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M. VALERII MARTIALIS
EPIGEAMMATON LIBßl.
MIT ERKLÄRENDEN ANMERKUNGEN
LüDWia FEIEDLAENDEß
PROFESSOR IN KOENIGSBERG.
ERSTER BAND.
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL
1S86.
(oS0\
Pia
ßd.l
Das Recht der Übersetzuiis? ist vorbehalten.
DEM ANDENKEN
AN
HUGH ANDREW JOHNSTONE MUNRO
t 30. MÄRZ 1885.
EINLEITUNG.
I. Martials Leben und Gedichte.
M. Yalemis Martialisi) ist zu Bilbilis im Tarraconensi- f^^'^^l^
sehen Spanien am 1. März (IX 52 X 24 XII 60 eines der
Jahre 38— 41 geboren; denn sein 10. Buch, dessen Gedichte
in den Jahren 95—98 verfasst sind, enthält ein an seinem
57. Geburtstage geschriebenes Gedicht 'X24:. Seine an der
Strasse. von Caesaraugusta nach Emerita (Itin. Anton, p. 437.
439) gelegene Vaterstadt Bilbilis heisst auf Münzen des
August, Tiberius und Caligula (genau beschrieben bei Heiss,
Descr. generale de monuaies antiques de l'Espagne '1870]
p. 183 f.; municipium Augusta Billnlis (M. X 103, 1: Muni-
cipes Augusta mihi quos Bilbilis acri Monte creat). Die Ver-
muthung von Detlefsen (die Geographie der Tarraconensi-
schen Provinz bei Plinius, Philol. XXXII 616 f.), dass sie
unter Vespasian bereits Colonie war (vgl. Marquardt StV.
P 256 Anm.), ist nicht wahrscheinlich. Sie lag auf einer
schroffen Höhe iPaulin. Nolan. 10, 223 sq.: Bilbilim acutis
Pendentem scopulis) , um deren Fuss der kleine , aber reis-
sende Salo strömte. Sein kaltes Wasser war zur Härtung
des Stahls besonders geeignet; in Waffenfabriken bestand
dort die hauptsächlichste Industrie; ausserdem wurde bei
1) Ueber den Namen Martialis vgl. Marquardt StV. IH-' 224,5;
über den Beinamen Coqiiiis in alten Glossaren: zu III TT; bei Jo-
hann V. Salisbury, Yincenz v. Beauvais — welcher letztere ihn, wie
mir Dr. E. Wagner mittheilt, stets durch denselben von dem unter
dem Namen Martialis citirten Gargilius Martialis unterscheidet — und
in Handschr. d. 15. J.) Sehn. ' p. 21 f. und p. GS3 f. 'vgl. Scriver.
bei Sehn, i p. 736\
1*
4 Martials
Bilbilis auch Gold gewonnen (X 103 IV 55 I 49 XII 21,1
XII 18,9^ : und es hatte (da I 49, 4 die Lesart equis allein
bezeugt ist) eine berühmte Pferdezucht, auf welche vielleicht
mit Eckhel D. n. I 35 das Bild eines gerüsteten ßeiters auf
dem Revers einer dortigen Münze zu beziehen ist. Die
Ueberreste von Bilbilis sucht man auf dem Hügel el cerro
de Bambola bei der von den Mauren so genannten Stadt
El Calatayud; die der (in westlicher Richtung 24 Millien
entfernten) aquae Bilbilitanae bei Alhama jHuebner CIL II
p. 410, 3021—3023).
Martial verdankte seinen Eltern (Valerius) Fronto und
Flaccilla (V 34) eine gute Erziehung. Nach dem damals
gewöhnlichen Bildungsgänge machte er die grammatische
und Rhetoreuschule durch JX 73,7: At me litterulas stulti
docuere parentes: Quid cum grammaticis rhetoribusquemihi'?),
entweder in Bilbilis selbst oder einer benachbarten Stadt.
In Hispania Tarraconensis, deren Romanisirung im J. 75 (wo
Vespasiau ihren sämmtlichen Gemeinden das jus Latii be-
willigte) als vollendet gelten konnte (Marquardt. StV. P 258,6),
und aus welcher damals der berühmteste Rhetor jener Zeit,
der erste (um das J. 70) öffentlich angestellte Lehrer der
Beredsamkeit in Rom, der Calagurritaner Quintilian (geb.
um 35) hervorging, wird es auch an höheren Schulen nicht
gefehlt haben. 1)
Martial in Wlc SO viclc taleutvollc juugc Proviuzialen zog M. nach
Rom und zwar im J. 64 (also im Alter von 23—26 Jahren) ;
denn im J. 98, als er es verliess, gibt er die Dauer seines
römischen Aufenthalts auf 34 J. an (X 103,7; 104,10). Er
ciienteiver- ^^.j^^ ^^^^ [^ ^[q Clientcl der berühmtesten imd angesehensten
hältniss zu
denSeneca. ^^^g Spanien Stammenden Familie: der der Seneca, welche
durch die drei Häuser des reichen und vor kurzem noch
allmächtigen Consularen L. Annans Seneca Neros Lehrer,
1 Inschrift in Tritium Magallum (Tarraconensis; CIL II 2S92 (mit
Hnebners Ergänzungen;: D. M. L. Memmio Prob. Cluniensi grammatico
latino cui res [publica] Tritiensium an. liabenti XXV salarium constituit.
Leben und Gedichte. 5
der dann mit Burrus der Leiter seiner Regierung gewesen
war, Teuffei RLG^ 287). des Junius Gallio (der als Proconsul
von Achaja in Korinth über den Apostel Paulus zu Gericht
gesessen hatte, Teuffei 268.7) und des im Ritterstande ver-
bliebenen Annans Mela (dessen Sohn, der Dichter Lucan,
damals zu Neros engerem Kreise gehörte. Teuffei 269,2).
Auch das mit Ahnenbildern erfüllte Atrium des L. Calpurnius
Piso, des ersten Mannes jener Zeit, stand ihm (vermuthlich
auf Empfehlung der Öeneca) offen (IV 40,1 Atria Pisouum
stabant cum stemmate toto et docti Senecae ter numeranda
domus), und auch in Memmius Gemellus (Consul 63) und
(Vibius) Crispus (cons. suff. 61) (XII 36,8 Pisones Senecasque
Memmiosque Et Crispos mihi redde sed priores) fand M. frei-
gebige Gönner.
Der unglückliche Ausgang der Pisonischen Verschwö-
rung im J. 65 kann auf M.'s Stellung schon deshalb nicht
ohne Einfluss geblieben sein, weil er auch den Fall der drei
Häuser der Seneca herbeiführte. Der einzigen Angehörigen
dieser grossen Familie, die zu Ende des Jahrhunderts noch
am Leben war, Argentaria Polla, der Wittwe Lucans, huldigt
M. noch im J. 96 als seiner Patronin (X 04 VII 2i— 23 .
Vielleicht hatte er das kleine Weingut bei Nomentum, das
er im J. 84 bereits besass (XIII 42 u. 119), von den Erben
der Seneca zum Geschenk erhalten (SG-^ III 397,4, wo die
Angabe, M. habe es 86 noch nicht besessen, irrig ist).
Von M.'s Leben in Rom bis zum Anfang der Regierung
Domitians wissen wir sehr wenig. Dass er jemals gesucht
hat, durch die Ausübung eines Berufs, zu welchem seine
Bildung ihn befähigte, etwa den eines Sachwalters (II 30,4),
eine selbständige Stellung zu gewinnen, wozu auch Quinti-
lian ihm geratheu zu haben scheint (II 90 , darauf deutet
Nichts. Vielmehr wird er seinen Lebensunterhalt durch-
aus als Client vornehmer Häuser gesucht und gefunden
haben, der sich seinen Patronen durch die Verwerthung
seines schon früh ent^vickelten (I 113,1) poetischen Talents
6 Mavtials
für g-esellige Unterhaltung- und Gelegenlieitspoesie empfahl.
verhiiitniss Vermuthlich war es auch sein poetisches Talent , das ihn
zum Hofe in Beziehung- hrachte. Jedenfalls verhervlichte er
die Schauspiele, welche Titus im J. SO zur Einweihung- des
Flavischen Amphitheaters gab, durch eine Sammlung von
Gedichten, die dem Kaiser überreicht wurde (Sp. 32). Die
Handschrift seines (spätestens im J. 86) im Alter von 1 9 Jah-
ren verstorbenen Schreibers Demetrius war „den Cäsaren"'
bekannt. Die „beiden Cäsaren", die ihm das Dreikinder-
recht verliehen :IX 97,5) , können nur Titus und Domitian
gewesen sein (II 91, 92); vermuthlich war eine durch Titus
erfolgte Verleihung erst durch Domitians Unterzeichnung oder
Bestätigung perfekt geworden. Auch M.'s Erhebung in den
Ritterstand durch Verleihung eines Titularti'ibunats III 95 V 13
IX 49 XII 26) war vielleicht eine Gnadenbezeigung von Titus.
Doch eine materielle Verbesserung seiner Lage scheint
er unter den beiden ersten Flaviern nicht erlangt zu
haben, und ebenso wenig erhielt er eine solche durch
Domitian, trotz seiner unablässigen enthusiastischen dem
Kaiser selbst dargebrachten Huldigungen und trotz seiner
unermüdlichen Bestrebungen, unter den damaligen Hof leuten
Gönner und Fürsprecher zu gewinnen. Er preist die Frei-
gelassenen Domitians im allgemeinen (IX 79) und schmei-
schelt in besondern Gedichten den Einflussreichsten dersel-
ben: dem Kämmerer Parthenius, dem Vorsteher des Amts
der Bittschriften Eutellus, dem Tafelaufseher Euphemus, dem
Mundschenken Earinus, dem alten bereits in den Ruhestand
versetzten Vater des Claudius Etruscus ; ferner einem Sextus,
der Studienrath gewesen zu sein scheint, und dem kaiser-
lichen Günstling Crispinus, vielleicht Präfecten des Präto-
riums. Aber während er in immer neuen Wendungen directe
und indirecte Gesuche um Unterstützung an Domitian rich-
tet, finden wir nie, dass er für empfangene Geschenke dankt ;
nicht einmal die erbetene Leitung eines Rohrs des Marci-
schen Aquäducts auf sein Landgut und in sein Haus in der
Leben und Gedichte. 7
Stadt scheint er erlialten zu haben fXI 18; Imhof Domitian
S. 138). Dies ist um so auffallender, da M. nicht bloss be-
reits im Jahre 8G ein in der ganzen Welt bekannter und
überall mit Begierde gelesener Dichter war, sondern sich auch
des Beifalls des Kaisers erfreute, auf den er sich sonst nicht
immer hätte berufen dürfen flV 27 V 6 VI 64,14 VII 12 .
Zwar reichte sein Fürwort hin, mehreren Petenten das Bür-
gerrecht zu verschaffen (11195,11), er wurde gelegentlich
mit einer Einladung zu einer grossen kaiserlichen Tafel be-
ehrt (IX 93) ; aber ein Gesuch um einige Tausend Sesterzen
lehnte Domitian, wenn auch nicht ungnädig ab (VI 10).
So blieb denn ein Leben, wie M. es sich wünschte, in
dem es keine andern Beschäftigungen gab als Spaziergänge,
Bäder, Plaudereien und Leetüre (V 20) , dagegen niemals
Aufwartungen in vornehmen Häusern, für ihn unerreichbar,
und nach wie vor war er darauf angewiesen, seine Be-
ziehungen zur Aristocratie zu erhalten und zu vermehren,
indem er möglichst vielen hochgestellten Personen durch
ehrenvolle Erwähnung in seinen Gedichten, wie er selbst
sagt, dauernden Ruhm verlieh, wenn ihm auch diese Hul-
digungen nichts einbrachten iIV 15). Zu den Männern sena-
torischen Standes, denen M. in seinen in die letzten 12
Jahre seines römischen Aufenthalts (S6 — 98) und die dann
noch in Spanien bis 101/104 verlebte Zeit fallenden) Epi-
grammen huldigt oder schmeichelt, bei denen er bettelt oder
sich bedankt, gehören: der Dichter Silius Italicus Consul
68) und dessen Söhne (zu IV 14), der spätere Kaiser Nerva
(zu V 28), der als Ankläger in Majestätsprocessen berüch-
tigte, reiche Redner M. Aquilius Regulus (zu I 12), die un-
geheuer reichen Brüder Domitius Tullus und Lucauus izu
I 36) , der Dichter Stertinius Avitus Consul 92 , der im J.
94 M.'s Bild in seiner Bibliothek aufstellen Hess IX praef.
X 96) , der als Schriftsteller bekannte S. Julius Frontinus
(zum zweiten Mal Consul 98, zum dritten Mal 100 X 48,20;
58), der jüngere Plinius 'Consul 100 X 19), der Dichter
8 Martials
AiTimtius Stella, Consiil 101 (zu 17), L. Norbanus Appius
Maximus, der Besieger des L. Antonius Saturninus (zweimal
Consul — 1X81], Licinius Sura (Consul 102), der mäch-
tigste Freund Trajans ilV 64,13 VII 47), der ehemalige Par-
teigänger Vespasians, M. Antonius Primus aus Tolosa (X 23)
und Andere. Natürlich suchte und fand M. auch im Ritter-
stande Gönner. Diesem mögen der elegante Atedius Melior,
der in seinem schönen Hause und Garten auf dem Cälius
vortreffliche Mahlzeiten gab fll 6) und andere wohlhabende
Freunde des Dichters angehört haben. Mit Q. Ovidius (sei-
nem Gutsnachbarn bei Nomentum) , vermuthlich einem Clien-
Freunde. tcn der Scncca, war M. wol in Folge seines alten Verhält-
nisses zu diesem Hause befreundet : Ovid hatte unter
Nero im J. 65 Cäsennius (Cäsonius) Maximus, einen Freund
des Philosophen Seneca, in die Verbannung begleitet (zu I
105). Zu M.'s am häufigsten besungenen Freunden gehörte
der Centurio Aulus Pudens, der zwar die Primipilarenstelle,
doch nicht das Ziel seines Strebens, die Ritterwürde erlangt
zu haben scheint (zu I 31); vermuthlich war M. durch ihn
auch mit anderen Centurionen bekannt geworden (I 98).
Beziehun- Unter den damaligen Rednern, Schriftstellern und Dich-
schriftstei- tern in Rom waren es natürlich vor allen M.'s Landsleute,
Dkhtern. mit dcucn er befreundet war oder verkehrte. Dazu gehörte
der Stolz Spaniens, der berühmte Quintilian (II 90), der Stoiker
Decianus aus Emerita (zu I 8) , der Gerichtsredner Licinia-
nus (zu I 49) und der Rechtsgelehrte Maternus (zu I 96),
beide aus Bilbilis; auch der vielseitige Dichter und bezau-
bernde Erzähler Canius Rufus aus Gades (zu 161). Selbst-
verständlich fehlte es M. aber auch sonst nicht an Bekannt-
schaften in der litterarischen Welt Roms; so war er mit
Juvenal (geb. 67, der damals noch nicht als Satirendichter
aufgetreten war) befreundet, und blieb auch nach der Rück-
kehr in die Heimath mit ihm in Verbindung (VII 24; 91
Martiai niid XII 18). Dagcgcu bcstaud zwischen M. und Statins unzwei-
felhaft ein Missverhältniss. Denn obwohl beide in denselben
Leben und Gedichte. 9
Häusern ans imcT ein gingen, erwähnt keiner jemals den
andern, während beide sonst zahlreichen dichterischen Col-
legen das reichste Lob spenden. Bei dem tiefen innerlichen
Gegensatz zwischen ihren Naturen konnten sie kaum an
einander Gefallen finden, selbst wenn der alternde spanische
Dichter bei dem neuen Ruhm des um 45 geborenen Nea-
politaners, der den seinen zu verdunkeln drohte, sich jeder
missmuthigen und eifersüchtigen Regung hätte erwehren
können. Die Beziehung seiner wiederholten wegwerfenden
Aeusserungen über den hohlen Schwulst grosser mythologi-
scher Epopöen auf die Thebais des Statins ist unverkennbar.
M. klagt öfter über Feinde, Neider und missgünstige Feinde^und
Kritiker verschiedener Art. Die Kritik, die in den littera-
rischen Kreisen Roms geübt wurde, war überhaupt nichts
weniger als wohlwollend I 3 ; manche (Neider, wie M. sagt)
tadelten auch die Unanständigkeit seiner Epigramme (XI 20) ;
grösser war vermuthlich, wie zu allen Zeiten, die Zahl
derer, die lebende Dichter überhaupt nicht anerkannten und
nur die älteren lobten VIII 69 V 1 0 . Im Allgemeinen sah
M. den Tadel der Dichter als einen Beweis mehr für die
Allgemeinheit des Beifalls an, den er fand ;XI 24), und
wollte mit Recht lieber, dass seine Gerichte den Gästen,
als dass sie den Köchen gefielen (IX 811. So fehlte es denn
gewiss auch in dem Vereinslokal und in der Halle des Qui-
rinustempels , wo sich die Dichter zusammenfanden (III 2(1
IV 61 XI 1, 10 nicht an Neidern und Gegnern M.'s: zu
ihnen gehörte unter andern ein jüdischer Dichter, der überall
seine Gedichte tadelte und nichtsdestoweniger plünderte
(XI 94 . Aber dass dieser und andere Plagiatoren seine
Verse als die ihrigen vorlasen, machte M. wenig Sorge, be-
sonders da der Abstand des Fremden von dem Seinigen so
gross war, dass man ihn sofort bemerken musste (I 29; 38;
52: 53; 66; 72. Vgl. XII 63;. Viel schlimmer und nicht nur
für seinen Dichterruhm, sondern für seine ganze Stellung
war, worüber er wiederholt klagt, dass anonyme Dichter aus
j 0 Martials
sicherer Verhorg-ciilieit unter seinem Namen giftige Schmäh-
ungen und jiöhelhafte Verunglimpfungen gegen edle Männer
und Frauen verbreiteten (VII 12; 72 X 3; 5; 33). Diese
Perfidie konnte ihm um so eher in der Meinung seiner Gön-
ner schaden, als er ohnedies fortwährend besorgen musste,
dass Personen, an deren Gunst ihm gelegen war, den Spott
seiner Epigramme auf sich beziehen möchteii; daher seine
wiederholten Betheuerungen, dass er nie eine bestimmte
Person im Auge habe (vgl. auch I praef.).
Unter- Dass M. vou Freunden und Gönnern für seine reichlich
v-^FrouiKien nach dcn verschiedensten Seiten gespendeten poetischen Hul-
"^""™""'~ digungen und Lobpreisungen der damaligen Sitte gemäss
vielfache Ehrengaben und Unterstützungen erhielt, ist nicht
zu bezweifeln. Sagt er doch selbst V 36 : «Einer, den ich
in meinen Gedichten gelobt habe, thut so, als ob er mir
nichts schuldig sei: er hat mich hintergangen«. Dennoch
bettelt er fortwährend, selbst um eine Toga, einen Mantel
und dgl. (VI 82 VII 3ö vgl. VIII 28 IX 49 X 73). Wie-
derholt erinnert er seine Leser im allgemeinen, und seine
Gönner insbesondre, dass ein Dichter vor allen Dingen Geld
brauche (I 107 V 16 VIII 56; 73 XI 108); an Eegulus
sehreibt er einmal, es fehle ihm so sehr an Geld, dass er
genöthigt sei, dessen Geschenke zu verkaufen, ob Regulus
etwas kaufen wolle (VII 16). Vermuthlich trug Mangel
an Sparsamkeit die Schuld, dass er zu keinem Wohl-
stande gelangen konnte. Das Gütchen bei Nomentum brachte
nichts ein. Es war trocken, holzarm, und ausser einem ge-
ringen Weine scheint nur schlechtes Obst dort gewachsen
zu sein (XII 57 X 58,9 XIII 15 X 48,9 X 94,4 VII 91
XIII 42), und wahrscheinlich war M. nichts weniger als ein
guter Landwirth. Wenn ihm nicht sein Freund Stella Ziegel
schickte, um das Dach seines dortigen Häuschens zu decken,
so regnete es ein (VI 43,4 VII 36) , und der Hauptvortheil
dieses Besitzes war, dass er zuweilen dort von den Plagen
seiner Clientenstellung sich erholen und ausschlafen konnte
Leben und Gedichte. U
(II 38 VI 41 XII 57). Allerdiiig-s besserte sich seine Lage
unter Domitiaus Regierung. Vom Jahr 86 bis 90 wohnte er
noch auf dem Quirinal in dem Hause «zur Birncff zur Miethe,
und zwar drei Treppen hoch (I 117,7 V 22 VI 27); später,
mindestens seit 94 besass er dort ein eigenes Haus (IX 18,2
IX 97,9 X 58,10), schon im Jahr 93 auch ein Maulthier-
gespann (VIII 68). Von Sklaven erwähnt er den bereits
genannten, spätestens 86 gestorbenen Schreiber Demetrius
(I 101) und die 89 im Alter von 6 Jahren gestorbene, von
ihm sehr geliebte Erotion (V 34 und 37) , deren Eltern also
ebenfalls seine Sklaven waren. Doch dass ihn der jüngere
Plinius bei seiner Abreise nach Spanien im Jahr 98 mit - für Mai-
tial niolit
einem Reisegelde ausstattete (Plin. epp. III 21), zeigt, dass ausreichend.
seine Mittel nie für seine Bedürfnisse ausreichten. Verhei-
rathet war er oifenbar niemals. Dass seine Landsmännin
Marcella nicht (wie auch Lessing glaubte, Werke Ausg.
von Lachmann Bd. 8, S. 480 ff.) seine Frau, sondern seine
Patronin war, darüber lässt der Ton der auf sie bezüglichen
Epigr. XII 21 und XII 31 keinen Zweifel. Rom verliess M.
während seines dortigen 34jährigen Aufenthalts nur einmal,
im Jahr 87, wo er der Beschwerden des Clieutendienstes
müde (III 4.6) sich in Forum Cornelii und anderen Orten
der Aemiiia aufhielt.
Auch was M. bewog, nach so langer Zeit die ihm zur Küikkehr
zweiten Heimath gewordene Hauptstadt zu verlassen, und slZüen.
nach Spanien zurückzukehren, das war gewiss hauptsächlich,
wie er selbst augiebt, dass er mit zunehmendem Alter und
(vielleicht auch in Folge von Krankheiten VI 47; 70) ab-
nehmender Frische und Elasticität sich den Anforderungen
des Clientendienstes auch körperlich nicht mehr gewachsen
fühlte: und es ist wol buchstäblich zu verstehn, dass ihn
die Unmöglichkeit in Rom auszuschlafen aus Rom vertrieb
(X 74 XII 57; 68 XIV 125!. Je länger je mehr sehnte
er sich aus dem dürftigen, theuren und zwangvollen Leben
Roms nach dem Ueberfluss, der Wohlfeilheit und der Zwang-
1 2 Martials
losigkeit der Provinz. Schon in einem seiner früliesten Ge-
dichte (I 55) erklärt er den Besitz eines Gütchens, das ihm
eine bescheidne, doch behagliche Existenz gewähren würde,
für den Gegenstand seines höchsten Wimsches. Einem von
Ahnenbildern erfüllten Palast zog er eine kleine Wohnung
mit rauchgeschwärzter Decke vor, wenn er sich an einer
lebendigen Quelle und natürlichem Rasen erfreuen, seine
Sklaven satt machen, die Nächte schlafen, die Tage ohne
Streit verbringen könnte und mit einer zu gelehrten Frau ver-
schont bliebe (II 90). Ein anderes Mal sagt er, er sei bereit,
den Glanz und die Pracht Roms mit dem kleinsten Ort zu
vertauschen, falls er dort mit Sicherheit auf einen Fleischer
und einen Sohenkwirth, ein Bad und einen Barbier, ein
Brettspiel und eine kleine gewählte Bibliothek, einen jungen
Sklaven und eine Sklavin rechnen könnte (II 48). Ueber-
dies hatte er sich eine lebhafte Anhänglichkeit an die Hei-
math bewahrt, und seine römischen Freunde wunderten sich,
dass er so oft von ihr sprach, da er ja in Rom alt ge-
worden war (X 96). In der Zeit, wo er sich dort der glän-
zendsten Erfolge als Dichter erfreute, dachte er doch immer
gern an die an der Berglehne klebenden Häuser von Bil-
bilis (X 20) , die beschneiten Gipfel der Sierren, die schat-
tigen und wildreichen Wälder, welche die Ufer des gold-
führenden Tagus umsäumten, den sonnigen Strand von
Tarraco, die üppigen Fruchtgärten, die heiligen Eichenhaine,
die eiskalten Teiche und Quellen der Heimat, die festlichen
Mahle und Spiele, denen er in seiner Jugend beigewohnt
hatte I 49 IV 55) .
Vielleicht hat auch die völlige Veränderung des Re-
gierungssystems, die nach Domitians Tode eintrat, dazu bei-
getragen, ihm den Aufenthalt in Rom zu verleiden. Es ist
begreiflich, dass dies noch nicht unter Nerva der Fall war,
der die verhasstesten Persönlichkeiten des frühern Hofs an
dem seinen duldete (Plin. epp. IV 22) , sondern erst unter
Trajan. Was M. veranlasste, von seinem zehnten, Ende 95
Leben \mä Gedichte. 13
erschienenen Bucli eine neue Ausgabe zu veranstalten , das
war walirsclieinlich die Anstössigkeit der darin enthaltenen
Verherrlichungen des nun allgemein geschmähten und ver-
wünschten Domitian. M. unterliess nicht, zu erklären, dass
jetzt für die frühern Schmeicheleien in Rom kein Platz mehr
sei, nachdem Trajan die Wahrheit aus der Unterwelt zu-
rückgerufen habe (X72); doch diese und ähnliche Palino-
dieeu ;XI 7) scheinen nicht hingereicht zu haben, um ihm
Gunst am Hofe Trajans zu verschaffen. Auch fanden sich
vermuthlich manche seiner unter Domitian einflussreichen
Gönner nun veranlasst, in Zurückgezogenheit zu leben,
während die früher Verfolgten oder Zurückgesetzten und mit
jenem aus Tacitus Agricola bekannten Ingrimm Erfüllten
hervorragende Stellungen einnahmen. Endlich hatte M. ja
von jeher unter dem Neide und der Eifersucht besonders
der Dichter zu leiden gehabt. Trotz alledem blickte er
übrigens später auf die ;U Jahre seines Aufenthalts in Rom
mit Befriedigung zurück: ihr Süsses sei mit Bitterem ge-
mischt gewesen, aber das Erfreuliche habe doch überwogen
(XII 34).
In Spanien, wohin sich M. im Jahr 9S begab, machte ^^^^^^^^Jj^^"^^
ihm die Freigebigkeit heimischer Gönner den Genuss der
langersehnten Ruhe möglich. Als solche nennt er seinen
vieljährigen Patron Terentius Priscus (XII 4) und die bereits
erwähnte hochgebildete Marcella , die Niemand für eine Pro-
vinzialin halten konnte, die allein im Stande war, ihm Rom
zu ersetzen iXII 21). Sie schenkte ihm einen Landsitz mit
Hain und Quellen, Weinlauben und Rosenfluren, Gemüse-
gärten, einem Fischbehälter und Taubenhause (XII 31), wo
er ganz nach seinem Behagen leben konnte. Er holte nun
nach, was er 34 Jahre laug an Schlaf eiugebüsst hatte.
Er brauchte nicht mehr die lästige Toga anzulegen, sondern
liess sich das erste beste Kleidungsstück reichen, das auf
einem zerbrochenen Sessel lag. Ein prachtvolles Feuer von
dem Holz des nahen Eichenwäldchens loderte morgens auf
\ 4 Martiivls
seinem Heerde, den die Haushälterin mit vielen Töpfen be-
setzte, ein guter Jäger versah ihn mit Wild. Ueber die
Sklaven führte ein Wirthschafter die Aufsicht und gestattete
ihnen nicht, nach städtischer Weise langes Haar zu tragen
(XII 18). Freilich hatte auch dies idyllische Leben seine
Schattenseiten. Vor allem litt M. unter der geistigen Oede in
der Provinz. Er vermisste die tausendfältigen Anregungen,
welche ihm in Rom die Urteile der Kenner, die Fülle der
dankbaren Stoffe, die Bibliotheken, die Theater, die gesel-
ligen Zusammenkünfte geboten hatten. Dazu kam die klein-
städtische Scheelsucht; gab es auch nur einen oder zwei
Uebelwollende, so war dies an einem kleinen Ort so em-
pfindlich als wären ihrer viele, und es war deshalb nicht
immer leicht, in guter Stimmung zu bleiben (XII praef.;.
M.'s Wunsch, 75 Jahre alt zu werden (X 24), ging nicht in
Erfüllung: er starb spätestens um 104, 63 bis 66 Jahr alt
(Plin. epp. III 21)').
Martiais Auch zur Bcurtheilung von M.'s Charakter bieten seine
Charakter.
Epigramme fast den einzigen Anhalt: eine mit Vorsicht zu
benutzende Quelle, auch abgesehen davon, dass die Beziehung
nicht weniger derselben, in welchen er in der ersten Person
spricht, auf ihn selbst theils fraglich, theils geradezu unzu-
lässig ist. Ueberdies hat er in seinen Gedichten mehr Ge-
legenheit gehabt, seine Schwächen und Blossen als seine
guten und liebenswürdigen Eigenschaften zu zeigen. Legt
man bei seiner Beurtheihmg den Massstab seiner Zeit an
und zieht ausserdem seine missliche Lage in Betracht, so
erscheinen seine Schwächen bis auf einen gewissen Grad
entschuldbar. Nur eine starke und durchaus edle Natur
hätte sich in einer Lage wie die seinige vor Erniedrigung
bewahren können: eine solche war er allerdings nicht. In
1) Die 3 ersten Bücher des Plinius enthalten Briefe aus d. J. 97
bis 104. Asbach, Chronologie von Plinius' Briefen, N. Rhein. Mus.
N. F. XXXVI (1881) S. 38—49.
Leben und Gedichte. 15
seinen Sclimeiclieleien gegen Domitian und dessen Höflinge
hat er das Mass des Erforderten kaum überscliritten , er
gellt darin kaum weiter als z. B. Quintilian. Wollte er seine
Beziehungen zum Hof nicht ganz aufgeben, so konnte er
dem die Poesie beschützenden, ihm persönlich gnädigen
Kaiser nicht in andern Formen huldigen, als er that. Wel-
chen Ton Domitian verlangte, ergiebt sich aus seinem Be-
fehl an seine Beamten, ihn in ihren Erlassen ))unser Gott
und Herr« zu nennen. Auch galt es damals durchaus nicht
für unanständig, wenn ein Dichter von der Freigebigkeit
der Grossen und Reichen lebte, die er ansang oder ver-
herrlichte. Die laxe Toleranz gegenüber der Schlechtigkeit,
die M. namentlich in der Wahl des Regulus zu seinem
Gönner zeigt, war wol in jener Zeit sehr verbreitet. Die
Unumwundenheit freilich, mit der er den Zweck seiner pane-
gyrischen Gedichte eingesteht (V 06) , hat etwas cynisches,
sein unaufhörliches Bitten und Betteln etwas würdeloses.
Auch in der Verwerthung seines Talentes zur Unterhaltung
machte M. dem Geschmack seines Publikums zu grosse Zu-
geständnisse. Dass er auf Bestellung oder über gegebene
Themata Gedichte lieferte, soviel man wollte (XI 42), war
ihm nicht zu verdenken. Aber dass er selbst fürchtete,
durch die Menge obscöner Gedichte, ^die freilich den lusiigen
Gästen bei den Trinkgelagen der Saturnalien [V 16 II 1,9
II 6,8] wie den meisten Lesern überhaupt, am besten mun-
deten) die damals sehr weit gezogene Grenze des Erlaubten
überschritten zu haben, zeigen seine wiederholten Beschö-
nigungsversuche, z. B. praef. I. fl 4,8). Doch der Vorwurf,
dass er vorzugsweise die schmutzige Seite des damaligen
römischen Lebens ins Auge gefasst habe ^Teuffel RLG^ 322,6),
ist sehr ungerecht. Von den 1172 Epigrammen, welche die
ersten J2 Bücher enthalten, sind in der Ausgabe in usum
Delphini von Collesso (1701) nur 150 als anstössig ausge-
merzt.
Zu M.'s guten und liebenswürdigen Seiten gehörte vor
Martials
Gedichte.
16 Martials
allem der ilim von Plin. epp. III 21 nachgerühmte caudor,
d. h. seine Gutmüthigkeit und sein natürliches Wohlwollen.
Sein Witz war niemals giftig, die Absicht zu verletzen lag
ihm fern. Ebenso frei wie von Aniiiiosität war er von Ver-
kleineruugssucht und Neid, er hielt den für beklagenswerth,
welchem die Fähigkeit des Anerkennens versagt war {V 28,9).
Er wollte nicht anders sein als er war (X 47,12), Anmassung
und Heuchelei war ihm ebenso fremd als Pedanterie und
Affectatiou. Er liebte Kinder (V 34; 37; und war ein gütiger
Herr seiner Sklaven (I 101). Er hatte (wie bemerkt) eine
starke Anhänglichkeit an die Heimat, eine lebhafte Em-
pfänglichkeit für die Schönheit der ungekünstelten Natur
(vgl. z. B. III 58). Er war ein warmer und treuer Freund,
wie er sich besonders gegenüber Quiutus Ovidius und Ju-
lius Martialis (zu I 15) zeigt. Als Dichter war er von sel-
tener Bescheidenheit. Er entschloss sich zur Herausgabe seiner
Epigramme erst, als er durch ihre in Rom verbreiteten Ab-
schriften bereits ein berühmter Mann war (Sellar Extracts
from Martial p. XXIV— XXX).
Ah M. eine Sammlung von Gedichten über die Schau-
spiele im Amphitheater im Jahr 80, und auch, als er die beiden
Sammlungen von Aufschriften für Saturnaliengeschenke im De-
cember 84/85 veröffentlichte (welche letztere bei dem bekann-
ten Verleger Trypho erschienen [XIII 3]), dachte er an eine
Herausgabe seiner Epigramme noch nicht. Zu dieser schritt
er erst etwa im Jahr 86, und erst von hier ab hat er seine
Bücher mit Zahlen versehn (II 93 V 2,5 V 15,1 VI 1 VIII
praef VIII 3,1). Wie es scheint, erschienen die beiden
ersten Bücher zugleich im Jahr 86; dann folgten die Bü-
cher III — XI in Intervallen von etwa je einem Jahr bis
December 96; Buch XII erschien zu Anfang des Jahres 102,
und bald darauf in einer vermehrten Ausgabe. Mindestens
die ersten vier waren bei Trypho zu haben (IV 72), ausser-
dem das erste in Rollenform (und eleganter Ausstattung) bei
Atrectus (I 117), als Pergamentbuch (zur Reiselectüre) bei
Leben und Gedichte. 1 7
Secundus (I 2) i). Eine Ausgabe der sämmtliehen 12 Bücher
erschien wol erst nach M.'s Tode, und dieser wurden die
Spectacula, so\fie die Xenia und Apophoreta einverleibt.
Die Buchzahlen der beiden letzteren XIII und XIV rühren
aber nicht aus dem Alterthum her 2). In F steht am Schluss
von XII: Finis libelli. M. V. M. epigrammaton über XII
et ultimus explicit. Emendavi Torquatus Gennadius. M.
Valerii Martialis Xenia incipit. Am Schluss von XIII:
Xenia explicit incipit apophoreta. In T steht vor XIII:
MARCIALIS EXENIAM; am Schluss: M. VALERI AMAR-
CIAL. XENIA. INCIPIT APOPHORETA FELICITER. Am
Schluss von XIV hat T: M. Valeri Marcialis apophoreta
explicit (ebenso F, mit dem Zusatz Torquatus Gennadius
emendayit). In P ist zwischen XIII und XIV kein Zwi-
schenraum, und weder eine Unter- noch eine Ueberschrift.
In N steht vor XIII : In libro qui dicitur exenia ; vor XIV :
Apophoreta. Im Eporediensis vor XIII : Inc. xenia Martialis
poetae cocique Nenia cordilis et penula Sehn. ' p. X. Wenn
Q am Schluss der Apophoreta die Unterschrift hat: M. V.
Martialis Coci epigrammaton über XIII explicit et ultimus,
so ist hierin ebensowol eine von dem Schreil)er herrüh-
rende vermeintliche Berichtigung zu erkennen, als in der
Ueberschrift der Spectacula: Epigrammaton M. Valerii Julii
Martialis Li. P^ incipit. Buch I hat in Q keine Ueberschrift,
die Bücher II — XII sind mit den richtigen Zahlen bezeichnet.
Am Ende von XII steht: M. V. Martialis epigrammaton li.
XII explicit. Incipit Xenenia (so) faeliciter. Die Apopho-
reta haben keine Ueberschrift.
Als Dichter ist M. bereits von der Mitwelt nach Gebühr n
gewürdigt worden. Der Verleger Q. Pollius Valerianus würde
') L. Haenny, Schriftsteller und Buchhändler in Rom (Halle 1S84,
Zürcher Dissertation) S. 69 hält Atrectus und Secundus für Sorti-
mentsbuchhändler, die von Trypho, dem Verleger, Specialartikel und
zwar wohl auf Commission bezogen.
2) Ich habe sie nur beibehalten, um das Citiren nicht zu erschweren.
Martial I. 2
] 8 Martials
M.'s Jugcndg-eclichte nicht herausg-egeben haben I 113)i),
wenn das Publicum nicht schon im J. 8(3 nach allem ver-
langt hätte, was er geschrieben hatte. Schon damals war
er in der ganzen Welt bekannt und wurde überall mit Be-
gierde gelesen, schon damals hatte ihm die Mitwelt mehr
Ruhm gewährt, als den meisten Dichtern nach ihrem Tode
zu Theil wurde (I 1). Nicht bloss ganz Rom „lobte, liebte
und sang"' seine Gedichte (V 16 VI 61), sondern man las
sie auch in den Provinzen und in den Lagern ; so in Vienna
(VII 88), in Vindelicien (IX 84,5), an der Donau und in Brit-
tannien (XI 3). Sein Ruhm konnte, wie er im Jahr 93 sagt,
nicht mehr wachsen, seine Bücher waren in aller Händen.
Wenn einst die marmornen Denkmale des Messala und Li-
cinus in Staub zerfallen sein würden, würde man seine Ge-
dichte noch lesen und unzählige Fremde sie aus Rom mit
sich in ihr Vaterland nehmen (VIII 3,3 X 2,9). Der j. Pli-
nius schrieb unmittelbar nach seinem Tode: „er war ein
Mann von Talent, Geist und Schärfe, der in seinen Schriften
sehr viel Witz und Galle hatte, und nicht weniger Harm-
losigkeit." (Epp. III 21).
urtheii der Dic Nachwclt hat das Urtheil der Mitwelt vollauf be-
Naehwelt.
stätigt. Sie erkennt in M. den grössten Meister des Epi-
gramms, der in der Litteratur aller Zeiten und Völker nicht
seines Gleichen hat. Er ist nicht bloss, wie Lessing sagt
(VIII 469), «der erste, der das Epigramm als eine eigene
Gattung bearbeitet und dieser Gattung sich ganz gewidmet
hat«; wer ist auch noch bis jetzt der erste dem Werthe nach
geblieben. Nur wenige haben so viele Sinngedichte gemacht
als er, und Niemand unter so vielen so gute und so vor-
treffliche.« Was M. von seinem ersten Buch allzu beschei-
den sagt (I 16): Sunt bona, sunt quaedam mediocria, sunt
mala multa (vgl. VII 81), davon gilt gerade das Gegentheil
'; Wenn dies, wie Haenny a. a. 0. S. 69 annimmt, schon vor
Jahren geschehn war, wurden die vergessenen Gedichte jetzt neu
aufgelegt.
Leben und Gedichte. 19
für seine ganze Sammlung. In ihrer ganz tiberwiegenden
Mehrzahl sind seine Epigramme gut oder vortrefflich, die
mittelmässigen und schlechten nicht schwer zu zählen. Und
dies will um so mehr sagen, da es fast 1200 sind. Mit
Eecht bemerkt M. selbst (VII 85) : einige hübsche Epigramme
schreiben, sei leicht, ein ganzes Buch schwer.
M. gehört zu den sehr wenigen originalen Dichtern, Martiais
° o o ^ Originalität
welche die römische Litteratur aufzuweisen hat, wenn er «"^ Meister-
schaft.
auch immerhin eine Anzahl von Motiven älteren, besonders
griechischen Epigrammatikern entlehnt haben mag. Doch
wo sich diese Entlehnungen (aus Epigrammen des unter
Nero lebenden Lucillius) nachweisen lassen, hat M. entwe-
der das entlehnte durch eine ganz andere und glücklichere
Behandlung zu seinem Eigenthum gemacht, oder seinen Vor-
gänger durch Eleganz der Form oder Witz übertrofifen. i) Er
ist einzig in der wahrhaft sprudelnden Fülle seines Witzes,
in seinem nie versagenden Talent, immer neue glückliche
1) Auf die Uebereinstimmung mehrerer Epigramme Martials mit
denen des Lucillius haben schon die älteren Herausgeber aufmerksam
gemacht. Diesen setzte Fabricius ins 4te, Lessing ;VIII 517 ins 2te
Jahrhundert. Doch wenn er nach cod. Vat. und Med. Verfasser des
dem Leonidas Tarent. zugeschriebenen Epigramms 23 ;Anth. Gr. T.
II p. 194 ist, in welchem Nero angeredet wird, hat er unter diesem
(in Rom) gelebt (Jacobs Animadv. ad Anthol. Gr. IX p. 98). Die
Uebereinstimmung von vier oder fünf Epigrammen Martials mit denen
des Lucillius ist nun von der Art, dass sie als eine zufällige nicht
betrachtet werden kann.- IV 53 Lucill. 30; V 53 L. 93; VI 19 L. 84;
VI 53 L. 37; XII 23 L. 34 (die Epigramme des Lucillius sind in mei-
nen Anmerkungen zu den betreffenden Stellen sämmtlich angeführt,.
Ist aber M. in diesen Epigrammen von Lucillius abhängig, so wird
er auch da, wo er dieselben Gegenstände wie jener gewählt, aber
anders behandelt hat, zu seiner Wahl durch die Epigramme des grie-
chischen Dichters bestimmt worden sein: M. II 37 L. 22 und 24 (Gast,
der im Mitnehmen von Speisen unverschämt ist) M. III 50 L. 72 (Gast-
geber, der bei Tisch seine Verse vorliest) M. V21 und 54 L. 85 und
86 (unfähiger Rhetor) M. VI 93 L. 88 und 89 (Hyperbeln auf den Übeln
Geruch einer Frau) M. IX 27 L. 6 [lasterhafter Heuchler von Sitten-
strenge^ M. XI IS L. 70 (lächerlich kleines Landgut) M. XI 84 L. 92
(ungeschickter Barbier).
2*
20 Martials
Motive und immer neue Wendungen zu ihrer Gestaltung zu
finden, vor allem in der Meisterschaft, mit welcher er in
seinen Epigrammen die Erwartung des Lesers erregt, erhält
und spannt, um ihn am Schluss um so wirksamer zu über-
raschen. Dazu kommt ein sicherer und reiner Geschmack
und die Fähigkeit, die verschiedensten Tonarten anzuschla-
gen; seine schwungvollen und sentimentalen Gedichte sind
kaum minder gelungen als die witzigen. Diese letztere
Eigenschaft, verbunden mit einer spielenden Leichtigkeit in
der Behandlung der Form befähigte ihn ganz vorzugsweise
iraprovisa- zur Improvisatiou , aus welcher ohne Zweifel ein nicht ge-
flgeNacWäs-ringer Theil seiner Gedichte hervorgegangen ist. Dafür
AusdrLk" spricht auch die Nachlässigkeit, ja Incorrectheit des Aus-
drucks, die sich bei ihm verhältnissmässig oft findet, und
die bei einem Dichter, der die Form so völlig beherrschte
und auf ihre Vollendung offenbar grossen Werth legte, sich
nur daraus erklärt, dass er die dazu erforderliche Zeit sich
nicht immer nehmen konnte und wollte.') Auch die bei M.
so stark wie kaum bei einem andern Dichter hervortretende
Neigung zur Selbstwiederholuug mag z. T. daher rühren,
dass es ihm bei der Improvisation bequemer war, fertige
Phrasen und Ausdrücke zu brauchen als neue zu suchen. 2)
1) Beispiele (einige bereits von Gilbert Ad Martialem quaest. cri-
ticae [1883] p. 3 sq. angeführt), sämmtlich ans den späteren Büchern.
VII 61,2 Inque sno nullum limine Urnen erat. YII S9 , J felix rosa
— cinge comas — quas tu nectere Candidas , sed olim — memento.
IX lü3,5 Therapnaeis — Amyclis. X 2,1 Festinata prior decimi mihi
cnra libelli Elapsnm manibus nunc revocavit opns. X 4,8 Hoc lege,
qnod possit dicere vita »Meum est«. X 24, 4 Quinquagesima liba
septimamqne — acerram. X 93,5 Ut rosa delectat, metitnr quae pol-
lice primo. XII 3,1 Ad populos mitti qni nnper ab urbe solebas,
Ibis, io, Romam nunc peregrine über. XII 34, .5 sq. calcnlus omnis —
diversus bicolorqne. XII 6S,1 Matutine cliens, urbis mihi causa re-
lictae. — Irrthümer oder Versehen (Gilbert p. 4,3): IV 55,3 Arpi als
Ciceros Geburtsort,. V 30,2. VIII 1S,5. XII 94,5 ;Calabrien statt Apu-
lien als Heimath des Horaz . XIV 193 ;Nemesis statt Delia . Vgl.
zu VIII 52,3 Drusorum .
2) Auf die Angaben der Selbstwiederholungen habe ich beson-
Leben und Gedichte. 21
Sittenmaler.
Zeit ist so frei von rhetorischem Pathos, von Declamation
und Phrase, und sein Widerwille gegen den Schwulst und
Bombast der hochgepriesenen Epen des Statins war in seiner
innersten Natur begründet. Er durfte von sich sagen, ihn
müsse lesen, wer sich selbst, wer seine Zeit verstehn wolle,
er greife ins volle Menschenleben, er schaffe zwar nur
kleine Figuren, aber sie seien lebendig (VIII 3 IX 50 X 4).
In der That behandelte M. nur Dinge, die er vollkommen
verstand (Sellar p. XXXIX , er war ein trefflicher Be-
obachter, er lebte mitten in dem unendlich mannigfaltigen
Treiben der Weltstadt, er war in ihren verschiedensten
Kreisen heimisch, und die in buntem Wechsel an ihm vor-
überziehenden Erscheinungen des römischen Lebens spiegeln
sich in seinen Epigrammen treu und scharf wie in Augenblicks-
bildern ab. »Wenige Sitten- und Charactermaler, die mit einem
so scharfen Gefühl für das Lächerliche begabt waren wie
M., haben so wenig karrikirt als er« (Sellar Extracts p. VII).
Obwohl M. wahrscheinlich immer wirkliche, und zwar oebraucii
lingirter und
lebende Kepräsentanten der von ihm verspotteten und ge- wiiiküiiicii
rügten Laster und Thorheiten im Auge hatte, hat er sie doch, NaTnen
seinen wiederholten Versicherungen gemäss (I praef. ; vgl.
II 23 IX 95^ X 33;, nie mit ihren wirklichen, sondern
stets mit erdichteten oder willkürlich beigelegten Namen
genannt; und da ihm für die Wahl solcher Namen vorzugs-
weise das Bedürfniss des Verses oder der Wohlklang, nur
sehr selten die Bedeutung i) massgebend war, hat er auch
den Epi-
grammen.
dere Sorgfalt verwendet, dennoch werden sie gewiss nicht vollstän-
dig sein.
1) Vetnstilla III 9;i ein altes Weib, desgleichen Vetnstina H 28,4 ;
Dento ein Fresser V 4.5,2 ; Eulogus ein praeco VI 8,5; wol auch Aeschy-
lus IX 4 und 67 ein unnatürlichen Lastern ergebener Mensch, und
vielleicht Philomusus ein unterhaltender Gesellschafter VII 76 IX 3.5;
Eixtrapelus VII 83 ein langsamer Barbier wol -mz ävticipctctv. Vgl.
auch Sotades VI 26. Manche Namen sind einmal als bezeichnende
gebraucht, ein anderes Mal nicht. Cotilus ein Geck II 63, dagegen
22 Martials
unbedenklich dieselben Namen zur Bezeichnung- der ver-
schiedensten Personen und Typen gebraucht ';. Nur äusserst
wenige Namen bezeichnen immer dieselbe Person oder Gat-
tung (oder nah verwandte Gattungen), und diese kommen
meist in Epigrammen ein und desselben Buches vor, welche
also — als Variation desselben Themas — gleichzeitig ver-
fasst sein werden. So bezeichnet Fidentinus nur den Pla-
giator (I 29; 38; 53; 72), Baeticus nur einen fellator (III 77
und 81). Auch die beiden Epigramme auf die langweiligen
Gedichte des Cosconius (II 77 III 69) können gleichzeitig ver-
fasst , und das zweite nur später publicirt sein. XI 24 ist
Labullus ein anspruchsvoller, XII 36 ein karger Patron.
Warum Coracinus sich parfümirt (VI 55) , ergiebt sich aus
IV 43. Beide Namen kommen sonst nicht vor. Galla braucht
M. in Epigrammen verwandten Inhalts (II 25 III 45 IV 38
III 90,1 X 75,1); sonst oft in obscönen, die jedoch sehr ver-
schiedener Natur sind. Zoilus ist der unverschämte, mit
seinem Reich thum prahlende Freigelassne II 16: 19: 42;
58; 81 III 29; 82 V 79 VI 91 XI 12; 37. Doch IV 77
ist Zoilus ein Neidischer, XI 54 ein ehemaliger Sklav, der
Scheiterhaufen bestiehlt, XI 92 ein lasterhafter Mensch,
XII 54 zugleich von abstossendem Äussern, XI 30 ein fel-
lator, XI 85 ein cuunilingus. Phoebus ist ein unnatürlichen
Lastern ergebener Mensch I 58 III 73 IX 63 ; an den übri-
gen Stellen ist der Name stets anders gebraucht: als wirk-
licher Name (eines damaligen Wucherers II 44,8 VI 20
IX 92,7 und 102. Lycoris eine Person von dunkler Haut-
farbe I 72 IV 62 VII 13; sonst anders. Candidus ein
anspruchsvoller und karger Freund II 24 und 43 III 46, doch
II "0 ein iiTumatus; Pannychus ein Mensch, der unter einem aszeti-
schen Aeusseren Weichlichkeit und Ausschweifung verbirgt II 3ö
IX 47 ; dagegen ein pragmaticus XII 67 : nur zur Füllung des Verses
dient der Name VI 67.
1) Vgl. Giese De personis a Martiale commemoratis. Gryphisw.
1872.
Leben und Gedichte. 23
III 26 anders. Posthumus ein durch seine Küsse lästiger
Mensch II 10; 21 ; 23, sonst anders und verschieden. Bithy-
nicus II 26 und IX 9 ein Erbschleicher, sonst anders. Bassa
eine übel riechende Person IV 4 und IV 87, sonst noch
4 Mal und immer verschieden. Charidemus VI 56 und 81
ein cunnilingus, sonst anders; als wirklicher Name (eines
Verbrechers) I 43. Umber ist VII 53 und XII 81 ein Mann,
der an den Saturnalien armselige Geschenke macht, doch
VII 90 ein schlechter Dichter. Vacen-a ein armer Mann
XI 66: 77 XII 32, doch VIII 69 ein Bewunderer der ver-
storbenen Dichter u. s. w.i) Viele Namen sind jedesmal für
eine andere Person oder Gattung gebraucht oder doch in
den meisten Fällen. So heisst Matho IV 79 VIII 10,3
ein reicher Mann, VIII 42 XI 68 ein armer Client. Naevolus
I 97 ein ungeschickter Advocat, II 46 ein Manu mit einer
reichen Garderobe, der gegen seine Freunde karg ist, III 7 1
ein Cinäde; und beide Namen kommen noch öfter vor (jener
VI 33 VII 90 X 46, dieser III 95 IV 93), ohne dass sich
die Identität eines dieser Matho und Naevolus mit einer der
gleichnamigen deutlicher bezeichneten Personen ergäbe.
M. hat einigemal auch Namen bekannter Männer aus
früherer Zeit zur Benennung von Personen gewählt, die
irgend wie an jene erinnerten. So heisst ein gewaltthätiger
kaiserlicher Freigelassener 11 32,3 Patrobas mit offenbarer
Reminiscenz an den bekannten Freigelassenen Neros Pati'O-
bius SG 179,6): ein bettelarmer Stoiker XI 57 Chaeremon,
weil dies der Name des als Lehrer Neros allgemein be-
kannten Stoikers war; vgl. über den Namen Cerylus zu I 67.
1) Die Wiederholung des sonst nicht vorkommenden Namens Gar-
ricns IX 48 XI 105 scheint dadurch herbeigeführt zu sein, dass in
beiden Gedichten das Wort quadrans vorkommt; die Wiederholung
des sonst anders gebrauchten, Namens Papilus VI 30 und YII '.H
dadurch, dass in beiden olfacere vorkommt; die Wahl des Namens
Sabellus VII S.5 XII ;39 dadurch, dass Sabelle hier wie dort mit belle
verbunden werden sollte.
24 Martials
Martiais Qq original M. in der Erfindung wie in der Gestaltung
Ausdruck ° . . . i * j i
durchaus seiner Stoffe ist, so wenig ist er es im poetischen Ausaruck,
votdm der auch wollte er es hier nicht, ja konnte es nicht einmal sein.
Dichter" Auch für dcu poetischen Ausdruck war vor allem die Auto-
rität der augusteischen, grossentheils in den Schulen gele-
senen und dadurch den späteren Generationen tief einge-
prägten Dichter massgebend. Nicht bloss die von ihnen
geschaffene Sprache blieb im wesentlichen die Sprache der
Dichter des nächsten ganzen Jahrhunderts, sondern auch die
Formen, Wendungen und Phrasen, Versanfänge und Vers-
schltisse, selbst halbe oder ganze Verse jener Dichter keh-
ren bei den folgenden mit oder ohne Modificationen fort-
während wieder. Nichts ist so characteristisch für die epi-
gonische Poesie der frühem Kaiserzeit als die Häufigkeit der
Nachahmungen, Wiederholungen, Anklänge und Reminiscen-
zen jeder Art, für die keine Litteratur ein Analogou bietet.
Doch für die Hendekasyllaben und Choliambeu war
Nachahmung jyj 'g Vorbild vor Allen Catull ^). Nächst und neben Catull
genannt zu werden war sein höchstes Streben. Er hoffte,
dass seine Vaterstadt Bilbilis auf ihn ebenso stolz sein werde
wie Verona auf jenen (X 103,5 . Keinen andern Dichter
nennt er so oft und mit so vielem Lobe; auf Catulls be-
rühmteste Gedichte wie den Sperling und die Küsse der
Lesbia spielt er immer wieder an (Paukstadt p. 2 bis 8).
Catulls Ausdrücke und Wendungen, die ihm stets gegen-
wärtig waren, braucht er mit Vorliebe (p. 8 bis 24). Manche
Gewohnheiten hat er von ihm angenommen, namentlich seine
Art, dieselben Worte und Phrasen zu wiederholen, sowol
bei der Bestätigung wie bei der Widerrufung des Gesagten
p. 24 bis 28). Auch in der Wortstellung und in gewissen Sym-
metrieen derselben, in dem Beginnen und Schliessen aufein-
anderfolgender Verse mit demselben Wort, in der Wieder-
holung des Anfangsverses am Schluss des Gedichts, in der
1) Paukstadt, de Martiale Catnlli imitatore. Halis 18'
Leben und Gedichte. 25
Composition , namentlich in der symmetrischen Gliederung
der Gedichte in Abschnitte von gleicher Zahl der Verse und
übereinstimmendem Ausdruck und Satzbau hat M. Catull
vielfach nachgeahmt (Paukstadt p. 31 bis 34).
Im elegischen Distichon schliesst sich M. zunächst au -und
den grössten Meister dieser Form. Ovid, an. Ihm ist er in
der Unerschöpflichkeit des Keichthums an Motiven und Wen-
dungen, in der Fülle, Zierlichkeit und Glätte des Ausdrucks,
in der Eleganz des Versbaus, auch in der Neigung zur
Selbstwiederholung, sowol der stofflichen als der formellen,
verwandt'). Auch von ihm hat er Phrasen, Verstheile und
ganze Verse sowol bei ähnlichen als bei verschiedenen An-
lässen überaus häufig und mit sichtlicher Vorliebe benutzt,
und zwar im letztern Fall auch mit der Absicht, eine über-
raschende Wirkung hervorzubringen. Ovids Phraseologie lag
ihm im elegischen Distichon ebenso nahe, wie die Catulls
in den Hendekasyllaben. Er hat sich auch gewisse Lieb-
lingsmittel der Ovidischen Versification angeeignet, und zwar
noch mehr im Hexameter als im Pentameter Zingerle a. a. 0.
p. 12 ff.; vgl. denselben. Zu spätem lateinischen Dichtern
Heft II S. 35 ff.) An mehr als 2(10 Stellen haben Zingerle
und andre bei M. Anklänge und Reminiscenzen an Ovid
nachgewiesen, von denen ein Theil gewiss unbewusst war.
Uebrigens ist besonders die Einwirkung der spätem Ovidi-
schen Dichtungen auf ihn gross gewesen (Zingerle, M.'s
Ovidstudien p. 35 bis 3S).
Nächst Ovid und Catull ist es in erster Linie VirgiP)
aus dem M. Phrasen, Wendungen, Versschlüsse und Anfänge
theils absichtlich, theils unwillkürlich entlehnt hat (Wagner
1) Anton Zingerle, M.'s Ovidstudien, Innsbruck 1877. Nachträge
von Polle Neue Jahrb. f. Philol. 1878 S. 638 und Wagner de M. poeta-
i-um Augusteae aetatis imitatore p. 46 bis 48.
■-; Ernestus Wagner, D. M. Valerio Martiale poett. Aug. aet. imit.
Regim. ISSO. Nachträge in den Anzeigen von HNohl, Phüol. Rundsch.
I 632—634 und KSchenkl Dtsche Lit.-Ztg. 1881 Nr. 21 p. 848.
26 Martials
p. 3 bis 17), und ausserdem ganz besonders die Priapeia
(p. 35 bis 42); ferner Horaz (p. 17 bis 25); weniger Tibull
und Properz (p. 25 bis 35). Da M. docb ohne Zweifel auch
aus den von ihm so häufig als Vorbild und Muster genann-
ten Epigrammen des Domitius Marcus, Gaetulicus, Calvus
u. A. entlehnt haben wird, und vielleicht nicht wenig, kön-
nen wir den Grad der Abhängigkeit seiner Ausdrucksweise
von der der Frühern nur unvollständig übersehn. Dage-
gen finden sich bei M. schlagende, auf directe und bewusste
Entlehnung weisende Anklänge an seine beiden vornehmen
Gönner Lucan und Silius keineswegs häufig (A. Zingerle, zu
Lucan, Silius, Martial, Zu spätem lat. Dichtern Heft 2 8.
12 bis 40). 1)
IL Martials Versbau.
Selten Dic Vcrsmassc, in denen M. gedichtet hat, sind
Versmasse, eiuigcu scltcu Vorkommenden) der Scazon, das elegische
Distichon und der phaläceische Hendecasyllabus. Die bei-
den letzteren bezeichnet er selbst (X 9 uudenis pedibusque
syllabisque) als die von ihm vorzugsweise angewendeten.
In der That herrschen sie, mit einander abwechselnd, in
1) Die Verbindungen, Ausdrücke und Wendungen Martials, die
bereits bei Frühem vorkommen, sind (ebenso wie die Anklänge und
Eeminiscenzen bei Spätem an Martial) von Dr. E. Wagner unter
dem Text angegeben. Abgesehen davon, dass M. sich dabei ohne
Zweifel der Entlehnung nicht immer bewusst war, hat er auch sicher-
lich gar manche der bei ihm und den frühem gleichlautenden Phrasen
in der That nicht von diesen entlehnt, sondern sie gehörten zu dem
allgemein benutzten Vorrath der Dichtersprache, und wurden auch
von M.'s Vorgängern als übliche bereits vorgefunden und angewendet.
Der Zweck dieser Angaben (bei denen kein Einsichtiger absolute Voll-
ständigkeit erwarten wird) kann also in erster Linie nur sein, zu zei-
gen (so weit dies mit unsern Mitteln möglich ist), in wie weit M.'s
Ausdruck nicht original war.
Versbau. 27
seineu Büchern vor, das Distichon ist das häufigere. Nur
4 Mal hat M. den reinen Hexameter verwendet (I 53 VI 64
II 73 VII 93 bestehen aus je einer Zeile) und hält für
nöthig, sich deshalb zu rechtfertigen (VI 65). Den blossen
jambischen Senar hat er nur 2 Mal VI 12 XI 77; etwas
häufiger epodisch mit dem Dimeter verbunden I 49 III 14
IX 77 XI 59; einmal den Choliambus mit dem Dimeter
I 611). j)qy Sotadeus erscheint nur III 29 in der üblich-
sten auch bei Petron allein vorkommenden Form, wo der
Ditrochaeus nur im 3. Fusse, nicht im 1. und 2. zugelas-
sen wird:
- - ^ -y - - ^ ^ - ^' --^ -^ (Mueller, r. m. p. 161).
Der Scazon2) ist bei M. selten rein, hat vielmehr, wie
bei den Römern und Griechen überhaupt, meist im ersten
oder dritten Fusse den Spondeus oder wie I 1,1 in beiden,
doch nie im fünften, wo die Griechen ihn zulassen. Der
Daktylus ist häufig im ersten und dritten Fuss, in beiden
zugleich nur V 37,5
Nee modo politum pecudis Indicae dentem.
Der Anapäst kommt nur im ersten Fuss vor, wie bei
Babrius (obwohl ihn M. im jambischen Dimeter auch im
dritten Fuss hat I 49, 42
1) »Während M. sonst in der Reinheit und Eleganz seiner Senare
dem Seneca und Petron nahe steht, hat er nicht verschmäht, häufig
da, wo der Senar mit einem kretischen Worte abschliesst, diesem ein
Wort im Werthe von vier Moren oder mehr ohne Synalöphe voraus-
gehen zu lassen, wie I 49,1
Vir Celtiberis non tacende | gentibus (vgl. noch ebenda Vers 3; 21 ;
39 und in 14, 1 und 3) ; einen so schlaffen Vers hat sich Seneca nur
sehr selten, der Verfasser des Hercules Oetaeus und der Octavia nie
gestattet (vgl. Ehein. Mus. XXXIV 559 f.). Ein Senar indess, wie
ihn Scriverius VI 12,2 aus Handschriften herstellen zu dürfen glaubte:
Fabulla numquid Paule pejerat? nego — ist für M. so unmöglich
wie für Phaedrus und Seneca gewesen. Ein jambisches Schlusswort
erheischte voraufgehenden Spondeus.« Th. Birt.
2) Lachmann Babrius p. XII sq. Guttmann Observationum in M.
V. M. particulae V (Vratislav. 1866; p. 46 sq.
28 Martials
Cum fama quocl satis est habet (falls M. nicht sat est
sehrieb, vgl. die Aum.) und 4 Mal im fünften des Trimeter
I 49, 29
Vocabitur veuator et veniet tibi ;I 49, 33 I 49, 41 XI
59,1); zuweilen mit einem im dritten Fuss folgenden Dakty-
lus z. B. I 66,13: Aliena quisquis recitat et petit famam.
Den Tribrachys hat M. sehr häufig im zweiten, dritten und
vierten Fuss, am häufigsten im zweiten, im ersten nur 2 Mal,
im Einleitungsepigramm des ersten Buches Vers 4 : An ideo
tantum und III 93,12: Et anatis haheas] 2 Tribrachen hinter
einander: III 93,12 III 58,32
Et delicatus opere fruitur eunuchus. Zuweilen wird der
Tribrachys auch mit dem Anapäst und Daktylus verbunden
I 89,5 Adeoque penitus III 58,29 Exerret hilaris facües.
Von den Cäsuren wendet M. die von Aristophanes Ean.
1205 ff. als bei Euripides im Trimeter zu häufig getadelte
Penthemimeres mit so grosser Vorliebe an, dass Verse, wo
an dieser Stelle nicht diese Cäsur oder Wortschluss eintritt,
zu den seltenen Ausnahmen gehören. Sehr häufig folgt auf
die Penthemimeres ein einsilbiges Wort, selten geht ein
solches vorher, und dann gewöhnlich zwei, wie V 37,20
deflere non te.
Bei der (ohne vorausgehende Penthemimeres seltenen)
Hephthemimeres fallt ein Wortschluss stets ans Ende der
ersten Dipodie (wie I 77, 1 — 5 Pulchre valet Charinus etc.)
ausser VI 74,4 Mentitur Aesculane : non habet dentes. Ein-
silbige Wörter stehen am Schlüsse des Choliambus nie, mit
Ausnahme von est I 10,3
Adeone pulchra est? immo foedius nil est.
Hendeka- Im phaläcelschen Hendekasyllabus ^) hat M. statt der bei
Catull wechselnden zweisilbigen Basis, welche den Späteren
hart erschien (Plin. n. h. praef. 1), stets den Spondeus. Die
Ersetzung des Daktylus durch den Spondeus (bei Catull
syUabns.
1) Vgl. V. Lexitsch Zu Catull, Philol. X (1855) S. 740 f.
Versbau. 29
c. 55) hat er sich nie erlaubt. Das Schema ist also durch-
aus ; ^--^^-'-^-^'-^.
Sehr selten zerföllt der Vers in Wortfüsse wie V 20,9
Campus, porticus, umbra, virgo, thermae (was hier durch
die Absicht gerechtfertigt ist, die Erfordernisse eines ange-
nehmen Lebens Stück für Stück aufzuzählen). Auch Verse,
die grösstentheils aus Wortfüssen bestehen wie II 6,11
Nullo crassior sit umbilico, sind selten. In der Regel ist
der Rhythmus durch den Gegensatz von Wort- und Vers-
accent belebt, und erhält durch den Eintritt der Cäsur an
verschiedenen Stellen Mannigfaltigkeit. Doch lässt M. auch
mehrere Verse mit derselben Cäsur aufeinanderfolgen, wie
I 109, 1 — 4. Am Anfange und Ende des Verses entspre-
chen sich (wie bei Catull) oft Substantiv und Adjektiv z. B.
I 1,3 Argutis epigrammaton libellis I 82,4 Tectis nam modo
Regulus sub illis, oder zwei zusammengehörige Wörter wie
V 56,11 Praeconem facias vel architectum. Häufig ist der
Chiasmus, wie VI 28,7 Velox ingenio, decore felix. Zuweilen
steht dasselbe Wort in der Mitte 2 Mal mit oder ohne et: III
44,10 Et stanti legis et legis sedenti VII 76,4 Gestari iuvat
et iuvat lavari; VIII 35,2 Uxor pessima pessimus maritus
(Paukstadt De Martiale CatuUi imitatore, p. 29—31).
Während Catull einige Mal den Vers mit einem ein-
silbigen Wort schliesst, dem ein mehr als einsilbiges vor-
ausgeht {brems lux, tacet nox, Catull. ed. Mueller, p. LXXI),
geht bei M. dem einsilbigen Schlusswort stets ein ebenfalls
einsilbiges voraus. Scheinbare Ausnahme macht nur das mit
vorausgehendem Vokal oderm verschliffene es und est: 1 1 06,10
dormiendum est. II 23 und II 70,4 necesse est. II 54,5 ma-
lignusque est. III 44,5 periculosum est. II 33 calva es, rufa
es, lusca es. III 44,1 poeta es. Die übrigen Stellen sind:
I 94,2 und II 41,5 non es. II 4,6 und X 65,12 wo^^ est. II 70,2
haec est. V 80,8 hie est. VIII 53, 1. 2 vel sunt. X 47,2 haec
smit. X 72,3 ?io?i sum. IV 89,5 7io7i sit. I 86,13 und XII 75,4
non mit VI 14,2 und XI 24,15 non vis. XI 24,14 Sic ßt.
30 Martials
VII 17,3 si quis. XII 18,12 quem tu. IV 23,4 de se. VII 86,6
a me. X 72,1 und XU 30,1 ad me. XI 35,2 ad te. XII
97,10 171 Jus.
Elegisches »Auch die Form des elegischen Distichons handhabt M.
'Von^"" mit Meisterschaft.!) Freilich steht er, was zunächst den
Pentameter angeht, in seinem Bau dem Ovid doch noch
um vieles nach. Die Enge des Epigramms erforderte gerade
hier eine Reihe von Licenzen. So ist das Gesetz, dass der
Pentameter nur mit einem zweisilbigen Worte zu schliessen
hat, von ihm unbedenklich und in allen Büchern übertre-
ten 2) ; wir finden sehr häufig und in allen Büchern gleich-
massig vier- und ftinfsilbige Wörter am Schluss, was bei
Ovid als Nachlässigkeit erst in die Pontischen Briefe ein-
drang; ja sogar zweimal sechssilbige, wie inimicitiae V 50,2;
vgl. XIV 201. Aber Martial geht noch weiter; auch drei-
silbige, auch einsilbige Wörter werden zugelassen. Beson-
ders geduldet sind zunächst die einsilbigen Formen des
Verbum esse, die auch dem Ovid nicht ganz fremd sind;
diese Formen sind enklitischer Natur und Versschlüsse wie
sat est oder scelus est bei Ovid sollen wie ein Wort ge-
lesen werden (vgl. De halieut p. 192, L. Mueller r. m. p. 225) ;
so sind diese Formen denn auch bei Martial die häufigsten :
I 29,4 ne mea sint. II 58,2 sed mea sunt. III 70,2 ille vir
est. III 81,6 ore vir es; IV 7,6 vir es; V 61,2 quis est;
62,8 minus est. VII 51,6 Über est. 90,4 malus est; VIII 17, 2
1) Die Abhandlung über das elegische Distichon des Martial ver-
danke ich Herrn Prof. Th. Birt in Marburg, welcher die Güte gehabt
mir den Abdruck derselben zu gestatten. Ich habe nur einige Anm.
(in Hakenparenthesen) hinzugefügt.
-) [Dem jambischen Schluss des Pentameter lässt M. (wie Ovid)
häufig Ablative von Participien, besonders der Composita von eo vor-
ausgehen [acleimte conveniente cadente prohibente). Zingerle Martials
Ovidstudien S. 13 f. Auch die häufige Stellung des Vocativ's in der
zweiten Hälfte des Pentameters (zu I 16,2) ist hauptsächlich durch
den jambischen Schluss bedingt].
Versbau. 31
est. IX 12,4 quis est; 47,8 quod est; 70,6 quid est. X
56, 8 quis est. XII 54,2 si honus es. Uebrigens hat sich
Martial nicht mir auf die Formen des V.erbum esse be-
schränkt, sondern vom siebenten Buche ab schliessen seine
Pentameter auch folgendermassen : iam tibi credit et hoc
VII 10,12; ßlia grcmdis et hoc VII 10,14. nee dare vis VII
75,2. nee sine te XII 47,2. si vigilatur et hie XII 68,6. [Sonst
noch non amo te I 32,2 Mueller r. m. 225.] In allen auf-
gezählten Fällen nun aber geht dem einsilbigen Schluss-
wort stets nur ein ein- oder zweisilbiges Wort vorauf, und
ein solcher Vei^sschluss wie der CatuUische (76,8)
Aut facere haec a te dictaque factaque sunt ist dem
Martial fremd geblieben. Denn mit Unrecht wird bei ihm
X 16,8
Quidquid habent omnes accipe quo modo das
das quo modo als ein Wort gefasst. Ferner gilt als Regel, dass
einem derartig zweigliedrigen Versschlusse wie mea sunt
oder minus est stets wiederum nur ein einsilbiges Wort vor-
ausgehen darf, eine Regel, deren einmalige Verletzung in
XI 2,8 liher metcs est besonders hart erscheint.
Noch übrig bleiben die Dreisilbuer am Pentameter-
schlusse. Auch sie sind von Martial gegen die Ovidische
Gewohnheit stets zugelassen worden. Gleichwohl gilt es
auch hier zu unterscheiden. Von den Versen
Hanc spectare manum Porsena non potuit
und
Si quis adest iussae prosiliunt lacrimae
ist der erstere deshalb erträglicher, weil hier vor dem Schluss-
worte wiederum nur ein Monosyllabum steht und die vor-
letzte Vershebung dem Widerstreit zwischen Wortaccent und
Versictus dadurch entzogen ist. Deshalb hat sich Martial
zwar der ersteren Form in keinem seiner Bücher enthalten
wollen (vgl. z. B. über spectac. 26,8. I 21,6; 34,10; 46,4;
47,4; 57,4 II 16,2; 18,10; 24,6; 28,2 HI 18 IV 5,6; 5,8 V
7,6; 9,4 VI 21,1; 23,2 VII 5,6 VIII 36,12 IX 51,8 X 25,6
32 Martials
XI 20,6 XII 14,12 XIII 3,8 XIV 215,2); die zweite uud
schlechtere dagegen hat er in manchen Büchern mit Glück
vermieden; sie kommt vor im liber spectac. 15,8; ferner
I 33,2; 62,6; 79,4 1132,6 III 63,10; 83,2 VI 51,4 VII 89,8
VIII 27,2 XI 20,4; dagegen scheint für sie ein Beispiel im
vierten, fünften, neunten, zehnten, dreizehnten,
vierzehnten Buche und auch im zwölften zu fehlen,
falls wir XII 78 satisfacere als ein Wort lesen. ^
Hiermit ist der erste technische Vorzug constatirt, dessen
sich die Bücher XIII und XIV erfreuen. Sie theileu den-
selben indess mit noch mehreren anderen ' Büchern. Ein
zweiter Vorzug kann gleich hinzugefügt werden, andere
werden sich später ergeben. Buch XIII und XIV sind neben
dem Liber spectaculorum die einzigen, welche des vorhin
besprochenen Pentameterschlusses mittelst eines einsilbigen
Wortes, (m- es, mea suni) gänzlich entbehren. Dass aber
diese Xenia und Apophoreta mit besonderer Sorgfalt vom
Dichter behandelt sind, erklärt sich leicht; jedes Distichon
steht ja hier für sich, fällt, einzeln betrachtet, auch mehr
in das Ohr und muss darum tadelloser, vollkommener ge-
bildet sein. Nur mit anderen aufgereiht ist eine schadhafte
Perle für den Künstler verwendbar.
Die Beobachtung bestätigt sich, wenn wir nach der An-
wendung der Synalöphe im Pentameter die Frage stellen.
Der Pentameter ist vom Hexameter darin verschieden, dass
er Verschleifungeu leichter verwindet vor der Penthemimeres
als nach derselben. In der ersten Vershälfte hat Martial
deshalb auch unbedenklich verschliflfen, sowohl kurze Vokale
wie atque aliter. Nobile et, Ponere aprum, hene ölet, perque
omnes, tibi habe (vgl. liber spect. 66 I 43 II 12 III 10
1) [M. schliesst den Pentameter oft mit einer Kürze. Gilbert p.
16; z. B. VIII 51,2 IX 100,2 XI 39,10 [tua] XII 12,2 [hihe] XII 94,0
[novdi XIV 118,2 [aqua). — III 37,3 [facere oder faciU). III 49,2
[hihere). VI 36,2 [olfacere). X 75,6 [accipere). XII 7S,2 [satisfacere).
XIV 126,2 (e«(7roHiw7a)].
Versbau. 33
XIII 53 U.S. w.^, als auch lange Vokale und syllaba anceps
wie Risi ego , excuscäiim habeas , praedixi et , Emi hortos^
Parcarum exoras, iaculo et, Maiorem Aleiden 'vgl. I 58 II 79
III 86 V 62,8 IX 17 IX 20,10 IX 64,6), sogar bei ein-
silbigem Worte wie te excusaris III 18.
Schon hier ist nun gleich hervorzuheben, dass in den
Büchern XIII und XIV die Elision der langen Vokale fehlt
(die kurzer Vokale ausser vor est steht auch XIV 1,12 und
94. vgl. XIII 126;. Nehmen wir sodann aber die zweite
Hälfte des Pentameters, so entbehren hier dieselben
Bücher XIII und XIV sogar jeglicher Elision,
ebenso aber auch das Buch V und das späteste XII (hiebei
ist natürlich wiederum von solchen Fällen wie tibist (XIV 217)
am Versschluss abgesehen, derlei in allen Büchern steht;
die Aphaerese des es findet sich übrigens an dieser Vers-
stelle [ausser fatua es III 72,8] nur in der Verbindung homo
es, nämlich I 107 IX 53 X 88;.')
Ferner aber wird im Bereich der zweiten Hälfte des
Pentameters die Synalöphe noch leichter innerhalb der ersten
fünf Moren ertragen und sie ist hier darum häufiger, sowohl
bei kurzem Vokal, wie facta ita, c?'imme avaritiae, si bene
olere, illa sine invidia, laedere et illa , arrigere ad vetulas,
Sexte an ut^ Marce ut ameris, hoc tibi ait, eruere ossa, acci-
pere ut, res sibi habere, sie ego habere , se quoque uti, sive
erit (vgl. spectac. 20 II 56 III 55; 65; 97 IV 5; 68 VI 11
VIII 27 IX 29; 68 X 41 ; 54 XI 20; 23), als auch bei
syllaba anceps (denn hierfür sind auch die Endungen -imi,
-em zu nehmen), wie: III 32 nondum erit, III 40 immo ego,
IX 4 si totidem addideris, X 41 dicam ego, anscheinend nie
dagegen bei eigentlicher Vokallänge. Sehr selten ist end-
lich aber die Härte einer Elision innerhalb der letzten
fünf Moren des Pentameters zugelassen; hierfür lässt sich
wohl nur anführen I 15 tive hodie und gar \1I 73 7ius-
^] [Die sonstigen Aphaeresen des es bei L. Mneller r. m. p. 303].
Martial I. 3
34 Martials
quam hahitaf. ') Könnte man nun betreffs des Verses
II 93,4
Unum de titulo tollere Iota potes
anfangs geschwankt haben, ob das iota zwei- oder dreisilbig
zu lesen, d. h. ob hier eine orthoepische oder metrische Lax-
heit zu constatiren sei, so wird man sich nach dem Gesag-
ten unbedenklich für die letztere entscheiden. 2)
Noch erübrigt die Frage nach der spondeischeu Bildung
der ersten zwei Füsse des Pentameters wie
Conteutus nostra si potes esse toga.
Sofern diese Bildung schwerfälliger als die daktylische
ist, kann ihre Häufigkeit für die Gewandtheit und Eleganz
des Dichters als Gradmesser betrachtet werden. Eine Stich-
probe aber wird hierfür genügen. Sie ergiebt, dass Martial
den Catull allerdings leicht überbietet, dem Ovid dagegen
bei weitem nachsteht. Denn solcher schwerfälliger Verse
finden sich im ersten Martialbuch 43, d. h. einer unter je
5^7 Pentametern, im zweiten 35, d. i. einer unter je 573,
im dritten 29, d. i. einer unter je 71/4, im neunten 39, d. i.
einer unter je 9; im liber spectac. 18, d. i. einer unter 6.
Wenn wir dagegen Ovids erste vierzehn Herolden verglei-
chen, so bieten sie 72 Beispiele, das ist eines in je 13
oder 14; der unovidische Sapphobrief hat sogar eines nur
in je 27 oder 28; dagegen allerdings die gleichfalls herren-
losen Herold. XV und XVI eines in je 6 (vgl. Rhein. Mus.
XXXII S. 390).3)
Es sei hinzugefügt, dass ein spondiacus wie der fol-
gende: Signat I vicina quartus ab urbe lapis, d. h. ein sol-
1) [Vgl. Mueller r. m. p. 300].
2) [L. Mueller r. m. p. 301: Quasi corruptae vetustatis specimen
irridetur a Martiali illud ;XI 90,4): Lucili Columella hie situ' Metro-
phanes].
3) Die Beispiele aus Martial B. I sind: 4,8; 12,4; 15,6; 18,2; 4;
20,2; 4; 21,2; 8; 23,2; 25,2; 31,4; 32,2; 34,8; 42,6; 43,8; 10; 14; 50,2;
51,4; 55,6; 62,4; 65,2; 4; 67,2; 68,2; 70,4; 16; 73,2; 75,2; 78,6; 83,2;
87,2; 4; 97,2; 107,4; 6; 108,6; 8; 111,4.
Versbau. 35
eher, dessen erster Fuss durch ein spondeisches Wort aus-
gefüllt und so vom Folgenden durch unrythmische Cäsur
isolirt ist, gleichfalls bei Martial, wenn schon nicht häufig,
doch keineswegs vermieden ist; Buch I hat dafür drei Bei-
spiele (d. i. eines in 84), II hat fünf (eines in 372/5), III
fünf (eines in 42), IX sechs (eines in 58 V2), der liber spectac.
drei (eines in 36) i), dagegen die genannten vierzehn Herol-
den Ovids haben nur zehn Beispiele, d. i. eines in 97.
Es erübrigt der Hexameter. Insbesondere in seiner
Handhabung zeigt sich uns Martial auf der Höhe seiner
Zeit; denn ohne doch dem Extrem eines monotonen Puris-
mus anheim zu fallen, erscheint seine Form rein und aus-
gefeilt. Nehmen wir zunächst die Synalöphe, so ist sie
keineswegs wie bei Calpurnius und seines Gleichen gänzlich
beseitigt, aber doch eingeschränkt, gemildert und mit Wahl
behandelt. Bei ihrer Besprechung ist wiederum von der
Aphaerese des est und es abzusehen, das letztere z. B. in
homo es I 67 und XI 56,7 ; vgl. ferner I 90,9 II 28,3 u. 5.
III 63,1 IX 60,1 XI 19,1; 99,3; auch dreimaliges neque
enim I 92,10 VII 51,11 XI 58,7, wo doch nee enim ge-
sprochen sein wird 2), nehme ich aus. Am leichtesten wurde
der Zusammenstoss der Vokale im ersten Fuss und genauer
zwischen der ersten Hebung und ersten Senkung
d. i. zwischen der zweiten und dritten More, hingenommen:
hier finden wir daher nicht nur kurze Vokale wie in Saepe
effo (II 31 VI 21,5), Afqtw unam (II 46,5) u. a. nach Laune
elidirt3\ sondern auch die syllaba anceps und selbst die
Länge; mit dem Ergo ero VIII 56,23 ist gleichzustellen
XII 9,3 [Ergo agimus), ferner XII 28, t [Poto ego), X 6,3
1) Vgl. die Stellen I 12,4; 20,2; 108,8 II 14,10; 26,4; 32,4; 45,2
V 6,4; 46,12; 50,4; 70,4; 74,2 IX 20,4; 22,2; 37,2; 64,8; 81,4; 88,2;
liber spectac. 1,8; 10,2; 21b,2.
2) [Vgl. L. Mueller r. m. p. 396.]
3) Vgl. noch II 64,9 {Ma age) VI 64,14 VII 58,3; 7 VIII 67,5 IX
praef. v. 5. 34,3; 48,9; 61,15; 94,5; 100,3; 102,3 X 53,1 XI 82,3 XII
6,7; 70,3 XIII 2,5 Liber spectac. 15,3,
3*
36 Martials
und 7 {Quando erit) ; zu Quantum erat (II 46,9) vergleiche
man die verwandten Fälle VIII 18,9 [Aurum et opes), IX
14,3 [Aprum amat\ sowie IX 83,3 X 20,7, wo übrig-eus
überall stets kurze Silbe folgt. Reine Vokallänge wird eli-
dirt in Qua7'e ego V 79,5 und Belle inquis V 16,13^); aber
auch die Verschiffung einsilbiger "Wörter tritt an dieser und
zwar nur an dieser Versstelle ein: At si ego steht VI 44,5,
Non sunt ego XII 68,3.2)
Seltener schon wird der Ausgang des ersten Fusses
mit dem zweiten durch Synalöphe verbunden; denn hier,
zwischen der vierten und fünften More, findet sich kurze
Silbe verschliffen nur XI 5,13 [Ipse quoque infernis) und II
69,3 [Ipse quoque ad), sowie liber spectac. 10,5 XI 20,5
und 7; 54,1 XII 60 b, 5; 82,1 XIV 3, die Länge wol nur
einmal X 15 [Dotatae uxori) , die syllaba anceps allerdings
wieder häufiger; II 60 [Uxorem armati) III 46,5 V 1,9
VI 94,3 VIII 71,7 IX 63,1 XI 43,1 XII 29,21; 66,3 XIII
48; 126.
Deutlich hat Martial dagegen als guter Metriker die
Verschleifung zwischen den zwei Kürzen der ersten
Senkung, d. i. zwischen dritter und vierter More vermie-
den; nur zweimal finde ich gemessen Haec tibi erunt und
Curre age et (XIV 21 VIII 67,5) bei kurzem Vokal; wenn
dagegen XI 20,5 sogar zu lesen steht Fulviam ego ut futuam,
so ist zu bedenken, dass der Dichter hier Verse eines An-
deren einlegt, in denen er auch sonst Elisionen und andere
Härten häuft. 3)
Und ebenso ungern hat Martial auch die zweite He-
bung mit der zweiten Senkung, die sechste More mit
') [Vgl. L. Mtieller r. m. p. 287 f.]
-) [Eine Ausnahme macht XIII 76,1 Rustica sim an lierdix. Die
übrigen Elisionen einsilbiger Wörter sind : Im Pentameter Et si adeo
VII 18,14 Non sum ego XI 104,2 Cum te excusaris III 18,2. Im Hen-
decasyllabus X 9,5 Non sum A7idraemone notior caballo.]
3j Vgl. oben S. 34,2.
"Versbau. 37
der siebenten verscliliffen ; denn es dürften sich hierfür nur
die drei Belege bei kurzem Vokal nachweisen lassen : Uteris
ore aliter II 61,5; Excideratne adeo IV 11,5; Argentmn atqiie
cmrum XIII 48.
Wie am Beginn der ersten, ist sodann auch am Beginn
der zweiten Vershälfte des Hexameters hinter der Penthe-
mimeres die Metrik am duldsamsten. Der übliche Sitz für
Synalöphe ist hier zwischen der vierten Hebung und
Senkung, zwischen vierzehnter und fünfzehnter More; und
und zwar hat sie auch an dieser Stelle so auf kurzen Vokal
Anwendung!], wie auf syllaba anceps (vgl. II 32,1 Balhum
offendere; ferner III 10,5 IV 82,3 VI 33,3 VII 66 XI 2.7:
20.9 IX 119), zweimal auch auf die Länge 190.9 Thebano
aenigmate,; VIII 31.5 deserta uxore).
Entschieden unbeliebter war dagegen zwischen der 12.
und 13. More der Beginn des vierten Fusses, wo nur
gelegentlich die Kürze elidirt steht (I 57,3 atque inter; vgl.
I 103,11 1115,9 IV 8.1 V74,l VII 18.9 1X92,7 X 39,3
XI 107,1), nie dagegen die Länge. Mit Unrecht hat also
Schneidewin XIV 46,1 nach dem Thuaneus nosti eximlsare
statt des richtigen scis expulsare der übrigen Handschriften
in den Text gesetzt.
Noch unbeliebter aber war der Beginn des fünften
Fusses (zwischen der 16. und 17. More). der nur viermal
Elision zeigt: VII 18,13 damosoque ohstrepe, III 13,3 tam-
quam omnia , XI 62 nunquam esse fuüdam. XI 32.5 dici
atque mderi.
Nur an diesen vier oder höchstens fünf Stellen des
Hexameters war für Martial somit die Versehleifung legitim.
Sorglich vermied er dagegen vorzüglich, durch sie die
Hauptcäsuren des Verses zu verdunkeln, und nur dreimal
1) Vgl. I 111,1 [fama et cura), II 34,3; 40,5 III 17,5 IV 5,1 7,3;
56,1 V74,l VI 80,7 Vin48,7; 71,3 1X20,1; 51,5; X 6,5; 32,5 XII 3,15;
17,5; 96,11 XIII 90 XIV 32 Liber spectac. 4.1.
38 Martials
nnd zwar in den späteren Büchern findet sich die Penthe-
mimeres allerdings durch tibergebundenes que gestört pCI
104,71) XII 48,9 XIV 1,7). Zweimal nur ist ferner die
Elision zugelassen in der vorletzten Senkung zwischen 19.
und 20. More) wie IV 5,5
Nee potes uxorem cari corrumpere amici
fvgl. IX 20,1); zweimal beim Uebergange vom fünften zum
sechsten Fuss 20. und 21. More), wie II 56
Gentibus in Libycis uxor tua Galle male audit,
wo bezeichnender Weise die Vossiani schreiben ma laudit;
aber XII 25,1 steht sogar non habeo inquis\ einmal nur in
der dritten Senkung (zwischen 11. und 12. More) tibi habe
VIII 37.3; einmal in der zweiten Senkung (zwischen 7. und
8. More) sine apro VII 59; einmal beim Uebergange des
zweiten Fusses in den dritten (zwischen 8. und 9. More) :
emere hos XI 70,11. In dem nachstehenden Schema lässt
Martial an den einfach durchstrichenen Versstellen nur ganz
ausnahmsweise , an den doppelt durchstrichenen nie Syna-
löphe zu:
Alles in allem dürfte Martial nur etwa gegen 120 Mal
elidirt haben in 3358 Hexametern; der Procentsatz ist also
jedenfalls ein bescheidener. Der liber spectaculorum zeigt
in 109 Hexametern drei Elisionen 2).
Bevor wir hiernach den Haupt-Cäsuren des Hexameters
näher treten, seien die Fälle zusammengestellt, in welchen
Martial innerhalb der Schlussdipodie die üblichen
Einschnitte, die zu ihrer correkten Bildung erforderlich
sind, verabsäumt hat; allerdings hat er sonst auf das sorg-
lichste diese Einschnitte gewahrt, und es erschöpft sich die
Mannigfaltigkeit des Versschlusses bei ihm vornehmlich in
1) Hier fanden deshalb die ersten Drucke mit den jungen Hand-
schriften für nöthig, folgendermassen zu emendiren:
Fascia te tunicaeque tegunt obscuraque palla.
-) [Ueber den Hiatus III 3,4 vgl. die Anm. zu der Stelle].
Versbau. 39
den folgenden zwei Formen vgl. Luc. Müller de re metr.
Ö. 210 f.):
Itur ad Herculeas gelidi qua Tiburis | arces
Nimirum timuit nostras Fortuna | querellas
(Hierzu sind die Formen:
Nam subito collapsa ruit cum mole | sub | illa
und Quod non sit Pylades hoc tempore non | sit | Orestes
nur Unterarten). Zu diesen beiden Formen kommt nur noch
gelegentlich die dritte:
Possum Hecubam possum Niobam Matrinia [ sed | si;
Dieselbe findet sich an den Stellen liber spectac. 27,11
I 11,]; 32,1; 53,12 II 32,1; 49,1; 53,1; 84,3 III 32,3
IV 45,7; 60,5; 85,1; 87,3 V 9,1; 13,3; 33,1 VI 64,22
VIII 51,11; 67,1 1X9,1; 14,3; 20,3; 41,5; 56,11; 93.5
X 4,5; 10,9; 23,7; 31,5; 80,3 XI 76,3 XII 48,5; 9; 78,1;
82,1 XIV 15; 62; 75 und man wird gewahren, dass an
vielen derselben die beiden Monosyllaba des Schlusses eng
verwachsene Worte sind wie qua re, plus est, für es, non
vis, hoc est, fas est, in me u. s. wJ) Endlich hat Martial
noch eine vierte Schlussform, in welcher die vorletzte Sen-
kung als ein pyrrhichisches Wort abgetrennt für sich steht.
zur Anwendung gebracht, stets aber nur unter der Be-
dingung, dass die voraufgehende fünfte Hebung durch ein
Monosyllabum ausgefüllt sei, wie
Si qua fides vulnus quod feci | non | dolet | inquis.
Diese complicirtere Schlussform findet sich an den Stellen
liber spectac. 3,11 113,3; 16,1; 55,13; 92,11; 111,3 115,7:
9,1; 31,1; 41,3; 56,3; 60,3 IE 5,3; 70,3; 74,3; IV 11,7;
12,1; 26,3; 48,3; 68,1 V 13,9; 19,7; 29,3; 61,7; 76,3 VIII
47,1; 57,5; 71,11 IX 20.9; 65,7; 82,1 X 16,1; 84,1 XI
20.3 und 7; 23,13; 46,1; 68,1; 79,3 XII 96,7 XIII 76.
Ausserdem kann hierbei der sechste Fuss bisweilen noch in
zwei Worte zerfallen, wie
') Auch rV 47 erscheint in hac est wie ein Wort; vgl. quid ad te
VII 10,1 und 3 ; sed imiim III 92.
40 Martials
Öors mea quam fnitris melior cui | tarn | prope 1 fas | est
vg-1. die Stellen V 4,5 XII 88,1. Nirgends dagegen dul-
dete Martial die Form
Si qua fides vulnus quod non | feci | dolet | inquis.
Mit diesen vier Schlussformen wäre Martial nun über-
haupt ausgekommen, hätte ihn die Beschaffenheit gewisser
umfangreicherer Worte nicht gezwungen, doch auch hin und
wieder auf jeden Einschnitt innerhall) der Schlussdipodie zu
verzichten. So wie die Augusteischen Dichter sah also
auch er sich genöthigt, fünfsilbige Eigennamen oder gewisse
andere Worte gleichen Umfangs und verwandten Charakters
eben an das Versende zu schieben, wie IV 51.1
Cum tibi non essent sex milia Caeciliane
vgl. liber spectac. 1,7; 2,5; 28,9 I 53,5 II 29,5 [Marcel-
Kano] 40,1 IV 51,1; 66,1; 80,3; 88,3 V 81,1 VI 54;
68.9: 77,3; 94,1 VII 59 1X68,7 X 60 XI 84,5 XIV 128.
Ein viersilbiges Wort mit que findet sich statt dessen X 11,1
Nil aliud loqueris quam Thesea Pirithoumque.
Voraus aber geht regelmässig ein daktylischer vierter Fuss
ausser in dem verdächtigten Verse IV 80.3 und XIV 128,
wo mau erwarten müsste:
Vestit Santonico te Gallia bardocucullo .
Dem nämlichen Anlass verdankt Martial dann endlich
aber auch seine Spondiazontes^), auch bei diesen erscheint
der vierte Fuss stets daktylisch; die Schlussdipodie aber
ist regelrecht ein viersilbiges Wort wie
Aere nee vacuo pendentia Mausolea
vgl. liber spectac. 1,5 II 38; 61,3 IV 79; 88,7 V 64,5
VI 60,3 VII 30,5; 53,5 VIII 56,23 IX 59,9 XI 95,1.
Und ein dreisilbiges Wort mit que findet sich statt dessen
nur X 4,9
Non hie Centauros non Gorgonas Harpyiasque.
Dagegen geradezu unregelmässig gebildet ist der Vers,
^) [Im ganzen 14. L. Mneller r. m. 144].
Versbau. 41
welcher mit einfach molossischem Wort abschliesst, X
12,1
Aemiliae gentes et Apollineas Vercellas.
sowie die drei anderen mit jonischer Clausula: X 68,1 XII
50,1 XIV 215
Cum tibi non Ephesos nee sit Rhodos aut Mitylene
Daphnonas platanonas et aerios pityonas
Die mihi simpliciter comoedis et citharoedis.
Mag das griechische Lehnwort oder der Eigenname an die-
sen Stellen immerhin als Entschuldigung gelten, so reichen
wir damit doch nicht aus für die weitere, ganz singulare
Bildung die aliquando in X 46. Neben sie tritt dann end-
lich noch als Singularität anderer Art der Vers XI 84,17
Unus de cunctis animalibus hircus habet cor,
mit dem sich nur die auffallende viermalige Clausel ajmd
me vergleichen lässt (IX 35.11 XI 52,1; 83.1 XII 17.9).
Man beachte übrigens wohl, dass diese gelegentlichen Ab-
normitäten ausschliesslich den letzten Büchern Martials IX
bis XII (nur zwei dem XIV.) angehören.
Das Charakteristischste aber sind für die llexameter-
techuik eines Dichters die verschiedenen Formen der Vers-
gliederung, deren er sich bedient, die Zerlegung des Verses
mit Hülfe der Hauptcäsuren, auf welche wir nunmehr
unser Augenmerk lenken. Die principielle Grundlegung der
Lehre von den Cäsuren bei Luc. Müller De re metrica ist
von mir in meiner Abhandlung : Symbola ad historiam hexa-
metri latiui (Bonn 1876) in einigen Punkten modificirt wor-
den'). Wie dem Ennius, Lucilius, Lucrez hatten auch noch
einem Catull, ja einem Properz freiere Hexameter-Formen zur
Verfügung gestanden. Die ausgebildete Kunst Ovids u. a.
beschränkte die Mannigfaltigkeit der Versgestalt dagegen auf
sechs (vgl. 1. 1. S. 7 u, 11):
1] Vgl. einiges Ergänzende im Rhein. Mus. XXXII S. 389; De
halieuticis S. 1S5 ff.
42 Martials
F I: Do tibi naumacliiam |j tu das epigrammata nobis.
F II: Denaris tvibus iuvitas jj et mauc togatum
F III : Nam subito [j collapsa | ruit |j cum mole sub illa
F IV: Diripere excussosque | iubet || laxare ruclentis
F V: Expectant || curaeque [ catenatique labores
F VI: Et graviora rependit j iniquis pensa quasillis.
Aus diesen Formen sab sieb Martial wie andere Dicbter
der silbernen Classicität angewiesen seine Gedicbte zusam-
menzusetzen. Verse dagegen wie die Properziscben
Nee sie errore exacto i| laetatus Ulixes
oder gar
Quem modo felicem invidia ad mirante ferebant
kennt er nicht mehr. Die FI ist stets zweigliedrig; gern
siebt in ihr die Pentbemimeres die Hephtbemimeres oder die
Tritbemimeres oder aucb beide wie in
Nimirum | timuit jj nostras { Fortuna querellas
als Nebencäsuren neben sich treten, ohne doch selbst die
Hauptrolle einzubüsseu. Eine so regelmässige (9 malige) Paa-
rung der Hephtbemimeres mit der Pentbemimeres wie in VI
73 grenzt freilich an Ungeschick. F II und F III zeigen
gleicherweise dreitbeiligen Hexameter, hex(ameter) trip(arti-
tus) ; nur ist in F III der Mitteltheil der F II noch einmal
weiter durch die gräcaniscbe Cäsur xaxa Tpirov rpo/alov cou-
pirt, so dass eine scheinbare Viertbeilung entsteht. Warum
diese F III allgemein als schöner galt, habe ich a. a. 0.
S. 20 näher zu erklären versucht. Calpurnius u. a. Dichter
feinster Observanz vermeiden eben aus diesem Geschmacks-
grunde vom hex. trip. die F II gänzlich, Ovid meistens, und
auch Martial hat F III recht oft, F II hingegen nur an fol-
genden Stellen gebraucht: V 7,7 1) VH 30,1; 64,7 VIH 34
') In VI 64,29
Sit placidus licet et lambat cligitosqiie maüusqite
ist wie in allen ähnlichen Versen F I anzuerkennen. [Einsilbige Prä-
positionen lind Conjiinktionen in der 3. Arsis hat auch M. selten; in
XIII, XIV nur einmal (XIII 39,1) Mneller r. m. 236 — in I gar nicht].
Versbau. 43
IX 3,13; 100,1 XII 38,3; 52,7. i) Sie ist also nicht nur in den
Büchern XIII und XIV, sondern auch in I— IV, VI, X, XI
und im über spectaculorum vermieden. Im Buch XII ver-
hält sich F II zu F III etwa wie 1 zu 12 (vgl a. a. 0. S. 68).
Aehnlich hat Lucan im Ganzen für F II nur 10 Beispiele.
Durchweg selten sind aber ferner von den römischen
Dichtern in die Textur ihrer Gedichte auch die Formen IV,
V und VI mit eingewebt worden; dieselben tragen unlatei-
nischen Charakter, vorzüglich die letzte. Denn als latei-
nische Hexameter-Cäsuren können 'nur die männlichen gel-
ten, durch welche der Zweck solcher Cäsur, Widerstreit
zwischen Versictus und Wortaccent zu erregen, erfüllt wird
(vgl. a. a. 0. S, 8). Vor allem ist F VI rein gräcanisch
und darum am seltensten angewandt S. 12 ff.). Aber auch
in F IV und F V , wo die gräcanische Cäsur entweder zur
Hephthemimeres oder zur Trithemimeres hinzukommt , ist
doch durch die letzteren männlichen Einschnitte der Vers
in allzu ungleiche Theile zerlegt, und auch sie haben des-
halb nur zur Abwechslung eine gelegentliche Verwendung
finden können. Auffallend ist dabei, dass, während die
Dichter der silbernen Zeit sonst der F IV vor F V den Vorzug
geben, Martial dagegen umgekehrt nach Ovids Vorgang (vgl. de
Halieut. S. 190 f) nirgends F IV angewandt hat, wohl aber
FV an den folgenden Stellen: 115,7 VIII 17,3 IX 47,1
X 11,5 XII 50,1. Einmal aber ist von Martial in dem
Verse VII 57
Castora de Polluce Gabinia fecit Achillam
auch die F VI zugelassen worden. 2)
Verzeichnen wir nunmehr, wie häufig Martial die herr-
schende F I durch den dreitheiligen Hexameter (d. h. durch
F III incl. gelegentlicher F II) unterbrochen hat. Es findet
sich hex. trip. im
1) [Die Stellen schon bei Mneller r. m. p. 200].
2) [Vgl. Mneller r. m. p. 2(10].
44 Martials
Buch I: J7 mal,') d.h. eiumal iu je
I:
J7
mal, ')
II:
11
),
III:
12
»
IV:
14
n
V:
17
))
VI:
16
))
VII:
24
))
VIII:
26
))
IX:
31
))
X:
28
»
XI:
19
»
XII:
26
))
XIII:
8
).
XIV:
12
))
15'/.2 Hexametern
17
»
163/4
»
15
))
102/3
n
14V2
»
10' 7,2
))
10
»
11 V.
»
10
»
15^3
))
7'/26
«
17
))
18
),
Hex. trip. ist von Martial also anfangs etwas seltener,
hernach von Buch V bis XII (mit Ausnahme von VI und XI)
entschieden häufiger verwendet worden. Ein ähnlicher Fort-
schritt wird z. B. bei Properz wahrgenommen (1. 1. S. 28).
Für die Einzeldistichen in XIII und XIV schien ihm dagegen
diese dreitheilige Versform weniger angemessen. Auffallend
aber ist noch, dass der liber spectac. überhaupt nur ein ein-
ziges Beispiel, 15,1, aufzuweisen hat, in seinen 109 Hexa-
metern. Das rein hexametrische Gedicht VI 64 bietet nicht
eines ; in I 53 macht F III passend den Abschluss. Mit den
Büchern I bis XII stimmt der Hex. trip. des Properz unge-
fähr überein, bei Tibull steht er dagegen in jedem vierten
oder fünften Distichon; Virgil hat ihn etwa in jedem sechs-
ten Verse, Manilius in jedem fünften oder vierten, Valerius
Flaccus sogar in jedem vierten oder dritten. 2;
1) Die Beispiele in Buch I sind: 2,1; 3,7; 11; 4,7; 12,7; 18,3; 7;
28,1; 43,13; 53,12; 56,1; 63,1; 70,5; 15; 75,1; 108,5; 116,3.
'-) [Die von den elegantesten Dichtern vermiedene Interpunktion
nach dem 4. Fuss (Mueller r. m. p. 192) hat M. nicht gerade selten;
so in VII 10, wo 4 Verse mit Ole, quid ad te? schliessen. Ueber-
haupt tritt mit dem 5. Fuss öfter der Vokativ ein. B. I hat 25 Mal
Versbau. 45
Noch sei au dieser Stelle ein auffallendes metrisches
Ungeschick des Martial notirt. Schon Ennius und alle guten
Dichter nach ihm vermieden im Hex. trip. (so wie auch in
F V) , den ersten Versfuss durch ein daktylisches oder gar
durch ein spondeisches Wort auszufüllen, so dass in der
zweiten Vershebung ein Monosyllabum zu stehen kommt und
der Zweck der Trithemimeres, Widerstreit zwischen Wort-
accent und Versictus zu erregen, paralysirt wird (vgl. a. a. 0.
S. 9 und 15). Fehlerhaft heisst es also z. B. in dem un-
ovidischen Sapphobrief v. 113:1)
Postquam | se dolor invenit i nee pectora plangi.
Martial hat nun weder an den Stellen VI 29,5: 83,7 X 96,7
und 11 XI 27,1 XII 68,5 daktylisches Wort, noch auch
gar an zwei Stellen des fünften Buchs 9,3 und 47,1 spon-
deisches Wort zu umgehen verstanden.
Hiernach stellt sich uns schliesslich noch die Aufgabe,
die häufigste Gestalt des Hexameters F I näher ins Auge
zu fassen. Wir fragen nach ihrem Spondeengehalte.
Freilich nicht so, dass wir einfach die Häufigkeit der Spou-
deen constatiren. Auch ein schwer spondeisch einherschrei-
tender Vers kann schön, wirkungsvoll, enrythmisch sein,
falls er die geeigneten Cäsuren hat; es sei nur an das ex-
treme Beispiel aus Catull 116,3 erinnert:
Qui te leuirem nobis | neu conarere.
Lästig und unrythmisch werden im lateinischen Hexameter
spondeische (resp. molossische, ionische) Wörter erst, falls
ihr Wortaccent nicht mit dem Versictus in belebenden Wi-
derstreit geräth. Dies zu bewirken sind aber die Neben-
die Interpunktion nach dem 4. Fuss, darunter 14 Mal vor Vokativen ;
VII 25 Mal, IG Mal vor Vokativen; XII 19 Mal, 4 Mal vor Vokativen.
In den 335 Hexametern von XIII und XIV, wo nur 4 solche Inter-
punktionen sind XIII 7(;,1 XIV 129,1; 163,1; 212,1 Mueller a. a. O.j
fehlen die Vokative].
1) Der Vers 55 des Cydippebriefes dagegen
Dicam nunc solitoque tibi nie decipe more
ist sicher corrupt; vgl. Göttinger gel. Anz. 1S82 S. 836.
46 Martials
ciisuren nach der zweiten und vierten Hebung, wenn schon
nicht das einzige, doch das beste Mittel. Die Fragestellung
specialisirt sich also vielmehr dahin, wie oft erstlich ein
spondeisches Wort den ersten Fuss ausfüllt mit nachfol-
gender Worttrennuug wie
Maior | deceptae fama est et gloria dextrae;
das nennen wir PPS; und zweitens wie oft der vierte Fuss
vor bukolischer Nebencäsur spondeisch gebildet ist, ohne
selbst einen weiteren Einschnitt zu erfahren, wie
Nunc sua Caesar eos exorat | praeda leones.
Dies heisse PQS. Das Erstere wäre bei vorhandener Trit-
hemimeres. das Letztere bei der Hephthemimeres unmöglich.
Catull und seines Gleichen waren sich der Schwerfäl-
ligkeit der Form PQS noch nicht bewusst; er duldete sie
daher fast in jedem zweiten Verse! Und in ihrer allmäh-
lichen Einschränkung hat ein vornehmlicher Fortschritt im
Verlauf der Geschichte der lateinischen Hexametertechnik
bestanden, Wohl Wenige gelangten dabei freilich zu solcher
Abstinenz, wie die Sulpiciasatire, die in 70 Versen nur ein
Beispiel giebt; aber solche Eleganz ist durch Schäden an-
derer Art erkauft worden. Virgil hat PQS etwa auf jeden
siebenten oder achten Vers zu beschränken verstanden und
ist darin von Ovid kaum Überboten worden. Maximian hat
in seinen Elegien dagegen wieder fast jeden dritten Vers
damit belastet. Martial selbst aber bietet im
Beispiele, i) d. h. eines in je 7 Hexametern
» » » » » 6^3 »
» » » » » 5^/7 »
» » » » )) 4^5 »
)) » » » )) 5^7 »
1) Die Beispiele für Buch I sind: 2,7; 6,3; 9,1; 11,3; 12,5; 13,3;
15,11; 21,5; 32,1; 33,1 (sola est); 33,3; 34,1; 36,3; 39,7; 43,3; 43,5; 43,7;
51,5; 53,3; 53,8; 53,10; 55,3; 55,5; 55,9; 58,5; 59,1 ; 68,7; 70,3 ;76,13; 80,1
88,5; 92,1; 92,5; 93,3; 93,5; 98,1; 101,1"; 103,3.
Buch
I:
3S
))
II:
28
))
ni:
39
))
IV:
45
»
V:
34
))
VI:
34
Versbau. 47
Buch VII: 42 Beispiele,
d. h.
eines
in je 6V4
Hexametern
)) VIII: 50
«
»
)) )) 5
)>
IX: 58 »
»
»
« ). 572
»
X: 421) „
»
«
» » 7
»
XI: 51
»
»
« » 54/5
»
)) XII: 23 »
»
»
« » 8V5
»
)) XIII: 30
))
»
» « 41/2
»
.) XIV: 49
»
»
» » 43/s
))
über spect. : 23 »
))
«
« » 43/4
»
Man wird bemerken, dass die Büclier XIII und XIV so wie
auch der liber spectaculorum bierin auffallend zurückstehen,
während Buch XII als letztes sich günstig auszeichnet.
Ein geeignetes Hilfsmittel PQS zu umgehen war die
griechische Nebencäsur xaia Tsxap-ov Tpo;(aTov. Dieselben
älteren Dichter, bei denen PQS am häufigsten ist, schlössen
auch diese letztere Cäsur principiell aus (a. a. 0. S. 25 ff).
Während ihr sodann bei den Nachfolgern allerdings fast
uneingeschränktes Recht zu Theil geworden ist, haben da-
gegen alle Besseren einen gleichzeitigen Einschnitt y.o.-A
TSTaprov und xata TrsfiTtTov -po)^aTov derart, dass die fünfte
Hebung in ein amphibrachisches Wort fiel, wie:
Omnes quas habuit Fabiana | Lycoris | amicas.
mit Recht als unschön und unfein empfunden : und nur die
nachlässigeren Dichter gestatteten sich ihn häufiger (vgl.
a. a. 0. S. 28 f.) ; zu diesen aber muss in diesem Falle
auch Martial gezählt werden, bei welchem das letzte Buch
XII ein Beispiel in je 13 oder 14 Hexametern hat (14 Bei-
spiele; ; ähnlich hat die Sulpiciasatire, die PQS so glücklich
zu vermeiden wusste, dafür ein IBeispiel in je 1772- Für
die übrigen Bücher Martials sei notirt: VII bietet ein Bei-
spiel in 24 Versen (11 Beispiele). VI eins in 23 (10)2;, IX
1) Hier ist X 68,5 <!>'jyTi [ao-j des Enklitikons wegen mit eingerechnet.
'-] Solche Fälle wie VI 25,3 patrinsque quid optet amicus sind mit
eingerechnet.
48 Martials
eins in 22 (16), XI eins in 30 (10), I eins in 33 (8), über
spect. eins in 36 (3) , IV eins in 41 (5) , XIII eins in 45
(3), X eins in 47 (6), III eins in 50 (4) , II eins in 62 (3;,
VIII eins in 84 (3) , V eins in 90 (2). Bucli XIV ist am
vornehmsten; denn in seineu 214 Distichen zeigt es das
amphibracliisclie Wort nur einmal auf (1,11;.
Mit nicht mehr Erfolg als im vierten hat Martial im
ersten Fusse der unrythmischen spondeischen Bildung aus-
zuweichen verstanden. Sie ist bei ihm hier nur um so viel
seltener als dies durch die Natur der Sache selbstverständ-
lich gegeben war. Registriren wir denn als Abschluss dieser
Uebersicht über die Metrik des Martial die Frequenzzahlen
für PPS. Es enthalten
Buch
1:18 Beispiele,
') d. h.
eins
in je 1 42/3 Hexametern
»
II: 9
))
))
)) >) 21
))
))
III: 12 »
))
))
.) )) 163/4
»
»
IV: 14
»
))
» » 15
»
»
V: 12 .)
))
»
)) » 15
»
»
VI: 13
))
>)
)) » 18
))
»
VII: 14 ))
»
»
)) » I8V7
»
))
VIII: 10
»
))
» )) 25
»
),
IX: 15
»
))
» » 23
»
))
X: 6 «
))
»
« » 43
»
«
XI: 15
))
»
» » 20
»
))
XII: 7
»
»
)) » 27
»
»
XIII: 2
»
))
)) )) 67\/2
))
))
XIV: 4
»
))
« .) 531/2
»
liber
spect. : 5 ))
))
)^
« » 2IV5
»
Sowohl von Virgil wie
von Ovid
wird Martial
in diesem
Punkte somit erheblich tiberboten;
gleich kommt ihm etwa
Silius Italicus, und selbst Catull steht
ihm nicht nach. Nicht
zu verkennen aber ist, dass die Bücher XIII und XIV (da-
1) Diese Beispiele sind: 3,3; 21,7; 34,9 (numquid); 42,3; 53,1; 53,8;
55,5; 57,1; 57,3; 60,1; 68,3; 76,13; 78,3; 78,7; 87,7; 90,7; 100,1 ; 101,9.
Versbau. 49
neben X) von Martial auch in diesem wie in anderen Punk-
ten mit besonderer Sorgfalt behandelt worden sind.
Etwas anderes ist wie im Stil, so auch in der Metrik
die Correktheit, etwas anderes die Eleganz. Die Grenzen
des Correkten waren von Catull, Virgil, Ovid immer enger
gezogen worden. Martial strebte nicht wie andere Vers-
künstler der Kaiserzeit danach sie noch weiter einzuengen:
dazu war er zu stofflich interessirt, und es war bei der
Eigenartigkeit und dem Reichthum seines Inhalts gewiss
künstlerisches Verdienst genug, dass er jenen überkomme-
nen Bezirk des metrisch Schönen nicht durchbrochen hat.
Das Correkte betraf aber vornehmlich die Einschränkung
der Synalöphe, die Gestaltung des Hexameter- und Penta-
meterschlusses, die Auswahl der Cäsuren zu Gunsten der
Formen F I und F III und ihre Reinheit. Sache der Ele-
ganz dagegen war die weitere euphonische Ausgestaltung
der F I , die bei aller Correktheit nur zu leicht steif und
unschön bleiben kann und, da sie den Hauptstock des Ge-
dichtes auszumachen pflegt, nothwendig auf dasselbe weiter
ihren Charakter überträgt. Jene Eleganz zu erreichen ist
nun Martial nicht gewillt oder nicht beanlagt gewesen, wie
uns besonders PPS und PQS sowie die häufigen pentametri
spondiaci gezeigt haben, und er blieb hier stehn auf dem
Boden eines erträglichen Mittelmasses.')
Th. Birt.
[Die Verlängerung einer Kürze hat M. ein Mal in der
3. Arsis des Hexameters VII 44,1
Maximus ille tuus. Ovidi, Caesonius hie est,
'1 Bei den nach der kleinen Schneidewinschen Ausgabe ausge-
führten) Zähinngen sind Verbindungen wie Ausa est, Una est, prae-
cisa est (II 45:, certum est, quaecunque est (VI 68,11) u. s. w., ebenso
quisquis, ecqtiid fX 103,3), numquid (I 64,9), tanquam (IV 71,3), postquam
;IIG1,3), tecum (11160,9), a^^m' (IX 72,5) als ein Wort behandelt; nicht
dagegen si quis (z. B. IV 42,1) (vgl. ad hist. hex. p. 70 Note 3.)
Th. B.
Martial I. a
50 Chronologie
einmal in der vierten X S9,l
Inno labor, Polyclite, tuus et gioria felix
und drei Mal in der Mitte des Pentameters:
IX 101,4 Disce: Libyn domuit, aurea poma tulit
XIV 77,2 Lesbia plorabat, hie habitare potest
(vgl. L. Mueller r. m. p. 331 f.
Sp. 28,10 Dives Caesarea praestitit unda tibi
(vgl. dort die Aum.)].
IIL Chronologie der Epigramme Martials.^)
Die Chronologie der Bücher M.s habe ich (mit Aus-
nahme des 1. Spectaculorum und 1. XII) zu bestimmen gesucht
in den beiden Programmen der Universität Königsberg 1 562
I: De temporibus librorum Martialis Domitiano imperante
editorum et Silvarum Statu und 1865 II: De temporibus
librorum Martialis X et XI. Die Zeiten der sämmtlichen
Bücher hat sodann HFStobbe (f 1872 in seiner Ab-
handlung: »Martials Gedichte, eine chronologische Unter-
suchung« (Philol. XXVI [1867] S. 44—80) ausführlich erör-
tert, Avobei er vielfach zu andern Resultaten als ich gekom-
men ist. Mommsens Abhandlung: «Zur Chronologie Martials«
(Beilage C zu der Abhandlung Zur Lebensgeschichte des
jüngeren Plinius Hermes III [1868] S. 120—126) bezieht
sich nur auf die Bücher X — XII ; nach dieser hat Stobbe
(Martials zehntes und zwölftes Buch, Philol. XXVII [1868]
S. 630 — 641) die controversen Punkte dieses Theils der Unter-
suchung einer erneuten Prüfung unterzogen. Endlich hat auf
Grund von Daten in den neuentdeckten Arvaltafeln OHirsch-
feld in seiner Anzeige von Henzen Scavi nel bosco sacro dei
1) Aus SG. III 5 424—440 mit mehrfachen Auslassungen, Zusätzen
und Berichtigungen wiederholt.
der Epigramme Martials. 5j
fratelli Arvali (Göttiug'. gel. Auz. 1869 S. 1505—1510] Bei->
träg-e zur Zeitbestimmung der Büclier III, IV und IX ge-
liefert. Eine mit Benutzung dieser sämmtlichen Arbeiten
aufs neue angestellte Untersuchung (bei welcher ich auch
einige mir von Stobbe mitgetheilte Bemerkungen benutzen
konnte) hat mich von der Nothwendig-keit überzeugt, einen
g-rossen Theil meiner in den angeführten Abhandlungen ge-
machten Ansetzungen zu ändern. Zu einigen nachträglichen
Berichtigungen haben mich dann noch folgende Abhand-
lungen veranlasst: Asbach, Die Consularfasteu vom Tode
Domitians bis zum 3. Consulate Hadriaus (Rheinland. Jahr-
buch. LXXII [1882] S. 1—54) und PKerckhoff; Duae
quaestiones Papinianae. Diss. Berol. 1884.
Die Gedichte des sogenannten lib. Spectaculorum sind
im Jahre SO zur Verherrlichung der Schauspiele verfasst,
mit welchen Titus das Amphitheater einweihte; doch ist es
möglich, dass (in einer zweiten Ausgabe, einige auf Schau-
spiele Domitians bezügliche (9; 22; 25 b) nachträglich hin-
zugefügt sind, vgl. die Einl. zu diesem Buche.
Die nächstfolgenden Bücher sind die beiden Samm-
lungen von Aufschriften für Saturnaliengeschenke, Xenia und
Apophoreta, welche später jedenfalls erst nach M."s Tode) den
12 Büchern der Epigramme augehängt sind gewöhnlich als
1. XIII und XIV bezeichnet). M., der damals an eine fort-
laufende Veröffentlichung seiner Gedichte noch nicht dachte,
hat sie selbst eben so wenig mit Zahlen bezeichnet, als den
1. spectaculorum. Vgl. oben S. 17. Ihre Zeit bestimmt sich
durch die Anspielung auf den erst seit kurzer Zeit herge-
stellten Frieden. XIV 34 Falx:
Fax me certa ducis placidos curvavit in usus.
Agricolae nunc sum, militis ante fui.
Und zwar war es der Friede nach dem Chattenkriege, nach
dessen Beendigung Domitian im Jahre 84 (vor dem 3. Sep-
tember: Diplom von Carnuntum LXXIV Ephem. epigr. V
p. 93) den Namen Germanicus annahm. XIII 4 Tus:
4*
52 Chronologie
Serus ut aetheriiic Germauicus imperet aulae,
Utque diu tcrris, da pia tura lovi.
XIV 170 Signum Victoriae aureum:
Haec illi sine sorte datur, cui nomina Rhenus
Vera dedit. Deeies adde Falerna puer.
Auf den (bereits im Jahre 82 beendeten) Bau des Capitoli-
nisehen Jupitertempels bezieht sich XIII 74, auf den des
Vespasiautempels XIV 124.
Das Fehlen jeder Anspielung auf den dacischeu und
sarmatischen Krieg könnte freilich in diesen Büchern ganz
zufällig sein, aber von dem Bestehen des Friedens konnte
M. seit dem Anfange des dacischeu Krieges (86 — 89 nicht
mehr sprechen. Die Bücher XIII und XIV 'die sehr wohl
für die Saturnalien eines und desselben Jahres bestimmt
gewesen sein können') werden also im December 84 oder 85
veröffentlicht sein.
Nicht viel später begann M. die fortlaufende Veröffent-
lichung seiner Epigramme, deren einzelne Bücher er von
nun an mit Zahlen bezeichnete (oben S. 16). Schon seit
Jahren waren seine Epigramme mit grösstem Beifall aufge-
nommen II 6, und von ihm und anderen in Büchelchen zu-
sammengestellt worden, die von Hand zu Hand gingen. Er
war bereits notus in orbe Argutis epigrammaton libellis I 1 ,
als er sich aufzureden von Freunden 116,17 und vielleicht
auch um der Plünderung seiner Gedichte durch Plagiatoren
(I 52; 53; 29; 38; 66; 72) ein Ziel zu setzen, entschloss,
eine grössere Sammlung herauszugeben. Diese wurde dem
Kaiser überreicht I 4.
Die Annahme Stobbes (Philol. XXVI 62 f. , dass I und
II gleichzeitig erschienen, halte ich für hinlänglich begründet.
Vgl. die Anm. zu I praefat. Der im Laufe der Zeit ange-
sammelte Vorrath von Epigrammen, die der Veröffentlichung
werth schienen, war begreiflicherweise für ein Buch zu gross.
Entweder vertheilte sie M. sogleich in die beiden ersten
Bücher, oder er vermehrte das herausgegebene Buch nach
der Epigramme Martials. 53
dessen beifälliger Aufnahme aus seinem noch unbenutzten
Vorrath so sehr, class die Theihmg in 2 Bücher nothwendig
wurde. Gerade das 2. Buch besteht g-rösstentheils aus Ge-
dichten, die keine Beziehung auf die Gegenwart haben, viel-
leicht meist der Zeit des Vespasian und Titus angehören.
(Vgl. die Anmerk. zu II 1 5 und 32) . Zu Stobbes und Borghesis
(Oeuvres III 382) Annahme, dass »M. das fertige Buch I
kurz vor der Herausgabe zurückgehalten und inzwischen
Buch II veröffentlicht habe«, bietet II 93 keinen Anhalt
(vgl, dort die Anm.j. Dass es eine Ausgabe gab, nach wel-
cher I und II zusammen als ein Buch gezählt Averdeu konn-
ten, zeigt auch III 1,3: Hunc legis et lihrum laudas fortasse
priorem, und 6: Debet enim Gallum vincere verna Kber.
Dass M. hier von seiner eigenen sonst stets festgehalte-
nen Zählung (oben S. 16) abweichend die beiden ersten
Bücher als eines bezeichnet, erklärt sich, wenn man an-
nimmt, dass neben der 2. vermehrten Ausgabe in zwei Bü-
chern, die wir besitzen, die erste lin einem Buche) noch im
Umlauf war.
Die Erwähnung der Censur )I 4,7 vgl. praef. I beweist,
dass I nicht vor 85 edirt ist. Wenn vielleicht Domitian
auch die censorische Gewalt schon zu Ende des Jahres 84
annahm (Dio LXVII 4 , so giebt es doch keine Monumente
aus demselben, auf welchen der Censortitel vorkommt, der
auch auf dem Militärdiplom vom 3. September 84 (LXXIV)
fehlt: denn die von Eckhel D. n. VI p. 379 augeführte
Münze (Cohen ed. 2 N. 176) ist entstellt (Mommsen Add.
ad CIL III Ephem. epigr. V 93; vgl. Henzen Bdl 1883
p. 136). Auf den (wie gesagt im Jahr 84 angenommenen)
Beinamen Germanicus bezieht sich II 2. Wenn sich I 22,5
eine Hindeutuug auf den 85 oder 86 begonnenen Daker-
krieg findet:
Praeda cauum lepus est, vastos non implet hiatus:
Non timeat Dacus Caesaris arma puer —
so ist hier vielleicht auf einen sonst unbekannten, vor 83
54 Chronologie
unternommenen Fcldziig angespielt, auf welchen Mommsen
RG V 200,2 aus der Inschrift CIL VIII 1026 (Carthag-o)
sehliesst: donis donatus a Domitiano ob bellum Dacicum,
item ab eodem ob bellum Germanicum ^84) . item torqui-
bus armillis ob bellum Dacicum. Doch ist dieser Schluss
kein sicherer vgl. die Aum. zu der Inschrift). Das Epi-
gramm kann auch geschrieben sein , als nur erst die Even-
tualität des Dakerkriegs den Gegenstand des Tagesgesprächs
in Rom bildete.
Hiernach dürfte die Veröffentlichung von Buch I und
II zu Ende 85 oder zu Anfang 86 erfolgt sein. Das später
(z. B. VI 2) öfter gepriesene Verbot der Castration, das
Eusebius 2098 (Oktober 81— Oktober 82, nicht wie früher
angenommen wurde Oktober 82 — Oktober 83) ansetzt, kommt
zuerst II 60 vor.
Die Schauspiele, auf welche zahlreiche Gedichte in I
sich beziehen, können die zur Feier des chattischen Triumphes
veranstalteten sein. Dagegen die I 5 erwähnte Naumachie
muss früher stattgefunden haben.
Andere Indicien für die Abfassung von I und II habe
ich nicht gefunden. Von Freunden M.'s kommen seine Lauds-
leute Licinianus aus Bilbilis (I 49: 61,11, doch vgl. auch zu
IV 55,1) und Decianus aus Emerita 18,24; 39; 61 II praef.
II 5) nur in den beiden ersten Büchern, Canius Rufus aus
Gades dagegen (zu I 61,9) und der zu M.'s ältesten römi-
schen Freunden gehörige Q. Ovidius (zu I 105^ auch in spä-
teren vor. Auch mit Stella (I 7 , Atedius Melior II 69),
den Brüdern Domitius Tullus und Lucanus I 36) , Faustinus
(I 25) war er schon damals bekannt. Ueber Tuscus (I 54)
und Fronte (I 55 vgl. d. Anm.
Die Zeit des in Forum Cornelii an der via Aemilia in
Gallia togata herausgegebenen 3. Buches bestimmt sich durch
IV 11, das unter dem Eindruck der ersten Nachricht von
dem (in Mainz ausgebrochenen) Aufstande des obergermani-
schen Heeres unter Antonius Saturninus verfasst zu sein
der Epigramme Martials. 55
scheint. Dieser Aufstand, welcher nach der Untersuchung
von Bergk (ßheinl. Jahrb. LVIII [1S76] S. 136 ff.) Mitte
Januar 89 niedergeschlag-eu wurde, brach gegen Ende 88
aus; vgl. Mommsen RG V 137. Obwohl es nun gerade nicht
unmöglich ist, dass IV II bei der Ausgabe von III schon
gedichtet war, aber aus irgend einem Grunde zurtickblieb
und erst in IV Aufnahme fand, wie das allem Anschein nach
in Gallia togata gedichtete Stobbe a. a. 0. S. 52) IV 25:
so liegt es doch bei weitem am nächsten, die Ausgabe von
III vor die Abfassung von IV 11, also ins Jahr 87 oder 88
zu setzen. Neben mehreren Gedichten, die in Gallia togata
abgefasst sind 16; 99; 39 auf Bononia ' , ; 59 zugleich auf
Mutina; 56; 57; 67; 91; 93,8 auf Ravenna bezüglich] stehen
auch solche; die in Rom gedichtet zu sein scheinen, wie 19;
25: 36; 44 — 47; 50; 55; 58 u. a. Die ersten 1 — 5 in Forum
Cornelii verfassten sind zuletzt geschrieben; 6 zum 17. Mai)
kann dagegen sehr wohl längere Zeit vor der Ausgabe ver-
fasst sein. Das Buch ist an Faustinus 2, vgl. 25; 47; 58)
und an Julius (5, wohl gewiss Julius Martialis) gerichtet.
Auf Canius Rufus bezieht sich 20. Der II 12 als Kunst-
richter genannte Probus kann sehr wohl Valerius Probus
sein ;Teuffel RLG 300,2). Das Theateredict Domitians wird
erwähnt 95.10.
Das 4. Buch enthält gleich im ersten zu Domitians Ge-
burtstag 24. Oktober verfassten Gedicht eine Anspielung
auf die 88 wahrscheinlich im September Stobbe 8. 51 f.)
gefeierten Öäkularspiele (IV 1,7). Da aber V noch vordem
dacischeu Triumph d. h. vor Ende 89) edirt sein muss (vgl.
Hirschfeld 1506—1508), kann IV 1 nicht, wie Stobbe an-
nimmt S. 51 — 53). zum 24. Oktober 89, sondern muss zum
24. Oktober 88 gedichtet sein. Ungefähr um diese Zeit
oder etwas später ist IV M verfasst (oben S. 54). Der IV 2
•) Dort wird er die Bekanntschaft des Camonins Rufns (VI 8-5)
gemacht haben.
56 Chronologie
und 13 erwähnte Scliueefall wird im December SS stattge-
funden haben so auch Bergk a. a. 0. 141,3), und in diesem
auch IV SS gedichtet sein. Das Buch erschien also wahr-
scheinlich an den Saturualien SS. Der Agon Capitolinus, in
dem Collinus den Kranz davon trug (54), war also der des
Jahres S6, auf den auch 1,6 angespielt wird. M. hatte sich
im Sommer eine Zeit lang am Golf von Neapel aufgehalten:
30. 44, 57 vgl. 63). Dort machte er vielleicht die Be-
kanntschaft des Silius Italiens (14); als die Hitze zu stark
wurde, begab er sich nach Tibur auf ein Gut des Faustinus
(57 ; hier verfasste er wohl 60, 62, 79. Dem Faustinus
wurde auch dies Buch überreicht (10) , zugleich aber auch
dem Kaiser (1 vgl. 27) und zwar durch den Freigelassenen
Euphemos (8); der Kämmerer Parthenius wird hier zuerst
von M. angesungen (45).
Das 5, Buch, wo gleich im 3. Gedicht einem der am
spätesten verfassten) die Gesandtschaft des Diegis an Do-
mitian (in Pannonien Stobbe S. 55) erwähnt wird, die kurz
vor dem Frieden mit den Dakern erfolgte . ist etwa im
Herbste 89 edirt. Domitian war schon nach Italien zurück-
gekehrt und befand sich auf einer seiner Villen im Gebirge
oder am Meere 5.1). Da nun V vor dem dacischen Triumph
erschien, das Jahr 2106, in das Eusebius diesen setzt, aber
nicht wie man bisher annahm das Jahr 1. Oktober 90 —
1. Oktober 91. sondern 1. Oktober 89— 1. Oktober 90 ist.
und alles dafür spricht, dass der Triumph schon Ende S9
gefeiert ist (Hirschfeld 1506 f.; , so ist die Ausgabe des
Buches eben in den Herbst dieses Jahres zu setzen. V 67
(die Rückkehr der Schwalben) ist also wohl im Frühling.
V 71 (an Faustinus) im Hochsommer 89 verfasst, das De-
cemberfest (49; und die Saturnalien (18, 59, 84, die des
Jahres 88. Schauspiele werden besonders 31 und 65, das
Theateredikt (edictum domini deique uostri 8,1) sehr oft
erwähnt: 8; 14; 23: 25; 27; 35; 38; 41. An Domitian sind
1—3; 15. imd 19, an (seinen Studienrath?) Sextus 5, au
der Epigramme Martials. 57
Parthenius 6 gericlitet. Juuius Mauricus war noch nicht
exilirt 28,5.
Dass 1. VI nach dem claciscbeu Triumph erschienen ist,
unterliegt keinem Zweifel; vg-l. 4,2: 10,7 (Talis supplicibus
tribuit diaclemata Dacis et Capitolinas itque reditque vias ;
76,5. Der Tod der Julia erfolgte Ende 89 ^Hirschfeld 1506
—1508) , auf einer Münze des Jahres 90 erscheint sie als
diva; als solche redet sie M. 13 an (auf eine Gruppe, wo
sie als Venus mit Amor dargestellt war). Auch 3, wo sie
als Schutzgöttin eines Kindes gedacht ist, das die Gemahlin
Domitians, Domitia, zur Welt bringen sollte, ist nach ihrem
Tode geschrieben. Das Datum der Hochzeit des Stella (21)
lässt sich auch nach Statins Silv. I 2 nicht genauer bestim-
men (vgl. Kerckhoff p. 10. Zur Annahme eines Zusammen-
hanges der zahlreichen Gedichte auf die ohne Zweifel ganz
kürzlich erneuerte lex Julia de adulteriis (2; 4; 7; 22; 45:
91) mit dem erst nach Julias Tode geführten fPlin. epp. IV
11; Prozess der Obervestalin Cornelia, deren Hinrichtung
Eusebius bei dem Jahre 2106 hinter dem dacischen Triumph
notirt und auf welche Statins I 1,35 sq. anspielt (Stobbe
60 — 62 , kann ich keinen Grund, und auch VI 4,5 (plus
debet tibi Roma quod pudica est keine Anspielung auf den
Vestalenprocess finden.
Dass die Ausgabe von VI aber nicht schon zu Anfang
wie Hirschfeld 1507 glaubt, sondern erst im Sommer oder
Herbst 90 erfolgte, scheint 77 zu zeigen:
Cum sis tarn pauper, quam nee miserabilis Iros,
Tarn iuveuis, quam uec Parthenopaeus erat;
Tarn fortis, quam nee cum vinceret Artemidorus etc.
Ohne Zweifel ist dieser Artemidorus derselbe, der im ersten
capitolinischen Agon S6) im Paukratiou gesiegt hatte SG
II 577 . Der Ausdruck: »so stark, als da er noch siegte<(,
ist völlig passend nur, wenn er seitdem unterlegen war. also
doch wohl im 2. Agon (Sommer 90).
Wenn die Gedichte des 6. Buches wenigstens zum gross-
58 Chronologie
ten Theil) vom Herbst S9 bis zum Sommer 90 verfasst sind,
so fällt in diese Zeit auch die Zurückl)erufuug- des Vaters
des Claudius Etruscus aus der Verbannung- (83), die Er-
bauung des Bades des letzteren ;42 = Statins silv. I 5) .
der Tod des Freigelassenen Glaucias des Atedius Melior
;28; 29 = Statius silv. II 1). Die Pästanisclien Rosen, von
denen Rom mitten im Winter voll war (80) , blühten im Winter
89 auf 90. Der Sohn des Regulus war noch nicht 3 Jahre
alt (38). Plinius epp. IV 2 bezeichnet ihn bei seinem Tode
(wo er also etwa im 17. Jahre stand) als puer. Das Theater-
edict kommt noch vor (9).
Die im December gedichteten Epigramme VII 5 — 8 be-
ziehen sich auf die bevorstehende Rückkehr Domitians aus
dem Sarmatenkriege. die nach einer Abwesenheit von 8 Mo-
naten ;IX 31) im Januar (VIII 8) erfolgte. Dieser Krieg
ist nicht mit Clinton ins Jahr 93, sondern (Stobbe S. 48 — 51)
ins Jahr 92 zu setzen, in dessen Mai also Domitian auf
den Kriegsschauplatz abging; im Herbst nahm er den Titel
Imperator XXII an und dachte an die Rückkehr. Die Aus-
gabe des Buches im December 92 ist unzweifelhaft; mit Aus-
nahme von 1 und 2 (auf einen dem Domitian von Rom
nachgesandten Panzer) , 3 und 4 , sind die an den Anfang
gesetzten Epigramme die zuletzt verfassten. VII 5 — 8 schil-
dern die Sehnsucht des Volkes nach der Rückkehr des Kai-
sers, die im December angekündigt wurde 8,3); selbst die
Rennen im Circus hatten das Volk nicht mehr zu fesseln
vermocht (7,7 — 10). Auf die Beendigung des Krieges bezieht
sich auch 80.
Eine Anzahl von Epigrammen ist in der Saturnalieuzeit,
im December oder wenigstens im Winter verfasst: 8; 28; 31
(V. 4 und 5) ; 36; 37 ; 53 (55) ; 72 ; 91 ; 95 ; andere wohl in frühe-
ren Monaten des Jahres 92, wie 49 (Uebersendung von Obst)
89 (von Rosen). Bei dem Gedicht auf den Abbruch der die
Strassen verengenden Tabernen (61) denkt man wegen Vers
6 : Nee praetor medio cogitur ire luto eher an den Spätherbst
der Epigramme Martials. 59
oder Winter (vgl. XII 2). Domitiau hatte also das betref-
fende Edict aus dem Lag-er erlassen. — Der Bau von Do-
mitians Palast durcli Rabirius war wenigstens theilweise
vollendet (56); der Vater des Claudius Etruscus im Lauf
des Jahres gestorben (40; nach Kerckhoff p, 17 im December,
also unmittelbar vor der Ausgabe des Buches). Von neuen
Bekanntschaften M.'s werden in diesem Buche Juvenal (24
und 91) und Crispinus 99) genannt, der den Dichter dem
Kaiser empfehlen soll; Licinius Sura (47) ist beiläufig be-
reits VI 64,13 erwähnt.
Das 8. Buch ist im folgenden Jahre 93 erschienen, und
mit einer prosaischen Widmung dem Kaiser überreicht, aber
nicht schon unmittelbar nach seiner Rückkehr im Januar,
sondern einige Monate später, wie Stobbe S. 47—49 haupt-
sächlich aus VIII 65 erwiesen hat:
Hie ubi Fortunae reducis fulgentia late
Templa nitent. felix nrea nuper erat;
Hie sieüt Arctoi formosus pulvere belli
Purpureum fundens Caesar ab ore iubar;
Hie lauru redimita comas et Candida cultu
Roma salutavit voce manuquc deum.
Grande loci meritum testantur et altera dona:
Stat sacer et domitis gentibus arnis ovat.
Hie gemini currus numerant elephauta frequentem,
Sufficit immeusis aureus ipse iugis.
Haec est digua tuis, Germanice, porta triumphis;
Hos aditus urbem Martis habere decet.
Hier, heisst es also, war vor einiger Zeit (nuper), als der (in
Perfekten erzählte) Einzug stattfand, ein freier Platz; hier,
wo der Tempel der Fortuna Redux steht, und jetzt auch
ein zweiter Bau (altera dona . ein Triumphbogen) an das
glückliche Ereigniss erinnert. Offenbar war also zwischen
diesem (dem Einzüge) und der Abfassung des Epigrammes
eine nicht ganz kurze Zeit verflossen. Die Erbauung des
Tempels der Fortuna Redux kann gleichzeitig mit der des
60 Chronologie
Bogeus erfolg-t sein. Auch diese letztere dauerte doch wohl
einige Monate, und somit ist kein Hindcrniss, die Abfassung-
von 67. wo von den floraliciae ferae die Rede ist. in die Zeit
des Florafestes f28. April — 3. Mai) des Jahres 93 zu setzen.
Hiernach sind also die auf den Einzug bezüglichen
Gedichte nicht die zuletzt verfassten des Buches. Von
diesen ist 21 vor dem Anbruch des Tages, an welchem der
Einzug stattfand, vermuthlich au Ort und Stelle improvisirt.
Wenn 4. wie es scheint am Tage der vota (3. Januar) ge-
dichtet ist; so dürfte der Einzug am 1. oder 2. Januar statt-
gefunden haben. Sehr bald nach demselben . noch im Ja-
nuar, sind 2; 8; 11 verfasst, das letzte bei den Circusspielen.
Mehrere Epigramme beziehen sich auf die sonstigen Fest-
lichkeiten (das 3. congiarium Domitiaus 15. grosses epulum
50. amphitheatralische Schauspiele 26; 30; 55; 80). Auch
Stella (78,3 Hyperborei celebrator Stella triumphi) gab. aus
derselben Veranlassung prächtige Schauspiele, die sehr wohl
noch im Januar stattgefunden haben können. Die Gedichte
44 und 71, in der Saturualieuzeit verfasst, mögen bei der
Ausgabe von VII zurückgelegt sein, weil das Buch schon
sehr viel dergleichen enthielt; im Winter sind auch 14 und
68 geschrieben. Auch dies Buch enthält ein Gedicht an
Parthenius (2), au Crispiuus (48) und an den schon V 28,4
gepriesenen Nerva 70). Das Consulat, das Domitiau dem
einen der beiden Söhne des Silius verlieh (66 , fällt nach
Stobbe »wol in das letzte Nundinium des Jahres 93. Wäh-
rend Domitians Regierungszeit ist viermonatliche Dauer der
Consulate, die für das Jahr 93 durch Henzen-Orelli 6446
bezeugt ist, als Regel annzunehmen, von welcher, so viel
mir bekannt, nicht eine einzige Ausnahme nachzuweisen ist:
denn Plotius Grypus . der am 15. April 88 Consul war
(Henzen Scavi p. 45 1, 66) , ist der an Stelle des Kaisers
für den Rest des ersten Nundiniums eingetretene Consul. i)
'/ Vgl. Asbach Z. Gesch. des Consiilats in der röm. Kaiserzeit.
Histor. Unters. A. Schäfer gew. (1S82) S. 205 f.
der Epigramme Martials. 61
Es ist demnach anzunehmen, dass die Ordinarii Collega und
Priscus bis zum J . Mai im Amte blieben ; dann aber traten
M. Lollius Paullinus Valerius Asiaticus Saturninus und C.
Antius Aulus Julius Quadratus ein. welche am 13. Juli fun-
giren (Diplom bei Marini Arv. p. 458 nr. VIII); also bleibt
für Silius nur das letzte Nundinium vom 1. September ab
frei.« Der Palast Domitians war wohl im Jahre 93 ganz
vollendet (VIII 36), darin ein ungeheurer Speisesaal (39 vgl.
Statins silv. IV 2 Kerckhoff p. 19 sq..
Im 9. Buch ist 84 gedichtet, als die Abwesenheit des
Appius Norbanus von Rom seit der Empörung des Antonius
Saturninus, gegen den er zu Felde gezogen war, bereits
6 Jahre gedauert hatte. M. übersendet ihm nun die in 6 Jah-
ren erschienenen Bücher IV — VIII:
Cum tua sacrilegos contra, Norbane, furores
Staret pro domino Caesare sancta fides.
3 Haec ego Pieria ludebam tutus in umbra
9 Omne tibi nostrum quod bis trieteride iuncta
Ante dabat lector, nunc dabit auctor opus.
Die Empörung des Saturninus brach gegen Ende 88 aus
(oben S. 55): das Gedicht ist also im Laufe des Jahres 94
verfasst (ohne Zweifel konnte M. von einem Zeitraum von
6 Jahren sprechen, wenn auch noch einige Monate daran
fehlten). Dazu stimmt, dass in diesem Buch zwei Gedichte,
35 (vgl. 10) und 40. sich auf den agon Capitolinus beziehen;
in diesen Sommer muss man also (frühestens) die Ausgabe
dieses Buches setzen.
Wenn diese Gedichte zu den spätesten des 9. Buches
gehören mögen, so gehört zu den frühesten 31. Velius (Ve-
lins Paullus: so Mommsen Ind. Plin.) hatte Domitian in den
sarmatischen (nicht dacischen) Krieg begleitet und dem Mars
für die glückliche Rückkehr des Kaisers eine Gans gelobt.
Das Gedicht bezieht sich auf das nun (nach nicht vollen
8 Monaten: 3 Luna quater binos non tota peregerat orbes.
62 Chronologie
Debita poscebat iam sibi vota deus) gebrachte Oi)fer der
Gans, und der Schluss:
Quae litat argeuto pro te, nou sauguiue Caesar,
Victima, jam feiTO non opus esse docet.
zeigt, dass es unmittelbar nach dem Ende des Krieges, also
im Januar 93 verfasst ist.
Die übrigen in den ersten Monaten geschriebenen Ge-
dichte gehören alle in das Jahr 94 : 54 und 55 zum 22. Februar
dem Fest der cara cognatio" , 52 und 53 zum 1 . April, 90
etwa im Beginn des Sommers, 60 in der Rosenzeit. Dage-
gen 39 (zum 24. Oktober , 98 (in der Zeit der Weinlese)
werden 93 geschrieben sein. Von Ereignissen, die in diese
Zeit fallen, sind zu erwähnen (Stobbe 63] die Vollendung
des Tempels der gens Flavia [IX 1,8; 3,12; 34 = Stat. silv.
IV 3,18, und des Herculestempels am achten Meilenstein der
Appischen Strasse, dessen Statue die Züge Domitians trug
(65; 66; 101); ein Verbot der Prostitution von Kindern ^6
und 8); der Tod des Domitius Lucanus (51) und des zweiten
Sohnes des Silius, Severus (86), welcher noch lebte, als der
ältere das Consulat erhielt (VIII 66). Flavius Earinus (1 1—13)
weihte seine Locken dem Aesculap zu Pergamus (16; 17; 36
= Stat. silv. III 4). M. besang den lysippischen Hercules
des Novius Vindex (43; 44 = Stat. silv. IV 6). Auf kaiserliche
Schauspiele des Amphitheaters bezieht sich 83; vgl. 71. Das
Gedicht auf ein Bild oder eine Statue des Latinus (28) ist
vielleicht bei dessen Rücktritt von der Bühne verfasst. Das
Buch ist einem alten Gönner Stertinius Avitus, Consul 92
seit dem 1. Mai (Heuzen-Orelli 6446), gewidmet; von andern
erscheinen Nerva (26) und Parthenius (49); Priscus (77 ist
vielleicht Terentius Priscus, dem Buch XII gewidmet ist.
Das 10. Buch folgte nach X 70
Quod mihi vix unus toto liber exeat anno —
etwa in Jahresfrist auf das neunte, wol an den Saturnalien
des Jahres 95. Doch M. veranstaltete davon später eine
neue stark veränderte Ausgabe, die wir allein besitzen, und
der Epigramme Martinis. 63
zwar erst nach dem Erscheinen von XL Dies letztere er-
folgte unzweifelhaft an den Saturnalien des Jahres 96. Auf
das im Januar 97 anzutretende 3. Consulat Nervas hezieht sich
XI 4. die Widmung- ist an den (Mitte 97 ermordeten) Parthenius.
«Das Buch mit seiner selbst bei M. beispiellosen Frechheit stellt
sich ausdrücklich unter den Schutz der Licenz der Saturnalien
(2:6; 15)« Mommsen Hermes III 121. XI 33: Saepius ad pal-
mam Prasinus post fata Nerouis Pervenit — ist nach Domitians
Tode verfasst, der hier Nero genannt wird (wie Juvenal 4,3S
calvus Nero vgl. die Anm. zu der Stelle) . Dass es, wie Stobbe
S. 65 meinte, sich auf den wirklichen Nero bezieht, also bald
nach dessen Tod verfasst ist, erscheint unglaublich. M. hätte
zwei so unbedeutende Distichen schwerlich so lange aufbe-
wahrt, und zu ihrer Reproducirung fehlte jede Veranlassung.
Stobbe hat zuerst erkannt (Philol XXVI 71 ff.), dass M.
aus X 1 und XI eine zunächst für den Kaiser bestimmte (nicht
erhaltene) Auswahl veranstaltet habe ; das Gedicht, mit wel-
chem dieselbe überreicht wurde, ist XII 5 :
Longior undecimi uobis decimique libelli
Artatus labor est et breve rasit opus.
Plura legaut vacui. quibus otia tuta dedisti:
Haec lege tu Caesar: forsan et illa leges.
Wahrscheinlich ist XII 1 J das Gedicht, in dem Parthe-
nius ersucht wurde, dem Kaiser diese kleine Auswahl (brevem
libellum) zu überreichen (Mommsen Hermes III 121,1. Stobbe
Philol. XXVII 639^ . Dann ist also der Kaiser, für den diese An-
thologie bestimmt war, Nerva, und die Ueberreichung erfolgte
noch vor dem Tode des Parthenius im Laufe des Jahres 97.
Dieser Auswahl gehörte wahrscheinlich das Gedicht an, dessen
Schluss der Scholiast zu Juvenal 4,38 mittheilt:
Flavia gens, quantum tibi tertius abstulit heres!
Paene fuit tanti, uon habuisse duos.
Vgl. d. Anm. zu demselben hinter dem 11. Buch.
Für das Publikum veranstaltete M., wie gesagt, eine
stark umgearbeitete Ausgabe des 10.. noch vor Domitians
64 Chronologie
Tode edirten Buches, in dem mm ohne Zweifel vieles zu den
völlig veränderten Verhältnissen nicht mehr passte. X 2:
Festinata prior decimi mihi cura Uhelli
Elapsum manibus nunc revocavit opus.
Nota leges quaedam, sed lima rasa recenti:
Pars nova maior erit: lector utrique fave.
Dass X^ nach Trajans Thronbesteigung- (Nerva t 25. Ja-
nuar 98) erschien, zeigen die Gedichte 6 und 7; 34 (Verbot
der Anklagen von dienten und Freigelassenen gegen ihre
Patrone; vgl. Plin. pan. 42). Auch 72 ist wol gewiss (mit
Mommsen Hermes III 121,1) auf Trajan, nicht (mit Stobbe
Philol. XXVII 637) auf Nerva zu beziehen. X 6 ist im Früh-
jahr 98 geschrieben, zu welcher Zeit man in Rom die bal-
dige Ankunft des am Ehein befindlichen neuen Kaisers
erwartete; sie erfolgte aber erst im Frühjahr 99, nachdem
Trajan den Winter 98/99 an der Donau zugebracht hatte.
Zu den am spätesten verfassten Gedichten von X ^ ge-
hören jedenfalls die auf die endlich beschlossene, unmittelbar
bevorstehende Abreise M.'s aus Rom bezüglichen letzten bei-
den Gedichte des Buches 103 und 104 (20; 37; 78; 96 kön-
nen früher gedichtet sein). Dass M. die Reise, bei der ihn
nichts zur Eile drängte, nicht vor Eintritt der guten Reise-
zeit, d. h. nicht vor Anfang des Sommers antrat, ist an sich
natürlich, und X 103,7 gewiss buchstäblich zu verstehen:
Quattuor aecessit tricesima messibus aestas,
Ut sine me Cereri rustica liba datis.
Auch der Flavus, dem M. das vollendete Buch zur Leetüre
auf die Reise nach Spanien mitgab und der ihm dort
Quartier bestellen sollte (104) , wird seine Reise zur See
(longum per mare sed faventis undae) doch wol erst nach
den Frühjahrsäquinoctien angetreten haben. Ebenso un-
wahrscheinlich als der Antritt der Reise in den ersten Mo-
naten des Jahres ist er in den letzten, und am natürlichsten
bleibt es, dieselbe, folglich das Erscheinen des Buches in
die Zeit zwischen April und Oktober zu setzen. Auch X 19
der Epigramme Marti als. 65
an Pliuius. das ihm wol das von diesem epp. 11121 erwähnte
Reisegeld eintrug, ist kurz vor der Abreise verfasst. Froutins
zweites Consulat (X 4S.20 : Quae bis Frontino consule trima
fuit fällt in den Anfang des Jahres 9S. Nach dem Militär-
diplom CIL ni p. 862 XIX war er am 2(J. Febniar 98 neben
Trajan cos. U. Ohne Zweifel war er also an die Stelle des
am 25. Januar gestorbenen Kaiser Xerva getreten, der ihn
bereits designirt hatte iPlin. pan. c. 61 . und führte zusam-
men mit Trajan die Fasces bis zum 1. März, da die Xun-
dinien dieses Jahrs zweimonatlich waren (Asbach, die Con-
sulai-fasten der Jahre 96—119 Rheinl. Jahrb. LXXII, ö. 5,
19 und 30;. X 48 ist also in der Zeit vom 25. Januar bis
1. März 98 verfasst.
Bei zwei Gedichten ist unzweifelhaft, dass sie erst bei
der zweiten Ausgabe hinzugekommen sind: 50 und 53 auf
den Tod des berühmten Wagenlenkers Scorpus (SG II 289) ,
der XI 1,16 und X 74,5 (das also aus X' herrührt) noch
als lebend ei-wähnt ist, folglich zwischen December 96 und
.Sommer 98 gestorben sein muss. Im übrigen dürfte der von
Stobbe Philol. XXVI 69 — 74) gemachte Versuch, die Epi-
gramme von X 1 und X - zu sondern, sich kaum durchführen
lassen: denn Stobbes Annahme, dass die X^ neu hinzuge-
kommenen Epigi-amme in chronologischer Folge eingereiht
sind . bleibt (auch wenn man einige ohne Zweifel von ihm
unrichtig datirte abrechnet) doch nur eine Möglichkeit. X 24
ist am 1. März, 29 wol bald darauf, 30 wol im Frühling,
32 in der Violen- und Rosenzeit (SG 11 252), 41 im Januar,
44 mindestens nach Eröfiiiung der Schifffahrt im März, 48
im Februar, 51 Ende April, 62 im Juli, 82 im Winter, 87
am 1. Oktober geschrieben.
Das 12. Buch wurde, wie die prosaische Dedikation an
Terentius Priscus sagt, nach einer dreijährigen Pause (con-
tumacissima ti-iennii desidia) in Bilbilis edirt , wobei natür-
lich niemand an einen Zeitraum von genau 3 Mal 12 Mo-
naten denken wird. Zur genaueren Zeitbestimmung kommen
66 Chronologie
hauptsächlich zwei IMomeute in Betracht: das Consulat des
Stella (XII 3) und die Ankunft des Priscus iu seiner Hei-
math Spanien . l)ei welcher ihn M. mit einem paucissimis
diebus (praef.) zusammeng-estellten brevis libellus (i; bewill-
kommnete.
Dass die Ankunft des Priscus im December erfolgt sein
muss, hat Stol)be (Philol. XXVII 633 f. aus XII 62 nach-
gewiesen; Saturn wird darin aufgefordert, bei einem Satur-
nalienschmause zu erscheinen, den der Vater des Priscus
zur Feier der Rückkehr seines Sohnes veranstaltete. Vgl.
XII 1,4: bora nee aestiva est.
Stella war nach CIL VI 1492 (L. Arruntio Stella lul.
Marino cos. XIV Kai. Nov.) Consul am 19. Oktober: dass
er es nur im Jahr 101 oder 102 gewesen sein kann, haben
Stobbe (Philol. XXVI 77) und Mommsen (Hermes III 123—
125' mit denselben Gründen dargethau. XII 3 kann aber
nur verfasst sein, nachdem er das Amt schon angetreten
hatte: namentlich V. 10 u. 11: Atria sunt illic consulis
alta mei. Laurigeros habitat facundus Stella penates konnte
M. nicht, wie ich früher für möglich gehalten habe, schrei-
ben, wenn Stella zwar schon als Consul designirt, aber noch
nicht im Amte war.
Da nun M. im December 102 nicht mehr von einer drei-
jährigen Pause seit dem Erscheinen von X - Mitte 9S) spre-
chen konnte, muss XII 3 im December 101 gedichtet und
Stella im letzten Nundinium dieses Jahres (1. October —
31. December) Consul gewesen sein, wie bereits Mommsen
angenommen hatte (Hermes III 123): Asbach, die Consular-
fasten der Jahre 96—119 n. Chr. Rheinl. Jahrbb. LXXII
(1884) S. 5 u. 29 if. (wo die Gründe, nach denen Stobbe
— SG. II 439 — sich für das Jahr 102 entschieden hatte,
widerlegt sind). ^)
' Die Nimdinien des J. 101 scheinen sämmtlich 3monatliche ge-
wesen zti sein. Asbach a. a. 0. S. S und Z. Gesch. d. Consnlats iu d.
röm. Kaiserzeit : Histor. Untersuchungen, A. Schaefer gew. (1S82] S. 207 f.
der Epigramme Martials. 67
In dem zur Begrüssung- des Priseus und gleichzeitig- zur
Sendung nach Rom bestimmten Buch (denn die Zustimmung
des Priseus zu der letztern setzte M. trotz der höflichen Wen-
dung- in dem Dedikationsschreiben: ne Romam. si ita de-
creveris, non Hispaniensem mittamus, sed Hispanum — ohne
Zweifel voraus; ist das Gedicht an Stella mit Absicht an
den Anfang: gestellt. Doch das uns vorliegende Buch von
9S Epigrammen kann nicht der paucissimis diebus zusam-
mengestellte brevis libellus (Xni,3) sein, den M. dem Priseus
bei seiner Ankunft in Spanien tiberreichte. Man wird also
annehmen müssen, dass M. das Buch in einem der nächsten
Jahre erweitert, und dass diese erweiterte Ausgabe sich
erhalten hat (Asbach a. a. 0. S. 31: vgl. oben S. 14,1).
IV. Uebeiiieferuug des Textes.
Bis zum Untergange der römischen Welt gehörte M. zu siartiai ws
den gelesensten Dichtern. Der Adoptivsohn Hadrians, Aelius ' AUerthum^
Verus (vita c. 2). nannte ihn seinen Virgil. Eine Anführung ""g.^ZT
eines seiner Gedichte (V 29) in der unter Constantin geschrie-
benen Biographie des Alexander Severus (c. 38), sowie die
Aufnahme einer Anzahl derselben in Anthologieen der spä-
testen Zeit (in welchen auch Gedichte Anderer ihm zuge-
schrieben wurden) ') ; ferner die häufigen Anführungen der
', Im Salmasianus (s. VII) steht I 57 (vgl. die Anmerkung . Das
Florilegium Sangallense (s. IX; enthält 5 Verse aus Martial: X 10,7
XIV 1S3,1 II Sl,l; 2 III 77, .5 Stephan das prosodische Florilegium
der S. Galleiier Handschrift Nr. S7ü und sein Werth für die Juvenal-
kritik. Rhein. Mus. XL [1885] S. 263 ff. Eine Handschrift der Leipziger
Stadtbibliothek s. X enthält unter christlichen und mittelalterlichen
Gedichten von Bl. 25a an: XIII 94 XIV 212 I 19 II 25 III 43 XI 93,
3u. 4 Xn 12 III 26 VI 53 II 80 I 23,1 u. 4 VIII 60 X 14 IV 58 XI 101
I 20,4. (Haupt Opp. I 286 sqq.;. Einige stehn im Parisinus 8069 s. XI
(Baehrens Plm. IV p. 17 sq.: I 57 V 56 (am Rande; I 19 [dies auch
68 Ueberliefenmg
Gramatiker von Marius Victorinus, Charisius und Servius bis
auf Priscianus und Isidorus von Hispalis zeigen, dass er
auch vom 4. bis zum 6. Jahrhundert einer der bekanntesten
Autoren war, und die überaus zahlreichen Keminiscenzen
aus seinen Gedichten bei Ausonius und Sidonius Apollinaris
beweisen, dass er von christlichen wie von heidnischen Dich-
tern eifrig studirt wurde ^). Er gehörte darum auch zu denen,
in einem cod. reg. Brit. s. IX Sehn. ' p. 736] III 76 VI 23) und meh-
reren kleinere Florilegien enthaltenden Handschriften, wie einem Am-
brosianus inf s. XV (I 19 IX 97. Baehrens I p. 23; , einem Rhedi-
geranus s. XV :IX 97. Baehrens p. 24), einem Laurentianus s. XIV
il 19 und zwei andere Baehrens IV p. 25 vgl. I p. 56 . Ueber die Sara-
melhandschriften, welche die Excerpte aus dem 1. sp. enthalten, vgl.
die Einleitung zu demselben.
Im Salmasianus folgt anf I 57 unter der Ueberschrift Ejusdem:
Baehrens Plm. IV c. 129 = Riese Anth. lat. c. 276= Suppos. 10,3—6
Sehn. 1 p. 635 vgl. p. 73S). Der Salmasianus enthält auch Suppos.
I Sehn. (Baehrens c. 128 = Riese c. 26 [im Paris. 8093 s. X u. a. dem
Avienus zugeschrieben.]. Auch im Parisinus 8069 (Baehrens IV p. 17)
folgt auf 157 unter der Ueberschrift Item Martialis c. 129 = Sehn. '
Suppos. X 3 — 6. Die von Sehn, nach Quicherat als ein Ganzes (Suppos.
X herausgegebenen 14 Verse bestehn aus Distichen eines Gedichts
von Alcuin (unvollständig xind in unrichtiger Reihenfolge der Distichen ,
dem erwähnten Epigramm (3 — 6; und einem andern, ebensowenig dem
Martial angehörigen Distichon (7 u. S;. Vgl. Haupt Ber. d. Sachs. Ges.
1848 S. 59 u. Opp. I p. 291 not. Ueber Sehn. ' Supp. XXI vgl. Riese
zu c. 892. Auch diese Suppositicia von denen Lessing, Ausg. v. Lach-
mannn VIII 484 flf. einen Theil für Jugendgedichte M.'s hielt sind
grössentheils Zeugnisse für das Studium und die Nachahmung M.'s
im spätesten Alterthum und im Mittelalter. Vgl. auch die in mehrern
Handschriften vor oder nach XIII 72 hinzugefügten beiden Distichen
Sehn. ' p. 573. Beispiele, wie Verse Martials mit neu verfassten ver-
bunden wurden , bieten Suppos. XXVII und ein Distichon in der
Hdschr. der Leipziger Stadtbibliothek Haupt Opp. I p. 291): Ad eum
cum quo cenabat.
Boletus solus sumens atque ostrea voras.
Boletum qualem Claudius edit, edas (M. I 20,4).
Johann von Salisbury (1110 — 1182) und Vincenz von Beauvais [j- c.
1264) haben wol nicht bloss Excerpte, sondern vollständige Texte
des Martial gehabt, da beide die prosaische Vorrede des ersten
Buchs citiren.
1 Vgl. auch die Anführung von VI 76,4 in der Grabschrift eines
des Textes. 69
von welchen Freunde der antiken Litteratur und Bildung-
berichtigte Texte herausgaben. Der Corrector des M. war
ein Torquatus Gennadius, dessen Unterschrift die ganz oder Kecension
theilweise aus ihr stammenden Handschriften bewahrt haben : Torquatus
der Arondellianus (Q) am Schluss aller Bücher, eine Pala- '^""'^ '"*'
tinische Handschrift (P) am Schluss von 1. I — V, ferner zwei
Florentinische fF hinter XII und XIV, f hinter I— VII) und
eine Handschrift des Britischen Museums 12004) hinter III. ^)
Die Öubscription lautet in P und F ungefähr: Ego Torqua-
tus Gennadius emendavi. lege feliciter, Coustautine floreas
(Sehn. ^ p. XCVIIn In Q mit geringen Modifikationen) : Ego
T. G. emendavi feliciter qui retlorui. lege feliciter. Der
Zusatz Constantine faeliciter florens (so) iindet sich in Q nur
am Schluss von III (am Schluss von VIII: lege faeliciter
mi Torane — so). Am Schluss von XIII: Emendavi ego T. G.
cum caeteris Gennadi vatibus qui reflorui. lege feliciter. Am
Schluss von XIV: Em. ego T. G faeliciter cum tuis Gennadi
vatibus reflorui. Einen Gennadius nennt Hieronymus chron.
a. 2369 = 353 p. C. : Gennadius forensis orator Eomae insignis
habetur. Der Emendator des Martial könnte dessen Sohn
sein. In Q steht hinter XIII 3 mit rothen Buchstaben :
In senatu vincentii et
frangitii cc. XV. Febr. (so
Bischofs von Hispalis t 641. Huebner Inscr. Hisp. Christ. 6.5. Wenn
Luxorins «dem M. nachstrebte« (Teuffei RLG* 476 , so that er es mehr
in der Form, wie in der Wahl der Versmasse und hie und da in der
Aneinanderreihung mehrerer mit demselben Wort anfangender Verse
Riese Anth. lat. I Luxorius 3:32 ; 3.53 vgl. M. I 53 V 37], als im Aus-
druck, der nur selten an M. erinnert (L. 330,3 sq.: M. Sp. 10,5 sq.;
L. 353,12: M. IV 4(3,7 und III 1,5; L. 353,10: M. XIII 33,1. Vielmehr
suchte er bei der Behandlung gleicher oder ähnlicher Gegenstände
jede direkte Nachahmung zu vermeiden L. 290 Kürze seiner Gedichte;
M. II 1 X 1; L. 291 Zahme Fische: M. IV 30; L. 301 Lüsterne Alte:
M. III 93; L. 308 Impotenter Harembesitzer: M. XII S6; L. 360 Ge-
zähmte Pardel: M I lo4).
1) Die Handschrift, aus dem 15 s. in Octav, hat in 1. X dieselben
Lücken wie F, und ist nach P oder einer ähnlichen korrigirt. Die
Spectacula stehn am Schluss. A. Goodwin.
70 Ueberlieferung
Epigrammaton li. XIII. de xeniis in M.V.M.
emendavi Yjgo Torquatus in foro divi aug^'.
Die Consuln sind ohne Zweifel die des Jahres 401 Vincen-
tius und Fravitta (die Form Frangitius für den zweiten Na-
men scheint sonst nicht vorzukommen; unter den von De
Vit Onomast. s. Fravitta angeführten steht Frantus am näch-
sten,. Unter senatus consulum kann man selbstverständlich
nicht das von Domitian erbaute, von Diocletian wiederher-
gestellte Senatsgebäude (in der Gegend von S. Martina,
Preller K. R. S. 142) verstehn: der senatus consulum auf
dem forum Augusti wird ein Amtslokal der Consuln gewesen
sein. (Vgl. die Subscription des Florentiner Apulejus v. J.
395 : ego Salustius legi et emendavi Romae — in foro Martis,
controversiam declamans oratori Endelechio : Jordan Topogr.
II 213; I 2, 445,14). Die Geunadi vates waren vielleicht
Schüler des altern Gennadius in der Poesie, welche dem
Jüngern bei der Emendation des Martialtextes behülflich
waren; über qui reflorui habe ich keine annehmbare Ver-
muthung. Wer der angeredete Constantinus ist, lasse ich
dahin gestellt; der 411 hingerichtete Prätendent wohl auf
keinen Fall. (Die von Barth Advers. XVIII 16 erwähnte
Subscription des Torquatus Gennadius ist mindestens ver-
dächtig. OJahu Ber. d. Sachs. Ges. 1851 S. 330.)
Die 3 Haud- Die Handschriftcn des Martial zerfallen in drei , aus
Schriften- /-, . . i n i t-\ -t j-
famiiien. drci verschiedcneu Originalen stammende ' ) 1^ amilien : die
Familie A erstc Familie (A) bilden (ausser der bald wieder verschölle-
/TTTfTMl
nen Handschrift, aus welcher in 14 S. [Götz u, Löwe, Mit-
theilungen aus Ital. Handschr. Leipziger Studien I 365 —
367] Sp. 1—28 hinzugefügt wurden Sehn, i p. CXXVIII;,
die im 9. und 10. S. geschriebenen Hdschr. HRT, und M.
Ihr Original, jj^^,^ Vorlagc , clnc vielleicht im 8. oder Anfange des 9. S.
geschriebene Hdschr., war nicht bloss vielfach fehlerhaft
die ersten die Sp. enthaltenden Blätter überdies schwer
Vgl. den Anhang 1.
des Textes. 71
leserlich und lückenhaft] , sondern auch bereits corrigirt.
Dieselbe enthielt wol nur eine Auswahl von M.'s Gedichten:
In HT folgt I 4 auf Sp. 29 ip. CXXVII). In derselben
befand sich auch bereits ein nicht von M. herrührendes
Gedicht Suppos. I Sehn, i p. 632, am Schluss des 4. oder
am Anfang des 5. Buchs in TMR; vgl. Sehn. ' p. 736'. Sie
war mit Ueberschriften versehn'). Von den Schreibern von
HRT ist sie in sehr verschiedener Weise excerpirt worden.
R giebt nur 272 Epigramme (4 aus Sp., 268 aus I — XIV)
und zwar fast nur solche, die aus einem Distichon bestehen,
oder einzelne Distichen aus längeren. T giebt 846 (darunter
25 aus Sp.) ganz oder theilweise. Sowol durch R als durch
T sind 140 ganz oder theilweise erhalten. H giebt nur 14:
gp. 19 — 30. I 3 und 4. M ist nur sehr unvollkommen be-
kannt.
R (cod. Vossianus 86 der Leydener Bibliothek aus dem
Anfange des 9. S., welcher die angegebenen Excerpte unter
Epigrammen der lateinischen Anthologie enthielt: Sehn. '
p. 680—683) , ist von H. Deiter neu verglichen worden
(N. Jbb. 1880 S. 184). Dass Deiters Nachträge zu Sehn. 's
Collation keineswegs vollständig sind, bemerkt H J Mueller
') Die Ueberschriften sind säramtlich den Epigrammen entnommen
und enthalten nur den Namen des Angeredeten i Ad Caesarem u. s. w.)
oder eine kurze Inhaltsangabe (De Caesare et leone u. s. w.) oder
beides verbunden. Sie sind zum Theil sehr nachlässig gemacht und
beruhen stellenweise auf mehr oder minder starken Missverständnissen.
So Sp. "28 De Naumachia minore HT Missverständniss von V. 3]. I 21
Ad Mucium et Porsenam R. II ^^2 De Balbo R. III 30 Ad convivam
ingratam R. III 68 Ad matronam pudicam TX. IVIO Ad Sequanicum
de veste T. IV 45 Ad Phoebum de muneribus pro puero T. V 34
Ad Frontonem T. VI 50 Ad Bithicum optimae vitae hominem T. X
47 Ad Marcialem filiiim gewiss nicht Corruptel aus Julium . Räthsel-
haft ist I 8(1 De Novio Nevio micropsico TXBV Missverständniss
von 3 u. 4? Vgl. II 57 De micropsico divite X), Hiernach ist es nicht
rathsam, in der einzigen Ueberschrift, die sich nicht aus dem Inhalte
des -Epigramms ergiebt (Sp. H; vgl. die Anm.) eine alte Ueberliefe-
rung anzunehmen.
72 Ueberliefenmg
Symbolae ad emeucl. scrii)tt. Latin. Part. II (Festsclirift des
FriedrichsWerdersclien Gymuas. zu Berlin 1881 p. 49 sq. .
Derselbe hat die Güte gehabt, mir seine im J. 1875 ge-
machte Collation der Hdschr. mitzutheilcn. Es ergiebt sich
daraus nicht bloss, dass solche Verseheu, wie sie Deiter mit-
gethcilt hat, in viel grösserer Zahl den Angaben Schneide-
wins hinzugefügt werden können, sondern auch, dass Sehn,
in seinen Angaben über die erste und zweite Hand, die sich
in den meisten Fällen bestimmt unterscheiden lässt, nicht
zuverlässig ist, und dass die Rasuren und die Art der von
1. und 2. Hand herrührenden Correkturen unerwähnt ge-
blieben sind. Durch Müllers mit unübertrefflicher Akribie
ausgeführte Vergleichung ist nun die Ueberlieferung von E
in vollkommen erschöpfender Weise festgestellt.
T (Thuaneus der Pariser Bibliothek 8071, welcher von
Fol. 24 — 51 die Auswahl von M.'s Epigrr. mit der Ueberschrift :
EX LIBEIS M. VALERI MARCIALIS EPIGRAMMATON
BREVIATUM enthält: Sehn, i p. LXXXIII ss) stammt nicht,
wie Sehn, nach CBHase annahm, aus dem 10., sondern
nach Dübner (Catull ed. EUis p. XXXIV) und F. Rühl aus
dem 9. S. Dank der Liberalität des Directors der Pariser
Bibliothek, Herrn Leopold Delisle, habe ich ihn 1879 hier
vergleichen können, wobei mein College, Prof. Franz Rühl,
die Güte hatte, mich zu unterstützen. Auch diese sehr sorg-
fältige Vergleichung hat im Wesentlichen nur die Zuverläs-
sigkeit der von Sehn, benutzten Collationen des Nicolaus
Heiusius und Boissonades bestätigt.
Die gemeinsame Abstammung von R und T aus dem-
selben Original ergiebt sich sowol aus deren gemeinsamen
Fehlern als aus den von beiden im Gegensatz zu allen übri-
gen Hdschrr. richtig überlieferten Lesarten, ausserdem aus
der nur diesen beiden codd. eigenthUmlichen Ersetzung ob-
scöner Worte durch andere. Beide haben auch eine Reihe
von Versehen und Verwechslungen von Buchstaben mit ein-
ander gemein: a mit o, a mit u, cl mit d, di mit ch (mit
des Textes. 73
Unrecht hat Sehn. ^ p. LXXXV medius st. moechus iu T I
74 III 92,1 als Correctur eines obscönen Worts betrachtet
ad od mit al ol, e mit i, i mit 1 und t, 1 mit t, m mit in ui,
s mit f. Unter diesen Verwechslungen ist keine, die nicht
bei Minuskelschrift vorkommen könnte, und einige, die die-
selbe mit Wahrscheinlichkeit voraussetzen lassen (di — ch
cl — d , besonders a — u) ; demnach läge nach Rühl die
Annahme am nächsten, dass die Vorlage von HRT (im Me-
rovingerreich) im 8. oder zu Anfange des 9. S. in Minus-
keln geschrieben ist. Doch ist, wie mir Rühl ebenfalls mit-
theilt, die Schrift eines vom Jahr 510 datirten codex (Zange-
meister — Wattenbach, Ex. codd. I 52), die man mit Sicher-
heit weder für Minuskel noch für Majuskel erklären kann,
von der Art, dass alle Verschreibungen in RT sich voll-
kommen daraus erklären.
Zu diesen Verschreibungen kommen noch einige beiden
Hdschrr. gemeinsame Abweichungen von der Orthographie
der übrigen : ae für e, c für ch, ss für s : ferner Fehlen der
Assimilation (inplicuit , adnuerit , subripuit , inmensum^ , auch
in sonstigen Fehlern weichen RT von allen oder den mei-
sten übrigen ab. Z. B. V 45,2 V 46,1 X 2,11 XIII 46,1 u. s.w.
Dagegen haben RT auch öfter allein oder zusammen mit
Familie B die richtige Ueberlieferung, z. B. I 37 Basse III
36,3 te semper III 45,5 rhom^>o5 IV 42,15 ne(c) falles ib.
16 dicis V 46,1 carpsi VI 45,4 turpior VI 80,8 tousilibus
u. s. w. (T entfernt sich bisweilen von der richtigen Ueber-
lieferung, wo sie in R erhalten ist, z. B. XIV 196,1 R quae
fontes et aquarum T quae frontes et quarum Ca quae fiunt
aquarum).
Bereits in der Vorlage von RT waren (wie gesagt) zahl-
reiche obscöne Wörter durch andere ersetzt, vielleicht von
derselben Hand, die I 12,12 deum für deos gesetzt hatte.
Madvigs Behauptung (Advers. I p. 11), dass die Mönche stets
alles schmutzige in den Texten mit abgeschrieben hätten,
trifft also hier nicht zu. Doch hatte der Correktor seine
74 Ueberlieferung
Absicht, den Text zu i)nri{icireu. nur sehr theilweise durch-
geführt. Dass die Purificirung aber uiclit erst von den Schrei-
bern von RT herrührte, geht abgesehen von der Treue, mit
welcher besonders der Schreiber des letztern seinem Original
folgt . besonders aus folgenden Stellen hervor. VIIIS hat T
1 1 Quis ridere potest fatui pompismata sie) S
13 Die aliquid saltim clamoso(iue obstrepe mnro.
In seiner Vorlage las er nämlich monstri und monstro 'mon-
strum ist der gewöhnliche Ersatz für cunnus III 72,6 VI
87.2 X 90,1 XI 43,12 , aber so geschrieben, dass es leicht
mit nostri und nostro (5d für 'nostri auch VII 37,1) ver-
wechselt werden konnte und umgekehrt fVII 31,6 de monstro
— rure VIII 56,12 monstrum —Alexin). Ebenso rührt die
Lesart von T VI 67,2 Panniche vult sibi Caelia nee parere
daher, dass im Original wie öfter (134,10 III 72.1 VI 31,2)
subigi für futui stand. Auch in R steht VII 10,3 subegit
für futuit; da aber in den beiden einzigen ausserdem dort
ähnlich corrigirten Stellen (in der Regel sind in R die in
der Vorlage stehenden anstössigen Wörter ausradirt) II 32, 1
und III 60,1 futui und futuis durch tetigi und tractas ersetzt
sind, welche wir in T niemals zu diesem Zweck verwendet
finden, so ist die Möglichkeit nicht zu leugnen, dass R und
T aus zwei Abschriften desselben Originals stammen, die in
demselben Sinn doch von zwei verschiedenen Händen cor-
rigirt waren.
Obwol nun RT die richtige Ueberlieferung an vielen
Stellen bewahrt haben, an welchen die übrigen Hdschrr.
Verderbungen aufweisen, ist doch auch oft das umgekehrte
der Fall. Ihre Vorlage war nicht nur eine fehlerhafte, son-
dern bereits vielfach interpolirte. Daher führt namentlich T
öfter irre, wo die übrigen bessern Hdschrr. sämmtlich oder
theilweise das richtige haben oder auf das richtige führen.
So in folgenden Fällen (die zu den 3 Familien gehörigen,
nicht angeführten Handschriften sind mit lo bezeichnet, die
richtigen Lesarten durch den Druck kenntlich gemacht):
des Textes.
75
I 53,9
I 70,15
I 8S,9
II 11, JO
II 40,3
II 71,1
III 19.5
III 31,2
III 60,5
III 65,2
III 68,12
IV 57,1
IV 69,1
IV 75,7
V 50,8
VI 8,1
VI 43,2
VI 46,2
VI 64,12
VI 84,2
VI 85,1
VIII 56.5
VIII 56,23
IX 33,2
alite
potior
pervenerit
causa domicena
est,
cervis
gallidius
iacebat
Albanique
pusillos (so auch PQ) lo sidllos
Ca ganz oder theüweise und
mehrfach auch PQ:
PXB Actide Q Athide GO Atide
C [Atthide]
PXABQ proprio!-, C prior (/jro-
PABC perneve7'it Q pernenerit)
XABF causa quae? (Q quae
est? domi ceuat
Qfo turdis
QPCa candidiun
Qw latebat
QPCa urbanique
pervenit
tantum
stag'ua Neronis
potas
pig-uore famam
focus
praecoues
unda
facis
totiens
amice auch Ri
ense citus
sunt
ergo ego
matronis
lascivi
Rand
Q('j quae venu
Qcj totuni
i'j stagtia Lucrini 'Q
corr. aus lasciva
Lavini, Lucrini)
Qw ponis
QF pignore (PXABCG pignora)
citae
QXAC cocus P cocuus tu coquus
Qw praetor es
Qw nympha
CO facit VQ facis j
Q propius B proprius X jn-ius
Qw Avite
ABC en sextus , X en sexus
QF est sextus
Qw sint
Q^io ergo ero
PQ Moronis w morionis
Reminlscenz
Sp. 2,6.
7(3 Ueberliefenmg
X 26,1 per undas Qfo per urhes
ib. 5 fulg-entia Qw frigentia A prigentia
ib. 0 focis Qw rogis
XII 31,8 dapes Qw domos
XIII 45,2 tu Qw at
XIV 8,2 capiunt Qw cupiant AG cupiam.
Der grösste Theil dieser Corrupteleu und luterpolatio-
nen mag schon in der Vorlage enthalten gewesen sein.
Dass aber auch der Schreiber von T sich der Interpolation
nicht ganz enthalten hat, zeigt I 3,5, wo in der Vorlage für
rhouchi ruut stand (so H), woraus in T fuerunt gemacht ist.
Die von Sannazaro zu Anfang des 16. S. aus Frank-
reich nach Italien gebrachte, jetzt in Wien befindliche Hdschr.
H (nach Hirschfeld aus dem 10. Jahrhundert), die Fol. 71 bis
73 von M. Sp. 19 bis 30 I 3, 4 enthält (Sehn. p. LXVIIIt
hat 0. Hirschfeld die Güte gehabt, für mich aufs neue sorg-
fältig nochmals zu vergleichen, doch ohne erhebliches Re-
sultat. Dass sie mit RT aus derselben Quelle stammt, ergiebt
sich theils aus den gleichen Corruptelen (Sp. 19, 3; 21, 6;
27,3) , theils aus den gleichen orthographischen Abweichungen
(besonders ss für s).
Aus derselben Quelle wie RT stammte auch eine von
Bongars (1554—1612; hauptsächlich zu den ersten Büchern
und Buch XIII u. XIV verglichene Handschrift (M), deren
Varianten er am Rande eines Exemplars des Coliuaeus (1539,
in der Berner Bibliothek) notirt hat (von Gruter als Bon-
garsianus, von Scriver als Cuiacianus bezeichnet: Sehn, i p.
LXXII). Unter 45 Stellen der Bücher I II XIII XIV, an
welchen sowol die Lesarten von M als der Familie A an-
gegeben sind, sind nur 5, in denen beide nicht überein-
stimmen.
I 10,1 M petit Venustus TPQ petit Gemellus Ca petit
Gemellus Venustus
XIII 504 M^PQ quae T de
XIV 59,2 MPQ Cosmi vos T quos milvos
des Textes. 77
XIV 69,2 M%^PCaQ ipsa T ipse
XIV 132 M pileum T te illeum.
Dagegen an 40 Stellen stimmt M mit Farn. A und zwar an
26 mit ihr allein, an 14 zugleich auch mit Fam. B tiberein.
Zu den letzteren gehören z. B.
I 18,6 PQ saeva M scaeva R scaena mero Ca vina cado
XIII 10,1 MR nee dotes similae \ possii, Ca nee poteris si-
PQ simulae I lam poteris
32,2 MT^;|3PQ ille, Ca ipse
46 MR'1?P persica Ca praecoqua
66,1 MR'^JPQ periuro, Ca perduro
113,2 MT^^PQ mustum lo mulsum
XIV 24,1 MTi^PQ splendida Ca tenuda
125.1 MT^^PQ perdere w rumpere
126.2 MT^^PQ laena lo togula.
Am deutlichsten zeigt sich die gemeinsame Abstammung von
M und Fam. A aus einer Quelle, die von der der übrigen
verschieden war, in XIII und XIV. Hier stimmen z. B. M
und Fam. A in der bessern Ueberlieferung an folgenden
Stellen überein:
XIII 24,2 MRT place?it Qw licet
26.1 MR tendentia Ca dit (c)antia, Q durantia
65.2 MR hanc in piscina ludere saepe soles, w hanc
in lautorum mandere (AB madere "^P con-
dere Q ponere) saepe soles
XIV 1,1 MT aenator, Qio senatus
65,2 MT pes erit PQ proserit m proderit
(186,2 MR ipsius et vultua PQ ipsius vultu(m) Fw ipsius
vultus) .
In der schlechtem Ueberlieferung stimmen z. B. M und Fam.
A überein
XIII 24,2 MR meliora Qw melimela
XIV 7,2 MT deliv(b)eris R delibis corr. delibris, Qw delehis
30,2 MRT ursi Qw ursos
116,1 MTQ versis w cellis
7S Ueberlietemng
14S,2 MT caremus Qw -cenimiia
158,1 MT net(c)a Qw apta.
Trotz aller erwälinteu Mängel ist die Ueberlieferimg- der
Farn. A im ganzen die beste, oder doch der der Farn. B
mindestens gleicliwertliig.
Familie B Diese letztere stammt aus einem (von Torquatus Gen-
ginäi ei " nadius oben S. 69) subscribirteu Exemplar, welches die Sp.
der^Re°cen- uicht enthielt . und ward durch die Handschriften '^PQ re-
Torjuatns präsentirt. Ueberschriften scheint der Text des Torquatus
Gennadius. Q^nuadius nicht gehabt zu habend).
* '^, der von Gruter zuerst nach einer Vergleichung Thom-
sons, dann nach einer eigenen 1616 angefertigten Collation
benutzte, ohne Vergleich vorzüglichere unter 2 Martialcodd.
der damaligen Heidelberger Bibliothek, eine Pergamenthand-
1) ^ der nach Gniter zu XIV 3 ed. Scriver 1619 p. 92) in XIII
und XIV keine Lemmata bietet, hatte also ohne Zweifel auch in
I — XII keine Ueberschriften. In P fehlen sie von V 81 ab ;Schn. i,.
Q hat sie durchweg. Die gemeinsame Abstammung von PQ zeigt sich
auch hier, besonders in den gemeinsamen Fehlern. I 10 De Gemello
et Maronilla TBG De Venusto et Maronilla XO De Venusto et ma-
rino PQ. I SS Ad Alcimum puerum sepultum T Ad Alcimum EX
Ad Alcimum tituliim epitaphii PQ. I 118 Ad Caedicianum TXABC.
Ad Decilianum PQ. u. s. w. Abweichungen wie I 76 ad bissenam
PX in avarum Q u. a.^ sind vereinzelt. Die Ueberschriften von 1.
I— IV in PQ stimmen im Ganzen mit denen der Farn. C. Dagegen
von V ab verrathen sie sich durch ihre in Form und Inhalt ganz
abweichende Fassung als Machwerke einer sehr späten Zeit. So V 1
Ad Caesarem TEX Germanico's? Caesari oratio libelli PQ. V 12
De Masclione EX Comparatio Lini et Stellae PQ. V 1 3 Ad Callistra-
tum TEX comparatio litterati et divitis PQ. V 39 Ad Calliodorum et
Sextum EX Quamvis magnum Patrimonium duobus non esse magnum
PQ. V 57 Ad Cinnam TEX Mala tractatio Ci(y)nn(a)e PQ. V 61 Ad
Mariannm EX De juvene crispo qui civis (quod semper Q) uxor
:uxore Q) ad latus ambulabat PQ. VI 8 Ad Severum TEX De repu-
diatis divitibus Q. VI 10 De Jove TE Ad love X Petit a Jove num-
mos et non accipit Q. VI 17 Ad Cinnam EX De qualitate nominum
sive de barbarismis Q. VII 7 Ad eundem EX Amor omnium erga
Caesarem Q. VII 14 Ad Aulum EX De Aula quae servum pennitum
'so flebat ammissum Q. VII 21 Ad Lucanum EX Ad Neronem de
occiso Lucano Q Ad Neronem de Lucanio otioso F) u. s. w.
des Textes. 79
Schrift, nach Gmter sehr alt und ebenso wie P mit grösster
Treue, weil ohne Verständniss, seiner Vorlage nachgeschrie-
ben (Sehn. 1 XLIV sq.), stand, so weit man aus Gruters An-
gaben urtheilen kann, dem Original am nächsten. Eine
Beziehung zu Handschriften der Familie C, welche in P und
Q vielfach mitbenutzt sind, tritt in %s nirgend hervor. Dass
Sehn. '13 mit P irrthümlich für identisch gehalten hat, ist
von WGilbert, Ad Martialem quaestt. critt. p. 16 ss. zur
Evidenz erwiesen worden.
Zu dieser, wie es scheint, verlorenen Hdschr. gehörte
nach Gilberts Vermuthung (p. 17) vielleicht das von Carl
Witte in Perugia unter einem Buchdeckel gefundene Blatt,
welches in der Schrift des 13. S. die Epigramme X 36.7
bis 41,5 enthielt, wovon aber nur 37 und 3S lesbar waren
(W: Sehn. p. LXXs.). "Wenigstens stimmen ^Y und -]? an der
einzigen Stelle dieser Epigramme ül)erein, wo die beiden
andern Hdschrr. der Familie B abweichen: X 37. S maele]
Q melle P mele %^AV male.
P Palatiuus 1696 der Vaticanischen Bibliothek) von
C 0 Mueller dort gefunden und von Abeken und Emil Braun
für Sehn, verglichen, ist eine Papierhandschrift des 15. S.,
mit eben so viel Treue als geringem Verständniss aus einer
alten Vorlage abgeschrieben z. B. IX 20,6 placeret Apollo
für pia Greta polo) Sehn. ^ p. XCVII sq. Einzelne Stellen
hat Christian Huelsen für mich nachzusehn die Güte gehabt.
Q (Aroudellianus Gronovii) , eine Gruter noch unbe-
kannte, zuerst der Pyrkheimerschen Bibliothek, dann der
Thomas Howards, Herzogs von Norfolk und Grafen von
Arundel angehörige Handschrift, hat JFGronow verglichen
und einen Theil ihrer Lesarten in ein Exemplar der Scriver-
schen Ausgabe von 1619 eingetragen, woraus Sehn, sie be-
kannt gemacht hat Sehn. ^ p. LVI sq. u. 679).
Diese seitdem verschollene Handschrift hat Herr JVallace
M. Lindsaij (in Oxford) im Britischen Museum wieder aufge-
funden, und ich verdanke ihm und den Herren JHOnions
80 Ueb erlief enmg
in Oxford und Professor Alfred Goodicin in London eine
vollständig-e Collation derselben. Herr Lindsay hat die Güte
gehabt, die Spectacula und 1. VIII— XIV, Herr Onions I— V,
Herr Professor Goodwin VI und VII zu vergleichen. Nach
ihren Angaben habe ich die Lesarten von Q durchweg mit-
getheilt.
Die Handschrift (cod. Arondellianus 136) ist eine Papier-
handschrift in Folio (141 Blätter, , in einzelnen Columneu
zierlich und sorgfältig gegen Ende des 15. S. in Norditalieu
geschrieben, Ueberschriften und Anfangsbuchstaben roth.
Der am Anfang stehende 1. spectac. rührt von derselben
Hand her, wie 1. I— XIV. Der Text ist vielfach corrigirt.
theils durch Hiuzufügung von Buchstaben bez. Setzung von
Punkten unter der Linie) theils durch Ausradirung des Ge-
schriebenen und Schreibung des Neuen auf der Rasur. Diese
Correkturen rühren theils von dem Schreiber des codex
selbst, theils von einem derer her, welche die Nachträge an
den Rändern gemacht haben. Welches von beiden der Fall
ist, lässt sich nicht immer entscheiden.
Die sehr zahlreichen, an den Rändern hinzugefügten
Emendationen, Varianten, Glosseme und Nachtragungen von
Epigrammen, die im Text fehlen, rühren hauptsächlich von
drei Händen her, und zwar
1) dem Correktor, der zu Anfang von 1. I geschrieben
hat: Liber Primus, priora epigrammata sunt extraordinaria
und zu Anfang von 1. XIV: Incipit liber lemmata sive apo-
phoreta. Proben der von ihm (aus der Fam. C, namentlich
jungen Handschriften, auch aus alten Drucken entnommenen)
Lesarten folgen unten. Mir haben dieselben, ausser eini-
gen Proben aus 1. X. nur bis zum 1. VII einschliesslich vor-
gelegen).
2) einem Glossator, der Rand- und Interlinearglossen
gemacht hat: z. B. Marcialis X"" librum edidit et revotavit
et emeudavit et aliquae addidit ut dicit. X 1,1 coronide]
darüber: appendice. Am Rande: coronis ab homero tractum.
des Textes. 81
nam cum scriberet de eo qui arcum perfecerat, auream autem
coronam addidit id est extremitatem. Inde in usiim reeeptiim
est, ut quidquid adderetiir coronis dieeretur. X 2.3 Nota]
in prima edieioue vulgata. X 2.4 utrique] et novo et antiquo.
X 3.1 dentem] impuram reprebensionem, nam dente invidemus.
3) Demjenigen der die im Text ausgelassenen Epigramme
aus einem cod. der Fam. C am Rande nachgetragen hat.
Ueber die Ueberschriften vgl. oben S. 78,1 ; über dieSub-
scriptionen S. 69 f. Auf I 14 folgt I 48— I 103,2 I 15— I 47
IV 25— IV 68 I 1 04— IV 24 IV 69 sqq. : die Einschaltung
von IV 25—69 vielmehr 6S) zwischen dem 1 . und 2. Distichon
von I 1 04 (vielmehr 1 03) findet sich auch in bfh und andern
jungen Handschriften (Sehn. ' p. XCIII . Zwischen IV 88 und
89 steht in Q Suppos. I (Sehn. » p. 632) mit der Ueberschrift
Epistola. Bei V 1 0 ist am Rande ein Distichon verwandten
Inhalts hinzugefügt:
Omnia post fatum fingit majora vetustas:
Majus ab exsequiis nomen in ora venit.
Auf Blatt I stehn 5 Epigramme de ortu Homeri (z. B. diceris
a multis colophonis alumpnus homere etc.); auf den drei
letzten Blättern (139 — 141) 35 Epigramme von verschiedenen
Händen, und zwar zuerst unmittelbar hinter dem Schluss
von 1. XIV) das in P an derselben Stelle stehende Epigramm
Sehn. 1 p. XCVII (v. 3 optato statt viso jam : v. 4 viso st.
laetus). Hierauf: Epithafium Senece (Riese Anthol. lat. 667
n p. 126) ; dann das Epigramm ib. 721 II p. 177; 414 I p. 268
marmoreo cardo [so] tegitur tumulo, cato nullo Pompejus nullo
[corr. parvoj credimus esse deos) etc. Auf fol. 141 a unten:
Burchardum si forte harscher pie lector amasti
Manibus offitium funeris exhibeas
Nam jacet hoc tumulo vir bonus aureatensis
Ecclesie custos canonicusque simul
Auxerat hos titulos spaltensis praepositura
Hoc decus et vitam mors cita siibripuit.
Der 1. spectac, der nicht bloss in dem archetypus der Fa-
Martial I. 6
§2 Ueberlieferung
inilie B, sondern auch in dem der Farn. Ca fehlte (Sehn. >
p. CV; . ist in Q offenbar nicht aus einer Handschrift der
Farn. A, sondern der Farn. Cb hinzugefügt. Aus dieser ist
auch das in P fehlende, wahrscheinlich unächte Epigramm
III 3 in Q am Rande hinzugeschrieben.
Wie P zeigt auch Q Spuren verständnissloser Abschrift
der Vorlage: z. B. XIV 133,1 mutua rheno st. mutor aheno
XIV 197,2 poena sedere solet st. paene sedere soles. Die
bereits von Sehn, hervorgehobene durchgängige Ueberein-
stimmung von P und Q') zeigt sich besonders auffallend in
den beiden gemeinsamen Fehlern, wie
I 92,8 T praeda (st. hraca) Fam. Ca palla palma plaga
PQ peda
I 109 w hsa PQFprB« ipsa
III 63,6 CO modos PQr choros
IV 9,1 Fam. Ca Lahulla, PQ bulla
Fabulla
V 50,3 T velis Fam. Ca PQ putes
potes^ petis
XIII 76,] MR rustica sim an PQ rustica si maneat
T simausi.
Die Differenzen der Texte von P und Q rühren, insofern
sie nicht auf Versehen ^j oder Conjektur beruhen, daher, dass
in beiden eine Handschrift der Familie C mitbenutzt ist.
Daher weichen P und Q abwechselnd von der durch ^> (bez.
i3Q und ^13P; repräseutirten Ueberlieferung des archetypus
der Fam. B ab, jenachdem in diesem oder jenem Lesarten
aus der Familie C aufgenommen sind. Zuweilen weichen
PQ durch Aufnahme derselben Lesart aus dieser Quelle von
^]? ab: so IX 101,19 %> parcus PQCa partos (Parthos . Hier und
da ist die Verwerfung der gewöhnlich l)efolgten Ueberliefe-
ruuo- zu Gunsten der nebenher benutzten noch nachweisbar.
ij VI 3 P nibit Q mbit XII 26,6 P numadum Q inimadum u. dgl.
lässt auf eine inMinuskeln geschriebene Vorlage beider schliessen.
•f; Wol nur ein Yerselm ist IX 15,1 Q sepulcra (für seeierata.)
des Textes.
83
So I 78,2 ^P mos QCa ipsos Rand von P al. ipsos. IV 67,8
% 7ioti vis Ca nou das Q uou das coit. aus uou vis. Sehr selten
stimmen PQ in einer von '^Ca abweichenden Lesart überein ;
so III 85.4 T tibi %^Ca tui PQ sui IV 4.7 i>Ca sahbataria-
o
rum Q sabbatariarum P sabbatariorum.
Dagegen weichen QCa von P oder "^^.^P al):
II 1,2
%^ corr. P perlege-
rett'e
TQCa perlegei
•etque
II 84,4
(e5se7««c?)P('jexhoc
QCa ab hoc
V 6,10
P placido
QCa placidus
V 15,3
PF nomine
QCa carmine
V 19,1
TPF veris
QCa veri
V 58,3
"•l^PFrising. longe est
QCa longe
V 58,7
P tardum est
QCa serum esi
f
VI 21.10
PF caecJe duos
QCa parce (pare deo
VI 58,10
%^ magnus
QCa riarus
X 56,6
P servorimi
QCa saxorum
'saxonum)
XIV 10,1
TMP pusilla
QCa puella
XIV 176,2
T^^P piicr
QCa pater.
PCa
weichen von Q oder
^;sQ ab:
II 44,2
^]?Q vel puta
PCa ut piifa
III 47,5
^]?Q urhem
PCa Romam
III 95,2
T^]?Q corvus
PCa curvus
TV 66.2
'']?Q turba mero
PCa (Rand v.
Q) vena mero
IX 33.2
%^Q Maronis
PCa Morionis
IX 67.2
%^Q nulla
TPCa nemo
X 21.2
%^Q Crispe
PCa Sexte
X 34,1
^^Q Caesar Trajane
PCa princeps
Trajane
X 103,1
%^Q angusta
PCa angusta
XI 7.11
^]?Q diceret
PCa dicet et
XI 27,13
T^1,>QC me donare
PCa me dare
dona
XI 52,18
%^Q rara
PCa nira
XI 78,11
^:|5Q redde
TPCa trade
XII 18,24
\ "^^Q corr. V pueri
PCa imeris
6*
g4 Ueberlieferung
XII 32, 1 J fQ ibi PCa ibat
XII 40,2 %^Q Pompiliaue TPCa Pontiliane
XII 82,12 %^Q colligit ille PCa colligit usque [utque)
XIV 1,4 TMi^QC tum PCa corr. Q jam
Zinveilen stimmt P mit einem Theil von Ca'), 'iPQ mit
einem andern überein:
IV 30,16 %^Qw delicatos PGc dedicatos
VIII 56,3 Ti^QFXCw deesse AB idesse Pcj abesse
E desse
IX 46,4 ^(^^^X.QYdu7ntantnm Vvj dum tamen
XI 95,2 ^nQEXACF in solium Pcj in solio
XII S8,l ^QEXABG non ego YYlo non nego
n
XII 94.6 Ti^EXABCF amSiV/oÄe Q ambitiöse Pw ambitione
Auf Verschreibung- berubt die Abweicbuug von P:
XII 98,5 ^QX Instaniius Eoj iustantibus P intrantibus;
^yol auch II 33.4 %^QEXA haec G bic CO te P boc.
Dagegen auf Conjektur oder Besserung:
IV 54.10 QCa negat (neget; P secat
VIII 33,6 T'l?QCa quam reor P quod reor
XII 15.9 ^^QCa at pudet P ah pudet
XIV 166,1 ^^QCa electa MP ejecta.
Was die in Q zur Correktur benutzte Handscbrift der
Fam. C betrifft, so liegt es am nächsten anzunehmen, dass
es dieselbe "svar, aus welcher der 1. spect. entnommen wurde.
Diese aber kann nur zu der Classe Cb oder zu den jüng-
sten gehört haben, von denen mehrere ja auch die Verstellung
von IV 25 — 68 mit Q gemein haben (oben S. 81 . In der
That finden sich nun sowol im Text von Q als auch unter
den am Rande hinzugefügten Lesarten 'die bis auf einige
überhaupt nicht nachweisbare sämmtlich aus der Ueberliefe-
rung von C stammen mehrere, die sonst nur in den jüngsten
Handschriften oder alten Drucken 'Xuxa) vorkommen.
■ Doch in den meisten der angeführten Stellen nur mit den voa
Fam. B abhängigen G imd Y. Gilbert.
des Textes. 85
Q hat im Text:
I 43;5 lenta mit Osaxa > longa i
IV 48,1 Pamphile mit 1 (E Phapyre X Paphile)
cl e
IV 78, S Sig-er osqiie: sidereosque bswz-f pr.li.
VI 41.1 lauro mit bchsz'f w laua"
am Räude:
I 34,7 ab elide mit li Text: ab la'de etc.).
II 14,13 cimctis mit Gc (für das im Text fehlende ternis).
II 35.2 Imbricio mit 0 Umbricio c; für in rhytio.
II 41.11 Tabella mit Tscp (Text: Fabulla
II 46,8 tuta mit OzjjLxa (Text: trita]
II 17,1 sorptita u. a. mit 0 Text: inscripta;
IV 55.29 Britannos mit behlz (Text: butunto)
IV 58,2 num mit p und corr. z Text: nam)
IV 61,6 lichnisque perunctum (?Text: lineisque ter einctum)
V 19.12 flammateve (aeve) mit axa (Text: flammarisve)
X 4.12 ethia mit Otxxa Text: et
X 5,3 pontes per urbis erret exul et clivi mit \iv.a Text:
esset per urbem pontis exul et divi .
Hier und da zeigt Q auch eine ganz selbständige Aeu-
derung oder Ergänzung. VI 38.1 (nee adhuc trieteride plenaj
fehlte in der Vorlage von PQ plena: in P ist es unersetzt
geblieben, in Q durch fretus ersetzt. VIII 67,10 ^;^EXAFG
ut(j;ante(s)sero w aut cur non sero Q cur autem sero. XII
50,1 (pityonas) T phyouas %^ pythonas Ca cyparissos Q
pythagoras.
Die sämmtlichen Handschriften der Familie C stammen Famiue c.
aus derselben im 8. oder 9. S., mit Ausnahme der Ueber-
schriften vielleicht in Longobardischen Minuskeln geschrie-
benen Handschrift, welche selbst wieder Copie eines wahr-
scheinlich in Minuskeln geschriebenen, also ebenfalls nicht
sehr alten Ori2:inals war ^ . Hinter den Vorlagen der Fa-
») Das obige nach freundlicher Mittheihmg von Wallace M. Lindsay,
■welcher die codd. E und die übrigen Edinburgher Martialhandschrif-
g5 Ueberlieferung
milien A und l) stand dieselbe im Ganzen zurück, da sie
sehr feblerliaft und vielfach willkürlich corrigirt war Sehn. ^
p. CXX : doch vg-1. Grilbert Quaest. crit. p. 1 s . Die gemeinsame
ciasse Ca. Ahstammiiug der sämmtlichen altern Handschriften dieser
"gina. ^j^gg^ Q^^ ,^^^^^ dieser einen Quelle ergieht sich namentlich
aus ihren gemeinsamen Lücken, besonders X 57 — 72, wo
also in der Urhandschrift ein Blatt fehlte (Sehn, i p. CXIX),
u. X 88—91. Der Text derselben lässt sich bei der grossen
Zahl und grossen Uebereinstimmuug der aus ihr geflossenen
codd. grösstentheils feststellen (Sehn, i p. CXX— CXXIV
Sehn. - p. V sq.). Die Spectacula enthielt sie nicht. Sie
hatte durchweg Ueberschrifteni). die in Majuskeln geschrie-
ben waren -j.
teil, so wie A und X neu verglichen hat. Anf Minuskelschrift des
Originals schliesst derselbe aus Lesarten der Urhandschrift der Fam.
C. wie folgende: I 3,7 Cum: tum. I 16,2 fit; sit. I 35,8 vestit]
vescit. I 42,4 fatis] satis. I 103,10 cicer] citer. II 33,2 rufa'j russa
II 73,1 sobria] fortia. 11120,16 impudici balneo] inpudicibus in eo.
III 5S,44 satur] fatus. III 58,17 superbi feminas: superbis minas.
1) Die Ueberschriften (vollständig bekannt nur von E und X haben
dieselben Formen wie die der Fam. A. Ihre Uebereinstimmung mit
derselben ist mehrfach von der Art, dass man sie nicht für zufällig
halten kann. So I 86 oben S. 71,1). III 3(3 Ad Fabianum sterilem ami-
cum TEX. III 91 De amisicio et arehigalli T de missicio et a r cri-
gallis EX. VII 71 De marito et uxore et de EX tota domo REX. YIII
47 ad eum qui de div barbam facieb. E Ad eum qiii de diversis barba
faciebat EX. IX 18 Ad Caesarem de facinoribus proitis prohibitis
EX TEX. Durch verschiedene Halbinmg derselben üeberschrift kön-
nen entstanden sein: II 19 De navi Argo T Ad lectorem EX. YIII
52 De tonsore T Ad Caedicianum XEF. X 2 De perpetuitate libro-
rum T Ad lectorem EX. Auffallender, doch immerhin mit der An-
nahme einer gemeinsamen Vorlage vereinbar sind Abweichungen wie
VI 64 Ad eum qui emendari voluit eins carmen T Ad sectorem
suum EX. VI 86 De sanitate sua T De Mida EX. VII 6 Ad Famam
T Ad Caesarem EX. Auch zwischen den einzelnen Handschriften
der Familie C finden sich starke Differenzen, z. B. III 7 Ad quadran-
tes X Ad Misellium v. Ij G. VI 66 De praecone puellam vendente X
De Gelliano praecone spurco EA.
2 H war dem K. ähnlich: daher III 41 DE PKIOLA E: mit R
verwechselt z. B. VI 33 AD MATROXEM £. B und R verwechselt
XIV 39 LVCERXA CVRICVLARIA JE. Lindsay.
des Textes. 87
Der Urhandschrift am nächsten steht E ') (in der Biblio-
thek der Jm-istenfacnltät zu Edinburgh , Pergamenthand-
schrift des 10. S. in Quart, lOS Bll. von je 2 Columneu. in
Karoling-ischen Minuskeln ziemlich deutlich geschrieben (wie
es scheint von 3 Händen, und von verschiedenen corrigirt).
sehr ähnlich dem cod. X. Schon Sehn., der eine (nicht ge-
nügende) Collation desselben für seine 2. Ausgabe benutzte
(Sehn. 2 p. V sq. vgl. Sehn, i p. LXXX sq.) , hielt ihn für
den besten Vertreter der Fam. Ca, und Lindsay, der E
zweimal aufs sorgfältigste mit dem Text von Sehn, und
ausserdem mit X und A verglichen hat, bestätigt dies Ur-
theil durchaus. Der Schreiber von E, des Latein und seiner
Grammatik sowie der Metrik noch unkundiger als die Schreiber
von X und A. kopirte deshalb sein Original mit grösserer
Treue. So XI 70,3 rudesve querellae] rudesve que pellae
E rudesve puellae X rudesque puellae A. IX 62,4 odorej
ödere E olere X odore A. III 13,1 dum non vis pisces]
dum non vis pisces leporem E dum pisces leporem X dum
non vis pisces A. Zuweilen führt E allein, oder mit A zu-
sammen 2) auf das richtige, wo die übrigen codd. der Fa-
milie Ca corrigirt sind. So II 56,1 male audit] malaudit EA
me laudat X. VIII 78,1 victoria] viatoria EA viatori X. Vgl.
Sehn. 2 p. V sq.
Ferner X, in Paris ehemals im Besitz des Claudius
Puteanus, im 10. S. ebenfalls von einem sehr sorgfältigen
Schreiber geschrieben, der in der Piegel die CoiTuptelen des
Originals treu wiedergab, selten corrigirte Sehn. ip.LXXXVI).
Einige Nachträge zu Schneidewins Collation dieser Hand-
') Die sämmtlichen Angaben über E sind von Herrn Wallace 31.
Lindsaij. Aus seiner mir gütig mitgetheilten Collation habe ich die
Lesarten dieser Handschrift durchweg mit angegeben.
2' Vielleicht ist A theilweise aus E abgesehrieben. In beiden sind
VII 10,10 u. 11 hinter VII r2,S wiederholt, und auch an anderen Stellen
weichen beide allein vom Original ab ; so IV 27,4 u. 5 trcmsp. EA. VI
80,1 tibi am Ende des Verses EA. IX 61, 18 u. 19 transp. EA. IX
101,10 namne vobes EA. X 10,.3 his EA. XII 6,12 malus ausus esscEA.
88 Ueberlieferung
sclirift verdanke ich Herrn Liudsay, der sie nochmals ver-
glichen hat.
Epored. Von einer Zwillingshandschrift von X stammt der Epore-
diensis, zuerst verglichen von LBethmanu (Sehn. 2 p. X sq.)
Eine neue Collation des daraus erhaltenen Fragments XIII
1 — 110 geben Götz u. Loewe Leipziger Studien I 363.
A A (in Leydeu , ehemals im Besitz von Isaac Voss im
II. oder 12. S. in derselben "Weise wie X, aus derselben
oder einer ganz ähnlichen Vorlage, vielleicht E, abgeschrie-
ben (oben S. 87,2). von einer alten Hand corrigirt, die sich
aber der Coujekturen enthalten hat (Sehn. 1 p. LXXII sq.).
Auch diese Handschrift hat Herr Lindsay neu verglichen,
welchem ich ausser einigen Kacliträgen zu den übrigen
Büchern eine vollständige Collation der Bücher XIII und
XIV verdanke.
Etwas weiter vom Original entfernt sich
B B (in Leydeu, ehemals im Besitz von Isaac Voss) im 12. S.
geschrieben, mit vielfachen willkürlichen Aeuderungen theils
des Schreibers, theils des Correktors ^Schn. ^ p. LXXIII sq.).
Die mit Be- Mehrere Handschriften der Familie Ca sind mit Be-
voSelderUutzung vou Vorlagen aus den Familien A und B geschrie-
^geTchHete^ ben odcr corrigirt, namentlich folgende:
Thrfften' ^ (Vossiauus der Leydener Bibliothek, im 14. S. in
d. ciasseca. -Qg^^g^y^jjfl geschrieben) stark interpolirt und durch seine
^ täuschenden Aenderungen ein Führer für die Jüngern, stimmt
nach Gilbert häufig mit T.
ü G (Gudianus aus dem Ende des 12. oder dem 13. S. in
WolfenbUttel) fehlerhaft geschrieben und willkürlich corri-
girt, stimmt auffallend mit Familie B.
^. V 4 oder V (der älteste von vier Vaticani, aus dem 10.
oder 11. S.), von einer zweiten Hand theils glücklich, theils
unglücklich corrigirt ^vgl. z. B. zu V 34,3), [stimmt beson-
ders in Dittographieeu und Correkturen häufig mit Familie
B z. B. XII 3,16: 21,8 u. s. w. Gilbert.]. (Er hat das in Ca
fehlende XII 2).
des Textes. 89
F (Floreutimis aus dem 15. S.) , von Sehn. ^ (der nur f
eine Collation des 1. Buelis von F de Furia hatte irrthüm-
licli zur Familie B gereeliuet (p. CVIII ff.) und ebenso irr-
thümlicli für identisch mit dem von Adrian Beverland (aus
Middelburg in Zeeland, f vor 1746) benutzten Florentinus
(5, ?50 sowie dem von Thomson für Scriver verglichenen
Florentinus, und des letztern öfter genannten )optimus;( (p.
XLIX und XCII) gehalten i.
Diese bisher so gut wie unbekannte Handschrift hat
der Bibliothekar der Laureutiana Don Niccolb Anziani die
Güte gehabt, mir hierher senden zu lassen, und sie ist von einem
Mitgliede des hiesigen philol. Seminars, Herrn Carl Froheeu
aus Memel, aufs sorgföltigste coUationirt worden. Ihre Les-
arten sind in dem kritischen Apparat durchweg mit ange-
geben. Sie ist ohne Abkürzungen und Kasuren kalligrai)hisch
auf schönem Pergament geschrieben und vortrefflich erhal-
ten. Nach der unten folgenden Untersuchung Frobeens
ist sie nach einer Vorlage der Familie Ca geschrieben, mit
deren besten Vertretern (besonders EXA) sie, soweit keine
Entlehnungen oder Aenderungen stattgefunden haben, durch-
weg übereinstimmt; doch nach einer guten Handschrift der
Familie B corrigirt, deren Lesarten in IV, X und XIII, stellen-
weise auch sonst, überwiegen. Der Correktor ist nicht con-
sequent verfahren, hat auch öfter geirrt, doch im Ganzen sind
seine auf die Handschrift der Fam. B begründeten Aende-
rungen Verbesserungen. Ausserdem fehlt es nicht an willkür-
lichen Aenderungen und Entstellungen, welche vermuthlich
nicht von dem Correktor, sondern dem Schreiber herrühren.
Von den Excerptenhandschriften folgen die Excerpta
Frisingensia S. XI jetzt in München (Sehn. ^ p. LXVII f.
öfter dem Text von A und B. So handÄrTf-
II S.7 Fr. mit PQR quasi nos mauifesta Fam. Ca. quae si Excerpta
manifesta Frisingeu-
Ygl. den Anluing 1.
90 Ueberlieferang
V 52,7 Fr. mit TKPFGOQ quamvis iiigeutia — doua co q. i.
— dones
V 58,7 Fr. mit P tardum est QF Farn. Ca serum est.
Allein bieten sie das richtige
11 7,7: Fr. faeias tamen Qoj facis (et oder liaecj tarnen,
facis attamen.
N (Parisinus, früher Nostradamensis , nicht später als
das 1 3. S. für Sehn. - von Duebuer collationirt) stimmt mit
den weniger guten Vertretern von Ca überein ^Schn. -
p,YI_X), hat aber auch manches Eigeuthümliche (S.93,l].
Sehr ähnlich ist das sehr viel weniger enthaltende Flo-
rilegium Diezianum (aus dem 14. S. in Berlin — D — Schn.i
p. LXVII). Diese so wie die (von D imabhängigen) Ex-
cerpta Erfordiana (e, ibid.) hat Dr. Hermann Nohl die Güte
gehabt für mich nachzuvergleichen , doch ohne nennens-
werthes Resultat. (II 53,3 hat nicht, wie Sehn, angiebt.
noles sondern voles).
0 (ed. Romana 1473) ist von einem Gelehrten besorgt,
der einen alten Druck (vermuthlich den ersten (ohne Jahr
und Ort) zu Grunde legte, und mit Benutzung des unedirten
Textes des Nicolaus Perottus^) und einer zur Familie Ca
gehörigen Handschrift 2) den Text zuweilen glänzend ver-
besserte, oft aber auch durch neue Fehler stark entstellte
(Sehn, i p. XVI— XXV).
Classe Cb
Weiter als diese Handschriften entfernt sich von dem
gemeinsamen Original eine Reihe anderer, die noch mehr
aus anderen Quellen aufgenommen haben (auch den liber
spectaculorum; , und noch mehr durch Fehler und willkür-
liche Correkturen entstellt sind (Classe Cb). Dazu gehören
! Von Perottxis ist die allein in 0 enthaltene Lesart X 26,1 lata
modo voce per nrbes Sehn. ' p. XXII.
2) Nach den im Anhang 1 angeführten Stellen scheint dieselbe
zu den gemischten, nach Farn. B corrigirten gehört zu haben.
des Textes. 91
Vindoboneusis 3 ans dem 15. S. (Schu. i p. LXIX) stark ^i^^^^b- »
interpolirt, hat viel aus schlecliteu Haudschriften, stimmt iu
den letzten Büchern aber auffallend mit T.
Genau mit Vind. 3 stimmt der etwa um ein Jahrhun- ßönoniensis
dert ältere Bononieusis (Schu. i p. CXI u. CV). Zu Anfang-, doch
von anderer Hand, im 14. S. eingefügt, steht der liber specta-
culorum, doch ist nur das letzte (vorletzte?) Blatt (7,10—18) er-
halten. Am Schluss steht: Hü versus in quodam vetustis-
simo allali (Martiali?) invenitur, qui ab aliis deerant. Von
diesem (ebenfalls mit Vindob. 3 genau stimmenden) Frag-
ment geben eine Collation GGötz und GLoewe, Mittheilungen
aus Italienischen Handschriften I Zu Martial. Leipziger Stu-
dien z. class. Philologie I (1S7S S. 363 — 365 .
Vom 11. bis 15. S. wurden nur Handschriften der Fa- Handschiif-
milie Ca häufig abgeschrieben, von germgeren derselben f. jaiirhvm-
stammen die schlechten im J 5. S. (meist in Italien) , doch
mit Benutzung der Familien A und B geschriebenen stark
interpolirteu Handschriften'). Aus einer sehr alten Hdschr.
der Familie A ist in denselben der bereits im 14. S. (vgl.
die Angabe des Bonon.) aufgetauchte liber spectaculorum
und das Carmen suppositicium I (Sehn, i p. 632) hinzugefügt
(Sehn. ' p. CXXV— CXXVII).
lieber die zu dieser Classe gehörigen Handschriften der Boaieiani.
Bodleianischen Bibliothek in Oxford (Sehn, i p. LV u. LXXXI)
verdanke ich Herrn Lindsay genaue Angaben. Der von Far-
naby benutzte Bodleianus (augeblich «von ehrwürdigem Altera
Sehn. 1 p. LIV sq.) im 15. S. in Italien mit zierlicher Schrift
und gemalten Initialen geschrieben, enthält am Ende die
Spectacula und die im Original fehlenden Epigramme X 56,
7_X 72 incl. und X 8S— 91 (oben S. 86;: zuletzt den
Brief des Plinius Epp. III 21.
• Zw ihnen gehört u. a. der von Sehn, mit g und gl. bezeichnete
Florentinus Beverlandi Öchn.ip.LVIII, vielleicht identisch mit f ib.
XCII , vgl. Anhang 1 .
92 Ueberlieferung des Textes.
Eine uudcre Hdsclir., ebenfalls in Italien im 15. S. g-e-
selirieben (D'Orvill. X 1. 5. 31), scheint die von Oudendorp
benutzte, von Sclin. i p. 678 d; eine dritte (D'Orvill. X 1.
5. 32) die von Sclin. ' p. LXXI g genannte zu sein: eine
vierte (Canon. Lat. S2j ist mit den Wolfenbüttler Hdscbr.
a s w (Sehn. ' p. LXIII sq.) verwandt. Die von Sehn. ^ p.
LXXXII 6 erwähnte «In bibl. Edv. Bernardi etc.« (zu Ende
des 15. S. in Italien geschrieben) enthält die Sp. und
I — IV 1. Was Sehn. ib. unter 7 anführt, ist keine Hand-
schrift, sondern ein Druck von 1614. der u. a. Marcialis
Episcopi Lemovicensis Epistolas enthält.
Eine Hdschr. der Bodleiana Auct. F. 1. 8 aus dem An-
fange des 13. S. enthält Joannis Sarisb. Policrat. etc., und
am Schluss (f. 138 — 140), »Exertum (sie) de libro epigram-
matum Marci Marcialis Valerii satirici«. Der Text (wie es
scheint nach einem cod. der Fam. Ca) ist von sehr geringem
Werth.
Handschrif- Gauz wcrthlos sind offenbar die von Herrn Professor
Museums. Alfred Goodwin untersuchten Handschriften des Britischen
Museums 22006 und 23893, beide aus dem 15. S. Die
erstere stimmt zum Theil mit der Ausgabe des Merula 1475
und der ed. Veneta 1480 ([xx). Die letztere hat am Schluss
die auch in g stehenden vier Zeilen Sehn. ^ p. 678) mit
einigen Abweichungen und der Bemerkung: hoc epigramma
debet esse in tertio libro. Beide enthalten die spectacula,
in beiden ist die Eeihenfolge des ersten Buchs verwirrt (ver-
mnthlich in derselben Weise, wie in Qbfh u. a. oben S. 81).
Anhang 1.
Abstammimg der drei Familien vou drei Texten.
Vermuthlich cursirten schon bei Lebzeiten Martials er-
heblich von einander abweichende Texte seiner Gedichte,
Abstammung der drei Familien von drei Texten. 93'
imd es ist keineswegs unwahrscheinlich, dass er selbst in
den für Freunde eigenhändig corrigirten Exemplaren (VII
11 und 17) bald diesem, bald jenem Ausdruck den Vorzug
gab. Im Laufe der Zeit wird die Zahl der Varianten^
noch sehr zugenommen haben (vgl. V 29 bei Lamprid. vit.
Alex. Severi c. 3S}, und der Text des Torquatus Gennadius
wird von anderen gleichzeitigen noch verschiedener gewesen
sein, als die von einander am weitesten abweichenden Texte
im Anfange des 2. Jahrhunderts.
Auch in unserer Ueberlieferung scheint eine nicht ganz
geringe Anzahl von Abweichungen 2) noch aus dem Alter-
thum zu stammen. Wenn auch ein Theil derselben erst von
mittelalterlichen Abschreibern herrühren kann, so ist doch
die Möglichkeit eines über die Entstehungszeit unserer älte-
sten Handschriften hinausreichendeu Alters bei keiner dieser
Diskrepanzen ausgeschlossen. Es sind allerdings darunter
manche durch Missverständniss herbeigeführte Entstellungen,
doch die grosse Mehrzahl dieser Abweichungen scheint eher
aus minder guter Ueberlieferung, als aus "Willkür herzurüh-
ren, und manchmal erscheinen beide Lesarten gleich berech-
tigt. Ich gebe hier eine Uebersicht der in Betracht kom-
menden Diskrepanzen, wobei die bessere Lesart stets durch
den Druck hervorgehoben ist.
Nur in einem Fall finden sich beide Lesarten in allen
drei Familien:
1 Selbstverständlich kennen wir nur einen Theil derselben. So ist
die sonst nirgend überlieferte Lesart X 14, .3 Milia poscenti nuper mihi
pauca negasti nur durch die von Haupt Opp. ' p. 286 flf. beschriebene
Handschrift der Leipziger Stadtbibliothek erhalten (ib. p. 291). Nur
N hat X 9ü,.3 Quod patrium sitiara miraris Avite Salonem, nur N und
D XIV 123,1 Saepe teres digitis. Vgl. auch die Lesarten von N XII
74, 7 u. 8.
-) Die überall sehr hävifigen, metrisch gleich zulässigen Umstel-
lungen von Worten in demselben Verse (z. B. cenam semper für
semper cenam sind hierbei nicht berücksichtigt.
94 Abstimmung der drei Familien
I 10,1 TQ Gemellus PF Veuustus EXBCGV Gemellus ve-
mistus
M Venustus P (Rand; Gemellus 0 und Ueberschrift
in QEXO Venustus Uebersclirift in BG ^] Gemellus.
Die Zalil der Fälle, in welchen Familie A von beiden
anderen stark abweicht, erscheint nicht klein, wenn man
bedenkt, wie unvollständig wir den Text derselben besitzen.
Auch gehört zu diesen Abweichungen die auffallendste, die
sich in unserer Ueberlieferung findet XIII 65,2.
II 20,2 R jure vocarc Q Fam. Ca (auch in EF, in P
fehlt der Vers) dicere jure
III 80,1 T loqueris PQ Fam. Ca lEF) quereris
VI 64,3 T deprensa Fam. B u. Ca'E; rubicunda
VIII 21,4 T axe Fam. B. u. CaiE; igue
XI 29,3 T(V) vitam ^1?QXACEF murem
XI 39.10 T temperat ira PQEFw ahsünet ira maman
tua (sua)
XII 17,9 T cum recubet 'i^Q Archet. von Fam. Ca cum
pulchre sit ei (tami pidchre
XII 19.2 T et cenare domi PQ u. Fam. Ca et cenare foris
(forae)
XII 94,5 T Calahris Fam. B u. Ca(E) doctis
XIII 65,2 U in pisdfia ludere Fam. Ca in lautorum mandere
(madere E) ^1?F condere
Q ponere
XIV 37,1 TM selecfos Fam. B u. Ca (coustictos E)
coustrictos
XIV 158,1 T neca M ueta « » » (E) apta
XIV 162,1 TM mula » » » (E; pluma
XIV 167,2 T ca?idida » '^ « (E) garrula
Nur selten weicht Fam. B ganz oder theilweise) von
Fam. A und C ab:
I 12,5 T Fam. Ca (E) umbras PQF auras
1) Vgl. S. 95 XI 98,1 S. 96 XII 12,2.
von drei Texten.
95
IX 7JJ T(P) Farn. Ca(EF) i^Q proditor
portifor
IX 73.3 T (uacli meiner Col- -1>PQ dece2)ti
latiou) Farn. Ca
(EF defimcti
— — T Farn. Ca (EF) ^;^ regna
rura Q jiira
XIII 65,1 Farn. Ca avis haec ^^^Q perdix
(aut liaec EXA)
XIV 106,1 T Farn. Ca panda i^QF laxa
(pausa)
XIV 175,2 TFam.Ca(E)^rce;j«7 %^QF exegit (exigit .
In folgenden Fällen steht die Lesart der Familien A
und B oder der letzteren allein der der Fam. C gegen-
über:
I 13.2
TPQ strinxerat
Fam. Ca(EF) traxerat
I 93,4
PQ Plus tarnen est.
Fam. Ca^EF) Inscriptum (est).
titulo
titulo
III 27,1
RPQ vetiias cimi saepe
Fam. Ca(E) cum sis prior
vocatus (rogatuä)
ipse vocatus
IV 66,3
PQ e.rcuisa
Fam Ca[E) tibi sumpta
IV S9,5
PQF jieracta est
Fam. Ca(E) notatur
V 22,7
PQ rtwipere
Fam. Ca(EF) vincere
VI 21,10
PF(0) caede duos
Fam. Ca(E) pare (so) deo
Q parce deo
VI 5S.2
''^PQF sidera pigra
Fam. Ca(E) sidera ferre
VI 77,7
%^Q mulo
Fam. Ca(EF) gi(y)bbo {ginno)
VII 1,2
%>PQ(0) comae
Fam. Ca(E) deae
VIII 8,3
^^QF Te primum
Ca(E) Tepr.p. iura ror/ent^
pia turba roget
te Vota salutent
(vocetQ) te voce
salutet
X 4,S
%^QF dicere vita
(E om. vita) Fam. Ca dicere
X 19.15 PQ(Plin.O) studet
jure
Fam. Ca(EF) vacat
06
Der codex F und die von Schneidewin
Farn. Ca(EF) Basse
Farn. Ca(EF) gemina
Farn. Ca(E) Postume
Farn. Ca(EF) cyparissos
Farn. Ca(F) Nee poteris si-
- milam, poteris (possis E)
FQ diirantia EABG dicantia
XC ditantia
Farn. Ca(EF) tetrico
Farn. Ca(EF) rumpere
Farn. Ca(EF) miilta
Fam. Ca(EF) togula
Farn. Ca(EF) nardi.
Hiernach erscheint die Annahme, dass unsere drei Hand-
schriftenfamilien aus drei verschiedenen Texten stammen,
unabweislich.
XI 98, J PQ Flacce Ueherschr.
in XAC ad Flac-
cum
XI 99,5
TPQwzf/^we (mag-uis)
XII 12,2
TPQF PolUo (Polio)
XII 50,1
(piti/onas) T phyo-
nas ^ pythonas
Q pythagoras
xm 10,1
RMPQ Nee dotes si-
milae possis (pote-
ris Vind. 3)
Xm 26,1
RM tendentia
XIV Sl,2
T«]?Q tristi
XIV 125,1
TM^l^Q perdere
TPQ saepe
XIV 126,2
\ TM^Q laena
XIV 146,1 T^IJQ Cosmi
Anhang 2.
Der codex F und die von Schneidewin mit ihm identi-
ficirten Handschriften ^j.
Von Carl Frobeen.
Schneidewin geht bei seiner Beurtheilung des cod. F
von der Behauptung aus, er sei identisch mit dem von Bever-
land verglichenen, neben anderen Handschriften zur Emen-
dation der Collessoschen Ausgabe benutzten Florentinus, von.
1) Vgl. oben S. 89.
mit ihm identificirten Handschriften. 97
ihm als F,F1') von Sehn, als ^,^1 bezeichnet (p. LVIII, XCII).
Ohne dies beweisen zu können — nirgend standen ihm die Les-
arten beider codd. neben einander zu Gebot — stellt er unbe-
denklich die von Furia in F verglichenen Stellen mit aus g(
bekannten zusammen, und indem er diese wie jene ohne
Unterschied mit den Lesarten der Familien Ca und B ver-
' gleicht, kommt er zu dem Eesultat: (liber) licet identidem
ad familiae Ca societatem deflectat, universe cum P con-
spirat (p. XCII; vgl. CXIII sq.). Die Vergleichung der dafür
angeführten Belegstellen in F ergiebt indess, dass ausser 6,
welche den von Furia verglichenen Epigrammen des 1 . Buchs
entnommen sind (in der siebenten I 26,4 liegt ein Irrthum
Sehn. 's oder des Vergleichers vor: der cod. hat petis nicht
bibis) nur 4 Uebereinstimmung von F und gl zeigen: VI
30,4 VI 88,2 VII 34.8 VÜI praef. (fehlt in P, steht in
QF5-t(o) ; an den übrigen 1 1 weichen ihre Lesarten von ein-
ander ab:
P(S-( serae Q serere Fco sacrae
PQ5( toto Fcu totam
P nibit Q mbit \si Fw nebit
nubit
Pj^t renovetur QF(u revocetur
P(5( virum QFw lovem
Ca pare deo Q5"t33hpg parce deo PFO c(a)ede duos
'^PQgt innocens Fw integer.
Vgl VI 32,3; 42.18; 47.3; VII 13,1.
Daraus geht schon zur Genüge hervor, dass unmöglich
F mit %i identisch sein kann, und die Vergleichung der
übrigen Stellen bestcätigt es: nur in 4S von etwa 170 bekannten
Lesarten stimmt gl mit F überein, und zwar zugleich mit
VI
2,1
VI 3,6
VI
13,7
VI
21,8
VI
21,10
VI
28,6
1) Sehn, hat entschieden richtig gesehen, dass beides nichts als
verschiedene, je nacli den Büchern willkürlich wechselnde Bezeich-
nungen ein und derselben Handschrift sind ; wir nennen sie im Fol-
genden %l.
Martial I. 7
C)g Der codex F und die von Schneidewiu
Farn. B und Ca 26, mit B 1 6, mit Ca gegen B 6 Mal. Eine
Uebereinstimmung von ^i mit F allein findet sich nicht.
Dagegen tritt eine sehr nahe Beziehung von ^^I zu den
schlechtem Handschriften, namentlich den Vertretern von
Cb: 2?hlp (besonders den beiden ersten) hervor:
IV 75 J T pignore famam glhlp-f pectore famam Ca pignora
vitae QFcoz'j.x'xX pignore vitae
IV 89,4 i5-th scola Oi>lp schola P scida ABF schida
G ceda Q(o scheda
T cunctas 75lh jactas QFw cantas
g-(hlpbc mero QFoj croco.
TPQFp meo jam crimine Ca meo lacrim(n)e
g-(33hbc modo lacrimautia
5[bc invexerit QFtu inusserit
Qoj fractusque g-lhlbcpswcpX fractoque FCa
fractumque
PF buccis plangeutem g-lhlp). buccis placenta(e
ga) XACCI dulcis placenta(s)
u. s. w.
Nur verhältnissmässig wenig Fälle giebt es, an denen
nicht wenigstens einer oder der andere codex der Classe Cb
oder der jüngsten mit ^i übereinstimmt, oder ihm doch so
nahe steht, dass die Benutzung einer gemeinsamen Vorlage
sichtbar ist. Ganz allein steht gl (wie denn alle Handschrif-
ten dieser Art bald selbständig corrigiren, bald sich an codd.
der bessern Familien anlehnen) z. B. V 12,7 gl levat QFo>
porta(e)t VI 13,1 g[ formavit Fco formatam VII 20, 13 g( cunis
P hirus Q hircus F«> furtis VIII 2 1,10 Ausoniam — lucemQFto
Ausonin(e)m — ducem (X lucem Oabswj^^rG diem) u. s. w.
Oefter wird ein Uebergehen zu den bessern Hdschrr. sicht-
bar: Entlehnung aus der Fam. B z. B. IV 23,7 PQFgt
sc(h)olae (u sale(s) VI 21 ,8 Pgt virum QFm lovem VIII 36,3
PQ3( mare auleoticus F(u Mareoticus VII 87,5 P iconeumo
Q aneumo g[ icaneumo 0 Ichneumon F33ü) ichemon: 97,9
i>PQg( tibi F(ü mihi; 99,3 Pg( in auram QFw in aula u. s. w.
V 16,3
V 25,8
VI 47.7
VI 64.24
VII 7,3
Vn 20,8
mit ihm iclentificirten Handschriften. 99
Danach kann es keinem Zweifei unterliegen . dass wir
in g( einen jener zahlreichen italienischen codcl. des 15. Ö.
haben, von denen Sehn. (p. CXXVI) sag-t: »Sunt libri aXXo-
T.'/.zo'üsy. quidam. qui modo ad hanc modo ad illam fami-
liam transiliant: modo ad depravatissima quaeque delapsi.
modo sapienter ad optimorum memoriam depreheuduntur at-
temperati«: einen mit besonderer Anlehnung an B geschrie-
benen cod. , der . ein sehr naher Verwandter von i^ und h,
der Familie Cb einzureihen ist. Kun kennen wir aus einer
leider nur dürftigen Collation Furias (I 1 — 49 IV 55, Avie vonF)
einen zu dieser Familie gehörigen (Sehn. p. XCII f.) Florentinus
des 15. S., f. der, soweit dies das wenige daraus Bekannte
sehen lässt, die genannten Eigenschaften gfs theilt: eine
nähere Beziehung zu h (I 2,3 /»rfh hos lege tu hos eme;
12,2 c/;rfhz pulsat bp sonat (u fumat; 12,7 fh sub ipsa tu
sub illa; 49.9 corr. fh cougredi u> co(n)ge(n)di u. s. w.) und
Anschluss an Farn. B (I 14.2 PQ/j/f hos. w hoc IV 55.24
PQFf per quos w per quod; 55,26 %^PBFOfÄ Vativesc(a)e
Q Vatinescae stxxa Matinesae a pi-. hl Matinense corr. h Ma-
linese X Vaticesce AC Vativiscae bc Vativestae u. s. w.) :
namentlich in der Erhaltung der Subscription des Torquatus
Gennadius zu I bis VII, wobei in III P und f fast genau
übereinstimmen : P Emendavi ego Torquatus Gennadius Con-
stantine feliciter flores . f Ego Torquatus Gennadius emen-
davi C. feliciter floreas. Es ist somit nicht unmöglich, dass
g-l mit f identisch ist. Ein Beweis ist natürlich bei der ge-
ringen Anzahl der aus f bekannten Lesarten nicht zu geben;
mit F hat er jedenfalls nichts mehr gemein als den Namen.
Damit fällt zugleich eine zweite Behauptung Schn.'s ;
der von Thomson für Scriver verglichene codex Florentinus
sowie des letztem öfter genannter «optimus« sei ebenfalls
kein anderer als der uusrige (p. XLIX, XCTI) : die diese
Annahme tragenden Stelleu könnten, da sie sämmtlich nicht
Büchern angehören, in welchen Furia F verglichen hat, (in
I 1 — 49 IV 55 kommt keine Anführung des Florentinus oder
100 I>er codex F und die von Schneidewin
optimus Öcrivevii vor) eben mir Lesarten von gl geben, und
^•(. nicht F wäre nach Sclmeidewin mit diesen beiden Hand-
schriften identisch. Allein von den aus dem Florentiuus
Thomsonii bekannten Stellen findet sich nur zu IX ad Avi-
tum 1 auch die Angabe von %i und hier stimmen die Les-
arten nicht überein: gl Non te licet nobis, Scriv. cod. Flor.
Note licet nolis ; so dass also auch eine Identität dieser bei-
den Codices nicht anzunehmen ist und von Sehn, nur ver-
muthet sein kann.
Der ) optimus < (codex, liber, über scriptus, scriptus. Ms.)
Scriverii stimmt allerdings an 2 Stellen von vieren, an denen
beider Lesarten bekannt sind, wie mit Fam. B auch mit ^i
üljerein (V 77 lemma VII 12,9), doch da er au den beiden,
andern von g-l abweicht, so ist Schn.'s Angabe: »ubi Opti-
mum codicem testatur.c (Scriverius) »plerumque F (also g()
dicit« und »Hunc (codex Florentinus quem contulit Richardus
Thomsonus) praestantissimarum lectionum fontem fuisse Scri-
verio mihi resperisse videor^ (p. XLIX) ebenfalls wol auf
blosse Vermuthung zurückzuführen.
Es bliebe die Möglichkeit, dass unser Florentiuus der
Scrivers, dass er sein »optimus« gewesen.
Von den wenigen (8) Stellen , an denen der Florentinus
Thomsonii ausdrücklich augeführt ist , zeigen 3 von F ab-
weichende Lesarten: IX ad Avitum J Flor. Scriverii Note
licet nolis ^i Non te licet nobis ^1?PQF »optimus alius« Scri-
verii Nocte (P Note) licet nobis Fam. Ca Note licebis COg-
non te celabis. IX 90,5 ^PQ Flor. Scriv. Pertundas Fco per-
fundas. XI 49,3 Flor. Scriv. Chlmcp succurrere censuit umbrae
CaF — cenis ut cliabrae (in 'PP fehlt das Epigr., in Q ist
es von zweiter Hand zugeschrieben) — Abweichungen, die,
wenn auch unbedeutend, doch genügen, 5 Uebereinstim-
mungen (IX 17,3; 101,7 X 35,11 u. 12 XI 15,13 XII 90,1)
gegenüber, die Wahrscheinlichkeit einer Identität der beiden
codd. zu zerstören. Ueber Eigenschaften und Zugehörigkeit
von Scrivers Florentinus erlaubt die geringe Zahl der be-
mit iliiu iclentificirten Handschriften. 101
kannten Lesarten keine andere Bestimmung, als dass er sich
nahe zu Farn. B hält.
Lesarten des optimus Öcriverii giebt Sehn, an 35 Stel-
len: sie stimmen mit F nur 16 Mal überein: V 14 lemma
mit FCa, 7 Mal mit FCa und B, mit FB 8 Mal; eine Ueber-
eiustimmung mit F allein findet sich auch hier nicht, und in
allen übrigen Fällen weichen die beiden Hdschrr. von ein-
ander ab, so dass also ebenso wenig eine Benutzung von F
wie von <5t durch Scriver anzunehmen ist.
Weit näher steht Scrivers optimus den Codices der Fam.
B, "^PQ. Drei Viertel aller aus ihm bekannten Lesarten
stimmen mit den ihrigen oder mindestens einer derselben,
nicht wenige mit den ihrigen allein überein. So II 29, 10
QCaF quid sit PO opt. Scr. quis sit. V 77 lemma QAF ad
MaruUum Scriver. ad ]\Iarullum pacderastam '-ex optimo co-
dice. qui habebat pedarisiam« P ad Marullum pedarisiani
^i — pedarifiam XB om. lemma. IX 92.3 T vilisque geti-
culas PQF opt. Scr. vilis tegeticula A — teticula G — reti-
cula C — geticula X viris teticula. XI 21,7 T de psitico
•jßP opt. Scr. de phtisico XAC de phitico F delphitico. Da
nun aus Scrivers Text (besonders in der zweiten Ausgabe
V. 1G21) der engste Anschluss an Fam. B hervorgeht (vgl.
Sehn. p. LI), die angegebenen Lesarten des optimus aber
bis auf 6 sämmtlich in den Text aufgenommen sind, da wir
ferner aus Scrivers Aeusserungen über %v den Palatinus
Gruters (vgl. Sehn. p. XLVI f.) wissen, dass er diesen codex
kannte, so läge es am nächsten, in seinem optimus diese
Hdschr. zu sehen. Von den 9 Stellen nun, an denen der
Dptimus mit Fam. B (grossentheils mit allen bekannten Codices
derselben; nicht übereinstimmt, ist an 8 ^ nicht bekannt: III
3,1 fehlt in P) opt. Scr. velamine velas Q (Rand] medicamine
velas B medicam me velas Foj medicamine celas; 60,7 opt.
Scr. turdus QFcu turtur; 63,9 opt. Scr. recipitque tabellas QFw
scribitque tabellas. VII 11.3 opt. Scr. rhombus corr. G rom-
bus QFtu panis. VIII 54,3^u. 4 opt. Scr. D beidemal munera
102 Der codex F und die von Schneidewiu
R munera — praemia QFcu beidemal praemia. IX 38,6 opt.
Scr. fortes QFoj (XA om.) celeres. X 2,7 opt. Scr. Nigra
QFu) Pigra. XIII 28,1 T »opt. scriptus Scr. et Cuiaeianus«
meta Ca mensa QFco menta. Entschieden gegen unsere Yer-
mntliuug , '13 sei Scrivers optimus gewesen . spricht indess
II praef. 8 opt. Scr. in toga saltantem iuducere personam.
^Qu) in toga saltanti — , sowie der Umstand, dass aus dem
optimus zu V 14 und V 77 Ueberschriften angeführt wer-
den, während eine Bemerkung Gruters (ad Martialem notae
[bei Scriver] zu XIV 3 : «Palatinus pr. nulla lemmata exhi-
bet«) das Vorhandensein solcher in '13 ausschliesst. Halten
wir also daran fest, dass in der Bezeichnung )^optimus codex
(etc.) der stehende Name einer und derselben Hdschr. zu
sehen sei, so müssen wir annehmen, dass Scriver neben 13 noch
einen andern, diesem sehr nahe verwandten codex der Fam. B
benutzte, dem er als seinem oi)timus für gewöhnlich folgte.
Mit diesen drei von uns als falsch erwiesenen Voraus-
setzungen: der Identität des codex F mit g[, dem optimus
und Florentinus Scrivers, fällt auch Schneidewins Beurthei-
lung und Classification unseres Florentinus. die sich zum
grossen Theil darauf gründet. Die Vergleichuug des codex
ergiebt, dass sein Satz gerade umzukehren ist: Folgt F
auch auffallend häufig der Fam. B, so ist Fam. Ca
doch als seine Grundlage zu betrachten, in diese
ist die Hdschr. einzureihen.
Das beweisen:
die mit dieser Familie gemeinsamen Lücken, namentlich
im 10. und 12. Buch (schon von Sehn, als auffallend be-
merkt p. CXIV): X 57—72; 88—91 XII 2: 11; 15: 26;
29 ; 36 : 46, sowie andrerseits das Vorhandensein einer Menge
in Fam. B (bez. P) fehlender Epigramme oder Verse: III
3,35. YIll 2)n,ef. IX 10 XI 49 XIH 38 XIV 25; 95: 96;
98.2: 99.1 : 124: 127: 128 etc.i) Doch finden sich in Fam ,Ca
' Dieselben fehlen auch in Q, aufgenommen III 35 praef- VIII
imd XIV 124.
mit ihm iclentificirten Handschriften 103
mehrfacli Lücken, die F aus B ergänzt haben muss: I 109,
15 11. 16 IX epistiüa ad Toranium X 56,7 u. S XI 15.1 XII
55,10 XIV 63; in Ca fehlt I S4,4 ; 85,1—4, in F nur I 84.4;
Ca lässt II 28. 5 — 6 an seiner Stelle aus und schiebt es
zwischen 29, 8 — 10, F g-iebt die Verse an beiden Stellen;
in F allein ist sicher nur durch Nachlässigkeit des Schrei-
bers, XII 30 ausgefallen.
Uebereinstimmung mit Ca in der Reihenfolge von
Epigrammen oder einzelnen Versen gegen B: CaF
I 1 — 2 ad Catonem 3, (u ad Catouem 1.2. 3 CaF 112 111,
u) 111 112 CaF III 41 40, (u 40 41 CaF III 68, 7. 8. 5. 6,
(ü 5. 6. 7. 8 CaF VI 42, 10. 14. 11. 12. 13 ü> 10. 11. 12.
13. 14 u. s. w. ; die Abweichungen Fs von Ca verschwinden
dagegen vollkommen: PF II 6, 3. 2 tu 2. 3 PF IX 13. 12
u) 12. 13 Ca 27, 1. 2. 4. 5. 6. 7. 3 Füj 1 . 2. 3. 4 . . .
P X 76, 1.2. 3. o. 6. 7. 4. 8 Fl. 2. 3. 7. 8. 4. 5. 6
CO 1. 2. 3 . . . i?PF IX 61. 11. 12. 13. 14 Qu) 11. 14. 13.
12; III 23—65 stellt F vielleicht durch Fehler beim Ein-
binden) hinter V 67.
Uebereinstimmung mit Ca in der Abtheilungund Ver-
schmelzung von Epigrammen: XAF conti. IX 15 16
17 (CG 1516j 23 24, nicht Pw : P confl. I 30 31, 110111,
II 48 49, 82 83, 91 92 u. s. w., nicht Fw; CaF beginnen
nach II 84,3, nach IX 86,6 X 44,6 ein neues Epigr., nicht
Püj; doch wird auch hier zuweilen ein Uebergehen F's zu
B sichtbar, namentlich in der Trennung resp. Vereinigung
in Ca fälschlich verschmolzener oder getrennter Epigramme.
IX 53 54, 55 56, 58—61 , 63 64 ist in Ca zusammengeschrieben,
nicht in F«), ebenso VII 21 22, IX 35 36; nach VIII 73,4
XII 40,2 beginnt Ca ein neues Epigr., nicht Fu>; umgekehrt
PFO nach XI 2 6, nicht Cam.
Die Lesarten des Textes. Ist auch hierin eine
fortwährende Benutzung einer Vorlage von Fam. B nicht zu
verkennen, ist der nachweisliche Einfluss derselben vielmehr
so gross, dass er in einigen Büchern und Partieen von an-
104 Der codex F und die von Schneidewin
cleru vor dem von Ca überwieg-t, so ist das Uebergewiclit
dieser Familie doch immer uoeh ein so eiitscliiedeues, dass
es allein, auch ohne die oben geltend gemachten Faktoren
die Einreihuug des codex in dieselbe fordert. Der unge-
heuren Masse der Beweisstellen für und wider entnehmen
wir am besten wol die von Sehn, zur Beurtheihmg von P
p. CXIII ff. beigebrachten Stellen. Es stimmt darin F mit
Ca gegen %^FQ (oder zwei dieser codd.) überein:
praef. I PQ scripsit CaF scribit
I 10,1 PQ Gemellus Ca Gemellus Venustus FO Venustus.
13.2 TPQ strinxerat Fcu traxerat
15/10 PQXC fluunt BFG0V3 (A nicht bekannt) iiuent
IS, 6 RMPQ toxica saeva mero CaF — vina cado
20.3 PQCO ventri(que) gulaeque CaF ventre gulaque
27,2 PQ quincuuces CaF qui nunc est
39.5 T-]?PQ mirator CaFcu Imitator
II 27,3 W om. cito QFw cito
40,2 T^l^PQ fraudes CaFtu mores
VI 2,1 Pg( serae Q serere Fa> sacrae
3,6 PQgl toto Fo) totam
P uibit Q mbit Ji uubit Fcu nebit
25,6 ^PQ5i innocens Fcu integer
32,3 T^^^PQ staturum Cb saturatum Fo» saturum
42,18 PQb( Martiave Fcu Martiaque
43,9 TPQ5-( urbis Fu> urbi (A verbi G urbe)
80,8 TRÄP13PQ(5[ Tonsilibus Fm Textilibus sim.
VII 13,1 ^^PQ5-( solibus Fw collibus
14,5 'ipPQ quas Fo) quam
47.1 ^PQ Sura Fm summe
71.2 'ipPQ et gener atque nepos Fcü et gener atque
socer
praef. VIII fehlt in P steht in FQw
IX 47,8 "^FQ dogma facit Fcu dogma quod est
54,10 PQ in astra FCa ad astra
74,1 PQ pueri tantum Fcu tautum pueri
mit ihm identificirteu HimclsclirifteTi. 105
X 14.8 TfVQ veuit qiiaudo selibra mihi
XC quaudo libra semissa mihi est
Foi quaudo missa selibra mihi est
25,3 TPQ durusque tibi fortisque AF fortis tibi du-
rusque m fortisque tibi durusque
54.6 TPQ eras Fw erat
56.1 TPQ mortem laudas Fuj laudas mortem
99.5 T mag-nis PQ mag-ui Fw g-emiua
XIII 91.2 PQ muuera cara garum F — rara dapes
XIV 146J T^'PPQ cosmi Fw uardi
F stimmt mit Farn. B gegeu Ca übereiu:
I 26.4 PQF petis lu bibis
IV 49,1. 2 PQF Xeseis — putas TCa Xescit ^ vocat
VI 30,4 PQFgl rogatus tu moratus
39,20 PFgl uiobidarum Q mobidarum Ca niubida pruit
47,3 TPQF ab autris Ca ab anua COtu ab amne
VI 21,10 POF c(a)ede duos Qcu par(c e deo
VLl 34, S f¥F^i Quid te tot Qm ;Ut) Quid tu sim.
IX 2.2 'PPQF sola Ca Lücke o> Caesar
17,3 T rara vota ^^PQFi^ sua vota Ca rata voce
25.6 TCa petat F«> tegam (fehlt in Q)
26,8 TCaO meruit Fw metuat
32,6 TCa crassae — Burdigalae PF — crassi — Bur-
digali Q — Burdigalem
53,3 T volenti Ca volemus PQF iubemus
X 4,8 %^PQF vita »meum est« XAprG »meum est«
CD iure meum est
31.1 TCa duceutis %^PQF treceutis
31,6 TCa comes PQFw voras.
lu den Büchern IV, XIII und namentlich X ist jedoch
das Verhältuiss umgekehrt, es überwiegen die Lesarten der
Fam. B, und auch in den übrigen Büchern giebt es Stellen,
die eine ungewöhnlich starke Benutzung derselben zeigen,
z. B. die Epigrr. I 49 und IV 55, die, auch von Furia in
F verdichen, mit auf Sehn, s Urtheil über unsern codex
10(j Der codex F und die von Schneidewin
eingewirkt haben mögen. Aus B entlehnt ist auch die in
F sich findende Suhscription des Torquatus Gennadius hinter
XII und XIV: für die Frage der Zugehörigkeit des codex
kann sie, wie das Beispiel von f (S. 99 cf. Sehn. p. CXIII)
zeigt, keine Bedeutung haben.
Was die Art der Benutzung der Familie B betrifft, so
zeigt es sich, dass dieselbe kein planloses, willkürliches
Uebernehmen hier einer Lesart, dort einer andern beliebi-
gen war, dass vielmehr in F eine Correktur der Farn. Ca
aus B beabsichtigt wurde. Der Correktor ging dabei ver-
ständig, wenn auch nicht consequent zu Werke : weder sind,
wie gesagt, alle Bücher und deren Theile gleich stark cor-
rigirt, noch auch ist überall die Aenderuug nach B ganz
durchgeführt, wir finden zuweilen dicht nebeneinander, in
einer Construktiou, einen Theil nach Ca gehend, den andern
aus B übernommen, so dass eine Mischung entsteht, schlechter
als die reine Lesart jeder Familie. Z. B. IV 66,3 PQ togula
est excussa, Ca togula est tibi sumpta F togula est tibi
excussa. VII 88,9 %^PQ blandae munere linguae Ca blandi
munere linguas F blandi munere linguae. XI 90,3 PQ res
maior Ca quod malus FO quod maior. XIV 196,2 %^PQ
Visa suis — notavit aquis Ca Ipsa suas — uatabit aquas
F Visa suas — natabit aquas. Hie und da finden sich
wol auch die Lesarten beider Familien nebeneinander ge-
stellt, z.B. XIV 217,1 M^^PQ Die quotus et quanti Ca Die
quotus es quanti F — et es quanti. XIV 201 , 2 PQ tene-
ristinopalen(m) Ca HIKEPIKAEINOLnANH (X, ähnlich (u) F
HINEPIKAelNOI-amN teneristinopalen. Dass der Cor-
rektor auch sonst in der Wahl der Lesarten oft geirrt, ist
selbstverständlich, zur Uebernahme von groben grammati-
schen und syntaktischen Fehlern aus B hat er sich jedoch nur
verhältnissmässig selten, von ganz Sinnlosem nur bei ihm un-
verständlichen Worten oder Ausdrücken, namentlich Xameu,
durch das grössere Vertrauen, das er B geschenkt zu haben
scheint, verleiten lassen; in der ganz überwiegenden Mehr-
mit ihm identificirten Handschriften. 107
zahl sind seine Aenderungen nach B wirklich Verbesse-
rungen des Textes.
Daneben ist aber F auch nicht frei von eigenmächtigen
Interpolationen und Entstellungen. Z. B. I 43,1 F natione
(o Mancine I 49,17 %^PQ rigens Ca recens F ingens III 77,7
F grues tu gerres (Q gereres) IV 18,3 Fay.a templa oj tecta
IV 42,6 F pulchrior tanto quanto, cu pulchrior est quanto
IV 64,29 F Alcyudi to Alcinoi IV 73,6 F theatricas — deas,
<o tetricas — deas (XI 2,7 F lectores tritici, to — tetrici)
V 65,6 F nectareas — boves «> nee rectas boves IX 65,3
F voltus sensus habitusque tu voltus habitusque X 48,7
F mihi crede tu mihi X 101,3 F captato Linum, tu Capito-
liuum n. s. w. Ob alle solche Aenderungeu auf dieselbe
Hand zurückgehen, wie die Correkturen aus B, ist schwer
zu entscheiden : die Plumpheit eines grossen Theils derselben
gegenüber jenen im ganzen verständigen Entlehnungen macht
es indess nicht unwahrscheinlich, dass der Schreiber des
codex von dem Correktor zu scheiden und Letzterem keine,
oder nur die berechtigteren und verständigern Interpolationen,
Ersterem die grosse Mehrzahl der sinnlosen Entstellungen
zuzuschreiben ist.
Wo weder Entlehnung aus B noch eigenmächtige Aen-
derung sichtbar wird, folgt F durchaus nur den guten und
besten Vertretern der Farn. Ca, EXA. Z. B. III 71,2 EXAF
si scio tu sed scio VI 64,29 [om. E) XAF pr. B licet lambat
corr. B licet lambatque tu licet et lambat VIII 29,2 [om. E)
XAF mihi liber tu mihi est liber VIII 51,13 EXAF pecus
B pectus P pecudis tu pecoris u. s. w.
Nicht zu verkennen ist eine bei weitem engere Ver-
wandtschaft zwischen F und EA als zwischen F und X.
Z. B. V 77 lemma EAF ad Marullum XB ohne lemma mit
dem vorigen Epigr. zusammenhängend. VI 66 lemma EAF
de Gelliano praecoue spurco X de praecone puellam vendente.
VI SO, 1 EAF Ut nova dona Caesar Nilotica tellus'que)
tibi tu — dona tibi Caesar Nilotica tellus. \T;I 40,2 P utrom-
tos Ortliug-rapliisches.
que AF virumque Eto iitvumque. XII G2.11 EAP quam
XC quam tibi B quam sit (« quam uon u. s. w.
Eine mehrmalige Uebereiustimmung- Fs mit %\ dem
reinsten Vertreter der Familie B gegen P oder Q zeigt,
dass auch die für die Correkturen benutzte Vorlage eine
gute war. Z. B. IV 38, 1 %>F sociatur P satiatur m pa-
tiatur. IX 17,6 T^^^FO tuta Pco tota. X 37,18 WfF male
P mele Q melle XA meate 0 marte w matre. XI 27,13 T']3Q
FOC haec me donare P(u haec me dare dona; 78,10 "i^QF
redde Pw trade; XIV 137.2 MfF albentes — alba P alben-
tes — nostra m algentes — nostra.
Cod. F stammt somit aus nur guten Repräsentanten
zweier Familien und bei aller Unselbständigkeit ist er inso-
fern nicht ohne "Werth, als er zuweilen eine willkommene
Stütze für Lesarten der einen oder der andern giebt.
Anhang 3.
Ortliograpliiscbes.
Von Dr. Walther Gilbert.
Im allgemeinen gestatten die besseren Handschriften
Martials engen Anschluss an ihre Orthographie, i) Abweichen
von derselben muss man jedoch in einigen Worten, deren
Schreibung durch Inschriften hinlänglich festgestellt ist, bes.
in der Entscheidung zwischen den Vokalen e, ae, oe. Auch
c für ch kann man nicht durchweg aus den bessern Hand-
schriften aufnehmen. So ist wol zu verschmähen Carinus,
Caropinus^ Carmenion ^ Che und ähnliches; auch disttca,
tetrastica, scola scheint dem Zeitalter Martials fremd, obwol
1) Die in R überlieferten Stellen sind durch ein Kreuz, die in T
überlieferten ditrch ein Sternchen bezeichnet.
Orthop-aphisches. 1 09
distica *II 71,2 in TXBG, *II 77, S in TBGP, tHI 11,2 iu
RBG ;vgl. X), *tVI 65,4 in RTF (vgl. XB), fVII S5,2 iu
R bezeugt ist (dagegen nur düticha VIII 29,1 XI 10S,2
*XIII 3,5), ebenso tetrastica fVII S5,l in R. encUicb scola
I 35,2 in XBGP, *II 64,7 in T, *IV 61,3 iu TX aliis (da-
gegen schola III 20,8) ; vielleicht mit Unreelit wird beibe-
halten schemate *III 68,7 [scetnate TPXB, vgl. A) , sc/iida
IV S9,4 (6w/aP), chors III 58,12 *VII 31,1 *VII 54,7 *IX
54,11 XI 52,14 *XIII 45,2 {cors hat stets T und bisweilen
auch andere Handschriften).
ro statt vu hat Schueidewin - vielfach mit Unrecht
aufgenommen. Es ist zu schreiben:
vulty niavult, non t'iilt: *I 75.2 [mavoltV] * 186,13
II 73,1 III 11,6 tili 90,1. 2 (4 mal. Imal volt in X) V
25.6 V 56,8 VI 54,3 *VI 67,2 [toll X) *VI 86,4 VI 72.5
VII 39,5 [volt A pr.) VII 51,10 fVIII 9,2 VIII 19,1 VIII
29,1 VIII 66.13 fix 5,2 flX 78.2 X 3,6 *tX 18,2 X 49,5
XI 24.15 XI 60,5 XI 61,5 XI 62,2 XII 75,4 *XII 77. S
tXIII 69,2 XIV 99,2 '^yiavolt A). Also findet sich volt nur
5 mal in je einer Handschrift, nie iu Farn. A.
vultns: *I 31,5 {voltus F) fl 40,1 *I 68,7 I 78,2 II
11,3 II 41,13 II 83 3 III 53,1 [toltusV] III 66,2 [voltus X)
IV 1,4 [coltus^) IV 3,2 t*IV 88.9 V 6,10 *tV 7,4 *V51,4
[voltus X) V 61,9 V 78,24 [voltus X) *VI 10.10 VI 27.3
VI 39,12 VI 58,5 VI 82,3 VII 5,6 VII 44.2 VII 84,6 VIII
2.3 VIII 8.2 VIII 24,5 *VIII 64,5 IX 23.3 IX 24,1 *IX
25,5 IX 36.11 IX 43,3 IX 56,11 IX 64,1 1X65,3 *IX 74,3
IX 76,3 X 32,2 X 65,5 XI 91,5 *XI 102,4 XII 42,3 *XIV
14,1 *tXIV 186,2. Also voltus nur 6 mal in je einer Hand-
schrift, während Sehn. 2 es stets hat ausser II 11.3 1141,13
IV 88,9.
vulnus Sehn. 2 öp. 15.7 II 84,2 IX 86,6 XI 78,6
volnus\: *Sp. 12,3 *Sp. 13,1 *Sp. 14,2 *vSp. 15,7 *I 13,3
I 60,4 II 84,2 *IV 18,6 [vohiere XApr) IX 86,6 *XI 78,6.
vulgus (Sehn. 2 I praef. 2 VI 38,6 VIII 18,1 vol-
\IQ Orthographisches.
guö): I praef. 2 {colgus FP) VI 3S.6 *VIII IS.l IX 22,2
X 93/3.
vultttr {'Siihn. - voliur] : nur so VI 62,4 IX 27.2.
Wol auch vulpes {Sehn.- vol/^es) *IV 4,11 {vol^^ii B)
X 37,13 {volpes W) *X 100,3.
Dagegen: Volcane V 7,5 (so A u. Sehn. 2).
volva: VII 20,11 mit X imd Schu. 2. *XIII 56 2 mal
mit Ca und Sehn. 2, XI 61,11 gegen die Handschriften und
Schneidewin.
volsus II 29,6 (mit P u. Sehn. 2) fll 36,6 (mit XABP
u. Sehn. 2) III 63,6 (mit Ca u. Sehn. -) fVIII 47,2 gegen
die Handschriften u. Sehn.).
volsellae IX 27.5 (mit den Handschriften und Sehn. .
servulns VIII 75,6 (mit den Hdschrr. u. Sehn.) IX
87,5 (gegen P und Sehn. 2)
In folgenden Worten hat Schneidewin die Endungen
vos und rowi mit Unrecht aufgenommen: cervtis *tXIII 96
L [cervos Ca, Sehn. 2) *tXIII 96.2 [cervos gegen die Hand-
schriften Sehn. 2) *tXIII 94,1 (cermim auch Sehn.) cUmim
XII 32,10 [clwom XABV , Sehn.), divum XII 77,4 [divom
XAB, Sehn. Hier könnte allerdings dicom genitor komisehe
Feierlichkeit sein) *XIV 180,1 {dimim auch Sehn.), laschum
VI 21,5 [lascioom X, Sehn. 2) *IX 26,10 und *Xin 39,1
[lascivum auch Sehn.); lascivus III 20,6 (so auch Sehn.).
saeöus *II 75,7 [saevos P, Sehn. 2) *XIII 95,2 [saevos A,
Sehn. 2) f VIII 23,1 [saemis auch Sehn.). Dagegen hat ent-
sprechend dem einstimmigen Zeugniss der Handschriften auch
Schneidewin unangefochten gelassen aestivum VIII 61,6. aviis
VII 74,6 *IX 54,6 captivum X 37,7 [captivos XAC). corvus
*I 53,8 tni 43,2 *XIV 74 L. Flavum X 104,12. fugitivus
*III 9L3 *XI 54,6. mihus *IX 54,10. novus und notum
(sehr oft), octavus *VIII 71,9. octavum IX 64,4. servus und
se)-vum (oft), viuis *II 90,8 VI 13,4 *XI 67,1. vivnm *IX
50,5 *XIII 79,2. Vgl. auch assidwis, exigims, morhms. stcus,
Ullis, equiis. rmmt.
Orthographisches. 111
eil für quu hat Schneidewin (ausser iu dem stets so
bezeugten cocus) mit Recht geschrieben: cocuntur *XIII
115.1 mit XABP. persecuntur XI 9S,2 mit XAP, ausserdem
in der zweiten Ausgabe secuntur III 58.20 (gegen die Hand-
schriften\ relicum I 49,41 mit BEV, mo-f/nilocus II 43.2 mit
AB. — Dagegen ist antiqims XI 11.4 zu belassen [anticus
A, Sehn. 2) . wie auch Schneidewin aeqimm I 114.5 und X
76.1 nicht in Zweifel gezogen hat.
Die Numeraladverbia hat Schneidewin in der zweiten
Ausgabe mit Unrecht stets mit ns geschrieben. Richtig
schrieb er in der ersten Ausgabe zwar totiens und quotiens
(nur selten findet sich toties und quoties bezeugt, z. B. V
39.10, ausserdem in R *tV 52,3 tXIII 70,1 *tXIV 7,2).
aber nur decies und ähnliches. Die Stellen sind: *I 11.2
(decies) I 26,10 (decies) I 58,6 (decies) *I 99,1 [viciens Tj
*I 99,4 (centies) *I 99,17 (millies) I 103,1 (decies) II 65.5
(decies' fll 67,3 (decies) III 22.1 ftrecenties; III 22.2 (cen-
ties) III 52,3 [deciens:^ *III 62.3 (decies) IV 37.3 decies)
lY 37,4 [triciens XA) *IV 51,3 (decies) IV 66,17 decies)
*IV 78,7 (decies) V 37,24 ducenties) V 39,1 [triciens XB)
V 70,2 (centies) V 70,5 (centies) *V 79,1. 2 (undecies)
VI 49,5 [ce7itiensY\ f VII 10,15 (quindecies) VIII 42,3 (cen-
ties) *VIII 64,2 [octiejis TXA; *IX 82,5 [deciens XAG; IX
93.5 (decies) *X 23,2 (quindecies *XI 23,3 [deciens T]
XII 10,1 [milliens XA) *XII 56,1 (decies) XII 75,8 (quin-
quies XII 77. Kl (decies, vieles *XIV 170,2 [deciens T).
Ueber die Assimilation der Praepositionen in Compositis
ergiebt die Ueberlieferung folgendes:
affin 50,3 IV 21,2 VI 14,2 VI 33,4 IX 87,3 *XI
32,5 XII 77,6. Ahei' *adßiit Sp. 21,5 T (nach Frdl.) ad-
fatus fSp. 25b,3 RH, atfahis [adfatus zu schreiben V 3.4 X.
agnoscende 1X65,1; ^h^x adgnoscat KF , adnoscafXT
*VIII 3.20. adnoscendus A X 12.9. Martial scheint adgno-
scere stets geschrieben zu haben.
ann [cmmio und annumero IX 42,7 XI 41.8. Aber
112 Orthogrnphischcs.
aduT *Sp. 4,6. RXA tll S,4. TRAG *tll 24. S. Martial
scheint stets acbi geschvicben zu haben.
all II 61, G V 60,1 VIII pr. 15 YIII 51.7 *VIII 64.9
*XII 89,1. Aber adludens TEXA *III 19.3.
arr nicht nur 11 mal (6 mal in T, 4 mal in der Rasur
von R) in (irrigere, sondern auch in arrisit XI 45.2. Aber
adrides *VI 44,3 TAG.
assiauus *Sp. 1,2 *Sp. 7.2 III 5,4 *IV 18,2. Aber
adsiduus *VI 46,1 TXA. *XI 39,2 T. *XI 86.2 A. —
ftssero I 15,9 IX 1,3 X 35,5 XI 98,10. Aber adsero *I
24.3 T. I 52,5 X. VII 63,10 P, IX 101,13 XAG. *XIV
142.2 T. Martial hat wol stets adsero geschrieben. — Ausser-
dem ass VIII 36.5 X 10.9 X60.2 *XII 25.5. Aber adsidet
II 14,8 XA, *II 41.19 TX cf. P).
asc, asp, ast: aspkio *I 24.1 196,11 III 35,2 IV 3.1
*IV 74,1 *V 31.1 VI 38.1 VI 73.5 *VII 40.8 VIII 30,3
*VIII 59,1 IX 23.3 *IX 25.1 IX 86.7 tXIII 58.1 *XIV
109,2 *XIV 115.1. Ausserdem andere Verba I 49.11 III
20.4 "^VIII 56,13 xibstahat % *XI 39.13 [ahstricta Tj XI
98,19 *XIV 2.
mjfj VIII 57. 4\ a]?p an 6 Stellen, 2 inTi, att (an
15 Stellen. 4 in T).
circuire *VII 83.1 *VII 93.2 *VIII 59,14 [circumit
XB) XI 15,8.
coli: coUigere *Sp. 22.2 VII 20,16 *VII 33.4 X 83.1
XII 82.5 *XIV 71 *XIV 199. coUocare I 113,3 *IV 87.2
V 65,10 VII 20,9. rollegae *VII 37.7. collatus III 52,3
IV 11,10 XI 72,2. Aber co7ilata *II71,5TXB, conlapsa *I
12.7 TXF, conlucent *II 46,3 TXAC.
corr; corripere: *Sp. 23.6 *XI 39.9 *XI 43.2. cor-
rumpere *tIII 75.5 *IV 5.5 V 69,5 *VI 93.6 VIII 42.2
XII 63.10 XII 66,3. Aber co7irodit flV 27.5 R (vgl. P).
inr: inrequietus *tIV 78.4 RTX und andere: inrnpi
X 40.3 X.
«7?: iUaesKS IX 90,14 *XIV 200,2. illotusWn.l. 22.
Orthographisches. 113
Aber inlaems I 6,2 XF, fVII 2,7 R, inlotos fVIII 67,5
EXABGP, inlustrem *XIV 41.1 X, inligatas I 49.23 XEF.
Martial hat wol stets inl geschrieben.
imh VII 26,4 VII 58,5 VIII 51,17 f* XIII 8,1 t*XIII
94,2. Aber imhelles *IV 74,1 TXB.
inim 19 mal '8 mal in T). Aber inmixtam *Sp. 21.5
HT, inmodicis oder in modicis *II 90,6 T, *III 60,7 TGP,
VI 29,7 XDB, vgl. auch X 48,4 P, inmensum *tXIV 186,1 R.
inip (abgesehen von imperium , rmperare . imperator]
80 mal. Aber (abgesehen von Irrthümern, wie *IX 54,4 in G,
*IX 67,5 in X): inpensis *Sp. 4,6 T, inpo^ita *Sp. 22,6 HT,
iiipudenter I 49,41 XE, in 'pudici[huti] III 20, 16 XAG
(vgl. BC], inprola *tIII 75,4 T, inpletura *tV 34,5 R, in-
plicuit *tVI 15,2 R, inprobe *XI 54,4 XA.
SunmioeniiiTn I 34,6 (aber vgl. B) III 82,2 XI 61,2
XII 32,22. Aber mhmoto XI 96,3 Ca (und so Sehn.); mh-
mittit V 71,1 P; submissa VIII 75,11 PBCG.
suppositus *ni 91,11; 12 V 24,8. Aber subpositus
*ll 46,3 TB, *IV 66,15 XT.
surr: surrexti *V 79,1. mrripuit VI 72,6; *tXIII 38,1.
Aber subripit VIII 59,14 X (vgl. die Corruptel von P XII
29,12), mbrid \T 82,7 (so auch Sehn.).
Betreffs einzelner Worte sind folgende Schreibungen
aufzustellen :
alica und alicula (Seh. hal ausser 11 37,6) *fXTTT
6 L u. V. 1 mit RTP, II 37,6 XII 81,2 f *XIII 9,2 (doch
vgl. X) gegen die Handschriften.
aliiim Sehn, aliium) XII 32,20 mit ABP. Vgl. die
Pliniushandschriften.
allex (Sehn, haliex) *XI 27,6 mit TPV, III 77,5 mit
P und den Exe. Fris. (vgl. C .
anulus so Sehn. -^ , obwol die Handschriften meist
a7mulus haben: III 29,2 *n 66,2 II 57,8 [a?iul.) V 61,5 VIII
5,1. 2 IX 87,7 *tXI 37,3 {anul.'R) XI 59,2 {anul XBV) *XI
100,2 *XIV 122 L *XIV 123,1 *XIV 169,1 [unul.BXt).
1J4 Orthographisches.
Ajjpulus (so Sehn.) II 46,6 {Apul XABC) X 74.8
VIII 28,3.
Atlans (Sehn. Atlas) VI 77,7 mit XA, IX 3,5 mit XAP,
*XIII 2,2 mit TXA. Vgl. Plin. n. h. 13,91 M.
autu^n/nris {auctumnus Sehn.) , obwol meist auctumtius
überliefert ist: III 58,7 [aut. P) VIII 68,10 IX 1,1 [aut.
ABG) IX 12,1 X 94,6 X 96,12 XII 57,22 ^XIII 113,1 [aut.
in der Corruptel von BGrX).
hrachium (so Sehn.) II 29,6 *II 62,1 11163,6 [brac-
chia X) VII 32,9 *XI 84,3. Vgl. C. I. L. I 198,52.
hrattea (Sehn, bractea) *VIII 33,6 mit CaP, 1X61,4
mit XA.
bucellas (Sehn, hticcellas) *VI 75,3 mit TABCpr.G.
Vgl. hucula Plin. n. h. 8,114; 34,9.
caennm (Sehn, cenum) *VII 33,1 mit T.
caespes (Sehn, cespes) *tV 34,9 mit A, *I 88,2 gegen
die Handschriften.
Callaicus (so Sehn.). Nicht minder gut bezeugt ist
Gallaicus: IV 39,7 [Gall Pj *X 16,3 [Gall TAX) X 37,4;
20 [Call.) XIV 95,1 {Gall. XBG).
causea (Sehn, causia) *XIV 29 L mit den Hdschrr.
cepcie (so Sehn.) III 77,5 und XII 32,20 mit den
Handschriften.
Cerialis (Sehn. Cerealis) X 48,5 und XI 52,1 mit P.
Vgl. C. I. L. I 490 IV 1636; 3158 u. ö.
coclea und cocleare (Sehn, cochl.) IV 46,11 (vgl. CP)
*tVin 33,24 (fehlt in P) mit RTX, *tVin 33,25 (fehlt in
P) mit RTCa, *XI 18,23 mit TP, *XIII 53,2 mit TXP,
*XIV 121 L und v. 2 mit T, *VIII 71,10 und *XIV 121,1
gegen die Handschriften.
coloephia [coliphia Sehn.) VII 67,12 mit XABP.
cominus (so Sehn.) VI 58,2 [com??imus X) und *XIV
31, 2.
condicio [conditio Sehn. 2) f III 33,2 *V 17.2 1X67,8
XI 52,2 mit allen Handschriften.
Orthographisches. 115
convicia (Sehn. 2 convitia) VII 8,7 mit allen Hand-
schriften, *tIII 46,9 mit RCaP.
copo (so Sehn,). Nicht minder gut bezeugt ist caupo:
126,9 (poi?o XFGP gegen BC, Sinn plebejisch) fl 56,2 [copo
X^^P gegen RBCGj fH 51,3 [copo R[m. 2 capo HJMueller]
CaP; plebejisch) *III 57,1 [copo PAXC und T im Lemma;
caupo TBG) III 58,24 (die Verderbnisse weisen auf caupo;
Sinn nicht plebejisch) *III 59.2 [copo XAC^;^ gegen TPBG
*VII 61,9 [copo XABP gegen TCG) *XIII 11.2 copo XA
gegen TBGP).
cottana (so Sehn.), obwol coctana gut bezeugt ist: IV
88.6 (durch P) VII 53,7 (gegen XAB) *tXIII 28 (gegen XB
durch RTQ u. a.). Aber RT haben oft auch Coda statt
Cotta, R fXIII 69 cacta statt catta.
cuUx (Sehn, culex] *III 93,9 mit TP, *XI 18. 13 mit
TCa, XIV 185 L (dies Lemma fehlt wohl in RT) mit X.
Cydonea (Sehn. Cyionia) *X 42,3 mit TX, t*XIII
24 L und v. 1 mit RTPCa. Vgl. Plin. n. h. 15,37 M u. a.
faenum III 47,14 und *XIV 162 L. Die Handschrif-
ten und Sehn. 1 haben foenum; Sehn. 2 hat III 47,14 fenum.
foetere (Sehn. 2 feiere) V 4,1 mit den Hdsehrr., fl
28 J gegen RXG.
foruix 'so Sehn.), obwol X 5,7 XACFF fornex haben.
gleba (so Sehn.) *m 65,7 *V 13,7 *V 37,11 [(/laeba
XA) IX 22,3.
harundo *I 3,10 *tXIV 209.2 (wo R iu für h hat)
*XIV 218,2 mit den Handschriften und Sehn., ferner *X
15,1 mit TAF gegen Sehn., *XIV 63,1 (fehlt in Ca) mit
Sehn. 2 gegen die Hdsehrr., endlieh IX 13,3 und *IX 54.3
gegen die Handschriften und Sehn.
havere (Sehn, avere) I 55,6 *I 68,6 I 108,10 III 5,10
*in 95,1 m 95,14 *tIV 78.4 *V 51,7 VII 39,2 IX praef.
fix 7,2; 4 XI 106,1 *XIV 73,2. In diesem Worte haben
das h stets R und T (freilieh R IX 7,2 erst in der Correk-
116 Orthographisches.
turi, ausserdem I GS,6 III 5,10 III 95,14 IX 7,2; 4 XI
106,1 die ganze Familie Ca, III 95,1 IV 78,4 V 51,7 XIV
73,2 einzelne Handschriften der Familie Ca, I 108,10 III
5,10 XI 10G,1 P. Vgl. darüber Quint. I 6,21.
hei (so Sehn.) *II 1,12 mit TP.
heia (Sehn, eia) *II 64,9 mit TX.
hirnea (Sehn, hernia] *III 24,9 und XII 83,1 mit
CaP (vgl. T).
holus (Sehn, olus) III 5S,50 mit Ca, *VII 31,5 mit
XA, *XII 31,4 mit TXAB, tXIII 57,1 mit XB.
hyhrida (Sehn. 2 hibrida] VIII 22,2 mit den Hdschrr.
und VI 39,20, wo Niohidarum überliefert ist.
iantare und iantaculiini *1 87,3 und fVIII 67,10
mit den Hdschrr. u. Sehn. Aber ientaculu^n *Xin 31,1
mit den Hdschrr. u. Sehn., *tXIV 223,1 mit KTCa gegen
Schneidewin.
infitior I 103,11 u. V 30,1 mit den Hdschrr. u. Sehn.;
IX 84,7 und IX 99.3 (Sehn, inficior) gegen die Handschrif-
ten und Sehn.
inteUegat (Sehn. inteUigat) X 21,1 mit XA.
lafiterna Sehn, laterna) dreimal *XIV 61; 62, wo n
zweimal in A, einmal in TPG eingefügt ist.
levis (so stets Sehn. '- ausser XIV 205,1) , obwol die
Ueberlieferung meist laevis bietet: * II 47,2 (e die Hand-
schriften u. Sehn. 1) II 48,5 *V 51,2 [e die Handschriften
ausser X; ae X und Sehn, i) VH 86,8 *VIII 64,5 IX 56,4
[e G; X 37,10 {e die Hdschr. und Sehn, i) X 65,8 XI 22,5
(e die Hdschr. u. Sehn.) XI 31,19 [e die Hdschr. u. Schn.i)
*XI 43,10 XI 63,3 XII 18,25 XIV 102,2 *XIV 136,1
*XIV 205,1 *tXIV 209,1.
3Iessäla (so Sehn.) *\^n 3,5 mit XABP und T nach
Friedländers Collation, *X 2.9 mit T (nach Friedländers
Collation) und den übrigen ausser XAG.
inilies: einfaches I Sehn. 2 und *I 99,17 XFG und
T nach Frdl); XII 10,1 haben die Handschriften IL
Orthographisches. 117
monumenta (Sclin. mom?ne?ita) * 134,8 mit allen Hand-
schriften. 1X34,7 mit den Handschriften ausser X, *X 2,12
mit TPAC gegen XG, XI 48,1 mit XC gegen AP, XIV 96,1
mit AC gegen XBG, I 88,7 gegen XAGP.
inuraena (so Sehn.) * II 37,5 X 30.22 *Xni 80,1
[merena B), Cf. ji-upaiva.
Mytilene (Sehn. Mitylene] VII 80,9 u. *X 68,1, was
die Ueberlieferung ebenso gestattet.
neglego und Heglegenter (Sehn. nerjUgo) *\l 68,9.
XII 49,8 XII 87.2 mit allen Hdschrr. VI 42,23 mit XAB.
nitella '= nitedula] V 37,8 mit XB und Sehn.; vgl.
Lachmann zu Lucrez p. 204.
jinntins und mintiare (Sehn, mmcius und nunciare)
*VII 6.3; 10 *VIII 32.8 X48.1, obwol t nur * VII 6,3 aus
T vermerkt ist. [fVIII 67.1 nuntiat R nach HJMueller].
ohsonia und obsonatm* (Sehn. ops. Vgl. jedoch die
Vorrede der 1. Ausgabe) III 23,1 mit allen Hdschrr., *tXIV
217 L mit R und T (nach Friedländers Collation).
paelex Sehn. i?e//e:r) 1X41,1 {peliceY) X51,4 [peUx
P paelex XA) , XII 96,3 {pelicibics BP, paelicibus A), *XIV
119,2 [paelex TX, pelex BP).
Paelignus (Sehn. Pelignus) I 26,5 I 61,6 H 41,2 VHI
73,9 XIII 121 L u. V. 1, gegen die Ueberlieferung. Vgl.
C. I. L.
paenitet (Sehn, poenitet) *IV 48,3 mit X.
pilleum Sehn, pileum) II 68,4 mit XAP, X 72,5 mit
P, XI 6,4 mit XAV, *XIV 1,2 mit TXBGP, *XIV 132 L
mit allen Handschriften.
Polllo und rolUus (Sehn. 2 Polio, Polius) HI 20,18
mit den Hdschrr., IV 61,9 gegen XA, *tXII 12,2 mit RT
gegen P, I 113,5 mit Ca.
preliim (Sehn, praelum) *II 46,3 mit PQ, *XI 8,5 nach
Ca, I 26,5 und *XIII 111,1 gegen die Hdschrr.
proeliiun (Sehn, praelium) , obwol fast nur praelium
tiberliefert zu sein scheint: *Sp. 9,2 *Sp. 22,3 *Sp. 28,7
118 Orthographisches.
■proelia Tj *tIV 74,2 IV 82,6 V 65,8 VI 38,8 VIII 6,7
*IX 50,4 IX 56,6 X 38,6 XI 3,8.
querella (so Sehn, 2 ausser V 7,5, dagegen Sehn. 1
immer querela) *I 12,9 (in TXB) *I 53,10 (in TB) I 82,9
(in AP) V 7,5 (Fj XI 70,3 (in P vgl. Ca). Unbezeugt ist
es VII 47,9 IX 45,5 *IX 54,7.
raeda (Sehn, reda) III 47,5 gegen die Hdschrr., X 13,1
nach dem Fehler von Ca [praeda].
rohlgo (Sehn, rubigo) XII praef. 15 gegen die Hdschrr.,
wie auch Sehn, rohiginosis *V 28,7 mit T und pr. A.
Saex>ta (Sehn. Sepia) , obwol die Handschriften fast stets
Septa haben: II 14,5 II 57,2 [Saept. A) IX 59,1 *X 80,4.
saeta und scietiger (Sehn, e statt ae), obwol die Hand-
schriften meist e statt ae haben: I 55,9 [saeta X) fll 36,5
[ae A), *VI 56,1 X 30,16 (auf ae weist der Fehler in C)
*XIII 93,1.
saltim mit Sehn. 2 *I 86,8 nach T, flV 12,2 und fVII
21,4 nach R (vgl. Priscian p. 1013, Corssen Beiträge 288;
385. Seneca epist. 91,10). Dagegen saltem mit Sehn. 134,7
*VII 18,13 X 77,3 *XI 22,3 *XI 105,2.
sarire (Sehn. ^ sarrire) III 93,20 (Conjektur).
satiira, wie schon Sehn. *XII 94,7 mit T, so auch
XI 10,1 mit P (Sehn, satira).
scaeiia und scaeriicus (Sehn, e statt ae) V 30,3 mit
XA, IX 28,1; 6 gegen die Ueberlieferung.
ScJlida (Sehn, scheda) IV 89,4 [schida AB, scida P).
sesceiitl VI 59,2 mit XA (Sehn, sexcent). Schon Sehn. 2
so: VI 66,9 mit X, *IX 37,9 mit TX, *XI 65,1; 6 (so
V. 6 T).
solacia (Sehn, solatia) II 91,7 und XII pr. 6 gegen
die Ueberlieferung. Vgl. C. I. L.
spongea (Sehn. spo?igia) -flY 10,6 mit A u. pr. R,
*tVI 57,4 mit TXAB pr. G, VII 53,4 mit XABG, XII 48,7
mit XAP, *XIII 47,2 mit T^XABG, *tXIV 144 L u. v. 1
mit TXG u. a.
Orthographisches. 119
suscensueris (Sehn, succens.) VII 60,6 mit XA pr. B.
suspicio (Sehn. - suspitio) XI 45,5 mit den Hdschrr.
taeda *VI 2,1 gegen TP u. Sehn, [teda), wie ae sehon
Sehn. III 93,26 gegen P und flV 13,2 gegen RAB schreibt.
Tartesiaeus (Sehn. Tartessiacus) VII 28,3 VIII 28,5 IX
61,1 XI 16,4 mit den Handschrr. Vgl. die Pliniushandsehrr.
taeter [teter Sehn.) *III 24,6 gegen die Handschriften.
Vgl. C. I. L. VIII 1412.
Thyhris (Sehn. Tihris) X 7,9 mit A, *X 85,4 nach
TXA und P. Vgl. Plin. n. h. 3,53.
tingiiere fSchn. tingere) II 59,3 u. flV 36,1 mit allen
Handschriften, XH 98,2 mit XAGP, *XIV 146,1 mit TCa.
Dagegen tingere (so Sehn.) *I 77,5 mit T, *VIII 3,19 und
XIV 103,2 mit allen Handschriften.
tmtinahHluni (Sehn, tudinnahulum) *XIV 163 L mit
XG und T (nach Friedländers Collation). Vgl. Juv. VI 441.
tisana (Sehn, ptiscma) *XII 72,5 mit TCa.
tubures (Sehn, tuberes) dreimal *XIII 42; 43 mit TCa.
Vgl. Plin. n. h. 15,47 M.
Vergilius (so Sehn. -), obwol die Handschriften öfter
Virgilius haben: * HI 38,10 *Vin 56,6 (Fer^.XA) *Vin 56,23
[Verg. A) *Vin 56,24 XI 52,18 [Verg. A) *tXIV 185 L
[Verg.G] *t XIV 186 L(Verg.TG) *tXIV 195,2 [Verg.T).
timerus (Sehn, humerus) VIII 48,3 gegen die Hdschrr.
Ufnor und umidus (Sehn, hum.) X 37,16 mit XAW,
V 71,1 und XII 82,12 mit X.
unguere [i^chn.ujigere) *II 77,2 mitTAP, *III 12,4mitCa.
utrhnque {^chn. uirinque) X 38,6 gegen die Hdschrr.,
wie auch Sehn, und die Hdschrr. XI 70,5 zär{?7ique haben.
Die hier gegebenen Zusammenstellungen fussen im we-
sentlichen nur auf Schneidewin's Variantenangaben. Diese
scheinen allerdings in der Orthographie einiger Worte lücken-
haft zu sein (vgl. z. B. mmtius, proeiium], jedoch betreffs der
meisten und besonders der selteneren Worte sind sie im
Allgemeinen sehr genau.
^20 Ausgaben.
Ausgaben.
Von den Ausgaben, von denen Schneidewin i p. XI ff. die
für die Textkritik in Betracht kommenden ausführlich behan-
delt hat, genügt es hier die wichtigsten zu nennen. Ge-
druckt wurde M. etwa seit 1470 (zu Ferrara 1471, zu Rom
von Sweynheym und Pannartz 1473). Der Commentar des
apostolischen Secretärs Bomizio Caklerino (c. 1447—1478)
ohne Text — eine Zusammenfassung seiner in Rom über
M. gehaltenen Vorträge (1474), gab nicht bloss eine sehr
verdienstliche Erklärung, sondern förderte auch in mancher
Beziehung die Textkritik. Die beiden (ohne Benutzung von
Handschriften veranstalteten) Aldinen [\^{)\ und 1517) gaben
einen zwar stellenweise verbesserten, weit öfter aber will-
kürlich geänderten, im ganzen sehr schlechten Text, der
jedoch durch das Ansehn des Herausgebers sehr lange mass-
gebend blieb. Einen wesentlichen Fortschritt in der Ver-
besserung des Textes brachten die Ausgaben des Holländers
Adriaan de Jonghe [Hadrianus Junius) aus Hoorn 'Arzt in
Harlem, Kopenhagen und Delft, 1511—1575), welche 1559
und 1566 im kleinsten Format erschienen; es war darin
hauptsächlich eine zur Familie Ca gehörige englische Hdschr.
[%{) benutzt. Weit mehr leistete Jan Gruytere [Janus Gru-
terus) aus Antwerpen, 1560—1627, seit 1592 Professor in
Heidelberg. Hauptsächlich, wie es auf dem Titel seiner
1602 ebenfalls im kleinsten Format erschienenen Ausgabe i)
heisst, mit Hilfe der von ihm benutzten, später verschollenen,
trefflichen alten Heidelberger Hdschr. (^^3, oben S. 78) rühmt er
sich den Text von mehr als 1000 Stellen verbessert zu haben;
doch hatte er damals nur eine Collation derselben von Richard
Thomson benutzt; er verglich sie dann im Jahr 1616 noch
einmal selbst ganz, doch flüchtig tumultuaria lectione, so
1) Für die Benutzung des in der Wolfenbüttler Bibliothek befind-
lichen Exemplars bin ich dem Leiter derselben, Hrn. Dr. Ov. Heine-
mann zu Dank verpflichtet.
Ausgaben. 121
dass er glaubt, vieles übersehen zu haben) und benutzte die
Ergebnisse dieser Vergleichung in der Appendieula ad Mar-
tialem sive Notae aliquot repetitae lectionis in der Ausgabe
des Scriverius von 1619. Diese auf Gruters Text beruhende
Ausgabe von Peter Schryver aus Harlem (1576 — 1660) war
ein abermaliger bedeutender Fortschritt in der Feststellung
des Textes, wenn Schryver auch vielfach schlechte Lesarten scriverius.
aus altern Ausgaben (wie der Aldina) von 1501 beibehalten
hat. Schryver, der sich auch der Unterstützung Joseph Sca-
ligers zu erfreuen hatte, verfügte über einen umfassenden
Apparat; seine Handschriften scheinen damals hauptsächlich
der Familie Ca angehört zu haben ; auch der Florentinus Bever-
landi (g-, ^l, aus der Classe Cb) gehörte dazu. Einen aufs neue
erheblich (besonders mit Hülfe von P oder einer ganz ähn-
lichen Hdschr., aber auch durch zahlreiche glückliche Con-
jekturen) verbesserten Text bietet die Ausgabe von 1621
(Lugduni Batavorum in kleinstem Format), auf welche noch
4 andere (1628, 1650, 1664, 1696) folgten. Schneidewin hat
in seiner ersten Ausgabe die Lesarten der Ausgabe von
1621, wo er von derselben (sehr oft mit Unrecht) abgewichen
ist, durchweg angegeben. Schryvers Vertrautheit mit der
Art und Weise M.'s, sein feines Gefühl für das Angemes-
sene im Ausdruck, sein richtiger Takt in der Wahl der Les-
arten, verdienen die höchste Anerkennung. Ein Epigramm
von JGVoss (Sehn, i p. LVH) sagt nicht zu viel : der spa-
nische Dichter sei an seinen Wunden und Schwären dahin-
siechend dem Untergange nahe gewesen, die vereinten Be-
mühungen der drei Niederländer Junius Gruterus Scriverius
hätten ihn gerettet. Doch habe der erstere nur den Anfang
gemacht, den beiden letztern gebühre das Lob, den Dichter
völlig sich selbst wiedergegeben zu haben. Eine grosse An-
zahl trefflicher Verbesserungen hat ferner NHemsius ge-
liefert (Sehn. 1 p. LXI sq.). Der Engländer Thomas Farnahy
1) Vgl. oben S. 96—99.
1 22 Ausgaben.
il575 — 1647), dessen erste den Text in keiner Weise för-
dernde Ausgabe in London 1605 erschien, hat in seinen
spätem Ausgaben zwar manches aus Scriverius aufgenom-
men, aber lange nicht genug. Von den Ausgaben von Kor-
nelis Schrevel aus Harlem (c. 1615 — 1664)1; erschien die
erste 1656; die zweite (1661) und die dritte (1670) enthalten
die werthvollen Anmerkungen von JFGronov. Seitdem ist
bis auf Schneidewin für den Text des M. nichts erhebliches
geschehen. Die von Dibdin (Introduction to the Classics II
p. 230) erwähnten handschriftlichen Bemerkungen Bentleys
in einem Exemplar der Ausgabe von Eamirez de Prado
jetzt im Britischen Museum) sind so gut wie werthlos, wie
mir Munro mitgetheilt hat. Grösstentheils sind es Berichti-
gungen des sehr fehlerhaften Textes, z. B.
I 26,3 concessorum — comessorum.
30,2 quod — quo
39,2 avos — anus.
Bentleys nur gelegentlich und offenbar in Eile gemach-
ten Aenderungen sind folgende:
I 88,5 Für Sed — Nee
II 82,1
« fingis — punis
III 47,2
« ferrum — fo. currum
V 12,2
« Masclion — Malchion
V 45,2
« ^olet — les
1X5,1
a sapisti — sapis tu
18,4
« cura — curva
XI 2,6
« Et licet — Et libet
XI 8,1
« drauci — trunci
XI 108,4
« sohe — salve
XII 52,14
« conciliavit — hit
XIV 210,2
(( justo — justis.
Die Ausgabe
von Lemaire (1825 Paris
Textkritik völlig werthlos.
3 Bde.) ist für die
1 M. epigrammata cum notls Farnabii et variornm geminoque in-
dice tum rerum tum auctorum, accurante Com. Schrevel. L. B.
Ausgaben. 123
Die Arbeit DFWSchneideicins, der der Wissenschaft schneide-
nacli einem rastlos thätigen, durch Leiden und bittere Er-
fahrungen vielfach getrübten Leben allzu früh entrissen ward
(geb. 1810 in Helmstädt, gest. 1856 in Göttingen, vgl. den
Nekrolog von Ev.Leutsch Philol. X S. 745 ff. , kann von denen,
die sich mit M. beschäftigen, nicht dankbar genug anerkannt
werden. Sehn, hat durch unablässige und ausdauernde Be-
mühungen aus ganz Europa ein überaus umfangreiches kri-
tisches Material zusammengebracht und mit unermüdlichem
Fleiss aufs gewissenhafteste durchforscht. Er hat zuerst
die verschiedenen Gruppen der Hdschrr. gesondert und über-
sichtlich geordnet, auch ihren Werth im ganzen richtig be-
urtheilt, und so eine Grundlage für die Textkritik geschaffen,
wie sie vor ihm auch nicht annähernd existirte. Dass er
(namentlich in seiner ersten Ausgabe) den Werth von T
überschätzte und geneigt war, der Familie Ca vor der Fa-
milie B mehr als gerechtfertigt ist, den Vorzug zu geben
(Gilbert Qu. er. p. 16 ff.), ist bei dem Mangel an Vorarbeiten sehr
entschuldbar. Im ganzen hat er den kritischen Apparat für
die Feststellung des Textes mit sicherer Methode und eben-
soviel Geschmack als Gelehrsamkeit verwerthet. Er erkannte
richtig, dass der Schryversche, von dessen Nachfolgern mit
Unrecht aufgegebene Text grossentheils wiederherzustellen
sei (Sehn, i p. LIV), ist aber freilich darin nicht consequent
gewesen und nicht weit genug gegangen i) . Trotzdem bietet
schon seine erste Ausgabe (1842) einen im ganzen erheblich
bessern Text als die Schry verschen , und die zweite Aus-
gabe 4 853', welcher die Benutzung einiger der bessern
Hdschrr. zu gute kam, die Sehn, für die erste noch nicht
hatte verwerthen können, ist im ganzen wieder ein Fort-
schritt gegen diese.
1, Die unberechtigten Abweichungen Schneidewins von Schrj-ver
beruhen nicht zum geringsten Theil auf Bevorzugung von Lesarten
der Familie Ca an Stellen, wo Schryver richtig den Lesarten der
Familie B gefolgt war.
\24: Ausgaben.
Das Tuteresse für M., das lange Zeit sehr gering war^),
ist erst in neuerer Zeit in England und Deutschland ein
lebhafteres geworden. In England sind in verhältnissmässig
kurzen Zwischenräumen drei Auswahlen aus seinen Epi-
grammen erschienen : von Paley and Sfone, M. Val. Martialis
Epigrammata selecta. Select epigrams from Martial with
english notes (Grammar school classics) 1868 (und 1881);
von Sfcphenson, Selected Epigrams of Martial. London 1880;
und von Sellar and Ramsay , Extracts from Martial. Edin-
burg 1884 (vgl. Meine Anzeige in der Berliner philol. Wochen-
schrift vom 5. April 1 884) ; in Deutschland das 1 . Buch von
Flach (M. Epigrammaton librum I rec. JFlach, Tubingae 1881);
(vgl. über diese Ausgabe, wie über die ganze neueste auf M.
bezügliche Litteratur Meine Jahresberichte über die Litteratur
der römischen Satiriker ausser Lucilius und Horatius von
1873 ab, in Bursians Jahresberr. f. klass. Alterthsw.). Doch
haben diese Arbeiten die Textkritik wenig gefördert. Der
reichhaltigste und bei weitem werthvollste Beitrag zu der-
selben ist die Abhandlung von Dr. Walter Gilbert, Ad M.
quaestiones criticae. (Programm des königl. Gymnasiums zu
Dresden-Neustadt, Ostern 1883), in welchem 128 Stellen des
M., und zwar in der ganz überwiegenden Mehrzahl glücklich
behandelt sind. Namentlich hat Gilbert mit Recht mehr-
fach die Ueberlieferung gegenüber den Aenderungen Sehn. 's
und Anderer in Schutz genommen. Auch ist hier der
Werth der Familie B und ihr Verhältniss zu den beiden
andern Familien zum ersten Mal richtig gewürdigt. Eine
Reihe werthvoller Nachträge hat derselbe Gelehrte in Fleck-
eisens Jahrb. f. Philol. (1883) S. 643—646 (19 Stellen aus
den 14 Büchern), im N. Rhein. Museum XXXIX (1884)
1) Das [allerdings nicht vollständige) Verzeichniss der auf ihn
bezüglichen exegetischen und kritischen Schriften von 1700 bis 1878,
in der neuen Ausgabe von Engelmanns Auetores Classici füllt wenig
mehr als anderthalb Seiten.
Ausgaben. 125
S. 511—520 (47 Stellen aus Sp. und I— VI) , ebenda XL
(1SS5 Ö. 210—222 (67 Stellen aus VII— XIVi geliefert.
In einem sehr eingehenden Briefwechsel wurden zwi-
schen ihm und mir die meisten kritisch schwierigen oder
zweifelhaften Stellen (zum Theil wiederholt) erörtert, und
in den meisten Fällen eine Einigung erzielt. Der Text der
bereits unter der Presse befindlichen Ausgabe Gilbert's wird sich
daher von dem der meinigen wol nicht erheblich unterscheiden i).
Nicht minder fruchtbar und erspriesslich für dieselbe
ist ein ebenfalls sehr eingehender Briefwechsel gewesen, den
ich mit HAJMunro seit 1S7S (allerdings mit langen Unter-
brechungen über Martial geführt habe. Munro hat stets an
meiner Arbeit den freundlichsten Antheil genommen und mir
eine Keihe trefflicher eigener Emendationen und auch einige
interessante Conjekturen anderer Gelehrter in Cambridge
mitgetheilt. Die Nachricht von seinem nach kurzer Krank-
heit in Eom am 30. März d. J. erfolgten Tode war für mich
eine überaus schmerzliche.
Auch den Herren Baehrens in Groningen, Buecheler in
Bonn, Grubber gcr in Würzburg, ERohcle in Tübingen ver-
danke ich Beiträge zur Verbesserung des Textes.
Für die Erklärung war bisher noch immer, wie in Les-
sings Zeit (Werke VIII 503 f.), die Ausgabe Schrevels, die
eine zweckmässige Auswahl aus den Anmerkungen der frühem
Herausgeber bietet, das beste Hilfsmittel; die Arbeiten des
Tiroler Jesuiten Matthaeus Rader (Martialis Epigrammaton
libros omnes novo comment. ill. Ingolstadt 1607. 3. Ausg.
Moguntiaci 1627) und des Spaniers Ramirez de Prado (Hy-
pomnemata ad lib. spectaculorum et quatuor primos epi-
grammaton M. V. M. collecta ex schedis succisivis Domini
Laurentii K. de Prado 1607: sind völlig veraltet.
1) Herr Dr. Gilbert bat mich ausserdem nicht nur durch die Mit-
tbeilung seiner Bemerkungen zur Orthographie der Martialhandschrif-
ten (oben S. löS — 119) zu Dank verpflichtet, sondern ist auch so
freundlich, die Correkturbogen dieses Buchs zu lesen.
1 26 Ausgaben.
FGBSchmieder (1770— 1838), Gymnasialdirektor inBrieg;,
hat viele Jahre au einem Commentar zu Martial gearbeitet
und eine von grosser Sorgfalt zeugende Probe desselben in
zwei Gymnasialprogrammen (M. de spectaculis libellus. Brieg
1837) gegeben. Seine handschriftlieh hinterlassene Arbeit
erhielt Schneidewin durch COMueller, der Schmieders Schüler
gev^esen war. Schneidewin hoffte ausserdem auf Beiträge
aus Boettigers an Weichert tibergegangenem Nachlass und auf
•eigene Beiträge des letzteren. Doch seine Absicht mit Be-
nutzung dieser Hilfsmittel einen neuen umfassenden Com-
mentar zu Martial zu liefern, wurde durch seinen frühen
Tod vereitelt. Die Ausgaben von Paley und Stone so wie
von Stephenson enthalten nur Auswahlen aus Martial, und
ihre Commentare sind auf Unterrichtszwecke und auf die
Bedürfnisse englischer Studirender berechnet.
Der Ausspruch Schneidewins (ed. 1 p. XI): Martialis
is auctor est, quem ad penitus intelligendum vel doctissimis
grammaticis opus sit commentario, gilt auch noch heute. Die
Erklärung aber kann gegenwärtig eine vollständigere und
richtigere sein, als Schneidewin sie zu geben vermocht hätte.
Allerdings bleibt eine (nicht grosse) Anzahl von Stellen
unverständlich, zum geringern Theil wegen unheilbarer Cor-
ruptel des (im ganzen sehr gut überlieferten Textes, zum
grösseren wegen unserer Unkenntniss von Beziehungen, die
M. bei seineu Lesern als bekannt voraussetzte. Einiges,
was in Schneidewins Text unverständlich war, ist seitdem
durch Herstellung der richtigen Lesart verständlich gewor-
den. Besonders aber haben wir durch eine Eeihe einschlä-
giger Arbeiten eine klarere und umfassendere Einsicht in
die Spezialgeschichte der Zeit Domitians so wie in die lit-
terarischen uud geselligen Zustände des damaligen Rom
gewonnen, auf welche Martials Gedichte sich beziehen,
und damit ein besseres Verständniss derselben. Dass
ohne völlige Vertrautheit mit diesen Forschungen so wie
mit der Art und Weise Martials die Gefahr von Miss-
Ansgaben. 127
Verständnissen sehr nahe liegt, zeigt sich immer wieder von
neuem.
Meine Absicht war zunächst, durch meine Anmerkungen
jüngeren Philologen, die schon die Anfangsgründe hinter
sich haben, das Studium des Dichters zu erleichtern und
fruchtbarer zu machen. Doch hoffe ich, dass auch Gelehrte,
besonders solche, die keine Veranlassung gehabt haben, die
zum vollen Verständniss Martials erforderlichen Studien zu
machen, sie nicht unbrauchbar finden werden. Vielleicht
gelingt es dieser Ausgabe auch, dem Dichter, den Lessing
so hoch gestellt und mit dem Goethe sich nicht ungern be-
schäftigt hat, unter den Freunden der antiken Litteratur
neue Leser zu gewinnen. Mich haben zwei den beiden letztern
Klassen angehörende Männer durch ihre wiederholten Auf-
forderungen zu dieser Arbeit bestimmt: mein Lehrer Carl
Lehrs (f 9. Juni 1878), und sein hoch und reich begabter,
doch der Philologie früh entfremdeter Schüler, mein unver-
gesslicher Jugendfreund Eduard Wessel (geb. in Wormditt
1822 t in Wien 2G. Januar 1879; vgl. den Nachruf von
Th. Gomperz in der N. fr. Presse 29. Januar J879i.
Auch bei der Abfassung der Anmerkungen habe ich
mich freundlicher Unterstützung von verschiedenen Seiten
zu erfreuen gehabt, lieber mehrere Punkte der Topogra-
phie Roms hat mir mein College HJordan Auskunft ertheilt ;
mein College GHirschfeld hat mir einige archäologische,
mein College PKrüger einige juristische Fragen beantwortet.
Ausserdem sage ich den Herren VHehn und OHirschfeld
in Berlin, FHultsch in Dresden, CFWMüUer in Breslau,
AD.SaUet in Berlin, FSchürer in Giessen für ihre Beant-
wortung meiner an sie gerichteten Fragen den besten Dank.
Königsberg, im September 1885.
Inhalt der Einleitung.
Seite
I. Martinis Leben und Gedichte 3
II. Martials Versbau 26
(Der Abschnitt über das elegische Distichon von ThBirt] . 39
III. Chronologie der Epigramme Martials 50
IV. Ueberlieferung des Textes G7
Anhang 1. Abstammung der 3 Familien von 3 Texten . . 92
Anhang 2. Ueber den codex F und die von Schneidewin mit
ihm identificirten Handschriften. Von CFroheen 96
Anhang 3. Orthographisches. Von WGübert lOS
V. Ausgaben 120
l^
M. VALERII MARTIALIS
EPIGEAMMATON LIBRI.
Zu den Anmerkungen.
I. Die Ueberliefernng ist an denjenigen Stellen, wo es zur Orien-
tiruDg des Lesers über den Werth sowol der in den Text aufgenom-
menen als der verworfenen Lesarten erforderlich schien, mit mög-
lichster Vollständigkeit 'die der hier zuerst durchweg benutzten codd.
E F und Q ganz vollständig) angegeben; sonstige Abweichungen der
Handschriften, die irgend ein Interesse bieten, mit Auswahl; ortho-
graphische nur hier und da. Die Bezeichnungen der Handschriften
sind folgende:
A Vossianus in Leyden
B Vossianus in Leyden
Bodleiani in Oxford
Bononiensis in Bologna
C Vossianus in Leyden
D Florilegium Diezianum in Berlin
E Edinburghensis in Edinburgh
Eporediensis in Ivrea
F Florentinus in Florenz
Excerpta Frisingensia in München
G Gudianus in Wolfenbüttel
H Miscellenhandschrift in Wien
M Bongarsianus oder Cujacianus
N Nostradamensis in Paris
0 Martialis ed. Romana 1473
P Palatinus in Rom
^ Palatiuus, ehemals in Heidelberg, nach Gruter sehr alt Fam. B S.TSf.
Q Arondellianus Gronovii in London
R Vossianus in Leyden
T Thuaneus in Paris
V (V4) Vaticanus in Rom
Vindobonensis 3 in Wien
W zu ^ gehörig? in Perugia
X Puteaneus in Paris
11/12. S.
Fam. Ca
S. SS
12. S.
Fam. Ca
S. SS
15. S.
e
S. 91 f.
14. S.
Fam. Cb
S. 91
14. S.
Fam. Ca
s. SS
14. S.
Fam. Ca
S. 90
10. s.
Fam. Ca
S. 87
11. S.
Fam. Ca
S. SS
\-r>. S.
Fam. Ca
S. 89
11. S.
-.'
S. 89 f.
12/13. S.
Fam. Ca
S. 88
10. S.
Fam. A
S. 76
Fam. A
S. 76 ff.
13. S.
Fam. Ca
S. 90
S. 90
15. S.
Fam. B
S. 79
Lach Gruter sehr alt Fam. B S.
15. S.
Fam. B
S. 79 ff.
Auf. d. 9.
S. Fam.A
S. 71 ff.
9. S.
Fam. A
S. 72 ff
10/11. s.
Fam. Ca S. SS
15. S.
Fam. Cb S. 91
13. S.
Fam. B
S. 79
10. S.
Fam. Ca
, S. 87 f.
132 Zu den Anmerkungen.
(0 (der Bezeichnung Sclmeidewins reliqui entsprechend): die nicht
namentlich angeführten Handschriften der Fam. Ca und eine An-
zahl von Handschriften des 15. S. ; von Buch V ab auch P, wo
diese nicht ausdrücklich genannt ist.
?: Handschriften des 15. Jahrhunderts. (Wo einzelne derselben oder
alte Drucke namhafc gemacht sind, ist es mit den von Schneide-
win [ed. 1 p. XIII sq ] gewählten Buchstaben geschehn .
Bezeichnungen der Herausgeber und Textkritiker.
Eldik (im IS. S.): van Eldik Conjekturen zu Martial, mitgetheilt von
FCGBoot Verslagen en Mededel. d. Akad. v. Wetenschappen Afd
Letterk XI (1868) p. 38 f.
Gilbert: 1) Walther Gilbert Ad Martialem quaestiones criticae. Pro-
gramm des kgl. Gymnasiums zu Dresden-Neustadt. 1883. 2) Brief-
liche Mittheilungen desselben.
Gilbert '2: Derselbe zu Martial. Neue Jahrbb. f. Philologie CXXVII
Bd. 9 (1883) S. 643—648.
Gilbert 3: Derselbe. Beiträge zur Textkritik des Martial N. Rhein.
Mus. XXXIX (1884) S. 511—520 (I— VI).
Gilbert«: Derselbe. Beitr. usw. XL (1885) S. 210-222 (VII— XIV).
Guttmann: Oscarus Guttmann Observationum in M. Valerium Martia-
lem particulae quinque. Diss. inaiig. Vratisl. 1866.
Hns : Heinsius.
Schni : Schneidewins grosse Ausgabe 1842.
Sehn- : Schneidewins Textausgabe 1853.
Sehn : Schneidewin in beiden Ausgaben.
Scr : Scriverius' Ausgabe von 1621.
Unnöthige und verfehlte Conjekturen habe ich nur ausnahms-
weise angeführt.
II. III. Die bei den Angaben der Reminiscenzen Martials an
Frühere und Späterer an Martial benutzten Vorarbeiten sind fol-
gende :
RPaukstadt De Martiale Catulli imitatore. Halis S. Diss. inaug. 1876.
AZingerle Martials Ovidstudien. Innsbruck 1877.
Derselbe. Zu spätlateinischen Dichtern. Heft II. Innsbruck 1879. Zu
Lucan Silius Martial S. 12 flf.)
EWagner. De Martiale poetarum Augusteae aetatis imitatore. Regim.
diss. inaug. 1880. Nachträge : Nohl Philol. Rundschau I (1880) S.632.
Schenkl Dtsche Literaturztg. 1881 S. 848.
Ausonii opuscula rec. CSchenkl 1883.
(Ausonius ist nach dieser Ausgabe, Properz nach der Ausgabe
von LMueller citirt '.
Einzelne Angaben : in Bentleys Ausgabe des Horaz, in Wernickes
Prolegomena zu seiner nicht erschienenen Ausgabe der Priapeia iT. I
Thorn 1853), in Flachs Ausgabe von Martials 1. Buch (1881); die
Sammlung der Auetores und Imitatores des Virgil in ORibbecks
Zu den Anmerkitngen. 133
grosser Ausgabe, von WRibbeck; in Jeeps Ausgabe des Claudian;
ferner Bemerkungen von MHaupt (Opp. III 599i, Buecheler (Neue
Jahrbb. 1866 S. 610), Polle daselbst 1878 S. 638).
Die Citate der Grammatiker xmd Scholiasten sind den Indices zu
Keils Grammatici latini und den Anführungen Schneidewins entnom-
men; diesen letzteren auch die Citate der mittelalterlichen Schrift-
steller; doch habe ich das Speculum doctrinae des Vincentius Bello-
vacensis, das Sehn, nach der ed. princeps Mentelini citirt, in der mir
zugänglichen Ausgabe Nürnberg 1486), nochmals durchgesehn, einige
Citate geändert und ihre Zahl wesentlich vermehrt.
Ich bemerke ausdrücklich, dass ich keineswegs überall wo ich
Uebereinstimmungen Martials mit Frühern oder Spätem angegeben
habe, wirkliche Entlehnungen voraussetze, sondern in vielen Fällen
annehme, dass er so wie seine Vorgänger und Nachfolger dieselbe
übliche poetische Phrase gebraucht haben, ohne dass der Eine an
den Vers des Andern dachte. Einzelne Uebereinstimmungen mögen
auch zufällig sein. Stellen, bei denen nur die Möglichkeit eines Zu-
sammenhangs vorliegt, sind in Parenthese gesetzt. Dr. E Wagner.
IV. Abkürzungen, die in den erklärenden Anmerkungen gebraucht
sind.
Becker-Goell = WABecker, Gallus od. röm. Scenen a. d. Z. Augusts.
Neu bearbeitet von HGoell 1 SSO— 1882. 9 Bändchen.
Birt = ThBirt Das antike Buchwesen 1882.
Bluemner = HBluemner Die gewerbliche Thätigkeit der Völker des
klassischen Alterthums 1869.
SG = LFriedlaender Darstellungen a. d. Sittengeschichte Roms.
3 Bände. 5. Auflage 1881.
Hehn = VHchn Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Uebergange
aus Asien nach Griechenland und Italien. 4. Auflage 1883.
Marquardt StV = JMarquardt Römische Staatsverwaltung.
Bil. I. 2. Aiiflage 18S1.
Bd. IL 2. Auflage, besorgt von HDessau u. Av.Domaszewski 1884.
Bd. III. 2. Auflage, besorgt von GWissowa 1885.
Marquardt Prl. = Jüilarquardt Das Privatleben der Römer I (S. 1—372)
1879. II (S. 373— S.58) 1882.
Mommsen StR = ThMommsen Römisches Staatsrecht.
Bd. I. 2. Auflage 1876.
Bd. II. 2. Auflage 1877.
Paukstadt = RPaukstadt De Martiale Catulli imitatore 1876.
Preller GM = LPreller Griechische Mythologie. 2 Bände. 3. Auflage
von EPlew. 1872.
Preller RM = LPreller Römische Mj'thologie. 2 Bände. 3. Auflage
von HJordan. 1881.
Teuffei RLG = WSTeuffels Geschichte der Römischen Litteratur.
4. Auflage bearbeitet von LSchwabe 1882.
M. Yalerii Martialis Epigrammaton über.
Die Annahme von Lipsius (de Amphith. c. 7), Räder,
Schmieder (M. de Sp. libellus [2 Pi-ogT. des Gymn. zu Brieg-
1837] Part. I p. 3 s.), Borghesi (Oeuvres III 3S2) u. a., dass
die Epigramme dieses Buchs auf die von Titus bei der Ein-
weihung des Flavischen Amphitheaters im J. 80 n. Chr.
veranstalteten Schauspiele gedichtet sind, gründet sich auf
die vielfache Uebereinstimmung ihres Inhalts mit den Be-
richten Suetons und Cassius Dios über diese Schauspiele.
Suet. Tit. c. 7 : amphitheatro dedicato thermisque cele-
riter exstructis (Sp 2, 7) munus edidit ai)paratissimum lar-
gissimumque ; dedit et navale proelium in veteri naumachia
(28), ibidem et gladiatores (29) atque uno die quinque milia
omne genus ferarum. Ferner stimmt Suetons Bericht über
die von Titus veranstaltete Bestrafung von Delatoren c. 8 :
novissime traductos per amphitheatri harenam partim subici
ac venire imperavit, partim in asperrimas insularum avehi
etc.) mit 4 , und das Lob seiner Leutseligkeit bei Schau-
spielen (ib.: neque negavit quicquam petentibus et ut quae
vellent peterent usque adhortatus est) mit 20 überein. Auch
der ausführliche Bericht Dios enthält ausser Angaben, welche
die Suetons bestätigen, noch einiges andere, was bei M.
ebenfalls vorkommt. Dio LXVI 25 : xö os ot] ösa-pov -o
■/.ov/)Y£~ixov To TS ßaXavsTov to £-u)vu[i.ov auTou ispwaac , -oXXä
xai öao]j.a3T7. £-oi'r,a3V YSpavoi ts Yao aXXr^holc l^iayiiavTo xat
iXicpavre; xiaaapsc (vgl. 17 und 19), aXXa T£ ec Ews^xic/iXia
•/.cd ßoia xat ör^pia oLTTsacpaYT], xat aotci xai ^uvaTxs?, ou [levrot.
M. Valerii Martialis Epigrammaton liber. 135
szicpavsTc oo-f/.atsipYaoavTo (6 b, 4). avops; os roA^ol \ikv eao-
voua/TjOav, -oÄXol os xal döpo'oi Iv 7£ 7:£Co|xa/iai? -xal iv
vauiiayiaic rjYCDVi'oavto * tö y^^P ösaTpov aoTO IzsTvo uoatoc
e^ai'cpv/]; ^Xr^pwaac (24), £c-/j-j'aY£ asv y.cti Ttt-oo: zai TC'jpo'j: y.al
aXXa nva ^^sipovj&r^, SsoioayfjLSva irävi)' oaa irA r/jC y^'; "p'^it-
TS'.v v.al £V T(5 UYp({) ' ecr^'((/.'(Z 0£ y.at av&pu)-ou; l-l ttXoi'cdv • y.7.t
OUTOl [XSV £X£T, (UC Ol jXEV KEpV.UpaToi, Ol 0£ KopivÖlOl OVTÖC,
Iva'ja7./T,3av (24,3) * aXXot 0£ Hio £v ttp aXsöi t(|> tou Faio-j
■ZOO t£ Aouy.i'ou 0 TioTc 6 AuYou3-o; £-' auTÖ -out u)pu;aT0 (28, J
Becker Topogr. 657, 1416 Preller Regionen 206 Anm.). xai
YOtp £VTau&a x^ iji£v -pouty) T^aipa u.ovoa7./ia y.ai Or^picuv sciayTj
(28, 4 S; 29; 30) y.aToiy.o6o|xr^^£i3rjC oavi'-i t-^c y.aTci ::po3«)irov
TÄv sixo'vüjv XifjLvr^c xai ixpia Trspi; Xaßo'js-/;;, t-^^ 0£ 0£üt£pa
iTiTToopop-ia (28, 5, 6. 9) xai t^^ '^pi~Ti vautia/ia xpic/iXituv
avop&v ■ y.at fjL£Ta toüto xai 7:£Co}i.ay_ia Iyevsto. viXTjaav-£? yotp
Ol 'AÜTjVaToi Touc 2'jpa/ooiou? (toutoic yäp toTc ovo'ixaoi '/yr^iä-
jj.£Voi evaufi-a^Tjoav) £-c;r,Xi>ov i; tö vr^-ioiov, zat 7rpo;!3aAovr£c
T£ij(£i nvi 7r£pi tÖ jxvtjIj.£Tov -£-oirj(X£vtp £1X07 a'JTo'. Tauta [i.£v
£c o^}/iv -^xovxa [xai] icp' Exaiöv 7)[X£pac EY£V£ro . T:ap£a)r£ oi nva
xai £; (JucpEXciav cpepovta au-oTc . acpaioia Y°^p ^jXiva [iixpä
av(uÖ£v £? To ösa-pov £ppi7rT£i outxßoXov l/ovra tö uiv £otooiixou
Tivdc, TO 0£ £3^9JTo;, TO 03 apY^poO ax£uo'j;, aXXo ypusoG, Tzztuv,
UTToCuYiwv , ßooy.T,a7.Ta>v , avopa-o'ocov • 5. ap-aaavTOC? Ttva; £0£i
TTpO? TOUC 00r?(p7: auTÄV 7.-£V£YX£Tv . xai Xa|3£Tv TO £ZIY£-
YpaijLfjiEvov.
Wenn ich trotzdem früher SG III 425 f.) ebenso wie
JosKehrein (Supplmb. zu Jahns Jbb IV 541 f.) angenom-
men habe, dass dies Buch auch einige (in einer zweiten
Ausgabe nachträglich hinzugefügte) Epigramme auf Schau-
spiele Domitians (Suet. Dom. c. 4 Dio LXVII S) enthalte,
der die Delatoren ebenfalls bestrafte (Suet. Dom. c. 3] , so
ist dies hauptsächlich deshalb geschehn, weil das Sp 22,5
erwähnte zweihörnige Rhinoceros (auf welches sich auch
Sp 9 bezieht; auf einer Münze Domitians (Eckhel DN VI
393) abgebildet ist.
13G M. Valcrii Martialis
Nicht blos lieg-t es sehr nahe, auf Grimd dieser Ver-
ewigung auzuuelimen, dass eiu solches Thier damals zuerst
gezeigt worden war, sondern M. scheint auch in einem (84
oder 85 verfassten) Epigramm auf ein kürzlich unter Domi-
tian gesehenes Rhinoceros, das Gedicht Sp 9 zu eitireu;
wobei wieder die Annahme nahe liegt, dass in l)eiden Epi-
grammen dasselbe Exemplar gemeint ist.
Sp 9. Praestitit exhibitus tota tibi, Caesar, harena,
Quae üon promisit proelia rhinoceros.
0 quam terribiles exarsit pronus in iras 1
Quantus erat taurus, cid inla taurus erat!
XIV 53 Rhinoceros.
Kiqier in Ausonia domini spectatus harena
Hie erit ille tibi, cui pila taurus erat.
Freilich kann auch die grosse Seltenheit des schon im
J. 80 geseheneu Thiers der Grund gewesen sein, weshalb
es unter Domitiau zum Münzbild erwählt wurde: und auch
die Möglichkeit, dass M. bei XIV 53 trotz der ohne Zweifel
vorhandenen Reminiscenz an Sp 9 an ein anderes Exemplar
dachte, lässt sich nicht leugnen.
Sind aber Sp 9 und 22 auf ein Schauspiel Domitians
gedichtet, hat es also von der im J. 80 verfassten Epigram-
mensammlung eine zweite, durch Gedichte verwandten In-
halts aus späterer Zeit vermehrte Ausgabe gegeben, so wird
man geneigt sein , zu den nachträglich hinzugefügten Ge-
dichten auch 25 b zu rechneu. Erstens unterscheidet sich
dies Epigramm von allen übrigen dieses Buchs: insofern es
sich nicht auf ein Schauspiel, sondern eher auf eine bild-
liche Darstellung des schwimmenden Leander zu beziehen
scheint. Ferner stimmt das auf eine Marmorfigur (die mau
vielleicht als ein Andenken an ein Schauspiel wie das in
Sp 25 b geschilderte ansehen darfj gedichtete Distichon
XIV 181 mit Sp 25 b in Inhalt und Ausdruck auffallend
überein.
XXV b.
Cum peteret dulces audax Leandros amores
Et fessus tumidis iam premeretur aquis,
Epigrammaton liber. 137
Sic rniser instantes aclfatus dicitur undas.-
»Parcite, dum propero, mergite cum redeo.'(
XIV 181 Leandros marmorens.
Clamabat tumidis audax Leandros in undis:
3Iergite me flnctus, cum rediturus ero.
Auch diese Uebereinstimmung erscheint um so natür-
licher, je kürzer das Intervall zwischen beiden Gedichten
war , während zwischen Sp 25 b , wenn es schon im J. So
verfasst war, und XIV 181 ein Zeitraum von mindestens
vier Jahren liegen müsste. Doch zeigt eine Yergleichung
der beiden Stellen Sp 1, 1 und VIII 36,1, zwischen wel-
chen 12 bis 13 Jahre liegen, dass eine solche Selbstwieder-
holung bei M. auch nach einer noch viel längeren Zeit mög-
lich war.
Auch bei Sp 18 und 20 kann aus der scheinbaren
Uebereinstimmung mit späteren Epigrammen die Abfassung
unter Domitian nicht mit Sicherheit geschlossen werden.
Ein gezähmter Tiger, der sowol Sp 18 als I 104, 1—3
erwähnt wird, war zwar ohne Zweifel eine grosse Seltenheit
(SG II 495 f.) , kann sich aber nichtsdestoweniger in den
kaiserlichen Zwingern ebensowol unter Titus als unter Do-
mitian befunden haben. Dass der Sp 20, 1 genannte My-
rinus identisch ist mit dem XII 29,7 erwähnten, ist sehr
unwahrscheinlich.
Hiernach können also sehr wohl sämmtliche Gedichte
dieser Sammlung im Jahre 80 zur Verherrlichung der Schau-
spiele des Titus verfasst sein, wenn auch die Möglichkeit
nicht zu leugnen ist, dass (bei einer zweiten Ausgabe) einige
auf Domitians Schauspiele bezügliche nachträglich hinzuge-
fügt worden sind.
Dass wir von dieser Sammlung nur einen Theil be-
sitzen, geht schon daraus hervor, dass manche ganz beson-
ders zu preisende Schauspiele entweder gar nicht erwähnt
sind oder nur ganz beiläufig: so die grosse Seeschlacht zwi-
schen Athenern und Syrakusern; auf die Gladiatorenkämpfe
13S M. Valerii Martialis
bezieht sich nur 29: das Auswerfen von Losen kommt gar
nicht vor. Bei der uns erhaltenen Auswahl bei welcher
vorzugsweise der erste Theil der Sammlung berücksichtigt
worden ist; scheint aber gemäss der Anordnung derselben
die Reihenfolge der Schauspiele festgehalten und nur Sp 27
an eine, falsche Stelle gerathen zu sein. Denn Sp 1—3
schildern das Amphitheater und die darin versammelte Menge,
4 die dort (wahrscheinlich am frühen Morgen) veranstaltete
Ausstellung der Delatoren: 5—23 (und 27] verschiedene
Schauspiele mit wilden und gezähmten Thieren im Amphi-
theater (ebenfalls ein spectaculum matutinum) ; 24 — 26 Schau-
spiele in der überschwemmten Arena desselben ; 28 und 28 b
die Naumachie und die derselben vorausgehenden Spiele
endlich 29 und 30 können sehr wol auf die nach Dio dort
am ersten Tage veranstaltete [xovo[xa/ia y.al Or^picuv a^ct-f/;
bezogen werden. Den Schluss des Ganzen machte die
Widmung an den Kaiser, von der sich ein Distichon (32)
erhalten hat.
Dass die Gedichte, wie M. in diesem letztern sagt, eilig
hingeworfen worden sind, ist zu glauben: sie sind (mit Aus-
nahme der schwungvollen ersten drei Epigramme) das
Schwächste, was wir von ihm haben, und namentlich die
nach seiner Art immer wiederkehrenden Variationen über
das Thema, dass diese Schauspiele nicht bloss alle früheren,
sondern auch die wunderbarsten Erzählungen des Mythus
überbieten, sind sehr dürftig. Doch zu der Annahme von
Eutgers und Scrivers (ed. 1619 Animadv. p. 3 und 30), dass
die Sammlung auch Epigramme andrer Dichter enthalte, ist
durchaus kein Grund. Ton und Wendungen, besonders aber
manche in den spätem Büchern wiederkehrende Phrasen,
lassen durchweg die Manier M.'s erkennen.
Bei der Veröffentlichung dieser Sammlung hatte M. noch
ebensowenig als später bei der der Xenia und Apophoreta
die Absicht, eine Reihe von Büchern herauszugeben; daher
dies (zuerst von Gruter liber spectaculorum genannte) Buch
Epipammaton liber. 139
von ihm ebensowenig eine Ziffer erhalten hat als jene bei-
den. Wir besitzen es nur inExcerpten: 30 Gedichte daraus
sind in Handschriften des 9. und 10. Jahrhunderts erhalten.
Der Thuaneus T. oben S. 72 ff.) enthält 1—28 mit Aus-
nahme von 10 und 25 b; der Vindobonensis H (oben S. 76)
1 9—30 (mit Einschluss von 23, aber nicht 32, wonach Sehn
zu berichtigen ist) nebst I 3 und 4; endlich der Vossianus
R ;oben S.71f.) 9; 10; 25; 25b: 29; 30. Aus demselben Ori-
ginale, aus dem all diese Excerpte entnommen sind, stammte
auch die sehr alte, im 14. Jahrhundert in Italien aufge-
tauchte, dann bald wieder verloren gegangene Handschrift,
welche die ersten 28 Epigramme enthielt (oben S. 70 , und
von welcher zahlreiche Abschriften vorhanden sind. Die
älteste derselben, in Bologna cod. bibl. univ. Bonon. nr.
2221) aus dem 13./14. S. (Sehn i p. XCI] enthält ausser
Martial noch Pseudovergiliana. Zu Anfang stand darin, von
andrer Hand, und im 14. S. eingefügt, der liber spectacu-
lorum, doch ist nur das letzte (?) Blatt (mit Epigr. 7,10—18)
erhalten. Am Schluss findet sich folgende Notiz : Hü versus
in quodam vetustissimo allali (Martiali?) inveniuntur, qui ab
aliis deerant. Der Bononiensis stimmt im 1. sp. genau mit
dem um ein Jahrhundert Jüngern Vidobonensis 3 überein.
Götz und Löwe Mittheilungen aus Italienischen Handschrif-
ten. Zu Martial. Leipziger Studien I 1878 S. 365— 367 .
Das Original war fehlerhaft oder schwer leserlich, überdies
lückenhaft; die Lücken wurden in den Abschriften des
15. Jahrhunderts theils unausgefüllt gelassen, wie im Vindob.
3 (oben S. 91), theils von italienischen Gelehrten, nament-
lich Antonio Beccadelli, gen. Panormita (1394 — 1471) nach
Gutdünken ergänzt. Die altern Ausgaben enthalten nur
1 — 28; 29 und 30 (von Scaliger 1617 in den Catalecta ver-
öffentlicht) fügte erst Scriver (1619) hinzu V
1) Auf keiuen Fall reicht der bis jetzt bekannte Thatbestand der
Ueberlieferung zur Begründung der Behauptung von Baehrens Plm IV
p. 38 hin: uni Octaviano welchen Baehrens als den Urheber der c. 534
140 M. Valerii Martialis Epigraminaton über.
Ausserdem enthalten einige Excerptensammlungen und
Florilegien die beiden, mit grösster Wahrscheinlichkeit als
Fragmente aus diesem Buch betrachteten Distichen 31 Schluss
eines Gedichts auf den Kampf zweier Gladiatoren) und 32
^Schluss der Widmung an den Kaiser; : namentlich eine
Handschrift des Peter Daniel, welche dieser Jan Douza mit-
theilte (Schni zu Sp 31); ferner eine von Bongars eingesehne
(Schn^ p. CXXIX); das Florilegium Diezianum in Berlin (D,
oben S. 90y ; der diesem sehr ähnliche aber viel reichhaltigere
Pariser Excerptencodex N (oben S. 90) enthält am Schluss
Sp 13; 14, 3; 30; 31 (Sehn 2 p. VI s. und X); 31 steht
auch in den Excerpta Erfordana (e, in Berlin, 15. Jahrhun-
dert Schni p. LXVII und p. 679 und 686, oben S. 90).
Die beiden Distichen 31 und 32 hat bereits Junius, der sie
von JDouza erhalten hatte, aufgenommen. Das bisher als 33
bezeichnete Distichon, den Schluss eines erst nach Domitians
Tode verfassten Epigramms Vielleicht aus der für Nerva
bestimmten, nicht erhaltenen Anthologie des 10. und 11. Buchs
oben S. 63) hat Scriver nur hierher gesetzt, um eine leere
Seite zu füllen (ed. 1619 Animadv. p. 28).
zusammengestellten Anthologia latina [Teiiffel ELG 31, 4] ansieht;
debentur omnia, quae ex libro speetaculorum aetatem tulerunt.
M. Yalerii Martialis Epigrammaton lil)er.
i.
Barbara pyramiclum sileat miracula Memphis,
Assyrius iactet nee Babylona labor;
Ueberschriften. INCIPIT EXCERPTIO DE LIBRIS MAR-
TIALIS EPIGRAMMAT. R. EX LIBRIS M. YALERI MARCIALIS
EPIGRAMMATON BREYIATYM. T. Epigrammaton M. Valerii Julii
Martialis Li. I«^ iacipit. Ego Torquatus Gennadius emendavi feliciter
qui reflorui lege feliciter. Q.
Die Lesarten des von Farnaby benutzten Bodleianus s. XV oben
S. 91) sind nach einer Collation von Lmdsay angegeben.
I 2. Assyrius Alciatus assiduus TQw.
Reminiscenzen und Anklänge bei Martial anFrühere,
und bei Spätem an Martial. Von Dr. EWagner. I 1. Lucan.
VIII 542 barbara Memphis. 3. Prop. I (>, 31 mollis — lonia. t>. Verg.
A. VII 272 in astra ferant.
I. Bei der Anführung der Weltwunder hat M. sich nicht an die
bei Hygin. fab. 223 Vib. Seq. flum. ed. Bn. p. 20 Ampel. 1. mem. c. S
Cassiodor. Var. VII 15 übereinstimmend gegebene, wahrscheinlich
MSchmidt Rhein. Mus. XX p. 29S, Rohden de mundi miraculis Bonn
1S74 p. 8, 13; aus Varros hebdomades stammende Aufzählung gehal-
ten. Da er nur Bauwerke mit dem Amphitheater vergleichen konnte,
nennt er, falls nicht v. 2 auf zwei Wunder Babylons, die Mauern und
die Gärten, deutet, nur fünf; wobei der Palast des Cyrus zu Ecbatana
und der Jupiter des Phidias zu Olympia fehlen, und statt des (be-
reits 220 V. Chr. durch ein Erdbeben umgestürzten, hier eben so wenig
als der Jupiter passenden, dagegen I 70,8 als Rhodium — opus ge-
genannten; Kolosses von Rhodus der Altar angeführt wird, den nach
der Legende Apollo als vierjähriges Kind auf Delos aus Hörnern
erbaute Callim. hymn. Apoll. öS ss; in Inschriften von Delos -/.spaTiuv
genannt,. Diesen rechnet auch Plutarch zu den 7 Wundern ,Thes. 21 •.
iyö[i£'j3£ 0£ rspl tov v.ecja-tuvx , ßinpiov iv. -/.soaTtuv O'jvTjOfxoaaevov eOojvj-
[xwv ärdvTtuv. Id. soUert animal. 35: töv v.epa-wov pio[j.6v eioov dv toi;
etttä -/aXo'jfXEvot? >^£äu.a3tv 'J[j.voÜiji£vov, ort [atjte xoXXtjc oeojjievo; }J-t]T£ two;
aXXo'j O£0[jioj S'.d [xo^viuv twn Se^iöjv auji-s-rje xal auv/jp[jio3Tai 7.£paTtuv.
142 M. Valerii Martialiä
Nec Triviae templo molles laudentur loues,
Dissimulet Delon cornibus ara frequens;
0 Acre nec vacuo pendentia Mausolea
Laudibus immodicis Cares in astra ferant.
Omnis Caesareo cedit labor amphitheatro ,
Unum pro cunctis fama loquetur opus.
IL
Hie ubi sidereus propius videt astra colossus
Et crescunt media pegmata celsa via.
I 3. lones Scaliger v. a. honores TQm. 4. Delon JFGronov, I£?is
deion T (dissimnletqne) deum Qm.
II 1. 3. 5. Felix, Anthol. lat. ed. Riese 210, 1 Hie ubi con-
spicnis radiant nunc signa metallis etc.
Ovid. Herold. 21,99 Miror et innumeris exstructam cornibus aram; vgl.
die Anm. von Loers. HouioUe L'autel des cornes a Delos, Bullet, de
corresp. Hell6nique VII (18S4) Juilletp. 417 flf., glaubt die Stelle des
Altars wiedergefunden zu haben. (Pyramiden und Mausoleum Prop.
III 1, 55 SS. Lucan. VIII 697. Zingerle Zu sp. lat. Dichtern II 23).
1. VIII 36, 1 Regia pyramidum, Caesar, miraciila ride: lam tacet
Eoum barbara Memphis opus (vgl. oben S. 137).
2. lactet ähnlich XIV 155, 2 Altinum tertia laudat ovis. Vgl.
auch zu V. 4.
3. temjjlo für propter templum. Vgl. Madvig Cic. fin. I 34. Munro
Horatiana (Journal of philol. IX 219) führt als Beispiele dieses Ge-
brauchs des Ablativs M. II 66, 4 u. VII 17, 9 an. Vgl. auch XIII
94, 1 Dente timetur aper.
4. Dimissulet Delon. Dieselbe Wendung wie v. 2: der Altar möge
von Delos schweigen d. h. aufhören, dessen Ansprüche als Ort eines
Wunderwerks geltend zu machen.
cornibus ara frequens : vgl. die Vorbemerkung zu diesem Epigr.
5. Acre nec vacuo: vgl. Sp 11, 5 vacuo — in aere.
II 1. Hie ubi = VIII 65,1.
sidereus colossus. Die Stelle beweist, dass bereits Vespasian den
dortigen Koloss Neros in einen Koloss des XII 60, 2 sidereus deus
genannten) Sonnengotts verwandelt hatte. Derselbe heisst I 7u, 6 miri
radiata colossi Moles. Vgl. d. Erkl. z. Cass. Dio LXVI 15.
l)ropius rieht astra. VI 64, 12 Quique videt propius magni cer-
tamina circi; VII 5, 5 terrarum dominum propius videt ille. Vgl. auch
zu I 49,13.
2. Diesen Vers mit Nardini und OHirschfeld (Verwaltungsgesch.
Epigrammaton über im J. 80). 143
Invicliosa feri radiabant atria regis
Unaque iain tota stabat in urbe domus.
5 Hie ubi conspicui venerabilis amphitheatri
Erigitur moles, stag'ua Neronis erant.
Hie ubi miramur velocia munera thermas,
Abstulerat miseris tecta superbus ager,
Claudia diffusas ubi portieus explicat umbras,
10 Ultima pars aulae deficieutis erat.
Reddita Roma sibi est et sunt te praeside, Caesar,
Deliciae populi, quae fuerant domini.
II 12. Priap. 27,1 Deliciae populi.
184, 3) auf das von Domitian erbaute suminum choragium zu beziehen,
ist schon deshalb unzulässig, weil die Abfassung gerade dieses Epi-
gramms im Jahre SO durch v. 7 unzweifelhaft ist. Auch muss man
nach dem Wortlaut annehmen, dass die ffür die Aufführungen im Am-
phitheater bestimmten) Maschinerien damals im Freien standen.
3. feri . . . atria rccjis .- die domus aurea Neros SG III "^S f.). Rex
von Stat. S. IV 1, 4G als Anrede Domitians gebraucht, doch von M.
(der Domitian nach dessen Tode als rex superbus bezeichnet XII 15, 5)
niemals (Schoenerer Titulaturen der röm. Kaiser. Erlangen ISSl S. 34)
bedeutet hier so viel als Despot. Diri Nerouis Sp 28, 11.
4. Wol mit Reminiscenz an das in Rom circulireude Distichon
(Suet. Nero 39) : Roma domus fiet etc.
6. stacjna Neronis = Sp 28, 11. Suet. Nero 31 : im goldenen Hause)
stagnum maris instar circumsaeptum aedificiis ad urbium speciem.
7. velocia mujiera thermas. Suet- Tit. 7 amphitheatro dedicato
thermisque circa celeriter exstructis, munus edidit apparatissimum.
Becker Topogr. S. 6SG.
Munera als Bezeichnung für Prachtbauten, die Rom der Munificenz
der Kaiser oder der Grossen verdankte: Ov. A. am. I 69 Vellej. II 13(>
M. VII 34, 9; ebenso dona VIII 65, 7 X 28, 5. Vgl. SG I 15, 1.
8. ager. Suet. Nero 31 : rura insuper, arvis atque vinetis et pascuis
silvisque varia.
9. Claudia-porticus .- nach Jordan Forma Urbis p. 33 A vermuth-
lich auf dem Caelius, wo bei der Kirche S. S. Giovanni e Paolo noch
jetzt Ueberreste einer sehr grossen Portieus vorhanden sind.
10. aulae deßcientis. Petron. Sat. c. 29: in deficiente vero iam
porticu.
n. te praeside, Caesar = IX 18, 1. Te praeside templis VIII 80, 5.
Praeses vom Kaiser auch V 7, 4 vgl. Fincke de appellationibus Cae-
sarum honorif. Regim. 1867 p. 31.
144 M Valerii Martialis
III.
Quae tarn seposita est, quae gens tarn barbara, Caesar,
Ex qua spectator non sit in urbe tua?
Venit ab Orpheo cultor Rhodopeius Haemo,
Vcnit et epoto Sarmata pastus eqiio,
5 Et qui prima bibit deprensi flumiua Xili,
Et quem supremae Tetbyos unda ferit;
Festinavit Arabs, festinavere Sabaei,
Et Cilices nimbis liic maduere suis.
Crinibus in nodum torti venere Sicambri,
III 9. torti TQ tortis
III 5. Prop. IV 10, 51 fliimina Nili. 7. Verg. A. VIII 706 Omnis
Arabs, omnes vertebant terga Sabaei.
III. Ueber das Zusammenströmen von Fremden in Rom zu grossen
Schauspielen SCt I 19.
3. Orpheo — Rhodopeiiis. Sp 22, 1 Orpheo Rohdope.
4. epoto — equo. Vermuthlich kannte M. eine Nachricht, dass
die Sarmaten bei langen Ritten in Ermangelung andrer Nahrung Plin.
n. h. VII 12: itinere dierum XIII supra Borysthenem Sauromatas
tertio die cibum capere semper) Pferdeblut tranken, was Clemens
Alex, päedag. III 3 von den (oft mit ihnen verwechselten) Scythen
berichtet: vcdavcuv Ik Xt[j.(ij (6 S-x-jSt);) aiTEi xov 'Lt.tzo^ -rpocfa;, 6 os 'j-iyei
T«; cp/i,3a;, y.al o -xsy.xTjTai [xovov, T(|) -rjpit;) t6 aiiJ-a yo[j-t]^zi. Plin. n. h.
XVIII 100 sagt, dass die Sarmaten von Hirsebrei leben, et cruda etiam
farina, equino lacte vel sanguine e cruris venis admixto.
5. prima— deprensi ßumina Nili. Die Völkerschaften, welche
aus den von ihnen selbst (etwa bei nomadischem Umherschweifen)
entdeckten Nilquellen trinken. VII S8, 0 qui Nilum ex ipso protinus
ore bibunt. An die angebliche Entdeckung der Nilquellen unter Nero
(Sen. quaest. nat. VI 8) hat Martial hier gewiss nicht gedacht.
6. Supremae Thetyos unda. Zu Sp 12, 1.
8. nimbis — suis. Von der Besprengung mit dem am besten bei
Korykos in Cilicien gedeihenden Safran zu IX 38, 5 und Friedländer
bei Marquardt StV III 558, 4.
9. Crinibus in nodmn torti — Sicambri. Tac. Germ. c. 38 von den
Sueven: insigne gentis obliquare crinem nodoque substringere. Sen.
ira III 26, 3 epp. 124, 22 legt die Sitte den Germanen überhaupt bei;
sie bestand jedoch nicht bei allen Stämmen. Dahn Urgesch. der
germ. u. roman. Völker I 45.
Epigrammaton über im J. SO". 145
10 Atque aliter tortis crinibus Aethiopes.
Vox diversa sonat populorum, tum tarnen ima est.
Cum verus patriae diceris esse pater.
IV.
Tnrba gravis paci placidaeque inimica quieti,
Quae semper miseras sollieitabat opes,
Traducta est fgetulis nee cepit harena noeentes:
Et delator habet quod dabat exilium.
IV b.
Exnlat Ausonia profugus delator ab urbe:
Haec licet inpensis prineipis adnumeres.
IV 3. Traducta e. getnlis T Traducta est Getulis Q0= Tra-
ducta est Geticis Bodleianus Tradita Gaetulis Fanormita (Sehn • p.
CXXX) = Sehn Traducta est Gyaris Jlerulä tittilis Lipsius (vgl.
Hand, Gronov. diatr. in Stat. II 211J catulis Graecius ühMl^n Rutgers
(Var. lect. V 15) oculis Guttmann p. 16 sq. ludis EWagner populis
PGlogau (vgl. Sp 3, lij gerulis 3Iiinro. Traducta est, cunctos n. c.
h.n.? 6. inpensis — adnumeres T.
IV 2. Horat. S. II 0, 79 soUicitas — opes.
Ueber die falsche Form Sicambri statt der echten Sugambri (so
Cäsar, Tacitus, Strabo, Plutarch und Inschr. des 2. Jahrhunderts)
Müllenhoff in Haupts Zeitschrift f. d. A. XXIII (1879) p. 26 ff.
12. patriae — pater. Auf einer Kupfermünze vom J. 8ü ist die
Titulatur des Titus: pontifexj tribunicia p otestate) pater i patriae
cos. VIII. Die Hauptseite zeigt das Amphitheater. Eckhel DN.
VI 357; Cohen medailles imperiales I 362, 184. Ueber den Titel
pater patriae Mommsen StR II 755 f.
IV. Suet. Tit. c. S: hos idelatores) assidue in foro flagellis et
fustibus caesos ac novissime traductos per amphitheatri harenam par-
tim subici ac venire imperavit, partim in asperrimas insularum avehi.
Diese Ausstellung fand wahrscheinlich , wie Executionen und Hin-
richtungen im Amphitheater (SG II 363 f. ; 499) am frühen Morgen,
vor dem Beginn der eigentlichen Schauspiele statt (das. 366, 7].
2. Der Sinn ist: Welche die bedauernswerthen Reichen durch
Androhungen von Denunciationen beunruhigten.
3. Traducta est getulis. Die Richtigkeit der beiden ersten Worte
ist nach der in der Vorbemerkung angeführten Stelle unzweifelhaft;
da T g und c verwechselt, ist die Entstehung der Corruptel getulis
aus cunctos nicht gerade undenkbar.
IV b. Ohne Zweifel hatte unter Vespasian der Fiscus durch die
Martial I. lO
^46 M. Valerii Martialis
V.
Iimctain Pasiphaen Dictaeo credite tauro:
Vidimus, accepit fabula prisca fidem.
Nee se miretur, Caesar, longaeva vetustas:
Quidquid fama canit, praestat hareua tibi.
VI.
Belliger invictis quod Mars tibi servit in armis,
Non satis est, Caesar, servit et ipsa Venus.
VIb.
Prostratum vasta Nemees in valle leonem
Nobile et Herculeum fama canebat opus.
in seinem Interesse gemachten Dennnciatonen der Delatoren
Einnahmen gehabt (vgl. Mayor zu Jnvenal. 4, 48). Dass Titus sich
durch Abstellung des Delatorenwesens dieser Einnahmen beraubte,
hatte für den Fiscus dieselbe Wirkung, als wenn er einen entsprechen-
den Aufwand für die Schauspiele gemacht hätte. Durch diese von
Munro gegebene, allein richtige Erklärung wird auch der von Gerth
bei Gilbert p. 4 gemachte Vorschlag , lA^ und IV b als ein Gedicht
in der Reihenfolge: 1. 2. 3. 6. 5. 4 zu lesen, überflüssig.
5. Ausonia — urhe. lieber diese Bezeichnung Roms zu XII 6, 1.
V. Eine Darstellung der Pasiphae mit dem Stier sah man in der
Arena schon unter Nero, Suet. Nero c. 12' SG II 367, 4.
1. credite wie Sp 12, S. 2. Vgl. 6b 3.
4. fatyia canit. Sp 6 b 2 fama canebat.
praestat harena tibi = I 14, 2. Vgl. Sp 21, 2; 28, 10.
VI. Die Annahme von Scotland (Philol. 1869 S. 184), dass dies
Distichon zum vorigen Gedicht gehöre, ist unzulässig, da die An-
rede Cäsar nicht in demselben Gedicht wiederholt werden konnte.
Doch bezieht sich das Distichon wol auf dasselbe Schauspiel wie
V. Obgleich es, nach demselben gelesen, einen genügenden Sinn
bietet, also vollständig sein kann, dürfte es doch eher für ein
Fragment eines Gedichts zu halten sein , dessen verlorener Theil
einen (wirklichen odei^ermeintlichen) Anhalt zu der Ueberschrift in
T bot: De IVL APREL (Idibus Aprilibus Groywv, Kai. April. Berer-
la7ul] qua die omnis venatio per mulieres confecta est. Denn alle
sonstigen Ueberschriften dieses wie der übrigen Codices sind den Epi-
grammen selbst entnommen (oben S. 71,1).
VI b 1. Nemees. Die griechische Form des Genitivs griechischer
Namen auf e wird von Ovid an herrschend. Neue Formenl. I C2 f.
Nemees auch V 65, 2 IX 92, 7.
2. fama canebat: zu Sp 5, 4.
Epigrammaton über ^im J. SO). 147
Prisca fides taceat: nam post tiia mimera, Caesar.
Haec jam feminea dicimus acta manu.
VII.
Qualiter in Scythica relig-atus rupe Prometheus
Adsiduam nimio pectore pavit avem,
Nuda Caledonio sie viscera praebuit urso
Non falsa pendens in cruce Laureolus.
5 Vivebant laceri membris stillantibus artus
Inque omni nusquam corpore corpus erat.
VI b 4. Wie im Text: b (Berliner Hdschr. d. 15. Jahrh.), Gil-
bert Hoc etiam femineo T Haec jam f. vidimtis a. m. Q Vindob.
3 tu Hoc jam femineo .... Sch7i Hoc jam femineo [Harte fatemur
agi] Buecheler.
VI b 3. Verg. A. VI 878 IX 79 prisca fides. 4. Prop. V <>, 22
Pilaque feminea vidimns acta manu.
VII 1. Sil. XIII ti09 religatur rnpe catenis. Prop. II l,ß9 rupe
Promethei.
2. TibuU. I 3, 76 (Tityos Assiduas atro viscere pavit aves. (Ovid.
Ibis 180 [Tityos] Visceraqiie assiduae debita praebet avi. Ovid. Ibis
192 Hie inconsumpto viscere pascit avem.)
1. 2. (Claudian. Gigantom. 21 hinc volucrem vivo siib pectore
pascit Infelix Scythica fixus convalle Prometheus.
3. prisca Jides = I 39, 2; vgl. auch Sp 5, 2 accepit fabula
prisca fidem.
4. Sehr wol kann der für das Erforderniss dieser Stelle modifi-
cirte properzische Vers von M. herrühren und in der Handschrift ge-
standen haben, aus der die ersten 28 Epigramme im 14. Jahrhundert
bekannt wurden :oben S. 139). Er steht (nach OHirschfeld) im Vindo-
bonensis 3, in welchem die Lücken sonst unausgefüUt gelassen sind
(oben S. 139). Doch kann er auch damals etwa von Panormita) er-
gänzt worden sein. In diesem Falle verdient nach T die von Bue-
cheler angegebene Art der Ergänzung den Vorzug.
VII. Die Kreuzigung des berühmten Räubers Laureolus war schon
unter Caligula in einem Mimus dargestellt worden (Suet. Cal. c. 57
Jiiven. 8, 187 SG II 393, 3;. Hier wurde diese Scene so aufgeführt,
dass ein Verurtheilter in der Rolle des Laureolus wirklich gekreuzigt
und am Kreuze hängend von wilden Thieren zerrissen wurde. SG
II 367, 1.
6. VII 61, 2 inque suo nuUum limine limen erat.
10*
148 ^^- Viilerii Martialis
Deni({ue supplicium digmim tulit: ille parentis
Vel domini iugulum foderat ense nocens:
Templa vel arcano demens spoliaverat auro,
10 Subdiderat saevas vel tibi, Roma, faces.
Vicerat antiquae sceleratus crimina famae,
In quo, quae fuerat fabula, poena fuit.
VIII.
Daedale, Lucano Q.vf^ sie lacereris ab urso,
Quam euperes pinnas nunc habuisse tuas!
IX.
Praestitit exliibitus tota tibi, Caesar, harena,
Quae non promisit proelia rWnoceros.
0 quam terribiles exarsit pronus in iras!
Quantus erat taurus, cui pila taurus erat!
VII 7. Die Ergänzung von Sehn.
IX 3. terribiles] terribilis T Sehn 4. Quantus erat taurus T
q. e. cornu Qu).
VIII. Dies Schauspiel folgte vielleicht unmittelbar auf das der
Pasiphae Sp 5, indem etwa Minos den Daedalus zur Strafe für die
Anfertigung der hölzernen Kuh zerreissen Hess. Vgl. SGr II 367, 6.
1. Lueano — urso. SG II 492.
IX. Ueber das zweihörnige Rhinoeeros Sp 22 vgl. oben S. 135
SG II 494.
1. tota — harena. Sp 19, 1 per totam — harenam.
3. terribiles. Die codd. geben den acc. pl. der 3. decl. in der ganz
überwiegenden Mehrzahl der Stellen auf es. T bietet in Buch I— VII
nur einmal is. (Tilhert.
4. taurus. Diese sonst geschmacklose Bezeichnung des Rhinoeeros
erscheint natürlich, wenn man annimmt, dass das zweihörnige schon
damals, wie in der Zeit des Pausanias (IX 21, 2 SG II 494 , in Rom
äthiopischer Stier genannt wurde.
irila: mit Lappen behängte Strohpuppe, die man den Thieren
vorwarf, um sie zu reizen pilae taurariae, homiues faenei SG II 362,
6 und 7;.
Epigrammaton über (im J. SO). 149
X.
Laeserat ingrato leo perfidiis ore magistrum,
Ausus tarn notas contemerare manus,
Sed dignas tanto persolvit crimine poenas.
Et qui uon tulerat verbera, tela tulit.
5 Quos decet esse bominum tali sub principe mores,
Qui iubet ingenium mitius esse feris!
XL
Praeeeps sanguinea dum se r(Mt ursus barena,
Implicitam visco perdidit ille fugam.
Splendida iam tecto cesseut venabula ferro,
Nee yolet excussa lancea torta manu:
5 Deprendat vacuo veuator in aere praedam,
Si captare feras aueupis arte plaeet.
XII.
Inter Caesareae discrimina saeva Dianae
Fixisset gravidam cum levis basta suem.
XI 2. inplicitam lionon.
X 6. Ovid. Am. I ID, 26 Turpe erit ingenium mitius esse feris.
(Luxor. Baehrens PIm IV 4S4 Quantum magna parant feliei tempora
regno Discant ut legem paeis habere ferae .
XI 3. Verg. A. IV 131 venabula ferro. 4. Seneca Epigr. 22,12
(Baehrens Plm V) it e nostra lancea torta manu.
X 1. magistrum. Magistri die Wärter und Bändiger der wilden
Thiere des Amphitheaters !amphitheatrales magistri XI 69, 1) vgl
Sp 18, 1 ; 22, 1 I 48, 1 II 75, 1.
XI 5. vacuo — in aere: vgl. Sp 1. 5.
XII 1. Caesareae — Dianae. Diana metonymisch für venatio wol
nur hier. Andere Metonymieen von Götternamen bei M.: Bacchus
z. B. XIII 23; Lyaeus IX 61, 15 [oluere Lares comissatore Lyaeo ;
Ceres ;III öS, 6 Hie farta premitur angulo Ceres omni:; Venus I 47, 2
I 90, 8 etc.; lar lares Penates zu IX IS, 2); lupiter (VII 36, 1 plu-
vias madidumque lovem IX 35, 7 quotiens Phario madeat love fusca
Syene) ; Iris (IV 19, 10 neve gravis subita te premat Iris aqua) ; nympha
Wasser VI 43, 2 VI 47, 1; Thetis Meer V 1, 2 X 13, 4 X 30, 11;
Thetys Ocean Sp 3. 6 X 44, 2: Mars z. B. Sp 22, 3: Enyo (navalis E.
j50 ^I- Valerii Martialis
Exiluit partus miserae de vuluere matris.
0 Lucina ferox, hoc peperisse fuit?
5 Pluribus illa mori voluisset saucia telis,
Omnibus ut natis triste pateret iter.
XII b.
XII 7 Quis negat esse satum materno funere Bacclium?
8 Sic genitum numen credite: nata fera est.
XIII.
Icta gravi telo confossaque vulnere mater
Sus pariter vitam perdidit atque dedit.
0 quam certa fuit librato dextera ferro!
Haue ego Lucinae credo fuisse manum.
5 Experta est uumen moriens utriusque Dianae,
Quaque soluta parens quaque perempta fera est.
XIU 2. Suspirans vitam Bonon.
Naumachie Sp 24, 3 civilis E. Bürgerkrieg VI 32, 1); Musae zu VII
46, 5 ; Camenae VII 68, 1 ; Pimpleis XI 3, 1 Non urbana mea tantuin
Pimpleide gaudent Otia. ; Pallas Oel VII 28, 3 ; Atlas (der Himmel
mit all seinen Bewohnern IX 3, 5 . Vgl. zu I 76, 6 (haec omnes
fenerat una deos i. e. deorum munera). — Metonymieen von Personen-
namen : zu X 48, 4 ; von Appellativen : zu III 82, 22. Metonymischer
Gebrauch von Adjektiven: zu IV 19, 5. Haupt Opp. II p. 165 sqq.
XIII 1. 2. Richtig bemerkt Gilbert (p. 5;, dass diese beiden als
Schlussverse des 12. Epigramms überlieferten Verse zu demselben
nicht wol passen, während die beiden vorhergehenden einen sehr
guten Schhiss bilden. Dagegen sind diese Verse (mit der von Gilbert
angegebenen Interpunktion am Schluss des zweiten:) ein guter Anfang
des 13. Epigramms. Noch mehr empfiehlt sich aber, sie ;wie auch
Munro wollte; für ein selbständiges Epigramm zu halten. Gilbert a.a.O.
2. credite: vgl. Sp 5, 1.
XIII 7. utriusque Dianae: als Jagd- und als Geburtsgöttin, ähnlich
wie uterque Neptunus Catull 31, 3, Venus utraque Ovid. Metam. III
323. Antip. Thessalon. Anthol. Palat. c. IX 268 ;Epigramm auf eine
Hündin, die bei der Jagd eines Hirsches 9 Junge warf; : Kpf^asa -/.jw^
iXätfoto xat' i'yv.ov eopaix; FopYiu 'Efvt'jo;, d[i.cfOT£pY]v "Apiejxtv £'j|afj.evY).
Epigrammaton liber (im J. SO). 151
XIV.
Sus fera iam gravior maturi piguore ventris
Emisit fetum, vulnere facta parens:
Nee iacuit partus, sed matre cadente cucurrit.
0 quantum est siibitis casibus ingenium!
XV.
Summa tuae, Meleagre, fuit quae gloria famae,
Quanta est Carpophori portio, fusus aper!
nie et praecipiti venabula condidit urso,
Primus in Arctoi qui fuit arce poli,
.Stravit et ignota spectandum mole leonem,
Herculeas potuit qui decuisse manus,
Et volucrem longo porrexit vulnere pardum.
t Praemia cum laudem ferre adhuc poteram.
XIV 3. partus] fetus N.
XV 2. Quanta est Carpophori ()= Quanta corpofori Q Quan-
tum est corpori fori 2' Quantula Carpophori lum'us.
XV S. Wie im Text 2' laudis ferret adhuc pateram O? tandem
ferret, adhuc poterat Sehn Praemia cui laudem ferre duo sc. ursus
et leo) poterant Buecheler.
XV 3. Ovid. Met. VllI 419 venabula condit in armos.
XIV 4. casibus. M. spielt mit dem Doppelsinn des Wortes Vers 3
matte cadente). Gilbert p. 6, 4.
XV 2. Qtia)ita est Carpophoi-i portio. Quanta wie gering, Plaut.
Rud. 155 homxmculi quanti estis. Ov. Met. IX 561 quantum est quod
desit! Vgl. auch M. II 46, 9. Carpophori portio für Carpophori glo-
riae portio; ähnlich Sp 28, 3 Caesaris haec nostri pars est quota;
anders V 65, 7 ista tuae, Caesar, quota pars spectatur harenae. —
Carpophorus auch Sp 23 und 27.
3. praecijnti — ttrsn : vgl. Sp 11, 1 praeceps sanguinea dum se
rotat ursus harena.
6. decuisse. VIII 55, 11 grandia quam decuit latum venabula
pectus.
S. Der Vers ist stark verdorben und vielleicht nach ihm etwas
ausgefallen. War der Schluss ähnlich wie in Sp 27, so könnte M.
den Anspruch des Carpophorus auf einen höheren Ruhm als den des
Meleager auf dessen zarte Jtigend begründet und den Pentameter
etwa wie Sp 23, 2 (adhuc teneri) geschlossen haben.
152 ^- Valerii Martialis
XVI.
Raptus ablt media quod ad aethera taurus harena,
Nou fuit hoc artis, sed pietatis opus.
XVI b.
Vexerat Europeu fraterna per aequora taurus:
At nunc Aleiden taurus in astra tulit.
Caesaris atque lovis confer nunc, fama. iuvencos:
Par onus ut tulerint, altius iste tulit.
XVII.
Quod pius et supplex elephas te, Caesar, adorat
Hie modo qui tauro tam metuendus erat,
Nou facit hoc iussus nulloque doceute mag'istro:
Crede mihi, uostrum sentit et ille deum.
XVIII.
Lambere securi dextram consueta magistri
Tigris ab Hvrcano gloria rara iugo.
XVI b 3. confer nnuc fama juvencos Hns conferre nunc stama
juvencos T coufert nunc stegma juvencos Q confert nunc stemma
juvencas Boiio7i.
(XVIII 2. Verg. A. IV 367 H}Tcanae — tigres.)
XVI. Dies Distichon, das Schneidewin mit Recht vom folgenden
getrennt hat, ist ein Fragment. Der verlorene Theil des Epigramms
muss die Erklärung enthalten haben, in wiefern hier von einem pietatis
opus die Rede sein konnte.
1. abit. Dieselbe Contraktion I 62. 6 II 64, 3 III 75, 1 X 4S, 2
X 75, 3 X 77,2 X S6, 4 X 00, 8 XI 7,4 XI 25, 2 XI 3S, 1 XI S2, 3.
Neue Formenl. II 522.
XVI b 3. Caesaris atque lovis. Dieselbe Vergleichung I 6, 6
haec sunt Caesaris, illa lovis; vgl. zu IV 1.
XVII 4 nostrum — deum. Nostriim — lovem XIV 1, 2. Die Be-
zeichnung des regierenden Kaisers als Gott begann schon unter August.
Scribon. Larg. 42, 67 cum Britanniam peteremus cum deo nostro
Caesare. Domitian machte sie für sich zur Eegel Suet. Dom. c. 13).
Vgl. XIII 7S, 2 etc. Fincke de appellat. Caes. p. 15 ss. und 25.
XVIII 1. II 75, 1 verbera securi solitus leo ferre magistri.
2. gloria rara: vgl. gloria prima IV 75, 2.
Epigrammaton über im J. SO;. 153
Saeva ferum rabido laceravit dente leouem:
Res nova, non lülis cognita temporibus.
5 Ausa est tale nihil, silvis dum vixit in altis:
Postquam inter nos est. plus feritatis habet.
XIX.
Qui modo per totam flammis stimiüatus harenam
Sustulerat raptas taurus in astra pilas,
Occubuit taudem. eornuto ut ab ore petitus,
Dum facilem tolli sie elephanta putat.
XX.
Cum peteret pars haec Myrinum, pars illa Triumphum,
Promisit pariter Caesar utraque manu.
Non potuit melius litem finire iocosam.
0 dulce invicti priucipis ingenium!
XIX 3. eornuto ut ab ore Fnll eornuto adore HT eornuto
ab
ad ore Bonon. eornuto ab ore Bodl. cornu potiore Uns, Sehn cornu
majore Gilbert cornu ut majore Munro eornuto ardore Q i. e.
flammis de eornibus) Buechehr.
XX 4. {Horat. S. II 1, 11 Caesaris invicti
6. inter tios est. Ueber die Enklisis des Pronomens (inter nos; und
des Hilfsverbums L. Müller r. m. 371 sq.
XIX 1. flammis: Feuerbrände, mit denen die wilden Thiere gereizt
wurden. SG II 362, 5.
2)er totam harenam.- vgl. Sp 9, 1.
2. taurus in astra pilas = Sp 22, 6. Zu Sp 9, 4.
3. cornu. Die Elefantenzähne wurden von manchen wie z. B. von
Jixba für Hörner gehalten. Plin. n. h. YIII 7. M. I 72, 4 ludicoque eornu.
XX 1. Cimi peteret pars haec 3fi/rinum, pars illa Triumphum.
Petere kann hier nur bedeuten.- das Auftreten verlangen, wie postu-
lare Suet. Cal. c. 30. Ist das Epigramm nicht an eine falsche Stelle
gerathen, so sind Myrinus und Triumphus für Thierkämpfer zu halten,
was auch deshalb wahrscheinlich ist. weil jeder Theil der Zuschauer
nur einen verlangt, während bei Gladiatorenkämpfen wol in der
Regel vom Publikum Paare gefordert wurden (Suet. Dom. e. 4). My-
rinus ist schwerlich identisch mit dem XII 29, 7 erwähnten. Denn
154 M. Valerii Martialis
XXI.
Quidquid in Orpheo Rhodope spectasse theatro
Dicitur, exliibuit, Caesar, liarena tibi.
Repsenmt scopuli mirandaque silva cucurrit,
Quäle fiiisse nemiis creditur Hesperidum.
5 Adfuit inmixtum pecori genus omne ferarum
Et supra vatem multa pependit avis,
Ipse sed ingrato iacuit laceratus ab urso.
Haec tarnen, liaec res est facta ita, ficta prior.
XXI b.
Orpliea qiiod subito tellus emisit hiatu
Mersum, miramur? venit ab Eurydiee.
XXI 5. Adfuit T JBonon. inmixtum HTBonon.
XXI 8. ficta prior Sehn pictoria HT ficta alia (haec tarnen
ut res est facta, ita ficta alia) QO^ picta alia Bodl. facta, xd o'JoTopia
Biiecheler.
XXI b. 2 Mersum, miramur 3Iunro versa miramur T versam
is amur (Rasuren in den Intervallen) H quorsum miramur Schn'^
p. XII. mersa — miramur? Haupt Opp. III 598 Versam miramur?
Buecheler Miramur? mersa Gilbert^ p. 511 f.
XXI 1. Ovid. Met. XI 22 Orpheum — theatrum.
5, 6. Calpurn. 2, 10 Affuit omne genus pecudum, genus omne
ferarum Et quaecumque vagis avium ferit aera pennis.
5. genus omne ferarum: Lucret. I 163. V 133S. Ovid. Her.
10, 1. Met. X 705.
(6. Sil. XI 46S non mota volucris — captiva pependit in aethra.)
wenn auch das zwölfte (101 edirte) Buch einige erheblich früher ver-
fasste Gedichte enthält, so ist der zwischen Sp 20 und XII 29 anzu-
nehmende Zeitraum immerhin gross genug, um die Identität sehr
unwahrscheinlich zu machen. Auch wurden bei Leuten dieser Art,
ebenso wie bei andern Künstlern, dieselben Namen öfter angewendet.
Auch Triumphus kommt als Name eines Gladiators bei Sen. prov.
IV, 4 vor SG II 572.
XXI. SG II 367, 2.
1. Orpheo Rhodope: vgl. Sp 3, 3.
2. Vgl. Sp 5, 4: quidquid fama canit, praestat harena tibi.
'^. Der Verdacht Gronovs, dass dieser Vers nicht von M. her-
rühre, sondern zur Ausfüllung einer Lücke der Handschriften von
Epigrammaton liber im J. 80). 155
XXII.
Sollicitant pavidi dum rhinocerota magistri
Seque diu magnae colligit ira ferae,
Desperabantur promissi proelia Martis:
Sed tandem rediit cognitus ante furor.
Namque gravem cornu gemino sie extulit ursum,
lactat ut inpositas taurus in astra pilas.
XXIII.
Norica quam certo venabula dirigit ictu
Fortis adhuc teneri dextera Carpopliori:
nie tulit geminos facili cervice iuvencos,
Uli cessit atrox bubalus atque bison.
XXII 6. inpossita HT,
XXIII 1. quam Bonon. m Gilbert^ jj. 57:? tarn J£T jam Sehn
3 Elusit geminos O Hirschfeld.
einem Neueren hinzugefügt sei, wird durch die Handschriften des 9.
und 10. Jahrhunderts (HT;, welche ihn enthalten, widerlegt, und die
nicht zu gewaltsame Herstellung Schneidewins bietet einen annehm-
baren Sinn. Eine griechische Phrase, wie die von Buecheler vorge-
schlagene, konnte M. nur anwenden, wo er sich der Umgangssprache
bediente.
XXII. Vgl. Sp 9 SG II 362.
6. taurus in astra pilas = Sp 19, 2.
XXIII 1 quam: tam und quam in den Handschriften verwechselt
auch IV 13, 4 IV 74, 2 VI 36, 1; tanta — quanta VIII 46, 1. Gil-
bert^ p. 512. Uebrigens ist auch jam mit Rücksicht auf die Jugend
des Carpophorus nicht unpassend.
XXIII 3. nie tulit geminos facili cervice iuvencos. Der Ausdruck
ist unklar. Da an ein wirkliches Tragen zweier Stiere nicht gedacht
werden kann, versteht man tulit am natürlichsten: er trug als Beute
davon. Scaligers, von Scriver und Schmieder gebilligte Erklärung
itulit s. V. a. excepit) ist schwerlich zulässig, facili cervice, indem
er sich durch seinen biegsamen Hals ihren Angriffen entzog. Die
Nachlässigkeit des Ausdrucks ist bei M. nicht auffallend; vgl. oben
S. 20,1.
4. htihalus atque bison. Mit bubalus, eigentlich dem griechischen
Namen der Antilope, bezeichnete nach Plin. n. h. VIII 3S das impe-
ritum volgus den Auerochsen lurus . Daher haben die in der Lon-
gobardenzeit eingeführten Büffel diesen Namen erhalten. Hehn p.
501 f. Bison der Wisent, bos urus SG II 496.
]5G M- Valerii Marlialis
5 Hunc Ico cum fugerct, praeceps in tela cucurrit:
I nunc et lentas corripe, turba, moras.
XXIV.
Si quis ades longis serus spectator ab oris,
Cui lux prima sacri muneris ista fuit,
Ne te clecipiat ratibus uavalis Enyo
Et par unda fretis: hie modo terra fuit.
5 Non credis? speeta, dum lassant aequora Martern.
Parva mora est: dices »Hie modo pontus erat.«
XXV.
Quod nocturna tibi, Leandre, perpercerit unda
Desine mirari: Caesaris unda fuit.
XXV b.
Cum peteret dulces audax Leandros amores
Et fessus tumidis iam premeretur aquis,
XXIV 2. (Priap. 6S , 18 Principium sacri caniiinis illa fuit).
ü. Ovid. Met. II 263 quod modo pontus erat.
XXV 2. Ovid. F. III 702 Caesaris umbra fuit.
6. I nunc mit einem zweiten Imperativ in ironischer Aufforderung
verbunden, mit et: I 42, 6 II 6, 1 VIII 63, 3 IX 2, 13; ohne et X
96, 13 I, cole nunc reges. Vgl. Jahn ad Pers. 4,19.
lentas — moras = Sp 30, 2. Ueber diese mochten die Zuschauer
bei einer frühern Scene der Thierkärapfe geklagt haben.
XXIV. Die Epigramme 24—26 beziehen sich auf Schauspiele in
der überschwemmten Arena des Amphitheaters, zu denen nach Dio
LXVI 25 auch eine Seeschlacht zwischen Kerkyräern und Korinthern
gehörte, vgl. oben S. 135,
2. sacri muneris: des kaiserlichen Schauspiels. Der Gebrauch von
sacer für den Kaiser und alles, was ihm gehört, war schon von August
an stehend. Fincke de appell. Caes. p. 20 xmd 41.
3. navalis — Emjo. Die oben erwähnte Seeschlacht. Zu Sp 12,1.
'Evuw Krieg bei Oppian, sehr oft bei Nonnus. Haupt Opp. II 169.
XXV 2. Desi7w mirari = VI S9, S.
XXV b. Ueber dies Epigramm und die Gründe, weshalb man es
für nachträglich hinzugefügt halten kann, vgl. oben S. 136 f.
Epigrammaton liber ^im J. 80). 157
Sic miser instantes adfatus dicitur uudas :
»Parcite dum propero, mergite cum redeo.«
XXVI.
Lusit Nere'idum docilis cliorus aequore toto
Et yario faciles ordine pinxit aquas.
Fuscina dente minax recto fuit, aucora curvo :
Credidimus remum credidimusque ratem,
Et gratum nautis sidus fulgere Laconum
Lataque perspicuo vela tumere sinu.
Quis tantas liquidis artes invenit in undis?
Aut docuit lusus lios Thetis aut didicit.
XXVII.
Saecula Carpophorum, Caesar, si prisca tulissent
Xon Parthaoniam barbara terra feram,
XXV b 3. adfatus HR.
XXVI 3. recto Rooij nectho HT nexu Q.
XXVII 2. Non Parthaoniam — feram Buecheler Non a lua-
rathon cum barbara terra fera (ferat T] HT lam null um a (in Q)
monstris orbe (urbe Q) fuisset opus QBodl. Non aleret saevas — feras
PhWagner, Sehn Pavisset tiullas [nulla, — feras [fera, (iilhert^ p. öl'J.
7 Ignlferos HT ignipedes Qw.
XXVI 1. Verg. A. V 240 Nereidum — chorus.
XXVI. Wie es scheint, gruppirten sich die Darsteller oder Dar-
stellerinnen der Nereiden im Wasser unter anderem nach Art der
Ruderer in einem Schiffe, so dass die Zuschauer sich Ruder itnd Schiff
leicht hinzudenken konnten {Vers 4}, und schwangen Tücher über
sich (wie öfter auf Sarkophagen, z. B. Duetschke,. Ant. Bildw. in Ober-
italien 145; 98; 106—111; IE S2 ; 338; IV 520 ; V 295 ; 492). Ob auch
Dreizack und Anker durch entsprechend angeordnete Gruppen von
Schwimmern dargestellt wurden, wie Stephenson und Ramirez de
Prado annehmen, oder ob die Darsteller diese Attribute wirklich führ-
ten, ist kaum zu entscheiden. Wahrscheinlich fand (wie Stephenson
bemerkt; diese Scene (ebenso wie das Sp 25 und 25 b beschriebene
Schauspiel: bei künstlicher Beleuchtung statt (25, 1). Auch muss man
wol nach v. 5 annehmen, dass wirkliche Lichter oder Flammen zu
sehen waren, welche man für die Sterne der Dioskuren halten konnte.
XXVII. Das Epigramm scheint in der vollständigen Sammlung
15S ^^- V'^ilerii Martialis
Non Marathon tauriim, Nemee frondosa leonem,
Areas Maenalium non timuisset apruni.
5 Hoc armante manus hydrae mors ima fuisset,
Huic percussa foret tota Chimaera semel.
Igniferos possit sine Colchide lungere tauros,
Possit utramque feram vineere Pasipliaes.
Si Sit, ut aequorei revocetur ftibula monstri,
10 Hesionen solvet solus et Andromedan.
Herculeae laudis numeretur gloria: plus est
Bis denas pariter perdomuisse feras.
XXVIII.
Augusti labor liic fuerat committere classes
Et freta navali sollicitare tuba.
Caesaris haec nostri pars est quota? vidit in undis
Et Thetis ignotas et Galatea feras;
5 Vidit in aequoreo ferventes pulvere currus
Et domiui Triton isse putavit equos:
Dumque parat saevis ratibus fera proelia Nereus,
Horruit in liquidis ire pedestris aquis.
XXVIII S. Horruit HT Abniiit QO pedestris T Schn^ pe-
destris corr. pedester Q pedester O Sehn- 10 Dives, Caesar, io, pr.
tl. t. Htis, Gilbert^ p 512.
XXVIII b 1. diri Hm pigri HT duri?
XXVII 3. (St. S. I 3, 6 Nemeae frondentis alumnum) . 11. Verg.
A VIII 2ST laudes Herculeas.
dieser Gedichte vor Sp 24 gestanden zu haben, vgl. oben S. 138 und
Sp 15 und 23. Ein verwandtes Gedicht V 65.
2. harhara terra: die von Cultnr noch unberührte Erde. Vgl. zu
III 58, 5.
XXVIII 1. Vgl. die oben S. 134 f. angeführten Stellen Suet. Tit.
c. 7 Dio LXVI 25 und über die Naumachieen des August und Titus
SG II 368 und 369 f.
Die Verse 3—10 beziehen sich auf die an den beiden ersten Ta-
gen in der Naumachie veranstalteten Schauspiele. Am ersten Tage
fand auf einem mit Brettern gedeckten Theile derselben auch eine
Thierhetze statt, wo theils lebende Thiere ins Wasser gejagt werden,
theils erlegte hineinstürzen konnten. (Vers 3 und 4.) Am zweiten
Tage war ein Wagenrennen auf dem trocken gelegten Boden der
Epigrammaton über im J. SO . 159
Quidquid et in circo spectatur et amphitheatro,
10 Dives Caesarea praestitit unda tibi.
Fucinus et diri taceantiir stagua Neronis:
Hanc norint imain saecula naumachiam.
XXIX.
Cum traheret Priscus, traheret certamina Verus
Esset et aequalis Mars utriusque diu.
Missio saepe viris magno clamore petita est:
Nanmachie fVers 5 und 6;, und der Wassergott erschrak bei dem
Gedanken an den bevorstehenden Seekampf, sich mitten im Wasser,
das sich plötzlich zurückzog, auf dem Trocknen zu sehn. Vers 9
und 10 beziehen sich ebenfalls nur auf die an den beiden ersten Ta-
gen gegebenen amphitheatralischen und circensischen Spiele. Durch
die Verbindung dieser beiden letztern mit der vermuthlich in einem ver-
lorenen Gedicht beschriebenen am dritten Tage veranstalteten grossen
Seeschlacht übertreffen die Wasserschauspiele des Titus alle früheren.
10. Caesarea. Die Verlängerung des a ist nicht durch die Posi-
tion der muta cum liquida zu rechtfertigen, wie LlMüller r. m. p. 32ti
annimmt I U5, 1 invide Procille. ist invide Imperativ . M. hat sie
sich sonst allerdings nur bei consonantischen Endsilben erlaubt:
zweimal in der dritten Arsis des Pentameters IX 101, 4 XIV TT, 2
und zweimal in der 3. und 4. Arsis des Hexameters VII 44, 1 X 89,1.
Vgl. oben S. 49 f. Vielleicht bewog ihn, wie Munro bemerkt, zu der
mir hier gewagten Dehnung einer vokalischeu Endsilbe die Erinne-
rung an ähnliche Licenzen CatuUs 4, 9 Propontida trucemve 4, IS
impotentia freta 29, 4 ultima Britannia .
tibi: dem Zuschauer, vgl. Sp 24.
11 Fucinus. Auf dem Fucinersee (Lago die Celano) hatte Clati-
dius im Jahr 52 die bei weitem grösste aller bekannten Naumachieeu
veranstaltet. Tac. A. XII Sti. SG II 369.
(Uri — starjna Neronis. Ob M. duri oder diri schrieb, ist kaum
zu entscheiden. Sub principe duro von Domitian XII 6, 11, doch diri
entspricht mehr der Bezeichnung feri regis Sp 2, 3.
Stagna nicht die Sp 2, 6 erwähnten im goldenen Hause, sondern
hier ist das von Nero in der Naumachie des August im Jahr 59 ge-
gebene Fest der Jiiveualia gemeint. Tac. aun. XIV 15 apud nemus,
quod navali stagno circumposuit Augustus. Dio LXI 20 £o£[t:--t,3£
Tov of,|j.ov i-ni -\rj[wi £v -w ycup'tw , £v (} Q \a'j[Aa-/[a 'J-o toj A'Jyo'jstoj
i-f^Yovei.
XXIX 2. Usset et. Ueber die Nachstellung des et zu I 26, 8.
3. Missio: vgl. SG II 346, 1 und PJMeier de gladiatura Romana
Bonn 1881 p. 49.
l(j(j M. Valerii Martialis
Sed Caesar legi puruit ii)se suae: — \
5 Lex erat, ad digitum posita conciirrere parma:
Quod licuit, lances donaque saepe dedit.
Inventus tarnen est finis discriminis aequi:
Puguavere pares, suceubuere pares.
Misit utrique rüdes et palmas Caesar utrique :
Kl Hoc pretium virtns ingeniosa tulit.
Contigit hoc niillo nisi te sub principe, Caesar
Cum duo pugnarent, victor uterque fnit.
XXX.
Concita veloces fugeret cum damma Molossos
Et varia lentas necteret arte moras,
XXIX 5. parma PhWagner, Schi'^ possita — palma H posi-
tam — palmam R.
Citate. XXIX— XXXII = Meyer Anthol. lat 201—203; vgl.
Riese Anthol. lat. I praef. p. XXXVI.
4. legi — suae: der Bestimmung, welche er für diesen Kampf
gegeben hatte.
5. ad digitwn: bis zum Aufheben des Fingers, durch welche Ge-
berde unterliegende Gladiatoren um ihr Leben baten. SG II 345, 1,
wo Quintil. VIII 5, 20 hinzuzufügen ist.
posita concurrere jiarma. Das überlieferte posita — palma sagt
nur etwas Selbstverständliches und passt überdies schlecht zu palmas
Vers 9, während die Ablegung des Schildes bei einem bis aufs
äusserste zu führenden Zweikampf sehr passend ist. Die beiden Gla-
diatoren würden dann zu der (von Titus begünstigten Suet. Tit. c. 8
SG II 347, 4) Gattung der Threces gehört haben, welche die parma
führten und auch gegen einander fochten. Meier 1. 1. p. 34. Palma
für parma: cod. N. V 13, 8 Sehn 2 p. VIII. Kämpfe (von meridiani)
ohne Schutzwaffen beschreibt Seneca epp. T, 3 und 4.
6. lances. ■ werthvolle oder mit Goldstücken gefüllte Schalen als
Preise oder Belohnungen SG II 330, G— 8.
9. rüdes: Stockrapiere als Zeichen der ehrenvollen Entlassung
SG II 323, 4.
XXX 1. damma: afrikanische Antilope auch IV 3-5 IV 74 XIII 94
SG II 496.
Molossos: Molosserhunde auch XII 1, 1.
2. lentas — moras = Sp 23, 6.
5
Epigrammaton über im J. 80). 161
Caesaris ante pecles supplex similisque roganti
Constitit, et praedam non tetig-ere canes.
Haec intellecto principe doua tulit.
Numen habet Caesar: sacra est haec, sacra potestas,
Credite: mentiri non didicere ferae.
XXXI.
Cedere maiori virtutis fama secunda est.
lila gravis palma est, quam minor hostis habet.
XXXII.
Da veniam subitis: non displicuisse meretur
Festinat, Caesar, qui placiüsse tibi.
[XXXIII.]
(Hinter dem 11. Buch.
XXXII. Allerdings kann dies Distichon ein selbständiges Gedicht
sein. Doch da M. die Sammlung mit drei, direkt oder indirekt an
den Kaiser gerichteten langem Gedichten eingeleitet hat, dürfte er
sie auch mit mindestens einem längern beschlossen haben.
M. Yalerii Martialis Epigrammaton
Liber I. (in den J. 85 86).
Spero me secutiim iu libellis meis tale temperamen-
tum. iit de illis queri non possit qiiisquis de se bene
senserit, cum salva infimarum quoque persouanim reve-
Martials Vorreden scheinen (wie auch andere) an der Aussenseite
der Bücher angebracht gewesen zu sein. Birt S. 142, 3. Vgl. die
Epistel vor II am Schluss.
JEjnstola. L. 1. Spero me secutum in libellis meis tale tempera-
mentum, etc. Libelli vorzugsweise Gedichtbücher, die durchschnitt-
lich halb so gross waren als Prosabücher, Birt S. 23, 1 u. 290 f.,
auch unter diesen zeichneten sich M. s Bücher durch Kürze aus, S.
296. Da M. hier unter libellis schwerlich die von andern verbreite- .
ten Abschriften seiner Gedichte verstehen kann, und ebenso wenig
die Bücher der Spectacula, Xenia: Apophoreta, auch nicht seine
Jugendgedichte (I 113), so können damit (wie I 4, 1 und II 91) nur
Buch I und II gemeint sein, die gleichzeitig erschienen, vielleicht
auch in einer Ausgabe, wo beide in einem Volumen enthalten waren;
vgl. die Einleitung S. 16 und zu III 1, 3. Es ist sehr begreiflich,
dass der im Lauf der Zeit angesammelte Vorrath von Epigrammen
M.'s, die der Veröffentlichung werth schienen, zu gross war, als dass
ein Buch ihn fassen konnte; übrigens besteht gerade das zweite
grösstentheils aus Epigrammen, die keine Beziehung auf die Gegen-
wart haben, vielleicht meist der Zeit des Vespasian und Titus ange-
hören Einl. S. .53). Entweder hat M. seine vorräthigen Epigramme
sogleich in zwei, gleichzeitig herausgegebene Bücher vertheilt, oder
»was wahrscheinlicher ist) zuerst nur einen Theil derselben als ein
Buch herausgegeben, und wurde dann durch dessen beifällige Auf-
nahme veranlasst, es so stark zu vermehren, dass eine Theilung in
zwei Bücher nothwendig war. In diesem Fall haben wir die zweite,
vermehrte Ausgabe.
M.'s hier und später wiederholt 'z. B. X 33) gegen die Beziehung-
seiner Epigramme auf bestimmte Personen eingelegte Verwahrung
war nicht bloss durch seine Aengstlichkeit und die Rücksichten, die
er zu nehmen hatte, sondern auch durch das Einschreiten Domitians
(als Censor, welches Amt er frühestens Ende 84 übernahm : Mommsen
Add. ad CIL III Eph. ep. V p. 93; vgl. Einl. S. 53, gegen Pasquille
lyi. Valerii Martialis Epigrammaton Liber I :in den J. 85 86 . 163
rentia luclaut: quae adeo autiquis auctoribus defuit. ut
5 nomiuibus uou tautuui veris abusi siut, sed maguis.
Mihi fama vilius constet et probetiir iu me uovissimum
iugenium. Absit a iocorum uostrorum simplicitate ma-
liguus iuterpres uec epigrammata mea scribat. Impro])e
facit qui iu alieno libro iugeuiosus est. Lascivam verborum
10 veritatem, id est epigrammatou liuguam, excusarem, si
meum esset exemplum: sie scribit Catullus. sie Marsus,
sie Pedo . sie Gaetulicus , sie quieuuque perlegitur. Hi
quis tameu tarn ambitiöse tristis est, ut apud illum iu
L. 5. sed magnis M sed etiam magnis PGO sed set et magnis
QEFw Sehn. (vgl. XIV 157, 2 Gilbert;.
6. Mihi 3fQEio Et mihi F At mihi CO Q hat das im Text
fehlende at am Rande,.
11. scribit] scripsit PQ.
12. 13. Sidon. ApoUinar. C. 9. 260 Non Gaetulicus hie tibi lege-
tur, Non Marsus, Pedo, Silius. Tibullus — 269 Aut mordax sine
fine Martialis.
7. Vincent. Bellov. Spec. doctr. V 43 Marcialis coquus, Absit a
jocorum nostrorum simplicitate malignus interpres. »Innocuos censura
potest permittere lusns: Lasciva est multis pagina, vita proba". 14,
7. 8;. Den Anfang citirt er auch mit Verweisung auf diese Stelle,
V 57; »Absit — interpres" auch V 114.
9. Johann. Sarisber. Nugar. curial. p. 694 ed. Amstelod. 1664):
Quia, ut ait Martialis, improbe facit, qui in alieno libro ingeniosus est.
Teranlasst (Sueton. Domit. c. S Scripta famosa vulgoque edita, quibus
primores viri ac feminae notabantur, abolevit, non sine auctorum
ignominia'. Denn nach I 4, 7 Innocuos censura potest permittere
lusns — darf man annehmen, dass diese Massregel damals bereits
erfolgt war. Vgl. V 15, 2 et queritxtr laesus carmine nemo meo.
6. prohetur in me tiovis.siinum ingenium. Novissimum adverbialiscli :
an letzter Stelle, weil es ihm auf die Anerkennung der Harmlosigkeit
seiner Gedichte mehr ankommt als auf die seines Talentes.
S. nee ejugrammata mea scribat. Weil der übelwollende Leser, indem
er einen nicht beabsichtigten Sinn in sie hineinlegt, sie gewisser-
massen selbst neu verfasst.
10. id est epigrammaton linguam. VIII praef. ego illis epigram-
matis! non permisi tam lascive loqui quam solent.
11. Catullus — Marsus — Pedo — Gaetulicus. Ueber Catull, als M.s
11*
164 'M- Valerii Martialis
uulla pagina latiue loqui fas sit. potest epistola vel potius
15 titulo contentus esse. Epigrammata illis scribuntur. qui
solent spectare Florales. Non intret Cato theatrum
meum, aut si intraverit, spectet. Vicieor mihi meo iure
facturus, si epistolam versibus clusero :
Nosses ioeosae dulee cum sacrum Florae
Festosque lusus et licentiam yulgi.
Cur in theatrum. Cato severe, venisti"
An ideo tantum veneras. ut exires"
19 — 22. In den codd. des Valerius Maximus II 10, S; vgl. Haupt
Opp. m 599.
hauptsächlichstes Vorbild vgl. Einl. S. 24. Neben ihm nennt er
wiederholt als die hervorragendsten Epigrammatiker die beiden Dichter
der Augusteischen Zeit Domitius Marsus Teuffei RLG 243 M. II 71; TT
V 5 YII 99 ; Marsus allein Till 56, 24 und Pedo Albinovanus Teuffel
2.52,6 M. II TT Y 5 ; dagegen Cn. Cornelius Lentulus Gaetulicus unter
Caligula, Teuffel 291, 1 nur hier.
16. Florahs. An den Floraspielen 28. April — 3. Mai wurden vor-
zugsweise oder ausschliesslich Mimen aufgeführt und die Ausgelas-
senheit des Schauspiels wie der Zuschauer gehörte zum Charakter
des Festes: vgl. Friedlaender bei Marquardt StV III 502 ff. Der Ver-
gleich seiner Epigramme mit den Floraspielen auch I 35, S.
Cato. Valer. Max. II lü, S eodem ludos Florales, quos Messius
aedilis (699 = 55; faciebat, spectante populus ut mimae niidarentur
postulare erubuit. Quod cum ex Favonio amicissimo sibi una sedente
cognosset, discessit e theatro, ne praesentia sua spectaculi consuetn-
dinem impediret.
18. epistolam. Vorreden in Briefform, mit denen Statins die sämmt-
lichen Bücher seiner Silven, auch Quintilian sein Werk eingeleitet
hat und die nach Epist. II besonders dramatischen Arbeiten vorge-
setzt wurden, vgl. dort die Anm.; , scheinen damals überhaupt ge-
wöhnlich gewesen zu sein. Doch wirklich an bestimmte Personen
gerichtete Briefe hat M. nur den Büchern IL VIII, IX an Decianus,
Domitian, Toranius vorgesetzt; die Epistel vor dem ersten Buch
wendet sich an die Leser im Allgemeinen.
3. Cato pyrrhichisch schon in dem dem Varro Atacinus zu-
geschriebenen: Verse Anthol. lat. ed. Eiese 414 (I 268) Marmoreo Li-
cinus tumulo jacet, at Cato parvo. LMueller r. m. p. 336; auch VI
32, 5 Juv. 2, 40 Tertius e caelo cecidit Cato. Mathö M. VII 10, 3.
Xerö VII 21, 3. Pedö — Matho Juv. T, 129.
Epigrammaton Liber I (in den J. 85/86). |ß5
I.
Hic est quem legis ille, quem requiris,
Toto notus in orbe Martialis
Arg-utis epigrammaton libellis:
Cui, lector studiose, quod dedisti
5 Viventi decus atque sentienti,
Rari post cineres habent poetae.
II.
Qui tecum cupis esse meos ubicunque libellos
Et comites longae quaeris habere viae.
Hos eme, quos artat brevibus membrana tabellis:
Scrinia da magnis, me manus una capit.
Ne tamen ignores ubi sim venalis, et erres
II 1. esse meos ubicunque] esse, mens iihiciinqne L3fartens Ep.
de 31 I 2 et 29 [Festgabe für WCrecelius Elberfeld 1881) p. 27 f.
I 2. Prop. IV 1, 30 post cineres Ovid. Ex P. lY 16, 3 Famaque
post cineres major venit etc.
II 5. Horat. Epp. I 12, 25 Ne tamen ignores, quo sit Romana
loco res.
I 1 — 3. M.'s Epigramme waren hiernach durch Abschriften , wie
sie M. selbst II 5 vgl. auch I lul erwähnt, in- und ausserhalb Roms
schon viel verbreitet, ehe er sieh selbst zur Samrahmg derselben und
Herausgabe, zunächst in zwei Büchern, entschloss.
2. toto notus in orbe. V 13, 3 toto legor orbe frequens VIII 61, 3
orbe cantor et legor toto.
6. post cineres = VIII 38, 16. Vgl. V 13, 4.
II 2. lonffae — viae. XIV 1S8, 2 longas — vias. Ebenso VI 43, S.
3. Hos eme, quos artat brevibus membrana tabellis. Da die Per-
gamentbücher aus sehr vielen auf beiden Seiten beschriebenen Blät-
tern bestehen konnten, war es möglich, hier verhältnissmässig um-
fangreiche Texte in einem massigen Bande zu bieten vgl. XIV 184;
190; 192. Marqiiardt Prl. II 790 ff. Birt S. 85 ftV- Man bediente sich
daher der Pergamentbücher besonders auf Reisen XIV 188 SG II
30 . Das Epigramm beweist gegen Birt S. 70 — 95 , dass auch Buch-
händler schon damals Ausgaben in Pergamentbüehern veranstalteten.
4. scrinia. Cylindrische Behältnisse für Papyrusrollen, wie sie
öfter am Fuss von Statuen (z. B. des Sophokles im Lateranj vor-
kommen. Marquardt Prl. II 057 ff.
Ißß M. Valcrii Martialis
Urbe vagus tota, me duce certus eris:
Libertum docti Lucensis quaere Secundum
Limina post Pacis Palladiumque forum.
ni.
Argiletanas mavis habitare tabernas,
Cum tibi, parve liber, scrinia nostra vacent.
Nescis, heu, neseis dominae fastidia Romae :
Crede mihi, nimium Martia turba sapit.
III. Horat. Epp. I 20, 10 ss;. 3. Horat. C. IV 14, 44 domina —
Eüina.
6. tirbe vagus tota, IV 78, 3 tota vagus nrbe.
7. Libertum docti Lucensis quaere Secundum. Der Buchhändler
Secundus, Freigelassener eines unbekannten Lucensis [ein Egnatius
Lucensis in einer Lyoner Inschrift Wilmanns Ex. Inscr. 2233 wird
nur hier genannt. Er verkaufte, wie es scheint, nur Pergamentexem-
piare in Buchform, dagegen Atrectus I 117 nur Prachtexemplare iu
Rollenform. Ueber das Verhältniss beider zu Trypho vgl. oben S. 17
fBecker Top. 257 u. 407 identificirt mit Unrecht Atrectus mit Secundus.
Vgl. Jordan Janustempel und Argiletum, Hermes IV 232,1).
S. Limina i)ost Pacis Palladiumque forum: hinter dem von Vespa-
sian erbauten Friedenstempel und dem nach seinem Hauptgebäude,
einem Minerventempel , benannten von Domitian (nach dieser Stelle
also spätestens im J. 86 begonnenen, von Nerva im J. 98 (zu X 28)
vollendeten forum transitorium, dessen Umfassungsmauer mit den Co-
lonnacce zum Theil noch erhalten ist. Becker Top. 373 f. Jordaa
Top. I 2, 449 ff. Die Gegend zwischen diesen beiden Anlagen und
der Sixbura ist das Argiletum (d. h. nach vorennianischer Orthographie
argilletum Jordan Topogr. I 138 , ein Name, der in älterer Zeit die
ganze Gegend bezeichnet hatte, die sich von der Südspitze des Qui-
rinals nach dem Capitolinus und dem Forum erstreckte. Dort lagen
zahlreiche Buchhandlungen, vgl. I 3, 1 ; 117, 10. Marquardt PrL
804.
III ]. Argiletanas — tabernas. Zu I 2, 8.
3. do7ninae Romae = X 103, 9. d. in urbe III J, 5. d. ab urbe
IX 64, 4. d. urbis XII 21, 9. d. arcae III 31, 3.
4. crede mihi. So öfter I 15, 11; 41, 2 etc. Ebenso oft mih
crede III 5, 3; 16, 5 etc.
I
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 167
5 Maiores nusquam rhonclii, iuvenesqiie senesque
Et pueri nasum rhinocerotis liabent.
Audieris ciim grande sophos, dum basia iactas,
Ibis ab excusso missus in astra sago.
Sed tu ne totiens domini patiare lituras
10 Neve notet lusus tristis banmdo tuos.
Aetherias, lascive, cupis volitare per auras :
I, fug-e; sed poteras tutior esse domi.
III 5. rhonchi -Ew ronchi Q runt H üienmt T. '. jactas
HTQEXBFG captas CO [Q am Hände;.
III 5. Ovid. M. VIII 525 Cons. Liv. 203 Verg. A. IX 309 Horat.
Epp. I 1,55: juvenesque senesque. 11. Verg. G. II 291/2 A. VII 557:
aetheriae — aureae.
III 5. 6. Sidon. Apoll. C. 3, S Xec nos rhonchisono rhinocerote
notat. Id. C. 9, 344 (Cato tertius narem rhinoceroticam minetiir.
(9, Auson. II 19 Ne ferat indignumque vatem centumqne lituras.
11, 12: vgl. Auson. XXIII 14).
5. rhonchi. Hier und IV 86, 7 als Zeichen der Geringschätzung
und des Hohns; vom natürlichen Schnarchen III 82, 30.
iiivenesque senesque = VII 35, 5; 71, 5 IX S, 9.
6. nasum rhinocerotts. Weil die Nase überhaupt das Organ des
Spottes ist. I 41, 18 Non cuicunque datum est habere nasum; V 19,
17 tacito — naso. Vgl. XII 88 u. nasutus II 54, 5 XII 37 XIII 2,1 s.
7. sophos vgl. I 49, 37 grande et insanum sophos, I 76, 10
magnum sed perinane sophos, III 46, 7 tergeminum sophos, VI 48, 1
grande sophos. Vermuthlich haben die griechischen Ausdrücke der
Beifallsbezeugungen sophos und euge in Rom zuerst ebenso mit der
griechischen Musik und Rhetorik Eingang gefunden, wie Bravo und
dgl. bei uns mit der italienischen.
dum basia iactas. Vgl. z. B. Juven. 4, 118 mit Mayors Anm.)
Um für den Beifall der Zuhörer zu danken, basiiim, ein unrömi-
sches von CatuU eingeführtes Wort, das M. viel braucht, ausserdem
von Späteren Phaedrus, Petron, Juvenal, Apulejus, Fronto. Haupt
Opp. II lOS.
8. sago. Das Prellen auf ausgebreiteten Mänteln sagatio) ur-
sprünglich bei den Soldaten zu deren Tracht das sagum gehörte,
Marquardt Prl. 544 u. 548 üblich, erwähnt Sueton Otho c. 2 als
einen in Rom von Otho in seiner Jugend geübten Unfug SG I
24, 6 .
9. lituras. Vgl. IV 10, 7 s. VII 17, 8.
11. aetherias — per auras = 16, 1.
168 M. Valerii Martialis
IV.
Contig-eris nostros, Caesar, si forte libellos.
Tcrrarum dominum pone supercilium.
Consuevere iocos vestri quoque ferre triumplii
Materiam dictis nee piidet esse ducem.
5 Qua Thymelen speetas derisoremque Latinum,
lila fronte precor carmina nostra legas.
Innocuos censura potest permittere lusus:
Laseiva est nobis pagina, vita proba.
IV 2. Horat. C. I, 6 Ovid. Ex P. I 9, 36 II 8, 26 Lncan. VIII 20S
Stat. S. III 4, 20: Terraram dominum.
2. Priap. 1, 2 pone snpercilinm.
IV 2. Auson. XV 3, 2 pone supercilium. Sedul. C. pasch, prol. 3.
pone supercilium, si te cognoscis amicum. Sidon. Apoll. C. 15, 190
Nunc Stoica tandem Pone supercilia.
5. (Auson, XXV 3, 4 nos Thymelen seqnimur).
IV 8. Auson. XXVIII (cento nupt.) 4, 6 Laseiva est nobis pa-
gina, vita proba, ut Plinius dicit. 7. 8. Vincent. Bellov. V 43 (zu
I praef. 1. 7) : Laseiva est multis pagina, v. pr.
IV 1. Contige7-is — si forte. X 64, 1 Contigeris regina meos si
Polla libellos.
2. Terrarum dominum — siqiereilium. Terrarum dominus der Kaiser
VII 5, 5 VIII 2, 6. Stat. S. III 4, 20 M. VIII 32, 6. dominum mundi.
Das Neutrum dominum wol nur hier, vgl. famulum nemus VI 76, 6.
Palatinum supercilium ist IX 79, 2 der Uebermuth der Hofleute.
3. triiimplti. Ueber die Sitten der Soldaten bei den Triumphen
Spottlieder auf den Feldherrn zu singen Marquardt StV II 588, 2.
Vgl. auch VII 8, 7—10.
4. dictis: Witzworte.
ducem. Dux sehr gewöhnlich für den Kaiser (Imperator) bei Mar-
tial ixnd Statins (Fincke, De appellationibus Caesarum honorificis
[Regim. 1867] p. 29) und sonst z. B. bei Juv. II 104 IV 145 VII 21;
in älterer Zeit selten, Fincke p. 8.
5. Thymelen — Latinum. Th. eine unbekannte Mimenspielerin,
L. Archimimus zugleich Günstling Domitians und als Denunciant
gefürchtet (SG I 105 II 428, 7; 571). Beide traten oft zusammen
auf, Juv. I 36. 'ö. fronte legas. Vgl. VII 12, 1.
7. innocuos — lusus: VII 12, 9 Ludimus innocui. III 99, 3 In-
nocuos permitte sales.
censura. Vgl. die Anmerkungen zur praefatio.
8. Laseiva — proba. Mit Eeminiscenz an Catull 16,5 Nam castum
esse decet pium poetam Ipsum, versiculos nihil necesse est, und Ovid
Epigrammaton Liber I (in den J. 85/86). 169
V.
Do tibi naumachiam, tu das epigrammata nobis:
Vis, puto, cum libro, Marce. natare tuo.
VI.
Aetberias aquila puerum portante per auras
lulaesum timidis unguibus haesit onus.
Nunc sua Caesareos exorat praeda leoues
Tutus et ingenti ludit in ore lepus.
Quae maiora putas miracula? summus utrisque
Auetor adest: haec sunt Caesaris, illa lovis.
VI 5. utrisque FQF.
VI 1. Aetherias auras: Zu I 3, 11
Trist. II 354 Vita verecunda est, Musa jocosa uiea. Eine Erinnerung
an solche Stellen enthält das Epitaph Hadrians auf Voconius. Apulej.
Apol. c. 11 Lascivos versu, mente pudicus eras.)
V. Dies Distichon legt M. dem Kaiser in den Mund: nirgend
findet sich bei ihm sonst etwas derartiges. Ueber die von Domitian
veranstaltete Naumachie vgl. SG II 37U III 429.
2. Vgl. IX 58, 7. 8 XIV 196, 2 (Ipsa suas melius Charta natabat
aquas) und III 100 V 53, 4.
VI. Eins von den Epigrammen auf die kurz ztivor in einem
kaiserlichen Schauspiel gezeigten abgerichteten Löwen, die Hasen
mit den Zähnen fassten und wieder losliessen. Die übrigen sind:
I 14; 22; 48; 51; 60; 104.
1. 2. M. mag hier eine Kunst- Darstellung des Raubes des
Ganymed nach dem berühmten Original des Leochares vorgeschwebt
haben. Timidis unguibus (ebenso Timidos dentes I 104, 18 erinnert
an die Beschreibung- des Plin. N. h. XXXIV 79 (aquilam — parcen-
tem unguibus etiam per vestem puero . KOMueller Arch. d. K.
351, 6. Vgl. auch Incert. Anth. Palat. XII 67, 3: Aletl, tov yapUvra
zotI rTepd 7t'j7.>^d Tivd;a; Heb; i''^ £p£; ; [j.-fj ro'j •AviaixaT o^'j|iv lysi; Strato
ibid. 221: oxelye -pö? al&lpa oiov, ä-lpyeo raioa y.otxt^cov AUts, xd;
oicp'jel; Ey.TTSxdoa; ZTSpu^*? — V. 5 : c£io£o o' aif*d;ai -/.oüpov '['x\).<büi'4M-/}
TapoJ).
1. Aetherias — jj«r auras = I 3, 11.
3. Sua — praeda. Zu I 111, 2.
6. Caesaris — lovis. Zu Sp 16b, 3.
170 ^t- Valerii Martialis
VII.
Stellae delicium mei columba,
Verona licet audieute dieam,
Vicit, Maxime, passerem Catulli.
Tanto Stella mens tuo Catullo
5 Quanto passere maior est columba.
VII 1. Stellae. L. Amintius Stella aus Patavium I 61, 4 iStat.
S. I 2, 260 bezieht sich auf Violentilla) einer der Hauptgönner des
M. imd Statius ixnd selbst Dichter (I 7 V 11 VI 21 VII 14 VIII 78).
auch sonst oft erwähnt (I 44 IV 6 V 12; 59 VI 47 VII 3(; IX 55.'
89 X 48 XI 52), XV vir s. f. (Stat. S. I 2, 176 s.), Gemahl der Vio-
lentilla [Nl 21 VII 14 s. 50 XII 3), feierte Ende 89 den dacischen
Triumph (Stat. S. I 2, 180 s.) und im J. 93 Domitians Rückkehr aus
dem Sarmatenkriege mit prächtigen Scliauspielen VIII 78) , erhält
das gehoffte (IX 42) Consulat als suffectus Ende 101 (Einl. S. 66) ; SG III
396; 401; 431; 434; 442. Teuffei RLG 323, 1. Vgl. Einl. S. 7.
Die Gedichte Catulls auf den passer der Lesbia (2 u. 3) auf die
M. I 109 IV 14, 13 VII 14 XI 6, 14 XIV 77 anspielt) gehörten wol
zu den am meisten nachgeahmten (M. I 109, Hermes I 68 = Wilmanus
Ex. Inscr. 584). Stella hatte sowol ein Gedicht auf die lebende
Taube, von dem hier die Rede ist, als auf die tote (VII 14, 5) ge-
macht. Das letztere erwähnt auch Statius S. I 2, 102 (frühestens
Ende S9 veifasst): hie nostrae deflevit fata columbae. Auch dies
Gedicht ist ganz in Catulls Manier. Paukstadt p. 26.
Wenn man mit Gilbert hier ein Citat aus dem Gedicht des Stella
zu erkennen glaubt (das etwa anfangen konnte Liicis delicium meae
columba), wird man DELICIVM, COLVMBA und v. 3 Passerem
schreiben.
3. Jfaxime. Gewiss derselbe Freund des Dichters , an den I 69,
wahrscheinlich derselbe, an den V 70 VII 73 X 77 gerichtet sind.
Vielleicht Vibius Maximus 'XI 106), der 93 und später als praef.
coh. III Alpinorum in Dalmatien stand, 104 Präfekt von Aegypten
war. SG III 457.
4. Catulli — 5. Catullo. M. liebt es nach dem Beispiel Catulls,
auf einander folgende Verse mit demselben Wort oder derselben
Phrase zu schliessen I 35, 6 u. 7 I 41, 14 u. 15 IV 30, 1 u. 2 IV
46, 1 u. 2 V 35, 7 u. S VI 82, 10 u. 11 VII 60, 7 u. S X 49, 4 u. 5
XI 15, 3; 51, 4; 80, 3 XII 95, 1. Paukstadt p. 31. Vgl. auch zu
II 41, 3.
Epigrammaton Liber I in den J. 85, 86). j7i
VIII.
Quocl magni Thraseae consummatique Catonis
Dogmata sie seqiieris. salviis ut esse velis,
Pectore nee niido strictos incurris in enses,
Quocl fecisse velim te, Deeiane, facis.
Nolo virum facili redimit qui sanguine famam,
Hunc Yolo, laudari qni sine morte potest.
IX.
Bellus homo et magnus vis idem, Cotta, videri:
Sed qui bellus homo est, Cotta, pusillus homo est.
X.
Petit Gemellus nuptias Maronillae
Et cupit et instat et preeatur et donat.
Vm 2. saivus P talis EXC(r prV tal B.
X 1. Gemellus TQ Venustus MP P am Rande: «al. patria ge-
mellus") F gemelhis venustus EXBC(tV Ueberschrift : De Gemello
et ;ei: Maroniila ;e) TB(^ De Venusto et Maroniila EXO De Ve-
nusto et marine PQ].
IX 1. Catull. 24, 7 homo bellus.
VIII. Vincent. Bellovac. Spec. doctr. VI 08 Martialis Coquus :
Nolo virum facili redimit qui sanguine famam, Hunc volo laudari qi i
sine morte potest.
yill. Decianus ein Freund und Landsmann M.'s aus Emerita
(I 61 , Dichter oder Schriftsteller ib.), dessen Geist, Bildung und
Charakter M. hoch rühmt il 39) und dem er das 2. Buch gewidmet
hat (II 5), kommt in den späteren Büchern nicht mehr vor. Er war
nach I 8 Stoiker, doch ohne Schroffheit und Ostentation, weshalb
auch I 24 an ihn gerichtet ist.
1. Thraseae — Catonis. Beide werden nicht nur als Idealge-
stalten der stoischen Schule, sondern auch weil sie für ihre Ueber-
zeugung starben, hier genannt. Ueber P. Faunius Thrasea Paetus
(geb. 34, 7 62, bei M. noch IV 54) Momrasen Ind. Plin. Consummatus
von Personen besonders häufig bei Quintilian, auch bei dem j. Pliiiius.
5. facili: leicht vergossen.
IX. 1. Bellus. Vgl. II 7 III 63.
2. pusillus. Vgl. III 62, S.
X. 1. Gemellus. Ob M. Gemellus oder Venustus schrieb, ist kaum
zu entscheiden, da beides sich in allen drei Handschriftenfamilien
172 M. Valerii Martialis
Adeone pulchra est? immo foedius nil est.
Quid ergo in illa petitur et placet? Tussit.
XI.
Cum data sint equiti bis quina nomismata, quare
Bis decies solus, Sextiliane. bibis?
lam defecisset portantes calda ministros,
Si non potares, Sextiliane, merum.
XII.
Itur ad Hereuleas gelidi qua Tiburis arces
XII 1. Herctileas gelidi T Herculei gelidas PQEFü) gelide G
findet; jedenfalls differirten die Texte hierin schon im Alterthum
(vgl. Einl. S. 93 f.). Beide Namen kommen sonst nicht vor.
XI. Vgl. I 26. Bezieht sich auf eine kaiserliche Bewirthung im
Theater oder Amphitheater, wobei jeder Ritter 10 kupferne l 26, 4)
Marken zur Einwechslung gegen Getränke, und zwar, wie es scheint,
beliebige erhielt.
1. nomismata. Der Ausdnick erinnert an tesserae nummariae bei
Suet. August c. 41 und unterstützt die Vermuthung Benndorfs und
OHirschfelds Verwaltungs-Gesch. 132, 1), dass diese letzteren ihre
Namen nur von ihrer münzenähnlichen Form erhalten haben, vgl. zii
XII 62, 11. Schon Lessing (Martial, Ausgabe von Lachmann VIII 493)
verstand nomismata richtig von tesserae vinariae.
3. calda. Ein beliebtes Getränk aus warmem Wasser und Wein.
Becker-Göll III 441.
ministros. Die kaiserlichen Diener. Vgl. Stat. Silv. I 6, der bei
der Schilderung einer kaiserlichen Bewirthung des Volks v. 28 ss.
die Diener ausführlich beschreibt, von denen ein Theil marcicla cina
larcjiuntur.
XII. Bezieht sich wie I S2 auf den Einsturz einer Portieus auf
einer Villa des Regulus an der via Tiburtina, unter welcher er kurz
vorher gefahren war. Ueber M.' Aquilius Regulus, berühmt als Sach-
walter und berüchtigt als Delator, sehr reich und einer der Gönner
M.s, die er am häufigsten nennt I 111 II 24; 93 IV 16 V 10; 21;
2S; 63 VI 38; 64 VII 16; 31), vgl. Mommsen Ind. Plin.
1. Hereuleas. Tibur heisst Herculeum Prop. II 23, 44 M. IV 62, 1
(IV 57, 9 VII 13, 3) von dem berühmten Kult des Hercules, dessen
prächtiger Tempel in der Gegend der jetzigen Kathedrale von Tivoli
lag. Preller RM II 285, 2. Gelidum Tibur auch IV 64, 32 vgl.
dagegen Fronto ad M. Caes. et luv. II 6 ed. Naher;.
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 173
Canaque sulphureis Albula fumat aquis,
Rura nemusque sacrum dilectaqiie iugera Musis
Signat vicina quartus ab urbe lapis.
5 Hie rudis aestivas praestabat porticus umbras,
Heu quam paene uovum porticus ausa nefas!
Nam subito eonlapsa ruit, eum mole sub illa
Gestatus biiugis Regulus esset equis.
Nimirum timuit nostras Fortuna querellas,
10 Quae par tarn magnae non erat invidiae.
Nunc et damna iuvant : sunt ipsa pericula tanti :
Stantia non poterant tecta probare deos.
xni.
Casta suo gladium cum traderet Arria Paeto,
Quem de visceribus strinxerat ipsa suis,
XII 5. umbras TEw Rand v. Q auras PQF. 7. eonlapsa F cum
lapsa TX. 12. deos] deum T.
XIII 2. strinx serat TPQ traxerat EFw, Rand von P u. Q.
XII 2. Ovid. A. a. I 250 et quae de calido sulpure fumat, aquara.
4. Ovid. F. II OS 2 sextus ab urbe lapis. 5. Ovid. Ex P. I 8, 05
densa modo porticus urabra.
XII (9. 10. Stat. S. III 5, 41 superique potentes Invidiam
timuere tuam;.
2. Albula. Auch aquae Albulae, der Schwefelbach, der aus dem
lago di Solfatara in den Teverone fällt (IS km von Porta San Lo-
renzo; und der auch im Alterthum zu kalten Bädern benutzt wurde.
4. quartics ab urbe lapis. Dies selbe Landgut heisst VII 31, 11
rus marmore tertio notatum, lag also zwischen dem dritten und vierten
Meilenstein. Sextus ab Albana — arce lapis IX 101, 12.
5. rudis: Einfach, ländlich.
6. quam paene. Ebenso VI 5S, 3.
8. gestatus. Porticus wurden bei schlechtem Wetter auch zu Spa-
zierfahrten benutzt. Juv. 7, 181 porticus in qua gestetur dominus,
quotiens pluit.
10. Vgl. VII 47, 7 Non tulit invidiam taciti regnator Averni,
IX S6, 10 Invidia possis exonerare deos, XII 14, 8 Invidia fati sed
leviore cadat.
12. probare deos. Die Existenz der Vorsehung der Götter be-
weisen, vgl. I 82, 9—11.
XIII. Bezieht sich vermuthlich auf eine künstlerische Darstellung
174 M. Valerii Martialis
»Si qua fides. vuluus quocl feci uon dolet/f inquit;
»Sed quod tu facies, lioc mihi, Paete, dolet.«
XIV.
Delicias. Caesar, lususque iocosque leonum
Vidimus, (hoc etiam praestat hareiia tibi].
Cum preusus blando totiens a deute rediret
Et per ai)erta vagus curreret ora lepus.
5 Unde potest avidus captae leo parcere praedae"'
Sed tameu esse tuus dicitur: ergo potest.
XV.
0 mihi post uullos. luli, memoraude sodales,
Si quid louga fides cauaque iura valeut.
Bis iam paeue tibi consul trieesimus instat.
Et uumerat paucos rix tua vita dies.
XV 1. Ovid. Tr. I 5, 1 0 mihi post ullos nnmqnam memo-
rande sodales. Ovid. Tr. IV 13, 1 0 mihi non dnbios inter meino-
rande sodales.
des Todes der älteren Arria und ihres Gemahls Caeeina Paetns 42
p. Chr. Vgl. über beide Mommsen Ind. Plin.
■ XIV. Vgl. zxi I 6.
2. praestat harena tibi = Sp 5, 4. Praestitit nnda tibi ib. 2S, 10.
Exhibnit — harena tibi ib. 21, 2.
6. Aehnlich: sed nonint ciii serviant leones I 104, 22.
XV. Vgl. das verwandte Epigramm V 5S. An lulius Martialis,
einen der nächsten Freunde M.'s, mit dem er während der ganzen
34jährigen Dauer seines Aufenthalts in Eom und auch noch später
(XII 34) aufs innigste verbunden blieb , den er also damals schon
seit 21 Jahren kannte; nach v. 3 beinahe 60 Jahre alt, also bedeutend
älter als der (damals 4.5—48 Jahre alte) Dichter. Er besas3 ein kleines
Gut auf dem Janiculus IV 64) und darauf eine Bibliothek VII IT).
Als Kunstrichter rühmt ihn M. VI 1, als Freund X 47; er sendet ihm
das dritte Buch III 5 ; auch IX 97 ist wol an ihn gerichtet. Vgl.
auch XI 80 u. SG III 4.51.
1. O mihi j)ost 7itdhs. Vgl. auch M. VII 46, 5 0 nuUis Ovidi
tacende linguis.
4. vita. In dem Sinne , dass nur die genossene Zeit als wahres
Leben angeführt wird. Vgl. VI 70. 15 Non est vivere, sed valere
Epigrammaton Liber I (in den J. 85/86.) 175
5 Non bene distuleris videas qiiae posse negari,
Et solum hoc ducas, quod fuit, esse tuum.
Expectant curaeque cateuatiqiie labores.
Gaudia nou remaueut, sed fugitiva volaut.
Haee utraque manu complexuque assere toto :
10 Saepe fluent imo sie quoque lapsa sinu.
Non est, crede mihi, sapientis dicere »Vivarnft:
Sera nimis vita est crastina: vive hodie.
XVI.
Sunt bona, sunt quaedam mediocria, sunt mala plura
Quae legis hie: aliter non fit, Avite, liber.
XV 5. qiiae Eia Sehn ' qtiod PQ Sehn 2
XV 10. fluent MEBFGO fluunt PQX.
XV 7. Anson. XXIX 14 catenatosque labores.
XV 7—10. Vincent. Bellov. Spec. doctr. VI lOü: Marcialis Co-
qnus: »Exspectant — lapsa sinn.« Id. ib. V 111 Marcialis Coquus:
»Gaudia non remanent, sed fugitiva volant.« 11. Id. ib. VI 23 hinter
Martial. V 58.
XVI. Joann. Sarisb. Prolog. Metalog. p. 4.
vita est. Ebenso vive V 12. Vgl. I 4't. 41; 103, 12 II 90, 3 V 20,
14; 58, 1 VI 27, 10 VIII 41, 1 X 3S, 0 XII 60, 6.
7. catenatique labores. Die metonymische Uebertragung des Prä-
dikats von Personen auf deren Zustände, Eigenschaften, Handlungen,
Gebrauchsgegenstände und dgl. (wie hier catenati labores statt la-
bores, quales sunt catenatorum; ist bei M. häufig. I 35, 8 stolatum
pudorem, III 46, 1 operam togatam, III 58, 24 album otium, VII 64, 6
jnfelix et fugitiva quies, VII 72, 9 de trigone nudo , X 3, 2 lingua
circulatrix, X 48, 10 mentha circulatrix, X 20, 4 praetextata amicitia,
X 51, 6 tunicata quies, X 82, 0 ingenuas cruces, XII 18, 5 sudatrix
toga. Vgl. auch delicata mensa X 62, 3 und vagum mane VII 39, 1.
8. (jaudia — fugitiva. Fugitivaque gaudia VII 47,11. Vgl. auch X
44, 55.
XVI 2. Avite. L. Stertinius Avitus cos. 92 Asbach Coasular-
fasten, 68-96 Rheinl. Jahrbb. LXXIX [1SS5] S. 1241 Gönner M.s,
dessen Buch er in seiner Bibliothek aufstellte IX praef. Vgl. VI 84
X 96; 102 XII 24; 75 und SG III 395, 9. — M. liebt es den Namen
des Angeredeten im Vokativ in die zweite Hälfte des Pentameters zu
setzen. Vgl. II 60, 4 IV 26, 4 IV 56, S IV 83, 6 Yl 46, 2 VI 91, 2
VH 88, 10 X 57, 2 X 70, 14 XI 8, 14 XI 85, 2. Munro (vgl. die
Eiul. S. 3>, 2,.
176 ^- Valerii Martialis
XVII.
Cogit me Titus actitare causas
Et dicit mihi saepe »Magna res est.«
Res magna est, Tite, quam facit colonus.
XVIII.
Quid te, Tucca, iuvat vetulo miscere Falerno
In Vaticanis condita musta cadis?
Quid tantum fecere boni tibi pessima vina?
Aut quid fecerunt optima vina mali?
5 De nobis facile est, scelus est iugulare Falernum
XVIII 5. De nobis facile est] Des nobis faecem E Wagner De
nobis taceo 3Iunro.
XVIII 1. Catull. 27, 1 Minister vetuli puer Falerni.
2. Ovid. F. V 518 condita vina cado.
XVIII 2. Priscian. Inst. VI 14,73 (Keil GL II 257): mustus musti
excipit Probus, quod tarnen mobile videtur, cum veteres et feminino
et neutro genere inveniuntur hoc protulisse pro «novus nova novum.«
Martialis in I: ,Qaid te — cadis.'
XVII 1. Vgl. II 30, 5 Is mihi »dives eris, si causas egeris« inquit.
2. 7nagna res est. Ein frostiges Spiel mit der doppelten Bedeutung
von magna res: eine grosse Sache (VI 46, 2) und ein grosses Ver-
mögen. Entweder war Titus ein grosser Besitzer, und die unausge-
sprochene Pointe ist ; Du hast gut reden. Oder M. giebt ihm zu ver-
stehen, dass er ihm ein Gut schenken solle, dann könne er seinen
Rath sparen.
XVIII 1. vetulo — Falerno. Ein catullischer Ausdruck (C. 27, 1),
den M. öfter hat VIII 77, 5 XI 26, 3. Paukstadt p. 24. Haupt Opp.
II 125.
2. Vaticanis. Die zweite Silbe, bei Horaz kurz , ist bei M. und Ju-
venal stets lang (Lachmann ad Lucret. p. 37).
cadis. Der Vaticaner Wein gehörte zu den geringsten Sorten.
VI 92 X 45 XII 48, 14 (Vaticani — cadi). Es gab dort auch Töpfe-
reien. Juv. 6, 344 Vaticano fragiles de monte patellas; Blümner
113, 3. Marquardt Prl. 436, 19.
4. IV 61, 13 Quid tibi sodales fecimus mali tantum.
5. de nobis facile est. Quint. decl. 371 in f. ed. Burmann p. 764:
ergo advocatum txium advocas, participem laboris? De me facile
est, inveniam patrem; sed tibi timeo, soles enim peiiclitari. Vgl.
auch Propert. III 11, 7 De me, mi certe 'poteras formosa videri.
Beide mir von Erwin Rolide nachgewiesene Stellen zeigen schon,
Epigrammaton Liber I (in den J. 85/86). 177
Et clare Campano toxica saeva mero.
Convivae meruere tui fortasse perire:
Amphora non meruit tarn pretiosa mori.
XIX.
Si memmi, fuerant tibi quattiior, Aelia, dentes:
Expiilit iina diios tussis et iina duos.
lam secura potes totis tiissire diebus:
Nil istic quod agat tertia tussis habet.
XX.
Die mihi, qiiis furor est? turba spectante vocata
XVni 6. -toxica saeva (scaeva, scaena) mero R3IPQ Scr Flach Gil-
hert p. 19 toxica vina cado EXBCFU Schn^ t. vina mero O t. saeva
cado Sehn-.
XX 1. Tibull. I lü, 37 IV 3, 7. Ovid. Am. III 14, 7. A. a. III
172: Quis furor est.
XIX. Steht in einem cod. reg. Brit. s. IX (am Rande : Virgilius
de sua nutrice Sehn i p. 736) ; in der Hdschr. der Leipziger Stadt-
bibliothek s. X (De quadam vetula. Haupt Opp. I p. 290) ; in Parisin.
8069 s. XI auf Fol. 6 unter der Ueberschrift versus virgilii de nutrice
sua elia Baehrens PIm IV p. 18); in einem Ambrosian. s. XV Id. ib.
p.23) ; in einem Laurentianus s. XIV (Virgilii versus de nutrice; Id. ib.
p. 25); in zwei codd. Vindobb. s. XIII u. XV (Versus Virgilii de nutrice
sua. Sehn i p. 30); in cod. Sangall. 899 (s. IX; v. 1 elia: HJMueller).
dass der Text richtig, alle Conjekturen also abzuweisen sind. Dazu
kommen noch folgende, von den Herren JDuff und John EBMayor in
Cambridge bemerkte: Prop. III 3U (32,, 21 Sed de me minus est. Se-
neca Cons. ad Marciam 16, 3 et de ceteris facile est, quos nee editos
nee amissos civicas sensit: Tiberium Gracchum et Gajum Gracchum,
quos etiam qui bonos viros negaverit, magnos fatebitur, et occisos
vidit et insepultos. Lactant. epit 56, 4 sed idem stultus, qui alteri
fecerit lucrum, sibi damnum. sed facile de damno est: quid si vita ejus
in periculum veniet? 6. toxica saeva = V 76, 2 X 36, 5.
XIX 1. 2. Vgl. II 41, 6 tres dentes III 93, 2 quattuor — dentes
VIII 57, 1 Tres habuit dentes, pariter quos exspxiit omnes.
XX. Auf die öfter (M. II 43 III 6ü IV 6S IV 85 VI 11 X 49,
Plin. Epp. II 6, Juv. 5, SG I 342 f.) gerügte Unsitte, dass Gastgeber
ihren Clienten imd geringeren Gästen schlechtere Speisen und Ge-
tränke auftragen Hessen als den geehrteren und sich selbst.
1. Die mihi als Versanfang auch V 55 XIV 179; 215.
quis furor est. non furor est? II SO, 2 III 76 3.
Martial I. 12
I7§ M. Valerii Martialis
Soliis boletos. Cacciliane, voras.
Quid diguuin tauto tibi ventre giüaque precabor?
Boletum qiialem Claudius edit. edas.
XXI.
Cum peteret regem, decepta satellite dextra
lug-essit sacris se peritura focis.
Sed tam saeva pius miracula nou tulit hostis
Et raptum flammis iussit abire virum.
5 Urere quam potuit contempto Mucius igne,
Hanc spectare manum Porsena nou potuit.
XXI 1. Interpunktion nach (jtlhert jj. 6. {Sc?m: Komma nach
dextra, keins nach regem). 5. igne PQFw Schn'^ (so stets bei M. Gil-
bert) igni E^RSchn"-.
XX 4. Jnvenal. 5, 147 (ponitur) Boletus domino , sed qualem
Claudius edit Ante illum uxoris, post quem nil araplius edit.
XXI 4. Ovid. Am. II 19, 12 Tr. III 1, 68 jussit abire.
(De Scaevola. Plra ed. Baehrens IV 342. 7. 8. Sidon. Apoll. C.
5, 78 [Scaevola] Plus felix peccante manu, cum forte satelles etc.).
XX 4. In der Hdschr. der Leipziger Stadtbibliothek. Haupt Opp.
I p. 291.
XXI 5. 6. Pompej. Comm. GL V 284 s; (Barbarismus fit, si literam)
detrahas, si dicas Porsena pro eo quod est Porsenna : ,hanc spectare
manum Porsena non potuit.' Non stat aliter versus, ita enim est,
urere quam potuit Mucius contento hanc spectare manum Porsena
non potuit.
Serv. Verg. A. VIII 646 Porsena unum n addit metri causa, unde
et paeuultimae datus accentus est. Nam Porsena dictus est. Mar-
tialis: .Hanc — potuit."
2. boletos: Kaiserschwämme, immer zu den feinen Schüsseln ge-
rechnet. Marquardt Prl. 315, 7.
Caeciliane. Den Namen braucht M. VII 59, um die verwandte
Unsitte der [j.o-vocpa-|'ia zu rügen, und II 37 von einem Gaste, der alle
aufgetragenen Speisen für sich einpackt.
3. gula: Fressgier, Schlemmerei, wie V 50, 6 V 70, 5 VII 19, 18
XI 86, 6 XIII 62, 2 XIII 85, 2. Dagegen Geschmack VI 11, 6 XIV
220, 2.
4. Claudius wurde mit boleti. seinem Lieblingsgericht, vergiftet.
Suet. Claud. c. 44.
XXI. Entweder auf ein Bild oder wie VIII 30 und X 25 auf eine
Epigraiumaton Liber I (in den J. 85/86). 179
Maior deceptae fama est et gloria dextrae:
Si non errasset, fecerat illa minus.
XXII.
Quid non saeva fugis plaeidi lepus ora leonis?
Frangere tarn parvas non didicere feras.
Servantur magnis isti cervicibus ungues
Nee gaudet tenui sanguine tanta sitis.
Praeda eanum lepus est, vastos non implet liiatus :
Non timeat Dacus Caesaris arma puer.
XXIII.
Invitas nulluni nisi cum quo. Cotta, lavaris
Et dant convivam balnea sola tibi.
Mirabar, quare mmquam me, Cotta. vocasses:
lam scio. me nudum displicuissc tibi.
XXIV.
Aspicis incomptis illum, Deciane, capillis,
Cuius et ipse times triste supercilium.
XXII 1. Quid non saeva Dnuza Quid nunc saeva codd.
XXIV 1. Prop. IV h, 9 Sicinc eani incomptis vidisti flere capillis
Horat. C. I 12, 41 incomptis Curium capillis. 3. Horat. Epp. I 1, 64
Et maribus Curiis et decantata Camillis. Lucan VII 3.58 Si Curios
bis fata darent reducesque Camillos Temporibns.
XXIII 1.4. In der Hdschr. der Leipziger Stadtbibliothek. Haupt
Opp. I p. 291.
als Schauspiel benutzte Bestrafung eines Verbrechers, der als Muclus
Scaevola seine Hand über einem glühenden Kohlenbecken verbrennen
lassen musste. Vgl. SGr II 366. Die Art der Bestrafung und des
Schauspiels scheint unter Domitian mehrmals wiederholt zu sein.
4. iussit abire = VIII 56, 10 XI 43, 8.
XXII. Vgl. I 6.
6. Dacus puer. Ob ein dacischer Feldzug schon vor 83 stattge-
funden hat, ist zweifelhaft. Nach Eusebius brach ders dacische Krieg
85 oder 86 aus, in welchem letzteren Jahre dies Buch edirt ist. Das
Epigramm ist wahrscheinlich vor dem Beginn des Krieges verfasst,
als sein Bevorstehen in Rom bereits Tagesgespräch war. Einl. S. 53f.
XXIV. Auf einen der damals in Rom zahlreichen Heuchler stoi-
12*
180 M. Valerii Martialis
Qui loquitur Ciirios adsertoresque Camillos?
Nolito fronti credere: niipsit heri.
XXV.
Ede tiios taudem popiilo, Faiistiue, libellos
Et cultum docto pectore profer opus,
Quod nee Cecropiae damnent Pandionis arces
Nee sileant nostri praetereantqiie senes.
5 Ante fores stantem dubitas admittere Famam
Teque piget curae praemia ferre tuae?
XXIV 3. adsertoresque T.
XXV 2. pectore] pectine OMueller Hermes XII 304. Vgl. zu
XII 44. 4.
XXIV 3. Claudian. Eutrop. I 439 Aemilios inter servatoresque
Camillos.
(XXV 4. Horat. A. p. 3i2 Celsi praetereunt austera poemata
Ramnes.)
scher Sittenstrenge, qui Curios simulant et Bacchanalia vivunt ( Juven.
2, 3). Vgl. auch Quintilian. I Prooem. 15. SG III 633. Daher an den
wahren Stoiker Decianus (I Sj gerichtet.
3. Curios. Curii als Repräsentanten der guten alten Zeit bei M.
oft VI 64, 2 VII 58, 7 VII 68, 4 IX 28, 4 XI 5, 8 IX 28, 4 XI 104, 2
(Curius, Nunia, Tatius), öfter mit Fabii und Fabricii, auch mit Numa
und Tatius verbunden. Mit Camilli nur hier und IX 27, 6: Curios,
Camillos, Quintios, Numas, Ancos.
4. nupsit heri. Wie XII 42, 1. Juven. 2, 134 nubit amicus. Vgl.
Tac. A. XV 37 von Nero : nisi — Pythagorae — in modum sollemnium
coniugiorum denupsisset. Inditum imperatori flammeum etc. Vgl.
Sueton. Nero c. 29. Victor Caes. und Ep. 5. Reimar. ad Dion. C.
LXIII 13.
XXV 1. Faustine. Ein Freund M.'s, wohlhabend, Besitzer meh-
rerer Villen iIII 58 IV 57 (vgl. VII 80, 12) V 71 X 51), selbst Dichter
(I 25). Vgl. auch I 114 III 2: 25; 39; 47 IV iO V 32; 36 VI 7 ; 53,
60 VII 12 VIII 41 und SG III 430 f. und 449.
populo — libellos. Vgl. I 29, 1. 2 und über libellos die Anmer-
kung zur Vorrede dieses Buchs S. 162.
2. docto pectore = IX 77, 3.
5. ante fores stantem. Suet. Galba. c. 4 somniavit , Fortunam
dicentem, stare se ante fores defessam et nisi ocius reciperetur cui-
cumque obvio praedae futuram.
6. curae. Litterarische Arbeit, wie I 45. 1 I 56, 5 I 107, 5 u. s. w.
Epigrammaton Liber I ;iii den J. 85/86). 181
Post te victurae per te qiioque vivere chartae
Incipiant: cineri gloria sera venit.
XXYL.
Sextiliane, bibis quantum subsellia qninque
Solus: aqua totiens ebrius esse potes;
Nee consessorum vicina nomismata tantum,
Aera sed a cimeis ulteriora petis.
Non haec Paelignis agitiir viudemia prelis
Uva nee in Tuscis naseitur ista iugis,
Testa sed antiqiü felix siccatur Opimi.
Egerit et nigros Massica cella cados.
XXVI 4. petis PQFü} Scr Flach Gilbert p. 23 bibis EXBCG
Sehn. 9. Laletana QF Lalaetana .Y Lalentana £ Laletanta F v(jl. die
Anm. zu I 49, 22.
7. victurae — chartae. Wie III 20, 2 VII 44, 7 XI 3, 7. Vgl.
victiiras ctiras I 107, 5. victura carmina VIII 73, 4. victurum car-
mine munus X 26, 9. victums liber VI 60, 10. Vgl. nunqiiam mori-
tnra VI 73, 7 VII 63, 1.
XXVI. Vgl. 111. 2. totiem sc. bibens.
5. Paelignis. Eine der geringeren Weinsorten, vgl. XIII 121, wie
der Tnscische und der in v. 9 erwähnte Spanische, Marqnardt Prl.
436 f. Dagegen gehören der viel genannte Wein aus dem Jahr des
COS. Opimius 633 u. c. = 121 a. Chr. Marqnardt 428 f. Martial II
40 III 26 III S2, 24 IX 87 X 49 XIII 113 und der auf dem Mons
Massicus in unmittelbarer Nähe des ager Falernus wachsende (Mar-
quardt 434 f.) zu den edelsten.
7 . Opimi. M. hat von Substantiven auf ius und ium den Genetiv
stets einsilbig mit alleiniger Ausnahme eines griechischen Wortes:
cybii XI 27, 3; 31, 14. Opimi noch II 40, h III 36, 3 XIII 1, 13.
Summoeni I 34, 6. Publi I 109, 5. Antoni II 89, 5 III 66, 5. Apici
II 89, 5. Comeli III 4, 4. Sabidi III 17, 3. Tulli III 20, 17. luli
IV 64, 1 u. 36 VU 17,12. Sili VI 64, 10 VII 63, 1. Voconi VII 29,1.
Polybi (falls der nom. nicht Polybus ist) VII 72, U. Instanti VIII
51, 21. Camoni IX 74, 1; 76, 1. Vatini XIV 96. Properti XIV 189.
ingeni V 56, 10. Vgl. zu XI 2, 2, wo früher Fabricii gelesen wurde.
Haupt opp. III 584 f.
8. Egerit et. M. hat et etwa 60 Mal nachgestellt. Ein Verbum
geht vorher: Sp 29, 2 I 26, 8; 55, 14; 92, 9; 96, 8; 103, 8 U 14, S
IV 45, 6; 66, 4; 82, 2 V 13, 8 VII 27, 6. 8; 28, 6; 84, 2; 88, 8 VIII
3, 16; 14, 2; 56, 2. 8 IX 17, 5; 61, 8. 12. 16; 73, 5 X 63, 7 ; 88, 2
XI 3, 5; 7, 9; 46, 3; 56, 11 XII 17, 8 XIV 81,2. Ein Adjektiv oder n
182 ^^- Valerii Martialis
A copone tibi faex Laletana petatur,
10 Si plus quam decies. Sextiliaue. bibis.
XXVII.
Hestenia tibi nocte dixeramus,
Quincunces puto post decem peractos,
Cenares hodie, Procille, mecum.
Tu factam tibi rem statim putasti
5 Et non sobria verba subnotasti
Exemplo nimium periculoso;
Mt3u) (xvaixova oup,7r6rav, Procille.
XXVIII.
Hesterno foetere mero qui credit Acerram,
Fallitur: in lucem semper Acerra bibit.
XXVIII 1. Clanclian. Entrop. II 84 producere cenam In lucem,
foetere mero.
Pronomen: II 29, 2 III 26, 4 IV 43, 10; 54, 8; 82, 3 IX 59, 18 X 16, 6
XI 2, 4. Ein Substantiv: II 40, 4 IX 94. 2 XI 90, 6. Ein Adverbium
IV 1, 4; 42, 11. Das Adjektiv geht vorher und das Substantiv folgt:
I 6, 4 III 24, 12 VIII 50, 2; 30, 4; 33, 19 X 59, 3 XI 4, 3 XII 11, 7 ;
39, 2. Das Substantiv geht vorher und das Adjektiv folgt: VI 2, 2
X 58, 8 XII 82, 12 XIII 115, 12. Zwei Wörter gehen vorher: IX
59, 12. Grosse Obss. in Stat. Silv. (Berolini 1861) p. 48.
10. plus quam decies: mehr als die 10 Male, zu denen ihn die
empfangenen Marken berechtigen (zu I 11); Marquardt Prl. 326, 1 ver-
steht falsch: mehr als 10 cyathi.
XXVII 2. quincunces. Je fünf cyathi (1 c. = 2'/.. preuss. Kubik-
zoll, Marquardt Prl. 325, 10); auch XI 36,7. Das gewöhnliche Maass
war der triens 4 cyathi). Die Becher, die so viel fassten, entsprachen
etwa unsern Römern, Becker-Goell III 403.
4. rem factam. II 26, 3 lam te rem factam Bithynice credis
habere. VI 60, 1 Rem factam PompuUus habet.
7. Miaöi (jLvaixova aytATiöxav. Das viel gebrauchte griechische
Sprichwort (vgl. z. B. Lucian. conv. 3, Plutarch. mor. p. 612 C. D.
Paroemiographi Gr. ed. Leutsch et Schneidewin II p. 533 und 761),
dessen Sinn ist, dass Aeusserungen Berauschter, die für diese üble
Folgen haben können, vergessen werden sollen, wirkt hier komisch,
da die im Rausch erfolgte Einladung eines Lästigen als eine solche
Aeusserung betrachtet wird.
XXVIII 1. Hesterno foetere mero. I 87, 1 Ne gravis hesterno
_ fragret Fescennia vino.
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 183
XXIX.
Fama refert nostros te. Fidentine. libellos
Non aliter populo quam recitare tuos.
Si mea vis dici, gratis tibi carmina mittam:
Si dici tua vis, hoc eme, ne mea sint.
XXX.
Chinirgus fiierat, nunc est vispillo Diaulus.
Coepit quo poterat clinieus esse modo.
XXIX 3. Si tua vis dici. 4 Si dici mea vis LMartens (zn I 2, 1).
4. hoc eme PEXBC (iilbert eme T hie eme (r haec hec eme
F(a Scr en eme Sehn.
XXX 2. quo ^Q quod EFuj.
XXIX 1. Fidentine. So nennt M. hier und I 38; 53; 72 einen
Plagiator. (Vgl. I 52; 66 X 100).
libellos. Vgl. I 25, 1.
3. 4. Vgl. XII 63, 7 Nee gratis recitet meos libellos. Der Sinn
ist: entweder musst du die Gedichte beim Vorlesen ausdrücklich als
die meinen bezeichnen, dann will ich sie dir nmsonst schicken, oder
du musst mir das Recht, die von dir vorgelesenen für die deinigen
auszugeben, abkaufen. Vgl. II 20 X 102 XII 46.
4. /ioc eme: i.e. ut tua dicantur haec carmina, was I 66, 14 silen-
tium emere heisst. Gilbert 3 p. 512 f. Von einem »Kauf des Eigen-
thumsrechts« wie Haenny »Schi-iftsteller und Buchhändler in Rom«
(18S4; S. 106 annimmt, ist hier — im eigentlichen Sinne des Worts —
nicht die Rede. Die auf der Annahme, dass F. durch schlechtes Vor-
lesen M.'s Gedichte völlig ruinirt I 38), beruhende Aenderung von
Martens ist überflüssig, und seine Erklärung v. 4 Si dici mea vis etc. :
Sin me auctorem profiteri in animo est, potius emas velim, ne am-
plins mea sint carmina tua importunitate vitiata verfehlt.
XXX. Mit geringer Variation wiederholt I 47. Vgl. SG I 301, 7.
2. clinieus. Arzt auch IV 9, 1 IX 96. Plin. N. h. XXIX 4 Hip-
pocrates — traditnr — instituisse medicinam hanc, quae clinice voca-
tur. 'EpfjLTjVsV**'^ ed. Boucherie (Notices et Extraits des Manuscrits
XXmp. 351): xXivixoc visitator. CIL VI 2532= Orelli 3506 Medicus
clinieus coh. IUI pr[aetorianorixm]. Diaulus ist jetzt clinieus, insofern
xXivT] auch Todtenbahre bedeutet.
Ig4 M. Valerii Martialis
XXXI.
Hos tibi, Phoebe, vovet totos a vertice criues
Encolpos, domini centurionis amor,
Grata Pudens meriti tiüerit cum praemia pili.
Quam primura longas. Phoebe, reeide comas,
5 Dum iiulla teneri sordeut lauugine vultus
Dumque deceut fusae lactea coUa iubae;
Utque tuis longum dominusque puerque fruautur
Muneribus, tousum fac cito, sero virum.
XXXII.
Noii amo te, Sabidi, nee possum dicere quare:
Hoc tantum possum dicere, non amo te.
XXXI 2. Encolpos prPQF Encolpus w Sehn. 2. amor. 3. pili
Gerth hei Gilbert amor. pili, Schi.
XXXI 1. Ovid. M. IV 558 XIII 427 vertice crinem. G. Verg. A.
VIII 660 lactea colla.
XXXII Catnll. 85. Odi et amo. Qnare Idfaciam, fortasse re-
quiris? Nescio. Sed fieri sentio et excrucior).
XXXII Mar. Victorin. Art. gr. I 5 (GL VI 28, 10) nam pro brevi
(o) novi tantum posuernnt, nt Martialis ,Non amo te Sabidi.'
XXXI. Auf das Gelübde des Encolpos, Lieblingsknaben des Cen-
turio Pudens, dem Apollo sein langes Haar zii opfern, wenn sein Herr
den Primipilat erlangen werde. Nach IX 17, 3 scheinen Knaben
solche Gelübde öfter gethan zu haben. Da sich V 48 auf das be-
reits erfolgte Abschneiden des Haares bezieht, scheint Pudens den
Primipilat im J. 89 wo V verfasst ist) erlangt zu haben, obwol dort
von der Lösung des Gelübdes nicht die Rede ist Doch blieb Pudens
noch im Dienst, wol in Pannonien, wo er 85 gestanden hatte XIII
69). Vgl. VI 58. M. hofft VI 58 {im J. 9u;, dass er als Eitter zurück-
kehren werde (Marquardt StV II 377). Doch hat er die Ritterwürde
schwerlich erlaugt, da M. dies sonst in einem der späteren Gedichte
erwähnt haben würde. Er war aus Sassina VII 97, seine Hochzeit
mit Claudia Peregrina IV 13 (eine frühere Ehe XIII 69'?). Vgl. ausser-
dem IV 29 V 28 VI 54; 78 VII 11 : 14 VIII 63 IX 81 XI 38 XII 51
u. SG I 253, 9 III 396, 8.
3. VI 58, 10 referes pili praemia clarus ecques.
7. longum. Soviel als diu, wie VIII 38, 15 IX 18, 1. Stat. S. I 3, 13
ib. III 3, 78 ist statt longo longum zu lesen). Juven. 6, 65 longum
Attendit Thymele. 8. tonsum fac cito, sero virum. Vgl. V 48, 7. 8.
XXXII. Sabidius für einen widerlichen Menschen auch III 17.
Epigrammaton Liber I In den J. 85/86). 185
XXXIII.
Amissum non fiet cum sola est Gellia patrem,
Si quis adest, iiissae prosiliunt lacrimae.
Non luget quisquis laudari, Gellia, quaerit,
nie dolet vere, qui siue teste dolet.
XXXIV.
Incustoditis et apertis, Lesbia, semper
Liminibus peecas nee tua furta tegis,
Et plus spectator quam te delectat adulter
Nee sunt grata tibi gaudia si qua latent.
At meretrix abigit testem veloque seraque
Raraque Summoeni fornice rima patet.
A Chione saltem vel ab lade disce pudorem:
XXXIV 7. ab lade ^ Schn'^ ablade laide (corr. aus iade) Q
[Rand ab elide) ab lade P ab laude EXF a laude (76' Laide Scr
ab Alide Schn^. 8. monumenta codd. monimenta c Sehn.
XXXIII 4. Vincent. Bellov. V 112 Marcialis Coquus: ,Ille dolet
vere, qui sine teste dolet.'
Schwerlich ist hier mit Paukstadt p. 2 u. 19 eine Reminiszenz an
Catull 85 anzunehmen. Dagegen ist die Wiederholung der Anfangs-
worte am Schluss in Catulls Weise. Ib. p. 34.
XXXIV 2. furta: verstohlene Liebschaften. Vgl. VI 39, 5
VII 74, 3.
5. veloque seraque = XI 45, 3.
6. Smmnoeni. Summoenium als Aufenthaltsort feiler Dirnen auch
III 82, 2 XI 61, 2 XII 32, 22. Jordan Top. II 70: «Der eigentliche
Name der Strasse war vielleicht sub moenibus. — Diese moenia kön-
nen schwerlich etwas anderes gewesen sein als ein Stück der alten
Stadtmauer, an welche sich, wie es noch jetzt allerwärts der Fall ist,
schmutzige Strassen anlehnen mochten." Vgl. Ders. das. I 203, 5.
7. Chione. Als Name von meretrices öfter I 92 III 30; 34; 83;
87; 97 XI 60. Juv. 3, 136.
lade. So ^, in P und wol auch in der ürhandschrift von Farn.
Ca zu lade entstellt. Der den Schreibern unbekannte Name war je-
doch kein ganz seltner: er findet sich CIL VI 8507 IX 384 X 2017
2118 24.6 6497. Das von Scriver in den Text gesetzte Laide kommt
als damaliger Hetärenname III 11, 3 vor.
jgß M. Valerii Martialis
Abscoiulimt spurcus et monumenta hipas.
Numquid dura tibi nimium censura videtur?
10 Deprendi veto te, Lesbia, nou futui.
XXXV.
Versus scribere me parum severos
Nee quos praelegat in schola magister,
Corneli, quereris: sed bi libelli,
Tanquam coniugibus suis mariti,
5 Non possunt sine mentula placere.
Quid si me iubeas talassionem
Verbis dicere nou talassionis?
Quis Floralia vestit et stolatum
Permittit meretricibus pudorem?
10 Lex haec carminibus data est iocosis,
Ne possint, uisi pruriant, iuvare.
Quare deposita severitate
Parcas lusibus et ioeis rogamus,
Nee castrare velis meos libellos.
15 Gallo turpius est nibil Priapo.
XXXV 11. Ne possint EFm Sehn Nee possunt %Qc Scr.
XXXV lü. 11. Catull. lii, 7—9 (versiculi) Qui tum denique
habent salem ac leporem, Si sunt mollicnli ac parum pudici, Et quod
pruriat, incitare possunt. 15. Priap. 55, 6 Quae si perdidero (Priapus)
— Gallus ero.
8. monumenta. Grabdenkmäler an den Landstrassen, wo sich Dir-
nen der niedrigsten Art aufhielten, die M. III 93, 15 bustuarias
moechas nennt.
XXXV 2. nee quos praelegat in sehola magister. Vgl. VIII 3, 15
Praelegat ut tumidus rauca te voce magister. Ueber die Lesung der
Werke lebender Dichter in den Schiilen SG III 334 f.
3. Corneli. Wol kein willkürlich gewählter Name , aber schwer-
lich Cornelius Fuscus oder Cornelius Palma, sondern ein unbekannter
Freund des Dichters.
8. Quis Floralia vestit. Bezieht sich auf die an den Floraspielen
von den Zuschauern verlangte Entblössung der mimae. Zu I Epist.l. 1«.
stolatum — pudorem. Zu I 15, 7. Die stola war ebenso das vor-
schriftsmässige Haupthekleidungsstück der Frauen wie die toga das
der Männer (Marquardt Prl. 556 f.)
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 187
XXXVI.
Si, Lucane, tibi vel si tibi, Tülle, darentur
Qnalia Ledaei fata Lacones habent,
Nobilis haec esset pietatis rixa duobns,
Qiiod pro fratre mori vellet iiterque prior,
5 Diceret infernas et qui prior isset ad umbras:
«Vive tiio, frater, tempore, vive meo.«
XXXVII.
Ventris onus misero, nee te pudet, exeipis auro.
Basse, bibis vitro: carius ergo cacas.
XXXVIII.
Quem recitas meus est. o Fidentine, libellus:
►Sed male cum recitas, incipit esse tuus.
XXXIX.
Si quis erit raros inter nuraerandus amicos.
XXXVI 6. Atiliae Pomptillae monum. Caralitanum Ephem.
epigr. IV 491 = CIL X 2, 75(30, 4): Et prior ad Lethen cum sit
Pomptilla recepta, Tempore tn, dixit, vive Philippe meo.
XXXVIII 2. Aiison. Epp. IV 15 Tu recita, et vere potenmt
tua dicta videri .
XXXIX 1. Ovid. Ex P. IV 9, 35 Sic ego praesentes inter nume-
rarer amicos.
XXXVI. Die beiden Brüder Cn. Domitius Afer Titiiis Marcellus
Cnrvins Lucamis und Cn. Domitius Tullus (der erstere der natürliche, der
letztere der Adoptivvater der Domitia Lucilla , Grossmutter des Kai-
sers Marc Aurel) nennt M. auch V 28, 3 als Muster der Bruderliebe.
Domitius Lucanus, der ältere, starb zuerst, IX 51. Vgl. III 20, 17
VIII 75, 15 und Mommsen Ind. Plin.
1. Tibi — tibi. Vgl. Capto — capto II 18, 1 ; öhe — öhe IV 89,
1 ; nemo — nemo XI 12, 2 !XII 40, 1 credö. 3. dissimulö. 2. cantö.
6. volö). Andere Beispiele des Wechsels der Quantität (und des Ac-
cents) bei Wiederholung desselben Wortes in demselben, oder in zwei
aufeinanderfolgenden Versen : Lachmann ad Propert II 3, 43. LMueller
r. m. p. 47 sq.
5. Infernas — ad umbran. Vgl. IV 16, 5 XI 5, 13 XI 69, 11 und
zu I 78, 4 I 101, 5 u. 10.
XXXIX. Vgl. zu I 8.
(8 M. Valerii Martialis
Quales prisca fides famaque novit anus,
Si quis Cecropiae madidus Latiaeqne Minervae
Artibus et vera simplicitate bouus,
5 Si quis erit recti custos, mirator lionesti
Et niliil arcano qui roget ore deos,
Si quis erit magnae subnixus robore mentis :
Dispeream, si non hie Deciauus erit.
XL.
Qui ducis vultus et non legis ista libenter,
Omnibus invideas, liride, nemo tibi.
XXXIX 5. mirator T^Q Sehn Imitator EFNo) Rand von Q Scr.
XXXIX 2. Verg. A. VI S7S IX 79 prisca fides. Catull. "T, 10
fama — anns. 3. Lucan. III 306 Cecropiae — Minervae. 5. LncaB.
II 389 servator honesti.
5. Claudian. Cons. Stil. I 163 mirator honesti. Ennod. C. II
13, 1 servator honesti.
XL 2. Eugraph. ad Terent. Andr. IV init. Martialis: ,omnibns
invideas, invide, nemo tibi.'
2 prisca ßdes = Sp 66, 3.
fama — anus = XII 4, 4. Vgl. Paukstadt p. 22 (charta — anus
Catull. 6S, 46). Anus adjektivisch: testa a. M. I 105, 4, amphora a. VI
27, 8, mater a. XI 23, 14, (Canusina) non cito fiet anus XIV 127, 2.
Vgl. senibus autumnis III 58, 7, senem cadum XI 36, 6.
famaque novit. VI 64, 6 quos novit fama.
3, Cecropiae — 3finervae. Vgl. VII 32, 3 u. V 2, S (Cecropia
puella) .
madidus: reichlich getränkt, triefend, wie IV 14, 12 madidos ioeis
libellos, VII 69, 2 cuius Cecropia pectora voce madent.
6. arcatio qui roget ore deos. Vgl. die von Jahn ad. Pers. 2, 7 an-
geführten Stellen. Seneca (Epp. 10,5; citirt aus Athenodorus: »Tunc
scito esse te omnibus cupiditatibus solutum, cum eo perveneris ut
nil deum roges nisi quod rogare possis palam.« Er fügt hinzu: nunc
enim quanta est dementia hominum ! turpissima vota dis insusurrant :
si quis admoverit aures, conticescent, etc.
8. Dispeream, si non. Dispeream, si oder ni, häufige Betheuerungs-
formel bei M. II 69, 2 IX 95 b X 11, 3 XI 90, 8. Ebenso ne valeam
II 5, 1.
XL 1. ista. Das Lob des Decianus 39). So auch Lessing VIII 502.
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 189
XLI.
Urbanus tibi, Caecili, videris.
Non es, crede mihi. Quid ergo? verna,
Hoc quod transtiberinus ambulator,
Qni pallentia sulpliiirata fractis
5 Permutat vitreis, quod otiosae
Vendit qui madidum cicer coronae,
Quod custos dominusque viperarum,
Quod YÜes pueri salariorum,
Quod fumantia qui tomacla raucus
lü Circumfert tepidis cocus popinis,
Quod non optimus urbicus poeta.
XLI ] . Urhamis. Die iirbanitas, der feine Witz, wird hier negativ
definirt als Gegensatz zu der durch zahlreiche Beispiele illustrirten,
plumpen und possenreisserischen Spassmacherei ;vernilitas; , die von
den 2— 13 aufgezählten Personen mehr oder weniger gewerbsmässig
ausgeübt wurde. Vgl. über urbanitas Quintilian. VI 3,17 SGI 387,4.
2. verna. Vgl. Seneca Dial. I 1, 6 vernularum licentia und ver-
naculorum dicta M. X 3, 1. Ueber die den vernae gestattete Frei-
heit Marquardt Prl. I 164, 1.
3 — 5. Verkäufer von Schwefelfäden, die diese auch gegen zer-
brochenes Glas tauschten (welches dann wieder mit Schwefel gekittet
wurde) und hauptsächlich in der von den untersten Klassen bevöl-
kerten regio transtiberina Becker Top. I 655.) wohnten, nennt M. als
Ausrufer noch X 3, 3 und 4 XII 57, 14. Stat. S. I 6, 73 quique com-
minutis Permutant vitreis gregale sulphur.
5. 6. Strassenverkäufer von Erbsenbrei (einer sehr wolfeilen Nah-
rung I 103, 10 V 78, 21). Zu I 103, 10 und Marquardt Prl. I 289 f.
7. dominus viperarum. Schlangenbändiger, die schon Manil. Astron.
V 390 beschreibt, hauptsächlich Marser, die ihre Künste vor dem
Gassenpublikum zeigten, vgl. Galen, ed. Kuehn XI 143 und SGI 23, 2.
8. viles imeri salariorum. Salarii Salzhändler ^Marquardt Prl. 452,3,
welcher bestreitet, dass das Wort damals schon mit salsamentarii
gleichbedeutend gebraucht wurde) hatten ihre Kunden vorzugsweise
in den untersten Klassen. Vgl. IV 86, 9.
9. tomacla. Ueber die Syncope LMueller r. m. 366.
10. popinis: Dativ für den Bedarf der Garküchen . Seneca Epp. 56,
2 botularium et crustularium et omnes popinarum institores mercem
sua quadam et insignita modulatione vendentes.
11. Urbicus poeta. Urbicus als Name (so Juven. 6, 71 SG II 571)
aufzufassen ist wegen der Stellung von non optimus kaum zulässig.
190 M. Valerii Mnrtialis
Quod de Gadibus improbus magister,
Quod bucca est vetuli dicax cinaedi.
Quare desine iam tibi videri
15 Quod soli tibi, Caecili, videris.
Qui Gabbam salibus tuis et ipsum
Posses viucere Tettium Caballum.
Non cuicimque datum est hal)ere uasum:
Liidit qui stolida i)rocacitate,
20 Non est Tettius ille, sed caballus.
XLII.
Coniugis audisset fatum cum Poreia Bruti
Et subtracta sibi quaereret arma dolor,
»Nondum scitis« ait »mortem uou posse uegari?
Credideram, fatis hoc docuisse patrem.«
XLI 17. Posses codd. Sehn Possis Scr.
XLII 4. fatis hoc docuisse O Sehn satis h. d. TQEF satis hoc
edociiisse C s. h. vos docuisse XO Scr.
Die Bedeutung ist unklar. Vielleicht ein Gassen-Improvisator? An-
ders XII 61, 8 Nigri fornicis ebrium poetam.
12. de Gadihiis improhus magister. Ein Tanzmeister oder Impre-
sario der durch die Unzüchtigkeit ihrer Tänze verrufenen Gaditani-
schen Tänzerinnen (Juv. 11, 162). Vgl. V "8, 26 de Gadibus impro-
bis puellae) VI 71, 2 XIV 203. Für den Gebrauch von improbus vgl.
II 61, 2 III 75, 4 III 86, 4 IV 63 V 78, 26 und zu XI 103, 1 (pro-
bitas).
13. hucca — cinaedi. Wegen bucca ist vielleicht an einen irru-
raatus zu denken. Zu II 28, 4.
16. (iahham — 17. Tettium Cahallum. Der erstere ein Hofnarr
Augusts (vgl. X 101, Juv. 5, 3 Si potes illa pati, quae nee Sarmen-
tus iniquas Caesaris ad mensas nee vilis Gabba tulisset SG I 134).
Der sonst unbekannte Tettius Caballus war vermuthlich ebenfalls ein
durch Witz berühmter Hofnarr.
18. habere nasum. Zu I 3, 6,
19. stolida procaeitate. II 41, 17 lepida procacitate.
XLII. Vielleicht, wie I 13 auf ein Bild bezüglich; beide Bilder
könnten demselben Besitzer gehört haben. Ueber den Selbstmord der
Porcia Drumanu EG V 200.
4. fatis hoc docuisse patretn: Cato von Utica. I 78, 9 Fatis —
magni Catonis.
Epigrammatou Liber I (in den J. 85/86). 191
5 Dixit et ardentes avido bibit ore favillas.
I nunc et ferrum, turba molesta, nega.
XLIII.
Bis tibi trieeni fuimus, Mancine, vocati
Et positum est nobis nil here praeter aprum,
Non quae de tardis servantur vitibus uvae
Dulcibus aut certant quae melimela favis,
5 Non pira quae longa pendent relig-ata genista
Aut imitata breves Punica grana rosas,
Rustica lactantes nee misit Sassina metas
Nee de Picenis venit oliva cadis:
Nudus aper, sed et hie minimus qualisque necari
10 A non armato pumilione potest.
XLIII 5. longa EFw Sehn lenta QO Scr genista XBFO genestii
Schti. 6. grana QT Sehn mala EFu) Scr. 7. Sassina Q Hns Schn^
sasina T fuscina EXBFGO fiscina Scr Sehn '. 10. potest. Gilhert
potest, Sehi.
XLIII 3. Ovid. M. VIII 676 XIII S13 vitibus nvae 6. Horat. C
II 3, 14 breves flores — rosae. Ovid. Ex P. IV 15, 8 Punica grana.
6. Lactant. de ave Phoen. 126 Baehrens Plm III 37, 126;.
6. / 'nunc et — ?<e_r/a. Zu Sp 23, 6.
XLIII. 1. XI 65, 1 Sescenti cenant a te, lustine, vocati.
4. melimela. Becker-Goell III Sl u. a. verstehen süsse Aepfel,
Hehn 199 (zu Marmelade eingekochte) Quitten (span. membrillo, port.
marmelo).
5. genista. Ueber den Gebrauch der genista zum Anbinden Plin.
N, h. XVI 176 XXIV 65 :genista quoque vinculi usum praestat).
6. Punica grana für P. mala. Petron 31 f. SjTiaca prnna cum
granis punici mali.. Zu VII 20, 10. Das Innere des Granatapfels
scheint in Scheiben , welche M. mit Rosen vergleicht , auf die Tafel
gekommen zu sein.
7. Schafmilchkäse in Form von Zielsäiilen ausgestülpt. M. III 5S,
35 metamque lactis Sassinatis. Plin. N. h. XI 241 (caseum ovinum
maxime e lacte Sassinatem ex Umbria).
8. Picenische Oliven V 78, 19 s. IX 54, 1 XI 52, 11 XIII 36. Ueber
den Oelbaum in Picenum Blümner S. 119, 5.
10. ^ non armato pumilione. Domitian Hess an dem Decemberfest
im J. 88 auch Zwerge mit einander fechten (Stat. S. I 6, 57 sqq. Vgl.
zu V 43, 8). Nach dieser Stelle und XIV 213 scheinen sie in der
192 M. Valcrii Martialis
Et nihil inde datum est; tautum spectavimus omnes
Ponere aprum nobis sie et harena solet.
Ponatur tibi mülus aper post talia facta,
Sed tu i)Ouaris cui Charidemus apro.
XLIV.
Laseivos leporum cursus lususque leouum
Quod maior nobis Charta minorque gerit
Et bis idem facimus, nimium si, Stella, videtur
Hoc tibi, bis leporem tu quoque poue mihi.
XLV.
Edita ne brevibus pereat mihi cura libellis.
Dicatur potius Tov 8' aTrafxsißofjLsvo;?
XLIII 11. omnes: Gilbert omnes. Sehn.
XLV 2. dza[A£ißop.£vo;? Frdl ä-c(fj.£tßö[j.£vo;. Sch?i.
Arena (vielleicht auch als Thierkämpfer) schon vor 86 aufgetreten zu
sein. SG II 321, 6.
12. Die Arena des Amphitheaters, wo wir nur Zuschauer sind.
13. talia facta = II 72, 2.
14. Charidemus. Ohne Zweifel ein Verbrecher, der vor kurzem
in der Arena einem wilden Eber vorgeworfen worden war. Aehnlich
II 14, 18 Ad cenam Selium tu, rogo, taure voca.
XLIV. Vgl. zu I 6.
2. maior charta minorque. Man kann hier mit Gilbert (Zum 1.
Buch M.'s Philol. XLI S. 363) an Abschriften von einzelnen Epi-
grammen denken, die der Dichter vor der Buchausgabe an Freunde
gesandt hatte, und von denen I 104 auf der maior, eins der übrigen
Epigramme auf denselben Gegenstand (zu I 6) auf der minor charta
gestanden hatte. Möglich ist aber auch, dass Stella von M. eine
grössere und eine kleinere Sammlung von Epigrammen erhalten hatte
welche beide Epigramme auf die abgerichteten Hasen (vielleicht aus
Versehen dieselben) enthielten. Birt S. 150 Anm. versteht unter
Charta maior und minor Gedichte von verschiedener Grösse. Doch
wenn auch die Gedichte je nach ihrem Umfange auf der charta (d. h.
im Bxtche) einen verschiedenen Raum einnahmen, blieb doch die
Grösse dieser (der Buchseite) immer dieselbe.
XLV. M. fragt, wie es scheint, solche, welche glaubten, dass die
Kürze seiner Bücher, die er selbst als einen Vorzug rühmt (Birt
S. 290), ihrem Erfolge schaden werde, ob er sie etwa durch Wieder-
holung abgebrauchter Phrasen erweitern solle ? Anders Gilbert a. a. 0.
1. cura. Zu I, 25, 6.
Epigramniaton Liber I in den J S5/86). 193
XLVI.
Cum dicis „Propero. fac si facis," Heclyle, languet
Protinus et cessat debilitata Venus.
Expectare iube: velocius ibo retentus.
Hedyle, si properas, die mihi, ne properem.
XLVII.
Nuper erat medicus, nunc est vispillo Diaulus:
Quod vispillo facit, fecerat et medicus.
XLVIII.
Kictibus bis tauros non eripuere magistri,
Per quos praeda fugax itque reditque lepus;
Quodque magis mirum, velocior exit ab hoste
Nee nihil a tanta nobilitate refert.
Tutior in sola non est cum currit harena.
Nee cavea tanta conditur ille fide.
Si vitare canum morsus. lepus improbe, quaeris
Ad quae confugias ora leonis habes.
XLIX.
Vir Celtiberis non tacende geutibus
Nostraeque laus Hispaniae,
XLVI 1. 4. Hedyle Scr Schn^ H edy ile '^UXJJCO helide Q
Hedyli Bentley Sckn^.
XLVIII 3. velocior] vel laetior, vel tutior ERoMe.
XLVIII 2. Verg. A. VI 122 itque reditque viam Ovid. Tr. V 7, 14
itque reditque vias ^Claudian. carm. min. 34, 4).
XLVII 1. Paulus Exe. Festi p. 369 M. Martialis: Qui fuerat medi-
cus, nunc est vespillo Diaulus.
XLVII. Vgl. I 30.
XLVIII. Vgl. I 6.
1. Maghtri. Zu Sp 10, 1.
2. itque reditque = VI 10, 8.
3. velocior. Anstatt, wie man erwarten sollte, durch die Furcht
gelähmt zu sein, also zugleich munterer. I 104, 14 Quos velox le-
porum timor fatigat.
XLIX. An einen Landsmann, Licinianus, der nach I 61, 11 wie
Martial I. 13
194 ^^- ^'«'ilcrii Martiiilis
Videbis iiltam. Liciuiane, Bilbiliii.
Equis et armis nobilem,
5 Senemquc Gaium nivibus, et fractis sacruni
Vadaveronem montibus,
XLIX 4. Equis codd. aquis lidePradoHtjpojnnent. p.8i 5. Seneiii-
qne Gaium Sclm"^ Senemque Caium (vgl. IV 55, 2) Voss ad 3Ielam
III 1 Senemque Caunum Rader Hns Senemque Catum EXBCdV
Schi^ Senemque canum EO Rand v. Q Sterilemque Calvum ^^JQi*'
Scr et fractis Junius effractis codd.
XLIX 3. Sidon. Apoll. C. 23, 163 s. 'quid loquar)' illum Quem
dat Bilbilis alta Martialem.
M. aus Bilbilis gebürtig war, und als Gerichtsredner (v. 35;, vielleicht
auch als Schriftsteller glänzte, bei seiner Rückkehr aus Rom in die
Heimat. Er ist vielleicht der IV 55 angeredete Lucius, auch seine
Identification mit Valerius Licinianus (praetorius) (Teuffei RLG 326, 15)
vielleicht richtig. L. hatte verwandtschaftliche oder andere Be-
ziehungen in Laletania (v. 22) und scheint am Tagus und bei Tar-
raco Villen gehabt zu haben, von denen die erste (15—18) zum Som-
mer-, die zweite (21—36) zum Wiuteraufenthalt geeignet war.
2. nostraeque. Des Celtiberischen.
3. altam — Bilhilin = X 104, 6. Die Form des Accusativs, durch
die letztere Stelle und IV 55, 11 gesichert, ist auch hier gut bezeugt.
Vgl. Peterin IV 55, 18.
4. equis et armis vobilem. Pferdezucht, die, wenn auch Bilbilis
selbst hoch lag, sehr wohl auf dem Stadtgebiet (Marquardt StV I 157)
betrieben werden konnte, ist dort sonst nicht bezeugt. Doch viel-
leicht soll das Bild eines gerüsteten Reiters auf dem Revers einer
Münze von Bilbilis (Eckhel DN I 35) die Stadt als equis et armis no-
bilis bezeichnen. Das völlig unbezeugte aquis (aquis Ilispani Sehn'),
womit die aquae Bilbilitanae oder das Wasser des Salo (12) gemeint
sein würden, kenne ich nur als Conjektur von RdePrado, der an IV
55 XIV 33 erinnert. Die dortigen Eisenwerke und Waffenschmieden
erwähnt M. auch IV 55, 11 XII 18, <J, in welchen Epigrammen auch
ein Theil der hier genannten Lokalitäten vorkommt. Vgl. Eiul. S. 3 f
5. Gaium. Julii Honorii cosmographia 20 (B) 4 f Riese Geographi
Latt. minn. p. 36) Fluvius Dxn-ius nascitur in Carpitania, esiens de
monte Caja (sie SP) juxta Pyrenaeum. Man glaubt, dass bei Livius
XL 50, wo allgemein (Drakenborch, Weissenborn, Madvig) ad montem
Chaunum gelesen wird (welcher Name sonst nicht vorkommt; , der-
selbe Berg gemeint ist : »jetzt Moncayo, am südlichen Ende des Idu-
bedagebirges«. Weissenborn. Ebenso WKubitschek, Die Erdtafel des
Julius Honorius. Wiener Studien VII (1SS5) S. 279.
5. 6. et fractis sacrum Vadaveronem mo7Üihus. Der Vadavero war
Epigi-Hiuni;iton Liber I in den J. 85/86>. 195
Et delicati dulce Boterdi uemus.
Pomona qiiod felix amat.
Tepidi uatabis lene Congedi vadum
10 Mollesque Nympharum lacus,
Quibus remissum corpus astringes brevi
Salone, qui fernim gelat.
Praestabit illic ipsa figendas prope
Vobesca prandeuti feras.
15 Aestus sereuos aureo frauges Tago
Obscurus umbris arbonim;
Avidam rigens Dercenna placabit sitim
Et Nutha. (luae viiicit nives.
At cum December caiius et bruma impotens
20 Aquilone rauco mugiet,
XLIX 7. Boterdi ^JßF Botredi Q Boleti JSSCV 11. astringes FO
Rand v. Q astringis Q astringas XBCf'V adstringas EF(so) 14. Vo-
besca E Gilbert Vobis capram (n PF Vobis capreas Q Vobisca Ser
Vobis erga G Voberea XBCV Rand r. Q ScJm 17. rigens fQ(o So-
ingens F recens FXJBGV Sehn.
(XLIX 19. Hoiat. Epod. 2, 2!» At enm — hibernus annus — im-
bres nivesque comparat .
wol ein dem Montserrat ähnlicher Berg und mag wie dieser mit Hei-
ligthümern besetzt gewesen sein.
7. Boterdi. Auch XII 8, 11.
12. IV 55, 14 Quem fluctu tenui sed inquieto Armorum Salo tem-
perator ambit. XII 21, 1 rigidi Salonis. XIV 33, 2 Stridentem geli-
dis hunc Salo tinxit aquis. Der Fluss hiess auch Bilbilis. Justin.
XLIV 3 praecipua his Gallaecis; quidem ferri materia, sed aqua
ipso ferro violentior; quippe temperamento eins ferrum acrius reddi-
tur: nee ullum apud eos telum probatur, qxxod non aut Bilbili fluvio
aut Chalybe tinguatur. Vgl. auch Plin. N. h. XXXV 14, 41.
13. ßyendas j)roi)e. Aus der Nähe, wie v. 30 V 3, 5 IX 4ö, 4.
propius Sp 2, 1 VI 64, 12 VII 5, 5 ; alte aus der Höhe X 30, 18.
14. Vohesca. Dieselbe Endung hat Vativesca IV 55, 26, wie Gil-
bert^ 513 erinnert; und Vicovesca, Briviesca, Städte der Vaccaeer,
Kiepert Lehrb; d. alten Geogr. 494, 2.
17. rigens (Farn. B) verdient den Vorzug vor recens (Fam. Ca
auch wegen des folgenden Verses. Vgl. Gilbert =^ 593, der an rigidi
Salonis XII 21, 1 erinnert. Vgl. auch zu XIV 117.
13'
196 M. Valerii Martialis
Aprica repetes Tarraconis litora
Tiiamque Laletaniam.
Ibi inligatas mollibus dammas plagis
Mactabis et vernas apros
25 Leporemque forti callicliim rumpes equo,
Cervos relinques vilico.
Vicina in ipsum silva cTescendet focum
Infante cinctum sordido;
Vocabitur venator et veniet tibi
XLIX 22. Laletaniam EXBG V Rand i: Q — earn C Taletaniam
31 Lacetaniam '^QF vgl. die Anm. 23 inligatas EXF illigatas co Sehn.
22. Laletaniam. Wahrscheinlich Laeetaniam, welche Form des
Namens dann auch I 26, 9 VII 53, 6 nnd Plin. N. h. XIV 71 herzu-
stellen ist (wo der dortige Wein erwähnt wird:. Die Laeetani (so
Strabo, Plinius, Ptolemaeus; bei Liv. XXI 60 sq. ist der Name in
Laeetani verdorben) wohnten um Barcelona. »Doch so gut wie noch
heute um Barcelona nördlich von Tarraco viel Wein gebaut wird,
kann auch südlich davon nach Valencia zu ein weinreiclier Küsten-
strich gelegen und dem sonst nicht bekannten Stamme der Laletaner
(so die Ueberlieferung bei Martial an allen drei Stellen) gehört haben«.
Wahrscheinlich ist die Existenz derselben aber um so weniger, da sie
bei den Geographen fehlen. EHuebner, Drei Hispanische Völker-
schaften Hermes I 337 — 342.
23. III 58, 28 Aut impeditam cassibus refert dammam. Den Ueber-
fluss Spaniens an Wild und anderen Lebensmitteln schiklert M. auch X 37.
25. XII 14, 12 Quid te frena iuvant temeraria? Saepius illis,
Prisce, datum est equitem rumpere quam leporem. Wol eine tech-
nische Bezeichnung der Hetzjagd, hervorgegangen aus der Bedeutung
des Worts: durch Ueberanstrengung beschädigen latus rumpere XI
104, 6 XII 97, 4. ruptae mulae IX 57, 4; vgl. daselbst u. zu III, 13, 3).
26. SS. M. liebt die Schilderung des ländlichen Ueberflusses sowie
des guten bequemen Lebens in der Provinz, das er dann dem theuern,
kargen und beschwerlichen in Kom entgegenstellt, wobei er wieder-
holt dieselben Züge braucht, so I 55. Vgl. auch IV 66. Das mäch-
tige Heerdfeuer auch XII 18, 19.
27. 28. Focum — sordido. III 58, 22 cingunt serenum lactei fo-
cum vernae. Et larga festus lucet ad dies silva. Sordidus braucht
M. gern bei Beschreibung ländlicher Scenen, ohne damit einen Tadel
auszudrücken, so: sordida otia I 55, 4. sordidae eortis III 58. 12.
saturae sordida rura casae X 96, 4. s. villa X 98, 8. Larem villae
sordidum XII 57, 2.
Epigramvuaton Liber I in den J. 85/86).
30 Conviva clamatus prope:
Limata niisquam pellis et nusquam tog-a
Olidaeqne vestes murice;
Prociü horriclus Libunius et querulus cliens.
Imperia viduarum procul;
35 Non riimpet altiim pallidus somniim reus,
Sed mane totiim dormies.
Mereatur alius grande et insauum soplios:
Miserere tu felicium
Veroque fruere non superbus gaudio,
40 Dum Sura laudatur tuus.
Non inpudenter vita quod relicum est petit.
Cum fama quod satis est habet.
42. satis est] sat est (wie II 18, 7 VIII 64, 17j ? Gilbert 'Vgl. Einl. S. 2S.)
30. prope. Zu v. 13.
31. Lunata — pellis. Der mit einem Halbmond versehene calceus
patricius, damals ein insigne der ganzen NobilitUt. Marquardt Prl.
572—574. Vgl. zn II 29, 7.
nusquam toga. XII 18, 17 Ignota est toga. Schon in den Mnni-
cipien Italiens trug man die lästige, aber in Rom unerlässliche Toga
wenig {Jnven. 3, 171), noch weniger in den Provinzen.
32. Olidaeque vestes murice. Die ächten namentlich doppelt ge-
färbten tyrischen Purpurstoflfe hatten einen specifischen Geruch. II
16, 3 IV 4, 6 IX 62.
33. Lilmrnus. Libnrnische Sklaven als Sänftenträger Jnven. 3,
240; »qiü admissionibns praeerat« ib. 4, 75 (Schol. , unbestimmt 6,
477. Hier offenbar ein Amtsdiener, etwa ein praeco.
querulus cliens = IV 88, 4.
34. Lnperia viduaruin. Kinderlose Wittwen, denen man in der
Hoffnung sie zu beerben, den Hof machte. Vgl. II 32, 6 IX 100, 4
Juven. 3, 130 SG I 370, 1. 2.
30. mane totum. Mane substantivisch auch III 36, 1 VII 39, 1.
38. felicium. Der allgemein für glücklich Geltenden, die aber bei
allen Erfolgen und allem äussern Glanz in der That mitleidswerth sind.
40. Sura. L. Licinius Sura aus Hispania Tarraconensis, der zu
Trajans Thronbesteigung beitrug und unter ihm sein zweites (102)
und drittes fl07) Consulat bekleidete. Mommsen Ind. Plin. Seine
Wohnung neben dem Dianentempel auf dem Aventin VI 64; Glück-
wunsch zu seiner Genesung aus schwerer Krankheit VII 47.
41. vita. Zu I 15, 4.
198 M. Valerii Martialis
L.
Bi tibi Mistyllos eocus, Aemiliaue, vocatur,
Dicatur qiiare non Taratalla mihi?
LI.
Non facit ad saevos cervix, nisi prima, leones.
Quid fugis hos dentes, ambitiöse lepus?
Scilicet a magnis ad te descendere tauris
Et quae non cernunt frang-ere colla velis.
5 Desperanda tibi est ingentis gloria fati:
Non potes hoc tenuis praeda sub hoste mori.
LH.
Commendo tibi, Quintiane. nostros —
Nostros dicere si tarnen libellos
Possum, quos recitat tuus })oeta — :
Si de servitio gravi queruntur,
5 Adsertor venias satisque ])raestes,
L 2. Dicatur TQEXG Sclin dicetur Pw Scr.
LI 4. velis TC Sehn velint PQEFu) Scr.
LH 5. adsertor A' assertor Eui Sehn.
L 2. Taratalla. Nach dem bekannten homerischen Verse fj-fox'jX-
X6v T apa x'aXXa.
LI. Zu I 6.
1. Non facit ad = X 45, 6.
cervix prima. I 60, 6 Non nisi delecta pascitur ille fera. Pri-
mus von erster Grösse und Güte: prima serica XI 27, 11 prima
testudine XII G6, 5 velleribns primis XIV 155, 1 primo de grege XIV
15S. Vgl. auch zu IV 54, 2.
LH 1. Quintiatie. An ihn auch V 18, wo er als reicher Gönner
M.'s erscheint.
3. tuus poiita. Derselbe, den M. in den zu I 29 angeführten Epi-
grammen Fidentinus nennt.
4 SS. In der hier durchgeführten Metapher vergleicht M. seine
Bücher mit von ihm freigelassenen Sklaven, die der Plagiator als die
seinigen in Anspruch nimmt. Quintianus soll für sie als assertor auf-
treten, d. h. als Vertreter, der für sie die Freiheit verlangt (was die-
jenigen, deren Stand bestritten war, nicht selbst konnten), und für
ihr Erscheinen zum Termin Bürgschaft leisten. Vgl. über die asser-
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 199
Et, cum se dominum vocabit ille,
Dicas esse meos mamique missos.
Hoc si terque quaterque clamitaris,
Impones plagiario pndorem.
LIII.
Una est in nostris tua, Fidentine, libellis
Pagina, sed certa domini signata figura,
Quae tua traducit manifesto carmina furto.
Sic interpositus villo contaminat uncto
5 Urbica Lingonicus Tyrianthina bardocucullus,
Sic Arretinae violant crystallina testae,
LIII 4. villo — nncto Hns Sehn- vltio — nncto EXBCdO
Schn^ vilis — uncto nnco,! 'l^PQF vili — unco Scr.
tio in libertatem die von Rein (Tenffel's Realencyclop. I- 18S2 f.)
angeführten Stellen.
LIII. Verwandt X 100.
2. sif/nata Jifjura. Fidentinus hat den Gedichten M.s, die er für
die seinigen ausgiebt, eine Seite eigener Poesie hinzugefügt und sich
dadurch als Plagiator verrathen, denn diese Seite, der sein geistiges)
Bild wie ein Stempel aufgedrückt ist, zeigt durch ihre Wcrthlosig-
keit, dass er unmöglich der Verfasser der übrigen Gedichte sein kann.
Birt S. 150, 1 hat das Epigramm nicht verstanden.
3. traducit. III, 74, 5 miseram traducere calvam. VI 77, 5 ride-
ris uiultoque magis traduceris.
5. Urhiea— Tyrianthma. Das Tyrianthinum , eine Mischung von
Purpur xmd Violett, erzeugte man, indem man die Wolle zuerst in der
letzteren Farbe, dem Janthin, dann in tyrischer Weise färbte. Mar-
quardt Prl. 492.
hardocuctiUus. Kapuzenmäntel lieferten hauptsächlich die galli-
schen hier die Lingonischen, nach XIV 128 und Juven. 8, 145 die
Santonischen Webereien, in welchen vorzugsweise grobe, starke, zot-
tige Tuche fabricirt wurden, die überall als Tracht der Soldaten und
Feldarbeiter dienten. Blümner S. 137 f.
(i. Arretmm. Ein Hauptfabrikationsort des gewöhnlichen rothen
Thongeschirrs, rubra testa XIII 7, 1, Blümner S. 109.
riolant: entstellen, wie Verg. A. XII 67 Indum sangnineo veluti
violaverit ostro Si quis ebur. M. V Gl, 6 (crura nullo violata pilo , X
66, 3 XII 85, I XIV 24, 1 XIV 97, 1.
cnjstallina. Gefässe aus Bergcrystall (Marquardt Prl. 743 oder auch
aus ganz durchsichtigem Glase. XII 7i, 1).
200 M. Valerii Martiiilis
Sic nigcr iu rii)is errat cum forte Caystri.
Inter Ledaeos ridetur corvus olores,
Sic ubi multisona fervet sacer Attliide lucus,
10 Improba Cecropias offendit pica querellas.
Indice non opus est nostiis nee iudice libris.
Stat contra dicitque tibi tua pagina „Für es.
LIV.
Si quid. Fusce. vacas adhuc amari —
Nam sunt hinc tibi, sunt et binc amici — .
Uuum. si superest, locum rogamus.
Nee me. quod tibi sim novus, recuses:
5 Omnes hoc veteres tui fuerunt.
Tu tautum inspice qui uovus paratur
An possit fieri vetus sodalis.
LV.
Vota tui breviter si vis cog-noscere Marci.
Ciarum militiae. Fronto. togaeque decus.
(LIII 12. Pers. 5, 9ö Stat contrai
7. 8. Hoiii. II. B 459 e9v£a -Ko'f'Ka — -/.'j-Ayta^ oou/ayoo£ipiov 'Aauu
ev Xet[iü)Vi Kaüatpiou dp.cpi pseöpa.
9. AWiide. Die in eine Nachtigall verwandelte Tochter des Pan-
dion, Philomele. Dagegen V 67, 2 heissen die Schwalben Atthides,
da Philomele's Schwester Procne in eine Schwalbe verwandelt wurde.
LIV 1. Fusce. Vielleicht der wohlhabende und berühmte Ge-
richtsredner, an den VII 78 gerichtet ist, schwerlich der praef. praet.
Cornelius Fuseus VI 76. Den ersteren mit Major für den Juven.
16, 46 (vielleicht auch 12, 45) genannten zu halten ist unmöglich, da
nicht nur ein Zeitraum von mehr als 40 Jahren zwischen der Ab-
fassung der Stellen des M. und Juvenal liegt, sondern der letztere
auch sehr respektlos von seinem Fuseus spricht.
7. vetus sodalis. Oefter im Singular und Plural. I 99, 14 II 30,
3 II 43, 15 II 44, 4 VII S6, 5 X 104, 9 XII 25, 3.
LV 2. Fronto. Welcher Fronto hier gemeint ist, lässt sieh nicht
bestimmen. Borghesi hielt ihn für S. Octavius Fronto, cos. SO, Statt-
halter von Mösien 92, oder für Q. Pactumeius Fronto, cos. SO. Oeuvres
III 3S2, SG III 432. Mommsen Ind. Plin.: hat an T. Catius Caesius;
Fronto, cos. 96 (10. Oktober; gedacht.
EpigTamiuatoii Libev I (in den J. S5/86). 201
Hoc petit; esse siii nee magui riiris arator,
Sordidaque iu parvis otia rebus* amat.
5 Quisquam picta colit Spartani frig-ora saxi
Et matutiuum portat iueptus Have.
Cui licet exuviis nemoris rurisque beato
Ante focum plenas expliciiisse plagas
Et piscem tremula salientem ducere saeta
10 Flavaque de rubro promere mella cado?
Pinguis inaequales onerat cui vilica mensas
Et sua non emptus praei)arat ova cinis?
Non amet hanc vitam quisquis me non aniat, opto,
Vivat et urbanis albus in officiis.
LVI.
Continuis vexata madet vindemia uiml)is:
Non potes, ut cupias. vendere, copo. merum.
LV 0. Have Einl. S. 115 f. 'awq codd. Sehn.
LV 9. Ovid. M. III öS? et calauio salientes ducere pisces. M. VIII
217 tremula dum captat harundine pisces. 10. Ovid. F. I ISO condita
mella cado (11. Ovid. M. VIII 660 mensae sed erat pes tertius impar .
o. M. besass jedoch damals bereits sein Nomentanum (XIII 42
XIII 119]. Aber es war zu dürftig, um ihn zu ernähren, SG 111
397, 4.
4. Sordida. Zu I 49, 28.
5. picta Spartani frigora saxi d. h. ein mit Säulen und Wänden
von grünem lakonischen Marmor Serpentin, Marquardt Prl. 60:i, 13}
prangendes vornehmes Atrium.
6. d. h. stattet als Client den vorgeschriebenen Morgenbesucb
(salutatio) bei dem Patron ab.
inejjtus. Weil diese Bemühungen für die Patrone lästig waren,
überdies meist erfolglos blieben. SG I 3H8 ff.
9. tremula — saeta. Saeta für Angelschnur auch X 30, IG. Tremula
linea III 58, 27.
14. albtis. Von der ungesunden Blässe der Städter. SG I 32 und
zu in 58, 24. Bei urbana officia ist vorzugsweise au Clientendienste
zu denken.
202 M. Valcrii M:iitialis
LVII.
Qualeni, Flacce, velim quaeris nolimve pucllam?
Nolo nimis facilem difficilemque nimis.
Illud (|no(l medium est atque inter utmmque probamus :
Nee volo quod craciat, nee volo quod satiat.
LVIII.
Milia pro puero centum me mango poposcit:
Risi eg'O, sed Phoebus protinus illa dedit.
Hoe dolet et (jueritur de me mea meiitula secum
Landaturqiie meam Phoebus in invidiam.
5 Öed sestertiolum donavit mentula Plioebo
Bis decies: lioc da tu mihi, pluris emam.
LIX.
Dat Baiana mihi quadrantes sportula centum.
LVII 3. probamus RPQco Scr Schi'i probatur EXBFG cod.
Salm. .vgl. unten) Schn^.
LVII. Auson. epigr. 36 (39)
Hanc volo quae non volt, illam quae volt ego nolo.
Vincere volt animos, non satiare Venus.
Oblatas sperno illecebras, detrecto negatas
4 Nee satiare animum, nee cruciare volo.
6 Calllcla sed mediae Veneris mihi venditet artem etc.
LVII. Im cod. Salmasianus (Baehrens Plm IV p. 6 Riese Anthol.
lat. 275 [I p. 184]. (4. Nee volo quod satiet, nee volo quod cruciet) ;
auch im Parisinus 8069 s. XI Fol. P Baehrens Plm IV p. 17.
LVII. 1. Flacce. Gilbert p. 22 s. hält mit Recht diesen Flaccus
für den in IV 42 VIII 56 IX 90 Angeredeten wegen des verwandten
Inhalts der Epigramme ; derselbe gewiss auch I 59 und wahrscheinlich
auch IV 49.
LVIII. 1. Milia — centum. Ein ungewöhnlich hoher Preis. Vgl.
III 62, 1 und XI 70, 1 und Marquardt Prl. 170 f.
5. Seil sestertiolum donavit mentula Tlioeho Bis decies. Als Beloh-
nung für Dienste, wie sie der Naevolus Juvenals ;sat. 9j leistete. Der
Name für Jemand, der unnatürlicher Wollust ergeben ist, auch III
73 IX 63.
LIX. Die tägliche sportula von luO Quadranten = 25 as = 6V4
Epigramnuiton Liber I in den J. 85/86). 203
Inter delicias quid facit ista fames?
Redde Lupi nobis tenebrosaque balnea Grylli:
Tarn male cum cenem, cur bene, Flacce, lavor?
LX.
Intres ampla licet torvi lepus ora leonis.
Esse tamen vacuo se leo deute putat.
Quod ruet in tergum vel quos procumbet in armos,
Alta iuvencorum vulnera figet ubi?
5 Quid frustra nemorum dominum regemque fatigas'?
Non nisi delecta pascitur ille fera.
LXI.
Verona docti syllabas amat vatis,
Marone felix Mantua est,
LIX 4. lavor PQFm Sa- labor EA laver T Sc/m.
LXI 1. 2, t). Ovid. Am. III 15, 7 Mantxta Vergilio gaudet,
Verona Catnllo, Paelignae dicar gloria gentis ego.
Sesterzen (SG I 348 u. 'M\ ff.), die dem Dichter oder demjenigen, in
dessen Namen er spricht, auch in Bajae von dem Patron, den er als
Client dorthin begleitet hat, gezahlt wird, reicht in dem glänzenden
und theuern Orte noch weniger zur Befriedigung der nothwendigsteu
Bedürfnisse hin als in Rom, und die prachtvollen Bäder machen die
Armseligkeit der Mahlzeiten noch empfindlicher.
2. fames. Vgl. pretiosa f. X 96, 9.
3. Vgl. II 14, 12 Nee Grylli tenebras Aeoliamque Lupi. Den
hohen Ansprüchen an die Helligkeit der Räume der Bäder, an die
man durch die kaiserlichen Thermen gewöhnt war, genügten wol die
von Privatleuten eingerichteten auch in Rom selten. Senec. Epp. 86,
8 nunc blattaria vocantur balnea si qua non ita aptata sunt, ut totius
diei solem feuestris amplissimis recipiant etc. Vgl. auch zu VI 42, 8.
4. Flacce. Zu I 57.
LX. Zu I 6.
LXI 1. docti syllabas — vatis. Doctus stehendes Prädikat des
Catull M. VII 99, 7 VIU 73, 8 XIV lÜO u. 153\ das dem Tibull und
Properz nicht gegeben wird, und wobei M. dem Lygdamus und Ovid
folgt Paukstadt p. 8;. Syllabas die Hendekasyllaben, so auch IX 11.
12. Undenis pedibusque syllabisque X 9, 1.
204 M. Valerii Martialis
Ceusctur Apoua Livio suo tellus
Stellaque uec Flacco minus.
5 ApoUodoro plaudit imbrifer Nilus.
Nasone Paeligui souaut.
Duosque Senecas imicumque Liicauum
Facimda loquitur Corduba.
Gaudent ioeosae Canio suo Gades,
10 Emerita Deciano meo:
Te, Liciniane. gloriabitur nostra
Nee me tacebit Bilbilis.
LXII.
Casta nee antiquis cedens Laeviiia Sabini>
Et quamvis tetrico tristior ipsa viro
LXI 5. plaudit PQF gaudet EXABCGO.
LXII 1. 0\id. Med. fac. 11 antiquae — Sabinae.
3. cetisetur — Livio. IX 16, 5 Felix, quae tali censetur mimere
tellus. Vgl. VIII 6, 9.
Apona tellus. Patavium von der dortigen berühmten Heilquelle
Aponus. Adjekti\asch scheint das Wort nur hier vorzukommen. Vgl.
zu VI 42, 4.
4. lieber Stella zu I 7. An den Dichter Flaccus (nicht der Ver-
fasser der Argonautica SG III 449) auch I 76. (Vgl. zu I 57, 1).
5. AiJollodoro. Wahrscheinlich ein gleichzeitiger alexandrinischer
Schriftsteller oder Dichter, der als Bewerber um den Preis für grie-
chische Beredsamkeit oder Poesie im ersten agon Capitolinus S6j
nach Rom gekommen sein kann (SG II 575), wie der ebenso unbe-
kannte Alexandriner Diodorus zu dem agon des Jahres 94 fIX 40;.
Er braucht daher nicht, wie Giese auch im Progr. d. Eealg. St. Jo-
hann zu Danzig 1SS5 p. 6, annimmt, lateinisch geschrieben zu haben.
9. Canio. Ueber den sehr heitern und als Dichter und Schrift-
steller vielseitigen Canius Rufus aus Gades II 70 III 20 III 64 . Seine
Gemahlin Theophila VII 69 X 48; sein Mohr VII 87, 2.
10. Deciano. Zu I 8.
11. Lici?natie. Zu I 49.
LXII 1. Antiquis — Sahinis. X 33, 1 simplicior piiscis — Sabi-
nis. XI 15, 2, horribiles Sabinae.
2. tetrico — viro. VII 88, 4 Et coram tetrico casta puella viro.
Epigrammaton Liber 1 (in den J. 85/S6). 205
Dnm modo Lucrino, modo se permittit Averno,
Et dum Baianis saepe fovetur aquis,
5 Incidit in flammas: iuvenemque secuta relicto
Coniuge Penelope veuit, abit Helene.
LXIII.
Ut recitem tibi nostra rog-as epigrammata. Nolo,
Non audire, Celer, sed recitare cupis.
LXIV.
Bella es, novimus, et puella, verum est,
Et dives, quis enim potest negare?
Sed cum te nimium. Fabulla, laudas,
Nee dives neque bella uec puella es.
LXII 5. flammas: dilhert'^ p. 513 flammas Sehn.
3. Es ist hier wol an Spazierfahrten auf beiden Seen zu denken.
(Vgl. III 20, 20 SG II 106, 4). Der Lucriner war eigentlich der in-
nerste, nordwestliche Theil der Seebucht, durch einen Damm vom
Meer getrennt, den aber August in der Nähe von Bajae hatte durch-
stechen lassen.
4. 5. Regianus, Anthol. lat. ed. Riese 270 (I 182; :
Quis deus has incendit aquas? Quis fontibus ignes
Miscuit et madidas fecit decurrere flammas?
Vgl. Ejusd. 271 und über die Gefährlichkeit Bajaes für weibliche Tu-
gend SG II 106 f.
(). Penelope — Helene. Ueber den Gebrauch homerischer Perso-
nennamen für Appellativa SG I 516.
aUt. Zu Sp 16, 1.
LXIV 1. Bella — puella. Die Verbindung bella puella haben
Catull (69, 8 und 78, 4), Lj'gdamus (4, 52) und Ovid (nur am. I 9, 6)
an derselben Stelle des Pentameters; Properz nicht, M. ausser dieser
Stelle nur bellas ardere puellas II 87, 2. Paukstadt, p. 23 s.
4. neque bella nee puella es. Seit der Augusteischen Zeit ist in
der Dichtersprache nee ganz überwiegend gebräuchlich, neque selten.
Nach Renn Beitr. z. Martial. Bl. f. Baier. Gymnas. XVII 1S81) S.
442 — 444 hat M. nee regelmässig vor vokalisch und mit h anlauten-
den Wörtern vielleicht ist es auch XIV 94, 2 gegen die Ueberliefe-
rung herzustellen). Eine Ausnahme macht neque enim: I 92, 11 III
16, 3 VII 51, 11 XI 58, 7 (so auch bei Ovid M. II 22; 301 III 524.
Juvenal 1, 91 xmd bei andern Dichtern: Renn S. 442). Ausserdem
findet sich neque I 64, 4 VI 19, 1 VII 14, 7 VIII 40, 1 XTI 24, 7
XIV 94, 2. LMueller r. m. p. 396.
2()() M. Valerii Murtialia
LXV.
Cum clixi ficus, rides quasi barbara verba
Et dici ficos, Caeciliaue, iubes.
LXV 1. ficus RFEF ficos o auf Rasur) Qz 2. ficos RPEF
ficxts QBc Caeciliane] Laetiliane E.
LXV. Charis. I 15 (GL I p. 95) de qua re Martialis elegantissiiue
loquitixr. ait enim
,Cum dixi ficus, rides quasi barbara verba
Et dici ficos, Laetiliane, putas.
Dicemus ficus, quas scimus in arbore nasci
Dicamus ficos, Laetiliane. tuos.'
Ebenso Id. I IT (GL I 12S ut sit asyndeton dictum, quamvis quidam
ficus Vitium esse velint, ut doloris quasi sonitus audiatur; ficos ut
tagos moros ulmos.
Prob. Cathol. I 41 (GL IV p. 2ü, 30) haec ficus, hujus fici,
pomum. sie Martialis
, dicamus ficos, quas constat in arbore natas'
et hujus ficus
, dicemus ficus.'
Priscian. VI 76 p. 714 P GL II 2til, etiam ,hic ficus' Vitium cor-
poris quartae est. Martialis in I epigrammatou
Cum dixi ficus, rides quasi barbara verba
Et dici ficos Caeciliane, jubes.
Dicemus ficus quas scimus in arbore nasci.
Dicemus ficus, Caeciliane, tuos.
ex quo ostendit et vitium et fructum esse posse quartae declinationis,
genere autem diflferre. Id. VI 83 p.717P(GL II 267, 16) Martialis in
epigrammatibus
Dicemiis ficus, quas scimus in arbore nasci.
LXV. Aus den oben angeführten Stellen ergeben sich drei An-
sichten über Decliuation ;rnd Genus von ficus in den beiden Bedeu-
tungen »Feige« und »Geschwür« :
r ficus 4d. fem. Feige so M. hier und XIII 23 Ueberschrlft
ficus Chiae [T civiae XBGF Chia]), ficus 2. d. masc. Geschwür Cha-
risius und M. hier; wol auch IV 52, 2 qui modo ficus eras; zweifel-
haft VI 49, 11 XIV 86, 2).
2; ficus 2. d. f. Feige so Caecilianus hier irnd M. VII 53, S Et
Libycae fici pondere testa gravis VII 71,6 ficos uon habet unus ager;
zweifelhaft ficus gelata IV 46, 10 lippa ficus VII 20, 10, ; ficus 4. d. m.
Geschwür (quidam bei Charisius;.
Epigraramaton Liber I (in den J. 85/8G). 207
Dicemus ficus, quas scimiis in arbore nasci,
Dicemus ficos. Caeciliane, tuos.
LXVI.
Erras meorum für avare libroruni.
Fieri poetam posse qui putas tauti,
Scriptura quanti constet et tomus vilis.
Non sex paratur aiit decem soplios uummiB:
5 Secreta quaere carmiua et rüdes euras
Quas novit nnus scrinioque sigiiatas
LXV 3. ficus PQF ficos RE 4. ficos -RPQ t) auf Rasur, EF
ficus XGc.
LXVI 2. tanti cockl. ScJui^ tanto Oronov Sehn- 'd. constet
PQF Scr constat EXÄBCG Sri,,/.
3) ficus 4. d. f. Feige, ficus 4. cl. m. Geschwür Triscian,. M. unter-
schied also die beiden Bedeutungen, wie es allgemein geschah, durch
das Genus, Hess aber bei ficus Feige beide Declinationen zu. Flavius
Caper de verb. dub. p. 224S P 14 sq. verwirft ficus, üs ganz; ficos
non ficus, nee ficibus sed ficis. Vgl. Neue Formenl. I 531 — S.i.'i.
LXVI. Vgl. I 29.
3. 4. Man kann verstehn, dass der Plagiator ein Exemplar des
Buchs (tomus Birt S. 25flf.) aus dem Laden kauft und dann abschrei-
ben lässt, um es leichter für ein selbstverfasstes ausgeben zu können.
Oder man kann mit Birt S. 210 f. Anm. unter tomus die dem Ab-
schreiber gelieferte reine Papyrusrolle verstehn, zu der noch die Be-
zahlung der Abschrift kommt. Welche Preise M. mit sex — aut de-
cem numuiis angiebt, ist zweifelhaft ; ja es ist möglieh, dass er nicht
wirkliche Preise, sondern beliebige Zahlen nennt. Doch sind viel-
leicht unter G und 10 Sesterzen Ladenpreise des ersten Buchs in ver-
schiedener aber sehr einfacher Ausstattung zu verstehn, da ja das
13. Buch für 4 selbst für 2 S. verkauft werden konnte (XIII 3, 3;
vgl. SG III 371). In beiden Fällen wäre aut gebraucht, wie XII 36,
1 Libras quattuor aut duas. Birt, nach dessen Erklärung Schrift und
Papier zusammen 16 S. = 4 Denare kostet, rechnet, da M. I 117, 7
als Preis des 1. Buchs 5 Denare angiebt, 1 D. auf den Umschlag
(paenula). Doch kann aut auch in einem negativen Satz unmöglich
für et stehn. Ausserdem ist I UT von einem eleganten Exemplar die
Rede, hier von einem gewöhnlichen. Vgl. auch Haenny Schriftsteller
u. Buchhändler in Rom 1SS4 S. 114.
5. rüdes ciiras. Zu I 2-i, 6. Rüdes eben vollendete, noch nicht
herausgegebene.
208 ^I- Valerii Martialis
Custodit ipse virg-iiiis pater chartae,
Quae trita duro non inhorruit mento.
Miitare dominum non potest über notus.
10 Sed pumicata fronte si qiiis est nondum
Nee umbilicis cultus atqiie membrana,
Mercare: tales liabeo; nee seiet quisquam.
Aliena quisquis recitat et petit famam,
Non emere librnm, sed Silentium debet.
LXVII.
Liber homo es nimium, dicis mihi, Ceryle, semper.
In te quis dicit, Ceryle, liber homo es?
LXVII 1. 2. Ceryle] Cerydle EXAB C(a)ernle TPQF Clioerile
O Sclm^ i. quis dicit E Wagner qui dicit (qui degit, quid egit; codd.
Sehn homo es? E Wagner homo es XBCF homo est w ScJw.
7. virginis chartae. Nach der Analogie von fama auus u. dgl. 'zu
I 39, 2).
S Wollte man das beim Lesen aufgerollte Volumen wieder zu-
sammenrollen, so fasste man den Stab, auf den es gewickelt war
umbilicus, mit beiden Händen und zog, indem man den Anfang der
Rolle unter das Kinn drückte, die Windungen fester zusammen. Mar-
quardt Prl. 795. Vgl. X 93, 6 nova nee mento sordida charta.
10. jmmicata fro-nte. Die Rolle wurde an beiden Basisseiten des
Cylinders nach der Beschneidung derselben mit Bimstein geglättet,
I ,117, 16 VIII 72. Marquardt a. a. 0. 793.
11. umhilicis. Die sichtbaren Enden des umbilicus, auch cornua
genannt; sie wurden gefärbt und vergoldet. (HI 2, 9 V 6, 1-5 Mar-
quardt a. a. 0.)
memhrana. Das Futteral von Pergament, vgl. III 2, 10 X 93, 4
Marquardt 79.5, Birt S. 64.
LXVII. Die Erklärungen der älteren Commentatoren sind ganz
unbefriedigend. Den seltenen Namen Cerylus scheint M. mit Erinne-
rung an den bei Sueton. Vespasian c. 23 erwähnten Freigelassenen
Cerylus gewählt zu haben, qui dives admodum ob supterfugiendum
ius fisci ingenuum se et Lachetem mutato nomine coeperat ferro.
Dies anzunehmen liegt um so näher, als die beiden ersten Bücher
wol nicht wenige ältere, zum Theil noch vor Domitians Regierung ge-
dichtete Epigramme enthalten. (Vgl. d. Anm. zur praefatio dieses
Buchs S. 162). Da nun M. wie Catull öfter ein Distichon mit den An-
fangsworten des Hexameters schliesst (vgl. Paukstadt p. 34 und das
Epigrammaton Liber I iin den J. S5/86). 209
LXVIII.
Quiclqiiid agit Kufus, nihil est nisi Naevia Rufo.
Si gaiiclet, si flet, si tacet, hanc loquitur.
Cenat, propinat, poscit, negat, innuit: ima est
Naevia; si non sit Naevia, mutus erit.
Scriberet hesterna patri cum luce salutem:
»Naevia lux« inqiüt «Naevia liimeii. have.«
Haec legit et riclet demisso Naevia vultu.
Naevia non una est: quid, vir inepte. furis?
LXIX.
Coepit, Maxime, Pana qui solebat,
Nunc ostendere Canium Tarentos.
LXVIII 5. Scriberet PQEFot Scr Gilbert^ 614 scripserat T
Sehn 6. have T habe EABCG ave Qw Sehn.
LXVIII. lo. Sarisb Nug. Ciirial. p. 45Ü ^Amstelocl. Desipit Eufus
in Naevia, a qna eiim teste Coquo millus casus avertit. Nam : Quic-
quid etc.
dort fehlende Epigramm IX 97 , erscheint die Aendernng Wagners
"homo es« durchaus annehmbar.
LXVIII. 1. Naevia Rufo. Beide Namen ebenso I 106.
;j. propinat. So auch "lll 82, 25 VIII 6, 13 X 49, 3 XII 74, 9.
Dagegen propinas II 15 1 pröpinamus III 82, 31 propinabit VI 44,
6. Mueller r. m. 3ö3 sq.
7. 8. Der Sinn scheint zu sein; Naevia liest das Epigramm und
lacht, aber Rufus ist thöricht sich zu ereifern, wenn er dies hört. Es
giebt ja mehr als eine Naevia, ich kann also auch eine andere mei-
nen. Zugleich giebt M. wol zu verstehen: Jedes andere Mädchen
kann ihm die Stelle des ihn verschmähenden ersetzen.
LXIX. Lässt sich nur muthmasslich erklären. In der Tarentum
oder Tarentus öS) IV 1, s X 63, 3; richtig wahrscheinlich Terentum :
Erdhöhle, vulkanische Spalte, Jordan Top. I 181 f. Marquardt StV
III 365, 6 genannten Gegend des campus Martins mag sich ein sehr
ns Auge fallender lachender Pan (z. B. eine Maske befunden haben,
der ;wie jetzt etwa die bocca della veritäj als Wahrzeichen des Ortes
galt. Seit Canius Rufus zu I 61, 9,', wie es scheint, hierher gezogen
war, war sein stets lachendes Gesicht (III 20, 21) ziim Wahrzeichen
des Terentum geworden.
1. Maxime. Zu I 7.
Martial I. 14
210 M. Valerii Murtialis
LXX.
Yside salutatum pru mc. über: ire iubcris
Ad Proculi niticlos, officiose, lares.
Quaeris iter, dicam: vicinum Castora canac
Transibis Vestae virg-ineamque domimi:
5 Inde sacro venerauda petes Palatia clivo,
Pluriraa qua summi fulget imag-o ducis.
LXX 1. Ovid. Tr. III 7,1 Vtide salutatum subito pernrata Peril-
lam Littera. -i. 4. Verg. A. V 744 IX 259 canae penetralia Yestae.
LXX 5. Serv. ad Verg. A. VIII 51. Vgl. die Anni.
LXX. 2. Proculi. C. Julius Proculus (XI 30, SG III 44S; vielleicht
identisch mit dem CIL II 2349 genannten.
ofßciose. Dienstbeflissen als salutator.
3 fif. Der beschriebene Weg führt am Castor- und Vestatempel
Becker Top. 235 Jordan Top. I 2, 292 f.) vorbei, dann auf der sacra
via (deren vom Forum zum Titusbogen ansteigender Theil der sacer
clivus ist, Jordan Top. I 2, 276 A. 102 und 104; längs dem Palatin.
»Unter dem v. lu erwähnten Heiligthum der Cybele kann man nach
der Inschrift CIL VI 3702 [vgl. Notit. X kaum den berühmten Tem-
pel der magna mater verstehen, der auf der nach dem Eingange des
circus hin gelegenen Seite des Palatin gestanden haben muss; viel
eher einen zweiten sonst nicht bekannten, der dann auf den Denk-
mälern der Haterii (Benndorf und Schöne, die antiken Bildw. d. La-
teran. Mus. 358 S. 230 ff., abgebildet sein würde. Der v. 9 erwähnte
Tempel des Bacchus ist ebenfalls imbekannt. V. 7 und 8 ist so zu
verstehen : Lass dich nicht, wenn du auf der Höhe der sacra via an-
gekommen bist, durch den Anblick des (hier hauptsächlich ins Auge
fallenden;] Sonnenkolosses (zu Sp 2, 1, fesseln, sondern biege (noch
vor dem Titusbogen) seitwärts ab. Vgl. Top. I, 50S. Anders OEichter
(Hermes XX 407 ff.), der den Tempel der magna mater in der bisher für
den T. des Jupiter Stator geltenden Euine zu erkennen glaubt.« Jordan.
5. Palatia clivo. IV 78, 7 Et sacro decies repetis Palatio clivo,
vgl. auch XII 3, 7 Iure tuo veneranda novi pete limina templi.
Palatia. Serv. Aen. VIII 51 Pa longum est ut M. ponit plerum-
.que. In Wirklichkeit ist die erste Silbe an 6 Stellen lang: VIII 28,
22 VIII 39, 1 IX 25, 1 IX 86, 7 XI 8, 5 XIII 91, 1, an 5 kurz: IV
45, 2 V 5, 1 V 19, 4 VIII 60, 1 1X39, 1. Ebenso wechselnd ist der
Gebrauch bei Statins, Silius. Juvenal, während bei den Aelteren die
Silbe stets kurz ist. Lachmann ad Lucret. p. 37,
6. Wegen fulget ist an goldene oder vergoldete Büsten Domitians
zu denken, die vor dem Aufgange zum Palatiura standen. Auf dem
Epigramuiiiton Liber I (in den J. 85/S6). 211
Nec te detineat miri radiata colossi
Quae Rhodium moles vincere g'audet opus.
Fleete vias hac qua madidi sunt tecta Lyaei
10 Et Cybeles picto stat Corybante tholus.
Protinus a laeva clari tibi fronte Penates
Atriaque excelsae sunt, adeunda, domus.
Hanc pete: ne metuas fastus limenque superbum:
Nulla magis toto ianua poste patet,
15 Nec propior quam Phoebus amet doctaeque sorores.
Si dicet »Quare non tarnen ipse venit?«
Sic licet excuses »Quia qualiacunque leguntur
Ista, salutator scribere non potuit.«
LXXI.
Laevia sex cyathis, septem lustina bibatur,
Quinque Lycas, Lyde quattuor, Ida tribus.
LXX 10. tholus PQFto So- et holus £ tolus A' tonis 2' Sehn
vgL(UeA)mu 13. pete: ne metuas Gilbert^ 514 pete, nec ui. Sehn nc
m. TPQ nec m. EXABCFd.
LXX 13. Horat. Epod. 2, 7 superba civinm Potentionim limina
14. Prop. III 8, G Nnnc sine me tota janua nocte patet. (Ovid. F. II
456 jamia laxa patet. Id. ib. V 502 janua nostra patet. Vgl. Id. ib.
I 280.). 15. TibuU. III 4, 45 Bacchus doctaeque sorores.
Capitol durften nur goldene oder silberne von ihm aufgestellt wer-
den SG III 211).
8. Rhodium — opus. Zu Sp 1.
10. Vor torus verdient tholus den Vorzug, da es besser bezeugt
ist. Auf dem Denkmal der Haterii zu v. 3 ff.) steht vor der Cybele
ein Altar mit einem kuppeiförmigen, schirmähnlichen Dach >. a. 0.
S. 231). Bei picto Corybante wäre dann an ein Kuppelgemälde zu
denken.
15. propior: als näherstehender, mit grösserer Geneigtheit.
doctaeque sorores \f\Q IX 42, 3. Novem sorores II 22, 1 V 6. 18.
Sorores allein I 76, 3 IV 31, 5,
17. 18. Mit einer ähnlichen Wendung schliesst I lOS Ipse salu-
tabo decima te saepius hora : Mane tibi pro me dicet havere liber.
LXXI. Beim Gesundheittrinken trank man soviel cyathi als der
Name der gefeierten Person Buchstaben enthielt. Vgl. VIII 51, 21
IX 93, 3 XI 36, 7 XIV 170, 2; Marquardt Prl. 326, 5.
14*
212 M. Valerii Martialis
Omnis ab infuso numeretur amica Falerno,
Et quia nulla venit, tu mihi, Somne, veni.
LXXII.
Nostris versibus esse te poetam,
Ficlentine, putas cupisque credi?
Sic dentata sibi videtur Aegle
Emptis ossibus Indicoque cornu ;
5 Sic quae iiigrior est cadente moro,
Cerussata sibi placet Lycoris.
Hac et tu ratione qua poeta es,
Calvus cum fueris, eris comatus.
LXXIII.
Nullus in urbe fuit tota qui tangere vellet
Uxorem gratis, Caeciliane, tuam,
Dum licuit: sed nunc positis custodibus ingens
Turba fututorum est: ingeniosus bomo es.
LXXIV.
Moechus erat: poteras tarnen hoc tu, Paula, negare.
Ecce vir est: uumquid, Paula, negare potes?
LXXI 4. Et quia] Sed quia PhWagner Atqui Schn^ p. XII.
LXXIII. 2. Caeciliane] Meciliane T Maeciliane SchnK
LXXII. Zu I 29.
4. Indicum cornu : Elfenbein, zu Sp. 19, 3.
5. cadente moro. VIII 64, 7 moro — nigrior caduco. Die völlig
reife, von selbst abfallende Frucht des Maulbeerbaumes ist tief-
schwarz.
6. cerussata. Cerussa, Bleiweiss, zum Weissschminken gebraucht
VII 25, 2 X 22, 2. Marquardt Prl. 765, 12. Vgl. II 41, 12.
Lycoris. Der Name für ein Frauenzimmer von dunkler Hautfarbe
auch IV 62 VII 13.
LXXIV. Auf eine Frau, die den Liebhaber, mit dem sie früher
die Ehe gebrochen hatte, nach der Scheidung oder dem Tode des
Mannes heirathete und damit das frühere ehebrecherische Verhältniss
offenkundig machte.
Epigrammaton Liber I lin den J. 85/86). 213
LXXV.
Dimidium donare Lino quam credere totum
Qui mavult, mavult perdere dimidium.
LXXVI.
0 mihi curarum pretium uon vile mearum,
Flacce, Antenorei spes et alumne laris,
Pierios differ cantusque chorosque sororum:
Aes dabit ex istis milla puella tibi.
5 Quid petis a Phoebo? mimmos habet arca Miuenae;
Haec sapit, haec omnes fenerat una deos.
Quid possunt hederae Bacchi dare? Palladis arbor
Inelinat varias pondere nigra comas.
Praeter aquas Helicou et serta lyrasque dearum
10 Nil habet et magnum, sed perinane sophos.
Quid tibi cum Cirrha? quid cum Permesside nuda?
Romanum propius divitiusque forum est.
LXXVI ;i. cantusque chorosque Qm Scr c. chorusque PF can-
tus citharamque EXABCG Vmd. 3 Sehn.
LXXVI 1. Ovid. Her. 1" (18), 163 His ego cum dixi: Pretium
non vile laboris etc.
(1. Claudian. Nupt. Hon. 142 Pretium non vile laboris .
(4. TibuU. I 1,52 uUa puella. IV 2,24 Prop. III 22,6 nuUa puella).
LXXVI. 2. Flacce. Zu I 61, 4.
Antenorei — laris. Patavium war nach der Sage von dem mit
den Henetern nach Venetien gekommenen Antenor gegründet. Liv.
I 1 Verg. A. I 246. 3. somrum. Zu I 70, 15.
5. Miner vae. Wie X 19, 14 Göttin der Beredsamkeit, besonders
der gerichtlichen.
6. omnes fenerat una deos. Deos iutellige nota figura deorum dona,
sapientiam pulchritudioem potentiam. Gronov. Der Ausdruck ist
bei M.'s Neigung zu dieser Art der Metonymie zu Sp 12, 1, minder
auffällig ; übrigens ist zunächst an Ceres, Bacchus, Venus und deren
Gaben zu denken. Fenerat hat hier die seltene Bedeutung des Ge-
währens, wie Plin. N. h. II 13 hie (soll lumen suum ceteris quoque
sideribus fenerat. Auf keinen Fall darf man mit Georges die sonst
unerhörte Construktion fenerare aliquem. Jemandem gegen Zinsen Geld
leihen — annehmen. Cic Parad. 6, 2, 46 haben alle guten codd. defe-
nerandas, gewiss richtig. CFWMueller). 10. sophos. Zu I 3, 7.
11. Permesside. Die Nymphe des Permessus am Helicon.
214 M. Vjilerii Martialis
lllic aei'ti sonant: tit circum puliiita nostra
Et steriles catheclras basia sola cre})aiit.
LXXVIL
Pulchre valet Charinus. et tarnen i)allet.
Parce bibit Charinus, et tarnen pallet.
Bene concoquit Charinus, et tarnen pallet.
Sole utitur Charinus, et tarnen pallet.
5 Tinguit Gutem Charinus, et tarnen pallet.
Cunnum Charinus lingit, et tarnen pallet.
LXXVIII.
Indignas premeret pestis cum tabida fauces
Inque suos vultus serperet atra lues,
Siccis ipse genis flentes hortatus amicos
Decrevit Stygios Festus adire lacus.
LXXVIII 2. sxios '^P (P am Ramie: al. ipsos ipsos QJSFiu.
LXXVIII 4. Verg. Cul. 372 Ditis opacos Cogor adire lacus.
13. pulpUa. Die erhöhten Bühnen, auf denen die cathedrae der
ihre Werke vortragenden Dichter stehen.
14. steriles cathedras. Bei Juven. 7, 203 vom Lehrstuhl des Rhetors.
hasia zu I 3, 7;, die dem Vorleser als Beifallsbezengung zuge-
worfenen Küsse (für welche er auf gleiche Weise dankt I 3, 7;.
LXXVII. 1. Cliarinus. Der Name zur Bezeichnung eines unnatür-
lichen Lastern Ergebenen auch IV 39 VI 37 VII 34.
LXXVIII. Auf einen Festus, der sich wegen eines Leidens an
einem bösartigen Geschwür im Gesicht erstach v. 7 . Nach v. 10 war
er ein Freund des Kaisers ; vielleicht C. Calpetanus Rantius Quirina-
lis Valerius Festus, cos. suff. 71 SG I 189), im J. 70 Legat von
Numidien Tac. II. II 98 IV 49, curator riparum et alvei Tiberis CIL
VI 1238. Vgl. seine Laufbahn CIL V 531, leg. Aug. pr. pr. von Pan-
nonien im J. 73) Wiener Studien 1882 S. 216, leg. Aug. Tarrac. 79/80.
CIL II 2477. 4799 etc. Asbach Consularfasten von 6S— 96. Rheinl.
Jahrbb. LXXIX (1885) S. 110 f.
2. «MOS vultus. Das von ihr in Besitz genommene Antlitz, zu I
111, 2. lues nennt Plin. N. h. XXVI 3 die mentagra. XI 91, 6 hor-
rida vultus abstulit et tenero sedit in ore lues.
3. siccis genis = XII 3, 16.
4. Stygios — adire lacus = V 25, 6. Stygias aquas IV 73, 2. St.
undas VI 58, 2 IX 51, 3. St. aqua IX 101, 8. Vgl. auch zu I 101, 5.
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 215
5 Nec tarnen obscuro pia polluit ora veneno
Aut torsit lenta tristia fata fame,
Sanctam Romana vitam secl morte peregit
Dimisitque animam nobiliore via.
Hanc mortem fatis mag-ni praeferre Catonis
10 Fama potest: Inüus Caesar amicus erat.
LXXIX.
Semper agis causas et res agis, Attale. semper:
Est. nou est quod agas, Attale, semper agis.
8i res et causae desunt. agis. Attale. mulas.
Attale, ne quod agas desit, agas animam.
LXXX.
Sportula, Cane, tibi suprema nocte petita est.
Occidit puto te, Cane, (luod una fuit.
LXXX 2. una] uvnsi Koestlin 'Philol XXXVI (1877 264 ff. ima. Flach.
LXXVIII 10. Eleg. de morte Maecen. 103 (Baehrens Plm I p. 129)
Caesar amicus erat: potuit vixisse sohlte.
5. obscuro veneno. Obscuro : im Verborgenen wirkend.
6. torsit — fata : quälte den Tod d. h. machte den Tod qualvoll.
9. fatis. Zu I 42, 4.
C'atoiiis, für den die Feindschaft Caesars ein IMotiv zum Selbst-
morde war, während für Festus die Freundschaft des Kaisers das Le-
ben wünschenswerth machte.
LXXIX. 2. JEst, non est quod arjas. Die Auslassung von sive —
sive ist ebenso ungewöhnlich als die von si häufig. Zu 11 44, 1.
LXXX. Auf einen armen Clienten, der durch eifrigen Dienst mehr
als eine sportula am Tage verdiente. SG I 393. Den Schmerz da-
rüber, dass er am Abende vor seinem Tode nur eine, d. h. nur von
einem Patron, hatte einziehen können, giebt M. scherzend als Ursache
seines Todes an. Flach vermuthet ima. Doch wenn ima auch die
vorausgesetzte Bedeutung : »der niedrigste Satz der sportula" haben
könnte, hätte M. so nur dann sprechen können, wenn es eine ganze
Skala von fest normirten Sportein gegeben hätte. Es ist aber im-
mer nur von der allgemein üblichen sportula von 25 as die -Eede,
und wenn manche Patrone mehr oder weniger zahlten (SG a. a. 0.),
so erfolgte die Erhöhung oder Verminderung offenbar ausnahmsweise
nach Willkür oder Abmachung mit den Clienten, und es gab ausser
dem Satz von 25 Sesterzen keine anderen festen Sätze, also auch keine
niedrigste sportula.
216 M. Valerii Martialis
LXXXl.
A servo scis te g-enitum blaudetiue fateris,
Cum tlicis dominum, Sosibiane, patrem.
LXXXII.
Haec quae pulvere dissipata multo
Longas portieus exi)licat ruiuas,
En quanto iacet absoluta casu.
Tectis nam modo Regulus sub Ulis
5 Gestatus fuerat recesseratque.
Victa est pondere cum suo repeute
Et postquam domino nihil timebat.
Securo mit incruenta damuo.
Tantae, Regule, post metum querellae
10 Quis curam neget esse te deorum,
Propter quem fuit innocens ruina?
LXXXIII.
Os et labra tibi lingit, Maneia, eatellus;
Non miror. merdas si libet esse cani.
LXXXIV.
Uxorem habendam non putat Quirinalis,
Cum velit habere filios. et invenit
corr
LXXXII 3. En quanto Qc Scr Gilbert p. 23 en quarto
quanto Pin tanto EXABCFGO 6. repente, (und recesseratque:)
Gilbert^ 514 repente; Schi.
LXXXI. Die alte Sitte, dass Kinder ihre Väter mit Herr an-
redeten, hatte sich hiernach in manchen Häusern erhalten. SG I 39(j.
LXXXII. Vgl. I 12.
3. absoluta. Von der Schuld dem Regulus Uebles zugefügt zu
haben, freigesprochen.
6. victa est jiondere cum suo. XI 41, 3 Cedentes oneri ramos sil-
vamque fluentem Vicit.
!t. Entweder: nachdem wir Grund zur Furcht vor einer solchen
Wehklage gehabt, oder inach Gilbert;: nachdem die Götter Furcht
vor einer solchen Wehklage gezeigt haben.
10. Vgl. Verg. A. III 475 Anchisa cura deum. Tibull. III 4, 43
Salve cura deum. Ovid. Am. III 9,17 At sacri vates et divum cura
vocaunir. Vgl. zu I 111, 1. 9-11. Vgl. I 12, 11 s
Epigramuiaton Liber I lin den J. 85/86,. 217
Quo possit istiicl more: fiituit ancillas
Domumque et agros implet eiiuitibus vernis.
5 Pater familiae verus est Quirinalis.
LXXXV.
Venderet excultos colles cum praeco facetus
Atque suburbani iugera pulchra soll.
»Errat« ait »si quis Mario putat esse necesse
Vendere: nil debet, feuerat immo magis.«
5 ))))Quae ratio est igitur?«« »Servos ibi perdidit omnes
Et pecus et fructus, uon amat inde locum.«
Quis faceret pretium nisi (lui sua perdere vellet
Omnia? Sic Mario uoxius haeret ager.
LXXXVI.
Vicinus meus est manuque tangi
De nostris Novius potest fenestris.
Quis non invideat mihi putetque
Horis Omnibus esse me beatum,
5 luncto cui liceat frui sodale?
Tam louge est mihi (|uam Terentiauus,
Qui nunc Niliacam regit Syenen.
LXXXV 1. Vs:l. zu I 116,
LXXXIV. 5. 2Jater familiae. Die übliche Form p. familias iL.
Mueller r. m. p. 376; hat M. absichtlich vermieden, da der Ausdruck
hier einen Doppelsinn haben soll.
LXXXV. 1. Praeco facetm. Das Gewerbe des Ausrufers bei Auk-
tionen stand dem des Spassmachers nahe (vgl. VI 66, und darum in
Missachtung. Mommsen StR I 350. SG I 277 f.
2. I 116, 2 culti iugera pulchra soll. X 58, 9 suburbani iiigera.
7, jn-etiiim facet-e: bei einer Auktion bieten. Digg. X 3, 19, 1
qui de vestibulo licere cogatur, necesse habeat, interdum totarum
aedium pretium facere, si alias aditum non habeat.
LXXXVI. 2. Novius. Wahrscheinlich der VII 72, 7 als guter
Brettspieler erwähnte Novius Vindex SG III 558?;.
6. 7. Tei-entianus — Syenen, d. h. der als Präfekt der dort sta-
tionirten 3 Cohorten (Strabo XVII 70(i) an der äussersten Grenze des
römischen Reiches stand.
218 M- Valciii Martialis
Non convivere. nee videre saltim,
Non audire licet, nee iirbe tota
10 Quis(iuam est tarn prope tarn procul({ue uobis.
MigTandnm est mihi longius vel illi.
Vicinns Novio vel inquilinus
Sit, si quis Noviura videre non viilt.
LXXXVIL
Ne gravis hesterno fragres. Fescennia. vino.
Pastillos Cosmi luxuriosa voras.
Ista linunt dentes iantaciila, sed nihil obstant.
Extremo ructus cum redit a barathro.
5 Quid ([uod ölet gravius mixtum diapasmate virus
Atque duplex animae longius exit odor?
Notas ergo nimis fraudes deprensaque furta
lam tollas et sis ebria simpliciter.
LXXXVIII.
Alcime, quem raptum domino crescentibus annis
Lavicana levi caespite velat humus.
LXXXVI 8. saltim T.
LXXXVII 3. jantacula TPF jactacula EXABC(r ientacul:
Q (en auf Rasur) lo obstant C Sehn obstent T obstat PQFut So:
LXXXVIII 1. Ovid. A.a. I fil Seu caperis primis et adhuc cre-
scentibus annis.
12. mquilirms. Hansgenosse, is qui eundeui colit focum. Festns
p. 79.
LXXXVII. 1. Vgl. I 29, 1 und V 4.
2. Co,vni. Cosmus der damals berühmteste Parfiimerien- und
Essenzenhändler Korns. Vgl. III 55; 82 VII 41 (?); XI 8; 15; 18; 50
XII 55; 65 XIV 59; 110; 146.
pastillos. Vgl. Horat. Sat. I 2, 27 und I 4, 92.
5. diapasmate: Streupulver. Plin. N. h. XIII 19 (Siccis adoribus
eonstat, quae diapasmata vocantur und XXI 125.
LXXXVIII. Auf den Tod eines im Knaben- oder ersten Jüng-
lingsalter stehenden Sklaven M.'s, der an der via Lavicana (Marquardt
Prl. 352, 1) begraben war.
Epigrauimaton Liber 1 in den J. 85/86). 219
Accipe non Pario nutantia poudera saxo,
Qnae cineri vaniis dat niitura labor,
5 Sed faciles buxos et opacas palmitis umbras
Quaeque virent lacrimis roscida prata meis
Accipe, care puer, uostri mouumenta doloris:
Hie tibi perpetuo tempore vivet honor.
Cum mihi supremos Lacbesis perneverit annos,
10 Non aliter cineres mando iacere meos.
LXXXIX.
Garris in aurem semper omnibus, Cinna,
Garris et illud teste quod licet tnrba.
Rides in aurem, (luereris, arg-uis, ploras,
Cantas in aurem, iudicas, taces, clamas,
5 Adeo(iue penitus sedit bic tibi morbus,
Ut saepe in aurem, Cinna, Caesarem laudes,
XC.
Quod nunquam maribus iunctam te, Bassa, videbam
Quod(iue tibi moecbum fabuhi nulla dabat,
LXXXVIII 5. faciles TEXABCd fragiles QFm Scr BenÜeij
7. momimenta w monimenta PEXAG Sehn momenta T (i. meis dil-
hert meis. Sehn.
XC 1. jnnctam PQEFio Frdl (iilhert cnnctam T vinctam M
cinctam Scr Sehn.
(LXXXIX 5. Catull. :i9, 7 Quodcnmqiie agit, renidet. Hnnc habet
morbumi.
3. nutantia pondera = V 12, 1. 2.
5. faciles: leicht beschafft, (rilhert.
6. Ueber gartenUhnliche Anlagen bei Gräbern vgl. I 114; U«
Marquardt Prl. 357. T. monumenta: als Denkmäler. Crilhert.
LXXXIX. Garris in aurem. Zu III 44, 12.
XC 1. iunctam: in der Nähe von Männern; vgl. I 86, 5 VII 38, 4.
IX praef.4 X 75, 11 XI 52, 4 XII 48, 8. Passend wäre auch cinctam.
I 49, 28 focum) infante cinctum sordido II 74, 1 Cinctum togatis
post et ante Saufejum II 62, 2 Quod cincta est brevibus mentula
tonsa pilis.
2. fabicla nulla: kein Gerede, wie Horat. Epp. I 13, v». Ep. 11, 8
Ovid. am III 1, 21 etc.
220 M. Valcrii Miirtiivlis
Omne sed officium circa te semi)er obibat
Turl)a tui sexus, non adeunte viro:
5 Esse videbaris, fateor, Lucretia nobis:
At tu, pro facinus. Bassa, fututor eras.
luter se geminos audes committere cunuos
Mentiturque virum i)rodig-iosa Vcuus
Commenta es dignum Thebano aeuigmate moustrum,
10 Hie ubi vir non est. ut sit adulterium.
XCI.
Cum tua non edas, carpis mea carmina, Laeli.
Carpere vel noli nostra vel ede tua.
XCII.
Saepe mihi queritur non siccis Cestos ocellis,
Tang'i se digito. Mamuriane. tuo.
Non opus est digito: totum tibi Ceston habeto.
Si deest nil aliud, Mamuriane. tibi.
5 Sed si nee focus est nudi nee sponda grabati
Nee curtus Chiones Antiopesve calix.
XCII 5. nudi nee FQÜFoj Fnll nee nudi T Seh».
XC 4. Ovid. F. VI 4i0 fsacraj non adeunda viro. Ovid. Tr. III lü,
76 loca felici non adeunda viro.
XC 8. Claudian. Eutrop. I 340';Semiramis) Assyriis mentita virum.
Baehrens Plm IV 335, 4 Invasit jxivenem prodigiosa Venus.
XCII Catull 21.
XCII 5. Catull 10, 22 veteris pedem grabati.
XCII. M. hat in einigen Epigrammen die Bettelarmuth an sich
(XI 32) und in Verbindung mit zur Schau getragener Lebeusverach-
tung im stoischen Sinne (XI 56; oder auch mit schmählichen Lastern
{II 51) verhöhnt: immer mit mehr oder weniger Reminiseenz an Ca-
tuUs Spottgedichte auf Furius und Aurelius (c. 15; 21 ; 23), an welche
dies Epigramm sich am engsten anschliesst. Faukstadt p. 14 sq.
1. Cestos. Name für einen schönen Knaben auch VIII 46, 2 und
VIII 51, 18.
4. deest. Stets einsilbig. LMueller r. m. p. 247 und 253.
5. midi .'sponda grahati = XI 56, 4; XI 32, 11 nee toga nee locus
est nee tritus cimice leetus
6. Cliiones Atitiopesve calix. Der Hausrath von Dirnen der niedrig-
sten Art bei der Schilderung der äussersten Armuth auch III S2, 2
Epigrauimaton Liber I {in den J. 85/86), 221
Cerea si pendet lumbis et scripta lacerna
Dimidiasqne nates Gallica braca tegit,
Pasceris et nigrae solo nidore culinae
1 0 Et bibis immimdam cum cane })ronus aquam :
Non culum, neque euim est ciüus, qin non cacat olim,
Sed fodiam digito qui superest oculum:
Nee me zelotypum nee dixeris esse maligimm.
Deniciue paedica, Mamuriane, satur.
XCIII.
Fabricio iunctus tido requiescit Aquinus,
Qui prior Elysias gaudet adisse domos.
Ära duplex primi testatur munera pili:
Plus tarnen est, titulo quod breviore legis:
5 Iunctus uterque sacro laudatae foedere vitae,
Famaque quod raro novit, amicus erat.
XCIV.
Cantasti male, dum fututa es. Aegle.
lam cantas bene; basianda non es.
8. braca Hm praecla T peda PQ plaga A G palma O pallai^o) Rand
D.Au.Q 12. ocuhim: 13. maligntim. Oerth ociilum. malignnra : Sehn.
XCIII 2. adisse QEFm abisse "IßP. 4. Wie im Text PQ? Schfi Inscrip-
tum est Titxüo quod breviore leges EFACO Schni legasX legis w6'ct-.
XCII 11. CatuU 2:5, 19 culus tibi purior salillo est Nee toto
decies cacas in anno.
(cnrta Ledae testa) tind IV 4, 9. Vgl. auch XI 32, 4 Nee sera nee
clavis nee canis atque calix.
7. Cerea. Wie IV 53, 4: von langem Gebrauch gelb geworden.
scripta: beklext. Ueber scribere malen, bemalen Gronov. Diatr.
in Stat. 431 (2781; zu XI 4, 3. Stat. Theb. XI 514 Arvaque sanguineo
scribit rutilantia gyro.
XCIII. Auf zwei Grabaltäre, die als Monumente zweier neben
einander begrabener, befreundeter Primipilaren Fabricius und Aqui-
nus dienten.
2. Elysias — domos. Elysium — nemiis VII 40, 4 XI 5, 6.
adisse. Zu I 78, 4.
3. 4. Von zwei Inschriften, die sich auf den beiden Grabaltären
befanden, enthielt verrauthlich die längere die militärischen Chargen
und Auszeichmmgen der beiden Verstorbenen, den Inhalt der kür-
zeren umschreibt das letzte Distichon.
222 M. Valerii Martialis
xcv.
Quocl elamas semper, quod agentibus ol)Strepis, Aeli,
Nou facis lioc gratis: accii)is, ut taceas.
XCVI.
Öi uon molestum est teque nou i)ig-et. scazoii,
Nostro rogamus pauca verba Materno
Dicas in aurem sie ut audiat solus.
Amator ille tristium lacernarum
5 Et baeticatus atque leucopbaeatus,
Qui cocciuatos non putat viros esse
Ametbvstinasque mulienim vocat vestes,
Nativa landet, babeat et licet semi)er
Fuscos colores, galbinos habet mores.
10 Rogabit, unde suspicer virum mollem.
Uua lavamur: aspicit nibil susum,
XCVI 11. susiim MEXABFG Sclm-^ ^wx^um PQ SchiK
XCVI 1. Catull 55, 1 Oramus, si forte non molestum est.
XCV 1. agentibus. Den Sachwaltern.
XCVI 1. VII 26, 1 Apollinarem conveni meum scazon, Et si
vacabit (ne molestus accedas) etc.
2. 3Iater)w. Maternus, an den auch II "4 gerichtet ist, nach X
\M ein Rechtsgelehrter aus Bilbilis.
4 — 9. Mäntel (lacernae; in lebhaften Farben wurden damals von
Männern viel getragen, und daran Anstoss zu nehmen war übertrie-
bene oder aifektirte Strenge. Vgl. II 46 SG III 63 f.
5. baeticatus — leucophaeatus . Beides wol nur hier. Die bätischen
Mäntel waren ans der ungefärbten XIV 133) rüthlichen oder gold-
farbenen Wolle von Baetica. XII 63,3—5 XII 98, 2 ; Blümner 129, 1—5.
6. cocciuatos. Auch V 35, 2. Scharlachmäntel ylV 28. 2; nächst
Purpurmänteln die kostbarsten SG III 64, 9.
7. Amethi/stinasque. Der violette Amethyst- oder Janthinpurpur
zu I 53, 5) gehörte zu den kostbarsten Purpursorten.
S. Natica. Plin. N. h. VIII 191 colorum plura genera — ; quas
oves; nativas appellant, aliquot modis Hispania habet. Non. p. 549
pullus color est , quem nunc Spanum vel nativum dicimus. Marquardt
Prl. 462, 1.
9. galbinos — ?nores. Galbina (Juven. 2, 90 grüngelbe Gewänder
scheinen vorzugsweise von Frauen, und vielleicht auch von Männern
als Schlafröcke getragen worden zu sein. Vgl. III 82, 5.
Epigrauimaton Liber I (in den J. S5/86). 223
Öed spectat oculis devorautibus draucos
Nee otiosis mentulas videt labris.
Quaeris quis liic sit? Excidit mihi uomen.
XCVIL
Cum clamant omnes, loqueris timc, Naevole, tantum,
Et te patronum causidicumque putas.
Hac ratione potest nemo uou esse disertus.
Ecce, taceut omnes: Naevole, die aliquid.
XCVIII.
Litigat et podagra Diodorus, Flacce. laborat.
Sed uil patrouo porrig-it; baec cberagra est.
XCIX.
Non i)lenum modo vieles babebas,
Sed tarn i)rodigus atque liberalis
Et tarn lautus eras, Calene. ut omnes
Oi)tarent tibi centies amici.
5 Audit vota deus precesque nostras
Atque intra, puto, septimas Kalendas
Mortes hoc tibi quattuor dederunt.
At tu sie quasi uou foret relictum,
Sed raptum tibi centies, abisti
10 In tantam miser esuritionem,
Ut convivia sumptuosiora,
Toto quae semel apparas in anno,
Nigrae sordibus explices monetae,
12. oculis devorantihus. IX 5!), '6 oculisque coinedit.
13. labris. Vgl. Jiiv. 9, 35 spumanti — labello. (rilhert.
XCVIII 1. Flacce. Vielleicht der I 57 angeredete.
XCIX. Das Thema, dass grosse Vermehrung des Vermögens bis-
weilen Geiz hervorbringt, hat M. auch I 10.3 und IV 51 behandelt.
1. plenum vicies: soviel als 435000 Mark. Plenum centies V
70, 2 centies laxum III 22, 2 tricies soldum IV 37, 4. Hultsch,
Metrologie 2. Ausg. 295, 4.
4. centies: 2175000 Mk.
10. esuritionem. Catullisches Wort. c. 21, 1; 23, 14.
13. explices. Vgl. I 103, S.
224 M. Valerii Martiulis
Et Septem veteres tui sodales
15 Constemus tibi plumbea selibra.
Quid dignum meritis precemur istis?
Optamus tibi milies, Calene.
Hoc si contigerit, fame peribis.
C.
Mainiuas atque tatas habet Afra, sed ipsa tatarum
Dici et mammarum maxima mamma potest.
CI.
lila manus qiiondaiii studiorum fida meorum
Et felix domino notaque Caesaribus,
XCIX 17. optamus w obtamus T optemiis '^PQF milies
TQXFGO millies 31 (vgl. Einl. S. 116).
15. plumbea selihra. Gilbert Zu Martialis N. Jbb. Ib82 S. 132: Der
Geizhals nimmt nicht nur abgegriffenes Courant (v. 13), sondern auch,
um seine reichen Baarmittel zu schonen, eine plumbea (wol nicht
«unscheinbar gewordene<', sondern »lumpige^ selibra, d. h. ein silbernes
Geräth. Solche wurden auch bei Zahlungen gegeben und genommen
SGIII 111 , womit ihre Bezeichnung nach dem Gewicht (SG III 14ü ff.)
zusammenhängt. Selibra IV 46, 7 V 19, 11 VII 72, 3 VIII 71, S X
14, 8 X 57, 2; dagegen semodius IV 46, 6 VII 53, 5.
16. IV 51, 5 Quid tibi pro meritis et tantis laudibus optem?
C. Auf ein schon alterndes Mädchen oder Frau, die die Benen-
nungen der Kinder für Eltern, Erzieher und Erzieherinnen, tata und
'uamma (Papa und Mama) anwendet, um jünger zu erscheinen. Les-
sing VIII 515 erinnert an das 4. Epigramm des Myrinus (Anthol. Gr.
T. II p. 108 ed. Jacobs 1794 II 94) v. 3:
B7.-TS 0£ Td? \vymc, y.oX H'(z Ttäot TATA.
(quo magis puella.et juvencula videatur. Jacobs VIII p. 285, der auf
M. X 39 und 67 verweist) . Uebrigens müssen diese Ausdrücke in der
Umgangssprache viel gebraucht sein, da tata, tatula, mamma, mama
auch auf Grabschriften vorkommen. Orelli 2769. 2813—15 und 4943.
papas Orelli II p. 22 'Jxiv. 6, 632). CIL X 7564 (Inschrift zu Caralis) :
Atiliae L. f. Pomptillae mamm(mae o)ptimae. M. Cassio Philippo tat
(ae pa)rentibus sanetis. Vgl. auch Varro ap. Non. 81, 5.
2. maxima mamma. Bezeichnet nicht wie Digg. XXXVIII 10, 10
§ 17 (amita maxima, matertera maxima einen Verwandtschaftsgrad,
sondern »die älteste Mama.«
CI. Auf seinen 19jährig gestorbenen, vor dem Tode noch frei-
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 225
Destituit primos viridis Demetrius anuos:
Quarta tribus lustris adclita messis erat.
5 Ne tarnen ad Stygias famuhis descenderet umbras,
Ureret implicitum cum scelerata Ines,
Cavimns et domini ins oraue remisimns aegro ;
Munere dignns erat convalnisse meo.
Sensit deficiens sua }3raemia meqne patronnm
10 Dixit ad infernas liber itnrns aqnas.
CIL
Qui pinxit Venerem tuam, Lycori,
Blanditns, puto, pictor est Minervae.
cm.
«Si dederint snperi decies mihi milia centum«
Dieebas nondnm, Scaevola, iustns eqnes,
«Qualiter o vivam, quam large qnam(iue beate!«
Riserunt faciles et tribnere dei.
5 »Sordidior mnlto post hoc toga, pacnnla peior,
Calcens est sarta terqne qnaterqne cnte :
Deque decem plnres semper servantnr olivae.
CHI 6. terque quaterque P (nach Huelsen) Q bisqiie qnaterqne
i:XA:pCDFG.
gelassenen Schreiber Demetrins, der Gedichte von M. für die Cae-
sares, d. h. wol für Titns nnd Domitian geschrieben hatte.
3. XI 71, 5 Vir rogat nt vivat virides nee deserat annos.
5. ad Stygias — umhras = I 114, 5. XI 84, 1 Stygias — ad
umbras = XII 90, 3. XII 52, 12 Non erit in Stygia notior nmbra
domo. Vgl. auch zu I 36, 5 nnd I TS, 4.
9. deficiens: sterbend.
10. ad infernas — aqiias = IX 29, 2.
CIL Vgl. V 40.
cm. Vgl. I 99.
1. decies milia centum. Der senatorische Censns (219521 Mark).
2. nnndum — iustus eqnes. Noch nicht im Besitz des ritterlichen
Censns von 400000 Sesterzen (87009 Mark). Vgl. IV 67, 4 Ut posset
domino plandere instns eqnes.
ö. jjaenula. Eegenmantel. Marqnardt Prl. 547 f.
Martial I.
15
226 M. Valorii Martialis
Explicat et ceuas unica mensa diias.
Et Veieutaui bibitur faex crassa rubelli,
10 Asse cicer tepidum eonstat et asse Venus.
In ins. 0 fallax atque infitiator, eamiis:
Aut vive aut decies, Öcaevola. redde deis.
CIV.
Picto quod iuga delicata collo
Pardiis sustiuet improbaeque tigres
Indulgeut patientiam flagello.
Mordent aiirea quod lupata cervi,
5 Quod frenis Libyci domantur ursi
Et. quantum Calydon tulisse fertur.
Paret purpureis aper capistris:
Turpes esseda quod trahunt bisoutes
Et molles dare iussa quod cboreas
10 Nigro belua nou negat magistro:
Quis spectacula non putet deorum?
CIV 5. frenis] freno PQ Scr. 10. non PQSchn-^ nihilEXABFG
nil SchnK
8. Vgl. I 99, 13.
9. Veientani. Eine der geringsten Weinsorten III 49, 1. Mar-
quardt Prl. 436, 20.
10. Asse cicer eonstat. Zu I 41, 5. Petron. c. 14 uniim dipondium
(2 as,, quo cicer lupinosque destinaveramus mercari.
et asse Venus. II 53, 7 Si plebeia Venus gemino tibi iungitur
asse. IX 32, 3 Hanc volo, quam totum redimit denarius alter. IX 4, 1
Aureolis futui cum possit Galla duobus Et plus quam futui si toti-
dem addideris etc. X 75 Milia viginti me quondam Galla poposcit etc.
VII 10, 3 Centenis futuit Matho milibus. Vgl. Henzen-Orelli 73!'ü.
7306. Rh. Mus. XVII 13S und Buecheler das. XVIII 394.
11. In ius — eamus. XII 97, 10 Sit tandem pudor aut eamus
in ius. 12. vive. Zu I 15, 4.
CIV. Zu I 6 und über die Vorführung abgerichteter Thiere im
Amphitheater SG II 360 f.
5. Lyhici ursi. Numidische Bären, SG II 492.
6. Calt/don. Vgl. IX 48, 6 und XI 69, 10 Quantus erat Calydon
aut Erymanthe tuus.
9. 10. Tänze von Elephanten ausgeführt SG II 361. Mohren als
Elephantenwärter VI 77, S SG I 20, 1.
Epigrammaton Liber I in den J. 85/86). 227
Haec trausit tarnen, ut miuora, quisquis
Veuatiis humiles videt leonum.
Qnos velox leporum timor fatig-at.
15 Dimittnut, repetuut, amantque captos,
Et securior est in ore praecla,
Laxos cui dare perviosque rictus
Gaudent et timidos tenere dentes,
Möllern frangere dum pudet rapinam,
20 Stratis cum modo veneriut luvencis.
Haec dementia non paratur arte,
Sed norunt cui serviaut leones.
CV.
In Nomentanis, Ovidi, quod nascitur agris,
Accepit quotiens tempora longa, merum
Exuit annosa mores nomeuque senecta:
Et quidquid voluit, testa vocatur anus.
CV 1. agris PQo) vgl. II 3^, 1 arvis EXABCFG Schn^- 3. In-
ierp, nach Gilbert'^ i) 514 Sehn: longa mernm, senecta ohne Interp.
CV 3. Ovid. M. VII 237 Et tarnen annosae pellem posnere sene-
«tae (dracones,.
18. timidos tenere dentes. I fi, 2 Inlaesum timidis ungnibus haesit
onus.
21. 22. Vgl. I 14, 5 SS.
22. cui. Zweisilbig auch VIII 52, 3 XI 72, 2 XII 49, 3; überall
im zweiten Fusse des Phalaeceus. Vgl. Nene Formenl. II 2 229. L.
Mueller r. m. 270.
CV 1. Ovidi. Ovidixis, der den von Nero im J. 05 nach Sicilien
verbannten Frennd des Philosophen Seneca, Caesonius Maximus, ins
Exil begleitet hatte VII 44 , vermuthlich wie M. ein Client der Se-
neca, war M.'s Gutsnachbar bei Nomentum. VII 93 IX 98 XIII 119.
Da nun auch der Philosoph Seneca ein grosses Weingut besessen
hatte, und das Gütchen M.'s ebenso wie das des Ovid XIII 119 ein
Weingut war VII 73 X 44 , so liegt die Vermuthung nahe, dass
Seneca oder dessen Erben Theile des Hauptgutes an beide verschenkt
hatten. Vgl. über Q. Ovidius ausserdem IX 52 und 53 (auf seinen Ge-
burtstag, den 1. April , X 44 auf eine von ihm als Begleiter eines
Freundes nach Britannien angetretene Reise und SG III 395.
3. 4. Vgl. XIII 117 Amphora Nestorea tibi Mamertina senecta
15*
22S ^I- Valerii Martiaiis
CVI.
Interpouis iKiuam siibinde, Rufe,
Et si cogeris a sociale, raram
Diluti l)ibis imeiam Falerni.
Niimquid pollicita est tibi beatam
5 Noctem Naevia sobriasque mavis
Certae nequitias fututionis?
Snspiras, retices, gemis: negavit.
Crebros ergo licet bibas trientes
Et durum iugules mero dolorem.
10 Quid parcis tibi, Rufe? dormiendum est.
CVII.
Saepe mihi dicis, Luci carissime luli,
«Scribe aliquid maguum: desidiosus bomo es.«
Otia da nobis, sed qualia fecerat olim
CVI 8. licet bibas EXABFG Sehn bibas licet PQco So: 9. do-
lorem EXABGO pudorem PQFoi vgl. zu X 98, 11;.
CVII 3. Verg. Ecl. 1, G deus nobis haec otia fecit.
si detnr quodvis nomen habere potest. Nomentaner gehörte ebenso
wie Mamertiner zu den besseren Sorten. Wird er alt, so kann man
ihm den Namen jedes beliebigen guten Weines geben. Vgl. Mar-
auardt Prl. 433, 12 nnd 436, 3.
4. testa anus. Zu I 39, 2.
CVI. Vgl. I 68.
3. unciam: einen cyathus. Marquardt Prl. 325.
6. fututionis. Catnlli-ich (c 32, 8).
8. trientes. Becher, die drei cyathi hielten, als gewöhnliche Triuk-
gefässe oft erwähnt. Marquardt a. a. 0.
CVII. Dasselbe Thema ist auch VIII 56 behandelt.
1. Ltici — luli. Sonst nirgend genannt.
2. desidiosus homo es. Vgl. VIII 3, 12 und desidiosus eques XII
26, 2.
3. fecerat. M. neigt zum Gebrauch des Plusquamperfekts, wo man
das Perfekt (oder auch das Imperfekt* erwartet, namentlich feceram
fueram dixeram. Vgl. z. B. II 41, 2 II 83, 2 III 52, 1 V 23, 1 V
52, 4 XI 37, -A XI 39. 12 XI 71, 1 XI 99, 9 XII 6'1. 4 Guttmana
p. 40—45.
Eplgrammatoü Liber I in den J. 85/SG). 229
Maeceuas Flacco Vevgilioque siio:
3 Coudere victuras temptem per saecula curas
Et uomeu flammis eripuisse meum.
In steriles nohmt campos iuga ferre iuvenci:
Ping-ue solum lassat, secl iiivat ipse labor.
CVIII.
Est tibi (sit(iue precor miiltos crescatque per auuos)
Piilchra (luidem, verum transtiberina domus:
At mea Vipsauias speetant cenacula laurus,
Factus in hac ego sum iam regione seuex.
5 Migraudum est, ut mane domi te, Galle, salutem:
Est tauti, vel si longiiis illa foret.
Sed tibi nou multum est, imum si praesto togatum:
Multiim est, bunc imum si mihi, Galle, uego.
CVII 7. nohmt campos TFris.Q? Sehn camTßos nohiutPEFtuScr.
CVIII 3. Vipsanias Gilbert Vipsanas P Sehn rupsanas Q
BlD)i'y:psana;s) EXABCFGO 0. est VEBVG Gilbert p. -21 es,
dahinter ein Buchstabe ausradirt Q es m Sehn.
CVII 8. Verg. G. I G4 Pingue solum — Fortes invortant tauri.
CVIII 1. Ovid H. 1,111 Est tibi, sitque precor, natus, qiii etc.
Ovid. Tr. I 9, 1 Est mihi, sitqne precor, Flavae tntehi Minervae Navis.
Cons. ad Liv. 471 Est tibi, sitque precor, multornm filius instar.
5. victuras — curas. Vgl. zu I 25, 7.
CVIII. Die Beschwerde über die Zumuthung zu vieler Clienten-
dienste hat M. an einen Gallus auch X 56 und 82 gerichtet. Der hier
und vielleicht auch in jenen beiden Epigrammen Angeredete ist
schwerlich Munatius Gallus X 3.3.
1. Vgl. IX 18, 1 Est mihi sitque precor longum te praesido
Caesar.
3. Vipsanias — laurm. Hier und IV 18, 1 (Vipsaniis — columnis,
ist die porticus des Agrippa geraeint, welche einen mit Lorbeerhai-
nen bepflanzten Platz umgab. Becker Top. I p. 597 Anm. 1259.
lieber die Verschleifung des i zu IV T8, 8. M.'s Miethwohnung zu
I 117 lag in der Nähe des Floratempels auf dem westlichen Rande
des Quirinal. Becker Top. 577, A. 1218.
5. Micjrandum est. Entweder: ich muss eine Reise machen, oder,
wenn longius hier bedeutet: abgelegener Gilbert): ich muss umziehn.
6. Est tanti sc. migrare.
7. togatum. SG I 339, 5.
230 ^I Valerii Martialis
Ipse salutabo decima te saepius hora:
10 Mane tibi pro me dicet havere über.
CIX.
Issa est passere neiiuior Catulli,
Issa est purior osculo eolumbae,
Issa est blandior omnibus puellis,
Issa est carior Indicis lapillis,
5 Issa est deliciae catella Publi.
Hanc tu, si qiieritur, loqiii putabis;
Sentit tristitiamque gaiidiumque.
Collo nixa cubat capitque somnos,
Ut suspiria nuUa seutiantur;
10 Et desiderio coacta ventris
Gutta pallia non fefellit ulla,
Sed blando pede suscitat toroque
CVIII 10. havere P avere Qw Scr avete XF averte EAJB
aveto CG Sehn.
CIX 1—5. Issa] Ipsa PQ prBFz.
9. 10. Vgl. I 70, 17. 18.
CIX. Publius, allem Anschein nach derselbe, der sich dnrch die
Eleganz seiner Kleidung II 57, seiner häuslichen Einrichtung und
Dienerschaft X 9S und dixrch seine Kunst im Brettspiel auszeichnete,
hatte seine Lieblingshündin (Publius exiguae si flagrat amore catellae
VII 87, 3) Issa selbst gemalt. Das Gedicht M.'s erinnert fast nur am
Anfang an den passer des Catullus. Der Einfall Bergks (Philol. XI
:iS5, bei CatiiU 3, 7 Issa statt ipsa zu lesen, ist schon deshalb ver-
fehlt, weil passer ein Masculinum ist. Vgl. Paukstadt p. 5 s. Da-
gegen hält Buecheler (ad Petron. e. 63 ed. maj.) Issa für die volks-
thümliche Aussprache von Ipsa in der Bedeutung Domina, das dann
auch als Liebkosungswort gebraucht worden sei.
1—5. M. liebt es, aufeinander folgende Verse [wie Catull. 3, 3
und 4: mit demselben Wort oder derselbeu Phrase anzufangen, auch
zwei gleich oder ähnlich lautende Verse aufeinander folgen zu lassen ;
vgl. VI 14 X 35 XII 79; zu II 41, 3 und 4. Paukstadt p. 25—27.
4. Indicis lapillis. X 38, 5 Carls litoris Indici lapillis.
10. Erinnert dem Klange nach an Catull 2, 5 Cum desiderio meo
nitenti
Epigrammaton Liber I in den J. S5/86). 231
Deponi monet et rogat levari.
Castae tantus inest piidor catellae,
15 Ignorat Venerem; nee iuvenimus
Dignum tarn tenera virum piiella.
Hanc ne lux rapiat suprema totam,
Picta Publius exprimit tabella,
In qua tarn similem videbis Issam,
20 Ut Sit tarn similis sibi nee ipsa.
Issam denique pone cum tabella:
Aut utramque putabis esse veram,
Aut utramque putabis esse pictam.
CX.
Scribere me quereris, Velox, epigrammata longa.
Ipse nihil seribis: tu breviora faeis.
CXI.
Cum tibi sit sophiae par fama et cura deorum,
CIX 13. monet et rogat MPQABCO Scr Sehn- rogat et monet
EXFG monet et monet ed. Ferrar. SeJmK 19. Issam] Ipsam PQFc.
CXI 1. deorum PQw FnU labortim EX AB CFG Scr Sehn.
19. 20. Issam — ?}««. Bnecheler (s. oben) glaubt, dass M. die
beiden Wörter als so gut wie gleichlautende absichtlich einander ent-
sprechen lässt.
CXI. 1. sophiae. VII 74, 9 Hie pius antistes sophiae sua dona
ministrat. Seneca Epp. 89, 7 sapientia est, quam Graeci oocptav vo-
cant. Hoc verbo Roman! quoque utehantur , jXcut philosophia nunc
quoque utuntur, quod et togatae tibi antiquae probabunt et inscrip-
tus Dossenni monumento titulus : Hospes resiste et sophiam Dossenni
lege. Vgl. Ennius Ann. I 1-5 '222). Afranius bei Gell. XIII S, 3.
Cic. de offic. I 43, 1.53 illa sapientia, quam ao'-fictv Graeci vocant.
In der Zeit zwischen Seneca und Martial mag das griechische Wort
aus der Umgangssprache in die Schriftsprache eingedrungen sein.
Vgl. über sophos zu VII 32, 4.
1. eiira deorum heisst Regulus selbst I S2, 10, doch ist deorum
hier ohne Zweifel als objektiver Genitiv zu fassen (wie Liv. VI 41
tradamus — deos deorumque curam, quibus nefas est). Die cura deo-
rum (v. 2 pietas) ist für M. die Veranlassung ihm Weihrauch zu
schenken, wie die fama sophiae v. 2 Ingenium) die Veranlassung zum
Geschenk des Buches.
232 M. Valerii Martialis
lug-enio pietas nee minor ipsa siio:
Ig-norat nieritis clare munera, qiii tibi librum
Et qiii miratur, Regule, tiira dari.
CXII.
Cum te uon nossem, dominum regemque voeabam:
Nunc bene te novi: iam mihi Priscus cris.
CXIII.
Quaecunque lusi iuvenis et puer quondam
Apinasque nostras, quas uec ipse iam novi,
Male collocare si bonas voles horas
Et iuvidebis otio tuo, lector,
5 A Valeriano Pollio petes Quinto,
Per quem perire non licet meis nugis.
CXIII 5. Pollio w Schn^ lopolio P Polio Sch7i\
(CXII Querolus [Klinkh.] 101 Miriim hoc, si despicit qui novit;
qui non novit, diligit?]
CXIII 1. Ovid. Tr. III 1, T quod viridi quondam malelusit in aevo.
2. ingenio — suo. JFGronov. : ingenio suo , quod ipsa occu-
pavit obtinetque. Sic [I 6, 3 Nunc sua Caesareos exorat praeda leo-
nes.] I T8, 2 Inque suos vultus serperet atra lues, i. e. eius hominis,
cuius corpus invaserat. — Sic apud Ovidium (Nuc. 154) Et crimen
vox est inficiata suum. [Et Statium (S. V 2, 14) meutern sua non
capit aetas.]*) Vgl. Gronov Diatribe in Stat. p. 320, ed. Hand. p. 496.
CXII. Vgl. II 68 Quod te nomine iam tuo saluto, quem regem
et dominum prius voeabam etc. M. erklärt, sich überzeugt zu haben, dass
der von ihm als Patron erwählte Priscus (der Name ist gewiss willkür-
lich gewählt) die vorausgesetzten Eigenschaften nicht besitze, entsagt
daher seinem Dienst tind entzieht ihm die ehrende Anrede, die der
Patron von dem Clienteu beanspruchte. Vgl. VI 88. SG I 341 f. 399.
CXIII. 2. Ajnnasque nostras. XIV 1, 7 Sunt apinae tricaeque et
si quid vilius istis. Plin. N. h. III 104: Diomedes ibi (in Apulia) de-
levit urbes duas, quae in proverbi ludicrum vertere, Apinam et Tri-
cam. Richtig Non. p. 8 (Quicherat) Tricae sunt impedimenta et im-
plicationes et intricare: impedire, morari. Vgl. Curtius Etymol. * 462.
Die Herkunft und Etymologie von apinae ist unbekannt.
5. Dass Q. Pollius Valerianus die Jugendgedichte M.'s verlegte
(oder neu auflegte', beweist am besten den Erfolg, den die beiden
ersten Bücher gehabt hatten. Vgl. oben S. 17 f.
6. iiugis. Nugas nennt M. mit Vorliebe nach CatuU (1, 4) seine
') Die eingeklammerten Stelleu sind heterogen. Gilbert.
Epigrammaton Liber I (in den J. 85/86). 233
CXIV.
Hos tibi vicinos, Faustine, Telesphorus liortos
Faeiiius et breve rus uclaqiie prata tenet.
Condiciit hie uatae ciueres nomenque sacravit
Quod legis Aiitiillae, dig-uior ipse legi.
5 Ad Stygias aequum fuerat pater isset ut umbras:
Quod quia non licuit, vivat, ut ossa colat.
cxy.
Quaedam me cupit (invide Procille!
Loto candidior puella cygno,
Argento, uive, lilio, ligustro:
Sed quandam volo nocte nigriorem,
5 Formica, pice, graculo, cicada.
lam suspendia saeva cogitabas:
Si novi bene te, Procille, vives.
CXIV 5. isset EX AB CFG isse ? Rand v. Q ire %^PQ.
CXV 1. (invide Procille!) Gilbert invide Procille, ScJm.
CXIV 1. (Seneca Epigr. 45, 1 [Baehrens Plm IV 43] Quaedam me,
si credis, amat, sed dissilit, ardet^. 2. Verg. Ecl. 7,38 candidior cygno
(Galatea). Priap. 46, 1. 0 non candidior pnella Mauro (Pr. 32, 1 Uvis
aridior puella passis)'.
CXV 7. Zu III 68, 11.
Gedichte. II 1, 6 IV 72, 3; 82, 4 IV 10, 4 V 80, 3 VI 64, 7 VII 11,
4; 26, 7 VII 51, 1 VIII 3, 11. Paukstadt p. 10 sq.
CXIV. Vgl. I 116. Beide auf den Tod einer Antuila, der jung
verstorbenen Tochter eines Faenius Telesphorus.
1. Faustine. Zu I 25.
hortos. Zu I 8S, 5. 6.
5. Eine Umschreibung der auf Grabschriften üblichen Formeln,
z. B, Orelli 4606 Mater feci filiae meae quod aequum fuerat filia hoc
faceret mihi. Henzen 7380 Debuit in hoc titulo mater ante legi.
ad Stygias umbras. Zu I 101, 5.
CXV 1. invide. Imperativ, da Pr nicht Position 'laacht ^was je-
doch L. Mueller r. m. p. 320 als dxirch die Licenz der epigrammati-
schen Sprache entschuldigt, für möglich hält). Gilbert Philol. An-
zeiger XII 2S. Zu Sp 2S, 10.
234 ^I- Valerii Martialis
CXVI.
Hoc uemus aeterno ciuerum sacravit honüri
Faenius et culti iugera pulclira soli.
Hoc tegitur cito rapta suis Antuila sepulcro,
Hoc erit Antullae mixtus uterque parens.
5 Si cupit hunc aliquis, moneo, ue speret agellum:
Perpetuo dominis serviet iste suis.
cxvn.
Occurris quotieus, Luperce, nobis
»Vis mittam puerum« subincle dicis,
«Cui tradas epigrammaton libellum,
Lectum quem tibi protinus remittam?«
5 Non est quod puerum, Luperce, vexes.
Lougum est, si velit ad Pirum venire,
Et scalis habito tribus, sed altis.
CXVI 2. pulchra TEXABCFG Sehn paiica PQco So:
CXVI 2. Tibnll I 1, 2 Et teneat culti jiigera mxilta soli.
CXVI = Meyer Anthol. lat. 204 ; vgl. Riese Anthol. lat. I praef.
p. XXXVI.
CXVI. Vgl. I 114.
2. iugera pulchra soli = I 85, 2. Itigera pauca soli VI 16, 2.
.5. 6. Eine Umschreibung der gewöhnlichen Schlussbestimmung
von Grabschriften: hoc monumentum sive sepulcrum heredem non
sequitur. Wilmanns Ex. Inscr. II 693 sq.
CXVII. Vgl. das verwandte Gedicht IV 72.
1. Luperce. Ein willkürlich gewählter Name für einen Leser sei-
ner Epigramme, der aber zu geizig ist, sie zu kaufen. Dass dies ge-
schehe, wünscht M., weil er seinem Buchhändler den Vortheil gönnt,
nicht weil er selbst irgend welchen davon hatte, denn buchhändleri-
sche Honorare kannte jene Zeit nicht, wie Birt S. 354 f. irrthümlich
annimmt. SG III 381, 5.
6. ad Pirum. Es ist weit bis zu meinem Hause »zur Birne«. Einen
Ort ad pirum auf dem Quirinal erwähnt die Bulle Innocenz III Reg.
2, 102) vom J. 1199. Jordan, Römische Aushängeschilder Archäol.
Zeitung IV [1871] S. 71 Top. I 72). M. wohnte dort zur Miethe. Vgl.
V 22, 4 VI 27, 1 und zu I 108, 3.
7. sed altis. Da« der Umgangssprache entnommene sed in der
Epigrammaton Liber I in den J. S5/86). ; 235
Quod quaeris propius petas licebit.
Argi nempe soles subire letum ;
10 Contra Caesaris est forum taberna
Scriptis postibus hiuc et iude totis,
Omnes ut cito perlegas poetas.
Illinc me pete. Nee roges Atrectum,
(Hoc nomen dominus gerit tabernae)
15 De primo dabit alterove nido
Rasum pumice purpuraque cultum
Denaris tibi quiuque Martialem.
))Tanti non es« ais? Sapis, Luperce.
CXVII 13. pete. Nee Gilbert^ p. 5U pete, nee .SWoj ne P me C
nee Qiu (petes nee EXABG si Uns 17. denaris EXAB Sehn- de-
nariis QFv3 Sch?i i.
Bedetitung »und zwar« 'vgl. Major zu Juven. 5, 147 braucht M. mit
Vorliebe. II 6, 6 V 44, 9 VI 68, 1 VI 70, 5 VI 7S, 7 VI 93, 2 VII
2, 8 VII 28, 8 VII 34, 4 VII 72, 15 X 87, 14 XII 18, 22. Ueber
Wohnungen in oberen Stockwerken SG I 7.
9. Ar(/i — letum. Die Trennung des Worts beruht auf falscher
Etymologie; zu I 3, 1.
10. Contra Caesaris — forum. Man könnte allerdings das von
dem regierenden Kaiser Domitian erbaute Forum Palladium (zu I 2,
8) verstehen, doch ist wol das Forum Julium Becker Top. 362 ff.)
gemeint.
11. Die Buchläden waren an Pfeilern und Eingängen mit Bücher-
anzeigen bedeckt. Marquardt Prl. 804, 15.
13. Illinc me pete. Nee roges Atrectum, — De primo dabit etc.
»Und auch ohne dass du meine Gedichte ausdrücklich verlangst (vgl.
z. B. den ähnlichen Conjunktiv III 5, S] wird A. sie (als Novität) dir
vorlegen und für 5 Denare geben. In nee gehört das »Und« nicht
zu roges, sondern zum ganzen Satze (dabit).« Gilbert. Ueber Atrectus
als Buchhändler vgl. Einl. S. 16 u. 17, 1.
15. nido. Fach des Büchergestells, vgl. VII 17, 5.
16. Zu I 66, 10. 11. purpurn: der mit Purpur gefärbte Perga-
mentumschlag.
17. Denaris. Vgl. IX 10), 1 und Vipsanis IV 18, 1. Lachmann
ad Lucret. p. 279. L. Mueller r. m. p. 387. quinque. Zu I 66, 3, 4.
236 M. Vnleiii Martiulis Epigraiumaton Liber I.
CXVIII.
Olli legisse satis uou est epigrammata eeutum,
Nil illi satis est. Caediciane. mali.
Subscriptionen; Epigrainmaton liber priuuis explicit. iucipit
secimdus. Ego torquatus gennadius emendavi feliciter qui floreas P.
Epigrammaton liber primiis explicit iucipit secundus. ego torquatus Gen-
nadius emendavi foeliciter qui reflorui Q. M. VALERI. MARTIALIS.
EPIGRAMMATON. LIBER. EXPLICIT. INCIPIT. SECVNDVS.
FELICITER A'. Ego Torquatus Gennadius emendavi feliciter f Schn^
p. XCIII;. Keine Subscription in TEABF.
M. Yalerii Martialis Epigrammmaton
Liber II.
Valerius Martialis Deciano Suo Sal.
»Quid nobis« inquis »cum epistola? parumne tibi
praestamus, si legimns epigrammata ? quid hie porro
dictunis es, quod nou possis versibus dicere? Video
quare tragoedia atque comoedia epistolam accipiant,
quibus pro se loqui uon licet : epigrammata curione non
egent et contenta sunt sua lingua. In quacunque pagina
Visum est, epistolam faciunt. Noli ergo, si tibi videtur,
rem facere ridiculam et in toga saltantis iuducere per-
sonam. Denique videris, an te delectet contra retiarium
Epistola fehlt in TREXABCEFGV.
L. 4 qnare tragoedia atque comoedia (rilhert qua tragoedia
aut qua comoedia '^F quare tragoedia aut comoedia Q quare tra-
goedi (atque comoedi feldt) w Scr quare tragoedi atque comoedi
Sehn quare tragoediae aut quare comoediae Haupt Ojip. III 499 sq.
quare tragoediae et comoediae 3Iadvif/ Advers. crit. II 163 sq. L. 8 et
in toga saltantis inducere personam Pontanus et de in toga saltanti
inducere personam %^PQ et in toga saltantem inducere personam Scr
et in toga saltanti inducere personam Sehn.
Epistola. Deeiano. Zu I S.
4. epistolam. Zu I Epist.l. 18. Vgl. auch III 5, 11. Vorreden in Brief-
form) vor Tragödien erwähnt Quintilian VIII 3, 31 nam memini ju-
venis admodum inter Pomponium ac Senecam etiam praefationibus
esse tractatum, an «gradus eliminat« in tragoedia dici oportuisset.
Haupt Opp. III 499 sq.
5. eurione. curio für praeco auch H. A. Gallieni II c. 12. Vgl.
Cassius Dio LXIX 6. lieber die pronuntiatio tituli von der Bühne
vor dem Anfang der Stücke Friedländer bei Marquardt StV III 543, 2.
8. in toga saltantis indueere personam. Inducere : aiiftreten lassen.
Ebenso lächerlich als auf der Bühne ein Tanz in der toga, ist ein
Buch voll ausgelassener Epigramme mit einer ernsten Vorrede. Viel-
leicht war der Ausdruck ein sprichwörtlicher.
9. contra retiarium ferula. Eine entschuldigende Vorrede, die gegen
238 M. Valerii Martialis
10 ferula. Ego inter illos sedeo qui protinus reclamant.«
Puto mehercules, Deciane, verum dicis. Quid si scias,
cum qua et quam longa epistola negotium fueris habi-
turus? Itaque quod exigis fiat. Debebuut tibi si qui in
hunc librum iuciderint, quod ad primam paginam non
15 lassi pervenieut.
Ter centeua quidem poteras epigrammata ferre,
Sed quis te ferret perlegeretque, über?
At nunc succincti quae sint bona disce libelli.
Hoc primum est, brevior quod mihi cliarta perit;
5 Deinde, quod baec una peraget librarius bora,
L. 11. mehercules PQ~ Gübert^p. 515 mehercule OSchn. 12. fueris
Q(a fueras P.
I 2. perlegeretque TUFm Sehn perlegeretque corr. aus perlegetque
Q perlegeretve fP So- 5. peraget T{Frdl) EXACFG peragat B per-
agit QSchn.
(I 4 Auson. epigr. 35 (34) 1. 2 cliarta — incipe versiculis ante
perire meis. Sidon. Apoll. C. 9, 10 jubes — perire chartam).
die Angriffe der Kritik ebenso wenig vermag als ein Rohrstock gegen
den Dreizack und das Netz des Netzfechters. Ueber die Waffen der
retiarii SG II 4S0 f. Die den Schauspielen im Amphitheater ent-
lehnten sprichwörtlichen Redensarten waren wahrscheinlich sehr
zahlreich.
10. in-otinus reclamant. Diejenigen, welche (im Theater, bei Gerichts-
verhandlungen, Recitationen) ihr Missfallen sofort laut zu erkennen
geben. Cicero de orat. III 10 f. in his si pauUum modo offensum
est, theatra tota reclamant.
11. mehereules. Cic. orat. 47, 157 libentius dixerim — mehercule
quam mehercules. Das letztere, metrisch geschützt Phaedr. III 17, 8
(At, mehercules, narrabit quod quis voluerit; Gilbert 3 p. 515), scheint
der Umgangssprache anzugehören. Petron hat es fast durchweg ein-
mal hercxüe, einmal hercules, und Apulejus (neben hercules) in den
Metam. desgleichen (hercule sehr selten: I 3, 24 IV 2, 7); in den
rhetorischen Schriften dagegen hercule und hercle. HBecker Stud.
Apxilej. Regim. 1S79) p. 14 sq.
14. quod ad primam imginam iwn lassi i^ervcnient. Der Brief an
Decianus befand sich also airf der Aussenseite des Buches. Zu I
Epist. S. Ib3.
I. 3. succincti— libelli. Zu I Epist. 1. 1. und I 45.
4. Charta perit. Vgl. Mayor zu Juvenal 1, 18.
Epigrammaton Liber II (in den J. 85/86). 239
Nec tantum nugis serviet ille meis;
Tertia res haec est, qiiod si cui forte legeris,
Sis licet iisque malus, nou odiosus eris.
Te conviva leget mixto quincimce, sed ante
10 Incipiat positus quam tepuisse calix.
Esse tibi tanta cautus brevitate videris?
Hei mihi, quam multis sie quoque longus eris!
II.
Greta dedit magnum. malus dedit Africa nomen,
Scipio quod victor quodque Metellus habet;
Nobilius domito tribuit Germania Rheno,
Et puer hoc dignus nomine, Caesar, eras.
5 Frater Idumaeos meruit cum patre triumphos,
Quae datur ex Chattis laurea, tota tua est.
III.
Sexte, nihil debes, nil debes, Sexte, fatemur.
Debet enim, si quis solvere, Sexte, potest.
IV.
0 quam blandus es. Ammiane. raatri!
Quam blanda est tibi mater. Ammiane!
II 6 Chattis] Castis T Chathis A Chatbis A' Cliatis i)rBC
Cathis^PQ^'^ Dachis F Dacis c Chattis Sehn [nach Grimm DGr.
1 17-2 Mythol. p. XXII vgl. auch Grinmi Gesch. ä. Dtschen Spr.p. 400
6. nugis. Zu I 113, 6.
II. 3. nobilius — domito Rheno. XIV 170, 1 illi, cui nomina Rhe-
nus Vera dedit. Der Beiname Germanicus, den Domitian im J. 84
nach dem Triumph über die Chatten vor dem 13. September annahm,
vgl. Einl. S. 51 f.
4. puer. Weil er im J. 70 also im Alter von 19 Jahren an einer
gegen Gallien und Germanien veranstalteten Expedition (Imhof, Do-
mitian S. 29 ff. Eckhel DN VI p. 36S vgl. 398) Tiieil genommen hatte.
m. Vgl. IX 102, 4.
IV. Ohne nachweisbare Reminiscenz an die dem Inhalt nach ver-
wandten Gedichte CatuUs 8? — 90; doch mit Wiederholung derselben
Worte und Phrasen in CatuUs Weise. Paiikstadt p. 25.
240 ^I- Valeiii Martialis
Fratrem te vocat et soror vocatur.
Cur vos nomina nequiora tangunt?
5 Quare non iuvat hoc quod estis esse?
Lusum crcditis hoc iocumque? Non est:
Matrem, qiiae ciipit esse sc sororem,
Nee matrem iuvat esse ucc sororem.
V.
Ne valeara, si non totis, Deciane, cliebus
Et tecum totis uoctibus esse velim.
Sed duo sunt quae uos disiuugunt milia passum:
Quattuor haec fiunt, cum rediturus eam.
5 Saepe domi non es, cum sis quoque, saepe negaris.
Vel tantum causis vel tibi saepe vacas.
Te tamen ut videam, duo milia non piget ire:
Ut te non videam, quattuor ire piget.
VI.
I nunc, edere me iube libellos.
Lectis vix tibi paginis duabus
V 7. 8. Iitterp. nach Gilhert. Schv : ire, videam [heidemale) ohne
Interp.
IV 6. (Terent. Eun. II 3, 8 Ludnui jocumque dicet fiiisse iUum
altenini. Priap. 43, 2 Nolite omnia, quae loquor, pntare Per Insnm
mihi per jocumque dici).
3. Fratrem — soror. Benenmmgen, die im geschlechtlichen Ver-
kehr gebraucht wurden, daher nomina neqxiiora. Vgl. X 65, 15 XII
20 nnd die Erklärer zuPetron. c. 127 feminam ornatam et hoc primo
anno virnm expertam concilio tibi, o juvenis, sororem. Habes qnidem
et fratrem, neque enim me pignit inquirere; sed qnid prohibet et
sororem adoptare?
4. tangutit: reizen. Ovid. Metaph. X 614 Nee forma tangor, po-
teram tamen hac quoque tangi.
7. 8. soror 6711. Zu I 7, 4.
V. Vgl. I 108.
1. Deciane. Zu I 8.
ne valeam = IV 31, 3. Zu I 39, 8.
3. passum. Ueber diese Form des Genitivs Neue Formenl. I 370
f. LMüller r. m. p. 256.
VI. 1.7 nunc. Zu Sp 23, 6.
Epigrammaton Liber II In den J. 85/8G). 241
Spectas eschatocollion, Severe,
Et longas trahis oscitationes.
5 Haec siTüt, quae relegente nie solebas
Kapta exscribere, sed Vitelliauis.
Haec sunt, singula quae siuu ferebas
Per convivia euneta, per theatra,
Haec sunt aut meliora si qua nescis.
10 Quid prodest mihi tarn macer libellus.
Nullo crassior ut sit umbilico,
Si totus tibi triduo legatur?
Nunquam deliciae supiuiores.
Lassus tam cito deficis viator,
VI 12. totus cndd. toto RdePradn Hypomn. p. 151.
;{. eschatocollion. Das auf den umbilicus geklebte letzte Blatt.
Marquardt Prl. 793.
Severe. Wahrscheinlich Silius Scverus, Sohn des Dichters Silius
Italiens, cos. wahrscheinlich Ende 93 (Einl. S. 60) v 94 (IX 86, nach
welchem Epigramm er auch Dichter war). An ihn wol auch V U V
80 VI 8 VII 34 VII 38 VIT 49 VII 79 VIII 61. Dass der mit Statins
befreundete Ritter Septimius Severus S(t III 457, an den Giese De
pers. a M. eomm. p. 37 diese Gedichte gerichtet glaubt, mit M. be-
kannt war, lässt sich nicht nachweisen.
6. sed Vitellianis. Codicilli kleinsten Formats, besonders zu Lie-
besbriefen benutzt, gewiss elegant, vermuthlich nach dem Fabrikanten
benannt. Marquardt Prl. 7S1 f.
S. convivia — theatra. Beide öfter als Orte der Conversation ge-
nannt SG I 374, 0.
11. Niilln vielleicht für omnino non; zu VIII 30, 6. Doch kann
M. auch gemeint haben, dass das Buch so dünn war als selbst der
dünnste umbilicus.
12. totus. Wenn du 3 Tage brauchst, \\m es ganz zu lesen, wäh-
rend man es in kürzerer Zeit beenden kann als zur Abkühlung eines
heissen Getränks erforderlich ist. II 1, 9 s. Doch vielleicht hat M.
(wie Ramirez de Prado wollte) toto geschrieben.
13. Nunquam deliciae supiniores. Niemals gab es eine mit mehr
Uebermuth (d. h. Blasiertheit) getriebene Liebhaberei. Cic. Verr. II
4, 57, 12t) Etiamne huius operarii (Verris) studia ac delicias, iu-
dices, perferetis ?
Martial I. 16
242 M. Yalcrii Martialis
15 Et cum currere debeas Bovillas,
Interiungere quaeris ad Camenas?
I nunc, edere me iube libellos.
VII.
Declamas belle, causas agis, Attice, belle,
Historias bellas. carmiua bella facis,
Compouis belle mimos, epig-rammata belle.
Bellus grammaticiis, belhis es astrologus,
5 Et belle cantas et saltas, Attice. belle,
Bellus es arte lyrae, bellus es arte pilae.
Nil bene cum facias, facias tarnen omuia belle.
Vis dicam quid sis? magnus es ardalio.
15. currere: fahren; vgl. III 20, IS.
Bovillas. Etwa 12 Millien. von Kom.
16. ad Camenas. Bei dem Haine der Camenen vor der Porta Ca-
pena (Becker Top. 513 fF.j, wo man die Wagen erst zu besteigen
pflegte (Juven. 3, 12 ss.), da in Rom bei Tage nicht gefahren werden
durfte (SG I 60 ff.), also gleich nach der Ausfahrt.
17. M. schliesst öfter wie CatuU mit dem Anfangsverse (IV 64
IV 89 VII 26) oder einem sehr ähnlichen (II 41 III 20 VII 17 IX
57). Zuweilen entsprechen sich auch der zweite, dritte oder vierte
und der Schlussvers IV 2 VI 42 VII 39 IX 55 X 37. Paukstadt p. 34.
VII. Zu I 9.
3. epigrammata helle = VII 85, 3.
4. Du hast hübsche literarische und hübsche astronomische Kennt-
nisse. Beide erwarb man in den Schulen der grammatici, wo bei der
Erklärimg der Dichter besonders auch die bei denselben viel vor-
kommenden Angaben über Stand, Auf- und Untergang der Gestirne
erörtert wurden. Marquardt Prl. 105.
astrolofftis (für Astrolog schon bei Ennius) ist für Astronom ge-
wöhnlich. In der ausschliesslichen Bedeutung »Astrolog« spätlatei-
uisch (Hieronymus). astronomus hat erst Firmicus Maternus, obwohl
astronomia alt ist.
7. Dieselbe Gegenüberstellung von bene und belle X 4G. Vgl.
auch XII 39.
8. ardalio. Das Wort scheint zur Bezeichnung eines geschäftigen
Müssiggängers erst im Anfang der Kaiserzeit in Aufnahme gekommen
zu sein. SG I 365. Schon deshalb ist die Vermuthung von MBreal
'Rev. de philol. IX [1885] 2 p. 137), Apoct/ätuv sei der Name einer be-
kannten Figur der palliata gewesen, nicht wahrscheinlich ; auch ist
ein choriambischer Name für den Senar nicht bequem. Der Name Ar-
Epigrammaton Liber II in den J. S5/S6). 943
VIII.
Si qua videbuntiir cliartis tibi, lector, iu istis
Sive obscura nimis sive latina parum,
Non mens est error : nociiit librarius illis,
Dum properat versus aduumerare tibi.
Quod si non illum, sed me peecasse putabis,
Tunc ego te credam cordis habere nihil,
alsta tarnen mala sunt.ff Quasi nos manifesta negemus:
liaec mala sunt, sed tu non meliora facis.
IX.
Seripsi, rescripsit nil Naevia, non dabit ergo.
Sed puto quod seripsi legerat : ergo dal)it.
X.
Basia dimidio quod das mihi, Postume, labro,
Laudo: licet demas hiuc quoque dimidium.
Vis dare malus adhuc et inenarrabile munus?
Hoc tibi habe totum, Postume, dimidium.
VIII 4. adnnmerare RXA annnmerare Seh
X 3. mtiniis? Frdl '(iilhert munus, Sehn.
VIII 1. Ovid. Tr. III 1, IT Si qua videbimtur ca&u non dicta latine.
dalio scheint nur in der Eist. ApoUon. reg. Tyr. c. 21 Ardaleo , c. 31)
(Ardalionemj vorzukommen; in dem Onomasticon von De Vit fehlt er.
VIII 3. 4. Ueber die Fehler der Abschreiber klagen die alten
Autoren oft. Marquardt Prl. 807.
7. q^uasi nos manifesta ncfjenms. XIV 1, 8 vel qnis Tam manifesta
negat?
8. seil tu non meliora facis. Der Sinn scheint zu sein : Du ver-
besserst die Fehler nicht, was du doch durch stillschweigende Be-
richtigung leicht könntest und solltest.
IX ] . dabit. dare (wie -/apiCE^Sai; häufig von der Gewährung der
letzten Gunst z. B. II 25 II 49, 2 II 52, 2; 56, 4 IV 71, 6 u. s. w.,
«benso negare, wie III 54, 2 IV 71, (5 (nil negare: zu XII 71, 2) ; pro-
mittere IV 81, 5 X 81, 3.
X 1. Postume. Vgl II 21 — 23 und 12. Die Begrüssung mit dem
Kusse unter Männern, zur Zeit der Republik nicht nachweisbar, wie
■es scheint, unter August von den orientalischen Höfen an den römi-
16*
244 M. Valerii Martiulis
XI.
Quod fronte öeliiim uubila vieles, Rufe,
Quod ambulator porticum terit seram,
Liigubre quiddam quod taeet piger vultus,
Quod paeue terram uasus indecens tangit,
5 Quod dextra pectus pulsat et comam vellit:
Neu ille amici fata luget ant fratris,
Uterque natus vivit et precor vivat,
Salva est et uxor sarcinaeque servique,
Nihil coloiius vilicusque decoxit.
10 Maeroris igitur causa quae? Domi cenat.
sehen übertnigen, noch unter Tiberins nur unter den proceres üblicb
(Plin. N. h. XXVI 3; SG I 141 f., war damnls bereits allgemein ge-
worden und wurde oft lästig empfunden. Vgl. besonders VII 95 XI
ns XII 59.
XI 1. Vgl. II 14; 27; 69, 6, wo der Mahlzeitenjäger immer Selius
heisst; dagegen Menogenes XII 82.
Rufe. Hier und II 29 wol Canius Rufus; zu I Ol. lieber die
andern bei M. vorkommenden Rufi SG III 447.
2. porticum terit seram. III 20, 2 porticum terit; II 14, 16 serum
carpit iter. Spaziergänge in den von Portiken umgebenen Promena-
den des Marsfeldes wurden in der Nachmittagszeit nach Beendigung
der Tagesgeschäfte vor der Hauptmahlzeit (cena) gemacht. Diese
Portiken sowie die Thermen, in denen man ebenfalls unmittelbar vor
der cena badete, die Tempel im Marsfelde und die Läden, in welchen
die elegante Welt einkaufte, werden daher von denjenigen aufgesucht,
die sich um eine Einladung zu Tische bemühen.
3. Das träge, verdrossene Gesicht drückt in seinem Schweigen
Trauer aus.
5. V 37, 19 Pectusque pulsans pariter et comam vellens.
9. colonus vilicusque. VII 31, 9 vilicus aut colonus. Der freie
Zeitpächter oder der unfreie Meier. (Vgl. Mommsen Die Italische
Bodentheilung u. die Alimentartafeln. Hermes XIX [1S84] S. 412 f.).
Columella I 7 cum omne genus agri tolerabilius sit sub liberis colonis
(SG I 328) quam sub vilicis servis habere, tum praecipue frumentariam.
10. Domi ceyiat. ceno domi II 79, 2 III 50, 10 V 47, 1 V 50,
1 XI 24, 15 XII 19, 2. Domicenium V 7S, 1 XII 77, 6; cenare
foris II 53, 3; 69, 1 IX 10, 1.
Epigrauimaton Liber II [in den J. 85/86). 245
XII.
Esse quid hoc dicam, quod olent tiia basia myrrham
Quodque tibi est iiimquam non alienus odor?
Hoc milii suspectum est, quod oles bene, Postume, semper:
Postume, uou bene ölet qui beue semper ölet.
XIII.
Et iudex petit et petit patronus.
Solvas censeo, Sexte, creditori.
XIV.
Nil intemptatum Selius, uil liuquit inausum,
Cenandum quotiens iam videt esse domi.
Currit ad Europen et te, Pauline, tuosque
Laudat Acbilleos, sed sine fine, pedes.
XII 1. Ovid.Am. 12, 1 Esse quid hoc dicara ;Pnap. 44, 1 Velle
quid hanc dicas hastam?)
XII 4. Auson. epigr. TG {125 Toll.;, 2 Nee male olere mihi, nee
bene olere placet.
XIV 1. Horat. A. P. 2S5 Nil intemptatum nostri liquere poetae.
Verg. A. VII 308 Nil linqucre inausum.
XII 4. Hieronym. Epp. 13U I p. 995 (Vallars.) de quibus illud Ar-
bitri est ,non bene — semper ölet.'
XII 1. üsse quid hoc dicam = V 10, 1.
3. 4. VI 55, 5 Malo quam bene olere, nil olere. Plaut. Mosteil.
236 citirt von Cic. ad Att. II 1 , 1 mulier recte ölet, ubi nil ölet.
XIII 2. solvas — creditori. Weil die Bezahlung der Schuld we-
niger kostet als bei einem zur Aberkennung derselben geführten Pro-
cess die Bestechung des Richters und das Honorar des Anwalts.
XIV. Vgl. zu II 11.
3. Europen. Die im Marsfelde (ante frontem septorum [Jordan
Forma Urbis p. 37 a] d. h. bei der Kirche S. Ignazio [Lauciani Le
acque ISSO p. 126]) von Agrippas Schwester, Vipsania Polla, erbaute
porticus Pollae. nach einem die Entführung der Europa darstellenden
Gemälde auch p. Europae genannt. Becker Top. 596. Laufübungen
in derselben erwähnt M. auch VII 32, 11.
3. 4. Pauline. Vermuthlich der III 78 angeredete, der sich also
dort bei Wettläufen hervorthat. SG I 373, 10.
4. Achilleos — pedes. Vgl. Achilleas — comas in einem ähnlichen
Epigramm, XII 82, 10.
246 ^I- Valerii Martialis
5 Si nihil Europe fecit, tum Sacpta petuntur,
Si quid Pliillyrides praestet et Aesouides.
Hie quoque deeeptus Mempliitica templa frequentat.
Adsidet et eatliedris, maesta iuvenca, tuis.
Inde petit centum pendentia tecta columnis,
10 Illinc Pompei dona nemusque duplex.
XIV 6. Pih)iiy;illirides PXBFG Philyr. ^Q[?) 7. Hie Scr hine
CO (Id. Sehn.
XIV 7. Ovid. A. a. I 77 Mempliitica templa. 9. Verg. A. VII 170.
Tectum augustum, ingens, centum sublime columnis.
5. Sacjyta. Die voi Caesar begonnenen, von Agrippa vollende-
ten, hauptsächlich zu Volksversammlungen bestimmten Saepta Julia
liatten auf der Seite der (ihrer Richtung nach dem Corso entsprechen-
den) via lata (Becker Top. 595) eine siebenfache, durch acht Reihen
von Säulen oder Pfeilern gebildete Halle, auf der andern Seite wahr-
scheinlich schmalere Säulenstellungen, die einen freien Platz ein-
schlössen. Damals befanden sich dort die elegantesten Kaufläden II
57 IX 59 X 80. Becker Top. 632 f.
6. rhülyrides. Chiron, der Sohn der Philyra. Eine Gruppe des
Chiron und Achill in den Saepta erwähnt Pliu. N. h. XXXVI 29 nee
minor quaestio est in saeptis Olymp um et Pana, Chironem cum Achille
qui fecerint. Jordan 1. 1.
Aesonides. Jason, ohne Zweifel eine hervorragende Figur in den
Gemälden der von Agrippa erbauten, von M. auch III 20 XI 1, 12
genannten porticus Argonautarum, in unmittelbarer Nähe der Saepta.
Becker Top. 63Gf.
7. Memphitica templa. Den ebenfalls im Marsfeld gelegenen, vor-
zugsweise von Frauen besuchten (Marquardt StV III 78 f.) Tempel
der Isis Campensis unweit S. Maria sopra Minerva. Becker S. 645.
Marucchi L'Iseum et Serapeum della reg. IX. Bull, d comm. arch.
com. 1SS3 p. 33 ff. (vgl. p. 54).
8. cathedris. Lehnsessel der Frauen Marquardt Prl. 705. M. III 63,
7 femineas — cathedras.
maesta iuvenca. Die in eine Kuh verwandelte lo wurde allgemein
mit der (ebenfalls mit Kuhhörnern dargestellten) Isis idendficirt.
Preller GM II 39 ff. Vgl. Niliacae iuvencae VIII 82, 2 Phariae iuven-
cae X 48, 1.
9. centum — cohimnis. Das sog. Hekatostylon neben der porticus-
des Pompejus(lO). Vgl. III 19,1. Becker Top. 616. Jordan F. u. p. 22b.
10. dona. Wie anderwärts munera, zu Sp 2,7. Die sich an die
scena des theatrum Pompei anschliessende porticus Pompei, welche,
wie es scheint, eine doppelte Platanenpflanzung ujnschloss. Becker
Epigrammaton Liber 11 in den J. 55,56). 247
Nec Fortunati speruit uec balnea Fausti,
Nee Grylli tenebras Aeoliamque Lupi :
Nam thermis iteriim ternis iterumque lavatur.
Omnia cum fecit, sed reniiente deo,
Lotus ad Europes tepidae buxeta recurrit,
Si quis ibi serum carpat amicus iter.
Per te perque tuam, vector lascive, puellam.
Ad cenam Selium tu, rogo, taure, voca.
XV.
Quod nulli calicem tuum propinas,
Humaue ifacis, Horme, uon süperbe.
XIV 13. thermis iterum ternis Gilbert^ p. 515 thermis iterum-
(pe iterumque (iterum itenim Fj iterumque '^FO termis Iternis j^^'^l
iterumque iterumque EXAB thermis iterum cunctis iterumque GScr
thermis iterum iterumque [um Rande cxmctis Q ternis iterum thermis
iterumque Hns Sehn.
XIV 14. Tibull. I 5, 20 sed renuente deo.
Ül4ff. nemus dtiplex hält Becker für Platanengänge zu beiden Seiten der
porticus Pompeia, Top. 61() Anm. 1;5im». Ebenso Jordan.
11. 12. Von diesen Badeanstalten kommen die beiden letzteren
auch I 59, 3 vor: Lupi — tenebrosaque balnea Grylli. Die Aeolia
mag den Namen von einem Bilde gehabt haben, das die Aeolusinsel aus
der Odyssee darstellte und vielleicht auch als Aushängeschild diente.
13. iVrtm elliptisch. (Ebenso wenig verschmäht er die Thermen;
denn u. s. w.
thermis — ternis. Die 3 Thermen des damaligen Eom des Agrippa,
Titus und Nero) heisseu triplices thermaeXSl, 12. Becker Top. 2SG.
15. Europes tepidae buxeta. III 20, 12 An delicatae sole nirsus
Europae Inter tepentes post meridiem buxos: die von der Nach-
mittag-Sonne erwärmten, mit Buxhecken eingefassten Gänge in dieser
Porticus. Vgl. über die geschützte Lage der Promenaden im Mars-
felde, die sie zum Spazierengehen in jeder Jahreszeit geeignet machte
Lanciani, I portici della regione IX Ann. d. Inst. arch. ISS 3 p. 17.
16. serum iter. Zu II 11, 2.
17. IS. Der Stier, der in dem Bilde der Porticus die Europa trägt,
soll Selius zur Mahlzeit laden, d. h. S. soll einem Stier in der Arena
des Amphitheaters vorgeworfen werden. Zu I 43, 14.
XV 1. inopinas. Zu I GS, 3.
• 2. humatie facis. In demselben Sinne wie XII 55, 1 1 Humane
24S ^I- Valerii Martialis
XVI.
Zoilus aegrotat: faciuut haue strag-ula febrein.
Si fuerit sanus, cocciua quid facient?
Quid torus a Nilo, quid Sidone tiuctus oleuti?
Ostendit stultas quid uisi morbus opes?
5 Quid tibi cum medicis? dimitte Machaouas omues.
Vis fieri sauus? strag-ula sume mea.
XVII.
Tonstrix Suburae faucibus sedet primis,
Cruenta pedent qua flagella tortorum
XVI 6. sanus? Gilbert sanus Sehn.
tarnen hoc facit, sed unum, Gratis quae dare basium recusat, Gratis
lingere nee recusat, Aegle.
Horme. Der Name ist vielleicht mit Erinnerung an den Freige-
hissenen des Vespasian (SG I 81, 1) gewählt, da der Hochmuth der
kaiserlichen Freigelassenen oft erwähnt wird (SG I 90). In diesem
Fall würde das Epigramm wol zu M.'s älteren Gedichten gehören.
Vgl. Einl. S. 53.
XVI 1. Zoilus. M. braucht den Namen meistens zur Bezeichnung
eines reichen, plumpen Emporkömmlings aus dem Sklavenstande: II
19; 42; 58; 81 III 29; 82 V 79 VI 91 XI 12; 37. SG I 35U f.; für
lasterhafte oder widerwärtige Menschen : IV 77 XI 30; 54; 85; 92X11
54. Vgl. Einl. S. 22. Hier stellt Z. sich krank, um die prachtvolle
Ausstattung seines Bettes zeigen zu können.
3. torics a Nilo. Bettpfühle und Kopfkissen aus Antinoopolis in
Aegypten. Marquardt Prl. 473, 4. Doch vielleicht sind auch bunte
gewebte Bettdecken (XIV 150, Blümner S. 15) gemeint.
Sidone oleuti. Sidon für sidonischen Purpur auch XI 1, 2, wie
IVrus für tyrischen II 29, 3 VI 11, 7. oleuti. Zu I 49, 32.
5. 3Iachaouas. Aerzte, nach dem in der Ilias B 732 ^ 193 A u.
S vorkommenden Sohne des Aeskulap Machaon. Andere ebenso ge-
brauchte Namen SG I 516.
XVII 1. Suburae faucibus primis. Die Subui'a ist im wesentlichen
die von Esquilin, Quirinal und Viminal eingeschlossene Tiefe, wo
noch jetzt eine Strasse und am Quirinal die nahe Kirche Sta. Agata
alla Subura denselben Namen bewahren. Primae fauces Suburae be-
zeichnet die Gegend, wo die Spitzen des Quirinal und Esquilin sich
gegen einander biegen (dasselbe wahrscheinlich prima Subura XII 3,
9). Becker Top. 257 f. Dort waren nach v. 2 Läden von Peitschen-
machem und Schuhwerkstätten.
Epigrammaton Liber II in den J. S5/86). 249
Argique letimi multiis obsidet sutor.
Sed ista tonstrix. Ammiaue, uon tondet,
Non toudet, inquam. Quid igitur facit? Eadit.
XVIII.
Capto tuam, pudet heu, sed capto, Maxime, cenam,
Tu captas aliam: iam sumus erg'O pares.
Mane salutatum venio, tu diceris isse
Ante salutatum: iam sumus ergo pares.
Sum comes ipse tuus tumidique anteambulo regis.
Tu comes alterius: iam sumus ergo pares.
Esse sat est servum, iam nolo vicarins esse.
Qui rex est, regem. Maxime, non habeat.
XIX.
Felicem fieri credis me, Zoile, ceua?
Felicem cena, Zoile, deimle tua?
Debet Ariciuo couviva recumbcre clivo.
Quem tua felicem, Zoile, cena facit.
XIX 1. cena? 2. Zoile, Gilbert^ p. 515 cena: Zoile.' ScJin.
'6. lieber das an die Siibura grenzende Argiletum zu I 2. b.
5. Radit in obscöneiu Sinne [Jordan Hermes IV 229 ähnlich v/ie
scalpi III 93, 23. Yermuthlich verkehrte der Animianus der Name
für einen Blutschänder II 4) Genannte in jener tonstrina, und M. will
sagen, man wisse wohl, wozu.
XVIII. Vgl. II 32.
1. ca2)t6 — capto. Zu I 36, 1. Ueber die Quantität der Endsilbe
LMueller r. m. p'. 336 ss. III 44, 12—16 fugiö properö veniö — peto
dormiö XII 40, 1. 2 credö — cantö.
Maxime. Ein willkürlich gewählter Name, an den I 7 angerede-
ten Freund des Dichters ist hier nicht zu denken.
2. Derselbe Pentameterschluss fast dxu-ch das ganze Gedicht, vgl.
IX 96.
5. tumidique antea^nbulo regis. Der seinem Patron auf der Strasse
vortretende Client, anteambulo auch III 7, 2. Vgl. II 74, 1. tumidique
— reges V 19, 13. Ueber rex als Bezeichnung des Patrons zu I 112. 1.
XIX. Vgl. zu II 16.
3. Ariciuo — clico. In der Nähe des sehr besuchten Wallfahrts-
orts Aricia hatte sich eine auch von Juvenal 4, 117 erwähnte Bettler-
colonie angesiedelt, welche die Reisenden anbettelte, wenn sie einen
der dortigen Hügel herauffuhren. Vgl. XII 32, lu und SG II 103, S.
250 ^I- Valerii Martialis
XX.
Carmiua Paulus emit, recitat sua carmiua Paulus.
Xaiu quod emas, possis iure vocare tuum.
XXI.
Basia das aliis, aliis das. Postume, dextram.
Dicis «Utrum mavis? elig'e.<( Malo manuiii.
XXII.
Quid milii vobiscum est, o Phoebe novemque sorores?
Eeee nocet vati Musa iocosa suo.
Dimidio nobis dare Postumus ante solebat
Basia, nunc labro coepit utroque dare.
XXIII.
Xon dicam, licet usque me rogetis,
Quis sit Postumus in meo libello,
Non dicam: quid enim mihi necesse est
Has offendere basiationes,
5 Quae se tarn bene vindicare possunt?
XXIV.
Si det iniqua tibi tristem fortuua reatum,
Squalidus haevebo pallidiorque reo:
XX 2. jxxre vocare R Sehn- clicere jure QEm SchiK
XXII 1. 2. Ovicl. Tr. II 1 Quid mihi vobiscum est, infelix
cura libelli? Tr. II 354 III 2, 5 :\Iusa jocosa mea Tr. II 13 Si
saperem, doctas odissem jure sorores, Numina ctiltori perniciosa meo.
II -411 Nee nocet auctori III ", 9 Ad Mnsas, qiiamvis nocuere III
14, 6 artifici quae nocuere suo V 12, 45 Pace novem vestra liceat
dixisse sorores etc. Ex P. IV 13, 41 nocuenint carmina quondam.
XX. Vgl. XII 46 und SG III 412.
XXII. novemque sorores. V 6, 18 dominum novem sororum. XII
3, 14 novem dominas. Vgl. zu I 70, 15.
XXni 4. basiationes. Hier und VII 95, 17, nach Catull 7, 1.
XXIV. Eine Variation desselben Themas II 43.
1. reatian. Ein nach Quintilian. III 8, 34 zuerst von Messala ge-
brauchtes "Wort.
Epigrammaton Liber II (in den J. 85/86), 251
Si iubeat patria damuatum excedere terra,
Per freta. per scopiilos exiüis ibo comes.
Dat tibi divitias: ecqnid sunt ista diioriim?
Das partem? Miütiim est"? Candide. das aliquid ?
Mecum eris ergo miser: quod si deus ore sereuo
Adnuerit. felix. Caudide, sohis eris.
XXV.
Das nunquani, semper promittis, Galla. roganti.
Si semper fallis, iam rogo. Gaila. nega.
XXYI.
Quod querulum spirat, quod acerbum Xaevia tussit,
Inque tuos mittit sputa subinde sinus,
Iam te rem faetam. Bitbynice, eredis habere?
Erras: blauditur Xaevia. non moritur.
XXIV 5. G. Interp. nach Bochnann hei Gilbert p. 7. Ebenso 3Iunro,
nur 6 >Mlxltum est« als Worte des Candidus. Bei Sehn auch „Ecquid
sunt ista duorura- als Worte des Candidus.
XXIV S. adnuerit TA annuerit Sehn.
XXV. In der Handschrift der Leipziger Stadtbibliothek De Galla
piiella. Haxipt Opp. I p. 290 .
5. Ecquid Vn 6, ] VII 35, T? X 103, 3 XI 1, T Ecqxiis V 25,
3. 4) braucht M. nicht in rhetorischer Frage, sondern wo eine Be-
jahung vermuthet oder gehofft wird. Gilbert p. T.
6. partem. Für partem diuiidiam. Ebenso III S6, 1. Vgl. Munro
zu Lucret. II 200.
Candide. So heisst ein anspruchsvoller Freund auch III 46; ein
karger III 43.
XXV 1. 2. Bas — promittis — ne(ja. Zu II 9.
Galla. M. braucht denselben Namen oft in Gedichten verwandten
Inhalts: III 54 IV 38 III 90, 1 X 75, und sonst in obscönen Epi-
grammen III 51 VII 18 IX 4 XI 19 u. a.
XXVI 1. tussit. Vgl. I 10, 4.
3. rem faetam — habere. Zu I 27, 4.
Bithynice für einen Erbschleicher auch IX 0.
252 M. Valerii Martialis
XXVII.
Laudautem Selium ceuae cum retia teudit
Accipe, sive legas, sive patronus agas:
«Effecte! g'raviter! cito! nequiter! eug-e! beate!
Hoc voliii!« «Facta est iam tibi ceua, tace.«
XXVIII.
Rideto miütum qui te, Sextille, cinaeduni
Dixerit et dig-itimi porrigito medium.
Sed nee paedico es nee tu, Sextille, fututor,
Calda Vetustinae nee tibi bucca placet.
5 Ex istis nihil es, fateor, Sextille: quid ergo es?
Nescio, sed tu scis res superesse duas.
XXIX.
Rufe, vides illum subsellia prima terentem,
Cuius et hinc lucet sardonycbata manus
XXVII 3. cito codd ScJm ^ st ScJor^ [Philol. III 131 vcjl.zu V-25,2;
XXVII 1. Ovid. Am. I S,69 A. a. I 45 M. VIII 331 : retia tendit.
XXVII. Vgl. zu II 11.
1. Laudautem — cenae etc. Nach Plin. Epp. II 14, 5 wurden die
für eine Einladung zur Mahlzeit applaudirenden Zuhörer mit einem
unübersetzbaren Wortspiel Laudiceni genannt.
3. effecte: vollendet, als Adv. auch Ammian. Marcellin. XVI 5, 7.
cito: hier eine, dem ital. zitto entsprechende, Schweigen gebietende
Interjektion. Zu V 2.5, 2. nequiter.- etwa »heillos«.
XXVIII 2. dif/itum medium. Jahn ad Pers. 2, 33 infami digito:
id est medio. Medius enim digitus tarn apud Graecos quam apud
Romanos obscoenam habebat significationem , unde impudicus voca-
batur. (M. VI 70, 5 Priap. 56, 1 sq. und die übrigen dort angeführten
Stellen.)
3. Sed nee. Zu XII 97, 6.
4. hucca. Vgl. XI Cl, 2. \
XXIX 1. Rufe. Zu II 11, 1.
subsellia prima. Die vordersten der quattuordecim (bis Septem
V 27, 3) subsellia der Ritter. Frdl. bei Marquardt StV III 534.
2. sardonychata. Wol nur hier. Sardonyches als Ringsteine bei
M. häufig. Zu IV 28, 4.
hinc. Von hier gesehen.
Epigrammaton Liber II (in den J. 85/86). 253
Quaeqiie Tyron totiens epotavere lacernae
Et toga non tactas vincere iiissa nives,
5 Cuius ölet toto pinguis coma Marcelliano
Et splenclent volso brachia trita pilo,
Nou hesterna sedet limata lingiila planta,
Coccina non laesum pingit aliita pedem,
Et mimerosa limmt stellantem splenia frontem.
10 Ignoras quid sit? splenia tolle, leges.
XXX.
Mutiia vigiuti sestertia forte rogabam,
Qiiae vel donanti non grave mnmis erat.
XXIX 5. Mar ceWiano PQXFO Sclrn Marcelliniano ^ Marcellino Cr
Marcerliano j>>--B Marceliano w Marcellano Salmasius Sc7- L3Iueller r. m.25ß.
^. \)mg\t '^PQF cingit Ew 10. quid QEXABFG Sehn qnis PO Scr.
(XXIX 4. Ovid. Ex P. II 5, 38 Et non calcata candidiora nive).
3. Tyro7i. Zu III (5, 3.
4. non tactas — nires. V 37, li Nivcsque primas liliumque non
tactum.
5. 3Iarcelliano. lieber die 'von LMueller r. m. p. "iöt; hier für
unmöglich gehaltene) consonantisclie Aussprache des i: zu IV TS, s
und Lachmann ad Lucret. III 915. Marcellianum das Marcellus-Thea-
ter, wie Pompeianum X51,ll iMarcelli Pompeianuraque) und XI 21,6.
(Sueton. Vespasian. c. 19 scena Marcellianl theatri).
6. volso hrachia trita pilo. III 63, 6 brachia volsa.
7. lunata planta. Mommsen StR I 408 glaubt, hier sei vom sena-
torischen Schuh, Marquardt Prl. h'rl f. es sei vom patricischen die
Rede; doch der Ungenannte geberdet sich nach v. 1 als Ritter, aber
weder als Senator noch als Mitglied der Nobilität, ein Fall, der auch
ebenso unerhört, als die Anmassung des Ritterstandes von Seiten
Unbefugter vielfach bezeugt ist. Der rothe mit einer lunula ge-
schmückte Schuh ist daher »ein besonderer Luxus der hier geschil-
derten Person« Marquardt Privatalterthümer II' (1S67) 102, 1769. Ueber
lingula zu XIV 120.
9. splenia. i Schönpflästerchen (VIII 33, 22) , welche in diesem
Falle dazu dienen Brandmarken zu verdecken. SG I 350. Anders
spleniato mento X 22, 1.
stellantem —frontem. Stellare, gestirnt sein, nur im Particip.
Praesentis.
XXX 1. VI 20, 1 Mutua te centiim sestertia, Phoebe, rogavi.
X 14, 3 Mutua cumpeterem sestertia quinque, negasti.
254 M. Valerii Martialis
Qiiippe rogabatur felixque vetusque sodalis
Et cuius laxas arca flagellat opes.
5 Is mihi i)Dives eris, si causas egeris« inquit.
Qnod peto da. Gai: non peto consiliiim.
XXXI.
Saepe eg-o Clirestiuam fiitiii. Det quam bene quaeris?
Supra quod fieri nil. Mariane, potest.
XXXII.
Lis mihi cmii Balbo est, tu Balbnm offeudere nou vis.
Pontice: cum Licino est, hie quoque maguus homo est.
Vexat saepe meum Patrobas coufinis agellum.
Contra libertum Caesaris ire times.
XXXI 1. futui] tetigi R.
3. vetusqtie sodalis. Zu I 5-J, S.
4. laxas arca flagellat opes. \ 13, G Et libertinas arca flagellat
opes. Opes flagellare (wie annonaiu flagellare Plin. N. h. XXXIII
164. Jahn ad Pers. 4, 49) in demselben Sinne, wie Seneca Epp. 101,
4 ille, q«i et mari et terra peeuniam agitabat, und wol auch M. IX 59,
2 Roma suas aurea vexat opes. Wie ein Thier durch die Peitsche
zum Laufen, wird das Kapital zum sclmellsten Umlauf getrieben, um
einen möglichst hohen Ertrag zn bringen. Pers. 5, 149 ut nummos,
quos hie quincunce modesto Nutrieras, peragant avido sudore deunces.
Dagegen M. III 40. 2 Ex opibus tantis, quas gravis arca premit. Stat.
S. II 250 Non tibi sepositas infelix strangulat arca Divitias.
5. 6. Vgl. I 17.
6. Gai. Ebenso heisst eiu nicht zum Geben geneigter Freund
X 16. An Gaius Julius Proculus XI 36, 1 ist hier nicht zu denken.
XXXI 1. Det. Zu II 9.
2. Mit diesem "Wortspiel wird die Genannte als fellatrix be-
zeichnet.
XXXII. Vgl. II IS.
1 — 4. Baibus Cognomen in vielen römischen Familien. StRE I-
2244) bezeichnet einen Mann von Stande (vielleicht dachte M. an den
Günstling Caesars Cornelius Baibus) ; Licinus wie bei Juven. 14,3iiG
mit Erinnerung an den Freigelassenen Augusts SG I 76 f. und S5, 3
einen sehr reichen Mann. Patrohas , familiäre Form von Patrobius
{über die Nominia auf ä; Lobeck Proleg. ad pathol. p. 105 ss.; mit
Erinnerung an den Freigelassenen Neros (SG I "9, 6 und S6, 7) einen
Epigrammaton Liber II in den J. 85,86). 255
5 Abneg-Jit et retinet uostrum Laronia servum,
Eespoiides «Orba est, dives, aniis. vidiia.«
Non bene, crede milii, servo servitiir amico:
Sit liber. dominus qui volet esse mens.
XXXIII.
Cur non basio te, Philaeui? calva es.
Cur non basio te, Pbilaeni? rufa es.
Cur non basio te, Pbilaeni? lusca es.
Haec qui basiat, o Pbilaeni, fellat.
XXXIV,
Cum placeat Pbileros tota tibi dote redemptus,
Tres pateris uatos, Calla, perire fame.
Praestatur cano tanta indulgentia cunno.
Quem nee casta potest iam decuisse Venus.
5 Perpetuam di te faciant Philerotis amicam,
0 mater, qua uec Pontia deterior.
XXXIV 2. tres codd. tris O Sehn.
mächtigen kaiserlichen Freigelassenen vcrmuthlich ist also das Epi-
gramm wie II 15 nicht allzulange nach 6S verfasst). Patroclai*
(so N, cod, exe. Parisin.j, was Schneidewin- p. VII für vielleicht
richtig hält, kommt weder im Lateinischen noch im Griechischen vor.
5. Laronia. Der Name auch bei Juven. 2, 36, von beiden Dich-
tern vielleicht ebenfalls mit Erinnerung an eine bekannte Person der
früheren, etwa Neronischen Zeit gebraucht. Vgl. SG III 460.
6. Zu I 49, 34.
XXXIII 3. lusca es. Vgl. IX 37, 10.
XXXIV 6. Pontia. Eine Giftmischerin und Mörderin ihrer eige-
nen Kinder; nach Schol. Juven. 6,638, Tochter eines von Nero wegen
einer Verschwörung zum Tode verurtheilten P. Petronius Valla 1. 1. Drj'-
mionis uxor,. M. IV 43, 5 Iratam mihi Pontiae lagonam; vgl. VI 75.
Nach der Vermuthung von Borghesi, Oeuvres III 365, war der Vater
der Giftmischerin ein von C. Petronius Nigrinus adoptirter Pontius,
der nun statt seines früheren Vornamens Publius den seines Adoptiv-
vaters annahm, und also C, Petronius Pontius Nigrinus, cos. 37, sein
kann, und nach dem Schol. Juven. einer der Consularen gewesen
wäre, die Nero hinrichten Hess. Seine Tochter müsste den alten Fa-
miliennamen behalten haben.
256 M. Valerii Martialis
XXXV.
Cum siiit cniva tibi simuleut quac eornua lunae.
In vliytio poteras, Phoebe, lavarc pedes.
XXXVI.
Flectere te uolim, setl nee turbare capillos;
Splenclicla sit nolo, sordida nolo cutis;
Nee tibi mitrarum nee sit tibi barba reorum:
Nolo virum nimium, Pannyclie, nolo parum.
5 Nune sunt crura pilis et sunt tibi peetora saetis
Horrida, sed mens est, Pannyche, volsa tibi.
XXXVII.
Quidquid ponitur hinc et inde verris,
XXXV 1. Ovid. M. XIV 33. 346 cornna hmae.
XXXVI 1. Ovid. A. a. II 169 txirbare capillos.
XXXVI 5. Verg. A. VIII 266 villosaqiie saetis peetora Ovid. M.
XIII S46 rigidis horrent densissima saetis Corpora Sil. Ital. V 440 et
villosa feris horrebant peetora saetis.
XXXV 2. rhytio. puxov, ein spitz zulanfendes Trinkhorn, ans
dessen unterem Ende man den Wein in den Mnnd laufen Hess. Das
Deminutiv ö'jttov wird im Thesaurus des Stephanus nur aus dieser
Stelle angeführt.
XXXVI 2. nolö — nolo. Zu I .36, I und II IS, 1.
3. mitrarum. Metonymisch für Personen, welche die mitra tragen
wie Juven. 3, 115 facinus maioris abollae. Die mitra gehörte zur
Tracht der Frauen, der Orientalen, auch der Griechen. Cic. pr. Rabir,
10, 26 cives Romanos — in Neapoli — cum mitella saepe videmus.
Entweder denkt M. hier an griechische Stutzer, die sich den Bart
ausrupfen Hessen, oder auch an die entmannten Cybele-Priester. Ueber
die mitra als insigne des archigallus Marquardt StV III 369 Anm.
harba reorum. Ueber die Sitte der Angeklagten, Haar und Bart
lang wachsen zu lassen, zu II 74 und Marquardt Prl. 582 f.
5. VI 56,1 Quod tibi crura rigent saetis et peetora villis.
XXXVII. Auf den Missbrauch der Sitte, dass die Gäste von Mahl-
zeiten in Servietten eingepackte Speisen mit nach Hause nahmen (vgl.
Marquardt Prl. 304), bezieht sich auch III 23 VII 20. Lucill. 22 An-
thol. Gr. ed. Jacobs III p. 33 (T. H p. 321):
O'joev ä!f?J7.iV oXiu;, Aioviöte, Xsiiiavo-J AüXtu
E'JT'jyio-ri; oetrvöjv, r^ps hk r.dvx ö-iow 7.tX.
Epigrammaton Liber II (in den J. S5/86). 257
Mammas siiminis imbricemque porci
Commimemqiie dnobns attagenam,
Miillum dimidiiim Inpiimque totum
5 Muraenaeque latus femurqiie pulli
Stillantemqiie halica siia palnmbnm.
Haec cum condita sunt madente mappa,
Traduntur puero domum ferenda:
Nos accumbimus otiosa turba.
10 Ullus si pudor est, repone cenam:
Cras te, Caeciliane, non vocavi.
XXXVIII.
Quid mihi reddat ager quaeris, Line, Nomentanus?
Hoc mihi reddit ager: te, Line, non video.
XXXIX.
Coccina famosae donas et ianthina moechae:
Vis dare quae meruit munera. mitte togam.
XXXVII 6. halica FEXABFao alica c Sehn.
Id. 24:
■/M Tptwfei; ooa revTe X'jy.oi, V6.\>.z, v.ai t« zepiGca,
O'J Ta oä, Ttüv 0£ ~£pi^, vA'Jia otowc ö~t3w ■/.-)..
Vgl. Einl. S. 19, 1.
2. imhricem. Ein Bratenstück in Form eines Hohlziegels.
3. attagenam. Hier nnd XIII 61 Feminiuuni (sonst attagen). Mar-
quardt Prl.' 415,14.
4. Vgl. II 40,4 III 45,5 X 31,3 XI 50,9 XIII 79 und zu II 43,11.
6. halica: Speltgraupe, nach Helm S. 407 »Reisbrei«. Vgl. XII
81,3 XIII 6; 9. Die Schreibung ohne h bevorzugen (wenn auch viel-
leicht nach falscher Etymologie von alere) Verrius Flaccus und Caper.
Brambach Nexigestaltg. d. latein. Orthographie 268.
11. Caeciliane. Zu I 20,2.
XXXVIII. 1. ager Nomentanus. Zu I 105,1.
XXXIX. 1. famosae moechae = 11 47,1.
2. togam. Das Kleid der meretrices und bescholtenen Frauen, na-
mentlich der iudicio publico damnatae, in adulterio deprehensae. Vgl.
X 52 itnd die übrigen von Marquardt Prl. 42 Aum. 7 angeführten
Stellen.
Martial I. 17
258 M. Valerii Martialis
XL.
Uri Toug-ilius male dicitur hemitritaeo.
Novi hominis fraudes: esiirit atque sitit.
Subdola tendimtur crassis nunc retia tnrdis,
Haimis et iu mullnm mittitur atque lupum.
5 Caeciiba saccentiir quaeque auniis coxit Opimi.
Condantiir parco fusca Falerna vitro.
Omnes Tongilium medici iiissere lavari:
0 stulti. febrem creditis esse? Gula est.
XLI.
»Ride si sapis, o puella, ride«
Paelignus, puto, dixerat poeta,
XL 2. fi-audes T%^PQ mores EFm Rand v. Q 3. turdis
cervis T.
XLI l. Martian. Cap. VIII S09 Paeligni de cetero jiivenis versi-
culo resipisce, et ni tragicum conrngaris ,ride, si sapis, o puella, ride.'
XL. Tongilius. Ein Mann, der eine Krankheit simiilirt, um von
seinen Freunden, d. h. Erbschleichern, Zusendtingen von Leckerbissen
zu erhalten. SG I 368 f.
1. hemitritaeo. Die gewöhnlichste Form des Fiebers in Rom.
Galen, ed. Kühn XVII A, 121. SG I 32,5. M. XII 90,1 Pro sene
sed clare votum Maro fecit amico, Cui gravis et fervens hemitri-
taeos erat.
4. Vgl. II 37,4.
5. Caecuha. Der Caecuber (bei Terracina und Fundi) wurde schon
zu Plinius Zeit nicht mehr gebaut, doch erhielt sich der Name
als Bezeichnung alten Weins. Marquardt Prl. 433 f. M. XII 60 , 9
XIII 115.
saccentur. saccare das Durchgiessen des Weines durch siebartige
Trichter, um ihn vom Bodensatze zu reinigen und zugleich milder zu
machen. Marquardt Prl. 324.
Opimi. Tax I 26,5.
8. Gtila est = XI 86,6. Zu I 20,3.
XLI 1. 2. Die Stelle findet sich in den erhaltenen Gedichten
Ovids nicht. Martial schwebte vielleicht die Stelle A. a. III 281 ss.
(Quis credat? discunt etiam ridere puellae und zugleich III 513
ridenti mollia ride vor. Zingerle, M.'s Ovidstudien S. 5.
2. dixerat. Zu I 107,3.
Epigrammaton Liber II (in den J. 85/86). 259
Sed non dixerat onmibus puellis.
Verum iit dixerit omnibus puellis,
5 Non dixit tibi: tu puella nou es,
Et tres sunt tibi. Maximina, dentes,
Sed plane piceique buxeique.
Quare si speculo mihique credis.
Debes non aliter tiraere risum,
10 Quam ventum Spanius manumque Priscus,
Quam cretata timet Fabulla nimbum,
Cerussata timet Sabella solem.
Vultus indue tu magis severos,
Quam coniunx Priami nurusque niaior.
15 Mimos ridiculi Philistionis
Et eonvivia nequiora vita
Et quidquid lepida procacitate
Laxat perspicuo labella risu.
Te maestae decet adsideve matri
XLI 19. adsidere TA' assidere w Sehn.
XLI !3. Seneca Epigr. 19, 1 [Baehrens Plm IV 43] Cordiiba,
solve comas et tristes indue voltus).
(19. 20. Catnll. 39. 4 si ad pii rognm fili Lugetur, orba cum
flet unicum mater Renidet ille .
3. 4. puellis— 2mellis. M. schliesst nicht bloss oft wie CatuU auf-
einanderfolgende Verse mit demselben Wort (zu I 7,3 u. 4), sondern
lässt auch öfter zwei fast gleich lautende Verse auf einander folgen.
So II 4 II 68 IV 2 IV 43 VI 14 VII 39 VII 4.Ö IX 55 X 35 XII
79. Paukstadt p. 25—27.
6. Zu I 19, 1. 2.
in. Sjianius. Vermuthlich ein Kahlkopf, der das Haar von der
Seite sorgfältig über die Glatze kämmte vgl. X 83) und dann der
Name wol als bezeichnender (o-avio;) gewählt. Vgl. Einl. S. 21, 1.
Priscus ein Stutzer, der jede Berührung vermeidet, die die Falten
seiner Toga zerstören könnte. (Vgl. III 63,10 Pullia vicini qui refu-
git cubiti .
11. cretata — Fahulla. Vgl. VIII 33,17 creta Fabullae.
15. Mimos — Philistionis. Die wahrscheinlich griechisch geschrie-
benen Mimen des Ph. (Teuffei RLG 254,6) wurden also damals noch
aufgeführt.
17. lepida procacitate. Zu I 41,19.
17*
260 M. Valerii Martialis
20 Lngentive viruni piumve fratrem,
Et tantum tragicis vaeare Musis.
At tu iudicium secuta nostrum
Plora, si sapis. o puella, plora.
XLII.
Zoile, quid solium subluto podice perdis?
Spurcius ut fiat, Zoile, merge caput.
XLIII.
KoLvdc cpiXoiv haec sunt, haec sunt tua, Candide, y.oiva,
Quae tu magnilocus uocte dieque sonas :
Te Lacedaemonio velat toga Iota Galaeso
Vel quam seposito de grege Parma dedit,
5 At me, quae passa est furias et cornua tauri:
Noluerit dici quam pila prima suam.
Misit Agenoreas Cadmi tibi terra laeernas :
Non vendes nummis coccina nostra tribus.
Tu Libyeos Indis suspendis dentibus orbes:
XLIII 5 icornna taiiri;. Vgl. Zingerle, Zu spiitlat. Dichtern I 61.
(9. Lucan. X 144 Dentibus hie niveis sectos Atlantide silva Im-
posuere orbes .
20. Zu II 6,17.
XLII. Zu II 16.
XLin. Vgl. II 24 VI 11.
l.Kotva cptXwv. Eine vielgebrauchte sprichwörtliche Redensart.
Paroemiogr. Gr. ed. Leutsch et Sclmeidewin I p. 106 u. 260 II p. 76
u. 481.
Candide. Der Name ähnlich gebraucht II 24 III 46.
3. Die Wolle von Tarent (einer spartanischen Colonie; gehörte
zu den feinsten; und dem Wasser des dortigen Flusses Galaesus, in
dem sie gewaschen wurde, schrieb man einen Einfluss auf ihre Güte
zu. Vgl. die von Blümner S. 122 angefürten Stellen: IV 28,3 V 37,2
VIII 28,4 XII 63,3 XIII 125.
4. Parmensische Wolle wurde der Tarentinischen gleichgeschätzt.
XIV 155 IV 37,5, Blümner S. 100.
5. 6. Zu Sp 9,4. Die erste, dem Stier oder einem anderen wil-
den Thier vorgeworfene Strohpuppe ist auch die am meisten zerzauste.
7. Agenoreas. Tyrisclie von Agenor, dem Vater des Kadmus.
X 16,7 Quidquid Agenoreo Tyros improba cogit aheno.
9. Du besitzest Tischplatten von afrikanischem Citrusholz auf
Epigrammaton Liber II in den J. 85/86). 261
10 Fulcitur testa fagina mensa mihi.
Immodici tibi flava tegunt cliryseudeta mulli:
Concolor in nostra, cammare, lance rubes.
Grex tims Iliaco poterat certare ciuaedo:
At mihi succurrit pro Ganymede maniis.
15 Ex opibus tantis veteri fidoque sodali
Das nihil et dicis, Candide, xoiva cpiXiuv"?
XLIV.
Emi sen pnenim togamve pexam
Seil tres, iit puta, quattuorve libras.
Sextus protinus ille feuerator.
Quem nostis veterem meum sodalem,
5 Ne quid forte petam timet cavetque,
Et secum. sed ut audiam. susurrat:
XLIV 2. tres P tris ^ Sehn ut puta FEXBCF vel puta ^Q
ut puto AOO vel puto ?.
elfenbeinernen Füssen. IX 22,5 Ut Mauri Libycis centum Stent den-
tibus orbes. X 98,6 Aut citrum vetus Indicosque dentes. Vgl. IX
59,7—10 XIV 3; 91 Marquardt, Prl. 702.
11. chrysendeta. Silberne Schüsseln mit Goldrändern. Vgl. II
53,5 VI 94,1 XI 29,7 XIV 97, Marquardt Prl. 676,9.
Immodici — mulli: mulli von ungewöhnlicher Grösse, die mit Un-
geheuern Preisen bezahlt wurden. X 31,3 Marquardt Prl. 418.
12. Cammarus der Meerkrebs (als geringe Speise auch Juven.
5,84) auf einer rothen Arretinischen Thonschüssel (zu I 53,6).
13. III 39 Iliaco similem puerum — ministro.
14. Vgl. IX 73,4 XI 22,2.
15. veteri — sodali. 7.VL I 54,8.
XLIV 1. Die Auslassung von si ist bei M. häufig (vor dem Prae-
sens III 44, 11—16 V 56, 8, vor dem 1. Futurum III 46, 9, vor dem
2. Futurum III 38, 8; 46, 5; 46, 9). Sive — sive ausgelassen I 79, 2.
pexa. Ein Kleid, das aus der Appretur kommt und die volle
Wolle hat, im Gegensatz zu trita. Marquardt Prl. 512.
2. puta. Auch III 26,5 IX 95 b, 5 XI 95,2. L. Mueller r. m. p.340.
libras. Nicht rohes Silber, sondern Silbergeschirr, auf dem das
Gewicht angegeben zu sein pflegte. SG III 146 ff.
4. veterem sodalem. Zu I 54, S.
262 M. Valerii Martialis
«Septem milia tlebeo Secundo,
Plioebo qiiattuor. imdecim Phileto,
Et quadrans mihi nullus est in arca.«
10 0 g-rande ingeninm mei sodalis!
Durum est, Sexte, negare, cum rogaris,
Quanto durius, antequam rogeris!
XLV.
Quae tibi non stabat praecisa est mentula, Glypte.
Demens, cum ferro quid tibi? Gallus eras.
XLVI.
Florida per varios ut pingitur Hybla colores.
Cum breve Sicaniae ver populantur apes,
Sic tua subpositis conlucent prela lacernis,
Sic micat innumeris arcula synthesibus,
5 Atque unam vestire tribum tua Candida possunt.
Appula non uno quae grege terra tulit.
Tu spectas hiemem succincti lentus amici
XLVI 3. Conlucent TXAC coUucent BG Sehn perlncent PQ
t>. Appula CO Apula EXABCF.
XLVI 1. Ovid.Tr.V 6,38 Florida quam multas Hybla tuetnr apes.
7. Secundo. Einem Wucherer. Vgl. VII 92, 3.
8. Phoebo. Ebenfalls als Wucherer genannt VI 20, l IX 92, 7
IX 102, 1.
Phileto. Nur hier.
XLVI. 2. IX 13, 2 Cum breve Cecropiae ver populantur apes.
Sicaniae — aj)es = XI 8, 8. Vgl. auch XIII 104.
3. prela. Pressen dienten auch zum Aufbewahren von Kleidern.
XI 8, 5 De Palatinis domini quod serica prelis.
3—6, Die genannten Gattungen von Kleidungsstücken sind: die
lacerna (Mantel) (Marquardt Frl. 550), die synthesis (Tafelkleid; (Zu
V 79, 2, Marqnardt Frl. 312 f.) und die toga.
6. Appula. Stets mit langer erster Silbe. Lachmann ad Lucret.
p. 37. Die Apulische Wolle war in Italien die beste. VIII 28, 30
XIV 155 und die bei Blümner S. 121 angeführten Stellen.
7. hiemem: Das Frieren.
Epigrammaton Liber II (in den J. 85/86). 263
Pro scelus! et lateris frigora trita tui.
Quantum erat, infelix. pannis fraiulare diiobus —
10 Quid renuis? — uou te. Naevole, sed tineas?
XLVII.
Subdola famosae moneo fuge retia moechae,
Levior o conchis, Galle, Cytheriacis.
Confidis natibus? uon est paedico maritus:
Quae faciat duo sunt: irrumat aut futuit.
XLVIII.
Coponem laniumque balneumque,
Tousorem tabulamque calculosque
Et paucos, sed ut elig-am. libellos:
Unum non nimium rudern sodalem
5 Et grandem puerum diuque levera
Et caram puero nieo puellam:
Haec praesta mihi. Rufe, vel Butuntis.
Et thermas tibi habe Neronianas.
XLVI 8. tili Frdl times tiimes jn-C] codd. Sehn mei Scr frigora
tanta times (Tiese Progr. d. ReaUj. St Johann Da7izig 1885 p. 8. 10. Quid
renuis? ^PQXFO'O Scr Quod renuis EAB Quid nietuis T Sehn
Quod metuis C.
XLVIII S. Sidon. Apoll. C. 2:5, 495 Hinc ad balnea non Ne-
roniana.
S. Iate7-is frigora trita tui. Frigora trita die abgeschabte, nicht
wärmende Kleidung. Für das überlieferte, jedenfalls verdorbene times,
vielleicht durch tineas (v. 10) veranlasst schrieb Scriver mei; doch
eben so gut konnte M. tui schreiben, wobei latus in dem Sinne von Be-
gleiter zu verstehen ist, wie VI 68, 4, Stat. S. V praefatio.
9. Quayitum erat. Juven. 9, 59 Quantum erat exhausti lumbos
donare clientis etc. Vgl. zu Sp 15, 2.
XLVII. 1 . famosae — moechae = II 39, 1 .
XLVIII. 2. tahulamque calculosque. Ein Brettspiel. Marquardt Prl.
831 flf.
7. Butuntis d. h. selbst in dem armseligsten Ort. Butuntum (us)
in Calabrien an der Strasse von Canusium nach Brundusium, jetzt
Bitonto, ^n^rde also auch Butxxnti gej|p,nnt ; ebenso IV 55, 29.
S. thermas Neronianas. Die Thermen des Nero werden von M.
264 . M. Valerii Martialis
XLIX.
Uxorem nolo Telesinam ducerc: quare?
Moecha est. Sed pneris dat Telesina. V'olo.
L.
Quod feilas et aquam potas, nil. Lesbia. peecas.
Qua tibi parte opus est. Lesbia, sumis afpiam.
LI.
Unus saepe tibi tota denarius area
Cum Sit et hie culo tritior. Hylle, tuo,
Non tarnen hunc pistor, nou auferet hunc tibi copo.
Sed si quis nimio pene superbus erit.
5 Infelix venter spectat convivia culi
Et semper miser hie esurit. ille vorat.
LIL
Novit loturas Dasius numerare: poposcit
Mammosam Spatalen pro tribus: illa dedit.
LIIL
Vis fieri liber? meiitiris. Maxime, nou vis:
Sed fieri si vis, hac ratione-potes.
LIIL Vincent. Bellov. Sp.D. V 156 Mareialis Coquus: Liber non
potes et gulosus esse (IX 10) Liber eris, cenare foris si, Maxime,
nolis, Vegetana tuam si dornet uva sitim.
und Statins als Inbegriff des höchsten Glanzes der Hauptstadt ge-
nannt. M. VII 34 Stat. S. I 5, 62. SG I 17, 6.
XLLS. 2. dat. Zu II 9.
volo. Um die pueri mit dem II 47 und II 6() erwähnten suppli-
cium puerile bestrafen zu können.
LI. Zu I 92.
LH. Dasius ist der Einnehmer des Eintrittsgeldes in einem Frauen-
bade. Er fordert von Spatale das Dreifache, weil sie so viel Raum
einnimmt wie drei gewöhnliche Badende, und sie erkennt selbst die
Gerechtigkeit seiner Forderung an.
1. Novit — numerare. Vgl. VII 25, 8 X 15, 2 X 33 , 9. 10 XIV
201, 1.
Epigranimaton Liber II in den J. 85/86). 265
Liber eris, cenare foris si, Maxime, nolis,
Veientana tuam si domat uva sitim.
5 Si ridere potes miseri chrysendeta Cinnae,
Contentiis nostra si potes esse toga,
Si plebeia Venus gemino tibi iimgitiir asse.
Si tua non rectiis tecta siibire potes.
Haec tibi si vis est, si mentis tanta potestas,
10 Liberior Partlio vivere rege potes.
LIV.
Quid de te, Line, suspicetur uxor
Et qua parte velit pudiciorem,
Certis indiciis satis probavit,
Custodem tibi quae dedit spadonem.
5 Kil uasutius hac maligniusque.
LV. '
Vis te, Sexte, coli: volebam amare.
Parendum est tibi: quod iubes, colere:
Sed si te colo, Sexte, non amabo.
LEI 3. nolis TQk, äühert^ p. 515 noUis F nobis P noUes
EXABCG voles DiNohl) noles Sehn 7. jungitur Hns vincitur
codd. Sehn. (Vgl. vinctam st. innctam 31 I 90, 1;.
LIV 5. maligniusque EXABCGF Gilbert maligniusque est
Qu) Sehn,
LV 2. colere EXBC corr. G colere AprG Gilbert'- p. 643
coleris PQm Sehn.
LIII. 3. cenare-foris. Zu II 11, 10.
nolis. »Der Conjunktiv Praesentis im Condicionalsatz nel)en einem
Futur im Hauptsatz ist bei Martial ungemein häufig: vgl. Sp 27, 9
sq. I 68, 4 V 16, 5 ss. IX 14, 4 IX 65, 14 XI 5, 5—14 XII ;34, 5 ss.«
Gilbert3 p. 515.
5. chrysendeta. Zu II 43, 11.
7. Zu I 103, 10.
LIV. 1. Die Frau des Linus glaubt, dass er ein pathicus sei, wie
daraxis hervorgeht, dass sie ihm einen Eunuchen als Wächter giebt.
5. nasutius. Zu I 3, 6.
LV. 2. colere. Verdient wegen des höchst angemessenen Gleich-
klanges mit amare den Vorzug vor coleris. Gilbert- p. 643.
266 M- Valerii Martialis
LVI.
Gentibus in Libycis uxor tna, Galle, male audit
Immodicae foedo erimine avaritiae.
Sed mera narrantur mendaeia: nou solet illa
Aceipere omnino. Quid solet ergo? Dare.
LVII.
Hie quem videtis gressibiis vagis lentum,
Amethystinatns media qui secat Saepta,
Quem non lacernis Pnbliiis mens vineit,
Non ipse Cordns alpha paeniüatonmi,
5 Quem grex togatus seqnitur et capillatus
Recensqne sella linteisqne lorisqiie:
LVI 1. Verg. A. IV 320 Libycae gentes.
LVI. Galle. Bezeichnung eines Statthalters oder höheren Beam-
ten (in Afrika», deren Frauen oft der Erpressung beschuldigt wurden.
SG I 441, 4.
4. dare. Zu II 9, 2.
LVII. Vgl. SG I 22, ].
2. Amethystinatus. Zu I 95, 7.
Saepta. Zu II 14, 5.
3. PuhUus. Zu I 109.
4. V 26 Quod alpha dixi, Corde, paenulatoruin. Ueber die son-
stige Benutzung griechischer Buehstabennamen zur Bezeichnung von
Personen oder als Beinamen Lehrs Quaest. epp. p. 19—21. Jahn
Spec, epigr. p. 138 LCassi Principis tibicinis | cappae? Vgl. Buecheler
Conjectanea N. Rh. Mus. XXXVII 332).
Ueber paenulati Marquardt Frl. 547.
5. grex togatus. (Greges togatorum II 74, 6). Ein Gefolge von
Clienten (SG I 336 und 339 f.); und capillatus, von Pagen. ;Vgl. III
58, 31). Die Letzteren liess man bis zur Mannbarkeit Locken tragen,
auf deren Pflege grosse Sorgfalt verwandt wurde. Vgl. zu I 31 und
Marquardt Prl. 144, 20. crinita turba XII 49, 1, comati XII 70, 9;
97, 4. Wie ein solches Gefolge ein Beweis der Ueppigkeit ist, so
eine Bedienung durch tonsi ministri ein Beweis der Einfachheit: X
M8, 9 XI 11, 3 XII 18, 25 XIV 158, 1.
6. sella. Ein Tragsessel. Marquardt Prl. 716. IX 22, 10 culto —
sella diente frequens.
Epigrammaton Liber II (in den J. 85/86). 267
Oppigneravit modo modo ad Cladi mensam
Vix octo nummis aniilum, nnde cenaret.
LVIII.
Pexatiis pulchre rides mea, Zolle, trlta.
Sunt haec trlta quldem, Zolle, sed mea sunt.
LIX.
Mica vocor: quid slm cernls, cenatlo parva:
Ex me Caesareum prosplcls ecce tholum.
Frange toros, pete vlna, rosas eape, tlnguere nardo:
Ipse lubet mortis te memlnlsse deus.
LVIII 1. Horat. Epp. I 1 , 95 Si forte snbucttla tiltae Pexa
subest tnnicae).
LIX 3. Auson. Epp. II 15 Gramineos nunc frango toros.
7. ad Cladi mensam. An der Bank des Geldverleihers Cladus oder
Cladius.
LVIII 1. Pexatus. Zu II 44, 1.
Znih. Zu II 16.
LIX 1. Mica. Hieronyiuus und Cassiodor nennen unter den Bau-
ten Domitians eine Mica atirea, welcher in dem Verzeichnis der
Stadtchronik von 35 1 ein Palatiuui entspricht Jordan, Top. II 33 . Der
Name derselben kommt in einer Urkunde von 999 auf dem Janiculum
vor, falls es dort nicht eine zweite Mica aurea gab. Jordan das. 1 1,69 u.
7lA. 55. Dass das von Cassiodor und Hieronymus erwähnte Gebäude
der hier von M. besungene kleine Speisesaal ist, kann kaum zweifel-
haft sein. Der Name mica aurea scheint in der Umgangssprache für
niedliche Lieblingsgegenstände etwa wie bijou Monbijou Name eines
Schlosses in Berlin gebraucht worden zu sein. Valentinian nannte
so eine zum Menschenfressen abgerichtete Lieblingsbärin. Ammian.
Marc. XXIX 3, 9.
2. Caesareum — thnluni. Wahrscheinlich ist hier mit Gilbert nach
RdePrado) an das bis zur Erbauung des templum gentis Flaviae (zu
IX 1) zur Bestattung aller Caesaren bestimmte, daher von Tac. A.
III 9 tumulns Caesarum genannte Mausoleum Augusts (Becker Top.
639 f.) zu denken.
prospicis. Vgl. V 1, 2 und VII 73, 4.
3. Frange toros. IV 8, 6 Imperat exstructos frangere nona toros-
Vgl. Mayor Journal of philol. VII (1877) p. 52 f.
tinguere nardo. Vgl. III 65, 8.
4. deus: der vergötterte August. Aehnlich V 64, 5 lam vicina
jubent nos vivere Mausolea, cum doceant, ipsos posse perire deos.
268 M- Valerii Martialis
LX.
Uxorem armati futuis, puer Hylle, tribimi.
Supplicium tantum dum puerile times.
Vae tibi, dum ludis, castrabere. lam mihi dices
»Nou licet hoc.« Quid? tu quod facis, Hylle, licet?
LXI.
Cum tibi vernareut dubia lanugine malae.
Lambebat medios improba liug'ua viros.
Postquam triste caput fastidia vispillonum
Et miseri meruit taedia carnificis,
5 Uteris ore aliter nimiaque aerugiue captus
Allatras nomen quod tibi cunque datur.
Haereat inguiuibus potius tarn noxia lingua:
Nam cum fellaret. purior illa fuit.
LX 2. dum PQEFva Scr (times.) nee RM num GO corr. A Sehn
(times?)
LXI 7. tam noxia Q jam noxia XF via noxia (»vel jam«) G
tua noxia C Scr tibi noxia Hns.
LXI 1. Lucret. V 889 Verg. A. X 324 Ecl. II 51 Ovid. M. IX
398 XIII 754: lanugine malae fmalas .
LXI 2. Auson. Epigr. 66, 1 (120 Toll. Lambere cum vellet
mediorum membra virorum.
LX L puer Hylle = IV 1", 1.
2. Supplicium — puerile. Zu II 49.
3. Ia)n mihi dices. II 63, 4 lam dices.
4. No)i licet hoc. Anspielung auf das später (z. B. VI 2i öfter
gepriesene, von Domitian (i. J. 81/82 SG III 429) erlassene Verbot
der Entmannung.
mjlle. Zu I 16, 2.
LXI 2. III 81, 2 Haec debet medios lambere lingua viros. Vgl.
VII 67, 15 XI 61, 5. Catull. 80, 6 medii tenta vorare viri.
5. aerur/ine. X 33, 5 viridi aerugine Scheelsucht).
Epigrammaton Liber II in den J. 85,86). 269
LXII.
Quod pectus, quod crura tibi, qiiod brachia vellis,
Quod cincta est brevibiis mentula tonsa pilis :
Hoc praestas, Labiene, tuae — quis nescit? — amicae.
Cui praestas, eiiliim quod, Labiene, pilas?
LXIII.
Sola tibi fiierant sestertia, Miliche, eentum,
Qiiae tulit e saera Leda redempta via.
Milicbe, luxuria est, si tanti dives amares.
«Non amo« iam diees: haec quoque luxuria est.
LXIV.
Dum modo eausidicum, dum te modo rbetora fingis
Et non decernis, Laure, quid esse velis,
Peleos et Priami transit et Nestoris aetas
Et fuerat serum iara tibi desinere.
Incipe, tres uno perierunt rhetores anno,
Si quid habes aniini, si quid in arte vales.
Si schola damnatur, fora litibus omnia fervent,
Ipse potest fieri Marsua causidicus.
LXII. Auson. F4iigr. 112 i:U Toll.).
LXIII 2. Hiernach scheinen an der sacra via auch Bordelle ge-
wesen zu sein. tulit: kostete, nicht: erhielt. Leda. Name einer
meretrix auch III 82, 3 IV 4 XI Gl.
4. Iam dices. 7.XL II 60, 3.
luxuria est = V 19, 13 X 70, 11. 12. Eine Sklavin, die man nicht
begehrt, für einen so hohen Preis zu kaufen, ist auch Verschwendung.
LXIV. 1. causidicum — rhetora. Manche vereinigten beide Berufs-
arten, andere gingen von der einen zu der anderen über. SG I
290, 3. 4.
3. transit. Zu Sp 16, 1.
Priami — et Nestoris aetas. V 58, 5 Priami vel Nestoris annos.
Vgl. VI 70, 12 VIII 64 XI 56, 13.
8. 3Iarsua. Die Statue des Marsyas auf dem Forum Hör. S. I
6, 120 und die übrigen von Becker Top. 321 f. angeführten Stellen).
Doch für Beckers Annahme, dass sie in der Nähe der rostra war,
fehlt jedes Zeugniss, dagegen war sie wahrscheinlich am unteren
Ende des Forums, in der Nähe des prätorischen Tribunal. Jordan in
270 M. Viilerii Martialis
Heia age, riiinpe moras: quo te speral)imus usque?
10 Dum quid sis dubitas, iam potes esse nihil.
LXV.
Cur tristiorem cernimus Saleianum?
«An causa levis est?« inquit, «extuli uxorem.«
0 grande fati crimen! o gravem casum!
lila, illa dives mortua est Secundilla,
5 Centena decies quae tibi dedit dotis?
Nollem accidisset hoc tibi, Saleiane.
LXVI.
Unus de toto peccaverat orbe coraarum
Anulus, incerta non bene fixus acu.
Hoc facinus Lalage speeulo, quo viderat, ulta est
Et cecidit saevis icta Plecusa comis.
5 Desine iaui, Lalag-e, tristes ornare capillos,
Taugat et insanum nulla puella caput.
LXV 2. extiili (extulit E] mquitlJXAB CG Sehn ^ Gilbert^ 2^. 515
inquis extuli PQ {Schn^ i^. 696] extiili, inquis Fvi Scr.
LXVI 3. quo QEFfü Schn^ GiJhert p. 25 qnod T Schn^-.
LXIV 9. Verg. A. IV 569 Eia age, rumpe moras. Ovid. M. XV
583 Tu modo rumpe moras.
(LXIV 9. Claiidian. C. min. II 19 Quin age rumpe moras).
Bursians Jahresb. Jahrg. I Bd. II (1876) S. 7.5.5—758. Derselbe, Mar-
syas auf dem Forum (1883) S. 12 und 23 mit Topogr. d. St. Rom I
2, 265, 96.
LXV 2. inquit. »Inquis ist anstössig, da v. 1 Salejanus nicht mit
Verwendung der zweiten Person genannt ist. Freilich wendet sich
der Dichter in den folgenden Versen direkt gegen Salejanus. Aber
dieser Uebergang in die zweite Person ist hier eben durch die mit
inquit eingeführten direkten Worte desselben vermittelt«. Gilbert^
p. 515.
LXVI. Ueber die Misshandlungen, denen die bei der Toilette
beschäftigten Sklavinnen durch ihre Herrinnen ausgesetzt waren : Juv.
6, 490 ff. SG I 430.
4. saevis — coinis. Abi. statt propter c. Acc. Zu Sp 1, 3.
Epignimmaton Liber II (in den J. 85/86). 271
Hoc salamancira uotet vel saeva novacula nuclet,
Ut cligna speciüo fiat imago tuo.
LXVII.
Occurris quocimqiie loco mihi, Postume, clamas
Protimis et prima est haec tua vox «Quid agis'?«
Hoc, si me clecies una conveueris hora,
Dicis: habes puto tu. Postume, nil quod agas.
Lxvni.
Quod te nomine iam tuo saluto.
Quem regem et dominum prius vocabam.
Ne me dixeris esse contumacem:
Totis pillea sarcinis redemi.
Reges et dominos habere debet.
Qui se non habet atque concupiscit
Quod reges dominique concupiscuut.
Servum si potes, Ole, non habere,
Et regem potes, Ole, non habere.
LXIX.
Invitum cenare foris te, Classice, dicis:
Si non mentiris, Classice, dispeream.
LXVI 8. tuo PEFw 8cr Schn'^ tua TprGc Schn^
LXVIII 4. pillea PQXA pilea Sehn.
7. salamandra. Plin. N. h. X 188 isalamandraej sauie — qua-
cumque parte corporis hiimani contacta toti defluunt pili. Ib. XXIX
116 pilos in bis incommodos evolsos renasci nou patitur-salamaudrae
cinis. Patron. Sat. 107 f. quae salamandra supercilia tua excussit?
8. digna speculo. Würdig des Spiegels, der zur Verübung einer
solchen Rohheit gedient hat, d. h. abschreckend. Ueber die Verlänge-
rung des ä durch das sp des nächsten Wortes LMueller r. m. p. 320.
LXVIII. 1. 2. Ueber die Anrede des Patrons von Seiten der
Clienten zu I 112.
4. D. h. ich habe meine Freiheit (deren Zeichen der Hut war^
mit Aufgebung aller Vortheile, die mir das Clientel- Verhältnis bot,
erkaiift. Ueber totis zu VI 85, 10.
•5—8. Die Wiederholung derselben Worte xind Wendungen in Ca-
tuUs Manier. Paukstadt p. 24—27 und zu II 41, 34.
LXIX. 1. cenare foris. Zu II H, 10. 2. dispeream. Zu 139, 8.
272 ^I- Valerii Martialis
Ipse quoque ad cenam g-audebat Apicius ire:
Cum eenaret, erat tristior ille, domi.
5 Si tarnen iuvitus vadis, cm-, Classice. vadis?
)»Cogor<( als: verum est; cogitur et Selius.
En rogat ad cenam Melior te, Classice, rectam.
Grandia verba ubi sunt? si vir es, ecce, nega.
LXX.
Non vis in solio prius lavari
Quemquam, Cotile: causa quae, nisi haec est,
Undis ne fovearis irrumatis?
Primus te licet abluas: necesse est
Ante hie mentula, quam caput, lavetur.
LXXI.
Candidius nihil est te, Caeciliane. Notavi.
Si quando ex nostris disticha pauca lego.
Protinus aut Marsi recitas aut scripta Catulli.
Hoc mihi das. tanquam deteriora legas,
5 Ut conlata magis placeant mea? Credimus istud:
Malo tarnen recites, Caeciliane, tua.
LXXI 1. Candidius QEia Schn-^ Gallidius T Callidius Sehn^
Caeciliane. Notavi: Gilbert Caeciliane: notavi, Sehn 5. conlata
TXBF collata Sehn.
LXIX 8. Ovid. F. VI 594 si vir es, i — exige opes.
3. M. Gavius Apicius, der bekannte Schlemmer unter August und
Tiber, dessen Name sprichwörtlich geworden war. Vgl. II 89 III 22
X 73, Juven. 4, 23; 11, 3, Senec. ad Helviam 10, 3, Dio LVII 19, SG
III 16.
6. Selius. Zu II 11.
7. Atedius 3Ielior. Ein durch die Eleganz seines Haushalts IV
54; ausgezeichneter Freund des M. und Statins, vermuthlich vom Rit-
terstande. M. VI 28; 29 VIII 38 Stat. S. II praef. und I 3 ; 4 SG
III 449.
cenam — rectam. Zu einer ordentlichen Mahlzeit. Vgl. IV 20, 2 VIII
50, 10. Suet. August. 0. 71 Domitian. c. 7.
8. si vir es, ecce nega. Vgl. VI 14, 4.
LXXI. 3. 3Iarsi —^ CatuUi. Zu I Epist. 1. 11.
Epigrammaton Liber II iu eleu J. 85/86). 273
LXXII.
Hesterna factum narratur, Postume, cena
Quod nollem — quis enim talia facta probet? —
Os tibi percisum quanto non ipse Latinus
Vilia Panniculi percutit ora sono :
5 Quodque magis mirum est, auctorem criminis huius
Caecilium tota rumor in urbe sonat.
Esse negas factum: vis hoc me credere? credo.
Quid, quod habet testes, Postume, Caecilius?
LXXIII.
t Quid faciat vult scire Lyris: quod sobria: fellat.
LXXIV.
Cinctum togatis post et ante Saufeium,
Quanta reduci Regulus solet turba.
Ad alta tonsum templa cum reum misit,
Materne, cernis? invidere uolito.
LXXIII. quod sobria XABF quod Q quid PEm quid ? sobria
fellat Scr Quid faciat, vis scire, Lyris, (juom est sobria? fellat Baehrens
Quid faciat, VTilt scire Lyris? quiu sobria fellat (rrashercjer. [Quid
faciat, se scire, Lyris negat ebria semper.] Quid faciat vult scire
Lyris? quod sobria: fellat Mtmro In O fohß: Gaudeo : quid faciet
facies Bodleianus] ebria facta Lyris.
LXXII. 3. 4. Der Mimenspieler Latinus zu I 4, 5) ohrfeigte in
einer Posse seinen Collegen Panniculus, welcher die Rolle des Stupi-
dus spielte. Vgl. III 86, 2 V 61, 11 u. 12. Schallende Ohrfeigen
gehörten zu den Hauptspässen der Mimi SGr II 394.
LXXIII. Vermuthlich ist dieser unverständliche Vers ein Frag-
ment (vgl. die Ergänzung von Munro in den ki-itischen Anm ; . Die
beiden andern rein hexametrischen Gedichte, die bei M. vorkommen
I .53 VI 64, bestehen aus mehreren Versen.
LXXIV. 1. Zu II 18, 5.
3. 4. Ein Gefolge wie das, mit welchem Regulus zu I 12, 8 aus
einer Gerichtsverhandlung zurückkehrt, in welcher er die Freispre-
chung des Angeklagten erwirkt hat. Dieser hat sich nun das Haar,
das er bis dahin wie den Bart lang hatte wachsen lassen (zu II 36,
5', geschoren.
4. Materne. Zu I 96.
llartial I. je
274 M. Valerii Materialis
5 Comitatus iste sit preeor tuiis mmquani.
Hos illi amicos et greges togatorum
Fusiculenus praestat et Faventinus.
LXXV.
Verbera securi solitus leo ferre magistri
lusertamque pati blandus in ora manum
Dedidicit pacem subito feritate reversa,
Qiianta nee in Libycis debuit esse iugis.
5 Nam duo de tenera piierilia corpora turba,
Sanguineam rastris quae reuovabat humum,
Saevus et infelix furiali dente peremit;
Martia non vidit maius harena nefas.
Exclamare übet: »erudelis, perfide, praedo,
10 A nostra pueris parcere disee lupa!«
LXXVI.
Argenti libras Marius tibi quinque reliquit,
Cui nihil ipse dabas: hie tibi verba dedit?
LXXIV 7. Fusiculenus A'5C>r(V Fusciculenus P co?v. G Schn^
Ruricolomus Q Fusticulenus A Fuficulemis EF Scr Sehn.
LXXV 7. Saevus Schn^ saevos Sehn-.
LXXVI. Intay. naeh Gilbert^ p. 515 f. Bei Sehn: reliquit. Cui
— dabas, hie. — dedit.
6. greges togatorum. Zu 11 57, 5.
7. Fusietdenus — et Faventinus. Vermuthlich Wucherer, die ihm zu
unerschwinglichen Zinsen Geld liehen, um seine Clienten zu bezahlen.
LXXV. 1. securi — magistri = Sp 18, 1. Vgl. zu Sp 10, 1.
5. 6. Vgl. SG II 346, 6 u. 7.
S. Martia: Romana, wie I 3, 4. Martia Roma V 19, 5.
LXXVI. »M. hält dem mit einer Lappalie (zu II 44, 2] abge-
fundenen Marius vor, dass er sich nicht, als in seinen Erbschafts-
hoffnungen getäuscht, beklagen dürfe, weil er nicht seinerseits dem
zu Beerbenden nach Sitte der heredipetae Geschenke gemacht hat«.
Gilbert 3 p. 5 IG.
2. ipse. Die von Domitius Calderinus aus Handschriften ange-
führte Lesart Isse ist wol nur eine durch das Fehlen der Anrede
veranlasste Conjektur. Das Fehlen der Anrede ist aber bei M. kei-
neswegs selten: IV 88 (vgl. zu v. 2.) V 27 (absichtlich V 6U V 62
VI 41: 61; 71; 73; 76 VII 94 VIII 14; 29; 34: 35; 47; 94 etc.
Epigrammaton Liber II iin deu J. 85/86). 275
LXXVII.
Cosconi, qui longa putas epigrammata nostra,
Utilis unguendis axibus esse potes.
Hac tu creclideris longum ratione eolosson
Et puerum Bruti dixeris esse brevem.
Disce quod ignoras: Marsi doctique Pedoiiis
Saepe duplex unum pagina tractat opus.
Non sunt longa quibus nihil est quod demere possis,
Sed tu, Cosconi, disticha longa facis.
LXXVIII.
Aestivo serves ubi })iscem tempore, quaeris?
In thermis serva, Caeciliane, tuis.
LXXIX.
Invitas tunc me. cum scis, Nasiea, voeatum.
Excusatum habeas me rogo: ceno domi.
LXXIX 1. voeatum Etu Rand von Q Schn^ vocasse RP(f)QF
Scr Sehn-.
LXXVII. 1. Cosconi. Derselbe, den M. III 69 als Dichter durchaus
anständiger Epigramme ironisch lobt. Ob aber an eine wirkliche Per-
son zu denken ist, erscheint zweifelhaft.
2. Die älteren Erklärer erkennen hierin wol mit Recht eine sprich-
wörtliche Redensart. Leute, die zum Schmieren der Achsen gut sind,
sind solche, denen nichts schnell genug geht.
3. eolosson. Der in einen Sonnencoloss verwandelte des Nero.
Zu Sp 2, 1.
4. puerum Bruti. Plin. N. h. o4, b2 : idem Strongylion- fecit pue-
rum, quem amando Brutus Philippensis cognomine suo illustravit.
Brunn Künstlergesch. I 26S. Als Beispiel für die Gattung der Kunst
im Kleinen nennt M. diese Figur auch IX 5U,5 ; nach XIV 177 (Bpo'jtoj
raioiov fictile scheint sie in Copieen aus verschiedenen Materialen
sehr verbreitet gewesen zu sein.
5. 3Iarsi doctique Pedonis. Zu I Epist. I. 11.
6. D. h. Epigramme der beiden genannten Dichter füllen oft zwei
Seiten.
S. disticha longa. D. h. deine Epigramme sind auch dann zu lang,
wenn sie nur aus zwei Zeilen bestehn.
LXXIX. Insofern Nasiea nur solche einlädt, von denen er glaubt
dass sie verhindert sind die Einladung anzunehmen, würde in v. 1
18*
276 M. Valerii Martialis
LXXX.
Hostem cum fugeret. se Fannius ipse peremit.
Hie, rogo, non furor est, ne moriare. mori?
LXXXI.
Laxiör hexaphoris tua sit leetica licebit:
Cum tarnen haec tua sit, Zoile, sandapila est.
LXXXII.
Abscisa servum quid figis, Pontice, lingua?
Nescis tu populum, quod tacet ille, loqui?
LXXXII 2. Nescis FQSt» Scr Gilbert j). 26 Nesci T Nescin
Beverland Scitn.
LXXX. In der Handschrift der Leipziger Stadtbibliothek. (De
Fannio Haxipt Opp. I p. 291). Vincent. Bellov. Sp. D. V 143 u. VI 111
,Hostem cum — mori?' (an der letztern Stelle steht num furor est .
LXXXI 1. 2. Florileg. Sangallense (Gramer Praef. Scholl. Ju-
venal. p. 16. Stephan Rhein. Mus. XL [1885] p. 267). (1. exaphoris
2. hec — zoiles scandapila .
vocasse und vocatum gleich gut passen. Aber nur zu vocatum bil-
det ceno domi (zu II 11, 10) den erforderten Gegensatz, M. kann
also nur dies geschrieben haben. Dass M. als Grund für seine Ab-
lehnung der Einladung Nasicas angiebt, er sei nicht verhindert,
heisst so viel, als: er wisse sehr wohl, dass jener ihn nur in der
Erwartiing einer Ablehnung eingeladen habe.
LXXX. 2. Zu I 20, 1.
LXXXI. 1. leetica heisst nicht nur die Sänfte, sondern auch das
Paradebett, auf dem die Leichen der Vornehmen (Marquardt Prl. 343,
10,, sandapila die Bahre, auf der die der Armen getragen wurden
(VIII 75, 14 IX 2, 12 vgl. X 5, 9;. Wie es scheint, waren bei der
sandapila sechs Träger gewöhnlich (vier nur bei der allerärmlichsteu
Bestattung: VIII 75, 9) und hexaphoros deshalb auch eine Bezeich-
nung der Totenbahre: VI 77, 10 Non debes ferri mortuus hexa-
phoro. Martial, durch die sechs Träger an die Bestimmung der lee-
tica für die Toten erinnert, erklärt diese für eine sandapila, weil der
niedrige Emporkömmling, der ehemalige Sklave zu II Ki), nur einer
solchen würdig sei. Vielleicht spielt M. zugleich auf das leichenhafte
Aussehen des Verhöhnten an.
LXXXII. Vgl. Cic. pro Cluent. 66, 187 Nam Stratonem quidem,
judices, in crucem esse actum exsecta scitote lingua — mulier amens
— metuit ne condemnaretur extrema servuli voce morientis.
1. Jir/is für cruci figis mag der Umgangssprache angehört haben.
Epigrammaton Liber II jn den J. 85/861. 277
LXXXIII.
Foedasti miserum, marite, moeckum,
Et se, qui fuerant prius, requiruut
Triinci naribus auribusque vultus.
Creclis te satis esse vindicatum?
5 Erras: iste potest et irrumare.
LXXXIV.
Mollis erat facilisque viris Poeantius heros;
Vulnera sie Paridis dicitur ulta Venus.
Cur lingat cunnum Siculus Sertorius, hoc est:
Esse huie occisus, Rufe, videtur Eryx.
LXXXIV 4. Esse huic Rooij Gilbert'^ p. 516 Ab hoc QEXABFG
Abs hoc Guyet Sehn Ex hoc Pw Scr.
LXXXIV 1. Ovid. Rem. am. 111 Poeantius heros.
Es findet sich sonst absohit gebraucht wie auch configere suffigere
erst bei christl. Schriftstellern. TertuUian de patient. c. 3 taceo quod
figitur. Id. Apolog. c 21 suffixus. Lactant. Inst. div. IV 10, 3 IV
18, 18 IV 26, 32. Vgl. die Anm. v. Bueneraann zu der letztern Stelle
und Lipsius De cruce I c. 3.
Pontice. Aus keinem Epigramm, in dem M. sonst diesen Namen
braucht, ergiebt sich, welche Schandthaten dem so Bezeichneten
vorgeworfen wurden.
LXXXm. Vgl. III 84.
2. fuerant. Zu I 107, 3.
LXXXIV. 1. 2. Schol. Thuc. I 10 (DiXo-/.TfjTTi; Sta to-> Ildpioo; Ȋ-
vaTov Ö-/]X£ictv vooov voaf,3a; ■/-).. Dagegen Ausonius Epigr. 67 Seh.
(71 Toll), 2 vitiosa libido Herculis heredi quam Lemnia suasit
egestas. Wenn, so scherzt M., das schändliche Laster des Siciliers
Sertorius ebenfalls eine Rache der Venus sei, so werde er wol den
Eryx als von Hercules besiegt V 65, 4; erschlagen haben, da dies
der einzige Sohn der Venus war, den die Sage auf Sicilien kannte.
(Diodor. IV 23. Preller GM II 214 f. 337, 2,.
1. Mollis. Soviel als cinaedus III 73, 4 s.
4. Esse huic. Das ;nur in einem jungen Guelferb. [s überlieferte)
abs findet sich vor Vokalen erst bei Späteren. Neue Formenl. 11- 738.
Falls M., wie Rooy vermuthete, Esse huic schrieb, brauchte er den Da-
tiv ebenso wie Sp 27, 6 III 22, 5 VII 14, 5. Gilbert ^ p. 516.
Riefe. Zu I 61, 9.
278 M. Valerii Martialis
LXXXV.
Vimine clusa levi niveae custodia coctae,
Hoc tibi Saturni tempore munus erit.
Dona quod aestatis misi tibi mense Decembri.
Si quereris, rasam tu mihi mitte togam.
LXXXVI.
Quod nee carmine glorior supino
Nee retro lege Sotaden cinaedum,
LXXXV 3. Ovid. Tr. I 11,3 gelido tremerem cum mense Decembri.
LXXXV. 1. Eine Korbflasche von erst gekochtem, dann mit
Schnee gekühltem Wasser , einer Erfindung Neros , decocta genannt.
XIV 116—118, Marquardt Prl. 323 f.
4. 7-asajti — togam. Die toga rasa, die als Sommerkleid diente, war
nach Fenestella bei Plin. N. h. VIII 195 erst in der letzten Zeit
Augusts gebräuchlich geworden.
LXXXVI. 1. 2. Carmen supinum, Verse, die auch rückwärts gelesen
werden konnten Ovid. ExPont.IV 5,43 fluminaque in fontes cursu redi-
tura supino, vgl. Medic. fac. 40 : also versus recurrentes oder reciproci,
wobei entweder das Metrum dasselbe blieb oder ein anderer Vers ent-
stand. Von beiden Gattungen gab es mehrere Arten: Verse, die sich
Buchstabe für Buchstabe rückwärts lesen Hessen [-/.apxivoi. Sidon.
Apoll. Epp. IX 14 illud antiquum »Roma tibi subito motibus ibit
amor«. CIL IV 2400 = Kaibel epigr. Graec. 1124 = Dübner. Anth.
Palat. II p. 608 'qor, aot Ai6; ao ärdra r.apa ool AiO|xr]OY]) ; Vcrse,
die man Wort für Wort rückwärts lesen konnte (Verg. A. I s Musa
mihi causas memora, quo carmine laeso und elegische Distichen, die
man ebenso umkehren konnte, ut per duos versus duo alii recurrant
(Diomed. I p. 515, Marius Vict. p. 2562, ein anderes Sidon. Apoll.
Epp. IX 14; S solche Distichen des Optatianus PorphjTius XXVIII
versus anacyclici], Optatian. ed. L. Mueller p. 30. Oefter aber ent-
stand durch die Umkehrung ein anderer Vers, vgl. Optat. ed. M. p.
31s.: Incertorum auctorum versus reciproci. Ganz besonders wurden
Verse (Hexameter) gebildet, die rückwärts gelesen Sotadeen ergaben,
oder Sotadeen, die rückwärts gelesen andere Verse gaben. Quint. IX
4, 90 Astra tenet caelum, mare classes, area messem — hie retrorsum
fit Sotadeus, itemqne e Sotadeo trimetros: caput exseruit mobile
pinus repetita. Vgl. Optat. ed. M. p. 31 s. und dessen Gedichte XV
p. 17 m XIII p. 15.; Sotades hatte den Vers II. X 133 durch Um-
stellung der Worte in einen Sotadeus verwandelt. Schol. V. Hephac-
stio p. 8. Vgl. G. Hermann Doctr. metr. p. 444 sqq Capelimann
Alexandri Aetoli fr. Bonn 1830 p. 25 sqq! Veränderungen des Me-
Epigrammaton Liber II in den J. 85/86). 279
Nusquam Graeciüa quod recantat echo
Nee clictat mihi luculentus Attis
5 Möllern debilitate galliambon:
Non sum, Classice, tarn malus poeta.
Quid, si per graciles vias petauri
Invitnm iubeas subire Ladan?
Turpe est difficiles habere migas
10 Et stultus labor est ineptiarnm.
Scribat carmina cireulis Palaemon,
Me raris iuvat auribus placere.
LXXXVII.
Dicis amore tui bellas ardere pnellas.
Qui faeiem sub aqua, Sexte, natantis habes.
LXXXVII 2. natantis RPQm cacantis EXABCFG v(ß. III 89,2)-
trums durch Umstellung auch Simonides fr. CLXXII und Timocreon
fr. X. M. will sagen, er mache keine Verse, die rückwärts gelesen
den von Sotades in den Kivaiooi angewandten gleichen.
3. A^ersus echoTci erwähnt Sidon. Apoll. Epp. VIII 11 ; vgl. Sir-
mond's Anmerkung. Callim. epigr. 30 ;28) ed. Schneider I 80 Auaa-
vi-r] o'j 0£ vaiyl -/.aXöc xaXo;. d/./.d -rA-t etrsiv ToOto oacpwc, -fjyiu oy^gi rt;
aXXov lyeiv. Vgl. Politian. Miscell. c. XXII 'der selbst solche Verse
gemacht hatte.) Ganradas Anthol. Planud. l'>"2.
4. 5. luculentus Attis. Das treffliche in Galliamben verfasste 63.
Gedicht Catull's »Attis« fordert mich nicht zur Nachahmung auf.
debilitate. Durch seinen gebrochenen Rhythmus.
6. Classice. An denselben XII 49.
7. petauri. Hölzernes Gerüst für Equilibristen. Anders XI 21, 3.
8. Ladan. Entweder der berühmte Olympionike, oder ein dama-
liger, nach ihm benannter Wettläufer. X 100, .5 Juven. 13, 97 SG
II 571.
9. nugas. Zu I 113, 6.
11. Palaemon. Ein Dichter, der vielleicht durch die von M. ver-
schmähten Künsteleien den Beifall giösserer Kreise über circuli SG
I 374, 6i gefunden hatte; möglicher Weise der Grammatiker A. Rem-
mius Palaemon, der damals in sehr hohem Alter) noch gelebt haben
kann Teuffei RLG 282, 3. Sueton. de gramm. c. 22 nee non etiam
poemata fecit extempore; scripsit vero variis nee volgaribus metris.
LXXXVII. 1. beilas — jmellas. Zu I 64, 1.
280 M. Valerii Martialia
LXXXVIII.
Nil recitas et vis, Mamerce, poeta videri.
Quidquicl vis csto, dummodo nil recites.
LXXXIX.
Qiiod nimio g-audes noctem producere vino.
Ignosco: Vitium, Gaure, Catouis habes.
Carmina quod scribis Musis et Apolline uiiUo,
Laudari debes: hoc Ciceronis habes.
5 Quod vomis, Antoni: quod luxuriaris, Apici,
Quod feilas, vitium die mihi cuius habes?
XC.
Quintiliane, vagae moderator summe iuventae,
Gloria Romanae, Quintiliane, togae,
Vivere quod propero pauper nee inutilis annis,
Da veniam: properat vivere nemo satis.
5 Differat hoc patrios optat qui vincere census
XC 3. Verg. A. II 647 Et inutilis annos Demoror. 5. Ovid. Am.
I 10, 41 census augere paternos.
XC 2. Auson. XVI (Profess.) 2, 2 Alter rhetoricae Quintiliane
togae.
LXXXIX 2. Catonis. Des Cato von Utica. Vgl. Plin.Epp. III 12.
4. Ciceronis. Ueber Ciceros ridenda poemata scherzt auch Juve-
nal. 10, 122 ss.
5. Quod vomis, Antoni. Cic. Phil. II 25, 03 tantum vini in Hip-
piae nuptiis exhauseras, ut tibi necesse esset, in populi Eomani con-
spectu vomere etc.
A2nci. Zu II 69, 3.
XC. 1. An den berühmten Rhetor Quintilian, der damals noch
den ihm von Vespasian verliehenen Lehrstuhl der Beredsamkeit iune
hatte. Erst um das Jahr 90 gab er die Stelle auf.
2. togae. In der toga traten die Gerichtsredner auf, die daher
auch togati genannt wurden SG I 290, 7.
Ueber Q. als Gerichtsredner Teuffei RLG 325, 2.
3. Dass ich eile mein Leben zu gemessen zu I 15, 11 , obwol
arm und noch nicht durch Alter zur Arbeit untauglich gemacht. M.
war damals schon über die Mitte der vierziger Jahre hinaus. Vgl.
die Einleitung S. 3 u. 5.
Epigrammaton Über 11 in den J. 85/86). 2S1
Atriaque inmodicis artat imagiuibus.
Me focus et nigros non indignantia fmnos
Tecta iuvant et fons vivus et herba rudis.
Sit mihi verna satiir, sit nou doctissima coiiiunx,
10 Sit uox cum somno, sit siue Ute dies.
XCI.
Rerum certa salus, terrarum gloria, Caesar,
Sospite quo maguos credimus esse deos,
Si festinatis totiens tibi leeta libellis
Detinuere oculos carraina nostra tuos,
5 Quod fortuna vetat fieri, permitte videri,
XC 9. Paulin. Nolan. C. 4, 15 verna satur — mongera conjux
XCI 2. Cons. ad Liv. 130 lam dubito magnos an rear esse deos.
Seneca Epigr. 24, 2—4 (Baehrens Plm IV 43) credimus esse deos.
4. Ovid. Tr. II 520 Saepe oculos etiam detinuere tuos.
(j. Der, dessen atrium von einer unerniesslichen Zahl von Alinen-
bildern (Mommsen StR I 429, 1 denkt an Bilder in ganzer Figur) erfüllt,
und der durch seine Abkunft darauf gewiesen ist, nach einer hohen
Stellung zu streben.
7—10. Vgl. M.s Aufzählun;^- seiner Lebenswünsche X 47.
9. verna satur. III 58, 22 lactei vemae; ib. 44 satur minister.
7ion doctissima coniunx. lieber die Abneigung gegen gelehrte
Frauen SG I 445.
XCI. 1. 2. V 1,7 u. 8 0 reram felix tutela salusque Sospite quo
gratum credimus esse lovem. VIII 06, 6 Rerum prima salus — et
una. VII CO, 2 Tarpeiae — rector aulae, Quem salvo duce credimus
Tonantem.
3. festinatis — libellis (X 2, 1 festinata cura libelli); wol die beiden
ersten dem Domitian gleichzeitig überreichten Bücher. ZuIEpist. S. 162.
Das 3. und 4. Buch überreichte M. gleichzeitig dem Venuleius IV 82.
5. 6. Gesuch um Verleihung des ius trium liberorum, für dessen
Gewährimg M. im folgenden Gedicht dankt. Dagegen III 95, 5 Prae-
mia laudato tribuit mihi Caesar uterque IX 97, 5 tribuit quod Caesar
uterque Ins mihi natorum. Mommsen StR II 852, 3 denkt bei Cae-
sar uterque an Vespasian und Titus; doch ist eine Zurückbeziehung
auf eine so ferne Vergangenheit an der zweiten Stelle sehr unwahr-
scheinlich. Vermuthlich hatte M. von Titus als Alleinherrscher eine
Zusage der Verleihung erhalten, die dann Domitian bestätigte, üeber
den Uebergang des Verleihungsrechts vom Senat an den Kaiser unter
Claudius Mommsen a. a. O.
5. Quod fortuna vetat ßeri. Cass. Dio LV 2 : oic Y^p ö.-t to oai-
282 ^I- Valerii Marti.alis Epigrammaton Liber II.
Natoruni geuitor credar iit esse trium.
Haec, si displiciü, fuerint solacia nobis:
TIaec fuerint uobis praemia, si placui.
XCII.
Natorum mihi ins trium roganti
Musarum pretium dedit mearum
Solus qui poterat. Valebis, uxor.
Non debet domini perire munus.
XCIII.
«Primus ubi est« inquis »cum sit liber iste seeundus'?«
Quid faciam, si plus ille pudoris habet?
Tu tamen hunc fieri si mavis. Regule, primum,
Unum de titulo tollere iota potes.
Subscriptionen. Epigrammaton liber secundns explicit. in-
cipit liber tertms. Ego torquatus gennadius emendavi. lege feliclterP.
Epigrammaton liber II explicit incipit III Ego torquatus gennadius
emendavi. Lege foeliciter Q. Liber II explicit. Incipit III. F. Ego
Torquatns Gennadius emendavi feliciter / (Äcä«' p. XCIII,.
[jLÖviov (ji-fj oü) TOdauTaxt; Tev-viücai. Plin. Epp. ad Traj. 94. Keil, Quod illi
fortunae malignitas denegavit.
XCII. Lessing lAusg. v. Lachmann YIII 4SI ) hat dies Epigramm
richtig dahin erklärt, dass M., der unverheirathet war, nun entschlos-
sen ist, auch in Zukunft nicht zu heirathen, um die erfolgte Verlei-
hung des Drei-Kinder-Rechts nicht überflussig zu machen.
2. Musarum — mearum. Zu YII 46, 5.
3. Solus qui poterat. IV 27, 4 dedisti Non alius poterat quae
dare dona mihi.
4. domhii. Ueber diese Benennung des Kaisers Eckhel DN VIII
p. 364. Schöner, über die Titxilaturen d. rom. Kaiser Erlangen 1881)
S. 26—33. Fincke De appellationib. Caesarum honorif. Regim. 1867
p. 31s.
XCIII. M. hatte hiernach ein Exemplar des zweiten ;und zwar
als zweiten bezeichneten) Buches seinem Gönner Regulus zu I 12)
ohne das erste überreicht, nach welchem dieser nun fragt. Vgl.
die Einleitung S. 53.
4. -iota dreisilbig, da M. innerhalb der letzten 5 Moren des Penta-
meters Elision auch I 15, 12 VII 73, 6 zugelassen hat. Vgl. Birt Einl.
S. 33 f.
M. Valerii Martialis Epigraminatou
Liber III.
1.
Hoc tibi quidquid id est longinqiiis mittit ab oris
Gallia Romanae nomine dicta togae.
Himc legis et laudas librum fortasse priorem :
lila vel haec mea sunt, quae meliora putas.
5 Plus sane placeat domina qiü natiis in urbe est:
Debet enim Galluni vincere verna liber.
II.
Cuiiis vis fieri, libelle, nmnus?
Festina tibi vindicem parare,
Ne nigram cito raptiis in ciilinam
Cordylas madida tegas papyro
I 1. Ovid. Ex P. I 1, 2 (Naso Hoc tibi de Getico littore luittit opus.
II 1. Catnll. 1, 1 Olli dono lepiduui noviim libelhim. (3 — 5. Horat.
Epp. II 1, 269 Deferar in viciim vendentem tus et odores Et piper
et quidquid chartis amicitur ineptis ; vgl. Pers. 1, 43 Stat. S. IV 9, 12.
Sidon. Apoll. C. 9, 321 ss. quae scoinbros merito piperque portet;
I. 3. librum — liriorem. Man muss hiernach wol annehmen, dass die
beiden ersten, gleichzeitig veröflfentlichten Bücher auch in einer Aus-
gabe erschienen waren, die nur aus einem volumen bestand, und dass
dieselbe neben der uns erhaltenen zweiten in zwei Büchern; damals
noch in Umlauf war. Vgl. v. 6 Debet enim Gallum vincere verna
liberj; zu I Epist. S. 1B2 und Einl. S. 53.
•5. domina — in urbe. Zu I 3, 3.
II. 3. nigram — culinam. Wie X 66, 3.
4. Cordylas. KopcuX-rj (Athenaeus III p. 120: -/.pa-iOTa 0£ [twv tk-
piycuvj — Töjv — rtövouv. rd &'jvv£ia -xotl v.opouXv] gehörte zu dem aus halb
gesalzenen Thunfischen bereiteten To'pt/oc. Marquardt Prl. 422. M. XI
52, 7 XIII 1,1.
284 ^^- Valerii Miirtinlis
5 Vel turis piperisvc sis cucuUus.
Faustini fiigis iu sinum? sapisti.
Cedro uunc licet ainbiiles perunctus
Et frontis gemino decens honore
Pictis luxurieris iiinbilicis,
10 Et te Purpura delicata velet.
Et cocco rubeat superbus index.
lUo vindice uec Probum timeto.
III.
[Fonnosam faciem nigro medicamine celas,
Sed non formoso corpore laedis aquas.
II 5. piperisve PQF Sehn- piperisque Eu> ScJmK
III 1. Formosaml formonsam 2. formonso T 1. celas oj velas Q5?.
II 5. Luxor. de Olympio venatore Aegyptio (Baehrens PIm IV
507 = Riese Anth. 1. 353) 12 Sic turis piperisque Indi nigredo
placescit.
5. iuris piperisve = IV 46, 7. Ueber den Gebrauch der Macu-
latur zur Einwickelung von Krämerwaren Marquardt Prl. 792, 7. M.
III 50, 9 IV 86, 8 XIII 1, 1.
6. Faustint. Zu I 25, 1.
7. cedro — perunctus. Mit Cedernöl zum Schutz gegen die Motten
und Würmer bestrichen, wodurch die Bücher eine gelbe Farbe erhiel-
ten. V 6, 14 VIII 61, 4. Marquardt Prl. 793, 1.
8. frontis gemitio decens honore. Durch die beiden über die Rolle
hinausragenden Enden des umbilicus. Zu I 66, 11.
10. purpura. Das Futteral von Pergament. Zu I 66, 11.
11. index. Der an die Rolle geklebte Pergamentstreifen, der den
Titel enthielt und hier scharlachroth gefärbt war. Marquardt Prl.
7i)4, 4.
12. Prohum. Der berühmte Grammatiker M. Valerius Probus aus
Berytus, dessen Blüthezeit Hieronymus ins Jahr 56 setzt, war nach
dieser Stelle damals noch am Leben und als Kritiker gefürchtet.
Teuffei RLG 300, 2.
III. Dies von Schneidewin (edit. 2 p. XIII) wol mit Recht für
unächt gehaltene Epigramm hat bereits früh in den Text Aufnahme
gefunden , da es in T iciner Handschrift des 9. Jahrhunderts steht,
welche übrigens ein ebenfalls unächtes (Suppos. 1, Sehn. edit. I p.
632) als V 1 hat (vgl. Einl. S. 71). In dem Original der Fam. B stand
es wol nicht; denn es fehlt in P; ebenso im Text von Q, ist aber
Epigrammaton Liber III in den J. 87/88), 285
Ipsam crede deam verbis tibi dicere nostris:
»Ant aperi faciem, aiit timicata lava.«]
IV.
Romam vade, liber: si, veneris iinde. requiret,
Aemiliae dices de regione viae.
Si, quibus in terris, qua simiis in nrbe, rogabit,
Corneli referas me licet esse Foro.
5 Cur absim, quaeret: breviter tu multa fatere:
»Non poterat vanae taedia ferre togae.<f
»Quando venit?« dicet: tu respondeto: «Poeta
Exierat: veniet, cum citliaroedus erit.«
IV 3. rogabit PQFoj Schn'^ rogavit EA rogarit T SchnK
IV 1. Ovid. Tr. I 1, 15 Vade liber — IS Si quis, qui, qnid
agam, forte requirat, erit. Ovid. Ex P. IV 5, 1 Ite leves elegi — 1 1 Si
quis, — qui sitis et unde requiret.
IV 8. Auson. Epigr. 40, 4 Omnia mercatus, eras citharoedus eris.
am Rande (aus einer Handschrift der Farn. C Eiul. S. 81) hinzuge-
fügt mit der Ueberschrift : consilium deformi. Schon dass es zwischen
den Einleitungsgedichten an ganz ungehöriger Stelle steht (weshalb
es bei Domitius Calderinus 1475 imd in der editio Veneta 148()
nach 1. V gesetzt ist, was Scriver billigt, ohne es selbst zu thun)
erregt Verdacht. Die Unklarheit von deam (v. 3.) würde nicht an-
stössig sein, wenn diese Verse (was wol möglich ist) ein Fragment
wären. Doch Ausdruck und Inhalt sind mehr in der Art der unter-
geschobenen als der ächten Epigramme M.'s. Dazu kommt, dass
die von Lachmann (ad Lucret. p. 99) zulässig erachtete Dihaerese fa-
ciem aut einem Dichter von solcher Eleganz des Versbaues, qui ne
in hexametro quidem et longa syllaba admiserit dihaeresim, nicht zu-
zutrauen ist. L. Mueller r. m. p. 311.
1 . nigro medicamine. Es ist hier an eine, bei übermässigem Ge-
brauch die Haut dunkel färbende Toilettenessenz zu denken, wie
solche öfter erwähnt werden. Zu VI 55, 2 und VI 57, 2.
3. IX 41, 9 Ipsam crede tibi naturam dicere rerum.
IV. 2. Aemiliae. Der Name allein als Bezeichnung der Kegion
VI 85, 6 X 12, 1.
6. vanae — togae. D. h. des nichts einbringenden Clientendien-
stea SG I 338, 7.
8. citharoedus. Weil diese Kunst damals eine ars pecuniosa (V
56, 9) war. SG I 279 III 315 f.
286 M. Vtilerii Martialis
V.
Vis commendari siue me cursurus in urbem,
Parve liber, multis, an satis unus erit?
Unus erit, mihi crecle, satis, cui non eris hospes,
lulius, assicluum nomen in ore meo.
5 Protinus huuc primae quaeres in limine Teetae:
Quos tenuit Daphnis, nunc tenet ille lares.
Est illi coniunx, quae te manibusqiie sinuque
Excipiet. tu vel pulverulentus eas.
Hos tu seu pariter sive hanc illumve priorem
10 Videris, hoc dices »Marcus havere iubet,«
Et satis est: alios commendet epistola: peccat
Qui commendandum se putat esse suis.
VI.
Lux tibi post Idus numeratur tertia Maias,
Marcelliue, tuis bis celebranda sacris.
V 5. primae quaeres in limine Teetae Gronov Hns Sehn primi
— tecti ^PQFO Scr primae que (res Cj in crimine Teetae EXABCG
9. hanc illumve PQm Sehn- hunc illamve ^A'.i^Ci^CT 6'c7mi. 10. ha-
vere] habere rJEXABG.
V 1 . Ovid. Tr. I 1 , i Parve, nee invideo, sine me liber, ibis in
urbem. 4. Ovid. F. VI 528 Estque frequens Ino nomen in ore tuo.
VI 1. Ovid. F. IV 629 Tertia post Veneris cum lux sur-
rexerit Idus.
V. 3. crede mihi. Zu I 3, 4.
4. lulius. Wohl gewiss lulius Martialis; zu I 15.
5. Teetae. Auch VIII 75, 2. Etwa eine via fornicata (wie die von
Livius XXII 36 erwähnte, quae ad campum erat) zwischen der via
Flaminia und dem Flusse, beiden nicht fern, und höchst wahrschein-
lich in der Gegend des Tarentum, nahe dem Mausoleum Augusts.
Becker Top. 641.
6. Daphiiis. Wie es scheint ebenfalls ein Bekannter M.s.
11. epistola. Zu I Epist. 1. 18.
VI. 2. Mareelline. Marcellinus, der Sohn eines Freundes M.'s,
VI 25, diente im Sarmatenkriege, nach dessen Beendigung M. ihm durch
den Dichter Faustinus (der möglicherweise sein Vater war seine Ge-
dichte sandte, VII 80 ; später stand er in der Nähe des Caucasus (IX
45 SG III 4.50.)
Epigramniaton Liber III (in den J. 87/88). 287
Imputat aetherios ortiis haec prima parenti,
Libat florentes haec tibi prima genas.
5 Magna licet dederit iucundae mimera vitae,
Plus nimquam patri praestitit ille dies.
VII.
Centnm miselli iam valete qiiadrantes,
Anteambulonis congiariiim lassi,
Quos dividebat balneator elixus.
Quid cogitatis, o fames amicorum?
5 Regis superbi sportulae recesseruut.
»Nihil stropharum est: iam salarium dandum est.«
VII G. «Nihil — est." Frdl Ohne Anführungszeichen Sehn.
3, 4. Der ISte Mai war ziigleicli der Geburtstag des Vaters des
Marcellinus und der Tag, an welchem der letztere den zum ersten
Mal rasierten Bart den Göttern weihte, lieber diesen Gebrauch Mar-
quardt Prl. 581.
3. aetherios orius i. e. ortua in aetherias auras. Munro zu Lucret.
III 405.
4. libat. Vgl. IX 78, 5.
VII. 1 . Bezieht sich auf die nur in diesem Buch erwähnte, also,
wie es scheint, bald wieder aufgehobene Einrichtung, dass die dien-
ten statt der sonst üblichen Geld-Sportula von lUO Quadranten = 25
as = 6V4 Sesterzen eine wirkliche Speisung erhielten. Vgl. III 14
30; 60 und SG I 392.
2. anteambulonis. Zu II 18, 5.
3. balneator elixus. Die Clienten erhielten die sportula, wenn sie
abends entlassen wurden, nachdem sie den Patron noch ins Bad be-
gleitet hatten (um die 8. oder 9. Tagesstunde III 36, ö). Daher er-
scheint hier einer der zur Bedienung im Bade mitgenommenen Skla-
ven mit der Vertheilung beauftragt; elixus wegen der in den
Baderäumen herrschenden Hitze.
4. fames amicorum. Für famelici amici. Vgl. esuritor Tuccius
III 14, 1.
5. Regis superbi. Anders XII 15, 4 u. 5. Vgl. XII 48, 16 regna
superba.
6. M. legt seine eigene Antwort auf die gestellte Frage den
Clienten in den Mund: die Patrone müssten, da die jetzt eingeführte
Speisung keinen hinreichenden Ersatz für die Geld-Sportula bietet,
ausser derselben noch ein Jahrgehalt geben; aber eben die Erfül-
288 M. Valerii Martialis
VIII.
/rhaicla Quintus aiiiat.« Quam Thaida? )iThaida luscam.«
Unum oculum Thais non habet, ille duos.
IX.
Versieulos in me narratur scribere Cinna.
Non scribit, cuius earmina nemo legit.
X.
Constituit, Philomuse. pater tibi milia bina
Menstrua perque omnes praestitit illa dies,
Liixnriam premeret cum crastina semper egestas
Et vitiis essent danda diurna tuis.
5 Idem te moriens heredem ex asse reliquit:
Exheredavit te, Philomuse, pater.
XL
Si tua nee Thais nee lusca est, Quinte, puella.
Cur in te factum distichon esse putas?
Sed simile est aliquid? pro Laide Thaida dixi?
Die mihi, quid simile est Thais et Hermione?
VIII 1. Anführungszeichen und Punkt hinter amat nach Gilbert.
X 4. essent] esset FQEXBCF scisset? Schn'^ p. XIII.
XI 3. aliquid? dixi? Frcll aliqnid : dixi. Sehn.
Inng dieser Forderung war von den Patronen keineswegs zu erwarten,
da sie ihnen eine Mehrausgabe verursacht haben würde, während sie
die neue Einrichtung doch ohne Zweifel gerade der Ersparnis hal-
ber getroffen hatten. SG I 3'.)2.
VIII. Vgl. III 11.
IX. 1. Versiculos — scrihere. Scribere versiculos VI 64, 23.
X. 1—4. Ein Jahreseinkommen von 2400U Sesterzen (5220 Mark)
scheint hiernach für einen einzelnen als hinreichend gegolten zu ha-
ben. Juvenals Naevolus (9,140) wünscht sich -20000, aber noch eini-
ges ausserdem. SG I 264, 1 u. 2.
XL Vgl. III 8. M. lässt einen Quintus sich über das S. Epi-
gramm beklagen, welches er auf sich bezieht. Hierzu würde er, meint
M., allenfalls Grund haben, wenn der Name seiner Geliebten wenig-
stens denselben prosodischen Werth hätte, wie Thais (wenn sie z. B.
Lais hiesse): in der That heisst sie aber Hermione. Um nun den Ver-
dacht des Quintus ganz zu beseitigen, erbietet er sich im S. Epi-
gramm Sextus an die Stelle von Quintus zu setzen.
Epigrammtiton Liber III in den J. 87/88). 289
5 Tu tarnen es Quintiis: mntemiis nomen amantis:
Si non vult Quintus, Tliaida Sextus amet.
XII.
Ungueutum, fateor, bounm dedisti
Convivis here, sed nihil scidisti.
Res Salsa est bene olere et esiirire.
Qui non eenat et ungiiitur, Fabulle.
5 Hie vere mihi mortuus videtnr.
XIII.
Dum non vis pisces, dnm non vis carpere i)ullos.
Et plus quam putri, Naevia, parcis apro,
Accusas rumpisque cocum, tanquam omnia cruda
Attulerit. Nunquam sie eg-o crudus ero.
XIV.
Koraam petebat esuritor Tuecius
Profectus ex Hispania.
XI 0. Quintus, Thaida ailhert Quintns Thaida, Sehn.
XIII 2. putri Hm Sehn patri codd. Scr.
XII 1. 2. Priscian. Inst. X 4, 24 iGL II 516, 2.5) ,scidit' ponit
Martialis in III epigrammaton ,Ungnentiini — scidisti.'
XII. 4. Fabulle. Der Name ist mit Erinnerung an Catull.13 gewählt.
XIII. III 94 über dasselbe Thema.
1. carpere: zerlegen, wie Petron. c. 36 wo der scissor des
Trimalchio Carpus heisst,) Itaque quotiescunque dicit »carpe« eodem
verbo et vocat et imperat.
3. rumpisque cocum. Digg. IX, 2, 27 Ulpian. 1. XVIII ad Edic-
tum) § 5 (lex Aquilia) — si qui alteri damnum faxit, quod usserit
fregerit ruperit injuria etc. § 17. Kupisse eum utique aecipieraus, qui
vulneraverit vel virgis vel loris vel pugnis cecidit, vel telo vel quo
alio, ut scinderet alicui corpus vel tumorem fecerit. Vgl. XIX 2, 30
§ 2. XLVII lii, 9 (Ulpian.) (servus) Praesidi offerendus est, qui eum
flagris rumpat.
3. 4. cruda — crudus. Spiel mit dem Doppelsinn von crudus, das
sowol von nicht gargekochten Speisen als von Menschen gesagt wird,
die sich im Zustand der Unverdaulichkeit befinden.
XIV. 1. esuritor. Zu III 7, 5.
Martial I. 1 9
290 ^I- Valerii Martialis
Occurrit Uli sportularum fabiila:
A ponte rediit Miilvio.
XV.
Plus credit nemo tota quam Cordus in urbe.
»Cum Sit tam pauper, quomodo?« Caecus amat.
XVI.
Das gladiatores, sutorum regule. cerdo,
Quodque tibi tribuit subula, sica rapit.
Ebrius es: neque enim faceres hoc sobrius unquam,
Ut velles corio ludere, cerdo, tuo.
5 Lusisti corio: sed te, mihi crede, memento
Nunc in pellicula, cerdo, teuere tua.
XVII.
Circumlata diu mensis scriblita secundis
XV 1. tota quam G Mimro Gilbert^ p. 616 qiiam tota. Em Sehn.
Cordus codd. ScJm'^ Codrns Hand v. Q Schn^.
XVII 1. scriblita] scribit ita XABG scripsit ita E inscripta
SJ^FQÜi; incripta corr. inscripta R [Sehn ^2^. 699 daclite an enthrypta .
intrita, sorptita, scribitilla, scriblita Ra7Hl von Q.
3. sjJortulanüH fahula. Das Gerede von der Aufhebimg der Geld-
sportula. Zu III 7.
4. ponte — Mulvio. Er kam also auf der via Flaminia nach Rom,
war folglich nicht direkt zur See gereist.
XY. Vgl. VIII 49.
XVI. 1. Auf ein Fechterspiel, das ein reich gewordener Schuster
in Bononia gegeben hatte : III 59, 1 Sutor cerdo dedit tibi, culta Bo-
nonia munus. Vgl. III 99 und SG II 382, 2.
2. sica. Das krumme oder gebogene Schwert der Thraeces ge-
nannten Gladiatoren, die thracische National waffe. SG II 4S4 f.
4. Mit Anspielung auf die sprichwörtliche Redensart: de alieno
corio ludere (Apuleius Metamorph. VII 4(3S. Vgl. Tertullian. de pal-
lio c. 3, Kretschmann de latinitate Apiil. p. 27.): um eine fremde Haut
spielen. Wer nm die eigene Haut spielt (wobei corium zugleich das
aus Leder erworbene Vermögen des Schusters bezeichnet, muss be-
trunken sein. 5. mihi crede. Zu I 3, 4.
6. in pellicula sua se tenere offenbar sprichwörtlich, in dem Sinne
von »bei seinem Leisten bleiben« (wol aus der Fabel vom Esel und
der Löwenhaut. Gilbert). Anders Persius 5, 116 pelliculam veterem
retines.
Epigrammaton Liber III in den J. S7,8S). 291
Urebat nimio saeva calore mauus;
Sed magis ardebat Sabidi gula: protinus ergo
Sufflavit buccis terque quaterque suis.
h lila quidem tepuit digitosqiie admittere visa est,
Sed nemo potuit tangere: merda fuit.
XVIII.
Perfrixisse tuas questa est praefatio fauces.
Cum te excusaris, Maxime, quid recitas?
XIX.
Proxima centenis ostenditur ursa columnis,
Exornant fictae qua platanoua ferae.
Huius dum patulos adludeus temptat hiatus
Pulelier Hylas, teneram mersit in ora mauum.
5 Vipera sed caeco scelerata latebat in aere
Vivebatque anima deteriore fera.
XIX 3. adludens F alludens Q adludet FXA.
XIX. Baehrens Plm IV 436 Aere cavo falsam serpens impleverat
nrsnm, Addidit et morsum et jubet esse feram Implevit serpens
quod minus ?) artis erat.
XVII. Vgl. das verwandte Epigramm VII 94.
3. gula. Hier fast metonymisch für Fressgier. Zu I 20, 3.
6. 77ierda fuit. Durch den Athem des Sabidius zu I 32 stinkend
wie Koth geworden.
XVIII. Der Autor, den M. Maximus nennt, hatte vor Beginn sei-
ner Vorlesung seine Heiserkeit entschuldigt. Verwandt sind IV 41
VI 41. Vgl. auch XIV 142 und SG III 37-5, 4.
2. üeber die Elision von te Mueller r. m. p. 2S3 und Birt in der
Einl. S. 33.
XIX. Eine Platanenpflanzung in der Xähe des Heeatostylon
(zu II 14, 9) war mit Broncefiguren wilder Thiere geschmückt Ein
Knabe, der spielend die Hand in den Rachen einer dazu gehöri-
gen Bärin gesteckt hatte, war von einer in derselben versteckten
;giftigen Schlange getötet worden.
19*
292 ^I- Valcrii Mnrtialis
Non sensit puer esse dolos, nisi clentc rccepto,
Dum perit: o fueiuus, falsa (piod iirsa fuit!
XX.
Die, Musa, quid agat Canius mens Rufus;
Utvuiime chartis tradit ille victuris
Legeuda temporum acta Clandiaiionun ?
Au quae Neroni falsiis astruit scriptor,
5 An aeraulatur improbi iocos Phaedri?
Lascivus elegis an severus berois?
An in cothiirnis horridus Öopbocleis?
An otiosus in schola poetarum
Lepore tinetos Attico sales uarrat?
10 Hinc si recessit, porticimi terit t templi
XX 4. scriptor, Frdl scriptor? Schu lU. templi] Magni? vcjL
die Amn.
8. falsa quoä ursa fuit. D. li. dass es keine wirkliche Bärin war
die ihm weit weniger gefährlich gewesen wäre.
XX. 1. Canius Rufus. Zu I 61, 9.
2. cliartis — victuris. Zu I 25, 7.
4. Ein dem Anschein nach nicht verdorbener, doch sehr unkla-
rer Vers. Wenn der Satz quae — scriptor als Objekt von aemuhitur
(V. 5) abhängt, ahmte Canius Rufus die Werke eines Dichters nach,
die ein damaliger Schriftsteller irrthümlich dem Nero beilegte. Es.
könnte damit einer der Dichter gemeint sein, die Nero bei der Ab-
fassung seiner Gedichte unterstützt haben sollen. Tacit. A. XIV 16.
5. improhi iocos Phaedri. Unmöglich kann man mit Teuflfel RLG
2S4, 3 an die erhaltenen Fabeln des Phaedrus denken, die ebenso
wenig ioci als in irgend einem Sinne improbi sind. Das letztere Wort
braucht M. öfter im Sinne von lascivus (zu I 41, 12). Am nächsten
liegt es daher Mimen (eines unbekannten Phaedrus zu verstehen.
III 86, 4 Non sunt haec mimis improbiora.
7. cothurnis — Sojjhoclels. Vgl. V 'M), 1.
8. schola poetarum. Diesen Versammlungsort der Dichter Roms
erwähnt M. auch IV 61, 3. Wie es scheint, war er nicht identisch
mit der XI 1 , 9 genannten Halle des Quirinustempels. SG I .'574,
1 u. 2.
9. Lepore — Attico. IV 23, 6 Cecropio lepore.
10. porticum terit = II 10, 2.
templi: Wenn auch die Bemerkung Jordan's (Hermes VII 86), dass.
Epigramuiaton Liber III (in den J. ST/SS). 293
Au spatia carpit lentus Argouaiitarum ?
Au delicatae sole rursus Europae
Intel* tepeutes post meridiem bnxos
Sedet ambnlatve liber acribus euris?
Titiue tbermis au lavatur Agrippae
Au iupudiei l)alueo Tigillini?
Au rnre Tulli fruitur atque Lucaui?
templuiu allein nicht einen bestimmten Tempel bezeichnen könne, der
Einschränkung bedarf (SG II 156, 6), so konnte doch hier der Name
des Gottes des Tempels, von dem die Rede ist, unmöglich fehlen.
Die hier genannte porticus konnte kaum eine andere sein als die zu-
sammen mit der p. Argonauturum auch II 14 und XI 1 unter den
besuchtesten Spaziergängen genannte porticus Pompeia. Vielleicht
liatte M. mit Erinnerung an Catull. 55, (! in INIagni simnl ambulatione)
geschrie))en: porticum Magni Magnus wird Pompeius auch X 5, 11
genannt . Da die Lesart von M., eben so wie die des einzigen reinen
Vertreters der Fam. B X^) an dieser Stelle unbekannt ist , darf man
vermuthen, dass die Uebcrcinstimmung der Ildschrr. der Fam. C und
der mit Benutzung derselben geschriebenen der Fam. B (PQ) in der
Lesart templi daher rührt, dass in der Urhandschrift von C das letzte
Wort des Verses unleserlich geworden und aufs Geratliewol ergänzt
worden ist: eben so wie XII 50, 2 das in den Handschrr. der Fam. A
«nd B auf verschiedene Weise entstellte pityonas in dem archetypus
von C durch cyparissos ersetzt ist. Zu der Ergänzung templi könnte
XI 1 , 9 porticum Quirini Veranlassung gegeben haben. Munro hat
wegen der in den Handschriften häufigen Verwechslung von tecta
and templa (zu XII 3, 8) an Tectae zu III 5, 51 gedacht; doch er-
scheint es nicht bloss äusserst fraglich, ob die via Tecta mit porticus
Tectae bezeichnet werden konnte, sondern sie war auch gewiss keine
Promenade.
12. Vi. Zu II 14. 15.
15. Zu III 36, 6.
16. Tigillini. Das von dem bekannten praef. praet. unter Nero
(im Amt seit 62, +70) Sofonius Tigillinus erbaute Bad kommt auch
in den Colloquia scholastica ed. Haupt, Ind. lect. Berol. hib. 1871
p. 7,29 = Opp. II 447 vor; d-eX%dz(u ti; xal d^fiOATm, iTZZio-q epyoiAat
zh ßaXaveiov TiYtXXtvov. Vgl. das Verzeichnis der bekannten balnea,
Jordan Forma urbis, p. 42. Tigellinus lautet der Name bei Cass. Dio
nnd Juv. 1, 155, Tigillinus ausser den angeführten Stellen in den codd.
des Sueton und Tacltus nur Ann. XIV 48 Tigellani . Haupt Opp.
III 572.
17. Ttilli — atque Lucani. Zu I 36.
294 M. Valerii Martialis
An Pollionis dulce ciirrit ad qiiartum?
An aestuantes iam profectus ad Baias
20 Piger Liicrino nauciüatur in stagno?
»Vis scire quid agat Canius tuus? Ridet.«
XXI.
Proscriptum famiüus servavit fronte notata.
Xon fnit haec domini vita, scd invidia.
XXII.
Dederas. Apici, bis treceuties ventri.
Et adliuc supererat centies tibi laxum.
XX IS. Pollionis codd Schn^ Polionis O Sehn-.
XXI 1. notata RQSchn- notatns EwSchnK
(XX 20. Sidon. Apoll, c. IS, 7 Lucrinum stagnum dives Cam-
pania nolletV
18. Pollio, vielleicht der berühmte Citharöde (IV (31 XII 12 Juv.
6, 3S7 7, 176), besass hiernach ein Landgut 4 Millien von Rom, das
vielleicht im Gegensatz zu einem anderen weiter entfernten sein quar-
tum genannt wurde. Vgl. VII 31, 11 Aut rus marmore tertio no-
tatum.
currit: fährt er, wie II 6. 15.
19. iam. Die Hauptsaison in Bajae war im März und April SG
II 94, 6. Das Epigramm ist also wol zu Anfang des März oder noch
früher verfasst, in den ersten Frühlings- oder Vorfrühlingstagen, de-
ren man sich auch auf dem Lande bei Rom gern erfreuen mochte.
20. Zu I 62, 3.
21. Zu n 6, 17.
XXI. Der von den zweiten Triumvirn im Jahre 43 v. Chr. pro-
scribirte Antius Restio wiirde nach Appian, B. c. IV 40 durch seine
Frau, dagegen nach Valer. Max. VI 8, 7, Macrob. Sat. I 11, 19 von
einem Sklaven gerettet, den er hatte brandmarken lassen. Was die-
ser vor dem Untergange bewahrte, sagt M., war nicht sowol das Leben
seines Herrn als der demselben aus der Grausamkeit gegen einen so
treuen Sklaven erwachsende Hass. Gilbert p. 6, 4 findet in vita —
invidia vielleicht mit Recht eine gesuchte Aehnlichkeit des Klanges.
XXII. 1. Apici. Zu II 69, 3.
lis treceuties. Als die von Apicius verschwendete Summe giebt
Seneca cons. ad Helv. 10, S 100 Millionen Sesterzen, als die ihm
Epigrammaton Liber III in den J. 87/SS). 295
Hoc tu gravatns ut famem et sitim ferre
Siimma veuenum potione percluxti.
5 Nil est, Apici, tibi gulosius factum.
XXIII.
Omnia cum retro pueris obsonia tradas,
Cur uon mensa tibi pouitur a pedibus?
XXIV.
Vite nocens rosa stabat moriturus ad aras
Hircus, Bacclie, tuis victima grata focis.
XXII 4. perduxti Scr Hns perdnxit EXABCFG duxisti PQto.
5. Nil PScJm^ Nihil Q Nulhim E<a SckuK
XXIV 2. focis T sacris FEFO [vs. 9] salis [so: Q [Hand
XXIV 1. Ovid. M. XV 114 Vite caper niorsa Baechi mactandus
ad aras Dacitnr. F. I 357 Kode, caper, vitem, tarnen hinc cum stabis
ad aram. 2. Ovid. F. I 440 Hellespontiaco victiina grata deo.
XXIV. Incerti De lenone iixoris suae Baehrens Plm IV 315)
9, 10 Solus vera probas jixcundi verba poetae ,Dum jiignlas hircurn,
factus es ipse caper.'
übrig gebliebene und seiner Meinung nach zum Lebensunterhalt nicht
ausreichende (wie M.) 10 Millionen an.
2. centtes laxum. Reichliche 10 Millionen. Zu I 99, 1.
4. i^erduxti. M. hat derartige Formen öfter: V "9, 1 surrexti,
VI 30, 2 dixti, X 31, 1 und XII 15, 1 addixti. Neue Formenl.-' 535, ff.
XXIII. Entweder werden hier die Speisen von einem Gast zum
Mitnehmen (zu n 37) seinem mitgebrachten, hinter ihm (ad pedes
XII 87, 2 oder a pedibus Marquardt Frl. 146, 1 und 313, 4; stehenden
Sklaven übergeben ; oder fnach Gilbert) der Wirth füttert damit seine
hinter ihm stehenden Lieblingssklaven, wie III 82, 18 ss.
XXIV. Dass die hier erzählte Anekdote eine sehr bekannte war,
zeigt die Inschrift eines bei Gallipoli gefundenen, seit 187 7 im Mu-
seum von Smyrna befindlichen, von S. Eeinach im Bulletin de corre-
pond. hellenique VI (1882; p. 353 — 355 bekannt gemachten silbernen
Löffels: 06tu>v T-f]pi (ao) tT|V '/a).-f]-i ao'j.
1. vite nocefis rosa. Vgl. XIII 39.
296 M. Valerii Martialis
Quem Tuschs muctare deo cum vellct liaruspex,
Dixerat agrcsti forte rudique viro,
5 Ut cito testiculos et acuta falce secaret,
Taetcr ut immundae carnis abiret oder.
Ipse super virides aras luctantia prouus
Dum resecat cultro colla premitque manu,
Ing-eus iratis apparuit hirnea sacris.
10 Occupat lianc ferro rusticus atque secat,
Hoc ratus antiquos sacrorum poscere ritus
Talibus et fibris numina prisca coli.
Sic modo qiii Tuscus fueras, nunc Gallus haruspex.
Dum iugulas hircum, factus es ipse caper.
XXV.
Si temperari balneum cupis fervens,
Faustine. qiiod vix lulianus intraret,
Roga, lavetur, rlietorem Sabiueium.
Neronianas hie refrigerat thermas.
XXIV U. hirnea PQEXABFO hircania T [v(il. Buecheler Rhein.
Mus. 1880 S. 391 ff. 1883 S. 521;.
XXV 3. Sabinejiim QEXAB Schn^ Gilbert '^p: 643 Sal)inae;e;um
PFm ScJm-l
9. iratis — sacris. Nach der Analogie von dis iratis [vgl. IV
43, 5 Iratam mihi Pontiac lagonam etc.;. M. hat den heiligen Brauch
gleichsam personificirt , dessen Zorn der haruspex erregt hatte, ähn-
lich wie IV 31, 5 (averso fönte sororum) die Musenquelle.
13. Gallus. Spiel mit der doppelten Bedeutung von Gallus (wie
XI 74), Gallier und verschnittener Priester der magna mater.
14. cajjer. Gellius IX 1» auctore — M. Varrone is demum latine
caper dicitur, qui excastratus est.
XXV. 2. Zu I 25. lulianus muss ein Bekannter Beider gewe-
sen sein.
3. Sabineium. Von Sabinus gebildet wie Apuleius von Apulus.
Gilbert 2 p. 643.
4. Er ist so frostig, dass er selbst die Neronischen Thermen ab-
kühlen kann.
Epigrammaton Liber III (in den J. 87/SS). 297
XXVI.
Praedia solus habes et solus, Canclide, uummos,
Aurea solus habes, mumna solus habes,
Massica solus habes et Opimi Caecuba solus.
Et cor solus habes, solus et iugenium.
Omnia solus habes — nee me puta velle negare —
Uxorem sed habes. Caudide, cum populo.
XXVII.
Nunquara me revocas, venias cum saepe vocatus:
Ignosco, nulluni si modo, Galle, vocas.
Invitas alios: vitium est utriusque. «Quod'Tc inquis.
Et mihi cor non est, et tibi, Galle, pudor.
XXVIII.
Auriculam Mario graviter rairaris olcre.
Tu facis hoc: garris, Nestor, in auriculam.
XXVI 5. nee me puta 3Iadrlr/ Ackers, er. II W.i hoc me puta
m^P hoc me puto QEXBCF(H) corr. A nee me puto Scr hoc nie
puta velle negare ! Schi ne me puta Gilhcrt.
XXVII 1. venias cum quom P saepe vocatus (rogatus 7'
RPQOc Scr Sehn- cum sis prior ipse vocatus Uta SchP.
XXVI 5. Auson. Mosell. 'M Omnia solus habes.
XXVI. In der Handschrift der Leipziger Stadtl)ibliothek. De
Candido qui uxorem adulteram habebat. Haupt Opp. I p. 2!)1;. Vin-
cent. Bellov. Sp. D. VII 3 (mit Auslassung von vs. 2. '.Vj. vs. 5: hoc
te puto velle negare.
XXVI. 2. Aurea. Goldenes Geschirr, obwol seit Tiberius für
Privatpersonen nur bei Opferhandlungen erlaubt, erwähnt M. selbst
noch III 31, 4, und auch Andere. SG III 105 f.
murrina (= IX 59, 11 XIII 110, 1). Gefässe aus der dem Golde
gleich geachteten murra, die früher für Flussspat, jetzt auch für eine
Art des Achats gehalten wird. Marquardt Prl. 745.
3. Ilassiea. Zu I 26, 5.
Caecuba. Zu H 40, 5.
5. puta. Zu II 44, 2.
XXVII. 4. cor: Verstand, wie III -26, 4. mm est. Vgl. IH S, 2.
XXVIII. 2. f/ai-ris in auriculam. Zu III 44, 12.
298 ^I- Valerii Martialis
XXIX.
Has cum gemina compecle dedieat cateuas,
Saturue, tibi Zoilus, amilos priores.
XXX.
Sportiila müla datur: gratis conviva recumbis.
Die mihi, quid ßomae, Gargiliane, facis?
Unde tibi togiüa est et fiiscae peusio cellae?
Unde datur quadrans? imde vir es Cliiones?
5 Cum ratioue licet dicas te vivere summa,
Quod vivis, nulla cum ratioue facis.
XXXI.
Sunt tibi, eonfiteor, difiusi iugera campi
ürbanique teuent praedia multa lares,
Et servit dominae uumerosus debitor arcae
Sustentatque tuas aurea massa dapes.
XXXI fehlt in EF] 2. Ürbanique PQw Schi'^ Albanique TN
Schn^ 3. dominae numerosns PQw Schn^ domino nnmerosa T d— o
n— ae Schn"^ 4. massa TQ mensa tu.
XXIX. lieber Zoilns zu II 16. Eine Variation über dasselbe
Thema ;dass Zoilus jetzt so schwere Ringe an den Fingern trägt wie
früher an den Beinen; XI 3S. Dem Saturn weiht er die Ketten, weil
an dessen Feste die Sklaven frei waren. Das Sotadeische Metrum
nur hier Einl. S. 27;.
XXX. 1. Sportula milla datur. Zu III 7.
3. togula. Häufig von der toga der Clienten (IV 26, 4 V 22, 11
VI 50, 2 IX 160, 5) lind sonst IV 66, 3 VII 10, 10 XII 70, 2).
fuscae pensio cellae. pensio Miethzins, auch III 38, 6 VII 92, 5.
Miethwohnungen scheinen häufig finster gewesen zu sein. Juven.
3, 225.
i. quadrans. Für den Eintritt in das gewöhnliche Männerbad.
Marquardt Prl. 267, 1. Vgl. VIII 42, 3. Chiones. Zu I 34, 7.
5. cum ratione summa : mit strengster Rechnung.
6. nulla cum ratione: ohne vernünftigen Grund.
XXXI. 2. Dein Haus in der Stadt nimmt den Raum mehrerer
Grundstücke ein. SG III S3 f.
3. dominae — arcae. Zu I 3, 3.
4. aurea massa. Zu III '26, 2. Massa (T) verdient den Vorzug
vor mensa (Fam. Ca , da goldene oder vergoldete Tische nie erwähnt
Epigrammaton Liber III in den J. ST, 88). 299
Fastidire tarnen noli, Eufiue. minores:
Plus habiiit Didymus, plus Philomeliis habet.
XXXII.
An possim vetulam qnaeris, Matronia: possum
Et vetulam, sed tu mortua, non vetula es.
Possum Hecaben, possum Moben, Matronia, sed si
Nondum erit illa canis, nondum erit illa lapis.
XXXIII.
Ingenuam malo, sed si tamen illa negetur,
Libertina mihi proxima condicio est:
Extremo est ancilla loco: sed vincet utramque,
Si facie nobis baec erit ingenua.
XXXIV.
Digna tuo cur sis iudignaque nomine, dieam.
Frigida es et nigra es: non es et es Cbione.
XXXV.
Artis Pbidiacae toreuma darum
Pisees aspieis: adde aquam, natabunt.
XXXII 1. An possim Heraldus An possum R Non possum
l'QEFta Num possum O Num possim Hns So: Matronia li Gilbert
Matria PQJS'-B Matiiniai^t« Sehn. 3. Hecaben vgl. zu III 76, 4 Hecube
Gc Hectibam QEw Seh» Nioben Qw Niobam PXAEBFG Sehn.
werden. Massa (von Metall VIII 51, 4 XII 57, Si bezeichnet wie
VIII 51, 4 das Material des Geschirrs.
6. Didymus — Fhilomelus. Auf den Reichtlium des schon sehr
alten (III 93, 22) Philomelus wird auch IV 5, 10 angespielt. Er sowol
wie der sonst nicht vorkommende, bereits verstorbene Didymus beide,
wie es scheint Wucherer vom Stande der Freigelassenen) waren offen-
bar sehr übel berüchtigt.
XXXII. 1. Possim vetulam. Posse in obsconer Bedeutung wie
III 76, 4 XI 97, 1.
XXXIII. 2. condieio. Hier im Sinne eines ausserehelichen Ver-
hältnisses wie Cic. Cael. c. 15 s., Suet. August, c 69, HA Antonin.
phil. c. 19 Elagabal c. 5; anders an derselben Versstelle M. V 17, 2,
wieder anders XI 52, 2.
XXXIV. 2. Chione. Zu I 34, 7.
XXXV. Auf ein ciselirtes mit erhaben gearbeiteten Fischen ver-
300 ^^- ^ Jilerii Murtialis
XXXVI.
Quod uovus et iiiiper factus tibi pmestat amicus,
Hoc praestare iubes uie, Fabiane; tibi:
Horridus ut primo te semper mane salutcm
Per mediumqiie trahat me tua sella lutiim,
5 Lassus ut in thermas decima vel serius liora
Te sequar Agrippae, cum laver ipse Titi.
Hoc per trigiuta meriii, Fabiane, Decembres,
Ut sim tiro tuae semper amicitiae?
Hoc merui, Fabiane, tog-a tritaqne meaquc.
10 Ut nondum credas me meniisse rndem?
xxxvn.
Irasci tautum felices nostis amici.
Non belle facitis, sed iuvat hoc facere.
XXXVII 2. juvat hoc facere PQw Scr juvat hoc facite EXB
CFN juvat hoc: facite Sehn.
ziertes Gefäss. Ob es M. für eine Arbeit des Phidias hielt oder dafür
ausgeben wollte, ist mindestens zweifelhaft, da ars Phidiaca auch
Scnlptur bedeuten kann, wie ars Apellea XI 9, 2 Malerei (opus Apel-
leitm VII 84, 8 ein Gemälde). SG III 273, 5.
XXXVI. 1. novtis — amicus. Vgl. I 54, 4. Ein neueintretender
also in der Erfüllung seiner Pflichten noch sehr eifriger Client.
3. horridus: vor Kälte schauernd, wie Pers. 1, 54. Die Besuche
der Clienten wurden in der ersten Morgenstunde gemacht, SG I 338 f.,
vgl. IV 8, 1. mcme substantivisch: zu I 49, 36.
4. Zu II 57, 5 u. 6. Per medium — lutum = X 10, 8. medio
luto VII 61, 6.
5. Zu III 7, 3.
6. A(jrippae — Titi. Vgl. III 20, 10. Die Ersteren auf dem
Marsfelde, die Letzteren auf dem Esquilin, vielleicht eine halbe
Stunde von einander entfernt.
9. to(ja tritaque meaque. Vgl. IX 100, 5. meaque, die du mir
nicht einmal geschenkt hast.
10. meruisse rüdem. Das Stockrapier als Zeichen der Entlassung
der Gladiatoren, bei denen übrigens auch tirones und veterani unter-
schieden wurden (SG II 339—341], sehr gewöhnlich für Entlassung
überhaupt.
XXXVII. 1. felices — amici. Es sind die Patrone gemeint, die
ihren Clienten gegenüber nur Rechte, keine Pflichten zu haben glaubten.
Vgl. auch XII 13 und SG I 342, 4.
Epigrammuton Liber III ^n den J. 87/88). 301
XXXVIII.
Qiiae te causa tvaliit vel quae fiducia Romam,
Sexte? quid aut speras aitt petis iude? refer.
»Causas« inqiiis »agam Cicerone disertior ipso
Atque erit in triplici par mihi nemo foro.«
5 Egit Atestiniis causas et Civis (utrumque
Noras); sed neutri pensio tota fuit.
»Si nihil hinc veuiet, pangeutur carmina uobis;
Aiidieris, dices esse Marouis opus.«
Insanis: omnes gelidis quicunque lacernis
10 Sunt ibi, Nasones Vergiliosque vides.
»Atria magna colam.« Vix tres aut quattuor ista
Res aluit, pallet cetera turha fame.
«Quid faciam? suade: nam certum est vivere Romae.<*
Si bonus es, easu vivere, Sexte, potes.
XXXIX.
Iliaco similem pucrum, Faustine, ministro
Lusca Lycoris amat. Quam bene lusca videt!
XXXVIII. Eine Variation des Themas, dass in Iloui der Lebens-
unterhalt aiif ehrliche Weise sclnver zu erwerben war: IV, 5.
4. trijflici — foro = VIII 44, 6. Die aucli von Ovid. Tr. III
12, 24 genannten, für die Rechtspflege bestimmten fora: Romanum,
Julium, Aiigusti. Stat. S. IV ü, 15 Quae trino juveuis foro tonabas.
Vgl. zu VII 65, 2 und Becker Top. 367, 696. Jordan Top. I 2, 437
Anm. Das forum Palladium war zwar 86 schon begonnen, blieb aber
bis 98 unvollendet. Zu I 2, 8. Jordan Top. I 2, 450 Anm.
5. Atestinus — Cicis. Zwei Rechtsanwälte, die, wie es scheint,
aus Mangel an genügendem Einkommen Rom schon wieder verlassen
hatten.
6. pc/isio. Für peusio annua, Jahresmiethe. Zu III 30, 3.
8. attdieris. Ueljer die Auslassung von si zu II 44, 1.
9. (jelidis lacernis. VI 50, 3 gelida in togula; vgl. zu IV 34, 2
und IX 49, 8.
10. SG III 383, 2.
11. 12. SG I 338, 7.
14. casu. Durch einen glücklichen; Ziifall, also, wenn du
Glück hast.
XXXIX. 1. Iliacn — ministro. II 43, 13 Iliaco cinaedo. XII 15
7 Phrygium ministrum.
302 M- Valerii Martialis
XL.
Mutua quod nobis ter quinquagena dedisti
Ex opibus tantis, quas gravis arca premit,
Esse tibi maguus, Telesiue, videris amicus.
Tu magnus, quod das? immo ego, quod recipis.
XLI.
luserta pbialae Mentoris mann ducta
Lacerta vivit et timetur argentum.
XLII.
Lomento rugas uteri quod coudere temptas,
Polla, tibi veutrem, uou mibi labra liuis.
Simpliciter pateat vitium fortasse pusillum:
Quod tegitur, maguum creditur esse malum.
XLII 4. magnum T majiis PQEFw malum TPQ nefas UXA
BCDFG vgl. III 72, 2.
XLII. Vincent. Bellov. Sp. D. VI 21 »Simpliciter — esse nefas".
XL. 2. gravis arca. Zu li 30, 4.
3. magnus — amicus. Hier nicht in der bei M. und Juvenal ge-
wöhnlichen Bedeutung »vornehmer Freund« (Mayor zu Juven. 1, 33),
sondern soviel als magnopere amicus.
XLI. Auf eine angeblich von Mentor, dem berühmtesten Toreu-
ten [caelator argentii des Alterthums (in der ersten Hälfte des 4. Jahr-
hunderts V. Chr.) gearbeitete Schale mit einer Eidechse von so grosser
Natürlichkeit, dass man davor erschrak. Mentors Xame wurde viel
gemissbraucht, wie überhaupt Kuristbetnig vorzugsweise mit Arbeiten
in Edelmetall verübt wurde. Vgl. auch IV 39, 1 VIII 41, 2 IX (JO,
16 XI 11, 5 XIV 93. SG III 274.
XLII. 1. Lomentn. Bohnenmehl, sonst statt Seife gebraucht,
Becker-Goell III 162. Hier und XIV 60 zur Verdeckung von Haut-
falten.
rugas uteri. III 72, 4 sulcos uteri.
2. non mihi labra Unis. »Du betrügst mich nicht". Die Redens-
art rührt wol daher, dass der Rand von Gefässen, in denen man Kin-
dern bittere Medikamente eingab, mit Süssigkeiten bestrichen wurde.
Lucr. I 939 Ut puerortim aetas improvida ludificetur Labrorum tenus.
4. magnum — malum. Wie III 72, 2 magnum — nefas.
Epigrainmaton Liber III in den J 87/88 . 303
XLIII.
Mentiris iuveiiem tinctis, Laetine. capillis.
Tarn subito corvus, qiii modo cygniis eras.
Non ornnes fallis: seit te Proserpina cannm:
Personam capiti cletraliet illa tuo.
XLIV.
Occurrit tibi nemo quod libenter,
Quod, quacuiique Tenis, fuga est et ingens
Circa te, Ligurine, solitudo.
Quid Sit, scire cupis? Kimis poeta es.
5 Hoc valde Vitium periculosum est.
Non tigris catulis citata raptis,
Non dipsas medio perusta sole,
Nee sie scorpios improbus timetur.
Nani tantos, rogo, quis ferat labores?
10 Et stanti legis et legis sedenti,
Currenti legis et legis cacaiiti.
In thermas fugio: sonas ad aurem.
Piscinam peto: non licet natare.
Ad cenam propero: tenes euntem.
15 Ad cenam venio: fugas sedentem.
Lassus dormio: suscitas iacentem.
XLIII. In der Handschrift der Leipziger Stadtbibliothek Ad Le-
vinnm [sie]. Haupt Opp. I p. 29Lj.
XLIV. Vgl. III 45 und 50 nnd SG III :m f.
6. Die Flucht der Jäger vor der Tigerin, deren Junge sie geraubt
haben, wird öfter erwähnt. SG II 498.
7. dipsas. Eine Schlange, deren Biss angeblich durch die Qual
unauslöschlichen Durstes den Tod brachte. Lucian. de dipsadibus.
12 — 16. lieber das abwechselnd kurz und lang gebrauchte o der
Verbalendung zu II IS, 1.
12. sonas ad aurem. I 89, 1 V 61, 3 garris garrit in aiireiu. III
28, 4 garris in auriculam. III 63, 8 in aure sonat. Vgl. zu VI 21, 3,
15. fugas sedentem. Die Gäste setzten sich, ehe man zur Tafel
ging, wie die Aufforderung VIII 67, 6 »Caeciliane sede« zeigt. Die
Versschlüsse euntem, sedentem geben also die zwei aufeinanderfol-
genden Zustände richtig au. Gilbert p. 19 s. Die Assonanz am Vers-
schluss auch IV 43, 7 u. 8 X 35, 11 u. 12.
304 ^I- Valerii Martialis
Vis, quantum facias mali, viciere?
Vir iustiis, probus. innocens timeris.
XLV.
Fug-erit an Phoebus mensas ceuamque Thyestae
Ignoro: fugimiis nos, Ligurine, tuam.
lila quidem lauta est dapibusque instructa superbis.
Sed nihil omnino te recitante placet.
5 Nolo mihi pouas rliombos mullmnve bilibrem,
Nee volo boletos, ostrea nolo: tace.
XLVI.
Exigis a nobis operam sine üue togatam:
Non eo, libertum sed tibi mitto meum.
))Non est« inquis »idem.« Multo plus esse probabo:
Vix ego lectieam subsequar, ille feret.
5 In turbam incideris, cunctos umbone repellet:
Invalidum est nobis ingenuumque latus.
Quidlibet in causa narraveris, ipse tacebo:
At tibi tergeminum mugiet ille sopbos.
XLVI 1. togatam; 5. repellet: Oilhcrt. 5. cunctos codd SchiO
cuneos Turnebus Hns Sehn'-.
XLV 1. Horat. AP 91 cena Thyestae.
XLVI 6. Ovid. Tr. I 4, 72 Invalidae vires ingemiaeque mihi.
XLV. 5. rhomhos. Vgl. III CO, 6 X 30, 21 XIII SJ , 2 Mar-
(ixiardt Prl. 419, 4.
muUumve bilibrem. Zu II 37, 4 und II 43, 11.
6. boletos. Zu I 20, 2.
o.strea. Marquardt Prl. II 426 f. VII 87, 3 boletos, ostrea, mullos.
Eine ähnliche Zusammenstellung von Leckerbissen IX 147, 3.
XLVI. 1. 02)eram — togatam. Clientendienst, SG I 339. Vgl. zu
I 15, 7. Dagegen X 51, 6 o tunicata quies.
4. lectieam subsequar. X 10, 6 Lectieam sellamve sequar. SG.
I 340.
5. In turbam incideris. Ueber die Auslassung von si hier und v.
7 und 9 zu II 44, 1.
G. itir/emmm. Als die eines Freigeborenen zu gut oder aucli zu
schwach für die Balgerei. Zu X 46, 6.
8. sophos. Zu I 3, 7.
Epigrammaton Liber III (in den J. 87/88). 395
Lis erit, ing-enti faciet convicia voce:
10 Esse pudor vetuit fortia verba mihi.
»Ergo nihil nobis« inquis «praestabis amicus?«
Quidquicl libertus, Candide, non poterit.
XL Vir.
Capena grandi porta qua pluit gutta
Phrygiumque Matris Almo qua lavat ferrum,
Horatiorum qua viret sacer campus
Et qua pusilli fervet Herculis fanum,
XLVI 9. Ovid. Am. III 41 facio convicia caelo M. IX 302 facio
convicia demens. 10. Prop. I 5, 14 Cnm tibi — fortia verba cadent.
Cons. ad Liv. 10 facile est fortia verba loqni.
12. Candide. Zu II 24.
XL VII. 1—5. Bassus, ein sonst unbekannter Freund des Dichters,
auf den sich wol auch VII 96 bezieht; an allen übrigen Stellen ist
der Name Bassus willkürlich gebraucht. Bassus reist nach seinem
suburbanum vor der porta Capena an der via Appia, an welcher auch die
genannten Lokalitäten liegen. Sein Landgut wird hier und III 5S, 45
als ein eleganter aber nichts eintragender und darum nicht Avahrhaft
ländlicher Landsitz verspottet, und in dem letzten an Bassus gerich-
teten Gedicht dem an Erzeugnissen aller Art reichen Gute des Fau-
stinus bei Bajae gegenübergestellt.
1. Ueber die porta Capena lief ein Canal der aqua Marcia (der
rivus Herculaneus Becker Top. 168, Lanciani Le acque [1880] p. 99.),
von welchem fortwährend Tropfen durch das Gewölbe sickerten.
Juven. 3, 11 madidamque Capenam. Bassus konnte erst hier seinen
Wagen besteigen, da in der Stadt bei Tage nicht gefahren werden
durfte. SG I 60 f.
2. Für den Almo hält man den Bach Aquaaxccio zwischen der
porta Appia der aurelianischen Mauer und der Kirche Domine quo vadis.
Preller Reg. 117. Nach diesem Verse wurde ausser dem Bilde der
magna Mater, deren Bad im Almo am 27. März stattfand (Marquardt
StV III 372 f.), dort (unter den sacra Ovid. F. IV 340) auch ein
Messer gewaschen, vermuthlich das, mit welchem der Archig:illns am
24. März seinen Arm ritzte.
3. Horatiorum — campus. Das Grabmal der Horatia an der Stelle
wo sie getötet wurde (ante portam Capenam), erwähnt Livius I 26.
Becker Top. 517 f.
4. pusilli — HerctiUs fanum. Wie die Vergleichung mit IX 64; 65;
101 lehrt, war das fanum wahrscheinlich nicht fern von dem Tempel,
in welchem sich Domitian als Hercules darstellen Hess, am 8. Meilen-
Maitial I.
20
306 M- Valerii Marti:ilis
5 Faustiue, plena Bassus ibat in raeda,
Omnes beati copias traliens ruris.
Illic videres frutice nobili caules
Et utrumque porrum sessilesque lactucas
Pigroque ventri nou inutiles betas:
10 Illic coronam piuguibns gravem turdis
Leporemque laesum Gallici canis deute
Nondumque victa lacteum faba porcum.
Nee feriatus ibat ante carrucam,
Sed tuta feno Cursor ova portabat.
15 Urbem petebat Bassus? immo rus ibat.
XLVIII.
Pauperis extruxit eellam, sed vendidit Olus
Praedia: nunc eellam pauperis Olus habet.
XL VII 15. Urbem %^Q Komam PXEABCFGO.
XLVII 6. Horat. Epp. I 10, 14 rure beato. S. Priap. 51, 19 ses-
silesque lactucas.
stein der via Appia. Becker Top. 518, 1088. Unter Hercules pusillns
ist wol nicht mit Preller RM II 298, 2 ein H. puerinus, sondern eine
kleine Statue zu verstehen.
5. raeda: vierräderiger Eeisewagen, Marquardt Prl. 711 f.
8. utriunque porrum. D. h. porrum sectile XIII 18 sectivum X
48, 9 tonsile, vgl. XI 52, 6 : Schnittlauch) und capitatum. Nach XIII
18 und 19 war das erste in Tarent, das zweite in Aricia am besten.
Becker-Goell III 356.
sessilesque lactucas X 48, 9 lactuca scdens : Salat. Vgl. XI 52, 5
XIII 14, Becker-Goell III 352.
9. hetas. XIII 13, 1.
11. Gallici canis. Die gallischen Jagdhunde rühmen Gratius Cy-
neg. 155, Oppian Cyneg. I 373. Zu XIV 200.
12. Eine Umschreibung von porei nefrendes. Varro K. r. II 4, 17
porci dicuntur nefrendes ab eo quod nondum fabam frendere pos-
sunt, i. e. frangere fabaeque fresae IV 46, 6;.
13. carrucam. Wie diese Stelle zeigt, war die carruca der reda
sehr ähnlich, da M. mit beiden Namen denselben Wagen bezeichnet.
Marquardt Prl. 714 f.
14. Cursor. Der dem Wagen vorauslief; XII 24, 7 Succinctus
neque cursor antecedit. Marquardt Prl. 147, 10.
XLVIII l. Pauperis — eellam. Pauperum cellae (Senec. Epp. 18,7
Epigrammaton Liber III in den J. 87/88). 307
XLIX.
Veientana mihi misces. ubi Massiea potas:
Olfacere haec malo pociila, quam bibere.
L.
Haec tibi, non alia, est ad eenam causa vocandi,
Versiculos recites ut, Lig-urine, tuos.
Deposui soleas. affertur protinus ingens
Inter lactueas oxyg-arumque liber.
5 Alter perlegitur, dum fereula prima morantur:
Tertius est. nee adliuc mensa secunda veuit.
Et quartum recitas et quintum denique librum.
Putidus est. totiens si mihi ponis aprum.
Quod si non scombris scelerata poemata donas.
10 Cenabis solus iam, Ligurine, domi.
L 5. perlegitur PQFw Frdl pergetor AprBE perletor pr (1
porrigitnr XC Sehn 6. nee EFw Sehn i neque PQ Sehn '- venit PQm
SerSchn^ imt EX AB CFG Sehn ^ 1. \\\iX\\rü FQFui Ser brumna
EABG broma XC ßpöbiAa (lilhert p. 1.
Tl. 100,6; vgl. Becker-Goell I 115; künstliche Nachahmungen von Ziai-
mern armer Leute wurden in Palästen eingerichtet, um einen Con-
trast mit der Pracht der übrigen Räume zu bieten. Dass Reiche
sich durch Bauen zu Grunde richteten, wird oft erwähnt. SG III
96 ff.
XLIX. 1. Veientana. Zu I 10:5, !>.
Massiea. Zu I 26, 5.
2. Ich will lieber an den letzteren Bechern riechen als (aus den
mir vorgesetzten) trinken.
L. Vgl. III 44. Verwandt ist das Epigramm des Lucillius 72
Anthol. Gr. ed. Jacobs III p. 43 (T II p. 331).
3. Deposui soleas. Soleae, Sandalen trug man nur, wenn man zur
Tafel ging und legte sie ab, wenn man auf dem lectus tricliniaris
Platz nahm. Marquardt Prl. 312 f.
4. Inter lactueas oxi/f/animque. Während des Voressens, wozu kalte
und den Appetit reizende Speisen gehörten, Marquardt Prl. 314 ff.
oxygarum eine pikante Fischsauce. Marquardt Prl. 423 ff.
6. nee adhuc. Auch VI 38, 1 VIII 28, 11. Zu I 64, 4.
mensa seeunda: der Nachtisch, Marquardt Prl. 318.
9. Zu III 2, 5.
10. Cenabi.^ — domi. Zu II 11, 10.
20*
3()g M. Valerii Martialis
LI.
Cum faciem laudo, cum miror crura manusque,
Dicere, Galla, soles »Nuda placebo magis,«
Et semper vitas communia balnea nobis.
Numquid, Galla, times, ne tibi non placeam?
LIL
Empta domus fuerat tibi, Tongiliane, ducentis:
Abstulit hanc nimium casus in urbe frequens.
Collatum est decies. Rogo, nou potes ipse videri
Incendisse tuam, Tongiliane, domum?
LIII.
Et vultu poteram tuo carere
Et collo manibusque clunibusque,
Et mammis natibusque cruribusque,
Et. ne singula persequi laborem,
5 Tota te poteram, Chloe, carere.
LIV.
Cum dare non possim quod poscis, Galla, rogantem,
Multo simplicius, Galla, negare potes.
LH 1. ducentis codd. Gilbert p. li ducenis Scr Sehn.
LIII 1. vultu w voltu PSch7u
LI. 2. Galla. Zu II 25, 1.
3. communia balnea. Ueber die gemeinschaftlichen Bäder von
Mannern und Frauen III 72 und Marquardt Prl. 275.
LH. 1. fuerat. Zu I 107, 3.
ducentis sc. milibus HS, wie centum VI 5, 2 ducenta XII 66, 9
trecenta XU 70, 7. Gilbert^ p. 516. Vgl. SG III 84, 3 u. 4.
2. nimium casus in urbe frequens. Ein Brand ; SG I 25 ff.
3. 4. Auch bei Juven. 3, 220 ss. geräth ein Abgebrannter, der
durch Beisteuern mehr erhält als er verloren hat, in Verdacht, tam-
quam ipse suas incenderit aedes.
LIV. Zu II 25, 1 und II 9.
Epigrammaton Liber III (in den J. 87/88). 309
LV.
Quod quacunque venis, Cosmum migrare putamus
Et fiuere excusso cinnama fusa vitro,
Nolo peregrinis placeas tibi, Gellia, nugis.
Scis, pnto, posse meum sie bene olere canem.
LVL
Sit cisterna mihi, quam vinea. malo Kavennae,
Cum possim multo veudere pluris aquam.
LVII.
Callidus imposuit nuper mihi copo Ravennae:
Cum peterem mixtum, vendidit ille merum.
LVIII.
Baiami nostri villa, Basse. Faustini
Non otiosis ordiuata myrtetis
Viduaque platano tonsilique buxeto
(LVI. Sidon. Apoll. C. 9,299 Undosae petiit sitim Ravennae; .
LV. loann. Sarisb. Nug. Curial. p. 547 Peregrinos odores non-
nisi dissolntis et amatoribtis convenire Comicus et Coquns docent.
LV. 1. Zu I 87, 2. migrare: umziehn.
2. cinnama. Vgl. III 63, 4 IV 13, 3 VI 55, 1 XI 54, 3. Mit Aus-
nahme der letzten Stelle ist überall Zimmtsaft (ins cinnami) gemeint.
LVI. Ravenna hatte kein Trinkwasser. Strabo V, p. 213 bi li
TOI? £>v£(Jt jJ.£f^°'^'1 V-^'^ ^'^'^^ Pd'jivva, bXoTiaffi? oXt] 7.at otdt^p-JTo;, Y^'f'-^f^''
-ital ■nop&fAEioi; 6o£Uoti.£VY]. Li'^tzai ooii fj-ixpov ttj; ftaXaTTY)? [xlpo; sv Tai;
TtXrj|JL|jLUpt(Jiv, u)CT£ xal UTTÖ TO'jTouv xttl 'JT.o Twv -OTaixüJv l7.icXuCotA£vov t6
ßopßopwoe; Ttäv läTai tt)v ou;a£p[av.
LVIII. Vgl. III 47.
I. Baiana — rilla. In Bajae war ein wahrhaft ländliche Be-
sitzung wie die hier beschriebene des Faustinus (zu I 25) gewiss eine
Ausnahme. SG II 105, 2.
3. Viduaque platano. Viduae heissen Bäume , an welchen keine
Weinstöcke gezogen werden (Horat C. IV 5, 30 Juven. 8, 78 Colu-
mella V 6, 31), wie die r ebenumrankten maritatae (Horat. ep. II 10
Colum. IV 1, 6, 2, 1 etc.) und maritae (Cato R. r. 32, 2, CatuU 62, 54,
Colum. III 11, 3 V 2, 32 Quintil. VIII 3, 8;. Die Platane gehörte zn
den beliebtesten Zierbäumen. SG II 174.
tonsilique huxeto. Bnchspflanzungen und Hecken wurden (wie auch
jetzt; besonders häufig geschoren. Becker-Goell III 70 f.
3 IQ M. Valerii Martialis
Ing-rata lati spatia detinet campi,
5 Hed rure vevo barbaroque lactatur.
Hie farta premitur ang-ulo Ceres omni
Et miilta fragrat testa senibus autumnis;
Hie post Novembres imminente iam bruma
Seras i)utator horridus refert uvas.
Kl Truces in alta valle mugiunt tauri
Vitulusque inermi fronte prurit in pugnam.
Vagatur omnis turba sordidae chortis,
Argutus anser gemmeique pavones
Nomenque debet quae rubentibus pinnis
15 Et pieta perdix Numidicaeque giittatae
Et impiorum pbasiana Colcborum;
Rhodias superbi feminas premunt galli;
Sonantque tiirres plausibus columbarum,
Gemit hinc palumbus, inde eereus turtiir.
20 Avidi secuntur vilicae siniim porci
Matremque plenam mollis agnus expectat.
LVIII. Die Interp. am Schluss der Verse 7, 9, 17, 18, 19, -28,
■29, 36 nach frübert^ p. 576.
LVIII 10. Horat. Epod. 2, 11 in reducta valle niugientium
greges.
4. Ingrata. Die sich nicht durch einen Ertrag dankbar erweisen.
5. barbaroque: inculto. X 92, 3 barbari decus luci. Vgl. zu Sp
27, 2.
7. senibus autumnis: alte Weinlesen; zu I 39, 2.
12. sordidae. Zu I 49, 28.
14. Der Flamingo, phoenicopterus. Marquardt Prl. 416, 14.
15. (ßittatae: Perlhühner. Marquardt a. a. 0.
16. phasiana. (Damals also schon in Italien gezüchtet) ebendas.
17. Rhodische Hühner, eine besonders starke Art, vorzüglich ihrer
Kampffähigkeit wegen gehalten. Becker-Goell I 110.
18. turres. Ebendas. I 112.
19. eereus turtur. III 60, 7 aureus turtur : die gerupfte und ge-
bratene, vgl. XIII b, 1. Gilbert.
Epigrammaton Liber III in den J. 87/88). 311
Cingunt seremim lactei focum vernae
Et larga festos lucet ad lares silva.
Non segnis albo pallet otio copo,
25 Nee perdit oleum lubricus palaestrita.
Sed tendit avidis rete subdolum turdis
Tremulave captum linea trahit piscem,
Aut impeditam cassibus refert dammam;
Exercet Wlares facilis hortus iirbanos,
30 Et paedagogo uon iubente lascivi
Parere gaudent vilico capillati,
Et delicatus opere fruitur eunuchus.
Nee venit inanis nxsticus salutator:
Fert ille ceris cana cum suis mella
LVIII 22. Hör. Epod. 2,<j5 positosqne vernas — Circa renidentes
lares. 26. Hör. Epod. 2, 33 rara tendit retia Turdis edacibiis dolos.
27. Ovid.M. VIII 217 tremula dum captat harundine pisces.
22. lactei — vernae. Zu II 90, 9. Ueber das Essen der vernae mit
dem Hausherrn am Heerde Marquardt Prl. I 164, i.
22. 23. Zu I 49, 27 u. 2S.
23. festos — ad lares. Beim Fest der Laren. Preller RM II
106 ff.
24. Auf Gütern , die an Strassen grenzten, wurden oft Schenken
und Herbergen erbaut, welche Freigelassene und Sklaven für Rech-
nung der Herren verwalteten. SG II 3.5, 2. Becker-Goell III 34.
albo — otio. Durch den eine ungesunde Farbe erzeugenden
Müssiggang. Albus von der Gesichtsfarbe I 56, 14 X 12, 9. Ueber
die metonymische Uebertragung des Adjektivs zu I 15, 7.
25. palaestrita. Solche gehörten damals zu den Luxussklaven rei-
cher Hänser III 82, 20 VI 39, 9. SG II 441 ff
27. Tremula — linea. I 55, 9 tremula saeta.
28. Vgl. I 49, 23.
29. urhanos. Urbani können hier nur Sklaven der familia urbana
sein. Der sonst schwerlich vorkommende elliptische Gebrauch erklärt
sich daraus, dass M. hier überhaupt nur an Sklaven dachte.
30. paedagogo: der Pagenaiifseher. Marquardt Prl. 155.
31. capillati. Zu II 57,5.
32. opere fruitur. Er hat Freude an der Arbeit, ähnlich VIII
30, 3 poena — fruatur. Vgl. Juveu. 1, 49 fruitur dis Iratis.
312 M. Valerii Martialis
35 Metamque lactis Sussiuatis; e silva
Somniculosos ille porrigit glires;
Hie vagientem matris hispiclae fetum.
Alius coactos nou amare capones.
Et doua matmm vimine oifenmt texto
40 Grandes proborum virgines colonorum.
Facto vocatur laetus opere viciuus;
Nee avara servat erastinas dapes mensa,
Vescuntur omnes ebrioque non novit
Satur minister invidere convivae.
45 At tu snb urbe possides famem mundam
Et turre ab alta prospicis meras laiirus,
Eurem Priapo non timente securus:
Et vinitorem farre pascis urbano
Pietamque portas otiosus ad villam
50 Holus, ova, pullos, poma, easeum, mustum.
Rus hoc vocari debet, an domus louge'^
LVIII 35. Sassinatis; e silva Rooy Sassinatis, de silva Hns
Sassinate de silva eodd. Sehn 39. vimine offerunt Hus Scr Sch7i- Lach-
mann ed. Bahr. p. XII Guttmann p. 48 vimineo ferunt codd. SchnK
35. Zu I 43,7. Doch sind hier wol Käse nach Art der Sassina-
tischen zu verstehen. Gilbert.
36. glires (XIII 59; galten als Leckerbissen. Marquardt Prl, II
415, 5.
37. Ein Böckchen.
38. capones. Vgl. Varro R. r. III 9.
40. Grandes — virgines: heranwachsende Mädchen, wie VIII 3,
16. III 68, 10 proba virgo.
42. erastinas. Proleptisch: auf morgen.
44. Satur minister. Zu II 90, 9.
45. famem mundam. Einen schmucken, aber keine Nahrung ge-
benden Landsitz.
46. turre ab alta. Turres, zu Aussichten erbaut, werden auf Vil-
len nicht selten gewesen sein. Becker-Goell I 150.
47. Ueber das Bild des Priapus in Gärten Preller RM I 450 f.
48—50. Vgl. III 47.
51. IV 64, 25 Hoc rus seu potius domus vocanda est. Domus
Epigrammaton Liber III (in den J. 87/88). 313
LIX.
Sutor cerdo dedit tibi, culta Bouonia. mimns,
Fullo dedit Mutinae: nunc ubi copo dabit?
LX.
Cum vocer ad cenam non iam venalis ut ante,
Cur mihi non eadem. quae tibi, cena datur?
Ostrea tu sumis stagno saturata Lucrino,
Sugitur inciso mitnlus ore mihi.
Sunt tibi boleti, fungos ego sumo suillos:
Res tibi cum rbombo est, at milii cum sparulo.
LX 3. Vgl. zu in 20, 20.
longe: ein abgelegenes Haus, wie Vergil A. I 13 Tiberinaque longe
Ostia, i. e. procul sita. Vgl. zu X 58, 2 propius Bajas und Reisig-
Haase Vorl. über lat. Sprachw. 224, 391 , Draeger histor. Syntax I^
131 ff.
LIX. 1. Vgl. III 10.
cerch. Vgl. Jahn ad Fers. 4, 51.
2. Fullo dedit Mutinae. Die Wolle von Mutina war berühmt, da-
her blühte dort auch das Gewerbe der Walker. Bluemner S. 100, (i.
copo. Diese standen im Allgemeinen in noch geringerer Achtung
als die Handwerker Marquardt Prl. 453 f.
LX. 1. Zu III T.
venalis. Mit einer Geldsportula bezahlt.
2. Zu I 20.
3. Austern aus dem Lucriner-See waren berühmt. Marquardt
Prl. 427.
4. mitulus: Miessmuschel. Horat. S. II 4, 27 si dura morabitur
alvns, Mitulus et viles pellent obstantia conchae.
5. holeti. Zu I 20, 2.
fungos — suillos : Steinpilze, Marquardt Prl. 315. Plin. N. h. XXII
96 fungi suilli venenis accommodatissimi familias nuper interemere
et tota convivia — quae voluptas tam ancipitis cibi? Sie wurden
also nicht wegen ihres schlechten Geschmacks sondern wegen ihrer
Gefährlichkeit ungern gegessen. Juven. 5, 146 Vilibus ancipites fungi
ponentur amicis. Boletus domino.
6. rhombo. Zu III 45, 5.
sparulo. Ovid. Halieut. 106 Et super aurata sparulus cervice re-
fulgens.
314 M. Valciii Martialis
Aureus iiimodieis turtur te ehmibus implet.
Ponitur in cavea mortua pica mihi.
Cur sine te ceno, cum tecum, Pontice, cenem?
10 Sportula quod non est, prosit: edamus idem.
LXT.
Esse nihil dicis quidquid petis, improbe Cinna:
8i nil, Cinna, petis, nil tibi, Cinna, nego.
LXIL
Centenis (piod emis pueros et saepe dneenis.
Quod sub rege Numa condita vina bibis,
Quod coustat decies tibi non spatiosa supellex,
Libra quod argenti milia quinque rapit,
5 Aurea quod fundi pretio carruca paratur,
Quod pluris mula est, quam domus empta tibi
Haec animo magno eredis te, Quinte, parare?
Falleris : haec animus, Quinte, pusillus emit.
7. Aureus — turtur. Zu III 58, 19. Vgl. aitch XIII 53, 1 VII
20, 15.
clunihus. III 82, 21 turturum nates.
8. Elstern werden häufig als Käfigvögel erwähnt. Jahn ad Pers.
prolog. 8.
LXII. Die Preise für die angegebenen Gegenstände sind natür-
lich ungewöhnlich hohe. SG III 102, 3
1. 100 000 Sesterzen für eine Sklavin II 63. Zu I 58, 1.
2. sub rege Numa. X 39, 2 nata es rege Numa. XIII 111, 2
Condita quo quaeris consule? Nullus erat.
4. Auch hier ist eine künstliche Silberarbeit zu verstehen, bei der
der Hauptwerth in der Facon bestand. SG III 101, 8 u. 9. Das rö-
mische Pfund Silber, das Metall fein gerechnet, ist auf 58 Mk. 94 Pf.
anzusetzen (Ilultsch Metrol."- 283.) d. h. etwa auf 270 Sesterzen. Hier
überstieg also der Werth der Fa^on den Werth der Masse mehr als
achtzehnfach.
5. Aurea — carruca. Nur zum Gebrauch ausserhalb der Stadt.
Zu III 47, 1 u. 13.
7. 8. magno — pusillus. Derselbe Gegensatz I 9.
Epigrammaton Liber III in den J. S7/8S). 315
LXIII.
Cotile, liellus homo es : clicimt hoc, Cotile, multi.
Audio: secl quid sit. die mihi, hellus homo.
«Bellus homo est, flexos qni digerit ordine crines,
Balsama qui semper, cinnama semper ölet:
ö Cantica qui Nili, qui Gaditana susurrat,
Qui movet in varios brachia volsa modos ;
Inter femineas tota qui luce cathedras
Desidet atque aliqua semper iu aure sonat;
Qui legit hinc illinc missas seribitque tabellas,
i 0 Pallia vicini qui refugit cubiti :
Qui seit, quam quis amet, qui per convivia cuvrit,
Hirpini veteres qui bene novit avos.«
LXIII. Vgl. SG I 385.
1. Cotile. Der Name '/«j-tXo; Schwätzer ist als ein bezeielinencler
gewählt.
hellus. 19, 1.
4. cinnama. Zu III 55, "2.
5. Cantica — Nili: Alcxandrinische Melodieen ; derartige Mxisik
war in Rom sehr beliebt. SG III ;5U4.
(iaditana. Tanzmelodieen der Gaditanischen Tänzerinnen. Zu 1
41, 12.
6. brachia volsa. Vgl. II 62, 1.
in varios — modos. Tänzerartig.
7. cathedras. Zu II 14, 8. Vgl. XII 38, 1 Hüne qui femineis dies
noctesqne cathedris etc.
8. in aure sonat. Zu III 44, 12. Juv. 11, 59 pultes Coram aliis
dictem puero, sed in aure placentas. Apulej. Metam. V 28 in auri-
bus Veneris — ganniebat.
9. tabellas. Schreibtafeln wurden auch zu Billets, namentlich Lie-
besbriefen verwandt und dann, mit einem Faden ximschlungen , von
aussen versiegelt. Marquardt Prl. 781 — 783.
10. Um die kunstvollen Falten seines Anzugs unversehrt zu er-
halten. Marquardt Prl. 540, 3.
Pallia. Von römischen Oberkleidern auch VIII 59 XI Hi XI 23
XIV 136, 2.
12. Liebhaber der Circusspiele waren mit den Stammbäumen der
Rennpferde bekannt. Hirpiner Pferde wurden sehr geschätzt. SG II
294 f. Hirpinus auch als Name von Rennern wie andere Gentilnamen
(Frdl. de nominibus equorum Circensium Ind. lect. aestiv. Regim. 1875
gebraucht. Juven. 8, 03.
316 M- Valerii Martialis
Quid narras? hoc est, hoc est homo, Cotile. bellus?
Res pertricosa est. Cotile, bellus homo.
LXIV.
Sireuas hilarem navigantiiim poenam
Blandasque mortes gaudiumque crudele.
Quas nemo quondam deserebat auditas.
Fallax Ulixes dicitur reliquisse.
5 Non miror: illiid, Cassiaue, mirarer.
Si fabulantem Canium reliquisset.
LXV.
Quod spirat tenera malum mordente puella,
Quod de Corycio quae venit aura croco;
Vinea quod primis cum floret cana racemis.
Gramina quod redolent, quae modo carpsit ovis;
5 Quod myrtus, quod messor Arabs, quod suciua trita,
Pallidus Eoo ture quod ig-nis ölet;
Gleba quod aestivo leviter cum spargitur imbre,
Quod madidas nardo passa corona comas:
LXV 8. passa TSchn parta XABCprG sparta corr. G
sparsa PQFw Sei:
LXIV. Vgl. Carmen in Sirenas. Claudian. ed. Jeep p. 203.
LXV 2. Horat. S. II 4, 68 Corycio croco.
(LXV 5. Sidon. Apoll. Epp. IX lo, 2, 44 Arabumque messe
pinguis.)
LXIV. 5. Cassiane. Ein sonst nicht bekannter Freund des Dichters.
6. Canium. Zu I Gl, 9.
LXV. Vgl. die Zusammenstellung von Wohlgerüchen XI 8 (die
auch dort mit Küssen verglichen werden und von Übeln Gerüchen IV 4.
2. Corycio — croco. Der besonders am Corycus gedeihende Sa-
fran war das berühmteste Produkt Ciliciens. Vgl. IX 38, 1.5 Bluem-
ner S. 30, 1.
5. sucina. Geriebene und dadurch erwärmte Bernsteinstücke.
Vgl. V 37, 11 XI 8, 6.
8. Vgl. XI 8, 10. Nardum gehörte zu den feinsten und kostbar-
sten Wohlgerüchen. IV 13,3 XIII 51.
Epigrammaton Liber III fin den J. 87/88). 317
Hoc tiia, saeve pner Diadiimene, basia fragrant.
10 Quid, si tota dares illa sine invidia?
LXVI.
Par sceliis admisit Phariis Antonius armis:
Abscidit vultus ensis uterque sacros.
Illud, laurigeros ageres cum laeta triumphos,
Hoc tibi, Koma, caput, cum loquereris, erat.
5 Antoni tarnen est peior, quam causa Pothini :
Hie facinus domino praestitit. ille sibi.
Lxvn.
Cessatis, pueri, nihilque nostis,
Vaterno Rasinaque pigriores,
LXVI 2. vultus] voltus XSchn.
LXVII 2. Vaterno 'H^PQEXABCFSchn Veterno w Vatreno Scr
Htis Cliiver Rasinaque '^PQ Sehn res inique EXABCG Resinaque Fm
Tesinaque Scr Natisique Hns Eridanoque Clia-er.
LXVI. Vgl. Meyer Anthol. lat. 55S Riese Anthol. lat. II praef.
p. XXXVI: »Hoc ex Martial. III G6, 1—4 — et Martial. V G9, 7. S
— recenti ut puto tempore conflatum et Valeriani nomine ex Valerio
Martiale errore facili detorto inscriptum est. Primum exstat fönte
non indicato in G. Fabricii Roma ed. 15S7 p. 156, quo libro vetera
recentiaque mixta continentur «.
9. Vgl. XI S, 12 und V 46 VI 34. Der Name Diadumenos wurde
schönen Knaben nach der berühmten Statue Polyklets gegeben, die
einen jugendliehen, sich die Stirnbinde anlegenden Sieger (otaooj|j.£vo;)
darstellte und für ein Non plus ultra jugendlicher Schönheit galt.
Plin. N. h. XXXIV 55 Polycletus — diadumenum fecit moUiter pue-
rum. KOMueller Archaeol. d. K. 120, 3.
LXVI. Vgl. V 69, wo ebenso wie hier Antonius als Mörder Ci-
ceros mit Pothinus als Mörder des Pompejus verglichen wird.
1. Phariis — armis. V 69, 1 Antoni, Phario nil obiecture Pothino.
LXVII. 2. Für Vaterno (so die Handschriften der Familien B und
Ca) steht bei Plin. N. h. III 16, 120 Vatrenus; äuget ibi Padum Va-
trenus, amnis ex Forocorneliensi agro. Ob der zweite Flussname Ra-
sina richtig ist, muss daliingestellt bleiben. Jedenfalls wird auch hier
318 M. Valerii Martialis
Quorum per vada tarda navigantes
Lentos ting-uitis ad celeuma renios.
5 lam prono Phaetlionte sudat Aetbou
Exarsitque dies, et liora lassos
Interiuugit equos meridiana.
At vos tarn placidas vagi i)er uudas
Tuta luditis otiuui carina.
Kl Non nautas puto vos, sed Argonautas.
LXVIII.
Huc est usque tibi scriptus, matrona, libellus.
Cui sint scripta, rogas, interiora? mihi.
Gymnasium, tbermae, Stadium est hac parte : reeede.
(LXVIII 1. Priap. S Matronae procul hinc abite castae etc.)
ein Flüsschen in der Nähe von Forum Cornelii gemeint sein, und
schon aus diesem Grunde ist weder die Vermuthung Cluvers Erida-
noque, noch die von Heinsius Natisique (wobei er an den von Plinius
N. h. III 126 Natiso genannten Fluss bei Aquileja dachte) annehmbar.
4. celeuma. Vgl. IV 64, 21.
5. Phaetlionte. Hier der Sonnengott, wie Verg. A. V 115.
Aethon. Sonnenross. Vgl. Ovid. Met. II 153.
9. luditis otium, i. e. otiamini ludentes, luditis per otium, luditis
otiose. Ludere operam (Plaut. Pseud. I 3, 135) est ludendo consu-
mere operam seu inter operam ludere; sie ludere otium ludendo con-
terere otium seu inter otium et ferias ludere. Nihil hie incommodi.
JFGronov. Vgl. Lorenz zu Plaut. Pseud. 35" (vgl. Capt. 344. Gas. II 7,
2. Terent. Phormio 332;. In der Regel ist der Accusativ bei ludere
der durch das Spiel oder den Scherz hervorgebrachte Gegenstand:
convicia VII 8, 7 elegos XII 91. 8 pericla IX 38, 1.
10. Argonautas. Dasselbe Wortspiel bei Eustath. ad Od. v 156
p. 1737 (511) und in den 'E[Jfj.TjV£'V'XTa ed. Boucherie (rcepl aaxpwv oüpa-
vtcov) ('ApYo^jauTY]; piger nauta). Haupt Herm. VII 373 CXVIII = Opp.
III 599. Ein ähnlicher nicht besserer Witz III 78 und IV 52.
LXVIII. Vgl. III 86.
2. ititeriora. Nicht bloss dies Epigramm, sondern der ganze
von hier ab folgende, vorwiegend obscöne Theil des Buches stand
auf den beim Lesen zuletzt aufgerollten, dem umbilicus nächsten
also Innern paginae des volumen. Birt S. 150, 1.
Epigrainmaton Liber III (in den J. 87/88). 319
Exuimur: uudos paree videre viros.
5 Hinc iam deposito post viua rosasqiie pudore
Quid dicat, nescit saucia Terpsieliore :
Schemate nee dubio, sed aperte nomiuat illani.
Quam recipit sexto meuse superba Veuus,
Custodem medio statuit quam vilicus horto,
10 Opposita spectat quam proba virgo manu.
Si bene te uovi, longum iam lassa libellum
Ponebas, totum nunc studiosa legis.
LXIX.
Onmia (juod scribis castis epigrammata verbis
Inque tuis nulla est mentula carminibus,
Admiror. laudo, nihil est te sanctius uno:
At mea luxuria pagina nulla vaeat.
5 Haec igitur nequam iuvenes facilesque puellae,
Haec senior, sed (luem torquet amica. legat.
At tua, Coscoui. venerandaque sanctaque verl)a
A pueris debent virginibusque legi.
LXVIII 4. viros TQF mares EX AB CG 12. totum PQEFoi
Scr (Hlbert j). 24 tantum TSchn legis PQFo} Sa- Gilbert j). 19 le-
ges EXABGOSchn.
LXVIII 9. Priap. 24, 1 Hie me custodem feciindi vilicus horti.
11. Ovid. Ex P. I 6, 4 II 3, 49 Si bene te novi. Horat. S. I 9, 22 Si
bene me novi.
LXIX 8. Ovid. Tr. II 370 Et solet hie pueris virginibusque legi.
6. saucia. IV 66, 12 saucia vena mero.
Terpsichore. Die heitere Muse, sonst bei M. Thalia. Zu IV S, 12
und X 19, 13 (Thalia ebria).
7. Schemate: mit figürlichem Ausdruck.
S. Marquardt StV III' (1878) 555: »Ein Fest der Venus und des
Priapus, welches M. III 68, 8 im Juni (sexto mense) begehen lässt,
wird sonst nirgend erwähnt.«
LXIX. 6. torquet. Wie XI 56, 12.
7. Coscoui. Derselbe, der II 77 angeredet wird.
8. pueris virginibusque. In der Schule (vgl. VIII 3, 16 IX 68, 2,
SG I 409), womit zugleich gemeint ist, dass sie für Erwachsene zu
langweilig sind.
320 ^I- Valerii Martialis
LXX.
Moecliiis es Aufidiae, qui vir, Scaevine, fuisti:
Rivalis fuerat qui tuus, ille vir est.
Cur aliena placet tibi, quae tua non placet, uxor?
Numquicl seeurus non potes arrigere?
LXXI.
Mentula cum doleat puero, tibi, Naevole, eulus,
Non sum divinus, sed scio quid facias.
LXXII.
Vis futui, nee vis mecum, Saufeia, lavari.
Nescio quod magnum suspieor esse nefas.
Aut tibi pannosae depeudent pectore mammae,
Aut sulcos uteri prodere nuda times,
5 Aut infinito lacerum patet inguen liiatu,
Aut aliquid cunni prominet ore tui.
Sed nihil est horum, credo, pulcherrima nuda es.
Si verum est, Vitium peius habes : fatua es.
LXXIII.
Dormis cum pueris mutuniatis,
Et non stat tibi, Phoebe, quod stat illis.
Quid vis me, rogo, Pboebe, suspicari?
Mollem credere te virum volebam,
5 Sed rumor negat esse te cinaedum.
LXX 3. qnae tua non placet, Gilbert j>. 7 quae tua, non pla-
cet Sclm.
LXXII 2. magnum TPQ majus EXABCFG.
LXX. 3. aliena — tua. Als Fremde — als die Deine.
LXXII. Ueber gemeinschaftliche Bäder von Männern und Frauen
zu III 51, 3.
2. mag^ium — nefas. 7m III 42, 4.
4. sulcos uteri. Zu III 42, 1.
LXXIII. 4. Mollem. Vgl. II 84, 1.
5. rumor. Vgl. III 80, 2.
Epigrammaton Liber III in den J. 87/88). 321
*
LXXIV.
Psilothro faciem levas et dropace calvam.
Numquicl tonsorem, Gargiliane, times?
Quid facient ^^Ilgues? nam certe non potes illos
Resina, Veneto nee resecare luto.
5 Desine, si piidor est, miseram tradueere calvam:
Hoc fieri cunno, Gargiliane. solet.
LXXV.
Stare, Lnperce, tibi iam pridem mentula desit,
Luctaris demens tu tarnen arrigere.
Sed nihil erucae faciunt bulbique salaces,
Inproba nee prosunt iam satureia tibi.
5 Coepisti puras opibus corrumpere buccas:
Sic quoque non vivit sollicitata Venus.
Mirari satis hoc quisquam vel credere possit,
Quod non stat. magno stare. Luperce. tibi?
LXXVI.
Arrigis ad vetulas, fastidis, Basse, puellas,
Nee formosa tibi, sed moritura placet.
LXXIV 1. Auson. Epigr. 92, 1 (131 Toll) Inguina quod calido
levas tibi dropace, causa est.
LXXV 3. Ovid. Rem. am. 799 Nee minus erucas aptum vitare
salaces. Ovid. A. a. II 422 Bxxlbus et ex horto quae venit herba salax.
LXXVI. Steht in Parisinus 8069 s. XL Baehrens Plm IV p. 18.
LXXIV. 1. Psilothro — dropace. Haartilgungsmittel. Vgl. VI 93,
9 Psilothro viret X 65, 8 Levis dropace tu cotidiano. Resina und
lutum Venetum offenbar Bestandtheile jener Mittel.
5. tradueere ccdvatn Zu I 53, 1.
LXXV. 1. desit. Zu Sp 16, 1.
3. 4. eriicae — hulbi — satureia. Augebliche Aphrodisiaca bulbi
so auch XIII 34i.
4. Improba. Zu I 41, 12.
LXXVI. 1. j^i^ellm. Junge Weiber, gleichviel ob Frauen oder
Mädchen, im Gegensatz zu anus und vetula.
Martial I. 21
322 M. Viilorii Martialis
Hic, rogo, non furor est, uou liacc est mentiila demens?
Cum possis Hecaben, non potes Andromacheu !
LXXVII.
Xec nullius uec te delectat, Baetice, turdus.
Nee lepus est uuquam uec tibi gratus aper:
Nee te liba iuvaut nee sectae quadra placentae.
Nee Libye mittit uec tibi Phasis aves:
5 Capparin et putri cepas allece uatautes
Et pulpam dubio de petasone voras,
Teque iuvant g-erres et pelle melandrya cana,
LXXVI 4. Hecaben B Haec aben EAF Heciiben QXCSch»-
Heciibe G Ecuben P Hecubam TOScJmK
LXXVII 5. allece ae PQ-F' alece w.Scr haWece £X AB (^ ScJm.
LXXVII 5. ü. Priscian. Inst. VI 20 (GL II 212 allec, allecis. sie
Martialis , Capparin — voras'. Glossar, vetus Scriverii Petaso, peta-
sonis; perna, baconus. Martialis Coquns: Et pnltem dubiam de peta-
sone voras. Mai Auct. Class. VIII 419 Unde Martialis Coqiius : Et
pnltem dubio cum petasone voras. 5. Steht im Florileg. Sangallense
(vStephan Rhein. Mus. XL p. 270 . Caparin et putrice pas allece na-
tantes.
3. Hic, rogo, non furor est. Tax I 20, 1.
4. possis. Zu III 32, I.
LXXVII. 1. 7nullus. Zu III 45, 5.
3. sectae quadra placentae. IX 90 , 18 Secta — quadra de pla-
centa.
4. aves. Perlhühner und Fasanen als Leckerbissen regelmässig
zusammengenannt. SG III 29, 1. Vgl. XIII 45.
5. allece. Fischsauce, die auch von ordinären Fischen bereitet
wurde. Marquardt Prl. 425 f. Als gemeine Speise auch IX 27. 5
ö. petasone. XIII .j4 de petasone vorent. XIII 55 cum vetulo
petasone.
7. gerres: eine Art gemeiner gesalzener Fische. XII 32, 15 Fuisse
gerres aut inutiles maenas Odor impudicus urcei fatebatiir.
melandrya. Plin. N. h. IX 47 hi (thynni) membratim caesi cer-
vice et abdomine commendantur atque clidio (das Bauchstück eines
grossen Seefisches Athen. VIII 315 D, recenti dumtaxat et tum quoque
gravi ructu , cetera parte plenis pulpamentis sale asservantur. Me-
landrya vocantur quercus assulis similia.
Epigrammaton Liber III in den J. S7/88). 323
Resiuata bibis vina, Falerna fugis.
Nescio quod stomaclii vitiiim secretius esse
1 0 Öuspicor ; ut quid enim, Baetice, csa-rjocpaYsIc ?
LXXVIII.
Minxisti currente semel, Pauline, carina.
Meiere vis iterum? iam Palinurus eris.
LXXIX.
Kern perag'it uullam Sertorius, inchoat omues.
Hunc ego. cum futuit, uou puto perficere.
LXXX.
De uullo loqueris. uulli maledieis, Apici:
Rumor ait linguae te tamen esse malae.
LXXVII 10. zrxrMv:.rj,yS', Frdl saprophagis ';>PQ£A'.Ji?2<V/.SW/«
saprofagis OScr coprofagis c Ratul von Q.
LXXX. I. loqueris TSclm quereris PQUv) quaereris F.
'-. Rcsinata — cinu. Geringe Weine, denen man nur durch einen
Zusatz von Harz Haltbarkeit verleihen konnte. Marquaidt Prl. 441, C>.
1). stomachi vitium secretius .- fellandi. Stomachi in dem Doppel-
sinn von Magen und Geschmack. Der Name Baeticus für einen fel-
lator auch III ^^l. Die Veranlassung der ■ja-.w^.'j.'^ix ist der Wunsch
des Baeticus für den Übeln Geruch des Mundes einen entschuldigen-
den Grund angeben zu können.
10. ut quid. Warum? Auch VII 34, 8 XI 75, 2. [Sittl, d. lo-
kalen Verschiedenheiten d. lat. Sprache S. 110, welcher glaubt, dass
ut quid von der Bibelübersetzung abgesehen) hauptsächlich von Afri-
kanern angewendet wird, hat ausser den Stellen Martials auch Cic.
Quinct. 13, 44 u. ad Attic. VII 7, 7 übersehen. CFW3Iueller.].
sarpocpaYstc. Das (im Griechischen nicht nachweisbare, Wort
ist zwar in den codd. mit lateinischen Buchstaben geschrieben, aber
ohne Zweifel griechisch, da es ein lateinisches saprofago oder sapro-
fagio nicht gegeben haben kann.
LXXVIII 2. Palinurus Wortspiel mit ndAiv oüpwv: zu III 07, 10,
eris. d. h. wol: du wirst ins Wasser fallen, wie Palinurus Verg. A.
VI 337 SS. Gilbert.
LXXX. 1 De nullo loqueris. VII 18, 1. 2 de qua nee femina
possit Dieere.
2. Rumor. Vgl. III 73, 5.
21*
324 M. Valerii Martialis
LXXXI.
Quid cum femineo tibi, Baetice Galle, barathro?
Haec debet medios lambere lingua viros.
Abscisa est quare Samia tibi mentula testa,
Si tibi tarn gratus, Baetice, cunnus erat?
5 Castrandum caput est: nam sis licet inguine Gallus,
Sacra tarnen Cybeles decipis: ore vir es.
LXXXII.
Conviva quisquis Zoili potest esse,
Summoenianas cenet inter uxores
Curtaque Ledae sobrius bibat testa:
Hoc esse levius puriusque contendo.
5 lacet occupato galbinatus in lecto
Cubitisque trudit hinc et inde convivas
Effultus ostro Sericisque pulvinis.
LXXXI 3. abscisa QEXABCG Güherf^ j^. 516 abscissa F(a
ScrSchn.
LXXXII 4. contendo PQFScr contendi (it O) FX AB CG Sehn
7. pulvinis PQFScr pulvillls EXABCGOSchn.
vir
LXXXI. Vgl. zu II 61, 2. '6. Anson. epigr. 92 [131 Toll], 6 pube
)•
LXXXII 7. Horat. Epod. 8, 15 sericos — pulvillos.
LXXXI. 1. Baetice. Zu III 78, 9.
2. Zu II 61, 2.
3. Abscisa. «Schlagend (für abscisa gegen abscissa) sind die Pa-
rallelen: III 66, 2 (allein bezeugt und nicht angezweifelt); III 85, 1
abscidere (RTC=^ und Sehn gegen P und Scr); II 82, 1 abscisa (TC^
und Sehn gegen PQ und Scr). Zu vergleichen sind auch die ganz
in gleichem Sinne gebrauchten praecisa (mentula II 45, 1) und exci-
dunt (senis mentulam III 91, 9)«. Gilbert^ p. 516.
Samia — testa. Angeblich konnte die Kastration nur mit Scher-
ben der 'damals sehr verbreiteten) Samischen Thongeschirre ohne
Schaden vollzogen werden. Plin. N. h. XXXV 165. Bluemner S. 47.
LXXXII. 1. Zoili. Zu II 16, 1.
2. Summoenianas uxores. Zu I 34, 6.
3. Curtaque Ledae — testa. Zu I 92, 6.
5. Zu I 96, 9.
Epigrammaton Liber III (in den J. ST/88). 325
Stat exoletus suggeritque ructanti
Pinnas rubentes cuspidesque leutisci,
10 Et aestuanti tenue Ventilat frigiis
Supina prasiuo conciibina flabello,
Fugatque muscas myrtea puer virga.
Percurrit agili corpus arte tractatrix
Manumque doctam spargit omnibus membris;
15 Digiti crepantis signa novit eunuchus
Et delicatae sciscitator iiriuae
Domini bibentis ebrium regit penem.
At ipse retro flexus ad pedum turbam
Inter catellas anserum exta lambentes
20 Partitur apri glandulas palaestritis
LXXXII 18. ipse PQio Scr iUe EXABCFd Sehn.
9. Pinnas rubentes. Mit Federn (hier des Flamingo kitzelte man
den Schlund, um Erbrechen zu erregen, docli sollen sie hier vielleicht
auch als Zahnstocher dienen. XIV 22 si tibi frondea cuspis Defuerit,
dentes pinna levare potest.
l'A. tractatrix. Seneca Epp. 60, 5:3 an potius optem, ut mala-
xandos articulos exoletis meis porrigam? tit muliercnla aut aliquis
in mulierculam ex viro versus digitulos meos ducat? quidni ego fe-
liciorem putem Mucium, quod sie tractavit ignem, quasi illam manum
tractatori praestitisset? Inschrift eines Grabsteins in Rom (Lanciani
Bull, comun. d. R. 1880 p. 24) Ti. lulio Aug. lib. Xantho tractatori
Ti. Caesaris et divi Claudi et subpraef. classis Alexandriae etc. Das
Verfahren war wol ein ähnliches, wie es in den türkischen Bädern
(Moltke Briefe aus d. Türkei S. 15), in China, Ostindien und auf den
Südseeinseln üblich war oder ist (Forster Reise um die Welt, Werke
Ausg. v. Brockhaus I 287 f, wo diese Stelle angeführt ist .
15. Digiti crepantis signa. Vgl. VI 89,2 XIV 119. Petron. c. 27
Trimalchio digitos concrepuit, ad quod Signum matellam spndo ludenti
subjecit.
16. Ein ärztlicher Sklave.
18. ijise. Der Hausherr. Zu VII 15, 6.
pedum turbam. Soviel als turbam a pedibus. Der Hausherr hatte
also hier wie die Oäste, eine Anzahl Sklaven zu seiner besonderen
Bedienung unmittelbar hinter sich. Vgl. zu III 23.
20. aiiri glandulas = VII 20, 4. Werden für identisch mit den
:^2() M. Valcrii Martialis
Et conciibino tiirturum natcs donat;
Ligurumque nobis saxa cum rainistrentur
Vel cocta fumis musta Massilitanis,
Opimianum morionibus neetar
25 Crystallinisqiie raurrinisqiie propinat.
Et Cosmianis ipse fusus ampullis
Non erubescit murice aureo uobis
Dividere moechae pauperis eapillare.
Septunce multo deinde perditus stertit.
30 Nos accubamus et, silentium rhonchis
als Leekerbisseu erwähnteu glandia (Nierenstücke? Pliu. N. h. VIII
20<». Marqiiardt Prl. 32'i, 6) gehalten.
jyalaesfritis. Zu III 58, 25.
21. turturum nates. Zu III ßO, 7.
22. Ltffurum — saxa. Metonymisch für den auf den Ligurischen
Felsen ge\\'achsenen Wein. Aehnlich kühne iMetom-mieen von Ap-
pellativen: XIV 160, 1 concisa palus zerschnittene Binsen, XIV IIS,
1 Massiliae funios den räucherigen Wein aus Massilia, XI 1, 14 No-
strarum tineas ineptiarum meine den Motten verfallenen Albernheiten,
V 65, 3 Libycae ceroma palaestrae der Libysche Ringer, VIII 36, 10
Nascentis Circe quam videt ora patris (der Sonne;. Vgl. zu Sp. 12,
] und zu IV 19, 5. Uebrigens galt der Wein von Genua sonst als
gut. Plin. N. h. XIV 68, Marquardt Prl. 436, 24.
23. Ueber das Räuchern der Weine, welches in Gallien so über-
trieben wurde, dass der Wein den Rauchgeschmack gar nicht mehr
verlor (X 36;, vgl. Marquardt Prl. 412, 3. M. rechnet den Massilitaner
überall zu den schlechten Sorten XIII 123 XIV 118, Marquardt Prl.
437, 9. — Massilitanis: L. Mueller r. m. 367.
24. Opimianum — neetar. Zu I 26, 5.
morionibus. Cretins , die damals als Luxussklaven gehalten wur-
den. Vgl. VI 39, 17 VIII 13 XII 93, 3 XIV 210 Marquardt Prl.
149, 5. 328, 6.
25. Cnjstallinis. Zu I 53, 6.
murrinis. Zu III 26, 2.
propinat, dagegen v. 31 propinamus. Zu I 68, 3.
26. Cosmianis. Zu I 87.
28. eapillare. sc unguentum. Die Pomade einer armen meretrix.
Vgl. V. 3.
29. Septiinee nndto. Durch viele Trünke von je 7 cyathi. Zu
I 27, 2.
Epigrammaton Liber III in den J. 87/88;. 327
Praestare iussi. uutibusi propinamus.
Hos malchionis patimur improbi fastus.
Nee vindicari. Rufe, possumus; fellat.
LXXXIII.
Ut faciam breviora mones epig-rammata, Corde.
Fae mihi, quod Chioue: nou potui brevius.
LXXXIV.
Quid uarrat tua moeeha'' Non puellara
Üixi. Gong-ylion. Quid ergo? linguam.
LXXXV.
Quis tibi persuasit nares abscidcre moecbo?
Nou hac peceatum est parte, marite, tibi.
Stulte, quid egisti? nihil hie tibi perdidit uxor.
Cum Sit salva tui mentula Deiphobi.
LXXXII a2. malchionis Frdl Malchionis Sehn 33. vindicari
]}PQ()Sclm vindicare EFmScr possumus PQFwScr Gilbert p. '2->
possimus EXABC poscimus Rutgers Sehn.
LXXXIV 2. Gongylion Schn'^ {vgl. Rhein. 3fus. N. F. IV 149
Congy;i)lion EXABFGO Goneyilium r(i Tongilion Schn^ Tongi-
lium c.
LXXXV 3. tibi TSchn tua PQEi» Non liic — tua Scr, 4. tui
fAJBCFSchn sui PQOScr tibi T.
3L pröpinctmus. Zu v. 25.
32. malchionis. Cyrilli, Philoxeni aliorumque Veterum Glossaria
ed. Labbaeus (1679) p. liü: malchio ärfiric. Malchio als Name CIL VI
2. 11410 (Urbano Gorgiae Malchioni; , CIL IX 41 Malchionis Cae-
saris trierarchi und 5028.
33. Nee vindicari possumus. II 23, 4 quid mihi necesse est Has
offendere basiationes, Quae se tarn bene vindicare possunt.
fellat. Dasselbe Laster wird dem Zoilus auch XI 30 vorgeworfen.
Der Sinn ist nach Gilbert: Und wir können uns nicht durch irrxxmatio
rächen, denn das ist für ihn keine Strafe. Vgl. XII 03 , 8—10. Bei
Kufe wird man schon wegen III 20 hier wie 94; 97 und loo an Ca-
nins Rufus zu I 61, 9) denken.
LXXXIII. 2. CVtione. Eine fellatrix. Vgl. III ^7; 92. Ueber den
Namen zu I 34, 7.
LXXXV. 4. Deiphobi. Menelaus rächte sich an Deiphobus, weil
er nach dem Tode des Paris der Gemahl der Helena gewesen war,
durch grausame Verstümmelung. Vergil. A. VI 494 ss. Deiphobus
328 ^^- Valerii Martialis
LXXXVI.
Ne legeres partem lascivi, casta, libelli.
Praedixi et monui: tu tarnen, ecce, legis.
Sed si ramüculum spectas et, casta, Latinum,
Non sunt haec mimis improbiora, — lege.
LXXXVII.
Narrat te, Chioue, rumor uunquam esse fututam
Atque nihil cunno purius esse tuo.
Tecta tamen non liac, qua debes, parte lavaris:
Si pudor est, transfer subligar in faeiem.
LXXXVIII.
Sunt gemiui fratres, di versa sed inguina lingunt.
Dicite, dissimiles sunt magis, an similes?
LXXXIX.
Utere laetucis et mollibus ntere malvis:
Nam faeiem durum. Plioebe. cacantis habes.
LXXXVI 3. spectas et casta T Sehn- sp. tu casta PQ si sp.
casta EFm ScrSchu^ Inteiy. nach Gilherf^ j). 516.
LXXXVII l. Chione, rumor T rumor, Chione FEFm rumor
te, Chione Q.
LXXXVIII 1. Verg. A. VII 67U Tum gemini fratres.
steht also hier für den Ehebrecher, während der betrogene Gemahl
wie gewöhnlich als Menelaus gedacht ist. SG I .516.
LXXXVI. Vgl. III 6S.
1. partem. Die Hälfte (43 von 100 Epigrammen . Zu II 25. 6.
3. Panniculmn — Latinum. Zu I 4. 5 und II T2, 4.
4. mimis improbiora. Zu I 41, 12. lieber die Unanständigkeit
der Mimen SG II 394 f.
LXXXVII. 1. Chiotie. Zu III 83.
4. subligar. Schurz, auch von Frauen getragen. Marquardt Prl.
467, 9.
LXXXIX. Sueton. Vespas. c. 20 (Vespasianus fiiit) vultu velr.ti
nitentis: de quo quidam urbanorum non infacete. si quidem petenti
ut et in se aliquid diceret, Dicam, inquit, cum ventrem exonerare de-
sieris.
1. laetucis. XI 52, 5 ventri lactuca movendo Utilis.
Epigrammaton Liber III (in den J. 87/88). 329
xc.
Vult, non vult dare Galla mihi, nee dicere possum,
Quod vult et non vult, quid sibi Galla velit.
XCI.
Cum peteret patriae missicius arva Ravenuae,
Semiviro Cybeles cum grege iunxit iter.
Huic comes haerebat domini fugitivus Achillas
Insignis forma nequitiaque puer.
5 Hoc steriles sensere viri: qua parte cubaret
Quaerunt. Sed taeitos sensit et ille dolos:
Meutitur, credunt. Somni post viua petuntur:
Continuo ferrum noxia turba rapit
Exciduntque senem, spondae qui parte iacebat;
10 Namque puer pluteo vindice tutus erat.
Suppositam quondam fama est pro virgine cervani.
At nunc pro cervo mentula supposita est.
XCI 6. 7. Interpunktion nach Gilbert. 9. qui — jacebat EF»
Rand c. Q qui — latebat PQ Scr Gilbert p. 2-J cum — jaceret 2\Sch)
12. cervo '^PQEXABFG puero Tm Rand v. Q servo Grotius.
XCI 4. Verg. A. V 295 Euryalus forma insignis. 11. OWd. M
XII 34 Supposita fertur mutasse Mycenida cerva. Tr. lY 4, 67 Hie
pro supposita virgo Pelopeia cerva.
XC. 1. Galla. Zu II 25, 1.
XCI. 2. D. h. er scbliesst sich einer umherziehenden Bande von
Cybelepriestern an. wie sie Apulej. Metam. VIII p. 571 schildert.
9. 10. spondae — pluten. Ersteres die offene Seite, letzteres die
Wandseite des Bettes. Marquardt Prl. 70.5, 16.
12. cervo. Die verkehrte Etymologie bei Festus s. v. servorum
dies: cuius Dianae; tutelae sunt cervi a quorum celeritate fugitivos
vocant servos zeigt, wie Gilbert bemerkt, dass ein Wortspiel mit cer-
vus und servus nahe lag, und lässt es wenigstens als möglich er-
scheinen, dass cervus als Bezeichnung eines fugitivus bereits im Ge-
brauch war.
^30 ^^ Valerii Miirtialis
XCII.
Ut patiar mocchuin, rogat uxor,^Galle, sed imum
Hnic ego non oculos eruo, Galle, duos?
XCIII.
Cum tibi trecenti consules, Vetnstilla,
Et tres capilli quattuorque siut deutes,
Pectus cicadae, crus colorqiie formicae;
Rugosiorem cum geras stola frontem
5 Et araneorum cassibus pares mammas:
Cum comparata rictibus tuis ora
Niliaeus liabeat corcodilus angusta
Meliusque ranae garriaut Eavennates
Et Atriamis dulcius culix eantet
1 (I Videasque quantum uoctuae videut maue.
Et illud oleas quod viri capellarum,
Et anatis liabeas ortliopygium macrae
Senemque Cynicum vincat osseus cunuus:
Cum te lucerna balneator extincta
15 Admittat inter bustuarias moechas:
Cum bruma mensem sit tibi per Augustum
XCIII 1. Vetustilla TPQF Vetnstina Em.
XCIII 7. corcodilus (tucNus i» Pliacdr. ed Burmann p. 36^ Sc/oi
eorcodrillus TE crocodrillus X cocodrillus ACFG crocodillus
BO crocodilns P crochodilns 'Hayid cocrodillus^ Q.
XCII. Zii VI 90.
I. scd nimm, lieber sed zu I ]17, 7. Das dauernde Verhältnis
mit einem Liebhaber, also gleichsam einem zweiten Manne Senec.
Beuef. III 16, 3 matrimonium vocari tinum adulterium galt für schlim-
uier als Ehebruch mit mehreren.
XCIII. 2. tres capilli. VI 74, 2 calvam trifilem.
quattuorque — dentes. Zu I 19, 1 u. 2.
5. Vgl. Catull. 25, 3 mollior) situ — araneoso.
II. Vgl. hircus, hircostxs Catull. 37, 5; M. IX 47, 5 XII 59, 5.
14. 15. Die Prostitution in Bädern war ohne Zweifel ebenso all-
gemein wie im Mittelalter.
15. bustuarias moechas. Zw I 34, 38.
Epigrammatou Liber III in den J. S7/88). 331
Regelare nee te pestilenties possit:
Audes dncentas nuptiirire post mortes
Virumque demens cineribus tuis qiiaeris
20 Prurire. Quid? sarire qiiis velit saxn.m?
Quis coniug-em te. quis vocabit n.xorem,
Philomelus aviam quam vocaverat nuper?
Quod si cadaver exigis tiuim scalpi.
Sternatur Orci de triclinio lectus,
25 Talassionem qui tnum deeet solns,
Ustorque taedas praeferat novae miptae:
Intrare in istum sola fax potest cunuum.
XCIII 17. pestilenties Guyet Sehn- pestilentia codd Sch/t^.
IS. mipturire Junius, Gilbert p. 23, lf> miptuire TEA Sehn num-
tvdxQ XBC nnptnm ire PQF Scr. 30. sarrire 'so, quis velit? Schn^
(Anm.) Si Satire velit QAG si satiare v. EXBC si satiari v. O
si satirae v. P si saciae v. F salire si velit Rooij surire si velit
Grotius Eldik sarrire si velit 5'cä«' [Text] futuere [als durch salire
rerdrämjt Philol. III 131 f.] quis velit Schn'^. 24. Orci de triclinio
Roeper Philol. X {1855) p. 573 a corinde triclinio 31 acoridet tr. P
jtcoride tr. QEF a Coricle clinico Sealiger Ser a Coride archi-
clinico Sehn [vgl. Gnttmann p. 48].
17. pestilenties. Diese von Guyet hergestellte Form fehlt bei Nene
Foraienl. \l- 386. Eine schwere besonders epidemische SG I 32 f.,
Krankheit, hier mit hohem Fieber.
22. Philomelus. Zu III 31. 6.
24. Orci de triclinio. Dass die Lesarten Scrivers a Coricle cli-
nico) und Schneidewins a Coride archiclinico) unzulässig sind, hat
Roeper (In Martialis epigrammata. Philol. X [1855] p. 573) nachge-
wiesen. Der Name Kooi/./.f,; könnte nur ein Spottname (von v.optc) sein,
und kommt ebenso wenig vor als Kopi; Kopior,: ; ausserdem findet sich
der Anapäst im Choliambu.s bei M. sonst nur im 1. Fuss vgl. Gutt-
mann p. 4^; Einl. S. 27 . Das von Schneidewin gebildete Wort archi-
clinicus wäre nur dann passend, wenn es einen Vorsteher einer Ge-
nossenschaft von vespillones bedeuten könnte. Doch dass diese je-
mals clinici genannt worden sind , ist nicht nachzuweisen ; aus I 30
folgt es keineswegs. Roeper erinnert zur Unterstützung seiner ebenso
gelinden als dem Sinne nach befriedigenden Emendation an Orci fa-
milia Apulej. Metam. III 9, Orci penates Ib. IV 6, Orcinus thesauras
Naev. ap. Gell. I 4, Orciniana sponda M. X 5, 9. Triclinio ist trotz
triclinia X 13, 3 unbedenklich.
332 ^I- ^'ilerii Msirtialis
XCIV.
Esse negas coctum leporera poscisque flagella.
Mavis, Rufe, cocum scinclere, quam leporem.
XCV.
Nimqiuim dicis have. sed reddis, Naevole. semper,
Quod prior et corvus dicere saepe solet.
Cur hoc expeetas a me, rogo, Naevole, dicas:
Nam puto nee melior, Naevole, nee prior es.
5 Praemia laudato tribuit mihi Caesar uterque
Natorumque dedit iura paterna trium.
Ore legor multo uotumque per oppida nomeu
Non expectato dat mihi fama rogo.
Est et in hoc aliquid: vidit me Roma tribunum
10 Et sedeo qua te suscitat Oceanus.
Quot mihi Caesareo facti sunt munere cives.
Nee famulos totidem suspicor esse tibi.
Sed paedicaris, sed pulchre, Naevole, ceves:
lam iam tu prior es, Naevole: vincis, have.
XCV 4. nee melior PQtu Scr Gilbert i), -20 ne melior EXAF
me melior CSchn. 14. have] habe EXABC.
XCV 7. Ovid. M. XV .5TS Ore legar populi.
XCIV. Vgl. III 13.
XCV. 2. corvus. Vgl. XIV 74 und Jahn ad Pers. prol. 13.
5. Caesar uterque. Zu II 91, 5. Welche praemia ausser dem Drei-
kinderrecht M. erhalten hatte, ist unbekannt.
9. tribiuium. D. h. er hatte den Titel eines Militärtribunen erhal-
ten, womit die Erhebung in den Ritterstand verbunden war. SG I
253, 3. u 4. 10. D. h. auf den Ritterplätzen.
Oceanus. (V 23; 27 VI 9) . Ein dissignator theatralis, der darüber
zu wachen hatte, dass die von Domitian neu eingeschärfte lex Roscia
theatralis genau beobachtet wurde. Frdl bei Marquardt StV III
534—536 und zu V 8, 3.
11. Auf meine Verwendung haben zahlreiche peregrini (vermuth-
lich Spanier, durch kaiserliche Verleihung das Bürgerrecht erhalten.
14. have. Scheint ein Zuruf an Sieger gewesen zu sein. Hueb-
ner, Monatsber. d. Berl. Akad. 1S6S, S. 87 ; Glasbecher mit Circua-
spielen, wo bei dem Namen des siegreichen Wagenlenkers ave, bei
denen der übrigen vale beigeschrieben ist^ CIL VII 1273 s.
Epigrammaton Liber III in den J. 87/88). 333
XCVI.
Lingis, non futuis meam piiellam
Et garris quasi moeelius et fututor.
Si te prendero, Gargili, tacebis.
XCVII.
Ne legat hunc Chione, mando tibi, Eufe, libellum.
Carmine laesa meo est, laedere et illa potest.
XCVIII.
Sit culus tibi quam macer, requiris?
Paedicare potes, Sabelle, culo.
XCIX.
Irasci nostro non debes, cerdo, libello.
Ars tua, non vita est carmine laesa meo.
Innocuos permitte sales. Cur ludere nobis
Non liceat, licuit si iugalare tibi?
C.
Cursoren! sexta tibi, Rufe, remisimus hora,
Carmina quem madidum uostra tulisse reor.
Imbribus immodicis caelum nam forte ruebat.
Non aliter mitti debuit iste liber.
XCIX 3. Innocuos PQUFw Scr Non nocuos TSchn.
Subscriptionen. FINIT.EX.IIII.INCIP.EX.V T M. V. Martialis
Epigrammaton liber tercius explicit. ineipit quartns. Emendavi ego
torquatns gennadius. constantine feliciter flores P M. V. M. epigram-
maton li. III explicit ineipit IUI Emendavi ego Torquatns Gennadius
constantinae so foeliciter florens. Q Marci Valerii Martialis epigram-
maton liber tertius explicit. Ineipit qiiartus. Emendavi ego Torqua-
tns Genadius. Constantine feliciter floreas Cod. mus. Britami. v.'OOi
'Einl. S. 69, 1 Ego Torquatns Gennadius emendavi feliciter. Con-
stantine feliciter floreas / [Sehn p. XCIII.)
XCVI 3. tacehis: wol dum a me irruraaberis.
XCVII. 1. Chione. Zu I 34, 7. Der Name hier in demselben
Sinne gebraucht wie III 83; 87.
2. Cannine laesa meo = III 99, 2. laedere: durch ihre Küsse.
XCIX. Zu III 16. 2. Zu III 97, 2. 3. Innocuos — sales. Zu I 4, 7.
C. 1. Rufe. Zu I ßl.
4. Weil sein Inhalt nichts besseres verdient als weggewaschen zu
werden. Zu I 5.
M. Valerii Martialis Epigrammatoii
Liber IV.
i.
Caesuris ulmti dies et luce saeratior illa,
Conscia Dictaeum qua tulit Icla loveni.
Longa, precor, Pylioque veni nuraerosiov aevo
Semper et hoc vultu vel meliore nite.
5 Hie colat Albano Tritonida multns in aiiro
Perque manus tantas plurima quercus eat:
Hie colat ing-enti redeuntia saecula lustro
Et quae Romulens Sacra Tarentos habet.
Magna quidem, superi, petimus, sed debita terris :
1 0 Pro tanto quae sunt improba vota deo ?
I 4. vulüi' voltu XFScJr,
■ I. Domitians Geburtstag, der 24. Oktober des Jahres 88, an wel-
chem er 37 Jahre alt wurde Bei dem Vergleich mit Jupiter (zu Sp.
16 b, 3) wird der Gott iwie hier) dem Kaiser nachgesetzt IV 3 VI 8;
IX 35; 91.
3. Pylio — aei-o. VIII 2, 7 Pjdiam senectam.
5. M. wünscht hier dem Domitian häufige Wiederholungen des
von ihm jährlich am 19. März auf seinem Albanuiii begangenen Mi-
nervenfestes, an dem der Sieger im Wettkampf der Dichter einen
goldenen Olivenkranz erhielt. SG III 381.
ß. quercus. Der Eichenkranz wurde vom Kaiser als Preis im Wett-
kampf der Dichter in dem von Domitian 86 gestifteten, in 4jährigen
Perioden sich wiederholenden agon Capitolinus ertheilt. SG III 379 f.
7. 8. Die auf dem Terentum zu I 69,i gefeierten ludi saeculares
hatte Domitian im Jahre 88 beim Beginn der Erntezeit izum siebenten
Male) veranstaltet. ' Marquardt StV III 389 f. Den hier von M. ge-
äusserten Wunsch hatte auch L. Vitellius, der Vater des Kaisers (miri
in adulando ingenii; dem Claudius zugerufen. Sueton. Vitell. c. 2 cuius
et illa vox est: ,saepe facias' cum saeculares ludos agenti Claudio f47
p. Chr.) gratularetur.
10. deo. Zu Sp 17, 4.
M. Valerii Martialis Epigrammaton Liber IV edirt Dec SS,. 335
II.
Speetabat modo solus inter omnes
Nigris munus Horatius laceruis.
Cum plebs et minor ordo maximusque
Sancto cum duce caudidus sederet.
Toto nix cecidit repente caelo:
Albis si)ectat Hovatius laceruis.
III.
Aspice quam deusum tacitarum vellus aquarum
Defluat in vultus Caesaris inque sinus.
Indulg-et tameu ille lovi, nee vertice moto
Concretas pigro frigore ridet aquas,
5 Sidus Hyperborei solitus lassare Bootae
Et madidis Helicen dissimulare comis.
Quis siccis lascivit aquis et ab aethere ludit.'
Suspicor has pueri Caesaris esse nives.
III 7. Qnis Sehn- qiii codd. ScJui K
III 4. Ovid. Tr. III lo, :5'2 undas Frigore concretas ungula pnl-
sat equi.
II. Domitian gestattete bei Schauspielen den Zuschauern in der
Regel nur weisse Kleidung, ausnahmsweise, wie es scheint, auch schar-
lachne und purpurrothe. SG II 268, 3 u. 4. Das Epigramm ist wo!
im December SS gedichtet.
4. Sattdo. Sanctissimus censor heisst Domitian Quintil. IV pro-
oeui. ;>. Stat. S. III 5, 2ü sancto Caesaris auro. Fincke de appel-
lat. Caesarum p. 31.
0. Zu II 6, IT.
III. Bezieht sich auf dasselbe Schauspiel wie das vorige.
h. M. will sagen, Domitian habe sich bei der von ihm nach Gal-
lien und Germanien im J. TU ^zu II 2, 4) unternommeneu Expedition
gewöhut, die nordische Kälte gleichsam durch seine Standhaftigkeit
zu ermüden. Aehnlich lassare V (i4, 4 delassare X :>, IT. Gilbert.
(i. Der Sinn ist: mit vom Schnee durchnässten Haaren gegen die
Kälte sich gleichgiltig zu zeigen.
Helicen. Das Sternbild des grossen Bären Cic. Acad. II 20, (JH.
Ovid. Fast. III 108 etc.) metonymisch für nordische Kälte.
9. pueri Caesaris. Des im Jahre 73 von Domitia geborenen, da-
mals also schon verstorbenen Sohnes des Domitian. SG III 442.
336 ^I- Valerii Martialis
IV.
Quod siecae redolet palus lacunae,
Crudai'um nebulae quod Albularum,
Piscinae vetus anra quod marinae,
Quod pressa pigcr liircus in capella,
5 Lassi vardaicus quod evocati,
Quod bis murice vellus inquinatum,
Quod ieiunia sabbatariarum,
Maestorum quod anhelitus reorum,
Quod spurcae moriens lucerna Ledae,
10 Quod ceromata faece de Sabina,
Quod vulpis fuga, viperae eubile.
Mallem quam quod oles olere, Bassa.
V.
Vir bonus et pauper linguaque et pectore verus,
IV 7. sabbatariarum %EXABFG Sehn- sabbatariorum P Scr
o
sabbatariarum Q 11 vulpis] volpis BSchn.
(V 1. Horat Epp. 1 ', 22 Vir bonus et sapiens. Horat. Epp. 1 16,
32 Vir bonus et prudens).
V 1. Auson. XXX 1 Vir bonus et sapiens .
IV. Zu III ß.5. 2. Albularum. Zu I 12, 2.
Crudarum. Wol der am frühen Morgen gleichsam noch unreifen,
von der Sonnenwärme noch nicht gelösten Dünste. Oder: der dort
frisch aus dem Wasser aufsteigenden. Gilbert.
5. vardaicuH. Juven. 10, 13 Bardaicus — calceus (von den Illyrischen
Bardaei oder Vardaei\ der auf langem Marsche durchgeschwitzte Sol-
datenstiefel.
evocati. Nochmals in Dienst getretene Veteranen. Marquardt
StV II 433 f. 6. Zu I 49, 32.
7. sabbatariarum. Frauen, die den Sabbath durch Fasten feiern.
Die Anhängerinnen des Judenthums waren in Rom zahlreich. SG I
451, 5. 9. Zu I 92, 6 und III 82, 3.
10. ceromata. Die bei gymnastischen Uebungen gebräuchliche
Wachssalbe, zu deren Bestandtheilen jedenfalls auch Oel gehörte.
faece de Sabina. Aus verdorbenem sabinischem Oel, denn das
reine galt für vorzüglich. Marquardt Prl. II 427.
12. Bassa. Der Name ähnlicli gebraucht IV 87.
V. Vgl. III 38.
Epigrauimaton Liber IV (edirt December S8). 337
Qiüd tibi vis, nrbem qni. Fabiane, petis?
Qui nee leno potes nee comissator haberi,
Nee pavidos tristi voce citare reos,
5 Nee potes nxorem cari corrumpere amici.
Nee potes algentes arrigere ad vetulas,
Vendere nee vanos circnm Palatia fumos,
Plaudere nee Cano, plaudere nee Glaphyro.
Unde miser vives? »Homo certus, fidus amicus« —
10 Hoc nihil est: nunquam sie Philomelus eris.
VI.
Credi virgine castior pudica
Et frontis tenerae cnpis videri.
Cum sis improbior, Malisiane,
Quam qni compositos metro Tibulli
5 In Stellae recitat domo libellos.
VII.
Cur here quod dederas, hodie, puer Hylle, negasti,
Durus tam subito, qui modo mitis eras?
(V 2. Horat. Epod. 12, J Quid tibi vis, miilier).
6. Vgl. Juven. I 37 s.
7. vendere — fumos. Ein Ausdruck, den die späteren Kjiiserbio-
graphen fast wie einen technischen gebrauchen, kommt hier von be-
trügerischen Mittheilungen über den Kaiser und den Hof zuerst vor,
mit welchen die angeblich genau Unterrichteten einen Handel trieben.
SG I 84.
b. Cano. Berühmter Flötenspieler in der ersten Hälfte des 2. Jahr-
hunderts. Vgl. X 3, 8 und SG III 301.
Glaphyro. Berühmter Musiker. Jav. 6, 77. SG H 572.
10. Philomelus. Zu III 31, 6.
VI 4. metro Tibulli. Unter den Priapeia tragen S2 und b3 den
Namen des Tibull, das erste in elegischem Versmass, das zweite in
jambischen Senaren. Die Gedichte verwandten Inhalts, welche der
ungenannte Dichter in Stellas Hause vorlas, waren gewiss in dem
ersteren Metrum, welches hier das des Tibull als eines Hauptreprä-
sentanten der Elegie genannt wird.
5. Stellae. Zu I 7, 1.
VII 1. puer Hylle. Vgl. II 60, 1.
Eine Nachahmung ist vielleicht das Epigramm des Strato Anthol.
Palat. c. XII (Moüaa ratoixfj) 191:
Martial I. 22
338 M. Viilei-ii Martiiilis
Sed itim causaris barbamque annosque pilosque.
0 nox quam longa es, quae facis una seuem!
5 Quid nos derides? here qui puer, Hylle, fuisti,
Die nobis, hodie qua ratione vir es?
VIII.
Prima salutantes atcjue altera coutinet hora.
Exercet raucos tertia causidicos:
VIII
1. continet PQ content EXABCFd Sehn vielleicht richtüj.
■qhj^t • Tccü; dviß-^ toOxo to oai[ji6vtov
"/al Tpiyl Tidvi' i'/,(ik'j'bt xä Trpiv -icaXa* 'ft'j, xt t6 i}aO[j.a;
£■/&£? TptuiXo; öjv, TTcö; i-(hio'j Upiaixoc, ;
VIII. Die Zeitangaben iu diesem Epigramm hat GBilfinger zum
Gegenstande einer ausführlichen Erörterung gemacht (Antike Stunden-
zählung, Programm des Eberhard-Ludwiggymnasiums zu Stuttgart zum
Schluss des Schuljahres 1882/83. 4. 41 S.; vgl. bes. S. 30—41). B. hat
überzeugend nachgewiesen, dass hora quarta, quinta u. s. w. in der
Regel einen Zeitpunkt, und zwar den Endpunkt der betreffenden
Stunde bedeutet, also unserem «vier Uhr, fünf Uhr« u. s. w. entspricht,
während jedoch diese Ausdrücke deshalb niemals aufgehört haben,
zugleich einen Zeitraum (die vierte, fünfte Stunde u. s. w.) zu be-
zeichnen. Wenn B. aber in diesem Epigramm nur die erstere Be-
deutung finden will, so ist dieselbe offenbar im ersten Verse nicht
zulässig, mag man continet oder conterit lesen. B. liest continet,
nimmt es in dem Sinne einer zeitlichen Begrenzung, und übersetzt
(S. 3U): "Ein und zwei Uhr findet die Besucher an ihrem Geschäft»,
d. h. »das eine Mal brauchte man zu den Besuchen bis ein Uhr, das
andere Mal bis zwei Uhr.« Aber auch abgesehen davon, dass dann
aut für atque erforderlich wäre, kann continet nicht so verstanden
werden. Der Sinn ist vielmehr : Die ersten beiden Stunden schliessen
die Morgenbesucher in sich, d. h. die Morgenbesuche füllen diese
Stunden aus (SG I 338 f. u. 3.57). Der Ausdruck ist derselbe wie bei
Festus Mueller 245 A^ : prima aut secunda hora dicantur sponsalibus
wo B. S. 9 selbst die Bedeutung des Zeitraums anerkennt;, und der
Sinn entsprechend. V. 2 kann man eben so wol mit B. verstehen: 3
Uhr setzt die Advokaten in Bewegung, als: Die dritte Stunde setzt
sie in Bewegung, je nachdem die Gerichtsverhandlungen erst bei Ab-
lauf der dritten Stunde, oder schon während derselben begannen B.
S. 40j. Jedenfalls spricht M. nur von dem Beginn der Gerichtsver-
handlungen, da die Reden der Advokaten oft mehrere Stunden dauer-
Epigi-animaton Liber IV (edirt December 88), 339
In quintam varios extendit Roma labores,
Sexta quies lassis. septima finis erit;
5 Sufficit in nonam nitidis octava palaestris,
Imperat extriictos frangere nona toros:
Hora libellorum decima est, Eupheme, meoriim,
Temperat ambrosias cum tua cura dapes
Et bonus aetherio laxatur nectare Caesar
10 Ing-entique tenet pocula parca manu.
VIII 6. extructos Em Rand v. Q excelsos PQ.
VIII (i. Verg. A. XI 6« Exstructosque toros.
ten (Vertagung des Termins in oder nach der vierten VIII 67, l-i], ja
ganze Tage ausfüllten B. U f.). In den folgenden Versen ist mit B.
durchweg bei den Ordinalzahlen der Endpunkt der betreffenden Stunde
zu verstehen : Bis 5 Uhr hat Eom verschiedene Arbeiten. Um B Uhr
beginnt die Siesta (meridiatio;, die bis 7 Uhr dauerte (oder auch
darüber hinaus vit. Alex. Severi c. (11. B. S. 33); man wird also
septima finis erit mit B. verstehen: Um 7 Uhr ist sie zu Ende, was
M. nach seiner "Weise Einl. S. 20,1; nachlässig ausgedrückt hat. In
die von M. übergangene Stunde von 5 bis ü Uhr fiel das prandium.
V. 5: »S bis 9 Uhr ist hinreichende Zeit für gymnastische Uebungen
(und für das Bad, mit dem dieselben verbunden wurden) ; 9 Uhr giebt
das Zeichen sich zu Tische zu begeben; 10 Uhr ist dann der richtige
Augenblick mein Buch zu überreichen.« B. S. 39.
1. continet. Vielleicht schrieb M. jedoch conterit (fam. Ca). Cic
de orat. I 58, 249 cum in causis et in negotiis et in foro conterimur.
1. Anthol. Palat. X 43 z^ wpat [AoyJloT; ty-avuiTaxat • ai oe [j.£t' a-j-d;
Ypd[j!.[j.aai 0£iv-vJfjLevc(t ZH0I Ufouai ßpoToi;. Marquardt Prl. 256. Audi
diese Stelle zeigt, dass die Siesta in die erste Nachmittagsstunde fiel.
Bilfinger S. 33.
6. frangere — toros. Zu II 59, 3.
7. Eupheme. Wahrscheinlich ein Tafelaufseher tricliniarcha Do-
mitians und dessen Freigelassener. SG I 171.
S. ambrosias — dapes. Die Speisen der kaiserlichen Tafel, inso-
fern der Kaiser als Gott betrachtet wird (v. 12). Vgl. VIII 39, 3; .lO.
^ XIII 91, 2 Stat. S. III 4, 61. Fincke, de appell. Caesar, p. 42.
9. nectare. So auch VIII 39, 3. Zu v. 8.
10. Ingenti—manu. Ingentem dextram von der Hand Domitians
Stat. S. III 4, 62.
pocula parca. Stat. S. V 1, 121 sobria pocula.
22*
340 ^^- Valerii Martialis
Tunc admitte iocos: gressu timet ire licenti
Ad matntiniim nostra Thalia lovem.
IX.
Sotae filia clinici, Labulla,
Deserto sequeris Clytum marito
Et donas et amas. s/sic ao«)T(o;.
X.
Dum novus est nee adhuc rasa mihi fronte libellus.
Pagina dum tangi non bene sicca timet,
I puer et caro perfer leve munus amico,
Qui meruit nugas primus habere meas.
5 Curre, sed instinictus: comitetur Punica librum
Spongea: muneribus convenit illa meis.
IX 1. Labulla -Ecu Gilbert^ p. 516 f btilla PQ Fabulla BF
O Sehn (vgl. zu Xn 93, 2;.
X 1. est nee adhuc rasa P Gilbert p. 16 est neque adhuc rasa
Scr est rasa nee adhuc R Sehn 2 est et adhuc rasa jE'i^oj est nee adhuc
mihi rasa Q est et adhuc crassa Äcä« i 6. spongea --1 sp ongia 5'c7i».
VIII 12. Claudian. de Manl. Theod. cons. praef. 2 Audebisne —
nostra Thalia loqui? Bell. Pollent. praef. 2 Eomanis fruitur nostra
Thalia choris.
12. Ad matutiHum — lovem. Den nüchternen, der Ausgelassen-
heit abgeneigten. XI 17, 2 Invenies et quod mane — legas, XIII 2,
10 matutina — fronte.
Thalia. Die Muse des Epigramms (zu III 68, 6), IV 28, 4 VII
17, 4; 46, 4 VIII 73, 3 IX 26, 8; 73, 9 X 19, 3 XII 94, 3.
IX 1. cliniei. Zu I 30, 2.
Labulla. Verdient, als besser bezeugt, den Vorzug vor Fabulla,
also auch XII 93, wo der Name ebenfalls eine Ehebrecherin bezeich-
net (vgl. Einl. S. 22) und Labulle XI 24 XII 36. Gilbert 3 p. 516.
X 1. rasa — fronte. Noch nicht beschnitten und mit Bimstein
abgerieben. Zu I 66, 10.
4. migas. Zu I 113, 6.
5. 6. Puniea — Spongea. Plin. N. h. IX 149 erwähnt blutrothe
Schwämme, Africis — quae generantur in Syrtibus.
EpigTaramaton Liber IV (edirt December 88). 341
Non possunt nostros multae, Faustiue, liturae
Emendare iocos: una litura potest.
XL
Dum nimium vano tumefactus nomine g-audes
Et Saturninura te, miser. esse pudet,
Impia Parrliasia movisti bella sub ursa,
Qualia qni Phariae couiiig-is arma tulit.
5 Excideratne adeo fatnm tibi nominis huius.
Obruit Actiaci qiiod gravis ira freti?
An tibi promisit Rhenus quod non dedit illi
Nilus, et Arctois plus licuisset aquis"
nie etiam nostris Antonius occidit armis,
10 Qui tibi collatus, perfide, Caesar erat.
XII.
Nulli, Thai, negas. sed si tc non pudet istud.
Hoc saltim pudeat, Thai, negare nihil.
XI 2. te miser esse ptidet PQ Scr te pudet esse miser EX AB
CF(t Sehn.
XII 2. saltim R.
7. Faustine. Zu I 25.
liturae. Zu I 4, 9.
S. Sueton. August, c. 8-5 tragoediam magno impetu exorsus non
succedente stilo, abolevit, quaerentibusque amicis, quidnam Aiax age-
ret, respondit, Aiacem suum in spongiam incubuisse.
XL Antonius Saturninus empörte sich als Statthalter des oberen
Germaniens, gegen Ende SS, und wurde von Appius Norbanus Maxi-
mus im Januar SU besiegt. Suet. Domit. c. 6, 7; Dio LXVII 11;
Aurel. Victor, epit. c. 11. Imhof, Domitian S. 62 f. Mommsen RGr V
137. Einl. S. 54 f.
1. vano tumefactus nomine. Durch den Namen des Antonius als
desjenigen, der dem Octavian die Weltherrschaft streitig gemacht hatte.
3. Parrhasia — sub iirsa. Ovid. Her. 18, 152 Parrhasis ursa die
Parrhasische, d. h. Arcadische in das Gestirn der Bärin versetzte Kal-
listo. Preller GM I 385). Vgl. auch VI 25, 2; 5S, 1.
XII 2. negare nihil. XII 79, 4 Quisquis nil negat, Atticilla, fellat.
Der Name Thais für eine fellatrix auch IV S4.
342 ^I- Valerii Martialis
xm.
Claudia, Rufe, meo uubit Peregrina Pudenti:
Macte esto taedis, o Hymenaee, tuis.
Tarn bene rara suo miscentur cinnama nardo,
Massica Theseis tarn bene vina favis,
5 Nee melius teueris iunguntur vitibus ulmi,
Nee plus lotos aquas, litora myrtus amat.
Candida perpetuo reside, Concordia, lecto,
Tamque pari semper sit Venus aequa iugo.
Dilig-at illa senem quondam. sed et ipsa marito
10 Tum quoque cum fuerit, uou videatur anus.
XIV.
Sili. Castalidum decus sororum,
Qui periuria barbari furoris
Ing-enti premis ore perfidosque
Astus Hannibalis levesque Poenos
5 Magnis cedere cogis Africanis:
XIV 4. Astus ^PQ So- Sehn"- fastns EFm Schi
XIII 5. Ovid. Ex P. III 8, 13 Non hie pampineis amicitur vi-
tibus ulmus. Her. 5, 47 Non sie adpositis vincitur vitibus ulmus.
M. X 100 amictae vitibus ulmi. Tr. II 143 oneratam vitibus ulmuni.
Tibull. 11," teneras — vites.
XIII. Auf die Hoehzeit des Centurio A. Pudens zu I 31 mit
Claudia Peregrina.
1. Rufe. Wol Canius Rufus, zu I 61.
4. Massica. Zu I 26, 5.
Theseis —favis. Mit hymettischem Honig; über das aus beiden
bereitete mulsum Marquardt Prl. 314.
XIV. Das Gedicht, mit dem sich M. bei dem Consularen Silius
Italiens (eos. 68j, dem Dichter der Puniea (Mommsen Ind. Plin.), ein-
führte, dessen Bekanntschaft er vermuthlieh am Golf von Neapel
machte (wo Silius wol damals schon lebte [Plin. Epp. III 7], und
Martial sich im Sommer SS aufhieltj, und zu welchem er fortan bis
zu seiner Rückkehr nach Spanien in einem Clientelverhältnis blieb.
VI 64, 10 VII 63 VIII 66 IX 86 XI 48 s.
2. VI 19, 6 Et periuria Puniei furoris.
Epigrammaton Liber IV edirt Decemlier 88). 343
Piiulum sepositn severitate.
Dum blanda vagus alea December
Tncertis sonat hinc et hiuc fritillis
Et ludit tropa nequiore talo,
10 Nostris otia commoda Camenis,
Nee torva lege fronte, sed remissa
Laseivis madidos iocis libellos.
Sic forsan tener ausus est CatuUus
Magno mittere Passerem Maroni.
XV.
Mille tibi uummos hesterna luce roganti
In sex aiit Septem, Caeciliane, dies.
)iNon babeo« dixi: sed tu causatus amici
Adventum laneem paucaque vasa rogas.
5 Stultus es? an stiütum me credis, amiee? negavi
Mille tibi nummos, milia quinque dabo?
XIV 9. tropa Brodaeus Schn^ popa X^PQF oral? rota Em Rand
Q Scr 14. Passerem Birt S. 4U7 passerem Seh,.
7. 8. Während der Saturnalien war das sonst verbotene Wür-
felspiel um Geld erlaul)t. V 84 XI 6, 2 XIV 1, 3. Marquardt StV
III 588.
8. hinc et hinc. Vgl. hinc et illinc XI 98, 3 XII 34, 5.
9. tropa. Pollux Onom. IX 193 -^ oe xpoTra ■/aXo'j[i.£VT; raioia -ftve-
TC« u.£V tu; TÖ -oX'j Ol' (xaTpaYaXuJv oü? äcf[£v-£? OToyaCov-ai ßoilfou tivo;
£14 'j-oooyriV r^? xotocjrf]? \Aijtmc, ilzr^TT^lt;, T.ZT.o\r\^iwj- TroXXav.t; l'z y.at
äx'jXoic xctt ßaXdvoii a.\r\ twv datpaYaXojv oi piTiTOVTS? dypwvro Schol.
Plat. p. 320 -zofj-rj. niz-h i, ei; ["tioSl'jvov Iv. ot7.a-rrj|j.7.To; ßoX-r,. Jalm ad
Pers. S. 3, 50. Becq de Fouqaieres Jeux des anciens p. 114 — 118;
Grasberger, Erziehung nnd Unterricht, I 1, S. 65iindl5S; Marquardt
Prl. 817; 827.
13. 14. In Wirklichkeit hat zwischen CatuU und Virgil kein Ver-
hältnis bestanden, da der Letztere (geb. 684 u. c, erst 16 Jahr alt
war, als der Erstere (um 700 ; Teuffei RLG 214, 2) starb.
'13. tener. So heisst Catull auch VII 14, 3 XII 44, 5.
14. Passerem. Titel des Buchs des Catull nach den beiden ersten
Nummern. Birt S. 407.
XV 6. Die Schale und die Gefässe müssen alsoj von Silber ge-
wesen sein, doch von einfacher Arbeit, denn bei künstlicher kam das
Pfund Silber auf 5000 Sesterzen zu stehen. Zu III 62, 4.
344 M. Valerii Martinlis
XVI.
Privii^uum uou esse tuae te. Galle, uovercae
Rumor erat, coniimx dum fuit illa patris.
Non tameu lioc poterat vivo geuitore probari.
lam nusquam pater est, Galle, noverca domi est.
5 Magnus ab infernis revocetur Tullius urabris
Et te defendat Regnlus ipse licet,
Non potes absolvi : nam quae non desinit esse
Post patrem, nunquam, Galle, noverca fuit.
XVII.
Facere in Lyciscam, Paule, me iubes versus,
Quibus illa lectis rubeat et sit irata.
0 Paule, malus es: irrumare vis solus.
XVIII.
Qua vicina pluit Vipsanis porta columuis
Et madet assiduo lubricus imbre lapis.
In iugulum pueri, qui roscida tecta subibat.
Decidit hiberuo praegravis unda gelu:
5 Cumque peregisset miseri crudelia fata,
Tabuit in calido vulnere mucro teuer.
XVI 6. Regulus. Zu I 12.
XVIII. Ein Fall wie der hier erzählte ist jetzt in Rom unerhört.
Die Winter waren dort im Alterthum kälter. Nissen Ital. Landes-
kunde I 400 f.
1. qua vicina lüuit Vipsanis porta columnis. »Becker Top. 578,
1218 verstand unter Vipsaniae columnae die Porticus des Agrippa im
Marsfelde: aber in seinem (in meinem Besitz befindlichen) Handexem-
plar bemerkt er dazu: nein, vielmehr den Campus Agrippae östlich
vom Corso) ; A. 1259 erklärt er jenes für möglich aber zweifelhaft:
porta pluens könne dann ein Bogen der aqua Virgo sein. Sicher ist
die porta pluens ähnlich hiess die madida Capena im Volksmunde
arcus stillans Schol. Juv. '6, 11) ein Strassenübergang der Virgc^ ob
aber der noch eihaltene arco del Nazareno, ist nicht auszumachen
und deshalb wol auch nicht zu entscheiden, ob die columnae der
porticus oder dem campus gehören. Aehnlich Lanciani Acque e ac-
quedotti (Roma 1880) p. 125.« Jordan.
lieber die einsilbige Casusendung von Vipsanis zu I 117, 17.
Epigrtimmaton Liber IV ^edirt December SS). 345
Quid non sae^a sibi voluit Fortuna licere?
Aut ubi uon mors est, si iug-ulatis aquae?
XIX.
Hanc tibi Sequanicae pinguem textricis alumuam,
Quae Lacedaemonium barbara iiomeu habet,
Öordida, sed gelido non aspernanda Decembri
Dona, peregrinam mittimus eudromida: —
Seu lentum ceroma teris tepidumve trigona,
Sive harpasta manu pulverulenta rapis,
Plumea seu laxi partiris pondera follis,
XIX 4. endromida FScJm^ endroiueda P endromedam Q en-
dromaedam T endromiam (n) BC endromia A'.^ Ö corr endromiam £
endromidam Sehn-.
'XVIII 7. Prop. I G, 25 quem semper volnit Fortuoa jacere.)
XIX 1. Sequanicae — textricis. WoUenwebereien der Sequaner
lieferten, wie die gallischen überhaupt, dicke, grobe Stoffe. Bliieia-
ner S. 14.5.
2. Lacedaemonium — nomen. "Evopoii.i;, eine Decke aus dickem,
zottigem Zeuge, in die man sich nach gymnastischen Uebungen hüllte,
um sich nicht zu erkälten. VI lü XIV 126, Juven. 6, 24ü; Becker-
Goell III 222.
:-■. lentum ceroma teris. Man kann allerdings mit Gronov Diatrib.
in Stat. p. 146 (250) buchstäblich verstehen: Du reibst durch das
Eingen die Wachssalbe ab; doch eher scheint ceroma den Platz zu
gymnastischen Uebungen zu bedeuten, obwol das Prädikat von der
ursprünglichen Bedeutung vgl. XI 47, 5 XIV 50, l) entnommen ist.
Ebenso VII 32, 9 Vara nee in lento ceromate bracchia tendis und
ähnlich VIII 36, 10 Nascentis Circe quam videt ora patris die auf-
gehende Sonne . Dann ist trigon hier ebenfalls der Platz für das so
genannte Ballspiel, bei dem 3 Spieler an den Ecken eines gleichsei-
tigen Dreiecks standen. Marquardt Prl. 821 f.
6. harpasta. Harpastum ein kleiner fester Ball, mit dem ein
Massenspiel von zwei Parteien (Marquardt Prl. 823; gespielt wurde.
7. follis. Ein grosser mit Luft gefüllter oder auch mit Federn
gestopfter Ball, Marquardt Prl. 819, 10.
partiris. Advertis et metiris motum et cursum follis plumei et
levissimi, ita ut scias, quantum spatii missus follis decursurus sit.
Schrevel.
346 M. Valcrü Martialis
Sive levem cursu vincere quaevis Ath.an: —
Ne madidos intret penetrabile frigus in ratus,
10 Neve gravis subita te premat Iris aqua.
Ridebis ventos hoc munere tectus et imbres:
Nee sie in Tyria sindone tutus eris.
XX.
üicit se vetulam, cum sit Caerellia pupa:
Pupam se dicit Gellia, cum sit anus.
Ferre uec haue possis, possis, Colline, nee illam:
Altera ridicula est, altera putidula.
XXI.
Nullos esse deos, inane caelum
Affirmat Segius: probatque, quod se
Factum, dum negat hoc, videt beatum.
XXII.
Primos passa toros et adhue placanda marito
Merserat in nitidos se Cleopatra lacus.
Dum fugit amplexus: sed prodidit unda latentem,
Lucebat, totis cum tegeretur aquis.
5 Condita sie puro numerantur lilia vitro,
Sic prohibet tenuis gemma latere rosas.
XIX 8. cursu PQF Scr Sciui 2 fors i:XAC forsan jn-.B corr. G
Schni 12. tutus TPQ Scr Gilbert cnltns EX AB CFG Sehn.
XXI 2. Segius: Gilbert. Ohne Interp. Sehn. 3. hoc QPFw Scr
Gilberf^ p. 517 haec EX AB Schi.
XXII 5. condita PEFm Rand v. Q Sehn Candida TQOSer.
XIX 9. Verg. G. I 93 penetrabile frigus.
XXII 4. 5. Ovid. M. IV 354 In liquidis translucet aquis, ut
eburnea si quis Signa tegat claro vel condita lilia vitro.
8. Äthan. Ein sonst nicht vorkommender, damals jedenfalls all-
bekannter Läufer.
1-2. sindone. Feiner baumwollener Stoff. Marquardt Prl. 472 f.
XX 3. Colline. Zu III 54.
XXI 3. hoc (nicht haec) «ist erforderlich, da es nur auf die Auf-
stellung nullos esse deos, inane caelum zurückweist«. Gilbert^p. 517.
XXII 4. totis emn tegeretur aquis. Für tota c. t. a. Zu VIII 30, 0.
5. 6. Hier ist an Glashäuser oder Frühbeete zu denken, die mit
Epigrammaton Liber IV (ediit December SS), 347
Insihii mersusque vadis luctantia carpsi
Basia: persi)icuae plus vetuistis aquae.
XXIII.
Dum tu lenta nimis diuque quaeris,
Quis primus tibi quisve sit secundus
Graium quos epigramma comparavit :
Palmam Callimaclius, Thalia, de se
Facundo dedit ipse Brutiano.
Qui si Cecropio satur lepore
Romanae sale luserit Minervae,
Uli me facias. precor, secuudum.
XXIV.
Omnes quas habuit, Fabiane, Lycoris amicas
Extulit: uxori fiat amica meae.
XXIII 3. Grajum quos ep. comparavit Kvstlin Piniol. XXXVI
264 ff. Munro gratuni quisque E Grajum quique O gratum que FQ
b
Ffx> qiiisque Rand v. Q] comparavit Q comparavit PFO com(n)para-
bit Em Grajum dumque ep. comparatur Hiu Gr. quisve ep. com-
parabit Schn^ Gr. quisve ep. comparavit Schmieder Sehn- Gr. quisque
i. e. quisquis ep. comparavit Baehrens.
XXII 7. Ovid.M. IV 357 mediis immittitur undis Pugnantemque
tenet luctantiaqiie oscula carpit.
;XXII 8. Baehrens Plm IV 333, 2 Cum modo perspicua se
speculatur aqua.;
specularia (Vni 14, 3) belegt sind. Gemma ist entweder Glas iwie
XIV 94, 2; oder Fraueneis. Der Ausdruck der Verse kehrt "ähnlich
wieder VIII 68, 5 ss.
7. 8. luctantia carpsi Basia = V 46, 1.
XXIII 3. Graium quos epigramma comparavit. D. h der Beiden,
welche das griechische Epigramm als das erste Paar in dieser Gat-
tung der ganzen übrigen Masse vorausgestellt hat, des Callimachus
und Brutianus.
4. Palmam — de se. Sil. Ital. VII 455 victoria nostra Cypro
Idumaeas referat de Pallade palmas.
Thalia. Zu PV 8, 12.
5. Brutiatw. Nur hier. Ein Lustricius Brutianus Plin. Epp. VI 22.
7. 8. Wenn er der griechischen Epigrammendichtung müde sich
zur römischen gewendet haben wird.
348 M- Valeiii Martialis
XXV.
Aemula IJaiauis Altini litora villis
Et Phaethontei conscia silva rogi,
Quaequc Antenoreo Üryadum pulclierrima Fauno
Nupsit ad Euganeos Sola puella lacus,
5 Et tu Ledaeo felix Aquileia Timavo,
Hie ubi septeuas Cyllarus liausit aquas:
Vos eritis nostrae requies portusque senectae,
Si iuris fuerint otia nostra sui.
XXVI.
Quod te maue domi toto nou vidimus auuo,
XXV 6. hausit PQFia Scr Stephemon haurit EXABFG aiirit
T Sehn.
(XXV 7. Horat. C. II 6, 6 Tibur sit meae sedes utinam senectae.)
XXV 1. Sidon. Apoll. C. 18, ."i Aemula Bajano tolluntnr cul-
mina cono.
XXV. Ein wol noch in Forum Cornelii gedichtetes Epigramm.
1. Altint. Altinum am Flusse Silis an der Strasse von Patavium
nach Aquileja, wo man durch die Pokanäle und Lagunen bis Ravenna
gelangen konnte. Vgl. SG II 102.
3. Antenoreo. Zu I 76, 2.
4. Sola. Vielleicht Name eines Waldes, etwa nordwestlich von
Altinum, der an einen zu Patavium gehörigen Waldbezirk grenzte.
Schrevel denkt an einen in neuerer Zeit La Solana genannten See (ad
radices coUium Euganeorumi nach Laur. Signorius epistol. Symbol. XIV.
5. Ledaeo — Timavo. XIII 89, 1 Euganeus — Timavus. Wahr-
scheinlich folgte M. einer Tradition, nach welcher die Argonauten,
etwa unter Führung des Castor und Pollux (der Söhne der Leda, zu
V. 6) aut dem Timavus ins adriatische Meer hinabführen. Plin. N. h.
III 128 Argo navis flumine in mare Hadriaticum descendit, uon pro-
cul Tergeste, nee iam constat quo flumine.
6. Cyllarus. Eins der Rosse der Dioskuren. VIII 21, 5 VIII 28,
8. Preller GM II 101.
septenas — aquas. Der Timavus entsprang aus 7 Quellen. Strabo
V p. 214.
XXVI. Das Epigramm setzt die Wiedereinführuug der Geldspor-
tula voraus (SG I 392). Der Patron, den M. hier Postumus nennt,
zahlte sehr schlecht, da M. durch Versäumung der salutatio (zu IV
Epigrammaton Liber IV edirt December 88). 349
Vis dicam, qiiantum. Postume, perdiderim?
Tricenos, puto, bis, vicenos ter. puto, nummos.
Ignosces: togulam, Postume, pluris emo.
XXVII.
Saepe meos laudare soles, Aug-uste, libellos.
Invidus ecce negat: num minus ergo
Quid, quod honorato non sola voce dedisti,
Non alius poterat quae dare dona mihi?
5 Ecce iterum nigros conrodit lividus ungues,
Da, Caesar, tanto tu magis, ut doleat.
XXVIII.
Donasti tenero, Chloe. Luperco
Hispanas Tyriasque coccinasque,
Et lotam tepido togam Galaeso,
Indos sardonychas, Scythas zmaragdos,
XXVII 2. uum — soles? PEXABF(i Seht non — soles. QCO
corr. R Scr.
8, 1) bei ihm während eines ganzen Jahres mir 60 Sesterzen einge-
büsst zu haben glaiibte, während sonst die tägliche sportnla ßi 4 Se-
sterzen betrug. 2. u. 4. Postume. Zu I 16, 2.
XXVII 1. Auguste. Als Anrede des Kaisers im ersten Jahrhun-
dert, sonst sehr selten Horat. C. IV 14, 3 Ovid. Tr. II 569 Propert.
III 1, 1-3; V 6, 38 vgl. IV 10, 50; IV 11, 2 V 6, 29 V 6, 81. Schoe-
ner Titiilaturen d. röm. Kaiser [Erlangen 1881] p. 13.), kommt bei M.
häufig vor: V 15, 1 V 65, 15 VIII tit. und 36, 11 VIII 80, 7 VIII 82,
l IX 3, 13 IX 18, 7 IX 80, 3 XI 20, 9.
3. 4. (Jona. Die Verleihung des Dreikinderrechts 'zu II 92), des
Titulartribunats zu III 95, 9), vielleicht auch Ertheüung des Bürger-
rechts an Andere auf M.'s Fürsprache (zu III 95, 11).
4. II 92, 3 Solus qui poterat.
XXVIII 2. Hispanas sc. lacernas! Bätische Mäntel, zu I 96, 5.
eoceinasque. Zu I 96, 6. 3. Galaeso. Zu II 43, 3.
4. Indos sardonychas. Plin. N. h. XXXVII 86—90. Besonders als
Ringsteine beliebt, quoniam solae prope gemmarum scalptae ceram
non auferunt. Persuasimus deinde et Indis, ut ipsi quoque his gau-
derent, utiturque perforatis utique vulgus in collo et hoc nunc est
Indicarum argumentum. KOMueller Hdbch. d. Arch. der Kunst 313, 3.
M. IV 61, 6 V 11, 1 IX 60, 19 X 87, 14 XI 27, 10 XI 37, 2.
Scijthas zmaragdos. Plin. N. h.' XXXVII 65 genera eorum duo-
350 M. Viilerii Martialis
T) Et ceutuni dominos novae mouetac.
Et quidquid pctit usque et usque donas.
Vae g'labraria, vae tibi misella:
Niidam tc statuet tuus Luperens.
XXIX.
Obstat, care Pudens. nostris sua turba libellis
Lectoremque frequens lassat et implet opus.
Rara iuvant: primis sie maior gratia pomis,
Hiberuae pretium sie meruere rosae:
5 Sic spoliatricem commeudat fastus amicam,
lanua nee iuvenem semper aperta teuet.
Saepius in libro numeratur Persius uuo,
Quam levis iu tota Marsus Amazonide.
Tu quoque de nostris releges quemcunque libellis,
10 Esse puta solum: sie tibi pluris erit.
decim, nobilissimi Scythici ab ea gente, in qua reperiimtur appellati:
nullis maior aiisteritas nee minus vitii. Quantum zmaragdi a gemmis
clistant, tantum Scythicus a ceteris zmaragdis. Wol aus den Gruben
des Ural und Altai, die auch in neuerer Zeit sehr schöne Smaragde
geliefert haben. Geschnittene kommen kaum vor Hadrian vor. SG
III 71, 5 u. 72, 1. M. V 11, 1 IX 59, 17 XI 27, 10 XII 15, 3 XIV 109.
5. XII 65, (3 An de moneta Caesaris decem flavos. Domitian liess
sich gern dominus nennen zn II 92, 4), nennt sich aber niemals, wie
es nach dieser Stelle scheinen könnte, selbst auf den Legenden seiner
Münzen so. Dies that erst Aurelian.
7. glabraria. Nur hier. Liebhaberin von glabri, glatten jungen
Leuten.
S. Die Pointe liegt wol in dem Namen Lupercus: Dein Lupercus
wird dich nackt hinstellen, während sonst die Luperci an den Lu-
percalia selbst nackt erschienen. Marquardt StV III 444, ;i. So ver-
stehen auch die älteren Erklärer.
XXIX 1. Pudens. Zu I 31.
2. implet: sättigt.
4. Hihernae — rosae. Vgl. VI 80, 2.
5. spoliatricem — amicam. Vgl. XI 27, 9 ss.
7. S. Die Amazonis des Domitius Marsus (zu I Epist. S. 153, 11),
die nach dieser Stelle aus vielen Büchern bestanden zu haben scheint,
wird sonst nirgend erwähnt. Das eine Buch des Persius ist das noch
erhaltene seiner 6 Satiren. Zu v. 7 vgl. V 05, 13 Saepe licet Grajae
numeretnr belua Lernae.
Epigramiuaton Liber IX edirt December 8S). 351
XXX.
Baiano prociü a lacu, monemiis,
Piscator. fuge, ne uocens recedas.
Sacris piscibus liae natantur imdae
Qui nonmt dominum manumque lambunt
5 Illam, qua nihil est in orbe maius.
Quid, quod nomen liabent et ad magistri
Vocem quisque sui venit citatus?
Hoc (luondam Libys imi)ius profundo
Dum praedam ealamo tremente ducit,
10 Rai)tis luminibus repente caecus
Captum nou potuit videre piscem.
Et nunc sacrilegos perosus hamos
Baianos sedet ad lacus rogator.
At tu. dum potes, innocens recede
15 lactis simplicibus eibis in undas.
Et pisces venerare delicatos.
XXXI.
Quod cupis in nostris dicique legique libellis
Et nonnullus bonos creditur iste tibi,
Ne valeam, si non res est gratissima nobis
Et volo te ebartis inseruisse meis.
XXX 1. monemus PQ So- Ollbert p. •2-2 rececle EFv) Schi.
XXXI 2. iste T Sehn esse PQEFm So:
XXX '.'>. Sacris. Insofern sie kaiserlich sind. Zu Sp 24, 2.
4. 7. Abgerichtete Fische auch X 3U, 22—24.
5. Hoc — profundo ; aus dieser Tiefe. X 37, 15 lUie piscoso
modo vix educta profundo etc.
14. innocens rececle. Der Schluss erinnert in CatuUischer Weise
(Paukstadt p. 34) an den Anfang (v. 2 ne nocens recedas .
16. pisces — delicatos. X 30, 22 Natat ad magistrum delicata
muraena.
XXXI 1. Von einem berühmten Dichter angesungen zu werden,
war Vielen ohne Zweifel um so erwünschter, als die Gelegenheits-
poesie bis auf einen gewissen Grad die Stelle der fehlenden Journa-
listik vertrat. SG III 400, 8.
3. Ne valeam = II 5, 1.
352 ^I- Valerii Martialis
5 Sed tu nomen habes averso fönte sororum
Impositum, mater quod tibi dura dedit:
Quod nee Melpomene, quod nee Polyhymnia possit,
Nee pia cum Phoebo dicerc Calliope.
Ergo aliquod g-ratum Musis tibi nomen adopta:
10 Non semper belle dieitur «Hippodame.ff
XXXII.
Et latet et lucet Phaethontide condita gutta,
Ut videatur apis nectare clusa suo.
Dignum tantorum pretium tulit illa laborum:
Credibile est ipsam sie voluisse mori.
XXXIIL
Plena laboratis liabeas cum scrinia libris,
Emittis quare, Sosibiane. nihil?
)»Edent heredes« inquis »mea carmina.« Quando?
Tempus erat iam te. Sosibiane. legi.
XXXI 10. Hippodaine 6'e7;>; Ippodame 2'Hi(y)ppodanuisPQ-Ew<Scr.
XXXII I. Auson. Mosella 66 lucetqiie latetqiie Calculus.
5. averso fönte sororum. Vgl. averso deo VIII 62, 2 und zu III
24, 9. Die von Persiiis fons caballinus genannte Hippokrene ist hier
gleichsam personificirt gedacht. OHirschfeld Zu Martial, Wiener Stu-
dien I (ISSli S. 113 f.
sororum. Zu I 70, 15.
10. Hipjiodame. Griechische Uebersetzung des Namens der An-
geredeten (denn dass es eine Frau ist, darf man nach mater in v. 6
annehmen). Hirschfeld a. a. 0. vermuthet einen Namen etwa wie Do-
mitia Caballina. M. will übrigens nur sagen, dass es nicht angenehm
sei, immer einen griechischen Namen statt des lateinischen brauchen
zu müssen und nimmt nicht etw;i, wie L. Mueller r. m. p. 389 meint,
an der auch vou Virgil und Ovid gebrauchten Form Hippodame
Anstoss.
XXXII. Vgl. IV 59 auf eine Sclilange und VI 15 auf eine Ameise
in Bernstein.
]. Phaethontide — gutta wie VI 15, 1 Phaethontea — in umbra.
XXXIII 4. D. h. es wäre bereits Zeit gewesen für dich zu sterben.
Epigramniaton Liber IV edirt December 88). 353
XXXIV.
Sordida cum tibi sit, verum tameu, Attale, dixit.
Quisquis te niveam dixit habere togam.
XXXV.
Frontibus adversis molles coucurrere dammas
Vidimus et fati sorte iacere pari.
Spectavere canes praedam, stupuitque su{)erbus
Venator, culti'O nil superesse suo.
5 Unde leves animi tanto ealuere furore?
Sic pugnant tauri, sie cecidere viri.
XXXVI.
Cana est barba tibi, nigra est coma: tingiiere barbam
Non potes — haec causa est — et potes. Ole. comam.
XXXVII.
..Centum Coranus et ducenta Mancinus,
Trecenta debet Titius, lioc bis Albinus,
Decies Öabinus alterunniue vSerranus;
Ex insulis fundisque tricies soldum,
5 Ex pecore redeunt ter ducena Parmensi«:
Totis diebus, Afer, hoc mihi narras
XXXIV 1. Attalel Attice? Schn^ p. XIV T . Ad Attihim
mjl. II 7 .
XXXV 5. animi PQEFoi Scr Gilbert p. 26 animae T Sehn.
XXXVI 2. et R Gilbert^ p. 517 sed (set) Q-Bw Sehn.
XXXVII 6. hoc coiM haec? Schn'^ p. XIV.
XXXIV 2. niveam. Hier in dem Sinne, dass sie nicht wärmt, wie
III 38, 9 gelidis lacernis und XII 30, 2 algentem togam. IX 49, 8 mit
Anspielung auf diese Stelle: (toga), Quam possis niveam dicere
jiire tuo.
XXXV. Vgl. IV 74.
1. dammas. Antilopen. SG II 496.
2. Vidimus. Im Amphitheater. SG II 361, 10.
XXXVII 4. tricies soldum. TjuI 99, 1. Die synkopirte Form auch
Horat. S. I 2, 113. L. Mueller r. m. 366.
5. Ueber die Schafzucht in Parma zu II 43, 4.
Martial I. 23
354 M- Vulerii Msirtialis
Et teneo melius ista, (luam meuni nomen.
Numeres oportet alifiuid, ut pati possim:
Cotidianam refice iiauseam nummis:
!(• Audirc gratis, Afer, ista uou possum.
XXXVIII.
Galla. ncga: satiatur amor, nisi gaudia torqueut
Sed noli nimiiim. Galla, uegare diu.
XXXIX.
Argeuti genus omne comparasti,
Et solus veteres Myronos artes,
Solus Praxitelus manum Scopaeque.
Öohis Phidiaci toreuma caeli,
5 Solus Mentoreos habes labores.
XXXIX 3. manum EXABCFG Sehn manus FQ Scr.
XXXIX 2—5. Pnap. 10, 2: Non me Praxiteles Scopasve fecit
Nee snm Phicliaca. manu politus. (Vgl. Stat. S. II 2, 65 ss. IV 6, 25 ss.)
XXXVIII 1. Oalla. Zu II 25, 1.
XXXIX 2. Myronos artes = VI 92, 2. Ueber den Genitiv auf os
(auch VIII 51, 1) Neue Formenl. I 305. Ueber Myrons Schätzung bei
den Römern SG III 272. Als Toreut in Silber wird er ausser bei M.
(auch VIII 51, 1 Quis labor in phiala? docti Myos anne Myronos?)
nur noch bei Phaedr. V prol. genannt. Brunn Künstlergesch. I 145.
artes: Kunstwerke. Horat. C. IV 8, 5. Epp. I (i, 17.
3. Praxitelus. Ueber die Form des Genitivs Neue Formenl. I 30S.
Charis. Ex arte gramm. Exe. (Gramm, lat. ed. Keil I 542) 3: Si qua
autem flexo accentu reperiuntur, haec in suo remanent statu et Grae-
cam declinationem secuntur, velut hie Eumenes hujus Eximenus, Eu-
prepes Euprepus: quamquam quidam Euprepes Euprepetis Eumenes
Eumenetis declinari voluerunt.
4. Phidiaci toreuma caeli = X 87, 16. Vgl. VI 13, 1 Quis te Phi-
diaco formatam, lulia, caelo, etc. Brunn Künstlergesch. I 187 sieht
keinen Grund an der Aechtheit dieser angeblich von Phidias herrüh-
renden Ciselirung zu zweifeln. Unmöglich ist sie freilich nicht ; aber
Martials Zeugnis bietet für sie nicht die geringste Gewähr; selbst
wenn ars Phidiaca hier nicht bloss »bildende Kunst" bedeutet, wie ars
Apellea IX 9, 2 Malerei. SG III 273, 5.
5. Mentnreos — lahores. Zu III 41.
Epigrammaton Liber IV (edirt December 88). 355
Nec desunt tibi vera Gratiana,
Nee quae Callaico linimtur auro.
Nec mensis anag-lypta de paternis.
Argentum tarnen inter omne miror,
10 Quare non habeas, Charine, purum.
XL.
Atria Pisonum stabant cum stemmate toto
Et docti Senecae ter numeranda domus;
Praetulimus tantis solum te, Postume, regnis;
Pauper eras et eques, sed mihi consul eras.
5 Tecum ter denas uumeravi, Postume, brumas:
Communis nobis lectus et unus erat.
lam donare potes, iam perdere. pleuus bonorum.
(1. (Tvatiana. Nach dem Fabrikanten benannte Silberarbeiten wie
Clodiana, Fxirniana Plin. N. h. XXXIII 1^9. Vgl. auch IV 88, 3.
T. Silbergefässe mit Goldrändern fchrjsendeta . Zu II 43, 11.
Callaico. Gallaeci Callaeci, Callaici die Bewohner des heutigen
Galicia in Hispania Tarraconensis. Kiepert Lehrb. d. alt. Geogr.
423. Vgl. Callaicis arvis X K'., 3, Callaicum oceanum X 37, 4 Callaico
metallo XIV 95, 1.
8. anaglypta. Halberhabene Arbeiten in Silber.
10. purtüH. Doppelsinnig: 1 glatt 2 nicht durch den Mund des
Besitzers verunreinigt, da der Name Cliarinus offenbar zur Bezeicli-
mmg desselben Lasters gebraucht ist wie I 77.
XL. Als M. nach Rom kam. stand ihm der Palast der Pisonen,
deren Haupt C. Calpurnius Piso in Folge der nach ihm benannten
Verschwörung gegen Nero 0-5 den Tod fand :SG I 220 f. III 392;, und
die drei Häuser seiner Landsleute, der drei Seneca des Philosophen,
des Jiinius Gallio und des Annaeus Mela, Vater des Lucan, Teuffei
RLG 269, 2. 287, 1] offen. Einl. S. 4 f.
1. cum stemmate toto: mit dem ganzen Stammbaum. Marquardt
Prl. 237, 3.
3. regnis. Wie Petilianis in regnis XII 57, 19. Doch auch mit
Beziehung auf die Bezeichmxng des Patrons als rex des Clienten. Zu
I 112. Vgl. V. 9.
Postume. Jedenfalls ein willkürlich gewählter Name.
5. ter denas — brumas. 30 ist hier eine willkürlich gewälüte Zahl,
denn da M. im J. 98 (X 103; 104) die Daner seines Aufenthaltes in
Rom auf 34 Jahre angiebt SG III 436 f.), war er damals erst seit
24 Jahren in Rom.
23*
356 >!• Valerii Martialis
Largus opum: expecto, Postume, quid facias.
Nil facis, et serum est alium mihi quaerere regem.
10 Hoc, Fortuna, placet? »Postumus imposuit.'c
XLI.
Quid recitaturus circumdas vellera collo?
Conveniunt nostris auribns ista magis.
XLII.
Si quis forte mihi possit praestare roganti,
Audi, quem puerum, Flacce, rogare velim.
Niliacis primum puer hie nascatur in oris:
Nequitias tellus seit dare nulla magis.
5 Sit nive candidior- namque in Mareotide fusca
Pulchrior est, quanto rarior, iste color.
Lumina sideribus certent moUesque flagellent
Colla comae: tortas non amo, Flacce, comas.
Frons brevis atque modus leviter sit naribus uncis.
XL 10. «Postumus iuiposnit« Gilbert^ 2^. 517. Ohne A7)führunfjs-
zeichen Seh».
XLI 2. ista EXABG Sehn illa PQFw Scr vgl. IV 49, 2.
10. »Postumus imposuitt'. Die Pointe des Epigramms ist eine viel
bessere, wenn man mit Gilbert^ p. 517 diese Worte der Fortuna in
den Mund legt, die sich damit entschuldigt, dass sie ihm ihre Gaben
spendete: sie habe besseres von ihm erwartet.
XLI. SG III 375, 4. Vgl. III 18 XIV 142.
2. ista. Die codd. schwanken hier und IV 49, 2 zwischen ista
und illa. M. braucht das Erstere oft, um auf etwas unmittelbar vor-
hergehendes zurückzuweisen; z. B. II 24, 5 Dat tibi divitias. «Ec-
quid sunt ista duorum?« Vgl. IV 37, 10 VI 17, 4 VIII 4, 17 XI
10, 2 XII 57, 18. Auf dasselbe bezieht sich ista und illa II S.
XLII. 2. Flacce. Zu I 57.
3. 4. Alexandrinische Sklaven waren wegen ihres frechen und
obseönen Witzes (sales Nili XI 13, 3) in Eom beliebt. Marquardt Prl.
150, 1. SG III 127, 4.
5. nive candidior. Vgl. VII 33, 2 XII 82, 7.
9. Frons brevis. Nach antiken Schönheitsbegriffen ein Erforder-
nis vollkommener Schönheit. Petron. c. 12G frons minima. KOMnel-
1er Handbuch d. Archäol. 329, 3.
Epigrammaton Liber IV i'edirt December 88;. 357
10 Paestanis rubeant aemula labra rosis.
Saepe et nolentem cogat nolitque voleutem.
Liberior domiuo saepe sit ille s^^o:
Et timeat pueros. excliidat saepe puellas:
Vir reliquis. imi sit puer ille mihi.
1 5 »lam scio, nee falles : uaui me quoqiie iiidice verum est :
Talis erat« dicis «noster Amazonicns.«
XLIII.
Non dixi, Coraciue, te ciuaedum:
Non siim tarn temerarius nee audax,
Nee mendacia qui loquar libeuter.
Si dixi. Coracine, te cinaedum.
o Iratam mihi Pontiac lagonam,
Iratum calicem mihi Metili:
luro per Syrios tibi tumores,
luro per Berecyntios furores.
Q^^od dixi tamen, hoc leve et pusillum.
10 Qnod notum est quod et ipse non negabis.
Dixi te. Coracine, cuunilingum.
XLII 15. falles RTSchr^ fallis PQf ScJw ' facilis ^A'^i^Ci^r;
XLII 10. Ovid. Ex P. II 4, 28 Paestanas vincet odore rosas.
XLII 10. Baehrens Plm IV 320, 4 Paestanis lueent floridiora
rosis.
10. Paestanis — rosis. Vgl. V 37, 9 VI SO, 6 IX 26, 3 IX 6ü, 1
XII 31, 3. Verg. Georg. IV 119 biferi rosaria Paesti.
XLIII. 1. Coracine. Vgl. VI 55, 4.
1. 2. Zu II 41, 3. 4.
5. Zii II 34, 6. Die lagoua eines anderen Giftmisciiers IV 69, 3
nnd über Iratam mibi lagonam zu III 24, 9.
6. Metili. Ebenfalls eines sonst unbekannten Giftmischers.
7. Syrios — tumores. Wie es scheint, wurden AnschAvellungen
itnd Geschwülste dem Zorn orientalischer Götter zugeschrieben. Vgl.
Pers. 5, 187 deos inflantes corpora mit Jahns Anm.
7. 8. Ueber die Assonanz zu III 44, 15 u. 16.
S. Berecijnthios furores. Die Raserei der Priester der von dem
Berge Berecynthus in Phrygien Berecynthia genannten grossen Mutter.
358 >I- Valerii Martialis
XLIV.
Hie est pampincis viridis modo Vesbius umbris.
Presscrat bic madidos nobilis uva lacus.
Haec iuga quam Nysae colles plus Baccbus amavit,
Hoc nuper Satyri monte dedere choros.
5 Haec Veneris sedes, Lacedaemone gratior illi,
Hie locus Herculeo nomine clarus erat.
Cuncta iacent flammis et tristi mersa favilla:
Nee superi vellent boc licuisse sibi.
XLV.
Haec tibi pro nato plena dat laetus acerra.
Phoebe, Palatinus munera Parthenius,
XLIV 1. Vesbius TQUFtM (Vesbrius P Ueberschr. De Vesbio
monte) Sehn ^ Gilherf^ p. 517 Ye^vm?> XOScr Sehn-. 6. nomine jTPQoj
Scr Gilbert^ p. 617 mimine EX AB FO Seh».
XLIV 1. Verg. Copa -U pauipinea — itmbra.
XLIV 6. Prop. VT, 82 Et nunquam Herenleo nnniine pallet ebur.)
XLV 1. Verg. A. V 74.5 plena — acerra.
XLIV. 1. modo. Vor dem Ausbruch am 24. August 79 (9 Jahre
vor der Abfassung dieses Gedichts) war der Vesuv mit Ausnahme
des Kraters; mit Feldern und Weinbergen bedeckt gewesen. SG II 99 f.
Vesbius. Hier besser bezeugt als Vesvins Lachmann ad Lucret.
V 679).
.5. Veneris sedes. Venus war die Schutzgöttin von Pompeji, wel-
ches in einer Inschrift aus dem J. 10 v. Chr. CIL I 1252 = Orelli
2416 = Wilmans Ex. Inscr. 908 officiell colonia) Ven^eria Cornelia)
heisst. Nissen Pompejanische Studien S. 328 f.
ü. Herculeo nomine. Ob M. das besser bezeugte nomine oder
numine schrieb , ist an sich kaum zu entscheiden. Gemeint ist Her-
cnlaneum.
8. licuisse sibi. Licuisse tibi VII 21, 4.
XLV. Zum fünften Geburtstage des Biirrus, eines Sohnes des
Parthenius, Kämmerers und Günstlings des Domitian, an dessen Er-
mordung er Theil nahm. M. rühmt ihn auch als Dichter IX 49 XI 1
XII 11. Vgl. IV 78 V 6 mit Anm. VIII 28 IX 4.5. SG I 81, 3; 88,
1; 101 f.
2. Phoebe. Das Opfer wurde wol in dem Apollotempel auf dem
Palatin gebracht.
Epigrammiiton Liber IV (edirt December S8). 359
Ut qiii prima novo signat quinquennia liistro.
Impleat innumeras Burriis Olympiadas.
5 Fac rata vota patris: sie te tua diligat arbor
Gandeat et certa virg-initate soror,
Perpetiio sie flore mices. sie deniqiie noii siut
Tam longae Bromio, quam tibi, Phoebe, comae.
XLVI.
Saturnalia divitem Sabelhim
XLV 3. Ciris 24 quinquennia lustro. (Stat. S. IV 2, 62 V
3, 253 quinquennia lustris!. 5. Ovid. Am. III 2, 80 dominae fac
rata vota meae.
(XLV 5. Auson. IV Eph. 3, 5S Da pater haec nostro fieri rata
vota precatu.)
.'}. qicinqucnnia lustro — -l. Oli/mpiada.s. Offenbar ist hier Olym-
pias dasselbe wie lustrum: ein Zeitraum von 5 Jahren. Serv. Aen.
I 283 lustris: quinquenniis. Et beue Ohmpiadibus computat tempora
[quod magis ad Jovem pertinet;, quia nondum erant vel Roma vel
consules. Lustrum bei M. ein 5jähriger Zeitraum auch X 38, 9; ge-
wiss auch I lül, 3 X 71, .5 eine Säcularperiode IV 1, 7). Im Ge-
brauch von Olympias scheint er, wie Eenn bemerkt Beitr. zu ]\IartiaI
Bl. f d. Baier. Gymnas. XVII [1881] S. 441 , Ovid zu folgen, für den
Olympiaden als 5jährigc Zeiträume mit Lustren identisch sind. So
Tr. IV 8, 33 lamque decem lustris omni sine labe peractis, Ibis 1 .
lustris bis iam mihi ([uinque peractis, und von denselben 5U Jahren:
Tr. IV 10, 95 Postque meos ortus Pisaea vinctus oliva Abstulerat
decies praemia victor equus. Ex. P. IV 6, 5 In Scythia nobis quin-
quennis Olympias acta est: Iam tempus lustri transit in alterius.
Auch bei M. X 23 Iam numerat placido felix Antonius aevo Quinde-
cies actas Primus Olympiadas ist w-ol sieher mit Renn ein Alter von
75 Jahren zu verstehen, und dann auch das Alter des Vaters des
Claudius Etruscus VII 40, 0 hie prope ter senas vixit Olympiadas)
als eines von 9u Jahren anzusehen; (seine Verbanmmg erfolgte im
Alter von 8ü Jahren: Stat. S III 3, 140 Dextra bis octonis fluxerunt
saecula lustris; wonach SG I 82 und 93 f. zu berichtigen ist,. Doch
M. VI 85, 8 heisst es von dem 20 Jahre alt gestorbenen (IX 76, 3)
Camonius Rufus: Viderat Alphei praemia quinta modo. Renns Er-
klärung: »er hatte 4 Olympiaden verlebt, da ja von der ersten zur
zweiten Festfeier nur eine Olympiade zu rechnen ist«, erscheint ge-
künstelt. Man erw\artet nach den übrigen Stellen quarta, und viel-
leicht hat M. wirklich so geschrieben; vgl. die Anm.
XLVI. Dass sich dienten bei Rechtsanwälten mit Gesehenken
wohlfeiler Lebensmittel abfanden, wird öfter erwähnt. SG I 292.
360 M- Valerü Martialis
Fecerunt: merito turnet Sabellus,
Nee (lueniquam putat esse praedicatque
Inter causidicos beatioreiii.
5 Hos fastus animosque dat Sabello
Farris semodius fabaeque fresae.
Et tnris piperisque tres selibrae,
Et Lucanica ventve cum Falisco,
Et nigri Syra defruti lagona,
lü Et ficus Libyca gelata testa
Cum bulbis cocleisque caseoque.
Pieeno quoque veuit a diente
Parcae cistula non capax olivae.
Et crasso figuli polita caelo
15 Septeuaria synthesis Sag-unti
(Hispanae luteum rotae toreuma
XLVI 15. 16. Interp. nach dilhert'-'' p. 5/7 Sagunti, r. 76' olme
Parenthese Sehn.
6. 7. semodius — sHihrae. Zn I 99, 15.
6. fabaeque fresae. Zu III 47, 12.
8. Lucanica. Eine Lukanische Bratwiu-st. V '61, 9 VI 80, 6 IX
26, 3 IX 60 1 XII 31, 3 XIII 35. Blueinner S. 121, 3.
venire cum Falisco: Schweinemagen aus Falerii.
9. defruti: gekochter Most. Ueber die Syrischen Weine Mar-
quardt Prl. 440.
lagona. Zu VI 89, 4.
10. ßcus Libyca (VII 53, 8J gelata testa. Gelata ein technischer
Ausdru.ck, wie es scheint, für eine Art Gelee (gelu vom Festwerden
einer Flüssigkeit ohne Gefrieren IV 59, 4). Lac gelatum Colummela
X 397. Id. VII 8, 7 (bei der Käsebereitung) ipsos quidam virides con-
terunt nucleos et lacti permiseent atque ita congelant. — lila vero
notissima est ratio faciendi casei quem dicimus manu pressum. nam
is paulum gelatus in mulctra — rescinditur etc.
12. Pice7io. Zu I 43, 8.
13 — 16. synthesis. Eine bestimmte Anzahl (hier 9) zusammenge-
höriger Gefässe. Stat. S. IV 9, 44 synthesin Alborum calicum atque
caccaborum. Marquardt Prl. 554, 11. Die calices Saguntini XIV 108
vgl. VIII 6, 2; Sagunti gehört zu polita), nach v. 14 u. 16 vermuth-
lich mit erhabenen Ornamenten versehen , waren nach dieser Stelle
wohlfeil und mögen ihren Euf wol besonders ihrer Brauchbarkeit ver-
EpigTiunmaton Liber IV (edirt December SS;. 36 J
Et lato variata niappa cla^•o.
Saturualia fructiiosiora
Annis nou liabuit decem Sabellus.
XL VII.
Encaustus Phaethon tabula tibi pictus in Uac est.
Quid tibi vis, dipyrum qui Phaetliouta facis?
XL VIII.
Percidi g-audes, percisus, Papile. ploras.
Cur, quae vis fieri, Papile, facta doles?
Paenitet obscenae pruriginis ? an magis illud
Fies, quod percidi, Papile, desieris?
XLIX.
Nescit, crede mihi, (piid siut epigTammata, Flacce,
Qui tantum lusus ista iocosque vocat.
nie magis ludit. qui scribit i)randia saevi
XLVIII 1. 2. Papile] Phapyre E Papyle F Paphile A' Phapyle
T Pamphile Q [Ueherschr. ad Papiliim) Sehn- j). XIV.
XLIX 2. ista T Sehn illa PQEFm Sei- vgl. IV 41, 2.
dankt haben. Blueinner S. i;i2. Ueber luteum toreumr. Ders. Technol.
u. Terminol. d. Gewerbe u. Künste II 8, 2.
17. Eine wol gewöhnliche Art der Verzierung von Servietten.
Petron c. 32 laticlaviam immiserat mappam fimbriis hinc atque illinc
pendentibus.
XLVII 1. Eneaustus. Ueber encaustische Malerei KOMuelier Hdbch.
d. Archäol. S. 320.
XLIX 1. Flacee. Zu I 57.
Die geringschätzigen Bemerkungen über grosse mythologische Epen,
die sich in den späteren Büchern mehrmals wiederholen V 35 VIII 3
IX 50 X 4; eine ähnliche Aeusserung schon XIV 1, llj beziehen sich
wahrscheinlich auf die ThebaTde des Statins, zu dem M. ohne Zwei-
fel nicht in einem freundlichen Verhältnisse stand, da beide einander
nie nennen, obwol sie vielfach in denselben Kreisen verkehrten. Sta-
tins arbeitete an seiner ThebaTde etwa 80—92 und hatte damals (88)
ohne Zweifel schon mehrere Gesänge derselben unter grossem Beifall
vorgetragen. SG III 402 f. Einl. S. 9 und 21.
2. ista. Zu IV 41, 2.
3ß2 ^^- Valerii M:irtialis
Teveos, aut eenam, crude Thyesta, tuam.
5 Aut i)uero liquidas aptantem Dacdalou alas.
Pascentem Hiculas aut Polyphemon oves.
A nostris procul est omnis vesica libellis,
Musa nee insano syrmate nostra turnet.
)>Illa tarnen laudant omnes, mirantur, adorant.«
10 Confiteor: laudant illa, sed isla legunt.
L.
Quid me, Thai, senem subinde dicis?
Nemo est, Thai, senex ad irrumandum.
LI.
Cum tibi non essent sex milia, Caeciliane,
Ingenti late vectus es hexaphoro;
Postquam bis decies tribuit dea caeca sinumque
Ruperunt nummi, factus es, ecce, pedes.
5 Quid tibi pro meritis et tantis laudibus optem?
Di veddant sellam. Caeciliane, tibi.
LH.
Gestavi iunctis nisi desinis. Hedyle, capris,
Qui modo ficus eras, iam caprificus eris.
LIIL
Hüne, quem saepe vides intra i)enetralia nostrae
Pallados et templi limina, Cosme, novi
4. Thyesta. Neue Formenl. I 41.
.=>. Daedalon. t>. Polyphonon. Ders. das. I 129.
7. vesica. Geschwulst Plin. N. h. XX 51 attritisque corporum
partibns, vel si in vesicas intumuerint. Schwulst wol mir hier.
8. sijrmate. Vgl. XII 94,4. Das Schleppkleid der tragischen Muse.
LI. Zu I 99.
LII 2. ßcus oifenbar für ficosus ganz Feige . Aehnlicher Wortw itz
III 67, 10.'
LIII. Liicill. ep. oü Anthol. Gr. ed. Jacobs III p. 35 T. II p.32;i):
Ei^at txev Kuvi7.6v oe, MevEOTpare, xävu^roS-^TOV,
Kai pi-foiJv, o'joel; ä^^TiXs-fei -/aöoXo'j.
"An o£ TotpapTiaii;)? apxou; y-cii itXdafxaT ävatow;,
KaY<« paßoov i'yii}, y.ai ge Xe-foust yJna.
1. 2. penetralia nostrae Pallados. Nostrae als Beschützerin des
Epigrammaton Liber IV eclirt December SS). 363
Cum baeulo peraque senem, cui cana piitrisque
Stat coma et in pectus sordida barba cadit;
i Cerea quem midi tegit uxor abolla grabati,
Cui dat latratos obvia turba cibos;
Esse putas Cynicum deceptus imagine ficta:
Nou est hie Cynicus, Cosme: quid ergo? Canis.
LIV.
0 cui Tarpeias licuit eontingere quereus
Et meritas prima cingere fronde comas,
Si sapis, utaris totis, Colline. diebus
LIII 7. ficta TPQF Sehn falsa £iu Rand i\ Q Sei:
LIII (1 Horat. Epp. II 2, 114 intra penetralia Vestae; 7. Ovid.
M. III 385 deceptus imagine vocis Id. ib. XIII 2H; deceptus imagine
somni. Id. ib. XIV 323 imagine ficta.
LIV 2. Verg. A. VIII 274 Cingite fronde comas.
Kaisers und folglich Roms. Ein Tempel der Minerva etwa der auf
dem von Domitian erbauten forum Palladis Becker Top. 374) ; der
vielleicht wie der Tempel des Friedens und das Forum und die Ther-
men Trajans SG 1 17, 4 III 643, 8,, in welchen letzteren in Galens
Zeit der Cj-niker Theagenes täglich disputirte, zu öffentlichen Vor-
trägen benutzt wurde.
et templi limina — novi. XII 3, 7 Iure tuo veneranda novi pete
limina templi. Das von Livia begonnene, von Caligula dedizirte tem-
plum Divi Augusti auf dem Palatin wird häufig templum novum ge-
nannt. Tiberius hatte hier eine den Musen geweihte Bibliothek an-
gelegt. Zu XII 3, 7.
3. ff. Ueber Cyniker in Rom SC4 III 643.
5. Cerea. Wie I 92, 7.
abolla. Dicker, doppelter Mantel, zur ausländisclieu Tracht ge-
hörig. Marquardt Prl. 553.
6. latratos — cibos: Hundebrot panis furfureus Phaedr. IV 18, 4,.
M. X 5, 5 caninas panis improbi buecas. Juven. 5, 11 sordes farris
mordere canini. SG I 262, 10 u. 11.
LIV. 1—3. Der hier und IV 20 angeredete Collinus hatte bei
dem ersten capitolinischen Agon im Jahre S6 (daher v. 2 prima fronde,
was freilich auch Laub ersten Ranges [zu I 51, 1] heissen kann den
Preis der Dichter, einen Eichenkranz erhalten. SG II 575 III 379.
I. IX 23, 1 0 c\\\ virgineo flavescere contigit axiro.
364
M, Valei-ii Mnrtiiilis
ExtrcmunKiue tibi semi)er adcsse putes.
5 Lanificas uulli trcs exorare puellas
Contig-it: observaiit quem statuere cliem.
Divitior Crispo. Thrasea constantior ii)SO
Lautior et nitido sis Meliore licet:
Kil adicit peuso Lacliesis fusosque sororum
10 Explicat. et semper de tribus una uegat.
LV.
Luci, g'loria temporum tiionim.
Qui Gaium veterem Tagumqiie uostrum
Arpis cedere non sinis disertis:
Argivas generatus iuter urbes
5 Thebas carmine cantet aut Mycenas.
Aiit claram Rliodon aut libidinosae
Ledaeas Laeedaemouos palaestras.
LIV 10. negat EFNm Sclm^ neget Q secat P Hns Scr Sehn'-.
LV 5. aut PQF Scr Gilbert p. ^23 et EXABCG.
LIV 4. Horat. Epp. 14, 13 Oimiem crede diem tibi diluxisse
supremum. 5. Ovid. A. a. I 37 F. IV 111 exorare pnellaui.
LV 6. Horat. C. I 7, 5 claram Rhodon.
(LV 5. Clandian. Bell. Gildon. 287 haec trucibus Tliebiä, haec
digna Mycenis.;
5. Lauißcas — pueUas. VI 58, 7 lanificae sorores.
7. Divitior Crispo. Vibius Crispus soll 200 Millionen Sesterzen
Tiesessen haben. SG I 231, 6. Docli kijnnte auch Passienns Crispus,
der zweite Gemahl der Mutter Neros. Agrippina gemeint sein. Das
Grabmal des Letztern X 2, 10. Vgl. XII 36, 9.
Thrasea constantior. Zu I 8, 1.
8. Lautior — nitido — Meliore. Zu II 69, 7.
10. negat. Selbst wenn zwei Parzen zum Pensum zulegen wollen
was bei Seneca Apocol. c. 4 geschieht), schlägt die dritte es stets ab.
LV 1. Lud. Vielleicht der I 49 angeredete Licinianus.
2. Gaium. Zu I 49, 5.
3. Arpis. Arpi aus Versehen statt Arpinum, Ciceros Geburtsort,
genannt. Gilbert p. 4, 3.
3. Thehas— aut Mycenas. Anders XIVl, 11 Thebas malasve Mycenas.
6. libidinosae. Wegen des als Päderastie im gemeinen Sinne
aufgefassten Verhältnisses des £toT:v-/]Xa; und ättc.;. OGilbert Hdbch.
d. griech. Staatsalterth. I 70.
Epigraminaton Liber IV edirt December S8). 365
Nos Celtis genitos et ex Hiberis
Nostrae nomina duriora terrae
10 Grato non pudeat referre versu:
Öaevo Bilbilin optimam metallo,
Quae vincit Chalybasque Noricosque,
Et ferro Plateam suo sonanteni.
Quam fluctu tenui. sed inquieto
15 Armorum Salo temperator ambit,
Tutelamque cliorosque Rixamarum,
Et convivia festa Carduarum,
Et textis Peterin rosis riibentem,
Atque antiqiia patriim theatra Rigas,
2(1 Et certos iaculo levi Silaos,
Turgontique lacus Periisiaeqiie.
Et parvae vada pura Tvetonissae,
Et sanctum Buradonis ilieetum,
Per quod vel piger ambulat viator,
25 Et quae fortibus excolit iuvencis
LV 18. Peterin ailhert'^ p. 517 Peter in EXAB Paterim C'Pe-
terern '^PF poterem corr. aus peterem Q Peteron Scr Petenim Sehn
21. Perusiaeque EXABCG T Cjurasi a eque "i^PQF 22. Tvetonissae
E Gilbert^ p. 518 Teutonissae "^ Toutonissaje PQF tuae tonisse
ABpr.X tnae Conissac d corr. X Vetonissae C Sehn.
8. VII 52, 3 nie meas gentes et Celtas rexit Hiberos. X 65, -1
Ex Hiberis Et Celtis genitus. X 78, 9. Celtas — et truces Hiberos.
9. XII 18, 12 Haec sunt nomina crassiora terris.
11. 12. lieber die Eisenwerke von Bilbilis zu I 49, 4 , die der
Chalyber Bluemner S. 40, der Noriker Bluemner S. 146.
13. Plateam. Vgl. XII 18, 11.
14. 15. Zu I 49, 12.
K). Tutelamque. Wie es scheint die Schutz-Gottheit, die vielleicht
mit Chören verehrt wurde.
18. textis — rosis. XIII 51, 1 texta rosis.
Peterin. Vgl. Bilbilin I 49 IV 55, 11 X 104, 6.
19. Wie es scheint, diente der hier bezeichnete Ort damals nicht
mehr wie früher als Schauplatz für Festlichkeiten oder Wettkämpfe.
22. Tvetonissae. »Ein ähnlicher spanischer Ortsname CIL II 3406«.
Gilbert^ p. 518.
;:5(3(j M. Valeiii Miirtialis
Curvae Manlius arva Vativescae.
Haec tarn rustica, delicate lector,
Rides nomina? rideas licebit.
Haec tarn rustica malo, quam Butuntos.
LVl.
Munera (luod seiiibus viduisque iugcntia mittis,
Vis tc munificum, Gargiliane, vocem?
Sordidius nihil est, uiliil est te si)urcius uno.
Qui potes iusidias doiia vocare tuas.
5 Sic avidis fallax iudulg-et piscibus hamus,
Callida sie stultas decipit esca feras.
Quid Sit largiri, «luid sit donare, docebo,
Si uescis: dona, Gargiliaue, mihi.
LVII.
Dum uos blauda teuent lascivi stag-na Lucrini
Et quae pumiceis fontibus antra calent.
Tu colis Argei regnum. Faustine. coloni,
LVII 1. Liicrini codd. (lavini -Ra«<Z lucrini Q Neronis T 3. Ar-
gei Hns Argoi EXABCO Argii T Argivi PQF Sa:
LVI 5. Ovid. Ex P. II T, 9 fallaci piscis ab haiuo.
LVII 3. Horat. C. II 6, 5 Tibur Argeo positura colono.
LVI. loann. Sarisb. Nug. Curial. p. 602 Unde Coqmia ; Mu-
nera quod etc.
26. Vativescae. Zu I 49, 14.
LVI. lieber die Geschenke der Erbschleicher SG I 368 f.
5. ha^nus. V 18, 7 Imitantur hamos dona. Namque quis nescit
Avidum vorata decipi scarum mtisca VI 63, 5 »Munera magna tarnen
misit«. Sed misit in hämo.
8. GanjUiane. Zu I 16, 2.
LVII. 1. lascivi stagna Lucrini. Zu l 62, 3. Lascivi wegen der Uep-
pigkeit des Bajanischen Badelebens.
2. pumiceis fo/dibus. Stat. S. III 1 , 144 Ipsae pumiceis virides
Nereides antris Exsiliunt.
3. Faiistive. Zu I 2.5.
Epigrammnton Liber IV 'edirt December 88). 367
Quo te bis decimus ducit ab urbe lapis.
.") Horrida sed fervent Nemeaei pectora moustri.
Nee satis est, Baias ig-ne calere suo.
Erg'o sacri fontes et litora grata valete,
Nympharum pariter Nereidnmque domus.
Herculeos colles g:elida vos viucite brunia.
Ui Nunc Tiburtinis cedite frig-oribus.
LVIII.
In tenebris luges amissum. Galla, maritum:
Nam ])lorare pudet te, puto, Galla. vimni.
LIX.
Flentibus Heliadum ramis dum vipera repit,
Fluxit in obstantem sucina gutta feram.
LVIII 2. Naiu PQ, So- Schmieder (iuttmami p. 55 ss.) (rilhert-
p. 643 lam 2X' Sek)) Non UFa> Nee G Nuin Eand v. Q. virum] palain
II))s vicein GuU))m)i)t a. a. O. Tittler NJbh 1865 p. 185.
LVIII. Steht ia der Ilandsclirift der Leipziger Stadtbibliothek.
Haupt Opp. I p. 2^t!.
5. Die Sonne steht im Zeichen des Löwen im August; vgl. IV
60, 2. Die Hauptsaison für Bajae war im März und April; zu 111
20, 19.
6. i(/))e — st'io. Die Hitze seiner Schwefelquellen und Schwefel-
dämpfe.
9. Hei-culeos colles. Vgl. I 12, 1.
10. Tibur war einer der im Hochsommer gern gewählten Aufent-
halte. IV lio u. U, 32 igelidum Tibur;. SG II 94.
LVIII. Galla verbirgt die Trauer um ihren Gatten, mit der an-
dere Witwen Ostentation treiben; doch während es sonst lächerlich
ist, etwas zu verheimlichen, das zur Ehre gereicht, als ob man sich
dessen zu schämen hätte I 89j, hat es bei ihr einen triftigen Grund.
Es ist notorisch, dass sie eine schlechte Gattin gewesen ist und zwar,
wie der Name Galla zu II 2.5 vermuthen lässt, wahrscheinlich eine
Ehebrecherin.
LIX. Zu IV \V2.
1. Floitihus Heliadion rumh. Stat. S. V 3, 86 Heliadum ramos
lacrimosaque germina. Die Zweige der in Bäume verwandelten Töch-
ter des Sonnengottes, deren Thränen zu Bernstein wurden. Vgl. IX
13, 6, Preller GM I 358.
2. suchia gutta fe)-a))i = VI l"), 2.
368 ^I- Valerii Martialis
Quae dum miratur iiing-ui se rore teneri,
Concreto rig-uit vincta rei)ente gelu.
5 Ne tibi regali placeas, Cleopati-a, sepulcro.
Vipera si tumulo nobiliore iacet.
LX.
Ardea solstitio Castranatiue nira petantur
Quique Cleonaeo sidere fervet ager,
Cum Tiburtinas damuet Curiatius auras
Inter laudatas ad Styga missus aquas.
5 Nullo fata loco possis excludere: cum mors
Venerit. in raedio Tibure Sardinia est.
LXI.
Donasse amicum tibi ducenta, Mancine,
Nuper superbo laetus ore iactasti.
Quartus dies est, in schola poetarum
Dum fabulamur. milibus decem dixti
5 Emptas lacernas munus esse Pompullae.
LX 1. Castranaque PQF Scr Sehn- Paestaque EX AB Paesta
naque pestana Rand v. Q] w Sehn '.
4. gelu. Als wenn das Gerinnen ein Erfrieren wäre. Zn IV 4(j,
10. IV 3, 4 concretas aquas.
LX 1. Ardea und Castriira Inui in dessen unmittelbarer Nähe vgl.
Zumpt ad Rutil. Namat. It. I 227;, hier als heisse und ungesunde
Orte genannt.
2. Cleonaeo sichre. Dem Zeichen des Löwen, von Cleonae bei
Nemaea; zu IV 57, 5, Stat. S. IV 4, 28 flagrat Torva Cleonaei iuba
sideris.
4. laudatan — aquas. Des Anio.
G. Sardinia. Sprichwörtlich wegen seiner Ungesundheit. Pom-
ponlus Mela II 7, 19, Strabo V p. 225, Tacit. Ann. II 85 etc. Nissen
Ital. Landeskunde I 357, 2.
LXI 3. schola poefarum. Zu III 20, 8.
5. lacernas. Nach dem Preise wol Purpixrmäntel ; vgl. VIII 10 SG
III 64 s.
Epigrammaton Liber IV edirt December 8S). 369
Sardonycha verum lineisque ter cinctiim
Duasque similes flnctibus maris gemmas
Dedisse Bassam Caeliamqne iurasti.
Here de theatro. Pollione cantante,
10 Cum subito abires, dum fugis, loquebaris,
Hereditatis tibi treeenta venisse,
Et mane centum et post meridiem centum.
Quid tibi sodales feeimus mali tantum?
Miserere iam. erudelis, et sile tandem
15 Aut, si tacere lingua nou potest ista,
Aliquando narra, quod velimus audire.
LXII.
Tibur in Hereuleum migravit nigra Lyeoris,
Omnia dum fieri Candida credit ibi.
LXI 6. lineisque ter cinctum PQc Scr ter nnctnm EXABCFG
lichnisque peninctnm Rand v. Q lychnidemque ceiiten Rutgers Sehn
9. Pollione] Polione PXA Schn'^ 12. centum et post PQF Scr Gil-
hert p. 23 centum, post EXABCG Sehn.
LXII 1. Prop. III 30, 5 in Hereuleum — Tibur.
6. Sardonycha. Zu IV 28, 4. sardonychas veros IX 59, 19. X 87, 14.
lineisque ter cinctum. Ein Sardonjrx kann als Unterlage eine Achat-
schicht haben, die in ovalem Schliff in .'5 runden Bändern den eigent-
lichen Sardonyx nmgiebt. Oder die 3 Bänder können auch aus dem
Sardonyx, iind das Bild einfarbig aus der obersten Schicht geschnit-
ten sein. Vgl. HKEKoehler Kl. Abhandlungen z. Gemmenkunde I
118 ff.
7. Ohne Zweifel sind Aquamarine gemeint. KOMueller Hdbch. d.
Arch. 313, 2.
9. Pollione cantante. Ueber diesen berühmten Citharüden zu III
20, 18.
13. mali tantum. Vgl. I 18, 3. 4.
LXII. Vgl. \^I 13 über dasselbe Thema, wo ebenfalls der Name
Lyeoris wie bereits I 72, 5 gebraucht ist.
1. Tihur in Hereuleum. Zu I 12, 1.
2. Angeblich wurde in Tibur das Elfenbein weisser; VII 13, 1, 2
VIII 28, 12. Vgl. Propert. V 7, 82. Sil. Ital. XII 229 Quäle micat
semperque novum est quod Tiburis aura Pascit ebur.
Martial I. 24
370 M- Valerii Martialis
LXIII.
Dum petit a Baulis mater Caerellia Baias,
Oecidit insani crimine mersa freti.
Gloria quauta perit vobis! haec monstra Neroni
Nee iussae quondain praestiteratis aquae.
LXIV.
luli iugera pauca Martialis
Hortis Hesperidum beatiora
Longo laniculi iiigo recumbimt:
Lati collibus imminent recessus,
5 Et planus modico tumore vertex
Caelo perfruitur sereniore.
Et curvas nebula tegente valles
Solus luce nitet peculiari:
Puris leniter admoventur astris
10 Celsae culmina delicata villae.
Hinc Septem dominos videre montes
Et totam licet aestimare Romam,
LXIII 4. Nee iussae. Für ne iussae qiiidem, weil der Ansclilag
Neros, Agrippina auf einer Fahrt von Bajae nach Baiili vermittelsr
eines zum Versinken vorbereiteten Schiffes zn ertränken, missglückte.
Tacit. A. XIV 4, Suet. Nero c. 34. Caerellia war auf der Fahrt zwi-
schen denselben beiden Punkten, aber in umgekehrter Eichtung, er-
trunken.
3. monstra: unerhörte Dinge. Aehnlich X 4, 2.
LXIV 1. luli — Martialis. Zu I 15. Auf die Bibliothek des hier
beschriebenen Landsitzes VII 17.
4. »Die Erklärer fassen sämmtlich collibus als einen von imminent
abhängenden Dativ. Ich kann es nur als Ablativ verstehen, der den
Gegenstand bezeichnet, mit welchem die recessus die jugera pauca
überragen: , tiefe Schluchten überragen mit ihren (überhangenden
Höhen die Gefilde.' Bei Plin. N. h. VI 74 hi — miiltis urbibus mon-
tanos obtinent colles sind die coUes Erhöhungen, die aus der ganzen
Bergkette hervorragen und sich besonders zur Anlegung von Festun-
gen eignen." 3Tunro.
9. admoventur astris. Sp 2, 1 propius videt astra.
10. culmina delicata. Vgl. ruris delicati von demselben Landsitz
VII 17, 1.
11. 12. »Die Villa lag auf dem höheren Theil des Berges zwischen
Epigrammaton Liber IV fedirt December 88).
Albanos quoque Tusculosque colles
Et quodcunque iacet sub iirbe frigus,
15 Fidenas veteres brevesque Eubras,
Et quod virgineo cruore gaudet
Annae pomiferum nemus Perennae.
Illinc Flaminiae Salariaeque
Gestator patet essedo tacente.
LXIV 16. virgineo cniore] virgineo canore, rubore, virginea co-
horte Jfns virgine nequiore Munro 18. Illinc PQ Sehn- Illic
:Em SchnK
acqua Paola und y. Onofrio, näher an jener als an dieser. Denn nur
von hier sieht man hinab bis in die Gegend von Fidenae und die via
Salaria und Flaminia, alles übrige so ziemlich auch von den niedri-
gem Theilen." Jordan. Vgl. Topogr. II 143 f.
11. VII 17, 2 Vicinam videt unde lector urbem.
14. quodcunque — früju^. Soviel als: quicunque locus frigidus,
d. h. und die übrigen durch ihre Höhe kalten Orte in der Nähe Roms.
15. Riihras. Rubra saxa bei dem Flüsschen Cremera an der via
Flaminia.
16. 17. Preller RM I 344 bezieht gewiss mit Recht diese Stelle
avif das von Ovid. Fast. III 523 ss. wo allerdings kein Hain erwähnt
wird am 15. März am I.Meilenstein der via Flaminia also wol nicht
weit von porta del popolo; gefeierte Fest festum geniale) der Anna
Perenna. Für die gewiss verdorbenen Worte virgineo cruore schlug
Heinsius virgineo canoro oder rubore, oder virginea cohorte vor, da
nach Ovid bei dem Feste von den Mädchen ausgelassene Lieder ge-
sungen wurden 675 Nunc mihi, cur cantent, siiperest, obscena puel-
lae Dicere nam coeunt, certaque probra canunt. 695 Inde joci ve-
teres obscenaque dicta canuntur. Ansprechender ist Munros Conjek-
tur: virgine nequiore. zumal da M. mit Vorliebe den Singular statt
des Plurals braucht. Munro erinnert an Stellen wie I 49, 27 focum
Infante cinctum sordido IX 22, lu culto sella diente frequens X 6, 4
Latia culta fenestra nuru I 70, 10 picto stat Corybante torus. Vgl.
auch vox diversa Sp 3. 11 multa avis Sp 21, 6 multa testa III 58, 7
ore multo III 95, 7 multus lector V 15, 3 multo fune V 22, 8 plurima
palma VII 28, 6 innumero leone VIII 55, 2 elephanta frequentem VIII
65, 9 innumera compede IX 22, 4 variae alae IX 43, 11 plurima ales
IX 55, 1 plurima quadra IX 90, 19 multa oUa XII 18, 29 u. s. w.
18. Flaminiae der 534 = 220 v. Chr. erbauten Nordstrasse.
Salariaeque, die von porta Collina auslief. Strabo \> 3, 1.
19. essedo tacente, weil das Geräusch der Räder in dieser Entfer-
nung unhörbar ist.
24*
372 ^^- Valerii Martialis
20 Ne blande rota sit molesta somno,
Quem nee rumpere nauticura celeuma
Nee elamor valct lieiciariorum.
Cum sit tarn prope Mulvius, saerumque
Lapsae per Tiberim volent cariuae.
25 Hoc rus, seu potius domus vocanda est,
Commendat dominus: tuam putabis;
Tam non invida tamque überaus,
Tam comi patet bospitalitate.
Credas Alciuoi pios Penates
30 Aut (facti modo divitis) Molorchi.
Vos nunc omnia parva qui putatis,
Centeno gelidum ligone Tibur
Vel Praeneste domate pendulamque
Uni dedite Setiam colouo:
LXIV 22. Sidon. Apoll. Epp. II 10; vgl. unten.
LXIV 28. (Sidon. Apoll. C. 24,85 Sancta suscipit bospitalitate.
20. somno. Den Schlaf der Bewohner der Villa.
21. celeuma. Zu III 67, 4.
22. helciariorum : die die Schiffe auf dem Tiber aufwärts ziehen
Sidon. Apoll. Epp. II 10. Curvorum hinc chorus helciariorum Eespon-
santibus alleluja ripis Ad Christum levat amnieum celeuma.
23. Mulvius sc. pons an der via Flaminia (ponte mollej.
25. III 58, 51 Rus hoc vocari debet, an domus longe?
26. Comme7idat dominus: durch seine liebenswürdige Gastfreiheit.
30. Atd (facti modo divitis] 3Iolorchi. Molorclius, der Wirth des
Hercules (IX 43, 13;, als er gegen den nemäischen Löwen zog. Prel-
ler GM II 191. Facti modo divitis (Gilbert p. S) : »der dann aber
auch reich geworden sein muss«. In seiner Armuth war Molorchus
parcus gewesen (Stat. S. IV 6, 5 qualem parci domus admirata Mo-
lorchi) .
30_34. Müget ihr weite Felder bei Tibur oder Praeneste bebauen
oder das ganze Gebiet von Setia in eurem Besitz vereinen.
pendulamque — Setia^n wie XIII 112, 1 Pendula Pomptinos qua
spectat Setia campos, weil es sich vom Kamm des Volskergebirges
auf dessen Abhänge herunter zog. Ebenso pendula — patriae — tecta
X 20, 2. Der dortige Boden war wegen des daselbst gebauten, sehr
Epigrammaton Liber IV edirt December 88). 373
35 Dum me iudice praeferantur istis
Iiüi iiigera pauca Martialis.
LXV.
Oculo Philaenis semper altero plorat.
Quo fiat istiid qnaeritis modo? lusca est.
LXYI.
Egisti vitam semper, Line, mimieipalem.
Qua nihil omniuo vilius esse potest.
Idibus et raris tognla est excussa Kalendis
Duxit et aestates synthesis una decem.
5 Öaltus aprum, campus leporem tibi misit iuemptum,
Silva g-raves turdos exagitata dedit,
Captns flumineo venit de gurgite piscis,
Vina ruber fudit non peregrina eadus.
LXVI 3. excussa PQ Scr Seht - tibi excussa F tibi sumpta EX
ABCGO ScJüi^ 7. captus T ScJm raptus PQEFm Scr.
LXVI 5, Horat. Epod. 2, 48 [Claudian. in Rufin. I 206: dapes
inemptas Verg. G. IV 133 dapibus — inemptis Paulin. Noian. C. 4, 15
epnlae inemptae).
hoch geschätzten Weines besonders werthvoll. Vgl. X 74, 11 und
zu IV 69, 1. Marquardt Prl. 433, 18.
36. lieber die von Catull angenommene Gewohnheit M.'s, Epi-
gramme mit demselben Verse anzufangen und zu schliessen zu II 6, 17.
LXVI 1. vitam — mimieipalem. lieber die Wohlfeilheit des Lebens
in den Municipien Italiens und der Provinzen gegenüber den hohen
Preisen in Rom Juvenal. 3, 16.5 ss. SG I 21.
3. Kaienden, Nonen und Iden wurden von den Familien als
Feste der Laren begangen. Marquardt StV III 127, 9. Preller RM
II 1U7.
raris (axif beide Substantiva bezogen, da sie nur je einmal im
Monat eintreten.
excussa: zum Anlegen ausgestäubt.
4. Aehnlich XII 36, 4 aureolos possint ducere qui duas Kalendas.
sijnthesis. Ein bei der Mahlzeit und bei den Saturnalieni getra-
genes, farbiges, wie es scheint, anziehbares Kleid. Marquardt Prl.
•;il2 und 554.
374 M. Valerii Martialis
Nee tenei- Argolica missiis de gente minister,
10 Sed stetit inculti rustica turba foci,
Viliea vel duri compressa est nupta eoloni,
Incaluit quotiens saucia vena rnero.
Nee nocuit teetis ignis, nee Sirius agris,
Nee mersa est pelago, nee fuit ulla ratis.
15 Subposita est blando nunquam tibi tessera talo,
Alea sed parcae sola fuere nuces.
Die, ubi sit decies, mater quod avara reliquit.
Nusquam est: feeisti rem, Line, difficilem.
LXVIL
Praetorem pauper centum sestertia Gaurus
Orabat eana notus amicitia,
LVI 9. missus Q-Boj Scr Schn'^ iussns T SchnK 14. tuit i:X
ABG Munro, Gilbert^ p. 518 ftigit C flüiti^ Sehn fluvio Grashercjer
vgl. Le Foyer Nouv. Rev. de philol. V 3(1881) p. 191 pelagi flucti-
bus Hns.
LXYl 9. Verg. A. II 78 Argolica de gente.
10. fstettt: aufwartend, wie stat III 82, 8. Vgl. Sueton. Caes. c
49 Galba c. 22. Gilbert.
14. nee fuit ulla ratis. ■ noch hast An überhaupt ein SchiiF besessen.
Ullns ebenso gebraucht Liv. VIII 34, 4 quae in discrimine fuerunt,
.m ulla post hanc diem essent. Munro Criticisms of Catullus p. 29.
15. Entweder bedeutet supposita »angefügt« und es gab ein Ha-
zardspiel mit tesserae und tali zugleich ; oder, was viel wahrschein-
licher ist : au die Stelle gesetzt. Dann muss das Spiel mit den ganz
unseren Würfeln entsprechenden tesserae für ein gefährlicheres Ha-
zardspiel gegolten haben als das mit den (auch bloss zu harmloser
Unterhaltung benutzten tali. Vgl. Marquardt Prl. 825 f. und M. XIV
15 Non sim talorum nmnero par tessera, dum sit Maior, quam talis,
alea saepe mihi.
LXVII. Vgl. das verwandte Epigramm V 25.
1 — 4. Ein Census von J 00 000 Sesterzen war die Bedingung der
Kitterwürde, zu deren Auszeichnungen namentlich das Recht gehörte,
in den Schauspielen auf den Ritterplätzen zu sitzen v. 4 . Männer
senatorischen Standes gewährten nicht selten ihren Clienten die Mit-
tel, in den Ritterstand einzutreten. SG I 221. So schenkte der jün-
gere Plinius einem Freunde 300 000 Sesterzen zu diesem Zweck, das.
S. 223.
Epigrammaton Liber IV (edirt December 88). 375
Dicebatque suis haec tan tum deesse trecentis,
Ut posset domino plaudere iustus eques.
5 Praetor ait «Scis me Seorpo Thalloque daturum.
Atque utinam centum milia sola darem.«
Ah pudet ingratae, pudet ah male divitis arcae.
Quod non vis equiti, vis dare, praetor, equo?
LXVIII.
lüvitas centum quadrantibus et bene cenas.
Ut cenem invitor, Sexte, an ut invideam?
LXIX.
Tu Setina quidem semper vel Massica ponis,
Papile, sed rumor tarn bona vina negat.
LXVII 8. non vis ^ Scr non das corr. aus non vis Q non das
EF<» Sehn.
(LXIX 2. Tibnll. I 1, 24 bona vina).
3. deesse. Stets zweisilbig. LMueller r. m. p. 247 ; 253. M. VII 34,
6 VIII 56, 3; ebenso deest stets einsilbig: X 18, 3 X 48, 10 XI 52,
9 XII 14, 7 XII 29, 13 XII 32, 18 XII 44, 7 XIV 105, 1.
4. domino. Zu IV 28, 5.
iustus eques. Vgl. I 103, 2.
5. praetor. Den Prätoren hatte August im J. 732 die Veranstal-
tung der sämmtlichen, in der Republik von den Aedilen verwalteten
Spiele übertragen (Mommsen StR II'^ 510, 3), welche immer grosse
Zuschüsse erforderten und zuweilen die Prätoren zu Grunde richteten.
Vgl. V 25 X 41. SG II 269 f.
5. Seorpo Thalloque. Die berühmtesten Wagenlenker jener Zeit.
Ueber (Flavius; Scorpus vgl. XI 1, 16 und auf seinen Tod X 15 und
53. SGII 289; 470. Ueber Thallus ebendas. 467.
6. Ueber die den Wagenlenkern ertheilten Preise X 74 und SG
II 456 f.
LXVIII. Du ladest mich ein für 100 Quadranten bei dir zu spei-
sen, während du selbst gut speisest. Zu I 21 nnd SG I 394.
LXIX 1. Setina. Ueber den Setinerwein zu IV 64, 34 ; vgl. VI
86 XIII 23, 1 XIII 112.
Massica. Zu I 26, 5.
376 '^'^- Valerii Martialis
Diceris liac factus caelebs quater esse lagona.
Nee puto, uee credo, Papilc. nee sitio.
LXX.
Nihil Ammiauo praeter aridam restein
Moriens reliquit ultimis pater ceris.
Fieri putaret posse quis, Mariüline,
Ut Ammianus mortuum patrem nollet?
LXXI.
Quaero diu totam. Safroui Rufe, per urbem.
Si qua puella neget: nulla puella neg-at.
Tanquam fas non sit, tanquam sit turpe negare.
Tanquam non liceat: nulla puella negat.
5 Casta igitur nulla est? sunt castae mille: quid ergo
Casta facit? non dat, non tarnen illa negat.
LXXII.
Exigis. ut donem nostros tibi, Quinte, libellos.
Non babeo, sed habet bibliopola Tryphon.
»Aes dabo pro nugis et emam tua carmina sanus?
Non« inquis »faciam tarn fatue.« Nee ego.
LXXIII.
Cum gravis extremas Vestinus duceret horas
LXXI 2 u. 4. Zu I 76, 4.
3. D. h. 4 Frauen vergiftet zu haben. lagona. Wie IV' 43, 5.
LXX 2. ceris. Cerae die einzelnen Seiten des Testaments. Mar-
quardt Prl. 782, 10.
LXXI. Vgl. IV 81.
1. Safroni Rufe. Vgl. XI 103.
6. dat — negat. Vgl. III 54 und zu II 9.
LXXII 2. hihliopola Tryphon. Als M.'s Verleger auch XIII 3; vgl.
Einl. S. 16 f Er war auch der Quintilians (Inst. orat. praef).
LXXIII 1. Vestinus. V., der hiernach im J. 88 noch nicht alt
iv. 8) starb, kann nicht L. Tullius Vestinus sein, dem Vespasian im
J. 71 die Herstellung des Capitols übertrug, der unter Nero praefectus
Aegypti gewesen war und schon im J. 48 zu den Freunden des Clau-
dius gehört hatte (SG I 186; III 450). Wäre er damals auch nur 24
Jahre alt gewesen, so wäre er in der That als senex gestorben.
gravis : krank, wie Verg. Eclog. I 49.
Epigrammaton Liber IV (edirt December SS). 377
Et iam per Stygias esset iturus aquas.
Ultima volventes oravit pensa sorores,
Ut traherent parva stamina puUa mora,
Iam sibi defiinctus caris dum vivit amicis.
Moverimt tetricas tarn pia vota deas.
Timc largas partitus opes a luce recessit
Seqiie mori post hoc credidit ille senem.
LXXIV.
Aspicis, inbelles temptent quam fortia dammae
Proelia? tarn timidis quanta sit ira feris?
In mortem parvis concurrere froutibus ardent.
Vis, Caesar, dammis parcere? mitte canes.
LXXV.
0 felix animo, felix. Ni^rina, marito
LXXIII 4. 5. mora, amicis. Frdl Gilbert mora. amicis, Sehn.
LXXIV 3. parvis codd. varis Hhs pavidis KoestUn paribus Munro
ardent T (vgl. IV 35, 5J audent rQEFtu.
LXXIII 4. Ovid. Ibis 244 (Clotbo Novit et infecta stamiua
pnlla manu.
2. Stygias — aquas. Zu I TS, 4.
3. volcentes — sorores. Die Parzen, wie XI 3G, 3; lanificae soro-
res VI 58, 7.
4. stamina pulla. VI 58, 7 pulla — stamina.
6. tetricas — deas. VII 96, 4 tetricae — deae.
7. lieber die Sitte zablreiche Freunde im Testament zu bedenken
SG I 235.
5. credidit ille senem. X 53, 4 credidit esse senem.
LXXIV 3. IV 35 Frontibus adversis molles concurrere dammas
Vidimus et fati sorte jacere pari. Docli scheint mir dies ebenso we-
nig für paribus statt parvis an dieser Stelle zu beweisen, als die von
Munro angeführten Virgilischen Ausdrücke paribus armis, paribus
concurrere telis (Georg. I 4S9; und Sp 29, 8 Pugnavere pares, succu-
buere pares.
Ob M. ardent (Tj oder audent fam. B u. C schrieb, kann zwei-
felhaft erscheinen. Doch für das erstere lässt sich IV 35, 5 anführen :
Unde leves animi tanto caluere furore? Auch ist audent etwas matt.
LXXV 1. Nigrina hatte mit ihrem Gemahl Antistius Eusticus, der
378 ^^ Valerii Martialis
Atqiie inter Latias gloria prima nurus:
Te patrios miscere iuvat cum coniuge census,
Gaudentem socio participique viro.
5 Arserit Euhadne flammis iniecta mariti,
Nee minor Alcestin fama sub astra ferat:
Tu melius: certo meruisti pignore vitae,
Ut tibi non esset morte probandus amor.
LXXVI.
Milia misisti mihi sex bis sena petenti:
Ut bis sena feram, bis duodena petam.
LXXVII.
Nunquam divitias deos rogavi
Contentus modicis meoque laetus.
Paupertas, veniam dabis, recede.
Causa est quae subiti novique voti?
5 Pendentem volo Zoilum videre.
LXXV 4. participique 'eque PF evaqne Q) Et» Sehn- partieipare
T Schn^ Gilbert^ p. 518 7. pignore vitae PQEF Scr Sehn- pignora
vitae XABCG pignore famam T Sehn K
LXXV 2. Ovid. M. XV 486 Latiae — nnrus.
LXXV 6. Ennod. C. II 12, 10 Quod vincens aevnm nomen ad
astra ferat.
später in Cappadocien starb IX 30), ihr väterliches Vermögen ge-
theilt. SG I 418, 4.
2. gloria prima. Vgl. Sp 18, 2.
4. participique. Tac. A. VI 10 ed. Nipperdey: Marino participi
(Med. participis) Sejanns Cnrtium Atticnm oppresserat. Nach dem
Fragm. Bob. de nom. et pronom. p. 136 (562) bildet hie et haec et
hoc particeps ab hoc participe et hoc participi. Nene Formen!. 11'^
44 f. Partieipare T SchnS dem Gilberts p. 518 den Vorzug giebt)
.mittheilen" wird mit dem Dativ (statt mit cum mit dem Ablativ) nur
bei Späteren verbunden, z. B. Auson. Parent. 11, 16 quod mala non
cuiquam, non bona participo) ; namentlich bei christlichen Autoren
Buenemann ad Lactant. V 6, 1).
7. Tu melius. XII 52, 7 Tu melior.
LXXVII 5. Da Zoilus sich aus Grimm über die Verbesserung
Epigrammaton Liber IV !edirt December 88). 379
LXXVIII.
Condita cum tibi sit iam sexagesima messis
Et facies multo splendeat alba pilo.
Discurris tota vagus urbe, nee ulla cathedra est,
Cui iion mane feras inrequietus Have;
5 Et sine te nulli fas est prodire tribuno,
Nee caret officio consul uterque tno;
Et saero decies repetis Palatia clivo
Sigerosque meros Partheniosque sonas.
Haec faciant sane iuvenes: deformius, Afer,
10 Omnino nihil est ardalione sene.
LXXIX.
Hospes eras nostri semper. Matho. Tiburtini.
Hoc emis. Iraposui: rus tibi vendo tuum.
LXXVIII 8. Sigerosque Sa- Schi'^ Sigeriosque PG Schn^ -eos-
d e
qne EXABCF Segereosqne M Siger^osqne Q.
LXXIX 2. rus PFia Rand von Q Scr Schn^ jus QEXABG
Sehn 1.
LXXVIII 6. Tibull. III 5, 18 = Ovid. Tr. IV 10, 0 Cum ceci-
dit fato consul uterque pari.
meiner Umstände erhängen würde vgl. I 115, 6). Der Name Zoilus
ist hier in einem anderen Sinne gebraucht als gewöhnlich. Vgl. zu
II It).
LXXVIII 3. Discurris wie XII 26, 3.
tota vagus urbe. I 2, ö urbe vagUS tota.
cathedra. Zu II 14, 8.
5. 6. Beim Amtsantritt der Beamten pflegten alle Freunde der-
selben gegenwärtig zu sein. SG I 361. consul uterque = VIII 78, 14.
7. sacro — clivo. Zu I 70, 3.
8. Sigeros — Partheniosque. Die Form Sigerios iSG I 101, 4, die
alle Handschriften haben, ist auch bezeugt durch CIL VIII 10983
Flavius Sigerius summa rudis). Die Verschleifung des i auch in Vip-
sanias I 108, 3 Marcelliano II 29, 5. Gilbert p. 14. Dennoch dürfte
M. die in den Inschriften durchaus gewöhnliche Form des Namens
Sigerusi gewählt haben.
10. ardalione. Zu II 7, 8.
380 ^I- Valerii Martialis
LXXX.
3 Declamas aeger, cleclamas liemitritaeos :
4 Si sudare aliter uon potes, est ratio.
1 Declamas in febre, Maron: hanc esse phrenesin
2 Si nescis, nou es sanus, amice Maron.
5 »Magna tarnen res est.« Erras; cum viscera febris
6 Exurit. res est magna tacere, Maron.
LXXXL
Epigramma nostra cum Fabulla legisset,
Negare nullam quo queror puellarum.
Semel rogata bisque terque neglexit
Preces amantis. lam, Fabulla, promitte.
5 Negare iussi. pernegare nou iussi.
LXXXII.
Hos quoque commenda Venuleio, Rufe, libellos
LXXX. Die Umstellung nach Bochmann bei Gilbert p. 4 3. 4.
in Klammern Sehn-.
LXXX. Scriver glaubte, dass das Epigramm ans zweien zusam-
mengesetzt sei, deren erstes aus dem ersten Distichon, das zweite aus
den beiden letzten bestanden habe. Rutgers hielt es ganz für unächt,
Schneidewin ed. II p. XIV das zweite Distichon für eingeschoben.
Doch nach der von Bochmann bei Gilbert p. 4 vorgeschlagenen Um-
stellung ergiebt sich ein annehmbarer Sinn ; Als Mittel zum Schwitzen
mag ein Fieberkranker allerdings eine Redeübung vornehmen, aber
während des Anfalls selbst ist es Raserei. — Auch dass dem fünf-
silbigen Versschluss nur hier und XIV 128, 1 kein Dactylus voraus-
geht (vgl. Birt Einl. S. 40), ist kein hinreichender Grund das Disti-
chon für unächt zu halten.
3. hemitritaeos hier ausnahmsweise für den an dreitägigem Fieber
Leidenden. Es fehlt in dem Verzeichnis der die griechische Endung
beibehaltenden Wörter bei Neue Formen!. I 130 f
LXXXL Vgl. IV 71.
4. promitte. Zu II 9.
LXXXII 1. Venuleio. Vermuthlich L. Venuleius Montanus Apro-
nianus, cos. 92. SG III 448. Asbach Consularf asten 68—96. Rhein!.
Jahrbb. LXXIX S. 124.
Rufe. Vielleicht Canius Rufus. Zu I 61.
libellos. Das dritte und vierte Buch. A'gl. v. 7.
Epigrammaton Liber IV (edirt December 88). 381
Imputet et nobis otia parva, roga,
Immemor et pauliim curarum operumque suonim
Non tetrica nugas exigat aure meas.
Sed nee post primum legat haec snmmumve trientem,
Sed sua cum medius proelia Bacchus amat.
Si nimis est legisse duos, tibi Charta plicetur
Altera: divisum sie breve fiet opus.
LXXXIII.
Securo nihil est te, Naevole, peius; eodem
Sollicito nihil est, Naevole, te melius.
Securus nullum resalutas, despicis omnes,
Nee quisquam liber. nee tibi natus homo est.
Sollicitus donas, dominum regemque salutas,
Invitas: esto. Naevole, sollicitus.
LXXXIV.
Non est in populo nee urbe tota,
A se Thaida qui probet fututam.
Cum multi cupiant rogentque multi.
Tam casta est, rogo, Thais? Immo fellat.
LXXXII 8. opus PQF Scr Sehn- onus EXABCG Sehn
LXXXIII 5. Juvenal. S, 161 Hospitis affectu dominum regem-
que salutas.
4. nugas. Zu I 113, 6. 5. Sed nee: für sed ne q\iidam. Vgl. II
28, 3 V 44, 4 X 70, 11. Gilbert« 221. trientem. Zu I 106, 8.
7. tibi Charta plicetur Altera. Falte, d. h. rolle (ebenso Senec.
Epp. 95, 2) das eine Buch ganz zusammen, um es ungelesen zu lassen;
ebenso Birt S. 10. Der Sinn ist convolvatur tibi liber alter, vel con-
volutus maneat.
LXXXIII. 4. natus. Nach dem Ausdruck des gewöhnlichen Le-
bens aliqnem natum non putare, d. h. ihn nicht als vorhanden be-
trachten. VIII 64, 8 nee natum putabo. X 27, 4 Nemo tamen natum
te, Diodore, putat. XI 87, 2 Et tibi nulla diu femina nata fuit. Vgl.
XI 12, 2 Dum matrem nemo det tibi, nemo patrem.
5. dominum regemque. D. h. so ixnterwürfig wie ein Client gegen
seinen Patron. Zu I 112 u. II 68, 2.
6. Naevole. Zu I 16, 2.
382 M- Valerii Martialis
LXXXV.
Nos bibimus vitro, tu murra. Pontice. Quare?
Prodat perspicuus lie duo viua calix.
LXXXVI.
Si vis auribus Atticis probari,
Exhortor moneoque te, libelle,
Ut docto placeas Apollinari.
Nil exactius eruditiusque est,
ö Sed nee candidius benigniusque :
Si te pectore, si tenebit ore.
Nee rhonchos metues malignioriim.
Nee scombris tunicas dabis molestas.
Si damnaverit, ad salariovum
10 Curras serinia protinus licebit.
Inversa piieris arande Charta.
LXXXVII.
Infantem secum semper tua Bassa, Fabulle,
Collocat et lusus deliciasque vocat,
LXXXVI S. Catiill. !»5, 6 laxas scombris saepe dabunt tiinicas.
LXXXV. Zu I 21.
I. murra. Zu III 26, 2.
LXXXVL 3. Apollinari. Besitzer eines Gutes bei Formiae (X 30),
auf dessen feines Urtheil M. grossen Werth legte, V 86 VII 26; S9
XI 15), kann Domitius Apollinaris Plin. Epp. IX 13, 13, Moramsen
Hermes III 37, 4] und dann auch der X 12 angeredete Domitius sein.
SG III 448.
7. rhonchos. Zu I 3, 5.
8. tunicas — molestas. Zu III 2, 5. Der in anderm Sinne X 2-5,
2) volksthümliche Ausdruck ist hier wol mir aus Nachlässigkeit ge-
braucht.
9. salariorum. Zu I 41, 8.
II. Die Rückseiten der zu Maculatur gewordenen Bücher (die im-
mer nur auf einer Seite des Papyrusstreifen geschrieben waren) dien-
ten zu Schreibübungen der Schulknaben oder werthlosen Schreibe-
reien. Marquardt Prl. 792, 4—6.
LXXXVII. 1. Bassa. Zu IV 4. 12.
Epigrammaton Liber IV i^edirt December 88). 383
Et. quo mireris magis, infautaria non est.
Ergo quid in causa est? Pedere Bassa solet.
LXXXVIII.
Nulla remisisti parvo pro munere dona,
Et iam Saturni quinque fuere dies.
Ergo nee argenti sex scripula Septiciani
Missa nee a querulo mappa diente fuit,
5 Antipolitani nee quae de sanguine thynni
Testa rubet, nee quae cottana })arva gerit.
Nee rugosarum vimen breve Picenarum.
Dicere te posses ut meminisse mei?
Decipies alios verbis vultuque benigno.
10 Nam mihi iam notus dissimulator eris.
LXXXVII 3. quo T Schi quod PQJEFm Sei:
LXXXVIII 2. quinqne] Quinte^ Sehn- p. XIV cgi. unten. 8. posses]
possis T.
LXXXVIII. 1.2. An den .Saturnalien, die M. gewöhnlich nach
den von Caligula angesetzten Gerichtsferien als fünftägig bezeichnet
(VII 53,2 XIV 79/2; 141,1, doch als siebentägig XIV 72\ sandte man
sich gegenseitig Geschenke, IX 53, 2 XIV 79, 2; 141, 1. Marquardt
StV III 587 f.
2. quinque. Schn'^ p. XIV: fortasse pro quinque, ne nomen desi-
deretur, Quinte scribendum est. Doch fehlt die Anrede häufig. Zu
II 7ü.
3. 1 scripulum = 1,137 Gramm; unter argentum ist hier wie überall
etwas aus Silber Gearbeitetes zu verstehen. SG III 14(3 ff.
Septiciani. Nach dem Namen des Fabrikanten zu IV 39, (ii. VIII
71, 6 Libra fuit quinto Septiciana quidem.
4. querulo (I 49, 33). diente. Ueber die Saturnaliengeschenke
der Clienten vgl. V 18 VII 53; 72 X 87, die Einleitung zum XIV.
Buch und SG I 346. Dergleichen auch bei Stat. S. IV 9, 24 ss.
5. Antipolitani — thynni = XIII 103, 1. Die muria genannte
Sauce wurde aus dem Thunfisch namentlich zu Antipolis hergestellt.
Marquardt Prl. 425, 7.
6. cottana parva. Eine kleine Art syrischer Feigen. Vgl. VII 53,
7 XIII 128.
7. vimen — Picenarum. Picenische Oliven (zu I 43, 8) in einem
Korbe von Weidenruthen. VII 53, 5 cum vimine Picenarum.
lU. dissimulator. Vgl. V 25, 11.
384 M. Valeiii Martialis Epigrammaton Liber IV.
LXXXIX.
Ohe, iam satis est, ohe, libelle,
lam pervenimus usque ad umbilicos.
Tu procedere adhuc et ire quaeris,
Nee summa potes in schida teneri,
5 Sic tanquam tibi res peracta non sit,
Quae prima ([iioque pagina peracta est.
Iam lector qneriturque deficitque,
Iam librarius lioc et ipse dicit
»Ohe, iam satis est. ohe, libelle.«
LXXXIX 4. schida ABF scheda Qw Sehn <i. peracta est
PQFSchn notattir EXABCGO.
LXXXIX 1. Horat. S. 15, 13 Ohe Iam satis est.
Subscriptionen. Epigrammaton liber IV explicit. incipit liber
qninttis. Ego torquatus gennadius emendavi floreas P. Epigrammaton
über IUI explicit incipit V. Ego Torquatns Gennadius emendavi Q.
Ego Torquatus Gennadius emendavi feliciter /.
LXXXIX. 1. öhe — ohe. L. Mueller p. 246. Vgl. zu I 36, 1.
2. usque ad umbilicos. Zu I 66, 11. usque ad umbilicum VI 37, 1 u. 3.
4. schida (eine nur im Lateinischen vorkommende Bezeichnung)
hier nicht, wie Birt S. 229, 2 übersetzt, das Einzelblatt, sondern die
einzelne Columne, da die summa schida der prima pagina (v, 6) offen-
bar völlig entspricht.
10. Zu II 6, 17.
M. Yalerii Martialis Epigrammmaton
Liber V.
I.
Hoc tibi, Palladiae seu eollibus uteris Albae,
Caesar, et binc Triviam yn-ospicis. inde Thetin,
Seu tua veridicae discimt responsa sorores.
Plana suburbani qua cubat unda freti;
Seu placet Aeneae nutrix, seu filia Solis,
Sive salutiferis candidus Anxur aquis:
1. Hoc PQEFlm Sei- Haec T Seh,
I 5. Verg. A. VII 1 Aeneia nutrix kl. ib. 11 Solis filia Ovid.
M. XIV 33; 346 filia Soli.s. (6. Horat. I 5, 2Ü saxis late candentibiis
Anxur.)
I. Ueber die kaiserlichen Villen vgl. SG II 94.
1. Domitian bewohnte oft sein Albanum; zu IV 1, 5.
2. Triciam — Thetin. Wenn man von dem dortigen Palast Do-
mitians den See von Nemi, an den bei Triviam zu denken ist nemo-
losa — Triviae regna IX 64, 3), sehen konnte, so muss er einen ho-
hen Aussichtsthurm gehabt haben. Die Aussicht auf die See hat man
dort auch in geringer Höhe. Ueber die Metonymie Thetin zu Sp 12, 1.
prospicis. Wie II 59, 2 und VII 73, 4.
3. veridicae — sorores. Die beiden in Antium verehrten Fortunen,
deren Orakel berühmt war. Preller RM 193, 1. Domitian ist bei
seinem Aufenthalt in Antium als der sie inspirirende Gott gedacht.
5. Aeneae nutrix: Cajeta. Verg. A. VII 1. Vgl. X 30, 8.
ßlia Solis: Circe, nach welcher Circeji benannt ist. Die dortige
kaiserliche Villa auch XI 7, 4.
6. Anxur. Bei Horaz und Livius Neutrum, bei M. V 1,6 VI 42,
6 X 51, S Masculinum (Neue Formenl. I 660), wobei an den Berg ge-
dacht ist, auf dem die Stadt liegt. Ueber die Heilqirellen von Ter-
racina VI 42, 6.
Martial I. 25
386 M. Viilciii Martialis
Mittimus, o reriim felix tutehi salusque,
Sospite quo gTatum credinius esse lovcm.
Tu tautum accipias: ego te legisse putabo
1(1 Et tuinidus Galla credulitate fruar.
II.
Matrouae puerique virginesque,
Vobis pagiiia uostra dedicatur.
Tu, (juem ueiiuitiae procaciores
Delectaut nimium salesque nudi,
5 Lascivos lege quattuor libellos:
Quintus cum domiuo liber iocatur;
Quem Germauicus ore nou rubenti
Coram Cecroi)ia legat puella.
III.
Accola iam nostrae Degis, Germauice, ripae,
I 7. Horat. Epp. I 1, 103 Ovid. Tr. V 14, 15 rerum ttitela.
10. Ovid. Am. III 14, 30 Et liceat stulta credulitate fnii.
(II 2. Ciris 41 nostra — pagina.)
7, 8. Variation von II 91, 1. 2.
8. (jratum. Für die angebliche Vertheidigung des Capitols IX
101, 14, besonders aber für den Bau des neuen Tempels und die
Stiftung des agon Capitolinus IX 3, 7 sq.
10. Die Neugier und, Leichtgläubigkeit der Gallier erwähnt Cae-
sar B. G. IV 5 Est enim hoc Gallicae consuetudinis, uti et viatores
etiam invitos consistere cogant, et quid quisque eorum de quaque re
audierit aut cognoverit, quaerant et mercatores in oppidis vulgus cir-
cumsistat quibusque ex regionibus veniant quasque ibi res cognove-
rint, pronuntiare cogant. His rebus atque auditionibus permoti de
summis saepe rebus consilia ineunt, quorum eos in vestigio poenitere
necesse est, cum incertis rumoribus serviant, et plerique ad volunta-
tem eorum ficta respondeant Vgl. Caes. B. G. VI 20. Nach der Stelle
M. s scheint die Galla credulitas sprichwörtlich gewesen zu sein. Des-
jardins Geogr. de la Gaule Eomaine II 554 ff. (aptitudes, qualites —
lois et moeurs) erwähnt den den Galliern gemachten Vorwurf der Leicht-
gläubigkeit nicht.
II 1. 2. Vgl. III 68, 1. 7. (Jermanicus. Zu II 2.
8. Vgl. VIII 1. Cecropia — jmella. Zu I 39, 3. Ueber Domitians
Minervenkult Preller EM I 297 f.
III 1. Dec/is bei Dio LXVII 7 Airj-^t?) : ein Bruder des Deceba-
lus, der von diesem an Domitian nach Pannonien als Friedensver-
Epigrammaton Liber V ieclirt Herbst 89). 387
A famulis Histri qui tibi veuit aquis,
Laetus et attonitus viso modo praesicle mundi
Adfatiis comites dicitur esse suos:
5 »Sors mea quam fratris melier, cui tam prope fas est
Cernere, tam longe quem colit ille deum.«
IV.
Foetere multo Myrtale solet viuo,
Sed fallat ut uos. folia devorat lauri
Merumque cauta fronde. non aqua miscet.
Hanc tu rubentem prominentibus venis
5 Quotiens venire, Paule, videris contra,
Dicas licebit «Myrtale bibit laurum.tr
V.
Sexte, Palatinae cultor facunde Minervae,
Ing-enio frueris qui propiore dei —
Nam tibi nasceutes domini coguoscere curas
Et secreta ducis pectora nosse licet — :
5 Sit locus et nostris ali([ua tibi parte libellis.
Qua Pedo. qua Marsus quaque Catullus erit.
III 4. adfatus i'A'.
III 2. Ovid. F. I 2Sö famuhis — aquas.
mittler gesandt worden war zu VI 10, 7). Vielleicht hatte aiich M.
Diegis geschrieben vgl. Vipsanias I 108, 3 Marcelliano II 29, 5).
Gilbert^ p. 518. iam nostrae — ripae: des angeblich bereits unter-
worfenen nördlichen Donauufers [vgl. v. 2 famulis — aquis und VI
76;. Gilbert.
3. j)raeside. Vgl. V 7, 4 VI 2, 5 Fincke de appell. Caes. p. 31.
5. prope — longe. Zu I 49, 13.
IV. Vgl. I 87. '
V. 1 Sexte. Sextus scheint hiernach das Amt a studiis bei Do-
mitian bekleidet zu haben und zugleich Bibliothekar gewesen zu sein.
Vgl. V 38, 2 und SG I 95 f. Schwerlich ist der X 21, 2 angeredete
Sextus derselbe. Palatinae. Zu I 70, 5.
2. VII 5, 5 Terrarum dominum propius videt ille tuoque terretur
vultu barbarus et fruitur. dei. Zu Sp 17, 4.
3. domini. Zu IV 28, 5. curas. Zu I 66, 5.
6. Vgl. I Epist. 1. 11.
25*
3gg M. Viilerii Martialis
Ad Caiiitolini caclestia carmina belli
Grande cotliurnati pone Maronis opus.
VI.
Si non est g-rave nee nimis molestum.
Musae. Parthenium rog-ate vestrum:
Sic te serior et beata quondam
Salvo Caesare finiat senectus
5 Et sis invidia fatente felix,
Sic Burrus cito sentiat parentem:
Admittas timidam brevemqne cbartam
Intra limina sanctioris aiilae.
Nosti tempora tu lovis sereui,
10 Cum fulget placido suoque vultu,
Quo nil supplicibus solet negare.
Non est quod metuas preces iniquas:
Nunquam grandia nee molesta i)0scit
VI 5. fatente Hns Gilbert^ p. 518 favente codd. Sehn S. aiilae
PFScr aule Q aevi UX AB CG Sehn Intra himina s. aevi (i. e. intra
praeclara ingenia melioris aevi) Munro lü. placido PHm Sehn
placidus QEFm Scr.
VI 9. Verg. A. IV 423 Sola viri moUes aditus et tempora noras.
7. Capitolhii caelestia earmina belli. Domitian hatte hiernach ein
Gedicht über den Kampf um das Capitol im December 68, wobei er
selbst in Gefahr gewesen war, verfasst. SG III 367, 2. Ueber caele-
stis in der Bedeutung »kaiserlich« (so auch M. VIII Epist. Stat. S. III
4, 53 Quintil. IV prooem. 2) Fincke, de appell. Caes. p. 42.
VI. Vgl. zu I 97, 1.
2. Parthenium — vestrum. Zu IV 45.
4. ßniat. Vgl. VIII 77, 7.
6. Burrus. Zu IV 45.
sentiat. Vgl. VI 38, 4.
7. timidam brevemque chartam. XII 11, 7 timidumque brevemque
libellum.
8. sanctioris aulae. Des vom Kaiser selbst bewohnten Theils des
Palastes.
9. lovis sercni = IX 24, 3.
10. jjlacido. VI 10, 6 placido — ore; dagegen V 78, 24 Et vultu
placidus tuo recumbes.
Epigr;vmmaton Liber V edirt Herbst 89;. 389
Quae cedro decorata purpuraiiue
15 Nig-ris pagina crevit umbilicis.
Nee porrexeris ista, sed teneto
Sic tanquam nihil offeras ag-asque.
Si 110 vi dominum novem sororum.
Ultro purpureum petet libellum.
VII.
Qualiter Assyrios reuovant inceudia uidos.
Una decem quotiens saecula vixit avis.
Taliter exuta est veterem nova Roma seneetam
Et sumpsit vultus praesidis ipsa sui.
5 lam precor oblitus nostrae, Volcane, quercllae
Parce: sumus Martis turba. sed et Veneris;
Parce. pater: sie Lemniacis lasciva cateiiis
Iguoscat coniunx et patienter amet.
VIII.
Edietum domini deique nostri,
Quo subsellia certiora fiunt
Et pures e(iues ordines reeepit,
Dum laudat modo Phasis in theatro.
(16—18. Horat. Epp. I 13, 1—5; vgl. Bentley zu v. 12,.
U. 15. Zu in 2, 7—11.
18. dominum novem sororum. Zu I 70, 15 u. II 22, 1.
VII. lieber die häufigen Brände in Eom vgl. SG I 25 flf. Jordan
Top. I 491, 11.
4. praesidis. Zu V 3, 3.
VIII. 1. domini deique. Diese Benennung Domitians findet sich
hier zum ersten Male deus allein schon Sp 17, 4 etc. dann VII 34,
8 und X 72, 3; was also Sueton Domit. c. 13 erzählt vgl. Mommsen
StR 11- 736, 1), scheint erst im J. 89 oder kurz vorher geschehen zu
sein : pari arrogantia cum procuratorum suorum nomine formalem dic-
taret epistolam, sie coepit: dominus et deus noster hoc fieri iubet.
Unde institutnm posthac, ut ne scripto quidem ac sermone cuius-
dam appellaretur aliter.
3. 4. Das Theateredikt, durch welches Domitian die Bestimmun-
gen der lex Julia über die Benutzung der Plätze im Theater, nament-
lich der ausschliesslichen Benutzung der quattuordecim subsellia durch
390 ^f' Valerii Martialis
5 Phasis purpureis ruber laeernis.
Et iaetat tumido superbus ore:
«Tandem commodius licet sedere.
Nunc est reddita dignitas equestris,
Turba non premimur nee inipiinamur«
10 Haec et talia dum refert supinus.
Ulas i)urpureas et arrogantes
lussit surg-ere Leitus lacernas.
IX.
Lauguebam: sed tu comitatus protinus ad me
Veuisti centum, Symmache, discipulis.
Centum me tetigere manus aquilone gelatae:
Non habui febrem, Symmache, nunc habeo.
X.
»Esse quid hoc dicam, vivis quod fama negatur
Et sua quod rarus tempora lector amat?«
Hi sunt invidiae nimirum. Eegule. mores,
Praeferat antiquos semper ut illa novis.
VTTT 12. Leitus Sehn- Lectius Sclin^ vgl. unten.
X 1. »Esse — amat?» Gilbert'^ ik öM'. Ohne Anfnhrun()szei-
chen Sehn.
X 1. Vgl. zu II 12, 1.
die Kitter neu einschärfte, wird in diesem Buch sehr oft erwähnt (V
8: 14; 23; 25; 27; 35; 38; 41) und wird also im J. 89 oder kitrz vor-
her erlassen sein. Vgl. Frdl. bei Marquardt StV III 536, (i.
12. LeUus Der {in E durchweg erhaltene, sonst in Ca mehrfach
in Lectus, in P in Letus verdorbene, Name kommt auch II. B 494 etc.
vor. Einer der mit der Aufsicht über die Beobachttmg des Theater-
gesetzes beauftragten Beamten dissignatores a. a. 0. 537, 2 . Vgl. V
14; 25; 35.
IX. 2. Symmache. Ein damals in Kom bekannter Arzt, (VI 70, 6
VII 18, 10). lieber die Begleitung der Aerzte durch eine grosse An-
zahl von Schülern bei ihren Krankenbesuchen vgl. SG I 302, 4 u. 5.
X. 1. Esse quid hoc dicam = II 12, 1. Doch sind wegen nimi-
rum V. -^ die beiden ersten Verse (mit Gilbert^ als eine Frage des
Regulus aufzufassen. 3. Regule. Tax I 12.
Epigrammaton Liber V 'edirt Herbst Sit). 39]
5 Sic veterem iugrati Pompei quaerimus iimbram,
Sic laudant Catuli vilia templa senes.
Ennius est lectus salvo tibi, Roma, Marone
Et sua riserimt saecula Maeoniclen:
Rara coronato plausere theatra Menandro,
10 Norat Nasonem sola Corinna suum.
Vos tarnen, 0 nostri ne festinate libelli:
Si ]iost fata venit gloria, non pro])ero.
XL
Sardonyclias, zraarag-dos, adamantas. iaspidas uno
Versat in articulo Stella, Severe, mens.
MiTltas in digitis. plures in carmine g-emmas
Invenies : inde est liaec. i)uto, culta manus.
XI 2. Versat "ßPQ Scr Sc/in^ portat TEXABCFa Rand ron
Q SchiK
X 8, 9, Theodor. Priscian. 1. IV init. Sua tempora lector non
amat. hinc est illud clarissimum satyri distichon : Parva coronato plau-
sere theatra Menandro Riseruntque suum saecula Maeoniden.
5. Pompei — umhram: (vgl. XI 47, 3) die oft erwähnte Platanen-
pflanzung bei der porticus Pompeia (Zu II 14, 10). Nach dieser Stelle
gab es neuere schönere Promenaden und darunter wahrscheinlich von
Üomitian angelegte.
6. Der im J. S4 v. Chr. abgebrannte CapitoHnische Jupitertem-
pel wurde von Q. Lutatius Catulus neu erbaut, nach der abermaligen
Zerstörung im Dezember 69 zu V 5) und einem neuen Brande von
Domitian mit einer vorher noch nicht dagewesenen Pracht neu auf-
geführt. Becker Top. 399 f.
XL 1. Sardonychas zmaragdos. Vgl. IV 28, 4. Für zmaragdos will
LMueller r. m. p. 313 f. mit Heinsius smaragos schreiben. Doch
auch wenn so ausgesprochen wurde, konnte M. sehr wohl die gewöhn-
liche Schreibung beibehalten. iaspidas. Vgl. IX 59, 20.
2. Stella. Zu 11. Severe. Zu II 6, 3.
3. (jemmas. In übertragener Bedeutung sehr selten; wol nur Si-
don. Apoll. Epp. IV 22 Hesperius, gemma amicorum. Vgl. das
scherzhafte Schreiben Augusts an Maecenas (Macrob. Sat. II 4, 12) :
adamas Supernas, Tiberinum margaritum, Cilniorum smaragde, beruUe
Porsennae, carbunculum Iladriae.
4. inde. Aus dem Schatz von Juwelen, womit gleichsam seine
Gedichte geschmückt waren.
392 M. Valerii Martialis
XII.
Quod uutantia fronte ])erticata
Gestat poudera Masclion sui)crl)us.
Aut grandis Linus omnibus lacevtis
Septem quod pueros levat vel octo,
5 Res nou difficilis mihi videtur,
Uno cum digito vel hoc vel illo
Portet Stella mens decem puellas.
XIII.
Sum. foteor. semperque fui, Callistratc. pauper.
Sed uou obscurus nee male notus eques,
Sed toto legor orbe frequens et dicitur »Hie est«,
Quodque cinis paucis. hoc mihi vita dedit.
5 At tua centenis iucumbuut tecta columuis
XII 1. perticata ^PQjB-F 'S'cr 6'c/w- i^ertinnci tu Rand von QSchuK
XII 2. Masclion QEXBCFGO Gilbert Mesclion P Maxiion
A Masthlion Scaliger Sehn Malchion Bentley 3. Linus PQoj Scr
Ninus EXABCGO Sehn nimis F o. omnibus codd. obviis Hns
eminens Schott.
XIII 3. Ovid. Tr. IV lu, 12S et in toto pluriraus orbe legor.
Pers. I 28 digito monstrari et dicier ,hic est.'
XII. Ueber die Künste der Athleten und Equilibristen vgl. IX 38
und SG II 274 ff.
1. j)ei-ticata. Die mit einer Stange (aiif deren Spitze er die Ge-
wichte balancirt versehene Stirn. Die Bedeutung wie bei dem ebenso
gebildeten semitatus VI 74, 2.
3. omnibus laeertis für totis lacertis i. e. tota vi lacertorum im
Gegensatz zu uno digito v. 6. Munro, Gilbert.
7. decem imellas. Vielleicht die neun Musen und Stellas Geliebte
Violentilla fauf einem mit 10 Steinen besetzten Ringe . Professor King
in Cambridge dachte an die neun Museu und Minerva. Froehner
Kritische Analekten Philol. Spplmtbd. V p. 3(i f. Froehners eigene
Erklärung: 10 weibliche Edelsteine weil die Alten bei den Edelstei-
nen mares und feminae unterschieden ist verfehlt.
XIII 2. cciues. Zu III 95, 9.
3. 4. Derselbe Gedanke ähnlich ausgedrückt I 1.
5. XII 50, 3 Et tibi centenis stat porticus alta columuis. Anders
centenis coluranis III 19, 1.
Epigrammaton Liber V edirt Herbst S9). 393
Et libertinas arca flag-ellat opes,
Magnaque Niliacae servit tibi gleba Syeues.
Tondet et iuuiimeros Gallica Parma greges.
Hoc eg'O tuque sumus: sed ([uod sum. uou potes esse:
10 Tu quod es, e populo quilibet esse potest.
XIV.
Sedere primo solitus iu gmdii sempev
Tunc. cum liceret oecupare. Nanueius
Bis excitatus terque traustulit castra.
Et intei* ipsas i)aene tertius sellas
5 Post Gaiumque Luciumquc consedit.
lllinc cucullo prospit'it cajtut tectus
Oculoque ludos spectat iudeceus uno.
Et liinc miser deicctus iu viaui trausit.
6. libertinas — npes. Die Reichtliüiuer der Freigelassenen waren
spnclnvürtlicli. Senec. Epp. 27, 5 Calvisius Sabinus — et Patrimonium
habebat libertini et ingeniiuu. SG I :54b tt'.
ßagellat. 7a\ II liO, 4.
7. Niliacae — Syeues. Vgl. I Sli, 7 und X U, (1 Cum tuii Nilia-
cus rura colonus aret.
8. Parma. Zu II 43, 4.
XIV. Vgl. zu V 8.
4. seilas. Wie es scheint die Sessel der Senatoren in der Or-
chestra, hinter welchen unmittelbar der primus gradus (v. 1), die erste
Reihe der quattuordeciui subsellia ist. Dort bleibt Nanneius sitzen,
indem er sich zwischen zwei Sesseln vor ihm sitzender Senatoren
versteckt.
5. Vost Gaiumque Luciumque. Beide Namen gehören zu denen,
•welche die Juristen zur Bezeichnung beliebiger Personen neben Mae-
vius, Sejus und Titius oder in ^'erbiudung mit denselben gebrauchen.
Plutarch qu. Rom. .'SO tu3-ip oi voii.i7.oi Fdiov Sr/ov y.oX Ao'Jy.tov Tmov
7.ai Ol cpiXöoo'foi Ai'wvct y.al öswva -^pctXaiJ.ßcf.'^o'jatv. TertuUian. ad nat.
1 4 quo more etiam nobis soletis : »bonus vir L. Titius tantum quod
Christianus <. item alius: »ego miror C. Sejura gravcm vinuu factum
Christianum«. Vgl. Dirksen Manuale unter den angeführten Namen
und Juv. 4, 13.
8. i-iam. Viae die auf den praecinctiones der cavea hinlaufenden
Gänge, wo diejenigen standen, welche keine Sitzplätze finden konnten.
Vgl. Frdl. bei Marquardt StV III 532, 1 .
394 M. Valcrii Martialis
Subsellioqiie scmifultus extremo
10 Et male receptus altero genu iactnt,
E(|uiti seclere Leitoque se stare.
XV.
Quiutns uostrorum liber est, Auguste, iocorum,
Et queritur laesus carmine nemo meo,
Gaudet honorato sed multus nomine leetor,
Cui vietura meo munere fama datur.
5 j)Quid tarnen liaec prosunt quam vis venerautia multos?(f
Nou prosint sane, me tarnen ista iuvant.
XVI.
Seria cum possim, quod delectantia malo
Scribere, tu causa es, leetor amice, mihi,
Qui legis et tota cantas mea carmina Roma:
Sed nescis, quanti stet mibi talis amor.
5 Nam si falciferi defendere templa fTonantis
XV 3. nomine TPF carmine QEw also honoratus sed multo
carmine). h. wmMos, PQF^a Sehn- multis TEXACGpr.B ScknK
XVI. 5. Tonantis] parentis Frdl tenacis Haupt Opp. III 50U
togatus Baehrens OHirschfeld vocantis Munrn.
XVI 2. Ovid. Tr. III 1,2 leetor amice (Sidon. Apoll. Epp. IV
11, 22 amice leetor .
11. Leito. Zu V 8, 12.
XV. Vgl. SG III 398, 5 und 400, 8.
2. Zu I Epist. 1. 2.
XVI 3. VI 61, 3 Laudat, amat, cantat nostros mea Roma libellos.
5. falciferi — Tonantis. Tonantis ist verdorben, und jedenfalls
der Tempel des auch XI 6, 1 falcifer genannten) Saturn am Capitol
gemeint, in welchem sich das Aerarium befand. Der Sinn: wenn ich
Processe für das Aerarium führen wollte (Mommsen StR 11- 543 — .545).
Dann ist aber im folgenden Verse ve statt que unerlässlich, da die
hier angeführten Vertheidigungen mit den Processen für das Aerar in
durchaus keinem Zusammenhange stehen. Welches Wort es war, an
dessen Stelle Tonantis (vielleicht durch Reminiscenz an XI 04, 7 per
templa Tonantis getreten ist, bleibt dahingestellt. Haupt unterstützt
seine Vermuthung tenacis durch Hinweisung auf Saturnus tenax (Fir-
mle. Mat. II 10, Saturni quae Stella tenax Aetna 244). Doch ist es
Epigrammaton Liber V edirt Herbst 89). 395
Sollicitisve velim vendere verba reis,
Plurimus Hispanas mittet mihi nauta metretas
Et fiet vario sordidus aere sinus.
At nunc couviva est comissatorque libellus,
Kl Et tantum gratis pag-ina nostra placet.
Sed non et veteres contenti laude fuerunt,
Cum minimum vati munus Alexis erat.
»Belle« inquis »dixti : iuvat. et laudabimus usque.a
Dissimulas? facies me. puto, causidicnm.
XVII.
Dum proavos atavosque refers et nomina magna.
Dum tibi noster eques sordida coudicio est,
Dum te posse negas nisi lato, Gellia, clavo
Nubere, nui)sisti, Gellia, cistifero.
XVIII.
Quod tibi Decembri ineuse, ([uo volaut mapi)ae
XVI 6. Sollicitisve Fnll Sollicitis velim P sollicitis velleui Q
soUicitisqiie velim Eia Rand v. Q Sehn. 13. juvat nicht vivat, et
laudabimus T Sehn satis laudabimus (ür) EXABFprO satius lauda-
bimur C satis est, laudabimus O Scr satis est, laudabimur PQw.
XVI 6. Horat. C. IV 1, 11 pro sollicitis non tacitus reis.
10. Vgl. zu V 2, 2.
XVII I. Ovid. Her. 16, 51 Et genus et proavos et regia nomina
jactas. Ovid. Am. I S, 17 Evocat antiquis atavos proavosque sepulcris.
fraglich, ob M. astrologische Kenntnis besass. Am annehmbarsten
erscheint togatus d. h. als Anwalt, weil diese vor dem Gerichtshof
in der Toga auftraten SG I 290, 7 und 8 .
7. Hispanas — metretas. Oelfässer statt des Honorars; Oel ge-
hörte zu den Hauptausfuhrartikeln Spaniens. Bluemner S. 130.
12. Alexis. Der angeblich von Maecenas dem Virgil geschenkte
Lieblingsknabe. Vgl. VI 68, 6 VII 29, 7 VIII 56, 12 und Teuffei P.
Vergilius Maro, StRE VI 2649 f.
14. Dissimulas. XI 108, 4 Lector, solve. Taces dissimulasque? Vale.
XVII 2. condicio. Zu III 33, 2.
3. 4. lato — clavo Nubere. SG I 235 f.
XVIII. Vgl. zu IV 88, 4.
396 ^^- Vulerii Miirtialis
Graciles(iue lig-ubxe cereiquc cliartaeque
Et acuta seuibus testa cum Damascenis,
Praeter libellos veruulas nihil misi,
5 Fortasse avarus videar aut iuliuiiiauus.
Odi dolosas muuerum et malas artes:
Imitautur liamos dona: namque quis nescit,
Avidum vorata decipi scarum musca?
Quotieus amico diviti nihil donat,
JU 0 Quintiane. überaus est pauper.
XIX.
8i qua fides veris. praeferri, maxime Caesar,
Temporibus possunt saecula nuUa tuis.
Quando mag-is dignos licuit S})ectare triumphos?
XVIII S. ivorata musca codd. Schn^ Gilherfi p. 618 musco
Brodaeus Sehn-.
XIX 1. veris T PF Sehn veri QEm Scr.
XIX 1. Ovid. Her. 17, 119 Si qiia fides vero est. ;i. Ovid. Ex
P. II 2, 93 Felices, qiiibus hos licuit spectare triumplios. Ovid. Tr.
IV 2, 19 Ergo omnis poterit populus spectare triumplios.
2. Sämmtlich wolfeile Saturnaliengeschenke. Zu ligulae vgl. V
19, 11 VIII 71, 9 XIV 120 Marquardt Prl. I .30.5.
3. XIII 29 vas Dam:iscenorum.
4. libellos vermdas. Aixs meinem Hause stammende ; dagegen verna
über III 1, 6 stadtrömisch.
7. hamos. Zu IV 56, 5 und V 59, 3.
8. vorata — musca. Vorato — musco wollte Brodaeus lesen we-
gen der von Athenaeus VII p. 319 F aus Aristoteles angeführten
Stelle : yaipEt 0£ (6 av.apo;, ty] tw^i cpuy.iojv Tpoceir^ • oto v.otl tootoi; %r^[jZ'j-
sxai. Plin. N. h. IX 62 scarus) solus piscium dicitur ruminare herbis-
que vesci. Falls M. dies wusste, war doch hier, wo er den scarus
nur als Vertreter aller Fische nennt, niclit der Ort es anzubringen,
vollends mit einem quis nescit. Vgl. Gilbert ^ p. 519.
10. Quintiane. Zu I 52.
XIX. Ueber die häufigen Klagen M.'s über den Geiz der Patrone
gegen die Clienten S6 I 337.
1. maxime Caesar. VI 4, 1 maxime censor. IX 36, 4 maxime
rector.
Epigrammaton Liber V ^edirt Herbst SO). 397
Qnando Palatini plus mernere clei?
5 Pulchrior et iiiaior quo sub clnce Martia Roma?
Sub quo libertas principe tanta fuit?
Est tarnen lioc vitium, sed non leve, sit licet unum,
Quod colit ing-ratas pauper amicitias.
Quis largitur opes veteri fidoque sodali,
10 Aut quem prosequitur non alienus eques?
Saturnaliciae lig-ulam misisse selibrae
E lamnisve Tagi scripula tota decem
XIX 12. E lamnisve Tagi oder Flammea sive Tagi Munro
Flaramarisve togereri pala T flammarisve togae scrip(t)ula PQFO
flanimarisve tole scr. UX flammaris vetulae scriptula 'scrupula Q
ABC(t Flammarisve stolae oder Lamnalis cotulae Hns Flam-
raataeve so Rand von Q] togae scriptnla Scr Flammarisve togae scri-
pula Sehn Flaventisve auri scr. Frdl.
XIX 5. Cons. ad Liv. 246 Martia Roma.
4. Wann haben die Götter, die den Palatin beschützen, vor Allen
Minerva, mehr Dank von uns verdient?
8. colit — amicitias. IX 84, 4 cultor amicitiae.
9. veteri — sodali. Zu I 54, 8.
10. Wem giebt ein Ritter das Geleit, dem er selbst durcli das
Geschenk des erforderlichen Census diesen Stand verliehen hat? XIV
122, 2 Felix, cui comes est non alienus eques. Vgl. zu IV 67, 1 — 1.
11. selibrae. Zu I 99, 15.
12. Flammarisve togae ist verdorben. Olme Zweifel war der Ge-
genstand, der Kl scripula wog, von Gold. War das Wort vor scripula
auri, so konnte das erste Wort Flammantis vgl. Scythicas virentis
auri flammas XII 15, .S) oder Flaventis sein fvgl. flavum metallura
VIII 51, 5, decem flavos XII 65, 6, flava chrysendeta II 4:i, 11, fla-
vescere auro IX 23, 1, flaventis auri auch Apulej. Met. VI 13). Da
aber auri von dem überlieferten togae ziemlich weit ab liegt, hat
Munro wol richtig E lamnisve Tagi vermuthet. Er erinnert an aurea
lamna M. IX 22, 6 nnd Horat. C. II 2, 2 inimice lamnae.
scrijmla tota decem. 10 scripula = 11,37 Gramm. V2 libra v. 11,
= 163,73 Gr. Nimmt man den Werth des Goldes etwa 12 mal so
hoch als den des Silbers an (Hultsch Metrol.2 306), so ist der Werth
der beiden in diesem Verse genannten Geschenke nicht sehr ver-
schieden.
39g M. Valerii Mavtialis
Luxuria est. turaidique voeant haec muuera reges:
Qui crepet aureolos, forsitau uuus erit.
1.') Quatenus lii non sunt, esto tu, Caesar, amicus;
Nulla ducis virtus dulcior esse ])otest.
lani dudum tacito rides, Germanice, uaso,
Utile quod n()l)is do tibi conKilium.
XX.
Öi teeum mihi, care Martialis.
Securis liceat frui diebus,
Si disponere tempus otiosum
Et verae pariter vacare vitae:
5 Nee nos atria uec domos potentuiu
l^ec lites tetricas foruraque triste
Nossemus, nee imag-ines superbas;
Sed gestatio, fabulae, libelli,
Campus, porticus, umbra, Virgo, thermae.
10 Haec essent loca semper, hi labores.
XIX 17. 18. Inte)-}}, nach Gilbert'^ i^. 519 Sehn: naso : nobis,
XIX 14. Ovid. A. a. III 422 Quem trahat, e multis forsitau
umis erit.
XX 5. 6. Horat. Epod. 2, 7 Fonimque vitat et superba ci-
vium Potentiorum limina.
13. luxuria est = II 63, 3 XI 7U, 11 und 12.
timiidi — reges = II 18, 5.
14. crepet aureolos. XII 36, 3 Interduiu aureolos manu crepantes.
17. Germanice. Zlt II 2, 3.
naso. Zu I 3, 6.
XX. Vgl. zu I 15.
4. verae — vitae. Vgl. vivere v. 14 und zu I 15, 4.
5. domos potentum. XII 18, 4 limina — potentiorum.
9. Virgo. Die von Agrippa für die Speisung seiner Thermen im
Marsfelde nach Rom geführte aqua Virgo, die jetzt Fontana Trevi
bildet. Ihr Wasser galt für besonders angenehm zum Bade. Vgl. VI
42, 18 VII 32, 11 XI 48, 6 XIV 163, 2 Becker Top. 703 f. Jordan
Topogr. I 1, 471 f. Lanciani Acque e acquedotti cap VI dell acqua
Vergine.
EpigT.iiumaton Liber V edirt Herbst '59i. 399
Nunc vivit ueciiter sibi bouosque
Soles effug-ere atque abire sentit.
Qui nobis pereunt et inipiitantur.
Quisquam vivere cum sciat. moratnr?
XXI.
Quintum pro Decimo. pro Crasso, Regule, Macrum
Ante sahitabat rhetor Apolloclotus.
Nunc utrumque suo resalutat nomine. Quantum
Cura labor(iue potest! Scripsit et edidicit.
xxu.
Mane domi nisi te volui meruique videre,
Sint mihi, Paule, tuae lougius Esquiliae.
Sed Tiburtinae sum proximus accola pilae.
Qua videt antiquum rustica Flora lovem:
XX 11. necuter sibi bonosque Sehn nee ut ejus (evis A) ibo
bonosque EXABC venter sibi bonosque F neuter s. b. que Qoj
sibi neuter, heu, bonosque <S'cr Nunc vivi necem uterque seit bonosque
Madvi(j Advers. II 163 f.
XXI 2. Apolloclotus Hns Oronov Sehn Apfp oUo doms codd.
ApoUonius 0 Scr 4. Scripsit et edidicit PQJEFw Ser (Hlbert- j).
643 (vgl. Gilbert^ p. 519) scripserat et dedicit T (didicit Sehn).
XX 12. Catull. 5, 4 Soles occidere et redire possunt.
11. necuter Statt des an dieser Stelle nicht verwendbaren neuter
(LMueller r. in. 26S) : ne alteruter quidem. Lachmann ad Lucr. V
839. Munro zu Lucr. II 23 IV 1217. Ribbeck Beitr. z. Lehre v. d.
Latein. Partikeln S. 24.
14. rivere. Zu v. 4.
XXI. Aehnlich V 54. Verwandt sind die Epigramme des Lucillius
85 und 81) Anth. Gr. ed. Jacobs III p. 4(; sq. T. II p. 335;. Einl. S. 19
Anm.
1. Regule. Zu I 12.
XXII 2. Paule. Vielleicht ist hier an Velins Paulus zu denken
Vgl. Mommsen Ind. Plin. SG III 446.
tuae — Esquiliae. X 56, 2 Aventinum — tuum.
3. Tiburtinae — inlae. Der nur hier vorkommende Name ist wahr-
scheinlich von einem am compitum oder im vicus aufgestellten Mo-
nument entlehnt. Jordan, Archaeol. Zeitg. IV (1871) S. 71.
4. rustica Flora. Der Floratempel auf dem Quirinal, wo M. da-
400 -^I- Valeiii .Martialis
5 Alta Subnvani vincenda est seniita clivi
Et nunquain sicco sordida saxa gradn,
Vix(iue datur longas mulorum rumpere mandras
Qnaeque trahi multo niarmora fune vides.
Illud adhuc g-ravius, quod te post mille labores.
10 Paiile, negat lasse ianitor esse domi.
Exitus hie operis vani togulaeque madentis :
Vix tanti Paulum raane videre fuit.
Semper inhumanos habet officiosus amicos :
Rex, nisi dormieris. non potes esse mens.
XXIII.
Flerbarum fueras indutus, Basse, colores,
Iura theatralis dum siluere loci,
Quae postquam placidi censovis cura renasci
lussit et Oceauum certior audit eques,
XXII 5. Sitbiirani] siibiirbani coäd 7. rumpere PQScr ScIdi-
vincere EFta Schn^.
XXII 10. Tibull. II 0, 48 haec negat esse domi.
raals zur Miethe wohnte 'zu I 117, 6\ später ein eigenes Haus hatte
(IX 97 X 58, 10) SG III 397, 9 und 10. Becker Top. 577.
antiqumn — lovem. Varro L. 1. V 32 p. 158 cliviis proximus a
Flora susus versus Capitolium vetiis, quod ibi sacellum lovis, luno-
nis, Minervae. Becker Top. 577.
5. X 19, 5 Altum vincere tramitem Suburae. Becker Top. I 533,
Jordan Top. I 510, 34 II 128.
7. midorum — mandras. Vgl. Juven. 3, 237 stantis convicia
mandrae.
8. Vgl. die Schilderung der mit Marmorblöcken beladenen Last-
wagen Juv. 3, 257 SS.
14. Rex. Zu I 112.
XXIII. Entweder war in dem Theateredikt Domitians zu V S)
der früher geduldete Gebrauch farbiger bis auf scharlachrothe und
purpurne; Kleidungsstücke verboten. Zu IV 2 und SG II 268. Oder
nach Gilbert, Bassus muss jetzt kostbarere Tracht anlegen als vor
dem Edikt, um als Eitter zu gelten.
1. fueras. Zu I 103, 7.
3. censoris. 7a\ I 4, 7. placidi. Zu VI 10, 0.
4. Oeeanum. 7a\ III 95, 10.
Epigrammaton Liber V (edirt Herbst 89). 401
5 Non nisi vel cocco maclida vel murice tincta
Veste nites et te sie dare verba piitas.
Quadringentorum nullae sunt, Basse, lacernae,
Aut mens ante omnes Cordiis liaberet eqiiiim.
XXIV.
Hermes Martia saeciüi voluptas,
Hermes omnibus eruditus armis,
Hermes et gladiator et mag-ister.
Hermes tiirba sui tremorcjue ludi,
5 Hermes, quem timet Helius, sed unum,
Hermes, cui cadit Advolans, sed imi,
Hermes vincere nee ferire doctus,
Hermes suppositicius sibi ipse,
Hermes divitiae locariorum,
10 Hermes cura laborque ludiarum,
XXIII 5. Horat. C. II Ü), 3G imxrice tinctae Id. Epp. II 2, 181.
Ovid. F. II 319 murice tinctas Claudian. in Kiifin. I 381 imirice tinctis).
8. Cordus zeichnete sich durcli die Eleganz seiner Kleidung aus.
II 57, 4 V 26. Der Sinn des letzten Distichon ist : Wenn elegante
Kleidung ausreichte, um einen Anspruch auf die EitterpUitze zu geben
(wofür die Hauptbedingung der Census von 400 OOU Sesterzen war,
die Bassus eben nicht besass; , so würde Cordus ihn vor Allen haben.
XXIV 3. magister. Lehrer der andern Gladiatoren. SG II 339 f.
4. D. h. um den sich die ganze Schule drängt, und den sie zu-
gleich fürchtet.
5. 6. Helius und Adcolans zwei damals berühmte, sonst nicht ge-
nannte Gladiatoren.
7. vincere nee ferire. Ohne Verwundung zu siegen (wie X 56, 5
Non secat et toUiti d. h. durch Entwaffnung des Gegners. Vgl. auch
zu V 70, 6.
8. suppositicius sibi ipse. Nach dem Kampfe noch so frisch, wie
ein für den Ermüdeten oder Ueberwundenen neu Eintretender. SG
II 346, 5. PJMeier De gladiatura Romana (Bonn 1881) p. 50.
9. locariorum. Yermuthlich Spekulanten, die bei Schauspielen, die
für Eintrittsgeld gegeben wurden, Plätze kauften, um sie höher. wie-
der zu verkaufen. Frdl. bei Marquardt StV III 493, 2.
10. ludiarum. Vgl. Juven. 6, 104 und 266.
Martial I. 26
402 ^I- Valerii Martialis
Hermes belligera superbus hasta,
Hermes aequoreo minax tridente,
Hermes casside languida timendus,
Hermes gloria Martis imiversi,
15 Hermes omnia solus et ter unus.
XXV.
»Quadringenta tibi uon sunt, Chaerestrate : surge.
Leitus ecce venit: sta, fuge, eiirre, late.«
Ecquis, io, revocat discedentemque reducit?
Ecqiiis, io, largas paudit amicus opes?
5 Quem chartis famaeque damus populisque loquendum?
Quis Stygios non vult totus adire lacus?
Hoc, rogo, non melius, quam rubro pulpita uimbo
Spargere et effuso permaduisse croco?
Quam non sensuro dare quadriugenta caballo,
10 Aureus ut Scorpi nasus ubique micet?
0 frustra locuples, o dissimulator amici,
Haec legis et laudas? Quae tibi fama perit!
XXV 2. sta codd. Schn^ st Sehn"- (vgl. zu II -27, 3).
11 — 13. Hermes war hiernach in 3 Waffengattungen geübt: 1) als
veles (diese führten Lanzen), 2) als retiarius, 3) in einer nicht zu be-
stimmenden Gattung. SG II 488 f.
13. casside lancjuida bezieht Stephenson auf the drooping crest of
the helmet (eines Samniten), sehr unwahrscheinlich. Vielleicht sind
die Worte verdorben.
XXV. Vgl. V 8 und 57 und in Bezug auf das Thema IV 67.
2. Leitus. Zu V 8, 12.
6. Stygios — adire lacus = I 78, 4. Vgl. dort die Anm.
7. 8. Sprengungen mit Safran waren im Theater sehr beliebt.
Prdl. bei Marquardt StV III 534, 3. Dass Freigebigkeit an arme
Freunde behufs Erhebung in den Ritterstand der Verschwendung bei
Schauspielen vorzuziehen sei, ist auch das Thema von IV 67.
10. Damit überall vergoldete Broncebüsten des Scorpus TV 67, 5)
zu sehen sind. Ueber die Statuen und Büsten der Wagenlenker SG
II 289 f.
11. dissimulator amici. Vgl. IV 88, 10.
Epigrammatoll Liber V (edivt Herbst 89]. 403
XXVI.
Quod alpha dixi, Corde, paeuulatorum
Te nuper, aliqiia cum iocarer in chavta,
Si forte bilem movit hie tibi versus,
Dicas lieebit beta me togatorum.
XXVII.
Ingenium studiumque tibi moresque genusque
Sunt equitis, fateor. Cetera plebis habes?
Bis septena tibi non sunt subsellia tanti,
Ut sedeas viso pallidus Oceano.
XXVIII.
Ut bene loquatur sentiatque Mamercus,
Efficere nullis. Aule, moribus possis:
Pietate fratres Curvios licet vincas,
Quiete Nervas, comitate Rusones,
XXVII 2. fateor. Cetera plebis habes? Fnll fateor: cetera pl.
habes Sehn. Ohne Annahme einer Lücke Schn^ Lücke nach 3 Sehn-.
XXVIII 3. Ciirvios Fnll Curtios JJnuza Sehn Curios codci
XXVI. Vgl. II 57, 4.
4. togatorum. Mit der Nebenbedeutixng von Clienten. Vgl. II 57, 5.
XXVII. Zu V 8.
2. Cetera 2> leb is habes? XIV 174, 2. Fasst man dies als Frage, so
passt dazu das folgende Distichon als Antwort vollkommen und die
Annahme einer Lücke ^so Sehn- p. XIV wird überflüssig. Der Man-
gel einer Anrede ist keineswegs auffallend: zu II 76. Das Lemma
ad Paulum in TR ist ein durch die Anrede Aule im folgenden Epi-
gramm herbeigeführtes Versehen (Q hat Ad Aulum,.
4. Oceano. Zu III 95, 10.
XXVIII 2. Aule. Der Freund des Dichters Aulus Pudens. Zu
I 31.
3. Curvios. Die Brüder Domitius Tullus und Domitius Lucanus,
die auch den Geschlechtsnamen Curvius führten. Zu I 3(3. Mommsen
Ind. Plin.: Cn. Domitius Afer Titius Marcellus Curvius Lucanus. SG
III 446.
4. Nervas. Eine Schmeichelei für den späteren Kaiser Nerva, dem
M. vom 8. Buch ab öfter huldigt: VIII 70 IX 26 X 72 XI 2; 4; 7
XII 6.
Rusones. Welcher Euso hier gemeint ist, lässt sich nicht bestim-
26*
404 M. Valerii Martialis
5 Probitatc Macros, ac(|uitatc Mauricos,
Üratioue llegnlos, iocis Paulos:
Robiginosis cuncta dentibus rodit.
Homiuem iiialignnm forsan esse tu credas:
Ego esse miserum credo, cd })lacet nemo.
XXIX.
Si quando leporem mittis mihi, Gellia. dicis:
))Formosus Septem, Maree, diebus eris.«
Si non derides, si verum, lux mea, narras,
Edisti mmquam, Gellia, tu leporem.
XXIX. Ael. Laiuprid. vit. Alexandri Severi c. 38 miilti Septem
diebus ptilchros esse dicimt, qiii leporem comederint, ut Martialis etiam
epigramma significat, quod contra quandam Gelliam scripsit Imjus modi:
Cum leporem mittis, semper mihi, Gellia, mandas:
»Septem formo&us, Marce, diebus eris.«
Si verum dicis, si verum, Gellia, mandas,
Edisti nunquam, Gellia, tu leporem.
men. Ruso ist ein cognomen der Cremutii und Calvisii. SG III 445.
Vgl. Asbach Consularfasten Cs— iiG Eheini. Jahrbb. LXXIX 1S85
S. 152 f. (P. Calvisius Ruso,.
5. Blacros. Gemeint ist wahrscheinlich der Macer, an den X 17
und 78 gerichtet sind, wo er ebenfalls als rechtschaffen gerühmt wird.
Nach X 17 war er curator viae Appiae, dann nach X 78 legatus Au-
gust! pro praetore in Dalmatien. SG a. a. 0.
Mauricos. Der hier gemeinte Iirnius Mauricus kann, als dies Buch
im Herbst 89) erschien, noch nicht verbannt gewesen sein.
6. Megulos. Zu I 12.
Paulos. Auch der hier gemeinte Paulus ist nicht mit Sicherheit
zu bestimmen.
XXIX 1. 2. Plin. N. h XXVIII 260 somnos fieri lepore sumpto
in cibis Cato arbitrabatur, volgus et gratiam corporis in novem dies,
frivolo quidem ioco, cui tarnen aliqua subesse debeat caussa in tanta
persuasione. H. A. Alex. Sever. c. 38 et quoniam de lepusculis facta
est mentio, quod ille leporem cotidie haberet, locus poeticus emersit
idcirco, quod multi septem diebus pulchros esse dicunt eos qui lepo-
rem comederint, ut Martialis etiam epigramma significat, quod contra
quandam Gelliam scripsit huiusmodi — sed hos versus Martialis
in eam, quae deformis esset, composuit.
3. lux mea. Vgl. VII 14, 7.
Epigraramaton Liber V edirt Herbst S9). 405
XXX.
Varro, Sopliocleo non infitiande cothurno.
Nee minus in Calabra suspiciende lyra.
Differ opus, nee te faeundi scaena Catulli
Detineat, cultis aut elegia comis;
Sed lege fumoso non aspernanda Decembri
Carmina, mittuntur quae tibi mense suo.
Commodius nisi forte tibi potiusque videtur.
Saturnalicias perdere, Varro. nuces.
XXXI.
Aspice, quam placidis insultet turba iuvencis
Et sua quam facilis pondera taurus amet.
Cornibus hie pendet summis, vagus ille per armos
Currit et in toto Ventilat arma bore.
At feritas immota rig-et: non esset harena
Tutior et poterant fallere plana magis.
Nee trepidant gestus. sed de diserimine palraae
Securus puer est, sollicitunKiue pecus.
XXX 1. .Verg. Ecl. 8, 10 sola Sophocleo tua carmina digna
cothnrno. Ovid. Am. I 15, 15 Sophocleo venit jactura cothurno.
XXX 5. Ovid. Tr. II 491 fumosi mense Decembiis.
XXX 1. Varro. Sonst nicht erwähnt. Vgl. SG III 449.
Sophocleo — cothurno. Vgl. III 20, 7.
non inßtiande. IX 99, 3 Marcus Palladiae non infitiande Tolosae
Gloria etc.
2. Calahra — hjra. Die Lyra des Iloraz, der auch VIII 18, 5 XII
94, 5 irrthümlich Calabrier statt Apulier genannt wird. Gilbert p. 4, \\.
3. faeundi scaena Catulli. Die Bühne der Mimen, zu deren hervor-
ragendsten Dichtern im 1. Jahrhundert ein CatuUus gehörte. Teuffei
RLG 285, 1 wo die Martialstellen fehlen;. Er ist auch vielleicht
einer der duo Catulli XII 83, 4 doch vgl. die Anm.).
8. Saturnalicias — nuces = VII 91, 2. Das Spielen mit Nüssen
an den Saturnalien auch V 84, 1 XIII 1, 7 XIV 1, 12 XIV 185, 2.
XXXI. Auf Darstelhmgen und Tänze, die von Knaben im Amphi-
theater auf dem Rücken von Stieren ausgeführt wurden. SG II 361, 2.
406 M- Valerii Martialis
XXXII.
Quadrantem Crispus tabulis, Faustine, supremis
Non dedit uxori. »Cui dedit ergo?« Sibi.
XXXIII.
Carpere causidicus fertiir mea carmina: qui sit,
Ncscio: si sciero, vae tibi, causidice.
XXXIV.
Hanc tibi, Fronto pater, genetrix Flaecilla, puellain
Oscula commendo deliciasqiie meas,
Parvula ne nig-ras horreseat Erotion umbras
Oraque Tartarei prodigiosa canis.
5 Inpletura fuit sextae modo frigora brumae,
Vixisset totidem ni minus illa dies.
Inter tam veteres ludat lasciva patronos
Et nomen blaeso garriat ore_meum.
XXXIII 1. qui Sit RTQEFm Scr GilhtrV- p. 643 qnis CG
corr. B Sehn.
XXXIV 3. VüxvxAvi RTQEACG corr.B parvola j^ri^r pal-
lida PXFO corr. V.
XXXIV. 5. Ovid. Tr. IV 7, 1 post frigora brumae Tibull. I 4, 5
producis frigora brumae.
XXXII. Philogelos (Ilieroclis et Philagrii facetiae) ed. Eberhardt
p. 26 cciXdpfupoc oiaiirfAac, ypotcicuv iauiov 7.X7]pOM6(Jiov exage. Lucill. ep. 99
Anth. Gr. ed. Jacobs III p. 49 (T. II p. 338) :
(■)'rqT/.mv 'Ep[xo-/paTY]; 6 cpiXapY'Jpo? £V oia8'f]"/.ais
a'JTOv Ttüv toiiov s'Ypacfe xXrjpovoijiov xxX.
1. Quadranten. Den vierten Theil der Erbschaft.
tabulis supremis = VI 63, 3. Vgl. V 39, 1.
XXXIII 1. qui sit: Qui kann adjektivisch gefasst werden; doch
auch substantivisch. Gilberts 643 f. und Neue Formenl. 11 2 219.
XXXIV. Auf den Tod einer beinahe sechsjährig gestorbenen
Lieblingssklavin oder Freigelassenen Erotion (vgl. V 37 X 61) in der
Form einer Empfehlung an die Seelen seiner Eltern, (Valerius; Fronto
und Flaecilla, in der Unterwelt.
5. sextae — frigora hrumae. VII 65, 1 bis deciraae numerantem
frigora brumae.
8. hlaeso — ore. X 65, 10.
Epigrammaton Liber V (edirt Herbst 89). 407
Mollia non rigidus caespes tegat ossa, nee illi,
10 Terra, gravis fueris: non fuit illa tibi.
XXXV.
Dum sibi reclire de Patrensibus fundis
Ducena clamat coccinatus Euclides
Corinthioque plura de subiirbano
Longumque pnlchra stemma repedit a Leda
5 Et suscitanti Leito reluetatur:
Equiti superbo, nobili, locupleti
Ceeidit repente magna de sinu clavis.
Nimquam, Fabiüle, nequior fuit clavis.
9. lü. Eine erweiternde Umschreibung des auf Grabschriften ge-
wöhnlichen Nachrufes: sit tibi terra levis. Wilmans. Exempl. inscr.
II p. 693 und Jahn ad Pers. l, 37. Vgl. VI 52 , 5 VI 08, 12 u. IX
29, 11 (wo diese Formel zu einer Verwünschung benutzt ist). Aehn-
liches auch auf griechischen Grabschriften : Kaibel Epigr. 538, 7 =
CIG n 2113 c (Theudosia;: eoto} aoi ö zä; --coOcpoc U^oi. 551, 4 = CIG
III 6261 cf. p. 1266 Rom): -/.oucpv] oot -/.o-nc -/joe TreXot. 569 = CIG ü2()0
(Rom) 5 akXa aj -lala r.ü.oiz d-{a%ri xo6«f.T] t AxuXeivw. 329 (Mytilene)
£Ü|a(j.£vo? xoucpvjv (sc. Yv). Daher ist schwerlich mit Lessing VIII
514 an Nachahmung eines bestimmten Epigramms zu denken, wie
Meleager Anth. Gr. T. I 35 (CXXI) ed. Jacobs (1794):
na[jLti.fjTop Y'^i X°'^ps- '''J "^'^^^ ~apo; oö ßapijv et; oi
AbiYiVTjV vcaüiTj -nv iTrsyot; dßapT]?.
Wie nahe diese Wendung lag, zeigt auch der von Jahn 1. 1. an-
geführte Schluss einer Grabschrift (Meyer Anthol. lat. 1349): Terraque,
quae mater nunc est, sibi sit levis, oro, Namque gravis nulli vita
fuit pueri.
XXXV 1. redire de Patrensihus fundis. Vgl. IV 37, 4.
2. Ducena sc. annua.
coccinatus. Zu V 23, 1.
4. Stammbäume, die bis in die Heroenzeit zurückreichten, waren
damals in Griechenland nicht selten. SG I 216, 2.
5. LeUo. Zu V 8, 12.
6. Vgl. V 37, 22.
7. clavis. Vielleicht verrieth sich der angebliche Ritter durch
den Schlüssel als ein Sklave, dem der Verschluss eines Theils des
Hausraths aufgetragen war. Jedenfalls war es undenkbar, dass Leute
von Stande etwas derartiges bei sich trugen.
8. Fahulle. An einen Fabullus auch XII 20 und 22 VI 72.
408 ^- Valerii Martialis
XXXVI.
Laudatus nostro quiclam, Faustine, libello
Dissimulat, quasi nil clebeat: imposuit.
XXXVII.
Puella seuibus diücior mihi cygnis,
Ag-na Galaesi mollior Phalantini,
Coucha Lucrim delicatior stagni.
Cui nee lapillos praeferas Erythraeos,
5 Nee modo politum pecudis Indicae dentem
Nivesque primas liliumque nou taetum;
Quae erine vicit Baetici gregis velliis
Rhenique uodos aureamqiie nitellam;
Fragravit ore, quod rosarium Paesti,
XXXVII 8. n(m itellam QJEXBFO Sehn nitelam <a.
(XXXVII 2. Horat. C. II 6, 10 Dulce pellitis ovibus Galaesi
Flumen et regnata — Laconi Rnra Phalantho). 3. Vgl. zu III 20, 20.
9. Zu XII 31, 3.
9. rosarium Paesti. Zu IV 42, 10.
XXXVI 1. Faustine. Zu I 27.
2. Er thut so, als ob er mir für das Lob nicht ein Geschenk schul-
dig sei; ich habe mich in ihm getäuscht. Vgl. IV 40, 10 SG III 398, 4.
XXXVII. Zu V 34.
1. senihus — cygnis = IX 42, 2. Die dem Tode nahen und daher
mit Gesang begabten Schwäne, vgl. XIII 77.
2. Galaesi. Zu II 43, 3.
Phalantus. Der Gründer von Tarent. VIII 28, 3.
3. Lucrini — stagni. Zu I 62, 3.
4. lapillos - Erythraeos = IX 2, 9; 13, 5. Vgl. VIII 28, 14.
Nach der Bedeutxmg von mare Erythraeum als dem an die Küsten
Arabiens, Persiens und Indiens reichenden Meer; daher dentis Ery-
thraei XIII lüO von indischen Elephanten.
5. lieeudis Indicae dentem. X 98, 6 Indicosque dentes.
6. Nivesque primas. Vgl. I 115, 3 II 29, 4 VIII 28, 15.
7. Baetici gregis vellus. Zu I 96, 5.
8. Rhenique nodos. Zu Sp 3, 9.
aureamque nitellam. Nitella zusammengezogen aus vutedula, auch
Plin. N. h. Vin 224 (conditi enim et hi glires) cubant — simili et ni-
tellis quiete); über die Schreibung mit 11 Lachmann ad Lucret. p. 204.
Die Farbe ihres Felles zur Bezeichnung einer Farbe auch Plin. N. h.
XVI 177 alteram fsalicem vocant) nitellinam a colore.
Epigrauimaton Liber V (edirt Herbst S9) 409
10 Quod Atticarum prima mella cerarum,
Quod sncinorum rapta de manu gleba;
Cni comparatus indecens erat pavo,
Inamabilis sciurus et freqiiens plioenix:
Adbiic receuti tepet Erotion biisto,
15 Quam pessimonim lex amara fatorum
Sexta peregit hieme, nee tarnen tota,
Nostros amores gaudiumque lususque.
Et esse tiistem me mens vetat Paetus,
Pectusque pulsans pariter et comam vellens:
20 »Deflere non te verniüae pudet mortem?
Ego conmgem« inqiiit »extuli, et tamen vivo,
Notam, snperbam, nobilem, locupletem.«
Quid esse nostro fortius potest Paeto?
Ducenties aceepit, et tarnen vivit.
XXXVIII.
Calliodorus habet censum — quis ueseit? — equestrem,
Sexte, sed et fratrera Calliodorus habet.
»Quadringenta seca.« qui dicit, aO/a tj-spi^si:
XXXVII 12. pavo QFm Scr pano T pavus EXABCG Sehn.
16. peregit codd. peremit O Polak Pmgr. Erasmiaansch. Gymnas.
1882/83 2>- 3-- vgl. unten. 22. {fehlt in T] Notam T^Qx^i Noraui
EXBFG Noras Schn^ [Anmerkung).
XXXVIU 3. seca — li-epl^si Paley secat — vne.i rice cndd.
secat — ijLspi^e Sehn seca Rutgers seca et qui Rooy.
10. Atticarum — cerarum. Vgl. z. B. XIII 1U4 tl. lOS.
11. Zu III 6.5, 5 und XI S.
16. peregit. X 61 Hie festinata requiescit Erotion umbra, Crimine
quam fati sexta 2^eremit hiems. Trotzdem ist die durchaus überein-
stimmende Ueberlieferung weder hier mit Polak in peiemit, noch X
61, 2 mit Hns. in peregit zu ändern.
19. Vgl. II 11, 5.
22. Notam. VI 28, 1 libertus Melioris ille notus. VII 29, 2 Quo
nemo est toto notior orbe puer. Die übrigen Prädikate auch V 3.5, 6.
XXXVIII 2. Sexte. Vermuthlich der V 5 angeredete.
Calliodorus habet = IX 21, 2.
3. ojxa aeptCs!- So ist zu lesen, da durch die sprichwörtliche
410 M. Valerii Martialis
Uno credis equo posse seclere duos?
5 Quid cum fratre tibi, quid cum Polluce molesto?
Non esset Pollux si tibi, Castor eras.
Unus cum sitis, duo, Calliodore, sedetis?
Surge: aoXoixiofjLov, Calliodore, facis.
Aut imitare genus Ledae — cum fratre sedere
10 Non potes — : alternis, Calliodore, sede.
XXXIX.
Supremas tibi tricies in anno
Signanti tabulas, Charine, misi
Hyblaeis madidas tbymis placentas.
Defeci: miserere iam. Charine:
5 Signa rarius, aut semel fac illud,
Mentitur tua quod subinde tussis.
Excussi loculosque sacculumque:
Croeso divitior licet fuissem,
Iro pauperior forem, Charine,
10 Si conchem totiens meam comesses.
XXXVIII 7. sedetis? Gilhert sedetis. Sehn.
(XXXVm 8. Auson. epigr. 73 (138), 4 da rectum casum: jam
solicismus eris.)
Redensart die Aufforderung zur Theilung des ritterlichen Census als
ungereimt charakterisirt werden soll, nicht umgekehrt.
6. Pollux ist hier als Faustkämpfer, Castor als Reiter (Kaa-ropa
6' iTTZÖSaiJ.ov -^ai Tt'j? d-^aftov noX'joer/.sa II. T 237. Preller GM II 102,
1) gedacht, wobei M. mit der doppelten Bedeutung von eques Reiter
und Ritten spielt.
XXXIX 1. Supremas. Zu V 32, 1. Ueber den Kunstgriff zur An-
lockung von Erbschleichern, oft zu testiren, SG I 370, 5 und 6.
6. Vgl. II 26, 1.
7. sacculumque. Hier und XI 3, 6 (nescit sacculus ista mens ca-
tullisch Catull. 13, 8. Paukstadt p. 23;.
9. Iro. Vgl. VI 77, 1 XII 32, 9.
10. conchem. Ein sehr grobes und wohlfeiles Bohnengericht. VII
78 Xin 7. Juven. 3, 293.
Epigranimaton Liber V (edirt Herbst 89). 411
XL.
Pinxisti Venerem, colis. Artemidore, Minervam:
Et miraris, opus displiciiisse tuum?
XLI.
Spadone cum sis eviratior fluxo.
Et concubino mollior Celaenaeo,
Quem sectus ululat matris entheae Galhis,
Theatra loqueris et g-radus et edicta,
Trabeasque et Idus fibulasque censusque,
Et pumicata pauperes mami monstras.
Sedere in equitum liceat an tibi scamnis,
Videbo, Didyme: non licet maritorum.
XLII.
Callidus effracta nummos für auferet arca,
Prosternet patrios impia flamma lares:
Debitor usuram pariter sortemque negabit,
XLII. Vincent. Bellov. Spec. D. VI 73. 'Callidus afflata — aufert.
3. pariter cnm sorte .
XL. VgL I 102.
l. colis — Minervam. Als Schutzgüttin aller Künstler. Ovid. Fast.
III 809.
XLI. 2. Celaenaeo: Attis, von Celaenae in Gross-Phrygien. Vgl.
XIV 204.
3. entheae. Vgl. XI 84, 4; entheata XII 57, 11. Ueber die Auf-
züge der Galli Marquardt StV III 369.
4. (jradus et edicta. D. h. das oder die Theateredikte, welche
die Benutzung der verschiedenen Sitzreihen 'gradus' regelten, nament-
lich die der Ritterplätze. Zu V 8.
5. Lauter Insignien und Kennzeichen der Ritter : trabea ihre Fest-
tracht, in der sie an den Iden des Juli an dem Censor vorbeidefilirten.
Madvig Verf. und Verw. d. r. St. I 164- fibulae wol als Auszeich-
nungen der Militärtribunen, die dem Ritterstande angehörten. SG 1 176.
6. pumicata. Mit Bimstein geglättet. Vgl. z. B. XIV 205.
7. 8. scamnis — maritorum. Suet. Aug. c. 44 maritis e plebe pro-
pius ordines assignavit. Frdl. bei Marquardt StV III 535, 3. Auch
diese Bestimmung Augusts war ohne Zweifel von Domitian neu ein-
geschärft worden.
412 M. Valerii Martialis
Non reddet sterilis semina iacta seges:
5 Dispensatorcm follax spoliabit amica,
Mercibus extructas obruet unda rates.
Extra fortunam est, si quid donatur amicis:
Quas dederis, solas semper habebis opes.
XLIII.
Tbais habet nigros, niveos Laecania dentes.
Quae ratio est? Eniptos haec habet, illa suos.
XLIV.
Quid factum est, rogo, quid repente factum est,
Ad cenam mihi, Dento, quod voeauti —
Quis credat? — quater ausus es uegare?
Sed nee respieis et fugis sequeutem.
5 Quem thermis modo quaerere et theatris
Et conclavibus omuibus solebas.
Sic est, captus es unctiore mensa
Et maior rapuit eanem culina.
lam te, sed cito, cognitum et relictum
10 Cum fastidierit popina dives,
Autiquae venies ad ossa cenae.
XLII 7. si qnid Fris. QEXABCFG Sehn qiiidquid cu Scr.
XLIV 1. factum est FQSchn'- factum FFmSchiK
XLII 5. Priap. 68, 13 spoliavit amica. 6. Ovid. Her. 7, 7S olj-
ruet unda deos Tr. I 2, 106 obruat unda caput Tr. I 2, 34 vultus
obruit iinda meos. Prop. 18, 10 provectas auferet unda rates.
XLIV 7. 8. S. unten.
XLII. Vincent. Bellov. Sp. D. VI 73 (4. steriles — fruges.
5. spoliabat. 6. obruit. 7. quidquid — opes. v. 8 auch Sp. D.
V 47 Quasi — sie — dederis etc.] und VI 72).
XLIIL Vgl. XII 23.
XLIV 2. Dento. Ein bezeichnender Name.
7. 8. Vielleicht mit Reminiscenz an Horat. Sat. II .5, S3 ut canis
a corio nunquam absterrebitur uncto.
9. sed. Zu I 117, 7.
Epigrainmaton Liber V edirt Herbst 89;. 413
XLV.
Dicis formosam, dicis te, Bassa, piiellam.
Istucl qiiae non est dieere, Bassa, solet.
XLVI.
Basia dum nolo uisi qiiae luctautia carpsi,
Et placet ira mihi plus tua, quam facies,
Ut te saepe rogem, caedo, Diadumene, saepe;
Consequor hoc, ut me uec timeas nee ames.
XLYII.
Nunquam se cenasse domi Philo iurat, et hoc est:
Non cenat, quotiens nemo vocavit eum.
XLVIII.
Quid non cogit amor? secuit noleute capillos
Encolpos domino, uon prohibente tamen.
Permisit flevitque Pudens: sie cessit habenis
Audaci questus de Phaethonte pater:
Talis raptus Hylas, talis deprensus Achilles
Deposuit g-audcus, matre doleute, comas.
Sed tu n2 i)ropera — hrevibus ue credc capillis —
Tardaque pro tanto munere, barba, veni.
XLV 2. quae %>EXABC'FGO qnod T (nicld qiiae) Rm quod
aus quae corr. Q. solet PQEFoi soles R corr. T.
XLVIII 2. Encolpos QF (olpo P Encolpus Eix» Sehn 5. Tales
— tales Gilbert 7. ne propera PQEX corr. ABFG nee oj Scr ne
crede PECG Gilbert^ j). 519 nee crede Fm nee corr. aus ne Q.
XLVI 1. Vgl. zu IV -l-l
XLV 1. formosam — puellain. Schön und jung. Vgl. IX 0(3, 1.
XLVI 1. luctanüa carpsi. Vgl. IV 22, 7.
3. Diadumene. Vgl. III 65, 1».
XLVIL Zu II 11.
XLVIIL Zu I Hl.
5. Talis raptus Hylas. X 4, 3 Quid tibi raptus Hylas. Vgl. auch
XII 84, 3.
deprensus Achilles. Unter den Töchtern des Lycomedes. XII 82,
10 Achilleas disposuisse comas.
7. s. Derselbe Wunsch in anderer Form IX 17, 7. 8.
414 M- Valerii Martialis
XLIX.
Vidissem modo forte cum sedentem,
Solum te, Labiene, tres putavi.
Calvae me numerus tuae fefellit:
Sunt illinc tibi, sunt et hinc capilli,
5 Quales vel puerum decere possint;
Nudum est in medio eaput, nee uUus
In longa pilus area notatur.
Hie error tibi profuit Decembri,
Tum, cum prandia misit Imperator:
10 Cum panariolis tribus redisti.
Talem Geryonem fuisse credo.
Vites, censeo, porticum Philippi :
Si te viderit Hercules, peristi.
L.
Ceno domi quotieus, nisi te, Charopine, vocavi,
Protinus ing-entes sunt inimieitiae,
Meque potes stricto medium transfigere ferro.
L. 3. potes EXABFG Gilhert- p. 644 piites PQ petis co
Randv.QScr velis T Sehn.
XLIX. Verwandt X 83. Sehr auffallend ist bei M. der oft wie-
derholte Spott über Kahlköpfigkeit, da Domitian, dem dies Buch ge-
widmet ist, calvitio ita offendebatur, ut in contnmeliam suam traheret,
si cui alii ioco vel iurgio obiectaretur. Suet. Dom. c. 18. Da Domi-
tian bereits in adulescentia das Haar zu verlieren anfing (1. 1.), muss
er damals (im Alter von 38 Jahren) schon kahl gewesen sein. Eine
Mahnung zur Vorsicht bei der Benutzung von Aeusserungen der
Autoren zu chronologischen Bestimmungen.
8. Decembri. Wol bei dem von Stat. S. I 6 besungenen Nacht-
fest am 1. Dezember, wobei eine Bewirthung des ganzen Volks iiu
Amphitheater stattfand (SG III 442). Die Gründe, nach welchen Kerck-
hofif Duae Quaestiones Papinianae p. 12 sq. dasselbe nicht in das J.
88, sondern 82 setzen will, finde ich nicht überzeugend.
12. porticum Philippi. Dieselbe umgab den von Fulvius Nobilior
erbauten, von L. Marcius Philippus erweiterten Tempel des Hercules
Musarum. Becker Top. 612.
L 1. Ceno domi. Zu II 11.
3. potes. Du bist dazu im Stande, kannst es über dich gewinnen,
Epigrammaton Liber V edirt Herbst 89). 415
Si nostnim sine te scis caliiisse focum.
5 Nee semel ergo mihi furtum fecisse licebit?
Improbius nihil est hae, Charopine, gula.
Desine iam nostram, preeor, observare culinam,
Atque aliquando mens det tibi verba cocus.
LI.
Hie, qui libellis praegravem gerit laevam,
Notariorum quem premit ehorus levis,
Qui eodieillis hinc et inde prolatis
Epistolisque commodat gravem vultum
5 Similis Catoni Tullioque Brutoque,
Exprimere, Rufe, fidiculae licet cogant,
Have Latinum, '/jn?^ ^^^^ potest Graecum.
Si fingere istud me putas, salutemus.
LIL
Quae mihi praestiteris memini semperque teuebo.
Cur igitur taceo, Postume? Tu loqueris.
Incipio quotiens alicui tua dona referre,
Protinus exclaniat «Dixerat ipse mihi.«
5 Non belle quaedani faciuut duo: sufficit uuus
L 8. cocus QEXACF cocnus P coquus w Scr Gilhert j). -25.
focns TSchi.
LI 4. vixlttiin] volitum E voltum X ScJw.
LH. Vincent. Bellov. Sp. D. V 52 Marcialis coquus ,Quae mihi
etc. — 4. dixerat ille mihi. — 5. quoddam — .'
wie I 14, 5 Unde potest avidae captae leo parcere praedae? Vgl.
Verg. G. ni 453. A. XI 325. Gilbert^ p. 644.
LI 2. Notariorum — ehorus levis. Die Stenographie wurde noch
zu Diocietians Zeit in den Schulen gelehrt. Edict. Diocl. c. 7 de
mercedibus operariorum. L. 68 notario in singnlis pueris luenstruos
denarios septuaginta quinque.
Der Verspottete giebt sich den Anschein eines gelehrten und
vielbeschäftigten Sachwalters, während er kein Wort richtig zu spre-
chen im Stande ist.
LH 4. dixerat. Zu I 107, 3.
41 G M. Valerii Marlialis
Huic operi: si vis, iit loquar, ipse tace.
CrecTe mihi, quamvis ing-entia, Postume, clona
Auctoris pereunt garrulitate sui.
LIII.
Colchida quid scribis, quid seribis, amice, Thyesten?
Quo tibi vel Nioben, Basse, vel Andromaehen?
Materia est, mihi crede, tuis aptissima chartis
Deucalion vel, si non placet hie, Phaethou.
LIV.
Extemporalis factus est meus rhetor:
Calpurnium non scripsit, et salutavit.
LV.
Die mihi, quem portas, volucrum regiua? ))Tonautem.(f
Nulla manu quare fulmina g-estat? «Amat.«
Quo calet igue deus? »Pueri.« Cur mitis aperto
Eesi)icis ore lovem? »De Ganymede loquor.«
LVL
Cui tradas, Lupe, filium magistro,
Quaeris sollieitus diu rogasque.
LH. Vincent. Bellov. Sp. D. V 52 7. Postume donec. S. Ac-
toris pereinit garralitate siii.)
LYI. Steht im Parisin. 8069. s. XI Fol. P am Rande. Baehrens
Plm IV p. 1".
LIII 4. Für deine Schriften passt am besten Wasser oder Feuer.
Zu I 5, 2. Lucill. 93 Anthol. Gr. ed. Jacobs III p. 4S T. II p. 337):
ZtqteT; TIC TO'jTiuv ä'^tö; estt xtvo?.
Toic lotoi; a'jTO'j; TtpiT|ao[A£v. a;to; ovtojc
'Eatl T'jpo; OalSojv, Ae'j-/.7.Xtwv o''jo';.to;.
LIV. Aehnlich v'21.
LV. Auf ein Bild des vom Adler getragenen Jupiter.
LVL 1. Lupe. Ein Freund des Dichters; vgl. X 4S, C. An ihn
X 40 XI 88 , wol auch VI 79 ; an den übrigen Stellen, wo der Name
vorkommt, ist es theils sicher, dass er als ein beliebiger gewählt ist,
theils wenigstens unwahrscheinlich, dass der hier Angeredete gemeint
ist (VII 10 XI 5.5; lOS ; zweifelhaft ist es auch XI IS.
Epigrammaton Liber V edirt Herbst S9;. 417
Omnes grammaticosque rhetorasqiie
Devites, moneo: niliil sit illi
5 Cum libris Ciceronis aut Maronis:
Famae Tiitilinm siiae relinquas;
Si versus fadt, abdices poetam.
Artes discere vult pecuniosas?
Fac discat citharoedus aut choraules;
10 Öi duri puer ingeni videtur,
Praeconem facias vel arcliitectum.
LVIL
Cum voco te dominum, noli tibi, Cinna, placere:
Saepe etiam servum sie resaluto tuum.
LVIII.
Gras te victurum, cras dicis, Postume, semper.
Die mihi, cras istud, Postume, quando venit?
LVI 5 — 9. Interp. nach Gilbert p. 8. Sehn: Maronis. relinquas.
poetam : pecuniosas, choraules.
LVII. Vincent. Bellov. Sp. d. V" 128 Martialis coqxius ,Cnm voco
— cnna placere Sepe etenim servnm sie resaluto nieum'.
LVIII. Vincent. Bellov. Sp. d. VI 2'.i Martialis coquns Cras te
victnrnm etc. — posthnrae. 2. quandoque.
2 — 6. lieber die geringen Einnahmen der Rhetoren und Sach-
walter SG I 288 nnd 291 f.
6. Tutilium (der Name richtig erhalten nnr in pr.P und pr.Q).
Ein als Schriftsteller damals bekannter Rhetor. Quintil. III 1, 21.
Plin. Epp. VI 32, 1. Teuffei RLG 32(i, 1.
7. lieber die Aussichtslosigkeit des dichterischen Berufes SG III
381 ff.
8. lieber die Auslassung von si vgl. II 44, 1.
9. discat: er gehe in die Lehre als etc. discens Lehrling .
citharoedus aut choraules = XI 75, 3. lieber die grossen Einnah-
men der Musiker SG I 279 III 31.5 f.
10. ingeni. Zu I 26, 7.
11. Praeconem — architectum. lieber die sehr grossen Einnahmen
der praecones ^Auktionatoren) SG I 278; der Baumeister 1 279.
LVIL Begegnende, auf deren Namen man sich nicht besann,
wurden nach Seneca Epp. 3, 1 mit domine angeredet; so konnte
diese Anrede selbst einem Sklaven zu Theil werden. SG I 400.
Martial I. 27
418 M. Valerii Martialis
Quam longe cras istud, ubi est? aut iinde pctendum?
Numquid apud Partlios Armeuiosque latet?
5 lam cras istud habet Priami vel Nestoris annos.
Cras istud quanti, die mihi, possit emi?
Cras vives? hodie iam vivere, Postume, serum est:
nie sapit, quisquis. Postume, vixit heri.
LIX.
Quod non argentum, quod uon tibi mittimus aurum,
Hoc facimus causa, Stella diserte, tua.
Quisquis magna dedit, voluit sibi magna remitti;
Fictilibus nostris exoneratus eris.
LX.
Allatres licet usque nos et usque
Et gannitibus improbis lacessas,
Certum est hanc tibi pernegare famam,
Olim quam petis, in meis libellis
5 Qualiscunque legaris ut per orbem.
Nam te cur aliquis sciat fuisse?
Ignotus pereas, miser, necesse est.
Non deerunt tamen hac in urbe forsau
LVIU 3. longe cras istud, ubi est? longe PQEFw Gilbert^
p. 520 /. longe est $ Fris. Scr Sehn Interp. nach Gilbert cras istud?
ubi est? Sclin 7. serum est QEFm Scr tardum est P Fris. Sehn.
LX 5. orbem Em urbem PQF.
LVIII. Vincent. Bellov. Sp. d. VI 23 3. Quam longe cras
istud ubi est: aut etc. 7. hodie jam vives — serum est — 8. vixit
heri. Non est, crede mihi, sapientis dicere, vivam (I 15, 11).
LVIII. Zu I 15. Den Namen Postumus in einer Ermahnung das
Leben zu gemessen, ehe es zu spät ist, hat M. mit Erinnerung an
das Horazische Eheu fugaces Postume, Postume C. II 14 gewählt.
■5. Priami vel Nestoris. Zu II 64, 3.
LIX 1. argentum — aurum. Silberne und goldene Geräthe. Zu
IV 88, 3.
2. Stella. Zu I 7, 1.
3. V2-1. V 18.
Epigrammaton Liber V ;edirt Herbst 89). 419
Unus vel duo tresve quattiiorve,
10 Pellem rodere qui velint caninam:
Nos hac a scabie tenemus ungues.
LXI.
Crispulus iste quis est, iixori semper adhaeret
Qui, Mariane, tuae? crispulus iste quis est?
Nescio quid dominae teneram qui garrit in aurem
Et sellam cubito dexteriore premit?
5 Per euius digitos currit levis anulus omnes,
Crura gerit nullo qui violata pilo?
Nil mihi respondes? »Uxoris res agit« inquis
»Iste meae.« Sane certus et asper homo est,
Procuratorem vultu qui praeferat ipso:
10 Acrior hoc Chius non erit Aiifidius.
0 quam dignus eras alapis, Mariane, Latini:
(LXI 3. Pers. 5, 96 secretam garrit in anrem).
LX 9. duo tresve quattuorve, (1. h. hüchstens 2 bis 4. Bentley ad
Ilorat. epod. 5, 33; A. P. 358.
LXI 1. uxori semper adhaeret. XII 38, 5 Uxori qui saepe tuae
comes improbtis haeret.
3. dominae. Gewöhnliche Bezeichnung der verhciratheten Frau,
auch Seitens ihres Mannes. SG I 400 f.
qarrit in aurem. Zu III 44, 12.
5. Der Sinn ist wol: der die Ringe an allen Fingern spielend
hin und her schiebt, ähnlich wie Jnven. 1, 28 Ventilet aestivum di-
gitis Sudan tibus aurum.
6. violata. Zu I 53, (j. XII 38, 4 crure glaber.
7. uxoris res acfit. Als procurator (Vermögensverwalter;, üeber
die Prociiratoren der Frauen, die freie Verfügung über ihr Vermögen
hatten, und das Gerede, welches diese Verhältnisse veranlassten,
wenn die Procuratoren jung und schön waren SG I 419 f.
10. CJiius — Aiißdius. Ein Rechtsgelehrter, der zugleich als Ehe-
brecher berüchtigt war. Juven. 9, 25 Notior Aufidio moechus.
Teuflfel RLG 32S, 1.
11. alapis Latini. Latinus zu I 4, 5 spielte in den Ehebruchs-
stücken die Hauptperson, den Liebhaber, Panniculus (zu II 72, 3)
den Stupidus, den betrogenen Ehemann, der von jenem geohrfeigt
wurde.
27*
420 M. Valerii Martialis
Te successurimi credo ego Panniculo.
Res uxoris agit? res ullas crispulus iste?
Res non uxoris. res agit iste tuas.
LXIL
Iure tuo nostris maneas licet hospes in hortis,
Si potes in nudo ponere membra solo,
Aut si portatur teenm tibi magna supellex:
Nam mea iam digitum sustulit hospitibns.
5 Niilla tegit fractos — nee inanis — culcita lectos,
Putris et abrupta fascia reste iacet.
Sit tarnen hospitium nobis commune duobus:
Emi hortos; plus est: instrue tu; minus est.
LXIII.
»Quid sentis« inquis «de nostris, Marce, libellis?«
Sic me sollicitus, Pontice, saepe rogas.
Admiror, stupeo: nihil est perfectius illis,
Ipse tuo cedet Regulus ingenio.
5 »Hoc sentis?« inquis »faciat tibi sie bene Caesar,
Sic Capitolinus luppiter.« Immo tibi.
LXIV.
Sextantes, Calliste, duos infunde Falerni,
Tu super aestivas, Alcime, solve nives.
LXII 1. licet hospes Gilbert licet, hospes, Seht.
LXII. Ueber das Fehlen der Anrede zu II TC.
4. digitum sustulit. Die verwundeten und um Gnade bittenden
Gladiatoren hoben einen Finger in die Höhe. SG II 34.5, 2. Der Sinn
ist also : mein Hausrath hat sich gegen die Gäste für invalide erklärt.
6. fascia: Bettgurt. Marquardt Prl "03,2. )-este: Schnur zu dessen
Befestigung am lectus.
LXIII 4. Regulus. Zu I 12.
6. immo tibi. Der Gelobte wünscht dem Dichter, dass ihm Ju-
piter und der Kaiser ebenso gnädig sein möchten, wie er ihn auf-
richtig lobe; da der Dichter aber keineswegs so denkt, wie erspiicht,
also von der Erfüllung dieses Wunsches für sich nichts erwarten kann,
giebt er ihn dem andern zurück.
LXIV \. Sextantes. Ein sextans so viel als 2 cyathi. Vgl. XII
28, 1 und Marquardt Prl. 325, 7.
Epigrammaton Liber V (edirt Herbst S9). 421
Pinguescat nimio madidus mihi crinis amomo
Lassenturque rosis tempora sutilibus.
Tarn vicina iubent nos vivere Mausolea,
Cum doceant, ipsos posse perire deos.
LXV.
Astra polumque dedit, quamvis obstaute noverca,
Alcidae Nemees terror et Areas aper
Et castig-atum Libycae ceroma palaestrae
Et gravis in Siciüo pulvere fiisus Eryx,
LXIV 5. Tarn ^>P (nach HueUen) FGO ScJin^ Gilbert"^ 2^. 520
lam QEo} Scr Sehn"-.
LXV 4. fusus JEFui Scr Gilbert tusus P Sehn fusus con:
aus tusus Q.
LXV 1. Sidon. Apoll. C. 9, 97 Portatusque polus poluin dede-
runt (.Herculi;.
3. Vgl. VIII 77, 3. 3. 4. Ueber Kränze und Salben bei der
comissatio vgl. Marquardt Prl. 321, 9.
4. rosis — sutilibus. IX 90, 6 sutilibus coronis. IX 93, 5 sutilis
rosa. Becker-Goell III 450. 5. Tarn vieina = VII 50, G Tarn prope.
5. 6. Die benachbarten Mausoleen müssen nach v. 6 kaiserliche
gewesen sein, da deos ohne Zweifel die Kaiser bedeutet. Becker
Top. I 586 denkt hier an das templum gentis Flaviae, aber dies war
nach IX 1, 6 und IX 3, 12 beim Erscheinen des 9. Buchs im J. 94
eben erst vollendet, kann also hier noch nicht gemeint sein; dagegen
etwa die Mausoleen des Cäsar und August (Becker Top. I 639; vgl.
zu II 59, 2).
LXV 1. Astra polumque = VII 56, 1. Vgl. auch XIV 121, 2
magno qui dedit astra patri.
2. Nemees terror. IX 71, 7 terror Nemees. Ueber die Genetivform
Nemees Neue Formenl. I^ 63.
3. eastigatum Lihyeae eeroma palaestrae. Die Bestrafung des An-
taeus durch die Ueberwindung im Ringkampf. Die Erklärung Gro-
novs (Diatr. in Stat. p. 145 [246 ed. H.^), welcher unter castigare de-
stringere versteht, ist sicher falsch. Stat. S. III 1, 157 Libycas no-
dare palaestras (wo Marklands Conjektur liquidas falsch ist). Ueber
die Metonymie ceroma für luctator zu III 82, 2.
4. fusus nach den codd. der Familie Ca ist besser als tusus (P),
da Eryx (Sohn des Butes oder Poseidon und der Erycinischen Aphro-
dite) nicht im Faust- sondern im Ringkampf besiegt wurde. Preller
GM II 214 f. Gilbert p. 19, 11.
422 ^'^- Valerii Martialis
5 Silvarumque tremor, tacita qui fraude solebat
Duccre non rectas Cacus in antra boves.
Ista tiiae, Caesar, quota pars speetatur harenae?
Dat maiora novus proelia mane dies.
Quot g-raviora cadunt Nemeaeo pondera monstrol
10 Qiiot tua Maenalios collocat basta sues!
Reddatur si pugna triplex pastoris Hiberi,
Est tibi qui possit vincere Geryonem.
Saepe licet Graiae numeretur beliia Lernae,
Improba Niliacis quid facit Hydra feris?
15 Pro meritis eaelum tantis, Auguste, dederunt
Alcidae cito di, sed tibi sero dabunt.
LXVI.
Saepe salutatus nunquam prior ipse salutas:
Sic eris »Aeternum«, Pontiliane, «vale.«
LXV (5. non rectas %^F (nach Htielsen) Q nee rectas E(»
Sehn nectareas F 12. Geryonem] lool Geryonen.
LXVI 2. »Aetermim — vale« Gilbert p. 9 aeternum — Vale
Sehn Sic eris aeternum, Pontiliane? Vale Ifunro.
LXV 6. Oviol. F. I 550 Traxerat aversos Cacus in antra boves.
Prop. V 9, 12 Aversos cauda traxit in antra boves. 11. Ovid. M. IX
184 pastoris Hiberi Forma triplex.
Sidon. Apoll. C. 13. Id. C. 9, 91—97.
LXVI 2. Verg. A. XI 98 Aeternumque vale.
6. non rectas. aversas. Hand ad Gronov. Diatr. in Stat. I 247.*)
7. Zu Sp 15, 2.
8. 7na7ie. Weil die Thierhetzen bei Tagesanbruch gegeben wurden.
SG II 349, 11 u. 12.
9. 10. Vgl. Sp 27.
10. ttia — hasta. D. h. die Lanze der dir gehörigen Jäger.
collocat erklärt Schrevel nach Lipsius Elect. I 6 richtig von dem
Gebrauch des Wortes für das Ausstellen von Leichen. Suet. Aug.
c. 100.
11. 2«<i'"« tri2)lex pastoris Hiberi. Der Kampf mit dem aus 3 Lei-
bern bestehenden Geryones.
14. Was vermag die Lernäische Hydra gegen Crocodile?
LXVI 2. Aeternum ist mit vale zu verbinden, wie schon Heraldus
Epigrammatoll Liber V 'edirt Herbst 89). 423
LXVII.
Hibernos peterent solito cum more recessus
Atthides, in nidis uua remansit avis.
Deprendere nefas ad tempora verna reversae,
Et profugam volucres diripuere suae.
5 Sero dedit poenas: discerpi noxia mater
Debuerat, sed timc, cum laceravit Ityn.
LXVIII.
Arctoa de gente comam tibi, Lesbia, misi,
Ut scires, quanto sit tiia Üava magis.
LXIX.
Autoni Pbario nil obiecture Pothino
Et levius tabula, quam Cicerone nocens:
Quid gladium demens Eomana stringis in ora?
Hoc admisisset nee Catilina nefas.
5 Impius infando miles corrumpitur auro,
Et tantis opibus vox taeet una tibi.
Quid prosunt sacrae pretiosa silentia liiiguae?
Incipient omnes pro Cicerone loqui.
LXVII 4. suae QEFtM Scr Gilbert p. 25 suam TX ScJin.
sah: Du wirst für mich ein »Lebe wohl auf ewig« sein (Verg. A. XI
98 aeternumque vale.) Gilbert p. 9. Anders gewendet ist IX 7, 4.
LXVII 2. Atthides. Zu I 53, 11.
4. suae: ipsius sociae. Gilbert p. 25.
6. Ityti. Der Sohn der Progne. Preller GM II 143.
LXVIII. Ueber die Beliebtheit des blonden Haares der Nord-
länder in Rom Marquardt Prl. SSO, 5 u. 6. Vgl. M. VI 12, 1 XII 23, 1.
LXIX. 1. Vgl. III 66.
2. tabula.- welche die Proscriptionen enthielt.
3. Romana — in ora. Wol nicht ora vere Eomana, sondern so-
viel als OS Romae. III 66, 4 Hoc tibi Roma caput, cum loquereris,
erat. Vgl. auch IX 24, 3 Haec mundi facies, haec sunt lovis ora
sereni. Ueber die Verlängerung des Schlussvokals von Romana durch
das folgende str Lennep Add. ad Terent. Maur. ed. Sauten 1059 ss.
p. 411 SS. L. Mueller r. m. p. 320.
5. Impius — 7niles. Der von Cicero früher in einem Process ver-
theidigte Tribun C. Popillius Laenas. Drumann RG VI 376—379.
424 M. Valerii Martialis
LXX.
Infusum sibi uuper a patrono
Plenum, Maxime, centies Syriscus
In sellariolis vagus popinis
Circa balnea quattuor peregit.
5 0 quanta est gula, centies comesse!
Quanto maior adhuc, nee accubare!
LXXI.
Umida qua gelidas submittit Trebula valles
Et viridis cancri mensibus alget ager,
Kura Cleonaeo nunquam temerata leone
Et domus Aeolio semper amica Noto,
5 Te, Faustine, vocant: longas bis exige messes
Collibus; liiberuum iam tibi Tibur erit.
LXX. Auf einen mit seinem Sklavennamen Syriscus bezeichneten
Freigelassenen, der ein von seinem Patron (vermuthlich bei der Frei-
lassTingi erhaltenes Geschenk von 10 Millionen Sest. (2175000 Mk in
Bädern und Garküchen durchgebracht hatte
1. Infusum: eingefüllt oder eingeschenkt.
2. Plenum — centies. Zu I 99, 1.
3. sellariolis — jyopinis. In Schenken, wo man sitzend (nicht wie
bei einer regelmässigen Mahlzeit liegend) ass und trank. Marquardt
Prl. 453, 5. Die Deminutivforiu des Adjektivs nur hier.
4. Circa balnea quattuor. Bei Bädern wie bei Thermen befanden
sich wol in der Regel Restaurationen. Quintil. I 6, 44 in balneis
perpotare. Becker-Goell I 157 f. III 156.
6. 7iec accubare. Ohne sich hinzulegen (zu V 24, 7), also ohne
sich die gewöhnlichste Bequemlichkeit zu gönnen und Zeit zu lassen.
LXXI. Welche von den drei Trebula genannten Städten gemeint
ist, ist hier eben so wenig zu entscheiden als XIII o4.
2. cancri mensibus. In der Zeit des Sonnen-Solstitiums-
3. Cleonaeo — leone. Zii IV 57, 5.
5. Faustine. Zu I 25.
6. hibernum iam tibi Tibur erit. Wenn du in jenen kalten Thä-
lern den Sommer zugebracht hast, wird das sonst als Sommeraufent-
halt dienende Tibur für dich ein Winteraufenthalt sein, d. h. dir
verhältnismäsig warm erscheinen.
Epigramniiiton Liber V edirt Herbst S9). 425
LXXII.
Qui potuit Bacchi matrem dixisse Tonantem,
nie potest Semelen dicere. Rufe, patrem.
LXXIII.
Non donem tibi cur meos libellos
Oranti totiens et exigenti,
Miraris, Theodore? Magna causa est:
Dones tu mihi ne tuos libellos.
LXXIV.
Pompeios iuvenes Asia atque Europa, sed ipsuiu
Terra tegit Libyae, si tameu ulla tegit.
Quid mirum toto si spargitur orbe? laeere
Uno non poterat tanta ruina loeo.
LXXV.
Quae legis causa nupsit tibi Laelia. Quinte.
Uxorem potes haue dicere legitimam.
LXXVI.
Profecit poto Mithridates saepe veueno,
LXXIY 2. Libyae QE Seh» Lybiae T Lybie R Li y by i es
Fm libies Rand von Q.
LXXIV. Vgl. Seneca Epigr. 10—14. 04—66. Baehrens Plin IV
p. 59; p. 82). 10, 2. (Fortuna) Tarn late sparsit funera, Magne, ttia.
12, 5 divisa ruina est: Uno non potuit tanta jacere loco. 13 Aut
Asia aut Europa tegit aut Africa Magnos: Quanta domus toto quae
jacet orbe, fuit! 14, 1 Quantus quam parvo vix tegeris tumulo.
66, 1 Diversis juvenes Asia atque Europa sepulcris Distinet; infida,
Magne, jaces Libya.
LXXIV 1. Von den Söhnen des Pompejus fiel Gnaeus bei Munda,
Sextus durch die Soldaten des Antonius bei Milet, Pompejus selbst
bei seiner Landung in Aegypten auf Befehl des Pothinus III 60).
LXXV 1. leffis causa. Vielleicht um die Gesetze gegen Ehelo-
sigkeit (namentlich lex Julia de maritandis ordinibus und lex Papia
Poppaea) zu umgehn. Doch eher ist auch hier schon die von Domi-
tian erneuerte lex Julia de adulteriis zu VI 2 zu verstehn. Vgl.
besonders XI 7. SG I 421, 6.
426 M. Valerii Martialis
Toxica ne possent saeva nocere sibi.
Tu quoque cavisti ceuando tarn male semper,
Ne posses imquam, Cinna. perire fame.
LXXVII.
Narratur belle quidam dixisse, Marulle,
Qui te ferre oleum dixit in auricula.
LXXVIII.
Si tristi domicenio laboras,
Toraui, potes esurire mecum.
Non deerunt tibi, si soles TtpoTrivsiv,
Viles Cappadoeae gravesque porri,
5 Divisis cybium latebit ovis.
Ponetur digitis tenendus ustis
LXXVIII. Interp. nach Gilbert f. 9. Sehn: 4. porri. 5. ovis,
LXXVI 2. Toxica — saeva. Zu I 18, 6.
LXXVII 2. ferre oleum — in auricula. Soll vielleicht nur die
schiefe Kopfhaltung bedeuten, womit sich aber wol noch ein anderer
uns unbekannter Sinn der vielleicht sprichwörtlichen Redensart ver-
bindet.
LXXVIII 1. domicenio. Zu II 10, 11.
2. Toraui. Derselbe Freund des Dichters, der IX Epist. mit frater
carissime angeredet wird.
4. TipoTctveiv. Heisst hier vor der Mahlzeit trinken, nämlich
mulsum, da die von v. 4 und 5 ab genannten Speisen zum Voressen
ipromulsio) gehören. Marquardt Prl. 314.
4. Cajypadocae sc. lactucae. Colum. X 184 Haec (tertia lactuca)
sua Cappadoeae servat cognomina gentis 197 Cappadocamque premit
ferali mense Lupercus. Plin. N. h. XIX 126 diligentiores (lactucae)
plura genera faciunt, purpureas, crispas, Cappadocias, Graecas etc. M.
XIII 14. Sie wurden eben so wie porri bei der gustatio gegessen.
Marquardt Prl. 315.
5. cyhium. Gehackter und gesalzener Thunfisch. Vgl. XI 2", 3
XI 31, 14. Marquardt Prl. 316.
6. Mit ponetur beginnt die Beschreibung des ;bei Unbemittelten
aus einem Gange bestehenden Marquardt a. a. 0.) caput cenae, welche
bis zum Schluss von v. 10 reicht. Vgl. X 48, 13 Gustus in his; una
ponetur cenula mensa. Gilbert p. 9.
Epigrammaton Liber V edirt Herbst 89). 427
Ni^a coliculus virens patella,
Algentem modo qui reliquit hortum,
Et pultem niveam premeus botellus,
10 Et pallens faba cum rubente lardo.
Mensae munera si voles secundae,
Marcentes tibi porrigentur uvae
Et nomen pira quae fenint Svrorum,
Et quas docta Neapolis creavit,
15 Lento castaneae vapore tostae.
Vinum tu facies bomim bibeudo.
Post haec omnia forte si movebit
Bacchus quam solet esuritionem,
Succurrent tibi nobiles olivae,
20 Piceni modo quas tulere rami,
Et fervens cicer et tepeus lupimis.
Parva est cenula (quis potest negare?),
Sed finges nihil audiesve fictum
Et vultu placidus tuo recumbes;
25 Nee erassum dominus leget volumen,
Nee de Gadibus improbis puellae
LXXVIII 26-28. Schol. Juvenal. 11, 11)2 Martialis ,Ita ne Gadibus
improbis puellae Yibrabunt sed nee in fine prunentes Laseivos docili
tremore lombos.'
7. coliculus virens. Winterkohl Bioccoli?) in Salpeter gekocht,
so dass er eine hellgrüne Farbe bekommt. Vgl. XIII 17. Marquardt
Prl. 315, ß.
9. pultem niveam. XIII 35, 2 pultibus — niveis.
11 — 15. Beschreibung des Nachtisches.
13. Die syrischen Birnen gehörten zu den geschätztesten. Becker-
Goell III 81.
14. 15. Die besten Kastanien kamen von Tarent und Neapel a.
a. 0. S. 84.
16. Anders Petron S. c 39 hoc vinum, inquit, vos oportet suave
faciatis.
17—21. Eine Nachkost für den durch Trinken neu angeregten
Appetit. 20. Piceni. Zu I 43, 8. 21. Zu I 41, 5 u. I 103, 10.
25. volmnen. Ein Band eigener Gedichte. SG I 387, 7 — 9.
26. de Gadibus improbis. Zu I 41, 12; SG a. a. 0.
428 M. Valerii Martialis
Vibrabunt sine fine prurientes
Lascivos docili tremore lumbos;
Sed quod non grave sit nee infaeetum,
30 Parvi tibia condyli sonabit.
Haee est cenula. Clandiam sequcris,
Quam nobis cupis esse tu priorem.
LXXIX.
Undecies ima surrexti, Zoile, cena,
Et mutata tibi est syntbesis undecies,
Sudor inhaereret madida ne veste retentus
Et laxam tenuis laederet aura cutem.
5 Quare ego uon sudo, qui tecnm, Zoile, ceno?
Frigus enim maguum syntbesis una facit.
LXXVIII 32. tu prioreiu codcl. turpiorem O quae nobis cupit
esse te priorem oder credo jam sequeris, lam nobis cupis esse te
priorem Heraldus »Haee est cenula?« — Claudiam (Claudiae^ se-
queris, etc. Oder Haee est cenula. Claudiam sequeris? Quam nobis
cupis esse tu priorem? Ilum-o. 31. Quam novi, cupis etc. I Duff
Claudiam sequeris, Quam noris. Cupis esurire mecum ? lackson (Cam-
bridge Philol. Society 18 Octoher 1883).
LXXVIII 27. Priap. 2(J, 4 Yicinae sine fine prurientes.
30. Ueber die Allgemeinheit der Tafelmusik SG III 309 f.
31. 32. Claudiam sequeris etc. Eine ganz unverständliche Stelle.
Die Erklärer verstehn unter Claudia eine Geliebte des Toranius (die
jedenfalls von der Frau des Pudens IV 13 zu unterscheiden sein
würde , aber auch dann bleibt der Sinn völlig dunkel; weder bietet
die Vergleichung mit XII 32, 7 (Has tu priores — sequebaris; noch
mit Horat. Epp. I 5, 27 (Et nisi cena prior potiorque puella Sabinum
Detinet, adsumam) eine befriedigende Erklärung, noch ist mit den
Conjekturen des Heraldus oder der Cambridger Gelehrten geholfen.
Wie man auch den letzten Satz lesen, fassen und interpungiren mag,
immer bleibt sein abruptes Eintreten am Schluss des langen Gedichts
von ganz heterogenem Inhalt höchst auffallend. Auch zu Claudiam
cenam (etwa eine Mahlzeit des Claudius Etruscus VI 83) zu ergänzen
und esse für essen zu nehmen (XIII 16 und 20 XIV 69), ist unmöglich.
LXXIX 1. surrexti. Zu III 22, 4.
Zoile. Zu II 16.
2. synthesis. Zu IV 66, 4. Ueber den Luxus des häufigen Klei-
derwechsels SG III 63.
Epigrammaton Liber V edirt Herbst 89). 429
LXXX.
Non totam mihi, si vacabis, horam,
Dones et licet imputes, Severe,
Dum nostras legis exigisque migas.
»Durum est perdere ferias«: rogamus,
5 lacturam patiaris hanc ferasqne.
Quod si legeris ista cum diserto
— Sed mimquid sumus improbi? — Secundo,
Plus multo tibi debiturus hie est.
Quam debet domino suo. libellus.
10 Nam securus erit, nee inquieta
Lassi marmora Sisyphi videbit.
Quem censoria cum meo Severo
Docti lima momorderit Secundi.
LXXXI.
Semper pauper eris, si pauper es, Aemiliane.
Dantur opes nulli nunc nisi divitibus.
LXXXIl.
Quid promittebas mihi milia, Gaure, duceuta,
Si dare non poteras milia, Gaure, decem?
An potes et non vis? Rogo, non est turpius istud?
t I, tibi dispereas, Gaure : pusillus homo es.
LXXX 1. vacabis QEF^^i Scr (iilhert p. 21 vacabit BC Sehn.
5. ista FQ ipsam EXBC corr. G ipsa Fm ipse Q Sehn.
LXXXIl 4. I tibi dispereas PQEABCFO Sehn Si t. d. TRX
Ve f,al. Sic') tibi G I tibi disperdas Scaliger Scr Di tibi, dispereas .'
Gruter Vae tibi, dispeream oder Tu nisi, dispereain Hns l, tibi des,
parcas Jfziwro I tibi dispendas Grasberger I tumidis parcas OHirschfeld.
LXXXL Vincent. Bellov. Sp. d. V 4S Marcialis eoquus ,Semper
— Emiliane — divitibus.'
LXXX 1. si vacabis. II 5, 6 Vel tantuni caussis vel tibi saepe
vacas. 2. Severe. Zu II 6, 3.
7. Secundo. Entweder Caecilius Secundus, an den VII S4 gerichtet
ist oder der jüngere Plinius vgl. X 19 und Mommsen Zur Lebensge-
schichte des Plinius Hermes III TT).
11. Vgl. X 5, 15 Nunc inquieti monte Sisyphi pressus.
LXXXIl 4. Von den Versuchen zur Herstellung der ersten
Vershälfte ist keiner befriedigend.
430 J^I- Valerii Martialis Epigrammaton Liber V.
LXXXIII.
Insequeris, fugio; fugis, insequor; haec uiilii mens est:
Velle tuum nolo, Dindyme, noUe volo.
LXXXIV.
lam tristis nucibus puer relictis
Clamoso revocatur a magistro,
Et blando male proditus fritillo,
Arcana modo raptus e popina,
5 Aedilem rogat udiis aleator.
Saturnalia transiere tota.
Nee munuscula parva, nee minora
Misisti mihi, Galla, quam solebas.
Sane sie abeat mens December:
10 Scis certe, puto, vestra iam venire
Saturnalia, Martias Kalendas;
Tunc reddam tibi, Galla, quod dedisti.
LXXXIV 9. abeat QEF habeat PXABCG
(LXXXIII. Auson. Epigr. 36 (:^9 ToUj 1 Hanc volo quae non
volt, illam quae volt ego nolo — 6 femina quae jungat quod ,volo
nolo' vocant).
Subscriptionen. FINIT. EX. LIB. VI. INCP. CAPT. {so i.
e. capitula) EX. VII. ET RELIQVIS T. M. V. Martialis liber V. ex-
plicit. incipit VI. Gennadius Torquatus emendavi Constantie. P. M.
V. M. epigrammaton liber V explicit incipit VI. Gennadius Torquatus
emendavi Lege feliciter Q. Ego Torquatus Gennadius emendavi fe-
liciter /.
LXXXIII 2. Dindyme. Zu VI 39, 21.
LXXXIV 1. Die Schulen hatten während der Saturnalien Ferien,
lieber die Spiele mit Nüssen und die Freiheit des Würfelspiels in
diesen Tagen: zu IV 14, 7 und V 30, S.
3—5. XIV 1, 3 Nee timet aedilem nioto spectare fritillo. Mar-
quardt Prl. 826, 1.
11. Ilartias Kalendas. Der erste März (M.'s Geburtstag) war der
Tag der Matronalia, an welchem man die Frauen beschenkte. Mar-
quardt StV III 571 f.
M. Valerii Martialis Epigrammatoii
über VI.
I.
Sextus mittitur hie tibi libellus.
In primis mihi care Martialis:
Quem si terseris aure diligenti,
Audebit minus anxius tremensque
5 Magnas Caesaris in manus venire.
IL
Lusus erat sacrae conubia fallere taedae,
Lusus et irameritos exeouisse mares.
Utraque tu prohibes, Caesar, populisque futuris
Suceurris, nasci quod sine fraude iubes.
5 Nee spado iam nee moechus erit te praeside quisquam
At prius (o mores!) et spado moechus erat.
II 1. taeclae] thedae TP Sehn sede Q (Rand thede; 4. quod
TQSchn^ quos EFm Scr SchiiK
I. 2. Martialis. Zu I 15.
II. 1. 2. Die in diesem Buch öfter (4; 7; 22; 45; 91) erwähnte lex
de adulteriis, eine Erneuerung der von August gegebenen lex Julia
de adulteriis et stupro oder de pudicitia (VI 7, 1), war ohne Zweifel
ganz kürzlich (vgl. auch zu V 75) erlassen worden. SGIII4S2. Ueber
das Verbot der Entmannung zu II 60.
5. praeside. Zu V 3, 3.
6, spado moechus. Juv. 6, 366 Sunt quas eunuchi imbelles ac
mollia semper Oscula delectent.
432 ^^- Valerii Martialis
III.
Nascere Dardauio prömissum uomen lulo,
Vera deüm suboles, nascere, magne puer:
Cui pater aeternas post saecula tradat habenas,
Quique regas orbem cum seniore senex.
5 Ipsa tibi niveo trabet aurea pollice fila
Et totam Phrixi lulia nebit ovem.
IV.
Censor maxime principumque princeps,
Cum tot iam tibi debeat triumpbos,
Tot nascentia templa, tot renata,
Tot speetacnla, tot deos, tot urbes:
5 Plus debet tibi Roma, quod pudica est.
V.
Rustica mercatus multis sum praedia mimmis:
Mutua des centum, Caeciliane, rogo.
in 1. Verg. A. I 2S8 Julius a magno demissum nomen Jnlo.
2. Verg. Ecl. 4, 49 Cara deum suboles, maginim Jovis mcreiuentum
— 60 u. 62 incipe parve puer. iTibuU. IV 1, GS magna deum proles .
4. Ovid. Tr. 11 1G6 Imperium regat hoc cum seniore senex. .5. Ovid.
M. IV 36 deducens pollice filum.
III. Da Domitians Geliebte, seine Nichte Julia, schon zu Ende S9
starb, muss sich dies Gedicht auf eine Schwangerschaft der Gemahlin
Domitians Domitia beziehen. SG III 431.
1. Der Sinn scheint zu sein, dass der Knabe, dessen Geburt jetzt
bevorstand , ein Ersatz für den sein sollte , den Julia nicht mehr zur
Welt gebracht hatte.
5. aiirea — Jila. Senec. Apocoloc. 4, 9 Aurea formoso descen-
dunt saecula filo.
6. Itilia. Auf einer Münze des Jahres 90 bereits als diva be-
zeichnet, hier als Schutzgöttin des erwarteten Kindes gedacht.
IV 1. Zu I 4, 7.
2. tot — triumphos. M. denkt hier hauptf^ächlich an den kürz-
lich erfolgten dacischen Triumph. Einl. S. 57.
4. tot deos. So viel neue Göttertempel vgl. IX 3!. tot urbes. So
viel Erweiterungen Eoms, dass es gleichsam neue Städte sind.
V. Zu VI 2.
Epigrammaton Libev VI edirt Sommer oder Herbst 90). 433
Nil mihi respondes? Tacitum te dieere credo
»Non reddes«: ideo, Caeciliane, rogo.
VI.
Comoedi tres simt, sed amat tua Paula, Liiperce,
Quattiior: et -/(ucpöv Paula -poacoTrov amat.
VII.
lulia lex populis ex quo, Faustine. renata est,
Atque intrare domos iussa Pudicitia est,
Aut minus aut certe non plus tricesima lux est,
Et mibit deeimo iam Telesilla viro.
Quae nubit totiens. non nubit: adultera leg-e est:
Offendor moeeha simpliciore minus.
VIIT.
Praetores duo, quattuor tribuui,
Septem causidici, deccm poetae
Cuiusdam modo nuptias petebant
A quodam seue. Non moratus ille
VIII 1 . Praetores QEF(x> Ser (iilhcrt p. -25 prticcones 2' Sehn.
VI 1. Comoedi tres sunt. Mehr als drei Schauspieler traten in
der griechischen Komödie nicht auf. Frdl bei Marquardt StV III
541, 1. Da Paula vier Männer liebt, muss man zu jenen noch einen
Statisten hinzurechnen.
VII 1. lulm lex. Zu VI 2, 1.
Faustine. Zu I 25.
5. adultera lege est: sie ist eine Ehebrecherin, nur ohne ge^-en
das Gesetz zu Verstössen. Ueber die Leichtigkeit und Häufigkeit der
Ehescheidung SG I 427 ff.
VIII. 1. ]iraetores duo. Hier genannt als Repräsentanten des Se-
natorenstandes.
quattuor trihuni. Wirkliche oder titulare Militärtribunen, welche
mit dieser Stellung den Eitterstand erhielten, wenn sie ihn nicht be-
reits besassen. SG I 252 f.
2. Die Zahl der Bewerber jeder Klasse ist um so grösser, je we-
niger vortheilhaft ihre Stellung ist. Zu V 56, 2—7.
Martial I. 2S
434 M. Valerii Marti alis
5 Praeconi dedit Eulogo puellam.
Die, nuniquid fatue. Severe, fecit?
IX.
In Pompeiauo dormis, Laevine, theatro:
Et quereris. si te suscitat Oceamis?
X.
Pauca lovem nuper cum milia forte rog-arem,
))Ille dabitcf dixit »qni mihi templa dedit.«
Temi)la quidem dedit ille lovi, sed milia uobis
Nulla dedit: pudet. all, pauca rog-asse lovem.
5 At quam non tetricus, quam nulla nubilus ira,
Quam placido nostras legerat ore preces!
Talis supplicibus tribuit diademata Dacis
X 4. pudet ah pauca Sehn p. a pauca T p. pauca PEXAF
A 4. puaet an pauca iscim p. a pauci
pr.B p. et pauca QCO p. heu pauca G So:
X 6. Verg. A. XI 251 placido — ore.
5. Eulofjo. Ein bezeichnender Name, da der Auktionsausrufer
verstehen muss, die angebotenen Gegenstände anzupreisen (I S5, 1
praeco facetus). Einl. S. 21, 1.
(j. fatue — fecU. Wie manche vielleicht glauben möchten, da
er einen so niedrigen Bewerber (das Gewerbe der praecones stand in
Missachtung SG I 278) Männern des höchsten Standes vorzog.
Severe. Zu II 6, 3.
IX 2. suscitat. Doppelsinnig: »aufweckt« und von dem Platz
wegtreibt, den du unberechtigter Weise eingenommen hast.« Zu V 8,
3 u. 4.
Oceanus. Zu III 95, 10.
X 2. templa. Vgl. VI 4, 3 XIII 74.
4. pudet, ah, pauca rof/asse lovem. Eine abschlägige Antwort auf
eine so kleine Bitte ist beschämend, auf eine grosse würde sie es
weniger sein. Vgl. XI 68.
, 6. placido — ore = VI 13, 4. Placidus von Domitian auch V 0,
10 V 23, 3 VII 99, 1. fMit Vorliebe braucht das Wort von Personen
Statins S. I 2 , 201 II 1, 167 III 3, 43; 167 I 3, 22 III 1, 179 V 1,
252. P. KerckhoffDuae quaest. Papinianae [Berol. 1884] p. 54).
7. Dio LXVII 7: AofxtTtavö; tÜ) At-fjYtot (zu V 3) oid8-f][j,a i■Ki%r^■/.^
v.aDaTTSp w; äX7]&cü? y.£xpaT'r]7.oj? 7.7.1 ßaoiXda riva toI; Aay.oT; ooijvrxt ouva-
^z'io%. Imhof Domitian S. 59,
Epigraminaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90;. 435
Et Capitoliuas itqne reditque vias.
Die, precor, o nostri die couscia virgo Tonantis,
10 Si negat hoc viütii. quo solet ergo dare?
Sic ego: sie breviter posita milii Gorgoue Pallas:
xQiiae nondum data sunt, stulte, negata piitas?«
XI.
Quod nou Sit Pylades hoc tempore, non sit Orestes.
Miraris? Pylades, Marce, bibebat idem,
Nee melior panis tnrdiisve dabatur Orestae,
Sed par atque eadem cena duobus erat.
5 Tu Lucrina voras, me pascit aquosa peloris:
Non minus ingenua est et mihi, Marce. gula.
Te Cadmea Tyros, me piuguis Gallia vestit:
Vis te purpureum, Marce, sagatus amem?
Ut praestem Pyladen, aliquis mihi praestet Oresten.
10 Hoc non fit verbis, Marce: ut ameris, ama.
X 8. Zu I 48, 2. 11. Ovid. F. II 655 Sic ego: sie posita Tri-
tonia ciispide dixit F. III 171 Sic ego: sie posita dixit mihi cas-
side Mavors.
XI 10. Auson. Epigr. 94 i91 Toll Hoc tibi tu praesta, Marce:
ut ameris, ama.
8. itque reditque = I 48, 2 (als Triumphator).
9. Tonantis. Diese Bezeichnung Domitians kommt hier zuerst und
dann öfter vor. VII 56, 4 VII 99, 1 IX 40, 1 IX 65, 1 IX 86, 7 X
51, 13. Doch nostrum — Jovem schon XIV 1, 2.
XL Vgl. II 43.
1. Pi/lachs — Orestes. Vgl. VII 24, 3 X 11, 7. Pylades allein
VII 45, 8.
5. 6. Dieselbe Gegenüberstellung von Austern (Lucrina zu III
60, 3) und peloris auch X 37, 9.
6. ingemca — (iiila. Die eines Freien (vgl. ingenuae pigritiae XII
4, 6 , d. h. anspruchsvoll und verwöhnt (wie ingenuae vires X 47, 6).
7. 8. Derselbe Gegensatz I 53, 4. jnnguis.- vgl. IX 19, 1.
7. Ti/ros. Zu II 16, 3.
10. ut ameris ama. Senec. Epp. 9, 6 Hecaton ait: Ego tibi mon-
strabo amatorium sine medicamento, sine herba, sine ullius veneficae
carmine. Si vis amari, ama.
28*
436 ^I- Valerii Martialis
XII.
lurat capillos esse, quos emit, suos
Fabulla: numquid ergo, Paule, peierat?
XIII.
Quis te Phidiaco formatam, lulia, caelo,
Vel quis Palladiae non putet artis opus?
Candida nou tacita respondet imagine lygdos
Et plaeido fulget vivus in ore liquor.
5 Ludit Acidalio, sed nou manus aspera, nodo.
Quem rapuit collo, parve Cupido, tuo.
Ut Martis revoeetur amor summique Tonantis.
A te luno petat ceston et ipsa Yenus.
XII 2. numquid ergo, Paule, peierat? 3Iunro numquid Paule
peierat, (perierat, peiurat;^X^5C'-FG^ numquid Paule dejeratQ num-
qiTid ista P. p. O n. illa P. p. Scr HIPoIak Progr. Erasmiaansch Gym-
nas Rotterdmn 1882/83 p. 4 n. P. p. nego Scr (c(jl. Birt Einl. S. 49)
n. P. p. tibi Grasbercjcr.
XIII 4. liquor Eia Rand v. Q decor '^QF.
XIII 2. Prop. IV S, 42 Palladiae ligneus artis equus Priap.
68, 34 artis opus). 4. Zu VI 10, 6.
XII. Ueber Perücken Marquardt Prl. 585 f.
2. numquid ergo-- M. liebt die Verbindung quid ergo I 10, 4 I 42,
2 II 28, 5 III 84, 2 IV 53, 8 IV 71, 5 IX 5, 4 IX 96, 2 XII 36, 6;
mit einem dazwiscbengestellten Wort II 56, 4 X 74, 12; ergo quid IX
22, 16 XI 57, 6; cur ergo VI 82, 9; cui dedit ergo V 32, 2; ex quavis
causa — ergo VIII 23, 4.
XIII 1. lulia. Das Gedicht ist wol erst nach dem Tode der
,89 verstorbenen) Julia verfasst, die M. hier als Diva anredet. Als
solche erscheint sie aiif einer Münze d. J. 90. Vgl. die Einl. S. 57.
Phidiaco — caelo. Phidiaci — caeli IV 39, 4.
3. Der Sinn scheint zu sein: Der glänzende Marmor (hier und
VI 42, 21 lygdos) antwortet (auf die vorhergehende Fraget durch
das redende Bild.
4. plaeido — ore = VI 10, 6.
fulget — liquor. Das Gesicht ist so lebendig, als wenn das Blut
wirklich darin circulirte.
5. 6. Julia scheint hiernach in einer Gruppe als Venus mit Amor
dargestellt gewesen zu sein, dem sie spielend den cestos entriss, wel-
chen er sich um den Hals gelegt hatte, (vgl. XIV 206). Auf einem
Epigrammaton Liber VT (edirt Sommer oder Herbst 00\ 437
XIV.
Versus scribere posse te clisertos
Affirmas, Laberi: qiüd ergo non vis?
Versus scribere qui potest disertos,
Couscribat. Laberi: virum putabo.
XV.
Dum Pliaetliontea formica vagatur in umbra,
luplicuit teuuem suciua gutta feram.
Si modo quae fuerat vita contempta manente,
FuBeribus facta est nunc pretiosa suis.
XVI.
Tu qui pene viros terres et falce cinaedos,
lugera sepositi pauca tuere soli.
Sic tua non intrent vetuli pomaria fures,
Sed puer et longis piücbra puella comis.
XVII.
Cinnam, Ciuname, te iubes vocari.
Non est bic, rogo, Ciuna. barbarismus?
XIV 4, Conscribat Sehn- Non scribat codd. SchnK
XVI 2. soli TIi3f Schi loci QEFio Sa- 4. et TliXBC Sehn
et fehlt E aut QFio Scr.
XVI 2. Ovid. F. III 192 Iiigeraque inculti pauca teuere soli.
4. Ovid. Am. I 1, 20 Aut puer axit longis compta puella comis.
Basrelief Lancellotti hält Amor neben Venns den cestos in Händen.
Welcker zu KOMüller Hdb. d. Archäol. 377, 5.
Acidalia Venus. Bei Verg. A. I 427 nach Servius von der Quelle
Acidalia bei Orchomenos in Boeotien, wo Venus mit den Grazien
badete.
XIV 1. 3. Zu II 41, 34.
4. virum putaho. Sprichwörtlich, wie bei Cicero ad Quintum fra-
trem II 9, 3. Vgl. II 69, 8 si vir es, ecce nega.
XV. Vgl. zu IV 32.
XVII. lieber derartige Namensänderungen, namentlich von Frei-
gelassenen, die ihren früheren Sklavenstand vergessen zu machen
wünschten SG I 177.
438 M. Valerii Martialis
Tu si Furius ante clictus esses,
Für ista ratione dicereris.
XVIII.
Saneta Salonini terris reqniescit Hiberis,
Qua melior Stygias uon videt umbra domos.
Sed lugere nefas: nam qui te. Prisce, reliquit,
Vivit qua voluit vivere parte magis.
XIX.
Non de vi neque caede nee veneno,
Sed lis est mihi de tribus capellis:
Vieini queror has abesse furto.
Hoc iudex sibi postulat probari:
5 Tu Cannas Mitliridaticumque bellum
Et periuria Punici furoris
XIX 5. Cannas] Cinnas Hns Carrhas LMueller Rhein. 3Ius.
XXXI 307.
(XVIII 4. Horat. C. II 17, 5; vgl. unten.)
XVIII 1. Salonini. Ein Verwandter oder Frennd des Terentius
PriscTis, dem M. das 12. Buch dedicirte.
4. Wol mit Anspielung auf den Pythagoräischen Spruch: oi/.ojv
ctt)[jiaTa jjLsv o'jo, 'Vj/rj o£ |j.[o:. Saloninus wollte lieber, dass die Hälfte
der ihm und Priscus gemeinsamen Seele, welche in dem Leibe des
Letzteren wohnte, leben sollte als die in dem seinigen. M. daclite
vielleicht auch an Horat. C. 11 17, 5 Ah te meae si partem animae
rapit Maturior vis, quid moror altera?
XIX. Durchaus verwandt, wie schon Farnabius bemerkt hat .Les-
sing VIII 516), ist das 84. Epigramm des Lucillius Anthol. Gr. ed.
Jacobs III p. 46 (T II 334):
Xoipioiov -i^at ßoüv drcoXcuÄsy.a 7.cti (j.tav rAfa,
^Q-i yäf^vi etXrj(pac [AioSoiptov, Mevr/Xeic.
O'jte 0£ [-tot -/.owov Tt Tipöc 'O&puaoav -iz-^i^rfiu,
O'jT d-aYw •'tX^TTTac xou? a-6 BepfxozuXwv
'AXXd lipo? E'jTuyiSrjV 'iyo\).Z') xpi'otv woxe xf ttoisi
'Evöaoe fAoi Ssp^Y]? y.al Aa-/£oai|ji6vioi ;
IIXtiv */ä(jLOÜ [j!.vTia&Y]Ti ^6[jio'J "/apw, r^ [Aeya •/pa;W
AAAA AEEEI MENEKAHi, AAAA TO XOIPIAION.
6. Vgl. IV 14, 2 Qui periuria barbari furoris. Der Vers enthält
Epigrammaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90). 439
Et Sullas Mariosqne Mudosque
Magna voce soiias mamique tota.
lam die, Postume, de tribus capellis.
XX.
Mutua te centum sestertia, Phoebe, rogavi,
Cum mihi dixisses »exigis ergo nihir?«
Inquiris, dubitas. cunctaris raeque diebus
Teque decem crncias: iam rogo, Phoebe, nega.
XXI.
Perpetuam Stellae dum iungit lanthida vati
Laeta Vemis, dixit »Plus dare non potui.«
Haec coram domina; sed nequius illud in aure:
»Tu ne quid peeces, exitiose, vide.
5 Saepe ego lascivum Martem furibunda cecidi,
Legitimos esset cum vagus ante toros.
Sed postquam mens est, nulla nie paelice laesit:
Tam frugi Inno vellet habere loveni.«
Dixit, et arcano percussit pectora loro.
10 Plaga iuvat: sed tu iam, dea, caede duos.
XXI 3. in aure TQ Sclin^ in aurem EFoy SchuA vielleicht
richtig 7. paelice XAF pellice Sehn 10. caede (cede) duos PFO
Scr pare deo EXABCG parce deo Q Schn^ Munro parce tuo
Hns Sehn'-.
XXI 2. Horat. C. HI 21, 21 laeta Venus. 7. Ovid. A. am. III
739 Ante diem morior, sed nulla paelice laesa.
keine Wiederholung von Cannas v. 5, wofür weder mit Heinsius Cin-
nas noch mit LMueller Carrhas zu lesen ist.
XX. Verwandt VI 30 und VII 43.
1. Phoebe. Zu II 44, 8.
XXI. Auf die auch von Stat. S. I 2 besungene Hochzeit des
Stella (I 7) mit der von M. (VII 14 n. 15; 50 XII 3) lanthis genannten
Violentilla.
3. domina. Vgl. VI 86, 1 VII 50, 1 und zu V Ol, 3.
in aure. Zu III 44, 12.
10. caede duos. Die von Munro verth eidigte Lesart der Fam. Ca
parce deo (Spare — den Schlag— von nun an für den Gott vgl. Verg.
A. X 532 G. IV 239; Lucret. VI 399) passt nicht zu v. 7 u. 8.
440 M. Valerii Martialis
XXII.
Quod nubis, Proculiiiii, concubino
Et, moeehum modo, nunc facis maritum,
Ne lex lulia te notare possit:
Non nubis, Proculina, sed fateris.
XXIIL
Stare iubes nostrum semper tibi, Lesbia, penem
Crede mihi, non est mentula, quod digitus.
Tu licet et manibus blandis et vocibus instes,
Te contra facies imperiosa tua est.
XXIV.
Nil lascivius est Charisiano:
Saturnalibus ambulat togatus.
XXV.
Marcelline, boni suboles sincera parentis,
Horrida Parrhasio quem tenet ursa iugo,
XXin 4. Te contra Sehn E contra T Contra te QUFm Scr.
XXV 2. tenet Sehn- teget T tegit IJFca Schn^ tvemit frühert.
(XXIII 4. Juvenal. 6, 198 dicas haec mollius Haemo Quamquam
et Carpophoro, facies tna computat annos.)
XXIII. Stellt im Parisin. SU69 s. XL fol. 127/128. Baehrens Plra
IV p. 18.
XXII. Vgl. I 74 V 75 VI 2 VI 45. Die von Doniitian erneuerte
lex Julia de adulteriis (zn VI 2) verbot also auch Concubinate.
XXIV. 2. An den Saturnalien trug man allgemein statt der Toga
die Synthesis. XIV 1, 1; 141. Marquardt StV III 587.
XXV 1. MareelUne. Zu III 6, 2.
2. Horrida Parrhasio quem tenet ursa iugo. IV 11,3 Parrhasia sub
ursa. Hier ist ffalls niclit Parrhasium iugum selbst das Nordische
Gebirge sein soll, auf dem Marcellinus sich befindet) wol (mit Gilbert)
zu verstehn: die Bärin, welche dem Arkadischen Gebirge fiu'chtbar
war (Callisto), und dies bezeichnet dann den Norden.
tenet: VII 7, 1—4 Hiberna quamvis Arctos — Teneat.
Eß^rammaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90). 44 1
nie vetiis pro te patriiisqiie quid optet amicns,
Aceipe et haec inemori pectore vota tene:
Cauta Sit ut virtus, nee te teraerarins arclor
In medios enses saevaque tela ferat.
Bella velint Martemqiie ferum rationis egentes,
Tu potes et patris miles et esse diicis.
XXVI.
Periclitatur capite Sotades noster.
Reiim piitatis esse Sotaden? non est.
Arrigere desit posse Sotades: lingit.
XXVII.
Bis viciue Nepos — nam tu quoque proxima Florae
Incolis et veteres tu quoque Ficelias —
XXV 8. Wie im Text TEXABCF(; et esse decus O et pa-
triae m. et esse ducis P et patrie ra. et e. decus Q m. et esse tuus
Beverland et partes miles obisse ducis Eldik Tu patris esse potes
miles et esse ducis? vql. unten.
XXV 4. Ovid. Her. 13, 06 ISignatum memori pectore nomen
habe. Ovid. Ex P. II 10, 52 Istic me memori pectore semper habe.
Ovid. F. III 178 et memori pectore vota nota.
3. vetus — amicus = VIII 14, 7; 43, 3.
8. Vielleicht schrieb M.: Tu patris esse potes miles et esse ducis.
Patris IV 16, 2 IV 45, 5 VI 54, 4 XIV 174, 2 und öfter. Patres XIV
43, 2 patres VI 27, 10 XI 5, 5. Der Sinn: Du kannst zugleich ein
Soldat nach dem Wunsche deines Vaters (d. h. so viel als möglich
aiif Erhaltung deines Lebens bedacht und des Feldherrn sein Id. h.
den Ansprüchen desselben genügen).
XXVI. 1. Sotades. Der Name ist deshalb gewählt, weil in den
Gedichten des Sotades als des Hauptdichters des Xöyos v.waiooXÖYo?
(zu II 86, 2) ohne Zweifel unnatürliche Laster oft vorkamen.
3. desit. Zu III 75, 1. Vgl. XI 25; 85; 61.
XXVII. 1. Xepos. Ein Freund des Dichters X 48; über seinen
Wein XIII 124.
proxima Florae. Zu V 22. 4.
2. veteres Ficelias. Das Gebiet der früh verscliwundenen altlati-
442 ^^- Vülerii Marti;ilis
Est tibi, qucae patria Signatur imagine vultus,
Testis maternae nata pudieitiae.
5 Tu tarnen annoso nimium ne parce Falerno,
Et potius plenos aere relinque cados.
Sit pia Sit locuples, sed potet filia mustum:
Amphora cum domina nunc nova fiet anus.
Caecuba non solos vindemia nutriat orbos:
10 Possunt et patres vivere, crede mihi.
XXVIII.
Libertus Melioris ille notus,
Tota qui cecidit dolente Roma,
Cari deliciae breves patroni,
XXVII 7. Sit pia] Est pia, IDuff Ifimro. 8. fiet PEXACFG
Schn^ Gilbert'^ p. 520 fiat QBO Sa- Sehn- Paukstadt p. 16 stellt um:
4. 7. 8. 5. 6. 9. 10.
XXVII 4. Catiill. 61, 221 Sit sno similis patri Manlio et facile
insciis noscitetur ab omnibus Et pudicitiam suae Matris indicet ore.
XXVIII. Aiison. XVII (Epitaphia) 35. De Glaucia inmatiira
inorte praevento.
niscben Stadt, die sonst Ficulea oder Ficulnea lieisst (an der via Sa-
laria vor Nomentum, vgl. Nibby Analisi della carta de' contorni di
Koma p. 44), auf welchem das Gut des Nepos und M.'s Xomenta-
nura lag.
3 SS. M. fordert Nepos auf, sich alten Falerner zu gönnen und
ihn nicht für seine Tochter aufzuheben, wenn er auch im Uebrigen
spare, um ihr ein Vermögen zu hinterlassen. Vgl. XIII 120.
7. »Mag die gute Tochter (pia ist nicht mit locuples coordinirtes
Prädikat, sondern Attribut), mag sie reich werden; aber sie mag
jungen Wein trinken; übrigens wird ja auch die jetzt junge Amphora
mit ihrer Herrin altern«. Gilberts p. 520.
9. Alter Wein auch sonst als Geschenk der Erbschleicher an
kinderlose Greise erwähnt. SG I 369, 1. Doch kann M. auch gemeint
haben, dass diese ihn sich gönnen, weil sie nicht für ihre Kinder zu
sparen brauchen.
10. patres. Zu VI 25, 8. vivere. Zu I 15, 4.
XXVIII. Auf den auch von Stat. S. II 1 besungenen Tod des
dreizehnjährigen Glaucias, Freigelassenen des Atedius Melior (zu II
69, 7). Vgl. VI 29. 1. notus. Zu V 37, 22.
Epigramm aton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90). 443
Hoc siib marmore Glaiicias hiimatiis
5 luncto Flaminiae iacet sepiilcro:
Castus moribus, integer piiclore,
Velox ingenio, clecore felix.
Bis senis modo messibiis peractis
Vix imiim puer applicabat anmim.
10 Qui fies talia, nil fleas, viator.
XXIX.
Non de plebe domus uec avarae verna catastae,
Sed domini sancto dignus amore puer,
Munera cum posset nondum sentire patroni,
Glaucia libertus iam Melioris erat.
5 Moribus hoc formaeque datum: quis blandior illo?
Aut quis Apolliueo pulchrior ore fuit?
Inmodicis brevis est aetas et rara senectus.
Quidquid amas, cupias non placuisse nimis.
XXX.
Sex sestertia si statim dedisses,
Cum dixti mihi »Sume, tolle, dono«.
XXVIII 6. integer EFw Rand v. Q Schi innocens %^Q Sei:
5. luncto Flaminiae. Aehnlich von immittelbarer Nähe XII 4«,
S innctaque testa viae. Zu I 90, 1.
10. nil fleas viator. Möge es dir für deine Theilnahme stets wol
ergehen. Dergleichen Zurnfe an den theilnehmenden Wanderer in
Grabschriften bei Wilmanns Exempl. inscr. 118.
XXIX 1. nee avarae verna catastae. Als verna bezeichnet den
Glaiicias auch Stat. S. II 1, 7 Non te barbaricae versabat turba ca-
tastae. Der Sinn von M.'s Worten kann kaum sein: kein verna, dessen
man sich durch Verkauf entledigt, der also auf die catasta kommt.
Sondern M. hat gemeint: ein verna, nicht ein auf der catasta ge-
kaufter Sklave, und sich mit einer auch für ihn ungewöhnlichen iEinl.
S. 20, 1 ) Nachlässigkeit ausgedrückt.
3. 3Iunera. Wie munere I 101, 8.
7. 8. Ueber die Vorstellung, dass besonders früh und schön ent-
wickelte Kinder (immodici, die das gewöhnliche Mass überschreiten)
iung sterben, vgl. Lehrs Populäre Aufsätze- S. -IG.
XXX. Vgl. VI 20.
2. dixti. Zu ni 22, 4.
444 ^^- Valerii Martialis
Deberem tibi, Paete, pro diicentis.
At nunc cum dederis diu moratus,
5 Post Septem, puto, vel novem Kalendas,
Vis dicam tibi veriora veris?
Sex sestertia, Paete. perdidisti.
XXXI.
Uxorem, Charideme, tuam scis ipse sinisque
A medico futui: vis sine febre mori.
XXXII.
Cum dubitaret adhuc belli civilis Enyo
Forsitan et posset vincere mollis Otbo,
Damnavit multo staturum sanguine Hartem
Et fodit certa pectora tota manu.
5 Sit Cato, dum vivit, sane vel Caesare maior:
Dum moritur, numquid maior Otbone fuit?
XXXIII.
Nil miserabilius, Matho, paedicone Sabello
Vidisti, quo nil laetius ante fuit.
Furta, fug-ae, mortes servorum, incendia, luctus
Affligunt hominem, iam miser et futuit.
XXXIV.
Basia da nobis, Diadumene, pressa. »Quot?« inquis.
Oceani fluctus me numerare iubes
XXXII 3. miilto staturum] multum staturum T multo statu-
rum ^Q (in Q das erste t radiert) miiltos (s;aturum XAB multo satu-
rum JEF m. saturiim jam GO m. saturatum C 4. tota TQ Sch)i iuda
X2}r£ nuda FFio Scr.
XXXIV. Catull.
XXXI 2. sine febre: nämlich durch Gift. Ueber die den Aerzten
gemachten Vorwürfe des Ehebruchs und der Giftmischerei SGI319,4u.5.
XXXII 1. civilis Enyo. Wie navalis Enyo Sp 24, 3 und civilis
Erinys Lucan. IV 188 Stat. S. V 3, 195. Zu Sp 12, 1.
XXXIV. Mit Erinnerung an Catull 5 und 7. Vgl. Paukstadt p. 7
und M. XI 6, 14 Da nunc basia sed Catulliana. Vgl. auch XII 59.
1. Diadumene. Zu III 65, 9.
Epigrammaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 9u;. 445
Et maris Aegaei sparsas per litora couclias
Et quae Cecropio monte vagantui* apes,
5 Quaeque sonant pleno vocesque mamisque tlieatro,
Cum popiüus subiti Caesaris ora videt.
Nolo quot arguto dedit exorata Catiülo
Lesbia: pauea cupit, qui mmierare potest.
XXXV.
Septem clepsydras magna tibi voce peteuti
Arbiter invitus, Caeciliane, dedit.
At tu multa diu dicis vitreisque tepentem
Ami)ullis potas semisupinus aquam.
5 Ut tandem saties vocemque sitimque, rogamus,
lam de clepsydra, Caeciliane, bibas.
XXXVI.
Meutula tam magna est, quantus tibi. Papile, nasus,
Ut possis, quotiens arrigis, olfacere.
XXXVII.
Öecti podicis usque ad umbilieum
Nullas relliquias habet Charinus,
Et prurit tamen usque ad umbilieum.
XXXV 3. dicis R (nach Deiter] EFm Schn^ Paley Munro Gil-
herf^ 2). 5-2ü ducis TQ [derselbe Fehler VI 44, 3 X 25, 6; Schn^.
3. 4. Ovid. A. a. II 517 quot apes pasciintur in Hybla, Littore
quot conchae.
7. arrfuto — Catullo. VIII 73, 7 arguti Tibulli.
XXXV 1. clepsydras. Kacb Wasseruhren wurde den Anwälten
die Zeit für ihre Reden vor Gericht bestimmt. Plin. Epp. II 14 dixi
horis paene qxtinque; nam duabus clepsydris quas acceperam, sunt
additae quattuor. Id. VI 2, 6 quia paucioribus clepsydris praecipi-
tamus caussas. Bethmann- Hollweg D. röm. Civilprocess II 592 f.
Vgl. auch lex col. Genetivae c. 102 Ephem. epigr. II p. 111 u. 144 s.
XXXVII 1. usque ad umbilieum. Zu IV 89, 2.
2. Cliarinus. Zu I 77.
446 M. Vsilerii Martialis
0 quanta scabie miser laborat!
5 Ciüiim non habet, est tarnen ciuaedus.
XXXVIII.
Aspicis, iit parvus uec adhuc trieteride pleua
Regiüus aiiditum laudet et ipse patrem?
Maternosque sinus vi so genitore relinquat
Et patrias laudes sentiat esse suas?
5 lain clamor centumque viri densumque Corona
Vnlgiis et iufanti lulia tecta placeut.
Acris eqiü suboles magno sie pulvere gaiidet,
Sic vitulus molli proelia fronte ciipit.
Di, servate, precor, matri siia vota patrique,
10 Audiat ut natiim Regiüus, illa duos.
XXXIX.
Pater ex Manüla, Cinna, faetus es Septem
Non liberorum: namqiie nee tims qnisquam
Nee est amici filiusve vicini,
Sed in grabatis tegetibusqiie eoncepti
(XXXVIII 8. Aixson. Epigr. 56 [5S Toll.] 4 sie vituUis sitiens
iibera nostra petit.)
4. scahie. Soviel als prurigine hier und XI 7, 6.
XXXVIII 1. Der hiernach im Jahre 87 (spätestens 88) geborene
Sohn des Regulns (zu I 12) starb noch als puer (Plin. Epp. IV 2), also
schwerlich später als 102/103, was mit der Ansetzxing der Briefe des
vierten Buchs des Plinius in der Zeit von 102 bis 105 (Mommsen, oder
103 bis 106 (Asbach Rhein. Mus. XXXVI [ISSl] S. 49) sich sehr wol
vereinigen lässt.
4. Vgl. V 6, 6.
5. centumque viri. Bei dem in der Kaiserzeit in Civilsachen ur-
theilenden Centumviralgericht machte sich die Anwaltsberedsamkeit
am meisten geltend. Vgl. VII 63, 7ss. Bethmann-Hollweg röm. Ci-
vilprocess II 53 flf. Madvig Verfassg. u. Verwaltg. d. röm. St. II 220 fif.
Die am forum befindliche Basilica Julia als Sitz dieses Gerichts Plin.
epp. V 9, 1. 2 II 14 VI 33. Becker Top. S. 243.
XXXIX. Ueber die Liebschaften der Frauen mit ihren Sklaven
SCt I 429 f.
4. tegetihus. IX 92, 3 Dat tibi i'servo) securos vilis tegeticula
somnos. XI 32, 2 de bibula sarta palude
Epigrammatoll Liber VI fedirt Sommer oder Herbst 90;. 447
5 Materna produut capitÜDus suis fiirta.
Hie, qui retorto crine Maurus inceclit,
Subolem fatetur esse se coei Sautrae.
At ille siraa uare. turgidis labris
Ipsa est imago Fanny ehi palaestritae.
10 Pistoris esse tertium quis ignorat,
Quicimqne lippum novit et videt Damam?
Quartus cinaeda fronte, candido viiltii
Ex eonciibino natus est tibi Lygdo:
Pereide, si vis, filium: nefas uon est.
15 Hunc vero acuto capite et auribiis longis.
Quae sie moventur. nt solent asellorum,
Quis morionis filium negat Cyrtae?
Duae sorores, illa nigra et haec rufa.
Croti choraulae vilicique sunt Carpi.
20 lamque hybridarum grex tibi foret plenus,
Si spado Coresus Dindymusque nou esset.
XL.
Femina praeferri potuit tibi nulla, Lycori:
Praeferri Glyeerae femina nulla potest.
Haec erit lioc quod tu: tu non potes esse quod haec est.
Tempora quid faciunt! haue volo, te volui.
XXXIX IT. negat PQEABFOSclur^ neget (u.SVä«i.
XL 2. Priap. 18, 2 Laxa quod esse mihi femina uxiUa potest.
(Prep. IV 7, 10 femina nullaj.
5. furta. Zu I 34, 2. 9. palaestritae. Zu III 58, 2.5.
13. Lygdo. Name eines puer exoletus oder Eunuchen von der
marmorähnliclien Weisse der Haut oder der Bildschönheit. VI 45, 3
XI 73, 1 XII 71.
17. morionis. Zu III 82, 24.
19. Croti. Der Name vielleicht, wie der entsprechende lateinische
Favor, ein Künstlern tmd Musikern öfter gegebener. SG II 571.
21. Dindymus. Name eines Eunuchen auch XI 81, eines exo-
letus V 83 X 42 XI 6 XII 75 nach dem so genannten Heiligthum
der Cybele in Cyzicus .
XL 3. Haec erit hoc quod tu. Vgl. V 45, 2 Istud quae non est,
dicere Bassa solet.
448 M- Valerii Martialis
XLI.
Qui recitat lana fauces et colla revinctus,
Hie se posse loqui, posse tacere negat.
XLII.
Etnisci nisi tliermiüis lavaris,
Illotus morieris, Oppiane.
Nullae sie tibi blandientur undae,
Nee fontes Aponi rüdes puellis,
5 Non mollis Sinuessa fervidique
Flnctns Passeris aiit siiperbus Anxur.
Non Phoebi vada prineipesque Baiae.
Niisquam tarn nitidum vaeat . serenum :
Lux ipsa est ibi longior, diesqiie
10 Nullo tardius a loco reeedit.
Illic Tayg-eti vireut metalla
Et eertant vario decore saxa,
XLII 8. vacat QEFm micat P.
XLI. Zu III 18.
XLII. Früher abgefasst als Stat. S. I 5 auf denselben Gegen-
stand. Zu V. 14 f.
1. Etrusci. lieber Claudius Etruscus, den Sohn des von M. und
Statins mehrfach besungenen kaiserlichen Freigelassenen a rationibus
vgl. VI 83 VII 40 und SG I 82, 8; 85, 6; 87, 1; 90, 3; 93 f.; 153.
2. Oppiane. Wol nur hier der Name eines Freundes M.'s, an den
übrigen Stellen VI 62 Yll 4 VIII 25 willkürlich gewählt.
4. Diese berühmten heissen Schwefelquellen bei Patavium schil-
dert attsführlich Cassiodor Variar. II 39. Vgl. Aquae StEE I^
S. 1369.
5. Ueber die aquae Sinuessanae Strabo V 234. Plin. XXXI 8.
Tacit. H. I 72. Sil. Ital. VIII 528.
6. Fluctus Passeris. Aquae Passerianae in Etrurien an der Strasse
von Volsinii nach Eom. St.RE a. a. 0. Anxur. Zu V 1, 6.
7. Phoehi vada. Aquae Apollinares in Etrurien, jetzt Bagni di
Vicarello. A. a. 0. S. 1366.
8. In keinem Bade giebt es einen so hell erleuchteten freien
Raum. Vgl. Stat. S. I 5, 45. Ueber die hohen Ansprüche an die Hel-
ligkeit der Bäder zu I 59, 3.
11—15. Ueber den Luxus des bunten Gesteins SG III 85 f.
11. Taijgeti — metalla. Der grüne lakonische Marmor. Vgl. IX 75, 9.
Epigrammaton Liber VI edirt Sommer oder Herbst 90). 449
Quae Phryx et Libys altius cecidit.
Siccos pinguis onyx anhelat aestus
15 Et flamma tenui calent opliitae:
Eitus si plaeeant tibi Laconum,
Contentus potes arido vapore
Cruda Virgine Marciave mergi;
Quae tarn Candida, tarn serena lucet,
20 Ut millas ibi suspiceris undas
Et credas vacuam nitere lygdoii.
Non attendis, et aure me supiua
lam dudum quasi neglegenter audis.
Illotus morieris, Oppiane.
XLIII.
Dum tibi felices se indulgent. Castrice. Baiae
Canaque sulphureis nympha natatur aquis.
XLII IS. Marciave PQSchn^ Marciaque JEFoiSchtiK
XLIII 1. felices se indulgent il/imro felices \nAn\gent codd. Schi
2. nympha QEFm Sehn lympha Koestlin limpha N unda T.
13.' Der Phrygische Synnadische violett gefleckte pavonazzetto)
und der gelbröthliche numidische Marmor giallo antico).
14. 15. Stat. S. I 5, .{ö sagt ausdrücklieh das Gegentheil : Mae-
ret onyx longe queriturque exchisus ophites. Offenbar eine Berichti-
gung der Angabe M.'s, dessen Gedicht Statins also bereits kannte.
SG III 85, 7. Mit Unrecht glaubt Kerckhoff Duae Quaest. Papinianae
Berol. 18S4 p. IT, dass eine solche erst nach der Herausgabe des
ganzen sechsten Buches des M. hätte erfolgen können. Ueber onyx
(Alabaster) Marquardt Prl. C04 SG HI Bö, 2 u. 7.
IG— 18. Nach dem lakonischen, d. h. trockenen Schwitzbade in
stark erhitzten Räuoien (14. 15, übergoss man sich mit kaltem Wasser,
welches zu diesem Behufe aus der aqua Virgo (zu V 2ü, 9j und Marcia
(14Ü V. Chr. von Q. Marcius Rex erbaut Becker Top. 703) herbei-
geleitet war. Marquardt Prl. 273, 1 — 3.
21. lycjdon. Zu VI 13, 3. 24. Zu II 6, 17.
XLIII. 1. se üidulgetit. Stat. S. IV 6, 36 deus ille, deus, seseque
videndum Indulsit, Lysippe, tibi. Juv. 2, 165 ardenti sese indulsisse
tyranno. Vgl. Stat. Theb. VI 232 S. II 2, 36. Juv. 2, 167. M. I 101,
2. Munro. Castrice. Ein Freund M. s, der selbst Dichter war. VI 68-
VII 4 ; 37 ; 42.
2. nympha. Die Metonymie nympha natatur ist kaum kühner als
nympha — quae — laberis VI 47, 1. 2. Zu Sp 12, 1.
Martial I. 29
450 M. Valerii Martialis
Me Nomentani coufirmant otia ruris
Et casa iug-eribus nou onerosa suis.
5 Hoc mihi Baiani soles mollisque Lucrinus,
Hoc mihi sunt vestrae, Castrice, divitiae.
Quondam laudatas quocimque libebat ad imdas
Currere nee lougas pertimiiisse vias.
Nunc lu'bis vicina iiivant facilesque recessus,
10 Et satis est. pigro si licet esse mihi.
XLIV.
Festive credis te, Calliodore, iocari
Et soliim multo permadiiisse sale.
Omnibus adrides, dicteria dicis in omues:
Sic te convivam posse placere putas.
5 At si eg-o uon belle, sed vere dixero quiddam,
Nemo propinabit, Calliodore, tibi.
XLV.
Lusistis, satis est: lascivi nubite cuuni:
Permissa est nobis non nisi casta Venus.
Haec est casta Venus? nubit Laetoria Lygdo:
Turpior uxor erit, quam modo moecha fuit.
XLVI.
Vapulat adsidue veneti quadriga flagello,
Nee currit: mag-nam rem, Catiane, facit.
XLVI 1. adsicliie(aey TXA assidue Sehn 2. facit EFoi Scr
t
Gilbert p. 25 facis Q facis T Sch?i.
3. Nmnentani — ruris. Zu I lü.5, 1 und II 38, 1.
4. Vgl. Horat. C. I 12, ii avitus apto Cum laxe fundus. Cato
R. r. c. 3 ne villa funduiu quaerat neve fundus villam. Beide Stellen
vergleicht auch Munro Journal of philology XI p. 286.
8. longas — vias. Zu I 2, 2.
XLIV 5. si ego. Die Elision von si auch VII 18, 14. LMueller
r. m. 283. quiddam sc. te esse oris impuri.
6. propinabit. Zu I 68, 3.
XLV. Vgl. VI 22.
1. XIV 79, 1 Ludite lascivi, sed tantum ludite servi.
3. Lygdo. Zu VI 39, 13. Hier wol ein Eunuch; vgl. VI 67.
XLVI. Vgl. XIV 55. Eine Verspottung der von Domitian mit
Epigrammatoll Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90,. 451
XLVII.
Nympha, mei Stellae quae fönte domestica puro
Laberis et clomini g-emmea tecta subis,
Sive Numae coniimx Triviae te misit ab antris,
Sive Camenarum de grege nona venis:
ö Exolvit votis hac se tibi virgine porca
Marcus, furtivam quod bibit aeger aquam.
Tu contenta meo iam crimine gaudia fontis
Da secura tui: sit mihi sana sitis.
XLYin.
Quod tarn grande soplios clamat tibi turba togata,
Non tu. Pomponi. cena diserta tua est.
XLIX.
Non sum de fragili dolatus ulmo.
Nee quae stat rigida supina vena;
De ligno mihi quolibet columna est.
Ungunst behandelten blauen Partei im Circus SG 11 299, 5. Catianus
nur liier. Ueber die Stellung des Vokativs zu I 16, 2.
XLVII. M. hatte während einer Krankheit (vgl. VI 58) trotz des
ärztlichen Verbots kalter Getränke yi 86, aus der auch VII 15 und
50 besungenen, XII 3, 12 als Janthea aqua bezeichneten Quelle im
Hause des Stella (wo er vermuthlich damals wohnte] getrunken. Das
Opfer scheint er der Quelle darzubringen, damit ihm der Trunk nicht
schade.
1. 2. Vgl. VI 43, 2 und zu Sp 12, 1.
3. Auch im Hain der Diana (Tri via; von Aricia wurde eine Egeria
verehrt. Preller EM II 129, 3.
4. Die Camenen, Quellnymphen, fasst M. hier, wie die römischen
Dichter gewöhnlieh, als die griechischen Musen auf. Preller RM
II 129 f.
7iona auch hier wol wie VHI 3, 9 Thalia, als Muse des Dichters.
5. virgine porca = XIII 56, 1.
7. coiitenta meo iam crimine. Zufrieden mich einmal zur Ueber-
tretung der ärztlichen Vorschrift verführt zu haben.
S. sit mihi sana sitis. Möge mein Durst meiner Gesundheit nicht
unzuträglich sein.
XLVIII 1. yrande sophos. Zu I 3, 7 und über den durch Ein-
ladungen erkauften Beifall SG I 340, 7 u. 8. Vgl. III 376.
XLIX. Vgl. VI 73.
29*
452 M. Valerii Martialis
Sed Viva generata de cupressu.
5 Quae nee saecula centies peracta
Nee longae cariem timet senectae.
Hanc tu, quisquis es, o malus, timeto.
Nam si vel minimos manu rapaci
Hoc de palmite laeseris racemos,
lü Nascetur, licet hoc velis negare.
Inserta tibi ficus a cupressu.
L.
Cum coleret puros pauper Telesinus amicos,
Errabat gelida sordidus in togula:
Obsceijos ex quo coepit curare cinaedos,
Argentum, mensas, praedia solus emit.
5 Vis fieri dives, Bitbynice? conscius esto:
Nil tibi vel minimum basia pura dabunt.
LI.
Quod convivaris sine me tarn saepe, Luperce,
Inveni, noceam qua ratione tibi.
Iraseor: licet usque voces mittasque rogesque -
»Quid facies?« inquis. Quid faciam? veniam.
L 5. Bithynice? Frdl Gilbert Bithynice, Sdin.
LI 3. Interp. nach 3Iunro. Sehn: Iraseor. rogesque.
XLIX 8. Priap. 52 Heus tu, non bene qui manum, rapacem
contines ab horto.
6. Plin. N. h. XVI 212 Cariem vetustatemque non sentiunt cu-
pressus cedrus hebenus etc. — rimam fissuramque non capit sponte
cedrus, cupressus etc. raaxume aetemam putant hebenum et cupres-
sum etc. M. VI 73, 7 Sed mihi perpetua nunquam moritura cupressu
Phidiaca rigeat mentula digna manu, viva (v. 4) soviel als vivaci.
11. ßcus. Zu I 65.
L. 2. gelida — in togula. Zu III 38, 9.
5. conscius esto. Juv. 3, 49 Quis nunc diligitur nisi conscius et
cui fervens Aestuat occultis animus semperque tacendis.
Epigrammaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90^ 453
LH.
Hoc iacet in tumulo raptus puerilibus annis
Pantagathus, domini cura dolorque sui,
Vix tangente vagos ferro resecare capillos
Doctus et hirsutas excohiisse genas.
Sis licet, ut debes, tellus, placata levisque.
Artificis levior non potes esse manu.
LIIL
Lotus nobiscum est, hilaris cenavit, et idem
Inventus mane est mortuus Andragoras.
Tarn subitae mortis causam. Faustine, requiris?
In somuis medicum viderat Hermoeraten.
LIV.
Tantos et tantas si dicere Sextilianum,
Aule, vetes, iunget vix tria verba miser.
»Quid sibi vult?« inquis. Dicam, quid suspicer esse:
Tantos et tantas Sextilianus amat.
LH 1. Ovid. Her. 5, ]57 M. U 85 F. IV 417 puerilibus annis.
3. Ovid. M. XI 182 longos ferro resecare capillos. 0. TibuU. I 8, 12
Artificis docta subsecuisse manu.
(LH 1. Basilii Tetrastich, de Vergilio Baebrens Plm IV p. 128]
1 Hoc jacet in tumnlo vates Imitator Homeri .
LIII. Steht in der Handschrift der Leipziger Stadtbfbliothek (De
Andragora ad Faustinum;. Haupt Opp. I p. 291.
LI 4. veniam. Ilapd -po!;co-/,[av, da Liipercus M. nur dann einladet,
wann er erwartet, dass er nicht werde kommen können.
LH. Ein geschickter tonsor auch VIII 52.
4. excoluisse scheint zwar sonst nicht so vorzukommen, ist aber
vollkommen passend, daher nicht (mit Le Foyer Rev. de philol. VII 1,
p. 64) in expollisse zu ändern. 5. Vgl. V 34, *).
LIII. Schon Lessing VIII 516 hat an das 37. Epigramm des Lu-
cillius (Anthol. Gr. ed. Jacobs III 36 T II p. 324j erinnert:
Oü-Ä et ä^vTjYspÖT], xal TtepiaijLiAa cpspcov.
LIV 4. Tantos et tantas. Praegrandes draucos eorumque caudas.
Schrevel.
454 ^^- Valerii Martialis
LV.
Qiiod semper casiaque cinnamoque
Et nido niger alitis superbae
Fragras plumbea Nicerotiana,
Ridcs nos, Coracine, nil olentes:
5 Malo. quam bene olere, nil olere.
LVI.
Quod tibi crura rigent saetis et pectora villis,
Verba putas famae te, Charideme, dare?
Extirpa, mihi crede, pilos de corpore toto
Teque pilare tuas testificare uates.
5 ))Quae ratio est?« iuquis. Scis miütos dicere multa:
Fac paedicari te, Charideme, putent.
Lvn.
Mentiris fictos imguento, Phoebe, capillos
LV. Sidon. Apoll. C. 9, 32-4 Nardum ac pingnia Nicerotianis Qnae
fragrant alabastra tincta sncis, Indo cinnamon ex rogo petitum, Quo
Phoenix juvenescit occidendo etc.
LVI 1. Vgl. zu II 36, 5.
3. Verg. A. XII 728. 920 Ovid. M. XI 460 corpore toto. Zin-
gerle Ovid in s. Verh. I 23; Sp 1. D. S. 61.
LV 2. IX 11, 4 Qnod nidos ölet alitis superbae. Plin. N. h.
XII 8.5 Cinnamomum et casias fabnlose narravit antiquitas princepsque
Herodotus avium nidis et privatim phoenicis, in quo situ Liber pater
educatiis esset, ex inviis rupibus arboribusque decuti. Vgl. X 16, 6.
niger. Wie XII 38, 3 niger unguento. Vgl. auch VI 57, 1 und
XII 17, 7 nigra amomo.
3. plumbea. Plin. N. h. XIII 19 unguenta — meliora — con-
duntur plumbeis vasis. Nicerotiana. Niceros ein bekannter Händler
mit Salben und Wohlgerüchen; vgl. X 38 XII 65.
4. Coracine. M. bezeichnet auch hier wie IV 43, 1 mit diesem Namen
einen cunnilingus, der sich aus demselben Grunde parfümirt, wie Bae-
ticus III 77 üble Gerüche anwendet.
5. II 12, 4 Non bene ölet, qui bene semper ölet.
LVI 1. Vgl. II 36, 5.
2. Giarideme. Der Name für einen cunnilingus auch VI 81.
6. Um den Verdacht seines wirklichen Lasters abzuwenden.
LVII 1. 2. Vgl. VI 74, 2.
1. ßdos imguento — capillos. Die Haare müssen also mit einer
Epigrammaton Liber VI edirt Sommer oder Herbst 90). 455
Et teg'itur pictis sordida calva comis.
Tonsorem capiti non est adliibere necesse:
Rädere te melius spongea, Phoebe, potest.
LVIII.
Cernere Parrhasios dum te iiivat, Aule, triones
Cominus et Getici sidera pig-ra poli,
0 quam paene tibi Stygias ego raptus ad undas
Elysiae vidi nubila fusca plagae!
5 Quamvis lassa, tuos quaerebant lumina vultus
Atque erat in gelido plurimus ore Pudens.
Si mihi lanifieae ducuut non pulla sorores
Stamina nee surdos vox habet ista deos,
Sospite me sospes Latias reveheris ad urbes
10 Et referes pili praemia clarus eques.
LVII 4. spongea TAB in-G spongia Sclin.
LVIII 2. pigra %TQF Scr Gilbert p. 23 ferre Eio Sehn (vgl
IX 46, 2J.
LVni 3. Verg. A. VIl 773 Stygias detrnsit ad undas. Stat. S.
III 5, 37 Qnalem te nuper Stygias prope raptus ad umbras. S. Ovid.
Ex P. II 8, 28 Per numquam surdos in tua vota deos.
schwarzfärbenden Salbe zu VI 55, 2 auf der Glatze wirklich gemalt
gewesen sein. Vgl. v. 2.
LVIII 1. Atile: Aulus Pudens; zu I 31. Er scheintauch damals
noch wie zur Zeit von XIII 69 in Pannonien gestanden zu haben.
Parrhasios — triones. VII 80, 1 Odrysios — triones IX 45, 1 Hy-
perboreos — triones.
2. Getici sidera pigra poli. IX 45, 2 Et Getico tuleras sidera
pigra polo. Pigra verdient an dieser Stelle den Vorzug vor ferre,
weil die Beziehung auf den Hexameter so bequemer ist und ferre zu
cominus nicht recht passt. Gilbert p. 23.
3. O quam paene. Zu I 12, 6.
Stygias — ad undas. TaVl I 78, 4.
7. lanifieae — sorores. Zu IV 54, 5.
8. pulla — Stamina. Zu IV 73, 4.
10. Zu I 31.
456 M. Valerii Martialis
LIX.
Et dolet et queritnr, sibi non contingere frigiis,
Propter sescentas Baccara gausapinas.
Optat et obseuras luees ventosque nivesque,
Odit et hibernos, si tepuere, dies.
'. Quid fecere mali uostrae tibi, saeve. lacernae,
Tollere de scapulis quas levis aura potest?
Quanto simplicius, quanto est humanius illud,
Mense vel Augusto sumere gausapinas!
LX.
Rem factam PompuUus habet. Faustiue: legetur
Et nomen toto sparget in orbe suum.
«Sic leve flavorum valeat genus Usiporum,
LX :5. Usiporum P Sehn- usiporum Q Visiporum T Usi-
piorum EF(a Schn^.
LIX 2. Baccara. Name für einen in Rom lebenden Nordländer
auch XI 74.
5. Quid fecere jnali. Vgl. I 18, 3. 4.
5 — 8. Wenn Baccara nicht, um die gewünschte Kälte zu em-
pfinden, dünne Mäntel tragen, sondern durchaus seine vielen gausa-
pinae zeigen will, so ist es das einfachste, sie auch im Sommer zu
tragen, und zugleich das humanste gegen die Armen, deren Neid er
dann nicht (wie im Winter; erregt.
LX. Ein Gespräch zwishen dem Dichter und Faustinus, wobei
V. 1, 2 u. 5 von dem Erstem, alles Uebrige von dem Letztern ge-
sprochen wird. Ebenso Gilbert p. 9.
1. Rem factam. Vgl. I 27, 4.
Faustine. Zu I 25, 1.
3. Usiporum. Die Usipetes (Caesar, Tac. A. I 51) oder Usipi (Tac.
A. XIII 55 s. H. IV 37 Agr. 28 u. 32 Germ. 32 Strabo 292 Ptolem.
[Oiiorot]; vgl. Grimm Gesch. d. dtschen. Spr. I- 373 Zeuss D. Deut-
schen u. die Nachbarstämme I 8S— 90 erscheinen in den Zügen des
Germanicus noch in der Gegend der Lippe, in Vespasians Zeit,
wahrscheinlich eben in Folge jener Expeditionen, weiter südwärts
Mainz gegenüber. Dass sie im J. S3 zum Reich gehört haben, vielleicht
aber erst kurz vorher unterworfen waren, geht aus der Erzählung
von ihrer Aushebung und ihrem verzweifelten Fluchtversuch Agr. 28
hervor. Mommsen RG V 113 u. 136 f.
Epigrammaton Liber VI edirt Sommer oder Herbst 90). 457
Qiiisqiiis et Ausonium non amat imperium.«
5 Ingeniosa tarnen Pompulli scripta feruntur.
»Sed famae non est hoc, mihi crede, satis:
Quam multi tineas pascunt blattasque diserti,
Et redimunt soli carmiua docta coci!
Nescio quid plus est, quod douat saecula chartis:
10 Victurus genium debet habere liber.«
LXI.
Laudat, amat, cantat nostros mea Roma libellos,
Meque sinus omnis, me raanus omnis habet.
Ecce ruhet quidam, pallet, stupet, oscitat, odit.
Hoc volo: nunc nobis carmina nostra placent.
LXII.
Amisit pater unieum Silanus:
Cessas mittere munera, Oppiane?
Heu, crudele nefas malaeque Parcae!
Cuius vulturis hoc erit eadaver?
LXIII.
Scis te captari, scis hunc qui captat, avarura,
Et scis qui captat, quid, Mariane, velit.
Tu tarnen hunc tabulis heredem, stulte, supremis
Scribis et esse tuo vis, furiose, loco.
5 »Munera magna tarnen misit.« Sed misit in hämo;
Et piscatorem piscis amare potest?
LXI 2. sinus omnis codd. (R) Sehn omnes irr. X Uns So:
LXIII. Silanus PQ^FtuScr Salnns EX AB CG Sehn.
LX 7. Horat. Epp. I 20, 12 tineas pasces taciturus inertes.
LXII 3. Stat. S. n 7, 89 Heu saevae nimium gravesque Parcae.
8. Zu II 3, 5.
10. Victurus — liber. Zu I 2-5, 7.
genium: zugleich Schutzgeist und [wie VII 78, 4 Juv. 6,562) Geist.
LXI. 2. sinüs omnis. Plural. Lachmann ad Lucret. p. -56.
LXII. LXIII. Vgl. SG I 367 ff.
LXIII. 3. tabulis — supremis = V 32, 1.
5. t;? hämo. Vgl. IV 56, 3.
458 ^^' Valerii Martialis
Hicine deflebit vero tua fata dolore?
Si cupis, iit ploret, des, Mariane, nihil.
LXIV.
Cum sis uec rigida Fabiorum gente ereatus
Nee qualem Curio, dum praudia portat aranti,
Hirsuta peperit deprensa sub iliee coniunx,
Sed patris ad speculum tonsi matrisque togatae
5 Filius et possit sponsam te sponsa vocare:
Emendare meos, quos novit fama, libellos
Et tibi permittis felices carpere migas, —
Has, inquam, nugas, quibus aurem advertere totam
Non aspernantur proceres urbisque forique,
10 Quas et perpetui dignantur scrinia Sili
Et repetit totiens faeundo Kegulus ore,
Quique videt propius magni certamiua Cirei
Laudat Aventinae vicinus Sura Dianae,
Ipse etiam tanto dominus sub pondere rerum
15 Non dedignatur bis terque revolvere Caesar.
Sed tibi plus mentis, tibi cor limante Minerva
Aerius et tenues finxerunt peetus Athenae.
Ne valeam, si non multo sapit altius illud,
LXIV 3. deprensa T Sehn rubicu onda QEF(o Scr.
LXIV 12. Ovid. Ex P. I 4, 15 circl — certaiiiina.
LXIV 1—3. VII 5S, 7 u. S Quaere aliquem Curios semper Fa-
biosque loqnentem Hirsutum et dura nisticitate trucem. Zu I 24, 3.
4. Sed patris ad speculum tonsi. VIII 52 , 7 Censura speculi ma-
nnm regente.
togatae. Zu II 39, 2.
6. quos novit fama. I 39, 2 Quales — fama novit anus.
7. nugas. Zu l 113, 6.
10. VII 63, 1 Perpetui nunquam moritura volumina Sili.
11. Regulus. Zu I 12.
12. videt propius. Zu Sp II 1 und I 49, 13.
13. Sura. Zu I 49, 40.
14. dominus. Zu IV 28, 5.
18. illud: cor pecudum.
Epigrammaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90). 459
Quod cum panticibus laxis et cum pede grandi
20 Et rubro pulmoue vetus nasisque timendum
Omnia crudelis lanius per compita portat.
Audes praeterea, quos nullus uoverit, in me
Öcribere yersiculos miseras et perdere Chartas.
At si quid nostrae tibi bilis iuusserit ardor,
25 Vivet et liaerebit totaque legetur'in urbe,
Stigmata nee vafra delebit Ciuuamus arte.
Sed miserere tui, rabido nee perditus ore
Fumantem nasum vi vi temptaveris ursi.
Sit placidus licet et lambat dig-itosque manusque,
30 Si dolor et bilis. et iusta coegerit ira,
Ursus erit: vacua dentes in pelle fatiges
Et tacitam quaeras, quam possis rodere, caruem.
LXV.
xHexametris epigramma facis« scio diccre Tuccam.
Tucca, seiet fieri, denique, Tucca, licet.
»Sed tamen hoc longum est.« Solet hoc quoque, Tucca,
licetque :
Si breviora probas, disticha sola legas.
5 Conveniat nobis, ut fas epigrammata longa
Sit transire tibi, scribere, Tucca. mihi.
LXIV 20. nasisque QEFm nasique T 25. totaque — urbe T
Sehn totoque — orbe QEFio Scr.
LXIV 23. Horat. Epod. 11,2 scribere versiculos amore percussnm
gravi. 25. Horat. S. II 1 , 46 (Qui me commorit) — Flebit et in-
signis tota cantabitur urbe. Consol. ad. Liv. 267 totoque legetur in
aevo. 27. Verg. A. VII 451 rabido — ore.
23. perdere Chartas. II 1, 4 brevior — Charta perit. XIII 1, 3
Perdite — Musae — papyros.
26. Cinnamus. Offenbar einer der Aerzte , die sich darauf ver-
standen, ehemaligen Sklaven Brandmarken aus der Haut zu tilgen.
Vgl. X 56, 6 SG I 303 und 350, 4.
460 M. Valerii Martialis
LXVI.
Famae nou nimiiim bonae puellam,
Quales in media sedent Subura,
Vendebat modo praeco Gellianus.
Parvo cum pretio diu liceret,
5 Dum puram cupit approbare cunctis,
Attraxit prope se mauu negautem
Et bis terque quaterque basiavit.
Quid profecerit osculo, requiris?
Sescentos modo qui dabat, negavit.
LXVII.
Cur tantum eunuclios habeat tua Caelia, quaeris,
Pannyche? vult futui Caelia nee parere.
LXVI 4. liceret codd. Schn^ Gilhert j). 14 licerent Gronov
LXVII. Caelia T Sehn Gelia P Gellia QEFm Scr.
(LXVII. Priap. 2, 3 Scripsi non niminm laboriose. 49.2. Non
nimium casti carmina plena joci).
LXVI 2. Suhura. Zu II 17, 1. Als Aufenthalt feiler Dirnen oft
erwähnt; zu XI 61, 3; 78, IJ.
3. praeco. Zu I 85, 1.
4. liceret. Entweder: als die Sklavin lange für einen niedrigen
Preis feilstand oder (wie Plin. N. h. XXXV S8 percontantique quanti
liceret opera effecta) als der Auktionator sie lange für einen niedrigen
Preis ausbot. Die von Schneidewin aufgenommene Conjektur Gronovs
licerent ist unzulässig; »als man bot« müsste licerentur heissen. Wie
es scheint, nannte der Auktionator den Preis selbst und die Käufer
drückten ihre Zustimmung durch Kopfnicken aus (Suet. Calig. c. 38;.
Gilbert p. 14.
9. Sescentos. 600 Sest. sind ein äusserst niedriger Preis. Mar-
quardt Prl. I 170. Doch Denare, nach denen selten gerechnet wurde
(HultsehMetrol.2 292,4), können hier eben so wenig als X 31, 1 mit Wallon
Hist. der esclavage II i 168 verstanden werden, da die in blossen Zahlen
angegebene Summe nur Summe der üblichen Eechnungsmünze des
Sesterz) sein kann. Dass selbst ein Gebot von 600 S. zurückgezogen
wurde, soll zeigen, dass die Sklavin nun überhaupt zu keinem an-
nehmbaren Preise mehr verkauft werden konnte.
LXVII. Zu VI 2, 6.
Epigi-ammatoii Liber VI edirt Sommer oder Herbst 90). 461
LXVIII.
Flete nefas vestmm, sed toto flete Liicrino,
Naides, et liictus sentiat ipsa Thetis.
Inter Baianas raptus puer occidit imdas
Eutychiis ille, tmim, Castrice, dulce latus.
5 Hie tibi curarum socius blaudiimque levamen,
Hie amor, hie iiostri vatis Alexis erat.
Numquid te vitreis nudum laseiva sub undis
Vidit et Alcidae uympha remisit Hylau?
An dea femineum iam neglegit Hermapbroditum
10 Amplexu tenevi sollieitata viri'^
Quidquid id est, subitae quaecunque est causa rapinae,
Sit, preeor, et tellus mitis et unda tibi.
LXIX.
Non miror. quod potat aquam tua Bassa, CatuUe :
Miror, quod Bassi filia potat aquam.
LXX.
Sexagesima. Marciane, messis
Acta est et, puto, iam secunda Cottae,
LXIX 2. potat PQF<»Schu^ potet EXABF SchnX
LXVIII 7. Verg. A. VII 759 vitrea — Fucinus unda.
LXX. Vincent. Bellov. Sp. d. VI 14 Martialis ,7, ,Heu nostri
male computantur anni so nur De' (11; Infantes sumus et senes vi-
demur 15 non enim vivere sed valere vita est.'
LXVIII 1. sed. Zu I 117, 7.
4. Castrice. Zu VI 43, 1.
dulce latus: angenehmer Begleiter. Zu II 46, S.
5. curarum socius. Gehülfe bei litterarischen Arbeiten. Zu I 25, ü.
6. Alexis. Zu V IG, 12.
9. An dea. Hier kann M. wol nur an Salmacis (Preller GM
I 420) denken, deren Verwandlung er auch X 30 in den Lu-
erinersee verlegt, wol nach dem Vorgange Anderer, da er hier so
spricht, als wenn er auf etwas bekanntes anspiele.
12. Zu V 34, 9.
LXX 1. Marci-ane. Ein nur hier vorkommender Freund des
Dichters.
2. Cottae. Hier wol Name einer wirklichen Person.
4g2 M. Valerii Martialis
Nec se taedia lectuli calentis
Expertum meminit die vel imo.
5 Ostendit digitum, sed impudicum,
Alcouti Dasioque Symmachoque.
At nostri bene computentur auni
Et quantum tetricae tulere febres
Aiit languor gravis aut mali dolores,
10 A vita meliore separentur:
Infantes sumiis, et senes videmiir.
Aetatem Priamiqiie Nestorisque
Longam qiii pntat esse, Marciane,
Multiim deeipiturque falliturqiie.
15 Non est vivere, sed valere vita.
LXXI.
Edere lascivos ad Baetica crusmata gestus
Et Gaditanis ludere docta modis,
Tendere quae tremiüum Pelian Hecubaeqiie maritum
Posset ad Hectoreos sollicitare rogos.
LXX 15. vita (»Scr vita est QEXABCDFG Sehn.
LXXI 4. sollicitare wScr Sehn- soUicitata Q (darunter ge-
schrieben sollicitare; fPEXABFG Sehn K
LXX 5. Priap. 56, 1 et impudicum Ostendis digitum. 12. Priap.
57, 4 Tithoni Priamique Nestorisque 76, 4 Tithonum Priamumque Ne-
storemque.
LXX 6. Auson. Epigr. 69 (73 Toll) 3 medicus — Alcoa.
LXXI 1—4. Priap. 19 Telethusa circulatrix — crissavit — sie
^t — posset Privigmim quoque — movere Phaedrae.
5. sed. Zu I 117, 7.
impudicum. Zu II 28, 2.
6. Drei damals in Korn bekannte Aerzte. Alcon XI 86, 5 (SG I
304, 2), Symmachus V 9 VII 18, 10; der Arzt Dasius kommt sonst
nicht vor (ein Badediener dieses Namens II 52;.
12. Zu II 64, 3.
LXXI 1. 2. Zu I 41, 12.
3. Pelian. XI 60, 4 Quodque senem Pelian non sinat esse senem.
4. sollicitare. Wie YIII 56. !6.
Epigrammaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90). 463
5 Urit et excruciat doDiiniim Teletliusa priorem:
Vendidit ancillam, nunc redimit domiuam,
LXXII.
Für notae nimium rapacitatis
Compilare Cilix volebat hortum,
Ingenti sed erat, Fabiüle, in horto
Praeter marmoreum nihil Priapum.
5 Dum non vult vacua manu redire,
Ipsum surripuit Cilix Priapum.
LXXIII.
Non rudis iudocta fecit me falee colonus:
Dispensatoris nobile eernis opus.
Nam Caeretani cultor notissimus agri
Hos Hilarus eolles et iug-a laeta tenet.
5 Aspice, quam certo videar non ligneus ore
Nee devota focis inguinis arma geram,
Sed mihi perpetua nunquam moritura cupressu
Phidiaca rigeat mentula digna^manu.
Vicini, moneo, sanctum celebrate Priapum
10 Et bis septenis parcite iugeribus.
LXXI 6. redimit QiüScr Schn^ redimet ÜXABCFG Schn^.
LXXIII 7. cupressu scribendiim videtur Sehn ' cupresso codd.
Sehn im Text (vgl. VI 49, 4 u. 11).
5. Telethusa. Schwerlich die VIII 51, 23 genannte.
6. dominam. Wie XI 70, 2 und XII 66, S dominos.
LXXIII. Vgl. VI 49. Ueber die Paarung der Penthemimeres und
Hephthemimeres in allen 7 Hexametern vgl. Birt, Einl. S. 42.
2. 7while — opus = Sp 6, 2 IX 93, 6 IX 43, 6 (Nobile — munus
opusque). VIII 6, 8 debile eernis opus. Vgl. XIV 3, 2 nobile dentis
onus.
Dispensatoris. Als einer der vornehmsten (kaiserlichen ?j Sklaven
(Marquardt Prl. 152) mit Respekt genannt.
5. eerto — ore. VII 84, 6 Certior — vultus.
7. Perpetua — cupressu. Zu VI 49, 4. VII 63, 1 Perpetui nun-
quam moritura volumina Sili.
464
M. Valerii Martialis
LXXIV.
Medio recumbit imus ille qui lecto,
Calvam trifilem semitatus imguento,
Foditque tonsis ora laxa lentiscis,
Mentitur. Aesculane: non habet dentes.
LXXV.
Cum mittis turdnmve mihi quadramve placentae.
Sive femur leporis, sive quid his simile est,
Bucellas misisse tuas te. Pontia, dicis.
Has ego uon mittam, Pontia, sed nee edam.
LXXVI.
Ille sacri lateris custos Martisque togati,
Credita cui summi castra fuere ducis,
Hie Situs est Fuseus. Licet hoc, Fortuna, fateri
LXXIV 2. semitatxxs ^Q-E-Fw Turnebus Gilbert p. 21, 6. semi-
tactus G(f)Scaliger Hm Sehn segmentatus C 4. Aesculane Schn^
Esculane oj Scr Kq'MwVai^q EXABCFG Schn^ Aefculane P exulane Q.
LXXV 2. simile est T Sehn simile QEFmScr 4. non mittam
TQESchn nee mittam wScr.
LXXVI 3. Lucan. VIII 793 Hie situs est Magnus. Placet hoc,
Fortuna, sepulcrum?
LXXIV 2. semitatus. Turnebus Advers. XXVI 27 cum in ca-
pite tamquam sulcos duxisset unguenti lituris et veluti vias secuisset.
semitatus dixit: quae est antiquorum librorum scriptura ;d. h. also
gescheitelt). Gegen die Conjektur von Scaliger und Heinsius semi-
tactus bemerkt Gilbert p. 21, 6 mit Recht, dass man bei einer derar-
tigen Bemalung der Glatze [zu VI 57, 2;' eher eine zu reichliche An-
wendung von Salbe erwartet als eine theilweise. Ein ebenso gebil-
detes Wort wie semitatus mit entsprechender Bedeutung ist perticatus
»mit einer Stange versehen« V 12, 1.
3. lentiscis. Zu III 82, 9.
LXXV 3. Pontia. Durch diesen Namen (zu II 34, 6) wird die
Senderin als Giftmischerin bezeichnet.
LXXVI. Cornelius Fuseus unter Domitian praef. praetor. (Giese
de personis etc. s. v. Juven. 4, 111) war in Dacien gefallen.
1. Bezieht sich darauf, dass die cohortes praetoriae die Wache
im kaiserlichen Palast stellten. Marquardt StV II 476, 9.
sacri. Zu IV 30, 3.
3—6. Das in einem Hain befindliche Denkmal, auf welches das
Epigrammaton Liber VI edirt Sommer oder Herbst 90;. 465
Non timet liostiles iam lapis iste miuas.
5 Grande iug-iim clomita Dacus cervice recepit
Et famulum victrix possidet iimbra nemus.
LXXVII.
Cum sis tarn pauper. quam nee miserabilis Iros,
Tam iuvenis, quam nee Parthenopaeus erat,
Tam fortis. quam nee, cum vineeret, Artemi dorus,
Quid te Cappadocum sex onus esse iuvat?
5 Rideris multoque magis tradueeris, Afer,
Quam nudus medio si spatiere foro.
Non aliter monstratur Atlans cum compare ginno
LXXVII 1. Ivos HfisSchn^ heios T Ivns EFw Sehn ^ 2. iJ. Par-
thenopaeos? Artemidoros? Artemidos £A'-JJ5' 7. ginno -SV;- gi y bbo
EABCFdO miilo %^Q.
LXXVI 6. Prop. I IS, 2 Et vaciium victrix possidet aura nemtis.
LXXVI 4. Schlnss der Grabsehrift eines Bischofs von Hispalis
+ 641 Huebner Inscr. Ilispan. christ. Ü5) Non timet ostiles so jam
lapis ijste minas.
Epigramm sich bezieht, muss hiernach an der Stelle, wo Fnscns gefollen
war, in der Nähe der Donau gewesen sein. Nur dann konnte M. sagen,
dass der Grabstein die feindlichen Drohungen nicht mehr zu fürchten
habe. Vgl. zu VI 4, 2 und VI 10, 7.
LXXVII. 1. Iros. Zu V 39, 9.
2. Parthenopaeus. Zu IX 56, S.
3. Artemidorus. T. Flavius Artemidoras aus Adana siegte im
ersten Capitolinischen Agon 86 n. Chr. SG II 577. Nach dieser Stelle
scheint er bald nachher, also im Agon des Jahres 90 unterlegen zu
sein, denn nur dann ist der Ausdruck tarn fortis cum vineeret, völlig
passend. Einl. S. 57.
4. Caijpadocum. Sänftenträger Marquardt Prl. 14(3, 8.
7. Atlans. Die Erklärer verstehen unter Atlas einen Zwerg nach
Juven. 8, 32. Doch wird hier offenbar ein wirklicher Riese mit einem
kleinen Maulthier ginnum i. e. parvum mulum Plin. N. h. VIII 174.
M. XIV 197 mulae pumilae des Contrastes wegen zusammengestellt;
ebenso wie in v. S der Elephant mit dem kleinen Mohren similem
in Bezug auf die Farbe). Senec. Epp. 85, 41 elephantem minhnus
Aethiops iubet subsidere in genua et ambulare per funem. Vgl. SG I
20, 1. Marquardt Prl. 14«, S.
Martial I. 30
466 M. Valerii Martialis
Quaeque vehit similem belua nigra Libyn.
Invidiosa tibi quam sit lectica, reqiiiris?
10 Non debes ferri mortuus hexaphoro.
LXXVIII.
Potor uobilis. Aule, lumine uno
Luscus Phryx erat alteroque lippus.
Huic Heras medicus ))Bibas caveto:
Vinum si biberis. nihil videbis.«
5 Rideus Phryx oculo «Valebis« inquit.
Misceri sibi protiuus deunces,
Sed crebros iubet. Exitum requiris?
Yiuum Phryx, oculus bibit venenuni.
LXXIX.
Tristis es et felix. Sciat hoc Fortuna caveto:
Ingratum dicet te, Lupe, si scierit.
LXXX.
Ut nova doua tibi, Caesar, Nilotica tellus
Miserat hibernas ambitiosa rosas.
LXXX 2. rosas. Gronoc, Gilbert j>. 10 rosas, Seht
LXXX (1. Lncan. IX 130 Nilotica rura;
10. Selbst für deine Todtenbahre (zu II 81, 2; würden wegen
deiner Armuth die gewöhnlichen sechs Träger schon zn viel sein,
um so mehr Anstoss erregt deine deiner Armuth völlig unangemes-
sene Sänfte mit sechs Trägern.
LXXYIII 1. Aule. A. Pudens. Zu I 31.
3. Heras medicus. CIL Y 2, 6064 Mediolani) M. Petronius He-
rasmidicus. Mommsen: Heras medicus Gruter, fortasse recte emen-
dans. Der Name scheint hiernach als der eines berühmten Arztes
Heras aus Cappadocien, nächster Yorgänger des Andromachus vgl.
Celsus Y 22) von Aerzten öfters angenommen zu sein. Ygl. SG II 573.
6. deunces. Elf cyathi, also fast das Dreifache des gewöhnlichen
Trinkbechers triens. Zu I 37, 2.
7. Sed. Zu I 117, 7.
LXXX. 1. Ut nova dona. Soviel als quasi nova dona, also Punkt
am Schluss von v. 2. Gronov. bei Schrevel (Addenda p. 794:: neque
expouendum, Ubi tibi allatae sunt ex Aegypto rosae hibernae' sed,
Epigrammaton Liber VI edirt Sommer oder Herbst 90,. 46'J
Navita derisit Pharios Mempliiticus hortos,
Urbis nt intravit limina prima tuae:
Tantiis veris bonos et odorae gratia Florae,
Tantaque Paestani gloria ruris erat:
Sie quacimque vagus gressvimque oculosque ferebat,
Tousilibus sertis omne rubebat iter.
At tu Romanae iiissus iam cedere briimae,
Mitte tuas messes, aceipe, Nile, rosas.
LXXXI.
Iratus tauquam populo, Charideme, lavaris:
Inguina sie toto sublnis in solio.
Nee Caput hie vellem sie te, Charideme, lavare.
Et Caput, ecce, lavas: inguina malo laves.
LXXXII.
Quidani me modo, Rufe, diligenter
Inspeetum, velut emptor aut lanista.
Cum vultu digitoque subnotasset,
»Tuue es, tune« ait »ille Martialis,
Cuius nequitias iocosque novit.
LXXX 7. viygns RQEw Sci-Schn- vagos TSchn^ 8. Tonsilibus
TRM^PQ Sehn textilibns EXBFGO texilibus Rand r. Q snti-
libus Scr.
LXXX 6. Verg. G. I 168 divini gloria niris.
Tellus Nilotica miserat tibi rosas hibernas, iit, i. e. tanquam dona
nova et insolita.
6. IX 60, 4 Seil modo Paestani gloria veris erat.
8. Tonsilibus. Salmas. Exerc. ad Solin. p. 703 erklärt Coronas
tonsas oder tonsiles mit Servius für Kränze aus einzelnen Blättern.
Becker-Goell III 450 stimmt bei.
9. hrumae. Der Winter , in dem die Pästanischen Rosen fzu V
37, 9) blühten, von denen Rom damals so voll war, war der Winter
von 89/90. Einl. S. 58. lieber den Luxus der Rosen im Winter Hehn
S. 206.
LXXXI 1. aiarichme. Zu VI .56.
LXXXII 1. Rufe. Vielleicht Instantius Rnfus. zu VII 68. SG
III 447.
30»
468 M- Valerii Martialis
Aurem qui modo non habet Batavam?«
Subrisi modice, levique nutu
Me quem dixerat esse non negavi.
«Cur erg'O« inquit »habes malas lacernas?«
1 0 Respondi : »quia sum malus poeta.«
Hoc ne saepius accidat poetae,
Mittas, Rufe, mihi bonas lacernas.
LXXXIII.
Quantum sollicito fortuna parentis Etrusco,
Tantum, summe ducum, debet uterque tibi.
Nam tu missa tua revocasti fulmina dextra:
Hos cuperem mores ignibus esse lovis;
5 Si tua Sit summo, Caesar, natura Tonanti,
Utetur toto fulmine rara manus.
Muneris hoc utrumque tui testatur Etruscus,
Esse quod et comiti contigit et reduci.
LXXXIV.
Octaphoro sauus portatur, Avite, Philippus.
Hunc tu si Sanum credis, Avite, furis.
LXXXV.
Editur en sextus sine te mihi, Rufe Camoni,
LXXXII 6. Batavam codd. (hebatavä ^^ habebat anas corr.
habet batavas Q habebat avainam P habebat avam F Schn^ Gilbert^
p. 5-20 severain CO Itatid v. Q Sehn- (LMueller r. m. j). 247J Boeo-
tam RuhnJcen.
LXXXIII 5. Si tua sit QEwScr Gilbert j). 21 Sit tua AFSclm.
6. Batävam. Batäva VIII 33, 20 Batävi XIV 176, 1. Euhnkens
(patriotische' Conjektur Boeotam ist auch prosodisch schwerlich zu-
lässig. LMiieller r. m. p. 247 s.
LXXXIII. Auf die in Folge der Fürbitte des Claudius Etruscus
erfolgte Zuriickberufnng seines Vaters aus der Verbannung nach
Campanien), wohin ihn sein Sohn hatte begleiten dürfen v. Sj. Stat.
S. III 3, 156 SS. SG I 94, 3.
3. fulmina. Stat. 1. 1. tu — attonitum et venturi fulminis ictus
Horrentem tonitru tantum lenique procella Contentus monuisse senem.
6. toto fulmine. Der ganze Blitz so viel als der vernichtende.
LXXXIV 1. Avite. Zu I 16, 2.
LXXXV 1. Camonius Rufus aus Bononia , wol ein Bekannter
Epigrammaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90 . 469
Nec te lectorem sperat, amice, liber;
Impia Cappadocum tellus et numine laevo
Visa tibi cineres reddit et ossa patri.
5 Funde tuo laerimas orbata Bononia Rufo,
Et resonet tota planctus in Aemilia:
Heu qualis pietas, lieu quam brevis occidit aetas!
Viderat Alphei praemia quinta modo.
Pectore tu memori nostros evolvere lusus,
10 Tu solitus totes, Kufe, teuere iocos,
Accipe cum fletu maesti breve Carmen amici
Atque haec absentis tura fuisse puta.
LXXXVI.
Setinum dominaeque nives densique trieutes,
Quaudo ego vos medico non prohibente bibam?
Rand
LXXXV 8. quinta TQ (in Q wol aus quanta) quinqtie EFt»
von Q quanta ^4> quarta (r ruter (vgl. unten.)
M.'s aus der in Forum Cornelii zugebrachten Zeit, in Cappadocien im
Alter von 20 Jahren IX 76, 3 Creverat hie vultus bis denis fortior
annis) gestorben, IX 74 u. 76.
8. quinta. Da bei M. sonst Olympiaden fünQ ährige Zeiträume
sind fzu IV 45, :^. 4), erwartet man quarta. und nach der Lesart von
^ ;7 und wol auch Q, quanta hat M. vielleicht wirklich wie Gruter
annahm) so geschrieben.
10. totos — iocos. Der meine Scherze ganz auswendig zu wis-
sen pflegte; falls hier totos nicht für omnes steht. Woelfflin ;Zur
latein. Lexikographie N. Rhein. Mus. XXXVII [1882] S. 107; nennt
Apulejus als den ersten Prosaiker, der toti für omnes und zwar mas-
senweise braucht. Doch hat es schon Plin. N. h. XV 100 totisque
(acinis" sucus et caro est (auch Stat. Theb. I 81 totos in poenam
ordire nepotes). Häufig ist es bei denPanegyrikern z. B. V 9, 1 etc.
totum Alles X 26, 1) und den Kirchenschriftstellern fz. B. Minuc.
Fei. 21, 12). Vgl. auch Vit. Alex. Sev. 51. 5; 67, .3; Solin. p. 220, 4;
Macrob. Sat. I 26 ext.; Pallad. II 10. CFWMueller.
LXXXVI. Vgl. zu VI 47.
1. Setinum. Zu IV 69, 1.
dominae. Der Violentilla, zu VI 21, 3.
detisique trientes. Zu I l(t6, S IX S7, 2 denso triente.
470 M. Valerii Martialis
Stultus et ingratus nee tanto mimere dignus
Qui mavult heres divitis esse Midae.
5 Possideat Libycas messes Hermumque Tagumque,
Elt potet caldam, qui mihi livet, aqiiam.
LXXXVII.
Di tibi dent et tu, Caesar, quaecunque mereris:
Di mihi dent et tu, quae volo, si merui.
LXXXVIII.
Mane salutavi vero te nomine casu.
Nee dixi dominum, Caeeiliane, meum.
Quanti libertas constat mihi tanta, requiris?
Centum quadrantes abstulit illa mihi.
LXXXIX.
Cum peteret seram media iam noete matellam
Arguto madidus pollice Panaretus,
Spoletina data est, sed quam siceaverat ipse,
Nee fuerat soli tota lagona satis.
5 nie fide summa testae sua vina remensus
Keddidit oenophori pondera plena sui.
Miraris, quautum biberat, cepisse lagonam?
Desine mirari, Rufe: merum biberat.
LXXXVIII 3. constat TXB Schn^ Gilhert'^ p. 644 constet
QEmSchn'i.
LXXXIX 4. tota TQSchn tanta (tonta -B) EFiaRand v. Q Scr.
LXXXVI 3. Ovid. M. V 475 XV 122 nee frugum munere dignus.
6. mihi livet. Livere für invideie mit dem Dativ auch IX 23, 5.
X 12, 10 X 37, 11 XI 94, 1.
LXXXVIII. Zu I 112. 4. Centum quadrantes. Zu I 59.
LXXXIX 2. Arguto — iwllice. Zu III 82, 15.
3. Spoletina (bei Bluemner nicht erwähnt) von Thon.
4. lagona. Weinkanne mit engem Halse, erweiterter Mündung
und Henkel, abgebildet bei Marquardt Prl. 630.
6. Gab seinem oenophorum (der allgemeinere Name für das v. 4
als lagona bezeichnete Gefäss Marquardt a. a. 0.) den Inhalt voll-
wichtig ztirück.
8. Rufe. Zu VI 82, 1. Desine mirari = Sp 25, 2.
Epigraramaton Liber VI (edirt Sommer oder Herbst 90). 47 j
xc.
Moechum Gellia non habet uisi imum.
Turpe est hoc magis: uxor est chiorum.
XCI.
Öancta clucis summi prohibet censura vetatque
Moechari. Gaiule. Zoile, non fiituis.
XCII.
Caelatus tibi cum sit, Anniane,
Serpens in patera, Myronos arte,
Vaticana bibis: bibis venenum.
XCIII.
Tarn male Thais ölet, quam non fullonis avari
Testa vetus, media sed modo fracta via.
XC 2. tiirpe est hoc magis: (Tilhert p. 10 turpe est: hoc ma-
gis, Sehn.
XCII 2. arte QFmScr Gilbert^ j). 520 artes EXAB Sehn.
XC 2, Turpe est hoc 7naffis.- uxnr est dtiorwn. So ist zu inter-
pungiren; da nämlich das Verhältnis einer Frau mit nur einem Ehe-
brecher als eine Art zweiter Ehe galt zu III 92), so ist diese Bigamie
noch schimpflicher als Ehebruch mit mehreren.
XCI. Zu VI 2. 1. censura. Zu I 4, 7.
2. Zdile. Zu II 16 imd zu I 16, 2.
XCII 2. Myro)ws arte. Die Aechtheit dieser ciselirten Arbeit,
an welche Brunn Künstlergesch. I 115 glaubt, ist um so problema-
tischer, da nach einem ausdrücklichen Zeugnis Phaedr. V praef. 7)
der Missbrauch gerade von Myrons Namen bei gefälschten Silberar-
beiten bekannt war. SG III 273. 3. Vaticana. Zu I 19, 2.
XCIII. Zu IV 4. Lucill. 88 Anth. Gr. ed. Jacobs III p. 47 (T. II
p. 336): O'jxe XijXKtpa toioötov £-v£t -/aTcov, -^ -/.aft' "ÜfJiTjpov,
O'jt' 6.'{i\r\ ta'jpcuv, w? 6 Xöyoc, TiupiTivou;,
Oü A'JjiAVo; a6(j.Traoa -/.rCi 'ApTT'jiwv tcx Trepioaa,
O'JO' 6 OtXoVtX-fjTOU TTO'j; dTTOtJYjTTOfXEVOS.
"Ö0T£ ae 7ca[jLJjY]cp£i vf/äv, TzkiaiWa, XtfAaipcn;,
S7]7ieo6v(x?, xaupo'J?, op^ea, Air][i.vtä5o(?.
Id. 89: Oii (xovov aür?j ttveT AvjfjLOOTpaTic, äXXd xal aürr^?
To'j? öo[i.7]oa[i.£vo'j; -velv r£7roir|X£ Tpdyov.
Vgl. Einl. S. 19,1.
1. Ueber den Gebrauch des Urins beim Walken Marquardt Prl.
511. Fullonis acari, der, um zu sparen, lange dieselbe testa benutzt.
2. seil Zu I 117, 7.
472 M. Valerii Martialis Epigrammuton Liber VI.
Non ab amore reecus hircus, uon ora leouis.
Non detracta cani traustiberina cutis,
5 Pullus abortive nee cum putrescit in ovo,
Amphora corrupto nee vitiata garo.
Virus ut hoc alio fallax perniutet odore,
Deposita quotiens balnea veste petit.
Psilothro viret aut acida latet oblita creta
10 Aut teg-itur pingui terque quaterque faba.
Cum bene se tutam per fraudes mille putavit,
Omnia cum feeit. Thaida Thais ölet.
XCIV.
Ponuntur semper chiysendeta Calpetiauo
Sive foris, seu cum cenat in urbe domi.
Sic etiam in stabulo semper, sie cenat in agTO.
Non habet ergo aliud? Non habet immo suum.
Subscriptionen. EXPLICIT EXYII • LIBRO. INCIPIT EX-
VIII- R Epigrammaton li. VI. explicit. incipit. VII. Ego Torquatns
Gennadius emendavi feliciter Q. Ego Torquatus Gennadius emendavi
feliciter /.
3. ah amore recens hircus. IV 4, 4 Quod pressa piger hircus in
capella.
ora leonis. Plin. N. li. XI 277 animae leonis virus grave.
4. In der regio traustiberina wohnten auch viele Gerber. Juven.
14, 203 SS. Becker Top. 655.
detracta cani traustiberina cutis. Das Adjectivum traustiberina, das
eigentlich zu canis gehört, ist mit cutis verbunden, wie sonst häufig
Adjectiva mit dem attributiven Substantivum , obwol der Prädikats-
begriff nicht zu diesem, sondern zu dem von demselben abhängenden
Genetiv gehört (fulva leonis ira : ebenso ditataque nomina vatum VIII
56, 21). Lobeck Sophocl. Aiax 7. Reisig-Haase 349 Anm. 522. We-
senberg ad Cic. Tusc. IV 3, 6. EUendt ad Cic. De orat. I 45, 199 u. a.
6. qaro. jEine aus den inneren Theilen des Skomber bereitete
Fischsauce. Marquardt Prl. 423.
■9. Psilothro. Zu III 74, 1.
XCIV 1. chrysendeta. Zu II 43, 11.
4. Wenn das kostbare Geschirr dem Calpetianus gehörte, würde
er es nur ausnahmsweise brauchen, um es zu schonen. Dass er es
stets und überall braucht, ist ein Beweis dass es nur geborgt ist.
M. Valerii Martialis Epigrammaton
Liber VII.
I.
Accipe belligerae cruduni thomca Miuervae.
Ipsa Medusaeae (luem timet ira comae.
Dum vacat. haec, Caesar, poterit lorica vocari
Peetore cum saero sederit, aeg-is erit.
II.
Invia Sarmaticis domiui lorica sagittis
Et Martis Getico tergore fida magis,
I 2. quem timet ira comae ^PO q. t. ira comae deae Q (am
Hände alii quo turnet] quem — deae FG quo — deae C quae que)
— deae EXAB.
I. Die beiden ersten Epigramme beziehen sich auf einen aus
EberkUiuen gearbeiteten, wahrscheinlich sarmatischen Brustharnisch
{Pausanias I 21. 7 s. beschreibt einen sarmatischen Harnisch aus Pferde-
hufen', welcher vermuthlich als Merkwürdigkeit in einem Minerven-
tempel zu Rom aufbewahrt wurde, wie der von Pausanias beschrie-
bene in einem Aesculaptempel bei Athen. SG II 158, 2. Er wurde
jetzt dem Domitian in den sarmatischen Krieg nachgesandt.
1. crudum. Wol «rauh«.
2. Du (Domitian , den selbst der Zorn der Schlangen fürchtet,
welche das Haar der (wol auf dem Panzer angebrachten) Medusa bil-
den. Gilbert.
4. sacro. Zu IV 30, 3.
aegis. Die Aegis ursprünglich der Schild des Zeus, in Kunstdar-
stellungen gewöhnlich Panzer der Minerva, erscheint zuweilen auch
in diesen als Panzer des Zeus. Overbeck Griech. Kunstmythol. I 243
— 251. CLViscouti Di unn statua rappresentante il Genio di Giove
CDU legida Bull, munic. d. R. 1SS2 p. 173 ff.
II. Zu VII 1.
1. Martis Geticn tergore. Vielleicht ein getischer Schild oder
474 M. Valerii Martialis
Quam vel ad Aetolae securam euspidis ictus
Texuit innumeri lubricus unguis apri:
5 Felix Sorte tua, sacrum cui tangere pectus
Fas erit et nostri mente calere dei.
I comes et magnos inlaesa merere triumphos
Palmataeque ducera, sed cito, redde togae.
III.
Cur non mitto meos tibi, Pontiliane, libellos?
Ne mihi tu mittas, Pontiliane, tuos.
IV.
Esset, Castrice, cum mali coloris,
Versus scribere coepit Oppianus.
III 2. Ne mihi tu mittas Q Ne m. t. mittis A Nee m. t. mittls
EXBCFG Nee m. t. mittas R Gilbert* 2^. 210.
II 5. Horat. Epp. I 10, 44 Laetus sorte tua. Id. Epod. 14, 15.
Gande sorte tua. Verg. A. XI 159 felix morte tua. Ovid. M. XIII 521
felix morte sua est.
Panzer in einem Tempel des Mars, der bei der Sendung des sarmati-
schen Panzers ebenfalls in Frage gekommen sein mochte. Vielleicht
ist aber auch bloss der Schild des Mars gemeint und Martis Getico
tergore steht für Martis Getici (i. e. Thracii vgl. z. B. Stat. S. I 2, 53)
tergore mit der gewöhnlichen Beziehung des Adjektivs auf das attri-
butive Substantivum statt auf den davon abhängigen Genetiv (zu VI
93, 4).
3. Aetolae — cusjndis. Vgl. XIII 93, 1. Der Lanze des Meleager,
mit welcher er den Calydonischen Eber tütete.
5. Felix sorte tua = VII S, 5. sacrum. Zu IV 30, 3.
6. nostri — dei. Zu V 8, 1.
S. Palmataeque — togae. Die Tracht der triumphirenden Feld-
herrn, früher toga picta, Marquardt StV II 587; jetzt nachdem sie
die Stickerei der tunica angenommen hatte, palmata. So zuerst hier
und später häufig. Marquardt Prl. 526.
S. sed. Zu I 117, 7.
III. Vgl. V 73, welches auch für ne in v. 2 entscheidet.
IV 1. Castrice. Zu VI 43, 1.
2. Weil man glaubte, dass Dichter blass aussehen müssten (Jahn
ad Pers. 1,24 , sieht Oppianus in der Blässe schon einen Beweis des
Berufs zur Dichtkunst. SG III 385.
Epigramraaton Liber VII edirtDecember 92). 475
V.
Si desiderium, Caesar, }3opulique patrumque
Respicis et Latiae gaudia vera togae,
Redde deum votis poscentibus. Invidet hosti
Roma SRO, veniat laurea multa licet:
Terrarum dominum propius videt ille, tuoque
Terretur vultu barbanis et fruitur.
VI.
Ecquid Hyperboreis ad uos conversus ab oris
Ausonias Caesar iam parat ire vias?
Certus abest auctor, sed vox hoc nuntiat omnis:
Credo tibi, verum dicere, Fama, soles.
V. (Horat. C. IV 5; vgl. unten.j 1. Verg. A. IV 682 popii-
lumque patresque. Id. ib. IX 192 Ovid. M. XV 486 populusque pa-
tresqiie etc. Vgl. Bentley ad Horat. C. III 6, 20. 5. Zu I 4, 2.
V 2. Claudian. C. min. III 14 Latia — toga.
V. Die Epigraiume 5 — S beziehen sich anf die bevorstehende
Rückkehr Domitians aus dem Sarmatenkrieg, die nach einer Abwesen-
heit von 8 Monaten (IX ;V2 im Januar 93 ^VIII 8 erfolgte, im De-
cember 92, in welchem das Buch erschien, bereits angekündigt war
(VII 8, 3). Es sind also die zuletzt vcrfassten Gedichte dieses Buchs.
Einl. S. 58. Vielleicht schwebte M. hierbei eine Erinnerung an Horat.
C. IV 5 vor. (v. 5. Lucem redde tuae, dux bone, patriae, 13. Votis
ominibusque et precibus vocat, 15. Sic desideriis icta fidelibus.j
1. j)opulique patriünqiie. Wie VIII 50, 7 IX 48 , 7. (equitesque
patresque XIV 120, 1).
2. Latiae — togae. VII 63, 2 Latia carmina digna toga.
3. Redde deum. VII 8, 2 redditur — deus.
4. laurea — multa. VII 6, 6 Plin. N. h. XV 133 laurus) Romanis
praecipue laetitiae victoriarumque nuntia additur litteris et militum
lanceis pilisque. Seneca Agamemnon. 390 Namque hasta summo lauream
ferro gerit. Stat. S. V 1, 92, H. A. Alex. Severus c. 5S mit der An-
merkung von Salmasius. Schol. Jixven. 4, 149.
5. Terrarum dominum. Zu I 4, 2.
propius videt. Zu VI 64, 12.
6. fruitur vultu. Etwas anders VII 99, 4 Namque solent sacra
Caesaris aure frui.
476 M. Valcrii Martiniis
5 Publica vietriecs testautur gaudia chartae,
Martia laurigera cuspide pila virent.
Kursus, io, maguos clamat tibi Roma triumphos
Invictusque tua, Caesar, in urbe sonas.
Sed iam laetitiae quo sit fiducia maior,
10 Sarraaticae laurus nuntius ipse veni.
VII.
Hiberna quamvis Arctos et rudis Peuce
Et ungularum pulsibus calens Hister
Fractusque cornu iam ter improbo Kheuus
Teneat domautem regua perfidae gentis
5 Te. summe muiidi rector et pareus orbis:
VI 8. Invictusque QEFwScr ScJui- luAitusque TSchn^ Invi-
susque Eooy.
VI 7. Ovid. Am. I 2, 34 Volgus ,io' magna voce ,triumphe'
sonat. Tr. IV 2, 52 = TibuU. II 5, 118 Miles ,io' magna voce ,triumphe'
canet.
(VII 2. Enuod. Carm. II 13ü, 3 Cornipedes Algida qui Tanais
domuistis dorsa profundi Quorum praevalidas ungula calcat aquas.
Vgl. zu X T, 4 sq.;
VI 5. 6. Zu VII 5, 4. 5. pila: der Boten vom Kriegsschau-
platze (zu VII 5, 4j oder der in Rom stehenden Truppen.
7. Rursus. Wie vor 4 Jahren bei den Erfolgen gegen Dacien.
8. Invictus sotias. Du wirst überall mit dem Zuruf »der Unbe-
siegte« (vgl. Sp 20, 4) begrüsst.
10. Sarmaticae lanriis: des sarmatischen Triumphes.
VII 1. Peuce. Eine von den beiden südlichsten Mündungen des
Danubius gebildete, von ihren vielen Fichten benannte grosse Insel.
VII 84, 3 ad gelidam Peucen. Valer. Flacc. Arg. VIII 317.
3. IX 101, 17 Cornua Sarmatici ter perfida contudit Histri. Von
den 3 angeblichen Siegen über die Anwohner des Eheins muss als
der erste der bei der Expedition im J. 70 (zu II 2 gemeint sein, als
letzter der im Chattenkriege 84. Als den zweiten zählte M. vielleicht
die Gefangennahme der Veleda durch Rutilius Galliens (unter Titus?
Vgl. SG III 455;.
cornu. M. denkt hier an die gewöhnliche Darstellung der Fluss-
gotter mit Hörnern oder Stierhäuptern. Preller GM I 44S ff.
4. Te7ieat wie tenet VI 25, 2.
ö. IX 6, 1. Tibi siimme Rheni domitor et parens orbis. Vgl.
Fincke de appell. Caes. p. 30 s.
Epigraumiaton Liber VII edirt December 92. 477
Abesse nostris non tarnen potes votis.
Illic et oculis et animis sumus, Caesar,
Adeoque mentes omnium tenes umis,
Ut ipsa magni turba nesciat Cirei,
10 Utrumne ciirrat Passerinus au Tigris.
VIII.
Nunc hilares, si quando mihi, nunc ludite. ]\Iusae:
Victor ab Odrysio redditur orbe deus.
Certa facis populi tu primus vota, December:
lam licet ingenti dicere voce »Venit! «
5 Felix Sorte tua! Poteras non cedere lano,
Gaudia si nobis. quae dabit ille, dares.
Festa coronatus ludet convicia miles,
Inter lanrigeros cum comes ibit equos.
Fas audire iocos levioraque carmina, Caesar,
10 Et tibi, si lusus ipse triumphus amat.
IX.
Cum sexaginta numeret Cascellius annos.
Ingeniosus bomo est: quando disertus erit?
VII 6. Ovid. Tr. IV 2, 41 Cornibns hie fractis — Rhenns.
Claudian. Cons. Stilich. I 220 Ehenumque minacem Cornibns infractis
adeo miteseere cogis).
VIII. (2. Cons. ad Liv. 3S1 Quod semper domito rediit tibi
Caesar ab erbe). 5. Vgl. zix VII 2, 5. 7. Lucan II ;569 festa — convicia.
10. Passerinus an TUjris XII 36, 12 Tigrim vince levemque
Passerinumj: berühmte Circiispferde SG II 296. Die Circusspiele,
welche M. meint, könnten die zweiten Consualia am 15. Dezember),
vielleicht aber auch die ludi plebei (4—17. November) sein.
VIII 2. ab Odnjsio — orbe. IX 93, 8 Nomen ab Odrysio quod
dens orbe tiüit. VII SO, 1 Odrysios triones, X 7, 2 Odrysias pniinas.
Vgl. auch IX 101, 20 Victor Hyperboreo nomen ab orbe tulit.
deus. Zu V 8, 1 u. VII 5, 3.
5. Felix Sorte tua! = VII 2, 5.
7. Bekanntlich sangen die Soldaten beim Triumph Spottlieder
auf den Feldherrn. Zu I 4, 3 s.
478 M- Viilerii Martialis
X.
Paedicatur Eros, fellat Linus: Ole, quid ad te.
De cute quid faciant ille vel ille sua?
Ceutenis futuit Matho milibus: Ole, quid ad te?
Non tu propterea, sed Matho pauper erit.
5 In lucem cenat Sertorius: Ole, quid ad te,
Cum liceat tota stertere nocte tibi?
Septing-enta Tito debet Lupus: Ole, quid ad te':
Assem ne dederis crediderisve Lupo.
Illud dissimulas, ad te quod pertinet. Ole,
10 Quodque magis curae eonvenit esse tuae.
Pro tog-ula debes: hoc ad te pertinet. Ole.
Quadranten! nemo iam tibi credit : et hoc.
Uxor moecha tibi est: hoc ad te pertinet, Ole.
Poscit iam dotem filia grandis: et hoc.
15 Dicere quindecies poteram, quod pertinet ad te:
Sed quid agas, ad me pertinet. Ole, nihil.
XL
Cogis me calamo manuque nostra
Emendare meos, Pudens, libellos.
0 quam me uimium probas amasque.
Qui vis archetypas habere nugas!
XIL
Sic me fronte legat dominus. Faustine, serena
X 1. Linus RoiSchi- Linuos P Linos Q Firnis EX AFG ScJni.
X. Ueber die 4 Mal wiederholte Interpunktion nach dem 4. Fuss
vgl. Einl. S. 44.
7. Lupus. Nicht der mit dem Dichter befreundete Lupus. Zu V 56.
15. quindecies. Ebenso für eine beliebige grosse Zahl XI 6, 13
quindecim poetae.
XI 2. Pudens !zu I 31, hatte M. gebeten das sehr fehlerhafte
Buchhändlerexemplar seiner Gedichte eigenhändig zu verbessern, was
M. auch für Julius Martialis that. VII 17, 7. Ueber die Fehlerhaftigkeit
der Buchhändlerausgaben Marquardt Prl.807. 4. nuyas. Zu I 113, 6.
XII. Wie hier klagt M. auch VII 72 X 3; 5; 33 darüber, dass
unter seinem Namen giftige Schmähgedichte veröflfentlicht wurden.
SG III 404, 1. 1. Faustine. Zu I 25.
Epigrammaton Liber VII (edirt December 92). 479
Excipiatque meos, qua solet aiire, iocos,
Ut mea nee iiiste quos odit, pagina laesit.
Et mihi de nullo fama nibore placet.
5 Quid prodest, cupiaut cum quidam nostra videri,
Si qua Lycambeo sanguine tela madeut.
Vipereumque vomat nostro sub nomine virus,
Qui Phoebi radios ferre diemque neg-af?
Ludimus innoeui: seis hoc bene: iuro potentis
10 Per genium Famae Castaliumque gregem
Perque tuas aures, magni mihi numinis instar,
Lector. inhumana liber ab invidia.
XIII.
Dum Tiburtinis albescere solibus audit
Antiqui dentis fusca Lycoris ebur,
Venit in Herculeos colles. Quid Tiburis alti
Aura valet! Parvo tempore nigra redit.
XIV.
Accidit infandum uostrae scelus, Aule, puellae;
Amisit lusus deliciasque suas :
XII 7. vomat ']>P vomaut QEFwSchn vomnnt C S. negat
%PEXACF corr G Gilbert* p. 210 negant Qoj Sehn.
XII 11. Ovid. Am. III 11, 47 Perque Uiam faciem , magni mihi
numinis instar Priap. 40, 4 Hunc pathicae magni numinis instar habent;.
2. VIT 28, 8 Exige, sed certa, quos legis aure iocos.
5. X 3, 6 Et vult videri nostra.
6, Lycamheo sanguine. Lycambes wurde durch den Spott des Ar-
chilochus, dem er seine Tochter, die er ihm versprochen, später nicht
geben wollte, der Sage nach zum Selbstmorde getrieben.
8. ferre. Ueber die Auslassung des Subjektspronomens Draeger,
Hist. Syntax 112 440 f.
9. Ludimus innoeui. Zu I 4 (7: Innocuos — lusus .
XIII. Vgl. das verwandte Epigramm IV 62 nebst der Anmerkung.
3. Hereuleos eolles. Zu I 12, 1.
XIV 1. Aule. Zu I 31.
2. delicias. Mit Anspielung auf CatuU 2, 1. Vgl. v. 3 u. 4.
4g() M. Valerii Martialis
Non quales teneri ploravit amica Catulli
Lesbia, nequitiis passeris orba sui,
5 Vel Stellae cantata meo quas.flevit lantliis.
Cuiiis in Elysio nigra columba volat.
Lux mea non capitur nugis neque moribus istis,
Nee dominae pectus talia damna movent:
Bis denos puerum numerantem perdidit annos,
10 Mentiüa cui nondum sesquipedalis erat.
XV.
Quis piier liic nitidis absistit lanthidos imdis
Et fugitat dominam Xaida? numqnid Hylas?
quam
XIV 5. quas ^P quas Q quam EFm.
XIV 7. neque moribus '^PQXCFG neque emoribus AE nee
moribus O nee amoribus ? LMueUer r. tn. p. 396 9. b^ denos ouScr
Gilbert p. 15 bis senos QgHns Sehn (vgl zu IX 50, 3J.
■6. teneri Zu IV 14, 3 und XII 44, 5.
5. Stellae. Zu I 7.
lanthis. Zu VI 21.
6. Das hier gemeinte Gedicht Stellas auf die todte Taube er-
wähnt schon Stat. S. I 2, 102. Zu I 7.
7. Lux mea. Zu V 29, 3.
neque. LMueller r. m. p. 396. Zu I 64, 4.
moribus istis. Etwa in dem Sinne von tali simplicitate.
8. dominae. Hier Bezeichmmg der Geliebten. SG I 395.
XV. Die Statue eines fliehenden Knaben an der Quelle im Garten
oder Park des Stella VI 47; hält Schrevel für die des Argynnus (v. 5;,
des Lieblings des Agamemnon, der im Kephissus (Athen. XIII p.603(
oder im Meer Propert. IV 6 (7: 21 ss. Vgl. Herzberg II p. 280) er-
trank. Wenn aber M. nach v. 5 wusste, dass die Statue den Ar-
gynnus vorstellte, konnte er nicht wol fragen, ob es Hylas sei. Wie
es scheint, beziehen sich die beiden ersten Distichen auf die Knaben-
statue, zu der vielleicht erst später noch andere (der Ganymedeus
Chorus VII 50, 4 aufgestellt wurden, während die dort erwähnte Her-
culesstatue in der Grotte bei der Abfassung unseres Epigramms be-
reits vorhanden war. Dagegen scheint im letzten Distichon ein (Page
und) Mundschenk des Stella angeredet zu werden, der so schön war,
dass man auch für ihn das Schicksal des Hylas befürchten konnte.
1. luntliido.^. Zu VII 21 und VII 50, 1 u. 2.
Epigrammaton Liber VII edirt December 92 . 481
0 bene, qiiod silva colitur Tirynthiiis ista
Et quod amatrices tarn prope servat aquas!
5 Securiis licet hos fontes, Argynne, ministres.
Nil facient Nymphae: ne velit ipse, cave.
XVI.
Aera clomi non sunt, superest hoc, Regule, solum,
Ut tua vendamus mimera: numquid emis?
XVII.
Ruris bibliotheca delicati,
Vicinam videt unde lector urbem,
Inter carmina sanctiora si quis
Lascivae fuerit locus Thaliae,
5 Hos nido licet inseras vel imo,
Septem quos tibi misimus libellos
Aiictoris calamo sui notatos:
Haec illis pretium facit litura.
At tu munere, delicata, parvo
XVII 9. delicata QEFm Sehn dedicata PScr munere, delicata,
parvo Quae 3Iunro munere delicata parvo, Quae Sehn.
(XV 3. Ovid. Tr. I 2, 41 0 bene, quod uon sum meciim con-
scendere passus).
3. silva — ista = VII 50, 5.
4. VII 50, 7 Numquid Nympharum notos observat amores?
6. iijse. Hercules ; doch soll der Leser vielleicht zugleich an den
Herrn des Hauses denken, der von dessen Angehörigen mit ipse be-
zeichnet zu werden pflegte. Vgl. Buecheler ad Petron. 'ed. 1862) c. 63.
XVI 1. Regule. Zu I 12 und SG III 398, 3.
XVII 1. Ruris — delicati. Vgl. die Beschreibung dieses Land-
sitzes des Julius Martialis zu I 15) auf dem Janiculus IV 64 (10 Celsae
culmina delicata villae).
2. IV 64, 11 Hinc Septem dominos videre montes Et totam licet
aestimare Komam.
4. Thaliae. Zu IV 8, 12.
5. nido. Zu I 117, 15.
7. ealamo — notatos. Zu VII 11, 2. X 78, 12 Piscosi calamo Tagi
notata.
9. delieata. Vgl. v. 1. Munro Horatiana Journal of philology IX
p. 219 fasst delicata als Anrede und zieht munere parvo (i. e. propter
Murtial I. 31
482 M. Valerii Martialis
10 Quae cantaberis orbe uota toto,
Pig-nus pectoris hoc mei tuere.
luli bibliotlieca Martialis.
XVIII.
Cum tibi sit facies, de qua uec femiua possit
Dicere, cum corpus nulla litura notet.
Cur te tarn rarus cupiat repetatque fututor,
Miraris? Vitium est non leve, Galla, tibi:
5 Accessi quotieus ad opus mixtisque movemur
Inguinibus, cunnus non tacet, ipsa taces.
Di facerent. ut tu loquereris et ille taceret:
Offendor cunni garrulitate tui.
Federe te vellem: namque hoc nee inutile dicit
10 Symmachus et risum res movet ista semel:
Quis ridere potest fatui poppysmata cunni?
Cum sonat hie, cui non mentuhi mensque cadit?
Die aliquid saltem clamosoque obstrepe cuuuo,
Et si adeo muta es, disce vel iude loqui.
XIX.
Fragmeutum quod vile putas et inutile lignum,
Haec fuit ignoti prima carina maris,
XVIII 5. movemur QEFm Sclm^ Gilbert^ p. 210 movetur
TSchn- moventnr X 10. semel TQEXAC Rand v. P Sehn simiü
Fm Sei:
XIX 1. Horat. S. I 8, 1 Ovid. Am. I 12, 13 III 7, 1.5 Priap.
73, 3 inutile lignum. Verg. G. II 443 utile lignum. (2. Prop. III 22, 2o
ignoto missa columba mari .
munus zu Sp 1, 3) zu cantaberis. Vielleicht quae delicata cantaberis
d. h. »die du ^in Folge meines Geschenkes als reizend gepriesen wer-
den wirst«.
10. VIII 61, 3 orbe cantor — toto. 12. Zu II 6, 17.
XVIII 1. de qua nee femina possit Dicere. Zu III 80, 1.
10. Symmaehus. Zu VI 70, 6.
14. si adeo. Zu VI 44, 5.
XIX. Auf ein angebliches Fragment der Arge Ueber dergleichen
Reliquien aus der Heroenzeit vgl. VIII 6 und SG II 159 flf.
Epigrammaton Liber VII (edirt December 92). 4S3
Quam uec Cyaueae qiiondam potnere ruiuae
Frangere nee Seythiei tristior ira freti.
5 Saecula vicenmt: sed quamvis cesserit auuis.
Sauctior est salva parva tabella rate.
XX.
Nil est miserius nee gulosius Santra.
Rectam vocatns cum cucurrit ad ceuam,
Quam tot diebus noetibusque captavit.
Ter poscit apri glandulas, quater lumbum,
5 Et utramque coxam leporis et duos armos,
Nee erubescit peierare de turdo
Et ostreorum ra])ere lividos cirros.
Buccis placentae sordidam linit mappam;
Illic et uvae collocantur ollares
10 Et Punicorum pauca grana malorum
Et excavatae pellis indecens vulvae
XX 1. Nil PQFrdl mUl EFw Sehn nee to.S'o- L3Iueller r. m.
p. 396 neqne PQEXACFG Sehn S. buccis placentae Ser Gilbert^
p. 211 buccis placente (mit Rasuren vor e und am Schlu.s.s) Q dulci
placente am Eande, b. plangentem FF dulcis (es eorr C] placenta
(as C] EXAGSchn Dulci placenta O 10. Et eodd. Nee Hns.
XIX 6. Ovid. F. II 4üS qnantum fati parva tabella vehit.
XX 1. nee gulosius. Zu I 64, 4.
2. Rectam — cenam. Da er sich sonst in der Regel mit der spor-
tula begnügen muss. SG I 393 f.
7. cirros. Die Lappen oder Fasern der Austern; polyporum cirri
die Fangarme der Polypen Plin. N. h. XXVI 58.
8. mappam. Zu II 37, 4.
8. Buccis placentae. X 5, 5 Oret caninas panis improbi buccas.
Petron. 44 Non, mehercules, hodie buccam panis invenire potui.
9. uvae — ollares. Vgl. über dieselben Cato E. r. 7, 2 u. 143, 3.
Plin. N. h. XIV 29 u. 34. Schneider zu Columella XII 45.
10. Punicorum grana — malormn metonymisch für Granatäpfel,
wie cum granis Punici mali Petron. c. 31 f. Punica grana M. I 43, ö.
Gilbert* p. 211.
11. excavatae durch die Jungen; vgl. XIII 5G Plin. N. h. XI
209 SS.) — vulvae. Marquardt Prl. 320, 4,
31*
484 M- Valerii Martialis
Et lippa ficus debilisque boletus.
Sed mappa cum iam mille rumpitur furtis,
Rosos tepenti spondylos sinu condit
15 Et devorato capite turturem tnmcum.
Colligere longa turpe nee putat dextra,
Analecta quidquid et canes reliquerunt.
Nee esculenta sufficit gulae praeda,
Mixto lagonam replet ad pedes vino.
20 Haec per ducentas cum domum tulit scalas
Seque obserata clusit anxius cella
Gulosus ille, postero die vendit.
XXI.
Haec est illa dies, quae mag-ni conscia partus
Lucanum populis et tibi, PoUa, dedit.
Heu! Nero crudelis nullaqne invisior umbra,
Debuit hoc saltim non licuisse tibi.
xxn.
Vatis Apollinei magno memorabilis ortu
Lux redit: Aonidum turba, favete sacris.
XX 20. domitm tulit Qi» Sehn- domo t. AEFG in domo t. XC
domo intTilit H»s Sehn K
XXI 1. quae magui EQEFt» So- Sehn ^ magni qiiae P Sehn K
XXI 1. Ovid. F. VI 713 Haec est illa dies. Tr. V 3, 1 Illa dies
haec est. Stat. S. I 2, 241 Hie fuit ille dies.
(XXII 2. Stat. S. II 7, 19 favete Unguis — favete Musae.)
12. lippa ßcus: safttriefend. boletus. Zu I 20, 2.
14. spondylos. Eine im Meere lebende Muschel Plin. N. h. XXXII
151; auch der fleischige Theil der Austern und Muscheln ibid.
XXXII 60 und 154. Oder Wirbelknochen?
17. Analecta. Der die Eeste der Mahlzeit vom Boden aufsam-
melnde Sklave. XIV 82, 2. Marquardt Prl. 145, 2.
20. ducentas — scalas. Zweihundert Stiegen, nicht Stufen, wie SG-
I 7 übersetzt ist.
XXI— XXIV. Auf den Geburtstag Lucans an dessen Wittwe Polla
Argentaria (vgl. auch X 64 SG III 394, 1), die Patronin M.'s, ge-
richtet. Auf dieselbe Veranlassung Stat. S. II 7.
XXI 4. licuisse tibi. IV 44, 8 licuisse sibi.
Epigrammatoll Liber 'S^I (edirt Deeember 92). 485
Haec meruit. cum te terris, Lucane, dedisset,
Mixtus Castaliae Baetis ut esset aquae.
XXIII.
Phoebe, veni, sed qiiantus eras, cum bella tonanti
Ipse dares Latiae plectra secunda lyrae.
Quid tanta pro luce precer? Tu. Polla. maritum
Saepe colas et se sentiat ille coli.
XXIV.
Cum luvenale meo quae me committere temi)tas,
Quid non audebis, perfida lingua. loqui"?
Te fing-ente nefas Pyladen odisset Orestes,
Tbesea Pirithoi destituisset amor,
5 Tu Siculos fratres et maius nomen Atridas
Et Ledae poteras dissociare genus.
Hoc tibi pro meritis et talibus imprecor ausis,
Ut facias illud, quod. puto, lingua, facis.
XXIV 1. quae me QEFlo iinid me R quid tu T.
(XXIII 1. Stat. S. II 7, 66 Pharsalica bella detonabis.)
XXIV 3. 4. Sidon. Apoll. C. 5, 287 Thesea Pirithoi, Pyladen
si stravit Orestae Vel furibunda manus. Claudian. in Rufin. I 107 Pi-
rithoum fugeret Theseus, Offensus Oresten Desereret Pylades, odiaset
Castora Pollux.)
XXII 4. Baetis. Lncan stammte aus der an diesem Flusse ge-
legenen Stadt Corduba.
XXIII 1. hella tonanti wie VIII 3, 14. 2. plectra secunda. Als
dem nächsten nach Virgil. VII 27, 2 fama secunda.
XXIV 1. luvenale. Der hier zuerst und dann VII 91 XII is als
mit M. befreundet genannte Juvenal hatte in der Zeit, wo M. diese
drei Gedichte an ihn richtete, noch keine Satiren veröffentlicht und
war nur als Rhetor thätig. Daher VII 91, 1 facunde luvenalis.
3. Pyladen — Orestes. Zu VI 11.
4. Thesea Pirithoi. X 11, 1 Thesea Pirithoumque.
5. Siculos fratres. Amphinomus und Anapias aus Catana, welche
bei einem Ausbruch des Aetna ihre Eltern retteten. Strabo VI 269.
Anthol. Palat. III 17. Sil. Ital. XIV 197.
486 ^I- Valerii Martialis
XXV.
Dulcia cum tantiim scvibas epigrammata semper
Et cerussata candidiora cute,
Nullaque mica salis nee amari fellis in illis
Gutta Sit, 0 demens, vis tarnen illa legi!
5 Nee cibus ipse iuvat morsu fraudatus aceti,
Nee grata est facies, eui gelasinus abest.
Infanti melimela dato fatuasque mariscas :
Nam mihi, quae novit pungere, Cbia sapit.
XXVI.
Apollinarem conveni meum, Scazon,
Et si vacabit, (ne molestus accedas)
Hoc qualecunque, cuius aliqua pars ipse est,
Dabis: hae facetae carmen imbuant aures.
5 Si te receptum fronte videris tota,
Noto rogabis ut favore sustentet.
Quanto mearum. scis, amore nugarum
hoc
XXVI 4. hae Gilbert* p. 211 haec '^EXAF haec Q hoc a>
Sehn facetae Gronov Sehn facetxim codd. Ser (vgl. Gilbert a. a. O.)
XXV 3. CatiiU. 86, 4 mica salis (Plin. Epp. III 21, 1; vgl.
unten).
XXVI 3. Catull. 1, 8 qiiidquid hoc libelli, Qualecunque.
7. nugarum. Zu I 113, 0.
XXV. 2. cerussata. Zu I 72, 6.
3. mica salis nee amari fellis. Vielleicht dachte Plinius Epp. III
21, 1 an diese Stelle, er sagt dort von Martial: qui plurimum in scri-
bendo et salis haberet et fellis nee candoris minus.
7. 7nelimela. Zu I 43, 4.
mariscas — 8. Chia. XII 96, 9 Chiam volo, nolo mariscam. Vgl.
VII 31, 2 und XIII 23, wo es von der Chia heisst: Ipsa merum se-
cum portat et ipsa salem,
S. novit inmgere. Zu II -52, 1.
XXVI 1. Apollinarem. 7.XL IV 86, 3.
5. fronte — tota. Mit einer Stirn, die in keiner Falte eine Zu-
rückweisung verräth.
EpigramHQaton Liber VII (edirt December 92). 487
Flagret; nee ipse plus amare te possum.
Contra malignos esse si cupis tutus,
10 Apollinarem conveni meum, Seazon.
XXVII.
Tiiscae glandis aper populator et ilice multa
lam piger, Aetola fama secnuda ferae,
Quem meus intravit splendenti cuspide Dexter,
Praeda iacet nostris invidiosa focis.
5 Pingueseant madido laeti nidore penates
Flag-ret et exciso festa eulina iug-o.
Sed cocus ingentem piperis consumet acervum
Addet et arcano mixta Falerna garo.
Ad dominum redeas, noster te non capit ignis,
10 Conturbator aper: vilius esurio.
XXVIII.
Sic Tiburtinae crescat tibi silva Dianae
Et properet caesum saepe redire nemus,
Nee Tartesiacis Pallas tua, Fusee. trapetis
XXVI 9. si cnpis nScr si potes EXAF(J si voles GOSckn
si petes Hns.
XXVII 5. madido laeti (Hlbert* p. 211 madidi laeto CGOSchn
madido laeto EXAF madido tetri %PQScr madidi lanto Hns.
XXVII 2. Ovid. Tr. I 5, 22 Penelopes esset fama secunda tuae
(Clatidian. carm. min. 4, 2 Romani fama secnnda fori .
10. Zu II 6, 17.
XXVII 2. fmna secunda. Zu VII 23, 2.
3. Dexter. Als Jäger auch XI 69, 3.
6. exciso — iugo. Nach Abholznng des Bergrückens.
8. arcann — garo. Zu VI 93, 6j. Ein in einer geheimen Schxib-
lade aufbewahrtes, also besonders kostbares garum.
10. Conturbator: Vermögenszerrütter. X 96, 9 conturbatorque
macelltis.
XXVIII. 3. Pallas tua. Ueber diese von Ovid öfter (Heroid. 9, 44
Am. II 16, 8 Tr. IV 5, 4) gebrauchte Metonymie Haupt Opp. II 168
488 M. Valerii Martialis
Cedat et immodici deut boua musta lacus;
5 Sic fora inircutur, sie te palatia laudeut.
Excolat et geminas i)liirima palma fores;
Otia dum medius praestat tibi parva Decem])er.
Exige, sed certa, quos legis, aiire iocos.
»Scire libet verum? res est haec ardua.« Sed tu
10 Quod tibi vis dici, dicere, Fusce, potes.
XXIX.
Thestyle, Victoris tormentum dulce Voconi,
Quo nemo est tote notior orbe puer.
Sic etiam positis formosus amere capillis
Et placeat vati uulla puella tuo:
5 Paulisper domini doctos sepone libellos.
Carmina Victori dum lego parva tuo.
Et Maecenati, Maro cum cautaret Alexin,
Nota tamen Marsi fusca Melaeuis erat.
XXIX 2. toto — orbe EFiMScr Gilbert* p. 211 toto — urbe
^P tota — iirbe QJ£ns Sehn.
XXVIII 4. Ovid. F. III 55s tertia musta lacus lä. Tr. III 10,
72 fervida musta lacus Tibull. I 1, 10 pinguia musta lacu.
XXIX 4. Zu I 76, 4.
und zu Sp 12, 1. Ebenso Stat. S. II 7, 28 Quae Tritonide fertlles
Atlienas Unctis Baetica provocas trapetis. Ueber das Oel aus Baetica
XII 63. Bluemner S. 130.
Fusce. Zu I 54.
6. jjahna. Mit Palmzweigeu als Siegeszeichen wurden die Thüren
der Rechtsanwälte nach gewonnenen Processen geschmückt. Juven.
7, 118 SG I 291, 7.
8. IV 82, 4 Non tetrica nugas exigat aure meas. VII 12, 2 Ex-
cipiatque meos, qua solet aure, iocos.
sed. Zu I 117, 7.
XXIX 1. Voconi. Voconius Victor. Auf seine Hochzeit XI 78.
2. nemo — toto notior orbe. Zu V 37, 22. Weltbekannt ist The-
stylus durch die docti libelli (Gedichte : v. 4 vati tuo) des Voconius.
VII 17, 10 Quae cantaberis orbe nota toto. Gilbert* p. 211 f.
7. Alexiti. Zu V 16, 12.
8. Marsi. Zu I Epist. 1. 11. 3felaenis. Sonst nirgend erwähnt.
Epigrainmaton Liber VII edirt December 92). 489
XXX.
Das Parthis. das Germanis, das, Caelia, Dacis,
Nee Cilicum spernis Cappadocumque toros;
Et tibi de Pharia Mempliiticus urbe fututor
Navigat, a rubris et nig-er Indus aquis;
Nee recutitoriim fugis inguina ludaeonim.
Nee te Sarmatico transit Alanus equo.
Qua ratione facis, cum sis Romana puella,
Quod Romana tibi mentula nulla placet?
XXXI.
Raucae chortis aves et ova matrum
Et flavas medio vapore Chias
Et fetum querulae rudern capellae
Nee iam frigoribus pares olivas
Et canum gelidis holus pruinis
De nostro tibi rure missa credis'?
0 quam, Regule, diligenter erras!
Nil nostri, nisi me. ferunt agelli.
Quidquid vilicus Umber aut colonus.
XXXI 6. rure missa QU Fw Scr missa rure T Sehn 0. colonus
codd. Schn^ Gilbert* v. 212 Calenus Hns Schn^.
iXXX 4. Ovid. A. a. III 130 decolor Indus aqua Tr. Y 3, 24
decolor Indus aquas.)
XXX 5. Sidon. Apoll. C. 22, 201 Fert recutitorum primordia
ludaeorum.
XXX. 1. Bas. Zu II 9.
4. Indus. Hier wol in dem weiteren Sinne zu verstehen, in wel-
chem es auch Nubier und Aethiopier bezeichnet. Letronne memoirea
de l'acad. d. inscr. IX 158 X 235.
XXXI. 1. chortis aves = VII 54, 7 = XIII 45, 2. XI 52. 14 Et
chortis saturas atque paludis aves.
2. atias. Zu VII 25, 8. 3. rudern wie IX 71, 6.
4. Oliven mit Frostzeichen, oder abgefallene.
7. diligenter erras. Du irrst gründlich, wol ein Ausdruck der Um-
gangssprache. »Geflissentlich« passt hier kaum.
9—11. Aufzählung der Güter des Regulus SG I 218, 6.
vilicus — colonus. Zu II 11, 9.
490 ^I- Valerii Maitialis
1 1 Aut VHS marmore tertio notatum,
10 Aut Tusci tibi Tusculive mittunt,
Id tota mihi nascitur Subiira.
XXXII .
Attice, facundae renovas qui nomina gentis
Nee sinis ingentem conticuisse domum,
Te pia Cecropiae comitatur turba Minervae,
Te secreta quies, te sophos omnis amat.
5 At iiivenes alios fracta colit aure magister
Et rapit immeritas sordidus imctor opes.
Non pila, non follis, non te paganica thermis
Praeparat. aut nudi stipitis ictus hebes,
XXXI 11. 10. So: "^QScr Gilbert* p. -2 12 10. 11. m (10 fehlt
in XJ Sehn.
XXXII 3. Zu I 39, 3.
10. Tusci — Tusculive. Der Nomin. Plmv so öfter zur Bezeichnung
eines Gutes. Vgl. zu X 44, 9 und Haiipt Hermes VII 180 f. = Opp.
III 578.
12. marmore tertio. IX 64, 4 Octavum — marmor. Vgl. zu I 12, 4.
12. Suhura. Zu II 17, 1. Tota Subura, d. h. überall in der Su-
bura, wo also zahlreiche Läden von Lebensmitteln waren. X 94, 5].
Doch vgl. zu VIII 30, 6.
XXXII 1. Attice. An denselben I 91. Vielleicht ein Pomponius
Atticus , welche Familie aber nach v. 2 ingentem domum) damals
bereits in den Senatorenstand erhoben gewesen sein müsste. SG III 449.
4. sophos. Dies Wort, das sonst noch als Beiname des P. Sem-
pronius Livius IX 45 X 2), als Prädikat des Laelius bei Cic. Fin.
II 8 und bei Phaedrus (III 14, 9 victor sophus IV 17, S gubernator
sophus. factus (später bei Auson. und Venant. Fortunat. vorkommt,
mag der Umgangssprache entnommen sein. Vgl. zu I 111, 1.
5. fracta — aure magister. Die Ohren der Faustkämpfer waren
oft durch Schläge verstümmelt (ol xä wra xazzo-iöizc,]. Eustath. p. 1324 :
öcp8aX[i.Äv so-oyä^ovio zavT(u; oi -{i-Azai xot&a v.al wxtuV o&ev (UToxdxalti;
-/axa Al'Xiov Aiovjatov uJXOöXaoia;, xa wxa x£&/.ao[j.evo; h TtctXaicxpa. Vgl.
H. Stephan. Thesaur. s. wxo&Xaoia; und wxo-/.axa;i?.
6. imctor. Hier wol für aliptes, also zugleich Lehrer der Gym-
nastik; über die Abneigung der Römer gegen dieselbe SG II 443.
7. pi^a — follis — paganica. Pila der gewöhnliche, mit Haaren,
Epigrammaton Libei' VII eclirt December 92). 491
Vara nee in lento ceromate brachia tendis,
10 Non harpasta vagus pulvenilenta rapis,
Sed eurris niveas tantum prope Virg-inis undas,
Aut iibi Sidonio taurus amore calet.
Per varias artes. omnis quibus area servit,
Ludere, cum liceat currere, pig-ritia est.
XXXIII.
Sordidior caeuo cum sit toga, calceus autem
Candidior prima sit tibi, Cinna, nive:
Deiecto quid, inepte, pedes perfundis amictu?
Collige, Cinna, togam; calceus ecce perit.
XXXIV.
Quo possit fieri modo, Severe,
Ut vir pessimus omnium Charinus
Unam rem bene fecerit, requiris?
Dicam, sed cito. Quid Xerone peius?
5 Quid thermis melius Neronianis?
XXX1I9. in lento P.SW*» inlecto illecto) ^X^C'jP^r'O injecto
Rand v. Q mScr ingesto Hiis malim inducto Schn^ 13. servit
codd.Schn^ Gilbert* p. 2 12 iervet Rutf/ers Hns Sehn- fervit Schmieder.
XXXIV 5. Zu II 48, S.
paganica, ein grosser mit Federn gestopfter Ball; über follis zn IV
19, 7. Marquardt Prl. 819. 8. stipitia: der zur Uebung mit Rappieren
diente. SG II 331, 4; 339 f.
9. lento ceromate. Zu IV 19, 5.
10. harpasta. Zu IV 19, 6.
11. Virginis. Zu V 20, 9.
12. D. h. in der Porticus der Europa. Zu II 14, 3.
13. sen-it. Vgl. X 30, 29 XIV 101, 2. Gilbert* p. 212.
XXXIII 2. Candidior — nive. Zu IV 42, 5. Weisse Halbstiefel
in der Regel von Frauen, doch auch von Männern fH. A. vita Aurel.
c. 39) getragen. Marquardt Prl. 576, 2.
XXXIV 1. Severe. Zu II 6, 3.
2. Cliarinus. Der mit diesem Namen zu I 77 Bezeichnete (ci-
naedus v. 10 scheint vortreffliche, vielleicht zum öffentlichen Ge-
brauch bestimmte Badeanstalten gebaut zu haben.
4. .W. Zu I 117, 7. 5. Zu II 48, 8.
492 ^^- Viilerii Martialis
Non deest protinus, ecce, de maliguis,
Qui sie rancidulo loquatur ore :
»Ut quid tu domini deique nostri
Praefers numeribus Neronianas?«
10 Thermas praefero balneis cinaedi.
XXXV.
Inguina suceinetus nigra tibi servus aluta
Stat, quotieus calidis tota foveris aquis.
Sed meus, ut de me taceam, Laecania. servus
ludaeum nuda sub cute pondus habet.
5 Sed nudi tecum iuvenesque senesque lavantur:
An sola est servi mentula vera tui?
Ecquid femineos sequeris, matrona. recessus,
Secretusque tua, cunne, lavaris aqua?
XXXVI.
Cum pluvias madidumque lovem perferre negaret
Et rudis liibernis villa nataret aquis,
Plurima, quae posset subitos effundere nimbos.
Muneribus venit tegula missa tuis.
XXXV 4. nuda TSchn milla EFui Scr nullum Q.
6. deest. Zu IV 67, 3.
7. rancidulo loquatur ore. Persius 1, 33 Rancidulum quiddam balba
de nare locutus.
8. Ut quid. Zu III 77, lU.
domini deique nostri. Zu V 8, 1.
9. muneribus: Prachtbauten; zu Sp 2, 7.
XXXV. Ueber dasselbe Thema XI 75.
4. ludaeum jjondus. Vgl. VII 55, 6 — 8.
5. Zu III 51, 3.
iuvenesque senesque. Zu I 3, 5.
7. 8. Wenn man mit Gilbert annimmt, dass ecquid im Sinne einer
Aufforderung gesetzt ist, so haben diese Verse allerdings einen Zu-
sammenhang mit den früheren, doch fehlt dem Epigramm die
Pointe.
XXXVI 3. 4. lieber die Construktion der Dächer, bei welcher
das Regenwasser durch die Löcher der tegulae deliciares träufelt und
Epigrammaton Liber VII edirt December 92 . 493
Horridus, ecce. sonat Boreae Stridore December:
Stella, tegis villam, non teg-is agricolam.
XXXVII.
Nosti mortifernm quaestoris, Castriee, Signum?
Est operae pretiiim discere theta novum.
Exprimeret quotiens rorantem frigore nasum,
Letalem iuguli iusserat esse notam.
Turpis ab iuviso pendebat stiria naso.
Cum flaret media fauce December atrox:
Collegae tenuere manus: quid plura requiris'?
Emungi misero, Castriee, uon licuit.
XXXVIII.
Tautus es et talis nostri, Polypheme, Severi.
Ut te mirari possit et ipse Cyclops.
XXXVII 6. media TRMQSchn'- madida EFi»SchnK
XXXVII 2. Horat. S. II 4, 63 Est operae pretium duplicis per-
noscere juris Natnram. S. I 2, 37 Audire est operae pretium. Epp.
II 1, 229 Sed tarnen est operae pretium cognoscere. Juvenal. G, 474
Est pretium curae penitus cognoscere .
durch eine tegula coUiciaris zum Ausfluss gelangt, Marquardt Prl.
619. Die von Stella gesandten Ziegel sind also solche, welche den
Abfluss auch eines starken Regens herbeiführen können, iv. 3.J
G. Stella. Zu I 7.
XXXVII 1. Castriee. Zu VI 43.
quaestoris. Wol des quaestor pro praetore, der in den seuatori-
schen Provinzen dem Proconsul zur Seite stand, Mommsen StR II
236 Marquardt StV I 530 f., da die militärischen Quästoren keine
Kriminal-Jurisdiktion besassen. Mommsen das. 552.
2. theta. Bedeutete auf Grabinschriften und in Verzeichnissen
neben einem Namen, dass der Betreffende gestorben war (ftavcov), daher
nigrum theta Persius 4, 13, Jahn specimen epigraph. p. 54s, Mar-
quardt StV II 446, 3; hier, dass er hingerichtet werden sollte (&a^a-
Toüv). Auson. Epigramm. 79 Schenkl = 128 Toll), 13 Tuumque nomen
theta sectilis signet.
XXXVIII. Auf einen Riesen und eine Riesin des Severus ; zu
II 6, 3. Ueber die Liebhaberei für Riesen, Zwerge und andere der-
artige Abnormitäten SG I 39.
494 M. Yaleiii Martialis
Sed ncc Scylla minor. Quocl si fcra moustra duorum
Iimxeris, alterius fiet uterque timor.
XXXIX.
Discursus varios vag-umque mane
Et fastus et Have potentiorum
Cum perferre patique iam negaret,
Coepit fingere Caelius podagram.
5 Quam dum vult uimis approbare veram
Et Sanas Unit obligatque plautas
Inceditque gradu laborioso,
— Quantum cura potest et ars doloris! —
Desit fingere Caelius podagram.
XL.
Hie iacet ille senex, Augusta notus in aula,
Pectore nou liumili passus utrumque deum:
Natorum pietas sanctis quem coniugis umbris
Miscuit: Elysium possidet ambo nemus.
5 Occidit illa prior viridi fraudata iuventa:
XL (2. Tibull.I 4, 38 utrumque deum). 4. Zu VI 76, 6. b. Ovid.
M. X 196 prima fraudate juventa. Verg. A. V 295 viridique juventa.
XXXIX 1. lieber die Beschwerden der salutatio der Clienteu
SG I 338—340.
vagumque mane. Mane substantivisch zu I 49, 36 ; über den me-
tonymischen Gebrauch des Adjektivs zu I 15, 7.
2. SG I 341, y— 11.
3. i)erferre j'atique. XII 26, 8 ferre patique = Lucret. II 291
(vgl. die Anm. von Munro).
9. Desit. Zu III 75, 1. Die Wiederholung von vs. 4 in Catulls
Manier. Zu II 6, 17.
XL. Auf den Tod des Vaters des Claudius Etruscus, vgl. Stat.
S. III 3 consolatio ad Claudium Etruscum. SG I 94.
2. utrumque deum. Intelligit Domitianum iratum et placatum.
Scriver. Diese wie es scheint richtige Erklärung setzt einen nicht
zu freien Gebrauch von passus, und eine nicht zu gewagte Ausdeh-
nung des Gebrauchs voraus, den Beispiele wie uterque Neptunus
Catull 31, 3, uterque Phoebus Ovid. M. I 33S, uterque Oceanus ib.
XV 829 zeigen. 4. Elysium — nemus = XI 5, 6.
Epigrammaton Liber VII edirt December 92). 495
Hic prope ter senas vixit Olympiadas.
Sed festinatis raptum tibi credidit annis,
Aspexit lacrimas quisquis, Etmsce, tuas.
XLI.
Cosmicos esse tibi. Öemproui Tucca, videris:
Cosmica, Semproui, tarn mala, quam bona sunt.
XLII.
Muneribus cupiat si quis contendere tecum.
Audeat Mc etiam. Castrice, carminibus.
Nos tenues in utroque sumus vincique parati:
Inde sopor nobis et placet alta quies.
Tam mala cur igitur dederim tibi carmiua, quaeris?
Alcinoo nulluni poma dedisse putas'?
XLIII.
Primum est, ut praestes, si quid te, Cinua. rogabo;
Illud deiude sequens, ut cito, Cinna, ueges.
Diligo praestantem: non odi, Cinna, negantem:
Sed tu nee praestas nee cito, Cinna, negas.
XLIV.
Maximus ille tuus, Ovidi, Caesonius hic est,
Cuius adhuc vultum vivida eera tenet.
XL 6. Auson. Parent. 1, 4 Undeciens binas vixit Olynipiadas.
XLII 4. Verg. A. VI 522 alta quies.
XLIV 2. Prop. III 28, S vivida signa.
6. Olympiadas. FünQährige Zeiträume. Zu IV \b, 4).
XLI 1. Cosmicos. Etwa ein aufs feinste Parfümirter , nach dem
Geschüft des Cosmus zu I 87, 2)? Die sonstigen Erklärungsversuche
sind sicher verfehlt.
XLII 2. Castrice. Zu VI 43. Erwiderung auf ein von einem
Gedicht begleitetes Geschenk.
6. Alcinoo — poma. Vgl. VIII (i8, 1 X 94, 2 XIII 37.
XLIII. Vgl. VI 20.
XLIV. Vgl. VII 4.3.
1. tuüs wie X 89, 1. LMueller r. m. 331. Einl. S. 49.
Ovidi. Zu I 105, 1. Ueber Caesonius Maximus ebend. Vgl. auch
496 ^^- Valerii Martialis
Hunc Nero damnavit; secl tu damnare Neronem
Ausus es et profugi, non tua, fata sequi:
5 Aequora per Scyllae magnus comes exulis isti.
Qui modo nolueras consulis ire comes.
Si victura meis mandantur nomina chartis
Et fas est cineri me superesse meo:
Audiet hoc praesens venturaque turba. fuisse
10 Uli te, Senecae quod fuit ille suo.
XLV.
Facuudi Senecae potens amicus,
Caro proximus aut prior Sereno,
Hie est Maximus ille, quem frequenti
Felix littera pagina salutat.
5 Hunc tu per Siculas secutus undas,
0 nullis, Ovidi, tacende Unguis,
Sprevisti domini furentis iras.
Miretur Pyladeu suum vetustas,
XLIV 5. magnns codcL magni K>i.s.
Senec. Epxj. 87, 2 Maximxis meiis . Tacit. A. XV 71 Caedicia — et
Caesennins (vgl. die Anm. von Nipperdey) Maximus Italia prohibentur,
reos fuisse se tantum poena experti (65 p. Chr.).
6. Das Consulatsjahr des Caesonius Maximus ist unbekannt.
7. victura — nomina chartis. Zu I :?5, 7.
9. 10. Ob man hieraus mit Teuffei KLG 2S7, 1 schliessen darf,
dass Caesonius Maximus Seneca nach Corsica begleitet habe, ist sehr
zweifelhaft.
XLV 2. Sereno. Annaeus Serenus, ein Freund des Seneca Tacit.
A. XIII 13), der ihm die dialogi 2, 8 u. 9 gewidmet hat. Er gab sich
dazu her, für den Liebhaber von Neros Maitresse Acte zu gelten,
wurde praefectus vigilum und starb vor Seneca bald nach 62. Plin.
N. h. XXII 96, Senec. epp. 63, 14 s. Hirschfeld Verwaltungsgesch.
S. 146. M. erwähnt ihn auch VIII 81.
4. Felix littera. Wol das in der Aufschrift der Briefe gewöhn-
S Salutem;. Es müsste dann freilich Briefe des Seneca an ihn ge-
geben haben, die sonst nirgend erwähnt werden.
6. Zu I 15, ].
8. Piiladen. Zu VI 11, 1.
Epigrammaton Liber VII edirt Deceuiber 92\ 497
Haesit qui comes exuli parentis.
10 Quis discrimina comparet duorum?
Haesisti comes exuli Neronis.
XLVI.
Commendare tuum dum vis mihi carmiue munus
Maeonioque cupis doctius ore loqui,
Excrucias multis pariter me teque diebus.
Et tua de nostro, Prisce. Thalia — tacet.
5 Divitibus poteris Musas elegosque sonantes
Mittere: pauperibus munera r^t'A dato.
XLVII.
Doctorum Licini celeberrime Sura virorum.
Cuius prisea graves lingua reduxit avos,
Redderis, heu, quanto fatorum munere! nobis,
Gustata Lethes paene remissus aqua.
XLVI 6. r.i^A Pahner pisce (mit einem von erster Hand über pi
ühergeschriehenen rj RCHIMuelhr) pexa PQScr plena IJNv} Hand
0. Q Schn^ Prisce Sehn-.
9. 11. Zu II 41, 34.
XLVI 4. Prisce. Vielleicht Terentius Prisciis (VIII 11; 4.5 XII
praef. XII 1; 4; 72. SG III 44S), der Landsmann M.'s, dem der
Dichter bei dessen Aufenthalt in der Heimat sein 12. Buch überreichte
und den er XII 4 seinen Maecenas nennt.
de nostro: auf meine Kosten auch VIII 42, 3, ähnlich X 29, 4.
tacet. Quod enim versus se scribere accuratos simularet vel etlam
meditaretur et tamquam ruminaret nee interea dona remitteret, Silen-
tium eins merito sibi conqueritiir damnosum Martialis. Turnebus Ad-
vers. XXIV 28. Zugleich steht aber, wie OHirschfeld bemerkt, tacet
Tiapd rrpoaooy.tav.
ö. Musas metonymisch (zu Sp 12, 1 wie 11 92, 2 IX 99, 1 (vgl. auch
IX 58, 6 XI 1, 7); doch zugleich mit Beziehung axif Thalia v. 4.
6. munera rs^a. Scherzhaft: prosaische Geschenke, vielleicht
zugleich mit der Nebenbedeutitng iiXa, die tteCo; in der Musik hat
Gesang ohne Musik, Musik ohne Gesang) also unbegleitete. Diese
sehr leichte und ansprechende Emendation Palmers giebt zugleich
den zu Musas erwarteten Gegensatz. Dass rs^oi im Lateinischen sonst
nicht so vorkommt, kann kein Grund gegen die Lesung sein.
XLVn. 1. Licini — Suva. Zu I 49, 40.
Martial I. 32
498 M. A^alerii Martialis
5 Perdideraiit iam vota metuni securaque flebat
t Tristitia et lacrimis iamque peractus eras.
Nou tulit invidiam taciti regnator Averni
Et raptas Fatis reddidit ipse colus.
Seis igitur, quantas homiuum mors falsa qnerellas
10 Moverit, et fmeris itosteritate tua.
Vive veliit rapto fugitivaque g-andia carpe:
Perdidevit iiulhim vita reversa dieiu.
XL VIII.
Cum mensas habeat fere trecentas.
Pro mensis habet Annius ministros:
Transcurrunt gabatae volantque lances.
Has vobis epiüas habete, lauti:
5 Nos offendimur ambulante cena.
XLVII 5. 6. flebat Tristitia Tristia PF Tristia Q) et lacri-
mis codd f 1 e b a n t Tristia jam lacrimae (h-onov Tristia ; jam Lachesi
jamque oder Tristitiae ; Lachesi jainque Hns Tristia cum lacrimis ^cr
Tristitiam Lachesis [Genetiv] Koestlin flebat Tristitia a lacrimis
fi. e. secura a. 1.) Munro Tristitia illacrimans Gilbert 8. Fatis Frdl
fatis Sehn 8. raptas] niptas Gronov (wie VII 96, 4 XI 36, 3),
XLVII (5. Ovid. M. XIV 4S9 dum pejora timentur Est in vota
locus, sors autem ubi pessima renim Sub pedibus timor est securaque
summa malorum). 7. Zu 112, 9. 10. (11. Ovid. A. a. III 661 aliae
tua gaudia carpent).
5. 6. Tanquam in certa morte deposueramus spem et cum votis
metum curamque pro te, qui iam pro mortuo deploratus eras et con-
clamatus. Schrevel. Ausser lacrimis oder et lacrimis v. 6 scheint hier
nichts verdorben zu sein. Die Herstelluugsversuche sind sämmtlich
unbefriedigend. Vielleicht hatte M. neben die Tristitia uoch eine
zweite allegorische Person als trauernde gesetzt z. B. Tristitia et
Pietas.
7. I 12, 10 (Fortuna) par tam magnae uon erat invidiae.
8. Fatis. Fatae die Parzen. Jordan bei Preller EM II 194, 4.
1 1 , velut rapto. Wie vom Raube , den man aus Furcht , seiner
wieder verlustig zu gehen, schnell geniesst.
fugitivaque gaudia. Vgl. I 15, 8.
XLVIII 3. qabatae. Vgl. XI 31, 18.
Epigrämmaton Liber VII edirt December 92). 499
XLIX.
Parva suburbani munuscula mittimus horti :
Faucibus ova tuis, poma. Severe, gulae.
L.
Föns dominae, reg-ina loci quo gaudet lautbis,
Gloria conspieuae deliciumqiie domus,
Cum tua tot niveis ornetur ripa ministris
Et Ganymedeo luceat unda cboro:
5 Quid facit Aleides silva sacratus in ista?
Tarn viciua tibi cur tenet antra deus?
Numquid Nympharum notos observat amores,
Tarn multi pariter ne rapiantur Hylae?
LI.
Mercari uostras si te piget, Urbice, nugas
Et lasciva tarnen carmina nosse übet,
Pompeium quaeres — et nosti forsitan — • Auctum;
Ultoris prima Martis in aede sedet:
5 Iure madens varioque togae limatus in usu,
L 1. regin
[i loci quo Frdl r. loci, quo Sehn.
XLIX 2. Severe. Zu II 6, 3.
L. Zu VII 15.
1. dominae. Der Hausherrin (zu V 61, .3; Violentilla, die M. auch
VI 21 lanthis nennt. IX 58, 1 Nympha sacri regina lacus cui grata
Sablno.
3. niveis — ministris. Marmorstatuen von Knaben als Mund-
schenken.
4. Ganymedeo — choro. Der Vergleich schöner Knaben (exoleti
oder Mundschenken mit Ganymed ist ein stehender. VIII 39, 4 VIII
46, 5 IX 16, 6 IX 22, 12 etc.
5—8. Vgl. VII 15, 3. 4.
LI 1. Urbice. Ein XI 55 als kinderloser Ehemann erwähnter Be-
kannter des Dichters.
3. Pompeium — Auctum. Vgl. VII 52 IX 21 XII 13. SG III 450 f.
4. D. h. er hatte an der Vorderseite des Tempels des Mars Ultor
(Becker Top. 373) seine sogenannte Station (Geschäftslokal j. SG I 295 f.
5. Er war also wol zugleich Sachwalter und juristischer Eespon-
dent, SG I 296 f., da auch die Sachwalter die toga trugen. SG I 290.
32*
500 ^'f- Valerii Martialis
Non lector mens hie, Urbice. sed über est.
Sic tenet absentes nostros cantatque libellos,
Ut pereat chartis littera nulla meis.
Denique, si vellet, poterat scripsisse videri :
10 Sed famae mavult ille favere meae.
Hunc licet a decima — neqiie enim satis ante vacabit -
Sollicites; capiet cenula parva duos.
Ille leget, bibe tu: nolis licet, ille sonabit:
Et cum »lam satis estff dixeris, ille leget.
LH.
Gratiim est, quod Celeri nostros legis, Aucte, libellos,
Si tarnen et Celerem, qiiod legis, Aucte, iuvat.
Ille meas gentes et Celtas rexit Hiberos,
Nee fiiit in nostro certior orbe fides.
5 Maior me tanto revereutia turbat. et aures
Non anditoris, indicis esse puto.
LI 13. noWa PQ Scr Gilbert 2)- 22 noWes HXACGO noles
FcSchn.
LH 3. Liican. IV 10 Celtae — miscentes nornen Hiberis. Sil.
III 340 Celtae — sociati nomen Hiberis.)
Der sonstige Gebrauch der toga, in dem er ebenfalls geübt war, kann
wol nur ein Clientelverhältnis andeuten. SG I 340. In einem solchen
kann er z. B. zxx dem VII 52 erwähnten Celer gestanden haben.
13. nolis licet. Licet mit dem Indikativ (Schneidewin noles) ist
in M.'s Zeit unerhört: vgl. Draeger Eist. Synt. 11'- 771. Die sämmt-
lichen Fälle bei M., wo es mit dem Infinitiv oder Conjunktiv verbunden
ist, bei Renn Beiträge zu Martial. Bl. f. d. Bair. Gymnasialschul-
wesen XVII (1881) S. 444 f. Xicet nolis IX Epist. 1 licet velis VI 49,
10 XII 82, 2).
LH 1. Zn VII 51, 5.
Celeri. Celer, der nach Vers 3 legatus Aug. pr. pr. oder Legat
eines solchen im diesseitigen Spanien gewesen war SG III 447), kommt
sonst nicht vor.
3. Celtas — Hiberos. Zu IV 55, 8 XII 9, 1 Palma regit nostros
— Hiberos.
Epigraimnaton Liber VII (edirt December 92,. 501
LIII.
Omnia misisti milii Saturnalibus, Umber,
Munera, contulerant quae tibi quiuque dies:
Bis seuos triplices et dentiscalpia Septem:
His comes accessit spongea, mappa, calix,
5 Semodiusque fabae cum vimine Picenarum,
Et Laletanae nigra lagona sapae;
Parvaque cum canis venerunt cottana prunis
Et Libycae fici pondere testa gravis.
Vix puto triginta nummorum tota fuisse
10 Munera, quae grandes octo tulere Syri.
Quanto commodius uullo mihi ferre labore
Argenti potuit pondera quinque puer!
LIV.
Semper mane mihi de me tua somnia narras,
Quae moveant animum sollicitentque meum.
LIII 4. spongea XABG spongia Sehn 6. Laletanae codd.
le
{lactane Q) vgl. zu I 26, 5 ; I 49, '2-2.
LIV 1. tusL Schii-i mera, UFo} Band V. Q Sch7i^ mihi PQ nova
Rooy mala oder fera (Hlhert^ p. 2i?.
LIII 1. Umher. Der Name in einem Epigramm verwandten In-
halts XII 81. 2. quinque dies. Zu IV 88, 1. 2.
3. lieber die wohlfeilen Saturnaliengeschenke besonders der di-
enten zu IV 88, 2.
triplices. Notizbücher mit 3 Tafeln VII 72, 2 X 87, 6 XIV 6.
Marquardt Prl. 780, 6.
dentiscalpia. XIV 22.
5. vimine Picenarum. Zu IV 88, 7.
6. Laletanae — sapae. Wahrscheinlich Laeetanae. Zu I 26, 5 u.
I 49, 22.
7. Zu IV SS, 6.
8. Lihycae ßci. Zu I 65 und IV 46, 10.
10. octo — Syri. Sonst als Träger der grössten Sänften genannt
IX 2, 11 IX 22, 9.
12. Argenti — pondera quinque. Silbergeschirr im Gewicht von
5 Pfund. Zu n 44.
502 ^- Valerii Martialis
lam prior ad faeccm, sed et haec vindemia venit,
Exorat noctes dum mihi saga tuas';
5 Consumpsi salsasque molas et turis acervos;
Decrevere greges, dum cadit agna frequens;
Non porcus, non chortis aves. non ova supersunt.
Aut vigila aut dormi, Nasidiane, tibi.
LV.
NuUi munera, Chreste, si remittis,
Nee nobis dederis remiserisque :
Credam te satis esse liberalem.
Sed si reddis Apicio Lupoque
5 Et Gallo Titioque Caesioque,
Linges non mihi — nam proba et pusilla est —
Sed quae de Solymis venit perustis
Damnatam modo mentulam tributis.
LVI.
Astra polumque pia cepisti mente, Rabiri,
LIV 8. Nasidiane EFw — ana P ad Nasidiamim Ucber-
schrift in Q Nasidiene G.
LV 8. tributis codd.Schn tributi ^ Turnehus Hns Scr.
recepisti
LVI 1 . pia cepisti ^oj Frdl pia (Rand tua) caepisti Q prece-
pisti E praecepisti FG perce(i)pisti XAB pia percepsti Scr Sehn.
LIV 3. Der aus der diesjährigen und vorjährigen Ernte gewon-
nene Wein ist bis auf die Hefe durch die Lieferungen für die Opfer
der Wahrsagerin zur Sühne deiner beunruhigenden Träume erschöpft.
XI 50, 8 Expiet ut somnos garrula saga tuos. Vgl. Ovid. Trist. 11 22
III 13, 23 Horat. Epp. I 1, (j.
4. Exorat. Gloss.: exorare i?tXaax£a&at. Schrevel.
5. salsasque molas. Marquardt StV III 343, 10.
7. cliortis aves = VII 31, 1.
LV 2. Mit Gilbert* p. 210 als Hauptsatz zu fassen; »so magst
du auch mir keine geben«.
8. Damnatam modo — tributis. Lucret. VI 1235 morti damnatus.
Verg. A. IV ü99 Stygioque caput damnaverat Orco. Modo ein eben
erst aus Jerusalem angelangter, also auch eben erst zur Steuer heran-
gezogener, daher unzweifelhaft echter Jude. Die den Juden nach 70
auferlegte Kopfsteuer von zwei Drachmen wurde unter Domitian mit
besonderer Härte eingetrieben. Suet. Domitian c. 12 SG III 580.
LVI 1. Astra imliimque = V ü5, 1. Ein sv ota ouoiv. Jeden-
Epigrammaton Liber VII (edirt Decemher 92). 503
Parrhasiam mira qui struis arte domuin.
Phidiaco si digna lovi dare templa parabit,
Has petat a nostro Pisa Tonante mauus.
LVII.
Castora de Polluce Gabinia fecit Achillan:
riu? ayj.\)fjc fuerat, nunc erit iTtTuooajxoc.
LVIII.
lam sex aut septem nnpsisti, Galla, cinaedis,
Dum coma te nimium pexaque barba iuvat.
Deinde experta latus madidoque simillima loro
Inguina nee lassa stare coacta manu,
5 Deseris imbelles thalamos mollemque maritum
Kursus et in similes deeidis usque toros.
Quaere aliquem Curios semper Fabiosque loquentem,
Hirsutum et dura rustieitate trueem:
Invenies: sed habet tristis quoque turba cinaedos.
10 Difficile est vero nubere, Galla, viro.
LIX.
Non cenat sine apro noster, Tite, Caecilianus.
Bellum convivam Caecilianus habet.
LVI 3. parabit Q Sc/m 2 paravit -Ei^cu 5'c/m i 4. petat -E.Ji^
Rand V. Q Sehn ^ spectet P ap)petet Q petet .Sc';;/-'.
LVII 2. Il'j? «7^06; — t7t-r>oa[Ao; Gilhert. Pyxagathos — Hip-
podamns Sehn.
(LVI 3. Prop. IV 8, 15 Phidiacus — luppiter.)
falls spricht M. von einem Knppelbaii in Domitians Palast, der damals
im J. 92) eben vollendet war.
Rabiri. Als Baumeister von Domitians Palast (SG HI 89) nur
hier genannt SG HI 266, 3). Auf den Tod seiner Eltern X 71.
2. Parrhasiam — domum. (Vgl. VII 99, 3. VIII 36, 3 IX 12, 8
XII 15, 1 Parrhasia aula.) Soviel als palatinisch, von der Nieder-
lassung des Arcadiers Euander auf dem Palatin.
4. Tonante. Zu VI 10, 9.
LVII. Ueber Liebesverhältnisse der Frauen mit Athleten SG 1 434
II 445, 11.
LVni 7. Curios — Fnhiosque. Zu I 24, 3.
8. Vgl. VI 64, 1-3.
LX 1. Caecilianus. Ueber den Gebrauch des Namens in ver-
5Q4 M. Valerii Martialis
LX.
Tari)eiae veuerande rector aulae,
Quem salvo duce credimus Tonantem,
Cum votis sibi quisque te fatiget
Et poscat dare, quae dei potestis:
5 Nil pro me mihi, luppiter, petenti
Ne susceusueris velut superbn.
Te pro Caesare debeo rogare:
Pro me debeo Caesarem rogare.
LXI.
Abstulerat totam temerarius institor urbem
Inque suo nulhim limine limen erat.
lussisti teuues. Germauice, crescere vicos.
Et modo quae fuerat semita. facta via est.
5 Nulla eateuatis pila est praecincta lagouis,
Nee praetor medio cogitur ire luto,
Strinffitur in densa nee caeca uovaeula turba.
(LX 2. Horat. C III 5, 1 Caelo tonantem credidimus Jovi
(LXI 4. Prop. IV 12, 4 facta via est.)
wandten Epigrammen zu I 20, 3. C. lässt den Eber für sich allein
auftragen. Das Laster der jj-ovoji-ria auch Juven. 1, 9.5.
LX 1. Tarpeiae — rector aulae. Jupiter als Herr des Capitoli-
nischen Tempels.
2. Aehnlich II 91, 2 Sospite quo magnos credimus esse deos.
7. 8. Zu II 41, 34.
LXI. Das Edikt über den Abbruch der die Strassen verengenden
Tabernen (SG I 8) und der fliegenden Kauf- und Geschäftsstände
unter den Strassenhallen (Jordan Top. 1491, 11) scheint Domitian
im Spätherbst oder Winter 92 erlassen zu haben, (wenigstens denkt
man bei v. 6 an diese Jahreszeit, vgl. XTI 2; also aus dem Lager.
Einl. S. 58 f.
2. Vgl. Sp 7, 6 Inque omni nusquam corpore corpus erat. In suo
limine nachlässig für: da, wo eine Schwelle sein soll. Vgl. die Ein-
leitung S. 20, 1.
5. pila. Pfosten einer Taberne. CatuU. 37, 2. Horat. S. I 4, 71.
7. caeca novacula. Das blind die Vorübergehenden treffende
Scheermesser.
Epigraiumaton Liber VII (edirt December 92). 505
Occupat aut totas nigra popina vias.
Tonsor, copo, cocus, lanius sua limina servaut.
10 Nunc Roma est, nuper magna taberna fiiit.
LXII.
Recliisis foribus grandes percidis, Amille.
Et te deprendi, cum facis ista, cupis,
Ne quid liberti narreut servique patemi
Et niger obliqua garrulitate cliens.
5 Non paedicari qui sc testatur, Amille.
Illud saepe facit, qnod sine teste facit.
LXIII.
Perpetui nunquam moritura volumina Sili
Qui legis et Latia carmina digna toga,
Pierios tantum vati placuisse recessus
Credis et Aouiae Bacchica serta comae?
5 Sacra cothurnati non attigit ante Maronis,
Implevit magui quam Ciceronis opus:
LXII 1 u. 5. Amille Q-Fw AnuWe SXAliC Hamille? rr//.
unten. 5. qui se PScr se qui QEXABFG Sehn.
LXIII 1. Zu VI 73, 7. 2. Zu VII 5, 2. 4. Ovid. Tr. I 6, 2 Deme
meis hederas, Bacchica serta, cornis. (Tibull. I 3, 66 myrtea seita
coma I 10, 22 spicea serta comae = Ovid. Am. III 10, 36 F. IV 616).
LXII. Verwandt VI 56.
1. Amille. Juven. 10, 224 quot discipulos inclinet Hamillus.
Der seltne Name scheint beide Male derselbe, vermuthlich von beiden
Dichtern von einem durch das Laster Berüchtigten entlehnt zu sein;
in diesem Falle würde, da bei Juven. PS Hamillus und nur ein Theil
der interpolierten Jüngern Handschriften Amillus haben, die aspirirte
Form auch bei Mart. vorzuziehen sein.
LXIII 1. Perpetui — Sili = VI 64, 10.
nunquam moritura = VI 73, 7.
2. Latia — tnga. Vgl. V 7, 2.
506 ^I- Valerii Martialis
Hunc miratur adliue ccntnm gravis hasta virorum,
Hiinc loquitur grato plurimus ore cliens.
Postquam bis senis ing-entem fascibus aiinum
10 Rexerat, adserto qiii saeer orbe fuit,
Emcritos Musis et Plioebo tradidit annos,
Proque suo celebrat nunc Helicona foro.
LXIV.
Qui tonsor fiieras tota notissimus urbe.
Et post hoc dominae mimere factus eqiies,
Sicanias iirbes Aetnaeaque regna petisti,
Cinname, cum fugeres tristia iura fori.
5 Qua nunc arte graves tolerabis inutilis annos?
Quid faeit infelix et fugitiva quies?
Non rhetor, non grammaticus ludive magister,
Non Cynicus, non tu Stoicus esse potes.
LXIV 1. fuei-as tota EFv^Scr. tota fueras TQ Sehn.
LXIII 9. Lixcan. II 190 Septiimis hie sequitur repetitis fasci-
bus annns.
LXIV 2. Ovid. Tr. IV 10, S Non modo fortvmae mimere factus
eqnes. Id. Am. III 15, G Non modo militiae turbine factus eques.
(LXIV 1. Asclepiadii Hexastich. de tit. Cic. [Baehrens Plm IV
p. 141 , 251 Marcus eram Cicero toto notissimus orbe.)
7. Ueber das Centumviralgericht bei welchem eine hasta aufge-
pflanzt war, Sueton. Aug. c. 3ti Valer. Max. VII 8, 1. 4 Stat. S. IV
4, 43 Quintil. V 2, 1 Gaius IV UV- zu VI 38, 5.
8. cliens. Der Client vor Gericht.
9. 10. M. nennt das Jahr 68, in welchem Silius Consul gewesen
war, heilig wegen der Befreiung der Welt (adserto orbe; von Nero.
Plin. N. h. XX 14, IGO Julius Vindex ille adsertor a Nerone liber-
tatis. Unter seinen Münzen findet sich Hercules adsertor und Mars
adsertor. Mommsen Der letzte Kampf der röm. Eepubl. Hermes XIII
93, 3.
LXIV 4. Cinname. Als Name eines Sklaven (der sich die Frei-
heit anmasst) auch VI IT.
cum fugeres tristia iura fori. Als du die Verantwortung wegen
Anmassung des Ritterstandes SG I 249 f.' flohst.
6. fugitiva quies. Zu I 15, 7.
Epigrammaton Liber VII edirt December 02 . 507
Yendere nee vocem Siculis plansiimque theatris :
10 Quod superest, iterum, Cinname, tonsor eris.
LXV.
Lis te bis deeimae mimerantem frigora brumae
Content una tribus, Gargiliane. foris.
Ah miser et demens! viginti litigat aunis
Quisquam, cui vinci, Gargiliane, licet?
LXVI.
Heredem Fabiiis Labienum ex asse reliqnit:
Plus mei'uisse tarnen se Labiemis ait.
LXVII.
Paedicat pueros tribas Philaenis
Et tentigine saevior mariti
Undenas dolat in die puellas.
LXVII 3. dolat Gruter Gilbert* 272 dolet R'^PQ solet Hiä-
gers vorat EF(0 Rand v. Q Sehn.
(LXIV 9. Qaerolus Klinkhamer] 224 Vende voceui , vende liii-
guam, iras atque odium loca.)
LXV 1. Zu V 34, 5.
9. Venchre — vocem — plaimimque theatrh. Als Beifallrufer und
-Klatscher (SG II 430).
LXV 1 . deeimae —frigora hrumae. V34,5 sextae modo frigora brumae.
2. trihus — foris hier wol so viel als tribus judiciis, d. b. in drei
Instanzen. Ueber Appellation Bethmann-Hollweg röm. Civilprocess
II 45 ff. und 700 Madvig Verf. und Verw. d. röm. St. II 264. Diese
Bedeutung von forum z. B. bei Cic. Verr. II 3, 15, 38 Ne quis extra
suum forum vadimonium promittere cogattir. Id. Att. V 16, 4 ibi
forum agit. Vgl. Dirksen Manuale s. v. forum § 3—3 B. PKnteger.
Sonst wird tria fora und ähnliches nur in lokaler Bedeutung gebraucht
(Ovid. Tr. III 12, 24 M. III 38, 4 VIII 44, 6 Stat. S. IV 9 15. Jordan
Top. I 2, 437, 7). Waren etwa die drei Gerichtshöfe auf die drei fora
vertheilt?
4. cui vinci— licet. Dem es freisteht, seinen Prozess sofort verlo-
ren zu geben und seinen Gegner zu befriedigen, was ihm viel weniger
Verdruss und Kosten verursacht haben würde als die zwanzigjährige
Führung des Prozesses.
LXVII. Vgl. VII 70.
3. dolat. Obscön, wie bei Pompon. ap. Non. 166, 1 und dedolo
Apulej. Metam. IX c. 7.
508
M. Valerii Martialis
Harpasto quoque sublig-ata ludit
5 Et flavescit liaphe, g-raves(iue draucis
Halteras facili rotat lacerto,
Et putri lutulenta de palaestra
Uncti verbere vapulat magistri:
Nee ceuat priiis aut reenmbit ante,
10 Quam Septem vomuit meros deunees:
Ad quos fas sibi tunc putat reverti.
Cum coloephia sedecim comedit.
Post haec omnia cum libidinatur.
Nou fellat — putat hoc parum virile — ,
15 Sed plane medias vorat puellas.
Di meutem tibi deut tuam, Philaeui,
Cunnum liugere quae putas virile.
LXVIII.
Commendare meas. Instanti Kufe. Camenas
Parce precor socero: seria forsan amat.
Quod si lascivos admittit et ille libellos,
Haec ego vel Curio Fabricioque legam.
LXVII 11. reverti EXBFGO Sehn revera A redire QmScr.
LXVII 15. CatuU. 80, 6 Grandia te medii tenta vorare viri.
4. Harpasto. Zu IV 19, 5.
5. ßavescit hajihe. Der gelbe Staubsand, mit dem sich die Ringer
einrieben, lieber athletische Hebungen von Frauen Juv. 2, 53. 6,
246 SS. SG I 439, 5.
10. deunees. Zu VI 78, 6.
12. coloephia. Eine nahrhafte Speise der Athleten. Juv. 2, 53.
15. medias vorat puellas. Vgl. CatuU. 80, 6 (oben) und zu II
61, 2.
16. Eine Verschmelzung von Di tibi dent meutern und Di tibi
reddant meutern tuam.
LXVIII 1. Instanti Rufe. Wol der Nachfolger des Macer in
der Statthalterschaft von Baetica XII 9S, 7. An ihn auch VIII 51 ;
73 XII 95. SG III 447.
4. Curio Fahricioque. Zu I 24, 3.
Epigraimnaton Liber VII edirt December 92). 509
LXIX.
Haec est illa tibi promissa Tlieophila, Cani,
Cuius Cecropia pectora voce madent.
Hanc sibi iure petat mag-ni senis Atticus hortus,
Nee minus esse suam Stoica turba velit.
5 Vivet opus quocicunque per bas emiseris aures:
Tarn uon femineum nee populäre sapit.
Non tua Pantaenis nimium se praeferat illi,
Quamvis Pierio sit bene nota choro.
Carmina fingentem Sappho laudarit amatrix:
10 Castior baec. et non doctior illa fuit.
LXX.
Ipsarum tribadum tribas, Philaeni,
Reete, quam futuis, vocas amicam.
LXIX 2. voce UFoiSchn dote '^QScr [vielleicht richtig] 9. lau-
vit
darit OMunro laudabat $ laudabat Q landabit (rruter Scr lauda-
vit EFwSchn [vielleicht richtiff).
LXIX 2. Seneca Epigr. 15, 8 'Baehrens Plm IV p. 60; Cujus
Cecropio pectore mella madent.
LXIX 1. Cani. Canius Riifus; zu I 61, 9. Das Epigramm be-
zieht sich auf das Bildnis seiner Frau Theophila ;wol einer Griechin).
2. Cecropia — voce madent. Von den Lehren athenischer Philo-
sophen, welche Theophila gehört hatte. Zu I 39, 3.
3. tnaf/ni senis Atticus hortus. Des Epikur, aiif dessen Gärten,
den Sitz der Schiile (Zeller, Philos. d. Griechen IIP 343, 4), oft an-
gespielt wird, z. B. Stat S. "I 3, 94 Molle et deserto senior Gargettius
horto. Ueber die philosophischen Studien der Frauen SG I 445.
7. Pantaenis. Munro vermuthete wol richtig, Canius Rufus habe
ein Gedicht auf Sappho und ihre Lesbischen Mädchen verfasst, des-
sen Heldin eine der letzteren, Pantaenis, eine Dichterin, war.
8. Pierio — choro = XII 3, S.
amatrix. Wegen der ihr angedichteten Leidenschaft für Frauen.
10. haec — illa. Ilaec ist jedenfalls Theophila fobwol sie in v.7
mit illi bezeichnet ist) ; illa nach der Erklärung Munros Pantaenis.
LXX. Vgl. VII 67.
510 M. Valerii Martialis
LXXI.
Ficosa est uxoi'; ficosus et ipsc maritiis,
Filia ficosa est et gener atque uepos,
Nee dispensator uec vilicus uleere turpi
Nee rig-idus fossor, sed nee arator eget.
5 Cum sint ficosi pariter iuveiiesque senesque
Res mira est, ficos nou habet imus ager.
LXXII.
Gratus sie tibi, Paule, sit December,
Nee vani triplices brevesque mappae
Nee turis veuiaut leves selibrae
Sed lauces ferat et scyphos avorum
5 Aut grandis reus aut poteus amicus.
Seu. quod te potius iuvat capitque,
Sic viucas Noviumque Publiumque
Maudris et vitreo latrone clusos;
Sic palmam tibi de trigone uudo
LXXI 2. nepos %^PQ nepus R socer EFNüi (iti Q Hher-
(jeschrlehen) 6. ficos RQEFmSchn ficus C (? vgl. 165, 4).
LXXII 5. amicus. capitque, Postgate (Cambridge Philol. soc.
18. October 1883) amicus, capitque. Sehn 6. i amicus,, Seu quid —
capitque. Gilbert* 2'- ~1- f- (""^ Verweisung auf VI 7-5, 2 XIV 1, "
XIV 83, 2).
LXXI 5. Zu I 3, 5.
LXXI 6. ßcos. Zu I 65.
LXXII 1. Paule. Ein Rechtsanwalt; ob er an irgend einer an-
deren Stelle gemeint ist, wo derselbe Name vorkommt, ist zweifelhaft.
2. Derselbe Vers X 87, (i.
2 SS. Wohlfeile Saturualiengeschenke. Zu IV SS, 4.
triplices. Zu VII 53, 2.
7. Novium. Zu I 86, 2. Ob Novius (vgl. Nohl, Quaest. Statianae
p. 45) Vindex (Stat. S. IV 6. M. IX 43; 44 SG III 558)?
Puhliumque. Zu I 109.
8. D. h. im ludus latrunculoruui , wo die Figuren in mandrae
(Bauern; und milites, latrones Officiere zerfielen, wie es scheint, ge-
wöhnlich aus Glas. Marquardt Prl. 832 f. Vgl. XII 40, 3 XIV
17 und 20.
1). trigone nudo. Zu IV 19, 5 und wegen des Adjektivs zu I 15, 7.
EiDigrammaton Liber VII (edirt December 92). 5j i
10 Unctae det favor arbiter corouae,
Nee landet Polybi magis siuistras:
Si quisquam mea dixerit malignus
Atro carmina qiiae madent veueuo,
Ut vocem mihi commodes patronam
15 Et quantum poteris, sed usque, clames:
»Non scripsit meus ista Martialis.«
LXXIII.
Esquiliis domus est. domus est tibi rolle Dianas
Et tua patricius ciümina vicus habet;
10. Die Scene ist etwa auf dem Marsfelde (SG I 373, lU; oder
in Thermen zu denken.
11. PolyU — smistras. Das Werfen und Auffangen eines sonst
nicht erwähnten Polybus oder Polybius mit der linken Hand. XII
82, 3 Captabit tepidum dextra laevaque trigonem. XIV 4(3, 1 Si me
mobilibus nosti expulsare sinistris. Marquardt Prl. ^21, 9.
12 SS. Ueber anonyme Schmähgedichte, die dem Martial zuge-
schrieben wurden, zu VII 12.
14. vocem — patronam. Aehnlicli wie favor — arbiter v. 10.
15. sed. Tai I 117, 7.
LXXIII. Das Gedicht sicher zu erklären, ist unmöglich. Maxi-
mus hat drei Wohnhäuser: auf dem Esquilin, auf dem Aventin colle
Dianae; vgl. XII IS, 3) und im vicus patricius , der von der Sul)ura
nach S. Pudentiana in vico 2>atricio führenden Strasse (Becker Top.
b-ib Jordan Top. II .593). Man sollte meinen, drei Aussichten müss-
ten beschrieben werden: von dem einen Hause {Jünc) auf den Cybele-.
von dem anderen {illinc] auf den Vestatempel , von dem dritten auf
den alten und neuen Jupiter. Allein diese letzte ist doppelt :inde
— inde) und vielleicht gar nicht eine Aussicht von demselben Punkte
aus. Also drei Häuser und vier Aussichten? Oder wird von dem
einen Hause die Aussicht gar nicht erwähnt, von den beiden anderen
eine doppelte jedes einzelnen beschrieben? Die Entscheidung müss-
ten die Oertlichkeiten geben: allein nur das kann man sagen, dass
vom Aventin aus das Vestaheiligthum nicht, sehr wahrscheinlich da-
gegen das wol über dem Circus stehende der Magna Mater (zu I
70, 10; gesehen werden konnte, von dem im Thal laufenden vicus
patricius ebenfalls nicht das Vestaheiligthum, auch nicht der Tempel
der Magna Mater; und wenn man mit Becker Top. A. 1123) in dem
novus und vetus luppiter das CapitoUum und das Capitolium vetus zu
verstehen hat (und das ist nothwendig: vgl. V22), von allen genann-
ten Tempeln nur das Capitolium vetus auf dem Quirinal. Das Capito-
512 M. Valerii Martialis
Hinc vidiuae Cybeles, illinc sacraria Vestae,
Inde novnm, veterem prospicis inde lovem.
5 Die, ubi eoiiveuiam. die. qua te parte requiram:
Quisquis ubique habitat, Maxime, nusquam habitat.
LXXIV.
Cyllenes caelique decns, faeunde minister.
Aurea cui torto virga dracone viret:
Sic tibi laseivi non desit copia furti,
Sive cupis Paphien, seu Ganymede cales,
5 Maternaeque saeris ornentur frondibus Idus
Et senior parca mole prematur avus:
Himc semper Norbaua diem cum coniuge Caro
Laeta colat, primis quo coiere toris.
Hie pius antistes sophiae sua dona ministrat,
10 Hie te ture voeat, fidus et ipse lovi.
LXXIV 7. Caro caro; PQScr Carpo EXBCFO Rand v. Q
Sehn- parco AG Tarpo cSchn^ 9. suaj tua Gilbert p. 2 9. mini-
strat PBSchn ministret QFm ministrorum E 10. YOcaX m Sehn
e
vocat Q vocet O.
LXXIV 1. Horat. c. saec. 2 caeli decus.
LXXIII 5. Vincent. Bellov. Sp. d. V 87. Marcialis coqmis ,Dic
mihi quo veniam, die, qua etc. — nusquam habitat.'
tolium konnte man vom Aventin, das Vestaheiligthum vielleicht von
dem Esquilin, richtiger von den Carinen aus sehen. Damit wird aber
eine auch nur leidliche Klarheit für die Gruppirung der Oertlichkeiten
nicht erzielt. Jordan. 4. jyrospicis. Zu II 59, 2.
6. 3Iaxime. Könnte Vibius Maximus {XI lOßj sein; zu I 7, 3.
Doch vielleicht ist hier ebenso wenig wie II 18; 53 und III 18 eine
wirkliche Person gemeint.
LXXIV -6. furti. Zu I 34, 2.
5. Am 15. Mai wurde der Stiftungstag (natalis — XII 67, 1 Maiae
Mercurium creastis Idus, des 259 u. c. = 495 v. Chr. beim Circus Maxi-
mus erbauten Tempels des Mercur gefeiert. Mommsen CIL I p. 394.
6. avus. Atlas, der Vater der Maia.
7. Norhana — Caro. Die erstere nur hier. Carus so die Fa-
milie B) ist vermuthlich der im Albanischen Agon gekrönte Dichter
IX 23 u. 24 und der IX 54 angeredete.
9. so2)Juae. Zu I 111, 1. 10. et ijise: ut tu.
Epigrammaton Liber VII fedirt December 92). 513
LXXV.
Vis fiitui gratis, cum sis deformis anusque.
Res perridicula est: vis dare, nee dare vis.
LXXVI.
Quod te diripiunt ])otentiores
Per convivia. porticus, theatra,
Et tecum, qiiotiens ita incidisti,
Gestari iuvat et iuvat lavari:
Nolito nimium tibi placere.
Delectas, Philomuse. non amaris.
LXXVII.
Exigis, ut nostros donem tibi. Tucea. libellos.
Non faciam: nam vis vendere, non legere.
LXXVIII.
Cum Saxetani ponatur cauda lacerti
Et, bene si cenas. concliis inuncta tibi:
Sumen, aprum. leporem, boletos, ostrea, mullos
Mittis: habes nee cor, Papile, nee genium,
LXXIX.
Potavi modo consulare vinum.
Quaeris, quam vetus atque liberale?
LXXV 2. dare. Zu II !>, 1.
LXXVI. Vgl. SG I 3S7, 6. Denkt M. vielleicht hier an sich
LXXVIII 1. 2. Beides geringe Speisen. Lacerti gesalzene Fische
in Stücken mit gehackten Eiern aufgetragen X 48, 11 XI 27, 3 XI
52, 7. Marquardt Prl. 316, 8. Saxetanum in Baetica. Itin. Ant. p. 405.
Ueber conchis zu V 39, 10.
3. Sämmtlich Leckerbissen. XII 17, 4 Cenat boletos, ostrea,
sumen, aprum. XII 48, 1 Boletos et aprum 4. Lucrina 9. Mullorum
leporumque et suminis. Zu I 20, 2 II 43, 11 III 45, 6.
4. genium: Geist des Lebensgenusses. Vgl. zu VI 60, 10.
LXXIX 2. liberale: edel.
Marti.il I. 33
514 M- Viilerii Martialis
Ipso consule conditum: secl ipse.
Qui ponebat, erat, Severe, consul.
LXXX.
Quatenus Odrysios iam pax Romana trioues
Teniperat et tetricae conticiiere tubae,
Hiinc Marcellino poteris, Faustiue, libellum
Mittere: iam ebartis, iam vacat ille iocis.
5 Sed si parva tui munuscula quaeris amiei
Commendare, ferat carmina uostra piier:
Nou qualis Geticae satiatus lacte iuvencae
Sarmatica rigide ludit in amne rota,
Sed Mytilenaei roseus mangonis ephebus,
10 Vel uon caesus adhuc matre iiibeute Lacon.
At tibi captivo famulus mittetnr ab Histro.
Qui Tiburtinas pascere possit oves.
LXXXI.
»Triginta toto mala sunt epigrammata libro.«
Si totidem bona sunt, Lause, bonus über est.
LXXX 8. rigido ^QScr Gilbert^ j}. -213 gelido EFoiSch» getico
Rand v. Q.
LXXX 2. Eleg. in Maecenatem 1, 52 Baehrens Plm I p. 129)
Postquam victrices conticuere tubae.
4. Severe. Zu II 6, 3.
LXXX \. Odrysios — triones. Zu YI 58, 1.
3. 3IarceUino. Zu V 6, 2.
Faustine. Zu I 25.
8. rota. Metonymisch für Wagen, wie X 7, 5, auf denen ja die
Sarmaten zum Theil lebten. Vgl. z. B. Tacit. G. c. 46. Daher denkt
sich M. auch die sarmatischen Knaben beim Spiel auf dem Eise
fahrend.
10. Ueber die Geisselung der spartanischen Knaben OGilbert
Hdbch. d. griech. StA. I OS f. Die Anwesenheit der Angehörigen
erwähnt Lucian. Anacharsis 38.
12. Tiburtinas — oves. Faustinus war unter Anderm Besitzer
einer Villa bei Tibur. IV 57 V 71.
LXXXI 2. Lause. Ys\- VII 87 u. 88. M. scheint hiernach 30 bis
Epigrammaton Liber VII edirt December 92 . 515
LXXXII.
Menophili penem tarn grandis fibiüa vestit,
Ut Sit comoedis omnibus una satis.
Huiic ego credideram — nain saepe lavamur in nnum —
Sollicitum voci parcere. Flacce, suae:
5 Dum liidit media populo spectante palaestra,
Delapsa est misero fibula: verpus erat.
LXXXIII.
Eutrapelus tonsor dum circuit ora Luperci
Expingitque genas, altera barba subit.
LXXXIV.
Dum mea Caecilio formatur imago Secundo
LXXXII 3. in nnum PQScr Seh»- in nno EoiScJaiK
LXXXII 5. Ilorat. Epp. I 6, 60 = Vespae ludic. coci et pistori
4 (Baehrens Plm IV p. 320) populo spectante.
40 Epigramme dieses Buchs als mittelmässig zu taxiren 'so auch Birt
S. 150 ; er lässt es VII 90 einen liber inaequalis nennen.
LXXXII 2. Juven. G, 73 comoedi fibula. lieber die den Coiiiö-
den zur Schonung ihrer Stimme auferlegte geschlechtliche Enthalt-
samkeit M. XIV 215 SG 11 400, 4.
3. lai-amur in imum. Das in unum, mit welchem die von Hand
Tursellin. III 330 ff. und Madvig Advers. II 647 f. angeführten Bei-
spiele von in mit dem Accusativ eines Neutrums jn totum, in com-
mune etc. wenig Aehnlichkeit haben, erinnert an die bekannte Stelle
der Vulgata Psalm. 132 v. 1 Ecce quam bonum et quam jucundum,
habitare fratres in unum (worüber Roensch Itala u. Vulgata nichts
bemerkt,. Es gehört also wol der Vulgär- und Umgangssprache an.
4. Flacce. Welcher Flaccus hier gemeint ist, ist ungewiss. SC
III 449.
6. verpus. Er suchte die Beschneidung wegen der den Juden
auferlegten Kopfsteuer (zu VII 55, 8) zu verbergen.
LXXXIII 1. Eutrapelus. Ein wol vca-:' dvxfcfpasw gewählter Name.
Vgl. die Einl. S. 21, 1.
2. Expingitque genas. VIII 52, 8 Expingitque cutem.
LXXXIV 1. Dum. Kann zwar »während" bedeuten, wenn man
annimmt, dass das Bild bereits der Vollendung nahe wäre; doch
natürlicher versteht man »bis«. Der Indic. praes. statt des Ind. fut.
auch XII 74, 1. Gilbert.
Caecilio — Secundo. Der hier als im Kriege an der Donau
33*
516 M. Valeiii Martialis
Spirat et arg-uta picta tabella manu,
I, liber, ad Geticam Pcucen Histrumciue iacentem;
Haec loca perdomitis gentibiis ille tenet.
5 Parva dabis caro, sed dulcia dona, sodali:
Certior in nostro carmine vultus erit.
Casibus bic nullis, nullis delebilis annis
Vivet, Apelleum cum morietur opus.
LXXXV.
Quod non insulse scribis tetrasticha quaedam,
Disticha quod belle pauca, Sabelle. faeis,
Laudo, nee admiror. Facile est epigrammata belle
Scribere, sed librum seribere diffieile est.
LXXXVI.
Ad natalicias dapes vocabar,
Essem cum tibi, Sexte, non amicus.
Quid factum est, rogo, quid repente factum est,
Post tot pignora nostra, post tot annos
5 Quod sum praeteritus vetus sodalis?
Sed causam scio. Nulla venit a me
LXXXIV 3. jacentem EXAB CFG Sehn tacentem QmScr.
dienstthuend erwähnte Caecilius Secundxis ist vielleicht der V 80
angeredete. An den jüngeren Plinius ist nicht zu denken. Mommsen
Zur Lebensgesch. d. j. Plinius, Hermes III 79, 1.
2. Spirat. Verg. G. III 34 spirantia signa VI 884 spirantia aera.
3. Peucen. Zu VII 7, 1.
iacentem : den unterworfenen, wie VII 80, 1 1 captivo — ab Histro.
6. Certior — vultus. VI 73, b Aspice quam certo videar non
ligneus ore.
8. Apelleum — opus. Das Werk des Malers, zu III 35, 1.
LXXXV 2. helle — Sahelle. Zu Xü 39, 1. Einl. S. 23, 1.
3. epigrammata belle = II 7, 3.
4. Nicht mit Birt S. 150 von der Schwierigkeit, eine Rolle zu
füllen, zu verstehn. Sondern: einige hübsche Epigramme zu schrei-
ben, ist leicht, ein ganzes Buch schwer. Einl. S. 19.
LXXXVI 5. vetus sodalis. Zu I 54, 8.
Epigrammaton Liber YII edirt Deceraber 92; . 51 '
Hispaai tibi libra pustiilati
Nee levis toga nee rüdes lacernae.
Non est sportula. quae negotiatur ;
10 Pascis munera, Sexte, iion amicos.
lam dices mihi «Vapulet vocator.«
LXXXYII.
Si meus aurita gaudet lagalopece Flaecus,
Öi fruitur tristi Caiiius Aetliiope;
Publius exiguae si flagrat amore eatellae.
Si Cronius similem eereopitheeon amat;
5 Delectat Marinm si perniciosus iehneumon,
Pica salutatrix si tibi. Lause, placet;
Si gelidum eollo nectit Gladilla draeonem,
LXXXVIT. Hispani ^QScr »S'c/;«- argenti -Eto.SWm' Ki. Pascis
%^EXABCFG Sehn Poscis OgScr.
LXXXVII 1. lagalopece OSchn lagaopecce E lagaope{i)ce;
XABCFG lagagopece $ lagagocepe PQ glaucopide Scaliger Scr
glagalopece Renn Ztschr. f. Bair. Gynmas. w. XIII '2r2— 214 7. Gla-
dilla Frdl Gladella '\> Gadilla P? Gedilla Q Glacia FXABCFjrrG
Gradilla c Gratilla Scr Glaucilla Uns Sehn Claixdilla? Gilbert.
7. Plin. N. h. XXXIII 96 (argentuiu) reperitur — in Hispania pul-
cherrimnm. Suet. Nero c. 44 exegitque ingenti fastidio et acerbitate
nummum asperuiB, argentum pustulatiim, aiiram ad obrussam. Pustula
für reines Silber YIII 51, 6. Audi hier ist nicht an Bruchsilber, son-
dern an ein Silbergeräth zu denken, welches 1 Pfund wiegt; zu II 44,2.
9. sportula. Hier Bewirthung oder Austheilung von Speisepor-
tionen wie IX 85 XIII 123. »Das ist keine Bewirthung, womit axif
einen Gewinn abgezielt wird« (quae negotiatur).
11. vocator. Der mit dem Einladen der Gäste beauftragte Sklave,
sonst invitator. Marquardt Prl. 148, 3.
LXXXVII. lieber das Halten von Lieblingsthieren Becker-Göll
I 45 f.
1. lagalopece [-1 . Nur hier. Flaecus. Zu IV 42, 2.
2. Canius. Zu I 61, 9. 3. Publius. Zu I 109.
4. Cronius (so QE Chronius XABFO). Nur hier.
5. Marius. Wol der X 92 angeredete.
6. Lause. Zu Yll 81, 2.
7. Der verschieden überlieferte Name kommt jedenfalls nur
hier vor.
518 M. Valcrii Martialis
Luscinio tumulum si Telesina declit:
Bbiuda Cupidinei cur non amet ora Labycae.
10 Qui videt haec dominis monstra placere suis?
Lxxxvni.
Fertur habere meos, si vera est fama. libellos
Inter delicias pulcbra Vienna suas :
Me legit omuis ibi senior iuveuisque puerque,
Et eoram tetrico casta puella viro.
5 Hoc ego maluerim, quam si mea carmina cautent
Qui Nilum ex ipso protinus ore bibunt;
Quam meus Hispano si me Tagus impleat auro
Pascat et Hybla meas, pascat Hymettos apes.
Non nihil ergo sumus, nee blandae munere linguae
10 Decipimur: credam iam, puto, Lause, tibi.
LXXXIX.
I. felix rosa, mollibusque sertis
Nostri cinge comas Apollinaris.
Quas tu nectere Candidas, sed olim,
Sic te semper amet Venus, memento.
XC.
lactat inaequalem Matho me fecisse libellum:
Si verum est, laudat carmina nostra Matho.
8. Telesina (Telesilla PQ;. Als wirkliche Person nur hier (11 49
ist der Name willkürlich gebraucht). Ebenso Labijcae (so Farn. Ca,
Labyrtae ^Qi.
9. Ciqndinei. In dieser Bedeutung wol nur hier.
LXXXVIII 1. Vielleicht hatte M. diese Nachricht von dem XIII
107 genannten Romulus erhalten.
ü. Sp 3, 5 Et qui prima bibit depreusi flumina Nili.
10. Lause. Zu VII 81, 2 und zu I 16, 2.
LXXXIX 2. Apollinaris. Zu IV 86, 3.
3. 4. Mit Unrecht ist hier (Einl. S. 20, li eine Nachlässigkeit des
Ausdrucks fConfusion der gegenwärtigen mit den künftigen Rosen)
angenommen. Vielmehr ist rosa generisch zu fassen, wie v. 4 Sic te
semper amet Venus zeigt. »Ihr Rosen schmückt Apollinaris jetzt, und
ebenso einst im Greisenalter«. Gilbert.
XC. 1. Zu VII 81.
Epigrammaton Liber VII edirt December 92). 5| 9
Aequales scribit libros Calvinus et Umber:
Aequalis liber est, Cretice, qui malus est.
XCI.
De nostro, facimde, tibi. luveualis, agello
Saturnalicias mittimns, ecce, uuces.
Cetera lascivis donavit poma puellis
Mentiila ciistodis luxnriosa dei.
XCII.
)iSi quid opus fuerit, scis me non esse rog-andum«
Uno bis dicis, Baccara, terque die.
Appellat rigida tristis me voce Secundus:
Audis, et nescis. Baccara, quid sit opus.
Peusio te coram petitur clareque palamque:
Audis, et nescis, Baccara, quid sit opus.
Esse queror gelidasque mihi tritasque lacernas:
Audis, et nescis, Baccara, quid sit opus.
Hoc opus est, subito fias ut sidere mutus,
Dicere ne possis, Baccara: »Si quid opus.«
XCIII.
Narnia, sulpliureo quam gurgite candidus amnis
XC 3. Calvinus QEFwSchn^ Calvinos A Culvinns £ Cal-
viamis T Cluvienus Äcäw- (Philol. III 331 vgl. .luv. I 80).
XCII 10. ne Q-Fco nee 2'5 non £ »Si quid opus«, ^rj/ier^ ;>. /
((uid sit opus codd. Sehn.
4. Cretice. Nur hier; die übrigen Namen sind wol willkürlich ge-
braucht.
XCI 1. facunde — luvenalü. Zu VII 24, 1.
2. Saturnalicias — nuces. Zu V 30, 8.
XCII 3. Secundus. Zu H 44, 7.
7. f/elidas — lacernas. Vgl. III 38, 9.
9. subito Jias ut sidere mutus. XI 85, 1 Sidere percussa est subito
tibi, Zolle, lingua.
Kl. Si quid opus. Elliptisch für si quid opus fuerit sc. me adi;.
Vgl. X 37, 4 u. 20, so dass auch dies Gedicht nach der von Catull
Paukstadt p. 34) entlehnten Gewohnheit mit derselben Phrase schliesst,
mit der es anfiingt. Gilbert p. 1.
XCIII 1. Der Nar hat von seinen vielen Schwefeltheilen eine
weissliche Farbe. Verg. A. VII 517. Plin. N. h. III 109.
520
M. Valerii Martialis
Circuit, ancipiti vix adeimda Ingo,
Quid tarn saepe meum nobis aliducere Quiutum
Te iuvat et lenta detinuisse mora?
5 Quid Komeutaui causam mihi perdis ag-elli,
Tropter vicinum qui pretiosus erat?
Sed iam parce mihi nee abutere, Naruia, Quiuto:
Perpetuo lieeat sie tibi ponte frui.
XCIV.
Ungueutum fuerat, quod onyx modo parva gerebat
Olfecit postquam Papilus, ecce, garuui est.
XCV.
Bruma est et riget horridus December,
Audes tu tarnen osculo nivali
Omnes obvius hinc et hinc teuere.
Et totam, Line, basiare Romam.
5 Quid possis graviusque saeviusque
Percussus faeere atque verberatus?
Hoc me frigore basiet nee uxor,
Blandis filia nee rudis labellis.
Sed tu dulcior elegantiorque,
XCIV 1. gerebat QEFm ferebat T.
XCIII 4. Tibull. I 8, 74 cupidiim ficta detinuisse mora.
2. adeunda. Auf der Ostseite. Von Westen war Narnia nur über
die von August erbaute Brücke zugänglich, sonst überhaupt nicht.
Procop. B. Goth. I 17. .
3. Quintum. Q. Ovidius (zu I 105), M.s Gutsnachbar bei Nomentum.
8. ponte. Von welcher noch heute ein Bogen steht.
XCIV. Verwandt III 17.
1. onyx. Salbgefäss wie XI 50, 6.
2. garmn. Zu VI 93, 6.
XCV 2. osculo. Zu XI 98.
6. Percussus — atque verberatus. Um dich für die empfangene Züch-
tigung zu rächen. Vgl. II 23, 5 basiationes. Quae se tam bene vin-
dicare possunt.
Epigrammaton Liber Yll :edirt December 92). 52]
10 Cnius livida naribus caninis
Dependet glacies rigetque barba,
Quälern forficibus metit supinis
Tonsor Cinyphio Cilix niarito.
Centum occurrere malo cimuilingis,
15 Et Gallum timeo minus recentem.
Quare si tibi sensus est pudorque,
Hibernas, Line, basiationes,
In mensem rog-o differas Aprilem.
XCVI.
Conditus liic ego suni, Bassi dolor, Urbicus iufans,
Cui genus et nomen maxima Roma dedit.
Sex mihi de prima deerant trieteride menses,
Ruperunt tetrieae cum male pensa deae.
5 Quid species, quid lingua mihi, quid profuit aetas?
Da lacrimas tumulo, qui legis ista, meo:
XCVI 4. male Hns milla F mala QEmScJut meav
XCV 11. Verg. A. IV 251 glacie riget horrida barba Priap. 63,6
Rigetqne dura barba vincta crystallo.
XCVI 2. Prop. V 1, 1 maxima Roma.
XCVI 1. Pallad. Epitaph. Maron. {Baehrens Plm IV p. 122)
Conditus hie ego snm, cujus modo rustica Musa etc.
10. naribus caninis. Weil die Hundenasen kalt zu sein pflegen.
XI 98, 7 Nee congelati gutta proderit nasi.
13. Filz aus Ziegenhaaren wurde ebenso am Flusse Cinj'ps zwi-
schen beiden Syrten als in Cilicien fabricirt ; daher Ciliciumj. Plin.
N. h. VIII 2(i;3 Bluemner S. 4 ff. u. S. 30. Cinyphii hirci Verg. G III
312. Cinyphius tonsor M. VIII 51, 11. Wenu sich M. hier nicht ver-
sehen hat, so hat er Cinyphius als allgemeines Prädikat langhaariger
Böcke gebraucht, wie XIV 140, 2. Maritus für Bock XIV 140, 2,
für Widder XIV 211, 1.
15. (ralhon — recentem. Hiernach scheint man geglaubt zu haben,
dass Verschnittene unmittelbar nach der Entmannung einen üblen
C4eruch verbreiteten. Oder: ein frisch angekommener (VIII 75, 2)
Gallier? Gilbert.
XCVI 1. Ba'isi. Zu III 47.
4. Vgl. IV 73, ü Moverunt tetricas tam pia vota deas.
522 M. Valcrii Martialis
Sic ad Lethacas. nisi Nestore serins, undas
Noii eat, optabis quem superesse tibi.
XCVII.
Nosti si beue Caesium, libelle,
Montanae decus Umbriae Sabinum,
Auli municipem mei Pudentis,
Uli tu dabis haec vel occupato.
f) Instent mille licet premantque curae,
Nostris carminibus taincn vacal)it:
Nam nie dilig-it ille proximumque
Turni nobilibus leget libellis.
(J quautum tibi Hominis paratur!
10 0 quae gloria! quam frequens amator!
Te convivia, te forum sonabit,
Aedes, compita, porticus, taberuae.
Uni mitteris, omnibus legeris.
XCVIII.
Omnia, Castor. emis : sie fiet. ut omnia vendas.
XCIX.
Sic placidum videas semper, Crispine. Touantem,
XCVI 7, serhis EFm serior PQ vielleicht ricJdiy.
XCVII 9. tibi fQFOilbert p. 23 mihi JEt» Band v. Q Sehn.
XCVI 7. Verg. Cul. 215 Letliaeas — transnare per iindas.
XCVII 1. Caesius Sabimis aus Sassina, Erbauer eines Tempels
für die Nymphe eines dortigen Sees IX 58. An ihn aucli 1X60 XI S;
17. Von ihm oder einem Angehörigen derselben Familie rührt die von
Giese De pers. a M. comm. angeführte Inschrift Gruter p. 106, 3 In
hortis archidiaconi Sassinatis) her : DEIS PVBLICIS | SACRVM 1 C.
CAESIVS- SABINVS (Ex Jacobonio).
2. Ifontanae — Umbriae = IX 58, 3.
3. Auli — Pudentis. Zu I 31.
8. Turni — libellis. Die Satiren des Turnus auch XI lü. Teuffei
ELG 323, 2.
11. 12. Orte, an denen man zu geselliger Unterhaltung zusam-
menkam. SG I 373.
XCIX 1. Cris2>iiie. Vgl. VIII 48. Nach Borghesis Vermuthuug
Epigrammaton Liber VII (edirt December !)2 . 52:]
Nec te Roma minus, quam tua Memphis amet:
Carmina Parrliasia si nostra legentur iu aula,
— Namque soleut Sacra Caesaris aure frui —
Dicere de nobis, ut lector candidus, aude:
»Temporibus praestat uou nihil iste tuis,
Nec Marso nimium minor est doctoque Catullo.tf
Hoc satis est: ipsi cetera mando deo.
Subscriptionen. EXPL EX VIII INCIP EX Villi {olme alle
PimUe HJMueller R. M. V. Mai'tialis Epigrammaton li. Vll. ex-
plicit. incipit VIII. Ego Torquatns Gennadius emeiidavi qui reflorui
lege faeliciter Q. Ego Torqtiatus Gennadius emendavi feliciter /'.
Oeuvres V p. 51 :h f vielleicht als praef. praet. College des Cor-
nelius Fuscus. Dann aber bekleidete er, wie Hirschfeld Verwaltgs-
gescli. S. 223 bemerkt, diese Stelle damals auf keinen Fall mehr, denn
das Epigramm deutet mehr auf eine Günstlingsstellung, als auf eine
officielle Position.
Tonantem: Domitian ; zu VI 10, 9.
2. tua 3Iemphis. Bei Juven. 1, 27 heisst Crispinus pars Niliacae
plebis und verna Canopi. Vgl. Juven. 4, 24 ss.
3. Parrhasia — i» aula. Zu VII 56, 2.
4. Sacra — aure. 7a\ IV 30, 3.
frui. Zu VII 5, 6.
7. Marsn — Catullo. Zu I Epist. 1. 11. doctnque C. Zu I (il. I.
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.
PA Martialis, Marcus Valerius
6501 Epigrammaton libri
A2
1886
Bd.l
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