    Quintns  Thaida,  Sehn. 
XIII  2.  putri  Hm  Sehn    patri  codd.  Scr. 


XII  1.  2.    Priscian.  Inst.  X  4,  24  iGL  II  516,  2.5)   ,scidit'   ponit 
Martialis  in  III  epigrammaton  ,Ungnentiini  —  scidisti.' 

XII.  4.  Fabulle.  Der  Name  ist  mit  Erinnerung  an  Catull.13  gewählt. 

XIII.  III  94  über  dasselbe  Thema. 

1.  carpere:  zerlegen,  wie  Petron.  c.  36  wo  der  scissor  des 
Trimalchio  Carpus  heisst,)  Itaque  quotiescunque  dicit  »carpe«  eodem 
verbo  et  vocat  et  imperat. 

3.  rumpisque  cocum.  Digg.  IX,  2,  27  Ulpian.  1.  XVIII  ad  Edic- 
tum)  §  5  (lex  Aquilia)  —  si  qui  alteri  damnum  faxit,  quod  usserit 
fregerit  ruperit  injuria  etc.  §  17.  Kupisse  eum  utique  aecipieraus,  qui 
vulneraverit  vel  virgis  vel  loris  vel  pugnis  cecidit,  vel  telo  vel  quo 
alio,  ut  scinderet  alicui  corpus  vel  tumorem  fecerit.  Vgl.  XIX  2,  30 
§  2.  XLVII  lii,  9  (Ulpian.)  (servus)  Praesidi  offerendus  est,  qui  eum 
flagris  rumpat. 

3.  4.  cruda  —  crudus.  Spiel  mit  dem  Doppelsinn  von  crudus,  das 
sowol  von  nicht  gargekochten  Speisen  als  von  Menschen  gesagt  wird, 
die  sich  im  Zustand  der  Unverdaulichkeit  befinden. 

XIV.  1.    esuritor.    Zu  III  7,  5. 

Martial  I.  1 9 


290  ^I-  Valerii  Martialis 

Occurrit  Uli  sportularum  fabiila: 
A  ponte  rediit  Miilvio. 

XV. 
Plus  credit  nemo  tota  quam  Cordus  in  urbe. 
»Cum  Sit  tam  pauper,  quomodo?«  Caecus  amat. 
XVI. 
Das  gladiatores,  sutorum  regule.  cerdo, 

Quodque  tibi  tribuit  subula,  sica  rapit. 
Ebrius  es:  neque  enim  faceres  hoc  sobrius  unquam, 
Ut  velles  corio  ludere,  cerdo,  tuo. 
5  Lusisti  corio:  sed  te,  mihi  crede,  memento 
Nunc  in  pellicula,  cerdo,  teuere  tua. 

XVII. 

Circumlata  diu  mensis  scriblita  secundis 


XV  1.  tota  quam  G Mimro  Gilbert^ p.  616  qiiam  tota.  Em  Sehn. 
Cordus  codd.  ScJm'^    Codrns  Hand  v.  Q  Schn^. 

XVII  1.  scriblita]  scribit  ita  XABG  scripsit  ita  E  inscripta 
SJ^FQÜi;  incripta  corr.  inscripta  R  [Sehn  ^2^.  699  daclite  an  enthrypta  . 
intrita,  sorptita,  scribitilla,  scriblita  Ra7Hl  von  Q. 


3.  sjJortulanüH  fahula.  Das  Gerede  von  der  Aufhebimg  der  Geld- 
sportula.    Zu  III  7. 

4.  ponte  —  Mulvio.  Er  kam  also  auf  der  via  Flaminia  nach  Rom, 
war  folglich  nicht  direkt  zur  See  gereist. 

XY.    Vgl.  VIII  49. 

XVI.  1.  Auf  ein  Fechterspiel,  das  ein  reich  gewordener  Schuster 
in  Bononia  gegeben  hatte :  III  59, 1  Sutor  cerdo  dedit  tibi,  culta  Bo- 
nonia  munus.    Vgl.  III  99  und  SG  II  382,  2. 

2.  sica.  Das  krumme  oder  gebogene  Schwert  der  Thraeces  ge- 
nannten Gladiatoren,  die  thracische  National waffe.    SG  II  4S4  f. 

4.  Mit  Anspielung  auf  die  sprichwörtliche  Redensart:  de  alieno 
corio  ludere  (Apuleius  Metamorph.  VII  4(3S.  Vgl.  Tertullian.  de  pal- 
lio  c.  3,  Kretschmann  de  latinitate  Apiil.  p.  27.):  um  eine  fremde  Haut 
spielen.  Wer  nm  die  eigene  Haut  spielt  (wobei  corium  zugleich  das 
aus  Leder  erworbene  Vermögen  des  Schusters  bezeichnet,  muss  be- 
trunken sein.  5.    mihi  crede.    Zu  I  3,  4. 

6.  in  pellicula  sua  se  tenere  offenbar  sprichwörtlich,  in  dem  Sinne 
von  »bei  seinem  Leisten  bleiben«  (wol  aus  der  Fabel  vom  Esel  und 
der  Löwenhaut.  Gilbert).  Anders  Persius  5,  116  pelliculam  veterem 
retines. 


Epigrammaton  Liber  III    in  den  J.  S7,8S).  291 

Urebat  nimio  saeva  calore  mauus; 
Sed  magis  ardebat  Sabidi  gula:  protinus  ergo 
Sufflavit  buccis  terque  quaterque  suis. 
h  lila  quidem  tepuit  digitosqiie  admittere  visa  est, 
Sed  nemo  potuit  tangere:  merda  fuit. 

XVIII. 

Perfrixisse  tuas  questa  est  praefatio  fauces. 
Cum  te  excusaris,  Maxime,  quid  recitas? 

XIX. 

Proxima  centenis  ostenditur  ursa  columnis, 

Exornant  fictae  qua  platanoua  ferae. 
Huius  dum  patulos  adludeus  temptat  hiatus 
Pulelier  Hylas,  teneram  mersit  in  ora  mauum. 
5  Vipera  sed  caeco  scelerata  latebat  in  aere 
Vivebatque  anima  deteriore  fera. 


XIX  3.  adludens  F    alludens  Q    adludet  FXA. 


XIX.   Baehrens  Plm  IV  436  Aere  cavo  falsam  serpens  impleverat 

nrsnm,  Addidit  et  morsum  et  jubet  esse  feram Implevit  serpens 

quod  minus   ?)  artis  erat. 


XVII.  Vgl.  das  verwandte  Epigramm  VII  94. 

3.    gula.    Hier  fast  metonymisch  für  Fressgier.    Zu  I  20,  3. 
6.    77ierda  fuit.    Durch  den  Athem  des  Sabidius    zu  I  32    stinkend 
wie  Koth  geworden. 

XVIII.  Der  Autor,  den  M.  Maximus  nennt,  hatte  vor  Beginn  sei- 
ner Vorlesung  seine  Heiserkeit  entschuldigt.  Verwandt  sind  IV  41 
VI  41.    Vgl.  auch  XIV  142  und  SG  III  37-5,  4. 

2.  üeber  die  Elision  von  te  Mueller  r.  m.  p.  2S3  und  Birt  in  der 
Einl.  S.  33. 

XIX.  Eine  Platanenpflanzung  in  der  Xähe  des  Heeatostylon 
(zu  II  14,  9)  war  mit  Broncefiguren  wilder  Thiere  geschmückt  Ein 
Knabe,  der  spielend  die  Hand  in  den  Rachen  einer  dazu  gehöri- 
gen Bärin  gesteckt  hatte,  war  von  einer  in  derselben  versteckten 
;giftigen  Schlange  getötet  worden. 

19* 


292  ^I-  Valcrii  Mnrtialis 

Non  sensit  puer  esse  dolos,  nisi  clentc  rccepto, 
Dum  perit:  o  fueiuus,  falsa  (piod  iirsa  fuit! 

XX. 

Die,  Musa,  quid  agat  Canius  mens  Rufus; 
Utvuiime  chartis  tradit  ille  victuris 
Legeuda  temporum  acta  Clandiaiionun  ? 
Au  quae  Neroni  falsiis  astruit  scriptor, 
5  An  aeraulatur  improbi  iocos  Phaedri? 
Lascivus  elegis  an  severus  berois? 
An  in  cothiirnis  horridus  Öopbocleis? 
An  otiosus  in  schola  poetarum 
Lepore  tinetos  Attico  sales  uarrat? 
10  Hinc  si  recessit,  porticimi  terit  t  templi 


XX  4.    scriptor,  Frdl    scriptor?  Schu       lU.  templi]  Magni?  vcjL 
die  Amn. 


8.   falsa  quoä  ursa  fuit.    D.  li.  dass  es  keine  wirkliche  Bärin  war 
die  ihm  weit  weniger  gefährlich  gewesen  wäre. 
XX.  1.    Canius  Rufus.    Zu  I  61,  9. 
2.    cliartis  —  victuris.    Zu  I  25,  7. 

4.  Ein  dem  Anschein  nach  nicht  verdorbener,  doch  sehr  unkla- 
rer Vers.  Wenn  der  Satz  quae  —  scriptor  als  Objekt  von  aemuhitur 
(V.  5)  abhängt,  ahmte  Canius  Rufus  die  Werke  eines  Dichters  nach, 
die  ein  damaliger  Schriftsteller  irrthümlich  dem  Nero  beilegte.  Es. 
könnte  damit  einer  der  Dichter  gemeint  sein,  die  Nero  bei  der  Ab- 
fassung seiner  Gedichte  unterstützt  haben  sollen.    Tacit.  A.  XIV  16. 

5.  improhi  iocos  Phaedri.  Unmöglich  kann  man  mit  Teuflfel  RLG 
2S4,  3  an  die  erhaltenen  Fabeln  des  Phaedrus  denken,  die  ebenso 
wenig  ioci  als  in  irgend  einem  Sinne  improbi  sind.  Das  letztere  Wort 
braucht  M.  öfter  im  Sinne  von  lascivus  (zu  I  41,  12).  Am  nächsten 
liegt  es  daher  Mimen  (eines  unbekannten  Phaedrus  zu  verstehen. 
III  86,  4  Non  sunt  haec  mimis  improbiora. 

7.  cothurnis  —  Sojjhoclels.    Vgl.  V  'M),  1. 

8.  schola  poetarum.  Diesen  Versammlungsort  der  Dichter  Roms 
erwähnt  M.  auch  IV  61,  3.  Wie  es  scheint,  war  er  nicht  identisch 
mit  der  XI  1 ,  9  genannten  Halle  des  Quirinustempels.  SG  I  .'574, 
1  u.  2. 

9.  Lepore  —  Attico.    IV  23,  6  Cecropio  lepore. 

10.  porticum  terit  =  II  10,  2. 

templi:  Wenn  auch  die  Bemerkung  Jordan's  (Hermes  VII  86),  dass. 


Epigramuiaton  Liber  III  (in  den  J.  ST/SS).  293 

Au  spatia  carpit  lentus  Argouaiitarum  ? 
Au  delicatae  sole  rursus  Europae 
Intel*  tepeutes  post  meridiem  bnxos 
Sedet  ambnlatve  liber  acribus  euris? 
Titiue  tbermis  au  lavatur  Agrippae 
Au  iupudiei  l)alueo  Tigillini? 
Au  rnre  Tulli  fruitur  atque  Lucaui? 


templuiu  allein  nicht  einen  bestimmten  Tempel  bezeichnen  könne,  der 
Einschränkung  bedarf  (SG  II  156,  6),  so  konnte  doch  hier  der  Name 
des  Gottes  des  Tempels,  von  dem  die  Rede  ist,  unmöglich  fehlen. 
Die  hier  genannte  porticus  konnte  kaum  eine  andere  sein  als  die  zu- 
sammen mit  der  p.  Argonauturum  auch  II  14  und  XI  1  unter  den 
besuchtesten  Spaziergängen  genannte  porticus  Pompeia.  Vielleicht 
liatte  M.  mit  Erinnerung  an  Catull.  55,  (!  in  INIagni  simnl  ambulatione) 
geschrie))en:  porticum  Magni  Magnus  wird  Pompeius  auch  X  5,  11 
genannt .  Da  die  Lesart  von  M.,  eben  so  wie  die  des  einzigen  reinen 
Vertreters  der  Fam.  B  X^)  an  dieser  Stelle  unbekannt  ist ,  darf  man 
vermuthen,  dass  die  Uebcrcinstimmung  der  Ildschrr.  der  Fam.  C  und 
der  mit  Benutzung  derselben  geschriebenen  der  Fam.  B  (PQ)  in  der 
Lesart  templi  daher  rührt,  dass  in  der  Urhandschrift  von  C  das  letzte 
Wort  des  Verses  unleserlich  geworden  und  aufs  Geratliewol  ergänzt 
worden  ist:  eben  so  wie  XII  50,  2  das  in  den  Handschrr.  der  Fam.  A 
«nd  B  auf  verschiedene  Weise  entstellte  pityonas  in  dem  archetypus 
von  C  durch  cyparissos  ersetzt  ist.  Zu  der  Ergänzung  templi  könnte 
XI  1  ,  9  porticum  Quirini  Veranlassung  gegeben  haben.  Munro  hat 
wegen  der  in  den  Handschriften  häufigen  Verwechslung  von  tecta 
and  templa  (zu  XII  3,  8)  an  Tectae  zu  III  5,  51  gedacht;  doch  er- 
scheint es  nicht  bloss  äusserst  fraglich,  ob  die  via  Tecta  mit  porticus 
Tectae  bezeichnet  werden  konnte,  sondern  sie  war  auch  gewiss  keine 
Promenade. 

12.   Vi.    Zu  II  14.  15. 

15.  Zu  III  36,  6. 

16.  Tigillini.  Das  von  dem  bekannten  praef.  praet.  unter  Nero 
(im  Amt  seit  62,  +70)  Sofonius  Tigillinus  erbaute  Bad  kommt  auch 
in  den  Colloquia  scholastica  ed.  Haupt,  Ind.  lect.  Berol.  hib.  1871 
p.  7,29  =  Opp.  II  447  vor;  d-eX%dz(u  ti;  xal  d^fiOATm,  iTZZio-q  epyoiAat 
zh  ßaXaveiov  TiYtXXtvov.  Vgl.  das  Verzeichnis  der  bekannten  balnea, 
Jordan  Forma  urbis,  p.  42.  Tigellinus  lautet  der  Name  bei  Cass.  Dio 
nnd  Juv.  1,  155,  Tigillinus  ausser  den  angeführten  Stellen  in  den  codd. 
des  Sueton  und  Tacltus  nur  Ann.  XIV  48  Tigellani .  Haupt  Opp. 
III  572. 

17.  Ttilli  —  atque  Lucani.    Zu  I  36. 


294  M.  Valerii  Martialis 

An  Pollionis  dulce  ciirrit  ad  qiiartum? 
An  aestuantes  iam  profectus  ad  Baias 
20  Piger  Liicrino  nauciüatur  in  stagno? 
»Vis  scire  quid  agat  Canius  tuus?  Ridet.« 

XXI. 

Proscriptum  famiüus  servavit  fronte  notata. 
Xon  fnit  haec  domini  vita,  scd  invidia. 

XXII. 

Dederas.  Apici,  bis  treceuties  ventri. 
Et  adliuc  supererat  centies  tibi  laxum. 


XX  IS.  Pollionis  codd  Schn^     Polionis  O  Sehn-. 

XXI  1.    notata  RQSchn-    notatns  EwSchnK 


(XX  20.    Sidon.  Apoll,  c.  IS,  7  Lucrinum   stagnum  dives  Cam- 
pania  nolletV 


18.  Pollio,  vielleicht  der  berühmte  Citharöde  (IV  (31  XII  12  Juv. 
6,  3S7  7,  176),  besass  hiernach  ein  Landgut  4  Millien  von  Rom,  das 
vielleicht  im  Gegensatz  zu  einem  anderen  weiter  entfernten  sein  quar- 
tum  genannt  wurde.  Vgl.  VII  31,  11  Aut  rus  marmore  tertio  no- 
tatum. 

currit:  fährt  er,  wie  II  6.  15. 

19.  iam.  Die  Hauptsaison  in  Bajae  war  im  März  und  April  SG 
II  94,  6.  Das  Epigramm  ist  also  wol  zu  Anfang  des  März  oder  noch 
früher  verfasst,  in  den  ersten  Frühlings-  oder  Vorfrühlingstagen,  de- 
ren man  sich  auch  auf  dem  Lande  bei  Rom  gern  erfreuen  mochte. 

20.  Zu  I  62,  3. 

21.  Zu  n  6,  17. 

XXI.  Der  von  den  zweiten  Triumvirn  im  Jahre  43  v.  Chr.  pro- 
scribirte  Antius  Restio  wiirde  nach  Appian,  B.  c.  IV  40  durch  seine 
Frau,  dagegen  nach  Valer.  Max.  VI  8,  7,  Macrob.  Sat.  I  11,  19  von 
einem  Sklaven  gerettet,  den  er  hatte  brandmarken  lassen.  Was  die- 
ser vor  dem  Untergange  bewahrte,  sagt  M.,  war  nicht  sowol  das  Leben 
seines  Herrn  als  der  demselben  aus  der  Grausamkeit  gegen  einen  so 
treuen  Sklaven  erwachsende  Hass.  Gilbert  p.  6,  4  findet  in  vita  — 
invidia  vielleicht  mit  Recht  eine  gesuchte  Aehnlichkeit  des  Klanges. 

XXII.  1.    Apici.    Zu  II  69,  3. 

lis  treceuties.  Als  die  von  Apicius  verschwendete  Summe  giebt 
Seneca    cons.  ad  Helv.  10,  S    100  Millionen  Sesterzen,   als  die  ihm 


Epigrammaton  Liber  III   in  den  J.  87/SS).  295 

Hoc  tu  gravatns  ut  famem  et  sitim  ferre 
Siimma  veuenum  potione  percluxti. 
5  Nil  est,  Apici,  tibi  gulosius  factum. 

XXIII. 

Omnia  cum  retro  pueris  obsonia  tradas, 
Cur  uon  mensa  tibi  pouitur  a  pedibus? 

XXIV. 

Vite  nocens  rosa  stabat  moriturus  ad  aras 
Hircus,  Bacclie,  tuis  victima  grata  focis. 


XXII  4.  perduxti  Scr  Hns    perdnxit  EXABCFG  duxisti  PQto. 
5.  Nil  PScJm^    Nihil  Q    Nulhim  E<a  SckuK 

XXIV  2.    focis    T      sacris    FEFO  [vs.   9]     salis    [so:  Q   [Hand 


XXIV  1.  Ovid.  M.  XV  114  Vite  caper  niorsa  Baechi  mactandus 
ad  aras  Dacitnr.  F.  I  357  Kode,  caper,  vitem,  tarnen  hinc  cum  stabis 
ad  aram.    2.  Ovid.  F.  I  440  Hellespontiaco  victiina  grata  deo. 


XXIV.  Incerti  De  lenone  iixoris  suae  Baehrens  Plm  IV  315) 
9,  10  Solus  vera  probas  jixcundi  verba  poetae  ,Dum  jiignlas  hircurn, 
factus  es  ipse  caper.' 


übrig  gebliebene  und  seiner  Meinung  nach  zum  Lebensunterhalt  nicht 
ausreichende  (wie  M.)  10  Millionen  an. 

2.    centtes  laxum.    Reichliche  10  Millionen.  Zu  I  99,  1. 

4.  i^erduxti.  M.  hat  derartige  Formen  öfter:  V  "9,  1  surrexti, 
VI  30,  2  dixti,  X  31,  1  und  XII  15,  1  addixti.    Neue  Formenl.-'  535,  ff. 

XXIII.  Entweder  werden  hier  die  Speisen  von  einem  Gast  zum 
Mitnehmen  (zu  n  37)  seinem  mitgebrachten,  hinter  ihm  (ad  pedes 
XII  87,  2  oder  a  pedibus  Marquardt  Frl.  146,  1  und  313,  4;  stehenden 
Sklaven  übergeben ;  oder  fnach  Gilbert)  der  Wirth  füttert  damit  seine 
hinter  ihm  stehenden  Lieblingssklaven,  wie  III  82,  18  ss. 

XXIV.  Dass  die  hier  erzählte  Anekdote  eine  sehr  bekannte  war, 
zeigt  die  Inschrift  eines  bei  Gallipoli  gefundenen,  seit  187  7  im  Mu- 
seum von  Smyrna  befindlichen,  von  S.  Eeinach  im  Bulletin  de  corre- 
pond.  hellenique  VI  (1882;   p.  353 — 355  bekannt  gemachten  silbernen 

Löffels:   06tu>v  T-f]pi   (ao)  tT|V  '/a).-f]-i  ao'j. 
1.   vite  nocefis  rosa.    Vgl.  XIII  39. 


296  M.  Valerii  Martialis 

Quem  Tuschs  muctare  deo  cum  vellct  liaruspex, 

Dixerat  agrcsti  forte  rudique  viro, 
5  Ut  cito  testiculos  et  acuta  falce  secaret, 

Taetcr  ut  immundae  carnis  abiret  oder. 
Ipse  super  virides  aras  luctantia  prouus 

Dum  resecat  cultro  colla  premitque  manu, 
Ing-eus  iratis  apparuit  hirnea  sacris. 
10       Occupat  lianc  ferro  rusticus  atque  secat, 
Hoc  ratus  antiquos  sacrorum  poscere  ritus 

Talibus  et  fibris  numina  prisca  coli. 
Sic  modo  qiii  Tuscus  fueras,  nunc  Gallus  haruspex. 

Dum  iugulas  hircum,  factus  es  ipse  caper. 

XXV. 

Si  temperari  balneum  cupis  fervens, 
Faustine.  qiiod  vix  lulianus  intraret, 
Roga,  lavetur,  rlietorem  Sabiueium. 
Neronianas  hie  refrigerat  thermas. 


XXIV  U.  hirnea  PQEXABFO   hircania  T  [v(il.  Buecheler  Rhein. 
Mus.  1880  S.  391  ff.  1883   S.  521;. 

XXV  3.  Sabinejiim  QEXAB  Schn^  Gilbert '^p:  643  Sal)inae;e;um 
PFm  ScJm-l 


9.  iratis  —  sacris.  Nach  der  Analogie  von  dis  iratis  [vgl.  IV 
43,  5  Iratam  mihi  Pontiac  lagonam  etc.;.  M.  hat  den  heiligen  Brauch 
gleichsam  personificirt ,  dessen  Zorn  der  haruspex  erregt  hatte,  ähn- 
lich wie  IV  31,  5  (averso  fönte  sororum)  die  Musenquelle. 

13.  Gallus.  Spiel  mit  der  doppelten  Bedeutung  von  Gallus  (wie 
XI  74),  Gallier  und  verschnittener  Priester  der  magna  mater. 

14.  cajjer.  Gellius  IX  1»  auctore  —  M.  Varrone  is  demum  latine 
caper  dicitur,  qui  excastratus  est. 

XXV.  2.  Zu  I  25.  lulianus  muss  ein  Bekannter  Beider  gewe- 
sen sein. 

3.  Sabineium.  Von  Sabinus  gebildet  wie  Apuleius  von  Apulus. 
Gilbert  2  p.  643. 

4.  Er  ist  so  frostig,  dass  er  selbst  die  Neronischen  Thermen  ab- 
kühlen kann. 


Epigrammaton  Liber  III  (in  den  J.  87/SS).  297 

XXVI. 

Praedia  solus  habes  et  solus,  Canclide,  uummos, 
Aurea  solus  habes,  mumna  solus  habes, 

Massica  solus  habes  et  Opimi  Caecuba  solus. 
Et  cor  solus  habes,  solus  et  iugenium. 

Omnia  solus  habes  —  nee  me  puta  velle  negare  — 
Uxorem  sed  habes.  Caudide,  cum  populo. 

XXVII. 

Nunquara  me  revocas,  venias  cum  saepe  vocatus: 

Ignosco,  nulluni  si  modo,  Galle,  vocas. 
Invitas  alios:  vitium  est  utriusque.    «Quod'Tc  inquis. 

Et  mihi  cor  non  est,  et  tibi,  Galle,  pudor. 

XXVIII. 

Auriculam  Mario  graviter  rairaris  olcre. 
Tu  facis  hoc:  garris,  Nestor,  in  auriculam. 


XXVI  5.  nee  me  puta  3Iadrlr/  Ackers,  er.  II  W.i  hoc  me  puta 
m^P  hoc  me  puto  QEXBCF(H)  corr.  A  nee  me  puto  Scr  hoc  nie 
puta  velle  negare !  Schi    ne  me  puta  Gilhcrt. 

XXVII  1.  venias  cum  quom  P  saepe  vocatus  (rogatus  7' 
RPQOc  Scr  Sehn-    cum  sis  prior  ipse  vocatus  Uta  SchP. 


XXVI  5.  Auson.  Mosell.  'M  Omnia  solus  habes. 


XXVI.  In  der  Handschrift  der  Leipziger  Stadtl)ibliothek.  De 
Candido  qui  uxorem  adulteram  habebat.  Haupt  Opp.  I  p.  2!)1;.  Vin- 
cent. Bellov.  Sp.  D.  VII  3  (mit  Auslassung  von  vs.  2.  '.Vj.  vs.  5:  hoc 
te  puto  velle  negare. 


XXVI.  2.  Aurea.  Goldenes  Geschirr,  obwol  seit  Tiberius  für 
Privatpersonen  nur  bei  Opferhandlungen  erlaubt,  erwähnt  M.  selbst 
noch  III  31,  4,  und  auch  Andere.    SG  III  105  f. 

murrina  (=  IX  59,  11  XIII  110,  1).  Gefässe  aus  der  dem  Golde 
gleich  geachteten  murra,  die  früher  für  Flussspat,  jetzt  auch  für  eine 
Art  des  Achats  gehalten  wird.   Marquardt  Prl.  745. 

3.    Ilassiea.    Zu  I  26,  5. 

Caecuba.    Zu  H  40,  5. 

5.    puta.    Zu  II  44,  2. 

XXVII.  4.    cor:    Verstand,  wie  III -26,  4.     mm  est.  Vgl.  IH  S,  2. 

XXVIII.  2.    f/ai-ris  in  auriculam.    Zu  III  44,  12. 


298  ^I-  Valerii  Martialis 

XXIX. 

Has  cum  gemina  compecle  dedieat  cateuas, 
Saturue,  tibi  Zoilus,  amilos  priores. 

XXX. 

Sportiila  müla  datur:  gratis  conviva  recumbis. 

Die  mihi,  quid  ßomae,  Gargiliane,  facis? 
Unde  tibi  togiüa  est  et  fiiscae  peusio  cellae? 

Unde  datur  quadrans?  imde  vir  es  Cliiones? 
5  Cum  ratioue  licet  dicas  te  vivere  summa, 

Quod  vivis,  nulla  cum  ratioue  facis. 

XXXI. 

Sunt  tibi,  eonfiteor,  difiusi  iugera  campi 
ürbanique  teuent  praedia  multa  lares, 

Et  servit  dominae  uumerosus  debitor  arcae 
Sustentatque  tuas  aurea  massa  dapes. 


XXXI  fehlt  in  EF]  2.  Ürbanique  PQw  Schi'^  Albanique  TN 
Schn^  3.  dominae  numerosns  PQw  Schn^  domino  nnmerosa  T  d— o 
n— ae  Schn"^    4.  massa  TQ    mensa  tu. 


XXIX.  lieber  Zoilns  zu  II  16.  Eine  Variation  über  dasselbe 
Thema  ;dass  Zoilus  jetzt  so  schwere  Ringe  an  den  Fingern  trägt  wie 
früher  an  den  Beinen;  XI  3S.  Dem  Saturn  weiht  er  die  Ketten,  weil 
an  dessen  Feste  die  Sklaven  frei  waren.  Das  Sotadeische  Metrum 
nur  hier    Einl.  S.  27;. 

XXX.  1.    Sportula  milla  datur.    Zu  III  7. 

3.  togula.  Häufig  von  der  toga  der  Clienten  (IV  26,  4  V  22,  11 
VI  50,  2   IX  160,  5)  lind  sonst    IV  66,  3   VII  10,  10   XII  70,  2). 

fuscae  pensio  cellae.  pensio  Miethzins,  auch  III  38,  6  VII  92,  5. 
Miethwohnungen  scheinen  häufig  finster  gewesen  zu  sein.  Juven. 
3,  225. 

i.  quadrans.  Für  den  Eintritt  in  das  gewöhnliche  Männerbad. 
Marquardt  Prl.  267,  1.    Vgl.  VIII  42,  3.  Chiones.    Zu  I  34,  7. 

5.  cum  ratione  summa :  mit  strengster  Rechnung. 

6.  nulla  cum  ratione:  ohne  vernünftigen  Grund. 

XXXI.  2.  Dein  Haus  in  der  Stadt  nimmt  den  Raum  mehrerer 
Grundstücke  ein.    SG  III  S3  f. 

3.  dominae  —  arcae.    Zu  I  3,  3. 

4.  aurea  massa.  Zu  III  '26,  2.  Massa  (T)  verdient  den  Vorzug 
vor  mensa  (Fam.  Ca  ,  da  goldene  oder  vergoldete  Tische  nie  erwähnt 


Epigrammaton  Liber  III   in  den  J.  ST,  88).  299 

Fastidire  tarnen  noli,  Eufiue.  minores: 

Plus  habiiit  Didymus,  plus  Philomeliis  habet. 
XXXII. 

An  possim  vetulam  qnaeris,  Matronia:  possum 
Et  vetulam,  sed  tu  mortua,  non  vetula  es. 

Possum  Hecaben,  possum  Moben,  Matronia,  sed  si 
Nondum  erit  illa  canis,  nondum  erit  illa  lapis. 

XXXIII. 

Ingenuam  malo,  sed  si  tamen  illa  negetur, 

Libertina  mihi  proxima  condicio  est: 
Extremo  est  ancilla  loco:  sed  vincet  utramque, 

Si  facie  nobis  baec  erit  ingenua. 
XXXIV. 
Digna  tuo  cur  sis  iudignaque  nomine,  dieam. 

Frigida  es  et  nigra  es:  non  es  et  es  Cbione. 
XXXV. 
Artis  Pbidiacae  toreuma  darum 
Pisees  aspieis:  adde  aquam,  natabunt. 


XXXII  1.  An  possim  Heraldus  An  possum  R  Non  possum 
l'QEFta  Num  possum  O  Num  possim  Hns  So:  Matronia  li  Gilbert 
Matria  PQJS'-B  Matiiniai^t«  Sehn.  3.  Hecaben  vgl.  zu  III  76,  4  Hecube 
Gc   Hectibam  QEw  Seh»    Nioben  Qw    Niobam  PXAEBFG  Sehn. 


werden.     Massa   (von  Metall  VIII  51,  4    XII  57,  Si   bezeichnet   wie 
VIII  51,  4  das  Material  des  Geschirrs. 

6.  Didymus  —  Fhilomelus.  Auf  den  Reichtlium  des  schon  sehr 
alten  (III  93,  22)  Philomelus  wird  auch  IV  5, 10  angespielt.  Er  sowol 
wie  der  sonst  nicht  vorkommende,  bereits  verstorbene  Didymus  beide, 
wie  es  scheint  Wucherer  vom  Stande  der  Freigelassenen)  waren  offen- 
bar sehr  übel  berüchtigt. 

XXXII.  1.  Possim  vetulam.  Posse  in  obsconer  Bedeutung  wie 
III  76,  4   XI  97,   1. 

XXXIII.  2.  condieio.  Hier  im  Sinne  eines  ausserehelichen  Ver- 
hältnisses wie  Cic.  Cael.  c.  15  s.,  Suet.  August,  c  69,  HA  Antonin. 
phil.  c.  19  Elagabal  c.  5;  anders  an  derselben  Versstelle  M.  V  17,  2, 
wieder  anders  XI  52,  2. 

XXXIV.  2.     Chione.    Zu  I  34,  7. 

XXXV.  Auf  ein  ciselirtes  mit  erhaben  gearbeiteten  Fischen  ver- 


300  ^^-  ^  Jilerii  Murtialis 

XXXVI. 

Quod  uovus  et  iiiiper  factus  tibi  pmestat  amicus, 

Hoc  praestare  iubes  uie,  Fabiane;  tibi: 
Horridus  ut  primo  te  semper  mane  salutcm 

Per  mediumqiie  trahat  me  tua  sella  lutiim, 
5  Lassus  ut  in  thermas  decima  vel  serius  liora 

Te  sequar  Agrippae,  cum  laver  ipse  Titi. 
Hoc  per  trigiuta  meriii,  Fabiane,  Decembres, 

Ut  sim  tiro  tuae  semper  amicitiae? 
Hoc  merui,  Fabiane,  tog-a  tritaqne  meaquc. 
10       Ut  nondum  credas  me  meniisse  rndem? 

xxxvn. 

Irasci  tautum  felices  nostis  amici. 
Non  belle  facitis,  sed  iuvat  hoc  facere. 


XXXVII  2.    juvat  hoc  facere  PQw  Scr    juvat  hoc  facite  EXB 
CFN  juvat  hoc:  facite  Sehn. 

ziertes  Gefäss.  Ob  es  M.  für  eine  Arbeit  des  Phidias  hielt  oder  dafür 
ausgeben  wollte,  ist  mindestens  zweifelhaft,  da  ars  Phidiaca  auch 
Scnlptur  bedeuten  kann,  wie  ars  Apellea  XI  9,  2  Malerei  (opus  Apel- 
leitm  VII  84,  8  ein  Gemälde).    SG  III  273,  5. 

XXXVI.  1.  novtis  —  amicus.  Vgl.  I  54,  4.  Ein  neueintretender 
also  in  der  Erfüllung  seiner  Pflichten  noch  sehr  eifriger  Client. 

3.  horridus:  vor  Kälte  schauernd,  wie  Pers.  1,  54.  Die  Besuche 
der  Clienten  wurden  in  der  ersten  Morgenstunde  gemacht,  SG  I  338  f., 
vgl.  IV  8,  1.       mcme  substantivisch:  zu  I  49,  36. 

4.  Zu  II  57,  5  u.  6.  Per  medium  —  lutum  =  X  10,  8.  medio 
luto  VII  61,  6. 

5.  Zu  III  7,  3. 

6.  A(jrippae  —  Titi.  Vgl.  III  20,  10.  Die  Ersteren  auf  dem 
Marsfelde,  die  Letzteren  auf  dem  Esquilin,  vielleicht  eine  halbe 
Stunde  von  einander  entfernt. 

9.  to(ja  tritaque  meaque.  Vgl.  IX  100,  5.  meaque,  die  du  mir 
nicht  einmal  geschenkt  hast. 

10.  meruisse  rüdem.  Das  Stockrapier  als  Zeichen  der  Entlassung 
der  Gladiatoren,  bei  denen  übrigens  auch  tirones  und  veterani  unter- 
schieden wurden  (SG  II  339—341],  sehr  gewöhnlich  für  Entlassung 
überhaupt. 

XXXVII.  1.  felices  —  amici.  Es  sind  die  Patrone  gemeint,  die 
ihren  Clienten  gegenüber  nur  Rechte,  keine  Pflichten  zu  haben  glaubten. 
Vgl.  auch  XII  13  und  SG  I  342,  4. 


Epigrammuton  Liber  III  ^n  den  J.  87/88).  301 

XXXVIII. 

Qiiae  te  causa  tvaliit  vel  quae  fiducia  Romam, 

Sexte?  quid  aut  speras  aitt  petis  iude?  refer. 
»Causas«  inqiiis  »agam  Cicerone  disertior  ipso 

Atque  erit  in  triplici  par  mihi  nemo  foro.« 
5  Egit  Atestiniis  causas  et  Civis  (utrumque 

Noras);  sed  neutri  pensio  tota  fuit. 
»Si  nihil  hinc  veuiet,  pangeutur  carmina  uobis; 

Aiidieris,  dices  esse  Marouis  opus.« 
Insanis:  omnes  gelidis  quicunque  lacernis 
10      Sunt  ibi,  Nasones  Vergiliosque  vides. 

»Atria  magna  colam.«    Vix  tres  aut  quattuor  ista 

Res  aluit,  pallet  cetera  turha  fame. 
«Quid  faciam?  suade:  nam  certum  est  vivere  Romae.<* 

Si  bonus  es,  easu  vivere,  Sexte,  potes. 

XXXIX. 

Iliaco  similem  pucrum,  Faustine,  ministro 
Lusca  Lycoris  amat.    Quam  bene  lusca  videt! 


XXXVIII.  Eine  Variation  des  Themas,  dass  in  Iloui  der  Lebens- 
unterhalt aiif  ehrliche  Weise  sclnver  zu  erwerben  war:  IV,  5. 

4.  trijflici  —  foro  =  VIII  44,  6.  Die  aucli  von  Ovid.  Tr.  III 
12,  24  genannten,  für  die  Rechtspflege  bestimmten  fora:  Romanum, 
Julium,  Aiigusti.  Stat.  S.  IV  ü,  15  Quae  trino  juveuis  foro  tonabas. 
Vgl.  zu  VII  65,  2  und  Becker  Top.  367,  696.  Jordan  Top.  I  2,  437 
Anm.  Das  forum  Palladium  war  zwar  86  schon  begonnen,  blieb  aber 
bis  98  unvollendet.    Zu  I  2,  8.    Jordan  Top.  I  2,  450  Anm. 

5.  Atestinus  —  Cicis.  Zwei  Rechtsanwälte,  die,  wie  es  scheint, 
aus  Mangel  an  genügendem  Einkommen  Rom  schon  wieder  verlassen 
hatten. 

6.  pc/isio.    Für  peusio  annua,  Jahresmiethe.    Zu  III  30,  3. 

8.  attdieris.    Ueljer  die  Auslassung  von  si  zu  II  44,  1. 

9.  (jelidis  lacernis.  VI  50,  3  gelida  in  togula;  vgl.  zu  IV  34,  2 
und  IX  49,  8. 

10.  SG  III  383,  2. 

11.  12.    SG  I  338,  7. 

14.  casu.  Durch  einen  glücklichen;  Ziifall,  also,  wenn  du 
Glück  hast. 

XXXIX.  1.  Iliacn  —  ministro.  II  43,  13  Iliaco  cinaedo.  XII  15 
7  Phrygium  ministrum. 


302  M-  Valerii  Martialis 

XL. 

Mutua  quod  nobis  ter  quinquagena  dedisti 
Ex  opibus  tantis,  quas  gravis  arca  premit, 

Esse  tibi  maguus,  Telesiue,  videris  amicus. 

Tu  magnus,  quod  das?  immo  ego,  quod  recipis. 

XLI. 

luserta  pbialae  Mentoris  mann  ducta 
Lacerta  vivit  et  timetur  argentum. 

XLII. 

Lomento  rugas  uteri  quod  coudere  temptas, 
Polla,  tibi  veutrem,  uou  mibi  labra  liuis. 

Simpliciter  pateat  vitium  fortasse  pusillum: 
Quod  tegitur,  maguum  creditur  esse  malum. 


XLII  4.  magnum  T   majiis  PQEFw    malum  TPQ    nefas  UXA 
BCDFG    vgl.  III  72,  2. 


XLII.    Vincent.  Bellov.  Sp.  D.  VI  21  »Simpliciter  —  esse  nefas". 


XL.  2.    gravis  arca.    Zu  li  30,  4. 

3.  magnus  —  amicus.  Hier  nicht  in  der  bei  M.  und  Juvenal  ge- 
wöhnlichen Bedeutung  »vornehmer  Freund«  (Mayor  zu  Juven.  1,  33), 
sondern  soviel  als  magnopere  amicus. 

XLI.  Auf  eine  angeblich  von  Mentor,  dem  berühmtesten  Toreu- 
ten [caelator  argentii  des  Alterthums  (in  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jahr- 
hunderts V.  Chr.)  gearbeitete  Schale  mit  einer  Eidechse  von  so  grosser 
Natürlichkeit,  dass  man  davor  erschrak.  Mentors  Xame  wurde  viel 
gemissbraucht,  wie  überhaupt  Kuristbetnig  vorzugsweise  mit  Arbeiten 
in  Edelmetall  verübt  wurde.  Vgl.  auch  IV  39,  1  VIII  41,  2  IX  (JO, 
16    XI  11,  5   XIV  93.    SG  III  274. 

XLII.  1.  Lomentn.  Bohnenmehl,  sonst  statt  Seife  gebraucht, 
Becker-Goell  III  162.  Hier  und  XIV  60  zur  Verdeckung  von  Haut- 
falten. 

rugas  uteri.    III  72,  4  sulcos  uteri. 

2.  non  mihi  labra  Unis.  »Du  betrügst  mich  nicht".  Die  Redens- 
art rührt  wol  daher,  dass  der  Rand  von  Gefässen,  in  denen  man  Kin- 
dern bittere  Medikamente  eingab,  mit  Süssigkeiten  bestrichen  wurde. 
Lucr.  I  939  Ut  puerortim  aetas  improvida  ludificetur  Labrorum  tenus. 

4.  magnum  —  malum.    Wie  III  72,  2  magnum  —  nefas. 


Epigrainmaton  Liber  III    in  den  J    87/88  .  303 

XLIII. 

Mentiris  iuveiiem  tinctis,  Laetine.  capillis. 
Tarn  subito  corvus,  qiii  modo  cygniis  eras. 

Non  ornnes  fallis:  seit  te  Proserpina  cannm: 
Personam  capiti  cletraliet  illa  tuo. 
XLIV. 

Occurrit  tibi  nemo  quod  libenter, 

Quod,  quacuiique  Tenis,  fuga  est  et  ingens 

Circa  te,  Ligurine,  solitudo. 

Quid  Sit,  scire  cupis?  Kimis  poeta  es. 
5  Hoc  valde  Vitium  periculosum  est. 

Non  tigris  catulis  citata  raptis, 

Non  dipsas  medio  perusta  sole, 

Nee  sie  scorpios  improbus  timetur. 

Nani  tantos,  rogo,  quis  ferat  labores? 
10  Et  stanti  legis  et  legis  sedenti, 

Currenti  legis  et  legis  cacaiiti. 

In  thermas  fugio:  sonas  ad  aurem. 

Piscinam  peto:  non  licet  natare. 

Ad  cenam  propero:  tenes  euntem. 
15  Ad  cenam  venio:  fugas  sedentem. 

Lassus  dormio:    suscitas  iacentem. 


XLIII.  In  der  Handschrift  der  Leipziger  Stadtbibliothek  Ad  Le- 
vinnm  [sie].    Haupt  Opp.  I  p.  29Lj. 

XLIV.    Vgl.  III  45  und  50  nnd  SG  III  :m  f. 

6.  Die  Flucht  der  Jäger  vor  der  Tigerin,  deren  Junge  sie  geraubt 
haben,  wird  öfter  erwähnt.    SG  II  498. 

7.  dipsas.  Eine  Schlange,  deren  Biss  angeblich  durch  die  Qual 
unauslöschlichen  Durstes  den  Tod  brachte.    Lucian.  de  dipsadibus. 

12 — 16.  lieber  das  abwechselnd  kurz  und  lang  gebrauchte  o  der 
Verbalendung  zu  II  IS,  1. 

12.  sonas  ad  aurem.  I  89,  1  V  61,  3  garris  garrit  in  aiireiu.  III 
28,  4  garris  in  auriculam.  III  63,  8  in  aure  sonat.    Vgl.  zu  VI  21,  3, 

15.  fugas  sedentem.  Die  Gäste  setzten  sich,  ehe  man  zur  Tafel 
ging,  wie  die  Aufforderung  VIII  67,  6  »Caeciliane  sede«  zeigt.  Die 
Versschlüsse  euntem,  sedentem  geben  also  die  zwei  aufeinanderfol- 
genden Zustände  richtig  au.  Gilbert  p.  19  s.  Die  Assonanz  am  Vers- 
schluss  auch  IV  43,  7  u.  8   X  35,  11  u.  12. 


304  ^I-  Valerii  Martialis 

Vis,  quantum  facias  mali,  viciere? 
Vir  iustiis,  probus.  innocens  timeris. 

XLV. 
Fug-erit  an  Phoebus  mensas  ceuamque  Thyestae 

Ignoro:  fugimiis  nos,  Ligurine,  tuam. 
lila  quidem  lauta  est  dapibusque  instructa  superbis. 
Sed  nihil  omnino  te  recitante  placet. 
5  Nolo  mihi  pouas  rliombos  mullmnve  bilibrem, 
Nee  volo  boletos,  ostrea  nolo:  tace. 

XLVI. 

Exigis  a  nobis  operam  sine  üue  togatam: 

Non  eo,  libertum  sed  tibi  mitto  meum. 
))Non  est«  inquis  »idem.«    Multo  plus  esse  probabo: 

Vix  ego  lectieam  subsequar,  ille  feret. 
5  In  turbam  incideris,  cunctos  umbone  repellet: 

Invalidum  est  nobis  ingenuumque  latus. 
Quidlibet  in  causa  narraveris,  ipse  tacebo: 

At  tibi  tergeminum  mugiet  ille  sopbos. 


XLVI  1.  togatam;    5.  repellet:   Oilhcrt.     5.  cunctos  codd  SchiO 
cuneos  Turnebus  Hns  Sehn'-. 


XLV  1.    Horat.  AP  91  cena  Thyestae. 

XLVI  6.    Ovid.  Tr.  I  4,  72  Invalidae  vires  ingemiaeque  mihi. 


XLV.  5.  rhomhos.  Vgl.  III  CO,  6  X  30,  21  XIII  SJ ,  2  Mar- 
(ixiardt  Prl.  419,  4. 

muUumve  bilibrem.    Zu  II  37,  4  und  II  43,  11. 

6.    boletos.    Zu  I  20,  2. 

o.strea.  Marquardt  Prl.  II  426  f.  VII  87,  3  boletos,  ostrea,  mullos. 
Eine  ähnliche  Zusammenstellung  von  Leckerbissen  IX  147,  3. 

XLVI.  1.  02)eram  —  togatam.  Clientendienst,  SG  I  339.  Vgl.  zu 
I  15,  7.    Dagegen  X  51,  6  o  tunicata  quies. 

4.  lectieam  subsequar.  X  10,  6  Lectieam  sellamve  sequar.  SG. 
I  340. 

5.  In  turbam  incideris.  Ueber  die  Auslassung  von  si  hier  und  v. 
7  und  9  zu  II  44,  1. 

G.    itir/emmm.    Als  die  eines  Freigeborenen  zu  gut  oder  aucli  zu 
schwach  für  die  Balgerei.    Zu  X  46,  6. 
8.    sophos.    Zu  I  3,   7. 


Epigrammaton  Liber  III  (in  den  J.  87/88).  395 

Lis  erit,  ing-enti  faciet  convicia  voce: 
10       Esse  pudor  vetuit  fortia  verba  mihi. 

»Ergo  nihil  nobis«  inquis  «praestabis  amicus?« 
Quidquicl  libertus,  Candide,  non  poterit. 

XL  Vir. 

Capena  grandi  porta  qua  pluit  gutta 
Phrygiumque  Matris  Almo  qua  lavat  ferrum, 
Horatiorum  qua  viret  sacer  campus 
Et  qua  pusilli  fervet  Herculis  fanum, 


XLVI  9.  Ovid.  Am.  III  41  facio  convicia  caelo  M.  IX  302  facio 
convicia  demens.  10.  Prop.  I  5,  14  Cnm  tibi  —  fortia  verba  cadent. 
Cons.  ad  Liv.  10  facile  est  fortia  verba  loqni. 

12.    Candide.    Zu  II  24. 

XL VII.  1—5.  Bassus,  ein  sonst  unbekannter  Freund  des  Dichters, 
auf  den  sich  wol  auch  VII  96  bezieht;  an  allen  übrigen  Stellen  ist 
der  Name  Bassus  willkürlich  gebraucht.  Bassus  reist  nach  seinem 
suburbanum  vor  der  porta  Capena  an  der  via  Appia,  an  welcher  auch  die 
genannten  Lokalitäten  liegen.  Sein  Landgut  wird  hier  und  III  5S,  45 
als  ein  eleganter  aber  nichts  eintragender  und  darum  nicht  Avahrhaft 
ländlicher  Landsitz  verspottet,  und  in  dem  letzten  an  Bassus  gerich- 
teten Gedicht  dem  an  Erzeugnissen  aller  Art  reichen  Gute  des  Fau- 
stinus  bei  Bajae  gegenübergestellt. 

1.  Ueber  die  porta  Capena  lief  ein  Canal  der  aqua  Marcia  (der 
rivus  Herculaneus  Becker  Top.  168,  Lanciani  Le  acque  [1880]  p.  99.), 
von  welchem  fortwährend  Tropfen  durch  das  Gewölbe  sickerten. 
Juven.  3,  11  madidamque  Capenam.  Bassus  konnte  erst  hier  seinen 
Wagen  besteigen,  da  in  der  Stadt  bei  Tage  nicht  gefahren  werden 
durfte.    SG  I  60  f. 

2.  Für  den  Almo  hält  man  den  Bach  Aquaaxccio  zwischen  der 
porta  Appia  der  aurelianischen  Mauer  und  der  Kirche  Domine  quo  vadis. 
Preller  Reg.  117.  Nach  diesem  Verse  wurde  ausser  dem  Bilde  der 
magna  Mater,  deren  Bad  im  Almo  am  27.  März  stattfand  (Marquardt 
StV  III  372  f.),  dort  (unter  den  sacra  Ovid.  F.  IV  340)  auch  ein 
Messer  gewaschen,  vermuthlich  das,  mit  welchem  der  Archig:illns  am 
24.  März  seinen  Arm  ritzte. 

3.  Horatiorum  —  campus.  Das  Grabmal  der  Horatia  an  der  Stelle 
wo  sie  getötet  wurde  (ante  portam  Capenam),  erwähnt  Livius  I  26. 
Becker  Top.  517  f. 

4.  pusilli —  HerctiUs  fanum.  Wie  die  Vergleichung  mit  IX  64;  65; 
101  lehrt,  war  das  fanum  wahrscheinlich  nicht  fern  von  dem  Tempel, 
in  welchem  sich  Domitian  als  Hercules  darstellen  Hess,  am  8.  Meilen- 


Maitial  I. 


20 


306  M-  Valerii  Marti:ilis 

5  Faustiue,  plena  Bassus  ibat  in  raeda, 
Omnes  beati  copias  traliens  ruris. 
Illic  videres  frutice  nobili  caules 
Et  utrumque  porrum  sessilesque  lactucas 
Pigroque  ventri  nou  inutiles  betas: 
10  Illic  coronam  piuguibns  gravem  turdis 
Leporemque  laesum  Gallici  canis  deute 
Nondumque  victa  lacteum  faba  porcum. 
Nee  feriatus  ibat  ante  carrucam, 
Sed  tuta  feno  Cursor  ova  portabat. 
15  Urbem  petebat  Bassus?  immo  rus  ibat. 
XLVIII. 
Pauperis  extruxit  eellam,  sed  vendidit  Olus 
Praedia:  nunc  eellam  pauperis  Olus  habet. 


XL VII  15.    Urbem  %^Q    Komam   PXEABCFGO. 


XLVII  6.  Horat.  Epp.  I  10,  14  rure  beato.    S.  Priap.  51,  19  ses- 
silesque lactucas. 


stein  der  via  Appia.  Becker  Top.  518,  1088.  Unter  Hercules  pusillns 
ist  wol  nicht  mit  Preller  RM  II  298,  2  ein  H.  puerinus,  sondern  eine 
kleine  Statue  zu  verstehen. 

5.    raeda:  vierräderiger  Eeisewagen,  Marquardt  Prl.  711  f. 

8.  utriunque  porrum.  D.  h.  porrum  sectile  XIII  18  sectivum  X 
48,  9  tonsile,  vgl.  XI  52,  6 :  Schnittlauch)  und  capitatum.  Nach  XIII 
18  und  19  war  das  erste  in  Tarent,  das  zweite  in  Aricia  am  besten. 
Becker-Goell  III  356. 

sessilesque  lactucas  X  48,  9  lactuca  scdens  :  Salat.  Vgl.  XI  52,  5 
XIII  14,  Becker-Goell  III  352. 

9.  hetas.    XIII  13,  1. 

11.  Gallici  canis.  Die  gallischen  Jagdhunde  rühmen  Gratius  Cy- 
neg.  155,  Oppian  Cyneg.  I  373.    Zu  XIV  200. 

12.  Eine  Umschreibung  von  porei  nefrendes.  Varro  K.  r.  II  4,  17 
porci  dicuntur  nefrendes  ab  eo  quod  nondum  fabam  frendere  pos- 
sunt,  i.  e.  frangere   fabaeque  fresae  IV  46,  6;. 

13.  carrucam.  Wie  diese  Stelle  zeigt,  war  die  carruca  der  reda 
sehr  ähnlich,  da  M.  mit  beiden  Namen  denselben  Wagen  bezeichnet. 
Marquardt  Prl.  714  f. 

14.  Cursor.  Der  dem  Wagen  vorauslief;  XII  24,  7  Succinctus 
neque  cursor  antecedit.   Marquardt  Prl.  147,  10. 

XLVIII  l.  Pauperis  —  eellam.  Pauperum  cellae  (Senec.  Epp.  18,7 


Epigrammaton  Liber  III    in  den  J.  87/88).  307 

XLIX. 

Veientana  mihi  misces.  ubi  Massiea  potas: 
Olfacere  haec  malo  pociila,  quam  bibere. 

L. 

Haec  tibi,  non  alia,  est  ad  eenam  causa  vocandi, 

Versiculos  recites  ut,  Lig-urine,  tuos. 
Deposui  soleas.  affertur  protinus  ingens 

Inter  lactueas  oxyg-arumque  liber. 
5  Alter  perlegitur,  dum  fereula  prima  morantur: 

Tertius  est.  nee  adliuc  mensa  secunda  veuit. 
Et  quartum  recitas  et  quintum  denique  librum. 

Putidus  est.  totiens  si  mihi  ponis  aprum. 
Quod  si  non  scombris  scelerata  poemata  donas. 
10       Cenabis  solus  iam,  Ligurine,  domi. 


L  5.  perlegitur  PQFw  Frdl  pergetor  AprBE  perletor  pr  (1 
porrigitnr  XC  Sehn  6.  nee  EFw  Sehn  i  neque  PQ  Sehn '-  venit  PQm 
SerSchn^  imt  EX  AB  CFG  Sehn  ^  1.  \\\iX\\rü  FQFui  Ser  brumna 
EABG  broma  XC   ßpöbiAa  (lilhert  p.  1. 


Tl.  100,6;  vgl.  Becker-Goell  I  115;  künstliche  Nachahmungen  von  Ziai- 
mern  armer  Leute  wurden  in  Palästen  eingerichtet,  um  einen  Con- 
trast  mit  der  Pracht  der  übrigen  Räume  zu  bieten.  Dass  Reiche 
sich  durch  Bauen  zu  Grunde  richteten,  wird  oft  erwähnt.  SG  III 
96  ff. 

XLIX.   1.     Veientana.    Zu  I  10:5,  !>. 

Massiea.    Zu  I  26,  5. 

2.  Ich  will  lieber  an  den  letzteren  Bechern  riechen  als  (aus  den 
mir  vorgesetzten)  trinken. 

L.  Vgl.  III  44.  Verwandt  ist  das  Epigramm  des  Lucillius  72 
Anthol.  Gr.  ed.  Jacobs  III  p.  43  (T  II  p.  331). 

3.  Deposui  soleas.  Soleae,  Sandalen  trug  man  nur,  wenn  man  zur 
Tafel  ging  und  legte  sie  ab,  wenn  man  auf  dem  lectus  tricliniaris 
Platz  nahm.    Marquardt  Prl.  312  f. 

4.  Inter  lactueas  oxi/f/animque.  Während  des  Voressens,  wozu  kalte 
und  den  Appetit  reizende  Speisen  gehörten,  Marquardt  Prl.  314  ff. 

oxygarum  eine  pikante  Fischsauce.    Marquardt  Prl.  423  ff. 
6.    nee  adhuc.    Auch  VI  38,  1    VIII  28,  11.    Zu  I  64,  4. 
mensa  seeunda:  der  Nachtisch,  Marquardt  Prl.  318. 

9.  Zu  III  2,  5. 

10.  Cenabi.^  —  domi.    Zu  II  11,  10. 

20* 


3()g  M.  Valerii  Martialis 

LI. 
Cum  faciem  laudo,  cum  miror  crura  manusque, 

Dicere,  Galla,  soles  »Nuda  placebo  magis,« 
Et  semper  vitas  communia  balnea  nobis. 

Numquid,  Galla,  times,  ne  tibi  non  placeam? 

LIL 

Empta  domus  fuerat  tibi,  Tongiliane,  ducentis: 
Abstulit  hanc  nimium  casus  in  urbe  frequens. 

Collatum  est  decies.   Rogo,  nou  potes  ipse  videri 
Incendisse  tuam,  Tongiliane,  domum? 

LIII. 

Et  vultu  poteram  tuo  carere 
Et  collo  manibusque  clunibusque, 
Et  mammis  natibusque  cruribusque, 
Et.  ne  singula  persequi  laborem, 
5  Tota  te  poteram,  Chloe,  carere. 

LIV. 
Cum  dare  non  possim  quod  poscis,  Galla,  rogantem, 
Multo  simplicius,  Galla,  negare  potes. 


LH  1.    ducentis  codd.   Gilbert  p.  li     ducenis  Scr  Sehn. 
LIII  1.    vultu  w     voltu  PSch7u 


LI.  2.     Galla.    Zu  II  25,  1. 

3.  communia  balnea.  Ueber  die  gemeinschaftlichen  Bäder  von 
Mannern  und  Frauen  III  72  und  Marquardt  Prl.  275. 

LH.  1.   fuerat.    Zu  I  107,  3. 

ducentis  sc.  milibus  HS,  wie  centum  VI  5,  2  ducenta  XII  66,  9 
trecenta  XU  70,  7.  Gilbert^  p.  516.    Vgl.  SG  III  84,  3  u.  4. 

2.  nimium  casus  in  urbe  frequens.    Ein  Brand ;  SG  I  25  ff. 

3.  4.  Auch  bei  Juven.  3,  220  ss.  geräth  ein  Abgebrannter,  der 
durch  Beisteuern  mehr  erhält  als  er  verloren  hat,  in  Verdacht,  tam- 
quam  ipse  suas  incenderit  aedes. 

LIV.    Zu  II  25,  1  und  II  9. 


Epigrammaton  Liber  III  (in  den  J.  87/88).  309 

LV. 

Quod  quacunque  venis,  Cosmum  migrare  putamus 

Et  fiuere  excusso  cinnama  fusa  vitro, 
Nolo  peregrinis  placeas  tibi,  Gellia,  nugis. 

Scis,  pnto,  posse  meum  sie  bene  olere  canem. 
LVL 
Sit  cisterna  mihi,  quam  vinea.  malo  Kavennae, 

Cum  possim  multo  veudere  pluris  aquam. 
LVII. 
Callidus  imposuit  nuper  mihi  copo  Ravennae: 

Cum  peterem  mixtum,  vendidit  ille  merum. 

LVIII. 
Baiami  nostri  villa,  Basse.  Faustini 
Non  otiosis  ordiuata  myrtetis 
Viduaque  platano  tonsilique  buxeto 


(LVI.  Sidon.  Apoll.  C.  9,299    Undosae  petiit  sitim  Ravennae; . 


LV.    loann.  Sarisb.   Nug.  Curial.  p.  547    Peregrinos  odores  non- 
nisi  dissolntis  et  amatoribtis  convenire  Comicus  et  Coquns  docent. 


LV.  1.    Zu  I  87,  2.      migrare:  umziehn. 

2.  cinnama.  Vgl.  III  63,  4  IV  13,  3  VI  55,  1  XI  54,  3.  Mit  Aus- 
nahme der  letzten  Stelle  ist  überall  Zimmtsaft  (ins  cinnami)  gemeint. 

LVI.  Ravenna  hatte  kein  Trinkwasser.  Strabo  V,  p.  213  bi  li 
TOI?  £>v£(Jt  jJ.£f^°'^'1  V-^'^  ^'^'^^  Pd'jivva,  bXoTiaffi?  oXt]  7.at  otdt^p-JTo;,  Y^'f'-^f^'' 
-ital  ■nop&fAEioi;  6o£Uoti.£VY].  Li'^tzai  ooii  fj-ixpov  ttj;  ftaXaTTY)?  [xlpo;  sv  Tai; 
TtXrj|JL|jLUpt(Jiv,  u)CT£  xal  UTTÖ  TO'jTouv  xttl  'JT.o  Twv  -OTaixüJv  l7.icXuCotA£vov  t6 
ßopßopwoe;  Ttäv  läTai  tt)v  ou;a£p[av. 

LVIII.    Vgl.  III  47. 

I.  Baiana  —  rilla.  In  Bajae  war  ein  wahrhaft  ländliche  Be- 
sitzung wie  die  hier  beschriebene  des  Faustinus  (zu  I  25)  gewiss  eine 
Ausnahme.    SG  II  105,  2. 

3.  Viduaque  platano.  Viduae  heissen  Bäume ,  an  welchen  keine 
Weinstöcke  gezogen  werden  (Horat  C.  IV  5,  30  Juven.  8,  78  Colu- 
mella  V  6,  31),  wie  die  r ebenumrankten  maritatae  (Horat.  ep.  II  10 
Colum.  IV  1,  6,  2,  1  etc.)  und  maritae  (Cato  R.  r.  32,  2,  CatuU  62,  54, 
Colum.  III  11,  3  V  2,  32  Quintil.  VIII  3,  8;.  Die  Platane  gehörte  zn 
den  beliebtesten  Zierbäumen.    SG  II  174. 

tonsilique  huxeto.  Bnchspflanzungen  und  Hecken  wurden  (wie  auch 
jetzt;  besonders  häufig  geschoren.    Becker-Goell  III  70  f. 


3 IQ  M.  Valerii  Martialis 

Ing-rata  lati  spatia  detinet  campi, 
5  Hed  rure  vevo  barbaroque  lactatur. 
Hie  farta  premitur  ang-ulo  Ceres  omni 
Et  miilta  fragrat  testa  senibus  autumnis; 
Hie  post  Novembres  imminente  iam  bruma 
Seras  i)utator  horridus  refert  uvas. 

Kl  Truces  in  alta  valle  mugiunt  tauri 

Vitulusque  inermi  fronte  prurit  in  pugnam. 
Vagatur  omnis  turba  sordidae  chortis, 
Argutus  anser  gemmeique  pavones 
Nomenque  debet  quae  rubentibus  pinnis 

15  Et  pieta  perdix  Numidicaeque  giittatae 
Et  impiorum  pbasiana  Colcborum; 
Rhodias  superbi  feminas  premunt  galli; 
Sonantque  tiirres  plausibus  columbarum, 
Gemit  hinc  palumbus,  inde  eereus  turtiir. 

20  Avidi  secuntur  vilicae  siniim  porci 

Matremque  plenam  mollis  agnus  expectat. 


LVIII.     Die  Interp.   am   Schluss  der   Verse   7,  9,  17,   18,   19,  -28, 
■29,  36  nach   frübert^  p.  576. 


LVIII    10.     Horat.   Epod.  2,  11    in    reducta  valle  niugientium 
greges. 


4.  Ingrata.    Die  sich  nicht  durch  einen  Ertrag  dankbar  erweisen. 

5.  barbaroque:   inculto.  X  92,  3  barbari   decus  luci.     Vgl.  zu  Sp 
27,  2. 

7.    senibus  autumnis:  alte  Weinlesen;  zu  I  39,  2. 
12.    sordidae.    Zu  I  49,  28. 

14.  Der  Flamingo,  phoenicopterus.   Marquardt  Prl.  416,  14. 

15.  (ßittatae:    Perlhühner.    Marquardt  a.  a.  0. 

16.  phasiana.    (Damals  also  schon  in  Italien  gezüchtet)  ebendas. 

17.  Rhodische  Hühner,  eine  besonders  starke  Art,  vorzüglich  ihrer 
Kampffähigkeit  wegen  gehalten.  Becker-Goell  I  110. 

18.  turres.    Ebendas.  I  112. 

19.  eereus  turtur.    III  60,  7  aureus  turtur  :   die  gerupfte  und  ge- 
bratene, vgl.  XIII  b,  1.     Gilbert. 


Epigrammaton  Liber  III   in  den  J.  87/88).  311 

Cingunt  seremim  lactei  focum  vernae 

Et  larga  festos  lucet  ad  lares  silva. 

Non  segnis  albo  pallet  otio  copo, 
25  Nee  perdit  oleum  lubricus  palaestrita. 

Sed  tendit  avidis  rete  subdolum  turdis 

Tremulave  captum  linea  trahit  piscem, 

Aut  impeditam  cassibus  refert  dammam; 

Exercet  Wlares  facilis  hortus  iirbanos, 
30  Et  paedagogo  uon  iubente  lascivi 

Parere  gaudent  vilico  capillati, 

Et  delicatus  opere  fruitur  eunuchus. 

Nee  venit  inanis  nxsticus  salutator: 

Fert  ille  ceris  cana  cum  suis  mella 


LVIII  22.  Hör.  Epod.  2,<j5  positosqne  vernas  —  Circa  renidentes 
lares.  26.  Hör.  Epod.  2,  33  rara  tendit  retia  Turdis  edacibiis  dolos. 
27.  Ovid.M.  VIII  217  tremula  dum  captat  harundine  pisces. 


22.  lactei  —  vernae.  Zu  II  90,  9.  Ueber  das  Essen  der  vernae  mit 
dem  Hausherrn  am  Heerde  Marquardt  Prl.  I  164,  i. 

22.  23.    Zu  I  49,  27  u.  2S. 

23.  festos  —  ad  lares.  Beim  Fest  der  Laren.  Preller  RM  II 
106  ff. 

24.  Auf  Gütern ,  die  an  Strassen  grenzten,  wurden  oft  Schenken 
und  Herbergen  erbaut,  welche  Freigelassene  und  Sklaven  für  Rech- 
nung der  Herren  verwalteten.    SG  II  3.5,  2.    Becker-Goell  III  34. 

albo  —  otio.  Durch  den  eine  ungesunde  Farbe  erzeugenden 
Müssiggang.  Albus  von  der  Gesichtsfarbe  I  56,  14  X  12,  9.  Ueber 
die  metonymische  Uebertragung  des  Adjektivs  zu  I  15,  7. 

25.  palaestrita.  Solche  gehörten  damals  zu  den  Luxussklaven  rei- 
cher Hänser  III  82,  20  VI  39,  9.    SG  II  441  ff 

27.  Tremula  —  linea.    I  55,  9  tremula  saeta. 

28.  Vgl.  I  49,  23. 

29.  urhanos.  Urbani  können  hier  nur  Sklaven  der  familia  urbana 
sein.  Der  sonst  schwerlich  vorkommende  elliptische  Gebrauch  erklärt 
sich  daraus,  dass  M.  hier  überhaupt  nur  an  Sklaven  dachte. 

30.  paedagogo:  der  Pagenaiifseher.    Marquardt  Prl.  155. 

31.  capillati.    Zu  II  57,5. 

32.  opere  fruitur.  Er  hat  Freude  an  der  Arbeit,  ähnlich  VIII 
30,  3  poena  —  fruatur.    Vgl.  Juveu.  1,  49  fruitur  dis  Iratis. 


312  M.  Valerii  Martialis 

35  Metamque  lactis  Sussiuatis;  e  silva 
Somniculosos  ille  porrigit  glires; 
Hie  vagientem  matris  hispiclae  fetum. 
Alius  coactos  nou  amare  capones. 
Et  doua  matmm  vimine  oifenmt  texto 

40  Grandes  proborum  virgines  colonorum. 
Facto  vocatur  laetus  opere  viciuus; 
Nee  avara  servat  erastinas  dapes  mensa, 
Vescuntur  omnes  ebrioque  non  novit 
Satur  minister  invidere  convivae. 

45  At  tu  snb  urbe  possides  famem  mundam 
Et  turre  ab  alta  prospicis  meras  laiirus, 
Eurem  Priapo  non  timente  securus: 
Et  vinitorem  farre  pascis  urbano 
Pietamque  portas  otiosus  ad  villam 

50  Holus,  ova,  pullos,  poma,  easeum,  mustum. 
Rus  hoc  vocari  debet,  an  domus  louge'^ 


LVIII  35.  Sassinatis;  e  silva  Rooy  Sassinatis,  de  silva  Hns 
Sassinate  de  silva  eodd.  Sehn  39.  vimine  offerunt  Hus  Scr  Sch7i-  Lach- 
mann  ed.  Bahr.  p.  XII   Guttmann  p.  48    vimineo  ferunt  codd.  SchnK 


35.  Zu  I  43,7.  Doch  sind  hier  wol  Käse  nach  Art  der  Sassina- 
tischen zu  verstehen.    Gilbert. 

36.  glires    (XIII   59;   galten  als   Leckerbissen.    Marquardt  Prl,  II 
415,  5. 

37.  Ein  Böckchen. 

38.  capones.    Vgl.  Varro  R.  r.  III  9. 

40.     Grandes  —  virgines:    heranwachsende  Mädchen,  wie   VIII  3, 
16.   III  68,  10  proba  virgo. 

42.    erastinas.    Proleptisch:  auf  morgen. 

44.  Satur  minister.    Zu  II  90,  9. 

45.  famem  mundam.     Einen   schmucken,  aber  keine  Nahrung  ge- 
benden Landsitz. 

46.  turre  ab  alta.    Turres,  zu  Aussichten  erbaut,  werden  auf  Vil- 
len nicht  selten  gewesen  sein.    Becker-Goell  I  150. 

47.  Ueber  das  Bild  des  Priapus  in  Gärten  Preller  RM  I  450  f. 
48—50.    Vgl.  III  47. 

51.    IV  64,  25   Hoc  rus   seu  potius  domus  vocanda  est.    Domus 


Epigrammaton  Liber  III  (in  den  J.  87/88).  313 

LIX. 

Sutor  cerdo  dedit  tibi,  culta  Bouonia.  mimns, 
Fullo  dedit  Mutinae:  nunc  ubi  copo  dabit? 

LX. 

Cum  vocer  ad  cenam  non  iam  venalis  ut  ante, 
Cur  mihi  non  eadem.  quae  tibi,  cena  datur? 

Ostrea  tu  sumis  stagno  saturata  Lucrino, 
Sugitur  inciso  mitnlus  ore  mihi. 

Sunt  tibi  boleti,  fungos  ego  sumo  suillos: 

Res  tibi  cum  rbombo  est,  at  milii  cum  sparulo. 


LX  3.    Vgl.  zu  in  20,  20. 


longe:  ein  abgelegenes  Haus,  wie  Vergil  A.  I  13  Tiberinaque  longe 
Ostia,  i.  e.  procul  sita.  Vgl.  zu  X  58,  2  propius  Bajas  und  Reisig- 
Haase  Vorl.  über  lat.  Sprachw.  224,  391 ,  Draeger  histor.  Syntax  I^ 
131  ff. 

LIX.  1.    Vgl.  III  10. 

cerch.    Vgl.  Jahn  ad  Fers.  4,  51. 

2.  Fullo  dedit  Mutinae.  Die  Wolle  von  Mutina  war  berühmt,  da- 
her blühte  dort  auch  das  Gewerbe  der  Walker.  Bluemner  S.  100,  (i. 

copo.  Diese  standen  im  Allgemeinen  in  noch  geringerer  Achtung 
als  die  Handwerker     Marquardt  Prl.  453  f. 

LX.  1.    Zu  III  T. 

venalis.    Mit  einer  Geldsportula  bezahlt. 

2.  Zu  I  20. 

3.  Austern  aus  dem  Lucriner-See  waren  berühmt.  Marquardt 
Prl.  427. 

4.  mitulus:  Miessmuschel.  Horat.  S.  II  4,  27  si  dura  morabitur 
alvns,  Mitulus  et  viles  pellent  obstantia  conchae. 

5.  holeti.    Zu  I  20,  2. 

fungos  —  suillos :  Steinpilze,  Marquardt  Prl.  315.  Plin.  N.  h.  XXII 
96  fungi  suilli  venenis  accommodatissimi  familias  nuper  interemere 
et  tota  convivia  —  quae  voluptas  tam  ancipitis  cibi?  Sie  wurden 
also  nicht  wegen  ihres  schlechten  Geschmacks  sondern  wegen  ihrer 
Gefährlichkeit  ungern  gegessen.  Juven.  5,  146  Vilibus  ancipites  fungi 
ponentur  amicis.  Boletus  domino. 

6.  rhombo.    Zu  III  45,  5. 

sparulo.  Ovid.  Halieut.  106  Et  super  aurata  sparulus  cervice  re- 
fulgens. 


314  M.  Valciii  Martialis 

Aureus  iiimodieis  turtur  te  ehmibus  implet. 

Ponitur  in  cavea  mortua  pica  mihi. 
Cur  sine  te  ceno,  cum  tecum,  Pontice,  cenem? 
10      Sportula  quod  non  est,  prosit:  edamus  idem. 

LXT. 
Esse  nihil  dicis  quidquid  petis,  improbe  Cinna: 
8i  nil,  Cinna,  petis,  nil  tibi,  Cinna,  nego. 

LXIL 

Centenis  (piod  emis  pueros  et  saepe  dneenis. 

Quod  sub  rege  Numa  condita  vina  bibis, 
Quod  coustat  decies  tibi  non  spatiosa  supellex, 

Libra  quod  argenti  milia  quinque  rapit, 
5  Aurea  quod  fundi  pretio  carruca  paratur, 

Quod  pluris  mula  est,  quam  domus  empta  tibi 
Haec  animo  magno  eredis  te,  Quinte,  parare? 

Falleris :  haec  animus,  Quinte,  pusillus  emit. 


7.  Aureus  —  turtur.  Zu  III  58,  19.  Vgl.  aitch  XIII  53,  1  VII 
20,  15. 

clunihus.    III  82,  21  turturum  nates. 

8.  Elstern  werden  häufig  als  Käfigvögel  erwähnt.  Jahn  ad  Pers. 
prolog.  8. 

LXII.  Die  Preise  für  die  angegebenen  Gegenstände  sind  natür- 
lich ungewöhnlich  hohe.    SG  III  102,  3 

1.  100  000  Sesterzen  für  eine  Sklavin  II  63.    Zu  I  58,  1. 

2.  sub  rege  Numa.  X  39,  2  nata  es  rege  Numa.  XIII  111,  2 
Condita  quo  quaeris  consule?  Nullus  erat. 

4.  Auch  hier  ist  eine  künstliche  Silberarbeit  zu  verstehen,  bei  der 
der  Hauptwerth  in  der  Facon  bestand.  SG  III  101,  8  u.  9.  Das  rö- 
mische Pfund  Silber,  das  Metall  fein  gerechnet,  ist  auf  58  Mk.  94  Pf. 
anzusetzen  (Ilultsch  Metrol."-  283.)  d.  h.  etwa  auf  270  Sesterzen.  Hier 
überstieg  also  der  Werth  der  Fa^on  den  Werth  der  Masse  mehr  als 
achtzehnfach. 

5.  Aurea  —  carruca.  Nur  zum  Gebrauch  ausserhalb  der  Stadt. 
Zu  III  47,   1  u.  13. 

7.  8.    magno  —  pusillus.    Derselbe  Gegensatz  I  9. 


Epigrammaton  Liber  III   in  den  J.  S7/8S).  315 

LXIII. 

Cotile,  liellus  homo  es :  clicimt  hoc,  Cotile,  multi. 

Audio:  secl  quid  sit.  die  mihi,  hellus  homo. 
«Bellus  homo  est,  flexos  qni  digerit  ordine  crines, 

Balsama  qui  semper,  cinnama  semper  ölet: 
ö  Cantica  qui  Nili,  qui  Gaditana  susurrat, 

Qui  movet  in  varios  brachia  volsa  modos ; 
Inter  femineas  tota  qui  luce  cathedras 

Desidet  atque  aliqua  semper  iu  aure  sonat; 
Qui  legit  hinc  illinc  missas  seribitque  tabellas, 
i  0       Pallia  vicini  qui  refugit  cubiti : 

Qui  seit,  quam  quis  amet,  qui  per  convivia  cuvrit, 

Hirpini  veteres  qui  bene  novit  avos.« 


LXIII.    Vgl.  SG  I  385. 

1.  Cotile.  Der  Name '/«j-tXo;  Schwätzer  ist  als  ein  bezeielinencler 
gewählt. 

hellus.    19,  1. 

4.  cinnama.    Zu  III  55,  "2. 

5.  Cantica  —  Nili:  Alcxandrinische  Melodieen ;  derartige  Mxisik 
war  in  Rom  sehr  beliebt.    SG  III  ;5U4. 

(iaditana.  Tanzmelodieen  der  Gaditanischen  Tänzerinnen.  Zu  1 
41,  12. 

6.  brachia  volsa.    Vgl.  II  62,   1. 
in  varios  —  modos.    Tänzerartig. 

7.  cathedras.  Zu  II  14,  8.  Vgl.  XII  38,  1  Hüne  qui  femineis  dies 
noctesqne  cathedris  etc. 

8.  in  aure  sonat.  Zu  III  44,  12.  Juv.  11,  59  pultes  Coram  aliis 
dictem  puero,  sed  in  aure  placentas.  Apulej.  Metam.  V  28  in  auri- 
bus  Veneris  —  ganniebat. 

9.  tabellas.  Schreibtafeln  wurden  auch  zu  Billets,  namentlich  Lie- 
besbriefen verwandt  und  dann,  mit  einem  Faden  ximschlungen ,  von 
aussen  versiegelt.    Marquardt  Prl.  781 — 783. 

10.  Um  die  kunstvollen  Falten  seines  Anzugs  unversehrt  zu  er- 
halten.   Marquardt  Prl.  540,  3. 

Pallia.  Von  römischen  Oberkleidern  auch  VIII  59  XI  Hi  XI  23 
XIV  136,  2. 

12.  Liebhaber  der  Circusspiele  waren  mit  den  Stammbäumen  der 
Rennpferde  bekannt.  Hirpiner  Pferde  wurden  sehr  geschätzt.  SG  II 
294  f.  Hirpinus  auch  als  Name  von  Rennern  wie  andere  Gentilnamen 
(Frdl.  de  nominibus  equorum  Circensium  Ind.  lect.  aestiv.  Regim.  1875 
gebraucht.    Juven.  8,  03. 


316  M-  Valerii  Martialis 

Quid  narras?  hoc  est,  hoc  est  homo,  Cotile.  bellus? 
Res  pertricosa  est.  Cotile,  bellus  homo. 

LXIV. 

Sireuas  hilarem  navigantiiim  poenam 
Blandasque  mortes  gaudiumque  crudele. 
Quas  nemo  quondam  deserebat  auditas. 
Fallax  Ulixes  dicitur  reliquisse. 
5  Non  miror:  illiid,  Cassiaue,  mirarer. 
Si  fabulantem  Canium  reliquisset. 

LXV. 

Quod  spirat  tenera  malum  mordente  puella, 

Quod  de  Corycio  quae  venit  aura  croco; 
Vinea  quod  primis  cum  floret  cana  racemis. 

Gramina  quod  redolent,  quae  modo  carpsit  ovis; 
5  Quod  myrtus,  quod  messor  Arabs,  quod  suciua  trita, 

Pallidus  Eoo  ture  quod  ig-nis  ölet; 
Gleba  quod  aestivo  leviter  cum  spargitur  imbre, 

Quod  madidas  nardo  passa  corona  comas: 


LXV    8.     passa    TSchn     parta    XABCprG      sparta    corr.  G 
sparsa  PQFw  Sei: 


LXIV.    Vgl.  Carmen  in  Sirenas.  Claudian.  ed.  Jeep  p.  203. 
LXV  2.    Horat.  S.  II  4,  68  Corycio  croco. 
(LXV  5.     Sidon.   Apoll.  Epp.   IX  lo,  2,  44  Arabumque  messe 
pinguis.) 

LXIV.  5.    Cassiane.  Ein  sonst  nicht  bekannter  Freund  des  Dichters. 

6.    Canium.    Zu  I  Gl,  9. 

LXV.  Vgl.  die  Zusammenstellung  von  Wohlgerüchen  XI  8  (die 
auch  dort  mit  Küssen  verglichen  werden  und  von  Übeln  Gerüchen  IV  4. 

2.  Corycio  —  croco.  Der  besonders  am  Corycus  gedeihende  Sa- 
fran war  das  berühmteste  Produkt  Ciliciens.  Vgl.  IX  38,  1.5  Bluem- 
ner  S.  30,  1. 

5.  sucina.  Geriebene  und  dadurch  erwärmte  Bernsteinstücke. 
Vgl.  V  37,  11   XI  8,  6. 

8.  Vgl.  XI  8,  10.  Nardum  gehörte  zu  den  feinsten  und  kostbar- 
sten Wohlgerüchen.  IV  13,3  XIII  51. 


Epigrammaton  Liber  III  fin  den  J.  87/88).  317 

Hoc  tiia,  saeve  pner  Diadiimene,  basia  fragrant. 
10       Quid,  si  tota  dares  illa  sine  invidia? 

LXVI. 
Par  sceliis  admisit  Phariis  Antonius  armis: 

Abscidit  vultus  ensis  uterque  sacros. 
Illud,  laurigeros  ageres  cum  laeta  triumphos, 
Hoc  tibi,  Koma,  caput,  cum  loquereris,  erat. 
5  Antoni  tarnen  est  peior,  quam  causa  Pothini : 
Hie  facinus  domino  praestitit.  ille  sibi. 

Lxvn. 

Cessatis,  pueri,  nihilque  nostis, 
Vaterno  Rasinaque  pigriores, 


LXVI  2.    vultus]  voltus  XSchn. 

LXVII  2.  Vaterno  'H^PQEXABCFSchn  Veterno  w  Vatreno  Scr 
Htis  Cliiver  Rasinaque  '^PQ  Sehn  res  inique  EXABCG  Resinaque  Fm 
Tesinaque  Scr    Natisique  Hns    Eridanoque  Clia-er. 


LXVI.  Vgl.  Meyer  Anthol.  lat.  55S  Riese  Anthol.  lat.  II  praef. 
p.  XXXVI:  »Hoc  ex  Martial.  III  G6,  1—4  —  et  Martial.  V  G9,  7.  S 
—  recenti  ut  puto  tempore  conflatum  et  Valeriani  nomine  ex  Valerio 
Martiale  errore  facili  detorto  inscriptum  est.  Primum  exstat  fönte 
non  indicato  in  G.  Fabricii  Roma  ed.  15S7  p.  156,  quo  libro  vetera 
recentiaque  mixta  continentur «. 


9.  Vgl.  XI  S,  12  und  V  46  VI  34.  Der  Name  Diadumenos  wurde 
schönen  Knaben  nach  der  berühmten  Statue  Polyklets  gegeben,  die 
einen  jugendliehen,  sich  die  Stirnbinde  anlegenden  Sieger  (otaooj|j.£vo;) 
darstellte  und  für  ein  Non  plus  ultra  jugendlicher  Schönheit  galt. 
Plin.  N.  h.  XXXIV  55  Polycletus  —  diadumenum  fecit  moUiter  pue- 
rum.    KOMueller  Archaeol.  d.  K.  120,  3. 

LXVI.  Vgl.  V  69,  wo  ebenso  wie  hier  Antonius  als  Mörder  Ci- 
ceros  mit  Pothinus  als  Mörder  des  Pompejus  verglichen  wird. 

1.    Phariis  —  armis.    V  69,  1  Antoni,  Phario  nil  obiecture  Pothino. 

LXVII.  2.  Für  Vaterno  (so  die  Handschriften  der  Familien  B  und 
Ca)  steht  bei  Plin.  N.  h.  III  16,  120  Vatrenus;  äuget  ibi  Padum  Va- 
trenus,  amnis  ex  Forocorneliensi  agro.  Ob  der  zweite  Flussname  Ra- 
sina richtig  ist,  muss  daliingestellt  bleiben.    Jedenfalls  wird  auch  hier 


318  M.  Valerii  Martialis 

Quorum  per  vada  tarda  navigantes 
Lentos  ting-uitis  ad  celeuma  renios. 
5  lam  prono  Phaetlionte  sudat  Aetbou 
Exarsitque  dies,  et  liora  lassos 
Interiuugit  equos  meridiana. 
At  vos  tarn  placidas  vagi  i)er  uudas 
Tuta  luditis  otiuui  carina. 
Kl  Non  nautas  puto  vos,  sed  Argonautas. 

LXVIII. 

Huc  est  usque  tibi  scriptus,  matrona,  libellus. 

Cui  sint  scripta,  rogas,  interiora?  mihi. 
Gymnasium,  tbermae,  Stadium  est  hac  parte :  reeede. 


(LXVIII  1.    Priap.  S  Matronae  procul  hinc  abite  castae  etc.) 


ein  Flüsschen  in  der  Nähe  von  Forum  Cornelii  gemeint  sein,  und 
schon  aus  diesem  Grunde  ist  weder  die  Vermuthung  Cluvers  Erida- 
noque,  noch  die  von  Heinsius  Natisique  (wobei  er  an  den  von  Plinius 
N.  h.  III  126  Natiso  genannten  Fluss  bei  Aquileja  dachte)  annehmbar. 

4.  celeuma.    Vgl.  IV  64,  21. 

5.  Phaetlionte.    Hier  der  Sonnengott,  wie  Verg.  A.  V  115. 
Aethon.    Sonnenross.    Vgl.  Ovid.  Met.  II  153. 

9.  luditis  otium,  i.  e.  otiamini  ludentes,  luditis  per  otium,  luditis 
otiose.  Ludere  operam  (Plaut.  Pseud.  I  3,  135)  est  ludendo  consu- 
mere  operam  seu  inter  operam  ludere;  sie  ludere  otium  ludendo  con- 
terere  otium  seu  inter  otium  et  ferias  ludere.  Nihil  hie  incommodi. 
JFGronov.  Vgl.  Lorenz  zu  Plaut.  Pseud.  35"  (vgl.  Capt.  344.  Gas.  II  7, 
2.  Terent.  Phormio  332;.  In  der  Regel  ist  der  Accusativ  bei  ludere 
der  durch  das  Spiel  oder  den  Scherz  hervorgebrachte  Gegenstand: 
convicia  VII  8,  7  elegos  XII  91.  8  pericla  IX  38,  1. 

10.  Argonautas.  Dasselbe  Wortspiel  bei  Eustath.  ad  Od.  v  156 
p.  1737  (511)  und  in  den  'E[Jfj.TjV£'V'XTa  ed.  Boucherie  (rcepl  aaxpwv  oüpa- 
vtcov)  ('ApYo^jauTY];  piger  nauta).  Haupt  Herm.  VII  373  CXVIII  =  Opp. 
III  599.    Ein  ähnlicher  nicht  besserer  Witz  III  78  und  IV  52. 

LXVIII.    Vgl.  III  86. 

2.  ititeriora.  Nicht  bloss  dies  Epigramm,  sondern  der  ganze 
von  hier  ab  folgende,  vorwiegend  obscöne  Theil  des  Buches  stand 
auf  den  beim  Lesen  zuletzt  aufgerollten,  dem  umbilicus  nächsten 
also  Innern  paginae  des  volumen.    Birt  S.  150,  1. 


Epigrainmaton  Liber  III  (in  den  J.  87/88).  319 

Exuimur:  uudos  paree  videre  viros. 
5  Hinc  iam  deposito  post  viua  rosasqiie  pudore 
Quid  dicat,  nescit  saucia  Terpsieliore : 
Schemate  nee  dubio,  sed  aperte  nomiuat  illani. 

Quam  recipit  sexto  meuse  superba  Veuus, 
Custodem  medio  statuit  quam  vilicus  horto, 
10       Opposita  spectat  quam  proba  virgo  manu. 
Si  bene  te  uovi,  longum  iam  lassa  libellum 
Ponebas,  totum  nunc  studiosa  legis. 

LXIX. 

Onmia  (juod  scribis  castis  epigrammata  verbis 

Inque  tuis  nulla  est  mentula  carminibus, 
Admiror.  laudo,  nihil  est  te  sanctius  uno: 

At  mea  luxuria  pagina  nulla  vaeat. 
5  Haec  igitur  nequam  iuvenes  facilesque  puellae, 

Haec  senior,  sed  (luem  torquet  amica.  legat. 
At  tua,  Coscoui.  venerandaque  sanctaque  verl)a 

A  pueris  debent  virginibusque  legi. 


LXVIII  4.  viros  TQF  mares  EX  AB  CG  12.  totum  PQEFoi 
Scr  (Hlbert  j).  24  tantum  TSchn  legis  PQFo}  Sa-  Gilbert  j).  19  le- 
ges  EXABGOSchn. 


LXVIII  9.  Priap.  24,  1  Hie  me  custodem  feciindi  vilicus  horti. 
11.  Ovid.  Ex  P.  I  6,  4  II  3,  49  Si  bene  te  novi.  Horat.  S.  I  9,  22  Si 
bene  me  novi. 

LXIX  8.  Ovid.  Tr.  II  370  Et  solet  hie  pueris  virginibusque  legi. 


6.  saucia.    IV  66,  12  saucia  vena  mero. 

Terpsichore.  Die  heitere  Muse,  sonst  bei  M.  Thalia.  Zu  IV  S,  12 
und  X  19,  13  (Thalia  ebria). 

7.  Schemate:  mit  figürlichem  Ausdruck. 

S.  Marquardt  StV  III'  (1878)  555:  »Ein  Fest  der  Venus  und  des 
Priapus,  welches  M.  III  68,  8  im  Juni  (sexto  mense)  begehen  lässt, 
wird  sonst  nirgend  erwähnt.« 

LXIX.  6.    torquet.    Wie  XI  56,  12. 

7.  Coscoui.    Derselbe,  der  II  77  angeredet  wird. 

8.  pueris  virginibusque.  In  der  Schule  (vgl.  VIII  3,  16  IX  68,  2, 
SG  I  409),  womit  zugleich  gemeint  ist,  dass  sie  für  Erwachsene  zu 
langweilig  sind. 


320  ^I-  Valerii  Martialis 

LXX. 

Moecliiis  es  Aufidiae,  qui  vir,  Scaevine,  fuisti: 
Rivalis  fuerat  qui  tuus,  ille  vir  est. 

Cur  aliena  placet  tibi,  quae  tua  non  placet,  uxor? 
Numquicl  seeurus  non  potes  arrigere? 

LXXI. 

Mentula  cum  doleat  puero,  tibi,  Naevole,  eulus, 
Non  sum  divinus,  sed  scio  quid  facias. 

LXXII. 

Vis  futui,  nee  vis  mecum,  Saufeia,  lavari. 

Nescio  quod  magnum  suspieor  esse  nefas. 
Aut  tibi  pannosae  depeudent  pectore  mammae, 

Aut  sulcos  uteri  prodere  nuda  times, 
5  Aut  infinito  lacerum  patet  inguen  liiatu, 

Aut  aliquid  cunni  prominet  ore  tui. 
Sed  nihil  est  horum,  credo,  pulcherrima  nuda  es. 

Si  verum  est,  Vitium  peius  habes :  fatua  es. 

LXXIII. 

Dormis  cum  pueris  mutuniatis, 
Et  non  stat  tibi,  Phoebe,  quod  stat  illis. 
Quid  vis  me,  rogo,  Pboebe,  suspicari? 
Mollem  credere  te  virum  volebam, 
5  Sed  rumor  negat  esse  te  cinaedum. 


LXX  3.    qnae  tua  non  placet,  Gilbert  j>.  7    quae  tua,  non  pla- 
cet Sclm. 

LXXII  2.    magnum  TPQ    majus  EXABCFG. 


LXX.  3.    aliena  —  tua.    Als  Fremde  —  als  die  Deine. 
LXXII.    Ueber  gemeinschaftliche  Bäder  von  Männern  und  Frauen 
zu  III  51,  3. 

2.    mag^ium  —  nefas.    7m  III  42,  4. 

4.  sulcos  uteri.    Zu  III  42,  1. 
LXXIII.  4.    Mollem.    Vgl.  II  84,   1. 

5.  rumor.    Vgl.  III  80,  2. 


Epigrammaton  Liber  III    in  den  J.  87/88).  321 

* 

LXXIV. 

Psilothro  faciem  levas  et  dropace  calvam. 

Numquicl  tonsorem,  Gargiliane,  times? 
Quid  facient  ^^Ilgues?  nam  certe  non  potes  illos 

Resina,  Veneto  nee  resecare  luto. 
5  Desine,  si  piidor  est,  miseram  tradueere  calvam: 

Hoc  fieri  cunno,  Gargiliane.  solet. 

LXXV. 

Stare,  Lnperce,  tibi  iam  pridem  mentula  desit, 

Luctaris  demens  tu  tarnen  arrigere. 
Sed  nihil  erucae  faciunt  bulbique  salaces, 

Inproba  nee  prosunt  iam  satureia  tibi. 
5  Coepisti  puras  opibus  corrumpere  buccas: 

Sic  quoque  non  vivit  sollicitata  Venus. 
Mirari  satis  hoc  quisquam  vel  credere  possit, 

Quod  non  stat.  magno  stare.  Luperce.  tibi? 

LXXVI. 

Arrigis  ad  vetulas,  fastidis,  Basse,  puellas, 
Nee  formosa  tibi,  sed  moritura  placet. 


LXXIV  1.  Auson.  Epigr.  92,  1  (131  Toll)  Inguina  quod  calido 
levas  tibi  dropace,  causa  est. 

LXXV  3.  Ovid.  Rem.  am.  799  Nee  minus  erucas  aptum  vitare 
salaces.   Ovid.  A.  a.  II  422  Bxxlbus  et  ex  horto  quae  venit  herba  salax. 


LXXVI.    Steht  in  Parisinus  8069  s.  XL  Baehrens  Plm  IV  p.  18. 


LXXIV.  1.  Psilothro  —  dropace.  Haartilgungsmittel.  Vgl.  VI  93, 
9  Psilothro  viret  X  65,  8  Levis  dropace  tu  cotidiano.  Resina  und 
lutum  Venetum  offenbar  Bestandtheile  jener  Mittel. 

5.    tradueere  ccdvatn     Zu  I  53,  1. 

LXXV.  1.    desit.    Zu  Sp  16,   1. 

3.  4.  eriicae  —  hulbi  —  satureia.  Augebliche  Aphrodisiaca  bulbi 
so  auch  XIII  34i. 

4.  Improba.    Zu  I  41,  12. 

LXXVI.  1.  j^i^ellm.  Junge  Weiber,  gleichviel  ob  Frauen  oder 
Mädchen,  im  Gegensatz  zu  anus  und  vetula. 

Martial  I.  21 


322  M.  Viilorii  Martialis 

Hic,  rogo,  non  furor  est,  uou  liacc  est  mentiila  demens? 
Cum  possis  Hecaben,  non  potes  Andromacheu ! 

LXXVII. 

Xec  nullius  uec  te  delectat,  Baetice,  turdus. 

Nee  lepus  est  uuquam  uec  tibi  gratus  aper: 
Nee  te  liba  iuvaut  nee  sectae  quadra  placentae. 

Nee  Libye  mittit  uec  tibi  Phasis  aves: 
5  Capparin  et  putri  cepas  allece  uatautes 

Et  pulpam  dubio  de  petasone  voras, 
Teque  iuvant  g-erres  et  pelle  melandrya  cana, 


LXXVI  4.    Hecaben  B   Haec  aben  EAF    Heciiben  QXCSch»- 
Heciibe  G    Ecuben  P    Hecubam  TOScJmK 

LXXVII  5.    allece  ae   PQ-F'   alece  w.Scr    haWece  £X AB (^  ScJm. 


LXXVII  5.  ü.  Priscian.  Inst.  VI  20  (GL  II  212  allec,  allecis.  sie 
Martialis  , Capparin  —  voras'.  Glossar,  vetus  Scriverii  Petaso,  peta- 
sonis;  perna,  baconus.  Martialis  Coquns:  Et  pnltem  dubiam  de  peta- 
sone voras.  Mai  Auct.  Class.  VIII  419  Unde  Martialis  Coqiius :  Et 
pnltem  dubio  cum  petasone  voras.  5.  Steht  im  Florileg.  Sangallense 
(vStephan  Rhein.  Mus.  XL  p.  270  .  Caparin  et  putrice  pas  allece  na- 
tantes. 


3.  Hic,  rogo,  non  furor  est.    Tax  I  20,   1. 

4.  possis.    Zu  III  32,   I. 
LXXVII.   1.    7nullus.    Zu  III  45,  5. 

3.  sectae  quadra  placentae.  IX  90 ,  18  Secta  —  quadra  de  pla- 
centa. 

4.  aves.  Perlhühner  und  Fasanen  als  Leckerbissen  regelmässig 
zusammengenannt.    SG  III  29,  1.    Vgl.  XIII  45. 

5.  allece.  Fischsauce,  die  auch  von  ordinären  Fischen  bereitet 
wurde.    Marquardt  Prl.  425  f.    Als  gemeine  Speise  auch  IX  27.  5 

ö.  petasone.  XIII  .j4  de  petasone  vorent.  XIII  55  cum  vetulo 
petasone. 

7.  gerres:  eine  Art  gemeiner  gesalzener  Fische.  XII  32,  15  Fuisse 
gerres  aut  inutiles  maenas  Odor  impudicus  urcei  fatebatiir. 

melandrya.  Plin.  N.  h.  IX  47  hi  (thynni)  membratim  caesi  cer- 
vice  et  abdomine  commendantur  atque  clidio  (das  Bauchstück  eines 
grossen  Seefisches  Athen.  VIII  315  D,  recenti  dumtaxat  et  tum  quoque 
gravi  ructu ,  cetera  parte  plenis  pulpamentis  sale  asservantur.  Me- 
landrya vocantur  quercus  assulis  similia. 


Epigrammaton  Liber  III    in  den  J.  S7/88).  323 

Resiuata  bibis  vina,  Falerna  fugis. 
Nescio  quod  stomaclii  vitiiim  secretius  esse 
1 0       Öuspicor  ;  ut  quid  enim,  Baetice,  csa-rjocpaYsIc  ? 

LXXVIII. 

Minxisti  currente  semel,  Pauline,  carina. 
Meiere  vis  iterum?  iam  Palinurus  eris. 

LXXIX. 

Kern  perag'it  uullam  Sertorius,  inchoat  omues. 
Hunc  ego.  cum  futuit,  uou  puto  perficere. 

LXXX. 

De  uullo  loqueris.  uulli  maledieis,  Apici: 
Rumor  ait  linguae  te  tamen  esse  malae. 


LXXVII  10.    zrxrMv:.rj,yS',  Frdl    saprophagis ';>PQ£A'.Ji?2<V/.SW/« 
saprofagis  OScr     coprofagis  c  Ratul  von  Q. 

LXXX.   I.    loqueris   TSclm    quereris  PQUv)     quaereris  F. 

'-.  Rcsinata  —  cinu.  Geringe  Weine,  denen  man  nur  durch  einen 
Zusatz  von  Harz  Haltbarkeit  verleihen  konnte.    Marquaidt  Prl.  441,  C>. 

1).  stomachi  vitium  secretius .-  fellandi.  Stomachi  in  dem  Doppel- 
sinn von  Magen  und  Geschmack.  Der  Name  Baeticus  für  einen  fel- 
lator  auch  III  ^^l.  Die  Veranlassung  der  ■ja-.w^.'j.'^ix  ist  der  Wunsch 
des  Baeticus  für  den  Übeln  Geruch  des  Mundes  einen  entschuldigen- 
den Grund  angeben  zu  können. 

10.  ut  quid.  Warum?  Auch  VII  34,  8  XI  75,  2.  [Sittl,  d.  lo- 
kalen Verschiedenheiten  d.  lat.  Sprache  S.  110,  welcher  glaubt,  dass 
ut  quid  von  der  Bibelübersetzung  abgesehen)  hauptsächlich  von  Afri- 
kanern angewendet  wird,  hat  ausser  den  Stellen  Martials  auch  Cic. 
Quinct.  13,  44  u.  ad  Attic.  VII  7,  7  übersehen.    CFW3Iueller.]. 

sarpocpaYstc.  Das  (im  Griechischen  nicht  nachweisbare,  Wort 
ist  zwar  in  den  codd.  mit  lateinischen  Buchstaben  geschrieben,  aber 
ohne  Zweifel  griechisch,  da  es  ein  lateinisches  saprofago  oder  sapro- 
fagio  nicht  gegeben  haben  kann. 

LXXVIII  2.  Palinurus  Wortspiel  mit  ndAiv  oüpwv:  zu  III  07,  10, 
eris.  d.  h.  wol:  du  wirst  ins  Wasser  fallen,  wie  Palinurus  Verg.  A. 
VI  337  SS.     Gilbert. 

LXXX.  1  De  nullo  loqueris.  VII  18,  1.  2  de  qua  nee  femina 
possit  Dieere. 

2.     Rumor.    Vgl.  III  73,  5. 

21* 


324  M.  Valerii  Martialis 

LXXXI. 

Quid  cum  femineo  tibi,  Baetice  Galle,  barathro? 

Haec  debet  medios  lambere  lingua  viros. 

Abscisa  est  quare  Samia  tibi  mentula  testa, 

Si  tibi  tarn  gratus,  Baetice,  cunnus  erat? 

5  Castrandum  caput  est:  nam  sis  licet  inguine  Gallus, 

Sacra  tarnen  Cybeles  decipis:  ore  vir  es. 

LXXXII. 

Conviva  quisquis  Zoili  potest  esse, 
Summoenianas  cenet  inter  uxores 
Curtaque  Ledae  sobrius  bibat  testa: 
Hoc  esse  levius  puriusque  contendo. 
5  lacet  occupato  galbinatus  in  lecto 
Cubitisque  trudit  hinc  et  inde  convivas 
Effultus  ostro  Sericisque  pulvinis. 


LXXXI  3.  abscisa  QEXABCG  Güherf^  j^.  516  abscissa  F(a 
ScrSchn. 

LXXXII  4.  contendo  PQFScr  contendi  (it  O)  FX AB  CG  Sehn 
7.    pulvinis  PQFScr    pulvillls  EXABCGOSchn. 


vir 


LXXXI.  Vgl.  zu  II  61,  2.   '6.  Anson.  epigr.  92  [131  Toll],  6  pube 

)• 

LXXXII  7.    Horat.  Epod.  8,  15    sericos  —  pulvillos. 


LXXXI.   1.    Baetice.    Zu  III  78,  9. 

2.  Zu  II  61,  2. 

3.  Abscisa.  «Schlagend  (für  abscisa  gegen  abscissa)  sind  die  Pa- 
rallelen: III  66,  2  (allein  bezeugt  und  nicht  angezweifelt);  III  85,  1 
abscidere  (RTC=^  und  Sehn  gegen  P  und  Scr);  II  82,  1  abscisa  (TC^ 
und  Sehn  gegen  PQ  und  Scr).  Zu  vergleichen  sind  auch  die  ganz 
in  gleichem  Sinne  gebrauchten  praecisa  (mentula  II  45,  1)  und  exci- 
dunt  (senis  mentulam  III  91,  9)«.    Gilbert^  p.  516. 

Samia  —  testa.  Angeblich  konnte  die  Kastration  nur  mit  Scher- 
ben der  'damals  sehr  verbreiteten)  Samischen  Thongeschirre  ohne 
Schaden  vollzogen  werden.    Plin.  N.  h.    XXXV  165.    Bluemner  S.  47. 

LXXXII.  1.    Zoili.    Zu  II  16,  1. 

2.  Summoenianas  uxores.    Zu  I  34,  6. 

3.  Curtaque  Ledae  —  testa.    Zu  I  92,  6. 
5.    Zu  I  96,  9. 


Epigrammaton  Liber  III  (in  den  J.  ST/88).  325 

Stat  exoletus  suggeritque  ructanti 

Pinnas  rubentes  cuspidesque  leutisci, 
10  Et  aestuanti  tenue  Ventilat  frigiis 

Supina  prasiuo  conciibina  flabello, 

Fugatque  muscas  myrtea  puer  virga. 

Percurrit  agili  corpus  arte  tractatrix 

Manumque  doctam  spargit  omnibus  membris; 
15  Digiti  crepantis  signa  novit  eunuchus 

Et  delicatae  sciscitator  iiriuae 

Domini  bibentis  ebrium  regit  penem. 

At  ipse  retro  flexus  ad  pedum  turbam 

Inter  catellas  anserum  exta  lambentes 
20  Partitur  apri  glandulas  palaestritis 


LXXXII  18.    ipse  PQio  Scr    iUe  EXABCFd Sehn. 


9.  Pinnas  rubentes.  Mit  Federn  (hier  des  Flamingo  kitzelte  man 
den  Schlund,  um  Erbrechen  zu  erregen,  docli  sollen  sie  hier  vielleicht 
auch  als  Zahnstocher  dienen.  XIV  22  si  tibi  frondea  cuspis  Defuerit, 
dentes  pinna  levare  potest. 

l'A.  tractatrix.  Seneca  Epp.  60,  5:3  an  potius  optem,  ut  mala- 
xandos  articulos  exoletis  meis  porrigam?  tit  muliercnla  aut  aliquis 
in  mulierculam  ex  viro  versus  digitulos  meos  ducat?  quidni  ego  fe- 
liciorem  putem  Mucium,  quod  sie  tractavit  ignem,  quasi  illam  manum 
tractatori  praestitisset?  Inschrift  eines  Grabsteins  in  Rom  (Lanciani 
Bull,  comun.  d.  R.  1880  p.  24)  Ti.  lulio  Aug.  lib.  Xantho  tractatori 
Ti.  Caesaris  et  divi  Claudi  et  subpraef.  classis  Alexandriae  etc.  Das 
Verfahren  war  wol  ein  ähnliches,  wie  es  in  den  türkischen  Bädern 
(Moltke  Briefe  aus  d.  Türkei  S.  15),  in  China,  Ostindien  und  auf  den 
Südseeinseln  üblich  war  oder  ist  (Forster  Reise  um  die  Welt,  Werke 
Ausg.  v.  Brockhaus  I  287  f,  wo  diese  Stelle  angeführt  ist  . 

15.  Digiti  crepantis  signa.  Vgl.  VI  89,2  XIV  119.  Petron.  c.  27 
Trimalchio  digitos  concrepuit,  ad  quod  Signum  matellam  spndo  ludenti 
subjecit. 

16.  Ein  ärztlicher  Sklave. 

18.    ijise.    Der  Hausherr.    Zu  VII  15,  6. 

pedum  turbam.  Soviel  als  turbam  a  pedibus.  Der  Hausherr  hatte 
also  hier  wie  die  Oäste,  eine  Anzahl  Sklaven  zu  seiner  besonderen 
Bedienung  unmittelbar  hinter  sich.    Vgl.  zu  III  23. 

20.    aiiri  glandulas  =  VII  20,  4.    Werden  für  identisch   mit  den 


:^2()  M.  Valcrii  Martialis 

Et  conciibino  tiirturum  natcs  donat; 
Ligurumque  nobis  saxa  cum  rainistrentur 
Vel  cocta  fumis  musta  Massilitanis, 
Opimianum  morionibus  neetar 

25  Crystallinisqiie  raurrinisqiie  propinat. 
Et  Cosmianis  ipse  fusus  ampullis 
Non  erubescit  murice  aureo  uobis 
Dividere  moechae  pauperis  eapillare. 
Septunce  multo  deinde  perditus  stertit. 

30  Nos  accubamus  et,  silentium  rhonchis 


als  Leekerbisseu   erwähnteu  glandia   (Nierenstücke?  Pliu.  N.  h.  VIII 
20<».    Marqiiardt  Prl.  32'i,  6)  gehalten. 
jyalaesfritis.    Zu  III  58,  25. 

21.  turturum  nates.    Zu  III  ßO,  7. 

22.  Ltffurum  —  saxa.  Metonymisch  für  den  auf  den  Ligurischen 
Felsen  ge\\'achsenen  Wein.  Aehnlich  kühne  iMetom-mieen  von  Ap- 
pellativen: XIV  160,  1  concisa  palus  zerschnittene  Binsen,  XIV  IIS, 
1  Massiliae  funios  den  räucherigen  Wein  aus  Massilia,  XI  1,  14  No- 
strarum  tineas  ineptiarum  meine  den  Motten  verfallenen  Albernheiten, 
V  65,  3  Libycae  ceroma  palaestrae  der  Libysche  Ringer,  VIII  36,  10 
Nascentis  Circe  quam  videt  ora  patris  (der  Sonne;.  Vgl.  zu  Sp.  12, 
]  und  zu  IV  19,  5.  Uebrigens  galt  der  Wein  von  Genua  sonst  als 
gut.    Plin.  N.  h.  XIV  68,  Marquardt  Prl.  436,  24. 

23.  Ueber  das  Räuchern  der  Weine,  welches  in  Gallien  so  über- 
trieben wurde,  dass  der  Wein  den  Rauchgeschmack  gar  nicht  mehr 
verlor  (X  36;,  vgl.  Marquardt  Prl.  412,  3.  M.  rechnet  den  Massilitaner 
überall  zu  den  schlechten  Sorten  XIII  123  XIV  118,  Marquardt  Prl. 
437,  9.  —  Massilitanis:  L.  Mueller  r.  m.  367. 

24.  Opimianum  —  neetar.    Zu  I  26,  5. 

morionibus.  Cretins ,  die  damals  als  Luxussklaven  gehalten  wur- 
den. Vgl.  VI  39,  17  VIII  13  XII  93,  3  XIV  210  Marquardt  Prl. 
149,  5.    328,  6. 

25.  Cnjstallinis.    Zu  I  53,   6. 
murrinis.    Zu  III  26,  2. 

propinat,  dagegen  v.  31  propinamus.    Zu  I  68,  3. 

26.  Cosmianis.    Zu  I  87. 

28.  eapillare.  sc  unguentum.  Die  Pomade  einer  armen  meretrix. 
Vgl.  V.  3. 

29.  Septiinee  nndto.  Durch  viele  Trünke  von  je  7  cyathi.  Zu 
I  27,  2. 


Epigrammaton  Liber  III    in  den  J.  87/88;.  327 

Praestare  iussi.  uutibusi  propinamus. 
Hos  malchionis  patimur  improbi  fastus. 
Nee  vindicari.  Rufe,  possumus;  fellat. 

LXXXIII. 
Ut  faciam  breviora  mones  epig-rammata,  Corde. 
Fae  mihi,  quod  Chioue:  nou  potui  brevius. 
LXXXIV. 
Quid  uarrat  tua  moeeha''   Non  puellara 
Üixi.  Gong-ylion.    Quid  ergo?  linguam. 

LXXXV. 
Quis  tibi  persuasit  nares  abscidcre  moecbo? 
Nou  hac  peceatum  est  parte,  marite,  tibi. 
Stulte,  quid  egisti?  nihil  hie  tibi  perdidit  uxor. 
Cum  Sit  salva  tui  mentula  Deiphobi. 


LXXXII  a2.  malchionis  Frdl  Malchionis  Sehn  33.  vindicari 
]}PQ()Sclm  vindicare  EFmScr  possumus  PQFwScr  Gilbert  p.  '2-> 
possimus  EXABC    poscimus  Rutgers  Sehn. 

LXXXIV  2.  Gongylion  Schn'^  {vgl.  Rhein.  3fus.  N.  F.  IV  149 
Congy;i)lion  EXABFGO  Goneyilium  r(i  Tongilion  Schn^  Tongi- 
lium  c. 

LXXXV  3.  tibi  TSchn  tua  PQEi»  Non  liic  —  tua  Scr,  4.  tui 
fAJBCFSchn    sui  PQOScr    tibi   T. 

3L    pröpinctmus.    Zu  v.  25. 

32.  malchionis.  Cyrilli,  Philoxeni  aliorumque  Veterum  Glossaria 
ed.  Labbaeus  (1679)  p.  liü:  malchio  ärfiric.  Malchio  als  Name  CIL  VI 
2.  11410  (Urbano  Gorgiae  Malchioni;  ,  CIL  IX  41  Malchionis  Cae- 
saris  trierarchi  und  5028. 

33.  Nee  vindicari  possumus.  II  23,  4  quid  mihi  necesse  est  Has 
offendere  basiationes,  Quae  se  tarn  bene  vindicare  possunt. 

fellat.  Dasselbe  Laster  wird  dem  Zoilus  auch  XI  30  vorgeworfen. 
Der  Sinn  ist  nach  Gilbert:  Und  wir  können  uns  nicht  durch  irrxxmatio 
rächen,  denn  das  ist  für  ihn  keine  Strafe.  Vgl.  XII  03 ,  8—10.  Bei 
Kufe  wird  man  schon  wegen  III  20  hier  wie  94;  97  und  loo  an  Ca- 
nins  Rufus    zu  I  61,  9)  denken. 

LXXXIII.  2.  CVtione.  Eine  fellatrix.  Vgl.  III  ^7;  92.  Ueber  den 
Namen  zu  I  34,  7. 

LXXXV.  4.  Deiphobi.  Menelaus  rächte  sich  an  Deiphobus,  weil 
er  nach  dem  Tode  des  Paris  der  Gemahl  der  Helena  gewesen  war, 
durch  grausame  Verstümmelung.    Vergil.  A.   VI  494  ss.    Deiphobus 


328  ^^-  Valerii  Martialis 

LXXXVI. 

Ne  legeres  partem  lascivi,  casta,  libelli. 

Praedixi  et  monui:  tu  tarnen,  ecce,  legis. 
Sed  si  ramüculum  spectas  et,  casta,  Latinum, 

Non  sunt  haec  mimis  improbiora,  —  lege. 

LXXXVII. 

Narrat  te,  Chioue,  rumor  uunquam  esse  fututam 
Atque  nihil  cunno  purius  esse  tuo. 

Tecta  tamen  non  liac,  qua  debes,  parte  lavaris: 
Si  pudor  est,  transfer  subligar  in  faeiem. 

LXXXVIII. 

Sunt  gemiui  fratres,  di versa  sed  inguina  lingunt. 
Dicite,  dissimiles  sunt  magis,  an  similes? 

LXXXIX. 

Utere  laetucis  et  mollibus  ntere  malvis: 
Nam  faeiem  durum.  Plioebe.  cacantis  habes. 


LXXXVI  3.  spectas  et  casta  T  Sehn-  sp.  tu  casta  PQ  si  sp. 
casta  EFm  ScrSchu^  Inteiy.  nach  Gilherf^  j).  516. 

LXXXVII  l.  Chione,  rumor  T  rumor,  Chione  FEFm  rumor 
te,  Chione  Q. 


LXXXVIII  1.    Verg.  A.  VII  67U  Tum  gemini  fratres. 


steht  also  hier  für  den  Ehebrecher,   während  der  betrogene  Gemahl 
wie  gewöhnlich  als  Menelaus  gedacht  ist.    SG  I  .516. 

LXXXVI.    Vgl.  III  6S. 

1.   partem.    Die  Hälfte  (43  von  100  Epigrammen  .    Zu  II  25.  6. 

3.  Panniculmn  —  Latinum.    Zu  I  4.  5  und  II  T2,  4. 

4.  mimis  improbiora.  Zu  I  41,  12.  lieber  die  Unanständigkeit 
der  Mimen  SG  II  394  f. 

LXXXVII.  1.    Chiotie.    Zu  III  83. 

4.  subligar.  Schurz,  auch  von  Frauen  getragen.  Marquardt  Prl. 
467,  9. 

LXXXIX.  Sueton.  Vespas.  c.  20  (Vespasianus  fiiit)  vultu  velr.ti 
nitentis:  de  quo  quidam  urbanorum  non  infacete.  si  quidem  petenti 
ut  et  in  se  aliquid  diceret,  Dicam,  inquit,  cum  ventrem  exonerare  de- 
sieris. 

1.    laetucis.    XI  52,  5  ventri  lactuca  movendo  Utilis. 


Epigrammaton  Liber  III  (in  den  J.  87/88).  329 

xc. 

Vult,  non  vult  dare  Galla  mihi,  nee  dicere  possum, 
Quod  vult  et  non  vult,  quid  sibi  Galla  velit. 

XCI. 
Cum  peteret  patriae  missicius  arva  Ravenuae, 

Semiviro  Cybeles  cum  grege  iunxit  iter. 
Huic  comes  haerebat  domini  fugitivus  Achillas 
Insignis  forma  nequitiaque  puer. 
5  Hoc  steriles  sensere  viri:  qua  parte  cubaret 
Quaerunt.    Sed  taeitos  sensit  et  ille  dolos: 
Meutitur,  credunt.    Somni  post  viua  petuntur: 

Continuo  ferrum  noxia  turba  rapit 
Exciduntque  senem,  spondae  qui  parte  iacebat; 
10      Namque  puer  pluteo  vindice  tutus  erat. 

Suppositam  quondam  fama  est  pro  virgine  cervani. 
At  nunc  pro  cervo  mentula  supposita  est. 


XCI  6.  7.  Interpunktion  nach  Gilbert.  9.  qui  —  jacebat  EF» 
Rand  c.  Q  qui  —  latebat  PQ  Scr  Gilbert  p.  2-J  cum  —  jaceret  2\Sch) 
12.     cervo    '^PQEXABFG     puero    Tm  Rand  v.  Q    servo  Grotius. 


XCI  4.  Verg.  A.  V  295  Euryalus  forma  insignis.  11.  OWd.  M 
XII  34  Supposita  fertur  mutasse  Mycenida  cerva.  Tr.  lY  4,  67  Hie 
pro  supposita  virgo  Pelopeia  cerva. 


XC.  1.     Galla.    Zu  II  25,  1. 

XCI.  2.  D.  h.  er  scbliesst  sich  einer  umherziehenden  Bande  von 
Cybelepriestern  an.  wie  sie  Apulej.  Metam.  VIII  p.  571  schildert. 

9.  10.  spondae  —  pluten.  Ersteres  die  offene  Seite,  letzteres  die 
Wandseite  des  Bettes.    Marquardt  Prl.  70.5,  16. 

12.  cervo.  Die  verkehrte  Etymologie  bei  Festus  s.  v.  servorum 
dies:  cuius  Dianae;  tutelae  sunt  cervi  a  quorum  celeritate  fugitivos 
vocant  servos  zeigt,  wie  Gilbert  bemerkt,  dass  ein  Wortspiel  mit  cer- 
vus  und  servus  nahe  lag,  und  lässt  es  wenigstens  als  möglich  er- 
scheinen, dass  cervus  als  Bezeichnung  eines  fugitivus  bereits  im  Ge- 
brauch war. 


^30  ^^    Valerii  Miirtialis 

XCII. 

Ut  patiar  mocchuin,  rogat  uxor,^Galle,  sed  imum 
Hnic  ego  non  oculos  eruo,  Galle,  duos? 

XCIII. 

Cum  tibi  trecenti  consules,  Vetnstilla, 
Et  tres  capilli  quattuorque  siut  deutes, 
Pectus  cicadae,  crus  colorqiie  formicae; 
Rugosiorem  cum  geras  stola  frontem 
5  Et  araneorum  cassibus  pares  mammas: 
Cum  comparata  rictibus  tuis  ora 
Niliaeus  liabeat  corcodilus  angusta 
Meliusque  ranae  garriaut  Eavennates 
Et  Atriamis  dulcius  culix  eantet 

1  (I  Videasque  quantum  uoctuae  videut  maue. 
Et  illud  oleas  quod  viri  capellarum, 
Et  anatis  liabeas  ortliopygium  macrae 
Senemque  Cynicum  vincat  osseus  cunuus: 
Cum  te  lucerna  balneator  extincta 

15  Admittat  inter  bustuarias  moechas: 

Cum  bruma  mensem  sit  tibi  per  Augustum 


XCIII  1.    Vetustilla   TPQF    Vetnstina  Em. 

XCIII  7.  corcodilus  (tucNus  i»  Pliacdr.  ed  Burmann  p.  36^  Sc/oi 
eorcodrillus  TE  crocodrillus  X  cocodrillus  ACFG  crocodillus 
BO    crocodilns  P    crochodilns  'Hayid  cocrodillus^  Q. 


XCII.    Zii  VI  90. 

I.  scd  nimm,  lieber  sed  zu  I  ]17,  7.  Das  dauernde  Verhältnis 
mit  einem  Liebhaber,  also  gleichsam  einem  zweiten  Manne  Senec. 
Beuef.  III  16,  3  matrimonium  vocari  tinum  adulterium  galt  für  schlim- 
uier  als  Ehebruch  mit  mehreren. 

XCIII.  2.    tres  capilli.    VI  74,  2  calvam  trifilem. 

quattuorque  —  dentes.    Zu  I  19,   1  u.  2. 

5.   Vgl.  Catull.  25,  3    mollior)  situ  —  araneoso. 

II.  Vgl.  hircus,  hircostxs  Catull.  37,  5;  M.  IX  47,  5  XII  59,  5. 

14.  15.  Die  Prostitution  in  Bädern  war  ohne  Zweifel  ebenso  all- 
gemein wie  im  Mittelalter. 

15.  bustuarias  moechas.    Zw  I  34,  38. 


Epigrammatou  Liber  III    in  den  J.  S7/88).  331 

Regelare  nee  te  pestilenties  possit: 

Audes  dncentas  nuptiirire  post  mortes 

Virumque  demens  cineribus  tuis  qiiaeris 
20  Prurire.    Quid?  sarire  qiiis  velit  saxn.m? 

Quis  coniug-em  te.  quis  vocabit  n.xorem, 

Philomelus  aviam  quam  vocaverat  nuper? 

Quod  si  cadaver  exigis  tiuim  scalpi. 

Sternatur  Orci  de  triclinio  lectus, 
25  Talassionem  qui  tnum  deeet  solns, 

Ustorque  taedas  praeferat  novae  miptae: 

Intrare  in  istum  sola  fax  potest  cunuum. 


XCIII  17.  pestilenties  Guyet  Sehn-  pestilentia  codd  Sch/t^. 
IS.  mipturire  Junius,  Gilbert  p.  23,  lf>  miptuire  TEA  Sehn  num- 
tvdxQ  XBC  nnptnm  ire  PQF Scr.  30.  sarrire  'so,  quis  velit?  Schn^ 
(Anm.)  Si  Satire  velit  QAG  si  satiare  v.  EXBC  si  satiari  v.  O 
si  satirae  v.  P  si  saciae  v.  F  salire  si  velit  Rooij  surire  si  velit 
Grotius  Eldik  sarrire  si  velit  5'cä«'  [Text]  futuere  [als  durch  salire 
rerdrämjt  Philol.  III  131  f.]  quis  velit  Schn'^.  24.  Orci  de  triclinio 
Roeper  Philol.  X  {1855)  p.  573  a  corinde  triclinio  31  acoridet  tr.  P 
jtcoride  tr.  QEF  a  Coricle  clinico  Sealiger  Ser  a  Coride  archi- 
clinico  Sehn  [vgl.   Gnttmann  p.  48]. 


17.  pestilenties.  Diese  von  Guyet  hergestellte  Form  fehlt  bei  Nene 
Foraienl.  \l-  386.  Eine  schwere  besonders  epidemische  SG  I  32  f., 
Krankheit,  hier  mit  hohem  Fieber. 

22.    Philomelus.    Zu  III  31.  6. 

24.  Orci  de  triclinio.  Dass  die  Lesarten  Scrivers  a  Coricle  cli- 
nico) und  Schneidewins  a  Coride  archiclinico)  unzulässig  sind,  hat 
Roeper  (In  Martialis  epigrammata.  Philol.  X  [1855]  p.  573)  nachge- 
wiesen. Der  Name  Kooi/./.f,;  könnte  nur  ein  Spottname  (von  v.optc)  sein, 
und  kommt  ebenso  wenig  vor  als  Kopi;  Kopior,: ;  ausserdem  findet  sich 
der  Anapäst  im  Choliambu.s  bei  M.  sonst  nur  im  1.  Fuss  vgl.  Gutt- 
mann  p.  4^;  Einl.  S.  27  .  Das  von  Schneidewin  gebildete  Wort  archi- 
clinicus  wäre  nur  dann  passend,  wenn  es  einen  Vorsteher  einer  Ge- 
nossenschaft von  vespillones  bedeuten  könnte.  Doch  dass  diese  je- 
mals clinici  genannt  worden  sind ,  ist  nicht  nachzuweisen ;  aus  I  30 
folgt  es  keineswegs.  Roeper  erinnert  zur  Unterstützung  seiner  ebenso 
gelinden  als  dem  Sinne  nach  befriedigenden  Emendation  an  Orci  fa- 
milia  Apulej.  Metam.  III  9,  Orci  penates  Ib.  IV  6,  Orcinus  thesauras 
Naev.  ap.  Gell.  I  4,  Orciniana  sponda  M.  X  5,  9.  Triclinio  ist  trotz 
triclinia  X  13,  3  unbedenklich. 


332  ^I-  ^'ilerii  Msirtialis 

XCIV. 

Esse  negas  coctum  leporera  poscisque  flagella. 

Mavis,  Rufe,  cocum  scinclere,  quam  leporem. 
XCV. 
Nimqiuim  dicis  have.  sed  reddis,  Naevole.  semper, 

Quod  prior  et  corvus  dicere  saepe  solet. 
Cur  hoc  expeetas  a  me,  rogo,  Naevole,  dicas: 

Nam  puto  nee  melior,  Naevole,  nee  prior  es. 
5  Praemia  laudato  tribuit  mihi  Caesar  uterque 

Natorumque  dedit  iura  paterna  trium. 
Ore  legor  multo  uotumque  per  oppida  nomeu 

Non  expectato  dat  mihi  fama  rogo. 
Est  et  in  hoc  aliquid:  vidit  me  Roma  tribunum 
10       Et  sedeo  qua  te  suscitat  Oceanus. 

Quot  mihi  Caesareo  facti  sunt  munere  cives. 

Nee  famulos  totidem  suspicor  esse  tibi. 
Sed  paedicaris,  sed  pulchre,  Naevole,  ceves: 

lam  iam  tu  prior  es,  Naevole:  vincis,  have. 


XCV  4.     nee  melior  PQtu  Scr  Gilbert  i),  -20    ne  melior  EXAF 
me  melior  CSchn.       14.  have]  habe  EXABC. 


XCV  7.    Ovid.  M.  XV  .5TS  Ore  legar  populi. 


XCIV.    Vgl.  III  13. 

XCV.  2.    corvus.    Vgl.  XIV  74  und  Jahn  ad  Pers.  prol.  13. 

5.  Caesar  uterque.  Zu  II  91,  5.  Welche  praemia  ausser  dem  Drei- 
kinderrecht M.  erhalten  hatte,  ist  unbekannt. 

9.  tribiuium.  D.  h.  er  hatte  den  Titel  eines  Militärtribunen  erhal- 
ten, womit  die  Erhebung  in  den  Ritterstand  verbunden  war.  SG  I 
253,  3.  u  4.  10.    D.  h.  auf  den  Ritterplätzen. 

Oceanus.  (V  23;  27  VI  9) .  Ein  dissignator  theatralis,  der  darüber 
zu  wachen  hatte,  dass  die  von  Domitian  neu  eingeschärfte  lex  Roscia 
theatralis  genau  beobachtet  wurde.  Frdl  bei  Marquardt  StV  III 
534—536  und  zu  V  8,  3. 

11.  Auf  meine  Verwendung  haben  zahlreiche  peregrini  (vermuth- 
lich  Spanier,  durch  kaiserliche  Verleihung  das  Bürgerrecht  erhalten. 

14.  have.  Scheint  ein  Zuruf  an  Sieger  gewesen  zu  sein.  Hueb- 
ner,  Monatsber.  d.  Berl.  Akad.  1S6S,  S.  87  ;  Glasbecher  mit  Circua- 
spielen,  wo  bei  dem  Namen  des  siegreichen  Wagenlenkers  ave,  bei 
denen  der  übrigen  vale  beigeschrieben  ist^  CIL  VII  1273  s. 


Epigrammaton  Liber  III    in  den  J.  87/88).  333 

XCVI. 

Lingis,  non  futuis  meam  piiellam 
Et  garris  quasi  moeelius  et  fututor. 
Si  te  prendero,  Gargili,  tacebis. 

XCVII. 

Ne  legat  hunc  Chione,  mando  tibi,  Eufe,  libellum. 

Carmine  laesa  meo  est,  laedere  et  illa  potest. 

XCVIII. 

Sit  culus  tibi  quam  macer,  requiris? 

Paedicare  potes,  Sabelle,  culo. 

XCIX. 
Irasci  nostro  non  debes,  cerdo,  libello. 

Ars  tua,  non  vita  est  carmine  laesa  meo. 
Innocuos  permitte  sales.    Cur  ludere  nobis 
Non  liceat,  licuit  si  iugalare  tibi? 
C. 
Cursoren!  sexta  tibi,  Rufe,  remisimus  hora, 

Carmina  quem  madidum  uostra  tulisse  reor. 
Imbribus  immodicis  caelum  nam  forte  ruebat. 
Non  aliter  mitti  debuit  iste  liber. 


XCIX  3.     Innocuos  PQUFw  Scr    Non  nocuos   TSchn. 


Subscriptionen.  FINIT.EX.IIII.INCIP.EX.V  T  M.  V.  Martialis 
Epigrammaton  liber  tercius  explicit.  ineipit  quartns.  Emendavi  ego 
torquatns  gennadius.  constantine  feliciter  flores  P  M.  V.  M.  epigram- 
maton li.  III  explicit  ineipit  IUI  Emendavi  ego  Torquatns  Gennadius 
constantinae  so  foeliciter  florens.  Q  Marci  Valerii  Martialis  epigram- 
maton liber  tertius  explicit.  Ineipit  qiiartus.  Emendavi  ego  Torqua- 
tns Genadius.  Constantine  feliciter  floreas  Cod.  mus.  Britami.  v.'OOi 
'Einl.  S.  69,  1  Ego  Torquatns  Gennadius  emendavi  feliciter.  Con- 
stantine feliciter  floreas  /  [Sehn  p.  XCIII.) 

XCVI  3.  tacehis:  wol  dum  a  me  irruraaberis. 

XCVII.  1.  Chione.  Zu  I  34,  7.  Der  Name  hier  in  demselben 
Sinne  gebraucht  wie  III  83;  87. 

2.     Cannine  laesa  meo  =  III  99,  2.       laedere:    durch  ihre  Küsse. 

XCIX.  Zu  III  16.     2.  Zu  III  97,  2.     3.  Innocuos  —  sales.   Zu  I  4,  7. 

C.  1.    Rufe.    Zu  I  ßl. 

4.  Weil  sein  Inhalt  nichts  besseres  verdient  als  weggewaschen  zu 
werden.    Zu  I  5. 


M.  Valerii  Martialis  Epigrammatoii 

Liber  IV. 

i. 
Caesuris  ulmti  dies  et  luce  saeratior  illa, 
Conscia  Dictaeum  qua  tulit  Icla  loveni. 
Longa,  precor,  Pylioque  veni  nuraerosiov  aevo 
Semper  et  hoc  vultu  vel  meliore  nite. 
5  Hie  colat  Albano  Tritonida  multns  in  aiiro 
Perque  manus  tantas  plurima  quercus  eat: 
Hie  colat  ing-enti  redeuntia  saecula  lustro 

Et  quae  Romulens  Sacra  Tarentos  habet. 
Magna  quidem,  superi,  petimus,  sed  debita  terris : 
1 0       Pro  tanto  quae  sunt  improba  vota  deo  ? 


I  4.    vulüi'  voltu  XFScJr, 


■  I.  Domitians  Geburtstag,  der  24.  Oktober  des  Jahres  88,  an  wel- 
chem er  37  Jahre  alt  wurde  Bei  dem  Vergleich  mit  Jupiter  (zu  Sp. 
16  b,  3)  wird  der  Gott  iwie  hier)  dem  Kaiser  nachgesetzt  IV  3  VI  8; 
IX  35;   91. 

3.    Pylio  —  aei-o.    VIII  2,  7  Pjdiam  senectam. 

5.  M.  wünscht  hier  dem  Domitian  häufige  Wiederholungen  des 
von  ihm  jährlich  am  19.  März  auf  seinem  Albanuiii  begangenen  Mi- 
nervenfestes,  an  dem  der  Sieger  im  Wettkampf  der  Dichter  einen 
goldenen  Olivenkranz  erhielt.    SG  III  381. 

ß.  quercus.  Der  Eichenkranz  wurde  vom  Kaiser  als  Preis  im  Wett- 
kampf der  Dichter  in  dem  von  Domitian  86  gestifteten,  in  4jährigen 
Perioden  sich  wiederholenden  agon  Capitolinus  ertheilt.    SG  III  379  f. 

7.  8.  Die  auf  dem  Terentum  zu  I  69,i  gefeierten  ludi  saeculares 
hatte  Domitian  im  Jahre  88  beim  Beginn  der  Erntezeit  izum  siebenten 
Male)  veranstaltet.  '  Marquardt  StV  III  389  f.  Den  hier  von  M.  ge- 
äusserten Wunsch  hatte  auch  L.  Vitellius,  der  Vater  des  Kaisers  (miri 
in  adulando  ingenii;  dem  Claudius  zugerufen.  Sueton.  Vitell.  c.  2  cuius 
et  illa  vox  est:  ,saepe facias'  cum  saeculares  ludos  agenti  Claudio  f47 
p.  Chr.)  gratularetur. 

10.  deo.     Zu  Sp   17,  4. 


M.  Valerii  Martialis  Epigrammaton  Liber  IV    edirt  Dec  SS,.     335 

II. 

Speetabat  modo  solus  inter  omnes 
Nigris  munus  Horatius  laceruis. 
Cum  plebs  et  minor  ordo  maximusque 
Sancto  cum  duce  caudidus  sederet. 
Toto  nix  cecidit  repente  caelo: 
Albis  si)ectat  Hovatius  laceruis. 

III. 
Aspice  quam  deusum  tacitarum  vellus  aquarum 

Defluat  in  vultus  Caesaris  inque  sinus. 
Indulg-et  tameu  ille  lovi,  nee  vertice  moto 
Concretas  pigro  frigore  ridet  aquas, 
5  Sidus  Hyperborei  solitus  lassare  Bootae 
Et  madidis  Helicen  dissimulare  comis. 
Quis  siccis  lascivit  aquis  et  ab  aethere  ludit.' 
Suspicor  has  pueri  Caesaris  esse  nives. 

III  7.     Qnis  Sehn-  qiii  codd.   ScJui  K 

III  4.   Ovid.  Tr.  III  lo,  :5'2  undas  Frigore  concretas  ungula  pnl- 
sat  equi. 

II.  Domitian  gestattete  bei  Schauspielen  den  Zuschauern  in  der 
Regel  nur  weisse  Kleidung,  ausnahmsweise,  wie  es  scheint,  auch  schar- 
lachne  und  purpurrothe.  SG  II  268,  3  u.  4.  Das  Epigramm  ist  wo! 
im  December  SS  gedichtet. 

4.  Sattdo.  Sanctissimus  censor  heisst  Domitian  Quintil.  IV  pro- 
oeui.  ;>.  Stat.  S.  III  5,  2ü  sancto  Caesaris  auro.  Fincke  de  appel- 
lat.  Caesarum  p.  31. 

0.  Zu  II  6,  IT. 

III.  Bezieht  sich  auf  dasselbe  Schauspiel  wie  das  vorige. 

h.  M.  will  sagen,  Domitian  habe  sich  bei  der  von  ihm  nach  Gal- 
lien und  Germanien  im  J.  TU  ^zu  II  2,  4)  unternommeneu  Expedition 
gewöhut,  die  nordische  Kälte  gleichsam  durch  seine  Standhaftigkeit 
zu  ermüden.     Aehnlich  lassare  V  (i4,  4  delassare  X  :>,  IT.    Gilbert. 

(i.  Der  Sinn  ist:  mit  vom  Schnee  durchnässten  Haaren  gegen  die 
Kälte  sich  gleichgiltig  zu  zeigen. 

Helicen.  Das  Sternbild  des  grossen  Bären  Cic.  Acad.  II  20,  (JH. 
Ovid.  Fast.  III  108  etc.)  metonymisch  für  nordische  Kälte. 

9.  pueri  Caesaris.  Des  im  Jahre  73  von  Domitia  geborenen,  da- 
mals also  schon  verstorbenen  Sohnes  des  Domitian.     SG  III  442. 


336  ^I-  Valerii  Martialis 

IV. 
Quod  siecae  redolet  palus  lacunae, 
Crudai'um  nebulae  quod  Albularum, 
Piscinae  vetus  anra  quod  marinae, 
Quod  pressa  pigcr  liircus  in  capella, 
5  Lassi  vardaicus  quod  evocati, 
Quod  bis  murice  vellus  inquinatum, 
Quod  ieiunia  sabbatariarum, 
Maestorum  quod  anhelitus  reorum, 
Quod  spurcae  moriens  lucerna  Ledae, 
10  Quod  ceromata  faece  de  Sabina, 
Quod  vulpis  fuga,  viperae  eubile. 
Mallem  quam  quod  oles  olere,  Bassa. 

V. 
Vir  bonus  et  pauper  linguaque  et  pectore  verus, 


IV  7.     sabbatariarum  %EXABFG  Sehn-    sabbatariorum  P  Scr 
o 
sabbatariarum  Q     11  vulpis]  volpis  BSchn. 


(V  1.  Horat  Epp.  1  ',  22  Vir  bonus  et  sapiens.    Horat.  Epp.  1 16, 
32  Vir  bonus  et  prudens). 

V  1.    Auson.  XXX  1  Vir  bonus  et  sapiens  . 


IV.  Zu  III  ß.5.  2.  Albularum.     Zu  I  12,  2. 
Crudarum.    Wol  der  am  frühen  Morgen  gleichsam  noch  unreifen, 

von  der  Sonnenwärme  noch  nicht  gelösten  Dünste.  Oder:  der  dort 
frisch  aus  dem  Wasser  aufsteigenden.    Gilbert. 

5.  vardaicuH.  Juven.  10, 13  Bardaicus  —  calceus  (von  den  Illyrischen 
Bardaei  oder  Vardaei\  der  auf  langem  Marsche  durchgeschwitzte  Sol- 
datenstiefel. 

evocati.  Nochmals  in  Dienst  getretene  Veteranen.  Marquardt 
StV  II  433  f.  6.  Zu  I  49,  32. 

7.  sabbatariarum.  Frauen,  die  den  Sabbath  durch  Fasten  feiern. 
Die  Anhängerinnen  des  Judenthums  waren  in  Rom  zahlreich.  SG  I 
451,  5.  9.  Zu  I  92,  6  und  III  82,  3. 

10.  ceromata.  Die  bei  gymnastischen  Uebungen  gebräuchliche 
Wachssalbe,  zu  deren  Bestandtheilen  jedenfalls  auch  Oel  gehörte. 

faece  de  Sabina.  Aus  verdorbenem  sabinischem  Oel,  denn  das 
reine  galt  für  vorzüglich.    Marquardt  Prl.  II  427. 

12.  Bassa.    Der  Name  ähnlicli  gebraucht  IV  87. 

V.  Vgl.  III  38. 


Epigrauimaton  Liber  IV  (edirt  December  S8).  337 

Qiüd  tibi  vis,  nrbem  qni.  Fabiane,  petis? 

Qui  nee  leno  potes  nee  comissator  haberi, 

Nee  pavidos  tristi  voce  citare  reos, 

5  Nee  potes  nxorem  cari  corrumpere  amici. 

Nee  potes  algentes  arrigere  ad  vetulas, 

Vendere  nee  vanos  circnm  Palatia  fumos, 

Plaudere  nee  Cano,  plaudere  nee  Glaphyro. 
Unde  miser  vives?  »Homo  certus,  fidus  amicus«  — 
10       Hoc  nihil  est:  nunquam  sie  Philomelus  eris. 
VI. 
Credi  virgine  castior  pudica 
Et  frontis  tenerae  cnpis  videri. 
Cum  sis  improbior,  Malisiane, 
Quam  qni  compositos  metro  Tibulli 
5  In  Stellae  recitat  domo  libellos. 
VII. 
Cur  here  quod  dederas,  hodie,  puer  Hylle,  negasti, 

Durus  tam  subito,  qui  modo  mitis  eras? 
(V  2.  Horat.  Epod.  12,   J   Quid  tibi  vis,  miilier). 


6.  Vgl.  Juven.  I  37  s. 

7.  vendere  —  fumos.  Ein  Ausdruck,  den  die  späteren  Kjiiserbio- 
graphen  fast  wie  einen  technischen  gebrauchen,  kommt  hier  von  be- 
trügerischen Mittheilungen  über  den  Kaiser  und  den  Hof  zuerst  vor, 
mit  welchen  die  angeblich  genau  Unterrichteten  einen  Handel  trieben. 
SG  I  84. 

b.  Cano.  Berühmter  Flötenspieler  in  der  ersten  Hälfte  des  2.  Jahr- 
hunderts.   Vgl.  X  3,  8  und  SG  III  301. 

Glaphyro.    Berühmter  Musiker.     Jav.  6,  77.     SG  H  572. 
10.  Philomelus.     Zu  III  31,  6. 

VI  4.  metro  Tibulli.  Unter  den  Priapeia  tragen  S2  und  b3  den 
Namen  des  Tibull,  das  erste  in  elegischem  Versmass,  das  zweite  in 
jambischen  Senaren.  Die  Gedichte  verwandten  Inhalts,  welche  der 
ungenannte  Dichter  in  Stellas  Hause  vorlas,  waren  gewiss  in  dem 
ersteren  Metrum,  welches  hier  das  des  Tibull  als  eines  Hauptreprä- 
sentanten der  Elegie  genannt  wird. 

5.  Stellae.     Zu  I  7,  1. 

VII  1.  puer  Hylle.     Vgl.  II  60,  1. 

Eine  Nachahmung  ist  vielleicht  das  Epigramm  des  Strato  Anthol. 
Palat.  c.  XII  (Moüaa  ratoixfj)   191: 

Martial  I.  22 


338  M.  Viilei-ii  Martiiilis 

Sed  itim  causaris  barbamque  annosque  pilosque. 
0  nox  quam  longa  es,  quae  facis  una  seuem! 
5  Quid  nos  derides?  here  qui  puer,  Hylle,  fuisti, 
Die  nobis,  hodie  qua  ratione  vir  es? 

VIII. 

Prima  salutantes  atcjue  altera  coutinet  hora. 
Exercet  raucos  tertia  causidicos: 


VIII 


1.  continet  PQ   content  EXABCFd  Sehn  vielleicht  richtüj. 


■qhj^t  •  Tccü;  dviß-^  toOxo  to  oai[ji6vtov 
"/al  Tpiyl  Tidvi'  i'/,(ik'j'bt  xä  Trpiv  -icaXa*  'ft'j,  xt  t6  i}aO[j.a; 
£■/&£?  TptuiXo;  öjv,  TTcö;  i-(hio'j  Upiaixoc, ; 
VIII.  Die  Zeitangaben  iu  diesem  Epigramm  hat  GBilfinger  zum 
Gegenstande  einer  ausführlichen  Erörterung  gemacht  (Antike  Stunden- 
zählung, Programm  des  Eberhard-Ludwiggymnasiums  zu  Stuttgart  zum 
Schluss  des  Schuljahres  1882/83.  4.  41  S.;  vgl.  bes.  S.  30—41).  B.  hat 
überzeugend  nachgewiesen,  dass  hora  quarta,  quinta  u.  s.  w.  in  der 
Regel  einen  Zeitpunkt,  und  zwar  den  Endpunkt  der  betreffenden 
Stunde  bedeutet,  also  unserem  «vier  Uhr,  fünf  Uhr«  u.  s.  w.  entspricht, 
während  jedoch  diese  Ausdrücke  deshalb  niemals  aufgehört  haben, 
zugleich  einen  Zeitraum  (die  vierte,  fünfte  Stunde  u.  s.  w.)  zu  be- 
zeichnen. Wenn  B.  aber  in  diesem  Epigramm  nur  die  erstere  Be- 
deutung finden  will,  so  ist  dieselbe  offenbar  im  ersten  Verse  nicht 
zulässig,  mag  man  continet  oder  conterit  lesen.  B.  liest  continet, 
nimmt  es  in  dem  Sinne  einer  zeitlichen  Begrenzung,  und  übersetzt 
(S.  3U):  "Ein  und  zwei  Uhr  findet  die  Besucher  an  ihrem  Geschäft», 
d.  h.  »das  eine  Mal  brauchte  man  zu  den  Besuchen  bis  ein  Uhr,  das 
andere  Mal  bis  zwei  Uhr.«  Aber  auch  abgesehen  davon,  dass  dann 
aut  für  atque  erforderlich  wäre,  kann  continet  nicht  so  verstanden 
werden.  Der  Sinn  ist  vielmehr :  Die  ersten  beiden  Stunden  schliessen 
die  Morgenbesucher  in  sich,  d.  h.  die  Morgenbesuche  füllen  diese 
Stunden  aus  (SG  I  338  f.  u.  3.57).  Der  Ausdruck  ist  derselbe  wie  bei 
Festus  Mueller  245  A^ :  prima  aut  secunda  hora  dicantur  sponsalibus 
wo  B.  S.  9  selbst  die  Bedeutung  des  Zeitraums  anerkennt;,  und  der 
Sinn  entsprechend.  V.  2  kann  man  eben  so  wol  mit  B.  verstehen:  3 
Uhr  setzt  die  Advokaten  in  Bewegung,  als:  Die  dritte  Stunde  setzt 
sie  in  Bewegung,  je  nachdem  die  Gerichtsverhandlungen  erst  bei  Ab- 
lauf der  dritten  Stunde,  oder  schon  während  derselben  begannen  B. 
S.  40j.  Jedenfalls  spricht  M.  nur  von  dem  Beginn  der  Gerichtsver- 
handlungen, da  die  Reden  der  Advokaten  oft  mehrere  Stunden  dauer- 


Epigi-animaton  Liber  IV  (edirt  December  88),  339 

In  quintam  varios  extendit  Roma  labores, 
Sexta  quies  lassis.  septima  finis  erit; 
5  Sufficit  in  nonam  nitidis  octava  palaestris, 
Imperat  extriictos  frangere  nona  toros: 
Hora  libellorum  decima  est,  Eupheme,  meoriim, 

Temperat  ambrosias  cum  tua  cura  dapes 
Et  bonus  aetherio  laxatur  nectare  Caesar 
10       Ing-entique  tenet  pocula  parca  manu. 


VIII  6.  extructos  Em  Rand  v.  Q     excelsos  PQ. 


VIII  (i.    Verg.  A.  XI  6«    Exstructosque  toros. 


ten  (Vertagung  des  Termins  in  oder  nach  der  vierten  VIII  67,  l-i],  ja 
ganze  Tage  ausfüllten  B.  U  f.).  In  den  folgenden  Versen  ist  mit  B. 
durchweg  bei  den  Ordinalzahlen  der  Endpunkt  der  betreffenden  Stunde 
zu  verstehen :  Bis  5  Uhr  hat  Eom  verschiedene  Arbeiten.  Um  B  Uhr 
beginnt  die  Siesta  (meridiatio;,  die  bis  7  Uhr  dauerte  (oder  auch 
darüber  hinaus  vit.  Alex.  Severi  c.  (11.  B.  S.  33);  man  wird  also 
septima  finis  erit  mit  B.  verstehen:  Um  7  Uhr  ist  sie  zu  Ende,  was 
M.  nach  seiner  "Weise  Einl.  S.  20,1;  nachlässig  ausgedrückt  hat.  In 
die  von  M.  übergangene  Stunde  von  5  bis  ü  Uhr  fiel  das  prandium. 
V.  5:  »S  bis  9  Uhr  ist  hinreichende  Zeit  für  gymnastische  Uebungen 
(und  für  das  Bad,  mit  dem  dieselben  verbunden  wurden) ;  9  Uhr  giebt 
das  Zeichen  sich  zu  Tische  zu  begeben;  10  Uhr  ist  dann  der  richtige 
Augenblick  mein  Buch  zu  überreichen.«    B.  S.  39. 

1.  continet.  Vielleicht  schrieb  M.  jedoch  conterit  (fam.  Ca).  Cic 
de  orat.  I  58,  249  cum  in  causis  et  in  negotiis  et  in  foro  conterimur. 

1.  Anthol.  Palat.  X  43  z^  wpat  [AoyJloT;  ty-avuiTaxat  •  ai  oe  [j.£t'  a-j-d; 
Ypd[j!.[j.aai  0£iv-vJfjLevc(t  ZH0I  Ufouai  ßpoToi;.  Marquardt  Prl.  256.  Audi 
diese  Stelle  zeigt,  dass  die  Siesta  in  die  erste  Nachmittagsstunde  fiel. 
Bilfinger  S.  33. 

6.  frangere  —  toros.     Zu  II  59,  3. 

7.  Eupheme.  Wahrscheinlich  ein  Tafelaufseher  tricliniarcha  Do- 
mitians  und  dessen  Freigelassener.    SG  I  171. 

S.  ambrosias  —  dapes.  Die  Speisen  der  kaiserlichen  Tafel,  inso- 
fern der  Kaiser  als  Gott  betrachtet  wird  (v.  12).  Vgl.  VIII  39,  3;  .lO. 
^    XIII  91,  2  Stat.  S.  III  4,  61.    Fincke,  de  appell.  Caesar,  p.  42. 

9.  nectare.     So  auch  VIII  39,  3.     Zu  v.  8. 

10.  Ingenti—manu.  Ingentem  dextram  von  der  Hand  Domitians 
Stat.  S.    III  4,  62. 

pocula  parca.     Stat.  S.  V  1,  121    sobria  pocula. 

22* 


340  ^^-  Valerii  Martialis 

Tunc  admitte  iocos:  gressu  timet  ire  licenti 
Ad  matntiniim  nostra  Thalia  lovem. 

IX. 

Sotae  filia  clinici,  Labulla, 
Deserto  sequeris  Clytum  marito 
Et  donas  et  amas.  s/sic  ao«)T(o;. 

X. 

Dum  novus  est  nee  adhuc  rasa  mihi  fronte  libellus. 

Pagina  dum  tangi  non  bene  sicca  timet, 
I  puer  et  caro  perfer  leve  munus  amico, 

Qui  meruit  nugas  primus  habere  meas. 
5  Curre,  sed  instinictus:  comitetur  Punica  librum 

Spongea:  muneribus  convenit  illa  meis. 


IX  1.  Labulla  -Ecu  Gilbert^  p.  516  f  btilla  PQ  Fabulla  BF 
O  Sehn  (vgl.  zu  Xn  93,  2;. 

X  1.  est  nee  adhuc  rasa  P  Gilbert  p.  16  est  neque  adhuc  rasa 
Scr  est  rasa  nee  adhuc  R  Sehn  2  est  et  adhuc  rasa  jE'i^oj  est  nee  adhuc 
mihi  rasa  Q    est  et  adhuc  crassa  Äcä«  i      6.  spongea --1     sp ongia  5'c7i». 


VIII  12.  Claudian.  de  Manl.  Theod.  cons.  praef.  2  Audebisne  — 
nostra  Thalia  loqui?  Bell.  Pollent.  praef.  2  Eomanis  fruitur  nostra 
Thalia  choris. 


12.  Ad  matutiHum  —  lovem.  Den  nüchternen,  der  Ausgelassen- 
heit abgeneigten.  XI  17,  2  Invenies  et  quod  mane  —  legas,  XIII  2, 
10   matutina  —  fronte. 

Thalia.  Die  Muse  des  Epigramms  (zu  III  68,  6),  IV  28,  4  VII 
17,   4;  46,  4     VIII  73,  3     IX  26,  8;   73,  9     X  19,  3     XII  94,  3. 

IX  1.  cliniei.     Zu  I  30,  2. 

Labulla.  Verdient,  als  besser  bezeugt,  den  Vorzug  vor  Fabulla, 
also  auch  XII  93,  wo  der  Name  ebenfalls  eine  Ehebrecherin  bezeich- 
net (vgl.  Einl.  S.  22)  und  Labulle  XI  24  XII  36.     Gilbert  3  p.  516. 

X  1.  rasa  — fronte.  Noch  nicht  beschnitten  und  mit  Bimstein 
abgerieben.     Zu  I  66,  10. 

4.  migas.     Zu  I  113,  6. 

5.  6.  Puniea  —  Spongea.  Plin.  N.  h.  IX  149  erwähnt  blutrothe 
Schwämme,  Africis  —  quae  generantur  in  Syrtibus. 


EpigTaramaton  Liber  IV  (edirt  December  88).  341 

Non  possunt  nostros  multae,  Faustiue,  liturae 
Emendare  iocos:  una  litura  potest. 

XL 

Dum  nimium  vano  tumefactus  nomine  g-audes 

Et  Saturninura  te,  miser.  esse  pudet, 
Impia  Parrliasia  movisti  bella  sub  ursa, 

Qualia  qni  Phariae  couiiig-is  arma  tulit. 
5  Excideratne  adeo  fatnm  tibi  nominis  huius. 

Obruit  Actiaci  qiiod  gravis  ira  freti? 
An  tibi  promisit  Rhenus  quod  non  dedit  illi 

Nilus,  et  Arctois  plus  licuisset  aquis" 
nie  etiam  nostris  Antonius  occidit  armis, 
10      Qui  tibi  collatus,  perfide,  Caesar  erat. 

XII. 
Nulli,  Thai,  negas.  sed  si  tc  non  pudet  istud. 
Hoc  saltim  pudeat,  Thai,  negare  nihil. 


XI  2.  te  miser  esse  ptidet  PQ  Scr    te  pudet  esse  miser  EX  AB 
CF(t  Sehn. 

XII  2.    saltim  R. 


7.  Faustine.     Zu  I  25. 

liturae.     Zu  I  4,  9. 

S.  Sueton.  August,  c.  8-5  tragoediam  magno  impetu  exorsus  non 
succedente  stilo,  abolevit,  quaerentibusque  amicis,  quidnam  Aiax  age- 
ret,  respondit,  Aiacem  suum  in  spongiam  incubuisse. 

XL  Antonius  Saturninus  empörte  sich  als  Statthalter  des  oberen 
Germaniens,  gegen  Ende  SS,  und  wurde  von  Appius  Norbanus  Maxi- 
mus im  Januar  SU  besiegt.  Suet.  Domit.  c.  6,  7;  Dio  LXVII  11; 
Aurel.  Victor,  epit.  c.  11.  Imhof,  Domitian  S.  62  f.  Mommsen  RGr  V 
137.     Einl.  S.  54  f. 

1.  vano  tumefactus  nomine.  Durch  den  Namen  des  Antonius  als 
desjenigen,  der  dem  Octavian  die  Weltherrschaft  streitig  gemacht  hatte. 

3.  Parrhasia  —  sub  iirsa.  Ovid.  Her.  18,  152  Parrhasis  ursa  die 
Parrhasische,  d.  h.  Arcadische  in  das  Gestirn  der  Bärin  versetzte  Kal- 
listo.     Preller  GM  I  385).   Vgl.  auch  VI  25,  2;  5S,  1. 

XII  2.  negare  nihil.  XII  79,  4  Quisquis  nil  negat,  Atticilla,  fellat. 
Der  Name  Thais  für  eine  fellatrix  auch  IV  S4. 


342  ^I-  Valerii  Martialis 

xm. 

Claudia,  Rufe,  meo  uubit  Peregrina  Pudenti: 

Macte  esto  taedis,  o  Hymenaee,  tuis. 
Tarn  bene  rara  suo  miscentur  cinnama  nardo, 

Massica  Theseis  tarn  bene  vina  favis, 
5  Nee  melius  teueris  iunguntur  vitibus  ulmi, 

Nee  plus  lotos  aquas,  litora  myrtus  amat. 
Candida  perpetuo  reside,  Concordia,  lecto, 

Tamque  pari  semper  sit  Venus  aequa  iugo. 
Dilig-at  illa  senem  quondam.  sed  et  ipsa  marito 
10       Tum  quoque  cum  fuerit,  uou  videatur  anus. 

XIV. 

Sili.  Castalidum  decus  sororum, 
Qui  periuria  barbari  furoris 
Ing-enti  premis  ore  perfidosque 
Astus  Hannibalis  levesque  Poenos 
5  Magnis  cedere  cogis  Africanis: 


XIV  4.    Astus  ^PQ  So-  Sehn"-  fastns  EFm  Schi 


XIII  5.  Ovid.  Ex  P.  III  8,  13  Non  hie  pampineis  amicitur  vi- 
tibus ulmus.  Her.  5,  47  Non  sie  adpositis  vincitur  vitibus  ulmus. 
M.  X  100  amictae  vitibus  ulmi.  Tr.  II  143  oneratam  vitibus  ulmuni. 
Tibull.  11,"  teneras  —  vites. 


XIII.  Auf  die  Hoehzeit  des  Centurio  A.  Pudens  zu  I  31  mit 
Claudia  Peregrina. 

1.  Rufe.     Wol  Canius  Rufus,  zu  I  61. 
4.   Massica.     Zu  I  26,  5. 

Theseis  —favis.  Mit  hymettischem  Honig;  über  das  aus  beiden 
bereitete  mulsum  Marquardt  Prl.  314. 

XIV.  Das  Gedicht,  mit  dem  sich  M.  bei  dem  Consularen  Silius 
Italiens  (eos.  68j,  dem  Dichter  der  Puniea  (Mommsen  Ind.  Plin.),  ein- 
führte, dessen  Bekanntschaft  er  vermuthlieh  am  Golf  von  Neapel 
machte  (wo  Silius  wol  damals  schon  lebte  [Plin.  Epp.  III  7],  und 
Martial  sich  im  Sommer  SS  aufhieltj,  und  zu  welchem  er  fortan  bis 
zu  seiner  Rückkehr  nach  Spanien  in  einem  Clientelverhältnis  blieb. 
VI  64,  10     VII  63     VIII  66     IX  86    XI  48  s. 

2.  VI  19,  6  Et  periuria  Puniei  furoris. 


Epigrammaton  Liber  IV    edirt  Decemlier  88).  343 

Piiulum  sepositn  severitate. 
Dum  blanda  vagus  alea  December 
Tncertis  sonat  hinc  et  hiuc  fritillis 
Et  ludit  tropa  nequiore  talo, 
10  Nostris  otia  commoda  Camenis, 
Nee  torva  lege  fronte,  sed  remissa 
Laseivis  madidos  iocis  libellos. 
Sic  forsan  tener  ausus  est  CatuUus 
Magno  mittere  Passerem  Maroni. 

XV. 
Mille  tibi  uummos  hesterna  luce  roganti 

In  sex  aiit  Septem,  Caeciliane,  dies. 
)iNon  babeo«  dixi:  sed  tu  causatus  amici 

Adventum  laneem  paucaque  vasa  rogas. 
5  Stultus  es?  an  stiütum  me  credis,  amiee?  negavi 

Mille  tibi  nummos,  milia  quinque  dabo? 


XIV  9.  tropa  Brodaeus  Schn^     popa  X^PQF    oral?    rota  Em  Rand 
Q  Scr    14.  Passerem  Birt  S.  4U7    passerem  Seh,. 


7.  8.  Während  der  Saturnalien  war  das  sonst  verbotene  Wür- 
felspiel um  Geld  erlaul)t.  V  84  XI  6,  2  XIV  1,  3.  Marquardt  StV 
III   588. 

8.  hinc  et  hinc.    Vgl.   hinc  et  illinc  XI  98,  3     XII  34,  5. 

9.  tropa.  Pollux  Onom.  IX  193  -^  oe  xpoTra  ■/aXo'j[i.£VT;  raioia  -ftve- 
TC«  u.£V  tu;  TÖ  -oX'j  Ol'  (xaTpaYaXuJv  oü?  äcf[£v-£?  OToyaCov-ai  ßoilfou  tivo; 
£14  'j-oooyriV  r^?  xotocjrf]?  \Aijtmc,  ilzr^TT^lt;,  T.ZT.o\r\^iwj-  TroXXav.t;  l'z  y.at 
äx'jXoic  xctt  ßaXdvoii  a.\r\  twv  datpaYaXojv  oi  piTiTOVTS?  dypwvro  Schol. 
Plat.  p.  320  -zofj-rj.  niz-h  i,  ei;  ["tioSl'jvov  Iv.  ot7.a-rrj|j.7.To;  ßoX-r,.  Jalm  ad 
Pers.  S.  3,  50.  Becq  de  Fouqaieres  Jeux  des  anciens  p.  114 — 118; 
Grasberger,  Erziehung  nnd  Unterricht,  I  1,  S.  65iindl5S;  Marquardt 
Prl.  817;  827. 

13.  14.  In  Wirklichkeit  hat  zwischen  CatuU  und  Virgil  kein  Ver- 
hältnis bestanden,  da  der  Letztere  (geb.  684  u.  c,  erst  16  Jahr  alt 
war,  als  der  Erstere  (um  700 ;  Teuffei  RLG  214,  2)  starb. 

'13.  tener.     So  heisst  Catull  auch  VII  14,  3     XII  44,  5. 

14.  Passerem.  Titel  des  Buchs  des  Catull  nach  den  beiden  ersten 
Nummern.    Birt  S.  407. 

XV  6.  Die  Schale  und  die  Gefässe  müssen  alsoj  von  Silber  ge- 
wesen sein,  doch  von  einfacher  Arbeit,  denn  bei  künstlicher  kam  das 
Pfund  Silber  auf  5000  Sesterzen  zu  stehen.    Zu  III  62,  4. 


344  M.  Valerii  Martinlis 

XVI. 

Privii^uum  uou  esse  tuae  te.  Galle,  uovercae 

Rumor  erat,  coniimx  dum  fuit  illa  patris. 
Non  tameu  lioc  poterat  vivo  geuitore  probari. 

lam  nusquam  pater  est,  Galle,  noverca  domi  est. 
5  Magnus  ab  infernis  revocetur  Tullius  urabris 

Et  te  defendat  Regnlus  ipse  licet, 
Non  potes  absolvi :  nam  quae  non  desinit  esse 

Post  patrem,  nunquam,  Galle,  noverca  fuit. 

XVII. 

Facere  in  Lyciscam,  Paule,  me  iubes  versus, 
Quibus  illa  lectis  rubeat  et  sit  irata. 
0  Paule,  malus  es:  irrumare  vis  solus. 

XVIII. 

Qua  vicina  pluit  Vipsanis  porta  columuis 

Et  madet  assiduo  lubricus  imbre  lapis. 

In  iugulum  pueri,  qui  roscida  tecta  subibat. 

Decidit  hiberuo  praegravis  unda  gelu: 

5  Cumque  peregisset  miseri  crudelia  fata, 

Tabuit  in  calido  vulnere  mucro  teuer. 


XVI  6.  Regulus.     Zu  I  12. 

XVIII.  Ein  Fall  wie  der  hier  erzählte  ist  jetzt  in  Rom  unerhört. 
Die  Winter  waren  dort  im  Alterthum  kälter.  Nissen  Ital.  Landes- 
kunde I  400  f. 

1.  qua  vicina  lüuit  Vipsanis  porta  columnis.  »Becker  Top.  578, 
1218  verstand  unter  Vipsaniae  columnae  die  Porticus  des  Agrippa  im 
Marsfelde:  aber  in  seinem  (in  meinem  Besitz  befindlichen)  Handexem- 
plar bemerkt  er  dazu:  nein,  vielmehr  den  Campus  Agrippae  östlich 
vom  Corso) ;  A.  1259  erklärt  er  jenes  für  möglich  aber  zweifelhaft: 
porta  pluens  könne  dann  ein  Bogen  der  aqua  Virgo  sein.  Sicher  ist 
die  porta  pluens  ähnlich  hiess  die  madida  Capena  im  Volksmunde 
arcus  stillans  Schol.  Juv.  '6,  11)  ein  Strassenübergang  der  Virgc^  ob 
aber  der  noch  eihaltene  arco  del  Nazareno,  ist  nicht  auszumachen 
und  deshalb  wol  auch  nicht  zu  entscheiden,  ob  die  columnae  der 
porticus  oder  dem  campus  gehören.  Aehnlich  Lanciani  Acque  e  ac- 
quedotti  (Roma  1880)  p.  125.«    Jordan. 

lieber  die  einsilbige  Casusendung  von  Vipsanis  zu  I  117,  17. 


Epigrtimmaton  Liber  IV  ^edirt  December  SS).  345 

Quid  non  sae^a  sibi  voluit  Fortuna  licere? 
Aut  ubi  uon  mors  est,  si  iug-ulatis  aquae? 

XIX. 

Hanc  tibi  Sequanicae  pinguem  textricis  alumuam, 
Quae  Lacedaemonium  barbara  iiomeu  habet, 

Öordida,  sed  gelido  non  aspernanda  Decembri 
Dona,  peregrinam  mittimus  eudromida:  — 

Seu  lentum  ceroma  teris  tepidumve  trigona, 
Sive  harpasta  manu  pulverulenta  rapis, 

Plumea  seu  laxi  partiris  pondera  follis, 


XIX  4.  endromida  FScJm^  endroiueda  P  endromedam  Q  en- 
dromaedam  T  endromiam  (n)  BC  endromia  A'.^  Ö  corr  endromiam  £ 
endromidam  Sehn-. 

'XVIII  7.    Prop.  I  G,  25  quem  semper  volnit  Fortuoa  jacere.) 


XIX  1.  Sequanicae  —  textricis.  WoUenwebereien  der  Sequaner 
lieferten,  wie  die  gallischen  überhaupt,  dicke,  grobe  Stoffe.  Bliieia- 
ner  S.  14.5. 

2.  Lacedaemonium  —  nomen.  "Evopoii.i;,  eine  Decke  aus  dickem, 
zottigem  Zeuge,  in  die  man  sich  nach  gymnastischen  Uebungen  hüllte, 
um  sich  nicht  zu  erkälten.  VI  lü  XIV  126,  Juven.  6,  24ü;  Becker- 
Goell  III  222. 

:-■.  lentum  ceroma  teris.  Man  kann  allerdings  mit  Gronov  Diatrib. 
in  Stat.  p.  146  (250)  buchstäblich  verstehen:  Du  reibst  durch  das 
Eingen  die  Wachssalbe  ab;  doch  eher  scheint  ceroma  den  Platz  zu 
gymnastischen  Uebungen  zu  bedeuten,  obwol  das  Prädikat  von  der 
ursprünglichen  Bedeutung  vgl.  XI  47,  5  XIV  50,  l)  entnommen  ist. 
Ebenso  VII  32,  9  Vara  nee  in  lento  ceromate  bracchia  tendis  und 
ähnlich  VIII  36,  10  Nascentis  Circe  quam  videt  ora  patris  die  auf- 
gehende Sonne  .  Dann  ist  trigon  hier  ebenfalls  der  Platz  für  das  so 
genannte  Ballspiel,  bei  dem  3  Spieler  an  den  Ecken  eines  gleichsei- 
tigen Dreiecks  standen.     Marquardt  Prl.  821  f. 

6.  harpasta.  Harpastum  ein  kleiner  fester  Ball,  mit  dem  ein 
Massenspiel  von  zwei  Parteien  (Marquardt  Prl.  823;  gespielt  wurde. 

7.  follis.  Ein  grosser  mit  Luft  gefüllter  oder  auch  mit  Federn 
gestopfter  Ball,  Marquardt  Prl.  819,  10. 

partiris.  Advertis  et  metiris  motum  et  cursum  follis  plumei  et 
levissimi,  ita  ut  scias,  quantum  spatii  missus  follis  decursurus  sit. 
Schrevel. 


346  M.  Valcrü  Martialis 

Sive  levem  cursu  vincere  quaevis  Ath.an:  — 
Ne  madidos  intret  penetrabile  frigus  in  ratus, 
10      Neve  gravis  subita  te  premat  Iris  aqua. 
Ridebis  ventos  hoc  munere  tectus  et  imbres: 
Nee  sie  in  Tyria  sindone  tutus  eris. 
XX. 
üicit  se  vetulam,  cum  sit  Caerellia  pupa: 

Pupam  se  dicit  Gellia,  cum  sit  anus. 
Ferre  uec  haue  possis,  possis,  Colline,  nee  illam: 
Altera  ridicula  est,  altera  putidula. 
XXI. 
Nullos  esse  deos,  inane  caelum 
Affirmat  Segius:  probatque,  quod  se 
Factum,  dum  negat  hoc,  videt  beatum. 

XXII. 
Primos  passa  toros  et  adhue  placanda  marito 

Merserat  in  nitidos  se  Cleopatra  lacus. 
Dum  fugit  amplexus:  sed  prodidit  unda  latentem, 
Lucebat,  totis  cum  tegeretur  aquis. 
5  Condita  sie  puro  numerantur  lilia  vitro, 
Sic  prohibet  tenuis  gemma  latere  rosas. 

XIX  8.  cursu  PQF  Scr  Sciui  2    fors  i:XAC   forsan  jn-.B  corr.  G 
Schni     12.  tutus   TPQ  Scr  Gilbert    cnltns  EX  AB  CFG  Sehn. 

XXI  2.  Segius:    Gilbert.    Ohne  Interp.  Sehn.     3.  hoc  QPFw  Scr 
Gilberf^  p.  517   haec  EX  AB  Schi. 

XXII  5.    condita  PEFm  Rand  v.  Q  Sehn    Candida  TQOSer. 


XIX  9.    Verg.  G.  I  93  penetrabile  frigus. 

XXII  4.  5.    Ovid.  M.  IV  354    In  liquidis  translucet  aquis,   ut 
eburnea  si  quis  Signa  tegat  claro  vel  condita  lilia  vitro. 

8.  Äthan.    Ein  sonst  nicht  vorkommender,  damals  jedenfalls  all- 
bekannter Läufer. 

1-2.  sindone.    Feiner  baumwollener  Stoff.     Marquardt  Prl.  472  f. 

XX  3.   Colline.     Zu  III  54. 

XXI  3.  hoc  (nicht  haec)  «ist  erforderlich,  da  es  nur  auf  die  Auf- 
stellung nullos  esse  deos,  inane  caelum  zurückweist«.  Gilbert^p.  517. 

XXII  4.  totis  emn  tegeretur  aquis.    Für  tota  c.  t.  a.    Zu  VIII  30,  0. 
5.  6.   Hier  ist  an  Glashäuser  oder  Frühbeete  zu  denken,  die  mit 


Epigrammaton  Liber  IV  (ediit  December  SS),  347 

Insihii  mersusque  vadis  luctantia  carpsi 
Basia:  persi)icuae  plus  vetuistis  aquae. 

XXIII. 

Dum  tu  lenta  nimis  diuque  quaeris, 
Quis  primus  tibi  quisve  sit  secundus 
Graium  quos  epigramma  comparavit : 
Palmam  Callimaclius,  Thalia,  de  se 
Facundo  dedit  ipse  Brutiano. 
Qui  si  Cecropio  satur  lepore 
Romanae  sale  luserit  Minervae, 
Uli  me  facias.  precor,  secuudum. 

XXIV. 
Omnes  quas  habuit,  Fabiane,  Lycoris  amicas 
Extulit:  uxori  fiat  amica  meae. 


XXIII  3.    Grajum  quos   ep.  comparavit  Kvstlin  Piniol.  XXXVI 
264  ff.  Munro    gratuni  quisque  E   Grajum  quique  O    gratum  que  FQ 

b 

Ffx>  qiiisque  Rand  v.  Q]  comparavit  Q  comparavit  PFO  com(n)para- 
bit  Em  Grajum  dumque  ep.  comparatur  Hiu  Gr.  quisve  ep.  com- 
parabit  Schn^  Gr.  quisve  ep.  comparavit  Schmieder  Sehn-  Gr.  quisque 
i.  e.  quisquis    ep.  comparavit  Baehrens. 


XXII  7.  Ovid.M.  IV  357  mediis  immittitur  undis  Pugnantemque 
tenet   luctantiaqiie   oscula  carpit. 

;XXII  8.  Baehrens  Plm  IV  333,  2  Cum  modo  perspicua  se 
speculatur  aqua.; 


specularia  (Vni  14,  3)  belegt  sind.  Gemma  ist  entweder  Glas  iwie 
XIV  94,  2;  oder  Fraueneis.  Der  Ausdruck  der  Verse  kehrt  "ähnlich 
wieder  VIII  68,  5  ss. 

7.  8.  luctantia  carpsi  Basia  =  V  46,  1. 

XXIII  3.  Graium  quos  epigramma  comparavit.  D.  h  der  Beiden, 
welche  das  griechische  Epigramm  als  das  erste  Paar  in  dieser  Gat- 
tung der  ganzen  übrigen  Masse  vorausgestellt  hat,  des  Callimachus 
und  Brutianus. 

4.  Palmam  —  de  se.  Sil.  Ital.  VII  455  victoria  nostra  Cypro 
Idumaeas  referat  de  Pallade  palmas. 

Thalia.     Zu  PV  8,  12. 

5.  Brutiatw.  Nur  hier.   Ein  Lustricius  Brutianus  Plin.  Epp.  VI  22. 
7.  8.  Wenn  er  der  griechischen  Epigrammendichtung  müde   sich 

zur  römischen  gewendet  haben  wird. 


348  M-  Valeiii  Martialis 

XXV. 

Aemula  IJaiauis  Altini  litora  villis 

Et  Phaethontei  conscia  silva  rogi, 
Quaequc  Antenoreo  Üryadum  pulclierrima  Fauno 

Nupsit  ad  Euganeos  Sola  puella  lacus, 
5  Et  tu  Ledaeo  felix  Aquileia  Timavo, 

Hie  ubi  septeuas  Cyllarus  liausit  aquas: 
Vos  eritis  nostrae  requies  portusque  senectae, 

Si  iuris  fuerint  otia  nostra  sui. 

XXVI. 

Quod  te  maue  domi  toto  nou  vidimus  auuo, 


XXV  6.    hausit  PQFia  Scr  Stephemon    haurit  EXABFG    aiirit 
T  Sehn. 


(XXV  7.    Horat.  C.  II  6,  6  Tibur  sit  meae  sedes  utinam  senectae.) 
XXV  1.    Sidon.  Apoll.  C.  18,  ."i  Aemula  Bajano  tolluntnr  cul- 
mina  cono. 

XXV.  Ein  wol  noch  in  Forum  Cornelii  gedichtetes  Epigramm. 

1.  Altint.  Altinum  am  Flusse  Silis  an  der  Strasse  von  Patavium 
nach  Aquileja,  wo  man  durch  die  Pokanäle  und  Lagunen  bis  Ravenna 
gelangen  konnte.     Vgl.  SG  II  102. 

3.  Antenoreo.     Zu  I  76,  2. 

4.  Sola.  Vielleicht  Name  eines  Waldes,  etwa  nordwestlich  von 
Altinum,  der  an  einen  zu  Patavium  gehörigen  Waldbezirk  grenzte. 
Schrevel  denkt  an  einen  in  neuerer  Zeit  La  Solana  genannten  See  (ad 
radices  coUium  Euganeorumi  nach  Laur.  Signorius  epistol.  Symbol.  XIV. 

5.  Ledaeo  —  Timavo.  XIII  89,  1  Euganeus  —  Timavus.  Wahr- 
scheinlich folgte  M.  einer  Tradition,  nach  welcher  die  Argonauten, 
etwa  unter  Führung  des  Castor  und  Pollux  (der  Söhne  der  Leda,  zu 
V.  6)  aut  dem  Timavus  ins  adriatische  Meer  hinabführen.  Plin.  N.  h. 
III  128  Argo  navis  flumine  in  mare  Hadriaticum  descendit,  uon  pro- 
cul  Tergeste,  nee  iam  constat  quo  flumine. 

6.  Cyllarus.  Eins  der  Rosse  der  Dioskuren.  VIII  21,  5  VIII  28, 
8.  Preller  GM  II  101. 

septenas  —  aquas.  Der  Timavus  entsprang  aus  7  Quellen.  Strabo 
V  p.  214. 

XXVI.  Das  Epigramm  setzt  die  Wiedereinführuug  der  Geldspor- 
tula  voraus  (SG  I  392).  Der  Patron,  den  M.  hier  Postumus  nennt, 
zahlte  sehr  schlecht,   da  M.   durch  Versäumung  der  salutatio  (zu  IV 


Epigrammaton  Liber  IV    edirt  December  88).  349 

Vis  dicam,  qiiantum.  Postume,  perdiderim? 
Tricenos,  puto,  bis,  vicenos  ter.  puto,  nummos. 
Ignosces:  togulam,  Postume,  pluris  emo. 

XXVII. 

Saepe  meos  laudare  soles,  Aug-uste,  libellos. 

Invidus  ecce  negat:  num  minus  ergo 
Quid,  quod  honorato  non  sola  voce  dedisti, 

Non  alius  poterat  quae  dare  dona  mihi? 
5  Ecce  iterum  nigros  conrodit  lividus  ungues, 

Da,  Caesar,  tanto  tu  magis,  ut  doleat. 

XXVIII. 

Donasti  tenero,  Chloe.  Luperco 
Hispanas  Tyriasque  coccinasque, 
Et  lotam  tepido  togam  Galaeso, 
Indos  sardonychas,  Scythas  zmaragdos, 


XXVII  2.  uum  —  soles?  PEXABF(i  Seht    non  —  soles.  QCO 
corr.  R  Scr. 


8,  1)  bei  ihm  während  eines  ganzen  Jahres  mir  60  Sesterzen  einge- 
büsst  zu  haben  glaiibte,  während  sonst  die  tägliche  sportnla  ßi  4  Se- 
sterzen betrug.  2.  u.  4.  Postume.     Zu  I  16,  2. 

XXVII  1.  Auguste.  Als  Anrede  des  Kaisers  im  ersten  Jahrhun- 
dert, sonst  sehr  selten  Horat.  C.  IV  14,  3  Ovid.  Tr.  II  569  Propert. 
III  1,  1-3;  V  6,  38  vgl.  IV  10,  50;  IV  11,  2  V  6,  29  V  6,  81.  Schoe- 
ner  Titiilaturen  d.  röm.  Kaiser  [Erlangen  1881]  p.  13.),  kommt  bei  M. 
häufig  vor:  V  15,  1  V  65,  15  VIII  tit.  und  36,  11  VIII  80,  7  VIII  82, 
l    IX  3,  13    IX  18,  7    IX  80,  3    XI  20,  9. 

3.  4.  (Jona.  Die  Verleihung  des  Dreikinderrechts  'zu  II  92),  des 
Titulartribunats  zu  III  95,  9),  vielleicht  auch  Ertheüung  des  Bürger- 
rechts an  Andere  auf  M.'s  Fürsprache  (zu  III  95,  11). 

4.  II  92,  3   Solus  qui  poterat. 

XXVIII  2.   Hispanas    sc.  lacernas!  Bätische  Mäntel,  zu  I  96,  5. 
eoceinasque.     Zu  I  96,  6.  3.    Galaeso.     Zu  II  43,   3. 

4.  Indos  sardonychas.  Plin.  N.  h.  XXXVII  86—90.  Besonders  als 
Ringsteine  beliebt,  quoniam  solae  prope  gemmarum  scalptae  ceram 
non  auferunt.  Persuasimus  deinde  et  Indis,  ut  ipsi  quoque  his  gau- 
derent,  utiturque  perforatis  utique  vulgus  in  collo  et  hoc  nunc  est 
Indicarum  argumentum.  KOMueller  Hdbch.  d.  Arch.  der  Kunst  313,  3. 
M.  IV  61,  6    V  11,  1    IX  60,  19    X  87,  14    XI  27,  10    XI  37,  2. 

Scijthas  zmaragdos.    Plin.  N.  h.'  XXXVII  65    genera  eorum  duo- 


350  M.  Viilerii  Martialis 

T)  Et  ceutuni  dominos  novae  mouetac. 
Et  quidquid  pctit  usque  et  usque  donas. 
Vae  g'labraria,  vae  tibi  misella: 
Niidam  tc  statuet  tuus  Luperens. 

XXIX. 

Obstat,  care  Pudens.  nostris  sua  turba  libellis 

Lectoremque  frequens  lassat  et  implet  opus. 
Rara  iuvant:  primis  sie  maior  gratia  pomis, 

Hiberuae  pretium  sie  meruere  rosae: 
5  Sic  spoliatricem  commeudat  fastus  amicam, 

lanua  nee  iuvenem  semper  aperta  teuet. 
Saepius  in  libro  numeratur  Persius  uuo, 

Quam  levis  iu  tota  Marsus  Amazonide. 
Tu  quoque  de  nostris  releges  quemcunque  libellis, 
10       Esse  puta  solum:  sie  tibi  pluris  erit. 


decim,  nobilissimi  Scythici  ab  ea  gente,  in  qua  reperiimtur  appellati: 
nullis  maior  aiisteritas  nee  minus  vitii.  Quantum  zmaragdi  a  gemmis 
clistant,  tantum  Scythicus  a  ceteris  zmaragdis.  Wol  aus  den  Gruben 
des  Ural  und  Altai,  die  auch  in  neuerer  Zeit  sehr  schöne  Smaragde 
geliefert  haben.  Geschnittene  kommen  kaum  vor  Hadrian  vor.  SG 
III  71,  5  u.  72,   1.     M.  V  11,  1  IX  59,  17  XI  27,   10  XII  15,  3  XIV  109. 

5.  XII  65,  (3  An  de  moneta  Caesaris  decem  flavos.  Domitian  liess 
sich  gern  dominus  nennen  zn  II  92,  4),  nennt  sich  aber  niemals,  wie 
es  nach  dieser  Stelle  scheinen  könnte,  selbst  auf  den  Legenden  seiner 
Münzen  so.    Dies  that  erst  Aurelian. 

7.  glabraria.  Nur  hier.  Liebhaberin  von  glabri,  glatten  jungen 
Leuten. 

S.  Die  Pointe  liegt  wol  in  dem  Namen  Lupercus:  Dein  Lupercus 
wird  dich  nackt  hinstellen,  während  sonst  die  Luperci  an  den  Lu- 
percalia  selbst  nackt  erschienen.  Marquardt  StV  III  444,  ;i.  So  ver- 
stehen auch  die  älteren  Erklärer. 

XXIX  1.  Pudens.     Zu  I  31. 

2.  implet:  sättigt. 

4.  Hihernae  —  rosae.     Vgl.  VI  80,  2. 

5.  spoliatricem  —  amicam.     Vgl.   XI  27,  9  ss. 

7.  S.  Die  Amazonis  des  Domitius  Marsus  (zu  I  Epist.  S.  153,  11), 
die  nach  dieser  Stelle  aus  vielen  Büchern  bestanden  zu  haben  scheint, 
wird  sonst  nirgend  erwähnt.  Das  eine  Buch  des  Persius  ist  das  noch 
erhaltene  seiner  6  Satiren.  Zu  v.  7  vgl.  V  05,  13  Saepe  licet  Grajae 
numeretnr  belua  Lernae. 


Epigramiuaton  Liber  IX   edirt  December  8S).  351 

XXX. 

Baiano  prociü  a  lacu,  monemiis, 

Piscator.  fuge,  ne  uocens  recedas. 

Sacris  piscibus  liae  natantur  imdae 

Qui  nonmt  dominum  manumque  lambunt 
5  Illam,  qua  nihil  est  in  orbe  maius. 

Quid,  quod  nomen  liabent  et  ad  magistri 

Vocem  quisque  sui  venit  citatus? 

Hoc  (luondam  Libys  imi)ius  profundo 

Dum  praedam  ealamo  tremente  ducit, 
10  Rai)tis  luminibus  repente  caecus 

Captum  nou  potuit  videre  piscem. 

Et  nunc  sacrilegos  perosus  hamos 

Baianos  sedet  ad  lacus  rogator. 

At  tu.  dum  potes,  innocens  recede 
15  lactis  simplicibus  eibis  in  undas. 

Et  pisces  venerare  delicatos. 

XXXI. 

Quod  cupis  in  nostris  dicique  legique  libellis 

Et  nonnullus  bonos  creditur  iste  tibi, 
Ne  valeam,  si  non  res  est  gratissima  nobis 

Et  volo  te  ebartis  inseruisse  meis. 


XXX  1.    monemus  PQ  So-  Ollbert  p.  •2-2    rececle  EFv)  Schi. 

XXXI  2.    iste  T  Sehn     esse  PQEFm  So: 


XXX  '.'>.  Sacris.    Insofern  sie  kaiserlich  sind.     Zu  Sp  24,  2. 

4.  7.  Abgerichtete  Fische  auch  X  3U,  22—24. 

5.  Hoc  —  profundo ;  aus  dieser  Tiefe.  X  37,  15  lUie  piscoso 
modo  vix  educta  profundo  etc. 

14.  innocens  rececle.  Der  Schluss  erinnert  in  CatuUischer  Weise 
(Paukstadt  p.  34)  an  den  Anfang  (v.  2  ne  nocens  recedas  . 

16.  pisces  —  delicatos.  X  30,  22  Natat  ad  magistrum  delicata 
muraena. 

XXXI  1.  Von  einem  berühmten  Dichter  angesungen  zu  werden, 
war  Vielen  ohne  Zweifel  um  so  erwünschter,  als  die  Gelegenheits- 
poesie bis  auf  einen  gewissen  Grad  die  Stelle  der  fehlenden  Journa- 
listik vertrat.    SG  III  400,  8. 

3.   Ne  valeam  =  II  5,  1. 


352  ^I-  Valerii  Martialis 

5  Sed  tu  nomen  habes  averso  fönte  sororum 
Impositum,  mater  quod  tibi  dura  dedit: 
Quod  nee  Melpomene,  quod  nee  Polyhymnia  possit, 

Nee  pia  cum  Phoebo  dicerc  Calliope. 
Ergo  aliquod  g-ratum  Musis  tibi  nomen  adopta: 
10      Non  semper  belle  dieitur  «Hippodame.ff 

XXXII. 

Et  latet  et  lucet  Phaethontide  condita  gutta, 
Ut  videatur  apis  nectare  clusa  suo. 

Dignum  tantorum  pretium  tulit  illa  laborum: 
Credibile  est  ipsam  sie  voluisse  mori. 

XXXIIL 

Plena  laboratis  liabeas  cum  scrinia  libris, 

Emittis  quare,  Sosibiane.  nihil? 
)»Edent  heredes«  inquis  »mea  carmina.«    Quando? 

Tempus  erat  iam  te.  Sosibiane.  legi. 


XXXI  10.  Hippodaine  6'e7;>;  Ippodame  2'Hi(y)ppodanuisPQ-Ew<Scr. 

XXXII  I.  Auson.  Mosella  66  lucetqiie  latetqiie  Calculus. 


5.  averso  fönte  sororum.  Vgl.  averso  deo  VIII  62,  2  und  zu  III 
24,  9.  Die  von  Persiiis  fons  caballinus  genannte  Hippokrene  ist  hier 
gleichsam  personificirt  gedacht.  OHirschfeld  Zu  Martial,  Wiener  Stu- 
dien I  (ISSli  S.  113  f. 

sororum.     Zu  I  70,  15. 

10.  Hipjiodame.  Griechische  Uebersetzung  des  Namens  der  An- 
geredeten (denn  dass  es  eine  Frau  ist,  darf  man  nach  mater  in  v.  6 
annehmen).  Hirschfeld  a.  a.  0.  vermuthet  einen  Namen  etwa  wie  Do- 
mitia  Caballina.  M.  will  übrigens  nur  sagen,  dass  es  nicht  angenehm 
sei,  immer  einen  griechischen  Namen  statt  des  lateinischen  brauchen 
zu  müssen  und  nimmt  nicht  etw;i,  wie  L.  Mueller  r.  m.  p.  389  meint, 
an  der  auch  vou  Virgil  und  Ovid  gebrauchten  Form  Hippodame 
Anstoss. 

XXXII.  Vgl.  IV  59  auf  eine  Sclilange  und  VI  15  auf  eine  Ameise 
in  Bernstein. 

].  Phaethontide  —  gutta  wie  VI  15,  1  Phaethontea  —  in  umbra. 

XXXIII  4.  D.  h.  es  wäre  bereits  Zeit  gewesen  für  dich  zu  sterben. 


Epigramniaton  Liber  IV    edirt  December  88).  353 

XXXIV. 

Sordida  cum  tibi  sit,  verum  tameu,  Attale,  dixit. 
Quisquis  te  niveam  dixit  habere  togam. 

XXXV. 

Frontibus  adversis  molles  coucurrere  dammas 

Vidimus  et  fati  sorte  iacere  pari. 
Spectavere  canes  praedam,  stupuitque  su{)erbus 
Venator,  culti'O  nil  superesse  suo. 
5  Unde  leves  animi  tanto  ealuere  furore? 
Sic  pugnant  tauri,  sie  cecidere  viri. 
XXXVI. 
Cana  est  barba  tibi,  nigra  est  coma:   tingiiere  barbam 
Non  potes  —  haec  causa  est  —  et  potes.  Ole.  comam. 

XXXVII. 

..Centum  Coranus  et  ducenta  Mancinus, 
Trecenta  debet  Titius,  lioc  bis  Albinus, 
Decies  Öabinus  alterunniue  vSerranus; 
Ex  insulis  fundisque  tricies  soldum, 
5  Ex  pecore  redeunt  ter  ducena  Parmensi«: 
Totis  diebus,  Afer,  hoc  mihi  narras 


XXXIV  1.    Attalel  Attice?  Schn^  p.    XIV     T .    Ad    Attihim 
mjl.  II  7  . 

XXXV  5.  animi  PQEFoi  Scr  Gilbert  p.  26  animae   T  Sehn. 

XXXVI  2.  et  R Gilbert^  p.  517  sed  (set)  Q-Bw  Sehn. 

XXXVII  6.  hoc  coiM  haec?  Schn'^  p.  XIV. 


XXXIV  2.  niveam.  Hier  in  dem  Sinne,  dass  sie  nicht  wärmt,  wie 
III  38,  9  gelidis  lacernis  und  XII  30,  2  algentem  togam.  IX  49,  8  mit 
Anspielung  auf  diese  Stelle:  (toga),  Quam  possis  niveam  dicere 
jiire  tuo. 

XXXV.  Vgl.  IV  74. 

1.  dammas.    Antilopen.     SG  II  496. 

2.  Vidimus.    Im  Amphitheater.     SG  II  361,  10. 

XXXVII  4.  tricies  soldum.  TjuI  99,  1.  Die  synkopirte  Form  auch 
Horat.  S.  I  2,  113.    L.  Mueller  r.  m.  366. 

5.  Ueber  die  Schafzucht  in  Parma  zu  II  43,  4. 

Martial  I.  23 


354  M-  Vulerii  Msirtialis 

Et  teneo  melius  ista,  (luam  meuni  nomen. 
Numeres  oportet  alifiuid,  ut  pati  possim: 
Cotidianam  refice  iiauseam  nummis: 
!(•  Audirc  gratis,  Afer,  ista  uou  possum. 

XXXVIII. 

Galla.  ncga:  satiatur  amor,  nisi  gaudia  torqueut 
Sed  noli  nimiiim.  Galla,  uegare  diu. 

XXXIX. 

Argeuti  genus  omne  comparasti, 
Et  solus  veteres  Myronos  artes, 
Solus  Praxitelus  manum  Scopaeque. 
Öohis  Phidiaci  toreuma  caeli, 
5  Solus  Mentoreos  habes  labores. 


XXXIX  3.  manum  EXABCFG  Sehn     manus  FQ  Scr. 


XXXIX  2—5.    Pnap.  10,  2:  Non  me  Praxiteles  Scopasve  fecit 
Nee  snm  Phicliaca.  manu  politus.    (Vgl.  Stat.  S.  II  2,  65  ss.  IV  6,  25  ss.) 

XXXVIII  1.   Oalla.     Zu  II  25,  1. 

XXXIX  2.  Myronos  artes  =  VI  92,  2.  Ueber  den  Genitiv  auf  os 
(auch  VIII  51,  1)  Neue  Formenl.  I  305.  Ueber  Myrons  Schätzung  bei 
den  Römern  SG  III  272.  Als  Toreut  in  Silber  wird  er  ausser  bei  M. 
(auch  VIII  51,  1  Quis  labor  in  phiala?  docti  Myos  anne  Myronos?) 
nur  noch  bei  Phaedr.  V  prol.  genannt.    Brunn  Künstlergesch.  I  145. 

artes:  Kunstwerke.   Horat.  C.  IV  8,  5.  Epp.  I  (i,  17. 

3.  Praxitelus.  Ueber  die  Form  des  Genitivs  Neue  Formenl.  I  30S. 
Charis.  Ex  arte  gramm.  Exe.  (Gramm,  lat.  ed.  Keil  I  542)  3:  Si  qua 
autem  flexo  accentu  reperiuntur,  haec  in  suo  remanent  statu  et  Grae- 
cam  declinationem  secuntur,  velut  hie  Eumenes  hujus  Eximenus,  Eu- 
prepes  Euprepus:  quamquam  quidam  Euprepes  Euprepetis  Eumenes 
Eumenetis  declinari  voluerunt. 

4.  Phidiaci  toreuma  caeli  =  X  87,  16.  Vgl.  VI  13,  1  Quis  te  Phi- 
diaco  formatam,  lulia,  caelo,  etc.  Brunn  Künstlergesch.  I  187  sieht 
keinen  Grund  an  der  Aechtheit  dieser  angeblich  von  Phidias  herrüh- 
renden Ciselirung  zu  zweifeln.  Unmöglich  ist  sie  freilich  nicht ;  aber 
Martials  Zeugnis  bietet  für  sie  nicht  die  geringste  Gewähr;  selbst 
wenn  ars  Phidiaca  hier  nicht  bloss  »bildende  Kunst"  bedeutet,  wie  ars 
Apellea  IX  9,  2  Malerei.    SG  III  273,  5. 

5.  Mentnreos  —  lahores.     Zu  III  41. 


Epigrammaton  Liber  IV  (edirt  December  88).  355 

Nec  desunt  tibi  vera  Gratiana, 
Nee  quae  Callaico  linimtur  auro. 
Nec  mensis  anag-lypta  de  paternis. 
Argentum  tarnen  inter  omne  miror, 
10  Quare  non  habeas,  Charine,  purum. 

XL. 

Atria  Pisonum  stabant  cum  stemmate  toto 
Et  docti  Senecae  ter  numeranda  domus; 

Praetulimus  tantis  solum  te,  Postume,  regnis; 
Pauper  eras  et  eques,  sed  mihi  consul  eras. 
5  Tecum  ter  denas  uumeravi,  Postume,  brumas: 
Communis  nobis  lectus  et  unus  erat. 

lam  donare  potes,  iam  perdere.  pleuus  bonorum. 


(1.  (Tvatiana.  Nach  dem  Fabrikanten  benannte  Silberarbeiten  wie 
Clodiana,  Fxirniana  Plin.  N.  h.  XXXIII  1^9.     Vgl.  auch  IV  88,  3. 

T.  Silbergefässe  mit  Goldrändern  fchrjsendeta  .    Zu  II  43,  11. 

Callaico.  Gallaeci  Callaeci,  Callaici  die  Bewohner  des  heutigen 
Galicia  in  Hispania  Tarraconensis.  Kiepert  Lehrb.  d.  alt.  Geogr. 
423.  Vgl.  Callaicis  arvis  X  K'.,  3,  Callaicum  oceanum  X  37,  4  Callaico 
metallo  XIV  95,  1. 

8.  anaglypta.     Halberhabene  Arbeiten  in  Silber. 

10.  purtüH.  Doppelsinnig:  1  glatt  2  nicht  durch  den  Mund  des 
Besitzers  verunreinigt,  da  der  Name  Cliarinus  offenbar  zur  Bezeicli- 
mmg  desselben  Lasters  gebraucht  ist  wie  I  77. 

XL.  Als  M.  nach  Rom  kam.  stand  ihm  der  Palast  der  Pisonen, 
deren  Haupt  C.  Calpurnius  Piso  in  Folge  der  nach  ihm  benannten 
Verschwörung  gegen  Nero  0-5  den  Tod  fand  :SG  I  220  f.  III  392;,  und 
die  drei  Häuser  seiner  Landsleute,  der  drei  Seneca  des  Philosophen, 
des  Jiinius  Gallio  und  des  Annaeus  Mela,  Vater  des  Lucan,  Teuffei 
RLG  269,  2.  287,  1]  offen.    Einl.  S.  4  f. 

1.  cum  stemmate  toto:  mit  dem  ganzen  Stammbaum.  Marquardt 
Prl.  237,  3. 

3.  regnis.  Wie  Petilianis  in  regnis  XII  57,  19.  Doch  auch  mit 
Beziehung  auf  die  Bezeichmxng  des  Patrons  als  rex  des  Clienten.  Zu 
I  112.  Vgl.  V.  9. 

Postume.    Jedenfalls  ein  willkürlich  gewählter  Name. 

5.  ter  denas  —  brumas.  30  ist  hier  eine  willkürlich  gewälüte  Zahl, 
denn  da  M.  im  J.  98  (X  103;  104)  die  Daner  seines  Aufenthaltes  in 
Rom  auf  34  Jahre  angiebt  SG  III  436  f.),  war  er  damals  erst  seit 
24  Jahren  in  Rom. 

23* 


356  >!•  Valerii  Martialis 

Largus  opum:  expecto,  Postume,  quid  facias. 
Nil  facis,  et  serum  est  alium  mihi  quaerere  regem. 
10       Hoc,  Fortuna,  placet?  »Postumus  imposuit.'c 

XLI. 
Quid  recitaturus  circumdas  vellera  collo? 
Conveniunt  nostris  auribns  ista  magis. 

XLII. 

Si  quis  forte  mihi  possit  praestare  roganti, 

Audi,  quem  puerum,  Flacce,  rogare  velim. 
Niliacis  primum  puer  hie  nascatur  in  oris: 

Nequitias  tellus  seit  dare  nulla  magis. 
5  Sit  nive  candidior-  namque  in  Mareotide  fusca 

Pulchrior  est,  quanto  rarior,  iste  color. 
Lumina  sideribus  certent  moUesque  flagellent 

Colla  comae:  tortas  non  amo,  Flacce,  comas. 
Frons  brevis  atque  modus  leviter  sit  naribus  uncis. 


XL  10.  «Postumus  iuiposnit«  Gilbert^  2^.  517.   Ohne  A7)führunfjs- 
zeichen  Seh». 

XLI  2.    ista  EXABG  Sehn    illa  PQFw  Scr  vgl.  IV  49,  2. 


10.  »Postumus  imposuitt'.  Die  Pointe  des  Epigramms  ist  eine  viel 
bessere,  wenn  man  mit  Gilbert^  p.  517  diese  Worte  der  Fortuna  in 
den  Mund  legt,  die  sich  damit  entschuldigt,  dass  sie  ihm  ihre  Gaben 
spendete:  sie  habe  besseres  von  ihm  erwartet. 

XLI.    SG  III  375,  4.    Vgl.  III  18   XIV  142. 

2.  ista.  Die  codd.  schwanken  hier  und  IV  49,  2  zwischen  ista 
und  illa.  M.  braucht  das  Erstere  oft,  um  auf  etwas  unmittelbar  vor- 
hergehendes zurückzuweisen;  z.  B.  II  24,  5  Dat  tibi  divitias.  «Ec- 
quid  sunt  ista  duorum?«  Vgl.  IV  37,  10  VI  17,  4  VIII  4,  17  XI 
10,  2  XII  57,  18.    Auf  dasselbe  bezieht  sich  ista  und  illa  II  S. 

XLII.  2.    Flacce.    Zu  I  57. 

3.  4.  Alexandrinische  Sklaven  waren  wegen  ihres  frechen  und 
obseönen  Witzes  (sales  Nili  XI  13,  3)  in  Eom  beliebt.  Marquardt  Prl. 
150,  1.    SG  III  127,  4. 

5.    nive  candidior.    Vgl.  VII  33,  2   XII  82,  7. 

9.  Frons  brevis.  Nach  antiken  Schönheitsbegriffen  ein  Erforder- 
nis vollkommener  Schönheit.  Petron.  c.  12G  frons  minima.  KOMnel- 
1er  Handbuch  d.  Archäol.  329,  3. 


Epigrammaton  Liber  IV  i'edirt  December  88;.  357 

10      Paestanis  rubeant  aemula  labra  rosis. 
Saepe  et  nolentem  cogat  nolitque  voleutem. 

Liberior  domiuo  saepe  sit  ille  s^^o: 
Et  timeat  pueros.  excliidat  saepe  puellas: 
Vir  reliquis.  imi  sit  puer  ille  mihi. 
1 5  »lam  scio,  nee  falles :  uaui  me  quoqiie  iiidice  verum  est : 
Talis  erat«  dicis  «noster  Amazonicns.« 

XLIII. 
Non  dixi,  Coraciue,  te  ciuaedum: 
Non  siim  tarn  temerarius  nee  audax, 
Nee  mendacia  qui  loquar  libeuter. 
Si  dixi.  Coracine,  te  cinaedum. 
o  Iratam  mihi  Pontiac  lagonam, 
Iratum  calicem  mihi  Metili: 
luro  per  Syrios  tibi  tumores, 
luro  per  Berecyntios  furores. 
Q^^od  dixi  tamen,  hoc  leve  et  pusillum. 
10  Qnod  notum  est  quod  et  ipse  non  negabis. 
Dixi  te.  Coracine,  cuunilingum. 


XLII  15.  falles  RTSchr^  fallis  PQf  ScJw  '    facilis  ^A'^i^Ci^r; 


XLII  10.  Ovid.  Ex  P.  II  4,  28  Paestanas  vincet  odore  rosas. 
XLII  10.    Baehrens  Plm  IV  320,  4    Paestanis  lueent   floridiora 
rosis. 


10.    Paestanis  —  rosis.    Vgl.  V  37,  9   VI   SO,   6   IX  26,  3    IX  6ü,  1 
XII  31,  3.    Verg.  Georg.  IV  119  biferi  rosaria  Paesti. 
XLIII.  1.     Coracine.    Vgl.  VI  55,  4. 
1.  2.    Zu  II  41,  3.  4. 

5.  Zii  II  34,  6.  Die  lagoua  eines  anderen  Giftmisciiers  IV  69,  3 
nnd  über  Iratam  mibi  lagonam  zu  III  24,  9. 

6.  Metili.    Ebenfalls  eines    sonst  unbekannten    Giftmischers. 

7.  Syrios  —  tumores.  Wie  es  scheint,  wurden  AnschAvellungen 
itnd  Geschwülste  dem  Zorn  orientalischer  Götter  zugeschrieben.  Vgl. 
Pers.  5,  187  deos  inflantes  corpora  mit  Jahns  Anm. 

7.  8.   Ueber  die  Assonanz  zu  III  44,  15  u.  16. 
S.    Berecijnthios  furores.    Die  Raserei  der  Priester  der  von  dem 
Berge  Berecynthus  in  Phrygien  Berecynthia  genannten  grossen  Mutter. 


358  >I-  Valerii  Martialis 

XLIV. 

Hie  est  pampincis  viridis  modo  Vesbius  umbris. 

Presscrat  bic  madidos  nobilis  uva  lacus. 
Haec  iuga  quam  Nysae  colles  plus  Baccbus  amavit, 

Hoc  nuper  Satyri  monte  dedere  choros. 
5  Haec  Veneris  sedes,  Lacedaemone  gratior  illi, 

Hie  locus  Herculeo  nomine  clarus  erat. 
Cuncta  iacent  flammis  et  tristi  mersa  favilla: 

Nee  superi  vellent  boc  licuisse  sibi. 

XLV. 

Haec  tibi  pro  nato  plena  dat  laetus  acerra. 
Phoebe,  Palatinus  munera  Parthenius, 


XLIV  1.  Vesbius  TQUFtM  (Vesbrius  P  Ueberschr.  De  Vesbio 
monte)  Sehn ^  Gilherf^  p.  517  Ye^vm?>  XOScr  Sehn-.  6.  nomine  jTPQoj 
Scr  Gilbert^  p.  617    mimine  EX  AB  FO  Seh». 


XLIV  1.  Verg.  Copa  -U  pauipinea  —  itmbra. 
XLIV  6.  Prop.  VT,  82  Et  nunquam  Herenleo  nnniine  pallet  ebur.) 
XLV  1.  Verg.  A.  V  74.5  plena  —  acerra. 


XLIV.  1.  modo.  Vor  dem  Ausbruch  am  24.  August  79  (9  Jahre 
vor  der  Abfassung  dieses  Gedichts)  war  der  Vesuv  mit  Ausnahme 
des  Kraters;  mit  Feldern  und  Weinbergen  bedeckt  gewesen.    SG  II 99  f. 

Vesbius.  Hier  besser  bezeugt  als  Vesvins  Lachmann  ad  Lucret. 
V  679). 

.5.  Veneris  sedes.  Venus  war  die  Schutzgöttin  von  Pompeji,  wel- 
ches in  einer  Inschrift  aus  dem  J.  10  v.  Chr.  CIL  I  1252  =  Orelli 
2416  =  Wilmans  Ex.  Inscr.  908  officiell  colonia)  Ven^eria  Cornelia) 
heisst.    Nissen  Pompejanische  Studien  S.  328  f. 

ü.  Herculeo  nomine.  Ob  M.  das  besser  bezeugte  nomine  oder 
numine  schrieb ,  ist  an  sich  kaum  zu  entscheiden.  Gemeint  ist  Her- 
cnlaneum. 

8.    licuisse  sibi.    Licuisse  tibi  VII  21,  4. 

XLV.  Zum  fünften  Geburtstage  des  Biirrus,  eines  Sohnes  des 
Parthenius,  Kämmerers  und  Günstlings  des  Domitian,  an  dessen  Er- 
mordung er  Theil  nahm.  M.  rühmt  ihn  auch  als  Dichter  IX  49  XI  1 
XII  11.  Vgl.  IV  78  V  6  mit  Anm.  VIII  28  IX  4.5.  SG  I  81,  3;  88, 
1;   101  f. 

2.  Phoebe.  Das  Opfer  wurde  wol  in  dem  Apollotempel  auf  dem 
Palatin  gebracht. 


Epigrammiiton  Liber  IV  (edirt  December  S8).  359 

Ut  qiii  prima  novo  signat  quinquennia  liistro. 
Impleat  innumeras  Burriis  Olympiadas. 
5  Fac  rata  vota  patris:  sie  te  tua  diligat  arbor 
Gandeat  et  certa  virg-initate  soror, 
Perpetiio  sie  flore  mices.  sie  deniqiie  noii  siut 
Tam  longae  Bromio,  quam  tibi,  Phoebe,  comae. 
XLVI. 
Saturnalia  divitem  Sabelhim 

XLV  3.  Ciris  24  quinquennia  lustro.  (Stat.  S.  IV  2,  62  V 
3,  253  quinquennia  lustris!.  5.  Ovid.  Am.  III  2,  80  dominae  fac 
rata  vota  meae. 

(XLV  5.  Auson.  IV  Eph.  3,  5S  Da  pater  haec  nostro  fieri  rata 
vota  precatu.) 

.'}.  qicinqucnnia  lustro  —  -l.  Oli/mpiada.s.  Offenbar  ist  hier  Olym- 
pias  dasselbe  wie  lustrum:  ein  Zeitraum  von  5  Jahren.  Serv.  Aen. 
I  283  lustris:  quinquenniis.  Et  beue  Ohmpiadibus  computat  tempora 
[quod  magis  ad  Jovem  pertinet;,  quia  nondum  erant  vel  Roma  vel 
consules.  Lustrum  bei  M.  ein  5jähriger  Zeitraum  auch  X  38,  9;  ge- 
wiss auch  I  lül,  3  X  71,  .5  eine  Säcularperiode  IV  1,  7).  Im  Ge- 
brauch von  Olympias  scheint  er,  wie  Eenn  bemerkt  Beitr.  zu  ]\IartiaI 
Bl.  f  d.  Baier.  Gymnas.  XVII  [1881]  S.  441  ,  Ovid  zu  folgen,  für  den 
Olympiaden  als  5jährigc  Zeiträume  mit  Lustren  identisch  sind.  So 
Tr.  IV  8,  33  lamque  decem  lustris  omni  sine  labe  peractis,  Ibis  1 . 
lustris  bis  iam  mihi  ([uinque  peractis,  und  von  denselben  5U  Jahren: 
Tr.  IV  10,  95  Postque  meos  ortus  Pisaea  vinctus  oliva  Abstulerat 
decies  praemia  victor  equus.  Ex.  P.  IV  6,  5  In  Scythia  nobis  quin- 
quennis  Olympias  acta  est:  Iam  tempus  lustri  transit  in  alterius. 
Auch  bei  M.  X  23  Iam  numerat  placido  felix  Antonius  aevo  Quinde- 
cies  actas  Primus  Olympiadas  ist  w-ol  sieher  mit  Renn  ein  Alter  von 
75  Jahren  zu  verstehen,  und  dann  auch  das  Alter  des  Vaters  des 
Claudius  Etruscus  VII  40,  0  hie  prope  ter  senas  vixit  Olympiadas) 
als  eines  von  9u  Jahren  anzusehen;  (seine  Verbanmmg  erfolgte  im 
Alter  von  8ü  Jahren:  Stat.  S  III  3,  140  Dextra  bis  octonis  fluxerunt 
saecula  lustris;  wonach  SG  I  82  und  93  f.  zu  berichtigen  ist,.  Doch 
M.  VI  85,  8  heisst  es  von  dem  20  Jahre  alt  gestorbenen  (IX  76,  3) 
Camonius  Rufus:  Viderat  Alphei  praemia  quinta  modo.  Renns  Er- 
klärung: »er  hatte  4  Olympiaden  verlebt,  da  ja  von  der  ersten  zur 
zweiten  Festfeier  nur  eine  Olympiade  zu  rechnen  ist«,  erscheint  ge- 
künstelt. Man  erw\artet  nach  den  übrigen  Stellen  quarta,  und  viel- 
leicht hat  M.  wirklich  so  geschrieben;  vgl.  die  Anm. 

XLVI.  Dass  sich  dienten  bei  Rechtsanwälten  mit  Gesehenken 
wohlfeiler  Lebensmittel  abfanden,  wird  öfter  erwähnt.    SG  I  292. 


360  M-  Valerü  Martialis 

Fecerunt:  merito  turnet  Sabellus, 
Nee  (lueniquam  putat  esse  praedicatque 
Inter  causidicos  beatioreiii. 
5  Hos  fastus  animosque  dat  Sabello 
Farris  semodius  fabaeque  fresae. 
Et  tnris  piperisque  tres  selibrae, 
Et  Lucanica  ventve  cum  Falisco, 
Et  nigri  Syra  defruti  lagona, 

lü  Et  ficus  Libyca  gelata  testa 
Cum  bulbis  cocleisque  caseoque. 
Pieeno  quoque  veuit  a  diente 
Parcae  cistula  non  capax  olivae. 
Et  crasso  figuli  polita  caelo 

15  Septeuaria  synthesis  Sag-unti 
(Hispanae  luteum  rotae  toreuma 


XLVI   15.   16.    Interp.    nach    dilhert'-''  p.  5/7  Sagunti,    r.   76'  olme 
Parenthese  Sehn. 


6.  7.    semodius  —  sHihrae.    Zn  I  99,  15. 
6.   fabaeque  fresae.    Zu  III  47,   12. 

8.  Lucanica.  Eine  Lukanische  Bratwiu-st.  V  '61,  9  VI  80,  6  IX 
26,  3   IX  60  1    XII  31,  3   XIII  35.    Blueinner  S.  121,  3. 

venire  cum  Falisco:   Schweinemagen  aus  Falerii. 

9.  defruti:  gekochter  Most.  Ueber  die  Syrischen  Weine  Mar- 
quardt  Prl.  440. 

lagona.    Zu  VI  89,  4. 

10.  ßcus  Libyca  (VII 53,  8J  gelata  testa.  Gelata  ein  technischer 
Ausdru.ck,  wie  es  scheint,  für  eine  Art  Gelee  (gelu  vom  Festwerden 
einer  Flüssigkeit  ohne  Gefrieren  IV  59,  4).  Lac  gelatum  Colummela 
X  397.  Id.  VII 8,  7  (bei  der  Käsebereitung)  ipsos  quidam  virides  con- 
terunt  nucleos  et  lacti  permiseent  atque  ita  congelant.  —  lila  vero 
notissima  est  ratio  faciendi  casei  quem  dicimus  manu  pressum.  nam 
is  paulum  gelatus  in  mulctra  —  rescinditur  etc. 

12.    Pice7io.    Zu  I  43,  8. 

13 — 16.  synthesis.  Eine  bestimmte  Anzahl  (hier  9)  zusammenge- 
höriger Gefässe.  Stat.  S.  IV  9,  44  synthesin  Alborum  calicum  atque 
caccaborum.  Marquardt  Prl.  554,  11.  Die  calices  Saguntini  XIV  108 
vgl.  VIII  6,  2;  Sagunti  gehört  zu  polita),  nach  v.  14  u.  16  vermuth- 
lich  mit  erhabenen  Ornamenten  versehen ,  waren  nach  dieser  Stelle 
wohlfeil  und  mögen  ihren  Euf  wol  besonders  ihrer  Brauchbarkeit  ver- 


EpigTiunmaton  Liber  IV  (edirt  December  SS;.  36  J 

Et  lato  variata  niappa  cla^•o. 

Saturualia  fructiiosiora 

Annis  nou  liabuit  decem  Sabellus. 

XL  VII. 

Encaustus  Phaethon  tabula  tibi  pictus  in  Uac  est. 

Quid  tibi  vis,  dipyrum  qui  Phaetliouta  facis? 

XL  VIII. 

Percidi  g-audes,  percisus,  Papile.  ploras. 

Cur,  quae  vis  fieri,  Papile,  facta  doles? 
Paenitet  obscenae  pruriginis  ?  an  magis  illud 

Fies,  quod  percidi,  Papile,  desieris? 

XLIX. 

Nescit,  crede  mihi,  (piid  siut  epigTammata,  Flacce, 

Qui  tantum  lusus  ista  iocosque  vocat. 
nie  magis  ludit.  qui  scribit  i)randia  saevi 

XLVIII  1.  2.  Papile]  Phapyre  E  Papyle  F  Paphile  A'  Phapyle 
T  Pamphile  Q  [Ueherschr.  ad  Papiliim)  Sehn-  j).  XIV. 

XLIX  2.  ista  T  Sehn  illa  PQEFm  Sei-  vgl.  IV  41,  2. 


dankt  haben.  Blueinner  S.  i;i2.  Ueber  luteum  toreumr.  Ders.  Technol. 
u.  Terminol.  d.  Gewerbe  u.  Künste  II  8,  2. 

17.  Eine  wol  gewöhnliche  Art  der  Verzierung  von  Servietten. 
Petron  c.  32  laticlaviam  immiserat  mappam  fimbriis  hinc  atque  illinc 
pendentibus. 

XLVII  1.  Eneaustus.  Ueber  encaustische  Malerei  KOMuelier  Hdbch. 
d.  Archäol.  S.  320. 

XLIX  1.     Flacee.    Zu  I  57. 

Die  geringschätzigen  Bemerkungen  über  grosse  mythologische  Epen, 
die  sich  in  den  späteren  Büchern  mehrmals  wiederholen  V  35  VIII  3 
IX  50  X  4;  eine  ähnliche  Aeusserung  schon  XIV  1,  llj  beziehen  sich 
wahrscheinlich  auf  die  ThebaTde  des  Statins,  zu  dem  M.  ohne  Zwei- 
fel nicht  in  einem  freundlichen  Verhältnisse  stand,  da  beide  einander 
nie  nennen,  obwol  sie  vielfach  in  denselben  Kreisen  verkehrten.  Sta- 
tins arbeitete  an  seiner  ThebaTde  etwa  80—92  und  hatte  damals  (88) 
ohne  Zweifel  schon  mehrere  Gesänge  derselben  unter  grossem  Beifall 
vorgetragen.    SG  III  402  f.    Einl.  S.  9  und  21. 

2.    ista.    Zu  IV  41,  2. 


3ß2  ^^-  Valerii  M:irtialis 

Teveos,  aut  eenam,  crude  Thyesta,  tuam. 
5  Aut  i)uero  liquidas  aptantem  Dacdalou  alas. 
Pascentem  Hiculas  aut  Polyphemon  oves. 
A  nostris  procul  est  omnis  vesica  libellis, 
Musa  nee  insano  syrmate  nostra  turnet. 
)>Illa  tarnen  laudant  omnes,  mirantur,  adorant.« 
10       Confiteor:  laudant  illa,  sed  isla  legunt. 
L. 
Quid  me,  Thai,  senem  subinde  dicis? 
Nemo  est,  Thai,  senex  ad  irrumandum. 

LI. 
Cum  tibi  non  essent  sex  milia,  Caeciliane, 

Ingenti  late  vectus  es  hexaphoro; 
Postquam  bis  decies  tribuit  dea  caeca  sinumque 
Ruperunt  nummi,  factus  es,  ecce,  pedes. 
5  Quid  tibi  pro  meritis  et  tantis  laudibus  optem? 
Di  veddant  sellam.  Caeciliane,  tibi. 

LH. 

Gestavi  iunctis  nisi  desinis.  Hedyle,  capris, 
Qui  modo  ficus  eras,  iam  caprificus  eris. 
LIIL 

Hüne,  quem  saepe  vides  intra  i)enetralia  nostrae 
Pallados  et  templi  limina,  Cosme,  novi 


4.    Thyesta.    Neue  Formenl.  I  41. 

.=>.    Daedalon.     t>.    Polyphonon.    Ders.  das.  I  129. 

7.  vesica.     Geschwulst  Plin.   N.   h.   XX   51    attritisque   corporum 
partibns,  vel  si  in  vesicas  intumuerint.    Schwulst  wol  mir  hier. 

8.  sijrmate.  Vgl.  XII  94,4.   Das  Schleppkleid  der  tragischen  Muse. 
LI.    Zu  I  99. 

LII  2.  ßcus  oifenbar  für  ficosus  ganz  Feige  .  Aehnlicher  Wortw  itz 
III  67,  10.' 

LIII.    Liicill.  ep.  oü  Anthol.  Gr.  ed.  Jacobs  III  p.  35    T.  II  p.32;i): 
Ei^at  txev  Kuvi7.6v  oe,  MevEOTpare,  xävu^roS-^TOV, 

Kai  pi-foiJv,  o'joel;  ä^^TiXs-fei  -/aöoXo'j. 
"An  o£  TotpapTiaii;)?  apxou;  y-cii  itXdafxaT   ävatow;, 
KaY<«  paßoov  i'yii},  y.ai  ge  Xe-foust  yJna. 
1.  2.   penetralia  nostrae  Pallados.     Nostrae  als  Beschützerin   des 


Epigrammaton  Liber  IV   eclirt  December  SS).  363 

Cum  baeulo  peraque  senem,  cui  cana  piitrisque 
Stat  coma  et  in  pectus  sordida  barba  cadit; 
i  Cerea  quem  midi  tegit  uxor  abolla  grabati, 
Cui  dat  latratos   obvia  turba  cibos; 
Esse  putas  Cynicum  deceptus  imagine  ficta: 
Nou  est  hie  Cynicus,  Cosme:  quid  ergo?  Canis. 

LIV. 
0  cui  Tarpeias  licuit  eontingere  quereus 
Et  meritas  prima  cingere  fronde  comas, 
Si  sapis,  utaris  totis,  Colline.  diebus 


LIII  7.  ficta  TPQF  Sehn  falsa  £iu  Rand  i\  Q  Sei: 


LIII  (1  Horat.  Epp.  II  2,  114  intra  penetralia  Vestae;  7.  Ovid. 
M.  III  385  deceptus  imagine  vocis  Id.  ib.  XIII  2H;  deceptus  imagine 
somni.  Id.  ib.  XIV  323  imagine  ficta. 

LIV  2.    Verg.  A.  VIII  274  Cingite  fronde  comas. 

Kaisers  und  folglich  Roms.  Ein  Tempel  der  Minerva  etwa  der  auf 
dem  von  Domitian  erbauten  forum  Palladis  Becker  Top.  374) ;  der 
vielleicht  wie  der  Tempel  des  Friedens  und  das  Forum  und  die  Ther- 
men Trajans  SG  1  17,  4  III  643,  8,,  in  welchen  letzteren  in  Galens 
Zeit  der  Cj-niker  Theagenes  täglich  disputirte,  zu  öffentlichen  Vor- 
trägen benutzt  wurde. 

et  templi  limina  —  novi.  XII  3,  7  Iure  tuo  veneranda  novi  pete 
limina  templi.  Das  von  Livia  begonnene,  von  Caligula  dedizirte  tem- 
plum  Divi  Augusti  auf  dem  Palatin  wird  häufig  templum  novum  ge- 
nannt. Tiberius  hatte  hier  eine  den  Musen  geweihte  Bibliothek  an- 
gelegt.   Zu  XII  3,  7. 

3.  ff.   Ueber  Cyniker  in  Rom  SC4  III  643. 

5.  Cerea.    Wie  I  92,  7. 

abolla.  Dicker,  doppelter  Mantel,  zur  ausländisclieu  Tracht  ge- 
hörig.   Marquardt  Prl.  553. 

6.  latratos  —  cibos:  Hundebrot  panis  furfureus  Phaedr.  IV  18,  4,. 
M.  X  5,  5  caninas  panis  improbi  buecas.  Juven.  5,  11  sordes  farris 
mordere  canini.    SG  I  262,  10  u.  11. 

LIV.  1—3.  Der  hier  und  IV  20  angeredete  Collinus  hatte  bei 
dem  ersten  capitolinischen  Agon  im  Jahre  S6  (daher  v.  2  prima  fronde, 
was  freilich  auch  Laub  ersten  Ranges  [zu  I  51,  1]  heissen  kann  den 
Preis  der  Dichter,  einen  Eichenkranz  erhalten.    SG  II  575  III  379. 

I.    IX  23,  1  0  c\\\  virgineo  flavescere  contigit  axiro. 


364 


M,  Valei-ii  Mnrtiiilis 


ExtrcmunKiue  tibi  semi)er  adcsse  putes. 
5  Lanificas  uulli  trcs  exorare  puellas 

Contig-it:  observaiit  quem  statuere  cliem. 
Divitior  Crispo.  Thrasea  constantior  ii)SO 

Lautior  et  nitido  sis  Meliore  licet: 
Kil  adicit  peuso  Lacliesis  fusosque  sororum 
10      Explicat.  et  semper  de  tribus  una  uegat. 
LV. 
Luci,  g'loria  temporum  tiionim. 
Qui  Gaium  veterem  Tagumqiie  uostrum 
Arpis  cedere  non  sinis  disertis: 
Argivas  generatus  iuter  urbes 
5  Thebas  carmine  cantet  aut  Mycenas. 
Aiit  claram  Rliodon  aut  libidinosae 
Ledaeas  Laeedaemouos  palaestras. 


LIV  10.   negat  EFNm  Sclm^  neget  Q  secat  P  Hns  Scr  Sehn'-. 
LV  5.  aut  PQF  Scr  Gilbert  p.  ^23  et  EXABCG. 


LIV  4.  Horat.  Epp.  14,  13  Oimiem  crede  diem  tibi  diluxisse 
supremum.    5.  Ovid.  A.  a.  I  37  F.  IV  111  exorare  pnellaui. 

LV  6.  Horat.  C.  I  7,  5  claram  Rhodon. 

(LV  5.  Clandian.  Bell.  Gildon.  287  haec  trucibus  Tliebiä,  haec 
digna  Mycenis.; 

5.    Lauißcas  —  pueUas.    VI  58,  7  lanificae  sorores. 

7.  Divitior  Crispo.  Vibius  Crispus  soll  200  Millionen  Sesterzen 
Tiesessen  haben.  SG  I  231,  6.  Docli  kijnnte  auch  Passienns  Crispus, 
der  zweite  Gemahl  der  Mutter  Neros.  Agrippina  gemeint  sein.  Das 
Grabmal  des  Letztern  X  2,  10.   Vgl.  XII  36,  9. 

Thrasea  constantior.    Zu  I  8,  1. 

8.  Lautior  —  nitido  —  Meliore.    Zu  II  69,  7. 

10.  negat.    Selbst  wenn  zwei  Parzen  zum  Pensum  zulegen  wollen 
was  bei  Seneca  Apocol.  c.  4  geschieht),  schlägt  die  dritte  es  stets  ab. 
LV  1.    Lud.    Vielleicht  der  I  49  angeredete  Licinianus. 

2.  Gaium.    Zu  I  49,  5. 

3.  Arpis.  Arpi  aus  Versehen  statt  Arpinum,  Ciceros  Geburtsort, 
genannt.   Gilbert  p.  4,  3. 

3.  Thehas— aut  Mycenas.  Anders  XIVl, 11  Thebas  malasve  Mycenas. 

6.  libidinosae.  Wegen  des  als  Päderastie  im  gemeinen  Sinne 
aufgefassten  Verhältnisses  des  £toT:v-/]Xa;  und  ättc.;.  OGilbert  Hdbch. 
d.  griech.  Staatsalterth.  I  70. 


Epigraminaton  Liber  IV    edirt  December  S8).  365 

Nos  Celtis  genitos  et  ex  Hiberis 

Nostrae  nomina  duriora  terrae 
10  Grato  non  pudeat  referre  versu: 

Öaevo  Bilbilin  optimam  metallo, 

Quae  vincit  Chalybasque  Noricosque, 

Et  ferro  Plateam  suo  sonanteni. 

Quam  fluctu  tenui.  sed  inquieto 
15  Armorum  Salo  temperator  ambit, 

Tutelamque  cliorosque  Rixamarum, 

Et  convivia  festa  Carduarum, 

Et  textis  Peterin  rosis  riibentem, 

Atque  antiqiia  patriim  theatra  Rigas, 
2(1  Et  certos  iaculo  levi  Silaos, 

Turgontique  lacus  Periisiaeqiie. 

Et  parvae  vada  pura  Tvetonissae, 

Et  sanctum  Buradonis  ilieetum, 

Per  quod  vel  piger  ambulat  viator, 
25  Et  quae  fortibus  excolit  iuvencis 


LV  18.  Peterin  ailhert'^  p.  517  Peter  in  EXAB  Paterim  C'Pe- 
terern  '^PF  poterem  corr.  aus  peterem  Q  Peteron  Scr  Petenim  Sehn 
21.  Perusiaeque  EXABCG  T  Cjurasi  a  eque  "i^PQF  22.  Tvetonissae 
E  Gilbert^  p.  518  Teutonissae  "^  Toutonissaje  PQF  tuae  tonisse 
ABpr.X   tnae  Conissac  d  corr.  X    Vetonissae  C  Sehn. 


8.  VII  52,  3    nie  meas  gentes  et  Celtas  rexit  Hiberos.   X  65,  -1 
Ex  Hiberis  Et  Celtis  genitus.    X  78,  9.  Celtas  —  et  truces  Hiberos. 

9.  XII  18,  12  Haec  sunt  nomina  crassiora  terris. 

11.  12.    lieber   die  Eisenwerke  von  Bilbilis   zu  I  49,  4 ,   die  der 
Chalyber  Bluemner  S.  40,  der  Noriker  Bluemner  S.  146. 

13.  Plateam.    Vgl.  XII  18,  11. 

14.  15.    Zu  I  49,  12. 

K).    Tutelamque.    Wie  es  scheint  die  Schutz-Gottheit,  die  vielleicht 
mit  Chören  verehrt  wurde. 

18.  textis  —  rosis.    XIII  51,  1  texta  rosis. 
Peterin.    Vgl.  Bilbilin  I  49   IV  55,  11    X  104,  6. 

19.  Wie  es  scheint,  diente  der  hier  bezeichnete  Ort  damals  nicht 
mehr  wie  früher  als  Schauplatz  für  Festlichkeiten  oder  Wettkämpfe. 

22.  Tvetonissae.    »Ein  ähnlicher  spanischer  Ortsname  CIL  II  3406«. 
Gilbert^  p.  518. 


;:5(3(j  M.  Valeiii  Miirtialis 

Curvae  Manlius  arva  Vativescae. 
Haec  tarn  rustica,  delicate  lector, 
Rides  nomina?  rideas  licebit. 
Haec  tarn  rustica  malo,  quam  Butuntos. 

LVl. 

Munera  (luod  seiiibus  viduisque  iugcntia  mittis, 

Vis  tc  munificum,  Gargiliane,  vocem? 
Sordidius  nihil  est,  uiliil  est  te  si)urcius  uno. 

Qui  potes  iusidias  doiia  vocare  tuas. 
5  Sic  avidis  fallax  iudulg-et  piscibus  hamus, 

Callida  sie  stultas  decipit  esca  feras. 
Quid  Sit  largiri,  «luid  sit  donare,  docebo, 

Si  uescis:  dona,  Gargiliaue,  mihi. 

LVII. 

Dum  uos  blauda  teuent  lascivi  stag-na  Lucrini 

Et  quae  pumiceis  fontibus  antra  calent. 
Tu  colis  Argei  regnum.  Faustine.  coloni, 


LVII  1.    Liicrini  codd.  (lavini -Ra«<Z  lucrini  Q  Neronis  T  3.  Ar- 
gei Hns  Argoi  EXABCO  Argii  T  Argivi  PQF  Sa: 

LVI  5.  Ovid.  Ex  P.  II  T,  9  fallaci  piscis  ab  haiuo. 
LVII  3.  Horat.  C.  II  6,  5  Tibur  Argeo  positura  colono. 


LVI.   loann.   Sarisb.   Nug.   Curial.  p.  602  Unde  Coqmia ;  Mu- 
nera quod  etc. 


26.     Vativescae.    Zu  I  49,  14. 

LVI.    lieber  die  Geschenke  der  Erbschleicher  SG  I  368  f. 

5.  ha^nus.  V  18,  7  Imitantur  hamos  dona.  Namque  quis  nescit 
Avidum  vorata  decipi  scarum  mtisca  VI  63,  5  »Munera  magna  tarnen 
misit«.    Sed  misit  in  hämo. 

8.    GanjUiane.    Zu  I  16,  2. 

LVII.  1.  lascivi  stagna  Lucrini.  Zu  l  62,  3.  Lascivi  wegen  der  Uep- 
pigkeit  des  Bajanischen  Badelebens. 

2.  pumiceis  fo/dibus.  Stat.  S.  III  1 ,  144  Ipsae  pumiceis  virides 
Nereides  antris  Exsiliunt. 

3.  Faiistive.    Zu  I  2.5. 


Epigrammnton  Liber  IV  'edirt  December  88).  367 

Quo  te  bis  decimus  ducit  ab  urbe  lapis. 
.")  Horrida  sed  fervent  Nemeaei  pectora  moustri. 
Nee  satis  est,  Baias  ig-ne  calere  suo. 
Erg'o  sacri  fontes  et  litora  grata  valete, 

Nympharum  pariter  Nereidnmque  domus. 
Herculeos  colles  g:elida  vos  viucite  brunia. 
Ui       Nunc  Tiburtinis  cedite  frig-oribus. 

LVIII. 
In  tenebris  luges  amissum.  Galla,  maritum: 
Nam  ])lorare  pudet  te,  puto,  Galla.  vimni. 
LIX. 
Flentibus  Heliadum  ramis  dum  vipera  repit, 
Fluxit  in  obstantem  sucina  gutta  feram. 


LVIII  2.  Naiu  PQ,  So-  Schmieder  (iuttmami  p.  55  ss.)  (rilhert- 
p.  643  lam  2X'  Sek))  Non  UFa>  Nee  G  Nuin  Eand  v.  Q.  virum]  palain 
II))s  vicein   GuU))m)i)t  a.  a.   O.    Tittler  NJbh  1865  p.  185. 


LVIII.   Steht  ia  der  Ilandsclirift  der  Leipziger  Stadtbibliothek. 
Haupt  Opp.  I  p.  2^t!. 


5.  Die  Sonne  steht  im  Zeichen  des  Löwen  im  August;  vgl.  IV 
60,  2.  Die  Hauptsaison  für  Bajae  war  im  März  und  April;  zu  111 
20,  19. 

6.  i(/))e  —  st'io.  Die  Hitze  seiner  Schwefelquellen  und  Schwefel- 
dämpfe. 

9.  Hei-culeos  colles.     Vgl.  I  12,  1. 

10.  Tibur  war  einer  der  im  Hochsommer  gern  gewählten  Aufent- 
halte.   IV  lio  u.  U,  32  igelidum  Tibur;.    SG  II  94. 

LVIII.  Galla  verbirgt  die  Trauer  um  ihren  Gatten,  mit  der  an- 
dere Witwen  Ostentation  treiben;  doch  während  es  sonst  lächerlich 
ist,  etwas  zu  verheimlichen,  das  zur  Ehre  gereicht,  als  ob  man  sich 
dessen  zu  schämen  hätte  I  89j,  hat  es  bei  ihr  einen  triftigen  Grund. 
Es  ist  notorisch,  dass  sie  eine  schlechte  Gattin  gewesen  ist  und  zwar, 
wie  der  Name  Galla  zu  II  2.5  vermuthen  lässt,  wahrscheinlich  eine 
Ehebrecherin. 

LIX.  Zu  IV  \V2. 

1.  Floitihus  Heliadion  rumh.  Stat.  S.  V  3,  86  Heliadum  ramos 
lacrimosaque  germina.  Die  Zweige  der  in  Bäume  verwandelten  Töch- 
ter des  Sonnengottes,  deren  Thränen  zu  Bernstein  wurden.  Vgl.  IX 
13,  6,  Preller  GM  I  358. 

2.  suchia  gutta  fe)-a))i  =  VI  l"),  2. 


368  ^I-  Valerii  Martialis 

Quae  dum  miratur  iiing-ui  se  rore  teneri, 
Concreto  rig-uit  vincta  rei)ente  gelu. 
5  Ne  tibi  regali  placeas,  Cleopati-a,  sepulcro. 
Vipera  si  tumulo  nobiliore  iacet. 

LX. 
Ardea  solstitio  Castranatiue  nira  petantur 

Quique  Cleonaeo  sidere  fervet  ager, 
Cum  Tiburtinas  damuet  Curiatius  auras 
Inter  laudatas  ad  Styga  missus  aquas. 
5  Nullo  fata  loco  possis  excludere:  cum  mors 
Venerit.  in  raedio  Tibure  Sardinia  est. 

LXI. 
Donasse  amicum  tibi  ducenta,  Mancine, 
Nuper  superbo  laetus  ore  iactasti. 
Quartus  dies  est,  in  schola  poetarum 
Dum  fabulamur.  milibus  decem  dixti 
5  Emptas  lacernas  munus  esse  Pompullae. 


LX  1.  Castranaque  PQF  Scr  Sehn-  Paestaque  EX  AB  Paesta 
naque    pestana  Rand  v.  Q]  w  Sehn  '. 


4.  gelu.  Als  wenn  das  Gerinnen  ein  Erfrieren  wäre.  Zn  IV  4(j, 
10.     IV  3,  4  concretas  aquas. 

LX  1.  Ardea  und  Castriira  Inui  in  dessen  unmittelbarer  Nähe  vgl. 
Zumpt  ad  Rutil.  Namat.  It.  I  227;,  hier  als  heisse  und  ungesunde 
Orte  genannt. 

2.  Cleonaeo  sichre.  Dem  Zeichen  des  Löwen,  von  Cleonae  bei 
Nemaea;  zu  IV  57,  5,  Stat.  S.  IV  4,  28  flagrat  Torva  Cleonaei  iuba 
sideris. 

4.  laudatan  —  aquas.     Des  Anio. 

G.  Sardinia.  Sprichwörtlich  wegen  seiner  Ungesundheit.  Pom- 
ponlus  Mela  II  7,  19,  Strabo  V  p.  225,  Tacit.  Ann.  II  85  etc.  Nissen 
Ital.  Landeskunde  I  357,  2. 

LXI  3.  schola  poefarum.     Zu  III  20,  8. 

5.  lacernas.  Nach  dem  Preise  wol  Purpixrmäntel ;  vgl.  VIII  10  SG 
III  64  s. 


Epigrammaton  Liber  IV   edirt  December  8S).  369 

Sardonycha  verum  lineisque  ter  cinctiim 

Duasque  similes  flnctibus  maris  gemmas 

Dedisse  Bassam  Caeliamqne  iurasti. 

Here  de  theatro.  Pollione  cantante, 
10  Cum  subito  abires,  dum  fugis,  loquebaris, 

Hereditatis  tibi  treeenta  venisse, 

Et  mane  centum  et  post  meridiem  centum. 

Quid  tibi  sodales  feeimus  mali  tantum? 

Miserere  iam.  erudelis,  et  sile  tandem 
15  Aut,  si  tacere  lingua  nou  potest  ista, 

Aliquando  narra,  quod  velimus  audire. 

LXII. 
Tibur  in  Hereuleum  migravit  nigra  Lyeoris, 
Omnia  dum  fieri  Candida  credit  ibi. 


LXI  6.  lineisque  ter  cinctum  PQc  Scr  ter  nnctnm  EXABCFG 
lichnisque  peninctnm  Rand  v.  Q  lychnidemque  ceiiten  Rutgers  Sehn 
9.  Pollione]  Polione  PXA  Schn'^  12.  centum  et  post  PQF  Scr  Gil- 
hert  p.  23  centum,  post  EXABCG  Sehn. 


LXII  1.  Prop.  III  30,  5  in  Hereuleum  —  Tibur. 


6.  Sardonycha.    Zu  IV  28,  4.    sardonychas  veros  IX  59,  19.  X  87,  14. 

lineisque  ter  cinctum.  Ein  Sardonjrx  kann  als  Unterlage  eine  Achat- 
schicht haben,  die  in  ovalem  Schliff  in  .'5  runden  Bändern  den  eigent- 
lichen Sardonyx  nmgiebt.  Oder  die  3  Bänder  können  auch  aus  dem 
Sardonyx,  iind  das  Bild  einfarbig  aus  der  obersten  Schicht  geschnit- 
ten sein.  Vgl.  HKEKoehler  Kl.  Abhandlungen  z.  Gemmenkunde  I 
118  ff. 

7.  Ohne  Zweifel  sind  Aquamarine  gemeint.  KOMueller  Hdbch.  d. 
Arch.  313,  2. 

9.  Pollione  cantante.  Ueber  diesen  berühmten  Citharüden  zu  III 
20,  18. 

13.  mali  tantum.     Vgl.  I  18,  3.  4. 

LXII.  Vgl.  \^I  13  über  dasselbe  Thema,  wo  ebenfalls  der  Name 
Lyeoris  wie  bereits  I  72,  5  gebraucht  ist. 

1.  Tihur  in  Hereuleum.     Zu  I  12,   1. 

2.  Angeblich  wurde  in  Tibur  das  Elfenbein  weisser;  VII  13,  1,  2 
VIII  28,  12.  Vgl.  Propert.  V  7,  82.  Sil.  Ital.  XII  229  Quäle  micat 
semperque  novum  est  quod  Tiburis  aura  Pascit  ebur. 

Martial  I.  24 


370  M-  Valerii  Martialis 

LXIII. 
Dum  petit  a  Baulis  mater  Caerellia  Baias, 

Oecidit  insani  crimine  mersa  freti. 
Gloria  quauta  perit  vobis!  haec  monstra  Neroni 

Nee  iussae  quondain  praestiteratis  aquae. 

LXIV. 
luli  iugera  pauca  Martialis 
Hortis  Hesperidum  beatiora 
Longo  laniculi  iiigo  recumbimt: 
Lati  collibus  imminent  recessus, 
5  Et  planus  modico  tumore  vertex 
Caelo  perfruitur  sereniore. 
Et  curvas  nebula  tegente  valles 
Solus  luce  nitet  peculiari: 
Puris  leniter  admoventur  astris 
10  Celsae  culmina  delicata  villae. 
Hinc  Septem  dominos  videre  montes 
Et  totam  licet  aestimare  Romam, 


LXIII  4.  Nee  iussae.  Für  ne  iussae  qiiidem,  weil  der  Ansclilag 
Neros,  Agrippina  auf  einer  Fahrt  von  Bajae  nach  Baiili  vermittelsr 
eines  zum  Versinken  vorbereiteten  Schiffes  zn  ertränken,  missglückte. 
Tacit.  A.  XIV  4,  Suet.  Nero  c.  34.  Caerellia  war  auf  der  Fahrt  zwi- 
schen denselben  beiden  Punkten,  aber  in  umgekehrter  Eichtung,  er- 
trunken. 

3.  monstra:  unerhörte  Dinge.    Aehnlich  X  4,  2. 

LXIV  1.  luli  —  Martialis.  Zu  I  15.  Auf  die  Bibliothek  des  hier 
beschriebenen  Landsitzes  VII  17. 

4.  »Die  Erklärer  fassen  sämmtlich  collibus  als  einen  von  imminent 
abhängenden  Dativ.  Ich  kann  es  nur  als  Ablativ  verstehen,  der  den 
Gegenstand  bezeichnet,  mit  welchem  die  recessus  die  jugera  pauca 
überragen:  , tiefe  Schluchten  überragen  mit  ihren  (überhangenden 
Höhen  die  Gefilde.'  Bei  Plin.  N.  h.  VI  74  hi  —  miiltis  urbibus  mon- 
tanos  obtinent  colles  sind  die  coUes  Erhöhungen,  die  aus  der  ganzen 
Bergkette  hervorragen  und  sich  besonders  zur  Anlegung  von  Festun- 
gen eignen."    3Tunro. 

9.  admoventur  astris.     Sp  2,  1  propius  videt  astra. 

10.  culmina  delicata.  Vgl.  ruris  delicati  von  demselben  Landsitz 
VII  17,  1. 

11.  12.  »Die  Villa  lag  auf  dem  höheren  Theil  des  Berges  zwischen 


Epigrammaton  Liber  IV  fedirt  December  88). 

Albanos  quoque  Tusculosque  colles 
Et  quodcunque  iacet  sub  iirbe  frigus, 
15  Fidenas  veteres  brevesque  Eubras, 
Et  quod  virgineo  cruore  gaudet 
Annae  pomiferum  nemus  Perennae. 
Illinc  Flaminiae  Salariaeque 
Gestator  patet  essedo  tacente. 


LXIV  16.  virgineo  cniore]  virgineo  canore,  rubore,  virginea  co- 
horte  Jfns    virgine    nequiore    Munro  18.   Illinc  PQ  Sehn-   Illic 

:Em  SchnK 


acqua  Paola  und  y.  Onofrio,  näher  an  jener  als  an  dieser.    Denn  nur 
von  hier  sieht  man  hinab  bis  in  die  Gegend  von  Fidenae  und  die  via 
Salaria  und  Flaminia,   alles   übrige  so  ziemlich  auch  von  den  niedri- 
gem Theilen."    Jordan.     Vgl.  Topogr.  II  143  f. 
11.  VII  17,  2  Vicinam  videt  unde  lector  urbem. 

14.  quodcunque  —  früju^.  Soviel  als:  quicunque  locus  frigidus, 
d.  h.  und  die  übrigen    durch  ihre  Höhe  kalten  Orte  in  der  Nähe  Roms. 

15.  Riihras.  Rubra  saxa  bei  dem  Flüsschen  Cremera  an  der  via 
Flaminia. 

16.  17.  Preller  RM  I  344  bezieht  gewiss  mit  Recht  diese  Stelle 
avif  das  von  Ovid.  Fast.  III  523  ss.  wo  allerdings  kein  Hain  erwähnt 
wird  am  15.  März  am  I.Meilenstein  der  via  Flaminia  also  wol  nicht 
weit  von  porta  del  popolo;  gefeierte  Fest  festum  geniale)  der  Anna 
Perenna.  Für  die  gewiss  verdorbenen  Worte  virgineo  cruore  schlug 
Heinsius  virgineo  canoro  oder  rubore,  oder  virginea  cohorte  vor,  da 
nach  Ovid  bei  dem  Feste  von  den  Mädchen  ausgelassene  Lieder  ge- 
sungen wurden  675  Nunc  mihi,  cur  cantent,  siiperest,  obscena  puel- 
lae  Dicere  nam  coeunt,  certaque  probra  canunt.  695  Inde  joci  ve- 
teres obscenaque  dicta  canuntur.  Ansprechender  ist  Munros  Conjek- 
tur:  virgine  nequiore.  zumal  da  M.  mit  Vorliebe  den  Singular  statt 
des  Plurals  braucht.  Munro  erinnert  an  Stellen  wie  I  49,  27  focum 
Infante  cinctum  sordido  IX  22,  lu  culto  sella  diente  frequens  X  6,  4 
Latia  culta  fenestra  nuru  I  70,  10  picto  stat  Corybante  torus.  Vgl. 
auch  vox  diversa  Sp  3.  11  multa  avis  Sp  21,  6  multa  testa  III  58,  7 
ore  multo  III  95,  7  multus  lector  V  15,  3  multo  fune  V  22,  8  plurima 
palma  VII  28,  6  innumero  leone  VIII  55,  2  elephanta  frequentem  VIII 
65,  9  innumera  compede  IX  22,  4  variae  alae  IX  43,  11  plurima  ales 
IX  55,  1  plurima  quadra  IX  90,  19  multa  oUa  XII  18,  29  u.  s.  w. 

18.  Flaminiae  der  534  =  220  v.  Chr.  erbauten  Nordstrasse. 
Salariaeque,  die  von  porta  Collina  auslief.     Strabo  \>   3,  1. 

19.  essedo  tacente,  weil  das  Geräusch  der  Räder  in  dieser  Entfer- 
nung unhörbar  ist. 

24* 


372  ^^-  Valerii  Martialis 

20  Ne  blande  rota  sit  molesta  somno, 
Quem  nee  rumpere  nauticura  celeuma 
Nee  elamor  valct  lieiciariorum. 
Cum  sit  tarn  prope  Mulvius,  saerumque 
Lapsae  per  Tiberim  volent  cariuae. 

25  Hoc  rus,  seu  potius  domus  vocanda  est, 
Commendat  dominus:  tuam  putabis; 
Tam  non  invida  tamque  überaus, 
Tam  comi  patet  bospitalitate. 
Credas  Alciuoi  pios  Penates 

30  Aut  (facti  modo  divitis)  Molorchi. 
Vos  nunc  omnia  parva  qui  putatis, 
Centeno  gelidum  ligone  Tibur 
Vel  Praeneste  domate  pendulamque 
Uni  dedite  Setiam  colouo: 


LXIV  22.  Sidon.  Apoll.  Epp.  II  10;  vgl.  unten. 

LXIV  28.  (Sidon.  Apoll.  C.  24,85  Sancta  suscipit  bospitalitate. 


20.  somno.    Den  Schlaf  der  Bewohner  der  Villa. 

21.  celeuma.     Zu  III  67,  4. 

22.  helciariorum :  die  die  Schiffe  auf  dem  Tiber  aufwärts  ziehen 
Sidon.  Apoll.  Epp.  II  10.  Curvorum  hinc  chorus  helciariorum  Eespon- 
santibus  alleluja  ripis  Ad  Christum  levat  amnieum  celeuma. 

23.  Mulvius  sc.  pons  an  der  via  Flaminia  (ponte  mollej. 

25.  III  58,  51  Rus  hoc  vocari  debet,  an  domus  longe? 

26.  Comme7idat  dominus:  durch  seine  liebenswürdige  Gastfreiheit. 
30.  Atd  (facti  modo  divitis]  3Iolorchi.     Molorclius,  der  Wirth  des 

Hercules  (IX  43,  13;,  als  er  gegen  den  nemäischen  Löwen  zog.  Prel- 
ler GM  II  191.  Facti  modo  divitis  (Gilbert  p.  S) :  »der  dann  aber 
auch  reich  geworden  sein  muss«.  In  seiner  Armuth  war  Molorchus 
parcus  gewesen  (Stat.  S.  IV  6,  5  qualem  parci  domus  admirata  Mo- 
lorchi) . 

30_34.  Müget  ihr  weite  Felder  bei  Tibur  oder  Praeneste  bebauen 
oder  das  ganze  Gebiet  von  Setia  in  eurem  Besitz  vereinen. 

pendulamque  —  Setia^n  wie  XIII  112,  1  Pendula  Pomptinos  qua 
spectat  Setia  campos,  weil  es  sich  vom  Kamm  des  Volskergebirges 
auf  dessen  Abhänge  herunter  zog.  Ebenso  pendula  —  patriae  —  tecta 
X  20,  2.    Der  dortige  Boden  war  wegen  des  daselbst  gebauten,  sehr 


Epigrammaton  Liber  IV   edirt  December  88).  373 

35  Dum  me  iudice  praeferantur  istis 
Iiüi  iiigera  pauca  Martialis. 

LXV. 

Oculo  Philaenis  semper  altero  plorat. 
Quo  fiat  istiid  qnaeritis  modo?  lusca  est. 

LXYI. 
Egisti  vitam  semper,  Line,  mimieipalem. 

Qua  nihil  omniuo  vilius  esse  potest. 
Idibus  et  raris  tognla  est  excussa  Kalendis 
Duxit  et  aestates  synthesis  una  decem. 
5  Öaltus  aprum,  campus  leporem  tibi  misit  iuemptum, 
Silva  g-raves  turdos  exagitata  dedit, 
Captns  flumineo  venit  de  gurgite  piscis, 
Vina  ruber  fudit  non  peregrina  eadus. 


LXVI  3.  excussa  PQ  Scr  Seht  -  tibi  excussa  F  tibi  sumpta  EX 
ABCGO  ScJüi^      7.  captus   T  ScJm  raptus  PQEFm  Scr. 


LXVI  5,  Horat.  Epod.  2,  48  [Claudian.  in  Rufin.  I  206:  dapes 
inemptas  Verg.  G.  IV  133  dapibus  —  inemptis  Paulin.  Noian.  C.  4, 15 
epnlae  inemptae). 


hoch  geschätzten  Weines  besonders  werthvoll.  Vgl.  X  74,  11  und 
zu  IV  69,  1.    Marquardt  Prl.  433,  18. 

36.  lieber  die  von  Catull  angenommene  Gewohnheit  M.'s,  Epi- 
gramme mit  demselben  Verse  anzufangen  und  zu  schliessen  zu  II  6,  17. 

LXVI  1.  vitam —  mimieipalem.  lieber  die  Wohlfeilheit  des  Lebens 
in  den  Municipien  Italiens  und  der  Provinzen  gegenüber  den  hohen 
Preisen  in  Rom  Juvenal.  3,  16.5  ss.     SG  I  21. 

3.  Kaienden,  Nonen  und  Iden  wurden  von  den  Familien  als 
Feste  der  Laren  begangen.  Marquardt  StV  III  127,  9.  Preller  RM 
II   1U7. 

raris  (axif  beide  Substantiva  bezogen,  da  sie  nur  je  einmal  im 
Monat  eintreten. 

excussa:  zum  Anlegen  ausgestäubt. 

4.  Aehnlich  XII  36,  4    aureolos  possint  ducere  qui  duas  Kalendas. 
sijnthesis.    Ein  bei  der  Mahlzeit   und  bei  den  Saturnalieni   getra- 
genes, farbiges,   wie  es  scheint,  anziehbares  Kleid.    Marquardt  Prl. 

•;il2  und  554. 


374  M.  Valerii  Martialis 

Nee  tenei-  Argolica  missiis  de  gente  minister, 
10       Sed  stetit  inculti  rustica  turba  foci, 
Viliea  vel  duri  compressa  est  nupta  eoloni, 

Incaluit  quotiens  saucia  vena  rnero. 
Nee  nocuit  teetis  ignis,  nee  Sirius  agris, 

Nee  mersa  est  pelago,  nee  fuit  ulla  ratis. 
15  Subposita  est  blando  nunquam  tibi  tessera  talo, 

Alea  sed  parcae  sola  fuere  nuces. 
Die,  ubi  sit  decies,  mater  quod  avara  reliquit. 

Nusquam  est:  feeisti  rem,  Line,  difficilem. 

LXVIL 

Praetorem  pauper  centum  sestertia  Gaurus 
Orabat  eana  notus  amicitia, 


LVI  9.  missus  Q-Boj  Scr  Schn'^  iussns  T  SchnK  14.  tuit  i:X 
ABG  Munro,  Gilbert^  p.  518  ftigit  C  flüiti^  Sehn  fluvio  Grashercjer 
vgl.  Le  Foyer  Nouv.  Rev.  de  philol.  V  3(1881)  p.  191  pelagi  flucti- 
bus  Hns. 


LXYl  9.  Verg.  A.  II  78  Argolica  de  gente. 


10.  fstettt:  aufwartend,  wie  stat  III  82,  8.  Vgl.  Sueton.  Caes.  c 
49  Galba  c.  22.    Gilbert. 

14.  nee  fuit  ulla  ratis. ■  noch  hast  An  überhaupt  ein  SchiiF  besessen. 
Ullns  ebenso  gebraucht  Liv.  VIII  34,  4  quae  in  discrimine  fuerunt, 
.m  ulla  post  hanc  diem  essent.    Munro  Criticisms  of  Catullus  p.  29. 

15.  Entweder  bedeutet  supposita  »angefügt«  und  es  gab  ein  Ha- 
zardspiel  mit  tesserae  und  tali  zugleich ;  oder,  was  viel  wahrschein- 
licher ist :  au  die  Stelle  gesetzt.  Dann  muss  das  Spiel  mit  den  ganz 
unseren  Würfeln  entsprechenden  tesserae  für  ein  gefährlicheres  Ha- 
zardspiel  gegolten  haben  als  das  mit  den  (auch  bloss  zu  harmloser 
Unterhaltung  benutzten  tali.  Vgl.  Marquardt  Prl.  825  f.  und  M.  XIV 
15  Non  sim  talorum  nmnero  par  tessera,  dum  sit  Maior,  quam  talis, 
alea  saepe  mihi. 

LXVII.  Vgl.  das  verwandte  Epigramm  V  25. 

1 — 4.  Ein  Census  von  J  00  000  Sesterzen  war  die  Bedingung  der 
Kitterwürde,  zu  deren  Auszeichnungen  namentlich  das  Recht  gehörte, 
in  den  Schauspielen  auf  den  Ritterplätzen  zu  sitzen  v.  4  .  Männer 
senatorischen  Standes  gewährten  nicht  selten  ihren  Clienten  die  Mit- 
tel, in  den  Ritterstand  einzutreten.  SG  I  221.  So  schenkte  der  jün- 
gere Plinius  einem  Freunde  300  000  Sesterzen  zu  diesem  Zweck,  das. 
S.  223. 


Epigrammaton  Liber  IV  (edirt  December  88).  375 

Dicebatque  suis  haec  tan  tum  deesse  trecentis, 

Ut  posset  domino  plaudere  iustus  eques. 

5  Praetor  ait  «Scis  me  Seorpo  Thalloque  daturum. 

Atque  utinam  centum  milia  sola  darem.« 

Ah  pudet  ingratae,  pudet  ah  male  divitis  arcae. 

Quod  non  vis  equiti,  vis  dare,  praetor,  equo? 

LXVIII. 

lüvitas  centum  quadrantibus  et  bene  cenas. 
Ut  cenem  invitor,  Sexte,  an  ut  invideam? 

LXIX. 

Tu  Setina  quidem  semper  vel  Massica  ponis, 
Papile,  sed  rumor  tarn  bona  vina  negat. 


LXVII  8.  non  vis  ^  Scr  non  das  corr.  aus  non  vis  Q  non  das 
EF<»  Sehn. 


(LXIX  2.  Tibnll.  I  1,  24  bona  vina). 


3.  deesse.  Stets  zweisilbig.  LMueller  r.  m.  p.  247  ;  253.  M.  VII  34, 
6  VIII  56,  3;  ebenso  deest  stets  einsilbig:  X  18,  3  X  48,  10  XI  52, 
9   XII  14,  7    XII  29,  13    XII  32,  18   XII  44,  7    XIV  105,  1. 

4.  domino.    Zu  IV  28,  5. 
iustus  eques.     Vgl.  I  103,  2. 

5.  praetor.  Den  Prätoren  hatte  August  im  J.  732  die  Veranstal- 
tung der  sämmtlichen,  in  der  Republik  von  den  Aedilen  verwalteten 
Spiele  übertragen  (Mommsen  StR  II'^  510,  3),  welche  immer  grosse 
Zuschüsse  erforderten  und  zuweilen  die  Prätoren  zu  Grunde  richteten. 
Vgl.  V  25    X  41.     SG  II  269  f. 

5.  Seorpo  Thalloque.  Die  berühmtesten  Wagenlenker  jener  Zeit. 
Ueber  (Flavius;  Scorpus  vgl.  XI  1,  16  und  auf  seinen  Tod  X  15  und 
53.     SGII  289;  470.    Ueber  Thallus  ebendas.  467. 

6.  Ueber  die  den  Wagenlenkern  ertheilten  Preise  X  74  und  SG 
II  456  f. 

LXVIII.  Du  ladest  mich  ein  für  100  Quadranten  bei  dir  zu  spei- 
sen, während  du  selbst  gut  speisest.    Zu  I  21  nnd  SG  I  394. 

LXIX  1.  Setina.  Ueber  den  Setinerwein  zu  IV  64,  34  ;  vgl.  VI 
86    XIII  23,  1    XIII  112. 

Massica.     Zu  I  26,  5. 


376  '^'^-  Valerii  Martialis 

Diceris  liac  factus  caelebs  quater  esse  lagona. 
Nee  puto,  uee  credo,  Papilc.  nee  sitio. 
LXX. 
Nihil  Ammiauo  praeter  aridam  restein 
Moriens  reliquit  ultimis  pater  ceris. 
Fieri  putaret  posse  quis,  Mariüline, 
Ut  Ammianus  mortuum  patrem  nollet? 

LXXI. 
Quaero  diu  totam.  Safroui  Rufe,  per  urbem. 

Si  qua  puella  neget:  nulla  puella  neg-at. 
Tanquam  fas  non  sit,  tanquam  sit  turpe  negare. 
Tanquam  non  liceat:  nulla  puella  negat. 
5  Casta  igitur  nulla  est?  sunt  castae  mille:  quid  ergo 
Casta  facit?  non  dat,  non  tarnen  illa  negat. 
LXXII. 
Exigis.  ut  donem  nostros  tibi,  Quinte,  libellos. 

Non  babeo,  sed  habet  bibliopola  Tryphon. 
»Aes  dabo  pro  nugis  et  emam  tua  carmina  sanus? 
Non«  inquis  »faciam  tarn  fatue.«    Nee  ego. 
LXXIII. 
Cum  gravis  extremas  Vestinus  duceret  horas 


LXXI  2  u.  4.     Zu  I  76,  4. 


3.  D.  h.  4  Frauen  vergiftet  zu  haben.  lagona.    Wie  IV'  43,  5. 

LXX  2.  ceris.  Cerae  die  einzelnen  Seiten  des  Testaments.  Mar- 
quardt  Prl.  782,  10. 

LXXI.  Vgl.  IV  81. 

1.  Safroni  Rufe.     Vgl.  XI  103. 

6.  dat  —  negat.     Vgl.  III  54  und  zu  II  9. 

LXXII  2.  hihliopola  Tryphon.  Als  M.'s  Verleger  auch  XIII  3;  vgl. 
Einl.  S.  16  f    Er  war  auch  der  Quintilians  (Inst.  orat.  praef). 

LXXIII  1.  Vestinus.  V.,  der  hiernach  im  J.  88  noch  nicht  alt 
iv.  8)  starb,  kann  nicht  L.  Tullius  Vestinus  sein,  dem  Vespasian  im 
J.  71  die  Herstellung  des  Capitols  übertrug,  der  unter  Nero  praefectus 
Aegypti  gewesen  war  und  schon  im  J.  48  zu  den  Freunden  des  Clau- 
dius gehört  hatte  (SG  I  186;  III  450).  Wäre  er  damals  auch  nur  24 
Jahre  alt  gewesen,  so  wäre  er  in  der  That  als  senex  gestorben. 

gravis  :  krank,  wie  Verg.  Eclog.  I  49. 


Epigrammaton  Liber  IV  (edirt  December  SS).  377 

Et  iam  per  Stygias  esset  iturus  aquas. 
Ultima  volventes  oravit  pensa  sorores, 

Ut  traherent  parva  stamina  puUa  mora, 
Iam  sibi  defiinctus  caris  dum  vivit  amicis. 

Moverimt  tetricas  tarn  pia  vota  deas. 
Timc  largas  partitus  opes  a  luce  recessit 

Seqiie  mori  post  hoc  credidit  ille  senem. 

LXXIV. 

Aspicis,  inbelles  temptent  quam  fortia  dammae 
Proelia?  tarn  timidis  quanta  sit  ira  feris? 

In  mortem  parvis  concurrere  froutibus  ardent. 
Vis,  Caesar,  dammis  parcere?  mitte  canes. 

LXXV. 

0  felix  animo,  felix.  Ni^rina,  marito 


LXXIII  4.  5.  mora,  amicis.  Frdl  Gilbert  mora.  amicis,  Sehn. 
LXXIV  3.  parvis  codd.  varis  Hhs  pavidis  KoestUn  paribus  Munro 
ardent  T  (vgl.  IV  35,  5J    audent  rQEFtu. 


LXXIII  4.    Ovid.    Ibis    244    (Clotbo    Novit   et   infecta   stamiua 
pnlla  manu. 


2.  Stygias  —  aquas.     Zu  I  TS,  4. 

3.  volcentes  —  sorores.  Die  Parzen,  wie  XI  3G,  3;  lanificae  soro- 
res VI  58,  7. 

4.  stamina  pulla.     VI  58,  7  pulla  —  stamina. 

6.  tetricas  —  deas.     VII  96,  4  tetricae  —  deae. 

7.  lieber  die  Sitte  zablreiche  Freunde  im  Testament  zu  bedenken 
SG  I  235. 

5.  credidit  ille  senem.     X  53,  4  credidit  esse  senem. 

LXXIV  3.  IV  35  Frontibus  adversis  molles  concurrere  dammas 
Vidimus  et  fati  sorte  jacere  pari.  Docli  scheint  mir  dies  ebenso  we- 
nig für  paribus  statt  parvis  an  dieser  Stelle  zu  beweisen,  als  die  von 
Munro  angeführten  Virgilischen  Ausdrücke  paribus  armis,  paribus 
concurrere  telis  (Georg.  I  4S9;  und  Sp  29,  8  Pugnavere  pares,  succu- 
buere  pares. 

Ob  M.  ardent  (Tj  oder  audent  fam.  B  u.  C  schrieb,  kann  zwei- 
felhaft erscheinen.  Doch  für  das  erstere  lässt  sich  IV  35, 5  anführen : 
Unde  leves  animi  tanto  caluere  furore?    Auch  ist  audent  etwas  matt. 

LXXV  1.  Nigrina  hatte  mit  ihrem  Gemahl  Antistius  Eusticus,  der 


378  ^^    Valerii  Martialis 

Atqiie  inter  Latias  gloria  prima  nurus: 
Te  patrios  miscere  iuvat  cum  coniuge  census, 

Gaudentem  socio  participique  viro. 
5  Arserit  Euhadne  flammis  iniecta  mariti, 

Nee  minor  Alcestin  fama  sub  astra  ferat: 
Tu  melius:  certo  meruisti  pignore  vitae, 

Ut  tibi  non  esset  morte  probandus  amor. 

LXXVI. 
Milia  misisti  mihi  sex  bis  sena  petenti: 
Ut  bis  sena  feram,  bis  duodena  petam. 

LXXVII. 

Nunquam  divitias  deos  rogavi 
Contentus  modicis  meoque  laetus. 
Paupertas,  veniam  dabis,  recede. 
Causa  est  quae  subiti  novique  voti? 
5  Pendentem  volo  Zoilum  videre. 


LXXV  4.  participique  'eque  PF evaqne  Q)  Et»  Sehn-  partieipare 
T  Schn^  Gilbert^  p.  518  7.  pignore  vitae  PQEF  Scr  Sehn-  pignora 
vitae  XABCG  pignore  famam  T  Sehn  K 


LXXV  2.  Ovid.  M.  XV  486  Latiae  —  nnrus. 
LXXV  6.   Ennod.  C.  II  12,  10  Quod  vincens  aevnm  nomen  ad 
astra  ferat. 


später  in  Cappadocien  starb  IX  30),  ihr  väterliches  Vermögen  ge- 
theilt.    SG  I  418,  4. 

2.  gloria  prima.     Vgl.  Sp  18,  2. 

4.  participique.  Tac.  A.  VI  10  ed.  Nipperdey:  Marino  participi 
(Med.  participis)  Sejanns  Cnrtium  Atticnm  oppresserat.  Nach  dem 
Fragm.  Bob.  de  nom.  et  pronom.  p.  136  (562)  bildet  hie  et  haec  et 
hoc  particeps  ab  hoc  participe  et  hoc  participi.  Nene  Formen!.  11'^ 
44  f.  Partieipare  T  SchnS  dem  Gilberts  p.  518  den  Vorzug  giebt) 
.mittheilen"  wird  mit  dem  Dativ  (statt  mit  cum  mit  dem  Ablativ)  nur 
bei  Späteren  verbunden,  z.  B.  Auson.  Parent.  11,  16  quod  mala  non 
cuiquam,  non  bona  participo) ;  namentlich  bei  christlichen  Autoren 
Buenemann  ad  Lactant.  V  6,  1). 

7.   Tu  melius.     XII  52,  7   Tu  melior. 

LXXVII  5.    Da  Zoilus  sich  aus  Grimm  über    die  Verbesserung 


Epigrammaton  Liber  IV  !edirt  December  88).  379 

LXXVIII. 

Condita  cum  tibi  sit  iam  sexagesima  messis 

Et  facies  multo  splendeat  alba  pilo. 
Discurris  tota  vagus  urbe,  nee  ulla  cathedra  est, 

Cui  iion  mane  feras  inrequietus  Have; 
5  Et  sine  te  nulli  fas  est  prodire  tribuno, 

Nee  caret  officio  consul  uterque  tno; 
Et  saero  decies  repetis  Palatia  clivo 

Sigerosque  meros  Partheniosque  sonas. 
Haec  faciant  sane  iuvenes:  deformius,  Afer, 
10      Omnino  nihil  est  ardalione  sene. 

LXXIX. 
Hospes  eras  nostri  semper.  Matho.  Tiburtini. 
Hoc  emis.   Iraposui:  rus  tibi  vendo  tuum. 


LXXVIII  8.  Sigerosque  Sa-  Schi'^  Sigeriosque  PG  Schn^  -eos- 

d      e 

qne  EXABCF  Segereosqne  M  Siger^osqne  Q. 

LXXIX  2.    rus   PFia  Rand  von   Q  Scr   Schn^    jus    QEXABG 
Sehn  1. 


LXXVIII  6.  Tibull.  III  5,  18  =  Ovid.  Tr.  IV  10,  0  Cum  ceci- 
dit  fato  consul  uterque  pari. 


meiner  Umstände  erhängen  würde  vgl.  I  115,  6).  Der  Name  Zoilus 
ist  hier  in  einem  anderen  Sinne  gebraucht  als  gewöhnlich.  Vgl.  zu 
II  It). 

LXXVIII  3.  Discurris  wie  XII  26,  3. 

tota  vagus  urbe.     I  2,  ö   urbe  vagUS  tota. 

cathedra.     Zu  II  14,  8. 

5.  6.  Beim  Amtsantritt  der  Beamten  pflegten  alle  Freunde  der- 
selben gegenwärtig  zu  sein.   SG  I  361.   consul  uterque  =  VIII  78,  14. 

7.  sacro  —  clivo.     Zu  I  70,  3. 

8.  Sigeros  —  Partheniosque.  Die  Form  Sigerios  iSG  I  101,  4,  die 
alle   Handschriften   haben,  ist  auch   bezeugt  durch  CIL  VIII   10983 

Flavius  Sigerius  summa  rudis).  Die  Verschleifung  des  i  auch  in  Vip- 
sanias  I  108,  3  Marcelliano  II  29,  5.  Gilbert  p.  14.  Dennoch  dürfte 
M.   die  in  den  Inschriften  durchaus  gewöhnliche  Form   des    Namens 

Sigerusi  gewählt  haben. 

10.  ardalione.     Zu  II  7,  8. 


380  ^I-  Valerii  Martialis 

LXXX. 

3  Declamas  aeger,  cleclamas  liemitritaeos : 

4  Si  sudare  aliter  uon  potes,  est  ratio. 

1  Declamas  in  febre,  Maron:  hanc  esse  phrenesin 

2  Si  nescis,  nou  es  sanus,  amice  Maron. 

5  »Magna  tarnen  res  est.«   Erras;  cum  viscera  febris 

6  Exurit.  res  est  magna  tacere,  Maron. 

LXXXL 

Epigramma  nostra  cum  Fabulla  legisset, 
Negare  nullam  quo  queror  puellarum. 
Semel  rogata  bisque  terque  neglexit 
Preces  amantis.    lam,  Fabulla,  promitte. 
5  Negare  iussi.  pernegare  nou  iussi. 

LXXXII. 

Hos  quoque  commenda  Venuleio,  Rufe,  libellos 


LXXX.  Die   Umstellung  nach  Bochmann  bei  Gilbert  p.  4       3.  4. 
in  Klammern  Sehn-. 


LXXX.  Scriver  glaubte,  dass  das  Epigramm  ans  zweien  zusam- 
mengesetzt sei,  deren  erstes  aus  dem  ersten  Distichon,  das  zweite  aus 
den  beiden  letzten  bestanden  habe.  Rutgers  hielt  es  ganz  für  unächt, 
Schneidewin  ed.  II  p.  XIV  das  zweite  Distichon  für  eingeschoben. 
Doch  nach  der  von  Bochmann  bei  Gilbert  p.  4  vorgeschlagenen  Um- 
stellung ergiebt  sich  ein  annehmbarer  Sinn ;  Als  Mittel  zum  Schwitzen 
mag  ein  Fieberkranker  allerdings  eine  Redeübung  vornehmen,  aber 
während  des  Anfalls  selbst  ist  es  Raserei.  —  Auch  dass  dem  fünf- 
silbigen  Versschluss  nur  hier  und  XIV  128,  1  kein  Dactylus  voraus- 
geht (vgl.  Birt  Einl.  S.  40),  ist  kein  hinreichender  Grund  das  Disti- 
chon für  unächt  zu  halten. 

3.  hemitritaeos  hier  ausnahmsweise  für  den  an  dreitägigem  Fieber 
Leidenden.  Es  fehlt  in  dem  Verzeichnis  der  die  griechische  Endung 
beibehaltenden  Wörter  bei  Neue  Formen!.  I  130  f 

LXXXL  Vgl.  IV  71. 

4.  promitte.     Zu  II  9. 

LXXXII  1.  Venuleio.  Vermuthlich  L.  Venuleius  Montanus  Apro- 
nianus,  cos.  92.  SG  III  448.  Asbach  Consularf asten  68—96.  Rhein!. 
Jahrbb.  LXXIX  S.  124. 

Rufe.     Vielleicht  Canius  Rufus.    Zu  I  61. 

libellos.    Das  dritte  und  vierte  Buch.    A'gl.  v.  7. 


Epigrammaton  Liber  IV  (edirt  December  88).  381 

Imputet  et  nobis  otia  parva,  roga, 
Immemor  et  pauliim  curarum  operumque  suonim 

Non  tetrica  nugas  exigat  aure  meas. 
Sed  nee  post  primum  legat  haec  snmmumve  trientem, 

Sed  sua  cum  medius  proelia  Bacchus  amat. 
Si  nimis  est  legisse  duos,  tibi  Charta  plicetur 

Altera:  divisum  sie  breve  fiet  opus. 

LXXXIII. 

Securo  nihil  est  te,  Naevole,  peius;  eodem 

Sollicito  nihil  est,  Naevole,  te  melius. 
Securus  nullum  resalutas,  despicis  omnes, 

Nee  quisquam  liber.  nee  tibi  natus  homo  est. 
Sollicitus  donas,  dominum  regemque  salutas, 

Invitas:  esto.  Naevole,  sollicitus. 

LXXXIV. 

Non  est  in  populo  nee  urbe  tota, 
A  se  Thaida  qui  probet  fututam. 
Cum  multi  cupiant  rogentque  multi. 
Tam  casta  est,  rogo,  Thais?  Immo  fellat. 


LXXXII  8.  opus  PQF  Scr  Sehn-  onus  EXABCG  Sehn 


LXXXIII  5.    Juvenal.  S,  161  Hospitis   affectu  dominum  regem- 
que salutas. 


4.  nugas.  Zu  I  113,  6.  5.  Sed  nee:  für  sed  ne  q\iidam.  Vgl.  II 
28,  3  V  44,  4  X  70,   11.  Gilbert«  221.         trientem.    Zu  I  106,  8. 

7.  tibi  Charta  plicetur  Altera.  Falte,  d.  h.  rolle  (ebenso  Senec. 
Epp.  95,  2)  das  eine  Buch  ganz  zusammen,  um  es  ungelesen  zu  lassen; 
ebenso  Birt  S.  10.  Der  Sinn  ist  convolvatur  tibi  liber  alter,  vel  con- 
volutus  maneat. 

LXXXIII.  4.  natus.  Nach  dem  Ausdruck  des  gewöhnlichen  Le- 
bens aliqnem  natum  non  putare,  d.  h.  ihn  nicht  als  vorhanden  be- 
trachten. VIII  64,  8  nee  natum  putabo.  X  27,  4  Nemo  tamen  natum 
te,  Diodore,  putat.  XI  87,  2  Et  tibi  nulla  diu  femina  nata  fuit.  Vgl. 
XI  12,  2  Dum  matrem  nemo  det  tibi,  nemo  patrem. 

5.  dominum  regemque.  D.  h.  so  ixnterwürfig  wie  ein  Client  gegen 
seinen  Patron.    Zu  I  112  u.  II  68,  2. 

6.  Naevole.    Zu  I  16,  2. 


382  M-  Valerii  Martialis 

LXXXV. 

Nos  bibimus  vitro,  tu  murra.  Pontice.   Quare? 
Prodat  perspicuus  lie  duo  viua  calix. 

LXXXVI. 
Si  vis  auribus  Atticis  probari, 
Exhortor  moneoque  te,  libelle, 
Ut  docto  placeas  Apollinari. 
Nil  exactius  eruditiusque  est, 
ö  Sed  nee  candidius  benigniusque : 
Si  te  pectore,  si  tenebit  ore. 
Nee  rhonchos  metues  malignioriim. 
Nee  scombris  tunicas  dabis  molestas. 
Si  damnaverit,  ad  salariovum 
10  Curras  serinia  protinus  licebit. 
Inversa  piieris  arande  Charta. 

LXXXVII. 

Infantem  secum  semper  tua  Bassa,  Fabulle, 
Collocat  et  lusus  deliciasque  vocat, 


LXXXVI  S.  Catiill.  !»5,  6  laxas  scombris  saepe  dabunt  tiinicas. 


LXXXV.    Zu  I  21. 

I.  murra.    Zu  III  26,  2. 

LXXXVL  3.  Apollinari.  Besitzer  eines  Gutes  bei  Formiae  (X  30), 
auf  dessen  feines  Urtheil  M.  grossen  Werth  legte,  V  86  VII  26;  S9 
XI  15),  kann  Domitius  Apollinaris  Plin.  Epp.  IX  13,  13,  Moramsen 
Hermes  III  37,  4]  und  dann  auch  der  X  12  angeredete  Domitius  sein. 
SG  III  448. 

7.  rhonchos.    Zu  I  3,  5. 

8.  tunicas  —  molestas.  Zu  III  2,  5.  Der  in  anderm  Sinne  X  2-5, 
2)  volksthümliche  Ausdruck  ist  hier  wol  mir  aus  Nachlässigkeit  ge- 
braucht. 

9.  salariorum.    Zu  I  41,  8. 

II.  Die  Rückseiten  der  zu  Maculatur  gewordenen  Bücher  (die  im- 
mer nur  auf  einer  Seite  des  Papyrusstreifen  geschrieben  waren)  dien- 
ten zu  Schreibübungen  der  Schulknaben  oder  werthlosen  Schreibe- 
reien.   Marquardt  Prl.  792,  4—6. 

LXXXVII.  1.    Bassa.    Zu  IV  4.  12. 


Epigrammaton  Liber  IV  i^edirt  December  88).  383 

Et.  quo  mireris  magis,  infautaria  non  est. 
Ergo  quid  in  causa  est?  Pedere  Bassa  solet. 

LXXXVIII. 

Nulla  remisisti  parvo  pro  munere  dona, 

Et  iam  Saturni  quinque  fuere  dies. 
Ergo  nee  argenti  sex  scripula  Septiciani 

Missa  nee  a  querulo  mappa  diente  fuit, 
5  Antipolitani  nee  quae  de  sanguine  thynni 

Testa  rubet,  nee  quae  cottana  })arva  gerit. 
Nee  rugosarum  vimen  breve  Picenarum. 

Dicere  te  posses  ut  meminisse  mei? 
Decipies  alios  verbis  vultuque  benigno. 
10       Nam  mihi  iam  notus  dissimulator  eris. 


LXXXVII  3.  quo  T  Schi  quod  PQJEFm  Sei: 

LXXXVIII  2.  quinqne]  Quinte^ Sehn- p. XIV cgi. unten.     8.  posses] 
possis  T. 


LXXXVIII.  1.2.  An  den  .Saturnalien,  die  M.  gewöhnlich  nach 
den  von  Caligula  angesetzten  Gerichtsferien  als  fünftägig  bezeichnet 
(VII  53,2  XIV  79/2;  141,1,  doch  als  siebentägig  XIV  72\  sandte  man 
sich  gegenseitig  Geschenke,  IX  53,  2  XIV  79,  2;  141,  1.  Marquardt 
StV  III  587  f. 

2.  quinque.  Schn'^  p.  XIV:  fortasse  pro  quinque,  ne  nomen  desi- 
deretur,  Quinte  scribendum  est.  Doch  fehlt  die  Anrede  häufig.  Zu 
II  7ü. 

3.  1  scripulum  =  1,137  Gramm;  unter  argentum  ist  hier  wie  überall 
etwas  aus  Silber  Gearbeitetes  zu  verstehen.    SG  III  14(3  ff. 

Septiciani.  Nach  dem  Namen  des  Fabrikanten  zu  IV  39,  (ii.  VIII 
71,  6  Libra  fuit  quinto  Septiciana  quidem. 

4.  querulo  (I  49,  33).  diente.  Ueber  die  Saturnaliengeschenke 
der  Clienten  vgl.  V  18  VII  53;  72  X  87,  die  Einleitung  zum  XIV. 
Buch  und  SG  I  346.    Dergleichen  auch  bei  Stat.  S.  IV  9,  24  ss. 

5.  Antipolitani  —  thynni  =  XIII  103,  1.  Die  muria  genannte 
Sauce  wurde  aus  dem  Thunfisch  namentlich  zu  Antipolis  hergestellt. 
Marquardt  Prl.  425,  7. 

6.  cottana  parva.  Eine  kleine  Art  syrischer  Feigen.  Vgl.  VII  53, 
7   XIII  128. 

7.  vimen  —  Picenarum.  Picenische  Oliven  (zu  I  43,  8)  in  einem 
Korbe  von  Weidenruthen.    VII  53,  5  cum  vimine  Picenarum. 

lU.    dissimulator.    Vgl.  V  25,  11. 


384  M.  Valeiii  Martialis  Epigrammaton  Liber  IV. 

LXXXIX. 

Ohe,  iam  satis  est,  ohe,  libelle, 
lam  pervenimus  usque  ad  umbilicos. 
Tu  procedere  adhuc  et  ire  quaeris, 
Nee  summa  potes  in  schida  teneri, 
5  Sic  tanquam  tibi  res  peracta  non  sit, 
Quae  prima  ([iioque  pagina  peracta  est. 
Iam  lector  qneriturque  deficitque, 
Iam  librarius  lioc  et  ipse  dicit 
»Ohe,  iam  satis  est.  ohe,  libelle.« 


LXXXIX  4.  schida  ABF     scheda  Qw  Sehn     <i.   peracta    est 
PQFSchn  notattir  EXABCGO. 


LXXXIX  1.  Horat.  S.  15,  13  Ohe  Iam  satis  est. 


Subscriptionen.  Epigrammaton  liber  IV  explicit.  incipit  liber 
qninttis.  Ego  torquatus  gennadius  emendavi  floreas  P.  Epigrammaton 
über  IUI  explicit  incipit  V.  Ego  Torquatns  Gennadius  emendavi  Q. 
Ego  Torquatus  Gennadius  emendavi  feliciter  /. 


LXXXIX.  1.    öhe  —  ohe.    L.  Mueller  p.  246.    Vgl.  zu  I  36,  1. 

2.    usque  ad  umbilicos.   Zu  I  66,  11.  usque  ad  umbilicum  VI  37,  1  u.  3. 

4.  schida  (eine  nur  im  Lateinischen  vorkommende  Bezeichnung) 
hier  nicht,  wie  Birt  S.  229,  2  übersetzt,  das  Einzelblatt,  sondern  die 
einzelne  Columne,  da  die  summa  schida  der  prima  pagina  (v,  6)  offen- 
bar völlig  entspricht. 

10.    Zu  II  6,  17. 


M.  Yalerii  Martialis  Epigrammmaton 

Liber  V. 

I. 
Hoc  tibi,  Palladiae  seu  eollibus  uteris  Albae, 

Caesar,  et  binc  Triviam  yn-ospicis.  inde  Thetin, 
Seu  tua  veridicae  discimt  responsa  sorores. 

Plana  suburbani  qua  cubat  unda  freti; 
Seu  placet  Aeneae  nutrix,  seu  filia  Solis, 

Sive  salutiferis  candidus  Anxur  aquis: 


1.  Hoc  PQEFlm  Sei-  Haec  T  Seh, 


I  5.  Verg.  A.  VII  1  Aeneia  nutrix  kl.  ib.  11  Solis  filia  Ovid. 
M.  XIV  33;  346  filia  Soli.s.  (6.  Horat.  I  5,  2Ü  saxis  late  candentibiis 
Anxur.) 


I.    Ueber  die  kaiserlichen  Villen  vgl.  SG  II  94. 

1.  Domitian  bewohnte  oft  sein  Albanum;  zu  IV  1,  5. 

2.  Triciam  —  Thetin.  Wenn  man  von  dem  dortigen  Palast  Do- 
mitians  den  See  von  Nemi,  an  den  bei  Triviam  zu  denken  ist  nemo- 
losa  —  Triviae  regna  IX  64,  3),  sehen  konnte,  so  muss  er  einen  ho- 
hen Aussichtsthurm  gehabt  haben.  Die  Aussicht  auf  die  See  hat  man 
dort  auch  in  geringer  Höhe.    Ueber  die  Metonymie  Thetin  zu  Sp  12,  1. 

prospicis.    Wie  II  59,  2  und  VII  73,  4. 

3.  veridicae  —  sorores.  Die  beiden  in  Antium  verehrten  Fortunen, 
deren  Orakel  berühmt  war.  Preller  RM  193,  1.  Domitian  ist  bei 
seinem  Aufenthalt  in  Antium  als  der  sie  inspirirende  Gott  gedacht. 

5.  Aeneae  nutrix:    Cajeta.    Verg.  A.  VII  1.    Vgl.  X  30,  8. 

ßlia  Solis:  Circe,  nach  welcher  Circeji  benannt  ist.  Die  dortige 
kaiserliche  Villa  auch  XI  7,  4. 

6.  Anxur.  Bei  Horaz  und  Livius  Neutrum,  bei  M.  V  1,6  VI  42, 
6  X  51,  S  Masculinum  (Neue  Formenl.  I  660),  wobei  an  den  Berg  ge- 
dacht ist,  auf  dem  die  Stadt  liegt.  Ueber  die  Heilqirellen  von  Ter- 
racina  VI  42,  6. 

Martial  I.  25 


386  M.  Viilciii  Martialis 

Mittimus,  o  reriim  felix  tutehi  salusque, 

Sospite  quo  gTatum  credinius  esse  lovcm. 
Tu  tautum  accipias:  ego  te  legisse  putabo 
1(1      Et  tuinidus  Galla  credulitate  fruar. 
II. 
Matrouae  puerique  virginesque, 
Vobis  pagiiia  uostra  dedicatur. 
Tu,  (juem  ueiiuitiae  procaciores 
Delectaut  nimium  salesque  nudi, 
5  Lascivos  lege  quattuor  libellos: 
Quintus  cum  domiuo  liber  iocatur; 
Quem  Germauicus  ore  nou  rubenti 
Coram  Cecroi)ia  legat  puella. 

III. 
Accola  iam  nostrae  Degis,  Germauice,  ripae, 


I  7.    Horat.  Epp.  I   1,   103    Ovid.   Tr.  V   14,   15    rerum    ttitela. 
10.  Ovid.  Am.  III  14,  30  Et  liceat  stulta  credulitate  fnii. 
(II  2.  Ciris  41  nostra  —  pagina.) 

7,  8.    Variation  von  II  91,  1.  2. 

8.  (jratum.  Für  die  angebliche  Vertheidigung  des  Capitols  IX 
101,  14,  besonders  aber  für  den  Bau  des  neuen  Tempels  und  die 
Stiftung  des  agon  Capitolinus  IX  3,  7  sq. 

10.  Die  Neugier  und,  Leichtgläubigkeit  der  Gallier  erwähnt  Cae- 
sar B.  G.  IV  5  Est  enim  hoc  Gallicae  consuetudinis,  uti  et  viatores 
etiam  invitos  consistere  cogant,  et  quid  quisque  eorum  de  quaque  re 
audierit  aut  cognoverit,  quaerant  et  mercatores  in  oppidis  vulgus  cir- 
cumsistat  quibusque  ex  regionibus  veniant  quasque  ibi  res  cognove- 
rint,  pronuntiare  cogant.  His  rebus  atque  auditionibus  permoti  de 
summis  saepe  rebus  consilia  ineunt,  quorum  eos  in  vestigio  poenitere 
necesse  est,  cum  incertis  rumoribus  serviant,  et  plerique  ad  volunta- 
tem  eorum  ficta  respondeant  Vgl.  Caes.  B.  G.  VI  20.  Nach  der  Stelle 
M.  s  scheint  die  Galla  credulitas  sprichwörtlich  gewesen  zu  sein.  Des- 
jardins  Geogr.  de  la  Gaule  Eomaine  II  554  ff.  (aptitudes,  qualites  — 
lois  et  moeurs)  erwähnt  den  den  Galliern  gemachten  Vorwurf  der  Leicht- 
gläubigkeit nicht. 

II  1.  2.    Vgl.  III  68,  1.  7.     (Jermanicus.    Zu  II  2. 

8.  Vgl.  VIII  1.  Cecropia  —  jmella.  Zu  I  39,  3.  Ueber  Domitians 
Minervenkult  Preller  EM  I  297  f. 

III  1.  Dec/is  bei  Dio  LXVII  7  Airj-^t?) :  ein  Bruder  des  Deceba- 
lus,   der  von  diesem   an  Domitian   nach   Pannonien   als  Friedensver- 


Epigrammaton  Liber  V  ieclirt  Herbst  89).  387 

A  famulis  Histri  qui  tibi  veuit  aquis, 
Laetus  et  attonitus  viso  modo  praesicle  mundi 
Adfatiis  comites  dicitur  esse  suos: 
5  »Sors  mea  quam  fratris  melier,  cui  tam  prope  fas  est 
Cernere,  tam  longe  quem  colit  ille  deum.« 

IV. 

Foetere  multo  Myrtale  solet  viuo, 
Sed  fallat  ut  uos.  folia  devorat  lauri 
Merumque  cauta  fronde.  non  aqua  miscet. 
Hanc  tu  rubentem  prominentibus  venis 
5  Quotiens  venire,  Paule,  videris  contra, 
Dicas  licebit  «Myrtale  bibit  laurum.tr 

V. 
Sexte,  Palatinae  cultor  facunde  Minervae, 

Ing-enio  frueris  qui  propiore  dei  — 
Nam  tibi  nasceutes  domini  coguoscere  curas 
Et  secreta  ducis  pectora  nosse  licet  — : 
5  Sit  locus  et  nostris  ali([ua  tibi  parte  libellis. 
Qua  Pedo.  qua  Marsus  quaque  Catullus  erit. 


III  4.  adfatus  i'A'. 


III  2.  Ovid.  F.  I  2Sö  famuhis  —  aquas. 


mittler  gesandt  worden  war  zu  VI  10,  7).  Vielleicht  hatte  aiich  M. 
Diegis  geschrieben  vgl.  Vipsanias  I  108,  3  Marcelliano  II  29,  5). 
Gilbert^  p.  518.  iam  nostrae  —  ripae:  des  angeblich  bereits  unter- 
worfenen nördlichen  Donauufers  [vgl.  v.  2  famulis  —  aquis  und  VI 
76;.     Gilbert. 

3.   j)raeside.    Vgl.  V  7,  4  VI  2,  5  Fincke  de  appell.  Caes.  p.  31. 

5.  prope  —  longe.    Zu  I  49,  13. 

IV.  Vgl.  I  87.  ' 

V.  1  Sexte.  Sextus  scheint  hiernach  das  Amt  a  studiis  bei  Do- 
mitian  bekleidet  zu  haben  und  zugleich  Bibliothekar  gewesen  zu  sein. 
Vgl.  V  38,  2  und  SG  I  95  f.  Schwerlich  ist  der  X  21,  2  angeredete 
Sextus  derselbe.     Palatinae.    Zu  I  70,  5. 

2.  VII  5,  5  Terrarum  dominum  propius  videt  ille  tuoque  terretur 
vultu  barbarus  et  fruitur.  dei.    Zu  Sp  17,  4. 

3.  domini.    Zu  IV  28,  5.  curas.    Zu  I  66,  5. 

6.  Vgl.  I  Epist.  1.  11. 

25* 


3gg  M.  Viilerii  Martialis 

Ad  Caiiitolini  caclestia  carmina  belli 
Grande  cotliurnati  pone  Maronis  opus. 

VI. 

Si  non  est  g-rave  nee  nimis  molestum. 
Musae.  Parthenium  rog-ate  vestrum: 
Sic  te  serior  et  beata  quondam 
Salvo  Caesare  finiat  senectus 
5  Et  sis  invidia  fatente  felix, 
Sic  Burrus  cito  sentiat  parentem: 
Admittas  timidam  brevemqne  cbartam 
Intra  limina  sanctioris  aiilae. 
Nosti  tempora  tu  lovis  sereui, 
10  Cum  fulget  placido  suoque  vultu, 
Quo  nil  supplicibus  solet  negare. 
Non  est  quod  metuas  preces  iniquas: 
Nunquam  grandia  nee  molesta  i)0scit 


VI  5.  fatente  Hns  Gilbert^  p.  518  favente  codd.  Sehn  S.  aiilae 
PFScr  aule  Q  aevi  UX AB  CG  Sehn  Intra  himina  s.  aevi  (i.  e.  intra 
praeclara   ingenia   melioris    aevi)  Munro  lü.   placido   PHm  Sehn 

placidus  QEFm  Scr. 


VI  9.  Verg.  A.  IV  423  Sola  viri  moUes  aditus  et  tempora  noras. 


7.  Capitolhii  caelestia  earmina  belli.  Domitian  hatte  hiernach  ein 
Gedicht  über  den  Kampf  um  das  Capitol  im  December  68,  wobei  er 
selbst  in  Gefahr  gewesen  war,  verfasst.  SG  III  367,  2.  Ueber  caele- 
stis  in  der  Bedeutung  »kaiserlich«  (so  auch  M.  VIII  Epist.  Stat.  S.  III 
4,  53  Quintil.  IV  prooem.  2)  Fincke,  de  appell.  Caes.  p.  42. 

VI.    Vgl.  zu  I  97,  1. 

2.    Parthenium  —  vestrum.    Zu  IV  45. 

4.   ßniat.    Vgl.  VIII  77,  7. 

6.  Burrus.    Zu  IV  45. 
sentiat.   Vgl.  VI  38,  4. 

7.  timidam  brevemque  chartam.  XII  11,  7  timidumque  brevemque 
libellum. 

8.  sanctioris  aulae.  Des  vom  Kaiser  selbst  bewohnten  Theils  des 
Palastes. 

9.  lovis  sercni  =  IX  24,  3. 

10.  jjlacido.  VI  10,  6  placido  —  ore;  dagegen  V  78,  24  Et  vultu 
placidus  tuo  recumbes. 


Epigr;vmmaton  Liber  V    edirt  Herbst  89;.  389 

Quae  cedro  decorata  purpuraiiue 
15  Nig-ris  pagina  crevit  umbilicis. 
Nee  porrexeris  ista,  sed  teneto 
Sic  tanquam  nihil  offeras  ag-asque. 
Si  110 vi  dominum  novem  sororum. 
Ultro  purpureum  petet  libellum. 

VII. 

Qualiter  Assyrios  reuovant  inceudia  uidos. 

Una  decem  quotiens  saecula  vixit  avis. 
Taliter  exuta  est  veterem  nova  Roma  seneetam 

Et  sumpsit  vultus  praesidis  ipsa  sui. 
5  lam  precor  oblitus  nostrae,  Volcane,  quercllae 

Parce:  sumus  Martis  turba.  sed  et  Veneris; 
Parce.  pater:  sie  Lemniacis  lasciva  cateiiis 

Iguoscat  coniunx  et  patienter  amet. 

VIII. 

Edietum  domini  deique  nostri, 
Quo  subsellia  certiora  fiunt 
Et  pures  e(iues  ordines  reeepit, 
Dum  laudat  modo  Phasis  in  theatro. 


(16—18.  Horat.  Epp.  I  13,  1—5;  vgl.  Bentley  zu  v.  12,. 


U.  15.    Zu  in  2,  7—11. 

18.    dominum  novem  sororum.    Zu  I  70,  15  u.  II  22,   1. 

VII.  lieber  die  häufigen  Brände  in  Eom  vgl.  SG  I  25  flf.  Jordan 
Top.  I  491,  11. 

4.    praesidis.    Zu  V  3,  3. 

VIII.  1.  domini  deique.  Diese  Benennung  Domitians  findet  sich 
hier  zum  ersten  Male  deus  allein  schon  Sp  17,  4  etc.  dann  VII  34, 
8  und  X  72,  3;  was  also  Sueton  Domit.  c.  13  erzählt  vgl.  Mommsen 
StR  11-  736,  1),  scheint  erst  im  J.  89  oder  kurz  vorher  geschehen  zu 
sein :  pari  arrogantia  cum  procuratorum  suorum  nomine  formalem  dic- 
taret  epistolam,  sie  coepit:  dominus  et  deus  noster  hoc  fieri  iubet. 
Unde  institutnm  posthac,  ut  ne  scripto  quidem  ac  sermone  cuius- 
dam  appellaretur  aliter. 

3.  4.  Das  Theateredikt,  durch  welches  Domitian  die  Bestimmun- 
gen der  lex  Julia  über  die  Benutzung  der  Plätze  im  Theater,  nament- 
lich der  ausschliesslichen  Benutzung  der  quattuordecim  subsellia  durch 


390  ^f'  Valerii  Martialis 

5  Phasis  purpureis  ruber  laeernis. 
Et  iaetat  tumido  superbus  ore: 
«Tandem  commodius  licet  sedere. 
Nunc  est  reddita  dignitas  equestris, 
Turba  non  premimur  nee  inipiinamur« 
10  Haec  et  talia  dum  refert  supinus. 
Ulas  i)urpureas  et  arrogantes 
lussit  surg-ere  Leitus  lacernas. 

IX. 

Lauguebam:  sed  tu  comitatus  protinus  ad  me 
Veuisti  centum,  Symmache,  discipulis. 

Centum  me  tetigere  manus  aquilone  gelatae: 
Non  habui  febrem,  Symmache,  nunc  habeo. 

X. 

»Esse  quid  hoc  dicam,  vivis  quod  fama  negatur 
Et  sua  quod  rarus  tempora  lector  amat?« 

Hi  sunt  invidiae  nimirum.  Eegule.  mores, 
Praeferat  antiquos  semper  ut  illa  novis. 


VTTT  12.   Leitus  Sehn-     Lectius  Sclin^  vgl.  unten. 
X  1.     »Esse    —    amat?»    Gilbert'^  ik    öM'.     Ohne   Anfnhrun()szei- 
chen  Sehn. 


X  1.    Vgl.  zu  II  12,  1. 


die  Kitter  neu  einschärfte,  wird  in  diesem  Buch  sehr  oft  erwähnt  (V 
8:  14;  23;  25;  27;  35;  38;  41)  und  wird  also  im  J.  89  oder  kitrz  vor- 
her erlassen  sein.     Vgl.  Frdl.  bei  Marquardt  StV  III  536,  (i. 

12.  LeUus  Der  {in  E  durchweg  erhaltene,  sonst  in  Ca  mehrfach 
in  Lectus,  in  P  in  Letus  verdorbene,  Name  kommt  auch  II.  B  494  etc. 
vor.  Einer  der  mit  der  Aufsicht  über  die  Beobachttmg  des  Theater- 
gesetzes beauftragten  Beamten  dissignatores  a.  a.  0.  537,  2  .  Vgl.  V 
14;  25;  35. 

IX.  2.  Symmache.  Ein  damals  in  Kom  bekannter  Arzt,  (VI  70,  6 
VII  18,  10).  lieber  die  Begleitung  der  Aerzte  durch  eine  grosse  An- 
zahl von  Schülern  bei   ihren  Krankenbesuchen  vgl.  SG  I  302,  4  u.  5. 

X.  1.  Esse  quid  hoc  dicam  =  II  12,  1.  Doch  sind  wegen  nimi- 
rum V.  -^  die  beiden  ersten  Verse  (mit  Gilbert^  als  eine  Frage  des 
Regulus  aufzufassen.  3.    Regule.    Tax  I  12. 


Epigrammaton  Liber  V  'edirt  Herbst  Sit).  39] 

5  Sic  veterem  iugrati  Pompei  quaerimus  iimbram, 

Sic  laudant  Catuli  vilia  templa  senes. 

Ennius  est  lectus  salvo  tibi,  Roma,  Marone 

Et  sua  riserimt  saecula  Maeoniclen: 
Rara  coronato  plausere  theatra  Menandro, 
10       Norat  Nasonem  sola  Corinna  suum. 
Vos  tarnen,  0  nostri  ne  festinate  libelli: 
Si  ]iost  fata  venit  gloria,  non  pro])ero. 
XL 
Sardonyclias,  zraarag-dos,  adamantas.  iaspidas  uno 

Versat  in  articulo  Stella,  Severe,  mens. 
MiTltas  in  digitis.  plures  in  carmine  g-emmas 
Invenies :  inde  est  liaec.  i)uto,  culta  manus. 

XI  2.  Versat  "ßPQ  Scr  Sc/in^  portat  TEXABCFa  Rand  ron 
Q  SchiK 

X  8,  9,  Theodor.  Priscian.  1.  IV  init.  Sua  tempora  lector  non 
amat.  hinc  est  illud  clarissimum  satyri  distichon :  Parva  coronato  plau- 
sere theatra  Menandro  Riseruntque  suum  saecula  Maeoniden. 


5.  Pompei  —  umhram:  (vgl.  XI  47,  3)  die  oft  erwähnte  Platanen- 
pflanzung bei  der  porticus  Pompeia  (Zu  II  14,  10).  Nach  dieser  Stelle 
gab  es  neuere  schönere  Promenaden  und  darunter  wahrscheinlich  von 
Üomitian  angelegte. 

6.  Der  im  J.  S4  v.  Chr.  abgebrannte  CapitoHnische  Jupitertem- 
pel wurde  von  Q.  Lutatius  Catulus  neu  erbaut,  nach  der  abermaligen 
Zerstörung  im  Dezember  69  zu  V  5)  und  einem  neuen  Brande  von 
Domitian  mit  einer  vorher  noch  nicht  dagewesenen  Pracht  neu  auf- 
geführt.   Becker  Top.  399  f. 

XL  1.  Sardonychas  zmaragdos.  Vgl.  IV  28,  4.  Für  zmaragdos  will 
LMueller  r.  m.  p.  313  f.  mit  Heinsius  smaragos  schreiben.  Doch 
auch  wenn  so  ausgesprochen  wurde,  konnte  M.  sehr  wohl  die  gewöhn- 
liche Schreibung  beibehalten.  iaspidas.    Vgl.  IX  59,  20. 

2.  Stella.    Zu  11.  Severe.     Zu  II  6,  3. 

3.  (jemmas.  In  übertragener  Bedeutung  sehr  selten;  wol  nur  Si- 
don.  Apoll.  Epp.  IV  22  Hesperius,  gemma  amicorum.  Vgl.  das 
scherzhafte  Schreiben  Augusts  an  Maecenas  (Macrob.  Sat.  II  4,  12) : 
adamas  Supernas,  Tiberinum  margaritum,  Cilniorum  smaragde,  beruUe 
Porsennae,  carbunculum  Iladriae. 

4.  inde.  Aus  dem  Schatz  von  Juwelen,  womit  gleichsam  seine 
Gedichte  geschmückt  waren. 


392  M.  Valerii  Martialis 

XII. 

Quod  uutantia  fronte  ])erticata 
Gestat  poudera  Masclion  sui)crl)us. 
Aut  grandis  Linus  omnibus  lacevtis 
Septem  quod  pueros  levat  vel  octo, 
5  Res  nou  difficilis  mihi  videtur, 
Uno  cum  digito  vel  hoc  vel  illo 
Portet  Stella  mens  decem  puellas. 

XIII. 

Sum.  foteor.  semperque  fui,  Callistratc.  pauper. 

Sed  uou  obscurus  nee  male  notus  eques, 
Sed  toto  legor  orbe  frequens  et  dicitur  »Hie  est«, 
Quodque  cinis  paucis.  hoc  mihi  vita  dedit. 
5  At  tua  centenis  iucumbuut  tecta  columuis 


XII  1.    perticata  ^PQjB-F 'S'cr  6'c/w-    i^ertinnci  tu  Rand  von  QSchuK 

XII  2.    Masclion  QEXBCFGO  Gilbert     Mesclion  P     Maxiion 

A     Masthlion   Scaliger    Sehn    Malchion  Bentley      3.     Linus  PQoj    Scr 

Ninus  EXABCGO  Sehn      nimis  F     o.    omnibus  codd.      obviis  Hns 

eminens  Schott. 


XIII  3.    Ovid.  Tr.  IV  lu,  12S   et  in  toto   pluriraus  orbe  legor. 
Pers.  I  28  digito  monstrari  et  dicier  ,hic  est.' 


XII.  Ueber  die  Künste  der  Athleten  und  Equilibristen  vgl.  IX  38 
und  SG  II  274  ff. 

1.  j)ei-ticata.  Die  mit  einer  Stange  (aiif  deren  Spitze  er  die  Ge- 
wichte balancirt  versehene  Stirn.  Die  Bedeutung  wie  bei  dem  ebenso 
gebildeten  semitatus  VI  74,  2. 

3.  omnibus  laeertis  für  totis  lacertis  i.  e.  tota  vi  lacertorum  im 
Gegensatz  zu  uno  digito  v.  6.    Munro,  Gilbert. 

7.  decem  imellas.  Vielleicht  die  neun  Musen  und  Stellas  Geliebte 
Violentilla  fauf  einem  mit  10  Steinen  besetzten  Ringe .  Professor  King 
in  Cambridge  dachte  an  die  neun  Museu  und  Minerva.  Froehner 
Kritische  Analekten  Philol.  Spplmtbd.  V  p.  3(i  f.  Froehners  eigene 
Erklärung:  10  weibliche  Edelsteine  weil  die  Alten  bei  den  Edelstei- 
nen mares  und  feminae  unterschieden    ist  verfehlt. 

XIII  2.  cciues.     Zu  III  95,  9. 

3.  4.  Derselbe  Gedanke  ähnlich  ausgedrückt  I  1. 

5.  XII  50,  3  Et  tibi  centenis  stat  porticus  alta  columuis.  Anders 
centenis  coluranis  III  19,  1. 


Epigrammaton  Liber  V    edirt  Herbst  S9).  393 

Et  libertinas  arca  flag-ellat  opes, 
Magnaque  Niliacae  servit  tibi  gleba  Syeues. 

Tondet  et  iuuiimeros  Gallica  Parma  greges. 
Hoc  eg'O  tuque  sumus:  sed  ([uod  sum.  uou  potes  esse: 
10       Tu  quod  es,  e  populo  quilibet  esse  potest. 

XIV. 

Sedere  primo  solitus  iu  gmdii  sempev 
Tunc.  cum  liceret  oecupare.  Nanueius 
Bis  excitatus  terque  traustulit  castra. 
Et  intei*  ipsas  i)aene  tertius  sellas 
5  Post  Gaiumque  Luciumquc  consedit. 
lllinc  cucullo  prospit'it  cajtut  tectus 
Oculoque  ludos  spectat  iudeceus  uno. 
Et  liinc  miser  deicctus  iu  viaui  trausit. 


6.  libertinas  —  npes.  Die  Reichtliüiuer  der  Freigelassenen  waren 
spnclnvürtlicli.  Senec.  Epp.  27,  5  Calvisius  Sabinus  —  et  Patrimonium 
habebat  libertini  et  ingeniiuu.    SG  I  :54b  tt'. 

ßagellat.     7a\  II  liO,  4. 

7.  Niliacae  —  Syeues.  Vgl.  I  Sli,  7  und  X  U,  (1  Cum  tuii  Nilia- 
cus  rura  colonus  aret. 

8.  Parma.     Zu  II  43,  4. 
XIV.  Vgl.  zu  V  8. 

4.  seilas.  Wie  es  scheint  die  Sessel  der  Senatoren  in  der  Or- 
chestra,  hinter  welchen  unmittelbar  der  primus  gradus  (v.  1),  die  erste 
Reihe  der  quattuordeciui  subsellia  ist.  Dort  bleibt  Nanneius  sitzen, 
indem  er  sich  zwischen  zwei  Sesseln  vor  ihm  sitzender  Senatoren 
versteckt. 

5.  Vost  Gaiumque  Luciumque.  Beide  Namen  gehören  zu  denen, 
•welche  die  Juristen  zur  Bezeichnung  beliebiger  Personen  neben  Mae- 
vius,  Sejus  und  Titius  oder  in  ^'erbiudung  mit  denselben  gebrauchen. 
Plutarch  qu.  Rom.  .'SO  tu3-ip  oi  voii.i7.oi  Fdiov  Sr/ov  y.oX  Ao'Jy.tov  Tmov 
7.ai  Ol  cpiXöoo'foi  Ai'wvct  y.al  öswva  -^pctXaiJ.ßcf.'^o'jatv.  TertuUian.  ad  nat. 
1  4  quo  more  etiam  nobis  soletis :  »bonus  vir  L.  Titius  tantum  quod 
Christianus  <.  item  alius:  »ego  miror  C.  Sejura  gravcm  vinuu  factum 
Christianum«.  Vgl.  Dirksen  Manuale  unter  den  angeführten  Namen 
und  Juv.  4,  13. 

8.  i-iam.  Viae  die  auf  den  praecinctiones  der  cavea  hinlaufenden 
Gänge,  wo  diejenigen  standen,  welche  keine  Sitzplätze  finden  konnten. 
Vgl.  Frdl.  bei  Marquardt  StV  III  532,  1 . 


394  M.  Valcrii  Martialis 

Subsellioqiie  scmifultus  extremo 

10  Et  male  receptus  altero  genu  iactnt, 

E(|uiti  seclere  Leitoque  se  stare. 

XV. 

Quiutns  uostrorum  liber  est,  Auguste,  iocorum, 
Et  queritur  laesus  carmine  nemo  meo, 

Gaudet  honorato  sed  multus  nomine  leetor, 
Cui  vietura  meo  munere  fama  datur. 
5  j)Quid  tarnen  liaec  prosunt  quam  vis  venerautia  multos?(f 
Nou  prosint  sane,  me  tarnen  ista  iuvant. 

XVI. 

Seria  cum  possim,  quod  delectantia  malo 

Scribere,  tu  causa  es,  leetor  amice,  mihi, 
Qui  legis  et  tota  cantas  mea  carmina  Roma: 
Sed  nescis,  quanti  stet  mibi  talis  amor. 
5  Nam  si  falciferi  defendere  templa  fTonantis 


XV  3.    nomine  TPF    carmine  QEw      also  honoratus  sed  multo 
carmine).      h.  wmMos,  PQF^a  Sehn-     multis   TEXACGpr.B ScknK 

XVI.  5.    Tonantis]  parentis  Frdl     tenacis  Haupt  Opp.  III  50U 
togatus   Baehrens    OHirschfeld     vocantis    Munrn. 

XVI  2.    Ovid.  Tr.  III  1,2  leetor  amice  (Sidon.  Apoll.  Epp.  IV 
11,  22  amice  leetor  . 


11.  Leito.     Zu  V  8,  12. 

XV.  Vgl.  SG  III  398,  5  und  400,  8. 

2.  Zu  I  Epist.  1.  2. 

XVI  3.  VI  61,  3  Laudat,  amat,  cantat  nostros  mea  Roma  libellos. 

5.  falciferi  —  Tonantis.  Tonantis  ist  verdorben,  und  jedenfalls 
der  Tempel  des  auch  XI  6,  1  falcifer  genannten)  Saturn  am  Capitol 
gemeint,  in  welchem  sich  das  Aerarium  befand.  Der  Sinn:  wenn  ich 
Processe  für  das  Aerarium  führen  wollte  (Mommsen  StR  11- 543 — .545). 
Dann  ist  aber  im  folgenden  Verse  ve  statt  que  unerlässlich,  da  die 
hier  angeführten  Vertheidigungen  mit  den  Processen  für  das  Aerar  in 
durchaus  keinem  Zusammenhange  stehen.  Welches  Wort  es  war,  an 
dessen  Stelle  Tonantis  (vielleicht  durch  Reminiscenz  an  XI  04,  7  per 
templa  Tonantis  getreten  ist,  bleibt  dahingestellt.  Haupt  unterstützt 
seine  Vermuthung  tenacis  durch  Hinweisung  auf  Saturnus  tenax  (Fir- 
mle. Mat.  II  10,   Saturni   quae   Stella  tenax  Aetna  244).    Doch  ist  es 


Epigrammaton  Liber  V    edirt  Herbst  89).  395 

Sollicitisve  velim  vendere  verba  reis, 
Plurimus  Hispanas  mittet  mihi  nauta  metretas 

Et  fiet  vario  sordidus  aere  sinus. 
At  nunc  couviva  est  comissatorque  libellus, 
Kl       Et  tantum  gratis  pag-ina  nostra  placet. 
Sed  non  et  veteres  contenti  laude  fuerunt, 

Cum  minimum  vati  munus  Alexis  erat. 
»Belle«  inquis  »dixti :  iuvat.  et  laudabimus  usque.a 

Dissimulas?  facies  me.  puto,  causidicnm. 

XVII. 

Dum  proavos  atavosque  refers  et  nomina  magna. 

Dum  tibi  noster  eques  sordida  coudicio  est, 
Dum  te  posse  negas  nisi  lato,  Gellia,  clavo 

Nubere,  nui)sisti,  Gellia,  cistifero. 

XVIII. 

Quod  tibi  Decembri  ineuse,  ([uo  volaut  mapi)ae 

XVI  6.  Sollicitisve  Fnll  Sollicitis  velim  P  sollicitis  velleui  Q 
soUicitisqiie  velim  Eia  Rand  v.  Q  Sehn.  13.  juvat  nicht  vivat,  et 
laudabimus  T  Sehn  satis  laudabimus  (ür)  EXABFprO  satius  lauda- 
bimur  C    satis  est,  laudabimus  O  Scr    satis  est,  laudabimur  PQw. 


XVI  6.    Horat.  C.  IV   1,  11  pro  sollicitis   non  tacitus  reis. 
10.   Vgl.  zu  V  2,  2. 

XVII  I.    Ovid.  Her.  16,  51  Et  genus  et  proavos  et  regia  nomina 
jactas.    Ovid.  Am.  I  S,  17  Evocat  antiquis  atavos  proavosque  sepulcris. 

fraglich,  ob  M.  astrologische  Kenntnis  besass.  Am  annehmbarsten 
erscheint  togatus  d.  h.  als  Anwalt,  weil  diese  vor  dem  Gerichtshof 
in  der  Toga  auftraten  SG  I  290,  7  und  8  . 

7.  Hispanas  —  metretas.  Oelfässer  statt  des  Honorars;  Oel  ge- 
hörte zu  den  Hauptausfuhrartikeln  Spaniens.     Bluemner  S.  130. 

12.  Alexis.  Der  angeblich  von  Maecenas  dem  Virgil  geschenkte 
Lieblingsknabe.  Vgl.  VI  68,  6  VII  29,  7  VIII  56,  12  und  Teuffei  P. 
Vergilius  Maro,  StRE  VI  2649  f. 

14.  Dissimulas.  XI  108,  4  Lector,  solve.  Taces  dissimulasque?  Vale. 

XVII  2.  condicio.     Zu  III  33,  2. 

3.  4.  lato  —  clavo  Nubere.     SG  I  235  f. 

XVIII.  Vgl.  zu  IV  88,  4. 


396  ^^-  Vulerii  Miirtialis 

Graciles(iue  lig-ubxe  cereiquc  cliartaeque 
Et  acuta  seuibus  testa  cum  Damascenis, 
Praeter  libellos  veruulas  nihil  misi, 
5  Fortasse  avarus  videar  aut  iuliuiiiauus. 
Odi  dolosas  muuerum  et  malas  artes: 
Imitautur  liamos  dona:  namque  quis  nescit, 
Avidum  vorata  decipi  scarum  musca? 
Quotieus  amico  diviti  nihil  donat, 
JU  0  Quintiane.  überaus  est  pauper. 

XIX. 

8i  qua  fides  veris.  praeferri,  maxime  Caesar, 

Temporibus  possunt  saecula  nuUa  tuis. 
Quando  mag-is  dignos  licuit  S})ectare  triumphos? 


XVIII  S.     ivorata    musca   codd.   Schn^  Gilherfi  p.  618     musco 
Brodaeus  Sehn-. 

XIX  1.    veris   T PF  Sehn     veri  QEm  Scr. 


XIX  1.  Ovid.  Her.  17,  119  Si  qiia  fides  vero  est.  ;i.  Ovid.  Ex 
P.  II  2,  93  Felices,  qiiibus  hos  licuit  spectare  triumplios.  Ovid.  Tr. 
IV  2,  19  Ergo  omnis  poterit  populus  spectare  triumplios. 


2.  Sämmtlich  wolfeile  Saturnaliengeschenke.  Zu  ligulae  vgl.  V 
19,  11  VIII  71,  9  XIV  120  Marquardt  Prl.  I  .30.5. 

3.  XIII  29  vas  Dam:iscenorum. 

4.  libellos  vermdas.  Aixs  meinem  Hause  stammende ;  dagegen  verna 
über  III  1,  6  stadtrömisch. 

7.  hamos.     Zu  IV  56,  5  und  V  59,  3. 

8.  vorata  —  musca.  Vorato  —  musco  wollte  Brodaeus  lesen  we- 
gen der  von  Athenaeus  VII  p.  319  F  aus  Aristoteles  angeführten 
Stelle :  yaipEt  0£  (6  av.apo;,  ty]  tw^i  cpuy.iojv  Tpoceir^  •  oto  v.otl  tootoi;  %r^[jZ'j- 
sxai.  Plin.  N.  h.  IX  62  scarus)  solus  piscium  dicitur  ruminare  herbis- 
que  vesci.  Falls  M.  dies  wusste,  war  doch  hier,  wo  er  den  scarus 
nur  als  Vertreter  aller  Fische  nennt,  niclit  der  Ort  es  anzubringen, 
vollends  mit  einem  quis  nescit.     Vgl.  Gilbert ^  p.  519. 

10.   Quintiane.     Zu  I  52. 

XIX.  Ueber  die  häufigen  Klagen  M.'s  über  den  Geiz  der  Patrone 
gegen  die  Clienten  S6  I  337. 

1.  maxime  Caesar.  VI  4,  1  maxime  censor.  IX  36,  4  maxime 
rector. 


Epigrammaton  Liber  V  ^edirt  Herbst  SO).  397 

Qnando  Palatini  plus  mernere  clei? 
5  Pulchrior  et  iiiaior  quo  sub  clnce  Martia  Roma? 
Sub  quo  libertas  principe  tanta  fuit? 
Est  tarnen  lioc  vitium,  sed  non  leve,  sit  licet  unum, 

Quod  colit  ing-ratas  pauper  amicitias. 
Quis  largitur  opes  veteri  fidoque  sodali, 
10       Aut  quem  prosequitur  non  alienus  eques? 
Saturnaliciae  lig-ulam  misisse  selibrae 
E  lamnisve  Tagi  scripula  tota  decem 


XIX  12.  E  lamnisve  Tagi  oder  Flammea  sive  Tagi  Munro 
Flaramarisve  togereri  pala  T  flammarisve  togae  scrip(t)ula  PQFO 
flanimarisve  tole  scr.  UX  flammaris  vetulae  scriptula  'scrupula  Q 
ABC(t  Flammarisve  stolae  oder  Lamnalis  cotulae  Hns  Flam- 
raataeve  so  Rand  von  Q]  togae  scriptnla  Scr  Flammarisve  togae  scri- 
pula Sehn       Flaventisve  auri  scr.  Frdl. 


XIX  5.   Cons.  ad  Liv.  246  Martia  Roma. 


4.  Wann  haben  die  Götter,  die  den  Palatin  beschützen,  vor  Allen 
Minerva,  mehr  Dank  von  uns  verdient? 

8.  colit  —  amicitias.     IX  84,  4  cultor  amicitiae. 

9.  veteri  —  sodali.     Zu  I  54,  8. 

10.  Wem  giebt  ein  Ritter  das  Geleit,  dem  er  selbst  durcli  das 
Geschenk  des  erforderlichen  Census  diesen  Stand  verliehen  hat?  XIV 
122,  2  Felix,  cui  comes  est  non  alienus  eques.     Vgl.  zu  IV  67,  1 — 1. 

11.  selibrae.     Zu  I  99,  15. 

12.  Flammarisve  togae  ist  verdorben.  Olme  Zweifel  war  der  Ge- 
genstand, der  Kl  scripula  wog,  von  Gold.  War  das  Wort  vor  scripula 
auri,  so  konnte  das  erste  Wort  Flammantis  vgl.  Scythicas  virentis 
auri  flammas  XII  15,  .S)  oder  Flaventis  sein  fvgl.  flavum  metallura 
VIII  51,  5,  decem  flavos  XII  65,  6,  flava  chrysendeta  II  4:i,  11,  fla- 
vescere  auro  IX  23,  1,  flaventis  auri  auch  Apulej.  Met.  VI  13).  Da 
aber  auri  von  dem  überlieferten  togae  ziemlich  weit  ab  liegt,  hat 
Munro  wol  richtig  E  lamnisve  Tagi  vermuthet.  Er  erinnert  an  aurea 
lamna  M.  IX  22,  6  nnd  Horat.  C.  II  2,  2  inimice  lamnae. 

scrijmla  tota  decem.  10  scripula  =  11,37  Gramm.  V2  libra  v.  11, 
=  163,73  Gr.  Nimmt  man  den  Werth  des  Goldes  etwa  12  mal  so 
hoch  als  den  des  Silbers  an  (Hultsch  Metrol.2  306),  so  ist  der  Werth 
der  beiden  in  diesem  Verse  genannten  Geschenke  nicht  sehr  ver- 
schieden. 


39g  M.  Valerii  Mavtialis 

Luxuria  est.  turaidique  voeant  haec  muuera  reges: 
Qui  crepet  aureolos,  forsitau  uuus  erit. 
1.')  Quatenus  lii  non  sunt,  esto  tu,  Caesar,  amicus; 
Nulla  ducis  virtus  dulcior  esse  ])otest. 
lani  dudum  tacito  rides,  Germanice,  uaso, 
Utile  quod  n()l)is  do  tibi  conKilium. 

XX. 

Öi  teeum  mihi,  care  Martialis. 
Securis  liceat  frui  diebus, 
Si  disponere  tempus  otiosum 
Et  verae  pariter  vacare  vitae: 
5  Nee  nos  atria  uec  domos  potentuiu 
l^ec  lites  tetricas  foruraque  triste 
Nossemus,  nee  imag-ines  superbas; 
Sed  gestatio,  fabulae,  libelli, 
Campus,  porticus,  umbra,  Virgo,  thermae. 
10  Haec  essent  loca  semper,  hi  labores. 


XIX  17.   18.    Inte)-}},  nach   Gilbert'^  i^.  519  Sehn:  naso :  nobis, 


XIX  14.    Ovid.  A.  a.   III  422   Quem  trahat,    e   multis    forsitau 
umis  erit. 

XX  5.   6.    Horat.  Epod.  2,    7  Fonimque  vitat  et  superba   ci- 
vium  Potentiorum  limina. 


13.  luxuria  est  =  II  63,  3  XI  7U,   11  und  12. 
timiidi  —  reges  =  II  18,  5. 

14.  crepet  aureolos.    XII  36,  3  Interduiu  aureolos  manu  crepantes. 
17.   Germanice.     Zlt  II  2,  3. 

naso.     Zu  I  3,  6. 
XX.  Vgl.  zu  I  15. 

4.  verae  —  vitae.     Vgl.  vivere  v.  14  und  zu  I  15,  4. 

5.  domos  potentum.     XII  18,  4  limina  —  potentiorum. 

9.  Virgo.  Die  von  Agrippa  für  die  Speisung  seiner  Thermen  im 
Marsfelde  nach  Rom  geführte  aqua  Virgo,  die  jetzt  Fontana  Trevi 
bildet.  Ihr  Wasser  galt  für  besonders  angenehm  zum  Bade.  Vgl.  VI 
42,  18  VII  32,  11  XI  48,  6  XIV  163,  2  Becker  Top.  703  f.  Jordan 
Topogr.  I  1,  471  f.  Lanciani  Acque  e  acquedotti  cap  VI  dell  acqua 
Vergine. 


EpigT.iiumaton  Liber  V    edirt  Herbst  '59i.  399 

Nunc  vivit  ueciiter  sibi  bouosque 
Soles  effug-ere  atque  abire  sentit. 
Qui  nobis  pereunt  et  inipiitantur. 
Quisquam  vivere  cum  sciat.  moratnr? 

XXI. 

Quintum  pro  Decimo.  pro  Crasso,  Regule,  Macrum 

Ante  sahitabat  rhetor  Apolloclotus. 
Nunc  utrumque  suo  resalutat  nomine.     Quantum 

Cura  labor(iue  potest!    Scripsit  et  edidicit. 

xxu. 

Mane  domi  nisi  te  volui  meruique  videre, 
Sint  mihi,  Paule,  tuae  lougius  Esquiliae. 

Sed  Tiburtinae  sum  proximus  accola  pilae. 
Qua  videt  antiquum  rustica  Flora  lovem: 


XX  11.  necuter  sibi  bonosque  Sehn  nee  ut  ejus  (evis  A)  ibo 
bonosque  EXABC  venter  sibi  bonosque  F  neuter  s.  b.  que  Qoj 
sibi  neuter,  heu,  bonosque  <S'cr  Nunc  vivi  necem  uterque  seit  bonosque 
Madvi(j  Advers.  II  163  f. 

XXI  2.  Apolloclotus  Hns  Oronov  Sehn  Apfp  oUo  doms  codd. 
ApoUonius  0  Scr  4.  Scripsit  et  edidicit  PQJEFw  Ser  (Hlbert-  j). 
643  (vgl.   Gilbert^  p.  519)    scripserat  et  dedicit  T    (didicit  Sehn). 


XX  12.     Catull.   5,  4  Soles   occidere  et  redire  possunt. 


11.  necuter  Statt  des  an  dieser  Stelle  nicht  verwendbaren  neuter 
(LMueller  r.  in.  26S) :  ne  alteruter  quidem.  Lachmann  ad  Lucr.  V 
839.  Munro  zu  Lucr.  II  23  IV  1217.  Ribbeck  Beitr.  z.  Lehre  v.  d. 
Latein.  Partikeln  S.  24. 

14.  rivere.     Zu  v.  4. 

XXI.  Aehnlich  V  54.  Verwandt  sind  die  Epigramme  des  Lucillius 
85  und  81)  Anth.  Gr.  ed.  Jacobs  III  p.  4(;  sq.  T.  II  p.  335;.  Einl.  S.  19 
Anm. 

1.   Regule.     Zu  I  12. 

XXII  2.  Paule.  Vielleicht  ist  hier  an  Velins  Paulus  zu  denken 
Vgl.  Mommsen  Ind.  Plin.  SG  III  446. 

tuae  —  Esquiliae.     X  56,  2  Aventinum  —  tuum. 

3.  Tiburtinae — inlae.  Der  nur  hier  vorkommende  Name  ist  wahr- 
scheinlich von  einem  am  compitum  oder  im  vicus  aufgestellten  Mo- 
nument entlehnt.    Jordan,  Archaeol.  Zeitg.  IV  (1871)  S.  71. 

4.  rustica  Flora.     Der  Floratempel  auf  dem  Quirinal,  wo  M.  da- 


400  -^I-  Valeiii  .Martialis 

5  Alta  Subnvani  vincenda  est  seniita  clivi 

Et  nunquain  sicco  sordida  saxa  gradn, 
Vix(iue  datur  longas  mulorum  rumpere  mandras 

Qnaeque  trahi  multo  niarmora  fune  vides. 
Illud  adhuc  g-ravius,  quod  te  post  mille  labores. 
10       Paiile,  negat  lasse  ianitor  esse  domi. 
Exitus  hie  operis  vani  togulaeque  madentis : 

Vix  tanti  Paulum  raane  videre  fuit. 
Semper  inhumanos  habet  officiosus  amicos : 

Rex,  nisi  dormieris.  non  potes  esse  mens. 

XXIII. 

Flerbarum  fueras  indutus,  Basse,  colores, 

Iura  theatralis  dum  siluere  loci, 
Quae  postquam  placidi  censovis  cura  renasci 

lussit  et  Oceauum  certior  audit  eques, 


XXII  5.    Sitbiirani]  siibiirbani  coäd     7.    rumpere   PQScr  ScIdi- 
vincere  EFta  Schn^. 


XXII  10.    Tibull.  II  0,  48  haec  negat  esse  domi. 


raals  zur  Miethe  wohnte  'zu  I  117,  6\  später  ein  eigenes  Haus  hatte 
(IX  97  X  58,  10)  SG  III  397,  9  und  10.     Becker  Top.  577. 

antiqumn  —  lovem.  Varro  L.  1.  V  32  p.  158  cliviis  proximus  a 
Flora  susus  versus  Capitolium  vetiis,  quod  ibi  sacellum  lovis,  luno- 
nis,  Minervae.    Becker  Top.  577. 

5.  X  19,  5  Altum  vincere  tramitem  Suburae.  Becker  Top.  I  533, 
Jordan  Top.  I  510,  34  II  128. 

7.  midorum  —  mandras.  Vgl.  Juven.  3,  237  stantis  convicia 
mandrae. 

8.  Vgl.  die  Schilderung  der  mit  Marmorblöcken  beladenen  Last- 
wagen Juv.  3,  257  SS. 

14.  Rex.     Zu  I  112. 

XXIII.  Entweder  war  in  dem  Theateredikt  Domitians  zu  V  S) 
der  früher  geduldete  Gebrauch  farbiger  bis  auf  scharlachrothe  und 
purpurne;  Kleidungsstücke  verboten.  Zu  IV  2  und  SG  II  268.  Oder 
nach  Gilbert,  Bassus  muss  jetzt  kostbarere  Tracht  anlegen  als  vor 
dem  Edikt,  um  als  Eitter  zu  gelten. 

1.  fueras.     Zu  I  103,  7. 

3.  censoris.     7a\  I  4,  7.  placidi.     Zu  VI  10,  0. 

4.  Oeeanum.     7a\  III  95,   10. 


Epigrammaton  Liber  V  (edirt  Herbst  89).  401 

5  Non  nisi  vel  cocco  maclida  vel  murice  tincta 
Veste  nites  et  te  sie  dare  verba  piitas. 
Quadringentorum  nullae  sunt,  Basse,  lacernae, 
Aut  mens  ante  omnes  Cordiis  liaberet  eqiiiim. 

XXIV. 

Hermes  Martia  saeciüi  voluptas, 

Hermes  omnibus  eruditus  armis, 

Hermes  et  gladiator  et  mag-ister. 

Hermes  tiirba  sui  tremorcjue  ludi, 
5  Hermes,  quem  timet  Helius,  sed  unum, 

Hermes,  cui  cadit  Advolans,  sed  imi, 

Hermes  vincere  nee  ferire  doctus, 

Hermes  suppositicius  sibi  ipse, 

Hermes  divitiae  locariorum, 
10  Hermes  cura  laborque  ludiarum, 


XXIII  5.    Horat.  C.  II  Ü),  3G  imxrice  tinctae  Id.  Epp.  II  2,  181. 
Ovid.  F.  II  319  murice  tinctas   Claudian.  in  Kiifin.  I  381  imirice  tinctis). 


8.  Cordus  zeichnete  sich  durcli  die  Eleganz  seiner  Kleidung  aus. 
II  57,  4  V  26.  Der  Sinn  des  letzten  Distichon  ist :  Wenn  elegante 
Kleidung  ausreichte,  um  einen  Anspruch  auf  die  EitterpUitze  zu  geben 
(wofür  die  Hauptbedingung  der  Census  von  400  OOU  Sesterzen  war, 
die  Bassus  eben  nicht  besass; ,  so  würde  Cordus  ihn  vor  Allen  haben. 

XXIV  3.  magister.    Lehrer  der  andern  Gladiatoren.     SG  II  339  f. 

4.  D.  h.  um  den  sich  die  ganze  Schule  drängt,  und  den  sie  zu- 
gleich fürchtet. 

5.  6.  Helius  und  Adcolans  zwei  damals  berühmte,  sonst  nicht  ge- 
nannte Gladiatoren. 

7.  vincere  nee  ferire.  Ohne  Verwundung  zu  siegen  (wie  X  56,  5 
Non  secat  et  toUiti  d.  h.  durch  Entwaffnung  des  Gegners.  Vgl.  auch 
zu  V  70,  6. 

8.  suppositicius  sibi  ipse.  Nach  dem  Kampfe  noch  so  frisch,  wie 
ein  für  den  Ermüdeten  oder  Ueberwundenen  neu  Eintretender.  SG 
II  346,  5.     PJMeier  De  gladiatura  Romana  (Bonn  1881)  p.  50. 

9.  locariorum.  Yermuthlich  Spekulanten,  die  bei  Schauspielen,  die 
für  Eintrittsgeld  gegeben  wurden,  Plätze  kauften,  um  sie  höher. wie- 
der zu  verkaufen.    Frdl.  bei  Marquardt  StV  III  493,  2. 

10.  ludiarum.     Vgl.  Juven.  6,  104  und  266. 

Martial  I.  26 


402  ^I-  Valerii  Martialis 

Hermes  belligera  superbus  hasta, 
Hermes  aequoreo  minax  tridente, 
Hermes  casside  languida  timendus, 
Hermes  gloria  Martis  imiversi, 
15  Hermes  omnia  solus  et  ter  unus. 

XXV. 

»Quadringenta  tibi  uon  sunt,  Chaerestrate :  surge. 

Leitus  ecce  venit:  sta,  fuge,  eiirre,  late.« 
Ecquis,  io,  revocat  discedentemque  reducit? 

Ecqiiis,  io,  largas  paudit  amicus  opes? 
5  Quem  chartis   famaeque  damus  populisque  loquendum? 

Quis  Stygios  non  vult  totus  adire  lacus? 
Hoc,  rogo,  non  melius,  quam  rubro  pulpita  uimbo 

Spargere  et  effuso  permaduisse  croco? 
Quam  non  sensuro  dare  quadriugenta  caballo, 
10       Aureus  ut  Scorpi  nasus  ubique  micet? 
0  frustra  locuples,  o  dissimulator  amici, 

Haec  legis  et  laudas?    Quae  tibi  fama  perit! 


XXV  2.    sta  codd.  Schn^     st  Sehn"-  (vgl.  zu  II  -27,  3). 


11 — 13.  Hermes  war  hiernach  in  3  Waffengattungen  geübt:  1)  als 
veles  (diese  führten  Lanzen),  2)  als  retiarius,  3)  in  einer  nicht  zu  be- 
stimmenden Gattung.    SG  II  488  f. 

13.  casside  lancjuida  bezieht  Stephenson  auf  the  drooping  crest  of 
the  helmet  (eines  Samniten),  sehr  unwahrscheinlich.  Vielleicht  sind 
die  Worte  verdorben. 

XXV.  Vgl.  V  8  und  57  und  in  Bezug  auf  das  Thema  IV  67. 

2.  Leitus.    Zu  V  8,  12. 

6.  Stygios  —  adire  lacus  =  I  78,  4.     Vgl.  dort  die  Anm. 

7.  8.  Sprengungen  mit  Safran  waren  im  Theater  sehr  beliebt. 
Prdl.  bei  Marquardt  StV  III  534,  3.  Dass  Freigebigkeit  an  arme 
Freunde  behufs  Erhebung  in  den  Ritterstand  der  Verschwendung  bei 
Schauspielen  vorzuziehen  sei,  ist  auch  das  Thema  von  IV  67. 

10.  Damit  überall  vergoldete  Broncebüsten  des  Scorpus  TV  67,  5) 
zu  sehen  sind.  Ueber  die  Statuen  und  Büsten  der  Wagenlenker  SG 
II  289  f. 

11.  dissimulator  amici.     Vgl.  IV  88,  10. 


Epigrammatoll  Liber  V  (edivt  Herbst  89].  403 

XXVI. 

Quod  alpha  dixi,  Corde,  paeuulatorum 
Te  nuper,  aliqiia  cum  iocarer  in  chavta, 
Si  forte  bilem  movit  hie  tibi  versus, 
Dicas  lieebit  beta  me  togatorum. 

XXVII. 

Ingenium  studiumque  tibi  moresque  genusque 
Sunt  equitis,  fateor.   Cetera  plebis  habes? 

Bis  septena  tibi  non  sunt  subsellia  tanti, 
Ut  sedeas  viso  pallidus  Oceano. 

XXVIII. 
Ut  bene  loquatur  sentiatque  Mamercus, 
Efficere  nullis.  Aule,  moribus  possis: 
Pietate  fratres  Curvios  licet  vincas, 
Quiete  Nervas,  comitate  Rusones, 


XXVII  2.  fateor.  Cetera  plebis  habes?  Fnll    fateor:   cetera  pl. 
habes  Sehn.    Ohne  Annahme  einer  Lücke  Schn^   Lücke  nach  3  Sehn-. 

XXVIII  3.    Ciirvios  Fnll    Curtios  JJnuza  Sehn     Curios  codci 


XXVI.  Vgl.  II  57,  4. 

4.  togatorum.  Mit  der  Nebenbedeutixng  von  Clienten.    Vgl.  II  57,  5. 

XXVII.  Zu  V  8. 

2.  Cetera  2> leb is  habes?  XIV  174,  2.  Fasst  man  dies  als  Frage,  so 
passt  dazu  das  folgende  Distichon  als  Antwort  vollkommen  und  die 
Annahme  einer  Lücke  ^so  Sehn-  p.  XIV  wird  überflüssig.  Der  Man- 
gel einer  Anrede  ist  keineswegs  auffallend:  zu  II  76.  Das  Lemma 
ad  Paulum  in  TR  ist  ein  durch  die  Anrede  Aule  im  folgenden  Epi- 
gramm herbeigeführtes  Versehen  (Q  hat  Ad  Aulum,. 

4.  Oceano.    Zu  III  95,  10. 

XXVIII  2.  Aule.  Der  Freund  des  Dichters  Aulus  Pudens.  Zu 
I  31. 

3.  Curvios.  Die  Brüder  Domitius  Tullus  und  Domitius  Lucanus, 
die  auch  den  Geschlechtsnamen  Curvius  führten.  Zu  I  3(3.  Mommsen 
Ind.  Plin.:  Cn.  Domitius  Afer  Titius  Marcellus  Curvius  Lucanus.  SG 
III  446. 

4.  Nervas.  Eine  Schmeichelei  für  den  späteren  Kaiser  Nerva,  dem 
M.  vom  8.  Buch  ab  öfter  huldigt:  VIII  70  IX  26  X  72  XI  2;  4;  7 
XII  6. 

Rusones.   Welcher  Euso  hier  gemeint  ist,  lässt  sich  nicht  bestim- 

26* 


404  M.  Valerii  Martialis 

5  Probitatc  Macros,  ac(|uitatc  Mauricos, 
Üratioue  llegnlos,  iocis  Paulos: 
Robiginosis  cuncta  dentibus  rodit. 
Homiuem  iiialignnm  forsan  esse  tu  credas: 
Ego  esse  miserum  credo,  cd  })lacet  nemo. 

XXIX. 

Si  quando  leporem  mittis  mihi,  Gellia.  dicis: 
))Formosus  Septem,  Maree,  diebus  eris.« 

Si  non  derides,  si  verum,  lux  mea,  narras, 
Edisti  mmquam,  Gellia,  tu  leporem. 


XXIX.    Ael.  Laiuprid.  vit.  Alexandri  Severi  c.  38  miilti  Septem 
diebus  ptilchros  esse  dicimt,  qiii  leporem  comederint,  ut  Martialis  etiam 
epigramma  significat,  quod  contra  quandam  Gelliam  scripsit  Imjus  modi: 
Cum  leporem  mittis,  semper  mihi,  Gellia,  mandas: 

»Septem  formo&us,  Marce,  diebus  eris.« 
Si  verum  dicis,  si  verum,  Gellia,  mandas, 
Edisti  nunquam,  Gellia,  tu  leporem. 


men.  Ruso  ist  ein  cognomen  der  Cremutii  und  Calvisii.  SG  III  445. 
Vgl.  Asbach  Consularfasten  Cs— iiG  Eheini.  Jahrbb.  LXXIX  1S85 
S.  152  f.  (P.  Calvisius  Ruso,. 

5.  Blacros.  Gemeint  ist  wahrscheinlich  der  Macer,  an  den  X  17 
und  78  gerichtet  sind,  wo  er  ebenfalls  als  rechtschaffen  gerühmt  wird. 
Nach  X  17  war  er  curator  viae  Appiae,  dann  nach  X  78  legatus  Au- 
gust! pro  praetore  in  Dalmatien.    SG  a.  a.  0. 

Mauricos.  Der  hier  gemeinte  Iirnius  Mauricus  kann,  als  dies  Buch 
im  Herbst  89)  erschien,  noch  nicht  verbannt  gewesen  sein. 

6.  Megulos.     Zu  I  12. 

Paulos.  Auch  der  hier  gemeinte  Paulus  ist  nicht  mit  Sicherheit 
zu  bestimmen. 

XXIX  1.  2.  Plin.  N.  h  XXVIII  260  somnos  fieri  lepore  sumpto 
in  cibis  Cato  arbitrabatur,  volgus  et  gratiam  corporis  in  novem  dies, 
frivolo  quidem  ioco,  cui  tarnen  aliqua  subesse  debeat  caussa  in  tanta 
persuasione.  H.  A.  Alex.  Sever.  c.  38  et  quoniam  de  lepusculis  facta 
est  mentio,  quod  ille  leporem  cotidie  haberet,  locus  poeticus  emersit 
idcirco,  quod  multi  septem  diebus  pulchros  esse  dicunt  eos  qui  lepo- 
rem comederint,  ut  Martialis  etiam  epigramma  significat,  quod  contra 

quandam  Gelliam  scripsit  huiusmodi  — sed  hos  versus  Martialis 

in  eam,  quae  deformis  esset,  composuit. 

3.  lux  mea.     Vgl.  VII  14,  7. 


Epigraramaton  Liber  V    edirt  Herbst  S9).  405 

XXX. 

Varro,  Sopliocleo  non  infitiande  cothurno. 

Nee  minus  in  Calabra  suspiciende  lyra. 
Differ  opus,  nee  te  faeundi  scaena  Catulli 

Detineat,  cultis  aut  elegia  comis; 
Sed  lege  fumoso  non  aspernanda  Decembri 

Carmina,  mittuntur  quae  tibi  mense  suo. 
Commodius  nisi  forte  tibi  potiusque  videtur. 

Saturnalicias  perdere,  Varro.  nuces. 

XXXI. 

Aspice,  quam  placidis  insultet  turba  iuvencis 

Et  sua  quam  facilis  pondera  taurus  amet. 
Cornibus  hie  pendet  summis,  vagus  ille  per  armos 

Currit  et  in  toto  Ventilat  arma  bore. 
At  feritas  immota  rig-et:  non  esset  harena 

Tutior  et  poterant  fallere  plana  magis. 
Nee  trepidant  gestus.  sed  de  diserimine  palraae 

Securus  puer  est,  sollicitunKiue  pecus. 


XXX  1.    .Verg.  Ecl.  8,  10   sola   Sophocleo  tua   carmina  digna 
cothnrno.    Ovid.  Am.  I  15,  15  Sophocleo  venit  jactura  cothurno. 
XXX  5.    Ovid.  Tr.  II  491  fumosi  mense  Decembiis. 


XXX  1.   Varro.    Sonst  nicht  erwähnt.     Vgl.  SG  III  449. 
Sophocleo  —  cothurno.     Vgl.  III  20,  7. 

non  inßtiande.  IX  99,  3  Marcus  Palladiae  non  infitiande  Tolosae 
Gloria  etc. 

2.  Calahra  —  hjra.  Die  Lyra  des  Iloraz,  der  auch  VIII  18,  5  XII 
94,  5  irrthümlich  Calabrier  statt  Apulier  genannt  wird.    Gilbert  p.  4,  \\. 

3.  faeundi  scaena  Catulli.  Die  Bühne  der  Mimen,  zu  deren  hervor- 
ragendsten Dichtern  im  1.  Jahrhundert  ein  CatuUus  gehörte.  Teuffei 
RLG  285,  1  wo  die  Martialstellen  fehlen;.  Er  ist  auch  vielleicht 
einer  der  duo  Catulli  XII  83,  4    doch  vgl.  die  Anm.). 

8.  Saturnalicias  —  nuces  =  VII  91,  2.  Das  Spielen  mit  Nüssen 
an  den  Saturnalien  auch  V  84,  1  XIII  1,  7  XIV  1,  12  XIV  185,  2. 

XXXI.  Auf  Darstelhmgen  und  Tänze,  die  von  Knaben  im  Amphi- 
theater auf  dem  Rücken  von  Stieren  ausgeführt  wurden.   SG  II  361,  2. 


406  M-  Valerii  Martialis 

XXXII. 

Quadrantem  Crispus  tabulis,  Faustine,  supremis 
Non  dedit  uxori.    »Cui  dedit  ergo?«  Sibi. 

XXXIII. 

Carpere  causidicus  fertiir  mea  carmina:  qui  sit, 
Ncscio:  si  sciero,  vae  tibi,  causidice. 

XXXIV. 

Hanc  tibi,  Fronto  pater,  genetrix  Flaecilla,  puellain 

Oscula  commendo  deliciasqiie  meas, 
Parvula  ne  nig-ras  horreseat  Erotion  umbras 

Oraque  Tartarei  prodigiosa  canis. 
5  Inpletura  fuit  sextae  modo  frigora  brumae, 

Vixisset  totidem  ni  minus  illa  dies. 
Inter  tam  veteres  ludat  lasciva  patronos 

Et  nomen  blaeso  garriat  ore_meum. 


XXXIII  1.     qui   Sit   RTQEFm   Scr  GilhtrV-  p.   643     qnis    CG 
corr.  B  Sehn. 

XXXIV  3.    VüxvxAvi  RTQEACG  corr.B     parvola  j^ri^r     pal- 
lida  PXFO  corr.  V. 


XXXIV.  5.    Ovid.  Tr.  IV  7,  1  post  frigora  brumae   Tibull.  I  4,  5 
producis  frigora  brumae. 


XXXII.  Philogelos  (Ilieroclis  et  Philagrii  facetiae)  ed.  Eberhardt 
p.  26  cciXdpfupoc  oiaiirfAac,  ypotcicuv  iauiov  7.X7]pOM6(Jiov  exage.  Lucill.  ep.  99 
Anth.  Gr.  ed.  Jacobs  III  p.  49  (T.  II  p.  338) : 

(■)'rqT/.mv  'Ep[xo-/paTY];  6  cpiXapY'Jpo?  £V  oia8'f]"/.ais 
a'JTOv  Ttüv  toiiov  s'Ypacfe  xXrjpovoijiov  xxX. 

1.  Quadranten.    Den  vierten  Theil  der  Erbschaft. 

tabulis  supremis  =  VI  63,  3.    Vgl.  V  39,  1. 

XXXIII  1.  qui  sit:  Qui  kann  adjektivisch  gefasst  werden;  doch 
auch  substantivisch.    Gilberts  643  f.  und  Neue  Formenl.  11 2  219. 

XXXIV.  Auf  den  Tod  einer  beinahe  sechsjährig  gestorbenen 
Lieblingssklavin  oder  Freigelassenen  Erotion  (vgl.  V  37  X  61)  in  der 
Form  einer  Empfehlung  an  die  Seelen  seiner  Eltern,  (Valerius;  Fronto 
und  Flaecilla,  in  der  Unterwelt. 

5.  sextae  —  frigora  hrumae.  VII  65,  1  bis  deciraae  numerantem 
frigora  brumae. 

8.    hlaeso  —  ore.    X  65,   10. 


Epigrammaton  Liber  V  (edirt  Herbst  89).  407 

Mollia  non  rigidus  caespes  tegat  ossa,  nee  illi, 
10       Terra,  gravis  fueris:  non  fuit  illa  tibi. 

XXXV. 

Dum  sibi  reclire  de  Patrensibus  fundis 
Ducena  clamat  coccinatus  Euclides 
Corinthioque  plura  de  subiirbano 
Longumque  pnlchra  stemma  repedit  a  Leda 
5  Et  suscitanti  Leito  reluetatur: 
Equiti  superbo,  nobili,  locupleti 
Ceeidit  repente  magna  de  sinu  clavis. 
Nimquam,  Fabiüle,  nequior  fuit  clavis. 


9.  lü.  Eine  erweiternde  Umschreibung  des  auf  Grabschriften  ge- 
wöhnlichen Nachrufes:    sit  tibi  terra  levis.    Wilmans.    Exempl.  inscr. 

II  p.  693  und  Jahn  ad  Pers.  l,  37.  Vgl.  VI  52 ,  5  VI  08,  12  u.  IX 
29,  11  (wo  diese  Formel  zu  einer  Verwünschung  benutzt  ist).  Aehn- 
liches  auch  auf  griechischen  Grabschriften :  Kaibel  Epigr.  538,  7  = 
CIG  n  2113  c  (Theudosia;:  eoto}  aoi  ö  zä;  --coOcpoc  U^oi.    551,  4  =  CIG 

III  6261  cf.  p.  1266  Rom):  -/.oucpv]  oot  -/.o-nc  -/joe  TreXot.  569  =  CIG  ü2()0 
(Rom)  5  akXa  aj  -lala  r.ü.oiz  d-{a%ri  xo6«f.T]  t  AxuXeivw.  329  (Mytilene) 
£Ü|a(j.£vo?  xoucpvjv  (sc.  Yv).  Daher  ist  schwerlich  mit  Lessing  VIII 
514  an  Nachahmung  eines  bestimmten  Epigramms  zu  denken,  wie 
Meleager  Anth.  Gr.  T.  I  35  (CXXI)  ed.  Jacobs  (1794): 

na[jLti.fjTop  Y'^i  X°'^ps-   '''J  "^'^^^  ~apo;  oö  ßapijv  et;  oi 
AbiYiVTjV  vcaüiTj  -nv  iTrsyot;  dßapT]?. 
Wie  nahe  diese  Wendung  lag,  zeigt  auch  der  von  Jahn  1.  1.  an- 
geführte Schluss  einer  Grabschrift  (Meyer  Anthol.  lat.  1349):  Terraque, 
quae  mater  nunc    est,   sibi  sit  levis,  oro,  Namque  gravis  nulli   vita 
fuit  pueri. 

XXXV  1.    redire  de  Patrensihus  fundis.    Vgl.  IV  37,  4. 
2.    Ducena  sc.  annua. 
coccinatus.    Zu  V  23,   1. 

4.  Stammbäume,  die  bis  in  die  Heroenzeit  zurückreichten,  waren 
damals  in  Griechenland  nicht  selten.    SG  I  216,  2. 

5.  LeUo.    Zu  V  8,   12. 

6.  Vgl.  V  37,  22. 

7.  clavis.  Vielleicht  verrieth  sich  der  angebliche  Ritter  durch 
den  Schlüssel  als  ein  Sklave,  dem  der  Verschluss  eines  Theils  des 
Hausraths  aufgetragen  war.  Jedenfalls  war  es  undenkbar,  dass  Leute 
von  Stande  etwas  derartiges  bei  sich  trugen. 

8.  Fahulle.    An  einen  Fabullus  auch  XII  20  und  22  VI  72. 


408  ^-  Valerii  Martialis 

XXXVI. 

Laudatus  nostro  quiclam,  Faustine,  libello 
Dissimulat,  quasi  nil  clebeat:   imposuit. 

XXXVII. 

Puella  seuibus  diücior  mihi  cygnis, 
Ag-na  Galaesi  mollior  Phalantini, 
Coucha  Lucrim  delicatior  stagni. 
Cui  nee  lapillos  praeferas  Erythraeos, 
5  Nee  modo  politum  pecudis  Indicae  dentem 
Nivesque  primas  liliumque  nou  taetum; 
Quae  erine  vicit  Baetici  gregis  velliis 
Rhenique  uodos  aureamqiie  nitellam; 
Fragravit  ore,  quod  rosarium  Paesti, 


XXXVII  8.  n(m  itellam  QJEXBFO  Sehn    nitelam  <a. 


(XXXVII  2.  Horat.  C.  II  6,  10  Dulce  pellitis  ovibus  Galaesi 
Flumen  et  regnata  —  Laconi  Rnra  Phalantho).  3.  Vgl.  zu  III  20,  20. 
9.    Zu  XII  31,  3. 


9.    rosarium  Paesti.    Zu  IV  42,  10. 
XXXVI  1.    Faustine.    Zu  I  27. 

2.    Er  thut  so,  als  ob  er  mir  für  das  Lob  nicht  ein  Geschenk  schul- 
dig sei;  ich  habe  mich  in  ihm  getäuscht.    Vgl.  IV  40,  10  SG  III  398,  4. 
XXXVII.    Zu  V  34. 

1.  senihus  —  cygnis  =  IX  42,  2.  Die  dem  Tode  nahen  und  daher 
mit  Gesang  begabten  Schwäne,  vgl.  XIII  77. 

2.  Galaesi.    Zu  II  43,  3. 

Phalantus.    Der  Gründer  von  Tarent.    VIII  28,  3. 

3.  Lucrini  —  stagni.    Zu  I  62,  3. 

4.  lapillos  -  Erythraeos  =  IX  2,  9;  13,  5.  Vgl.  VIII  28,  14. 
Nach  der  Bedeutxmg  von  mare  Erythraeum  als  dem  an  die  Küsten 
Arabiens,  Persiens  und  Indiens  reichenden  Meer;  daher  dentis  Ery- 
thraei  XIII  lüO  von  indischen  Elephanten. 

5.  lieeudis  Indicae  dentem.    X  98,  6  Indicosque  dentes. 

6.  Nivesque  primas.    Vgl.  I  115,  3   II  29,  4   VIII  28,   15. 

7.  Baetici  gregis  vellus.    Zu  I  96,   5. 

8.  Rhenique  nodos.    Zu  Sp  3,  9. 

aureamque  nitellam.  Nitella  zusammengezogen  aus  vutedula,  auch 
Plin.  N.  h.  Vin  224  (conditi  enim  et  hi  glires)  cubant  —  simili  et  ni- 
tellis  quiete);  über  die  Schreibung  mit  11  Lachmann  ad  Lucret.  p.  204. 
Die  Farbe  ihres  Felles  zur  Bezeichnung  einer  Farbe  auch  Plin.  N.  h. 
XVI  177  alteram  fsalicem  vocant)  nitellinam  a  colore. 


Epigrauimaton  Liber  V  (edirt  Herbst  S9)  409 

10  Quod  Atticarum  prima  mella  cerarum, 

Quod  sncinorum  rapta  de  manu  gleba; 

Cni  comparatus  indecens  erat  pavo, 

Inamabilis  sciurus  et  freqiiens  plioenix: 

Adbiic  receuti  tepet  Erotion  biisto, 
15  Quam  pessimonim  lex  amara  fatorum 

Sexta  peregit  hieme,  nee  tarnen  tota, 

Nostros  amores  gaudiumque  lususque. 

Et  esse  tiistem  me  mens  vetat  Paetus, 

Pectusque  pulsans  pariter  et  comam  vellens: 
20  »Deflere  non  te  verniüae  pudet  mortem? 

Ego  conmgem«  inqiiit  »extuli,  et  tamen  vivo, 

Notam,  snperbam,  nobilem,  locupletem.« 

Quid  esse  nostro  fortius  potest  Paeto? 

Ducenties  aceepit,  et  tarnen  vivit. 

XXXVIII. 

Calliodorus  habet  censum  —  quis  ueseit?  —  equestrem, 

Sexte,  sed  et  fratrera  Calliodorus  habet. 
»Quadringenta  seca.«  qui  dicit,  aO/a  tj-spi^si: 


XXXVII  12.  pavo  QFm  Scr  pano  T  pavus  EXABCG  Sehn. 
16.  peregit  codd.  peremit  O  Polak  Pmgr.  Erasmiaansch.  Gymnas. 
1882/83  2>-  3--  vgl.  unten.  22.  {fehlt  in  T]  Notam  T^Qx^i  Noraui 
EXBFG    Noras  Schn^  [Anmerkung). 

XXXVIU  3.  seca  —  li-epl^si  Paley  secat  —  vne.i  rice  cndd. 
secat  —  ijLspi^e  Sehn    seca  Rutgers    seca  et  qui  Rooy. 


10.  Atticarum  —  cerarum.    Vgl.  z.  B.  XIII  1U4  tl.  lOS. 

11.  Zu  III  6.5,  5  und  XI  S. 

16.  peregit.  X  61  Hie  festinata  requiescit  Erotion  umbra,  Crimine 
quam  fati  sexta  2^eremit  hiems.  Trotzdem  ist  die  durchaus  überein- 
stimmende Ueberlieferung  weder  hier  mit  Polak  in  peiemit,  noch  X 
61,  2  mit  Hns.  in  peregit  zu  ändern. 

19.    Vgl.  II  11,  5. 

22.  Notam.  VI  28,  1  libertus  Melioris  ille  notus.  VII  29,  2  Quo 
nemo  est  toto  notior  orbe  puer.    Die  übrigen  Prädikate  auch  V  3.5,  6. 

XXXVIII  2.    Sexte.    Vermuthlich  der  V  5  angeredete. 

Calliodorus  habet  =  IX  21,  2. 

3.    ojxa  aeptCs!-    So  ist  zu  lesen,  da  durch  die  sprichwörtliche 


410  M.  Valerii  Martialis 

Uno  credis  equo  posse  seclere  duos? 
5  Quid  cum  fratre  tibi,  quid  cum  Polluce  molesto? 
Non  esset  Pollux  si  tibi,  Castor  eras. 
Unus  cum  sitis,  duo,  Calliodore,  sedetis? 

Surge:  aoXoixiofjLov,  Calliodore,  facis. 
Aut  imitare  genus  Ledae  —  cum  fratre  sedere 
10      Non  potes  — :  alternis,  Calliodore,  sede. 

XXXIX. 

Supremas  tibi  tricies  in  anno 
Signanti  tabulas,  Charine,  misi 
Hyblaeis  madidas  tbymis  placentas. 
Defeci:  miserere  iam.  Charine: 
5  Signa  rarius,  aut  semel  fac  illud, 
Mentitur  tua  quod  subinde  tussis. 
Excussi  loculosque  sacculumque: 
Croeso  divitior  licet  fuissem, 
Iro  pauperior  forem,  Charine, 
10  Si  conchem  totiens  meam  comesses. 


XXXVIII  7.   sedetis?  Gilhert    sedetis.  Sehn. 


(XXXVm  8.    Auson.  epigr.  73  (138),  4   da  rectum  casum:  jam 
solicismus  eris.) 


Redensart  die  Aufforderung  zur  Theilung  des  ritterlichen  Census  als 
ungereimt  charakterisirt  werden  soll,  nicht  umgekehrt. 

6.  Pollux  ist  hier  als  Faustkämpfer,  Castor  als  Reiter  (Kaa-ropa 
6'  iTTZÖSaiJ.ov  -^ai  Tt'j?  d-^aftov  noX'joer/.sa  II.  T  237.  Preller  GM  II  102, 
1)  gedacht,  wobei  M.  mit  der  doppelten  Bedeutung  von  eques  Reiter 
und  Ritten  spielt. 

XXXIX  1.  Supremas.  Zu  V  32,  1.  Ueber  den  Kunstgriff  zur  An- 
lockung von  Erbschleichern,  oft  zu  testiren,  SG  I  370,  5  und  6. 

6.  Vgl.  II  26,  1. 

7.  sacculumque.  Hier  und  XI  3,  6  (nescit  sacculus  ista  mens  ca- 
tullisch    Catull.  13,  8.    Paukstadt  p.  23;. 

9.  Iro.    Vgl.  VI  77,  1    XII  32,  9. 

10.  conchem.  Ein  sehr  grobes  und  wohlfeiles  Bohnengericht.  VII 
78   Xin  7.    Juven.  3,  293. 


Epigranimaton  Liber  V  (edirt  Herbst  89).  411 

XL. 

Pinxisti  Venerem,  colis.  Artemidore,  Minervam: 
Et  miraris,  opus  displiciiisse  tuum? 

XLI. 

Spadone  cum  sis  eviratior  fluxo. 
Et  concubino  mollior  Celaenaeo, 
Quem  sectus  ululat  matris  entheae  Galhis, 
Theatra  loqueris  et  g-radus  et  edicta, 
Trabeasque  et  Idus  fibulasque  censusque, 
Et  pumicata  pauperes  mami  monstras. 
Sedere  in  equitum  liceat  an  tibi  scamnis, 
Videbo,  Didyme:  non  licet  maritorum. 

XLII. 
Callidus  effracta  nummos  für  auferet  arca, 

Prosternet  patrios  impia  flamma  lares: 
Debitor  usuram  pariter  sortemque  negabit, 


XLII.    Vincent.  Bellov.  Spec.  D.  VI  73.    'Callidus  afflata  —  aufert. 
3.  pariter  cnm  sorte  . 


XL.   VgL  I  102. 

l.  colis  —  Minervam.  Als  Schutzgüttin  aller  Künstler.  Ovid.  Fast. 
III  809. 

XLI.  2.  Celaenaeo:  Attis,  von  Celaenae  in  Gross-Phrygien.  Vgl. 
XIV  204. 

3.  entheae.  Vgl.  XI  84,  4;  entheata  XII  57,  11.  Ueber  die  Auf- 
züge der  Galli  Marquardt  StV  III  369. 

4.  (jradus  et  edicta.  D.  h.  das  oder  die  Theateredikte,  welche 
die  Benutzung  der  verschiedenen  Sitzreihen  'gradus'  regelten,  nament- 
lich die  der  Ritterplätze.    Zu  V  8. 

5.  Lauter  Insignien  und  Kennzeichen  der  Ritter :  trabea  ihre  Fest- 
tracht, in  der  sie  an  den  Iden  des  Juli  an  dem  Censor  vorbeidefilirten. 

Madvig  Verf.  und  Verw.  d.  r.  St.  I  164-   fibulae  wol  als  Auszeich- 
nungen der  Militärtribunen,  die  dem  Ritterstande  angehörten.   SG  1 176. 

6.  pumicata.    Mit  Bimstein  geglättet.    Vgl.  z.  B.  XIV  205. 

7.  8.  scamnis  —  maritorum.  Suet.  Aug.  c.  44  maritis  e  plebe  pro- 
pius  ordines  assignavit.  Frdl.  bei  Marquardt  StV  III  535,  3.  Auch 
diese  Bestimmung  Augusts  war  ohne  Zweifel  von  Domitian  neu  ein- 
geschärft worden. 


412  M.  Valerii  Martialis 

Non  reddet  sterilis  semina  iacta  seges: 
5  Dispensatorcm  follax  spoliabit  amica, 
Mercibus  extructas  obruet  unda  rates. 
Extra  fortunam  est,  si  quid  donatur  amicis: 
Quas  dederis,  solas  semper  habebis  opes. 

XLIII. 

Tbais  habet  nigros,  niveos  Laecania  dentes. 
Quae  ratio  est?    Eniptos  haec  habet,  illa  suos. 

XLIV. 

Quid  factum  est,  rogo,  quid  repente  factum  est, 
Ad  cenam  mihi,  Dento,  quod  voeauti  — 
Quis  credat?  —  quater  ausus  es  uegare? 
Sed  nee  respieis  et  fugis  sequeutem. 
5  Quem  thermis  modo  quaerere  et  theatris 
Et  conclavibus  omuibus  solebas. 
Sic  est,  captus  es  unctiore  mensa 
Et  maior  rapuit  eanem  culina. 
lam  te,  sed  cito,  cognitum  et  relictum 
10  Cum  fastidierit  popina  dives, 
Autiquae  venies  ad  ossa  cenae. 


XLII  7.    si  qnid  Fris.  QEXABCFG  Sehn     qiiidquid  cu  Scr. 
XLIV  1.   factum  est  FQSchn'-    factum  FFmSchiK 


XLII  5.  Priap.  68,  13  spoliavit  amica.  6.  Ovid.  Her.  7,  7S  olj- 
ruet  unda  deos  Tr.  I  2,  106  obruat  unda  caput  Tr.  I  2,  34  vultus 
obruit  iinda  meos.    Prop.  18,  10  provectas  auferet  unda  rates. 

XLIV  7.  8.    S.  unten. 


XLII.  Vincent.  Bellov.  Sp.  D.  VI  73  (4.  steriles  —  fruges. 
5.  spoliabat.  6.  obruit.  7.  quidquid  —  opes.  v.  8  auch  Sp.  D. 
V  47    Quasi  —  sie  —  dederis  etc.]  und  VI  72). 


XLIIL    Vgl.  XII  23. 

XLIV  2.    Dento.    Ein  bezeichnender  Name. 

7.  8.    Vielleicht  mit  Reminiscenz  an  Horat.  Sat.  II  .5,  S3  ut  canis 
a  corio  nunquam  absterrebitur  uncto. 
9.    sed.    Zu  I  117,  7. 


Epigrainmaton  Liber  V    edirt  Herbst  89;.  413 

XLV. 
Dicis  formosam,  dicis  te,  Bassa,  piiellam. 
Istucl  qiiae  non  est  dieere,  Bassa,  solet. 

XLVI. 
Basia  dum  nolo  uisi  qiiae  luctautia  carpsi, 

Et  placet  ira  mihi  plus  tua,  quam  facies, 
Ut  te  saepe  rogem,  caedo,  Diadumene,  saepe; 

Consequor  hoc,  ut  me  uec  timeas  nee  ames. 

XLYII. 

Nunquam  se  cenasse  domi  Philo  iurat,  et  hoc  est: 
Non  cenat,  quotiens  nemo  vocavit  eum. 

XLVIII. 

Quid  non  cogit  amor?  secuit  noleute  capillos 

Encolpos  domino,  uon  prohibente  tamen. 
Permisit  flevitque  Pudens:  sie  cessit  habenis 

Audaci  questus  de  Phaethonte  pater: 
Talis  raptus  Hylas,  talis  deprensus  Achilles 

Deposuit  g-audcus,  matre  doleute,  comas. 
Sed  tu  n2  i)ropera  —  hrevibus  ue  credc  capillis  — 

Tardaque  pro  tanto  munere,  barba,  veni. 


XLV  2.  quae  %>EXABC'FGO  qnod  T  (nicld  qiiae)  Rm  quod 
aus  quae  corr.  Q.     solet  PQEFoi     soles  R  corr.   T. 

XLVIII  2.  Encolpos  QF  (olpo  P  Encolpus  Eix»  Sehn  5.  Tales 
—  tales  Gilbert  7.  ne  propera  PQEX  corr.  ABFG  nee  oj  Scr  ne 
crede  PECG  Gilbert^  j).  519    nee  crede  Fm    nee  corr.  aus  ne  Q. 


XLVI  1.    Vgl.  zu  IV  -l-l 


XLV  1.    formosam  —  puellain.    Schön  und   jung.     Vgl.  IX  0(3,  1. 

XLVI  1.    luctanüa  carpsi.    Vgl.  IV  22,  7. 

3.    Diadumene.  Vgl.  III  65,  1». 

XLVIL    Zu  II  11. 

XLVIIL    Zu  I  Hl. 

5.  Talis  raptus  Hylas.  X  4,  3  Quid  tibi  raptus  Hylas.  Vgl.  auch 
XII  84,  3. 

deprensus  Achilles.  Unter  den  Töchtern  des  Lycomedes.  XII  82, 
10  Achilleas  disposuisse  comas. 

7.  s.    Derselbe  Wunsch  in  anderer  Form  IX  17,  7.  8. 


414  M-  Valerii  Martialis 

XLIX. 

Vidissem  modo  forte  cum  sedentem, 
Solum  te,  Labiene,  tres  putavi. 
Calvae  me  numerus  tuae  fefellit: 
Sunt  illinc  tibi,  sunt  et  hinc  capilli, 
5  Quales  vel  puerum  decere  possint; 
Nudum  est  in  medio  eaput,  nee  uUus 
In  longa  pilus  area  notatur. 
Hie  error  tibi  profuit  Decembri, 
Tum,  cum  prandia  misit  Imperator: 
10  Cum  panariolis  tribus  redisti. 
Talem  Geryonem  fuisse  credo. 
Vites,  censeo,  porticum  Philippi : 
Si  te  viderit  Hercules,  peristi. 

L. 

Ceno  domi  quotieus,  nisi  te,  Charopine,  vocavi, 

Protinus  ing-entes  sunt  inimieitiae, 
Meque  potes  stricto  medium  transfigere  ferro. 


L.    3.     potes  EXABFG   Gilhert-  p.  644     piites  PQ     petis  co 
Randv.QScr     velis   T  Sehn. 


XLIX.  Verwandt  X  83.  Sehr  auffallend  ist  bei  M.  der  oft  wie- 
derholte Spott  über  Kahlköpfigkeit,  da  Domitian,  dem  dies  Buch  ge- 
widmet ist,  calvitio  ita  offendebatur,  ut  in  contnmeliam  suam  traheret, 
si  cui  alii  ioco  vel  iurgio  obiectaretur.  Suet.  Dom.  c.  18.  Da  Domi- 
tian bereits  in  adulescentia  das  Haar  zu  verlieren  anfing  (1.  1.),  muss 
er  damals  (im  Alter  von  38  Jahren)  schon  kahl  gewesen  sein.  Eine 
Mahnung  zur  Vorsicht  bei  der  Benutzung  von  Aeusserungen  der 
Autoren  zu  chronologischen  Bestimmungen. 

8.  Decembri.  Wol  bei  dem  von  Stat.  S.  I  6  besungenen  Nacht- 
fest am  1.  Dezember,  wobei  eine  Bewirthung  des  ganzen  Volks  iiu 
Amphitheater  stattfand  (SG  III  442).  Die  Gründe,  nach  welchen  Kerck- 
hofif  Duae  Quaestiones  Papinianae  p.  12  sq.  dasselbe  nicht  in  das  J. 
88,  sondern  82  setzen  will,  finde  ich  nicht  überzeugend. 

12.  porticum  Philippi.  Dieselbe  umgab  den  von  Fulvius  Nobilior 
erbauten,  von  L.  Marcius  Philippus  erweiterten  Tempel  des  Hercules 
Musarum.    Becker  Top.  612. 

L  1.     Ceno  domi.    Zu  II  11. 

3.    potes.    Du  bist  dazu  im  Stande,  kannst  es  über  dich  gewinnen, 


Epigrammaton  Liber  V    edirt  Herbst  89).  415 

Si  nostnim  sine  te  scis  caliiisse  focum. 
5  Nee  semel  ergo  mihi  furtum  fecisse  licebit? 
Improbius  nihil  est  hae,  Charopine,  gula. 
Desine  iam  nostram,  preeor,  observare  culinam, 
Atque  aliquando  mens  det  tibi  verba  cocus. 

LI. 
Hie,  qui  libellis  praegravem  gerit  laevam, 
Notariorum  quem  premit  ehorus  levis, 
Qui  eodieillis  hinc  et  inde  prolatis 
Epistolisque  commodat  gravem  vultum 
5  Similis  Catoni  Tullioque  Brutoque, 
Exprimere,  Rufe,  fidiculae  licet  cogant, 
Have  Latinum,  '/jn?^  ^^^^  potest  Graecum. 
Si  fingere  istud  me  putas,  salutemus. 

LIL 
Quae  mihi  praestiteris  memini  semperque  teuebo. 

Cur  igitur  taceo,  Postume?   Tu  loqueris. 
Incipio  quotiens  alicui  tua  dona  referre, 
Protinus  exclaniat  «Dixerat  ipse  mihi.« 
5  Non  belle  quaedani  faciuut  duo:   sufficit  uuus 


L  8.  cocus  QEXACF     cocnus  P     coquus  w  Scr  Gilhert  j).  -25. 
focns  TSchi. 

LI  4.    vixlttiin]  volitum  E    voltum  X  ScJw. 


LH.    Vincent.   Bellov.  Sp.  D.  V  52  Marcialis  coquus   ,Quae  mihi 
etc.  —  4.    dixerat  ille  mihi.  —  5.   quoddam  — .' 


wie  I  14,  5  Unde  potest  avidae  captae  leo  parcere  praedae?  Vgl. 
Verg.  G.  ni  453.    A.  XI  325.    Gilbert^  p.  644. 

LI  2.  Notariorum  —  ehorus  levis.  Die  Stenographie  wurde  noch 
zu  Diocietians  Zeit  in  den  Schulen  gelehrt.  Edict.  Diocl.  c.  7  de 
mercedibus  operariorum.  L.  68  notario  in  singnlis  pueris  luenstruos 
denarios  septuaginta  quinque. 

Der  Verspottete  giebt  sich  den  Anschein  eines  gelehrten  und 
vielbeschäftigten  Sachwalters,  während  er  kein  Wort  richtig  zu  spre- 
chen im  Stande  ist. 

LH  4.    dixerat.    Zu  I  107,  3. 


41 G  M.  Valerii  Marlialis 

Huic  operi:  si  vis,  iit  loquar,  ipse  tace. 
CrecTe  mihi,  quamvis  ing-entia,  Postume,  clona 
Auctoris  pereunt  garrulitate  sui. 

LIII. 

Colchida  quid  scribis,  quid  seribis,  amice,  Thyesten? 

Quo  tibi  vel  Nioben,  Basse,  vel  Andromaehen? 
Materia  est,  mihi  crede,  tuis  aptissima  chartis 

Deucalion  vel,  si  non  placet  hie,  Phaethou. 

LIV. 

Extemporalis  factus  est  meus  rhetor: 
Calpurnium  non  scripsit,  et  salutavit. 

LV. 

Die  mihi,  quem  portas,  volucrum  regiua?  ))Tonautem.(f 
Nulla  manu  quare  fulmina  g-estat?  «Amat.« 

Quo  calet  igue  deus?   »Pueri.«    Cur  mitis  aperto 
Eesi)icis  ore  lovem?    »De  Ganymede  loquor.« 

LVL 

Cui  tradas,  Lupe,  filium  magistro, 
Quaeris  sollieitus  diu  rogasque. 


LH.  Vincent.  Bellov.  Sp.  D.  V  52  7.  Postume  donec.  S.  Ac- 
toris  pereinit  garralitate  siii.) 

LYI.  Steht  im  Parisin.  8069.  s.  XI  Fol.  P  am  Rande.  Baehrens 
Plm  IV  p.  1". 


LIII  4.  Für  deine  Schriften  passt  am  besten  Wasser  oder  Feuer. 
Zu  I  5,  2.    Lucill.  93  Anthol.  Gr.  ed.  Jacobs  III  p.  4S    T.  II  p.  337): 

ZtqteT;  TIC  TO'jTiuv  ä'^tö;  estt  xtvo?. 
Toic  lotoi;  a'jTO'j;  TtpiT|ao[A£v.  a;to;  ovtojc 
'Eatl  T'jpo;  OalSojv,   Ae'j-/.7.Xtwv  o''jo';.to;. 

LIV.    Aehnlich  v'21. 

LV.    Auf  ein  Bild  des  vom  Adler  getragenen  Jupiter. 

LVL  1.  Lupe.  Ein  Freund  des  Dichters;  vgl.  X  4S,  C.  An  ihn 
X  40  XI  88 ,  wol  auch  VI  79 ;  an  den  übrigen  Stellen,  wo  der  Name 
vorkommt,  ist  es  theils  sicher,  dass  er  als  ein  beliebiger  gewählt  ist, 
theils  wenigstens  unwahrscheinlich,  dass  der  hier  Angeredete  gemeint 
ist  (VII  10  XI  5.5;  lOS  ;  zweifelhaft  ist  es  auch  XI  IS. 


Epigrammaton  Liber  V    edirt  Herbst  S9;.  417 

Omnes  grammaticosque  rhetorasqiie 
Devites,  moneo:  niliil  sit  illi 
5  Cum  libris  Ciceronis  aut  Maronis: 
Famae  Tiitilinm  siiae  relinquas; 
Si  versus  fadt,  abdices  poetam. 
Artes  discere  vult  pecuniosas? 
Fac  discat  citharoedus  aut  choraules; 
10  Öi  duri  puer  ingeni  videtur, 

Praeconem  facias  vel  arcliitectum. 

LVIL 
Cum  voco  te  dominum,  noli  tibi,  Cinna,  placere: 
Saepe  etiam  servum  sie  resaluto  tuum. 
LVIII. 
Gras  te  victurum,  cras  dicis,  Postume,  semper. 
Die  mihi,  cras  istud,  Postume,  quando  venit? 


LVI  5 — 9.    Interp.  nach   Gilbert  p.  8.    Sehn:  Maronis.  relinquas. 
poetam :  pecuniosas,  choraules. 


LVII.  Vincent.  Bellov.  Sp.  d.  V"  128  Martialis  coqxius  ,Cnm  voco 
—  cnna  placere  Sepe  etenim  servnm  sie  resaluto  nieum'. 

LVIII.  Vincent.  Bellov.  Sp.  d.  VI  2'.i  Martialis  coquns  Cras  te 
victnrnm  etc.  —  posthnrae.    2.   quandoque. 


2 — 6.  lieber  die  geringen  Einnahmen  der  Rhetoren  und  Sach- 
walter SG  I  288  nnd  291  f. 

6.  Tutilium  (der  Name  richtig  erhalten  nnr  in  pr.P  und  pr.Q). 
Ein  als  Schriftsteller  damals  bekannter  Rhetor.  Quintil.  III  1,  21. 
Plin.  Epp.  VI  32,  1.    Teuffei  RLG  32(i,  1. 

7.  lieber  die  Aussichtslosigkeit  des  dichterischen  Berufes  SG  III 
381  ff. 

8.  lieber  die  Auslassung  von  si  vgl.  II  44,  1. 

9.  discat:    er  gehe  in  die  Lehre  als  etc.    discens  Lehrling  . 
citharoedus  aut  choraules  =  XI  75,  3.     lieber  die  grossen  Einnah- 
men der  Musiker  SG  I  279  III  31.5  f. 

10.  ingeni.    Zu  I  26,  7. 

11.  Praeconem  —  architectum.  lieber  die  sehr  grossen  Einnahmen 
der  praecones  ^Auktionatoren)  SG  I  278;  der  Baumeister  1  279. 

LVIL  Begegnende,  auf  deren  Namen  man  sich  nicht  besann, 
wurden  nach  Seneca  Epp.  3,  1  mit  domine  angeredet;  so  konnte 
diese  Anrede  selbst  einem  Sklaven  zu  Theil  werden.    SG  I  400. 

Martial  I.  27 


418  M.  Valerii  Martialis 

Quam  longe  cras  istud,  ubi  est?  aut  iinde  pctendum? 

Numquid  apud  Partlios  Armeuiosque  latet? 
5  lam  cras  istud  habet  Priami  vel  Nestoris  annos. 

Cras  istud  quanti,  die  mihi,  possit  emi? 
Cras  vives?  hodie  iam  vivere,  Postume,  serum  est: 

nie  sapit,  quisquis.  Postume,  vixit  heri. 

LIX. 

Quod  non  argentum,  quod  uon  tibi  mittimus  aurum, 
Hoc  facimus  causa,  Stella  diserte,  tua. 

Quisquis  magna  dedit,  voluit  sibi  magna  remitti; 
Fictilibus  nostris  exoneratus  eris. 

LX. 

Allatres  licet  usque  nos  et  usque 
Et  gannitibus  improbis  lacessas, 
Certum  est  hanc  tibi  pernegare  famam, 
Olim  quam  petis,  in  meis  libellis 
5  Qualiscunque  legaris  ut  per  orbem. 
Nam  te  cur  aliquis  sciat  fuisse? 
Ignotus  pereas,  miser,  necesse  est. 
Non  deerunt  tamen  hac  in  urbe  forsau 


LVIU  3.  longe  cras  istud,  ubi  est?  longe  PQEFw  Gilbert^ 
p.  520  /.  longe  est  $  Fris.  Scr  Sehn  Interp.  nach  Gilbert  cras  istud? 
ubi  est?  Sclin     7.  serum  est  QEFm  Scr    tardum  est  P  Fris.  Sehn. 

LX  5.    orbem  Em    urbem  PQF. 


LVIII.  Vincent.  Bellov.  Sp.  d.  VI  23  3.  Quam  longe  cras 
istud  ubi  est:  aut  etc.  7.  hodie  jam  vives  —  serum  est  —  8.  vixit 
heri.   Non  est,  crede  mihi,  sapientis  dicere,  vivam  (I  15,  11). 


LVIII.  Zu  I  15.  Den  Namen  Postumus  in  einer  Ermahnung  das 
Leben  zu  gemessen,  ehe  es  zu  spät  ist,  hat  M.  mit  Erinnerung  an 
das  Horazische  Eheu  fugaces  Postume,  Postume  C.  II  14  gewählt. 

■5.    Priami  vel  Nestoris.    Zu  II  64,  3. 

LIX  1.  argentum  —  aurum.  Silberne  und  goldene  Geräthe.  Zu 
IV  88,  3. 

2.  Stella.    Zu  I  7,  1. 

3.  V2-1.  V  18. 


Epigrammaton  Liber  V  ;edirt  Herbst  89).  419 

Unus  vel  duo  tresve  quattiiorve, 
10  Pellem  rodere  qui  velint  caninam: 
Nos  hac  a  scabie  tenemus  ungues. 

LXI. 

Crispulus  iste  quis  est,  iixori  semper  adhaeret 

Qui,  Mariane,  tuae?  crispulus  iste  quis  est? 
Nescio  quid  dominae  teneram  qui  garrit  in  aurem 

Et  sellam  cubito  dexteriore  premit? 
5  Per  euius  digitos  currit  levis  anulus  omnes, 

Crura  gerit  nullo  qui  violata  pilo? 
Nil  mihi  respondes?   »Uxoris  res  agit«  inquis 

»Iste  meae.«    Sane  certus  et  asper  homo  est, 
Procuratorem  vultu  qui  praeferat  ipso: 
10       Acrior  hoc  Chius  non  erit  Aiifidius. 

0  quam  dignus  eras  alapis,  Mariane,  Latini: 


(LXI  3.    Pers.  5,  96  secretam  garrit  in  anrem). 


LX  9.  duo  tresve  quattuorve,  (1.  h.  hüchstens  2  bis  4.  Bentley  ad 
Ilorat.  epod.  5,  33;  A.  P.  358. 

LXI  1.  uxori  semper  adhaeret.  XII  38,  5  Uxori  qui  saepe  tuae 
comes  improbtis  haeret. 

3.  dominae.  Gewöhnliche  Bezeichnung  der  verhciratheten  Frau, 
auch  Seitens  ihres  Mannes.    SG  I  400  f. 

qarrit  in  aurem.    Zu  III  44,  12. 

5.  Der  Sinn  ist  wol:  der  die  Ringe  an  allen  Fingern  spielend 
hin  und  her  schiebt,  ähnlich  wie  Jnven.  1,  28  Ventilet  aestivum  di- 
gitis  Sudan tibus  aurum. 

6.  violata.    Zu  I  53,  (j.    XII  38,  4  crure  glaber. 

7.  uxoris  res  acfit.  Als  procurator  (Vermögensverwalter;,  üeber 
die  Prociiratoren  der  Frauen,  die  freie  Verfügung  über  ihr  Vermögen 
hatten,  und  das  Gerede,  welches  diese  Verhältnisse  veranlassten, 
wenn  die  Procuratoren  jung  und  schön  waren  SG  I  419  f. 

10.  CJiius  —  Aiißdius.  Ein  Rechtsgelehrter,  der  zugleich  als  Ehe- 
brecher berüchtigt  war.  Juven.  9,  25  Notior  Aufidio  moechus. 
Teuflfel  RLG  32S,  1. 

11.  alapis  Latini.  Latinus  zu  I  4,  5  spielte  in  den  Ehebruchs- 
stücken die  Hauptperson,  den  Liebhaber,  Panniculus  (zu  II  72,  3) 
den  Stupidus,  den  betrogenen  Ehemann,  der  von  jenem  geohrfeigt 
wurde. 

27* 


420  M.  Valerii  Martialis 

Te  successurimi  credo  ego  Panniculo. 
Res  uxoris  agit?   res  ullas  crispulus  iste? 
Res  non  uxoris.  res  agit  iste  tuas. 
LXIL 
Iure  tuo  nostris  maneas  licet  hospes  in  hortis, 

Si  potes  in  nudo  ponere  membra  solo, 
Aut  si  portatur  teenm  tibi  magna  supellex: 
Nam  mea  iam  digitum  sustulit  hospitibns. 
5  Niilla  tegit  fractos  —  nee  inanis  —  culcita  lectos, 
Putris  et  abrupta  fascia  reste  iacet. 
Sit  tarnen  hospitium  nobis  commune  duobus: 
Emi  hortos;  plus  est:  instrue  tu;  minus  est. 
LXIII. 
»Quid  sentis«  inquis  «de  nostris,  Marce,  libellis?« 

Sic  me  sollicitus,  Pontice,  saepe  rogas. 
Admiror,  stupeo:  nihil  est  perfectius  illis, 
Ipse  tuo  cedet  Regulus  ingenio. 
5  »Hoc  sentis?«  inquis  »faciat  tibi  sie  bene  Caesar, 
Sic  Capitolinus  luppiter.«    Immo  tibi. 
LXIV. 
Sextantes,  Calliste,  duos  infunde  Falerni, 
Tu  super  aestivas,  Alcime,  solve  nives. 


LXII  1.    licet  hospes  Gilbert    licet,  hospes,  Seht. 


LXII.    Ueber  das  Fehlen  der  Anrede  zu  II  TC. 

4.  digitum  sustulit.  Die  verwundeten  und  um  Gnade  bittenden 
Gladiatoren  hoben  einen  Finger  in  die  Höhe.  SG  II  34.5,  2.  Der  Sinn 
ist  also :  mein  Hausrath  hat  sich  gegen  die  Gäste  für  invalide  erklärt. 

6.  fascia:  Bettgurt.  Marquardt  Prl  "03,2.  )-este:  Schnur  zu  dessen 
Befestigung  am  lectus. 

LXIII  4.    Regulus.    Zu  I  12. 

6.  immo  tibi.  Der  Gelobte  wünscht  dem  Dichter,  dass  ihm  Ju- 
piter und  der  Kaiser  ebenso  gnädig  sein  möchten,  wie  er  ihn  auf- 
richtig lobe;  da  der  Dichter  aber  keineswegs  so  denkt,  wie  erspiicht, 
also  von  der  Erfüllung  dieses  Wunsches  für  sich  nichts  erwarten  kann, 
giebt  er  ihn  dem  andern  zurück. 

LXIV  \.  Sextantes.  Ein  sextans  so  viel  als  2  cyathi.  Vgl.  XII 
28,  1  und  Marquardt  Prl.  325,   7. 


Epigrammaton  Liber  V  (edirt  Herbst  S9).  421 

Pinguescat  nimio  madidus  mihi  crinis  amomo 

Lassenturque  rosis  tempora  sutilibus. 
Tarn  vicina  iubent  nos  vivere  Mausolea, 

Cum  doceant,  ipsos  posse  perire  deos. 

LXV. 

Astra  polumque  dedit,  quamvis  obstaute  noverca, 

Alcidae  Nemees  terror  et  Areas  aper 
Et  castig-atum  Libycae  ceroma  palaestrae 

Et  gravis  in  Siciüo  pulvere  fiisus  Eryx, 


LXIV  5.  Tarn  ^>P  (nach  HueUen)  FGO  ScJin^  Gilbert"^  2^.  520 
lam  QEo}  Scr  Sehn"-. 

LXV  4.  fusus  JEFui  Scr  Gilbert  tusus  P  Sehn  fusus  con: 
aus  tusus   Q. 


LXV  1.  Sidon.  Apoll.  C.  9,  97  Portatusque  polus  poluin  dede- 
runt  (.Herculi;. 


3.  Vgl.  VIII  77,  3.  3.  4.  Ueber  Kränze  und  Salben  bei  der 
comissatio  vgl.  Marquardt  Prl.  321,  9. 

4.  rosis  —  sutilibus.  IX  90,  6  sutilibus  coronis.  IX  93,  5  sutilis 
rosa.  Becker-Goell  III  450.       5.   Tarn  vieina  =  VII  50,  G  Tarn  prope. 

5.  6.  Die  benachbarten  Mausoleen  müssen  nach  v.  6  kaiserliche 
gewesen  sein,  da  deos  ohne  Zweifel  die  Kaiser  bedeutet.  Becker 
Top.  I  586  denkt  hier  an  das  templum  gentis  Flaviae,  aber  dies  war 
nach  IX  1,  6  und  IX  3,  12  beim  Erscheinen  des  9.  Buchs  im  J.  94 
eben  erst  vollendet,  kann  also  hier  noch  nicht  gemeint  sein;  dagegen 
etwa  die  Mausoleen  des  Cäsar  und  August  (Becker  Top.  I  639;  vgl. 
zu  II  59,  2). 

LXV  1.  Astra  polumque  =  VII  56,  1.  Vgl.  auch  XIV  121,  2 
magno  qui  dedit  astra  patri. 

2.  Nemees  terror.  IX  71,  7  terror  Nemees.  Ueber  die  Genetivform 
Nemees  Neue  Formenl.  I^  63. 

3.  eastigatum  Lihyeae  eeroma  palaestrae.  Die  Bestrafung  des  An- 
taeus  durch  die  Ueberwindung  im  Ringkampf.  Die  Erklärung  Gro- 
novs  (Diatr.  in  Stat.  p.  145  [246  ed.  H.^),  welcher  unter  castigare  de- 
stringere  versteht,  ist  sicher  falsch.  Stat.  S.  III  1,  157  Libycas  no- 
dare  palaestras  (wo  Marklands  Conjektur  liquidas  falsch  ist).  Ueber 
die  Metonymie  ceroma  für  luctator  zu  III  82,  2. 

4.  fusus  nach  den  codd.  der  Familie  Ca  ist  besser  als  tusus  (P), 
da  Eryx  (Sohn  des  Butes  oder  Poseidon  und  der  Erycinischen  Aphro- 
dite) nicht  im  Faust-  sondern  im  Ringkampf  besiegt  wurde.  Preller 
GM  II  214  f.    Gilbert  p.  19,  11. 


422  ^'^-  Valerii  Martialis 

5  Silvarumque  tremor,  tacita  qui  fraude  solebat 
Duccre  non  rectas  Cacus  in  antra  boves. 
Ista  tiiae,  Caesar,  quota  pars  speetatur  harenae? 

Dat  maiora  novus  proelia  mane  dies. 
Quot  g-raviora  cadunt  Nemeaeo  pondera  monstrol 
10       Qiiot  tua  Maenalios  collocat  basta  sues! 
Reddatur  si  pugna  triplex  pastoris  Hiberi, 

Est  tibi  qui  possit  vincere  Geryonem. 
Saepe  licet  Graiae  numeretur  beliia  Lernae, 
Improba  Niliacis  quid  facit  Hydra  feris? 
15  Pro  meritis  eaelum  tantis,  Auguste,  dederunt 
Alcidae  cito  di,  sed  tibi  sero  dabunt. 

LXVI. 

Saepe  salutatus  nunquam  prior  ipse  salutas: 
Sic  eris  »Aeternum«,  Pontiliane,  «vale.« 


LXV  (5.  non  rectas  %^F  (nach  Htielsen)  Q  nee  rectas  E(» 
Sehn    nectareas  F      12.  Geryonem]  lool  Geryonen. 

LXVI  2.  »Aetermim  —  vale«  Gilbert  p.  9  aeternum  —  Vale 
Sehn    Sic  eris  aeternum,  Pontiliane?   Vale  Ifunro. 


LXV  6.  Oviol.  F.  I  550  Traxerat  aversos  Cacus  in  antra  boves. 
Prop.  V  9,  12  Aversos  cauda  traxit  in  antra  boves.  11.  Ovid.  M.  IX 
184  pastoris  Hiberi  Forma  triplex. 

Sidon.  Apoll.  C.  13.     Id.  C.  9,  91—97. 

LXVI  2.   Verg.  A.  XI  98  Aeternumque  vale. 


6.  non  rectas.    aversas.    Hand  ad  Gronov.  Diatr.  in  Stat.  I  247.*) 

7.  Zu  Sp  15,  2. 

8.  7na7ie.  Weil  die  Thierhetzen  bei  Tagesanbruch  gegeben  wurden. 
SG  II  349,  11  u.  12. 

9.  10.    Vgl.  Sp  27. 

10.  ttia  —  hasta.    D.  h.  die  Lanze  der  dir  gehörigen  Jäger. 
collocat  erklärt  Schrevel  nach  Lipsius  Elect.  I  6  richtig  von  dem 

Gebrauch  des  Wortes  für  das  Ausstellen  von  Leichen.    Suet.  Aug. 
c.  100. 

11.  2«<i'"«  tri2)lex  pastoris  Hiberi.   Der  Kampf  mit  dem  aus  3  Lei- 
bern bestehenden  Geryones. 

14.    Was  vermag  die  Lernäische  Hydra  gegen  Crocodile? 

LXVI  2.   Aeternum  ist  mit  vale  zu  verbinden,  wie  schon  Heraldus 


Epigrammatoll  Liber  V  'edirt  Herbst  89).  423 

LXVII. 

Hibernos  peterent  solito  cum  more  recessus 

Atthides,  in  nidis  uua  remansit  avis. 
Deprendere  nefas  ad  tempora  verna  reversae, 

Et  profugam  volucres  diripuere  suae. 
5  Sero  dedit  poenas:  discerpi  noxia  mater 

Debuerat,  sed  timc,  cum  laceravit  Ityn. 

LXVIII. 

Arctoa  de  gente  comam  tibi,  Lesbia,  misi, 
Ut  scires,  quanto  sit  tiia  Üava  magis. 

LXIX. 
Autoni  Pbario  nil  obiecture  Pothino 

Et  levius  tabula,  quam  Cicerone  nocens: 
Quid  gladium  demens  Eomana  stringis  in  ora? 
Hoc  admisisset  nee  Catilina  nefas. 
5  Impius  infando  miles  corrumpitur  auro, 
Et  tantis  opibus  vox  taeet  una  tibi. 
Quid  prosunt  sacrae  pretiosa  silentia  liiiguae? 
Incipient  omnes  pro  Cicerone  loqui. 


LXVII  4.    suae  QEFtM  Scr  Gilbert  p.  25     suam   TX  ScJin. 


sah:  Du  wirst  für  mich  ein  »Lebe  wohl  auf  ewig«  sein  (Verg.  A.  XI 
98  aeternumque  vale.)    Gilbert  p.  9.    Anders  gewendet  ist  IX  7,  4. 
LXVII  2.    Atthides.    Zu  I  53,  11. 

4.  suae:  ipsius  sociae.    Gilbert  p.  25. 

6.    Ityti.   Der  Sohn  der  Progne.    Preller  GM  II  143. 
LXVIII.    Ueber  die  Beliebtheit   des  blonden  Haares  der  Nord- 
länder in  Rom  Marquardt  Prl.  SSO,  5  u.  6.    Vgl.  M.  VI  12,  1   XII  23,  1. 
LXIX.  1.    Vgl.  III  66. 

2.  tabula.-  welche  die  Proscriptionen  enthielt. 

3.  Romana  —  in  ora.  Wol  nicht  ora  vere  Eomana,  sondern  so- 
viel als  OS  Romae.  III  66,  4  Hoc  tibi  Roma  caput,  cum  loquereris, 
erat.  Vgl.  auch  IX  24,  3  Haec  mundi  facies,  haec  sunt  lovis  ora 
sereni.  Ueber  die  Verlängerung  des  Schlussvokals  von  Romana  durch 
das  folgende  str  Lennep  Add.  ad  Terent.  Maur.  ed.  Sauten  1059  ss. 
p.  411  SS.    L.  Mueller  r.  m.  p.  320. 

5.  Impius  —  7niles.  Der  von  Cicero  früher  in  einem  Process  ver- 
theidigte  Tribun  C.  Popillius  Laenas.    Drumann  RG  VI  376—379. 


424  M.  Valerii  Martialis 

LXX. 

Infusum  sibi  uuper  a  patrono 
Plenum,  Maxime,  centies  Syriscus 
In  sellariolis  vagus  popinis 
Circa  balnea  quattuor  peregit. 
5  0  quanta  est  gula,  centies  comesse! 
Quanto  maior  adhuc,  nee  accubare! 

LXXI. 

Umida  qua  gelidas  submittit  Trebula  valles 

Et  viridis  cancri  mensibus  alget  ager, 
Kura  Cleonaeo  nunquam  temerata  leone 
Et  domus  Aeolio  semper  amica  Noto, 
5  Te,  Faustine,  vocant:  longas  bis  exige  messes 
Collibus;  liiberuum  iam  tibi  Tibur  erit. 


LXX.  Auf  einen  mit  seinem  Sklavennamen  Syriscus  bezeichneten 
Freigelassenen,  der  ein  von  seinem  Patron  (vermuthlich  bei  der  Frei- 
lassTingi  erhaltenes  Geschenk  von  10  Millionen  Sest.  (2175000  Mk  in 
Bädern  und  Garküchen  durchgebracht  hatte 

1.  Infusum:  eingefüllt  oder  eingeschenkt. 

2.  Plenum  —  centies.    Zu  I  99,  1. 

3.  sellariolis  —  jyopinis.  In  Schenken,  wo  man  sitzend  (nicht  wie 
bei  einer  regelmässigen  Mahlzeit  liegend)  ass  und  trank.  Marquardt 
Prl.  453,  5.    Die  Deminutivforiu  des  Adjektivs  nur  hier. 

4.  Circa  balnea  quattuor.  Bei  Bädern  wie  bei  Thermen  befanden 
sich  wol  in  der  Regel  Restaurationen.  Quintil.  I  6,  44  in  balneis 
perpotare.    Becker-Goell  I  157  f.   III  156. 

6.  7iec  accubare.  Ohne  sich  hinzulegen  (zu  V  24,  7),  also  ohne 
sich  die  gewöhnlichste  Bequemlichkeit  zu  gönnen  und  Zeit  zu  lassen. 

LXXI.  Welche  von  den  drei  Trebula  genannten  Städten  gemeint 
ist,  ist  hier  eben  so  wenig  zu  entscheiden  als  XIII  o4. 

2.  cancri  mensibus.    In  der  Zeit  des  Sonnen-Solstitiums- 

3.  Cleonaeo  —  leone.    Zii  IV  57,  5. 

5.  Faustine.    Zu  I  25. 

6.  hibernum  iam  tibi  Tibur  erit.  Wenn  du  in  jenen  kalten  Thä- 
lern  den  Sommer  zugebracht  hast,  wird  das  sonst  als  Sommeraufent- 
halt dienende  Tibur  für  dich  ein  Winteraufenthalt  sein,  d.  h.  dir 
verhältnismäsig  warm  erscheinen. 


Epigramniiiton  Liber  V    edirt  Herbst  S9).  425 

LXXII. 

Qui  potuit  Bacchi  matrem  dixisse  Tonantem, 
nie  potest  Semelen  dicere.  Rufe,  patrem. 

LXXIII. 

Non  donem  tibi  cur  meos  libellos 
Oranti  totiens  et  exigenti, 
Miraris,  Theodore?   Magna  causa  est: 
Dones  tu  mihi  ne  tuos  libellos. 

LXXIV. 

Pompeios  iuvenes  Asia  atque  Europa,  sed  ipsuiu 
Terra  tegit  Libyae,  si  tameu  ulla  tegit. 

Quid  mirum  toto  si  spargitur  orbe?  laeere 
Uno  non  poterat  tanta  ruina  loeo. 

LXXV. 

Quae  legis  causa  nupsit  tibi  Laelia.  Quinte. 
Uxorem  potes  haue  dicere  legitimam. 

LXXVI. 

Profecit  poto  Mithridates  saepe  veueno, 


LXXIY  2.    Libyae  QE  Seh»    Lybiae  T    Lybie  R    Li  y  by  i  es 
Fm     libies  Rand  von  Q. 


LXXIV.  Vgl.  Seneca  Epigr.  10—14.  04—66.  Baehrens  Plin  IV 
p.  59;  p.  82).  10,  2.  (Fortuna)  Tarn  late  sparsit  funera,  Magne,  ttia. 
12,  5  divisa  ruina  est:  Uno  non  potuit  tanta  jacere  loco.  13  Aut 
Asia  aut  Europa  tegit  aut  Africa  Magnos:  Quanta  domus  toto  quae 
jacet  orbe,  fuit!  14,  1  Quantus  quam  parvo  vix  tegeris  tumulo. 
66,  1  Diversis  juvenes  Asia  atque  Europa  sepulcris  Distinet;  infida, 
Magne,  jaces  Libya. 


LXXIV  1.  Von  den  Söhnen  des  Pompejus  fiel  Gnaeus  bei  Munda, 
Sextus  durch  die  Soldaten  des  Antonius  bei  Milet,  Pompejus  selbst 
bei  seiner  Landung  in  Aegypten  auf  Befehl  des  Pothinus    III  60). 

LXXV  1.  leffis  causa.  Vielleicht  um  die  Gesetze  gegen  Ehelo- 
sigkeit (namentlich  lex  Julia  de  maritandis  ordinibus  und  lex  Papia 
Poppaea)  zu  umgehn.  Doch  eher  ist  auch  hier  schon  die  von  Domi- 
tian  erneuerte  lex  Julia  de  adulteriis  zu  VI  2  zu  verstehn.  Vgl. 
besonders  XI  7.    SG  I  421,  6. 


426  M.  Valerii  Martialis 

Toxica  ne  possent  saeva  nocere  sibi. 
Tu  quoque  cavisti  ceuando  tarn  male  semper, 
Ne  posses  imquam,  Cinna.  perire  fame. 

LXXVII. 

Narratur  belle  quidam  dixisse,  Marulle, 
Qui  te  ferre  oleum  dixit  in  auricula. 

LXXVIII. 

Si  tristi  domicenio  laboras, 
Toraui,  potes  esurire  mecum. 
Non  deerunt  tibi,  si  soles  TtpoTrivsiv, 
Viles  Cappadoeae  gravesque  porri, 
5  Divisis  cybium  latebit  ovis. 

Ponetur  digitis  tenendus  ustis 


LXXVIII.    Interp.  nach   Gilbert  f.  9.    Sehn:    4.  porri.     5.    ovis, 


LXXVI  2.     Toxica  —  saeva.    Zu  I  18,  6. 

LXXVII  2.  ferre  oleum  —  in  auricula.  Soll  vielleicht  nur  die 
schiefe  Kopfhaltung  bedeuten,  womit  sich  aber  wol  noch  ein  anderer 
uns  unbekannter  Sinn  der  vielleicht  sprichwörtlichen  Redensart  ver- 
bindet. 

LXXVIII  1.    domicenio.    Zu  II  10,  11. 

2.  Toraui.  Derselbe  Freund  des  Dichters,  der  IX  Epist.  mit  frater 
carissime  angeredet  wird. 

4.  TipoTctveiv.  Heisst  hier  vor  der  Mahlzeit  trinken,  nämlich 
mulsum,  da  die  von  v.  4  und  5  ab  genannten  Speisen  zum  Voressen 
ipromulsio)  gehören.    Marquardt  Prl.  314. 

4.  Cajypadocae  sc.  lactucae.  Colum.  X  184  Haec  (tertia  lactuca) 
sua  Cappadoeae  servat  cognomina  gentis  197  Cappadocamque  premit 
ferali  mense  Lupercus.  Plin.  N.  h.  XIX  126  diligentiores  (lactucae) 
plura  genera  faciunt,  purpureas,  crispas,  Cappadocias,  Graecas  etc.  M. 
XIII  14.  Sie  wurden  eben  so  wie  porri  bei  der  gustatio  gegessen. 
Marquardt  Prl.  315. 

5.  cyhium.  Gehackter  und  gesalzener  Thunfisch.  Vgl.  XI  2",  3 
XI  31,  14.    Marquardt  Prl.  316. 

6.  Mit  ponetur  beginnt  die  Beschreibung  des  ;bei  Unbemittelten 
aus  einem  Gange  bestehenden  Marquardt  a.  a.  0.)  caput  cenae,  welche 
bis  zum  Schluss  von  v.  10  reicht.  Vgl.  X  48,  13  Gustus  in  his;  una 
ponetur  cenula  mensa.    Gilbert  p.  9. 


Epigrammaton  Liber  V    edirt  Herbst  89).  427 

Ni^a  coliculus  virens  patella, 

Algentem  modo  qui  reliquit  hortum, 

Et  pultem  niveam  premeus  botellus, 
10  Et  pallens  faba  cum  rubente  lardo. 
Mensae  munera  si  voles  secundae, 

Marcentes  tibi  porrigentur  uvae 

Et  nomen  pira  quae  fenint  Svrorum, 

Et  quas  docta  Neapolis  creavit, 
15  Lento  castaneae  vapore  tostae. 

Vinum  tu  facies  bomim  bibeudo. 
Post  haec  omnia  forte  si  movebit 

Bacchus  quam  solet  esuritionem, 

Succurrent  tibi  nobiles  olivae, 
20  Piceni  modo  quas  tulere  rami, 

Et  fervens  cicer  et  tepeus  lupimis. 
Parva  est  cenula  (quis  potest  negare?), 

Sed  finges  nihil  audiesve  fictum 

Et  vultu  placidus  tuo  recumbes; 
25  Nee  erassum  dominus  leget  volumen, 

Nee  de  Gadibus  improbis  puellae 


LXXVIII  26-28.  Schol.  Juvenal.  11,  11)2  Martialis  ,Ita  ne  Gadibus 
improbis  puellae  Yibrabunt  sed  nee  in  fine  prunentes  Laseivos  docili 
tremore  lombos.' 


7.  coliculus  virens.  Winterkohl  Bioccoli?)  in  Salpeter  gekocht, 
so  dass  er  eine  hellgrüne  Farbe  bekommt.  Vgl.  XIII  17.  Marquardt 
Prl.  315,  ß. 

9.    pultem  niveam.    XIII  35,  2  pultibus  —  niveis. 

11 — 15.    Beschreibung  des  Nachtisches. 

13.  Die  syrischen  Birnen  gehörten  zu  den  geschätztesten.  Becker- 
Goell  III  81. 

14.  15.  Die  besten  Kastanien  kamen  von  Tarent  und  Neapel  a. 
a.  0.    S.  84. 

16.  Anders  Petron  S.  c  39  hoc  vinum,  inquit,  vos  oportet  suave 
faciatis. 

17—21.  Eine  Nachkost  für  den  durch  Trinken  neu  angeregten 
Appetit.  20.  Piceni.  Zu  I  43,  8.  21.  Zu  I  41,  5  u.  I  103,  10. 

25.  volmnen.    Ein  Band  eigener  Gedichte.    SG  I  387,  7 — 9. 

26.  de  Gadibus  improbis.    Zu  I  41,  12;  SG  a.  a.  0. 


428  M.  Valerii  Martialis 

Vibrabunt  sine  fine  prurientes 
Lascivos  docili  tremore  lumbos; 
Sed  quod  non  grave  sit  nee  infaeetum, 
30  Parvi  tibia  condyli  sonabit. 

Haee  est  cenula.    Clandiam  sequcris, 
Quam  nobis  cupis  esse  tu  priorem. 

LXXIX. 

Undecies  ima  surrexti,  Zoile,  cena, 
Et  mutata  tibi  est  syntbesis  undecies, 

Sudor  inhaereret  madida  ne  veste  retentus 
Et  laxam  tenuis  laederet  aura  cutem. 
5  Quare  ego  uon  sudo,  qui  tecnm,  Zoile,  ceno? 
Frigus  enim  maguum  syntbesis  una  facit. 


LXXVIII  32.  tu  prioreiu  codcl.  turpiorem  O  quae  nobis  cupit 
esse  te  priorem  oder  credo  jam  sequeris,  lam  nobis  cupis  esse  te 
priorem  Heraldus  »Haee  est  cenula?«  —  Claudiam  (Claudiae^  se- 
queris, etc.  Oder  Haee  est  cenula.  Claudiam  sequeris?  Quam  nobis 
cupis  esse  tu  priorem?  Ilum-o.  31.  Quam  novi,  cupis  etc.  I  Duff 
Claudiam  sequeris,  Quam  noris.  Cupis  esurire  mecum  ?  lackson  (Cam- 
bridge Philol.  Society  18  Octoher  1883). 


LXXVIII  27.    Priap.  2(J,  4  Yicinae  sine  fine  prurientes. 


30.  Ueber  die  Allgemeinheit  der  Tafelmusik  SG  III  309  f. 

31.  32.  Claudiam  sequeris  etc.  Eine  ganz  unverständliche  Stelle. 
Die  Erklärer  verstehn  unter  Claudia  eine  Geliebte  des  Toranius  (die 
jedenfalls  von  der  Frau  des  Pudens  IV  13  zu  unterscheiden  sein 
würde  ,  aber  auch  dann  bleibt  der  Sinn  völlig  dunkel;  weder  bietet 
die  Vergleichung  mit  XII  32,  7  (Has  tu  priores  —  sequebaris;  noch 
mit  Horat.  Epp.  I  5,  27  (Et  nisi  cena  prior  potiorque  puella  Sabinum 
Detinet,  adsumam)  eine  befriedigende  Erklärung,  noch  ist  mit  den 
Conjekturen  des  Heraldus  oder  der  Cambridger  Gelehrten  geholfen. 
Wie  man  auch  den  letzten  Satz  lesen,  fassen  und  interpungiren  mag, 
immer  bleibt  sein  abruptes  Eintreten  am  Schluss  des  langen  Gedichts 
von  ganz  heterogenem  Inhalt  höchst  auffallend.  Auch  zu  Claudiam 
cenam  (etwa  eine  Mahlzeit  des  Claudius  Etruscus  VI  83)  zu  ergänzen 
und  esse  für  essen  zu  nehmen  (XIII  16  und  20  XIV  69),  ist  unmöglich. 

LXXIX  1.    surrexti.    Zu  III  22,  4. 
Zoile.    Zu  II  16. 

2.  synthesis.  Zu  IV  66,  4.  Ueber  den  Luxus  des  häufigen  Klei- 
derwechsels SG  III  63. 


Epigrammaton  Liber  V   edirt  Herbst  89).  429 

LXXX. 

Non  totam  mihi,  si  vacabis,  horam, 
Dones  et  licet  imputes,  Severe, 
Dum  nostras  legis  exigisque  migas. 
»Durum  est  perdere  ferias«:  rogamus, 
5  lacturam  patiaris  hanc  ferasqne. 
Quod  si  legeris  ista  cum  diserto 
—  Sed  mimquid  sumus  improbi?  —  Secundo, 
Plus  multo  tibi  debiturus  hie  est. 
Quam  debet  domino  suo.  libellus. 
10  Nam  securus  erit,  nee  inquieta 
Lassi  marmora  Sisyphi  videbit. 
Quem  censoria  cum  meo  Severo 
Docti  lima  momorderit  Secundi. 

LXXXI. 
Semper  pauper  eris,  si  pauper  es,  Aemiliane. 

Dantur  opes  nulli  nunc  nisi  divitibus. 
LXXXIl. 
Quid  promittebas  mihi  milia,  Gaure,  duceuta, 

Si  dare  non  poteras  milia,  Gaure,  decem? 
An  potes  et  non  vis?  Rogo,  non  est  turpius  istud? 

t  I,  tibi  dispereas,  Gaure :   pusillus  homo  es. 


LXXX  1.  vacabis  QEF^^i  Scr  (iilhert  p.  21  vacabit  BC  Sehn. 
5.  ista  FQ    ipsam  EXBC  corr.   G    ipsa  Fm     ipse  Q  Sehn. 

LXXXIl  4.  I  tibi  dispereas  PQEABCFO  Sehn  Si  t.  d.  TRX 
Ve  f,al.  Sic')  tibi  G  I  tibi  disperdas  Scaliger  Scr  Di  tibi,  dispereas .' 
Gruter  Vae  tibi,  dispeream  oder  Tu  nisi,  dispereain  Hns  l,  tibi  des, 
parcas  Jfziwro  I  tibi  dispendas  Grasberger  I  tumidis  parcas  OHirschfeld. 

LXXXL  Vincent.  Bellov.  Sp.  d.  V  4S  Marcialis  eoquus  ,Semper 
—  Emiliane  —  divitibus.' 


LXXX  1.  si  vacabis.  II  5,  6  Vel  tantuni  caussis  vel  tibi  saepe 
vacas.  2.    Severe.    Zu  II  6,  3. 

7.  Secundo.  Entweder  Caecilius  Secundus,  an  den  VII  S4  gerichtet 
ist  oder  der  jüngere  Plinius  vgl.  X  19  und  Mommsen  Zur  Lebensge- 
schichte  des  Plinius  Hermes  III  TT). 

11.    Vgl.  X  5,  15   Nunc  inquieti  monte  Sisyphi  pressus. 

LXXXIl  4.  Von  den  Versuchen  zur  Herstellung  der  ersten 
Vershälfte  ist  keiner  befriedigend. 


430  J^I-  Valerii  Martialis  Epigrammaton  Liber  V. 

LXXXIII. 

Insequeris,  fugio;  fugis,  insequor;  haec  uiilii  mens  est: 
Velle  tuum  nolo,  Dindyme,  noUe  volo. 

LXXXIV. 

lam  tristis  nucibus  puer  relictis 
Clamoso  revocatur  a  magistro, 
Et  blando  male  proditus  fritillo, 
Arcana  modo  raptus  e  popina, 
5  Aedilem  rogat  udiis  aleator. 
Saturnalia  transiere  tota. 
Nee  munuscula  parva,  nee  minora 
Misisti  mihi,  Galla,  quam  solebas. 
Sane  sie  abeat  mens  December: 
10  Scis  certe,  puto,  vestra  iam  venire 
Saturnalia,  Martias  Kalendas; 
Tunc  reddam  tibi,  Galla,  quod  dedisti. 


LXXXIV  9.  abeat  QEF    habeat  PXABCG 


(LXXXIII.  Auson.  Epigr.  36  (:^9  ToUj  1  Hanc  volo  quae  non 
volt,  illam  quae  volt  ego  nolo  —  6  femina  quae  jungat  quod  ,volo 
nolo'  vocant). 


Subscriptionen.  FINIT.  EX.  LIB.  VI.  INCP.  CAPT.  {so  i. 
e.  capitula)  EX.  VII.  ET  RELIQVIS  T.  M.  V.  Martialis  liber  V.  ex- 
plicit.  incipit  VI.  Gennadius  Torquatus  emendavi  Constantie.  P.  M. 
V.  M.  epigrammaton  liber  V  explicit  incipit  VI.  Gennadius  Torquatus 
emendavi  Lege  feliciter  Q.  Ego  Torquatus  Gennadius  emendavi  fe- 
liciter  /. 


LXXXIII  2.    Dindyme.    Zu  VI  39,  21. 

LXXXIV  1.  Die  Schulen  hatten  während  der  Saturnalien  Ferien, 
lieber  die  Spiele  mit  Nüssen  und  die  Freiheit  des  Würfelspiels  in 
diesen  Tagen:  zu  IV  14,  7  und  V  30,  S. 

3—5.  XIV  1,  3  Nee  timet  aedilem  nioto  spectare  fritillo.  Mar- 
quardt  Prl.  826,  1. 

11.  Ilartias  Kalendas.  Der  erste  März  (M.'s  Geburtstag)  war  der 
Tag  der  Matronalia,  an  welchem  man  die  Frauen  beschenkte.  Mar- 
quardt  StV  III  571  f. 


M.  Valerii  Martialis  Epigrammatoii 

über  VI. 

I. 

Sextus  mittitur  hie  tibi  libellus. 
In  primis  mihi  care  Martialis: 
Quem  si  terseris  aure  diligenti, 
Audebit  minus  anxius  tremensque 
5  Magnas  Caesaris  in  manus  venire. 

IL 
Lusus  erat  sacrae  conubia  fallere  taedae, 

Lusus  et  irameritos  exeouisse  mares. 
Utraque  tu  prohibes,  Caesar,  populisque  futuris 
Suceurris,  nasci  quod  sine  fraude  iubes. 
5  Nee  spado  iam  nee  moechus  erit  te  praeside  quisquam 
At  prius  (o  mores!)  et  spado  moechus  erat. 


II  1.    taeclae]  thedae  TP  Sehn    sede  Q  (Rand  thede;    4.   quod 
TQSchn^    quos  EFm  Scr  SchiiK 


I.  2.    Martialis.    Zu  I  15. 

II.  1.  2.  Die  in  diesem  Buch  öfter  (4;  7;  22;  45;  91)  erwähnte  lex 
de  adulteriis,  eine  Erneuerung  der  von  August  gegebenen  lex  Julia 
de  adulteriis  et  stupro  oder  de  pudicitia  (VI  7,  1),  war  ohne  Zweifel 
ganz  kürzlich  (vgl.  auch  zu  V  75)  erlassen  worden.  SGIII4S2.  Ueber 
das  Verbot  der  Entmannung  zu  II  60. 

5.  praeside.    Zu  V  3,  3. 

6,  spado  moechus.  Juv.  6,  366  Sunt  quas  eunuchi  imbelles  ac 
mollia  semper  Oscula  delectent. 


432  ^^-  Valerii  Martialis 

III. 
Nascere  Dardauio  prömissum  uomen  lulo, 

Vera  deüm  suboles,  nascere,  magne  puer: 
Cui  pater  aeternas  post  saecula  tradat  habenas, 
Quique  regas  orbem  cum  seniore  senex. 
5  Ipsa  tibi  niveo  trabet  aurea  pollice  fila 
Et  totam  Phrixi  lulia  nebit  ovem. 

IV. 
Censor  maxime  principumque  princeps, 
Cum  tot  iam  tibi  debeat  triumpbos, 
Tot  nascentia  templa,  tot  renata, 
Tot  speetacnla,  tot  deos,  tot  urbes: 
5  Plus  debet  tibi  Roma,  quod  pudica  est. 

V. 

Rustica  mercatus  multis  sum  praedia  mimmis: 
Mutua  des  centum,  Caeciliane,  rogo. 


in  1.  Verg.  A.  I  2S8  Julius  a  magno  demissum  nomen  Jnlo. 
2.  Verg.  Ecl.  4,  49  Cara  deum  suboles,  maginim  Jovis  mcreiuentum 
—  60  u.  62  incipe  parve  puer.  iTibuU.  IV  1,  GS  magna  deum  proles  . 
4.  Ovid.  Tr.  11  1G6  Imperium  regat  hoc  cum  seniore  senex.  .5.  Ovid. 
M.  IV  36  deducens  pollice  filum. 


III.  Da  Domitians  Geliebte,  seine  Nichte  Julia,  schon  zu  Ende  S9 
starb,  muss  sich  dies  Gedicht  auf  eine  Schwangerschaft  der  Gemahlin 
Domitians  Domitia  beziehen.    SG  III  431. 

1.  Der  Sinn  scheint  zu  sein,  dass  der  Knabe,  dessen  Geburt  jetzt 
bevorstand ,  ein  Ersatz  für  den  sein  sollte ,  den  Julia  nicht  mehr  zur 
Welt  gebracht  hatte. 

5.  aiirea  —  Jila.  Senec.  Apocoloc.  4,  9  Aurea  formoso  descen- 
dunt  saecula  filo. 

6.  Itilia.  Auf  einer  Münze  des  Jahres  90  bereits  als  diva  be- 
zeichnet, hier  als  Schutzgöttin  des  erwarteten  Kindes  gedacht. 

IV  1.    Zu  I  4,  7. 

2.  tot  —  triumphos.  M.  denkt  hier  hauptf^ächlich  an  den  kürz- 
lich erfolgten  dacischen  Triumph.    Einl.  S.  57. 

4.    tot  deos.    So  viel  neue  Göttertempel   vgl.  IX  3!.     tot  urbes.    So 
viel  Erweiterungen  Eoms,  dass  es  gleichsam  neue  Städte  sind. 
V.    Zu  VI  2. 


Epigrammaton  Libev  VI    edirt  Sommer  oder  Herbst  90).      433 

Nil  mihi  respondes?   Tacitum  te  dieere  credo 
»Non  reddes«:   ideo,  Caeciliane,  rogo. 

VI. 

Comoedi  tres  simt,  sed  amat  tua  Paula,  Liiperce, 
Quattiior:  et  -/(ucpöv  Paula  -poacoTrov  amat. 

VII. 

lulia  lex  populis  ex  quo,  Faustine.  renata  est, 
Atque  intrare  domos  iussa  Pudicitia  est, 

Aut  minus  aut  certe  non  plus  tricesima  lux  est, 
Et  mibit  deeimo  iam  Telesilla  viro. 

Quae  nubit  totiens.  non  nubit:  adultera  leg-e  est: 
Offendor  moeeha  simpliciore  minus. 

VIIT. 
Praetores  duo,  quattuor  tribuui, 
Septem  causidici,  deccm  poetae 
Cuiusdam  modo  nuptias  petebant 
A  quodam  seue.    Non  moratus  ille 


VIII  1 .    Praetores  QEF(x>  Ser  (iilhcrt  p.  -25     prticcones   2'  Sehn. 

VI  1.  Comoedi  tres  sunt.  Mehr  als  drei  Schauspieler  traten  in 
der  griechischen  Komödie  nicht  auf.  Frdl  bei  Marquardt  StV  III 
541,  1.  Da  Paula  vier  Männer  liebt,  muss  man  zu  jenen  noch  einen 
Statisten  hinzurechnen. 

VII  1.    lulm  lex.    Zu  VI  2,  1. 
Faustine.    Zu  I  25. 

5.  adultera  lege  est:  sie  ist  eine  Ehebrecherin,  nur  ohne  ge^-en 
das  Gesetz  zu  Verstössen.  Ueber  die  Leichtigkeit  und  Häufigkeit  der 
Ehescheidung  SG  I  427  ff. 

VIII.  1.  ]iraetores  duo.  Hier  genannt  als  Repräsentanten  des  Se- 
natorenstandes. 

quattuor  trihuni.  Wirkliche  oder  titulare  Militärtribunen,  welche 
mit  dieser  Stellung  den  Eitterstand  erhielten,  wenn  sie  ihn  nicht  be- 
reits besassen.    SG  I  252  f. 

2.  Die  Zahl  der  Bewerber  jeder  Klasse  ist  um  so  grösser,  je  we- 
niger vortheilhaft  ihre  Stellung  ist.    Zu  V  56,  2—7. 

Martial  I.  2S 


434  M.  Valerii  Marti alis 

5  Praeconi  dedit  Eulogo  puellam. 
Die,  nuniquid  fatue.  Severe,  fecit? 

IX. 

In  Pompeiauo  dormis,  Laevine,  theatro: 
Et  quereris.  si  te  suscitat  Oceamis? 

X. 

Pauca  lovem  nuper  cum  milia  forte  rog-arem, 
))Ille  dabitcf  dixit  »qni  mihi  templa  dedit.« 

Temi)la  quidem  dedit  ille  lovi,  sed  milia  uobis 
Nulla  dedit:  pudet.  all,  pauca  rog-asse  lovem. 
5  At  quam  non  tetricus,  quam  nulla  nubilus  ira, 
Quam  placido  nostras  legerat  ore  preces! 

Talis  supplicibus  tribuit  diademata  Dacis 

X  4.   pudet  ah  pauca  Sehn    p.  a  pauca  T    p.  pauca  PEXAF 


A  4.  puaet  an  pauca  iscim    p.  a  pauci 
pr.B    p.  et  pauca  QCO    p.  heu  pauca  G  So: 

X  6.    Verg.  A.  XI  251  placido  —  ore. 


5.  Eulofjo.  Ein  bezeichnender  Name,  da  der  Auktionsausrufer 
verstehen  muss,  die  angebotenen  Gegenstände  anzupreisen  (I  S5,  1 
praeco  facetus).  Einl.  S.  21,  1. 

(j.  fatue — fecU.  Wie  manche  vielleicht  glauben  möchten,  da 
er  einen  so  niedrigen  Bewerber  (das  Gewerbe  der  praecones  stand  in 
Missachtung  SG  I  278)  Männern  des  höchsten  Standes  vorzog. 

Severe.    Zu  II  6,  3. 

IX  2.  suscitat.  Doppelsinnig:  »aufweckt«  und  von  dem  Platz 
wegtreibt,  den  du  unberechtigter  Weise  eingenommen  hast.«  Zu  V  8, 
3  u.  4. 

Oceanus.    Zu  III  95,  10. 

X  2.    templa.    Vgl.  VI  4,  3   XIII  74. 

4.  pudet,  ah,  pauca  rof/asse  lovem.  Eine  abschlägige  Antwort  auf 
eine  so  kleine  Bitte  ist  beschämend,  auf  eine  grosse  würde  sie  es 
weniger  sein.    Vgl.  XI  68. 

,  6.  placido  —  ore  =  VI  13,  4.  Placidus  von  Domitian  auch  V  0, 
10  V  23,  3  VII  99,  1.  fMit  Vorliebe  braucht  das  Wort  von  Personen 
Statins  S.  I  2  ,  201  II  1,  167  III  3,  43;  167  I  3,  22  III  1,  179  V  1, 
252.    P.  KerckhoffDuae  quaest.  Papinianae  [Berol.  1884]  p.  54). 

7.  Dio  LXVII  7:  AofxtTtavö;  tÜ)  At-fjYtot  (zu  V  3)  oid8-f][j,a  i■Ki%r^■/.^ 
v.aDaTTSp  w;  äX7]&cü?  y.£xpaT'r]7.oj?  7.7.1  ßaoiXda  riva  toI;  Aay.oT;  ooijvrxt  ouva- 
^z'io%.    Imhof  Domitian  S.  59, 


Epigraminaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90;.      435 

Et  Capitoliuas  itqne  reditque  vias. 
Die,  precor,  o  nostri  die  couscia  virgo  Tonantis, 
10       Si  negat  hoc  viütii.  quo  solet  ergo  dare? 

Sic  ego:  sie  breviter  posita  milii  Gorgoue  Pallas: 

xQiiae  nondum  data  sunt,  stulte,  negata  piitas?« 

XI. 

Quod  nou  Sit  Pylades  hoc  tempore,  non  sit  Orestes. 

Miraris?  Pylades,  Marce,  bibebat  idem, 
Nee  melior  panis  tnrdiisve  dabatur  Orestae, 

Sed  par  atque  eadem  cena  duobus  erat. 
5  Tu  Lucrina  voras,  me  pascit  aquosa  peloris: 

Non  minus  ingenua  est  et  mihi,  Marce.  gula. 
Te  Cadmea  Tyros,  me  piuguis  Gallia  vestit: 

Vis  te  purpureum,  Marce,  sagatus  amem? 
Ut  praestem  Pyladen,  aliquis  mihi  praestet  Oresten. 
10      Hoc  non  fit  verbis,  Marce:  ut  ameris,  ama. 


X  8.  Zu  I  48,  2.  11.  Ovid.  F.  II  655  Sic  ego:  sie  posita  Tri- 
tonia  ciispide  dixit  F.  III  171  Sic  ego:  sie  posita  dixit  mihi  cas- 
side  Mavors. 

XI  10.  Auson.  Epigr.  94  i91  Toll  Hoc  tibi  tu  praesta,  Marce: 
ut  ameris,  ama. 


8.  itque  reditque  =  I  48,  2   (als  Triumphator). 

9.  Tonantis.  Diese  Bezeichnung  Domitians  kommt  hier  zuerst  und 
dann  öfter  vor.  VII  56,  4  VII  99,  1  IX  40,  1  IX  65,  1  IX  86,  7  X 
51,  13.    Doch  nostrum  —  Jovem  schon  XIV  1,  2. 

XL    Vgl.  II  43. 

1.  Pi/lachs  —  Orestes.  Vgl.  VII  24,  3  X  11,  7.  Pylades  allein 
VII  45,  8. 

5.  6.  Dieselbe  Gegenüberstellung  von  Austern  (Lucrina  zu  III 
60,  3)  und  peloris  auch  X  37,  9. 

6.  ingemca  —  (iiila.  Die  eines  Freien  (vgl.  ingenuae  pigritiae  XII 
4,  6  ,  d.  h.  anspruchsvoll  und  verwöhnt  (wie  ingenuae  vires  X  47,  6). 

7.  8.    Derselbe  Gegensatz  I  53,  4.    jnnguis.-  vgl.  IX  19,  1. 
7.     Ti/ros.    Zu  II  16,  3. 

10.  ut  ameris  ama.  Senec.  Epp.  9,  6  Hecaton  ait:  Ego  tibi  mon- 
strabo  amatorium  sine  medicamento,  sine  herba,  sine  ullius  veneficae 
carmine.    Si  vis  amari,  ama. 

28* 


436  ^I-  Valerii  Martialis 

XII. 
lurat  capillos  esse,  quos  emit,  suos 
Fabulla:  numquid  ergo,  Paule,  peierat? 

XIII. 

Quis  te  Phidiaco  formatam,  lulia,  caelo, 

Vel  quis  Palladiae  non  putet  artis  opus? 
Candida  nou  tacita  respondet  imagine  lygdos 

Et  plaeido  fulget  vivus  in  ore  liquor. 
5  Ludit  Acidalio,  sed  nou  manus  aspera,  nodo. 

Quem  rapuit  collo,  parve  Cupido,  tuo. 
Ut  Martis  revoeetur  amor  summique  Tonantis. 

A  te  luno  petat  ceston  et  ipsa  Yenus. 


XII  2.  numquid  ergo,  Paule,  peierat?  3Iunro  numquid  Paule 
peierat,  (perierat,  peiurat;^X^5C'-FG^  numquid  Paule  dejeratQ  num- 
qiTid  ista  P.  p.  O  n.  illa  P.  p.  Scr  HIPoIak  Progr.  Erasmiaansch  Gym- 
nas  Rotterdmn  1882/83  p.  4  n.  P.  p.  nego  Scr  (c(jl.  Birt  Einl.  S.  49) 
n.  P.  p.  tibi  Grasbercjcr. 

XIII  4.    liquor  Eia  Rand  v.  Q     decor  '^QF. 


XIII  2.    Prop.  IV  S,  42  Palladiae  ligneus   artis  equus    Priap. 
68,  34  artis  opus).    4.    Zu  VI  10,  6. 


XII.    Ueber  Perücken  Marquardt  Prl.  585  f. 

2.  numquid  ergo--  M.  liebt  die  Verbindung  quid  ergo  I  10,  4  I  42, 
2  II  28,  5  III  84,  2  IV  53,  8  IV  71,  5  IX  5,  4  IX  96,  2  XII  36,  6; 
mit  einem  dazwiscbengestellten  Wort  II  56,  4  X  74,  12;  ergo  quid  IX 
22,  16  XI  57,  6;  cur  ergo  VI  82,  9;  cui  dedit  ergo  V  32,  2;  ex  quavis 
causa  —  ergo  VIII  23,  4. 

XIII  1.  lulia.  Das  Gedicht  ist  wol  erst  nach  dem  Tode  der 
,89  verstorbenen)  Julia  verfasst,  die  M.  hier  als  Diva  anredet.  Als 
solche  erscheint  sie  aiif  einer  Münze  d.  J.  90.    Vgl.  die  Einl.  S.  57. 

Phidiaco  —  caelo.    Phidiaci  —  caeli  IV  39,  4. 

3.  Der  Sinn  scheint  zu  sein:  Der  glänzende  Marmor  (hier  und 
VI  42,  21  lygdos)  antwortet  (auf  die  vorhergehende  Fraget  durch 
das  redende  Bild. 

4.  plaeido  —  ore  =  VI  10,  6. 

fulget  —  liquor.  Das  Gesicht  ist  so  lebendig,  als  wenn  das  Blut 
wirklich  darin  circulirte. 

5.  6.  Julia  scheint  hiernach  in  einer  Gruppe  als  Venus  mit  Amor 
dargestellt  gewesen  zu  sein,  dem  sie  spielend  den  cestos  entriss,  wel- 
chen er  sich  um  den  Hals  gelegt  hatte,  (vgl.  XIV  206).    Auf  einem 


Epigrammaton  Liber  VT  (edirt  Sommer  oder  Herbst  00\     437 

XIV. 

Versus  scribere  posse  te  clisertos 
Affirmas,  Laberi:  qiüd  ergo  non  vis? 
Versus  scribere  qui  potest  disertos, 
Couscribat.  Laberi:  virum  putabo. 

XV. 

Dum  Pliaetliontea  formica  vagatur  in  umbra, 

luplicuit  teuuem  suciua  gutta  feram. 
Si  modo  quae  fuerat  vita  contempta  manente, 

FuBeribus  facta  est  nunc  pretiosa  suis. 

XVI. 
Tu  qui  pene  viros  terres  et  falce  cinaedos, 

lugera  sepositi  pauca  tuere  soli. 
Sic  tua  non  intrent  vetuli  pomaria  fures, 

Sed  puer  et  longis  piücbra  puella  comis. 

XVII. 

Cinnam,  Ciuname,  te  iubes  vocari. 
Non  est  bic,  rogo,  Ciuna.  barbarismus? 


XIV  4,    Conscribat  Sehn-    Non  scribat  codd.  SchnK 
XVI  2.    soli   TIi3f  Schi    loci  QEFio  Sa-    4.    et  TliXBC  Sehn 
et  fehlt  E    aut  QFio  Scr. 


XVI  2.    Ovid.  F.  III  192  Iiigeraque  inculti  pauca  teuere  soli. 
4.    Ovid.  Am.  I  1,  20  Aut  puer  axit  longis  compta  puella  comis. 

Basrelief  Lancellotti  hält  Amor  neben  Venns  den  cestos  in  Händen. 
Welcker  zu  KOMüller  Hdb.  d.  Archäol.  377,  5. 

Acidalia  Venus.  Bei  Verg.  A.  I  427  nach  Servius  von  der  Quelle 
Acidalia  bei  Orchomenos  in  Boeotien,  wo  Venus  mit  den  Grazien 
badete. 

XIV  1.  3.    Zu  II  41,  34. 

4.  virum  putaho.  Sprichwörtlich,  wie  bei  Cicero  ad  Quintum  fra- 
trem  II  9,  3.    Vgl.  II  69,  8  si  vir  es,  ecce  nega. 

XV.    Vgl.  zu  IV  32. 

XVII.  lieber  derartige  Namensänderungen,  namentlich  von  Frei- 
gelassenen, die  ihren  früheren  Sklavenstand  vergessen  zu  machen 
wünschten  SG  I  177. 


438  M.  Valerii  Martialis 

Tu  si  Furius  ante  clictus  esses, 
Für  ista  ratione  dicereris. 

XVIII. 

Saneta  Salonini  terris  reqniescit  Hiberis, 
Qua  melior  Stygias  uon  videt  umbra  domos. 

Sed  lugere  nefas:  nam  qui  te.  Prisce,  reliquit, 
Vivit  qua  voluit  vivere  parte  magis. 

XIX. 

Non  de  vi  neque  caede  nee  veneno, 
Sed  lis  est  mihi  de  tribus  capellis: 
Vieini  queror  has  abesse  furto. 
Hoc  iudex  sibi  postulat  probari: 
5  Tu  Cannas  Mitliridaticumque  bellum 
Et  periuria  Punici  furoris 


XIX  5.    Cannas]  Cinnas  Hns      Carrhas  LMueller  Rhein.  3Ius. 
XXXI  307. 


(XVIII  4.    Horat.  C.  II  17,  5;  vgl.  unten.) 


XVIII  1.  Salonini.  Ein  Verwandter  oder  Frennd  des  Terentius 
PriscTis,  dem  M.  das  12.  Buch  dedicirte. 

4.  Wol  mit  Anspielung  auf  den  Pythagoräischen  Spruch:  oi/.ojv 
ctt)[jiaTa  jjLsv  o'jo,  'Vj/rj  o£  |j.[o:.  Saloninus  wollte  lieber,  dass  die  Hälfte 
der  ihm  und  Priscus  gemeinsamen  Seele,  welche  in  dem  Leibe  des 
Letzteren  wohnte,  leben  sollte  als  die  in  dem  seinigen.  M.  daclite 
vielleicht  auch  an  Horat.  C.  11  17,  5  Ah  te  meae  si  partem  animae 
rapit  Maturior  vis,  quid  moror  altera? 

XIX.  Durchaus  verwandt,  wie  schon  Farnabius  bemerkt  hat  .Les- 
sing  VIII  516),  ist  das  84.  Epigramm  des  Lucillius  Anthol.  Gr.  ed. 
Jacobs  III  p.  46  (T  II  334): 

Xoipioiov  -i^at  ßoüv  drcoXcuÄsy.a  7.cti  (j.tav  rAfa, 

^Q-i  yäf^vi  etXrj(pac  [AioSoiptov,  Mevr/Xeic. 
O'jte  0£  [-tot  -/.owov  Tt  Tipöc  'O&puaoav  -iz-^i^rfiu, 

O'jT   d-aYw  •'tX^TTTac  xou?  a-6  BepfxozuXwv 
'AXXd  lipo?  E'jTuyiSrjV  'iyo\).Z')  xpi'otv  woxe  xf  ttoisi 

'Evöaoe  fAoi  Ssp^Y]?  y.al  Aa-/£oai|ji6vioi ; 
IIXtiv  */ä(jLOÜ  [j!.vTia&Y]Ti  ^6[jio'J  "/apw,  r^  [Aeya  •/pa;W 
AAAA  AEEEI  MENEKAHi,  AAAA  TO  XOIPIAION. 
6.    Vgl.  IV  14,  2  Qui  periuria  barbari  furoris.    Der  Vers  enthält 


Epigrammaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90).     439 

Et  Sullas  Mariosqne  Mudosque 
Magna  voce  soiias  mamique  tota. 
lam  die,  Postume,  de  tribus  capellis. 

XX. 
Mutua  te  centum  sestertia,  Phoebe,  rogavi, 

Cum  mihi  dixisses  »exigis  ergo  nihir?« 
Inquiris,  dubitas.  cunctaris  raeque  diebus 

Teque  decem  crncias:  iam  rogo,  Phoebe,  nega. 
XXI. 
Perpetuam  Stellae  dum  iungit  lanthida  vati 
Laeta  Vemis,  dixit  »Plus  dare  non  potui.« 
Haec  coram  domina;  sed  nequius  illud  in  aure: 
»Tu  ne  quid  peeces,  exitiose,  vide. 
5  Saepe  ego  lascivum  Martem  furibunda  cecidi, 
Legitimos  esset  cum  vagus  ante  toros. 
Sed  postquam  mens  est,  nulla  nie  paelice  laesit: 

Tam  frugi  Inno  vellet  habere  loveni.« 
Dixit,  et  arcano  percussit  pectora  loro. 
10      Plaga  iuvat:  sed  tu  iam,  dea,  caede  duos. 


XXI  3.  in  aure  TQ  Sclin^  in  aurem  EFoy  SchuA  vielleicht 
richtig  7.  paelice  XAF  pellice  Sehn  10.  caede  (cede)  duos  PFO 
Scr  pare  deo  EXABCG  parce  deo  Q  Schn^  Munro  parce  tuo 
Hns  Sehn'-. 


XXI  2.    Horat.  C.  HI  21,  21   laeta  Venus.     7.  Ovid.  A.  am.  III 
739  Ante  diem  morior,  sed  nulla  paelice  laesa. 


keine  Wiederholung  von  Cannas  v.  5,  wofür  weder  mit  Heinsius  Cin- 
nas  noch  mit  LMueller  Carrhas  zu  lesen  ist. 

XX.  Verwandt  VI  30  und  VII  43. 
1.    Phoebe.    Zu  II  44,  8. 

XXI.  Auf  die  auch  von  Stat.  S.  I  2  besungene  Hochzeit  des 
Stella  (I  7)  mit  der  von  M.  (VII  14  n.  15;  50  XII  3)  lanthis  genannten 
Violentilla. 

3.    domina.    Vgl.  VI  86,  1   VII  50,  1  und  zu  V  Ol,  3. 

in  aure.    Zu  III  44,  12. 

10.  caede  duos.  Die  von  Munro  verth eidigte  Lesart  der  Fam.  Ca 
parce  deo  (Spare  —  den  Schlag—  von  nun  an  für  den  Gott  vgl.  Verg. 
A.  X  532  G.  IV  239;  Lucret.  VI  399)  passt  nicht  zu  v.  7  u.  8. 


440  M.  Valerii  Martialis 

XXII. 

Quod  nubis,  Proculiiiii,  concubino 

Et,  moeehum  modo,  nunc  facis  maritum, 

Ne  lex  lulia  te  notare  possit: 

Non  nubis,  Proculina,  sed  fateris. 

XXIIL 

Stare  iubes  nostrum  semper  tibi,  Lesbia,  penem 
Crede  mihi,  non  est  mentula,  quod  digitus. 

Tu  licet  et  manibus  blandis  et  vocibus  instes, 
Te  contra  facies  imperiosa  tua  est. 

XXIV. 

Nil  lascivius  est  Charisiano: 
Saturnalibus  ambulat  togatus. 

XXV. 

Marcelline,  boni  suboles  sincera  parentis, 
Horrida  Parrhasio  quem  tenet  ursa  iugo, 


XXin  4.    Te  contra  Sehn    E  contra  T     Contra  te  QUFm  Scr. 
XXV  2.    tenet  Sehn-    teget  T    tegit  IJFca  Schn^    tvemit  frühert. 


(XXIII  4.     Juvenal.  6,  198  dicas  haec  mollius  Haemo  Quamquam 
et  Carpophoro,  facies  tna  computat  annos.) 


XXIII.    Stellt  im  Parisin.  SU69  s.  XL  fol.  127/128.    Baehrens  Plra 
IV  p.  18. 


XXII.  Vgl.  I  74  V  75  VI  2  VI  45.  Die  von  Doniitian  erneuerte 
lex  Julia  de  adulteriis  (zn  VI  2)  verbot  also  auch  Concubinate. 

XXIV.  2.  An  den  Saturnalien  trug  man  allgemein  statt  der  Toga 
die  Synthesis.    XIV  1,  1;  141.  Marquardt  StV  III  587. 

XXV  1.    MareelUne.    Zu  III  6,  2. 

2.  Horrida  Parrhasio  quem  tenet  ursa  iugo.  IV  11,3  Parrhasia  sub 
ursa.  Hier  ist  ffalls  niclit  Parrhasium  iugum  selbst  das  Nordische 
Gebirge  sein  soll,  auf  dem  Marcellinus  sich  befindet)  wol  (mit  Gilbert) 
zu  verstehn:  die  Bärin,  welche  dem  Arkadischen  Gebirge  fiu'chtbar 
war  (Callisto),  und  dies  bezeichnet  dann  den  Norden. 

tenet:  VII  7,  1—4  Hiberna  quamvis  Arctos  —  Teneat. 


Eß^rammaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90).     44 1 

nie  vetiis  pro  te  patriiisqiie  quid  optet  amicns, 
Aceipe  et  haec  inemori  pectore  vota  tene: 

Cauta  Sit  ut  virtus,  nee  te  teraerarins  arclor 
In  medios  enses  saevaque  tela  ferat. 

Bella  velint  Martemqiie  ferum  rationis  egentes, 
Tu  potes  et  patris  miles  et  esse  diicis. 

XXVI. 

Periclitatur  capite  Sotades  noster. 
Reiim  piitatis  esse  Sotaden?  non  est. 
Arrigere  desit  posse  Sotades:  lingit. 

XXVII. 

Bis  viciue  Nepos  —  nam  tu  quoque  proxima  Florae 
Incolis  et  veteres  tu  quoque  Ficelias  — 


XXV  8.  Wie  im  Text  TEXABCF(;  et  esse  decus  O  et  pa- 
triae m.  et  esse  ducis  P  et  patrie  ra.  et  e.  decus  Q  m.  et  esse  tuus 
Beverland  et  partes  miles  obisse  ducis  Eldik  Tu  patris  esse  potes 
miles  et  esse  ducis?    vql.  unten. 


XXV  4.  Ovid.  Her.  13,  06  ISignatum  memori  pectore  nomen 
habe.  Ovid.  Ex  P.  II  10,  52  Istic  me  memori  pectore  semper  habe. 
Ovid.  F.  III  178  et  memori  pectore  vota  nota. 


3.    vetus  —  amicus  =  VIII  14,  7;  43,  3. 

8.  Vielleicht  schrieb  M.:  Tu  patris  esse  potes  miles  et  esse  ducis. 
Patris  IV  16,  2  IV  45,  5  VI  54,  4  XIV  174,  2  und  öfter.  Patres  XIV 
43,  2  patres  VI  27,  10  XI  5,  5.  Der  Sinn:  Du  kannst  zugleich  ein 
Soldat  nach  dem  Wunsche  deines  Vaters  (d.  h.  so  viel  als  möglich 
aiif  Erhaltung  deines  Lebens  bedacht  und  des  Feldherrn  sein  Id.  h. 
den  Ansprüchen  desselben  genügen). 

XXVI.  1.  Sotades.  Der  Name  ist  deshalb  gewählt,  weil  in  den 
Gedichten  des  Sotades  als  des  Hauptdichters  des  Xöyos  v.waiooXÖYo? 
(zu  II  86,  2)  ohne  Zweifel  unnatürliche  Laster  oft  vorkamen. 

3.    desit.    Zu  III  75,  1.    Vgl.  XI  25;   85;  61. 

XXVII.  1.  Xepos.  Ein  Freund  des  Dichters  X  48;  über  seinen 
Wein  XIII  124. 

proxima  Florae.    Zu  V  22.  4. 

2.    veteres  Ficelias.    Das  Gebiet  der  früh  verscliwundenen   altlati- 


442  ^^-  Vülerii  Marti;ilis 

Est  tibi,  qucae  patria  Signatur  imagine  vultus, 
Testis  maternae  nata  pudieitiae. 
5  Tu  tarnen  annoso  nimium  ne  parce  Falerno, 
Et  potius  plenos  aere  relinque  cados. 
Sit  pia  Sit  locuples,  sed  potet  filia  mustum: 

Amphora  cum  domina  nunc  nova  fiet  anus. 
Caecuba  non  solos  vindemia  nutriat  orbos: 
10       Possunt  et  patres  vivere,  crede  mihi. 

XXVIII. 

Libertus  Melioris  ille  notus, 
Tota  qui  cecidit  dolente  Roma, 
Cari  deliciae  breves  patroni, 


XXVII  7.  Sit  pia]  Est  pia,  IDuff  Ifimro.  8.  fiet  PEXACFG 
Schn^  Gilbert'^  p.  520  fiat  QBO  Sa-  Sehn-  Paukstadt  p.  16  stellt  um: 
4.  7.  8.  5.  6.  9.  10. 


XXVII  4.  Catiill.  61,  221  Sit  sno  similis  patri  Manlio  et  facile 
insciis  noscitetur  ab  omnibus  Et  pudicitiam  suae  Matris  indicet  ore. 

XXVIII.  Aiison.  XVII  (Epitaphia)  35.  De  Glaucia  inmatiira 
inorte  praevento. 


niscben  Stadt,  die  sonst  Ficulea  oder  Ficulnea  lieisst  (an  der  via  Sa- 
laria  vor  Nomentum,  vgl.  Nibby  Analisi  della  carta  de'  contorni  di 
Koma  p.  44),  auf  welchem  das  Gut  des  Nepos  und  M.'s  Xomenta- 
nura  lag. 

3  SS.  M.  fordert  Nepos  auf,  sich  alten  Falerner  zu  gönnen  und 
ihn  nicht  für  seine  Tochter  aufzuheben,  wenn  er  auch  im  Uebrigen 
spare,  um  ihr  ein  Vermögen  zu  hinterlassen.    Vgl.  XIII  120. 

7.  »Mag  die  gute  Tochter  (pia  ist  nicht  mit  locuples  coordinirtes 
Prädikat,  sondern  Attribut),  mag  sie  reich  werden;  aber  sie  mag 
jungen  Wein  trinken;  übrigens  wird  ja  auch  die  jetzt  junge  Amphora 
mit  ihrer  Herrin  altern«.    Gilberts  p.  520. 

9.  Alter  Wein  auch  sonst  als  Geschenk  der  Erbschleicher  an 
kinderlose  Greise  erwähnt.  SG  I  369,  1.  Doch  kann  M.  auch  gemeint 
haben,  dass  diese  ihn  sich  gönnen,  weil  sie  nicht  für  ihre  Kinder  zu 
sparen  brauchen. 

10.  patres.    Zu  VI  25,  8.  vivere.    Zu  I  15,  4. 
XXVIII.    Auf  den  auch  von  Stat.  S.  II  1   besungenen  Tod  des 

dreizehnjährigen  Glaucias,  Freigelassenen  des  Atedius  Melior  (zu  II 
69,  7).    Vgl.  VI  29.  1.    notus.    Zu  V  37,  22. 


Epigramm aton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90).      443 

Hoc  siib  marmore  Glaiicias  hiimatiis 
5  luncto  Flaminiae  iacet  sepiilcro: 
Castus  moribus,  integer  piiclore, 
Velox  ingenio,  clecore  felix. 
Bis  senis  modo  messibiis  peractis 
Vix  imiim  puer  applicabat  anmim. 
10  Qui  fies  talia,  nil  fleas,  viator. 
XXIX. 
Non  de  plebe  domus  uec  avarae  verna  catastae, 

Sed  domini  sancto  dignus  amore  puer, 
Munera  cum  posset  nondum  sentire  patroni, 
Glaucia  libertus  iam  Melioris  erat. 
5  Moribus  hoc  formaeque  datum:  quis  blandior  illo? 
Aut  quis  Apolliueo  pulchrior  ore  fuit? 
Inmodicis  brevis  est  aetas  et  rara  senectus. 
Quidquid  amas,  cupias  non  placuisse  nimis. 
XXX. 
Sex  sestertia  si  statim  dedisses, 
Cum  dixti  mihi  »Sume,  tolle,  dono«. 


XXVIII  6.  integer  EFw  Rand  v.  Q  Schi     innocens  %^Q  Sei: 


5.  luncto  Flaminiae.  Aehnlich  von  immittelbarer  Nähe  XII  4«, 
S  innctaque  testa  viae.    Zu  I  90,  1. 

10.  nil  fleas  viator.  Möge  es  dir  für  deine  Theilnahme  stets  wol 
ergehen.  Dergleichen  Zurnfe  an  den  theilnehmenden  Wanderer  in 
Grabschriften  bei  Wilmanns  Exempl.  inscr.  118. 

XXIX  1.  nee  avarae  verna  catastae.  Als  verna  bezeichnet  den 
Glaiicias  auch  Stat.  S.  II  1,  7  Non  te  barbaricae  versabat  turba  ca- 
tastae. Der  Sinn  von  M.'s  Worten  kann  kaum  sein:  kein  verna,  dessen 
man  sich  durch  Verkauf  entledigt,  der  also  auf  die  catasta  kommt. 
Sondern  M.  hat  gemeint:  ein  verna,  nicht  ein  auf  der  catasta  ge- 
kaufter Sklave,  und  sich  mit  einer  auch  für  ihn  ungewöhnlichen  iEinl. 
S.  20,  1 )  Nachlässigkeit  ausgedrückt. 

3.    3Iunera.    Wie  munere  I  101,  8. 

7.  8.  Ueber  die  Vorstellung,  dass  besonders  früh  und  schön  ent- 
wickelte Kinder  (immodici,  die  das  gewöhnliche  Mass  überschreiten) 
iung  sterben,  vgl.  Lehrs  Populäre  Aufsätze-  S.  -IG. 

XXX.    Vgl.  VI  20. 

2.    dixti.    Zu  ni  22,  4. 


444  ^^-  Valerii  Martialis 

Deberem  tibi,  Paete,  pro  diicentis. 
At  nunc  cum  dederis  diu  moratus, 
5  Post  Septem,  puto,  vel  novem  Kalendas, 
Vis  dicam  tibi  veriora  veris? 
Sex  sestertia,  Paete.  perdidisti. 

XXXI. 

Uxorem,  Charideme,  tuam  scis  ipse  sinisque 
A  medico  futui:  vis  sine  febre  mori. 
XXXII. 
Cum  dubitaret  adhuc  belli  civilis  Enyo 

Forsitan  et  posset  vincere  mollis  Otbo, 
Damnavit  multo  staturum  sanguine  Hartem 
Et  fodit  certa  pectora  tota  manu. 
5  Sit  Cato,  dum  vivit,  sane  vel  Caesare  maior: 
Dum  moritur,  numquid  maior  Otbone  fuit? 
XXXIII. 
Nil  miserabilius,  Matho,  paedicone  Sabello 

Vidisti,  quo  nil  laetius  ante  fuit. 
Furta,  fug-ae,  mortes  servorum,  incendia,  luctus 
Affligunt  hominem,  iam  miser  et  futuit. 
XXXIV. 
Basia  da  nobis,  Diadumene,  pressa.    »Quot?«  inquis. 
Oceani  fluctus  me  numerare  iubes 


XXXII  3.  miilto  staturum]  multum  staturum  T  multo  statu- 
rum ^Q  (in  Q  das  erste  t  radiert)  miiltos  (s;aturum  XAB  multo  satu- 
rum  JEF  m.  saturiim  jam  GO  m.  saturatum  C  4.  tota  TQ  Sch)i  iuda 
X2}r£    nuda  FFio  Scr. 


XXXIV.    Catull. 


XXXI  2.   sine  febre:  nämlich  durch  Gift.    Ueber  die  den  Aerzten 
gemachten  Vorwürfe  des  Ehebruchs  und  der  Giftmischerei  SGI319,4u.5. 

XXXII  1.    civilis  Enyo.    Wie   navalis  Enyo  Sp  24,  3  und  civilis 
Erinys  Lucan.  IV  188  Stat.  S.  V  3,  195.    Zu  Sp  12,  1. 

XXXIV.    Mit  Erinnerung  an  Catull  5  und  7.    Vgl.  Paukstadt  p.  7 
und  M.  XI  6,  14  Da  nunc  basia  sed  Catulliana.    Vgl.  auch  XII  59. 
1.    Diadumene.    Zu  III  65,  9. 


Epigrammaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  9u;.      445 

Et  maris  Aegaei  sparsas  per  litora  couclias 
Et  quae  Cecropio  monte  vagantui*  apes, 
5  Quaeque  sonant  pleno  vocesque  mamisque  tlieatro, 
Cum  popiüus  subiti  Caesaris  ora  videt. 

Nolo  quot  arguto  dedit  exorata  Catiülo 
Lesbia:  pauea  cupit,  qui  mmierare  potest. 

XXXV. 

Septem  clepsydras  magna  tibi  voce  peteuti 

Arbiter  invitus,  Caeciliane,  dedit. 
At  tu  multa  diu  dicis  vitreisque  tepentem 
Ami)ullis  potas  semisupinus  aquam. 
5  Ut  tandem  saties  vocemque  sitimque,  rogamus, 
lam  de  clepsydra,  Caeciliane,  bibas. 

XXXVI. 

Meutula  tam  magna  est,  quantus  tibi.  Papile,  nasus, 
Ut  possis,  quotiens  arrigis,  olfacere. 

XXXVII. 

Öecti  podicis  usque  ad  umbilieum 
Nullas  relliquias  habet  Charinus, 
Et  prurit  tamen  usque  ad  umbilieum. 


XXXV  3.     dicis  R  (nach  Deiter]   EFm  Schn^  Paley  Munro   Gil- 
herf^  2).  5-2ü     ducis   TQ  [derselbe  Fehler  VI  44,  3  X  25,  6;   Schn^. 


3.  4.    Ovid.  A.  a.  II  517  quot  apes  pasciintur  in  Hybla,  Littore 
quot  conchae. 


7.    arrfuto  —  Catullo.    VIII  73,  7  arguti  Tibulli. 

XXXV  1.  clepsydras.  Kacb  Wasseruhren  wurde  den  Anwälten 
die  Zeit  für  ihre  Reden  vor  Gericht  bestimmt.  Plin.  Epp.  II  14  dixi 
horis  paene  qxtinque;  nam  duabus  clepsydris  quas  acceperam,  sunt 
additae  quattuor.  Id.  VI  2,  6  quia  paucioribus  clepsydris  praecipi- 
tamus  caussas.  Bethmann- Hollweg  D.  röm.  Civilprocess  II  592  f. 
Vgl.  auch  lex  col.  Genetivae  c.  102  Ephem.  epigr.  II  p.  111  u.  144  s. 

XXXVII  1.    usque  ad  umbilieum.    Zu  IV  89,  2. 

2.    Cliarinus.    Zu  I  77. 


446  M.  Vsilerii  Martialis 

0  quanta  scabie  miser  laborat! 
5  Ciüiim  non  habet,  est  tarnen  ciuaedus. 
XXXVIII. 
Aspicis,  iit  parvus  uec  adhuc  trieteride  pleua 

Regiüus  aiiditum  laudet  et  ipse  patrem? 
Maternosque  sinus  vi  so  genitore  relinquat 
Et  patrias  laudes  sentiat  esse  suas? 
5  lain  clamor  centumque  viri  densumque  Corona 
Vnlgiis  et  iufanti  lulia  tecta  placeut. 
Acris  eqiü  suboles  magno  sie  pulvere  gaiidet, 

Sic  vitulus  molli  proelia  fronte  ciipit. 
Di,  servate,  precor,  matri  siia  vota  patrique, 
10       Audiat  ut  natiim  Regiüus,  illa  duos. 
XXXIX. 
Pater  ex  Manüla,  Cinna,  faetus  es  Septem 
Non  liberorum:  namqiie  nee  tims  qnisquam 
Nee  est  amici  filiusve  vicini, 
Sed  in  grabatis  tegetibusqiie  eoncepti 


(XXXVIII  8.    Aixson.  Epigr.  56  [5S  Toll.]     4    sie  vituUis  sitiens 
iibera  nostra  petit.) 


4.    scahie.    Soviel  als  prurigine  hier  und  XI  7,  6. 

XXXVIII  1.  Der  hiernach  im  Jahre  87  (spätestens  88)  geborene 
Sohn  des  Regulns  (zu  I  12)  starb  noch  als  puer  (Plin.  Epp.  IV  2),  also 
schwerlich  später  als  102/103,  was  mit  der  Ansetzxing  der  Briefe  des 
vierten  Buchs  des  Plinius  in  der  Zeit  von  102  bis  105  (Mommsen,  oder 
103  bis  106  (Asbach  Rhein.  Mus.  XXXVI  [ISSl]  S.  49)  sich  sehr  wol 
vereinigen  lässt. 

4.  Vgl.  V  6,  6. 

5.  centumque  viri.  Bei  dem  in  der  Kaiserzeit  in  Civilsachen  ur- 
theilenden  Centumviralgericht  machte  sich  die  Anwaltsberedsamkeit 
am  meisten  geltend.  Vgl.  VII  63,  7ss.  Bethmann-Hollweg  röm.  Ci- 
vilprocess  II  53  flf.  Madvig  Verfassg.  u.  Verwaltg.  d.  röm.  St.  II  220  fif. 
Die  am  forum  befindliche  Basilica  Julia  als  Sitz  dieses  Gerichts  Plin. 
epp.  V  9,  1.  2    II  14  VI  33.    Becker  Top.  S.  243. 

XXXIX.  Ueber  die  Liebschaften  der  Frauen  mit  ihren  Sklaven 
SCt  I  429  f. 

4.  tegetihus.  IX  92,  3  Dat  tibi  i'servo)  securos  vilis  tegeticula 
somnos.    XI  32,  2  de  bibula  sarta  palude 


Epigrammatoll  Liber  VI  fedirt  Sommer  oder  Herbst  90;.      447 

5  Materna  produut  capitÜDus  suis  fiirta. 

Hie,  qui  retorto  crine  Maurus  inceclit, 

Subolem  fatetur  esse  se  coei  Sautrae. 

At  ille  siraa  uare.  turgidis  labris 

Ipsa  est  imago  Fanny ehi  palaestritae. 
10  Pistoris  esse  tertium  quis  ignorat, 

Quicimqne  lippum  novit  et  videt  Damam? 

Quartus  cinaeda  fronte,  candido  viiltii 

Ex  eonciibino  natus  est  tibi  Lygdo: 

Pereide,  si  vis,  filium:  nefas  uon  est. 
15  Hunc  vero  acuto  capite  et  auribiis  longis. 

Quae  sie  moventur.  nt  solent  asellorum, 

Quis  morionis  filium  negat  Cyrtae? 

Duae  sorores,  illa  nigra  et  haec  rufa. 

Croti  choraulae  vilicique  sunt  Carpi. 
20  lamque  hybridarum  grex  tibi  foret  plenus, 

Si  spado  Coresus  Dindymusque  nou  esset. 
XL. 

Femina  praeferri  potuit  tibi  nulla,  Lycori: 
Praeferri  Glyeerae  femina  nulla  potest. 

Haec  erit  lioc  quod  tu:  tu  non  potes  esse  quod  haec  est. 

Tempora  quid  faciunt!  haue  volo,  te  volui. 
XXXIX  IT.  negat  PQEABFOSclur^    neget  (u.SVä«i. 


XL  2.   Priap.  18,  2  Laxa  quod   esse   mihi  femina  uxiUa  potest. 
(Prep.  IV  7,  10  femina  nullaj. 

5.   furta.    Zu  I  34,  2.  9.    palaestritae.    Zu  III  58,  2.5. 

13.  Lygdo.  Name  eines  puer  exoletus  oder  Eunuchen  von  der 
marmorähnliclien  Weisse  der  Haut  oder  der  Bildschönheit.  VI  45,  3 
XI  73,  1    XII  71. 

17.    morionis.    Zu  III  82,  24. 

19.  Croti.  Der  Name  vielleicht,  wie  der  entsprechende  lateinische 
Favor,  ein  Künstlern  tmd  Musikern  öfter  gegebener.    SG  II  571. 

21.  Dindymus.  Name  eines  Eunuchen  auch  XI  81,  eines  exo- 
letus V  83  X  42  XI  6  XII  75  nach  dem  so  genannten  Heiligthum 
der  Cybele  in  Cyzicus  . 

XL  3.  Haec  erit  hoc  quod  tu.  Vgl.  V  45,  2  Istud  quae  non  est, 
dicere  Bassa  solet. 


448  M-  Valerii  Martialis 

XLI. 

Qui  recitat  lana  fauces  et  colla  revinctus, 
Hie  se  posse  loqui,  posse  tacere  negat. 

XLII. 

Etnisci  nisi  tliermiüis  lavaris, 
Illotus  morieris,  Oppiane. 
Nullae  sie  tibi  blandientur  undae, 
Nee  fontes  Aponi  rüdes  puellis, 
5  Non  mollis  Sinuessa  fervidique 
Flnctns  Passeris  aiit  siiperbus  Anxur. 
Non  Phoebi  vada  prineipesque  Baiae. 
Niisquam  tarn  nitidum  vaeat .  serenum : 
Lux  ipsa  est  ibi  longior,  diesqiie 
10  Nullo  tardius  a  loco  reeedit. 
Illic  Tayg-eti  vireut  metalla 
Et  eertant  vario  decore  saxa, 


XLII  8.   vacat  QEFm    micat  P. 


XLI.    Zu  III  18. 

XLII.  Früher  abgefasst  als  Stat.  S.  I  5  auf  denselben  Gegen- 
stand.   Zu  V.  14  f. 

1.  Etrusci.  lieber  Claudius  Etruscus,  den  Sohn  des  von  M.  und 
Statins  mehrfach  besungenen  kaiserlichen  Freigelassenen  a  rationibus 
vgl.  VI  83   VII  40  und  SG  I  82,  8;  85,  6;  87,  1;  90,  3;  93  f.;  153. 

2.  Oppiane.  Wol  nur  hier  der  Name  eines  Freundes  M.'s,  an  den 
übrigen  Stellen  VI  62    Yll  4  VIII  25  willkürlich  gewählt. 

4.  Diese  berühmten  heissen  Schwefelquellen  bei  Patavium  schil- 
dert attsführlich  Cassiodor  Variar.  II  39.  Vgl.  Aquae  StEE  I^ 
S.  1369. 

5.  Ueber  die  aquae  Sinuessanae  Strabo  V  234.  Plin.  XXXI  8. 
Tacit.  H.  I  72.    Sil.  Ital.  VIII  528. 

6.  Fluctus  Passeris.  Aquae  Passerianae  in  Etrurien  an  der  Strasse 
von  Volsinii  nach  Eom.    St.RE  a.  a.  0.  Anxur.    Zu  V  1,  6. 

7.  Phoehi  vada.  Aquae  Apollinares  in  Etrurien,  jetzt  Bagni  di 
Vicarello.    A.  a.  0.  S.  1366. 

8.  In  keinem  Bade  giebt  es  einen  so  hell  erleuchteten  freien 
Raum.  Vgl.  Stat.  S.  I  5,  45.  Ueber  die  hohen  Ansprüche  an  die  Hel- 
ligkeit der  Bäder  zu  I  59,  3. 

11—15.    Ueber  den  Luxus  des  bunten  Gesteins  SG  III  85  f. 

11.    Taijgeti  — metalla.   Der  grüne  lakonische  Marmor.  Vgl.  IX  75, 9. 


Epigrammaton  Liber  VI    edirt  Sommer  oder  Herbst  90).     449 

Quae  Phryx  et  Libys  altius  cecidit. 

Siccos  pinguis  onyx  anhelat  aestus 
15  Et  flamma  tenui  calent  opliitae: 

Eitus  si  plaeeant  tibi  Laconum, 

Contentus  potes  arido  vapore 

Cruda  Virgine  Marciave  mergi; 

Quae  tarn  Candida,  tarn  serena  lucet, 
20  Ut  millas  ibi  suspiceris  undas 

Et  credas  vacuam  nitere  lygdoii. 

Non  attendis,  et  aure  me  supiua 

lam  dudum  quasi  neglegenter  audis. 

Illotus  morieris,  Oppiane. 

XLIII. 

Dum  tibi  felices  se  indulgent.  Castrice.  Baiae 
Canaque  sulphureis  nympha  natatur  aquis. 

XLII  IS.    Marciave  PQSchn^    Marciaque  JEFoiSchtiK 
XLIII  1.   felices  se  indulgent  il/imro     felices  \nAn\gent  codd.  Schi 
2.  nympha   QEFm  Sehn      lympha   Koestlin      limpha  N    unda   T. 

13.'  Der  Phrygische  Synnadische  violett  gefleckte  pavonazzetto) 
und  der  gelbröthliche  numidische  Marmor    giallo  antico). 

14.  15.  Stat.  S.  I  5,  .{ö  sagt  ausdrücklieh  das  Gegentheil :  Mae- 
ret  onyx  longe  queriturque  exchisus  ophites.  Offenbar  eine  Berichti- 
gung der  Angabe  M.'s,  dessen  Gedicht  Statins  also  bereits  kannte. 
SG  III  85,  7.  Mit  Unrecht  glaubt  Kerckhoff  Duae  Quaest.  Papinianae 
Berol.  18S4  p.  IT,  dass  eine  solche  erst  nach  der  Herausgabe  des 
ganzen  sechsten  Buches  des  M.  hätte  erfolgen  können.  Ueber  onyx 
(Alabaster)  Marquardt  Prl.  C04  SG  HI  Bö,  2  u.  7. 

IG— 18.  Nach  dem  lakonischen,  d.  h.  trockenen  Schwitzbade  in 
stark  erhitzten  Räuoien  (14.  15,  übergoss  man  sich  mit  kaltem  Wasser, 
welches  zu  diesem  Behufe  aus  der  aqua  Virgo  (zu  V  2ü,  9j  und  Marcia 
(14Ü  V.  Chr.  von  Q.  Marcius  Rex  erbaut  Becker  Top.  703)  herbei- 
geleitet war.    Marquardt  Prl.  273,  1 — 3. 

21.    lycjdon.    Zu  VI  13,  3.  24.    Zu  II  6,  17. 

XLIII.  1.  se  üidulgetit.  Stat.  S.  IV  6,  36  deus  ille,  deus,  seseque 
videndum  Indulsit,  Lysippe,  tibi.  Juv.  2,  165  ardenti  sese  indulsisse 
tyranno.  Vgl.  Stat.  Theb.  VI  232  S.  II  2,  36.  Juv.  2,  167.  M.  I  101, 
2.  Munro.  Castrice.  Ein  Freund  M.  s,  der  selbst  Dichter  war.  VI  68- 
VII  4  ;    37  ;  42. 

2.  nympha.  Die  Metonymie  nympha  natatur  ist  kaum  kühner  als 
nympha  —  quae  —  laberis  VI  47,  1.  2.    Zu  Sp  12,  1. 

Martial  I.  29 


450  M.  Valerii  Martialis 

Me  Nomentani  coufirmant  otia  ruris 
Et  casa  iug-eribus  nou  onerosa  suis. 
5  Hoc  mihi  Baiani  soles  mollisque  Lucrinus, 
Hoc  mihi  sunt  vestrae,  Castrice,  divitiae. 
Quondam  laudatas  quocimque  libebat  ad  imdas 

Currere  nee  lougas  pertimiiisse  vias. 
Nunc  lu'bis  vicina  iiivant  facilesque  recessus, 
10      Et  satis  est.  pigro  si  licet  esse  mihi. 
XLIV. 
Festive  credis  te,  Calliodore,  iocari 
Et  soliim  multo  permadiiisse  sale. 
Omnibus  adrides,  dicteria  dicis  in  omues: 
Sic  te  convivam  posse  placere  putas. 
5  At  si  eg-o  uon  belle,  sed  vere  dixero  quiddam, 
Nemo  propinabit,  Calliodore,  tibi. 
XLV. 
Lusistis,  satis  est:  lascivi  nubite  cuuni: 

Permissa  est  nobis  non  nisi  casta  Venus. 
Haec  est  casta  Venus?  nubit  Laetoria  Lygdo: 
Turpior  uxor  erit,  quam  modo  moecha  fuit. 
XLVI. 
Vapulat  adsidue  veneti  quadriga  flagello, 
Nee  currit:  mag-nam  rem,  Catiane,  facit. 


XLVI   1.    adsicliie(aey   TXA     assidue  Sehn     2.    facit  EFoi  Scr 
t 
Gilbert  p.  25    facis  Q    facis   T  Sch?i. 

3.  Nmnentani  —  ruris.    Zu  I  lü.5,  1  und  II  38,  1. 

4.  Vgl.  Horat.  C.  I  12,  ii  avitus  apto  Cum  laxe  fundus.  Cato 
R.  r.  c.  3  ne  villa  funduiu  quaerat  neve  fundus  villam.  Beide  Stellen 
vergleicht  auch  Munro  Journal  of  philology  XI  p.  286. 

8.    longas  —  vias.    Zu  I  2,  2. 

XLIV  5.  si  ego.  Die  Elision  von  si  auch  VII  18,  14.  LMueller 
r.  m.  283.  quiddam  sc.    te  esse  oris  impuri. 

6.    propinabit.    Zu  I  68,  3. 
XLV.    Vgl.  VI  22. 

1.    XIV  79,  1  Ludite  lascivi,  sed  tantum  ludite  servi. 
3.    Lygdo.    Zu  VI  39,  13.     Hier  wol  ein  Eunuch;  vgl.  VI  67. 
XLVI.    Vgl.  XIV  55.     Eine  Verspottung  der  von  Domitian  mit 


Epigrammatoll  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90,.     451 

XLVII. 

Nympha,  mei  Stellae  quae  fönte  domestica  puro 

Laberis  et  clomini  g-emmea  tecta  subis, 
Sive  Numae  coniimx  Triviae  te  misit  ab  antris, 

Sive  Camenarum  de  grege  nona  venis: 
ö  Exolvit  votis  hac  se  tibi  virgine  porca 

Marcus,  furtivam  quod  bibit  aeger  aquam. 
Tu  contenta  meo  iam  crimine  gaudia  fontis 

Da  secura  tui:  sit  mihi  sana  sitis. 
XLYin. 
Quod  tarn  grande  soplios  clamat  tibi  turba  togata, 

Non  tu.  Pomponi.  cena  diserta  tua  est. 

XLIX. 

Non  sum  de  fragili  dolatus  ulmo. 
Nee  quae  stat  rigida  supina  vena; 
De  ligno  mihi  quolibet  columna  est. 


Ungunst  behandelten  blauen  Partei  im  Circus  SG  11  299,  5.  Catianus 
nur  liier.    Ueber  die  Stellung  des  Vokativs  zu  I  16,  2. 

XLVII.  M.  hatte  während  einer  Krankheit  (vgl.  VI  58)  trotz  des 
ärztlichen  Verbots  kalter  Getränke  yi  86,  aus  der  auch  VII  15  und 
50  besungenen,  XII  3,  12  als  Janthea  aqua  bezeichneten  Quelle  im 
Hause  des  Stella  (wo  er  vermuthlich  damals  wohnte]  getrunken.  Das 
Opfer  scheint  er  der  Quelle  darzubringen,  damit  ihm  der  Trunk  nicht 
schade. 

1.  2.    Vgl.  VI  43,  2  und  zu  Sp  12,  1. 

3.  Auch  im  Hain  der  Diana  (Tri via;  von  Aricia  wurde  eine  Egeria 
verehrt.    Preller  EM  II  129,  3. 

4.  Die  Camenen,  Quellnymphen,  fasst  M.  hier,  wie  die  römischen 
Dichter  gewöhnlieh,  als  die  griechischen  Musen  auf.  Preller  RM 
II  129  f. 

7iona  auch  hier  wol  wie  VHI  3,  9  Thalia,   als  Muse  des  Dichters. 

5.  virgine  porca  =  XIII  56,  1. 

7.  coiitenta  meo  iam  crimine.  Zufrieden  mich  einmal  zur  Ueber- 
tretung  der  ärztlichen  Vorschrift  verführt  zu  haben. 

S.  sit  mihi  sana  sitis.  Möge  mein  Durst  meiner  Gesundheit  nicht 
unzuträglich  sein. 

XLVIII  1.  yrande  sophos.  Zu  I  3,  7  und  über  den  durch  Ein- 
ladungen erkauften  Beifall  SG  I  340,  7  u.  8.    Vgl.  III  376. 

XLIX.    Vgl.  VI  73. 

29* 


452  M.  Valerii  Martialis 

Sed  Viva  generata  de  cupressu. 
5  Quae  nee  saecula  centies  peracta 
Nee  longae  cariem  timet  senectae. 
Hanc  tu,  quisquis  es,  o  malus,  timeto. 
Nam  si  vel  minimos  manu  rapaci 
Hoc  de  palmite  laeseris  racemos, 
lü  Nascetur,  licet  hoc  velis  negare. 
Inserta  tibi  ficus  a  cupressu. 

L. 

Cum  coleret  puros  pauper  Telesinus  amicos, 
Errabat  gelida  sordidus  in  togula: 

Obsceijos  ex  quo  coepit  curare  cinaedos, 
Argentum,  mensas,  praedia  solus  emit. 
5  Vis  fieri  dives,  Bitbynice?  conscius  esto: 
Nil  tibi  vel  minimum  basia  pura  dabunt. 

LI. 
Quod  convivaris  sine  me  tarn  saepe,  Luperce, 

Inveni,  noceam  qua  ratione  tibi. 
Iraseor:  licet  usque  voces  mittasque  rogesque  - 

»Quid  facies?«  inquis.    Quid  faciam?  veniam. 


L  5.    Bithynice?  Frdl  Gilbert    Bithynice,  Sdin. 
LI  3.  Interp.  nach  3Iunro.  Sehn:  Iraseor.  rogesque. 


XLIX  8.    Priap.  52  Heus  tu,  non  bene  qui  manum,  rapacem 
contines  ab  horto. 


6.  Plin.  N.  h.  XVI  212  Cariem  vetustatemque  non  sentiunt  cu- 
pressus  cedrus  hebenus  etc.  —  rimam  fissuramque  non  capit  sponte 
cedrus,  cupressus  etc.  raaxume  aetemam  putant  hebenum  et  cupres- 
sum  etc.  M.  VI  73,  7  Sed  mihi  perpetua  nunquam  moritura  cupressu 
Phidiaca  rigeat  mentula  digna  manu,      viva  (v.  4)  soviel  als  vivaci. 

11.   ßcus.    Zu  I  65. 

L.  2.    gelida  —  in  togula.    Zu  III  38,  9. 

5.  conscius  esto.  Juv.  3,  49  Quis  nunc  diligitur  nisi  conscius  et 
cui  fervens  Aestuat  occultis  animus  semperque  tacendis. 


Epigrammaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90^     453 

LH. 

Hoc  iacet  in  tumulo  raptus  puerilibus  annis 

Pantagathus,  domini  cura  dolorque  sui, 
Vix  tangente  vagos  ferro  resecare  capillos 

Doctus  et  hirsutas  excohiisse  genas. 
Sis  licet,  ut  debes,  tellus,  placata  levisque. 

Artificis  levior  non  potes  esse  manu. 


LIIL 

Lotus  nobiscum  est,  hilaris  cenavit,  et  idem 
Inventus  mane  est  mortuus  Andragoras. 

Tarn  subitae  mortis  causam.  Faustine,  requiris? 
In  somuis  medicum  viderat  Hermoeraten. 

LIV. 
Tantos  et  tantas  si  dicere  Sextilianum, 

Aule,  vetes,  iunget  vix  tria  verba  miser. 
»Quid  sibi  vult?«  inquis.    Dicam,  quid  suspicer  esse: 

Tantos  et  tantas  Sextilianus  amat. 


LH  1.  Ovid.  Her.  5,  ]57  M.  U  85  F.  IV  417  puerilibus  annis. 
3.  Ovid.  M.  XI  182  longos  ferro  resecare  capillos.  0.  TibuU.  I  8,  12 
Artificis  docta  subsecuisse  manu. 

(LH  1.  Basilii  Tetrastich,  de  Vergilio  Baebrens  Plm  IV  p.  128] 
1  Hoc  jacet  in  tumnlo  vates  Imitator  Homeri  . 


LIII.    Steht  in  der  Handschrift  der  Leipziger  Stadtbfbliothek  (De 
Andragora  ad  Faustinum;.    Haupt  Opp.  I  p.  291. 


LI  4.  veniam.  Ilapd  -po!;co-/,[av,  da  Liipercus  M.  nur  dann  einladet, 
wann  er  erwartet,  dass  er  nicht  werde  kommen  können. 

LH.    Ein  geschickter  tonsor  auch  VIII  52. 

4.  excoluisse  scheint  zwar  sonst  nicht  so  vorzukommen,  ist  aber 
vollkommen  passend,  daher  nicht  (mit  Le  Foyer  Rev.  de  philol.  VII  1, 
p.  64)  in  expollisse  zu  ändern.     5.  Vgl.  V  34,  *). 

LIII.  Schon  Lessing  VIII  516  hat  an  das  37.  Epigramm  des  Lu- 
cillius  (Anthol.  Gr.  ed.  Jacobs  III  36  T  II  p.  324j  erinnert: 

Oü-Ä  et    ä^vTjYspÖT],  xal  TtepiaijLiAa  cpspcov. 
LIV  4.     Tantos  et  tantas.    Praegrandes  draucos  eorumque  caudas. 
Schrevel. 


454  ^^-  Valerii  Martialis 

LV. 
Qiiod  semper  casiaque  cinnamoque 
Et  nido  niger  alitis  superbae 
Fragras  plumbea  Nicerotiana, 
Ridcs  nos,  Coracine,  nil  olentes: 
5  Malo.  quam  bene  olere,  nil  olere. 
LVI. 
Quod  tibi  crura  rigent  saetis  et  pectora  villis, 

Verba  putas  famae  te,  Charideme,  dare? 
Extirpa,  mihi  crede,  pilos  de  corpore  toto 
Teque  pilare  tuas  testificare  uates. 
5  ))Quae  ratio  est?«  iuquis.    Scis  miütos  dicere  multa: 
Fac  paedicari  te,  Charideme,  putent. 

Lvn. 

Mentiris  fictos  imguento,  Phoebe,  capillos 


LV.  Sidon.  Apoll.  C.  9,  32-4  Nardum  ac  pingnia  Nicerotianis  Qnae 
fragrant  alabastra  tincta  sncis,  Indo  cinnamon  ex  rogo  petitum,  Quo 
Phoenix  juvenescit  occidendo  etc. 

LVI  1.    Vgl.  zu  II  36,  5. 

3.  Verg.  A.  XII  728.  920  Ovid.  M.  XI  460  corpore  toto.  Zin- 
gerle  Ovid  in  s.  Verh.  I  23;  Sp  1.  D.  S.  61. 

LV  2.  IX  11,  4  Qnod  nidos  ölet  alitis  superbae.  Plin.  N.  h. 
XII  8.5  Cinnamomum  et  casias  fabnlose  narravit  antiquitas  princepsque 
Herodotus  avium  nidis  et  privatim  phoenicis,  in  quo  situ  Liber  pater 
educatiis  esset,  ex  inviis  rupibus  arboribusque  decuti.    Vgl.  X  16,  6. 

niger.  Wie  XII  38,  3  niger  unguento.  Vgl.  auch  VI  57,  1  und 
XII  17,  7  nigra  amomo. 

3.  plumbea.  Plin.  N.  h.  XIII  19  unguenta  —  meliora  —  con- 
duntur  plumbeis  vasis.  Nicerotiana.  Niceros  ein  bekannter  Händler 
mit  Salben  und  Wohlgerüchen;  vgl.  X  38  XII  65. 

4.  Coracine.  M.  bezeichnet  auch  hier  wie  IV  43, 1  mit  diesem  Namen 
einen  cunnilingus,  der  sich  aus  demselben  Grunde  parfümirt,  wie  Bae- 
ticus  III  77  üble  Gerüche  anwendet. 

5.  II  12,  4  Non  bene  ölet,  qui  bene  semper  ölet. 
LVI  1.    Vgl.  II  36,  5. 

2.     Giarideme.    Der  Name  für  einen  cunnilingus  auch  VI  81. 

6.  Um  den  Verdacht  seines  wirklichen  Lasters  abzuwenden. 
LVII  1.  2.    Vgl.  VI  74,  2. 

1.   ßdos   imguento   —   capillos.     Die  Haare  müssen  also  mit  einer 


Epigrammaton  Liber  VI   edirt  Sommer  oder  Herbst  90).     455 

Et  teg'itur  pictis  sordida  calva  comis. 
Tonsorem  capiti  non  est  adliibere  necesse: 
Rädere  te  melius  spongea,  Phoebe,  potest. 

LVIII. 
Cernere  Parrhasios  dum  te  iiivat,  Aule,  triones 

Cominus  et  Getici  sidera  pig-ra  poli, 
0  quam  paene  tibi  Stygias  ego  raptus  ad  undas 
Elysiae  vidi  nubila  fusca  plagae! 
5  Quamvis  lassa,  tuos  quaerebant  lumina  vultus 
Atque  erat  in  gelido  plurimus  ore  Pudens. 
Si  mihi  lanifieae  ducuut  non  pulla  sorores 
Stamina  nee  surdos  vox  habet  ista  deos, 
Sospite  me  sospes  Latias  reveheris  ad  urbes 
10      Et  referes  pili  praemia  clarus  eques. 


LVII  4.    spongea  TAB  in-G    spongia  Sclin. 
LVIII  2.     pigra  %TQF  Scr  Gilbert  p.  23     ferre    Eio  Sehn  (vgl 
IX  46,  2J. 


LVni  3.  Verg.  A.  VIl  773  Stygias  detrnsit  ad  undas.  Stat.  S. 
III  5,  37  Qnalem  te  nuper  Stygias  prope  raptus  ad  umbras.  S.  Ovid. 
Ex  P.  II  8,  28  Per  numquam  surdos  in  tua  vota  deos. 


schwarzfärbenden  Salbe  zu  VI  55,  2  auf  der  Glatze  wirklich  gemalt 
gewesen  sein.    Vgl.  v.  2. 

LVIII  1.  Atile:  Aulus  Pudens;  zu  I  31.  Er  scheintauch  damals 
noch  wie  zur  Zeit  von  XIII  69  in  Pannonien  gestanden  zu  haben. 

Parrhasios  —  triones.  VII  80,  1  Odrysios  —  triones  IX  45,  1  Hy- 
perboreos  —  triones. 

2.  Getici  sidera  pigra  poli.  IX  45,  2  Et  Getico  tuleras  sidera 
pigra  polo.  Pigra  verdient  an  dieser  Stelle  den  Vorzug  vor  ferre, 
weil  die  Beziehung  auf  den  Hexameter  so  bequemer  ist  und  ferre  zu 
cominus  nicht  recht  passt.    Gilbert  p.  23. 

3.  O  quam  paene.    Zu  I  12,  6. 
Stygias  —  ad  undas.    TaVl  I  78,  4. 

7.  lanifieae  —  sorores.    Zu  IV  54,  5. 

8.  pulla  —  Stamina.    Zu  IV  73,  4. 
10.    Zu  I  31. 


456  M.  Valerii  Martialis 

LIX. 

Et  dolet  et  queritnr,  sibi  non  contingere  frigiis, 

Propter  sescentas  Baccara  gausapinas. 
Optat  et  obseuras  luees  ventosque  nivesque, 

Odit  et  hibernos,  si  tepuere,  dies. 
'.  Quid  fecere  mali  uostrae  tibi,  saeve.  lacernae, 

Tollere  de  scapulis  quas  levis  aura  potest? 
Quanto  simplicius,  quanto  est  humanius  illud, 

Mense  vel  Augusto  sumere  gausapinas! 

LX. 

Rem  factam  PompuUus  habet.  Faustiue:  legetur 

Et  nomen  toto  sparget  in  orbe  suum. 
«Sic  leve  flavorum  valeat  genus  Usiporum, 


LX  :5.    Usiporum   P  Sehn-     usiporum   Q     Visiporum  T     Usi- 
piorum  EF(a  Schn^. 


LIX  2.  Baccara.  Name  für  einen  in  Rom  lebenden  Nordländer 
auch  XI  74. 

5.    Quid  fecere  jnali.    Vgl.  I  18,  3.  4. 

5 — 8.  Wenn  Baccara  nicht,  um  die  gewünschte  Kälte  zu  em- 
pfinden, dünne  Mäntel  tragen,  sondern  durchaus  seine  vielen  gausa- 
pinae  zeigen  will,  so  ist  es  das  einfachste,  sie  auch  im  Sommer  zu 
tragen,  und  zugleich  das  humanste  gegen  die  Armen,  deren  Neid  er 
dann  nicht  (wie  im  Winter;  erregt. 

LX.  Ein  Gespräch  zwishen  dem  Dichter  und  Faustinus,  wobei 
V.  1,  2  u.  5  von  dem  Erstem,  alles  Uebrige  von  dem  Letztern  ge- 
sprochen wird.    Ebenso  Gilbert  p.  9. 

1.    Rem  factam.    Vgl.  I  27,  4. 

Faustine.    Zu  I  25,  1. 

3.  Usiporum.  Die  Usipetes  (Caesar,  Tac.  A.  I  51)  oder  Usipi  (Tac. 
A.  XIII  55  s.  H.  IV  37  Agr.  28  u.  32  Germ.  32  Strabo  292  Ptolem. 
[Oiiorot];  vgl.  Grimm  Gesch.  d.  dtschen.  Spr.  I-  373  Zeuss  D.  Deut- 
schen u.  die  Nachbarstämme  I  8S— 90  erscheinen  in  den  Zügen  des 
Germanicus  noch  in  der  Gegend  der  Lippe,  in  Vespasians  Zeit, 
wahrscheinlich  eben  in  Folge  jener  Expeditionen,  weiter  südwärts 
Mainz  gegenüber.  Dass  sie  im  J.  S3  zum  Reich  gehört  haben,  vielleicht 
aber  erst  kurz  vorher  unterworfen  waren,  geht  aus  der  Erzählung 
von  ihrer  Aushebung  und  ihrem  verzweifelten  Fluchtversuch  Agr.  28 
hervor.    Mommsen  RG  V  113  u.  136  f. 


Epigrammaton  Liber  VI   edirt  Sommer  oder  Herbst  90).      457 

Qiiisqiiis  et  Ausonium  non  amat  imperium.« 
5  Ingeniosa  tarnen  Pompulli  scripta  feruntur. 
»Sed  famae  non  est  hoc,  mihi  crede,  satis: 
Quam  multi  tineas  pascunt  blattasque  diserti, 

Et  redimunt  soli  carmiua  docta  coci! 
Nescio  quid  plus  est,  quod  douat  saecula  chartis: 
10      Victurus  genium  debet  habere  liber.« 
LXI. 
Laudat,  amat,  cantat  nostros  mea  Roma  libellos, 

Meque  sinus  omnis,  me  raanus  omnis  habet. 
Ecce  ruhet  quidam,  pallet,  stupet,  oscitat,  odit. 
Hoc  volo:  nunc  nobis  carmina  nostra  placent. 
LXII. 
Amisit  pater  unieum  Silanus: 
Cessas  mittere  munera,  Oppiane? 
Heu,  crudele  nefas  malaeque  Parcae! 
Cuius  vulturis  hoc  erit  eadaver? 

LXIII. 
Scis  te  captari,  scis  hunc  qui  captat,  avarura, 

Et  scis  qui  captat,  quid,  Mariane,  velit. 
Tu  tarnen  hunc  tabulis  heredem,  stulte,  supremis 
Scribis  et  esse  tuo  vis,  furiose,  loco. 
5  »Munera  magna  tarnen  misit.«    Sed  misit  in  hämo; 
Et  piscatorem  piscis  amare  potest? 


LXI  2.    sinus  omnis  codd.  (R)  Sehn     omnes  irr.  X  Uns  So: 
LXIII.    Silanus  PQ^FtuScr    Salnns  EX  AB  CG  Sehn. 


LX  7.   Horat.  Epp.  I  20,  12  tineas  pasces  taciturus  inertes. 
LXII  3.    Stat.  S.  n  7,  89  Heu  saevae  nimium  gravesque  Parcae. 


8.    Zu  II  3,  5. 

10.     Victurus  —  liber.    Zu  I  2-5,  7. 

genium:  zugleich  Schutzgeist  und  [wie  VII  78,  4  Juv.  6,562)  Geist. 

LXI.    2.    sinüs  omnis.    Plural.    Lachmann  ad  Lucret.  p.  -56. 

LXII.  LXIII.    Vgl.  SG  I  367  ff. 

LXIII.  3.    tabulis  —  supremis  =  V  32,   1. 

5.    t;?  hämo.   Vgl.  IV  56,  3. 


458  ^^'  Valerii  Martialis 

Hicine  deflebit  vero  tua  fata  dolore? 
Si  cupis,  iit  ploret,  des,  Mariane,  nihil. 

LXIV. 

Cum  sis  uec  rigida  Fabiorum  gente  ereatus 
Nee  qualem  Curio,  dum  praudia  portat  aranti, 
Hirsuta  peperit  deprensa  sub  iliee  coniunx, 
Sed  patris  ad  speculum  tonsi  matrisque  togatae 
5  Filius  et  possit  sponsam  te  sponsa  vocare: 
Emendare  meos,  quos  novit  fama,  libellos 
Et  tibi  permittis  felices  carpere  migas,  — 
Has,  inquam,  nugas,  quibus  aurem  advertere  totam 
Non  aspernantur  proceres  urbisque  forique, 

10  Quas  et  perpetui  dignantur  scrinia  Sili 
Et  repetit  totiens  faeundo  Kegulus  ore, 
Quique  videt  propius  magni  certamiua  Cirei 
Laudat  Aventinae  vicinus  Sura  Dianae, 
Ipse  etiam  tanto  dominus  sub  pondere  rerum 

15  Non  dedignatur  bis  terque  revolvere  Caesar. 
Sed  tibi  plus  mentis,  tibi  cor  limante  Minerva 
Aerius  et  tenues  finxerunt  peetus  Athenae. 
Ne  valeam,  si  non  multo  sapit  altius  illud, 


LXIV  3.    deprensa   T  Sehn     rubicu onda  QEF(o  Scr. 


LXIV  12.    Ovid.  Ex  P.  I  4,  15  circl  —  certaiiiina. 


LXIV  1—3.  VII  5S,  7  u.  S  Quaere  aliquem  Curios  semper  Fa- 
biosque  loqnentem  Hirsutum  et  dura  nisticitate  trucem.    Zu  I  24,  3. 

4.  Sed  patris  ad  speculum  tonsi.  VIII  52 ,  7  Censura  speculi  ma- 
nnm  regente. 

togatae.    Zu  II  39,  2. 

6.  quos  novit  fama.    I  39,  2  Quales  —  fama  novit  anus. 

7.  nugas.    Zu  l  113,  6. 

10.  VII  63,   1  Perpetui  nunquam  moritura  volumina  Sili. 

11.  Regulus.    Zu  I  12. 

12.  videt  propius.    Zu  Sp  II  1  und  I  49,  13. 

13.  Sura.    Zu  I  49,  40. 

14.  dominus.    Zu  IV  28,  5. 
18.  illud:  cor  pecudum. 


Epigrammaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90).      459 

Quod  cum  panticibus  laxis  et  cum  pede  grandi 
20  Et  rubro  pulmoue  vetus  nasisque  timendum 

Omnia  crudelis  lanius  per  compita  portat. 

Audes  praeterea,  quos  nullus  uoverit,  in  me 

Öcribere  yersiculos  miseras  et  perdere  Chartas. 

At  si  quid  nostrae  tibi  bilis  iuusserit  ardor, 
25  Vivet  et  liaerebit  totaque  legetur'in  urbe, 

Stigmata  nee  vafra  delebit  Ciuuamus  arte. 

Sed  miserere  tui,  rabido  nee  perditus  ore 

Fumantem  nasum  vi  vi  temptaveris  ursi. 

Sit  placidus  licet  et  lambat  dig-itosque  manusque, 
30  Si  dolor  et  bilis.  et  iusta  coegerit  ira, 

Ursus  erit:  vacua  dentes  in  pelle  fatiges 

Et  tacitam  quaeras,  quam  possis  rodere,  caruem. 

LXV. 
xHexametris  epigramma  facis«  scio  diccre  Tuccam. 

Tucca,  seiet  fieri,  denique,  Tucca,  licet. 
»Sed  tamen  hoc  longum  est.«   Solet  hoc  quoque,  Tucca, 
licetque : 
Si  breviora  probas,  disticha  sola  legas. 
5  Conveniat  nobis,  ut  fas  epigrammata  longa 
Sit  transire  tibi,  scribere,  Tucca.  mihi. 


LXIV  20.   nasisque  QEFm    nasique  T      25.    totaque  —  urbe  T 
Sehn     totoque  —  orbe  QEFio  Scr. 


LXIV  23.  Horat.  Epod.  11,2  scribere  versiculos  amore  percussnm 
gravi.  25.  Horat.  S.  II  1 ,  46  (Qui  me  commorit)  —  Flebit  et  in- 
signis  tota  cantabitur  urbe.  Consol.  ad.  Liv.  267  totoque  legetur  in 
aevo.     27.    Verg.  A.  VII  451  rabido  —  ore. 


23.  perdere  Chartas.  II  1,  4  brevior  —  Charta  perit.  XIII  1,  3 
Perdite  —  Musae  —  papyros. 

26.  Cinnamus.  Offenbar  einer  der  Aerzte ,  die  sich  darauf  ver- 
standen, ehemaligen  Sklaven  Brandmarken  aus  der  Haut  zu  tilgen. 
Vgl.  X  56,  6  SG  I  303  und  350,  4. 


460  M.  Valerii  Martialis 

LXVI. 
Famae  nou  nimiiim  bonae  puellam, 
Quales  in  media  sedent  Subura, 
Vendebat  modo  praeco  Gellianus. 
Parvo  cum  pretio  diu  liceret, 
5  Dum  puram  cupit  approbare  cunctis, 
Attraxit  prope  se  mauu  negautem 
Et  bis  terque  quaterque  basiavit. 
Quid  profecerit  osculo,  requiris? 
Sescentos  modo  qui  dabat,  negavit. 

LXVII. 

Cur  tantum  eunuclios  habeat  tua  Caelia,  quaeris, 
Pannyche?  vult  futui  Caelia  nee  parere. 


LXVI  4.     liceret   codd.    Schn^    Gilhert  j).   14      licerent    Gronov 
LXVII.    Caelia  T  Sehn    Gelia  P    Gellia  QEFm  Scr. 


(LXVII.    Priap.  2,  3  Scripsi  non  niminm  laboriose.     49.2.    Non 
nimium  casti  carmina  plena  joci). 


LXVI  2.  Suhura.  Zu  II  17,  1.  Als  Aufenthalt  feiler  Dirnen  oft 
erwähnt;  zu  XI  61,  3;  78,  IJ. 

3.  praeco.    Zu  I  85,  1. 

4.  liceret.  Entweder:  als  die  Sklavin  lange  für  einen  niedrigen 
Preis  feilstand  oder  (wie  Plin.  N.  h.  XXXV  S8  percontantique  quanti 
liceret  opera  effecta)  als  der  Auktionator  sie  lange  für  einen  niedrigen 
Preis  ausbot.  Die  von  Schneidewin  aufgenommene  Conjektur  Gronovs 
licerent  ist  unzulässig;  »als  man  bot«  müsste  licerentur  heissen.  Wie 
es  scheint,  nannte  der  Auktionator  den  Preis  selbst  und  die  Käufer 
drückten  ihre  Zustimmung  durch  Kopfnicken  aus  (Suet.  Calig.  c.  38;. 
Gilbert  p.  14. 

9.  Sescentos.  600  Sest.  sind  ein  äusserst  niedriger  Preis.  Mar- 
quardt  Prl.  I  170.  Doch  Denare,  nach  denen  selten  gerechnet  wurde 
(HultsehMetrol.2  292,4),  können  hier  eben  so  wenig  als  X  31, 1  mit  Wallon 
Hist.  der  esclavage  II  i  168  verstanden  werden,  da  die  in  blossen  Zahlen 
angegebene  Summe  nur  Summe  der  üblichen  Eechnungsmünze  des 
Sesterz)  sein  kann.  Dass  selbst  ein  Gebot  von  600  S.  zurückgezogen 
wurde,  soll  zeigen,  dass  die  Sklavin  nun  überhaupt  zu  keinem  an- 
nehmbaren Preise  mehr  verkauft  werden  konnte. 

LXVII.    Zu  VI  2,  6. 


Epigi-ammatoii  Liber  VI   edirt  Sommer  oder  Herbst  90).     461 

LXVIII. 

Flete  nefas  vestmm,  sed  toto  flete  Liicrino, 

Naides,  et  liictus  sentiat  ipsa  Thetis. 
Inter  Baianas  raptus  puer  occidit  imdas 

Eutychiis  ille,  tmim,  Castrice,  dulce  latus. 
5  Hie  tibi  curarum  socius  blaudiimque  levamen, 

Hie  amor,  hie  iiostri  vatis  Alexis  erat. 
Numquid  te  vitreis  nudum  laseiva  sub  undis 

Vidit  et  Alcidae  uympha  remisit  Hylau? 
An  dea  femineum  iam  neglegit  Hermapbroditum 
10      Amplexu  tenevi  sollieitata  viri'^ 

Quidquid  id  est,  subitae  quaecunque  est  causa  rapinae, 

Sit,  preeor,  et  tellus  mitis  et  unda  tibi. 
LXIX. 
Non  miror.  quod  potat  aquam  tua  Bassa,  CatuUe : 

Miror,  quod  Bassi  filia  potat  aquam. 

LXX. 

Sexagesima.  Marciane,  messis 

Acta  est  et,  puto,  iam  secunda  Cottae, 


LXIX  2.   potat  PQF<»Schu^    potet  EXABF  SchnX 
LXVIII  7.    Verg.  A.  VII  759  vitrea  —  Fucinus  unda. 


LXX.  Vincent.  Bellov.  Sp.  d.  VI  14  Martialis  ,7,  ,Heu  nostri 
male  computantur  anni  so  nur  De'  (11;  Infantes  sumus  et  senes  vi- 
demur    15   non  enim  vivere  sed  valere  vita  est.' 


LXVIII  1.    sed.    Zu  I  117,  7. 

4.  Castrice.    Zu  VI  43,  1. 

dulce  latus:  angenehmer  Begleiter.    Zu  II  46,  S. 

5.  curarum  socius.    Gehülfe  bei  litterarischen  Arbeiten.    Zu  I  25,  ü. 

6.  Alexis.    Zu  V  IG,  12. 

9.  An  dea.  Hier  kann  M.  wol  nur  an  Salmacis  (Preller  GM 
I  420)  denken,  deren  Verwandlung  er  auch  X  30  in  den  Lu- 
erinersee  verlegt,  wol  nach  dem  Vorgange  Anderer,  da  er  hier  so 
spricht,  als  wenn  er  auf  etwas  bekanntes  anspiele. 

12.    Zu  V  34,  9. 

LXX  1.  Marci-ane.  Ein  nur  hier  vorkommender  Freund  des 
Dichters. 

2.    Cottae.    Hier  wol  Name  einer  wirklichen  Person. 


4g2  M.  Valerii  Martialis 

Nec  se  taedia  lectuli  calentis 

Expertum  meminit  die  vel  imo. 
5  Ostendit  digitum,  sed  impudicum, 

Alcouti  Dasioque  Symmachoque. 

At  nostri  bene  computentur  auni 

Et  quantum  tetricae  tulere  febres 

Aiit  languor  gravis  aut  mali  dolores, 
10  A  vita  meliore  separentur: 

Infantes  sumiis,  et  senes  videmiir. 

Aetatem  Priamiqiie  Nestorisque 

Longam  qiii  pntat  esse,  Marciane, 

Multiim  deeipiturque  falliturqiie. 
15  Non  est  vivere,  sed  valere  vita. 

LXXI. 

Edere  lascivos  ad  Baetica  crusmata  gestus 

Et  Gaditanis  ludere  docta  modis, 
Tendere  quae  tremiüum  Pelian  Hecubaeqiie  maritum 

Posset  ad  Hectoreos  sollicitare  rogos. 


LXX  15.    vita  (»Scr    vita  est  QEXABCDFG Sehn. 
LXXI  4.     sollicitare   wScr  Sehn-      soUicitata   Q    (darunter  ge- 
schrieben sollicitare;  fPEXABFG  Sehn  K 


LXX  5.  Priap.  56,  1  et  impudicum  Ostendis  digitum.  12.  Priap. 
57,  4  Tithoni  Priamique  Nestorisque  76,  4  Tithonum  Priamumque  Ne- 
storemque. 

LXX  6.    Auson.  Epigr.  69  (73  Toll)     3  medicus  —  Alcoa. 

LXXI  1—4.  Priap.  19  Telethusa  circulatrix  —  crissavit  —  sie 
^t  —  posset  Privigmim  quoque  —  movere  Phaedrae. 


5.  sed.    Zu  I  117,   7. 
impudicum.    Zu  II  28,  2. 

6.  Drei  damals  in  Korn  bekannte  Aerzte.  Alcon  XI  86,  5  (SG  I 
304,  2),  Symmachus  V  9  VII  18,  10;  der  Arzt  Dasius  kommt  sonst 
nicht  vor  (ein  Badediener  dieses  Namens  II  52;. 

12.    Zu  II  64,  3. 

LXXI  1.  2.    Zu  I  41,  12. 

3.  Pelian.    XI  60,  4  Quodque  senem  Pelian  non  sinat  esse  senem. 

4.  sollicitare.    Wie  YIII  56.   !6. 


Epigrammaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90).     463 

5  Urit  et  excruciat  doDiiniim  Teletliusa  priorem: 
Vendidit  ancillam,  nunc  redimit  domiuam, 

LXXII. 

Für  notae  nimium  rapacitatis 
Compilare  Cilix  volebat  hortum, 
Ingenti  sed  erat,  Fabiüle,  in  horto 
Praeter  marmoreum  nihil  Priapum. 
5  Dum  non  vult  vacua  manu  redire, 
Ipsum  surripuit  Cilix  Priapum. 

LXXIII. 

Non  rudis  iudocta  fecit  me  falee  colonus: 

Dispensatoris  nobile  eernis  opus. 
Nam  Caeretani  cultor  notissimus  agri 

Hos  Hilarus  eolles  et  iug-a  laeta  tenet. 
5  Aspice,  quam  certo  videar  non  ligneus  ore 

Nee  devota  focis  inguinis  arma  geram, 
Sed  mihi  perpetua  nunquam  moritura  cupressu 

Phidiaca  rigeat  mentula  digna^manu. 
Vicini,  moneo,  sanctum  celebrate  Priapum 
10     Et  bis  septenis  parcite  iugeribus. 


LXXI  6.   redimit  QiüScr  Schn^    redimet  ÜXABCFG Schn^. 
LXXIII  7.     cupressu  scribendiim  videtur  Sehn '       cupresso  codd. 
Sehn  im  Text  (vgl.    VI  49,  4  u.  11). 


5.  Telethusa.    Schwerlich   die  VIII  51,  23   genannte. 

6.  dominam.    Wie  XI  70,  2  und  XII  66,  S  dominos. 

LXXIII.  Vgl.  VI  49.  Ueber  die  Paarung  der  Penthemimeres  und 
Hephthemimeres  in  allen  7  Hexametern  vgl.  Birt,  Einl.  S.  42. 

2.  7while  —  opus  =  Sp  6,  2  IX  93,  6  IX  43,  6  (Nobile  —  munus 
opusque).  VIII  6,  8  debile  eernis  opus.  Vgl.  XIV  3,  2  nobile  dentis 
onus. 

Dispensatoris.  Als  einer  der  vornehmsten  (kaiserlichen  ?j  Sklaven 
(Marquardt  Prl.  152)  mit  Respekt  genannt. 

5.    eerto  —  ore.    VII  84,  6  Certior  —  vultus. 

7.  Perpetua  —  cupressu.  Zu  VI  49,  4.  VII  63,  1  Perpetui  nun- 
quam moritura  volumina  Sili. 


464 


M.  Valerii  Martialis 

LXXIV. 

Medio  recumbit  imus  ille  qui  lecto, 
Calvam  trifilem  semitatus  imguento, 
Foditque  tonsis  ora  laxa  lentiscis, 
Mentitur.  Aesculane:  non  habet  dentes. 

LXXV. 
Cum  mittis  turdnmve  mihi  quadramve  placentae. 

Sive  femur  leporis,  sive  quid  his  simile  est, 
Bucellas  misisse  tuas  te.  Pontia,  dicis. 

Has  ego  uon  mittam,  Pontia,  sed  nee  edam. 
LXXVI. 
Ille  sacri  lateris  custos  Martisque  togati, 

Credita  cui  summi  castra  fuere  ducis, 
Hie  Situs  est  Fuseus.    Licet  hoc,  Fortuna,  fateri 


LXXIV    2.    semitatxxs  ^Q-E-Fw  Turnebus  Gilbert  p.  21,  6.       semi- 

tactus    G(f)Scaliger  Hm  Sehn      segmentatus  C       4.  Aesculane  Schn^ 

Esculane oj  Scr  Kq'MwVai^q  EXABCFG Schn^  Aefculane  P  exulane  Q. 

LXXV  2.    simile  est  T Sehn     simile  QEFmScr    4.    non  mittam 

TQESchn    nee  mittam  wScr. 


LXXVI  3.  Lucan.  VIII  793    Hie  situs  est  Magnus.    Placet  hoc, 
Fortuna,  sepulcrum? 


LXXIV  2.  semitatus.  Turnebus  Advers.  XXVI  27  cum  in  ca- 
pite  tamquam  sulcos  duxisset  unguenti  lituris  et  veluti  vias  secuisset. 
semitatus  dixit:  quae  est  antiquorum  librorum  scriptura  ;d.  h.  also 
gescheitelt).  Gegen  die  Conjektur  von  Scaliger  und  Heinsius  semi- 
tactus  bemerkt  Gilbert  p.  21,  6  mit  Recht,  dass  man  bei  einer  derar- 
tigen Bemalung  der  Glatze  [zu  VI  57,  2;'  eher  eine  zu  reichliche  An- 
wendung von  Salbe  erwartet  als  eine  theilweise.  Ein  ebenso  gebil- 
detes Wort  wie  semitatus  mit  entsprechender  Bedeutung  ist  perticatus 
»mit  einer  Stange  versehen«  V  12,  1. 

3.    lentiscis.    Zu  III  82,  9. 

LXXV  3.  Pontia.  Durch  diesen  Namen  (zu  II  34,  6)  wird  die 
Senderin  als  Giftmischerin  bezeichnet. 

LXXVI.  Cornelius  Fuseus  unter  Domitian  praef.  praetor.  (Giese 
de  personis  etc.  s.  v.  Juven.  4,  111)  war  in  Dacien  gefallen. 

1.  Bezieht  sich  darauf,  dass  die  cohortes  praetoriae  die  Wache 
im  kaiserlichen  Palast  stellten.    Marquardt  StV  II  476,  9. 

sacri.    Zu  IV  30,  3. 

3—6.     Das  in  einem  Hain  befindliche  Denkmal,  auf  welches  das 


Epigrammaton  Liber  VI    edirt  Sommer  oder  Herbst  90;.     465 

Non  timet  liostiles  iam  lapis  iste  miuas. 
5  Grande  iug-iim  clomita  Dacus  cervice  recepit 
Et  famulum  victrix  possidet  iimbra  nemus. 

LXXVII. 

Cum  sis  tarn  pauper.  quam  nee  miserabilis  Iros, 
Tam  iuvenis,  quam  nee  Parthenopaeus  erat, 

Tam  fortis.  quam  nee,  cum  vineeret,  Artemi dorus, 
Quid  te  Cappadocum  sex  onus  esse  iuvat? 
5  Rideris  multoque  magis  tradueeris,  Afer, 
Quam  nudus  medio  si  spatiere  foro. 

Non  aliter  monstratur  Atlans  cum  compare  ginno 


LXXVII  1.  Ivos  HfisSchn^  heios  T  Ivns  EFw Sehn  ^  2.  iJ.  Par- 
thenopaeos?  Artemidoros?  Artemidos  £A'-JJ5'  7.  ginno -SV;-  gi  y  bbo 
EABCFdO    miilo  %^Q. 


LXXVI  6.  Prop.  I  IS,  2  Et  vaciium  victrix  possidet  aura  nemtis. 


LXXVI  4.  Schlnss  der  Grabsehrift  eines  Bischofs  von  Hispalis 
+  641  Huebner  Inscr.  Ilispan.  christ.  Ü5)  Non  timet  ostiles  so  jam 
lapis   ijste  minas. 


Epigramm  sich  bezieht,  muss  hiernach  an  der  Stelle,  wo  Fnscns  gefollen 
war,  in  der  Nähe  der  Donau  gewesen  sein.    Nur  dann  konnte  M.  sagen, 
dass  der  Grabstein  die  feindlichen  Drohungen  nicht  mehr  zu  fürchten 
habe.    Vgl.  zu  VI  4,  2  und  VI  10,  7. 
LXXVII.  1.    Iros.    Zu  V  39,  9. 

2.  Parthenopaeus.    Zu  IX  56,  S. 

3.  Artemidorus.  T.  Flavius  Artemidoras  aus  Adana  siegte  im 
ersten  Capitolinischen  Agon  86  n.  Chr.  SG  II  577.  Nach  dieser  Stelle 
scheint  er  bald  nachher,  also  im  Agon  des  Jahres  90  unterlegen  zu 
sein,  denn  nur  dann  ist  der  Ausdruck  tarn  fortis  cum  vineeret,  völlig 
passend.    Einl.  S.  57. 

4.  Caijpadocum.    Sänftenträger  Marquardt  Prl.  14(3,  8. 

7.  Atlans.  Die  Erklärer  verstehen  unter  Atlas  einen  Zwerg  nach 
Juven.  8,  32.  Doch  wird  hier  offenbar  ein  wirklicher  Riese  mit  einem 
kleinen  Maulthier  ginnum  i.  e.  parvum  mulum  Plin.  N.  h.  VIII  174. 
M.  XIV  197  mulae  pumilae  des  Contrastes  wegen  zusammengestellt; 
ebenso  wie  in  v.  S  der  Elephant  mit  dem  kleinen  Mohren  similem 
in  Bezug  auf  die  Farbe).  Senec.  Epp.  85,  41  elephantem  minhnus 
Aethiops  iubet  subsidere  in  genua  et  ambulare  per  funem.  Vgl.  SG  I 
20,  1.    Marquardt  Prl.  14«,  S. 

Martial  I.  30 


466  M.  Valerii  Martialis 

Quaeque  vehit  similem  belua  nigra  Libyn. 
Invidiosa  tibi  quam  sit  lectica,  reqiiiris? 
10      Non  debes  ferri  mortuus  hexaphoro. 

LXXVIII. 

Potor  uobilis.  Aule,  lumine  uno 
Luscus  Phryx  erat  alteroque  lippus. 
Huic  Heras  medicus  ))Bibas  caveto: 
Vinum  si  biberis.  nihil  videbis.« 
5  Rideus  Phryx  oculo  «Valebis«  inquit. 
Misceri  sibi  protiuus  deunces, 
Sed  crebros  iubet.    Exitum  requiris? 
Yiuum  Phryx,  oculus  bibit  venenuni. 

LXXIX. 

Tristis  es  et  felix.   Sciat  hoc  Fortuna  caveto: 
Ingratum  dicet  te,  Lupe,  si  scierit. 

LXXX. 

Ut  nova  doua  tibi,  Caesar,  Nilotica  tellus 
Miserat  hibernas  ambitiosa  rosas. 


LXXX  2.    rosas.     Gronoc,   Gilbert  j>.   10     rosas,  Seht 


LXXX  (1.  Lncan.  IX  130  Nilotica  rura; 


10.  Selbst  für  deine  Todtenbahre  (zu  II  81,  2;  würden  wegen 
deiner  Armuth  die  gewöhnlichen  sechs  Träger  schon  zn  viel  sein, 
um  so  mehr  Anstoss  erregt  deine  deiner  Armuth  völlig  unangemes- 
sene Sänfte  mit  sechs  Trägern. 

LXXYIII  1.    Aule.    A.  Pudens.    Zu  I  31. 

3.  Heras  medicus.  CIL  Y  2,  6064  Mediolani)  M.  Petronius  He- 
rasmidicus.  Mommsen:  Heras  medicus  Gruter,  fortasse  recte  emen- 
dans.  Der  Name  scheint  hiernach  als  der  eines  berühmten  Arztes 
Heras  aus  Cappadocien,  nächster  Yorgänger  des  Andromachus  vgl. 
Celsus  Y  22)  von  Aerzten  öfters  angenommen  zu  sein.    Ygl.  SG  II  573. 

6.  deunces.  Elf  cyathi,  also  fast  das  Dreifache  des  gewöhnlichen 
Trinkbechers  triens.    Zu  I  37,  2. 

7.  Sed.    Zu  I  117,  7. 

LXXX.  1.  Ut  nova  dona.  Soviel  als  quasi  nova  dona,  also  Punkt 
am  Schluss  von  v.  2.  Gronov.  bei  Schrevel  (Addenda  p.  794::  neque 
expouendum,  Ubi  tibi  allatae  sunt  ex  Aegypto  rosae  hibernae'  sed, 


Epigrammaton  Liber  VI    edirt  Sommer  oder  Herbst  90,.      46'J 

Navita  derisit  Pharios  Mempliiticus  hortos, 

Urbis  nt  intravit  limina  prima  tuae: 
Tantiis  veris  bonos  et  odorae  gratia  Florae, 

Tantaque  Paestani  gloria  ruris  erat: 
Sie  quacimque  vagus  gressvimque  oculosque  ferebat, 

Tousilibus  sertis  omne  rubebat  iter. 
At  tu  Romanae  iiissus  iam  cedere  briimae, 

Mitte  tuas  messes,  aceipe,  Nile,  rosas. 

LXXXI. 

Iratus  tauquam  populo,  Charideme,  lavaris: 

Inguina  sie  toto  sublnis  in  solio. 
Nee  Caput  hie  vellem  sie  te,  Charideme,  lavare. 

Et  Caput,  ecce,  lavas:  inguina  malo  laves. 

LXXXII. 
Quidani  me  modo,  Rufe,  diligenter 
Inspeetum,  velut  emptor  aut  lanista. 
Cum  vultu  digitoque  subnotasset, 
»Tuue  es,  tune«  ait  »ille  Martialis, 
Cuius  nequitias  iocosque  novit. 


LXXX  7.  viygns  RQEw  Sci-Schn-  vagos  TSchn^  8.  Tonsilibus 
TRM^PQ  Sehn  textilibns  EXBFGO  texilibus  Rand  r.  Q  snti- 
libus  Scr. 


LXXX  6.    Verg.  G.  I  168  divini  gloria  niris. 


Tellus  Nilotica  miserat  tibi  rosas   hibernas,  iit,   i.  e.  tanquam  dona 
nova  et  insolita. 

6.    IX  60,  4  Seil  modo  Paestani  gloria  veris  erat. 

8.  Tonsilibus.  Salmas.  Exerc.  ad  Solin.  p.  703  erklärt  Coronas 
tonsas  oder  tonsiles  mit  Servius  für  Kränze  aus  einzelnen  Blättern. 
Becker-Goell  III  450  stimmt  bei. 

9.  hrumae.  Der  Winter ,  in  dem  die  Pästanischen  Rosen  fzu  V 
37,  9)  blühten,  von  denen  Rom  damals  so  voll  war,  war  der  Winter 
von  89/90.  Einl.  S.  58.  lieber  den  Luxus  der  Rosen  im  Winter  Hehn 
S.  206. 

LXXXI  1.     aiarichme.    Zu  VI  .56. 

LXXXII  1.  Rufe.  Vielleicht  Instantius  Rnfus.  zu  VII  68.  SG 
III  447. 

30» 


468  M-  Valerii  Martialis 

Aurem  qui  modo  non  habet  Batavam?« 
Subrisi  modice,  levique  nutu 
Me  quem  dixerat  esse  non  negavi. 
«Cur  erg'O«  inquit  »habes  malas  lacernas?« 
1 0  Respondi :  »quia  sum  malus  poeta.« 
Hoc  ne  saepius  accidat  poetae, 
Mittas,  Rufe,  mihi  bonas  lacernas. 

LXXXIII. 
Quantum  sollicito  fortuna  parentis  Etrusco, 

Tantum,  summe  ducum,  debet  uterque  tibi. 
Nam  tu  missa  tua  revocasti  fulmina  dextra: 
Hos  cuperem  mores  ignibus  esse  lovis; 
5  Si  tua  Sit  summo,  Caesar,  natura  Tonanti, 
Utetur  toto  fulmine  rara  manus. 
Muneris  hoc  utrumque  tui  testatur  Etruscus, 
Esse  quod  et  comiti  contigit  et  reduci. 
LXXXIV. 
Octaphoro  sauus  portatur,  Avite,  Philippus. 
Hunc  tu  si  Sanum  credis,  Avite,  furis. 

LXXXV. 
Editur  en  sextus  sine  te  mihi,  Rufe  Camoni, 


LXXXII  6.  Batavam  codd.  (hebatavä  ^^  habebat  anas  corr. 
habet  batavas  Q  habebat  avainam  P  habebat  avam  F  Schn^  Gilbert^ 
p.  5-20  severain  CO  Itatid  v.  Q  Sehn-  (LMueller  r.  m.  j).  247J  Boeo- 
tam  RuhnJcen. 

LXXXIII  5.    Si  tua  sit  QEwScr  Gilbert  j).  21     Sit  tua  AFSclm. 


6.  Batävam.  Batäva  VIII  33,  20  Batävi  XIV  176,  1.  Euhnkens 
(patriotische'  Conjektur  Boeotam  ist  auch  prosodisch  schwerlich  zu- 
lässig.   LMiieller  r.  m.  p.  247  s. 

LXXXIII.  Auf  die  in  Folge  der  Fürbitte  des  Claudius  Etruscus 
erfolgte  Zuriickberufnng  seines  Vaters  aus  der  Verbannung  nach 
Campanien),  wohin  ihn  sein  Sohn  hatte  begleiten  dürfen  v.  Sj.  Stat. 
S.  III  3,  156  SS.    SG  I  94,  3. 

3.  fulmina.  Stat.  1.  1.  tu  —  attonitum  et  venturi  fulminis  ictus 
Horrentem  tonitru  tantum  lenique  procella  Contentus  monuisse  senem. 

6.    toto  fulmine.    Der  ganze  Blitz  so  viel  als  der  vernichtende. 

LXXXIV  1.    Avite.    Zu  I  16,  2. 

LXXXV  1.      Camonius  Rufus  aus  Bononia ,   wol   ein  Bekannter 


Epigrammaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90  .     469 

Nec  te  lectorem  sperat,  amice,  liber; 
Impia  Cappadocum  tellus  et  numine  laevo 

Visa  tibi  cineres  reddit  et  ossa  patri. 
5  Funde  tuo  laerimas  orbata  Bononia  Rufo, 

Et  resonet  tota  planctus  in  Aemilia: 
Heu  qualis  pietas,  lieu  quam  brevis  occidit  aetas! 

Viderat  Alphei  praemia  quinta  modo. 
Pectore  tu  memori  nostros  evolvere  lusus, 
10       Tu  solitus  totes,  Kufe,  teuere  iocos, 

Accipe  cum  fletu  maesti  breve  Carmen  amici 

Atque  haec  absentis  tura  fuisse  puta. 

LXXXVI. 

Setinum  dominaeque  nives  densique  trieutes, 
Quaudo  ego  vos  medico  non  prohibente  bibam? 


Rand 


LXXXV   8.     quinta  TQ  (in  Q  wol  aus  quanta)      quinqtie  EFt» 
von  Q     quanta  ^4>     quarta   (r ruter  (vgl.  unten.) 

M.'s  aus  der  in  Forum  Cornelii  zugebrachten  Zeit,  in  Cappadocien  im 
Alter  von  20  Jahren  IX  76,  3  Creverat  hie  vultus  bis  denis  fortior 
annis)  gestorben,  IX  74  u.  76. 

8.  quinta.  Da  bei  M.  sonst  Olympiaden  fünQ ährige  Zeiträume 
sind  fzu  IV  45,  :^.  4),  erwartet  man  quarta.  und  nach  der  Lesart  von 
^  ;7  und  wol  auch  Q,  quanta  hat  M.  vielleicht  wirklich  wie  Gruter 
annahm)  so  geschrieben. 

10.  totos  —  iocos.  Der  meine  Scherze  ganz  auswendig  zu  wis- 
sen pflegte;  falls  hier  totos  nicht  für  omnes  steht.  Woelfflin  ;Zur 
latein.  Lexikographie  N.  Rhein.  Mus.  XXXVII  [1882]  S.  107;  nennt 
Apulejus  als  den  ersten  Prosaiker,  der  toti  für  omnes  und  zwar  mas- 
senweise braucht.  Doch  hat  es  schon  Plin.  N.  h.  XV  100  totisque 
(acinis"  sucus  et  caro  est  (auch  Stat.  Theb.  I  81  totos  in  poenam 
ordire  nepotes).  Häufig  ist  es  bei  denPanegyrikern  z.  B.  V  9,  1  etc. 
totum  Alles  X  26,  1)  und  den  Kirchenschriftstellern  fz.  B.  Minuc. 
Fei.  21,  12).  Vgl.  auch  Vit.  Alex.  Sev.  51.  5;  67,  .3;  Solin.  p.  220,  4; 
Macrob.  Sat.  I  26  ext.;  Pallad.  II  10.     CFWMueller. 

LXXXVI.    Vgl.  zu  VI  47. 

1.    Setinum.    Zu  IV  69,  1. 

dominae.    Der  Violentilla,  zu  VI  21,  3. 

detisique  trientes.    Zu  I  l(t6,  S    IX  S7,  2  denso  triente. 


470  M.  Valerii  Martialis 

Stultus  et  ingratus  nee  tanto  mimere  dignus 
Qui  mavult  heres  divitis  esse  Midae. 
5  Possideat  Libycas  messes  Hermumque  Tagumque, 
Elt  potet  caldam,  qui  mihi  livet,  aqiiam. 

LXXXVII. 

Di  tibi  dent  et  tu,  Caesar,  quaecunque  mereris: 
Di  mihi  dent  et  tu,  quae  volo,  si  merui. 
LXXXVIII. 

Mane  salutavi  vero  te  nomine  casu. 
Nee  dixi  dominum,  Caeeiliane,  meum. 

Quanti  libertas  constat  mihi  tanta,  requiris? 
Centum  quadrantes  abstulit  illa  mihi. 

LXXXIX. 

Cum  peteret  seram  media  iam  noete  matellam 

Arguto  madidus  pollice  Panaretus, 
Spoletina  data  est,  sed  quam  siceaverat  ipse, 

Nee  fuerat  soli  tota  lagona  satis. 
5  nie  fide  summa  testae  sua  vina  remensus 

Keddidit  oenophori  pondera  plena  sui. 
Miraris,  quautum  biberat,  cepisse  lagonam? 

Desine  mirari,  Rufe:  merum  biberat. 

LXXXVIII  3.    constat    TXB   Schn^    Gilhert'^  p.  644      constet 
QEmSchn'i. 

LXXXIX  4.    tota  TQSchn    tanta  (tonta -B)  EFiaRand  v.  Q  Scr. 


LXXXVI  3.    Ovid.  M.  V  475  XV  122  nee  frugum  munere  dignus. 


6.  mihi  livet.  Livere  für  invideie  mit  dem  Dativ  auch  IX  23,  5. 
X  12,  10   X  37,  11    XI  94,  1. 

LXXXVIII.    Zu  I  112.  4.    Centum  quadrantes.    Zu  I  59. 

LXXXIX  2.    Arguto  —  iwllice.    Zu  III  82,   15. 

3.  Spoletina  (bei  Bluemner  nicht  erwähnt)  von  Thon. 

4.  lagona.  Weinkanne  mit  engem  Halse,  erweiterter  Mündung 
und  Henkel,  abgebildet  bei  Marquardt  Prl.  630. 

6.  Gab  seinem  oenophorum  (der  allgemeinere  Name  für  das  v.  4 
als  lagona  bezeichnete  Gefäss  Marquardt  a.  a.  0.)  den  Inhalt  voll- 
wichtig ztirück. 

8.    Rufe.    Zu  VI  82,  1.  Desine  mirari  =  Sp  25,  2. 


Epigraramaton  Liber  VI  (edirt  Sommer  oder  Herbst  90).     47  j 

xc. 

Moechum  Gellia  non  habet  uisi  imum. 
Turpe  est  hoc  magis:  uxor  est  chiorum. 

XCI. 
Öancta  clucis  summi  prohibet  censura  vetatque 
Moechari.    Gaiule.  Zoile,  non  fiituis. 
XCII. 
Caelatus  tibi  cum  sit,  Anniane, 
Serpens  in  patera,  Myronos  arte, 
Vaticana  bibis:  bibis  venenum. 

XCIII. 
Tarn  male  Thais  ölet,  quam  non  fullonis  avari 
Testa  vetus,  media  sed  modo  fracta  via. 


XC  2.    tiirpe  est  hoc  magis:   (Tilhert  p.  10    turpe  est:  hoc  ma- 
gis,  Sehn. 

XCII  2.    arte  QFmScr  Gilbert^  j).  520     artes  EXAB  Sehn. 

XC  2,  Turpe  est  hoc  7naffis.-  uxnr  est  dtiorwn.  So  ist  zu  inter- 
pungiren;  da  nämlich  das  Verhältnis  einer  Frau  mit  nur  einem  Ehe- 
brecher als  eine  Art  zweiter  Ehe  galt  zu  III  92),  so  ist  diese  Bigamie 
noch  schimpflicher  als  Ehebruch  mit  mehreren. 

XCI.    Zu  VI  2.  1.    censura.    Zu  I  4,  7. 

2.     Zdile.    Zu  II  16  imd  zu  I  16,  2. 

XCII  2.  Myro)ws  arte.  Die  Aechtheit  dieser  ciselirten  Arbeit, 
an  welche  Brunn  Künstlergesch.  I  115  glaubt,  ist  um  so  problema- 
tischer, da  nach  einem  ausdrücklichen  Zeugnis  Phaedr.  V  praef.  7) 
der  Missbrauch  gerade  von  Myrons  Namen  bei  gefälschten  Silberar- 
beiten bekannt  war.    SG  III  273.  3.     Vaticana.    Zu  I  19,  2. 

XCIII.  Zu  IV  4.   Lucill.  88  Anth.  Gr.  ed.  Jacobs  III  p.  47  (T.  II 
p.  336):       O'jxe  XijXKtpa  toioötov  £-v£t  -/aTcov,  -^  -/.aft'  "ÜfJiTjpov, 
O'jt'  6.'{i\r\  ta'jpcuv,  w?  6  Xöyoc,  TiupiTivou;, 
Oü  A'JjiAVo;  a6(j.Traoa  -/.rCi  'ApTT'jiwv  tcx  Trepioaa, 

O'JO'    6    OtXoVtX-fjTOU    TTO'j;    dTTOtJYjTTOfXEVOS. 

"Ö0T£  ae  7ca[jLJjY]cp£i  vf/äv,  TzkiaiWa,  XtfAaipcn;, 
S7]7ieo6v(x?,  xaupo'J?,   op^ea,  Air][i.vtä5o(?. 
Id.  89:    Oii  (xovov  aür?j  ttveT  AvjfjLOOTpaTic,  äXXd  xal  aürr^? 
To'j?  öo[i.7]oa[i.£vo'j;  -velv  r£7roir|X£  Tpdyov. 
Vgl.  Einl.  S.  19,1. 

1.  Ueber  den  Gebrauch  des  Urins  beim  Walken  Marquardt  Prl. 
511.     Fullonis  acari,  der,  um  zu  sparen,  lange  dieselbe  testa  benutzt. 

2.  seil    Zu  I  117,  7. 


472  M.  Valerii  Martialis     Epigrammuton  Liber  VI. 

Non  ab  amore  reecus  hircus,  uon  ora  leouis. 

Non  detracta  cani  traustiberina  cutis, 
5  Pullus  abortive  nee  cum  putrescit  in  ovo, 

Amphora  corrupto  nee  vitiata  garo. 
Virus  ut  hoc  alio  fallax  perniutet  odore, 

Deposita  quotiens  balnea  veste  petit. 
Psilothro  viret  aut  acida  latet  oblita  creta 
10       Aut  teg-itur  pingui  terque  quaterque  faba. 
Cum  bene  se  tutam  per  fraudes  mille  putavit, 

Omnia  cum  feeit.  Thaida  Thais  ölet. 

XCIV. 
Ponuntur  semper  chiysendeta  Calpetiauo 

Sive  foris,  seu  cum  cenat  in  urbe  domi. 
Sic  etiam  in  stabulo  semper,  sie  cenat  in  agTO. 

Non  habet  ergo  aliud?    Non  habet  immo  suum. 


Subscriptionen.  EXPLICIT  EXYII  •  LIBRO.  INCIPIT  EX- 
VIII-  R  Epigrammaton  li.  VI.  explicit.  incipit.  VII.  Ego  Torquatns 
Gennadius  emendavi  feliciter  Q.  Ego  Torquatus  Gennadius  emendavi 
feliciter  /. 


3.  ah  amore  recens  hircus.  IV  4,  4  Quod  pressa  piger  hircus  in 
capella. 

ora  leonis.    Plin.  N.  li.  XI  277  animae  leonis  virus  grave. 

4.  In  der  regio  traustiberina  wohnten  auch  viele  Gerber.  Juven. 
14,  203  SS.    Becker  Top.  655. 

detracta  cani  traustiberina  cutis.  Das  Adjectivum  traustiberina,  das 
eigentlich  zu  canis  gehört,  ist  mit  cutis  verbunden,  wie  sonst  häufig 
Adjectiva  mit  dem  attributiven  Substantivum ,  obwol  der  Prädikats- 
begriff nicht  zu  diesem,  sondern  zu  dem  von  demselben  abhängenden 
Genetiv  gehört  (fulva  leonis  ira :  ebenso  ditataque  nomina  vatum  VIII 
56,  21).  Lobeck  Sophocl.  Aiax  7.  Reisig-Haase  349  Anm.  522.  We- 
senberg ad  Cic.  Tusc.  IV  3,  6.    EUendt  ad  Cic.  De  orat.  I  45,  199  u.  a. 

6.  qaro.  jEine  aus  den  inneren  Theilen  des  Skomber  bereitete 
Fischsauce.    Marquardt  Prl.  423. 

■9.    Psilothro.    Zu  III  74,  1. 

XCIV  1.    chrysendeta.    Zu  II  43,  11. 

4.  Wenn  das  kostbare  Geschirr  dem  Calpetianus  gehörte,  würde 
er  es  nur  ausnahmsweise  brauchen,  um  es  zu  schonen.  Dass  er  es 
stets  und  überall  braucht,  ist  ein  Beweis  dass  es  nur  geborgt  ist. 


M.  Valerii  Martialis  Epigrammaton 

Liber  VII. 

I. 

Accipe  belligerae  cruduni  thomca  Miuervae. 

Ipsa  Medusaeae  (luem  timet  ira  comae. 
Dum  vacat.  haec,  Caesar,  poterit  lorica  vocari 

Peetore  cum  saero  sederit,  aeg-is  erit. 

II. 
Invia  Sarmaticis  domiui  lorica  sagittis 
Et  Martis  Getico  tergore  fida  magis, 


I  2.  quem  timet  ira  comae  ^PO  q.  t.  ira  comae  deae  Q  (am 
Hände  alii  quo  turnet]  quem  —  deae  FG  quo  —  deae  C  quae  que) 
—  deae  EXAB. 


I.  Die  beiden  ersten  Epigramme  beziehen  sich  auf  einen  aus 
EberkUiuen  gearbeiteten,  wahrscheinlich  sarmatischen  Brustharnisch 
{Pausanias  I  21.  7  s.  beschreibt  einen  sarmatischen  Harnisch  aus  Pferde- 
hufen', welcher  vermuthlich  als  Merkwürdigkeit  in  einem  Minerven- 
tempel  zu  Rom  aufbewahrt  wurde,  wie  der  von  Pausanias  beschrie- 
bene in  einem  Aesculaptempel  bei  Athen.  SG  II  158,  2.  Er  wurde 
jetzt  dem  Domitian  in  den  sarmatischen  Krieg  nachgesandt. 

1.  crudum.    Wol  «rauh«. 

2.  Du  (Domitian  ,  den  selbst  der  Zorn  der  Schlangen  fürchtet, 
welche  das  Haar  der  (wol  auf  dem  Panzer  angebrachten)  Medusa  bil- 
den.   Gilbert. 

4.    sacro.    Zu  IV  30,  3. 

aegis.  Die  Aegis  ursprünglich  der  Schild  des  Zeus,  in  Kunstdar- 
stellungen gewöhnlich  Panzer  der  Minerva,  erscheint  zuweilen  auch 
in  diesen  als  Panzer  des  Zeus.  Overbeck  Griech.  Kunstmythol.  I  243 
— 251.  CLViscouti  Di  unn  statua  rappresentante  il  Genio  di  Giove 
CDU  legida  Bull,  munic.  d.  R.  1SS2  p.  173  ff. 

II.    Zu  VII  1. 

1.     Martis   Geticn   tergore.     Vielleicht   ein    getischer   Schild    oder 


474  M.  Valerii  Martialis 

Quam  vel  ad  Aetolae  securam  euspidis  ictus 
Texuit  innumeri  lubricus  unguis  apri: 
5  Felix  Sorte  tua,  sacrum  cui  tangere  pectus 
Fas  erit  et  nostri  mente  calere  dei. 

I  comes  et  magnos  inlaesa  merere  triumphos 
Palmataeque  ducera,  sed  cito,  redde  togae. 

III. 

Cur  non  mitto  meos  tibi,  Pontiliane,  libellos? 
Ne  mihi  tu  mittas,  Pontiliane,  tuos. 

IV. 

Esset,  Castrice,  cum  mali  coloris, 
Versus  scribere  coepit  Oppianus. 


III  2.    Ne  mihi  tu  mittas  Q    Ne  m.  t.  mittis  A    Nee  m.  t.  mittls 
EXBCFG    Nee  m.  t.  mittas  R Gilbert*  2^.  210. 


II  5.  Horat.  Epp.  I  10,  44  Laetus  sorte  tua.  Id.  Epod.  14,  15. 
Gande  sorte  tua.  Verg.  A.  XI  159  felix  morte  tua.  Ovid.  M.  XIII  521 
felix  morte  sua  est. 


Panzer  in  einem  Tempel  des  Mars,  der  bei  der  Sendung  des  sarmati- 
schen  Panzers  ebenfalls  in  Frage  gekommen  sein  mochte.  Vielleicht 
ist  aber  auch  bloss  der  Schild  des  Mars  gemeint  und  Martis  Getico 
tergore  steht  für  Martis  Getici  (i.  e.  Thracii  vgl.  z.  B.  Stat.  S.  I  2,  53) 
tergore  mit  der  gewöhnlichen  Beziehung  des  Adjektivs  auf  das  attri- 
butive Substantivum  statt  auf  den  davon  abhängigen  Genetiv  (zu  VI 
93,  4). 

3.  Aetolae  —  cusjndis.  Vgl.  XIII  93,  1.  Der  Lanze  des  Meleager, 
mit  welcher  er  den  Calydonischen  Eber  tütete. 

5.  Felix  sorte  tua  =  VII  S,  5.  sacrum.    Zu  IV  30,  3. 

6.  nostri  —  dei.    Zu  V  8,  1. 

S.  Palmataeque  —  togae.  Die  Tracht  der  triumphirenden  Feld- 
herrn, früher  toga  picta,  Marquardt  StV  II  587;  jetzt  nachdem  sie 
die  Stickerei  der  tunica  angenommen  hatte,  palmata.  So  zuerst  hier 
und  später  häufig.    Marquardt  Prl.  526. 

S.    sed.    Zu  I  117,   7. 

III.    Vgl.  V  73,  welches  auch  für  ne  in  v.  2  entscheidet. 

IV  1.    Castrice.    Zu  VI  43,  1. 

2.  Weil  man  glaubte,  dass  Dichter  blass  aussehen  müssten  (Jahn 
ad  Pers.  1,24  ,  sieht  Oppianus  in  der  Blässe  schon  einen  Beweis  des 
Berufs  zur  Dichtkunst.    SG  III  385. 


Epigramraaton  Liber  VII   edirtDecember  92).  475 

V. 
Si  desiderium,  Caesar,  }3opulique  patrumque 

Respicis  et  Latiae  gaudia  vera  togae, 
Redde  deum  votis  poscentibus.   Invidet  hosti 

Roma  SRO,  veniat  laurea  multa  licet: 
Terrarum  dominum  propius  videt  ille,  tuoque 

Terretur  vultu  barbanis  et  fruitur. 

VI. 
Ecquid  Hyperboreis  ad  uos  conversus  ab  oris 

Ausonias  Caesar  iam  parat  ire  vias? 
Certus  abest  auctor,  sed  vox  hoc  nuntiat  omnis: 

Credo  tibi,   verum  dicere,  Fama,  soles. 


V.  (Horat.  C.  IV  5;  vgl.  unten.j  1.  Verg.  A.  IV  682  popii- 
lumque  patresque.  Id.  ib.  IX  192  Ovid.  M.  XV  486  populusque  pa- 
tresqiie  etc.    Vgl.  Bentley  ad  Horat.  C.  III  6,  20.    5.  Zu  I  4,  2. 

V  2.    Claudian.  C.  min.  III  14  Latia  —  toga. 


V.  Die  Epigraiume  5 — S  beziehen  sich  anf  die  bevorstehende 
Rückkehr  Domitians  aus  dem  Sarmatenkrieg,  die  nach  einer  Abwesen- 
heit von  8  Monaten  (IX  ;V2  im  Januar  93  ^VIII  8  erfolgte,  im  De- 
cember  92,  in  welchem  das  Buch  erschien,  bereits  angekündigt  war 
(VII  8,  3).  Es  sind  also  die  zuletzt  vcrfassten  Gedichte  dieses  Buchs. 
Einl.  S.  58.  Vielleicht  schwebte  M.  hierbei  eine  Erinnerung  an  Horat. 
C.  IV  5  vor.  (v.  5.  Lucem  redde  tuae,  dux  bone,  patriae,  13.  Votis 
ominibusque  et  precibus  vocat,  15.    Sic  desideriis  icta  fidelibus.j 

1.  j)opulique  patriünqiie.  Wie  VIII  50,  7  IX  48 ,  7.  (equitesque 
patresque  XIV  120,  1). 

2.  Latiae  —  togae.    VII  63,  2  Latia  carmina  digna  toga. 

3.  Redde  deum.    VII  8,  2  redditur  —  deus. 

4.  laurea  —  multa.  VII  6,  6  Plin.  N.  h.  XV  133  laurus)  Romanis 
praecipue  laetitiae  victoriarumque  nuntia  additur  litteris  et  militum 
lanceis  pilisque.  Seneca  Agamemnon.  390  Namque  hasta  summo  lauream 
ferro  gerit.  Stat.  S.  V  1,  92,  H.  A.  Alex.  Severus  c.  5S  mit  der  An- 
merkung von  Salmasius.    Schol.  Jixven.  4,  149. 

5.  Terrarum  dominum.    Zu  I  4,  2. 
propius  videt.    Zu  VI  64,  12. 

6.  fruitur  vultu.  Etwas  anders  VII  99,  4  Namque  solent  sacra 
Caesaris  aure  frui. 


476  M.  Valcrii  Martiniis 

5  Publica  vietriecs  testautur  gaudia  chartae, 
Martia  laurigera  cuspide  pila  virent. 
Kursus,  io,  maguos  clamat  tibi  Roma  triumphos 

Invictusque  tua,  Caesar,  in  urbe  sonas. 
Sed  iam  laetitiae  quo  sit  fiducia  maior, 
10       Sarraaticae  laurus  nuntius  ipse  veni. 

VII. 
Hiberna  quamvis  Arctos  et  rudis  Peuce 
Et  ungularum  pulsibus  calens  Hister 
Fractusque  cornu  iam  ter  improbo  Kheuus 
Teneat  domautem  regua  perfidae  gentis 
5  Te.  summe  muiidi  rector  et  pareus  orbis: 


VI  8.  Invictusque  QEFwScr  ScJui-  luAitusque  TSchn^  Invi- 
susque  Eooy. 

VI  7.  Ovid.  Am.  I  2,  34  Volgus  ,io'  magna  voce  ,triumphe' 
sonat.  Tr.  IV  2,  52  =  TibuU.  II  5,  118  Miles  ,io'  magna  voce  ,triumphe' 
canet. 

(VII  2.  Enuod.  Carm.  II  13ü,  3  Cornipedes  Algida  qui  Tanais 
domuistis  dorsa  profundi  Quorum  praevalidas  ungula  calcat  aquas. 
Vgl.  zu  X  T,  4  sq.; 

VI  5.  6.  Zu  VII  5,  4.  5.  pila:  der  Boten  vom  Kriegsschau- 
platze (zu  VII  5,  4j  oder  der  in  Rom  stehenden  Truppen. 

7.  Rursus.    Wie  vor  4  Jahren   bei  den  Erfolgen  gegen  Dacien. 

8.  Invictus  sotias.  Du  wirst  überall  mit  dem  Zuruf  »der  Unbe- 
siegte« (vgl.  Sp  20,  4)  begrüsst. 

10.    Sarmaticae  lanriis:  des  sarmatischen  Triumphes. 

VII  1.  Peuce.  Eine  von  den  beiden  südlichsten  Mündungen  des 
Danubius  gebildete,  von  ihren  vielen  Fichten  benannte  grosse  Insel. 
VII  84,  3  ad  gelidam  Peucen.    Valer.  Flacc.  Arg.  VIII  317. 

3.  IX  101,  17  Cornua  Sarmatici  ter  perfida  contudit  Histri.  Von 
den  3  angeblichen  Siegen  über  die  Anwohner  des  Eheins  muss  als 
der  erste  der  bei  der  Expedition  im  J.  70  (zu  II  2  gemeint  sein,  als 
letzter  der  im  Chattenkriege  84.  Als  den  zweiten  zählte  M.  vielleicht 
die  Gefangennahme  der  Veleda  durch  Rutilius  Galliens  (unter  Titus? 
Vgl.  SG  III  455;. 

cornu.  M.  denkt  hier  an  die  gewöhnliche  Darstellung  der  Fluss- 
gotter  mit  Hörnern  oder  Stierhäuptern.    Preller  GM  I  44S  ff. 

4.  Te7ieat  wie  tenet  VI  25,  2. 

ö.  IX  6,  1.  Tibi  siimme  Rheni  domitor  et  parens  orbis.  Vgl. 
Fincke  de  appell.  Caes.  p.  30  s. 


Epigraumiaton  Liber  VII  edirt  December  92.  477 

Abesse  nostris  non  tarnen  potes  votis. 
Illic  et  oculis  et  animis  sumus,  Caesar, 
Adeoque  mentes  omnium  tenes  umis, 
Ut  ipsa  magni  turba  nesciat  Cirei, 
10  Utrumne  ciirrat  Passerinus  au  Tigris. 

VIII. 

Nunc  hilares,  si  quando  mihi,  nunc  ludite.  ]\Iusae: 

Victor  ab  Odrysio  redditur  orbe  deus. 
Certa  facis  populi  tu  primus  vota,  December: 

lam  licet  ingenti  dicere  voce  »Venit! « 
5  Felix  Sorte  tua!    Poteras  non  cedere  lano, 

Gaudia  si  nobis.  quae  dabit  ille,  dares. 
Festa  coronatus  ludet  convicia  miles, 

Inter  lanrigeros  cum  comes  ibit  equos. 
Fas  audire  iocos  levioraque  carmina,  Caesar, 
10       Et  tibi,  si  lusus  ipse  triumphus  amat. 

IX. 

Cum  sexaginta  numeret  Cascellius  annos. 
Ingeniosus  bomo  est:  quando  disertus  erit? 


VII  6.  Ovid.  Tr.  IV  2,  41  Cornibns  hie  fractis  —  Rhenns. 
Claudian.  Cons.  Stilich.  I  220  Ehenumque  minacem  Cornibns  infractis 
adeo  miteseere  cogis). 

VIII.  (2.  Cons.  ad  Liv.  3S1  Quod  semper  domito  rediit  tibi 
Caesar  ab  erbe).  5.  Vgl.  zix  VII  2,  5.    7.  Lucan  II  ;569  festa  —  convicia. 


10.  Passerinus  an  TUjris  XII  36,  12  Tigrim  vince  levemque 
Passerinumj:  berühmte  Circiispferde  SG  II  296.  Die  Circusspiele, 
welche  M.  meint,  könnten  die  zweiten  Consualia  am  15.  Dezember), 
vielleicht  aber  auch  die  ludi  plebei  (4—17.  November)  sein. 

VIII  2.  ab  Odnjsio  —  orbe.  IX  93,  8  Nomen  ab  Odrysio  quod 
dens  orbe  tiüit.  VII  SO,  1  Odrysios  triones,  X  7,  2  Odrysias  pniinas. 
Vgl.  auch  IX  101,  20  Victor  Hyperboreo  nomen  ab  orbe  tulit. 

deus.    Zu  V  8,  1  u.  VII  5,  3. 

5.    Felix  Sorte  tua!  =  VII  2,  5. 

7.  Bekanntlich  sangen  die  Soldaten  beim  Triumph  Spottlieder 
auf  den  Feldherrn.    Zu  I  4,  3  s. 


478  M-  Viilerii  Martialis 

X. 

Paedicatur  Eros,  fellat  Linus:   Ole,  quid  ad  te. 

De  cute  quid  faciant  ille  vel  ille  sua? 
Ceutenis  futuit  Matho  milibus:  Ole,  quid  ad  te? 
Non  tu  propterea,  sed  Matho  pauper  erit. 
5  In  lucem  cenat  Sertorius:  Ole,  quid  ad  te, 
Cum  liceat  tota  stertere  nocte  tibi? 
Septing-enta  Tito  debet  Lupus:   Ole,  quid  ad  te': 

Assem  ne  dederis  crediderisve  Lupo. 
Illud  dissimulas,  ad  te  quod  pertinet.  Ole, 
10      Quodque  magis  curae  eonvenit  esse  tuae. 
Pro  tog-ula  debes:  hoc  ad  te  pertinet.  Ole. 

Quadranten!  nemo  iam  tibi  credit :  et  hoc. 
Uxor  moecha  tibi  est:  hoc  ad  te  pertinet,  Ole. 
Poscit  iam  dotem  filia  grandis:  et  hoc. 
15  Dicere  quindecies  poteram,  quod  pertinet  ad  te: 
Sed  quid  agas,  ad  me  pertinet.  Ole,  nihil. 
XL 
Cogis  me  calamo  manuque  nostra 
Emendare  meos,  Pudens,  libellos. 
0  quam  me  uimium  probas  amasque. 
Qui  vis  archetypas  habere  nugas! 

XIL 
Sic  me  fronte  legat  dominus.  Faustine,  serena 


X  1.  Linus  RoiSchi-    Linuos  P    Linos  Q    Firnis  EX AFG  ScJni. 


X.  Ueber  die  4  Mal  wiederholte  Interpunktion  nach  dem  4.  Fuss 
vgl.  Einl.  S.  44. 

7.    Lupus.  Nicht  der  mit  dem  Dichter  befreundete  Lupus.  Zu  V  56. 

15.  quindecies.  Ebenso  für  eine  beliebige  grosse  Zahl  XI  6,  13 
quindecim  poetae. 

XI  2.  Pudens  !zu  I  31,  hatte  M.  gebeten  das  sehr  fehlerhafte 
Buchhändlerexemplar  seiner  Gedichte  eigenhändig  zu  verbessern,  was 
M.  auch  für  Julius  Martialis  that.  VII  17,  7.  Ueber  die  Fehlerhaftigkeit 
der  Buchhändlerausgaben  Marquardt  Prl.807.      4.  nuyas.  Zu  I  113,  6. 

XII.  Wie  hier  klagt  M.  auch  VII  72  X  3;  5;  33  darüber,  dass 
unter  seinem  Namen  giftige  Schmähgedichte  veröflfentlicht  wurden. 
SG  III  404,   1.  1.    Faustine.    Zu  I  25. 


Epigrammaton  Liber  VII  (edirt  December  92).  479 

Excipiatque  meos,  qua  solet  aiire,  iocos, 
Ut  mea  nee  iiiste  quos  odit,  pagina  laesit. 

Et  mihi  de  nullo  fama  nibore  placet. 
5  Quid  prodest,  cupiaut  cum  quidam  nostra  videri, 

Si  qua  Lycambeo  sanguine  tela  madeut. 
Vipereumque  vomat  nostro  sub  nomine  virus, 

Qui  Phoebi  radios  ferre  diemque  neg-af? 
Ludimus  innoeui:  seis  hoc  bene:  iuro  potentis 
10       Per  genium  Famae  Castaliumque  gregem 
Perque  tuas  aures,  magni  mihi  numinis  instar, 

Lector.  inhumana  liber  ab  invidia. 

XIII. 

Dum  Tiburtinis  albescere  solibus  audit 

Antiqui  dentis  fusca  Lycoris  ebur, 
Venit  in  Herculeos  colles.   Quid  Tiburis  alti 

Aura  valet!    Parvo  tempore  nigra  redit. 

XIV. 

Accidit  infandum  uostrae  scelus,  Aule,  puellae; 
Amisit  lusus  deliciasque  suas : 


XII  7.     vomat  ']>P     vomaut   QEFwSchn     vomnnt  C     S.   negat 
%PEXACF  corr  G  Gilbert*  p.  210     negant  Qoj  Sehn. 


XII  11.  Ovid.  Am.  III  11,  47  Perque  Uiam  faciem ,  magni  mihi 
numinis  instar  Priap.  40,  4  Hunc  pathicae  magni  numinis  instar  habent;. 

2.  VIT  28,  8  Exige,  sed  certa,  quos  legis  aure  iocos. 

5.  X  3,  6  Et  vult  videri  nostra. 

6,  Lycamheo  sanguine.  Lycambes  wurde  durch  den  Spott  des  Ar- 
chilochus,  dem  er  seine  Tochter,  die  er  ihm  versprochen,  später  nicht 
geben  wollte,  der  Sage  nach  zum  Selbstmorde  getrieben. 

8.  ferre.  Ueber  die  Auslassung  des  Subjektspronomens  Draeger, 
Hist.  Syntax  112  440  f. 

9.  Ludimus  innoeui.    Zu  I  4  (7:  Innocuos  —  lusus  . 

XIII.    Vgl.  das  verwandte  Epigramm  IV  62  nebst  der  Anmerkung. 

3.  Hereuleos  eolles.    Zu  I  12,  1. 
XIV  1.    Aule.    Zu  I  31. 

2.    delicias.    Mit  Anspielung  auf  CatuU  2,  1.    Vgl.  v.  3  u.  4. 


4g()  M.  Valerii  Martialis 

Non  quales  teneri  ploravit  amica  Catulli 
Lesbia,  nequitiis  passeris  orba  sui, 
5  Vel  Stellae  cantata  meo  quas.flevit  lantliis. 
Cuiiis  in  Elysio  nigra  columba  volat. 
Lux  mea  non  capitur  nugis  neque  moribus  istis, 

Nee  dominae  pectus  talia  damna  movent: 
Bis  denos  puerum  numerantem  perdidit  annos, 
10      Mentiüa  cui  nondum  sesquipedalis  erat. 

XV. 

Quis  piier  liic  nitidis  absistit  lanthidos  imdis 
Et  fugitat  dominam  Xaida?  numqnid  Hylas? 


quam 

XIV  5.    quas  ^P    quas  Q     quam  EFm. 

XIV  7.  neque  moribus  '^PQXCFG  neque  emoribus  AE  nee 
moribus  O  nee  amoribus  ?  LMueUer  r.  tn.  p.  396  9.  b^  denos  ouScr 
Gilbert  p.  15    bis  senos  QgHns  Sehn  (vgl  zu  IX  50,  3J. 


■6.    teneri    Zu  IV  14,  3  und  XII  44,  5. 

5.  Stellae.    Zu  I  7. 
lanthis.    Zu  VI  21. 

6.  Das  hier  gemeinte  Gedicht  Stellas  auf  die  todte  Taube  er- 
wähnt schon  Stat.  S.  I  2,  102.    Zu  I  7. 

7.  Lux  mea.    Zu  V  29,  3. 

neque.    LMueller  r.  m.  p.  396.    Zu  I  64,  4. 

moribus  istis.    Etwa  in  dem  Sinne  von  tali  simplicitate. 

8.  dominae.    Hier  Bezeichmmg  der  Geliebten.    SG  I  395. 

XV.  Die  Statue  eines  fliehenden  Knaben  an  der  Quelle  im  Garten 
oder  Park  des  Stella  VI  47;  hält  Schrevel  für  die  des  Argynnus  (v.  5;, 
des  Lieblings  des  Agamemnon,  der  im  Kephissus  (Athen.  XIII  p.603( 
oder  im  Meer  Propert.  IV  6  (7:  21  ss.  Vgl.  Herzberg  II  p.  280)  er- 
trank. Wenn  aber  M.  nach  v.  5  wusste,  dass  die  Statue  den  Ar- 
gynnus vorstellte,  konnte  er  nicht  wol  fragen,  ob  es  Hylas  sei.  Wie 
es  scheint,  beziehen  sich  die  beiden  ersten  Distichen  auf  die  Knaben- 
statue, zu  der  vielleicht  erst  später  noch  andere  (der  Ganymedeus 
Chorus  VII  50,  4  aufgestellt  wurden,  während  die  dort  erwähnte  Her- 
culesstatue  in  der  Grotte  bei  der  Abfassung  unseres  Epigramms  be- 
reits vorhanden  war.  Dagegen  scheint  im  letzten  Distichon  ein  (Page 
und)  Mundschenk  des  Stella  angeredet  zu  werden,  der  so  schön  war, 
dass  man  auch   für   ihn  das  Schicksal   des  Hylas  befürchten  konnte. 

1.    luntliido.^.    Zu  VII  21  und  VII  50,   1  u.  2. 


Epigrammaton  Liber  VII   edirt  December  92  .  481 

0  bene,  qiiod  silva  colitur  Tirynthiiis  ista 
Et  quod  amatrices  tarn  prope  servat  aquas! 
5  Securiis  licet  hos  fontes,  Argynne,  ministres. 
Nil  facient  Nymphae:  ne  velit  ipse,  cave. 
XVI. 
Aera  clomi  non  sunt,  superest  hoc,  Regule,  solum, 
Ut  tua  vendamus  mimera:  numquid  emis? 
XVII. 
Ruris  bibliotheca  delicati, 
Vicinam  videt  unde  lector  urbem, 
Inter  carmina  sanctiora  si  quis 
Lascivae  fuerit  locus  Thaliae, 
5  Hos  nido  licet  inseras  vel  imo, 
Septem  quos  tibi  misimus  libellos 
Aiictoris  calamo  sui  notatos: 
Haec  illis  pretium  facit  litura. 
At  tu  munere,  delicata,  parvo 


XVII  9.    delicata  QEFm  Sehn    dedicata  PScr    munere,  delicata, 
parvo  Quae  3Iunro    munere  delicata  parvo,  Quae  Sehn. 


(XV  3.     Ovid.  Tr.  I  2,  41  0  bene,   quod  uon  sum  meciim  con- 
scendere  passus). 


3.  silva  —  ista  =  VII  50,  5. 

4.  VII  50,  7  Numquid  Nympharum  notos  observat  amores? 

6.  iijse.  Hercules ;  doch  soll  der  Leser  vielleicht  zugleich  an  den 
Herrn  des  Hauses  denken,  der  von  dessen  Angehörigen  mit  ipse  be- 
zeichnet zu  werden  pflegte.    Vgl.  Buecheler  ad  Petron.  'ed.  1862)  c.  63. 

XVI  1.    Regule.    Zu  I  12  und  SG  III  398,  3. 

XVII  1.  Ruris  —  delicati.  Vgl.  die  Beschreibung  dieses  Land- 
sitzes des  Julius  Martialis  zu  I  15)  auf  dem  Janiculus  IV  64  (10  Celsae 
culmina  delicata  villae). 

2.  IV  64,  11  Hinc  Septem  dominos  videre  montes  Et  totam  licet 
aestimare  Komam. 

4.  Thaliae.    Zu  IV  8,  12. 

5.  nido.    Zu  I  117,   15. 

7.  ealamo  —  notatos.  Zu  VII  11,  2.  X  78,  12  Piscosi  calamo  Tagi 
notata. 

9.  delieata.  Vgl.  v.  1.  Munro  Horatiana  Journal  of  philology  IX 
p.  219  fasst  delicata  als  Anrede  und  zieht  munere  parvo  (i.  e.  propter 

Murtial  I.  31 


482  M.  Valerii  Martialis 

10  Quae  cantaberis  orbe  uota  toto, 
Pig-nus  pectoris  hoc  mei  tuere. 
luli  bibliotlieca  Martialis. 

XVIII. 

Cum  tibi  sit  facies,  de  qua  uec  femiua  possit 

Dicere,  cum  corpus  nulla  litura  notet. 
Cur  te  tarn  rarus  cupiat  repetatque  fututor, 

Miraris?    Vitium  est  non  leve,  Galla,  tibi: 
5  Accessi  quotieus  ad  opus  mixtisque  movemur 

Inguinibus,  cunnus  non  tacet,  ipsa  taces. 
Di  facerent.  ut  tu  loquereris  et  ille  taceret: 

Offendor  cunni  garrulitate  tui. 
Federe  te  vellem:  namque  hoc  nee  inutile  dicit 
10       Symmachus  et  risum  res  movet  ista  semel: 
Quis  ridere  potest  fatui  poppysmata  cunni? 

Cum  sonat  hie,  cui  non  mentuhi  mensque  cadit? 
Die  aliquid  saltem  clamosoque  obstrepe  cuuuo, 

Et  si  adeo  muta  es,  disce  vel  iude  loqui. 

XIX. 

Fragmeutum  quod  vile  putas  et  inutile  lignum, 
Haec  fuit  ignoti  prima  carina  maris, 


XVIII  5.  movemur  QEFm  Sclm^  Gilbert^  p.  210  movetur 
TSchn-  moventnr  X  10.  semel  TQEXAC  Rand  v.  P  Sehn  simiü 
Fm  Sei: 


XIX  1.  Horat.  S.  I  8,  1  Ovid.  Am.  I  12,  13  III  7,  1.5  Priap. 
73,  3  inutile  lignum.  Verg.  G.  II  443  utile  lignum.  (2.  Prop.  III  22,  2o 
ignoto  missa  columba  mari  . 


munus  zu  Sp  1,  3)  zu  cantaberis.  Vielleicht  quae  delicata  cantaberis 
d.  h.  »die  du  ^in  Folge  meines  Geschenkes  als  reizend  gepriesen  wer- 
den wirst«. 

10.  VIII  61,  3  orbe  cantor  —  toto.  12.    Zu  II  6,  17. 

XVIII  1.    de  qua  nee  femina  possit  Dicere.    Zu  III  80,  1. 

10.    Symmaehus.    Zu  VI  70,  6. 

14.    si  adeo.    Zu  VI  44,  5. 

XIX.  Auf  ein  angebliches  Fragment  der  Arge  Ueber  dergleichen 
Reliquien  aus  der  Heroenzeit  vgl.  VIII  6  und  SG  II  159  flf. 


Epigrammaton  Liber  VII  (edirt  December  92).  4S3 

Quam  uec  Cyaueae  qiiondam  potnere  ruiuae 
Frangere  nee  Seythiei  tristior  ira  freti. 
5  Saecula  vicenmt:  sed  quamvis  cesserit  auuis. 
Sauctior  est  salva  parva  tabella  rate. 

XX. 

Nil  est  miserius  nee  gulosius  Santra. 

Rectam  vocatns  cum  cucurrit  ad  ceuam, 

Quam  tot  diebus  noetibusque  captavit. 

Ter  poscit  apri  glandulas,  quater  lumbum, 
5  Et  utramque  coxam  leporis  et  duos  armos, 

Nee  erubescit  peierare  de  turdo 

Et  ostreorum  ra])ere  lividos  cirros. 

Buccis  placentae  sordidam  linit  mappam; 

Illic  et  uvae  collocantur  ollares 
10  Et  Punicorum  pauca  grana  malorum 

Et  excavatae  pellis  indecens  vulvae 


XX  1.  Nil  PQFrdl  mUl  EFw  Sehn  nee  to.S'o-  L3Iueller  r.  m. 
p.  396  neqne  PQEXACFG Sehn  S.  buccis  placentae  Ser  Gilbert^ 
p.  211  buccis  placente  (mit  Rasuren  vor  e  und  am  Schlu.s.s)  Q  dulci 
placente  am  Eande,  b.  plangentem  FF  dulcis  (es  eorr  C]  placenta 
(as  C]  EXAGSchn     Dulci  placenta  O     10.   Et  eodd.     Nee  Hns. 


XIX  6.   Ovid.  F.  II  4üS  qnantum  fati  parva  tabella  vehit. 

XX  1.    nee  gulosius.    Zu  I  64,  4. 

2.  Rectam  —  cenam.  Da  er  sich  sonst  in  der  Regel  mit  der  spor- 
tula  begnügen  muss.    SG  I  393  f. 

7.  cirros.  Die  Lappen  oder  Fasern  der  Austern;  polyporum  cirri 
die  Fangarme  der  Polypen  Plin.  N.  h.  XXVI  58. 

8.  mappam.    Zu  II  37,  4. 

8.  Buccis  placentae.  X  5,  5  Oret  caninas  panis  improbi  buccas. 
Petron.  44  Non,  mehercules,  hodie  buccam  panis  invenire  potui. 

9.  uvae  —  ollares.  Vgl.  über  dieselben  Cato  E.  r.  7,  2  u.  143,  3. 
Plin.  N.  h.  XIV  29  u.  34.    Schneider  zu  Columella  XII  45. 

10.  Punicorum  grana  —  malormn  metonymisch  für  Granatäpfel, 
wie  cum  granis  Punici  mali  Petron.  c.  31  f.  Punica  grana  M.  I  43,  ö. 
Gilbert*  p.  211. 

11.  excavatae  durch  die  Jungen;  vgl.  XIII  5G  Plin.  N.  h.  XI 
209  SS.)  —  vulvae.    Marquardt  Prl.  320,  4, 

31* 


484  M-  Valerii  Martialis 

Et  lippa  ficus  debilisque  boletus. 

Sed  mappa  cum  iam  mille  rumpitur  furtis, 

Rosos  tepenti  spondylos  sinu  condit 
15  Et  devorato  capite  turturem  tnmcum. 

Colligere  longa  turpe  nee  putat  dextra, 

Analecta  quidquid  et  canes  reliquerunt. 

Nee  esculenta  sufficit  gulae  praeda, 

Mixto  lagonam  replet  ad  pedes  vino. 
20  Haec  per  ducentas  cum  domum  tulit  scalas 

Seque  obserata  clusit  anxius  cella 

Gulosus  ille,  postero  die  vendit. 
XXI. 

Haec  est  illa  dies,  quae  mag-ni  conscia  partus 
Lucanum  populis  et  tibi,  PoUa,  dedit. 

Heu!   Nero  crudelis  nullaqne  invisior  umbra, 
Debuit  hoc  saltim  non  licuisse  tibi. 

xxn. 

Vatis  Apollinei  magno  memorabilis  ortu 
Lux  redit:   Aonidum  turba,  favete  sacris. 


XX  20.  domitm  tulit  Qi» Sehn-    domo  t.  AEFG    in  domo  t.  XC 
domo  intTilit  H»s  Sehn  K 

XXI  1.    quae  magui  EQEFt»  So- Sehn  ^    magni  qiiae  P Sehn  K 


XXI  1.    Ovid.  F.  VI  713  Haec  est  illa  dies.    Tr.  V  3,  1  Illa  dies 
haec  est.  Stat.  S.  I  2,  241  Hie  fuit  ille  dies. 

(XXII  2.    Stat.  S.  II  7,  19  favete  Unguis  —  favete  Musae.) 

12.    lippa  ßcus:  safttriefend.  boletus.    Zu  I  20,  2. 

14.  spondylos.  Eine  im  Meere  lebende  Muschel  Plin.  N.  h.  XXXII 
151;  auch  der  fleischige  Theil  der  Austern  und  Muscheln  ibid. 
XXXII  60  und  154.    Oder  Wirbelknochen? 

17.  Analecta.  Der  die  Eeste  der  Mahlzeit  vom  Boden  aufsam- 
melnde Sklave.    XIV  82,  2.    Marquardt  Prl.  145,  2. 

20.  ducentas  —  scalas.  Zweihundert  Stiegen,  nicht  Stufen,  wie  SG- 
I  7  übersetzt  ist. 

XXI— XXIV.  Auf  den  Geburtstag  Lucans  an  dessen  Wittwe  Polla 
Argentaria  (vgl.  auch  X  64  SG  III  394,  1),  die  Patronin  M.'s,  ge- 
richtet.  Auf  dieselbe  Veranlassung  Stat.  S.  II  7. 

XXI  4.    licuisse  tibi.    IV  44,  8  licuisse  sibi. 


Epigrammatoll  Liber  'S^I  (edirt  Deeember  92).  485 

Haec  meruit.  cum  te  terris,  Lucane,  dedisset, 
Mixtus  Castaliae  Baetis  ut  esset  aquae. 

XXIII. 

Phoebe,  veni,  sed  qiiantus  eras,  cum  bella  tonanti 
Ipse  dares  Latiae  plectra  secunda  lyrae. 

Quid  tanta  pro  luce  precer?    Tu.  Polla.  maritum 
Saepe  colas  et  se  sentiat  ille  coli. 

XXIV. 
Cum  luvenale  meo  quae  me  committere  temi)tas, 

Quid  non  audebis,  perfida  lingua.  loqui"? 
Te  fing-ente  nefas  Pyladen  odisset  Orestes, 
Tbesea  Pirithoi  destituisset  amor, 
5  Tu  Siculos  fratres  et  maius  nomen  Atridas 
Et  Ledae  poteras  dissociare  genus. 
Hoc  tibi  pro  meritis  et  talibus  imprecor  ausis, 
Ut  facias  illud,  quod.  puto,  lingua,  facis. 


XXIV  1.   quae  me  QEFlo     iinid  me  R    quid  tu   T. 


(XXIII  1.    Stat.  S.  II  7,  66  Pharsalica  bella  detonabis.) 
XXIV  3.  4.    Sidon.  Apoll.   C.  5,  287   Thesea  Pirithoi,  Pyladen 
si  stravit  Orestae  Vel  furibunda  manus.     Claudian.  in  Rufin.  I  107  Pi- 
rithoum  fugeret  Theseus,  Offensus  Oresten  Desereret  Pylades,  odiaset 
Castora  Pollux.) 


XXII  4.  Baetis.  Lncan  stammte  aus  der  an  diesem  Flusse  ge- 
legenen Stadt  Corduba. 

XXIII  1.  hella  tonanti  wie  VIII  3,  14.  2.  plectra  secunda.  Als 
dem  nächsten  nach  Virgil.    VII  27,  2  fama  secunda. 

XXIV  1.  luvenale.  Der  hier  zuerst  und  dann  VII  91  XII  is  als 
mit  M.  befreundet  genannte  Juvenal  hatte  in  der  Zeit,  wo  M.  diese 
drei  Gedichte  an  ihn  richtete,  noch  keine  Satiren  veröffentlicht  und 
war  nur  als  Rhetor  thätig.    Daher  VII  91,  1  facunde  luvenalis. 

3.  Pyladen  —  Orestes.    Zu  VI  11. 

4.  Thesea  Pirithoi.     X  11,  1  Thesea  Pirithoumque. 

5.  Siculos  fratres.  Amphinomus  und  Anapias  aus  Catana,  welche 
bei  einem  Ausbruch  des  Aetna  ihre  Eltern  retteten.  Strabo  VI  269. 
Anthol.  Palat.  III  17.  Sil.  Ital.  XIV  197. 


486  ^I-  Valerii  Martialis 

XXV. 

Dulcia  cum  tantiim  scvibas  epigrammata  semper 

Et  cerussata  candidiora  cute, 
Nullaque  mica  salis  nee  amari  fellis  in  illis 

Gutta  Sit,  0  demens,  vis  tarnen  illa  legi! 
5  Nee  cibus  ipse  iuvat  morsu  fraudatus  aceti, 

Nee  grata  est  facies,  eui  gelasinus  abest. 
Infanti  melimela  dato  fatuasque  mariscas : 

Nam  mihi,  quae  novit  pungere,  Cbia  sapit. 

XXVI. 

Apollinarem  conveni  meum,  Scazon, 
Et  si  vacabit,   (ne  molestus  accedas) 
Hoc  qualecunque,  cuius  aliqua  pars  ipse  est, 
Dabis:  hae  facetae  carmen  imbuant  aures. 
5  Si  te  receptum  fronte  videris  tota, 
Noto  rogabis  ut  favore  sustentet. 
Quanto  mearum.  scis,  amore  nugarum 


hoc 

XXVI  4.    hae  Gilbert*  p.  211     haec  '^EXAF    haec  Q     hoc  a> 
Sehn    facetae   Gronov  Sehn    facetxim   codd.  Ser  (vgl.   Gilbert  a.  a.  O.) 


XXV  3.     CatiiU.    86,   4  mica  salis   (Plin.   Epp.  III  21,  1;  vgl. 
unten). 

XXVI  3.    Catull.  1,  8  qiiidquid  hoc  libelli,  Qualecunque. 


7.    nugarum.    Zu  I  113,  0. 

XXV.  2.    cerussata.    Zu  I  72,  6. 

3.  mica  salis  nee  amari  fellis.  Vielleicht  dachte  Plinius  Epp.  III 
21,  1  an  diese  Stelle,  er  sagt  dort  von  Martial:  qui  plurimum  in  scri- 
bendo  et  salis  haberet  et  fellis  nee  candoris  minus. 

7.    7nelimela.    Zu  I  43,  4. 

mariscas  —  8.  Chia.  XII  96,  9  Chiam  volo,  nolo  mariscam.  Vgl. 
VII  31,  2  und  XIII  23,  wo  es  von  der  Chia  heisst:  Ipsa  merum  se- 
cum  portat  et  ipsa  salem, 

S.    novit  inmgere.    Zu  II  -52,   1. 

XXVI  1.    Apollinarem.    7.XL  IV  86,  3. 

5.  fronte  —  tota.  Mit  einer  Stirn,  die  in  keiner  Falte  eine  Zu- 
rückweisung verräth. 


EpigramHQaton  Liber  VII  (edirt  December  92).  487 

Flagret;  nee  ipse  plus  amare  te  possum. 
Contra  malignos  esse  si  cupis  tutus, 
10  Apollinarem  conveni  meum,  Seazon. 

XXVII. 

Tiiscae  glandis  aper  populator  et  ilice  multa 

lam  piger,  Aetola  fama  secnuda  ferae, 
Quem  meus  intravit  splendenti  cuspide  Dexter, 

Praeda  iacet  nostris  invidiosa  focis. 
5  Pingueseant  madido  laeti  nidore  penates 

Flag-ret  et  exciso  festa  eulina  iug-o. 
Sed  cocus  ingentem  piperis  consumet  acervum 

Addet  et  arcano  mixta  Falerna  garo. 
Ad  dominum  redeas,  noster  te  non  capit  ignis, 
10       Conturbator  aper:  vilius  esurio. 

XXVIII. 

Sic  Tiburtinae  crescat  tibi  silva  Dianae 

Et  properet  caesum  saepe  redire  nemus, 
Nee  Tartesiacis  Pallas  tua,  Fusee.  trapetis 


XXVI  9.    si  cnpis  nScr      si  potes  EXAF(J     si  voles  GOSckn 
si  petes  Hns. 

XXVII  5.    madido  laeti  (Hlbert*  p.  211     madidi  laeto  CGOSchn 
madido  laeto  EXAF    madido  tetri  %PQScr    madidi  lanto  Hns. 

XXVII  2.    Ovid.  Tr.  I  5,  22  Penelopes  esset  fama  secunda  tuae 
(Clatidian.  carm.  min.  4,  2  Romani  fama  secnnda  fori  . 


10.    Zu  II  6,  17. 

XXVII  2.   fmna  secunda.    Zu  VII  23,  2. 

3.    Dexter.    Als  Jäger  auch  XI  69,  3. 

6.    exciso  —  iugo.   Nach  Abholznng  des  Bergrückens. 

8.  arcann  —  garo.  Zu  VI  93,  6j.  Ein  in  einer  geheimen  Schxib- 
lade  aufbewahrtes,  also  besonders  kostbares  garum. 

10.  Conturbator:  Vermögenszerrütter.  X  96,  9  conturbatorque 
macelltis. 

XXVIII.  3.  Pallas  tua.  Ueber  diese  von  Ovid  öfter  (Heroid.  9,  44 
Am.  II  16,  8  Tr.  IV  5,  4)  gebrauchte  Metonymie  Haupt  Opp.  II  168 


488  M.  Valerii  Martialis 

Cedat  et  immodici  deut  boua  musta  lacus; 
5  Sic  fora  inircutur,  sie  te  palatia  laudeut. 
Excolat  et  geminas  i)liirima  palma  fores; 
Otia  dum  medius  praestat  tibi  parva  Decem])er. 

Exige,  sed  certa,  quos  legis,  aiire  iocos. 
»Scire  libet  verum?  res  est  haec  ardua.«   Sed  tu 
10      Quod  tibi  vis  dici,  dicere,  Fusce,  potes. 

XXIX. 

Thestyle,  Victoris  tormentum  dulce  Voconi, 

Quo  nemo  est  tote  notior  orbe  puer. 
Sic  etiam  positis  formosus  amere  capillis 

Et  placeat  vati  uulla  puella  tuo: 
5  Paulisper  domini  doctos  sepone  libellos. 

Carmina  Victori  dum  lego  parva  tuo. 
Et  Maecenati,  Maro  cum  cautaret  Alexin, 

Nota  tamen  Marsi  fusca  Melaeuis  erat. 


XXIX  2.     toto  —  orbe  EFiMScr  Gilbert*  p.  211     toto  —  urbe 
^P  tota  —  iirbe  QJ£ns  Sehn. 


XXVIII  4.    Ovid.  F.  III  55s   tertia  musta  lacus  lä.  Tr.  III  10, 
72  fervida  musta  lacus  Tibull.  I  1,  10  pinguia  musta  lacu. 

XXIX  4.    Zu  I  76,  4. 


und   zu  Sp  12,  1.    Ebenso  Stat.   S.  II  7,  28  Quae  Tritonide  fertlles 
Atlienas  Unctis  Baetica  provocas  trapetis.    Ueber  das  Oel  aus  Baetica 
XII  63.    Bluemner  S.  130. 
Fusce.    Zu  I  54. 

6.  jjahna.  Mit  Palmzweigeu  als  Siegeszeichen  wurden  die  Thüren 
der  Rechtsanwälte  nach  gewonnenen  Processen  geschmückt.  Juven. 
7,  118  SG  I  291,  7. 

8.  IV  82,  4  Non  tetrica  nugas  exigat  aure  meas.  VII  12,  2  Ex- 
cipiatque  meos,  qua  solet  aure,  iocos. 

sed.  Zu  I  117,  7. 

XXIX  1.     Voconi.  Voconius  Victor.     Auf  seine  Hochzeit  XI  78. 

2.  nemo  —  toto  notior  orbe.  Zu  V  37,  22.  Weltbekannt  ist  The- 
stylus  durch  die  docti  libelli  (Gedichte :  v.  4  vati  tuo)  des  Voconius. 
VII  17,  10  Quae  cantaberis  orbe  nota  toto.    Gilbert*  p.  211  f. 

7.  Alexiti.    Zu  V  16,  12. 

8.  Marsi.    Zu  I  Epist.  1.  11.        3felaenis.  Sonst  nirgend  erwähnt. 


Epigrainmaton  Liber  VII    edirt  December  92).  489 

XXX. 

Das  Parthis.  das  Germanis,  das,  Caelia,  Dacis, 

Nee  Cilicum  spernis  Cappadocumque  toros; 
Et  tibi  de  Pharia  Mempliiticus  urbe  fututor 

Navigat,  a  rubris  et  nig-er  Indus  aquis; 
Nee  recutitoriim  fugis  inguina  ludaeonim. 

Nee  te  Sarmatico  transit  Alanus  equo. 
Qua  ratione  facis,  cum  sis  Romana  puella, 

Quod  Romana  tibi  mentula  nulla  placet? 

XXXI. 

Raucae  chortis  aves  et  ova  matrum 
Et  flavas  medio  vapore  Chias 
Et  fetum  querulae  rudern  capellae 
Nee  iam  frigoribus  pares  olivas 
Et  canum  gelidis  holus  pruinis 
De  nostro  tibi  rure  missa  credis'? 
0  quam,  Regule,  diligenter  erras! 
Nil  nostri,  nisi  me.  ferunt  agelli. 
Quidquid  vilicus  Umber  aut  colonus. 


XXXI  6.  rure  missa  QU Fw  Scr    missa  rure  T  Sehn    0.  colonus 
codd.  Schn^  Gilbert*  v.  212    Calenus  Hns Schn^. 


iXXX  4.  Ovid.  A.  a.  III  130  decolor  Indus  aqua  Tr.  Y  3,  24 
decolor  Indus  aquas.) 

XXX  5.  Sidon.  Apoll.  C.  22,  201  Fert  recutitorum  primordia 
ludaeorum. 


XXX.  1.    Bas.    Zu  II  9. 

4.  Indus.  Hier  wol  in  dem  weiteren  Sinne  zu  verstehen,  in  wel- 
chem es  auch  Nubier  und  Aethiopier  bezeichnet.  Letronne  memoirea 
de  l'acad.  d.  inscr.  IX  158   X  235. 

XXXI.  1.  chortis  aves  =  VII  54,  7  =  XIII  45,  2.  XI  52.  14  Et 
chortis  saturas  atque  paludis  aves. 

2.     atias.    Zu  VII  25,  8.  3.  rudern  wie  IX  71,  6. 

4.    Oliven  mit  Frostzeichen,  oder  abgefallene. 
7.    diligenter  erras.  Du  irrst  gründlich,  wol  ein  Ausdruck  der  Um- 
gangssprache.    »Geflissentlich«  passt  hier  kaum. 

9—11.    Aufzählung  der  Güter  des  Regulus  SG  I  218,  6. 
vilicus  —  colonus.    Zu  II  11,  9. 


490  ^I-  Valerii  Maitialis 

1 1  Aut  VHS  marmore  tertio  notatum, 

10  Aut  Tusci  tibi  Tusculive  mittunt, 

Id  tota  mihi  nascitur  Subiira. 

XXXII . 

Attice,  facundae  renovas  qui  nomina  gentis 

Nee  sinis  ingentem  conticuisse  domum, 
Te  pia  Cecropiae  comitatur  turba  Minervae, 

Te  secreta  quies,  te  sophos  omnis  amat. 
5  At  iiivenes  alios  fracta  colit  aure  magister 

Et  rapit  immeritas  sordidus  imctor  opes. 
Non  pila,  non  follis,  non  te  paganica  thermis 

Praeparat.  aut  nudi  stipitis  ictus  hebes, 


XXXI  11.   10.    So:  "^QScr  Gilbert*  p.  -2 12       10.   11.    m  (10  fehlt 
in  XJ  Sehn. 


XXXII  3.    Zu  I  39,  3. 


10.  Tusci —  Tusculive.  Der  Nomin.  Plmv  so  öfter  zur  Bezeichnung 
eines  Gutes.  Vgl.  zu  X  44,  9  und  Haiipt  Hermes  VII  180  f.  =  Opp. 
III  578. 

12.    marmore  tertio.    IX  64,  4  Octavum  —  marmor.    Vgl.  zu  I  12,  4. 

12.  Suhura.  Zu  II  17,  1.  Tota  Subura,  d.  h.  überall  in  der  Su- 
bura,  wo  also  zahlreiche  Läden  von  Lebensmitteln  waren.  X  94,  5]. 
Doch  vgl.  zu  VIII  30,  6. 

XXXII  1.  Attice.  An  denselben  I  91.  Vielleicht  ein  Pomponius 
Atticus ,  welche  Familie  aber  nach  v.  2  ingentem  domum)  damals 
bereits  in  den  Senatorenstand  erhoben  gewesen  sein  müsste.  SG III 449. 

4.  sophos.  Dies  Wort,  das  sonst  noch  als  Beiname  des  P.  Sem- 
pronius  Livius  IX  45  X  2),  als  Prädikat  des  Laelius  bei  Cic.  Fin. 
II  8  und  bei  Phaedrus  (III  14,  9  victor  sophus  IV  17,  S  gubernator 
sophus.  factus  (später  bei  Auson.  und  Venant.  Fortunat.  vorkommt, 
mag  der  Umgangssprache  entnommen  sein.    Vgl.  zu  I  111,  1. 

5.  fracta  —  aure  magister.  Die  Ohren  der  Faustkämpfer  waren 
oft  durch  Schläge  verstümmelt  (ol  xä  wra  xazzo-iöizc,].  Eustath.  p.  1324  : 
öcp8aX[i.Äv  so-oyä^ovio  zavT(u;  oi  -{i-Azai  xot&a  v.al  wxtuV  o&ev  (UToxdxalti; 
-/axa  Al'Xiov  Aiovjatov  uJXOöXaoia;,  xa  wxa  x£&/.ao[j.evo;  h  TtctXaicxpa.  Vgl. 
H.  Stephan.  Thesaur.  s.  wxo&Xaoia;  und  wxo-/.axa;i?. 

6.  imctor.  Hier  wol  für  aliptes,  also  zugleich  Lehrer  der  Gym- 
nastik; über  die  Abneigung  der  Römer  gegen  dieselbe  SG  II  443. 

7.  pi^a  —  follis  —  paganica.     Pila  der  gewöhnliche,  mit  Haaren, 


Epigrammaton  Libei'  VII    eclirt  December  92).  491 

Vara  nee  in  lento  ceromate  brachia  tendis, 
10      Non  harpasta  vagus  pulvenilenta  rapis, 

Sed  eurris  niveas  tantum  prope  Virg-inis  undas, 

Aut  iibi  Sidonio  taurus  amore  calet. 
Per  varias  artes.  omnis  quibus  area  servit, 

Ludere,  cum  liceat  currere,  pig-ritia  est. 

XXXIII. 

Sordidior  caeuo  cum  sit  toga,  calceus  autem 

Candidior  prima  sit  tibi,  Cinna,  nive: 
Deiecto  quid,  inepte,  pedes  perfundis  amictu? 

Collige,  Cinna,  togam;  calceus  ecce  perit. 

XXXIV. 

Quo  possit  fieri  modo,  Severe, 
Ut  vir  pessimus  omnium  Charinus 
Unam  rem  bene  fecerit,  requiris? 
Dicam,  sed  cito.    Quid  Xerone  peius? 
5  Quid  thermis  melius  Neronianis? 


XXX1I9.  in  lento  P.SW*»  inlecto  illecto)  ^X^C'jP^r'O  injecto 
Rand  v.  Q  mScr  ingesto  Hiis  malim  inducto  Schn^  13.  servit 
codd.Schn^  Gilbert* p.  2 12     iervet  Rutf/ers  Hns Sehn-      fervit  Schmieder. 

XXXIV  5.    Zu  II  48,  S. 


paganica,  ein  grosser  mit  Federn  gestopfter  Ball;  über  follis  zn  IV 
19,  7.  Marquardt  Prl.  819.  8.  stipitia:  der  zur  Uebung  mit  Rappieren 
diente.    SG  II  331,  4;  339  f. 

9.  lento  ceromate.    Zu  IV  19,  5. 

10.  harpasta.    Zu  IV  19,  6. 

11.  Virginis.    Zu  V  20,  9. 

12.  D.  h.  in  der  Porticus  der  Europa.    Zu  II  14,  3. 

13.  sen-it.    Vgl.  X  30,  29   XIV  101,  2.    Gilbert*  p.  212. 

XXXIII  2.  Candidior  —  nive.  Zu  IV  42,  5.  Weisse  Halbstiefel 
in  der  Regel  von  Frauen,  doch  auch  von  Männern  fH.  A.  vita  Aurel. 
c.  39)  getragen.    Marquardt  Prl.  576,  2. 

XXXIV  1.    Severe.    Zu  II  6,  3. 

2.  Cliarinus.  Der  mit  diesem  Namen  zu  I  77  Bezeichnete  (ci- 
naedus  v.  10  scheint  vortreffliche,  vielleicht  zum  öffentlichen  Ge- 
brauch bestimmte  Badeanstalten  gebaut  zu  haben. 

4.    .W.    Zu  I  117,  7.  5.    Zu  II  48,  8. 


492  ^^-  Viilerii  Martialis 

Non  deest  protinus,  ecce,  de  maliguis, 
Qui  sie  rancidulo  loquatur  ore : 
»Ut  quid  tu  domini  deique  nostri 
Praefers  numeribus  Neronianas?« 
10  Thermas  praefero  balneis  cinaedi. 

XXXV. 

Inguina  suceinetus  nigra  tibi  servus  aluta 

Stat,  quotieus  calidis  tota  foveris  aquis. 
Sed  meus,  ut  de  me  taceam,  Laecania.  servus 

ludaeum  nuda  sub  cute  pondus  habet. 
5  Sed  nudi  tecum  iuvenesque  senesque  lavantur: 

An  sola  est  servi  mentula  vera  tui? 
Ecquid  femineos  sequeris,  matrona.  recessus, 

Secretusque  tua,  cunne,  lavaris  aqua? 

XXXVI. 

Cum  pluvias  madidumque  lovem  perferre  negaret 
Et  rudis  liibernis  villa  nataret  aquis, 

Plurima,  quae  posset  subitos  effundere  nimbos. 
Muneribus  venit  tegula  missa  tuis. 


XXXV  4.    nuda  TSchn    milla  EFui  Scr    nullum  Q. 


6.  deest.    Zu  IV  67,  3. 

7.  rancidulo  loquatur  ore.  Persius  1,  33  Rancidulum  quiddam  balba 
de  nare  locutus. 

8.  Ut  quid.    Zu  III  77,  lU. 
domini  deique  nostri.    Zu  V  8,   1. 

9.  muneribus:    Prachtbauten;  zu  Sp  2,  7. 
XXXV.    Ueber  dasselbe  Thema  XI  75. 

4.  ludaeum  jjondus.    Vgl.  VII  55,  6 — 8. 

5.  Zu  III  51,  3. 
iuvenesque  senesque.    Zu  I  3,  5. 

7.  8.  Wenn  man  mit  Gilbert  annimmt,  dass  ecquid  im  Sinne  einer 
Aufforderung  gesetzt  ist,  so  haben  diese  Verse  allerdings  einen  Zu- 
sammenhang mit  den  früheren,  doch  fehlt  dem  Epigramm  die 
Pointe. 

XXXVI  3.  4.  lieber  die  Construktion  der  Dächer,  bei  welcher 
das  Regenwasser  durch  die  Löcher  der  tegulae  deliciares  träufelt  und 


Epigrammaton  Liber  VII    edirt  December  92  .  493 

Horridus,  ecce.  sonat  Boreae  Stridore  December: 
Stella,  tegis  villam,  non  teg-is  agricolam. 

XXXVII. 

Nosti  mortifernm  quaestoris,  Castriee,  Signum? 

Est  operae  pretiiim  discere  theta  novum. 
Exprimeret  quotiens  rorantem  frigore  nasum, 

Letalem  iuguli  iusserat  esse  notam. 
Turpis  ab  iuviso  pendebat  stiria  naso. 

Cum  flaret  media  fauce  December  atrox: 
Collegae  tenuere  manus:  quid  plura  requiris'? 

Emungi  misero,  Castriee,  uon  licuit. 

XXXVIII. 

Tautus  es  et  talis  nostri,  Polypheme,  Severi. 
Ut  te  mirari  possit  et  ipse  Cyclops. 


XXXVII  6.    media  TRMQSchn'-    madida  EFi»SchnK 


XXXVII  2.  Horat.  S.  II  4,  63  Est  operae  pretium  duplicis  per- 
noscere  juris  Natnram.  S.  I  2,  37  Audire  est  operae  pretium.  Epp. 
II  1,  229  Sed  tarnen  est  operae  pretium  cognoscere.  Juvenal.  G,  474 
Est  pretium  curae  penitus  cognoscere  . 


durch  eine  tegula  coUiciaris  zum  Ausfluss  gelangt,  Marquardt  Prl. 
619.  Die  von  Stella  gesandten  Ziegel  sind  also  solche,  welche  den 
Abfluss  auch  eines  starken  Regens  herbeiführen  können,    iv.  3.J 

G.    Stella.    Zu  I  7. 

XXXVII  1.     Castriee.    Zu  VI  43. 

quaestoris.  Wol  des  quaestor  pro  praetore,  der  in  den  seuatori- 
schen  Provinzen  dem  Proconsul  zur  Seite  stand,  Mommsen  StR  II 
236  Marquardt  StV  I  530  f.,  da  die  militärischen  Quästoren  keine 
Kriminal-Jurisdiktion  besassen.    Mommsen  das.  552. 

2.  theta.  Bedeutete  auf  Grabinschriften  und  in  Verzeichnissen 
neben  einem  Namen,  dass  der  Betreffende  gestorben  war  (ftavcov),  daher 
nigrum  theta  Persius  4,  13,  Jahn  specimen  epigraph.  p.  54s,  Mar- 
quardt StV  II  446,  3;  hier,  dass  er  hingerichtet  werden  sollte  (&a^a- 
Toüv).  Auson.  Epigramm.  79  Schenkl  =  128  Toll),  13  Tuumque  nomen 
theta  sectilis  signet. 

XXXVIII.  Auf  einen  Riesen  und  eine  Riesin  des  Severus ;  zu 
II  6,  3.  Ueber  die  Liebhaberei  für  Riesen,  Zwerge  und  andere  der- 
artige Abnormitäten  SG  I  39. 


494  M.  Yaleiii  Martialis 

Sed  ncc  Scylla  minor.    Quocl  si  fcra  moustra  duorum 
Iimxeris,  alterius  fiet  uterque  timor. 

XXXIX. 

Discursus  varios  vag-umque    mane 
Et  fastus  et  Have  potentiorum 
Cum  perferre  patique  iam  negaret, 
Coepit  fingere  Caelius  podagram. 
5  Quam  dum  vult  uimis  approbare  veram 
Et  Sanas  Unit  obligatque  plautas 
Inceditque  gradu  laborioso, 
—  Quantum  cura  potest  et  ars  doloris!  — 
Desit  fingere  Caelius  podagram. 

XL. 

Hie  iacet  ille  senex,  Augusta  notus  in  aula, 
Pectore  nou  liumili  passus  utrumque  deum: 

Natorum  pietas  sanctis  quem  coniugis  umbris 
Miscuit:  Elysium  possidet  ambo  nemus. 
5  Occidit  illa  prior  viridi  fraudata  iuventa: 


XL  (2.   Tibull.I  4,  38  utrumque  deum).     4.   Zu  VI  76,  6.      b.  Ovid. 
M.  X  196  prima  fraudate  juventa.     Verg.  A.  V  295  viridique  juventa. 


XXXIX  1.    lieber  die  Beschwerden  der  salutatio  der  Clienteu 
SG  I  338—340. 

vagumque  mane.  Mane  substantivisch  zu  I  49,  36 ;  über  den  me- 
tonymischen Gebrauch  des  Adjektivs  zu  I  15,  7. 

2.  SG  I  341,  y— 11. 

3.  i)erferre  j'atique.  XII  26,  8  ferre  patique  =  Lucret.  II  291 
(vgl.  die  Anm.  von  Munro). 

9.  Desit.  Zu  III  75,  1.  Die  Wiederholung  von  vs.  4  in  Catulls 
Manier.    Zu  II  6,  17. 

XL.  Auf  den  Tod  des  Vaters  des  Claudius  Etruscus,  vgl.  Stat. 
S.  III  3  consolatio  ad  Claudium  Etruscum.    SG  I  94. 

2.  utrumque  deum.  Intelligit  Domitianum  iratum  et  placatum. 
Scriver.  Diese  wie  es  scheint  richtige  Erklärung  setzt  einen  nicht 
zu  freien  Gebrauch  von  passus,  und  eine  nicht  zu  gewagte  Ausdeh- 
nung des  Gebrauchs  voraus,  den  Beispiele  wie  uterque  Neptunus 
Catull  31,  3,  uterque  Phoebus  Ovid.  M.  I  33S,  uterque  Oceanus  ib. 
XV  829  zeigen.  4.    Elysium  —  nemus  =  XI  5,  6. 


Epigrammaton  Liber  VII   edirt  December  92).  495 

Hic  prope  ter  senas  vixit  Olympiadas. 
Sed  festinatis  raptum  tibi  credidit  annis, 
Aspexit  lacrimas  quisquis,  Etmsce,  tuas. 

XLI. 
Cosmicos  esse  tibi.  Öemproui  Tucca,  videris: 
Cosmica,  Semproui,  tarn  mala,  quam  bona  sunt. 

XLII. 

Muneribus  cupiat  si  quis  contendere  tecum. 

Audeat  Mc  etiam.  Castrice,  carminibus. 
Nos  tenues  in  utroque  sumus  vincique  parati: 

Inde  sopor  nobis  et  placet  alta  quies. 
Tam  mala  cur  igitur  dederim  tibi  carmiua,  quaeris? 

Alcinoo  nulluni  poma  dedisse  putas'? 

XLIII. 
Primum  est,  ut  praestes,  si  quid  te,  Cinua.  rogabo; 

Illud  deiude  sequens,  ut  cito,  Cinna,  ueges. 
Diligo  praestantem:  non  odi,  Cinna,  negantem: 

Sed  tu  nee  praestas  nee  cito,  Cinna,  negas. 

XLIV. 

Maximus  ille  tuus,  Ovidi,  Caesonius  hic  est, 
Cuius  adhuc  vultum  vivida  eera  tenet. 


XL  6.    Auson.  Parent.  1,  4  Undeciens   binas  vixit  Olynipiadas. 
XLII  4.    Verg.  A.  VI  522  alta  quies. 
XLIV  2.    Prop.  III  28,  S  vivida  signa. 


6.    Olympiadas.    FünQährige  Zeiträume.     Zu  IV  \b,  4). 

XLI  1.  Cosmicos.  Etwa  ein  aufs  feinste  Parfümirter ,  nach  dem 
Geschüft  des  Cosmus  zu  I  87,  2)?  Die  sonstigen  Erklärungsversuche 
sind  sicher  verfehlt. 

XLII  2.  Castrice.  Zu  VI  43.  Erwiderung  auf  ein  von  einem 
Gedicht  begleitetes  Geschenk. 

6.  Alcinoo  —  poma.    Vgl.  VIII  (i8,   1  X  94,  2  XIII  37. 

XLIII.    Vgl.  VI  20. 

XLIV.    Vgl.  VII  4.3. 

1.    tuüs  wie  X  89,  1.    LMueller  r.  m.  331.    Einl.  S.  49. 

Ovidi.    Zu  I  105,  1.    Ueber  Caesonius  Maximus  ebend.    Vgl.  auch 


496  ^^-  Valerii  Martialis 

Hunc  Nero  damnavit;  secl  tu  damnare  Neronem 
Ausus  es  et  profugi,  non  tua,  fata  sequi: 
5  Aequora  per  Scyllae  magnus  comes  exulis  isti. 
Qui  modo  nolueras  consulis  ire  comes. 
Si  victura  meis  mandantur  nomina  chartis 

Et  fas  est  cineri  me  superesse  meo: 
Audiet  hoc  praesens  venturaque  turba.  fuisse 
10      Uli  te,  Senecae  quod  fuit  ille  suo. 

XLV. 
Facuudi  Senecae  potens  amicus, 
Caro  proximus  aut  prior  Sereno, 
Hie  est  Maximus  ille,  quem  frequenti 
Felix  littera  pagina  salutat. 
5  Hunc  tu  per  Siculas  secutus  undas, 
0  nullis,  Ovidi,  tacende  Unguis, 
Sprevisti  domini  furentis  iras. 
Miretur  Pyladeu  suum  vetustas, 


XLIV  5.    magnns  codcL     magni  K>i.s. 


Senec.  Epxj.  87,  2  Maximxis  meiis  .  Tacit.  A.  XV  71  Caedicia  —  et 
Caesennins  (vgl.  die  Anm.  von  Nipperdey)  Maximus  Italia  prohibentur, 
reos  fuisse  se  tantum  poena  experti  (65  p.  Chr.). 

6.  Das  Consulatsjahr  des  Caesonius  Maximus  ist  unbekannt. 

7.  victura  —  nomina  chartis.    Zu  I  :?5,  7. 

9.  10.  Ob  man  hieraus  mit  Teuffei  KLG  2S7,  1  schliessen  darf, 
dass  Caesonius  Maximus  Seneca  nach  Corsica  begleitet  habe,  ist  sehr 
zweifelhaft. 

XLV  2.  Sereno.  Annaeus  Serenus,  ein  Freund  des  Seneca  Tacit. 
A.  XIII  13),  der  ihm  die  dialogi  2,  8  u.  9  gewidmet  hat.  Er  gab  sich 
dazu  her,  für  den  Liebhaber  von  Neros  Maitresse  Acte  zu  gelten, 
wurde  praefectus  vigilum  und  starb  vor  Seneca  bald  nach  62.  Plin. 
N.  h.  XXII  96,  Senec.  epp.  63,  14  s.  Hirschfeld  Verwaltungsgesch. 
S.  146.    M.  erwähnt  ihn  auch  VIII  81. 

4.  Felix  littera.  Wol  das  in  der  Aufschrift  der  Briefe  gewöhn- 
S  Salutem;.  Es  müsste  dann  freilich  Briefe  des  Seneca  an  ihn  ge- 
geben haben,  die  sonst  nirgend  erwähnt  werden. 

6.    Zu  I  15,  ]. 

8.  Piiladen.    Zu  VI  11,  1. 


Epigrammaton  Liber  VII    edirt  Deceuiber  92\  497 

Haesit  qui  comes  exuli  parentis. 
10  Quis  discrimina  comparet  duorum? 
Haesisti  comes  exuli  Neronis. 

XLVI. 

Commendare  tuum  dum  vis  mihi  carmiue  munus 

Maeonioque  cupis  doctius  ore  loqui, 
Excrucias  multis  pariter  me  teque  diebus. 

Et  tua  de  nostro,  Prisce.  Thalia  —  tacet. 
5  Divitibus  poteris  Musas  elegosque  sonantes 

Mittere:  pauperibus  munera  r^t'A  dato. 

XLVII. 
Doctorum  Licini  celeberrime  Sura  virorum. 

Cuius  prisea  graves  lingua  reduxit  avos, 
Redderis,  heu,  quanto  fatorum  munere!   nobis, 

Gustata  Lethes  paene  remissus  aqua. 


XLVI  6.  r.i^A  Pahner  pisce  (mit  einem  von  erster  Hand  über  pi 
ühergeschriehenen  rj  RCHIMuelhr)  pexa  PQScr  plena  IJNv}  Hand 
0.  Q  Schn^    Prisce  Sehn-. 


9.  11.    Zu  II  41,  34. 

XLVI  4.  Prisce.  Vielleicht  Terentius  Prisciis  (VIII  11;  4.5  XII 
praef.  XII  1;  4;  72.  SG  III  44S),  der  Landsmann  M.'s,  dem  der 
Dichter  bei  dessen  Aufenthalt  in  der  Heimat  sein  12.  Buch  überreichte 
und  den  er  XII  4  seinen  Maecenas  nennt. 

de  nostro:  auf  meine  Kosten  auch  VIII  42,  3,  ähnlich  X  29,  4. 

tacet.  Quod  enim  versus  se  scribere  accuratos  simularet  vel  etlam 
meditaretur  et  tamquam  ruminaret  nee  interea  dona  remitteret,  Silen- 
tium eins  merito  sibi  conqueritiir  damnosum  Martialis.  Turnebus  Ad- 
vers. XXIV  28.  Zugleich  steht  aber,  wie  OHirschfeld  bemerkt,  tacet 
Tiapd  rrpoaooy.tav. 

ö.  Musas  metonymisch  (zu  Sp  12,  1  wie  11  92,  2  IX  99,  1  (vgl.  auch 
IX  58,  6  XI  1,  7);  doch  zugleich  mit  Beziehung  axif  Thalia  v.  4. 

6.  munera  rs^a.  Scherzhaft:  prosaische  Geschenke,  vielleicht 
zugleich  mit  der  Nebenbedeutitng  iiXa,  die  tteCo;  in  der  Musik  hat 
Gesang  ohne  Musik,  Musik  ohne  Gesang)  also  unbegleitete.  Diese 
sehr  leichte  und  ansprechende  Emendation  Palmers  giebt  zugleich 
den  zu  Musas  erwarteten  Gegensatz.  Dass  rs^oi  im  Lateinischen  sonst 
nicht  so  vorkommt,  kann  kein  Grund  gegen  die  Lesung  sein. 

XLVn.  1.    Licini  —  Suva.    Zu  I  49,  40. 

Martial  I.  32 


498  M.  A^alerii  Martialis 

5  Perdideraiit  iam  vota  metuni  securaque  flebat 
t  Tristitia  et  lacrimis  iamque  peractus  eras. 
Nou  tulit  invidiam  taciti  regnator  Averni 

Et  raptas  Fatis  reddidit  ipse  colus. 
Seis  igitur,  quantas  homiuum  mors  falsa  qnerellas 
10       Moverit,  et  fmeris  itosteritate  tua. 

Vive  veliit  rapto  fugitivaque  g-andia  carpe: 
Perdidevit  iiulhim  vita  reversa  dieiu. 

XL  VIII. 

Cum  mensas  habeat  fere  trecentas. 
Pro  mensis  habet  Annius  ministros: 
Transcurrunt  gabatae  volantque  lances. 
Has  vobis  epiüas  habete,  lauti: 
5  Nos  offendimur  ambulante  cena. 


XLVII  5.  6.  flebat  Tristitia  Tristia  PF  Tristia  Q)  et  lacri- 
mis codd  f  1  e  b  a n t  Tristia  jam  lacrimae  (h-onov  Tristia ;  jam  Lachesi 
jamque  oder  Tristitiae ;  Lachesi  jainque  Hns  Tristia  cum  lacrimis  ^cr 
Tristitiam  Lachesis  [Genetiv]  Koestlin  flebat  Tristitia  a  lacrimis 
fi.  e.  secura  a.  1.)  Munro  Tristitia  illacrimans  Gilbert  8.  Fatis  Frdl 
fatis  Sehn    8.  raptas]  niptas  Gronov  (wie  VII  96,  4  XI  36,  3), 


XLVII  (5.  Ovid.  M.  XIV  4S9  dum  pejora  timentur  Est  in  vota 
locus,  sors  autem  ubi  pessima  renim  Sub  pedibus  timor  est  securaque 
summa  malorum).  7.  Zu  112,  9.  10.  (11.  Ovid.  A.  a.  III  661  aliae 
tua  gaudia  carpent). 


5.  6.  Tanquam  in  certa  morte  deposueramus  spem  et  cum  votis 
metum  curamque  pro  te,  qui  iam  pro  mortuo  deploratus  eras  et  con- 
clamatus.  Schrevel.  Ausser  lacrimis  oder  et  lacrimis  v.  6  scheint  hier 
nichts  verdorben  zu  sein.  Die  Herstelluugsversuche  sind  sämmtlich 
unbefriedigend.  Vielleicht  hatte  M.  neben  die  Tristitia  uoch  eine 
zweite  allegorische  Person  als  trauernde  gesetzt  z.  B.  Tristitia  et 
Pietas. 

7.  I  12,  10  (Fortuna)  par  tam  magnae  uon  erat  invidiae. 

8.  Fatis.    Fatae  die  Parzen.     Jordan  bei  Preller  EM  II  194,  4. 

1 1 ,    velut  rapto.    Wie  vom  Raube  ,  den  man   aus  Furcht ,   seiner 
wieder  verlustig  zu  gehen,  schnell  geniesst. 
fugitivaque  gaudia.    Vgl.  I  15,  8. 
XLVIII  3.    qabatae.    Vgl.  XI  31,  18. 


Epigrämmaton  Liber  VII  edirt  December  92).  499 

XLIX. 

Parva  suburbani  munuscula  mittimus  horti : 
Faucibus  ova  tuis,  poma.  Severe,  gulae. 

L. 
Föns  dominae,  reg-ina  loci  quo  gaudet  lautbis, 

Gloria  conspieuae  deliciumqiie  domus, 
Cum  tua  tot  niveis  ornetur  ripa  ministris 
Et  Ganymedeo  luceat  unda  cboro: 
5  Quid  facit  Aleides  silva  sacratus  in  ista? 
Tarn  viciua  tibi  cur  tenet  antra  deus? 
Numquid  Nympharum  notos  observat  amores, 
Tarn  multi  pariter  ne  rapiantur  Hylae? 

LI. 

Mercari  uostras  si  te  piget,  Urbice,  nugas 

Et  lasciva  tarnen  carmina  nosse  übet, 
Pompeium  quaeres  —  et  nosti  forsitan  — •  Auctum; 
Ultoris  prima  Martis  in  aede  sedet: 
5  Iure  madens  varioque  togae  limatus  in  usu, 


L  1.    regin 


[i  loci  quo  Frdl    r.  loci,  quo  Sehn. 


XLIX  2.    Severe.    Zu  II  6,  3. 
L.    Zu  VII  15. 

1.  dominae.  Der  Hausherrin  (zu  V  61,  .3;  Violentilla,  die  M.  auch 
VI  21  lanthis  nennt.  IX  58,  1  Nympha  sacri  regina  lacus  cui  grata 
Sablno. 

3.  niveis  —  ministris.  Marmorstatuen  von  Knaben  als  Mund- 
schenken. 

4.  Ganymedeo  —  choro.  Der  Vergleich  schöner  Knaben  (exoleti 
oder  Mundschenken  mit  Ganymed  ist  ein  stehender.  VIII  39,  4  VIII 
46,  5   IX  16,  6   IX  22,  12  etc. 

5—8.    Vgl.  VII  15,  3.  4. 

LI  1.  Urbice.  Ein  XI  55  als  kinderloser  Ehemann  erwähnter  Be- 
kannter des  Dichters. 

3.  Pompeium  —  Auctum.    Vgl.  VII  52  IX  21    XII   13.    SG  III  450  f. 

4.  D.  h.  er  hatte  an  der  Vorderseite  des  Tempels  des  Mars  Ultor 
(Becker  Top.  373)  seine  sogenannte  Station  (Geschäftslokal j.  SG  I  295  f. 

5.  Er  war  also  wol  zugleich  Sachwalter  und  juristischer  Eespon- 
dent,  SG  I  296  f.,  da  auch  die  Sachwalter  die  toga  trugen.    SG  I  290. 

32* 


500  ^'f-  Valerii  Martialis 

Non  lector  mens  hie,  Urbice.  sed  über  est. 
Sic  tenet  absentes  nostros  cantatque  libellos, 

Ut  pereat  chartis  littera  nulla  meis. 
Denique,  si  vellet,  poterat  scripsisse  videri : 
10       Sed  famae  mavult  ille  favere  meae. 

Hunc  licet  a  decima  —  neqiie  enim  satis  ante  vacabit  - 

Sollicites;  capiet  cenula  parva  duos. 
Ille  leget,  bibe  tu:  nolis  licet,  ille  sonabit: 

Et  cum  »lam  satis  estff  dixeris,  ille  leget. 

LH. 

Gratiim  est,  quod  Celeri  nostros  legis,  Aucte,  libellos, 
Si  tarnen  et  Celerem,  qiiod  legis,  Aucte,  iuvat. 

Ille  meas  gentes  et  Celtas  rexit  Hiberos, 
Nee  fiiit  in  nostro  certior  orbe  fides. 
5  Maior  me  tanto  revereutia  turbat.  et  aures 
Non  anditoris,  indicis  esse  puto. 


LI  13.     noWa  PQ  Scr  Gilbert  2)-  22      noWes  HXACGO      noles 
FcSchn. 


LH  3.     Liican.  IV  10  Celtae  —  miscentes  nornen  Hiberis.  Sil. 
III  340  Celtae  —  sociati  nomen  Hiberis.) 


Der  sonstige  Gebrauch  der  toga,  in  dem  er  ebenfalls  geübt  war,  kann 
wol  nur  ein  Clientelverhältnis  andeuten.  SG  I  340.  In  einem  solchen 
kann  er  z.  B.  zxx  dem  VII  52  erwähnten  Celer  gestanden  haben. 

13.  nolis  licet.  Licet  mit  dem  Indikativ  (Schneidewin  noles)  ist 
in  M.'s  Zeit  unerhört:  vgl.  Draeger  Eist.  Synt.  11'-  771.  Die  sämmt- 
lichen  Fälle  bei  M.,  wo  es  mit  dem  Infinitiv  oder  Conjunktiv  verbunden 
ist,  bei  Renn  Beiträge  zu  Martial.  Bl.  f.  d.  Bair.  Gymnasialschul- 
wesen XVII  (1881)  S.  444  f.  Xicet  nolis  IX  Epist.  1  licet  velis  VI  49, 
10   XII  82,  2). 

LH  1.    Zn  VII  51,  5. 

Celeri.  Celer,  der  nach  Vers  3  legatus  Aug.  pr.  pr.  oder  Legat 
eines  solchen  im  diesseitigen  Spanien  gewesen  war  SG  III  447),  kommt 
sonst  nicht  vor. 

3.  Celtas  —  Hiberos.  Zu  IV  55,  8  XII  9,  1  Palma  regit  nostros 
—  Hiberos. 


Epigraimnaton  Liber  VII  (edirt  December  92,.  501 

LIII. 

Omnia  misisti  milii  Saturnalibus,  Umber, 

Munera,  contulerant  quae  tibi  quiuque  dies: 
Bis  seuos  triplices  et  dentiscalpia  Septem: 

His  comes  accessit  spongea,  mappa,  calix, 
5  Semodiusque  fabae  cum  vimine  Picenarum, 

Et  Laletanae  nigra  lagona  sapae; 
Parvaque  cum  canis  venerunt  cottana  prunis 

Et  Libycae  fici  pondere  testa  gravis. 
Vix  puto  triginta  nummorum  tota  fuisse 
10      Munera,  quae  grandes  octo  tulere  Syri. 
Quanto  commodius  uullo  mihi  ferre  labore 

Argenti  potuit  pondera  quinque  puer! 

LIV. 
Semper  mane  mihi  de  me  tua  somnia  narras, 
Quae  moveant  animum  sollicitentque  meum. 


LIII  4.     spongea   XABG     spongia  Sehn     6.    Laletanae   codd. 

le 

{lactane  Q)  vgl.  zu  I  26,  5 ;  I  49,  '2-2. 

LIV  1.    tusL  Schii-i    mera,  UFo}  Band  V.  Q  Sch7i^    mihi  PQ    nova 
Rooy     mala  oder  fera   (Hlhert^  p.  2i?. 


LIII  1.  Umher.  Der  Name  in  einem  Epigramm  verwandten  In- 
halts XII  81.  2.    quinque  dies.    Zu  IV  88,   1.  2. 

3.  lieber  die  wohlfeilen  Saturnaliengeschenke  besonders  der  di- 
enten zu  IV  88,  2. 

triplices.  Notizbücher  mit  3  Tafeln  VII  72,  2  X  87,  6  XIV  6. 
Marquardt  Prl.  780,  6. 

dentiscalpia.    XIV  22. 

5.  vimine  Picenarum.    Zu  IV  88,  7. 

6.  Laletanae  —  sapae.  Wahrscheinlich  Laeetanae.  Zu  I  26,  5  u. 
I  49,  22. 

7.  Zu  IV  SS,  6. 

8.  Lihycae  ßci.    Zu  I  65  und  IV  46,  10. 

10.  octo  —  Syri.  Sonst  als  Träger  der  grössten  Sänften  genannt 
IX  2,  11  IX  22,  9. 

12.  Argenti  —  pondera  quinque.  Silbergeschirr  im  Gewicht  von 
5  Pfund.    Zu  n  44. 


502  ^-  Valerii  Martialis 

lam  prior  ad  faeccm,  sed  et  haec  vindemia  venit, 
Exorat  noctes  dum  mihi  saga  tuas'; 
5  Consumpsi  salsasque  molas  et  turis  acervos; 
Decrevere  greges,  dum  cadit  agna  frequens; 
Non  porcus,  non  chortis  aves.  non  ova  supersunt. 
Aut  vigila  aut  dormi,  Nasidiane,  tibi. 
LV. 
NuUi  munera,  Chreste,  si  remittis, 
Nee  nobis  dederis  remiserisque : 
Credam  te  satis  esse  liberalem. 
Sed  si  reddis  Apicio  Lupoque 
5  Et  Gallo  Titioque  Caesioque, 
Linges  non  mihi  —  nam  proba  et  pusilla  est  — 
Sed  quae  de  Solymis  venit  perustis 
Damnatam  modo  mentulam  tributis. 

LVI. 
Astra  polumque  pia  cepisti  mente,  Rabiri, 
LIV  8.    Nasidiane  EFw       —  ana  P     ad  Nasidiamim    Ucber- 
schrift  in  Q    Nasidiene  G. 

LV  8.    tributis  codd.Schn     tributi  ^   Turnehus  Hns  Scr. 

recepisti 

LVI  1 .  pia  cepisti  ^oj  Frdl  pia  (Rand  tua)  caepisti  Q  prece- 
pisti  E  praecepisti  FG  perce(i)pisti  XAB  pia  percepsti  Scr  Sehn. 
LIV  3.  Der  aus  der  diesjährigen  und  vorjährigen  Ernte  gewon- 
nene Wein  ist  bis  auf  die  Hefe  durch  die  Lieferungen  für  die  Opfer 
der  Wahrsagerin  zur  Sühne  deiner  beunruhigenden  Träume  erschöpft. 
XI  50,  8  Expiet  ut  somnos  garrula  saga  tuos.  Vgl.  Ovid.  Trist.  11  22 
III  13,  23  Horat.  Epp.  I  1,  (j. 

4.  Exorat.    Gloss.:  exorare  i?tXaax£a&at.    Schrevel. 

5.  salsasque  molas.    Marquardt  StV  III  343,  10. 

7.  cliortis  aves  =  VII  31,  1. 

LV  2.  Mit  Gilbert*  p.  210  als  Hauptsatz  zu  fassen;  »so  magst 
du  auch  mir  keine  geben«. 

8.  Damnatam  modo  —  tributis.  Lucret.  VI  1235  morti  damnatus. 
Verg.  A.  IV  ü99  Stygioque  caput  damnaverat  Orco.  Modo  ein  eben 
erst  aus  Jerusalem  angelangter,  also  auch  eben  erst  zur  Steuer  heran- 
gezogener, daher  unzweifelhaft  echter  Jude.  Die  den  Juden  nach  70 
auferlegte  Kopfsteuer  von  zwei  Drachmen  wurde  unter  Domitian  mit 
besonderer  Härte  eingetrieben.    Suet.  Domitian  c.  12  SG  III  580. 

LVI    1.     Astra   imliimque   =    V  ü5,   1.     Ein   sv    ota   ouoiv.     Jeden- 


Epigrammaton  Liber  VII  (edirt  Decemher  92).  503 

Parrhasiam  mira  qui  struis  arte  domuin. 
Phidiaco  si  digna  lovi  dare  templa  parabit, 
Has  petat  a  nostro  Pisa  Tonante  mauus. 
LVII. 
Castora  de  Polluce  Gabinia  fecit  Achillan: 
riu?  ayj.\)fjc  fuerat,  nunc  erit  iTtTuooajxoc. 
LVIII. 
lam  sex  aut  septem  nnpsisti,  Galla,  cinaedis, 
Dum  coma  te  nimium  pexaque  barba  iuvat. 
Deinde  experta  latus  madidoque  simillima  loro 
Inguina  nee  lassa  stare  coacta  manu, 
5  Deseris  imbelles  thalamos  mollemque  maritum 
Kursus  et  in  similes  deeidis  usque  toros. 
Quaere  aliquem  Curios  semper  Fabiosque  loquentem, 

Hirsutum  et  dura  rustieitate  trueem: 
Invenies:  sed  habet  tristis  quoque  turba  cinaedos. 
10       Difficile  est  vero  nubere,  Galla,  viro. 
LIX. 
Non  cenat  sine  apro  noster,  Tite,  Caecilianus. 
Bellum  convivam  Caecilianus  habet. 


LVI  3.  parabit  Q  Sc/m 2  paravit  -Ei^cu  5'c/m  i  4.  petat  -E.Ji^ 
Rand  V.  Q  Sehn ^     spectet  P      ap)petet  Q     petet  .Sc';;/-'. 

LVII  2.  Il'j?  «7^06;  —  t7t-r>oa[Ao;  Gilhert.  Pyxagathos  —  Hip- 
podamns  Sehn. 

(LVI  3.    Prop.  IV  8,  15  Phidiacus  —  luppiter.) 


falls  spricht  M.  von  einem  Knppelbaii  in  Domitians  Palast,  der  damals 
im  J.  92)  eben  vollendet  war. 

Rabiri.  Als  Baumeister  von  Domitians  Palast  (SG  HI  89)  nur 
hier  genannt    SG  HI  266,  3).    Auf  den  Tod  seiner  Eltern  X  71. 

2.  Parrhasiam  —  domum.  (Vgl.  VII  99,  3.  VIII  36,  3  IX  12,  8 
XII  15,  1  Parrhasia  aula.)  Soviel  als  palatinisch,  von  der  Nieder- 
lassung des  Arcadiers  Euander  auf  dem  Palatin. 

4.     Tonante.    Zu  VI  10,  9. 

LVII.  Ueber  Liebesverhältnisse  der  Frauen  mit  Athleten  SG  1 434 
II  445,  11. 

LVni  7.      Curios  —  Fnhiosque.  Zu  I  24,  3. 

8.    Vgl.  VI  64,  1-3. 

LX   1.     Caecilianus.     Ueber    den  Gebrauch    des  Namens  in  ver- 


5Q4  M.  Valerii  Martialis 

LX. 
Tari)eiae  veuerande  rector  aulae, 
Quem  salvo  duce  credimus  Tonantem, 
Cum  votis  sibi  quisque  te  fatiget 
Et  poscat  dare,  quae  dei  potestis: 
5  Nil  pro  me  mihi,  luppiter,  petenti 
Ne  susceusueris  velut  superbn. 
Te  pro  Caesare  debeo  rogare: 
Pro  me  debeo  Caesarem  rogare. 

LXI. 

Abstulerat  totam  temerarius  institor  urbem 
Inque  suo  nulhim  limine  limen  erat. 

lussisti  teuues.  Germauice,  crescere  vicos. 
Et  modo  quae  fuerat  semita.  facta  via  est. 
5  Nulla  eateuatis  pila  est  praecincta  lagouis, 
Nee  praetor  medio  cogitur  ire  luto, 

Strinffitur  in  densa  nee  caeca  uovaeula  turba. 


(LX  2.    Horat.  C  III  5,  1  Caelo  tonantem  credidimus  Jovi 
(LXI  4.    Prop.  IV  12,  4  facta  via  est.) 


wandten  Epigrammen  zu  I  20,  3.  C.  lässt  den  Eber  für  sich  allein 
auftragen.    Das  Laster  der  jj-ovoji-ria  auch  Juven.  1,  9.5. 

LX  1.  Tarpeiae  —  rector  aulae.  Jupiter  als  Herr  des  Capitoli- 
nischen  Tempels. 

2.    Aehnlich  II  91,  2  Sospite  quo  magnos  credimus  esse  deos. 

7.  8.    Zu  II  41,  34. 

LXI.  Das  Edikt  über  den  Abbruch  der  die  Strassen  verengenden 
Tabernen  (SG  I  8)  und  der  fliegenden  Kauf-  und  Geschäftsstände 
unter  den  Strassenhallen  (Jordan  Top.  1491,  11)  scheint  Domitian 
im  Spätherbst  oder  Winter  92  erlassen  zu  haben,  (wenigstens  denkt 
man  bei  v.  6  an  diese  Jahreszeit,  vgl.  XTI  2;  also  aus  dem  Lager. 
Einl.  S.  58  f. 

2.  Vgl.  Sp  7,  6  Inque  omni  nusquam  corpore  corpus  erat.  In  suo 
limine  nachlässig  für:  da,  wo  eine  Schwelle  sein  soll.  Vgl.  die  Ein- 
leitung S.  20,  1. 

5.  pila.     Pfosten  einer  Taberne.    CatuU.  37,  2.    Horat.  S.  I  4,  71. 

7.  caeca  novacula.  Das  blind  die  Vorübergehenden  treffende 
Scheermesser. 


Epigraiumaton  Liber  VII  (edirt  December  92).  505 

Occupat  aut  totas  nigra  popina  vias. 
Tonsor,  copo,  cocus,  lanius  sua  limina  servaut. 
10      Nunc  Roma  est,  nuper  magna  taberna  fiiit. 

LXII. 

Recliisis  foribus  grandes  percidis,  Amille. 

Et  te  deprendi,  cum  facis  ista,  cupis, 
Ne  quid  liberti  narreut  servique  patemi 

Et  niger  obliqua  garrulitate  cliens. 
5  Non  paedicari  qui  sc  testatur,  Amille. 

Illud  saepe  facit,  qnod  sine  teste  facit. 

LXIII. 

Perpetui  nunquam  moritura  volumina  Sili 
Qui  legis  et  Latia  carmina  digna  toga, 
Pierios  tantum  vati  placuisse  recessus 
Credis  et  Aouiae  Bacchica  serta  comae? 
5  Sacra  cothurnati  non  attigit  ante  Maronis, 
Implevit  magui  quam  Ciceronis  opus: 


LXII    1  u.  5.    Amille  Q-Fw      AnuWe  SXAliC      Hamille?  rr//. 
unten.  5.  qui  se  PScr     se  qui  QEXABFG  Sehn. 


LXIII  1.  Zu  VI  73,  7.  2.  Zu  VII  5,  2.  4.  Ovid.  Tr.  I  6,  2  Deme 
meis  hederas,  Bacchica  serta,  cornis.  (Tibull.  I  3,  66  myrtea  seita 
coma  I  10,  22  spicea  serta  comae  =  Ovid.  Am.  III  10,  36  F.  IV  616). 


LXII.    Verwandt  VI  56. 

1.  Amille.  Juven.  10,  224  quot  discipulos  inclinet  Hamillus. 
Der  seltne  Name  scheint  beide  Male  derselbe,  vermuthlich  von  beiden 
Dichtern  von  einem  durch  das  Laster  Berüchtigten  entlehnt  zu  sein; 
in  diesem  Falle  würde,  da  bei  Juven.  PS  Hamillus  und  nur  ein  Theil 
der  interpolierten  Jüngern  Handschriften  Amillus  haben,  die  aspirirte 
Form  auch  bei  Mart.  vorzuziehen  sein. 

LXIII  1.    Perpetui  —  Sili  =  VI  64,  10. 
nunquam  moritura  =  VI  73,  7. 

2.  Latia  —  tnga.    Vgl.  V  7,  2. 


506  ^I-  Valerii  Martialis 

Hunc  miratur  adliue  ccntnm  gravis  hasta  virorum, 

Hiinc  loquitur  grato  plurimus  ore  cliens. 
Postquam  bis  senis  ing-entem  fascibus  aiinum 
10      Rexerat,  adserto  qiii  saeer  orbe  fuit, 
Emcritos  Musis  et  Plioebo  tradidit  annos, 
Proque  suo  celebrat  nunc  Helicona  foro. 

LXIV. 

Qui  tonsor  fiieras  tota  notissimus  urbe. 

Et  post  hoc  dominae  mimere  factus  eqiies, 
Sicanias  iirbes  Aetnaeaque  regna  petisti, 

Cinname,  cum  fugeres  tristia  iura  fori. 
5  Qua  nunc  arte  graves  tolerabis  inutilis  annos? 

Quid  faeit  infelix  et  fugitiva  quies? 
Non  rhetor,  non  grammaticus  ludive  magister, 

Non  Cynicus,  non  tu  Stoicus  esse  potes. 


LXIV  1.  fuei-as  tota  EFv^Scr.     tota  fueras   TQ  Sehn. 


LXIII  9.  Lixcan.  II  190  Septiimis  hie  sequitur  repetitis  fasci- 
bus annns. 

LXIV  2.  Ovid.  Tr.  IV  10,  S  Non  modo  fortvmae  mimere  factus 
eqnes.    Id.  Am.  III  15,  G  Non  modo  militiae  turbine  factus  eques. 

(LXIV  1.  Asclepiadii  Hexastich.  de  tit.  Cic.  [Baehrens  Plm  IV 
p.  141 ,  251   Marcus  eram  Cicero  toto  notissimus   orbe.) 


7.  Ueber  das  Centumviralgericht  bei  welchem  eine  hasta  aufge- 
pflanzt war,  Sueton.  Aug.  c.  3ti  Valer.  Max.  VII  8,  1.  4  Stat.  S.  IV 
4,  43  Quintil.  V  2,  1  Gaius  IV  UV-  zu  VI  38,  5. 

8.  cliens.    Der  Client  vor  Gericht. 

9.  10.  M.  nennt  das  Jahr  68,  in  welchem  Silius  Consul  gewesen 
war,  heilig  wegen  der  Befreiung  der  Welt  (adserto  orbe;  von  Nero. 
Plin.  N.  h.  XX  14,  IGO  Julius  Vindex  ille  adsertor  a  Nerone  liber- 
tatis.  Unter  seinen  Münzen  findet  sich  Hercules  adsertor  und  Mars 
adsertor.  Mommsen  Der  letzte  Kampf  der  röm.  Eepubl.  Hermes  XIII 
93,  3. 

LXIV  4.  Cinname.  Als  Name  eines  Sklaven  (der  sich  die  Frei- 
heit anmasst)  auch  VI  IT. 

cum  fugeres  tristia  iura  fori.  Als  du  die  Verantwortung  wegen 
Anmassung  des  Ritterstandes   SG  I  249  f.'  flohst. 

6.  fugitiva  quies.    Zu  I   15,  7. 


Epigrammaton  Liber  VII  edirt  December  02  .  507 

Yendere  nee  vocem  Siculis  plansiimque  theatris : 
10       Quod  superest,  iterum,  Cinname,  tonsor  eris. 
LXV. 
Lis  te  bis  deeimae  mimerantem  frigora  brumae 

Content  una  tribus,  Gargiliane.  foris. 
Ah  miser  et  demens!  viginti  litigat  aunis 
Quisquam,  cui  vinci,  Gargiliane,  licet? 
LXVI. 
Heredem  Fabiiis  Labienum  ex  asse  reliqnit: 
Plus  mei'uisse  tarnen  se  Labiemis  ait. 
LXVII. 
Paedicat  pueros  tribas  Philaenis 
Et  tentigine  saevior  mariti 
Undenas  dolat  in  die  puellas. 


LXVII  3.  dolat  Gruter  Gilbert*  272  dolet  R'^PQ  solet  Hiä- 
gers     vorat  EF(0  Rand  v.  Q  Sehn. 

(LXIV  9.  Qaerolus  Klinkhamer]  224  Vende  voceui ,  vende  liii- 
guam,  iras  atque  odium  loca.) 

LXV  1.    Zu  V  34,  5. 

9.  Venchre  —  vocem  —  plaimimque  theatrh.  Als  Beifallrufer  und 
-Klatscher  (SG  II  430). 

LXV  1 .  deeimae  —frigora  hrumae.  V34,5  sextae  modo  frigora  brumae. 

2.  trihus  —  foris  hier  wol  so  viel  als  tribus  judiciis,  d.  b.  in  drei 
Instanzen.  Ueber  Appellation  Bethmann-Hollweg  röm.  Civilprocess 
II  45  ff.  und  700  Madvig  Verf.  und  Verw.  d.  röm.  St.  II  264.  Diese 
Bedeutung  von  forum  z.  B.  bei  Cic.  Verr.  II  3,  15,  38  Ne  quis  extra 
suum  forum  vadimonium  promittere  cogattir.  Id.  Att.  V  16,  4  ibi 
forum  agit.  Vgl.  Dirksen  Manuale  s.  v.  forum  §  3—3  B.  PKnteger. 
Sonst  wird  tria  fora  und  ähnliches  nur  in  lokaler  Bedeutung  gebraucht 
(Ovid.  Tr.  III  12,  24  M.  III  38,  4  VIII  44,  6  Stat.  S.  IV  9  15.  Jordan 
Top.  I  2,  437,  7).  Waren  etwa  die  drei  Gerichtshöfe  auf  die  drei  fora 
vertheilt? 

4.  cui  vinci— licet.  Dem  es  freisteht,  seinen  Prozess  sofort  verlo- 
ren zu  geben  und  seinen  Gegner  zu  befriedigen,  was  ihm  viel  weniger 
Verdruss  und  Kosten  verursacht  haben  würde  als  die  zwanzigjährige 
Führung  des  Prozesses. 

LXVII.    Vgl.  VII  70. 

3.  dolat.  Obscön,  wie  bei  Pompon.  ap.  Non.  166,  1  und  dedolo 
Apulej.  Metam.  IX  c.  7. 


508 


M.  Valerii  Martialis 


Harpasto  quoque  sublig-ata  ludit 
5  Et  flavescit  liaphe,  g-raves(iue  draucis 

Halteras  facili  rotat  lacerto, 

Et  putri  lutulenta  de  palaestra 

Uncti  verbere  vapulat  magistri: 

Nee  ceuat  priiis  aut  reenmbit  ante, 
10  Quam  Septem  vomuit  meros  deunees: 

Ad  quos  fas  sibi  tunc  putat  reverti. 

Cum  coloephia  sedecim  comedit. 

Post  haec  omnia  cum  libidinatur. 

Nou  fellat  —  putat  hoc  parum  virile  — , 
15  Sed  plane  medias  vorat  puellas. 

Di  meutem  tibi  deut  tuam,  Philaeui, 

Cunnum  liugere  quae  putas  virile. 

LXVIII. 

Commendare  meas.  Instanti  Kufe.  Camenas 
Parce  precor  socero:  seria  forsan  amat. 

Quod  si  lascivos  admittit  et  ille  libellos, 
Haec  ego  vel  Curio  Fabricioque  legam. 


LXVII  11.  reverti  EXBFGO  Sehn     revera  A    redire  QmScr. 


LXVII  15.    CatuU.  80,  6  Grandia  te  medii  tenta  vorare  viri. 


4.  Harpasto.    Zu  IV  19,  5. 

5.  ßavescit  hajihe.  Der  gelbe  Staubsand,  mit  dem  sich  die  Ringer 
einrieben,  lieber  athletische  Hebungen  von  Frauen  Juv.  2,  53.  6, 
246  SS.    SG  I  439,  5. 

10.   deunees.     Zu  VI  78,  6. 

12.  coloephia.    Eine  nahrhafte  Speise  der  Athleten.    Juv.  2,  53. 

15.  medias    vorat   puellas.     Vgl.    CatuU.    80,  6    (oben)    und   zu  II 

61,  2. 

16.  Eine  Verschmelzung  von  Di  tibi  dent  meutern  und  Di  tibi 

reddant  meutern  tuam. 

LXVIII  1.  Instanti  Rufe.  Wol  der  Nachfolger  des  Macer  in 
der  Statthalterschaft  von  Baetica  XII  9S,  7.  An  ihn  auch  VIII  51 ; 
73  XII  95.     SG  III  447. 

4.     Curio  Fahricioque.    Zu  I  24,  3. 


Epigraimnaton  Liber  VII   edirt  December  92).  509 

LXIX. 
Haec  est  illa  tibi  promissa  Tlieophila,  Cani, 

Cuius  Cecropia  pectora  voce  madent. 

Hanc  sibi  iure  petat  mag-ni  senis  Atticus  hortus, 

Nee  minus  esse  suam  Stoica  turba  velit. 

5  Vivet  opus  quocicunque  per  bas  emiseris  aures: 

Tarn  uon  femineum  nee  populäre  sapit. 

Non  tua  Pantaenis  nimium  se  praeferat  illi, 

Quamvis  Pierio  sit  bene  nota  choro. 
Carmina  fingentem  Sappho  laudarit  amatrix: 
10       Castior  baec.  et  non  doctior  illa  fuit. 

LXX. 
Ipsarum  tribadum  tribas,  Philaeni, 
Reete,  quam  futuis,  vocas  amicam. 


LXIX  2.  voce  UFoiSchn    dote  '^QScr  [vielleicht  richtig]      9.  lau- 

vit 

darit  OMunro    laudabat  $    laudabat  Q    landabit  (rruter  Scr    lauda- 
vit  EFwSchn  [vielleicht  richtiff). 


LXIX  2.    Seneca  Epigr.  15,  8    'Baehrens  Plm  IV  p.  60;  Cujus 
Cecropio  pectore  mella  madent. 


LXIX  1.  Cani.  Canius  Riifus;  zu  I  61,  9.  Das  Epigramm  be- 
zieht sich  auf  das  Bildnis  seiner  Frau  Theophila  ;wol  einer  Griechin). 

2.  Cecropia  —  voce  madent.  Von  den  Lehren  athenischer  Philo- 
sophen, welche  Theophila  gehört  hatte.     Zu  I  39,  3. 

3.  tnaf/ni  senis  Atticus  hortus.  Des  Epikur,  aiif  dessen  Gärten, 
den  Sitz  der  Schiile  (Zeller,  Philos.  d.  Griechen  IIP  343,  4),  oft  an- 
gespielt wird,  z.  B.  Stat  S.  "I  3,  94  Molle  et  deserto  senior  Gargettius 
horto.     Ueber  die  philosophischen  Studien  der  Frauen  SG  I  445. 

7.  Pantaenis.  Munro  vermuthete  wol  richtig,  Canius  Rufus  habe 
ein  Gedicht  auf  Sappho  und  ihre  Lesbischen  Mädchen  verfasst,  des- 
sen Heldin  eine  der  letzteren,  Pantaenis,  eine  Dichterin,  war. 

8.  Pierio  —  choro  =  XII  3,  S. 

amatrix.    Wegen  der  ihr   angedichteten  Leidenschaft  für  Frauen. 
10.  haec  —  illa.     Ilaec  ist  jedenfalls  Theophila  fobwol  sie  in  v.7 
mit  illi  bezeichnet  ist) ;  illa  nach  der  Erklärung  Munros  Pantaenis. 
LXX.    Vgl.  VII  67. 


510  M.  Valerii  Martialis 

LXXI. 

Ficosa  est  uxoi';  ficosus  et  ipsc  maritiis, 
Filia  ficosa  est  et  gener  atque  uepos, 
Nee  dispensator  uec  vilicus  uleere  turpi 
Nee  rig-idus  fossor,  sed  nee  arator  eget. 
5  Cum  sint  ficosi  pariter  iuveiiesque  senesque 
Res  mira  est,  ficos  nou  habet  imus  ager. 
LXXII. 
Gratus  sie  tibi,  Paule,  sit  December, 
Nee  vani  triplices  brevesque  mappae 
Nee  turis  veuiaut  leves  selibrae 
Sed  lauces  ferat  et  scyphos  avorum 
5  Aut  grandis  reus  aut  poteus  amicus. 
Seu.  quod  te  potius  iuvat  capitque, 
Sic  viucas  Noviumque  Publiumque 
Maudris  et  vitreo  latrone  clusos; 
Sic  palmam  tibi  de  trigone  uudo 


LXXI  2.  nepos  %^PQ  nepus  R  socer  EFNüi  (iti  Q  Hher- 
(jeschrlehen)     6.   ficos  RQEFmSchn     ficus  C  (?  vgl.  165,  4). 

LXXII  5.  amicus.  capitque,  Postgate  (Cambridge  Philol.  soc. 
18.  October  1883)  amicus,  capitque.  Sehn  6.  i amicus,,  Seu  quid  — 
capitque.  Gilbert*  2'-  ~1-  f-  (""^  Verweisung  auf  VI  7-5,  2  XIV  1,  " 
XIV  83,  2). 


LXXI  5.    Zu  I  3,  5. 


LXXI  6.  ßcos.     Zu  I  65. 

LXXII  1.    Paule.     Ein  Rechtsanwalt;    ob  er  an  irgend  einer  an- 
deren Stelle  gemeint  ist,  wo  derselbe  Name  vorkommt,  ist  zweifelhaft. 
2.  Derselbe  Vers  X  87,  (i. 

2  SS.    Wohlfeile  Saturualiengeschenke.    Zu  IV  SS,  4. 
triplices.     Zu  VII  53,  2. 

7.  Novium.  Zu  I  86,  2.  Ob  Novius  (vgl.  Nohl,  Quaest.  Statianae 
p.  45)  Vindex  (Stat.  S.  IV  6.     M.  IX  43;  44  SG  III  558)? 

Puhliumque.     Zu  I  109. 

8.  D.  h.  im  ludus  latrunculoruui ,  wo  die  Figuren  in  mandrae 
(Bauern;  und  milites,  latrones  Officiere  zerfielen,  wie  es  scheint,  ge- 
wöhnlich aus  Glas.  Marquardt  Prl.  832  f.  Vgl.  XII  40,  3  XIV 
17  und  20. 

1).  trigone  nudo.    Zu  IV  19,  5  und  wegen  des  Adjektivs  zu  I  15,  7. 


EiDigrammaton  Liber  VII  (edirt  December  92).  5j  i 

10  Unctae  det  favor  arbiter  corouae, 

Nee  landet  Polybi  magis  siuistras: 

Si  quisquam  mea  dixerit  malignus 

Atro  carmina  qiiae  madent  veueuo, 

Ut  vocem  mihi  commodes  patronam 
15  Et  quantum  poteris,  sed  usque,  clames: 

»Non  scripsit  meus  ista  Martialis.« 

LXXIII. 

Esquiliis  domus  est.  domus  est  tibi  rolle  Dianas 
Et  tua  patricius  ciümina  vicus  habet; 


10.  Die  Scene  ist  etwa  auf  dem  Marsfelde  (SG  I  373,  lU;  oder 
in  Thermen  zu  denken. 

11.  PolyU  —  smistras.  Das  Werfen  und  Auffangen  eines  sonst 
nicht  erwähnten  Polybus  oder  Polybius  mit  der  linken  Hand.  XII 
82,  3  Captabit  tepidum  dextra  laevaque  trigonem.  XIV  4(3,  1  Si  me 
mobilibus  nosti  expulsare  sinistris.    Marquardt  Prl.  ^21,  9. 

12  SS.  Ueber  anonyme  Schmähgedichte,  die  dem  Martial  zuge- 
schrieben wurden,  zu  VII  12. 

14.  vocem  —  patronam.    Aehnlicli  wie  favor  —  arbiter  v.  10. 

15.  sed.    Tai  I  117,  7. 

LXXIII.  Das  Gedicht  sicher  zu  erklären,  ist  unmöglich.  Maxi- 
mus hat  drei  Wohnhäuser:  auf  dem  Esquilin,  auf  dem  Aventin  colle 
Dianae;  vgl.  XII  IS,  3)  und  im  vicus  patricius ,  der  von  der  Sul)ura 
nach  S.  Pudentiana  in  vico  2>atricio  führenden  Strasse  (Becker  Top. 
b-ib  Jordan  Top.  II  .593).  Man  sollte  meinen,  drei  Aussichten  müss- 
ten  beschrieben  werden:  von  dem  einen  Hause  {Jünc)  auf  den  Cybele-. 
von  dem  anderen  {illinc]  auf  den  Vestatempel ,  von  dem  dritten  auf 
den  alten  und  neuen  Jupiter.  Allein  diese  letzte  ist  doppelt  :inde 
—  inde)  und  vielleicht  gar  nicht  eine  Aussicht  von  demselben  Punkte 
aus.  Also  drei  Häuser  und  vier  Aussichten?  Oder  wird  von  dem 
einen  Hause  die  Aussicht  gar  nicht  erwähnt,  von  den  beiden  anderen 
eine  doppelte  jedes  einzelnen  beschrieben?  Die  Entscheidung  müss- 
ten  die  Oertlichkeiten  geben:  allein  nur  das  kann  man  sagen,  dass 
vom  Aventin  aus  das  Vestaheiligthum  nicht,  sehr  wahrscheinlich  da- 
gegen das  wol  über  dem  Circus  stehende  der  Magna  Mater  (zu  I 
70,  10;  gesehen  werden  konnte,  von  dem  im  Thal  laufenden  vicus 
patricius  ebenfalls  nicht  das  Vestaheiligthum,  auch  nicht  der  Tempel 
der  Magna  Mater;  und  wenn  man  mit  Becker  Top.  A.  1123)  in  dem 
novus  und  vetus  luppiter  das  CapitoUum  und  das  Capitolium  vetus  zu 
verstehen  hat  (und  das  ist  nothwendig:  vgl.  V22),  von  allen  genann- 
ten Tempeln  nur  das  Capitolium  vetus  auf  dem  Quirinal.    Das  Capito- 


512  M.  Valerii  Martialis 

Hinc  vidiuae  Cybeles,  illinc  sacraria  Vestae, 
Inde  novnm,  veterem  prospicis  inde  lovem. 
5  Die,  ubi  eoiiveuiam.  die.  qua  te  parte  requiram: 

Quisquis  ubique  habitat,  Maxime,  nusquam  habitat. 
LXXIV. 
Cyllenes  caelique  decns,  faeunde  minister. 

Aurea  cui  torto  virga  dracone  viret: 
Sic  tibi  laseivi  non  desit  copia  furti, 

Sive  cupis  Paphien,  seu  Ganymede  cales, 
5  Maternaeque  saeris  ornentur  frondibus  Idus 
Et  senior  parca  mole  prematur  avus: 
Himc  semper  Norbaua  diem  cum  coniuge  Caro 

Laeta  colat,  primis  quo  coiere  toris. 
Hie  pius  antistes  sophiae  sua  dona  ministrat, 
10      Hie  te  ture  voeat,  fidus  et  ipse  lovi. 


LXXIV  7.  Caro  caro;  PQScr  Carpo  EXBCFO  Rand  v.  Q 
Sehn-  parco  AG  Tarpo  cSchn^  9.  suaj  tua  Gilbert  p.  2  9.  mini- 
strat PBSchn       ministret  QFm      ministrorum  E        10.   YOcaX  m  Sehn 

e 

vocat  Q    vocet  O. 


LXXIV  1.    Horat.  c.  saec.  2  caeli  decus. 


LXXIII  5.    Vincent.  Bellov.  Sp.  d.  V  87.    Marcialis  coqmis  ,Dic 
mihi  quo  veniam,  die,  qua  etc.  —  nusquam  habitat.' 

tolium  konnte  man  vom  Aventin,  das  Vestaheiligthum  vielleicht  von 
dem  Esquilin,  richtiger  von  den  Carinen  aus  sehen.  Damit  wird  aber 
eine  auch  nur  leidliche  Klarheit  für  die  Gruppirung  der  Oertlichkeiten 
nicht  erzielt.     Jordan.  4.  jyrospicis.     Zu  II  59,  2. 

6.  3Iaxime.  Könnte  Vibius  Maximus  {XI  lOßj  sein;  zu  I  7,  3. 
Doch  vielleicht  ist  hier  ebenso  wenig  wie  II  18;  53  und  III  18  eine 
wirkliche  Person  gemeint. 

LXXIV  -6.  furti.     Zu  I  34,  2. 

5.  Am  15.  Mai  wurde  der  Stiftungstag  (natalis  —  XII  67,  1  Maiae 
Mercurium  creastis  Idus,  des  259  u.  c.  =  495  v.  Chr.  beim  Circus  Maxi- 
mus erbauten  Tempels  des  Mercur  gefeiert.    Mommsen  CIL  I  p.  394. 

6.  avus.    Atlas,  der  Vater  der  Maia. 

7.  Norhana  —  Caro.  Die  erstere  nur  hier.  Carus  so  die  Fa- 
milie B)  ist  vermuthlich  der  im  Albanischen  Agon  gekrönte  Dichter 
IX  23  u.  24  und  der  IX  54  angeredete. 

9.   so2)Juae.    Zu  I   111,   1.         10.  et  ijise:  ut  tu. 


Epigrammaton  Liber  VII  fedirt  December  92).  513 

LXXV. 

Vis  fiitui  gratis,  cum  sis  deformis  anusque. 
Res  perridicula  est:  vis  dare,  nee  dare  vis. 

LXXVI. 

Quod  te  diripiunt  ])otentiores 
Per  convivia.  porticus,  theatra, 
Et  tecum,  qiiotiens  ita  incidisti, 
Gestari  iuvat  et  iuvat  lavari: 
Nolito  nimium  tibi  placere. 
Delectas,  Philomuse.  non  amaris. 

LXXVII. 

Exigis,  ut  nostros  donem  tibi.  Tucea.  libellos. 
Non  faciam:  nam  vis  vendere,  non  legere. 

LXXVIII. 

Cum  Saxetani  ponatur  cauda  lacerti 

Et,  bene  si  cenas.  concliis  inuncta  tibi: 
Sumen,  aprum.  leporem,  boletos,  ostrea,  mullos 

Mittis:  habes  nee  cor,  Papile,  nee  genium, 

LXXIX. 

Potavi  modo  consulare  vinum. 
Quaeris,  quam  vetus  atque  liberale? 


LXXV  2.   dare.     Zu  II  !>,  1. 

LXXVI.     Vgl.   SG  I  3S7,  6.     Denkt  M.   vielleicht   hier    an    sich 


LXXVIII  1.  2.  Beides  geringe  Speisen.  Lacerti  gesalzene  Fische 
in  Stücken  mit  gehackten  Eiern  aufgetragen  X  48,  11  XI  27,  3  XI 
52,  7.  Marquardt  Prl.  316,  8.  Saxetanum  in  Baetica.  Itin.  Ant.  p.  405. 
Ueber  conchis  zu  V  39,  10. 

3.  Sämmtlich  Leckerbissen.  XII  17,  4  Cenat  boletos,  ostrea, 
sumen,  aprum.  XII  48,  1  Boletos  et  aprum  4.  Lucrina  9.  Mullorum 
leporumque  et  suminis.    Zu  I  20,  2  II  43,  11  III  45,  6. 

4.  genium:  Geist  des  Lebensgenusses.    Vgl.  zu  VI  60,  10. 
LXXIX  2.    liberale:  edel. 

Marti.il  I.  33 


514  M-  Viilerii  Martialis 

Ipso  consule  conditum:  secl  ipse. 
Qui  ponebat,  erat,  Severe,  consul. 

LXXX. 

Quatenus  Odrysios  iam  pax  Romana  trioues 

Teniperat  et  tetricae  conticiiere  tubae, 
Hiinc  Marcellino  poteris,  Faustiue,  libellum 

Mittere:  iam  ebartis,  iam  vacat  ille  iocis. 
5  Sed  si  parva  tui  munuscula  quaeris  amiei 

Commendare,  ferat  carmina  uostra  piier: 
Nou  qualis  Geticae  satiatus  lacte  iuvencae 

Sarmatica  rigide  ludit  in  amne  rota, 
Sed  Mytilenaei  roseus  mangonis  ephebus, 
10      Vel  uon  caesus  adhuc  matre  iiibeute  Lacon. 
At  tibi  captivo  famulus  mittetnr  ab  Histro. 

Qui  Tiburtinas  pascere  possit  oves. 

LXXXI. 

»Triginta  toto  mala  sunt  epigrammata  libro.« 
Si  totidem  bona  sunt,  Lause,  bonus  über  est. 


LXXX  8.  rigido  ^QScr  Gilbert^  j}.  -213   gelido  EFoiSch»     getico 
Rand  v.  Q. 


LXXX  2.    Eleg.  in  Maecenatem  1,  52    Baehrens  Plm  I  p.  129) 
Postquam  victrices  conticuere  tubae. 


4.   Severe.    Zu  II  6,  3. 

LXXX  \.    Odrysios  —  triones.    Zu  YI  58,  1. 

3.    3IarceUino.     Zu  V  6,  2. 

Faustine.    Zu  I  25. 

8.  rota.  Metonymisch  für  Wagen,  wie  X  7,  5,  auf  denen  ja  die 
Sarmaten  zum  Theil  lebten.  Vgl.  z.  B.  Tacit.  G.  c.  46.  Daher  denkt 
sich  M.  auch  die  sarmatischen  Knaben  beim  Spiel  auf  dem  Eise 
fahrend. 

10.  Ueber  die  Geisselung  der  spartanischen  Knaben  OGilbert 
Hdbch.  d.  griech.  StA.  I  OS  f.  Die  Anwesenheit  der  Angehörigen 
erwähnt  Lucian.  Anacharsis  38. 

12.  Tiburtinas  —  oves.  Faustinus  war  unter  Anderm  Besitzer 
einer  Villa  bei  Tibur.    IV  57  V  71. 

LXXXI  2.    Lause.    Ys\-  VII  87  u.  88.    M.  scheint  hiernach  30  bis 


Epigrammaton  Liber  VII  edirt  December  92  .  515 

LXXXII. 

Menophili  penem  tarn  grandis  fibiüa  vestit, 

Ut  Sit  comoedis  omnibus  una  satis. 
Huiic  ego  credideram  —  nain  saepe  lavamur  in  nnum  — 
Sollicitum  voci  parcere.  Flacce,  suae: 
5  Dum  liidit  media  populo  spectante  palaestra, 
Delapsa  est  misero  fibula:  verpus  erat. 
LXXXIII. 
Eutrapelus  tonsor  dum  circuit  ora  Luperci 
Expingitque  genas,  altera  barba  subit. 

LXXXIV. 

Dum  mea  Caecilio  formatur  imago  Secundo 


LXXXII  3.    in  nnum  PQScr  Seh»-    in  nno  EoiScJaiK 


LXXXII  5.    Ilorat.  Epp.  I  6,  60  =  Vespae  ludic.  coci  et  pistori 
4  (Baehrens  Plm  IV  p.  320)  populo  spectante. 


40  Epigramme  dieses  Buchs  als  mittelmässig  zu  taxiren  'so  auch  Birt 
S.  150  ;  er  lässt  es  VII  90  einen  liber  inaequalis  nennen. 

LXXXII  2.  Juven.  G,  73  comoedi  fibula.  lieber  die  den  Coiiiö- 
den  zur  Schonung  ihrer  Stimme  auferlegte  geschlechtliche  Enthalt- 
samkeit M.  XIV  215  SG  11  400,  4. 

3.  lai-amur  in  imum.  Das  in  unum,  mit  welchem  die  von  Hand 
Tursellin.  III  330  ff.  und  Madvig  Advers.  II  647  f.  angeführten  Bei- 
spiele von  in  mit  dem  Accusativ  eines  Neutrums  jn  totum,  in  com- 
mune etc.  wenig  Aehnlichkeit  haben,  erinnert  an  die  bekannte  Stelle 
der  Vulgata  Psalm.  132  v.  1  Ecce  quam  bonum  et  quam  jucundum, 
habitare  fratres  in  unum  (worüber  Roensch  Itala  u.  Vulgata  nichts 
bemerkt,.    Es  gehört  also  wol  der  Vulgär-  und  Umgangssprache  an. 

4.  Flacce.  Welcher  Flaccus  hier  gemeint  ist,  ist  ungewiss.  SC 
III  449. 

6.  verpus.  Er  suchte  die  Beschneidung  wegen  der  den  Juden 
auferlegten  Kopfsteuer  (zu  VII  55,  8)  zu  verbergen. 

LXXXIII  1.  Eutrapelus.  Ein  wol  vca-:'  dvxfcfpasw  gewählter  Name. 
Vgl.  die  Einl.  S.  21,  1. 

2.  Expingitque  genas.    VIII  52,  8  Expingitque  cutem. 

LXXXIV  1.  Dum.  Kann  zwar  »während"  bedeuten,  wenn  man 
annimmt,  dass  das  Bild  bereits  der  Vollendung  nahe  wäre;  doch 
natürlicher  versteht  man  »bis«.  Der  Indic.  praes.  statt  des  Ind.  fut. 
auch  XII  74,  1.     Gilbert. 

Caecilio  —    Secundo.      Der    hier    als    im    Kriege    an   der   Donau 

33* 


516  M.  Valeiii  Martialis 

Spirat  et  arg-uta  picta  tabella  manu, 
I,  liber,  ad  Geticam  Pcucen  Histrumciue  iacentem; 

Haec  loca  perdomitis  gentibiis  ille  tenet. 
5  Parva  dabis  caro,  sed  dulcia  dona,  sodali: 

Certior  in  nostro  carmine  vultus  erit. 
Casibus  bic  nullis,  nullis  delebilis  annis 

Vivet,  Apelleum  cum  morietur  opus. 

LXXXV. 

Quod  non  insulse  scribis  tetrasticha  quaedam, 
Disticha  quod  belle  pauca,  Sabelle.  faeis, 

Laudo,  nee  admiror.    Facile  est  epigrammata  belle 
Scribere,  sed  librum  seribere  diffieile  est. 

LXXXVI. 

Ad  natalicias  dapes  vocabar, 
Essem  cum  tibi,  Sexte,  non  amicus. 
Quid  factum  est,  rogo,  quid  repente  factum  est, 
Post  tot  pignora  nostra,  post  tot  annos 
5  Quod  sum  praeteritus  vetus  sodalis? 
Sed  causam  scio.    Nulla  venit  a  me 


LXXXIV  3.   jacentem  EXAB  CFG  Sehn    tacentem  QmScr. 


dienstthuend  erwähnte  Caecilius  Secundxis  ist  vielleicht  der  V  80 
angeredete.  An  den  jüngeren  Plinius  ist  nicht  zu  denken.  Mommsen 
Zur  Lebensgesch.  d.  j.  Plinius,  Hermes  III  79,  1. 

2.  Spirat.    Verg.  G.  III  34  spirantia   signa  VI  884  spirantia  aera. 

3.  Peucen.    Zu  VII  7,  1. 

iacentem :   den  unterworfenen,  wie  VII  80,  1 1  captivo  —  ab  Histro. 
6.    Certior  —  vultus.    VI  73,    b   Aspice    quam    certo    videar   non 
ligneus  ore. 

8.  Apelleum  —  opus.    Das  Werk  des  Malers,  zu  III  35,  1. 
LXXXV  2.    helle  —  Sahelle.    Zu  Xü  39,  1.    Einl.  S.  23,  1. 

3.  epigrammata  belle  =  II  7,  3. 

4.  Nicht  mit  Birt  S.  150  von  der  Schwierigkeit,  eine  Rolle  zu 
füllen,  zu  verstehn.  Sondern:  einige  hübsche  Epigramme  zu  schrei- 
ben, ist  leicht,  ein  ganzes  Buch  schwer.    Einl.  S.  19. 

LXXXVI  5.   vetus  sodalis.    Zu  I  54,  8. 


Epigrammaton  Liber  YII  edirt  Deceraber  92; .  51 ' 

Hispaai  tibi  libra  pustiilati 
Nee  levis  toga  nee  rüdes  lacernae. 
Non  est  sportula.  quae  negotiatur ; 
10  Pascis  munera,  Sexte,  iion  amicos. 
lam  dices  mihi  «Vapulet  vocator.« 

LXXXYII. 

Si  meus  aurita  gaudet  lagalopece  Flaecus, 

Öi  fruitur  tristi  Caiiius  Aetliiope; 
Publius  exiguae  si  flagrat  amore  eatellae. 

Si  Cronius  similem  eereopitheeon  amat; 
5  Delectat  Marinm  si  perniciosus  iehneumon, 

Pica  salutatrix  si  tibi.  Lause,  placet; 
Si  gelidum  eollo  nectit  Gladilla  draeonem, 


LXXXVIT.  Hispani  ^QScr  »S'c/;«-  argenti -Eto.SWm'  Ki.  Pascis 
%^EXABCFG  Sehn    Poscis  OgScr. 

LXXXVII  1.  lagalopece  OSchn  lagaopecce  E  lagaope{i)ce; 
XABCFG  lagagopece  $  lagagocepe  PQ  glaucopide  Scaliger  Scr 
glagalopece  Renn  Ztschr.  f.  Bair.  Gynmas.  w.  XIII '2r2— 214  7.  Gla- 
dilla Frdl  Gladella  '\>  Gadilla  P?  Gedilla  Q  Glacia  FXABCFjrrG 
Gradilla  c     Gratilla  Scr    Glaucilla  Uns  Sehn    Claixdilla?  Gilbert. 


7.  Plin.  N.  h.  XXXIII  96  (argentuiu)  reperitur  —  in  Hispania  pul- 
cherrimnm.  Suet.  Nero  c.  44  exegitque  ingenti  fastidio  et  acerbitate 
nummum  asperuiB,  argentum  pustulatiim,  aiiram  ad  obrussam.  Pustula 
für  reines  Silber  YIII  51,  6.  Audi  hier  ist  nicht  an  Bruchsilber,  son- 
dern an  ein  Silbergeräth  zu  denken,  welches  1  Pfund  wiegt;  zu  II  44,2. 

9.  sportula.  Hier  Bewirthung  oder  Austheilung  von  Speisepor- 
tionen wie  IX  85  XIII  123.  »Das  ist  keine  Bewirthung,  womit  axif 
einen  Gewinn  abgezielt  wird«  (quae  negotiatur). 

11.  vocator.  Der  mit  dem  Einladen  der  Gäste  beauftragte  Sklave, 
sonst  invitator.    Marquardt  Prl.  148,  3. 

LXXXVII.  lieber  das  Halten  von  Lieblingsthieren  Becker-Göll 
I  45  f. 

1.  lagalopece  [-1 .    Nur  hier.  Flaecus.    Zu  IV  42,  2. 

2.  Canius.    Zu  I  61,  9.  3.  Publius.    Zu  I  109. 

4.  Cronius  (so  QE    Chronius  XABFO).    Nur  hier. 

5.  Marius.    Wol  der  X  92  angeredete. 

6.  Lause.    Zu  Yll  81,  2. 

7.  Der  verschieden  überlieferte  Name  kommt  jedenfalls  nur 
hier  vor. 


518  M.  Valcrii  Martialis 

Luscinio  tumulum  si  Telesina  declit: 
Bbiuda  Cupidinei  cur  non  amet  ora  Labycae. 
10       Qui  videt  haec  dominis  monstra  placere  suis? 

Lxxxvni. 

Fertur  habere  meos,  si  vera  est  fama.  libellos 

Inter  delicias  pulcbra  Vienna  suas : 
Me  legit  omuis  ibi  senior  iuveuisque  puerque, 

Et  eoram  tetrico  casta  puella  viro. 
5  Hoc  ego  maluerim,  quam  si  mea  carmina  cautent 

Qui  Nilum  ex  ipso  protinus  ore  bibunt; 
Quam  meus  Hispano  si  me  Tagus  impleat  auro 

Pascat  et  Hybla  meas,  pascat  Hymettos  apes. 
Non  nihil  ergo  sumus,  nee  blandae  munere  linguae 
10      Decipimur:  credam  iam,  puto,  Lause,  tibi. 
LXXXIX. 
I.  felix  rosa,  mollibusque  sertis 
Nostri  cinge  comas  Apollinaris. 
Quas  tu  nectere  Candidas,  sed  olim, 
Sic  te  semper  amet  Venus,  memento. 

XC. 

lactat  inaequalem  Matho  me  fecisse  libellum: 
Si  verum  est,  laudat  carmina  nostra  Matho. 


8.  Telesina  (Telesilla  PQ;.  Als  wirkliche  Person  nur  hier  (11  49 
ist  der  Name  willkürlich  gebraucht).  Ebenso  Labijcae  (so  Farn.  Ca, 
Labyrtae  ^Qi. 

9.  Ciqndinei.    In  dieser  Bedeutung  wol  nur  hier. 

LXXXVIII  1.  Vielleicht  hatte  M.  diese  Nachricht  von  dem  XIII 
107  genannten  Romulus  erhalten. 

ü.    Sp  3,  5   Et  qui  prima  bibit  depreusi  flumina  Nili. 

10.  Lause.    Zu  VII  81,  2  und  zu  I  16,  2. 
LXXXIX  2.    Apollinaris.    Zu  IV  86,  3. 

3.  4.  Mit  Unrecht  ist  hier  (Einl.  S.  20,  li  eine  Nachlässigkeit  des 
Ausdrucks  fConfusion  der  gegenwärtigen  mit  den  künftigen  Rosen) 
angenommen.  Vielmehr  ist  rosa  generisch  zu  fassen,  wie  v.  4  Sic  te 
semper  amet  Venus  zeigt.  »Ihr  Rosen  schmückt  Apollinaris  jetzt,  und 
ebenso  einst  im  Greisenalter«.    Gilbert. 

XC.  1.    Zu  VII  81. 


Epigrammaton  Liber  VII  edirt  December  92).  5|  9 

Aequales  scribit  libros  Calvinus  et  Umber: 
Aequalis  liber  est,  Cretice,  qui  malus  est. 
XCI. 

De  nostro,  facimde,  tibi.  luveualis,  agello 
Saturnalicias  mittimns,  ecce,  uuces. 

Cetera  lascivis  donavit  poma  puellis 
Mentiila  ciistodis  luxnriosa  dei. 

XCII. 

)iSi  quid  opus  fuerit,  scis  me  non  esse  rog-andum« 

Uno  bis  dicis,  Baccara,  terque  die. 
Appellat  rigida  tristis  me  voce  Secundus: 

Audis,  et  nescis.  Baccara,  quid  sit  opus. 
Peusio  te  coram  petitur  clareque  palamque: 

Audis,  et  nescis,  Baccara,  quid  sit  opus. 
Esse  queror  gelidasque  mihi  tritasque  lacernas: 

Audis,  et  nescis,  Baccara,  quid  sit  opus. 
Hoc  opus  est,  subito  fias  ut  sidere  mutus, 

Dicere  ne  possis,  Baccara:  »Si  quid  opus.« 
XCIII. 
Narnia,  sulpliureo  quam  gurgite  candidus  amnis 


XC  3.  Calvinus  QEFwSchn^  Calvinos  A  Culvinns  £  Cal- 
viamis  T    Cluvienus  Äcäw-  (Philol.  III  331  vgl.  .luv.  I  80). 

XCII  10.  ne  Q-Fco  nee  2'5  non  £  »Si  quid  opus«,  ^rj/ier^  ;>.  / 
((uid  sit  opus  codd.  Sehn. 

4.  Cretice.  Nur  hier;  die  übrigen  Namen  sind  wol  willkürlich  ge- 
braucht. 

XCI   1.    facunde  —  luvenalü.    Zu  VII  24,   1. 

2.    Saturnalicias  —  nuces.    Zu  V  30,  8. 

XCII  3.    Secundus.    Zu  H  44,  7. 

7.    f/elidas  —  lacernas.    Vgl.  III  38,  9. 

9.  subito  Jias  ut  sidere  mutus.  XI  85,  1  Sidere  percussa  est  subito 
tibi,  Zolle,  lingua. 

Kl.  Si  quid  opus.  Elliptisch  für  si  quid  opus  fuerit  sc.  me  adi;. 
Vgl.  X  37,  4  u.  20,  so  dass  auch  dies  Gedicht  nach  der  von  Catull 
Paukstadt  p.  34)  entlehnten  Gewohnheit  mit  derselben  Phrase  schliesst, 
mit  der  es  anfiingt.    Gilbert  p.  1. 

XCIII  1.  Der  Nar  hat  von  seinen  vielen  Schwefeltheilen  eine 
weissliche  Farbe.   Verg.  A.  VII  517.    Plin.  N.  h.  III  109. 


520 


M.  Valerii  Martialis 


Circuit,  ancipiti  vix  adeimda  Ingo, 
Quid  tarn  saepe  meum  nobis  aliducere  Quiutum 

Te  iuvat  et  lenta  detinuisse  mora? 
5  Quid  Komeutaui  causam  mihi  perdis  ag-elli, 

Tropter  vicinum  qui  pretiosus  erat? 
Sed  iam  parce  mihi  nee  abutere,  Naruia,  Quiuto: 

Perpetuo  lieeat  sie  tibi  ponte  frui. 

XCIV. 

Ungueutum  fuerat,  quod  onyx  modo  parva  gerebat 
Olfecit  postquam  Papilus,  ecce,  garuui  est. 

XCV. 
Bruma  est  et  riget  horridus  December, 
Audes  tu  tarnen  osculo  nivali 
Omnes  obvius  hinc  et  hinc  teuere. 
Et  totam,  Line,  basiare  Romam. 
5  Quid  possis  graviusque  saeviusque 
Percussus  faeere  atque  verberatus? 
Hoc  me  frigore  basiet  nee  uxor, 
Blandis  filia  nee  rudis  labellis. 
Sed  tu  dulcior  elegantiorque, 


XCIV  1.  gerebat  QEFm     ferebat  T. 


XCIII  4.    Tibull.  I  8,  74  cupidiim  ficta  detinuisse  mora. 


2.  adeunda.  Auf  der  Ostseite.  Von  Westen  war  Narnia  nur  über 
die  von  August  erbaute  Brücke  zugänglich,  sonst  überhaupt  nicht. 
Procop.  B.  Goth.  I  17.   . 

3.  Quintum.   Q.  Ovidius  (zu  I  105),  M.s  Gutsnachbar  bei  Nomentum. 
8.   ponte.    Von  welcher  noch  heute  ein  Bogen  steht. 

XCIV.  Verwandt  III  17. 

1.  onyx.    Salbgefäss  wie  XI  50,  6. 

2.  garmn.    Zu  VI  93,  6. 
XCV  2.    osculo.    Zu  XI  98. 

6.  Percussus  —  atque  verberatus.  Um  dich  für  die  empfangene  Züch- 
tigung zu  rächen.  Vgl.  II  23,  5  basiationes.  Quae  se  tam  bene  vin- 
dicare  possunt. 


Epigrammaton  Liber  Yll  :edirt  December  92).  52] 

10  Cnius  livida  naribus  caninis 

Dependet  glacies  rigetque  barba, 

Quälern  forficibus  metit  supinis 

Tonsor  Cinyphio  Cilix  niarito. 

Centum  occurrere  malo  cimuilingis, 
15  Et  Gallum  timeo  minus  recentem. 

Quare  si  tibi  sensus  est  pudorque, 

Hibernas,  Line,  basiationes, 

In  mensem  rog-o  differas  Aprilem. 

XCVI. 

Conditus  liic  ego  suni,  Bassi  dolor,  Urbicus  iufans, 
Cui  genus  et  nomen  maxima  Roma  dedit. 

Sex  mihi  de  prima  deerant  trieteride  menses, 
Ruperunt  tetrieae  cum  male  pensa  deae. 
5  Quid  species,  quid  lingua  mihi,  quid  profuit  aetas? 
Da  lacrimas  tumulo,  qui  legis  ista,  meo: 


XCVI  4.    male  Hns    milla  F    mala  QEmScJut    meav 


XCV  11.  Verg.  A.  IV  251  glacie  riget  horrida  barba  Priap.  63,6 
Rigetqne  dura  barba  vincta  crystallo. 

XCVI  2.    Prop.  V  1,  1   maxima  Roma. 

XCVI  1.  Pallad.  Epitaph.  Maron.  {Baehrens  Plm  IV  p.  122) 
Conditus  hie  ego  snm,  cujus  modo  rustica  Musa  etc. 


10.  naribus  caninis.  Weil  die  Hundenasen  kalt  zu  sein  pflegen. 
XI  98,  7  Nee  congelati  gutta  proderit  nasi. 

13.  Filz  aus  Ziegenhaaren  wurde  ebenso  am  Flusse  Cinj'ps  zwi- 
schen beiden  Syrten  als  in  Cilicien  fabricirt  ;  daher  Ciliciumj.  Plin. 
N.  h.  VIII  2(i;3  Bluemner  S.  4  ff.  u.  S.  30.  Cinyphii  hirci  Verg.  G  III 
312.  Cinyphius  tonsor  M.  VIII  51,  11.  Wenu  sich  M.  hier  nicht  ver- 
sehen hat,  so  hat  er  Cinyphius  als  allgemeines  Prädikat  langhaariger 
Böcke  gebraucht,  wie  XIV  140,  2.  Maritus  für  Bock  XIV  140,  2, 
für  Widder  XIV  211,  1. 

15.  (ralhon  —  recentem.  Hiernach  scheint  man  geglaubt  zu  haben, 
dass  Verschnittene  unmittelbar  nach  der  Entmannung  einen  üblen 
C4eruch  verbreiteten.  Oder:  ein  frisch  angekommener  (VIII  75,  2) 
Gallier?    Gilbert. 

XCVI  1.    Ba'isi.    Zu  III  47. 

4.    Vgl.  IV  73,  ü  Moverunt  tetricas  tam  pia  vota  deas. 


522  M.  Valcrii  Martialis 

Sic  ad  Lethacas.  nisi  Nestore  serins,  undas 
Noii  eat,  optabis  quem  superesse  tibi. 

XCVII. 

Nosti  si  beue  Caesium,  libelle, 
Montanae  decus  Umbriae  Sabinum, 
Auli  municipem  mei  Pudentis, 
Uli  tu  dabis  haec  vel  occupato. 
f)  Instent  mille  licet  premantque  curae, 
Nostris  carminibus  taincn  vacal)it: 
Nam  nie  dilig-it  ille  proximumque 
Turni  nobilibus  leget  libellis. 
(J  quautum  tibi  Hominis  paratur! 
10  0  quae  gloria!  quam  frequens  amator! 
Te  convivia,  te  forum  sonabit, 
Aedes,  compita,  porticus,  taberuae. 
Uni  mitteris,  omnibus  legeris. 
XCVIII. 
Omnia,  Castor.  emis :  sie  fiet.  ut  omnia  vendas. 

XCIX. 
Sic  placidum  videas  semper,  Crispine.  Touantem, 


XCVI  7,  serhis  EFm     serior  PQ  vielleicht  ricJdiy. 

XCVII  9.    tibi  fQFOilbert  p.  23     mihi  JEt»  Band  v.  Q  Sehn. 


XCVI  7.    Verg.  Cul.  215  Letliaeas  —  transnare  per  iindas. 


XCVII  1.  Caesius  Sabimis  aus  Sassina,  Erbauer  eines  Tempels 
für  die  Nymphe  eines  dortigen  Sees  IX  58.  An  ihn  aucli  1X60  XI  S; 
17.  Von  ihm  oder  einem  Angehörigen  derselben  Familie  rührt  die  von 
Giese  De  pers.  a  M.  comm.  angeführte  Inschrift  Gruter  p.  106,  3  In 
hortis  archidiaconi  Sassinatis)  her :  DEIS  PVBLICIS  |  SACRVM  1  C. 
CAESIVS-  SABINVS  (Ex  Jacobonio). 

2.  Ifontanae  —   Umbriae  =  IX  58,  3. 

3.  Auli  —  Pudentis.    Zu  I  31. 

8.  Turni — libellis.  Die  Satiren  des  Turnus  auch  XI  lü.  Teuffei 
ELG  323,  2. 

11.  12.  Orte,  an  denen  man  zu  geselliger  Unterhaltung  zusam- 
menkam.   SG  I  373. 

XCIX  1.    Cris2>iiie.    Vgl.  VIII  48.     Nach   Borghesis    Vermuthuug 


Epigrammaton  Liber  VII  (edirt  December  !)2  .  52:] 

Nec  te  Roma  minus,  quam  tua  Memphis  amet: 
Carmina  Parrliasia  si  nostra  legentur  iu  aula, 

—  Namque  soleut  Sacra  Caesaris  aure  frui  — 
Dicere  de  nobis,  ut  lector  candidus,  aude: 

»Temporibus  praestat  uou  nihil  iste  tuis, 
Nec  Marso  nimium  minor  est  doctoque  Catullo.tf 

Hoc  satis  est:  ipsi  cetera  mando  deo. 


Subscriptionen.  EXPL  EX  VIII  INCIP  EX  Villi  {olme  alle 
PimUe  HJMueller  R.  M.  V.  Mai'tialis  Epigrammaton  li.  Vll.  ex- 
plicit.  incipit  VIII.  Ego  Torquatns  Gennadius  emeiidavi  qui  reflorui 
lege  faeliciter  Q.    Ego  Torqtiatus  Gennadius  emendavi  feliciter  /'. 


Oeuvres  V  p.  51  :h  f  vielleicht  als  praef.  praet.  College  des  Cor- 
nelius Fuscus.  Dann  aber  bekleidete  er,  wie  Hirschfeld  Verwaltgs- 
gescli.  S.  223  bemerkt,  diese  Stelle  damals  auf  keinen  Fall  mehr,  denn 
das  Epigramm  deutet  mehr  auf  eine  Günstlingsstellung,  als  auf  eine 
officielle  Position. 

Tonantem:   Domitian ;  zu  VI  10,  9. 

2.  tua  3Iemphis.    Bei  Juven.  1,  27  heisst  Crispinus  pars  Niliacae 
plebis  und  verna  Canopi.   Vgl.  Juven.  4,  24  ss. 

3.  Parrhasia  —  i»  aula.    Zu  VII  56,  2. 

4.  Sacra  —  aure.    7a\  IV  30,  3. 
frui.    Zu  VII  5,  6. 

7.     Marsn  —   Catullo.     Zu  I   Epist.   1.   11.   doctnque   C.     Zu  I  (il.    I. 


Druck  von  Breitkopf  &  Härtel  in  Leipzig. 


PA     Martialis,  Marcus  Valerius 

6501      Epigrammaton  libri 

A2 

1886 

Bd.l 


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