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Full text of "Erklärung er zwölf glaubensartikel"

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K, 


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f#*df 


(Erklärung 


ber 


itoölf  ©Iau&ensarft&el. 


Brfclärung 

ber 

Jmölf  flaukitBurttkel. 

£&xt  meiert  ßetfrrielen 

ans  öer  Ijl.  Sdjrtft,  öen  fiirdjeutmtent  unü 

ändern  (Quellen, 

fowte  Betradjtuwjen  unb  Jluijanujenbungeiu 


2lu$3ug  aus  5em  große«  Uuterrtd)ls-  unö  (frßaiuuujsBudk 

„Haffloftfcfler  3E>aue8afecßiemue" 
Don 

Dr.  ^ermann  £toffu$. 


ITTit  ^2  gansfcttigeii  <£infd}altbtl&ern. 


grämte  jum  66.  3a(jrgang  beg  ,,^aljrfjett*fmmb''. 


Beiu-Bork,  (Eutrimtaft  unb  (Etpraiio 

Derlcrg  von 

£t)pograpl)en  be§  fteif.  Hfcoftolifdjen  £ütl)le§. 
1902. 


e' 


Imprimatur. 


(Tbur,  &tn  25.  JBärj  1902. 


*  tfotjannfs  JfiÖflis, 

Eiid?of  uon  <£I?ur. 


Bxcbauffo 
Oouoeption  College 


Me  Kcrfjte  unb  Ueberfefeungsredjte  vorbehalten.    * 


>ÜtTßöß- 


2)er  5D1cnfd)  Befitjt  mannigfadje  ©aben  bes  (Seiftet 

uub  ber  Sftatur.  2)a§  foftbarfte  ©ut  aber,  bao  öoit  ber 
Söorjeljung  ifym  gegeben  morben,  ift  ber  !atfj olt jd)e 
©taube.  5)enn  ber  ©laube  giebt  bem  SJlenfdjen  alles 
©ute,  baS  er  nmnjdjt  uub  fud)t;  er  giebt  £id)t  feinem 
©eifte,  fjreubc  feinem  ©emiite,  ©nabc  feiner  Seele.  2tu§ 
beut  ©tauben  fdjöpft  er  in  allen  Sßerfjättntffen  feines 
Seben3  SBeistjeit,  301ad)t  unb  ^rieben.  SDer  ©taube  giebt 
if)in  «Rraft  im  Kampfe,  SDtut  im  Reiben  unb  Stroft  im 
Sterben,  ßein  9teid)tum  ber  SBett  lafet  fid)  mit  beit  Seg- 
nungen bex  fat()olifd)en  DMigion  ttergteidjen ;  fie  erleudjtct 
bie  ^rrenben,  ftarft  bie  Sd)tüad)en,  erquidt  bie  ßraufen, 
nerfötjnt  bie  Säuger,  heiligt  bie  frommen  unb  läßt  alle 
bermaleinft  teilnehmen  mit  ben  ^eiligen  Sngeln  an  bem 
ercigeu  ©rbe  ©otte§.  „Q  ©laube,"  ruft  ber  1)1.  StmbrofiuS 
aus,  „bu  bift  reid)er  afö  alle  Sd)ä|e,  [tarier  aU  alle  «Kör- 
perhafte, tjeilbringeuber  als  alle  Siebte!"  SBobl  in  @r= 
roägung  all  biefer  unfdjäpareu  SBoIjttljaten,  toeldje  ber 
d)rifttid]e  ©laube  bem  SJtenfdjen  bietet,  fdjreibt  in  frommer 
Segeifteruug  ber  $1.  »poftel  5ßaulu8:  „Saget  ®anf,  ©ott 
bem  Sater,  ber  un§  mädjtig  gemadjt  t)at,  teil  ju  nehmen 
am  ©rbe  ber  Zeitigen  im  ßiäjtc;  ftcftfier  un§  errettet  fjat 


6  $orrebe. 

au§  Der  ©etoalt  ber  $infterni8  unb  un§  üerfc^t  Ijat  in 
ba£  bietet)  be§©of)ne3  feiner  Siebe."  («olojf.  1,  12.) 

SBenn  aber  ber  latljolifdje  ©lanbe  ein  fo  großes  ©ut 
ift,  fo  muf$  jeber  9Jtenfd)  ernfttid)  fid)*3Jlüf)e  geben,  ben= 
felben  ju  gewinnen,  nnb  toenn.er  iljn  fdjon  befitjt,  iljn 
ju  erfjalten.  ®er  ©lanbe  lommt  gemeinigtid)  burd)  ba£ 
2lnljören,  b.  Ij.  burd)  ben  Unterridjt.  SDenn  toie  follte 
jentanb  bem  ©lauften  $erj  unb  ©emüt  jutoenben  lönnen, 
toenn  er  über  benfelben  nidjt  f)inreid)enb  belehrt  toorben 
ift?  2)arum  fdjreibt  ber  Styoftel  ^ßaulits :  „2Bie  füllen  fie 
nun  bm  ©ott  anrufen,  an  treiben  fie  nidjt  glaubten? 
Dber  toie  foften  fie  glauben,  Don  bem  fie  nid)t§  gehört 
Ijaben?  SBie  fallen  fie  aber  Ijören  oljue  ^rebiger?"  ®urd) 
bie  ^rebiger,  b.  I).  burd)  bie  Sßriefter  ber  $ird)e,  toirb 
bem  Sluftrag  be§  §errn  gemäfj,  ba§  ©Dangelium  ju  allen 
Seiten  nnb  an  allen  Drten  Derlünbigt.  2)od)  toie  Diele  ber 
gehörten  unb  aufgenommenen  SBaljrljeiten  entfdjtoiuben  im 
Saufe  ber  Seit  nnb  im  Strubel  ber  ^Berufsarbeiten  tom 
ber  htm  ftüd)tigen  ©eifte!  ®arum  ift  e§  für  btn  einzelnen 
©Triften  eine  abfolute  -ftottoenbigfeit,  Don  Seit  ju  Seit 
bie  toidjtigften  ©Iauben8tt>aljrf)eiten  fid)  in§  ©ebädjtnis 
SurfidE jurufen  unb  neuerbingS  in  biefclben  fid)  ju  Vertiefen. 
3e  tiefer  er  in  biefelben  einbringt,  befto  ftärler  ift  bie 
Ueberjeuguug,  toeldje  fie  im  §erjen  hervorbringt.  Unb  je 
ftärler  bie  lleberjeugung  ift,  befto  mächtiger  toirb  bie  2Bil= 
lensfraft,  unb  je  größer  bie  <ßraft  beS  SöillenS,  befto  in= 
tenftDer  ift  bie  Siebe  beS  §erjen§.  ®ie  Siebe  aber  madjt 
Den  Dollfommenen  ȧatljolifen,  benn  bie  Siebe  ift  beS  @e- 
feijeS  Erfüllung. 

®ie  grofjartigften  SöaKjrljeiten  ber  fatljolifdjen  9fteli= 


5?orrebe.  7 

gtort  ftnb :  bte  ©c^cttnntffe  beS  ßcbcnS,  ßeibenS 
unb  (Sterbend  unf eres  §errn  3efu  ßljrifti.  §ier 
befjnt  fidf)  bor  bzn  Soliden  eineä  jeben  ein  unabfefjbareg 
gelb  aus,  toeldjeS  im  fcijönftett  33lumenjd)mude  prangt, 
itnb  biefe  Stumen  ftnb  ßefiren  nnb  Jöeiftnele,  bie  ntdjt 
nnr  ben  ©eift  tounberjctm  erleudjten,  fonbern  audj  ba$ 
§erj  jur  größten  2Inba&t  fttmmen. 

2)ie  bebeutenbften  ©eljetinniffe  be3  ßebenS  unb  £ei= 
ben§  un|erc§  §errn  aber  ftnb  bargefteüt  in  ben  jtoölf 
Slrttleln  be3  f  atfyolifdjen  ©lauben3belennt= 
niffc§.  SBie  bie  jtoölf  2lpoftet  gleidjfam  bie  jtoölf  ©äulen 
ber  Ätrc^e  bilben,  fo  ftnb  bte  jtoölf  ©laubeu3artifel  gletd)= 
fam  jtoölf  Seudjter  in  biefem  geiftigen  Stempel.  3)iefeßeudjter 
toerben  etoig  brennen  unb  iljr  Stimmer  toirb  fidj  öcr= 
breiten  über  btn  ganzen  SrbfreiS. 

2)a3  apoftolifdje  ©laubenSbef enutniS  tft  Don 
je^er  in  ber  fatfjoUfdjen  ßirdje  Ijod)  in  ©jren  gehalten 
toorben.  @d)on  Stertufftan.  ber  ältefte  unter  btn  latetnijdjen 
ßirdjenbätern,  f treibt  in  biefer  Sejie^ung:  „Söir  galten 
un3  an  jene  ©taubenSregel,  toeldje  bie  ßirdje  Don  ben 
Sfyofteln,  bie  2tpofte£fd)ar  Don  ©IjriftuS  unb  SfjriftuS  t)ou 
©ott  felber  erhalten  f)<xt." 

Sßir  legen  nun  biefe  jtoölf  ©laubensartif  ei, 
in  gebrängter  «ßürje  erflärt,  ben  ©laubigen  bor  unb  glau= 
ben  bantit,  jebeut  ßatfjolifen  ein  ebenfo  toid)tige3  als  nü|= 
ltdjeä  Sud)  in  bie  §anb  gelegt  ju  Ijaben.  3n  biefem 
23ud)e  toirb  jeber  bie  ©runbfteine  ju  feinem  eigenen  ©ua= 
ben=  unb  Stugenbleben  finben.  ®enn  tote  bie  großen  <ßa= 
tljoftfen  ber  Sßergangenfjett  if)re  Gräfte  unb  ddabzn  jum 
Scfymude  unb  jur  ©Ijre  ber  <ßird)e  etngcjetjt  unb  ifjr  gemeint 


8  Sorrebe. 

Ijaben,  fo  finb  and)  tt)tr  fdjnlbig,  nad)  bem.-SJlafje  unfern 
Anlagen  nnb  $ä£)igl:eiten,  nnfere  SjJfltdjten  gegen  fie  ju 
erfüllen.  ^emefjr  ber  Äat^oül  ben  ©tanben  fennt,  befto 
mefir  ftirb  er  ttjn  fdjatjen,  nnb  befto  f)öf)er  er  tfjn  fd^ä^t, 
befto  eifriger  toirb  er  ifjn  jn  Verbreiten  fncfyen. 

@o  möge  benn  biefeS  23nd)  jebem  ertoadjfenen  ©läu= 
bigen  ju  einem  Vade  mecum  toerbcn  nnb  überall  ©uteä 
ftiften.  SBir  fdjltefjen  mit  btn  Sßorten  be§  f)l.  Slngnftin: 
„©(^reibet  end)  baö  apoftolijdje  ©laubenSbe* 
!en|ttni§  in  enere  §erjen  nnb  f p r c d) e t  e§  täg  = 
lid)  bei  end)  fcfbft/' 


$om  glauben  im  allgemeinen* 


$or  allem  mufj  ber  fatfjoltfdje  Gtjrift  fürgfätttg 
unterrichtet  fein  über  ba§  ©rfte  unb  Dlotmenbigfte, 
U)a§  er  befijjen  mu^,   nämlid)  über  ben  ©tauben. 

®er  ©taube  eines  fatljotifdjen  Gljxiften  ift  aber 
ein  übernatürliches  ßidjt,  eine  unöerbiente 
©abe  ©otte§,  eine  öon  ©ott  üerliefjcne  %u* 
genb,  tooburd)  wir  alitQ  für  mafyr  balten,  ma§ 
©ott  geoffenbart  l)at  unb  un§  burd)  feine  &ttd)e 
3U  glauben  borfteHt,  e§  mag  baSfetbe  in  ber  £>ei^ 
ligen  Schrift  gefdjrieben  fielen  ober  ntcfyt. 

1)  3)  er  ©taube  ift  bor  attem  ein  ßtdjt,  bas 
Ijeißt  eine  ©rleudjtung.  S)er  DJIenfd)  fann  manche 
tRetigionSioat)rt)eit  crfennen  auf  bem  natürlichen 
SBege  be§  23erftanbe§  unb  ber  Vernunft,  ©o  3.  23. 
fann  er,  wenn  er  bie  Sßerfe  ©otte§  betrautet,  er- 
fennen,  ba§  e§  einen  ©djöpfer  giebt,  benn  nichts 
entfielt  öon  ungefähr.  Sludj  fann  er  barauf  fommen, 
baf}  e§  nur  ©in  ©ott  ift,  weil  nur  (Siner  ber 
§öd)fte   fein  fann.   2Iber  baf}  e§  einen  ©ott  giebt 


10  Sora  Stauben  im  allgemeinen. 

in  bret  tüefenSgteid&en  ^erjonen,  ba§  fann  ber  301enfd) 
mit  all  feinem  Sinnen  unb  ©enfen  nic^t  t)erau§; 
bringen.  Dijne  baz  übernatürliche  Sidjt  be§  ©lau* 
bcn§  tonnten  mir  btn  größten  Seit  beffen,  moburdj 
baS  ewige  §eif  erlangt  wirb,  weshalb  ber  Sftcnfdj 
DotjügHd)  gemacht  unb  nadj  bem  ©benbitbe  unb  nad) 
ber  3lel)nlid)feit  ©ottes  erfefjaffen  ift,  niemals  er= 
fennen  ober  einjetjen.  („Stöm.  kältetem.")  2Ba3  mir 
nun  burdj  ba§  natürliche  Sidjt  ju  erfennen  nidjt 
tiermögen,  baz  erfaffen  mir  burd)  bm  ©tauben. 
Saturn  fdjreibt  ber  fjl.  $aulu§: 

„®urdj  ben  ©tauben  erfennen  mir,  baß 
bie  Söelt  burd)  bas  SBort  ©otteS  gejdjaffen 
morben,  bamit  aus  llnjidjtbarem  Bidjt* 
bare§  mürbe."   (öebr.  11,  3.) 

2)  3)er  ©taube  ift  aber  audj  eine  ©abe  ©otteS, 
ein  unüerbienteS  ©efdjenf.  2Bit  muffen  benfetben 
tiou  ©ott  empfangen,  ©ott  mufj  uniern  SBctftanb 
nidjt  bloß  erleudjten,  Gr  muß  aud)  unfere  Jperjen 
Dorbereiten.  Sa§  alles  tfjut  an  un§  ber  allbarmfjerjige 
©ott,  ber  nid^t  ben  2ob  be§  SünberS  Witt,  fonbern 
baß  er  fief)  befetjre  unb  lebe.    3)arum  beißt  e§: 

„;U)r  jeib  au§  ©nabe  er I oft  morben  burd) 
ben  ©tauben,  unb  ba§  nidjt  aus  eu$,  ben n 
e§  ift  ©otte§  ©abe."  [Oft.  2,  8.) 

9Ste  atfo  ber  Sftenfdj  fein  leibtt^es  Seben  bem 
barmherzigen  ©otte,  bem  Schöpfer  aller  Singe, 
ber  if)n  au§  bem  9iid)t§  in  ba§  S)ajein  gerufen, 
3u  üerbanfen  f)at,  fo  Ijat  er  ©ott  aud)  ba§  geiftige 
2ebzn   ber  Seele  %u  öerbanfen,    benn  ber  ©taube 


3?on  ber  SBefen^eit  be»  ©faubenS.  11 

ift  ba§  gctfttgc  ßeben,  tote  gefdjrieben  ftetjt:  „iJttein 
©eredjter  lebt  aus  bem  ©tauben/'  (£ebt.l0,38:j 
Unb  biefer  ©taube  tnacfjt  ben  SJtenfdjen  tauglich 
imb  fütjig,  bie  übernatürlichen  Sßafjrtjeiteu  unferer 
^eiligen  Dicitgton  ein^ufetjen  unb  ju  begreifen,  ma§ 
ber  menjdjlidje  23erftanb  allein  nt(^t  begreifen  fann. 

,,2)urd)  ben  ©tauben  erfennen  mit.- 

(£c6r.  11,  i 

$Dieje  Sugenb  be§  ©tauben§  empfangen  wir 
mit  ber  ^eiligen  Saufe.  Stamm  nennen  mir  bk* 
fetbe  eine  eingegoffene  Sugenb,  unb  biefeu  ©tau* 
ben  ben  eingegoffenen  ©tauben  jum  Unterfdjieb 
öom  mirftidjen  ©tauben,  ben  mir  ermerben,  menn 
mir  ben  ©ebraudj  ber  Vernunft  erreicht  Ijaben. 

@§  ift  aber  ber  ©taube  nidjt  ein  blofjeS  deinen, 
fonbern  eine  fefte  Ueber^eugung,  inbem  mir. 
„alten  SSerftanb  gefangen  nehmen  jum  ©e* 
bor f  am  gegen  ßfytiftuS.-  (I.  ßor.  10,  5.)  SDiefet 
©taube  läfjt  nidjt  gu,  bafj  bie  @eete  öon  bangen 
3tt)eifetn  gequält  mirb,  e§  mirb  bie  ©eete  öietmetjr 
iljreS  ©tauben§  frofj,  unb  fie  fro^Iotft  mie  2)iaria 
in  ©ott,  iljrem  §eitanb.  (Suf.  1,  47.) 

So  ift  benn  ber  ©taube  eine  unauSfpredjlidje 
©nabe  ©otte§.  ßfjne  iljn  mürben  mir  jitjen  in  ber 
ftinftexnis  unb  im  ©Ratten  be§  S£obe§. 

(Suf.  1,  79.) 

3)  Söenn  mir  un§  aber  mit  bem  Siiljalte  bes 
©tauben§  befannt  madjen  motten,  fo  finben  mir 
teiber  in  ber  2öelt  eine  gro^e  Slngaf)!  öon  ßiräjen* 
gemeinfdjaften,    meldte  alte  öorgeben,    haft  fie  ben 


12  S5om  ©lauften  im  allgemeinen- 

toafyren  ©lauben  t)ätten,  obwohl  biefe  «föircfyenge* 
meinfdjaften  fidj  in  ben  tt>ict)tigfieu  Sefyren  gerabegu 
roiberfprectien.  Unb  bodj  ftefyt  au§brüdlicl)  ge* 
fc^rieben : 

„(Sin  §err,  ©in  ©taube,  ©ine  Saufe, 
©in  ©ott  nnb  33ater  aller,  ber  ba  ift  über 
alte  nnb  in  un§  allen."  (®pt).  4,  5.  6.) 

2Öie  e§  nur  ©inen  ©ott  giebt,  ber  fid)  geoffen* 
bart  fjat,  nnb  tote  atte  anbern  angeblichen  ©ötter, 
toeldje  bie  Reiben  anbeten,  nur  falfdje  ©öfeen  finb, 
fo  giebt  e§  aud)  nur  einen  ©tauben,  benn  ©ott 
lann  nidjt  irren,  @r  fann  ntdjt  tauften,  ©r  !ann 
fid)  ntdjt  toiberfpredjen,  ©r  fann  ntdjt  batb  fo, 
balb  anber§  jagen.  23ei  ©ott  ift  ntdjt  %a  unb 
3flctn;  fonbern  bei  ©ott  ift  nur  3<*  unb  Slmeu! 
Unb  atteö  anbere,  toa§  ber  Offenbarung  ©otteS 
roiberfpridjt,  ift  3Jienfdjenfunb  unb  Umoaljrtjeit  unb 
fann  ntdjt  gut  ©etigfeit  fiteren,  ja  e§  fann  tion 
©ott  nur  abführen. 

S)amit  nun  jeber,  ber  guten  ^Bitten  Ijat,  jum 
©lauben  gelange  unb  fein  §eil  toirfen  fönne,  f)at 
©I)riftu§,  ber  £>err,  eine  $ird)e  geftiftet  unb  bie 
Sefyre  be§  Jpeil§  il)r  anöertraut  unb  beren  ^rieftet 
beauftragt,  atte  23ötfer  ju  legten  unb  fie  3U  unter* 
rieten  unb  bie  ©täubigen  anjuIjaUen,  ba§  ju  tf)un, 
toa§  ©r  befohlen  Ijat.  (Sttatty.  28,  20.)  Sin  biefe 
ßirdje  Ijat  ber  §eilanb  atte  getoiefen:  fie  fotten 
mir  f)ören.  SBie  e§  nur  ©inen  33ater  im  §immel, 
©inen  ipetlanb  unb  ©rtöfer,  ©inen  ©lauben  unb 
©ine  Saufe   giebt,    fo    giebt   e§   aud)   nur   ©ine 


Son  ber  ^otroenbigfeit  ltnb  bem  ©egenjtanbe  be§  ©(anbeut.  13 

ßirdje,  unb  bie  ßirdje,  auf  bie  wir  angewiefen 
finbf  fie  gu  Ijören,  fann  nur  jene  ßirdje  fein,  bie 
Don  KljriftuS  felbft  geftiftet  tft,  beren  3)iener  fd^on 
bie  Stpoftel  waren,  3U  ber  bie  erften  Gfjriften  jidj 
befannten. 

9tun  giebt  e§  aber  nur  Sine  ßirdje,  welche 
feit  ber  $tit,  ba  ber  Jpeüanb  in  ben  öimmel  auf* 
fufjr,  ejtfttcrt,  unb  bieg  tft  bie  fatfjolifdjc  ßirdje 
unb  3tnar  bie  römifcfcf  atljoUfdje.  Sie,  bie  römifd^ 
fatfjolifdje  $ird)e  i(t  bie  Don  ©fjrtftuS  geftiftete, 
Don  ben  SIpoftetn  ausgebreitete,  mit  fo  Dielen  2öun= 
bm  betätigte,  burd)  ba§  23(ut  Dieler  Saujenben 
Don  üftarttyrern  Derf)errlid)te,  eine  ^ eilig e f  fatljo* 
lif cf) e  unb  apoftolifdje  &ird)e. 

gJon  ber  ^lofwettbtgßetf  unb  bem  ^egenjfattbe 
be*  glauben*. 

3)er  SJtenfd)  tft  niäjt  nur  Don  ©ott  erraffen, 
fonbern  auä)  für  ©ott.  Sr  fott  ©ott  erlernten, 
beffen  (Sljre  Derfünben,  beffen  Söitten  erfüllen  unb 
bercinft  in  bie  @d)ar  ber  2lu§erwä^tten  im  §im* 
mel  eintreten,  um  audj  im  Jgimmet,  im  ©enufj  ber 
f»öcf)ften  ©eligfeit,  ©ott  bie  ©fjre  311  geben. 

„3 eben,  ber  meinen  9t amen  anruft,  Ijabc 
3cf)  crf  djaffen  jju  meiner  (Sfjre,  fpricfyt  ber 
£err."  (3f.  43,  7.) 

1)  ©ott  unb  ©otte§  SÖiffen  Dermögen  mir 
aber  nur  au§  ©otte§  Cffenbarung  3U  erlernten. 
2Öenn  nun  ©ott  fidj  offenbart,  fo  muffen  mir 
glauben.  2)ie  Sßatifanifdje  ßtrdjenöerfammlung 


14  23mn  ©tauben  im  allgemeinen. 

bon  1870  fagt  hierüber  alfo:  „SBetl  ber  9Jlcnfcf) 
tion  ©ott  al§  feinem  ©Töpfer  unb  JQerrn  ganjltd) 
abfängt  unb  bie  erschaffene  Vernunft  ber  nuer- 
fdjaffenen  äBaljrtjeit  tooHftänbig  unterworfen  ift,  fo 
finb  wir  aud),  wenn  ©ott  un§  etwas  offenbart, 
gehalten,  3föm  burd)  ben  ©tauben  ben  üotten  ©e< 
^orfatn  be§  23erftanbe§  unb  be§  2öiÄen§  31t  leiften." 

(@tfc.  3,  Aap.  3.) 

©er  Unglaube  ift  bemnadj  eine  fernere  23c^ 
leibigung  ©otte§  unb  eine  Slufte^nung  gegen  $ljn. 
So  werben  wir  begreifen,   wa§  bie  Sdjrift  fagt: 

„Dfyne  ben  ©tauben  ift  e§  unmöglich, 
©ott  3U  gefallen  (unb  fetig  3U  werben); 
benn  wer  3U  ©ott  kommen  will,  mu|3  glau^ 
ben,  ba§  @r  fei,  unb  ba§  ©r  bie,  welche 
$f)U  fudienp  belohne/  (§efir.  11,  6.) 

Unb  wa§  öon  ber  Offenbarung  ©otte§  gilt, 
ba§  gilt  audj  öon  ©fjrifto  unb  beffen  Sefjre.  „2öer 
nidjt  glaubt,  ber  ift  fdjon  gerietet,  weit 
er  an  ben  tarnen  be§  eingebornen  Sohnes 
ntd^t  glaubt"  (3<4  3,  18.) 

2)  £)er  fattyolifdje  ßljrift  mufj  altes 
glauben,  wa§  ©ott  geoffenbart  Ijat  unb 
burdj  bie  $irdje  31t  glauben  toorftetth  Söürbe 
er  nun  einen  einzigen  3lrtilel  leugnen,  fo  tjätte 
fein  ©taube  leinen  Sßert;  benn  ©ott  ^at  ba§  eine 
wie  ba§  anbere  geoffenbart.  SBürbe  3.  35.  ein  ßfyrift 
fagen:  „^a,  itf)  glaube  alte§,  m§  ©ott  geoffen  * 
bart  Ijat,  aber  ba$  e§  eine  Jpötte  giebt,  in  ber  bie 
©ünber  ewig  geftraft  werben,  ba§  glaube  ict)  benn 


58on  ber  -ttotroenbigfeit  unb  bem  ©egenffanbe  be§  ©lauben§.  15 

bod)  ntdjt,  ba§  ift  mir  bod)  gu  bunt  unb  mad)t 
mir  bie§  feiner  wei§,"  wäre  ba§  nidjt  eine  Söc- 
teibigung  ©otte§?  §at  ber  woljt  ©lauben,  ber 
meint,  ©ott,  ber  bodj  bie  ewige  unb  unfehlbare 
SBafjrljeit  ift,  fön n e  in  betreff  ber  §ölle  tijn  tauften, 
um  ifyn  in  Slngft  unb  $urdjt  gu  toerfetjen?  §at 
mdjt  ber  5ftämlid)e  mit  ber  §ölle  gebroljt,  ber  bm 
©uten  ben  §immel  t>erfprod)en?  SBarum  an  ben 
§immel  glauben,  aber  ntdjt  an  bie  JQöfle?  $ann 
ber  fagen,  er  glaube  an  ©ott,  ber  ©otte§  SBort 
nid&t  glaubt?  3)er  Styoftel  3afobu§  fagt: 

„SBer  ba§  gange  ©efetj  Ijfttt,  aber  nur 
Sin  ©ebot  übertritt,  ber  toerfd)utbet  fid) 
an  allen.  £)enn  ber  gefagt  l)at:  ®u  follft 
bie  ©f)e  nidjt  brechen,  Ijat  aud)  gefagt:  S)u 
follft  nidjt  töten.  Sßenn  bu  nun  bie  ©Ifye 
nid^t  bridjft,  aber  töteft,  fo  bift  bu  ein 
Uebertreter  be§  ©efe|e§."  ßfaf.  2,  10.  11.) 

Sbenfo  ift  ber  ein  Ungläubiger,  ber  aud)  nur 
einen  ©lauben§artifet  leugnet,  wenn  er  aud)  alle 
übrigen  feftljält. 

3)  @§  fann  aber  öorfommen  unb  fommt  fjäufig 
bor,  bafc  ein  fatljotifdjer  ©fjrtft  nidjt  afle8  Weij3, 
ma§  ©ott  geoffenbart  ijat  unb  bie  $irdje  gu  glauben 
üorftellt,  entWeber  weil  er  nidjt  in  allem  unter* 
richtet  würbe,  ober  weit  fein  $affung§t)ermögen  gu 
befdjränft  war,  um  atle§  behalten  gu  fönnen.  Jpier 
genügt  ber  gute  2£iHe,  ber  fid)  ber  ®ird)e  unter* 
werfen  würbe.  ®o  fönnen  bie  SJtiffionäre  nidjt  bie 
gange  ©laubeneleljre  auf  einmal  ben  armen  SBilben 


16  33  om  ©tauben  im  allgemeinen. 

beibringen;  fie  muffen  fidj  begnügen,  biefelben  in 
ben  einfachen  ©lauben§fä|en  ^u  unterwetfen,  ®ie 
Ijanbeln  ba  nad)  bem  Seifpiele  be§  f)L  Paulus, 
ber  ben  $orinff)ern  at§  Unmünbigen  in  ß^rifto 
guerft  ÜRtld^  3U  trinfen,  nicfjt  ©peife  -$u  effen  gab/' 

(I.  ßor;  3,  2.) 
4)  Unbebingt  ift  notwenbig  31t  wiffen  nnb  311 
glauben,  bajj  e§  einen  ©ott  giebt,  ber  ba§  ©ute 
ewig  belohnt  unb  ba§  23öfe  ewig  beftraft  ö^ner 
ift  e§  ?ßfXxd£)t  §u  fennen  unb  gu  glauben  ba§  ©e* 
fyeimnis  ber  allerl)eiligften  ©reifaltigfeit  unb  ber 
9ttenfdjwerbung  unb  be§  Sobe§  $efu  ©fyrifti,  ba§ 
SSater  unfer,  ba§  apoftolifd)e  ©Iauben§belenntni§, 
bie  -jeljn  ©ebote,  fowie  bie  fieben  ©aframente.  Unb 
e§  madjen  fid)  bie  ©Itern  einer  fdjweren  ©ünbe 
fdjulbig,  wenn  fie  iljre  $inber  nidjt  einmal  in 
biefen  ©tücfen  unterrichten  laffen 

i?on  ben  f  igen  Raffen  be$  ^faußettö- 

£)er  redete  ©laube  muft  allgemein,  feft, 
leben  big  unb  ftanbljaft  fein. 

1)  S)er  ©taube  mufj  allgemein  fein. 
3)er  ©fyrift  mufj  aKe§  glauben,  tt>a§  ©ott  geoffen^- 
baret  l^at  unb  bie  fatljolifdie  5?ircf)e  3U  glauben 
borftetlt  S)er  Stpoftel  $aulu§  erteilt  ben  ©täu< 
bigen  in  ßorintl)  bie  SBeifung:  „Erwerbet  burd) 
ba§  ®öangelium  feiig  werben,  wenn  iljr  nad)  bem 
Snfyalte,  wie  id)  e§  eud)  geprebigt  fjabe,  e§  beibe* 
galtet"  (T.Äot.  15,2.)  SBer  nun  bie  einte  ©lau* 
ben§wal)rl)eit  annimmt,  bie  anbern  aber  üerwirft, 


SBon  hm  ©iflertjcfjaften  be§  ©lanben?.  17 

her  fetjt  DJUfttrauen  in  bie  2Bei§f)ett  unb  2BaI)r* 
Ijaftigfett  ©otte§,  ergebt  feinen  eigene  Vernunft  über 
bie  2Bet§I)eit  be§  Meri)öd)ftem  3$m  ©laubenSgc* 
bäube  Ijängt  alles  gufammen  in  fdjönfter  Harmonie; 
barum  barf  aud)  ntd&t  ©ine  Seilte  barin  geänbert 
ober  aufgegeben  »erben,  ©in  einziger  SJUfjton  in 
ber  9)hifif  ftört  bie  gange  Harmonie,  ©benfo  gerftört 
her  Unglaube  in  einem  einzigen  fünfte  bie  gei< 
füge  äkrbinbnng  ber  menfctilidjen  Seele  mit  ©ott. 
„Seber,  ber  abmeid)t  unb  uidjt  in  ber  (gangen) 
Seljre  ©Eirifti  bleibt,  Ijat  ©ott  nid&t."  (II.3oM,  9.) 

2)  SDer  ©lanbe  muf}  aber  audj  feft  fein* 
£>a§  wa§  ber  ^enfd)  fiel)t,  haZ  ma§  er  Don  an* 
bern  gehört  Ijat,  fann  falfd)*fcin;  benn  bie  ©inne 
fönuen  iljn  töufdjen,  91id)t  fo  ift  e§  mit  bem 
©tauben.  £)a§  ma§  ber  ©tjrift  glaubt,  mu| 
maljr  fein,  »eil  jtdj  ber  ©laube  auf  ©ott e§  Zeugnis 
ftütjt.  ©otte§  2Bort  aber  fann  unmöglid)  betrügen. 
©a§  ift  alfo  ber  ©laube  beseitigen,  ber  ntd^t  im 
geringften  irgenb  einen  B^eif^  in  fidj  auflommen 
läfct  ober  näljrt.  ®er  ^eilige  Stugufiin  fcfyreibt: 
„i3dj  mürbe  ctjer  gmeifeln,  ba£  idj  lebe,  al§  bafc 
ba§  bie  SBaljrljeit  nidjt  fei,  ma§  td?  al§  SBort 
©otte§  bernommen  t)aT6c. " 

3)  ©er  ©taube  mufj  lebenbig  fein.  S)er 
©(aube  muB  im  ©fyriftenljergen  frudjtbar  werben, 
b.  I).  gur  Satgenb  Einleiten,  unb  in  einem  tugenbljaften 
Beben  fid)  offenbaren.  S)er  ©taube  ift  eine  Rendite, 
niedre  bem  3ften|djcn  ben  SBeg  311  feiner  23eftün* 
mung  geigt-  ©5  mürbe  itjn  aber  menig  niijjen,  ben 

3n>ötf  (S(aubeii§avtifel.  2 


18  93om  ©tauben  im  allgemeinen. 

2Beg  b(ofj  fennen  gu  lernen,  wenn  er  ntdjt  ent* 
fd)Ioffen  märe,  il)n  audj  gu  wanbetn,  b.  ^  bie  33or* 
fdjriften  beS  ©taubenS  -$u  erfüllen.  S)er  ©taube 
ift  eine  ins  £>erg  gefenfte  SBurjel,  aus  melier  ber 
33aum  ber  ©otteSfurd)t  unb  ©eredjtigfeit  empor* 
fproffen  folL  3)arum  fdjreibt  ber  fettige  SafobuS: 
„2BaS  nütjt  es,  meine  23rüber,  wenn  jemanb  jagt, 
er  fjabe  ben  ©tauben,  aber  bie  SBerfe  ntdjt  Ijat? 
£)er  ©lanbe  ift,  wenn  er  feine  Söerfe  f)at,  in  fid) 
fetbft  tot"  (3af.  2,  14.  17.) 

4)  £>er  ©lanbe  mufj  enbtidj  ftanbljaft 
fein*  2ßer  bm  fatfjoüfdjen  ©tauben  als  ben  einzig 
wahren  erfannt  f)at,  ber  wirb  iljn  fd)ätjen,  fiebert, 
berteibigen  —  unb  unerfdjüttertid)  in  bemjetben 
beharren,  ©in  echter  ©fyrifi  beratet  auf  baS 
foftbare  ©ut  beS  ©tauben§  nie  unb  nimmer,  um 
feinen  ~  5ßrei§.  3)er  ©taube  befunbet  feine  ©djtfyeit 
unb  ttnberfälfdjtljett '  befonberS  bann,  wenn  baS 
SefenntniS  beS  ©taubenS  mit  ©efafjr  berbunben 
ift;  wenn  bem  d)rifttid)en  Sßefenner  Äetten  unb 
Jöanbe,  SSertuft  feines  3tmte§  unb  SBroteS  broI)en. 
35ann  geigt  es  fid},  ob  ber  ©taube  im  bergen 
fjaftet,  ob  er  bem  Sräger  fo  teuer  ift,  wie  baS 
Seben  fetbft.  ©inen  fotd)  ftanbfjaften  ©tauben  Ratten 
bie  djriftttdjen  Sttärttjrer,  welche  unter  ©cfytägen 
unb  in  23anben,  auf  ber  Sotter  unb  auf  bem 
9tabe,  in  ber  3lrena  unb  auf  bem  9tidjtpta|e  (Lljrt* 
ftum  befannten.  „2Ber  bor  bm  ÜDtenfdjen  9Jttd)  be* 
fennt,  ben  werbe  3dj  audj  bor  meinem  93ater  be* 
fennen,  ber  im  £immei  ift."  (3Katt§.  10,32.) 


$on  ben  Quellen  be§  ©tauben^. 


19 


©er  fatf)ottfdjc  Gfyrift  fd^öpft  feinen  ©lauben 
au§  bem  Söorte  ©otte§,  bem  ungef  djrxebe* 
nen  fotuoljl,  at§  bem  gefdjriebenen. 

1)  S)tc  getriebene  Offenbarung  ©ottcS  ift 
niebergetegt  in  ber  t) eiligen  ©djrift,  meldje  mit 
9ted)t  „23ibet",  ba§  Reifet,  „bas  23ud)"  genannt 
wirb.  ®ie  Zeitige  ©cfyrtft  ift  für  ben  Sänften  bä§ 
midjtigftc  unter  allen  23üd)ern.  Sie  ift  baZ  „33udj 
ber  23üd)er".  Sagten  bie  erften  Stiften:  „©£ 
ftefjt  im  Üöudje",  fo  mußte  jedermann,  ba&  bic 
fjeittge  Schrift  bamit  gemeint  fei.  ®ic  23ibel  ift 
bie  boraügltdjfte  ©laubenequefte.  ©ie  enthält  bic 
Offenbarungen  ©otte§  unb  jwar  fomoljt  Offen- 
barungen, meld)e  bie  SJlenfd^en  burdj  bie  5ßatrt* 
ardjen  unb  ^>rop^ eten  empfingen,  als  Offen- 
barungen,  meldje  bie  Slpoftel  öon  SljriftuS 
empfingen. 

2)  ©urd)  ben  Zob  be§  §eilanbe§  finb  bie 
Schriften  bc§  alten  unb  be§  neuen  ÜBunbeS  3ugleid) 
ein  Seftament  geworben.  @ie  enthalten  ba§,  ma§ 
uns  ©ott  öerfprodjen  Ijat,  unb  ma§  mir  fraft  be§ 
ßrlöjungstobeS  3efu  Gfjrifti  and)  empfangen.  35er 
9lpoftel  fdjreibt:  „2Bo  ein  Seftame'nt  ift;  ba  mufj 
ber  2ob  beffen  f  ber  ba$  Seftament  madjt,  ba* 
3U)tfd)cnfommen*  Qznn  ein  Seftament  mirb  burdj 
bm  £ob  gettenb,  fonft  ljat  e§  leine  ßraft,  wenn 
ber  nod)  lebt,  ber  e§  gemacht  l)at."   (§ebr.  9,16. 17.) 

S)ie  ©djriften  be§  alten  unb  be§  neuen  Sun- 


20  S?om  ©tauben  im  allgemeinen. 

be§  finb  aber  beilige  ©Triften;  benn  fie  enthalten 
nidjt  nur  Sßortc  ©otte§,  fonbern  fie  finb  ©otte§ 
2Bort.  5)ie  33erfaffer  erfreuten  fiel)  ntdjt  nur  eines 
übernatürlichen  23eiftanbe§,  einer  göttlichen  @r- 
leucfytung,  fonbern  and)  ber  göttlichen  Eingebung. 
£)er  Ijeilige  ©eift  tieranfafjte  bie  Sßerfaffer  jum 
Schreiben,  gab  ba§  iljnen  Unbekannte  ein,  leitete 
bie  silusrt>af)t  be§  ^Mannten  unb  fdjiitjtc  bie  gan^e 
©arfteHung  öor  Irrtum.  £)arum  fagen  mix:  ©8 
finb  ©Triften,  welche  unter  Eingebung 
be§  ^eiligen  ©eifte§  gefdjrieben  finb. 

®iefe  ©djriften  nennt  man  ßanon,  b.  fj. 
9fHdjtfd)nur  ober  ©lauben§regel,  unb  bie 
©driften  fanoiüfdjc,  im  ©egenfatje  31t  anberu 
©Triften,  roeldje  graar  aud)  2lnjef)en  genoffen,  aber 
nid£)t  als  götttid)  eingegebene  fidj  erliefen  tjaben. 
©0  ift  bie  ^eilige  ©djrift  alfo  aud)  als  eine  ©amm* 
tuug  öon  23üd)ern  göttlichen  Ursprungs  Don  ber 
föirdje,.  ba§  fjeij3t  öon  bm  $orftel)ern  ber 
ßirdje  anerfannt  töorben,  unb  tt)a§  ba§  Äonjil 
Don  ßartljago  erflärte,  ift  fpater  öon  ben  altge* 
meinen  $ird)entierfammlungen  öon  ^ytoreng  (1438) 
unb  öon  Orient  (1545  —  1563)  beftätigt  Sorben. 

Jpic  ^c^riffett  beö  aßen  ghtttfas. 

3)a§  alte  Seftament  entljätt  21  ©cfd&td&t§* 
büdjer,  nämlid)  bie  fünf  Südjer  9Jlofi§,  ba$ 
53ud)  3ofue,  ba§  33uc£)  ber  Sftidjter,  ba§  33ud)  9ftutlj, 
bie  titer  23üd)er  ber  Könige,  bie  jwei  23üd)er  ber 
^aralipomenon,  ba§>  erfte  unb  zweite  23ud)  @3bra§, 


3>te  ©fcuibroürbigfett  ber  Scbviften  be*  alten  93unbe§.       21 

öa§  23ud)  SobiaS,  ba§  Su$  Subita  ba§  23ud) 
Sftfjer  itnb  bie  3 tuet  23üdjer  ber  9Jlad)abäer, 

ferner  enthält  ba§  alte  Seftameut  7  8ef)r* 
büd)er:  $Da§  33ud)  3ob,  bie  Jahnen,  bie  ©prüdje, 
ber  Sßrebiger  ober  (SfflejtafteS,  ba§  fjolje  Sieb,  baS 
23ud)  ber  SBeisljeit,  ©iradj  ober  ®fflefiaftifu§. 

©agulommen  17  prop^ettf (f»e  23üd)er:  SfaiaS, 
3jeremia§,  33arud),  (Säedjiel,  S)aniel,  £)fee,  Sioct, 
Stmo§,  3lbbta§,  3>oua§,  2Jtid)äa§,  Dlaljum,  Qahafut, 
©opfyoniaS,  5Iggäu3,  $a&)axia$  unb  9D1alad)ia§, 

©o  fjaben  wir  benn  45  altteftamentlidje  ©djriften. 

3>ie  #IVutßttmrbtgfmt  ber  £d)riffeit  t>e$  atten 
53utt&e$. 

9hm  formte  jemanb  einwerfen:  3ft  aber  ba§, 
waö  wir  in  ben  ©Triften  be§  alten  ä3unbe§  lefcn, 
aueb  gtaubwürbig?  Unb  ftnb  biete  93üd)cr  nidjt 
ötclleidjt  jpäter  berfälfcöt  werben? 

Srür  bie  @d)tf)eit  niib  ©taubwürbigfeit  ber  alt* 
teftamcntlidjen  ©Triften  fpredjeu  fo  Diele  ©tiinbe, 
baß  attcö  in  ber  2Mt  etjet  beftrüten  werben  fönnte 
als  biefe. 

®a§,  ma%  SJto  je§  über  bie  ©d)öp|nngcigejd)ic^tc 
beridjtet,  wirb  öon  ber  SBiffenfdjaft  betätigt.  ®tc 
ßr^äljlnng  ift  fo  genau  unb  beftimmt,  ba$  fein 
9Jtenfdj  in  ber  SBelt  oljnc  übernatürtidje  Srteud)* 
tung  fo  etwas  fdjreiben  fonnte. 

23on  2flofe§  an  waren  bie  23erfaf[er  ber  ljet* 
ligen  ©Triften  Slugen^eugen.  ©ie  fannten  nidjt 
nur  bie  .§auptbegebenf)citcn,  fonbern  aud)  bie  ein-- 


22  Som  ©lauben  im  aügemeinen. 

feinen  9lebenumftänbe.  ©ie  folgten  bem  Saufe  bei 
^Begebenheiten  ©tfjritt  für  ©djritt-  ©ie  lernten 
^atjre,  Monate  unb  Sage  ber  23egebenl)eiten.  ©ie 
nriffen  nid)t  nur  bie  tarnen  ber  Jpanbelnben  an< 
gugeben;  fonbern  fie  fetmen  aud)  ben  Manien  be§ 
Katers,  be§  ©efdjledjteS,  be§  ©tamme§.  2Ba§  ins* 
befonbere  9ttofe§  betrifft,  fo  fennt  er  alle  ©efcije 
unb  aud)  bie  Seranlaffung,  bei  toeldjer  ba§  ©e|e£ 
gegeben  mürbe-  ©r  famt  ben  ©inbrutf  befcfyreiben, 
ben  bie  ©reigniffe  auf  bie  Israeliten  madjten;  er 
toeif}  bie  Sieben  ber  fprecfyenben  ^erfouen. 

©amtlidje  ©Triften  be§  alten  23unbe§  bilben 
ein  eng  fid)  aneinander  anfdjliefeenbeS  ©an^eS.  ©ie 
enthalten  bie  ©efdjicfyte  eines  23olfe§,  unb  biefeS 
23olf  lennt  bie  ^eiligen  ©Triften  unb  mi§,  ttms 
barin  bon  xi)\n  unb  öon  feinen  33ätcrn  unb  Ur< 
öätern  berietet  ttrirb.  S)ie  ^ropljeten  berufen  fid) 
auf  bie  23itd)er  9Jlofi§  unb  erfennen  biefetben  an. 
2öo  in  ben  Sefyrbücfyern  bie  ©efd)id)te  be§  iSrae* 
litifdjen  23ol!e§  ertoäfynt  loirb,  ba  wirb  fie  genau 
cr^äljlt  tote  in  ben  ©efcfyid)t§büd)ern.  3lHe  ©^rt[ten 
ftimmen  mit  einanber  überein.  2ßa§  ergäljlt  ttrirb, 
ift  fein  Öob  für  bie  3uben  nn\)  Israeliten.  Sfjrc 
£)al§ftarrtgfeit,  il)re  ©raufamfeit,  iljrc  ©djanbtfyatcn, 
i|re  Abgötterei  tt)irb  ifjuen  in§  5lngefidjt  borgen 
morfen.  !JU$t§  wirb  gebedt,  uidjtS  befdjönigt, 
loeber  an  Abraham,  nod)  an  ®aöib,  nod)  an  ©a* 
lomon,  nod)  an  einer  anbern  $erfon.  Unb  baS 
23ol!  Ija&t  bie  $ropl)eten,  bie  al§  ©ittenridjter  auf= 
treten,  unb  fie  werben  Verfolgt,  aber  niemaiib  toagt 


Die  Schriften  be§  neuen  2hmbe§. 


23 


es  3U  jagen,  ifyre  SSertdjte,  iljre  Vorwürfe  feien 
unwahr.  Unb  bie  ^rieftet  unb  ©djrtftgeleljrten, 
beren  Uebertrctungett  be§  ©efetjeS  unb  bereit  Safter 
oft  Ijart  getabett  werben,  nehmen  biefe  ©Triften 
als  öon  ©ott  eingegebene  an.  2ßie  wäre  e§  mög- 
lich gewefen,  bie  gange  jübtfdje  ©efdjidjte  ju  öer* 
fäljdjett  unb  ben  $uben  eine  fo  ttmnberbare  @e* 
fdjtdjtc  borjulügen  unb  glauben  gu  machen,  wenn 
fie  ntdjt  Augenzeugen  gewefen  wären  öon  ben  ©rofr 
traten  be§  Jgerrn? 

£te  ^djttftett  &e$  neuett  gtitttbes, 

£)a§  neue  Seftament  enthält  folgenbe  Schriften, 
welche  alle  in  griecfyifdjer  (Spraye  getrieben  finb, 
nämiid) : 

1)  33ier  ©bangelien  öon  bem  ^eiligen  9Jtat* 
tf)äu§,  bem  ^eiligen  9ftarfu§,  bem  ^eiligen 
SufaS,  unb  bem  ^eiligen  SoljanneS,  fowie  bie 
2lpoftelgefd)itf)tc  öon  bem  ^eiligen  Sufa§. 

2)  23ter3e^n  SBriefe  be§  ^eiligen  SfcpoftetS  $au* 
Iu§,  nämltdj  je  einen  an  bie  Körner,  an  bie  ©a* 
tater,  an  bie  ©pfyefer,  an  bk  ^ilipper,  an  bie 
ßotoffer,  an  Situs,  an  ^ilemon,  an  bie  Hebräer, 
jroet  an  bie  ^orint^er,  gmei  an  bie  £f)effaIonid)er, 
unb  3toei  an  ben  £imotljeu§. 

3)  (Sieben  ^Briefe,  meldte  bie  lat^oUfd^en 
genannt  werben,  nämlid)  einen  93rief  bom  ^eiligen 
3alobu§  bem  Jüngern,  zwei  23riefe  be§  ^eiligen 
Petrus,  brei  ^Briefe  be§  ^eiligen  ^ofyanneS, 
einen  bp§  ^eiligen  3uba§  £l)abbäu§. 


24  23om  ©laubeu  im  allgemeinen. 

4)  S)te  geheime  Offenbarung  be§  ^eiligen 
^oljanneS. 

^tc  ^IttnerfäCfdJffjetf  ber  Triften  be$  netten 
3$itttbe$. 

©inb  aber  bie  ©Triften  be§  neuen  33un* 
be§  aud)  uttüerfälfdjt  auf  un§  gekommen? 

©ewifj!  Sßer  fjätte  fie  wot)t  tierfälfdjen  lönnen? 

SDie  ©bangelifien  Kraben  bte  ©öangelten  ntdjt 
btofj  gefdörteben,  fonbern  auü)  herausgegeben.  2Ba§ 
fie  ergä^Ien,  war  fd)on  befannt  bei  ben  Triften, 
e^e  fie  bie  ©öangelien  in  bie  Jpänbe  befamen.  ©ie 
beteten  ba§  „SSater  nnfer",  fie  tauften  im  tarnen 
be§  33ater§  unb  be§  ©oljneS  unb  be§  ^eiligen 
©etfteS#  elje  fie  im  ©üangelium  üon  bem  auftrage, 
ben  ber  §err  feinen  Jüngern  gegeben,  lafem  2ßie 
ift  3.  S.  ba§  ©bangelium  be§  Zeitigen  SJlarfuS 
entftanben?  ßlemenS  öon  5ltej:anbrien,  ber 
gegen  ba§  ©nbe  be§  feiten  ^at)rJ(unbert§  lebte 
unb  bie  apoftoltfdjen  Sftadjridjten  forgfältig  fam= 
Hielte,  ergäbt:  „3ll§  5ßetru3  in  ^om  ba§  Sßort 
©otte§  öffentlich  prebigte  unb  auf  Eingebung  beS 
^eiligen  ©eifte§  ba§  ©üangetium  ßfjrifti  erftärte, 
[jaben  tiiele  au§  ben  3ul)örern  bm  9Jtaxfu3,  ber 
feit  geraumer  Seit  ein  ©efäl^rte  unb  jünger  ^etri 
war  unb  bie  SBorte  be§felben  fiel)  üortrefflid)  ge* 
nterft  Ijatte,  bringenb  gebeten,  er  möchte  atte  Sßre^ 
bigten  be§fetben  fammeln  unb  in  ein  befonbereS 
23udj  §ufammentragen,  S)iefer  fammelte  bie  im 
(Süangeltum  aufbewahrten  9^ad)rid)tcn  unb  übergab 


^ie  Uitt)erfä(fc()t^ett  bet  Schriften  be»  neuen  ©unbe?.       25 

biefelben  benen,  bie  ft)n  barum  gebeten  Ijatten. 
2ll§  ^etruS  bieS  erfuhr,  I)at  er  ittcljt  nur  bas 
ßöangeüum  gntgefieifeen,  fonbern  autf)  äffe  ermahnt, 
eS  fleißig  gu  lejen." 

SDer  ^eilige  ©üangeüft  3 o Cannes  fdjrieb  fein 
Güangelium  jule^t,  als  er  fdjon  bejaljrt  war.  ©r 
fannte  bie  brei  bereits  borfyanbenen  ©tiangelien  unb 
berichtet  baljer  fefjr  Diele  mistige  Gegebenheiten 
ntdjt,  weil  fie  in  ben  anbern  brei  ©öangelien  be* 
reitS  berietet  waren.  Unb  ba  er  am  Ijäufigften 
um  bm  §errn  war,  fo  tag  itjm  befonberS  baran, 
bie  Sieben  be§  Jgerrn  mitzuteilen,  um  barauS  ju 
bemeijen,  ba§  ^ejuS  ber  ©ol^n  ©otteS  war,  3ßäre 
nun  in  ben  brei  früher  getriebenen  ©öangelien 
etwas  Unwahres  enthalten  gewefen,  fo  fjätte  $0* 
Cannes  fidjerlidj  bieS  berichtigt*  ©r  §at  aber 
nidjts  berichtigt  unb  baburd)  bie  Söafyrfieit  beS 
3nljafte§  ber  brei  juerft  getriebenen  ©öangelien 
beftatigt 

So  ift  beim  über  jeben  Steifet  erljaben,  ba£ 
wir  in  ber  Zeitigen  Sdjrift  ©otteS  SÖort  feefitjen 
unb  gwar  rein  unb  unberfälfd)t,  wenn  wir  es  aus 
ber  £>anb  ber  ßir^e  empfangen.  Sin  ber  ^eiligen 
«sdjrift  geljen  bie  äßorte  Sfaiä  in  Erfüllung: 
„S)aS  Söort  unfereS  §errn  bleibt  emiglid}/ 
m  40,  8.) 

Jpie  $trdje  affeut  barf  bte  ßf.  ^cßriff  ausfegen. 

Sft  aber  aud)  bie  ^eilige  ©djrift  fo  beutlidj, 
ba$  man  affeS  otjue  weitere  Stillegung  tierfteljen  f  anu ? 


26  Söer  ©lauben  im  allgemeinen. 

2)urd)au§  ntdjt.  ®ie  ^eilige  ©djrtft  tft  jwat 
©otte§  Söort,  aber  biefe§  äöort  ©otte§  tft  uns  öon 
SJtenfdjen  bargeboten,  welche  3U  ben  öerfdjiebenften 
fetten  unb  in  ben  berfd)iebenften  Sßcrljältntffeu 
lebten,  bie  berfdjtebenartigfte  23itbung  befafjen  unb 
bie  öerfdjiebenften  Sfljjtdjten  bei  Stbfaffung  ttjrer 
©djriften  Ratten.  $e  nad)bem  bie  Sßcrfaffcr  etwas 
befonberS  tjeröorgutjeben  für  notwendig  [titelten, 
legten  fie  einen  befonbern  91act)brud  barauf.  Sin 
23eifpiet  wirb  bie§  beuttid)  madjett. 

1)  2Bir  fabelt  oben  gehört,  baf}  e§  ^uben  gab, 
bie  fitf)  gu  ©(jrtfto  befetjrten,  aber  meinten,  ber 
iQetbe,  ber  fi#  taufen  taffen  wolle,  muffe  guerft 
ben  83orfd)rtften  be§  tnofatfdjen  ©efetje§  fid)  untere 
werfen  unb  fid)  befdjneiben  taffen,  bamit  er  fo  ein 
©oljn  2tbrat)am§  werbe.  S)iefen  ^ubend^rtftcn  tritt 
$autu§  gegenüber  unb  Iet)rt :  „(Sott  rechtfertigt 
burd)  bm  ©tauben  bie  Reiben,"  (®al.  3,  8.)  Unb 
al§  Lantus  in  ^tjitippi  gefangen  war  unb  ber 
©efangenwärter,  erfdjrocfen  über  ba§  SBunberbare, 
maZ  gefdjat),  bem  Slpoftet  ^itternb  31t  fjüfeen  fiel 
unb  fragte:  „2Ba§  mufj  idj  tfyun,  um  fetig  gu 
werben ?"  ba  fprad^  *ßautu§:  „©taube  an  ben 
£>errn  3efu§,  fo  wirft  bu  fetig  werben,  bu  unb 
bein  £>au§."  (2tyg.  16,  31.) 

2tu§  biefen  unb  äfjnlidjen  ©telten  wotten  nun 
mandjc  beweif  en,  baft  ber  ©taube  atiein  fetig 
madje.  60  tetirt  3.  JB.  Sutljer  auSbrücflid) ,  baf} 
ber  ßtjriftenmenfd)  feine  ©etigleit  nidjt  Dertieren 
tonne,  fo  grofc  audj  feine  ©ünben  fein  mö< 


'Sie  Rirdje  allem  baff  bie  ^eilige  Schrift  auflegen,         27 

gen,  wenn  er  nur  glauben  wolle.  derlei  Irr- 
tümer waren  fdjon  jur  Seit  ber  Slpoftcl  verbreitet, 
unb  barunt  fdjreibt  ber  Slpoftet  3afobu§: 

„60  feljet  ifyx,  ba§  ber  DJtenfd)  burcl) 
2Berfe  gerechtfertigt  werbe  unb  nid)t  burd) 
ben  ©tauben  allein."  (3af.  2, 24.)  2Ber  tjat 
nun  red)t?  $aulu§  ober  3a!obu§?  Antwort: 
iöeibe*  2)em  $autu§  fiel  e§  ntdjt  ein,  bie  sJlot- 
wenbigfeit  ber  guten  SQBerfe  31t  leugnen.  (Ir  fdjreibt 
auSbrücfttdj  an  bießoloffer:  „äöir  tjören  ntd^t 
auf,  für  eudj  3U  beten  unb  3U  bitten,  ba£ 
ifjr  ©otteS  würbig  wanbelt,  in  allem  wohl- 
gefällig, an  allen  guten  2Ber!en  frudjtbat 
feib  unb  ^uneljmet  in  ber  ©rfenntnis 
©otteS."  (ßot.  1,  9— 10.)  Unb  an  bie  ©pl)efer 
fdjreibt  er:  „SBir  finb  feine  Schöpfung,  ge* 
fdjaffen  in  ^efu  Sljrifto  3U  guten  SBerfen/ 
(e^ef.  2, 10.)  ®benfo  wenig  wollte  aber  3afoBu§ 
bie  Dtotröenbtgleit  be§  ©laubenS  leugnen;  benn  er 
fdjreibt  im  nämlichen  SBrtefe  auSbrüdlid):  „fttfyt 
e§  jemanben  au§  eud)  an  SBeiSljeit,  ber  erbitte  fie 
öon  ©ott,  er  bitte  aber  im  ©lauben,  otjne  311 
3Weifetn."  ®r  tef)rt,  baf}  ©ott  bem  -Utenfdjen  allerlei 
Anfechtungen  fdjide,  um  ben  ©lauben  311  prüfen, 
unb  „bie  Prüfung  be§  ©lauben§  wirft  ©ebutb." 
„3$  will  au§  bzn  Sßerfen  meinen  ©tau* 
ben  3 ei  gen/'  (3a!.  1,  3.5.6;  2,  18.)  ^aufuS  unb 
oafobuS  wiberfpredjen  fid)  alfo  nid)t;  ber  SQßiber' 
jprncf)  ift  nur  ein  fdjeinbarer,  aber  au§  biefeu 
©teilen   finb   biete   ßeijereien   Ijertiorgegangen,   je 


28  2>er  ©Icwben  im  allgemeinen. 

nadjbem  bie  einen  obtx  bie  anbern  attein  betrachtet 
mürben. 

©o  fdjeint  fid)  bie  ^eilige  ©d)rift   an  toielen 
Orten  311  nribcrfpredjen. 

2tutf)  bie  Setjrer  unb  23äter  ber  $ird)e  fjaben 
anerfannt,  baf;  bie  ©rftärung  ber  ^eiligen  ©djrtft 
eine  feljr  fdjtmerige  ©ad)e  fei,  S)er  ^eilige  2lngn- 
ftinuS  befennt  offen,  baf*  in  berfelben  fid)  mefjt 
üorftnbe,  ma§  er  nid)t  berftefje,  at§  ma§  er  öet* 
ftclje,  nnb  bodj  matten  fid)  fd)on  friilje  biete  an, 
nadj  eigener  Meinung  bie  ^eilige  ©d)rift  auSju* 
legen.  S)em  tritt  fd)on  ber  fjeilige  §ieroni)mu§ 
gegenüber,  inbem  er  fagt:  „Um  irgenb  ein  £?anb* 
merf  ju  erlernen,  muffen  mir  einen  SJieifter  Kjaben, 
nnb  bie  ßenntntg,  bie  ^eilige  ©djrift  anzulegen, 
mafjt  fid)  ein  jeber  oljtte  Unterfd)ieb  an,  bebor  er 
felbft  nnterridjtet  ift/ 

2)  SBer  fann  nun  un§  burd)  biefe§  Sabtyrintt) 
bunlter  unb  ferner  öerftänbtid)er  ©teilen  Ijtnburd)* 
führen?  Söer  !ann  un§  biefe  fdjeinbaren  SBtber- 
fprüdje  löfcn  unb  biefe  fdjeinbaren  ©egenfätje  auf' 
tyhtn?  2öer  fann  un§  in  ber  rechten  unb  ünö.et* 
fätfdjten  Seigre  Styrtftt  unterrichten?  S)a§  fann 
niemanb  als  ba§  unfehlbare  ßeljramt  ber 
^ird^e.  ®ie  ®ird)e  allein  ift  „bie  ©äute  unb 
©runbfefte  bcrSBa^cit."  (I.  Stm.  3, 15.)  SDer  ßtrdje 
ift  ber  ©eift  ber  2Bat)rl)eit,  ber  ^eilige  ©eift,  ber* 
fpro^en.  (3<4  14,  16— 17.)  S)ie33orftefjerber^ir^?, 
bie  SStfdjöfe,  finb  bom  ^eiligen  ©eifte  gefegt,  3U 
regieren  bie  $ird)e  ©otteS.  (2tyg.  20,  28.)  33et  biefen 


$ie  Äirc&e  allein  barf  bie  fjeüige  ©cfjrift  lehren.  29 

9lad)fotgern  bcr  Slpoftcl  bleibt  ber  §err  alle  Sage 
bis  an  ba?  @nbe  ber  2BcIt.  (ÜRattfc  28,  20.)  SBon 
ifjucn  gilt:  „91id)t  tfjr  feib  e§,  bie  ba  reben,  fon* 
bcrn  ber  (Seift  eures  93ater§,  ber  in  eud?  rebet." 
(3Jtattf).  10,  20.) 

S)arum  Ijat  ber  Zeitige  Airdjenrat  bon  Orient 
mit  Üiecbt  feftgefcijt: 

„Ser  ßtrdjenxat  bejdjtte&t,  um  bie  mutwilligen 
©eifter  ^u  behüten,  bafj  niemanb  auf  feine  ©in* 
fidjt  gefüllt,  in  ©acfyen  be§  ©lauben§  unb  ber 
©Uten,  bie  311111  Stufbau  ber  djriftlidjen  Seljre  ge- 
hören, bie  (jeitige  ©djrtft  nadj  feinem  ©inne  mtfc 
beutenb  gegen  benjenigen  ©inn,  ber  annahm  unb 
annimmt  bie  ^eilige  9Jhttter  $ird)e,  melier  e§ 
3iiftef)t,  über  ben  magren  ©inn  unb  Stillegung 
ber  ^eiligen  ©d)riften  §u  urteilen,  ober  aud}  gegen 
bie  einhellige  tlebereinftimmung  ber  23äter,  bie 
fjeitige  ©djrift  31t  erüären  wage  unb  wenn  aud) 
fold^e  ©rftftrungen  nie  unb  nimmer  öeröffenttidjt 
werben  füllten. ''   (4.  ©i^ung.) 

Idjrpüdu 

6§  ift  eine  traurige,  aber  unbeftrittene  SBafjrljett, 
bafj  alle,  iceld&c  Dom  ©tauben  ber  fatfjolifdjen  $ird)e  ab= 
iücid)en  unb  bie  ^eilige  ©djrift  naä)  it)rcr  Meinung  aus= 
legen,  über  ben  ©inn  berfelben  fid)  nid)t  einigen  tonnen, 
lüorauS  benn  eine  9D?enge  «Reibereien  entftanben  finb  unb 
noef)  fortmäfjrenb  entfielen.  (Sin  beutlidjeS  Seityiet  fjaben 
rotr  an  ben  fogeuannten  „Reformatoren",  toeldje  alle  bie 
33ibel  iiberfe^ten,  einanber  gegenfeitig  aber  ttulenntniS 
unb  gerabeju  23erfa(fd)itng  ber  ^eiligen  ©cfyrift  üortoarfen. 
Xer  Reformierte  ^ßeja,  ein  ©d)üler  GalüinS,  bcfdjulbigte 


30  SSom  ©(ctube  im  allgemeinen. 

beu  Defotam^abtuS,  bafs  er  bie  ^eilige  ©djrtft  fd)led)t 
aufgelegt  l^abe.  ßaftalto  bertoarf  bte  ShtSlegung  be£ 
33eja,  3Jlolihcu8  üertoarf  betbe,  fotooljt  bie  2lu3legung 
be§  Se^a,  als  aud)  bte  beS  ßaftalto.  gtotnglt  befd)utbigte 
ben  fiutljer,  baf$  er  ba§  Söort  ©otteS  toerunftalte,  unb 
Sutljer  toarf  basfelbc  bem  SUtünjer  t)or.  2$on  Sut^er 
bagegen  ift  erliefen,  ba$  er  ntdjt  nur  an  tueten  Orten 
bte  23ibel  unrichtig  überfeine,  fonbern  baf$  er  and)  ©teilen 
abfid)tli$  fätfd)te,:  tote  3.  25.  SRönt.  3,  28.  2In  btefent 
Orte  ■  Reifet  eS:  „SBir  galten  bafür,  bafc  ber  2Jlenfd)  burd) 
bm  ©laubeu  gerechtfertigt  toerbe,  oljne  bte  Söerfe  bes 
©efe|e§;"  fintier  aber  fd)ob  baZ  SÖort  „allein"  ein,  fo 
ba£  er  bm  Sfyoftel  fagen.Iäftt:  „burd)  bm  ©lauben  allein." 
©d)on  3totngli  urteilte,  afö  bie  33tbelüberfeijung  Don 
Sutljer  erfdjten :  „®tefe  Ueberfe|ung  fcerbirbt  ba% 
Söort  ©ott es."  @o  befunben  bie  abtrünnigen  felbft,  bafj 
ber  ©eift  ©otteS  ntdjt  bei  irrten  tft;  benn  ber  ©eift 
©otteS  einigt,  toäfjrenb  iljre  Uneinigkeit  offen  am  Sage  liegt. 

£as  ^tßefuerßof  in  hex  ßafflofifdjett  &ix$e. 

Obtooljl  bte  ^eilige  ©djrtft  ein  fetter  öerftänb^ 
liebes  23ud)  tft,  bitrd)  »eldjeS,  wenn  e§  nidjt  redjt 
ausgelegt  tmrb,  grof^e  SSertmrrung  entfielen  unb 
feetenberberbli^e  Irrtümer  Verbreitet  »erben  fönnen, 
fo  Ijat  bie  iatijolifdje  $irdje  ba§  ßefen  berfelben 
bod^)  nie  Verboten. 

1)  S)ie  Sätet  unb  Seigrer  ber  Ätrdje  unb  bie 
großen  ©eifteSmänner,  an  bereu  ©Triften  bie  ©tau* 
bigen  fid)  erbauen,  forbern  bringenb  -junt  ßefen  ber 
^eiligen  ©d)rift .  auf.  Slber  bie  $ird)c,  als  bie 
2öäd)terin  über  ben  ©djafc  be§  ©taubeng,  will, 
bafj  fein  uned)te§  ©otteSraort  in  bie  Jgänbe  ber 
gläubigen  9ttenge  fomme,  baft  biefelben  rndjt  burdö 


5a$  Sibefoerbot  in  ber  fat^olifc^en  ®ird)e.  31 

uorttrijjtgeS  ©rübeln,  eigenmächtiges  klügeln  unb 
lmHfürltdjeS  2lu§legen  fid)  an  bernfelben  tierfünbige. 
Sarum  rottt  fie,  ba£  bicjenigeii,  roeldje  bie  ^eilige 
Sdjrtft  nid)t  in  ber  llrfpradje  (gried)ijd)  unb  tye* 
brät jd))  Icfcn  fönnen,  fidj  einer  bon  ber  $irä)e 
approbierten  lleberfetjung  bebienen,  namentlid) 
einer  joldjen  lleberfctjurtg,  metd)e  mit  2Inmerfimgen 
berfetjen  ift,  in  welken  bie  bnnfetn  ©teilen  nad) 
ber  gefuuben  Se^re  ber  ßirdje  erläntert  werben. 
ÜJitt  fHec^t  mit!  bie  Ätrd&e  ntdjt,  ba£  bie  23ibel 
Don  jebermann  ofjne  Unterfdjteb  getefen  werbe, 
jonbern  fie  Witt,  bafj  ba§  93olf  bie  fettige  ©djrtft 
an§  ber  bäterüdjen  Jpanb  ibrer  ©eelforger  empfange 
unb  bie§  Ijauptfädjüd}  in  einem  angemeffenen  2lu§* 
^uge,  ha,  wenn  ba§  Sefen  ber  ^eiligen  ©Triften 
in  ber  23olf§fprad)e  überall  unb  unbebingt  geftattet 
mürbe,  burdj  menfd)lidje  ttnbebad)tfamfeit  unb  93er^ 
megenljeit  metjr  9iact)tett  al§  Dhitjen  barau§  entftänbe. 
2)  3)afj  bie  ßirdje  ba§  Sefen  ber  heiligen 
©djrift  nidjt  verbietet,  gefjt  ftar  au§  ben  bieten 
lieber  jetjungen  fyerbor,  meldte  fdjon  bor  SutljerS 
lieber  je§ung  erfdjienen  waren.  23or  1472  famen 
in  er  Ueberfeijungen  ber  gangen  33ibel  l)erau§,  ofyne 
Eingabe  be§  £)rudorte§  unb  ber  SatjTtfyatyi ,  mie 
bieö  bei  ben  erften  23üd)ern  gu  gefdjetjen  pflegte, 
Sie  fünfte  fam  in  2lug§burg  1473  heraus, 
3n  Nürnberg  mürbe  eine  beutfd)e  Ueberfe^ung 
1477  unb  in  bemfelben  $af)re  auä)  eine  in  SlugS- 
bürg  gebrueft.  S3i§  3um  lyaljre  1500  maren  nid)t 
meniger  als  98   latetnijdje   ausgaben  borfjanben; 


32  SSom- ©tauben .im  allgemeinen. 

t>or  2utljer§  Uebetfetping  erfd)ienen  19  l)od)beutfd)e 
unb  5  plattbeutfdje.  2öie  in£)eutfd,lanb,  fo 
würbe  bie  Ijeitige  ©djrtft  audj  in  Italien,  @pa^ 
uien,  $ranfreicl)  unb  in  anbern  ßänbern  mefyrfad] 
in  bic  Sanbe§fprad)e  nberfeijt,  bebor  Sutfjer  auf 
ber  SBclt  war.    (@eb.  1483.) 

Dbgtcidj  aber  bic  ^eilige  ©cfyrift  ©otteS  Söort 
enthält,  fo  enthält  jie  boef)  ©otte§  2Bort  md)t 
üottftänbig.  ©iefelbe  enthält  nidjt  einmal  alle 
Saaten  be§  §errn,  gefd)Wcige  benn  alle  Seiten. 

1)  S)er  Ijeilige  Slpoftel  So^anncS  fagt  Hat: 
„3efu§  t)at  gwar  nodj  Diele  anbete  3ei$en 
getrau,  weldje  ntc^t  in  biefem  33udje  ge* 
fd)  rieben  finb."  (Ä  20,  30.)  Unb  weiter  fprtd&t 
er:  „®§  ift  aber  aud)  nod)  üiele§  anbere,  wa§ 
3efu§  gettjan  Ijat:  wollte  man  biefcS  ein3eln  auf^ 
fcfyreiben,  fo  glaube  tdj,  würbe  bie  äöett  bie  23üd)er 
nid)t  f äffen,  bie  j$u  fd)reiben  wären.'7  (3of).  21,  25.) 

2)  Eber  aud)  bie  Seigren  3efu  ©fyrifti  ent* 
galten  bie  ©öangelien  nidjt  bollftänbig,  ®er  fyl. 
9Jlaitl)au§  erjagt,  baf}  ber  §err  im  ganzen 
Öanbc  ©aliläa  fyerumging,  in  ben  Synagogen  lehrte 
unb  ba§  ©üangelium  öom  ^immelreid)  prebigte, 
wa§  ©r  aber  inSbefonbere  prebigte,  ba§  fagt  er 
nidjt.  (SKattM,  23.)  3Jlan  lieft,  baf}  ©IjrtftuS  im 
Stempel,  am  9Jlcerc,  auf  bem  SDieere,  auf  2ln* 
()öl)en  ic.  it.  gelehrt  Ijabe,  wa§  aber,  wirb  nidjt 
iebcSmal  gefagt.    9lur  jtoet  ^rebigten,   bie  33erg* 


3?on  her  @rbte$re.  33 

prebigt  unb  bie  ©eeprebigt,  fjat  un§  9Jfottl)äu§ 
erhalten.  (3Katt$.  5  u.  31.)  2It§  $efuS  mit  ben  beiben 
Jüngern  nad)  ©mau§  ging,  crflärtc  ©r  biefen  bte 
(Sc^riftfteHen,  toeldje  fidj  auf  3$n  belogen,  2Betd)e 
®d)riftftetlen  aber  unb  wie  @r  fie  erklärte,  bie§ 
ift  nid)t  angegeben,  $n  ber  ^pofte(gefdjid)te  tefert 
mir,  ba§  $efu§  ficf)  burd)  öier-jig  Sage  feinen 
Jüngern  gegeigt  unb  mit  ifjnen  üom  Sfteidje  ©otte§ 
gerebet  Ijabe;  tx>a§  ©r  aber  gefprodien,  barübei 
mtrb  md)t§  berietet.  2lu§  bem  Spalte  ber  apo* 
ftoltfdjen  23rtefe  erfe^en  mir  flar  unb  beutlid), 
bafj  fie  feine  öottftänbtge  ©lauben§*  unb  Sitten* 
teljre  ftnb,  fonbern  nur  2lu§!unft  über  einzelne 
fünfte  erteilen  fottten.  "S)ie  Sipofiel  beftätigen  bies 
au§brüdtid),  £)er  ^eilige  $aulu§  fdjreibt  ben 
$orintl)ern:  „£)a§  übrige  »in  id)  anorbneu,  wenn 
id)  !ommen  merbe"  (I.  $or.  11,  34.);  btn  5ßl)tltp* 
pern:  „2Ba§  iljr  gelernt,  empfangen,  gehört  unb 
an  mir  gefe^en  Ijabt,  ba§  tljut."  Oßpßpp.  4,  9.) 
S)er  ^eilige  ^oljanneS  fdjreibt:  „3$  t)ätte  nod) 
t)iel  3U  fdjreiben,  aber  id)  mottle  e§  ntdjt  burd) 
Sinte  unb  $eber  tljun.  $<§  Ijoffe  aber,  bi$  balb 
3U  feigen,  unb  bon  2Jiunb  3U  äJiunb  gu  reben." 
(II.  3<4  12.)  ®o  ^aben  bie  SIpoftet  ba§  SBort  be§ 
£)errn  befolgt,  ber  ntc£)t  ^u  i!)nen  gefprod)en:  ©^rei- 
bet uteber,  ma§  if)r  gefeiert  unb  gehört  Ijabt,  fon* 
bern:  „©e^et  Ijin  unb  prebiget!"  (2ftarf.  16,  15.) 
2öie  ift  aber  ba§,  ma§  bte  Slpoftel  gmar 
geprebigt,  aber  ntdjt  ntebergefdjrieben  ftaben, 
auf  un§  gefommen? 

3»oö(f  ©laubenSavtifef.  3 


3  4  2?om  ©Ictuben  im  allgemeinen. 

Söte  bie  ^eilige  ©djrift,  fo  ift  aud)  bie  @rb* 
tetjre  auf  tierfäjiebene  Sßetfe  3U  un§  gefommen. 

1)  33or  allem  burct)  bie  Sänften  ber  ©djüter 
ber  2Lpo[teI,  3.  $<  be§  f)L  5JJa:pfte8  @temen§  bcm 
9tom,  be§  t)L  $gnatiu§,  $if$of§  tion  ^ntiodjia, 
be§  fyL  ^oltytarp,  SBifd^ofS  tion  ©mtyrna  unb 
anberer, 

2)  ^ortgepftangt  ttrirb  ferner  bte  ©rbteljre  in 
ben  ©Triften  ber  $irc£)entiäter  unb  ber  ßirct)en- 
teurer,  ®ie  tiornefymften  finb:  S)er  %  2srenäu§, 
3?ufttn,  (£temen§  tion  Sltejanbrien,  SEertufftan,  Dri* 
gene§,  (£t)prian,  5ttt)anafxu§,  ©regor  tion  ^agtanä, 
23afiliu§,  &mbrofiu§,  2tuguftinu§,  jQterontjntuS  unb 
anbere*  ferner  in  ben  ©lauben§befenntniffen,  in 
bm  ©ebeten  ber  ßirdje,  in  ben  ©ntfdjeibuugen  ber 
$irct)entierfammlungen,  in  ben  alten  Sentmätern 
unb  Snfdjrtften,  in  ben  Hirtenbriefen  ber  23ifd£)öfef 
in  bm  $ateä)i§men  u,  \.  tth  $)af{  ber  ©taube  edjt 
unb  unberfälfdjt  bleibe,  unb  ba§  nichts,  tt)a§  nid£)t 
311m  ©tauben  gehört,  mit  bem  ©tauben  tiermengt 
werbe,  barüber  roadjl  ba§  unfehlbare  Sefyramt  ber 
ßtrdje,  toeldje  ba§,  ma§  ber  fatljoltfdje  (£t)rift  gtau* 
ben  tnufc,  im  auftrage  (grifft  tetjrt  unb  tiorftetlt* 

S)a  ber  ©taube  bie  ©runbtage  alter  SEugenben 
ift,  fo  muffen  toir  guerft  tion  ben  2Bat)rt)eiten 
fprect)en,  toetdje  ber  tatt)olifct)e  (£t)rift  mit  JQerg  unb 
2Runb  §u  betennen  Ijjat.  Sßorin  finb  bie  Ijaupt* 
fäd^tid^ften    2öat)rt)eiten    enthalten?     ®ie 


23om  apoftolifc^en  ©lauben§befenntni§.  35 

bauptfäd)lid)ften  2BaI)rf)eiten  finb  enthalten  im  apofto* 
lifd^en  ©lauben§befenntni§  ober  im  apofto- 
tijdjen  ©tjmbolum. 

1)  £)a§  SBort  ©tjmbolum  tjeifet  fotiiel  als 
^enngeici) en  ober  2)terfmaL  sDlan  nannte  fo 
bie  fyclbbinben  ober  bie  Seidjen,  an  toetdjen  man 
erfannte,  gu  metdjer  Sruppe  bie  ©otbaten  gehörten 
ober  unter  meinem  $elbfyerra  fie  btenten.  DJlan 
nannte  audj  fo  ba§  So  jung  §  tu  ort,  metdj)e§  im 
Kriege  jeben  Sag  ausgeteilt  ftmrbe  unb  an  bem 
bie  ©olbaten,  toenn  fie  einanber  begegneten,  er* 
fannten,  ob  fie  iJreunb  ober  ftdrib  üor  ftdj  Ratten. 
®in  foldjeS  ßofungsmort  ift  ba§  apoftoltfd^e  ©lau* 
benSbefemttmS. 

©rleud)tet  tiom  ^eiligen,  ©eifte  Kraben  bie  Slpoftel, 
elje  fie  au§einanber  gingen,  bie  f)auptfäd)lid)ften 
©laubenSmafyrfjeiten  jufammengeftettt,  unb  barum 
wirb  biefeS  ©laubenSbefenntniS  baä  apoftolifcfye 
genannt.  @§  reitet  nicf)t  nur  in  bie  a^oftolifdjen 
3eiten  fjinauf,  fonbern  e§  rü^rt  üon  ben  2Ipoftetn 
felbft  t)er.  ®ie§  bezeugen  bie  älteften  $ird)enüater, 
2er  ^eilige  ^apft  @lemen§,  melier  ein  ©djüler 
ber  Slpoftet  mar,  jagt  ausbrütfltdj :  „2)iefe  gött* 
lidjen  ^rebiger  be§  ©Iauben§  tjaben,  elje  fie  fid) 
in  bie  SÖBelt  tierbreiteten,  um  ba§  ©tiangetium  31t 
uerfünben,  ba§  ©fymbotum  aufgeteilt,  um  unter 
jtd)  unb  unter  ifjren  Sdjülern  eine  tiollfommene 
Gintjeit  ber  Se^re  unb  ber  2lu§brüde  gu  begrünben, 
bamit  bie  gange  2öelt  nur  eine  ©pradje  ijaU,  mie 
fie  nur  ©inen  unb  benf elben  ©tauben  fyaben  foftte/ 


36  3Som  ©hüben  im  allgemeinen. 

2)  @o  ift  biefe§  ©lauben§befenntni§  ba§  foft- 
barfte  ©rbftücf,  weld)e§  wir  toon  ben  Stpofteln  cm* 
pfangen  Ijaben.  ©§  ift  ein  todjtljaft  göttliches  Sßerf; 
benn  bie  erfyabenften  ©eljeimniffe  finb  in  ben  ein* 
fadjften  ^uSbrücfen  geoffenbart-  „©ott  I)at  e§ 
geoffenbart  burd)  feinen  ©eift;  benn  ber 
©eift  erforfdjt  alles,  aud)  bie  liefen  ber 
©ottljeit/  (I.Äor.2,  10.) 

3n  tiefen  ©Embolen  ift  aHe§  eingef Stoffen, 
wa§  ber  fatljoltfdje  ßljrift  glauben  mufj-  S)arum 
mußten  audj  alle  ba§  33e!enntni§  ablegen,  welche 
öon  ben  Slpofteln  burd)  bie  tjeilige  Saufe  in  bie 
©emeinfd)aft  ber  ßirdje  ©Ijrtftt  aufgenommen  wer* 
ben  wollten-  liefen  furzen  Slbrif}  be§  ©lauben§ 
follten  unb  mußten  fie  tdglidj  beten,  um  burdj  öftere 
2Bteberf)olung  ftdj  bie  ^eiligen  ©eljetmntffe  immer 
meljt  einzuprägen  unb  ftd}  ftet§  baran  gu  erinnern. 
©§  war  bie§  ba§  gemein fc^afttidje  23anb,  ba§  alle 
jünger  ßfjriftt  umfdjlofj,  unb  gugletd)  ber  erfte 
ßate^tS-Jtttt'Si 

„2)a§  apofiolifdje  ©lauben§be!enntni§  ftellt  un§ 
in  wenig  2ßorten  ba§  $Dafein  ©otteS,  feine  unenb* 
lid)e-9Jtadjt  unb  feine  unermeßliche  ©üte  bor  Stugen« 
@§  leljrt  un§,  wa§  ©ott  an  fidj  unb  tda§  er  außer 
fid},  fomoljt  im  9ftetdje  ber  Sftatur,  al§  im  Steige 
ber  ©nahe  gemirft;  bieSinljeit  be§  göttlichen  SQßefenS, 
bie  brei  Sßerfonen  in  ber  ©ott^eit,  bie  ©ctjöpfung 
be§  SöeltattS,  bie  Sftenfdjroerbung  be§  göttlichen 
©oljne§,  fein  t)erbe§  Seiben,  feinen  fclima^öollen 
£ob,  feine  wunberbare  2luferftef)ung  unb  bie  fjrüdjte 


SSom  apojtoltjdjen  ©lau6en§befenntm&  37 

öabon,  mof)in  tnSbefonbere  bie  ®infe|ung  ber  fatljo* 
lifdjen  ßirdje,  bie  Vergebung  ber  ©ünben,  btc 
fünftige  Sluferfteljung  unb  baS  etoige  ßeben  gehören." 

©o  ift  baS  apoftolifd^e  ©tymbolum  baS  23e* 
fenntntS  beffen  mit  bem  DJlunbe,  maS  mir  im  iperjen 
glauben,  unb  ^ugteid}  ba§  ©rfennungS^eid^en,  mo* 
burd)  wir  un§  ebenfomol)t  bon  ben  Ungläubigen 
unb  fyreigetftern,  als  üon  ben  $uben,  ben  SOtoIjani* 
mebanern,  Reiben  unb  ©ötjenbienern  unterfclieiben, 
2Öir  befennen  bamit  frof)  unb  freubtg,  ba$  mir 
©ott,  bem  allmächtigen,  bienen  unter  ber  ^afyne 
unjereS  £>errn  $efu  (Tfyrifti,  in  ber  bon  3$m  ge* 
fttftcten  ßtrd^e,  in  ber  mir  allein  unjer  ©eelen* 
tieil  finben, 

3)  Mein  baS  apoftoltfc^e  ©tymbotum  ift  ntdjt 
btoft  ein  23efenntni§,  baS  man  bann  unb  mann 
ablegt,  um  bie  djrtftlidjen  JgeitSmalirljeiten  niebt  fo 
leidet  3U  öergeffen.  ©S  ift  autf)  jugletdj  ein  ©ebet, 
baS  unferm  ©tauben  ßraft  »erteilen,  benfetben 
ftütjen  unb  [tärfen  folL  ©S  ift  eine  SBaffe  in 
ben  Verfügungen,  mögen  fie  oom  böfen  $einbe, 
bon  ber  SBelt  ober  Dom  ^teifcfye  Ijerfommen*  äßie 
ber  Jgeifanb  ben  Verfudfyer  mit  bm  Söorten  ab* 
mieS:  „S§  ftef)t  gefcfyriebeu,"  fo  fagen  mir: 
3 et)  glaube,  unb  barum  tljue  id)  nichts  33öfeS. 
SBenn  ber  ßljrtft  in  Sftot  fidj  befinbet  unb  bie 
SQBaffer  ber  2rübfale  tfjn  gu  überfluten  brofyen,  fo 
betet  er:  3$  glaube  an  ©ott  ben  Vater!  SBenn 
er  bergmeifeln  milt  an  feinem  ©eetentjeile,  fo  betet 
er:    %&)   glaube   an  2>efum  Stjriftum,    ben   einge^ 


38  SSom  ©lauben  im  allgemeinen. 

bornen  ©oljn  ©otteS,  meinen  §errn-  2Bentt  er  fiä) 
fd^roacf)  unb '  oljnmädjtig  füljlt  unb  glaubt,  bic  ©e* 
böte  ©otte§  ntc^t  galten  31t  fönnen,  fo  betet  er: 
3sdj  glaube  an  ben  ^eiligen  ©eift.  SBitt  SJtenfc^en^ 
lüetS^cit  if)n  berücfen  unb  feinen  ©lauben  erfaß- 
tem, fo  betet  er:  $dj  glaube  an  eine  Ijeilige  latljo* 
lifdje  ßirdje,  3^gt  ifym  bie  Söett  iljre  ßuft  unb 
JQerrltdjfett,  fo  beult  er  an  bie  ©rö^e  unb  ©d)ön* 
Ijeit  ber  Ijtmmlifdjeu  ©fiter  unb  betet:  3$  glaube 
an  baö  ewige  ßeben.  ©0  i[t  ba§  ©lauben§befenntni§ 
eine  reiche  ©djaijfammer  ber  (Srleudjtung,  ber  Jgoff* 
nung,  Sröftung  unb  ©tätfung.  @§  werben  be§* 
£)atb  bie  gwötf  Slrtifel  be§  ©lauben§be!enntniffeS 
aud)  mit  ben  gwötf  SBafferbrunnen  öon  ©lim  üer* 
glichen,  welche  ba§  burftige  ÜBolf  3§rael  erquicften- 
(IV;  3Jtof.  33,  9.),  unb  mit  ben  jwölf  ©belfteinen 
ber  geheimen  Offenbarung,  auf  benen  bie  9Jtauern 
be§  Ijimmttfdjen  ^erufalem§  erbaut  unb  auf  benen 
bie  groölf  tarnen  ber  gwölf  Stpoftel  be§  ßamme§ 
getrieben  waren.  (OffenB.  21,  14.) 

4)  3)te  $ird)e  will,  ba£  bie  ©laubigen  oft 
unb  3War  mehrmals  im  Sage  biefe§  ©ebet  ber* 
ridjten,  ©3  ift  ben  ^rieftern  borgefcfyäeben,  bajj 
fie  e§  jeben  Sag  am  anfange  ber  tjeitigen  2Jiette, 
fowie  am  anfange  ber  ^rim  ober  ber  erften  £age§; 
gebetsftunbe  unb  am  ©bluffe  be§  ßompletoriumS 
(9^ad)gebete§)  beten.  £>ie  23äter  unb  Seigrer  ber 
ßircfye  empfehlen  bie§  ben  ©laubigen  bringend  2)er 
1)1.  Petrus  SljrtyfoIöguS  Witt,  bajs  e§  öon  jebem 
Gfyriften  oft  wieberfjott  werbe,   um  ben  mit  ©ott 


9?om  apoftolijd&en  ©Iauben»befenntnt§.  39 

eingegangenen  23unb,  bie  göttlichen  Verkeilungen 
unb  ben  tjimmlifdjen  Ühiljm  nidjt  3U  Verleugnen 
nnb  nidjt  öon  fidj  3U  iDeifen,  gu  »eifern  ber  ©taube 
un§  leitet*  ©er  t)L  9lmbrofiu§  ermahnt  feine 
edjmefter  ÜJtarjjellina,  ba§  ©fymbotum  täglidj 
nnb  fo  oft  gu  beten,  als  fie  fid}  Von  Slngft  nnb 
gurd)t  erfüttt  füt)te,  »eil  baSfetbe  ber  ©djlüffel 
fei,  wetdjer  bie  Pforte  öffne,  nm  bie  Ijöttifdje  $in* 
fterniS  3U  bertreiben  nnb  bem  wahren  Sichte,  wetd)e§ 
3efn§  (£t)riftu§  ift,  (Eingang  gu  toerfdjaffen.  3Die 
$atetf)nmenen  ermahnt  er:  „2)iefe§  ©fymbolum  fei 
ener  ©djatj  nnb  ener  Sfteidjtum,  e§  fei  wie  ein 
ßleib,  ba§  eudj  bebedt,  wie  ber  ganger,  ber  eud) 
befdjii|t;  wie  ba§  ßteib,  ba§  eure  Stöße  öerljüllt, 
nnb  wie  ber  ganger,  ber  t\\^  gegen  bie  Singriffe 
eurer  £yeinbe  öerteibigt  unb  eud)  unburcijbringtid) 
madjt  für  it)re  Pfeile/ 

©in  fo  gro£e§  ©ut  legt  un§  aber  and)  eine 
große  Verantwortung  auf.  SBir  muffen 

a)  Vor  allem  mit  bem  Spalte  be§  ©laubeng* 
befenntniffeS  un§  immer  metjr  befannt  madjen.  2Bir 
muffen  in  ben  Sinn  beSfetben  immer  tiefer  ein* 
bringen,  bie  einzelnen  Seljren  immer  genauer  unb 
umfaffenber  lennen  lernen,  un§  immer  vertrauter 
machen  mit  ben  2ßa^rl)eitenf  bie  e§  enthält.  ®ie§ 
gefct)iel)t  burdj  atle§,  xvaZ  ba§  2Bad)§tum  im  ©tau* 
6en  förbert. 

b)  2ßir  bürfen  biefe§  ©ebet  nidjt  gebanfentoS 
^erjagen,  fonbern  fotten  basfetbe  wenigftenS  fo  au§* 
jpredjen,   baß   wir  be§  ^n^alteS  un§  bewußt  finb 


40  33om  (Stauben  im  allgemeinen. 

unb  als  ^rudjt  be§  ©ebeteS  ben  entfdjiebenen  53or> 
fatt  in  uns  ermedien,  in  unb  nad)  unferm  ©tauben 
311  leben. 

c)  3m  ©inne  unb  nad)  bem  ^Bitten  ber  $irdje 
fotten  wir  unfern  ^ribatgebeten  aud)  ba§  ©tau* 
ben§befenntni§  beifügen;  bie§  gefdjietjt  am  beften 
am  borgen  unb  am  Slbenb,  bann  aber  aud)  fyaupt* 
födjttdj  in  ber  ^eiligen  SJtejje,  in  melier  auf  bem 
Sittare  ba§  Opfer  be§  menftfigetDorbenen  ©ot)ne§ 
©otte§  fidj  tagltd)  erneuert. 

®a§  ©fymbotum  befielt  au§  jjtoölf  ©lauben§< 
fatjen,  bie  ttrir  aber  nid^t  fdjledjttoeg  ©ä|e  Ijeifjen; 
benn  biefe  ©ätje  fielen  in  einem  fo  innigen  $u> 
famment)ange,  toie  bie  ©lieber  eines  ßeibeS  3U  ein* 
anber  unb  gum  ganzen  Seibe  fielen,  äöenn  bem 
SQftenfdjen  eines  bon  ben  bieten  ©liebem  feljlt,  fo 
tft  ber  Öeib  berftümmett.  Unb  wer  aucfy  nur  eine 
biefer  Sßaljrtjeiten  leugnet,  ber  berftümmett  feinen 
©tauben,  unb  fein  ©taube  Ijat  leinen  äöert  met)r. 
©er  ©taube  be§  fatt|olifct)en  Triften  muf;  alt- 
gemein  fein.  £)arum  nennen  wir  biefe  ©ä|e  aud) 
2Irtifel,  ba§  t)ei^t  ©lieber,  weil  fie  un^er* 
trennlid)  äufammenget)ören. 


^J^?37" 


"""- "^J 


Erster  ©IaubensartiheL 

Urfj  glaube  an  ©off  bm  ©afer,  allmädjftgen  ^tfjopfer 
Iptmmfcte  unb  bsr  (Erbe* 

§  1.  ^om  3>afem  Joffes* 

2öa§  null  ba§  jagen:  3$  glaube  an  ©ott? 

2ßenn  id)  bete:  $$  glaube  an  ©ott,  fo 
null  ba§  jagen:  $$  meine  nidjt  blofj  unb  Ijabe 
nidjt  blo|3  bie  Slnfidjt,  fonbern  e§  ijt  meine  fefte 
unb  unerfd£)iitterüd£)e  Ueber^eugung ,  baß  e§  ein 
f)öd)jte§  SBefert  giebt,  ba§  über  ber  ganzen  SQßelt 
ftef)t,  ba§  öon  allem,  ma§  e§  in  ber  SQBelt  giebt, 
nid£)t  nur  unabhängig  tft,  jonbern  öon  bem  atte§ 
in  ber  SQBelt  abfängt  3Diefe§  Ijötfjfte  Sßefen  Ijat 
ba§  Seben  in  fid}  felbft,  unb  alles  Qtätn  fommt 
öon  tfjm.  Söeil  e§  öon  allem  unabhängig  ift,  fjat 
e§  tDeber  einen  Stnfang  genommen,  nod)  wirb  e§ 
ein  6nbe  nehmen.  ©§  ijt  eben  barum  feiner  93er* 
änberung  unterworfen.  SSon  iljm  ijt  alles  33öje, 
affe§  Unoolllommene ,  altes  9ttangell)ajte  auSge* 
jdjlojjen.  ©S  ijt  tDeber  burdj  9taum  nodj  burcf) 
3ett  befdjränft.  3DiejeS  Ijödj jte  Sßejen  nennen  mir  (Sott. 

„3^mf  bem  Könige  ber  ©tuigfeiten,  bem 
Unfterblidjen,  bem  alleiniaen  ©ott  fei  ©£)rc 


42  ßrfter  ©(ctubenSartifei. 

unb  £>errliä)leit  in  alle  ©ix)tgfeit.  5lmen." 
(I.  3Sm.  1,  17,) 

£)a|3  e§  einen  ©ott  giebt,  ift  bie  fidjerfte  unb 
unimiftö^licf)fte  Söatjr^ett  für  alle,  toeldje  richtig 
ben!en  lönnen  unb  tootten. 

„2)er  £t)or  fpridjt  in  feinem  Jpergen:  ©§ 
ift  lein  ©ott"    (^f.  13,  1.) 

@§  giebt  toiele  Setoeife  für  ba§  3)afein  ©otte§, 
2öir  wollen  nur  brei  in  ^Betrachtung  gießen: 

L  S)ie  Drbnung  unb  bie  gtoeclmäfjigleit,  mit 
Der  ba§  äöeltgebaube  eingerichtet  ift; 

2,  3)a§  ©efüJ)t  ber  ©ott^eit,  ba§  in  ben  bergen 
aüer  9Jlenfdjen  toerbreitet  ift; 

3.  S)ie  £f)orl)eiten,  meldte  alle  bie  behaupten 
unb  aufftellen  muffen,  bie  nidjt  .an  ein  göttliches 
Söefen  glauben. 

1)  S)ie  Drbnung  unb  gtoeclmäfjigleit 
be§  2öeltgebäube§-  Jgören  wir,  ttm§  fd)on  bor 
Sfyrifti  ©eburt  ber  Jgetbe  ©icero  fdjrieb: 

„2öenn  ein  §au§,  wenn  ©täbte,  9Jlaf  deinen 
unb  anbere  bergleicfyen  SBerle  ot)ne  Vernunft  unb 
o^ne  ^ünftler  nid)t  fein  lönnen,  fönnen  mir  zweifeln, 
baf}  biefe§  gange  SMtgebäube,  fo  toof)tgeorbnet  in 
allen  feinen  Seilen,  bafj  ber  gewaltige  JQimmel,  ben 
man  mit  ttmnberbarer  ©efdjtoinbigleit  fid)  bewegen 
unb  im  Greife  I)erumbrel)en ,  bie  !jaljre3tt)ed)fet 
untierauberlid)  -jutn  2öol)le  be§  ©an^en  unb  jur 
©rljaltung  aller  ®inge  öoHbringen  fieljt;  lönnen 
toir  zweifeln,  jage  idj,  baft   biefe§   ntdjt  nur  mit 


3dj  glaube  an  ©ott  ben  Sater,  ben  aHmätfeiigen  5d)öpter  :c.    43 

Vernunft  gefdjteljt,  fonbcrn  aurf)  mit  einer  über* 
jd)tDenglid)en,  mit  einer  göttlichen  Vernunft?'' 

60  füfjrt  bie  ^Betrachtung  ber  ©ctjöpfung  un§ 
311  ©ott;  beim  alle  ©efdjöpfe  Derfünbert  baS  Sob 
ifyreS  ©Töpfers: 

„£te  §immet  ergäben  bie  Jperrltdjlett 
©otteS  unb  baS  Firmament  tierfünbet  bie 
SBexfc  feiner  &änbe/  ($f.  18,  2.) 

2)  3)aS  ©efüi)l  ber  ©ottljett,  baS  in  ben 
bergen  alter  2ftenfd)en  verbreitet  tft.  3fn 
allen  SUtenfdjen  lebt  baS  ©efüfyf,  baß  eS  ein  SBefen 
gebe  autfer  ifjm,  baS  auf  tfjn  ©influfj  Ijabe  unb 
üon  bem  er  abhängig  fei.  S)iefeS  ©efütjt  tft  bem 
yJtenfdjen  angeboren,  unb  es  lann  bon  einem 
SDlenfdjen,  ber  teicqtfinnig  ift  unb  lieber  feinen  ßet* 
benfdjaften  frönt,  als  ©ott  geljordjt,  in  ben  §in* 
tergrunb  gebrängt  werben,  ausgetilgt  !ann  baSfelbe 
ntdjt  merben.  3)iefeS  ©efüfyl  ber  2lbl)ängig!eit  öon 
einem  f)öf)era  Söefen  nennen  mir  Religion,  unb 
jeber  SDtenfdj  giebt  biefem  ©efüljte  einen  berneljm* 
baren  Slusbrud  ®ieS  tft  eS,  maS  ben  Sertul* 
lian,  einen  djriftltdjen  ©djrtftftetter  beS  brüten 
2Sat)rf)unbertS,  bemog  gu  fagen,  baß  bie  Seele  öon 
Dlatur  au§  eine  djrtftltdje  fei.  ,,©011  idj  eud},'' 
ruft  er  ben  Reiben  gegenüber  aus,  „fotl  td)  euef) 
baS  Safein  ©otteS  bloß  aus  bem  3e^9^ffe  ber 
Seele  bemeifen?  9lun  mol)t!  Cbgleiä)  tief  in  bem 
©efängniffe  ber  Grbe,  obgleich  entkräftet  burd)  Sei* 
benfdjaften  unb  23egierben,  ruft  bennod)  bie  Seele, 
wenn   fie   gu    fieb   felbft  fommt,    ttrie  3.  23.   ttadj 


44  tSrfter  ©laubensartifcl. 

einer  ßranlljett,  bann,  wann  fie  einen  gefunben 
2tugenbltd  befommt,  ben  tarnen  ©otteö  an§,  ber 
3§m  3nlömmt:  „©rofcer  ©ott!"  „©uter  ©ott!" 
S)iefe  Sßorte  fomtnen  allen  SJtenfdjen  in  ben  SJlunb/ 

£)er  Ijetbnifdje  ©äjriftftetter  ^tutar (^  fdjreibt: 
„Söenn  man  anf  ber  ©rbe  umfyertoanbert,  fo  fann 
man  ©täbte  finben  otjne  3ttauern,  oljne  Söiffen* 
fdjaften,  oljne  Könige,  oljne  Käufer,  ofyne  ©$ä|e 
unb  ofyne  ©elb*  ©ine  ©tabt  aber,  bie  leer  märe 
an  Sempein  nnb  ©öttern,  bie  nidjt  betet  nnb  ntdjt 
opfert,  nm  ©uttijaten  gu  erlangen,  t)at  nod)  nie* 
manb  gefeljen.  3td)  glaube  et)er,  ba|  eine  ©tabt 
ofjne  $unbament  erbaut  merben  !önne,  als  baf; 
eine  23ürgerf$aft  fid)  bilben  unb  befielen  lönne, 
menn  fie  ben  ©tauben  an  bie  ©ötter  Verloren  Ijat." 

®er  9#enfdj  I)at  aber  nod)  ein  anbereS  ©efuljl 
in  feinem  Innern,  ©r  füljlt,  ba&  er  bon  ©ott 
über  feine  Saaten  gur  Jftedjenfdjaft  gebogen  mirb, 
unb  bafe  nidjt  alles  red)t  ift,  ma§  er  tl)ut« 
SDtc  ©d)amröte,  bie  bem  9Jtenfdjen  auf  bie  SBange 
fteigt,  menn  er  fid)  einer  ^anblung  fd)ämen  muft, 
bie  Sangigfeir,  bie  it)n  überfällt,  menn  er  ein 
©ebot  übertreten  t)at,  ba§  iljm  in  ba§  £>er-$  ge* 
fcfyrieben  ift,  aud)  menn  er  üon  nientanb  gefeiten 
mürbe,  biefe  ©timme  be§  ©emiffen§  in  feinem  $m 
nern  ift  ber  im  9Jlenfd)en  felbft  liegenbe  29emei§ 
für  ba§  ®afein  ©otte§,  ber  ttid^t  ^intoeggeleugnet 
merben  fann* 

3)  S)tc  £t)orl)eiten,  meld)e  alle  bie  be* 
Raupten  unb  aufftellen  muffen,   bie  nidjt 


3$  glaube  an  (Sott  btn  35ater,  ben  allmächtigen  Sdjöpfer  :c.    45 

an  ein  göttliches  2Befen  glauben.  S)ic  SBett 
unb  bie  3at)treid)en  ©efdjöpfe,  bie  barin  |inbf  wer 
Ijat  fie  erraffen,  »cnu  ©ott  fie  nid^t  erraffen  l)at? 

5)urd)  3ufaft  ift  nodj  nie  ettDaö  entftanben, 
was  nod)  gar  nidjt  öor^anben  mar;  äufalltg  !ann 
nur  etwas  aus  bem  entfielen,  was  fdjon  öorfjanben 
tft.  Söenn  aber  aus  borfyanbenen  Singen  etwas 
au§  3ufaft  entfielt,  fo  T^at  biefer  3ufaft  feine  *<Reget, 
fein  ©efe|,  feine  ©tnljett,  feinen  $lan.  $n  bcr 
gangen  SBelt  Ijerrfdjt  bagegen  eine  wunberöolte 
©tn|eit,  ein  $tan,  ber  bem  ©rösten,  wie  bem 
$tetn[ten  ju  ©runbe  liegt.  $ebe§  ©efdjöpf  ljat 
nidjt  nur  eigene  ©efetje,  fonbern  biefe  eigenen  ©e* 
fe|e  fielen  aud)  im  3ufamtnenl)ange  mit  ben  ©e* 
fetsen  ber  gangen  2öelt.  äöenn  alfo  alle  ©runb* 
[toffe,  Suft,  SBafjer,  $euer,  ©rbe  fdjon  borfyanben 
gewefen  wären,  fo  Ijatte  burd)  3ufaft  eben  fo  wenig 
eine  foldje  Söett  in  aller  Sßradjt  unb  Jperrlidjfeit 
entfielen  fönnen,  als  ein  §auS  entfielt  mit  3tm^ 
mcrr  ©peidjer,  ßüdje,  Heller,  ®ad)fiuf)t,  ^enfter, 
Spüren ,  6d)loJ3  unb  Stieget,  treppen  unb  25e^ 
badjung,  wenn  man  ©teine,  3^9^  ^otg,  SJtörtel, 
©(aS  unb  Sifen  untereinanber  wirft  unb  eS  bann 
liegen  läfjt  unb  bem  3ufafte  pteiSgiebt 

SBenn  aber  burdj  3ufall  ntdjt  einmal  etwas 
©eorbneteS  Verborgenen  fann,  wie  fann  burdj 
3ufatt  unb  aus  üftidjts  baS  SBaffer,  baS  ^euer, 
bie  Suft  unb  bie  ©rbe  fetbft  entfielen? 

Söofyer  fott  ber  menfdjlidje  ©eift  fommen,  ber 
fid)   feiner   felbft  bewußt  wirb,    wie   er   fid?  alles 


46  grfter  ©laubenSartifel. 

anberen  bettmfjt  mirb,  ba§  um  ii)n  Ijerum  ift?  23on 
ber  SJtaterte  fann  er  ntdjt  fommen;  benn  btc  9Dla- 
terie  ift  tot  unb  unbeweglich  Seben  unb  33etoegung 
fommt  ber  9Jlaterte  nur  üon  äußern  £)er  ©eift 
felbft  lann  mieber  nur  bon  einem  ©eifte  fommen, 
unb  btefen  ©eift  nennen  mir  ©ott  ©§  giebt  einen 
tterfönlidjen  ©ott,  weil  e§  einen  geiftigen  ©ott  giebt 

^üljrjludu 

23etrad)ten  totr  einmal,  tote  eS  in  ber  SBelt 
ausfegen  toürbe,  ioenn  eS  leinen  ©ott  gebe,  ober 
toenn  bie  9Jlenfd)en  toenigftenS  an  feinen  ©ott 
glauben  toürben. 

©ine  SBelt  ofine  ©ott,  eine  9Jtenfd)f)eit  ol)ne  ©tauben, 
baS  toäre  etoaS  ©rfd)redlid)eS. 

1)  Söenn  eS  feinen  ©ott  gießt,  fo  fann  ber  9Jtenfd) 
aud)  nid)t  tum  it)m  erfdjaffen  fein.  SBenu  ber  3Jlen|d) 
feine  göttltdje  Statur  in  fiel)  trägt,  bann  bleibt  nur  feine 
irbifdje  Statur  übrig.  S5ann  aßerbingS  ift  ber  Sttenfd) 
nur  baS  erfte  £ier.  SBenn  er  aber  audj  burdj  feine 
ßenntniffe  unb  ©efd)idtid)feiten  baS  erfte  2Her  ift,  bann 
ift  er  bod)  nidjt  baS  glüdtidjfte  2ier;  alle  anbern  finb 
glüdficfyer  als  er.  ®aS  Stier  fennt  feine  ©orge;  fein 
knmmer  brüdt  eS,  feine  ßeibenfdjaft  be^errfdjt  e&.  ©S 
lebt  o^ne  ©orgen  für  ben  morgigen  Sag ;  eS  toetjj  nidjtS 
üom  SEobe,  bis  eS  t)on  bemfelben  erreicht  ttrirb. 

2)  SQßenn  ber  9ftenfd)  nidjt  Don  ©ott  erfdjaffen  ttmrbe 
bann  ift  er  and)  ttid^t  für  ©ott  erfdjaffen.  SDann  fiat 
ber  SJtenfdj  feine  aubere  23eftimmung,  als  bie,  toelcfye  er 
ftdj  felber  giebt.  Unb  biefe  SBeftimmung  fann  man  mit 
btn  SBorten  auSbrüden :  ©orge  für  bidj  unb  flimmere 
bidfj  nic$)t  nm  aubere.  Sebeunb  genieße  unbforge 
bafür,  ba§  bu  mögttdjft  t>tel  unb  möglidjfi  lange 
genießen   fannft.     äBenn  ber  SJtenfd)  feine  anbere 


3>cfj  glaube  an  ©Ott  ben  iBater,  be«  aUmaä)ttgen  Scfiüpfer  :c    47 

Seftimmung  fennt,  afö  biefe,  tüte  toerben  bann  bie  3Jien= 
jdjen  neben  etnanber  leben  fönnen,  oljne  baß  einer  immer 
bem  anbern  im  Sßege  ftef)t? 

3)  SBenn  e§  feinen  ©ott  gießt,  bann  gicbt  e3  audj 
feine  ©ebote  @otte§,  nnb  e$  fann  jeber  ttjuu,  tocß  ifym 
gefällt.  ®te  dlot  toirb  bann  atterbingS  audj  ©ebote  Raffen, 
aber  mir  fotdje,  toetdje  öerljinbern  fallen,  baß  bie  3Dlen= 
fcfien  ntdjt  gegen  etnanber  finb  tote  bie  Raubtiere.  ®te 
IRot  toirb  oiefteidjt  befohlen,  ba§  ®iebftaf)l  nnb  Stotfdjlag 
oerboten  toirb,  0ieHeitf)t  aber  and)  ntdjt.  Unb  biefe  ©e= 
böte  toirb  ber  Sftenfdj  nur  fo  lange  galten,  afö  er  meint, 
ba§  er  geftraft  toerben  fann;  aEe§  aber,  toa§  er  unge= 
[traft  tfjun  fann,  toirb  er  tljnn.  $ür  btn  einzelnen  9Jlen- 
fdjen  Ijat  ba%  Qthm  nur  fo  lange  SBert,  afö  e§  iljtn  gut 
gefjt,  unb  toenn  e§  iljm  nidjt  tnefjr  gut  geljt,  bann  ift  e§ 
begreiftidj,  ba§  er  junt  Setbftmörber  toirb;  benn  ber 
©elbftmorb  ift  für  ifjn  (Srlöfung.  2Bo  bie  ©ebote  ©otte§ 
toegfaEen,  ba  giebt  e§  aud)  feine  5}}flid)ten  mefjr.  6§  giebt 
feine  SBaljrljafttgfett,  feine  ©eredjtigfeit,  feine  Sftäßigfeit, 
feine  ßenfdjfjeit,  feine  ©Iternliebe,  feine  ßtnbeSltelJe,  feine 
©attenliebe,  feine  ^egentenpftidjten,  feine  Untertljanentrene, 
birg  feine  2frt  tion  Sugenb.  ®3  giebt  ntdjts  afö  ba$ 
Safter  in  ber  f)äßlid)ften  ©eftalt. 

4)  SBenn  ber  SDienfdj  nur  im  SJefttje  unb  ©ennffe 
fein  ©lad  fudjt  unb  finbet,  bann  ift  er  erft  red)t  un- 
glürfüd).  Senn  biete  erreichen  nid)t,  nad)  toa§  fie  fid) 
fernen,  unb  ofjne  toa§  fie  ntdjt  glüdltdj  fein  fönnen.  Unb 
toenn  fie  e§  erreichen,  bann  muffen  fie  erft  fürdjten,  e3 
%u  Oerlicren;  benn  fie  finb  bon  lauter  Seuten  umgeben, 
bie  nad)  bem  nämlidjen  trauten.  Unb  fönnen  fie  ge= 
niesen,  fo  befriebigt  fie  ber  ©emtfj  nicf)t  lange;  fie  fudjen 
immer  toieber  neue  ©enüffe.  Bugteid)  efelt  fie  ber  ©enttß, 
er  mad)t  fie  frauf  unb  elenb  unb  füfjrt  fie  bem  frühen 
2obe  ju.  Oft  reißt  fie  ber  2ob  mitten  au3  bem  Zaxu 
mc(  ifpr  geräufdjOotten  {yreube  IjerauS,  unb  fie  [terben 
afö  2ier,  toie  fie  gelebt  Ijaben.  —  „2(tte3  ift  ©ttelfeit  unb 


48  (Srfter  ©toubenSartifel. 

©etfteS^tage,  unb  nidjtS  ift  Don  2)auer  unter  ber  Sonne." 
Ößreb.  2,  11.) 

5)  SBenn  ber  ©laube  an  ©ott  erlifdjt,  fo  erlifdjt  bem 
9lrmen,  bem  ßranlen,  bem  Itnglücttidjen  aller  SEroft.  ®er 
2Irme  fielet  nid)tS  als  nur  eine  lange  Steige  tum  9tot  unb 
Entbehrungen  bor  ftd),  bie  nur  enben  mit  einem  Hügligen, 
ötettetdjt  ^ilflofen  £obe.  2Mer  ©belfinn,  alle  §o^'erjig!cit, 
alle  ©pfertoittigfeit,  aide  SSruberliebe  ift  um  iljn  f)er  ge= 
fdjttmnben.  ®em  2trmen  gegenüber  ift  ber  Steige  nur  ber 
ungerechte  33efi|er,  ber  Räuber  feines  Erbteils,  baS  iljtn 
ebenfofefjr  gebüfjrt,  als  bem,  ber  eS  Ijat.  SDiefeS  (Stgen* 
tum  an  fid)  ju  gießen,  aud)  mit  ©ettmlt,  ift  erlaubt;  eS 
lierjugeben,  5Pflid)t,  benn  eS  gebührt  einem,  toaS  bem 
anbern.  ®aS  ßeben  ift  ein  «Krieg  aller  gegen  alle,  in 
bem  ber  ©tariere  unb  ßifttgere  obfiegt,  ber  ©djtöädjere 
unterliegt. 

§  2.  §*  gießt  nnt  einen  §ott 

Unfere  natürliche  ©rfenntniS  füT^rt  un§  ntdjt 
nur  barauf,  baj3  e§  einen  ©ott  giebt,  fonbern  fie 
jagt  un§  audj,  bafj  e§  nur  einen  einzigen  gtebt 

©ott  ift  nämltd)  Jenes  unenblidje  Söefen,  bem 
nidjt§  gletdjf  ommt,  fonft  ttmre  e§  nidjt  ba§  aller  < 
l)öä)fte  SBejen.  Söetm  e§  ettoaS  eben  jo  23olI* 
fommeneS  gebe,  jo  toäre  e§  nidjt  ba§  ooHfommenfte 
2Befen.  3toei  ©ötter  neben  einanber  ttmrben  fid) 
gegenjeitig  bejdjränfen  unb  aufgeben. 

1)  Dbtooi)!  aber  jdjon  unjere  SSernunft  jagt, 
bafj  e§  nur  einen  ©ott  geben  famt,  jo  ift  bodj  bie 
flanke  SBelt  mit  StuSnaljme  ber  Sjuben,  benen  ber 
£)err  ftd}  beftänbig  offenbarte,  in  Abgötterei  ber* 
funfen. .  S)enn  ba§  ßidjt  ber  Vernunft  mürbe  burd) 


gtfier  g>Cau6ensar£ißeC. 

3^  glaube  au  (Sott  btn  Dater,  allmächtigen  Schöpfer  Qtmmets 
unb  ber  (Erbe. 


Srf)  glaube  an  ©ott  ben  Sater,  ben  allmäcf)ttgen  Schöpfer  2c.    49 

bie  33erberbni§  be§  JQer-jenS  öerbunfelt,  jenes  £>er* 
genS,  ba§  jtdj  toeber  ©ott  unterwerfen,  nodj  feinen 
böfen  ©clüftcn  entfagen  nriff.  2Bte  tädjerlidj  ift 
nun  ber  Irrtum  ber  Reiben,  bie  ba  glauben,  e§ 
gebe  mehrere  ©ötter,  uon  bcnen  ber  eine  bem  an* 
bern  untergeorbnet,  ober  toon  benen  ber  eine  ttriber 
ben  anbern  fei!  ©djon  bie  ©rfdjaffung  unb  ©r* 
Gattung  ber  Söelt,  bie  Drbnung  unb  Harmonie 
in  ber  2Belt  laffen  nur  ©inen  ©ott  ju,  beffen 
^eiliger  SBitte  für  un§  ©efetj  ift 

2)  2Ba§  uns  nun  bie  Vernunft  fagt,  ba§  be^ 
[tätigt  ©ott  felbft,  ber  fitf)  geoffenbart  fyat. 

„Jpöre  3§rael,  ber  §err  unfer  ©ottf 
ift  ein  einiger  Qtxi.*  (V.  3Kof.  6,  4.) 

„®o  fef)et  nun,  ba£  3$  allein  e§  bin, 
unb  bafj  fein  anberer  ©ott  ift,  aufsei 
9JHr."    (V.  3Rof.  32,  39.) 

2>efu§  ©f)riftu§,  ber  ©ingeborne  ®ol)n  ©otte§, 
aber  fprtdjt  in  jenem  feierlichen  ©ebete,  toeldjeS 
©r  am  SSorabenbe  bor  feinem  Seiben  im  Greife 
feiner  jünger  ücrridjtete : 

„£)a§  ift  ba§  emige  ßeben,  baf;  fie  S)id), 
ben  allein  toa^ren  ©ott,  erfenuen."  (3fo^.l7,3.) 

§  3.  jJJon  ber  alTerQeittgßett  $mfafttgiiett. 

L  S)iefe§  ©eljeimniS  ift  fdjon  angebeutet  mit 
ben  Sßorten,  mit  benen  bie  ^eilige  ©djrtft  bie 
©rftfjaffung  beS  üJienfd^en  berietet:  „Raffet  UnS 
ben  SRenfdjcn  machen  nad)  Unferm  ©benbilbe" 
(I.  Sölof.  l,  26.),  unb   in   ben   äBortcn:    „kommet, 

3tt)ö(f  ©(aubenSarttfel.  4 


50  ßrfter  (S(auben§artifet. 

laffct  lln§  nieberfteigen  unb  ifyre  Sprache  oer* 
wirren,  bafe  einer  be§  anbern  9lebe  nid)t  öerftefjc." 
(1, 5Dbf.  11,  7.)  Slngebeutet  finben  wir  biefe§  ©e* 
t)eimni§  audj  in  ber  ©efcfyicfyte  9lbraK)am§-  2)em 
2lbrat)am  erfdjienen  brei  9JMnner,  als  er  einmal 
bor  feinem  gelte  fafj,  ©r  erlfyob  ftdj,  ging  ifjnen 
entgegen,  warf  fidj  nieber  bor  il)nen,  rebete  fie 
aber  als  eine  ^ßerfon  an:  „§err,  gel)'  nidjt  bor^ 
über  bor  beinern  ßned&t/  (I.  3Äof.  18,  3.)  ©er 
©laube  an  einen  meljrperfönlidjen  ©ott  lebte  unter 
btn  erleuchteten  Scannern  ber  alten  23unbe§-  3e? 
fu§  ©irad)  befennt: 

„3$  rief  ben  §errn  an,  ben  95ater 
meines  jgerrn."  (©tr.  51, 14.)  Jgier  fprtd&t.  S^TU§ 
©irad)  bon  ©ott  unb  bem  ©ofjne  ©otteS.  (Sbenfo 
£)abib,  wenn  er  ©ott  fagen  läfet: 

„£)er  Jperr  l)at  gu  9JHr  gefagt:  3)u 
bift  mein  ©of)n,  l)eute  l)abe  3$  ®idj 
geaeugt.*  .OPf.  2,  7.) 

2.  2tt§  ber  JQeitanb  fidjüon  3o!jcmne§  taufen 
liefe  unb  au§  bem  SBaffer  tjeraufftieg,  ba  öffnete 
fidj  ber  Jpimmel,  unb  3efu§  fal)  ben  ©eift  ©otte§ 
wie  eine  £aube  Ijerabfteigen  unb  auf  fidj  fommen 
unb  eine  Stimme  bom  §immel  fprad):  tiefer 
ift  mein  geliebter  ©oljn,  an  welchem  3$ 
2öol)lgefallen  1) ah c/  . (SDlatt^.  3, 17.)  Cannes 
bem  Säufer  aber  war  bortjer  bon  ©ott  geoffem 
bart  worben:  „lieber  weldjen  bu  fefyen  wirft  ben 
©eift  l^erabfteigen  unb  auf  3^  bleiben,  biefer 
tff§,  ber  mit  bem  ^eiligen  ©eifte  tauft."     Unb 


3$  staube  an  ©ott  ben  Sater,  ben  allmäcf)ticten  ©cööpfcr  2C.    51 

3ofyanne§  begeugte  unb  fprad):  „3$  fa^  ben  ©eift 
nrie  eine  Saube  bom  Fimmel  Ijerabfteigen  unb  @r 
blieb  auf  3tf)m.  Unb  tdj  fjaht  e3  gefe^cn  unb  be- 
jeugt,  ba£  biefer  ber  ©o^n  ©otteS  ift"  ßfefc  1,  32-34.) 

33or  ber  Himmelfahrt  gab  ber  -üpeitanb  ben 
Slpofieln  ben  Auftrag:  „©efyet  l)inf  unb  lehret 
alle  Völler  unb  taufet  fie  im  Manien  beö 
33ater§  unb  be§  Sol)ne§  unb  be§  Ijetligen 
® cifte§/   (2Jiattt).  28,  19.) 

§ier  werben  alle  brei  göttlichen  ^erfonen  in 
gleicher  Söürbe  neben  einanber  gefteHt. 

S)arum  letjrt  2>oljanne§:  „  3)rei  finb,  bie 
3eugnt§  geben  im  Jpimmel:  ber  SSater, 
ba§  SBort  unb  ber  tjeilige  ©eift,  unb  biefe 
©xei  finb  ®in§/  (l.3o^5/7.) 

2Bir  muffen  bemnadj  üon  ber  atlerljeiligften 
3)reif  altigf  ett  glauben : 

1)  ®§  ift  nur  ein  ©ott,  eine  einige  göttliche 
Diatur,  ein  göttliches  Söefen. 

2)  2)iefe  einzige  göttliche  dlainx  begreift  in 
fidj  brei  Verfemen. 

3)  2111  e  unb  jcbe  biefer  5]}erjonen  finb  oon 
einanber  roirfttdj  unb  in  ber  Zfyat  untcrfdjieben, 
unb  feine  ift  bie  anbere, 

4)  51ber  audj  leine  ift  öon  ber  göttlichen  üftatur 
untertrieben-  3ebe  berfelben  Ijat  ebenbiefetbe  Dlatur, 
ebenbaSfelbe  göttlidje  SBefen,  eine  ift  ebenfo  ©ott 
wie  bie  anbere. 

5)  3ebe  üon  ifjnen  Ijat  bie  nämlidjen  gött* 
lief) en ,    aber    nidjt   ebenbiefelben    perfönlidjcn 


52  grfter  (SfoubenSartifel. 

©tgenfdjaftem  ©cnn  bie  perfönticfyen  ©tgenfdjaftcn 
finb  in  jeber  ^Jerfort  anber§  unb  öcrfc^icben.  ©o 
ift  ber  $ater  ntdjt  ber  ©ofyn,  ber  ©ofjn  nidjt  ber 
fettige  ©eift,  ber  fettige  ©eift  ift  meber  ber  SBater 
nod)  ber  ©ol)n.  Slber  ber  23ater  ift  ©ott,  meil 
feine  Statur  göttltd)  ift;  ber  ©ofyn  ift  ©ott  imb 
ebenfo  audj  ber  fjeilige  ©eift,  toeilfie  ebenbiefelbe  Wla* 
tur,  ebcnba§fe!6e  2öefenr  ebenbiefelben  göttlichen,  nnr 
tttdjt  bie  uämlidjen  perfönüdjen  ©igenfdjaften  fjaben. 

2Bir  muffen  un§  nnn  genan  einprägen,  toa§ 
mir  bon  jeber  einzelnen  ^erfon  in§befonbere  gu 
glauben  Ijaben. 

$om  S3ater  muffen  totr  glauben, 

bafj  ®r  wahrer  ©ott  ift; 

bajg  ©r  eine  toaljre,  nrirfttdje  $erjon  ift,  bie 
für  fid)  befielt; 

bafj  ©r  eine  unb  bon  bcn  beiben  übrigen  $er- 
fönen  berfdjiebene  ^perfon  ift. 

SSom  ©ofync  muffen  wir  in§befonbere  glauben, 

baß  ber  ©ofyn  toaljrer  ©ott  ift,  wie  ber  3)ater; 

ba£  ©r  bom  93ater  gegeugt,  ntd)t  gefdjaffen 
toorben; 

bafj  ©r  eine  öom  23ater  unb  bom  Zeitigen 
©cifte  betriebene  ^erfon  ift. 

33om  Ijeiligen  ©eifte  muffen  wir  insbefonbere 
glauben, 

baf;  ber  ^eilige  ©eift  magrer  ©ott  ift,  ttrie  ber 
33ater  unb  ber  ©o^n; 

bafj  (§r  eine  öom  SSater  unb  bom  ©oljne  ber^ 
fcbiebene  ^erfon  ift; 


!gd)  glaube  an  (Sott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  6d)öpfer  :c.    53 

ba|3  @r  meber  gezeugt  nod)  gefdjaffen  ift,  fon* 
bern  Dom  Sater  unb  Dom  ©ofjnc  ausgebt. 

SDer  Jpetlaub  Derfprad)  feinen  Jüngern  bor 
feinem  Setben  nod)  auSbrüdlid)  ben  ^eiligen  ©eift, 
inbent  ßx  fpradj:  tt3Bemt  bei  Sröfter  fonunen 
wirb,  ben  3dj  eu$  Dom  23ater  fenben  werbe, 
ben  (Seift  ber  SBatjrljeit,  ber  Dom  23ater  ausgebt, 
berfclbe  wirb  Don  mir  3'cu9n^§  geben/'  ßof).  15, 26.) 

Safe  nun  ber  einjige  (Sott  ein  breiperföntidjer 
ift,  bafj  bieje  brei  ^erfonen  ntd^t  eine  cit)ntid)c 
ober  gleiche,  fonbern  eine  unb  btefetbe  göttlidjc 
9latur  Ijabeu,  obwohl  fie  als  *]}erfonen  unterfdjie- 
ben  ftnb,  baS  Dermag  unfer  fdjwadjer  23erfianb 
nidjt  31t  begreifen,  ba§  ift  für  bie  natürliche  ©r< 
tenntniS  ein  ©eljeimmS.  ©arum  fpred)en  wir  aud] 
Don  bem  ©efjetmuiffe  ber  allerljeiligften 
3)ieif  altigf  eit 

©leidjmfjü. 

Cbroofyt  bie  Scljre  Don  ber  aftetfjetltgften  ©retfafc 
tigfeit  für  bie  natürliche  @r!enntntS  eine  unbegreiflidje 
ift,  fo  finbet  ber  menfd)lid)c  ©eift  bod)  3tcljnltd)fcit  foroofjl 
in  ber  SQBclt  be§  Sichtbaren,  afö  in  ber  SBelt  be§  ©ciftes. 
Gin  23eij^iel  foH  btefeS  erhärten. 

SBenn  toir  eine  brenuenbe  ßerje  betrauten,  fo  unter; 
Reiben  nur  brei  Gigenfdjaften:  35ie  flamme,  ba§  Öid)t 
nnb  bie  SB  arme.  ®aö  Öid)t  ift  nid)t  bie  SBarme,  fonft 
müßte  e3  ebenjotneit  tjin  toarm  fein,  als  e3  fyett  ift.  ®ic 
SB&rme  ift  aber  and)  nicht  bie  flamme;  benn  bie  flamme 
!ann  man  fefjeu,  bie  SBärmc  aber  lann  man  nid)t  feljen. 
Unb  bod)  fann  man  ba%  Sid)t  unb  bie  Söarmc  unb  bie 
flamme  nidjt  Don  einauber  trennen,  btefe  brei  finb  un- 
jertrenulid)  eins. 


54  ©rfter  ©laubensartifel. 

JcijrftßAc. 

1)  S)a§  ,3eid)en,  toomit  ber  fat^oltfd^e  ©fjrift  feinen 
©laubeu  an  bie  aÜerljeiltgfte  5)reifaltigfeit  aud)  äuf$ertid) 
befennt,  ift  ba%  3cid)en  be§  ^eiligen  Jlreujeg. 

2)  ®te  ßirdje  befennt  i|ren  ©lauben  an  bie  gleite 
SBefenljeit  ber  bret  göttlichen  Sßerfonen  in  allen  ©ebeten, 
inbem  fic  biefelben  fdjüefjt: 

„SDarum  bitten  nur  (Sidj,  o  ©ott,)  burdj  unfern 
§errn  3efum  ©Ijrtftum,  beinen  ©oljn,  ber  mit  S)tr  lebt 
unb  regiert  in  ©inigfeit  be§  ^eiligen  ©eifte3  al§  gleidjer 
©ott  Don  ©totgfett  ju  ©toigfeit.    2Imen." 

3)  9lm  fdjönfien  belennen  tüir  ben  ©lauben  an  bie 
^eilige  ®reifaltigleit  in  ber  $erl)errlid)ung§formel,  bie 
mir  unfern  ©ebeten,  namentlich  bem  35ater  unfer  bei= 
fügen:  „®ie  (Sljre  fei  bem  SBater  unb  bem  Soljne  unb 
bem  ^eiligen  ©eifte,  tote  e§  ttmr  im  Slnfange  unb  jetjt 
unb  in  etoige  Seiten.     2Imen." 

4)  ®ie  ßirdje  feiert  am  Sonntage  nad)  Spftngften 
ba%  fyeffc  ber  atterljetfigften  2)reifaltigfeit  unb  jtoar  an 
biefem  Sage,  toeil  btefeS  f^eft  getoiffermafjen  bie  £)ftat> 
be§  SQSet^nac%t8feftc8f  beS  OfterfefteS  unb  be3  *Pftngftfefte8 
ift.  3)er  ^eilige  33tncentiu8  $erreriu3  fagt  über 
biefe§  $eft:  „@o  tüte  bie  <ßird)e,  nebftbem  fie  ba%  2ln= 
btnhn  ber  einzelnen  ^eiligen  an  befonbern  Sagen  eljrt, 
aud)  nod)  ein  $eft  aüer  ^eiligen  jufammen  begebt,  um 
in  biefer  allgemeinen  fyeier  bie  ettoaigen  9JiängeI  ber  ein= 
Seinen  fyefte  ju  ergänzen,  ebenfo  unb  um  fo  meljr  feiert 
fie  nad)  bm  einzelnen  heften  be$  §errn  ein  $eft  aller  brei 
göttlichen  5ßerfonen,  um,  toa§  jenen  abging,  in  biefem 
nadjju^olen  unb  ju  ergänzen." 

xßFbrt  tos  Ijriiigw  ffüignftinua, 

£>  bret  mit  etnanber  gleite  unb  gugtetc^  eitrige 
^erfonen,  einziger  unb  magrer  ©ott  33ater,  ©oljn 


3tf)  glaube  an  (Sott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  Stopfet  ic.    55 

unb  Ijeiliger  ©eift,  ber  S)u  in  ©migfeit  unb  in 
einem  ungugänglidjen  Stifte  moljnft;  ber  S)u  bie 
@rbc  in  beiner  SJiadjt  gegründet  Ijaft  unb  ben 
©rbbatl  in  beiner  SößeiSfjett  regiereft,  Zeitig,  heilig, 
Ijeitig  §err  ©ott  Sabaotlj,  [tarier  unb  mächtiger, 
geregter  unb  barmherziger,  bemunberuugS*  unb 
liebenSmürbiger,  einiger  ©ott  in  brei  ^Jerfonen, 
üou  einerlei  SQßefenljeit,  2Jladjt,  SßeiSljeit,  ©üte, 
einige  unb  unterteilte  3)reif  altigf  eit !  Deffne  mir 
Slufenben  bie  Sfjore  ber  ©eredjtigfeit.  3$  merbe 
in  fetbe  eingeben  unb  £)id),  3e^oöaf  greifen.  2111er 
iftuljm,  alle  2Jiad)l,  alle  ©l)re  unb  §errlid)feit  fei 
©ott  bem  23ater,  unb  bem  ©oI)ne,  unb  bem  Ifjei* 
ligeu  ©eifte.     Slmen, 

§4.  #ofte$  f  tgenfdjaffett  ober  ^offßommett^tfett. 

2ötr  muffen  glauben,  baJ3  ©ott  ba§  aller* 
ooülommenfte  Söefen  ifi  3Itte§  33öfe  tft  öon 
3föm  auSgefdjloffen.  ©r  Ijat  nur  gute  ©tgenfdjaften, 
unb  biefe  guten  ©igenfäjaften  Ijat  ©r  in  unenb* 
liebem  DJtafje«  S)arum  nennen  mir  bie  göttlichen 
©tgenfdjaften  audj)  $ollfommenl()eiten,  SR  ad) 
ber  93ottfommenl)ett  ©otte§  fotten  mir  trauten. 

„$l)r  follt  tioltfommen  fein,  mie  auef) 
euer  23 a t er  im  Fimmel  tioltfommen  ift." 
(SRatttj.  5,  48.) 

3)er  Ijeilige  2lugufttnu§  fagt:  „©ott  ift  bie 
©üte  aHe§  beffen,  ma§  gut  ift.  —  35amit  ftimmeu 
alle  überein,  ©ott  fei  ba§,  ma§  fie  allen  übrigen 
Singen  üorjteljen." 


56  (Srfter  ©laubenSctrttfel. 

2)arum  nennen  mir  ©ott  mit  Oiedjt  ba§  fyödjftc, 
öollfommenfte  unb  UebenSmürbigfte  ©ut. 

Sir  oorneijmftfn  lEigmldjaften  tßottes. 

1.  (Soft  iff  ein  $eift 

©ott  ift  ein  einfaches,  rein  geiftigeS  unb  bei* 
rum  unftd)tbare§  2Befen  — ,  ein  purer  ©eift. 

©ott  ift  ein  ©eift.  @r  toeife  um  fid)  unb  um 
atte§,  ma§  @r  gefdjaffen  t)at.  ©r  fennt  feine  @i< 
genfe^aften  unb  bie  ©tgenfdjaften  aller  jetner  ©e* 
fd^öpfc.  ©r  benft,  unb  toa§  ©r  erfennt,  ba§  mift 
@r,  ober  raitt  e§  nid)tf  unb  was  ©r  milt,  ba§ 
iDtrlt  ©r  unb  füfyrt  e§  *au§.  Unb  ba§  atte§  ge= 
fd£)ie^t  auf  bie  unenblid)  öottfommenfte  Söeife. 
©ott  ift  ber  öottfommenfte  SScrftanb  unb  ber 
mä^tigfte  Sßitte,  aber  meit  ©r  leinen  öeib  I)at, 
für  un§  unfic|tbar.  £)arum  fagen  mir :  ©ott  ift 
ber  öottfommenfte  ©eift. 

„©ott  ift  ein  ©eift,  unb  bie  3sfyn  a^f 
beten,  muffen  31jn  int  ©eifte  unb  in  ber 
2ßal]rf)cit  anbeten."  ßfoM,  24.) 

3toar  bilben  bie  9J!enftf)en  ©ott  in  Sttenfdjen* 
geftatt  ab.  So  wirb  3.  33.  ber  SSater  bargeftellt 
at§  ein  efyrroürbiger,  alter  Biaxin  mit  bem  ©cepter 
in  ber  einen,  ber  SMtfugel  in  ber  anbern  Jpanb. 
£>ie§  beutet  bie  ©miglett  ©otte§  an,  ber  bie  SBett 
erraffen  Ijat  unb  regiert.  ®er  ^eilige  ©eift  mirb 
abgebitbet  als  £aube  ober  al§  Bunge,  weit  ©r  in 
biefer  ©eftatt  bei  ber  Saufe  %tfu  unb  am  ^fingft* 
fefte  ersten.     3)ie§   gefdjtefyt,   bamit   mir   unfer 


Jscf)  glaube  an  ©Ott  ben  Sater,  btn  aUmä^ttgcn  Schöpfet  :c.    57 

©emüt  beffer  ^u  ©ott  ergeben  fönnen*  ^Dergleichen 
Stbbilbungen  finb  gewiffermaften  ein  23  ud),  in  wet* 
djem  aud)  Unwiffenbe  lefen  fönneu. 

©ott  ift  ein  ©eift,  uub  -bod)  fönnen  unb  fotten  ttrir 
bcnfelben  bor  Slugen  Ijaben.  2Bie  mag  bieS  gefdjeljen? 
Stelle  bir  nur  ©ott  als  beinen  ©djöpfer  üor,  ber  btd) 
in  beul  2)afein  gerufen,  ber  bir  baS  ijeben  gegeben  l)at. 
Stelle  bir  ©ott  t)or  als  ben  gütigen  3Sater,  t)on  beut  alle 
guten  ®ahen  lommen,  oljne  ben  bu  nid)ts  Ijätteft  üon 
allem,  ttmS  bu  Ijaft.  ©teile  bir  3§«  als  ben  Reifer  bor, 
ber  bief)  in  feiner  9tot  toerlafjt.  ©teile  bir  3t)n  enblid) 
t>or  als  beinen  9tid)ter,  bor  bem  bu  einft  3£ed)enfd)aft 
ablegen  mu§t.  ®ann  toirft  bu  bir  ein  red)teS  SHlb  Don 
©ott  madjen. 

2.  ($>ott  ifi  etptg  unb  mtDcranbcrfid). 

©ott  empfängt  tion  niemanb  Seben,  alle  aber 
empfangen  Seben  tion  3$m.  ©ott  ift  bie  Quelle 
be§  SebenS,  unb  eben  barum  Ijat  ©r  audj  feinen 
Anfang* 

3)a  ba§  Sebcn  in  ©ott  felbft  ift,  Ijört  ©r  aud) 
nidjt  auf  gu  leben;  ©r  Ijat  bafyer  fo  wenig  ein 
©übe,  at§  ©r  einen  SInfang  gehabt  fjat. 

©ott  ift  alfo  ewig  uub  öox  aller  Söett,  unb 
wenn  biefe  jidjtöare  SQBelt  einmal  ntdjt  meljr  be* 
ftetjen  wirb,  bann  lebt  ©ott  nod),  wie  ©r  tior  ber 
Seit  gelebt  Ijat. 

„2)ie  Fimmel  werben  »ergeben  wie  9iaud), 
bie  ©rbe  tieralten  wie  ein  Älcib,  unb  tljre 
ä3ewof)ner  umfommen  wie  fie;  aber  mein 


58  @rfter  ©laubenäcirttfel. 

jgeit  wirb  ewiglicl)  bleiben  unb  meine  ©e* 
rcdjtigfeit  ntdjt  abnehmen."  (3f.  51,  6.) 

©ott  allein  ift  ewig*  S)ie  ^eiligen  ©ngel 
merben  audj  ewig  leben  unb  bor  bem  Sfyrone 
©otte§  ben  Jperrn  loben  immerbar.  2tber  fie  Ijaben 
einen  Anfang  gehabt  unb  finb  ©efdjöpfe  wie  alles, 
was  ©ott  in  baS  £)afein  gerufen,  S)ie  ©eete  beS 
SJtenfdjen  toirb  bon  ©ott  erhalten  werben  in  ©wig* 
fett;  aber  bie  ©eele  beS  SJienfdjen  ift  erraffen 
worben,  unb  barum  fagt  man:  Sie  ©eele  beS 
9Jtenfd)en  ift  unfterblid),  unb  nidjt:  ®ie  ©eele 
ift  ewig. 

2lber  nid^t  nur  ©ott  ift  ewig,  aud)  alle  feine 
©igenfd)aften  finb  ewig,  ©r  befommt  feine  neue 
■  Sigenfd)aft  unb  bertiert  feine  alte,  ©r  wirb  nid)t 
mächtiger  unb  ntdjt  weniger  mächtig,  mdjt  tjeiliger 
unb  ntdjt  weniger  tjeilig,  nicfyt  geregter  unb  nidjt 
weniger  geregt. 

,,©r  ift  bon  ©wigfeit.  ©r  nimmt  nieftt 
3U  unb  nimmt  nid^t  ah  unb  bebarf  feines 
SlateS/    (Sir.  42,  21.  22.) 

Jlmnentamg* 

©er  20Imäd)tige  J)at  bom  ©inat  Ijerab  bie  jelju  ©e= 
böte  gegeben,  bie  dr  audj  auf  fteinerne  Safein  fdjrieb, 
um  ausbeuten,  bajs  biefe  ©ebote  etoig  unb  unfcerbrüdjlid) 
gehalten  derben  fotten.  ®rettaufenbfünff)unbert  ^afjre  finb 
feiger  Vergangen,  aber  bie  ©ebote  ©otteS  muffen  nod) 
ebenfo  gehalten  toerben;  benn  ©IjriftuS  ift  md}t  gefommen, 
baS  ©eje|  aufäufjefien,  fonbern  eS  jur  ©rfüEung  ju  bringen, 
unb  ber  ©ott,  ber  unter  S)onner  unb  25li|  bie  ©ebote 


3$  glaube  an  (Sott  bm  SSatcr,  beit  allmächtigen  ©köpfet  :c.    59 

gab,  ift  nod)  bcrfelbc  ©ott,  ebenfo  fürdjterltd)  bcn  23öjen 
töte  bamafö. 

3.  $ott  ift  affmdctfifl. 

©ott  fann  alles,  ©r  !ann  alles  auf  bie  letdjteftc 
3lrt,  @r  fann  alles  in  einem  5lugeublicfe  machen.  @r 
allein  fann  altes  madjen.  MeS  was  ift,  ift  fein  SBerf . 
6r  brauet  nur  31t  motten,  unb  eS  ift  gefdjeljen. 

2il§  ©ott  wollte,  ba$  eS  fd^ön  tjett  werbe  auf 
ber  @rbe,  ba  fprad)  @r  nur:  „@S  werbe  Sidjt, 
unb  eS  warb  Sxdjt- "  (I.  3Jlof.  1,  3.) 

©ott  fjat  e§  aber  gefallen,  ben  Sauf  unb  bic 
natürliche  Orbnung  ber  S)tnge  an  gewiffe  ©efetje 
3U  fnüpfen,  welche  nadj  bem  SBttten  ©otteS  fidj 
fortwäljreub  wieberljoten.  £)aS  finb  Dlaturgefetje, 
weldje  unabänberfid)  wirfen.  9?ad)  irrten  bewegen 
ftd)  Sonne,  331onb  unb  ©terne  unb  bie  ungäfjligen 
JpiminelSfötper,  weldje  wir  ntdjt  einmal  mit  freiem 
2(uge  erbücfen,  in  unwanbelbarer  ©tetigfeit;  narb 
ttjnen  folgen  £yrüf)jal)r,  ©ommer,  Jgerbft  unb  2öm* 
ter,  Sag  unb  Sftadjt,  ofjne  baf)  einer  je  ausbliebe, 
lieber  biefen  Dlaturgefetjen,  bie  ber  9Jienfd)  erfen* 
neu  unb  fogar  beregnen  fann,  bürfen  wir  aber 
ben  allmächtigen  ©eift  niebt  üergeffen,  ber  biefe 
Dlaturgefeije  ben  Kreaturen  tiorgefd)üebenl)at  tiefer 
allmächtige  ©eift  ift  üon  ben  ^ftaturgefetjen  unab* 
bängig,  bie  Dlaturgefetje  finb  abhängig  üon  3$m. 
(sr  fteljt  über  ben  -iftaturgefetjen  unb  fann  bie  %la* 
turgefetie  änbern  ober  neben  tljneti  wirfen.  SBenn 
©ott  nun  etwa§  aufterfjalb  beS  ÖaufeS  ber  üftatur* 
gefetje  wirft,  fo  ift  bieS  ein  SB  unb  er* 


60  ßrfter  @(auben§artifel. 

Jlmtttitiiiimj. 

1)  ©ott  lann  alles  madjen. 

25on  ©ott  lommt  alles  f)er,  toaS  totr  Ija&en.  ©t 
allein  lann  un§  aüeS  geben,  ttmS  totr  bebürfeu.  ©urdj 
feinen  SBttten  fdjeint  nnb  toärmt  bie  ©ornte.  ®r  tyenbet 
^cgett  nnb  San,  ©r  gießt  [yrud)tbarleit  ben  Siedfern,  ©r 
fegnet  bie  fyluren.  3n  feiner  §anb  liegt  ©lud  nnb  Un= 
gliid,  ©efunbtjeit  nnb  «ßranßjett,  Sebeu  nnb  Zob,  §eil 
nnb  23erberben. 

2ln  toen  foHen  mir  un§  alfo  toeubeu,  tocmt  toir  in 
ber  9tot  finb,  afö  an  ben,  ber  allein  uns  Reifen  lann? 
Söcuu  leine  §ilfe  meljr  auf  ©rben  ift,  ift  ©ott  nod)  unfer 
Reifer.  Sind)  ber  elenbefte,  armfeligfte,  üon  ber  SBelt  t>er= 
laffene  9Jtenfdj  lann  nod)  getroft  fein,  btnn  ©otteS  §aub 
bebedt  tljn. 

2)  ©ott  lann  alles,  toir  lönncn  nidjts.  2WeS, 
toa§  toir  lönneu,  lönneu  toir  nur  burd)  ©ott.  ©eien  mix 
alfo  nid)t  ftolj  nnb  tyoffärttg,  fonbern  bemütig  nnb  be= 
fdjeiben,  nnb  ergeben  toir  uns  nidjt  über  uns  felbft. 

4.  ö>ott  ift  allgegenwärtig. 

äöte  ©ott  unabhängig  ift  bon  aller  3eit  fo 
ift  ©r  audj  unabhängig  tion  allem  sJtaume.  ©r  ift 
über  allen  Dtaum  ergaben  unb  an  allen  Orten 
gugteid).  ©r  ift  im  JQtmmet  unb  auf  ©rben.  ©s 
gtebt  leinen  Ort,  mo  ©ott  nidjt  märe. 

©ott  ift  an  allen  Drten  jjngleidj,  Unb  mo  ©r 
ift,  ba  ift  ©r  mit  feiner  SSoKlommen^eit,  mit  fetner 
$raft  unb  feiner  SJladjt,  mit  allen  feinen  ©igen* 
fdjaften.  ©r  ift  ntc£)t  nur  bei  un§,  fonbern  ©r  ift 
in  un§,  ©r  ift  in  unferm  Seibe  unb  in  unferer 
Seele,     ©r  burdjbrtngt  alle  2)inge. 

Sor-jügltd}  aber  ift  ©ott  im  §tmmeL 


3d)  glaube  an  ®ott  ben  23ater,  ben  allmächtigen  ©Aöpfer  :c.    61 

£>ort  Jjat  ®r  ben  ©ngetn  unb  ©erecfyten  eine  £>err* 
lidjfeit  bereitet,  üon  ber  ber  ^eilige  $autu§  fpridjt: 
„$etn  Singe  f)ctt  e§  gefeljen,  unb  fein 
£)l)x  f)at  e§  gehört,  unb  in  feines  9Jienfd?en 
Jpetj  ift  c§  gefommen,  wa§  ©ott  benen 
bereitet,  bie  3ljn  Heben."  (I.  fior.  2,  9.) 

Jlmröenftimg. 

a)  ©ott  ift  überall  bei  un§.  Söergeffen  toir  bte§ 
nie,  unb  ftellen  toir  uns  oft  in  bie  ©egentoart  ©ottc§. 
21)im  toir  nid}t§,  toas  ©ott  md)t  fefjen  bürfte.  2Bie  üicIeS 
toürbeu  toir  unterlaffen,  toenn  toir  toüfjten,  ba$  Solennen 
uns  feigen!  Um  toietuel  meljr  muffen  toir  im8  freuen, 
bie  SEftajeftät  ©otte3  ju  beteiligen! 

b)  ©ott  ift  überall  bei  un3.  @r  fann  uns  bei= 
ftefjen  in  jeber  dlot  unb  un£  befd)ütjen  in  jeber  S5er= 
fuäjung.  3fa  feiner  ©efafyr  bürfen  toir  Verjagen,  ©ott  ift 
bei  unS,  unb  toenn  toir  e§  fcerbienen,  ift  ©ott  mit  un3. 
Sarum  betete  3)atrib: 

„Söenn  td)  aud)  toanble  mitten  im  £obe3  = 
f Ratten,  fo  toill  id)  nid)t£  lieblet  fürdjten,  toeil 
In  bei  mir  bift."  ($f.  22,  4.) 

c)  ©ott  ift  überall  bei  un§.  Söir  fönnen  überall 
ju  Sljtn  beten.  Ucberatt  fönnen  toir  unfere  $nie  Oor  31jm 
beugen  unb  3f)n  anrufen,  ©r  Ijört  unfer  ©eufjen,  ©r 
fielet  unfere  frönen.  3)te  ganje  2öelt  ift  ©otte3  §au§ 
unb  jebeö  fromme  §erj  ift  fein  3lltar. 

5.  &ott  i(l  afftDifTcub. 

©ott,  ber  2ltlgegemt)ärtige,  ift  begreiflidjerttmfe 
aud)  ber  2l(lu)iffcnbe.  2tber  er  weift  md)t  nur, 
tüa§  ift,  unb  tna§  gefdjiel)t,  U)a§  mar,  unb  ttm§ 
gefdjaf),  fonbern  aud),  tt)a§  fein  unb  tua§  gefdjefjeu 
wirb.    Sein  2luge  blieft  nidjt  nur  in  bie  S3ergcm* 


62  ©rfter  ©tctuben^artifel. 

genljett  unb  in  bie  ©egennmrt,  fonbern  aud)  in 
bie  Sufunft.  @r  erlennt  alle§,  toa§  etfennbar  ift, 
unb  ntdjt  ba§  ©eringfte  bleibt  feinem  2Iuge  ber^ 
borgen,    ©r  lennt  unfere  geljetmften  ©ebaufen. 

„S)er  §err  !ennt  alles  Söifjbare  unb 
burdjfdjaut  bteSBunber  ber  SQßeft.  ©röcr-- 
fünbet  ba§  Vergangene  unb  3^f ünfttgc 
unb  entbecft  bie  ©puren  ber  geljeimften 
S)tnge.  $ein  ©ebanfe  entgeht  3§m,  unb 
nid)t  ein  SBort  bleibt  3i)m  berborgen." 
(Str.  41,  19—20.) 

©ott  adjtet  aud)  auf  alle  Jganbtungen  ber 
äJtenfdjen. 

„(Seine  5lugen  feiert  auf  bie  Söege  ber 
2Jtenfdjen  unb  ©r  merlet  auf  alle  il)re 
©dritte."  (3ob  34,  21.) 

Dbtt)ol)t  ©ott  aöe§  borfjerfieljt ,  fo  totrb  ba* 
burd)  bie  $retljeit  be§  SBtttenS  bod)  nid)t  befd)ränft 

©ott  l)at  bie  ©iinbe  ber  erften  Sftenfdjen  ge< 
nmfjt;  ©r  !annte  bie  Verleugnung  be§  $etru§  unb 
ben  Verrat  be§  !yuba§;  aber  bie  erften  9Jcenfd)en 
tjaben  nid)t  gefünbigt,  s#etru§  t)at  ben  £>errn  ntd^t 
berteugnet,  3suba§  ben  ^eilanb  nidjt  betraten,  mil 
©ott  e§  nm^te,  fonbern  ©ott  ttmfcte  e§,  aber  ©r 
bert)inberte  e§  nidjt,  toeil  ©r  bm  3Jienfdjen  freien 
2Biden  Iftfet. 

S)a  mödjte  aber  ber  Vornnij  fragen:  2Barum 
fyat  ©ott  bie  9Jlenfd)en  erfdjaffen,  ba  ©r  bod) 
tou^te,  ba£  fie  fünbigen  »erben,  unb  ba£  fo 
biete§  ©lenb   über  fie  fommen  werbe  unb  ©r   fo 


3d)  glaube  an  ©Ott  ben  $ater,  ben  aümä(f)tic|en  ©d)öpter  2c    63 

titele    mit    ben  Dualen    ber  §ötte  werbe  [trafen 
muffen? 

hierauf  fann  ber  menfdjlidje  93erftanb  feine 
tiollftanbige  Antwort  geben.  ®odö  fönnen  mir  fagen: 

a)  ©ott  fdjuf  ben  SJtenfdjen  ungeachtet  alter 
©ünbe  uub  alle§  ©lenbe§,  ba§  über  it)n  fommen 
würbe,  weil  ©r  tiorauSfat),  bafj  au§  feiner  ©d)ö* 
pfung  niefyr  ©ute§  al§  23öfe§  Ijeitiorgeöen  Würbe. 

b)  2tudö  burd)  8ünbe  unb  ©tenb  wirb  ©ott 
tierljerrlidjt;  benn  ba  offenbart  fid)  feine  23arm* 
Ijer^igfeit  unb  feine  ©eredjttgfeit. 

c)  $ein  9Jtenf$  gel)t  tierloren,  weil  ©ott  e§ 
fo  will;  fonbem  nur  burdj  feine  eigene  ©djutb. 

JUtwentwng* 

a)  SBir  finb  nie  allein,  ©ott  ift  ber  3euge  alles 
helfen,  tuaS  toir  tfjun,  unb  toenn  eS  aud)  in  ber  tiefften 
Verborgenheit  gejd)äf)e.  ©ott  entgeht  nidjt§;  alles  liegt 
offen  t>or  3f)m.  Sßenn  toir  be§ljafl>  in  Verfügung  fom= 
men,  ettoaS  23öjeS  31t  tljun,  fo  follen  toir  ja  nid)t  beulen: 
eS  ttjetß  niemanb  barum;  ©ott  toeift  eS  unb  toirb  uns 
pn  9led)enjd)aft  jieljen. 

„9ln  jebem  Drte  finb  bie  Singen  be§  §erru, 
fie  flauen  auf  bie  ©uten  unb  bie  Sööfen." 
(2prid)U).  15,  3.) 

b)  ©ott  fennt  aud)  unfere  ©ebanlen.  6r 
roeijs,  toaS  toir  tf)iin  toürben,  toenn  toir  e§  tljun  lönnten. 
6r  tr»eiB  aud),  in  toeldjer  9lbjidjt  toir  etwas  tljun.  @r 
ift  ber  §erjen§fenner.  Soor  3t)m  gilt  leine  ^eudjelei; 
toir  fönnen  3I)ti  ntd)t  täufdjen. 

,,3d),  ber  öerr,  erforfdje  ba*  §erj  unb  prüfe 
bie  Stieren."    (3er.  17,  10.) 


64  (Srfter  ®lauben§artifel. 

e)  ©ott  fennt  aud)  unfere  SRot  unb  unfer 
Vebrängni§.  2Bir  bürfen  un§  barum  toertrauenStoofl 
an  3^n  toenben.  Unfer  §erj  Verjage  beSljalb  nidjt,  toenn 
aud)  Sage  ber  Srübfal  über  un§  fommen. 

„9lalje  ift  ber  §err  benen,  bie  bebräugten 
§ersen§  finb,  unb  ben  ©eiftgebeugten  E> i t f t 
ffir."     (5ßf.  33,  19.) 

d)  ©ott  lennt  aud)  ba3  ©ute,  ba§  toir  im 
Verborgenen  tljun.  ©r  toeifc  nm  jeben  SSiffen  23rot§ 
unb  jeben  Srunl  2öaffer§,  mit  bem  toir  einen  §ilf§be= 
bürftigen  erquiden,  um  jeben  Pfennig,  ben  ein  2lrmer 
bem  anbern  Slrmen  fdjenlt. 

„®a§  9Ilmofen  be§  9Jtenfd)en  ift  lote  ein 
Siegelring  bei  3^m  gegenwärtig."  (Sir.  17,18.) 

e)  ©ott  fieljt  mtd).  $a§  ift  ber  Sroft  für  bie 
tnijjfannte  Sugenb,  für  bie  falfcf)  2tngeflagten ,  für  bie 
um  ber  ©erecfytigfeit  toiüen  Verfolgten.  SJtögen  bie  9tten= 
fd)en  urteilen,  toie  fie  tootten;  ber  §err  ridjtet  nid)t  nad) 
bem  ©cfyein,  fonbern  ©r  fällt  ein  gerechtes  Urteil. 

®er  §err  lennt  aud)  bie  Tratten,  bie  toir  toeinen, 
bie  kämpfe,  bie  toir  befielen,  bie  Verfügungen,  bie  toir 
übertoinben.     SDarum  fagt  ber  1)1.  Stj^rian: 

„£)a  toir  tjier  für  unfern  ©lauben  ftreiten 
unb  fäm^fen,  fdjaut  un§  ©IjriftuS,  flauen  un3 
bieSngel  ju.  SBeld)  eine  ©l^rc,  toeld)  cin@lüd, 
Oor  foldjen  3ufd)auern  ju  fämpfen  unb  ben 
ßam^fpreiS  ju  erlangen!" 

f)  ©ott  toeifs  aud),  toaS  unter  anbern  Um  = 
ftä üben  gefdjeljen  toürbe.  3iefu8  imtfjte,  ba|3  £tyru§ 
unb  Sibon  fid)  belehrt  Ijaben  toürben,  toenn  fie  feine 
SBunber  gefeiert  Ratten: 

„^eijebir,  @oroäain!^el)ebir,Setf)faiba! 
®enn  toenn  ju  &t)ru§  unb  ©ibon  bie  Söunber 
gefeljeljen  toären,  bie  bei  eudf)  gefefie^en  ftnb,  fo 
l)ätten  fie  einft  im  bärenen  bleibe  unb  in  ber 
3lfd>e  fi^enb  Vufce  getrau."   (2uf.  10,  13.) 


Scf)  glaube  an  ©ott  ben  $ater,  ben  allmächtigen  (5tf)öpfer  :c.    65 

©ott  toetf}  alfo  audj,  ttms  au3  bir  getoorben  märe, 
menn  bu  tüäreft  in  einem  anbern  ©tanbe  geboren  morben, 
ober  toemt  bn  einen  anbern  Söeruf  ergriffen  Ijätteft.  ©r 
fjat  ©tanb  nnb  23eruf  für  bidj  auSermäljlt.  2Bir  bürfen 
be§ljalb  ntdjt  meinen,  mir  mären  glücfttdjer  in  einem 
anbern  ©tanbe  nnb  Ratten  unfern  23eruf  öerfc^It.  Urtfer 
äJeruf  ift  fein  anberer,  als  bie  Sßfltdjten  beS  ©tanbeS,  in 
ben  ber  §err  uns  gefegt  Ijat,  getoiffen^aft  ju  erfüllen. 

„©in  jeber  bleibe,  toie  eS  iljm  ber  §err 
ungeteilt  l)at  nnb  mie  einen  jeben  ©ott  berufen 
Jat,  fo  manble  er/'   (I.  »or.  7,  17.) 

6.  $otf  ift  ltuenbftd)  weife. 

©ött  metfj  nid£)t  nur,  maS  ift  unb  toa§  ge* 
fdjieljt,  fonbern  ©r  toeif}  audj,  wa&  gut  unb  Ijetl* 
fam  ift,  unb  er  lennt  audj  alle  SJttttel,  um  baS, 
maS  gut  unb  Ijetlfam  ift,  §u  erretten  unb  §u 
bermirfttd)en,  ©r  ^at  alles,  toa§  ©r  gefcfyaffen  Ijat, 
fo  eingerichtet,  tote  eS  eingerichtet  fein  muffte,  um 
feinen  gmä  gu  erreichen,  S)tefe  Stmoenbung  ber 
2lflrotff enljett  ©otteS  nennen  mir  bie  göttliche  SöetSljett. 

©ott  ift  meife,  b.  fj.  ©r  mftft  alles  auf 
baS  Söcftc  einzurichten,  um  baS  3U  erret* 
djen,  maS  ©r  bamtt  erretten  milL 

S)te  2ßetS|ett  ©otteS  offenbart  ftd&  am  beut* 
tieften  in  ber  ©inricfytung  ber  Sßelt  unb  in  ber 
SluSftattung  ber  einzelnen  ©efdjöpfe. 

®tc  ©rbe  ift  für  bie  ©efd)öpfe,  bie  ©cjdjöpfe 
aber  ftnb  fo  auSgeftattet,  baf3  fie  bat  mo  fie  ftnb, 
leben  fönnen  unb  tljre  Sprung  finbcn. 

2tm  Jptmmel  ftetjt  bie  (Sonne.  Dfjne  fie  lönntcn 
roeber  9ttenfcf)en  nod)  Siere  leben,  no$  ^pfiangen 

3raö(f  ©(aubeuSarttfel.  5 


66  (Srfter  ©Ictubertsarti&I. 

fortfommen-  Sßäre  bie  ©rbe  nidjt  runb  unb  würbe 
fie  fid)  nidjt  bewegen,  fo  !önnte  nidjt  bte  gange 
©rbe  üon  ber  ©onne  befd)ienen  werben;  e§  gäbe 
feine  STiad^t,  bte  ben  Sag  ablöfen  nnb  2Jtenfd)en 
nnb  Vieren  Slulje  öerleifyen  mürbe.  SQBte  notwen* 
big  i[t  mdjt  ber  SBedjfel  ber  3af)re§geiten ,  bon 
bem  alle  $rucl)tbarfeit  abfängt.  2Bie  !önnte  bte 
Srbe  il^re  ftrüdjte  entwickln  nnb  reifen  laffen, 
wenn  anf  ben  Söinter  gtetd)  ber  ©otnmer  nnb 
auf  ben  ©ommer  gleich  wieber  ber  SBinter  fol- 
gen Würbe?  2Ba§  wäre  bie  ©rbe  ofyte  bie  Serge, 
biefe  üBeljältntffe-  be§  frtfdjen  2öaffer§,  biefe  $unb* 
ftätten  ber  9Wetatte  nnb  be§  §ol§e§  nnb  trieler 
nü^tidjen  tränier?  2öa§  würbe  gefcöefjen,  wenn 
bie  ©rbe  nidjt  öon  einer  SBafferflädje  umgeben 
Wäre,  bie  breimat  fo  groJ3  ift,  als  fie  felbft?  5ln§ 
bem  SJleere  ftetgen  wieber  2)ünfte  jum  §immel 
nnb  werben  öom  2Binbe  über  bie  ©rbe  gejagt,  nnb 
fallen  als  biegen  nieber  nnb  erfrifdjen  bie  gange 
5ftatur,  9ttenfdjen,  Siere  nnb  ^langen,  Unb  wie 
wunberbar  ift  ber  2Jlenfd)  nidjt  eingerichtet! 

S)er  9ttenfd)  befteljt  an§  ßeib  nnb  Seele.  3)te 
©eele  be§  9Jtenfd?en  ift  nad)  ©otte§  ©benbilb  er* 
fdjaffen«  Söie  in  ©ott  brei  göttlidje  ^ßerfonen  finb, 
fo  giebt  e§  in  ber  ©eele  be§  9ttenfd)en  brei  Gräfte: 
bie  ©r!enntni§,  ba§  ©efüfjl  ober  bie  ©mpfinbung 
unb  ben  Sßitten,  3Jltt  biefen  Gräften  !ann  ber 
SDtenfdj  benfen,  er!ennen,  unterfdjeiben,  empfinben, 
lieben,  Raffen,  unb  gwar  bie§  alles  mit  freiem 
SBtttem    ^n  Segug  auf  bm  Öeib  ift  ber  SJtenfdj 


3$  glaube  an  ©Ott  ben  Sater,  btn  allmächtigen  Schöpfer  :c.    67 

öa§  größte  DJkifterftüd  ber  Schöpfung;  er  iff  nidjt 
öa§  äßerf  eines  ©ngel§  \  eine§  SrjengetS,  eines 
ß^crubSj  er  tft  baS  SBerf  ©otteS  felftfi,  btefeS 
großen  ©otteS,  ber  beö  sDlenfii)en  nidjt  beburfte, 
ber  in  fic£)  allein  fein  ©lud  unö  feine  (sfjre  finbei 
SDarum  tft  aber  and)  aüeS,  maS  mir  am  9}lenfcf)en 
crbliden,  fo  funfttiott  unb  munberbar.  2)te  auf* 
rechte  Stellung,  ba§  JQaupt  in  feiner  merfmürbtgen 
Struftur,  SSefttmmimg  nnb  SBefd&affen^eit,  bie  %\v 
gen  unb  D^ren,  bie  Derfdjiebenen  Sinne  beS  ©e* 
rudjeS,  ©efdjmadeS  unb  ©efid)teS,  bie  ga^ttofen 
sterben,  bie  260  großen  unb  f (einen  ßnod)en,  bie 
in  fo  munberbarer  Harmonie  mit  einanber  in  95er- 
binbung  fielen  —  alles  bieS  beweift  itn§,  baJ3  ber 
9Jtenfdj,  aud)  nur  bem  Körper  nad)  betrautet,  jdjon 
ein  SBerf  ber  ©ottfjeit  fein  muffe.  Selbft  Reiben 
erfannten  bieS.  So  fprad)  einft  ©alenuS  gum 
gotteSteugnenben  Gpifur:  „23etrad)te  nur  einmal 
beinen  Körper  unb  feinen  munberbaren  23au,  unb 
fage  mir  bann,  ob  bu  noc§  am  ©afein  einer  ©ott* 
l)eit  gmeifeln  fönnteft!  Siel),  ljunbert  Jjaljre  will 
id)  bir  gut  jum  9!ad)benfen  geben,  auf  baß  bu 
itnterjudjen  fönnteft,  ob  am  gangen  menfd)lidjeu 
Körper  aud)  nur  ein  Segler  gu  entbeden  fei,  ober 
ob  bu  etma  bie  ©lieber  beS  ÖeibeS  üerctnberu  fönnteft, 
ol)ne  tfytn  baburdj  nidjt  aud)  gugleidj  bie  ©d)önf)ett, 
91üj3(id)feit,  föraft  unb  ©tärfe  gu  rauben.  9?id)t 
ein  DJlenfd),  ein  ©ott  nur  mar  imftanbe,  ein  fo 
IjerrlidjeS  ©ebitbe  gu  fdjaffen/  Sen  erhabenen 
33au  unb  bie  fjofje  Stbftammuug  beS  s331eufcf)en  be* 


68  grficr  ©Iauben§arttfcl. 

trauten b  —  ruft  ber  fettige  23ernarb  au§:  „2öa§ 
ift  bodj  ba§  für  ein  ßünfiler,  auf  beffen  Sßinf  ber 
Sef)m  ber  ©rbe  unb  ber  ©eift  be§  SebenS  3U  einem 
fo  f)armonifcl)en  ©an^en  gufammentreten !  ? 

„2Bie  grof}  finb  beine  SBetfe,  0  £>err! 
9llle§  Jjaft  3)u  mit  2öei§fyeit  gemacht;  ma§ 
bie  ©rbe  erfüllt,  ift  betru"  (^f.  103,  24.) 

©§  giebt  aber  fo  Diele  natürliche  Hebel  in  ber 
SBelt:  ßrbbeben,  Ueberfdjmemmungen,  ©turmminbe, 
Ungemitter ,  9Jli^tt)a(^§/  Ungeziefer  unb  anbere 
fdjrecfttdje  -Iftaturerftfjeinungen,  meldje  gange  ©täbte 
unb  ©egenben  tierljeeren  unb  unglücflici)  machen? 
©olttten  mir  ba  ntdjt  irre  werben  an  ber  2öei§^ 
§eit  ©otte§? 

33or  allem  muffen  mir  bebenfen,  ba$  titele 
biefer  9iaturerfd)einungen  mol)t  einzelne  SJienfdjen 
ungtücftid)  madjen,  für  ba$  SBoljI  ber  ©efamtfyeit 
aber  notmenbig  finb.  ©0  reinigen  ©türm  unb  Um 
gemitter  bie  Öuft  tion  böfen  2lu§bünftungen,  meldte 
ßrariffyetten  unb  Senden  tierurfaäjen  mürben.  3)a§ 
untertrbifdje  $euer  ift  notmenbig;  benn  e§  erhält 
bie  natürliche  Söärme  be§  23oben§  unb  befördert 
bas  2Bad)§tum  ber  fangen.  üBteles  fdjetnt  un§ 
ein  Uebel  3U  fein,  ber  2Bei§f)eit  ©otte§  aber  ift 
e§  ein  SJüttel,  un§  tion  ber  Söelt  ab^umenben  unb 
31t  ,^t)m  3U  führen*  ©§  finb  Strafgerichte,  bie  ber 
£>err  über  un§  fommen  läfjt,  bamit  mir  mieber 
3U  ^ftm  unfere  Sufludjt  nehmen,  ©erabe  bie  na* 
türltdjen  Uebel  nötigen  ben  3Jienfc^en  am  meiften, 
feine   SDenflraft  #u  üben   unb    alle  feine  Gräfte 


Sdj  glaube  an  ©ott  btn  $ater,  ben  allmächtigen  Schöpfer  :c.    69 

anstrengen,  um  fidj  bagegen  3U  fiebern-  23iete§ 
öermag  ber  Sftenfdj  eben  in  [einer  ßurgfiditigfeit 
ntdjt  gu  ergrüuben,  nnb  barnm  muf3  er  feine  ©r* 
fenntntS  bemütig  unterwerfen  nnb  fpredjen: 

„£)  Siefe  be§  DleicfytumS  ber  SßeiSfyeit 
nnb  ©rfenntniS  @otte§!  2öt e  unbegreiflich) 
f tnb  feine  ©ertöte  nnb  rote  unerforfdjltd) 
feine  2Bege!"    (Köm.  11,  33.) 

^muenimng. 

a)  S)er  5D1cnfd)  f)at  bte  Stufgabe,  bte  5BoHlommen= 
tjetten  ©otteS  nad)juaf)mett  uitb  möglid)ft  an  fidj  ju  t)cr= 
tturflidjen.  3u  btefen  SSoÖfommenljetten  gehört  bte  göttliche 
SBetSljett.  2öir  follen  alle  weife  fein.  2)a3  öritf 
jagen:  totr  follen  bei  allem  eine  gute  2lbfic£)t  I)aben  unb 
un§  prüfen,  ob  babei  ettoaS  ©uteS  IjerauSfommt.  ©ttoaS 
©utc§  fommt  IjerauS,  toenn  ©ott  geehrt,  bte  91äd)ftenltebe 
geübt  unb  unfere  Seele  geheiligt  toixb.  ©amit  totr  nun 
btejeö  fönnen,  muffen  toir,  lote  Salomou,  um  Söeisljett 
bitten.  (III.  ffön.  3,  9.) 

„Stein  ©ott  bift  ®u!  ®etu  guter  ©eift 
fitere  midj  auf  ber  redjten  Sa^n."    ($f:  142,  10.) 

b)  ®amit  unfer  ©ebet  um  2Bet§I)ett  erhört  toerbe, 
muffen  toir  gotte*fürd)ttg  leben,  So  lauge  ©alomon  ©ott 
fürdjtete,  blieb  bte  göttltdie  SBetsljett  bei  ifjm.  2tfö  er 
t)on  ©ott  abfiel  unb  f)etbnifd)e  SBetBer  naljm,  überlieft 
i()tt  ©ott  ben  5£f)orfjetten  eines  lafterfjaften  §erjeu§.  ©ott= 
(oftglett  unb  ©otteS  ©eift  tooljnett  md)t  in  einem  unb 
bemjetben  §erjen. 

„®enen  gab  ber  §err  SöeiSfjeit,  bie  gott  = 
f e 1 1 g  (eben/'    (Str.  43,  37.) 

c)  ®er  SUtenfd)  barf  fid)  nie  IjerauSneljmen,  an  ben 
2ßerlen  ©otteS  ettoaS  ju  tabeln  ober  ettoaS  auäjufetjen. 
s)T\ä)t  mtnber  muft  er  in  ©ijrfurdjt  fdjtoetgen,    toenn  iljm 


70  ßrfter  ©foubenSartifel. 

aitd)  bieleS  unbegreiflich  ju  fein  fd^ctnt.  ©ar  oft  toirb 
ber  ©otte3fürd)tige  mit  2lrmut,  ßranfljett  unb  liebeln  aller 
Slrt  geklagt  unb  gepeinigt,  toäfjrenb  ber  ©djledjte  unb 
Safterfyafte  in  ©jjren,  Reichtümern  nnb  SöoEüften  lebt. 
®ie§  barf  un§  rtid)t  irre  machen,  ©ott  Ijat  babei  feine 
2Ibftd)ten,  bie  toir  nttf)t  fennen,  bie  un§  aber  einft  offenbar 
toerben  am  Sage  be3  allgemeiuen  ©eridjteS,  an  bem  ©otte§ 
3Bet§f)ett  unb  ©eredjttgfeit  ben  ®ieg  baüon  tragen  toerben. 
SBir  gebeulen  ber  SBorte  be§  §errn: 

„SJteine  ©ebanf  en  finb  nid) t  eure  ©eb auf  en, 
nod)  eure  Söege  meine  Sßege.  2)enu  toie  ber 
Fimmel  Ijötjer  ift  al§  bie  ©rbe,  fo  finb  meine 
äöege  l)öf)er  als  eure  Söege  unb  meine  ©eb  an  feit 
über  eure  ©ebanfen."    (Sj.  55,  8.  9.) 

7.  $ott  ift  (jeifig  uub  gerecht 

2)a  ©ott  ein  imenbtict)  bottfommener  ©eift  ift, 
fo  ift  ©r  biudj  unb  burd)  gut  @r  fann  alfo  nur 
ba§>  ©ute  wollen  unb  lieben,  unb  mufc  aHe§,  was 
feinem  Söcjen  wiberfpridjt,  Raffen  unb  berabfdjeuen, 

©ott  liebt  ba§  ©utc  unb  lf) a§ t  unb  ber* 
abfdjeut  ba§  SSöfe.  S)arin  befielt  bie  JQetUg* 
feit  ©otte§, 

„£)u  bi|t  lein  ©ott,  ber  Unrecljt  liebt, 
unb  ber  Söfe  weitet  nid)t  bei  £)ir,  nod) 
ber bleiben  bie  Ungereimten  bor  b einen 
2lugen,  35  u  f)affeft  alle,  bie  23öfe§  ttjun, 
berberbeft  alle,  bie  öügen  rebeu;  ben 
3Jlann  be§  23tute§  unb  SrugeS  berabfd)eut 
ber  $err."  CPf.  5,  5— 7.) 

StUein  ©ott  liebt  unb  Ijafct  aud)  im  SBcrfe. 
©ie§  tfjut  ®r  baburd),  ba£  ©r  jebem  tfjut,  wie 
e§  ifjm  gebührt,  b,  I).  ©r  läfjt  jebem   fein   9M)t 


Scf)  glaube  an  ©ott  ben  Bater,  ben  allmächtigen  Schöpfer  it.    71 

miberfaljren,  S)arum  nennen  mir  xfyn  gerecht. 
®r  3üdjttgt  be§l)alb  bie  33öfen,  bie  ©uteri  aber 
belohnt  ©r. -Unb  jeber  ttiirb  belohnt  unb  beftraft, 
genau  fo  tute  er  e§  tierbient  üftidjt  baZ  geringftc 
©ut  bleibt  unbelofjnt;  ni(f)t  ba§  geringfte  23öfe 
unbeftraft. 

„  SB  er  einem  bon  bief en  ©eringften  nur 
einen  Sedier  falten  2Baffer§  §u  trinfen 
reidjt  im  tarnen  eine§  Jüngers,  maljrlitf) 
jag  $$  eudj,  er  toirb  feinen  Sofyn  nic^t 
o  er  Heren/'    (3Jtatt$.  10,  42.) 

Unb  ©ott  ftraft  nidjt  nur  bie  böfen  2Berfe, 
fonbern  audj  bie  böjen  ©ebanfen.  Dttemanb  fann 
2$n  täufdjen,  benn  ©r  bticft  in  ba§  innere  ber 
sJ31enfd)en.  ®r  fpricfyt:  „3$,  ber  £>err,  er* 
forjdje  ba§>  §erg  unb  prüfe  bie  üftteren. 
%ü)  ü  er  gelte  einem  jeglichen  x\a<§  feinem 
2BanbeI  unb  nad)  ben  $rüd)ten  feiner  2tn> 
j daläge/'    (3er.  17,  10.) 

Unb  babei  fdjont  ©ott  toeber  be§  Oleitfjen  nod) 
bc§  9Jtädj)tigen.  £)b  ljodj  ober  nieber,  jeber  toirb 
üor  ba§  ©erid)t  gefteftt  unb  empfängt  ßofyn  ober 
Strafe,  wie  er  e§  tierbient, 

„Sei  bem  §errn,  unferm  ©ott,  ift  fein 
Unredjt  nodj  2Xn jet) en  ber  ^erfon/ 

(II.  <£§r<m.  19,  7.) 

Oft  freilief)  fdjetnt  e§  un§,  al§  ob  fein  geregter 
©ott  im  Jgimmet  toäre.  £>a§  Safier  triumphiert 
oft,  unb  bie  Sugenb  unterliegt;  ber  ©otttofe  lebt 
im  Ueberfluj3,  toäqrenb  ber  ©eredjte  barben  mufj. 


72  (Srfter  ©Iaubcn§artifel. 

3Ittetn  ba§  barf  un§  ntdjt  irre  matten.  Gebern 
fdjtögt  feine  ©tunbe,  bem  reiben  $raffer,  nrie  bem 
armen  SajaruS,  S)en  ßagaruS  trugen  bie  ©ngei 
in  2tbral)amS  ©cfyofc,  ber  reiche  Sßraffer  würbe 
in  bie  §öfte  geführt  33on  Jollen  ©otttofcn  gelten 
bie  2öorte  $ob§: 

„6ie  bringen  tfjre  SEage  im  SBotjlteben 
ju  unb  fahren  gur  §ölte  in  einem  Stu* 
genbtid."    (3ob  21,  13.) 

a)  Söenn  aflcS,  aud)  baS  geringfte  33öfcr  beftraft 
ttirb,  föeldje  22)orf)eit  ift  es  alsbauu,  eine  ©ünbc  ju 
begeben ! 

Unb  toenn  alles,  aud)  baS  geringfte  ©ute,  belohnt 
ttrirb,  toeldje  Slfjorljeit  ift  es  aföbamt,  utdjt  ftetS  ©uteS  ju 
tfjitn,  bamit  unfer  ßoljn  immer  retdjer  unb  DoUt'ommc- 
uer  toerbe! 

„®ie  $urd)t  beS  §errn,  baS  ift  SBetSljctt, 
unb  meiben  baS  Süöfe,  Söerftanb."   (3ob  28,  28.) 

b)  SQStr  muffen  baruad)  trauten ,  ebenfalls  b  e  1 1  i  g 
unb  gerecht  ju  toerben.  Senn  baS  ift  ja  unfere  5Beftim= 
mung  auf  ©rbeu,  ba£  totr  ©ott  immer  äf)nltd)cr  toerben. 
$e  meljr  nur  baS  23öfe  in  uns  getilgt  Ijabcu,  unb  je 
kräftiger  baS  ©ute  in  uns  lebt,  befto  uä^er  fteljen  nrir 
©ott,  unb  nur,  toenn  alles  SBöfc  tu  uns  geltigt  ift,  lönueit 
ttrir  ju  ©ott  fommen. 

„Seib  fjetlig,  benn  3dj  bin  fettig,  ber§err 
euer  ©ott."    (HL  2Rof.  9,2.) 

c)  Söenn  toir  Ijeilig  fiitb,  bann  finb  toir  aud)  gered)t. 
®enn  toenn  toir  Zeitig  finb,  werben  ttrir  baS  ©ute  tl)un, 
baS  ÜBöfe  meiben  unb  jebem  geben,  ttmS  ifjm  gebührt. 

„3luf  bemSöege  ber  ©eredjt  ig!  eit  iftßebcn, 
aber  ber  Slbtoeg  f ü t) r t  jitm  £obe."  (©pridjtu.  12,28.) 


Set;- glaube  an  (Sott  bzn  SSater,  ben  allmächtigen  6d)öpter  :c.    73 

§trafgerittjte  QMtes, 

2ßte  fefjr  ©ott  baS  SBöfe  ljajjt,  baz  fefjen  nur  an 
ber  Strenge,  mit  ber  ©r  baS  23öfe  ftraft. 

©r  Derfttefj  bie  erften  SJtenfdjen  aus  bem  $ara= 
biefe.  ©te  unb  alle  ifjre  9?aä)fommen  mußten  nm  ber 
Sünbc  nullen  ein  partes  unb  müfjfeligeS  ßeben  führen 
unb  julc^t  bte  SBttterlctt  beS'SEobcS  öerloftcn.  (I.üttoi.3,16jf.) 
®ie  Söienfdjen  %ux  3^it  9ioeS  Vertilgte  @r  burd)  eine 
28afferflut  (I.  3)toj.  7.)  Sie  ©immuner  Don  Soboma 
unb  ©omorrlja  t)erjet)rte  fyeuer,  baS  oom  §immel  lam. 
(I.  9Jloj.  19.)  ®en  «Röntg  *ßf)arao  unb  beffen  Leiter 
unb  SBagen  überflutete  baS  SDlccr.  (II.  3Rof.  14,  27.)  2ße= 
gen  ber  Stnbetung  beS  golbenen  ßalbeS  fdjlug  ber  §err 
an  einem  Sage  breiunbätoanjtgtaujenb  3§raettten  mit 
ber  ©djarfe  beS  (SdjtoerteS.  (II.  9»of.  32,  28  ff.)  Scr  3§= 
raelit,  toeldjer  ben  -Kamen  beS  §errn  läfterte,  tourbe  ge= 
fteinigt.  (III.  5Roj.  24,  14.)  ©benfo  berjenige,  ber  am  ©ab= 
bäte  §ota  fammelte.  ((IV.  gjiof.  15,  32  ff.)  Sitte,  bie  aus 
Slegtflrten  ausgesogen  toctren,  Sofua  unb  ß'aleb  au§* 
genommen,  mußten  in  ber  Söüfie  fterben  unb  burften 
nidjt  in  baS  gelobte  ßctnb,  roetl  fie  in  ber  Söüfte  ben 
§errn  Derfucf)ten.  (IV.  2Jloj.  14,  22  ff.)  SÖtatia,  bie 
©djtoefter  beS  SötofeS,  tourbe  mit  bem  StuSfatje  beftraft, 
toetl  fie  ttiber  SJtofes  rebete.  (IV.  SRof.  12,  10.)  Um  beS 
©öijenbie'nfteS  unb  ber  Unjudjt  totften  temrben  öierunb= 
itoanjigtaufenb  9Jtann  getötet.  (FV.  3ßof.  25,  9.)  £>eli, 
ber  ^oljeprtefter,  büßte  bie  9?ad)fid)t,  bie  er  gegen  feine 
Söljne  fjatte,  mit  bem  ßeben.  (I.  ßön.  4,  18.)  <SauI  lam 
um  feines  UngeljorfamS  toiffen  um  Königtum  unb  Öeben. 
(I.  ftön.  13,  14.)  ®ie  ÄnaBen,  bie  ben  gltfäuS  ber= 
Rotteten,  ttmrben  t>on  ben  33ären  gefreffen.  (IV.  ßön.  2,  23.) 
©teji,  ber  fjabfüdjttge  2)iener  beS  ^ßro^eten  ©lifäuS, 
mürbe  feiner  ßüge  unb  feines  Betruges  toegen  mit  bem 
5IuSfa|e  beftraft.  (IV.  Ron.  5,  27.)  ©in  toaruenbes  Seifpiel, 
bie  5pflid)ten  gegen  bie  geifilidje  Dbrigleit  ntdjt  &u  ber= 


74  ßrfter  ©foubenSartifei. 

leiten,  geben  un§  5lnania§  unb  beffen  Söeib  ©apljira. 
®ie  erften  ©Triften  Ratten  in  ßiebe  alles  miteinanber 
gemeinfdjaftlid),  nnb  es  gab  feine  Steigen  unb  leine  9lr= 
men.  @o  üerlauften  benn  audj  biefe  beiben  einen  Slcler, 
aber  fie  brauten  bem  2tyoftel  ^3etru§  tttdjt  bie  gan^e 
©limine,  bie  fie  erlöften,  fonbern  behielten  einen  Seit  für 
ftdj  nnb  gaben  üor,  Weniger  gelöft  in  Ijaben.  ®em  $j}e= 
truS  aber  ttmrbe  e§  offenbar,  nnb  er  machte  bem  2lna  = 
niaS  ben  25ortt)urf :  „!JHd)t  9Jlenfd)en  ^ aft  bn  be= 
logen,  fonbern  ©ott.  2lfö  21nania§  biefe  Söorte 
fjörte,  fiel  er  nieber  nnb  gab  ben  ©eift  auf."  ©in  gleiches 
@d)idfat  fjatte  bie  ©a^ira.  (2tyg.  5,  4  ff.) 

©ott  ftraft  ntd^t  Hofe  bie  großen  ©üuben,  fonbern 
and)  Heine  ©üuben  unb  jtoar  oft  fdjtoer.  ®er  §err  tötete 
t>om  SSotle  ber  SBet^famiten  fiebenjig  SJiann  unb  fünfätg= 
taufenb  Dom  gemeinen  Stoße,  toeil  fie  bie  Qabt  beS  §erru 
mit  fträfCtdjer  Jfteugierbe  gefdjaut  Ratten.    (I.  ffön.  6,  19.) 

©ott  ftraft  ben  Söornefjmen  tote  bm  fiebrigen.  ®er 
(König  21ntiod)U§,  toeldjer  unjä^lige  foltern  unb  töten 
liefe,  toeil  fie  intern  ©efe^e  treu  blieben,  Ijatte  in  feinem 
©toljc  gebaut,  er  fterbe  hinauf  lommen  unb  ^erufalem 
jum  ©rabljügel  aller  Suben  madjen.  2tber  auf  bem  SBege 
batjin  fcfytug  ifjn  ber  §err  mit  einer  fefjr  eiligen  ßranfc 
Ijeit  unb  bann  mit  einem  iämmerlidjen  £obe.  (II.  Wlaä).  9.) 

8.  0)OÜ  iff  roafirfiaft  unb  treu. 

2ßeil  ©ott  burd?  unb  burd)  gut  ift,  fo  tt)iber* 
ftxeitet  feinem  äßefen  aud)  affe§f  tt)a§  falfdj  unb 
unnmljr  tft.  ^n  ©ott  tft  nur  SBaljrljett;  @r  tft 
bie  äöaf^ett  fetbft. 

SQBtc  (£ott  fettig  tft  in  feinen  SBerlen,  fo  ift 
©r  auü)  fyeilig  in  feinen  Söorten. 

„3$  ßin  ber  Söeg,  bie  2Bal)r^eit  unb 
ba§  Seben."    (3of).  14,6.) 


gdj  glaube  an  (Sott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  Stopfer  :c.    75 

2öeim  alfo  (Sott  ettoa§  offenbart,  fo  ift  e§ 
lauter  Söafjrfjeit.  ©otieS  SSort  ift  unoeränbertid), 
rote  fein  SBittc.    ©r  bleibt  feinem  Sßorte  treu. 

2Ba§  ©ott  jagt,  ift  tua^r,  tna§  ©r  üerjpridjt, 
f)ält  ©r,  roas  ©r  anbrofjt,  erfüllt  ©r\ 

„©ott  ift  uid)t  luie  ein  äftetffd),  ba^ 
©r  lüge;  tüte  eines  9Jlenfd)en  Soljn,  baß 
©r  f i cf)  anbere,  ©r  Ijat  e§  gejagt  unb  joltte 
e§  ntcf)t  tl)un?  ©ejprocfycn  unb  joltte  e§ 
ritd&t  galten?"    (IV.  93^of.  23,  19.) 

Jlmittn&ung. 

1)  Sa  ©ott  bie  etüige  äBaljrfjett  unb  bie  fatfjolijcfie 
ßirdje  bte  eäule  unb  ©runbjefte  bcr  SBa^rfjeit  ift,  fo 
uimmt  ber  fat^olijdje  ßljrift  bte  Offenbarung  ©otte§  auö 
bcr  öanb  ber  «fötrdje,  ofjne  ju  jtoeifetn,  offne  gu  grübeln 
unb  oljite  31t  beuteln.     @-r  jprtäjt  mit  beut  2tpoftet: 

„  3  d)  to  e i § ,  an  to  e  n  i  d)  geglaubt  §  a  b  e. " 
(II.  2tm.  1,  12.) 

2)  2a§  ©ottesünb  oerabfdjeut  alle  Öüge,  alle  Sa{fd)= 
Ijeit,  <£>interfift  unb  §eud)etet. 

dliix  bte  Sßarfjeit  fü|rt  ju  ©ott. 

„§err,  toer  toirb  toofnten  in  beinern  Seite, 
ober  toer  wirb  ru^en  auf  beinern  fjeitigen  Serge? 
2er  ofjne  931a!el  einher g e f) t  unb  ©eredjttgfeit 
übt;  ber  2ß a f) r f) e i t  fprid)t  in  feinem  öerjen; 
ber  nidji  fyaljcfyfjeit  übet  mit  feiner  3unge." 
ftf.  14,  1-3.) 

9.  &oft  ift  affpfiß. 

©ott  ijt  bie  reinjte  unb  üoltfommenfte  Siebe, 
unb  geigt  bie§  jeinen  ©efd)ö})fen  gegenüber  in  im* 
enbüdjer    Söetfe.      Gr    null    unb    furf)t   nid)t§    al§ 


76  grfter  ©laubenSartifel. 

baS  2Bof)l  berfelben,  unb  feine  ©ätc  fjat  leine 
©renken. 

Ungä^Iige  2öot)ltt)aten  ermeift  @r  un§  Sag  für 
Sag.  Söenn  ©r  feine  §anb  bon  uns  jiirüdjicljcn 
mürbe,  fo  mären  mir  alle  tierloren.  2Iber  feine 
Siebe  ift  unerfcfyöpftict),  nnb  felbft  bie  23öfen  nnb 
bie  feiner  Siebe  Hnmürbigen  überhäuft  ©r  mit 
©ütern,  Unb  biefeS  tljut  @r  nidjt,  weit  ©r  einen 
S^utjen  ober  einen  Vorteil  baöon  Ijätte,  fonbern 
au§  freier,  in  ^t)m  felbft  mofynenber  Siebe* 

„S)u  liebft  allc§,  maS  ba  ift,  nnb  fjaffeft 
nichts,  maS  2)u  gemalt  fyaft."    (2Bei^.  11,  25.) 

2llteS,  maS  mir  befitjen,  fommt  üon  ©ott,  nnb 
ofjne  3^  mären  mir  ntdjt  nnb  Ratten  mir  nichts. 
©aS  Seben  felbft  fommt  üon  Sftm,  ber  bie  Duette 
be§  SebenS  ift.  ßid)t,  Suft,  Sßärme,  ßraft  unb 
2üd)tig!eit  jur  Sirbett,  bie  ©rbe,  biefer  fo  fdjöne 
2öol)npla|  beS  9Jlcnfä)en,  bie  willigen  ©efdjöpfe, 
bie  für  uns  beftimmt  finb,  Siere,  ^ftangen,  sJDIe^ 
taue,  bie  uns  geben,  maS  mir  %ux  5Jial)rung,  $lei< 
bung,  2öol)nung,  nötig  fyaben,  bie  gur  ^Bequem* 
lidjfett  unb  gur  SBerfdjönerung  beS  SebenS,  jur 
©rljöfyung  beS  ©emiffeS  beitragen,  fommt  üon  ©ott. 
©aju  bie  geiftigen  ©aben:  33erftanb,  Vernunft, 
©emüt,  ©inbilburtgSfraft,  ©ebäcfytnis,  alles,  ma§ 
3ur  Heiligung  ber  ©eele  bient  —  alles,  alles  em* 
pfangen  mir  aus  ber  §anb  ©otteS. 

„  3ebe  gute  ®ah^  unb  jebeS  öollfom* 
mene  ©efdjenf  ift  üon  oben  Ijerab,  oom 
25ater  ber  Sinter/    (3al.  1, 17.) 


3$  glaube  an  ©olt  ben  S3ater,  ben  allmäd)ttgen  ©Töpfer  :c.    77 

21ber  alle  biefe  urtgä^tigen  2Bof)ttl)aten,  bic  ber 
Jgerr  un§  fd^enfte  unb  tägttd^  fdjenft,  tierfd)ti)inben 
gegen  ben  ©rtoeiS  ber  göttlichen  Siebe,  ben  ber 
§err  uns  gab  in  feinem  eigenen  ©oI)n,  ber  fia) 
für  bie  fünbige  Sttenfdjljeit  opferte* 

„2ttfo  $at  ©ott  bie  SBelt  geliebt,  ba£ 
©r  feinen  eingebornen  ©ofjn  Eingab,  ba* 
mit  alte,  bie  an  Sljn  glauben,  ntdjt  üer* 
loren  gelten,  fonbern  baS  e tr» ige  Seben 
fjaben."  (3o^.3f  16.) 

Unb  ber  £>err  fyat  un§  ben  Zeitigen  ©eift  ge< 
fenbet,  bamit  ©r  baS  2öer!  feines  ©oljneS  an  uns 
fortfe^e  nnb  öottenbe.  £)er  ^eilige  ©eift  ift  ba§ 
©iegel  unb   baS  Untetpfanb  ber  göttlichen  Siebe. 

„S)ie  Siebe  ©otte§  ift  auSgegoffen  in 
unfern  bergen  burd)  ben  t) eiligen  ©eift, 
ber  un§  gegeben  ift/    (Slöm.  5,  5.) 

^nroeniumg. 

a)  ©ie  fo  gro^e  SSatergüte  ©otteS  mu§  unfer  §er^ 
ju  inniger  ®an!barfeit  entflammen.  ©^redjen  ttrir  mit 
bem  5J}f  atmtften : 

„2öaS  füll  idj  htm  §errn  Vergelten  für  alles, 
toaS  ©r  mir  gegeben  §at?"    OPf.  115,  3.) 

b)  Sa  toir  ©ott  felbft  nidjtS  Vergelten  fönnen,  fo 
foffen  totr  unfere  ®anf  barfeit  baburd)  jetgen,  ba£  toir 
ebenfalls  gütig  gegen  unfere  9Jittmenf(|en  finb.  $n  ben 
armen  Traufen,  Sreftljaften,  (Sienben,  betrübten  fönnen 
totr  ©ott  toerftljättg  ban!en. 

„2öaS  il)r  einem  btefer  meiner  gertngften 
SBrüber  getrau  Ijabt,  baSfiabtiljrSJHr  gctljan." 
(3Watt$.  25,  40.) 


78  ©rfter  ®lauben§artifel. 

c)  906er  ntdjt  nur  ®anfbarfeit  fott  in  unfern  §erjen 
(eben,  fonbern  aud)  ®emut.  ®enn  nichts  ift  unfer  Don 
allem,  toaS  ba  ift,  fonbern  alles  ift  üon  ©ott.  9(11  unfer 
Söotten  unb  Vollbringen,  aE  unfere  «Kraft  uub  ©tärfe, 
all  unfer  SBtffcn  unb  können,  äff  unfer  SBefttj  uub  unfere 
§abe  ift  öon  ©ott,  unb  ofjne  ©ott  Ratten  nur,  lönnten 
toir  unb  tonnten  totr  nid)t3.  Stuf  toa§  tniff  ber  9Jlenfd) 
nun  ftolj  fein? 

„2öa§  ^ aft  bu,  baZ  bu  nid)t  empfangen 
(jaft?  §aft  bu  e§  aber  empfangen,  marum  rülj= 
meft  bu  bid),  als  Ijätteft  bu  e§  nid)t  empfangen?" 
(I.  Äor.  4,  7.) 

d)  SBie  föunten  mir  im  §inb(id  auf  ©otte§  $a= 
tergüte  jematö  Keinmütig  toerben?  SBirb  berjentge,  ber 
un§  ba§  ©rö^te,  feinen  einzigen  Soljn,  gegeben  Ijat,  un§ 
ba3  ©eringere  üerfagen?  2Btrb  ©r  un§  ntdjt  attcä  geben, 
toenn  toir  $fy\  baritm  bitten,  tocuu  e§  unferm  öeile  btenlidj 
ift?  SSefiefjl  bem  §erru  beute  SBege  unb  Ijoffe  aufStyn; 
©r  toirb  e§  tooH  madjen. 

10.  $ott  ift  fiarmijerjiß  unb  fanpiütifl. 

S)te  Siebe  ©otte§,  bie  ben  eigenen  ®of)n  Ijin* 
gab,  geigt  fid)  nidjt  nur  bm  ©ered)ten,  fonbern 
aud)  ben  ©ünbern  gegenüber,  ja  ben  ©ünbern 
gegenüber  nod)  öiel  tneljr;  beim  ber  §err  Iftfet  mdjt 
nur  regnen  unb  bie  ©onne  fdjeinen  über  ©ered)te 
unb  Ungerechte,  fonbern  ©r  überhäuft  bie  ©ünber 
nod)  mit  geiftigeu  ©aben  unb  ©naben  aller  Slrt, 
um  fie  gu  fid)  jurüd^urufen ,  um  fie  mieber  311 
feiner  ßinbfcfyaft  gulaffen  311  fönnen. 

,,©o  toafyx  $d)  lebe,''  f priest  ber  £>crr, 
,,$d)  will  nidjt  ben  £ob  be§  ©ottlofen, 
fonbern  bafj  ber  ©ottlofe  fid)  befeljrc  Don 
feinem  2öege  unb  lebe."    (%$.  33, 11.) 


Sdj  glaube  an  (Sott  ben  3Sater,  ben  allmächtigen  6d)öpfer  *c.    79 

Unb  ber  jQerr  öerget^t  allen  ©ünbern.  ®§ 
tft  leine  ©ünbe  fo  groft  nnb  fo  fdjwer,  toetdje 
©ott  ntdjt  tiergiebt,  toenn  nnr  ber  ©ünber  feine 
Vergebungen  erfennt,  Sufte  tljut  unb  fidj  toieber 
jum  Jgerrn  toenbet 

„2Benn  eure  ©ünben  toie  ©djartaä) 
wären,  f ollen  fie  to'etfj  toerben  tote  Sdjnee, 
unb  toenn  f i e  rot  rote  Purpur  toären,  Jollen 
fie  roetft  roerben  tote  SBoüe/  (3f.  l,  18.) 

©atöianu§  fagt:  „©iebt  e§  toofyt  eine  größere 
SBarmtieräigfeit,  al§  bie  be§  fjimmlifdjen  23ater§? 
£)er  gum  etoigen  Sobe  Verurteilte  ©ünber  Tratte 
nidjts,  um  fiel)  tion  ber  23erbammung  loszulaufen. 
35  a  fpradj  ©ott:  Diimm  meinen  einzigen  ©of)n 
unb  laufe  bid)  mit  feinem  Seben  lo§.  Unb  ber 
göttliche  ©ofjrt  fprad):  5Rimm  mein  ßeben  als  $ßrei§ 
beiner  ©rlöfung." 

3)er  SluSftufj  ber  Sarmljergigleit  ©otte§  tft 
©otte§  Sangmut 

©ott  läftt  ben  ©ünbern  3eit  gur  23ufte  unb  ftraft 
fie  erft  bann,  toenn  ba§  5Ulaft  ber  ©ünben  üotl  tft. 

£)ft  fdjeint  ber  §err  ben  ©ünber  mit  ©üte  $u 
überhäufen.  ®r  fpenbet  itjm  reidjlid)  äeitüdje  ©üter, 
giebt  ifjm  ©etegenfyeit,  feine  Unbanlbarleit  unb 
feine  Sünbljaftigfeit  gu  erfennen,  ruft  üjn  getoif* 
fermaften  3U  fiel),  toie  eine  liebenbe  Butter  iljre 
ßinber  ruft,  um  fie  öor  Unheil  3U  beftf)ütsen. 

„©näbig  unb  barm^er^ig  tft  ber  §err, 
langmütig  unb  öon.  großer  ©rbarmung." 
($f.  144,  8.  9.) 


80  ßrfter  ©laubenSartifel. 

Slttetn  bie  ©ereä)tigfeit  ©otte§  latin  mdjt  auf- 
gehoben werben  burd)  ©otte§  SarmEergigfeit,  ©in* 
mal  fommt  bie  3^tt,  wo  ba§  9JlaJ3  be§  cjöttlic^en 
3orne§  bott,  ba§  3ftafj  ber  göttlichen  SBarmljer* 
gigfeit  erfdjöpft  ift   ®ann  fommt  fdjnett  ba§  ©eridjt 

„Sei  ©ott  ift  33arml)et3tg!ett  unb  ^otn. 
©r  läfjt  fi dt)  3 war  erbitten,  aber  @r  gtefet 
and)  feinen  3orn  au§.  So  grof}  feine 
Sarmlfyergigfeit  ift,  fo  groft  ift  feine  ©träfe," 
((Sir.  16,  12.  13.) 

„®ie  SSarm^etjtgfett  ift  nur  bann  rechter  2lrt, 
wenn  fie  fidj  auf  foldje  SBetfe  ändert,  ba$  bie 
©cred)tigfeit  ntdjt  berieft  wirb.  @o  wie  ©ered^^ 
tigleit  ot)ne  Sarmfyergigfeit  feine  ©ered)tigfeit,  fon* 
bern  ©raufatnfeit  ift,  fo  ift  audj  Sarm^er^igfeit 
oljne  ©eredjtigfeit  feine  23arm^er^igfeit,  fonbern 
%fyoxt)tit"    (§1.  §ieront)mu§0 

a)  SBcnn  Wir  ba§  Unglüd;  Ratten,  gu  fünbigen,  fo 
raoüen  tntr  nidjt  tierjWeifeln,  fonbern  gu  ber  SSartnfjeräigfeit 
©otte3  unfere  3ufhtd)t  nehmen. 

„ßaffet  un§  mit  3utoerfid)t  Einzutreten  jum 
SUjrone  ber  ©nabe,  bantit  Wir  SarmKjerjigf  eit 
erlangen  unb  ©nabe  finben,  Wenn  wir  §ilfe 
nötig  l^aben."  "  (ipebr.  4,  160 

b)  §üten  wir  un§  aber,  bie  ßangmut  ©otteS  31t 
mipraudjen  nnb  in  falfdjem  Vertrauen  unfere  33uf3e  ljin= 
cmSgufdjteben*  Söir  fennen  btn  Stugenblidf  nidjt,  in  bem 
ber  §err  fommen  Wirb,  un§  üor  fein  ©crtcfyt  ju  fteffen. 
S)ie  ßangtnut  ©otte§  foft  bidj  retten  unb  nidjt  bein  ©ee= 
ten^eit  gefä^rben. 


3$  glaube  an  ©Ott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  Schöpfer  :c.    81 

„$erad)teft  bu  ben  9ieid)tum  fetner  ©üte, 
©ebulb  nnb  ßangmut?  SBeifct  bn  nid)t,  baf$  bic 
©üte  ©otteg  bid)  jnr  Sufte  leitet?"    ORöm.2,4.) 

2)er  ^eilige  3lugufttnu8  jagt: 

„Söenn  ©ott  bic  ©träfe  auffdjiebt,  t)erfd)iebe  bn  bie 
SBufje  nid&t." 

c)  2öie  bie  ©üte  ©otte§  un3  aufforbert,  gegen  nnfere 
SJtttmenfdjen  ebenfalls  gnt  'ju  fein,  fo  forbert  bie  33arm- 
fjerjigfeit  ©otteä,  mit  ber  @r  un8  armen  ©ünbem  üerjeiljt, 
un3  auf,  benen,  bie  utt§  beleibigt  Ijaben,  ebenfalls  ju  öcr= 
jeiljen,  bamtt  e§  un§  ntdjt  gefje,  tote  htm  unbarmherzigen 
ßnedjt  im  ©üangelium. 

„©in  unbarmherzige^  ©eridjt  toirb  übet 
ben  ergeben,  ber  nidjt  öarm^erzig!eit  übet." 
(3a!.  2,  13.) 

©letdjmfle. 

SBie  ©otte3  Sangmut  bm  ©ünber  fo  lange  fdjont, 
bi§  ba§  9Jlaf$  öott  ift,  unb  tote  ber  ©ünber  aföbann  bas 
©traf geriet  ©otte§  erreicht,  ba§  zeigt  un§  bie  ^eilige 
©djrift  am  fünften  in  bem  ©leidjniffe  Dom  $  eigene 
bäume. 

„Sin  50lann  Ijatte  einen  Feigenbaum,  ber  in  feinem 
Sßeinberge  gepflanjt  toar.  Unb  er  !am  unb  fudjte  3früd)te 
auf  bemfelben,  fanb  aber  !eine.  25a  tyrad)  er  p  bem 
SBeingärtner :  ©telje,  fdjon  brei  Saljre  lomme  id)  unb 
fudje  g*rud)t  an  biefem  Feigenbäume  unb  finbe  leine. 
£au'  if)n  alfo  toeg !  2Ba§  fott  er  nod)  ba3  ßanb  einnehmen. 
S)er  SBeingärtner  aber  fpradj  ju  tljm :  §err,  taft  tljn  aud) 
nod)  btcfeS  SSaljr,  bi§  id)  um  üjn  Ijer  ausgegraben  unb 
Sünger  baran  gelegt  Ijabe;  mettetdjt  bringt  er  grudjt. 
SBenn  nidjt,  fo  magft  bu  iljtt  für  bie  Sufunft  toegljauen." 
(2uf.  13,  6—10.)  Stlfo  toirb  be§  unbufjfertigen  ©ünber3 
©d)idfat  fein. 

„SEäufdjet  eud)  nid)t!  ©ott  läßt  ©einer 
ntrf)t  flotten."    (®al.  6,  7.) 

3wölf  ©foubeuSartifel.  6 


82  ©rfter  OfoubenSartifel. 

§  5,  Ifott  ber  g rfdjaflfuttg  ber  pWf. 

©ott  Ijat  bie  2ßelt  unb  alle  Singe,  bie 
in  if)r  finb,  erf cf)af fen.  ©r  ift  ber  ©d)öpfer. 

SlHeS,  was  nic^t  ©ott  ift,  ift  buräj  ©ott  p 
tDorben  unb  fjat  bon  3$m  ba§  ©ein.  ©§  gab  eine 
Seit,  in  ber  bon  allem,  roa§  ba  ift  unb  f eitler 
war,  nichts  ejiftierte.  ©ott  moftte  aber,  ba£  Söefen 
»erben  fottten,  toetdje  faljtg  feien,  $fyn  3U  erfennen 
unb  3)inge,  toeldje  benen,  bie  3fön  erfennen  fottten, 
bienten.  ^n  btefem  ©inne  toirfte  ®r.  ®er  beginn 
biefer  Sßirlfamfctt  beaeidjnet  bie  ^eilige  ©djrift  mit 
btn  SBorten: 

„3m  anfange  fdjuf  ©ott  §immet  unb 
©rbe."    (I.  mo[.  1, 1.) 

1)  3nt  anfange  fdjuf  alfo  ©ott  ben  Fim- 
mel, ben  2öoIjnfit$  ber  ©eligen,  unb  bie  Ijimm* 
tifdjen  §eerfd)aren,  fonrie  bie  ©lemente,  ober  bie 
©runbftoffe  atte§  3^^f^)^r  unb  gtoar  fdjuf  ©ott 
biefe§  atte§  au§  ntdjt§.  2Ba§  ©ott  guerft  erfdjuf, 
mufjte  nottoenbigertoeife  au§  nidjt§  erraffen  werben, 
»eil  nod)  nichts  borljanben  war,  2Bare  fdjon  ettoa§ 
borfyanben  getoefen,  fo  entftünbe  bie  ^rage :  SBoIjer 
fam  jenes  ©ttua§?  £)a§  erfte  (StwaS  mufj  au§  nidjts 
Ijerborgerufen  toorben  fein.  @twa§  au§  nichts 
fyerborrufen,  ba§  !ann  ©ott,  aber  audj  nur  ©ott, 
weil  ®r  ba§  öeben  in  fidj  felbft  Ijat. 

SDarum  ermuntert  bie  maffabäifdje  9Jlutter  iljr 
jüngfte§  $inb,  ba§  man  ebenfalls  gum  SIbfatte  ber* 
leiten  tooHte,  gur  ©tanbljaftigfeit  mit  ben  SBorten: 


S$  glaube  an  (Sott  ben  Leiter,  ben  alimäcfjtißen  Schöpfer  :c.    83 

,,3d)  bitte,  $inb,  aufäitfdöauen  unb  Jpim* 

mel  unb  ßrbe  unb  alles,  toa§  in  tf) nett  tft, 
3U  betrauten  unb  311  erlennen,  ba£  ©ott 
biefeS  unb  ba§  inenfdjttdje  ©efdjledjt  au§ 
ntd^tS  gemalt."   (IL  ^ad).  7,  28.) 

2)  ©ott  f Auf  bie  SBclt  freimütig,  benn  ßr 
bebarf  berfclbeu  nidjt.  ©anj  unabhängig  fdjuf  Gr 
alle§,  ma§  aufter  3>ljm  ift  au§  freier  Siebe.  ®a* 
rum  fingt  ber  5ßfalmtft :  ,,3d)  fprad)  gu  bem 
Jperrn:  SJiein  ©ott  bift  2)u,  benn  meiner 
©üter  bebarfft  ®u  nid)t."  fl}].  15,  2.) 

®ie  ©efdjöpfe,  bie  ©ott  hervorgerufen,  finb 
baju  beftimmt,  öon  ifyrem  Schöpf er  3^ ugnt§ 
abzulegen,  unb  ^mar  bie  betDufjttofen  fd)on  burd) 
tljre  ©jtfteng,  burd)  ü)re  ©djönfjett,  ttjre  -jtDecf* 
mäßige  ©tnrtdjtuttg,  burd)  ben  9iutjen,  meldien  fie 
bringen.  S)te  unvernünftige  Kreatur  fott  ba§  Sob 
be§  @d)öpfer§,  ba§  S)afein  ©otte§,  feine  ©röße, 
ßtaft,  Wiaü)t,  ©üte  unb  2öet§l)ett  öerfiinben. 

„tfoag'  nur  bie  Siere  unb  fie  leljren'S 
b tc6;  unb  bie  23öget  be§  JptmmetS,  unb  fie 
geigen  e§  bir  an.  Diebe  mit  ber  ©rbe,  unb 
fie  antwortet  bir,  unb  e§  erjäl)len'§  bie 
tfifdje  be§  9Jleere§.  SB  er  tu  etB  ntdjt,  bajj 
alles  bie§  bie  Jpanb  b c §  §errn  getrau?'' 
(3ob  12,  7-9.) 

£)er  DJlenfd)  bagegen,  biefe  munberöotte  3u< 
jatnmenfetjung  öon  ©eift  unb  Materie,  ber  nad) 
bem  ßbenbilbe  ©otte§  erfd)affen  tft,  ©ott  etlennen 
fann,  2$n  lieben  unb  3jf)m  btenen   foft,   er  foll 


84  grftcr  ©laubcnSarttfel- 

mtt  33ett)it^tfeiti  ©ott  toben  unb  greifen 
unb  bte  ©rö^e  ©otte§  üerfünben. 

„?Illetuja!  ßobet  ben  §erm,  if)r  2)ie* 
rtei\  ßobet  btn  tarnen  be§  £>errn* " 
OPf.  112,  l.) 

9U§  ©ott  bte  ©rbe  erfdjaffen  fjatte,  war  fie 
nod)  formlos  unb  waren  bte  ©runbftoffe  notf)  nidjt 
toon  einanber  gejdjteben.  ©tc  war  toüft  unb  leer, 
unb  $infternt§  war  über  bem  2lbgrunbe,  2lber 
ber  ©etft  ©otteS  fdfywebte  über  ben  ©ewäffern. 
Unb  e§  gemattete  ©ott  in  fed}§  Sagen  ba§,  waö 
gefta!t(o§  war,  unb  fdjttf  nod)  ötelcS  Kjingu* 

2tm  erften  Sage  lief}  ©ott  ba§  Urlidjt  Ijer* 
üortreten  unb  fdfyieb  bte  f^tnfterniS  üon  bem  ßidjte. 
2>a§  ßtdjt  nannte  ©r  Sag,  bte  $htfterm§  aber 
Sftadjt.  3lm  3  weiten  Sage  trennte  ©r  bte  Söaffer 
auf  Srben  üon  ber  SJhffe  ber  ßuft  unb  fdjuf  fo 
ben  Stetiger  ober  jQtmmeL  2lm  brüten  Sage  ge* 
ftattete  ©r  bte  fefte  ©rbe  unb  fdjuf  äugletd)  bte 
©rafer  unb  Kräuter  unb  ÜBaume.  2tm  üierten 
Sage  fammelte  ©ott  ba§  Urlidjt  in  bte  großen 
§tmmel§förper  unb  feilte  ©onne,  2Jtonb  unb  ©terne 
tn§  Firmament.  2lm  fünften  Sage  lieft  ©r  ba§ 
Söaffer  grofte  unb  Keine  $ijd)e  Ijerüorbringen  unb 
bte  ßuft  belebt  werben  üon  23ögetn,  5tm  fedfjften 
Sage  aber  madjte  @r  bie  Stere  ber  ©rbe  nadj 
itjren  Wirten  unb  ba§  galante  SSielj  unb  alles  ©e* 
Wurm  nadj  fetner  2lrt 

3ute|t  fdjuf  ©ott  ben  SJienfdfjen,  baft  er  l^errfdfje 
über  alle  ©efdfyöpfe  ber  ©rbe. 


Sdj  $auhe  an  ©ott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  SÄöpfer  :c.    85 

„31lfo  warb  bollenbet  Jgimtnel  unb 
©rbe  unb  all  t^re  3ter/  (I.  SDfof.  2, 1.) 

Unb  (Sott  ruljte  am  fiebenten  Sage  Don  allem 
SBerfe,  ba§  ©r  gemalt,  unb  ©r  fegnete  ben  fie= 
benten  Sag  unb  fjetligte  üjn.  ©r  rut)te,  b.  1).  ©r 
Ijörte  auf  3U  Raffen.  Unb  ©r  fegnete  ben  Sag, 
bamit  bon  3$m  ©egen  ausgebe  unb  auf  un§ 
fomme,  ®ie§  wirb  gefdjeljen,  wenn  wir  an  biefent 
Sage  beut  23eifpiele  be§  £>errn  folgen  unb  ifyn  in 
fettiger  Otulje  unb  in  ber  ©riunerung  an  bie  gött* 
ltdjen  Söoljltljaten  gubringen. 

Sie  ^eilige  (Schrift  nennt  bie  Zeiträume,  in* 
nerljalb  welker  ©ott  ba§  urfprünglid)  ©efdjaffene 
geftaltete,  orbnete,  belebte  unb  bollenbete,  „Soge"; 
fie  fyat  bie  2)auer  berfelben  nidjt  angegeben.  ©§ 
ift  beSljalb  geftattet,  aucl)  lange  Venoben,  innere 
fjalb  welker  fid)  ber  ©djöpfungSprojefc  öott^og,  an* 
jjuneljmen,  wie  bie§  aucl)  ßircfyenüater  getrau  ljaben. 

^nnmtömtg 

a)  ©ott  fjat  alles,  toaS  ©r  fdjuf,  jur  SSerljerrUdjung 
feines  Samens  gejdjaffen : 

„Stiles  fjat  ber  §err  um  ©einer  felbft  ttjillcn 
gemalt."     (Spricht).  16,  4.) 

6s  mufc  alfo  all  unfer  Sinnen  unb  Sradjteit  barauf 
gerietet  fein,  ©otteS  @l)re  ju  förbern.  3!jn  immer  jn 
erlernten,  3tfjn  jn  tiereljren  unb  anzubeten,  ift  unfere  2luf= 
gäbe  auf  ßrben.  Unfer  Sßa^ilfprurf)  tnufc  ber  beS  ^eiligen 
3gnatiuS  fein:  211leS  jiir  großem  (Sljre  ©otteS. 

b)  Sßtnn  ©ott  ber  6d)ityfer  ber  äßeit  ift,  fo  ift  bie 
2Belt  aud)  fein  Sigentum.   ©r  ift  nidjt  nur  ber  ©dfyityfer, 

onbern  audj  ber  §err  ber  Söelt. 


86  ©rfter  ®tauben§artifel. 

„®e§  §errn  ift  bie  ©rbe  unb  toa§  f i e  er- 
füllt; ber  ©rbfreis  unb  alle,  bie  barauf  tooijnen." 
(5ßf.  23,  1.) 

Sitte  irbifdfyen  ©aben  unb  jeitttdjen  ©üter  gehören 
alfo  bem  <£>errn.  @3  finb  (&ahtn  au*  fetner  §anb,  ©e= 
fdjenfe  fetner  etoigen  ßiebe.  Sßtr  bürfen  biefelben  nur  ge= 
brausen  im  ©inne  unb  nad)  beut  Söitten  ©otte§  —  nie= 
mat§  gut  ©ünbe. 

c)  2Itte3,  toaS  ©ott  gefcfyaffen,  ift  feljr  gut,  wenn  toir 
cmd)  nt(f)t  atte§  üerftefjen.  ®arum  fei  e3  ferne  t)on  un§, 
bafs  tüir  etoa§  tabetn,  toenn  totr  feinen  9hit}en  nidjt  etnf  eljen. 

„2111  e  Söerle  be3§errn  finb  gut,  unb  [cbe8 
Söerl  giebt  ®r  ju  feiner  Seit.  3#an  lann  nidjt 
fagen;  2)a§  ift  frij  letzter  at§  jene§>  benn  alt eö 
betoäljrt  ftd)  ju  feiner  Seit."    (Str.  39,  39.) 

2Siete3  ift  jetjt  fdjon  erfannt,  toaS  mau  in  früheren 
Seiten  ntdjt  begreifen  fomtte;  bott  vielem  tmrb  mau  bcn 
9httjen  in  festerer  Seit  nod)  einfeuert.  2ltte§  brauet  ber 
SJlcnfä)  and)  nidjt  ju  tierfteljen.  ©3  genügt,  ba$  bie  2ltt= 
mad)t,  bie  SBei^eit  unb  bie  ©üte  ©otte3  an  ber  2Bclt= 
fdjöpfnng  offenbar  toerben. 

§  6.  fnm  ber  göfftfdjett  ^orfefjimö- 

1)  £)iefetbe  ßraft  unb  biefelbe  Siebe ,  tteldje 
§immel  unb  @rbe  in  ba§  ©afein  gerufen,  erhält 
biefelbe  aud),  benn  fonft  formten  fie  ntd^t  fortbc- 
fielen-  Unb  ©ott  erhält  bie  2Mt,  fo  lange  ®r 
will,  ©inft  freilief)  wirb  ein  Sag  fommen,  an 
meteljem  bie  fid)tbare  ©djityfung  zertrümmert  roirb. 
516er  wann  ba§  gefdjieljt,  toeif;  niemanb,  nidjt  ein- 
mal bie  ©ngel  im  Jgtmmel.  Stuf  biefen  Sag  toirb 
ba§  ©eric^t  folgen.  23i§  ba^itt  ruljt  ba§  SBeltaO 
in  ©otteS  ftarfer  ipanb. 


3$  glaube  an  ©Ott  hm  93ater,  beit  allmächtigen  Sdjöpfer  2c.    8? 

„$on  ©efd)ted)t  gu  ©efä^lecfyt  gef)t  beine 
2öaf)r£)eit;  £)u  l^aft  bie  ©rbe  gegrünbet, 
unb  f t e  bleibt.  SDurd)  betne  3lnorbnung 
bleibt  ber  Sag,  benn  alles  bient  ®ir/ 
0Pf.  118.  90.  91.)  " 

Söenn  ©ott  bte  SBelt  aud)  nur  einen  Slugen* 
Mief  fid)  fctbft  überliefe,  fo  mürbe  fie  3U  ©runbe  gelten. 

„2öie  fönnte  etma§  befielen,  ofynebei; 
nen  Sßillen,  ober  mie  lönnte  et to a § r  bctS 
S)u  nidjt  in§  2)afein  gerufen,  erhalten 
werben?''   (2Beis§.  11,  26.) 

S)er  ^eilige  §itariu§  jagt: 

„£)l)ne  ©influf}  ©otteS  mürbe  ber  Jgimmel 
herabfallen,  ba§  ßtdjt  ber  Sonne  erlösen,  bie 
Grbe  nidjt  befielen,  unb  ba§  Seben  ber  9ftenfd)en 
aufhören." 

2)  ©ott  erhält  bie  SQßelt  ntdjt  nur  im  ©an^en, 
fonbern  aucfy  im  ©ingelnen,  üftodj  immer  manbeln 
Sonne,  9ttonb  unb  Sterne  biefelben  33al)nen,  bie 
tl^nen  ©ott  anwies.  üftod)  immer  bewegt  fid)  unfere 
®rbe  um  bie  (Sonne  unb  empfängt  bon  iljr  Stdjt 
unb  üöärme.  üftod)  immer  erquidt  au§  bieten  Söolfeu 
fegenfpenbenber  Olegen  bie  led^genbe  ©rbe.  (Saat  unb 
Srnte,  hinter,  $*üf)ling,  Sommer  unb  JQerbft, 
Sag  unb  $ftad)t  wed)feln  jetst  nod)  mtteinanber  ah 
unb  machen  e§  möglid),  auf  biefer  @rbe  gu  leben. 
Ssmmer  pflanzt  ba§  $tenfd)engefd)leäjt ,  bie  Stet* 
unb  bie  ^Pflanzenwelt  fid)  fort,  unb  ob  aucf)  Sau* 
fenbe  unb  Millionen  öon  ©efdjöpfen  öergefyen,  e§ 
treten  neue  an  beren  Stelle* 


88  ßrfter  ©foufcenSartifel. 

lf  9111c  Sage,  fo  lange  bie  ©rbe  ftefyt, 
[oll  ©aat  unb  ©rnte,  ßälte  unb  §i|e, 
Sommer  unb  SBinter,  ülladjt  unb  Sag  ntdjt 
aufhören/    (I.  Sülof:  8,  22.) 

3)  ©ott  forgt  für  alle  ©efdjöpfe;  in§befonbere 
aber  tft  ber  Sftenftf)  ber  ©egenftanb  jetner  üäter* 
üdjen  O^rforge, 

„©ott  giebt  allem  Seben  unb  Dbem 
unb  alles/'  (Styg.  17,  25.) 

4)  ©ott  regiert  audj  bie  Söelt.  ©r  lenft  bie 
freien  §anblungen  ber  2Jtenfdjen  fo,  baf}  bie  2tb< 
ftdjt,  roeI(f)e  ©r  t)at,  erreicht  nnrb.  ©einem  ^Bitten 
fann  nidjts  miberfteljen,  feine  Statfdjlüffe  niemanb 
üereitetn-     2öie  ©r  toill,  fo  gefd)iel)t  e§. 

,,©otte§  SöeiS^eit  toirft  öon  einem 
®nbe  3um  anbern  mächtig  fort  unb  orbnet 
alles  tteblicl)  an."  (SBei«&.  8,  1.) 

2)ie  ©orge  ©otte§  um  (Spaltung  unb  fRec^ie^ 
rung  ber  SBelt  nennt  man  bie  göttliche  33 or> 
fe^ung. 

5)  S)ie  göttliche  33orfe^ung  len!t  alles  feinem 
3iele  ju*  5lud)  bie  §anblungen  be§  sJJtenf(^en 
leitet  ©ott,  toenn  ber  9Jhnfdj,  ber  mit  einem  freien 
Söiften  begabt  ift,  fid)  leiten  läfjt.  ©ott  leitet  bie 
©djicffale  ganger  33ölfer,  mie  ber  einzelnen  9Jien* 
fdjen.  ©0  üermirrte  ©ott  bie  ©pradje  ber  3Jlen- 
fdjen,  weldje  ben  babt)tonifä)en  Surm  bauen  toottten, 
baj3  fie  einanber  nid)t  öerftanben  unb  fidj  trennen 
mußten,  fonft  Ratten  fie  fidj  nidjt  über  bie  gange 
©rbe  üerbreitet  (I.  3DH  11,  8.)  ©r^ieß  ben  3lbra* 


3<f)  glaube  an  (Sott  ben  Setter,  ben  aHmä<$tigen  Schöpfer  :c.    89 

fyam  aus  feinem  33aterlanbe  ausgießen,  bamit  beffen 
9iadjfommen  ntd)t  aud)  bem  ©ö|enbienfte  anljetm* 
fielen,  unb  er  fo  ber  ©tammtmter  eines  gläubigen 
Golfes  werben  fönnte.  (I.  3Kof.  12, 1.)  @r  liefe  ben 
$of  e p  16)  gerabe  nadj  Slegfypten  unb  in  fein  anbereS 
Sanb  oerfaufen,  bamit  er  in  biefem  frud)tbaren 
Sanbe  unb  in  feiner  Ijoljen  Stellung  ben  ©einigen 
Reifen  unb  iljnen  eine  gange  ßanbfdjaft  ankeifen 
fonnte,  in  ber  fie  bei  einanber  blieben,  (I.  3Jlof. 
37,28.)  ©r  liefe  bm  2Jlofe§  gerabe  üon  ber  &ö* 
nigStod)ter  finben  unb  an  ben  ägtjptifdjen  £>of 
lommen,  mo  er  feines  ßebenS  ftdjer  toar  unb  baS 
gange  ©lenb  feines  SSolleS  fennen  lernte.  £)en 
®aöib  fütjrte  ©ott  jung  in  bie  Umgebung  beS 
©aut  unb  ftärfte  tljn,  bafe  er  ben  ©otiatl)  über* 
manb,  bamit  baS  iSraelitif^e  SSoW,  über  baS  er 
fpäter  regieren  fottte,  if)n  lennen  lernte  unb  33er* 
trauen  gu  iljm  fafete,  (I.  «ßön.  18,  5.)  $Die  ©ftljer 
führte  ©ott  an  ben  §of  beS  Königs  ber  ^erfer, 
um  burd)  fie  baS  SSoll  ber  Stuben,  benen  Slman 
Untergang  gefdjmoren,  üom  33erberben  gu  erretten, 
(»  8,  ff.) 

6)  S)afe  eS  eine  .  SBorfeljung  giebt,  baS  lef)rt 
fdjon  unfere  Vernunft.  Üftiemanb  öerfertigt  etmaS, 
ofjne  gu  motten,  bafe  baS,  maS  er  bamit  begmeefte, 
aud)  ttrirflidj  gefdjelje.  ©ott  mufe  alfo  bafür  forgen, 
bafe  aud)  bie  fitf)tbare  ©djöpfung,  unb  gmar  bie 
bemufetlofen  ©efdjöpfe  mit  9totmenbigfeitf  bie  mit 
Semufetjein  begabten  mit  Sretljett  baS  erreichen 
fönnen,  moju  fie  gefdjaffen  finb*  ©benfo  mufe  ©ott 


90  ßrfter  ©taubensariifel. 

ifjnen  audj  bie  9JHttel  an  bie  £>anb  geben,  ©ott 
wäre  Weber  gütig  nod)  weife,  wenn  ©r  bie§  ntdjt 
wollte,  unb  wäre  mdjt  allmächtig,  wenn  ©r  bies 
ntdjt  fönnte*    3)arum  beliebigen  wir: 

„3>e§  9ttenftf)en  §erg  ben!t  fidj  au§ 
feinen  Sßeg,  aber  ber  ^err  ridjtet  feinen 
©ang."    (©prtd&to.  16,9.) 

,,©}3rid)  ntdjt:  ®§  giebt  feine  SSor* 
fetjung,  ©ott  mödjte  fonft  jürnen  beinen 
Dieben  unb  alle  2Berle  beiner  £>änbe  ber* 
eitetn/    CPreb.  5f5.) 

7)  SBarum  giebt  e§  aber  fo  biete  Uebet  in 
ber  2Mt  unb  fo  biete  ßeiben?  äßarum  gefyt  e§ 
ben  guten  9Jlenfd)en  oft  fo  fdjtedjt,  wät)renb  ber 
29öfe  oft  fo  geetjrt,  fo  wot)tt)abenb,  fo  mächtig  ift, 
unb  oft  atte§  fidj  gu  bereinigen  fdjeint,  um  it)n  gu 
bem  3U  machen,  wa§  gewötjntidje  9Jtenfä)en  glüdttdj 
nennen?  @§  gitt  f)ier  bon  ben  ftttltdjen  Hebeln, 
wa§  oben  bon  ben  natürlichen  Uebetn  gefagt  ift. 
^nSbefonbere  muffen  wir  befjergigen: 

a)  ©§  giebt  liebet,  bie  wir  fetbft  berfdjutbet 
tjaben*  S)tc  tfatgen  babon  muffen  wir  tbm  tragen, 
unb  bie  folgen  ßtben  fiel)  naturgemäß  auf  ßinber 
unb  ßinbeSftnber  fort.  Söer  fein  Vermögen  üer- 
fdjwenbet,  ben  trifft  bittere  Sirmut,  unb  feine  $inber 
unb  ^inbesfinber  finb  ebenfalls  arm,  wenn  fie  fiä) 
ntdjt  fetbft  etwa§  erwerben*  ©o  folgt  auf  2tu§* 
fdjweifung  Siechtum,  auf  23o§t)eit  unb  ©djtedjttg* 
feit  ©träfe  unb  $erad)tung-  ©ie§  ift  nid)t  nur 
natürlich,  fonbern  audj  notwenbig;  benn  wo  fäme 


3$  glaube  an  ©Ott  ben  Sater,  ben  aHmäcijticten  ©Töpfer  ic.    91 

[onft  bie  9Jtenfd)!jett  t)in,  toenn  ber  33öje  ntdjt  ein* 
mal  burdj  bie  natürlichen  folgen  fetner  §anbtungen 
gurüdfgefc^recft  mürbe? 

b)  233ieberum  giebt  e§  Hebel,  bie  nur  ja) einbar 
finb,  2trmut  3.  23*  ift  oft  nur  ein  fd)einbare§ 
liebet;  ber  9Jlenfdj  bebarf  311m  Seben  jet)r  toenig, 
unb  lleberftuf}  ift  niemanb  berjprodjen,  Sie  2trmut 
aber  jpornt  jur  Arbeit  cm,  gur  Entfaltung  ber 
SeibeS*  unb  ©eetenfräjte,  betoaljrt  bor  9JtüJ3tggang 
unb  lleppigfeit  unb  beförbert  bie  ©ejunbljeit  meljr 
al§  ber  9tei(f)tum-  @§  ift  nidjt  311  leugnen,  bafc 
bie  armen  Seute  länger  leben  al§  bie  reiben.  Sludj 
»erlangen  bie  menjdjltdjen  SSerfjaltntffe  berjcfyiebene 
©tänbe,  ber  jd)iebene  23eruf§arten,  berf  djtebene  £)ienft* 
leiftungen.  ©§  lann  ntc^t  lauter  sperren,  e§  tnuf) 
and)  Wiener  geben;  e§  !ann  nid)t  jeher  xeidj  fein, 
e§  mujj  aud)  21rme  geben*  ®ie  33erfd}tebenartigfeit 
ber  ©tänbe,  ber  SSerufe  unb  be§  Vermögens  ift 
nidjt  nur  fein  Hebet,  fonöern  eine  weife  ©inrid)tung 
©ottes, 

c)  ߧ  giebt  »tele  Seiben  unb  Srübfale,  tteldje 
burd)  bie  djrtfiltdje  Siebe  ausgeglichen  toerben  fön* 
neu  unb  joden*  ©0  jott  ber  Steidje  mit  jeinem 
lleberftuf}  ben  Firmen  beijpringen*  £)ieje  Jollen  bom 
Sfteid^en  §ilfe,  ber  9teidje  öom  Slrmen  ©egen  unb 
®an!  erwerben.  Sßenn  nun  bie  9ttenjdjen  iljre 
5ßfttd}t  nt(f)t  tfyun,  fo  fann  man  ©otte§  23orfet)ung 
aud)  nid)t  bafür  berantwortlid)  machen* 

d)   ©3    giebt   nun   aud)   biete    unoerjdjutbete 
Cetben   unb   £rübjale,     S)ieje   bienen   baju,   ben 


92  grfter  ©laubenSartifel. 

9Dlenf(^en  gu  fiärfen,  fittltdj  gu  berebeln,  bon  feinen 
Skiern  3U  reinigen  unb  geben  il)m  Gelegenheit, 
Verbienfte  für  ben  Fimmel  3U  erwerben*  S)er  3)ul* 
ber  wirb  im  fyeuer  ber  £rübfale  geläntert  nnb 
bewährt;  ba§  Seiben  fii^rt  ben  9Jtenfci)en  31t  (Sott, 
mäfyrenb  er  fiel)  im  ©lüde  leid)t  bon  3töm  entfernt 
£)ie  Verfolgungen  bon  feiten  böfer  ülftenfdjen  bienen 
bagn,  bie  frommen  im  Vertrauen  auf  ©ott  gu 
ftärfen  unb  ©otte§  ©nabe  an  ifynen  3U  offenbaren. 

„(Silber  unb  ©olb  toirb  burtf)3  $euer 
geprüft,  bie  ßieblinge  ©otte§  aber  im 
Dfen  ber  Demütigung."  (@ir.  2,  5.) 

e)  @§  barf  un§  ntdjt  irre  machen,  baf}  e§  böfen 
3ftenfd)en  oft  gut  gef)t,  toäfyrenb  ber  ©eredjte  oft 
Sftot  leibet.  Viele  böfe  9Jlenfdjen  tfjun  bodj  aud) 
nrieber  ettoa§  ©ute§,  unb  ©ott  ber  £>err,  ber  ba§ 
geringfte  ©ute  belohnt,  bergilt  iljnen  ba§  ©ute  in 
ber  3eit,  toeit  ©r  fie  in  ber  ©loigfeit  ftrafen  muft. 
Unb  alle  ©otte§fürd)tigen  Kraben  bod)  auä)  ttrieber 
il)re  $et)ter,  für  bie  fie  hü&n  muffen,  unb  ber 
jQerr  ftraft  fie  in  biefer  SBelt,  um  fie  in  ber  an* 
bern  Sßelt  belohnen  3U  fönnen.  2lud)  bem  93öfe* 
ttidjt  lä^t  ©ott  bie  $reil)eit  be§  3Bitten§,  unb  e§ 
genügt  gu  miffen,  bafj  aud)  er  nur  ein  Sßerfgeug 
in  ber  §anb  ©otte§,  unb  bafj  ber  Jperr  autf)  feine 
S3o§ljeit  gum  ©uten  3U  len!en  toeijs.  So  fonnte 
ber  ägfyptifdje  Sofepb  3U  feinen  Vrübern  fagen: 

„3f)r  fannet  23öfe§  gegen  midj,  ©ott 
aber  toanbte  e§  ^um  ©uten."  (I.  9Jtof.  50,  20.) 

©»ig  toaljr  bleibt  ba§  äßort  be§  2lpoftel§: 


3$  glaube  an  ©ott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  Schöpfer  :c.    93 

„SBirmtffen,  baft  benen,  bie  ©ott  lieben, 
alle  Singe  gum  heften  bienen."   (9löm.  8,  28.) 

§  7,   £te  frfdjaffung  ber  gngef. 

31t§  ©ott  bie  ©rnnbftoffe,  au§  benen  bie  jtdjt* 
bare  2Mt  befielt,  in§  SDajein  rief,  ba  ftfjnf  @r 
jngleid)  2öefen,  bie  mit  biefen  irbtfdjen  Stoffen 
nichts  gemein,  üon  ber  Materie  nichts  an  fidj 
Ijaben.  5)iefe  SBefen  finb  rein  geiftige,  ©§  finb 
©eifter,  tuetd^e  benlen,  reben,  mollert  unb  tyanbcln 
wie  ber  *!Jienfd),  aber  ntd^t  mie  ber  Sttenfäj  in 
einen  Seib  eingefdjlofjen  nnb  burdj  benfelben  be* 
fd^ränft  finb.  Söenn  mir  bie  ©efdjöpfe  alle  be* 
trauten,  fo  erblicfen  mir  eine  lange  Dleifye  öon 
©eftaltnngen,  öon  benen  bie  einen  immer  mieber 
öollfommener  finb  at§  bie  anbern.  Sie  «Steine  finb 
leblos ;  bie  ^flan^en  aber  fyabm  fdjon  ein  gemiffeS 
ßeben,  fie  machen  tion  innen  fytau§.  Sie  Stere 
Ijaben  nidjt  nnr  Scben,  fonbern  and)  ©mpfinbnng, 
nnb  bie  tjöfyeren  £iere  Ijaben  nidjt  nnr  ßeben  nnb 
ßmpfinbnng,  fonbern  and)  eine  gemiffe  ®rfenntni§, 
23orfteftnngen  nnb  ©eböc£)tni§.  Ser  5ftenfd)  ift  ans 
SJtaterie  nnb  ©eift  gnfammengefetjt,  marnm  foftte 
e§  bemnaä)  nidjt  and)  Söefen  geben,  meiere  gan^ 
geiftig  finb?  @§  entjprtdjt  bie§  ganj  ber  unenblidjen 
2öet§l)eit  ©ottes,  meiere  feine  ßraft  nnb  SDlad^t 
ftnfenmeife  offenbart.  Siefe  2ßefen  finb  ba§  erftc 
©üeb  in  ber  lange  ßette  ber  ©ejdjöpfe.  SBeil 
mir  biefe  ©eifter  nicf)t  fetjen  fönnen,  nennen 
mir  fie  bie  unftdjtbare  2öelt. 


94  grfter  ©laut>en£artüe(. 

1)  @§  giebt  jel^r  biele  @nget,  fo  bajj  fic  ge* 
wattigen  $rieg§fjeeren  gleiten,  weSljalb  ©ott  aud) 
ber  ©ott  ©abaotl),  ber  §err  ber  Jpeerfdjaren 
genannt  wirb  (3rf.  6,  3.),  unb  ber  5)}ropl)et  Sani  et, 
ber  im  ©eifte  bor  ben  Sljron  ©otte§  geführt  würbe, 
erblicfte  eine  ungeheure  .Saf)!: 

„SEaufenbmat  taufenb  bienten  3^mr 
nnb  ge^ntanfenbmal  Ijunberttaufenb  [tarn 
ben  bor  3^m/  (San.  7,  10.) 

®iefe  ©eifter  Reißen  ©nget,  ba3  Ijeifjt  23  o* 
ten,  weil  fic  gum  ©tenfte  ©otte§  gef Raffen  finb 
nnb  ©otte§  Söitten  botlftrecfen.  ©ie  loben  ©ott 
nnb  berfünben  allzeit  beffen  ©fjre. 

„ßobet  ben  §errn,  iljr  alle  feine  ©ngel, 
bie  iljr,  gewaltig  an  $raft,  boll^ie^et 
feinen  SBillen/    OPf.  102,  20.) 

2Bie  aKe§,  wa§  ber  §err  erfd»uff  gut  war  nnb 
oljne  $efyler,  fo  fdjuf  ©ott  and)  bie  ^eiligen  @nge( 
alle  al§  gute  ©eifter.  @r  begabte  fie  mit  großen 
Gräften  nnb  großen  $enntniffen  nnb  gierte  fie  un* 
berbient  mit  ber  Ijetttgmadjenben  ©nabe.  $n  biefem 
Qnftanbe  waren  fie  überaus  glüdlid). 

2)  Obwohl  aber  aüe  ©ngel  tjerrlidje  ©ejdjöpfe 
finb,  fo  befielt  bodj  aud)  unter  i^nen  eine  gewiffe 
2lbftufung.  2Bir  fpre^en  bon  neun  Stören 
^eiliger  SngeL  SMe  ^eilige  ©cfyrift  fpridjt  bon 
©ngeln,  Stengeln,  dürften,  Zaditen,  ©emalten, 
i£errfcf)aften,  fronen,  Kerubim   unb  Serapljim. 

3)ie  ^eilige  ©djrift  ergäljlt  biele  ©ngeterfdjei* 
nungen,  nennt  aber  nur  brei  ©rgengel  mit  Manien, 


3$  glaube  an  ©ott  bzn  $ater,  ben  allmächtigen  ©Töpfer  :c.    95 

nämtidj  bie  ©rjengel  SJlidjael  (2Ber  tft  tote 
©ott?),  ©abriel  (ßraft  ©otteS),  Sla^^acl 
(Slr^nei  ©ottes)-  3töre  tarnen  fdjon  roeifen  auf  bie 
SDienfte  Ijtn,  bie  fie  im  auftrage  ©otteS  öerrid^-- 
teten.  ©ie  finb  eingeweiht  in  Diele  ©eljeimniffe 
©otte§.  ©o  belehrte  3*  SB.  ber  ©r^engel  ©abriel 
ben  3) ante!  über  bie  9lnfunft  ©Ijrtfti,  über  bef Jen 
£ob,  über  bie  Störung  ^erujalem§  unb  ba§ 
Sluffjören  be§  £)pfer§  im  Sempel  unb  über  ben 
©reuet  ber  23erroüftung  an  ^eiliger  ©tätte,  (San. 
9,  25—28.) 

3)  5)ie  ©ngel  leben  rein  unb  unfdjulbig,  ©ie 
!ennen  feine  trbtfdjen  Skbürfniffe.  ©ie  effen  nidjt, 
rote  benn  9lap§ atl,  fo  lange  er  mit  £obia§,  bem 
Jüngern,  roanbelte,  3U  effen  unb  gu  trinlen  friert. 
(S£o5.  12, 19.)  ©ie  l)aben  eine  gro^e  SßoÜfotnmenf)ett 
erreicht,  ttrie  benn  gute  unb  roeife  9ttenfcl)en  mit 
ben  Zeitigen  ©ngeln  üergtidjen  roerben.  ©0  fpradj 
21d)ia§  3U  £)aüib:  „5)u  bi[t  gut  in  meinen  21ugen, 
roie  ein  ©ngel  ©otteS."  (I  Äön.  29,  9.)  31m  Sage 
be§  ©erteiltes  roirb  ber  SJtenfdjenfoJjn  in  feiner 
.jQerrlidjIett  fommen  unb  feine  ©ngel  mit  3bm. 
(attattlj.  16,27.)  ®iefe  tuerbenbie2lu§ertt)äl)iten  fam* 
mein  öon  einem  ©übe  be§  §immel§  bi§  gum  anbern 
unter  bem  ©djaffe  ber  ^ofaunen.    (2ßatü).  24,  31.) 

Dbroofyl  bie  ®nget  leine  Leiber  I^aben,  fo  er* 
fdjetnen  fie  bodj,  roenn  fie  fiel)  ben  9ttenfd)en  geigen, 
in  unbefd)reiblicl)er  ©djönljeit  ober  in  furchtbarer 
jQerrlidjfeit.  9tt§  ber  $önig  %lah udjobonofor 
bie  brei  Jünglinge  in  ben  ^euerofen  werfen  liefj, 


96  förfter  ©faubenSartifel. 

fenfte  fid)  ber  @ngel  be§  £>errn  gu  t^nen  Jjerab 
unb  fdjlug  bie  ^euerflammen  gum  Dfen  J)inau§. 
($an.  3,  92.)  £)ie  ©ngel,  tDetd^e  ben  Ritten  -ju  23ett)> 
ledern  bte  ©eburt  be§  §eilanbe§  anfünbeten,  um* 
leistete  bte  §errltd)!ett  be§  £>errru  (8u!.  2,  9.)  2)ic 
3toei  ©ngel,  weläje  ben  grauen  bte  31uferfteljung 
be§  Jperrn  üerfünbeten,  ftanben  in  gtängenben  &Ui* 
bern  bar  t^nen.  (Sul.  24,  4.)  S)er  Slnblid;  be§  (§n* 
get§,  ber  ben  Stein  üom  ©rabe  be§  £>errn  tnät^te, 
war  wie  ber  Slifc.  (3Jtatt§.  28,  2.) 

4)  S)ie  Zeitigen  ©nget  finb  tion  ©ott  audj  be* 
ftimmt,  ben  9ttenfd)en  311  bienen  unb  fie  ^u  unter* 
ftütjen,  bamit  fie  tljr  Jgeil  erlangen. 

,,©inb  fie  nidjt  alle  bienenbe  ©eifter, 
au§gefanbt  311m  SHenfte  um  berer  willen, 
meldte  bie  ©eti  gleit  ererben  Jollen?" 
(§ebr.  1,  14.) 

2tud)  ©tf)itj3  unb  §ilfe  gewähren  fie  ben  9tten* 
fdjen,  wie  benn  ein  Snget  bm  $etru§  au§  bem 
Werfer  errettete,  unb  $etru§  fprad): 

„;ftun  weif}  td)  wafjrl)aftig,  baf;  ber 
§err  feinen  ©nget  gefanbt  unb  mid)  ent* 
riffen  Ijat  ber  Jpanb  beS  §erobe§." 
(Styg.  12,  11.) 

SSorgüglid)  finb  e§  bie  kleinen  unb  Un* 
fdjulbtgen,  benen  bie  ©ngel  beigegeben  finb, 
weshalb  e§  eine  fernere  6ünbe  ift,  biefen  Slergerniö 
zugeben.  Sie  Ilagen  ben  5Iergerni§geber  üor  ©ott  an. 

„©eljet  311,  ba$  ifyr  feines  au§  biefen 
kleinen  üeracfytet;  benn  $d)  fage  eutf):  il)re 


3idj  glaube  cm  ©oft  ben  Sater,  ben  allmächtigen  ©djöpfer  tc.    9? 

©nget  im  §immel  flauen  immerfort  ba% 
Stngeftdjt  meines  33ater§ ,  ber  im  Rummel 
ift."    (3Jlatt^.  18,  10.) 

2Iudj  ben  ©terbenben  fielen  bie  fjeiligen  Sngel 
bei,  weSljatb  mir  fie  namentlich  anrufen  folten,  baft 
fie  in  ber  ©terbeftunbe  uti§  nidjt  öerlaffeu.  33or* 
güglid)  ift  eS  ber  ^eilige  ©r^engel  9ftidjael,  bem  bie 
Sterbenben  empfohlen  werben, 

Sie  ©ngel  im  Fimmel  wiffen  aber  audj  um 
unfere  Kötern  ©ie  Kraben  SJUtletb  mit  uns  unb 
bitten  bei  ©ott  für  uns,  Unb  ber  Jgerr  erhört  if)r 
©ebet  unb  fdjenft  un§  um  ihretwillen  ©naben,  bie 
wir  fonft  nidjt  empfangen  Ratten 

©ine  gcm<j  befonberS  gro£e  $reube  ift  e§  für 
bie  ^eiligen  ©ngel,  wenn  ein  ©ünber,  bm  fie  fdjon 
für  berloren  geglaubt,  fidj  belehrt  unb  fo  wieber 
für  ben  Jpimmel  gewonnen  wirb, 

,,©S  wirb  $reube  bei  ben  ©ngeln  ©otteS 
fein  über  einen  einzigen  ©ünber,  ber  33u^e 
tljut,  meljr  als  über  neununbneungtg  ©e* 
rechte,  weldje  ber  £8uf3e  nidjt  bebürfen/ 
(ßuf.  15,  7,  10.) 

5.  2Bie  bem  einzelnen  SJienfd)  ein  ©djutjengel 
gegeben  ift,  fo  Ijaben  aud)  gewiffe  Sauber,  ©täbte, 
Dörfer  iu  f.  w.  ^eilige  ©ngel  als  23efd)üt;er,  '©djon 
bie  ^uben  erfuhren  in  öerfdjtebenen  Sagen  bereu 
mächtigen  ©cl)ute  unb  fräfttgen  23eiftanb. 

®ie  $ird)e  fat  3U  ©fjren  ber  ^eiligen  @ngel  ein 
eigenes  f^eft  eingefe^t,  welkes  am  erften  ©onntage 
im  ©eptember  begangen  wirb,  baS  ©djutjengelfeft. 

3tt)ötf  ©lau&enSarttfef.  7 


98  (Srfier  ®fou6en§artifel. 

a)  @8  ift  ein  tröftttcber  unb  erljebenber  ©ebanfe,  bajs 
ber  9Jtenfdj  einen  ©ngel  bei  fid)  fyat,  ben  ©ott  eigene  if)m 
pm  @d)tt|e  gegeben. 

„©einen  ©ngeln  Ijat  @r  beinet^alben  be  = 
fohlen,  bid)  ju  behüten  auf  allen  bei  neu  Söegen. 
Stuf  ben  §änben  roerben  fie  bidj  tragen,  baft 
nid)t  ettoa  an  einen  ©tein  ftojje  bein  $u%." 
(Sßl.   90,  11—12.) 

(Seien  ttrir  bafür  banfbar,  üergeffen  toir  aber  nid)t, 
bafc  toir  ben  ©djut}  ber  ©ngel  aud)  burd)  ein  gotte8fürd)= 
tige§  Seben  üerbienen  muffen.  ®er  ©ottlofe  geljt  be§ 
@d)u|e3  ber  ^eiligen  ©ngel  berluftig. 

„®er@ngel  be3§errn  toirb  fid)  (agernum 
bie,  fo  S^tt  fürdjten,  unb  fie  erretten."  (s^f. 
33,  8.) 

b)  Söir  bürfen  aber  aud)  auf  ben  @d)ut;  ber  Zeitigen 
©ngel  fjin  nid)t  unüorfid)tig  fein»  SBer  fid)  felbft  in  eine 
©efatyr  begiebt  ober  nad)läffig  fidj  nid)t  toorfieljt,  ben  rettet 
aud)  lein  ©nget,  unb  er  toirb  in  ber  ©efaljr  umfomnten. 

c)  ®a  nun  bie  Zeitigen  @ngel  un3  fo  biet  ©ute§ 
ertoeifen,  fo  falten  toir  fie  banfbar  üerefjren,  oft  ju  tf)nen 
beten  unb  iljren  ©intyrecfyungen  totttig  folgen.  Söann  aber 
tyred)en  fie  ju  un3?  ®iner  ber  älteften  fird)tid)en  @djrift= 
fteHer  fagt:  „®er  ^eilige  ©nget  ift  gart,  fanft  unb  tntlbe. 
SBenn  er  in  bein  §erj  fid)  fenlt,  fo  fprtdjt  er  fogleid)  t>on 
ber  ©eredjttgfett,  ©djamljaftigfeit,  ©üte,  toasten  ßiebe  unb 
$römmigfeit.  Söenn  foldje  2)inge  in  beinern  §erjen  fid) 
regen,  fo  toiffe,  ba$  bein  ^eiliger  ©ngel  in  bir  ift." 

§  8.   ^on  ben  gefalTenen  f  n$eln. 

1)  2)ie  (£nget  foltten  nun  bie  Jgeiligfett  unb  ©e* 
ttgfett,  bie  fie  unöerbtcnt  üon  ©ott  empfangen 
Ratten,  aud}  tierbienen,    SDarum  würbe  itjnen  eine 


3$  glaube  an  ©Ott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  Schöpfer  :c.    99 

Prüfung  auferlegt,  in  ber  Diele  ntdjt  beftanben- 
S)er  Jpeilanb  jagt  üon  üjnen: 

„£)er  Seufelbeftanb  nidjt  in  ber  äßaljr- 
fjett/    ®oi).8,4A.) 

2ßir  bürfen  annehmen,  ba£  einer  ber  bornefym* 
(ten  Sngel  ft'd}  wiber  (Sott  auflehnte,  3^m  nidjt 
mebr  ge^ord^en  nnb  ©ott  gleich  fein  wollte,  unb 
bafj  er  einen  großen  2lnl)ang  Ijatte,  ber  fidj  ber* 
felben  ©ünbe  fdjutbig  machte,  alfo  aucfj  fjodjmüttg 
unb  ungeljorfam  würbe. 

2)  ®ie  ©ünbe,  weldje  bie  M\m  ©nget  begingen, 
mar  um  fo  größer,  als  bie  ©rfenntnis  größer  war, 
bereu  fie  ftdj  erfreuten,  unb  bie  ©aben,  bie  fie  üon 
©ott  empfingen,  ©tanben  fie  aud}  nidjt  in  ber 
Slnfdjauung  ©otte§,  fo  Ratten  fie  bod^  eine  über* 
aus  gro^e  ©rfenntniS  feines  SßefenS  unb  waren 
im  23efit}e  Ijerrltdjer,  natürlicher  unb  übernatür* 
lieber  ©nabengaben.  2öar  barum  iljre  ©ünbe  eine 
fo  greuliche,  jo  fotlte  iljre  ©träfe  auä)  eine  ent* 
fetjtidje  fein,  ©ie  würben  aus  bem  ßidjte  l)inab* 
geworfen  in  ben  Slbgrunb  ber  ^infterniS,  aus  Ijoljer 
©eltgleit  in  bie  Unfeligleit,  au§  unanSVpredjltdjen 
^reuben  in  bie  Dualen  ber  <Qötte. 

51ud)  nad)  iljrem  ©tur^e  befitjen  bie  gefalleneu 
©eifter  noä)  große  ßenntntffe  unb  Gräfte,  aber  fie 
berroenben  biefelben  in  iljrer  Soweit  gum  ©djaben 
ber  ©efd)öpje,  infoweit  ©ott  eS  autäfjt,  unb  ber 
9Jtenf(f)  tljnen  SJladjt  über  fiefy  einräumt,  ©o  Ijat 
ber  Teufel  bie  @öa  öerfüfjrt,  ba$  fie  fünbigte  unb 
ben  Stbam  audj  gut  ©ünbe  öerleitete,     ©r  jtürjt 


100  ßrfter  ©iaubenSartifel. 

jetjt  nodj  bm  9Jlenfd)en  in  atterlet  SSerfudjungen. 
Saturn  ermahnt  un§  ber  Stpoftel  gut  Sftüdjternljeit, 
gut  SQßac^famtett  unb  311m  ©taubem 

23i§tt)eilen  läfct  ©ott  e§  -$u,  ba^  ber  teufet 
bem  9ttenftf)en  am  Seibe  unb  an  bm  irbifcben 
©ütern  fd6)abet.  ©0  erhielt  ber  ©atan  bon  ©ott 
bie  Erlaubnis,  ben  3  ob  mit  Unglücksfällen ,  ja 
fclbft  mit  ßranfljett  be§  Seibe§  311  plagen,  bamit 
aufjer  ben  Sugenben,  toeldje  man  an  ^oB  fdjon 
erblicfen  fonnte,  au$  nod)  jeine  ©ebulb,  fein  ©tau- 
ben unb  fein  Vertrauen  offenbar  werbe.  Stber  an 
ber  ©eele  tantt  ber  böfe  $einb  bem  9ttenfd)en  nur 
infotoeit  fdjaben,  als  ber  üDtenfd)  burd?  bie  ©ünbe 
ifym  ©ematt  über  jtdj  einräumt* 

3)  3n§befonbere  finb  e§  bie  bieten  fatfdjen 
Religionen,  in  alter  unb  neuer  ,3eü,  foeldje 
burd)  bie  Sljätigfeit  be§  Teufels  entftanben  finb. 
©r  ertoecft  in  btn  §er-jen  Dieter  tjodfymütige  unb 
eitle  ©ebanfen,  bafy  fie  fict)  roeifer  bünfen,  at§  bie 
öon  ©ott  geftiftete  $ird)e* 

S)te  beften  20 äffen  raiber  bie  2tnfed)tungen 
be§  böfen  5einbe§  finb  ba§  ^eilige  ^reu^eidjen, 
ba§  ©ebet,  ber  ©mpfang  ber  Zeitigen  ©aframente, 
bie  ©egnungen  unb  bie  23efd)tt)örungen  ber  ßtrdje. 
(©jorct^men.) 

„  SBiberftetjet  bem  teufet,  fo  wirb  er 
öon  eudj  flicken/  ßfaf.  4,  7.) 

1)  ®er  $aU  ber  ©nget  fott  un§  jur  ®emut  mahnen, 
fotoie  jjur  ätorfidjt  unb  jur  2Badt))am!eit.  Söenn  bie  ©eele 


3df)  glaube  an  (Sott  ben  Sater,  ben  allmächtigen  Schöpfer  :c.    101 

beS  Sßenfdjeu  fcf)Iäft,  b.  Ij.  tnenn  fie  tljr  §erj  unbetoadjt 
allen  böfen  ©cbanfen  offen  läfft  fäjleidjt  fid)  baö  SBöfc 
in  bie  ©eele  ein. 

„3U§  bie  Seute  fdjtiefen,  fam  ber  $einb 
nnb  f acte  Unfraut  mitten  unter  ben  Sßeijen." 
(TOattt.   13,  25.) 

2)  Sßemt  tüir  in  eine  ©ixnbe  gefallen  ftnb,  fo  bürfen 
mir  bie  ©djulb  nidjt  auf  ben  böfen  Seinb  nnb  beffen 
Söerfudjuugen  fcfyteben,  fonbern  toir  muffen  benennen,  baft 
toir  im  Kampfe  mit  bem  23öfen  nadjlaffig  toaren. 

„®ott  ift  getreu;  ©r  totrb  euä)  utdjt  über 
eure  Gräfte  t)erfud)en  laffen."    (I.  ffor.  10,  13.) 

3)  Ueberlegeu  toir  redjt,  um  toaS  ttrir  Bitten,  toenn 
tott  jeben  Sag  im  2)ater  nnfer  bitten: 

„Unb  fitere  uns  nid^t  in  Söerfudjung,  fon  = 
htm  erlöfe  uns  Don  bem  Ue&el." 

§  9.   £te  frfdjaffttttg  be$  ^tenfdjett. 

Sladjbem  bie  @rbe  gum  2Bofjnpta£  tebenber 
SBefen  zubereitet  unb  bereu  eine  gar  gro&e  Safyl 
gefdjaffen  worben,  foftte  anc^  baSjenige  ©efd)öpf 
in  ba§  Seben  gerufen  werben,  welches  als  bie  ßrone 
ber  irbifdjen  ©djöpfung  beftimmt  war,  ben  §errn 
mit  SBeroufttjem  $u  bereden,  3$m  gu  bienen,  Sfyn 
anzubeten  unb  in  biefem  SÜenjle  unb  in  biefer 
Anbetung  feine  ©eliglett  gu  finberu  ©ott  fpradj: 
„Saffet  uns  ben  2ftenfdjen  madjen  nacE)  un< 
ferm  ßbenbilb  unb  ©tetdjtitS,  ber  ba  Ijerrfdje  über 
bie  O^fcfje  beS  9fteereS  unb  baS  ©eflüget  beS  ^ttn* 
tnelS  unb  bie  Siere  unb  über  bie  gange  ©rbe  unb 
alles  ©ewürm,  baS  fiä)  reget  auf  ©rben,  Unb 
©ott  jdjuf  ben  3Jtenjdjen  nadj  feinem  ©benbilbe/ 
(I.  aHof.  1,  26—27.) 


102  ©rfter  (SlauBenSartifel. 

©ott,  ber  §err,  bilbete  mm  au§  ©rbenleljm  einen 
menfdjlidjen  ßeib  unb  Ijaudjte  biefem  ben  £)bem  be§ 
£eben§  ein  unb  fo  warb  ber  erfte  2Jtenfd)  erfdjaffen. 

„216er  ©ott,  ber  §err,  Tratte  gleid)  öon  2ln* 
fang  einen  ßuftgarten  gepflanzt;  in  bem  waren 
allerlei  Saume,  beren  $rüd)te  fdjön  §u  flauen 
unb  liebtidj  31t  effen  waren;  audj  ben  Saum  be§ 
2tben§  in  ber  9JUtte  bc§  ©arten§  unb  ben  Saum 
ber  ©r!enntni§  be§  ©uten  unb  Söfen  pflanzte  ©r. 
3n  biefen  ©arten  fetzte  ®r  ben  ©lenken,  ba&  er 
tyn  baue  unb  bewahre. . .  £yür  2tbam  aber  fanb 
fidj  !eine  ©el)itftn,  bie  itjm  äljnlidj  war.  Unb  ©ott 
fprad):  ©8  ift  nidjt  gut,  bafj  ber  2Jienfdj  allein 
fei;  Saffet  Un§  ifym  eine  ©eljitfin  machen,  bie  iljm 
äljnlid)  fei,  2)arum  fanbte  ©ott  einen  tiefen  ©djtaf 
auf  2tbam,  unb  aU  er  eingefd)lafen,  nafjm  ©r  eine 
öon  feinen  kippen  unb  füllte  mit  Sleifdj  tljre 
Stelle*  Unb  ©ott  ber  Jgerr  baute  au§  ber  flippe, 
bie  ©r  öon  21bam  genommen,  ein  Söeib  unb  führte 
fie  3U  2tbam,  Unb  Slbam  fprad):  „2)a§  ift  nun 
Sein  öon  meinen  Seinen  unb  £yleifd)  öon 
meinem  $leifd)e,"  (I.  3Jlo|.  2.)  Unb  2lbam 
nannte  htn  tarnen  feines  2ßeibe§  (Söa,  barum,  weil 
fie  bie  Butter  aller  Sebenbigen  war/'  (I.  3Jtof.  3,  20.) 

„Unb  ©ott  fegnete  fie  unb  fprad):  2Bad)fet 
unb  mehret  eud)  unb  erfüllet  bie  ©rbe  unb  madjet 
fie  eud&  unterbau,  unb  Ijerrfdjet  über  bie  f^tfdCje 
be§  9Jleere§  unb  über  ba§  ©eftügel  be§  £>immel§ 
unb  über  äffe  Siere,  bie  fiel)  regen  auf  ber  ©rbe/ 
(L  3Jh>f.  1,  28.) 


3  et;  glaube  an  (Sott  ben  9?ater,  ben  allmächtigen  ©Töpfer  :c.    103 

„IXnb  ©ott  falj  afte§,  ttm§  ®r  gemalt  Tratte, 
unb  e§  toar  fe^r  gut."  (I.  3Jh>f.  l,  31.) 

2llfo  ergä^It  bie  fjeiltge  ©djrtft  bie  ©rfdjaffung 
be§  erften  9)tenfd)en. 

1)  ©ott  fdjuf  atfo  nur  ©in  SJtenfdjenpaar,  bon 
bem  alle  anbern  abfiammem  SDarum  lehrte  ^aulu§ 
•ju  2Itfjen: 

/f©ott  Ijat  au§  einem  SJienfdjen  ba§ 
gange  menfd)tid)e  ©efd)led)t  gemalt,  ba% 
e§  toofjnc  auf  ber  gangen  Oberfläche  bcr 
©rbe/   (2fyg.  17,  26.) 

2BoI)t  giebt  e§  berfdiiebene  9Jtenfd)enraffen. 
2lber  alle  Sfterfmale,  tooburdj  fie  fid)  boneinanber 
unterfd)eiben,  madjeu  bie  sIftenfd)en  nur  gu  berfdjte* 
benen  9Jlenfd)en  einer  2lrt,  aber  ntcf)t  gu  ©efdjöpfen 
berfd)iebener  2lrt,  gefd)tt)eige  benn  gu  ©efdjöpfen 
berfd)iebener  ©attung.  3Iud)  berjenige  9)lenfd), 
toetdier  auf  ber  nieberften  ©tufe  fielet,  l)at  alle 
©igentümtidjfeiten  eines  9Jlenfd)en,  nur  finb  bie* 
fetben  nicfyt  entttridelt.  Sie  23erfd)iebenl)eiten,  als 
ba  finb :  JQaare,  $arbe,  ©djäbetbilbung,  ©pradie  2C. 
finb  gufälltge  unb  fyerborgegangen  au§  äußern, 
ijauptfädjltdj  au§  Ilünattfdjen  ©inflüffen* 

2)  ©ott  fdjuf  ben  9ftenfä)en  nad)  feinem  ©bem 
Btlbe.  £>er  9Jtenfdj  empfing  ntdjt  nur  Seben,  fonbern 
aud)  eine  bernünftige,  unfterblid)e  ©eele,  weldje 
gottäljnlidj  ift.  2Bie  e§  nur  ©inen  ©ott  giebt,  fo 
fjat  ber  SJtenjdj  aud)  nur  ©ine  ©eele.  2öie  aber 
in  ©ott  brei  $er Jonen  finb,  fo  Ijat  bie  (Seele  brei 
Vermögen  ober  Kräfte,  »eldje  gemeinfdjaftlidj  mit- 


104  grfter  ©foubenSavtifel. 

einanber  tt)irlen:  ba§  ©rlennungSüermögen,  ba§ 
©efüljlSbermögen  unb  ba§  23egel)rung§bermögcn 
ober  ber  freie  äöttte,  entjpredjenb  ber  5ltttt)iffenfieit, 
Siebe  unb  JQeitigleit  (Sottet  Unb  ba  ©ott  ber 
Stffbottlommene  tft,  unb  ber  SJlenfd^  aud)  in  ben 
2lugen  ©otteS  bottlommen  fein  fottte,  fo  fdjenfte 
üjm  ©ott  eine  nid)t  ju  feinem  SBefen  gehörige, 
eine  übernatürliche,  if)n  Ijeitigmadjenbe  ©nabe-  60 
mar  nun  ber  SJienfd)  in  bem  ©tanbe  ber  urfprüng* 
ltdjen  Unfdjutb,  JQeitigleit  unb  ©ered)tigleit,  ©r  fjatte 
bom  33öfen  leine  Stiftung*  unfeinem  ^er^en  fjerrfdjtc 
sJlu^e  unb  triebe,  leine  böfe  23egierlid)leit  regte  fitf) 
barin.  $ret  oon  allen  Sorgen  unb  ßümmerniffen 
freute  er  fidj  ber  Siebe  @otte§.  60  ftanb  er  ba  als 
ba§  bottlommenfie  ©efdjiöpf  auf  ©rben,  al§  bie  $rone 
ber  irbifdjen  ©äjöpfung,  als  ber  Siebting  ©otte§. 
3)  $n  fotd)  gtücütd^em  3uftanbe  lebten  bie 
erften  SJtenfcfyen.  Unb  e§  Ijatte  ber  §err  für  ben 
9Jlenfd)en  einen  üßaum  in  ba§  $arabie§  ober  in 
ben  Suftgarten  gepflanzt,  ben  23aum  be§  SebenS, 
beffen  ^rüdjte  ben  9Jlenfc£)en  bor  bem  Sobe  be^ 
wahren  fottten*  $rei  ntdjt  nur  bon  Kummer  unb 
©orgen,  fonbern  audj  öon  ßranfljett  unb  ©dfymerg, 
fottte  ber  SDtenfdj  niemals  bem  Sobe  unterliegen. 
SDte  ©eele  be§  9Jtenfdjen  tft  tfyrem  äöefen  nadj 
unfterblidj ;  ber  Seib  be§  9Jlenf  djeu  fottte  unfterblid) 
fein  burd)  bie  ©nabe,  {Q&ttt  Slbam  tttdjt  gefünbigt, 
fo  wäre  er,  nad)bem  er  eine  Solang  auf  @rben 
geumribett,  oljrte  fterben  3U  muffen,  in  ba§  J)imm* 
lifd^e  ^arabie§  aufgenommen  worben. 


3dj  glaube  an  (Sott  bm  Sater,  bcn  attmäd&ttgen  ^diöprer  :c.    105 

4)  2Bte  alle  ©efd)öpfe,  fo  würbe  aud)  ber 
2ftenjd)  jur  Gfjre  ©otte§  gefdjaffen,  Gr  Jofl  ©otte§ 
®Ijxe  berfünben  unb  3fyt  pretfen  in  freubigem 
Saufe,  6r  folt  (Sott  lieben  unb  3f)m  bienen  auf 
@xben,  tute  bie  fjetltgen  Gngel  ben  Sßtllen  ©otte§ 
erfüllen  im  £>immeL  SDaxum  unterrichtete  (Sott  ben 
erftcn  SJienjdjen  fetbft  unb  ging  mit  ifim  um,  tute 
ein  33ater  mit  feinem  ßutbe.  ©x  offenbarte  fid) 
tf)tn  unb  belehrte  ii)n  über  ba§>  35exljaltni§  bes 
Sftcnfdjen  31t  feinem  Schöpfer.  23ott  biefer  Offen* 
barung  fyaben  jtdj  nod)  ötele  Spuren  bei  ben  ätteften 
jßölfern  erhalten.  Sie  ©runbgüge  aß  er  DMigionen, 
roenn  biefe  aud)  nod)  fo  Derberbt  umreit,  laffen  bie 
Spuren  ber  Uroffenbarung  erfenneu. 

a)  2er  Sötenfd)  if±  ein  ßbenbtlb  ©otteS.  Sarin  Be= 
ftefjt  feine  SBürbe.   SlffeS  tt>a§  ba  lebt  unb  ift,  nmrbe  burd) 

Das  Sdjöpfertnort  in  bas  Safein  gerufen.  Site  ©ott  aber 
ben  931enfcf)en  eridjaüen  wollte,  ba  fprad)  6r:  „Saftet 
iltt§  btn  9Kenfd)en  madjen  nad)  unferm  Gbenbilbe  unb 
©Ieid)niffe.''     [I.  3Rof.  1,  26.) 

„Ser  3Jtann  ift  ©otteS  23ilb  unb  ©fire." 
iL  ßor.  11,  7.) 

b)  Sa*   SBefcmfitfein ,    ©atte§   ©Benbilb    an   lief)   ju 

tragen,  fotf  ben  IDienidjen  nor  ber  Smiebrtgung  burd)  bie 
Smtbe  beroafjren.  6r  fott  an  fid),  aber  aud)  an  feinen 
9Kttmenfd)en,  bas  G6en6t(b  ©otteS  djren,  beim  alle  ftnb, 
roie  er,  berufen,  ßtnbex  ©ottes  51t  fein. 

„  SB e n n  toir  &  i  n  b  e  r  © 0 1 1 e 0  f  i n b ,  f  in b  tu  i  r 
aud)  ©rbeu,  nämHdj  6x6 en  ©otte§  unb  SQlit- 
erben  gfjrtftt."   CJiöm.  8,  17.) 


106  ßrfter  ©laubenSartifel. 

c)  SlUetn  fo  Ijodj  ber  9ttenfd)  audj  geftettt  ift,  fo  ift 
er  öo'dj  nur  ein  ©efdjöpf  ©otteS,  unb  bie§  muf}  tljn  in 
ber  S)emut  Betoaljren.  ©r  tourbe  gebitbet,  tote  %ijon  ge= 
bilbet  unb  geformt  ttrirb  in  ber  §anb  be§  SityferS.  @r 
tft  ntd)t8  ot)ne  ©ott,  unb  affeS  nur  burdj  ©ott.  ®arum 
muffen  toir  beten  ttrie  3ob: 

„©ebenfe  bod),  ba§  2)u  tote  Sljon  midj  ge  = 
formt  unb  gu  ©taub  mid)  toaubeln  toirft." 
föob  10,  9.) 

d)  ®aJ3  ber  ßeib  au§  ©rbe  gebitbet  tourbe,  fomit 
üergängtid)  ift,  fott  bm  3Jtenfdjen  ftets  an  feine  ©d)toäd)e 
unb  §infättig!eit  erinnern.  @inft  toirb  ber  ©eift  aus  bem 
ßeibe  ausfahren  unb  ber  ßeib  ju  ©taub  toerben.  SBann 
biefe§  gefdjteljt,  toiffen  toir  ntdjt.  3)arum  muffen  toir  be§ 
£obe§  ftets  eingeben!  fein. 

„^tüfjute  b t cS)  ntcJ)t  be§  morgenbeu  £age§, 
benn  bu  toetfjt  nid)t,  toa§  ber  fommeube  Sag 
mit  fid)  bringt/'  (©prid&m.  27,  1.) 

e)  ©ott,  ber  ben  9Jtenfd)en  fdjuf,  ift  aud)  ber  §err 
be§  SJtenfdjen;  ber  SJlenfd)  aber  fjat  ben  SBitlen  ©ottes 
ju  toottjte^en,  ber  if)n  jur  §eilig!eit  erfd^affen  f)at.  ©r 
fotf  ein  „3Jtamt  ©otte§"  fein. 

„®u  aber,  o  9Jtann  ©otteS,  flicke  bie  §ab  = 
f xt d£) t ,  ftrebe  bagegen  n'ad)  ©eredjtigfeit,  ©ott= 
feligfeit,  ©tauben,  ßiebe,  ©ebutb,  «Sanftmut. " 
(I.  %xm.  6,  11.) 

f)  ©3  ift  ein  25etoei3  ber  uneublidjen  ßiebe  ©otteS, 
ba%  ©r  für  ben  9ttenfd)en  einen  fo  fdjönen  ^Aufenthaltsort 
gefd)affen,  unb  tljn  fo  glüdlid)  unb  feiig  toiffen  toottte. 
SDiefe  ßiebe  Verlangt  innige  ©egenliebe.  ®aju  forbert  uns 
ber  Sfyoftel  auf  mit  ben  SBorten: 

„ßaffet  uns  alfo  ©ott  lieben,  toeit  uns 
©ott  juerft  geliebt  Ijat."    (I.  3of).  4,  19.) 


3d)  glaube  an  ©ott  ben  SSater,  ben  allmächtigen  ©köpfet  :c.    107 

§  10.  ^ünbcttfair  uttb  §ttafe. 

2Bie  bie  ©ngel  tljre  ©eligfeit  berbienen  fottten 
burd)  eigene  93litmirfung,  fo  aud)  bie  erften  3#enfd)en* 

1)  Um  ben  ©efjorfam  31t  prüfen,  gab  ©ott 
ben  erften  9Jtenfd)en  ein  Verbot,  baS  an  fid)  gan^ 
teilet  gu  galten  mar. 

©ott  fprad)  gn  2Ibam:  „Son  jebem  Saume 
beS  ©artenS  magft  bu  effen,  aber  Dom  Saume  ber 
SrfenntniS  be§  ©uten  unb  Söfen  follft  bu  nidjt 
effen;  benn  an  meiern  Sage  bu  babon  iffeft,  wirft 
bu  beS  SobeS  fterben."  (L  SRof.  2,  16-17.) 

@S  gab  aber  ein  ©efdjöpf,  baS  einftenS  überaus 
gtüdtid)  mar,  burdj  feine  SoSljeit  aber  aus  feinem 
©lüde  fjerauSgeriffen  morben,  baS  mar  ber  Teufel, 
ber  im  §inblid  auf  feine  oerlorene  6eligfeit  bie 
9Jlenfdjen  um  tljr  ©lud  beneibete  unb  fie  ebenfalls 
in  ba§  Serberben  §u  ftür^en  öerfud^te. 

@r  bebiente  fid)  beSfyalb  ber  6d)tange,  bie 
liftiger  mar,  als  alle  Siere  ber  ®rbe,  bie  ©ott 
gemacht  Tratte.  2)iefe  fagte  3U  bem  äöeibe:  „2öa* 
rum  t)at  eitd)  ©ott  geboten,  nidjt  bon  allen  Sau* 
men  beS  ©artenS  3U  effen?"  £)a§  2Beib  antmortete 
iljr:  „2Bir  effen  bon  ben  lyrüdjten  ber  Säume,  bie 
im  ©arten  finb,  aber  bon  ber  $ru$t  &ߧ  Saumes, 
ber  in  ber  Glitte  beS  ©artenS  ift,  Ijat  ©ott  ge* 
boten,  bafj  mir  nidjt  babon  effen,  ifjn  audj  nid)t 
berühren,  bamit  mir  nidjt  etma  fterben/  S)te 
Solange  aber  fprad)  311m  Söeibe:  „ßeineSmegS 
merbct   ifyr   fterben!    $Denn   ©ott   meiß,   baf),   an 


108  (Srfter  ©loubcnSartifel. 

metdjem  Sage  tljr  babon  effet,  eure  Stugen  fid) 
auftfjutt  unb  tljr  tute  ©ötter  werbet,  erfennenb 
©ute§  unb  SöfeS/  2)a  faf)  ba§  Söeib,  ba$  ber 
Saum  gut  für  ba§  ©ffen  unb  fdjön  für  bie  2lu* 
gen,  unb  baf}  e§  eine  ßuft  fei,  ifjn  an^ufdjauen, 
unb  naljm  bon  feiner  ftrudjt  unb  afc  unb  gab 
iljrem  Spanne,  ber  aud)  a^  (I.  3Jlof.  3, 1—6.) 

2)  ©o  mar  ba§  Verbot  übertreten,  unb  bie  böfe 
ßuft  Ijatte  über  bie  Siebe  unb  bie  ®f)rfurd)t  bor 
©ott  ben  Sieg  babongetragen*  2)ie  Suft,  bie  ntdjt 
im  bergen  motjnte,  mürbe  burd)  bie  fd)meid)lerifd)eu 
Sßorte  ber  ©dränge  in  ba§  Jperj  hineingetragen, 
unb  aud)  an  2lbam  trat  bie  SSerfudjung  bon  auften 
Ijer,  ©o  mar  bie  ©ünbe  boEbradjt,  unb  ber  au* 
miffenbe,  ^eilige  unb  gerechte  ©ott  muffte  fdjon  mit 
ben  erften  SJtenfdjen  gu  ©erid)te  geljen, 

S)ic  ©träfe  ber  erften  Sftenfdjen  mar  grojs,  meil 
aud)  bie  ©ünbe  gro£  mar. 

£>a§  Verbot  mar  Hat  unb  beutlidj,  unb  bie 
erften  9Jlenfd)en  formten  nic^t  im  3^eifel  fein,  ma§ 
tljnett  berboten  mar.  ©ie  tannten  bie  folgen,  metdje 
ba§  Uebertreten  be§  95erbote§  nad)  fidj  30g;  ber 
^err  t)atte  au§brüdlid)  gefagt:  2$r  merbet  fterben, 
SDa§  Verbot  mar  fo  leicht  3U  galten,  ba  fie  ja 
[yrüdjte  aller  2lrt  im  Ueberflu^  gu  genießen  Ratten. 
®§  mar  alfo  biefe  ©ünbe  Unbanf  gegen  bm  fo 
gütigen  ©ott,  SBtberfetjltdjfeit  gegen  ©ott,  fünbfjaftc 
Neugier,  23ormtJ3,  ©totj,  ber  ©ott  gleid)  fein  moßte. 
Sarum  nennen  bie  ^irdjenböter  biefe  ©ünbe  aud) 
eine  ©ünbe  bon  unermefjtidjer  ©rö^e,  unb  biefem 


3d)  glaube  an  ©ott  ben  Sater,  ben  attmädrttgen  Sdjöpfer  :c.    109 

entfpredjenb   mußte   aucfi  bie  ©träfe  [ein.     S)ieje 
Strafe  beftanb: 

a)  in  bcm  ^inaitögeftoßenwerben  au§  bem  $a* 
rabtefe,  woran  fid)  leibliche  9)}üf)fal  aller  2trt, 
Sdimerjen,  plagen,  $ranff)eiten  unb  enblidj  ber 
2ob  Inüpftc,  ba  ber  2)lenjä)  nidjt  meljr  effen  lonnte 
Dom  Saume  be§  2eben§. 

b)  Sie  ©iinbe  braute  ben  DJIenfdjen  aber  aud) 
um  bie  Ijeiligmadjenbe  ©nabe*  @r  mar  nidjt 
mef)r  ber  ©egenftanb  be§  göttlichen  2Bof)lgefat(en3, 
jonbern  ber  3orn  ©otte§  lafteteje|t  auf  if)tn.  Unb  er 
fjatte  fid)  burdj  bte  ©ünbe  bem  Teufel  überant* 
mottet,  bem  er  geglaubt  Ijatte,  unb  war  baburef) 
ein  £inb  ber  üBerbammntS  geworben. 

c)  5)urd)  ben  Söerluft  ber  Ijeiügmadjenben  ©nabe 
würbe  aud)  ba§  Sbenbitb  ©otte§  im  DJknfäjen 
entftelti  2lbam  unb  ®oa  öerloren  bie  flare  ®r* 
fenntnis.  ®§  würbe  ifyr  üöerftanb  gefd)Wäd)t,  ifjr 
SBiffe  würbe  jum  SBöfen  geneigt;  bie  böfe  ßuft 
fjatte  in  iljrem  bergen  $Iat}  gegriffen  unb  fyerrjdjte 
in  iljnen,  ©o  waren  fie  otjne  Jpilfe  unfähig,  feiig 
gu  werben. 

3)  Sie  folgen  ber  ©ünbe  blieben  nidjt  allein 
bei  21bam,  fie  gingen  audj  auf  ade  föinber  unb 
ßinbesfinber  unb  auf  alte  feine  -iftadjfommen  über. 
2Ba§  21bam  felbft  nid^t  mel)r  befaß,  ba§  lonnte 
er  aud)  nidjt  auf  feine  Dladjlommen  »ererben,  me§- 
Ijalb  bie  Ijeiligmadjenbe  ©nabe  auf  biefe  nidjt  über* 
geljen  lonnte.  Sagegen  ging  ber  Iranlfjafte  guftanb 
ber  Seele  5tbam§   auf   alte   DJienfdjen   über,    wie 


110  grfter  ©kubenSartiM. 

eine  ©rbfranf()eit  fid)  fortpflanzt  ®er  SJlenfd) 
bringt  biefe  Urjünbe  an  Seib  nnb  ©eete  mit  fid) 
auf  bie  SQöelt  nnb  ift  beS^aXb,  wie  ^aulu§  fagt, 
t)on  ^atur  ein  £inb  be§  3orne§.  (@Mef.2,3.)  $n 
feinem  Innern  Ijerrfdjt  bie  Böfe  Suft;  ber  2öiüc 
geJjordjt  nur  ungerne  bem  göttlichen  ©efe|e;  bie 
Seibenjdjaften  üerbunfeln  bie  flarc  ©rfenntni§  alfo, 
ba£  ber  ■  3Jlenfd^  ba§  23öfe  bielfadj  für  gut  Ijält 
unb  fein  £>anbeln  nad)  feiner  fünb^aften  Segierbe 
einrtdjtet, 

-  4)  S)ie  entarteten  $inber  3lbam§  mud)fen  fyeran 
3U  einem  gottlofen  ©efd)Ied)te.  S)a§  Slnbenfen  an 
bie  ©nabe  ©otte§,  bie  fid}  an  ben  ©tammeltern 
be§  menfd)tidjen  ©efd)led)te§  geoffenbart  fjatte,  ging 
berloren,  bie  böfe  ßuft  unb  bie  müben  93egierben 
nahmen  überl)anb*  ©djon  $ain,  2lbam§  ©oljn, 
mürbe  jjum  SJlörber  an  feinem  S3ruber,  2tn  bie 
©teile  ber  ©rfenntni§  unb  $erel)rung  be§  ©inen, 
magren  ©otte§  trat  ein  fdjauerlidjer  ©ötjenbtenft. 
S)ie  Wenfdien  beredten  fid)  mit  allen  Saftern,  unb 
felbft  bie  ©trafgeridjte  ©otte§,  meldje  über  bie 
9ttenfd)en  gut  gtit  ?loe§  unb  über  ©oboma  unb 
©omorrfja  famen,  bermodjten  fie  nidjt  gur  S3e* 
finnung  31t  bringen* 

5)  23on  biefer  atigemeinen  23erberbtl)eit  mürbe 
burd)  befonbere  ©nabe  unb  $ürforge  ©otte§  jene 
©ine  ausgenommen,  metdje  ber  £>err  au§ermäl)lte, 
bafj  toon  i£)r  berjenige  geboren  merbe,  ber  bie  Roh 
gen  ber  ©ünbe  mieber  aufgeben  unb  bie  S^üre  be§ 
iparabiefeS  un§  mieber  öffnen  foüte,     £)a§  äöeib, 


Scf)  glaube  an  ©ott  ben  SSater,  ben  allmädjtigen  ©djöpfer  ic.    111 

roeldjeS  ber  ©Stange  ben  «Kopf  vertreten  fottter 
burfte  nid^t  unter  ber  ©emalt  be§  £eufel§  fein, 
fonft  fjätte  e§  ja  bm  $opf  be§  2eufel§  nicf)t  ger* 
treten,  b.  fj-  bie  9Jtad)t  be§  £eufel§  nxdjt  breiten 
fönnen.  Sftarxa,  bie  Jungfrau  unb  ©d)langentreterin, 
burfte  nt(i)t  ber  Erbfünbe  unterliegen,  anfonft  ^ätte 
ber,  öor  bem  bie  Rummel  nid^t  rein  finb,  nxdjt 
Ijerabfteigen  lönncn  in  üjren  ©cfyof^  ©er  Söoben, 
au§  weldjem  bie  SBurget  $effe§  fyertiorfproffen  fotlte, 
burfte  nxd)t  im  23efi|e  be§  ©rbfeinbeS  be§  menfä^ 
liefen  ©efdjIedjteS  fein.  Qu  allen  3extetx  ift  in  ber 
fatljolifdjen  $irc£)e  geglaubt  ttorben,  baf}  Sftaria, 
bie  ©ottesmutter,  nxd)t  toie  $eremxa§  unb  $o* 
fyanneS  ber  Säufer  im  9Jlutterleibe  geheiligt  tt)or* 
ben  fei,  fonbern  baf}  in  bemfelben  51ugenbticfe,  in 
bem  il)re  ©eele  mit  bem  Seibe  fiel)  bereinigte,  ber 
Ijeilige  ©eift  fie  heiligte,  alfo  baf}  e§  feinen  21u* 
genbücf  gab,  in  meinem  DJIaria  ber  ©rbfünbe 
unterlag.  Obtooljl  biefe  unbefteefte  Empfängnis  lein 
©laubenSfatj  mar,  fo  ge^t  bodj  ber  allgemeine 
©laube  ber  &ird)e  barau§  Ijertoor,  baf;  nicfjt  nur 
ber  fyl.  2tuguftinuS  5Dlaria  üon  ber  ©ünbljaftigleit 
aller  SDtenfcfyen  ausnimmt  unb  biefelbe  in  jeber 
Öinfiäjt  für  fünbenfrei  erllärt,  fonbern  baJ3  in  ber 
morgenlänbifd)en  «Kirche,  tt)elct)e  bodj  bie  älteften 
©lauben^eugniffe  bettmfyrt,  fc£)on  im  fünften  $afyr* 
fyunbert  ba§  fyeft  SJtarxä  Empfängnis  gefeiert  »mrbe. 
^apft  ©ij;tu§  IV.  öerurteilte  (1476)  bie  ent* 
gegengefetjte  Scfjre  auSbrücflxdj,  unb  ber  ^irdjenrat 
öon   Orient   erflärte,    bafj   er   unter   ber  Se^re 


112  grfter  @Iau6en§artifeI. 

Don  ber  ©rbfünbe  bie  Ijeitige  Jungfrau  ™cl)t  ™r 
begriffen  ttriffen  motte,  ©nblid)  erflärte  5ßa:pft 
$iuS  IX.  auf  bie  Sitte  Dieter  Sifdjöfe  be§  ©rb* 
f reife§f  unb  nadjbem  alle  Jöifdjöfe  be§  ©rbfreifeS 
berietet  Ratten,  bafj  in  iljren  SDiöcefen  nidjt§  an* 
bereS  geglaubt  werbe,  am  8.  ©egember  1854  in 
feierlicher  SSerfammlung  ber  ^arbinäte  unb  in  ©e* 
gentoart  bon  meljr  als  200  23ifc£)öfen: 

„2ßir  erflären,  berfünben  unb  fieftim* 
men,  bafj  bie  ßelfyre,  meldte  feftljält,  bie 
atlerfeligfte  Jungfrau  Sttaria  fei  bom  er* 
ften  Slugenblicfe  i^rer  Empfängnis  an  burd) 
befonbere  ©nabe  unb^ribilegium  beS  all* 
mää)tigen  ©otteS,  mit  ^RücJf t d^t  auf  bie 
SSerbienfte  $efu  ©Ijrifti,  beS  ^eilanbeS  ber 
2B elt f  bon  aller  SJlafel  ber@rbfünbe  frei 
unb  bewahrt  geblieben,  eine  bon  ©ott  ge* 
offenbarte  fei  unb  beStjalb  bon  allen  (£l)rift* 
gläubigen  feft  unb  ftanbljaft  geglaubt  mer* 
ben  muffe.'' 

a)  2ßte  ttrir  gefeiert,  ba$  felbft  bie  borneljmften  ©e= 
fdjö^fe,  bie  ©ngel,  bie  eine  foljolje  ©rfenntnis  ©otte§  Ratten, 
fünbigen  fonnten  unb  gefünbigt  Ijaben,  fo  feiert  ttnr  jeljt 
ttrieber  an  bem  $alle  ber  SJlenfcfyen,  ba£  nodj  fo  biete 
©etfteggaben  ben  2Jlenfd)en  ntdjt  bor  ber  ©ünbe  betoafjren. 
SDa§  ift  eine  Sßarnung  für  un§,  ba£  toir  nicfyt  auf  unfere 
ßraft  bertrauen,  fonbern  baf}  nrir  toadjfam  fein  unb  alle 
(Gelegenheiten  meiben  foften,  bie  un§  jur  ©ünbe  führen 
fönnten.  Söäre  ©ba  ntdjt  fürttn|ig  ^um  29aume  ber  ©r= 
fenntnis  Eingetreten,  Tratte  fie  fidt)  mit  ber  ©Klange  nidEjt 


3$  glaube  au  (Sott  beu  SBater,  beu  aHmädjttgen  Schöpfer  :c.    113 

in  ein  ©efprüd)  eingeladen,  fo  tocirc  fie  ntd^t  in  bie  25ex= 
fudjung  geraten.    §üte  bid)  fcor  böfer  ©elegenljeit! 

„SB  er  bie  ©efafjr  liebt,  totrb  bar  in  um  = 
fommen."    (Sir.  3,  27.) 

b)  ©ott  ftraft  gered)t.  ©r  [traft  ttidjt  fdjtoerer,  afö 
ber  9ftenfd)  e§  tierbient.  ©rfenne  behalt),  o  3Dlenfd),  toao 
bie  Sünbe  für  ein  fd^redflid^eS  Uebel  ift.  Sie  Sünbe  Ijat 
bie  ©ngel  au§  i^rer  Seligfeit  geftürjt,  btn  SJtenjdjen  an§ 
beut  ^Jarabiejc  getrieben,  9iot  unb  Sammer,  «ßranffjett 
unb  £ob  über  ba§  ganje  menfd)(id)e  ©efd)Iedjt  gebraut. 
Sie  toixb  getoift  and)  bidj  in§  Serberben  ftürjen,  toetut 
bu  fie  begebt. 

„Söerfludjt  ftnb,  bie  abtoeidfjen  üon  ©otteS 
©cboten."    ($f.  118,  21.) 

c)  O6toof)l  Slbam  nnb  ©Da  bnrdj  tfjre  Sünbe  fo  nn= 
enblid)e§  Unglüd  über  ba§  5Dtenfd)enge  jd)ted)t  gebraut,  fo 
bürfen  mir  bod)  benfelben  nidjt  jüraen.  2)enn  toir  ftnb 
bnrd)  bie  ©rlöfnng  in  ©fyrifto  nid)t  nnr  toieber  befähigt, 
in  ben  §immel  ju  fommen,  fonbern  alle  Seiben  ftnb  SJMttel 
jn  nnferer  öeilignng.  Unfere  Stammeltern  aber  büßten 
aufrichtig  tftrc  Sünben  in  ei::em  langen  Seben,  nnb  e§ 
ift  eine  anf  bie  ^eilige  Schrift  fid)  ftütjenbe  Uebertiefernng, 
baft  fie  nm  ifjrer  23nfte  tottten  toieber  ©nabe  gefnnben 
in  ben  Sittgen  ©otteS. 

„Sie  2öeiöf)eit  Ijat  ben  Betoaljrt,  ber  jucrfi 
Don©ottänm35aterbe§©rbfreifeögemad)tlx)or= 
ben,  ba  er  allein  gefdjaffen  toar.  Sie  30g  and) 
ifpt  axtö  feiner  Sünbe  IjerauS."    (SBeiäfj.  10,  1.  2.) 


^t*^- 


3u)ö(f  ©faubenSartifel. 


Zweiter  (BlaubeneartifceL 

lünb  an  3fe{um  QtyriJIunt,  felnm  nn&zboxnm  ^oljn, 
unfern  IfSBrrn. 


§  11.   ^te  ^cr^et|ttitg  be*  frfl>fet$* 

ßäFisfögunsrn. 

Obwohl  bie  ©ünbe  ber  erften  SJlenfdjen  nad) 
bem  21u§fprud)e  ber  Äirdjenböter  eine  gar  grofee 
war,  fo  wollte  bod)  (Sott,  ber  §err,  über  biefelben 
feine  fo  Ijatte  ©träfe  »errängen,  wie  über  bie 
(Snget,  bie  (Sr  in  ben  Slbgrnnb  ber  JQölle  fünfte. 
S)te  ©ngel  waren  felbft  bie  Urheber  üjrer  &ünbt, 
bie  3Jtenfdjen  aber  würben  burd)  ben  Seufel  ber* 
flirrt.  3ubem  waren  üjre  23erftanbe§frafte  nnb  i£)re 
©otte§erfenntni§  nidjt  fo  grofe  tote  bie  ber  ©ngel. 
@o  liefe  benn  (Sott  neben  feiner  ©eredjtigfeit  andj 
feine  23armt)er3ig!eit  walten,  nnb  ©r  beriefe  ben* 
felben  einen  ©rlöfer.  ©iefer  ©rlöfer  fottte  ben 
Ijimmlifdjen  23ater  baburd)  berföljnen,  bafe  (Sr  für 
bie  ©ünben  ber  9Jlenf$en  ©enugtfyuung  leiftete 
nnb  in  iljnen  ben  Stanb  ber  Unfdfjulb  wieber  l)er* 
ftellte,  au§  bem  ber  üJJlenfdj  herausgefallen  war. 

1)  £)ie  ©ered)tigfeit  ©otte§  »erlangte  eine  ©e* 
nugtl)uung,  aber  biefe  lonnte  fein  DJlenfcl)  geben. 
£)enn  bie  ©enugtljuung,  bie  ein  9Tcenfd)  leiften 
fönnte,  fönte  ber  unermeßlichen  @d)itlb  nitfjt  gleicfy. 
©elbft  Sftaria,  bie  gebenebeite  ©otteSmntter,  |ätte 
biefe  ©enugtfyuung  nic£)t  leiften  fönnen,  weil  fie, 
Wenn  and)  ba§  bollfommenfte,  boä)  nnr  ein  enb< 


Unb  an  3efum  ßfjrifhtm,  feinen  etngeftovnen  Sot>n,  :c.     115 

üd)e§  ©ejdjöpf  war.  S5arum  ftieg  her  ©oljn 
©otte§  felbft  bötn  §immet  fjerab,  um  un§  31t  erlöfen. 

„Stile  werben  wir  gerechtfertigt  of)ne 
Üöerbienft  burdi  feine  ©nahe,  bitxdj  bie 
©rtöfung,  bie  in  Sefu  S^rtfto  ift,  weisen 
©ott  bargeftellt  f)at  al§  ©ülfynopfer  burdj) 
ben  ©tauben  in  feinem  Sölute,  um  feine 
©erectjtigf  eit  31t  erweifen  wegen  be§  @r* 
lafjeS  her  bort)ergef(£)et)enen  $erfünbigung." 
(Ottm.  3,  24.  25.) 

2)  ®er  geregte  ©ott,  ber  aber  audj  überreid] 
ift  an  ©rbarmung,  öerwie§  bie  erften  9Jienfdjen 
nicfyt  bon  feinem  2tngefid)te,  otjne  ifjnen  einen  Sroft 
mitzugeben,  ©r  geigte  iljnen  in  ber  £yerne  ben  @r* 
löfer.  2)ie§  ift  fä)on  enthalten  in  ben  Söorten, 
bie  ber  Jgerr  gur  ©Klange  fpradj: 

,,3ä)  will  ^einbfdjaft  fetjen  gwifd)en  bir  unb 
bem  Söetbe  unb  gwifcben  beinern  ©amen  unb  itjrem 
Samen:  fie  wirb  beinen  ßopf  gertreten,  unb 
bu  wirft  itjrer  y^tfe  nadjftellen/  (L 3)bf.  3, 15.) 

Sie  91aä)fommenfä)aft  beS  3ßeibe§  aber  ift  ber 
au§  Sftaria  geborne  §eitanb.  ©ie,  b.  I).  9Jiarta, 
fjat  bem  Teufel  ben  kop\  gertreten  unb  it)m  bie 
©ewalt  über  bie  SJienfdjen  genommen.  5)er  Seufel 
fjat  ifyrer  ^crfe  gwar  nadjgeftettt  unb  itjr  wtfäg* 
Iid)eö  Öcib  bereitet,  aber  er  bermodjte  nichts  über 
fie,  unb  au§  bem  Reiben  ging  bie  ßrlöfung  be§ 
9Jtenfd)engef$tect)te3  Ijerbor.  Sie  SBorte,  bie  ©ott 
jur  Solange  fpradj,  finb  bie  erfte  meffianifdje 
siBei§f agung,  ba§  erfte  ßbangetium. 


116  gweiter  ©Icmben^arttW, 

Siefe  Serfyeiftung  fjat  ©ott  mehrmals  erneuert, 
befonberS  bem  Stbraljam,  bem  ©r  öerfprad): 
„3n  beinern  ©amen  follen  gefegnet  wer- 
ben alte  S5ö(!er  ber  @rbe/  (I.  9Kof.  22, 18.) 
Siefe  SSerljeifjung  pflanzte  fidj  öon  3lbral)am  auf 
beffen  sJlad)f  olger  fort,  unb,  3  af  ob  nrie§  auf  bem 
Sterbebette  auf  ben  9fteffia§  f)in  unb  bezeichnete 
bie  Seit  feiner  Stnfunft:  „©§  toirb  ba§  ©cepter 
ntdjt  öon  3uba  weidjen,  ber  Jgeerfürft  nicfyt 
öon  feinen  ßenben,  bi§  ber  fommt,  fo  ge- 
fanbt  toerben  foll,  auf  ben  bie  Söller 
Darren/  (I.  3ttof.  49,  10.) 

3)  ®amit  aber  ba§  Slnbenlen  an  bie  $er* 
Ijeifjung  ni^t  au§  bem  ©ebäd)tni§  ber  SJtenfdjeu 
öerfdjttrinbe,  ermedte  ©ott  5|3ro:pf)eten,  bie,  öom 
^eiligen  ©eifte  erleuchtet,  bie  $uben  ftetS  auf  ben 
!ommenben  ©rlöfer  ijtntmefen  unb  öorauSfagten, 
toa§  mehrere  !yal)rl)unberte  fpäter  an  3$w  in  ®r* 
füüung  gelten  fottte,  fo  bafj  ber  Sgeilanb  gu  ben 
^uben  fagen  fonnte: 

„Sfyx  forfdjet  in  ber  ©djrtft.  ©ieifte§, 
bie  öon  3Jltr  £eugni§  giebi"  (3M&.  5,  39.) 

S)ie  2M§fagungen  ber  ^ropfyeten  fottten  aud) 
bagu  bienen,  bie  Hoffnung  auf  ben  !ommenben  ©r* 
löfer  lebenbig  gu  erhalten,  bie  ©efynfucfyt  naä)  $l)m 
in  toecfen,  unb  namentlich  bm  ^eilanb  al§  Sröfter 
unb  fetter  erf feinen  gu  laffen.  £)en  Snfjatt  ber 
^ropljegeiungen  bitbentlmftänbe  feiner  ©eburt,  feines 
ßeben§,  feines  ßeiben§  unb  feiner  $erl)errlid)ung. 
£)ie  öorneljmften  SBetSfagungen  öerfünben: 


llnb  im  Sefum  6f)ri(tum,  feinen  etrtgebornen  e>of)n,  :c.     117 

a)  Ser  9Reffia§  ift  ©ott: 

„Saget  ben  kleinmütigen:  ©eib  getroft  unb 
fütdjtet  eud)  nidjt.  —  ©ott  jetber  !ommt  unb  er^ 
löfet  eutf)/  (3f.  35,  4.) 

b)  ®r  flammt  bon  Stbraljam  ah,  unb 
gmar  au§  ber  fyamtlic  £)abib§: 

„$n  beinern  Samen  f  ollen  gesegnet  werben  alle 
Sollet  ber  @rbe."  (I.  3Hof.  12,  3.) 

c)  ßr  wirb  geboren  werben  au§  einer 
Jungfrau: 

„Siefye,  bie  Jungfrau  wirb  empfangen  unb 
einen  ©oljn  gebären,  unb  feinen  tarnen  wirb  man 
Immanuel  (©ott  ift  mit  un§)  nennen/' 

(3T-  7,  14.) 

d)  ©r  wirb  geboren  werben  in  JBetf)* 
feiern: 

„5lber  bu,  23etf)tebem  ©pfyrata,  gwar  Hein 
unter  ben  Saufenben  3>uba§,  au§  bir  wirb  9tttr 
Verborgenen  ber  Jperrfdjer  in  Israel,  beffen  2lu§* 
gang  bon  Anbeginn  tft,  bon  ©wigfeit  Ijer." 

(2Jti<$.  5,  2.) 

e)  Sie  3ett  feiner  ©eburt: 

^n  ben  Saljrroodjen  £)aniel§-  OBergteidje  ®a* 
nie!  9,  24—27.) 

f)  ®r  wirb  einen  Vorläufer  Ijaben. 
„Siegel  3$  fenbe  meinen  ©ngel,  bafj  er  ben 

2öeg  bereite  bor  9Jtir  fjer,  unb  at§batb  wirb  ^u 
feinem  Tempel  fommen  ber  iperrjdjer,  bm  ifjr 
fudjet."    (3M.  3,  1.) 

g)  ßr  wirb  ein  Sröfter  fein* 


118  Sroeiler  ©Ictuben^artifet. 

„S)er  ©eift  be§  £>errn  tft  über  9Jltr,  benn  ber 
Jperr  Ijat  Wiü)  gefalbet;  um  31t  prebigen  ben  ©anft* 
mutigen,  fanbte  ©r  9Jiidj,  um  31t  fetten,  bie  ger^ 
fnirfdjten  JgergenS  ftnb,  um  gu  berfünbigen  ben 
©efangenen  ©rlöfung  unb  btn  SSerfdjloffenen  ©r* 
Öffnung ;  um  3U  tierfünben  ba§  3tat)r  ber  33er* 
föf)nung  tiom  |)errn  unb  ben  Sag  ber  Sftadje  öon 
unferm  ©ott,  um  gu  tröften  alle  ^Betrübten." 

(3f.  61,  l.  2.) 

h)  ©r  wirb  Sßunber  Wtrfen: 

„Sann  öffnen  fidj  ber  SBltnben  2tugen,  unb 
ber  Sauben  Otiten  tljun  fidj  auf;  bann  fpringet 
wie  ein  §irfd)  ber  Sahnte,  unb  bie  Sunge  ber 
Stummen  löfet  ft<$."  (3f.  35,  5.  6.) 

i)  ©r  wirb  feierlich  in  ^eruf alem  ein* 
gießen: 

„$reue  btdt)  bod),  bu  Softer  ©ion§,  juble,  bu 
Softer  3erufalem§!  ©iefye,  bein  $öntg  fomtnt 
3U  bir,  gerecht  unb  al§  §eilanb;  ©r  tft  arm  unb 
reitet  auf  einer  ©fetin,  auf  bem  jungen  Bütten 
einer  ©fetin. "  (3ad&.  9,  9.) 

k)  SDie  ©otttofen  werben  beratfd)tagen, 
wie  fie  31jn  fangen  fönnen: 

„Saffet  un§  ben  ©eredjten  hintergehen;  benn  ®r 
ift  uns  unnü|  unb  wiberfpriäjt  unfern  SBerfen." 
(2BeiS$.  2,  12.) 

1)  ©r  wirb  um  b reif} ig  ©ilbertinge  ber* 
lauft  werben: 

„®a  wogen  fie  meinen  Soljn  bar,  bretfetg 
©ilberftnge.'M3a*.  11,  12.) 


Unb  an  ^ejum  EJjriftum,  feinen  eutgebornett  Sofyt,  :c.     119 

m)  ©r  tütrb  gefreu^igt  werben: 

„Sie  Ijaben  meine  §änbe  unb  ^ü^e  burdj* 
bof)rt,  all  meine  ©ebeine  ge^lt,  sDlitf)  angebaut 
unb  betrautet,  meine  bleibet  unter  fidj  berteilt 
unb  ba§  £o§  getuorfen  über  mein  ©ewanb/ 

ß$f.  21,  17—19.) 

n)  ©r  wirb  mit  ©fftg  unb  ©alle  ge* 
tränft  werben: 

„Sie  geben  9JUr  gur  Speife  ©alle,  unb  in 
meinem  Surft  tranken  fie  sJftiü)  mit  ©ff  ig." 

(5ßf.  68,  22.) 

o)  23ei  feinem  Sobe  wirb  bie  Sonne 
tierftnfiert: 

„3tn  jenem  Sage,  fpxtd^t  ©ott,  ber  £>err,  wirb 
bie  Sonne  untergeben  am  DJiittag,  unb  am  fetten 
Sage  laß  3$  fiuftet  Derben  ba§  Sanb."  (2lmo3  8,9.) 

p)  ©er  9Jteffia§  wirb  Dorn  Sobe  auf- 
crfte^en: 

„®u  wirft  meine  Seele  nidjt  in  ber  §ölle 
laffen  unb  beinern  ^eiligen  nidjt  ju  fe^en  geben 
bie  SBertoefung."   (5ßf.  15,  16.) 

q)  @r  wirb  in  ben  Jpimmel  auffahren: 

„£)u  fafjreft  tu  bie  §öf)y,  nimmft  bie  ©efan* 
genfcfyaft  gefangen,  ntmmft  bie  ©efdjenfe  311  2)ir 
für  bie  931enfcf)en,  and)  für  bie  Ungläubigen,  ba£ 
fie  wohnen  bei  ©ott,  bem  ipertn/   ($f.  67,  19.) 

r)  Anbetung  unb  §errfdj)aft  nacb  bem 
Sobe: 

„2In  biefem  Sage  wirb  bie  SBurjcI  3effe§ 
gum  panier  für  bie  fQölhx  fielen.    5)ie  Nationen 


120  .    3rae^er  ©IcwbertSartilel. 

werben  gu  3$)m  beten,  unb  fein  ©rab  wirb  Ijerp 
tiä)  fein."    (3f.it,  10.) 

J^rrfönlirtje  Barbiittn*  Etjrifti. 

2Bir  finben  im  Stilen  Sefiament  14  33orbilber 
©fyrifti.    3)ie  ^auptfäd^ltd^ften  finb: 

2Ibam  war  ein  Sßorbitb  $efu  (£f)rifti.  ©r  ift 
ber  letbltdje  Stammtiater  aller  Sftenfä)en,  ©l)rifiu§ 
ber  geiftige  ©tammtmter  aller  ©laubigen. 

„  ©leidjttrie  burcfy  ben  Ungeljorfam  be§  ©inen 
2Jienfdjen  bie  fielen  gu  ©ünbern  geworben  finb, 
fo  Werben  and)  burdj  ben  ©efyorfam  be§  ©inen 
bie  fielen  ju  ©ered)ten  gemalt."  (fööm.  5,  19.) 

31  bei,  ber  geregte  £>irte,  welker  üon  feinem 
SBruber  beneibet  nnb  getötet  wirb,  nnb  beffen  SBlut 
jjum  Fimmel  fdjrett,  ift  baö  3  weite  Sorbilb  be§ 
tum  feinen  23rübern,  bm  Ssuben,  au§  üMb  getö- 
teten ©l)riftu§,  beffen  231ut  aber  nm  SarmJjergigfeit 
gum  Fimmel  ruft. 

31  o  e,  ber  einzige  ©ered)te,  ber  bie  2trd)e  baute, 
feinen  SJUtmenfdjen  Su&e  prebigte  unb  ein  ©ott 
mo^lgefäüigeö  Dpfer  baxbradjte,  ift  ba§  brüte 
33orbilb  be§  §eilanbe§,  ber  allein  ber  ©eredjte  au§ 
fid)  felbft  ift,  bie  ßirdje  geftiftet,  SSu^e  geprebigt 
unb  ba§  Opfer  ber  23erföl)nung  bargebradjt  Ijat. 
3Jlit  S^nt  fd&lofe  ©ott  ben  tJrtebetiSbutib  für  ba§ 
gange  menfd)lid)e  ©efdjledjt. 

S)a§  öierte  35orbilb  ©fyrifti  ift  ber  föniglidje 
^ßriefter  SJteldjtfebedj,  melier  bem  müben  SIbra* 
§am   unb   feinen   ^nedjten  gur   ©rquicfung   25rot 


Unb  au  Sefum  (Sf)rijhtm,  feinen  eingebornen  ©otjn,  :c.     121 

imb  3Bein  opferte  unb  nad)  bottbradjitem  Opfer 
biefetben  fegnete.  ©o  opfert  (£f)rtftü§  im  fettigen 
Meßopfer  fid)  felbft  unblutiger  Sßetfc  unb  fpenbet 
burdj  bie  §anb  be§  ^}riefter§  feinen  ©egen. 

©er  ^}atriarcf)  Sfaaf  ift  ba§  fünfte  23orbitb 
Sfjrifti.  2öie  2sjaaf,  ber  einzige  ©oI)n  3lbra£)am§, 
feinem  23ater  gel^orfam,  fein  öeben  Eingeben  wollte, 
unb  ba§  JQ0I3,  auf  bem  er  gefdjladjtet  werben 
fottte,  felbft  ben  23erg  hinauf  trug,  alfo  opferte 
fiel)  ber  §eilanb  au§  ©eljorfam  gegen  feinen  Ijtmm* 
Itfdjen  Sßater  unb  trug  ba§  ^reu^olä  felbft  ben 
$aloarienberg  hinauf*  „®r  würbe  geopfert,  weil 
©r  felbft  wollte;  wie  ein  öamm  warb  ©r  gur 
©d)la^ltbanf  geführt  unb  tljat  feinen  3Jlunb  ntc^t 
auf."  (3f.  53,  7.) 

©in  gar  fd)öne§  23orbilb  (£l)rifti  ift  ba§  fedjfte, 
ber  ägt)ptifä)e  ^ofep^.  2öie  biefer  öon  feinen 
Srübern  beneibet,  mipanbelt,  berfauft  unb  ben 
Reiben  überliefert  würbe,  fo  audj  3eju§.  Unb  wie 
^ofepfj  gottergeben  unb  gebulbig  litt  unb  einem 
Mitgefangenen  bie  ©träfe,  bem  anbern  bie  33er* 
jeüjung  berfünbete,  fo  litt  (£l)riftu§  gwtfdjen  jwet 
9JUffetf)ätern,  bort  benen  ©r  bem  einen  bie  Stuf= 
natjme  in  ba§  ^}arabte§  berfpracl)-  Unb  wie  Sofept), 
auö  bem  ©efängntffe  befreit,  jum  £)errn  über  ba§ 
gange  Sanb  erhoben  wirb,  unb  weil  er  bie  2Iegt)pter 
Dom  Jgungertobe  rettete,  bm  tarnen  ^eilanb  ber 
SQBelt  erhielt  (I.  2Jlof.  41,  45.),  fo  ging  (SfjriftuS 
au§  bem  ©efängntffe  be§  ©rabe§  heraus  unb  ift 
baburet)  wa^aftig  ber  JQetlanb  be§  SBelt  geworben. 


122  3weiter  ©laubensartifel. 

£)aS  fte beute  SBorfiitb   ffijttfti  ift  9JI o f e § f 

ber  fdjon  al§  neugeborenes  $tnb  toon  einem  gott* 
lofen  Könige  gum  Sobe  beftimmt  War,  tote  SfyriftuS 
öon  §erobe§  »erfolgt  würbe.  9Jiofe§  berlief}  ben 
JQof  beS  Königs,  um  feinen  bebrangten  23rübern 
3U  §üfe  gu  fommen  —  (SfjriftuS  »erlief;  um  un* 
fertwillen  bie  §errlic^!eit  feines  Ijtmmlifdjett  23aterS. 
9Jlofe§  bereitete  fic£)  in  ber  SBüfte  auf  feinen  23eruf 
»or  —  (£f)riftuS  30g  fid)  bor  feinem  öffentlichen 
Sluftreten  in  bie  SBüfte  gurüd.  9JlofeS  bewies  burd) 
Söunber  feine  göttltdje  8enbung  —  SljriftuS  be* 
funbete  burd)  SBunber,  baf}  ©r  ber  eingeborne 
©oljn  ©otteS  fei.  5ftofeS  befreite  baS  iSraelitifdje 
Soll  aus  ber  ßned&tfäaft  2Iegt)pten§  —  (S^riftuS 
befreite  bie  gange  3Jlenfd)f)eit  aus  ber  ßne$tjd)aft 
beS  <5atanS.  SJlofeS  war  bei  ©ott  ber  $ürfpred)er 
feines  SSolfeS  —  (£I)riftuS  ift  ewig  unfer  9JUttler 
unb  $ürfpred)er.  9!JtofeS  war  ber  ©efetjgeber  — 
^riftuS  ift  ber  33ollenber  beS  ©efe|eS. 

S)as  adjte  23orbilb  beS  £>eilanbeS  tft  £)abib. 
35iefer  würbe  geboren  ju  23ett)lel)em,  führte  ein 
Verborgenes  ^ugenblebett,  befiegte  ben  ©oliatl)  mit 
einer  unfdjeinbaren  SBaffe,  wie  ©(jriftuS  mit  bem 
^reuge  bie  ©ünbe  unb  ben  Teufel  befiegte.  3)a»ib 
würbe  tierfolgt  öon  benen,  welken  er  ©uteS  ge* 
tfyan;  er  mufjte  in  bitterer  SBetrübniS  über  ben 
23ad)  Hebron  geljen,  nur  öon  wenigen  ©etreueu 
begleitet.  216er  er  lehrte  fiegreid)  uad)  ^erufatem 
3urüd  unb  triumphierte  über  alle  feine  $einbe< 
©r  war  ©efe|geber  unb  ßönig. 


Hub  an  Sefuiu  6£)riftum,  feinen  eingefcorrien  Soljn,  :c.     123 

£)a§  neunte  53orbilb  (Sfjrtfti  i(t  ©alomon. 
2Bie  ©alomon  au§  ftarfen,  wof)lgefügten  Ouaber* 
ftetnen  ben  Sempet  gebaut  tjat,  fo  f)at  (£l)riftu§ 
auf  bem  Seijen  Sßetri  unb  auf  bem  Qambamente 
ber  Slpoftet  ben  geiftigen  Sempet  ber  ßtrdje  er* 
rietet  unb  biefer  eine  woljlgeorbnete,  bie  ©in^ctt 
ficfyernbe  23erfaffung  gegeben.  3u  ©alomon  fam 
bie  Königin  öon  ©aba,  um  iljm  ©efdjenfc  31t  über* 
reichen  unb  t£)re  (Sljrfurdjt  3U  bezeugen;  §u  ©f)riftu§ 
famen  bie  brei  Könige  au§  bem  SJiorgenlanbe,  um 
$t)n  angubeten  unb  $fym  foftbare  ©aben  31t  opfern, 
©alomon  Ijerrjdjte  auf  feinem  pratf)tüol(en,  Ijofjen 
S^rone  unb  in  großer  jQerrltdjfett  über  biete  SSötfer, 
GfyriftuS  ift  erpljt  auf  bem  ^immet§tt)rone  gur 
D^editen  be§  53ater§  unb  t)errfd£)t  in  göttlicher  2Jlaje* 
ftät  über  bie  33öl!er  ber  ©rbe  unb  über  bie  Jpeer* 
fdjaren  be§  §immet§. 

Söeitere  SSorbitber  finb :  @Ita§,  ^ofue,  ©ebeon, 
©amfon  unb  3ona§* 

ßadjlidjf  Borbüüpr  lEljrifti. 

Stufjer  biefen  14  perf  önttäjen  SSorBtlbern 
Sljrifti  finben  wir  aud)  nod)  fadjltdje  SSorbitber. 
2)at)in  gehört  tior  allem  ba%  Oft  er  lamm,  tDe!ct)e§ 
iebe§  Safy:  gefdjladjtet  werben  muffte  al§  „Opfer 
be§  33orübergang§  be§  £>errn."  (119)101.12,27.) 
®§  war  ein  ©anfopfer  bafür,  baf;  bie  Israeliten 
tierfdjont  geblieben,  wäpenb  alle  ©rftgeburt  ber 
2legtypter  erfragen  würbe.  £>iefe§  Dftertamm  mu^te 
fehlerlos  fein,  unb  e§  muftte  beffen  Slut  bergoffen 


124  Sroeiter  ©ImtbenSarttfel. 

werben.  ©§  burfte  bemfelben  aud)  lein  Sein  ge* 
brodjen  werben,  unb  tnu^te  btefe§  Dfterlamm  ge* 
geffen  werben*  3um  Stnbenfen  an  biefeS  erfie  Opfer 
be§  DftertamtnS  würbe  bie  alljährliche  ©rueuerung 
be§  DfteropferS  angeorbnet.  60  ift  (SljriftuS  baS 
unbeftedEte  ©otteSlamm,  beffen  S3Iut  bergoffen  werben 
mufjte,  bamit  unfere  ©eele  üom  ewigen  Sobe  ge< 
rettet  würbe.  SDiefes  Opfer  wirb  nnblntiger  äBeije 
int  Zeitigen  SJlefeopfer  taglidj  erneuert  unb  ift  gu< 
gteid)  ©eelenfpeife,  burtf)  weld)e  wir  auf  nnferer 
5ßilgerreife  gum  ewigen  ßeben  geftärlt  werben, 

3u  ben  fadjlidjen  23orbilbern  ßfyrifti  gehört 
audj  no$  jene  eherne  ©dj lange,  bie  SDfofeS  auf 
©otteS  S3efet)t  in  ber  Sßüfte  aufrichtete,  ferner  ber 
f^etS ,    aus  betn  bie  Israeliten  äöaffer  erhielten, 

Barbier  ö?r  tjniigra  Jungfrau* 

2llS  25orbtlb  ber  Zeitigen  Jungfrau  Ijat  in  ber 
$irtf)e  gu  allen  fetten  gegolten  jene  l^elbenmütige 
Subita,  welche  bie  ©tabt  33et£)ulia  aus  ber  ©e* 
watt  beS  JgoIoferneS  errettete.  2ßie  bie  feufdjc  $u* 
öitt)  biefem  Reiben  baS  §aupt  abfcfylug  unb  baburdj 
ifyr  Soll  erlöfte,  fo  fyat  Sttaria,  bie  aUerleufdjefte 
Jungfrau,  burd)  ifjren  göttlichen  ©ofjn  bem  $einbe 
beS  menfdjüdjen  ©efdj)led)teS  ben  $opf  vertreten 
unb  bie  gange  9ftenfd$eit  aus  ber  ©ewatt  beSfelben 
befreit.  SOßie  $ubitf)  als  bie  ©efegnete  bor  allen 
Sßeibern  gepriefen  würbe,  fo  würbe  9ftaria  öom 
©ngel  unb  öon  ©lifabetf)  bie  ©ebenebette  unter 
ben  SBeibern   genannt.     2Bie   !yubitfy  alle  ©fyre 


Unb  an  3efum  ß^riftum,  feinen  eingebornen  Soljn,  :c.     125 

auf  ©ott,  her  fic  ftärfte,  gurücffüfytte,  fo  gab  kartet 
im  „SJlagnififat"  aud)  ©ott  allein  bie  ®I)re,  „ber 
l)erab  fat)  auf  bie  Dliebrigfeit  feiner  931agb."  Qu 
^ubitl)  fpradjen  bie§ol)enpriefterunb  bie2lelteften: 
„S)u  bift  ein  IjeiligeS  Söeib",  9Jtaria  ift  bie 
Ijeiligfte  Jungfrau,  ber  „Spiegel  ber  ©ered)* 
tigfeit",  an  ber  man  alle  Sugenben  berounbern 
fann.  3 u b i t f)  war  ftarf  mutig,  9ftaria  ift  bie 
ftarfmütigfte,  benn  fie  ftanb  unter  bem  ßreuge, 
obgleich  iljre  ©eele  ein  Scfjwert  burdjbrang.  3u 
Subita  fpraäjen  bie  ^riefter:  „S5u  Bift  ber  Ühtljm 
3>erufalem§,  bu  bie  fyreubc  $§raet§,  bu  bie  ®l)re 
unfereS  23olfe§."  SJtaria  ift  ber  Ühifjm  be§  fyimm* 
lifdjen  Sserufalem,  bie  f^reube  aller  2tu§erroät)Iten, 
bie  ßljre  unferer  ^eiligen  ßirdje* 

©in  anbere§  23orbitb  ber  Ijeiligen  Sfungfrau 
ift  bie  Königin  ©ftljer,  welche  ebenfalls  bie  Otet* 
terin  ifjreS  33olfe§  mar, 

Barbütor  öpr  ßirdjf  unö  ü?r  ^filogrtjnmniffr, 

©te  Sirene  9toe§  ift  ba§  JBorbilb  ber  fatljo* 
tijdjen  ßirdje,  in  meldte  aufgenommen  fein  muß, 
wer  bem  allgemeinen  SScrberben  entrinnen  will,  ba§ 
burd)  bie  ©ünbflut  üorgebitbet  ift. 

S)ie  Sefdjneibung  ift  ba§  SSorbilb  ber  l)ei* 
(igen  Saufe.  £)urd)  bie  Söefdjneibung  würbe  ber 
9ftenfd)  ein  ©lieb  be§  Sitten  23unbe§.  ©r  mürbe 
burd)  bieje  Slufnatjme  gur  ^Beobachtung  be§  alt* 
te[tamentlid)en  ©efeijeS  üerpflidjtet,  unb  mar  bie 
SBefäjneibung    ein    unau§löfd)li(^eö    9#erfmal    am 


126  Setter  ©laubenSarrtfel. 

ßeibe.  ©urdj  bie  Saufe  mirb  ber  9ttenfd) "in  bte 
$trd)e  3cfu  ßfjrtftt  aufgenommen  unb  berpflidjtet, 
ba§  ^rtftttdje  ©efeij  311  beobachten,  unb  wirb  ber 
Seele  ein  unau§löfd)tid)e§  9Jler!tnaI  aufgeprägt. 

©in  anbere§  23orbitb  ber  fettigen  Saufe  ift 
ber  '3)urä)gang  burdj  ba§  sJlot e  DJteer. 

£)a§  SDtanna,  wetdjeS  bte  SSäter  in  ber  SQBüfte 
ütergig  ^al^re  lang  a^enf  ift  ein  23orbilb  be§  ah 
ler^eiltgften  21ttar3falramente§.  ©§  lam  täglidj 
Dom  Jgimmel,  mar  füfc  unb  biente  j$ur  D^a^rung 
be§  ßeibe§.  <Die  $ir$e  aber  betet  in  ber  öitanei 
oom  allerfyeiligften  Saframente:  „Sorot  öom  Jpim* 
mel  Ijaft  ®u  üjnen  gegeben,  ba§  alle  Süfjtgleit  in 
ftdj  enthält." 

©in  33orbitb  be§  ^eiligen  ßreu^eS  ift  ba§ 
JQ0I3,  roeldje§  9Jiofe§  bei  2Jtara  in  ba§  SBaffer 
warf,  moburcl)  ba§  bittere  2Baffer,  tt)etcbe§  bie  3&* 
raeliten  ntdjt  trinlen  fonnten,  füfj  unb  genießbar 
mürbe.  So  berfüfjt  ba§  ^reug  (£l)rifti  alle  SBitter* 
leiten  biefe§  ßeben§  unb  läftt  un§  alle  SBiberwär-- 
tigleiten  mit  ©ebulb  au§  Siebe  31t  (£l)riftu§  tragen. 

S)ie  gange  ©otteSbtenftorbmmg  be§  Sitten  23un* 
be§  mar  nur  ba§  33orbilb  be§  bleuen  3Sunbe§.  ®a 
mar  ba§  1) eilige  3elt,  meines  ba§  SSorbitb  be§ 
nodi  Diel  ^eiligem  fatl)oltfdjen  ©otteSfjaufe  im  %a* 
bernalel  zugegen,  3n  ber  S3unbe§labe  maren  auf* 
bemafjrt  SJfcanna,  bie  ©efetjeStafeln,  bie  ber 
•Sperr  bem  9Jtofe§  gab,  unb  ber  immergrüne 
Stab  SlaronS.  $nt  Sabernalel  ift  bie  Speife 
bom  §immel,  ber  ©efetjgeber  unb  ber  emige  £>of)e* 


ilnb  an  ^efum  ßfyrijhtm,  feinen  eingebornen  Sofjn,  2C.     127 

prtefter  felbft.  ®er  Sranbopferaltar  ift  baS 
Ijeilige  $reu3,  auf  bem  SfjriftuS  fiel)  opferte,  ber 
Sdjaubrottifdj  ber  Slttar,  auf  bem  ba§  Ijeüigc 
illeftopfer  bargebradjt  wirb*  2)aS  9iaucl)opfer 
ift  baS  beftänbige  ©ebet  ©fjrifti  imb  fetneu  ©ereilen, 
ber  Seud)ter  ift  baS  ©bange  li  um,  metctjeS  in  ber 
&ird)e  berfünbet  wirb.  $Die  fieben  Sinter  finb 
bie  fieben  ^eiligen  Saframente,  iüelcfje  ba  gefpenbet 
werben;  baS  2öafä)beden  ift  ber  Staufftein,  in 
bem  ber  Säufüng  bon  ber  ©rbfünbe  gereinigt  wirb* 

3)te  blutigen  Opfer,  meldje  bor  bem  $tlk 
unb  fpäter  im  23orfyofe  be§  SempetS  bargebradjt 
mürben,  finb  nid)t§  als  23orbitber  be§  blutigen 
Opfers,  mcldjeS  ^efuS  am  ^reu^e  bargebradjt  l)at, 
bie  unblutigen  Opfer  aber  finb  baS  SBorbilb  beS 
Zeitigen  SfteftopferS,  meines  täglid)  auf  unfern  211* 
tären  bargebract)t  wirb. 

3ur  fyeier  beS  ©otteSbienfteS  mar  ein  eigenes 
^rieftertum  eingefetjt  Sin  ber  Spitje  aller  prtefter 
ftanb  ber  Jpofjepriefter,  wie  ber  ^ßapft  ber  Oberfte 
alter  prtefter  ift.  So  ftef)t  ber  Sifdjof  als  jQofjer* 
priefier  ben  ^rieftern  feiner  3)iöcefe  bor.  3)ie 
s]3riefter  beS  Sitten  SunbeS  mürben  in  ifyren  23er^ 
ridjtungen  öon  ben  ßeüiten  unterftütjt,  mie  im 
Dleuen  Sunbe  bie  SHafonen  an  ber  Seite  ber 
^riefter,  aber  unter  benjelben  fielen. 

Sßie  baS  ©otteStjauS,  baS  ^rieftertum  unb  ber 
©otteSbienft  beS  Sitten  SBunbeS  im  bleuen  ifire  Er- 
füllung fanben,  fo  entfpridit  aud)  baS  ^eftja^r 
ber  fatljolijdjen  &ird)e  jenem  ber  Israeliten. 


128  grodter  ©tauben^ctrtifei. 

§  12.  £te  ^eibettwefi 

9lber  ntdjt  nur  bie  $uben  bereitete  ©ott  auf 
bie  9tnlunft  be§  ©rtöfer§  bor,  fonbern  ©r  offene 
barte  fid)  aud)  auf  mancherlei  Sßeife  ben  Reiben, 
bamtt  audj  unter  ifynen  ber  ©taube  an  einen  ju* 
fünftigen  fetter  unb  Söteber^erfteHer  einer  beffern 
3ett  fid}  erhalte  unb  bie  Jperjen  mit  ©efjnfudjt 
erfülle,  ©ie  Strafgerichte  über  Soboma  unb 
©omorrfya,  2tbamalj  unb  ©eboim  jottte  ben 
Reiben  lieber  ba§  Slnbenlen  an  bie  ©ünbflut  unb 
an  bie  ftrafenbe  ©erecfytigfeit  ©otte§  gurüdrufen, 
£)a§  fdjrecfticJie  ©eridjt,  tt)eld£)e§  über  bie  23eroof)ner 
be§  Sanbe§  Kanaan  erging,  tnufcte  ©inbruef  auf 
bie  umliegenben  SSöller  machen,  bie  bereu  ÜBöSljeit 
lannten  unb  in  ätjnlicßer  Soweit  ber^arrteru  S)iefe 
Setoofyner  be§  SanbeS,  in  ir»eld)e§  bie  ^uben  ein* 
gegen,  mürben  alle,  bom  ßinbe  bi§  gum  ©reife, 
burdj  bie  Schärfe  be§  ©ä)tt)erte§  bertitgt,  jut  ©träfe 
für  ifyre  ©ünben  unb  bamit  bie  Suben  bon  itjnen 
ntdjt  angeftedft  mürben. 

Studfy  gab  e§  nodj)  gotte§fürd)tige  5Ulänner  unter 
ben  Reiben,  meiere  ben  ©tauben  an  ben  einen 
©ott  unb  an  einen  lünftigen  ©rlöfer  in  itjrem 
bergen  betoat)rten,  fo  jener  9Jfonn  in  bem  ßanbe 
•<5u§,  namen§  Sab,  ber  „einfältig  unb  aufrichtig 
nrnr,  ©ott  fürchtete  unb  bom  SSöfen  fid)  enthielt/' 
©r  blieb  gebutbig  unb  ftanb^aft  iu  allen  Srüb* 
taten  unb  bekannte  ben  ©tauben  an  eine  jjulünftige 
©rlöfung  unb  Sluferfieljung,  inbem  er  fprad): 


^weiter  &lax\&en$axt\M. 
Uub  an  3^1"m  <£briftum,  feineu  eiugeborueu  Sofyu,  unfern  ßerru. 


Unb  au  Sehtm  @i)ri|tiun,  feinen  emgebornen  Sot)n,  :c.     129 

„3$  weif;,  bafe  mein  ©rtöfer  lebt,  unb 
idj  werbe  am  jüngften  Sage  Don  ber  ©rbe 
auferftcljen  unb  werbe  wieber  umgeben 
werben  mit  metner  §aut  unb  werbe  in 
meinem  [yteiftf)e  meinen  ©ott  fdjauen.  $d) 
fetbft  werbe  $f)n  feigen,  unb  meineidigen 
werben  3fyn  aufbauen,  unb  fein  anberer. 
SMefe  meine  Hoffnung  ruljet  in  meinem 
23ufen."   (3ob  19,  25—27.) 

3u  ben  DJUttelu,  beren  ftdj)  bie  göttliche  Soor* 
fefiung  bebiente,  um  bie  Reiben  auf  ba§  ©oange* 
lium  öorjuberetien,  gehörte  Ijaupifädjüd)  audj  bie 
3er[treuung  ber  ^uben  im  ganzen  römifd)en  9tetd£)e. 
So  lernten  bie  Reiben  bie  ^eiligen  23ücf)er  ber 
$uben,  bereu  Se^ren  unb  ©ebräudje  lennen. 

llnterbeffen  war  bie  Ijetbnifdje  Söelt  in  ba§ 
tieffte  fittlidje  @Ienb  öerfunfem  S)ie  Stetigion  war 
ausgeartet  in  einen  abfdjeuttdjen  ©ötjenbtenft.  %liä)t 
nur  jebe§  ©efdjäft  tjatte  feine  befonbere  ©ottljett, 
fonbern  fogar  jebe§  Safter  Ijatte  feinen  Sdjutjgott. 

3)ie  Sftenfdjljeit  war  in  jenen  3uftanb  geraten, 
ben  ber  Stpoftel  fo  abfdjrecfenb  fdjtlbert.  ©ott  liefe 
bie  9Dlenfä)en  fo  tief  finfen,  bamit  fie  erfennen 
fottten,  bafj  öon  teilen  felbft  feine  Stellung  unb 
feine  Jpitfe  ausgeben  fönne. 

§  13.  grfüJFmtg  ber  ^etöfaguttgett. 

Jöiertaufenb  ^afjre  waren  üerftoffen,  feitbem 
bie  erfte  Sßerljetjjung  eine§  ©rtöfer§  an  unfere  ©tamm* 
eitern  gletdj  beim  ©ünbenfalle  ergangen  war.   ©3 

&voo[]  ©(aubenearttfel.  9 


130  giDeiter  ©iaubenSartifel. 

mar  alles  erfüllt,  maS  bon  ber  Slnfunft  beS  ®r* 
löferS  gemeisfagt  morben.  2)aS  ©cepter  mar  Don 
Suba  l)inmeggenommen,  unb  baS  sJWd)  Sabibs 
mar  gerriffen.  lieber  baS  $ubentanb  Ijerrjdjte  ein 
£>cibe,  §erobeS  ber  ©rofje,  at§  33afatt  beS  xötnt* 
fdjen  ^aiferS  2lugufiuS.  %n  9tom  mar  ber  Stempel 
ber  Krieges  gefdjtoffen,  ma§  nur  gefdjaf),  menn  all* 
gemeiner  triebe  mar.  S)er  $aifer  benutzte  biefen 
^rieben,  um  im  gangen  Sfteidje  eine  23otfSgäf)lung 
gu  galten,  maS  Ssofeplj  unb  2Jlaria,  als  Sftadjtom* 
men  ®abibS,  nacl)  SBetljleljem  rief.  3n  biefem  Qui- 
punft  öffnete  fict)  ber  Fimmel,  unb  eS  ftieg  I)erab 
$efuS  ßfjriftuS,   ber  Ijodjgelobt  fei  in  (Storigfeit. 

-,,©S  ift  uns  erfdjienen  bie  ©üte  unb 
SJlenfdjenfreunbüdjfeit  ©otteS,  unfereS 
§eilanbeS,"    (2x13,4.) 

1)  ©er  ©rlöfer  ift  !ein  anberer  als  ber  ein* 
geborne  ©oljn  ©otteS  felbft,  ber  allein  imftanbe 
mar,  ber  ©eredjtigfeit  ©otteS  für  bie  ©ünben  ber 
SJlenfdjen  eine  unenbliäje  ©enugt^uung  gu  leiften, 
®S  fam  alfo  bie  gmeite  ^Jerfon  ber  affcrljetligften 
SDreifattigteit,  bie  gang  gleiten  SBefenS  mit  bem 
2)ater  ift,  bie  gang  gleite  göttliche  üftatur  mit  bem 
33ater  bon  ©migleit  Ijer  Ijat 

£)iefe  ©runbmaljr^eit  beS  ©fyriftentumS  tyat  ber 
Slpoftel  SßauIuS  im  33riefe  an  bie  Hebräer  mit 
ben  SBorten  berfünbet: 

„9Jlel)rmalS  unb  auf  vielerlei  2öeife  Ijat  ©ott 
gu  ben  Tätern  burcfy  bie  ^ropljeten  gerebet,  am 
legten  Ijat  (Sr  in  biefen  Sagen  gu  uns  burtf)  ben 


Hnb  an  Sefum  Kljriftum,  feinen  cingeborncn  ©ofyt,  *c.     131 

Soljn  gerebet,  welchen  @r  gum  (Srben   über  aHe§ 
gefegt,  burtf)  ben  ®r  and)  bie  SBelt  gemalt  fjat." 

S)tc  erfte  allgemeine  $ird)enberfammlung  tiort 
Dltcäa  erläuterte  biefe  göttliche  üftatur  in  folgenben 
Sßorten : 

,,3d)  glaube  an  Sinen  Jpcrrn  $efum 
£$rtftum,  ben  cingebomen  ©oljn  ©otte§, 
ber  au§  bem  33ater  geboren  ift  üon  @wig- 
fett,  ©ott  üon  ©ottr  Sidjt  öom  Sichte, 
Wafjrer  ©ott  öom  wahren  ©ott;  gezeugt, 
nidjt  er jc^ äffen ,  ©inet  Söef ert^eit  mit  bem 
ÜBater;  burd)  ben  alle  ®ingc  gemalt  finb." 

2)  3)iefer  ©rlöfer,  ben  ©ott  un§  oerljeiBen  unb 
gefanbt  l)at,  ift  gugletcf)  unfer  £>err.  ©r  war 
unfer  Jperr,  al§  ©r  in  bie  SMt  eintrat,  Weil  ©r 
ber  ©oljn  ©otte§  ift,  burdj  bm  aüe§  gemalt 
worben.  SBtr  finb  alfo  feine  ©efdjöpfe,  unb  wie 
ber  23ater  §err  über  un§  ift,  fo  ift  e§  audj  ber  ©oljn. 

„Surdj  S^n  ift  alles  erf (^ äffen  Sorben, 
wa§  im  £)immct  unb  ma§  auf  ©rben  ift, 
ba§  ©idjtbare  unb  ba§  Unfidjtbare." 

(ßot.  1,  16.) 

3cfu§  ©t)riftu§  ift  aber  audj  nod)  baburd)  unfer 
§err  geworben,  baft  ©r  un§  erlöft  fjat  mit  feinem 
foftbaren  23lute.  £)urdj  bie  ©ünbe  waren  wir 
Seibeigene  be§  eatan§  geworben,  burd)  ©fjrifti 
Sob  finb  wir  ba§  Eigentum  be§  ©rlöferS  geworben. 

„3t)t  f eib  nid)t  mit  bergängtidjem  ©olb 
ober  Silber  erlöfct,  Jonbern  mit  bem  foft* 
baren  231ute  ßfjrifti."   (I.  «petr.  1, 18— 19.) 


132  Setter  ©foubenäartifel. 

3)  ©cljon  bie  tarnen,  tüeld^e  bem  Jgeilanbe 
beigelegt  würben,  fottten  ba§  3lmt  unb  ba§  2B.erf 
bejjetdjnen,  welches  31t  üotlfiiljren  ®r  gefommen  war. 
Sein  -Käme  ift  $efu§,  ba§  ift  Reifer,  ^eitanb, 
©rtöfer.  ©0  follte  ©r  f)eijgen  nad)  ber  au§brüä> 
üdjen  Slnorbnung  be§  ©rgengelS  ©abriet,  ber  feine 
©eburt  öer!ünbtgte  nnb  $u  DJiarta  fpradj: 

„S)u  fotlft  31jm  ben  Flamen  $efu§  ge* 
ben,  benn  ©r  wirb  fein  23olf  erlöfen  Don 
beffen  ©ünben."  (3Jtatt$.  1,21.) 

4)  S)en  ©rlöfer,  ben  bie  ^uben  erwarteten, 
nennen  bie  ^eiligen  ©Triften:  9tteffia§,  b.  i. 
(£l)riftu§  ober  ber  ©efatbte. 

S)er  §ufünftige  ©rtöfer  wnrbe  aber  bor§ug§* 
weife  (£l)riftu3,  ber  ©efalbte,  genannt,  weil  @r 
alle  9temter  in  fiel)  bereinigen  fottte,  welche  „bie  ©e- 
falbten  be§  §errn"  beüeibeten.  ©efatbt  aber 
wnrben  im  alten  üBmtbe  üor  allem  bie  ^riefter. 
©0  befahl  ©ott  bem  9ttofe§:  „Salbe  2taron  nnb 
feine  ©öljne  nnb  ^eilige  fie,  anf  baf}  fie 
al§  *ßriefter  9JHr  bienen."  SDer  ®rlöfer  aber 
ift  ber  oberfte  trieft  er.  95om  ©oljne  ©otteS 
attetn  ift  gejagt:  ©er  <§err  l^at  gef^woren,  nnb  e§ 
wirb  2$n  ttii^t  gerenen:  „3)u  bift  ber  ^rieftet 
ewiglid)  nadj  ber  Orbnung  2Jielä)ifebedj§.'j 

®er  Jgetlanb  aber  ift  tudjt  nnr  ^riefter,  fon* 
bern  ®r  ift  audj  ßönig  unb  5ßro^et  ober  Seigrer 
im  auSgegeidjnetften  ©inne  be§  Söorte§.  ®r  braute 
niä)t  nur  bie  Söaljrljeit,  fonbern  ©r  attein  fonnte 
öon  fitf  fagen:  „%$  bin  bie2öa^rf)eit/'  (»  14, 16.) 


Unb  an  Sefitnt  @f)ri[titm,  Jemen  cingebornen  Soljn,  :c     133 

3)te  2Baf)rf)ett,  bie  ©r  leljrte,  läfjt  (Sr  fort  unb 
fort  burd)  ben  ©eift,  ben  @r  gefanbt  l)at, 
berfünben,  unb  giuar  mirb  biefer  ©eift  audj  3u* 
fünfttge§  üerfünben,  (3oI).  16,  13.)  So  erfüllt  fid), 
ma§  ber  ^ropljet  gemeiöfagt:  ,,3d)  will  meinen 
©eift  über  alles  Srleifdj  au§gief$eti/ 
0oet  2,  28.) 

5)  SDer  5ftame  $efu§,  ben  ©ott  Don  ©migfeit 
fjer  feinem  Soljne  beizulegen  befd)toffen,  fafet  alles 
in  fid),  ma§  an  ©nabe  unD  Segen  burd)  (SljriftuS 
im  3  geworben,  fo  baß  mir  fagen  lönnen:  e§  ift 
ber  alterfyeitigfte  9iame.  S)er  1)1.  SBernarbin 
oon  Siena  fagt  be§f)alb  mit  Sfadji:  „  3)er  Sftame 
3cfu§  ift  ein  furges  Söort  unb  letdjt  au§- 
aujpredjen,  aber  inl)att§fd)mer  unb  öolt 
öon  unau§fpred)li(^en  ©eljeimniffen." 

£)er  Sftame  2sefu§  ift  ba§  XInterpfanb  unferer 
(Seligfeit,  SDarum  fprad)  betrug,  als  er  mit 
^o^anne§  üor  bem  Ijotjen  Ü^ate  ftanb  unb  fidj 
öerantmorten  mußte:  „®§  ift  fein  an  ber  er 
9tame  unter  bem  Fimmel  ben  9Jienfdjen 
gegeben,  moburd)  mir  feiig  werben  Jollen." 
(Slpfl.  4,  12.) 

Xer  Dlame  3efu§  ift  ein  anbetungStoür* 
big  er  Sftame,  mie  gef  (^rieben  ftefjt : 

„3m  Flamen  3efu  Tollen  fid)  beugen 
bie  fönte  ber  er,  bie  im  Rummel,  auf  ber 
Grbe  unb  unter  ber  ©rbe   finb."    (^f»ir.  2, 10.) 

Xer  Dlame  3>eiu§  ift  ber  fräftigfte  9'iame.  2lit 
3()n  fnüprt  fid)    ade   Araft   unb   931ad)t,    bie   ben 


134  gmeiter  @Iau6en§artife(. 

©laubigen  Don  ifyrem  göttlichen  9Jteifier,  bem  atte 
©ewalt  gegeben  mar,  ^tnterlaffcn  mürbe*  2)arum 
fprad^  ber  £>eilanb  tior  feiner  Himmelfahrt  ju  ben 
Jüngern : 

f,  ©§  werben  betten,  bie  ba  glauben, 
biefe  Söttnber  folgen:  ^n  meinem  9lamen 
werben  fie  Teufel  austreiben;  mit  neuen 
©pracben  reben,  ©erlangen  aufgeben,  unb 
wenn  fie  etwas  SöblicljeS  trinfen,  wirb  es 
il)tten  nidfyt  fdjaben*  Traufen  werben  fie  bie 
§änbe  auflegen,  unb  fie  werben  gefunb 
werben/  (3ttarf.  16, 17-18.)  ©o  finben  wir  £itfe 
in  allen  Späten  ifn  tarnen  !jefu,  wie  benn  aud) 
^etruS,  a(§  er  ben  Sa^mgebornen  feilen  wollte, 
3U  bemfelben  fprad):  „$m  Flamen  3efu  (Sljrifti, 
be§   üftagarenexS,  ■  fiel)    auf  unb   wanble/ 

6)  ©S  ift  beSf)alb  eine  fdjöne  unb  lobenswerte 
©itte,  ben  l)  eilt  gen  Tanten  3iefuS  uns  oft  in  baS 
©ebäcl)tniS  31t  rufen.  2Bir  treffen  benfelben  oft  auf 
ßtrdjenfatjnen,  ftrdjlidjen  ©erätfdjaften,  Silbern  iL 
in  abgelürgter  $orm :  I.  H.  S.  $DieS  finb  öon  ben 
fünf  Sitd)fiaben,  aus  benen  herkäme  ^efuSbe* 
fteljt,  bie  erften  brei,  ba  baS  H  im  ©riedjiftfjen  ben 
Saut  E  begeidjmet  ©S  werben  biefe  brei  23ud)ftaben 
alfo  gelefen:  3@©-  9ttan  fann  aber  bie  ©djrift 
aud)  beuten:  ^jefuS,  ^eilartb,  ©eligmadjer, 
um  alles,  was  ber  ©ofyn  ©otteS  für  uns  ift,  311 
begeiebnett, 

äßie  mit  bem  Setdjen  beS  ^eiligen  ßreugeS 


Unb  an  Sefunt  (S&rtftutn,  feinen  etngebornen  Sofm,  :c.     135 

her  fatljolifdje  S^rtft  ein  fid)tbare§  ©taubenSbe* 
fenntniS  ablegt,  fo  legt  er  ein  ljörbare§  ©lauben§* 
befenntniS  ab  mit  bem  fatf)olifd)en  ©rufee:  ,,©e* 
lobt  fei  3efu§  ©f)riftu§"  unb  ber  öarauffolgenben 
Slntwort:  „3n  ©toi  gleit.  SImen."  ®ie  oft 
mattge  Sfißieberfjolimg  biefe§  ©rufjeS  rechtfertigt  fid) 
fdjon  baburdj,  bafj  toir  bem  6ol)ne  bie  gteidie 
ßtjre  fdjulbig  finb,  wie  bem  Sater,  Don  roeldjem 
3)aöib  jagt:  „3fdj  will  ben  Jperrn  preifen  31t 
aller  3^tt;  immer  folt  fein  öob  in  meinem 
3Jiunbe  fein."  CPf.  33,  2.) 

Born  ffftf  örs  tjriligm  ]Hamws  tjffü. 

Sic  ^eiligen  ©ottcS,  Don  ^etruS  bem  Sfyoftel  an, 
l)abeu  ben  anbetuugStoürbtgen  Tanten  3efu§  auf  baS 
inntgfte  Deref)rt.  ®djon  Dom  l) eiligen  23tfä)of  unb  9Jtär= 
ttjrer  SgnatiuS,  einem  Slpoftelf filier,  lefen  toir,  ba$  er 
mit  bem  9luSbrude:  „£)  3efuS,  meine  Siebe"  fid)  oftmals 
im  Sage  geftärlt  l)abe.  ©er  Zeitige  Snfttn,  ber  Sftarttjrer, 
gebrauchte  ben  -Kamen  SefuS  aß  bie  befte  SBaffe  in  äffen 
2)crfud)imgen  beS  SatanS.  Söunberbar  brüdt  fid)  ber  i)L 
Jöernljarb  über  ben  -Kamen  3efuS  aus,  ben  er  Stdjt, 
©peife  unb  SCrjnei  äugleidj  nennt,  toetl  toir  in  3f)m 
Srleudjtung,  «Kraft  unb  Teilung  ftnben.  ©anj  befonbere 
SBereljrung  trug  ber  fjetttge  ^franjiSfaner  Sernljarbin  Don 
Stena  ju  biefem  9tamen.  Sei  feinen  SDlifftonsprebigten 
bebiente  er  fief)  eines  $äf)nleinS,  auf  bem  ber  9lame  3e= 
fuS,  Don  Strafjleu  umgeben,  gematt  toar,  unb  entflammte 
burri)  feine  SBorte  bie  §erjen  feiner  3nl)örer.  Sa  nun 
bie  SBereljrnng  be§  atferfjeiltgften  9?amen§  ftets  ungefdjtoädjt 
in  ber  &trd)e  fortlebte,  ja  immer  meljr  fid]  fteigerte,  fo 
genehmigte  5)3  apft  Siemens  VII.  bem  fjranjislanerorben 
einige  Hagjeiten  ju  beffen  ©f)re,  unb  5)3apft  Snnpcenj  XIII. 


136  Steiler  ©fau&ensartifct. 

führte  ba§  fjeft  allgemein  in  ber  <ßird)e  ein  unb  Befahl, 
baf$  e§  am  jtoetten  Sonntag  nad)  bem  gefte  ber  ©rjdjei= 
uung  be§  §errn  gefeiert  werben  fott. 


Dritter  (SlaubensartikeL 

I^jßr  empfangen  tß  mm  ösm  fyeütgBn  ©Etjfe,  gebnrBit 
aus  Maria,  hu  ihmgfrau. 


§  14.    pas  <£dfcti  3*(it. 

&er  ^ropfyet  9ttalaci)ia§  i)atte  gewei§fagt, 
bafj  bem  (Srföfef  ein  9ülann  öorangeljen  werbe,  an 
ßraft  unb  ©ifer  einem  ®ngel  gleidj,  unb  baJ3  bann 
balb  barauf  ber  ipetlanb  erfdjeinen  werbe. 

SDiefer  Vorläufer  war  3o^anne§  ber  Säufer. 

3fn  einem  ©täbtdjen  be§  ©ebieteS,  weites  etnft 
bem  ©tamme  3uba  gehörte,  wa^rf^einlid)  im  ©e* 
btrgSftäbtdjen  Hebron,  wohnte  ein  frommer  5ßriefter 
SadjariaS.  ©eine  ftrau  ©lifabetlj  war  gleichfalls 
au§  priefterlidjem  ©efdjtedjte  unb  eine  SIntierwanbte 
ber  Butter  $efu.  (ßul.  1,  5.  36.)  23eibe  waren  ge* 
redjt  öor  ©ott  unb  wanbetten  in  allen  ©eboten 
unb  Satzungen  be§  §errn  tabeöo§.  2lber  fie  waren 
fdjon  bei  3al)ren  unb  Ratten  notf)  leine  !ftad)fom* 
tnenfäjaft,  tüa§  fie  feljr  in  23etrübni§  üerfe|te;  benn 
ßinber  galten  al§  ein  ©egen  ©otte§,  mit  welkem 
ber  ©erecfyte  belohnt,  würbe.  (5ßf.  127,  3.)  ©inmal 
war  3öd)aria§  hinauf  gegangen,  unb  e§  traf  if)n 
ba§  Öos,  im  Sempel  beu  9lltar  ju  beräudjern.  S)a 


Ter  empfangen  ift  von  beut  ^eiligen  ©eilte,  :c.  137 

erblitfte  er  311t  ^ed^ten  be§  Staudjattarä  einen 
Sngel.  fyurcl)t  überfiel  if)n.  3)er  @nget  aber  fpradj : 
„5ürd)te  biet)  nid)t,  3ad)aria§,  bein  ©ebet  ift  er* 
tjört  morben.  ©ttfabetl),  bein  2Beib,  mirb  einen 
Sofjn  gebären,  ben  joflft  bn  ^ofjanneS  nennen. 
®u  toirft  greube  unb  23ßonne  fiaben,  nnb  biete 
roerben  fic£>  über  feine  ©eburt  freuen;  benn  er  wirb 
grojj  fein  bor  bem  £>errn.  SBein  nnb  ftarfeS  ®e* 
tränfe  mirb  er  nidjt  trtnfen  nnb  in  feiner  9Jtutter 
Seibe  nodj  mit  bem  ^eiligen  ©eifte  erfüllt  werben." 
(ßuf.  1,  8  ff.) 

•Dem  3ad)aria§  fdöien  biefe  23erf)eiBung  bei 
bem  f)of)en  9Ilter  feiner  ©attin  faum  glaublicb. 
xyüx  bteje  ©tauben§fd)tt)ä(f)e  mürbe  er  beftraft  nnb 
mußte  ftumm  bleiben,  bi§  bie  33er^eißnng  erfüllt 
würbe. 

23et  ber  SBefdjnetbung  mottten  bie  53erwanbten 
bem  $inbe  ben  tarnen  be§  5öater§  beilegen.  Slber 
3adt)aria§  fdjrieb  auf  ein  Sßfetdjen:  „3of)anne§ 
foft  er  Reißen. "  S)a  löfte  fidj  ba§  29anb  ber  Simge, 
unb  e§  fam  ber  ^eilige  ©eift  über  ü)n. 

3m  fechten  9ftonat  aber,  nadfjbem  3aü)ax\a$ 
im  Tempel  bie  Srfcfyeinung  gehabt,  warb  ber  ®n* 
gel  ©abriel  Don  ©ott  gefanbt  in  eine  Stabt  mit 
9tamen  Sftajaretl}.  S)ort  mofjnte  jene  Jungfrau, 
toefdje  ber  Jperr  auserroäljfte,  bie  9Jiutter  be§  SofyneS 
©otte§  3U  werben.  Sjljr  Dlame  marDJUria.  Sie 
mar  au§  5)aötb§  Stamme  unb  mit  S^fep^,  ber 
ebenfalls  aus  bem  Stamme  ©abibs  mar,  berlobt. 
3)tcfe  Verlobung  gefcfjaf)  burdlj  eine  befonbere  Sm* 


138  dritter  ©IaubenSartifet. 

gung  ©otte§,  bamit  bie  (Empfängnis  unb  bie  ©e* 
burt  be§  ©rlöfcrS  au§  einer  Jungfrau  üerbedt  unb 
baburdt)  bem  (Erbfeinb  be§  menfdjlidjen  ©efd)led)te§ 
öerborgen  bleiben  foffte.  5) er  ©ngel  Eam  gur  1)L 
Jungfrau  hinein  nnb  grüßte  fie  mit  ben  SBorten: 

„©egrüfjt  feift  bur  öoll  ber  ©naben, 
ber  £>err  ift  mit  btr.  ©u  bift  gebenebeit 
unter  ben  Söeibern."  S)a  SRaria  biefe  SQSorte 
borte,  erfdjraf  fie  unb  backte  barüber  nadj,  roa§ 
ba§  für  ein  ©ruJ3  fei.    £)er  (Enget  aber  fpradj: 

,,$ürdjte  bid)  nidjt,  9Jlaria;  bennbu  Ijaft 
©nabe  gefunben  bei  ©ott.  ©ielje,  bu  wirft 
empfangen  in  beinern  ßeibe  unb  einen  ©o^n 
gebären,  unb  bu  follft  feinen  ÜJlamen  $e* 
fu§  t) e t § ert.  tiefer  wirb  grof}  fein  unb  ein 
©ofyn  be§  5lllerJ)öd)ften  genannt  werben; 
©ottf  ber  §err,  wirb  ^fym  bzn  Zfyzon  fei* 
ne§  35atcr§  S)aöib  geben,  unb  (Er  wirb 
fyerrfdjen  im  £>aufe  2iafob§  eroig  Udo,  unb 
feine§  3fteidje§  roirb  lein  ©übe  fein/'  9Jla* 
ria  aber  fprad)  gu  bem  (Engel:  „2öie  roirb  bie§ 
gefdjeljen,  ba  idj  feinen  9)lann  erlernte?"  2)er  (Engel 
antwortete  unb  fpradj: 

„£)er  ^eilige  ©eift  roirb  über  bid)  fom* 
men,  unb  bie  $raft  be§  Stllerljödjften  btd) 
überfdjatten.  Sarum  roirb  attd)  ba§  £>ei* 
lige,  ba§  au§  btr  geboren  roerben  foll, 
©of)n  ©otte§  genannt  werben/'  Unb  ber 
(Engel  gab  il)r  ein  SBafyrgetdjen,  iitbem  er  weiter 
fprad):   ,,©iet)e,  (Elifabetl),  betne  Sßerwanbte,  audj 


3>er  empfangen  ift  von  bem  fjeüigen  ©eifte,  :c.  139 

btefe  Ijat  einen  fcofjn  empfangen,  unb  fie,  bie  un* 
frud)tbar  Jjeiftt,  geljt  nun  fdjon  im  jcdjften  SJlonat; 
benn  bei  (Sott  ift  lein  £>ing  unmöglid)." 

3Jlaria  aber  fpradj:  „©ielje,  tdj  bin  eine  DJlagb 
be§  §errn,  mir  gcjdjetie  nad)  beinern  Sßorte." 

9ftaria  machte  fid)  nun  auf  unb  ging  eitenbS 
in  ba§  ©ebirg.  llub  fie  fam  in  ba§  £>au3  be§ 
3ad)aria§  unb  grüßte  (Slifabetf).  2It§  aber  (Sltfa* 
betl)  ben  ©ruft  Sftariä  fjörte,  Rupfte  ba§  ßinb 
freubig  auf  in  tfjrem  Seibe,  unb  ©üfabetl)  warb 
erfüllt  bon  bem  ^eiligen  ©eifte  unb  rief  mit  lauter 
Stimme:  „©ebenebeit  bift  bu  unter  ben  SB.ei* 
bem,  unb  gebenebeit  ift  bie  £yrud)t  beineS 
8etbe§«  2Bo^er  gefd}iel)t  mir  bieg,  baft  bie 
üftutter  meines  £>errn  31t  mir  lommt?  ©elig 
bift  bu,  baß  bu  geglaubt  fyaft,  benn  Wa3  bir  bon 
bem  £>errn  gejagt  worben,  wirb  in  ©rfüHung  geljen/ 

Unb  9Jt  artet  fprad)  nun,  bom  ©eifte  ©otte§ 
erfüllt,  ba§  fierrltdje  9ftagnififat. 

§  15.  &ehixt  unb  ^ugenbjaQre  $ehu 

6§  erging  aber  ein  üßefefjl  be§  ßaiferS  %u* 
guftu§,  baft  ba§  gange  Öanb  befcEjrieben  »erben 
folte,  unb  alle  gingen  l)in,  fid)  anzugeben,  ein  jeber 
in  feine  Stabt,  wo  er  l]er  war.  Sofepl)  unb  9Jlarta 
flammten,  wie  ba3  ©efd)led)t§regifter  beim  ®ban* 
geliften  9Jiattf)äu§  melbet,  bon  Sabib  ab,  unb 
beoljatb  gingen  fie,  geljorfam  gegen  ben  23efel/l  her 
weltlichen  Cbrigfeit,  hinauf  nadj  !öetf)tefjem ,  ber 
Stabt,  auf  bereu  {ylureu  Sabib,  ber  Soljii  3faiä 


140  dritter  ©foubensartifel. 

(3^fe§),  cinft  feine  gerben  gehütet  Ijatte,  2ll§  fie 
aber  hinauf  famen,  ba  waren  fo  öiele  $rembe 
anwefenb,  ba£}  fie  in  feiner  Verberge  meljr  Stuf* 
nannte  fanben,  unb  fo  gingen  fie  öor  bie  ©tabt 
f)inau§  in  einen  ©taff,  ber  ben  Wirten  beim  Uw 
Wetter  gur  llnterlnnft  biente,  unb  in  weldjen  9iei* 
fenbe  ifyre  Siere  einteilten*  §ier  nun  !am  ber 
Jgeilanb  gur  2Mt 

9Jlaria  aber  wicMte  ba§  $inb  in  Söinbeln  unb 
legte  @§  in  bie  Grippe.  £)er  ©oljn  ©otte§,  ber 
bie  JQerrtidjfeit  be§  £>tmmel§  öertaffen  Tratte,  mar 
jetjt  ba§  ärmfte  $inb,  ba§  nid)t  einmal  ein  23ett* 
lein  Tratte,  unb  bocl)  mar  ©§  ber  £>err  be§  ©rb* 
!reije§.  OPf.  23,  1.) 

,,©r  lam  in  fein  ©igentum,  unb  bie 
©einigen  nahmen  $l)n  nitf)t  auf." 

(3o$.  1,  ll.) 

@§  waren  aber  §irten  in  berfelben  ©egenb, 
bie  5ftad)twacl)e  gelten  bei  iljrer  ^Qerbe*  Unb  fiefye, 
ein  ©ngel  be§  JQerrn  ftanb  öor  iljnen,  unb  bie 
Jperrltdjfett  ©otte§  umlendjtete  fie,  unb  fie  fürdjK 
teten  fidö  fe^r* 

S)er  Sngel  aber  fpradj  gu  iljnen:  „ftürdjtet 
eud)  nidjt!  benn  fiefye,  \ä)  öerfünbige  eud}  eine  grofje 
$reube,  bie  allem  25olfe  wiberfaljren  wirb;  benn 
tjeute  ift  eud)  in  ber  ©tabt  ®aöib§  ber  £>eilanb 
geboren  werben,  welcher  ©§rxftu§  ber  §err  ift. 
Unb  bie§  foH  eud)  §um  3etd}en  fein:  i^r  werbet 
ein  $tnb  finben,  in  äöinbeln  eingewicfelt  unb  in 
ber    Grippe    liegenb/      Unb    fogleidj    war    bei 


3)er  empfangen  ift  t)on  bem  ^eiligen  ©eifte,  ic  141 

bem   ©ngel  eine  9Jtenge   t)immtifd)er  §eerfd)aren, 
meldte  ©ott  lobten  unb  fpradjen: 

„(Sljre  fei  ©ott  in  ber  §öl)e  unb  triebe 
ben  9Jlenfd)en  auf  ©rben,  bie  eine§  guten, 
2£ilten§  finV 

3)te  Wirten  aber  gingen  eitenbS  nad)  ÜBetljtefjem, 
unb  fie  fanben  Sftaria  unb  3°j^  unb  ba§  $inb, 
ba§  in  ber  Grippe  lag,  Unb  fie  lobten  ©ott  um 
bef Jennritten ,  ma§  fie  gefefjen  unb  gehört  Ratten; 
unb  alte,  benen  bie  gurten  ergaljlten,  «umbetten 
fiel)  über  ba§,  ma§  gefd)el)en  war.  (ßul.  2,  18.) 

üftad?  aäjt  Sagen  mürbe  ba§  $inb  befdjnttten 
unb  3>efu§  genannt,  mie  e§  ber  ßngel  befohlen 
f)atte.    (Suf.2,21.) 

;ftacf)bem  aber  bie  Sage  ber  Steinigung  erfüllt 
waren,  brauten  bie  ©Item  ba§  ßnäbletn  in  ben 
Sempet  nad)  3Serufalem,  um  ©§  bort  barjuftetten, 
mte  e§  im  ©efe^e  9Jiofi§  geboten  mar,  unb  ba§ 
Dpfer  bargubringen,  ein  5]}aar  Sauben,  mie  e§  für 
bie  9lrmen  üorgefdjrieben  mar.  @§  mar  aber  ein 
9Jtann  ^u  ^erufalem  mit  tarnen  ©tmeon;  biefer 
mar  geregt  unb  gotte3fürd)tig.  ©imeon  fam  au§ 
antrieb  be§  ©eifte§  in  ben  Sempel  unb  erfannte 
in  bem  ßinbe  ben  gufünftigen  SfteffiaS.  Gr  nafym 
e§  auf  bie  2lrme,  prie§  ©ott  \\nb  fprad):  „91un 
entlaffeft  S)u,  §err!  nad)  beinern  SBorte  beineu 
SHener  im  ^rieben;  benn  meine  2lugen  Ijaben  beut 
Jgeil  gefet)en,  ba§  3)u  bereitet  ^aft  üor  bem  2ln« 
gefidjte  atter  23ölfer,  als  ein  Öicf)t  jur  ®rleud)tung 


142  dritter  ©foubenSartifel. 

ber  Reiben  unb  gur  Serlfjerrlidjung  beineS  33olfe§ 
3§raeL" 

©§  lamen  aber  Söct  fe  aus  bem  9Jiorgenlanbe 
ttadj  Serufalem,  wo  bamalS  ber  ßönig  JgerobeS 
feinen  Söofynfitj  fyatte.  2)ie  fragten:  „2öo  ift  ber 
neugeborne  ^öntg  ber  3>uben?  2Btr  tjaben  feinen 
©lern  im  Sttorgenlanbe  gefefyen,  unb  finb  gefom* 
tuen,  $fyn  anzubeten/'  2tt§  §erobeS  MeS  ^örter 
erfcfyraf  er;  fofort  liefe  §erobeS  alle  §of)enpriefter 
unb  bie  ©tf)riftgelefyrten  beS  93olfe§  3ufammenfom< 
men  unb  erforfdjte  Don  ifynen,  wo  ßfyriftuS  ge- 
boren werben  foftte-  S)iefe  wiefen  auf  bie  $ro* 
^egeiung  beS  9Jtid)äaS  t)in  unb  begeidjneten 
93ett)let)em  als  bie  ©eburtsftätte,  9^un  berief  §e* 
robe§  Ijetmltdj  bie  äöeifen  unb  erforfdjte  öon  ifynen 
genau  bie  3eit,  mann  ber  ©tern  iijnen  erfcl)ienen 
war.  Sann  fanbte  er  fie  nad)  Settern  unb 
fpracfj:  „©eljet  fyin  unb  forfcfyet  genau  naef)  bem 
föinbe,  unb  wenn  ifyr  @§  gefunben  fyabt,  fo  geiget 
c§  mir  an,  bamit  aud)  ic£>  fomme,  ©S  anzubeten." 
Unb  bie  Söeifen  gogen  l)in,  unb  ber  ©tern,  ben 
fie  im  9Jtorgenlattbe  gefefyen,  ging  bor  tljncn  Ijer, 
bis  er  über  bem  £)rte,  wo  baS  $inb  war,  anfam 
unb  ftitte  ftanb,  S)a  fie  aber  ben  ©tern  fafyen, 
Ratten  fie  eine  überaus  grofee  $reube.  Unb  fie 
gingen  in  baS  §auS,  fanben  baS  $inb  mit  Wla* 
ria  feiner  SJtutter,  fielen  nieber  unb  beteten  (£s 
an*  ©ie  traten  audj  iljre  ©djätje  auf  unb  brauten 
2$m  ©efdjenfe,  ©olb,  Söeifyraud)  unb  9Jtyrrl)en, 
Unb  als  fie  im  ©djlafe  burdj  eine  Offenbarung 


S)er  empfangen  ift  t)on  bem  ^eiligen  (Seifte,  jc.  143 

gewarnt  mürben,  bafj  fie  ntdjt  mefjr  gu  £>erobe§ 
3urü(JfeI)ren  fottten,  gingen  fie  auf  einem  anbern 
äöege  in  Ujt  Sanb  jurücf.  (SDlatt^.  2,  1-13.) 

•Dein  Sofeplj  erfcbien  aber  ein  @ngel  be§  igerrn 
im  Schlafe  unb  fpradj:  ,,©tel)  auf,  nimm  ba§ 
$inb  unb  feine  3ftutter,  unb  fltef)  nadj  2tegt)pten, 
unb  bleib  allba,  6i§  tcr)  bir'S  fagc.  S)enn  e§  toirb 
gefeiten,  bafe  JperobeS  ba§  ßinb  fudjet,  um  @§ 
^u  töten."  ©a  ftanb  er  auf,  nat)tn  ba§  ßtnb  unb 
feine  9Jhttter  bei  ber  91adjt  unb  30g  fort  nad) 
2legt)pten.  Unb  er  blieb  allba  bi§  gum  Sobe  be§ 
$erobc§,  bamtt  erfüllet  mürbe,  ma§  bon  bem  §errn 
burä)  ben  ^rop^eten  gejagt  toorben  ift,  ber  ba 
fyridjt:  „31u§  2legt)pten  fjabe  ^d)  meinen  ©ofyn 
berufen."  21I§  nun  *£>erobe§  faf),  bafj  er  bon  ben 
Söetfen  Untergängen  toar,  tourbe  er  fe^r  gornig 
unb  fc^icftc  au§  unb  liefe  ermorben  in  33etl}tel}em 
unb  in  ber  ganzen  Umgegenb  beSfelben  alle  ßnäb' 
lein  öon  jjtoei  ^al^ren  unb  barunter,  nadj  ber  3eit, 
bie  er  öon  ben  SBetfen  erforfdjt  Ijatte.  Üftadjbem 
aber  £>erobe§  geftorben  toar,  fiefye,  ha  erfdjien  ber 
Gngel  be§  £>errn  bem  Sofepl)  im  Schlafe  in  Sie* 
gt)pten  unb  jpradE) :  ,,6tel)  auf,  unb  giel)  in  ba§ 
Sanb  3§rael;  benn  bie  bem  $tnbe  nad)  bem  2tbm 
ftrebten,  finb  tot."  ©a  ftanb  er  auf,  naf)m  ba'Z 
ßinb  unb  feine  9Jlutter  unb  fam  in  ba§  Sanb 
^§rael.  8tt§  er  aber  Ijörte,  bafe  2lrdjetau§  anftatt 
be§  £>erobe§,  feines  23aterö,  im  ^ubenlanbe  regiere, 
fürchtete  er  fiä),  baljtn  311  gteljen;  unb  nadjbem  er 
im  Sdjlafe  erinnert  rcorben,  30g  er  in  ba§  Sanb 


144  dritter  ©foubenSartifel. 

öon  ©aliläa.  Unb  er  fam  unb  wohnte  in  ber  ©tabt, 
Welche  S^agaretl)  genannt  wirb,  bamit  erfüllet  mürbe, 
ma§  burä)  bie  ^roptjeten  gejagt  Worben  ift,  baj3  er 
ein  ^Ragaräer  wirb  genannt  Werben.  (Söiattij.  2, 13-23.) 

Sofepl)  unb  9Jlaria  gingen  aber  ade  3al)re 
nad)  Serufatem  auf  ba§  ßfterfeft.  2ti§  $efu§  gwölf 
3af)re  alt  war,  reifte  @r  aud)  mit.  Unb  ba  fie 
am  ©nbe  bet  $efttage  wieber  gurücffelirten,  blieb 
ber  ßnabe  in  ^erufalem  ^urücf,  ofyne  bafc  e§  feine 
©Item  mußten.  S)a-fte  aber  meinten,  ©r  fei  bei 
ber  9teifegefettfd)aft,  fo  matten  fie  eine  Sagreife 
unb  fudjten-  3f)n  unter  htn  23erwanbten  unb  23e* 
fannten.  21t§  fie  3$n  nicfyt  fanben,  festen  fie 
nadj  ^erufalem  ^urücf  unb  fugten  ^fyxi.  Unb  e§ 
gefcfyal),  nacl)  brei  Sagen  fanben  fie  3fyn  im  Stempel, 
fitjenb  unter  bm  öefyrern,  wie  @r  tljnen  gnljörte 
unb  fie  fragte.  Unb  e§  erftaunten  alle,  bie  3$jn 
hörten,  über  feinen  SSerftanb  unb  feine  antworten. 
2Il§  fie  3$n  faljen,  Wunberten  fie  fidj.  ©eine  9Jiutter 
aber  fpradj  §u  3^™:  ,/$inb!  warum  fyaft  ®u  un§ 
ba§  getrau?  ©ielje,  bein  Söater  unb  idj  fyabm  £)tdj 
mit  ©djmerjen  gefugt." 

Unb  ©r  fprad)  gu  iljnen:  „Söarum.  Ijabet  iljr 
Wiü)  gefudjt?  Söufjtet  i|r  nidjt,  baft  3$  ™  ^ 
fein  mu£,  wa§  meines  £ßater§  ift  ? "  Unb  ©r  30g 
mit  x^nen  t)inab  unb  fam  nad}  -ftagaretl)  unb  war 
ifynen  unterbau.  Unb  $efu§  naljm  j$u  an  SBeiSljeit 
unb  Sllter  unb  ©nahe  bei  (Sott  unb  ben  9Jten|djen. 
(8ul.  2.) 


prUfer  g>Cau6ensarttßel\ 

Der  empfangen  ift  von  bem  heiligen  (Seifte,  geboren  ans 
IlTaria,  ber  Jungfrau. 


7 


S^er  empfangen  tft  wn  beut  ^eiligen  ©etfte,  k.  145 

fcljrftfiiftc. 

1)  Set  ©ottmenfd)  lam  nid)t  in  ber  §errüd)feit  fetrieS 
25ater§,  fonbern  al§  ein  armes)  $tnb.  (£r  toollte  fo  arm 
geboren  toerben,  toeil  ©r  Von  ©ebnrt  an  ein  23nf#eben 
für  bie  fünbige  SDtenfdjljett  führen  toottte.  ©ein  ganje§ 
fieBen  toar  Sn^e  für  nn§,  nnb  ba§  Seiben  ©Ijriftt  beginnt 
mit  bcr  ©ebnrt  ©Ijrtftt. 

®r  toottte  aber  äugtetd)  im3  teuren,  baft  toir  bte  trü= 
gertfdjen  seitlichen  ©üter  gering  adjten  nnb  nnS  nid)t  be= 
trüben  fotten,  toemt  ©ott  fie  nn§  tierfagt. 

6Ijrtftu§  Ijat  bie  Slrmnt  geheiligt  nnb  btn  Straten 
fid)  jnerft  geoffenbart  nnb  babttrd)  nn3  gelehrt,  bajs  bie 
Straten  bie  tiebften  ßtnber  ©otteS  fittb. 

2)  2Bie  ©IjrtftuS  bcr  jtneite  Stbam  genannt  toirb, 
toctl  ©r  ber  Urheber  ber  ©nabe  nnb  §errtid)feit  tft,  tüte 
Stbam  ber  SSater  be§  menfd)tidjen  ©efdjledjteS  toar,  fo  tnirb 
and)  SUlarta  bie  anbere  @t>a  genannt,  ©er  £ftömifd)e  ßa= 
tedjtsmuS  fagt:  „®a  @oa  ber  ©djtange  ©lanben  fdjenfte, 
braute  fie  £ytnd)  nnb  2ob  über  ba§  ntenfdjltdje  ©efd)ted)t, 
nnb  bnrd)  SJiarta,  nad)bem  fie  bem  ©ngel  glanbte,  ge= 
fdjalj  e§  bnrd)  ©otteS  ©üte,  baf$  fid)  ©egen  nnb  Seben 
über  bie  SUlenfdjen  ergoft.  SBegen  ©öa  tnerben  mir  als 
ßinber  beS  3^rne§  geboren,  t)on  SJJtarta  empfingen  toir 
Sefnm  ©Ijrtftum,  bnrd)  ben  toir  31t  <f\ittbern  ber  ©nabe 
toiebergeboren  toerben." 

3)  „SBie  ©IjriftuS  ber  §err  au%  bem  üerfd) (offenen 
nnb  öcrftcgeltcn  ©rabe  hervorgegangen  nnb  jn  ben  3ün= 
gern  bei  t)erfd)(offenen  Spüren  eingetreten  tft,  ober,  fo  rote 
bie  ©onnenftral)ten  bie  biegte  üDtaffe  be§  ©Iafe§  bnrd)= 
bringen,  of)ne  eS  jebod)  jn  jerbred)en  ober  trgenbtote  jn 
toerletjen,  fo  ging  ©IjrtftuS  auf  eine  äfintidje,  aber  erfja= 
benere  28etfe  am  bem  mütterlichen  ©cfrofte  oljne  ben  ge= 
ringften  Üftadjtetl  ber  Sungfraufdjaft  feiner  SJhtttcr  Ijeröor, 
barnm  preifen  toir  beren  untoerleijte  nnb  beftanbige  3nng= 
fraufdjaft  mit  ben  tnafjrfjaftigftert  2obfprüd)cn." 

3wölf  ©foubeitfartifei.  10 


146  dritter  ©toubenSartifel. 

4)  S)te  lat^olifd^e  ^trd)e  feiert  bett  Jjeiligen  3ofe^ 
näd)ft  ber  allerfetigften  Jungfrau  am  weiften  unter  ben 
^eiligen.  Unb  bie§  getoi§  mit  Sfted^t ;  benn  itjm  Vertraute 
©ott  feinen  ©oljn  an,  unb  feine  §änbe  arbeiteten  für 
ben,  burd)  toetdjen  alles  erfd)affen  ttmrbe.  ©r  toax  ber 
treue  2Sefd)ü|er  be3  göttlichen  <ßinbe3  unb  feiner  gebene= 
beiten  SJtutter;  an  feiner  Seite  arbeitete  ber  §eitanb,  in 
be§  §eitanb§  Strmen  ftarb  ber  Zeitige  Sofeplj.  ®arum 
toirb  biefer  glorreiche  Sßatrtardj  als  ^atron  in  ber  @terbe= 
ftunbe  angerufen,  unb  ^ctjjft  5)}iu§  IX.  Ijat  iljn  auf 
bie  Sitte  einer  großen  2lnjaf)l  t)on  23ifd)öfen  jum  ^atrou 
unb  23efd)ü|er  ber  (Sljriftenljeit  erllärt.  2Ifö  ber  §eitanb 
öffentlich  auftrat,  fcfyeint  ber  fjeilige  Sofe^I)  geftorben  ge= 
toef en  ju  fein ;  benn  er  erfdjeint  fdjon  nid)t  mefjr  bei  ber 
§od)jeit  im  ßana.  ©ein  Zob  mag  in  ben  $rüI)Kng  ge= 
fallen  fein;  benn  bie  <ßird)e  feiert  beffen  fyeft  am  19.  9Jtärj, 
ba§  5)3atrocinium  beS  ^eiligen  3ofe^  toirb  aber  fd)on 
feit  alten  $eiten  am  brüten  Sonntag  nad)  Dftern  gefeiert. 
9tfö  5}}iu§  IX.  ben  ^eiligen  3ofepIj  pm  Patron  ber  ganzen 
©Triften!)  eit  erflärte,  i)at  er  bemnad)  nur  ba§  au§gef:procf)en, 
toa§  ;$u  allen  Seiten  in  ber  $ird)e  frommer  ©laube  toar. 

®er  fatljotifd^e  Sfjrift  fott  nic^t  nur  bie  ^eilige 
(Sefd6)ic£)te  fennen,  fonbern  er  fott  fie  aud)  felbft 
mitleben  unb  fott  benfelben  2öeg  geilen,  ben  ber 
Jgeilanb  gegangen  ift,  unb  auf  bem  bie  ^eiligen 
©otteS  3^m  nachgefolgt  finb.  £)arum  füljrt  bie 
$irä)e  un§  im  Kreislauf  eines  $al)re§  bie  witf)* 
tigften  ©e!)eimniffe  be§  Seben§,  ßeiben§  unb  ber 
23ert)errtitf)ung  be§  §eitanbe§  bor,  an  ba§  fiä)  bie 
Erinnerung  an  bie  Stiftung  ber  ^ird)e  unb  bie 
©eljetmniffe  ber  Heiligung  ber  ©eelen  anfcfylieften* 


2)er  empfangen  tft  üon  bem  ^eiligen  (Seifte,  :c.  147 

3n  biejen  (jeiligen  Reiten  fott  fidj  ber  ßfjrtft  für 
bie  ©nabe  üorbereiten,  biejelbe  empfangen  nnb  in 
jtd}  mirfen  taffen,  jo  baß  er  mit  ben  SIpojtetn 
attejeit  joll  jagen  fönnen:  „3$  lebe,  bod)  nid)t 
td),  jonbern  GfjriftuS  lebt  in  mir/  (®al.  2,  20.) 
£)a§  ^irdjenjaljt  ttrirb  in  brei  fyeftfreife  eingeteilt, 
in  ben  2Beif)nad)t§*,  Öfter*  nnb  $fingftJrei§. 

Scr  ^Jctljnacljt0fcllkrct0. 

©er  2öeif]nad)t§jejtfrei§  beginnt  ntd&t  mit 
bem  2Beiljnad)t3fefte  felbft,  jonbern  e§  gefjt  bie  $eit 
be§  2lböent§  öorauS. 

Srr  pöontt 

5lböent  Reifet  «nfiinft  Sie  9lbbent§3ett  ijt 
aljo  bie  3eit,  in  ber  mir  un§  anj  bie  Slnfunft 
3efu  vorbereiten  foften,  anj  bie  geijtige  SBieber* 
gebnrt  jomoljt  al§  anj  bie  Stnfnnjt  be§  2Mten* 
ridjterS  beim  jiingften  ©eridjt.  Stamm  faften  nnb 
beten  mir,  anj  ba$  nnjere  bußfertige  ©e[innnng 
ben  Sperrt!  un§  gnäbig  erfdjeinen  laffe.  ftxixtyi  fing 
bie  2lböent§3eit  mit  SQlartint  an  nnb  mar  jomit 
ebenfalls  eine  üierjigtägige  ^aftenjett.  Jpeute  galten 
bieje  [yaftenjeit  nnr  noct)  einzelne  jtrengere  Drbcn, 
3.  25.  bie  ßapuginer,  gemäß  iljrer  Dlegel  ein,  tricle 
fromme  Seelen  aber  freimütig.  ®er  Slbüent  ber 
ßirdje  beginnt  mit  bem  inerten  Sonntag  bor  bem 
2öeif)nacf)t§je[te,  melier  al§  ber  erjte  2lböentfonntag 
gilt.  Sie  oier  Söodjen  bebeuten  bie  toter  Satyr* 
taujenbe,  meiere  ber  ©ebnrt  be§  S?etfanbc§  öorau§* 


148  dritter  ®lauben§arttfei. 

gingen,  in  benen  bie  ©eredjten  be§  alten  23nnbe3 
fidj  nad)  bem  ©rlöfer  feinten  nnb  mit  fcfymer^ 
tigern  Verlangen  bem  Jpeitanb  entgegenfyarrten, 

Söb  öSfiljnadjteffft. 

2)a§  fjeiltge  2BeiI)nad)t§feft  btlbet  mit  bem 
Dfterfefte  unb  bem  s#fingftfefte  bie  ©rnnblage 
be§  d^rtftttd^en  $tr$enjai)re§.  ©te  Seit  jetner  ©in^ 
füljrnng  lann  ebenfowentg  angegeben  werben,  af§ 
bie  ber  beiben  anbern  Ijoljen  $efte,  eben  an§  bem 
©rttnbe,  tneil  bett  ßljriften  bie  Sage  ber  ©ebnrt, 
tote  ber  2lnferftef)ung  ^)u  nnb  ber  3lu8gic^ung 
be§  göttlichen  ©elftes  Don  jeljer  ^eilige  Sage  ttmrem 
2In  biefem  Sage  maren  früher,  mie  an  ©ftern  nnb 
^ßfingften,  jämtlt(f)e  ©laubige  öetpfftdjtet,  bie  Ijeitige 
Kommunion  31t  empfangen,  bis  ba§  bierte  all- 
gemeine tateranenfifcfje  ^ 0 n 3 1 1  audj)  biefe 
ßircfyenüin'fcfyrift  milberte.  SDtefer  Sag  ttirb  jebotf) 
in  ber  ßtrdje  am  feftltcfyften  begangen,  inbem  bie 
SSifd^öfe  nnb  ^riefter  an  biefem  Sage  brei  ^eilige 
sDleffen  lefen  bürfen,  nm  bie  breifaäje  ©ebnrt  be§ 
8ofyne§  ©otte§  gn  feiern. 

©§  totrb  nämlid)  gefeiert  bie  einige  ©ebnrt  be§ 
göttlichen  ©oljneS  au§  bem  ©äjojge  be§  25ater§, 
mie.  gejdjricben  ftefjt:  „SluS  beut  Innern  er- 
Sengte  3d)  S)tdj.öor  bem  SJtorgenfterne/. 
0P|.  109,  3.)  ©arutn  wirb  biefe  9tteffe  im  £>nnfet 
ber  9Jittternadjt  gelefert,  nnb  and)  ba,  wo  bie 
Stnnbe  ljutau§gefd)oben  toirb,  ntdjt  fpäter  al§  nm 
fed)§  VLfyx  in  ber  Örcfilje«     SQßenn   ber  ^rtefter  im 


S)er  empfangen  ift  wn  beut  Ijeilujen  (Seifte,  :c.  149 

feterltd^cn  ©otte§bienfte  ba§  Gloria  in  excelsis  cm- 
ftimmt,  wirb  mit  allen  ©locfen  geläutet,  unb  weit* 
bin  erfdjattt  ba§  fyrtebenSgeläute  burct)  bie  9tad)t« 
Sie  3  weite  fettige  9J£effe  wirb  etwa§  fpöter,  aber 
audj  nodj  in  ber  ^rütje  gefeiert,  unb  fjeifjt.  bte 
§irtenmeffe:  wie  bie  Wirten,  foHen  autf)  wir 
ben  §eitanb,  ber  jet}t  in  ber  Grippe  liegt,  anbeten 
unb  Sftjitt  banfen,  ba%  ©r  311  un§  gefommen.  Um 
biefe§  3U  berfinnbilben ,  wirb  ben  ©laubigen  in 
biejer  ^weiten  SJleffe  bie  Zeitige  Kommunion  ge- 
fpenbet  Sie  Anbetung  ber  Wirten  ift  bie  $eier 
ber  ©eburt  be§  Sol)ne§  ©otte§  im  $lei|dj)e,  @§ 
foll  ber  jQeilanb  aber  aud)  wiebergeboren  werben 
in  ben  bergen  ber  9ftenf(J)en  unb  baburd)  betfdjeudjt 
werben  bie  $infterni§  be§  ©eifteS,  auf  ba&  wir 
wanbeln  im  Sichte  unb  nidfyt  mel)r  im  ©Ratten 
be§  SobeS,  S)arum  ift  bie  b  ritte  9Jteffe  im  öf* 
fentltdjen  ©otte§bienfte  ein  Jpodjamt  jur  fetten  Sa* 
geSgett-  S)a§  2Beil)nad)t§feft  Ijat  ü'6erbte§  eine  Dftab. 
b.  fj.  wäljrenb  ber  nad)folgenben  fieben  Sage  wirb 
in  jeber  ^eiligen  931effe  biefe§  fyefte§  in  ber  9Irt 
gebaut,  baß  bie  fyeftgebete  ebenfalls  in  bie  SageS* 
meffc  aufgenommen  werben. 

©§  ift  eine  fcfyöne  unb  efyrwürbige  ©Ute,  bie 
Gfjrtftfeier  aud)  in  ber  Familie  31t  begeben.  £)a 
wir  an  biefem  Sage  fo  fyod)  begnabigt  worben  ftnb, 
baft  ber  $ater  feinen  eingebornen  ©ofyn  bom  §tm* 
mel  uns  fanbte,  fo  pflegt  man  einanber  an  biefem 
Sage  311  beglütfrruinfdjen  unb  31t  befdjenfen,  S>a< 
burct)  fott  tljatjädjüd}  ausgeführt  werben,  W03U  ber 


150  dritter  ©foubenSartifel. 

©toangelift  SofianneS  un§  ermahnt:  „©etiebtefte! 
®a  ©ott  itn§  fo  geliebt,  fo  muffen  toir  un§ 
aud)    einanber  lieben/'    (I.  polj.  4,  11.) 

^riligrnfrftr. 

Wxt  bem  2Mt)rtad)t§fefte  berbinbet  bie  Ättdje 
brei  toeitere  5efte,  toetdje  an  ben  brei  barauffot* 
genben  Sagen  gefeiert  werben,  unb  toeld^e  bie  35er* 
treter  aller  finb,  bie  im  ©tauben  unb  in  ber  ßiebe 
mit  ©fyrifto  ficfj  bereinigtem  ®a§  finb  bie  $efte 
be§  fettigen  ©rgmärttirerS  ©tepIjanuS,  be§  Ijet* 
ligen  ©bangetiften  3ol)anne§  unb  ber  unfdjut* 
bigen  «^inber.  S)er  tjeittge  ®tep^anu§  belannte 
©fyriftum  unb  bezeugte  feinen  ©tauben  mit  feinem 
Stute,  ©er  tjeitige  ©bangetift  unb  Stpoftel  %o* 
I)anne§  belannte  feinen  ©tauben  burct)  feine  apo* 
ftotifctje  Stjätigfeit  in  einem  langen,  ber  SSerfün* 
btgung  be§  ©bangetiumS  getoibmeten  £eben,  I)aupt< 
fädjüdj  gur  Siebe  ©otte§  unb  be§  D^ädjftert  er- 
mafynenb.  Sie  bon  bem  graufamen  <<Qerobe§  ge* 
morbeten  ßinber  lonnteu  ben  ©tauben  ntdjt 
benennen,  aber  fie  waren  bie  bom  Jperrn  erwählten 
©rfttinge,  bie  barum  audj  als  ^eilige  bereit  werben, 

Öas  JFrft  örr  lBrfdjnritinns- 

S)te  Dltao,  b.  Ij.  ber  adjte  Sag,  an  bem  ba§ 
ßnäbtein  %tfü  befdjmtten  würbe,  ift  ebenfalls  ein 
Sefttag  geworben:  SBefdjneibung  be§  Jgerrn.  33ei 
biefer  Zeremonie,  welche  ba§  ©efeij  be§  alten  33un? 
be§  Dorfdjretbt,  gefdjaf)  bie  erftc  ber  fieben  $lut* 


5er  empfangen  ift  von  beut  ^eiligen  (Seifte,  :c.  151 

toergteftungen,  ttefdje  bk  ©laubigen  bereiten, 
llrfprünglttf)  war  ber  Sag  ein  23et*  unb  üBufctag. 
S)a  bie  Reiben  an  biefem  Sage  burefy  9fta§feraben, 
©J3*  unb  Srinfgelagc  unb  anbere  SluSfdjroeifungen 
ben  ^afireSroecEffel  feierten,  fo  unterfagten  bie  23i* 
fd&öfc  (^oljanneS  ®i)rt)fofiomu3,  ^mbrofiu§,  3(ugu* 
ftinuS,  5ßetru§  Gl)rtyfoIogu§  u.  a.)  ntdjt  nur  auf 
ba§  ftrengfte  alle  Seitnafjme  an  tiefen  ^eftltdjfeiten, 
fonbern  fie  orbneten  allgemeines  Soften  unb  fogar 
^Bittgänge  an  biefem  Sage  an.  (Spater,  als  ba§ 
Jgeibentum  ertofdjen  war,  geftaltete  man  bie  fyeier 
biefe§  SageS  als  ein  fyeft  ber  SDanfbarfeit  gegen 
©ott,  ber  um  Segen  aud)  für  ba§  fommenbe  Saljr 
angefleht  mürbe* 

Sas  fimhanigsfelt 

©ed)§  Sage  nadj)  5Jleuja!^r  feiern  wir  ba§  ®ret* 
fönigSf  eft.  SDiefeS  ^eft  Reifet  in  ber  ßtrdjenfpradjc 
ßpipfjanie,  b.  L  (srfdjeinung  ober  Offenbarung. 
©§  würben  boräüglid)  brei  ©reigniffe  gefeiert,  an 
benen  bie  ©otttyett  be§  §errn  jtdj  offenbarte.  (Sin* 
mal  feierte  man  bie  Offenbarung  ber  ©eburt  beS 
SrlöferS  an  bie  Reiben,  atfo  ba§  eigentliche  £)rei* 
föntgSfeft.  3)ann  feierte  man  bie  Offenbarung  ber 
©ottfjeit  be§  931enf(f)eufo^ne§  an  bie  $uben  burdj 
ba§  3eu9n^  kes  ijtmmlijdjen  33ater§  am  2for- 
ban.  Snblict)  feierte  man  bie  Offenbarung  ber  ßraft 
unb  9Jiad}t  be§  Jperai  in  feinen  Sßimbern,  befon- 
ber§  in  feinem  erften  Söttnber  auf  ber  JQodjjett 
ju  $ana. 


152  ©titter  ®lau6en3ctrtifei. 

3um  Slnbcnfen  an  bie  Saufe  $e|u  im  ^orban 
unb  an  unfere  eigene  Saufe  wirb  an  biefem  Sage 
28a  ff  er  unb  © alg  geweift;  benn  ber  ©eift 
©otte§,  ber  ©eift  ber  2Bet§Ijeit,  ber  am  ^orban 
auf  ben  jQetrn  l)erabftieg ,  ftieg  in  ber  ^eiligen 
Saufe  aud)  auf  uns  fjerab.  £)aS  ©atg  aber  ift 
baS  ©innbilb  ber  SöeiSfyeit.  ®arum  fprid^t  ber 
^rteftcr  gum  Säufting,  inbem  er  il)m  ©afg  bar-- 
retdjt:  „Stimm  f)tn  baS  ©alj  ber  2öet§fjett,  eS  be< 
mafyre  bidj  gum  ewigen  Seben.    SImen/ 

3u  ber  abenbla.nbifdjen  ßirdje  mirb  aber 
Jjaiiptfädj'ltdj  bie  9ln!unft  ber  brei  Söetfen  aus  bem 
sJftorgen(anbe  ober  ba§  eigentliche  SDreiföntgSfeft 
gefeiert. 

flflariä  ffidjtmrf?. 

2lud)  ber  bterjtgfte  Sag  nad)  2öeif)nadjten,  an 
meinem  ber  £>ei(anb  im  Sempel  bargefteftt  mürbe, 
wirb  in  ber  $ird)e  gefeiert  unter  bem  tarnen 
SJtariä  Sid)tmej3  ober  SJlaxia  Reinigung.  S)en 
testen  tarnen  erhielt  ba§  $eft  bafyer,  meil  SJtaria 
fidj  bem  ©efeije  unterwarf,  obwohl  fie  eS  als  reine 
Jungfrau  nidjt  notwenbig  ljatte.  ©aS  mofaifdje 
©efetj  (III.  2Jtof.  12,  2.)  erffärte  nämüc^iebe  3ttutter, 
bie  einen  ©ofyn  geboren  Ijatte,  öiergig  Sage  als 
unrein,  yiafy  Slblauf  biefer  Sage  mufjtc  fie  im 
^ßor^ofe  beS  SempelS  erfd^einen  unb  ein  Dpfer 
bringendem  ßamm  unb  eine  Saube  ober,  wenn 
fie  arm  mar,  gtoet  Sauben,  unb  mürbe  atsbann 
öom  ^riefter  rein  gefprodjen.    (Sin  anbereS  ©efel? 


5>er  empfangen  ift  dou  bem  IjeiliQen  ©eifte,  :c.  153 

erllärte  alle  erftgebornen  ©öbne  für  ben  SDtenft 
be§  §errn  gemeint,  gum  2lnbenfen  baran,  baß  bie 
©rftgeburt  her  Israeliten  in  ber  ägtjpttfdjen  ßnedjt* 
fd^aft  Dom  2Bürgengel  üerfd^ont  mürbe.  SDarum 
mußte  ber  erftgeborne  ©ofyn  in  ben  Tempel  ge* 
bradjt  unb  toSgefauft  werben*  ©aljer  Ijat  btefeS 
fyeft  aud)  ben  Dlamen:  ©arftellung  3>e[u  im 
Tempel.  £)en  Flamen  „Öidjtmef}"  aber  trägt  ba§* 
felbe  üon  ber  ^Begegnung  mit  ©imeon,  ber  ba§ 
bargebraäjte  ßnäblein  als  ba§  Sidjt  prie§,  welches 
bie  Golfer  erleuchten  werbe,  ©d)on  in  frü^efter 
3eit  würbe  gur  $erfinnbilbung  biefer  Söorte  ein 
Umgang  mit  ßidjtern  gehalten,  bamit  ber  Srtöjer, 
ber  bem  ©imeon  im  Sempel  entgegen  gekommen 
mar,  aud)  ben  Sebrängten  gnöbig  entgegen  ober 
tnelmetjr  ju  §itfe  fommen  möge. 

2ßä()renb  3;eju§  ftitt  unb  oljne  2luffet)en  gu  er* 
regen,  bei  feinen  ©Itern  in  üftctjaretlj  weilte,  Ijatte 
^oljanneS,  ben  ©ott  gum  Vorläufer  ßfyrifti  be* 
(timmte,  in  ber  SBüfte  al§  ©infiebler  ein  l)arte§ 
unb  rauf|e§  Sebeu  geführt  unb  fid)  auf  feine  gött* 
tidje  ©enbung  burd)  Soften,  ®thd  unb  (Sntbelj* 
rungen  alter  Slrt  borbereitet,  ©o  war  er  „ftarf 
im  fytxxn*  geworben.  ®a  er  nun  ba§  Sllter 
erreicht  fjatte,  in  bem  bie  Seljrer  in  3§rael  öffent* 
tid)  auftreten  burften,  erging  ba§  SBort  be§  £)errn 
an  i£)n;  er  folgte  beffen  9lufe  unb  !am  fyinauS  an 
ben  ^orban  unb  prebigte  Sufje  jur  Vergebung  ber 


154  dritter  (SlaubenSctrttfel. 

©ünben.  ©eine  Söorte  matten  tiefen  ©inbrucf 
auf  alle,  bie  il^tt  Karten;  bcnn  fdjon  fein  SleuftereS 
geigte  an,  baft  er  ein  anberer  ©Iia§  fei.  ©r  trug 
ein  ßletb  bon  ßamefljaaren  unb  einen  lebernen 
©ürtet  um  feine  Senben,  unb  feine  Sprung  waren 
Jpeufdjrecfen  unb  witber  §onig.  S)ie  Sewolmer 
3erufatem§  unb  ber  gangen  ©egenb  am  Vorbau 
gingen  gu  tljm  hinaus.  3foIjanne§ '  aber  prebigte: 
„Sfjut  Stifte,  benn  ba§  Himmelreich  ift  nafye." 
Xlnb  er  fprad)  Wetter:  bringet  mürbige  $rüdjtc 
ber  23ufte.  S)ie  %it  ift  f$on  an  bie  SBurget  ber 
Saume  gefegt,  ©in  jeber  Saum,  ber  leine  gute 
fjrudjt  bringt,  wirb  umgehauen  unb  in§  $euet 
geworfen." 

3ugleidj  wie§  ^oljannes  barauf  Ijjttt,  baft  ber 
9fteffia§  jetjt  auftreten  werbe.  „3fdj  taufe,"  fagte 
er,  „eudj  gwar  im  Sßaffer  gur  Sufte,  aber  ber 
nad)  mir  lommt,  ift  ftärler  als  idj,  unb  tdj  bin 
ntdjt  Würbig,  feine  ©d}ul)e  §u  tragen,  ©iefer  wirb 
eucl)  mit  bem  ^eiligen  ©eifte  unb  mit  $euer  taufen." 

Unterbeffen  War  $efu§r  ber  nur  fed}§  SJionate 
jünger  war,  audj  breifttg  Safere  alt  geworben;  ©r 
fam  an  btn  ^orban  unb  »erlangte  getauft  31t 
werben.  2tofyanne§  wollte  ben  Herrn  abgalten,  ba 
er  ben  ©ünbelofen  erlannte.  ©r  fprad)  gu  ^Ijm: 
„%&)  Ijabe  nötig,  bon  S)ir  getauft  ju  werben,  unb 
®u  lommft  ju  mir?"  ^efu§  aber  antwortete:  „ßaft 
e§  jetjt  <  gefd&efjen,  benn  fo  gegiemt  e§  fidj,  ba%  wir 
iebe  ©eredjtigfett  erfüllen/'  %l\m  lieft  e§  $ol)anne§ 
ju.   5ll§  aber  $efu§  getauft  war,  ftieg  ©r  fogleidj 


2)er  empfangen  ift  von  bem  fjeiliflen  (Seifte,  :c.  155 

au§  bem  SBaffer  herauf,  unb  fietye,  ber  Jgimmel 
öffnete  fid)  35m,  unb  ber  ^eilige  ©eift  flieg  in 
förderlicher  ©eftalt  gleich  einer  Saube  auf  ^n 
fyerab  unb  eine  ©timme  erfd^otl  Dom  §immel: 
„S5u  b ift  mein  geliebter  ©oljn,  an  £)ir  tjabe 
3$  mein  SBo^Igef  allen."  (ßuf.  3,  22.) 

51m  anbern  Sage  faf)  3°5anne§  3efu§  3U  ft$ 
fommen  unb  fpradj:  ,,©iet)e  ba§  ßamm  ©ot* 
te§,  jielje,  ba§  ba  l)inmegnimmt  bie  ©ün* 
ben  ber  SBelt!"  Unb  er  bezeugte  offen:  „3$ 
fannte  35n  \\iä)t,  aber  ber  nitcfy  gefanbt  l)at,  mit 
SOßaffer  ^u  taufen,  fpradE)  3U  mir:  lieber  melden 
bu  fefjen  wirft  ben  ©etft  ^erabfteigen  unb  auf  3W 
bleiben,  biefer  iff-8,  ber  mit  bem  ^eiligen  ©eifte 
tauft/'  (3o5.  1,  29.  33.)  ©tefelben  2öorte  mieberljolte 
er  aud)  am  brüten  Sage,  als  er  3efuS  abermals 
wanbeln  fal). 

3efu§  aber  ging  Ijinweg  üom  3orban  unb 
mürbe  tiom  ©eifte  in  bie  SBüfte  geführt.  Slttba 
blieb  ®r  Dier^tg  Sage  unb  ©r  a£  nidjtS  in  ben* 
felben  Sagen,  unb  als  fie  öorüber  waren,  hungerte 
35n.  Sa  trat  ber  Seufel  311  35^  ^n  3U  üer* 
jucken,  unb  fpradj:  „23ift  2)ii  ©otteS  ©oljn,  fo 
fprtdj  jjn  biefem  ©teine,  ba£  er  SBrot  werbe/' 
3efu§  aber  antwortete  tfjm:  „9Hd)t  tiom  23rote 
allein  lebt  ber  DJlenfd),  fonbern  öon  jebem 
Sßorte  ©otteS/' 

Xann  nafym  35n  ^er  Seufel  mit  fiel)  in  bie 
fettige  ©tabt  unb  ftettte  35n  auf  bie  ginne  beS 
Tempels  unb  fprad)  ^u  35m;    „Sttft  2)u   ©otteS 


156  dritter  ®(cmben§artifel. 

©ofyn,  fo  ftürge  £)id}  tjinab;  benn  es  fteljt  gefdjrieben: 
©r  Ijat  feinen  ©ngeln  ^Deinetwegen  befohlen  unb 
[ie  fotten  £)td)  auf  ben  Rauben  tragen,  bamit  ®u 
nid)t  etwa  einen  $uf}  an  einen  ©tein  ftofjeft/ 
3efu§  aber  fprad)  gu  it)m:  „®§  fte^t  aber  auäj 
gefdjrieben :  S)u  follft  ©ott,  beinen  <<£>errn 
nidjt  öcrfu^en."  9lberma!  naijm  ^n  ber  Teufel 
mit  fidj  auf  einen  feljr  Ijofyen  Serg  unb  geigte  3sf)m 
alle  ßönigreidje  ber  SQBelt  unb  it)re  §errüd)!eit  unb 
fpradj  3U  3föm:  „S)ie§  alles  tottt  id)  S)tr  geben, 
wenn  ®u  nieberfattft  unb  midj  anbeteft,"  SDa  fpradj 
$efu§  gu  if)m:  „Söeidje,  Satan!  benn  e§  fteljt  ge- 
fcfyrieben:  S)u  follft  ©ottf  beinen  §errn  an* 
beten  unb  $f)m  allein  bienen."  hierauf  cer* 
ließ  Sfyn  ber  Teufel,  unb  fietje,  bie  ©nget  traten 
Ijingu  unb  bleuten  Sfönu- 

9^ad)beni  $efu§  bie  Söüfte  bertaffen  Ijatte,  trat 
©r  öffentlich  al§  Sefjrer  auf  unb  fing  an,  jünger 
um  fid)  Ijerum  311  fammeln,  bie  Saugen  feiner  ßel)ren 
unb  Saaten  fein  fottten,  um  fie  fpäter  ber  SBelt 
jju  tierfünben.  2lu§  biefen  wählte  ©r  giDölf  au§, 
bie  ©r  2lpoftel  nannte* 

S5tei  ^afyxt  manbelte  ber  £>eilanb  unter  ben 
9ftenfd)en  im  Ss^ntattbe  umtjer,  unb  lehrte  bie 
2Baljrl}eit,  bie  ©r  öom  §immel  braute,  ©r  lehrte 
nur  ©inen  ©ott,  bm  allmächtigen  ©djöpfer  Spim* 
mel§  unb  ber  ©rbe,  ber  alle  9Dlenfd)en  erfd^affen 
Ijat  unb  feiig  machen  will,  ©iefer  ©ott  ift  ein 
©eift,  ben  mir  im  ©eifte  unb  in  ber  SBaljrljeit 
anbeten  muffen,  ^n  feiner  §anb  ruljt  ba§  ©djtdfal 


S)er  empfangen  ift  üon  bem  ^eiligen  (Seifte,  :c.  157 

eine§  jebeu.  ®r  ift  bie  Siebe.  2Bie  @r  bie  Siebe 
ift,  fo  muffen  wir  aucb  inifere  9Jlitmenfd)en  lieben, 
unb  jwar  roerftf)ättq  unb  au§  allen  Gräften,  ©elbft 
unfere  ?yeinbe  bürfen  mir  öon  unferer  Siebe  nidjt 
auSjdjliefjen.  ©ott  ift  öollfommen,  unb  wie  @rf  fo 
follert  aucf)  wir  öollfommen  fein.  ©§  genügt  nidjt, 
un§  öon  böfen  Staaten  gu  enthalten,  auä)  unfer 
Sperj  muß  rein  fein;  wir  bürfen  ba§  SBöfe  nidjt 
nur  nidjt  tf)im,  fonberrt  aud)  nidjt  begehren,  ©en 
©eift,  ben  wir  in  uns  pflegen  fotten,  l)at  ©r  uns 
in  ben  aebt  ©eligfeiten  gejeidjnet.  ®ie  ©elbftöer* 
leugnung  ba^nt  bm  2Beg  gu  unferm  3iete,  welches 
fein  anbere§  al§  ber  JQhnmel  ift.  ©urd)  Shtfce  !ann 
ber  ©ünber  bie  ©nabe  ©oite§  wieber  erwerben, 
©ott  ift  langmütig  unb  will  bm  glimmenben  S)od)t 
nidjt  auSlöfdjen  unb  ba§  fdjWanfenbe  Dtoljr  md)t 
öottenbs  Verbrechern  Sßenn  aber  bk  irbifdie  Sauf* 
bafyn  öottenbet  ift,  bann  wirb  jeber  DJIenfdj  öor 
ben  9*td)terftul)l  ©otteS  gefieüt.  Unb  biefen  s<ftid)ter 
fann  niemanb  täufdjen  unb  niemanb  hintergehen; 
benn  @r  fief)t  in  ba§  §erj  be§  s]Jlenfd)en,  prüft 
Jperjen  unb  Vieren  unb  fennt  alle  5}htid)läge.  llnb 
öor  3fynt  gilt  fein  2lnfetjen  ber  c#erfon,  ber  Sinne 
ift  öor  3't)tn  wie  ber  Üleidje,  ber  ^Bettler  wie  ber 
ßönig.  6in  unerbittliches  ©ertdjt  wirb  über  bie 
93öfen  ergeben,  bie  in  bie  ipötte  geflogen  werben, 
um  bort  ju  leiben  auf  ewig.  ®ie  ©uten  aber  wer* 
ben  in  bie  ©eligfeit  be§  §immel§  eingeben,  um 
bort  mit  bem  breieinigen  ©ott  ewiglid)  31t  leben 
unb  ju  tjerrfdjen. 


158  dritter  ©laubenSariifel. 

2)iefe  Seljre,  welche  im  gerabeften  ©egenfa^e 
gu  bem  fianb,  wa§  bie  SJtenjc^en  bis  jetjt  gefeiert 
unb  gehört  Ratten,  mufjte  alle,  bie  eines  guten 
2Biften§  waren,  mit  Srofi  unb  Hoffnung  erfüllen. 
S)arum  Reifet  bie  Seljre  !jefu  mit  Üled£)t  (Sbange* 
lium,  b.  ^  frofye  Sotfdjaft;  war  fte  bo$  bie  ßunbe 
öon  ber  ©rlöfung,  Heiligung  unb  Sefeligung  ber 
3Jienfd^eit. 

2Ba§  ber  §eiltmb  lehrte,  ba§  übte  @r  feibfh 
S)ie  ^barifäer  unb  trieftet  legten  bem  Sßolfe  un* 
erträgliche  Saften  auf,  fic  felbft  aber  wollten  bie- 
felben  mit  i^ren  Ringern  nid)t  bewegen.  (9Jlattlj.  23,  4.) 
5Der  Jgeilanb  aber  ift  für  atte  ba§  erfyabenfte  95or* 
bilb  geworben*  ©r  geigte  burd)  fein  23eifpiel,  wie 
man  bem  SBater  im  §immel  bienen  foll.  @r  lonnte 
bon  fid)  fagert:  „2)a§  ift  meine  ©peife,  ba£  3* 
bcn  Söttten  beffen  erfülle,  ber  9JUdj  gefanbt  Ijat." 
(3Mj.  4,  34.)  ©ein  ganzes  Qthm  war  ein  beftän* 
bigeS  2öof)ttI)un.  ,,©ute§  ttyuenb,"  fagt  ber 
©öangeltft  Sufa§,  „manbelte  ®r  umljcr/'  (2tyg. 
10,  38.)  S)en  3uben  gegenüber  fonnte  ®r  fragen: 
„2Ber  bon  eudj  !ann  2JMdj  einer  ©ünbe  befd^ul* 
bigcn?"  (3o^.  8,  46.)  äßie  feine  Seigre,  fo  mar  aucb 
fein  SBanbel  ba§  fpredjenbfte  SeugntS  für  bie  ©ött* 
lic£)f eit  feiner  ©enbung- 

3efu§  lehrte  aber  and)  nid)t  wie  ein  gewöhn* 
li^er  Setter,  nidjt  wie  bie  ©d)riftgelel)rten  unb 
■#l)arifäer,  fonbem  „wie  einer,  ber  SJladjt  l)at." 
{piatti).  7,  29.)  @r  fpra$  nid&t  nur  göttliche  SBorte, 
fonbem  ©r  wir!te  aud)  göttliche  SBerfe,  C3ol).  9,  4.) 


5)er  empfangen  i[t  uon  bem  ^eiligen  (Seifte,  ie.  159 

®r,  ber  ©oljn  @otte§,  tf)at  audj  bie  Söerfe  feines 
93ater§.  (3Mj.  10,  37.)  S)urdj  eine  CRei£)e  oon  2Bun* 
bern  bescugte  (Er,  bafj  ©otteS  ßraft  unb  SJiac^t 
auäj  feine  ßxaft  unb  SJiadjt  fei.  ©leid)  im  51n* 
fange  feines  öffentlichen  Auftretens,  auf  ber  §od)- 
gett  3U  <föana,  wo  ©r  Söaffer  in  SBetn  berwanbelte, 
„offenbarte  ®r  feine  jQerrlidjfeit,  unb  feine  jünger 
glaubten  an  2fön*"  (3M).  2,  IL)  @r  geigte  feine 
SCftadjt  gu  un^äljligen  9Jtalen,  inbem  (Er  Traufe 
feilte,  bte  utplöislidj  unb  auf  feinen  Söefeljl  gefunb 
würben.  6o  feilte  ßr  ÜBItnbe,  tiom  Seufel  SBefeffene, 
£aube  unb  Stumme,  ©idjtbrüdjige  unb  2luSfä|ige. 
®r  geigte  feine  $raft  burdj  bie  Sluferwecfung 
breier  Soten. 

©oldje  wunberbare  {panblungen  beftärften  nun 
Diele  in  bem  ©lauben,  SefuS  Werbe  ein  irbifdjeS 
Sfteic^)  grünben,  unb  felbft  Don  ben  2lpofteln  motten 
einige  biefer  Meinung  fein.  3)arum  wollte  ber 
Öerr  brei  feiner  Stpoftel  tiefer  in  bie  ©e^eimniffe 
beS  9Md)eS  ©otteS  einweihen,  bamit  fie  bie  übrigen 
Slpoftel  aufrichteten,  wenn  biefelben  3$n  fpäter  in 
feiner  tiefften  91tebrigleit  feljen  würben.  2)eSl)alb 
nafjm  ßr  einmal  5ßetru§,  ben  (Er  gum  £)ber= 
Raupte  ber  ßirdje  erforen,  3afobu§  unb  ^o* 
Cannes  mit  auf  ben  SBerg  Sabor.  ©ort  warb 
(Er  tior  ifjnen  berflärt.  ©eine  Kleiber  würben 
gtänjenb  unb  überaus  weif?  wie  ber  Stfjnee,  fo 
wie  fein  Sßalfer  auf  (Erben  weife  madjen  lann. 
Unb  eS  erfdjien  GtiaS  mit  9ttofeS,  unb  biefe  re* 
beten  mit  %t)\x§.   3>ie  jünger  aber  erhielten  einen 


160  dritter  ©laubcn«art«el. 

23orgefd)mad  ber  ©eligfeit,  unb  $etru§  fpradj: 
„Ifteifter,  gut  iff§  für  un§,  t)iex  gu  fein;  mir 
motten  brei  Rüttelt  bauen,  2)ix  eine,  bem  9#ofe§ 
eine  unb  bem  ©Iia§  eine/'  Unb  e§  !am  eine 
SBolfe,  bie  fie  übexfcfyattete,  unb  au§  ber  SBolfe 
exfdjoff  eine  ©timme  unb  fpxad):  „2)ie§  ift  mein 
geliebter  ©ofyn;  ben  fottt  ifjr  Ijöxen."  Unb  plötjlidj, 
ba  fie  Ijexum  flauten,  fa^en  fie  niemanb  mefjr  als 
3efu§  allein  bei  tljnen,  (3KaxI.  9,  1  ff.)  ©o  belröf^ 
tigte  ber  fyimmlifdje  JÖatcr  baS  3eugni§,  baS  ©r 
am  $oxban  bem  Jpeilanbe  ausgestellt 

3e  mel)x  aber  bie  Slnl)änglid)leit  beS  95olle§ 
an  $efum  mud)S,  befto  größer  mürbe  audj  ber 
3ngximm  ber  ^riefter  unb  ^artfäer.  ©ie  fugten, 
ob  fie  nichts  an  3$m  fänben,  meSmegen  fie  3tt)n 
bei  ben  Römern  als  Slufxüljrex  anflagen  ober  um 
baS  Qutxauen  beS  23olfeS  bringen  formten.  2lttctn 
fie  fanben  nichts,  mebex  in  feinem  SBanbel,  nodj 
in  feinen  Sieben.  S)er  §exx  aber  lannte  it)re  ©e* 
banfen  unb  2lnfd)läge  unb  bereitete  feine  jünger 
barauf  bor.  9llS  6x  baS  leijte  9JM  mit  feinen  Jüngern 
nad)  ^exufalem  ging,  na|m  ©x  feine  gmolf  jünger 
3U  fid}  beifeitS  unb  fpxadj  31t  iljnen:  „©iefye,  mir 
gießen  hinauf  nad)  Jjexufalem,  unb  be§  SJtenfdjen 
©ot)n  mirb  ben  Jgoljenpxieftexn  unb  ©dmftgelefyrten 
überliefert  mexben,  unb  fie  merben  3$n  gum  Sobe 
öexuxteilen.  ©ie  merben  3$n  ben  Reiben  aus- 
liefern/ baj3  fie  3fyn  üerfpotten,  geißeln  unb  fxeu^ 
jigen;  unb  am  brüten  Sage  mirb  ©r  mieber  auf* 
erftefjen."  (3Katt$.  20,  17—19.) 


Ter  empfangen  ift  Don  bem  ^eiligen  (Seifte,  zc  161 

3n  23etl)anien  fjiett  ber  Jgeilanb  fiel)  öfters 

im  öaufe  beS  ßagarnS  auf,  ben  ®r  öon  ben  Sotcn 
ermeeft  Ijatte.  2)ieSmal  aber  ftnben  mir  2$n  im 
£aufe  Simons,  ben  man  ben  ,9uSf&|tgen"  nannte, 
tpafirjdjetnlic^,  »eil  er  früher  auSj'atiig  mar  unb 
öon  3e|u§  tDtrb  geseilt  morben  fein,  tiefer  be- 
reitete Sfym  ein  ©aftmafyl.  ßajaru§  fa§  eben* 
falls  mit  ju  Sifdje,  unb  $ftartt)a,  bie  Sdjroeftet 
beö  SagaruS  bebiente  ben  -jperrn.  DJlaria  aber, 
bie  anbere  Säimefter  be§  ÖagaruS,  brachte  in  einem 
©efafee  öon  Sllabaftet  eine  foftbare  Salbe,  falbte 
bk  ^üBe  3eiu  unb  troefuete  fie  mit  tfjren  paaren, 
Sann  jerbrad)  fie  baS  ©efäft  unb  goft  baS  Cel 
über  beS  Jgerrri  JQaupt,  alfo,  bafj  baS  ganje  JpauS 
Doli  Dom  2BoljIgeritd)  ber  Salbe  mürbe.  2)arob 
murrte  einer  ber  2lpoftel,  3juba§  mit  bem  23ei* 
namen  ^Sfariot.  ®iefer  führte  ben  üBeutel,  in 
melden  baS  Sllmofengelb  gelegt  mürbe.  2)er  ©cij 
^atte  fid)  bicfeS  Jüngers  bemächtigt;  er  mar  gum 
Siebe  geworben  unb  Ijätte  baS  ©elb,  meines  bie 
©atbe  foftete,  lieber  in  feinem  SBeutel  gefefjen, 
S)arum  fpradö  er:  „SBarum  fyat  man  biefe  Salbe 
nidjt  um  meljr  als  300  Senare  berfauft  unb  ben 
Sinnen  gegeben?"  S)er  Jgeilanb  aber  fpradj  ruljtg: 
„2Barum  beldftigt  iljr  biejeS  Söeib?  Sie  fjat  ein 
gutes  2ßerl  an  9JUt  getfja*.  2lrme  Ijabt  ifyr  alle- 
geit  bei  eudj,  ÜJlidj  aber  Jjabt  ifyr  nitfjt  immer. 
SDiefe  tfjat,  maS  fie  founte;  fie  falbte  fcl)ou  311111 
öorauS  meinen  Seib  311111  23egrabniffe  ein."  (9Äarf. 
u,  8—8.)  %t)u§    lanute   bie     23ermorfenf)eit    bcS 

3^olf  ©laubenSavtifef.  11 


162  dritter  ©laubensarttM. 

$nbaS  woljl,  aber  ©r  bulbete  i&n,  benn  biefer  foHte 
baS  aQÖerfjeug.  feines  Seitens  werben. 

93on  23ett)anien  ging  ber  Jperr  na$  Sternfatem. 
5ItS  ©r  nad)  Söetpljage  in  ber  !ftäf)e  öon  ^ernfalem 
famf  gab  ©r  j^wei  Jüngern  ben  Auftrag:  „©eljet 
in  ben  frieden,  ber  eudj  gegenüber  liegt,  imb  iljr 
werbet  alsbatb  eine  ©felin  angebnnben  finben,  nnb 
bei  ifyr  ein  füllen,  anf  bem  nodj  niemanb  gefeffen." 
S)ie  jünger  fanben  eS,  wie  ber  £>ei(anb  gefagt 
Ijatte.  @ie  legten  ifjre  ßleiber  anf  baS  Bütten 
nnb  festen  Sefum  baranf*  ®o  ging  in  ©rfüllnng, 
was  $faia§  nnb  ftaüjaxiaä  geweisfagt:  „©ielje, 
bein  ßönig  !ommt  31t  bir,  fanftmüttg  fiijenb,  anf 
einem  Bütten,  bem  $nngen  eines  ßafttiereS," 
(3f.  62, 11;  3q^.  9,  9.)  ©ie  SotfSmenge  aber,  mW 
nadj  Sernfalem  gum  $efte  gelommen  war,  als  fie 
Ijörte,  SJefnS  öon  ^tagaretf)  gtel^e  fjeran,  gaben  i^rer 
33ereljmng  nnb  intern  ©lanben  2InSbrnd  Sie 
gingen  2$m  mit  ^almen  entgegen,  öiete  breiteten 
ifyre  Kleiber  anf  ben  2Beg,  anbere  Rieben  Steige 
öon  ben  Säumen  nnb  ftrenten  fie  nod)  anf  bm 
Sißeg,  nnb  bie  vorangingen  unb  nachfolgten,  fürten 
nnb  tyradjen: 

„^ofanna!  §odjgelobt  fei,  ber  ba  fommt  im 
tarnen  beS  £>errn!  Jpodjgelobt  fei  baS  IReidE)  nnferS 
SSaterS  ©aöib,  baS  ba  fommt!  Jgofanna  in  ber 
£öf)e!"   (SDdarf.  11,  10.) 

Unterbeffen  war  ber  Ingrimm  ber  Jgoljenpriefter 
nnb  ber  ©cfyriftgeleljrten  anf  baS  Ijödjfte  geftiegen. 
©djon  nad)  ber  ©rwetfnng  beS  Samaras  faxten  fie 


Ser  empfangen  ift  t)on  bem  ^eiligen  ©eifte,  2c.  163 

ben  5J3Ian,  3>efum  ^u  töten,  ba  fie  fasert,  rote  fein 
2Mjang  fid)  mehrte.  33alb  barauf  befcfjloffen  fie 
nun,  ben  §ertn  ergreifen  3U  taffen,  mir  jotlte  bie* 
ntdjt  am  Dfterfefte  gefd)el)etu  ®§  ful)r  aber  ber 
Satan  in  ben  3uba§  3§fartot,  nnb  er  ging  I)in 
nnb  berebetc  fid)  mit  ben  JQotjenprieftern  nnb  §aupt- 
teilten,  tote  er  if)nen  Sefutn  überliefern  wollte,  nnb 
biefe  üerjpradjcn  itjm  brei^ig  ©Überlingen  llnb  Don 
ba  judjte  er  eine  ©elegenfyeit,  Sejum  gu  überliefern. 

%m  erften  Sage  be§  fyefteS  ber  nngefänerten 
23rotc  mußte  nad)  bem  ©efetje  ba§  Dftertamm 
gegeffen  werben.  Sie  jünger  judjten  nnb  fanben, 
nadj  ber  Söetjung  be§  9Jieijter§,  ben  bezeichneten 
Speijefaat.  2tl§  e§  tyLhtnb  geworben,  je|te  fid)  ber 
Öerrmit  feinen  Jüngern  gu  SStjdje  nnb  jprad)  in  tyifr 
crgreifenber  2Betje:„3dj  fyabe  ein  großes  23er* 
langen  gehabt,  ba§  Cfterlamm  mit  eud)  3U  effcn, 
beöor  $<§  leibe/'  3ugleidj  ober  jagte  Gr  tiorauS: 
„Giner  öon  eudj,  ber  mit  9Jltr  in  bie  Sd)üjfel 
tunft,  wirb  9Jttdj  betraten."  S)te  jünger  würben 
fefir  betrübt,  unb  einer  um  ben  anbern  fragte: 
„SBin  id)  e§,  £>err?"  2ludj  3suba§  fragte:  „Sin 
id)  e§,  9)leifter?"  llnb  3efu§  antwortete  ifjm: 
„Xu  Ijaft'S  gejagt."   (2JtattI>.  26,  21— 25.) 

So  f)atte  benn  ber  §eilanb  ba§  ©ejeij  erfüllt. 
Dtun  wollte  ber  -Sperr  aber  an  bie  Stelle  be§  alten 
5Jlaf)le§  ba§  üJtaljt  be§  Dienen  23unbe§  einfeijen, 
an  bem  niemanb  teilnehmen  barf,  ber  ntdjt  rein 
ift.  S)atunt  oerfinnbilbete  Gr  ben  Slpojtefn  biefe 
5Reinf)eit  baburd),  ba§  Gr  iljnen  bie  5üJ3e  wujd). 


164  dritter  ©taubenSartitel. 

Sabittd)  geigte  (Sr  iljnen  gugleid),  tote  fie  in  aller 
3)emut  bem  SLtfd^e  be§  bleuen  SBunbeS  fidj  notjen 
jottten.  £>em  5ßetru§,  ber  erftaunt  bteS  an  ftd&  nid)t 
gefdjeljen  taffert  toottte,  bebeutete  3efu§:  „2Benn 
$d)  btd)  ntdjt  roafdje,  jo  Ijaft  bu  leinen  Seil  an 
9JUr.''  2)a  jagte  ^etruS  gu  3föm:  „§err,  nidjt 
allein  bie  $üfje,  jonbern  aud)  bie  ipänbe  unb  baS 
fgaupt."  $cfu§  aber  jprad)  gu  ttjm:  „28er  ge* 
waf^en  ift,  bebarf  nidjt  mefyr,  als  bafj  @r  bie 
^üfee  mafdje,  fo  ift  er  gang  rein.  2tudj  tt)r  feib 
rein,  aber  ni$t  alle/'    (3<4  13,  10.) 

hierauf  ermahnte  @r  bie  jünger,  fie  jottten 
ebenfalls  an  einanber  tljun,  mie  ©r  ifjnen  gettjan 
l)abe  unb  beutete  nodj  einmal  gang  beftimmt  auf 
ben  Serrat  be§  !jubaS  t)tn.  S)ann  aber  fe|te  @r 
jenes  tounberbare  ßiebeSmaljl  ein,  burd)  meines 
@r  ftd)  mit  ben  9IpofteIn  unb  allen,  bie  an  2$n 
gtaußen,  bis  an  baS  ©übe  ber  3etten  jorttoäljrenb 
bereinigen  wollte. 

3 ejus  nafjm  baS  Sorot,  jegnete  unb  *brad)  eS, 
gab  eS  jeinen  Jüngern  unb  jpradj:  „  97: e f) m e t  Ijtn 
unb  ejfet,  baS  ift  mein  Öetb,  ber  für  eud) 
Eingegeben  totrb.  3)ieS  tljuet  gu  meinem 
Slnbenten."  Unb  ©r  nafjm  ben  $eldj,  banfte, 
gab  iljnen  benfelben  unb  fprad):  „ Srtnfei  alle 
barauS,  benn  bieS  ift  mein  331ut  beS  neuen 
SeftamenteS,  baS  für  ütele  toergoffen  wer* 
ben  toirb  gur  Vergebung  ber  ©ünben." 
(3Jiatty.  26,  26-28;  3Jiarf.  14,  22—24;  ßuf.  22, 
19—20;  I.  Äor.  11,  24—27.) 


^er  empfangen  ift  non  bem  fettigen  (Seifte,  :c.  165 

Sugteid)  fetjte  ber  Jpeilanb  bei:  „Siefye,  bie 
Jpanb  meinet  Verräters  ift  mit  3JHr  auf  bem 
Stfdje."  (8ui  22,  21.)  llnb  als  3of)anne§,  ber  fid) 
an  bie  33ruft  beS  £>etlaitbe§  lehnte,  fragte:  „Jperr, 
mer  ift's?"  antwortete  3cfu§:  „£)er  ift  e§,  bem 
3d)  ba§  23rot,  metdjeS  ^d)  eintuufe,  reiben  loerbe." 
llnb  ©r  reichte  ben  ÜBiffen  bem  3uba3  3^f artot* 
;Vfet  nafym  ber  ©atan  ben  3uba§  üöttig  in  SBefitj. 
^red)  fragte  ernod):  „23in  id)  e§,  SJieifter?"  unb 
ber  SDfleiftex  antwortete:  „3)u  fyaft  e§  gefagt." 
Unb  ®r  fügte  nod)  bei:  „9Ba§  bu  tljun  roiüft, 
ba§  tf)ue  batb/  Unb  3uba§  ging  fort,  um  fein 
abfdjeultdjeS  23orljaben  auszuführen- 

1)  GfjriftuS  ber  §err  ließ  fid)  Don  SofjauneS  taufen, 
„bamit  alte  ©ered)tigfeit  erfüllt  toerbe."  Cbioof)!  Gf)riftu§ 
feine  Sünbe  fannte,  fo  ftettte  Gr  fid)  unter  bte  Süubcr, 
weil  Gr  bte  Sünben  ber  SBett  auf  fid)  genommen  fjatte. 
"Und)  wollte  Sr  bamit  uns  geigen,  baß  3oljanne§  mit 
9icd)t  ntdjt  bloß  SinneSäuberuug ,  foubern  aud)  Sußc 
verlange,  unb  bajj  Gr  mit  uns  büßen  motte.  Senn  ba§ 
ganje  Seben  Gt)rifti  toar  ein  Sufjföeg,  ein  Söeg  Doli  Gnt= 
bedungen  unb  ©djmerjen,  auf  toeld)em  Gr  uns  oorangiug. 

2)  Surd)  bte  Saufe  Sciu  tourbe,  tnte  manche  <£ir= 
djenöätet  teuren,  ^xigfetcf)  baz  ^eilige  ©aframent  ber  Saufe 
eiugefetd. 

öiefür  fann  jum  ftärfften  SBciücifc  bienett,  baß  bamafä 
bte  jjetligfie  Steif alttgleit ,  in  bereu  tarnen  bie  Saufe 
erteilt  wirb,  bie  ©egentoart  iljrer  ©otttjeit  funbgab.  Senn 
bie  Stimme  be3  3}aterö  tourbe  oernommen,  bie  5)3erfon 
beS  Sofynes  toar  jugegen,  unb  ber  fjetlige  (Seift  ftteg  in 
©efialt  einer   Saube  tjerab.     UeberbteS   öffnete  fid)  ber 


166  dritter  ©taubenSctrtifel. 

§tmmel,  tooljtit  urt§  nun  bnrdj  bie  Saufe  hinauf  ju  fteigen 
vergönnt  ift. 

3)  3)er  §eilanb  faftete  in  ber  Söüfte  40  Sage  unb 
40  -ftadjte.  ®ie  3cd)l  40  ift  eine  ganj  bebeutnngSboffe 
3ctf)I,  befonberS  in  ber  Su^e  unb  in  ber  ©nabe.  Slud) 
bte  $  int  tuten  traten  40  Sage  25u^e  unb  tocnbeten 
baburd)  ba§  Strafgericht  ©otte§  ab.  ßou.  3.)  üDlofe'S 
toar  40  Sage  unb  40  -Jlädjte  auf  Sinai  bei  bem  §errn : 
er  afc  lein  »rot  unb  trän!  lein  SBaffer.  (II.  3Rof.  34,  28.) 
©lia§  ging  40  Sage  unb  40  !ftäd)te  bi$  jum  23erge 
§oreb,  unb  bieg  lonnte  er  in  «Kraft  ber  Steife,  bie  tljm 
ber  ©nget  gereift  ^atte.  (III.  ftön.  19,  8.) 

4)  ®te  Verfügung  (Sfjrtfü  tiom  Seufel  lonnte  ftatt= 
ftnben,  toenn  ber  Seufel  aud)  totffen  mnfjte,  bafj  ber  ©oljn 
©otteS,  ber  jtocttc  2lbam,  ntdjt,  bem  erften  2lbam  gleid), 
fid)  übertoinben  laffe.  ®enn  e3  ift  ja  nod)  jetjt  unb  immer 
ba§  Streben  be§  Seufcfö,  baS  sJletd)  ©otte§  anzugreifen 
unb  ju  gerftören,  obfdjou  er  toeifj,  ba§  e3  iljm  nidt)t  ge= 
liugen  toerbe. 

3)a  aHe3,  toa§  in  ber  SBelt  ntc£)t  üom  SSater  ift, 
23egiertid)leit  be3  f^Ieifd^e^,  23egierlid)leit  ber  Singen  unb 
§offart  bc3  ÖebenS  ift  (I.  Soljj.  2,  16.),  fo  ttmrbe  ber  §ei= 
laub  aud)  auf  btefe  breifadje  SBetfe  üerfud)t.  3unäd)ft 
mutete  ber  Seufel  31jm  jn,  auf  übernatürtidje  Söeife  fid) 
©peife  ju  toerfdjaffen,  um  feinen  junger  gu  füllen.  35ann 
fottte  ©r  in  nmnberbarer  Söeife  öor  ben  2lugen  ber  3u= 
ben  fcon  ber  Sinne  be§  Stempels  fid)  Ijernieberlaffen,  toa§ 
ber  meufd)lid)en  §offart  unb  ©itelleit  gcfdjmetdjelt  Ijattc. 
Subita  toollte  ber  Seufel  fefjen,  ob  ba§,  toa§  bie  weiften 
9Jienfd)en  gum  ^aEe  bringt,  ©elb  unb  ©ut,  bm  £errn 
nidjt  jum  2lbfalle  toon  ©ott  belegen  löunte.  3efu3  aber 
5eigte  uns,  tüte  tütr  ben  SScrfuc^uugen  Sfetbcrftanb  letften  f  ottten. 

®er  §etlanb  geftattete  bem  Seufel  aber  aud),  3f)n 
ju  üerfud)en,  um  ade  frommen  unb  gotteSfürdjügen  ^er= 
fönen,  toeldje  Verfügungen  erleiben,  ju  tröften  unb  fie 
ju  belehren,  ba£  aud)  bie  größten  Zeitigen  t>oit  ben  25cr= 


S)er  empfangen  ift  oon  bem  ^eiligen  (Seifte,  ic.  167 

fudpngen  ntdjt  frei  finb.  Sugleid)  jetgte  ©r  uxi%  bie 
2Rittel,  locldjc  un§  ftarf  madjen,  um  ben  2}erfud)uugen 
SBiberftanb  ju  feiften :  2öad)famfcit,  ©ebet  unb  Slbtötung. 

5)  Sie  Aufgabe  be§  §citanbe8  mar  eine  breifadje. 
Sr  muffte  beut  menfdftidjen  ©efdftedfte  ^ropljet,  §o!jer= 
priefter  unb  «König  fein,  tüte  bieg  Dom  9Jtejfia§  Doraue= 
gejagt  fear.  Sarum  fpred^cn  toir  oon  einem  breifadjen 
2(mte  ©Ijrifti:  Dom  propljetifdfyen,  Dom  IjoIje))ricfter= 
lidjen  unb  Dom  fö  nigli  d)en  Slmte  Gf)rifti. 

2ßte  ber  §eitanb  ba3  fjo  1)  errieft  er  lidje  unb 
f  ö  nigli  d)e  2Imt  nad)  fetner  Himmelfahrt  burd)  alle  Seiten 
fortfetft,  fo  fetft  @r  and)  ba3  propljetifdjc  2tmt  in  ber 
tum  3^m  geftiftetcu  «ßtrdje  fort.  Senn  ber  ^eilige  ©eift, 
ber  bie  cßirdje  belehrt,  nimmt  Don  bem  ©einigen  unb 
Derfünbet  e§.    ßol).  16,  15.) 

6)  Sie  tounberbaren  SBerfe,  toelcfye  Sefuö  Der- 
ridftete,  finb  ber  Dorjüglidjfte  33etoei§  feiner  ©ottljett; 
benn  ba§  toirb  iebermann  jugeben,  baB  SBunber  nur  Don 
©ott  ober  burd)  ©ott  getoirft  toerben  lönnen. 

Sie  SBunber,  toeld)e  ber  Heilanb  Derridftete,  fjabeu 
aber  bie  3eitgcuoffen  bcsfelben  nie  geleugnet.  Sie  6o- 
fyenpriefter  unb  ©djriftgeleljrten ,  bie  Sobfeinbe  ©Ijrifti, 
backten  nid)t  baran,  biefelben  ju  leugnen. 

Ser  fgeilanb  lonute  fid)  auf  bie  SBunber,  bie  Sr 
nerrtdftete,  atö  auf  bie  Dorjüglicfyften  Jöetoeife  feiner  gött= 
lidjen  Senbung  berufen: 

„SB  e  tut  t f) r  DJtir  nid)t  glauben  toollet,  fo 
glaubet  ben  SBerfen,  bamit  iljr  erlennet  unb 
glaubet,  baft  ber  25ater  in  3)1  ir  ift  unb  3d)  in 
bem  2)ater."  (3oJ>.  10,  38.) 

■JiifobemuS,  ber  Wißbegierige  Statten:,  ber  ben  <£>ei= 
laub  nadfts  befugte,  fprad)  nur  ben  allgemeinen  ©laubeu 
ber  rebltdjen  Suben  au§,  als  er  fagte:  „SJceifter,  toir 
toiffen,  baß  ®h  ein  ßeljrer  bift,  ber  Don  ©ott  gekommen 
ift;  benn  niemanb  lann  biefe  SBunber  toirfen,  toeldje  Su 
wirfeft,  wenn  nid)t  ©ott  mit  i§m  ift."  (3ol).  3,  2.)   Unb 


168  Vierter  ©Imtbensartifel. 

ber  Sfyoftel  $etru§,  afö  er,  erleuchtet  unb  geftärft  burdj 
bcn  ^eiligen  ©eift,  am  5J}ftngftfeft  unter  bie  3uben  trat, 
fonnte  Sefum,  ben  Jtajarener,  einen  3Jtann  nennen,  „bem 
©ott  3eugni§  gab  burd)  2l)aten,  SBunber  unb  3eid)en, 
meläje  ©ott  burd)  31) n  in  eurer  SJlitte  toirlte,  tüte  iljr 
and)  felbft  toiffet."  (2lpg.  2,  22.)  ®ie  Scanner,  meldte 
un8  bie  Söunber  $efu  berichteten,  I)aben  fic  tttc^t  nur  ge= 
glaubt,  fonbern  aud)  für  bie  äöa|rljeit  i^rer  SBorte  ba8 
ßeben  getaffeu. 

7)  33et)or  3efu§  feinem  öeiben  entgegenging,  DerrtcJ)= 
tete  @r  ein  langes  ©ebet  jum  f)immlifd)en  35ater.  ©r  bat 
junäd)ft  für  feine  jünger,  ba£  fie  ein3  fein  möd)teu  im 
©lauften ;  bann  bat  ©r  für  alle,  tgeldje  burd)  ben  ©tauben 
in  alle  Sufunft  mit  3fljm  bereinigt  fein  Serben,  alfo  für 
bie  Ätr<$e@otte8.  2118  3Jtenfö  bittet  ®r  gugteid)  für  ftd&, 
baft  ©r  nunmehr,  nad)bem  @r  auf  @rben  ben  SSater  tier= 
^errltc^t  fjatte,  ba8  SOßerf  ber  SBerljerrlidjung  boöenbe  unb 
aisbann  in  feiner  9Jtenfd)Ijeit  in  ber  §errlid)feit  ©otte8 
aufgenommen  toerbe,  bie  ©r  mit  beut  Söater  tum  2lube= 
ginn  ber  SBelt  befaft.  @o  opfert  ©r  afö  einiger  §ol)er= 
priefter  fid),  feine  jünger  unb  feine  <ßird)C  bem  §errn 
auf.  @3  totrb  be8f)alb  biefe8  ©ebet  aud)  ba8  l)ol)e:priefter= 
lidje  ©ebet  genannt. 


IDterter  (BlaubeneartifceL 

(iMtften  unter  Pmtftu«  Pilatus,  pkrenjigf,  gefforben 
unb  btQxeibnx. 

§  18.  £ctö  ßtffete  Reiben  imferes  $etw  unb 
$ctftttt&eö  gefu  gQrifit  nad)  bett  tmr  gtwttgeftett* 

(3n  ber  ^artoodje  ju  lefen.) 
3efu§  begab  fid)   mit  feinen  Jüngern  f)inau§ 
über  ben  Söadj  Hebron  unb  ging  na$  feiner  @e* 


(Mitten  unter  $ontiu§  $t(cttu§,  gefreu^tgf,  2C.  169 

moljnfjett  an  ben  Oelberg,    mofjin    aud)    bie  3ün? 
ger  3$m  folgten. 

hierauf  fam  ©r  mit  if)nen  in  ben  9Jleterf)of, 
©etfyfemane  genannt,  mo  ein  ©arten  mar,  in  melden 
©r  mit  feinen  Jüngern  ging.  ©§  mußte  aber  aud) 
3fuba§,  bcr  ^n  berrict,  ben  Drt;  benn  3efuS  H>&* 
oft  mit  feinen  Jüngern  bafytn  gefommen.  Unb  ©r 
fprad)  31t  feinen  Jüngern:  „©etjet  eutf)  l)ier  nieber, 
mäfycenb  3fd)  Ijingefje  unb  bete."  Unb  ©r  naijm 
ben  Petrus,  3scrfobu§  unb  ^oljanneS  mit  fid)  in 
ben  ©arten  Ijinein.  2Xt§  ©r  mit  biefen  altein  mar, 
fpradj  ©r  gu  ifynen:  „SJleine  (Seele  ift  betrübt  bis 
in  ben  £ob.  ^Bleibet  Ijter  unb  madjet  unb  betet!'' 
Unb  ©r  entfernte  fid)  etma  einen  ©tcinmurf  meit, 
fiel  auf  bie  ©rbe  nieber  unb  fprad):  „2fteht  93ater, 
wenn  es  möglidj  ift,  fo  gefje  btefer  SetbenS*ßeIdj 
an  3Rtt  vorüber!  $)odj  nidjt  mein,  fonbern  bein 
Söiüc  gefdjefye!"  S5arnad}  fam  ©r  3U  ben  brei 
2tpofteln  äurüd  unb  fanb  fie  fdjlafenb.  S)a  fprad) 
ßr  3U  betrug :  „Simon,  fdjläfft  bu?  ©0  "qabt  itjr 
benn  nidjt  eine  Stunbe  mit  2Jitr  madjen  fönnen? 
Sßadjet  unb  betet,  auf  ba£  ifyr  nidjt  in  SSerfudjung 
fallet;  benn  ber  ©eift  ift  gmar  nriflig;  aber  baS 
SIeifd)  ift  fdjwadj."  hierauf  ging  ©r  abermals 
l)in  unb  betete:  „9ttein  SSater,  menn  eS  nidjt  mög* 
lid)  ift,  ba$  btefer  ßeld?  an  Wlii  üorübergefye,  of)ne 
baß  3«^  i$n  trinfe,  fo  gej^efje  bein  SBitle!"  211^ 
bann  fam  ©r  mieber  gu  feinen  Jüngern  gurüd  unb 
fanb  fie  abermals  fdjtafenb,  ©r  üerlief$  fie,  ging 
ijin  unb  betete  311m  brüten  9Jhle,  mie  sutior.  2>a 


170  Sterter  ©foubenSartifel. 

überfiel  3fyn  SobeSangft,  unb  fein  ©d)toeij3  warb 
wie  Stoffen  33tute§,  ba§  auf  bie  @rbe  t)erabrann. 
£)a  erfriert  ^m  ein  ©ngel  bom  §immel  unb 
ftärltc  3&iu 

hierauf  begab  ©r  fidö  ju  ben  Jüngern  jurucf 
unb  fprad)  -$u  i^nen:  „Stehet  auf  unb  laffet  un§ 
ge^en!  S)ic  ©tunbe  ift  gekommen,  ba  ber  9Jtenfdjen* 
joljn  in  bie  iQänbe  ber  ©ünber  überliefert  wirb, 
©eljet,  mein  Verräter  ndjt!" 

ßaum  §attc  3efu§  bie§  gefagt,  ba  lam  eine 
gro&e  [Rotte  9Jtenfd)en  halber,  weldje  bon  ben  ^ofyen- 
prieftern  unb  Slclteften  be§  23olfe§  gefanbt  mar. 
©ie  trugen  ©djwerter  unb  ©taugen.  Slud)  Ratten 
fie  Öaternen  unb  ftaddn;  benn  e§  mar  yiafyt  3uba<3 
Sssfariot  ging  bor  ifynen  f)er.  ©r  Ijatte  3U  ifjnen 
gejagt:  „2)en  tdj  lüffen  werbe,  S)er  ift  e§,  £)en 
ergreifet!"  ©obalb  er  nun  3efu§  erblidte,  eilte  ®r 
auf  2$n  |U,  fü^te  Sfljn  unb  fprad^:  ,,©ei  gegrüßt, 
9Jleifter!"  3efa§  aber  fprad)  ju  if)tn:  „^reunb, 
wogu  bift  bu  gekommen?  SDttt  einem  ßuffc  ber* 
rätft  bu  ben  93ienfd)enfolt)ti?" 

3efu§,  ber  alles  nmfjte,  ma§  über  2fön  lommen 
foftte,  trat  nun  ber  [Rotte  entgegen  unb  fprad): 
„2Ben  fudjet  i^r ?"  ©ie  antworteten:  „3efu§  bon 
^agaretV  $efu§  fpraäj:  „3$  6in  e§,"  S)a  tour* 
ben  fie  plötjtid)  bon  ©cfyrecfen  erfaßt,  ttriäjen  gurüc? 
unb  fielen  §u  SSoben.  2sefu3  fragte  fie  uneberum: 
„2öen  fudjet  ifjr?"  ©ie  jagten:  „3efu§  bon  !fta* 
garet^."  $efu§  fprad)  nun  311  tljnen:  „2ßie  gegen 
einen  9Jtörber  fetb  il)r  ausgesogen  mit  ©djioerteru 


©elttten  unter  $ontiu§  Pilatus,  gefreuäiQt,  it.  171 

unb  'Stangen,  um  9Tct(f)  gn  ergreifen.  Säglid)  mar 
3d)  bei  eud)  im  SEempet,  unb  tf)r  Ijabt  es  niäjt 
gewagt,  bie  £mnbe  gegen  9ftid)  auSjuftrccfen.  SD  od) 
menn  iljr  alfo  2JKdj  fudjet,  fo  laffet  meine  ^jüngtr 
getjen." 

Sftun  legten  bie  ®rieg§fnedjte  £>anb  an  3fön. 
2113  bie  jünger  biefe§  fallen,  fpradjen  fie :  „§err, 
fallen  mir  mit  bem  ©djmerte  breinfd)lagen?"  Unb 
fogleid)  ergriff  $etru§  fein  ©djmert  unb  f)ieb  bem 
2Jtald)u§,  bem  ßnedjte  be§  JQofjenprtefterS,  ba§  redete 
Cf)r  ab.  ®a  fprad)  ^cfu§  ^u  5ßetru§:  r/ ©teile  bein 
Schwert  in  bie  ©djeibe!  2Benn  $d)  meinen  33ater 
bitten  wollte,  mürbe  ©r  mir  feine  ©ngel  gu  §ilfe 
fc()icfen.  Sltlein  wie  mürben  bann  bie  2öei§fagungen 
ber  sßropl)eten  erfüllt  werben?  @oH  %<§  ben  Äeldj 
ntdjt  trinfen,  ben  3Jttr  ber  SSater  gegeben  Ijat?" 
hierauf  feilte  ©r  bem  9JtaIdju§  ba§  £)f)r  mieber 
an.  2)ann  übergab  ©r  fidj  freiwillig  ber  Stotte, 
unb  bie  $rieg§fned)te  ergriffen  unb  banben  Sfött. 
2)ie  jünger  aber  entflogen;  nur  betrug  unb  3>0' 
IjanneS  folgten  3töm  bon  ferne. 

3)ie  9totte  führte  3sefu§  guerft  jum  £>ol)enpriefter 
2lnna§.  tiefer  befragte  ben  Jpeitanb  über  feine 
jünger  unb  feine  Sefyre.  $efu§  antmortete:  ,,3jd) 
Ijabe  öffentlich)  gelehrt,  ö^age  btejenigen,  wetdjc 
mtdj  gehört  Ijaben;  biefe  wiffen,  ma§  3d)  öefa0t 
Ijabe. "  ®a  gab  ^jt)m  einer  Don  ^n  Wienern  mit 
ber  Sauft  einen  Sdjlag  tn§  ©efidjt  unb  fpradj: 
„2lntworteft  2)u  fo  bem  §ol)enpriefter?"  $efu§  er* 
mieberte  fanftmütig:    „Qabt  3d)   unredjt  gerebet, 


172  Vierter  ©laubcnSartifcI. 

fo  beweife  e§:  f)abe  3$  aber  redjt  gerebet,  warum 
fcpgft  bu  MfyP 

2Inna§  lieft  ^efu§  hierauf  gebunben  31t  feinem 
©djttriegerf  oljne,  bem  igofyenpriefter  $  a  t  p  I)  a  § ,  führen ; 
bei  meinem  fid?  bie  $rie[ter,  bie  Scfyriftgelefyrten 
unb  Slelteftcn  nod)  wäljrenb  ber  -ftadjt  üerjammelt 
Ratten*  Siefe  Ratten  triele  fd)IecJ)te  9Jtcnfd)en  be* 
ftod^en,  baft  fie  falfd)e§  Zeugnis  wiber  3e|u§  ab* 
legten,  bamtt  fie  Ssfyn  bem  Sobe  überliefern  fönnten. 
2lber  bie  geugniffe  wiberfpradjen  fidj  unb  waren 
besiegen  ungültig.  9hm  er^ob  fid)  $aipl)a§  unb 
fprad):  „Stntworteft  SDu  nid)t§  auf  ba§,  wa§  biefe 
miber  S)tdj  bezeugen?"  3efu§  aber  fdjwieg-  ©arum 
fprad)  jeijt  ber  ^ofyepriefter:  „3dj  befdjwöre  S)id) 
bei  bem  lebenbigen  ©ott,  bafs  ®u  un§  fagefi,  ob 
Du  bift  SljriftuS,  ber  ©o^n  ©otteS."  3efu§  ant* 
wortete  mit  göttlicher  SBürbe:  „3sa,  ^d)  bin  e§, 
unb  3dj  fage  eud):  3f)r  werbet  ben  Sftenfdjeitfoljn 
jur  Siebten  ©otte§  fiijen  unb  auf  ben  äöolfen  be§ 
§immel§  lommen  feljen."  £)a  gerrift  ber  Jgolje* 
priefter  feine  Kleiber  unb  rief:  ,,©r  f)at  ©ott  gek- 
laftert!  2ßa§  fyaben  totr  nod)  Seugen  nötig?  Sfyr 
felbft  f)abt  bie  ©otteStäfterung  geljört  2Ba§  bünft 
eud)  nun?"  31He  fprad)en:  „(§r  ift  be§  Sobeö 
fdjulbig/ 

Söätirenb  3fefuö  bor  bem  ljof)en  ülate  ber  priefter 
unb  ©djriftgelefjrten  ftanb,  mar  *ßetru§  in  ben  3)or* 
Ijof  be§  §ofjenpriefter§  gekommen,  um  gu  fefjen, 
wie  e§  bem  Jgerrn  ergebe.  2)te  $rieg§fned)te  aber 
tjatten  ein  $euer  angeäünbet,  um  fidj  ju  erwärmen; 


©elitten  unter  $ontiu$  Pilatus,  gefreujigt,  K.  173 

benn  e§  war  falt.  $etru§  fetjte  fiä)  3U  ben  ßriegS* 
fliehten  an§  *yeuer.  ®a  !am  eine  9Jtagb  be§  £>ot)en* 
priefterS  ^erju  unb  fpraef)  311  ^etru§:  ,,3tud)  bu 
warft  bei  3efü§,  bem  ©aliläer."  ©r  aber  leugnete 
unb  fprad):  ,,3ä)  fenne  3fin  nicl)t."  S)a  fragte  ber 
§atjn  jitm  erften  sJ>Me.  SBalb  barauf  faf)  tfjn  eine 
anbete  9Jlagb  unb  jpradj  3U  ben  Umfte^enben: 
Riefet  mar  audj  bei  3efu3  Don  SRajaretf)/  ^etruS 
leugnete  eö  wieberum  unb  öerfid^erte  mit  einem 
(Äibfcfymure,  baf}  er  3jefu3  gar  ntdjt  fenne.  Unge- 
fähr eine  Stunbe  fpäter  fpradj  ein  Üßerwanbter  beo 
9ftaldju§,  bem  *))etru§  ba§  Dfjr  abgehauen  fjatte, 
3U  il)m:  ,,2öal)rlid),  bu  bi[t  einer  Don  feinen  Jün- 
gern, S)u  bift  ja  ein  ©aliläer;  beinc  ©pradje  betrat 
bid)."  Dlitn  fing  $ßetru§  an,  311  fd)Wören,  ba$  er 
ben  2ftcnfd)en  nicfyt  fenne.  S)a  fräste  ber  Jpaljn  311m 
^weiten  3JiaIe.  ^n  biefem  2Iugenb(ide  mürbe  ber 
Öeitanb  üon  ben  ßrtegsfnedjten  au§  ber  33erfamm* 
(ung  weggeführt.  3)a  wanbte  ®r  fid)  um  unb  fal) 
ben  Petrus  an.  3etjt  erinnerte  fid)  $|}etru§,  bafj 
3c|u§  3U  ifym  gefagt  fjatte:  „®f)e  ber  §al)n  3Wei* 
mal  fräf)t,  wirft  bu  2JHdj  breimat  üerleugnen." 
Unb  er  ging  f)inau§  unb  weinte  bittertid). 

51I§  3uba§  fö^i  ^aB  SefuS  Dom  fjofyen  State 
be§  £obc§  fdjulbig  erftärt  würbe,  reute  ifyn  fein 
Verrat,  ßr  braute  bie  30  ©ilberlinge  bm  §of)em 
prieftern  unb  Sleltcftcn  jjtttüd  unb  fprad):  „3$ 
[jabe  gefünbtgt;  benn  td)  Ijabe  unfdjulbigcS  SBIut 
öerraten."  Sie  aber  fpradjen:  „2Ba3  get)t  ba§  uns 
an?    Siefje  bu  fefbft  3U!"     2)a  warf  3uba§  baS 


174  Vierter  ©laubenSctrtifel. 

(Mb  in  ben  Sempel  hinein,  ging  boff  Serjtoeiflung 
fort  imb  erhängte  [idj  mit  einem  ©triefe* 

Sie  {Qoljenpriefter  aber  nahmen  bie  ©ilberlinge 
unb  tyradjen:  㩤  ift  nid^t  erlaubt,  ba3  (Mb  in 
ben  Sempeljdjatv  gu  legen;  benn  e§  ift  23lutgelb." 
Unb  fie  tauften  bafür  ben  2tcfer  eine§  Söpfer§  unb 
matten  barau§  einen  23egräbm§platj  für  ^remb- 
linge.  3)tefer  2tcfer  Ijei&t  be§toegen  £>afelbama,  b.  I). 
SStutacfer. 

9lad)bem  ^efu§  bon  bem  f)of)en  Diäte  be§  S£obe§ 
fdjutbig  erflärt  toorben  war,  würbe  @r  ben  ©c* 
rid)t§bienern  -jur  SBeroadjung  übergeben*  Siefe  ber- 
Rotteten  3$n  wäl)renb  ber  ganzen  üftadjt;  fie  fpiecn 
in  fein  Stngejtdjt,  fct)tugen  2st)n  mit  Rauften,  ber* 
Ijütttcn  feine  2lugen,  gaben  3tf)m  Sacfenftreidje  unb 
fpradjen:  ,,(£l)rtftuS,  WeiSfage  un§:  Sßcr  ift  e§,  ber 
®idj  gef ä)lagen  Ijat?"  Unb  nodj  Diele  anbere  ßäfter* 
ungen  [tieften  fie  wiber  $t)n  aus.  3efu§  aber  fdjwieg 
unb  litt  gebutbig  alle  JBef^impfungeu. 

3n  ber  fjrü^c  be§  9JiorgenS  berfammelte  fidb 
ber  T^o^e  Sftat  ber  3>uben  uod)  einmal  unb  ertlärte 
$efu§  auf§  neue  be§  £obe§  fdjulbig.  S)er  Ijolje 
$tat  burfte  aber  !ein  Sobe§urteil  bottgieljen  ofyne 
(Genehmigung  be§  römtfdjen  öanbpfleger§.  2)e3l)alb 
führten  3fljn  bie  JQoljenpriefter  bor  ba§  ©erid)t3* 
ljau§  be§  SanbpflegerS  $ilatu§.  tiefer  trat  31t 
ifynen  ljerau§  unb  fragte  fie:  „Söeldje  3lnllage  fjabt 
ifyr  wiber  biefen  3Jlenfd)en?"  ©ie  antworteten:  „@r 
ift  ein  Slufwiegter  unfereS  93olle§  unb  berbietet  beut 
$aifer  3in§  au  geben,  inbem  ©r  fagtf  ©r  fei  (£l)riftu§, 


©elitten  unter  $ontiu§  flatus,  getreust,  ic  175 

ber  ßöntg."  ®a  ging  $ilatu§  in  ben  ©eridjtsfaat 
Innern,  liefe  3ejuö  üor  fid)  fommen  unb  jpract)  gu 
Sfötn:  „Si|t  ©u  ber  ßönig  ber  3uben?"  ^eju§ 
antwortete:  „3a,  3$  ^in  ein  $önig;  aber  mein 
üteid)  tft  ntc^t  üon  biejer  SBett.  $d}  bin  be§wegeu 
in  bie  Sßett  gefommeu,  bafe  3$  ber  Söatyrljeit 
SeugniS  gebe/'  Pilatus  ging  hierauf  31t  ben  $uben 
t)inau§  nnb  jprad):  „3$  finbe  feine  ©djulb  an 
biejem  SDienjdjen."  ©ie  aber  bcjtanben  nur  befto 
heftiger  auf  iljrer  2tn!lage  unb  riefen:  „@r  wiegelt 
ba§  Soll  auf,  üon  ©aliläa  bi§  Ijiefyer  nad)  3seru* 
falem."  9118  Pilatus  ba§  Sßort  „©aliläa"  §örte# 
fragte  er,  ob  $eju§  ein  ©aliläer  fei.  2(13  biejeS 
bejaht  würbe,  liefe  er  3fön  3U  £>erobe§  führen,  ber 
über  ©aliläa  3U  gebieten  fjatte  unb  wegen  be§  £)fter^ 
fefteS  nad)  ^erujalem  gefommen  war. 

§erobe§  freute  fidj  jefjr,  bafe  er  eine  ©elegem 
fjett  fanb,  $efu§  fennen  3U  lernen;  beim  er  Ijatte 
fdjon  bieleS  öon  $t)m  gehört,  ©r  meinte,  2Sefu§ 
werbe  tior  ifym  ein  Söunber  mirfen;  barum  legte 
er  3l)in  tiiele  fragen  öor.  2Wein  3efu§  jdjroieg. 
deswegen  oerfpottete  unb  tierljöljnte  3$n  aerobes 
mit  feinen  ©olbaten,  liefe  3f)m  ^um  spotte  ein 
weifee§  ßleib  angießen  unb  fdjicfte  $t)n  %u  Pilatus 
gurücf. 

£erobe§  unb  Pilatus  aber,  bie  öorbem  fjctnbe 
gewefen  waren,  würben  an  biefem  Sage  $reunbe. 

Pilatus  wünfdjte,  $eju§  freizugeben;  benn  er 
l)ielt  3^n  für  fäulbloS.  21u$  f)atte  tyn  fein  SBeib 
erjdjrecft,    wet$e§  it)m   jagen  liefe:    „Seflecfe  bidj 


176  Vierter  ©faubenSartifel. 

nidjt  mit  bem  SBlute  biefe§  Unfdjulbigen;  ic£>  fjctbe 
Seinetwegen  tiefe  üftadjt  im  Sraume  biet  gelitten/' 

Um  batjer  ^tfuZ  3U  retten,  [teilte  Pilatus  ben 
23arabba§,  einen  Räuber,  Stufrüljrer  unbSJlör* 
ber,  neben  ^n  nnb  fragte  ba§  SSolf:  „SBetdjen 
tion  beiben  fott  id)  eudj  toSgeben?"  ©3  mar  nämlidj 
(Sitte,  ba$  ber  ßanbpfleger  am  Dfterfcfte  bem  Solle 
einen  ©efangenen  frei  gab.  S)a  miegetten  bie  £oljen* 
priefter  unb  bie  Slelteften  ba§  SSolf  auf,  fo  bafj  alle 
fdjrteen:  „§intoeg  mit  biefem,  an§  ßrcuj  mit  3$m, 
gteb  un§  ben  S3arabba§  to§ ! "  Pilatus  ertmberte: 
„2öa§  ICjat  benn  3efu§  23öfe§  getrau?  3$  finbe 
feine  X.obeSfdjulb  an  3$m;  idj)  nritt  3^n,  gültigen 
laffen  unb  bann  frei  geben." 

^i(atu§  tief;  3efu§  nun  ™  öa§  ©erid)t§l)au§ 
hineinführen  unb  übergab  3$n  einer  Spotte  $rieg§^ 
fnedjte.  3)iefe  sogen  3$m  bie  Kleiber  au§,  banben 
3$)tt  an  eine  Säule  unb  fdjtugen  3^n  fo  unbarm* 
fyer^ig  mit  ©eifeetn,  baf?  ®r  am  ganzen  Körper  mit 
2öunben  bebecft  war.  ©arauf  legten  fie  ^tyn  gum 
Spotte  einen  roten  Solbatenmantel  um,  floaten 
eine  $rone  öon  dornen  unb  brüdten  fie  3$jm  auf 
ba§  ipaupt.  %xi  bie  rechte  £>anb  gaben  fie  3$m 
ein  Ütofyr  ftatt  eines  Scepter§.  9lun  beugten  fie  bie 
ßniee  öor  ^m  unb  fpracfyen:  „Sei  gegrüßt,  £)u 
föönig  ber  gilben!"  2ludj)  fpieen  fie  3$n  an,  gaben 
3$m  Söacfenftretdje,  riffen  3$)m  ba§  9ftof)r.  au§  ber 
Jpanb  unb  fdjlugen  2$n  bamit  auf  ba§  §aupt,  fo 
baf;  bie  dornen  nod)  tiefer  in  bie  Stirne  einbrangen. 

51I§  3efu§  fo  fdjredlid}  äugeridjtet  tt)ar,  glaubte 


gHerfer  ®Cait6ensatfißef. 

(gelitten  unter  Pontius  Pilatus,  gefreujtgt,  geftorbeu  imb 
begraben  iporben 


©elitten  unter  $ontiu§  $Uatu§,  getreust,  :c.  177 

Pilatus,  fein  Stnbtid;  mürbe  bie  $uben  311m  3Jtft* 
leib  bewegen-  ©r  geigte  3jt)tt  baljer  bem  SSotfe  unb 
jpradj:  „Sefyet,  weldj  ein  9Jlenfd)!"  Slffetn  bte  9totte 
ber  gilben  füllte  fein  ©rbarmen,  foubern  fäjrie: 
„ßreugtge  2$tt;  freudige  ^nl"  Pilatus  aber  wollte 
über  SeUl§  immer  nod)  ntdjt  ba§  £obe3urteit  fällen. 
S)a  riefen  tljm  bie  Jgoljenprieftcr  nnb  Sleltcften  gu: 
„SBemt  bu  biefen  lostaffeft,  fo  bi[t  bn  ntd&t  ber 
[yreunb  be§  $at|er§;  beim  jeber,  ber  fid)  gum  Könige 
maä)t,  rotberfetjt  fidj  bem  ßatfer/  ®a  erfdjra! 
Pilatus*  (Er  liefe  fidj  Söaffer  bringen,  wufd)  bte 
Jgänbe  üor  bem  23olfe  unb  fpradj :  ,,3ci)  bin  un* 
fdjulbtg  an  bem  23lute  biefe§  ©ereilten;  ifyr  möget 
e§  tierantworten!"  ®a  fdjrie  ba§  gange  Soll:  „©ein 
SBtiit  lomme  über  un§  unb  unfere  ßtuber!"  hierauf 
übergab  Pilatus  bett  Sjuben  $efu§  gur  föreugigung. 
©obalb  Pilatus  ben  §ei(anb  ben  ^uben  über* 
geben  fjatte,  ergriffen  ^n  bie  $rteg§fned)te  unb 
gogen  3>f)m  feine  Kleiber  wieber  an.  £)ann  legten 
fte  ein  ferneres  ßreuj  auf  feine  S^ultern  unb 
führten  $ljn  nad)  ©olgatlja,  b.  %  jur  ©djäbelftätte 
auf  ben  ßatüartenberg  ^tnauS,  um  $l)n  bort  31t 
freudigen.  2Iuf  bem  ^reujwcge  fiel  %f}\\§  unter 
ber  jc£)Weren  Saft  mehrere  SJtale  gu  23oben,  2)arum 
zwangen  bie  ^uben  einen  gewiffen  Simon  Don  Sirene, 
ber  eben  üorüberging,  ^l)m  ba§  ßreuj  tragen  gu 
fjelfen.  ©leidjaeittg  mit  3efu§  würben  nod)  gwei 
SJliffetljatet  gur  ßreujigung  f)tnau§gcfitf)rt,  (Sine 
große  DJlenge  33otfe§  begleitete  ben  3ug.  darunter 
waren  öiete  grauen,  bie  ben  göttlichen  §eilanb  be* 

3»ö(f  ©faubenSartifel.  12 


178  Vierter  ©laubenSartifel. 

flagten  unb  beweinten.  SXber  3efu§  toenbete  fiel) 
31t  tfjnen  unb  fprad):  „3l)r  Softer  bon  ^erufatem, 
meinet  nidjt  über  9JUd),  fonbern  meinet  über  eitd) 
felbft  unb  über  eure  ßtnber.  ©enn  e§  tDcrben  Sage 
fommen,  ba  man  31t  ben  Sergen  jagen  mirb:  fallet 
über  un§,  unb  311  ben  §ügeln:  23ebecfet  uns,  benn 
menn  foldjes  am  grünen  JQotje  gefdjiefyt,  ma§  mirb 
erft  mit  bem  bürren  gefdjeljen?"  Sind)  9ftaria  be^ 
gegnete  iijrem  ©of)ne  auf  bem  ßteugwege,  unb  $cfu§ 
tröftete  fie.  Uluf  ber  ©djäbelftätte  reiften  bie  $xteg§* 
!ned)te  bem§eilanbe  ein  wenig  SBetn  bar,  melier  mit 
ÜRtjrrlje  unb  ©alle  tiermifcfyt  mar.  ©aburd)  wollten 
fie  bie  ©djuier^en  ber  <®reu§tgung  etma§  linberu; 
allein  $efu§  mottte  nidjt  trinfen.  ©arauf  gogen  fie 
3f)m  feine  ßletber  mieber  au§  unb  nagelten  ^ijn 
an  §änben  unb  ^yü^en  an  ba§  ^reug.  ©ann  rtdj* 
teten  fie  ba§  ßreuj  gmifdien  ben  gwei  SJUffetljätern 
auf.  ©eine  Kleiber  tierteilten  fie  unter  fid).  lieber 
ben  9lod  aber  warfen  fie  ba§  ßo§. 

®o  tjtng  nun  $efu§  unter  furchtbaren  dualen 
am  £vreu3e§ftamme.  Sein  SSlut  ftofj  -jur  @rbe  nieber. 
Mein  bttrd)  feine  ©cfymergen  würben  bie  $uben 
nid)t  gum  ällitteiben  bewegt;  fie  tierljöfynten  3fön 
tiielmeljr  nodj  unb  fprad)en:  ,,©t,  ber  ©u  ben 
Tempel  ©otte§  jjerftören  unb  in  brei  Sagen  mieber 
aufbauen  mtllft,  ijtlf  ©ir  felbft!  SBenn  ©u  ber 
Soljn  ©otte§  bift,  fo  fteige  f)erab  tiom  ^reuje! 
Slnbern  l)at  @r  geholfen;  fid)  felbft  fann  ©r  nidjt 
Ijelfen!"  $efu§  aber  betete:  „$ater,  tiergieb 
iljuen;  benn  fie  miffen  nidjt,  mag  fie  tljun!" 


©elitten  unter  $ontüt3  ^ßilatu^,  gefreusigt,  2c.  179 

2ludö  einer  ber  9Jliffetl)äter  läfterte  bm  Jpet* 
lanb.  £)er  anbete  madjte  tfjm  SBorroü-rfe  unb  fprad): 
^fyürd^teft  aud)  bu  ©ott  nid)t,  ba  bu  bod)  bem 
Sobe  nalje  bift?  2Bir  leiben  nur,  ma§  toir  üerbicnt 
fjaben;  biefer  aber  l)at  md)t§  23öfe3  gctljan."  JQte* 
rauf  jagte  er  31t  3efu§:  „iperr,  gebende  meiner, 
toenn  S)u  in  bein  Dietd)  fommft/  3efn3  fprad)  31t 
i()m:  ,,2öal)rlid)  fage  3d)  bir:  feilte  wirft 
bu  mit  9Jtir  im  ^arabtefe  fein/' 

3unädjft  bei  bem  breiige  ftanben  bie  9)lutter 
3efu  unb  ber  ätpoftet  ^ofjanneS.  2tt§  3efuS  fie 
erblidte,  fprad)  @r  31t  feiner  931utter:  „©tefje  ba 
b einen  Sol)n!"  3u  3of)anne§  aber  fprad)  ©r: 
„Siefje  ba  beiue  9Jlutter!"  Unb  öon  berfelbcn 
Stunbe  an  naf)m  3oIjaunc§  bie  9Jhitter  ^jefit  gu  ftd). 

Xlm  bie  9Jtittag§fhmbe  bradj  über  bie  gan^e 
Grbe  eine  [yinfterni§  herein,  toeldje  brei  Stunben 
laug  bauexte.  ©egen  ba§  ©übe  berfelben  füllte  fiel) 
3efu§  tion  ©ott  unb  bon  ber  Söelt  gäujlicl)  Der* 
laffen,  unb  ®r  rief  mit  lauter  Stimme:  „Wl ein 
©ott,  mein  ©ott,  mar  um  Ijaft  ©u  9)1  tdj 
oerlaffen?"  9? ad)  einer  5Scile  fprad)  @r:  „9JH$ 
bürfiet/  ®a  reidjte  3§m  ein  Sotbat  auf  einem 
5)fopftengct  einen  mit  (xfftg  gefüllten  (Sdjroamm. 
9iod)bem  ^sefus  etwas  Gffig  getrunfen  t)atte,  fprad) 
Gr:  „®§  ift  ü 0 11  b r a d) t ! "  Statut  rief  (xr  mit 
lauter  Stimme:  rr 93 a t e r f  in  beiue  Jpanbe  em- 
pfehle ^d)  meinen  ©eift!"  Unb  Gr  neigte  fein 
§aupt  unb  ftarb. 

3n    biefem   Slugcnblicfe   bebte   bie    Grbe;    bie 


180  Vierter  (SlcwbenSartifel. 

©reiber  öffneten  fic£),  unb  toiele  Seicfyname  ber  ber* 
ftorbenen  ©cremten  ftanben  auf,  2)  er  23orfyang  be§ 
Stempels  serüfj  tion  oben  bt§  unten,  ©djrecfen  er- 
griff bie  ©olbaten,  metdje  3sefu§  bemadjten,  unb 
il)r  Hauptmann  rief  au§:  ,,2öa!)rlicl),  biefer  SJtenfdj 
mar  gerecht:  (St  mar  ber  6of)n  ©otte§ !"  2ludj 
ba§  anmefenbe  fQolt  fdjlug  jttternb  an  bie  SBruft 
unb  lehrte  fd)meigenb  nad)  ^erufalem  gurücf. 

©ie  ^reugtgung  gcfdjal)  am  Sage  bor  bdm 
©abbat.  SDamit  bie  ©efreugtgten  nidjt  mäljrenb  be§ 
flogen  OfterfefteS  am  ßreuje  fingen,  famen  bie 
Solbaten  unb  gerbradjen  beu  3mei  sJJttffetl)ätern  bie 
©ebeine,  um  fie  baburd}  3U  töten.  2ll§  fie  aber  31t 
$efu§  !amen  unb  fallen,  bafj  ©r  fdjon  tot  fei,  3er* 
brauen  fie  ^m  fein  Sein.  Um  fid}  jebodj  31t  über* 
3eugen,  baf}  ©r  totrflidj  geftorben  fei,  fttejj  %fym 
ein  ©olbat  feine  Sauge  in  bie  Seite,  unb  fogleidj 
ffofe  231ut  unb  Söaffer  heraus. 

2113  e§  Stbenb  geworben  mar,  ging  ^ofepl^ 
Don  2trimatf)äa,  melier  ein  geheimer  jünger 
3efu  unb  ein  cmgefef)ene§  9#itglieb  be§  flogen  9late§ 
mar,  gu  Pilatus  unb  bat  iljn  um  ben  ßetdjttam 
$efu.  Pilatus  fdjenfte  ifjm  benfetben.  ®a  nahmen 
Sfofepl)  unb  9itfobemu§  ben  Seidjnam  ^efu  öom 
ÄTreug,  umgaben  $Ijn  mit  loftbaren  ©pegereien  unb 
[jüttten  3$n  in  reine  Seinmanb  ein.  Sfofeplj  aber 
batte  in  ber  9lä^e  einen  ©arten  unb  barin  ein  neues 
©rab,  in  einen  Reifen  eingemauert.  %n  biefeS  ©rab 
legten  fie  ben  Seicfynam  3efu  unb  bor  ben  ©ingang 
311m  ©rabe  mätgten  fie  einen  großen  ©tetn. 


©elitten  unter  $ontiu§  $t(atu§,  gefrenjigf,  :c.  181 

©te  §ot]enpriefter  itnb  ^Ijarifaer  Ratten  jebod) 
nod)  feine  Ütulje.  eie  gingen  be§  anbern  2agc3  311 
Pilatus  unb  fpradjen:  „Slls  jener  SBerfiiljrer  nod) 
lebte,  jagte  ®r:  SJtadj  brei  Sagen  werbe  3$  wieber 
auferfteljen!  33efief)t  alfo,  baf;  man  ba§  ©rab  bi§ 
auf  ben  brüten  Sag  bewadje,  bamit  niebt  etwa 
feine  jünger  fommen,  feinen  ßeidjnam  flehten  unb 
bann  bein  33olfe  fagen:  ©r  ift  toon  ben  Soten 
auferjtaiibeti!"  Pilatus  gab  iljnen  eine  2öad)e. 
®iefe  ftcttteu  fie  öor  ba§  ©rab  l)in  unb  öerfie* 
gelten  iiberbieS  nod)  ben  ©lein. 

Jcjjrßitdtt* 

1)  2ltte§,  toa§  <£ljriftu§  bulbctc  unb  litt,  gehört  jum 
\)  0 1)  eup  rieft  er  lidjen  Slmte  3efu  ©fjrtftt  ober  ju  3efu 
Gljrtfti  Mittler amt.  ®tefe§  Stint  bertoaltete  ber  §ei= 
taub  fein  gange§  Seben  fjinburd)  Don  feinem  Eintritte  in 
bie  SBelt,  ba  ©r  armfelig  unb  f)ilfloö  in  ber  Grippe  lag, 
6i§  ju  bem  Slugeublide,  ba  @r  am  garten  §oljc  bes 
Rreu^eS  unter  unfägüdjett  fedjmerjen  hm  ©etft  aufgab. 
Unb  jtt)ar  muffen  ttrir  Don  btefem  SJtittleramte  glauben: 

a)  £a£  Setben  be3  §eilanbe§  fear  ein  burdjaug 
f  rcitoilligeS  ßeiben,  tote  e§  ber  5ßropi)et  3faia§  bor= 
auSgefagt.  (tfjriftuä  felbft  bekräftigt  unb  bie  Styoftet  gelehrt 
fjabeu.  ,.,6r  rairb  geopfert,  weil  (Sr  felbft  toollte." 

(3f.   53,   7.) 

„Jttemanb  nimmt  baSSeben  bonSDtir,  fou= 
ber  11  3cf)  gebe  e§  Don  3JHr  felbft  l)in.  3d)  f) ab c 
JDladjt,  e§  (jinjugeben  unb  e3  lieber  31t  uel)  = 
men."    ßolj.  10,  18.) 

,,3d)  lebe  im  ©tauben  an  htw  ©ol)it  @ot  = 
tes,  ber  931  td)  geliebt  unb  ftd)  felbft  für  mici) 
b arg eg eben  bat."    ((Mal.  2,  20.) 


182  Vierter  ©faubenSctrtifel. 

b)  ©IjriftuS  ift  unfdjulbig  für  uns  geftorben. 
„3K)r  toiffet,  bajs  @r  erfdjtenen  tft,   bamit 

©r  unfere  ©ünben  loegnetjme,  unb  in  3f)tn  ift 
leine  ©ünbe."    (I.  Solj.  3,  5.) 

c)  ©ijriftuS  ift  geftorben  für  unfere  ©üubeu  nnb 
IjatunS  burd)  feinen  Sob  Don  aller  ltngercd)tigfeit  gereinigt. 

„3fefuS  ©fjriftuS  ift  bie  S$erjöfjnuug  f&£ 
unfere  ©ünben,  bod)  nid)t  allein  für  bie  unf= 
rigeu,  fonbern  aud)  für  bie  ©ünben  ber  ganzen 
SBcIt."    (I.  3o().  2,  l.  2.) 

d)  ®urd)  beu  £ob  ©f)rifti  tft  eS  un§  möglich  ge= 
morben,  lieber  in  ben  Ranntet  311  fommen. 

„©IjriftuS  ift  einmal  für  unfere  ©ünben 
geftorben,  ein  ©ered)ter  fürUngered)te,  bamit 
©r  uttö  t)or  ©ott  bräd)te."    (I.  SJSctr.  3,  18.) 

e)  ©IjriftuS  Ijat  biet  meljr  gelitten,  als  ju  leiben 
nottoenbig  toar.  ®ieS  Ijat  ©r  getrau,  um  uns  bie  unenb= 
lidje  JöoSfjeit  ber  ©ünbe  begreiflid)  ju  mad)en.  ©r  Sollte 
un8  ferner  bie  unenbtidje  Siebe  beS  JBaterS  unb  feine 
eigene  Siebe  ju  uns,  bie  felbft  baS  2Itterf|erbfte  unb  23tt* 
terfte  uid)t  fdjeut,  jutn  SSerftänbntS  bringen.  Unb  ©r 
moEte  uns  ju  freiwilligen  ©ntfagungeu  aufmuntern,  toeil 
ja  gerabe  burd)  baS,  toaS  freitoittig  gejd)iet)t,  ©ott  ber= 
|errlid)t  ftrirb.  ©nblidj  tooflte  ©r  burd)  fein  überfdjtoeng= 
ltdjeS  Setben  aud)  ben  gebrüdteften  unb  üerlaffenften 
9)tcnfd)en  Dor  Serjmeiflung  betoafjren  unb  ben  größten 
©ünber  aufmuntern,  gur  Sarm^erjigleit  beS  burd)  baS 
Seiben  beS  ©oljneS  Derföfytten  SkterS  feine  3uftud)t  ju 
nehmen.  ©o  tooÖte  ©IjriftuS  nid)t  nur  für  uns,  fonbern 
aud)  mit  uns  leiben. 

„33 ei  bem§errniftSarm^eräigleitnnbbei 
Sl)m  ift  überreidje  ©rlöfttng."    (5|Jf.  129,  7.) 

2)  ®aS  ßeiben  ©t)rifti  toar  ein  Seiben  an  ber  ©eele 
rote  am  Seibe.  @r  litt  in  feiner  ©eele  S£raurtgfctt  bis 
jum  23(ittfd)toctft,  35errat  burd)  feineu  21poftel  3uba§, 
Verleugnung   burd)    feinen   Sfyoftcl   5ßetritS,    Scrtaffung 


©elitten  unter  Sßontiu§  $ilatu§,  gcfrcujigt,  :c.  1S.°> 

burdj  feine  übrigen  2'fpoftel  uub  jünger,  SBcrlücrfmtg  Don 
feinem  33ot!e,  ben  Spott  unb  §ofjn  feiner  geinbe,  ba§ 
&erjeleib  feiner  SDhttter,  bie  SSerlaffenljeit  bon  feinem 
l)immlifcf)en  äiater,  ben  Summer  über  ben  einigen  Unter- 
gang fo  oielcr,  für  bie  Gr  litt  nnb  ftarb. 

3)  Seim  2obc  ßfjrifti  ift  jtoar  feine  Seele  Don  jcU 
nem  ßetbe  getrennt  toorben,  bie  ©ottljeit  aber  ift  mit  beut 
ßeibe  nnb  mit  ber  Seele  bereinigt  geblieben. 

1)  23etrad)te,  o  SJleufd),  ben  SBert  beiner  Seele! 
Sie  Dom  einigen  SJerberben  ju  erretten,  !am  fein  (geringerer 
afö  ber  Sofjit  ©ottes.  ßfjrifti  S3tut  mußte  fliegen,  um 
uufere  Süuben  ju  tilgen. 

,,^i)i  toiffet,  bajs  ifjr  nidjt  mit  Dergänglidjem 
© o ( b e  ober  ©über  crlöfet.  fetb  Don  b e m  c i t e I n 
SBanbel,  ber  fid)Don  ben  Leitern  auf  eud)  Dererbt 
f)  a  t ,  fonbem  mit  bem  I  oft  baren  Stute  Gljrtftt, 
a  t  s  c  i  u  e  s  u  u  b  e  f  1  e  d  t  e  n  u  n  b  t  a  b  e  11  o  f  e  u  S  a  m  m  e  ö.  " 
(I.  $etr.   1,   18.   19.) 

2)  S)a§  ßeiben  ©fjrifti  Ijat  bie  Süube  Dernid)tet; 
bininieberum  Derniditet  ber  Süuber  für  fidj  ba%  ßeiben 
Gljrifti,  loeun  er  jetjt,  uadjbem  er  Don  ber  Sünbe  erlöft 
toorben,  bamit  er  ber  ©eredjtigleit  lebe,  toieber  Don  ber 
Süube  fid)  bef)crrfd)en  läßt,  Sftjm  gereift  baö  33Iut  ßljrifti 
uid)t  jnm  §eil,  fouberu  jum  SSerberben.  gär  üjn  ift 
Gbriftuö  ber  Gcfftetn,  ben  er  oermorfeu,  ber  Stein,  ber 
auf  if)it  fallen  unb  if)it  jerjdjmetteru  nrirb.  (üttattfj.  21, 
-12.  44.) 

w©ie  freudigen  unb  Dcrfpotten  auf  ein  neneQ 
ben  Sofjn  ©ottes."    (§cbr.  6,  6.) 

„Söenn  biejeuigen,  loeldje  burd)  bie  ©r!cnnt= 
n i 3  u n f  er e §  §  e  r  r  n  u  u  b  ö  e  i  1  a  n  b  e  §  3  c  f  u  6 1)  r  i  ft  i 
ben  Unlauterfeiten  ber  SBelt  entf ommen  mareu, 
tu  i  e  b  c  r  u  m    b  a  D  o  n    D  e  r  ft  r  i  tf  t    uub    ü  b  e  r  in  u  u  b  e  u 


184  Vierter  ©fauknSartifel. 

tocrben,   fo   tt)irb   mit   iljnen   ba3  ßeijte   ärger 
dl$  bü8  ©rfte."     (IL  ^etr.  2,  20.) 

3)  Dbfdjon "  bie  ©enugtljuung,  bie  SljrtftnS  geletftet 
Ijat,  eine  Dottfommene  ift,  fo  ift  e§  bod)  notoenbig,  ba|3 
ber  SSJieufd)  aud)  bett  SBitten  Ijat,  für  feine  ©ünben  ju 
Bilden  unb  babnrd)  einigermaßen  bem  leibenben  §eilaub 
äfjnlicf)  ju  toerben.  3)aljer  ber  Ijolje  SBert,  ben  alle  Strien 
Don  Stbtötungen,  bie  im  ©inne  (grifft  berrtdjtet  toerben, 
für  bie  Heiligung  be§  9Jtenfd)en  tyaben. 

4)  Sljriftus  ift  für  alle  SJtenfdjen  geftorben  unb  Ijat 
allen  9ttenfd)en  bie  <ßinb"fd)aft  ©otteS  lieber  ertoorbcn. 
'Sitte  2ftenfdjen  finb  burd)  (grifft  23Iut  erlöft  unb  für  ba§ 
Himmelreich  lieber  gewonnen.  ®arum  gilt  in  ber  «ß'irdje 
©otteS  toeber  arm  nod)  reid),  toeber  Ijod)  nod)  ntebrtg. 
§üte  bid)  bal)er,  einen  SJlenfdjen,  fei  er  nod)  fo  gering, 
ju  t)erad)ten.  Sßietteidjt  fteljt  er  in  bm  Slugen  ©otteö 
fogar  fyöljer  afö  bu. 

„2Ille,  bie  Dom  ©eifte  ©otteS  getrieben 
to erben,  finb  ßinber  ©otteS.  —  SBenn  aber 
ßtnber  ©otteS,  (finb  nur)  aud)  ®rben,  uämlid) 
erben  ©otteg  unb  SJttterben  ©Ijrifti." 

(Stöm.  8,  14.   17.) 

5)  ®ie  d)riftlid)e  Religion  ift  nid)t8  anbereS,  als  bie 
^Religion  Dom  ßetben  unb  Sterben  ©Ijriftt.  ®ie  ^ßaffion 
ift  ber  9Jtittefyunlt  unfereS  ©laubenS.  ®arum  finb  bie 
fcorneljmften  fyrüd^te :  ßiebe  unb  ®an!bar!eit  gegen  ©ott 
unb  gegen  unfern  §eitanb,  Siebe  ju  unfern  SJliterlöften 
unb  $lbfd)eu  bor  jeber,  aud)  ber  fletnften  Sünbe, 

,,©o  feljr  Ijat  ©ott  bie  Söelt  geliebt,  baß 
ßr  feinen  eingebornen  @of)n  baljingab."  Qol).  3, 16.) 

§  19.  ;i)a$  $trd)ettja$t:. 

Sir  ijrilige  jfaftrnjrit  unö  öif  JEritonsmodjf. 

2Bte  ba§  2Betl)nacl)t§feft  eine  SSorberettungSjett 
tjat,  bte  21b ö ent 3 citf  fo  T^at  aud)  ba§  Dfietfeft 


©elitten  unter  Sßontiul  SßifotuS,  gefreu^t,  :c.  185 

eine  3^*  ^cr  Vorbereitung,  Unb  ba  iuöbefonberc 
beut  Dfterfefte  bie  Öeibenstbodje  borfyergetjt,  fo 
fann  bieje  Vorbereitung  aud)  uneber  feine  anbere 
fein,  al§  eine  3*ü  ber  Su^e;  benn  nur  ein  buß- 
fertiger Sinn  madjt  un§  ber  £yrüd)te  ber  ©rtöfung 
ioürbigr  unb  nur  burd)  3Qöerfe  ber  Süße  lönneu 
mir  geigen,  ba$  wir  mirftid)  bereit  finb,  mit  ^efus 
ben  Seibenomeg  3U  betreten,  um  burd)  fein  Setben 
unb  ßreug  jur  jQerrlidjfeit  ber  Sluferftefyung  311 
gefangen,  Xarum  ge£)t  bem  Ofterfefte  bie  bier* 
jigtägige  fyafteiiäeit  öorauS. 
Sie  beginnt  mit  bem 

fftfdjmmttmorf). 

2tn  btefem  Sage  mußten  bie  öffentlichen  SBufjer 
in  23uf}fteibefTi  unb  mit  entblößten  Ruften  in  ber 
ßirdje  erfdjeiucu.  3ucrft  fuieten  fic  bor  ber  $ir* 
djentljüre  nieber.  Xer  23ifd)of  erfd)ieu  unb  berfün* 
bete  beufetben  i()r  Urteil.  ®ann  traten  fie  in  bie 
ßirdje,  in  ber  fie  gefenfteu  {QauipteS  auf  bem  93o^ 
ben  Inieten.  ®er  23ifd)of  ftreute  auf  ba§  §aupt 
einc§  jebeu  bie  gefeguete  2lfd)e  mit  ben  -Jßorten: 
.,©cbenfe,  0  DJlenfd),  baß  bu  Staub  bift 
unb  3 um  Staub  3 lt t ii cf f e I) r e n  wirft;  tljtte 
23uße,  bamit  bu  ba§  ewige  Seben  fjabeft." 
Xanu  fegnete  unb  überreichte  ber  Vifdiof  bie  33u|> 
gürtet,  fjielt  eine  2lnrebc  an  bie  Süßer  unb  wies 
fie  3u(e|t  au§  ber  &ird)e,  inbem  er  fprad):  „Surer 
Süuben  unb  Verbrechen  wegen  werbet  ifjr  f)eute 
aus  bem  ©ottcsljaufe  bertrieben,  wie  5lbam  feiner 


186  Vierter  ®(auben§artifel. 

23erbred)en  wegen  aus  bcm  ^arabiefe  DertrteBcn 
worben  ift."  Sdjon  im  elften  ^afyrljunbert  war 
eS  ®ebot,  baf3  alle,  fowofjl  ©etftlicjje  als  2aien, 
fowofyl  Scanner  als  SSeiber  bie  Stfdje  empfangen 
follten  als  baS  ©innbilb  be§  leiblichen  StöbeS,  ber 
burd)  bte  ©iinbe  über  nnS  fam,  aber  audj  als 
©innbilb  beS  ©lenbeS,  toeId)e§  bte  ©ünbe.über 
un§  braute. 

3) er  fünfte  ©onntag  in  ber  Soften  ift  ber 
^)affiouSfonntag,  fo  genannt,  weit  öon  ba  au 
bie  Erinnerung  an  bie  ^affton  beS  JpetlanbeS  in 
uns  ftärler  gepflegt  werben  fotL  31  n  biefcin  Sonn* 
tage  wirb  baS  ©üaugelium  Detlefen,  in  welchem 
berichtet  wirb,  wie  bie  gilben  ben  Jgerrn  fteinigen 
wollten,  biefer  aber  fiel)  Verbarg  unb  aus  bem 
Tempel  hinwegging.  pol).  8,  59.)  gunt  ©ebädjtuis 
beffen  werben  an  biefem  ©onntage  bie  Krugifi^e 
in  ber  ßirdje  mit  einem  ütolctten  %vtd)t  ö  erfüllt, 
unb  bleiben  üerfyüllt  bis  jum  Karfreitag. 

2ßie  im  5IbDent,  fo  ift  audj  in  ber  fyaftcngcit 
bie  Kirc£)enfarbe  an  bzn  Sagen,  auf  meiere  fein 
jQeiligenfeft  fällt,  ötolett;  baS  Gloria  unb  baS 
Ite,  missa  est  fallen  aus.  ©§  feilen  aber  aucl) 
in  biefer  3eit  büm  ©otteSbienft  bie  Orgeln  fdjroei* 
gen.  9hir  am  ©onntag  ßätarc  (Jreuc  bid))  barf 
bie  Drgel  fowol)l  im  bormittägigen  als  im  nad)* 
mittägigen  ©otteSbienfte  jidj  fyören  laffen.  ©benfo 
f  ollen  bie  Slttäre  in  biefer  3eit  ö^eiS  ScbmucfeS 
entbehren,  inSbefonbere  foHen  feine  S3lumen  auf 
ben  Slltar  gefteltt  werben. 


©elitfen  unter  $ontut3  $ttatu§,  gifretigtat,  :c.  187 

iBrr  J^almlonntag. 

®tc  eigentliche  Seibenomodje  beginnt  mit  bem 
Fallit)  onntage.  2(u  biefem  Sonntage  werben 
Jahnen  gemeint  unb  in  ^rogeffion  herumgetragen, 
3um  3lnben!en  an  ben-  feierlichen  Sinnig  be§  §>zv 
tanbeö  in  Serufatem,  wobei  ba§  33olf  unb  bie 
ßinber  ^almeu^metge  trugen  unb  riefen:  ,,V)o)anna 
bem  Soljne  S)aüib§.  ©ebenebeit  fei,  ber  ba  lomint 
im  ÜJlamcn  bes  gerni."  (3Jtattl).  21,  9.)  Sie  Halmen 
jtnb  ein  Siege^eidjen  unb  beuten  an,  baß,  roie 
3efu§  b^n  Sieg  über  ben  Sab  unb  ba§  ©rab 
baüontrug,  wir  cbenfo  über  bie  böfen  33erfnd)itngen 
liegen  joden. 

Sie  ©laubigen  pflegen  bie  geweiften  Jahnen 
mit  nad)  -öaufe  31t  nehmen  unb  fie  aufzubewahren. 
3n  ber  Siegel  werben  fie  fjtnter  ba§  fört^tfir  ge* 
fteeft,  über  mau  ftedt  5J3atmbünbel  auf  ben  ©iebet 
bes  §aufe§.  Sie  ßirdje  betet  namlid)  bei  ber  ^ettnt* 
meilje,  ber  $Qerr  möge  bie  Söoljniingen,  in  benen 
man  biefe  Steige  aufbewahrt,  fegnen,  bamit  wir 
un§  befleißen,  unfern  SBeruf  burdj  gute  2Berfe  boK* 
fommener  gu  maäjen,  auf  baß  ttrir  einft  würbig 
mögen  erfunben  werben,  mit  GfjviftuS  fiegreidj  unb 
fjerrfid)  in  ba§   Ijimmlifdje  ^ernjaletn   einäugeljen, 

2(m  ^3a(mfonntag  wirb  aud)  in  ber  ^eiligen 
SJteffe  bie  *)3affion,  b.  u  bao  bittere  Seiben  unb 
Sterben  unfereS  Öerrn  unb  £ei(aube?,  an§  beut 
Süangetium  be§  ^eiligen  9Jt  a  1 1 1)  ä  n  ö  gelefen.  21m 
Steuötag,  äJHttroodj  unb  Karfreitag  gejdjietjt 
bie§  nad)  ben  33erid)ten  ber  brei  anbern  ßwangeliften. 


188  Sterter  ©faubenSartifel. 

Sir  ßarmadjF. 

Wü  bem  ^Patmfonntag  beginnt  bie  $armod)e. 
£)a§  altbeutfd)e  $ar  ober  (£t)ar  Ijei&t  fötage, 
Reiben;  bte  $arwod)e  ift  alfo  bte  $Iagewod)e 
ober  bte  SetbenSroodje.  Sie  fjeiftt  and)  bte  9Jiar* 
termodie,  ©title  2Bod)e,  tn  ber  ßtrdjenfpradje : 
©rofje  SBodje,  ^eilige  2Bod)e.  ©§  war  biefc 
3eit  befonberS  burd)  ein  Strauerfaften  au§gc* 
3eid)net.  6ä)on  bte  Stpoftoltfcöen  ßonftitu* 
tionen,  b.  t.  bie  älteften  $ftad)rid)ten  über  baS 
fttäjltdje  Seben  ber  erften  ßljriften  berieten,  bajj 
in.biefer  gangen  2Bod)e  nur  23rot,  Söaffcr,  ©entüfc 
nnb  ©atg  unb  vbiefe§  mir  am  2l6enb  genoffen 
werben  burfte.  3a  ade,  bie  e§  toermodjten,  fotlten 
am  ©antStag  ttid^tS  genießen  bi§  311m  §al)nen* 
fäjret  be§  £)ftermorgen§.  Stile  öffentlichen  ©cric^ts^ 
üerfyanbtungen,  alte  öffentlichen  arbeiten  nnb  93er* 
gnügen  mußten  rutjen.  JQeute  finb  aufter  bem  5ßatin* 
fonntage  nur  nod)  bie  brei  legten  Sage  burd)  be* 
fonbern  ©otte§bienft  ausgezeichnet. 

2lm  SJlitüuod),  S)onner§tag  unb  Freitag  2Ibenb 
finb  SErauerrnetten,  an  öieten  Drten  aud)  Otu'm* 
p eintet ten  genannt,  weit  am  S5onner3tag  unb 
Freitag  -ilbenb  mit  klappern,  ftatt  mit  ©locfeu 
bie  gotteöbienftlidien  $eid)en  gegeben  werben. 

3n  ben  Kletten  läßt  bie  ßirdje  jene  $tage* 
lieber  fingen,  in  beneu  ber  ^Jkopfjet  3>erenüa§ 
etnftenä  bie  $erwüfiung  SlerufatcmS  unb  bie  ©e* 
faugenfd)aft  ber  Rubelt  beweinte. 


©elitten  unter  $ontiu§  s^ilcttii§,  gefreitäigf,  :c.  189 

Srr  iSrünöonnfratag. 

Sdjon  ber  Sftame  weift  barauf  f)tn,  baf?  biefer 
Sag  ein  ftrenger  Safttag  war.  GS  Ijattc  fid£)  bei 
beu  Gliriftcn  bie  Sitte  ertjalten,  an  bem  Sage,  an 
Welkem  ba§  Cfterlamm  beS  neuen  23unbeS  ein* 
gefegt  worben,  grüne  Kräuter  31t  effen,  wie  benn 
aud)  bie  ^uben  31t  ifjrem  Dftertamm  unb  gum  un* 
gefäuerten  Srote  folcfye  Kräuter  aßen.  GS  ift  alfo 
ber  ©rünbonnerStag  ber  Sag  ber  grünen 
Kräuter,  welche  Benennung  um  fo  begetd^nenber 
ift,  al§  an  biefem  Sage  nichts  gefpeift  werben 
burfte,  al§  wa§  aus  ber  Grbe  l)crüorwucl)S. 

Sin  biefem  Donnerstage  nun  wirb  baS  2ln< 
benfen  baran  gefeiert,  baß  ber  §eilanb  baS  aller* 
l)eilig[te  eaframent  beS  2lltarS  eingefe|t  Ijat.  ©3 
werben  beSljalb  gur  fycier  biefeS  ^eiligen  ©eljeim* 
niffeS  bie  fdjwarjen  Umljüttungen  ber  ^ru^ifi^e 
unb  Silber  bureb  wetfje  füllen  erfet}t.  2lud) 
bie  ^arbe  beS  ^JlefjgewanbeS  ift  weif}.  DaS  Gloria 
in  excelsis  unb  baS  Ite,  missa  est  werben  gefungen. 
Sobalb  baS  ©loria  angeftimmt  ift,  laffen  fid)  bie 
©locfen  nodj  einmal  in  feftlidjem  ©eläute  öer* 
nehmen,  um  aisbann  bis  gur  2tuferftel)ungSfeier 
gu  fdjroeigen.  Sine  fRei^e  tion  Ijeiligen  Jganblungen 
geicfjnen  biejen  Sag  überbieS  auS. 

GS  werben  im  2lmte  ber  Ijeiligen  9Jleffe  jwei 
Jpoftien  fonjefriert,  bon  benen  bie  eine  bom  $rie|ter 
genoffen,  bie  anbere  für  ben  folgenben  Sag  auf* 
6ewat)rt  wirb.  £)iefe  letztere  JQoftie  wirb  in  feter* 
lidjem  3ugc  an  einen   eigens   gur  Slufbewaljrung 


190  Vierter  ©iauben^avlifet. 

beftimraten  Ort  getragen,  entmeber  auf  einen  ©ei< 
tenaltar  ober  in  einen  eigens  fjiefür  befiimmten 
SabernafeL  SDtejer  £)rt  ftcHt  ba§  ©rat)  <S£)riftt 
üor  unb  barf  bet^atb  ganj  befonberS  fdjön  gc< 
fdjmücft  fein,  im  £>inbtic!e  auf  bk  Sßorte  be§  $ro* 
pljeten:  „©ein  ©rab  wirb  Ijerrltd)  fein." 
(3f.  n,  10.) 

@§  tDtrb  am  ©rünbonnerstag  nur  eine  Ijcittge 
SJieffe  gelefen,  meldte  in  ben  3)omfird)en  ber  23i* 
|c£)of  felbft  lieft  ®ie  übrigen  ^rtefter  empfangen 
bie  Zeitige  Kommunion  au§  ber  JQanb  be§  9Jteffe* 
tefenben,  wie  aucl)  bie  Saien.  @§  foll  an  btejem 
Sage  bie  Ijeittge  «Kommunion  ben  ©laubigen  in 
ber  ^eiligen  sDleffe  gefpenbet  werben,  2lu§genontinen 
I)terbon  finb  nur  bie  ßranfen,  meldte  in  ber  ßiretje 
niefit  erfdjeinen  fönnen.  £)enn  ©IjriftuS  f)at  an 
biefem  Sage  allein  ba§  tjeitige  3(ltar§faframent 
t)ollbrad)t  unb  ben  2Ipoftetn  bie  Ijeilige  ßomiiiu* 
nion  aufgeteilt 

$n  ben  ©omfirdjen  werben  aud)  öom  23ifd)ofe 
unter  beut  SBeiftanb  öon  gwölf  ^rieftern,  fieben 
SMafonen  unb  fieben  Unterbiafonen,  wenn  fo  biete 
gegenwärtig  fein  fönnen,  bie  1) eiligen  Dele  ge* 
weif)t,  nämttd)  ba§  £)el  für  bie  Säuflinge,  ba§ 
Del  für  bie  Fronten  unb  ber  Zeitige  (Hjrifam. 

©ine  gar  fdjöne  Zeremonie  ift  bie  tYujj- 
wafdjnng,  welche  öon  ben  33tfdjöfen  unb  bem 
^apfte  an  gwölf  ^Jrtcftern  unb  gwölf  Sinnen  bor- 
genommen  wirb,  gum  Slnbenfen  baran,  baf}  (£l)riftu§ 
an  biefem  Sage  bm  Jüngern  ein  neue§  ©ebot  ge* 


©elttten  unter  $oittiu3  ^tfaiüS,  gefreugtgt,  ic.  191 

geben,  ha§  ©ebot,  einanber  ju  lieben,  rote  @r  febft 
feine  jünger  liebte  unb  in  SluSubung  biefeS  ©e* 
bote§  benfelbeu  bie  ömfje  geir>ajd)en  unb  ifjnen  bic.S 
al§  ein  23eifpiel  l)interfaffen  Ijat.  (3o$.  13,  14—15.) 

Brr  ifiarfrritag. 

®er  Karfreitag  i[t  ber  Sag,  an  bem  uns  ba§ 
Jpeit  geworben.  ©effeuungead)tet  ift  er  fein  Feiertag. 
Sin  Feiertag  ift  ein  Sag  bcr  fyrcube,  ber  Kar* 
freitag  aber  giebt  un§  Ijiei^u  feine  23eranlaffung; 
beim  an  biefem  Sage  feljen  mir  ben  Soljn  ©otte§ 
Don  ^n  itnbanfbareu  2ttenfd)cn  bcrljöfjnt  unb  Der* 
fpottet,  mijjljaubelt,  gefdjtagen  unb  gefreu-jigt.  3)a* 
rum  ift  ber  Karfreitag  ein  Sag  ber  Srauer,  unb 
ba  bie§  um  unferer  ©ünben  willen  gefd)el)en  ift, 
ein  Sag  ber  23u|3e.  35er  ^yreube  geben  wir  bafür 
Stusbrucf  am  Dftertag,  an  bem  ber  £>err  burd) 
feine  51uferftef)ung  ba§  ÜBerf  ber  (Möfung  tioft* 
enbete  unb  frönte.  3n  ber  Kird)enfprad)e  Ijeifct 
ber  Karfreitag  ^Paraffeue  b.  %  Vorbereitung. 
So  Reifet  ber  Freitag  bei  ben  ^uben,  weil  an 
biefem  Sage  alles  zubereitet  mürbe,  was  man  am 
Sabbate  brauchte. 

Sie  gotteobienftlicbe  £yeier  ift  einzig  unb  ah 
meidjenb  Don  jeher  anbern  be§  ganzen  ^aljre§.  ®er 
^riefter  wirft  fid)  am  ^u^e  beS  9tltar§  mit  bem 
Stngeftdjte  gitr  Grbe  nieber,  um  baburd)  anzuzeigen, 
wie  jefjr  er  feine  Unmürbigfeit  fül)le,  unb  um  fid) 
mit  S)em  gu  nerbemütigen,  ber  bi§  zum  Sobe  am 
Kreuze  fid)  eruiebrigt  I)at.    Stlöbann  fteigt  er  beu 


192  Vierter  @fouben§artife(. 

Slltar  hinauf  unb  lieft  eine  ©teile  au§  bem  ^ro- 
p^eten  Dfea§  in  welcher  au§gebrüd£t  ift,  ba£  ber 
9Jleffia§  unfer  §eilanb  ift;  gu  bem  mir  in  allen 
Srübjalen  um*  flitzten  muffen.  (Df.  6, 1-7.)  2)ann 
betet  ber  5ßriefter,  ber  Jgerr  möge  nn§  ba§  ßeiben 
S^rtfti  nidjt  gnm  $lud)e  werben  laffen,  wie  bem 
3uba§,  fonbern  e§  möge  nn§  jjum  £>eile  gereichen, 
wie  bem  belehrten  ©djädjer.  hierauf  lieft  er  nodj 
eine  ©teile  au§  bem  gweiten  23nd)e  SttofeS  öor, 
worin  ben  $uben  üorgefd)rieben  ift,  wie  fie  ba§ 
©ftertamm  fdjtae^ten  unb  effen  fotten.  (II.  2Jtof.  12, 1  ff.) 
Sftadj  biefen  ßefungen  au§  bem  alten  Seftamente 
wirb  nun  audj  gelefen,  wie  ba§  neuteftamentlidje 
Dfterlamm  gejdjladjtet  worben  ift,  nämlid)  bie 
^affion  nadj  bem  ©öangelium  be§  fettigen  $o* 
t)anne§.  Sei  ben  äöorten:  ,,©r  gab  feinen  ©eift 
auf"  Iniet  ber  ^riefter  in  ber  SJtttte  be§  2tltare§ 
nieber  unb  erwedt  einen  2llt  be§  ©tauben§,  ber 
Slnbetung  unb  ber  ©anfbarfeit,  wa§  auet)  bie 
©laubigen  tljun  fotten- 

yiaä)  ber  ^affion  folgen  bie  Fürbitten.  ®er 
^riefter  betet  unb  forbert  bie  ©laubigen  auf  gu 
beten: 

$ür  bie  Ijeitige  ßirdje  ©otte§f  für  bm 
^eiligen  SSater,  für  atte  Sötfdjöfe,  ^riefter, 
©tafonen  unb  Unterbiafonen  unb  für  alle,  welche 
^eilige  Söeiljen  empfangen  fjaben,  füt=  bie  ßate* 
djumenpn,  b.  1).  für  atte,  weld)e  in  ber  djrtft* 
liefen  Söaljt^eit  unterrichtet  werben;  cnbltdö  für 
atte  £>üreti?er  unb  ©d)i§mati!er,   felbft  für 


©elttten  unter  $onttii§  ^üatu§,  gefreujigt,  2c.  193 

bie  3 üben,  baB  ©ott  fie  erleuchte  unb  fie  ben 
^Qerrn  ^efutn  Gfyriftum  erfcnnen  taffe;  unb  für 
bie  Reiben,  ba\$  ©ott  (ie  öon  iljrem  ©ötjenbienfte 
jutüdfiifyren  unb  jte  jjur  (Hjre  ©ottes  feiner  tjeiligeu 
ßirdje  etnoerteiben  möge. 

SSei  jcbern  biefcr  ©ebctc  beugt  ber  ^riefter  bie 
ßnie  unb  forbert  bie  ©laubigen  auf,  biefeS  eben* 
falls  31t  tf)un,  inbem  er  fpridjt:  „Flectamus  genua; 
Levate".  b.  t.  „Öaffet  un§  bie  ßnie  beugen; 
ergebet  eudj."  Dfrtr  beim  ©ebete  für  bie  ^ubcu 
beugt  er  bie  ßnte  ntdjt,  roeil  an  biefem  Sage  bie 
Subcn  biefeS  3e^ßn  ^er  Screening  öertjöljntcn, 
inbem  fie  fpottroeife  bie  ßnte  oor  3efu§  beugten, 
aber  nur  um  beffenßöntg§tt)ürbe  (ädjerlidj  311  machen* 

9Iuf  bie  Fürbitten  folgt  bie  ©nüjütlung 
beg  ßreup§:  S)er  ^riefter  nimmt  oon  einem 
mit  fcfymar^er  Jgüüe  umgebenen  ßrugifire  bie  Jpiiftc 
in  ber  3(rt  ah,  baf;  ba$  ßrugifir  aümäljlidj  bem 
Söolfe  ficfytbar  totrb",  inbem  er  breimat  fingt: 
„ 2 c l) e t  b a §  § 0 1 3  b e §  fö r e u 3 e § ,  anbembaS 
•Soeit  ber  SBcIt  gegangen/  ©et  ©t)or  ant* 
mottet.:  „kommet,  la  ff  et  un§  anbeten."  ®er 
^tieftet  legt  fobann  ba§  föni-jifh;  Dor  bem  Sittare 
niebet,  .^iefyt,  mie  SJiofes  bereiuft  Dor  bem  bren* 
nenben  ©ornbufd),  feine  Smutje  au§,  fniet  breimat 
in  oerfcf)iebenen  Entfernungen  bor  bem  ßrujiftje 
niebet  unb  füfjt  bann  bie  {yüBe  be§  ©efreu-jtgtcn. 
Sind)  bie  ©laubigen  folgen  nad)  beut  ©ottesbienfte 
bem  23eifpiele  be§  5ßricfter§,  inbem  fie  Dor  bem 
33 1 1 b c  be<3  .fceilanbeö  meberfnien  unb  basfelbc  füffen. 

^wöi]  ©laubcitöartifet.  13 


194  Vierter  (SlciubenSartifel. 

60  tragen  fie  baju  bei,  bafj  bie  SBorte  be§  2lpoftel§ 
erfüllt  werben:  „3m  Sftamen  3efu  follen  f t d) 
alle  Ante  Beugen."  (^ilipp.  2, 10.) 

Söftfyrcnb  biefer  Sereljrung,  welche  bem  ©c* 
freugigten  in  feinem  Silbe  erwiefen  wirb,  werben 
bie  3smproperien  gefungen. 

Sftad)  tiefen  rüfyrenben  klagen  bleibt  nur  nod) 
übrig,  ba$  ber  ^riefter  für  fiel)  unb  ba§  SBolf  aud) 
nod)  be§  £)pfer§  teilhaftig  werbe,  ba§  ber  §err 
bargebradjt.  2tber  am  Karfreitag  ift  leine  9Jieffe. 
3)er  ^eilanb  Ijat  fid)  fetbft  am  Kreuze  als  blutiges 
Opfer  bargebradjt,  gleicfyfam  bor  ben  2tugen  ber 
©laubigen.  £)arum  mufj  ba§  unblutige  Opfer 
ber  ^eiligen  9Jieffe  bem  blutigen  Opfer  am  Kreide 
weichen,  ©effenungeadjtet  get)t  ber  ^riefter  im 
■fdjroarjen  Sttefjgeroanbe  an  ben  Slltar.  2lber  er 
opfert  unb  öerwanbett  ntd^t,  fonbern  er  l)ebt  nur 
wie  bei  ber  Ijeiligen  SBanblung  bie  tag§  Dörfer 
fonfefrierte  JQoftte  empor,  batntt  ba§  Sßolf  ben  Jpei* 
lanb  anbete,  fingt  barauf  ba§  ^aternofter  unb  ge* 
nießt  fobann  ben  ßeib  be§  Jperrn.  hierauf  wirb 
auü)  ber  ^odjaltar,  an  welchem  biefe  ^eierlid^feit 
üorgeuommen  würbe,  wieber  abgebedt. 

3u  allen  Seiten  lag  eS  eifrigen  ©Triften  an,  baS 
bittere  Seiben  unb  Sterben  Sefu  ©Ijrtfti  ju  betrauten, 
©anj  befonberS  mufcte  ber  SBeg,  ^n  bcx  §eilanb  als 
9Jtann  ber  ©djmerjen,  mit  ber  ßteujeslaft  Betaben,  t)om 
§aufe  be§  Pilatus  auf  ben  ^altmrieuberg  marinen  muftte, 
bie  Setlnafyme   ber  frommen  ©eelen   im   l)öä)ften   ©rabe 


©eiitten  unter  $ontiü3  SßüatuS,  gefreu$igt,  ic  195 

erregen.  Sßer  if)ii  maubelte  unb  fid)  in  bas  ©ebäd}tni§ 
rief  ober  fid)  rjorftellte,  toa§  an  hon  einzelnen  fünften 
Vorgefallen  toar,  mnfcte  nou  tiefer  Ovcitc  unb  SBeljmut  er= 
griffen  werben.  Saft,  uue  eine  alte  Ucbcrliefentug  jagt, 
äRaria,  bie  fjetltgc  SJhttter,  notier  Sdjmerjcn  btefen  Seg 
oft  getoaubelt  unb  fid)  in  bie  9(nbad)t  ju  ifjrem  göttlichen 
Sotme  oertieft  bat,  ift  bnrdjanf?  glaub(id),  unb  Don  bm 
apoftotifdjen  Seiten  an  mauberten  niete  (Stjrifteu  uad)  $e= 
ruiatem,  obgleid)  bie  Stabt  in  ben  §änben  ber  öeibeu 
mar.  3a,  maud)e  feierten  gar  nidjt  mef)r  in  itjre  öeimat 
jurüd,  fonberu  Blieben  in  ^erujatem  unb  Bejd)lofien  ifyi 
Beben  bafetbft,  nur  um  ben  Ijeifigen  Stätten  nafjc  jn  fein 
unb  ba§  ßeiben  Kljrifti  aujd)autid)er  betrauten  jn  fönnen.- 
S)ie  ÜÄutter  ßonftanttnS,  be§  erften  d)riftlid)eu  $atfer§, 
bie  I)  eilige  £)eteua,  maßte  fetbft  bortt)in  unb  Baute 
uid)t  nur  eine  prad)tt>olte  ßtrdje  über  bem  ^eiligen  ©reibe, 
fonberu  and)  nod)  aubere  ßträjen  unb  Kapellen.  Setbft 
atö  ba§  fjeitige  Saub  in  bie  öänbe  ber  ©arajenen  fiel, 
binberte  bte§  nicfjt,  baß  bie  ^ßtlgerjüge  trofe  allen  ltn= 
bilben.  bie  iljnen  angefügt  Körben,  fortbauerteu.  Sie 
ßrenjäflge  faxten  ben  ßirer  nod)  metjr  an,  unb  al§  3e= 
rujatem  loieber  in  bie  öänbe  ber  Ungläubigen  fam,  ba 
bad)te  man  im  SIbenblanbc  baran,  bie  ^eiligen  Stätten 
einigermaßen  nadjjubtlben  Sie  fyranjtöJanex^  beuen  bie 
23emad)uug  be§  Ijeüigeu  ®rabe§  feit  1342  anvertraut 
morgen,  bejud)teu  regelmäßig  an  beftimmten  Sagen  unb 
ju  beftimmten  Stunbeu  bie  Öeibenoftationen  be§  ßreuj= 
meges.  Sie  in  3erufa(em  antoejenben  $tlger  fdjfoffeu 
üd)  ben  ^rojefftonen  au.  Sic  Qfranjisfaner,  me(d)e  ab= 
gclöft  mürben  unb  in  iljre  ßlöftcr  im  Slbenblanbe  jnrücfc 
teerten,  festen  bie  2(nbad)t  fort,  inbem  fie  fid)  geeignete 
Drte  au*mäf)(ten,  bieje  in  14  Stationen  einteilten,  unb 
an  jeber  ein  l)ö(jcrucy  ßraq  aufteilten  ober  eine  Kapelle 
bauten,  roof)l  and)  ein  SBilb  anbraditen,  tpeldje§  ba$  6c= 
trefreube  ©eljeimntS  bes  ßetben§  Oliriui  oorftellt. 

Saö  ättefte   iBeijpiel  ber   3Jad)ual)inuug   be§   $reu(y 


196  SSiertter  ©lauben^artifel. 

tteg§  in  (Suropa  finbet  fid)  im  Seben  be§  feiigen  SflfoaruS 
au£  bem  ®ominifanerorben,  ber  im  Saljre  1420  ftarb, 
nnb  beffert  3?eft  am  19.  Februar  gefeiert  toirb.  3u  bett 
Safjrbüdjern  ber  $mn%i$iann  toirb  junt  ^afyre  1486  be= 
richtet,  baft  ein  £)rben§brnber,  SßametiS  5ß  |  i  1  i  £  p  &on 
2tquila,  einen  <ßreugtt)eg  bei  feinem  Softer  errichtet  unb 
befudjt  Ijabe.  3m  3al)re  1487  reifte  ber  Nürnberger 
9Jtartin  ©töijet  nad)  3ferufalem  nnb  maft  bie  ^eiligen 
Stätten  genau  aus.  2118  er  aber  jn  §aufe  angelommen 
toär,  fjatte  er  bie  9Jlaf$e  verloren,  ©r  trat  be^alb  eine 
ätocite  SöaUfa^rt  an  nnb  braute  jetjt  bie  3Jla§e  gtüdlid) 
nad)  §aufc.  5tud)  jtoei  Nieberlänber,  5ßetru3  5ßoten§ 
nnb  9Jtattf)än§  ©ternberg,  befndjten  1490  3ernfatem 
nnb  mafjen  ben  ^reu^toeg  genau  au§.  9?ad)  ber  3WÜffeljr 
in  iljr  Sßaterlanb  errichteten  fie  in  ßötoen,  9J£ed)etn  unb 
an  anbern  Drten  ebenfalls  foldje.  3uerft  mar  bie  21nbad)t 
nur  5ßrit>atanbad)t.  1686  bewilligte  aber  5ßapft  3nfto? 
cenj  IX.  allen  SJtitgliebem  be§  $ranji8!anerorben8,  fotoic 
allen  3JtitgIiebern  ber  in  bm  ^yranjiölanerürc^en  errid)= 
teten  23ruberfd)aften  alle  bie  21b  täfle  für  ben  39efudj  be3 
«ßrenätoegeS,  toetcfye  bie  Sßäpfte  fdjon  früher  für  ben  SBcfud) 
ber  Zeitigen  Statten  in  Serttfalem  erteilt  Ratten.  23enc  = 
bilt  XIII. 'befrtte  bie  »egünftigung  1726  auf  alle  griffe 
gläubigen  betberiet  ©efd)ted)t£>  au§,  meiere  bm  ßrcujtoeg 
in  ober  an  ben  3franji8laner=  ober  ßajmjinerlirdjen  be- 
fudjten.  ©infegnen  barf  einen  ßreujtneg  jeber  Sßriefter, 
ber  Dorn  Drben^general  ber  ^ranjisfaner  ober  einem  23e= 
t)o!lmäd)tigten  be^felben  eine  fd)rifttid)e  ©rlaubniS  t)at, 
foferrt  bie  ©rridjtung  eines  folgen  ßreuätoegeS  t>om  23i= 
fdjof  ber  SDiöcefe  unb  bem  Pfarrer  bes  £)rte§  ober  bem 
Eigentümer  be§  5ßfa|e§  genehmigt  ift. 

9?od)  ift  ju  bemerfen,  baf$  beftimmte  51ngaben  über 
bie  21bläffe,  toetdje  gewonnen  toerben  fönnen,  nid)t  gemad)t 
toerben  bürfen.  ®ie  ilrfadje  ift,  tocil  jur  3eit  be§  Sßajjftcä 
s$iu§  V.  im  ßlofter  jum  ^eiligen  ©rabe  ein  SBranb  aufc 
brad),  ber  bie  SSerjeidjniffe,    toeldjc   l)ierüber  fid)eru  Stuf- 


(Mitten  unter  $ßontiu§  Pilatus,  gefreusigt,  :c.  19? 

jdiluB  gaben,  jerftörte.    Sidjet  ift,  bafs  mehrere  bottfom= 

mcnc  unb  un&ottfommene  3(b(äffe  auf  biete  3trt  gewonnen 
unb  beu  armen  (Seelen  jugetoenbet  werben  tonnen.  ©otte§= 
fürditige  (Hiriften  pflegen,  insbefeubere  anbenjenigen  Sagen, 
toeldjc  beut  3(ubenfen  an  baz  Seiben  Gfjrtfti  befonber^ 
geroibmet  finb,  einen  ßreujtoeg  51t  bejudjen  ober  eine 
ßreujtoeg  2fnbad)t  ju  öerridjten,  alfo  in  bex  (jeiligeu  3:aften= 
jeit,  an  ben  Freitagen  überhaupt  unb  insbejonbere  am 
Karfreitag. 

Erfürörrniffr,  um  ürn  ßrrujmrg^blaft  ?u  gr  minnriu 

ÜBor  allem  ift  es  notroeubig: 

1)  baB  man  beim  Seginn  bet  2Inbad)t  ober  oor  bem 
Sdjluffe  berfelben  bie  ÜJletnung  mad)t,  bie  2fl>läjfe  ]u 
geroinnen. 

■iftotroenbtg  ift  2),  baft  ber  ^reujiüeg,  bet  genau  bie 
14  Stationen  enthalten  muB,  gültig  errichtet,  b.  I).  Don 
einem  ba^u  berjoümäd)tigten  5j3riefter  unter  ben  oorge= 
fdjriebenen  33ebingungeu  eingeweiht  fei. 

Uiotoenbig  ift  3),  baB  man  alle  Stationen  bejudjt, 
ofjne  and)  nur  eine  ju  übergeben.  %Ran  utujj  alfo  bei 
jeber  Station  ben  s$lat5  rocdjfefn,  Don  einer  jur  anbern 
gcfjen.  öierrjon  ift  eine  2lu£>naljme  ofjne  bejonberes  ^Pri- 
vilegium ntdjt  julaffig,  wenn  man  bie  <ßreu3rocg=3tnbad)t 
für  ftd)  allein  fjält.  9Jtau  muß  Don  einer  Station  jur 
anbern  gel)en,  in  foroeit  bie  Derfammctte  3Jtenge  ober  bie 
finge  be§  SiautneS  es  geftattet.  3lnx  bei  ber  öffenttidjen, 
gerne  infamen  ßreujn)eg=2lnbad)t  genügt  e§,  bei  jeber 
Station  eine  Keine  Bewegung,  3.  f&.  Shtfftefjeu  unb 
■ftieberfnten  ^u  madjen  unb  jtdj  mit  bem  2(ngefid)t  gegen 
eine  fotgenbe  Station  ^u  toenben. 

4)  Sie  ^eilige  23eid)t  unb  Kommunion  ift  nid;t 
öorgefdjrieben,  fonbern  e§  genügt,  baB  man  im  Staube 
ber  ©nabe  fei;  ein  Doraitögefdjidter  5Ift  wahrer  s<Renc 
tft  jebenfafts  immer  ju  empfehlen. 


198  Sterter  (StaubenSartifeL 

5)  ®ie  21blöffe  beS  ^renjWegeS  lann  man  foWol)!  in 
her  9^ad)t,  als  am  Sage  gewinnen  unb  and)  mehrere  SJtale 
an  bemfelben  Sage,  wenigfteuS  mehrmals  für  bie  armen 
Seelen. 

Bie  ßrrujmfg^pnöadjt  uor  örn  fogntanntw 
Stationefcmntijni. 

Scfymerjlid)  mußten  es  biejenigen,  weldje  bie  $reuj= 
Weg=2Inbad)t  bnrd)  langjährige  Hebung  liebgewonnen  Ratten, 
entpftnben,  Wenn  fie  burd)  irgenb  ein  rechtmäßiges  £>in= 
berniS  abgehalten  Würben,  einen  gültig  errichteten  ßreuj= 
Weg  jn  befudjen.  ®em  Sebürfniffe  bicfcr  ©laubigen  lam 
ber  heilige  fctuljl  babnrd)  entgegen,  baß  er  iljnen  einen 
®rfaij  für  ben  ßreu^Weg  bot.  Spapft  Siemens  XIV.  ge= 
Wäfjrte  juerft  am  26.  Sanitär  1773  bm  graublauem 
im  cßlofter  beS  1)1.  ^Bonaventura  ju  £ftom  bie  SSergünfttgung, 
«fireuje  gu  fegnen,  mittelft  beren  man  bie  ßrenjtoeg=2tbläffe 
gewinnen  fonnte.  ®er  I)od)felige  5ßaJ>ft  s$iu§  IX.  be= 
ftimmte  am  8.  Siuguft  1859  genau  bie  23ebingungeu, 
unter  Wellen  man  mit  biefen  ßreujen  bie  <ßreuätoeg=2hi= 
badjt  üben  lönne.  @S  ift  bemnad)  erforberlid),  baß  man 
ein  ^ierjn  eigens  oon  einem  beüollmädjtigten  Sßrtcfter  ge= 
weifjteS  ^rnjifij  aus  9JWfing,  b.  f).  ein  &xm%,  auf  Welchem 
fid)  bie  $igur  beS  gelrenjigten  §eilanbeS  ans  SJtefjtng 
befinbet,  in  ber  §anb  fjalte  unb  bann  jwan^igmal  baz 
Sater  unfer,  3ft>e  9Karta  unb  ©l)re  fei  beut  2Sater  bete, 
uömlidj  je  einmal  für  jebe  Station,  am  ©djlujfe  fünf* 
mal  jnr  Söereljrung  ber  ^eiligen  fünf  Söunben  unfereS 
ßerrn  unb  einmal  nad)  ber  SJfcetnung  beS  Zeitigen  33aterS. 
SiefeS  2Sorred)teS  bürfen  fid)  bebienen  alle  Traufen,  ©e= 
fangenen,  bie  ©Triften,  Weldje  Reifen  jur  See  mad)eu  ober 
fid)  in  bm  ßänbern  ber  Ungläubigen  aufhalten,  unb  über- 
Ijaupt  alle  biejenigen,  Wefdje  bnrd)  ein  rechtmäßiges  §iu= 
berniS  abgehalten  finb,  bie  Stationen  eines  ßreujwegeä 
^u  befudjen. 


äbgefttegen  gur  £öllc,  am  britten  Sage  uneber  auferftanbett  i&  199 

So  tourbe  burd)  bie  toeifen  Slnorbnungeu  ber  $|3cLpfte 
bie  <ßreujtoeg=2tnbadjt  bte  retdjfte  Quelle  geiftltdjer  ©itabe 
für  alle  ©laubigen  ofjne  ttnterfdjteb,  für  bie  Traufen  tute 
für  bte  ©efunben,  für  bie  ©efangenen  tote  für  bie  freien, 
für  bie  Sfctfeuben  ju  SOBaffer  unb  ju  ßaube,  für  bie  fieben= 
bigett  toie  für  bie  Verdorbenen. 


fünfter  Glaubensartikel. 

am  britten  ®age  wiebßr  aitferßanben  Dort  bm  Quoten. 

§  20.  Jtßäefiteaett  jur  S>m. 

S)a§  grofje  Söerf  ber  ©rlöfung,  ba§  widjtigfie 
(SreigntS  in  her  gangen  SMtgefdjidjte,  mar  Doli* 
bracht,  ber  Jgeitanb  Ijatte  fein  SSIut  üergoffeu,  feine 
6eele  auSgeljaudjt,  unb  wie  bei  iebem  Soten  Ijatte 
feine  Seele,  aber  nidjt  feine  ©otttjeit  tion  feinem 
£eibe  fid)  getrennt.  ©§  fottte  jetjt  bie  fyrud^t  ber 
Grlöf.ttng  bem  tnenfdjlicfyen  ©efc|led)te  gugewanbt 
werben,  unb  gwar  guerft  benen,  bk  fdjon  $al)r* 
Ijunberte  unb  ^a^rtaufenbe  mit  ber  größten  ©e()iv 
fudjt  auf  ben  £ag  ber  ©rlöfung  warteten,  nämltd) 
ben  ©eredjten  be§  Sitten  33nnbe§.  S5arum 
ftteg  bie  ©eele  ^tfu  ©fjrtftt  in  bie  üöorljötte, 

1)  Unter  bem  Söort  33orl)öEe  tft  jener  Ort  ge* 
meint,  wo  alle  feit  2tbel§  Sobe  in  ber  ©nabe  ©otteS 
Verdorbenen,  wenn  fte  nodj  fo  rein  unb  wohlge- 
fällig in  ben  Stugen  ©otte§  waren,  warten  mußten, 
bi§   burd)   bpn  Sob   be§  §eilanbe§   ber  burd)  bie 


200  fünfter  ©laubenSartifel. 

Sünbe  2lbam§  tierfdjtoffene  jQtmmel  wieber  geöffnet 
würbe,  Serben;  flieg  aber  audjin  ben  OhunigungS- 
ort,  um  bie  Seelen  berer,  bie  groar  in  ber  ©nabe 
©oiieS  geftorben  waren,  aber  noc£)  einer  SBufse  unb 
Läuterung  fttf)  unterwerfen  mußten,  3U  begnabigen 
unb  fie  mit  ben  ©ceten  ber  ©eredjten  in  ber  23or* 
l)öüe  äu  bereinigen.  £)enn  wie  uad)  beut  ®rlöfuitg§* 
tobe  ^e|u  ßtjrifti  titele  fterben,  bie  gwar  beftimmt 
finb,  in  ben  £>immel  aufgenommen  gu  werben,  bor* 
l)er  aber  nocb  einer  Säuteruug  fid)  unterteilen  muffen, 
fo  war  e§  au$  bor  bent  Sobe  3efu  ßtjrifti, 

2)  ®af3  ß^riftug  ber  Jpexr  beut  reuigen  ©djädjer 
berfprocijen:  „§eute  nod)  foltft  bu  bei  9JHr  im 
s$arabiefe  fein"  (Suf.  23,43),  wiberfprid)t  feincSwegS 
beut  fünften  ©lauben§arti!eL  S)enn  bie  ©eele  be§ 
©djädjerS  lam  allerbing§  am  nämlidjen  Sage  ju 
.Stjrtfto,  2öo  aber  S^riftuS  ift,  ba  ift  ba§  *Parabtc§, 
unb  baburdj,  bafe  alle  in  ber  23orI)ötte  Befinbltdjen 
©eelen  gut  Slnfdjauung  ©otteS  gelangten,  würbe 
bie  23orf)ölIe  in  baz  ^arabies  umgewanbeft. 

dagegen  lann  gegen  bie  Seljre  jener  $äter  nid&t§ 
eingewenbet  werben,  weldje  bafür  Ratten,  (£f)riftu3 
ber  -<Qerr  fei  in  bie  wirflidje  §ötte  l^inabgeftiegen, 
um  bie  Teufel  unb  bie  SSerbammten  jur  2Inerfen* 
nung  feines  ®iege§  über  ben  Sob  unb  bie  Jpöttc 
3U  gwingen. 

^nrocniWttg. 

1)  3)aburd),  ba$  (KEjrtftuS  aud)  in  bte  Storljöffe  unb 
in  ben  9teinigung§ort  Ijtnabgeftiegen  ift,  tjat  ©r  beriefen, 


Sfbgftiegen  jur  Jpölle,  am  britten  Sage  lieber  auferftanben  :c.  201 

bafj  6r  für  alle  9Jlenfcfien  geftorben  ift  unb  um  alle  5Dlen= 
jdienlebcn  fiel)  fümmert.  Sa  Sr  nun  Ijieriu  fid)  nor^ftgttcf) 
afö  ben  Sröfter  geigt,  fo  laffet  and)  uuö  3>f)m  nad)al)meu, 
unb  allen,  bic  eines  betrübten  §erjcn§  finb,  Sroft  unb 
öiffc  angebeifjen  laffeu,  t>or  allem  ben  91bgefd)iebcneu  im 
<}leiuigungsortc  burd)  unfer  ©ebet  unb  utifere  guten  SÖcrfe. 
2)  aStertaufenb  3tafjrc  vergingen  non  2l6el§  Sobe  bi§ 
jus  §öttcnfa^xt  Sljriftt!  Söie  mögen  bod)  bie  Seelen  in 
ber  JBorljpffe  biefem  Sage  entgegengefeufjt  fabelt.  Hub 
biefer  Sag  blieb  lange  ait§,  aber  er  laut,  unb  mit  ifym 
Grlöfung  unb  §eil.  ßaffen  toir  be§f)alb  nie  hm  9Jtut 
jinfcit  unb  Verlieren  totr  ja  nie  ba%  Vertrauen.  931ag  bie 
göttliche  £)ilfe  nod)  fo  lange  ausbleiben,  fielet  toxxb,  toer 
fein  Vertrauen  auf  ben  §errn  fetjt,  uidjt  ju  Stauben 
»erben. 

§  21,  Jim  britten  fage  mteber  aitfer^anbcn 
von  ben  ^ofeu. 

2)a  auf  ben  Sobe§tag  ßijrifti  ein  Sabbat  folgte, 
fo  brachten  bie  ^reunbe  2>efu  btefen  Sag  in  Stille 
unb  fjeiliger  Srauet  ju.  S^ad)  Sonnenuntergang 
aber  fauften  SDlarta  9Jtagbalena,  meld)e  fetjr  tuof)l= 
fjabenb  war,  unb  anbete  fromme  grauen  nod) 
mel)r  Salben  unb  Spegereien,  um  ben  Setdjnam 
beS  £>errn  nod)  forgfalttger  einjubalfamieren,  als 
bte§  am  Sratag  gefdjetjen  lonnte. 

2lm  erften  2Bodjentage  aber,  am  Sage  nadj 
bem  Sabbat,  in  ber  f^rü^e  be§  9Jtorgen§,  tiereinigte 
fid)  bie  Seele  Glirifti  mieber  mit  bem  Setbe  im 
(Srabe,  unb  ber  Jgeilanb  ging  au§  eigener  9Jiad}t 
al§  Sieger  über  ben  Sob  au§  bem  tierfd)toffenen 
©rabe  fyertior  unb  erfüllte  fo,  tt)a§  6r  feinen  Jüngern 


202  fünfter  ©laubensartiM. 

oorfyergefagt  !)atte,  bafj  ©r  bm  Stempel  feines 
Se'ibeS  in  brei  Sagen  wieber  aufrichten  werbe- 
l3<4  2,  19.) 

©§  fottten  aber  aucf)  unwiberlegtid)e  23eweife 
ber  2luferftei)uug  gegeben  werben*  ©§  gefcfyal)  ein 
großes  ©rbbeben;  benn  ein  (Sngel  be§  §erm  flieg 
oom  Stimmet  !)erab,  trat  liingu,  wälzte  ben  ©tein 
weg  unb  fetjte  fid?  barauf.  ©ein  2tntlij3  war  wie 
ber  SMitj  unb  fein  ©ewanb  weift  wie  ber  ©djnee. 
S)ic  2öad)ter  aber  bebten  au§  fturdjt  bor  ifym  unb 
waren  wie  tot*  SM§  fie  ftd)  öon  itjrem  ©greifen 
erholt  Ratten,  gingen  fie  in  bie  ©tabt  unb  üerfün* 
beten  btn  §ol)enprieftern  alles,  wa§  fidj  zugetragen 
Ijatte.  £>iefe  berfammelten  fid)  mit  ben  Stelteften, 
hielten  #tat  unb  gaben  ben  ©olbaten  biet  ©elb 
unb  fpracfyen:  „©aget:  ©eine  jünger  finb  in  ber 
9lad)t  gefommen  unb  Ijaben  2$n  geftoljlen,  ba  wir 
fdjltcfen,  Unb  wenn  biefe§  bem  Sanbpfleger  ju  D^ren 
fcmmen  fottte,  fo  wollen  wir  ifyn  bereben  unb  ettd) 
fidjerftetten/  3>ie  ©olbaten  nahmen  ba§  ©elb  unb 
traten,  wie  man  fie  unterrichtet  l)atte,  unb  e§  ber* 
breitete  fid)  unter  ben  3uben  biefe  ©age.  (SJtattl).  28.) 

jRatfj  ü?r  Jluftrftdjung. 

Untcrbeffen  waren  9Jtaria  Sttagbalena  unb  anbere 
fromme  grauen  mit  ifjren  ©pe^ereien  gum  ©rabe 
gefommen-  Unb  fie  fpradjen  gu  einanber:  „2öer 
wirb  un§  Wol)l  ben  ©tein  bon  ber  Stifte  be§  ©rabe§ 
wegwären  ?"  2I1§  fie  aber  I)inblicften,  fallen  fie, 
ba$  ber  ©tein  weggewollt  war;   er  war  nämlid) 


5lbgefticgen  3111*  &oüer  am  brüten  Zaqc  «nebet  auferftanben  :c.  203 

fef)r  groß.  Hub  ba  fte  in  ba§  ©rab  hineingingen, 
fallen  fie  einen  Jüngling  gur  [fted)ten  fitjen,  ange* 
tfyan  mit  einem  meinen  bleibe,  unb  fie  erfdjrafen. 
tiefer  aber  fpradj  3U  iljnen:  „Sürdjtet  eud) 
ntdjt!  3()r  fudjet  $efum  Don  Diagaretl},  ben 
©efrcitgigten;  ®r  ift  nid)t  t) i e r ,  benn  ©r 
i(i  auferftanben,  wie  ®r  gejagt  fjatte;  !ommet 
unb  feljet  beu  £)rt,  wo  man  ben  §erm  fyiu* 
gelegt  Ijatte!  Unb  geljet  ettenb §  fjin  unb 
faget  e§  feinen  Jüngern,  baß  ®r  aufer* 
ftanben  ift!" 

2)a  gingen  bie  Stauen  mit  $urd)t  unb  $reube 
etlenbs  üom  ©rabe  f)inmeg  unb  liefen,  um  e§  feinen 
Jüngern  3U  öerfünben,  Sftarta  9ftagbalena  aber 
ftanb  weinenb  außerhalb  be§  ©rabe§.  ®a  fie  nun 
in  ba§  ©rab  fjineinblidte,  falj  fie  gwet  ©ngel  in 
weißen  Kleibern  fiijen,  baf  wo  ber  ßei^nam  ^efu 
Eingelegt  war,  einen  am  Raupte  unb  ben  anbern 
bei  ben  Süßen.  £)iefe  fpradjen  gu  tljr:  „2Beib! 
£öa§  weineft  bu!"  Sie  fprad)  ju  tljnen:  „SBetl  fie 
meinen  Jgerrn  Ijinweggenommen  Kraben,  unb  idj  ntdjt 
weiß,  wo  fie  %$n  Eingelegt  l^aben."  2II§  fie  bie§ 
gefagt  fjatte,  wanbte  fie  fid)  um  unb  falj  3efym 
ftefjcn,  wußte  aber  nid)t,  baß  e§  3eju§  fei,  fonbern 
fjtelt  3$n  für  ben  ©ärtner  unb  fpradj  gu  3$m: 
■föerr!  2öenn  bu  $f)n  weggetragen  f)aft,  fo  fage 
mir,  wo  bu  $f)u  Eingelegt  Ijaft,  bannt  td?  3>I)n 
()olen  fann."  S)a  rebete  ber  £>err  fie  mit  einem 
einzigen  SBorte  an:  „9Jtaria!"  3et$t  erfannte  2Jiarta 
SQlagbalena  bie  Stimme  beS  §eilanbe§,  unb  inbem 


204  fünfter  ÖfoubcnSarfiM. 

fie  fidj  31t  feinen  Ruften  ftürgen  rooffte,  rief  fie 
au§:  „Sftabboni",  ba§  ift:  9Jieifter!  SD  er  §err 
aber  fprad):  „Stütjre  9Jlid]  nid)t  an  —  gelje  aber 
I)in  §u  meinen  üBrübern  unb  fage  iljnen:  3$  faljrc 
hinauf  3U  meinem  S3ater  unb  3U  euerm  23ater;  311 
meinem  ©ott  unb  31t  euerm  ©ott!" 

Xlnterbefjen  waren  bie  anbern  frommen  grauen 
auf  bem  Sßegc,  um  ben  Jüngern  3U  berfitnben, 
baft  fie  ba§  ©rab  leer  gefunben,  aber  bon  ©ngeln 
bernommen  Ratten,  ba§  ber  £>err  auferftanben  fei. 
SDa  begegnete  iljnen  3efu§  unb  fpradj:  ,,©eib  ge* 
cjrüfjt!"  ©te  aber  traten  ^inju,  umfaßten  feine 
^üße  unb  beteten  ^tjn  an.  $efu§  fpraä)  weiter  3U 
tfjnen:  ff  fyürd^tet  eudj  ntdjt!  ©eljet  l)in  unb  ber^ 
Efmbet  e§  meinen  SSrübern."  (SJiatt^.  28.) 

2Bie  bie  frommen  grauen,  alfo  lamen  audj 
$etru§  unb  3ol)anne§  311m  ©rabe.  ©ie  blieben 
a.uct)  ntdjt  außerhalb  fteljen,  fonbern  fie  gingen  in 
ba§  ©rab  hinein;  unb  fie  fa^en  bie  ßetntüdjer,  in 
bie  ber  Seidmam  eingemicfelt  war,  liegen,  ©ie  faben 
aud)  ba§  Sud),  welkes  um  fein  tgaupt  gewefen 
mar;  ba§  lag  aber  niäjt  bei  ben  Setntüdjern,  fort* 
bern  abgcfonbert  an  einem  Drte  3ufammengemi(Mt. 
(.34.  20.) 

21n  bemfelben  Sage  nocf)  erfdjieu  ber  §err  bem 
$etru§.  (8ui.  24,  34.) 

©§  gingen  aber  am  3lbenb  biefe§  £age§  3Wei 
bon  ben  Jüngern  nadj  ©mmau§,  einem  ^tecfen, 
ber  ungefähr  brei  ©tunben  bon  3e^ilfatem  entfernt 
mar.  SBefümmerten  ^crjcnS  rebeten  fie  miteinanbcr 


Sbgejtiegett  jur  £>öüe,  am  brüten  Sage  roieber  auferftanben  :c.  205 

Hon  allem,  »a§  fid)  zugetragen  tjatte.  ®a  uafjte 
fiel)  if)iien  3^fuS  imb  ging  mit  iljnen;  ifjre  Singen 
aber  waren  gehalten,  baf}  fie  3l)n  nid^t  erfaunten. 
Unb  nun  erjäfjtten  fie  3f)iit,  wa§  alles  in  biefeu 
lagen  gefcl)cl)en  war,  unb  wie  3efu§  Don  Dlajaretl) 
3§racl  crlöfcn  werbe;  nun  fei  ©t  aber  bon  ben 
§o()cuprieftcrn  311m  Kreuzigen  überliefert  roorben; 
unb  feittjer  fei  e§  ber  brüte  Sag.  Sie  feien  jebod) 
bon  ben  übrigen  in  SBerwunberung  gefeijt  worbeu, 
weld)e  bie  vlad)rid)t  brad)ten,  bajj  fie  ba§  ©rab 
leer  gefuubeu  unb  eine  Srfdjeinung  bon  ßngcln  ge* 
Ijabt  Ijätten,  bie  ba  jagten,  baß  @r  lebe. 

s31uu  fprad)  ber  Jperr:  „£)  if)r  Ituberftänbtgeit 
bon  langsamer  fyaffungöfraft,  um  afle§  311  glauben, 
n>a§  bie  s$rop()eten  gc[prod)eu  tjaben!  Sftufcte  ntctjt 
£§ri|tu3  bic§  leiben  unb  fo  in  feine  £>errlid)feit 
eingeben  ?"  Unb  ©r  fing  au  Don  2Jio[e§  unb  alten 
sJkopl)ctcn  unb  legte  ifjncu  au§,  meß  in  ber  galten 
Bdjtift  bon  2>t)m  gcfdjricben  fteljt. 

2113  fie  unterbeffen  bem  Rieden  nalje  gcfomincn 
waren,  [teilte  fid)  ^efuö,  al§  wolle  Sr  weiter  gelten. 
Xa  nötigten  fie  3$n  unb  fpradjen:  „SSIeibe  bei 
uu§,  beim  e§  wirb  9Ibcnt>,  unb  ber  lag  hat  fid) 
fdjon  geneigt."  Unb  @r  ging  mit  tfjneit  tjtncin. 
Unb  c§  gefdjaf),  als  ßr  mit  itjnen  311  lifdje  fajj, 
natjm  Gr  ba§  SSrot,  fegnete  e§,  braef)  e§  unb  gab 
e§  i()ucn.  £a  würben  ifjre  2lugeu  aufgetfjan,  unb 
fie  erfanutcu  ^\t)n;  ßr  aber  ocrfdjwanb  auo  tfjrcm 
(Sefidjte,  Tic  junget  matten  fid)  uod)  in  ber 
uämtid)eu  Stunbe  auf  unb  gingen  nad)  ^erujalem 


206  fünfter  ©foubenSartilel. 

•jurüd  S)ort  fanbert  fie  bie  Slpoftct  unb  anbete 
jünger  beieinanber,  unb  biefe  tyradjen:  „2)er  Jgerr 
tft  wafyrljaft  auferftanben  unb  bem  Simon  erfebienen/ 
Unb  nun  ergötzten  and)  bte  jünger,  bte  öon  ©mmctuS 
famen,  ebenfalls,  wie  ber  Ipcrr  iljnen  erfcfyiencn 
fei,    unb   wie  fie  $f)n  a^  33rotbrecfyen  erfannten. 

SGßäljrcnb  fie  aber  bieS  rebeten,  ftanb  !jefu§ 
mitten  unter  ifynen  unb  fprad):  „2)er  triebe  fei 
mit  eud)!  $d)  Bin  eS,  fürchtet  eudj  mdjt!"  Sie  aber 
erfdjrafen  unb  fürchteten  fid)  unb  meinten,  einen 
©eift  gu  feljcn.  Unb  ©r  fprad)  gu  tljncn:  „3$arum 
feib  itjr  erfdjroden,  unb  warum  fteigen  fotd)e  ©e- 
banlen  in  euren  §ergen  auf?  Sefyet  meine  §änbe 
unb  meine  ^n&e;  $dj  Bin  eS  felbft,  beim  ein  ©eift 
Ijat  uid)t  fytetfä)  unb  Sein,  wie  ifyr  fefyet,  baf}  3sd) 
Ijabe."  Unb  als  ©r  bieS  gefagt  batte,  geigte  ©r 
iljnen  bie  §änbe  unb  [yiiBe  unb  feine  Seite.  (SuL  24.) 

Samt  fprad)  ©r  abermals :  „S)er  triebe  fei 
mit  cud)!  SBie  9Jcic£)  ber  SSater  gefanbt  Ijat,  fo 
fenbe  aud)  $dj  eud)."  Sann  fyand)te  ©r  fie  an 
unb  fprad):  „Empfanget  ben  Zeitigen  ©eift.  2Betd)en 
iljr  bie  Sünben  nachäffen  werbet,  benen  finb  fie 
nadigetaffen,  weldjen  iljr  fie  begatten  werbet,  benen 
finb  fie  behalten/  (3W&.  20,  21-23.) 

S)er  2tpoftet  Stomas  aber,  ber  Shilling  ge* 
nannt,  war  ntdjt  bei  ben  übrigen,  als  ber  §err 
iljncu  erfd)ten.  S)arum  fprad)en  bie  anbern  jünger 
3U  if)m:  „2Bir  baben  ben  §erra  gefeljen/  ©r  aber 
jagte  31t  il)nen:  „2Benn  idj  nidjt  an  feinen  Jpänben 
baS  3Jtat  ber  Dlägel  felje,    unb   meine  Ringer  in 


Slbgejiiegen  jur  §ölle,  am  britten  2age  roteber  auferftanben  k.  207 

bcn  Crt  ber  Sftägel  unb  meine  Jpanb  in  feine  Seite 
lege,  fo  glaube  id)  utd)t." 

dlad)  ad)t  Sagen  waren  bie  jünger  wieber  am 
nämlidjen  £)rte,  unb  Stomas  mit  ifynen.  ©a  fam 
3efu§  bei  üer|d)lojjenen  Spüren,  [tanb  in  if)rer 
Glitte  unb  jprad):  „©er  triebe  fei  mit  eudj!" 
©ann  jagte  ßr  31t  £f)oma§:  „£ege  beine  Ringer 
Ijerein  unb  fiel)  meine  ^Qänbe,  unb  reiche  Ijer  beinc 
Jpanb  unb  lege  fie  in  meine  Seite,  unb  fei  nid)t 
ungläubig,  fonbern  gläubig,"  Stomas  antwortete 
unb  fprad)  3U  3föm:  „allein  £>err  unb  mein 
©ott"  3 ejus  fpradö  3U  ifai:  „Söeil  bu.3Jttdj 
gejefjen  ijaft,  SfjomaS,  fjaft  bu  geglaubt;  feiig  finb, 
bie  nirf)t  jeifjen,  unb  boä)  glauben."  (3o$.  20,  20—29.) 

2öäl)renb  Dierjig  Sagen  erfd)ien  nun  ber  jQert 
ben  Jüngern  an  üerfdjiebenen  Orten  unb  3U  Der* 
fdjiebcnen  Sftalen  unb  rebete  mit  ifjnen  Dom  9teid)e 
©otte§.  (3fyg.  1,  3.)  ©anj  befonberS  widjtig  ijt  bie 
ßrfdjetnung  am  See  Liberias. 

Stuf  23efef)t  be§  §errn  waren  bie  jünger  natf) 
©altläa  gegangen,  ©ort  erjd)ien  itjnen  3efu§  am 
See  ©euejaretl).  ßr  wanbte  jid)  311  5j}etru§  unb 
fragte  if)n:  „Simon,  Sofyi  beS  3ona§,  liebft  bu 
mid)  meljr  al§  bieje?"  ©iefer  jprad)  311  Stylit:  »%&, 
Öerr,  ©u  weifet,  baf3  id)  ©id)  liebe."  ©er  Jgerr 
fprad)  31t  ttym:  „Sßeibe  meine  Sämmer!"  3Iber* 
malö  jagte  ®i  31t  itytn:  „Simon,  ©otyn  be§  SonaS, 
(iebft  buDJltd)?"  ©iejer  jprac£)  abermals :  „3a,£>err, 
®u  weißt,  ba|3  id)  ©id)  liebe."  ©r  jagte  31t  itym: 
„2Beibe  meine  ßämmer!"    ©ann  jprad)  ber  £)err 


208  fünfter  ©foubenSartifcI. 

jum  brtttcnmale  3U  tljm:  „jBtmon,  (äoljn  beö  $ona§, 
Itebft  bu  9Jlid)?"  S)a  marb  ^etruS  traurig,  baf; 
©r  §um  brtttcnmale  gu  ifym  jagte:  „Siebft  bu  SJitdj?" 
unb  jagte  ju  3^m:  „JQerr!  £>u  metfjt  atte§;  ©u 
meiftt,  baf}  id)  3)icl)  liebe."  Unb  ber  Jgerr  fprad) 
gu  if)m:   „2Bctbe  meine  ®d)afe!" 

So  jetste  ber  Jpcilanb  ben  ^}ctru§  gum  06cr* 
Ijaupt  fetner  $trdje  ein;  nun  wollte  ©r  aber  and) 
ben  übrigen  Slpofteln  Öoltmadjt  geben,  in  ba§  Dlcid) 
©otte§  aufzunehmen,  ©r  beftettte  fie  beStjalb  auj 
einen  23crg,  p)al)rfd)einlid)  auf  ben  23erg  ber  adjt 
(Seligfeiten,  ©ie  lamen  unb  mit  Üjncn  meljr  al§ 
fünjljitnbert  jünger.  Unb  ba  jie  ben  §errn  fetten, 
beteten  jie  $Ijn  an.  Hub  3e|u§  trat  Ijin-ju,  rebete 
mit  ifynen  unb  jprad): 

„äJlir  ift  alte  ©cid alt  gegeben  im  Jptmmcl 
unb  auf  @rben.  3)arttm  gefjet  fjin  unb  lehret 
alle  93 ö If er  unb  taufet  fie  im  Flamen  be§ 
S5ater§be§©ol)ne§unbbe§  I)  eiligen  ©e.ifteS; 
unb  leljret  fie  altes  galten,  ma§  3$  eud) 
befohlen  fyabe,  unb  jietje,  3$  bin  h^i  t\\<§ 
alle  Sage  bi§  an§  (Snbe  ber  SBelh" 

(Sttatty.  28,  16—20.) 

©0  offenbarte  ber  auferftanbene  iQcttanb  fidj 
feinen  Jüngern,  unb  barum  fonnte  ber  Stpoftel 
!jot)anne§  fdjrctben: 

„2öa§  Dom  2lnfangc  mar,  ma§  mir  gc* 
l)ört,  ma§  mir  mit  unfern  Singen  gejcljen, 
ma§  mir  befdjaut  unb  unfere  tQänbt  be* 
taftet  Ijabcn,  —  ma§  mir  gefefjen  unb  ge* 


fünfter  g>ratt8ensarftfteC 

ZXb^cfttc^en  311  bei*  fjölle;  am  britten  (Tage  roieber  auferftanbeu 
von  beu  (Eoten. 


?U>geftiegen  jur  Jpöue,  am  brüten  Sage  roteber  auferftauben  :c.  209 

Ijört  fyaben,  öerfünbigen  wir  eud)/  (1.  3M). 
1#  1—3.) 

ICtirißue  ift  mal)rl)aft  aufrrftanüra- 

S)ie  Slufcrftetjung  S^rifti,  her  ©egenftanb,  wie 
ber  feftefte  ©runb  ttnfereS  ©Iauben§,  ift  eine  fo 
unumftöftltdje  Sfjatfadie,  baß  jebem,  ber  ntd^t  ab* 
fidjtlidj  zweifeln  unb  nidjt  ungläubig  fein  will,  jebe 
Ungewißheit  fä)Winbet. 

1)  2)er  §eitanb  ift  nad)  feinem  £obe  erfdjienen. 
Ott  erfdjien  aber  nic^t  nur  ben  grauen  allein;  ben 
biefc  Ratten  fid^  tauften  fönnen.  ©r  erfdjiett  bem 
Simon,  aber  audj  tljm  nict)t  allein.  @r  erfriert 
ben  beiben  Jüngern  auf  bem  2Sege  nad)  ©mmau§, 
unb  ©r  erffärte  ifynen,  bafj  atte§  bie§  fo  fommen 
mußte,  bamit  an  $efu§,  ma§  üorau§gefagt,  erfüllt 
mürbe.  ®r  erfdjien  ben  ©Ifen,  al§  fie  tierfammelt 
waren.  @r  erfdjten  nidjt,  um  augenblidtid)  gu 
öerfdjrotnben,  fonbern  ©r  t)ielt  fidj,  wie  3.  23.  am 
©ee  Liberias,  geraume  3eit  bei  ifynen  auf  unb 
aß  mit  ifynen.  £yünf()unbert  ©täubige  fonnten  Weber 
ftdj  irren,  nod)  miteinanber  ju  einem  Setruge  fidj 
öerabreben. 

2)  Siefe  ©rfdjeinungen  werben  berietet  üon 
^erfonen,  meldje  zugegen  waren,  wie  3.  33.  SDtat* 
tt)äu§  unb  ^o §annc§,  unb  toon  foldjcn,  wetd)e 
nid)t  babei  zugegen  waren,  öne  9JlarfuS,  ÖufaS, 
Paulus.  3)er  Sfyoftel  s$aulu3,  ber  fein  Sipo* 
ftolat  erft  ungefähr  neun  ^safjre  nad)  Gfjrifti  2obe 
antrat,  berietet,  baß  bie  meiften  berjenigen,  meldjc 

3wölf  ©laubeuSartifel.  14 


210  günfter  ©lauben§artifel. 

bin  §eitanb  nctd)  feinem  Sobe  gefe^en,  nod)  am 
Seben  feien. 

3)  S)te  erften  öffentlichen  ^rebtgten  be§  2Ipoftel, 
bie  Slnreben  an  bie  Ssuben,  Ijanbeln  Ijauptfädjlid) 
Don  ber  2luferftel)ung  ßfyrifti.  S)ic  äluferftefyung 
ift  bte  SHjatfadje,  üon  ber  fie  au§gel)en  unb  bon 
ber  au§  fie  bemeifen,  ba£  ©IjriftuS  ber  ©oljn  ©otte§ 
ift,  bem  wir  glauben  muffen,  um  buxä)  biefen 
©tauben  gum  ßeben  gu  gelangen. 

2tl§  *ßetru§  unb  ^oljanneS  in  ben  Tempel 
hinaufgingen  unb  $etru§  einen  brauten  im  tarnen 
Sefu  feilte  unb  afle§  S3otf,  ba§  e§  gefeiert,  boll 
©tarnten  unb  öoll  ©ntfe^en  mar,  ba  fprad?  ber* 
felbe  ^etru§  §um  25olte: 

„2)er  ©ott  9Ibraf)am§,  ber  ©ott^faafg,  ber©ott 
3aIob§,  ber  ©ott  unferer  SSäter  Ijat  feinen  ©ofjn  $cfum 
üerljerrftdjet.  liefen  Ijabt  tt)r  gmar  überliefert  unb 
berteugnet  bor  bem  Stngefidjte  be§  Pilatus,  ber  ba 
urteilte,  3$jn  to^utaffen,  aber  ifjr  Ijabt  ben  Jpet* 
tigen  unb  ©eredjten  berleugnet  unb  t)abt  bertangt, 
ba§  man  eudj  ben  9ttörber  fdjenfe.  ®en  Urheber 
be§  £eben§  f)abt  ifyr  getötet,  welken  ©ott  aufer* 
mecft  t)at  bon  ben  Soten-  Steffen  finb  mir  beugen/ 

(3tyg.  3>  13-15.) 

91acf)bem  bttrd)  bie  ^rebigt  be§  Petrus  gteidj 
am  ^fingfttage  bei  breitaufenb  ©eelen  ba§  SBort 
annahmen  unb  bie  ©emeinbe  ber  ©laubigen  ju* 
fef)enb§  mud)§,  fjetfjt  e§: 

„$Die  9ftenge  ber  ©laubigen  aber  mar  ein^perg 
unb  eine  ©eele.  —  Unb  mit  großer  $raft  gaben 


Slbgeftiegen  jur  föölle,  am  britten  Sage  roteber  aufevftaubeu  :c.  211 

bie  Stpoftet  8eugm§  Dort  her  9Iuferftef)ung  3?efu 
Sljrifti,  unfereS  ^>errn,  unb  e§  mar  grofte  ©nabe 
bei  ifjnen  allen."  (2Ipg.  4,  32-33.) 

4)  2Iudj  fpätere  jübifdje  ©djriftftetter  berieten 
öon  3eju§,  äQSetl  jie  aber  ba§  SBunberbare  in 
feinem  Seben  ttid^t  als  etwas  ©öttltdjeS  anerlennen 
wollen,  fo  öergerren  fie  bte  ©efcf)idt)te  unb  fdjmaljen 
bm  Jgeilanb,  o|nc  ba§  Stufjerorbentlidje  311  leugnen. 

£)a§  gange  ^ubenlanb  unb  audj  bte  angrenzen* 
ben  Sänber  waren  3eugen,  wie  ©ott  bie  ^rebigt 
öon  bem  auferftanbenen  3cfu§  betätigte.  S)tefe 
Söunber,  weldje  niemanb  Ijtnwegleugnen  fann,  be* 
weifen  bie  ©ottljeit  beffen,  in  beffen  Tanten  fie 
gewirft  würben,  unb  bie  Söaljrljeit  beffen,  wa§  bie 
eenbboten  be§  §eile§  prebigten. 

1)  Sie  Sluferftefjnng  ©grifft  ift  nur  bie  Erfüllung 
beffen,  toas  6r  DorauSgcfagt.  SBenn  ber  §etlanb  üou 
feinem  Seibeu  rebete,  rebete  Sr  aud)  öon  feiner  Stufer- 
fteljnng.  Söiit  Iftcdjt  fjaben  besljalb  bie  SBctter  ber  «ßtrdje 
auf  bem  allgemeinen  cßonjil  tion  ^onftantinopel  nadj  ben 
SÖorten:  „am  brüten  Jage  ift  @r  auferftanben  Don  ben 
2oten"  etngejdjaltet:  „nadj  ber  ©djrift",  toeil  fotnof)! 
bie  ©Triften  be§  alten  23unbe3  bie  3Iuferftef)ung  *>orau§= 
fagten,  toie  bie  eigene  2Bei§fagnng  Gfjrifti  unb  ba$  3eugni3 
ber  3(poftct  e§  beftätigten. 

2)  SljriftuS  ber  §err  ift  nicfjt  in  bem  Sinne  aufer= 
metft  toorben,  tote  bieö  bei  feinem  2obe  unb  oor  feinem 
2obe  gefdjaf),  j.  23.  bem  ©oljne  ber  SBitoe  Don  Sarepta 
(III.  #ön.  17,  19.  ff.),  bem  3Kanne,  ber  in  btö  ©rab  be§ 
©lifäuö  getoorfen  tourbe  (IV.  ftön.  13,  21.),  ben  Dom  §ei= 


212  fünfter  (SfoubenSartifel. 

lanb  Slnfertoecften,  bm  bei  feinem' Stöbe  an§  ben  ©räbern 
hervorgegangenen.  61jrtftu8  ift  an»  eigener  SJladjt  nnb 
«Kraft  Von  ben  Soten  anferftanben. 

2)ie§  fonnte  gefdjeljen,  ba  bie  ©ottljeit  tttdjt  nnr  mit 
ber  (Seele,  fonbern  and)  mit  bem  ßeibe  nad)  bm  £obe 
Sefu  Vereinigt  Blieb. 

3)  ©f)riftn§  tüirb  ber  „©rftling  ber  ©ntfdjtafenen", 
ber  „©rftgeborne  an§  bm  &oten"  genannt  nnb  jtoar  in 
bem  ©inne,  ba£  ©r  ber  erfte  toar,  ber  nadj  feiner  31nf= 
erftefjnng  nidjt  meljr  jn  fterben  brannte,  ime  bie§  alle 
anbern  Stnfertoecften  rnnfeten. 

4)  S)ie  2lnferftel)nng  3efn  ©Ijrifti  ift  bie  23ürgf(f)aft 
nnferer  eigenen  2tnferftef)nng.  ®enn  wenn  ©r  ba§  ßeben 
nid)t  in  fid)  Ijätte,  toie  ber  SSater,  !önnte  ©r  e§  ben  Soten* 
and)  nid)t  geben.  Sßäre  ©IjriftnS  nid)t  anferftanben,  fo 
lönnte  ©r  and)  nn3  nicfyt  Vom  Sobe  anfertoeefen.  ®ie 
Slnferfte^nng  ift  ber  fidfyerfte  23etoei§,  ba§  ©l)riftn§  ber 
6of)n  ©otte§  ift.  ®ie  ganje  d)riftlid)e  Religion  ftü|t 
fid)  anf  bie  Stnferfte^nng  ©fjrifti.  Sarnm  fd)reibt  ber 
Sfyoftel  bm  ßorintfjern : 

„3ft  ©IjriftuS  nidjt  anferftanben,  fo  folgt 
baranä,  baf$  nnfere  ^rebigt  Vergeblid)  ift,  Ver  = 
geblidj  and)  ener  ©lanbe.  Sßenn  toir  nnr  in 
biefem  ßeben  anf  ©ljriftn§  hoffen,  fo  finb  tvir 
elenber  al3  alle  9Jienfd)en.  Sftnn  aber  ift  ©l)ri= 
ftn§  Von  ben  Soten  anferftanben,  al§  ©rftling 
ber  ©ntfd)laf enen.  Qenn  bnrd)  einen  9Jlenfd)en 
ift  ber  %ob,  nnb  bnrd)  einen  9Jlenfd)en  ift  bie 
Slnferfte^nng  Von  ben  Sloten.  Unb  gleidjtoie 
in  3lbam  alle  fterben,  toerben  and)  in  ©Ijrifto 
alle  lebenbig  gemadjt  toerben."  (I.  ßor.  15,  19— 22.) 


Sbgeftieöen  jur  Jpötte,  am  brüten  Sage  toieber  auferftanbcn  :c.  213 

§  22*  ;pa$  ^trdjmjafjr- 

§n  ©ßerfeflkrn*. 

Srr  ßarfamstag. 

£)er  §eilanb  xiiijt  jwar  nodj  im  ©rabe,  unb 
bie  $ird)e  faftet  uod);  aber  ba§  haften  ift  fdjon 
nidjt  mef)r  ein  Srauerfaften,  fonbern  öielme^r  ein 
33orbereitung§faften  auf  ba§  ^eilige  Ofterfcft.  3)er 
©ottesbienft  befielt  nidjt  allein  au§  bem  2lmte  ber 
^eiligen  SJteffe,  fonbern  er  ift  bon  betriebenen 
SBeüjungen  begleitet.  @§  finb  bie§  bie  Reiter* 
meil)e,  bie  2öei£)e  ber  Dfterfer^e  unb  bie  Söeilje 
be§  &aufwajfer§.  SDiefe  Segnungen  fanben  fdjon 
in  ber  erften  $eit  ber  djriftltdjen  $irtf)e  ftatt. 

2)er  ©otte§bienft  am  ßarjamstag  wirb  in  fol* 
genber  Sßeife  gefeiert. 

@§  werben  atte  ßidjter,  felbft  ba§  ewige  Sidjt, 
ausgetäfelt  unb  e§  wirb  ein  neues  $euer  ange^ 
^iinbet,  weites  au§  einem  ©tein  IjerauSgefdjlagen 
ift  S)iefe§  ^euer  wirb  nun  gefegnet.  6§  werben 
aber  aud)  gugtete^  fünf  äßei^raud)!örner  gefegnet, 
roeldje  jpäter  in  bie  Öfterferge  eingefügt  werben. 
2>a§  iJeuer  ift  ein  ©innbitb  (grifft,  burdj  welken 
Sidjt  unb  SBärme,  ©rfenntni§  unb  ©nabe  un§  31t 
teil  geworben  ift.  SfyriftuS  ift  aber  aud)  ber  ©cf* 
ftetn,  ber  al§  ba§  Sidjt  in  bie  2ßelt  gelommen  ift. 
Safe  nun  mit  ber  Ofterfeier  ein  neue§  Seben  be- 
ginne, fott  buräj  bie  £yeuerweif)e  angebeutet  werben. 

£)a§  tytnn  wirb  aufeertjatb  ber  tötrdje  geweift, 
unb    e§   werben   bie   Sftefte   ber   ^eiligen  Dele   in 


214  fünfter  ©(aubenlarttfel. 

ba§felbe  geworfen,  ha  ber  SBtfdjof  neue  Dele,  bte 
er  am  ©rünbonner§tag  weihte,  gefanbt  fyat. 

S)er  ^riefter  begiebt  fiel)  nun  in  bte  $ird)e, 
©§  werben  t.ljm  öon  einem  ®ta!on  auf  einer  Stange 
brei  bergen  borgetragen.  23eim  ©intritt  in  bie 
ßtrdje  beugt  er  bte  Knie  unb  ruft:  Lumen  Christi 
(Stdjt  (£ljrtftt).  ©§  Wirb  if)m  geantwortet:  Deo 
gratias  ((Sott  fei  £)anf),  unb  eine  ber  brei  Kernen 
wirb  angegünbet,  ©ofort  tritt  ber  ^riefter  ein 
paar  ©dritte  weiter  bor  unb  nochmals  ein  paar 
©djrttte,  jebeSmal  fiel)  beugenb  unb  Lumen  Christi 
rufenb.  Unb  jebeSmal  wirb  eine  ßei^e  angejünbet 
2km  bem  Sichte  biefe§  £riangel§  werben  bann  bie 
Dfterferge  unb  bie  Sinter  auf  bem  2lttare  ange~- 
^ünbet,  @§  bebeuten  aber  btefe  brei  Sinter,  bie 
nur  bon  einer  Kerge  ausgeben,  baf3  e§  in  ber 
einen  ©ottljett  brei  göttliche  ^erfonen  giebt,  Don 
benen  bie  zweite  als  ba§  Sidjt  ber  Söelt  erfcf)ienen 
tft.  2Bir  erlernten  bie§  anbetenb  (bie  Knie  beugenb) 
an,  unb  ban!en  (£t)rifto,  bafj  ©r  uns  3U  erleuchten 
in  bie  SBelt  gelommen  ift. 

@§  wirb  nun  eine  gro^e  Kerge  geweift.  ®ie 
berfinnbilbet  wieberum  (£t)riftu§,  welcher  am 
Karfreitag  fjinweggenommen  würbe,  am  Dftertage 
aber  ben  Slpofteln  erfcfyieu  unb  jetjt  burä)  ben  ©lang 
feiner  §errlid)feit  bie  Kirdje  erfreut  ^n  bie  Öfter* 
ferge  werben  bie  bei  ber  ^euerweitje  gefegnetcn  fünf 
2Bei^rau$!örner  eingeftecft  unb  bie  Deffnungen  mit 
fünf  SBadjSnageln  gefcfytoffen.  ®§  bebeuten  biefe 
bie  ^eiligen  SBunben,  bie  ber  21uferftanbene   audj 


2l&ge[tiecjen  jur  ööHe,  am  brüten  Sage  roieber  auferftanben  :c.  215 

an  feinem  tierflärten  Seibe  trägt.  2)ie  Dfterfer^e 
lüirb  auf  ber  ßtmngelienfette  be§  2IItar§  aufgeteilt 
nnb  brennt  &t§  311m  fyefte  Gfjrifti  Himmelfahrt 
bei  jebem  feierlichen  ©otteSbienfte  ^um  ©ebädjtniffe, 
baft  ber  ^eilanb  nad)  feiner  Slufexfte^ung  öier^ig 
Sage  bei  feinen  Jüngern  toeitte. 

hierauf  wirb  ba§  Saufnmffer  getoeiljt.  tiefer 
Söeilje  gefjen  gtt)ölf  ßefungen  au§  ber  ^eiligen  ©djrift 
beö  alten  SeftamenteS  borauS,  91ad)  ben  ©ebeten 
teilt  ber  ^riefter  ba§  SBeÜjtoaffer  au§,  unb  e§  ift 
hm  ©laubigen  geftattet,  öon  biefem  Sßaffer  nad) 
Haufe  ju  nehmen.  3uerft  obtx  wirb  ba§  Sauf* 
becfen  mit  frifdjgeweüjtem  Sßaffer  gefüllt  unb  Del 
unb  ßl)rifam  in  ba§  Sauf  becfen  gegoffen.  S)iefe§ 
mit  bem  ^eiligen  Dele  öermifd)te  SBaffer  ift  nun 
ba§  eigenttidje  Saufmaffer,  beffen  ber  ^riefter  bei 
ber  Saufe  ftdj  bebient. 

dlaä)  ber  2B  äff  er  tu  eil)  e  begiebt  jxd)  ber  ^riefter 
in  bie  Safriftei,  l)olt  ben  ßeldj,  befteigt  ben  Slltar 
unb  ftimmt,  nadjbem  ber  dfljor  ba§  Kyrie  eleison 
gefungen,  mit  2lu§laffung  be§  ©tufenpfalm§  unb 
bc§  ßingang§  alsbalb  ba§  ©loria  an.  9hm  ift 
bie  Srauer  gebrochen,  bie  ©tocfen  öerfünben  in  alle 
SBelt  bie  frolje  SBotfc^aft  öon  ber  2tuferftel)iing  be§ 
JQeilanbeS,  unb  fdjon  gteidj  nadj  ber  ©piftel  er* 
jdjattt  ein  breimaligeS  Sttfeliija,  wie  aud)  beim 
Sct)(uffe  ber  ^eiligen  9Jieffe  an  ba§  Ite,  missa  est 
ein  jroeimaltgeS  Stlleluja  fid)  anfdjliefjt. 

So  ift  bie  vormittägige  fteter  be§  $arfam§tag§ 
eigentlich  nichts  anbereS  als  ber  rücfmärt§  öerlegte 


216  fünfter  ©foubenäartifef. 

©otte§bienft  be§  OfterfonntagS,  @§  finbet  au§  biefem 
©runbe  autf)  am  Dfierfonntag  felbft  feine  aufjer* 
gewöhnliche  Seierlicfyfett  meljr  ftatt. 

Sas  JBlfrrfrft 

2)a§  tjödjfte  $eft  in  ber  ßircfye  ift  bct§  ^eilige 
£)fterfeft,  ba§  $eft  ber  glorreichen  3luferftet)ung 
unfere§  $axn  Siefu  ßljrtftt. 

£)a§  Dfterfeft  tft  nachweislich  fdjon  jn  ben 
Reiten  ber  Slpoftel  gefeiert  worben.  S)te  ©laubigen, 
welche  um  Gittern ac^t  au§  ber  $ircl)e  entlaffen 
würben,  Derfammelten  fttf)  in  ber  5rül)e  mieber 
3um  ©otte§bienft  33etm  ©intreten  in  ba§  ©otie§* 
Ijau§  begrüßten  fie  einanber  mit  ben  SBorten: 
„ßljrtftuS  tft  erftanben"  unb  gaben  ftdj  gegen* 
fettig  ben  ftnebenSlufj*  föox  bem  ©ottesbienft 
mürben  üerfcf)iebene  ©peifen:  $teifd),  ®ier,  Sorot, 
$äfe  gemeint  ^um  Jgeile  be§  Seibe§  unb  ber  ©eele". 

®er  ©otteSbienft  felbft  iftfo  feierlidj  alSmögttd); 
bie  $trdje  ift  mit  allem  gefdjmütft,  wa§  gur  3^erbe 
eine§  ©otteSfyaufeS  üerwenbet  werben  fann.  $n§* 
bejonbere  wirb  ütelfadj  auf  beut  Jgodjaltar  eine 
©tatue  be§  §ei(anbe§  mit  ber  Siegesfahne  in 
ber  ^anb  aufgeteilt  3ln  üielen  Orten  werben  in 
ber  $trd)e  ober  um  bie  $ird)e  gerinn  ^ro^effionen 
mit  brennenben  bergen  gehalten. 

£)a§  Snieluja,  melctieS,  bie  ^aftenjeit  au§* 
genommen,  nadj  ber  giftet  in  allen  Zeitigen  9Jleffen 
oorfommt,  ertönt  in  ber  Dfterwodje  häufiger,  unb 
aud)  bem  Ite,  missa  est  werben  §Wei  2lMuja  bei* 


aufgefahren  in  btn  Qimmel,  fifet  (Er  311t  «eijteit  (Sottes,  &es 
altmäcbtigen  Paters. 


Slbgeftiegen  jur  Jpöüe,  am  britten  Sage  roteber  aufcrftanbcn  :c.  217 

gefügt.  XiefeS  fyebräijdje  SBort,  welches  ben  ^jalmen 
SaötbS,  bie  beim  israelitifdjen  23olfe  gejungen 
mürben,  entnommen  ift,I)eiJ3t:  „SoBet  ben  Jgerrn," 
unb  tft  her  Slusbrucf  be§  SanfeS  für  bie  empfangene 
©nabe  ber  ©rtöfung  unb  Heiligung. 

Sie  Ofterfreube  foft  fidj  aber  nidjt  auf  einen 
Sag  Befdjränfen.  35arum  fjat  ba§  Dfterfeft,  wie 
ba§  2Bcif)nadjt§*,  3)reifönig§%  ß^ri|tt§immelfa^rt^, 
ftronleicfmamSfeft  unb  anbere  fyefte,  eine  Cftaü, 
b.  %  bie  fircfilidje  fyeftfeier  gefjt  burdj  ad)t  2age 
f)inburcb.  Sfjebem  würbe  bie  erfte  Jpätftc  ber  2Bod}e 
aud)  noef)  bürgerlich  gefeiert,  wa§  gegenwärtig  nur 
nodj  am  Cftermontag  ftattfinbet. 

5Rad)  bem  Cfterfefte  rieten  fidj  nun  ber  Sonn* 
tag  Septuagefima  mit  ben  beiben  nadjfolgenben 
Sonntagen,  ber  2tfd)ermittwod),  fowie  ber  SBeiße 
Sonntag,  bie  23ittwod)e,  Gfjrifti  Himmelfahrt, 
^fingfien,  ba§  £reifaltigfeit§*  unb  ba§  fyronleidj* 
namsfeft  ©iefe  $efte  nennt  man  Bewegliche, 
weil  fie  nicfyt  immer  auf  benfelben  9Jionat§tag  fallen, 
wie  3.  23-  ba§  2Beü)nad)t3fejt,  fonbern  üom  Dfter* 
fefte  abhängen. 


2)er 


Srr  Öcärifjr  Sonntag. 

Sonntag  nad)   bem  Dfterfefte  wirb   ber 


2B et B ^  Sonntag  genannt.  6§  würbe  ^n  am 
ßarfamstag  ©etauften  ein  weites  ßleib  gegeben, 
we(ct)eö  fie  baran  erinnern  fottte,  baß  fie  jetjt,  burd) 
ba§  Saframent  ber  Saufe  bon  ber  ßrbfünbe  ge< 
reinigt,  ein  neues  ßebeu  in  Unfdjulb  unb  Steinzeit 


218  fünfter  ©lanben^artifel. 

führen  fottten.  $n  biefem  bleibe  moljnten  fie  bie 
gan^e  Ötab  Ijinburd)  bem  ©otte§bienfie  bei.  2tm 
©onntag  nad)  Dftern  aber  legten  fie  biefe§  meiße 
©emanb  ah,  unb  barum  erhielt  biefer  Sag  ben 
sJlamen,  ber  (Sonntag  in  ben  meißen  Klei- 
bern ober  ber  Söeiße  ©onntag,  b.  ^  ber 
©onntag,  an  toetdjem  man  311m  legten  9ftate  in 
meinen  Kleibern  bem  ©otteSbienfte  beiwohnte. 
2lm  ©djluffe  ber  Öfterltd}  en  S^t  fällt  ein 

Sir  Ißitttüütijf, 

roeli^e  fo  genannt  mirb,  meil  an  ben  brei  Sagen 
bor  ßtjrtfti  Himmelfahrt  Sittgänge  ftattfinbcn. 
liefen  Slettßerungen  be§  djttftttdjen  ßeben§  begegnen 
mir  fdjon  in  ber  älteften  $ird)e,  2lber  fie  würben 
ntdji  regelmäßig  unb  an  ben  beftimmten  Sagen 
abgehalten,  fonbern  je  nad)bem  eine  mistige  3ln* 
gelegenfyeit,  in  ber  man  ©otte§  Jptlfe  anrief,  23eran* 
laffung  3U  folgen  5lnbad)t§übungen  gab.  @ine  be* 
ftimmte  $orm,  tote  fie  abgehalten  toerben  foHten. 
unb  eine  beftimmte  3ett  fetjte  ber  l)eilige  Wa* 
mertu§,  25ifd)of  bon  SSienne,  feft,  au§  2lnlaß 
großer  llnglüdSfäfte,  bie  etma  um  470  n.  (£l)r, 
ftd?  in  feiner  ®iöcefe  ereigneten.  Sie  ^Bittgänge 
bemirften,  baß  biefe  ©cfyredniffe  fofort  aufhörten, 
unb  barauf^in  beftimmte  9Jiamertu§  im  ©inber* 
ftänbniffe  mit  feiner  ^riefterfdjaft  bie  brei  Sage 
bor  ßfyrifti  Himmelfahrt  3U  Mittagen. 

2ludj  am  Sage  be§  ^eiligen  ©bangeliften  DJlar- 
fu§,  welcher  (25.  2lprit)  ebenfalls  in  bie  öfterltdje 


aufgefahren  in  ben  Spimmel  fifet  (Sr  sur  Kelten  :c       219 

3ett  fällt,  wirb  eine  ^rojcffion  abgehalten,  unb 
werben,  wie  bei  ben  anbern  Bittgängen,  bie  Sit a- 
neien  gefungen,  in  benen  bie  $ird)e  bie  ^eiligen 
um  tfire  Fürbitte  anfleht*  ®ie  SJtarfuSprogeffion 
erwähnt  her  fjeilige  $apft  ©regor  ebenfalls  fd)on 
in  einer  feiner  ^rebigten  al§  eine  jäfyrlidj  wie* 
berfefyrenbe  2lnbadjt§übung.  Sine  $eft  in  Dtom 
fott  jur  ®infe|nng  biefer  ^rojeffion  3tntaJ3  gegeben 
Ijaben.  ®iefe  ßranffyeit  war,  wie  berichtet  wirb, 
Don  einem  Ijeftigen  ^Heften  begleitet,  unb  ba  biele 
baran  ftarben,  fott  ber  fromme  ©ebrauct)  aufge* 
fommen  fein,  wenn  einer  meßt,  „£>etf  ©ott!"  311 
fagen. 

Sedjster  Glaubensartikel. 

aufgefahren  in  bsn  IfummEl  ft%f  (Er  jur  Beteten 
©otfes,  öb£  allmädjfigen  $afers* 

§  23.  £te  &ivxmtfaf}xt  gßrtflti. 

llnterbeffen  war  bie  3e^t  gekommen,  baf?  ber 
£>eilanb  feine  jünger  mit  feiner  ^eiligen  SJtenfd)* 
Ijeit  oertaffen  fottte.  £>a,  am  öiergigfien  £age  nad) 
feiner  Sluferftefjung,  erfdjien  (Sr  in  ^erufalem  ben 
2£pofteln,  rcäljrenb  fie  3U  SEifdje  faßem  ©r  üerwieS 
ifynen  ibren  Unglauben  unb  il)re§  ^er^cnS  £>ärte, 
ba£  fie  benen  nidjt  geglaubt  Ratten,  bie  3$n  nad) 
feiner  Sluferfteljung  gefetjen  Ratten.  2)ann  fprad) 
ßr  unter  anberm  gu  iljnen:  „^Ijr  werbet  bie  ßraft 
be§  ^eiligen  ©et[te§  empfangen,  ber  über  eud)  form 
men  wirb,  unb  werbet  meine  3eu9e^  fein  in  3e< 


220  Sedier  ©laubenSartifel. 

rufalem  unb  in  gang  Ssubäa  unb  ©amaria  unb 
bi§  an  bie  ©nben  ber  ©rbe.  (Seijet  bann  in  bie 
gange  SBelt  nnb  prebigt  baS  ©bangetium  allen 
©ef(f)öpfen!  28er  glaubt  nnb  fidj  tanfen  lä&t,  wirb 
feiig  werben,  wer  aber  nidjt  glanbt,  wirb  öer* 
bammt  werben.  S)enen  aber,  bie  ba  glauben,  Werben 
biefe  3e^^  folgen:  3n  meinem  Stauten  Werben 
fie  Teufel  austreiben,  mit  neuen  ©prägen  reben, 
©djtangen  aufgeben,  unb  wenn  fie  etwas  SöblidjeS 
trin!en,  wirb  es  iljnen  nichts  fdjaben;  Traufen 
werben  fie  bie  £>änbe  auflegen,  unb  fie  werben 
gefunb  werben.  Slad)  biefen  Söorten  führte  ©r  fie 
IjinauS  gen  Settjanien  auf  ben  Delberg.  SDort  l)ob 
©r  feine  §änbe  auf  nnb  fegnete  fie;  unb  wäfjrenb 
@r  fie  fegnete,  fdjieb  ©r  oon  ifynen  unb  warb  öor 
iljren  klugen  emporgehoben  unb  fuljr  in  ben  §im= 
mel  hinauf,  wo  ©r  gur  Dienten  ©otteS  fi|t.  ©ine 
2öol!e  entgog  ^Ijn  ifyren  231icfen- 

1)  ©IjriftuS  ber  §err  ift  in  ben  Jgimmel  auf* 
gefahren,  unb  gwar  aus  eigener  göttlicher 
$raft  fo,  wie  ©r  aud)  aus  eigener  «Kraft  aus 
bem  ©rabe  Ijerüorgegangen  ift,  nidjt  wie  ©liaS, 
ber  in  einem  feurigen  äöagen  gen  Jgimmel  fuljr, 
aud)  nidjt  wie  bie  liebe  SJtutter  9Jtaria,  weld)e 
in  ben  §immel  aufgenommen  würbe.  SDarum 
fjeifjt  baS  fyeft  SJhriä  Himmelfahrt  in  ber  Ätr* 
d)enfprad)e  begeidjnenb:  ,,$tufnal)me  in  ben  §immet" 
(Assumptio),  wä^renb  baS  $eft  ©l)rifti  Fimmel* 
fafyrt  Ascensio  b.  1).  „Sluffteigen  in  ben  ^immel" 
Ijet^t, 


Vtnfgefa^ren  in  ben  £rimmel  fifct  6r  jur  9M)ten  :c.       221 

2)  &f)riftu§  ift  in  ben  §immet  aufgeftiegen, 
aud)  infofern  er  9Jtett|d}  war.  S)tc  9ftenfd)£)ett 
würbe,  wie  ber  9^ömifd)e  $atedjt§mu§  jagt, 
„burdj  jene  $raft  fyinaufgeljoben,  mit  melier  bie 
begnabigtc  Seele  begabt  war,  ben  Körper  nad) 
Seiteben  gu  bewegen.  £)er  Körper  hingegen,  welcher 
fdjon  ber  23erl)errtid)ung  teilljaft  geworben,  get)ord)te 
leidet  bem  ©ebote  ber  if)n  bewegenben  ©eele." 

2ll§  allgegenwärtiger  ©ott  ift  bemnad)  2sefu§ 
überalt,  mit  feiner  9Jlenf  d)l)eit  aber  nnr  im 
Fimmel  nnb  in  bem  atterljeiligften  Saframente 
be§  2lttar3. 

3)  SfjriftuS  ift  nidjt  allein  in  ben  Jpimmet 
aufgeftiegen,  fonbern  ©r  l)at  bie  ©eelen  ber  au§  ber 
S3or^öIte  befreiten  ©eredjten  nnb  bie  au§  bem  £Ftei^ 
nigung§orte  erlöften  ©eelen  mit  in  ben  ^immel  geführt 

4)  ßljriftuS  ift  in  ben  §immel  aufgefahren, 
um  aucb  feine  ^eilige  3D7:enfcf)^ett  an  ber  $W  ge* 
büfjrenben  §errlid)!eit  teilnehmen  31t  laffen. 

3)enn  ber  Seib  $t]u  (grifft  war  ba§  Söerf* 
3eug,  mit  bem  Gr  ben  Sob  unb  bie  Jpötte  befiegt 
unb  ba§  menfcbttdje  ©cfdjledjt  bon  ber  ©ünbe  er* 
löft  tjatte.  3)er  Fimmel  gebührte  2$m  al§  bem 
ewigen  ©ol)ne  be§  fyimmlifdjen  33ater§;  für  bie 
Zeitige  9Jtenjdjl)eit  l)at  (£l)riftu§  ben  Jpimmei  burd) 
fein  Seiben  unb  Sterben  erworben. 

5)  ßf)riftu§  ift  in  ben  Jpimmet  aufgefahren, 
um  un§  ben  fjetligen  ©eift  3U  fenben.  5Dlit  ber 
Himmelfahrt  ßbrifii  ift  erft  ba§  2ßerf  ber  (£r* 
löfung  öoffenbet. 


222  ©elfter  ©faukngctrtifel. 

6)  (£Ijrtftii§  ift  ferner  in  bm  ^immel  <*uf* 
gefahren,  um  un§  bort  an  jetner  JQerrftdjfeit  teil* 
nehmen  p  laffen.  §aben  mir  mit  $f)m  geftritten 
unb  mit  3$m  gefiegt,  fo  fallen  mir  nun  autf)  mit 
3^m  Ijercfdjen  unb  triumphieren  unb  un§  eitrigen 
©lüde§  erfreuen. 

7)  (£ljriftu§  ttritt  aber  aud)  im  §immel  unjer 
Sürfpredjer  beim  93ater  fein*  ©r  ift  auf  bie 
©rbe  f)erabgefiiegen,  um  ba§  SOttttleramt  ätmfdjen 
bem  göttlichen  Dtidjter  unb  ber  fünbigen  9Jlenfd)t)eit 
gu  übernehmen.  3^t,  ba  feine  Aufgabe  auf  ©rben 
boHenbet  ift,  fetjt  ©r  tiefe  im  trimmet  fort  bi§ 
au§  ©übe  ber  Reiten. 

8)  „(priftuS  fi|t  3ur  Siebten  be§  all* 
mächtigen  33ater§,  SBie  ©r  at§  ©ott  bem 
25ater  gleich  ift;  fo  ift  @r  al§  3Jtenfd)  ber  M&fte 
bei  ©ott  unb  t)at  alle  ©etoatt  im  £>imme(  unb 
auf  ©rben/  (3Jlatt^.  28, 18.)  ©r  fjerrfdjt  unb  regiert 
über  atte  ©ngel  unb  über  alle  ©eifter* 

1)  35urdj  feine  Himmelfahrt  tooffte  S^rtftuS  ber  6err 
un§  tljatfadjltdj  betoeifen,  ba$  es  tüafyx  ift,  toaS  ©r  ju 
Pilatus  faradj,  als  biefer  31)  rt  fragte:  „83tft  3)u  ber 
ilönig  ber  3fuben?"  „®u  fagft  e8,"  fprad)  ber  §eilanb, 
„aber  mein  $£eict)  ift  ntdjt  tum  biefer  Sßelt."  S)a§  9^eicf) 
©Ijriftt  umfaßt  alle  ©laubigen  auf  ©rben  unb  ift  boefj 
nidjt  t)on  biefer  ©rbe.  £)btoof)l  ttrir  alle  auf  biefer  ©rbe 
leben,  fo  follen  tnir  bodf)  ntd)t  auf  ber  ©rbe  bleiben,  fon= 
bern  toxi  fallen  uns  burd)  ©ebet,  ßantyf  unb  Slrbeit 
toürbtg  madjen,  in  ba§  §unmelreic£)  einjugel^eu. 


Aufgefahren  in  ben  Fimmel  fifct  @t  jur  fechten  :c.       223 

2)  Sa  toir  nun  auf  @rben  feine  bleibenbe  (Statte 
fia&en,  }o  tft  e§  für  un§  aud)  gletcfjgiitttg,  ma3  mir  fjier 
auf  her  ©rbe  ftnb,  ob  önr  arm  ober  reidf),  gering  ober 
imrnefjm  ftnb,  mcnn  mir  nur  ba%,  moju  un§  ©ott  be= 
fttmmt  Ijat,  im  (Seifte  ©otte§  redjt  finb. 

3)  solange  ber  ©Ijrift  im  fyleifcfje  fjtenteben  manbelt, 
lebt  6r  in  fteter  Strübfal  uub  9iot,  in  ßümmerniffen 
uub  Sebrättgniffen  bc§  Seibe§  uub  ber  Seele.  Sarob 
mürbe  mandje  SJtenf djcnfecle  f (einmütig  unbtierjagt  merben; 
aber  e§  tröftet  un§  ber  ©ebaufe,  baji  3cfu§  ßfjrtftu§,  ber 
unfere  Sd)toad$ett  lennt,  am  trotte  be§  fjimmlifdjen 
SBaterS  unfer  eingeben!  tft. 

„SBenn  jemanb  gefünbigt  f)at,  ]o  Ijaben 
mir  einen  ftürfpredjer  bei  bem  SJater,  Sefum 
6'fjriftum,  ben  ©er eckten."    (I.  3ol).  2,  1.) 

§  24.   £a$  ^ndjettja^r. 

Sae  jFfft  lEtirirti  ^immrlfaijrt. 

S)en  ©djüife  be§  DfterfeftfreifeS  bilbet  ba§ 
geft  be§  2luffteigen§  Sfjrifti  in  ben  Fimmel  ober 
S^rtfti  öimmetfaljrt.  3)er  heiligen  ©efdjidjte 
cntfpredjenb  toirb  basfetfee  jeweils  am  tneqigften 
2age  nad)  Oftern,  alfo  am  Donnerstag  nacE)  bem 
fünften  Sonntage  uadj  Cftern  gefeiert,  ©a  e§  ein 
Ijoljer  O^fttag  tft,  §at  e§  eine  Sötgtl ;  toeil  aber 
biefe  norf)  in  bie  öfterttdje  3eit  fftHt,  fo  ift  fie 
fein  Safttag-  Stm  Sfcftc  Gfjrtfii  Himmelfahrt  Der* 
jdjnrinbct  üon  ben  Elitären  ba§  S3tlb  be§  aufer* 
ftanbenen  JgeilanbeS.  3)tc  Cfterferge  toirb  giuar 
ange^ünbet,  aber  nacf)  bem  Güangelium  auSgelöjdjt, 
ba  baS  ßoangetium  üerfiinbet,  baft  ber  Jpeilanb 
(eiblict)  nidjt  mefjr   bei  feinen  Jüngern  ift.     5)aS 


224  Siebenter  ©laubenSartifet. 

$eft  felbft  ift  fdjott  in   ben   erften  Reiten  gefeiert 

worben,    tote  bie    ätteften     d)rifttitf)en    6d)riften 
bezeugen. 


Siebenter  (BlanbensartifceL 

Bmt  bamtBU  (Er  kornnten  nrirb,  ju  riefen  bis 
%BbBnbißBn  mtb  bis  SLotem 


SljrifiuS  ber  §err  ift  burd)  fein  öeiben  unb 
(Sterben  unfer  ©rlöfer  unb  bur$  feine  §im* 
metfafjrt  unfer  $ürfpred)er  bei  ©ott  geworben. 
@r  fott  aber  nid^t  nur  unfer  9JHttler,  fonbern 
©r  wirb  bereinft  auä)  unfer  9tidjter  fein. 

1)  ®§  giebt  bemnad)  eine  hoppelte  2Infunft 
Sljrifti.  Sie  eine  3lnlunft  gefdiaf),  at§  (%;iftu§ 
ber  §err  um  unfere§  §eite§  mitten  im  ©dwjge  bei 
Jungfrau  $leifä)  annahm;  bie  anbere  wirb  ge* 
fdjetjen,  wenn  ©r  am  @nbe  ber  Söett  fommen  wirb, 
um  atte  3Ulenfd)ert  $u  ridjten.  S)arum  wirb  biefer 
Sag  audj  ber  Sag  be§  £>errn  genannt 

2ßann  biefer  Sag  lommen  wirb,  ift  öottftänbtg 
unbefannt,  nic£)t  einmal  bie  ©nget  im  @immel 
wiffen  e§. 

2)  £)oc£)  giebt  e§  beftimmte  ©reigntffe,  wetdie 
unmittelbar  üorfjergeljen  muffen,  e^e  biefer  Sag 
f)eranbrid)t    £)ie§  finb  l()auptfäd)ttd)  folgenbe: 

a)  ©§  muj3  perft  auf  ber  gangen  ©rbe  ba§ 
©öangelium  geprebigt  werben. 


§ie6enfer  g>fau6enöartißeC 

Von  bannen  (Er  fommen  tptrb,  311  richten  bie  £ebenbia,ert 
unb  bie  (loten. 


SSon  bannen  @t  fommen  n)irb,  31t  richten  bxe  &benbtgen  2c.    225 

b)  33ort)er  wirb-  ein  großer  21b fall  öom 
©laufe  en  ftattftnben.  23iele  werben  in  23er* 
fudjung  geraten  unb  nur  im  Jpiublicf  auf  ba§ 
ait§brücf(td)e  2Bort  be§  Gerrit  im  ©tauben  erhalten 
bleiben,  biete  werben  ganr3  abfallen.  2)ie  Saftet- 
fjafttgfett  wirb  überljanb  nehmen,  bie  Sftenfdjen 
werben  wieber  „^letfdj"  fein,  wie  31t  ben  £agen  9loe§. 

c)  ®§  werben  aber  jene  beiben  großen  *ßro* 
pfjeten  erfdjeinen,  weldje  nad)  bem  iftatfdjluffe  ©ot* 
teS  ben  Sob  nodj  ntdjt  geloftet  fyaben,  fonbern  in 
tfjrem  Seibe  lebenb  bon  biefer  ©röe  ^inweggenommen 
würben,  Jgenoä),  um  bie  Reiben  311  belehren,  @üa§, 
um  ben  3tuben  ba§  ©efe|  gu  erfldren. 

d)  ߧ  werben  aber  bem  SMtenbe  fo  fdjrecfltdje 
3uftänbe  öor^ergefjen,  ba$  atte§  in  SIngft  unb  üftot 
geraten  wirb.  „@§  wirb  SSolf  wiber  Söolf  unb 
9Wd)  wiber  9ieid)  fitf)  ergeben,  unb  e§  werben  f)ier 
unb  bort  *)3eft,  junger  unb  (Srbbeben  fein.  ®ie§ 
alles  aber  ift  nur  ein  Einfang  ber  üftöten." 

(2ttatt$.  24,  7.  8.) 

e)  2öie  e§  nun  bei  ber  Slnfunft  ber  £>errn 
^uge^en  wirb,  barüber  fjat  3sefu§  feine  jünger 
fetbft  belehrt,    ©r  fpradj: 

„3)a§  3^(^en  be§  ^enfd)enfof)ne§  wirb  am 
Fimmel  erfctjeinen  unb  bann  werben  alle  ©efd)lec£)ter 
ber  (Srbe  wet)!(agen,  unb  fie  werben  ben  SJlenfdjen* 
fof)n  lommen  fe'fjen  in  ben  Sßolfen  be§  £>immet§ 
mit  großer  ßraft  unb  *Qcrrltdjfeit.  Unb  ©x  wirb 
feine  Gngel  mit  ber  ^ofaune  au§fenben  mit  großem 
Schalte,  unb  fie   werben   feine   5lu§erwäl)lten  oon 

3rcö(f  ®fau6en3arttfeL  15 


226  (Siebenter  ®tauben§arttfel. 

bm  öier  äßinben,  öon  einem  ©übe  be§  §immet§ 
bi§  3um  anbern  gufammenbringen,  —  SBenn  nun 
ber  9Jlenfd)enfoI)n  in  fetner  §errlid)feit  fommen 
wirb,  unb  aüe  (Sngel  mit  3$m,  bann  wirb  i£r 
auf  bem  Sprotte  feiner  §errlid)fett  fi|en:  unb  e§ 
werben  alle  Völler  öor  3$m  öerfammelt  werben, 
unb  ©r  tutrb  fie  öon  etnanber  fcfyeiben,  töte  ein 
§irt  bie  ©djafe  öon  ben  SBötfen  fdjetbet.  S)tc  ©d)afe 
tDtrb  ©r  ju  feiner  9ftedjten,  bie  33öde  aber  31t  feiner 
Öinfen  fteUen."  (3ftatt$.  24,  30  u.  31;  25,  31-33.) 

3)  S)er  Jperr  wirb  fommen,  gu  rieten  bie  £e* 
benbigen  unb  bie  Soten,  b.  ^  bie,  weldjc  gur 
3eit  be§  SJlenfdjenfoIjneS  nodj  am  Seben  finb,  unb 
bie  bereits  ©ntfcfytafenen.  9iad)  ber  SJleinung 
mandjer  $trd)enöäter  finb  bie  Öebenbigen  jene, 
welche  ba§  geiftttdje  ßeben  ber  ©eele,  nämtidj  bie 
©nabe  ©otte§,  ftdj  bewahrt  fjaben.  S)te  Soten 
aber  finb  biejenigen,  Welche  burd)  eine  fcfywere 
©ünbe  bie  ©nabe  ©otte§,  mithin  ba§  geiftige  Öeben 
ttjrer  6eele  oerloren  Ijaben  unb  alfo  geftorben  finb. 
(£§  werben  fomit  am  (Bube  ber  2Mt  nidjt  btoft 
bie  33 Öfen,  fonbern  aud)  bie  ©uten  gerichtet, 

4)  ÜBeim  allgemeinen  ©ericfyte  werben  alle,  bie 
bereits  gerietet  finb,  nod)  einmal  gerietet,  unb 
bie  nod)  Sebenbigen  werben,  tt)ie  bie  Soten,  tljr 
Urteil  angefid)t§  aller  9Jhnfd)en  empfangen,  unb 
e§  wirb,  wa§  öerborgen  war,  allen  äftenfdjen  of* 
fenbar  werben* 

5)  £)urd)  biefe§  ©ertdjt  wirb  nun  öor  allem 
$efu  ßfyrifto  bie  ©fyre  gegeben.    3fön,  ben  23er* 


2Jon  bannen  6r  fommen  wirb,  511  richten  bie  Sebeixbigen  2c.    227 

fönten,  Söerfpotteten,  SJUfcljanbelten,  an  ba§  ßreuj 
©efdjlagenen,  $l)n,  ber  btn  $nben  ein  StergerniS 
unb  ben  Reiben  eine  SEljorfjett  war  nnb  noct)  ift 
(I.  «ßor.  1,  23.),  öerfyerrltdjt  jetjt  ber  2}ater  tior  alter 
SBelt,  auf  ba£  feine  ©ottfyeit  anerlannt  werbe. 

6)  3)urd)  ba§  allgemeine  ©ertdE)t  wirb  bie 
göttlidje  23orfel)nng  in  ben  Singen  ber  Völler  ge* 
rechtfertigt  werben*  S)ie  2Bei§^eit  nnb  bie  ©e* 
redjtigfeit  ©otte§  wirb  ifyren  größten  Srinmpl) 
feiern-  ®§  wirb  offenbar  werben,  wie  bie  gött* 
lidfye  2Bei§f)ett  tion  einem  ©nbe  jnm  anbern  fort* 
wirlte  nnb  atte§  lieblid)   anorbnete.    (Söetsf).  8,  1.) 

7)  ©§  werben  aber  in  (£l)rifto  ancf)  alle  ©ot* 
te§fürcl)tigen  gn  ©Ijren  fommen,  bie  ©ottlofen  ba* 
gegen  werben  öor  alter  SBelt  31t  ©cfjanben  gemalt 
werben.  ®ie  tierfannte  Satgenb  wirb  belohnt,  ba§ 
tierborgen  gebliebene  Safter  aufgebest  werben,  $eijt 
werben  bie  SBerfe  aller  offenbar  werben,  nnb  nad) 
ben  Sßerfen  wirb  ein  jeber  feinen  Soljn  empfangen. 

2Benn  bann  ba§  Urteil  be§  nnparteiifdfyen  $t\dy 
ter§,  bem  nid(}t§  tierborgen  ift,  ber  bie  bergen  nnb 
Vieren  ber  SJtenfdjen  prüft,  nnb  ben  niemanb 
tauften  !ann,  gefprodjen  ift,  bann  wirb  bie  große 
Sctjeibnng  erfolgen.  ®ann  wirb  bie  [yrenbe  ber 
2tn3erwät)tten  eben  fo  groß  fein,  als  ber  ©djreäen 
nnb  ba§  ©ntfetjen  ber  ©ottlofen. 

8)  S)iefe§  ©ertd^t  nnn  wirb,  weil  e§  fiel)  anf 
alle  ©efdjöpfe,  bie  9Jtenfä)en  wie  bie  ©nget,  erftrecft, 
baZ  allgemeine  ober  2Beltgeritf)t  genannt.  2Iud£) 
nennt  man  e§  ba§  jüngfte,  b.  %  ba§  letzte  ©eridjt, 


228  Siebter  ©foubettSartifd. 

tüetl  lein  anbere§  ©ertdjt  meljr  fein  roirb.  2Bte 
ber  SJtenfdj  gerietet  ttrirb,  fo  bleibt  fein  ©djtclfat 
unabänberlidj  in  alle  ©nrigtot* 

1)  SBenn  toir  toiffen,  ba£  einft  eine  fo  fd)redlid)e 
©tunbe  über  un8  lommen  toirb,  fo  derben  toir  billiger^ 
toeife  rti(f)t  in  ben  Slag  hineinleben,  fonbern  ftcts  auf  btefe 
©tunbe  Vorbereitet  fein  muffen.  Ob  fie  fern  ober  ttalje 
ift,  einmal  ift  fie  bem  SJtenfdjeu  getoif3.  @o  fefjr  toir  nun 
aud)  auf  bie  33arml)erjigf  eit  ©otte§  Vertrauen,  fo  muff eu 
toir  bodj  in  beilfamer  $urd)t  leben;  benn  toir  toiffen  nid)t, 
ob  toir  ber  ßiebe  ober  be§  §af|e§  toürbig  finb.  (SJJreb.  9,  1.) 

„Söirfet  euer  §eit  mit  $urcl)t  unb  Sittern." 

(^f)il.   2,   12.) 

2)  35  a  ©ott  nn§  einft  rtdjten  toirb,  toa§  !ann  un§ 
an  bem  Urteile  ber  9ttenf d)en  liegen?  Sorgen  toir  bafür, 
bafs  toir  ein  gute§  ©etoiffen  Reiben,  unb  ba§  toir  rein  finb 
in  bm  Slugen  ©otte§.  §üten  totr  un§  aber  aud),  über 
unfere  9Jlitmenfd)en  lieblos  p  urteilen,  unb  überlaffen 
toir  ©ott  ba§  ©ericfyt  unb  bie  Sfcadje. 

„Sttdjtet  ntdjt  Vor  ber  3eit,  elje  ber  §err  lommt, 
toelcfyer  aud)  ba§  im  $inftern  Verborgene  an  ba% 
ßidjt  briugen  unb  bie  SIbfidjten  ber  §erjenoffen= 
bar  machen  toirb;  unb  bann  toirb  einem  jeben  fein 
Sob  toerben  Von  ©ott."  (I.  £or.  4,  5.) 


Hcbter  (Slaubensartifcel- 

jtiJj  glaube  an  bm  IjEilißBn  (ffeijt 


§  26.  Jpte  Jlttfmttff  bes  ^eiKgcit  #et(le$. 

3n  ben  legten  2lugenbticfen,  beüor  ber  £>ettanb 
an  bm  Delberg  ging,  jagte  @r  feinen  Jüngern  alle 


3$  glaube  an  ben  ^eiligen  (Seift. 


229 


bie  Reiben  unb  Srübfale  öorauS,  bie  fie  um  feines 
sJiamen§  willen  erbulben  würben.  2Iber  (£r  »er* 
jprad)  iljnen  gugletd^  einen  übernatürlichen  23eiftanb, 
unb  jjwar  eine  $erfon,  einen  ©eift,  ben  (Seift  ber 
2Ba(jrf)ett,  ber  if)r  SLröfter  fein  nnb  in  ©nrigfeit 
bei  i^nen  bleiben  werbe.  öafj.  14,  16.)  Unb  betior 
®r  in  ben  fpimmel  auffuhr,  befahl  ©r  iljnen,  fie 
fottten  ni^ttwnSerujatem  weggeben,  fonbern  warten 
auf  bie  23erf)eiJ3ung  be§  23ater§,  bie  fie  au§  feinem 
5Diunbe  gehört  Ratten,  inbem  ©r  auSbrücftiä)  ber* 
fieberte:  „3^  werbet  bie  ßraft  be§  ^eiligen  ©eifteö 
empfangen,  ber  über  eud)  fommen  wirb,  unb  iljr 
werbet  meine  beugen  fein  in  Sjerufalem  unb  in 
gang  !yubäa  unb  ©amaria  unb  bi§  an  bie  ®nben 
ber  @rbe."  (2lpg.  1,  4.  8.) 

2lm  geinten  Sage,  an  bem  bie  3§raeliten  ba§ 
^fingftfeft  feierten,  ba  alle  in  bem  nämlidjen  ©aale, 
in  bem  ba§  ^eilige  5lltar§fafranient  eingelegt  wor* 
ben,  berfammelt  waren,  ging  bie  S3ert)etJ3ung  3efu 
Gfjrifti  in  Erfüllung.  @§  entftanb  plöijlid)  bom 
Fimmel  ein  Traufen,  gleich  bem  eine§  ba^erfa^ 
renben  gewaltigen  SGßinbe§,  unb  erfüllte  bas  gange 
S?au§,  wo  fie  fa^en.  Unb  e§  erfdjienen  ifynen  ger* 
teilte  3un9en/  ttie  feiler,  unb  e§  lieft  fitf)  auf 
einen  jeben  bon  ifjnen  nieber.  Unb  alle  würben 
mit  bem  Zeitigen  (Seifte  erfüllt  unb  fingen  an,  in 
berjdjtebenen  Sprayen  gu  reben,  fo  wie  ber  ^eilige 
©eift  e§  ifjnen  gab  au^ujprectyen. 

2)a  ftanb  nun  $etru§  auf  mit  ben  ©Ifen  unb 
berfiinbigte   ber   Stenge   ba§    ©ef)eimni§    ber   ©r- 


230  Stdjter  ©lauben^artifei. 

töfung  burtf)  3sefu§  üon  Sparet!),  ben  fie  gefreu< 
3tgt  Ratten,  ben  ©ott  aber  wieber  auferwedte*  Unb 
e§  liefen  fid)  an  biefem  etttäiciert  Sage  bei  brei* 
taufenb  Seelen  taufen,  unb  fo  würbe  ber  fünfjtgftc 
Sag  nadj  ber  3tuferftef)ung  ein  -jweite§  ^fingftfeft, 
ba§  ^fingftfeft  be§  neuen  23unbe§,  an  beut  fid)  bie 
©rfilinge  ber  djrtftltdjen  ©emeinbe  htm  §errn  auf* 
opferten  —  e§  würbe  ber  @tiftung§tag  ber  djrtft* 
liefen  $ird)e, 

§  21.  £te  Wetfott  bes  QetHgen  #etffe$. 

S)er  23eiftanb,  bm  ber  £>err  feinen  Jüngern 
toerfprod)en  ^atr  ift  ein  ©eift  2sefu§  nennt  tljn 
ben  ©eift  ber  SBafyrfyeit,  ber  bie  jünger  tröften 
unb  fie  alle  Söa^eit  lehren  werbe;  ©r  werbe 
reben  unb  berfünben,  ©r  werbe  3$n  berlfyerr* 
liefen,  ®r  werbe  bie  SBelt  überzeugen.  (3tofj.  16, 
8—15.)  ®a§  finb  lauter  Sljätigfeiten,  bie  nur  5ßer* 
fönen  -jufommen,  S)er  ^eilige  ©eift  ift  eine  Sßerfon 
unb  zwar  bie  britte  ^3erfon  in  ber  ©otifjett. 

1)  2Benn  mir  aber  ben  ^eiligen  ©eift  bie  britte 
^erfon  nennen,  fo  ift  bamit  jebe  Unterorbnung 
unter  bie  beiben  anbern  s$erfonen  au§gefd)loffen, 
£)enn  e§  fott  mit  ben  91u§brüden:  erfte,  zweite 
unb  britte  ^erfon  nur  angebeutet  werben,  wie  öiele 
^ßerfonen  in  ber  ©ottljett  finb,  ntdjt  aber,  baf;  eine 
^ßerfon  borneljmer  at§  bie  anbere  fei. 

SBenn  e§  aber  brei  finb,  weldje  Zeugnis  geben 
im  Fimmel,  fo  finb  e§  brei  berf^iebene  5|}er- 
fonen,    S)er  Zeitige  ©eift  ift  atfo  ntdjt  ber  SSater 


3$  Glaube  an  ben  ^eiligen  ©eift.  231 

unb  and)  ntdjt  ber  ©ofjn,   Jonbern  eine  üon  beut 
SSater  unb  bem  ©oI)ne  berftfjtebene  ^erfon, 

S)iefe  ©runbtoaljrljeit  be§  (£ljriftentum§  gef)t 
fd^on  au§  bem  apoftotifdjen  ©tauben§befenntni§  Ijer* 
üor,  U)eld)e§  bie  ©laubigen  beten  taftt: 

„3$  glaube  an  ©ott  btn  SSater,  attmäd)* 
tiger  ©Töpfer  £>imme§  unb  ber  ©rbe; 

Unb  an  SUfum  ßfyriftum,  feinen  eilige» 
bornen  ©ofyn,  unfern  Jgerrn; 

3fd)  glaube  an  ben  ^eiligen  ©eift/' 

2)  ®er  ^eilige  ©eift,  al§  bie  brüte  ^erfon  in 
ber  ©ottljeit  unb  felbft  ©ott,  befiijt  besroegen  audj 
göttlidjc  Sollfommenljeiten. 

•Der  ^eilige  ©eift  oerteifyt  bte  ©nabengaben* 

„Sem  einen  wirb  burd)  ben  ©eift  ber* 
liefen  ba§  2öort  ber  2ö e t § t) et t ,  bem  an* 
bern  aber  ba§2ßortber2ßiffenfdjaftnad} 
bemfelben©eiftef  einem  anbern  ber  ©laube 
in  bemfetben  ©eifte,  einem  anbern  bie  ©abe 
3U  tjeilen  burdj  benfelben  ©eift,  einem  an* 
bern  SBunber  31t  tnirfen,  einem  anbern 
2Gei§fagung,  einem  anbern  llnterfdj ei bung 
ber  ©elfter,  einem  anbern  mancherlei  ©pra* 
cfyen,  einem  anbern  Auslegung  ber  Steben/ 

(1.  Äor.  12,  8-10.) 

•Der  ^eilige  ©eift  ift  e§,  ber  bie  Sifdjöfe  ein* 
fetjt,  311  regieren  bie  föirdje  ©otte§,  wie  ber  2£pofteI 
$aulu§  ausbrücfticf)  le^rt.  (2fyg.  20,  28.)  £>erfetbe 
2£pojtet  tefjrt  aber  audj  ebenfo  auSbrücKiel):   ,,©ott 


232  Skfjter  ©(aubeuSarttfel. 

fe^te  in  ber  Äirdje  einige  ju  Slpofteln  unb  Settern 
ein."    (I.ßor.12,28.) 

3)  3)  er  Ijeilige  ©eift  empfangt  feine  göttlichen 
33oftfommenl)etten  bon  ©migfeit  tjer  bom  33ater  nnb 
Dom  ©oljne,  ba§  Ijeifjt:  ©r  gel)t  öom  SSater 
unb  üom  ©oljne  au§, 

5)er  £crr  fpricfyt  gu  feinen  Jüngern: 

„SBeuu  aber  ber  Xröfter  fomtnen  mirb, 
ben  3^)  öom  Sßater  eud)  fenben  werbe/' 

(3<4  15,  26.) 

SBetm  nun  ber  ^eilige  ©etft  bom  23ater  au§* 
gel)t,  ber  ©ofyn  aber  Sfön  fenbet,  fo  fagen  mir  mit 
9tedjt,  bafj  ®r  bom  23ater  unb  bom  ©ofyne  au§* 
gel)e,  tote  bie§  bie  33äter  ber  «Kirtfje  ^u  allen  3^ten 
auSgefprodjen  fyaben.  S)er  I,L  (£t)ritlu§  fdjreibt: 
„(£r  wirb  ber  ©eift  ber  SBaljrlljeit  genannt,  unb 
.(£Ijrtftu§  ift  bie  Sßafyrtjeü;  halber  gefyt  ©r  fomol)t 
bon  2$m  als  bom  Sßater  aus." 

Söenn  mir  auefy  bie  göttlichen  ^erfonen  bon 
etnanber  unterf Reiben,  fo  belennen  mir  bod},  bafj 
feine  S5erfd)ieben^eit  be§  SBefenS  öorljanben  ift, 
fonbern  nur  eine  23erfd)iebenl)eit  ber  Segieljungen, 
in  melden  bie  göttlichen  ^erfonen  gegenseitig  ju 
einanber  fielen, 

®a  nun  bie  erfte  $erfon  in  ber  ©ottfyeit  bie 
^meite  bon  ©migfeit  Ijer  au§  il)rem  eigenen  Söefen 
gezeugt  f)at,  fo  fönnen  mir  bie  erfte  ^erfort  93ater 
unb  bie  gmeite  ^erfon  ©ol)n  nennen.  Sa  mir  aber 
in  ber  fid)tbaren  ©d)öpfung  feinen  Vorgang  lernten, 
mit  beut  ba§  Verborgenen  ber  britten  $erfon  bon 


3$  glaube  an  bcn  ^eiligen  ©etft. 


233 


Swigfeit  Ijer  üerglidjen  werben  fönnte,  fo  nennen 
wir  bxefe  brüte  ^erfon  Doi^ugSiDetfe  ©eift.  2Btr 
nennen  fie  aber  audj  ©etft,  weil  tljr  Söerf  bor* 
jugötDetfe  ein  inneres,  überuatürlic£)e§,  getfttgeS  ift. 
SBeil  nun  ber  ^eilige  ©etft  gleicher  ©ott  ift 
wie  ber  SSater  nnb  ber  ©oljn,  nnb  üon  gleicher 
ßraft  nnb  SQßefenljeit,  baxum  gebührt  $fym  audj 
bie  gleiche  @l)re  nnb  Anbetung. 

4)  $Der  göttliche  ©eift  ift  unftdjtöar,  eben  weil 
ßr  ein  ©eift  ift-  2tber  @r  ift  in  bie  ©rfdjeinung 
getreten  nnb  Ijat  eine  ©eftalt  angenommen,  wie  bei 
ber  Saufe  3efu  am  Vorbau  nnb  bei  bem  ©rfdjetnen 
am  ^ßfingftfeft,  um  fidj  ben  9Jtenfdjen  and)  fiäjtbar 
3U  geigen. 

5)  3) er  ^eilige  ©eift  ift  ber  Urheber  alles  ©uten, 
©r  begeifterte  bie  9£poftel,  ftärfte  bie  jünger,  be* 
feftigte  bie  Selenner  nnb  ift  bie  Urfac^e  ber  Sftetn* 
ijett  ijeiüger  ^^ngfrauen.  Sfljm  wirb  gugefäjrieben 
bie  üöufje  ber  Reumütigen,  bie  Jpeiligfeit  ber  §et< 
(igen,  jegliche  $ömmigfeit,  jeber  gute  antrieb,  eine 
jebe  gute  Sigenjdjaft 

6)  Um  feine  SfBirfungen  in  ben  §er^en  ber 
9ftenfd)en  ju  öerfimtbilben,  ftieg  ber  Zeitige  ©eift 
am  ^fingftfeft  auf  bie  fettige  Jungfrau  unb  bie 
Slpoftel  fyerab  in  ber  ©eftalt  öon  feurigen  3ungen, 
3)a§  $euer  Derart  alles  Unreine,  erwärmt  unb 
leuchtet.  So  reinigt  ber  göttliche  ©eift  bie  JQerjen 
ber  2Jtenfd)en,  erleuchtet  fie  unb  entgünbet  in  iljneu 
bas  5ßuer  ber  göttlichen  Siebe.  2>n  ©eftalt  öon 
.Bungen  ersten  ba§  ^euer,  um  angubeuten,  bafj 


234  3Td)ter  ®lauben§artifel. 

e§  fortan  her  23eruf  ber  3lpoftel  fein  fofl,  3U  fpredjen, 
ö-  I).  bie  Seigre  $efu  gu  üerfünbigen  nnb  ju  ber- 
breiten,  toogu  itjnen  aud)  bie  ©pradjengabe  Der* 
liefen  nutrbe. 

Jlnweniumg- 

1)  ®a  totr  nun  miffen,  ba§  ©fjriftuS  ber  §err  ben 
^eiligen  ©etft  gefanbt  Ijat,  ber  baS  SBerf,  baS  @r  be= 
gönnen,  in  ber  SJtenfdjenfeele  fortfe^t  nnb  üoüenbet,  fo 
muf*  uns  btefeS  Jöenmjstfem  einerfette  mit  ©cm!  gegen 
ben  bretetmgen  ©ott,  anberfeitS  aber  mit  9Jlut  nnb  35er= 
trauen  erfüllen.  Sßtr  fyaben  ja  in  ber  ©enbung  beS  gött= 
lidjen  ©eifteS  bie  SerficHjerung  beS  göttlichen  SetftanbeS 
jur  Erlangung  aller  ©naben,  bie  uns  ©IjriftuS  burdj  fein 
ßeibeu  unb  Sterben  erworben  Ijat. 

„2)er  uns  I)terju  bereitet,  ift  ©ott,  toetdjer 
uns  baS  Unter^fanb  beS  ©eifteS  gegeben/' 

(II.  3?or.  5,  5.) 

2)  Unb  ba  totr  toiffen,  ba$  ber  ^eilige  ©eift  unfern  ßetb 
unb  unfre  Seele  ju  einer  befonbern  Söoijnung  auSertoäljtt 
f)at,  fo  fixten  toir  uns,  biefeu  Tempel  burdj  eine  ©ünbe 
ju  Verunreinigen,  bamit  md)t  baS  ©ericfyt  ©otteS  über 
uns  lomme;  benn  eS  ftefit  gefcfyrieben: 

„Söenn  jemanb  ben  Semmel  ©otteS  entheiligt, 
fo  toirb  tfjn  ©ott  %xx  ©ruube  ritzten;  benn  ber 
Sem^clSotteSift^etlig.unbberfetbi^r/'O.ftor.S,!?.) 

§  28.  ^a$  i5trßctt  be$  §eili$en  #ei|fe$. 

®urd)  ba§  gnabenreiä)e  SBer!  ber  ©rlöfung 
f)atte  $efu§  ©IjttftuS  bem  menfdjltdjen  ©efdjledjte 
einen  unenblicfyen  9tetd)tum  an  ©nabe  unb  ©aben 
erworben-  2ötr  nennen  biefen  geiftigen,  übernatür* 
liefen  Sftetdjtum  ben  ©^a|  ber  23er b t enfte  $efu 


sc!)  glaube  an  bm  ^eiligen  (Seift. 


235 


ß^rtftt-  2Ule§,  wa§  wir  an  ©nabe  empfangen, 
empfangen  wir  Iraft  ber  unenblid)en  Söerbienfte 
3efu  Kfjriftl 

1)  ®§  ift  aber  nidjt  genügenb,  baß  ein  geifiiger 
©djatj  üon  Gljrifto  für  bie  9Jlenfd)enfeele  üerbient 
nnb  erworben  werben,  bie  (Seele  muf3  and)  in  helfen 
SBejtt}  gefegt  werben.  S)ie§  t'fiut  nnn  ber  ^eilige 
©etft,  inbem  ©r  biefen  DMd)tum  ber  göttlichen 
©nabe  ber  Seele  mitteilt  2>a§  ÜBerf  be§  '^eiligen 
©eifteS  ift  alfo  fein  anbere§  äöerf,  al§  ba§  2öer! 
Sefu  ßl)rifii;  e§  ift  nnr  beffen  O^rtfetmng, 

2)  2Bie  ber  33ater  nnb  ber  ©oljn  in  ifjrer 
©ottljeit  überall  zugegen  finb,  fo  ift  and)  ber  f)ei* 
lige  ©eift  als  gegenwärtiger  ©ott  überall  nnb  wirft 
überall,  wo  ©r  wirfen  will-  ©r  fann  and)  in  bm 
•§er3en  foldjer  wirfen,  weldje  nid)t  in  ben  ändern 
SBerbanb  ber  fat£)olifdjen  $ird)e  aufgenommen  wor* 
ben  finb,  bie  aber  wegen  iljreS  guten  2Öilten§,  nnb 
weil  fie  bem  3uge  her  göttlichen  ©nabe  folgen, 
auf  geiftige  2Beife  mit  bem  Seibe  ber  $ird)e  ber* 
einigt  finb.  9lber  in  orbentlidjer  Söeife  wirft  ber 
^eilige  ©eift  in  ber  fatf)olifd)en  ßirdje  öorgiigliif) 
burd)  bie  üon  GljriftuS  eingelegten  ©nabenmittel 
unb  in  ben  bergen  ber  ©eredjten. 

3)  Xer  göttliche  ©eift  ift  üor  allem  ber  £>ei* 
ligmadjer.  33on  ^Ijm  gel)t  alle  Heiligung  au§. 
Xarum  wirb  ba§  2öerf  ber  £>eiligmaä)ung  unb  ber 
Diec^tf  ertigung  in  bemfelben©inne^^m  gugefdjrieben, 
wie  bem  SSater   bk  ßrfdjaffung  unb  bem  ®oI)ne 


236  Siebter  ©laubenSarttfel. 

bie  ©rlöfung*    Oljne  ben  göttlichen  ©eift  giebt  e§ 
leine  Heiligung- 

4)  £)er  tjeilige  ©etft  i[t  ber  ü  efyrer. 

a)  @d)on  im  alten  23unbe  l)at  ber  fettige  ©etft 
burdj  bie  ^ropfyeten  gefprodjen;  unb  was  bie  s$ro< 
p^eten  lehrten  unb  nieberfdjrieben,  baS  lehrten  fie 
unb  fcfyrieben  fie  nieber,  erleuchtet  öom  ^eiligen 
©etfte.  SDieS  wir  im  nicäanifcfyen  ©taubenSbefenntniS 
auSbrücflid)  t)erborget)üben  in  ben  Sßorten:  „£)er 
gefprocfyen  f)at  burtf)  bie  ^rop^eten." 

b)  S)er  Jgeilanb  berfitf)erte,  ber  Zeitige  ©etft, 
als  ©eift  ber  SBafyrfjeit,  werbe  bie  3£pofteI  alle 
2Bal)rf)eiten  teuren*  Unb  baf;  ®r  bieS  getrau,  baS 
feJjen  mir  aud)  an  ben  Stpofteln,  ©rft  al§  ber  ©eift 
©otteS  gefommen,  ba  war  ben  21'pofteln  Kar,  bafj 
bie  ©rfdjeinung  am  ^fingftfefte  nichts  anbereS  war, 
al§  bie  ©rfüttung  bejfen,  was  3  od  geweiSjagt, 
unb  ber  Slpoftel  ^etruS  trat  auf  unb  fpraef): 
2)aS  ift  e§,  was  burdj  bm  ^ropfyeten  3(0  et  9^ 
fagt  würbe:  ,,%ä)  Witt  öon  meinem  ©eifte  über 
atteS  Steifd)  ausgießen."  (2fyg.  2, 17.) 

©o  ift  ber  ^eilige  ©eift  ber  Öe^rer  ber  $irtf)e, 
unb  bie  23orfteT^er  ber  ßirdje  fpredjen  auSr  was 
©r  tljnen  eingiebt. 

c)  £)er  ^eilige  ©eift  fprid&t  aber  audj  gu  ben 
©eelen.  ©r  forgt,  bafj  fie  bie  Siebe  ©otteS  unb 
3efu  ©Ijrtftt  3U  bergen  nehmen  unb  bem  Söortc 
beS  £)ei(S  ifyre  §er<jen  im  ©tauben  öffnen. 

5)  S)er  fettige  ©eift  ift  aud)  ber  Sröfter, 
ber  SSetftanb  ober  ber  ^ßaraflet,   ber  gu   attem 


Sd)  gtaiibe  an  ben  ^eiligen  ©eift.  237 

©uten  anregt,  fjitft  unb  beiftetjt,  ofjne  ben  mir 
nichts  toermögen.  ®r  manbett  un§  um,  baß  mir  ein 
neue§  %täm  führen,  tüte  bie§  bei  ben  crftcn  Triften 
gefdjalj.  Unb  mie  ber  ©eift  ©otteS  bie  erften 
Stiften  ftärfte  unb  fräfttgte,  fo  ftanb  ®r  3U  alten 
Seiten  ben  Sefennern  ßfjrifti  bei,  alfo  bafj  fie 
über  äffe  Slrgtift  be§  böfen  £yetnbe§  fiegten,  bie 
Sßerfudjungen  übermanben,  im  ©uten  ftarf  blieben, 
ben  ©tauben  ftanbtjaft  betannten  unb  burd)  ba§ 
33anb  ber  Siebe  auf  ba§  engfte  miteinanber  ber- 
bunben  umreit. 

6)  Ofyne  ben  Zeitigen  ©eift  !önnen  mir  web  er 
glauben  noct)  beten. 

„®§  !ann  niemanb  jagen:  £>err  ;jefu§, 
außer  im  ^eiligen  ©eift e."  (I.  ßor.  12,  3.) 

§  29.  £te  #aß«t  unb  bie  3?ritc^e  bes  öettföett 
§dfte*. 

©ar  mannigfach  finb  bie  SBtrfungen  be§  Ijet* 
ligen  ©eifteS  auf  bie  begnabigte  $ftenfct)enfeete,  31ffe 
aber  tjaben  benfetben  gweä:  f*e  fotten  bie  Seelen 
^eiligen,  fei  e§  bie  Seelen  berer,  bie  fie  empfangen, 
ober  bie  Seelen  anberer,  auf  meldje  biejenigen, 
meldje  fie  empfangen,  einmirfen  foflen.  SBenn  bie 
^eiligen  2öirlungen  nidjt  an  fitfjtbare  3^c6en  ge* 
bunben  [inb,  fo  nennen  mir  fie  ©aben  be§  I)ei* 
tigen  ©eifteS;  bie  an  fidjtbare  3e^en  gebunbene 
©nabe  mirft  aber  in  ben  ^eiligen  Sakramenten. 

1)  21I§  ©aben  be§  ^eiligen  ©eifte§  be3eid)nen 
mir  Ijauptfädjlidj  fiebert  SQßirfungen: 


238  Sinter  ©taubenSarttfel. 

a)  2)te  ©abe  ber  SöetSfjett  ift  bie  23efäl)igung, 
aEe§,  tt)a§  (Sott  unb  bie  ewige  ©eligfeit  betrifft, 
bollfommen  p  betrauten  unb  nur  am  §immlifd)en 
5reube  gu  Kraben. 

23on  biefer  (&abt  fdjreibt  ber  Stpoftel  3jafobu§: 
„S)te  SöeiSfyeit,  bie  bon  oben  Ijerabfommt,  ift  %w 
börberft  rein,  bann  friebfam,  befd)ciben,  nad)giebig, 
bem  ©uten  Ijotb,  bolt  SSarmfiergigfett  unb  guter 
^rüdjte;  fie  richtet  nidjt  unb  fyeudjelt  nidjt. u  (Sa!. 3, 17.) 

b)  ®ie  ©abe  be§  93erftanbe§  madjt  un§  fäfytg, 
bie  geoffenbarten  2öa^rf)eiten  ^u  erfennen.  Um 
biefe  ®abt  bat  fdjon  3)abib  in  ben  SBorten:  ,,©ieb 
mir  SSerftcmb,  fo  müt  idj  forfdjen  in  beinern  ©e* 
fetje  unb  e3  beobachten  bon  meinem  gangen  ^er-jen/ 

(M.  118,  34.) 

c)  £)te  ©abe  be§  9^ate§  ift  bie  23efäf)igung, 
3U  erfennen,  mag  un§  unb  anbern  -junt  §eile  bient 
33erüt)mt  ob  biefer  (§>a^  toar  befonber§  ber  ^eilige 
©infiebter  Antonius,  31t  bem  bie  ßeute  bon  nafje 
unb  bon  ferne  ftrömten,  um  fidj  9^at  bei  tfjrn  3U 
erholen. 

d)  3)ie  (§>aht  ber  ©tärle  befafjen  bor  allem 
bie  ^eiligen  9Jtartt)rer,  3.  33,  ber  f)L  Sauren* 
tiu§ ,  ber  auf  bem  £ftofte  in  ben  gräfjlicliften  Dualen 
©ott  ein  Soblieb  fang.  2tudj  beftijen  fie  alle  frommen 
©eelcn,  roeldje  in  ben  23erfud)ungen  bem  Jgerrn 
treu  bleiben  unb  ba§  ßreug  be§  £>eilanbe§  ge^ 
bulbig  tragen. 

e)  ®ie  ©abe  ber  Söiffenfdjaft  ift  bie  fyäl^ig- 
feit,    ba§   2Baf)re  bom  ^alfdjen,    ba§  9ted)t   bom 


3$  glaube  au  be«  Ijeilujen  (Seift.  239 

Unrecht,  ba§  ©ute  Dom  S3öfen  3U  unterjcfyeiben. 
3Jian  nennt  biefe  ©abe  and)  gan^  befonber§  bie 
2Biffenfdjaft  ber  ^eiligen.  2ßer  fie  befttjt,  ber  giebt 
ben  SSorjpicgetimgen  nnb  fatfdjen  Sodungen  ber 
SBett  lein  ©eljör,  fonbern  erwägt  bei  allem,  tpa§ 
er  ttjut:   „2öa§  nütjt  mir  biefeS  für  bie  ©wigfeit?" 

f|  ©ie  ©abe  ber  $römmigfeit  madjt  nn§ 
geneigt,  ben  ßtnjpredjungen  be§  ^eiligen  ©etfte§  ju 
folgen,  nnb  erfüllt  nnfer  §er^  mit  ljtmmlifdjer 
[yreube.  Sie  treibt  nn§  an,  alle  unfere  fftcligtons- 
pftidjten  au§  inbrünftiger  %wbt  §u  ©ott  31t  erfüllen. 

g)  Sie  ©abe  ber  fturdjt  ©otteS  bewirft,  baft 
tDtr  un§  fdjeuen,  ©ott  and)  nnr  burd)  bie  geringfte 
©ünbe  3U  beteibigen.  ©ie  ift  unzertrennlich  t)er* 
bnnben  mit  ber  Siebe  ©otte§,  ja  bie  Siebe  ©otte§ 
ift  bie  Duette  ber  $urdj)t  ©otte§;  benn  je  metjr 
man  ©ott  liebt,  befto  ängftlidjer  fürdjtet  man,  öon 
^fym  getrennt  gu  werben*  @ine  foldje  ^eilige  ^urdjt 
bemunbern  wir  an  3  ob,  Don  bem  e§  Ijeißt:  ,,©r 
fürdjtete  ©ott  nnb  enthielt  fidö  üomSöfen.  "(306.1,1.) 
Sie  je  fyurdjt  ©otteS  be^eic^uet  ©aüib  als  bm  Sin* 
fang  ber  äöetSfjett.  ($Pf.  110,   10.) 

2)  SQBir  fprcdjen  aber  aud)  öon  ben  £yrüd)ten 
be§  Ijeiügen  ©ei[te§,  unb  meinen  barmt  bie  jttt- 
ltdje  öefdjaffenljeit  ber  9)ienjd)enfeele,  welche  bem 
3uge  ber  göttlichen  ©nabe  fid)  Eingegeben  unb  mit 
btefer  ©nabe  gewirft  t)at.  ®ie  Sugenbcn  unb  bie  üöott* 
Eommeuljciten  ber  5ee(e  finb  bie  fyriid^tc  be§  l)ei* 
(igen  ©eifteö.  Xer  Stpoftel  nennt  öoraüaltdj  3Wölf, 
inbem  er  fdjrei&t: 


240  ^djter  ©faubenScirtifel. 

#/S)tc  fyruc^t  be§  ©etfte§  aber  tft:  Siebe, 
iJreube,  triebe,  SJHlbe,  ©ebulb,  ©üte, 
Sangmut,  Sanftmut,  Streue,  9Jiä§tgung, 
®ntf)attfamfeit,  ßeufipeit."  (@al.  5,  22. 23.) 

£)enn,  wie  ein  guter  Saum  nur  gute  ^rüdjte 
bringt,  fo  bringt  autf)  ber  ^eilige  ©eift  in.  ben 
©eeleu  ber  3Jtenfd)en  nur  SSottlommen^eiten  Ijjerüor. 

^nnttnimng. 

Dbtoobjt  ttrir,  tücnn  nur  ju  ©ott  Beten,  äffen  brei 
göttüdjen  5ßerfonen  gemeinsam  unfere  Anbetung  unb  2Ser= 
errang  barbringen,  fo  bürfen  totr  bodj  aud)  an  jebe  ein= 
jelne  ^er|on  un§  toenben,  ba  jebe  einzelne  5ßerfon  bei 
bem  Söerfe  ber  ©rfcfyaffung,  ber  ©rlöfung  unb  ber  §ei= 
ligimg,  tDenn  and)  in  Verriebener  Söeife,  tljätig  toar. 
2Bir  bürfen  alfo  aud)  eine  befonbere  Slnbadjt  jum  ^eiligen 
©eift  baben.  Unb  ba  ber  beilige  ©cift  aud)  Dom  SBater 
ausgebt,  fo  bürfen  totr  mit  ber  ßirdjc  beten:  „ßomtn, 
beiliger  ©eift,  erfülle  unfere  §erjen  unb  entjünbe  in  un§ 
ba§  $euer  beiner  ßiebe!"  Unb  mit  ®at>ib  Motten  ttrir 
fteben:  „©in  reine§  §erj  erfdjaff  in  mir,  o  ©ott, 
nnb  ben  rechten  ©eift  erneuere  in  meinem  Innern. 
SSertoirf  mid)  nt'djt  Don  beinern  3lngefid)te  unb 
beinen  Ijetligcn  ©eift  nimm  nidji.Don  mir/' 

(5ßj.  50,  12.  13.) 

übtbtt  um  üif  tßabrn  öra  fjriligm  tSriftts* 

<8omm,  o  ©eift  ber  Söet§^eit !  SJladje  uns  Innb 
ben  SBiöen  be§  2Sater§  un§  lebre  unb  fein  -.  ^eiliges  ©e= 
|etj.  Slmen. 

$omm,  o  ©eift  be§  SBerftanb'eS!  Setoabre  un§ 
Dor  jeber  ©efabr  be§  3Jrrtum8  unb  fübre  un§  ein  in  bte 
2öabrbetten  be3  §etl§.  Slmen. 


^Icßfer  gtfaußensartißeC. 
3d?  glaube  an  bcn  heiligen  (Seift. 


3d)  glaube  an  ben  ^eiligen  ©eift.  241 

«Komm,  o  ©eift  be§  3tatc§!  ßefjre  uns  attejctt 
baS  ©utc  bom  Sööfen  unterfdjetben  unb  geige  uns  btn 
redjten  2Beg  in  ben  Srrfalen  biefe§  SebenS.  3ttnen. 

ßomm,  o  ©eift  ber  ©tärle!  IRtc^tc  un§  auf  in 
bet  Slngft  unb  Strübfat  unb  gieb  un§  ßraft,  ben  5Ber= 
fudjungen  ju  totberfteljen.  Stuten. 

ßomm,  o  ©eift  ber  äöiff  enfdjaft!  Sa§  uns  bie 
©itclfeit  biefer  SBelt  erlernten  unb  ifjre  ©üter  nur  ju 
unferem  §etle  gebrauten.  Stuten. 

ßrnnm,  o  ©eift  ber  ©ottfetigfeit!  Söetoegc  unfer 
öcrj  jur  toafjren  [yrömmigfeit,  unb  fei  ®u  unfer  SIntetf 
[)ier  unb  in  ©tüigJett.  Stuten. 

ßomtn,  o  ©eift  ber  ©ottesfurdfjt!  3Durd)briuge 
un§  mit  bem  ©efüljle  beiner  ^eiligen  ©egentnart  unb  Ijalte 
fern  t)on  uns,  toaS  3)tr  mißfällt.  Stuten. 

§  30.  |)a$  $ttd)en|a()rÄ 

Sas  ^fingftffft 

£>a§  djrtftttdje  ^fingfifeft  fdjltefjt  fid)  auf  ba§ 
engfte  an  ba§  erfte  jübtfdje  ^fingftfeft  an.  2ll§  bie 
3§raetiten  au§  ben?  Sanbe  91egt)pten  ausgesogen  unb 
in  ber  SBüftc  angefommen  waren,  ba  befahl  ber 
£)err  bem  2Jtofe§,  bafj  er  ben  23erg  ©inai  befteige. 
9D1ofe§  ttjat  e§.  S)ort  gab  nun  ber  §err  unter 
5)onner  unb  ÜBlttj  bem  iSraetttifdjen  23olle  bie  ge^n 
©ebote,  bie  @x  nad}t)er  auf  -jroet  fteinerne  tafeln 
fcfyrieb,  bie  in  ber  Sabe  be§  23unbe§  aufbewahrt 
würben.  (IL  SUlof.  19,  20;  V.  2Rof.  4,  11.)  ^um  3ln* 
benfen  an  biefe  ©efetjgebung  auf  ©inai  würbe  ba§ 
5eft  berSBodjen,  b.  t).  ber  fieben  2öoct)en  nad) 
bem  Gffen  be§  ungefütterten  23rote§  ober  nad)  bem 
Cfterfefte  gefeiert    S)icfe§  $e[t  war  aber  jugleidj 

3»ölf  ©faubenSartifet.  16 


242  2Id)ter  <8fou6en3arttlel. 

and)  ba§  ©rntefefi,  unb  e§  ttmrben  bie  (Srftlinge 
ber  2lrbeit  unb  bon  allem,  tna§  auf  bem  2tcfer 
gefäet  ttmrbe,  bemJgerrn  bargebradjt  (IL3#of.23,l6.) 

ÜJiacfybem  aber  ber  alte  23unb  aufgehoben  mar, 
gab  ©ott  $\vax  leine  neue  ©efe|gebung,  aber  ©r 
fanbte  feinen  ^eiligen  ©eift,  batnit  bie  ©laubigen 
be§  neuen  33unbe§  in  ba§  tiefere  23erflünbni§  ein* 
geführt  mürben  unb  bie  $raft  empfingen,  ba§  ©e* 
fet?  be§  alten  33unbe§  im  ©eifte  ber  Siebe  gu  be^ 
obadjten.  $Denn  S^riftuS  ift  nidjt  gefommen,  ba§ 
©efe|  aufgeben,  fonbern  e§  in  Erfüllung  311 
bringen.  (2ÄatQ.  5,  17.)  3)a§  Traufen  be§  2öinbe§, 
welches  auf  bie  unwiberfte^lidie  ©emalt  Ijinmeift, 
mit  toeld^er  ber  ^eilige  ©eift  tnirft,  unb  bie  feu* 
rigen  jungen  erfdjrecften  be§l)alb  meber  bie  Slpoftel, 
nod)  bie  ftütjoxtx  au§  bem  SSolfe,  fonbern  offen* 
barten  nur  ßraft  unb  Siebe,  unb  matten  bie 
jQer^en  für  bie  frofye  23otfd)aft  empfänglidj).  Unb 
bie  fo  an  biefem  Sage  bem  3uge  ber  göttlichen 
©nabe  folgten,  bilbeten  bie  ©rftlinge  ber  djrift- 
liefen  ©emeinbe,  unb  fo  ift  ba§  altteftamenttidje 
^fingftfeft  23orbilb,  ba§  neuteftamentlid)e  aber 
©rfüllung. 

2ll§  §auptfeft  l^at  ^fingften  aueö  eine  DftaD 
unb  eine  SStgtl,  unb  in  ber  Zeitigen  3JJ:effe  mirb 
nadj  ber  ©piftel  ein  Soblieb  (©equeng)  auf  ben 
tjeiligen  ©eift  gebetet. 


Ißeunter  (SlaubensartifceL 

M)  glaubB  an  nm  IjBtltge,  kaffjoitfdje  litrrfjB, 
©BmBtnfrfjaff  hn  T$zxl\g$xx. 

§  31.    g>ott  bex  &ix<fye. 

2tt§  bet  ©eift  ©otte§  am  ^fingfttage  herab- 
fallt, ba  waren  es  nid)t  bie  Slpoftet  unb  bie  Ijetlige 
Jungfrau  allein,  treibe  benfelben  empfingen.  ©§ 
Ratten  ficf>  fdjoit  eine  Sln^I  tum  ©laubigen  3U 
itjnen  gefeilt,  unb  bte  berfyarrten  mit  ifynen  im 
®zMt.  3)a§  waren  bie  72  jünger,  DtifobemuS, 
Siofepf)  öon  2trimatl)äa,  ©amaliet  u.  a.  23ei  ber 
Himmelfahrt  waren  e§  fdjon  500  Vorüber.  2ll§ 
einige  Sage  nad)  ber  Himmelfahrt  auf  ben  Antrag 
be§  ^}etru§,  an  ©teile  bs§  unglüdlidjien  3uba§, 
sXftattl)ia§  ben  Slpofteln  beigejäljtt  würbe,  ba 
waren  ungefähr  ^unbertfünfunbgwan^ig,  unb  al§ 
ber  Sag  be§  $fingftfefte§  angefommen  war,  ba 
waren  alle  beijammen.  (2tyg.  1, 15.  2,  l.)  £)a§  war 
bte  erfte  ©emeinbe  ber  ©laubigen, 

21uf  bie  ^rebigt  be§  5JJetru§  fjtn  liefen  fid) 
nodj  an  bemjelben  Sage  breitaufenb  taufen.  Slud) 
eine  große  Slngal)!  ^rieftet  trat  Ijinjju.    (2tyg.6,7.) 

S)te  Utpoftel  aber  ge!)ord)ten  bem  23efel)l  Stjrifti, 
ber  fie  l)inau§gel)en  fytefj  in  alle  SBelt,  um  ba§ 
Güangelium  jeber  Areatur  31t  öerfünben.  (2Jtarf.l6,15.) 
Unb  ba§  IReid^  ©otte§  breitete  fid)  au§;  bie  Sfyoftel 
unb  if)re  ©etjilfen:  $l)ifippu§,  23arnaba§,  ©üa§, 
Sufas,  SUtarfuS,  Hermes,  3lpoIlo  unb  anbere  be* 
reiften  nidjt  nur  Sßaläftina  unb  Serien,   fonbern 


244  Neunter  ©laubcnSartild. 

fie  befudjten  and)  ©rofc  unb  ßleinafien,  bte  unfein 
beS  SJUttetmeereS,  2Xegt)ptenr  SEljeffalonien,  ©rie* 
d)enlanbf  ^fttyrien  unb  Italien.  £)er  §err  fegnete 
bte  auSgeftreute  ©etat,  unb  fie  faTEjen  ftdj  batb  bon 
einer  ©d)ar  ©laubigen  umgeben,  bte  fid)  „trüber'' 
nannten  unb  als  jotcfye  betrachteten,  ©ie  lehrten 
unb  tauften  biefelben  nid)t  blofj,  fonbern  fie  ric^ 
teten  aud)  ben  ©otteSbienft  bei  tljnen  ein  unb  gaben 
ifynen  ©efe|e  unb  ©ebote,  ©o  entftauben  eigene 
liebe,  bon  ben  gilben  unb  Reiben  getrennte  jfte* 
ligionSgenoffenfdjaften,  S)te  Selenner  berfetben  nannte 
man  „Triften",  liefen  tarnen  erhielten  fie  guerft 
in  2lntiod)ia,  einer  großen  ©tabt  in  ©fyrien, 
mo  5ßetruS  eine  ©emeinbe  grünbete,  bebor  er 
ber  ©emeinbe  in  Sftom  borftanb* 

Slber  bie  äöirlfamleit  ber  Slpoftel  unb  üjrer 
©eljilfen  foHte  fid)  nidjt  auf  eingelne  Drte  be< 
fdjränfen.  ©ie  maren  ja  bie  5)3ofaunen,  aus  meldten 
baS  äßort  ©otteS  bis  an  bie  ©renken  ber  ®rbe 
bringen  fotttc.  ®arum  öerltefjen  fie  bie  ©emeinben 
ttrieber,  menn  fie  biefelben  fyinlänglicb  befeftigt  fetten, 
festen  aber  an  iljrer  ©teile  gotterleud)tete  SJiänner 
ein,  benen  fie  ifjre  Don  ßfyriftuS  empfangene  ©emalt 
übertrugen,  ©o  fe|te  $etruS  in  2lntiod)ia  ben 
^eiligen  3gnatiuS  als  SSorfte^er  ein,  ^oljanneS 
in  ©mtyrna  ben  ^eiligen  ^olfyfarp,  Paulus  in 
Sp^efuS  ben  ^eiligen  £tmotf)euS  unb  in  ßreta 
ben  Zeitigen  Situs.  2km  Paulus  unb  23ar- 
naha§  lefen  mir:  ,,©ie  berorbneien  mit  ©ebet 
unb  haften  Stettefte  in  aEen  ©emeinben  unb  em* 


3$  glaube  an  eine  fjeilige,  fatl)olifcf)e  ßirdje,  :c.  2-45 

pfählen  fie  bem  iQerrn,  an  welken  fie  gläubig  ge* 
morben  waren."    (2tyg.  14,  22.) 

Slber  biefe  betriebenen  Gfjriftengemeinbcn  be* 
ftanben  nidjt  al§  einzelne  für  fid),  ofjne  fid)  um 
bie  anbern  31t  fümmern,  fonbern  fie  bilbeten  alle 
nüteinanber  toieber  eine  große,  über  bie  gange  ©rbe 
fic£)  erftredenbe  ©emeütfdjaft,  meldje  man  bie  ßtrdje 
nennt. 

Hub  ba  gletdj  im  Stnfang  neben,  ber  wahren 
ßirdje  einzelne  ^rrlefyren  unb  ®e!ten  auftraten, 
fo  mürbe  btefe  $ird)e  fdjon  in  ber  Slpoftelgeit  bie 
allgemeine  ober  bie  fatfyotifdje  ßirdje  genannt. 
Unb  mie  bie  einzelnen  ©emeinben  an  ben  2tpofte(n 
unb  bereu  üftadjf olgern,  ben  SBifcpfen,  t£)re  öon 
©ott  gefegten  Wirten  Ratten,  fo  Ratten  alle  23i* 
fdjöfe  in  bem  fjetligert  2lpofiet  ^)etru§  unb  in  beffen 
91ad}folger  auf  bem  ©tufyte  in  D^om  tljren  Dber* 
flirten  unb  tljren  gemeinfamen  23ater. 

1)  ßt)riftu§  ber  £>err  wollte  nidjt  nur  ben 
Seelen  bie  ©nabe  erwerben  unb  burd)  ben  fettigen 
(Seift  mitteilen  laffen,  fonbern  ©r  wollte  aud)  eine 
fidjtbare  Slnftalt  grünben,  in  wetdjer  bie  ©täubigen 
btefe  ©nabe  empfangen  fönnten,  oljne  baf;  fie  in 
Ungewtpeit  unb  3roeifel  feien,  ob  fie  iljr  §eil 
aud)  wirtüd)  fänben.  ®ie  ßirdje  ift  biefe  JQeitS* 
anftatt,  in  welker  (£fjrtftu§  ba%  breifacfye  Slmt 
als  Sefyrer,  jQoljerprtefter  unb  $önig  $u  unferer 
Söegnabigung  unb  SÖefeligung  fortfetjt.  ®a§  28erf 
(£f)rifti  wirb  in  ber  ßiretje  fortgefetst  unb  Doli* 
enbet.    3)urd)  bie  Airdje  unb  in  berfelben  werben 


246  Neunter  ©laubenSctrtifet. 

mir  gut  ©emeinfctiaft  (grifft  aufgenommen  unb 
werben  mir  ©lieber  jenes  get)eimni§Dotten  SeibeS, 
beffen  §aupt  Sljriftu§  ift 

2)  SSorgebitbet  mürbe  im  alten  23unbe  bie 
ßirdje  buxdj  bie  9lrdje  üftoe§,  in  melier  allein 
Rettung  gegen  bie  ©ünbftut  3U  finben  mar. 

(I.  3Jbj.  6,  14.) 

8)  Sttefe  §eit§anftatt  ift  unb  mu|5  fein  eine 
f tdtjtb axe;  benn  fie  befielt  au§  ber  ©efamttjeit 
ber  auf  ©fyrifti  Flamen  ©etauften  unb  im  wahren 
©tauben  bereinigten,  ^n  biefer  fict)tbaren  ßirdje 
giebt  e§  üerfdjiebene  2lemter  unb  SSorftetjer,  auf 
bie  man  Ijordjen,  unb  benen  man  gef)ord)en  muj3, 
unb  an  bie  man  fidj  menben  famu 

„(£t)riftu§  felbft  t)at  einige  gu  SIpoftetn, 
einige  gu  $ropt)eten,  einige  3U  ©öange* 
liften,  einige  aber  gu  §irten  unb  öe^rern 
berorbnet  für  bie  23erbollfommnung  ber 
^eiligen,  für  bie  Ausübung  be§  SD tenft e§r 
für  bie  ©rbauung  be§  SeifeeS  ßljrtftt/ 
(&$.  4,  11—12.) 

%n  biefe  SSorftefjer  ber  ßir^e  !ann  ber  ©tau* 
feige  fidj)  menben,  unb  im  beftimmten  gälten  muß 
er  fict)  an  fie  menben*  ©0  namentlich,  menn  ein 
23ruber  gefünbigt  Ijat  unb  auf  gute  Ermahnungen; 
bie  ifym  guerft  unter  öier  Singen  unb  fobann  bor 
einem  ober  gmei  ober  brei  3'eugen  gegeben  mürben, 
ntdjt  achtet. 

3)er  ßirdje  ßljrtftt  ift  bie  ©ä)tüffetgematt  über* 
geben,  unb  ma§  fie  auf  ©rben  löfet  ober  binbet, 


3d)  glaube,  an  eine  Ijeütge,  fatf)o(ij<$e  Kirdje,  :c.         247 

ba§  wirb  aud)  im  Fimmel  gelöft  ober  gebunben 
fein.  (9ftattf).  16,  19.)  SXber  nur  eine  fidjtbare 
ßirdje  fann  auf  ©rben  löfen  nnb  binben. 

©fyriftuS  öergletd^t  bte  ßirdje  mit  einer  Stabt 
anf  bem  Serge  (Sftattf).  5, 14.),  mit  einem  Sidjt 
anf  bem  Send)ter  (50lattlj>  5, 15.) ,  mit  einem 
5  dj  äfft  all,  in  melden  ber  gute  Jpirt  bte  öerbe 
füfjrt.  '(3o5.  10,  16.) 

4)  35ie  ßirdje  ift  bie  Täterin  nnb  bie 
23emaf)rerin  be§  ©laubenS,  bie  ©äule  nnb 
bie  ©runbfefte  ber  äßafjrfyeit.  (J.  Sttm.  3, 15.) 
®ie  Sßafjrfjeit  aber  fann  nnr  ©ine  fein,  nnb  atte§, 
ma§  mit  ber  in  ber  «fötrdje  niebergelegten  SBabrljeit 
nidjt  übereinftimmt,  ift  Unmaf)rt)eit  nnb  nidjt  üon 
©ott.  (Siebt  e§  nnr  eine  Söafyrfjeit,  fo  giebt  e§ 
audj  nnr  einen  ©tauben,  nnb  giebt  e§  nnr  einen 
©tauben,  fo  fann  e§  aitcf)  nnr  eine  $ird)e  geben, 
in  melier  btefer  ©tanbe  gu  finben  ift 

„(Sin  Öeib  unb  ein  ©eifi,  fotoie  ifjr  and) 
berufen  f et b  gu  ©iner  Hoffnung  eures  SBe* 
rufe§.  ©in  £>err,  ©in  ©taube,  ©ine  Saufe/' 
(6^.  4,  4-5.) 

S)arum  fpratf)  ber  Jgerr  and)  gu  $etru§:  „2Iuf 
bie jen  Reifen  will  3$  meine  «föirctje  bauen."  Jgätte 
©r  mehrere  «Sirenen  grünben  motten,  fo  tjätte  ©r 
lagen  muffen:  meine  «föirtfien,  ober:  2Iuf  biefen 
Reifen  mitt  %d)  eine  meiner  ßirdjen  bauen. 


248  Neunter  ©IcutbenSartifel. 

1)  33etrad)te  bie  unenbtidje  ßiebe  be§  breiartigen 
©otte§,  ber  bie  (Seelen  ntdjt  in  _3tt)etfel  unb  Ungetüi^ijeit 
über  tljr  Seelenheil  laffen  to'iä. 

„©ott  foill,  baJ3  alle  3Jlcnf d^cn  felig  tocrbcn, 
unb  jur  ©rlenntniS  ber  SSaijrljeit  gelangen." 
(I.  Jim.  2,  4.) 

2)  35etrad)te  bie  unenblid)e  2Bet8f)eit  ©otteS,  toeldjer 
eine  fid)tbare  ßtrdje  grünbete,  bamit  alle  fid)  an  biefelbe 
menben  unb  iljr  Seelenheil  erreichen  fömtett. 

3)  23etrad)te  bie  gro^e  ©nabe  betner  2Iu3er  = 
toäljlung.  S)er  §err  fiat  btd^  tior  Dielen  SEaufenben,  ja 
9Jltttionen  betrugt  unb  fdjon  bei  ber  ©eburt  burd)  bie 
^eilige  Saufe  ben  Söeg  pr  ßird)e  ©otte§  ftnben  laffen, 
ttmljrenb  nod)  Saufenbe,  ja  9Jltfftotten  in  ber  f^tufternis 
fdjmacfjten  unb  im  ©Ratten  be§  £obe§.  ®afür  fei  redjt 
banfbar  unb  Ijalte  feft  unb  treu  ju  biefer  unierer  ^eiligen 
3Ruttet. 

4)  23ebenfe  aber  and),  ba§  bu,  toeil  bu  in  ber  ftaljren 
ßircfje  bift,  aud)  ftrenger  gerietet  ttrirft.  Sßem  tuet  gegeben 
ift,  toon  beut  ttirb  triel  Verlangt,  ßebft  bu  nid)t  nadj  ben 
©runbfätjen  ber  ßirdje,  fo  ttrirb  ein  ftrengereä  ©eridjt 
über  btd)  ergeben,  ate  über  bie  Reiben.  3)arum  maljnt 
ber  2fyoftei: 

„üöefleifteteud),  euern35eruf  unb  euere  21  u§= 
crtoäljlung  burd)  gute  2ßer!e  genufj  ju  tnad)en." 
(II.  «petr.  1,  10.) 

§  32.  ^on  ben  gtgettfdjaffett  ober  $emtjjetd)ett 
ber  &ix$e. 

£)ie  <®ird)e  nennt  fiel)  eine,  ^eilige,  fatljo* 
lifdje  unb  apoftoltf d^e  ßtrdje.  S)a  btefe  @i* 
genfdjaften  fcfyon  im  ©lauBenSbelenntmffc  (©fym* 
Mum)    aufgeführt   werben,    fo    werben    jte    bie 


%i)  glaube  an  eine  Ijeilige,  fatfyolijdfoe  ®ircf)e,  :c.  249 

ft)mboüfd)en  ©igenfdjaften  genannt.  2tu3  iljnen 
fönnen  mir  ba§  gange  Sßefen  unb  bie  gange  2luf= 
gäbe  ber  fördje  erfennen,  unb  man  fann  batjer 
gang  furg  jagen:  „®ie  maljre  ßiräje  ift  ein§  in 
ifjrer  ©eftalt,  beitig  in  ibrem  ©cljatt,  apoftotifd) 
in  ifyrer  §  er  fünft  unb  fatfjoüfd)  in  itjrem  Itm^ 
fang  unb  3m  ed" 

L  Sir  Enijrit  öpr  ßirrJjF. 
SDa§  erfte  unb  notmenbigfte  minimal  ber  wahren 
Äviräje,  alfo  ber  ßird)e  ©otte§,  ift  bereu  ©intjeit. 
®ie§   ge^t   au§   ber  Betrachtung  fotgenber  fünfte 
Ijerüor: 

a)  ©ie  $ird)e  ift  ber  Seib  (£l)rifti.  3u  biefem 
2eib  muffen  mir  alle,  bie  mir  in  S^rifto  getauft 
finb,  3ufammengefügt  fein.  @§  giebt  aber  nur 
einen  Seib  Kfyrtfti,  unb  biefer  eine  Seib  Ijat  nur 
einen  ©eift. 

„  © I e i c£)  mie  ber  ßeib  ®iner  ift  unb 
Diele  ©lieber  t)at,  alte  ©lieber  be§  Seibe§ 
aber,  obfdjon  iE) r er  ö tele  finb,  bocl)  ©in 
Seib  finb,  alfo  aucl)  S^rtftuS.  ®enn  buref) 
ßtnen  ©etft  finb  mir  alle  311  Sinem  Öeibe 
getauft."    (L  Äor.  12,  12—13.) 

G§  fann  alfo  nur  eine  $irdje  geben. 

b)  (£f)rtftu§  ber  £>err  ift  gefommen,  alle  SJIen* 
feiert  3ur  Seligfeit  gu  berufen,  aber  bie  9D!enfcf)en 
fottten  mit  dfirifto  6in§  fein,  mie  Gr  mit  bem 
23ater.  2)arum  betete  ber  £>err,  beüor  ®r  feinem 
Setben  entgegenging: 


250  Neunter  ©laubenSartifel. 

„$d)  bitte  nidjt  für  fie  (bie  Sipoftel) 
allein,  fonbern  aud)  für  biejenigen,  roeldje 
burdj  tljt  2Bort  an  9JHd)  glauben  werben, 
bamit  alle  ©in§  feien,  rote  ®u,  23ater,  in 
Wlix  bift,  ttnb  3d)  in  £)ir  bin,  bamit  and) 
fie  in  Un§  ©in§  feien."    (»  17,  20.  21.) 

©IjrifiuS  ift  aber  gugtetd)  ber  gute  Jpirt,  roeldjer 
un§  atte  um  fidj  l)erum  öerfammeln  rotff,  aber 
nur  in  einem  ©djafftaE,  in  einer  $ird)e: 

„2;dj  Ijabe  nod)  anbere  ©djafe,  bie  ntdjt 
au§  biefem  ©d)afftalle  ftnb;  aud)  biefe 
tnu.fj  "Sdj  herbeiführen,  unb  fie  roerben 
meine  (Stimme  Ijören,  unb  e§  roirb  ©in 
©djafftall  unb  ©in  &ttt  .roerben."  (3M&.  10, 16.) 

2sn  biefer  $ird)e  ift  nur  ein  ©laube,  roie 
e§  ja  nur  eine  SBaljrljett  geben  !ann. 

„©in  £eib  unb  ©in  ©eift,  roie  iljr  aud) 
berufen  feib  gu  ©iner  Hoffnung  eure§ 
23erufe§.  ©in  Jgerr,  ©in  ©laube,  ©ine 
Saufe,  ©in  ©ott  unb  23ater  aller,  ber  ba 
ift  über  alle  unb  burd)  altes  unb  in  un§ 
allen."  (6j>$.  4,  4-6.) 

2öie  bie  $irdje  jetjt  ift,  fo  roar  fie  alle  3^t, 
unb  roie  fie  bei  un§  ift,  fo  ift  fie  auf  ber  ganzen 
©rbe.  2Bo  aud)  ber  fatljolifdje  ©I)rift  l)infommeu 
mag,  fo  finbet  er  fidj  al§  ßinb  ber  $irdje  Ijeimifdj, 
felbft  bann,  roenn  er  bie  ©pradje  be§  ßanbe§  nidjt 
einmal  üerfteljt;  benu  er  finbet  für  feine  ©eele  ba§; 
felbe  Opfer,  ba§felbe  Heiligtum,  ©r  finbet  überall 
unfere  ficilige,  fatfjotifdje  ßirdje. 


3d)  glaube  an  eine  IjetHge,  fattjolijcfje  Sirdje,  K.         251 

2.  Bir  %riüQfcrit  örr  ßirrijf. 

2£ie  bie  ©tnl^ett  eine  burdjauS  unumgängtidje 
ßigenfdjaft  ber  ßtr^e  ift,  fo  tft  e3  aud)  bte  §ei* 
(igfeit.  3)ie  raafyre  ßird)e  ift  heilig;  benn  ba  ba§ 
JQaupt,  (£fyriftu§,  l)eilig .ift,  fo  rnufs  e§  aud)  ber 
Seib  fein.  ®e§f)alb  ift  KfyriftuS,  ber  £)err,  ge* 
ftorben,  um  burd)  fein  ÜBIut  bie  $ird)e  3U  ^eiligen. 

„SljriftuS  f) at  bte  $ird)e  geliebt  unb 
jtd)  felbft  für  fie  (jingegeben,  um  fie  311 
Ijeiligen  unb  31t  reinigen  in  ber  Söaffer* 
taufe  burd)  ba§  2Sort  be§  Seben§,  um  felbft 
f) e r r I i ci)  bie  $ird)e  fidj  b arguft eilen,  0 ^ n e 
931alel,  o^ne  Diun^elober  etwa§  ber  gleiten, 
fonbern  baf;  fie  fyeilig  unb  unbefledt  fei." 
(g^.  5,  25—27.) 

ßfjriftus,  ber  §err,  Ijat  für  bie  ©einigen  ge* 
betet,  nid)t  nur,  ba$  fie  einig,  fonbern  aud),  bafj  fie 
f) eilig  feien: 

„^eilige  fie  in  ber  2öal)rl)eit.  —  3d) 
^eilige  2Jtidj  felbft  für  fie,  bamit  aud)  fie 
in  ber  Sßaljrljeit  geheiligt  feien." 

(3o$.  17,  17.  19.) 

■Darum  finb  aud)  bie  ©laubigen  gur  Jpeiligfett 
berufen. 

„(Sott  fjat  un§  in  Sfirifto  erwählet  üor 
©runblegung  ber  2Belt,  bafj  mir  Ijeilig 
unb  untabelljaft  üor  3^  feien  in  Siebe." 

(«rt.  i,  4.) 

G§  !ann  alfo  aud)  nur  eine  $ird)e,  toeldje 
fjeilig  tft  unb  roirfttd}  ^eilige  in  iljrer  sJJÜtte  befttjt, 


252  Neunter  ©laubeneartifel. 

bie  ßtrdje  $efu  (grifft  fein.  ®a§  tft  nun  aber 
aud)  leine  anbete,  als  bie  römifct)*!  atfyolifdje 
$irtf)e;  benn  fie  tft  bie  einzige,  meiere  md)t  nur 
innerlich  Ijeitig  ift  unb  Jpeitigfeit  Verlangt,  fonbern 
audj  in  itjren  ©liebern  Zeitige  erhielt  fyat,  unb 
forttt)äf)renb  erhielt,  atfo  ba$  bie  fjrü^te  be§  @eifte§, 
ber  jte  heiligt,  aud)  aufjerltdj  in  bie  ©rfcfyeinung 
treten. 

a)  Sie  fatt)olifd)e  ße^re  bertangt  unb  be* 
ättedt  ^eitigleit  ®ie  toetft  3.  95.  ben  ©ünber 
|in  auf  btn  aftbarrnKjergigen  ©ott,  ber  audj  ben 
größten  Sünbern  öerget^t. 

b)  ©benfo  fjabett  bie  ©aframente  ber  fa* 
tfyoltfäjen  ßirtfie  gum  ©nb^med  bie  Heiligung  ber 
©mpjangenben,  unb  gmar  alle  ofjtte  2lu3naf)me. 
Unb  ebenfo  fotten  bie  ßirdjengebote  bei  ben  ©lau- 
bigen ba§  ©treben  itad)  Jpetltgfeit  unterfiütjen  unb 
fie  im  Kampfe  gegen  ba§  23öfe  üben  unb  [tariert, 
tote  bie§  namentlich  burd)  gemiffen^afte§  SBcobad^ten 
be§  $aftengebote§  gefdjteljk 

c)  $Die  ©ebote  unb  Mittel,  metdje  bie  fatfjo* 
lifdje  $ird)e  ben  ©laubigen  an  bie  §anb  giebt, 
fyaben  Saufenbe  unb  abermal  Saufenbe  fdjon  auf 
biefer  (Srbe  gur  ©tufe  ber  ipeiligfett  gelangen  taffen. 
9itdjt  nur  bie  3£pofieI  unb  erften  jünger  bürfen 
mir  at§  Zeitige  bereitem  Qu  alten  3eüen  ber  ßirdje 
tjat  e§  ^eilige  9Jlartt)rer,  SBefenner,  Seigrer,  3ung* 
fratten,  Söitmen,  ^eilige  ßinber  gegeben. 

Unb  nid^t  M0J3  bie  Seiten  ber  erften  djrtftlidjen 
«fötrcfye  unb  ba§  Mittelalter  tjaben  ^eilige  fjerüor* 


3df)  glaube  an  eine  Ijeüige,  fatJjoItjdje  Kirdje,  tc.         253 

gebracht.  Qu  äffen  Reiten  I)at  bie  £raft  ©otte§ 
in  ber  ßirdje  gewieft  Seit  bem  $al)u  1500  bis 
auf  unfere  Sage  fonnten  96  Verstorbene  unter 
bie  3^^  ^er  fettigen  unb  320  unter  bie  Qalijl 
ber  Seligen  aufgenommen  werben.  Nation  ftarben 
297  qI§  SJtartyrer. 

Unb  tter  jjaljlt  bie  Millionen  frommer  Seelen, 
meldte  ftiff  unb  unbefannt  ©ott  bienten  in  Sßcrfen 
ber  ^römmigfeit  unb  ber  2tbtötung,  ober  in  Söerfen 
ber  23arml)er3igfeit  unb  ber  9Md)ftentiebe,  beren 
Dlamen  bie  SBelt  bergeffen  ober  nie  fennen  gelernt 
bat,  bie  aber  etngefdjrieben  finb  im  23ud)e  be§ 
Öebens? 

Unb  ©ott  §at  bie  Jpeitigfeit  Dieter  Seelen  in 
ber  $ird)e  burd)  Sßunberlrafte  beftätigt,  auf  baf} 
fie  3eugni§  Don  Sfjrifto  geben  unb  beftätigen  fonnten, 
ba£  bie  «Kraft  be§  2Iüerfyödj)ften  nidjt  fcf)tDad£)  ge< 
korben.  So,  um  nur  gtuei  93eifpxele  au§  um 
galligen  fyerüorgufieben,  feilte  beseitigen  23ern* 
fjarb  t)on  61  cur  Daus  an  einem  Sage  in  einem 
einzigen  Crte  bei  üieinfelben  f  xüo  er  burd)fam, 
9  231inbe,  10  Saube  unb  Stumme,  18  Jginfenbe 
unb  Saline.  Unb  bei  ber  §eiligfpred)ung  beS  ^eiligen 
Sngnattuö  tion  Soljota  fonnten  260  unbe* 
ftrittenc  äöunber  aufgeführt  merben.  Soldje  Qtu^ 
nifje  entbehren  äffe  anbern  Oietigion§gemeinfd)aften. 

5.  Sir  fiattjolintät  oörr  öif  jBIIgnnnnijfit  ö*r  ßirrfjr. 

a)  Sie  ßirdje  ©otteS  muft  alfo  311  alten 
Seiten  beftanben  tjaben  unb  nodj  befielen,    Sie 


254  Neunter  ©foubenSarttfet. 

barf  nie  untergegangen  unb  ruteber  ertoedft,  fie  barf 
nie,  wenn  au$  nur  lurge  ^txt,  unterbrochen  mor* 
ben  fein,  ©djon  biefer  einzige  Umfianb  bridjt 
über  ade  Selten  bm  (Stab*  3)er  (£l)rifi  mufj  fiel) 
an  bie  beftefyenbe  $irdje  galten,  er  barf  nicfyt  ber 
befte^enben  &hü)t  eine  neue  $irä)e  entgegenfe|en. 

5We  SMigionSgemeinfäjaften  Ijaben  fidj  einen 
Flamen  beigelegt,  ber  fie  üon  anbern  untertreiben 
foll.  ®iefer  Seiname  allein  jd)on  beutet  an,  ba£ 
e§  eine  $eit  gegeben  l)at,  in  welker  fie  nidjit  eji* 
ftierten.  äöir  miffen  tion  allen  Selenntniffen,  um 
melclie  3eit  fie  auffamen,  unb  mer  ifjr  Stifter 
mar.  23or  5Dlontauu§  gab  e§  leine  9#ontaniften, 
bor  Dloöatian  leine  üftobatianer,  bor  2lriu§  leine 
2lrianer,  bor  Sutfyer  leine  2utl)eraner,  bor  ©albin 
leine  ßatbiniften.  9hir  bie  römiftije  ßird)e  nennt 
fiel)  unb  f)at  fiel)  bon  je^er  genannt  bie  latljolifefye, 
oljne  baf;  i^r  biefer  91ame  ie  einmal  ftreitig  ge* 
matf)t  morben  märe. 

b)  2ßie  bie  «Kirche  geftiftet  ift,  um  für  alle 
Seiten  gu  befielen,  fo  ift  auei)  beftimmt,  atte  9Jtem- 
fielen  an  allen  Drten  in  fid)  aufzunehmen,  meldte, 
nad)bem  fie  bie  befeligenbe  Seigre  be§  ©bangetiumS 
lennen  gelernt  ^aben,  bem  3uge  ber  götttidien 
Qbnabt  folgen  unb  in  fie  eintreten  motten.  ®arum 
erhielten  bie  2lpoftel  unb  bie  jünger  ben  Auftrag: 
,,©el)et  I)in  unb  lehret  alle  Söller." 
(3ttatt§.  28,  19.) 

Unb  ber  ^eilanb  berficlierte  au§brüdti($:  „©§ 
wirb    biefeS   ©bangelium   bom  9teicöe  in 


3$  glaube  an  eine  fjeilige,  fatljolijdje  ®ircl)e,  :c.  255 

ber  ganzen  Söclt  allen  23ölfern  zum  $eug; 
ntffe  geprebigt  werben."    (3KatÜ).  24, 14.) 

c)  ©iefem  Sluftrag  f)at  nun  bie  römifdje  $irdje 
tion  ben  Reiten  ber  2lpoftet  bis  auf  unfere  S^tcn 
ummterbrodjen  fid)  unterzogen.  öm'twätjrenb  finb 
©enbboten  be§  göttlichen  2Öorte§  bon  ifyr  auSge* 
gangen  unb  Ijaben  in  allen  SMtteilen  ba§>  ©ücm* 
gelium  berfünbet.  Unb  fie  fabelt  ganze  Sßölfer 
befeljrt,  unb  JQunberttaufenbe,  bte  im  ©Ratten  be§ 
Iobe§  wanbelten,  Kraben  bem  ßtcfyte  unb  bem  Seben 
fid)  zugewenbet.  ©3  ift  ganz  erftaunlidj,  wie  bie 
S^ätigfeit  ber  9JUffionäre  ber  römifdjen  $ixdje  ge* 
fegnet  mürbe.  Slttein  ber  ^eilige  ^rangiSfuä 
£atieriu§  (f  1552)  3.  23.  belehrte  nur  in  einem 
931onat  in  Sraöanfor  in  ^nbien  10,000  ©ötien* 
biener,  fo  ba§  45  ßtrdjen  gebaut  werben  mußten. 

d)  S)a  bie  fat^olifd^e  $irct)e  über  bie  ganze 
ßrbe  Derbreitet  ift,  fo  ift  fie  aud)  bieten  Singriffen 
ausgefegt,  ®§  giebt  feine  3eit,  in  welker  fie  ntdjt 
in  bem  einen  ober  bem  anbern  Sanbe  Verfolgung 
leibet.  2)e§nngeacf)tet  bezeugt  fdjon  bie  3a!)l  ber 
23efenner,  bafj  fie  bm  Dlamen  „atigemeine  ßirdje" 
berbient;  benn  bie  $at)l  ber  ßatfjotifen  auf  bem 
ganzen  Grb!rei§  beträgt  218  Millionen,  wäljrenb 
bie  3a^  ber  5ßroteftanten  123  5Dlitlionen  betrögt. 
Vlber  bie  218  3JHftionen  ßatfyolifen  finb  im  ©tauben 
einig,  watjrenb  bie  123  Millionen  ^roteftanten  in 
ungefähr  300  Seften  gerfatten,  öon  beren  £)ie* 
nern  ein  jeber  etwas  anbereS  prebigt,  tion  beren 
©laubigen  ein  jeber  glaubt,  wa§  er  will-     S)iefe 


256  Neunter  ®lauben§artifel. 

beflagen§merte  gerriffenfyeit  betneift  untiriberlegtid), 
baft'bte  römifd)e  &ird)e  fid)  mtt;9iedjt  bie  fatljo* 
lifd)e  nennt, 

4,  Sir  jftpaftolijität  tor  ßirdjf. 

©ie  töaljre  $ird)e  3^  (Sljrtftt  muJ3  nottoenbtg 
a^oftolifd)  fein.  25te  Styoftel  ^auptfäd^ltdE)  fjaben 
ben  Auftrag  erhalten,  bie  Seljre  $efu  ßljüfti  311 
prebigen,  bie  ©aframente  gu  fpenben,  bie  ßtrdje 
3U  regieren  unb  wo  immer  eine  ßird)e  fid)  für  bie 
ßiräje  $efu  ß^rifti  ausgeben  wollte,  ba  nutzte  fie 
nadjtoeifen,  bafj  fie  jene  fidjtbare  ©efeüfdjaft  fei, 
tteldje  bie  Slpoftet  gegriinbet  tjaben  f  unb  meiere 
fid)  bi§  auf  unfere  $eit  forter^alten  I)at, 

"i, :$$i  f eib  erbaut  auf  bie  ©runbbefte  ber  SfcpofteL  * 

(@$.    2;   20.) 

a)  Sie  ma^re  ^irdje  barf  r  ime  bie  ^eilige 
©djrtft  bie§ .  auSbrücfltdj  bezeugt,,  niemals  aufhören. 
3t)re  23ifd)öfe  unb  ^äpfte,  meldte  tum  ©ott  beftettt 
finb,  bie  ßirdje  gu  regieren,  bürfen  alfo  nie  eine 
Unterbrechung  erlitten  Ijaben,  fonft  Ijätte  ja  bie 
Mrdje  aufgehört  gu  fein.  sJfrtr  baburd),  bafj  bie 
Söifdjöfe-  unb  .'trieft er  ber  Mrdjefid}  gettriffermafjen 
bie  jQänbe  reiften  unb  eine  ununterbrochene  $ette 
bilbeten, fonnte  man  bie  ma^re  «ßirdje  öon  ben 
fatfdjen  ©eften,  bie  ttrittfürltdj  gewallte  -Sßorfte^er 
Ratten,  unterfdjetben.  S)ie§  t)ob  fcfyon  Sertullian 
(200  n-  (£t)r.)  Ijerbor,  inbem  er  öon  ben  ßeijcrn  f djrieb : 

„(Sie  f ollen  ben  Urfprung  tljrer  <JRird)e  auf* 
weifen.     6ie    foHen    bie    Slufeinanberfolge    iljrer 


kenntet  Ö>Cau6eusarftfieC. 

(Eine  ^eilige,  allgemeine  d?rift(itf?e  Kird?e.  --  (Semeinfcfcaft 
öer  Beiliacit. 


3$  glaube  an  eine  fjeiltge,  fat&olifd&e  Ktrdfje,  ic.         257 

23tfd6)öfe  Dom  erften  2tnfange  t)er  geigen  f  fo  ba£ 
iljt  erfter  üBtfdjof  einen  öon  ben  Stpoftetn  ober  öon 
hm  apoftotifdjen  SJiämtern,  mit  bem  er  in  ©e* 
meinfdjaft  ftanb,  gum  SBorfaljren  J)abe." 

SBemi  nun  bie  ßetfer  fdjon  31t  be§  alten  Ser* 
tuttianS  3e^en  bie§  ntdjt  fonnten,  um  wieviel  we* 
niger  werben  bie  ©eftenftifter  fpäterer  ^^unberte 
e§  tfjtm  fönnen.  Um  nur  ein  SSeifptel  anjufül^ren: 
2Barc  e§  mdjt  tädjerüd),  wenn  mcm  behaupten 
.mottle,  ßuffjer,  ßalüin  unb  S^mglt  feien  bie  redjt* 
mäßigen  9iadjfoIger  ber  JBifdjöfe  gewefen,  bie  fie 
3U  5)3rieftern  gemeint  Ratten,  nadjbem  fie  bod)  öon 
benfelben  abfielen? 

b)  dagegen  lann  bie  römtfd^^at^o'ltfd&e  $ird)e 
nadjmetfen,  baß  ü)r  jetziges  Oberhaupt  öeo  XIIL, 
ben  ©ott  fegne,  ber  äwei^unbertgweiunbfeä^igfte 
9iacE)folger  be§  §1  2tpoftet§  $etru§  ift,  fo  ba&  ber 
Sötjdjofsfi^  in  9^om  freute  nodj,  unb  gwar  er  allein, 
ber  apofiolifdfie  ©tul)l  genannt  wirb.  Unb  fie 
fann  nadjmeifen,  ba£  e§  in  ber  gangen  äßelt  feinen 
fatljoftfdjen  33ijtf)of  giebt  ober  je  gegeben  Ijat,  ber 
ntc£)t  mit  bem  römifctjen  Stuhle  in  Sßerbtnbung 
ftänbc  unb  jtdj  nidjt  bemfelben  unterwürfe.  (Sine 
fotc£)e  fortbauernbe,  atten  ©türmen  unb  Eingriffen 
2ßiberftanb  teiftenbe  ©efettfdjaft  ftet)t  einzig  unb 
atteiu  ba  unter  atten  menfäjlidjen  Bereinigungen; 
an  iljr  ift  erfüllt  bie  23er£)eiJ3ung   be§  §eitanbe§: 

„£u  bift  5)3etru£,  unb  auf  biefen  O^fcn  Witt 
3cf)  meine  ßirdje  bauen,  unb  bie  Pforten  ber  Jgötte 
werben  fie  nicl)t  überwältigen."   (SDtattf).  16,  18.) 

3roölf  G&faubenSavttfef.  17 


HH 


258  Neunter  ©IcmbenSarttfel. 

3)te  ßirdje  ift  eine  SSerfammlung,  eine  ©efeH- 
fc£)aftf  eine  Bereinigung  öon  ^3erfonen,  bie  in  geift* 
lieber  §infid)t  eine  grofje  ©emeinfdjaft  bilben,  wie 
bie  ©efamtijeit  einer  getoiffen  9Jlenge  Bürger  ben 
©taat  bitben,  ©ine  jebe  jotdje  fidjtbare  ©efeftfcfyaft 
bebarf  einer  ©lieberung,  einer  23erfaffung  nnb  eines 
Oberhauptes*  Unb  ba  bie  ßirdje  ntdjt  eine  bürgere 
lidje,  fonbern  eine  Don  ©ott  gegrünbete  ©emeiiv 
fd^aft  ift,  mufj  xt)re  SSerfaffung  audj  eine  öon  ©ott 
georbnete  fein.  Sa§  Oberhaupt  ber  $trdje  ift  ber 
©tedöertreter  (Sl)rifti,  ba§  fidjtbare  Oberhaupt  aKer 
©laubigen  auf  ®rben,  ttrie  (SljrtftuS  ber  §err  ba§ 
unfid)tbare  Oberhaupt  ber  gangen  ßirdje  ift,  ber 
im  §immel,  wie  ber  auf  ©rben  unb  ber  unter  ber 
®rbe, 

3u  biefem  ©behaupte  tjat  nun  (£II)riftu§  bor 
feiner  Himmelfahrt  ben  t)L  ^}etru§  eingefetjt,  bem 
©r  bceimal  ben  Auftrag  gab: 

„Söeibe  meine  Öämmer;  toetb e  meine 
ßämmer;  toeibe  meine  ©$afe/(3Mj.  21,15— 17.) 

1)  3)te  ^eilige  ©djrtft  bezeugt  flar  unb  beut* 
lidj,  bafj  ßf)riftu§  ben  $etru§  öor  allen  anbern 
Slpoftetn  ausgezeichnet  unb  tljm  eine  Obergewalt 
gegeben  f)abe. 

©tnft  fragte  ber  §err  feine  jünger:  „5ür  toen 
[jatten  3Jtidj  bie  ßeute?"  Unb  fie  jprad^en:  „®inige 


3$  glaube  an  eine  ^eilige,  fatt)oti]df)e  Äirdje,  ic.         259 

für  3°f)anne§  ^en  Säufer,  anbere  für  ®Iia§,  an* 
bere  für  2jeremia§  ober  einen  au§  beu  ^ropfyeten." 
Unb  $efu§  fpracf)  3U  tljnen:  „3$r  aber,  für  wen 
galtet  üjx  SJiid}?"  darauf  gab  nur  (Simon  $etru§ 
Slntwort  unb  fpradj:  „£)u  bift  ßljriftuS,  ber  ©ofyn 
be§  lebenbtgen  ©otte§."  3efu§  aber  antwortete  unb 
jpradj  ju  if)m;  „©elig  btft  bu,  ©imon,  ©ofyn  be§ 
^ona§;  benn  fyletfd^  unb  ÜBIut  T^at  bir  ba§  ntc^t 
geoffenbart,  fonbern  mein  23ater,  ber  im  Fimmel 
ift."  Unb  3$  fage  bir:  „®u  btft  $etru3,  unb 
auf  biefen  S^fen  Witt  3$  meine  ßird)e  bauen, 
unb  bie  Pforten  ber  §ötte  werben  fie  ntc^t  über* 
wältigen,  llnb  bir  Witt  3id)  bie  ©bluffet  be§  Iptm* 
metreiä)e§  geben.  2öa§  immer  bu  binben  wirft 
auf  ©rben,  ba§  fott  audj  im  Fimmel  gebunben 
fein,  unb  wa§  immer  bu  löfen  wirft  auf  ©rben,  ba§ 
fott  and)  im  £ummet  gelöf et  fein. -  (2Jiatt$.  16, 13—19.) 

liefen  Vorrang  erfettnt  aud?  ba§  23er3eict)ni§ 
ber  SCpoftel  an  (2Jcattf).  10,  2.),  weld)e§  bett  *)}etru§ 
ben  ©rften  nennt,  nämtitf)  ntdjt  ben,  welker  %n* 
erft  ein  jünger  be§  {gerat  würbe,  bie§  war  91  n* 
brea§  (3M).  l,  40.),  fonbern  ben,  welker  ber  üor* 
netjmfte  ift   unb   an  ber  ©pttje  ber  Slpoftet  ftefjt, 

2)  S)aj5  $etrus  biefen  Vorrang  aud)  ftet§  au§* 
übte,  erfeljen  wir  aus  ber  ^eiligen  ©djrtft.  ©r  war 
eS,  ber  bie  2tpoftel  aufforberte,  an  ©teile  be§  3uba3 
einen  neuen  Stpoftet  gu  wählen.  (Slpg.  1,  15.)  @r 
toerfiinbigte  am  ^fingftfeft  bor  atten  bie  ßefjre  öont 
©efreu^tgten.  (2tyg.  2,  14.)  ®r  l)ielt  (Seridjt  über 
SlnaniaS  unb  ©aptjira.  (3Ipg.  5,  3.)  ©r  öerridjtete 


260  Neunter  (SfaubenSartifel. 

öa§  erfteSöttnber  an  bemßaljmgeBornen.  (9lpg.3,6.7.) 
S)em  Petrus  warb  bie  Offenbarung  gu  teil,  bafc 
aud)  Reiben,  tote  ber  Hauptmann  (£ornetiu§,  in  bie 
$trd)e  aufgenommen  »erben  bürfen  (2fyg.  10,  47.  ff.), 
unb  gtoar  oljne  oorfyergegangene  53efd)neibung. 

(2tyg.  15,  7.) 

3)  2ju  ber  alten  ßirclje  gtoetfelte  niemanb  an 
bent  Vorrang  be§  §L  s$etru§*  £)er  ©treit  hierüber 
begann  erft,  a(§  bie  ÜBtfdjöfe  be§  neu  erbauten  unb 
jur  faiferltdjen  sJtefibenä  erhobenen  ^onftanttnopet 
fiel)  biefelben  23efugniffe  für  ba§  2ttorgenlanb  an* 
matten,  bie  ber  33ifdjof  üon  9ffom  über  bie  gange 
üirdje  ausübte.  ©te  Setter  unb  SSater  ber  ßtrdje 
finb  in  biefem  fünfte  einig. 

£)er  %  (£fyrt)foftomu§  f treibt:  „*)3etru§  ift 
£>irt  unb  Jpaupt  ber  Stpoftel." 

ßrrfjtf  unö  pusjridjnungrn  öre  J&apftre. 

1)  $ie  Siebte  unb  SBefugniffe  be§  ^fteS  finb  teils 
foldje,  toeld^er  göttlicher  ©tnfetjung  finb,  teils  foldje,  toeld^e 
im  ßaufe  ber  Seit  aus  ber  immer  mefyr  fid)  ertoeiternben 
Regierung  ber  Hirrfje  mit  9iaturnottoenbigleit  fid)  ergaben. 
Semgemäfs  ftetjt  es  bem  5ßapfte  gu: 

a)  ju  f orbern,  ba§  alle  ßirdjen  ber  ©briftenljeit  mit 
üjtn,  als  bem  SJtittefymnlt  ber  ©inigleit,  in  fteter  35er= 
binbung.  fielen  unb  in  biefer  SSerbinbung  bleiben; 

b)  jur  ©rljaltung  ber  ©inigleit  bie  Dberaufftdjt  in 
allem  ju  führen,  toaS  ©laube,  ©ttten,  ßird^enDerfaffung 
unb  «ßirdjenjudjt  anbelangt,  ©efe|e  ju  geben,  Stnorbnungen 
ju  treffen  unb  ausführen  ^u  laffen; 

c)  baS  9ted)t,  bie  äußern  «ßirdjenangelegenljeitett  mit 
ben  toeltlidjen  9Jtäd)ten  burd)  ßonlorbate  (Uebereinlommen) 
3ii  regeln; 


3dj  glaube  an  eine  Reuige,  fattjoliid&e  Kirche,  :c.         261 

d)  ba§  -Red)t,  Hon  ben  33ifd)öfett  urtb  ßirdjentiorftefyern 
Scripte  über  aüc  auf  bie  ßinigleit  ber  «ßtrdje  fid)  be= 
jteljenben  Angelegenheiten  3U  forbern; 

e)  baz  Otectjt,  ©efanbte  unb  Sotfdmfter,  ftänbige  ober 
jetttoetlige,  311  fenben,  um  bte  fird)lid)eu  Angelegenheiten 
an  Ort  unb  Stelle  beforgen  unb  orbnen  ju  (äffen; 

f)  baz  Sßedjt,  allgemeine  <ßird)ent>erfammlungen  etn= 
juberufen,  ben  Söorfitj  babei  311  führen,  bereu  Söefcfjlüfie 
jtt  betätigen,  ju  oerfünben,  ausführen  ju  {äffen,  biefe  üßer= 
fammluugen,  toernt  notoenbtg,  ju  Vertagen  ober  ganj  auf= 
julöfcn; 

g)  ba3  3ted)t,  bei  entftanbenen  ©laubenSftretttgleiten 
©utf  Reibungen  ju  geben; 

h)  bie  33efugni§,  ba§  fetbft  auszuführen,  toa§  ber 
23ifd)of  ausführen  fottfe,  toenn  ber  Söijdjof  ober  eine  an= 
bere  geiftlicfje  SBefjörbe  an  ber  Ausführung  öerfjtnbert  ift 
ober  eine  -ftadjläf  jtgfett  in  ©rfüttung  ifjrer  SjJfltdjt  fid)  ju 
jdjulben  fommen  läjjt;_. 

i)  ba§  Jftedjt,  btejenigen  ju  fdjüfeen,  roetdje  fid)  in 
geifiltdjen  Angelegenheiten  für  gefränft  glauben,  unb  beren 
Berufungen  (Appellationen)  anjurtefjmen.  Sagegen  Ijat  er 
aud)  baz  9ted)t,  nnberfpenftige  ©lieber  tum  ber  <Ktrd)e  au§= 
^uf  djücßcn ; 

k)  ba§  IRed^t,  roenn  es  bie  9fa>traenbigfeit  erfjeifdjt, 
ober  ftenn  ein  befonberer  91u^en  ju  erwarten  ift,  t)on  ber 
Beobachtung  allgemeiner  ßird)engefe|e  ju  entbinben. 

Anwerbern  giebt  e§  nod)  eine  Otet^e  oon  9ted)ten, 
toeldje  mit  Dlotmenbigfeit  bem  Zapfte  aufteilen  muffen, 
unb  bie  er  aud)  mirf(id)  ausübt,  bamtt  eine  georbnete 
>ftird)enregterung  mögüd)  ift.  ©r  ernennt  bie  Äarbittäle, 
beftätigt  bie  2Öaf)I,  Söerjetjung  unb  Abbaufung  ber  33ifd)öfe, 
läßt  Sejtrfe,  too  ©laubige,  aber  feine  33ifd)ofsfi|e  finb, 
burd)  Apoftotifd)e  SJüare  öerroalten  2c. 

2)  Xic  Ausjeidjnungen,  bereu  ber  5ßapjl  fiel)  erfreut, 
finb  l)auptfäd)lid): 

a)  ber  Xitel:    ^eiliger  SBater,   SBifariuS  (etelfoer* 


262  Neunter  ©laubenSarttfel. 

treter,  Statthalter)  ©Ijrifti,  5ßatrtard)  be§  2lfeenblanbe§, 
^rima§  $talien£,  SJtetro^olit  ber  römifdfyen  üixfyenptO'- 
mttä,  33tf(j£)of  Von  Sfom; 

b)  ber  gerabe  §irtenftab,  auf  toeldjem  oben  ein 
bop))elte3  ßteuä  fteljt,  toeldjer  bem  ^apfte  Vorgetragen  tt)irb ; 

c)  bie  breifadje  «Krone  ober  bie  Siara; 

d)  ber  £l)ron  ober  bte  cathedra  Petri,  ber  2tyo= 
ftolifdje  ©tuljl  genannt,  toeldjer  bem  SpaJpfte  al§  bem 
oberften  ßefjrer  ber  ©l)riftenl)eit  Vor  allen  anbern  Sifdjöfen 
äufte^t; 

e)  ber  $uJ3fuf3. 

®er  Sßa^ft  felbft  nennt  fid)  bemütig:  „ßnedjt  ber 
<ßned)te  ©otteS." 

©^reiben  be§  5pa^fte§,  in  freieren  ^au))tfäd)tid)  ©na= 
ben  unb  Privilegien  getoäljrt  ober  minberttucfytige  ©nt= 
f Reibungen  getroffen  toerben,  nennt  man  33reVen.  ©nt= 
galten  biefelben  toidjtige  ©ntf  Reibungen  ober  gefe^tidje 
Seftimmungen,  fo  toerben  fie  Suiten  genannt.  3hmb= 
fcljreiben  be§  5|}a|)fte§  an  fämtltdje  $Bifd)öfe  ber  (£rbe  l^ei^en 
©nctjüifen. 

§  34.  f?ott  ben  gfttfflßfctt« 

£)et  §err  fyatte  gteidj  beim  Stnfange  feines 
öffentlichen  2luftreten§  Männer  um  fid)  gefammelt, 
bte  fein  ©öangetium  in  allen  Säubern  üerfünben 
füllten,  unb  benen  ©r  ben  SBeiftanb  be§  f)eiligen 
©eifte  31t  biefem  3Ber!e  öerljief}  unb  fanbte*  2)er 
©tiangetift  9#attl)äu§  berichtet  un§: 

„£)ie  tarnen  ber  gmölf  2I:poftel  aber  finb  biefe: 
®er  erfte :  6imon,  meldjer  ^3etru§  genannt  totrb, 
unb  2tnbrea3,  fein  23ruber;  3afobu§,  ber  ©ofyn 
be§  gebtbäuZ;  ^ofyanneS,  fein  Sruber;  *ßf)iltp* 
pu§  unb  ^Bartholomäus;  StjomaS  unb  9Jtat* 


$cf)  glcuräe  an  eine  fettige,  fatfjolijdje,  Äirdje  :c.         263 

t f) ä it § ,  bei  Souper;  ^afobuS,  ber  ©oljn  be§ 
3llpl)äu§,  unbS^abbäu§;  Simon,  ber  Sfyarta* 
näcr,  unb  2suba§  ^Sfatiot,  berfelbe,  ber  3$n 
überliefert  fjat."  Siefe  jtoölf  fanbte  ber  £>err  au§; 
fie  füllten  prebigen  unb  jagen:  „£)a§  £)immetreic£) 
ift  nalje."   (3Jlatt$.  10,  1-7.) 

1)  Sie  üon  GfjriftuS  an  feiner  Stelle  au§ge* 
fanbten  Jlpoftel  fotlten  baSfetbe  bretfadje  Slmt  in 
ber  ßirdje  ausüben,  ba§  ber  §eifanb  ausgeübt 
Ijatte:  ba§  ßef)ramt,  ba§  ljoJ)eprieftertitf)e 
unb  ba§  löniglic^e  2lmt.  3u  ben  3XpofteIn  fpraci) 
ber  föerr: 

„2Bte  9JHdj  ber  33ater  gefanbt  f)at,  fo 
fenbe  3$  eu<$."   (3<4  20,  21.) 

„£t)uet  bie  3  (ma§  ber  Jgettanb  beim  legten 
Slbenbtnaljle  tfiat)  31t  meinem  Slnbenfen." 

(8u!.  22,  19.) 

„(smpfanget  ben  l)  eiligen  (Seift.  2B eichen 
iljT  bie  Sünben  nadjtaffet,  benen  finb  fie 
natfigetaffen,  unb  melden  iljr  f-ie  begattet, 
benen  finb  fie  behalten."  (3Mj.  20,  23.) 

Sie  Slpoftel  finb  alfo  bie  mafjren  Stellvertreter 
Gfyrifii,  unb  eS  gebührt  iljnen  besfjalb  bie  ljödjfte 
6f)rfurd)t. 

„2öer  eud)  fjöret,  ber  Ijöret  SJHdj,  unb 
mer  euä)  öeracf)tet,  ber  peradjtet  DJlidj;  raer 
aber  DJHcf)  üeradjtet,  ber  ber  achtet  3)en, 
ber  Wiü}  gefanbt  fjat."   (Suf.  10,  16.) 

2)  2öie  aber  bie  Vollgemalt  beS  ty.  ^etru§ 
notraenbig  auf  einen  üftadjfolger  übergeben  mufjte, 


264  Neunter  ©laubenSaritfet. 

fo  audj  bie  Sßfßdjten  unb  SSefugniffe  ber  übrigen 
,9lpofteL 

3)  S)te#  metdje  gum  Slmte  eines  9lpoftet§  au§* 
gemäht  mürben,  maren  baburd)  Don  ben  übrigen 
©laubigen  gerieben  unb  burd)  iljre  Sßürbe  au§ge^ 
geicfjnet*  Sie  empfingen  eine  befonbere  SB  eil}  e. 

4)  2)ie  9ted)te  be§  StfdjofS  fxnb:  ©r  i(t  ber 
oberfte  §irte  in  feinem  ©prengel,  ben  man  ®iöcefe 
nennt.  Sitte  ©laubige,  atte  trieftet  unb  $lerifer, 
alle  geifilidjen  ^nfiitute  fielen  unter  iljnu  $etn 
©eiftlidjer  barf  irgenb  eine  ftrdjltdje  Munition  aus- 
üben, öljne  feine  SSottmadjt  ober  Erlaubnis.  @t 
!ann  jebe  geiftlidje  ©eraalt  ju  jeber  Seit  gang  ober 
geitraeife  raiberufen.  ©r  allein  barf  auSfpredjen, 
raer  raürbig  unb  tauglid)  ift,  bie  ^eiligen  Söetljeti 
31t  empfangen,  unb  er  attein  erteilt  biefelben  ober 
läfjt  fie  erteilen.  @r  forgt  bafür,  baf}  ©otte§bienft 
unb  ©eelforge  in  Ueberftimmung  mit  ben  ßirdjen* 
gefeiten  tiermaltet  werben,  er  beaufftd)tigt  ben  $le* 
ItgtonSunteradjt  in  $ird)e  unb  ©d)itle,  ober  erteilt 
23ottmad)t  fjier^u.  9JHt  bem  $apft  bilben  atte  23ifd)öfe 
bie  allgemeinen  $ir$enberfammlungen.  ®er  23xfd)of 
berfünbet  bie  Schreiben  ber  köpfte  unb  bie  33e; 
fdjlüffe  ber  ßir^enberfammtungen  unb  erläßt  Jptrten* 
briefe  an  bie  ©laubigen  feiner  Siöcefe.  ©r  attein 
fpenbet  ober  täfjt  fpenben  bie  ©alramente  ber  $ir* 
mung  unb  ber  $riefterraeil)e,  raeiljt  in  ber  $ar* 
raocfye  bie  ^eiligen  Dele  unb  !ann  aud)  befonberS 
fernere  ©ünben  gur  Öo§jprec^ung  fiel)  borbeljalten. 
@r  allein  lonfe!riert,  b,  fj,  toet^t  ober  läfjt  lonfe* 


Sdjj  glaube  an  eine  ^eilige,  fatt)olijd)e  Äird&e,  :c.         265 

frieren  ßirdjen  unb  2tltäre-  £>er  Sötfd^of  genießt  eine 
uorjügli^c  31u§3etd)tumg,  @r  trägt  beim  feierlichen 
©otteSbienft  unter  anberm  bie  2snful  ober  SJhtra, 
eine  bcfonbere  ßopfbebeduug,  mie  bem  Jpofjenpriefter 
Stat.on  fdjon  ein  ßopfbunb  gu  tragen  borgefdjrieben 
mar,  unb  ben  £)irtenft  ab,  ba§  Sinnbitb  ber  getft- 
liiert  Db^ut  über  feine  £)töcefanen.  2lud)  fi|t  ober 
f  niet  er  toäfyrenb  be§  ©otte§bienfte§  auf  einem  %  |  r  o  n  e. 
Selbft  im  geraöl)nticfien  Seben  trägt  er  ein  großes 
Sruftfreug  (^eftorate)  unb  einen  Üftng,  ben  bie 
©laubigen,  welche  mit  üjm  fpredjien,  füffen. 

§  35.  ^on  ben  Tgxieftetn,  ben  JptaJtonett  unb 
ben  tttebent  <$tfmJiertt. 

Dla^bem  ber  öeilanb  bie  SIpoftel  au§gefenbet, 
üerorbnete  ®r  nodj  anbere  giD eiunbfieb engtg  unb 
fanbte  fie  paartoeife  bor  fidj  in  aüe  Orte  unb  in 
alle  ©täbte,  ido  ®r  felbft  Ijinfommen  trollte,  (ßuf.  10.) 

3lud)  biefe  mirften  im  Dlamen  ^efu  SBunber 
unb  Beiden,  fo  baß  fie,  als  fie  ^um  £)errn  jjurücf* 
iefjrten,  fidj  rühmen  fonnten:  „Slucfj  bie  Seufel 
finb  un§  unterbau  in  beinern  tarnen."  (ßuf.  10,  17.) 

1)  Sie  bie  23ifd)öfe  an  bie  Stelle  ber  Styoftel 
treten,  fo  treten  bie  SJJrtefter  an  bie  ©teile  ber  gtpei^ 
unbfiebenjtg  jünger.  ®ie  ^riefter  finb  bie  ©e- 
tjtlfen  ber  23ifd)öfe,  in  ber  Seelforge,  im  >$rebtgt* 
amte  unb  im  Slusfpenben  ber  ^eiligen  Saframente. 

2)  ©leid)  nac^bem  in  l^erufalem  eine  djrtftttdje 
©emeinbe  fid)  gebübet  Ijatte,  fanben  bie  Slpoftel, 
um  fidj  ungefyinbert  ber  SSerfünbung  be§  Sbcmge* 


266  Neunter  ®Icmben§artifel. 

üum§  wtbmen  gu  !önnen,  e§  für  nottnenbtg,  ©e* 
Ijitfen  3U  ertoäljlen,  bie  gum  ttnterfcfyiebe  öon  ben 
^rteftern  Ijauptfädjlidj  bie  Strmenpflege  beforgten, 
2Jtan  nannte  biefe  ©eljilfen  ©iafonen.  (3t^g.  6.) 

^m  Saufe  ber  3^t  würben  bie  SDiafonen  and) 
gu  geiftticfyen  Verrichtungen,  namentlich  gum  Saufen 
unb  ^rebigen,  beigeben-  ©ie  unterftütsten  bie 
^riefter  beim  ^eiligen  Sttej^opfer,  ttrie  bie  ßebiten 
be§  alten  23unbe§  bie  ^riefter  unterftü|ten,  5lud) 
ben  £)ia!onen  mußten,  um  tljnen  ifyre  ©efcfyäfte 
gu  erleichtern,  ©eljilfen  beigegeben  werben,  tüeldje 
man  Unterbiener  ober  ©ubbiafonen  t)ie^  2ßie 
bie  ©iafonen,  fo  empfingen  audj)  bie  ©ubbialonen 
einen  20 eil) e,  SBeibe  SBeifyen  gelten  mit  ber  ^rie^ 
ftertt>eil)e  at§  pfyere  SBeifyen,  unb  bie  ©mpfänger 
finb,  toie  bie  ^riefter,  gum  Srebiergebet  unb  gum 
efyelofen  ©tanbe,  tote  jur  ^Beobachtung  eines  geift* 
litten  2Banbel§  öetpfüäjitet. 

3)  2)er  ©otte§bienft  ber  ßirdje  ift  ein  ^eiliger 
£)ienft,  unb  geheiligt  finb  alle  fircl)lid)en  SSerridö^ 
tungen,  S)ie  ßirdje  al§  ©otte§ljau§  ift  ein  gel)ei* 
ligte§  §au§,  toeil  gum  ©otte§bienfte  beftimmt,  S)ie 
^um  ©teufte  ©otte§  beftimmten  ©efä^e  finb  Ijeitige 
©efäfje,  unb  alle  £)ienftleiftungen  fotten  mit  ©e* 
nriffenljaftigfeit  unb  ©Ijrerbietung  »errietet  werben. 
2)ie  $ircl)e  T^at  baljer  alle  lirc^lid)en  Verrichtungen, 
bie  £mt  be§  §aufe§,  bie  Dbfyut  über  bie  ^eiligen 
©efafje  u.  f*  to.  befonber§  guöerläffigen  Scannern 
anvertraut,  bie  fte  au§  ber  3^1  ber  £auglid)en 
au§toäl)tt,  unb  benen  fie  unter  ©ebet  ebenfaEö  eine 


3$  glaube  cm  eine  fjeilige,  fatfjolifc&e  ^ircfje,  !C.         267 

SBeifie  erteilt,  ©otdjer  Soeben  gießt  e§  bier,  meldje 
bie  ntebern  Sßei^en  genannt  werben,  unb  gmar 
finb  bie§  öon  unten  angefangen: 

a)  Sie  SBeilje  ber  £f)ürl)üter  ober  Oftiartcr. 

b)  Sie  Söeifye  ber  Sefer  ober  Seitoren. 

c)  Sie  2öeit)e  ber  SBefdjwörer  ober  ©joretftem 

d)  Sie  2Beif)e  ber  ßeudjtertr äger  ober 
2Uott)tf)en. 

2113  Vorbereitung  auf  ben  (Smpfang  ber  niebern 
2Beil)en  mürbe  benen,  roetdje  fiel)  gum  (Eintritt  in 
ben  getfttidjen  ©taub  melbeten,  bie  Sonfur  erteilt, 
b.  I).  e§  mürbe  tljnen  ein  Seit  be§  Jgaupte§  glatt 
gefroren.  Siefe  Zeremonie  foKte  angeigen,  ba£  fie 
jeijt  nicfyt  meljr  it)re  eigenen  Ferren  feien,  fonbern 
fidj  S^rifto  3U  eigen  geben  wollten, 

§  36.  $etflßd)e  ^ürbenfräger. 

Sturer  ben  eigentlichen  ©liebern  ber  §ierard)ie 
Oßapft,  üßifdjöfe,  ^3riefter  unb  Sialonen)  giebt  e§ 
unter  ben  in  ben  leeren  2Beif)en  ftetjenben  nod) 
geiftlidje  Söürbenträger,  metdje  für  ^nneljaltung 
beftimmter  ^fttdjten  au$  beftimmte  DFted^te  genießen 
unb  befonberer  Stu§3etdjnungen  fiel)  erfreuen,  beren 
Söürbe  aber  erft  im  Saufe  ber  3eit  au§  äußern 
©rünben  gefd)  äffen  mürbe*  Sal)in  gehören: 

a)  Sie  ßarbinäte,  b)  bie  ^}atriard)en,  c)  bie 
Primaten,  d)  bie  ßrgbifdiöfe,  e)  bie  SBetljbifdjöfe. 
ferner  finb  gu  nennen  bie  SBorfteljer  ber  SJlöndjS* 
prben,  meldte  in  ber  ^Reget  Siebte  (Väter)  Reiften, 


268  Neunter  ©laubenSartifel. 

©er  Sfyoftet  ttfyä: 

,,©ebetiebem,tt>a$tljrfd}ulbtgfetb,  ©teuer, 
ftem  ©teuer,  Soll,  toem  3oll,  ©|rfurdjt,  toem 
©fjrf  urdjt,  ©Ijre,  toent  ©Ijre  gebührt,"  (SRöm  13,  7.) 

©idjerlict)  toerben  tr>tr  tior  benjenigen  bie  größte  ©l)r= 
furcfyt  liegen  uub  iljnen  bte  größte  ©Ijre  geben  muffen,  bte 
ber  §err  ju  JBorfteljern  ber  lürcfye  berufen  unb  benen  ©r 
bte  größten  @ä)ä^e  ber  ßtrdje:  bte  rtdjtertidje  ©etoalt, 
ba3  äöort  ©otteS  unb  bte  ^eiligen  ©alramente,  anvertraut 
fjat.  23on  biefen  gilt: 

„9Udjt  tljr  f) abt  3JHdj  ertodljlt,  fünbern  3dj 
Ijabe  eud)  augertoäljlt."  (3oIj.  15,  16.) 

Söte  toir  ben  geiftlidjen  Obern,  in^befonbere  ben  35t= 
fdjöfen  unb  ^rteftern,  ©Ijre  fdjulbtg  finb,  fo  fdjulben  totr 
tljnen  audj  ©eljorfam,  unb  jtoar  einen  billigen  unb 
freubigen  ©e^orfant,  ba  totr  ttriffen,  ba£  alle  tljre  ©ebote 
unb  ©efe|e  nur  unfer  Seelenheil  bejtoeäen.  3n  btn  23i= 
fdlöfen  unb  ^Jrieftern  geljorcfyen  totr  ©Ijrifto,  ber  ju  ben 
2lp  oftein  gefprodjen: 

„2Ber  eud)  Ijört,  ber  J) ort  9JHd);  toer  euä) 
t>crad)tet,  ber  Veraltet  SJHdj;  toer  aber  9Jlid) 
öeradjtet,  ber  toeradjtet  ben,  ber  9Jltd)  gefaubt 
§at."  (8ut  10,  16.) 

§  37.  £te  ltitfef?fßaraetf  ber  $tr<$e. 

,,©ott  tDtU,  baf;  alle  9ftenfdjen  feiig 
tüerben  unb  gur  (SrfenntntS  ber  SOßa^rl^ett 
gelangen."-  (I.  Situ.  2,  4.) 

•Damit  aber  bie§  gefdjicf)t,  mufe  bte  2Baljrf)ett 
allen 'SUtenfdjen  öerfünbet  werben;  benn  nur  ba* 
burtf)  gelangt  ber  SJtenfdj  gur  ©nabe  be§  ©laubenS. 

„S)er  ©laube  fotnmt  üom  Stnfyören,  ba§ 


3<$  glaube  an  eine  ^eilige,  fatljolijdje  ®irdje,  *c.         269 

21nl)ören  aber  Don  her  ^rebigtbeSÜBorteS 
K^rifti/  ßftöm.  10,  17.) 

S)a§  SBort  ©otteS  muß  alfo  Derfünbigt  töerben. 
©§  ttrirb  aber  öerlünbigt,  gleidjDiel  ob  e§  gepre- 
bigt  ober  in  ber  fettigen  ©djrift  gelefen  wirb* 

SDa  nnn  aber  bie  {görer  nnb  Sefjrer  be§  gött- 
lichen SBorteS  31t  allen  3eiten  fd6)tx)adt)e  nnb  feljler* 
Ijafte  SJlenfdjen  finb,  fo  Ijat  e§  audj  3n  aller  3eit 
foldje  gegeben,  bie  ba§  SBort  ©otte§  falfdt)  auf* 
faßten  nnb  e§  mit  ifjren  menfdjftdjen  Meinungen 
öermifdjten.  6§  entftanben  gteidj  anfangs  Streitig* 
leiten,  weit  einige,  <ju  benen  unter  anbern  §fyme* 
näu§  nnb  ?ßf)tletu§  gehörten,  Don  ber  2öaf)ii)eit 
abfielen  (II.  £hn.  2,  17.)  nnb  be§t»alb  Dom  SIpoftel 
$autu§  au§  ber  «^ird^e  auSgefdjtoffen  mürben, 

(I.  Zim.  1,  20.) 

(£l)riftu§  l)at  nnn  feine  ßeljre  ber  Don  ^m 
geftifteten  §eit§anftalt,  ber  ßirdje  übergeben,  alfo 
baß  fie  bie  Hüterin  nnb  S3ewat)rerin  be§  ©tan- 
ben§  ift. 

23ei  biefer  ßtrdje  aber  ift  ber  ©eift  ber  Söafjr* 
Ijeit,  Don  bem  fie  nie  Derlaffen  wirb,  nadj  ber 
Söerljeifjung  be§  ^etra: 

„Sdj  will  eudj  einen  anbern  Sröfter  geben, 
baß  ßr  in  CSro igf eit  bei  eud)  bleibe,  ben 
©eift  ber  2ßal)r^eit/   (3o§.  14,  16.  17.) 

So  lange  bie  Hircf)e  Dom  ©eifte  ©otte3  nidjt 
Derlaffen  wirb,  lann  fie  niäjt  irren,  ©er  ©eift  ber 
2öaf)rf)ett  aber  bleibt  in  ßttrigfeit  bei  ber  $irdje. 
3öa§  alfo  bie  ßirdje  gu  glauben  Dorftcüt,   ift  ge* 


270  Neunter  ©iaubenSartifet. 

offenbarte  Sßa^r^ett.  2öa§  fie  Iet»rtf  muß  jeber 
ßfyrift  mit  jQerg  unb  2Jtunb  befennen,  il)rer  ©nt* 
Reibung  muß  jeber  fid)  unterwerfen. 

Sic  fid^tbare  $ird)e  ©otte§  T^at  alfo  feinen 
Slugenbltcf  aufgehört,  31t  fein*  Sa§  2Bort  ©otteS 
ift  in  ber  $trd)e  nie  Verunreinigt  nnb  mit  SJten* 
fcfyenmort  bermifdjt  morben,  2ltterbtng§  l)at  e§  311 
aßen  Seiten  bie  öerfdjtebenften  Sfrrtefjrer  gegeben, 
aber  bie,  toeld^e  mit  bem  ©tauben  ber  $ird)e  nidjt 
übereinftimmten,  mürben  audj  gu  atten  ^dkn  bon 
ber  ^ircfye  au§gefä)loffen  unb  al§  $e|er  gebranb* 
marft. 

Sie  ßircfye  belehrt  aber  iljre  ©laubigen  burä) 
bie  rechtmäßigen  S^a^folger  be§  s$etru§  unb  ber 
Slpoftel,  b.  I).  burcfy  ben  $apft  unb  bie  ÜBtfdjöfe. 
Sei  biefen  fteljt  ba§  öefyramt,  unb  fonft  niemanb 
in  ber  $ird}e  Ijat  ba§  üled^t  gu  lehren-  Sarum 
mirb  bie  $irdje  gefcfyieben  in  eine  leljrenbe  unb 
eine  fjßrenbe.  Qu  erfierer  gehören  ber  5ßa:pft  unb 
bie  S3tfd)öfe.  3u  ber  fjörenben  $ircl)e  gehören  bie 
©laubigen,  felbft  bie,  meldje  mit  bem  SRcligtonS* 
unterri^te  betraut  finb,  mie  bie  ?ßriefter,  meil  biefe 
nur  im  auftrage  ber  Sötfdjöfe  lehren  unb  nur 
lehren  bürfen,  ma§  bie  $ird)e  3U  glauben  öorfteEt. 

Ser  ^ßapft  unb  bie  33ifdjöfe  finb  e§,  meldje 
mit  $autu§  fpreä)en  fönnen: 

„SBir  finb  ©efanbte  an  ßfyrifti  ©tatt, 
inbem  ©Ott  gleidjfamburd}  un§  ermahnt." 

(II.  <ßor.  5,  20.) 

Saturn   fonnte   unb   burfte    aud)    ber    ^eilige 


Sdj  glaube  an  eine  Ijetficje,  fat^oüjdje  ßirdje,  *c.         271 

SBtfd^of  2Iugufttnu§   au   ben   \§m   anvertrauten 
©laubigen  jpredjen:   ,,2ötx  finb  eure  23üdjer." 

Bon  örn  fiirdjpmwrammlunßM. 

Dbgleid)  ben  2fyofteln  t>on  bem  §eilaub  bie  35er= 
fidjerung  erteilt  ttmrbe,  ber  ©eift  ber  SBaJjrljeit  toerbe  in 
©toigfeit  bei  ifjnen  bleiben,  fo  ift  bie  Unfel)lbarfeit  in 
Sachen  bes  ©laubcnS  unb  ber  ©itte  bod)  nid)t  febem  ein- 
zelnen SBijdjofe  gefdjenlt,  fonbern  nur  ber  ©efamtfirdje, 
baft  Ijetfjt  einer  üom  5|3a^fte  beftätigten  allgemeinen  3Ser= 
fammlung  ber  23ifd)öfe  unb  bem  Ober  Raupte  ber 
«ßirdje  felbft. 

@o  oft  eine  Qrrlefjre  aufgebraßt  ttmrbe,  tierfammelten 
fidj,  toenn  e§  möglid)  toar,  bie  äunadjft  tooljnenben  23ifd)öfe, 
unterfudjteu  bie  Vorgetragene  Seigre  unb  gaben  tfjre  ©nt= 
Reibung  ab,  ob  biefe  ßefire  mit  bem  fatfjolifrfjen  ©lauben 
übereinftimme  ober  nid)t. 

2Ba§  fdjon  bie  Styoftel  auf  bem  erften  Äonjil,  toeldje^ 
fie  felbft  ungefähr  16  $al)re  nad)  bem  Sobe  be§  §eilan= 
be§  in  ^erufalem  hielten,  fagen  fonnten:  „®§  fjat  bem 
Zeitigen  ©eifte  gefallen  unb  un§,"  ba§  gilt  tum  feber  red)t= 
mäßigen  allgemeinen  ßircfyenüerfammlung.  ©ine  foldje 
3)erfammlung  ift  ber  DJhmb,  burd)  toeldjen  bie  unfehlbare 
,ßird)e  fprid)t,  unb  barum  ift  eine  foldje  23erfammlnng 
felbft  unfehlbar,  toeil  ber  ©eift  ber  2Ba£)rl)eit  fie  erleuchtet 
unb  tior  Irrtum  betoafjrt. 

Soldje  allgemeine  ßirdjenüerfammlungen  ttmrben  bi§ 
jekt  jtoanjig  abgehalten,  nämlid)  jtoei  ju  9fteäa,  t)ier 
ju  fionftantino{)el,  eine  ju  ©|)l)efu§,  eine  ju  ©Ijalcebon, 
fünf  ju  9fom  im  Sateran  (einem  pctyftlidjen  *j)alafte),  jtoei 
ju  Si)on,  je  eine  ju  33ienne,  ßonftauj,  Safe!  (fortgejefet 
in  ^errara  unb  Floren;?,  ju  Orient  unb  bie  ie|te  ju  9iom 
im  33atifan  (ebenfalls  einem  ^Jalafte,  in  toeldjem  ber 
5ßapft  gegenwärtig  refibiert).  ße^tere  ttmrbe  am  8.  ®e= 
jember    1869   burd)   5ßapft   33iu3   IX.   eröffnet,    unb   e3 


272  Neunter  ©IcmbenSartifel. 

too^nten  berfelbert  über  700  SBtfd^öfe  an,   Don  benett  am 
©djluffe  nod)  535  antoefenb  toaren. 

®amit  aber  einer  ©ntfcfjeibung  be§  allgemeinen  <ßon= 
gifö  bie  UnfeJjlbatfett  jn!omme,  ift  folgenbe3  erforberlid) : 

1)  ®a§  ßongil  tnuf}  xedjtmajjig  berufen  fein,  toa§ 
mtr  burd)  ba§  Dbetfjatfpt  ber  <8ird)e  gefdjel^en  lann,  ober 
e§  mufj  ein  nidjt  Dom  Dberf)au{)te  ber  $ird)e  berufene^ 
^on^il  nad^träglidE)  tum  bemfelben  afö  ein  rechtmäßiges 
anerlannt  derben. 

2)  Sie  JBefdjlüjfe  be§fetben  muffen  üom  ©behaupte 
ber  «ßirdje  beftätigt  fterben. 

3)  9Zur  folgen  ©ntfdjeibungen  !ommt  bie  Unfef)Ibar= 
fett  gu,  meiere  au§brüdlid)  afö  Dffenbarung§le^re  erflärt, 
unb  nur  folgen  ©inrid)tungen,  tteldje  auSbrüdßid}  afö  Don 
3efu§  angeorbnet  bargefteEt  derben. 

§  38.  |>ie  1  Infefjffiatftett  fce*  Zapfte*. 

SBie  e§  bon  iefjer  ©tauben§lef)re  mar,  bafc  bie 
^trcfje  in  ber  33erfünbigung  ber  geoffenbarten  äöa^r- 
fyeit  unfehlbar  ift,  fo  mar  e§  aud)  ber  beftänbige 
©taube  in  ber  Ätrdje,  bafj  ba§  Oberhaupt  ber 
$ird)e,  ber  rötmfdje  $apft,  ebenfo  wie  bie  Äirdjen* 
tierfatnmlungen,  unfehlbar  fei.  2)ie§  erforbert  fdjon 
bie  5lbftd)t,  in  welcher  ©£)riftu§  bie  ßtrdje  gefttftet 
f)at.  SD  er  £>eitanb  Ijat  e§  auSbrüdlid}  au§gefprod)en, 
bie  gan^e  ßljriftentyeit  Ijat  e§  auä)  §u  allen  Reiten 
geglaubt  unb  ben  (Smtfdjetbungen  be§  5J5apfte§  fid) 
unterworfen. 

1)  S)ic  $trd)e  ift  Don  3efu§  SljriftuS  gegrünbet, 
um  bie  ©eeten  $t)m  äujufüljren,  fie  ^u  ^eiligen 
buref)  Seljre,  ©ebet  unb  ©aframente,  S)iefer  3»e^ 
war  nid)t  blofc  auf  bie  ßeben§bauer  ber  Slpoftel 


Sei)  glaube  an  eine  Ijeiüge,  fatfyoüjdje  ßtvd&e,  2c.  273 

befii)rän?t,    fonbern   bie  $irdj)e   fottte   befielen   gu 
allen  3eiten  bt§  an  ba§  ©übe  ber  SBett. 

2£er  nun  glaubt,  baß  &l)riftu§  ber  ®ol)n  be§ 
tebenbigen  ©ottes  ift,  unb  baj3  bte  $ird)e  eine  öon 
S^rt[tu§  geftiftete,  göttliche  2tnftalt  i[t,  für  ben 
ift  bte  Unfetjlbarfeit  be§  ^3apfte§  in  ©lauben§fad)en 
eine  Dlotwenbigfeit 

2)  Sine  jebe  Obergewalt  tjat  ba§  9ied)t,  öon 
ben  Untergebenen  (Mjorfam  unb  Unterwürfigfeit 
3U  forbern.  So  aud)  ber  ^}apft  auf  bem  ©ebiete, 
ba§  öon  ifym  regiert  totrb.  Seljaupten,  baf;  man 
überall  bem  Dberljaupte  ©eljorfam  fdjulbtg  fei,  nur 
in  ber  $ird)e  ntdjt,  ba§  wäre  unvernünftig,  lädjerlidj. 

Ser  ^apft  ift  aber  ber  23ewal)rer  be§  ©lau* 
ben§;  er  ift  nid)t  bie  $ird)e,  aber  bie  $ird)e  ljanbelt, 
fpridjt,  teijrt,  entjdjeibet  burd)  üjn.  ©r  allein  lann 
alfo  ber  oberfie  Stidjter  in  ©lauben§fac£)en  fein. 
sIöäre  nun  fein  Urteil  nidjt  unfehlbar,  fo  lönnte 
bie  &ird)e  in  feelentierberblid)e  3rrtümer  geraten 
unb  wäre  im  Saufe  ber  3eit  fid;erltd&  barin  ju 
©runbe  gegangen.  3Da§  aber  ift  gerabe  bie  ©nabe, 
weldje  ber  fötrdje  burd)  ben  Reifen  $etri  öerliel)en 
Würben,  bafj  fie  Weber  Weltltdjen  nodj  geifttgen  An- 
griffen unterliegt,  baf$  fie  burdj  offene  ©ewalt  nid)t 
3erftört,  burd)  ßetjerei  nid)t  tierborben  werben  fann, 

3)  3u  etilen  3eiten  fjat  man  ntdjt  nur  geglaubt, 
baß  man  ben  (Sntfdjetbungen  be§  SßapfteS  fid)  untere 
werfen  muffe,  unb  e§  aud)  wirflief)  getfjan,  wenn 
man  in  ber  ßird)e  bleiben  wollte,  fonbern  man  fjat 
aud)  fd)on  in  ben  älteften  fidten  anerfannt,  baß  bie 

3iüölf  ®[auben$artife(.  18 


274  Neunter  ©lauben^artifel. 

©ntfdjeibungen  ber  römifd)en  SBifd^öfe  bie  nötigen 
unb  binbenb  für  bie  ©etoiffen  ber  ©laubigen  feien. 

2)er  I)L  StuguftinuS  (430)  brücft  bie  S3e- 
fugnis  be§  SßapfteS,  in  ©Ianben§fad6)en  §u  entfdjet* 
ben,  am  fdjärfften  aus,  inbem  er  f treibt:  „9t  out 
fyat  gefprodjen,  bie  ©ad)e  ift  nun  entfdjie* 
ben,  möchte  nun  aud)  ber  Irrtum  §u  @nbc  fein!'' 

3u  biefem  ©lauben  befannte  fid)  aud)  bie  mor* 
gentänbifdie  $trdje,  beüor  fie,  burd)  beu  ^Qodjmut 
ber  Patriarchen  üon  ßonftanttnopel  üerteitet,  tum 
9flom  fid£>  loSrtfj. 

©S  ift  begreiflich,  ba£  alles,  toaS  üon  ber 
„römifdjen  $ird)e"  ober  öom  „römifdjen  ©tuf)!" 
gefagt  ift,  üon  niemanb  anberm  gejagt  fein  fann, 
als  öom  römifd)en  Zapfte;  unb  fo  oft  ber  römifdje 
5ßa:pft  al§  sJtid)ter  in  ©laubenfadjen  erlannt  wirb, 
wirb  borauSgefetit,  baf;  er  ein  richtiges  Urteil  fpridjt, 
alfo  ein  fefylertofeS, 

3)aS  auf  Slnoxbnung  beS  allgemeinen  ^ongitS 
öon  Srient  aufgeteilte  ©laubcnSbefenntniS.  toeldjeS 
bie  gange  $ird)e  anerfennt,  le^rt  beSljatb: 

„S)ie  Zeitige  latljottfdje  unb  apoftolifdje  römifd)e 
ßtrdje  er!enne  tdj  an  als  SJhttter  unb  Se^rmeifterin 
aller  ßirdjen,  unb  bem  römifdjen  ^apfte  berfprec&e 
unb  gelobe  idj  toatjren  ©eljorfam/ 

SDieS  atte§  fann  bodj  nur  bedangt  unb  Der* 
jprod)en  werben,  wenn  man  bie  Ueber^eugung  l)at, 
bajs   ein  irrtumStofer  UrteilSfprud)  gefällt  werbe. 

SJiit  ifted)t  Ijat  batjer  bie  allgemeine  öatifanifdje 


Sd;  glaube  an  eine  ^eilige,  fat^oli|d)e  $irdE)e,  :c.         275 

^irdjenoerfammlung  (1870)  erflärt,  baf;  ber  rö* 
mtfdje  ^> a p f t f  fo  oft  er  in  ©adjen  be§  ©lau- 
ben§  unb  ber  ©itte  bie  gange  $ird)e  be* 
tefyre,  burd)  eine  befonbere  göttliche  ©nabe 
üor  Irrtum  bewahrt  werbe. 

4)  2)ie  Unfehlbarkeit  beö  ^apfte§  wirb  aber 
nidjt  bewirft  burdj)  göttliche  Eingebung  (3>nfpiration), 
wie  einer  folgen  bie  $ropf)eten  be§  Sitten  S3unbe§ 
fidj  erfreuten,  welchen  ©ott  91eue§,  üorfyer  nicfyt 
23efannte§,  offenbarte,  um  e§  feinem  23olfe  3§rael 
ober  einzelnen  9Jienfdj)en,  gu  welken  bie  ^ropfjeten 
gejanbt  würben,  mitzuteilen,  ©ie  wirb  trielmeijr 
bewirft  burd)  göttliche  ©rleu(f)tung,  welche  ben  ^apft 
bie  2öal)r^eit  ober  ben  Jj^tum  erfennen  lä&t  unb 
tljn  in  ba§  SöerftänbniS  einer  geoffenbarten  Sßaljr* 
ijeit  einführt. 

5)  @§  wäre  aber  weit  gefehlt,  wenn  man  meinen 
wollte,  bie  llnfepbarfeit  fomme  bem  ^ßapft  in  allen 
feinen  £>anbtungen  gu,  er  fönne  fid)  nidjt  irren 
ober  er  fönne  nidjt  fünbigeu.  £)ie  Unfet)tbarfeit 
be§  ^Papfte§  ift  an  bie  nämlichen  33orauö)e^ungen 
gebunben,  unter  benen  ein  allgemeines  ^onjil  um 
fet)(bar  ift,  nämlidj: 

a)  @ö  muft  ein  red)tmä^ig  annerfannter  5))apft 
fein. 

b)  ®r  muß  ungezwungen  unb  frei  letjren  fönnen. 

c)  3)er  ^apft  mufj  nicfyt  als  ^ritiatmann,  nidjt 
al§  ^rebiger,  nid)t  al§  Ratgeber,  fonbern  al§  Dber^ 
fjaupt  ber  l^ird)e  in  5lu§übung  feiner  ßefjrgewalt 
(ex  cathedra)  jur  gangen  ßljrifienfjeit  fpredjen. 


276  Neunter  ®fouben§artifet. 

d)  ®er  ©egenftanb,  über  ben  er  leljrt,  barf 
nur  aus  ber  ©laubenS*  unb  Sittenlehre  entnommen 
fein,  ©S  barf  feine  neue  Üeljre  fein,  über  bie  er 
fpriäjt,  jonbern  nur  bie  ©rläuterung  ober  nähere 
^eftfetjung  einer  bereits  in  ber  $irdje  als  glaube 
würbtg  gettenben  SBaljrljett. 

£)ber  aber  ber  ^Japft  berwirft  eine  Scfyre  als 
bem  fatt)olifd)en  ©tauben,  wie  er  aus  ber  ^eiligen 
Sdjjrift  unb  ber  ©rbleljre  erfannt  wirb,  guwiber. 

e)  35er  SPapft  muf}  auSbrücftid)  erltären,  bafj 
alle  ©tjriften  berpfüdjtet  feien,  bie  üon  if)m  üor* 
gcfteHte  SCßal)r^eit  3U  glauben. 

3sn  allem  anbern  fommt  bem  Zapfte  leine  Um 
feljlbarfeit  3U.  ©r  lann  fehlen,  benn  er  leibet 
tote  alle,  audj-  bie  Ijeiligften  SJtenfdjen,  an  ber 
Slrmfeligleit  ber  menfd)lid)en  Sftatur.  ©r  lann  fidj 
irren  in  feinen  21nfid)ten;  er  lann  falfdj  berietet 
werben  unb  auf  ©runb  eines  falfdjen  SeridjteS  ein 
falfdjeS  Urteil  fällen. 

%lux  bem  leljrenben  unb  in  ©laubenSjadjen 
ridjtenben  Zapfte  i[t  bie  Unfehlbarkeit  oerfjeiften 
unb  gewährt. 

§  39.    ^te  aMttfeftgmadJett&e  gtittfe. 

S)ie  fatljolifdje  ßtrdje  nennt  fidj  bie  allein* 
feligmadjenbe  unb  baS  mit  IRedöt ;  benn  fie 
unb  nur  fie  ift  bie  öon  SljriftuS  geftiftete  ©ett§- 
anftalt,  metcöe  bie  ©laubigen  3U  iljrem  ewigen 
Jpeile  führen  folL 

1)  (SljriftuS  ber  Jgerr  ift  .gekommen,  nidjt  nur 


3dj  glaube  an  eine  Ijeilige,  fatf)o(ijd)e  $irdje,  :c.         277 

um  für  bic  Sünben  ber  Sftenfdjen  genugguttjun, 
fonbern  aud),  um  bie  Don  ^tjm  erlöften  Seelen  gu 
belehren  iinb  ifjnen  ©nabenmittel  an  bie  £>anb  ju 
geben,  aud)  fie  auf  bem  SBege  be§  §eit§  ju  leiten 
unb  gu  erhalten,  21He3  biefeS  an*  unb  in  fidj  auf* 
juneljmen,  i[t  für  bie  ©eele  notttenbig,  fonft  l)ätte 
Gfyriftuö  e§  ntd^t  fo  gesollt  ©§  fann  bie§  aber 
nur  ber  tfjun,  bcr  in  ber  föirdje  fid)  befinbet.  2öer 
au^er  ber  ßirdje  ift,  ber  entbehrt  bie  ton  SftriftuS 
eingelegten  9Jtittet  gur  Seligfeit.  ., 

2)  9lur  bie  fattjolifdje  ßirdje  fjat  alte  Sefjren 
nnb  alle  21nftatten  be§  £>eit§  gang  unb  unber* 
fümmert,  alle  anbem  9Wigion3gefettfd)aften  f)aben 
teils  bie  Öeljre  ßbrifti  mittfürlid)  gebeutet,  mie 
3.  23.  bie  £utf)eraner  leljren,  baß  ber  9Jtenfd)  burd) 
ben  ©tauben  allein  feiig  werbe,  teils  fjaben  fie 
bie  ©nabenmittel  aufgegeben,  wie  biefetben  3.  23. 
nur  jiDct  ©aframente  annehmen;  alle  aber  über* 
laffen  e§  ben  einzelnen,  bie  ^eilige  ©djrift  nad) 
ifyrem  ©rmeffen  nnb  ©utbünfen  au§3ulegen.  £>a 
fie  nun  utdjt  im  29efi|e  beffen  finb,  ma§  gut  ©e* 
ligleit  füf)rt,  fönncn  fie  aud)  nid)t  bie  (Seligfeit 
erreichen,  menn  fie  nid^t  in  unüerfd)ulbetem  $rr* 
turne  finb. 

£)arum  lautet  ber  fatljolifdje  ©taube: 

2tu^erl)alb  ber  $irdje  lein  ^eil. 

Ser  2Ipoftet  le^rt: 

„ßinfeijerifdjer  $?enfd)  ift  berf  ef)rt  unb 
fünbigt,  ba  er  fid)  felbft  ba§  Urteil  ber 
$erbammung  fpridjt."    (Sit.  3, 11.) 


278  Neunter  ©laubenSctrtifel. 

®er  fettige  ßfyprian  fdjrieb  fdjon  bor  1600 
Sauren : 

„®er  'lann  ©ott  nidjt  gum  33ater  Kraben,  ber 
bie  ßirdje  ntdöt  gur  SJtutter  Ijaben  will." 

3)tc  Sirene'  5Roc§  ift  ba§  SSorbttb  ber  ßirdjc- 
2Ber  nidjt  in  ber  Slrdje  ift,  wirb  in  ber  fytut  um* 
fommen. 

3)  S5afc  e§  (Sott  ntdjt  gleichgültig  ift,  in  wet* 
tfytx  Religion  ber  9#enfd)  lebt,  ba§  feigen  wir  am 
beften  an  bem  fo  oft  mifjberftanbenen  Sßeifpiele  be§ 
Hauptmanns  Cornelius,  ßornelius  war  ein  £>eibe, 
aber  er  war  fromm,  fürdjtete  ©ott  mit  feinem 
gangen  Jpaufe,  gab  biet  2ltmofen  unb  betete  im* 
nierbar«  3)arum  wie§  ifyn  ber  {Qerr  an  ^n  3£poftel 
$etru§,  ber  tljm  fagen  werbe,  ma§  er  tljun  folle. 
(Stpg-  10, 1  ff.)  S)er  Jgerr  liefe  if)n  alfo  nidjt  im 
Jgeibentum,  fonbern  führte  iljn  gum  wahren  ©lauben, 
weit  bie  natürliche  Religion  allein  ben  $lenfcl)en 
ntd^t  feiig  madjen  fann. 

4)  5tltein  <$ur  föircfye  gehören  nic£)t  nur  bie- 
jenigen,  welche  t£)atfäd£)lid6)  im  33erbanbe  ber  fa* 
tljolifdjen  $ird)e  finb;  e§  giebt  aud)  foldje,  wetdje 
in  bie  ^irdje  ©otteS  eintreten  würben,  wenn  fie 
bie  richtige  ©rfenntniS  Ratten.  S)aljin  gehören  na* 
mentltdj  foldje,  bie  burdj  bie  mirflidje  Saufe  tljr 
urfprünglidj  einberleibt  worben,  fpäter  aber  burd) 
unberfdjulbeten  Irrtum  i£)r  fremb  geblieben  finb. 
S)iefe  werben  ber  $irdje  ebenfogut  als  einberleibt 
betrautet,  wie  biejenigen,  wetdje  burdj  bie  33egierb§* 
ober   burd)   bie   ÜBlutiaufe   ber  ßirdje   angehören, 


3$  glaube  an  eine  Ijeiltge,  fat^olifcEje  Sirene,  tc.  279 

ofjne  burd)  ba§  eigentliche  Saframent  ber  Saufe 
in  biefetbe  aufgenommen  gu  fein. 

5)  9lber  wer  finb  bie,  toeldje  ntd^t  üjrer  Sefp 
meinung  nad),  fonbern  gemäß  ifjrem  guten  SBtEen 
unb  ©treben  nad)  2Öat)rf)eit  feine  $e|er  finb  unb 
gut  ßirdje  gehören?  2)ie  fennt  ©ott!  Sßeit  nun 
fein  DJtenfdj  in  ba§  innere  fiel)t,  unb  nur  ber  Jgerr 
bie  bergen  ber  2Jienjd)en  lennt,  fo  urteilt  bie  $irä)e 
aud)  nid&t  über  bie  SlnberSgtftubigen,  fonbern  ftellt 
ba§  ©eridjt  ©ott  an^eim*  ©ie  ßiräje  öerurteilt 
nur  hm  Irrtum.  nidjt  bie  ^erfon.  S)en  Irrtum 
aber  gu  berbammen,  ba§  ift  ifyre  $füd)t,  um  bie 
ifyr  anöertrauten  ©laubigen  öor  3rr(ef)ren  gu  be* 
bitten,  ba  fie  bie  33ema{)rerin  be§  ©lauben§  ift. 
2$r  gilt,  tnaS  ber  2tp:-tel  an  ben  2imotf)eu§  jdjreibt: 

„Seraafyre  bie  gute  Hinterlage  burd) 
ben  ^eiligen  ©eift,  ber  in  un§  mofyxit." 
(IL  lim.  1,  14.) 

jHirfjtmitgliröfr  ö?r  ßirdjr. 

@o  ift  benn  bie  fatfjoüfdje  ßird)e  bie  fid)tbare  ©e= 
meinbe  ber  (S^riften  auf  Srben,  bie  burd)  benfelben  ©tau- 
ben unb  bie  leitnafjme  an  benfelben  ©nabenmitteln  unter 
einem  gemetnfcfjaftürfjert  Cberljaupte,  bem  5ßa£fte,  als  bem 
rechtmäßigen  9?ad)folger  beS  ^eiligen  5ßetrnS  unb  ben  iljm 
untergeordneten  SBifc^öfen  mit  einanber  bereinigt  finb. 

Xarauö  get)t  Ijeröor: 

a)  91id)t  in  ber  fatf)ü(ifd)en  Ätrdje,  aud)  utd^t  ber 
Seele  ber  ßtrdje  angefjörtg  finb  alle  Ungetauften.  Ser 
(Smpfang  ber  fjettigen  laufe  ift  bie  Söebtngung  jur  ©eüglett. 

„  SB  e  n  n  jemanb  n  i  d)  t  toieber geboren  to  i  r  b 
aus  bem  SBaffer  unb   bem  Ijetligen  ©eifte,  fo 


280  Neunter  ®laukn§artife(. 

!ann  er  in  baS  Sieidj   ©otteS  nidjt  eingeben." 
(3o$.   3,   5.) 

b)  ®ie,  toeld)e  fid)  frettotHtg  Don  ber  <ßird)e  getrennt 
fjaben,  bte  216 gefallenen.    (Sfyoftaten.) 

c)  35  te  offenfunbtgen,  ^artnädtgen  «ßetjer 
(§äretifer),  b.  I).  jene,  toeldje  an  tljrer  falfdjen  SJtetnung 
feftfjatten,  obtoot)t  fie  ttriffen,  ba£  bte  $ird)e  fie  afö  glau= 
benätoibrig  gan^  Dertoirft,  nnb  obtooljl  fie  eine  genügenbe 
Kenntnis  Don  ber  $trd)e  nnb  beren  Söaljrljettett  beftfeen 
ober  bod)  befiijen  formten. 

d)  ®ie  ©djiSmatiler.  ©in  @d)i£ma  ift  eine 
Trennung  ntdjt  Dom  ©tauben  ber  <ßird)e,  tooljt  aber  Dom 
Dberf)au)3te  berfelben.  ©in  grofjeS,  leiber  bi§  jetft  nod) 
beftefjenbeS  @d)t£ma  ift  bie  Trennung  ber  morgenlänbifdjen 
Don  ber  abenbtänbifdjen  <ßird)e,  toelcfye  Don  ben  Patriar- 
chen Don  «ßonftantinopel  ober  !Jieu=9fa>m  ausging. 

2frm  ben  morgenlänbifdjen  Söifd^öfen  nnb  ©täubigen 
finb  Diele  toieber  jur  SJhttterftrdje  jurüct'gele^rt.  Sie  ^äpfte 
erlauben  tljnen,  mandje  alte  ©ebräudje,  bie  ber  fatI)oiijd)en 
Seljre  ntdjt  entgegen  finb,  ju  behalten,  namentlid)  bei  ber 
$eier  be§  ©otte§bienfte§.  3Jlan  nennt  biefe  SBcIcnncr  ber  Ia= 
tljolifdjen  «ßtrdje  bie  bereinigte  ©ried)ifd)e  ßird)e 
ober  bie  linierten  ©rieben. 

e)  ®ie  ©jlommuniäierten  b.  Ij.  bie  au§  ber 
©emeinfcfyaft  (Gommunio)  ber  ©täubigen  2tu3gefd)tof= 
feuen.  ®ie  ©jfommunifation  ober  ber  «ßirdjen&ann  ift 
bie  ©ntjie^ung  aller  ©naben  nnb  geifttidjen  ©üter,  toetdje 
bie  <ßird)e  fyenbet,  atfo  t)au{)tfäd)Iid)  be§  Empfanges  ber 
^eiligen  ©alrameute. 

§  40.   $ie  fernem  fdjaff  ber  ^etfigetu 

Sir  EnfammrnsF^önshnt. 

£)te  ber  ^ircfye  ©otte§  2lnget)örigen  bilben  mit 
etnanber  eine  ©emeinftfiaft;  benn  fie  Kraben  alle 
äufammen   ein   fitf)tbare§    unb    ein   unfidjtbareS 


3$  glaube  an  eine  fjetüge,  fatljoiijdje  Sirene,  :c.         281 

Oberhaupt;  fie  fyaben  baSfelbe  2Bort  ©otteS  unb 
biefelben  ©aframente;  fie  finb  berbunben  burd» 
baSfelbe  23anb  be§  ©taubenS,  ber  Hoffnung  unb 
ber  Siebe;  fie  bilben  alte  mit  einanber  eine  gro^e 
Familie.  2)iefe  ©emeinfdjaft  ift  fo  innig,  baf* 
ber  SXpoftel  $autu§  btcfetbe  mit  einem  Selbe 
tiergteidjt,  beffert  §aupt  6t)rtftu3  ift. 

„SDenn  gleichwie  mir  an  einem  Seibe 
üiete  ©lieber  fyaben,  alle  ©lieber  aber 
nief) t  biefelbe  Verrichtung  tjaben,  fo  finb 
mir  Diele  ein  ßeib  inßljrifto,  einzeln  un* 
tereinanber  aber  ©lieber."  öftöm.  12,  4—5.) 

1)  ®§  gehören  alfo  -jur  ©emeinfdjaft  ber  ^eiligen 
einmal  bie  lebenben  SSefenner  Kjjrifti  Ob* 
wofyt  fie  nod}  ntdjt  eingetreten  finb  in  bie  ^fteifyen 
ber  ootlenbeten  ^eiligen  ©otte§,  obwohl  fie  nod) 
mit  mannen  Mängeln  unb  Seljlern  behaftet  unb 
Diele  nod)  red)t  unöottlotnmen  finb,  fo  werben  fie 
bod)  mit  9ted)t  „Jgeilige"  genannt,  weit  fie  ^ur 
§eilig!eit  berufen  finb,  weit  fie  burd)  bie  ©afra* 
mente  geheiligt  finb,  unb  weil  atte  lebenbigen 
©lieber  biefeS  2eibe§  aud)  nad)  Jgeitigfeit  ftreben. 
S)arum  fagt  $aulu§  aud)  bon  331ännern,  metd)c 
ifyren  SJittdjriften  gan^  befonberö  gu  Ijetfen  befliffen 
waren:  „Sie  Ijaben  fidj  bem  SHenfte  ber 
^eiligen  gewibmet."    (I.  £br.  16,  15.) 

2)  $ur  £ird)e  ©otte§  gehören  aud)  biejenigen 
Seelen,  weldje  un§  im  ©lauben  borau§gegangen, 
wenn  fie  aud)  nod)  ntdjt  jur  2tnfd)auung  ©otte 
eingegangen   finb.      3)tefe    werben    jwar    „2trme 


Ö 


282  Neunter  (StaubenSarttfeL 

©eelen"  genannt,  weil  fie  ben  Jgerrn  noä)  ttidjt 
üon  2tngefitf)t  gn  Slngefidjt  flauen  nnb  um  ifyrer 
Mängel  unb  Unüottfommenl)eiten  mitten  nodj  ge* 
reinigt  werben-  2(ber  e§  finb  bod)  reiche  ©eelen, 
benn  fie  ftarben  in  ber  göttlichen  ©nabe,  unb  ba§ 
<gimmetreid)  ift  ifynen  gemifs,  fie  lönnen  be§felben 
ntd£)t  mefyr  berluftig  werben,  ©ie  bilben  bie  lei* 
benbe  $ird)e,  bte  im  ©lauben  unb  in  ber  Siebe 
auf  bm  §errn  $efum  hoffen  unb  burcl)  $fyn  mit 
ben  übrigen  ©liebern  ber  ßtrdje  bereinigt  finb. 

3)  2öa§  bie  ftreitenbe  ^ird^e  auf  ©rben  an* 
ftrebt,  ma§  bie  leibenbe  ßirclie  mit  ©idjerfyeit  erhofft 
unb  erlangen  wirb,  ba§  Ifyaben  bie  in  ber  ©nabe 
©otte§  23erfiorbenen,  bie  gur  5lnfc^auung  ©otteS 
eingegangen  finb,  erreicht,  weSfyalb  fie  tiorgüglid) 
§  eilige  genannt  werben.  $u  ifynen  geboren  bie 
Zeitigen  ©ngel.  £)enn  obwohl  fie  aufjerljatb  ber 
kixfyt  erfdjaffen  finb  unb  Weber  jum  Seibe  nodj 
3ur  (Seele  ber  ßirdje  gehörten,  fo  finb  fie  bod) 
buräj  (£f)riftu§,  ber  aud)  tfjr  £>aupt  ift,  mit  ber 
üix&n  ©otte§  öerbunben  unb  in  biefetbe  eingefügt. 

Sitte  biefe  lebenbigen  ©lieber  be§  ßeibe§  ßljrifti 
fielen  nun  mit  einanber  in  einer  innigen  geiftigen 
©emeinfdjaft 

öcärrfjfrlfritißra  (Briirt. 

®te  §ilfeleiftung,  toelcfye  bte  ^eiligen  unb  bte  ©e= 
heiligten  gegenfetttg  öon  einanber  unb  burd)  tljr  §aupt 
3efu§  ©IjriftuS  mit  einanber  empfangen,  ift  als  2Badj3tum 
jur  ©rbauung  in  Siebe,  b.  Ij.  totr  empfangen  bie  ©naben, 


3dj  glaube  an  eine  ^eilige,  fatf)olijrf)e  Sirene,  :c.  283 

um  in  baS  Dietd)  ©otteS  ju  fommett  unb  in  bemfelben 
ju  ticrliarren. 

GS  babeu  alfo  bie  ©lieber  ber  ßirdje  ©otteS  auf 
©rben  3lnteil  an  allem  ©uten,  toaS  tion  fämtüdjen  3Kit= 
gliebent  ber  ftreitenben  <ßird)e  t)oE6racf)t  toirb,  an  allen 
©ebeten  ber  ßirdje,  an  allen  guten  Söerfen,  an  allen 
belügen  3Jtefeot>f erh ,  an  allen  ©aframenten,  an  allen 
[yürbitten  ber  ©laubigen.  SaS  alle^  tft  ein  großes  ©e= 
meingut,  baS  un§  fo  mitgeteilt  toirb,  tote  t>om  Sftebftodfc 
au§  ßraft  in  alle  9M)jtoeige  ausgebt,  tote  tiom  Stamm 
eine§  guten  Saumes  au§  grudjtbarfeit  in  ade  Sfcfte  fid) 
ergiefjt.  ®arum  bitten  toir  für  unfere  SDtitmenfdjen  unb 
opfern  für  fie  ^eilige  Steffen  unb  «Kommunionen  auf, 
unb  empfehlen  uns  felbft  bem  ©ebete  ber  ©laubigen. 
Selbft  Paulus  l)ält  um  baS  ©ebet  ber  ©laubigen  an: 

,,3d)  bitte  eud),  ©rüber,  baft  t f» r  mir  Ijelfet 
bei  ©ott  mit  euerm©ebet  fürmid)."  OJiöm.  15,  30.) 

©anj  bc;  JttberS  toirffam  tft  baS  ©ebet  ber  ©eredjten 
auf  erben.     2er  Slpoftel  3afobuS  fd)reibt: 

„Siel  tiermag  baS  beljarrlidje  ©ebet  beS 
(Seredjten.  ©liaS  toar  ein  Menfd),  ben  Seiben  unter= 
toorfen,  tote  toir,  unb  betete  eifrig,  baft  eS  nidjt  regnen 
möd)te;  unb  eS  regnete  rttcf)t  brei  Saljre  unb  fedjs  9Jto= 
nate;  ba  betete  er  abermal,  unb  ber  ßimmet  gab  Siegen, 
unb  bie  Srbe  braute  ifjre  [yrud)t  fjeroor."  (3af.  5, 16  —  18.) 

Bir  ffüririttf  örr  i^riligm. 

SGßenn  bau  ©ebet  beS  ©eredjten  tiiel  tiermag,  fo  tier- 
mag fidjer  am  meiften  baS  ©ebet  jener  ©eelen,  toeld)e 
bem  Seilanb  junädflt  finb,  bie  ifjr  3tel  erreicht  unb  um 
ifjrer  Setben.  ifjrer  «Kämpfe,  ifjrcr  Stanbljaftigfett  unb 
iljrer  Sßerfe  ber  9täd)ftenliebc  toilten  bie  untiergäuglidje 
<®rone  empfangen  fjaben.  3)iefe  finb  bie  öeiligen  ©otteS. 
©ie  heiligen  erfennen  alles  in  ©ott,  b.  Ij.  im  Sid)te 
ber  2llltoiffenf)eit  ©otteS.  Sie  lennen  alfo  aud)  unfere 
Seiben,  unfere  kämpfe,  unfere  2}erfud)ungen,  unfer  §an= 


284  Neunter  ©IctubenSartiM. 

bellt,  unfere  guten  Söerfe.  Unb  ba  ©ott  toeif3,  toaS  ttir 
bebürfen,  !emten  ctud)  fie  in  ber  5ltttt)iffenf|eit  ©otte3, 
toa§  un3  not  tljut.  Unb  fo  lennen  fte  in  unb  burd) 
©ott  Don  allen  2ftenfd)en,  toa§  fte  ©ott  toiff en  lä§t.  SBenn 
nun  bie  $ürbitte  ^r  ©eredjten  auf  ©rben  fdfyon  eine  fo 
grof$e  ßraft  befi^t,  um  toie  üiel  ttrirffamer  toirb  ba§  ©e= 
bet  ber  ^eiligen  fein! 

1)  ®en  ©lauben  ber  älteften  ßtrcfye  an  bie  Fürbitte 
ber  ^eiligen  bezeugen  bie  ©rabbenfmäler,  toelcfye  nod)  in 
ben  römifdjen  <®atafomben  enthalten  finb. 

3n  biefen  unterirbifdjen  ©äugen  unb  §ö^len  be= 
ftatteten  bie  erften  Triften  il)re  ©lauben^genoffen,  unb 
an  ben  Söänben  unb  an  btn  ©rabfteinplatten  finben  toir 
3nfd)riften,  in  benen  bie  $ürbitte  btx  ^eiligen  angerufen 
ttrirb.  2)a  flehen  3.  23.  ©ttern,  bie  i^re  Softer  burä)  btn 
Zob  fcerloren,  jur  ^eiligen  33afilia,  unb  bie  ©rabfdjrift 
lautet : 

„SBir,.  SreScenttuS  unb  SJlicta,  etn^f ef) lert 
bir,  0  f)l.  SSafitia,  unfere  Softer  ©re^centina." 

2)erlei  Snfdjriften,  toelcfye  ben  ©lauben  ber  erften 
©Triften  an  bie  Fürbitte  fcer  ^eiligen  bezeugen,  fönnten 
nod)  mehrere  angeführt  toerben. 

2)  Söir  l^aben  nod)  ungefähr  500  *ßrebigten  auf  bie 
fyefte  fettiger  9Jiartt)rer  au3  bm  älteften  Seiten  ber  ef)rift= 
lidjen  <Kird)e.  ®ie  2lu§brüde,  in  bellen  in  biefen  *)Jre= 
bigten  t)on  ber  $ürbitte  ber  §eiligen  gefprod)en,  ober  biefe 
um  ifire  $ürbttte  angerufen  toerbeu,  finb  genau  biejenigen, 
toeldje  ba3  djrifttidje  SSoll  in  unferen  ^ßrebigten  l)ört. 

$n  ber  ©emeinfcfyaft  ber  ^eiligen  unb  einverleibt 
bem  ßeibe  ber  <ßird)e,  fdjöpfen  ttnr  aud)  ©uabe  unb  @e= 
gen  au3  bem  überflie^enben  @d)a|e  ber  3Ser  = 
bienfte  3efu  ©fyrifti  unb  beteiligen.  S)ie  35er= 
bienfte  (Sljrifti  finb  unenbltd),  tote  (£r  felbft  unenblid)  ift. 
2Iud)  bie  ^eiligen  ©otte§  fjabeit  mcijr  gelitten  unb  ©ute3 
getrau,  al§  fie,  um  feiig  ju  toerben,  beburften.  Sitte  nun, 
toeldje  Slnteil  an  ber  $ird)e  fjaben,  tiaben  audj  Slnteit  an 


3<f)  glaube  an  eine  ^eilige,  fatfjolijdje  ®ird)e,  :c.         285 

bem  Sd)at;e  ber  «ffirdje.  Söir  wiffen,  ba%  uns  ©ott  um 
bor  SBerbienfte  ber  ^eiligen  willen  ©uabe  erweift,  weldje 
tDtr  felbft  nidjt  öerbient  Ijätteu.  3)arum  betete  Salomon: 

„©ott,  §err,  weube  uidjt  ab  baS  2lngefid)t 
feines  ©efalbten,  gebenfe  ber  ©rbarmungen 
SJ-atoib»,  beine*  ßnedjteS."    (II.  ©fron.  6,  42.) 

So  glctdjt  bie  «ßtrdje  ©otte§  bem  Ijimmlifdjen  3e= 
rufalem,  t>on  bem  gefdjrieben  fteljt: 

„3  e  rufalem  ift  gebaut  rate  eine  Stabt,  bie 
jtd)  jur  ©emeinfdjaft  juf  amtnengefügt."  Cßf.  121,  3.) 

prbittr  für  öir  Bfrftarbmni, 

Söcnn  nun  alle  ^Rechtgläubigen  in  ßljrifto  3efu  ju 
einem  Öeibe  bereinigt  finb,  fo  !ann  audj  ber  £ob  btefe 
©emeinfdjaft  nid)t  trennen.  35emt  bie  ©emeinfdjaft  ift 
eine  ©emetnfdjaft  ber  Seelen,  bie  Seelen  aber  finb  un= 
fterblid).  2öa3  un3  bereinigt,  ba§  ift  bie  Siebe.  216er 
bie  ßiebe  f) ort  nie  auf.    (I.  ffor.  13,  8.) 

2Bir  beten  besfjafi)  aud)  für  bie  Verstorbenen,  ba§, 
wenn  Hjre  Seelen  nod)  ber  Steinigung  bebürfen,  ber  §err 
fid)  ifjrer  erbarmen,  ifjre  ßeiben  abfürjen,  iljre  Vuften 
iljnen  nad)laffeu  möge,  unb  in  biefer  Stbfidjt  opfern  tDtr 
ba3  loftbare  ißlut  3efu  ©fjriftt  im  ^eiligen  Sftefjopfer  unb 
in  ber  ^eiligen  Kommunion  für  bie  Verstorbenen  auf, 
geben  SItmofen  unb  üerridjten  für  fie  gute  Söerfe. 

ed)on  bie  ©laubigen  be3  alten  23unbe§  waren  über= 
jeugt,  baft  man  für  bie  Verstorbenen  beten  unb  gute 
Söerfe  Dementen  lönne. 

2tl§  3>uba§  ber  9Jlaflabäer  eine  Sd)(adjt  gegen  ben 
Statthalter  ©orgias  gewonnen  f)atte,  ließ  er  bie  ßetd£)= 
name  ber  ©efattenen  fammetn,  um  fie  in  ben  Väterlichen 
©rabern  beifetjen  ju  laffen.  ®a  fanb  man,  baft  bie  ©e= 
töteten  in  ifjren  Unterfleibern  etwa3  Don  ben  ©efdjenfen 
trugen,  bie  man  ben  ©ö^en  ber  Stabt  3amnia  geopfert, 
was  ju  nehmen  ben  Suben  verboten  war.  sJlnn  erfannte 
man,  baft  ber  2ob  in  ber  Sd)(ad)t  eine  Strafe  war  für 


286  Neunter  ®fouben§artifet. 

bie  Begangene  ©ünbe.  ®arum  Beteten  alle,  ber  §err 
möge  bie  Begangene  ©ünbe  toergeffen.  3)aBei  aBer  liefe 
e3  3nba§  ntdjt  Betüenben,  fonbern  er  üeranftaltete  aud) 
eine  ©ammlung  nnb  fanbte  gtoölftaufenb  ®rad)tnen  ©ü= 
ber§  .ttad)  3erufalem,  bamit  ein  ©üf)no{)fer  für  bie  3Jer= 
ftorBenen  bargebradjt  Werbe,  inbem  er  gut  unb  fromm  in 
Betreff  ber  2luferftef|ung  gefinnt  War.  Unb  bie  Ijetltge 
©djrtft  fügt  Bei: 

㩤  ift  alfo  ein  ^eiliger  nnb  ^eilfamer 
©ebanfe,  für  bie  SSerftorbenen  jubeten,  bamit 
fie  öon  i^ren  ©ünben  erlöft  werben." 

(IL  3Röff".   12,  46.) 

33ei  ben  Suben,  Welche  an  eine  Stuferfteljung  glaubten, 
gaB  e§  eine  Ijödjft  Bebeutfame  ©itte.  ©ie  unterwarfen  fid) 
für  bie  Söerftorbenen  üerfdjiebenen  Stiftungen  unb  9tei= 
lügungen,  tooju  tDa^rfd^einlid^  aud)  eine  SBaffertaufe  ge= 
borte,  um  bie  SSerftorbenen  twn  iljren  ©ünben  ju  rei= 
nigen.  ©er  Slpoftel  Beruft  fid)  hierauf  afö  auf  einen  23e= 
Wei§,  bafc  er  nid)t  allein  an  bie  Shtferfteljung  glaube, 
unb  fdjretbt: 

„2öa§  träten  fonft  bie,  Welche  um  ben  Soten 
willen  f i dt)  taufen  laffen,  wenn  e3  gewift  ift, 
baft  bie  £oten  nid)t  auferfteben?  Söarumtaffen 
fie  fid)  für  biefelben  taufen?"    (I.  ffor.  15,  29.) 

®a§  gan^e  djriftlidje  Stltertum  Bezeugt  bie  $ürbitte 
unb  bie  Sarbringung  be3  ^eiligen  SJlefjopferS  für  bie 
25erftorBenen. 

S)er  ßirdjenlelijrer  ©lernend  Don  3ltejanbrien 
(189  n.  ©br-)  rüljmt  e§  als  ein  Seiten  edjt  djriftlid)er 
©efinnung,  mitleibig  berer  fid)  ju  erbarmen,  wetd)e  aud) 
nad)  bem  SLobe  nodj  ©träfe  ju  leiben  ^aöert  unb  in  i^rem 
©djmerje  jeljt  ifyce  ©ünben  Beleunen,  unb  er  nennt  bie 
33ufee,  ber  fid)  bie  SSerftorbenen  untergeben  muffen,  eine 
Reinigung. 

SertuIUan  (200  n.  ©Ijr.)  Bezeugt  au^brüdlid), 
baft  an  bm  3fal)reggebäd)tniffen  ber  9Jiartt)rer  baZ  ^eilige 


3$  glaube  an  eine  Ijeilige,  fatfjolifdfje  Äird)e,  jc.         287 

SDtefjopfer  bargebrad)t  toerbe,  unb  ba&  bie  ©laubigen  eS 
für  bte  Verstorbenen  Jßertoanbten  entrichten  liefen. 

2er  fjetlige  £t)rt)foftomu3  fdjreibt: 

w9iid)t  umfonft  tinrb  ba§  Opfer  für  bte  2)erftorbenen 
bargebrad)t;  ntdf)t  umfonft  toerben  ©ebete  für  fic  t>er- 
ricfjtet ;  nid)t  umfonft  toerbeu  Sllmofen  für  fie  aufgeteilt . 
Ser  tjeifige  ©eift  tjat  e$  angeorbnet,  baß  totr  einanber 
gegeufeitig  Reifen." 

©etoiß,  toeun  gegenfeittgeS  ©ebet  überhaupt  etoa§ 
nüfet,  fo  muß  ba§  ©ebet  für.  bie  in  ber  ©nabe  ©otte§ 
Verstorbenen  am  metften  nüken,  toeit  niemanb  ber  §ilfe 
roürbiger  ift,  ato  fie. 

2Bir  bürfen  aber  ebenfo  Vertrauen,  baß  bie  arm^n 
Seelen,  menn  fie  bereinft  ju  btn  23erf (arten  gehören,  mit 
niä)t  geringerer  ßiebe  fid)  unfer  erinnern  unb  burd)  if»re 
gürbitte  bei  ©ott  unfer  ©ebet  Vergelten  toerben. 

1)  2)a  tüir  burd)  ba3  ©ebet  uid)t  nur  un3  felbft 
tjelfen,  fonbern  aud)  anbern  §i(fe  bringen  fönnen,  fo  ift 
bas  Beten  für  unfere  9Jlitmeufd)en  äugtetd)  burd)  bie  3lafy 
ftenliebe  geboten.  ®ie  ^irdje  betet  für  bie  Sünber,  baß 
fie  fid)  belehren,  für  bie  Sd)toad)en,  ba&  fie  im  ©uten 
erftarlen,  für  bie  Sdjtoanfenben,  bafe  fie  gefeftigt  derben 
im  ©tauben.  Sie  betet  für  alle  Traufen,  ©lenbeu  unb 
'Betrübten,  um  Slbraenbung  aller  leiblichen  uub  geiftigen 
?lot,  um  jeitüdjeu  unb  £)tmmlifd)en  eegen  für  un§  unb 
ade.   So  muffen  nur  beten  gemäß  bem  Söorte  be3  SIpoftefö: 

„Sarum  ermahne  id)  oor  allen  ©ingen, 
baß  Bitten,  ©ebete,  Fürbitten,  Saulfagungeu 
g e f cf) e f) e n  für  alte  SDtenjcfyen,  für  Könige  unb 
für  alle  C  b  r  i  g  f  e  i  t  e  n ,  b  a  m  i  t  \v  i  r  ein  r  u  f)  t  g  e  § 
unb  ft i 1 1 e ö  ß e b e n  führen  mögen  in  a 1 1 e r  © o 1 1= 
feligfeit  unb  ©fjrbarf eit."    (1.  2im.  2,  1.) 

2)  ^nbem  mir  bie  ^eiligen  um  ifjre  $ürbitte  an= 
rufen,  erinnern  totr  un3  jugteid),   baß  toir   bereinft   ein- 


288  3ei)nter  ©taubenSartifel. 

treten  foffen  in  iljre  ^ftei^en,  ba§  totr  Berufen  finb,  ju 
üjnen  ju  fommen.  ©§  fotf  un3  biefe  ©emeinfdjaft  ber 
^eiligen  aufmuntern,  gebulbig  unb  ftarlmütig  ben  <ßampf 
ju  befielen,  bm  fte  au§geläm{)ft,  unb  \o  xtjxex  $ürbitte 
aud)  iDiirbtg  ju  derben. 

3)  $n  ber  $ürbitte  ber  Zeitigen  für  un§  unb  in 
unferer  Fürbitte  für  bie  Slbgeftorbenen  liegt  ber  unenblicfye 
Stroft,  ba£  ber  £ob  bie  33anbe  nidjt  jerreif  en  f  ann,  toeldje 
uns  an  unfere  ©Item,  fjfreunbe  unb  SSertoanbte  feffeln. 
SDiefer  ©ebanle  ermuntert  un$  einerfeit§  alles  pi  öer= 
meiben,  ■  toa8  einer  Bereinigung  nadj  bem  SEöbe  im  SBege 
fielen  fönnte,  unb  anberfeit§  atteS  ju  tljun,  -toaS  un3  ju 
einer  folgen  Bereinigung  f)infüf)ren  lann. 


Zehnter  (SlanbensartifteL 

Barfjlajl  bsr  ,i§ünben. 

§  4L   ^?ott  ber  ^la^faffmtg  hex  $ixnben. 

$efu§  (£t)riftu§,  nnfer  göttliche  §eilanb,  ift 
gefommen,  ba§  fünbige  ^enf^engefdjledjt  3U  er* 
löfen,  unb  feiig  3U  madjen,- 'ttm§  berloren  war. 
(9Jtattl).  18, 11.)  Um  bie  ©ünber  Reuigen  3U  fönnen, 
muffte  ©r  biefelben  borljer  üon  ber  ©ünbe  reinigen. 
2)arum  ^att  ©ott  in  ber  Äirdje  bie  23ottmad)t 
niebergetegt,  ©ünbennadjitaft  3U  erteilen,  ©r  felbft 
Ijat  auf  (Srben  reuigen  ©ünbern  öergeben,  rote  6r 
3.  35.  gum  ©idjtbrüd)igen  fprad): 

,,©ei  getroft,  mein  ©oljn,  bei u e  ©ünben 
finb  bir  bergeben.''    (3Äatt$.  9,  2.) 

Unb  audj  3U  Sftaria  toon  9Jiagbata  fpradj  ®r : 

„SDeine  ©ünben  finb  bir  vergeben." 
(8ui.  7,  48.) 


5 Bjjjjoii  j 


<3ef)ufer  g>rauBensarü&<?r. 
Had)la§  fcer  Süuben. 


3d)  glaube  an  eine  fjeüige,  fatt)oIifcf)e  fiirdje,  tt         289 

S)ie  $irdje  fetjt  aber  ba§  Sßerf  be§  §eitanbe§ 
^u  allen  3^ten  fort,  unb  barum  finbet  ber  gu 
©ott  belehrte  ©ünber,  wie  ber  mit  ber  ©rbfünbe 
in  bie  2Mt  eintretenbe,  burd)  bie  ©nabe  ©otte§ 
aber  juni  Dietere  ©otte§  berufene  SJtenfdj  in  ber 
$irä)e  5fta$laffung  ber  Sünben, 

1)  ®ie  $ircfye  bergiebt  bie  ©ünben  fraft  ber 
bm  SIpoftetn  unb  ifjren  5ftadjfolgern  erteilten  ©e^ 
matt,  311  löfen  unb  ju  binbeu.  S)er  §err  Kjaudjte 
naü)  jetner  2luferftef)ung  bie  jünger  an  unb  jpraä) : 

„Smpfanget  ben  ^ eiligen  ©etft.  SBel* 
d)en  tfjr  bie  ©üuben  nadjlaffen  werbet, 
benen  finb  fie  nadjgelaffen,  unb  melden 
iljt  fie  behalten  werbet,  benen  finb  fie 
begatten."  (3o$.  20,  22-23.) 

S)te  ^rieftet  Ijanbetn  alfo  ttidjt  au§  ftdj  felbft, 
fonbern  at§  ©tettöertreter  (Sljrtftt,  mnn  fie  ©ütu 
ben  behalten  ober  Vergeben, 

2)  Sie  ©ünbenöergebung  Inüpft  fid)  aber  an 
bie  ^Reue  unb  an  bie  Suf^e,  welche  üorljergefjen 
muffen.    £)er  Jgeilanb  prebigte: 

„£f)uet  Sänfte,  b^nn  ba§  Jgimmetreidj 
tft  naf)e."    (3ßatt$.  4,  17.) 

©o  f)atte  fdjon  ber  Vorläufer  be§  £>eitanbe§, 
ber  Säufer  3ot)anne§,  geprebigt. 

Unb  2sefu§  üerfidjert  au§brücflid) : 

„2öenn  tfjr  nief) t  SBufte  tfyuet,  werbet 
tf)r  3U  ©runbe  geijen."    (ßul.  13,  3.) 

2tl§  bie  ße^re  öom  Stuferftanbenen  ba§  erftc 
2)M   am   ^fingfttage   geprebigt   würbe,   unb   bie 

3»ölf  ®Iaubcn«artifct.  19 


290  ge&nter  ©toubenSartifet. 

3ufjörer  erfdjüttert  fragten:  „3$r  9Jtänner,  23ru* 
ber!  nm§  foEen  mir  tfyun?"  ba  fprad)  be§J)alb 
Petrus  ju  attercrft:  „S^uet  Su^e!''  (2fyg.2,38.) 

3)  ®amit  ber  DJienfd)  bie  ©ünbenüergebung 
empfange,  mufj  er  aud)  mittoirfen,  unb  jroar  nicfyt 
bloß  innerlid)  burd)  bie  Süße,  fonbern  and)  äu&er* 
Hdj  burd)  ben  ©mpfang  ber  Ijier^u  üon  (£l)riftu§ 
eingelegten  ©nabenmittel,  ber  ©aframente  ber 
Saufe  unb  ber  SBufce. 

„2Benn  jemanb  nidjt  toiebergeboren 
wirb  au§  bem  Söaffer  unb  beut  ^eiligen 
©eifte,  fo  lann  er  in  ba§  sJieid)  ©otte§ 
ntdjt  eingeben/    Qolj.  3,  5.) 

4)  ®ie  ©ünbenbergebung  erhält  ber  9Jlenfd) 
fraft  be§  ©rtöfung§tobe§  $efu  S^rifti.  ©&riftu§ 
ift  ber  einzige  Mittler  3toifd)en  ©ott  unb  ben 
9Jtenfd)en*  ®r  unb  nientanb  anber§  Ijat  un§  mit 
©ott  öerföfjnt,  unb  ©r  übt  fortmä^renb  ba§  9lmt 
ber  SSerföljnung,  inbem  (£r  fid)  forttoäf)renb  un* 
blutiger  SBeife  aufopfert,  mie  (£r  fidj  einmal  Hu* 
tiger  SSeife  geopfert  f)at 

1)  Sebenlen  totr  üor  allem,  tote  groß  bie  SBoljltljat 
ift,  toetdje  bttrd)  bie  ©ünbcn&ergcbtmg  un§  bargeboten 
totrb.  SBer  ©ott  burd)  eine  SEobfünbe  beletbigt,  verliert 
fogleidj  alle  Söerbienfte,  bie  er  burd)  ben  £ob  unb  ba$ 
ßreuj  ©fjrifti  erlangt  Ijat.  ©r  tütrb  an  bem  ©tntritt  in 
ba§  5J}arabie3,  ba£  Dörfer  berfdjloffen  ttar,  ba§  aber  ber 
§etlanb  burd)  fein  Seiben  un3  geöffnet  fjat,  gänjlid)  ge= 
Ijtnbert.  Sßenn  toir  bie§  fiebenfen,  fo  toerben  toir  erlernten, 


3$  glaube  an  eine  ^eilige,  fatfjölijdje  $irtf)e,  :c.         291 

tote  grofc  unfer  ©lenb  toäre,  toenn  ©ott  ber  <$irdje  tttd^t 
bie  Sdjlüffelgemalt  erteilt  Ijatte. 

2)  33ebenfcn  toir  ferner,  toa3  afteS  gefdjc^eu  muffte, 
Damit  ©ott  uns  bie  ©ünben  nad)Iaffen  fonntc.  Um  bie 
SBclt  ju  erfdjaffen,  brauchte  ©ott  nur  ju  tootten ;  um  ba3 
ßtäjt  ju  erfdjaffen,  brauste  ©ott  nur  ju  fpredjen:  „®3 
toerbe!"  Um  ben  au§  öeljm  geformten  ßeib  9lbam§  le= 
benbig  ju  machen,  brauste  ©ott  nur  ju  fjaudjen.  Um 
aber  bem  DJJenfdjen  ©ünbentiergebung  jutoenben  ju  fönnen, 
muffte  3efu§  SlpiftuS  ben  Stjron  fetner  §errltdjlett  t>er= 
laffen,  SJftenfd)  toerben,  leiben  unb  fterben.  $etft  erft  fonnte 
eine  ßirdje  geftiftet,  lonnten  ©aframente  eingefetft  werben. 
2Betd)  eine  Sülle  öon  ©nabe  unb  Sarmfjerjigfeit! 

3)  S)e§t)alb  fott  un§  ber  ©ebanle  au  bie  unenblidie 
©üte  ©otte3  mit  freubigem  ®aul  erfüllen.  @r  fjat  burdj 
bie  Eingabe  feinet  Sol)ne3,  bie  Stiftung  ber  <ßird)e  unb 
bie  ®infe|ung  ber  ^eiligen  ©alramente  ber  Saufe  unb 
ber  33uf$e  fo  tmterlid)  ^ü^farge  getroffen,  bafs  e§  Sfjm 
möglid)  ift,  oljue  bie  ©eredftigfeit  ju  üerletjen,  am  Sünbcr 
Sarm^erjig!eit  gu  üben.  ®ie§  fott  unk  mit  freubigem 
Saufe,  aber  aud)  mit  Vertrauen  erfüllen,  unb  un§  er- 
muntern, bie  bargebotenen  §eifömittel  ju  ergreifen. 

„ßaffetuu§mit3ut)erfid)t^injutreteu5um 
Üfjrone  ber  ©nabe,  bamit  toir  Söarmljeräigf  eit 
erlangen  unb  ©nabe  ftttben,  toenn  toir  §ilfe 
nötig  fjafcen."    (£ebr.  4,  16.) 

4)  gurrten  toir  un3  aber  aud)  tior  ber  ©träfe, 
toelcfye  benjenigen  trifft,  ber  btn  langmütigen  ©ott  toarten 
läfft  unb  feine  Stimme  nidft  l)ört. 

®arum  —  „Säume  nid)t,  bid)  jum  §errn  ju 
befeljren,  unb  üerfdjiebe  e§  nid)t  Don  einem 
Sag  jum  aubern;  benn  ^tötjlid)  fommt  fein 
3orn  unb  totrb  jur  3eit  ber  3tad)e  b i d£)  Der  = 
ber  ben."    (Sir.  5,  8.  9.) 


ißlfter  Glaubensartikel. 

.JluffcrJIjIjung  bz%  $hi\ä)t%. 


§  42.  $ex  fob. 

9ll§  ©ott  her  §err  ben  erften  9Jlenfdjen  er* 
Raffen  toottte,  bilbete  ©r  au§  ©rbe  einen  menfdj* 
lidjen  ßeib  unb  fjaudjte  ifym  bie  (Seele  ein.  So 
öerbinbet  ©r  mit  jebem  öeib  eine  Seele;  ber  9Jienfd) 
ift  bal)er  ein  2)op:peltt)efen,  eine  SSerbinbung  öon 
Seele  nnb  ßeib*  S)er  Seib  foK  ber  (Seele  btenen, 
bie  ©eele  bm  Öeib  regieren,  äßenn  nun  $ranff)eit 
ober  ©emalt  ben  ßeib  für  ba§  irbifdfje  3)afein  un* 
fäljig  gemalt  Ijat,  trennt  fiä)  bie  Seele  öon  bem 
Seibe-  £)er  Öeib  mufj  pr  @rbe  -jurücffefyren,  mofyer 
ber  erfte  9#enfc£)  genommen  ift,  bie  Seele  erfebeint 
öor  ©otte§  ©eridjt,  um  if)r  Urteil  gu  öernefymen, 

1)  S)er  £ob  ift  nidfjt  etroa§  öon  Anfang  an 
öon  ©ott  2lngeorbnete§,  fonbern  er  ift  bie  ©träfe 
für  bie  ©ünbe  unferer  (Stammeltern-  2öie 
burdf)  2lbam  bie  3Ml)feligfeit  unb  bie  9iot  be§ 
SebenS  über  ba§  gange  menfd)li$e  ©efd)led(j)t  !amen, 
alfo  audj  biefe  fyäjslidjfte  aller  ©rfdjeinungen,  bie 
un§  einen  Slbfdjeu  unb  einen  S^reden  öor  aller 
Sünbe  einflößen  foll. 

2ßie  märe  e§  aber  ben  9ttenfd)en  ergangen,  wenn 
5lbam  nii^t  gefünbigt  f)ätte?  @ie  mären  buxä) 
übernatürliche  ©nabe,  mogu  auü)  ber  ©enuf3  bei 
$rud)t  öom  Saume  be§  öeben§  gehörte,  öor  bem 
Sobe  bemafjrt  worben. 


9tuferfteljun8  be*  gtei|d&e§.  293 

©arum  ift  ber  Seib  be§  £>eilanbe§  unb  ber 
Seib  ber  tjeiligen  Jungfrau  unb  ©otteSmutter  sJttaria 
nid&t  ber  Sßerwefung  anheimgefallen,  weil  fie  nie* 
mal§,  audj  ntdjt  einen  Slugeubticf,  unter  bem  $tudje 
ber  ©rbfünbc  lagen. 

2)  Öbmof)t  nichts  getniffer  ift,  als  ba&  alle 
SUtenfdjen  fterben  muffen,  fo  l)at  ber  £)err  in  feiner 
2B'et§l)ett  bod)  bem  2flenfdjen  feine  SobeSftunbe  öer* 
borgen.  63  meifj  ber  DJlenfd)  nidjt,  ob  er  nod) 
lange  lebt,  ober  ob  er  morgen  fdjon  ftirbt.  £)ie§ 
ttjut  ber  ^err,  um  ben  9Jlenfcf)en  ju  beftänbiger 
SBadjfamfeit  anzutreiben. 

S)arum  maf)ut  fdjon  ber  tneife  ©irad): 

„3tt  allen  beinen  Sßerlen  benfe  an  beine 
testen  S)inge,  fo  wirft  bu  in  ©ioigf eit  nicfyt 
fünbigen/  (Sir.  7,  40.) 

^nwünoung. 

1)  ®er  2ob,  ber  alle  9Jtenfd)en  baljtnrafft  unb  an 
ben  tt)ir  töglid)  gemannt  derben,  ift  ba8  fräftigfte  3eugni3, 
ba&  ber  Teufel  gelögen  Ijat,  afö  er  jur  ©fca  tyrad):  wßeincS= 
iDeg§  roerbet  iljr  fterben."  (I.  TOof.  3,  4.) 

„2) er  Teufel  toar  einSJtenfdjenmörber  Don 
21  n beginn  unb  ift  in  ber  Söatjrfjeit  nid)t  be= 
ftanben."  (3o$.  8f  44.) 

2)  2)er  9Jlenfd)  ftirbt  nur  einmal,  unb  barmt  ift 
feine  üebtmbafjn  abgejd)(offen.  Sobalb  bie  (Seele  Dom 
Seibe  getrennt  ift,  fann  biefelbe  nichts  ©ute3  meljr  tfjun 
unb  fid)  fein  Jöerbienft  meljr  erirerbeu.  Sie  !ann  nichts 
mef)r  gutmadjen.  Sie  fann  ba*>  Jßerjäumte  nid)t  tneljr 
einholen.  Sßie  fie  gelebt  fjat,  ift  fie  geftorben.  Hebel  fterben, 
Ijeijjt  einig  berloren  fein. 


294  glftcr  ©laubenSartifet. 

Uebel  ftirbt  berjentge,  ber  nid)t  in  ber  ©nabe  ©otteS 
ftirbt. 

„SBenn  ber  gottlofe  SJlenfd)  ftirbt,  ift  !eine 
Hoffnung  mefyr."  (©pridjn).  11,  7.) 

3)  Sem  aber,  ber  in  ber  ©nabe  ©otteS  ftirbt,  ift 
ber  2ob  nid)ts  ©cfyredticfjeS.  ©r  ift  für  benfelben  biel= 
meljr  ber  33efreier  Don  aller  SJtülje  unb  9iot,  ber  ©ngef, 
ber  il)n  jnm  ^rieben  fü^rt. 

„3)te©eetenber©ered)ten  finb  in  ber  § an b 
©otteS,  unb  bie  Qual  beS  SlobeS  berührt  fie 
ntdjt.  Qu  ben  Singen  ber  Untoetfen  fdjeinen  fie 
ju  fterben,  unb  tljr  §infd)eiben  tütrb  für  23e= 
trübniS,  iljr  2lbfd)ieb  üon  uns  für  Untergang 
gehalten;  fie  aber  finb  im  ^rieben."  (SBetet).  3, 1—3.) 

SDarum  fernen  fid)  bie  ©eelen  ber  ©otteSfürdjtigen 
nad)  bem  froren  2tugenblide,  ber  fie  mit  tljrem  §eilanbe 
bereinigt,  unb  fie  tyrecfyen  mit  bem  Styoftel:  ,,3d)  Verlange 
aufgelöft  ju  derben  unb  bei  ©Ijrifto  ju  fein/'  Oßljil.  1,  23.) 

Sir  djriftlirtjp  iBrftattuns  örr  loten. 

2I(S  ber  §err  bem  31bam  naef)  bem  ©ünbenfalle  baS 
Urteil  fyrad),  üerfünbigte  ©r  tljm: 

„®u  bift  ©taub  unb  fottft  jum  ©taube 
tüteberleljren/'  (I.  2Jiof.  3,  19.) 

23ei  bem  Stolle  ^Srael,  auf  meines  bie  Uroffenbarung 
fid)  Dererbte,  toar  es  beSljatb  immer  ©ttte,  bie  'SLotcu  51t 
begraben,  unb  nur  in  Ijödjft  feltenen  fällen,  100  es  burd) 
bie  Umftänbe  geboten  toar,  fanb  baS  SSerbremten  ftatt. 
23et  bm  ©giften  gilt  aber  ber  ßeidjnam  als  ber  Stempel 
beS  Zeitigen  ©eifteS  unb  als  bie  SBoljuung  ber  ©eele,  an 
bereu  ©djtäfat  er  nad)  bem  jüngften  Sage  teilnehmen  tüirb. 
Unb  ba  ber  ©fjrtft  am  jüngften  Sage,  tüte  ber  <£>eilanb, 
auferfteljen  tüirb,  fo  tüttt  er  aitd)  tüte,  ber  §eilanb  bc= 
graben  tüerben.  ©S  tüurben  beSfjalb  bie  ßetdjname  ber 
©laubigen,  nadjbem  fie  forgfältig  getoafd)en  unb  in  ent= 


«itferftefumg  be£  ftleiid&es.  295 

fpredjenbe  SEüdjer  eingefüllt  toorben,  an  einen  Ort  f)inane= 
getragen,  an  bem  alle  ©fjriftenleidjen  beerbigt  tmirben; 
benn  bie  ©Triften  bitben  and)  im  Zobe  eine  ©emetnfdjaft. 
®iefe  ©tätte  nannte  man  ben  Drt  be8  ©djlafeS  (Dor- 
mitqrium),  weil  ber  SCpoftel  bie  ©eftorbenen  „in  ©fjrifto 
gntfd&tafene"  nennt.  (I.  gar.  15,  18.)  3)lan  nennt  tf)it 
and)  „Sfrtebljof",  weil  fcrir  Jjoffen  nnb  beten,  bie  35erftor= 
benen  motten  in  ^rieben  ber  Stnfunft  be§  §errn  ent= 
gegenfdjanen.  S)er  fdjönftc  Slnebrnd  aber  ift  „@ottc§= 
ad  er",  benn  ber  Äirdjljof  ift  toirflid)  ber  Slder  ©otte§,  in 
ben  baZ  ©aatforn  be3  menfdjlidjen  ßeibe3  gefäet  Wirb, 
nm  bereinft  fjerrlid)  lieber  jn  erftetjen. 

®ie  SBeife  be§  23egräbniffe§,  wie  fie  in  ber  fatljo= 
lifdjen  «ßtrdje  ftattfinbet,  ift  biejelbe,  tote  fie  in  bm  alteften 
Seiten  ftattfanb.  ©er  %ob  ift  feine  Trennung  anf  9Wtn= 
mertmeberjeljen,  er  ift  nnr  eine  jettlidje  Trennung.  ®arnm 
barf  ber  ©Ijrift  tranern,  tote  bie§  bie  fd)Warjc  $arbe  an- 
bautet, aber  er  barf  feinem  irofttofen  ©djmerje  fid)  ftin= 
geben,  toeSljafi)  bie  <ßird)e  ba3  ßlagegefdjrei,  ba§  3erceif$en 
ber  Kleiber  nnb  bergleicfyen  Ueberfd)Wenglid)feiten  mtf$= 
billigt,  ©übalb  ber  ©fjrift  ben  legten  Sttemjng  an3gef)and)t 
ljat,  beginnen  bie  ©ebete  für  ^n  SSerftorbenen.  ®nrd) 
©lodenjeidjen  Werben  bie  ©länbigen  benachrichtigt  nnb 
gnm  ©ebete  aufgeforbert,  nnb  am  lEotentager  werben  bi§ 
jur  Seerbtgung  ©ebete  üerrid)tet  nnb  ber  £eid)nam  wirb 
mit  Söeiljwaffer  befprengt.  SDie  SBeftattung  felbft  gef)t 
nnter  ©lodengelänte,  5|}falmengefang  ber  ^riefter  nnb  bem 
©ebete  ber  ßeidjenbegleitung  öor  fid).  2>a§  3eiä)en  be§ 
^eiligen  <ßreuje§  wirb  bem  3nge  Dorangetragen,  nnb  nadj= 
bem  baz  ©rab  eingejegnet  ift,  wirb  baZ  <Sren$  anf  ben 
©rabfjüget  geftedt;  benn  im  ßrenge  ift  nnfer  §eil,  nnb 
ber  ©efrenjigte  wirb  einft  bie  mit  fid£)  führen,  bie  mit 
3f)m  bnrd)  ba§  ©rab  gegangen  finb.  Sie  2id)tcr,  toeldje 
am  Sarge  nnb  bei  ber  Söeerbignng  gebrandjt  werben,  üer^ 
finnbilben  ba3  ewige  8id)t,  ba§  ber  Seele  lendjten  f oH ; 
bas?tand)Werf,  weld)e§  emborfteigt,  üerfinnbübet  ba§,@e6et, 


296  giftet*  ©laubenSartifel. 

baS  gurrt  Sprotte  ©otteS  bringen  foft.  ®er  5J3riefter  toirft 
eine  ©Raufet  ®rbe  in  ba§  ©rab  auf  ben  ©arg  unb  er= 
innert  baburd)  bie  Slntoefenben,  ba$  uns  allen  bereinft 
baSfetbe  ßo§  beüorftefye.  Sin  manchen  Drten  betyrengen 
alle,  toeldje  bie  ßeidje  begleitet  Ijaben,  biefelbe  mit  SBeifc 
toaffer  unb  toünfd^en,  ba%  bie  6eele  burd)  unfer  ©ebet 
gereinigt  unb  geheiligt  Serben  möge.  ®ie  toorneljmfte  §ilfe 
oerfdjaffen  toir  aber  ben  atmen  ©eelen  burd)  ba§  Zeitige 
9Jle£o{)fer,  toeldjeS  am  23egräbni3tage  felbft  ober  an  einem 
ber  näd^ftfolgenben  Sage  (bem  britten)  bargebrad)t  unb 
am  fiebenten  unb  brei^igften  Sage  toieberljolt  toirb.  ©benfo 
toirb  am  3a^re§tage  be§  3Jbleben3  ba%  ^eilige  Stteftopfer 
für  bie  SSerftorbenen  gefeiert.  ®er  brüte  Sag  ttmrbe  ge= 
to&fß,  toeit  ©fjriftus  am  brütet  Sage  nad)  feiner  <ßreu= 
jigung  t>on  ben  Soten  anferftanben  ift,  ber  ftebente  Sag, 
toeil  ©ott  an  biefem  Sage  ruljte,  unb  toetl  totr  Ijoffen, 
ba£  .and)  ber  äkrfiorbene  bnrdj  unfere  Fürbitte  in  bie 
SRit^e  eingeben  toerbe.  ®er  breifjigfte  Sag  ift  lieber  ein 
Srauertag  in  !ftad)af)mmtg  be§  iäraeltttfdjen  Stoßes,  ba% 
breiftig  Sage  um  9#ofe§  trauerte.  (V.  DJiof.  34,  8.)  Ser 
3a^re§tag  ift  ber  Erinnerung,  tote  an  freubige,  fo  audj 
an  traurige  ©reigniffe  getoibmet. 

®er  «ßirdjljof  ift  ein  getoei^ter  Ort,  unb  jebe  35er= 
unefjrung  be§felben  ift  ein  ©alrilegium  ober  eine  ©otte§= 
fcfyänbung.  3ft  ein  <8ird$of  burdj  eine  falrilegifdje  §anb= 
lung  enttoeiljt  toorben,  fo  barf  lein  djriftlidjeS  SegräbniS 
auf  bemfelben  gefdjeljen,  bi§  er  toieber  neu  getoeüjt  toorben. 
—  Seiten,  toeldje  bereits  beerbigt  finb,  bürfen  nur  mit 
©rlaubuiS  ber  geiftlidjen  Dbrigleit  ober  auf  Slnorbnung 
be3  fRt(i)ter§  toieber  ausgegraben  unb  an  einen  anbern 
Ort  gebracht  toerben.  3)amit  bie  Äirdjljöfe  in  ©Ijren  ge= 
galten  Serben,  fotten  biefelben  mit  SKauem  ober  einer 
anbern  fidjera  ©djutjtoeljr  eingefaßt  Serben.  @ie  muffen 
Dor  bem  3ugange  beS  33ief)e3  behütet  unb  bürfen  nidjt  ab= 
getoeibet  toerben.  ©3  barf  lein  $af)rmarlt,  lein  Spiel  unb 
leine  ungehörige  Arbeit  barauf  ftattfinben. 


2Iuferftefiuitg  bes  ^(eifd/es. 


n 


3Iuferftcl)iinö  be§  gteijd&eS.  297 

@§  tft  leidet  ein^ufeljen,  warum  bie  2tpoftet  an 
btefer  ©teile  be§  ©Iauben3befenntniffe§  ntdjt  bon 
ber  $luferftel)ung  ber  ÜJlenfd^en  fpredjen,  fonbern 
öon  ber  2tnferfte^ung  be§  QfatfdjeS.  ®enn  ba  bie 
eeele  be§  SJtenfdjen  ntdjt  ftirbt,  jonbern  nacfy  bem 
£obe  fortlebt,  entweber  in  einem  feiigen  ober  in 
einem  unfeligen  3uftanbe,  fo  lann  aitdj  bie  ©eele 
ntc£)t  auferftefjen.    £)a§  ©rab  birgt  nur  ben  ßeib. 

1)  @§  werben  alte  9Jlcnf d&cn  auferftefyen, 
bie  ©ottlofen  wie  bie  ©otte§fürdjtigen,  bie  Unge* 
regten  wie  bie  ©eredjten. 

㩤  Jommt  bie  6tunbe,  in  ber  alle,  bie 
tnben©räbern  ftnb,  bie  Stimme  be§  SolpieS 
©otte§  ^ören  werben.  Unb  e§  werben  l)er* 
üorgeljen,  bie  ©ute§  get f>an  t)aben,  gur 
2luf  erfteljung  be§Seben§,  bie  aber  33öfe§ 
getijan  Ijaben,  ^ur  Stuferfteljung  be§  ©e* 
rtd&te§."    (3<4  5,  28.  29.) 

SSenn  e§  Ijetfjt,  baf;  alle  SJtenfdjen  auferfteljen 
werben,  fo  tft  bamit  gefagt,  ba&  aud}  biejenigen, 
welche  jur  ftät  ber  Slnfunft  ©Ijrtftt  nodj  leben, 
nod)  öor  bem  allgemeinen  ©eridfyte  fterben  werben. 

2)  ©in  jeber  wirb  auferfte^en  in  feinem  eigenen 
Seibc.  2)ie§  war  fdjon  ber  ©laube  ber  ©ereilten 
be§  alten  ÜSunbeS.  Sri)on  $ob  tröftete  fid)  mit 
btefer  Hoffnung  in  unfäglidjen  Sdjmergen. 

„2M)  weifi,  ba£  mein  ©rlöfer  lebt,  unb  tdj 
werbe  am  jüngften  Sage  öon  ber  @rbe  auferftefyen 


298  elfter  ®fauben§artifel. 

unb  werbe  wieber  umgeben  werben  mit  meinet 
Jpaut,  unb  tri  meinem  fjletfdje  werbe  tdj  meinen 
©ott  flauen/'    (3ob  19,  25—26.) 

2Bie  wirb  es  aber  möglich  fein,  bafj  eine  foldje 
Sammlung,  aller  Seile  beS  ntenfdjtidjen  SeibeS,  bie 
in  23erwefung  fid)  aufgetöft,  ftattftnben  lann?  S)ie6 
würbe  fdjon  bem  3tyoftel  Paulus  entgegengehalten; 
barum  fdjreibt  er: 

„21ber,  wirb  jemanb  jagen:  Söie  fielen  bie 
Soten  auf?  $n  wettern  Seibe  werben  fie  fommen? 
®u  £f)or!  2BaS  bu  fäeft,  lebt  ntdjt  auff  wenn  e§ 
nid)t  güüor  ftirbt.  Unb  was  bu  audj  fäeft,  fo  fäeft 
bu  mdjt  ben  «Körper,  ber  werben  füll,  fonbern 
61of?eS  $orn,  nämlid)  etwa  beS  SöetgenS  ober  eines 
ber  übrigen  Srrüd^tc.  ©ott  aber  giebt  ifym  einen 
Körper,  wie  @r  will,  unb  einer  jeben  ©amenart 
ttjren  befonbern  Äötper/  (I.  Äor.  15,  35—38.) 

35te  Sluferfte^ung  beS  51eifä)eS,  b,  1).  ber  Öeiber, 
ift  aber  ntd^t  nur  burdj  bie  Slflmadjt  ©otteS  mög* 
tidj,  fonbern  aud)  notwenbig.  S)enn  ber  9Jlenfd) 
ift  beftimmt,  nad)  bem  Sobe  nidjt  als  ©eift,  fon* 
bern  als  SJlenfd)  fortzuleben,  weshalb  bie  Seele  in 
ben  Seib  gurüdfeljren  muj3.  3ur  üottfommenen 
©tüdfetigfeit  gehört  aber,  baf}  ber  Sttenfd)  aud) 
leiblid)  glüdfelig  fei.  @S  ift  alfo  notwenbig,  bafc 
ber  Seib  fid)  wieber  mit  ber  ©eele  bereinige. 

S)er  Seib  ift  baS  Söerljeug  311m  ©uten,  wie 
baS  äBerfgeug  gum  99öfen.  2ßaS  ber  ©eift  Witt, 
baS  fü£)rt  ber  Seib  aus*  ©§  ift  aber  billig,  bajs, 
womit  ber  üUtenfdj  fünbigt,  er  bamit  aud)  geftraft 


äuferftefcimg  be§  ftletföeS.  299 

werbe.  2ßie  bemnad)  bie  6eele,  fo  Ifjat  aud)  bei 
Seib  Slnteil  an  bem  ©nten,  wie  an  bem  Sdjlimmen, 
an  ben  ^reuben,  rote  an  btn  Seiben.  ©rft  bann 
ift  bte  ©lüdfeligfeit  ober  bte  ilnglüdfeligfeit  tooH* 
foimnen. 

3)  2)ie  Seiber  ber  2luferftanbenen  werben  aber 
nidjt  alle  gletcf)  fein.  SDie  Seiber  ber  ©ered)ten 
roerben  glorretd),  bie  ber  ©ottlofen  f)äJ3ttd)  [ein. 
2)ie  Seiber  werben  bie  Sdjönfjett  ober  bte  2Bo§t)eit 
ber  eeelen  pm  9lu§brucf  bringen.  2tm  Seibe  ber 
©ottlofen  werben  bie  Safter  offenbar  werben,  bie 
ba$  (Sbenbifb  ®otte§  bernidjteten. 

„®ief)e,  id)  fage  eudj  ein  ©el)eimni§: 
2öir  werben  gwar  alle  auferfieljen,  aber 
wir  werben  ntdjt  alle  üerwanbelt  werben." 

(I.  $or.  15,  51.) 

S)er  Seib  ber  ©eligen  wirb  afte  ®igenfd)aften 
befitjen,  weldje  ber  Seib  be§  §eitanbe§  nadj  ber 
2lnferftet)ung  befafj.  33or  allem  werben  fie  öcr- 
flärt  fein. 

„3efu§  (£Ijitftu§  Wirb  ben  Seib  nnferer 
üftiebrtgfeit  umgeftalten,  baß  er  gletdjge* 
ftaltet  fei  bem  Seibe  jeiner  §errtid)feit." 

(Ptt.  3,  21.) 

S)tcje  ßlarfyeit  ift  ber  ©lang,  ber  fid)  au§  ber 
fyödjften  ©lüdfeligfeit  ber  Seele  über  ben  Körper 
ergießt,  fo  baß  fie  gleidjfam  eine  Mitteilung  jener 
Setigfeit  ift,  welker  bie  ©eele  fid)  erfreut. 

ferner  werben  bie  Seiber  gelenlig;  unb  fie 
werben  fid)  gan^  leicht  hinbegeben,  wofyin  bie  Seele 


300  elfter  ©toubenäartifel. 

nur  immer  will,  fo  baf}  nid)t§  fdjnefter  fein  tarnt, 
al§  biefe  Bewegung. 

3lud)  wirb  ber  Seib  bem  ÜBefeljle  ber  Seele 
gän-jtid)  unterworfen  fein,  ©r  wirb  ber  6eele  bienen 
nnb  jebe§  2Binfe§  gewärtig  fein. 

„©efät  wirb  ein  tierifdjer  Seib,  aufer* 
fielen  wirb  ein  geiftiger  Seib."  (I.  ßor.  15, 44.) 

S)ie  Seiber  ber  ©eligen  werben  nid)t§  meljr 
leiben.  Sfür  fie  giebt  e§  weber  §ü}e  nod)  fyroftr 
Weber  ßranfljett  nod)  ©d)tner3,  Weber  Srübfal  nod) 
irgenb  nn  ©efiitjl  ber  Unluft.  ©ie  werben  aud) 
bem  größten  förperlidjen  ©lenbe,  beut  £obe,  nid)t 
meljr  unterworfen  fein. 

„(Sott  wirbabwifdjen  atteSEljränen  bon 
tljren  Singen;  ber  £ob  wirb  nidjtmeljr  fein, 
nodj  Trauer,  nod)  $lage,   nodj  ©djmerj." 

(Dffenb.  21,  4.) 

Jlmücnimng. 

1)  3)a  toir  nun  toiffen,  ba§  aud)  ber  Seib  Slnteti 
nimmt  an  ber  Seligfeit  tote  an  ber  Unfeligfeit  ber  Seele, 
fo  mufj  e§  unfer  eifrtgfteS  Seftreben  fein,  jebe  Sünbe  ju 
metben,  bte  unfern  ßötper  fdjänben  unb  beftedfen  !önnte. 
Sßadjen  toir  forgfältig  unb  befjerrfdjen  toir  benfelben  unb 
[teilen  toir  il)it  in  ben  ®tenft  ßfjriftt,  bamit  toir  in  einem 
neuen  ßeben  toanbeln. 

„Saffet  bte  Sünbe  uid)t  Ijerrfdjen  in  euerm 
fterblidjen  Selbe,  fo  ba$  tljr  feinen  ©elüften  ge= 
Ijordjet,  nod)  gebet  eure  ©lieber  ber  ©ünbe  I)in 
als  Söerfjeug  ber  Ungeredjtigfeit,  fonbern  gebet 
eud)  ©ott  als  lebenbig  ©etoorbene  öon  ben  2oten 
unb  gebet  eure  ©lieber  ©ott  als  SBerfjeuge  ber 
©ere^ttgfeit."  (»5m.  6,  12.  13.) 


Unb  ein  eitriges  2eben.  ?lmen.  301 

2)  35er  ©ebanfe  an  bie  21uferftel)itng  erleichtert  uns 
unb  tröftet  un§,  wenn  wir  füllen,  ba$  ber  2ob  Ijeran= 
naljt,  unb  mir  Don  beuen,  bie  uns  lieb  !)aben  unb  bie 
wir  lieben,  Stbfdjteb  nehmen  muffen. 

SBir  freuen  uns  ber  SBotfd^aft,  ba§  toir  einanber 
wieberfef)en  werben.  ®amit  tröftete  ber  Sfyoftet  SßauluS 
bie  Sljeffafontdjer,  inbem  er  iljnen  fd)rieb: 

„2Bir  wollen  eud)  aber,  Sörüber,  nirf)t  in  Un= 
wiffenljeit  laffen  über  bie  @ntfd)lafenen,  baB 
tljr  nid)t  betrübt  feib,  wie  bie  übrigen,  bie  feine 
Hoffnung  Ijaben.  ®enn,  Wenn  wir  glauben,  baf$ 
3efuS  geftorben  unb  auferftanben  ift,  fo  wirb 
and)  ©ott  bie,  welche  in  $efu  entfcfytafen  finb, 
mit  3Ijm  herausführen/'  (I.  Stjeff-  4,  12.  13.) 

3)  Stn  §inblid  auf  bie  §errlid)feit  be§  Seibe§,  bie 
ben  ©otteefürcfytigen  erwartet,  ertragen  wir  gern  alle  leib= 
liefert  Hebet  unb  ©ebredjen,  alle  ßranfljeiten  unb  alle 
Sd)merjen,  unb  laffen  wir  uns  nidjt  nieberbeugen  burd) 
bie  Srübfale  beS  t5fleifd)e3.  ©8  lommt  ja  bie  ©tunbe,  in 
ber  aud)  ber  leibliche  ©djmerj  in  leibliche  fyreube  fcer= 
wanbelt  wirb,  unb  gebulbig  fefjen  Wir  biefer  ©tunbe  ent- 
gegen. 

„©efäet  Wirb  berßeib  in  Unehre,  auferfte^en 
wirb  er  in  £errticPeit."  (I.  £or.  15,  43.) 


Zwölfter  Glaubensartikel 

Hub  Bin  BttiigBS  Htbtn.    Bnun, 


§  44,  $ev  ^tmmeL 

3n  bie  SBruft  etne§  jeben  üflenfdjen  ift  ber 
Srieb  m§  ©lud jeltgfett  eingepflanzt.  ®er  SJlenfd^ 
fudjt  ncu§  einem  feiigen  3uftanbe,  unb  fdjon  bk§ 


302  Zwölfter  ©IcmbensartiM. 

ift  ein  23ewei§,  bafj  e§  einen  feiigen  guftanb  geben 
mufj.  2lber  biefer  gtücffelige  314^an^  ift  auf  ^efer 
©rbe  unb  fo  lange  ber  9Jlenfd)  in  feinem  $leifdje 
lebt,  nidjt  gu  erretten,  ©etbfi  wenn  er  alles  irbtfdje 
2Bofylergel)en  fid)  berfd)affen  fönnte,  fo  bliebe  feine 
©eele  unbefriedigt  unb  feinte  fidj  nadj  etwa§  Jpöljerem. 
SDte  waljre  ©lücffeligMt  bietet  un§  erft  naef)  bem 
Sobe  „ba§  ewige  Seben",  ba§  fyetfjt  jener  Qu* 
ftanb,  in  meinem  bie  (Seele  ntdjt  nur  oijne  3luf* 
f)ören  fortbauert,  fonbern  in  welkem  fie  auf  ba§ 
innigfte  öerbunben  ift  mit  il)rem  ©otte  unb  mit 
iljrem  Jgeitanbe,  unb  in  3fl)m,  ber  felbft  ba§  Seben 
ift  ®o$.  14,  6.),  aud)  ba§  Seben  finbet  £>ie  ©e= 
regten  »erben  eingeben  in  biefe§  Seben;  beim 
irrten  ift  berfyeifjen: 

„SSefreit  toon  ber  ©ünbe,  ßnedjte  ©ot* 
te§  geworben,  Ijabt  il)r  ^u  eurer  O^udjt 
bie  Heiligung,  unb  al§  ©nbe  ba§  ewige 
Seben."  (mm.  6,  22.) 

S)a§  ift  e§,  tt)a§  bie  ßtrdje  mit  ben  5tu§brücf en : 
bie  ewige  9luf)e,  ba§  ewige  §eit,  ba§  ewige  Sidjt, 
ba§  ewige  Seben  be^eic^net 

1)  ©§  giebt  einen  £)rt,  in  bem  bie  ©eredjten 
ewig  fortleben  werben,  unb  biefen  Ort  nennen  wir 
ben  ^immeL  ©r  ift  bie  unfid)tbare  2ßol)nung 
©otte§,  ber  ©ngel  unb  ber  2tu§erwäl)lten.  23on 
il)m  fagt  3)aütb: 

„3)er  Fimmel  öe§  £)immcl§  ift  beS  V)crrn; 
bie  ©rbe  aber  16) a t  @r  ben  9Jienfd)enfinbern 
gegeben."  (*ßf.  113,  24.) 


Unb  ein  ett)ige§  ßeben.  9Imen.  303 

©iefer  Jptmmet  übertrifft  au  ©djönfjett  unb 
Sieblidjfeit  a(le§,  U)a§  be§  9ftenfd)en  Jperg  fidj  wün* 
fcfyen,  be§  DJlenfdjen  ©inn  fid)  erbenden  faun, 

„ßaiini  faffen  nur  ba§,  wa§  auf  ®rben 
ift,  unb  wa§  un§  tior  ben  Singen  liegt, 
finben  wir  mit  DJKifje;  wer  wirb  benn  et* 
forfdjen,  wa§  im  §immel  ift?"  (Sßei^.9,16.) 

3)ie  Zeitige  Schrift  giebt  ttnS  aber  bod)  in  ttmn* 
berbar  frönen  Silbern  einen  begriff  öon  ber  ?ßracf)t 
be§  jQtmmetS* 

3n  ber  ©tabt  ©otte§  finb  biele  SBobnungcn 
(SM).  14,  2.),  unb  alte  finb  überaus  tiebtid).  ($f.  83, 2.) 
®arin  motjnen  bie  2Iu3erwät)tten*  ©ie  fjaben  ein 
IjerrlidjeS  SFtetcE)  empfangen  unb  eine  giertidie  «Krone 
au§  ber  £anb  be§  £>errn.  (SBetSl}.  5,  17.) 

S)iefe  2lu3erwäf)tten  Ijaben  Suft  bie  $ütle  üon 
öielfältiger  £>errlid)feit.  Q\.  66, 11.)  ©ie  werben  ge* 
tranlt  mit  bem  ©trome  göttlicher  SBonne.  OPf.35,9.) 
2öie  ber  ©taug  be§  Firmamentes  leiteten  fier  wie 
bie  ©terne  glänzen  jte.  (®an.  12,  3.) 

2)  ®ie  ©lüdfeligfeit  ber  21u§ermaf)lten  im  Jpim* 
met  befielt  atfo  öor  altem  in  ber  Stnfdjauung 
®otte§.  28ir  werben  ba§  SKefen  ©otteS  üon  2tn* 
gefixt  3U  2(ngefid)t  erfennen,  2)ie§  gefdjtef)t  nicfyt 
burd)  bie  natürliche  «Kraft  unfereS  ©eifte§,  fon* 
bern  burd)  eine  übernatürliche  «Kraft,  meldte 
unferm  ©eifte  wirb  üerlicljcn  werben.  3)tefe  über* 
natürliche  «Kraft  nennen  wir  ba§  Sidjt  ber  §err= 
tidjfeit  (©lorie)  ©otte§.  SQßtr  werben  burd) 
biefe   @r!enntni§   augteid)   mit   ©ott   in   innigfter 


304  3»Mftcr  ®fouben§artifel. 

Siebe  öerbunben  unb  nehmen  an  ber  üßollf  omnien* 
Ijeit  unb  £>errlid)feit  Slnteil. 

„2öir  alle  flauen  mit  enthülltem  Sfcn« 
gefixte  wie  in  einem  (Spiegel  bie  Jperrltdjfeit 
be§  §errn  unb  werben  umgewandelt  in 
baSfelbe  23itb  üon  ßtarljeit  §u  ^lar^eit 
wie  bon  be§  £>errn  (Seift."  (IL  $or.  3,  18.) 

21u§  biefer  ©rfenntni§  be§  2Befen§  ©otte§  er* 
giebt  fidjtooti  fetbft  bie  ©triftet  in  bie  Sßege 
unb  9tatfdjtüffe  ©otteS.  @§  wirb  un§  offene 
bar  fein,  baf}  alles,  was  ©ott  befdjfofj,  fügte  unb 
unb  3ulie£,  ein  SluSfluft  fetner  göttlichen  SBetSljett 
unb  23armf)er3igfett  ift,  ^n  ber  ©rfenntnis  beS 
göttlichen  SBefenS  nun  Befielt  bie  boftfommenfte 
©rfüHung  unb  23efriebigung  unferer  ©eele. 

3)  £>iefe  ©eligfeit  beS  Fimmels,  wetdje  aus 
ber  Slnfdjaiiung  ©otteS  fjexüorge^t,  ift  begleitet  toon 
beut  gänglidjen  $reifein  bon  allem  öeib  unb 
bem  Sefitje  alles  ©uten-  2Jm  §itnmel  giebt 
es  feines  üoiv  allen  liebeln,  unter  benen  bie  SDleit* 
fc^en  in  iljrer  Slrmfeltgfeit  leiben.  $ielmef)r  ift 
bort  ein  ewiger  Sag,  ben  bie  §errlitf)f  ett  ©otteS 
erleuchtet,  ■  ein  ewiger  $rüf)ting,  ben  ber  §and)  beS 
©eifteS  grünen  unb  blühen  madjt. 

4)  ©iefe  f^üHe  alles  ©uten,  biefe  ©eligfeit  Wirb 
noä)  erl)öl)t  burdj  bie  ©emeinftf)aft  mit  allen 
tjeiligen  ©ngeln  unb  allen  ^eiligen  ©ot* 
te§,  bte  fiif)  barüber  freuen,  baf}  wir  ebenfalls  in 
ifjre  9lei£)en  eingetreten  unb  SJtitgenoffen  iljrer  Selig* 
feit  finb,  (£s  freut  fidj  unfer  ^eiliger  <Sdju|engel, 


Swölftex  g>fau0eit£>arftftef. 
Unb  ein  etpiges  £eben.  Timen. 


Unb  ein  ett)ic$e§  ßeben.  9Ittten.  305 

e§  freuen  fidö  bie  glorreichen  Patrone,  bie  für  un§ 
am  Sprotte  ©otte§  fyiirfeitte  eingelegt  £)aben,  bie 
^eiligen  ©otte§  afte  freuen  jtd),  bafj  ba§  jfteid) 
©otte§  ju  un§  ge!ommen  tft  Ünb  wer  !ann  bie 
$reube  unb  Söonne  betreiben,  welche  in  ber  23er* 
einigung  mit  unfern  ©ttern,  ©eftfjwiftern,  23er* 
wanbten,  S^unben  liegt,  toeld6)e  ebenfalls  ba§  Ijolje 
3iel  erreicht  ^aben  unb  nun  mit  un§  ©ott  an* 
flauen  bürfen?  2lHe§  biefe§  mag  ®aöib  bor  5lugen 
gehabt  Ijaben,  at§  er  ausrief: 

,,©ie  werben  trunfeu  werben  toom  lieber* 
ftuffe  beine§  ^>aufe§,  unb  mit  bem  ©trome 
beiner  Sßonne  wirft  2)u  fie  tränf  en."  0Pf.  35, 9.) 

5)  S)tefe  fjreube  unb  ©eligleit  ber  2lu§er* 
wählten  ift  eine  ewige.  2>enn  ba  im  Jgimmet  burdj* 
au§  ©ünblofigfeit  Ijexrfdjt,  fo  bürfen  bie  ^eiligen 
©otte§  nidjt  befür^ten,  notf)  einmal  gu  fünbigen 
unb  ber  Seligfeit  üertuftig  gu  werben  ober  biefelbe 
aud)  nur  oerminbert  gu  feigen. 

,,©ott  ber  §err  wirb  fie  erteuäjten, 
unb  fie  werben  regieren  in  alle  ©migf  eit." 

(Dffenb.  22,  5.) 

6)  Dbwoljl  aber  jeher  2Iu§erwäf)tte  in  ber  ©djöne 
be§  ftrtebenS,  in  fixerer  Jpütte,  in  überfd)weng* 
lieber  ?R:uf|e  wohnen  wirb  (3f.  32, 18.),  fo  giebt  e§ 
bod)  berfc^tebene  (Stufen  ber  ©eligleit;  benn  au$ 
fixer  gilt:  „©in  jeb er  wirb  feinen  Soljn  em* 
pfangen  gemäft   feiner   Slrbeit" 

(L  ßor.  3,  8.) 
3tt)ötf  ©foubenSartifet.  20 


306  Zwölfter  ©faubenSatttfet 

1)  ®te  ernftljafte  Setradjtung  be§  §immel§  unb 
fetner  unvergänglichen  Qfrenben  toirb  unfer  §erj  mit  Ijei= 
(iget  ©eljnfudjt  nacfj  bm  £5rte  ber  §errlidjfeit  erfüllen, 
unb  nur  werben  ein  IjeftigeS  Verlangen  in  un§  empftnben, 
öon  ber  2lrmfeligfeit  biefe§  ßeben§  befreit  unb  mit  ©^rifto 
bereinigt  ju  Serben,  ber  ben  Seligen  ßidjt,  ßeben  unb 
2Me§  tft.  2Bir  toerben  mit  $aulu&  fpred£)en: 

„3dj  Ijafie  Serlangen,  aufgelöft  ju  Serben  unb 
mit  ß^rifto  ju  fein/7  "(^tl.  1,  23.) 

2)  ®ie'fe  ^eilige  ©eljnfudjt  nadj  bem  §immel  toirb 
un§  aber  pgleidj  -«Kraft  unb  Stärle  geben,  allen  $er= 
f Übungen  gur  ©ünbe  SBiberftanb  ju  teiften;  benn  bie 
©ünbe  ift  e§  ja,  bie  un§  bm  ©ingang  in  ba§  §immel= 
reid)  fcerfdjliefst  unb  un§  ber  §offnung  ber  etoigen  @eltg= 
leit  beraubt.  Unb  e§  toirb  bem  9Jienfd)en  nichts  nüijen, 
lange  in  ber  ©nabe  ©otte§  gelebt  p  Ijaben,  toenn  er 
nid)t  in  berfelben  Derr^arrt. 

„2öer  aber  ausharrt  bi§  an  ba§  &nbe,  ber 
toirb  feiig  toerben."  (3)tatfl&.  24,  13.) 

3)  $n  ben  -Jtöten  unb  Srübfalen  be§  ßeben§  toirb 
ber  SJlenfd)  gar  manchmal  lleinmütig,  unb  er  fommt  oft 
in  bie  ©efafr,  mißmutig  unb  gegen  ©ott  ungereimt  ju 
werben.  ©r  Vergibt  leidjt,  baft  bie  Seiben  ju  feiner  Sitv 
nigung  unb  Sanierung  bienen  fotten;  unb  inbem  er  fie 
totbertoiüig  erträgt,  Verbittert  er  ftd)  nid)t  nur  ba%  %tbm, 
fonbern  beraubt  fidj  felbft  grofjer  SSerbtenfte.  ®er  §in= 
blicE  auf  bie  §errltd)feit  be3  §immel3,  bie  unfer  ©rbteil 
ift,  ermuntert  un3  aber  lieber  unb  giebt  un§  2Jhtt  unb 
ßraft,  alles  ju  ertragen.  Sßir  nehmen  ba§  ßreuj  ©Ijrifii 
auf  unfere  ©futtern,  folgen  bem  §eilanbnad)unbtyre$en: 
„3dj  fyalte  bafür,  baf$  bießeiben  biefer3eit  rttdf)t 
$u  Dergleichen  finb  mit  ber  jufünftigen  <£>errlidj= 
feit,  bie  an  un§  offenbar  toerben  toirb."  (9iöm.  8, 18.) 

Unfere   gegentoärtige   Srübfal,   bie   2lugen= 


Unb  ein  erotge§  Seben.  SInten.  307 

ßlttfltd)  unb  letdjt  ift,  bewirft  eine  überfd)toeng= 
lidje,  etotge,  alles  übertoiegenbe  §errtid)feit  in 
uns."  (IL  Äor.  4,  17.) 

§  45.  3>ie  $olTe. 

2Bie  e§  einen  §imme(  für  bie  in  ber  ©nabe 
©otieS  ©eftorbenen  giebt,  fo  bertangt  bie  göttliche 
©eredjtigfeit  aud)  einen  Ort,  in  bem  bie  ©otttofen 
bie  ©trafen  ifyrer  23o§f)eit  empfangen.  2Bo  biefer 
Ort  ift,  wiffen  tt)tr  gwar  ntdjt.  2öie  aber  bie  Ijet* 
lige  ©djrift  ben  Sßoljnplaij  ber  ©etigen  in  bie 
überirbifdjen  ^Rannte  be§  §immet§  bertegt,  fo  ber* 
legt  fie  ben  ©trafort  in  bie  unterirbiftf)en  Fannie. 

„©in  brennenb  $euer  ift  mein  3orn 
nnb  wirb  brennen  bi§  in  bie  nnterfte  JQölte." 

(V.  Wlol  32,  22.) 

1)  Söte  bie  Zeitige  ©djrtft  bie  unauSfpredjlidjien 
$reuben  be§  §immet§  in  ben  pradjtöollften  2lu§* 
brücfen  fd6)ilbertf  fo  fteftt  fie  bie  ©djrecfen  ber  §öfte 
unb  bie  feinen  ber  SSerbammten  in  fdjaurtger  unb 
erjdjütternber  Söeife  bar.  £)er  ^Qeilanb  wirb  am 
jüngften  Sage  gu  benen  auf  ber  linfen  ©eite  fpredjen : 
„2öeid)et  öon  9Jlir,  iljr  SBerftudjten,  in  ba§  ewige 
O^uer,  meines  bem  Seufet  unb  feinen  ©ngeln  be* 
reitet  worben  ift."  (2Jtatt§.  25,  41.) 

Sitte,  bie  ba  Unredjt  tt)un,  werben  in  ben 
[yeuerofen  geworfen  werben.  3)a  wirb  Reuten  unb 
3ä^nefnirftf)en  fein.  (2Jtatt§.  25,  30.) 

darauf  weift  Paulus  Ijtn,  inbem  er  fyridjt: 

„Gs   wartet  unfer  ein  fd)recflitf(e§  ©e- 


308  Softer  ©foubenSartiiel. 

ridjt  unb  eifernbeS  $euer,  ba§  bie  Sötber* 
fpenftigen  üer^e^ren  tt)trb/J  (§ebr.  10,  27.) 

SDtefe  enlfe^üd£)e  dualen  finb  gugletd)  geiftige 
unb  tetblid^e.  Bor  ber  Bereinigung  ber  ©eete  mit 
bem  Scibe  quält  ba§  $euer  als  SBerf-jeug  ©otteS 
bie  ©eelen  gerabe  fo,  rote  baS  $euer  ben  teufet 
unb  feine  ®ngel  quält,  für  roeld)e  bie  JQöHe  guerft 
zubereitet  rourbe,  (Sfftattlj.  25,  41.) 

S)er  ©atan  unb  feine  Snget  finb  aber  unförperlid) 
unb  bodj  ber  peinigenben  Sßirfung  be§  $euerS 
unterroorfen,  £)er  %  ©regoriuS  fagt  ttt  lieber^ 
einftimnmng  mit  allen  ßtrdjentiätertt:  „©er  ©eift 
leibet  tttdjt  nur  burdj  baS  ©dräuen,  fonbern  aud^ 
burcl)  baS  ©mpfinben/  5Jlad)  ber  Bereinigung  ber 
ber  ©eele  mit  bem  ßeibe  nimmt  aber  ber  ßeib 
ebenfalls  bur$  bie  finnlicfye  ©ntpfinbung  an  ber 
©träfe  teil,  roie  roir  bieS  auSbrücflidj  an  bm  Sßorten 
be§  §etlanbeS,  ber  öon  einem  brennenben  ^euei 
unb  einem  nagenben  Söurme  fortdjt,  -erlernten* 

2)  £)er  3uftanb  in  ber  §ötte  ift  aber  auä) 
barum  ber  atterfd)recfttd)fte,  rocil  bie  Berbammten 
ber  3lnfd)auung  ©otteS  beraubt  unb  öon  ©ott  üer* 
fto^en  finb.  ©ie  finb  öottftänbig  öon  ber  Siebe 
©otteS  getrennt,  ©ie  finb  liinauSgeftofjen  in  bie 
eroige  ^infterntS.  ©ie  finb  f)inauSgeroorfen  „in  ba§ 
finftere  Sanb,  baS  mit  SobeSfcfyatten  überbeeft  ift, 
ins  ßanb  beS  Jammers  unb  ber  $infterniS,  roo 
©Ratten  beS  £obeS  unb  leine  Orbnung  ift,  fon* 
bern  eroiger  ©Freden  rooljnt/  (3o6  10,  21—22.) 
2Bie  bie  Berbammten  aber  öon  ©ott  roeggeftofcen 


Unb  ein  ewigem  Seben.  Slmen.  309 

finb,  fo  finb  fie  31t  bem  Teufel  unb  feinen  ©ngetn 
unb  in  bie  ©efefffd^aft  affer  ©ottlofen  f)ineinge* 
flogen. 

S)en  Sßerbammten  maäjt  ifjr  eigenes  ©ewiffen 
fortwäljrenb  Vorwürfe;  benn  fie  feljen  jetjt  ein, 
wie  fdjnöbe  äffe  fyreuben  unb  ©enüjfe  geroefen, 
um  berentwiffen  fie  beu  §immet  öerfdjergt,  unb  tote 
letdjt  e§  für  fie  gewefen  wäre,  feiig  3U  werben. 
2öie  baS  böfe  ©ewiffen  ben  $ain  unfiät  untrer* 
irren  lieft  unb  ben  3uba§  baju  trieb,  fidj  3U  ent* 
leiben,  fo  fteigert  ba§  SBeiDufttfetn  ber  eigenen 
©cfyulb  bie  Verzweiflung  ber  Verbammten. 

„Sit  benfetben  Sagen  werben  bie  9Jten* 
fdjen  ben  £ob  fudjen,  aber  nicfyt  finben, 
unb  ber  Zob  wirb  öon  innert  fliegen/ 

(Dffenb.  9,  6.) 

3)  Unb  wie  bie  $reuben  be§  £>immet§  ewig 
finb,  alfo  finb  audj  bie  Seiben  ber  Verbammten 
ewig.  S)en  llnglücflidjen  fjilft  feine  Fürbitte  unb 
fein  ©ebet,  unb  ein  gutes  2Berf  fann  für  fie  berrtdjtet 
werben.  ©0  werben  fie  in  il)ren  Ijäfjlicfjen  Seibern 
fortleben  in  beftänbiger  $ein,  unb  üjrer  ßeiben 
wirb  fein  @nbe  fein. 

ÜBeftänbig  wirb  ber  Sftxdjterfprudj  in  tfjren  Ojren 
gelten: 

„SBeidjet  öon  9Jtir,  ifjr  Verfluchten  in 
ba§  ewige  Reiter."   (50latt§.  25,  41.) 

S)er  Jgeitanb  fpridjt  au§brücflid)  öon  einem 
Sßurm,  ber  nt(f)t  ftirbt,  öon  einem  ^euer,  ba§ 
ntcf)t  erlitt  (3Jlarf.  9,  43.);    ber  Sfcpoftet  SubaS 


810  Stifter  ©taubenSartitel. 

fpridjt  öon  ©ottlofen,  benen  bie  ©greifen  ber  $in< 
fternis  für  ewig  aufbehalten  finb  (3ub.  13.),  unb 
ber  2tpoftet  Spannes  erfannte  im  ©etfte: 

„3) er  ^ftauef)  iljrer  Qual  wirb  aufzeigen 
in  alle  ©wigfeit,  unb  fie  werben  leine 
gftu^e  ^aben  Sag  unb  9fca<$t."  (Dffenb.14,11.) 

4)  Sludj  bie  Jgöllenftrafen  finb  für  bie  einen 
größer,  für  bie  anberen  geringer,  je  nad)  ber  SBo§* 
£)eit  unb  nad)  ben  boshaften  Söerfen.  2öie  ber 
£)err  nad)  23erbienft  belohnt,  fo  beftraft  ©r  aud) 
nad)  SSerbtenft,  23om  ©ottlofen  gilt,  wa§  bon  23a^ 
bt)lon,   ba§  eine  SBotjnung  ber  teufet  geworben: 

„2öie  fef)r  fie  fid)  ^crrltdö  gemalt  unb 
in  Süften  gelebt  t)at,  fo  öiel  gebet  i$x 
Qual  unb  Seib."   (Dffenb.  18,  7.) 

5)  ©§  wäre  abex  ein  gefährlicher  Irrtum, 
3U  glauben,  bafj  nux  bie  gxöbften  unb  bo§l)afteften 
SSerbredjer,  nux  bie  bexxudjteften  ©eelen  in  bie 
JQöHe  fämen* 

SBenn  bex  9ttenfd)  in  einex  einzigen  fdjweren 
©ünbe  ftirbt,  fo  fällt  er  ber  ewigen  23erbantnmi§ 
anljeun.  3ebe  fdjwere  ©ünbe  öerbient  bie  ewige 
SSerbammung,  weil  jeber  ©ünber  fid)  bon  ©ott 
trennt  unb  baburd)   ein  ßinb   be§  Teufels  wirb. 

JEinmfntmng  grgra  öir  Emigltnt  ürr  jpllrnßrafcn. 

®a|3  eine  fo  fdjredltdje  Söa^eit,  tote  bie  Seigre  öon 
ber  (Stotgfett  ber  ^öttenftrafen,  bei  fielen  2InftoJ3  finbet 
tft  begreiflid).  ©3  ift  begreiflich,  ba§  e§  btele  Sttenfdjen 
gtebt,  tr»el(f)e  toünfc£)ten,  e§  gäbe  feine  §öüe,  bannt  fie  in 
iljrem  lafterfjaften  ßeben  nic^t  burdj  bm   ©eban!en   an 


Unb  ein  ewige»  Seben.   ?lmeu.  311 

biefelbe  geftört  toürben.  2Ba3  baä  §erj  aber  toünfdjt,  ba% 
glaubt  man  gerne,  unb  für  bas  fud^t  man  aud)  ©riinbe, 
um  jid)  beruhigen  unb  rechtfertigen  ju  fönnen.  ©old)e 
Sengner  ber  eitrigen  Strafe  toenben  ein: 

1)  ©ott  ift  bie  Siebe.  Unb  ®r  Verlangt  üon 
unS,  baf$  toir  3Ijn  ebenfalls  lieben.  „28er  in  ber  Siebe 
bleibt,  ber  bleibt  in  ©ott,  unb  ©ott  in  t$m."  (1. 3o$.  4, 16.) 
„Sie  Siebe  aber  bebedft  bie  SSftenge  ber  ©ünben."  (I.jßetr. 
4,  8.)  —  ®a§  ift  toaljr.  Slber  e§  fteljt  audj  getrieben: 
„®a3  ift  bie  Siebe  ju  ©ott,  baß  toir  feine  ©ebote  galten." 
(I.  3o!>.  5,  3.)  Unb:  „2Ber  meine  ©ebote  Ijat  unb  fie 
I)ält,  ber  tfi'S,  ber  3Jlid&  liebt."  (2W&.  14,  21.)  ®er  ©ün= 
ber  taufet  fid)  alfo  arg,  toenn  er  meint,  er  liebe  ©ott, 
fo  lange  er  fünbigt. 

2)  (So  graufame  ©trafen,  tote  bie  ©trafen  ber  §öüe 
finb,  fagt  man,  toiberfpredjen  ber  ©üte  unb  95arm^er= 
jigfett  be3  £>eilanbe3,  ber  ge!ommen  ift,  ju  fudjen,  toa§ 
Verloren  toar.  „Stile,  bie  an  3§n  glauben,  füllen  nidjt 
Verloren  geljen,  fonbern  ba8  etoige  Seben  fjaben."  (3oIj.  3, 15.) 

©ott  ift  gütig  unb  Barmljerjig.  @r  fjat  fogar  ber 
SJtagbalenct  unb  bem  ©cljädjer  am  ßreuje  berjieljen.  Slber 
gerabe  bestoegen  bürfen  toir  aud)  nicfjt  jtoeifeln,  toenn  @t 
offenbart,  baft  bie  ©ottlofen  etoiger  ©träfe  anl)eim= 
fallen.  2tu§  bem  3Jhtnbe  be3  güttgften  unb  liebeöottften 
aller  9Jlenfdjen,  ber  fein  eigenes  Seben  für  un§  baljingab, 
ift  ba%  fdjretflidje  Söort  gefloffen:  „§intoeg,  tljr  35er- 
flutten,  in  ba§  etoige  geuer!"  ©ott  ift  barm^erjig, 
aber  nidjt  toeidjfjerjtg.  Sairdjtbar  ftnb  bie  ©ertöte,  bie  6r 
btn  ©ünbern  angebroljt,  unb  furchtbare  ©eridjtc  ließ  @r 
über  bie  ©ünber  fommen,  j.  99.  über  bas  9Jtenfd)enge= 
fd](ed)t  jur  3^it  9}oe§,  über  bie  gottlofen  ©täbte  ©oboma 
unb  ©omorrlja,  über  ba§  treulofe  Serufalem  it. 

3)  6ine  etoige  Strafe,  fagen  anbere,  ftänbe  gar  ntdjt 
im  Sßerfjältniffe  ju  ber  begangenen  ©ünbe. 
2)enn  aud)  bie  fdjtoerfte  ©ünbe  fei  immer  nur  ettoa§ 
(Eublicbeö,  eine  etoige  ©träfe  aber  ettoaS  UnenbltdjeS.  — 


312  Stifter  ©taubenSartifel. 

yLUdn  bie  Saaten  be§  SJienfdjen  finb  e§  nidjt,  toetdje  bie 
©toigleit  ber  ©träfe  Bebtngen,  fonbern  bte  fortbauernbe 
23o§l)eit  be§  §erjen§.  2)er  §err  Der jetljt  ja  alle  ©ünben ; 
unb  ttmren  bie  ©ünben  fo  jaljlretd)  tüte  ber  ©anb'  am 
9Jteere,  unb  toären  fie  fo  rot  tote  ©dfyarlad),  fo  ttmrbe 
ber  §err  fie  tnet^er  magert  afö  ©djuee  unb  ttmrbe  fie  in 
bie  Siefe  be§  9Jteere§  üerfenlen.  SBer  aber  in  ber  Un= 
bufsfertigleit  ftirbt,  toer  int  §affe  unb  im  Slrotje,  im 
llngefiorjam  unb  in  ber  SBibertyenftigleit  ftirbt,  für  bcn 
ift  eine  Umleljr  nid)t  meljr  mögliä),  toeil  bie  Seit  ber 
©nabe  Vorüber  ift.  ®er  enblofen  JöoSljeit  entfprtd)t  eine 
enblofe  ©träfe. 

®er  SJtenfd)  fann  ftd)  überbieg  nidjt  Beilagen,  ba$ 
tfjm  Unrecht  gefdjelje,  toemt  er  aud)  etotg  öon  ©ott  geftraft 
toirb,  toetl  er  ©otte3  ©ebot  gelaunt  Jjat. 

,,©r  Ijat  bir  $euer  unb  Söaffer  Vorgelegt; 
ftrede  beine§anb  au3  nadjbent,  toaS  bu  toülft. 
S)er3Jlenfd)  Ijat  bor  ftdjSeben  unb  Zob,  ©ute§ 
unb  33öfe§;  toaS  er  tot  II,  toirb  ifjm  gegeben 
»erben."    (Sir.  15,  17.  18.) 

$mxttribm$. 

1)  £)er  ©ebanle :  ®3  giebt  eine  §öHe,  in  toetöjer  ber 
©otttofe  etoig  gepeinigt  toirb,  foHte  billig  alle  9ftenf(f)en= 
feelen  mit  ©greifen  erfüllen  unb  tom  ber  ©ünbe  jurütf* 
galten,  ©iefem  ©ebanlen  gegenüber  erfdjetnt  ba3  ßeben 
ber  meiften  3Jtenfd)en  al§  ein  erfdjredfttdjer  ßeidjtfiun. 
(Sine  einige  fdjtoere  ©ünbe  beraubt  un§  aE'er  ©nabeti 
unb  macfyt  un§  ber  35erbammni§  fcfyulbig,  unb  toir  tau= 
mein  in  unferer  ©leidjgültigleit  fort  unb  trinlen  bie  ©ün= 
ben  töte  SSaffer  hinein.  Ober  giebt  e§  ettoa§  ©djretfltdjereS, 
aU  am  Sage  be£  ©eridjte^  t)om  §eilanbe  bie  SBorte 
fjören  ju  muffen:  „3$  lenne  eud)  ntd)t!" 

(2Ratty.  25,  11.) 

2)  ©§  giebt  »tele,  toeldje  au§  Qfurdjt,  ftd)  ttnan= 
neljmlidjleiten   äUäUßiefjen,   bie   ©unft   eine£   angefeuerten 


Unb  ein  ewiges  Seben.   silmen.  313 

SJianneS  ju  Verlieren,  um  Sfott  unb  ©teile  ju  lomnicn 
ober  Verfolgungen  preisgegeben  ju  toerben,  ®inge  tljun, 
Don  benen  ftc  toiffeu,  baft  e3  eine  ©ünbe  ift,  ober  3)tnge 
unterlaffen,  Don  benen  ftc  toiffeu,  baft  fie  unter  einer  ©ünbe 
Derpfttdjtet  ftnb,  fie  ju  tljun,  j.  39.  Öfter  n  bie  f)l.  ©aframente 
31t  empfangen,  jeben  ©ortntag  unb  Feiertag  bie  §£  9fteffe 
ju  befinden,  bie  gebotenen  Safttage  ju  galten  *c.  3Jtödjten 
biefe  alle  bebenfen,  tote  toingig  fleht  ber  Vorteil,  tote  un= 
enblidj  grof$  ber  9£ad)teil  ift,  hn  fie  baburd)  getoinnen. 
„Surftet  eud)  nidjt  Dor  benen,  toeld)e  bett 
Seib  töten  unb  barnad)  nidjtS  meljr  madjen 
lönnen:  fürchtet  ben,  toeldjer,  nadjbem  @r  ge  = 
tötet  Ijat,  audj  SDtadjt  Ijat,  in  bie  §ölle  ju 
werfen."    (Suf.  12,  4—5.) 

3)  ©3  giebt  in  allen  ©täuben,  bei  Ijod)  unb  nieber, 
reid)  unb  arm,  and)  in  ben  beften  Seben3Detf)ältniffen, 
eine  £R:eif)e  Don  Saften,  Sftüljen,  Entbehrungen,  ttnbe= 
quemlidjfeiten,  nid)t  ju  rennen  bie  Dielen  SErübfate,  bie 
über  bie  3Jtenfdjen  fommen,  unb  gar  mannen  geljt  e§ 
red)t  fjart  im  Seben.  ®a  foüen  toir  benn  an  bie  §ötte 
benlen  unb  erroägen:  toenn  un3  unfere  gegentoärtigen 
SErübfale  fdjon  fo  fefjr  brüden,  toie  fdjredlid),  toenn  nad) 
biejem  armfeligen  Seben  ba§  ©lenb  erft  red)t  anginge! 
Unb  toir  fotten  atteS  gebulbig  ertragen  unb  e§  bem  tieben 
©ott  afö  eine  Keine  Su§e  aufopfern  unb  $f)n  bitten,  e§ 
an5unef)men  jur  ©üfjnung  unferer  ©ünben.  ©o  toerben 
roir  £)ier  fdjon  bitten  unb  ben  ©trafen  ber  §ölte  ent= 
gefjen.  Beten  toir  mit  bem  fjl.  2luguftinu3:  „§err,  Ijier 
[djitetbe  unb  f)ier  brenne,  nur  Derfdjonc  un§  in  ber  ©toigleit !" 

4)  SBoßen  toir  ber  §öüe  entgegen,  fo  ift  e3  ba§ 
befte  SJttttel  f)terju,  red^t  oft  an  bie  §öffe  ju  benfen. 
ÜL  er  tulli  an  fagt:  „3)a3  Stuf  boren  ber  ©ünbe  ift  bie 
SBurjel  ber  Vergebung,  bie  Betrachtung  ber  §otte  ift  ber 
Stufang  be3  §etlS." 

5)  3n  allen  Verfügungen  ift  ber  ©ebanfe  an  bie 
§öße  bie  fräftigfte  unb  totrffamfte  Söaffe.    ®ie  23etrad)= 


314  Sroölfter  ©(aubenSartüef. 

ttmg  be§  Jjötttfdjen  ^euerg  totrb  bte  ©lut  ber  fmnltdjeti 
33egterben  au§löfd)en  unb  bte  unorbentltdjen  Neigungen  in 
©graulen  galten.  Söo  ber  ©ebanfe  an  bte  $reuben  be§ 
£>tmmel§  ntc^t  meljr  fytnretdjt,  utt§  Dorn  ©ünbigen  jurürfs 
galten,  ba  totrb  ber  ©ebanfe  an  bte  fdjredltdjen  Qualen 
ber  §öüe  nod)  ttrirffemt  fein. 

§  46.   £cr  ^tettttgungöort. 

©§  etttftrcidjt  auf§  üottfommenfte  t)er  göttltdjen 
©eredjtigfeit,  ba£,  rate  a£(e§,  aud)  ba§  gertngftc 
©ute,  belohnt  tt)irbf  fo  aud)  alles,  aud)  ba§  ge* 
ringfte  33ö[e,  beftraft  tutrb.  ©3  muffen  alfo  aud) 
biejeuigen  ©eelen  nodj  beftraft  werben,  weld)e  gmar 
im  ©taube  ber  göttlichen  ©nahe  geftorben  finb, 
aber  im  Stugenblide  be§  £obe§  nod)  mandje  9Jlän* 
gel  an  fid)  Ratten,  ober,  nadjbem  bte  ewigen  ©tra* 
fen  ber  ©ünben  im  ©aframent  ber  Sufte  tljnen 
nadjgelaffen  wurbeu,  nod)  gettttd^en  ©trafen  gu 
leiben  Ijabetu  £)en  Ort,  wo  bie  geregten,  aber 
nod)  nidjt  gang  tiofffommenen  Seelen  biefe  SSufje 
3U  erleiben  fabelt,  wirb  ber  öteinigungSort  ober 
ba§  ^öfßucr  genannt. 

©er  9ieinigung§ort  ift  fein  SJKttel^uftanb  gtDtfd^en 
Fimmel  unb  ^götte,  fonbern  er  ift  ein  SSorberei* 
tungSort  für  ben  Fimmel,  wenn  aud)  bie  ©trafen 
2leljnlid)feit  mit  ben  ©trafen  ber  Jpölle  fjaben.  £)er 
$teinigung§ort  wirb  aufhören-  9lati)  bem  aftge* 
meinen  ©eridjte  giebt  es  nur  £>immet  unb  §ötte. 
1)  £)afj  e§  einen  9teinigung§ort  giebt,  bafür 
fprtdjt  fajon  unfere  Vernunft,  ©ie  fagt  un§:  $u 
ben  §immel  lann  md)t§  unboHenbet  ©ute§  eingeben 


ttnb  ein  einiget  Sehen.   3lmen.  315 

in  bie  Jpöfte  bagegen  nur  ba§  üoltenbet  93öfc  fom* 
men.  Sßenn  wir  nun  aucl)  bie  beften  SDIenfd^en. 
bie  unter  un§  woljnen,  betrauten,  fo  finben  wir 
bod)  neben  allen  Sugenben  aucl)  nod)  Ünöottfom* 
men!)  eitert  unb  hänget,  unb  mir  muffen  un§  ge* 
fielen,  ba£  e§  wenig  gang  reine  ©eelen  giebt.  ©3 
giebt  titele  Seelen,  bte  frei  ftnb  öon  groben  ©im* 
ben  unb  SSertrrungen ,  aber  botf)  nod)  eine  aügu 
große  Slnljänglidjfeit  an  bie  äßelt  fjaben.  ©ie  lieben 
©ott  unb  bereuen  tljre  Sünben  aufrichtig,  aber  fie 
ftnb  bod)  öielfad)  launifdj,  ungebulbig,  in  ber  üftot 
fleinmütig,  fd£)tDad)  im  ©lauben,  wie  ja  felbft  bie 
2tpoftel  öom  JQeilanb  besljalb  getabelt  mürben, 
(ßul.  8,  25.)  2luäj  Ejat  un§  ber  £>eilanb  gelehrt,  ba|3 
mir  bon  jebem  unnützen  Söorte  9ted}enfdjaft  geben 
muffen.  (3Katt§.  12,  26!)  ©in  unnü|e§  äöort  ift  aber 
bod)  feine  ©ünbe,  welche  bie  ewige  SBerbammung 
berbtent.  ®§  giebt  gewifj  aucl)  biete  ©eelen,  welche 
fiel)  aufrichtig  belehrt  fabelt,  aber  fterben,  bebor 
fie  nod)  bie  ©trafen  abgebüßt  fyabem  £>iefe  alle 
fterben  in  ber  ©nabe  ©otte§.  ©af}  nun  ©ott  biefe 
Seelen  nic£)t  bon  feinem  2Ingefitf)te  berwerfen,  fon* 
bem  ba§  SBerf  ber  Sarmfjerjigleit  an  itjnen  boll* 
enben  wirb,  bie§  gu  glauben  ift  eUn  fo  bernünftig, 
als  ba§  ©egenteil  f)art  unb  graufam  wäre. 
2)  ©§  fte^t  nun  einmal  gefdjräeben: 
„63  wirb  ntdjt§  Unreines  in  bie  Ijeiligc 
©tabt,  in  ba3  ijimmltfdje  ^erufalem  ein* 
geljen."    (Dffenb.  21,  27.) 

63  muß  alfo  einen  Ueberganggguftanb  geben, 


316  Swölfter  ©fou&engartifel. 

in  welkem  an  ben  in  ber  ©nabe  ©otte§  geftor* 
benen  (Seelen  ba§  äöerf  ber  Oteinigung  unb  Sftu* 
terung  öottbradjt  wirb.  £)ie§  beuten  bie  $ro£ljeten 
3JMd)äa§  unb  5Dtalad)ia§  an: 

„2Benn  id)  gefallen,  werbe  idj  wieber 
auffielen;  wenn  id)  im  S)un!el  fiije,  wirb 
ber  §err  nteinSidjt  fein.  SD.en  ©rimm  be§ 
§errn  will  idj  tragen,  benn  id)  fünbigte 
wiber  3^n!  ©r  wirb  midj  an§  ßt<$t  brin- 
gen, unb  tdj  werbe  feine  ©eredjtig!eit 
flauen."    (2Jttd&.  7,  8-9.) 

©an-j  beutttd^  aber  fpridfjt  für  ben  9teinigung§* 
ort,  jene  ©teile  au§  bcm  23ud)e  ber  3Jlaffabäer, 
bie  wir  bei  ber  Fürbitte  für  bie  Soten  betrautet 
Ijaben,  2)enn  e§  ift  !lar,  bafj,  wenn  wir  für  bie 
Verdorbenen  beten  foEen,  baj3  fie  Don  itjren  @ün* 
ben  erlöft  werben,  e§  eine  9ttöglid)feit  biefer  ©r* 
löfung  geben  mufc*  S)ie  Slnfdjauung  unb  Uebung 
ber  ßirdje,  für  bie  SSerftorbenen  Fürbitten  unb 
Dpfer  bargubringen,  ift  allein  fd)on  ein  Ijinreid)enber 
S3ewei§  für  bie  äöaljrljeit  ber  öeijre  bom  IRei^ 
nigungSort* 

3)  $m  bleuen  Seftamente  ift  bie  ßeljre  bom 
9teinigung§orte  unwiberleglidj  auSgefprodjen*  £)er 
^eilanb  fpridjt  bon  einem  $erler,  au§  bem  nie* 
manb  Ijerau§fommt,  bi§  er  ben  legten  fetter  be* 
jap;  f)at  Sßirb  man  nidjt  entlaffen,  bi§  man 
ben  legten  fetter  begabt  %att  fo  !ommt  man  bann 
bod)  ljerau§,  wenn  man  iljn  begabt  Ijat.  (SJtattlj. 
5,  25-26.) 


Unb  ein  ettuße?  £eben.  9Imen.  317 

@§  ift  nad)  biefen  SBorten  her  Ijeiligen  ©djrift 
alfo  bod)  nodj  in  gewiffen  fällen  eine  Abtragung 
ber  ©djulb  burd)  eine  jjettüdj  begrenzte  Süljne 
möglidj. 

Unb  ber  Slpoftet  5)5  au  In  §  leljrt: 

„©§  wirb  eine§  jeben  Söctf  offenbar 
werben;  benn  ber  Sag  be§  JQerrn  wirb  e§ 
an  ba§  Sidjt  bringen,  weil  e§  im  $euer 
wirb  offenbar  werben;  unb  tnie  baZ  äöerl 
eines  \tbtn  fei,  wirb  ba§  £yeuer  erproben. 
Söenn  jemanbenS  Sßerf,  welkes  er  barauf 
gebaut  Ijat,  befielt,  fo  wirb  er  öoljn  em* 
pfangen.  ^Brennt  aber  jemanben§  2ßerf, 
fo  wirb  er  Stäben  leiben:  er  felbft  aber 
wirb  feiig  werben,  jebodj  fo,  wie  burdt) 
5 euer."   (I.  Äor.  3/13-15.) 

2lu3  biefen  Söorten  be§  21poftel§  folgt  uttum* 
ftöpd& : 

6§  giebt  einen  3uf*anb,  ™  bem  ber  Sftenfd) 
©d)aben  leibet,  wenn  fein  Söerf  bei  bem  ©erid)te 
nitfjt  bollfommen  erfunben  wirb»  3)a§,  tva§  öoft* 
fommen  erfunben  wirb  (©olb,  Silber,  ©belftein) 
bleibt  befielen;  wa§  aber  nidjt  öollfommen  erfun* 
bm  wirb  OQ0I3,  £>eu,  ©toppein),  lann  nidjt  be* 
fielen,  unb  wer  e§  gewagt  fjat,  foldjeS  auf  ben 
©runb  be§  Jgerrn  gu  bauen,  ber  wirb  ©traben 
leiben.  Um  be§  UnöoKfommenen  willen,  wirb  ein 
foldjer  feiig,  jeboef)  muß  er  fd^mergtid)  büßen  burd) 
ba§  geuer. 

S)iefe   SBorte   be§   2lpoftel§    finb    bie   23eran* 


318  3tt>ölfter  (SfouBenSarttlel. 

taffung,  baj3  ber  9Mnigung§ort  au$  $egfeuer 
genannt  wirb. 

4)  ©ine  gang  befonbere  23ewei§fraft  für  einen 
ttebergang§3uftanb  bom  irbifdjen  Seben  in  bie  ewige 
©etigfeit  liegt  in  ben  £otenerwecfungen,  bie 
ntdjt  nur  in  ben  ©Triften  be§  Sitten  unb  üfteuen 
23unbe§,  fonbern  audj  in  ben  na$apoftotifd)en 
Qeiten  borfommen,  @tia§  erwetfte  ben  ©ot)n 
ber  Sßitwe  bon  ©arepta  (IIL  ßön.  17,  20  ff.),  ber 
£>eitanb  bie  Softer  be§  $airu3  (Sit!.  8,  54.), 
ben  Jüngling  bon  9taim  (ßul.  7, 15.),  ben  Sa* 
3axu§.'(3Mj-  11,  43.)  2tl§  ber  §eilanb  am  $reu§e 
öerfcfjieb,  öffneten  fitf)  bie  ©räber,  unb  biete  ßeiber 
ber  fettigen,  bie  entfdjtafen  waren,  !amen  in  bk 
^eilige  ©tabt  unb  erfdjienen  bieten.  (2ftattf).'  27,  52.) 
<]3etru§  ermedfte  bie  £abitf)a  (9tyg.  9,  40.),  $au* 
Iu§  ben  Jüngling  @utlj<$u§.  (5tyg.  20,  9.)  3)iefe 
Soten  !onnten  fid)  mdjt  im  JQimmet  befunben  tja* 
ben;  benn  bie  sJtücffel)r  au§  bemfetben  wäre  feine 
2öo£)ttt)at  gewefen;  fie  waren  aber  audj  ntdjt  in 
ber  Jgötte;  benn  e§  waren  ^eilige,  bas  ift:  in  ber 
©nabe  ©otte§  Skrftorbene,  2ttfo  lehrten  fie  au§ 
einem  3}orbereitung§ort  in  ba§  ^eitti^e  Seben  jurüd; . 

5)  3)tc  SSäter  unb  Setjrer  ber  $irdje  fpredjen 
ftd?  über  ben  ütetntgungSott  übereinftimmenb  au§: 

Drigene§  leljrt: 

„ßommt  ber  3Jlenfc^  hinüber  unb  bringt  er 
biete  gute  SBerfe  mit  unb  etwas  wenig  bon  ©ünbe, 
fo  wirb  ba§  SBenige  al§  S3Iei  burd)  ba§  ^euer 
aufgetöft  unb  gereinigt,  unb  toa§  übrig  bleibt,  ift 


Unb  ein  ewige?  Geben.  ?Imen.  31& 

©olb*  Unb  je  mebr  ÜBIet  er  bort  Ijinüberbringt, 
befto  mefjr  wirb  er  gebrannt." 

SDer  Ijcilige  2Iugufttnu§: 

f,3n  biefem  borübergeljenben  9tetnigung§feuer 
lütrb  man  ntd&t  Don  fdjweren,  fonbern  öon  geringen 
©ünben  gereinigt/' 

6)  SQßo  ift  aber  ba§  £yegfeuer?  Unb  tote  finb 
bie  ©trafen  be§  ^egfeucrS  begaffen?  hierüber 
fjat  e§  ©ott  ntdjt  gefallen,  nn§  Setelfyrung  3U  ge* 
ben,  audj  ift  e§  für  un§  nur  notwenbig  §u  wiffen, 
ba%  e§  einen  üteintgungSort  gtebt  ®§  ift  aber 
eine  allgemeine  djriftlidje  2Infdjauung ,  bafj  biefer 
Ort  ebenfalls  nnter  ber  ©rbe  fei,  entfernt  öon 
ben  Legionen  be§  irbifdien  nnb  be§  ewigen  StdjteS, 
Unb  wäfjrenb  e§  ein  ©lauben§fa|  ift,  baß  ju  ben 
Strafen  ber  Jpötte  bie  Qual  burdj  ba§  $euer  ge* 
fjört,  ift  e§  bagegen  fein  ©lauben§fa| ,  baft  bie 
armen  ©eelen  burdj  £yeuer  gequält  werben.  Stilein 
ba  in  ber  §öüe  ewiges  $euer  in  ber  äufjerften 
fytnftcrntS  ift,  unb  ber  £fteinigung§ort  al§  ein  $er* 
fer  gefä)itbert  wirb,  unb  ber  SIpoftel  fagt,  ba|3 
ber  ©ünber  gereinigt  werbe,  wie  burdj  ba§  ^euer, 
fo  ift  eine  ntd^t  unwaf)rfd}einlicl)e  Meinung,  ba% 
bie  Dualen  be§  $egfeuer§  öon  benen  ber  £>öKe  fid) 
nur  baburd)  unterfdjetben,  bafj  btefe  ewig,  jene  aber 
nur  äetttidj  finb.  S)er  Quftanb  ber  armen  ©eelen 
ift  jebenfaüS  ein  feljr  fdimer^liclier ;  benn  Dualen 
leibenb  entbehren  fie  ber  Slnfdjauung  ©otteS,  nadj 
ber  fie  in  fjet^er  Siebe  fidj  fernen. 

©3  ift  aber  bod)  ein  großer  Unterfdjieb  jwifdjen 


320  Softer  (SfouBenSartifel. 

bm  Dualen  öer  23erbammten  unb  ben  Qualen  ber 
armen  ©eelen*  S)etm  bie  JBerbammten  erfüllt  bie 
SBer-jtüeiflung,  ba§  Settmfjtfetn,  ba£  iljre  Qual  fein 
©nbe  nimmt.  Sic  armen  ©eelen  aber  leiben  in 
ber  Siebe  gu  ©ott,  beffen  ßtdjt  t^nert  boäj  einft 
leuchten  wirb.  So  leiben  fie  ergeben  in  ben  Sßitten 
©otte§,  ber  fie  -jur  regten  Seit  in  ba§  £>au§  be§ 
Ijtmmtifdjen  33ater§  aufnehmen  toirb, 

1)  ®te  ©etotfjljett,  ba£  aud)  ©eeten,  bie  in  ber  ©nabe 
©otte§  fterben,  bod)  oft  uod)  §u  leiben  baben,  nötigt  un§, 
bie  $rage  an  un§  ju  rieten :  SBtft  bu  fo  rein,  ba§,  trenn 
ber  §err  in  biefem  Stugenblide  bidj  abrufen  toürbe,  bu 
in  ben  §immet  eingeben  bürfteft,  obne  bie  Qualen  be§ 
£Reinigung§orte§  burd)mad)en  ju  muffen?  Unb  trenn  bu 
jagen  mufjt :  Seiber  nein !  0  fo  eile,  bid)  mit  bem  §errn, 
ber,  folange  bu  in  ber  ©ünbe  bift,  bein  Söiberfadjer  ift, 
31t  Derföbnen. 

„^Bringet  ttmrbige  $rüdjte  ber  23u§e."    (Sul.  3,  8.) 

2)  ®er  ©ebanfe  an  ba§  $egfeuer  fott  un§  lehren, 
gegen  bie  flehten  ©ünben  ttid&t  gleidjgültig  ju  fein,  fon= 
bern  un§  forgfältig  in  adjt  ju  nehmen,  bamit  ttrir  ntdjt, 
mit  xfynm  belaftet,  Dom  Sobe  überrafdjt  fterben. 

㤟te  bid)  unb  nimm  beute  Seele  toofjl  in  adjt." 
(V.  DJJof.  4,  9.) 

3)  Söer  lann  aber  obne  ttefftcS  SJUtletb  an  bie  ar- 
men ©eelen  ben!en,  an  iljre  feinen,  an  iljre  @ebnfud)t 
unb  an  bie  §offnung,  bie  fie  tragen,  baf$  iljre  3)ertoanbten 
unb  ^reunbe,  bie  fie  gurüdgelaffen  baben,  tljnen  Reifen 
toerben!  .  @te  rufen  un3  ju:  „ßrbarmet  eud)  mein,  er= 
barmet  eud)  mein,  toenigften3  ü)x  meine  $reunbe;  benn 
bie  §anb  be§  §errn  bat  midj  getroffen."  (3ob.  19,  21.) 
SBeetfern  toir  uu§,  benfelben  burd)  bie  SJüttel  #i  Reifen, 


Unb  ein  etmge§  Se&en.   9(tnen.  321 

mit  bellen  Wir  ben  armen  Seelen  beibringen  tonnen,  mit 
©ebet,  guten  SBerfen  nnb  borjüglid)  mit  Sarbringnng 
be§  ^eiligen  3fte£q£fer§  nnb  Würbigem  ßmpfang  ber  fjei= 
(igen  Kommunion. 

S)a§  SBort  2lmen  ift  ein  f)ebräifd)e§  Sßort  nnb  fjeiftt 
etgenttid):  SBafjrljeit,  breite.  63  fommt  in  ber  ^eiligen 
Schrift  in  einer  hoppelten  Sebentnng  üor.  (Sinmal  in 
ber  Sebentnng:  So  f o II  e§  fein,  fo  fott  e§  gefäjefjen, 
möge  e§  fo  in  ßrfüttnng  gefeit.  2II§  3)tofe§  Don  ben  3§= 
raeliten  2lbfd)ieb  nafjm,  ba  gebot  er  ben  ßemten,  baf$  fie 
Segen  über  bie  aitöfprecfyen  fottten,  Weldje  bie  ©ebote  beö 
öerrn  galten  würben,  x$hxü)  aber  über  bie,  tüelcfje  ba§ 
©efet}  übertreten,  Unb  fo  oft  ein  Sludj  anögefprodjen 
wnrbe,  mnfete  baZ  25o(!  3tmen  fagen.  3-  %$-  „Sßerftudjt 
fei  ber,  Welcher  feinen  25ater  nnb  feine  SJtntter  nid)t  eljri." 
„2(men,"  antwortete  baZ  SBolf,  „fo  fott  e§  gefdjeljen." 
fV.  2Äof.  27,  15.)  23eun  jübifdjen  ©otteSbienft  antwortete 
nad)  bem  ©ebete  beö  5Jkiefter§  baö  35oII  ,Mvnenu ,  tote 
6eim  djrtftlidjen  am  ©bluffe  atter  ©ebete  „2lmen"  gefagt 
roirb.  öier  brüdt  e§  bie  §offnnng  nnb  baö  äJertrctucn 
au§,  ba£  bas  ©ebet  in  (Erfüllung  gelten  Werbe.  3K§©§  = 
bra§  ätoeiunbbierjigtaufenb  Israeliten  au§  ber  ©efangen= 
fd)aft  wieber  nad)  3ferufalem  geführt  fjatte,  las  er  irrten 
auf  öffentlichem  ^J(a|e  ba§  ©efetj  üor.  Unb  ©§bra§  lobte 
ben  öerrn,  ben  großen  ©ott,  nnb  atteS  Stoß  antwortete: 
„Stiteitf  2tmen."    (II.  <S*b.  8,  6.) 

2a§  Söort  fommt  aber  aud)  in  ber  Söebeutung  üon: 
roaf)r(id),  wafjrfjaftig  bor.  So  fprid)t  ber  §eilanb: 
„2(men,  Stmen  (wafjrlid),  wa^rlid))  fage  3dj  bir,  wenn 
jemanb  nicf)t  nen  geboren  Wirb,  fo  fann  er  ba%  Steidj 
©otteö  nid)t  fefjen."  (3of).  3,  3.)  3n  biefer  Sebentnng 
fommt  e§  in  ben  ^Reben  be§  öeUanbeö  breiunbfiebenjig 
mal  bor. 

2(nd)  in  biefer  Söcbeutung  ift  e§  in  ben  djriftltdjeu 
3nJÖlf  G&IaufceuSartifei.  21 


322  Stifter  ©fouBeifcarttfel. 

©ottcSbtenft  übergegangen.  3118  3.  23.  bie  ®ofeten,  eine 
im  erften  3aljrf)unbert  n.  (£f)r.  entftanbene  fe|erifd)e  ©elte, 
behaupteten,  ©IjriftuS  Ijabe  nur  einen  ©djehtleib  gehabt 
unb  Ijabe  nur  junt  ©djein  gelitten,  ba  befahlen  bie  2)or= 
fteljer  ber  $ird)e,  ba§  bie  ^eilige  Kommunion  benen,  bie 
fie  empfangen,  mit  ^n  Söorteu  gereift  toerbe:  „3)aS 
ift  ber  Setb  ©IjrtjH."  ®tc  ^ommunijierenben  aber 
jagten:  51  tuen,  b.  Ij.  e§  ift  toaljrljafttg.fo,  unb  brückten 
babur^  ben  ©lauben  an  bie  toirflidje  ©egentoart  ©fjrtftt 
im  allerg  ei  ligften  2lltar8fa!ramcntc  au3. 

SBenn  nun  ber  faäjotifdje  ©Ijrtft  be§  ©lauben§be= 
fenntnis  mit  bem  Söorte:  2tmen  fdjtteftt,  fo  fpridji  er 
bamit  au§:  icfj  glaube  feft,  bafc  alles  toaljr  ift,  toaS  in 
bem  Slpoftolif^en  ©tymbolum  gelehrt  nrirb  unb  in  biefem 
©laubtn  tt)iU  id)  feft  unb  treu  üerljarren  bi§  jutn  £obe. 

3m  ©lauben  liegt  ba§  eto'ge  §eil! 
©r  fei  unb  bleibe  ftetS  bein  Seil! 
Sßenn  bidj  bie  ganje  SBelt  t)erläf#, 
§alf  treu  an  beinern  ©lauben  feft! 

3m  ©lauben  liegt  ba3  §immelreid) ! 
©r  tnadjt  bie  9Jtenfd)en  ©ngeln  gleid)! 
@r  giebt  bir  iljre  ©eligfeit 
Unb  iljre  ganje  (Stotgfett! 

3m  ©lauben  liegt  bie  ©djityf er!raf t , 
S)er  ©laube  neue  §immel  fdjafft, 
SBenn  ©rb'  unb  §immel  aucf)  mdjt  melir, 
Unb  macfyt  bie  ©räber  menfcfyenleer ! 

SDer  ©laube  fei  bein  §elm,  bein  ©djilb, 
,  ®er  ©peer,  ber  beine  Uted^te  füllt, 
S)ein  5ßanjer,  bein  ätoeifdjneibtg'  ©djtoert 
3n  jebem  Kampfe  fiegbetoäl^rt! 

^&£r 


Jplargtnanöaöjt 

3m  tarnen  be§  2Sater§  unb  be§  ©of)ne§  unb 
be§  ^eiligen  ©elftes.     2lmen, 

1)  50£age2lb(af3  jebeSmaf,  ttenn  man  unter  btcfcr  Anrufung 
ba$  £ren$$eid}en  mad&t.  —  $iu8  IX.,  28.  Suü  1863.  2)  100  Sage 
51  b lag,  fo  oft  man,  wie  oben,  ba§  ^reu^etdjen  mit  Söeifjroaffer 
mad)t.  —  *ßiu8  IX.,  23.  äRärs  1866. 

3n  2)emut  werfe  tdj  mtd)  bor  ®ir  nieber, 
o  §err,  unb  bete  2)td)  in  tieffter  (Sljxfurdjt  an. 
3$  banle  Sir,  ba£  ©u  mid)  in  ber  Vergangenen 
üftadjt  öor  allen  Übeln  be§  £eibe§  unb  ber  (Seele 
betnaljrt  unb  mir  ttrieber  einen  neuen  Sag  gebeult 
I)aft.  3$  opfere  Sir  bafür  in  Bereinigung  mit  ben 
unenbtidjen  Berbienften  2;efu  ßljrifti  affe§  auf,  tt)a§ 
immer  idj  freute  beulen,  reben,  tljun  ober  leiben  werbe, 

£)  ©ott,  e§  reut  mtd)  toon  gangem  ^ergen,  bafj 
tdj  3)id?  bisher  fo  oft  beteibigt  £)abe-  3>tf)  neunte 
mir  feft  öor,  fortan  mein  ßeben  3U  beffern,  bie 
Sünbe  unb  jebe  ©etegenl^eit  gur  &ünbt  3U  meiben, 
alle  meine  ^}füd^ten  treu  unb  eifrig  gu  erfüllen, 
bie  ßeiben  unb  Sßtbermärtigleiten,  bie  noä)  über 
midj  lommen  mögen,  gebutbig  gu  ertragen  unb  ben 
heutigen  Sag  unb  atte  lommenben  Sage  meine§ 
£eben§  allein  in  beinern  ©teufte  aufbringen, 


324  Sttorgenctnbatfjt. 

5lber  ofyne  beinen  SBetftanb  toermag  idj  ntdjts, 
Saturn  ftelje  iä)  3)td)  inftänbig  an,  üerleifje  mir 
alle  jene  ©naben,  beren  itf)  Ijeute  befonber§  bedürftig 
bin.  ©telje  mir  bei  in  allen  SSerfuämngen  unb  be* 
fd)ü^e  mid)  miber  alle  Bestellungen  be§  böfen 
ScinbcS,  böfer  9!Jlenfd)en  unb  meiuer  eigeueu  böfen 
SBegterlidjf  ett.  ■  ©egne  uub  regiere  alle  meiue  ©e* 
banfen,  SBorte  uub  Söerfe,  ©dritte  unb  dritte, 
mein  ganzes  £l)un  unb  Saffen. 

Reifet  aud)  ifyr  mir,  if)r  5lu3erwäf)lten  ©otte§ ! 
£)  ^eilige  Jungfrau  unb  ©otte§gebärerin  9Jlaria, 
mit  beinern  ^eiligen  unb  feufdjeften  Bräutigam 
Sofepl),  bu,  o  ^eiliger  ©ngel,  mein  treuer  ©djutj* 
geift,  xt)X,  meine  befonberen  ©djut#atrone,  Zeitige 
91.  $1.,  unb  il)r  ^eiligen,  beren  3lnben!en  Ijeute 
begangen  wirb:  reibet  mir  eure  Jganb,  warnet 
mtdj,  wenn  idj  unbeljutfam  bin,  unb  führet  mid), 
wenn  idj  micl)  toertrre,  auf  ben  redeten  2Beg  3urücf, 
bamit  idj  meine  Borfätje  fjeute  getreu  möge  aus* 
führen.     Slmen, 

Bater  unfer  ic.  ©egrüfjeft  feift  bu,  SJlaria  n. 
3$  glaube  ic+ 

D  mein  ©ott,  idj  ergebe  midj  S)ir  mit  Seib 
unb  ©eele,  mit  atten  meinen  ©innen  unb  Gräften. 
5lfle  meine  ©ebanfen,  Söorte  unb  SBerfe  opfere  idj) 
S)ir  auf  in  Bereinigung  mit  ber  reinften  Meinung 
unb  ben  unenbtidjen  Berbienften  $efu  (£f)rifti,  gu 
beiner  (Sljre    unb   -jur   Erlangung    meiner  ewigen 


9Korgenanbad)t.  325 

©ettgfett,  für  alle  anliegen  beiner  ^eiligen  fatlfjo* 

lifd^en  $ird)e,  inSbefonbere  für  unfere  ®iöcefe,  um 

fere  ©emeinbe,  für  bte  23efef)rung  ber  Sünber  unb 

3um  Srofte    ber   5tbgeftorbenen-     2Ba§  idj   Ijeute 

ettoa  merbe  gu  leiben  I)aben,   rottt  idj  au§  Siebe 

3U  £)ir,  o  mein  gefreugigter  Jpeitanb,  bulben  unb 

tragen. 

Dber  aud): 

SIttcS  meinem  ©ott  ju  ©fjren, 
Sn  ber  Sirbett,  in  ber  3W; 

©otteg  ßob  unb  ©fyr'  p  mehren 
$dj  verlang'  unb  aüe§  tf)u'; 
©ott  bem  §errn  allein  tüttt  geben 
Setb  unb  ©eeF,  mein  ganje§  Öeben: 
©ieb,  o  $efu,  ©nab*  bagu! 

©otte§  Wamm  toiH  td)  preifen, 
©einen  SBttfen  treu  taUgie^n, 
Sfteine  ßieb'  3Ijm  gu  bereifen, 
3cbe  Sünbe  ftanbljaft  flielj'n; 
31jm  juliebe  attcS  leiben, 
9he  üon  3)tr,  mein  §eilanb,  Reiben; 
©ieb,  o  3efu,  ©nab'  baju! 

Sidj,  Sttaria,  toitt  idj  etjren, 
S5tc  3)u  un3  ba3  §eit  gebraut; 
D  if)r  §eiPgen,  ttoüt  mid)  lehren, 
2Ba3  mid)  t)eilig,  feiig  madjt; 
S)u,  <Sdju%ngel,  bei  mir  bleibe, 
2111  mein  Übel  Don  mir  treibe: 
©ieb,  o  3efu,  ©nab'  bagu! 

EürfßtB  0ufe  Mt\nvut$. 

£5  £>err,  td)  opfere  S)tr  alles  auf,  was  td)  Ijeute 
tfjutt  unb  leiben  merbe,  unb  bereinige  e§  mit  allen 


326  9D?orgencmbadjt. 

Jganblungen,  arbeiten  unb  Seiben  ^efu  unb  feiner 
jungfräulid)en  2J£utter  SJlaria!  3$  ^a"6e  aud^  ba§ 
fe^nltd^fte  Serlangen,  an  atten  guten  2Ber!en,  bie 
anf  ber  ganzen  SBelt  öerridjtet  »erben,  teilzunehmen 
unb  aller  2lbtäffe  teilhaftig  ^u  »erben,  beren  td) 
fäfjig  bin. 

($>zbtt  |um  ^Eiligen  Stfjut^ttgEL 

©ngel  ©otte§,  ber  S)u  mein  Sefcfyü^er  bift,  er* 
leud^te,  bett>al)re,  leite  unb  regiere  midj,  ber  td? 
SDir  öon  be§  Jgödjften  SSaterliebe  anvertraut  bin. 
Sltnen* 

1)  100  £age  WMaft  jebeSmar.  —  *ßtuS  VI.,  2.  Oft.  1795. 
2)  SBoUfornmener  2(b(afj  m  ber  SobeSftunbe  bei  ttmrbiger  $or* 
bereitnng,  wenn  man  es  im  Sebeu  oft  gebetet  l)at.  —  *ßin8  VI., 
11.  3unt  1796.  3)  ©oUfommener  %hla$  einmal  im  äftonat  an 
einem  beliebigen  £age,  toenn  ben  Sftonat  fytnbnrd)  tägttd}  gebetet. 
SBebingnngen :  93etdjt,  Kommunion,  Äirdjenbefudj,  ®ebet  nadj  ber 
9Keimntg  be$  ^apfteS.  —  *ßin$  VII.,  15.  äftai  1821. 

©§  fegne  nnb  befoaljre  unb  befdjü|e  mtdj  unb 
bie  9Jleinigen  unb  bie  ganje  liebe  (£l)riftenl)eit  ber 
atttnäd)tige  unb  barmherzige  ©ott,  SSater,  ©oljn 
unb  ^eiliger  ©etft.     2tmen- 

■Jtadj  bem  Sttorgengebete  fcertoenbe,  toenn  immer  bn 
lannft,  einige  Slugenblitfe,  um  über  bein  ©eelenljetl  ober 
über  eine  ^etigionSttalirbeit,  ettoa  über  eine  Stntroort  be3 
<$atedji§mu§  ober  über  eine  bibüfdje  ©efd&idjte,  namentlich 
über  ba§  bittere  ßeiben  unb  Sterben  Sefu  <£I)riftt  nad)= 
guben!en  unb  biefetbe  gu  betrauten.  @§  ift  nidjt  möglid), 
jid)  lange  in  ber  £ugenb  $u  ermatten,  unb  nod)  weniger, 
barin  äujuneljmen,   totnn  man  biefe  Übung  unterläßt, 


'jJtorgenanbad&t.  327 

§aft  bu  feine  gelegene  3ßtt,  bteje  ^Betrachtung  gteidj  nad) 
beinern  SJJiorgengebete  gu  Ratten,  fo  berrid)te  biefelbe  gteid) 
bei  beut  erftcn  freien  2lugenblttfe  ober  bei  ber  Slrbeit. 
©ebeufe  aucf)  toätjrenb  be3  2age3  an  bie|enigen  fünfte 
ber  Setradjtung,  toetdje  btd&  am  jneifien  angesprochen 
Ijafien.  feci  and)  eifrig  in  ber  Übung  be3  englifdjen 
©rufeeS  am  9Jlorgen,  SJttttag  nnb  2lbenb,  nnb  oerfänme 
ntc^t,  am  SonnerStag  nnb  Freitag  bie  entjpred)enben  ©e= 
bete  ju  öerrtdjten. 

(l.  $or.  10, 31.)  „3tyr  möget  effen  ober  trinlen  ober  etoaS 
anbcreS  tljun,  fo  tljut  alles  jur  @fjre  @otte§."  95or  bem 
©ffen  fprtd)  ju  bir  felbft:  „Qdj  lottt  jetjt  meine  ©peife 
genießen,  toeit  e3  ©ott  fo  georbnet  Ijat,  nm  mein  leib= 
ItdjeS  ßeben  nnb  meine  ©efunbtjeit  gn  erhalten  nnb  31t 
feinem  ©ienfte  p  ftärfen" ;  fobann  bete  (nie  Ijalte  bid£) 
SJlenfdjenfurdjt  oon  biefer  frommen  libnng  ab!)  mit  ge= 
falteten  §änbeu: 

©böbI  cor  bsm  (Etfm. 

Jgtmmltfdjer  23ater,  benebeie  unb  fegne  ©peife 
unb  Sranf,  bie  wir  je|t  toon  beiner  ©üte  empfangen 
werben,  ©ieb  un§  ©nabe  unb  ®tbtifyn  bagu,  bafj 
wir  alles  311  beiner  ©fyre  unb  3U  unjererSßol)lfal)rt 
gebrauten  mögen,  öon  beiner  Siebe  aud)  nimmer* 
meljr  gefdjieben  werben,  burd)  Sefum  Sfjriftum, 
unfern  §errn-     9tmen, 

Ober: 

£)  ©ott,  bon  bem  toir  affe§  fjaben, 
2Bir  preifen  ®idj  für  beine  ©aben. 
Su  fpeifeft  uns,  toeit  S)u  uns  liebft; 
£  fegne  aud),  toa§  ©u  un§  giebft. 


328  2ttorgenattbad)t. 

Ober: 

§err,  ©ott,  fjtmmüfdjer  SSater !  fegne  un§  unb 
biefe  beine  ©aben,  bic  Wir  öon  betner  müben  ©üte 
empfangen  werben,  burd)  ^efum  ßfyriftum,  unfern 
§errn.     9Imen, 

23ater  unfer*  ©egrüfjet  feift  S)u,  SJlaria  ic. 
Sfyre  fei  bcm  Sater  tc. 

©Bbrf  narfj  bem  (Bftzrt. 

§immtifd)er  Sater,  wir  banfen  ®tr,  ba&  SDu 
un§  unwürbige  2Jienfäjen  gefpeifet  fjaft,  audj  nimmer 
aufprft,  un§  beiner  ©nabe  bäterttdj  teilhaftig  3U 
madjen*  ©Ijre  unb  Sob  fei  SDir,  o  ©ott  im  §immel, 
triebe  ben  9Jlenfd)en  auf  ©rben,  ©nabe  unfern 
SBoljltljätew,  ewige  fRul^e  äffen  abgeworbenen  Qtf)ii\t* 
gläubigen;  unb  nadj  biefem  ©tenbe  gieb  un§  bie 
ewige  $reube  unb  ©eligfeit!     Stmett. 

Ober: 

2)tr  fei,  o  ©ott,  für  ©petf*  unb  Zxanl, 
gfür  alles  ©utc  ßob  unb  San!! 
®u  gabft,  2)u  ttriffft  aud)  lünfttg  geben; 
SDtdj  greife  unfer  ganzes  Seben. 

Ober: 

2ßir  banlen  ©ir,  Ifyimmlifdjer  33ater,  burdj  $e* 
fum  ßljrtftum,  beinen  geliebten  ©oljn,  unfern  Jgerrn, 
für  äffe  beine  ®abm  unb  Sßoljttljaten,  ber  Su 
lebeft  unb  regiereft  bon  ©wtgleit  3U  ©wigfeii  2Imen, 

Sater  unfer.  ©egrüfjet  feift  Sit,  SJlaria  je« 
@f)re  fei  bem  Sater  *c, 


9Jtorgenanbadjt.  329 

Sei  Stifdj  f)üte  bidj :  a)  bor  lieblofen  unb  fünbljafteu 
Unterhaltungen,  b)  oor  Unmäfetglett,  c)  tior  SJlurren  über 
bie  ©peifen.  ^omme  ©Triften  pflegen  fidj  einen  Keinen 
Slbbrudj  ju  ttjun. 

Hta  tras  ©erhalten  fträ^rmtir  tos  %&gx#. 

Sn  ben  23erfudjungen  nimm  fdjnell  beine  3uflud)t  311 
©ott  unb  gum  unbefledten  ^erjen  ÜDiariä  unb  bete;  fo 
lange  bu  beteft,  ttnrft  bu  nidfjt  fünbigen.  2)arum  bete  audj, 
fo  lange  bie  SSerjudjung  bauert.  §aft  bu  baS  Ungfüd  gehabt, 
eine  ©ünbe  gu  begeben,  fo  toerbe  nie  mutlos,  fonbern  Der= 
bemütige  bidj  Dor  bem  §errn,  beine  ®d)tt)äd)e  be!ennenb,  unb 
ergebe  btcf)  fdjnell  burd)  einen  Slft  ber  Oieue  unb  beS  23orfa|eS. 

§afte  am  9iad)tnittag  ober  am  2lbenb,  befonberS  an 
®onn=  unb  Feiertagen,  einegeiftlidjeßefung,  gum  toenigften 
eines  ©tüdeS  aus  ber  -ftadjfolge  ©tjrifti.  @S  toäre  3U 
ttnmfdjen,  baft  in  jebem  §aufe  baS  Qehm  ber  ^eiligen, 
bie  §au3:poftille  t)on  ©offine,  bie  5|}f)i(otljea  ober  ein  aljtt= 
lidjeS  geifttidjeS  23udj  fid)  üorfänbe. 

(Srtauben  es  beine  ©efdjäfte,  fo  befuge  gegen  Slbenb 
in  ber  ßirdje  ba§  afferljeiligfte  ©alrament,  um  beine  j)fltdjt= 
fdjulbige  ©^rfurd&t  gegen  ben  §errn  ju  betoeifen  unb  $i)n 
um  ©nabe  anguffefjen.  Sludj  lannft  bu  nad)fyer  bie  aüer= 
feligfte  Jungfrau  begrüben,  beinen  9iofen!ranj  beten  ober 
eine  auferlegte  SBufje  öerridjten. 

Pflege  bein  hebert  lang  eine  gärtüdje  unb  finbltdje 
2tnbadjt  gur  allerfeligften  Jungfrau.  Caffe  nie  einen  Sag 
üorübergeljen,  oljne  ju  biefer  fo  gütigen  Sttutter  einige 
befonbere  ©ebete  gu  Dementen,  ©ieb  bir  aud)  SJtülje,  bafi 
3Jlarta  aud)  Don  anbern  geliebt  unb  tierefyrt  werbe. 

Bor  trer  Urteil 

3$  föitt  biefe  Slrbeit,  0  ©ott,  üerrtdjten  nad)  bei* 
nem  fjeiligften  SBitten,  3U  betner  ©fjre,  in  ^Bereinigung 
mit  ben  arbeiten  meines  göttlidjeu  (SrlöferS.  2lmen. 


330  9Jlorgenanba$t. 

(Brö^er^  (Btbtt  iwr  tstv  WLvbtit 

(L2Kof.  3, 19.)  ,,3m©$tt>etjje  beine§  9tngefid)teS 
fottft  bu  beitt  33rot  effen/  —  6o  §aft  £>n,  o  ©ott, 
bie  Sirbett  als  eine  Strafe  für  bie  ©ünbe  unb  $u* 
gleich  als  ein  Jgetl*  nnb  23ewaI)rangSmittel  ange* 
orbnet  ßaf}  midj  benn  meine  Slrbeit  im  ©eifte  ber 
SBufje  nnb  mit  ^renben  berricfyten  nnb  fie  mir  ba* 
burd)  leidet  nnb  berbienftlitf)  machen  für  ben  ^immeL 
SSewaljre  mtdj  habet  bor  £rägt)eit  nnb  Un^ufrtcben* 
Ijett,  bor  SJUfjmnt  nnb  Ungebulb,  bor  Sinken  nnb 
Softem  nnb  jegtidjer  Ungerechtigkeit  23erleÜ)e  mir 
gnäbig  Stdjt,  9ftut,  ßraft  nnb  StnSbaner  nnb  bor 
allem  beinen  ©egen-  Sei  meinen  arbeiten  nnb  93e^ 
fdjwerben  wiE  tdj  ftctS  bor  Singen  Mafien  nnb  nad}* 
ahnten  baS  23eifpiel  meines  göttlichen  JpeitanbeS 
3efnS  nnb  feines  t)L  5ßftegebaterS  Sofeplj  in  ber 
Sßerfftätte  ^n  ^la^aret^  3)nrdj  meine  gnte  SJteinung 
and)  SDtr,  o  ©ott,  babnrdj  gn  bienen,  fei  meine 
5lrbeit  nm  baS  tägtidje  23rot  angleid)  eine  Slrbeit 
für  ben  Fimmel,  wo  S)u,  je  mefyr  id)  S)tr  gnliebe 
gearbeitet,  befto  mefyr  mid)  belohnen  wirft  am  ewigen 
Stterabenbe  in  ber  ©eligleit.     2lmen* 

Badi  tor  Mxbtit 

9Umm,  o  ©ott,  biefe  Slrbeit  an  als  ein  S)tr 
wohlgefälliges  Opfer  gn  beiner  ©t)re,  gut  !ftadjlaffung 
meiner  ©ünben,  §nr  ©rtangnng  nener  ©naben. 
Stmett* 


pbtntianöarljt 

3m  kernten  be§  SSaters  unb  be§  Seimes  unb 
bes  ^eiligen  ©eiftes.    2lmen. 

£)  mein  gütigfter  ©ott  unb  §err,  idj  Benebele, 
lobe  unb  tiertjerrtic&e  £>itf)  mit  allen  ©ngetn  unb 
^eiligen  bes  Jpimmets.  %ü)  banfe  S)ir  für  alle 
©naben  unb  2ßot)ltfmten,  mel$e  2>u  mir  fyeute  unb 
alle  Sage  meines  Öebens  an  Seib  unb  ©eete  fo 
vielfältig  erwiefen  tjaft,  unb  opfere  S)it  bafür  in 
Bereinigung  mit  ben  23erbienften  3efu  (£f)rifti  Öeib 
unb  «Seele,  fowie  alle  bie  ßob*  unb  ßiebesertoeifungen 
beiner  2lusertt)ät)iten  auf. 

Äotnme,  o  ^eiliger  ©eift,  S5u  Duelle  bes  Siebtes, 
2)u  2lusfpenber  ber  ©naben,  erteuct)te  meinen  33er= 
ftanb  unb  rüfjre  burdj  beine  ©nabe  mein  laues  Jperj, 
bamit  idj  alle  Sünben  unb  $el)ler  bes  heutigen 
Sages  re$t  erfennen,  fie  toatjrljaft  bereuen  unb 
midj  ernfttidj  beffern  möge. 


332  Slknbcmbadjt. 

$rage  btdj  bann: 

SBie  Ijabe  id)  mid)  Ijeute  Debatten :  beim  SXuffte^en  ?  — 
beim  9Jtorgengebete  ?  —  bei  ber  Ijeiligen  äfteffe?  —  bei 
ber  2lrbeit?  —  bei  £ifd)e?  —  im  Umgänge  mit  bem 
Jiädjften?  —  mit  biefer  ober  jener  ^erfon?  in  biefer 
ober  jener  ©elegenljett  ?  in  jener  ©efaljr,  33etrübni3  ober 
2tnf  ed)tung  ? 

§abe  idj  gefünbigt:  9Jttt  ©ebanfen?  —  feafa  idj  mid) 
in  ungläubigen,  Mietbaren,  Ijabfüdjtigen,  eitetn,  Ijoffärtigen, 
jornigen,  neibifdjen,  rachgierigen,  argtoöljnifdjen,  ftein= 
mutigen,  ungebulbigen  ©ebanfen  freiwillig  aufgehalten, 
unb  baran  fortgefallen  gehabt?  —  tote  oft?  — 

9Jtit  SBorten?  —  §abe  idj  unreine,  lieblofe,  frembe 
ßljre  t)erle|enbe  ©etyrädje  geführt,  SSertoünfclmngen,  ßügen, 
$tud)=  unb  ©djelttoorte  au§gefto£en  ?  —  3ft  bie§  unüber= 
legt  ober  mit  23ebad)t  gefdjeljen?  — 

SJiit  SSerfen?  —  SBar  idj  träge,  ungebulbig  bei  ber 
Arbeit?  —  fgalt  idj  meine  33eruf§=  unb  ©tanbe§^fticf)ten 
treu  erfüllt?  —  feabe  iä)  ettoa§  UneljrbareS  getfjan  ober 
gugelaffen?  —  2öar  id)  au^gelaffen  in  ber  ©efellfdjaft? 
2öie  üerfjielt  idj  mid)  gegen  meine  ©Item  unb  Vorgelebten? 
toar  idj  mürrifd),  grob,  ungeljorfam?  —  SBar  id)  gegen 
meinen  !ftäd)ften  üebreid),  gefällig,  nadjfidjtig,  toobttooltenb, 
ober  trielmeljr  trotzig,  feinbfeftg,  Ijart,  unbarmherzig,  un= 
gerecht  ?  §abe  idj  if)m  Ärgernis  gegeben  ?  ettoa3  enttoenbet 
ober  fonft  irgenb  einen  @d)aben  zugefügt?  —  §abe  idj 
midj  üermeffenttid)  in  bie  Verfügung  jux  ©ünbe  einge= 
laffen? 

Wü  Unterlaffung  ?  —  §abe  id)  untertaffen,  meinen 
•ftädjften  gu  ermahnen,  zu  belehren,  t)on  ber  ©ünbe  abs 
Zuljalten?  —  §abe  iä)  befonber§  für  ba§  Seelenheil  meiner 
«ßinber  unb  Untergebenen  redjt  geforgt  ?  —  §abe  iä)  tier= 
fäumt,  gute  SBerte  gu  tljun,  unb  bei  allem  eine  gute 
Meinung  zu  ertoeden?  —  fgaU  iä)  bie  jebem  ©Triften 
üblidjen  ©ebete  fcerridjtet?  unb  toie? —  ®adjte  iä)  oft  an 


3Ibenbaubad)t.  333 

©otteS  Stffgegentüart  ?  2öa3  fycibt  id)  feilte  Sfljm  «juliebe 
getfjan?  fyolgtc  td)  immer  beut  9lufe  meines  ©etmffens? 
2Jitt  fremben  ©ünben?  —  §abe  idj  2BoT)tgefatten  ge= 
Ijabt  an  ber  Sünbe  be§  9"iädjftett?  —  §abe  idj  jemanb 
©etegenljeit  jur@ünbc  gegeben;  bejottberS  meinen  ßinbern 
unb  Sttenftboten  ?  —  §abe  idj  bie  ©ünbe  eine3  anbern 
üer^tnbert,  tüo  idj  fonnte,  —  unb  fottte? 

©nblidj  erforjdje  bidj  ganj  bejonberS,  tüte  bu  ben  be§ 
9Korgen§  gemalten  3Sorfa^  gehalten  Ijaft,  tüte  oft  bu  iljn 
gebro^eu,  unb  tüte  oft  bu  bid)  übertüunben  Ijaft.  ®enfe 
reiflief)  uad),  toaS  bie  llrfadje  betne§  5atte§  tüar,  unb 
fudje  bie  Sültttet  auf,  bid)  fünfttgljtn  bor  bem  Satte  31t 
betüafjren.  SBtffe,  ba%  t>on  biefer  fleißigen  ©etbftyrüfung 
größtenteils  beineäMfommenfjeit  unb  beut  etoigeS  ®eelen= 
|eil  abhängen. 

£>  mein  ©ott,  atteS  biefe§,  ma§  id)  23öfe§  ge* 
ttjan  unb  ©ute§  untertaffen,  bereue  id)  nun  öon 
bergen,  meil  tdj  baburd)  ®idj,  ba§  liebenSttmrbigfte 
©ut,  ben  beften  SBater,  beleibigt  Ijabe:  öerget^e  mir 
gnäbig  um  $efu,  beineS  ©oI)ne§,  mitten! 

2>dj  neunte  mir  ernftlid^  öor,  atte  ©ünben,  be* 
fonber§ . . .  gu  metben,  jebe  gefährliche  Gelegenheit, 
befonber§  .  .  .  •  -gu  fliegen,  atte  Mittel  ju  meiner 

Sefjerung,  befonber§ 3U  gebrauten,  atte§  burdj 

meine  ©ünben  angerichtete  liebet  unb  Unrecht  tüieber 
gutjumadjen  unb  mid)  immer  metjr  gu  beffern. 

(Btbti  um  Srf|uf|  toä^mttr  ta  Badjf . 

3>dj  begebe  midj  nun  gur  Shtlje.  £)  ©ott,  madje 
über  midj,  tüäbrenb  id)  fdjlafe;  fd)ü|e  midj  wtber 


334  3ftenbanba$t. 

alle  9iacl)ftellungen  be§  böfen  $einbe§  unb  böfer 
^Dlenfd^en;  menbe  gnäbig  ab  bon  mir  alle  böfen 
Staunte  unb  Stnfedjtungen,  alle  ©efabren  ber  ©eele 
unb  be§  8eibe§  unb  bewahre  mtdj  bor  einem  plty* 
ticken  unb  unborljergefefienen  £obe< 

©djütje  unb  bef^irme  biefe  üftadjt  audj  meine 
©Itern,  ©efdjtoifter,  SSerttmnbten,  $reunbe  unb 
$einbe,  unfere  geiftlidjen  unb  weltlichen  23orfteI)er ; 
ftelje  bei  allen  5trmen,  Setbenben,  Uranien  unb 
©terbenben;  erbarme  $Did)  ber  (Seelen  ber  ©laubigen 
im  $egfeuer  unb  nimm  fie  balb  auf  in  bie  SBoIjtt* 
ungen  ber  ewigen  $reube  unb  Seligfeit     Sltnen. 

£>err  gieb  iljnen  bie  ewige  9htl)e  u-  f*  m. 

©ebenebeite  Butter  meines  @rlöfer§,  feligfte 
Jungfrau  Sttaria!  mein  ^eiliger  @d)u|engel!  unb 
i|r,  meine  ^eiligen  Patrone !  wadjet  über  mi^  biefe 
9tad)t  Ijmburdj  unb  behütet  mtd)  bor  allem  Übel ! 
5lmen. 

©§  fegne  unb  bewahre  tntd)  unb  bie  Peinigen 
unb  bie  gange  liebe  (£l)riftenl)eit  ber  allmächtige  unb 
barmherzige  ©ott :  93ater,  ©oljn  unb  ^eiliger  ©eift. 
2111er  beworbenen  ©laubigen  Seelen  mögen  rul)en 
burcl)  bie  äkrmliergtgfeit  ©otte§  in  ^rieben !  2lmen. 

%txm  %v&kltxbm. 

3dj  teg%  mein  ©ott,  bie  Kleiber  ab, 
©ebenf  babei,  ba$  icfj  im  ©raB 
®ereinft  tüerb'  liegen  tot  unb  lalt, 
©er  SBürmer  ©peif ,  ganj  ungeftalt. 


2tfetibanbad)t.  335 

SDein  Äreuj,  o  3efu,  fd^iifee  midj 
95or  allem  SBöfen  gnabigltd); 
3n  beine  SBunben  jdjlieB'  micf)  ein, 
SDann  fdjtaf  ttf)  fieser,  feufdj  unb  rein.    2Imeu. 

Beim  Srf|laf£tt0Ef|m 

3m  Flamen  meines  gekreuzigten  ©rlöfers  ^efu§ 
©fjriftuS  lege  tdj  midj  jdjlafen. 

Bür  ttBtn  €mjtf|lafßtt- 

3efu§,  SJtaria,  3ofep§!  ©udj  jdjen!e  iäj  mein 
§et3  unb  meine  ©eele! 

3efu§,  3Jiarta,  Sojepl} !  fielet  mir  bei  im  legten 
£obe§fampfc ! 

3efu§,  2ftarta,  $5ofep^ !  möge  meine  (Seele  mit 
(Sud)  im  ^rieben  fdjetben! 

100  ^age  5lb(a§  für  jebeS  btefer  brei  @ebete.  —  ^ui3  VII. 
28.  Stprtf  1807. 

Jn  Jtf|laJIaj£n  Witten. 

ߧ  ift  3ftad&tf  e§  i(t  ftnfter;  bod^  ©otte§  2tuge 
jteljt  aud)  im  ^inftern;  @r  fiefjt  midj  überall:  — 
idj  nritt  ntdjts  23öje§  tfjun.  Söenn  tdj  einmal  fo 
baliege  unb  mit  bem  Sobe  ringen  werbe :  —  tote 
mirb  mir  bann  §u  9Jtute  fein?  —  3)ann,  o  mein 
©ottf  erbarme  3)iclj  meiner! 


jJH?f?antratl}t 

ßei  mltfet  bte  $>aupt-g>eßetmmffe  be$ 
ßeUtgften  ©pfers  Betrachtet  werben. 

£)  mein  ©ott,  idj  ttttt  biefer  Zeitigen  $Pceffe 
anmolmen,  1.  um  mit  allen  fyier  gegenwärtigen 
©ngetn  2)tdj  ausubeten,  3U  toben  unb  gu  lieben; 
2.  um  für  atte  mir  ertoiefenen  Söoptjaten  ®ir 
gu  bauten;  3.  §ur  ©enugtbuung  für  meine  ©ünben; 
4.  ^ur  ©rtangung  ber  ©nabent)ilfe,  bereu  idj  für 
Seib  unb  ©eele  bebarf. 

mit$fit{|rlitfjm  CSrftttrfmng  btv  gittert 

rfroa  Dor  Eittem  !|udjamfe  ju  gebraurfjEn. 

2ttfmöd)tiger,  emiger  ©ott,  £err  ljimtnltfdjer 
SSater,  idj,  bein  unnmrbigeS  ©ef<|öüf,  opfere  S)ir 
in  tieffter  3)emut  unb  mit  inbrünftiger  Siebe  ba§ 
tieiligfte  Dpfer  auf,  meines  bein  göttlicher  ©ofm 
felbft   burä)   bie  SSermittetung  be§  ^riefterS   S)ir 


aHepanbadjt.  337 

jetjt  barbringen  totrb-  $tf)  opfere  e§  3)ir  auf  in 
Bereinigung  mit  jenem  l)eilig[ten  Opfer,  tt)eld)e§ 
3efu§  Sf)riftu§  beim  legten  Slbenbmal/Ie  unb  bann 
auf  bem  Slltare  be§  ^eiligen  ßreugeS  unter  blutigen 
Streuten  unb  mit  ftarfem  stufen  £)ir  bargebradjt 
I)at.  3$  opfere  e§  SDir  auf  gu  beiner  größeren 
®()re,  3um  Sobe  beiner  unenblicfyen  SSofffommen* 
Ijeit  unb  gur  5lner!ennung  beiner  £)berI)errfcE)aft 
über  Fimmel  unb  ©rbe.  $dj  opfere  e§  S)ir  auf 
3ur  Bezeugung  meines  ©et)orfam§,  al§  ein  öffent* 
lid)e§23efenntni§  be§  atteinfeligma(i)enben!att)olif(f)en 
©lauben§  unb  §um  2lnben!en  an  ba§  bittere  Seiben 
unb  Sterben  $efu  ßfjrifti.  2sdj  opfere  e§  2)ir  auf 
•jur  ©anffagung  für  bie  ©infeijung  be§  ^eiligften 
2lltar§^®alramente§  unb  alle  anbern  fotooljl  mir 
al§  meinen  9JUtmenfc£)en  ertoiefenen  2Bof)ltl)aten. 
3$  opfere  e§  S)ir  auf  gur  ©enugt^uung  für  meine 
©ünben  unb  bie  ©ünben  aller  Slttenfdjen,  fotoo^l 
ier  Sebenben  al§  ber  SSerftorbenen.  3$  opfere 
e§  ®ir  auf  ^ur  ©rljöljung  ber  ^eiligen  fatf)olifd)en 
ßirdje,  jur  ©r^altung  be§  $rieben§  3toifd)en  ben 
dürften  unb  jjur  Belehrung  affer  3*^  unb  Un* 
gläubigen.  $$  opfere  e§  ®ir  auf  für  äffe  iixfy 
lid)en  Dbern,  für  äffe  fatl)oliftf)en  Triften,  für 
meine  23ertoanbten,  ^reunbe  unb  2öol)ltf)äter,  für 
äffe,  welche  fid)  mir  empfohlen  Ijaben,  ober  für 
bie  gu  beten  id)  fdiulbig  bin,  unb  für  meine  $einbe 
unb  23erf olger*  3$  opfere  e§  S)ir  enbltd)  auf  für  äffe 
unbufjfertigen  6ünber,  für  bie  ©terbenben  unb  bie 
armen  (Seelen,  bie  im  $egfeuer  leiben. 

S>\vöii  GHaubenSavttfel.  22 


338  m^axtiafyt. 

£>  gütigfter  ©ott,  um  ber  $raft  biefer  ^eiligen 
Stteffe,  fowie  alter  Zeitigen  Neffen,  weldie  t)eute 
bargebradjt  werben,  um  be§  unfaßbaren  2Berte§ 
beine§  Joftbaren  33tute§  wüten  gewätjre  mir  L  jene 
©nabe,  gu  beren  ©rtangung  idj  biefe  Zeitige  SJieffe 
anhören  mir  borgenommen  l)abe;  2.  £roft  unb 
§iffe,  Segen  unb  ©nabe  für  Seit  unb  ©wigfeit; 
3.  atte§,  tt)a§  meinem  Seetenl)eile  am  -juträglidiften 
ift;  4,  ein  frommes  ßeben  unb  einen  gtüdfetigen 
SEob-  ©d)enfe  un§  enbtid)  S)id)  fetbft  im  Jgimmet 
gu  unferer  ewigen  $*eube  un5  Setigfeit*    2tmen* 

©eredjter  unb  bod)  barmherziger  ©ott,  idj  armer, 
fünb^after  9#enfdj  fürchte  mid)  meiner  bieten  unb 
großen  ©ünben  wegen,  bor  bem  Stngefidjte  beiner 
göttlichen  SJtajeftät  gu  erfreuten  unb  meinen  burd) 
Sünben  beredten  9ftunb  ^u  beinern  Sobe  gu  öffnen, 
ba  ja  ber  ©ünber  unb  feine  Sünbe  in  beinen 
5tugen  ein  ©reuet  finb* 

S)e§^atb  befenne  id)  bor  £)ir,  bem  aKwiffenben 
unb  a(tmäct)tigen  ©ott,  bor  ber  fetigften  Jungfrau 
9ftaria,  meinem  Zeitigen  ©djutjengel  unb  bem  ganzen 
Ijimmlifcfyen  JQofe,  baft  id)  teiber  bi§  auf  biefe 
Stunbe  oft  unb  fd)Wer  gefünbigt  t)abe,  Stile  biefe 
©ünben,  mögen  fie  mir  befannt  ober  unbefannt 
fein,  fctimergen  mid),  unb  idj  bereue  fie  bon  ganzen 
bergen,  unb  jwar  nid^t  fo  fet)r  au§  $urdj)t  bor 
ben  geittidien  unb  ewigen  Strafen,  wetdje  idj  mir 
baburdj  berbient,  at§  be^atb,  weit  idj  £)id),  meinen 


9ttepanba(f)t.     .  339 

©ottf  mein  befte§  unb  IjödjfteS  ©utf  btn  idj  über 
afle§  liebe,  baburd)  beleibigt  fjabe,  3$  faffe  ben 
ernften  SSorfatj,  3)tdj  nie  mef)r  burd)  eine  ©ünbc 
3U  erzürnen  unb  3)tdj  gu  lieben  in  alle  ©rotgfett. 

9tadj  biefem  Sefenntniffe  trete  idj  im  ©eifte 
tiertrauenStiott  an  beinen  Slltar  unb  fCe^e  mit 
bem  ^rieftet: 

ff.  £)  ©ott,  tDeube  ©iä)  un§  gu  unb  belebe  un§! 

R,  Unb   bein  SBolf  wirb  fiel)   freuen  in  £)tr« 

\  Steige  un§,  o  £>err,  beine  Sarmljergigfeit! 

fy  Unb  fdjenle  un§  bein  Jpeil! 

Y.  £)  §err,  erhöre  mein  ©ebet! 

B^  Unb  mein  9lufen  fomme  gu  ®ir;  benn 
ein  reuiges  Jperjj  ttrirft  ©u  nttfjt  berfdjmäljen  unb 
ba§  ©ebet  eines  ©mutigen  nidjt  bewerfen. 

%nm  ©Imm 

D  afferfjeiltgfte  ©reifaltigfeit,  ein  einiger  ©ott, 
id)  lobe  unb  bete  in  tteffter  ©fyrfurcfyt  an  beine 
[jödjfte  9Jhje[tät,  beine  ewige  ©ottljeit.  3$  fcfyätje 
unb  liebe  biefetbe  über  aüe§,  ma§  im  Fimmel  unb 
auf  ©rben  tft«  3$  freue  midj),  baf}  ®u  ber  aller* 
Ijödjfte  ©ott,  unenblid)  grofj,  mächtig,  weife,  l)eilig, 
gut,  barmljer^ig  unb  geredet  bift.  3$  toünfdje  bon 
^crjenSgrunb,  bafj  alle  9Jtenjd)en  S)idj  erlennen, 
lieben  unb  loben  möchten  in  Swigfeit.  2ßie  gern 
mürbe  id)  attc§  tljun  unb  leiben,  ja,  mein  33tut 
öergießen,  bamit  ®u,  o  großer  ©ott,  ntd)t  meljr 
beleibigt,  fonbern  nadj  SBerbtenft  gelobt  unb  ber* 
f)errlitf)t  iDerbeft. 


340  9Ke&anba$t. 

3$  banfe  2)tr,  o  gütigfter  unb  fretgebtgfter 
©ott,  fo  gut  tdj  e§  öermag,  für  alle  2Bot)Itljaten, 
roeldje  id)  M§^er  au§  betner  93atetl^anb  empfangen 
Ijabe.  ^dj  fd&enle  £)ir  meinen  ßeib  unb  meine 
(Seele  unb  opfere  35ir  auf,  ma§  id)  jemals  ©ute§ 
getrau  ober  für  £>idj  S3öfe§  gelitten  !§abe  unb  in 
ber  3ufunft  nodj  tljun  unb  leiben  roerbe.  SBeit 
aber  biefe§  ©efdjent;  ein  tuet  -$u  geringes  ift,  fo 
bringe  idj  £>ir  al§  einen  S9emei§  meiner  SDanf* 
barfeit  aud)  nodj  aHe§  bar,  ma§  au§  Siebe  31t 
£>ir  alle  ©eredjten  auf  ©rben  unb  fettigen  im 
Fimmel,  befonber§  aber  bie  gebenebeitefte  §immet§* 
lönigin  9ttaria  getrau  unb  gelitten  t)at. 

©nblidj  opfere  tdj  2)ir  auf  al§  ein  ©einer 
mürbige§  unb  2>ir  geroifj  mo^Igefättige§  ßob*  unb 
©anfopfer  aüe§,  roa§  $efu§  ©fjttftus  für  un§ 
getfyan  unb  gelitten  Ijat.  3ugteidj  bitte  idj  in 
©ernut,  £>u  tootteft  biefen  unenbliögen  <SdQatj  au§ 
ber  £>anb  beine§  götttidjen  @olme§  fetbft  ijulbbott 
annehmen,  bamit  idj  fo  burdj  $efu§  (£fjriftu§, 
unfern  Mittler  bei  S)ir,  in  gebüfyrenber  Sßeife  £)ir 
banfe,  2)idj  tobe  unb  öerf)errticf)e.    ^men. 

£>  mein  ©ott  unb  mein  £>err,  ber  S)u  unenb- 
lidj  roeife  unb  unfehlbar  im  ©rfennen,  roafjrtjaft 
unb  gubertäffig  im  Üteben,  ja,  bie  einige  2Bei§t)eit 
unb  äßa^rtjeit  fetbft  bift,  mit  Sßerftanb  unb  Söitten 
neunte  idj  alle  ßefjren  ber  leitigen  fattjotifdjen 
$ttd)e  ofme  91üdfr)aXt   an.    3dj  benenne  unb  be* 


aWejjanbad&t.  341 

teuere  bor  bet  gangen  SBelt  unb  ben  fjtmmltfcfjen 
§eerfd)aren,  baf$  affe§  matjr  tft,  ma§  bie  $irdje 
mir  3U  glauben  toorftettt.  £)bmot)t  td}  t)iete§  ba* 
bon  nidjt  ju  begreifen  bermag,  fo  neunte  idj  e§ 
bennodj  mit  botter  Ueberjeugung  an,  meit  S)u, 
o  ©ott,  ber  £>u  $)tdj  felbfi  unb  audj)  un§  tüdjt 
tauften  fannft,  e§  geoffenbart  Ijaft.  Unb  bamit 
2)u  fteftft,  o  ©ottr  ba$  e§  mein  fefter  SBiCCe  tft, 
biefen  ©tauben  niemals  j$u  berteugnen,  unb  lieber 
ba§  2tbtn  gu  bertieren,  at§  bie  ^eilige  fatljoltfdje 
ßtrdje  3U  bertaffen,  fo  lege  idj  bor  bem  2lnge* 
fidjte  beiner  göttlichen  SJtajeftät  unb  auf  ba§  tjeitige 
ßbangelium  ba§  üßerfpredjen  ab,  in  biefem  ©lauben 
beiner  $irdje  3U  beharren,  bi§  in  ben  £ob-  Stile  SBa^r- 
Ijctt  tft  ja  bei  3)ir,  0  ©ott,  ber  S)u  gefprodjjen:  „3m 
Stnfange  mar  ba§  SBort,  unb  ba§  Söort  mar 
bei  ©ott,  unb  ©ott  mar  ba§  Stöort"  (3<>$.  l,  l.) 
3$  bitte  ©td)  ftet)enttid),  0  mein  ©ott,  S)u 
motleft  biefen  meinen  ©tauben  mir  erhalten,  ftärfen 
unb  bermet)ren,  alte  33erfud)ungen  gegen  benfetben 
au§  meinem  bergen  fernhalten,  meine  tejjte  $om* 
munion  forme  meinen  legten  &UJ3  auf  ba§  ßrugifij; 
als  ein  öoHfommene§  Se!enntni§  be§  magren 
©lauben§  annehmen  unb  mir  enblid),  beinern  SBer* 
fpredjen  gemä^,  um  biefe§  ©Iauben§  mitten  bie 
emige  Jgerrlicfyfeit  beriefen.     Slmetu 

Jur  Opferung. 

£>  Zeitiger  35ater,    attmädjttger,    ettriger  ©ott, 
nimm   an   biefe   tjeitige  §o[tie,   meld)e   burd)   bie 


342  3Hej$anbad&t. 

Jgänbe  be§  ^3xtefter§  2)ir,  meinem  lebenbigen  unb 
magren  ©ott,  aufgeopfert  ttrirb,  3m:  ©enugtljuung 
für  meine  jaljttofen  ©ünben,  $el)ler  unb  UnboU* 
fommenljeiten,  fotote  gum  zeitlichen  unb  eitrigen 
üJhttjen  aller  (Sljriftgläubigen,  fowoljl  ber  Öebenbigen 
als  ber  Slbgeftorbenen. 

3dj  opfere  S)ir  gugteidj  auff  o  Ijtmmltfdjer 
93aterf  meinen  Sßcrftanb  unb  mein  ©ebädjtntS  unb 
bitte  S)td),  S)u  rootteft  beibe  erleuchten  unb  fettigen, 
bamit  fie  lünftig  nidjtS  anbereS  mefjr  fennen  unb 
beulen,  als  was  S)ir  wohlgefällig  ift 

$$  übergebe  ®ir  meinen  SBttten  unb  bereinige 
tfjn  fo  feft  mit  bem  beinigen,  bafc  er  nichts  me|r 
fudje  aufjer  2)td),  nidjts  mel)r  liebe  oljne  SDtdj  unb 
nichts  meljr  Verlange,  als  tt)aS,  löte  unb  mann  e§ 
S)ir  gefällt 

3Sd)  fdjenfe  ®ir  meinen  ßeib  unb  meine  ©eele, 
alles,  raaS  td)  bin,  lüaS  tdj  l)abe,  unb  was  tdj 
vermag*  £)  ©ott,  nimm  mid)  mir  unb  gieb  midj 
£)ir!  ©ein  bin  idj,  3)ir  rottt  idj  leben  unb  fterben; 
ad),  laj3  midj)  in  ber  ©itrigfeit  nicf)t  toerberben !  51. 

Jtor  Präfaftxm* 

Slttmfidjttger,  eitriger  ©ott,  §err,  l)immlifd)er 
SSater,  'fiel)  an  mit  ben  Slugen  beiner  grenzenlosen 
Sarmljer^igfeit  unfern  Jammer,  unfer  ©lenb  unb 
unfere  9lpt.  ©rbarme  2)td)  aller  ßljriftgläubigen, 
für  it>elcfye  bein  eingebomer  ©ofyn,  unfer  lieber 
£>err  unb  ^eilanb  ^efuS  ^riftuS,  in  bie  £>änbe 
ber  ©ünber  freiwillig  gekommen  ift  unb  fein  foft* 


5Dtej$cmbad}t.  343 

bare§  95Iut  am  (Stamme  be§  ^eiligen  ßreugeS  toer* 
goffen  Ijat.  £)urtf)  biefen  §errn  $efu§  wenbe  ab, 
o  gütigfter  23ater,  bie  wofytüerbienten  ©trafen, 
gegenwärtige  imb  gufünftige  ©efafyren,  fdjäblidje 
Empörungen,  $rieg§rüftungen,  Seurung,  ßranf* 
Reiten  unb  betrübte,  ungtütftidje  Seiten*  Erleudjte 
audj  unb  ftärfe  in  ädern  ©uten  bie  getftlidje  unb 
bie  weltliche  Dbrigfeit,  bamit  fie  atteä  förbern,  »a§ 
ju  betner  göttlichen  ®t)re,  3U  unferm  £>eite  unb 
gur  allgemeinen  2öoE)lfat)rt  ber  Efyriftenfyeit  3U  ge* 
betten  üermag, 

SSertei^e  un§,  0  ©ott  be§  ^itebenS,  redete  33er* 
eintgung  im  ©tauben,  o^ne  alle  Spaltung  unb 
Trennung.  23efet)re  unfere  bergen  ^ur  magren 
Sufte  unb  Sefferung  unfere§  8eben§.  Sünbe  in 
un§  an  ba§  $euer  beiner  Siebe;  gieb  un§  junger 
unb  Eifer  nadj  aller  ©eredjtigfeit,  bamit  mir  als 
ge^orfame  $inber  im  Seben  unb  im  ©terben  2)ir 
angenehm  unb  wohlgefällig  feien.  2öir  bitten  auef), 
wie  3)u  ttrittft,  0  ©ott,  baf}  mir  bitten  foEen,  für 
unfere  O^eunbe  unb  fteinbe,  für  ©efunbe  unb 
ßranfe,  für  alte  betrübten  unb  teibenben  Stiften, 
für  bie  ßebenbigen  unb  9Ibgeftorbenen,  ®ir  fei 
empfohlen,  0  £>err,  all  unfer  S£!jun  unb  Saffen, 
unfer  §anbel  unb  äöanbel,  unfer  ßeben  unb  ©terben. 
Saf;  un§  jetjt  beine  ©nabe  f)ier  genießen  unb  bort 
mit  allen  2Iu3erwät)tten  erlangen,  baf}  mir  in  ewiger 
^yreube  unb  ©eligfeit  S)tdj  toben,  efjren  unb  preifen 
mögen.  3)a§  öerletlje  un§,  Jperr,  f)immlifd)er 
SSater,  burd)  ^tim  ßf)ri[tu§,  beinen  lieben  ©o£)n, 


344  SDte&anbadjt. 

unfern  §erm  ttnb  JQeitanb,  wetzet  mit  £)ir  unb 
bem  fettigen  ©eifte  al§  gleitet  ©ott  lebt  unb 
regiert  in  ©migleit     2tmen* 

©ei  mir  gegrüßt  auf  beinern  51ltare,  (£l)riftu§ 
^efu§,  geboren  au§  Sttaria  ber  Jungfrau  unb  am 
ßreu^e  geopfert  für  ba§  Jgeil  ber  SJtenfd^eit !  ©ei 
mir  gegrüfjt,  (£f)riftu§  3efu§,  mein  geliebter  Jperr, 
mein  ©rlöfer,  mein  ©ott  unb  mein  pcfyfteS  ©ut! 
3$  glaube  an  S)i$,  o  S)u  unfehlbare  2Bal)rf)eit! 
3d)  Tröffe  auf  £)id),  o  ©u  unenblid)e  ©iite!  $d} 
liebe  3)id),  o  mein  ©ott  unb  mein  SltteS! 

©ei  gegrüfjt,  ®u  foftbareS  23lut,  ba§  au§  btn 
SBunben  meines  gekreuzigten  JgeilanbeS  gefloffen 
unb  mit  beinern  fjeiligften  ßeibe  in  biefem  ©afra* 
mente  bereinigt  ift!  äöafdje,  reinige,  erleudjte, 
ftärfe  unb  bewahre  meine  ©eele  gum  eitrigen 
Öeben !     5tmen* 

Batf|  ter  HDanirlmtg* 

Siebreidjfter  unb  barm^er^igfter  SSater,  fiefje 
je|t  ntd)t  mefyr  micl)  armen  ©ünber,  fonbern  ®en* 
jenigen  an,  ber  meine  ©ünben  auf  fidj  genommen, 
b einen  bielgeliebten  ©oI)n  ^efu§f  ber  al§  Mittler 
äWtfdjen  2)ir  unb  mir  auf  bem  Stltare  mit  ©ott* 
fteit  unb  2ftenfd}fjett,  mit  ßeib  unb  ©eele,  mit 
ftletfdj  unb  SSIut  gegenwärtig  ift. 

©rtoäge,  o  milbefter  SSater,  ben  unenbltdjen 
2öert  biefe§  ftletfdjeS  unb  S91ute§  unb  um  feinet* 


9Jte&anbad)t.  345 

mitten  bergieb  un§  bie  ©djutb,  fottrie  bte  ©träfe 
unferer  ©ünben  unb  fpenbe  un§  in  reifer  $ütte 
beine  l)immtifdjen  ©aben  unb  ©nabenfd^ä|e. 

©tefje  aud),  o  gütigfter  23aterr  gnäbig  l)erab 
auf  bte  l)ütf§bebürftigen  unb  berlaffenen  Seelen, 
bte  im  $egfeuer  fdjmadjten. 

©mpfteljl  ietjt  bem  £>errn  jene  «Seelen,  für  toeldfje  bu 
3U  Beten  fdjulbtg  bift,  unb  bereu  ©rlöfung  btr  bejonber§ 
am  §ergen  Hegt. 

Siel)  Ijulbüott  audj  auf  jene  (Seelen,  toeldje  S)tr, 
beinern  göttlichen  ©ofjne  unb  beffen  Ijeiligfter  9ttutter 
bie  liebften  ftnb,  unb  nimm  gur  Tilgung  iljrer 
©ünbenfd^ulb  bie  überfliefjenbe  ©enugt^uung  beine§ 
am  ßreuje  in  ber  bitterften  £obe§angft  geftorbenen 
©ol)ne§  an*  ßafj  nur  ein  einziges  Sröpflein  feines 
foftbaren  231ute§  iljnen  gu  gute  lommen  unb  nimm 
fie  auf  in  bie  eitrigen  $reuben!     2lmen- 

Jtom  Batet  imfcr. 

£)  23ater  ber  Sarm^er^igfeit  unb  ©ott  alles 
£rofte§!  23ater,  aller  (Sfpce,  atteS  ßobe§,  aller 
Siebe  unb  afle§  ©eljorfamS  ttmrbig!  33ater,  bem 
e§  eigen  iftf  att-jeit  fiel)  ^u  erbarmen  unb  ju  fronen! 

23ater,  ber  35 u  bift  im  Jgintmel  unb  auf  ©rben, 
im  öimmel  in  ©lorie  unb  Jperrlidjfeit,  auf  (Srben 
in  ©üte  unb  ©ereäjttgfeit,  ju  ®ir  ergeben  mir 
unfere  2lugen,  unfere  £>änbe  unb  JQerjen,  2ld), 
erbarme  2>id)  beiner  bertaffenen  ßinber,  meldte 
feufgen  in  biejem  %$aU  ber  Spänen! 


346  3)tefcanbadjt. 

SSater,  bein  9£ame  werbe  gezeitigt  bon  mix 
unb  allen  3Jtenfd}en,  bon  ben  ©eredjten  unb  ben 
Günbern,  bon  ben  ©laubigen  unb  ben  Ungläubigen, 
©eljetltgt  werbe  bein  Plante  in  allen  unfern  ©e* 
banfen,  Söorten  unb  Söerfen,  bamit  wir  atte§  in 
beinern  unb  beine§  ©ol)ne§  tarnen  tljun  unb  leiben. 

33ater,  jjufomme  un§  bein  Sftetdj!  S)u  bift  unfer 
T^öd^ftcr  £>err  unb  <®önig,  ber  ©ott  unferer  bergen, 
©ntferne  au§  benfelbenbie23egierlidjfeit  be§fyleifct)e§r 
bie  23egierli$!eit  ber  5lugen  unb  bie  JQoffart  be§ 
ßeben§*  Söoljne  unb  Ijerrfdje  in  un§  nad)  beinern 
Selieben  unb  füljre  un§  auf  bem  Sßege  beiner 
©ebote  beinern  ewigen  Ijtmmltfdjett  ^teidje  jtu 

23ater,  bein  SBitte  gefdjefje,  mag  er  un§  ange- 
nehm ober  befd)werlid)  fein,  ©lud  ober  Ungtücf, 
Seben  ober  £ob  über  un§  behängen.  SSater,  bein 
SBttte  gefdjelje  ebenfo  bottfommen  in  un§,  wie  er 
im  ^immel  gefdjtefyt,  ebenfo  bottfommen,  wie  tljn 
bein  göttlicher  ©oljn  bottgogen  Ijat,  al§  ©r  get)or* 
fam  würbe  bt§  gum  Sobe  am  ßreuge. 

23aterf  gieb  un§  unfer  tägliches  23rot!  2lu§ 
beiner  SSater^anb  erwarten  wir,  wa§  wir  für  Seib 
unb  ©eele  auf  ©rben  bebürfen,  ©penbe  un§  ba* 
f)er  beute  ©aben,  fegne  unfere  2Irbeit  unb  beriet!)  c 
un§  bie  ©nabe,  ba§  3^t^e  f°  3U  fudjen,  baf) 
wir  barüber  ba§  ©wige  ntdjt  berliereiu 

SSater,  bergieb  un§  unfere  ©djutb,  unfere  ©ünben 
nämlid)  unb  beren  ©trafen!  93er3ei^e  un§  unfere 
fäjweren  unb  lä^lidjen  ©ünben;  benn  au§  ßiebe 
§u  ®ir  bereuen  wir  fie  bon  gangem  Jpergen,  SSergicb 


9JZeJ3anbacf)t.  347 

un§  bie  täglichen  ®$mad^eit§fe]()ler,  fo  oft  tott 
nadj  benfetben  im§  ©ir  lieber  3umenben.  £)  23ater. 
üer3eif)e  un§  nnfere  ©ünbenfdjutb,  öorgügltd)  bei 
bem  ©Reiben  au§  biefem  Seben;  öergieb  un§,  fo 
tote  audj  mir  jenen  üergeben,  btc  nn§  beleibigt 
Ijaben. 

23ater,  fitere  un§  md)t  in  Jöerfudjung !  £aJ3 
un§  burd)  leine  2lnfed)tung  übermunben  merben, 
fonbern  ftefje  nn§  bem  Sßerfudjer  gegenüber  mit 
beiner  mächtigen  ©nabenfyilfe  bei  S3ef(f)ü|e  nnb 
bewahre  un§  burd£)  beinen  ^eiligen  ©ngeL 

SSater,  erlöfe  un§  üom  liebet,  üom  leibltd^en, 
üom  geiftigen,  üom  gegenwärtigen,  üom  künftigen 
unb  üom  emigen  llebel!  lim  biefe§  flehen  mir 
31t  beiner  großen  SSarmfjergigleit,  bie  leine  ©renken 
fjat;  mir  bitten  barnm  burä)  2{efu§  ßljriftuS, 
unfern  §errn.     Stuten. 

Jitr  Hümmmtttm* 

Smpfcmge  bie  getfttge  «Kommunion  in  folgenber  SBetfe: 

3$  bete  S)t<$  an,  §err  $efu§  SfyriftuS,  ber 
£>u  als  wahrer  ©ott  unb  magrer  SJienfd)  unter 
ben  ©eftatten  be§  23rote§  unb  be§  2öeine§  auf 
bem  Slltare  gegenwärtig  .btft.  9Jiit  ber  tiefften 
Gljrfurdjt  merfe  td)  mtdj  üor  beinern  9lngefid)te 
nieber.  2tdj,  e§  reut  mtdj  üon  ^erjen,  3)tdj, 
meinen  ©ott  unb  mein  f)ödjfte§  ©ut,  beleibigt  3U 
(jaben.  3$  entjage  jetjt  alter  ©ünbe,  id)  mitl  au3 
meinem   £>er3en   aüe   tafterfyaften   Neigungen   unb 


348  aJte&anbad&t. 

93egierlitf)feiten  berbannen,  um  S)ir  in  einem  füttben* 
freien  ^ergen  eine  ttmrbige  2Bof)nung  ju  bereiten. 

Söetl  ttfj  aber  je|t  nidjt  txmrbig  bin,  bein  fjletfd^ 
unb  SBlut  im  aflerJjeiligften  ©aframente  ju  em= 
pfangen,  fo  ftefje  icfy  ju  SDir,  ©u  wotteft  aus  ber 
^eiligen  §oftie  bein  milbeS  Sluge  mir  guroenben 
unb  geiftigermeife  3U  mir  fommen.  £)  fünfter, 
0  liebreicher  3efuS,  fomme  31t  mir  mit  beiner 
Siebe  unb  ©üte,  mit  beinen  Ijimmltfdjen  ©aben 
unb  ©naben  unb  ftatte  meine  bürftige  ©eele  ba* 
mit  aus! 

£)  3cfuSf  S)u  Siebe  meines  Jger^enS,  gieb,  baf; 
baS  $euer  beiner  Siebe  alles  in  mir  öerjeljre,  föaS 
fünbig,  toeltltd)  unb  irbifd)  tft  £)  SefuS,  3)u 
füfce  Siebe  meiner  ©eele,  erfreue  midj  burd)  beine 
©egenmart  unb  ftärfe  mtdj  gu  einem  d6)riftltd^en 
SBanbel  unb  gur  23e^arrlid)leit  im  ©tanbe  beiner 
©nabe  bis  in  bm  Stob! 

£)  3efuS,  £)u  ©ebieter  über  meine  ©eele,  mein 
Jperj  fteljt  ®ir  offen!  £)u  fennft  mein  ^reuj  unb 
Öeib,  meine  2ßünf(^e  unb  Stnliegen,  meine  flöten 
unb  SBebürfniffe;  S)ir  empfehle  id)  mid)  unb  bie 
3Jteinigen  mit  Seib  unb  ©eele;  ®ir  vertraue  tdj 
an,  toaS  id)  bin,  unb  was  xä)  fytöt.  Söirfe  in 
mir  nad)  beinern  SBofjlgef allen;  idj  l)abe  feinen 
anbern  Söunfd),  als  bafj  bein  l)eiligfter  Sßiltte  an 
mir  unb  btn  Peinigen  in  allen  S)ingen  unb  3U 
jeher  3eit  gef^e^en  möge* 

23or  allem  bitte  id)  3)tdj,  0  mein  liebebollfier 
^efuS,   geftatte  nidjt,   baf}  id)  ober  einer  meiner 


aKefeanbadjt.  U9 

Stngefjörtgen  jemals  eine  Sobfünbe  begebe;  gemähte 
un§  bie  ©nabe,  alle  djrtftltdjen  Sugenben  fleißig 
§u  üben,  au§  Siebe  gu  S)ir  affe§  gu  tljun  unb  3U 
leiben,  auger  35tr  ntd^tS  31t  fudjen,  gottfetig  311 
leben,  in  betner  ©nabe  gu  fterben  unb  etmg  feiig 
3U  werben.     Slmen* 

^um  $sgetu 

@3  fegne  un§  ©ott  ber  23ater!  ©§  fcefdjüfcc 
un§  ©ott  ber  ©oljn!  ©§  erleuchte  un§  ©ott  ber 
^eilige  ©ei[t!  ©§  ftärfe  unb  befeftige  un§  in  allem 
©uten  bie  «Kraft  be§  bittern  SeibenS  Sjefu  ß^rifti; 
fie  bettmljre  un§  auf  bie  Fürbitte  aüer  ^eiligen 
oor  aller  ©ünbe  unb  bor  jebem  Hebel!     Sttnen. 


^^g^^g^^g^^^^g^^ 


nn  um  ni  im iiiiiimiiiiiii 


^ntyaUevtttticfyniß. 


SSorrport 

Born  tölanbrn  im  flllgntifinni. 

23on  ber  SBejenljeit  be§  ©laubeng 

SSon  ber  üftotroenbigfeit  imb  bem  ©egenftanbe  beg  ©laubeng 

SBon  ben  (Sigenfcfyaften  beg  ©laubeng  . 

SSon  ben  Quellen  be§  ©laubeng  . 

Sie  Schriften  beg  alten  S3unbeg  . 

Sie  ©laubttmrbigfeit  ber  ©Triften  ber  alten  Sunbeg 

Sie  Schriften  b^  neuen  93unbeg 

Sie  Unoerfälfdjttyeit  ber  ©Triften  beg  neuen  93unbeg 

Sie  ®irtf)e  allein  barf  bie  fettige  ©cbrift  auglegen 

Sag  Sibelüerbot  in  ber  !atl)olif(^en  $ircf)e . 

Son  ber  (Srble^re 

Sßom  apoftolifd)en  ©taubengbelenntnig . 


ßrfter 


§ 

1. 

§ 

2. 

8. 

§ 

4. 

§ 

5. 

§ 

6. 

§ 

7. 

§ 

8. 

§ 

9. 

§ 

10. 

Rroett 

§ 

11. 

§ 

12. 

§ 

13. 

Bon  öra  jmälf  iSIaubnisnrtihrln 

©taubengartifel      .... 
$om  Sajein  ©otteg       .... 
@g  giebt  nur  einen  ©Ott 
58cm  ber  aHer^eiügften  Sreifaltigfeit 
©otteg  (Sigenjdjaften  ober  3Soll!ommen^eiten 
Sßon  ber  @rf$affung  ber  2Mt 
Son  ber  göttlichen  3]orfe!)ung 
Sie  @rfd)affung  ber  Engel 
33on  bm  gefallenen  Engeln 
Sie  Erfctjaffung  ber  3JJenfd)en 
©ünbenfall  unb  ©träfe  . 
er  ©laubengartif el 
Sie  23erl)eif$ung  be§>  Erlöjerg 
Sie  £)eibentt)elt 
Erfüllung  ber  SBeigfagungen 


©ettc 
5 


9 
13 
16 
19 
20 
21 
23 
24 
25 
30 
32 
34 


41 
41 

48 

49 

55 

82 

86 

93 

98 

101 

107 

114 

114 

128 

129 


onbaltetierseidmi*. 


SB  ritt  e r  ®  l  au  b  en  § a r  t  i I cl  . 
§  14.  Sag  ßeben  3efu    . 

§  15.  Geburt  unb  ougenbjabjre  3cfu 

§  16.  Sag  Sintenjabr    . 

§  17.  Sag  öffentliche  Seben  Jem     . 
Vierter  üMaubenear  tif  et  . 

§  18.  Sag  bittere   Beiben  unfereg  öerru  unb  $)eilanbe 
3efu  K^rifti  nad)  ben  rnei  (hangelten 

§  19.  Sag  tftrrfienjafjr     . 
5  ü  n  f  t  e  r  ©  [  a  u  b e n § a t ttl cl 

^  20.  ?lbgeftiegen  juc  oölie     . 

§  21.  am  brüten  läge  roieber  auferftanben  von  ben  loten 

§  22.  Sag  .ytirdieuiabr     . 
S  e  di  ü  e  r  ©  1  a  u  b  e  n  e  a  r  1 1  f  e  l  . 

§  23.  Sie  Himmelfahrt  (Jijriüt 

|  24.  Sag  Streben ja^r     . 
Siebenter  ©  l  a  tt  b  e  n  ?  a  r  1 1  f  e  l     . 

§  25.  Sag  SGBeltgeri^t    . 
}( eb  t  e  r  ©  l  a  u  b  e  n  e  a  r  1 1  f  e  1    . 

§  26.  Sic  Xnfunft  beg  ^eiligen  ©eiüee 

§  27.  Sic  Serien  beg  heiligen  ©eifteg 

jj  28.  5)a^  SBirlen  bec^  (eiligen  ©eine* 

§  29.  Sie  ©aben  unb  yyrüdire  be?  (eiligen  (Seiftet 

§  30.  Sag  tfird)enjar,r    . 
Neunter  ©  taube  n^arttfel 

§  31.  SSon  ber  Sircbe      . 

•2.  33on  ben  (rigeniebaüen  unb  Rennjeidjen   ber  Streb 
•3.  2ie  firdltdie  Sangorbmmg  ober  ^terardüe 

§  34.  35on  ben  ©tfööfen 

S5.  Bon  ben  ^rieüern,  ben  Siafonen  unb  ben  niebern 
vtlerüern        .... 

36.  ©etütiebe  Surbenträger . 

37.  $ie  Unfe&lbarfeü  ber  Rirdje  . 
§  38.  2ie  ilnfeblbarfeit  beg  $apftcg 

'.  Sic  aHeinjeligmadjenbe  tftrebe 
40.  Hu  ©emeinidiart  ber  .^eiligen 
3  e  fy  n  t  e  r  ©  1  a  u  b  e  n  ^  a  r  1 i  f  e  l 

§  41.  öon  ber  !Rad)laf|ung  ber  Sünbeu 
(r Ifter  ©(aubeneartif et     . 

2    Ser  Job        .... 

Z:e  Xuferfteljung  be^  fyLeifdiee 

Zwölfter  ©lanbengartifel 

44.  Ser  vmnmel  .... 

I  45    Sic  »oHe      .... 

§  46.  2er  ftetnigunggort 


352  3n§alt§t)erseidjm§. 

(Seite 

©ute  2Mnung    . 324 

Sürjere  gute  Meinung 325 

®thä  sum  ^eiligen  6dt)ufcengel 326 

attorgeujegen 326 

£ifcf)gebete  .  327 

lieber  ba§  Serratien  roäljrenb  be§  £age§    ....  329 

Sor  ber  Slrbeit 329 

©röfjereS  ®ebet  vox  ber  Arbeit 330 

9iad)  ber  Arbeit 330 

Anbetung  unb  Sanffagung 331 

©eroiffen§erforid)ung 331 

3tcue  unb  Sorfafe 333 

©ebet  um  Scfyu&  ttmfyrenb  ber  9tad)t 333 

SIbenbjegen 334 

Seim  »uSileiben 334 

S9etm  6cblafengef)en 335 

Sor  bcm' ein) Olafen 335 

Sn  fälaftofen  5Räc^ten         . 335 

hei  roeldjer  bie  §auj)t*©eljeunntffe  be§  ty.  Opfert  betrachtet  werben. 

336 
336 
341 
344 
347 


Süßere  @nt)eefung  ber  guten  Meinung 
9lu3fül)rlitf)ere  ©rmeefung  ber  guten  Meinung 
3ur  Opferung     ...  .        . 

Bur  SBanbhmg 

3ur  Kommunion 


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