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Full text of "Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen. Nach den Feldacten und anderen authentischen Quellen hrsg. von der Abtheilung für Kriegsgeschichte des K.K. Kriegs-Archives"

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FELDZÜGE 


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PRINZEN  EUGEN 

VON  SAVOYEN. 

iGESCHICHTE  DER  KÄMPFE  ÖSTERREICHS.) 


Herausgegeben  von  der 

AlDtheilung  für  Kriegsgeschichte  des  k.  k.  Kriegs-Archivs. 


X.    BAND. 

(MIT      SIEBEN      KARTENBEILAGEN.) 


WIEN  1885. 

VERLAG      DES     K.     K.     GENERALSTABES. 
IN  COMMISSION  BEI  C.  GEROLD'S  SOHN. 


^ 


SPANISCHEM 


SÜCCESSIONS-KRIEG. 


FELDZUG  1708. 


Nach  den  Feld-Acten  und  anderen  authentischen  Quellen 

bearbeitet  in  der 

Abtheilung  für  Kriegsgeschichte 


ALEXANDER    KIRCHHAMMER 

K.    K.     MAJOR    DES    GENERALSTABS-CORPS. 


II,  SERIE,  —  I,  BAND. 


WIEN  1885. 

VERLAG       DES       K.      K.       GENERALSTABES. 

IN  COMMISSION  BEI  C.  GEROLD'S  SOHN, 


DRUCK    VON   R.    v.   WALDHEIM. 


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Inhal  t. 


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Seite 

3Iilitärisch-politische  Einleitung 1 

Rückblick  auf  die  Ereignisse  des  Jahres  1707  1.  —  Friedens- 
Anerbietungen  Lxidwig's  XIV.  2.  ■ —  Gegenforderungen 
Hollands  3.  —  Entscliluss  Ludwig's  XIV.,  den  Krieg  fortzu- 
setzen   3. 

Kriegslust  Englands    3-    —    Verhandlungen    des    Parlaments   4. 

—  Sturz  von  Harley,  St.  John  und  Simon  Harcourt  4.  — 
A'^erhältnisse  in  Schottland  5.  —  Anschlag  Frankreichs 
auf  dieses  Königreich  5.  —  Haltung  der  Parlamente  von 
Grossbritanuien  und  Irland  5.  —  Krise  der  Bank  von 
England    6.   —    Schluss   des   Parlaments    6. 

Der  Wiener  Hof  und  die  Fortsetzung  des  Krieges  6-  —  Verhält- 
nisse   der    Erblande    7.     —     Die    ungarische    Empörung    8. 

—  Der  Pressburger  Reichstag   9. 

Das  heilige  Römische  Reich  deutscher  Nation:  Innere  Wii'ren  11. 

—  Stellung    zum    Auslande    12.   —   Preussens  Politik    12. 

—  August  IL  von  Sachsen  und  die  polnische  Krone  13-  — 
Der  deutsche  Nordwesten    13.   —  Verhältnisse  in  Bayern  13. 

—  Die  vier  associirten  Kreise  13.  • —  Joseph's  I.  deutsche 
Politik  14.  —  Readmission  Böhmens  in  das  churfürstliche 
Collegium  14.  — Annäherung  an  Preussen  14.  —  Introduction 
Hannovers  im  churfürstlicheu  Collegium  14.  —  Ansprüche 
Johann  Wilhelm's  von  der  Pfalz  15.  —  Verstimmung  des 
Landgrafen  von  Hessen -Cassel  15.  —  Wiederbelehnung 
des  Bischofs  von  Münster  15.  • —  Streit  zwischen  dem  Her- 
zoge von  Mecklenburg  und  seiner  Ritterschaft  15.  —  Ham- 
burger Wirren  15.  —  Verhandlungen  des  Regensburger 
Reichstages    16. 

Die   Schweiz    und   der  Streit    um   Neufchatel-Valengin    17.    — 

Die   Toggeuburger  Religionshändel    18. 
Kaiser  Joseph's   I.    italische  Politik     19.    —    Wiederbelebung 

der     kaiserlichen     Lehensherrlichkeit     19.      —      Eroberung 


II 


Seite 


Ncapols  20.  —  Veihältiiissc   in  Obcr-ltalieii  20.  Diftcren- 

zen  mit  Karl  III.  20.  —  Gemin.  Panna.  Vcncilii:,  Florenz  "i^. 

—  Dor   Streit   mit   lioin    22. 

Kaiser  Josejib  1.  und  Schweden  23.  -—  Versuelie  Peter'y  1. 
lind  Augusts  II.  Oesterreich  in  den  nordiscli(!ii  Krieg  zu 
verwickeln    24. 

Die  Kriegsrüstungen  der  Pforte  gegen  Oesterreich  26.  Ein- 
stellung derselben.  —  Die  Affaire  von  Durazzo  28-  —  Die 
syrmisohe  Grenzfrage  28.   —  Die  Kecskemeter  AfFairc   28. 

Karl  III.  in  Spanien  28.  —  Die  Hülfsaction  des  Grossen  Bun- 
des   30.    —    Savoyen    3l.    —   Portugal    32. 

Krieg.spläue  und  Wahl  der  Feldherren 33 

Der  Kriegsplau  für  Ungarn  und  Siebenbürgen  33.  —  Siegbert 
Heister  Oberbefehlshaber  in  Ungarn,  Georg  Kriechbaum  in 
Siebenbürgen  34.  —  Theilnahme  des  Kaisers  am  Coalitions- 
kriege  34.  —  Memoire  des  Prinzen  Eugen  34.  —  Sclnver- 
puuct  der  Kriegshaudlung  35.  —  Die  Seemächte  verlangen 
Prinz  Eugen's  Entsendung  nach  Spanien  35.  —  Guido 
Starhemberg,  Oberbefehlshaber  in  Catalonien  36.  —  Der 
Operations  -  Entwurf  des  Herzogs  von  Savoyen  und  der 
Wiener  Ilof  37.  —  Wirich  Dann,  Befehlshaber  der  Kaiser- 
lichen in  Piemont  und  Prinz  Philipp  von  Hessen-Darmstadt 
in  Neapel  38.  —  Prinz  Eugen  in  Dresden  und  in  Han- 
nover 39.  —  Die  Haager  Conferenzen  39.  — •  Die  Ver- 
handlungen über  den  iberischen  Kriegsschauplatz  und  ilie 
Dififerenzen  zwischen  Wien  und  Turin  39-  —  Die  Aufgaben 
der  verbündeten  Mittelmeerflotte  41.  —  Die  Operations- 
Entwürfe  für  die  Feldzüge  am  Rhein  und  in  den  Nieder- 
landen 42.  —  Verhandlungen  zu  Düsseldorf,  Cassel  und 
Hannover   45.    —    Uebersicht  der   verbündeten    Heere   46. 

Kriegs-Lage  Frankreichs  46.  ---  Kriegs-Programm  des  Hauses 
Bourbon  46.  —  General-Entwurf  47.  —  Anschlag  auf 
Schottland   47.    —    Vertheilung  der   Armee-Commanden    49. 

—  Kriegsplan    für    den    Feldzug    in    den   Niederlanden    und 
für  jenen   in   Spanien   49. 

Kriegsplan   Franz   II.   Rakoczi    50. 

Itiistiinifen  des  Kaisers  und  seiner  Alliirten. 

a)   Des   Kaisers. 

Die  Geldbeschaffung  53.  —  Der  kaiserliehe  Kriegsstaat  in 
Italien    57. 

Das   Heer : 

Fusstruppen  60.  —  Keit(!rei  60.  —  Recrutirung  60.  —  Remon- 
tirung  61.  —  Werbung  61.  —  Recruten-  und  Remonten- 
Transporte  62.  —  Neuformationen  65.  —  Miethtruppen : 
a)  ganz  in  kaiserlichem  Solde  66.  -  hj  theihveise  in  kaiser- 
lichem   Solde    66.     —     Artillerie   und     Mineure,    Zeugswesen, 


ITT 

Seite, 
Armatur  und  liiistiuig,  li(;klci(hing,  Naturiilieii-ln'.scIiafVuiig, 
Feld-Proviant-Fuhrwesen,  Kricgsbrückeuwesen  und  Sfliiffs- 
Arraemeiit,  Sauitätsweseii,  Fortificationeu  66. 
Die  Arinoc  in  Ungarn:  a)  Hauptarmec  jenseits  (hn- 
Donau  70-  —  h^  Corps  diesseits  der  Donau  70.  —  Das 
Corps  in  Siebenbürgen  70.  —  Die  Armee  im  Kömischen 
Reiche  70.  —  Das  Corps  in  Bayern  70-  —  Die  Armee  in 
der  Lombardie  71.  —  Die  Armee  in  Neapel  71.  —  Das 
Corps   in    Spanien    71. 

/^ )   D  e  s   R  ö  m  i  s  c  h  e  n   K  (M  eil  e  s 71 

f )    G  r  o  s  s  b  r  i  t  a  n  n  i  e  n  s 73 

c/)   D  er   G  e  n  er  als  t  aa  t  e  n 77 

e'lSavoyens 79 

/)   Spaniens   (Karl    III.) 80 

//)    Portugals 84 

Aj   D  er   d  eu  t  s  c  h  en   F  ü  r  s  t  e  n 85 

^")   D  ä  n  e  m  a  r  k  s 92 

Rüstungen  des  Hauses  Bourbon  94 

Rüstungen  der  ungarischen  Conföderation  100 

Der  Feldzug  in  Ungarn  und  Siebenbürgen. 

Ereignisse  vor  Beginn  der  grösseren  Operationen  .  .  .  .  102 
Eröffnung   der  Operationen   seitens   der  Kaiserlichen  .      .      .      .       112 

Die   Schlacht  von   Trencsin,    4.    August    1708 116 

Die   Belagerung   von   Neutra.    —   Ereignisse     auf    dem    rechten 

Donau-Ufer.   —  Das   Treffen  von  Kölesd 124 

Die  Belagerung  von   Neuhäusel 130 

Die  Mission   Gabriel   Tolvay's.   —   Vormarscli    der  Kaiserlichen 

an   die  Gran   und  in's   obere  Waag-Thal.  —  Heister's   drittc-r 

Zug  in  den  Bakonyer-Wald.  - —  Winterquartiere  .  .  .  .  132 
Ereignisse    in   Ost-Ungarn    und    Siebenbürgen    in    der  zweiten 

Hälfte   des  Jahres   1708 137 

Ereignisse  in  Neapel  und  Spanisch-Toscana  144 

Wer  Feldzug  in  den  West- Alpen 154 

Aufmarsch   der  beiderseitigen   Streitkräfte   an   der   Grenze    .      .      157 
Eröffnung   der   Operationen   seitens   der  Verbündeten.    —   Vor- 
marsch   bis    la   Chambre.    —   Conceutrirung    der  Franzosen 

an   der  Isere 164 

Umkehr    der  Verbündeten.   - —    Operationen    zur  Isolirung  von 

Exilles  und  Fenestrelle.  —  Vormarsch  der  Franzosen  .  .  170 
Einschliessung     von     Exilles.     —    Gefecht     von     Cesanne     am 

11.   August 175 

Einnahme   von   Exilles   und   von   Perosa 179 

Belagerung   und  Einnahme  von  Fenestrelle 182 

Diversion    der   Alliirten  gegen    das   Thal    von   Barcelonette.    — 

Schluss    des   Feldzuges 186 

a* 


IV 

Seite 

Die  Occupjitioii  des  Kircheiislajites. 

Die  Besetzung  von  Comaccbio.  —   Die  Ereignisse   des   Sommers      191 

Verhältnisse   im   Neapolitanisclien 107 

Vollendung     der    iiäpstliclien     Rüstungen.     —     Ausbruch     der 

Feindseligkeiten 199 

Besetzung   der  Legationen  Ferrara   und    Bologna   durch  Daun's 

Trui)pen.   -  -    Ihr  Vormarsch   an    den    Eubicon 202 

Die    Mission    des    Marijuis    Prie.    —   ^'orriickung   Daun's    und 

Hesscn-Darmstadt's.     —  Der  Viutrag   vom    15.  Jänner    1709-      210 

Der  Feldzug  in  Cataloiiieii 222 

Eröffnung    der   Operationen.     —    Ereignisse    im     nordöstlichen 

Catalouien 229 

Orleans'    Marsch    nach    Tortosa.     —     Starhemberg's     l'arallcl- 

marsch.    —    Wegnahme    des    französischen    See  -  Transports      232 

Die   Belagerung  von   Tortosa 240 

Orleans'  Marsch  von  Tortosa  nach  Agramunt.  —    Starhemberg's 

Marsch  nach  Cervera.  —  Ereignisse  im  nördlichen  Catalonien      2J:9 
Die  Einnahme  Sardiniens  durch  Admiral   Leake.  —  Stanhopc's- 

Expedition   nach  Minorca 256 

Ereignisse    im    nordwestlichen   Catalonien.    —    Winterquartiere      258 

Der  Verlust    von    Deuia.    —   Der  Ueberfall    von    Tortosa.    — 

Der  Fall  von   Alicante 261 

Der  Feldzug  in  Estremadura  269 

Der  Feldzug  am  Rhein 275 

Winterquartiere.  —  Der  Anschlag  auf  Freyburg.  —  Linien- 
Arbeiten  275 

Versammlung   der  beiderseitigen    Streitkräfte 281 

Formirung    der  Mosel-Armee.    —    Saint-Fremont's   Entsendung 

nach  Homburg.  • —  Max  Emanuel's  Lagerung  bei   Lichtenau      285 

Abbruch   des  Lagers  von  Lichtenau.  —  Besetzung   der  Lauter- 

Linie.    —   Verstärkung   Saint-Fremont's 290 

Die   Concentrirung    der  Mosel-Armee.    —   Ihr   Abmarsch   nach 

Maastricht.   —   Berwick's   Parallelmarsch  gegen   Namur   .      .      295 

Max  Emanuel's   Rückkehr   an   den   Rhein.    —   Die  Brücke   von 

Neuburgweiler.  —  Unthätigkeit   der  Reichs-Armee       .      .      .      300 

Schluss   des   Feldzuges.   —   Winterquartiere 308 

Der  Feldzug  in  den  Meder landen 316 

AutTjruch  aus  den  Winter((uartieren.  —  Marsch  der  Fran- 
zosen auf  Braine-rAlleud.  -  Parallelmarsch  der  Verbün- 
deten  auf  Löwen 316 

Der  Fall   Gcnt's,   Brüggc's    und   Plasschendaele's 325 

Prinz     Eugen's    Eintreffen     bei     der    grossen    Armee.    —     Der 

Flankenmarsch   nach   Audenarde 330 

Der   Tag  von    Audenarde. 

Da»   Schlachtfeld 339 

Einhiitungsgefechte.   —   Aufmarsch   <ler   Heere  zur   Schlacht     .      342 


Der     Verstoss     des      rcclitcüi      fVanzösiseluüi     Flügels.     —     Die 

Massenschlaclit 349 

Die  Umfassung  des  äussersteii  rechten  Flügels  der  Franzosen.  ■ — 

Der  Eutscheidungskarapf 354 

Der  Rückzug  des   französischen   Heeres 360 

Von  Audenarde  bis  Lille. 

Berwick's  Eintreffen  auf  dem  Kriegsschauplatze.  —  Die  Stellung 
von  Gent.  —  Vormarsch  der  Mosel-Armee  auf  Ath.  — 
Marlborough's    Vorrückung    gegen    Wervicq.    —    Einbrüche 

in   das   nördliche  Frankreich 364 

Der  Entschluss,   Lille   zu  belagern.   —    Die   Heranziehung    der 

Belagerungs- Artillerie 375 

Lille. 

Der  Waffenplatz.   —   Seine  Besatzung    und    seine    Ausrüstung      385 
Erste  Belagerungs-Periode. 

Die  Berennung 391 

Zweite   Belagerungs-Periode. 

Die  Eröffnung   der  Laufgräben 395 

Ereignisse   im   Felde. 

Berwick's  Vereinigung  mit  der  Hauptarmee.  —  Ihr  Vor- 
marsch  auf  Mons-en-Pevele ■     .      .      405 

Dritte  Belagerungs-Periode. 

Der   Sturm    auf    die   Contrescarpe.   —  Ereignisse    bis    zum 

Abende   des    11.    September 415 

Ereignisse   im  Felde. 

Die  Kanonade  von  Ennetieres.    —    Der  Abzug   der   franzö- 
sischen   Armee  auf  das  rechte  Scheide-Ufer      .      .      .      .      422 
Die   letzte  Belagerungs-Periode. 

Die   Stürme   auf  das   Brillenwerk 426 

Ereignisse   im  Felde. 

Erle's  Ausschiffung  zu  Ostende.  —  Eröffnung  der  Nach- 
schublinie Ostende-Lille.' —  Das  Treffen  bei  Wynendaele. 
—  Marlborough's   Marsch   auf  Oudenbourg.  —  Der  Fall 

von  Leffinghe 436 

Der   Sturm   auf  das   Ravelin.    —   Die   Capitulation     .      .      .      448 
Ereignisse  im   Felde. 

Stillstand    in    den    grösseren    Operationen.    —    Das   Requi- 

sitioDS-System   der  Verbündeten 458 

Der  Anschlag  Max  Emanuel's  auf  Brüssel.  —  Die  Forci- 
rung  der  Scheide  durch  die  Verbündeten.  — •  Die  Auf- 
lösung  der  französischen   Armee •      •      465 

Die   Belagerung   der   Citadelle   von  Lille 486 

G  e  n  t  u  n  d  B  r  ü  g  g  e 496 

Ergebnisse  und  Ausblicke 512 


VI 

Seite 


A  n  li  a  11 1;-. 


1.       VtTZiMchuiss    iKt    kaiserlichen    l'u.ss-   und   Kt'iter-Koginientev    nnil    der 

Mii'tlitrnppen   im  kaiserliclifn  Sulde  .aus  dem  .Talire  170K      ....        ;)17 
Uoliersicht    dor  Hnndestruppen    auf    dem    catalonisrhen    Krieosscliau- 
plat/.e : 

'2  a.  Stand  der  verl>ündeten  Truppen   in  Catalunien  am  17.  März  1708. 

-2  I'.  .Spei-ifitatiiin  des  fjms.seu  und  kleinen  (ieneralstal>es  des  Feldniarsidialls 

(iraf  Guido  St-arlieinherg 521 

2  c.  Stand  der  lur  Catal<mieu  ein<jescliitften  Truppen,  15.  -Juli  1708     .     .        522 

2  d.  Au.szug^  aus  der  „Tabia  General"  vom   12.  Xuvember  1708    ....        523 

3  a.  Ordre  de  bataille  der  Armee  beider  Kronen    in  Spanien,  conimandirt 

vom  Herzog  von  Orleans 524 

3  b.  « >rdre  de  bataille  der  Armee  von  Roussillou,  commandirt  vom  Herzog 

Von  Noailles 525 

4  a.  Specification  der  am  Ober-Khein  unter  Cummando  Sr.  iliurfürstlichen 

Durchlaucht    zu  Braunschweig:  und  Lüneburg    zu  stehen    kommenden 

Regimenter 526 

4  b.  Ktlectiv-Stand  der  Reichs-Armee  am  17.  August  1708 527 

5.      Die  Mnsel-Armoe 528 

G.      Stand    der  Truppen,     welche     die    französische    Rhein-Armee    bilden 

sollen 530 

7.  «Jrdre  de  bataille  des  seemächtlichen  Heeres  im  Lager  von  St.  Reueide, 
30.  Mai  1708. 

8.  Ordre  de  bataille  der  Infanterie  der  Armee  von  Flandern,  commandirt 

von  dem  Herzoge  von  Burgund.  16.  Mai  1708 531 

5».      Ordre  de  bataille  der  Cavallerie  der  Armee  von  Flandern,  connnandirt 

von  dem  Herzoge  von  Burgund.  16.  Mai  1708 532 

10.  Stand    der    Trappen,  welche    am  29.  .Juli    1708     die  Besatzung     der 
Stadt  und  der  Citadelle  von  Lille  bildeten 533 

1 1 .  Winterquartiere  der  Bundestruppen  in  den  Niederlanden  nach  Beendi- 
gung des  Feldzuges  1708 534 

U«'nut/.t«'  Qin'llni  535 

N;mi('ii-I{«'i;i>1<'i'  541 


Militäi'isclie  Correspondeuz  des  Prinzen  Eugen 

von  Savoyen. 

(S  u  1»  p  I  «*  iii «'  II  t  -  H  e  f  t.) 
1707. 

1.     An  den   Ffddmarschall  (Jrafen  Heister.  Wien,  28.  December  1707       .  5 

•J       l'.ericlit  an   den    Kaiser.   Wien,  28.  Decend)er  1707 5 

1708. 

.3.      Hericlit   an   den    Kai-^er.   Wien,   f)    .Jäiiner   1708 6 

4.      An    den    G.   d.   ('.   Mar<inis   Visconti.    Wien,  7.   .länuer   1708     ....  8 


Seite 

i).  Schreihell  hi  adiiiinistrativeu  Sachen.  Wien,   10.  Jämier  1708    ...  10 

6.  An      den      GWM.      und     I-Iofkrieo;sratli      Grafen      Lambero-.      Wien, 

21.  Jänner  1708 , 11 

7.  An  den  G.  d.  C.  Grafen  Johann  Pälffy.  Wien,  25.  Jänner  1708    .      .  11 

8.  An  den  Herzog  Friedrich  von  Sachsen-Gotha.  Wien,  25.  Jänner   1708  12 

9.  An  den  Freiherrn  von  Zinzerling.  Wien,  25.  Jänner  1708     ....  12 

10.  Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Wien,  im  Jänner  1708      .     .  1.5 

11.  An  den  Grafen  Trauttmansdorff.  Wien,  1.  Februar  1708 16 

12.  An  den  GWM.  und  Obrist-Kriegscommissär  Freiherrn  von  Martini.  Wien, 

4.  Februar  1708 IG 

13.  An  die  kaiserl.  Administration  in  Bayern.  Wien,  4.  Februar  1708     .  19 

14.  Bericht  an  den  Kaiser.  Wien,  5.  Februar  1708 19 

15.  Während  des  Druckes  ausgescliieden  worden 20 

16.  Referat  an  den  Kaiser.  Wien,  11.  Februar  1708 20 

17.  An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Wien,  11.  Februar  1708      ...  25 

18.  An  den  GWM.  Martini  Freiherrn  von  Martinsberg.  Wien,  11.  Februar  1708  26 

19.  An  den  Grafen  Trauttmansdorff.  Wien,   11.  Februar  1708      ....  32 

20.  An  die  kaiserl.   Administration  in  Bayern.  Wien,  15.  Februar  1708  .  32 

21.  An  den  englischen  Gesandten  Chetwynd.  Wien,   15.  Februar  1708     .  33 

22.  An  Don  Juan  Antonio  Romeo.  Wien,  20.  Februar  1708 34 

23.  Bericht  an  den  Kaiser.  Wien,  23.  Februar  1708 35 

24.  Au  den  General-Quartiermeister  Elster.  Wien,  25.  Februar  1708  .     .  38 

25.  An  den  G.   d.  C.  Marquis  Cusani.  Wien,  25.  Februar  1708  ....  39 

26.  An  den  Grafen  Trauttmansdoi-ff.  Wien,  25.  Februar  1708     ....  40 

27.  An  den  Feldmarschall  Freiherrn  von  Thüngen.  Wien,  25.  Februar  1708  40 

28.  An  den  Obristlieutenant  Tillier.  Wien,  25.  Februar  1708       ....  41 

29.  An  den  Obristlieutenant  Dominique.  Wien,  25.  Februar  1708    ...  41 

30.  An  den  Grafen  Hamilton.  Wien,  25.  Februar  1708 42 

31.  Au  den  G.  d.  C.  Grafen  Latour.  Wien,  25.  Februar  1708      ....  43 

32.  An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Wien,  29.  Februar  1708      ...  43 

33.  An  den  GWM.  Freiherni  Martini  von  Martinsberg.  Wien,  29.  Februarl708  45 

34.  Anfragepuncte,  beti-effend  die  im  Reich  und  in  den  Niederlanden   vor- 
zunehmenden   Kriegs-Operationen  und  die  mit  England  und  Holland 

zu  pflegenden  Verhandlungen  (ohne  Datum) 46 

35.  An  den  G.  d.  C.  Marquis  de  Visconti.  Wien,  1.  März  1708  ....  51 

36.  Bericht  an  den  König  in  Spanien.  Wien,  7.  März  1708 52 

37.  An  den  GWM.   Freiherrn  von  Martini.  Wien,  8.  März  1708       ...  57 

38.  Referat  au  den  Kaiser.  Wien,  14.  März  1708 57 

39.  Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Wien,  22.  März  1708    ....  59 

40.  An  den  Feldmarschall  Grafen  Daun.  Wien,  22.  März   1708  ....  60 

41.  Bericht  an  den  Kaiser.   Hannover,  3.  April  1708 61 

42.  Bericht  an  den  Kaiser.  Haag,   12.   April  1708 63 

43.  Bericht  an  den  Kaiser.  Haag,   17.  April  1708 65 

44.  Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Haag,   17.  April  1708    ....  78 

45.  Relation  über  die  vorgeweste  Unterredung  in  Haag,  Düsseldorf   und 
Hannover.  Wien,  8.  Mai  1708 81 

46.  An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.   Wien,   16.  Mai  1708 84 

47.  An  den  GWM.  Freiherni  von  Martini.   Wien,  16.  Mai  1708.     ...  88 


VII 


Seiti" 

48.  Au  den  Feldmarscliall  Grafen  Dann.  Wien,  IG.   Mai   1708     ....  91 

49.  Bericht  au  deu  Kaiser.  Wien,   17.  Mai  1708 93 

50.  An   deu  Feldmarschall  Grafen  Dann.   Wien,  20.  Mai    1708     ....  97 

51.  An  die  Gräfin  Starlieniberjr.   Wien,  26.  Mai  1708 98 

52.  Au  den  GWM.  Grafen  Harrach.  Wien,  26.  Mai  1708 98 

53.  An  deu  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Wieu,   26.  Mai  1708      ...  99 
.'')4.     Au  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Wieu,  30.  Mai   1708       ...  100 

55.  An  den  Feldiuarsrhall  Grafen  Dann.  Wien,  30.   Mai   1708     .      .      .      .  100 

56.  Au  deu  Feldmarschall  Grafen  Herbeville.  Wien,  2.  Jtuii   1708 ,      .      .  101 

57.  Au  deu  FML.  Freilierrn  von  Wetzel.  Wien,  2.  Juni  1708     ....  102 

58.  Au  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Wien,  2.  Juni  1708 102 

59.  Au  deu  GWM.  Freiherru  von  Martini.  Wieu,  2.  Juni  1708  ....  103 

60.  Au  deu  Laudmarschall  Grafen  Traun.  Wien,  2.  Juni   1708  ....  104 

61.  Au  deu  G.  d.   C.  Grafen  Pal%.  Wien,  2.  Juni  1708 104 

62.  Au  deu  Feldmarschall  Grafen  Guido  Starhemberg.  AVien,  2.  Juni  1708  105 

63.  Bericht  au  den  König  von  Spanien.  Wien,  3.  Juni  1708      ....  105 

64.  Bericht  au  den  Kaiser.  Wien,  5.  Juni  1708 107 

65.  Au  deu  Prinzen  von  Holstein.  Frankfurt,  10.  Juni   1708       ....  108 

66.  Au  deu  Obristen  Dessöfty  (Dessewfty).   Frankfurt,  10.  Juni  1708   .      .  108 

67.  Au  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Frankfurt,  10.  Juui  1708  .     .      .  108 

68.  Au  den  Hofkriegsrath.  Frankfurt,  11.  Juni  1708 110 

69.  Bericht  au  den  Kaiser.   Frankfurt,   11.   Juni  1708 112 

70.  An  den  GWM.  Freiherrn  von  Fecheubach.   Frankfurt,    11.  Jtini   1708  115 

71.  Au  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Frankfurt,   14.  Juui  1708   .      .      .  116 

72.  Bericht  au   deu  Kaiser.  Frankfurt,   15.  Juni  1708 117 

73.  Au  den  Feldmarschall  Freiherrn  vonThüngen.  Frankfurt,  15.  Juni  1708  118 

74.  An  deu  Cardinal  Laml)ero-.   Frankfurt,  15.  Juui  1708 119 

75.  Au  die  kaiserl.  Administration  (in  Bayern).  Frankfurt,  IG.  Juni  1708  120 

76.  Bericht  au  den  Kaiser.  Schlangenbad,  18.  Jimi  1708 120 

77.  Au  deu  Landgrafen  zu  Hessen.  Schlaugenbad,  18.  Juni  1708  .     ■  123 

78.  An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.   Schlaugenbad,  18.  Juni  1708       .  123 

79.  An  die  kaiserl.  Administration  in  Bayern.  Schlangenbad,  22.  Juni  1708  125 

80.  Bericht  an  den  Kaiser.  Schlaugeubad,  22.  Juni  1708 125 

81.  Bericht  an  deu  Kaiser.  Ehreubreitstein,  24.  Juni  1708 127 

82.  An  den  Hofkriegsrath.  Ehreubreitstein,  24.  Juni  1708 129 

83.  An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Ehreubreitstein,  25.  Juni  1708    .  131 

84.  An  deu  Erbprinzen  Friedrich  von  Hessen.  Ehreubreitstein,  25.  Juni  1708  134 

85.  An  deu  Landgrafen  von  Hessen.  Ehreubreitstein,  25.  Juni  1708    .  134 

86.  An  den  Churfürsten  von  Mainz.  Ehreubreitstein,  26.  Juni  1708  136 

87.  Au  deu  Erbprinzen  Friedrich  von  Hessen.  Ehreubreitstein,  27.  Juni  1708  137 

88.  Bericht 'an  den  König  von  Spanien.   Ehreubreitstein,  28.  Juni  1708  .  138 

89.  An  den  Churfürsten  vou  Hanuove)'.   Ehreubreitstein,  28.  Juni  1708    .  141 

90.  An   deu  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Ehreubreitstein,  28.  Juni   1708  142 

91.  Au  deu  Hofkriegsrath.  Ehreubreit.stein,  28.  Juni  1708 143 

92.  Bericht  an  den  Kaiser.  Ehreubreitstein,  28.  Juni  1708 144 

93.  Au  den  Fcldmarschall  Grafen  Dann  (ohne  Datum) 14G 

94.  Bericht  au   den  Kaiser.  Elirenbreitstein,   1.  Juli   1708 147 

95.  Au   den   Hofkriegsrath.   Eluvubrcitstciu,  1.  Juli  1708 148 


IX 

Seite 

9G.     Bericht  an  den  Kaiser.  Brüssel,  9.  Juli  1708 149 

97.  Bericht  au  den  Kaiser.  Hauptquartier  Oudenarde,   12.  Juli  1708    .  151 

98.  An  den  Cardinal  Fürst  Lamberg.  Lager  bei  Werwick,  lö.  Juli    1708  152 

99.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Werwick,   18.  Juni  1708  .  152 

100.  Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Lager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708  157 

101.  An  den  Ilofkriegsrath.  Feldlager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708  .      .      .  158 

102.  An  den  Bischof  von  Würzburg.  Werwick,  18.  Juli  1708 158 

103.  An  den  Feldinarschall  Grafen  Herbeville.  Lager  bei  Werwick,  18.  Julil708  159 

104.  An  den  Grafen  Trauttmansdoi-ff.  Feldlager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708  159 

105.  An  den  General-Lieutenant  Grafen  Wackerbart.  Feldlager  bei  Werwick, 

18.  Juli  1708 IGO 

106.  An  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708  160 

107.  An  den  Fürsten  Liechtenstein.  Lager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708    .  161 

108.  An  den  GWM.  Plischau.  Feldlager  bei  Werwick,   18.  Juli  1708    .      .  161 

109.  An  den  Grafen  Trauttmansdorff.  Feldlager  bei  Werwick,  20.  Juli  1708  162 

110.  Au  den  Feldmarschall  Grafeu  von   Nassau.  Werwick,    20.   Juli  1708  162 

111.  An  den  Obristen  Bärthel  (Bartels).  Lager  bei  Werwick,  20.  Juli  1708  163 

112.  An  die  schwäbische  Ritterschaft.    Lager    bei  Werwick,  20.  Juli  1708  164 

113.  An  den  GWM.  und  Artillerie-Obristen  Grafen  Berzetti.  Feldlager  bei 
Werwick,  20.  Juli  1708 164 

114.  An  den  Churfürsten  zu  Hannover.  Lager  bei  Werwick,  20.  Juli  1708  165 

115.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  22.  Juli  1708    ....  165 

116.  An    den   kaiserl.    Gesandten    Heems    im   Haag.    Lager   bei   Werwick, 

22.  Juli  1708 166 

117.  An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Feldlager  bei  Werwick,  22.  Juli  1708  168 

118.  An  den  Feldmarschall   Grafen  Dann.  Lager  bei  Werwick,  22.  Juli  1708  169 

119.  An  den  Obristen  Livingstein.    Feldlager  bei  Werwick,   22.  Juli  1708  170 

120.  An  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Feldlager  bei  Werwick,  22.  Juli  1708  170 

121.  An  den  GWM.  Grafen  Bonneval.  Feldlager  bei  Werwick,  25.  Jiüi  1708  171 

122.  Bericht  au   den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  25.   Juli  1708   ....  171 

123.  An     den    kaiserl.    Gesandten    Heems    im    Haag.     Lager  bei  Werwick, 

26.  Juli  1708 172 

124.  An     den    Churfürsten     von    Braunschweig    und    Lüneburg.    AVerwick, 

28.  Juli  1708 174 

125.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708    ....  174 

126.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708    ....  175 

127.  Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708  180 

128.  An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708      ....  180 

129.  An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708  181 

130.  An  den  GWM.  de  Wandt.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708  ...  182 

131.  Au  den  kaiserl.   Gesandten  Heems  im  Haag.  Feldlager  bei  Werwick, 

29.  Juli  1708 182 

132.  An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Werwick,  29.  Juli  1708   ...  183 

133.  Au     den     euglischen      Gesandten     Chetwynd.    Lager      bei     Werwick, 

29.  Juli  1708 188 

134.  An  den  Landgi-afeu  von  Hessen.  Lager  bei    Werwick,  29.  Juli  1708  184 

135.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  1.  August  1708     .  184 

136.  An  den  Grafen  Wratislaw.  Werwick,   1.  August  1708 185 


Seite 

137.  All  deu    Obristeii    Bärtlifl    ( H;iitcls\    Fcldlao-«-!-   bei    Werwick,  1.  Au- 
gust   1708 1^!'> 

138.  All    den    kaiseil.    (Jesaudtcu    IIihihs    im    Haa<r.    Lap;or    bei    Wenvitk, 

1.  August  1708 186 

139.  Au  deu  Grafen   Ciallas.  FeUllagcr  bei  Weiwiok,   1.  August  1708     .      .  186 

140.  Au  deu  Grafeu  Trauttuiausdt)rff.  Feldlager  bei  AVerwick,  1.  AVgustl708  187 

141.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  4.  August  1708      .     .     .  187 

142.  All  den  GWM.   de  Weudt.  Feldlager  bei  Werwick,  4.  August  1708  .  188 

143.  An  deu  FML.  Freilierrn  von  Zumjungen.  Lager  bei  Werwick,  12.  Au- 
gust 1708 188 

144.  Au  den   Hofkriegsratli.  Feldlager  vor  Lille,   If).  Aui^ust  1708     .,     .      .  189 

145.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  15.  August  1708    .      .      .  189 

146.  Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,   19.  August  1708  190 

147.  An  deu  Chevalier  Croissy.  20.  August  1708 192 

148.  An  den  Grafen  Gallas.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  21.  August  1708  192 

149.  An  den  GWM.  Freiherru  von  Martini.  Loos,  21.  August  1708       .      .  193 

150.  An     deu     Grafen    Trauttinausdorff.     Hauptquartier    Loos    vor    Lille, 

21.  August  1708 195 

151.  An     den     Hofkriegsrath     Thiell.      Haui)tquartier     Loos      vor     Lille, 

21.  August  1708 196 

152.  An    den    dänischen    Gesandten     Friedrich    Freilierrn     von    Weyberg. 
Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  21.  August  1708 197 

153.  Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  22.  August  1708  197 

154.  An  den  Hofkriegsrath.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  22.  August  1708  198 

155.  An  den  FML.    Grafeu    Joseph  Philipp    Harrach.    Hauptquartier    Loos 

vor  Lille,  22.  August  1708 200 

156.  An  den  GWM.  Plischau.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  22.  August  1708  200 

157.  An    den    G.    d.    C.     Grafen    Johann    Pdlfty.    Hauptquartier    Loos  vor 
Lille,  22.  August  1708 200 

158.  An    den    FML.    Freiherrn    von    Kriechbauiu.    Hauptquartier   Loos  vor 
Lille,  22.  August  1708 201 

159.  An  den  Hofkriegsrath  Locher.  Loos  vor  Lille,  22.  August  1708     .     .  202 
160-     An    den     FML.     Grafen     Mercy.      Hauptquartier     Loos      vor     Lille, 

22.  August  1708 202 

161.     An  den  FML.  Grafeu  Köuigsegg.  Hauptquartier  Loos,  22.  Augu.st  1708  203 

lü2.     An  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Vor  Lille,  22.  August  1708  203 

163.  An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Loos  vor  Lille,  22.  August  1708  204 

164.  An    den    Feldmarscliall     Grafen     Guido    Starheinberg.     Hauptquartier 

Loos  vor  Lille,  22.  August  1708 205 

165.  An   den  Grafen  Maflei.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  22.  Augu.st  1708  206 

166.  An  den  Bischof  von  Tuurnay.  Abtei  von  Loos,  23.  August  1708  .  206 

167.  Bericht  au  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  26.  August  1708  207 

168.  Bericht    au   den   König  von  SpaniiMi.     lianptquartier   Loos    vor    Lille, 

26.  August  1708 208 

169.  An   den  Hofkriegsrath.   Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  26.  August  1708  209 

170.  Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  29.  August  1708  209 

171.  Au   den  Prinzen  Philii)p    von  Hessen-Dannstadt.  Feldlager  vor  Lille, 

31.  Augu.st  1708 210 


XI 

Seite 

172.  All  den  Hofkriegsratlis-Vice-Präsidenteii  FeldiiiarscLall  Graf  Leojxild 
Herberstein.  Feldlao-er  vor  Lille,.  2.  September  1708 210 

173.  Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille,  2.  September  170H  211 

174.  An  den  Clmrfürsteu  von  der  Pfalz.  Vor  Lille,  2.  September    170S     .  212 

175.  An  den  FZM.   Gscliwind.  Vor  Lille,  2.  September  1708 213 

17G.     Au  den  G.  d.  C.  Grafen  Johanu  Pälffy.  Vor  Lille,  2.  September  1708  213 

177.  An  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Vor  Lille,  2.  September  1708  214 

178.  Au  den  Grafen  Fanz  Karl  Kaunitz.  Vor  Lille,  2.  September  1708     .  214 

179.  Au    den   Cardinal     Johanu     Pliilipp    Grafen    Lamberg.    Feldlager  vor 
Lille,  2.  September  1708 215 

180.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  5.   September  1708     .      .  215 

181.  Au  den  GWM.  Freiherru  von  Heiudl.  Loos  vor  Lille,  7.  September  1708  21G 

182.  Au  den  Hofkriegsrath  Locher.  Loo.s  vor  Lille,  7.  September  1708  21G 

183.  Au  den    Freiherru  von  Heems.    Lager  vor   Lille,    7.    September  1708  217 

184.  An  deuGrafeu  Johann  Wenzel  Galla.s.  Loos  vor  Lille,  7.  September  1708  218 

185.  Bericht  au  den   Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  9.   September  1708           .  218 

186.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  9.   September  1708  219 

187.  Au  den  Marquis  Prie:.  Feldlager  vor  Lille  9.  September  1708  .      .      .  221 

188.  Au  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  vor  Lille,  9.   September  1708  221 

189.  An    den    Grafen     Joseph    Scipio     Castelbarco.     Feldlager    vor    Lille, 

9.  September  1708 222 

190.  Au  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Feldlager  vor  Lille,  9.  September  1708  222 

191.  An    den    Feldmarschall    Freiherru    von    Thüugeu.    Lager    vor    Ryssel, 

15.  September  1708 223 

192.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,   16.   September   1708   .      .  224 

193.  Bericht  an  deu  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  16.   September  1708    .      .  224 

194.  Au  deu  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,   16.   September  1708    .      .  226 

195.  Au     den     Feldmarschall    Grafen    Herberstein.     Feldlager    vor    Lille, 

16.  September  1708 227 

196.  Au    deu   Priu^n    Carl    von    Neuburg.    Feldlager  vor    Lille,    16.   Sep- 
tember 1708 229 

197.  An     den     Obristeu  Grafen    Lamberg.     Feldlager    vor  Lille,    16.    Sep- 
tember 1708 229 

198.  An  den  Grafen  Gallas.  Vor  Lille,  16.  September  1708 230 

199.  An  den  FML.  Grafeu  Königsegg.  Feldlager  vor  Lille,  18.  September  1708  230 

200.  Bericht  au  den  Kaiser.   Vor  Lille,  19.   September  1708 230 

201.  Bericht  an  deu  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  19.   Septemlier  1708  .      .  232 

202.  An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  19.   September  1708    .     .  232 

203.  An  deu  Prinzen  Philipp  von  Hessen-Darmstadt.    Feldlager  vor  Lille, 

19.  September  1708 237 

204.  An     den  Chuiiursten     von    der    Pfalz.    Feldlager    vor  Lille,   19.   Sep- 
tember 1708 237 

205.  •  An    den    Feldmarschall     Grafen    Herbersteiu.      Feldlager    vor    Lille, 

19.  September  1708 238 

206.  Au  deu  Feldmarschall  Grafeu  Gronsfeld,  Feldlager  vor  Lille,  19.   Sep- 
tember 1708 238 

207.  An  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  vor  Lille,  19.  September  1708  239 

208.  An   deu  GWM.  Tige.  Feldlager  vor  Lille,   19.   September  1708 .      .     .  240 


XII 

Seite 

209.  Au  den  Feldmar-sthall    Cirafeii  Dann.    Feldlafror    vor    Lille,    lij.  Sep- 
tember 1708 240 

210.  Au    deu    GAVM.    Grafcu    Alo.xauder  Bouueval.     Feldlager    vor    Lille, 

19.  September  1708 241 

211.  Au  deu  GWM.   Frcihcrni   y«n   Martini.    Foldlager  vor  Lille,  19.   Sep- 
tember 1708 241 

212.  An  den  Hofkriegsrath  Locher.  Feldlager  vor  Lille,  19.  September  1708  242 

213.  Au  deu  Ober-Quartiermeister  Nicolotti.  Feldlager  vor  Lille,  19.    Sep- 
tember 1708 242 

214.  Bericht  au  deu  Kaiser.  Lager  vor  Ryssel,  23.   September  1708      .     .  243 
21Ö.     An  den  Churfürsten  von  Hannover.  Loos,  21.  September  1708 .     .     .  244 

216.  An  deu  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  23.  September  1708    .      .  24G 

217.  Au    deu    Grafen   Joseph    Scipio     Castelbarco.    Vor   Ryssel,    25.    Sep- 
tember 1708 246 

218.  Au  den  kaiserl.  Gesandten    iu    Graubüudeu,  Johann  Baptist  Weuser 

von  und  zu  Freien thuru.    Feldlager   vor  Lille,    26.  September  1708  .  247 

219.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  26.  September  1708  .     .  248 

220.  An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  26.  September  1708    .     .  248 

221.  An  deu  FML.  Freiherrn  vou  Krieclibaum.  Feldlager  vor  Lille,  26.  Sep- 
tember 1708 250 

222.  Au  deu  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  vor  Lille,  26.   September  1708  250 

223.  An  den  Hofkriegsrath  Locher.  Feldlager  vor  Lille,  26.  September  1708  251 

224.  An  deu  übristlieuteuaut   Grafen  Ottokar   Starhemberg.  Feldlager   vor 
Lille,  26.  September  1708 252 

225.  An  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Feldlager  vor  Lille,  26.  September  1708  252 

226.  An  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  vor  Lille,  26.  September  1708  .     .  253 

227.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vou  Ryssel,  30.  September  1708  253 

228.  An    den    GWM.    und    Hofkriegsrath    Grafeu    Lamberg.    Feldlager    vor 
Ryssel,  30.  September  1708 254 

229.  An  deu  Churfürsten  von  Mainz.  Feldlager  vor  Lille,  30.^eptember  1708  254 

230.  An  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  vor  Lille,  30.  September  1708  255 

231.  An  den  GWM.    Freiherrn  von  Martini.  Feldlager  vor  Lille,  30.  Sep- 
tember 1708 255 

232.  An  den  Freiherrn  vou  Heems.  Vor  Ryssel,  30.   September  1708    .     .  257 

233.  An  deu  Freiherrn  von  Weyberg.  Feldlager  vor  Lille,  30.  September  1708  258 

234.  An  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Feldlager  vor  Lille,  1.  October  1708  258 

235.  Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  3.  October  1708 259 

236.  Bericht  an  deu  Kaiser.  Vor  Ryssel,  3.  October  1708 263 

237.  Bericht  an  deu  Kaiser.  Lager  vor  Ryssel,  3.  October  1708  ....  264 

238.  An  deu  Hofkrieg.srath.  Feldlager  vor  Lille,  3.  October  1708      ...  264 

239.  Au  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  vor  Lille,  3.  October  1708    ...  267 

240.  An  den  G^VM.  Grafen  Brenner.  Feldlager  vor  Lille.  3.  October  1708  268 

241.  An  den  Grafen  Wackerbart.  Feldlager  vor  Lille,  3.  October  1708      .  268 

242.  Au    den    Grafeu    Georg    Adam    Martiuitz.  Feldlager  vor  Lille,  3.  Oc- 
tober 1708 269 

243.  An  den  Freiherrn  von  Heems.  Vor  Ryssel,  6.  October  1708      .     .     .  269 

244.  Bericht  an  deu  Kaiser.  Vor  Ryssel,  7.  Octol)er  1708 270 

245.  Au   den  Hofkrieg.<*rath.   Feldlager  vor  Lill.3,  7.  October  1708      ...  270 


XTTT 

Seife 

246.  Au  den  Ubristeii  Grafeu  Frauz  Gjulai.  Feldlager  vur  Lille,  7.  October  1708  273 

247.  An  den  Fürsten  Anton  Florian  von  Liechtenstein.  Vor  Ryssel,  7.  Oc- 
tol.er  1708 274 

248.  An   den  Graten   'i'arini.   Feidlao-cr  vor  Lille,  7.  October  1708     .     .      .  275 

249.  An     den    französischen    Obersten    und    Commandanten    zu    Bethune, 
Chevalier  de  Giraud.  Feldlager  vor  Lille,  7.  October  1708    ....  275 

250.  An  den  Herrn  Charrier.  Vor  Eyssel,  7.   October  1708 276 

251.  An  den  Grafen  Frauz  Ehrenreich  'J'rauttniausdorff.  Feldlager  vor  Lille, 

7.  October  1708 276 

252.  Au  den  Hofkriegsrath  Thiell.   Feldlager  vor  Lille,  7.   October  1708    .  277 

253.  Au  den  Hofkriegsrath  Locher.  Feldlager  vor  Lille,  7.  October  1708  .  277 

254.  An  Herrn  Mayer.  Feldlager  vor  Lille,  7.  October  1708 278 

255.  An  den  G.  d.  C.  Grafen  Johann  Palffy.  Feldlager  vor  Lille,  7.  October  1708  279 

256.  Au  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Vor  Kyssel,  7.  October  1708  .  280 

257.  Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Kyssel,  10.  October  1708 281 

258.  An  das  Dom-Capitel  zu  Hildesheim.  Vor  Ryssel,  10.   October  1708    .  284 

259.  Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  14.  October  1708 285 

260.  Bericht  an  den  Kaiser.   Vor  Ryssel,   14.   October  1708 285 

261.  An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,   14.  October  1708    .      .      .  286 

262.  An  den  GWM.  Freiherru  von  Martini.  Feldlager  vor  Lille,  14.  October  1708  287 

263.  An  deu  Cliurfürsten  von  Hannover.  Feldlager  vor  Lille,  14.  October  1708  287 

264.  An  den  FML.  Grafen  Harrach.  Feldlager  vor  Lille,  14.  October  1708  288 

265.  An  den  Freihei-rn  von  Heeuis.  Feldlager  vor  Lille,  14.  October  1708  288 

266.  Bericht  au  deu  König  von  Spanien.  Vor  Ryssel,  14.  October  1708    .  289 

267.  An  den  Marquis  Prie.  Feldlager  vor  Lille,   14.  October  1708    ...  292 

268.  An  den  Grafen  Maffei.  Vor  Ryssel,  15.  October  1708 293 

269.  Bericht  an  den  Kaiser.   Vor  Ryssel,   17.   October  1708 293 

270.  An  deu  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  17.   October  1708    .      .     .  294 

271.  Au  den  Feldiuarschall  Grafen  Danu.  Feldlager  vor  Lille,  17.  October  1708  295 

272.  An  den  FML.  Grafen  Roccavione.  Feldlager  vor  Lille,  17.  October  1708  295 

273.  An  den  Cliurfürsten  von  Hannover.  Feldlager  vor  Lille,  17.  October  1708  296 

274.  Au  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Feldlager  vor  Lille,  17.  Oc- 
tober 1708 296 

275.  Au  deu  Grafen  Gallas.  Feldlager  vor  Lille,   17.  October  1708  ...  297 

276.  An    den    Obristen    Johann    Anton   Baron    Buol.    Feldlager   vor   Lille, 

17.  October  1708 297 

277.  Bericht   an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  21.  October  1708  .     .     .  298 

278.  Au  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  21.  October  1708  .     .     .  299 

279.  An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Feldlager  vor  Lille,  21 .  October  1708  300 

280.  An    den  Feldmarschall  Grafen  Dann.    Vor  Ryssel,  21.  October  1708  302 

281.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel,  24.  October  1708     .     .  303 

282.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  25.  October  1708.     .     .     .  304 

283.  An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Loos,  26.  October  1708.     ...  304 

284.  Bericht  au  deu  Kaiser.  Loos,  28.  October  1708 305 

285.  Bericht  an  den  Kaiser.    Loos,  31.  October  1708  ...  306 

286.  An  den  König  von  Preussen.  Feldlager  vor  Lille,  2.  November  1708  306 

287.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  4.   November  1708    .      .      .  307 

288.  Bericht  au  deu  König  von  Spanien.   Bei  Ryssel,  4.   November  1708  .  309 


XIV 


Seite 

280.     Au  den  H;niiitm;nm  Konitli.il.   Ft'li1l;i}rcr  vor  Lille,  4.  November  1708  310 

•J90.     An  den  Fi-Idmarsiliall  GralVii    Dann.    Vor  K\v,sscl,  4.   Noveniher   1708  310 

•»n.      An  den  Grafen   Galias    Vi.r  Kv.><s.d.  .'>.   NovcmlKr   1708 311 

2'.>2.     An  di-n  FML.  Grafen  Könijr.sogjr.  Fcddlaj^er  vor  Lille,  6.  November  1708  313 

293.  An  den  GWM.    IMi.sohan.   Feldlager  vor  Lille,  6.   November  1708.      .  313 

294.  Horitlit  an   den   Kaiser.  Lager  vor  Lille,   7.   November  1708.      ,      .      .  313 

295.  An  den  Hofkriegsratli.  V..r  Lille  7.   Novemljer  1708 314 

296.  .\n    den    Feldniarseliall    iiml    llofkriegsratbs-Vice-Präsideuten    Grafen 

von   Herborstein,   V..r  Lille,  7.   November  1708 315 

297.  An  den  Bischof  zu  Wiir/.bnrg.  Vor  Lille,  7.   November  1708      ...  316 

298.  An  den  General-Lieutenant  Grumbkow.  Vor  Lille,  7.  November  1708  316 
2''9      An  den   Erzlii.-scbof  von  Mecbeln  (Maliues).  Lager    vor    Lille,    7.   No- 
vember 1708 317 

,")UO.     An  den   TTofkriegsratb  Thiel).    Feldlager  bei  Lille,  7.  November  1708  317 
301       An   der  GWM.   Freilierrn  von  Martini.   Feldlager  bei  Lille,  7.  Novem- 

1m. r   ITO.K 318 

302.  An  den  Fcldmarsihall  Grafen  Dann.   Vor  Lille,  7.   November  1708     .  320 

303.  An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Vor  Lille,  7.  November  1708      .  321 

304.  An  den  Grafen  Jo.se)di  Rcipio  Ca.stelbarco.  Vor  Lille,  7.  November  1708  322 
30."i.     An  denselben.    Bei  Kyssid,  7.  November  1708 323 

306.  An   den   Grafen   Franz   Carl    K;nniit/,.     Feldlager  vor  Lille,   7.   Novem- 
ber 1708 323 

307.  All  den  FML.  Grafen  Köuigsegg.  Feldlager  bei  Lille,  7.  November  1708  324 

308.  An    den    s]>anischen  Gesandten    Don    Franc-i.sco  Bernardo    de  Quiros. 
Lager  bei  Lille,  7.  November  1708 324 

309.  Au   den   Herzog  von  Savoyen.   Bei    Lille,  8.   November  1708       ...  325 

310.  An  den   Marschall  Vendome.  Loos,  10.  November  1708 326 

311.  Bericht  an   den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,   11.   November  1708  .  326 

312.  An  den  kaiserlichen  Gesandten  in  Granbünden,  Johann  Baptist  Weuser 

von  und  zu   Freientlinrn.   Feldlager  bei  Lille,  11.  November  1708  327 

313.  An   den  Churfürsten  vnn   Hannover,   Feldlager  vor  Lille,   11.   Novem- 
ber 1708 328 

314.  Bericht  an   den  Kaiser.   Feldlager  bei  Kyssel,   11.    November  1708  329 

315.  An  den   F.ML    Bürkly.    Feldlager  bei  Lille,   11.  November  1708     .      .  330 

316.  An   den   Feldmarscliall   Grafen   Guido   Starhemberg.   Vor  Lille,   11.  No- 
vendjer   1708 331 

317.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  l>ei  Lille,   14.  November  1708     .      .      .  332 

318.  An    den  Feldmarschall  Grafen  Dann.    Vor  Lille,  14.   November  1708  333 

319.  An  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Feldlager  bei  Lille,  14.  November  1708  334 

320.  An  den  GWM.  de  Wendt.    Feldlager  bei  Lille,    14.   November   1708  334 
32L     An  da»  Domcapitel  zu  Hildesheim.     Vor  Ryssel,    14.  November    1708  335 

322.  An  den    General-Kricgscommissär  Grafen  Schlik.    Feldlager  bei  Lille, 

14.  November  1708 335 

323.  An  den   Hofkriegsrath.   Vor  Ryssel,   14.   November  1708 336 

324.  An   .len   Hofkri.'g.srath  Thiell.  Feldlager  bei  Lille,   14.  November  1708 .  336 

325.  An  den  Grafen   Galias.   Vor  Ryssel,  14.  November  1708 337 

32'i      .\n    den    französisciien    Commandanten     in    Marchiennes.     Lager    bei 

Ryssel,  18.   November  1708 338 


XV 

Seite 

327.     Bericht  an  den  Kaiser.   lia^jer  bei  Ryssel,  18.   Noveml)er  170S  .      .      ,  338 

338.     An  den  Hufkriegsratli.   ßei  Ryssel,    18.  Nüveini)er  1708 338 

329.  An  den    Genoral-Kriegscominissür  Grafen    Sclilik.    ljau;er    lici    Ivy.sscl, 

18.  November  1708 339 

330.  An    den    lianquier    Rost    in    Frankfurt.    Feldla<;:er    l)ei  l^ille,   18.  No- 
vcinl)Pr  1708 340 

331.  Horieht  au  den  Kaiser.  Vor  Rys.sel.   21.   November   1708 340 

332.  Au    den  GWM.    Freiberrn    von  Martini.    Feldlager  bei   l.ille,  21.  No- 
vember 1708 341 

333.  Hericlit  an  den  Kaiser.   Bei  Ryssel,  25.   November  1708 342 

334.  An  den  Hofkriegsratli.   Feldlager  bei  Ryssel,  25.   November  1708       .  343 

335.  An  den  llofkriegsrath.  Feldlager  bei  Lille,  25.  November  1708      .     .  346 

336.  Au  den  FML.  Grafen  Harrach.  Bei  Ryssel,  25.  November  1708    .     .  347 

337.  An  Freiherrn  vim  Ziuzerling.   Feldlager  bei  Lille,  25.  Novem])er  1708  348 

338.  An  den  Geueral-Kriegsconimissär  Grafen   Schlik.  Vor  Ryssel,  25.  No- 
vember 1708 350 

339.  An    den     Feldmarschall     Grafen    Maximilian     Ludwig    Brenner.     Bei 
Ryssel,  25.  November  1708 354 

340.  An  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  bei  Lille,  25.  November  1708  354 

341.  Bericht  au  den  Kaiser.  Oudenarde,  28.  November  1708 355 

342.  An  den  Hofkammer-Präsidenten  Grafen  Gundacker  Thomas  8tarhem- 
berg.  Feldlager  bei  Lille,  29.  November  1708 356 

343.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel,  30.  November  1708      .  357 

344.  An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Lille,   30.   November  1708      .      .      .  360 

345.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  2.  December  1708     .      .      .  361 

346.  An  den  Feldmarschall  Dann.  Lager  bei  Ryssel,  2.   December  1708    .  364 

347.  An    den    GWM.     Freiherrn   von    Martini.    Lager    bei    Ryssel,    2.    De- 
cember 1708 365 

348.  An  den  Hofkriegsrath.   Lager  bei  Ryssel,  2.  December  1708     .      .      .  365 

349.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel,  2.  December   1708   .      .  365 

350.  Bericht  an  den  Kaiser.  Bei  Ryssel,  5.  December  1708       .....  366 

351.  Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Lille,  5.  December   1708      .      .  368 

352.  Au  den  GWM.    Freiberrn    von    Martini.  Feldlager   bei  Lille,    5.    De- 
cember 1708 368 

353.  Bericht  au  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel,  9.  December  1708  .     .  370 

354.  Bericht  an  den  Kaiser.  Bei  Ryssel,  9.  December  1708 370 

355.  An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Lille,  9.  December  1708  ....  372 

356.  Au    den    Feldmarschall    Grafen     Guido    Starhembei'g.    Feldlager   bei 
Lille,  9.  September  1708 378 

357.  An  den  Grafen  Gallas.  Bei  Ryssel,  9.  December  1708 379 

358.  Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Lille,  10.  December  1708  383 

359.  An  den  Churfürsten  von  Mainz.  Lager  bei  Lille,  10.  December  1708  383 

360.  An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Lille.   10.  December  1708.      .      .      .  384 

361.  An  den  Herzog  von  Savoyen.  Lager  bei  Ryssel,   10.  December    1708  384 

362.  An  den    General -Kriegscommissär    Grafen  Schlik.    Lager  bei  Ryssel, 

12.  December  1708 385 

363.  Bericht  an  den  Kaiser.  Oudenarde,  16.  December  1708 387 

364.  Bericht  an  den  Kaiser.  Brüssel,  20.  December  1708 388 


XVT 

Soito 

o6f>.      An  deu  Hot'krietjsratli.   Biüssel,  20.  December  1708 391 

366.  An  deu  Churtnrsten  v..u  der  Pfalz.  Brüssel,  20.  December  1708  .     .  392 

367.  An  den  lIofkrie«r.>*ratli.  r.aprer  bei  Gent,  26.  December  1708      ...  393 

368.  An  den  General-Krieo-sc()ninii.><s;ir  Grafen  Sclilik.    Vor  Gent,    26.  De- 
cember 1708 394 

369.  Bericht  an  deu  Kai.ser.  Laj^jer  zu  Midie,  uuweit  Gent,  27.  December  1708  396 

370.  Bericht  au  den  Kaiser.  Laprer  bei  Melle,  27.  December  1708    ...  398 

371.  Au  deu  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Lap:er  bei  Gent,  27.  December  1708  399 

372.  Au  deu  Feldmarschall  Freilierrn    von    Thüncjeu.    Feldlajjer  bei  Gent, 

27.  December  1708 399 

373.  An  deu  Feldmarschall  Grafen   llerberstein.    Lager  bei  Geut,    27.  De- 
cember 1708 400 

374.  An  den   Hofkriejrsrath  Thiell.  Lager  vor  Geut,  27.  December  1708  .  401 

375.  An  deu  FML.   Freiherru  von  Kriechbatira.    Lager  vor  Geut,    27.  De- 
cember 1708 402 

376.  Au  deu  GWM.  de  AVendt.  Lager  bei  Gent,  27.  December  1708     .     .  403 

377.  Au  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Lager  bei  Geut,  27.  December  1708  403 

378.  Au  deu  Herzog  P^rnst  zu  Sachsen-Hildburgliaiisen.  Im  December  1708  403 

379.  Au   deu  G.   d.   C.  Marquis  Viscouti  (oliue  Datum) 404 

380.  Au  deu  Feldmarschall  Grafen  Nassau.  Wien,  1.  Juni  1708  ....  405 

381.  An  deu  FML.  Marchese  de  Vaubonne.  Im  Juni  1708 405 

382.  An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Im  Juli  1708 406 

N  a  c  h  t  r  a  g. 

383.  Au  den  Freiherru  von  Heenis.    Feldlager  vor  Lille,    3.  October   1708  407 
Namcn-Re^ister 1—10 


Grapliisclie  Beilagen. 


Tafel    I.  Uebersiciits-Karte  zu  d(;ii   Freiguissen  in  Neapel  und  tS])auiscli-Tosc^nia  und 
zur  Occupation  des  Kirchenstaates.  —  Der  oberungarische  Operations-Schaii- 
]datz.  —  Neuhäusel.  —  Neutra.   —   Das  Schlachtfeld    von    Treutschin. 
II.   Febersichts-Karte  zum   .,Feldzuge    iu    den  West-Alpen."     —    „Vue    du  Fort 
de   Fenestrelle.   —   Die    Belagerung  von    Feuestrelles    nach    deu    „Memoires 
militaires"   (Pelct)  VIII.  —     „Forte  di  Fxiles"   und  „Forte  della  Perosa". 
III.  Alicante.  — Die  Umgebung  von  Agramunt.   —  Uebersichts-Karte  des  Kriegs- 
scliauplatzes  1708  in  Catalonien.    —  Tortosa.   (Ansicht  von  Westen).   —   Zur 
Belagerung  vf)n  Tortosa.   —  Denia.  —-   Feldzug  in  Estremadura. 
„     IV.  Uebersichts-Karte  zu  den  Feldziigen  am  Rliein  und  iu  den  Niederlaudeu.  — 
„Plan  of  the  Operations  to  cover  the  siege  of  Lille." 
V.  Das  Schlachtfeld    von  Audeuarde.  —   „Plan    de    la    bataille  d'Oudenarde   du 
11  Juillet    1708."   —    Das  Schlachtfeld    von  Audeuarde.    (Special-Karte    von 
Belgien.)  —  Rückzug    des  bourbonischen  Heeres   auf  Gent.  —   Zum  Treffen 
von  WjTiendaele. 
„    VI.   „Plan    de    la  ville    de  Bru.xelles  avec   les  attaques."   —    „Plan    de    La  Ville 

et  Citadelle  De  Gand." 
„  VII.   „Plan  des  attaques  de  la  ville  de  Lille"   etc.  —  Profile  der  Augrififsfronten.  — 
Umgebungs-Plan  von  Lille.     -  Plan  der  „Citadelle  de  Lille"  (von  Brüchmau). 


^iy 


BerichtkiinReu. 


Seite       8,  Zeile  10  v.  ii.  nach   „Kaiser«"  setze  einen  Pnnct. 


34 

40 

46 

48 

48, 

76 

110 

117 

142 

242 

242 

261 

334 

335 

336 
340 
340. 
341 
346 
349 

356 
374 
375 
379 
379 
379 
381 
392 
393 
406 
412 
413 
413 


Aumerkung"  1,  statt: 
Zeile  17 
2 


o.  statt : 
u.  statt: 
o.  statt: 


Aumerkung-  2,  1.   Zeile  v.   o.  statt:   „1704"   lies:   „1708^ 
Zeile     3  V.   o.   statt:   „River's"  lies:   „Rivers". 
Zeile     8  V.   u.  statt:   „Friedricli„   lies   „Philipp". 
3  V.  o.  statt:   „Forbin"  lies:    „Fourbin". 

„Girardort"  lies:   „Girardot". 
„Schottland"  lies:   „Holland'-. 
„Puckel"  lies:  „Gükhl". 
15  Y.   o.  statt:   „nehmen,  der"  lies:   „nehmen.  Der". 
5  V.  u.  statt:   „Glücksfiüle"  lies:   „Glücksfälle". 
„         1  V.  0.  statt:   „Rnstro"   lies:   „Rastro". 
„        2  V.  o.  statt:   „festzuhalten"  lies:  „festhalten". 
12  V.   o.  statt:   „Pratsy"  lies:   „Prats  y". 
Aumerkung  4,  statt:   „Lamberti"  lies:   „Lamberty". 

Zeile  7  und  8  v.  u.  statt:  „der  General-Lieutenante  Cadogan  und  Ranzau" 
ies:   „des  General-Lieutenants  Cadogan   und   des  General-Majors  Rantzau". 
Zeile     8  V.  o.  statt:   „Ranzau"   lies:    „Rautzau". 
„       12  V.  u.  statt:   ^Mooreghem"  lies:   „Moeregheui''. 
.,       13  V.   u.  statt:   „zwingt"  lies:   „zwängt". 
„         7  V.  o.  statt:   „Müllern"  lies:   „Mulleni", 
„         6  V.   o.  statt:    „Undle  Kyuhuysse"  lies:   „und  Kleyuhuysse". 

statt:  „Fenclon.  Oeuvres  VII.  276"  lies:  „Oeuvres  de  Feuelun 


Anmerkung  2 
.  247". 

Zeile  19  V,  n 
„       11   V.   u 
7  V.  o. 
1 
„      13 
3 


n.   statt:   „Week"   lies:   „Weck". 

u.   statt:    .,Mortane"   lies:   „Mortany". 

o.   statt:   „kühner  Gedanke"  lies:   „kühneu  Gedanken". 

o.   statt:   „Audnearde,   ..."  lies:   „Audenarde". 

0.  statt:   „Laleck's   .   .    .   ."   lies:   „Lalek's". 

u.  statt:    „Alexander"   lies:   „Karl  Rudolf". 

Anmerkung  2,  Zeile  3  lies:  „die  Nachwelt  etc Wahrheit  ist". 

Zeile     5  V.  u.   statt:    „de  Vennes  (Devne?)  lies:   „de  Veyne". 
.,         5  V.   o.  statt:   „brachten  schlug"  lies:   „beachten,  schlug-'. 
„       11,   13  und  14  V.  u.  „von  Burgund"  kommt  hinter  „Herzog"  zu  lesen. 
„      11  V.  o.  statt:  „letzteres"  lies:  „den  Wald  von  Charembault-Phalempin". 
9  V.  o.  statt:  „lObis  12^  Dicke"  lies:  „10bisl2T  (3'14bis3-76'»)  Dicke". 
.,       10  V.   o.  statt:   „5^  "  lies:   „5^  (1-57 "')" 

b 


XVIII 

Seite  413,  Zeile  10  v.  o.  statt:  ^121"  lies:   ^121    (3•76'")^ 

„      413,  .  10  V.  o.  statt:  „61"  lies:   „ßl  (ISS'")". 

.,      4Ut,  „  14  V.  o.   statt:  „sei"   lies:    „ist". 

419,  „  25  V.  II.  statt:  „lliirnwerke"    lies:   „Ilonnverke   luid  der    Teiiaillmis' 

477,  „  13  V.  (I.   statt:  „am"   lies:   „auf  dem". 

,,      481,  -  4  V.  u.   statt:  .,C'astan"   lies:  Casteaii". 

n      487,  „  11    V.  11,   statt:  „sieh   weise  beim"   lies:    „sich   lieim'. 


500,      ..      15  V 
503,      .. 


V.  ...  i 

/statt:    „Alexander"    lies:   „Karl  Kiidolt" 
V.    o.  j 


Supplement-Heft. 

Seite     37,  Zeile     0  v.  o.  statt:   „Molinaiy"   lies:   „M<diiiari". 

72,       „       Itj  V.  n,  statt:   „riinkeustrom"   lies:   „Plinkenstrniu   (Kliiiknwströiu)". 
74,       „         1  V.   11.   statt:   (Fiigger?)  lies:  (Txieher)". 
„        94,       „         <S  V.   u.  statt:   ,,L<)\ve.uberg"  lies:   „Löwenburg". 
„      100,       ..       17  V.  o.  statt:   „FML."  lies:   „Feldniarseliall". 

„      112,       „         4  V.  0.  hinter:    „„Elberthhauseu"    sehalte    ein:    „(Hildburghausen)". 
„      112,       „       15  V.   u.  statt:   „Krfurt"  lies:   „Frankfurt". 
„       120,       „         4    V.    11.    statt:     „Au     die    kaiserliehe    Adininistraticni"    lies:    „an    die 

kaiserliche  Administratinu  in  Uayern". 
„      131,  Anmerkung  2,  Zeile  2  statt:   „Torbart"  lies:   „Terbanek". 

134,  Zeile     -1  V.   u.  hinter:  Wersehur"   sehalte  ein:  ,,fWersiers?)". 
„      142,       „       10  V.  (I.  statt:   „Wien"    lies:   „Ehrenbreitsteiu", 
„      147,       „         6  V.   o.  statt.   „Obrist  Seidlitz"   lies:   „Ol.ristlieutenant  Seidlitz", 
„      152,      „         5  V.  u.  statt:   „Gereral"  lies:   „General". 
-      153,  Anmerkung,  Zeile  4  v.  o.  statt:   „2"  lies:   „3". 

„      155,  Anmerkung,  letzte  Zeile  statt:   „2000  ;i  3000"  lies:   „2000  und  3000". 
„      202,  Zeile     5  v.u.  statt:  „General-Feldmarsehalls"  lies:  „General-Feldmarsehall- 

Lieiiteuants". 
.      244,  Zeile     6  v.  u.   statt:   „21."    lies:   „23.  September". 
„      266,      „        6  Y.  ü.  statt:   „Sie"  lies:   „sie". 
„      312,       „         7  V.  u.  statt:    „zwe"  lies:   „zwei". 
„      316,      -        4  V.  u.,  Grumbkow,  .statt:   „General-Lieutenant"   lies:   „General". 


\ 


Militäriscli-politiselie  Eiuleitiiiig. 

Das  Jahr  1707  hatte  die  grossen  Erwartungen  nicht  ert'UUt, 
welche  das  gegen  Frankreich  verbündete  Europa  nach  den  Siegen 
von   1706  gehegt  hatte. 

Auf  dem  niederländischen  Operationsschauplatze  war  es  weder 
zu  einer  Schlacht,  noch  zu  einer  Belagerung  gekommen.  Marl- 
b  o  r  0  u  g  h  hatte  sieh  auf  die  Behauptung  des  im  Vorjahre  Errungenen 
beschränken  müssen.  Vendome  an  der  Spitze  einer  der  verbündeten 
ebenbürtigen  Armee,  am  Schlüsse  der  Campagne  unter  den  Kanonen 
von  Lille  und  hier  unangreifbar,  hatte  das  Haupt-Heer  des  ,,  Grossen 
Bundes",  während  des  ganzen  Feldzuges  im  Schach  zu  halten  vermocht, 
—  ein  Erfolg,  den  Frankreich  nicht  hoch  genug  veranschlagen  konnte. 

Auch  am  Rhein  hatten  sich  die^ Verhältnisse  für  Ludwig  XIV. 
günstig  gestaltet.  Hatte  Karl  XII.  dem  „Grossen  Bunde"  auch  nicht 
durch  offene  Feindseligkeit  geschadet,  so  war  doch  die  Anwesenheit 
von  50.000  Schweden  im  Herzen  von  Deutschland,  im  Rücken  der 
Reichs- Armee,  Frankreich  sehr  zu  Statten  gekommen.  Nach  der  raschen 
Einnahme  der  StoUhofeuer  Linien  hatte  Villars  Schwaben,  Württem- 
berg und  Franken  unermessliche  Contributionen  abgepresst.  Nach 
dem  Elsass  rückgekehrt,   war    er    Meister  der    Rhein-Linie    geblieben. 

Die  Invasion  der  Provence,  in  der  Belagerung  von  Toulon 
gipfelnd,  hatte  mit  dem  Rückzuge  der  Verbündeten  nach  Piemont 
geendet.  Die  ganze  Hochgebirgs  -  Barriere  der  West- Alpen  war  hie- 
durch  wieder  in  Frankreichs  Machtbesitz  gekommen.  Leicht  hatte 
Ludwig  XIV.  diesem  Erfolg  gegenüber  den  Verlust  von  Susa  ver- 
schmerzt, durch  dessen  Wegnahme  allein  Prinz  Eugen  das  Erbe 
von  Turin  zu  mehren  vermocht.  Der  Siegeszug  nach  Neapel,  wie 
sehr  derselbe  Kaiser  Joseph  I.  auch  befriedigen  mochte ,  hatte 
eigentlich  eine  militärische  Schwächung  des  „Grossen  Bundes"  involvirt. 

Feldzüge  des  Priuzuii  Euguu  v.  Savoyen.   II.   Soriu,  I.  P.aud  1 


2 

Den  grösston  Triumph  aber  hatte  Frankreich  in  diesem  Jahre 
auf  der  Iberischen  Halbinsel  gefeiert.  rhili})p  von  Anjou,  170(5 
gezwungen,  auf  französischen  Boden  zurückzukehren,  war  durch  den 
entscheidenden  8ieg  von  Almansa  neuerdings  Herr  des  weitaus  grüssten 
Theiles  von  Spanien  geworden.  Nur  Catalonien  und  selbst  diese  Provinz 
nicht  ganz,  die  Städte  Denia  und  Alicante  waren  Karl  III.  verblieben. 

Ungeheuere  Verluste  endlich  hatte  Frankreich  in  dem,  haupt- 
sächlich gegen  den  Handel  und  das  Eigenthum  gerichteten  Seekriege 
den  Verbündeten  und  namentlich  den  Briten  beigebracht. 

Dieser  glückliche,  überraschende  Umschwung  in  der  Kriegslage  des 
Hauses  B  o  u  r  b  o  n  war  gleichwohl  nicht  von  jener  Folge  begleitet,  Avelche 
dessen  Oberhaupt  erhofft  hatte.  Der  erwartete  Zersetzungs-Process 
im  ,, Grossen  Bunde"  trat  nicht  ein.  Enttäuscht  und  durch  die  ver- 
zweifelte Finanzlage  Frankreichs  gedrängt,  beschloss  Ludwig  XIV. 
mit  neuen  Friedens  -  Anerl)ietungen  das  Grefüge  der  Coalition  zu 
lockern.  Also  ging  sein  handelspolitischer  Unterhändler  am  Madrider 
Hofe,  Herr  Menager,  zu  Beginn  des  Jahres  1708  dorthin,  wo 
Friedenslockungen  am  ehesten  Gehör  finden  mochten,  nach  dem  Haag. 
Von  den  früheren  Offerten  gänzlich  absehend,  sollte  jede  der  krieg- 
führenden Mächte  behalten,  was  augenblicks  in  ihrem  Besitze  ').  Der 
grösste  und  vornehmste  Theil  der  spanischen  Monarchie  verblieb  hie- 
nach  Philipp  von  Anjou'^).  Eine  gewisse  Nachgiebigkeit  auf  handels- 
politischem Gebiete  sollte  diese  Grundlage  den  Holländern  annehmbar 
erscheinen  lassen.  Mit  dem  Handel  nach  Westindien,  schlug  Lud- 
wig XIV.  vor,  solle  es  wie  zu  Lebzeiten  Karl  IL  gehalten,  den  drei 
nach  Westindien  handeltreibenden  Nationen  Cadix  als  Entreput  einge- 
räumt werden  und  sollen  England  und  Holland  insbesondere  in  den 
Genuss  der  früheren  Handelsfreiheiten  treten. 

Hatte  Ludwig  XIV.  gehofft,  dass  die  Eröffnung  dieser  handels- 
Yiolitischen  Perspectiven  der  starken  Friedenspartei  in  Holland  das 
Uebergewicht  verschaffen  werde,  so  erfuhr  er  alsbald  grausame  Ent- 
täuschung. Wie  mächtig  die  Friedenssehnsucht  auch  war,  welche 
das  Volk  Hollands  erfüllte,  —  mächtiger  noch  war  das  Misstrauen 
in  die  Loyalität  von  Ludwig  XIV.  Versprechungen.  Die  Mehrheit  der 


')  Hcems  an  Kaiser  .Joseph  I.  llaa^j.  3.  .läiincr  1708.  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
Arrhiv. 

2)  Heeins  an  K.  Josej)!!  I.    Haa^r,  ö.  März  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 

Man  vorgleiche  hiemit  die  Aeusseruug  Chamillart's  gegen  Amelot  vom  25.  Juni  1 707 
(Girardot  [Noorden  III.  460]),  wonach  Ludwig  XIV.  auf  der  Meinung  beharrtc,  dass 
man  dio  italisclicu  Landschaften  dein  Habsburger,  die  belgischen  Provinzen  der 
Republik  Holland  überweisen  könne. 


mit  Spanien  handeltreibenden  Gross-Kaufleute  Amsterdams  erklärte, 
das  Verbleiben  Pliilipp's  von  Anjou  auf  dem  spanischen  Throne 
mache  nicht  nur  alle  Zusagen  illusorisch,  sondern  Aviirde  gewiss  den 
völligen  Ruin  der  Handelswelt,  demnach  früher  oder  später  des 
ganzen  Landes,  zur  Folge  haben  ').  Zudem  eröffnete  die  erstaunliche 
Kraftentfaltung  Frankreichs  nach  den  Katastrophen  von  Ramillies 
und  Turin  die  trübsten  Ausblicke  in  die  Zukunft,  gab  man  ihm 
jetzt  Gelegenheit  sich  zu  erholen,  zu  sammeln.  Der  Zweck  des 
Krieges:  dauernde  Schwächung  Frankreichs,  war  noch  nicht  erreicht, 
also  musste  man  den  Kampf  fortsetzen,  wie  unerträglich  die  Lasten 
auch  schienen,  die  er  auferlegte. 

Die  öffentliche  Stimmung  in  Holland,  die  Aussichtslosigkeit, 
England  zu  einem  Frieden  auf  der  von  Frankreich  proponirteu  Basis 
zu  gewinnen,  die  Unmöglichkeit  der  Loslösung  vom  „Grossen  Bunde" 
und  eines  Separat-Friedens  mit  Ludwig  XIV.,  dictirten  dem  Raths- 
Pcnsionär  eine  AntAvort,  welche  das  Oberhaupt  des  Hauses  Bourbon 
nicht  erAvartet  hatte, 

Holland  verlangte,  dass  L  u  d  w  i  g  XIV.  selbst  seinen  Enkel 
Philipp  von  Anjou  zwinge,  der  spanischen  Krone  zu  entsagen, 
Alles  in  Europa  wie  in  Indien  zu  ihr  Gehörige  abzutreten,  ausge- 
nommen die  Königreiche  Neapel  und  Sicilien,  welche  man  ihm  über- 
lassen wolle,  wenn  der  „Barriere",  Avelche  Holland  zu  seiner  Sicherung 
in  den  spanischen  Niederlanden  heischte,  die  Plätze  Ypres,  Menin, 
Condc  und  Maubeuge  beigefügt  würden. 

Entschlossen,  sich  diesen  Forderungen  nicht  anzubequemen, 
betrieb  Ludwig  XIV.  mit  grösster  Kraft  die  Rüstungen  zu  nach- 
drücklicher Fortsetzung  des  Krieges  *). 


Der  Entschluss  Hollands,  den  Kampf  gegen  Ludwig  XIV. 
fortzusetzen,  war  zum  Theile  ein  Abglanz  jener  Kriegslust,  welche  die 
massgebenden    Factoren    des    britischen    Staatslebens    erfüllte. 

Wohl  hatten  in  England  Ursachen  allgemeiner  Art  eine 
Unzufriedenheit  gezeitigt,  welche  der  Fortsetzung  des  Krieges  leicht 
gefährlich  werden  mochte.  Die  iu's  Ungeheuere  wachsende  Summe  der 
Staatsschulden  und  der  fühlbar  zunehmende  Druck  der  Steuerlasten 
erregte  die  grössten  Besorgnisse.  Die  unter  der  Regierung  der  Königin 


*)  Heems  au   K.  Joseph  I.  Haag,  3.  Jänner  1708-  H.  H.  u.  St.  A.  Hullandica. 

*)  lieber  Meuager's  Mission  siehe,  ausser  den  Berichten  von  Heems  an 
K.  Joseph  I.  (H.  H.  ii.  St.  A.),  Torcy's  Memoiren,  aus  welchen  auch  Pelet  geschöpft 
hat ;  Noorden  HI. 

1* 


Anna  eingerissene  Corruption  erschreckte  clurcli  ihre  Dimensionen 
die  Vaterlandstreunde  aller  Parteien.  Für  die  Ursachen  des  allge- 
meinen i\Iissvcrgnügens  wurde  die  herrschende,  d.  i.  die  Kriegspartei, 
von  der  Opposition  laut  verantwortlich  gemacht.  Die  Erfolglosigkeit 
des  Feldzuges  in  Flandern,  das  Scheitern  des  Angriffes  auf  Toulon, 
die  Katastrophe  von  Almansa,  die  im  Laufe  des  Jahres  zur  See 
erlittenen  Verluste  wurden  bei  Whigs  und  Tories  zum  Gegenstande 
eines  grenzenlosen  Geschreies  und  eines  solchen  Sturmes  im  Parla- 
mente, dass  das  Ministerium  an  nichts,  als  an  seine  Behauptung  denken 
konnte  '). 

Es  gelang,  den  Sturm  zu  beschwören.  Nachdem  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h 
über  den  Feldzug  1707  dem  Oberhause  Bericht  erstattet  und 
unter  Anderem  zu  erwägen  gegeben  hatte,  wie  gefährlich  es  wäre, 
der  Forderung  der  Tories  entsprechend ,  die  Armee  in  Flandern 
zu  einer  Zeit  zu  schwächen,  da  eine  starke  Partei  in  IloUand 
nur  nach  einem  Verwände  suche,  Frieden  zu  machen  um  jeden 
Preis,  —  bat  das  Oberhaus  in  einer  an  die  Königin  gerichteten 
Adresse,  dass  der  Kaiser  den  Prinzen  Eugen,  diesen  „grossen  und 
glücklichen  General",  mit  einem  mächtigen  Succurs  nach  Spanien 
sende.  Es  sei  dann  die  sicherste  Aussicht,  die  Sache  der  Verbündeten 
in  diesem  Lande  wieder  herzustellen^).  Und  am  22.  December  1707 
a.  St.  (2.  Jänner  1708)  sammelte  sich  das  Oberhaus  zur  weiteren 
Botschaft:  dass  kein  sicherer  Friede  gemacht  werden  könne,  bevor 
nicht  die  ganze  spanische  Monarchie  wieder  unter  das  Erzhaus 
(Jesterreich  gebracht  ^).  Das  Unterhaus  stimmte  diesem  scharf  accen- 
tuirten  Kriegs-Programm  bei.  Ohne  Zeitverlust  und  formelle  Schwierig- 
keiten votirte  das  Erste  Parlament  von  Grossbritannien  die  zur  Fort- 
setzung des  Krieges  erforderlichen  Mittel  in  einem  bisher  unerreichten 
Ausmasse. 

Nun,  da  die  Fortsetzung  des  Kampfes  für  das  laufende  Jahr 
gesichert,  that  das  Ministerium  einen  letzten  entscheidenden  Schritt, 
jenen  gefährlichen  Einfluss  des  Staats-Secretärs  Harley  unschädlich 
zu  machen,  der  in  den  Gemächern  der  Königin  durch  Abigail  llill 
wirksam  unterstützt,  seit  Jahresfrist  die  Pläne  des  Cabinets  gekreuzt, 
die  Whigs  veruneinigt,  Marlborough  und  seine  Freunde  bei  der 
eigenen  Partei  verdächtigt,  im  Volke  und  am  Hofe  discreditirt  hatte. 
Der  Unterstützung  der  Parlaments-i^Iajorität  sicher,  drohten  zunächst 
Marlborough  und  Godolphin,    dann    andere  hervorragende  Wil- 


')  uud  *)  Ilüflmauu  au  K.  Josupli  1.  Luuduu,  ;j.  Jäuucr  1,()H.   H.   11.   u.  .St.  A. 
■^)  HofFinann  au  K.  Joseph  I.  London,  G.  Jänner  1708.   H.  II.  u.  St.  A. 


glicder  des  Cabinets  zu  demissioniren,  falls  Harley  nicht  entlassen 
würde.  Die  Königin  schwankte,  aljer  MarlL  orough's,  dos  Unersetz- 
lichen, Festigkeit  entschied.  Kummervollen  Herzens  Hess  Anna  den 
Staats-Secretär  endlich  fallen  (22.  Februar  1708).  Sein  Sturz  stellte 
das  gute  P^invcrnehmeu  zwischen  der  herrschenden  Partei  und  dem 
Ministerium  vollends  wieder  her,  zumal  die  Resignation  der  Freunde 
Harley's,  des  Kriegs-Secretärs  St.  John  und  des  Attorney-General 
Simon  Harcourt  dem  Cabinet  Gelegenheit  bot,  seine  Anhänger  in 
Amt  und  Würden  zu  bringen  ').  Dass  aber  mit  diesem  Siege  jenes 
lierzliche  Verhältniss,  mit  welchem  Königin  Anna  das  Ehepaar  Mar  1- 
borough  in  einstigen  schöneren  Tagen  begnadet  hatte,  nicht  wieder 
erneut  worden,  konnte  ein  so  gründlicher  Kenner  der  Welt  und  des 
menschlichen  Herzens,  Avie  der  ruhmreiche  Herzog,  sich  nimmer 
verhehlen. 

Der  kriegerische  Geist  Grossbritanniens  wurde  mächtig  angefacht 
durch  das  gefährliche  Absehen  Frankreichs  auf  Schottland.  Der  allge- 
meine Zustand  dieses  Königreichs  war  nichts  weniger  als  befriedigend. 
Nur  ein  Drittel  der  Schotten  sei  wohlgesinnt;  die  zwei  anderen  seien 
entweder  Jacobiten  oder  der  Union  halber  Unzufriedene  —  versicherte 
ein  britischer  Minister  den  kaiserlichen  Residenten  Hoffmann-).  Von 
der  dem  Laude  drohenden  Gefahr  am  15.  März,  zwei  Tage  vor  dem 
Auslaufen  des  Prätendenten,  in  Kenntniss  gesetzt  ^),  antwortete  das 
Parlament  schon  am  folgenden  Tage  mit  dem  einmüthigen  Entschlüsse : 
der  Königin  mit  Leib  und  Leben,  Gut  und  Blut  beizustehen,  ihr  unbe- 
streitbares Recht  auf  die  Krone  gegen  den  sogenannten  Prinzen  von 
Wales  und  seine  inneren  und  äusseren  Anhänger  zu  wahren.  Es 
ergreife  diese  Gelegenheit,  Ihrer  königl.  Majestät  und  aller  Welt  öffentlich 
zu  bezeugen,  es  wolle  und  werde  durch  keine  solche  Unternehmung 
sich  abwendig  machen  lassen,  den  Krieg  fortzusetzen,  bis  die  spanische 
Monarchie  dem  Hause  Oesterreich  abgetreten  und  die  Freiheit  Europa's 
völlig  hergestellt  sei.  —  Den  gleichen  Eifer  für  die  Königin  und 
die  Aufrechthaltung  der  inneren  Ruhe  äusserte  das  Parlament  von 
Irland. 

Die  Nachricht  von  dem  thatsächlich  erfolgten  Auslaufen  der 
feindlichen  Escadre  provocirte  in  Ijeiden  Häusern  womöglich  noch 
kräftigere  Versicherungen  der  Ergebenheit  gegen  den  Thron  und  des 
Willens  zur  allgemeinen  Fortsetzung  des  Kampfes.  Dass  der  Feind  es 


')  Hoffmann    an    K.   Joseph   I.  Loudou,    24.  Februar    1708.    H.    H.    u.   St.  A. 
■•*)  Hoffmaiin  an  K.  .To.seph  I.  London,  (3.  März  1708.   H.  H.  n.  St.  A. 
^j   Hoffmanii   an  K.   .Joseph  I.   Loiulon,   IG.   März   170S.    II.   II.   u.   St.   A. 


gewagt,  königliches  Gebiet  mit  so  geringer  Macht  anzugreifen,  besagte 
die  Adresse  des  Oberhauses,  lasse  erkennen,  dass  er  sich  auf  geheime 
Einverständnisse  im  Lande  verlasse.  Auf  H  a  r  1  e  y  und  St,  John 
anspielend,  bat  das  Oberhaus,  die  Monarchin  möge  derlei  gefährlichen 
Leuten  nimmermehr  Zutritt  zu  ihrer  Person  gewähren,  dagegen  volles 
Vertrauen  Denen  schenken,  welche  unter  König  Wilhelm,  wie  unter 
der  gegenwärtigen  Regierung  ihren  Eifer  und  ihre  Treue  bethätigt.  Das 
Unterhaus  erklärte  sich  überdies  zum  pünktlichen  Ersatz  aller  Unkosten 
bereit,  welche  die  Königin  aus  diesem  Anlasse  als  nothwendig  erachtete. 

Diese  Adressen,  ein  vollständiger  Triumph  Marlb  or  ough's  und 
seiner  Freunde,  die  Antwort  der  Königin  und  die  zur  Sicherung  des 
Landes  getroffenen  Massnahmen  stellten  das  Ansehen  des  Herzogs  und 
seiner  Gesinnungsgenossen  bei  der  Nation  wieder  völlig  her. 

Gefährlicher  als  der  kriegerische  Anschlag  auf  Schottland,  war, 
in  Folge  falscher  Nachrichten  über  seinen  Verlauf,  eine  acute  Krise 
der  Bank  von  England.  Der  Ansturm  theils  übelgesinnter,  theils  ein- 
geschüchterter Gläubiger  war  ein  so  plötzlicher  und  gewaltiger,  dass 
der  sichere  Bankbruch  drohte,  wenn  nicht  das  königliche  Schatzamt 
und  die  Spitzen  der  Whigs  sofort  mit  bedeutenden  Summen  beige- 
sprungen wären. 

Nach  dem  gänzlichen  Sehwinden  der  Invasionsgefahr  wurde  das 
Parlament  am  12.  April  geschlossen.  Im  Laufe  des  Sommers  sollte  es 
neugewählt  werden  und  die  Regierung  hoffte  das  Beste.  Der  Invasions- 
Versuch  hatte  auf  den  gesunden  Sinn  der  Nation  einen  so  mächtigen 
Eindruck  geübt,  dass  man  mit  Sicherheit  erwarten  konnte,  sie  Averde 
behutsam  und  nur  regierungsfreundlich  wählen  '). 

Die  Nothwendigkeit  kräftiger  Fortsetzung  des  Krieges  gegen 
das  Haus  Bourbon  wurde  nach  dem  Ausgange  der  Campagne  von 
1707  nirgends  lebhafter  gefühlt,  als  in  der  Kaiserburg  zu  Wien. 

Die  Ehre  des  Hauses  Habsburg  gebot,  den  einmal  aufgenom- 
menen Kampf  um  sein  Recht  und  die  Freiheit  Europa's  fortzukämpfen 
mit  jener  Bundestreue  und  jener  Kraft,  die  es  seit  Beginn  des  Krieges 
bethätigt  hatte.  Ungeheure  Lasten  hatte  Joseph  I.  seinen  Erb- 
landen auferlegt,  Frankreichs  Uebermacht  zu  brechen,  den  spanischen 
Thron  seinem  Hause  wieder  zu  gewinnen  ■ —  und  er  hatte  das  Maass 
seiner  Hülfe  abermals  erweitert,  als  der  Unglückstag  von  Almansa 
die  Person  und  die  Sache  König  Karl  III.  in  äusserste  Gefahr  ge- 
bracht. Das  Ziel,  das  der  ..Grosse  Bund"  anstrebte,  war,  wenn  über- 
haupt, nur  zu  erreichen  durch  erneute  heroische  Anstrengungen. 


'j  ll.jffmaiiii  an  K.  .Josc'iili   I.  London,   13.  April    17(18.   II.   H.   u.   St.  A. 


Dringendor  aber  als  diese  Gründe  allgemeiner  inid  Familien- 
Politik,  erheischte  die  eigene  Lage  des  Kaisers  eine  kräftige  Fort- 
setzung des  Krieges  gegen  Frankreich.  Die  Ereignisse  des  Jahres  1707, 
insbesondere  der  französische  Einbruch  in  Süd-Deutschland,  der  Alt- 
ranstädter Vertrag,  die  Landtage  von  Maros  -  Vasarhely  und  Unod 
hatten  das  kaiserliche  Ansehen  unendlich  geschädigt  und  die  Haupt- 
zielpuncte  von  Joseph's  Politik:  Zusammenfassung  und  einheitliche 
Ausgestaltung  seines  Hausbesitzes,  dann  Sammlung  und  Führung  des 
deutschen  Reiches,  wieder  in  weite  Ferne  gerückt. 

Was  half  es,  dass  mau  auf  italischem  Boden  abermals  Vortheile 
errungen,  wenn  man  dort,  wo  mau  vor  Allem  stark  hätte  sein  sollen, 
sich  so  schwach  erwiesen!  Nur  durch  grosse  und  rasche  Erfolge 
konnte  jenes  Ansehen  wiedergewonnen  werden,  dessen  man  bedurfte, 
wollte  man  jene  Zielpuncte  nicht  gänzlich  aufgeben.  Joseph  L  und 
sein  grosser  Staatsmann  und  Feldherr,  Prinz  Eugen,  waren  sich  klar, 
dass  solche  Erfolge  nur  mit  dem  Degen  in  der  Faust  zu  erringen 
seien.  Also  Fortsetzung  des  Kampfes  auf  allen  Linien ! 

Die  Ausführung  dieses  heroischen  Entschlusses  begegnete  den 
grössten  Widerwärtigkeiten.  Seit  24  Jahren  seufzten  die  Erblande  unter 
den  schweren  Lasten  des  Krieges,  der  jene  Landstriche,  welche  an  das 
in  vollen  Flammen  stehende  Ungarn  grenzten,  immer  wieder  verheerte. 
Handel  und  Gewerbfleiss  lagen  gänzlich  darnieder.  Die  Einnahmen, 
welche  der  Kaiser  seit  Kurzem  aus  Bayern  und  Italien  zog,  reichten 
nicht  hin,  den  Ausfall  zu  decken,  welchen  die  Rebellion  in  Ungarn 
und  der  „theuere"  Krieg  auf  der  Apenninischen  Halbinsel  verursachten. 
Der  Staatsschuldenstand  hatte  bereits  eine  solche  Höhe  erreicht,  dass 
seine  vertragsmässige  Verzinsung  jährlich  nahezu  ein  Sechstel  der 
gesammten  Einkünfte  forderte,  welche  letztere  zum  grossen  Theile  auf 
Jahre  hinaus  verpfändet  waren.  In  dem  Maasse,  als  der  Schuldenstand 
gestiegen,  war  der  Credit  gesunken.  Zu  einer  Zeit,  da  Holland  und 
England  noch  beliebige  Summen  zu  vier  und  fünf  Percent  erhielten, 
zahlte  der  Kaiser  bis  zu  dreissig!  —  Der  Krieg,  welcher  jährlich  eine 
Armee  verschlang,  —  die  Ergänzung  des  Fussvolkes  allein  erheischte 
durchschnittlich  20.000  Mann  —  hatte  die  Erblande  allmälig  so  ent- 
völkert, dass  das  vorgeschriebene  Recruten- Quantum  nur  mit  Mühe 
und  nicht  mehr  ganz  vollzählig  gestellt  werden  konnte. 

Die  politische  Organisation  des  habsburgischen  Hausbesitzes  in 
Ländergruppen  und  der  ihr  angepasste  Verwaltungs-Apparat  waren 
zudem  nicht  darnach,  die  immerhin  noch  vorhandenen  Hülfsquellen 
des  Staates  für  dessen  äussere  Action  zu  erschliessen  und  nuizl^ar  zu 
machen.  Die  Verhältnisse  hatten  bisher  nicht  erlaubt,  das  von  Joseph  I. 


8 

angestrebte  Reformwerk  in  «i^rüssem  Style  zu  verwirkliclieu.  Ein  Fort- 
schritt war  nur  in!>ot"ern  wahrnehmbar,  als  das  ciue  und  das  andere 
Rad  der  Staaismasehine  durch  ein  zweckmässigcres  neues  ersetzt 
worden  war,  und  als  zur  »Staatsleitung  an  Stelle  ignoranter,  dünkel- 
hafter und  selbstsüchtiger  Figuranten,  Miinnor  von  Geschäftskeuntniss, 
Umsicht  und  Selbstlosigkeit  berufen  worden  Avaren.  Freilich  erschöpften 
diese  ihre  beste  Kraft  im  Kampfe  gegen  die  ererbten  Uebelstände. 
Auch  persönliches  Eingreifen  des  Kaisers  vermochte  den  schAverfälligen 
Gang  der  Staatsmaschine  nur  w^enig  zu  beschleunigen.  Statt  sofort 
au  die  Berathung  und  Beschliessung  der  kaiserlichen  Postulate  zu 
schreiten,  ergingen  sich  die  Stände  in  langathmigen  „Repliken,  Depre- 
cationen  und  Beschwerden''.  Als  eine  Conferenz  unter  Salm's  Vorsitz 
jMitte  August  1708  an  die  Berathung  des  Kriegs-Erfordernisses  für 
das  nächste  Jahr  ging,  waren  mehrere  Landtage  von  1707  noch  nicht 
geschlossen.  Die  zum  Kriege  unerlässlichen  Mittel  wurden  nicht  nach 
dem  Erfordernisse  des  Staates,  sondern  nach  dem  Belieben  der  Stände 
beschaft't.  Der  Mangel  genügender  und  rechtzeitig  bewilligter  und  be- 
schaffter Geldmittel  verzögerte  und  schwächte  die  Staatsaction  derart, 
dass,  was  in  Einem  Feldzuge  hätte  gerichtet  werden  können,  auf 
mehrere  vertheilt  werden  musste  '). 

Neben  den  schweren  Sorgen  um  die  Aufbringung  der  Mittel  für 
die  kräftige  Fortsetzung  des  Krieges,  beschäftigte  eine  Reihe  wich- 
tigster inneren  und  äusseren  Fragen  die  kaiserliche  Regierung. 

Noch  immer  schlugen  die  Flammen  der  ungarischen  Empörung 
über  die  östlichen  Grenzen  von  Mähren,  Nieder-Oesterreich  und  Steyer- 
mark.  Sengen  und  Brennen,  Rauben  und  Morden  überall,  wo  Streif- 
parteien der  Rebellen  auftauchten!  Gräulich  hausten  diese  namentlich 
in  dem  unglücklichen  Stammlaude  der  Monarchie,  in  Nieder-Oester- 
reich und,  ärger  denn  je,  am  19.  März,  am  Namenstage  des  Kaisers 
Wenig  fehlte  und  sie  drangen  über  die  Liuienwälle  in  die  Vorstädte 
der  kaiserlichen  Residenz. 

Aber  als  ob  in  dem  Vierteljahrhundert  unaufhörlichen  Kriegens 
der  Krieg  seine  Schrecken  verloren  hätte,  fertigte  man  in  der  Wiener 
Hofburg,  deren  Räume  buchstäblich  im  Feuerscheine  der  ungarischen 
Rebellion  erglühten.  Befehle  aus  zur  Verstärkung  der  in  Neapel,  in 
Catalonien  und  am  Rhein  stehenden  Truppen.  Man  betrachtete  eben 
die  ungarisciie  Empörung  nicht  mehr  Avie  eine  gefährliche  acute 
Ki-ankheit,    die    rasches    Eingreifen    erheischt,    sondern    wie    ein  unbe- 


')  liogistr.'itiir    (k's  Hcichs-Krie},'.sniiiii.stcriiuii.s   1708;  ATiorust,  Nr.  208,  Octol)er, 
Nr.    ll).  Aicliiv   ilus   Miiiistf'iiiiiiis   dos   Iniicni.    Xiidci-Ocstfinicli   1707,   IV.    11.  3. 


quemes  chronisches  Leiden,  dem  mau  stille  Resignation  entgegenbringt. 
Man  hatte  sich  daran  gewöhnt,  zwei  Fünftel  der  gesammten  kaiser- 
lichen Streitmacht  in  Ungarn  und  Siebenhürgen  gebunden  zu  sehen 
und  erwartete  nicht  weniger  von  dem  Wirken  der  Zeit,  als  von  dem 
Gebrauche  der  Waffen.  Die  Truppen-Anerbietungen  des  Zaren-Reiches, 
wie  Chur  -  Sachsens,  welche  die  Aussicht  eröffneten,  die  Rebellion 
vielleicht  in  Einem  Feldzuge  niederzuwerfen,  schlug  man  aus,  Aveil 
man  fremde  Hülfe  in  dieser  inneren  Frage  grundsätzlich  perhorrescirte 
und  überzeugt  war,  des  Aufatandes  mit  der  Zeit  allein  Herr  zu 
werden. 

Es  fehlte  nicht  an  Anzeichen,  welche  für  einen  nicht  zu  fernen 
Erfolg  solcher  Politik  sprachen.  Das  Jahr  1707  hatte  den  Aufstän- 
dischen nur  Misserfolge  und  Enttäuschungen  gebracht.  Zeichen  begin- 
nender Zersetzung  der  Conföderation  waren  nicht  mehr  zu  verkennen. 
Mit  allen  Mitteln  des  Terrorismus  nur  hatte  R  ä  k  6  c  z  i  auf  dem 
<  )noder  Landtage  die  Absetzung  des  Hauses  Habsburg  erzwungen. 
Der  Erfolg  entsprach  nicht  seinen  Erwartungen.  Statt  den  Zaghaften 
und  Unentschiedenen  den  Rückzug  abzuschneiden,  die  Friedens- 
Partei  unmöglich  zu  machen,  hatte  er  viele  der  gemässigten  Theil- 
nehmer  an  den  Onoder  Beschlüssen  viehnehr  erschreckt  und  ver- 
bittert, als  zu  fernerem  Widerstände  ermuthigt  und  begeistert.  Die 
kriegerischen  Misserfolge,  das  Schwinden  der  Hoffnung  auf  werkthätige 
Unterstützung  von  Seite  SchAvedens  und  der  Türkei,  das  Erbleichen 
des  Sternes  Ludwig  XIV.  und  das  Gefühl,  von  ihm  getäuscht  und 
missbraucht  zu  werden,  thaten  das  Uebrige.  Solcher  Stimmung  glaubte 
man  in  Wien  entgegenkommen  zu  sollen.  Ein  Reichstag  zu  Pressburg, 
auf  welchem  der  Kaiser  persönlich  zu  erscheinen  versprach,  und  an 
welchem  Theil  zu  nehmen  auch  Rtikoczi  aufgefordert  ward,  sollte 
den  Frieden  herbeiführen  helfen  *).  Aber  an  demselben  Tage,  an  welchem 
der  ungarische  Hof-Stallmeister  Graf  Johann  Kery  nach  Pressburg 
abging,  um  dort  Anstalten  für  den  Hofstaat  zu  treffen,  berichtete 
der  kaiserliche  Gesandte  im  Haag  nach  Wien :  die  Generalstaaten 
erwarteten  von  diesem  Reichstage  nicht  viel,  da  sie  aus  Frankreich 
Nachrichten  hätten,  dass  dieses  entschlossen  sei,  durch  seine  Creaturen 
und  Adhaerenten  das  Aeusserste  zu  thun,  diesen  Frieden  zu  hinter- 
treiben-). Das  Ergebniss  entsprach  solcher  Erwartung.  Von  den  acht 
Deputirten,  welche  die  Häupter  der  Rebellen  nach  Pressburg  zu  senden 


*)  Protocoll  der  Registr.  des  R.  Iv.  M.  Horvätli,  Geschichte  der  Uugani.  II.  — 
F.  Kroues,  Die  Gescliichte  Ungams  im  Zeitalter  Franz  II.  Räbuzi.  Archiv  für  ö.ster- 
rcichische  Geschichte.  42.  Baud. 

■^)   Heems  au   K.   Joseph  I.   Haag-,    17.   Jänner   1708.    H.   H.   u.   St.   A. 


10 

versprochen,  um  dort  vom  Primas  Regui,  dem  Cardinal  von  Sachsen- 
Zeitz,  Propositionen  für  ihre  Gesinnungsgenossen  entgegenzunehmen, 
erschien  nicht  Einer.  Hatte  man  sich  doch  auf  Seite  Rc'iköczi's 
nicht  gescheut,  die  Berufung  nach  Pressburg  als  tückische  Falle  zu 
charakterisiren ! 

Die  zu  Pressburg  versammelten  Stände,  die  kleinere  Hälfte  der 
ungarischen  Gesammtheit,  baten  selbst  den  K  a  i  s  e  r,  seine  Reise  nach 
Pressburg  aufzuschieben  und  zu  gestatten,  dass  einige  Deputirte  sich 
zu  den  Abtrünnigen  begäben,  sie  zum  Erscheinen  auf  dem  Landtage 
zu  vermögen. 

Die  Propositionen,  welche  die  kaiserlichen  Commissäre  Fürst 
Liechtenstein  und  Graf  Traun  Anfangs  April  nach  Pressburg 
brachten,  sicherten  dem  Königreiche  Ungarn  den  Fortbestand  der 
überkommenen  Verfassung,  den  Protestanten  freie  Religions  -  Uebung 
auf  Basis  des  Oedenburger  Recesses  vom  Jahre  1681,  den  getreuen 
Magnaten  die  höchsten  Reichs-Aemter.  Die  Gravamina  der  Stände 
sollten  wohlwollend  untersucht,  Missbräuche  nach  Thunlichkeit  behoben 
werden  *).  Gleichwohl  antworteten  auf  die  Aufforderung  der  kaiser- 
lichen Commissäre :  man  möge  endlich  wirksame  Mittel  ergreifen,  in  den 
treugrebliebenen  Comitaten  alle  Mannschaften  vom  18.  bis  zum  40.  Jahre 
aufbieten,  die  Malcontenten  mit  Feuer  und  Schwert  zu  Paaren  treiben, 
den  Besitz  der  hingerichteten  Rebellen  aber  unter  die  Treugebliebenen 
vertheilen  —  beide  Parteien  des  Reichstages,  die  protestantische,  wie 
die  katholische,  nur  zögernd  und  ausweichend.  Die  Protestanten,  als 
j\Iinorität,  Hessen  sich  über  eindringliche  Erinnerung  des  Primas  Regni 
cndHch  vernehmen:  Sie  hofften  von  Sr.  Majestät  Gerechtigkeit  liebendem, 
billigen  Gemüthe,  dass  ohne  Absehen  auf  das  Verschulden  ihrer 
Landsleute,  die  Ursachen  alles  Missvergnügens  aus  dem  Wege  geräumt, 
d.  h.  dass  die  ihnen  entzogenen  Kirchen,  Kirchengüter  und  Rechte 
restituirt  würden.  Was  die,  beiden  Religionen  gemeinsamen,  politischen 
Gravamina  anlange,  würden  die  Protestanten  von  den  Katholiken  sich 
nicht  trennen,  wenn  diese  zur  Herstellung  des  Friedens  dienliche  Mittel 
vorschlügen.  —  Die  katholische  Majorität  erklärte,  den  Forderungen  der 
Protestanten,  sofern  sie  weder  den  Gesetzen,  noch  der  katholischen 
Religion  zuwider,  nicht  entgegen  sein  zu  wollen.  Im  Uebrigen  sei 
sie  nur  instruirt,  den  Frieden  herstellen  zu  helfen.  Wegen  des  von 
den  kaiserlichen  Commissären  vorgeschlagenen  Ernstes  der  Waffen 
müssten  sie    von    ihren    Committenten    erst    weitere  Instructionen    ein- 


')  BartlioMi  .'ins  Wien,  3.  Krlnuar  1708-  I'reu.ssistlies  .Staats-Aicliiv.  Uei  Xourdcn 
III.  422. 


11 

holen.  —  Diese  Erklärungen  einer  durchaus  königstreuen  Versammlung 
manifestirten  vor  Allem  den  in  ihr  herrschenden  religiösen  Gegensatz. 
Was  die  Protestanten  verlangten,  war  paritätische  Ordnung  der  Keli- 
gionsverhältnisse  im  Königreiche  auf  Basis  des  Pressburger  Abschieds 
vom  Jahre  1647,  ein  Verlangen,  dem  weder  die  katholische  Majorität, 
noch  der  Kaiser  zu  gewähren  Willens  waren  *).  —  Ueber  die  Natur 
der  politischen  Gravamina  aber  gab  des  Reichstags  Verfassungs-Ent- 
wurf, welcher  Anfangs  Mai  zu  Wien  einlief,  sattsam  Aufschluss.  Wahl- 
freiheit nach  dem  Aussterben  des  habsburgischen  Mannesstarames, 
periodische  Wiederkehr  der  Reichstage,  Vorbehalt  aller  geistlichen 
Pfründen,  militärischen  Würden  und  bürgerlichen  Aemter  für  eingeborene 
Ungarn,  Wegfall  deutscher  Zwangseinquartierung  und  unbewilligter 
Contributionen,  waren  die  wichtigsten  Forderungen.  Ueberschritten 
schon  sie  das  Maass  dessen,  was  der  Kaiser  zu  concediren  gewillt  war, 
so  forderte  das  Verlangen,  das  gleichfalls  zu  Pressburg  laut  wurde, 
das  Verlangen  nach  ausländischer  Bürgschaft,  den  berechtigten  Un- 
willen Joseph  I,  heraus.  Eine  königliche  Botschaft  untersagte  Anfangs 
Juni  jede  Erörterung  über  habsburgisches  Erbrecht,  über  Abberufung 
der  deutschen  Truppen,  über  Einverleibung  Siebenbürgens. 

Die  Verhandlungen  des  Pressburger  Reichstages  hatten  klar  und 
deutlich  dargethau,  dass  die  Stunde  des  Friedens  noch  nicht  gekommen 
sei.  Zwischen  dieser  königstreuen  Versammlung  und  der  überwiegen- 
den Mehrheit  der  königsfeindlichen  Malcontenten  bestand  im  Grunde 
genommen  nur  verschiedene  Anschauung  über  die  Wahl  der  Mittel, 
die  zum  Ziele  führten.  Der  Pressburger  Reichstag  musste  in  der 
Kaiserburg,  wie  im  Lager  Räkoczi's,  zur  lebendigen  Ueberzeugung 
führen,  dass  nur  das  Schwert  die  Frage  der  Lcisung  näher  zu  bringen 
vermöge.  Insofern  kam  sein  negatives  Ergebniss  zunächst  der  Sache 
Kaköczi's  zu  Gute.  Die  Stellung,  welche  Kaiser  J  o  s  e  p  h  I.Ungarn 
gegenüber  eingenommen,  hatte  engeres  Zusammenschliessen  der  Mal- 
contenten nothwendig  zur  Folge  gehabt,  dem  Kampfe  der  Unabhängig- 
keits-Partei neuen  Inhalt  und  neues  Leben  gegeben. 


Im  heiligen  Römischen  Reiche  deutscher  Nation 
der  alte  Jammer!  Das  Sonder-Interesse  im  siegreichen  Kampfe  gegen 
das  der  Allgemeinheit!  Nach  wie  vor  stehen  sich  nicht  nur  einzelne 
Häuser,  sondern  ganze  politische  Körper  rivalisirend  gegenüber.  Der 
alte    Gegensatz    zwischen    Katholiken    und    Protestanten,    der    niemals 


1)  Bartlioldi  aus  WIoii,   U.  April  und  23.  Mai  1708-  Bei  Noorcleu  III.  422. 


12 

«^^esc'hwuiuloii.  trat  m'Uor(linj;ü  immer  scliäri'er  zu  Tji<i;o  ').  JSo  hoch 
,i,'in,L!:ou  die  Woij^cu  roliii^iöser  Krri'ü^iiiii:;,  dass  nicht  ühcvaiigstHclio 
Ik'ohachtur  einen  neuen  Kelii^ionskrii««;-  im  Anzui^e  wähnten.  Aber 
nicht  hh»s  zwischen  KathoHken  und  Protestanten,  unter  den  Aufi^s- 
hurji^or  Confessions -Verwandten  selbst  herrsehte  eine  Eitersucht,  die 
häutic;  offen  ziun  Ausdrucke  kam.  Älit  den  s^eistlichen  Zwistiti^kcitcn 
i^leichen  Schrittes  j;ini::cn  die  welthchen ;  beide,  wie  unbedeutend  die 
einzelnen  FäMc  auch  scheinen  mochten,  zehrten  an  dem  Älark  der 
Nation,  halten  mit  das  ailjjemeine  ]\Iissbeha,ü:en  zu  nähren,  den  natio- 
nalen (uMst  zu  schwächen,  die  nach  Aussen  zu  richtende  Kraft  zu  brechen. 

Pie  Stellunff  des  deutsehen  Keiehes  zum  Auslande  war  durch 
die  Kreignisse  des  Jahres  1707  i'ine  noch  klä.ü:lichere  geworden. 
Abermals  hatte  sich  gezeigt,  dass  es  nicht  einmal  fähig  sei,  seine 
Grenzen  zu  schützen;  freilich  hatten  die  besten  Contingente  deutscher 
Fürsten  auf  fremdem  Boden  und  in  fremdem  Solde  gefochten.  Statt 
die  Keiehsglieder  fester  zusammenzuschliessen,  hatte  das  nationale  Un- 
glück Grossen  wie  Kleinen  nur  die  erwünschte  Gelegenheit  gegeben, 
den  reichsstaatlichcn  Zusammenhang  noch  mehr  zu  lockern. 

Allen  voran  ging  in  diesem  Streben  wie  bisher  der  preussisehe 
Hof.  Der  zerstückte  und  im  ganzen  Reiche  zerstreute  Länderbesitz 
gab  ihm  überall  Puncto,  seine  politischen  Hebel  anzusetzen.  Seine  reichs- 
ständischen Verprtichtungeu  völlig  ignorireud  —  stellte  Preussen  weder 
sein  Contingout  zur  Keiehs-Armee,  noch  zahlte  es  seine  Quote  zur 
Keichs-(^perations  Cassa  —  bethätigte  es  ostentativ  und  ganz  nach  dem 
Vorbilde  Schwedens,  in  allen  Keichssachen  eine  möglichst  selbstherr- 
liche Politik.  Gegen  Gewährung  des  Wappens  und  Titels  von  Mecklen- 
burg, als  Bekräftigung  preussiseher  Anwartschaft ,  stellte  es  dem 
gleichfalls  in  Opposition  gegen  das  Reichsoberhaupt  stehenden  Herzog 
von  ^[ecklenburg  im  Streite  mit  seiner  Ritterschaft  militärische  Hülfe. 
In  einem  geheimen  Tractat  mit  Schweden  verpflichtete  sich  der  König 
von  Preussen,  im  Falle  das  Pfalz-Neuburg"sehe  Churhaus  ohne  Succes- 
siou  abgehen  sollte,  Schweden  zur  Chur  und  den  zugehörigen  Landen 
zu  verhelfen,  wogegen  der  König  von  Schweden  dem  Kihiigc  in 
Preussen  zu  der  mecklenburgischen  Suceession  behültlich  sein  wollte, 
wenn  dieser  seinen  Ansprüchen  auf  Wismar  und  die  zugehörigen 
Lande    entsagte*).   Auch  den  Titel   „Herzog    in  Schlesien"   legte  sich 

')  Nitlit  nur  in  deu  sihlisisilu'U  Keli<;i«>usliiinJehi,  welche  mit  dt'in  Altran- 
stiidtur  Vi-rtrago  kciueswi'p.s  ihr  Ende  defiiudeii  ;  im  Salzlnirgischcn,  in  Sehw.nben, 
zu  Worms,  im  Sii'jren'srhon,  k.im  es  im  Jahre  170S  zu  Keil)uiip:en  /wischen  ivatho- 
likou  und   l'rotestnnten. 

•)   Seliünl...rn   au    K     .l..s,|.li    I     llaml.inu'.   1><    Aj.ril    ITDS.    II.  U.   u     St     A. 


13 

Preussons  Köni;j;  Itci.    All<;   Ivclif^ionHliiindcl    im    IJc.irlic   Im. Ich    ilmi,   wie, 
öclion   erwähnt,    crwiiiiöclile  Gclc^goiilioil,  /iii'   intürvciiilinii. 

(jänzlicli  vorlorcii  für  die  Sache  den  Iieiehes  war  die,  KuiCi,  (\t>n 
AVcttiners  Friedrich  Auj^ust.  Trotz  der  l'inchthareii  IOrKchö|)runj( 
Cluir-tSachsens,  dum  Hchwederi  iui;^H;uil)lirIic  SuirniMsn  ali^eprcjHHt  hatt»; 
und  dem  Friedrich  Aii^UHt  de.sH(;iiiiii^ea(;ht(;t  für  (hiH  .I;ihr  17«)H 
1,200. DUO  Thaler  vorschriel),  bcHcliäftigte  den  Cliiii'fürHten,  unter  ahen 
teuerlichcn  Entwürfen  verschiedener  Art,  weHcntHcdi  nur  Ein  0«;(hitdt(;: 
Wiedergewinnung  den  polniHclieri  Thrones. 

Zeigte  der  ganze  Nordosten  DeutschlandH  keinen  Sinn  und 
kein  Gefühl  für  die  Ehi'c  und  Macht  «les  ileiehcH,  ho  ntand  ch  nicht 
viel  Ijcsser  iiri  ganzen  Nordwesten.  Die  mächtigsten  T(5nitoriaIfUrHt«;ri, 
wie  jene  von  Dänemark  ffür  Oldcinliurg  und  Holstein),  Ifannov(5r,  (Jhur 
pfalz,  Hessen-Cassel,  fuhren  fort,  ihre  Contingente  ganz  od(;r  grössten 
theils  in  den  Dienst  der  Seemächte  zu  stellen.  Von  schwedisdier 
Keichspflicht  war  natürlich   keine   llede, 

]3ayern,  imter  kaisei-licher  ^Militär-  und  Civil-Vei  waltiuig  Htehend, 
war  durch  die  Verwüstungen  des  Jahres  1704  und  die  bisherigen 
Landes) eistungen  so  erschöpft,  dass  die  „Imare  Landes- Prästation ", 
obwohl  für  1708  Ijcdeutend  niedrigei*  als  für  das  Vorjahr  bemessen,  der 
drückenden  Geldnoth  wegen,  mittelst  ^Militär-Execution  eingetrieben 
werden  musste  *).  Von  gänzlicher  P^ntlastung  konnte  bei  der  Lage 
des  Kaisers  und  seiner  Erbländer  natürlich  keine  liede  rcin.  Zwölf 
Werbe])lätze  und  die  dänische  l^inquartierung  hatte  das  Land  nebenb(;i 
zu  tragen.  Wiewohl  die  kaiserliche  Administration  seit  rlem  Aufstande 
des  bayerischen  Landvolkes  im  Winter  170o  — 1706  gelindere  Saiten 
aufgezogen,  musste  sie  doch  immerfort  auf  der  Ifuth  bleiben:  in  d<;r 
ersten  Hälfte  des  Jahres  1708  umsomehr,  als  der  kaiserlicli«;  Admini- 
strator Graf  Löwen  st  ein  Kunde  erhielt,  der  Ex-Cliurfürst  JSJax 
Emanuel  sammle  alle  bayerischen  Truppen  am  Ober-Jlhein  in  der 
Absicht,  eine  „Reprise-^  Bayerns  zu  unternehmen  und  er  erwarte,  <iass 
das  Landvolk  ihm  zufallen  werde "). 

So  ruhte  die  Last  der  Keichsvertheidigung  beinahe  ganz  allein 
auf   den    vier    associirten    Kreisen.    Die  ihnen  auferlegten  ungelieuren 


'J  Memoire  der  Landschaft  in  Bayern,  Müijchen,  12.  Oct<jbcr  17<)H.  Uni^inir.  iIhh 
li.  K.  M,,  November  1708,  212.  —  BericLte  der  Adraiuixtration  au  deji  Kaiser  vom 
10.  Jänner  1708,  IL  H.  u.  St.  A,;  vom  aO.  Jänner,  Hofkammer-A. ;  vo;ri  17.  Mai  ]7(fH, 
Krieg«-A.,  Bömisclieis  Reich  17^>8;  Fa»c,   VIL  ti'j. 

*>  Graf  Löwenstein  an  K.  Joseph  I.  Bchwalbach,  2f}.  Mai  1708,  11.  li.  u.  Ht,  A. 
Dass  franjsösiiicherÄeitis  an  einen  Einfall  ir,  huvirj,  wirklich  g<;dac-ht  wurde,  Wutütiven 
auch  Berwick'ß  Memoiren  von  1708 


14 

Brandschatziiugen,  im  Vereine  mit  den  Lasten  der  eij^-enen  Kriegs- 
rüstung, hatten  Frankreich  hoffen  maclieii,  die  ohnedies  schon  einmal 
in  Anregung  gebrachte  Neutralitäts-Erklürung  des  fränkischen  und 
schwäbischen  Kreises  •)  werde   1708  zur   \Virklichkeit  werden. 

Die  Aufgabe ,  wehdie  sich  Joseph  I.  als  lleichsoberhaupt 
gestellt:  Sammlung  und  Führung  der  deutschen  Nation,  schien  nach  den 
Schädigungen,  welche  das  kaiserliche  Ansehen  im  Jahre  1707  erlitten, 
eine  unhisbare.  Gleichwohl  behielt  der  Kaiser  sein  Ziel  unver- 
rückt im  Auge.  Sich  als  Reichsstand  wirksam  geltend  machen  zu 
können,  betrieb  er  die  „Readmission"  Böhmens  in  das  churfürstliche 
Collegium  ^).  Vor  Allem  aber  galt  es  ihm,  durch  militärischen  Erfolg 
das  kaiserliche  Ansehen  wieder  zu  heben.  Welchen  Preis  er  für  dessen 
Sicherung  bezahlte,  wo  er  denselben  erzielte,  war  augenblicks  eine 
secundäre  Frage.  So  wünschenswerth  es  gewesen  wäre,  dass  die  Reichs- 
Armee  als  solche  entscheidende  Schläge  führte,  —  der  Hoffnung,  des 
Reiches  Kraft  in  ihr  zu  vereinigen,  konnte  sich  Niemand  hingeben, 
der  die  Verhältnisse  kannte;  man  musste  sich  glücklich  schätzen, 
letztere  überhaupt  zur  Wirkung  zu  bringen,  wenn  auch  vertheilt  auf 
den  einzelnen  Operations-Schauplätzen.  Ohne  Preis  Hess  sich  aber 
auch  dieses  Resultat  nicht  erzielen  und  Joseph  I.  war  bereit,  ihn 
zu  zahlen. 

Gleich  zu  Beginn  des  Jahres  1708  ergab  sich  Gelegenheit,  eine 
theilweise  Besserung  des  Verhältnisses  anzubahnen,  das  in  den  letzten 
Jahren  zwischen  dem  österreichischen  und  dem  preussischen  Hofe 
platzgegriffen.  Die  französische  Diplomatie  Avar  bemüht  gewesen,  glauben 
zu  machen,  der  Kaiser  liabe  nur  ungern  gesehen,  wie  Preussen  Herr 
von  Neufchätel  geworden.  Alle  Zweifel  zu  beheben,  musste  der 
kaiserliche  Gesandte  in  der  Schweiz,  Graf  Traut tm ans dor ff,  am 
25.  Jänner  1708  in  einem  Manifeste  die  Preussen  entschieden  freund- 
liche Stellung  des  Kaisers  documentiren.  Auch  in  der  Frage  der 
Abtissen  -  Walil  von  Quedlinburg  entschied  Joseph  I.  im  Sinne 
Preussens. 

Wärmeres  AVohlwollen  braclite  der  Kaiserhof  dem  Churfürsteu 
Georg  von  Hannover,  dem  muthmasslichon  Erben  des  britischen 
Thrones,  entgegen.  Die  Introduction  Hannovers  mit  Sitz  und  Stimme 
im  churfürstlichen  Collegiuni  sollte  das  durch  die  hannoverische 
Gemalin  Joseph  I,  nahestehendi!  AVelfeidiaus  noch  mehr  ver- 
pflichten •*).  B  r  a  u  n  s  c  li  w  e  i  g-W  o  1  i'i'a  n  b  ü  1 1  e  1  ward  durch  die    bovor- 

*)  Ziuzoinlorrt's  Boricbt  au  K.  Joseph  I.   vom  20.  JHunor   17U8.  II.  II.  u.   St.  A. 
*)  Die  formelle  Iteadmissioii  erfolgte  am  7.   September  1708. 
^j  Die  formelle  Introductiou  erfolgte  am  7.   September  170S. 


15 

stehende  Verniäluug  Karl  ITI.  mit  der  Prinzessin  Elisabcitli 
Christine  von  Wol  ff  e  n  h  ütt  e  1  -  B  hin  kenb  u  r  g  für  das  Kaiser- 
haus gewonnen. 

Der  Mitwirkung  von  Cluir-Pfalz  sich  zu  versichern,  niusstc  die 
Verstimmung  behoben  werden,  welche  Churfürst  Johann  Wilhelm 
gegen  die  Vormächte  des  „Grossen  Bundes"  und  namentlich  gegen  den 
Kaiser  —  des  Vorenthaltes  der  Ober-Pfalz  und  des  ehemaligen  Ranges 
im  churfürstlichen  CoUegium  wegen  —  im  Herzen  trug.  Gerechtfertigte 
Bedenken  hatte  der  Kaiserhof  gegen  die  Loslösung  der  Ober-Pfalz 
von  Bayern.  Die  rechtskräftige  Abtrennung  einer  ganzen  Provinz  vtm 
dessen  Territorium  mochte  das  Friedensgeschäft  dereinst  ganz  wesentlich 
erschweren.  Zudem  hatte  Karl  XII.  sich  für  die  Erhaltung  der  Intregrität 
Bayerns  angelegentlich  verwendet*),  widerstrebten  Brandenburg  und 
Hannover  der  Bereicherung  des  katholisirenden  Pfälzers,  heischte  die 
►Stimmung  des  bayerischen  Volkes  Berücksichtigung.  Die  Erfüllung 
seiner  Wünsche  zu  erzwingen,  verbot  Johann  Wilhelm  im  Früh- 
jahre 1708  seinen  Generalen  die  Vereinigung  mit  den  seemächtlichen 
Truppen.  Dass  mit  Rücksicht  auf  das  Ganze  nichts  erübrigen  werde, 
als  diesem  Drucke  nachzugeben,  war  jetzt  schon  vorauszusehen. 

Die  Verstimmung  des  Landgrafen  Karl  von  Hessen-Kassel 
zu  beheben,  musste  der  Wiener  Hof  wesentlich  den  Seemächten 
überlassen. 

W^ie  frech  der  Bischof  von  Münster  zu  Anfang  des  Jahres  1708 
gegen  den  kaiserlichen  Gesandten  sich  auch  geberdete  -),  er  empfing 
nach  formeller  Aussöhnung   mit  dem  Kaiser  sein  Lehen  wieder. 

Indem  Joseph  I.  sich  durch  Zugeständnisse  der  kriegerischen 
Mitwirkung  der  mächtigeren  Reichsstäude  versicherte,  versäumte  er 
nicht,  jene  zu  stützen,  welche  von  jeher  treu  und  fest  zum  Kaiser- 
throne   gehalten:  die  kleineren  und  kleinsten  Reichsglieder. 

Glücklicher  als  in  dem  Streite  zwischen  dem  Herzoge  von 
Mecklenburg  und  seiner  Ritterschaft,  welch'  letztere  sich  nach 
Wien  gewandt,  war  des  Kaisers  Intervention  in  den  H  a  m  b  u  r  g  e  r 
Wirren. 


Das  ordnungsmässige  Verhältniss  der  Bürgerschaft  zum  Rathe,  schon 
längst  untergraben,  war  seit  Neujahr  in  förmliche  Pöbelherrschaft 
ausgeartet.    Die    rasche    Herstellung    der    guten    Ordnung    war    von 


*)  Pastor  (franz.  Agent)  aus  Wicu.  Jäuiier  1708.  Äff.  etraiig.  liei  Noordeu  III.  408. 
*)  Barou  Tassinigen   an  den  Keichs-Vicekanzler  14.  Jänner   1708.  H.  H.  u.  St,  A, 


1<> 

Wichtigkeit  wegen  der  vielfachen,  verscliiedenartigen  und  schwer 
wiegenden  Interessen,  welche  an  der  ^lündung  der  Elbe  ihren  Con- 
vergcnzpunct  hatten.  Der  Kaiser  wollte  seine  Autorität  sichtbar  zur 
Geltung  bringen  und,  wie  England  und  Holland,  verhindern,  dass  irgend 
eine  Macht  in  Ilanibui-g  sieh  testsetze.  Während  aber  der  zum 
kaiserlichen  Gesandten  bei  dem  niedersächsischen  Kreise  ernannte 
Grat'  Damian  Hugo  Schön  l)orn  angewiesen  Avard,  die  Hamburger 
Wirren  Avomöglich  ohne  Zuziehung  des  Kreis-Directoriums  beizulegen, 
war  das  letztere  (Hannover,  Wolflfenbüttel,  Schweden  und  Preussen) 
bereits  einig  geworden,  denselben  aus  eigener  Machtvollkommenheit 
durch  Militär-Execution  zu  steuern.  Ernstere  Verlegenheiten  als  das 
Kreis-Directorium,  das  sich  zu  einer  gemeinsamen  Behandlung  der 
Sache  schliesslich  doch  bequemen  musste,  bereitete  der  König  von 
Dänemark.  Sich  als  Hamburgs  legitimer  Oberherr  gerirend,  protestirte 
er  gegen  die  Aufnahme  fremden  Kriegsvolkes  in  diese  Stadt,  traf 
Anstalten  zur  Sicherung  seiner  angeblich  bedrohten  Lande  und  gab 
seinen  im  Solde  des  Kaisers  und  der  Seemächte  stehenden  Truppen 
Haltbefehl.  Eheste  Austragung  dieser  Frage  heischten  daher  die 
Weisungen  des  Kaisers  an  S  c  h  ö  n  b  o  r  n.  Nachdem  die  Stadt  sich 
Ende  l^Iai  zur  Aufnahme  von  2500  Mann  Executions-Truppen  bequemt, 
einigte  man  sich,  wiewohl  das  eigentliche  Pacifications-Geschäft  kaum 
von  der  Stelle  rückte,  im  Juni  dahin,  die  ausserhalb  der  Stadt  liegen- 
den Executions-Truppen  heimzusenden.  Erst  als  dies  geschehen,  Ende 
Juni ,  liess  der  König  von  Dänemark  seine  im  Holsteinischen 
versammelten  Truppen  auseinandergehen  und  seinem  in  Bayern 
liegenden  Corps  Befehl  zukommen,  den  Marsch  nach  Ungarn  anzu- 
treten '). 

Neben  unmittelbarem  Einwirken  auf  die  einzelnen  Stände  und 
die  inneren  Angelegenheiten  des  Reiches  durfte  der  Kaiser  den  grossen 
liath  der  Nation,  den  Kegensburgcr  Reichstag  nicht  vernach- 
lässigen. So  wenig  Fruchtbares  sich  von  dessen  Verhandlungen  auch 
erwarten  liess,  wenn  irgendwo,  so  musste  das  Reichsoberhaupt  seine 
Stimme    hier  kräftig  ertönen  lassen. 

Also  trat  der  kaiserliche  Gesandte,  von  den  Vertretern  der  See- 
mächte nachdrücklichst  unterstützt,  schon  am  23.  Jänner  mit  bestimmten 
Vorschlägen  hervor  und  versicherte,  „der  Kaiser  AVoUe  mit  Hintan- 
setzung der  ihm  zustehenden  Befreiung  nicht  nur  das  Seine  pro  rata 
beitragen,    sondern  aueh   dafür  sorgen,    dass  Jjayern    für    seine  Quote 


•)    Weisungen  K.  Jortcpli  I.   an  Srliöiilfnni,   «los  Letzteren   Diarium    und  Berielite, 
endlich  die  Relationen  Kurtzrock"«,  »iimnitlieh  im  II.    II.  u.    .St.  A.   170(S. 


17 

{lufkomnie,  Avenu  nur  (lurcliaus  das  Gleiche  geschehe,"  Dank  der 
patriotischen  Unterstützung  durch  Chur-Mainz  einigten  sich  zwar  die 
meisten  Stiiumen  im  churfürstlicheu  Collegium  über  die  Stellung  der 
Contingente,  Eintreibung  der  Rückstände,  Erlag  einer  Million  Thaler 
für  die  Reichs-Operations-Casse,  Uebernahme  von  3000  chursächsischen 
Reitern,  Herstellung  der  ober-  und  niedersächsischen  Kreistage  '); 
auch  Avurde  aus  den  Schlüssen  der  drei  Reichs-Collegien  Ein  Reichs- 
gutachten, das  mit  dem  churfürstlichen  Conclusum  im  Wesentlichen 
übereinstimmte  und  vom  Kaiser  am  9.  März  ratilicirt  wurde ;  aber 
die  Reichsschlüsse  gelangten  auch  diesmal  nicht  zur  Ausführung.  Die 
Contingente  wurden  nicht  vollzählig  gestellt,  die  Reichs-Operations- 
Casse  blieb  nahezu  leer,  die  sächsischen  Reiter  wurden  nicht  erhandelt, 
die  Kreistage  nicht  hergestellt.  Erneutes  Betreiben  des  holländischen 
Gesandten  und  Georg  Ludwig's  von  Hannover  führte  nur  zu 
neuem  fruchtlosen  Berathen. 


Seit  dem  Beginne  des  spanischen  Erbfolgekrieges  war  das 
strategisch  hochwichtige  Zwischenland  der  Schweizer  Eidgenossen- 
schaft neutral  geblieben.  Wäre  es  Ludwig  XIV.  Staatskunst 
gelungen,  bei  Ausbruch  des  Kampfes  auf  Grund  eines  Allianz-Vertrages 
das  Gebiet  der  Schweiz  miHtärisch  nützen  zu  können,  die  imposante 
Offensiv-Stellung  Frankreichs  hätte  damit  die  bedeutungsvollste  Er- 
weiterung erfahren.  Anders  lagen  die  strategischen  Verhältnisse  nach 
den  Siegen  der  Alliirten  von  1706.  Aus  dem  Augriffe  in  die  Verthei- 
digung  zurückgeworfen,  hatte  Frankreich  das  höchste  Interesse,  dass 
der  Schweizer  Neutralitäts-Vertrag,  welcher  im  Jahre  1702  mühsam  zu 
Stande  gekommen,  von  Seite  des  „Grossen  Bundes''  in  allen  Stücken 
respectirt  wurde. 

Von  diesem  Gesichtspuncte  konnte  es  Ludwig  XIV.  nicht 
gleichgültig  sein,  dass  das  allezeit  als  souverain  und  unabhängig 
anerkannte  oberste  Tribunal  von  Neufchatel  in  der  Streitfrage  um 
diese  Grafschaft  und  Valengin,  unter  Verwerfung  der  französischen 
Ansprüche  am  3.  November  1707  zu  Gunsten  des  Königs  von  P  r  e  u  s  s  e  n 
entschied,  beide  Grafschaften  sonach  in  die  Hände  eines  selbstständigcn 
Theilnehmers  an  der  „Grossen  Allianz"'  gelangten.  Er  drohte  daher  nicht 
nur  mit    der    Occupation    dieser    Gebiete,    sondern    setzte    zu    Beginn 


*)  Die  Herstellung    der    sächsischen  Kreistage    war    darum    von  Belang,    weil 
ilmen  die  Sub-Repartition  der  Kriegssteuern  zukam.  Dass  sie  nicht  bestanden,  diente 
als  Vorwand,  sich  jenen  Vorschreibungen  ganz  oder   theilweise  zu  entziehen. 
Feklziigc  Ues  Prinzen  Eugen  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.  IJaud.  '^ 


18 

des  Jiihrcä  1708  selbst  Truppen  gegen  deren  Grenze  in  Bewegung. 
Die  angetragene  Neutralität  von  Neufchatel  und  Valengin  verwerfend, 
verlangte  Ludwig  XIV.,  dass  die  Schweiz  bis  zum  allgemeinen 
Friedensschlüsse  beide  Oratschafteu  sequcstrire,  die  preussischeu  Otticiere 
und  Beamten  aber  aus  dem  Lande  weise.  Gegen  diesen  Vorschlag,  als 
eine  Verletzung  der  Rechte  Preussens,  erhob  der  Vertreter  Englands, 
Stanian,  Einsprache.  Fürchtend,  Preussen  könnte  zu  einem  geheimen 
Vertrage  mit  Frankreich  gedrängt  und  veranlasst  werden,  seine  Truppen 
ganz  zurückzuziehen,  forderte  Stanian  den  kaiserlichen  Gesandten 
Grafen  Trau  ttman  sdorff  auf,  mit  ihm  in  gleichem  Sinne  vorzu- 
gehen'). Als  überdies  der  Vertreter  Preussens,  Metternich,  erwies, 
dass  die  preussischen  Truppen  nicht  nur  in  Italien  verblieben,  sondern 
noch  um  4000  Mann  verstärkt  würden  '^),  erliess,  wie  oben  erAvähnt, 
Trauttmans  dorff  am  25.  Jänner  ein  Manifest,  welches  erklärte, 
der  Kaiser  werde  den  König  von  Preussen  im  Besitze  des  Neuf- 
chatel und  Valengin  mit  allen  Mitteln  unterstützen  und  der  von 
Frankreich  vorgeschlagenen  Sequestration  wirksamst  entgegentreten''). 

Inzwischen  hatten  über  Metternich's  Intervention  Bern  und 
die  zu  Chur  versammelten  Häupter  der  drei  Bünde  beschlossen,  Neuf- 
chatel durch  bundesmässigen  Succurs  gegen  eine  Invasion  zu  schützen  *). 
Bern  Hess  in  der  That  4000  ]\Iann  ausrücken,  und  Stanian  eröffnete 
diesem  Canton  am  S.Februar,  Königin  Anna  wolle  durch  Subsidien 
beitragen,  Gewalt  mit  Gewalt  zu  begegnen,  wenn  Frankreich  Neufchatel 
angreife  *).  Sofort  verlangten  die  Neuenbui'g'schen  Abgeordneten  von 
dem  zu  Aarau  versammelten  protestantischen  Congresse  eine  feierliche 
lind  öffentliche  Erklärung,  dass  Neufchatel  ein  integrirender  Theil  der 
Schweiz   sei  ®). 

Unter  diesen  Umständen  kam  Ende  April  zwischen  Frankreich 
und  der  Schweiz  ein  Neutralitäts  -  Vertrag  zu  Stande ,  in  welchem 
letzterer  unter  ungestörter  Kühe  der  freie  Handel  mit  Neufchatel, 
Valengin  und  Annexen  garantirt  wurde,  die  Eidgenossenschaft  aber 
versprach,  nicht  zu  dulden,  dass  Frankreich  von  den  beiden  Gebieten 
aus  angegriffen  werde. 

Ungleich  bedenklicher  als  die  Neuenburger  Frage  waren  für 
die  Schweiz    und  alle  an  der  Aufrechthaltuncr  der  Ruhe  in  derselben 


')  Tranttmansflorff  an  K.  .losepli  I.    ISandcn,  K!.  Jänner  1708.  II.  H.  u.  St.  A. 

'')  Metteruicli    an  Trauttmansdorrt',    24.  .Jännir   1708.   H.  1{.  u.  St.  Ä. 

•\)  IL  H.  u.  St.  A.   170S.  Iklvctif.i. 

■')  Mütterukira  Nute  vom  31.  Jännor  1708.  II.   II.  und  8t.  A.    1708.   Holvutica. 

'j  Memoire  Stanian's.  II.   H.  u.  St.  A.    1708.   Helvetica. 

'•)  n    U.  u.  St.  A.    1708.   Helvetica. 


19 

iiitcrcsäirten  Staaten  die  T  oggeiib  urger  Rol  i  giou  tiliii  iide  1.  lu's 
achte  Jahr  schon  zogen  sich  dieselben,  die  religiöse  Spaltung  im 
Schoosse  der  Eidgenossenschaft  immer  mehr  erweiternd.  Wie  in  der 
Neufchateler  Frage  gegen  Preiissen,  hatte  der  päpstliche  Nuntius 
in  der  vorliegenden  das  arme  Volk  durch  Vorspiegelung  grosser 
Religionsgefahr  wider  die  Toggenburger  und  ihre  Gönner  verhetzt, 
indess  die  Vertreter  der  Seemächte  zu  Gunsten  der  Protestanten 
wirkten  und  die  katholische  Religion  herabsetzten.  Besonders  schAvierig 
war  die  Lage  des  Kaisers.  Als  Reichsoberhaupt  in  der  Sache  Toggen- 
burgs,  das  Reichslehen  war,  direct  betheiligt,  konnte  er  den  gut 
kaiserlich  und  österreichisch  gesinnten  Bischof  von  St.  Gallen  ange- 
sichts der  ihm  drohenden  Gefahr  nicht  trost-  und  hiilflos  lassen. 
Kam  es  zwischen  Katholiken  und  Protestanten  zu  oflfenem  Kampfe, 
zu  Avelchem  beide  Theile  rüsteten,  ja  sogar  die  Aufgebote  erliessen, 
dann  stand  man  vor  Unabsehbarem.  Auf  Erhaltung  des  Gleich- 
gewichtes zwischen  beiden  Confessionen  war  daher  die  kaiserliche 
Politik  gerichtet.  Die  Differenzen  zwischen  beiden  auf  gütlichem 
AVcge    austragen  zu  helfen,  ward  Trauttmansdorff   angewiesen*). 


Freier  als  in  Deutschland  bewegte  sich  Joseph  I.  auf  dem 
Buden  Italiens.  Eugen's  glorreicher  Sieg  unter  den  Mauern 
Turins  hatte  ihm  eine  Macht  überantwortet,  die  sich  weder  durch 
den  Einspruch  der  Seemächte,  noch  durch  die  Eifersucht  der  italischen 
Fürsten  und  Staaten  beirren  Hess,  Seit  jenem  Tage  lag  der  Garten 
Europa's  in  Wahrheit  zu  den  Füssen  des  Kaisers  und  dieser  hatte 
nicht  gesäumt,  die  Gunst  des  Augenblickes  zu  nützen. 

Dem  Abzüge  der  Franzosen  aus  Italien,  bedingt  durch  den 
Vertrag  vom  13.  März  1707,  war  nicht  blos  die  Ausbreitung  der 
Kaiserlichen  im  Po-Thale,  nicht  blos  eine  formelle  Wiederbelebung 
der  historischen  Lehensherrlichkeit  gefolgt.  Die  Erschöpfung  der  Erb- 
lande, die  sich  im  Kampfe  gegen  die  Macht  des  Sultans  und  des 
allerchristlichsten  Königs  verblutet ,  hatte  es  Joseph  I.  zur  Pflicht 
gemacht,  einen  Theil  der  erdrückenden  Kriegslast  auf  die  Schultern 
seiner  italischen  Lehensleute  zu  übertragen,  Avelche  bisher  offen  oder 
verdeckt  zum  Hause  B  o  u  r  b  o  n  gestanden  hatten.  Was  sie  früher 
seinen  Feinden  freiwillig  gewährt,  Quartiere  und  Contributionen,  heischte 
jetzt  der  Kaiser  von    ihnen.   Die  Republik  Genua,  die  Herzogthümer 


*)    Kaiserlicbu    lustructiou     für   Tniuttmausdoiff.    Wieu,    10.    ^lai    1708.    H.   H. 
St.   A. 


20 

Parma  und  Piacenza,  Modcua  und  Guastalla,  die  Legationeu  Ferrara 
und  Bologna,  das  Grossherzogtlium  Florenz  und  die  kleineren  Lehens- 
träger  alle  wurden  zu  Kriegssteuorleistungen  verhalten.  So  massig 
waren  aber  die  Forderungen,  dass  alle  diese  kSummen,  vereint  mit 
den  Erträgnissen  des  reichen  JMailand  und  des  Ilerzogthums  Mantua, 
nicht  genügten,  die  in  Ober-Italien  stehenden  kaiserlichen  Truppen 
regel-  und  ordnungsmässig  zu  verpflegen. 

Des  Kaisers  Machtgebiet  war  auf  Nord-Italien  nicht  beschränkt 
geblieben.  Feldmarschall  Daun  war  im  Jahre  1707  nach  dem  Süden 
gezogen.  Sein  Weg  hatte  über  den  Kirchenstaat  geführt,  der  Papst 
nicht  gewagt,  den  erbetenen  Durchzug  zu  verweigern.  Hasch  war  das 
Königreich  Neapel  erobert  worden  und  auch  das  spanische  Toscana 
bis  auf  wenige  feste  Puncto.  Von  den  eisstarrenden  Firnen  der 
savoyischen  Alpen  bis  hinab  zu  den  lachenden  Gestaden  der  Scylla 
und  Charybdis  waren  Oesterreichs  Fahnen  geflogen,  in  allen  Theilen 
Italiens    eine  neue  (Jrdnung  der  Dinge  verkündend. 

Das  bisher  auf  italischem  Boden  Gewonnene  zu  sichern,  was 
zum  Vollbesitze  des  Anthciles  der  spanischen  Krone  noch  fehlte,  in 
die  Gewalt  der  habsburgischen  Waffen  zu  überführen,  war  die  Aufgabe, 
welche  das  Jahr  1708  in  Italien  der  kaiserlichen  Staats-  und  Kriegs- 
kunst stellte. 

Dass  Joseph  I.  vor  Allem  bemüht  war,  seine  eigene  Haus- 
macht zu  vergrössern,  war  vom  österreichischen  Standpuncte  voll- 
berechtigt. Dem  vertragsmäsöig  zugesicherten,  wenngleich  nominell 
noch  immer  König  Karl  III.  gehorchenden  Mailand  das  Reichslehen 
Mantua  anzugliedern,  war  ein  nächstes  Ziel  des  Wiener  Hofes. 
Trotz  seemächtlicher  und  piemontesischer  Unterstützung,  verzögerte 
sich  die  Aechtung  des  franzosenfreundlichen  Herzogs  Karl  IV.  von 
Gonzaga-Nevers  in  Folge  Widerstandes  deutscher  Reichsfürsten  bis 
30.  Juni  1708.  Der  mantuanische  Antheil  von  Montferrat  fiel  nunmehr, 
lothringischer  Erbansprüche  ungeachtet,  vertragsmässig  dem  Herzoge 
Victor  Amadeus  zu,  dem  auch  die  mailändischon  Gebietsthcile 
Alessandria,  Valenza  und  die  Lomellina  nicht  vorenthalten  werden 
konnten.  Des  Herzogs  von  Guastalla  Ansprüche  auf  das  erledigte 
Mantua  Avurden  mit  Bozzolo  und  Sabionetta  abgefertigt.  Der  Rest 
ward  dem  Grafen  Castelbarco  als  Verweser  anvertraut. 

Gelang  es  dem  Wiener  Hofe,  wenn  auch  nicht  ohne  empfind- 
liche Opfer,  in  Ober-Italien  allmälig  tiefer  Wurzel  zu  fassen,  so  schei- 
terte der  Versuch,  kaiserliches  Regiment  in  Unter-Italien  einzubürgern, 
an  dem  entschiedenen  Widerstände  Karl  III.  Je  drückender  das 
Abhängigkeits- Verhältniss  zu  den   Vormächten  des    „Grossen  Bundes" 


n 

in  Barcelona  g-ef'iililt  wurde,  je  düsterer  die  Aussiclit  auf  den  einstig-en 
Besitz  des  spanischen  Thrones  sich  gestaltete,  desto  lebhafter  ward  natur- 
gemäss  das  Bestreben  nach  Sicherung  einer  letzten  Zuflucht,  wenn 
der  „Grosse  Bund''   das  Hauptziel  jahrelangen  Ringens   nicht  erreichte. 

Die  ganze  italische  Politik  seines  kaiserlichen  Bruders  erregte 
Karl  III.  lebendigstes  Misstrauen.  Sich  als  Herr  und  König  zu  be- 
thätigen,  war  nicht  blos  sein  menschliches,  sondern  auch  politisch 
berechtigtes  Verlangen.  Nominell  Herr  der  wichtigsten  spanisch-euro- 
päischen Aussenlande,  aber  in  den  Niederlanden  durch  die  Rücksicht 
auf  die  Seemächte,  in  Mailand  durch  den  Familienpact  lahmgelegt, 
wollte  Karl  IH.  seine  königlichen  Rechte,  in  Neapel  wenigstens, 
nicht  verkümmern  lassen. 

Seit  Eroberung  dieses  Königreiches  durch  Feldmarschall 
Daun  war  das  Bestreben  des  Hofes  von  Barcelona  auf  die  Ein- 
setzung einer  königlich  spanischen  Verwaltung  in  Neapel  gerichtet 
gewesen.  Zunächst  vergebens.  Joseph  I.  hatte  vorerst  den  Grafen 
Martinitz  mit  dem  Civil-  und  Militär -Gouvernement  in  Neapel 
ad  interim  bestallt,  später  als  dieser  sich  als  unhaltbar  erwiesen, 
im  Einvernehmen  mit  seinem  Bruder  Karl  HL,  Feldmarschall  Daun 
mit  dem  schwierigen  Posten  betraut.  Dass  das  Decret,  welches  Daun 
zum  „Maestro  del  Campo"  ernannte,  von  Karl  HI.  selbstherrlich  aus- 
gestellt ward,  beleuchtete  unzweideutig  die  Strebungen  des  Hofes  zu 
Barcelona.  Einen  entschiedenen  Schritt  that  der  König,  als  zu  seiner 
Kenntniss  kam,  Feldmarschall  Daun  sei  bestimmt,  im  Feldzuge  als 
Befehlshaber  der  Kaiserlichen  an  die  Seite  des  Herzogs  Victor 
Amadeus  zu  treten.  Im  Februar  1708  ernannte  er  den  um  die 
politische  Vorbereitung  der  Eroberung  Neapels  hochverdienten,  seiner 
Sache  unbedingt  ergebenen  Cardinal  Grimani,  einen  geborenen 
Venetiauer,  zum  Statthalter  ad  interim  in  Neapel,  ein  Act  der  Sou- 
veraiuität,  den  der  Wiener  Hof,  innersten  Widerstrebens  ungeachtet, 
nicht  gut  für  ungültig  erklären  konnte. 

Die  Ernennung  G  r  i  m  a  n  i's  änderte  vorläufig  freilich  nichts  an 
der  schwerwiegenden  Thatsache,  dass  10.000  Mann  Kerntruppen  unter 
kriegserprobten  Führern  das  kaiserliche  Banner  in  Unter-Italien  hoch- 
hielten. Dass  aber  der  Gegensatz  jener  dynastischen  Interessen  den 
auf  italienischem  Boden  noch  zu  lösenden  militärischen  Aufgaben, 
der  vollständigen  Bezwingung  des  spanischen  Toscana  und  der 
Eroberung  von  Sicillen,  nicht  zu  Gute  kommen  könne,  war  voraus- 
zusehen. 

Die  Sicherung  der  jungen  Machtstellung  des  K  a  i  s  e  r  s  in  Italien 
n()thigte    dazu,    alle  Ansätze    zu    offener  Feindschaft    scharf   zu    über- 


22 

wachen  und  wo  möglich  im  Keime  zu  ersticken.  Keiner  der  italischen 
Staaten,  Modena  ausü'enommen,  war  der  neuen  Ordnung  der  Dinge  hold. 
Frankreichs  allmäliger  Niedergang  steigerte  naturgemäss  ihre  Besorgniss 
vor  des  Kaisers  wachsender  Macht,  Sie  erkannten  aber  auch  die  Un- 
möglichkeit, im  Augenblicke  gegen  letztere  anzukämpfen  und  verstanden 
es,  sich  in  die  Lage  zu  schicken. 

Die  Republik  Genua,  von  den  Waffen  des  „Grossen  Bundes"  zu 
Land  wie  zur  See  umgeben,  durfte  es  nicht  Avagen,  gegen  dieselben 
sich  aufzulehnen,  wollte  sie  nicht  die  Beute  ihres  ländergierigen  Nach- 
bars Victor  Amadeus  werden.  Das  Herzogthum  Parma  lag  ganz  im 
Schatten  kaiserlicher  Bajonnete.  Der  altersschwachen  Republik  Venedig 
bangte  trotz  einer  Landmacht  von  20000  Mann  gewaltig  vor  den 
kaiserlichen  "Waffen.  Zudem  war  sie  bei  stets  drohender  Türkengefahr 
auf  das  Wohlwollen  des  Kaisers  angewiesen.  Der  Grossherzog  von 
Floren  z,  welcher  noch  im  Jänner  einen  Plan  gemeinsamen  Wider- 
standes angeregt  hatte,  hoffte  bei  kaiserlicher  Nachsicht  am  besten 
zu  fahren. 

Nicht  so  Rom.  Auf  Frankreichs  Hülfe  zählend,  überzeugt,  dass 
die  gemeinsame  Gefahr  die  Staaten  Italiens,  wie  schon  oft,  zu  einer 
widerstandsfähigen  Liga  verbinden  müsse,  vertrauend  auf  des  Hauses 
Uabsburg  historische  Frömmigkeit,  welche  es  vor  dem  Aeussersten 
werde  zurückschrecken  lassen,  und  voll  des  Glaubens  an  die  Allgewalt 
seiner  geistlichen  Mittel,  hatte  der  Papst  gewähnt,  dem  Hause  0  e  s  t  e  r- 
reich  offen  entgegentreten  zu  können. 

An  äusseren  Anlässen  war  kein  Mangel.  Der  Herzog  von  Parma 
und  Piacenza  hatte,  um  die  ihm  vorgeschriebene  Kriegssteuer  von 
90.000  Doppien  zu  beschaffen,  die  todte  Hand  besteuert,  welche  den 
dritten  Theil  des  Gesammt-Areals  seiner  Lande  ihr  Eigen  nannte. 
Der  Papst,  welcher  an  der  Besteuerung  des  Clcrus  im  Gebiete  des 
Hauses  Anjou  keinen  Anstoss  genommen,  protestirte  gegen  die 
Belastung  der  Geistlichkeit  in  den  HerzogthUmern  Parma  und  Piacenza, 
angeblicli  weil  sie  päpstliche  Lehen  wären.  Da  dieser  Protest  frucht- 
los verhallte,  liatte  der  Papst  am  27.  JuU  1707  eine  Bulle  erlassen,  eine 
Nichtigkeitserklärung  der  zwischen  dem  Kaiser  und  dem  Herzoge 
von  Parma  geschlossenen  Verträge,  durch  welche  er  alle  Jene  mit 
dem  Banne  belegte,  welche  in  jenen  Herzogthümern  eingerückt  waren 
und  von  der  Geistlichkeit  Contributionen  eingetrieben  hatten.  Die 
päpstlielu!  „Declaratio  nullitatis  ejusdem  conoordia"  etc.  prätcndirte  für 
den  Kirchenstaat  nicht  allein  die  „Jura  temporalia"  und  das  „directum 
et  supremum  dominium"  bezüglich  der  beiden  Herzogthümer,  sondern 
auch    anderer    im    Kii-ciicnstaate    gelegenen    Keichslehen,    z.  B.  Com- 


23 

nicaccliio's,  womit  dvv  Kaiser  jüii<i;.st  das  Haus  Este  l)cl(jlint  liatte. 
Noch  mein-  als  die  Brandscliat/ung-  Parma's  und  Piaecnza's  erbitterte 
den  Papst  die  Belastung  der  Legatiouen  Ferrara  und  Bologna. 

Zu  hoch  dachte  Joseph  I.  von  seiner  kaiserlichen  Würde,  um 
sich  als  Gebieter  Italiens  den  Prätensionen  Roms  zu  beugen.  Dazu 
gesellte  sich  persönlicher  Groll.  Von  An])eginn  des  spanischen  Successions- 
Krieges  hatte  das  Papstthum  sich  den  Feinden  des  Hauses  Habsburg 
nicht  nur  wohlgeneigt  erwiesen,  es  hatte  dieselben  unter  dem  Deck- 
mantel der  Neutralität  allezeit  wirksam  unterstützt.  Das  sollte,  das 
musste  anders  werden.  Was  Rom  der  kaiserlichen  Diplomatie  versagte, 
gewährte  es  vielleicht  der  Drohung  mit  kaiserlichen  Waffen.  Erst  mit 
der  Beugung    des  Pa])stes  war  Joseph  I.   völlig  Herr  Italiens. 

Schwere  Bedenken  mochten  aufsteigen  gegen  solch'  kühne  Politik. 
Offener  Bruch  mit  dem  Papstthum  mochte  nicht  ohne  gefährliche  Rück- 
wirkung sein  auf  die  katholischen  Erblande  und  das  katholische  Süd- 
Deutschland,  auf  die  Volksstimmuug  in  Italien,  vor  Allem  aber  in 
Spanien,  wo  die  ketzerischen  Bundesgenossenschaften  Karl  III.  dem 
Hause  Bourbon  willkommenen  Anlass  gegeben  hatten,  die  religiösen 
Vorurtheile  der  Nation  wider  den  habsburgischen  Prätendenten  auszu- 
spielen, —  Wie  altersschwach,  morsch  und  hinfällig  die  italischen 
Staaten  auch  waren,  immerhin  mochte  es  römisch-französischer  Politik 
gelingen,  einen  Bund  zu  Stande  zu  bringen,  dem  Schweizer  und 
Franzosen-Söldlinge  kriegerische  Widerstandsfähigkeit  gaben.  Zu  ernsten 
Misshelligkeiten  mit  den  Vormächten  des  ,, Grossen  Bundes"  gab  ein  vom 
Kaiser  heraufbeschworener  Zusammenstoss  mit  Rom  voraussichtlich 
Anlass.  War  es  doch  ein  Cardinalpunct  seemächtlicher  Politik,  ängstlich 
zu  wachen,  dass  keine  neue  Verwicklung  die  Wucht  des  Schwertes 
mindere,  das  Joseph  I.  in  die  Wagschale  des  spanischen  Erbfolge- 
Krieges  geworfen.  Die  gewichtigste  Stimme  im  Rathe  des  Kaisers, 
Prinz  Eugen,  sprach  gegen  den  Bruch  mit  Rom.  Aber  Joseph  I. 
blieb  fest.  Vom  Herzoge  von  Modena  um  lehensherrlichen  Schutz 
angerufen,  verfügte  er  im  Frühjahre   1708  die  Besetzung  Commacchio's. 


Mit  der  Anerkennung  des  Königs  Stanislaus  und  dem  for- 
mellen Abschlüsse  der  Altranstädter  Convention  im  Herbste  1707  war 
die  Gefahr  eines  Zusammenstosses  zwischen  Oesterreich  und  Schweden 
zwar  für  den  Augenblick  beseitigt,  die  schlesischc  Religionsfrage  aber 
damit  noch  nicht  von  der  Tagesordnung  abgesetzt  worden.  Die  Aus- 
führung des  Vertrages  hatte  neue  Weiterungen  zur  Folge.  Die  „Refor- 
rairten"   behaupteten,    dass  die  Altranstädtcr   Convention,   als    auf  dem 


westpluilischen  Frietlen  berubeucl,  nicht  blos  den  „Lutheranern'',  sondern 
auch  ihnen  zu  Gute  komme.  Diese  Forderung  fand  bei  den  prote- 
stantiifchen  Staaten  die  bereitwilUgste  Unterstützung  '). 

Ihre  Fürbitten  hatten  nicht  den  gewünschten  Erfolg.  Nicht  vom 
kirchlichen  Standpunete  aus,  sondern  vom  vollberechtigten  seiner  staat- 
lichen Souverainität,  in  Avelehe  jene  Convention  bedenklich  eingegriffen, 
war  Joseph  I.  dagegen,  jenem  Vertrage  eine  weitere  Auslegung 
zu  geben,  als  der  Wortlaut  verlangte.  Indess  die  kaiserlichen  Com- 
missäre  erklärten,  was  in  Liegnitz,  Brieg,  Wohlau  und  anderen  Orten 
geschehen,  involvire  eine  vollständige  Erfüllung  der  Convention^),  gab 
sich  der  schwedische  Plenipotentiär  damit  keineswegs  zufrieden ;  er 
formulirte  eine  Reihe  von  Forderungen  zur  gänzlichen  Erfüllung  des 
Vertrages.  Unwillig  und  drohenden  Tones  behauptete  er,  weder  die 
Convention  sei  bisher  erfüllt,  noch  das  lutercessionsrecht  seines  Königs 
beachtet  worden. 

Die  Verschleppung  der  schlesischen  Religionsfrage  und  die  tiefe 
Verstimmung  des  Wiener  Hofes  gegen  Schweden  ermunterte  Peter  I. 
und  August  II.  zu  erneuten  Versuchen,  den  Kaiser  in  den  nordischen 
Krieg  zu  verwickeln.  Eine  Tripel- Allianz  zwischen  dem  Kaiser,  dem 
Zar  und  dem  Könige  von  Polen,  welcher  eventuell  auch  Dänemark 
beizuziehen  wäre,  wurde  als  das  geeignetste  Mittel  gepriesen,  den 
Gefahren  vorzubeugen,  welche  aus  Schwedens  steigender  Macht 
erwüchsen.  Joseph  I.  für  dassell^e  Zugewinnen,  wollten  P  e  t  e  r  I.  und 
August  IL  behülflich  sein,  zunächst  die  ungarische  Rebellion  endgültig 
niederzuwerfen.  Zwölftausend  Mann  und  eine  Million  Thaler,  letztere 
freilich  gegen  gute  Hypotheken  in  Schlesien  oder  Böhmen,  bot  der 
Z  a  r,  zwölf  Reiter-Regimenter  der  W  e  1 1  i  n  e  r  an.  Dagegen  sollte  der 
Kaiser  sich  in  aller  Form  verbindlich  machen,  dem  Letzteren  seinerzeit 
bei  Wiedergewinnung  des  polnischen  Thrones  behülflich  zu  sein, 
dem  Ersteren  aber  verbürgen,  dass  er  in  den  allgemeinen  Friedens- 
schluss  direct  aufgenommen  werde,  dass  er  aus  diesem  Kriege  mit 
Vortheil  hervorgehe,  d.  h.,  dass  ihm  mindestens  ein  Fuss  am 
Baltischen  Meere  gewahrt  bleibe.  Der  Kaiser  sollte  sich  im  Besonderen 
verpflichten,  nach  Beendigung  des  Krieges  in  Ungarn  oder  Spanien 
eine  „wirksame"  Vermittlung  anzubieten  und  im  Falle  der  Ablehnung 
Schwedens  gegen  dieses  mit  allen  Kräften  einzuspringen. 

Am  AViener  Hofe  trug  man    nichts    weniger    als    das  Verlangen, 
die  Zahl  der  Schwierigkeiten,    mit  denen  mau  zu  kämpfen  hatte,    um 


'j  Du  Hamel  IJrnyiiiiix  uii   K.  .Jusüjili  1.   ."U.  •läiiin  r  1708.    —  H.nrtlioldi  aii  den- 
sellK-u  20,  Februar  1708.  I5ei<lu   II.   H.  u.  St.   A. 

•)  Zinzendorff'.s  Boricht  an  K.  Jost-pli  I.   vom  20.  Jänner  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 


25 

eine  der  bedenklichsten  Art  zu  vermehren.  Das  Schwedt-'nlieer  hig 
um  die  Jahreswende  noch  in  Quartieren  an  der  Weichsel;  Grund 
genug-,  sorgfältigst  Alles  zu  vermeiden,  was  zu  Verwicklungen 
führen  konnte.  —  Der  Vorschlag  wäre  zu  beachten,  erklärte  Prinz 
Eugen  dem  sächsischen  Unterhändler  Grafen  Wackerbarth, 
wenn  man  jemand  Anderen,  als  Karl  XII.  vor  sich  hätte;  von  ihm 
müsste  man  aber  gewärtigen,  dass  er,  den  geringsten  Verdacht 
schöpfend,  vom  Zaren  sich  abwende,  in  Polen  Alles  liegen  und  stehen 
lasse  und  den  Kaiser  in  seinen  theils  von  inneren  Kriegen  beunruhig- 
ten, theils  von  Truppen  entblössten  Landen  überfalle ;  seine  Meinung 
gehe  dahin,  mit  den  Unterhandlungen  zu  warten,  bis  man  im  Stande 
sei,  Schweden  thatsächlich  anzugreifen,  oder  bis  man  es  wirklich 
schon  angegriffen.  Mit  Moskau  sich  früher  zu  engagiren,  sei  gefährlich. 
Vor  gänzlicher  Pacificirung  Ungarns  könne  der  Kaiser  sich  in  die 
schwedischen  Händel  unmöglich  einmischen  •). 

Weder  die  eindringlichsten  Vorstellungen  P  e  t  e  r  I.  und  August  IL 
noch  das  Versprechen  ausgiebigerer  Hülfe  zur  Besiegung  der  ungarischen 
Kebellen,  endlich  kräftigster  Unterstützung  gegen  einen  eventuellen 
Angriff  Karl  XIL,  vermochten  diesen  Standpunct  des  Wiener  Hofes 
zu  verrücken. 

Das  Temporisiren  In  der  grossen  Frage  des  europäischen  Nor- 
dens war  kaiserlicherseits  durchaus  gerechtfertigt.  Zu  Anfang  1708 
durfte  sich  noch  Niemand  vermessen,  die  Lösung  dieses  grossen 
Räthsels  zu  schauen.  Ausserordentliches  hatte  Karl  XII.  an  der 
Spitze  seines  Heeres  vollbracht.  Ausserordentliches  war  noch  zu 
erwarten.  Der  ganze  Tenor  der  russisch  -  sächsischen  Allianz-Aner- 
bietungen zeugte  von  nichts  weniger  als  von  absoluter  Siegeszuversicht. 
Gleich  unberechenbar  waren  die  Verhältnisse  in  Polen,  wo  Frank- 
reichs Botschafter  B  o  n  a  c  eifrigst  bemüht  war,  die  auf  der  Sandomir'- 
schen  Conföderation  beharrenden  Senatoren  und  Magnaten  und  damit 
die  conföderirte  Armee*)  auf  die  Seite  Karl  XII.  und  St  anislaus' 
zu  ziehen.    Die    Rücksicht    auf   den  Krieg  des   „Grossen  Bundes"   und 


')  lieber  das  Verhältniss  des  Kaisers  zum  nordischeu  Kriege,  speciell  zum 
Zar  und  August  II.:  die  Acten  des  H.  H.  u.  St.  A.  Für  obige  Darstellung  mass- 
gebend das  Protofüll  vom  1.  März  1708,  Conferenz  Eugens  und  Wratislaw's  mit 
dem  Grafen  AVackerbartli.  Des  Letzteren  „Informations-Puncte"  vom  22.  März  und 
Wratislaw's  Antwort  vom  31.  d.  M.  (Saxonia,  Fase.  14).  Für  die  Verhandlungen 
mit  dem  Zar  ein  französisch  ausgefertigtes  Memoire  ohne  Datum  und  Unterschrift. 
Ebendort:   „Reflexiones",  gleichfalls  ohne  Datum  und  Unterschrift. 

-j  Die  sogenannte  „Kron-Armee"  wurde  nur  durch  die  moskowitischen  Sub- 
sidien  und  die  von  dort  erwartete  Hülfe  bei  der  Conföderation  erhalten.  Zinzendorff 
an  K.   Joseph  I.   Breshiu,   17.  September  1708. 


26 

auf  die  Rebellion  in  Ungarn  erlieisclite  gebieterisch  Vermeidung  neuer 
Verwicklungen  mit  Sclnvedcn.  Andererseits  repräsentirte  der  Zar  ein 
Gegengewicht  zu  Schweden,  eine  Hülfe  im  Kriegsfälle  mit  der  Türkei 
und,  brüskirt,  vielleicht  sogar  einen  Feind,  der  die  ungarischen  Rebellen 
moi'alisch  und  materiell  unterstützen  mochte.  Sich  mit  dem  Zar  zu  über- 
werfen, war  also  gleichfalls  nicht  rathsam.  Durch  geschicktes  Temporisiren 
allein  mochte  es  gelingen,  die  beiden  Kriegs-Actionen  des  europäischen 
Westens  und  Ostens  auseinander  zu  halten.  Von  diesem  Gesichtspuncte 
musste  das  erneuerte  Verlangen  des  Zars  um  Zulassung  zur  ,. Grossen 
Allianz"  beurtheilt  werden.  Daher  wies  auch  Kaiser  J  o  s  e  p  h  I.  seine 
Vertreter  bei  den  Seemächten,  Gallas  \ind  Heems,  an,  „dieses  Werk 
so  zu  tractiren,  damit,  es  komme  selbes  zu  Stande  oder  nicht,  Uns  so 
wenig  die  Beförderung,  als  dessen  Unterlassung  beigemessen  werden 
könne"  '). 


Kaum  war  durch  die  Altranstädter  Convention  der  Sturm  be- 
schworen, welcher  vom  Norden  her  über  die  kaiserlichen  Erblande 
loszubrechen  gedroht  hatte,  als  neue  Gewitterwolken  über  dem 
südöstlichen  Horizont  aufstiegen.  „Friedliebend  und  von  Natur 
etwas  furchtsam"  schildert  der  kaiserliche  Resident  in  Constantinopel, 
Tal  man,  den  regierenden  Sultan;  um  so  kriegerischer  und  kühner 
war  sein  Grossvezier  Ali  Pascha.  Unablässig  rüstete  dieser  im 
Herbste  1707  zum  Kriege.  Wohin  dies  abzielte,  ob  auf  das  Zaren- 
reich, auf  Ungarn  oder  auf  Morea,  wussten  nur  Wenige.  Die  wahre 
Absicht  ging  dahin,  Peterwardein  wegzunehmen  und  vor  Ofen  zu 
rücken,  dessen  man  sich  bei  dem  schlechten  Stande  der  Befestigungen 
leicht  bemächtigen  zu  können  schmeichelte.  Die  türkische  und  tata- 
rische Reiterei  sollte  Steyermark,  Oesterreich  und  Mähren  durch- 
streifen und  die  Landesbewohner  wegschleppen.  Von  Ofen  aus  ge- 
dachte man  die  Verbindung  mit  Belgrad  und  Temesvar  zu  Wasser 
und  zu  Lande  herzustellen  und  Siebenbürgen,  Avie  den  an  der  Theiss 
und  Maros  gelegenen  Grenzplätzen,  allen  Succurs  abzuschneiden. 

Die  grossen  Vortheile  darlegend,  welche  dem  Grossherrn  die 
gegenwärtigen  (,'onjuncturen  gegen  den  Kaiser  böten,  drängte  Ali 
Pascha  zur  Entscheidung. 

Dem  scharfen  Auge  des  kaiserlichen  Residenten  Talman  waren 
weder  die  Vorbereitungen  zum  Kriege,  noch  dessen  Ziele  entgangen. 
Mit    der  Hand    im   Beutel   f^clang  es  ihm,   den   Z  a  gar  dschi  -  Ba  schi 


V    K.    .los.pli    1.  an    Gm11:is   (Heems).   Wim,    1.   F<1.ni;ir    170K.      II.   IT.   ii.   St.   A. 


27 

(OLerstjägermeistor) ,  und  durch  dessen  und  des  grosslierrlichen 
Leibarztes  Vermittlung;  den  Kislar  Agassi  (Oberaufselier  der 
Eunuchen),  der  bei  dem  Sultan  stündlich  Zutritt  hatte,  zu  gewinnen. 
Eine  Stelle  des  Koran,  den  Türken  prophezeiend,  ein  Selbstherrscher 
mit  blonden  Haaren  werde  ihnen  das  griechische  Reich  sammt  Con- 
stantinopel  wieder  abnehmen  -  -  mit  einem  Bilde  Joseph  I.  geschickt  in 
Verbindung  gebracht,  tliat  ein  Uebriges,  Die  hingeworfene  Bemerkung: 
wie  Kara  Mustapha's  Friedensbruch  der  Türkei  Ungarn,  Sieben- 
bürgen und  Morea  gekostet,  so  könne  der  jetzige  Grossvezier  leicht 
ganz  Rumehen  und  Constantinopel  in  Gefahr  bringen,  da  der  Kaiser 
mit  Frankreich,  wann  er  wolle,  Frieden  schliessen  und  mit  ganzer 
Macht  der  Türkei  auf  den  Hals  fallen  könne  —  die  Erinnerung  an 
Prinz  Eugen  und  den  Tag  von  Zenta  —  wirkten.  Auf  ähnliche 
Weise  gelanges  dem  kaiserlichen  Residenten,  sich  der  Hülfe  des  Kul- 
Kiajassi,  Commandanten  der  Janitscharen,  zu  versichern.  Talman 
hatte  sein  Spiel  gewonnen,  als  der  Grossherr  des  Kaisers  Bildniss 
zu  sehen  verlangte.  Vergebens  war  das  Schreiben  R  ä  k  6  c  z  i's,  das  am 
8.  Jänner  1708  zwei  von  ihm  Abgesandte  dem  Chihaia  des  Gross- 
veziers  überreichten,  des  Inhaltes:  „er  halte  nun  zum  letzten  Male 
bei  der  Pforte  um  Schutz  an ;  sollte  er,  wie  bisher,  verweigert  werden, 
dann  sei  zu  besorgen,  dass  seine  vornehmsten  Adhaerenten  die  vom 
Kaiser  angebotene  Gnade  und  Amnestie  annähmen  und  die  Pforte  die 
so  gewünschte  Conjunctur  auf  ewig  verliere".  —  Umsonst.  Der  Friede 
zwischen  dem  Kaiserhofe  und  der  Pforte,  ,, welcher  eine  Weile  nur 
an  einem  Haare  gehangen",  war  gerettet.  —  Alsbald  stellte  der  Gross- 
vezier die  Vorbereitungen  zum  Landkriege  ein,  und  völlig  beruhigt 
vermochte  Talman  am  19.  Jänner  1708  dem  Hofkriegsrathe  zu 
berichten:  des  Grossveziers  gefährlicher  Anschlag  gegen  den  Kaiser 
sei  hintertrieben  und  von  der  Türkei  für  die  Campagne  von  1708  nichts 
Feindliches  zu  besorgen  ').  Nur  die  Rüstungen  zur  See  wurden  fortgesetzt 
zur  nicht  geringen  Besorgniss  Venedigs;  aber  venetianisches  Gold,  vor- 
nehmlich zur  Bestechung  des  türkischen  Admirals  verwendet,  und  die 
beständigen  Versicherungen  des  venetianischen  Bailo,  der  Kaiser  würde 
sich  im  Falle  eines  Bruches  Venedigs  unzweifelhaft  annehmen,  brachten 
die  Pforte  auf  andere  Gedanken.  Kaum  zehn  Kriegsschiffe  wurden  aus- 
gerüstet; genug,  die  Küsten   Calabriens  und  Apuliens  zu  gefährden^). 


*)  Michael  Talman's  Bericht  an  den  Hofkriegsrath.  Constantinopel,  19.  Jänner 
1708.  11.  H.  n.  St.  A.  Dieses  wichtige  Schriftstück  ward  zu  Wien  am  12.  Fehruar 
präsentirt. 

^)  Tahiiau's  Bericiit  an  den  Hofkriegsrath.  Constantinopel,  4.  März  1708.  II.  H. 
u.   St.  A. 


28 

Hatte  die  Thätigkeit  und  Gewandtheit  Tahnau's,  begünstigt 
durch  einen  Aufstand  der  Krim-Tartaren  und  die  Empörung  eines 
oreorofi sehen  Fürsten,  die  Gefahr  eines  offenen  Bruches  in  weitere 
Feruen  gerückt,  so  fehlte  es  doch  nicht  an  ,, Fragen",  welche  die 
Keime  zu  weiteren  Zusammenstössen  bargen.  Die  Affaire  von  Durazzo, 
wo  die  sogenannte  Fiumaner  Galliota  vor  Jahren  ein  franzi'jsisches  Schiff 
entführt  hatte,  war  noch  nicht  ausgetragen.  Nicht  darum  handle  es 
sich,  die  Franzosen  in  Schutz  zu  nehmen,  sondern  für  die  Verletzung 
der  Würde  der  Pforte  Genugthuuug  zu  erhalten,  hatte  der  Gross- 
vezier  geäussert.  Ein  kaiserliches  Rescript  vom  21.  April  1708, 
ordnete  endlich  an,  jenes  nun  zu  Buccari  liegende  Schiff  zur  Abfuhr 
segelbereit  zu  machen.  —  Die  syrmische  Grenzfrage  —  es  handelte 
sich  um  die  Grenze  von  Szlankamen  bis  zum  Triplex  Confinium  — 
war  gleichfalls  nicht  geregelt.  —  Das  schlimmste  Ansehen  aber 
hatte  die  sogenannte  Kecskemeter  Affaire.  Türkische  Kaufleute,  welche 
zu  Szegedin  kaiserliche  Schutzbriefe  erkauft  hatten,  waren  zu  Kecske- 
met  von  raizischer  Grenzmiliz  überfallen,  geplündert  und  vierzig 
Türken  getödtet  worden  *j.  Wenn  in  dieser  Affaire  nicht  volle  Genug- 
thuung  gegeben  werde,  hatte  I  b  r  a  h  i  m  Pascha  von  Belgrad  sich 
geäussert,  werde  er  einen  Rachezug  nach  Slavonien  unternehmen. 
Die  gleiche  Drohung  Avard  zu  Belgrad  von  den  Türken  offen  aus- 
gesprochen. Die  genaue  Kenntniss  des  traurigen  Zustandes  unserer 
Grenze  mache  die  Türken  so  insolent,  bemerkte  K  e  h  e  m,  welcher  mit 
Ibrahim  Pascha  über  die  genannten  drei  Fragen  zu  verhandeln 
beauftragt  war  *). 


Die  Schlacht  von  Almansa  am  25.  April  1707  hatte  die  Sache 
Karl  III.  in  Spanien  zu  einer  fast  hoffnungslosen  gestaltet.  Die 
Königreiche  Murcia ,  Valencia  und  Aragon  waren  in  Folge  dieses 
einen  grossen  Schlages  den  siegreichen  Waffen  des  Hauses  B  o  u  r- 
b  o  n  anheimgefallen.  In  Estremadura  war  Ciudad  Rodrigo,  in  Cata- 
lonien  waren  Lerida,  Balagucr  und  Rosas  in  die  Gewalt  Philipp's 
von  Anjou  gekommen.  Karl  HI.  war  sonach  nur  der  grösste  Theil 
des  Fürstenthums  Catalonien  mit  den  festen  Plätzen  Gerona ,  Bar- 
celona, Tarragona  und  Tortosa,  weiters  vom  Valencianischen  nur 
Denia  und  Alicante,  endlich  von  den  Inseln    nur  Mallorca,    Iviza  und 


'j  Talman's  Roriclit.  vom   10.  .länncr   170S. 

*)  Ncliem's  Hericlit  .in  rieii  Hofkricpsr.itli.  Pctcrw.nrdein,  o.   uud  4.  .I.-iiiner  1708. 
II.    II.  u.   St.    A. 


29 

Formentera  verblieben,  d.  i.  von  dem  ausgedehnten  iberischen  Gebiete 
der  spanischen  Krone,  dem  Flächenraume  nach  etwa  der  fünfzehnte, 
der  Bevölkerung  nach  ungefähr  der  dreizehnte  Theil.  Dieses  Vcr- 
liältniss  der  Territorial-  und  Bevölkerungsbestände  entsprach  aber 
auch  —  nach  dem  grossen  Umschwünge,  der  im  Vorjahre  in  der 
politischen  Anschauung  der  Mehrheit  des  spanischen  Volkes  ein- 
getreten war  —  dem  moralischen  Machtgebicto  der  königlichen 
Rivalen.  So  schien  das  Haus  Bourbon  nur  noch  Eines  glückliclien 
Feldzuges  zu  bedürfen,  um  den  Krieg  auf  der  Iberischen  Halbinsel  zu 
beenden. 

Wiewohl  die  siegreichen  Waffen  der  Verbündeten  bereits  den 
grössten  Theil  der  spanischen  Niederlande,  Mailand  und  Neapel,  der 
l^Iacht  des  Hauses  Bourbon  entrissen  hatten,  war  Karl  IH.  in  Ver- 
fechtung seiner  Sache,  in  seiner-  selbstständigen  Kriegsfähigkeit,  doch 
wesentlich  auf  die  bescheidenen  Mittel  beschränkt,  welche  das  Fürsten- 
thum  Catalonien  für  den  Krieg  gewähren  konnte.  Die  spanischen 
Niederlande  seufzten  unter  der  drückenden  VerAvaltuug  Hollands  und 
trugen  zum  Ki'iege  in  Spanien  nicht  das  Geringste  bei.  Mailand,  nur 
nominell  und  tictiv  noch  ein  Theil  der  spanischen  Monarchie,  musste 
die  in  Italien  stehenden  Kaiserlichen  mit  unterhalten.  Das  von  der 
früheren  Regierung  völlig  erschöpfte  Neapel  endlich  beschränkte  sich, 
zunächst  wenigstens,  auf  die  freiwillige  Lieferung  von  Getreide  nach 
Catalonien.  Dieses  Fürstenthum,  von  jeher  die  gewerbfleissigste  Pro- 
vinz der  Halbinsel,  hätte  unter  gewöhnlichen  Verhältnissen  und  unter 
einer  redlichen  und  zielbewussten  Verwaltung  immerhin  nennens- 
Averthe  lebende  und  todte  Kriegsniittel  zu  liefern,  und  unter  An- 
wendung geordneter  Verpllegsmassnahmen  allein  die  Ernährung  der 
Truppen  der  Verbündeten  sicherzustellen  vermocht.  Jetzt  aber  lagen 
Handel  und  Industrie  in  Folge  des  Krieges  gänzlich  darnieder.  Die 
Felder  konnten  nur  zur  Noth  bestellt  werden.  Unter  der  erbärmlichen 
Verwaltung  des  Staats-Secretärs  Don  Ramon  de  Vilaua  Per  las, 
der  seine  ämtliche  Stellung  vorzugsweise  zu  seiner  eigenen  Berei- 
cherung und  zu  der  seiner  gleichgesinnten  Verwandten  missbrauchte, 
versiegten  selbst  die   wenigen,  für  den  Krieg  benutzbaren  Hülfsquellen. 

Schon  im  Jänner  1708  war  die  materielle  Noth  in  Catalonien 
gross.  General  Stauhop  e  erklärte  den  verbündeten  Höfen,  dass  man 
unausweichlich  verhungern  werde,  wenn  mau  noch  einen  Winter  in 
Catalonien  verbringen  müsse.  Der  Hof  selbst  befand  sich  in  solcher 
tinanziellen  Verlegenheit,  dass  man  nach  des  Fürsten  Anton  Florian 
von  Liechtenstein  Zeugniss  „für  das,  so  des  Königs  Tafel  er- 
forderte,   mit    harter  Mühe    von  einem  Tage    zum  anderen  den   Cicdit 


30 

mehr  uut'zutreilxii"  wiisste').  Was  der  Fürst  aber  weiölicli  nicht  l^e- 
richtete,  war,  dass  er  als  königlichür  Obersthofnicister  durch  seine 
Verschwendung  bei  Bestreitung"  der  Aushv,c;en  des  Hothaltes,  die  mit 
den  sj);irlichen  finanziellen  llültsmitteln  Karl's  seltsam  contrastirten, 
/,u  den  tausend  Verlegeidieiten  wesentlich  beitruij; ,  in  welche  der 
König  des  steten  Geldmangels  wegen  gerieth ''). 

Unter  diesen  Umständen,  da  man  weder  Keeruten  und  llemonten, 
noch  Geld  und  Credit  hatte  und  aller  Subsistenzmittel  baar  war, 
konnte  nur  ein  Appell  an  die  Vormächte  der  „Grossen  Allianz"  aus  der 
Hülflosigkeit  erretten,  in  der  Alles  unterzugehen    drohte  ^). 

Keinen  Geringeren  als  den  Sieger  von  Turin  an  der  Spitze  aus- 
giebigen Suceurscs,  heischte  Karl  III.  von  seinem  kaiserlichen  Bruder. 
Die  Seemächte  „zu  zeitlichem  und  nachdrücklichem  Beistande  aufzu- 
fordern", sandte  er  seinen  erprobten  Agenten,  den  Hofrath  Baron 
Zinzerling,  nach  Holland  und  England*). 

Konnte  Joseph  I.  seines  Bruders  Verlangen  auch  nicht  in  vollem 
Umfange  nachkommen,  der  Schwierigkeit  seiner  eigenen  Lage  ungeachtet 
versprach  er  doch  (nebst  der  für  die  Dauer  des  Krieges  Karl  III. 
ausgeworfenen  Subsidie  jährlicher  300.000  11.)  ^)  einen  ausgezeich- 
neten Feldherrn  und  erneute  ausgiebige  Truppenhülfe.  —  Die  General- 
staaten erklärten  zwar,  des  spanischen  Krieges  wegen  neue  Lasten 
nicht  übernehmen  zu  können,  doch  den  eingegangenen  Verpflichtungen 
auch  im  Jahre  I708  nachkommen  zu  wollen.  —  Grossbritannien 
bewilligte  für  den  spanischen  Krieg  eine  Million  Pfund  Sterling. 

Ob  Karl  III.  auf  spanischem  Boden  sich  werde  behaupten  können, 
hing  voraussichtlich  nur  davon  ab,  dass  der  versprochene  Succurs 
rechtzeitig  eintraf.  Ueberschwenglichen  Hoffnungen  durfte  man  sich  nach 
den  bisherigen  Erfahrungen  freilich  nicht  hingeben.  Die  Verhand- 
lungen des  grossbritannischen  Parlaments  und  der  Generalstaaten  der 
Vereinigten  Niederlande,  der  Notenwechsel  zwischen  Wien,  dem  Haag 
und  London,  die  grossen  Entfernungen,  im  Vereine  mit  den  schlechten 
Landverbindungen  und  dem  unberechenbaren,  weil  von  Wind  und 
Wetter  abhängigen  Seewege  stellten  eine  Welt  von  Verzögerungen 
vor.  Dazu  gesellte  sich  die  schwerfällige,  rascher  Bewegung  feindliehe 
Orffanisation  des  internationalen  Geldmarktes   und  die  Kleinlichkeit  von 


')  Liechteustein  an    K.   Jo5ui)li   I.    I!;iicc,!i)ii;i,     16.    April   1708.    Kricgs-A.    uud 
H.   11.  u.  St.  A. 

'^)  Arueth,  Das  Leben  iles  GratVn   (JuIiId  Starln;iiili(.'r<;. 

^)  Zinzerling  an  Wratislaw.  llaaj,',    1.  Mäiz    17()S.    II.  II    ii.  St.  A. 

*)  Zinzerlinp  an  Prinz  Eupjen.  Mailand,  G.  Jänner  17(J8.  Krieps-A.,  Spanien  170S. 

*j  H.,fkamnier-A..    11     Oetol»nr  170,S. 


31 

Englands  Finanzmännern,  welche  durch  verspätete  Annzahlung  der 
bewilligten  Summen  zu  |)rofitiren  meinten  '). 

Die  Gesammtheit  dieser  Verhältnisse  lastete  wie  ein  uner- 
träglicher Alp  auf  dem  Hofe  von  Barcelona.  Indem  Karl  IIT.  sieh 
einerseits  als  die  wahre  Verkörperung  des  Princips,  das  der  „Grosse 
Bund"  auf  seine  Fahnen  geschriehen,  als  den  wahren  Mittelpunct  einer 
ungeheueren  Kriegsaction  betrachtete,  fühlte  er  sich  andererseits  als  ein 
zu  absoluter  Ohnmacht  und  Abhängigkeit  Verurtheilter,  Tiefe  Miss- 
stimmung erfüllte  seine  stolze  Seele.  Sein  Unniuth  galt  vorwiegend 
dem  Wiener  Hofe.  Die  Selbstsucht  seemächtlicher  Politik  mochte 
Karl  HL  begreiflich  linden.  Dass  aber  der  durch  die  lebendigsten 
Bande  des  Blutes  nahe  Wiener  Hof  statt  sein  Bestes  an  die  Verthei- 
digung  spanischen  Erbrechtes  zu  setzen,  eine  auf  das  eigene  Inter- 
esse gerichtete  kühle  Realpolitik  verfolgte,  dünkte  ihm  mehr  als  ein 
Fehler. 

Dank  den  grossen  Subsidien,  welche  Victor  Amadeus  von 
Savoyen  von  den  Seemächten  und  insbesondere  von  England  bezog, 
und  den  Vortheilen,  welche  ihm  aus  der  Theiluahme  an  der  „Grossen 
Allianz"  bisher  erwachsen;  Dank  der  ungeduldigen  Erwartung,  noch 
im  Laufe  des  Jahres  1708  in  den  Besitz  des  Montferrat-  und  der  ihm 
vertragsmässig  cedirten  Theile  des  Mailändischen  gesetzt  zu  werden; 
Dank  endlich  der  Hoffnung  auf  weiteren  Gewinn,  den  nur  treues 
Ausharren  an  der  Seite  seiner  bisherigen  Verbündeten  zu  verbürgen 
vermochte:  versprach  Victor  Amadeus  dem  „Grossen  Bunde"  bis 
zum  Ende  des  Krieges  treu  zu  bleiben  -).  Für  die  Campagne  von  1708 
waren  die  Vormächte  der  Coalition  der  savoyischen  Mitwirkung 
absolut  sicher.  Was  vermochte  Frankreich  dem  Herzoge  jetzt  zu 
bieten?  Tractatmässig  zugesichert  waren  ihm  dagegen  alle  jene 
territorialen  Errungenschaften,  welche  den  Verbündeten  im  weiteren 
Kampfe  von  Savoyen,  der  Dauphine  und  der  Provence  zufielen.  Da 
galt  es,  mit  dem  äussersten  Aufgebot  an  Kraft  einzugreifen.  In  der 
That  kam  auch  Savoyen  jetzt  zum  ersten  Male  seit  Beginn  des  Krieges 
seinen  vertragsmässigen  Verpflichtungen  in  vollem  Umfange  nach. 
Um  aber  der  Mitwirkung  der  kaiserlichen  Streitkräfte  im  grössten 
Umfange  sicher  zu  sein ,  bestürmten  Savoyens  Vertreter  die  See- 
mächte mit  Klagen  über  die  Saumseligkeit  und  Unvollständigkeit 
der  kaiserlichen  Rüstungen  in  Italien. 


')  Gallas  au  Prinz  Eugeu.  Luudon,  7.  December  1708.  Krieg's-A. ;  Fase.  XII.  5. 

-)  Hcunis  au  K.  .Joseph  I.  Haag  1.  Februar  1708.  H.  H.  u.  St.  A.  llullaudica. 
—  Graf  Castelbarco  an  K.  Josepli  I.  Mailand,  ij?.  November.  Krieg.s-A.,  Italien  1708: 
Fase.  :XI.  ad  48- 


32 

Auch  der  Treue  Portugals  ward  der  „Grosse  Bund''  für  das 
Jahr  1708  sicher,  wiewohl  Frankreich  diesem  Köuigreiclu!  als  Preis 
dafür,  dass  es  aus  der  Coalition  trat,  dieselben  Platze  in  Castilien 
zusagte,  welche  jene  ilnn  versprochen.  Wiewohl  Frankreichs  Vorschlag 
durch  Vermittlung  des  päpstlichen  Nuntius  sogar  vor  den  Staatsrath 
gelangte  und  das  portugiesische  Ministerium  mit  Paris  und  j\Iadrid 
über  diesen  Gegenstand  offenen  Verkehr  unterhielt,  blieb  Portugal  dem 
„Grossen  Bunde"  treu.  Zu  den  namhaften  Vortheilen,  welche  das  König- 
reich als  Vermittler  scemächtlich  -  spanischen  Handels  genoss ,  den 
bedeutenden  Subsidien,  welche  der  portugiesische  Hof  bezog,  gesellte 
sich  ein  weiteres  Bindeglied.  Der  junge  K(3nig  Philipp  stand  eben 
im  Bcgriflfe,  sich  mit  der  Erzherzogin  Maria  Anna,  Schwester 
Kaiser  Joseph  I.  zu  vermählen.  Alan  versprach  in  Lissabon  für  den 
Krieg  die  äusserstcn  Anstrengungen  zu  machen.  Glücklicherweise 
täuschte  man  sich  weder  in  London,  noch  im  Haag,  noch  auch  in 
Wien  über  die  praktischen  Consequenzen  solchen  Versprechens  *). 


*)  Cietifuej!:os  an  Wiatislaw.  Lissabou,  22.  März   1708.  H.   H.  u.  St.  A. 


Kriegspläne  und  Wahl  der  Peldlierreu. 

Mit  dem  Entschlüsse,  den  Kampf  gegen  das  Haus  B  o  u  r  b  o  n 
mit  aller  Kraft  fortzusetzen,  war  die  „Grosse  Allianz"  in  das  siebente 
Jahr  ihres  Bestandes  getreten.  Nun  galt  es,  das  Triebrad  dieser  schwer- 
fälligen Maschine  über  den  todten  Punct  hinweg  und  in  SchAvung 
zu  bringen. 

An  den  Schwierigkeiten  dieses  Problems  hatte  keine  der  Vor- 
mächte der  Coalition  so  grossen  Antheil,  wie  Oesterreich.  Kein  Kleines 
war  es,  inmitten  der  Gefahren,  welche  dem  Kaiserstaate  von  den 
äusseren  Mächten  Europa's,  insbesondere  von  Schweden  und  der  Türkei, 
drohten,  der  zweifachen  Aufgabe  des  Krieges  in  Ungarn  und  gegen 
das  Haus  B  o  u  r  b  o  n  zu  obliegen,  die  Pflichten  des  Verbündeten  mit 
denen  der  Selbsterhaltung  in  Einklang  zu  bringen.  Kein  Kleines  war 
es,  in  der  Fülle  von  Combinationen  und  Consequenzen,  welche  für 
den  Staatsmann,  wie  für  den  Krieger,  in  Betracht  kamen,  Zweck,  Ziel 
und  Mittel  wohl  zu  erwägen,  das  Richtige  zu  erfassen,  das  Mögliche 
auszuführen. 

Nicht  nur  das  Unvermögen,  der  ungarischen  Rebellion  mit  zer- 
schmettei'nder  Energie  entgegenzutreten,  ihr  Gebiet  in  Einem  Zuge 
zu  erobern,  sondern  auch  das  ganze  politische  Verhältniss  des  Kaisers 
zu  diesem  Lande,  behauptete  einen  entscheidenden  Einfluss  auf  die 
für  das  Jahr  l708  zu  fassenden  Entschlüsse.  In  dem  Stadium  des 
Verhandeins,  in  welchem  man  sich  befand,  konnte  der  Krieg  in  der 
That  nur  eine  kräftigere  Art  von  Diplomatie  sein.  Ein  ermässigendes 
Moment  machte  sich  umsomehr  geltend,  als  die  Rebellion  ihren 
Höhepunct  bereits  überschritten  hatte,  ein  Aeusserstes  nicht  mehr 
zu  befürchten  stand.  Der  Kriegsplan  gegen  Ungarn  steckte  sich 
hiernach  für  das  Jahr  1708  beschränkte  Ziele:  die  Erblande  gegen 
die    Einftille    der  Rebellen    besser    zu    verwahren,    das    Land    diesseits 

Feklzüge  des  Priuzcu  Eugen  vou  Savoyen.  II.  Serie,  I.   Baiifl.  O 


34 

der  Donau  und  diesen  Strom  sülbst  vom  Feiade  gänzlich  zu  l)efreien^ 
in  das  Herz  des  Landes  tiefer  einzudringen,  für  den  Winter  ein 
grösseres  Gebiet  für  die  Subsistenz  der  Truppen  zu  gewinnen  und 
die  Verbindung  mit  Siebenbürgen  allezeit  offen  zu  halten  ').  Mit  dem 
Befehle  in  Ungarn  ward  an  Guido  S  t  a  r  h  e  nib  er  g's  Stelle  Feld- 
marsehall  Graf  Siegbert  Heister  betraut,  ein  General,  thätig,  tapfer, 
thatkraftig,  auf  vielen  Schlachtfeldern  erprobt,  zum  selbstständigen 
Führer  aber  so  wenig  berufen,  dass  Prinz  Eugen  ihn  nur  in  Ermang- 
lung einer  geeigneteren  Persönlichkeit  in  Vorschlag  gebracht  hatte. 
Das  Schlimmste  befürchtend,  drang  der  Prinz  wiederholt  darauf, 
dass  man  dem  Feldmarsehall  ganz  bestimmte  Instructionen  gebe  ^). 
Für  das  Commando  in  Siebenbürgen,  dessen  Feldmarschall  Graf 
Rabutin  krankheitshalber  enthoben  werden  musste,  wurde  FML. 
Georg  Freiherr  von  Kriechbaum  bestimmt;  ein  General,  welcher 
in  den  letzten  Jahren  in  Italien  gedient  und  dort  des  Prinzen  Eugen 
Vertrauen  gewonnen  hatte '').  Er  sollte  in  Siebenbürgen  festen  Fuss 
behaupten,  mit  seiner  Hauptkraft  aber  ausserhalb  des  Landes,  und 
zwar  im  Einklänge  mit  der  kaiserlichen  Armee  in  Ungarn  operiren. 
Wenn  dies  unthunlich,  hatte  er  an  der  Theiss  und  der  Maros  wenigstens 
drei  Regimenter  zu  verwenden,  welche  die  Verbindung  mit  den  Erb- 
landen offen  halten,  nach  Umständen  aber  auch  zuHeister's  Armee 
stossen  sollten  *). 

Ungleich  verwickelter,  schwieriger  und  grösser  war  die  Auf- 
gabe, des  Kaisers  Mitwirkung  in  dem  Coalitionskrieg  gegen  Lud- 
wig XIV.  planmässig  festzustellen.  Sie  konnte  niemand  Anderem 
zufallen,  als  dem  Sieger  von  Turin,  dem  Prinzen  Eugen  von 
S  a  v  0  j  e  n. 

Wolle  man  in  Deutschland  angriifsweise  auftreten,  was  er  befür- 
worte, äusserte  der  Prinz  in  seinem  Memoire  vom  20.  October  17()7, 
müsse  man  zwei  Armeen  aufstellen,  eine  am  <  )ber-Rhein  und  eine  an 
der    Mosel.    Letztere    Armee    müsse  dann    dort    agiren,  wo  man  es  im 


')  Instruction  für  den  FuldinarscliaU  Graf  Heister.  Wien,  4.  April  1708.  Registr. 
des  K.  K.  31.  1708,  Ai)ril,  Nr.  4G,  dauu   Mai,   Nr.  411. 

^)  l'iiu/.  Eu-^eii  an  den  Kaiser,  27.  Juni  1704.  Sein  Gutachten  aus  dem 
Monate  Jänner  und  .seine  JJriefe  an  lliicll.  Kriepjs-A.,  Unj^aru  1708;  Fase.  I.  G, 
IX.  'J6  und  X.  7. 

Uioprapliisclie  Skizze  Heister'«,  Hand  II,  Seite  Gl  dieses  Werkes. 

3)  K.  Josf-idi  I.  an  lialiutin,  11.  K(d)ruar  1708.  Kegistr.  des  K.  K.  M., 
Felnuar  1708,   Nr.  201. 

*J  Instruction  für  Kahntin.  Re^nstr.  des  R.  K.  M.,  Fel)ruar  1708,  Nr.  204, 
und  Instruction  für  FMIi.  Kriechl>auni.  Wien,  4.  März  1708.  Registr,  des  R.  K.  M., 
März,   Nr.  ,ö2. 


35 

Einvernehmen  mit  den  Verbündeten  als  den  Verhältnissen  am  besten 
entsprechend  erachten  werde  *).  In  den  Niederlanden  sei  der  Krieg 
vertheidigungsweise  zu  tiihren,  doch  würden  weder  England  noch  die 
Gencralstaaten  hiefür  zu  gewinnen  sein.  Würde  beschlossen,  in  den 
Niederlanden  angrifFsweise  zu  verfahren,  müssten  Anstalten  getroffen 
werden,  welche  einen  durchschlagenden  Erfolg  verbürgten.  In  Italien 
befürworte  er  die  Offensive,  Avenn  die  Operationen  in  Spanien  und 
im  Reiche  sie  nicht  verhinderten ;  dann  müsste  aber  das  in  Italien 
stehende  Fussvolk  vermehrt  werden.  Wolle  man  sich  aber  auch  auf  die 
Defensive  beschränken,  so  sei  es,  solle  Italien  wirklich  gesichert  sein, 
unzulässig,  viel  Truppen  herauszuziehen.  Die  Eroberung  von  Sicilien 
und  von  Sardinien  sei  jedenfalls  anzustreben.  An  ein  offensives 
Auftreten  auf  der  Iberischen  Halbinsel  könne  nur  dann  gedacht 
Averden,  wenn  die  Verbündeten,  ausser  den  Besatzungstruppen,  in 
Catalonien  bis  Ende  März  eine  vollkommen  ausgerüstete  Feld-Armee 
von  35.000  Mann,  in  Portugal  ein  Corps  von  15.000  bis  18.000  Mann 
wirklich   aufzustellen  vermöchten  *). 

Dieser  Entwurf  entsprach,  abgesehen  von  den  militär-technischen 
Motiven ,  durchaus  den  politischen  Interessen  Kaiser  Joseph  I. 
Indem  der  Schwerpunct  der  ganzen  Kriegshandlung  des  „Grossen 
Bundes"  in  die  beiden  deutschen  Armeen  am  Rhein  und  an  der 
Mosel  verlegt  wurde,  erschien  der  Kaiser  endlich  wieder  dort  stark, 
wo  er  es  immer  hätte  sein  sollen.  Wie  der  Sieg  von  Turin  auf 
italischem  Boden,  mochte  ein  entscheidender  Erfolg,  an  Deutschlands 
Westgrenze  eiTungen,  die  alte  Kaiserherrlichkeit  im  Reiche  neu  be- 
leben. An  die  Haupthandlung  schloss  sich  allenfalls  ein  Offensivstoss  aus 
Piemont  nach  Burgund  fördernd  an,  indess  die  Eroberung  von  Sicilien 
und  Sardinien  die  kaiserliche  Machtstellung  in  Italien  vervollständigte. 
Au  Spanien  und  den  Niederlanden  hatte  der  Kaiser  nur  ein  Interesse 
zweiten  Ranges,  jedenfalls  ein  geringeres,  als  die  Seemächte. 

Weder  Joseph  I.  noch  Prinz  Eugen  verhehlten  sich,  dass  die 
Durchführung  dieses  Entwurfes,  was  zum  mindesten  die  Haupthandlung 
betraf,    an    den  Verbündeten  entschiedene   Widersacher    finden  werde. 

Beide  Seemächte  wollten  die  Hauptmassen  auf  dem  Schauplatze 
der  spanischen  Niederlande  concentrirt    sehen.  Der  gesunde  Sinn  des 


*)  Dieser  Gedanke,  im  Jalire  1708  eiue  selbstständige  Armee  au  der  Mosel 
zusammenzuziehen,  um  sie  nach  Erforderniss  der  Umstände  entweder  am  Ober-l?hein, 
oder  in  Flandern  mitwirken  zu  lassen,  kommt  bereits  in  dem  Schreiben  zum  Ausdrucke, 
welches  Prinz  Eugen  am  31.  August  1707  von  St.  Laureut  aus  an  Marlborough 
richtete.  Coxe,  Memoirs,  vol.  II,  pajr.  405. 

'■*)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  Xlll.   6  a  und  ad  6  a. 

3* 


36 

englischen  Volkes  fand  in  der  möglichsten  Vereinigung  der  eigenen 
Streitkräfte  nahe  dem  Mutterlande  eine  IJürgsehaft  für  dessen  Kühe  und 
Sicherheit.  Die  Regierung  meinte  dieser  Forderung  der  Nation  Rechnung 
tragen  zu  müssen.  —  Aus  anderen  Gründen  war  Holland  für  den  flan- 
drischen als  Haui)t- Kriegsschauplatz.  Jede  Errungenschaft  hier  kam  der 
angestrehten  ,.Barriere"  zu  Gute,  vergrösserte  das  der  holländischen 
Verwaltung  überantwortete  Ausbeutungs-Object.  Zudem  sicherte  die 
Versammlung  grosser  Heeresmassen  in  Flandern  den  holländischen 
Lieferern  reichen  Gewinn.  Dass  endlich  Frankreich,  Avie  man  wusste, 
seine  Hauptkraft  auf  die  Niederlande  zu  werfen  beabsichtige,  musste 
die  Seemächte  vollends  bestimmen,  diese  zum  Haupt-Kriegsschauplatze 
zu  wählen. 

So  gross  die  Interessen  waren ,  welche  beide  Seemächte  an 
Spanien  hatten,  der  Gedanke:  das  Schwergewicht  des  Krieges  dahin 
zu  verlegen,  war  ihnen  zu  Anfang  des  Jahres  1708  gänzlich  ferne. 
Wohl  hatte  sich  das  britische  Cabinet  der  Forderung  Karl  IH.,  nach 
dem  Prinzen  Eugen  als  Ober-Befehlshaber  in  Spanien,  auf  das 
Wärmste  angenommen  und  dadurch  auch  Holland  mitgerissen,  aber 
man  hatte  die  Sache  selbst  in  England  niemals  ernst  genommen. 
Man  kannte  zu  St.  James  den  Wiener  Hof  zu  gut,  um  anzunehmen, 
dass  derselbe  diesem  Verlangen  jemals  entsprechen  werde.  Die 
Entsendung  Eugen's  nach  Spanien  wäre  vom  Standpuncte  des  Kaisers 
in  der  That  ein  nicht  wieder  zu  verbessernder  Fehler  gewesen.  Der 
Prinz,  als  Präsident  des  Hofkriegsrathes  der  wahre  Mittclpunct  des 
kaiserlichen  Kriegswesens,  als  Feldherr  und  Staatsmann  gleich  unent- 
behrlich, konnte  unmöglich  an  einer  Stelle  Verwendung  finden,  Avelche 
von  jedem  Gesichtspuncte  kaiserlicher  Politik  als  eine  secundäre  sich 
darstellte.  Dem  Feldherrn  Eugen  hätte  zudem  ein  ansehnlicher 
Bruclitheil  des  kaiserlichen  Heeres  Folge  geben  müssen,  eine 
weitere  Zersplitterung  der  Streitkräfte,  geeignet,  Joseph  I.  Abhängig- 
keit von  den  Seemächten  noch  mehr  zu  gewährleisten.  Schon  am 
28.  December  1707  hatte  daher  der  Kaiser  über  Vorschlag  des  Prinzen 
Eugen  entschieden,  dass  Feldmarschall  Guido  Starhemberg  den 
Befehl  in  Catalonien  führe. 

Wie  wenig  diese  Entscheidung  in  London  und  im  Haag  auch 
übcrraschon  konnte,  gab  sie  den  Seemächten  doch  Stoff  zu  einer 
Hochfluth  von  Klagen.  In  England  hatte  man  mit  dem  Verlangen  nach 
Prinz  Eugen  der  Nation  die  Aussicht  eröffnet,  das  Hauptgewicht 
des  spanischen  Krieges,  wenn  auch  nicht  finanziell,  so  doch  militärisch 
auf  die  Schultern  des  Kaisers  zu  übertragen.  Die  Entsendung  Prinz 
E  u  g  0  n's    nach  Catalonien    erschien    als    eine    sichere   Bürgschaft   des 


37 

Erfolges;  für  diesen  aber  öffnete  das  Parlament  williger  und  freigebiger 
den  Staatssäckel.  Sowie  das  Mittel  seinen  Zweck  erfüllt  hatte,  wickelte 
die  britische  Regierung  langsam  ab.  „Roden  wir  nicht  weiter  von 
der  Sache,"  äusserte  j\I  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  gegen  W  r  a  t  i  s  1  a  w,  „gegenwärtig 
kommt  es  darauf  an,  dass  der  General  (Guido  Starhemberg)  sich 
binnen  Kürzestem  an  der  Spitze  der  spanischen  Armee  befindet  und 
hoffentlich  schon  auf  dem  Wege  ist ')."  Auch  die  Holländer  fügten 
sich  angesichts  der  bedeutenden  Persönlichkeit  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's  dem 
kaiserlichen  Beschlüsse,  aus  dem  übrigens  wieder  andere  Schwierig- 
keiten erwuchsen. 

Abgesehen  davon,  dass  Karl  III.  sich  durch  diese  Lösung  tief 
verletzt  fühlte,  fachte  die  voraussichtHche  Verwendung  Prinz  E  u  g  e  n's 
auf  dem  deutscheu  Kriegsschauplatze  die  Eifersucht  des  Churfürsten 
Georg  Ludwig  von  Hannover  zu  heller  Flamme  an.  Der  mächtige 
deutsche  Reichsstand,  noch  mehr  der  voraussichtliche  Thronfolger 
Grossbritanniens  erheischte  weitgehende  Rücksichten.  Kaiserliche  und 
seemächtliche  Bestrebungen  mussten  sich  vereinigen,  den  zürnenden 
Weifen  zu  beschwichtigen. 

Die  Verhandlungen  über  italische  Kriegsfragen  wurden  wesentlich 
erschwert  durch  das  Misstrauen ,  mit  welchem  England  und  Holland 
die  kaiserliche  Politik  in  Italien  verfolgten  und  welches  sie  bestimmte, 
dem  Herzog  Victor  Amadeus  jede  erdenkliche  Förderung  ange- 
deihen  zu  lassen.  Als  der  Kaiser  im  Herbste  1707  fünf  seiner 
Regimenter  aus  Italien  zog  und  an  die  Königin  von  England  das 
Verlangen  stellte,  sie  möge  die  dort  in  ihrem  Solde  stehenden 
hessischen  und  sachsen-gotha'schen  Truppen  zum  Dienste  am  Rhein 
bestimmen,  antwortete  das  Cabinet  von  St.  James  mit  einem  förmlichen 
Protest  gegen  solches  Ansinnen  und  gegen  jede  Schwächung  der  dem 
Befehle  des  Herzogs  Victor  Amadeus  unterstellten  Truppen  über- 
haupt. Später  hatte  auf  der  im  November  1707  im  Haag  stattfinden- 
den Conferenz,  welche  den  Kriegsplan  für  1708  erörterte,  freilich 
anerkannt  werden  müssen,  dass  es  mimöglich  sei,  von  Piemont  aus 
mit  mehr  als  35.000  bis  40.000  Mann  zu  operiren,  dass  diese  Truppen- 
macht al)er  auch  hinreiche,  eine  beträchtliche  Diversion  zu  machen''). 

Darüber,  dass  von  Piemont  aus  offensiv  operirt  werden  müsse, 
war  man  allerdings  einig,  nicht  so  bezüglich  der  Operationsziele  und 
der  nach  ihnen  führenden  Wege.  Da  territoriale  Errungenschaften  im 


1)  Noorrlen  UI.   250. 

'■')  Memoire  P.  Medow's ,  Wien,  16.  November  1707,  und  die  bezügliclie 
Antwort  des  kaiserlichen  Cabinets,  Wien,  1.  December  1707;  beide  H.  H.  u.  8t.  A.  1707; 
Fase.   Entrland. 


38 

Delphinat  vertragsraässig  Victor  A  ni  aJ  e  u  s,  solche  in  Burgund  dem 
Kaiser  zufielen,  war  in  dem  Operations-Entwurfe,  mit  welchem  zu 
Beginn  des  Jahres  1708  der  erstere  den  Oberst  Marchese  de  Cour- 
tau ce  nach  Wien  sandte,  auf  die  Invasion  des  Delphinats  abgezielt. 
„Da  Savoyen  einen  guten  Theil  seiner  Truppen  in  den  Festungen 
belassen  müsse,"  hiess  es  weiter,  ,,künne  es  statt  15.000  nur  8000  Mann 
ins  Feld  stellen.  Den  Ausfall  hätte  der  Kaiser  zu  decken.  Das 
gesammte  Verpllegs-  und  Transportswesen  wäre  in  der  Hand  des 
Herzogs  zu  vereinigen,  welchem  das  volle  Dispositionsrecht  eingeräumt 
werden  müsse.-* 

In  "Wien  war  man  nichts  weniger  als  geneigt,  auf  diese  Vorschläge 
in  allen  Stücken  einzugehen. 

Im  Gegensatze  zu  des  Herzogs  Vorschlägen  beantragte  der 
Hofkriegsrath  die  Operation  durch  Savoyen  als  die  entscheidendste. 
Von  Savoyen  aus  könne  man  sich  gegen  das  Delphinat  oder  gegen 
Lyon,  oder  auch  gegen  Burguud  wenden.  Der  Genfer  See  und  die 
Schweiz  erleichterten  wesentlich  die  Verpflegung.  Nur  wenn  diese 
Operation  zu  schAvierig,  könne  man  sich  mit  der  Eroberung  von 
Exilles,  Fenestrelles  und  Briancon  begnügen.  Von  einer  Vermehrung 
der  in  Italien  stehenden  kaiserlichen  Truppen  sei  abzusehen.  Das 
Ober-Commando  komme  wohl  dem  Herzoge  Victor  Amadeus  zu; 
ihm  aber  nebenbei  noch  alle  Subsistenz-  und  Geldmittel  anzuvertrauen, 
wäre  für  das  gemeine  Wesen  allzu  gefährlich  und  auch  sonst  nicht 
räthlich. 

Im  Sinne  dieses  Referates  entschied  sich  Joseph  I.  schon  am 
24.  Februar  für  die  Operation  durch  Savoyen  und  auf  Briancon*),  eine 
Entscheidung,  welche  nunmehr  auch  Victor  Amadeus  für  seinen 
Detail-Entwurf  als  Grundlage  annahm. 

Zum  Commandanten  seiner  zur  Armee  in  Piemont  bestinnntcu 
Truppen  ernannte  Jose[ih  I.  am  31.  Mai  den  Statthalter  von  Neapel, 
Feldmarschall  Graf  Wirich  Dann.  Er  wurde  angewiesen,  sich  so 
geschwind  als  möglich  nach  Piemont  zu  begeben,  „weil  kein  Augen- 
blick zu  versäumen,  dass  der  Herzog  von  Savoyen  einen  General 
an  der  Seite  liabe,  der  ein  wenig  auf  sein  Thun  und  Lassen  Achtung 
gebe^)-*. 

Das  Commando  der  Kaiserlichen  in  Neapel  übcrnalun  Feldmar- 
schall Prinz  P  h  i  1  i })  p  von   H  e  s  s  e  n  -  D  a  r  m  s  t  a  d  t. 


')  Registr.  des  R.  K.  M.,    Februar  1708,  Nr.   149  und  437. 
^)  K.  .Joseph  I.  an   Feldmarsdiall  Dann,  31.  Mai  1708.  Kriegs-A.,  Neapel  1708; 
Fase.  V.   1-J. 


39 

Die  zwischen  den  Vormächten  des  „Grossen  Bundes"  ]>estehenden 
Differenzen  möf^-lichst  auszugleichen,  für  die  Kriegshandlung  eine  feste 
Gruudhige  zu  schaffen,  hatten  Prinz  Eugen  und  der  Herzog  von 
Marlborough  persönliche  Begegnung  herbeigewünscht.  Sie  sollte 
ursprünglich  zu  Frankfurt  ötatthal)en ;  die  Rücksicht  auf  Holland 
Hess  die  Wahl   auf  den  Haag  fallen. 

Prinz  Eugen  erreichte  denselben  am  10.  April.  Am  2(J.  März 
war  er  von  Wien  aufgebrochen.  Seinen  Weg  über  Dresden  und 
Hannover  nehmend,  hatte  er  von  August  II.  die  Zusicherung  erhalten, 
dass  er  nichts  unternehmen  werde,  was  dem  Kaiser  „präjudicirlich" 
sein  könnte.  An  der  Alle  vorsprechend,  hatte  der  Prinz  einerseits 
der  Empfindlichkeit  Georg  Ludwig's  gefröhnt,  andererseits  ihn  auf 
die  Entscheidungen  vorbereitet,  welche  die  TIaager  Conferenzen  bringen 
sollten. 

Die  letzteren  kamen  mitMarlborough's  Eintreffen,  wahrscheinlich 
am  Morgen  des  12.  April,  rasch  in  vollen  Gang'),  Nachdem  beide 
Helden  am  Abende  dieses  Tages  den  versammelten  Generalstaaten  über 
Umfang  und  Ziel  der  Rüstungen  ihrer  Souveraine  berichtet,  wobei 
aber  nur  im  Allgemeinen  und  von  jenen  Puncten  gesprochen  wurde, 
welche  von  keiner  besonderen  Consequenz  und  kein  Geheimniss  *), 
begannen  folgenden  Tages  die  massgebenden  Conferenzen  des  Trium- 
virats, Avclchen  ab  und  zu  die  hervorragendsten  Staatsmänner  Hollands 
beigezogen  wurden. 

Die  erste  dieser  Berathungen  galt  den  spanischen  Angelegen- 
heiten. Die  Instruction,  welche  Guido  Starhemberg  am  22.  Februar 
vom  Kaiser  erhalten,  hatte  die  Aufgabe  des  Feldmarschalls,  im  Geiste 
des  von  Prinz  Eugen  vorgelegten  Entwurfes,  ganz  allgemein  dahin 
formulirt,  dass  er  noch  vor  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  eine 
Stellung  beziehe,  welche  der  Verbindung  mit  Barcelona ,  d.  i.  mit 
dem  Meere,  sicher,  und  in  welcher  er  bis  zum  Eintreffen  des  Succurses 
auszuharren  vermöge.  Die  weiteren  Operationen  waren  ganz  seinem 
Ermessen  überlassen  ^).  Dass  es  gelingen  werde,  zu  behaupten,  was 
K  a  r  1  III.  an  spanischem  Boden  noch  besass ,  war ,  wenn  überhaupt, 
nur  dann  zu  hoffen,  wenn  alle  Truppen  der  Verbündeten  in  Spanien 
dem  Oberbefehle  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's  unmittelbar  unterstellt  wurden. 
Schon  vor  Mar Iborough's  Eintreffen  im  Haag  war  es  I*rinz  Eugen 
gelungen,    den    Rathspensionär     für    diesen    Gedanken    zu    gewinnen. 


')   Kriegs-A.,  Nietlerlande  1708;  Fase.    XIII.  27. 

■^)  Prinz  Eugen  an  K.  Jusepli  I.   Krieg.s-A.,  Niederlnnfle   1708;  Faric.  XIII.  18. 

^)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  II.   17,   18  und  19. 


40 

Graf  NoyeUes  war  von  den  Generalstaaten  bereits  aus  Spanien 
abberufen  worden.  Als  Gesandter  und  Befehlshaber  der  britischen 
Truppen  dortsclbst,  an  Lord  R  i  v  e  r"s  Stelle ,  ward  S  t  a  n  h  o  p  e 
designirt.  Die  gleichen  Functionen  in  l^ortug-al  auszuüben ,  war 
Lord  GaUway  bereits  in  Lissabon  eingetroffen.  Als  nun  das  schon 
früher  an  den  Kaiser  gestellte  Verlangen ,  einen  neuen  Succurs 
nach  Spanien  zu  senden,  zur  Sprache  kam ,  und  der  Prinz  die 
Bereitwilligkeit  hiezu  äusserte,  bestätigte  sich,  was  er  befürchtet  hatte. 
]N[  ar  Ib  0  r  o  ugh  gestand,  jenes  Verlangen  sei  nur  des  Parlaments 
wegen  gestellt  worden ;  man  habe  aber  nicht  geglaubt,  dass  der 
Kaiser  darauf  eingehen  könne.  Schliesslich  einigte  man  sich  dahin, 
dass  von  den  in  Italien  stehenden  Kaiserlichen  4000  Mann  nach 
Catalonien  überschifft  und  dort  auf  Englands  Kosten  unterhalten 
werden  sollten  '). 

Wiewohl  die  (falsche)  Nachricht,  dass  der  Feind  auf  der  Iberischen 
Halbinsel  seine  ganze  Macht  gegen  Portugal  wende,  den  Seemächten 
nicht  geringe  Verlegenheiten  bereitete,  ward  dem  Prinzen  Eugen,  da 
er  darauf  drang,  eine  grössere  Truppenzahl  dahin  zu  überschiffen, 
erwidert,  es  sei  im  Augenblicke  unthunlich.  Die  in  Portugal  stehenden 
britischen  Bataillone  könnten  vor  Juni  kaum  ergänzt  und  in  Stand 
gesetzt  werden,  auch  fehle  es  an  Schiffen.  Im  Vertrauen  eröffnete 
Marlborough  dem  Prinzen,  man  beabsichtige,  die  nach  Portugal 
bestimmten  Truppen  auf  5000  bis  6000  Manu  zu  bringen,  denselben  etwas 
Reiterei  zuzutheilen  und  mit  ihnen  vorerst  gegen  die  Küste  Frank- 
reichs zu  operiren.  Gegen  den  August  zu  sollten  sie  nach  Portugal 
gesandt  werden. 

Schon  in  einer  der  ersten  vertraiüichen  Unterredungen  mit 
M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  und  H  e  i  n  s  i  u  s  nahm  Prinz  Eugen  die  Gelegenheit 
wahr,  im  Sinne  seiner  Instruction  dem  Drängen  des  Herzogs  von 
S  a  v  o  y  e  n  —  ehestens  in  den  Besitz  des  Montferrat  und  der  ihm  ver- 
tragsmässig  cedirten  Theile  von  Mailand  gesetzt  zu  werden  —  ent- 
«reirenzutreten  und  die  Politik  der  Seemächte:  Victor  Amadeus 
auf  Kosten  des  Kaisers  zu  heben,  grell  zu  beleuchten.  Das  Schäd- 
liche dieser  Politik  an  der  naheliegenden  Möglichkeit  einer  abermaligen 
Schwenkung  des  Herzogs  gegen  Ludwig  XIV.  rückhaltslos  klar- 
legend, betonte  der  Prinz,  wie  ungereimt  und  den  Interessen  der 
Seemächte  zuwider  es  wäre,  Victor  Amadeus  abermals  ein  Stück 
des  ohnehin  schon  so  selir  verstümmelten  Ilerzogthums  Mailand  abzu- 
treten. Von  Seite  des  Kaisers  sei  Alles  geleistet  worden,  was  möglich 


M   Marlborouf,'li  <aii  Buyle,  17.  April,  1.  Mai;  au  Snu.lrrlaiul,  4.   Mai.   Murray  III. 


41 

und  wozu  er  durch  die  Vcrträii;e  verpflichtet.  —  M  ar  1  1)  o  r  ough 
zeigte  sicli  ängstlich  bemüht,  zwischen  beiden  Theilen  ausgleichend 
zu  vermitteln;  handelte  es  sich  doch  seines  Erachtcns  um  das  Gelingen 
des  italischen  Feldzuges.  Zu  gleichem  Zwecke  sei  bereits  General 
P  a  1  m  e  s  von  England  nach  Wien  und  Turin  entsandt  worden  5  seine 
stärksten  Hoffnungen  aber  setze  er  —  Marlborough  —  in  Prinz 
Enge  n's  Einfluss  und  Vermittlung  *). 

Trotz  ihrer  unbestrittenen  Seeherrschaft  hatten  England  und 
Holland  im  Laufe  des  Successionskrieges  aus  ihren  Mittelmeer- Flotten 
nicht  jenen  Nutzen  gezogen,  welcher  im  Interesse  des  Landkrieges 
erwartet  worden  war.  Widerhaarigkeit ,  namentlich  der  britischen 
Flotten-  und  Schiffs-Commandanten,  und  die  alljährliche  Räumung  des 
Mittelmeer-Beckens  zu  Beginn  des  Winters,  hatten  die  Interessen  der 
Alliirten  nicht  wenig  geschädigt. 

Mannigfach  waren  die  Aufgaben,  welche  der  verbündeten  Mittel- 
raeer-Flotte  1708  harrten.  Einerseits  sollte  durch  sie  die  Südküste  Frank- 
reichs beständig  bedroht,  sollten  die  Bourbons  verhindert  werden,  nach 
Sardinien,  dem  spanischen  Toscaua  und  Sicilien  Verstärkungen  zu  werfen  ; 
galt  es  den  Kirchenstaat,  Toscana  und  Genua  abzuschrecken,  sich  unter- 
einander und  mit  Frankreich  zu  verbünden;  andererseits  sollte  sie  dem 
an  Cataloniens  Felsgestade  sich  klammernden  Karl  IH.  einen  sicheren 
Rückhalt  bieten,  ihm  rechtzeitig  Truppen  und  Kriegsbedarf  zuführen, 
endlich  die  Expeditionen  gegen  Sardinien  und  Sicilien,  diese  Korn- 
kammern Cataloniens  und  Neapels,  ausführen  helfen. 

Ueberzeugt,  dass  die  beiden  letzteren  Unternehmungen  nur 
gelingen  könnten,  wenn  die  Action  der  Flotte  einem  einzigen  Willen 
untergeordnet  würde,  drang  Prinz  Eugen  darauf,  dass  man  die 
Admirale  anweise,  den  Befehlen  Karl  III.  absolut  nachzukommen. 
Man  erwiderte  mit  allen  erwünschten  Zusicherungen.  Mit  welchem 
Eifer  die  Seemächte  der  gemeinen  Sache  zugethan  seien  und  wie 
sehr  sie  deren  Nutzen  ihren    eigenen  Interessen    vorzögen,  möge  man 


')  W.  Coxe's  Memoirs,  vol.  II,  pag.  404 — 405.  Man  vergleiche  damit  Marlborough's 
Schreiben  au  Victor  Amadeus  (Haag,  17.  April  1708.  Murray  III.),  und  da.s  fortge- 
.setzte  Drängen  der  Seemächte  zu  Gun.sten  der  Aussprüche,  de.s  Herzogs  von  Savoyeu. 
Diese  eifrige  Verwendung,  gibt  Daniel  Dolfiu  zu  versteheu,  habe  Victor  Amadeus 
eigentlich  durch  Bo.stechuug  des  Herzogs  von  Marll)orough  zu  erlangen  gewusst,  welchem, 
nachdem  er  einmal  gewonnen  war,  es  nicht  schwer  fiel,  bei  den  Seemächten  der 
Meinung  Eingang  zu  verschaffen,  es  liege  in  ihrem  Vortheil,  Oesterreich  zu  Gunsten 
eines  Staates  zu  schwächen,  der  sich  immer  in  einem  gewissen  Verhältnisse  der 
Abhäugigkeit  zu  ihnen  liefinden  werde.  Arneth:  Die  Relationen  der  Botschafter 
Venedig.s  ül)er  Oesterreich  im  18.  .Jahrhundert.  Seite  XX  und  XXI.  Fontes  rerum 
austriaciruni.   XXTI.    Band. 


42 

daraus  erkennen,  dass  der  französiselien  Expedition  gegen  Schottland 
ungeachtet,  Admiral  Leake  nicht  nur  nicht  aufgehalten,  somlern 
angewiesen  worden  sei,  seine  Fahrt  fortzusetzen  * ).  Die  Flotte  habe 
bereits  Befehl,  Alles  zu  thun,  was  Seine  katholische  Majestät  verlange. 

—  Dass  trotzdem  Alles  dem  Ermessen  der  Admirale  anheimgestellt 
blieb,  erhellt  aus  der  ( )rdre,  welche  nach  dem  Beschluss  der  General- 
staaten vom  16.  April  dem  holländischen  Vice-Admiral  von  Wasscnaer 
zukam.  Falls  die  Eroberung  von  Sardinien  und  Sicilien  vom  König 
von  Spanien  verlangt  werde,  hiess  es  da,  habe  er  die  Durchführbarkeit 
im  Einvernehmen  mit  dem  Flotten-Commandanten  Ihrer  Majestät  der 
Königin  von  England  zu  prüfen  und,  Ijei  erzielter  Uebereinstimmung, 
zur  Durchführung  beizutragen,  ohne  dass  andere,  wichtigere  Unter- 
nehmungen hiedurch  vernachlässigt  Avürden  -). 

Da  ]\[ar Iborough  auch  im  Haag  von  den  politischen  Vor- 
gängen in  England  fast  ganz  absorbirt  wurde,  fiel  die  Aufgabe,  die 
Grundlinien  des  Haupt-Operations-Planes  festzustellen,  wesentlicli  dem 
Prinzen  Eugen  zu.  Hatte  sich  dieser  schon  zu  Wien  nicht  verhehlen 
können,  dass  die  Seemächte  für  seinen  ersten  Entwurf  —  Verlegung  des 
Schwerpunctes  der  Kriegshandlung  auf  den  deutschen  Kriegsschauplatz 

—  kaum  zu  bestinnnen  sein  würden,  so  überzeugte  ihn  der  persönliche 
Verkehr  mit  den  Führern  seemächtlicher  Politik,  dass  an  dessen 
Realisirung  gar  nicht    gedacht    werden  könne  •*).  Dank  der    Kascliheit, 


')   Prinz   Eugen   an   Karl  III.  Haag,   17.  Ai.ril  1708.    Kriegs-A.,  Spanien  1708 
Fase.  IV.   11. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;   Fase.  XIII.  22  a. 

^)  „Sie  können  sich  denken,"  .schreibt  Marlborougli  am  Tage  nach  der  Conferenz 
an  Royle,  „dass  die  Geueralstaaten  niclit  geneigt  sind,  darauf  einzugehen.  Ich  selbst  muss 
bekennen,  dass  es  mir  in  der  gegenwärtigen  Lage  sehr  nothwendig  erscheint,  dass  wir 
in  der  Lage  seien,  auf  dieser  Seite  offensiv  aufzutreten,  damit  wir  gleichzeitig  unsere 
Angelegenheiten  in  England  im  Auge  behalten  und  den  Feind  verhindern  und  abschrecken 
mögen,  an  eine  noclimalige  luva.sion  zu  denken,  wozu  er  wohl  Lust  verspüren  könnte, 
wenn  wir  uns  in  Flandern  zu  sehr  schwächten."  Murray  III,  698.  —  Wie  man  in 
England  über  Eugen's  Entwürfe,  von  der  Mosel  aus  in  Frankreich  einzudringen, 
dachte,  l)ezeugt  eine  charakteristische  Stelle  aus  Godoljjhin's  Briefe,  aus  Newniarket, 
19.  April,  welche  zudem  ein  interessantes  Streiflicht  auf  das  Verhältniss  Englands 
zum  Kaiser  wirft.  „Die  Entwürfe  des  Prinzen  Eugen  missfallen  mir  durchgelien<ls, 
sell)st  wenn  sie  die  Wahrscheinliclikeit  des  Gelingens  für  sich  hätten.  Man  betrachte 
nur,  was  geschah,  als  der  Wiener  Hof  Herr  von  ganz  Italien  war.  Ist  es  nicht  un- 
überlegt, ihm  ähnliche  Macht  auch  am  Rhein  und  an  der  Mosel  zuzuwenden  und 
die  Gelegenheit  zu  versäumen,  endlich  einmal  alle  unsere  eigenen  und  die  Soldtrnppen 
näher  an  der  Heimat  beisammen  zu  haben,  was  unseren  Landsleuten  gcwis.-i  viel 
Freude  machen  würde?  Ich  wünsche  daher  ernstlich,  dass  Sie  dem  Prinzen  andere 
Ansichten  beibringen,  allein  nicht  auf  Unkosten  der  zwei  Churfür.stcn"  (von  Hannover 
und  von  der  Pfalz).   Co.xe,  Memoirs,   U,  pag.  407. 


43 

mit  welcher  der  Prinz  die  Situation  überblickto  und  vcrwcrtlicte, 
wurde  schon  am  16.  Aj)ril  bezüglich  der  wesentlichsten  Puncte  eine 
völlige  Einigung  erzielt.  Einstinnuig  ward  nämlich  anerkannt,  dass  es 
zweckmassig,  neben  der  Armee  am  Ober-Rhein  und  jener  in  den 
Niederlanden,  an  der  Mosel  eine  dritte  unter  des  Prinzen  Eugen 
Befehl  zusammenzuziehen.  Sie  solle  40.000  Mann  stark  '),  mit  einer 
Feld- Artillerie  von  25  bis  30  Geschützen,  einem  Belagerungspark 
von  118  Stücken,  einem  Ponton-Train  und  sonstiger  vollständiger  Aus- 
rüstung versehen  sein.  Diese  Armee  habe  sich  um  Castellaun  zu  sammeln. 
Zu  St.  Goar  und  Rheinfels  sollten  Verpflegsmagazine  errichtet,  das 
Hauptverpllegsmagazin ,  sowie  die  Belagerungs  -  Artillerie,  aber  zu 
Cobleuz  auf  Schiffen  etablirt  werden,  um  sie  von  dort  leicht  nach 
Trier  schaffen  zu  können.  Für  die  zum  Schiffszuge  erforderlichen 
Pferde,  für  die  Ei'richtung  eines  Feldspitals  und  einer  Kriegscassa  von 
50.000  Thalern  für  ausserordentliche  Fälle  ward  vorgesehen. 

Die  Reichs- Armee  unter  dem  Oberbefehle  des  Churfürsten  Georg 
Ludwig  von  Hannover  sollte,  wiewohl  sie  Truppen  an  die  Mosel- 
Armee  abgeben  musste,  doch  stark  genug  bleiben,  um  eventuell,  gleich 
der  Armee  in  den  Niederlanden,  angriffsweise  auftreten  zu  können.  Sie 
ward  mit  42.939  Mann  eingestellt,  in  welcher  Ziffer  jedoch  die  Schweizer 
im  kaiserlichen  Dienste,  die  Reste  der  Regimenter  Baden-Baden  und 
Thüngen,  endlich    das    Regiment  Hildesheim    nicht  begriffen    waren '). 

Die  Bildung  der  Mosel-Armee  konnte  nicht  nur  kein  Geheimniss 
bleiben,  sie  sollte  allbekannt  werden,  da  man  mit  Recht  voraussetzte, 
dass  sie  auf  die  Entschliessungen  Ludwig  XIV.  rückwirken  werde. 
Tiefstes  Geheimniss  aber  musste  bleiben,  was  die  beiden  Feldherren 
am  17.  April  beschlossen:  die  Vereinigung  ihrer  beiden 
Heere  in  den  Niederlanden*). 

Von  der  Ueberzeugung  durchdrungen,  „  dass  sich  ohne  eine 
furchtbare  Armee  nichts  ausrichten  lasse",  hatte  der  Gedanke:  mit  der 
projectirten  Mosel-Armee  zu  jener  Marlb  o  r  ough's  zu  stossen,  den 
Prinzen  schon  zu  Wien  fast  ausschliesslich  beschäftigt.  Die  Erfolge 
des  Feldzuges  1704  in  Bayern,  welcher  bewiesen  hatte,  „  wessen 
zusammengesetzte  Kräfte  fähig  seien",  schwebten  dem  Prinzen  sichtlich 
vor  Augen.  Im  persönlichen  Verkehre  mit  dem  Waffenbruder  und  Mit- 
sieger von  Hochstädt  trat  der  langgehegte  Gedanke  im  Haag  der 
Verwirklichung  näher. 


*)  14.400  Kaiseiiiclie,   10.000  Pfälzer,  10.400    Hessen,  4400  Sacliseii,   der  Rest 
sollte  im  Reiclie  aufg-ebracht  werden.  Kriegs-A.,    Niederlande    17()H;     Fase,    XIII.    4. 
2)  Kriegs-A.,   Niederlande   1708;  Fase.  XIII.    4,  20,   ad  24  a. 
•^)  Kriegs-A  ,  Niederlande   1708  ;   Fase.   XIII.  21. 


44 

Nach  diesem  Plane  sollte  die  zwischen  dem  20.  und  25.  Mai 
um  Castellaun  versammelte  Mosel-Armee  am  14.  Marschta«;e  zu 
Tongres  eintreffen  ')  und  von  hier  über  Tirlemont  die  Vereinigung  mit 
Marlborough's  Armee  bewerkstelligen,  welche  bis  dahin  eine  zu- 
wartende Haltung  zu  beobachten  hatte.  Wenn  es  zweckmässiger 
erschiene,  sollten  die  Hessen,  statt  von  ihrem  Sammelplatze  Nastetten 
nach  Castellaun  gezogen  zu  werden,  am  dritten  Marschtage  zu  Coblenz 
den  Rhein  und  die  Mosel  passiren  und  über  Andernach  und  Sinzig 
am    sechsten  Marschtage    in  Rheinbach  zum  Gros   der  Armee  stossen. 

Schon  zu  Wien  hatte  Prinz  Eugen  hervorgehoben,  wie  wichtig 
im  Falle  der  Vereinigung  seiner  Armee  mit  der  Marlborough's 
die  grösstmögliche  Concentration  der  Machtbefugnisse  in  den  Händen 
der  beiden  Oberbefehlshaber  sei.  Die  Stärke  Frankreichs,  hatte  der 
Prinz  ausgeführt,  sei  vorwiegend  in  seiner  Actionsfreiheit  begründet. 
Sie  zu  paralysiren  sei  unerlässlich,  dass  sich  die  General^taaten 
ganz  auf  die  Treue  und  die  Fähigkeiten  der  beiden  Chefs  verliessen. 
Die  Generalstaaten-Deputirten  bei  der  Armee  wären  keine  geborenen 
Generale;  sie  Hessen  sich  vielmehr  durch  einige  eifersüchtige  und  im 
Kriegshandwerke  unerfahrene  subalterne  Generale  leiten.  Berathungen 
mit  ihnen  führten  nicht  blos  Verzögerungen  herbei,  sondern  auch 
Preisgebung  des  Geheimnisses. 

Marlb  orough  hatte  unter  dem  Drucke  der  holländischen  Feld- 
Deputirten  zu  oft  und  zu  schwer  gelitten,  um  nicht  jetzt,  wo  dieser 
Gegenstand  im  Haag  zur  Sprache  kam,  dem  Prinzen  Eugen  kräf- 
tigst zu  secundiren.  So  fand  diese  wichtige  Frage  ihre  Lösung  ganz 
im  Sinne  der  beiden  Feldherren.  Zu  Deputirten  bei  der  Armee  in 
Flandern  mit  der  ausschliesslichen  Aufgabe,  die  Operationen  thunlichst 
zu  fördern,  wurden  bestimmt:  Ferdinand  van  Collen,  G.  van 
Rossum  d'Ar denbroeck,  S.  van  Goslinga  und  van  Zallich; 
als  Deputirter  des  geheimen  Rathes:  Adrian  van  Borselle  de 
G  e  1  d  e  1*  m  a  1  s  o  n  * ). 

Der  vereinbarte  Operationsplan  koimte  voraussichtlich  niir  dann 
zur     Ausführung    gebracht    werden,     wenn    es    gelang,     die    deutschen 


')  1.  Marschtag,  I^ngcripLity.  Alknii.  2.  und  3.  Münster.  4.  Mßyen.  5.  Aldciialir. 
ß.  Zülpich.  7.  mid  8.  Düren.  0.  Escliweiler.  10.  Aaclien.  11.  G.ilniipo.  12.  mul  13. 
Maastricht  oder  Vise.   14.  Marschtag,  Lagerplatz  Tongres 

Da  die  Einhaltung  dieser  Marschroute  von  den  Wittcrnngsverliältnisseii  ahliiug, 
blieb  es  dem  Prinzen  Eugen  überlassen,  die  Tagesleisluiigcn  mid  die  Rasttage  dar- 
nach zu  bemessen. 

Bei  der  lirücke  von  Alken  sollte  Brod  für  den  3.  bis  7.,  zu  Düren  für  den 
8.  bis  12.,  zu  Maastricht  für  den   13.  bis   17.  Marschtag  gefasst  werden. 

^)  Lamberti  V.,   110    Tlieatrum   EurcipaeMni  (J.    144. 


45 

Kek'hsf'iirsten  zu  rechtzeitiger  Stellmii;-  ihrer  Contingente  und  baldiger 
Erstattung  ihrer  Geklquoten  zu  bestimmen.  Dazu  bedurfte  es  aber 
ki'ättigster  Eiuflussnahme  seitens  der  iSeemächte.  Dank  der  Bemühungen 
des  Prinzen  Eugen,  delegirten  die  Generalstaaten  hiezu  einen  ihrer 
angesehensten  Staatsmänner,  den  Grafen  Rechteren,  und  Hess 
M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  sich  bestimmen,  den  P  r  i  n  z  e  n  nach  Hannover  zu 
begleiten,  wo  sein  Eintluss  überwog.  Dagegen  hatte  Prinz  Eug en  die 
Verpflichtung  übernehmen  müssen,  am  Kaiserhofe  Alles  aufzubieten, 
auf  dass  gehalten  werde,  was  dem  Churfürsten  von  der  Pfalz 
versprochen  worden.  Marlborough  hatte  übrigens  nicht  unter- 
lassen, Wratislaw  und  Zinzendorff  zubeschwören,  in  gleichem 
Sinne  thätig  zu  sein  *). 

Durch  die  im  Namen  des  Kaisers  ausgesprochene  Annahme  der 
churfürstlichen  Bedingungen  ^),  erreichte  der  Prinz  zu  Düsseldorf  die 
Zusage,  dass  das  churpfälzische  Contingcnt  zwischen  20.  und  25.  Mai  zur 
Mosel- Armee  stossen  werde  ^).  —  Nachdem  er  zu  Cassel  den  Landgrafen 
von  Hessen  zu  baldiger  Truppcnstellung  angeeifert,  eilte  er  nach 
Hannover,  im  Vereine  mit  Marlborough  und  Rechteren  den  grollen- 
den Churfürsten  der  gemeinsamen  Sache  zu  gewinnen.  Der  Umstand, 
dass  die  Aufstellung  einer  dritten  Armee  an  der  Mosel  im  Haag  ohne 
sein  Zuthun  förmlich  zum  Beschlüsse  erhoben  worden,  schien  des 
Churfürsten  Empfindlichkeit  besonders  erregt  zu  haben.  Entrüstet  ob 
dieser  Zurücksetzung  und  der  Zumuthung,  zum  Heere  Eugen's  von 
den  ihm  unterstehenden  Truppen  einen  beträchtlichen  Theil  abgeben 
zu  sollen,  wollte  er  den  Oberbefehl  über  die  Rhein-Armee  niederlegen. 

Mit  Mühe  nur  gelang  es  beiden  Feldherren,  ihn  von  diesem  Vor- 
haben abzubringen.  Prinz  Eugen  musste  im  Namen  des  Kaisers 
versprechen,  dass  alle  Hindernisse  beseitigt  würden,  welche  der  Ein- 
setzung Hannovers  in  die  neunte  Chur  noch  entgegenstanden.  Die 
kaiserlichen  Reiter-Regimenter  Mercy  und  Lobkowitz  wurden  zu  des 
Churfürsten  Armee  geschlagen  *)  und  ein  weiterer  Zuschub  von 
5000  Mann  aus  den  Niederlanden  in  Aussicht  gestellt.  Dagegen  wil- 
ligte Georg  Ludwig  ein,  dass  in  der  Gegend  von  Coblenz  unter 
Prinz  Eugen's  Oberbefehle  eine  dritte  selbstständige,  nach  dem  Haager 
Entwürfe  gebildete  Armee  zusammengezogen  und  von  ihm  nach  Er- 
messen   der    Umstände    verwendet   werde.    Die    Mosel-,  wie  die  Ober- 


')  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.    XIII.  ad  24  a. 
-)  .Siehe  die  militär-politische  Eiuleituiig.   Seite  15. 
^)  Kriegs-A.,   Niederlande   1708;   Fase.  XIII.  32. 

*)  Kriegs-A.,    Niederlande    1708;    Fase.    XIII.    36    (Scliriftliclies  Concert    vom 
29.  April  1708)  und  31. 


46 

Rhein-Armfe  sollten  sich  zwischen  dem  20.  und  25.  Mai,  jene  zwischen 
Coblenz  und  Rheintels,  diese  am  Ober-lihein  versammeln.  Mündlich 
ward  dieser  schriftlichen  Vereinharung  noch  beigefügt,  dass  die  drei 
Armeen  allezeit  bereit  sein  müssten,  sich  gegenseitig  zu  unterstützen. 

In  den  Plan  der  Vereinigung  der  Armeen  E  u g e  n's  und  Marl- 
borough's  wurde  der  Cliurfüist  nicht  eingeweiht'),  wie  denn  die 
Verhandlungen  an  den  deutsehen  Höfen  überhaupt  so  gefilhrt  wurden, 
als  denke  man   an  keine  andere  Operation,  als  an  jene  an  der  Mosel. 

Wenn  die  Abmachungen  zwischen  den  Gliedern  des  „Grossen 
Bundes"  zur  That  wurden,  standen  zu  Beginn  des  Sommers  1708 
folgende  Armeen  operationsbereit : 

Die  englisch-holländische  Armee  in  den  Niederlanden  unter  den 
Befehlen  INIar  1  bor ough's  und  Overkirk's  in  der  Gegend  von 
Brüssel. 

Die  Mosel -Armee  unter  Prinz  Eugen  in  der  Gegend  von 
Castellaun. 

Die  Reichs  -  Armee  unter  Clmrfürst  Georg  Ludwig  von 
Hannover   hinter  den  Ettlinger  Linien. 

Die  Armee  von  Piemont  unter  Victor  Amadeus  von  Savoyen, 
mit  Feldmarschall  D  a  u  u  zur  Seite,  am  Fusse  des  Mont-Cenis. 

Die  Armee  von  Catalonien  unter  Feldmarschall  Guido  Starhem- 
berg's  Befehl  in  der  Gegend  von  Cervera. 

Die  Armee  von  Portugal  unter  F  r  o  n  t  e  r  a's  Führung  nächst  Badajoz. 

Das  kaiserliche  Corps  in  Neapel  unter  dem  Befehle  des  Feld- 
marschalls Prinzen  F r  i e d r i  c  h  von  Hessen-Darmstadt, 

Hiezu  sind  noch  die  Besatzungs-Truppen  von  England,  Schott- 
land und  L'land,  dann  jene  von  Holland  zu  zählen,  und  endlich  die 
Kaiserlichen,  in  Ungarn  unter  Feldmarschall  Graf  Siegbert  Heister, 
in  Siebenbürgen  unter  FML.  Baron  Kriech  bäum. 


Der  Umschwung,  welcher  im  Jahre  1708  in  der  allgemeinen 
Kriegslage  zu  G  unsten  des  Hauses  B  o  u  r  1)  o  n  eingetreten  war,  hatte 
doch    im    Grossen    und    Ganzen    an  dem  Verhältnisse    der    Defensive 


*)  „Wir  liielten  iiiclit  für  rilthlicli,"  sclirciht  Maillxirougli  am  3.  Mai  an  Godol- 
phiu,  „Seiner  churfürstliclien  üurehlauclit  zu  oröfTnen,  dass  in  der  Folge  der  Opera- 
tionen des  Prinzen  Engen  nnd  mein  Heer  zusamnienstosseu  sollen.  Kommt  es 
sodann  dazu,  so  sehe  ich  von  Seite  jenes  Fürsten  einem  Sturm  entgegen.  Allein 
das  H<;il  d(;s  Feldzuges  hängt  vom  Oclioimniss  al) ;  wir  iiiiisscn  daher  jetzt  schweigen 
und  naclilier  mit  Geduhl  di-n  Aushrucli  seines  Zornes  abwarten."  Coxo,  Herzog  von 
Marlhorongh's  Leben  nii<l    I  >i  nUwürdigkeitcn,   IV,  71. 


47 

nichts  ändern  können,  in  welclies  Lndwig  XIV.  dnreli  die  Schlachten 
von  Turin  und  Kamillies  ^•eworl'eu  worden  war.  Seit  jenen  Unglücks- 
tagen war  das  Streben  Ludwig  XIV.  auf  Erhalten  der  eigenen 
Kraft,  Ermüden  der  Verbündeten  gerichtet.  Bei  der  Halbheit,  welche 
jedem  Coalitionskrieg  mehr  oder  weniger  anhaftet,  mochten  solcher 
Zweck  und  solches  Ziel  in  der  That  nicht  ganz  unerreichbar  erscheinen. 
Der  Kampf  der  politischen  Parteien  in  England,  die  Friedensschn- 
sucht  Hollands,  der  Umschwung  der  spanischen  Angelegenheiten, 
die  noch  immer  ausstehende  Entscheidung  des  nordischen  Krieges, 
die  Haltung  der  Türkei,  die  Rebellion  in  Ungarn,  die  Avachsende 
Eifersucht  der  italischen  Staaten  gegen  den  Kaiser,  —  alle  diese 
Umstände  Hessen  der  Hoffnung  einer  Verbesserung  der  Lage  Frank- 
reichs von  Aussen  Avohl  Kaum. 

Aber  nicht  im  blossen  Abwarten,  in  kraftloser  Unthätigkeit, 
erblickte  Ludwig  XIV.  sein  Heil  und  das  seines  Enkels  Philipp 
von  A  n  j  0  u ;  seine  Mittel  waren  noch  immer  grossartig  genug,  um 
bei  Festhaltung  des  allgemeinen  Defensivplanes  an  einen  bedeutenden 
Rückstoss  denken  zu  können. 

Ungeachtet  der  Erschöpfung  der  Finanzen  sollten  fünf  Armeen 
in's  Feld  gestellt  und  selbe,  insbesondere  jene  am  Rhein  und  in  den 
Niederlanden,  stärker  gemacht  werden,  als  sie  seit  Beginn  des  Krieges 
jemals  gewesen  waren. 

Nach  dem  von  Ludwig  XIV.  angenommenen  General-Entwürfe 
sollte  in  den  Niederlanden  mit  grösster  Kraft  offensiv  aufgetreten 
werden,  indess  man  sich  am  Rhein  und  in  den  West- Alpen  auf 
Diversionen  beschränkte. 

Der  Offensive  in  den  Niederlanden  sollte  ein  Anfall  Schottlands 
vorhergehen.  Der  allgemeine  Zustand  dieses  Königreiches,  das  den  nach 
Versailles  gelangenden  Berichten  zufolge,  zum  Empfange  seines  legitimen 
Herrn,  des  Prätendenten  Jacob  S  t  u  a  r  t,  ganz  bereit  wäre,  hatte  auf 
den  Gedanken  geführt,  Kräfte,  welche  nach  Beendigung  der  Campagne 
von  1707  frei  werden  mochten,  einer  Expedition  nach  Schottland 
zuzuwenden.  Diese  Unternehmung  versprach  bei  einigem  Erfolge 
bedeutende  feindliche  Kräfte  von  dem  niederländischen  Schauplatze 
abzuziehen.  Da  alle  Welt  in  Paris  die  schottische  Expedition  verlangte, 
gab  Ludwig  XIV.  nach  längerem  Zögern  seine  Einwilligung.  Gegen 
Schluss  des  Jahres  1707  erging  Befehl  zur  Ausrüstung  eines  Geschwaders, 
das  den  Prätendenten  mit  6000  Mann  französischer  Truppen  an  die 
schottische  Küste  bringen  sollte.  „Kein  anderes  Unternehmen,"  schrieb 
Ludwig  XIV.  seinem  Botschafter  in  Madrid,  „könnte,  Avenn  das 
Glück    uns    gewogen,    gleichgradige     Verwirrung    in    den    feindlichen 


48 

Reihen  erzeugen,  darum  mit  ahnliclicr  Gewissheit  den  Frieden  herbei- 
führen« '). 

Als  das  von  F  o  r  b  i  n  geführte  Geschwader,  drei  Wochen  nach 
seinem  Aushiufen,  ohne  auch  nur  einen  Landungsversuch  gewagt  zu 
haben,  nach  Düukirchcn  zurückkehrte,  dachte  man  zu  Versailles  nur 
daran,  wie  man  sich  für  den  auf  dem  Meere  erlittenen  Misserfolg  zu 
Lande  schadlos  halten  küune.  Der  Kriegsminister  Chamillart  eilte 
nach  der  Nordgrenze,  die  festen  Plätze  zu  besichtigen  und  für  die 
Bedürfnisse  und  die  Sicherheit  der  Haupt-Armee  persönlich  alle 
Vorkehrungen  zu  treffen.  Dem  Wunsche  seines  Enkels,  des  Herzogs 
von  Burg  und,  Folge  gebend,  hatte  Ludwig  XIV.  diesem  das 
Commando  in  den  Niederlanden  anvertraut  und  ihm  den  Herzog  von 
V  e  n  d  6  m  e  und  den  Marschall  von  M  a  t  i  g  u  o  n  zur  Seite  gestellt. 
Der  Ex-Churfürst  von  Bayern,  mit  dem  Herzoge  von  Berwick  als 
Berather,  ward  zum  Befehlshaber  der  Rhein- Armee  ernannt.  An  die 
Spitze  der  Armee  des  Delphinats  ward  Marschall  V  i  1 1  a  r  s  berufen. 
Der  Herzog  von  Orleans,  mit  dem  Grafen  Bozens  zur  Seite, 
sollte  die  Haupt  -  Armee  in  Spanien  commandiren ;  der  Herzog  von 
Noailles  die  Armee  von  Catalonien,  der  General-Lieutenant  Marquis 
de  Baye  die  Armee  von  Estremadura. 

Solche  Besetzung  der  obersten  Commandostellen  widersprach  fast 
durchaus  der  Staats-  und  Kriegsraison.  Das  Hauptheer  Frankreichs 
dem  muthmasslichen  Thronerben  anzuvertrauen,  war  an  sich  ein 
schwerer  Fehler.  Allerdings  hatte  der  bisherige  Befehlshaber,  Ven- 
dome, es  selbst  gewünscht,  doch  wie  Berwick  treffend  bemerkt: 
„vermuthlich  in  der  Hoffnung,  er  werde  unter  einem  jungen,  uner- 
fahrenen Prinzen  mehr  Gewalt  haben,  als  unter  dem  Churfürsten 
(von  Bayern),  der  sein  ganzes  Leben  im  Dienste  und  seit  vierund- 
zwanzig Jahren  an  der  Spitze  von  Kriegsheeren  war  -j".  Zwischen  dem 
sittenstrengen  Herzoge  von  B  u  r  g  u  n  d  und  dem  frivolen  Herzoge  von 
Vendome  war  aber  jene  volle  Harmonie,  welche  in  jedem  Haupt- 
(|uartier  herrschen  muss,  ganz  undenkbar.  Den  Churfürsten  von  Bayern 
zu  bestimmen,.  Flandern  zu  verlassen  und  das  Commando  am  Rhein 
zu  übernehmen,  hatte  der  Hof  von  Versailles  sich  einer  Finte  bedient. 
General-Lieutenant  St.  Fremont  hatte  den  Auftrag  erhalten,  dem 
Churfürsten  einen    phantastischen  Entwurf  C  li  a  m  i  1 1  a  r  t's    beliebt  zu 


')  Ludwig  XIV.  an  Anielot,  8.  März  1708.  «ürardort,  NoordLU  III. 

^)  D<?r  Cliurfürst  von  liayrjin  fiin;j^irte  in  d(!U  spanisilien  Niederlanden  als 
beständiger  Statthalter  und  Arnice-Olier-Commaudant  beider  Kronen. 

Memoire»  du  marrclial  de  13erwick,  itafj.  394  in  der  „Nouvelle  culkction  des 
UK-inoires  pour  servir  ä  Vlii.stoire  de  France".  Troisicmc  serie,   V^U. 


49 

machen :  mit  einem  furchtbaren  Kriegsheei'e  in  Deutscliland  einzu- 
dringen, Bayern  zu  empören  und  sich  des  ganzen  Landes  zwischen 
München  und  dem  Elsass  zu  bemeistern.  Der  Churfürst  hatte  sofort 
angenommen;  da  es  aber  durchaus  an  Mitteln  gebrach,  jenen  Entwurf 
auszuführen,  konnte  grausame  Enttäuschung  nicht  ausbleiben.  Da  der 
Churfürst  sich  mit  dem  Marschall  Vi  1  lars,  welcher  bisher  am  Rhein 
commaudirt  hatte,  nicht  vertragen  konnte,  musste  der  Letztere  eine 
Grenze  verlassen,  die  er  eben  in  Vertheidigungsstand  gesetzt  hatte 
und  deren  Schwäche  und  Stärke  Niemand  besser  kannte,  wie  er; 
der  gewiegte  Kenner  der  Rheinlande  und  Süd-Deutschlands  musste 
kummervollen  Herzens  das  Commando  in  der  Dauphine  übernehmen, 
ein  Operations-Schauplatz,  den  er  gar  nicht  kannte ').  Da  endlich 
Marschall  Be  rwi  ck  dem  neuen  Ober-Commandanten  in  Spanien,  dem 
ehrgeizigen  Herzoge  von  Orleans,  missfiel,  ein  erspriessliches  Zu- 
sammenwirken Beider  nicht  zu  hoffen  war^),  wurde  der  Sieger  von 
Almansa  von  dort  abberufen,  was  Montesquieu  zur  Bemerkung 
Anlass  gab:  „II  sauva  l'Espagne  et  tut  rappele!''  Anfänglich  für  die 
Dauphine  bestimmt,  wurde  Berwick  nunmehr  dem  Churfürsten  von 
Bayern  untergeordnet. 

Die  Armee  in  den  Niederlanden  sollte  den  Verbündeten 
überlegen  sein.  Man  gedachte  mit  den  Belagerungen  von  Huy  und  Lüttich 
zu  beginnen,  welchen  jene  von  Mustricht  folgen  sollte.  Indess  dem 
Marschall  von  M  a  t  i  g  n  o  n  die  Aufgabe  zufiel,  mit  einem  Theile  der 
grossen  Armee  diese  Plätze  zu  belagern,  sollte  der  Herzog  von 
Burgund  die  Verbündeten  beobachten,  um  diese  Unternehmungen  zu 
decken.  Indem  man  den  Krieg  an  die  Maas  verlegte,  entlastete  man 
Flandern  und  zog  die  Verbündeten  in  ein  Terrain,  wo  man  von  der 
Ueberlegenheit  der  eigenen  Cavallerie  Gebrauch  machen  konnte,  ein 
Vortheil,  den  das  Gelände  zwischen  Lys  und  Scheide  nicht  bot,  da 
es  zu  sehr  durchschnitten  war.  Um  im  Stande  zu  sein,  den  Verbün- 
deten zuvorzukommen,  traf  man  Anstalten,  die  Armee  in  verschie- 
denen Corps  unter  den  festen  Plätzen  des  Hennegau  zu  versammeln. 
Von  hier  konnten  sie,  sowie  das  Gras  es  erlaubte,  rasch  an  die  Maas 
rücken  ^). 

Auch  in  Spanien  sollte  der  Krieg  angriffsweise  geführt  werden. 
Moralisches  Uebergewicht  und  numerische  Ueberlegenheit  berechtigten 
vollauf  hiezu.  Man  trug  sich  zu  Madi-id  anfangs  mit  dem  Gedanken, 
den  Schwerpunct  der  Kriegshandlung  nach  Portugal  zu  verlegen,  um 


')  Memoires  militaires,  VIII.  pag.  307. 
^)  Memoire.s  du  Duc  de  Noailles,  1708,  pag.  420. 
^)  Memoires  militaires,   VIII.  pag.  7. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.   II.  Serie,  I.  Band . 


50 

diesen  Staat  von  der  „Grossen  Allianz-  abzuziehen.  Nach  reiflicher 
Ueberlegung  glaubte  man  aber  diese  Idee  aufgeben  zu  sollen.  Da 
man  wohl  wusste,  dass  man  von  den  Portugiesen  so  gut  wie  nichts 
zu  fürchten  habe,  bestimmte  man  für  die  Operationen  gegen  dieselben 
nur  8000  Manu  Infanterie  und  4000  Mann  Cavallerie.  Der  Herzog: 
von  Ossuna,  in  Andalusien  3000  Milizen  befehligend,  und  der  General- 
Lieutenant  Marquis  B ran  ca  s  mit  etwa  5000  Irregulären  in  Galicien 
stehend,  vervollständigten  die  strategische  Front  gegen  Portugal. 

Die  Hauptkraft  beschloss  man  auf  Catalonien  zu  werfen,  das 
concentrisch  angegriffen  werden  sollte.  Der  Herzog  von  Noailles 
hatte  mit  15.000  Mann  aus  Roussillon  über  den  Col  de  Boulon 
gegen  Gerona  vorzugehen,  durch  diese  Diversion  einen  Theil  der  Ver- 
bündeten an  der  Fluvia  und  am  Ter  festzuhalten  und  in  der  Folge 
sich  eine  Verbindung  zur  Armee  Orleans'  zu  eröffnen  'j.  Dieser  sollte 
mit  22.000  Mann  von  Lerida  gegen  Tortosa  rücken  und  es  belagern, 
wobei  ihm  General-Lieutenant  d'Asfeldt,  der  im  Königreiche  Valencia 
15.000  Mann  befehligte,  mit  7000  Streitern  zu  unterstützen  angewiesen 
war.  —  Ein  Corps  von  3000  bis  4000  Mann  war  bestimmt,  die  Alliirten 
in  der  Front,  d.  i,  längs  des  Segre,  zu  beschäftigen  und  die  Korn- 
kammer Cataloniens,  die  fruchtbare  Gegend  um  Lerida  und  Balaguer, 
zu  verwüsten. 

Die  beabsichtigte  Offensive  bewegte  sich  hiernach  in  Spanien 
innerhalb  verhältnissmässig  enger  Grenzen.  Vermochten  die  französisch- 
spanischen Heerführer  selbst  auf  iberischem  Boden  zum  Glauben  an  einen 
durchschlagenden,  entscheidenden  Erfolg  sich  nicht  aufzuschwingen,  so 
lastete  auf  den  Befehlshabern,  welche  Frankreichs  Armeen  in  den  "West- 
Alpen,  am  Rhein  und  selbst  auf  jenen,  welche  in  den  Niederlanden 
C(jmmandirten,  das  dunkle  aber  unabweisbare  Gefühl:  kein  Aeusserstes 
wagen  zu  dürfen,  die  Verpflichtung:  die  ihnen  anvertrauten  Wehr- 
kräfte möglichst  intact  in  die  Winterquartiere  zu  bringen. 


Kriegsplan  Franz  Räköczi's. 

Wiewohl  Franz  R  ä  k  •'>  c  z  i  über  die  militärische  Lage  der  Kaiser- 
lichen genau  unterrichtet  und  demnach  versichert  war,  dass  er  in  der 
ersten  Hälfte  des  Jahres  von  ihnen  nichts  zu  befürchten  habe,  beschloss 
er  dennoch,  zunächst  und  während  des  ganzen  Sommers  eine  zu- 
wartende Haltung  zu  beobachten,  jedem  grösseren  Zusammenstosse 
auszuweichen    und    nur    einen   Theil    seiner  Cavallerie  zu  Einfällen   in 


';  Memoires  du  Diu-  de  Noailles,  1708,  pag^.  420. 


51 

die  Erblande  zu  verwenden.  Im  Herbste  erst  sollte  die  Hauptmaeht 
der  Conföderation  in  Schlesien  einrücken  und  dort  Winterquartiere 
beziehen  *). 

Dieser  Gedanke  ward  auch  von  R  a  k  6  c  z  i's  ungarischen  Rath- 
gebern  gutgeheissen.  Während  sie  aber  die  günstige  Zeit,  da  die 
Conföderation  mehrfacher  numerischen  Ueberlegenheit  sicher,  nützen 
und,  statt  den  Sommer  verstreichen  zu  lassen,  sofort  an  die  Waag 
rücken  wollten,  ja  selbst  eine  Vereinigung  mit  den  Franzosen  in  der 
Gegend  von  Linz  ventilirt  Avurde,  glaubte  der  französische  Gesandte, 
des  Allen  rs,  vor  jeder  Uebereilung  warnen  zu  sollen. 

Ueber  die  letzten  Gründe  des  R  a  k  6  c  z  i'schen  Kriegs-Programms 
für  1708  lassen  sich  nur  Vermuthungen  aussprechen.  Die  zuwartende 
Haltung,  für  welche  das  Haupt  der  Conföderation  sich  entschieden, 
findet  ihre  natürliche  Erklärung  in  dem  Zusammenhange  zwischen 
dem  spanischen  Erbfolgekriege  und  jenem  in  Ungarn. 

Die  Berichte  seines  Pariser  Agenten,  V  e  t  e  s,  stellten  unzweifel- 
haft fest,  dass  selbst  im  günstigsten  Falle  an  eine  directe  militärische 
Hülfe  Frankreichs  im  Laufe  des  Feldzuges  1708  nicht  zu  rechnen  sei*). 
Erfolge  der  französischen  Waffen  kamen  unter  diesen  Umständen 
der  ungarischen  Conföderation  erst  mittelbar  zu  Gute;  Misserfolge 
der  ersteren  Hessen  schon  jetzt  Räköczi  darauf  Bedacht  nehmen, 
das  eigene  Interesse  zu  wahren,  was  durch  nichts  so  sicher  geschah, 
als  durch  Zusammenhalten  und  Conserviren  der  Streitkräfte.  Dass 
Rakoczi  jedem  grösseren  Zusammenstosse  ausweichen  wollte,  erklärt 
sich  aus  Vorstehendem  und  der  richtigen  Werthschätzung  der  Feld- 
tüchtigkeit seiner  Streitkräfte.  Im  letzteren  Puncte  dürfte  er  sich  mit 
des  A 1 1  e  u  r  s  begegnet  haben.  Sieherlich  war  es  nur  das  geringe 
Vertrauen  des  französischen  Gesandten  in  die  Schlachtentüchtigkeit 
der  Conföderirten,  das  ihn  bestimmte ,  statt  auf  eine  im  Interesse 
seines  Souverains  gebotene,  kräftige  Diversion,  auf  kluge  Zurückhaltung 
zu  dringen.  Das  Verlangen  der  ungarischen  Rathgeber,  sofort  an  die 
Waag  zu  rücken,  ist  einerseits  durch  die  daraus  erwachsenden  Vor- 
theile,  anderseits  durch  die  verhältnissmässig  geringe  Gefahr  und  die 
Möglichkeit  des  Ausweich ens,  militärisch  genügend  motivirt. 

Schwerer  zu  ergründen  ist  das  geplante  „grosse  Unternehmen" 
der  Invasion  Schlesiens.  Ob  Rakoczi  dabei  auf  eine  Unterstützung 
seitens  des  dortigen  protestantischen  Adels  rechnete,  wie  seine 
Memoiren    andeuten,  oder    ob    er  damit  Ludwig  XIV.  zu    grösseren 

*)  Memoires  du  priiice  Frauijois  Eaköczi,  pag.  385. 

^)  Siehe  insbesondere  Vetes'  Bericht  vom  1.  Februar  1708.  Actenstücke  zur 
Geschichte  Franz  Käköczi's  etc. 

4* 


52 

Anstrengungen  am  Ober-Rhein  und  in  Bavcrn  veranlassen  wollte 
wie  ein  Brief  an  Vetes')  vermuthen  lässt;  ob  die  Vorbereitungen 
zu  diesem  abentcuerliehen  Zuge  ernst  gemeint  oder  der  Gedanke 
nur  zu  dem  Zwecke  propagirt  wurde ,  R  a  k  6  c  z  i's  Ansehen  bei 
der  Nation  aufzufrischen,  was  dringend  Noth  that,  bleibt  dahin- 
gestellt. 


')  Kaköczi  au  Vctcs.    10.  .hili    ITdS.   Kiiegs-A.,  Uufrani    1708;   Fase.   Xlll.    15. 


Rüstniigeii  des  Kaisers  und  seiner  Alliirten. 

a)  Des  Kaisers. 
Die  Gr  eldbeschaffung. 

Das  finanzielle  Kriegserforderniss  des  Militärjahres  1708  war 
vom  General  -  Feldkriegs  -  Coramissariat  auf  24  Millionen  Gulden 
veranschlagt  worden  *).  Wiewohl  dasselbe  gegen  das  Vorjahr  um 
2,381.955  fl.  niedriger  gestellt  war,  reichten  die  ordentlichen  Staats- 
Einnahmen  doch  weitaus  nicht  hin,  es  zu  bedecken '). 

Die  wichtigste  Einnahme  des  Militär-Etats,  die  Länder-Contri- 
bution,  blieb  wie  alljährlich,  so  auch  1708  weit  hinter  den  Regierungs- 
Postulaten  zurück. 

Die  Erblaude  Nieder-  und  Ober-Oesterreich,  Steyerraai'k,  Kärn- 
ten, Krain,  Böhmen,  Mähren  und  Schlesien  contribuirten  statt 
10,190.000,  beziehungsweise  9,506,666  fl.  (restringirte  Vorschreibung), 

zusammen  nur 8,116.827  fl.  ^) 

Die     Hybernal-Prästationen    von     Vorder-Oesterreich 

betrugen 270.000   „  *) 

Ungarns  und  Siebenbürgens  Prästationen  in  Naturalien     2,000.000   „  ^) 
Die   Jahresbeiträge   der   Hansestädte  und  der  Reichs- 
ritterschaft          300.000  „ 

Fürtrag  10,686.827  fl. 

*j  lutimation  an  die  österreicliische  Hofkanzlei.  Wien,  10.  October  1707. 
Reiclis-Finanz-  (Hofkamnier-)  Archiv. 

^)  Da  im  Gegensatze  zu  den  meisten  früheren  Jahren  für  das  Kriegserforder- 
niss von  1708  ein  eigener  Bedeckungs-Voranschlag  im  Hofkammer-Archive  nicht 
vorkommt,  ist  man  auf  die  Zusammenfassung  der  einzeln  und  zerstreut  vorfiudlichen 
Daten  angewiesen. 

')  Hofkammer-A.  vom  14.  Oetober  1707  und  vom   11.    Jänner  1710.    Beilage. 

*)  Registr.  des  R.  K.  M.,  Decemher  1708,  Nr.  238. 

^)  Diese  Ziffer  ist  dem  Bedeckungs-Voranschlage  für  das  Jabr  1709  entnom- 
men. Hofkammer-A.   1708. 


54 

Uebertrag  10,686.827  fl. 

Bayerns 1,200.000   „  ') 

Die  Einkünfte,  welche  die  Heeresverwaltung  aus  Italien 

zog,  rund 5,000.000   „ 

das  sind  zusammen   16,886.827  fl. 

Die  Bedeekuner  des  hiernach  rund  7  Millionen  Gulden  be- 
tragenden  Abganges  durch  Inanspruchnahme  des  Staatscredits  stiess 
auf  sehr  bedeutende  Hindernisse.  Die  Schwierigkeiten  in  der  Aufnahme 
von  Darlehen  waren  mit  jedem  Kriegsjahre  gewachsen.  Da  man 
fortwährend  neue  Anlehen  aufnahm,  die  alten  aber  nicht  einmal  regel- 
mässig verzinste  *),  geschweige  denn  rechtzeitig  zurückzahlte,  stieg  der 
Stand  der  Staatsschuld  unausgesetzt.  Lässt  sich  die  genaue  Ziffer 
desselben  bei  der  ganz  unvollständigen  Verbuchung  nicht  feststellen  ^), 
so  kann  doch  durch  Combinationen  aus  späteren  Daten  die  Höhe  der 
Militär-Schulden  zu  Beginn  des  Jahres  1708  auf  circa  29'5  Millionen 
Gulden,  jene  der  Cameral-  (Civilverwaltungs-  und  Hof-)  Schulden  auf 
circa  25'ö  Millionen  Gulden  veranschlagt  werden,  Ziffern,  welche  dem 
wahren  Stande  jedenfalls  sehr  nahe  kommen*),  in  welchen  aber  die 
„Hofzahlamts-Schulden",  welche  sich,  wie  Starhemberg  bemerkt, 
nicht  berechnen  lassen,  nicht  begriffen  sind.  Erscheint  schon  die 
absolute  Höhe  dieses  Schuldenstandes  in  Anbetracht  des  damaligen 
Geldwerthes  als  nicht  unbedeutend,  so  lässt  dessen  relative,  d.  i.  das 
Yerhältniss  desselben  zum  Jahres  -  Einkommen,  umsomehr  erkennen, 
wie  schwer  eine  weitere  Anspannung  des  Staatscredits  möglich 
war.    Der    Jahres  -  Reinertrag    aller    Cameral-Gefälle    war    im     Durch- 


')  Registr.  des  R.  K.  M.,  November  1708,  Nr.  212.  —  H.  H.  u.  St.  A.  Bavaria 
u.  s.  w.  In  dem  Vortrage  de.s  Hofkammer-Präsidcuten  Graf  Gundaker  Starhemberg 
vom  17.  April  1711  sind  die  Beiträire  der  Hansestädte,  der  Reicbsritterschaft  und 
Bayerns  zusammen  mit  etwa  V/^  Millionen  Gulden  eingestellt. 

*)  In  dem  Vortrage  Gundaker  Starhemberg's  vom  17.  April  1711  wurde  das 
Erforderniss  für  Verzinsung  und  Tilgung  von  Kriegsschulden  mit  2  bis  3  Millionen 
berechnet.  Da  die  durchschn  ttlich  O^/oige  Verzinsung  der  damaligen  Kriegsschulden 
allein  circa  2,100.000  fl.  beanspruchte,  erübrigten  für  Rückzahlungen  ungefähr 
500.000  fl.  Wie  aus  den  bezüglichen  Acten  des  Hofkammer-Archivs  hervorgeht,  wurden 
in  dieser  Zeit  ausser  den  ausländischen  (besonders  englischen,  wo  man  den  Verpflich- 
tungen pünktlich  nachkam)  nur  kleine  Darlehen  getilgt.  Wenn  aber  eine  Rück- 
zahlung stattfand,  war  die  Schuldentilgung  meist  nur  eine  scheinbare;  „man  machte", 
wie  es  in  einem  Keferate  heisst,  „ein  neues  Loch  auf,  um  das  alte  zu  ver.stopfcn". 
Mensi-Klarbach,  Creditgescliichte. 

')  Erst  gegen  Ende  des  Krieges  findet  sich    eine  Uebersicht    der  Staatslasten. 

*J   Meusi-Klarbach,  Creditgescliichte. 


55 

schnitte  der  Jalire  1708  bis  1710  circa  6*5  Millionen  Gulden'). 
Diesem  Reinertrage  standen  gegenüber:  die  Ausgaben  für  den  Hof, 
für  die  Civilverwaltung,  Pensionen  u.  dgl. ,  die  Verzinsung  der 
Cameralschulden ,  zusammen  etwa  6,825.000  H.  Bei  einer  effec- 
tiven,  übrigens  zum  grösstcn  Theile  bereits  auf  viele  Jalire  hinaus 
verpfändeten  Gesammt  -  Einnahme  von  ungefähr  23,386.827  fl.  er- 
gibt sich  hiernach  ein  Deficit  von  0*5  Million  im  Civil-  und  von 
7*0  Millionen  im  Militär-Etat,  dabei  ein  Schuldenstand  von  solcher 
flöhe,  dass  allein  die  vertragsmässige  Verzinsung  circa  3'5  Mil- 
lionen ,  jährlich  nahezu  ein  Sechstel  der  Staats  -  Einnahmen ,  ver- 
schlungen hätte ,  ganz  abgesehen  von  der  Capital  -  Rückzahlung, 
welche  bei  Einhaltung  der  bezüglichen  Verpflichtungen  jährlich  mehr 
als  die  Hälfte  des  gesammten  Staats  -  Einkommens  erheischt  haben 
würde  ^). 

Unter  diesen  Verhältnissen  für  die  Bedeckung  des  Kriegs- 
Erfordernisses  sorgen  zu  müssen,  war  keine  leichte  Aufgabe.  Die  hiezu 
unter  dem  Präsidium  des  Prinzen  Eugen  eingesetzte  Commission 
fand,  dass  der  Credit  des  Staates  nicht  mehr  ausreiche,  dass  man 
daher  jenen  der  1706  gegründeten  Wiener  Stadt  -  Bank  zu  Hülfe 
nehmen  müsse*).  Durch  sie  solle  man  ein  Anlehen  von  3  Millionen 
aufnehmen ,  zu  dessen  Verzinsung  und  Tilgung  dem  Banco  auf 
zehn  Jahre  ein  jährlicher  Fundus  von  400.000  fl.  aus  den  Contri- 
butionen  der  österreichischen  und  böhmischen  Erbländer  anzuweisen 
sei.  Diesen  Vorschlag  bezeichnete  der  Hofkammer  -  Präsident  Graf 
Gundaker  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g  als  kaum  durchführbar ,  da  —  unter 
anderen  Gründen  —  die  Stadt-Bank  ihre  „Consistenz"  noch  nicht 
bewiesen  und  einen  so  grossen  Betrag  noch  nicht  verfügbar  habe*). 
In  der  That  kam  dieses  Anlehen  auch  nicht  zu  Stande.  Da  man  aber 
zur  Bestreitung  der  an  Dänemark  zu  zahlenden  Subsidien,  der  Recru- 
tirung  und  Remontirung  der  Reiterei  und  der  Ausrüstung  des  öster- 
reichischen Kreis-Contingents  600.000  fl.  dringend  benöthigte,  wurde 
über  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's  Rath  bei  dem  Bankhause  W  e  r  t  h  e  i  m  e  r 
vorläufig  ein  Darlehen  von  800.000  fl.  gegen  directe  Anweisung 
auf   Contributionen  Böhmens,    Mährens    und  Schlesiens    für  1709  und 


*)  Hofkammer-A.  vom  28.  Jänner  1713. 

*)  Da  die  Darleheusfristen  im  Durclisclinitte  4  bis  5  Jalire  waren,  wurden 
1708  mindestens  13  Millionen  fällig ;  übrigens  war  damals  schon  der  grösste  Theil 
der  Schulden  längst  zahlbar  geworden.  Freiherr  von  Mensi-Klarbach. 

3)  Hofkammer-A.,  Referat  vom  16.  Februar   1708. 

'*}    Hofkaninier-A.,   Vortrag  vum   24.    April   1708. 


56 

1710,    und    zwar    zu    1    per    mese    für  Zinsen    und    Provision    aufge- 
uommeu  *). 

Von  anderen  Vorschüssen  auf  die  erbländischen  Militär-Contri- 
butionen  sind  hervorzuheben : 

a)  Darlehen  zu  6  Percent  gegen  kaiserliche  Obligation  rückzahl- 
bar in  3.  4  und  5  Jahresraten.  Sie  ergaben  zusammen  430.000  fl. 

b)  Darlehen  meist  zu  6  Percent  gegen  Amts(iuittung  (Bestäti- 
gungen ohne  die  Förmlichkeit  einer  kaiserlichen  Obligation)  auf  die 
böhmischen  und  mährischen  Coutributionen  von  1709  bis  1712  und 
die  schlesischen  Accisen.  Unter  ihnen  sind  beraerkenswerth :  jenes  von 
Lefmann  Bern  atz  &  Söhne  in  Hannover  zu  200.000  fl.  *),  jenes 
des  Juden  Hirse  hl  zu  88.200  fl.  ^),  jenes  der  böhmischen  Juden- 
schaft*), u.  s.  w. 

Dass  sich  die  Credit-Operationen  zur  Deckung  des  Militär- 
Deficits  auf  vorstehende  kaum  TS  Millionen  betragende  und  ähnlich 
fundirte  kleinere  Darlehensposten  nicht  beschränkten,  ist  selbstver- 
ständlich. Wahrscheinlich  nahm  man  auch  im  Jahre  1708  auf  Cameral- 
Gefälle  Darlehen  zu  Kriegszwecken  auf. 

Von  den  Anlehen  auf  das  Prager  Deputirten-Amt,  das  nieder- 
österreichische und  mährische  Salz-,  dann  auf  verschiedene  Mauth- 
imd  Aufschlags- Gefälle,  welche  im  Jahre  1708  allein  über  1,300.000  fl., 
d.  i.  etwa  das  Dreifache  des  Civil-Deficits  betrugen,  dürfte  ein  beträcht- 
licher Theil  für  Kriegszwecke  verwendet  worden  sein^). 

Eine  allgemeine  Anlehen-Operation,  wie  sie  in  den  Zwangs- 
darlehen früherer  Jahre  zum  Ausdrucke  kommt,  wurde  1708  nicht 
versucht.  Der  geringe  Erfolg  solcher  Massnahmen  1702,  1703  und 
1705  musste  von  einer  Wiederholung  abschrecken,  so  lange  nicht  alle 
anderen  ausserordentlichen  Mittel  erschöpft  waren. 

Ein  solches  war  z.  B.  ,.der  unentgeltliche  Zwangsbeitrag  des 
Clerus",  —  subsidium  necessarium  defensivum  —  welcher  freilich  auch 
nur  in  kleinen  Beträgen    und  äusserst    langsam    einging.  Beizusteuern 


•)  Diese  800000  fl.  waren  übrij^eus  uur  zum  Theile  eiu  Baar-Dailelieii.  Es 
wurden  darein  nämlich  die  Assij^nationeu  per  324.740  fl.  auf  die  Coutributionen 
des  Jahres  1708  eingerechnet,  welche  Wertheimer  zurückgab,  worauf  die  hiedurch 
freigewordenen  Contributionsbeträge  zur  Ablösung  anderer  Schuldposten  und  Be- 
streitung von  Subsidien  verwendet  wurden.  Hofkammer-A.  vom  21.  Juli  1708. 

^)  Hofkammer-A.  vom  26.  December  1708. 

3)  II(.fkammer-A.  vom  8.  März  1708. 

*;    Hufkamiuer-A.,   Böhmische    Acten   vom    1.   April    1708. 

*)  Mensi-Klarbach,  Credit-Geschichte 


57 

hatten    der  Säcular-Clerus,  die  Klöster  und  Kirchen-Stiftungen  ').  Das 
Postuhit  betrug  für 

Nieder-  und  Ober-Oesterreich  zusanimmen 110.850   11. 

für  Inner-Oesterreich 120.000    ,, 

für  die  böhmischen  Länder       223.250    „ 

zusammen      454.100  fl. ") 

Die  Geldfrage  beeinflusste  in  solchem  Masse  die  Kraftentfaltung 
der  Monarchie,  dass  Prinz  Eugen  dem  Kaiser  erklärte:  „wenn  es 
nicht  gelinge,  bei  den  Seemächten  beträchtliche  Anlehen  zu  realisiren, 
werde  es  unmöglich  sein,  den  Krieg  fortsetzen  zu  können  und  sei 
es  besser,  an  den  Frieden  zu  denken,  ehe  die  Geschäfte  des  Kaisers 
noch  mehr  zerrüttet"  ^).  Des  Prinzen  eindringliche  Vorstellungen  ge- 
legentlich der  Haager  Conferenzen  führten  aber  bei  den  Seemächten 
zu  keinem  greifbaren  Ergebniss  und  als  der  kaiserliche  Gesandte 
in  London  im  September  angewiesen  wurde,  einen  Versuch  zu  machen, 
ein  „Anticipations  negotium"  von  250.000  Pfund  Sterling,  in  Schlesien 
assignirt,  abzuschliessen,  erwiderte  Graf  Gallas:  dieser  Versuch 
wäre  zur  Zeit  ein  vergeblicher*).  Bei  aller  Pünktlichkeit,  welche 
bei  der  Zahlung  von  Capital  und  Interessen  des  Anlehens  von  1706 
beobachtet  worden,  boten  die  Gläubiger  ihre  Obligationen  mit  10 
bis  12  Percent  Verlust  aus,  ohne  Käufer  zu  finden.  Es  genüge  nicht, 
an  Einer  Stelle  pünktlich  zu  sein,  man  müsse  es   überhaupt  sein  ^). 

Der  kaiserliche  Kriegsstaat  in  Italien. 

Die  eigenthümliche  Stellung,  welche  in  der  Gesammt-Wirthschaft 
des  kaiserlichen  Heeres  dem  Kriegsstaate  in  Italien  zukam,  war  eine 
Folge  des  in  Wien  aufgestellten  Grundsatzes,  dass  Italien  für  die  Kosten 
desselben  allein  aufzukommen  habe.  Konnte  derselbe  auch  bisher  niemals 

*)  Hofkammer-A.,  Böhmische  Acten  vom   l(j.   Juni  1708. 

2)  Hofkammer-A,  vom  18.  Februar  und  30.  September  1708,  und  böhmische 
Acten  vom  16.  Juni  1708.  Diese  Abgabe  scheint  besonders  in  Inner-Oesterreich, 
dessen  Prälatenstand  immer  die  grössten  Schwierig-keiten  machte,  sehr  unpopulär 
gewesen  zu  sein,  da  im  September  1709  noch  70.000  fl.  und  3  Monate  später  noch 
50.000  fl.  rückständig  waren,  so  dass  man  mit  der  Temporalien-Sperre  drohen  musste. 
Hofkammer-A.  vom  25.  September  und  28.  December  1709. 

')  Aiifragepuncte  etc.  Prinz  Eugen  an  den  Kaiser.  März  1708.  Kricgs-A., 
Niederlande  ;   Fase.  HI.  6. 

*)  Gallas  an  K.  Joseph  I.  London,  28.  September  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 
Gallas'  Anlehens-Project  vom  27.  September.  Kriegs-A.,  Nie;lerlande  1708;  Fase,  IX.  59- 

*)  Gallas  au  Prinz  Eugen.  London,  21.  December  1708,  Kriegs-A.,  Nieder- 
lande 1708;  Fase,  IX.  48. 


58 

vollkommen  durchgeführt  werden '),  so  ergibt  sich  doch  anderseits, 
dass  eine  Nachhülfe  aus  den  Erhhmden  —  abgesehen  von  der  Lieferunjr 
von  Ergänzungs  -  IMannschaften,  Remonten  und  Ausrüstungs- Gegen- 
ständen —  im  Jahre   1708  nicht  erfolgte. 

Im  Winter  1707 — 1708  hatte  Italien  für  den  Unterhalt  von 
36  Regimentern,  d.  i.  die  volle  Hälfte  des  kaiserlichen  Heeres,  ganz, 
für  jenen  der  fremden  Micthstruppeu  (Preussen,  Sachsen-Gothaer, 
Pfälzer,  Hessen  etc.)  überdies  theilweise  aufzukommen. 

Für  das  Jahr  1708  bezifferte  das  General-Kriegs-Commissariat 
das  P^rforderniss  der  kaiserlichen  Truppen  in  Italien  mit  10  Millionen 
Gulden.  Für  1707  hatte  man  nicht  die  Hälfte  dieser  Summe  in  Italien 
selbst  aufgebracht*);  für  1708  versprach  man  sich  noch  weniger. 
Glücklicherweise  gestattete  die  politisch-militärische  Lage  zu  Beginn 
dieses  Jahres  eine  theilweise  Entlastung  des  italischen  Budgets  durch 
die  Abgabe  bedeutender  Truppen  -  Contingente  nach  Spanien  und 
Deutschland-Flandern,  welche  Entlastung  auch  dem  Gesammt-Budget 
des  Kaisers  zu  Gute  kam,  da  diese  Contingente  ganz  oder  theilweise 
in  die  Verpflegung  der  Seemächte  traten. 

Als  vornehmste  Einnahme  für  Kriegszwecke  muss  der  tägliche 
Beitrag  (Dataria)  von  22.000  Lire,  welchen  der  mailäudische  Staat 
leistete  ^),  angesehen  werden.  Dieser  pünktlich  erfolgende  Eingang  war 
aber  bereits  zu  zwei  Drittheilen  verpfändet. 

Das  Cameral-Gefälle  des  Herzogthums  Mantua  warf  netto 
26.000  Doppien  oder  156.000  fl.  ab  und  berechnete  das  Kriegs-Com- 
missariat  die  in  den  6  Winter-Monaten  1707  — 1708  von  diesem  Herzog- 
thume  meist  im  Wege  der  Militär-Execution  abgestattete  Verpflegung 
mit  447.309  fl.*). 

Von  den  Contributionen  jeuer  Lehens-Staaten,  welche  keine 
Quartierlast  trugen,  wie  Florenz,  Genua,  Lucca,  Massa,  flössen  nur 
81.000  Doppien  oder  486.000  fl.  in  die  Kriegscassa  ^). 

Parma  und  Piacenza,  Modena,  Ferrara,  Mirandola,  Guastalla 
trugen  Quartierlast.  Zur  Charakteristik  ihrer  Beiträge  mag  dienen, 
dass  Parma  die  Gesammt-Consumtion  statt  auf  390.000  fl.  auf  637.500  fl. 
veranschlagte  und  restituirt  haben  wollte,  was  es  über  240.000  fl. 
geleistet  *). 


♦)  Hofkammer-A.   1708.  Referat  vom  28.  September. 

*)  Registr.  des  R.  K.  M.,  März  1708,  Nr.  187. 

')  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  II.  V/^. 

*j  Relation  Königsegg's.    Registr.  des  R.  K.  M.,  März   1708,    Nr.   187. 

•''j   Kriegs-A,,  Italien  1708;  Fase  VI.  19. 

«j  Kriegs-A.,  Italien   1708;   Fase.  VII.  2 


59 

Von  den  mit  375.760  fl.  eingestellten  Contributionen  der  Luneggiana 
und  anderer  Lehen  ist  zweifelhaft,  ob  der  grösste  Theil  wirklich  ein- 
gegangen *). 

Die  Leistungen  des  Königreiches  Neapel  für  die  daselbst  stehenden 
kaiserlichen  Truppen  blieben  hinter  dem  Voranschlage  weit  zurück. 
Die  Ausgaben  überstiegen  die  aus  den  königlichen  Gefällen  fliessenden 
Einnahmen  um  1  Million  Scudi.  Die  Geldverpflegung  der  Truppen 
hörte  fast  ganz  auf.  Erst  im  December  1708  erhielten  letztere  auf  Grund 
einer    13monatUchen  Guthabung    ein  doppeltes  Monatsgeld  ausgezahlt. 

Eine  ausserordentliche  Einnahme  resultirte  1708  aus  der  vor- 
übergehenden Occupation  des  Kirchenstaates  und  der  bleibenden  Be- 
setzung Commacchio's. 

Von  dem  Kaufschilling  für  die  Virgilianischen  Güter  flössen 
nur  140.000,  beziehungsweise  gar  nur  104.000  fl.  in  die  Kriegscassen  ^j. 

Da  alle  diese  Einnahmen,  selbst  wenn  sie  ganz  und  voll  einliefen, 
—  was  aber  keineswegs  der  Fall  *)  —  kaum  für  die  Hälfte  des  Vor- 
anschlages Bedeckung  boten  und  zudem  noch  zur  Begleichung  der 
Rückstände  aus  dem  vorhergegangenen  dienen  mussten,  hatte  die 
Kriegsverwaltung  die  grössten  Schwierigkeiten,  die  Bedürfnisse  der 
Truppen  auch  nur  nothdürftigst  zu  befriedigen. 

Das  Kriegs-Erforderniss  des  laufenden  Jahres  musste  auch  in 
Italien  zum  Theile  durch  Anlehen  gedeckt  werden.  Um  die  in  Ober- 
Italien  stehenden  Reiter- Regimenter  recrutiren  und  remontiren  und 
die  Brodverpflegung  sicherstellen  zu  können,  musste  gleich  zu  Beginn 
des  Jahres  eine  Anticipation  von  100.000  Pistolen  realisirt  werden*). 
Eine  ähnliche  Operation  im  Februar  ergab  für  die  in  Neapel  stehenden 
Reiter-Regimenter  70.000  Scudi  ^).  Im  Juni  anticipirte  Baron  Gamba 
80.000  Doppien  und  im  August  der  Bankier  Charrier  auf  den 
Fundus  der  Mailänder  Dataria  weitere  45.000  zu  24  Percent  ^). 

Vor  seiner  Abreise  zur  Armee  in  Piemont  wurde  der  kaiserliche 
General  -  Kriegscommisär    Baron    Martini    von     den    Impresarien    zu 


')  Krieg-s-A.,  Italien  1708;  Fase.  VII.  ad  2. 

2)  Hofkammer-A.,  7.  April  1708.  —  Kegistr.  des  R.  K.  M.,  October  1708, 
Nr.  310. 

^)  So  musste  der  mit  der  Regelung  des  gesammten  Coutributionswesens  in 
Italien  betraute  Marquis  Prie  zu  Genua  und  Florenz  mit  militärischer  Occupation 
drohen,  diese  säumigen  Zahler  zur  Contributionsleistung  zu  veranlassen.  Prie  an  Prinz 
Eugen,  Mailand,  10.  Mai  1708.   Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.  V.  1. 

*)  Registr.  des  R.  K.  M.,  März  1708,  Nr.  187. 

^)  Dann  an  Prinz  Eugen.  Neapel,  2.  Februar  1708.  Kriegs-A.,  Neapel  1708; 
Fase.  II.   7. 

«j   Kriegs-A.,   Italien    1708;   Fase.    VI.    12   und   Fase.    VIIl.    37. 


60 

einem  verzweifelten  Schritt  gedrängt.  Da  jene  erklärten,  nicht  eher 
abzulassen,  als  nicht  ein  Theil  ihrer  Forderungen  beglichen,  der  Rest 
sichergestellt,  gab  er  ihnen  Assignationen  auf  bereits  verpfändete 
Datarien  von  Mailand '). 

Die  ökonomisch-administrative  Verfassung  des  kaiserlichen  Kriegs- 
staates in  Italien  musste  nothgedrungen  auf  eine  bessere  Grundlage 
gestellt  werden. 

Am  22.  October  bestellte  der  Kaiser  zu  Mailand  eine  Deputation, 
welche  „einerseits  die  Kräfte  der  Contribuenten  nach  der  Prudenz  und 
Aequität  —  anderseits  die  Beschaffenheit  der  Cameral  fundorum  et 
proventuum  im  Mantuanischen  und  Mailändischen  dergestalt  unter- 
suchen und  überschlagen  solle,  damit  was  sie  ertragen,  man  exacte 
wissen  könne"  ^).  Zum  Präsidenten  ward  Prinz  Eugen  von  Savoye  n, 
zu  seinem  Stellvertreter  Feldmarschall  Graf  Daun  ernannt"').  Von 
einer  Wirksamkeit  dieser  Deputation  konnte  im  Jahre  1708  keine 
Rede  melir  sein. 

Das  Heer. 
Fusstruppen: 

35  deutsche,  2  Hayducken-Regimenter,  mit  einem  Sollstande  von 
79.820  Mann;  die  „Wiener  Stadtguardia",  dann  eine  nicht  genau  zu 
ermittelnde  Zahl  von  Croaten-  und  Frei-Compagnien,  welch'  letztere, 
principiell  in  der  Auflösung  begriffen,  noch  Besatzungsdieuste  machten. 

Reiterei: 

20  Cürassier-,  12  Dragoner-,  5  Huszaren-Regimenter,  mit  einem 
Sollstande  von  37.8G0  Manu;  ungarische,  croatische,  rascianische,  bul- 
garische und  walaehisehe  Feld-  und  Greuz-Miliz-Abtheilungen  *). 

Wie  bedeutend  die  Standesabgänge  der  kaiserlichen  Regimenter 
zu  Ende  des  Feldzuges  1707  gewesen,  erhellt  aus  den  Anstalten  zu 
ihrer  Ergänzung. 

Für  das  Jahr  1708  war  den  kaiserlichen  Erblanden,  wie  im 
Vorjahre,  die  Stellung  von  20.000  Recruten  und  6000  Remonteu  vor- 
geschrieben. Diese  Gesammtleistung  war  auf  die  einzelnen  Länder 
wie  folgt  vertheilt: 

<)  Martini  au  Prinz  Eugen.  Turin,  7.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  VII.  3. 

^)  Hofkamnier-A.,   1708. 

^)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.   X.  .09. 

*j  iJa.s  gesauiuite  Greuz-Autgeb<jt  Croatiens  inul  Slavcjniens  zu  Fuss  und  zu 
Pferd  dürfte  sich  1708  auf  etwa  6000  Manu  belaufen  haben. 


61 

Remoiiten-QiiantitiTi 

L  a  u  fl  Recruten-        Cürassier-        Drairouer- 

QuaBtuni  Pferrle  rt'crdt; 

Nieder-Oesteneich 2314  463                     233 

Ober-Oesterreidi 1158  232                    115 

Steyermark 1736  347                   174 

Käruten 1013  208                    104 

Kraiii 723  139                     69 

Böhmeu 6528  1306                   653 

Mähreu 2176  435                    217 

Schlesien 4352 870 435 

Totale  20.000  4000  2000') 

Der  Hüfkriegsrath  betonte  die  Nothwendigkeit,  die  Recruten  von 
den  Ländern  in  natura  zu  erhalten,  da  die  Ofticiere  im  Wege  der 
Werbung  erfahrungsgemäss  nicht  aufzukommen  vermochten.  Die  Recruten 
sollten  Avohlmontirt  und  mit  dem  Obergewehr  (Flinten)  ausgerüstet  ge- 
stellt werden,  und  zwar  in  zwei  Terminen,  deren  erster  die  Zeit  vom 
1.  December  1707  bis  Mitte  Jänner  1708  umfasste,  indess  der  zweite 
auf  das  Ende  des  Februar  fiel.  Für  jeden  tauglich  befundenen  Recruten 
wurden  dem  Lande  25  fl.  in  der  Repartition  gutgeschrieben;  für  jede 
wohlbeschafFene  und  probirte  Flinte  4  fl.  15  kr.  Auch  die  Verpflegung, 
welche,  solange  die  Recruten  im  Lande,  diesem  zukam,  wurde  bonificirt. 

Für  die  Rcmonten-Stellung  war  der  15.  März  als  letzter  Termin 
angesetzt.  Die  Remonte,  ihre  Verpflegung,  Sattel  und  Zeug  wurden 
dem  Lande  gleichfalls  gutgeschrieben  ^). 

Im  Verlaufe  des  Recrutirungs-  und  Remontirungs-Geschäftes  traten 
wie  alljährlich,  so  auch  1708  sehr  bedeutende  Verzögerungen  ein. 
Die  Naturaisteilung  und  die  Werbung  lagen  insbesondere  in  Steyer- 
mark, das  die  Regimenter  in  Unter-Italien  ergänzen  sollte,  stark  auf, 
da  die  Stände  sich  im  April  zu  den  schuldigen  Prästationen  nicht 
hatten  bequemen  wollen.  Mitte  August  fehlten  auf  das  in  natura  zu 
stellende  Recriiteu-Contingent  nicht  ganz  1000  Mann,  die  Remonten 
waren  um  diese  Zeit  bereits  vollzählig  geliefert '). 

Die  Werbung,  welche  als  wichtige  Nebenquelle  der  Heeres- 
Ergänzung  diente,  —  so  sollten  im  Römischen  Reiche  deutscher  Nation 
allein  für  die  in  Italien  stehenden  kaiserlichen  Reiter-Regimenter 
3200  Recruten  geworben  werden  *J  —  lieferte  sehr  wenig  befriedigende 

»)  Kriegs-A.,   Römisches  Reich  1708;  Fase.  XIII.  15. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  5  und  15. 

*)  Kriegs-Ä.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  56. 

*)  Jedes  der  16  Reiter-Regimenter  .sollte  150  hisi  200  Manu  recrntiren  und 
350  bi.s  450  Pferde  im  Römischen  Reiche  remoutireu.  Hot'krieg.srath  au  die  Reichs- 
Hofkanzlei.  Wien,   1.  Jänner  1708.  H.   H.  n.   St.  A. 


62 

Ergebnisse.  Es  fehlte  vor  Allem  zur  rechten  Zeit  an  dem  erforder- 
lichen Geldo.  So  wurden  auf  diesem  Wege  von  allen  in  Unter-Italien 
stehenden  Regimentern  nur  für  das  Daun'sche  30  Mann  gewonnen. 
Die  auf  llecrutirung  und  Werbung  Commandirten  dieser  Regimenter 
blieben  unter  solchen  Umständen  gleich  zur  Besorgung  der  Ergänzung 
pro  1709  auswärts.  Die  Werbung  für  die  in  Ober-Italien  stehenden 
Regimenter  ward  im  August  gänzlich  eingestellt,  um  die  Comman- 
dirten von  ihren  Stammabtheilungen  nicht  noch  länger  fernzuhalten  '). 

Zu  den  Verzögerungen  in  der  Stellung  der  Ersatzmannschaften 
kamen  in  Folge  besonderer  Verhältnisse  ausserordentliche  auf  dem 
Wege  von  den  Sammelplätzen  zu  den  Regimentern. 

Anfangs  April  war  alles  Erforderliche  verfüf^t,  um  die  nach 
Neapel  bestimmten  und  von  Inner-Oesterreich  zu  stellenden  3500  Re- 
cruten')  aus  den  innerösterreichischen  Seehäfen  an  ihren  Bestimmungs- 
ort zu  bringen.  Mitte  August  Avar  von  den  Recruten  des  Fussvolkes 
ein  Theil  bereits  dahin  überschifft,  der  Rest,  transportbereit,  konnte 
aber  nicht  abgelassen  werden,  da  französische  Corsaren  auf  der  Höhe 
von  Ragusa  kreuzten.  Aber  auch  die  Recruten  der  Reiterei  konnten 
nicht  zu  ihren  Regimentern.  Die  Zwistigkeiten  mit  dem  päpstlichen 
Hofe  sperrten  den  Weg  zu  Lande,  wie  die  Corsaren  jenen  zur  See. 
Zu  allem  Ueberflusse  protestirte  die  Republik  Venedig  fortgesetzt 
gegen  den  See-Transport,  pochend  auf  ihre  angebliche  Herrschaft  in 
der  Adria.  welche  freilich  weder  von  jenen  Corsaren,  noch  von  anderen 
Seefahrern  respectirt  wurde  ^ ). 

Die  im  Königreiche  Neapel  stehenden  5  Infanterie-Regimenter 
Dann,  Gschwind,  Wetzel,  ^^'^allis  und  Heindl  wiesen  in  der  Haupt- 
tabelle pro  Juni  1708  einen  Abgang  von  2656  Mann  aus  und  die 
3  Reiter-Regimenter  Caraffa,  Vaubonne  und  Battc  *)  einen  solchen  von 
656  Mann  und  850  Pferden.  Fussvolk  wie  Reiterei  war  demnach 
bisher  fast  gar  nicht  ergänzt  worden,  und  so  blieb  es  bis  über  den 
Jahresschluss  hinaus. 

Nach  der  „Austheilung  der  Recruten  pro  anno  1708''''*)  sollten 
die  10  kaiserlichen  Fuss-Regimenter,  welche  in  diesem  Jahre  zur  Armee 


'j  FML.  Graf  Harrach  /,.  B.  umsste  die  Wcrbuu<^  für  sein  RegimeBt  aus  Geld- 
mangel einstellen.  Sein  Bericht  au  Kw^eu,  ddo.  12.  Juli.  Kriegs-A.,  Niederlande 
1708;  Fase.  VII.  61. 

2)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VI.  8'/,. 

»)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  XIII.  9. 

*)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  3d  und  Registr.  des  R.  K.  M., 
August   1708,  Nr.  304. 

5)  Kriegs-A.,  1708;  Fase.  XI.  38. 


J 


63 

iu  Picmont  bestimmt  waren,  im  Ganzen  52(il  Kccruten,  und  zwar  4261 
aus  Böhmen  und  1000  aus  Kärnten  und  Krain  erhalten.  Wiewohl 
Böhmen  seiner  zeitgerechten  Landesleistungen  wegen  als  eine  besonders 
verlässliche  Quelle  angesehen  werden  konnte,  fehlten  der  Armee  in 
Ober-Italien  Ende  Mai  noch  2079  Kecruten').  Es  ist  übrigens  mit 
Sicherheit  anzunehmen,  dass  die  für  diesen  Operations-kScliauj)latz  be- 
stimmten Kecruten  des  Fussvolkes  im  Laufe  des  Sommers  1708  dort 
ziemlich  vollzählig  eintrafen. 

Die  im  Winter  1707 — 1708  in  Italien  stehenden  17  Keiter- 
llegimentor  —  die  Hälfte  der  kaiserlichen  Cavallerie  —  sollten  sich,  wie 
bereits  erwähnt,  mit  je  150  bis  250  Mann  und  je  350  bis  450  Pferden 
im  Römischen  Reiche  rccrutiren  und  remontiren.  Diese  Recrutirung 
und  Remontirung  von  im  Mittel  3200  Mann  und  6400  Pferden  wurde, 
was  die  in  Italien  bleibenden  Regimenter  betrifft,  im  Laufe  des  Jahres 
zum  grössten  Theile  realisirt. 

Der  Transport  der  nach  Catalonien  bestimmten  Ergänzungs-Mann- 
schaften musste  von  englischen  Schiffen  oder  doch  unter  deren  Schutz 
geschehen;  ihr  Eintreffen  war  monatelang  abzuwarten.  Der  Umstand, 
dass  die  Kosten  des  Transports  und  der  Verpflegung  von  England 
getragen  werden  sollten,  führte  zu  weiteren  Verzögerungen ').  So  ging 
der  Ergänzungstransport  für  das  Regiment  Reventlau,  erst  am  15.  Juli 
von  Vado  ab  ■'').  Recruten  der  Regimenter  Guido  Starhemberg  und 
Osnabrück  gelangten  im  December  erst  nach  Catalonien.  Ein  weiterer 
Recruten-Transport  verliess  gar  erst  am  25.  November  Mantua*).  Da 
die  nach  Spanien  bestimmten  Recruten  schaarenweise  entlaufen  wären, 
wenn  sie  ihre  Bestimmung  gekannt  hätten,  Hess  man  sie  von  den 
Recrutirungs  -  Officieren  anderer  Regimenter  übernehmen  und  auf 
deren  Namen  zunächst  nach  Italien  bringen  ^).  —  Der  Bitte  des  Feld- 
marschalls Starhemberg,  200  Huszaren  und  ebenso  viele  Hayducken 
nach  Catalonien  zu  senden,  konnte  nicht  entsprochen  werden.  Obrist 
Gyulai  stellte  nämlich  vor,  „wasmassen  die  Hay ducken  ganz  nackt 
und  bloss,  die  meisten  auch  ohne  Gewehr,  dazu  noch  unbezahlt  seien, 
also    dass    sie    nicht  einmal    im  Stand  wären,    aus    ihren  Zimmern    zu 


')  Kriegs-A.,  Italieu   1708;  Fase.  V.  8. 

2)  Siehe  diesbezüglich  z.  B.  Kriegs-A.,  Italieu  1708;  Fase.  VIII.  48  (Chetvvyudj, 
und  X.    17. 

^)  Chetwynd  an  Eugen.  Genua,  10.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Spauieu  1708; 
Fase.  VIII.  31. 

*)  Kriegs-A.,  Spauien  1708;  Fase.  XII.  2. 

^)  Eugen  au  Starhemberg.  Lille,  9.  December  1708.  Kriegs-A.,  Spauien  1708  ; 
Fase.  XII.  8. 


64 

zu  gehen,  zu  geschweigen  in  das  Feld  ziehen  oder  sich  ins  Hispanische 
zu  begeben.  —  Eine  gleiche  Bewandtniss  hat  es  mit  den  Huszaren, 
welche  schon  seit  des  ganzen  wällischcn  Krieges  nicht  recnitirt,  noch 
rcmoutirt  oder  ordentlich  montirt  werden"'  '). 

Die  kaiserlichen  Fuss-Regimenter  im  Römischen  Reiche  deutscher 
Nation.  Baden  und  Thüngen,  hatten  zu  Beginn  des  Jahres  1708  einen 
Abgang  von  1955  Mann.  Zur  Mosel-Armee  bestimmt,  vermochte  jedes 
derselben  aus  der  ganzen  Mannschaft  kaum  zwei  Bataillone  mit  dem 
Sollstand  zu  formircn.  Die  beiden  kaiserlichen  Schweizer-Regimenter 
waren  noch  schwächer.  —  Die  Cürassier -Regimenter  Mercy  und 
Lobkowitz  zählten  Anfangs  Mai  360,  beziehungsweise  601  ausrückende 
Reiter.  Falkenstein-  imd  PalfiS'-Cürassiere,  Fels-  und  Reising-Dragoner, 
welche  aus  Ober-Italien,  wo  sie  überwintert  hatten,  nach  Deutschland 
bestimmt  wurden,  konnten  erst  Mitte  des  Jahres  ihre  Recruten  und 
Remonteu  an  sich  ziehen  ■ ).  —  Den  Huszaren  Regimentern  Kollonits, 
Eszterhäzy  und  Lehoczky  fehlten  am  30.  April  nicht  weniger  als 
1860  Mann  und  2472  Pferde.  Nur  Kollonits-  und  Splenyi-Huszaren, 
welche  letztere  aus  Italien  kamen,  erreichten  später  den  halben  Soll- 
stand an  Berittenen  und  konnten  dem  Prinzen  Eugen  nach  den 
Niederlanden    folgen  ^ ). 

Die  Truppenkörper  in  Ungarn  waren  zu  Beginn  des  Jahres  aus- 
nehmend schwach;  manche  Regimenter  zählten  kaum  300  Älann. 
Wiewohl  ihre  Ergänzung  um  so  dringender  war,  als  ihnen  die  schwere 
Aufgabe  zukam,  Mähren,  Nieder-Oesterreich  und  Steyermark  gegen 
die  Einfälle  der  Rebellen  zu  schützen,  eine  Aufgabe,  die  sie  den 
ganzen  Winter  über  in  Athem  erhielt,  schritt  ihre  Recrutirung  und 
Remontirung  doch  so  langsam  vor,  dass  sie  Anfangs  Juli  die  Hälfte 
ihres  Sollstandes  schAverlich  erreicht  hatten*). 

Das  Corps  in  Siebenbürgen  zählte  Anfangs  1708  etwa  8000  Mann, 
das  ist  weniger  als  die  Hälfte  seines  Sollstandes.  Statt  Ende  Juni 
an  der  Grenze  Siebenbürgens  zu  stehen,  sammelten    sich    die    Ergän- 


')  Referat  des  Hofkriegsratlies.  M'ieu,  18.  April  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
f^asc.  IV.  15. 

^)  Nur  riicksiclitlicli  des  Kcgiinents  Falkeusteni  tiiidot  sicli  eine  Zahleiiaiiga})e. 
Dasselbe  hat  uacli  Eiiitlieilun<r  der  Kecrnteii  Tind  KenKjiiteu  am  6.  Jimi  einen  Stand 
von   808   Köpfen.  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  VI.  3. 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VI.  3,  16,  77,  99  und  101;  VII.  93; 
VIII.  18;  XL  ad  40;  XTII.  3d.  Römisthes  Reich;  Fase.  II.  ad  le;  IV.  2;  V.  4. 
Italien ;  Fase.  X.  35. 

*)  Genaue  Ziffern  lassen  .sich  nicht  geben,  da  die  auf  Ungarn  und  Sieben- 
bürgen bezüglichen  Feldacteu  des  Jahres  1708  nicht  eine  einzige  Standestabelle 
enthalten. 


J 


65 

zungs-Transporte  dahin  erst  im  Laufe  des  October  zu  Peterwardein 
und  Essegg.  Ihren  Marseh  nach  Siebenbürgen  aber  verhinderten  zu- 
näehst  8000  bis  10.000  Kuruczen  in  der  Hahnägy,  dann  schlechtes 
Wetter  und  einreisseude  Krankheiten,  so  dass  der  Hoflcriegsrath  sich 
schliesslich  mit  der  HoflFnung  trösten  rausste,  wenigstens  die  Recruten 
und  Remontcn  der  Reiterei  im  Laufe  des  Winters  1708/9  an  den  Ort 
ihrer  Bestimmung  zu  bringen  'j. 

N  e  u  f  ü  r  m  a  t  i  o  n  e  n. 

Am  10.  Jänner  1708  erging  an  sämmtliche  in  Ungarn  stehenden 
Fuss-Regimenter,  welche  noch  keine  Grenadier-Compagnien  hatten,  die 
Weisung,  eine  solche  zu   100  Mann  zu  errichten^). 

Am  17.  Mai  beantragte  Prinz  Eugen,  dass  die  kleine  Walachei 
bestcändig  von  20  Familien  einen  Mann  stellen  solle.  Das  ganze  Con- 
tingent  sollte  sich  auf  1200  Mann  belaufen^). 

FML.  Franz  Grraf  N  a  d  a  s  d  y  sollte  1  Huszaren  -  Regiment 
errichten  *). 

Nach  der  am  14.  April  1708  mit  Grossbritannien  geschlossenen 
Convention,  hatte  der  Kaiser  die  nach  Catalonien  bestimmten  Regi- 
menter binnen  vier  Monaten  durch  ein  neu  zu  recrutirendes  Corps  von 
4000  Mann  zu  ersetzen.  Da  die  Werbegelder  hiefür  aus  England  nicht 
früher  als  im  November  flüssig  wurden  ^),  konnte  erst  gegen  Jahres- 
schluss  an  die  Errichtung  geschritten  werden.  Eines  erhielt  Christ 
Baron  S  eckender  ff,  mit  dem  auch  am  20.  November  die  Cupitu- 
lations-Puncte  vereinbart  wurden  ^);  das  andere  wurde  für  den  Prinzen 
von  B  e  V  e  r  n  bestimmt ').  Die  Absicht,  diese  Regimenter  aus  den  in 
Bayern  gestandenen  4  fränkischen  Kreis  -  Regimentern  zu  formiren, 
erwies  sich  als  unausführbar. 

Das  im  Jahre  1708  in  Böhmen  und  Bayern  Besatzungsdienste 
versehende  Fuss-Regiment  Guttenstein  errichtete  4  neue  Compagnien, 
welche  Ende  Juli  fertiggestellt  waren  *). 

')  Registr.  des  R.  K.  M.,  FeViruar  1708,  Nr.  '204,  März  Nr.  52,  September 
Nr.  166  und  December  Nr.  127. 

2)  Registr.  des  R.  K.  M.,  Jänner  1708,  Nr.   135  und  154. 

3)  Registr.  des  R.  K.  AI.,  Mai  1708,  Nr.  41  und  300.  Unter  „Kleine  Walachei" 
wurde  damals  der  westliche  Theil  des  heutigen  Slavoniens,  weil  von  „Wlacheu*-,  d.  i. 
griechisch-uichtuuirten  Serben  bewohnt,  verstanden. 

*)  Registr.  des  R.  K.  M.,  März  1708,  Nr.  76. 

5)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  11,  und  Römisches  Reich  1708; 
Fase.  XI.  7. 

*>)  Registr.  des  R.  K.  M.,  December  1708,  Nr.  270. 
^)  Registr.  des  R.  K.  M.,  December  1708,  Nr.  260. 
8)  Kriegs-A.,  1708;  Fase.  V.   10  und  VII.  119. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyeu.  II.  Serie.  I.  Band.  •) 


6« 

Das  in  kaiserlichem  Solde  stehende,  1704  geworbene  Bataillon 
Graubündner  -ward  1708  auf  12  Compagnien  augmentirt,  welche 
ein  Regiment  von  1600  Mann  Sollstand  bildeten.  Es  wurde  im 
November  nach  Catalonien  eingeschifft'). 

Endlich  wurden  in  Bayern  2  Invaliden-Compagnien  aufgestellt, 
welche  Anfangs  October  formirt  waren"). 

Die  im  Jänner  1708  beabsichtigte  Acquisition  des  in  Ungarn 
stehenden  churmainzischen  Dragoner-Regiments  Schönborn,  beziehungs- 
weise dessen  Umwandlung  in  ein  kaiserliches  Regiment,  wurde  erst 
im  Jahre  1710  realisirt. 

]^I  i  e  t  h  -  T  r  u  p  p  e  n. 

a)  ganz  in  kaiserlichem  Solde: 

Von  Würzburg:  2  Regimenter  zu  Fuss,  1  Regiment  Dragoner; 
von  Chur-Mainz :  1  Regiment  Dragoner;  von  Chur- Pfalz :  2  Regimenter 
zu  Fuss,  2  Regimenter  zu  Pferd;  Schweizer:  2  Regimenter  zu  Fuss; 
Graubündner:  1  Bataillon  zu  Fuss;  Dänen:  4  Regimenter  zu  Fuss, 
2  Regimenter  zu  Pferd. 

h)  theil weise  in  kaiserlichem  Solde: 

Von  Preussen:  11  Bataillone  zu  Fuss;  von  Sachsen  -  Gotha : 
2  Regimenter  zu  Fuss,  2  Regimentor  zu  Pferd. 

Die  Mieth-Truppen  hatten  einen  Sollstand  von  17.510,  beziehungs- 
Aveise  28.510  Mann. 

Artillerie    und    AI  i  n  e  u  r  e ,    Z  c  u  g  s  w  e  s  e  n,    Armatur    und 
Rüstung,    Bekleidung,    Natur  ali  en -Beschaffung,    Feld- 
pro v  i  a  n  t-F uhrwesen,  Kriegsbrückenwesen   und  Schiffs- 
Armcment,  Sanitätswesen,  Fortificationen. 

Nach  der  iVbsicht  des  Hofkriegsrathes  sollte  1708  die  kaiserliche 
Artillerie  in  Neapel,  Ungarn  und  Siebenbürgen  im  Status  quo  bleiben. 
In  Ober-Italien  sollte  sie  50  Stücke  zählen,  wovon  die  Regiments- 
stücke mit  vier,  die  Falkaunen  mit  acht  Pferden  bespannt  werden 
sollten.  Nach  Catalonien  hatte  auf  Fcldmarschall  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's 
Verlangen  ein  Detachement  von  13  Mann  abzugehen.  Die  Artillerie 
im  Reiche  endlich  sollte    auf   dem  Stande  wie   1707  recrutirt  werden. 


•)  H.  H.  u.  St.  A.  Rhätica  1708,  vom  IG.  Auj^ust  und  17.  Ucti.bür.  —  Kric^jjs-A., 
Röniisclios  Roicli  1708;  Fase.  XI.  37;  Italien   1708;  Fase.  X.  ;34. 

2)  Krifgs-A.,  Röniisdif's  Rciili  1708;  Fase.  IX.  41  nufl  Fasr.  X.  8;  Xie<ler- 
laude   1708;   P\asc.  VI.  ad  8:3  a. 


67 

Da  die  Artillerie  in  Neapel  ganz  iinzulänglicli  war,  bat  Feldmar- 
schall Dann  Mitte  Mai  um  Zusendung  der  in  der  Lombardie  zurück- 
gebliebenen Artilleristen  und  Mineure. 

Die  Artillerie  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  war  ohne  Bespannung 
und  überhaupt  in  einer  kläglichen  Verfassung.  Zu  der  1707  projec- 
tirten  Aufstellung  eines  vollständigen  Belagerungs-Parkes  war  es  nicht 
gekommen,  was  den  belagerungsmässigen  Angriff  ungarischer  Plätze 
unausführbar  machte.  Später  wurde  die  Feld  -  Artillerie  auf  30  bis 
40  Mörser  und   10  bis    12  Regimentsstücke  veranschlagt. 

Die  Artillerie  in  Italien  wies  am  26.  August,  einschliesslich 
18  Mineure  (2  Officiere),  einen  Stand  von  699  Köpfen  (6  Officiere) 
aus.  Die  Noth  war  allenthalben  gross.  Da  die  Reitpferde  den  ganzen 
Winter  über  nur  für  22 '/^  Tage  Hartfutter  erhalten  hatten,  waren 
selbe  in  so  schlechter  Condition,  dass  des  Obristen  Steinberg 
Voraussage:  „kaum  die  Hälfte  werde  in's  Feld  rücken  können",  in 
Erfüllung  ging.  Die  Geschütze  mussten  ganz  oder  theilweise  mit  Ochsen 
bespannt  werden,  ein  so  wenig  entsprechender  Bezug,  dass  man 
Anfangs  September  die  Bespannung  mit  Pferden  beantragte.  Die 
Festungs  -  Artillerie  war  als  demontirt  ausser  Gebrauch  gesetzt  und 
ermangelte  überdies  der  unentbehrlichsten  Requisiten. 

Die  Artillerie  im  Reiche  hatte  1707  16  Regimentsstücke,  24  schwere 
Geschütze,  566  Mann,  354  Pferde,  146  Ochsen  und  454  Fuhrwerke 
(einschliesslich  des  Proviant-Fuhrwerks)  gezählt ').  „Der  Zustand  der 
Artillerie  im  Reiche  könne  niemals  elendiger  gewesen  sein",  schrieb 
FZM.  B  ö  r  n  e  r  am  26.  Juni  dem  Prinzen  Eugen.  Sie  aus  der 
„drohenden  Desperation"  zu  erretten,  wurden  ihr  in  Böhmen  60.000  fl. 
angewiesen.  Gleichwohl  gelang  es  nicht,  die  zur  Mosel-Armee  bestimmten 
12  Feldgeschütze  zeitgerecht  zu  mobilisiren.  Sie  konnten  erst  am 
26.  Juni  vom  Ober -Rhein  aufbrechen.  Da  sie  hienach  die  Armee 
nicht  mehr  einzuholen  vermochten,  gab  Prinz  Eugen  ihrem  Com- 
mandanten,  Hauptmann  Berneckh,  Befehl,  zurückzukehren. 

Da  Freiburg  bei  einer  Armirung  von  68  Geschützen  und 
12  Mörsern  nur  36  Büchsenmeister  und  12  Mineure,  Landau  nur 
50  Artilleristen  und  30  Mineure  zählte,  erklärte  sich  FML.  Harsch 
ausser  Stande,  dem  Auftrage,  nach  Italien  Artilleristen  und  Mineure 
abzugeben,  nachzukommen  ^). 


»)  Band  IX.  S.  51. 

2)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  V.  7;  Italien  III,  5a;  IV.  1;  VII.  3; 
VIII.  23  und  40;  X.  22;  Römisches  Reicli  IV.  ad  3  a  und  V.  8;  Niederlande  IV.  4; 
VI.  13  d;  20  und  73.  —  Registr.  des  R.  K.  M.,  Jänner  1708,  Nr.  359  und  479.  Hof- 
kammer-A.,  1708. 

5* 


68 

Des  Prinzen  Eugen  Retei'cat  vom  5.  Jänner  1708  behandelt 
„den  überaus  schlechten  Znstand  des  ganz  zu  Boden  sinkenden  Land- 
und  Zeughans- Amts''  *),  spricht  von  dem  „in  Agonie  liegenden  Zeugs- 
wesen" und  eonstatirt,  „dass  alle  Zeughäuser  notorisch  entblösst  seien". 
Wien  Aväre  wegen  Mangel  an  Munition  etc.  ausser  Stande,  eine 
Belagerung  auszuhalten ;  die  Belagerung  ungarischer  Plätze  müsstc 
aus  gleichem  Grunde  unterbleiben.  In  Begründung  dieses  desolaten 
Zustandes  führt  der  Prinz  an,  dass  der  Fundus  nur  proforma  ange- 
wiesen und  zu  anderen  Zwecken  verwendet  werde  *). 

Die  Lieferungen  an  Armatur  und  Rüstung,  welche  zum 
Theile  die  Erbländer  selbst  besorgten,  zum  Theile  von  der  Hofkammer 
mit  Industriellen  abgeschlossen  worden  waren,  deckten  l708  ebenso 
wenig,  wie  in  den  früheren  Jahren,  den  Bedarf  der  Truppen.  Von 
den  2000  Gewehren  l%löthigen  Calibers,  welche  bei  Spangen- 
b  e  r  g  in  Suhl  (Bayern)  für  die  kaiserlichen  Truppen  bestellt 
Avorden,  war  Anfangs  Februar  die  eine  Hälfte  fertig,  die  Lieferung 
der  anderen  verzögerte  sich,  da  der  genannte  Fabrikant  für  das 
dänische  Hülfscorps  2600  Flinten  zweilöthigen  Calibers  verfertigen 
musste  ^ ). 

Die  Lieferung  der  vom  Hofkriegsrathe  geforderten  6000  Cürasse 
und  Casquets  erklärte  die  Hoflvaramer  am  20.  April  bei  den  „immensen 
Ausc-aben"  für  eine  Unmöglichkeit.  Doch  werde  der  Armatur-Ver- 
leger  S  c  h  ö  t  t  1  in  Steyer  fortfahren,  jährlich  1500  Cürasse  und 
ebensoviele  Casquets  abzugeben  *j. 

Nicht  besser  als  mit  der  Bewaffnung  und  Ausrüstung  war  ea 
mit  der  Bekleidung  der  Truppen  bestellt.  Auch  hier  blieb  im 
besten  Falle  Alles  beim  Alten.  Soweit  die  Beschaffung  den  einzelnen 
Erbländern  zukam,  war  die  Montirung  von  deren  Willfährigkeit  und 
Leistungsfähigkeit  abhängig,  welche  beide  viel  zu  wünschen  Hessen. 
Die  Beschaffung  der  Monturen  im  Wege  der  Privat-Industrie  war  mit 
vielfachen  Anständen  verbunden,  welche  mehr  oder  weniger  auf  die 
unpünktliche  Zahlung  zurückzuführen  waren.  Die  schlechte  und  eigen- 
nützige Wirthschaft  juaucher  Regiments -Inhaber  that  ein  Uebriges, 
den  Bekleidungszustand  durchaus  zu  einem  wahrhaft  kläglichen  zu 
gestalten.    Geradezu  beschämend  und  zu    dem  der  Verbündeten  einen 

')  Den  Wieimr  Arsouil  -  IjuiHeiistetmi  wurde  am  1).  Feljnuir  a  routn  iliriis 
flreijälirijjeii  Be.solduiijjjs-Aii.s.staii'lcrt  eiiir;  Jalires([Uutc  aiigowieseii.  Hufkaiumor-A.,  1708. 

2j  Kogistr.  des  K.  K.  M.,  Jänuer  1708,  Nr.  479. 

•■')  Kaiserl.  Adiniiii(<trati()n  in  Bayern  ;\u  K.  .rnscpli  I.  ^Münclion,  1.  Ki-hruar  1708. 
II.    IJ.  n.  St.  A.  —   Kriegs-A.,  Köini.sc-lu-.-*  Kcicli    1708;  Fa«f.   II.   17. 

»)  Hofkammer-A.,  1708. 


69 

auffalleuden  Gegensatz  bildend,   war  er  in  den  Niederlanden,  wo  doch 
Prinz   Eugen  in  Person  befehligte. 

Die  Beschaffung  von  Naturalien  geschah  im  Militärjaluc  17ü7/8 
in  ähnlicher  Weise,  wie  bisher.  In  Ungarn  und  Siebenbürgen  blieb 
zwar  Norm,  dass  das  Bedürfniss  an  Naturalien  thunlichst  im  Lande 
selbst  aufgebracht  werden  müsse;  da  aber  die  Staatsraison  vorlangte, 
die  Forderungen  dem  heruntergekommenen  Zustande  des  Landes 
anzupassen,  mussten  in  erster  Linie  Nieder-  und  Ober-Oesterreich,  in 
zweiter  Bayern  aushelfen.  Den  genannten  Erbländern  wurde  die 
Lieferung  von  60.000  Centner  Mehl  und  30.000  Motzen  Hafer,  Bayern 
aber  jene  von  100.000  Centner  Mehl  und  100.000  Motzen  Hafer  vor- 
geschrieben. Dieses  Land  musste  überdies  16.000  Centner  Mehl  und 
14.000  Motzen  Hafer  nach  Tyrol  abgeben.  Im  Uebrigen  figuriren 
auch  Schlesien  und  Vorarlberg  unter  den  Ländern,  welche  Naturalien- 
Lieferungen  leisteten.  Im  Königreiche  Neapel  war  die  Naturalien- 
Lieferung  des  Landes  die  Grundlage  der  Truppen-Verpflegung.  In 
Ober-Italien  und  am  Rhein  beruhte  dieselbe  auf  Subarrendirung.  In 
Spanien  und  in  den  Niederlanden  sorgten  die  Verbündeten  für  die 
Verpflegung  der  Kaiserlichen. 

Das  Feldproviant-Fuhrwesen  blieb  1 708  im  Ganzen  in 
der  traurigen  Verfassung  der  früheren  Jahre.  Am  besten  war  es  damit 
in  Ober-Italien,  am  schlechtesten  in  Ungarn  bestellt. 

Das  kaiserliche  Kriegs-Brückenwesen  und  das  Schiffs- 
Armement  weist  gegen  das  Vorjahr  keine  nennenswerthe  Verän- 
derung auf.  Ueber  Mangel  an  Schanzzeug  wurde  namentlich  in 
Ungarn  geklagt. 

Das  Sanitätswesen,  im  Allgemeinen  noch  sehr  primitiv  und  ganz 
unzulänglich  organisirt,  zeigt  1708  nur  in  Ober-Italien  eine  bemerkens- 
werth  fürsorgliche  Organisation  und  Einrichtung,  ein  Verdienst  des 
General-Kriegs-Commissärs  FML.  Baron  Martini. 

Die  ständige  Geldnoth,  die  Ursache,  dass  es  den  Kaiserlichen 
auf  allen  Operations  -  Schauplätzen  an  Waffen  und  Munition,  an 
Bekleidung  und  Ausrüstung,  an  Ross  und  Wagen  mangelte,  Hess  auch 
das  Fortificationswesen  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  verfallen.  Am 
besten  stand  es  noch  um  die  Plätze  in  den  vorderösterreichischen 
Landen  und  in  Bayern.  Die  Festungen  in  Böhmen,  Mähren  und 
Schlesien,  in  Inner-Oesterreich,  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  waren 
baulich  vernachlässigt  und  kaum  nothdürftig  armirt.  Die  Grenzplätze 
gegen  die  Türkei,  die  Fortificationen  in  Unter-  und  Ober-Italien  be- 
fanden sich  in  einem  höchst  kläglichen  Zustande.  Dass  1708  wenigstens 
für  die  Instandsetzung  des  Hauptbollwerkes  in  Ober-Italien,  für  Mantua 


70 

etwas  geschah,  dass  nämlicl»  für  dessen  bessere  Instandsetzung  von 
dem  Kaufschilling  der  Virgilianischen  Güter  20.000  11.  ausgeworfen 
wurden,  erscheint  unter  den  geschilderten  Verhältnissen  geradezu 
bemerkenswerth. 

Die  Vertheilung  des  kaiserlichen  Heeres  aufdem  Kriegs- 
Theater. 

Nach  dem  Referate,  welches  Prinz  Eugen  am  20,  März  1708 
dem  Kaiser  erstattete,  war  die  beabsichtigte  Vertheilung  der  kaiser- 
lichen Streitkräfte  auf  dem  Kriegs-Theater  folgende: 

Die  Armee   in  Ungarn. 
a)  Haupt- Armee  (jenseits  der  Donau). 
Fussvolk:    Salm,    d'Arnan    1    Bataillon,    Deutschmeister,     Tollet, 
de  Wendt  (2  Bataillone) ;  4  dänische  Fuss-Regimenter  (eventuell). 

Reiterei:  die  Cürassier  -  Regimenter  HohenzoUern,  Uhlefeld,  La 
Tour,  Steinville ;  die  Dragoner-Regimenter  Althann,  Wolfskehl  (Würz- 
burg), Schönborn  (eventuell) ;  das  Huszaren-Regiment  Eszterhäzy ;  das 
slavonische  Natioual-Miliz-Regiment  Secula  (leichte  Reiterei) ;  2  dänische 
Reiter-Regimenter  (eventuell). 

b)  Corps  diesseits  der  Donau. 
Fussvolk:  Thürheim,  Sickingen,  Nehem  (1  Bataillon). 
Reiterei:  Hannover-Cürassiere ;  Brenner-  und  Bayreuth-Dragoner; 
Nadasdy-Huszaren  ');  Demetri-Räzen. 

Das  Corps  in  Siebenbürgen. 
Fussvolk :  Löffelholz  *),  Palffy  Niclas,  Neipperg,  Virmont,  Heister. 
Reiterei :    die    Cürassier  -  Regimenter    Montecuccoli  ^) ,    Gronsfeld, 
(Jung-)  Darmstadt  und  Cusani  5  Rabutin-Dragoner  -). 

Die  Armee  im  Römischen  Reiche. 

Fussvolk :  Thüngen,  Baden,  2  Würzburg'sche,  2  Schweizer  Regi- 
menter. 

Reiterei:  die  Cürassier -Regimenter  Lobkowitz,  Mercy,  Johann 
Pälfiy"  und  Falkenstein;  Reysing-  und  Fels-Dragoner;  Eszterhäzy-,  Kol- 
lonits-  und  Lehoczky-Huszaren. 

Das  Corps  in  Bayern. 
Fussvolk:  d'Arnan   (8  Compagnien),    de  Wendt  (4    Compagnien), 
Guttenstein  (4  Compagnien). 

')  Sollte  wohl   erst  errichtet  wortlen. 

"■*)  Sollte   eventuell   zur  Il.iuitt-Aruiec    iu   Ungarn  gv^zugeu    werden. 


71 

Reiterei :  400  Commaudirte  von  den  in  Neapel  stehenden  Reiter- 
Kegimentern;   150  Huszareu. 

Die  Armee  in  der  Lombardie. 

Fussvolk:  Herberstein,  Bagni,  Württemberg,  Bayreuth,  Kriech- 
baiim,  Max  Starhemberg,  Königsegg,  Regal,  Zum-Juugen,  Harrach, 
Gyulai-Hay  ducken. 

Reiterei :  die  Cürassier-Regimenter  Visconti,  Roccavione,  Martigni, 
Hautois,  Brenner  und  Neuburg;  Savoyen-  und  Vehlen-Dragoner. 

Die  Armee  in  Neapel. 
Fussvolk:  Gschwind,  Dann,  Wetzel,  Wallis,  Heindl. 
Reiterei:  Caraffa-Cürassiere ;  Vaubonne-  und  Batte-Dragoner. 

Das  Corps  in  Spanien. 
Fussvolk:  Reventlau,  Guido  Starhemberg,  Osnabrück. 
Reiterei:  Herbeville-Dragoner    und    ein    aus  12  Regimentern  zu- 
sammenzustellendes. 


b)  Des  Römisclieii  Reiches. 

Der  eindringlichen  Vorstellungen  des  Kaisers  und  der  See- 
mächte ungeachtet,  blieben,  wie  bisher  alljährlich,  so  auch  1708  die 
Thaten  des  Reiches  hinter  den  bescheidensten  Erwartungen  weit  zurück. 
Aller  Orten  hatte  sich  schon  zu  Beginn  des  Jahres  die  Unlust  gezeigt, 
die  Contingente  zu  stellen,  die  Million  Reichsthaler  für  die  Operations- 
Cassa  aufzubringen  und  die  chursächsischen  Truppen  zu  acquiriren  '). 
Am  Avenigsten  war  von  jenen  Reichsständen  zu  gewärtigen,  welche 
durch  ihre  geographische  Lage  gegen  eine  unmittelbare  Kriegs- 
gefahr gesichert  waren.  So  stellte  Chur-Brandenburg,  dessen  Armee- 
Etat  mindestens  48.000  Mann  auswies  ^) ,  zur  Reichs-Armee  nur 
450  Reiter!  Aber  auch  die  kleineren  Reichsstände  waren  zu  Beginn 
der  Campagne  mit  einigen  1000  Mann  im  Rückstande.  Eine  rühmliche 
Ausnahme  statuirten  wieder  die  schwäbischen  und  fränkischen  Stände, 
welchen  die  Generalstaaten  das  Zeugniss  gaben,  sie  hätten  sich  1707 
mit  ihren  Reichs-  und  ausserordentlichen  Contingenten  „recht  vor  den 
Riss  gestellt  und  damit  den  sonst  erfolgenden  Ein-  und  Durchbruch 
in  das  Herz  von  Deutschland  abgehalten". 

')  H.  H.  u.  St.  A.  Maiuzer  Archiv.  Relation  vom  9.  Jäuuor  1708. 
«)  Im  Jänuer  1705  ausschliesslich  der  Laudesmiliz,  46.951  Mann,  im  August  1709 
49.75(j  Mann.  Schöniug,  Natzmer   etc. 


Zur  Reichs-Armee  stellten  im  -lalirc   1708  thatsächlicli  bei: 

Fussvolk         Keitciei 

Cliur-Mainz 2000  — 

j  Sachsen-Gotliu —  250 

,-.,       ^     ,        I  Saclisen-Gotha,  Weimar-Eisenach,  ein- 
Uber-öachsen<  ...      ,.  ,    n     ,r  .,  n  y    -l 

schliesslich  der  Muhlhausen  sehen 

[  und  Goslar'schen  Compaguien    .        1200  — 

Oesterreich,  ausser  den  zwei  Schweizer  Regimentern, 

■welche  in  den  Waldstädten    und   zu  Freiburg 

Besatzungsdienste  versahen 1000         2000 

Franken,  einschliesslich  des  Fuss-Regiments,  welches 

die  Häuser  Schwarzburg  und  Reuss  stellten  , 

Schwaben 

Ober-Rhein 

Westphaleu 

Chur-Braun  schweig 1400 

Wolffenbüttel 

Holstein 

Mecklenburg 

Hildesheim 1000  — 

(  Salzburg 1200  - 

^^y^^'lKreis 600 

Chur-Brandenburg —  450 

20.100         9350 

-,       ^  -  .     r.          '        r^          {  Franken  .     .  .       3000  — 

Aus  der  Reichs-Üperations-Uassa  .           ,                        „^^  ,_^ 

/,                           {  Anspach  .     .  .         700  150 

unterhalten  ,„  ,^     ,  .       ,               ^ 

[  Wolffenbüttel  .          700  — 

AVürttemberg'sche  Haustruppen    im    Solde  Hollands        3200  800 


Nieder-Sachsen 


6400 

1600 

6200 

1800 

3600 

400 

800 

1050 

1400 

1100 

700 

— 

— 

350 

— 

350 

Totale  der  Reichs-Armee    33.700      lOjOO 

44X)00  ') 

Hievon  waren  aber  die  Festungen  Freiburg,  Landau  und  Philipps- 
burg, sowie  die  obere  und  die  untere  Schwarzwald-Linie  zu  besetzen. 

Wohl  bestanden  diese  Truppen  aus  schönen  Mannschaften,  dagegen 
fehlte  es  allenthalben  an  der  zu  Feld-Operationen  erforderlichen  Aus- 
rüstung. Die  grössten  Schwierigkeiten  bereitete  die  Aufbringung  des 
Artillerie-Fuhrwerkes.  Schon   im  .länner  Avar  Auftrag  gegeben  worden, 

')  Beilapjf  zum  I'fiiilit  fli-s  Cliurfürstfii  Gfoi-o:  I.iulwiji"  von  Tlaimover  an 
Clmi-Mainz.   Ilaiiii.A  .-r  :J0.   .»äiiiicr   ITOÜ.    H.    H.    u.   St.   A     Mainz,   Camcialia. 


73 

12  Halb-Karthaunen  von  Philippsburg  nach  Landau   zu  schaffen;  aber 
Monate  vergingen,  bis  der  Transport  zu  Stande  kam. 

Waren  die  vom  Reiche  für  das  Jahr  1 707  bewilligten  300.000  fl. 
tb eilweise  rückständig  geblieben,  so  kam  die  für  die  Operations-Cassa 
von  1708  votirte  Million  Thaler  schon  gar  nicht  zu  Stande.  Man  war 
sich  auch  vom  Anbeginne  klar,  dass  man  sich  auf  die  Quoten  von 
Chur-Brandenburg,  Chur-Sachsen,  Stift  Lüttich,  Schweden,  Dänemark 
und  Burgund,  in  Summe  353.350  fl.,  gar  keine  Hoffnung  machen 
könne  ').  Verschiedene  „Potentiai'ii''  schlössen  sich  aus  eigenen  Stücken 
von  der  Beitragleistung  zur  Reichs-Operations-Cassa  aus  ^). 


c)  Grossbritanniens. 

Wiewohl  S  i  d  n  e  y  G  o  d  o  l  p  h  i  n  die  Bedürfnisse  des  Staatshaus- 
haltes nicht  mehr  mit  jener  spielenden  Leichtigkeit  zu  befriedigen 
vermochte,  wie  in  früheren  Jahren,  trat  Grossbritannien  doch  1708  in 
noch  ausgesprochenerer  Weise  wie  bisher  als  die  führende  Finanzmacht 
des  „Grossen  Bundes"  auf.  Die  Bedeckung  des  Ausgaben-Etats  wurde 
dem  Schatzamt  namhaft  erleichtert  durch  ein  Darlehen  der  Ostindischeu 
Compagnie,  im  Betrage  von  1,200.000  Pfund  Sterling,  und  die  Reduction 
der  Zinsen  der  nunmehr  3,200.000  Pfund  Sterling  betragenden  Gesammt- 
schuld des  Staates  an  die  Gesellschaft  auf  5"  „.  Für  den  weiteren 
Bedarf  behalf  sich  das  Schatzamt  mit  Zeitrenten,  welche  mit  ö'/,  "/q 
Zinsgenuss  auf  96  Jahre  ausgegeben  wurden.  Da  die  als  Deckung 
dienenden  Fonds  bis  zum  Jahre  1712  bereits  verpfändet  waren,  musste 
die  ganze  Verzinsung,  wie  bei  Anlehen  früherer  Jahre,  vorläufig  aus 
dem  Capital  geleistet  werden  ^'). 

Der  entscheidende  Factor  im  britischen  Staatsleben,  das  Parlament, 
äusserte,  wie  der  kaiserliche  Resident  in  London,  von  Hoffmann,  am 
3.  Jänner  1708  seinem  Souverain  berichtete,  den  „besten  Verwilligungs- 
Humor"  und  zeigte  das  Unterhaus  sich  geneigt,  dem  Hofe  das  Dispo- 
sitionsrecht über  die  bewilligten  Gelder  in  grösserem  Umfange  als 
bisher  einzuräumen. 

Das  Unterhaus  bewilligte: 

a)  für  die  Flotte  (40.000  Mann) 2,300.000  Pf.  St. 

h)  für    die  Armee   in  Flandern   (50.000    Mann)   1.066.112    „      „ 

zusammen  3,366.112  Pf.   St. 


')  H.  H.  u.  St.  A.   (Mainzer  Erzkaiizler-Aieliiv,   Militaria  39.) 

-)  H.  H.  u.  St.  A.   Mainzer  Archiv,  Relation  vom  26.  April  1708. 

••»)  Bouet,   U.   Februar  un<l   ^JO.  März   1708;  bei  Noordeii  III.  9-30  und  927. 


74 

In  dieser  Summe  waren  nicht  begriffen  die  Kosten  der  Ergän- 
zung der  Truppen  in  Flandernj  der  Unterhalt  der  in  Grossbritannien 
stehenden  Garden  und  Besatzungen  •). 

c)  für  den  Krieg  in  Spanien  1,000.000  Pfund  Sterling.  Aber 
kaum  die  Hälfte  dieser  Summe  wurde  dem  benannten  Zwecke  zuge- 
führt. Nicht  nur  der  Unterhalt  der  britischen  Truppen  auf  der  Iberischen 
Halbinsel  (auch  der  in  Portugal  stehenden)  wurde  von  ihr  bestritten 
sondern  auch  die  Verpflegung  aller  in  Frankreich  Gefangenen,  ferner 
die  Errichtung  neuer  Regimenter,  welche  aber  in  Flandern  verwendet 
wurden,  eine  Subsidie  von  100.000  Pfund  Sterling  für  ausserordent- 
liche Auslagen  des  Herzogs  Victor  Amadeus  von  Savoy  en,  endlich 
die  Spesen  für  Landungsversuche  in  Frankreich  und  die  Kosten  der 
Transporte '). 

Nach  der  Resolution  des  Unterhauses  betrug  „die  Augmentation 
pro  1708"  500.000  Pfund  Sterling  =•).  Ausserdem  bewilligte  es  noch 
nachträglich  jene  100.000  Pfund  Sterling,  welche  Victor  Amadeus 
von  Savoyen  I707  für  die  Expedition  gegen  Toulon  erhalten  hatte, 
und  endlich,  gleichfalls  für  1707,  100.000  Thaler  für  die  hessischen 
Truppen  *). 

Der  Ausgaben-Etat  für  das  Jahr  1708  belief  sich  auf  6,300.000 
Pfund  Sterling:  die  höchste  Zumuthung,  welche  ein  englischer  Minister 
bisher  an    die  steuerzahlende  Kraft  des  Königreiches  gestellt  ^). 

Das  von  der  britischen  Regierung  verlangte  Recruten-Contingent 
pro  1708  bezifferte  sich  mit  19.400  Mann;  die  Regierung  hatte  nicht 
nur  die  regelmässige  Ergänzung  der  Truppen,  sondern  auch  die  Wieder- 
herstellung der  14  Regimenter  im  Auge,  welche  in  der  Schlacht  von 
Almansa  grösstentheils  in  Kriegsgefangenschaft  gerathen  waren.  Bei 
der  „gewaltigen  Aversion,  so  diese  Nation  vor  Kriegsdiensten  hat", 
fand  die  Regierung  kein  anderes  Mittel,  als  die  Mannschaft  nach  dem 
Beispiele  Frankreichs  durch  die  Pfarreien  auszuheben.  Aber  das  Par- 
lament verwarf  den  Aushebungsvorschlag  der  Regierung  „als  eine 
Sache,  wodurch  die  Freiheit  der  Nation  Gefahr  leiden  könnte",  und 
beschloss,  dass  die  Obrigkeiten,  wie  dies  im  Vorjahre  geschehen  „die 

»)    Hoflfmann  an    K.    .Joscpli    1.   I.c>inluii,    11.   DeiemlK'r  1708.   H.   JI.  u.  St.    A. 

Anglica. 

■■*)  Huüniaiiii    .-iii    K.  .Josepli    1.    Lomloii,    18.    December    1708.    11.    H.   u.    St.    A. 

Aiij,rli(.a. 

^)  Hortiiiariii  .-in  K.  .To.sc])li  I.  London,  3.  .Jämu-r  1708.  H.  TT.  n.  St.  A 
Anglica. 

*j  Tloffinauii  ;tii  K.  Jose])!)  f.  London,  G.  Jänner  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 
Ancrlica. 

5j    Nooiden   III.   (\27. 


75 

Vagabunden,    Müssiggänger   und    andere    Leute,    so    keine    Profession 
oder  sichtbare  Nahrung  haben'',  dazu  aufnehmen  sollen  '). 

Wie  im  Jahre  1707,  so  erscheinen  auch  in  diesem  Jahre  britische 
Truppen  auf  drei  Operations-Schauplätzeu:  an  der  spanisch-portugiesischen 
Grenze,  in  Catalonien — Valencia,  in  Flandern. 

d)  Die  Truppen  in  Portugal: 
Sechs  britische  Bataillone,  welchen  Leake's  Flotte  im    Februar 
angeblich    2000     Recruten     zugeführt     hatte  -).     Wie     schwach    jene 
gewesen,  erhellt    daraus,    dass  im    Juni,    als    abermals    1200    Recruten 
anlangten,  einzelne  Bataillone  nur  noch   150  Köpfe  zählten  *). 

h)  Die  Truppen  in  Catalonien  und  Valencia. 

7  Bataillone  Infanterie 3438  Mann 

6  Regimenter    Reiterei 1570       „ 


in  Summe  5008  Mann  *). 

Diese  Truppen  bestanden  allerdings  fast  gänzlich  aus  altgedienten 
jVIannschaften  und  waren  in  guter  Verfassung,  aber  tief  unter  ihrem 
Sollstande  ^).  Zudem  betrugen  die  Officiere  und  ihre  Diener  gewöhnlich 
den  vierten  Theil  des  Effectivs.  Ausser  Stande,  diese  Truppen  zu 
ergänzen,  hatte  Grossbritannien  nach  dem  Unglückstage  von  Almansa 
für  Spanien  3000  Kaiserliche,  1200  Italiener  und  7000  Churpfälzer 
in  Sold  genommen. 

Am  Tage  von  Almansa  waren  in  Spanien  statt  der  bewilligten 
29.335  Mann  nur  8660  Engländer  gestanden,  eine  Thatsache,  deren 
Feststellung  im  Parlamente  das  Ministerium  in  die  grösste  Verlegenheit 
gestürzt  und  aus  welcher  sie  nur  die  gute  Disposition  der  Majorität 
gerettet  hatte  ").  Nachdem  im  Jahre  1708  sämmtliche  auf  der  Iberischen 
Halbinsel  befindlichen  britischen  Truppen  nur  als  19  Regimenter  be- 
rechnet wurden,  das  Parlament  aber  40  bewilligt  hatte,  fehlten  nicht 
weniger  als  21,  welche  wenigstens  in  England  sein  sollten.  Thatsäch- 
lich  wurden  im  Laufe   des  Sommers   11  neuformirte  Bataillone,  welche 


'}  Hoffmami's  Berichte  au  den  Kaiser.  London,  24.  Jänner  nnd  3.  Februar  1708. 
H.  H.  u.   St.  A.  Anglica. 

'■')  Hoffmaun's  Bericht  au  den  Kaiser.  London,  3.  Februar  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 
Anglica,  spricht  wohl  irrthüiulich  von  2  Regimentern. 

ä)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VII.  ad  29. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XIL  35,  uud  1708;  Fase.  XIIL  2. 

^)  Moles  an  Guido  Starhemberg.  Barcelona,  10.  April  1708.  Kriegs-A., 
Spanien  1708. 

*)  Hoft'maun  an  K.  .Joseph  I.  London,  G.  Jäuner,  17.  Feliruar  nnd  G.  März  1708. 
H.   H.   St.  A.   Anslica. 


76 

einschliesslich  zweier  Dragoner-Regimenter  nur  6000  Mann  zählten, 
auf  der  Insel  Wight  zusammengezogen.  Nach  einem  schwächlichen 
Landungsversuche  an  der  Somme-Mündung  wurden  diese  durchwegs 
aus  jungen  und  unfertigen  Mannschaften  bestehenden  Truppeiikürper 
schliesslich  nicht  nach  Portugal  gebracht,  wie  versprochen,  sondern 
am  18.  September  nach  dem  tlandrischen  Kriegsschauplatze  überschifft. 
Sie  zählten  nur  mehr  3000    Dienstbare. 

Die  Besatzung  von  Gibraltar  bildeten  zwei    britische   Bataillone. 

c)  Die  Truppen  in  Flandern. 
Nach  dem  vom  Parlamente  bewilligten  Kriegs-Etat  hätten  die 
britischen  National-Truppen  in  Flandern  40,000  Mann  zählen  sollen. 
Angesichts  der  alljährlich  wachsenden  Schwierigkeit  der  Ergänzung 
und  der  Nothwendigkeit,  in  Schottland,  England  und  Irland  Besatzungen 
zu  belassen,  dürfte  das  national-britische  Contingent  im  flandrischen 
Heere  1708  die  Stärke  von  20.000  Mann,  d.  i.  die  Ziffer  des  Vorjahres, 
kaum  überschritten  haben.  Den  Ausfall  deckten  Mieth-Truppen,  welche 
zur  Hälfte  von  England,  zur  Hälfte  von  Schottland  bezahlt  wurden  *). 

F  1 0 1 1  e  n  r  ü  s  t  u  n  g. 

Einen  besonderen  Umfang  nahmen  im  Jahre  1708  —  nach  einer 
Hochfluth  gerechtfertigter  Beschwerden  gegen  das  Flotten-Amt  — 
Grossbritanniens  maritime  Rüstungen  an.  Admiral  L  e  a  k  e  sollte  im 
Sommer  im  Mittelmeer  eine  Flotte  von  44  Schlachtschiffen  comman- 
dii'en.  Als  er  am  16.  Februar  St.  Helena  verliess,  führte  er  Munition 
und    Kriegsbedarf   im  Werthe    von  30.000  Pfund  Sterling  mit    sich '). 

Die  Vorbereitungen  Ludwig  XIV.  für  die  Invasion  Schottlands 
gaben  den  Rüstungen  Grossbritanniens  einen  neuen  kräftigen  Impuls.  Zum 
allgemeinen  Erstaunen  wurden  in  weniger  als  14  Tagen  20  Kriegsschiffe 
ausgerüstet.  Sie  zu  bemannen,  wurden  alle  Kauffahrer  angehalten  und 
selbst  die  Leute  der  Königin  nicht  verschont.  Am  9.  März  schon 
konnte  Admiral  Byngs  mit  25  Kriegsfahrzeugen  und  1  Brander 
nach  Dünkirchen  unter  Segel  gehen").  Die  Kriegstüchtigkeit  dieser  Flotte 

•)  Marll>oroufrli  .-ni  den  Clmrfiirst.-ii  vun  der  IMnlz.  S.  Kciicl.lc,  .SO.  Mai  1708. 
Munay  IV.  42. 

^)  Hoftmanii  au  K.  Josepli  I.  London,  31.  Jänner,  17.  Febinar,  G.  und  13.  März, 
G.  und  20.  April  1708.  H.  H.  u.  St.  A.  Anglica  1708. 

^)  Das  Theatrum  Europaeura  1708,  Seite  205b,  gil)t  piu  nominelles  Verzeicli- 
niss  der  vom  Admiral  Bynp:.s  befehlifjton  Flotte.  Dieselbe  zKlilte  hiernach  (nelist 
IG  Fi-e<^atten)  40  Kriews-schifte  mit  2210  Kanonen. 

Heeiiis  meldet  am  20.  März  dem  Kaiser:  Byngs,  welcher  bereits  mit  25  Kriegs- 
schirt'en  vor  Dürikirclieii  liege,  solle  durch  15  englische  und  ebensoviele  holländische 
verstärkt  werden.    II.   H     ii.   St.  A.    Ilullaudlca    1708. 


77 

Hess  allerdings  sehr  viel  /u  wünschen.  Von  den  Tories  nach  dem 
Scheitern  des  französischen  Anschlages  angeklagt,  das  feindliehe  Ge- 
schwader nicht  nachdrücklich  genug  verfolgt  zu  haben,  antwortete 
Admiral  Byngs  mit  Aufschlüssen  hinsichtlich  der  Seetüchtigkeit, 
Segelkraft  und  Ausrüstung  der  ihm  überwiesenen  Kriegsschiffe,  welche 
Aufschlüsse  einen  vernichtenden  Schuldbeweis  wider  das  Flotten-Amt 
bildeten'). 

Im  April  verfügte  Grossbritannien  in  seinen  eigenen  Gewässern 
über  60  und,  einschliesslich  L  e  a  k  e's  Flotte,  über  90  ausgerüstete 
Kriegsschiffe,  eine  Seemacht,  wie  sie  England  schon  lange  Jahre  nicht 
versammelt  hatte.  Man  trug  sich  daher  mit  dem  Gedanken  einer  Lan- 
dung in  Frankreich. 


d)  Der  Generalstaaten. 

Wie  ausserordentlich  die  finanziellen  Leistungen  Grossbritanniens 
im  Jahre  1708  auch  erscheinen,  sie  wurden  in  Schatten  gestellt  durch 
die  verhältnissmässig  weit  grossartigeren  Hollands.  Indess  sich  in 
Grossbritannien  die  Lasten  des  Krieges  auf  eine  Bevölkerung  von 
10  oder  11  Millionen  Seelen  vertheilten,  trugen  die  2\/^  Millionen 
Bewohner  der  holländischen  Republik  —  welche  temporär  allerdings 
auch  über  die  Einkünfte  der  spanischen  Niederlande  verfügte  —  ein 
Kriegs-Budget,  welches  jenes  Grossbritanniens  auch  ziffermässig  ab- 
solut übertraf.  Es  belief  sich  pro  1708  auf  70  bis  80  Millionen  hollän- 
dische Gulden,  wovon  mehr  als  42  Millionen  auf  das  Landheer  ent- 
fielen ^). 

Angesichts  dieses  finanziellen  Erfordernisses  kann  es  nicht 
Wunder  nehmen,  dass  man  in  Holland  dafür  hielt,  man  trage  verhält- 
nissmässig mehr  als  England  zum  Kriege  bei ;  dass  der  Rathspensionär 
constatirte,  Holland  sei  überlastet  und  dass  die  Geueralstaaten  die 
Forderungen  Englands  und  der  übrigen  Verbündeten  nach  noch 
grösseren  (Jpfern  zurückwiesen.  Es  fehlten  der  Republik  die  Mittel,  die 
Interessen  jener  Capitalien  zu  bezahlen,  welche  sie  für  diesen  Krieg 
aufgenommen.  Einige  Staaten  Hollands  waren  noch  im  September  1708 
mit  ihren  Quoten  im  Rückstande  und  erklärten  sich  ausser  Stande,  sie 
zu  leisten.  Nach  dem  resultatlosen  Feldzuge  von  1707  hatte  das  Capital 


')  Noorden  III.  238. 

*)  Heems    an    K.    Joseph    I.    Haag,    25.    September    1708.    H.    H.     ii.    St.    A. 
Hollandica. 


78 

sich  raisstrauiscli  zurückgezogen').  Das  Geld,  das  zu  Beginn  des 
Erbtblgekrieges  allen  Credit-Operationen  der  Regierung  in  Fülle  zuge- 
strömt, war  so  knapp  geworden,  dass  die  Bundesfinanzbehörde  es  mit 
neuen    Anlelien    nicht    versuchen  mochte. 

Im  Ganzen  war  doch  das  gute  Beispiel,  das  Grossbritannien  zur 
Jahreswende  gegeben,  in  Holland  nicht  ohne  Wirkung  geblieben.  Schon 
am  20.  Jänner  1708  konnte  Hecnis  berichten,  die  Staaten  von  Holland 
hätten  zum  dritten  ]\lale  den  hundertsten  Pfennig  bewilligt  und  es  sei  zu 
erwarten,  die  anderen  Provinzen  würden  diesen  Entschluss  con- 
firmiren  *). 

Das  Eintreffen  des  Prinzen  Eugen  im  Haag  versetzte  die 
Generalstaaten  in  eine  noch  bessere  Disposition.  Man  versicherte  den 
kaiserlichen  Gesandten,  dass  sowohl  die  eigenen  Truppen  Hollands, 
als  auch  die  in  seinem  Solde  stehenden  fremden,  nebst  der  grossen 
und  kleinen  Artillerie ')  schlagfertig ;  dass  die  Magazine  gefüllt  seien 
und  dass  nichts  im  Wege  stehe,  die  Armee  binnen  weniger  Tage  in's 
Feld  rücken  zu  lassen.  Sie  versprachen,  für  den  Krieg  in  Catalonien 
300.000  fl.  beizutragen,  Avelche  Summe  für  ausserordentliche  Kriegs- 
auslagen   und  zur  Mobilmachung  der  Truppen  dienen  sollte  *). 

Im  Voranschlage  für  das  Jahr  1708  war  das  Landheer  der  Repu- 
blik, wie  folgt,  eingestellt: 

Infanterie      1159  Compagnien 92.907  Mann 

Dragoner  80            „                 .....        6610       „ 

Reiterei  256  „ 18.879       „ 

zusammen    1495  Compagnien 118.396  Mann. 

Dieser  Sollstand  dürfte  indess,  da  Holland  bezüglich  der  Ergän- 
zung seit  Jahren  mit  den  gleichen  Schwierigkeiten  wie  England 
kämpfte,  kaum  zur  Hälfte  erreicht  worden  sein.  Den  Ausfall  deckten 
auch  hier  Mieth-Truppen,  Avelche  zur  Hälfte  von  Holland,  zur  Hälfte 
von  England  bezahlt  wurden.  Freilich  klagte  fast  jeder  der  Fürsten, 
von  welchen  Holland  Truppen  in  Sold  genommen,  über  das  Ausbleiben 
der  Verpflegsgelder  oder  der  Subsidien. 


')  Bei  den  Particuliers  Hullands  sei  Geld  geuug  vorhaudeu,  berichtet  Heems 
ain  24.  Jänner  dem  Kaiser;  die  Scbwieripfkeit,  die  Republik  zu  grösseren  Anstrengungen 
zu  bestimmen,  liege  in  der  Constitution  und  in  der  Differenz  der  Absichten  und 
An.sihauuugen  ihrer  zahlreichen  Regenten.  H.  H.  u.  St.  A.  Hollandica  1708.  — 
Noorden  III.  245- 

")  Heems  an  K.  Josei)li  I.  Haag,  G.,  lo.  und  24.  Jänner,  28.  Februar,  20.  März, 
31.  Juli,  25.  September,  30.  Octoher  1708.  H.  IL  u.   St.   A.  Hollandica. 

')   100  schwere  Geschütze  und  (30  Mörser. 

*)  Heems  an  K.  Joseph  I.  und  an  Wratislaw.  Haag,  13.  April  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 


79 

Im  Jahre  1708  rinden  wir  holländische  National  Truppfii  nur  auf 
zwei  Operations-Schauplät/cen :  in  Flandern  und  in  Catalouien. 

Die  Truppen  in  Flandern. 
Von  den  holländischen  National-Truppen  dürften  1708  60  Batail- 
lone als  Feld-,  38  als  Besatzungs-Truppen  Verwendung-  gefunden  haben. 
Das    Contiuffent    der   Feld-Armee  mochte  einschliesslich   50ÜÜ    Reitern 
etwa  25.000  Mann  betragen  haben. 

Die  Truppen  in  C a  t  a  1  o  n  i  e  n. 

Das  holländische  Truppen-Corps  in  Catalonien  bestand  zu  Beginn 
des  Jahres  1708  aus  den  nach  der  Schlacht  bei  Almansa  verbliebeneu 
Resten  von  13  Bataillonen  und  11  Schwadronen  ').  Aus  diesen  bildete 
man  im  Laufe  des  Frühjahres : 

4  Regimenter  Fussvolk 1943  Mann 

3  „  Reiterei 960       ,, 

zusammen  2903  Mann  ^). 

Ausser  den  Kosten  für  die  eigenen  Truppen,  betheiligte  sich 
Holland,  wahrscheinlich  zu  einem  Drittel,  an  der  Bezahlung  des  von 
England  für  Catalonien  acquirirten  pfälzischen  Corps.  Der  bezügliche 
Tractat  mit  Cliurpfalz  wurde  erst  im  Juli  perfect  •*). 

Die  Kosten  der  Belagerung  von  Lille,  mindestens  drei  Millionen 
Gulden,  trugen  zum  grössten  Theile  die  Generalstaaten*). 

F 1 0 1 1  e  n  r  ü  s  t  u  n  g. 
Die  Seerüstungen  der  Generalstaaten  pro  1708  sollten  sich  auf 
57  Kriegsfahrzeuge  belaufen.  Als  die  französische  Landung  in  Schott- 
land drohte,  rüstete  Holland  über  Hals  und  Kopf  14  Kriegsschiffe 
aus,  d.  h.  9  über  seinen  normirten  Flottenstand.  Wie  im  Vorjahre,  dis- 
ponirte  die  Republik  auch  1708  eine  Escadre  unter  Comraando  des 
Admirals  Wassenaer  zur  gemeinsamen  Mittelmeer-Flotte. 


e)  Savoyens. 

Victor  Amadeus  von  S a v o y e n  ging  zwar  auf  den  Vor- 
schlag Grossbritanniens,  gegen  eine  besondere  Jahres-Subsidie  von 
300.000  Scudi  weitere  6000  Mann  anzuwerben,  nicht  ein,    er    Avollte 


*)  Heems  an  Wratislaw.  Haag,  2i.  Jänner  1708.  H.  H.  u.  8t.  A.  Anglica. 

2)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XIII.  2. 

3)  Heems  an  K.  Joseph  I.  Haag,  24.  Juli  1708.  H.  H.  u.  «t.  A.  Hollandica. 

*)  Heems  an  K.  Joseph  I.Haag,  30.  October  1708.  H.  H.  u.  St.  A. Hollandica  1708- 


80 

grössere  Vortheilc  haben  •) ;  aber  er  kam,  Dank  dem  Drängen  der 
Seemächte,  den  grossen  Zuschüssen,  die  er  von  ihnen  erhielt,  Dank 
seinem  vermehrten  Territorial-Besitz  und  der  Hoffnung  auf  weiteren 
Gewinn,  seiner  vertragsmässigen  Pflicht.  15.000  Alaun  zu  stellen, 
im  Jahre  1708  in  vollem  LTmfange  nach.  AVährend  er  bisher  niemals 
mehr  als  9000  Mann  auf  den  Beinen  gehabt^),  wiesen  die  savoyischen 
Minister  im  Haag  im  Mai  1708  die  Aufstellung  von  16.532  Mann 
nach  '*).  Bereits  am  15.  April  standen  die  Truppen  des  Herzogs  schlag- 
fertig an  der  Grenze:  bei  Susa,  im  Thale  von  Aosta  u.  a.  O.  Die 
Haupt-Dcpötplätze  Ivrea,  Turin,  Avigliana,  Susa  und  Saluzzo  waren 
wohl  verschen;  für  den  Transport  waren  1500  Maulthiere  rcquirirt; 
4000  weitere  contractlich  sichergestellt  *). 

Den  ganzen  Winter  über  war  an  der  Fortificirung  und  Armirung 
der  Grenzposten  eifrigst  gearbeitet  worden.  Auch  hatte  der  Herzog 
nicht  versäumt,  die  „Barbets"  aufzubieten,  welche  im  Laufe  des 
Sommers  in  festen  Formationen  auftraten. 

Zu  Beginn  der  Operationen  (15.  Juli)  stellte  Savoyen  in's  Feld: 

18  Bataillone  Fussvolk 10.820  Mann 

27  Schwadronen  Reiterei 3.647      „ 

zusammen  14.467  Mann. 

In  Turin  und  den  übrigen  Plätzen  Piemonts  waren  nur  2  schwache 
Bataillone  zurückgeblieben  '). 


f)  Spaniens  (Karl  III.). 

Zu  Anfang  des  Jahres  1708  verfügte  Karl  III.  in  Catalonien, 
Valencia  und  Mallorca  an  eigenen  regulären  Truppen,  einschliesslich 
der  effectiv  1614  Pferde  zählenden  Reiterei,  über  9778  Mann*). 

Diese  Truppen  waren  grösstentheils  minderer  Qualität.  Das 
Officiers-Corps  stand  zur  Mannschaft  numerisch  in  schreiendem  Miss- 
verhältnisse. Karl  HI.  hatte  nicht  weniger  als  8  General-  und 
23  Flügel-Adjutanten,  indess  7  Feldmarschall-Lieutenants  und  23  Ge- 
neral-Majore   seine  Truppen    befehligten ').  An    eine    Recrutirung    und 


')  Brian^ou  au  Piconio.  Londnu,  20.  Heiituinbci-   1707,  und  au  ßorgo.  Loudou, 
30.  December  1707.  H.  H.  u.  St.  A. 

^)  Heema  an  K.  Joseph  I.  Haag,   1.  Februar   1708.   H.  H.  u.  St.  A.  HoUaudica. 
^)  Heems  an  K.  Joseph  I.  Haa?,  7.  Mai  1708.  H.   H.  u.  St.  A.   HoUaudica. 
*j  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IV.  ad  3. 
*)  Krieg8-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  ad  1. 
")  Kriegs-A.,  Spanien   17C8;  Fase.  XIII.  2. 
')  Krieg8-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XIII.  3. 


81 

Kemontirung  in  Catalouien  war  1708  nicht  zu  denken.  Es  fanden  sich 
keine  Recruteu  mehr  ')  und  wiewohl  man  ein  Dragoner-Pferd  mit 
17  bis  18  Pistolen  bezahlte,  war  eine  genügende  Anzahl  im  Lande 
selbst  nicht  mehr  aufzutreiben.  Die  aus  Deutschland  eingeführten, 
des  Klima  und  der  schlechten  Fütterung  ungewohnt,  erlagen  in 
kürzester   Zeit  ^). 

Zu  diesen  „regulirten"  Streitkräften  Karl  III.  sind  noch  die 
MiUzen  zu  zählen,  die  Miquelets  und  Somatenes,  „welche  in  grosser 
Zahl  unter  den  Waffen  standen"  ^)  und  bedeutende  Summen  ver- 
schlangen, da  ihnen,  um  sie  zu  halten,  Sold  und  Brod  gegeben 
werden  musste  *). 

Eine  eigene  Flotille  Karl  III.,  bestehend  aus  2  Galeeren,  2  Fre- 
gatten und  einigen  kleinen  Fahrzeugen,  vermittelte  die  Verbindung 
zwischen  Valencia  und  Catalonien,  sowie  den  Depeschendienst  nach 
Italien. 

Ausser  seinen  auf  iberischem  Boden  stehenden  Truppen,  hatte 
Karl  III.  weitere  im  Mailändischen,  im  Königreiche  Neapel  und  in 
Flandern. 

a)  Im  M ai l an di sehen. 
Compagnia  delle  Lanze ;  Cürassier-Regiment  D.   Eg.  Roma ;    Dra- 
goner-Regiment   Hamilton;     Spanisches    Infanterie  -  Regiment    Barbon: 
Graubündner  Infauterie-Bataillon  Buol;  3  Compagnien    deutsche    Inva- 
liden; 2  Compagnien  Artillerie*). 

b)  Im  Königreiche  Neapel. 
Die  4  Fuss-  und  Reiter-Regimenter,  an  deren  Errichtung  nach 
Eroberung  des  Königreiches  geschritten  worden  war,  und  wozu  später 
noch  10  besondere  Compagnien  kamen,  wiesen  im  Februar  1708  noch 
weitaus  nicht  den  Sollstand  aus.  Im  Laufe  dieses  Jahres  scheint  sich 
dieses  Verhältniss  trotz  der  starken  Desertion  gebessert  zu  haben, 
denn  im  August  sollte  das  Regiment  Lucci  (oder  Luccini)  600  Recruten 
nach    Catalonien    abgeben  "^i    und    im    November  wurde  das  ebendahin 


')  Karl  III.  an  Prinz  Eugen.  Barcelona,  8.  Februar  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708. 

■*)  Stai'hemberg  an  den  Hofkriegsratli.  Spallargas,  5.  Octoljer  1708.  Kriegs- A., 
Spanien  1708;  Fase.  XI.  19  b. 

')  Die  verfügbare  Ziffer  ist  nicht  zu  fixireu.  Fischer  berichtet  am  5.  Sep- 
tember dem  Prinzen  Eugen,  Feidma r.schall  Starhemberg  disponireüber  30.000  Miquelets. 
Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fa.sc.   IX.   7. 

*)  Zinzerling's  Memoire  an  die  Königin  Anna.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.   VII.  65  a. 

*)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IL  10. 

")  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  16. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie.   I.  Band.  O 


bestimmte  Regiment  Faber  mit  1000  Mann  berechnet.  Um  so  schlechter 
stand  es  aber  um  die  Bekleidung,  Ausrüstung  und  Berittenmachung  '). 

c)  In  den  Niederlanden. 
Von  den  4  si)anisch-niederländischen  Regimentern,  welche  1706 
errichtet  worden  waren,  und  welche  im  folgenden  Jahre  hätten  com- 
pletirt  werden  sollen,  geschieht  nirgends  besondere  Erwähnung.  M  a  r  1- 
borough  nimmt  aber  von  5  spanischen  Bataillonen:  d'Aremberg, 
Sarrablanca,  Davilla,  Lorpin  und  Hartop  Notiz  ^),  die  Ordre  de  bataille 
der  Feld-Armee,  St.  Renelde,  am  30.  Mai  1708,  führt  das  spanische 
Dragoner-Regiment  d'Audignics  mit  4  Schwadronen  an;  endlich  der 
Gebühren-Entwurf  des  kaiserlichen  Feld-Commissariats,  Lille,  6.  Öcto- 
ber   1708,  das  spanische  Regiment  zu  Pferd  Westerloo "). 

Der  erste  Transport  der  nach  Catalonien  bestimmten  Verstärkungen 
zählte  statt  7000  nur  5970  Mann*).  Monatelanger  Bemühungen  hatte 
es  bedurft,  ihn  endlich  in  Vado  auf  genuesischem  Gebiete  flott  zu 
machen.  Nach  einem  heftigen  Sturme  am  5.,  welcher  die  66  Segel 
zählende  Flotte  zerstreute,  erreichten  ihre  ersten  Schiffe,  ohne  dass, 
wie  früher  vereinbart,  die  Insel  Sardinion  unterworfen  worden  Avar, 
am  25.  Jänner  die  Hauptstadt  von  Catalonien.  Die  32tägige  Ueber- 
fahrt  und  die  mangelhafte  Verpflegung  hatten  unter  den  zum  guten 
Theil  schwächlichen  und  herabgekomraencn  Leuten  zahlreiche  Opfer 
gefordert  *). 

Den  früheren  Vereinbarungen  gemäss,  sollte  die  Flotte  nunmehr 
an  die  genuesische  Küste  zurückkehren,  um  die  Reiterei  nach  Bar- 
celona zu  schajBfen.  Davon  wollten  die  Capitaine  aber  durchaus  nichts 
mehr  wissen.  Der  Tod  des  Admirals  Dilks  hatte  die  Unordnung 
und  Disciplinlosigkeit  auf  der  Flotte  Avomoglich  noch  potenzirt.  Man 
wollte  durchaus  in  die  heimatlichen  Häfen  zurückkehren.  Vergebens 
stellten    der  König    und  die  Generale  der  Verbündeten  dem  Escadre- 

*)  Am  6.  Jänner  17()9  hericlitct  der  Fcldinarschall  Prinz  von  Hessen-Darm- 
stadt  aus  S.  («erniano  au  den  Kanzler  Grafen  Sinzeudorf:  „Die  Truppen  Karl  III. 
sind  zum  gnissten  Theil  iiocli  nicht  einmal  bekleidet." 

2)  An  Pascal,  Haag,  22.  April  1708.  Murray  III.  708. 

*)  Krie;?s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.  38. 

*)  Er  l>cstand  aus  dem  kaiserlic-lum  Fuss-Repiment  Keventlau  1470  Mann,  dem 
mailändischen  Kefjimeut  Taatt'e  1100  Mann,  und  den  pfälzischen  Fuss-Re<;impntern: 
Garde,  Coppe,  Barho  (fast  ganz  aus  Krief,'sgefangenen  formirt)  und  Schönberfr,  zusammen 
3400  Manu.  Mit  dem  Transporte  gingen  einige  Munitions-Vorräthe  und  6000  Scheft'el 
Getreide. 

^)  Das  Kegiment  IJeventlau  allein  büsste  an  ßnrd  70  Todte  ein;  viele  Leute 
starben  noch  bald  nach  der  Ausschittung.  Für  Vorstehendes  die  Berichte  Chetwynd's, 
Pareith's  und  O'Dwyer's.   Kriegs-A.,  Spanien    1708;  Fase.   I.  4,  III.   12,  und  II.  20. 


83 

Oommandanten  Hicks  das  Gefährliche  seines  Entschlusses  vor, 
welcher  die  Sache  Karl  III.  der  feindlichen  Uebermacht  zu  Land 
und  zu  Meer  preisgab ').  Dem  britischen  Gesandten  G  a  1 1  w  a  y  brannte 
der  Boden  Cataloniens  unter  den  Füssen  und  die  portugiesischen 
Generale  Das  Minas  und  Villaver  de  beriefen  sich  auf  den  be- 
stimmten Befehl  ihres  Hofes,  1200  unberittene  I^eute  nach  Lissabon 
zurückzuführen,  Hicks  Hess  zur  Verfügung  des  britischen  Truppen- 
Commandanten  nur  3  oder  4  Fregatten  zurück  und  ging  am  8.  Fe- 
bruar nach  Lissabon  unter  Segel. 

Da  die  ganze  Macht  der  Verbündeten  in  Catalünicn  nur  unge- 
fähr 24.000  Mann  betrug,  wovon  5000  bis  6000  auf  die  Besatzungen  ent- 
fielen, verlangte  Karl  III.  dringend  noch  einige  Tausend  Kaiserliche. 

Der  heissersehnte  zweite  Verstärkungs-Staffel  verliess  Vado 
am  15.  Juli  und  erreichte  die  catalonische  Küste  erst  12  Tage  nach 
dem  Falle  Tortosa's,  am  23.  Juli. 

Diese  Verstärkung,  rund  3000  Mann  Fussvolk  und  2000  Reiter  ^), 
reichte  indess  kaum  hin,  die  in  den  letzten  Monaten  eingetretenen  Ver- 
luste zu  decken*).  Starhemberg  bat  daher  um  weitere  4000  Mann 
alter  kaiserlichen  Truppen.  Wiewohl  Joseph  I.  bei  den  in  Italien 
herrschenden  Verhältnissen  dort  kaum  einen  Mann  entbehren  konnte, 
versprach  er  das  in  Neapel  stehende  AVetzel'sche  Regiment  (2000  Mann) 
und  einige  Hundert  Mann  aus  dem  Mantuanischen  *),  ein  Versprechen, 
das  1708  nur  theilweise  eingehalten  werden  konnte,  wiewohl  England 


')  Liechteustein  au  Priuz  Engen.  Barcelona,  8.  Februar  1708.  Kriegs-A., 
Spanien  1708. 

2)  Karl  III.  an  Stanhope.  Barcelona,  8.  Februar  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708. 
—  Starhemberg  an  Prinz  Eugen.  Sarreal,  5.  August  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VIII.  23.  Die  Flotte  —  22  Liaienschiffe,  8  Fregatten,  4  Brancler,  4  Bombardier- 
Galioten  und  50  Transportschiffe  —  brachte  das  kaiserliche  Dragoner-Regiment  Her- 
beville,  in  12  Compagnien  925  Mann,  809  Pferde;  die  kaiserlichen  Infanterie-Regi- 
menter Guido  Starhemberg  und  Osnabrück  und  einen  Ergänzuugstransport  für  Revent- 
lau-Infanterie,  zusammen  3000  Mann;  die  4  pfälzischen  Reiter-Regimenter  Schellard, 
General-Major  Frankenberg,  Spee  und  Obrist  Frankenberg,  zusammen  1067  Mann, 
1012  Pferde.  —  Chetw;yTidan  Prinz  Eugen.  Genua,  10.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708  ; 
Fase.  VII.  3.  Mit  den  3  kaiserlichen  Regimentern  allein  kamen  612  Weiber  und 
Kinder  nach  Catalonieu.  Wie  sehr  die  Truppen  während  der  Einschiffung  gelitten, 
erhellt  daraus,  dass  sie  einige  Hundert  Todte  zählten. 

^)  Ende  Juli  zählten  die  Verbündeten  in  Catalonien  in  32  Fuss-  und  25  Reiter- 
Regimentern  nur  29.939  Mann,  und  zwar  19.445  Mann  Fussvolk,  10.494  Mann  Reiterei. 
Es  fehlten  sonach  auf  den  Sollstand  nicht  weniger  als  11.645  Mann,  fast  ausschliess- 
lich Fussvolk. 

*)  K.  Joseph  I.  an  Karl  III.  Wien,  29.  August  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VIII.  81a. 

6* 


sich  Ende  Septembor  hereit  erklärte,  die  von  Neapel  nach  Catalonien 
bestimmten  Truppen  vom  Einschiffunfi;stagc  an  in  Sold  zu  nehmen  '). 
Der  dritte  Vers tärkungs- Staffel  —  12Ü0  Älann  —  eines  der  vom 
Kaiser  angeworbenen  Graubündner  Bataillone  und  ErgUnzungs-Trans- 
porte,  verliess  am  25.  November  Finale,  geleitet  von  5  britischen  Kriegs- 
schiffen ■). 


gl  Portugals. 

Um  die  Verheissungen  verwirklichen  zu  können,  welche  das 
Lissaboner  Cabinet  für  den  Feldzug  1708  gemacht  hatte,  sollte  das 
portugiesische  Heer  vor  Allem  neu  organisirt  werden:  die  Reiterei  in 
11,  das  Fussvolk  in  30  Regimentern.  Die  erforderlichen  Geldmittel 
sollten  die  Seemächte  liefern,  denn  Portugals  Gassen  waren  erschöpft. 

Dank  der  2,130.000  Cruciatcn,  welche  die  Generalstaaten  im 
Laufe  des  Jahres  für  das  Königreich  flüssig  machten,  wurde  mit 
Londoner  Kaufleuten  ein  Lieferungs-Contract  auf  13.000  Monturen 
abgeschlossen ;  konnten  die  Magazine  eingerichtet  und  die  Grenzplätze 
Castello  de  Vide,  Portalegre  und  Elvas  in  Stand  gesetzt  werden. 

Weder  das  vertragsmässige  Contingent  von  15.000  Mann,  noch 
jene  weiteren  13.000,  welche  Portugal  gegen  eine  holländische  Subsidie 
von  1  Million  Patacon  aufzustellen  hatte,  wurden  wirklich  auf  die 
Beine  gebracht.  Alles,  was  das  Königreich  für  die  Eröffnung  der  Cam- 
pagne  in  Estremadura  mobil  zu  machen  vermochte,  waren  24  Schwa- 
dronen Reiterei  und   13  Regimenter  (Bataillone)  Fussvolk. 

Ausser  dieser  „Haupt-Armee"  stand  zu  Beginn  des  Jahres  1708 
noch  ein  portugiesisches  Corps  von  8  Reiter-Regimentern  mit  3650 
und  5  Fuss-Regimentern  mit  1600  Mann  in  Catalonien.  Von  selbem 
kehrten  —  wie  bereits  erwähnt  —  die  Generale  Das  Minas  und 
Vi  IIa  verde  Anfangs  Februar  mit  1200  Unberittenen  in  ihr  Vater- 
land zurück. 

Das  portugiesische  Contingent  in  Catalonien  befand  sich  in 
einem  geradezu  kläglichen  Zustande " ).  Der  Hof  von  Lissabon  hatte 
dasselbe  gänzlich  aufgcgelien.  Seit  es  den  Boden  Cataloniens  betreten, 
hatte  es  keinen  Sold  mehr  empfangen  und  ganz  und  gar  auf   Kosten 


'j  Gallas'  uud  HoHinaiiirs  Hericlitc  vom  2b.  September  1708.  H.  H.  n.  .St.  A. 
AiifTÜfa. 

«J  Kiie<,'s-A.,  Spaiü(!ii   170»;   l'"ase.    XI.   3«,  ud«1   Fase.  XII.   12. 

')  Lieeliteustein  an  Schwarzeuberg.  liarceloua,  IG.  April  1708.  Krieg.s-A., 
Si.aiiieu    170K. 


85 

des  Landes  gelebt ').  Montur  und  Beschuhung  waren  in  Fetzen ; 
Karl  III.  niusste  80.000  Thaler  von  seiner  Civilliste  verwenden^  um 
das  Contingent  nicht  ganz  zu  verlieren  *).  S  tan hope  behauptete,  wie 
Zinz  er ling  berichtet *),  „diese  Truppe  sei  ihrer  schlechten  Disciplin 
und  ihrer  Excesse  halber  weder  im  freien  Felde,  noch  in  den  Festungen 
zu  verwenden".  Gleichwohl  verlangten  die  Portugiesen  bei  allen  Ge- 
legenheiten den  Vorrang,  was  zu  vielfachen  und  ernsten  Misshelligkeiten 
Anlass  gab. 

Wie  die  Spanier,  entliefen  auch  die  Portugiesen  schaarenweise, 
so  dass  man  es  nicht  wagen  durfte,  sie  in  die  Nähe  der  Grenze  zu 
verlegen  und  ernstlich  mit  dem  Gedanken  umging,  sie  nur  in  den 
festen  Plätzen  zu  Stationiren,  wo  doch  eine  bessere  Ueberwachung 
möglich  war. 

h)  Rüstungen  der  deutschen  Fürsten. 

P  r  e  u  s  s  e  n. 
Preussische   Truppen    erscheinen    im    Feldzuge    1708    auf    drei 
Operationsschauplätzen : 

1.  In  Flandern. 

26  Schwadronen  und  14  Bataillone,  und  zwar: 

a)  das  ursprüngliche  Hülfscorps  im  holländ.  Solde     5.000  Mann 
h)  das  Hülfscorps  unter  Lottum 15.000       „ 

2.  Im  Reiche. 

3  Schwadronen  Reiterei  (Wartensleben-Cürassiere)     .        436       „ 

3.  In  Italie  n. 

II   Bataillone  Fussvolk  unter  dem  General-Lieutenant 

von  Arnim 8.000       „ 

d.  s.  29  Schwadronen  und  25  Bataillone,  zusammen  .  28.436  Mann*). 
Es  standen  somit  nahezu  drei  Fünftel  seiner  Gesammtmacht   im 

Dienste  der  „Grossen  Allianz",  Der  vorgeschriebene  Sollstand  wurde, 


<)  Karl  III.  an  Prinz  Eu,?pn.  Barc.eloua,  12.  November  1708.  Kriej?s-A.,  Ri)anieii 
1708;  Fase.  XI.  22. 

^)  Zinzerling's  Memoire  vom  27.  Septeniher  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  IX.  82. 

^)  Zinzerling  an  Prinz  Eugen.  London,   10.  April  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708. 

*)  Nach  Schönberg's  ,,Dnbislav  Gneomar  von  Natzmer".  Berlin  1838.  —  Diese 
Ziffer  stimmt  mit  der  Erklärung,  welche  der  churbrandenburgische  Gesandte  im 
Reichsfürstenrathe  abgab  und  welche  dahinging,  sein  König  habe  auf  verschiedeneu 
Puncteu  des  Kriegstheaters,  in.sbesondere  aber  in  den  Niederlanden  und  Italien, 
28.000  bis  29.000  Mann  vor  dem  gemeinsamen  Feinde. 


86 

wenn  nicht  ganz,  so  nahezu  vollständig  erreicht.  So  zählte  das  Corps 
in  Italien  zu  Beginn  der  Operationen  7269,  zu  Ende  derselben  7261  Mann. 

Nur  das  letztere  Corps  stand  zum  Kaiser  in  einem  gewissen 
Connex,  da  es  von  ihm  das  Brod  und  die  sogenannten  Douceurs  bezog. 
Preussen  hatte  Miene  gemacht,  dieses  Corps  aus  Italien  nach  Deutsch- 
land zu  ziehen;  indess  kam  aber  am  19.  April  zwischen  den  See- 
mächten und  Preussen  ein  Tractat  zu  Stande,  wonach  letzteres  das 
Hülfscorps  noch  ein  Jahr  in  Ober-Italien  zu  belassen  hatte  *).  Die 
Ansprüche,  welche  der  König  an  den  Kaiser  stellte,  Zahlung  einer 
Subsidie  von  100.000  Reichsthalern  auf  Grund  des  Tractats  vom 
Jahre  1700,  wurden  als  nicht  zu  Recht  bestehend  zurückgewiesen*), 
doch  erhielt  Feldmarschall  Daun  vom  Kaiser  die  Weisung,  den 
königlich  preussischen  Völkern  „so  viel  möglich,  vergnüglich  zu 
begegnen''  ^).  Der  König  gestattete  im  Spätherbst,  dass  sein  in  Italien 
stehendes  Hülfscorps  den  Operationen  gegen  den  Kirchenstaat  beige- 
zogen werde,  sprach  aber  bei  dieser  Gelegenheit  neuerdings  die 
Absicht  aus,  dasselbe  Ende  des  Jahres  zurückzuziehen,  da  er  bei 
selbem  bisher  einen  unschätzbaren  Schaden  erlitten  *). 

Dass  diese  und  andere  ähnliche  Drohungen  nicht  zur  Ausführung 
kommen  würden,  war  man  zu  Wien  sicher.  Die  preussischen  Finanzen 
steckten,  wie  man  zuverlässig  informirt  war,  in  so  erschöpftem  und 
verwirrtem  Zustande,  dass,  wenn  der  König  seine  Truppen,  auf  welche 
er  jetzt  Subsidien  zog,  nur  einige  Monate  auf  seine  Kosten  unterhielt. 
Alles  über  und  über  gehen  raüsste  *). 

Hannover, 
Hannover'sche  Truppen  stehen  1708  in  Flandern  und  im  Reiche. 

1.  In  Flandern. 
Zufolge     der    Convention     vom     23.    April      1701 ,     geschlossen 
zwischen    den    Generalstaaten     einerseits    und    Hannover-Celle    ander- 
seits, hatte  letzteres  zu  stellen : 

«)  H.  H.  u.  St.  A.,  H..llaiidi,a  1708.  C.  25, 

2j  H.  H.  u.  St.  A.,  Hollaiulica  1708.  Z.  59. 

3)  Krie^.s-A.,  Niederlaiulc^   1708;  Fase.  X.  45. 

*)  Friftihich  I.  au  K.  Joseph  I.  Potsdam,  9.  October  1708.  —  Der  Vertreter 
des  Köuif^s  hatte  den  Seeniächteii  erklärt,  das  Corps ,  da.s  nun  drei  Jahre  in  Italien 
stehe,  habe  in  dieser  Zeit  9000  Recruten  verbraucht.  (Lambert!,  Tom.  V.)  Tliat- 
sächlich  liatte  der  Könif^  als  Ersatz  für  die  durch  dcu  Feldzu^  1707  lierbeige- 
lülirteu  Abgänge  drei  frische  Hataillone  nach  Italien  gesandt.  Kriegs-A.,  Niederlande 
17U8;  Fase.  X.  45.  —  Ein  im  11.  II.  ii.  St.  A.  licg.Mid.T  iiericlit  ulnie  Unterschrift 
vom  25.  November  1708. 

*j   Bericht  vom   25.    November.  H.   H.  u.  St.   A. 


87 


ij  Bataillone  Fussvolk  ä  742  Mann =  4452  Mann 

4  Regimenter  Reiterei  a  384       „ =   1536 

1  Regiment  Dragoner  a  498       „ =     498 


zusammen  6486  Mann  *). 
Zufolge  der  Convention  vom  21.  Juni   1702,  zwischen  der  Königin 
von  England  einerseits  und  Hannover-Celle  anderseits: 

12  Regimenter  Fussvolk  k  775  Mann =     9300  Mann 

2  Regimenter    Reiterei    ä  350      „  =        700      „ 

zusammen   10.000  Mann. 
2.  Im  Reiche. 

Hannover'sche    f  2  Bataillone   Fussvolk 
Truppen         [   1   Schwadron  Reiterei 
1  Wolffenbüttel'sches  Bataillon 

in  hanno-  [  2  Escadronen  Völkerling-Dragoner 
ver'schem  l  2  „  Spiegel-  ,, 

Solde      l  2  „  Bretlach- 


Fussvolk  1400  Mann 
Reiterei   1100 


zusammen  2500  Mann  ^). 
Chur-Pfalz: 

Der  Churfürst  von  der  Pfalz  hatte  versprochen,  im  Jahre  1708 
im  Reiche  mit  11.000  Mann  aufzutreten,  jedoch  nur  unter  der  Bedin- 
gung, dass  er  vom  Kaiser  die  Investitur  der  Ober-Pfalz  und  der 
Grafschaft  Camb  erhalte. 

Dieses  Corps  sollte  nach  den  Vereinbarungen  der  Haager 
Conferenz  einen  Bestandtheil  der  unter  Eugen's  Commando  zu  for- 
mirenden  Mosel- Armee  bilden.  Nach  den  Abmachungen,  welche  der 
Prinz  im  April  auf  der  Rückreise  nach  Wien  zu  Düsseldorf  pflog, 
sollte  dasselbe  12  Bataillone  und  15  Schwadronen   formiren,  und  zwar: 

zu  F u s s : 

Isselbach 2  Bataillone 

Sachsen-Meiningen 2  „ 

Grenadier-Regiment 2  „ 

Volkershofen 2  „ 

Lindenfels 2  „ 

Nassau   und  Preussen,  eventuell    dafür  Haxthausen    .     .  1  „ 

Lübeck 1  ,, 

zusammen  12  Bataillone. 


')  Scliwencke,  Gescliiclite  der  liauiiover'sclieu  Truppen  im  spauisclien  p]rlj- 
folgekriege.  Die  aiio;efilhrten  Conveiitionen  wurden  alljährlicli  erneuert. 

•^)  Kriegs-A.,  Registr.  des  R.  K.  M.  1708;  Fase.  VI.  ad  33,  und  H.  II.  u. 
St..  A.   Mainz,   Cameralia,  Bellaije  zum  Voranschlag  yjro  1709. 


88 

Zu  Pferd. 

Hatzfeld 3  Schwadronen 

Vell  (Vehlen) 3  „ 

Leib-Regiment 3  ,, 

Wittgenstein 3  ,. 

Haun-Dragoner 3 


zusammen  15  Schwadronen  *). 

Diese  Truppen  sollten  am  20.  oder  längstens  25.  Mai  zwischen 
Coblenz  und  Rheinfels  zur  Armee  stossen.  Sie  hatten  keine  Artillerie 
mit  sich  zu  führen  und  es  sollte  zu  Coblenz  sogleich  an  die  Bildung 
eines  Magazins  für  sie  geschritten  werden  *). 

Die  Verzögerung  in  der  Erfüllung  der  Grundbedingung,  d.  i.  der 
Belehnung  mit  der  Ober-Pfalz,  hatte  zur  Folge,  dass  das  pfälzische 
Contingent  einen  Monat  später,  als  vereinbart,  zur  Mosel-Armee  stiess. 
Der  am  24.  Mai  1708  formulirte  Recess,  betreffend  die  üeberlassung 
von  4100  Mann  in  die  Dienste  des  Kaisers,  wurde  in  diesem  Jahre 
formell  nicht  mehr  perfect.  Indess  scheinen  die  Puuctationen  desselben 
beiderseits  erfüllt  worden  zu  sein.  Der  Churfürst  verpflichtete  sich, 
das  ganze  Contingent  am  Rhein,  an  der  Mosel  und  in  den  Nieder- 
landen verwenden  zu  lassen,  die  ganze  Verpflegung,  Reerutirung  und 
Remontirung  etc.  aus  Eigenem  zu  bestreiten;  wogegen  der  Kaiser 
sich  verbindlich  machte,  nebst  der  Abtretung  der  Ober-Pfalz  und  der 
Grafschaft  Camb,  jährlich  noch  150.000  fl.  rheinisch  zu  zahlen  ^).  Was 
die  formelle  Austragung  verzögerte,  war,  dass  der  Kaiser  die  Kündi- 
gung des  Recesses  nicht  von  der  Willkür  des  Churfürsten  abhängen 
lassen  wollte;  die  Pfälzer  sollten  gleich  den  Würzburgern  die  Pflicht- 
leistung ablegen  *). 

Wie  die  Pfälzer  zu  Beginn  des  Feldzuges  Schwierigkeiten  ge- 
macht hatten,  so  beendeten  sie  ihn  auch.  Kaum  war  die  Belagerung 
von  Lille  zu  Ende  — ■  die  Operationen  gegen  Gent  waren  eben  erst 
eingeleitet  —  als  ihr  Commandant  erklärte,  sein  Landesherr  habe  ihm 
befohlen,  mit  dem  ganzen  Corps  in  die  churfürstlichen  Lande  zurück- 
zukehren. Eugen  musste  sie  abziehen  lassen. 


*)  Kriegs-A.,  Niederlauile  1708;  Fase  XIII.  32.  Die  vier  au.s  Italien  o^ekommenen 
Regimenter  Isselbach,  Sachsen-Meiiiingeii,  Hatzfeld  und  Vell  standen  um  diese  Zeit  im 
Neuhurg'schen.  da.s  Bataillon  Lübeck  lag:  ii'  ■lülidi,  alles  Hebrige  in  den  Aemtern 
Heidelberg,  Mösskircli   uml   Bretten. 

*)  Kriegs-A.,   Nie.lerlande  1708;  Fa.sc.  XIII.  32. 

=")  Kriegs-A.,  Registr.  des  R.   K.  M.   1708;  Fase.  V.  23. 

*)  Registr.  de»  R.  K.  M..  .Juui  1708,  Nr.  347. 


89 

Ausser  dem  Corps,  das  Chur-I*falz  zur  Mosel-Armee  stellte,  hatte 
es  in  Gemässlieit  früherer  Abmachungen  im  Jahre  1708  noch  ein 
aus  Infonterie  und  Reiterei  bestehendes  in  Catalonien.  Die  Pfalzer 
hatten  gar  keine  Lust,  nach  Spanien  zu  gehen,  behaupteten,  Marl- 
borough's  Versprechungen  seien  nicht  gehalten  worden  und  setzten 
der  Einschiffung  grossen  Widerstand  entgegen.  Das  churpfälzische 
Corps  in  Catalonien  bestand,  wie  bereits  erwähnt,  aus  folgenden  Truppen  : 

F  u  s  s  V  o  1  k :  Regimenter  a  2  Bataillone :  Garde,  Coppe,  Barbo, 
Schönberg. 

Reiterei:  General-Major  Frankenberg,  Obrist  Frankenberg,  Spee, 
Schellard*),    zusammen  3400  Mann,   1067  Reiter  mit  1012  Pferden. 

Die  Infanterie  war  aber  weit  entfernt,  vollzählig  zu  sein.  Ihrer 
Completirung  imd  dem  Transporte  der  Recruten  nach  Catalonien  — 
deren  Kosten  vertragsmässig  die  Seemächte  zu  bestreiten  hatten  — 
stellten  sich  unüberwindliche  Schwierigkeiten  in  den  Weg. 

Eine  am  30.  Juni  über  Prinz  E  u  g  e  n's  Vermittlung  getroffene 
Vereinbarung,  welche  dahin  abzielte,  die  in  Catalonien  stehenden 
Pfälzer  im  Spätherbste  um  fünf  neuformirte  Bataillone  zu  vermehren  ^), 
kam  nur  theilweise  zur  Ausführung.  Statt  1500  oder  1600  Mann,  welche 
es  versprochen,  stellte  Chur-Pfalz  Anfangs  November  1000  Recruten  nach 
Nymwegen "),  von  wo  sie  Ende  December  nach  Texel  gebracht  wurden, 
um  nach  Catalonien  eingeschifft  zu  werden  *).  Dieses  Recruten-Quantum, 
aus  allen  Nationen  zusammengeklaubt,  zählte   sehr  viele  Deserteure  *). 

Hessen. 
Die  Truppen  des  Landgrafen  von  Hessen-Cassel,  welche  im 
Winter  auf  1708  aus  Ober-Italien  nach  Deutschland  zurückkehrten, 
wurden  den  Seemächten  neuerdings  zur  Verfügung  gestellt.  Nach  den 
Haager  Beschlüssen  sollten  sie  einen  integrirenden  Theil  der  unter 
Eugen's  Commando  zu  formirenden  Mosel-Armee  bilden*).  Die  Bedin- 
gungen, von  deren  Erfüllung  der  Landgraf  die  Cooperation  seiner 
Truppen  abhängig  machte,  waren  im  Wesentlichen:  Begleichung  aller 
Soldrückstände,  Zusicherung  von  Vortheilen  bei  den  Friedensverhan d- 


*)  Chetwynd  au  Prinz  EugPii.  Turin,  14  Jänner  1708.  Krieg.s-A.,  Spanien  1708; 
Fase  I.,  und  Genua,  10.  .luli  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708;   Fase.  VII.  3. 

2)  Kriegs-A.,   Spanien  1708;  Fase.  VI    54. 

3)  Krieg-s-A.,   1708;  Eegistr.  R.  K.  M.,  Fase.  XI.  17  und  41. 

*)  Heems  au  K.  Joseph  I.  Haag,  28.  December  1708.  H.  H.  u.  -St.  A.  Hol- 
laudica. 

5)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XII.  4.  Daniel  Delphin  beziffert  die  Ge- 
sammtmaeht  der  Pfalz   1708,  mit  mehr  als  20.000  Streitern. 

*j  Kriegs-A.,   Niederlande  1708;  Fase.  XIII.   4  und  ad  -Jl  a. 


90 

liingeu,  das  Commando  unmittelbar  nach  Prinz  Eugen  für  den  Erb- 
prinzen, endlich  Unterstützung  in  jenen  Ansprüchen,  welche  der 
Landgraf  gegen  den  Kaiser  geltend  machte*). 

Die  hessischen  Ilülfs-Truppen,  9  Bataillone  und  16  Escadronen, 
mit  einem  SoUstandc  von  10.400  Mann,  erreichten  zwar  zum  festge- 
stellten Termin  den  Versammlungsraum  um  Castellauu ;  aber  noch  Mitte 
Juni  drohte  der  Landgraf,  seine  Truppen  zurückzuhalten,  wenn  nicht 
der  Erbprinz,  wie  die  Seemächte  versprochen,  ein  selbstständiges 
Commando  erhalte. 

Chur -Sachsen. 

Nach  dem  am  20.  April  1707  zwischen  dem  Könige  von  Polen, 
als  Churfürsten  von  Sachsen,  und  den  Seemächten  vollzogenen  Sub- 
sidien-Tractat  hatte  der  erstere  4  Fuss-Regimenter  a  12  Compagnien, 
1  Regiment  schwerer  Reiter  und  2  Regimenter  Dragoner  *)  zu  stellen. 

Nach  der  „General-Tabelle",  ddo.  Bruchsal,  15.  Februar  1708'), 
hatten  diese  chursächsischen  Truppen  am  11.  d.  M.  folgenden    Stand: 

Manu       Pferde 
Garde 668  — 

Fürstenberg 825  — 

Feldmarschall  Ogilvy 775         — 

Wackerbarth 777  — 

Winkel-Cürassiere 456         367 

Leib- Regiment-Dragoner 439         378 

Milkau-Dragoner 441  409 

zusammen  4381        1154 

Es  fehlten  hiernach  um  diese  Zeit  nur  259  Mann  Fussvolk 
und  34  Reiter,  welcher  Abgang  zu  Beginn  der  Operationen  jeden- 
falls ersetzt  war. 

Im  März  1708  verfügte  König  August  in  Sachsen  nebst  einigem 
Fussvolke  noch  über  7  Reiter-Regimenter  k  551  Mann  und  6  Dragoner- 
Regimenter  ä  586  Mann,  zusammen  über  7373  Mann,  Zehn  dieser  Regi- 
menter konnten  Ende  Mai  marschbereit  sein  *).  Die  Unterhandlungen,  be- 
treffend die  Acquisition  von  3000  churpfälzischen  Reitern  für  die  Reichs- 
Armee,  führten,  wie  erwähnt,  aus  Geldmangel,  jene  behufs  Ueberlassung 
eines  grösseren  Oontingents  in  kaiserliche  Dienste,  aus  Rücksicht  auf 
Schweden  1708  zu  keinem  Resultate. 

•)  Der  Wortlaut:   Lt-tt.-r.s  aud  dispatclies  of  Marlliurougli.   Miirray,  Vol.  IV.   1(1. 

2)  Lebeu  uud  Deuk\vürdi<rkt'it(ni  ScIiulculjiuV.s.   I.  Theil,  Seite  310. 

3j  Kriegs-A.,  Registr.  des  K.   K.   M    1708;  Fase.  II.  1.5. 

*)  H.   H.   11.  St.   A.,  Wack.Tliartli's    luformations-Punote  vom  2.S.   März  170«. 


91 

Der  Ernülirimg-  feiernder  Truppen  schliesslich  überdrüssig,  sagte 
der  Churfürst  im  Herbste  1708  den  Seemächten  ein  Aveiteres  Con- 
tingent  für  den  flandrischen  Krieg  zu  '). 

Württemberg. 

Württemberg  stellte  1708  nebst  seinem  Reichs-Contingent  noch 
seine  Haustruppen,  nämlich : 

Bataillone  Manu 

Württembergische  Garde  zu  Fuss : 2     =  1000 

Regiment  Sternfels 2     ^  1200 

Regiment  Hermann 2     =  1200 

Schwadronen 

Helmstedt-Dragoner 4     =         600 

Württembergische  Garde  zu  Pferd 1      ^^         120 

Grenadiere  zu  Pferd 1     =  120 

zusammen  4240 
(4350  Mann  im  Winter).  Dieses  „gute  und  wohlgeübte  Corps"  war 
den  ganzen  Winter  über  auf  der  Postirung  im  Schwarzwalde  gestanden. 
Württemberg  bezog  für  dasselbe  von  Holland  eine  Jahressubsidie  von 
150.000  Reichsthalern.  Das  Corps  wurde  vom  1.  Juli  1708  au  bis  zum 
Jahresschlüsse  aus  den  kaiserlichen  Magazinen  mit  Brod  und  Fourage 
verpflegt,  welche  Leistung  von  dem  österreichischen  Beitrage  zur 
Million  Reichsthaler  der  Kriegs-Cassa  abgeschrieben  wurde. 

W  ü  r  z  b  u  r  g. 

Im  Jahre  1707  war  vom  Kaiser  mit  Würzburg  sowohl  der 
„Haupt-Allianz-Tractat"  vom  1.  November  1706,  als  auch  der  Neben- 
Recess  vom  24.  December  1706  erneuert  worden  5  eine  abermalige 
Erneuerung,  und  zwar  auf  die  Dauer  eines  Jahres  ^),  erfolgte  im 
Herbste  1708. 

Hiernach  blieben  im  Jahre  1708  die  Fuss-Regimenter  Fechenbach 
und  Stein  (jedes  zu  1600  Mann)  und  das  Dragoner-Regiment  Wolfs- 
kehl  (zu  800  Reiter)  mit  4  ausgerüsteten  Regimentsstücken  im  Dienste 
des  Kaisers.  Dieser  bezahlte  für  den  Vollstand  von  4000  Mann,  welche 
von  einem  würzburgischen  General  und  3  Obristen  commandirt  wurden, 
jährlich  380.000  fl.  Dagegen  kam  dem  Bischof  die  volle  Vei'pflegung, 
Montirung,    Recrutirung    und    Remontirung    dieses    Contingents    zu  ^). 

')  Krieo-s-A.,  Niederlande  1708;  Fase,  VIII.  76.  Noorden  III.  406.  Daniel 
Dolpliin  beziffert  die  Streitmacht  Chui'-Sachsens  1708,  mit  nicht  viel  weniger  als 
20.000  Mann. 

'^)  Krieg-s-A.,  Niederlande   1708;  Fa.sc.  X.  47. 

'■")  Registr.   des  R.   K.   M.,  Mai    1708,   Nr.  292. 


92 

Diese    Truppen    hatten    die  Pflichtleistung    gelobt  und    wurden  in  der 
That  wie  des  Kaisers  eigene  Truppen  angesehen. 

S  a  c  h  s  e  n  -  G  o  t  h  a. 
Das  sachsen-gotha'sche  Contingeiit:  2  Regimenter  Fussvolk  zu 
2  Bataillonen,  2  Regimenter  Reiterei  zu  3  Schwadronen,  verblieb  im 
Jahre  1708  in  Ober-Italien.  Zu  Beginn  der  Operationen,  15.  Juli,  zählte 
das  Fussvolk  effectiv  1634  Mann,  die  Reiterei  751  Mann,  zusammen 
2385  Mann  ');  es  gingen  daher  auf  den  Sollstand  615  Mann  ab.  Dieses 
Contingent  stand  im  Solde  der  Seemächte,  erhielt  aber  das  Brod  und 
die   „Douceurs"   vom  Kaiser. 


i)  Dänemarks. 
a)  Das  Hülfs  Corps  im  Solde  des  Kaisers. 

In  Gemässheit  des  Tractats  vom  Jahre  1701  und  des  Recesses 
vom  Jahre  1704  hatte  das  dänische  Hülfscorps  im  Solde  des  Kaisers 
einen  Sollstand  von  6000  Mann  auszuweisen,  nämlich: 

4  Fuss-Regimenter  a  1200  Mann =  4800  Mann 

1  Cürassier-Regimeut  a  600  Mann =     600        „ 

1   Dragoner-Regiment  ä  600  Mann =     600        „ 

zusammen  6000  Mann. 

Dieser  Sollstand  war,  dank  jener  100.000  fl.,  welche  die  kaiser- 
liche Administration  in  Bayern  den  Dänen  zu  Recrutirungs-  und 
Remontirungszwecken  rechtzeitig  flüssig  gemacht  hatte  -),  im  April  1 708 
erreicht;  jedoch  fehlten  noch  im  Mai  500  Pferde,  und  wiewohl  die 
kaiserliche  Administration  in  Bayern  ihnen  3600  Flinten  hatte  aus- 
folgen lassen^),  1600  Flinten.  —  Schon  am  21.  Jänner  hatte  der  Hof- 
kriegsrath  den  Commandanten  dieses  seit  einem  Jahre  in  Bayern 
liegenden  Hülfscorps  verständigt,  dasselbe  werde  in  Ungarn  verwendet 
werden*).  Der  Marsch  dahin  wurde  aber  erst  im  August  angetreten! 
Der  wiederholten  und  dringenden  Aufforderung  hiezu  hatten  die  Dänen 
eine  Reihe  grober  Excesse  und  Schwierigkeiten  entgegengestellt. 
Zunächst  mussten  alle  ihre  Guthabungen  beglichen  werden.  Nachdem 
dies    im  Mai    ganz    oder  grösstentheils    geschehen    war  ^),    erklärte  ihr 


')  Krie?s-A.,  Italien    1708-,   Fase.  VII    43. 
2j  uud  ä)  Hofkaniiiiei-A.   1708. 

*)  Kriegs-A.,  Nic.lL'ilaiulo   1708;   Fase.  I.   1,  und  Fase.  II.   1. 
*)  Kaiserl.  Adniiuistratiou  iu  Bayern  an  K.  Jo.seph  I.  Münclicn,  29.  Mai  1708. 
H.  u.  St    A. 


93 

Comnianclaut,  mit  dem  Fussvolk  Bayern  nicht  früher  zu  verlassen,  als 
bis  die  Reiterei  rcraontirt  sei ;  er  könne  das  Corps  nicht  trennen. 
Nachdem  fast  alle  ihre  „harten"  Forderungen  befriedigt  waren,  erklärte 
der  König  von  Dänemark,  seine  Truppen  nicht  eher  nach  Ungarn 
rücken  zu  lassen,  bis  nicht  Hamburg  von  den  Kreistruppen  geräumt 
sei').  Verzichte  der  Kaiser  auf  die  Dienste  der  dänischen  Uülfs- 
völker,  sei  der  König  zufrieden,  wenn  sie  ihm  in  dem  Stande,  welchen 
der  Tractat  vom  Jahre  1701  stipulirte,  an  seine  Landesgrenze  zurück- 
gestellt würden  -).  Am  4.  August  endlich  wurden  sie  nach  Ungarn 
eingeschifft.  Nachdem  sie  thatsächlich  nur  wenige  Wochen  im  Felde 
gestanden,  verweigerte  ihr  Commandant,  sie  auf  der  Postirung  ver- 
wenden zu  lassen.  Die  Frage  der  Winterquartiere  erzeugte  neue  und 
grosse  Schwierigkeiten.  In  den  Interims-Cantonnements  bei  Oedenburg 
Eisenstadt,  Rust  u.  a.  O.  wollten  sie  die  Natural-Verpflegung  den 
verarmten  Landesbewohnern  mit  Gewalt  abpressen.  Die  Sache  wurde 
so  arg,  dass  schliesslich  auch  der  Hofkriegsrath  darauf  antrug,  sich 
der  Dänen  bei  guter  Gelegenheit  völlig  zu  entledigen^). 

b)  Das  Hülfscorps  im   Solde  der  Seemächte. 

Nach  den  ursprünglichen  Vereinbarungen  sollte  dieses  Contingent 
aus  8000  Fuss-Soldaten,  2000  Dragonern  und  4000  Reitern,  somit  aus 
14.000  Streitern  bestehen;  1708  dürfte  es  die  Stärke  von  12.000  Mann 
indess  kaum  erreicht  haben. 

*)  Siehe  die  politische  Uebersicht,  Seite  16. 
^)  Relatio  conferentiae  vom  18.  Juni  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 
■')  Referat  des  Hofkriegsrathes  vom  20.  November  1708.  Registr.  des  R.  K.  M., 
November  1708,  Nr.  237. 


Rüstimgen  des  Hauses  Bourl)ou. 

lu  ungleich  liölierem  Grade,  als  den  AUiirten,  gebrach  es  zu 
Beginn  des  achten  Kriegsjahres  Ludwig  XIV.  an  den  Mitteln  und 
Kräften  zu  nachdrücklicher  Fortsetzung  des  Kampfes  ').  Die  durch 
den  pfälzischen  Erbschaftskrieg  herbeigeführte  Verarmung  des  fran- 
zösischen Volkes  hatte  durch  den  spanischen  Successionskrieg  Dimen- 
sionen angenommen,  welche  eine  Fortsetzung  des  Kampfes  schon  allein 
mit  Rücksicht  auf  die  Finanzen  als  nahezu  unmöglich  erscheinen  Hess  *). 
Die  fast  gänzliche  Sperrung  des  französischen  Seehandels  durch  die 
Flotten  der  Verbündeten,  das  völlige  Darniederliegen  des  Gewerb- 
fleisses  aus  Mangel  an  Absatz  und  unter  dem  steigenden  Drucke  der 
Abgaben,  hatte  zur  Folge,  dass  von  Staatswegen  zu  den  verderblichsten 
Auskunftsmitteln  gegriffen  wurde,  um  für  den  Unterhalt  der  Truppen 
auch  nur  nothdürftigst  aufzukommen.  Wiederholte  Veränderungen 
der  Münze,  Anlehen  mit  lO^/^  Verzinsung,  die  Errichtung  und  der 
Verkauf  zahlreicher  unnützen  Aemter,  ebensoviele  neue  Bedrückungen 
des  Volkes  vorstellend^),  die  Ausgabe  von  482  Millionen  Livres 
Schatzscheine,  die  man,  da  nicht  einmal  die  Interessen  bezahlt  wurden. 


')  Heems  au  K.  Josepli  1.  Hnag,  i.  Mai  1708.  H.  H.  u.  St.  A.  HuUaudica. 

^)  „Durch  alle  Forscliungeu,  die  ich  angestellt,  habe  ich  erfahren,"  berichtet 
Vauban  im  „Dixme  ro^-ale",  „dass  fast  der  zehnte  Theil  des  Volkes  am  Bettelstabe  ist 
und  in  der  That  bettelt;  dass  von  den  neun  anderen  Theilcn  fünf  nicht  im  Stande  sind, 
jenen  ein  Almosen  zu  geben;  dass  von  den  übrigen  vier  wieder  drei  ganz  und  gar 
von  Schulden  und  Rechtshändelu  erdrückt  werden  und  dass  der  Rest,  unter  welchen 
ich  einzelne  Männer  des  Heeres,  des  Gerichtes  und  der  Geistlichkeit,  den  Adel,  Beamte, 
gute  Kaufleute  und  wohlhabende  Bürger  stelle,  h(")chstens  auf  hunderttausend  Familien 
zu  rechnen  ist." 

^)  Nach  Noordeu  III.  82  hätte  Chamillart  während  7jähriger  Amtsvcrwaltung, 
vom  Beginn  des  Erbfolgekrieges  bis  zum  Sommer  1708,  einen  Erlös  von  324  Millionen 
aus  dem  Aemter-Verkaufe  erzielt. 


95 

bald  nur  mit  80"  „  Verlust  an  Mann  zu  bringen  vermochte  —  charak- 
terisiren  die  Periode,  in  welcher  (JharaiUart  neben  den  Geschäften 
des  Krieges  jene  der  Finanzen  führte. 

Als  das  Finanzjahr  1707  zu  Eude  ging,  stand  dieser  Minister 
mit  einer  Rentenschuld  von  1500  Millionen  Capitaleinzahlung  und  mit 
400  Millionen  entwortheter  Schatzscheine,  mit  einer  schwebenden  klag- 
baren Schuld  von  482  Millionen  und  mit  202  Millionen  Rückständen 
mannigfacher  Art,  der  Wahrscheinlichkeit  des  demnächstigen  Zusammen- 
bruches gegenüber.  Schon  veranschlagte  man,  dass  der  muthmassliche 
Verbrauch  des  kommenden  Jahres  die  verfügbaren  Einnahmen  mit 
einem  Betrage  von   158  Millionen  übersteigen  werde  '). 

An  C  h  a  m  i  1 1  a  r  t's  Stelle  in  der  Leitung  der  Staats-Finanzen 
trat  im  Februar  1708  als  General-Controlor  Desmarets,  ein  Enkel 
des  grossen  C  o  l  b  e  r  t,  ein  Mann,  welcher  seinen  Amts  -  Vorgänger 
an  Einsicht,  Geschäftskenntniss  und  Gedankenreichthum  weit  übertraf. 
Das  Erbe,  das  er  antrat,  erheischte  aber  auch  einen  ganzen  Mann. 
Die  Truppen  waren  nicht  bezahlt,  ja  nicht  einmal  ihre  Naturalver- 
pflegung  sichergestellt;  bereits  war  es  zu  offenen  Revolten  der 
Soldaten  gekommen^).  Desmarets  begann  seine  Amtsthätigkeit  mit 
einer  genauen  Untersuchung  der  königlichen  Schulden.  Durch  Con- 
centrirung  der  gesammten  Staats-Einkünfte  in  Eiuer  Gasse  sicherte 
er  sich  rasch  einen  solchen  Einfluss  auf  den  französischen  Geldmarkt, 
dass  er  bald  nach  seinem  Amtsantritte  zum  Zwecke  der  Expedition 
nach  Schottland,  8  Millionen  Livres  flüssig  zu  machen  vermochte. 

Es  ist  charakteristisch  für  die  Finanzverhältnisse  Frankreichs 
zu  dieser  Zeit,  dass  auch  Desmarets  auf  die  bedenklichen  Hülfs- 
mittel  seines  Vorgängers  C  h  a  m  i  1 1  a  r  t,  auf  die  Errichtung  und  den 
Verkauf  neuer  Aemter,  nicht  verzichten  konnte.  Ein  anderes  Mittel 
war  die  Registrirung  sämmtlicher  Adelstitel  gegen  Erlag  von  je 
20  Livres,  wodurch  man  ohne  Belastung  des  gemeinen  Mannes  einige 
Millionen  in  die  Staats-Cassen  brachte.  Man  erhöhte  die  Gehalte  der 
Beamten,  aber  diese  Gehaltserhöhung  repräsentirte  nur  den  Zins  eines 
von  ihnen  vorzustreckenden  Capitals,  das  sich  auf  11,400.000  Livres 
belief.  33,600.000  Livres  ergab  ein  auf  den  Credit  des  Hotel  de 
Ville  aufgenommenes  Anlehen,  das  man  mit  2,100.000  Livres,  d.  i. 
mit  etwas  mehr  als  6Vo  verzinste.  Andere  Finanz-Operationen  führten 
36,000.000  Livres  in  die  königlichen  Gassen.  Gegen  Schluss  des  Jahres 
befreite  man  Jeden,  der  den  sechsfachen  Jahresbetrag  in  Einem  erlegte, 
für  Lebenszeit  von  der  Kopfsteuer  (capitation)  und  sicherte  ihm  über- 

1)  NoorcTen  I.  Ahth.  III.  Bd.  86. 

^)  Memoires  militaires.  Pelet,  Touie  VIII.,  p.  4. 


96 

dies  noch  eiue  5"  „ige  Verzinsung  dieses  Betrages  zu.  Dies  machte 
so  Vielen  Lust,  die  Befreiungstaxe  zu  erlegen,  dass  noch  vor  Jahres- 
scliliiss  10  Millionen  Livres  eingingen.  Die  schon  zu  Beginn  des 
Jahres  angekündigte  Münzverringerung  kam  im  Jahre  1708  nicht  zur 
Durchführung,  da  die  blosse  Ankündigung  die  Besitzenden  bewog, 
ihr  Baargeld  noch  zum  höchsten  (Airse  in  Umlauf  zu  bringen.  Die 
hiedurch  erzielte  flotte  Gcldcirculation  bestimmte  die  Regierung,  die 
Durchführung  der  Münzverringerung  immer  wieder  zu  verschieben ; 
bis  endlich  der  1.  Jänner  1709  als  Reductionstermin  fixirt  wurde. 

Kaum  geringere  Schwierigkeiten  als  die  finanzielle,  bot  die 
militärische  Rüstung  Frankreichs.  Mit  Mühe  nur  brachte  das  Land 
die  Mannschaften  auf,  die  Lücken  auszufüllen,  welche  so  viele  unglück- 
liche Schlachten  in  die  Ileeresreihen  gerissen  hatten.  In  Spanien  allein 
benöthigte  man  10.200  Recruten.  Sie  rascher  aufzubringen,  ward  kund- 
gemacht, dass  alle  von  Auflagen  befreit  sein  sollten,  die  freiwillig  auf 
drei  Jahre  Kriegsdienste  nähmen.  Die  im  Delphinat,  in  Savoyen  und 
Nizza  stehenden  Truppen  recrutirten  sich  in  diesen  Provinzen,  indem 
jedes  Dorf  zwei  Mann  zu  stellen  hatte.  Allenthalben  aber  wurden  die 
grössten  Anstrengungen  gemacht,  das  Heer  auf  einen  stärkeren  Stand, 
als  je  zuvor  zu  bringen.  Es  ist  bezeichnend,  dass,  als  Clemens  XL, 
A'om  Kaiser  bedroht,  Anfangs  Juni  1708,  wie  in  allen  Provinzen  des 
Kirchenstaates,  auch  in  der  Grafschaft  Avignon  Werbungen  anordnete, 
Ludwig  XIV.,  sie  aus  Furcht  vor  Desertionen  seiner  eigenen  Truppen, 
nicht  zuliess  *). 

Ueber  Gut  und  Blut  seiner  Unterthanen  unumschränkt  ver- 
fügend, vermochte  Ludwig  XIV.  das  fast  unmöglich  Scheinende 
möglich  zu  machen,  nicht  nur  dem  Anstürme  des  „Grossen  Bundes" 
Stand  zu  halten,  sondern  sogar  den  Krieg  in  dessen  Machtgebiete 
zu  tragen. 

Mit  der  Vorbereitung  der  Landung  in  Schottland,  welche 
Grossbritanniens  militärische  Kraft  auf  allen  (Jperationsschauplätzen 
lahmlegen  sollte,  ward  Chevalier  Fo  ur bin  betraut.  Alle  Schiffe,  deren 
er  habhaft  werden  konnte,  im  Februar  zu  Dünkirchen  versammelnd, 
betrieb  er  die  Ausrüstung  mit  grösster  Eilfertigkeit.  Zwölf  Bataillone 
wurden  bestimmt,  nach  Schottland  eingeschifft  zu  werden;  das  Zeug- 
haus von  Lille  musstc  60  Gesciiütze  uiul  600  Musketen  liefern, 
indess  von  Paris  12.000  Flinten,  6000  Paar  Pistolen  und  ebensoviele 
Sättel  kamen  und  die  (Operations  -  Cassa  des  Prätendenten  mit 
900.000  Livres  in  Gold  dotirt  wurde*). 


')  Mcmoires  militaires.   Pelet,  Vol.  VIII.,   p.    101. 

')  Theatrum  Europacum   1708,    uiifl  M<'inoires    militaires  (Pelet). 


97 

Wiewohl  der  Adel,  die  Geistlichkeit  und  das  Volk  Spaniens 
wetteiferten,  die  Mittel  zur  Fortsetzung  des  Kampfes  zu  liefern, 
reichten  diese  doch  nicht  aus,  den  augenblicklichen  Bedürfnissen  des 
Staates  gerecht  zu  werden.  Das  feste  Einkommen  Philipp'.s  von 
Anjou  belief  sich  auf  nur  zehn  Millionen  und  der  letzte  Feldzug  hatte 
dreissig  verschluugen  ').  Wieder  nahm  Frankreich  die  Hauptlast  auf  sich. 
Es  rüstete  zu  Toulou  für  die  See,  es  lieferte  Recruten,  Munition  und 
Lebensmittel  und  sandte  eine  Million  Livres  über  die  Pyrenäen.  Ein 
einziger  See-Transport  brachte  34  Kanonen,  18  Mörser,  18.000  Hohl-, 
150.000  Stückkugeln  und  25.000  Ceutner  Pulver  von  Coliouvre  nach  dem 
grossen  Depotplatz  Rosas.  Hier  und  in  Perpignan  wurden  die  Magazine  ge- 
füllt. Von  dem  ausserordentlichen  Umfange  der  französischen  Rüstuno:en 
für  Spanien  gibt  auch  der  Convoi  Zeugniss,  der  am  22.  Mai  1708 
auf  der  Höhe  von  Cambrils  eine  Beute  der  Vorhut  von  Leake's 
Flotte  wurde.  Auf  acht  Millionen  Gulden  ward   die  Prise  geschätzt  ^), 

Wie  bedeutend  die  Unterstützung  auch  war,  welche  Frankreich 
Spanien  zuwandte,  .  - —  die  verunglückte  schottische  Expedition 
schwächte  und  verzögerte  diese  Hülfe  ^),  die  überdies  auch  nicht  zu- 
reichend gewesen  sein  dürfte.  Gleich  zu  Beginn  hiess  es,  der  Herzog  von 
Orleans  habe  sein  Silbergeschirr  verpfändet,  um  den  Truppen  den  rück- 
ständigen Sold  zahlen  zu  können*).  In  Uebereinstimmung  damit  berichtet 
Älarquis  Prie  am  10.  Mai  1708  aus  Mailand  dem  Prinzen  Eug  en: 
„Der  Herzog  von  Orleans  beklagt  sich,  so  schlechte  Dispositionen 
vorgefunden  zu  haben  und  einen  so  grossen  Mangel  an  Geld,  Lebens- 
mitteln und  allen  Erfordernissen,  dass  er  lebhaft  wünschte,  die  spanischen 
Angelegenheiten  und  das  Commando  in  andere  Hände  zu  legen'-'  ^). 

Xach  wie  vor  unterhielt  Frankreich  den  Ex-Churfürsten  Max 
Emanuel  von  Bayern  mit  seinem  aus  5  Bataillonen  Fussvolk 
und  20  Escadronen  Cavallerie  bestehenden  Truppencorps  ^).  Auch 
die  Zahlung  von  Subsidien  an  R  a  k  6  c  z  i    ward  nicht  eingestellt '). 

Da  man  französischerseits  befürchtete,  die  Unternehmung  gegen 
Toulon  könnte  wiederholt  werden,  bechloss  man  zu  Beginn  des  Jahres, 
diesen  Punct  durch  Neubefestigungen  uneinnehmbar  zu  machen. 
Alle    Dörfer    am    Rhone    und    zwischen    Toulon    und     Arles    mussten 


')  M.  Amelot  au  deu  König.  26.  März  uud  2.  April  1708.  Mcmoiies  du  duc de Noaüles. 
^)  Siehe  Liechtensteins  Bericht.   Barcelona,  25.   Mai  1708.  Kriegs-A.,   Spauien 
1708;  Fase.  V.  37,  und  Heems'  Bericht  vom  12.  Juni  170S.  H.  H.  u.  St.  A.  Hollaudica. 
^)  Memoires  du  duc  de  Noailles. 
*)  Theatrum  Europaeum,  XVllI.  Band,  1708. 
^)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  V.  1. 
*)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  333. 
^)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  34. 
Feklzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie.  I.  Band.  7 


98 

zum  Befestigungsbau  je    acht    Mann    stellen.    Noch    vor    Jahresschluss 
war    man    im    Bau    so    weit   gekommen,    dass    an    die    Armirung    der 
Werke    gegangen     Averden    konnte.     An    die    Befestigung     der     Var- 
Liuie  konnte  Avegen  der  Schwierigkeit,  vom  Lande  die  Schanzarbeiter 
zu    erhalten,  erst    am  5.    Juni   geschritten    werden.    Nach  Schluss    des 
Feldzuges  in  den  West-Alpen  genehmigte  Ludwig  XIV.  den  Antrag, 
im  Frühjahre    1709  bei   Briancon    mit    dem  Baue    eines    verschanzten 
Lagers  zu  beginnen,    wozu  im  Laufe    des  Winters  alles  Erforderliche 
vorbereitet  werden    sollte.    Die  im  Sommer   1708    begonnenen  Schanz- 
arbeiten   am  Var    wurden  im  Winter    von  800  Soldaten    fortgesetzt '). 
Die  Intendanten  der  Provence  und  der  Dauphinc  endlich  sorgten 
für  die  Füllung  der  in  den  Depotplätzen  Ft.  Barraux,  Grenoble,  Brian- 
con   und  Antibes  befindlichen  Magazine,    Avelche    nichts    zu    wünschen 
übrig  Hessen.  Weniger  befriedigend  war  dagegen  für  die  Geldverpflegung 
vorgesorgt.    So    berichtet    Graf    Medavi    am    19.    Mai    aus    Oulx    an 
Chamillart:    „Ich    muss    Ihnen    sagen,     dass    alle    hier    befindlichen 
Truppen  seit  mehr  als  sechs  Wochen  nicht  bezahlt  sind  und  dass  man 
den  Officieren    die  Feldausrüstung  noch    grössten  Theiles  schuldig  ist. 
Ich    wage    es,    mir    zu    schmeicheln,    dass    das  Vertrauen,  das  sie  (die 
Truppen)  in  mich  setzen,  vermocht  hat,  sie  bis  zur  Stunde  zusammen 
zu  halten;  es  ist    aber  zu  filrchten,    dass    Sie  von  einer  schrecklichen 
Desertion  hören  werden,  wenn  man  sie  nicht  unverzüglich  bezahlt ')." 
Die  fortificatorischc  und  ökonomische  Instandsetzung  der  Rhein- 
Grenze    Avurde  erst    nach  dem  Scheitern  der    Expedition  nach  Schott- 
land   mit  grösserem  Ernste    botrieben.     Hagenau's    Befestigungen,  den 
veränderten    Umständen    nach    ganz  ohne    Werth,    wurden    geschleift. 
Pfalzburg  .*;ollte  zum  Depotplatze    werden.    Da  Sa\^erne    als  Artillerie- 
Hauptdeput   nicht  fest  genug    schien,    Hess  man  im    Mai  die  Vorräthe 
nach  i laut-Bar  schaffen.  Als  Max  Emanuel  von  Bayern  zur  Rhein- 
Armee  abging,  wurden  ihm  800.000  LiATCs  Baargeld  angewiesen ''). 

Die  grösste  Sorgfalt  verAvandte  man  auf  die  Vorbereitung  des 
Feldzuges  in  Flandern.  Alles  A-creinigte  sich,  hier  eine  Armee  aufzu- 
stellen, welche  des  erlauchten  Befehlshabers,  des  Herzogs  von 
Burgund,  Avürdig,  jener  der  Verbündeten  überlegen  war*). 

*)  Memoires  militaiies  (Pelct)  VIII.  5. 

2)  Mt^moires  niilitaires  (Pelet)  VIII.   186. 

»)  Theatrum  Euiopaeuni,  XVIIl.  Band,  1708. 

*j  Doch  bemerkt  Hecms  iu  seinem  Berichte  an  K.  Josoj))!  I.,  Haag:,  4.  Mai  1708, 
das»  es  den  Franzosen  in  Flandern  und  Braltant  an  Viehim  mangeln  solle  und  dass 
die  Unordnung  und  der  Ahpanp  an  M.nnnschaft  grösser  sei,  als  Vendöme  dem 
Könige  berichtet  habe.   II.   11.  u.  St.  A.  HoUandica. 


99 

Die  sechs  Armeen,  welche  das  Haus  Boiirbon  im  Jahre    1708 

in's  Feld  stellte,  zählten: 

J}at;iil1oiH!      E.scaflronen 

1.  Die  Armee  in  den  Niederlanden      ...  131  216 

2.  Die  Rhein-Armee.     .     .     . 60  103 

3.  Die   Alpen-Armee') 74  20 

4.  Die  Armee  von  Roussillon 22  22 

5.  Die  Armee  von  Spanien 36  55 

Hiezu    aber  noch  das  Corps  d'Asfeld's    in 

Valencia 26  30 

6.  Die  Armee    von   Estremadura     ....  18  44 '') 

Totale       367  490 

Hiezu  kommen  noch  die  Garnisons-Truppen  in  den  französischen 
und  spanischen  Plätzen  zu  rechnen;  die  Besatzung  von  Sicilien,  welche 
Feldmarschall  Daun  im  Mai  auf  5000  Mann  schätzt");  das  Landes- 
Aufgebot  in  Frankreich ,  das  im  Laufe  des  Jahres  an  allen  be- 
drohten Puncten  der  Land-  und  Meer-Grenze  in  festen  Formationen 
auftritt;  endlich  das  Corps  des  Herzogs  von  Ossuna  in  Andalusien; 
3000  Milizen  und  5000  Irreguläre  unter  General-Lieutenant  Marquis 
Brancas  in  Galicien. 


')  Graf  Medavi  g-ibt  an,  dass  die  Stärke  eines  Bataillons  350  Köpfe  nicht 
überschritt.  Die  gleiche  Ziffer  findet  sich  in  einem  Ueberschlage  der  Verbündeten. 
Baibotet,  26.  August  1708.  Hier  erscheint  die  Escadron  mit  100  Pferden.  Der 
Stand  der  Alpen-Armee  war  hiernach  25.900  "Mann  Fussvolk  und  2000  Reiter. 
Memoires  railitaires  (Pelet)  VIII.  188. 

*)  Der  kaiserl.  Gesandte  zu  Barcelona,  Herzog  von  Moles,  schätzt  die  Streit- 
raaclit  des  Hauses  Bourbon  in  Spanien  zu  Beginn  des  Jahres  1708  auf  50.000  In- 
fanteristen und  18.000  Reiter.  Moles  an  AVratislaw.  Barcelona,  12.  Jänner  1708.  H.H. 
u.  St.  A.  Spanien.  —  Noorden  III.  295  beziffert  die  Armee  des  Herzogs  von  Orleans 
mit  32.000,  das  Corps  d'Asfeld's  mit  6000,  die  Armee  de  Baye'smit  16.000;  dazu  kommt 
noch  die  Armee  Noailles'  mit  6000  Mann. 

')  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase,  V.  1. 


7* 


Rüstungen  der  uugarisclien  Conföderatiou. 

Die  kriegsmüde  Stimmung  der  überwiegenden  Mehrheit  des 
ungarischen  Volkes  musste  die  Kräfte -Entfaltung  der  Rebellion  im 
Jahre  1708  fühlbar  beeinflussen.  Der  drohenden  Leere  der  Kriegs- 
Cassen  vermochten  weder  die  Beschlüsse  der  zu  Erlau  tagenden  Con- 
föderation,  noch  die  rücksichtsloseste  Einforderung  der  Steuern  vor- 
zubeugen. Dazu  kam  die  Unregelmässigkeit  in  der  Auszahlung  der 
französischen  Subsidien  ').  Das  wenige  Baargeld,  das  noch  aufgetrieben 
Avurde,  behielten  die  Führer  für  sich.  Deshalb  minderte  sich  der 
Zulauf  zu  den  Kuruczen-Regimentcrn  sichtlich.  Die  Leute  raubten, 
meuterten  und  desertirten  ^). 

Zu  Anfang  des  Jahres  1708  dürften  Dank  den  Anstrengungen 
Räknczi's  die  Streitkräfte  der  Conföderatiou  nicht  viel  weniger  als 
60.000  Mann  betragen  haben,  und  zwar  rechts  der  Donau  unter  Graf 
Anton  Eszterhazy's  Ober-Commando:  8000  bis  10.000  Mann  unter 
Emerich  Bezeredy  links  der  Raab,  8000  bis  10,000  Mann  unter 
Adam  Balogh  zwischen  Donau,  Drau  und  Platten-See;  links  der 
Donau,  in  Ober-Ungarn  unter  Bcrcsenyi,  Pekry,  Betty  an  und 
Ocskav  etwa  30.000  Manu;  endlich  in  dem  Räume  zwischen  der 
Donau  und  der  Grenze  Siebenbürgens  unter  Graf  Alexander  Kärolyi 
10.000  bis   15.000   Mann. 

Der  Werth  dieser  Truppen  war  sehr  verschieden,  erhob  sich 
jedoch    im    Allgemeinen    nicht    über    den    gewöhnlichen    von   Milizen, 


')  Aiifgefanfr''ut-'r  Boriclit  eines  fraii/.fisisclien  Agenten  in  Uiip:arn  vom  4.' April. 
Kriegs-A.,  Ungaru   1708;  Fase.  XIII.  1. 

*)  Die  Klagen  darüber  erfüllen  die  ganze  Correspondenz  zwischen  Rakoczi 
und  Vetes  im  Jahre  1708.  Siehe  insbesondere  den  Bericht  des  Letzteren.  Paris, 
19.  Jänner  1708.  (Fiedler,  Fontes  rerum  austriacarum.  2.  Abtheilung,  IX.  Band.  Acten- 
stücke  zur  Geschichte  F.  Rjiktkzi's  etc.  S.  82.) 


101 

Grosse  Bedürfnisslosigkeit  und  daher  leichte  Beweglichkeit  waren  ihre 
Hauptvorzttg-e ,  Mangel  an  guten  Ofiicieren  und  in  Folge  dessen  an 
militärischer  Schulung  und  Disciplin  ihr  Hauptgebrechen. 

Nur  für  den  besten  Theil  der  conföderirten  Streitkräfte,  d.  i.  für 
die  Armee  an  der  Waag  und  Neutra,  liegen  Daten  vor,  welche  über 
die  Organisation,  beziehungsweise  Ordre  de  bataille,  Aufschluss  geben. 
Beim  Aufbruche  aus  den  Winterquartieren  wurde  diese  Armee  in  zwei 
Divisionen  und  sechs  Brigaden  gegliedert, 

1.  Division.  Johann  Bottyan. 

Brigade  Stephan  Berthoty:  die  Infanterie-Regimenter  Nyaray 
und  Radics  (1  Bat.);  die  Huszaren-Regimenter  Geczy  (4  Esc),  Ebeczky 
(2  Esc.)  und  Somogyi. 

Brigade  Stephan  Balogh:  die  Huszaren-Regimenter  Szalay, 
Balogh  und  Bottyan. 

Brigade  Thomas  Esze:  die  Infanterie-Regimenter  Esze  (2  Bat.), 
Paul  Andrassy  (1   Bat.),  Revay  (1   Bat.)  und  Loczy. 

2.  Division.  Michael  Csaky. 

Brigade  Stephan  Ebeczky:  die  Huszaren-Regimenter  Ebeczky 
(4  Esc),  Barkoczy,  Franz  Deak,  Michael  Csaky,  Georg  Rethey,  Georg 
Mikhäzy  und  Paul  Orosz. 

Brigade  Nicolaus  Perenyi:  die  Infanterie-Regimenter  Perenyi 
(2  Bat.),  Csajaghy  (2  Bat.)  und  Czelder  (1  Bat.). 

Brigade  Ladislaus  O  c  s  k  a  y :  die  Infanterie-Regimenter  Winkler 
(2  Bat.)  und  Revay  (1  Bat.);  die  Huszaren-Regimenter  Ocskay,  Johann 
Rethey  und  Alexander  Luzsinsky  *). 

Zu  Ende  des  für  die  Conföderation  so  verhängnissvollen 
Jahres  1708  versuchte  der  zu  Saros-Patak  tagende  Convent  der  ver- 
zweifelten Lage  durch  ausserordentliche  Mittel  gerecht  zu  werden. 
Er  beschloss  unter  Anderem  das  persönliche  Aufgebot  bei  Strafe  der 
Aechtung  durch  die  Conföderation ").  —  Die  Zahl  der  Regimenter 
wurde  mit  75  festgesetzt ''). 


')  Thaly:   „Ocskay  Laszlo  elete" ,  (Das  Leben  Ladislaus  Ocskay's.) 
^)  Siehe  Krones:    „Zur    Gescliiclite    Ungarns    im  Zeitalter  Franz    Eäkoczi  II." 
Archiv  für  österreichische  Geschichte,  XLII.  Band. 

^)  Jässay,  Landtags-Ahnanach   1843.  Horväth,  Geschichte  der  Ungarn,  IL  3(35. 


Der  Feldziig  in  Ungarn  und  Siebenbürgen'). 

Ereignisse  vor  Beginn  der  grösseren  Operationen. 

Dass  die  kaiserliche  Regierung  durch  den  Sieg  von  Turin  der 
schwersten  Sorgen  um  Italien  entlastet,  im  Jahre  1707  für  die  Er- 
gänzung, Ausrüstung  und  Verpflegung  ihrer  in  Ungarn  stehenden 
Truppen  ein  Mehres  zu  thun  befähigt  worden,  hatte  in  den  Ergeb- 
nissen dieses  Feldzuges  seinen  sichtbaren  Ausdruck  gefunden.  Zwar 
standen  die  Kuruczen  Bottyan's  auch  am  Jahresschlüsse  theilweise 
noch  westlich  der  Raab,  bereit,  in  Nieder-Oesterreich  und  Steyermark 
einzufallen ;  dagegen  hatten  aber  die  Kaiserlichen  die  Conföderirten  in 
Ober-Ungarn  hinter  die  Waag  gedrängt  und  Siebenbürgen  vollständig 
wiedererobert. 

So  namhaft  dieser  Erfolg  auch  war,  er  bedeutete  doch  nur 
einen  Schritt  auf  dem  weiten  und  schwierigen  Wege  zur  gänzlichen 
Niederwerfung  der  Empörung.  Die  eigentliche  Burg  der  Rebellion, 
das  nordöstliche  Ungarn,  lag  noch  völlig  unangetastet.  In  den  übrigen 
Theilen  des  Landes  hatten  die  Kaiserlichen  nur  die  festen  Plätze 
inne,  die  Conföderirten  waren  allenthalben  Herren  des  flachen  Landes 
geblieben. 

Dass  die  legitime  Gewalt  nach  4 '/ajährigem  Ringen  auf  kein 
besseres  Ergebniss  zu  blicken  vermochte,  war  wesentlich  in  dem  Um- 
stände begründet,  dass  der  Kampf  gegen  das  übermächtige  Frankreich 
die  Kräfte  der  Monarchie  zum  grössten  Theile  verschlang.  Nachdem  es 
verabsäumt  worden  war,  die  Empörung  im  Keime  zu  ersticken,  fehlte 
es  an  Mitteln,  nun  da  sie  fast  das  ganze  Land  umfasste,  jene  rasche 
Niederwerfung  anzustreben,  welche  in  einem  Bürgerkriege  die  Staats- 
raison  doppelt  zur  Pflicht  macht.  Eine  solche  imponirende  Action  hätte 

«)  Hiezu  Tafel  I. 


103 

angesichts  der  Ausdehnung  des  Landes  und  seiner  Militärkraft,  des 
Kaisers  ungetheilte  Macht  herausgefordert.  Jene  30.000  Mann,  welche 
der  Löschung  eines  ungeheueren  Brandes  zugewendet  werden  konnten, 
standen  zu  ihrer  Aufgabe  in  einem  um  so  schreienderen  Missverhält- 
nisse, als  aus  seiner  Natur  eine  grossartige  Zersplitterung  jener  unzu- 
reichenden Kräfte  mit  Nothwendigkeit  hervorging.  Die  vielfachen 
Schwerpuncte  des  Aufstandes,  die  Aufgabe,  die  über  das  ganze  Land 
zerstreuten  festen  Plätze ' )  zu  behaupten  und  die  70  Meilen  lange 
Grenze  der  Erblande  gegen  die  räuberischen  Einfälle  der  Kuruczen 
zu  schützen,  hatten  bisher  zur  Folge  gehabt,  dass  die  Kriegshandlung 
sich  mehr  weniger  in  Diversionen  auflöste,  welche  keinen  Bezug  mehr 
zu  einer  Kern-Action  hatten.  Die  verhältnissmässig  geringe  Dichte 
der  Bevölkerung,  die  Ressourcen-Armuth  des  durch  die  Türkenkriege 
und  die  Rebellion  verwüsteten  und  verheerten  Landes,  die  Natur  der 
conföderirten  Streitkräfte,  deren  Elemente  heute  raublustige  Krieger, 
morgen  friedliche  Landleute  waren,  die  grosse  Ausdehnung  des  unga- 
rischen Kriegsschauplatzes,  welche  das  Ausweichen  der  conföderirten 
Hauptkraft  gefahrlos,  die  Fesselung  derselben  auf  eine  beschränkte 
Zone  des  Kriegsschauplatzes  nahezu  unmöglich  machte,  —  alle  diese 
Momente  stellten  an  den  Feldherru  und  die  Truppen  des  Kaisers 
in  Ungarn  Anforderungen,  welchen  nur  wahre  Kriegstüchtigkeit  und 
echte  Soldatentugend  gerecht  werden  konnten. 

Ein  düsteres  Seitenstück  zu  dem  traurigen  Bilde,  das  Ungarn 
bot,  bildete  der  Zustand  der  östlichen  Grenz-Bezirke  von  Mähren, 
Nieder-Oesterreich  und  Steyermark.  Am  schwersten  hatte  unter  der 
ungarischen  Empörung  das  unglückliche  Stammland  der  Monarchie 
gelitten,  dessen  Stände  in  ihren  Adressen  („Erklärungen")  vom 
29.  November  und  23.  December  1707  dem  herrschenden  Jammer 
beredt  Ausdruck  gaben.  Ausser  den  1656  und  1683  ruinirten  Häusern, 
hiess  es  da  unter  Anderem,  seien  durch  die  ungarischen  Rebellen 
bereits  8000  in  Asche  gelegt  worden.  Die  zwei  an  Ungarn  grenzenden 


*)  Als  Puncte  in  Ungarn,  welche  kaisevliclie  Besatzungen  hatten,  bezeichnet 
ein  Stück  in  der  Registr.  des  R.  K.  M.,  Mai  1708,  Nr.  411:  „Altenburg-,  Arad,  Schloss 
Blasenstein,  Essegg,  Genö  (Jenü)  und  Filialposten,  Gyula,  Gran,  Grosswardein,  lUova, 
Leopoldstadt,  Nagy-Magyar,  Neustadtl,  Oedenburg,  Ofen,  die  Schlösser  Peillenstein 
und  Piberspurg,  Pressburg,  Raab,  St.  Gotthard,  Sarvar,  Sellye,  Simegh,  Stuhlweissen- 
burg,  Szegediu,  Szered,  Szigeth,  Schloss  Theben,  Totis,  Treucsin".  Die  Zahl  der  festen 
Puncte,  welche  in  kaiserlichen  Händen,  war  aber  jedenfalls  grösser.  So  erscheinen 
Fünfkirchen  und  Komorn  nicht  in  obiger  Liste. 

Als  Hauptmagazin  diente  Pressburg.  Magazine  waren  ferner  zu  Göding, 
Oedenburg,  Ravenspurg  und  Ungarisch-Brod  eingerichtet.  Registr.  des  R.  K.  M., 
April  1708,  Nr.  46. 


104 

Viertel  seien  gänzlich  ruiniit.  Mehr  als  die  Hälfte  der  armen  Unter- 
thanen  sei  durch  das  Schwert,  durch  Plünderung  und  Raub  um  Alles 
gekommen  und  zu  aller  Contribution  ganz  unfähig  geworden.  Die 
Unter thaneu  an  der  imgarischen  Grenze  seien  in  den  Auen  und 
Wäldern  versteckt  und  zur  Zeit  nicht  nach  Hause  zu  kriegen.  Zu 
alldem  müsste  sich  das  aller  Feindesgefahr  exponirte  Land  durch 
Linien  selbst  schützen,  was  einer  ewigen  Kobot  gleichkäme  ^). 


Zu  Anfang  des  Jahres  1708  standen  kaiserlicherseits  hinter  den 
verschanzten  Linien  von  Oedenburg,  unter  dem  Befehle  des  FML.  Nä- 
dasdy,  das  Regiment  Bayreuth-Dragoner,  7  Compagnien  des  Fuss- 
Regiments  Thürheim  und  einige  Hundert  Mann  Grenztruppen.  —  Die 
steyrische  Grenze  bewachten  unter  des  FML.  Seyfried  Graf  B  r  e  u  n  e  r 
Comraaudo  das  gleichnamige  Dragoner-Regiment,  drei  weitere  Com- 
pagnien von  Thürheim,  nebst  einigen  Hundert  Commandirten  verschie- 
dener Fuss-  und  Reiter-Regimenter.  —  Deutsch-Altenburg,  Zaning, 
Kapuvar,  Raab,  Sarvär,  Körmend,  St.  Gotthard  nebst  einigen  kleineren 
Schlössern,  wie  Güssing,  Eberau,  Landsee  u.  a.  m.,  waren  in  den 
Händen  der  Kaiserlichen,  welchen  gegenüber  Emerich  Bezeredy  in 
der  Gegend  A^on  Steinamanger  und  Güns  einige  Tausend  Kuruczen 
versammelt  hatte. 

Wie  alljährlich  eröffneten  die  Aufständischen  1708  die  Feind- 
seligkeiten mit  Angriffen  auf  die  schwache  Postirung  des  Gegners. 
Ueberall  fast  war  ihnen  das  Glück  hold.  Am  8.  Jänner  gelang  es 
ihnen,  ein  von  Oedenburg  entsandtes  Streif-Commando  unter  Hauptmann 
Gross  nördlich  Güns,  zwischen  Rackersdorf  und  Siegersdorf  in  einen 
Hinterhalt  zu  locken,  wobei  dieser  Commandant  mit  60  Reitern  und 
80  Fusssoldaten  in  Gefangenschaft  gerieth.  —  Am  11.  Februar  fiel  das 
schlecht  verwahrte,  mangelhaft  verproviantirte  und  schwach  besetzte 
Körmend  in  ihre  Hände.  Lieutenant  Heussern  übergab  es  gegen 
freien  Abzug  an  Bezeredy.  —  Nun  wandte  sich  dieser  wieder  gegen 
Güns,  in  der  Absicht,  Ende  Februar  den  kleinen  Krieg  nach  Norden 
zu  tragen.  Nach  einem  fruchtlosen  Anschlag  auf  das  Schloss  Lembach 
bei  Kirchschlag,  überstieg  er  die  in  der  Gegend  von  Forchtenstein  von 
den  Kaiserlichen  angelegten  Verhaue  und  erschien  am  2'<.  Februar 
vor  Mattersdorf,  dem  er  an  diesem  und  dem  folgenden  Tage  scharf 
zusetzte.  —  Das  Nahen  einer  vom  FML.  Nadasdy  persönlich  von 
Oedenburg  herangeführten,    stärkeren  Abtheilung  bewog  ihn    zwar  zu 

*)  Archiv  des  Ministeriums  des  Inuern  1708,  Nieder-Oesterreicli ;  Fase.  IV, 
H.  .3,  pag.   17. 


1 


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105 

fluchtartigem  Rückzuge,  er  wandte  aber  seine  Thätigkeit  sofort  einem 
anderen  Gebiete  zu.  Indess  er  Kapuvar  aus  einigen  schweren  Geschützen 
beschiessen  Hess,  überstiegen  seine  Schaareu  die  noch  unvollendeten 
Linien  zwischen  Ncusiedel  und  Pressburg.  Ueberall  Schrecken  ver- 
breitend, drangen  sie  am  19.  März,  am  Namenstage  des  Kaisers,  bis 
in  die  nächste  Nähe  von  Wien  ').  —  Erst  nach  dem  Falle  von  Kapuvar, 
das  Hauptmann  Lodesano,  von  der  Besatzung  dazu  gezwungen,  über- 
geben musste,  scheint  sich  B  e  z  e  r  e  d  y  mit  seinem  Gros  in  der  Gegend 
von  Lebeny  und  Wieselburg  eine  längere  Rast  gegönnt  zu  haben. 

Behaupteten  auch  die  Kaiserlichen,  Dank  der  Verstärkungen,  welche 
G.  d.  C.  Graf  Pälff  y  vom  linken  Donau-Ufer  sandte,  in  den  nächsten 
Monaten  auf  dem  rechten  ihre  Positionen,  so  konnten  sie  nicht  ver- 
hindern, dass  die  Kuruczeu  die  österreichische  und  die  steyrische 
Grenze  wiederholt  überrannten  und  zahlreiche  Ortschaften  brand- 
schatzten. Das  bei  Oedenburg  und  am  Haideboden  postirte  Cürassier- 
Regiment  Hannover  verlor  bei  verschiedenen  Zusammenstössen  mit  den 
Insurgenten  im  Mai  und  Juni  allein  an  Todten  die  Rittmeister  Scheneck 
und  Contreras  nebst  200  Mann.  Dagegen  gelang  es  dem  kaiserlichen 
Huszaren-Rittmeister  Somody,  in  der  Gegend  von  Neudorf  einen 
Kuruczenhaufen  zu  vernichten  ^)  und  konnte  N  a  d  a  s  d  y,  wiewohl  es 
Anfangs  Juli  in  der  Gegend  von  Güns  zu  scharfen  Scharmützeln 
kam,    Sarvär,  ohne  vom  Gegner  gestört  zu  werden,  verproviantiren  ^j. 


Die  Lage  der  Dinge  war  nördlich  des  Stromes,  wenigstens  zu 
Beginn  des  Jahres,  womöglich  noch  ungünstiger,  als  jenseits.  Das 
Gros  der  kaiserlichen  Truppen  stand  am  rechten  Ufer  der  mittleren 
und  unteren  Waag,  und  zwar  von  Beckov  bis  Szered  GWM.  de  V  i  a  r  d, 
von  Tyrnau  über  Szered,  Galantha,  die  Insel  Schutt  bis  Komorn 
FML.  Graf  Max  Starhemberg  und  GWM.  Philipp  Michael  von 
Hartleben.     Ein     Theil    der    Reiterei     war     unter    GWM.     Graf 


')  Einige  Hundert  Kuruczen  lauerten  um  diese  Zeit  im  Wiener-Wald  der 
Bagage  der  Prinzessin  Elisabeth  Christine  von  Wolffenbüttel-Blankenburg,  welche 
eben  auf  der  Brautfahrt  begriffen  war,  auf  und  nöthio-ten  sie,  umzukehren.  „Sollte 
unser  Hof,"  schreibt  Lamberg  aus  Linz  am  2.  April  1708,  „bei  dieser  Beschaffen- 
lieit  durch  fleissiges  Patrulliren  einer  regulirten  Miliz  den  Wiener-Wald  von  derlei 
räuberischer  Canaille  nicht  vorher  in  genügsame  Sicherheit  setzen,  dürfte  ermeldete 
Abreise  vielleicht  wohl  noch  auf  einige  Wochen  ausgestellt  bleiben."  H.  H.  u.  St.  A. 
1708,  die  Reise  der  königlich  spanischen  Braut.  (Convolut.) 

'^)  Thiell  an  Prinz  Eugen,  4.  Augu.st  1708.  Kriegs-A.,  Ungarn;  Fase.  VIII.  — 
ProtocoU.der  Registr.  des  R.  K.  M.   1708. 

*j  Nadasdy  an  Prinz  Eugen,   12.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Ungarn;  Fase.   VITT.   3. 


106 

S  t  e  i  n  V  i  1  1  e  bei  Skalitz  an  der  Mareh ,  einzelne  Abtheilungen 
unter  FML.  Frieclrieh  Graf  Löwenburg  waren  in  Mähren  postirt. 
Trencsin,  Leopoldstadt,  dann  die  festen  Orte  Illava,  Beckov,  Waag- 
Neustadtl  (Vag-Ujliely)  und  Szered,  endlich  Pressburg  und  Theben 
bildeten    ihre  Ötützpuncte. 

Ihnen  gegenüber  hatten  die  Confiiderirten  folgende  Winterquartiere 
bezogen :  Im  Trencsiner  Comitat,  und  zwar  in  Öillein  (Zsolna),  Puchow, 
Bellus,  Pruszka,  Dubnice  und  Concurreuz,  beiderseits  der  Waag, 
die  Infanterie-Regimenter  Revay  und  Winkler  und  das  Cavallerie- 
Regiment  Luzsinszky.  Diese  Truppen  beobachteten  die  Pässe  von 
.laljlunka,  Lisza  und  Wlara,  hielten  Illava  cernirt  und  streiften 
unablässig  gegen  Trencsin.  —  An  der  A^on  da  nach  Nagy-Tapolcsan 
führenden  Strasse,  zu  Barat  Lehota,  Jestraby,  Hornany,  Ozorovce, 
Banovce ,  Rybeny ,  Koros ,  Nitra  Zabokreky  und  Chinoran ,  stand 
die  Brigade  Ocskay.  Zwei  zu  Banovce  stationirte  Cavallerie  -  Regi- 
menter hatten  die  Aufgabe,  einerseits  über  den  Pass  von  Barat 
Lehota,  andererseits  über  jenen  von  Machnac  beständig  gegen  die 
Waag  zu  patruUiren.  —  In  diese  Postirung  theilweise  eingeschoben, 
occupirte  die  Brigade  Perenyi  die  Ortschaften  an  der  von  Warmbad 
Trencsin  (Teplitz)  über  den  Pass  von  Machnac  und  Banovce  in's 
Neutra -Thal  führenden  Strasse:  Petrova  Lhota,  Motesice,  Babota, 
Dezerice  bis  Zay  -  Ugrocz.  Diese  sämmtlichen  Truppen  waren  0  c  s- 
k  a  y's  Befehlen  unterstellt.  Im  Anschlüsse  an  sie,  war  die  Brigade 
Ebeczky  von  Nagy-Tapolcsan  bis  Neutra  echelonirt.  Sie  unterhielt 
starke  Detachements  zu  Bajna,  Radosnja  und  Banka  zur  Beobachtung 
von  Waag-Neustadtl  (Vag-Ujhely),  Hradek,  Pistyän  und  Freistadtl 
(Galgöcz).  —  In  den  Dörfern  südwestlich  Neutra  endlich  canton- 
nirte  die  Brigade  Stephan  Balogh.  Sie  hatte  über  Freistadtl  und 
Leopoldstadt,  über  Schintau  (Sempthe)  und  Szered,  dann  von  Czabaj 
und  Mocsonok  gegen  Sellye  und,  Avenn  der  Wasserstand  es  gestattete, 
über  die  Waag  gegen  Tyrnau  und  Pressburg  zu  streifen,  beziehungs- 
weise diese  Districte  zu  überwachen. 

Als  Max  Starhemberg  im  Februar  in  die  Hände  einer 
streifenden  Kuruczen-Partei  fiel,  übernahm  Steinville  den  ]5efehl 
an  der  Waag,  Viard  jenen  an  der  March. 

Nachdem  während  des  December  1707  völlige  Waffenruhe  ge- 
herrscht hatte,  eröffneten  die  Aufständischen  die  Feindseligkeiten  mit 
einem  Angriflfe  auf  die  kaiserlichen  Quartiere  an  der  Waag,  Am 
16.  Jänner  erschien  Ladislaus  Ocskay  mit  2000  Mann  und  einigen 
Geschützen  vor  dem  Städtchen  Beckov  und  nüthigte  die  Bqsatzung, 
eine  kleine  Abtheilung  vom  Fuss-Regiment    Hasslingen    unter    Haupt- 


107 

maun  C  a  s  t  e  1 1  i,  zum  Rückzug  in  das  Schloss.  O  c  s  k  a  y  brannte  das 
Städtchen  nieder  und  begann  das  Castell  zu  beschicssen,  ward  aber, 
ehe  er  durchzudringen  vermocht,  vom  GWM.  de  Viard,  welcher  eben 
mit  dem  Cürassier-Regimente  La  Tour  und  Secula-Huszaren  einen 
Provianttransport  aus  Mähren  nach  lUava  gebracht  hatte,  angegriffen 
und  trotz  seiner  namhaften  Ueberlegenheit  in  die  Flucht  geschlagen. 
2 1 5  Todte  und  68  Verwundete  betrug  sein  Verlust '), 


Ende  Februar  und  Anfangs  März,  also  zur  selben  Zeit  wie  auf 
dem  rechten  Donau-Ufer,  scheinen  auch  auf  dem  linken  die  Angriffe 
der  Aufständischen  au  Lebhaftigkeit  zugenommen  zu  haben.  Zahlreiche 
Kuruczenhaufen  überschritten  die  Waag,  Michael  Csaky  erschien 
vor  Waag-Neustadtl,  Ebeczky  vor  Tyrnau,  Ocskay  mit  6  Regi- 
mentern Infanterie  und  Cavallerie  ( 3000  Mann),  über  Puchow  kommend, 
vor  Wsetin.  Es  gelang  Ocskay,  diesen  Platz  zu  nehmen,  600  bis 
700  Menschen  niederzumetzeln  und  dem  kaiserlichen  Cürassier- 
Regimente  Uhlefeld  einige  Verluste  beizubringen ;  auf  dem  Rück- 
marsche aber  ward  er  zwischen  dem  8.  und  10.  März  unweit  Pruszka 
von  dem  unermüdlichen  Viard  eingeholt,  bei  welcher  Gelegen- 
heit seine  Nachhut,  die  Hayducken  Revay's,  400  Todte,  viele  Ge- 
fangene und  8  Fahnen  einbüsste  ^).  Die  Einfälle  in  Mähren  für 
einige  Zeit  einstellend,  zog  Ocskay  am  linken  Waag-Ufer  nach 
Banka. 

Trotz  des  gegen  Ocskay  gehabten  Erfolges  erkannte  G.  d.  C 
Graf  Palffy  die  Unmöglichkeit,  seine  weitausgedehnten  Quartiere 
bis  zum  Eintreffen  der  Verstärkungen  zu  behaupten.  Zudem  hatten 
die  Ereignisse,  deren  Schauplatz  um  die  Mitte  des  März  das  rechte 
Donau-Ufer  gewesen,  Palffy  bestimmt,  N  a  d  a  s  d  y's  wiederholten 
Bitten  um  Verstärkung  endlich  nachzugeben.  Also  zog  der  General 
der  Cavallerie  die  Mehrzahl  seiner  Regimenter  auf  der  Schutt 
zusammen.  Hannover-Cürassiere  und  später  auch  Wolfskehl-Dragoner 
wurden  in  das  Wieselburger  Comitat  beordert.  De  Viard  nahm 
Stellung  zwischen  Ungarisch-Brod  und  Skalitz.  Die  Artillerie  und  der 
Train  kamen  hinter  die  March.  In  diesen  Positionen  gedachte  Palffy 


*)  Pi-otocoll  der  Registr.  des  R.  K.  M.   1708. 

^J  Es  dürfte  dies  dieselbe  x\.ctiuii  seiu,  vou  der,  Kriegs-A.,  Ungarn  1708; 
Fase.  XIII.  1  berichtet:  „Im  März  machten  die  Rebellen  einen  Versuch,  das  Blokade- 
Corps  vou  Treucsiu  zn  verstärken.  Der  Versuch  schlug  fehl  und  erlitten  die  Ungarn 
einen  Verlust  von  600  Todten  und  200  Gefangeneu." 


108 

den  weiteren  Verlauf  der  Dinge  und  die  Verstärkungen  abzuwarten, 
um  welche  er  in  Wien  dringend  gebeten  hatte  und,  sobald  die  Ver- 
hältnisse es  erlaubten,  die  Offensive  wieder  zu  ergreifen. 


Statt  die  Gunst  dieses  augenblicklichen  Verhältnisses  in  grösserem 
Style  zu  nützen,  beschränkte  sich  die  oberste  Leitung  der  Conföde- 
ration  links  der  Donau  auf  eine  lebhaftere  Führung  des  kleinen 
Krieges.  Im  Frühjahre  war  mit  Rücksicht  auf  die  Weideplätze  eine 
neue  Dislocirung  der  conföderirten  Truppen  erfolgt.  Ocskay,  jetzt 
bei  Banka  stehend,  und  Bottvan  an  der  unteren  Waag,  wurden 
durch  je   1000  Mann  verstärkt. 

Die  Actionen  der  nächsten  Monate  entsprangen  hiernach  wesent- 
lich der  Initiative  dieser  beiden  an  der  Front  stehenden  Partei- 
gänger. 

Ocskay,  an  der  Spitze  von  4000  Reitern,  fiel  die  Aufgabe  zu,  Streif- 
züge nach  Mähren  zu  unternehmen  und  die  Einschliessung  des  Schlosses 
von  Trencsin  zu  decken,  an  welche  insbesondere  im  Hinblick  auf  die 
beabsichtigte  Invasion  Schlesiens  geschritten  worden  war.  Mitte  Juni  — 
Viard  stand  um  diese  Zeit  bei  Ungarisch-Brod  —  blokirte  O  cskay 
neben  Trencsin  auch  Waag-Neustadtl  und  Leopoldstadt  und  drang 
aufs  Neue  in  die  Bezirke  jenseits  der  weissen  Karpathen.  Anfangs  Juli 
wieder  in  Mähren  einbrechend  und  seinen  Weg  weiters  über  Wessely, 
Skalitz  und  Brezova  nach  Verbo  verfolgend,  eilte  er  auf  die  Kunde 
von  V  i  a  r  d's  Nahen  nach  Banka  zurück,  wo  er  eine  Brücke  schlug  ; 
befürchtend,  von  ihm  angefallen  zu  werden,  heischte  er,  Brief 
auf  Brief  an  Bercsenyi  sendend,  Verstärkung.  Als  sie  ihm  wurde, 
versuchte  er,  seinen  Gegner  in  einen  Hinterhalt  zu  locken;  aber 
Viard,  von  Skalitz  vorbrechend,  entdeckte  rechtzeitig  die  schlecht 
gelegte  Falle. 

Thätiger  noch  als  Ocskay,  suchte  Betty  an  sich  die  nothge- 
drungen  zuwartende  Haltung  der  Kaiserlichen  zu  Nutze  zu  machen. 
Nachdem  er  Mitte  Mai  die  Verschanzungen  von  Karva-Neudorf  hatte 
erweitern  und  die  um  Neutra  gruppirten  Truppen  am  gleichnamigen 
Flusse  in  einem  Lager  bei  Nagy  -  Suräny  zusammenziehen  lassen, 
bedrohte  er  Mitte  Juni,  bei  M.  Sok  (so.  Sellye)  die  Waag  über- 
brückend, Pressburg  und  traf  Vorbereitungen  für  die  Belagerung  von 
Szered  und  Sellye.  —  Anfangs  Juli  unternahm  er  einen  Streifzug  in  die 
grosse  Schutt  (Guta,  N.-Megyer)  und  bedrohte  neuerdings  Sellye, 
Szered  und  Pressburg.  Nachdem  sein  Unter  -  Commandant,  Oberst 
Thuroczy,   am    5.  Juli    Theben    überfallen,    nahm   B  o  1 1  y  4  n    bei 


109 

Stampfen  Stelluna:  und  bedrängte  von  hier  aus  Pressburj»;,  Sraoleuitz 
und  Blasenstein. 

Während  dieser  Vorgänge  an  der  Front  war  die  Armee  der 
Conföderation  im  Sinne  von  Kakoczi's  Kriegs-Programm  ziemlich 
spät  zu  Erlau  versammelt  worden.  Das  Gerücht,  die  Kaiserlichen 
erwarteten  die  Ankunft  eines  ansehnlichen  Corps  Dänen,  bestimmte 
den  Führer  der  Aufständischen  noch  mehr  in  seiner  Absicht,  die  Armee, 
welche  ja  für  die  Invasion  Schlesiens  conservirt  werden  sollte,  in 
dieser  rückwärtigen  Stellung  so  lange  zu  belassen,  bis  er  über  die 
Kräfte  der  Kaiserlichen  im  Klaren  sein  würde.  Solches  Verhalten 
war  aber  dem  Geschmacke  der  Unterbefehlshaber  durchaus  zuwider. 
Bercsenyi  insbesondere  drängte  energisch  zur  Offensive,  deren 
Object  die  Schutt  sein  sollte,  und  klagte,  als  Käkoczi  ihm  die 
Erfolglosigkeit  solchen  Unternehmens  nachwies,  laut:  der  Fürst  hindere 
ihn  am  Handeln. 

Die  ausgesprochene  Regungslosigkeit  der  Kaiserlichen  und  das 
treffliche  Aussehen  der  conföderirten  Truppen  bildeten  einen  solchen 
Gegensatz,  dass  das  Geschrei  über  Verrath  immer  lauter  und  zu 
einer  Gefahr  wurde,  der  nach  Räkoczi's  Dafürhalten  Rechnung 
getragen  werden  musste.  Wider  Willen  und  Ueberzeugung  zum  Auf- 
bruche gezwungen,  gedachte  er  den  Marsch  der  Armee  so  langsam 
wie  nur  möglich  einzurichten.  Halben  Weges  schützte  er  zu  solchem 
Ende  vor,  die  Bäder  von  Wyknyi  (Vihnye)  bei  Kremnitz  gebrauchen 
zu  müssen,  und  als  er  nach  vierzehn  Tagen  zum  Heere  zurückkehrte, 
geschah  es  nur,  um  erneutem  Drängen  Bercsenyi's,  Ocskay's 
und  B  0  t  t  y  a  n's,  neue  Vorwände  und  Ausflüchte  entgegenzusetzen. 
„Ich  war  sozusagen  auf  einer  gewissen  Höhe,"  so  begründet  Rakoczi 
sein  Verhalten,  „über  welche  hinaus  ich  nicht  vorrücken  durfte,  wollte 
ich  nicht  dem  Feinde  meine  wahre  Stärke  erkennen  lassen,  von 
deren  Grösse  seine  Ohren  widerhallten  und  welche  nicht  richtig  zu 
stellen,  ich   allen  Grund  hatte"  '). 

Bercsenyi,  welcher  O  c s  k ay  verstärkt  hatte,  heischte,  dass  die 
Armee  sich  der  Brücke  von  Banka  nähere;  Betty  an  wieder  ver- 
langte, dass  sie  ihn  unterstütze.  Rakoczi  wollte  weder  das  Eine, 
noch  das  Andere.  Zeit  zu  gewinnen,  besichtigte  er  zunächst  das  Corps 
Bercsenyi's  an  der  Gran,  dann  griff  er  zu  dem  bewährten  Aus- 
kunftsmittel aller  Führer,  welche  nichts  zu  thun  entschlossen,  zu 
einem  Kriegsrath.  Ocskay  ward  nach  Neuhäusel  berufen,  wo  ihn 
Rakoczi  in  Gegenwart  der  anderen  Generale  in  das  einweihte,  was 


*)  Memoires  du  prince  Frau(;ois  Hjikoczi,  Tome  V.  389. 


110 

er  selbst  sein  „grosses  Project"'  nannte :  die  beabsichtigte  Invasion 
Schlesiens').  Ocskay  fand,  dass  sich  mit  diesem  Hauptiintcrnchmen 
die  Verwirklichung  seines  Lieblingsgedankens,  der  Angriff  auf  Via  rd, 
oder  doch  wenigstens  der  Vormarsch  der  Armee  bis  an  die  Brücke 
von  Banka  ganz  gut  vereinigen  lasse.  Wenn  Rakoczi  schon  nicht 
mit  der  ganzen  Armee  auf  Viard  losgehen  wolle,  könne  er  ja  von 
der  Waag  aus  und  von  jenem  nur  zwei  Märsche  entfernt,  ein  gut 
Thoil  zur  Einschliessung  von  Skalitz  entsenden.  Rakoczi  machte 
seine  Einwände :  aber  endlich  vermochte  er  doch  dem  Gekläffe  der- 
jenigen nicht  Stand  zu  halten,  welche  meinten,  er  lasse  sich  durch 
den  Rath  der  Franzosen  verführen,  welche  nicht  wollten,  dass  der 
Krieg  ein  Ende  nehme,  wie  es  geschähe,  wenn  man  gegen  einen 
schwachen  und  getheilten  Feind  operirte.  Um  durch  sein  Handeln 
den  Verläumdern  nicht  Recht  zu  geben,  rückte  er  abermals  vorwärts 
und  erreichte  am  20.  Juli  mit  der  Armee  Radosna-Banka.  Der  Lage- 
ruugsverhältuisse  wegen  sah  man  sich  aber  genöthigt,  die  Waag  zu 
überschreiten  und  bis  Brezova  sich  auszudehnen. 


In  allen  übrigen  Theilen  Ungarns  beschränkten  sich  die  Auf- 
ständischen in  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  darauf,  die  von  den 
Kaiserlichen  besetzten  Festungen  cernirt  zu  halten.  Da  die  Besatzungen 
bezüglich  ihres  Unterhaltes  vielfach  an  die  Ressourcen  der  Umgegend 
gewiesen  waren,  ergaben  sich  Aviederholt  Zusammenstösse  zwischen 
ihnen  und  den  Kuruczen.  So  kam  es  in  der  Gegend  von  Stuhlweissen- 
burg  zu  zwei  scharfen  Gefechten;  im  Jänner,  da  Obrist  Brucken- 
thal  mit  900  i\Iann  von  den  Garnisonen  Ofens  und  Grans  den  Cer- 
nirungsring  sprengte  und  Proviant  in  den  nothleidenden  Platz  brachte, 
—  und  im  April,  wo  der  Commandant  Stuhlweissenburgs,  Obrist 
Puckel,  mit  300  Mann  ausfallend,  bei  Pätka  einen  Kuruczenhaufen 
vernichtete  und   122  ausgerüstete  Pferde  erbeutete*). 


')  Rakoczi  war  zu  jener  Zeit,  schreibt  Koloman  Thaly,  in  Bezug  auf  das 
Project  eiuer  Insurgirung  Schlesiens  und  Bölunens  mit  den  Preussen  schon  völlig 
im  Keinen.  Nach  diesem  sollten  beträchtliche ,  von  l>eiden  Theilen  zu  stellende 
Streitkräfte  in  Schlesien  einfallen  und  sich  dort  die  Hand  reichen.  „Ocskay  Ljiszlo 
elete"  (1703—1710).  Von  Koloman  Thaly.  Budapest  1880.  —  Dagegen  l)ehauptet 
J.  M.  Klement  in  seinem  Memoire  an  Kaiser  Karl  VI.,  Wien,  22.  September  1715 
(Fiedler,  Actenstücke  zur  Geschichte  F.  Raköczi's,  II.  Band,  Seite  3):  „Der  Berliner 
Hof  verschob  seine  Beschlussfassung  bis  zum  Ausgange  der  von  Fürst  Rakoczi  ver- 
sprochenen Operationen,  welche  die  Aufständischen  durch  Schlesien  den  Branden- 
burgischen  Staaten  nahegebracht  haben  würden." 

*)  Protocoll  der  Registr.   des  R.  K.  M.,  .Juni   1708. 


111 

Indess  Adam  Balogh,  einer  der  tüchtigsten  Unterbefolilshaber 
Rjiküczi's,  von  dem  befestigten  Simontornva  aus  bis  Fiinfkirclien, 
Essegg  und  Peterwardein  streifen  Hess,  worunter  das  Land  nicht  wenig 
zu  leiden  hatte,  brannten  jenseits  der  Donau  die  Kuruczen,  im  Ganzen 
etwa  10.000  bis  15.000  Mann  unter  Graf  Alexander  Käroly  i,  im  Mai 
Szegedins  Vorstädte  nieder.  Am  31.  Juli  bemächtigten  sie  sich  einer 
Tschardake  in  der  Nähe  Arads,  wobei  der  Ober-Capitain  der  Kaizen, 
Obrist  Tököly,  in  ihre  Hände  fieP).  —  Ein  Versuch  Karolyi's, 
sich  der  Festung  Grosswardein  durch  Verrath  zu  bemächtigen, 
scheiterte  au  der  Wachsamkeit  ihres  Commandanten,  Obrist  von 
B  e  c  k  h  e  r  s.  —  Erwähnung  verdient  schliesslich,  dass  die  Escorte 
des  von  Siebenbürgen  nach  Oedenburg»  bestimmten  G.  d.  C  Marchese 
C  u  s  a  n  i  in  der  Nähe  von  Szegedin  angefallen  wurde,  nachdem 
früher  schon,  am  17.  Juni,  ein  zur  Deckung  dieser  Reise  von  Boros- 
Jenö  in  das  obere  Körös-Thal  entsandtes  Streifcommando,  bei  Jozsas 
in  einen  Hinterhalt  gerathen  und  grösstentheils  gefangen  genommen 
worden  war  ^). 


Ungleich  ruhiger  verstrich  die  erste  Hälfte  des  Jahres  jenseits 
des  Kiraly-Hagö,  wo  das  Gros  der  Kaiserlichen  unter  Feldmarschall 
R  a  b  u  t  i  n  in  dem  Dreiecke  Mühlenbach,  Klausenburg,  Maros- Vasar- 
hely  überwintert  hatte.  Des  Grafen  Mikes  Versuche,  den  insurrec- 
tionellen  Brand  in  Siebenbürgen  neu  anzufachen,  hatten  wenig  oder 
gar  keinen  Efolg.  —  Die  einzelnen  Banden,  welche  namentlich  im 
Osten  des  Landes  ihr  Unwesen  trieben,  zählten  zusammen  kaum 
1000  Mann.  Die  Belagerung  und  Einnahme  des  letzten  von  den  Auf- 
ständischen noch  behaupteten  festen  Punctes  Görgeny,  im  obersten 
Maros  -  Becken,  war  das  einzige  grössere  Unternehmen  in  Sieben- 
bürgen. 

Obristlieuteuaut  Acten  vom  Dragoner  -  Regimente  Rabutin 
erschien  am  15.  Jänner  mit  einem  Belagerungspark  von  4  Fal- 
kaunen,  ebensovielen  Mörsern  und  6  Feldgeschützen  vor  der  Veste. 
Zwar  machte  der  Batteriebau  rasche  Fortschritte  und  fasste  der 
Belagerer  schon  am  19.  Jänner  125  Schritt  vor  dem  Thore  Posto, 
—  aber  um  so  langsamer  gestaltete  sich  wegen  der  Schwierig- 
keit des  Bodens  der  unterirdische  Angriff.  Erst  Anfangs  März 
scheint    das     Castell    in     die     Hände     der    Kaiserlichen    gefallen     zu 


*)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  VIII.  8. 
*)  Kriegs-A.,  UngaiTi   1708;  Fase.  VII.  2. 


112 

sein').  Nachdem  Obristlieutenant  Monticelli  im  Aranyos-Thale  ver- 
schiedene Kuruczenhaufen  aufgerieben  und  die  das  ganze  Land  durch- 
streifende Reiterei  den  vieltach  auftauchenden  Räuberbauden  scharf 
zugesetzt  hatte,  trat  bald  allgemein  ziemliche  Ruhe  ein.  Die  Laudes- 
bewohner kehrten  zu  ihren  Hütten  zurück  und  bestellten,  in  manchen 
Bezirken  seit  Jahren  das  erste  ]Mal,  wieder  ihre  Felder. 


Eröffnung  der  Operationen  seitens  der  Kaiserlichen. 

Wiewohl  die  ungünstigen  Nachrichten  aus  West-Ungarn  ganz 
geeignet  waren,  in  AVien  die  traurigen  Erfahrungen  der  vergangenen 
Jahre  in  die  Erinnerung  zurückzurufen  und  damit  die  Rüstungen  für 
Ungarn  möglichst  zu  beschleunigen,  nahmen  diese  dennoch  einen  so 
langsamen  Verlauf,  dass  Heister's  Truppen  selbst  Anfangs  Juli  1708 
noch  nicht  völlig  operationsfähig  waren.  Die  Entwicklung,  welche  um 
diese  Zeit  die  Dinge  in  West-Ungarn  zu  nehmen  drohten,  bestimmte 
den  Feldmarschall,  sich  endlich  persönlich  auf  den  Kriegsschauplatz 
zu  begeben. 

Leider  hat  der  kaiserliche  Ober  -  General  für  Ungarn  nichts 
hinterlassen,  was  Aufschluss  zu  geben  vermöchte,  wie  er  selbst  über 
die  Lösung  der  ihm  gewordenen  Aufgabe  dachte.  Seine  sehr  seltenen 
Berichte,  im  Laufe  des  Feldzuges  erstattet,  enthalten  fast  nie  An- 
deutungen über  seine  Absichten  und  nur  spärliche  Notizen  über  seine 
Thaten.  Die  Geschichte  des  ungarischen  Feldzuges  in  der  zweiten 
Hälfte  des  Jahres  1708  weiset  daher  sehr  beklagenswerthe,  Aveil  unaus- 
füllbare  Lücken  auf^). 

Sein  plötzliches  Erscheinen  in  Ungarn  markirt  einer  jener  Ritte, 
die  sich  im  Laufe  des  Feldzuges  häufig  und  meist  ohne  nennenswerthen 


')  Kriegs-A..  Ungarn  1708:  Fast-.  I.  14  und  II,  8.  —  Protokoll  der  Registr.  des 
R.  K.  M.  1708. 

Nach  einem  Aufsätze  Jakob  Elek's  im  „Szazaduk",  X\'1I.  Jalirjj;aug,  5.  Heft: 
„Görgenyvär  es  a  görgenyi  kastely  a  multakban"  fiel  Görgeny  im  Jahre  1708  nach 
siebenmonatlicher  hartnäckigeu  Vertheidigung  durch  Stefan  Ratuni,  welcher  .sel))st 
hiebei  mit  vielen  Getreuen  umkam.  Nach  derselben  Quelle  verloren  die  Kaiserliilicn 
bei  dieser  Belagerung  800  Mann  und  wurde  das  Schloss  von  Rabutin  bis  auf  den 
Gnuid  zerstört.  —  „Foldmarscliail  Rabutin,"  berichtet  aber  Graf  Sinzendorft'  schon 
am  11.  Juli  aus  Wien  an  Prinz  Eugen,  „ist  endlich  vor  einigen  Tagen  in  Wien 
eingetroffen."    Kriegs. -A.,  Niederlande   1708;  Fase.  VII.  46. 

*)  Ende  Juli  noch  klagt  Hofkricgsrath  Thiell  dem  Prinzen  Eugen,  dass  Niemand 
wisse,  was  der  Feldmarschall  beabsichtige.  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  VIII.  8. 
Trotz  wiederholter  Auffordeiningen  zu  eingehender  Berichterstattung,  blieb  Heister 
während  der  ganzen  Campagne  gleich  wortkarg. 


113 

Erfolg  wiederholend ,  can  die  Truppe  die  äussersten  Anforderungen 
stellen,  seiner  Kriegführung  aber  den  Charakter  der  Unstäthcit,  Ab- 
gerissenheit  und  Zusammenhanglosigkeit  geben.  Nachdem  er  die  Regi- 
menter Wolffskehl,  Hohenzollern,  Demetri  und  8  Compagnien  Breuner- 
Dragoner  an  der  unteren  Raab  rasch  vereinigt,  scheint  der  Feldmar- 
schall diesmal  in  die  Raabau  gezogen  zu  sein  und  die  Aufständischen 
gegen  den  Bakonyer  Wald  gedrängt  zu  haben  *). 

Während  Heister  auf  dem  rechten  Donau-Ufer  weilte,  hatte 
R  a  k  o  c  z  i,  wegen  Mangel  an  Kriegsmaterial  ausser  Stande,  eine 
grössere  Belagerung  zu  unternehmen,  den  Oberst  La  Mothe  mit 
dem  Feldbelagerungs-Park  (Feldgeschütze  und  Mörser)  entsendet,  das 
Schloss  von  Cachtitz  (Csejthe)  zu  bezwingen,  das  Starhemberg  im 
Vorjahre  weggenommen  hatte.  Es  fiel  binnen  24  Stunden.  Da  Waag- 
Neustadtl  (Vag-Ujhelj),  das  vom  rechten  Flügel  seiner  Armee  nur 
eine  Stunde  entfernt,  sich  zu  stark  zeigte,  um  mit  Erfolg  angegrifi'en 
werden  zu  können,  gab  der  Fürst,  von  allen  Seiten  zum  Handeln 
gedrängt,  nach  neuerlichen  stürmischen  Verhandlungen  zu  Verbo, 
endlich  dem  Drängen  derjenigen  nach,  welche  für  den  Angriff  auf 
V^iard  stimmten.  Dass  man  die  Stärke  des  Letzteren  auf  4  Reiter- 
Regimenter  (Uhlefeld,  Latour,  Althan  und  Schönborn),  zusammen 
3000  Mann,  einige  Escadronen  Raizen  und  2500  Mann  mährischer 
Milizen  veranschlagte  und  dieses  Corps  bei  Strassnitz  an  der  March 
in  einer  sehr  starken  Stellung  wusste,  machte  es  gerathen,  mindestens 
6000  bis  7000  Manu  der  besten  Truppen  zu  dem  Zuge  zu  verwenden. 
Also  stellte  R  a  k  6  c  z  i  aus  sämmtlichen  Gutberittenen  der  Cavallerie 
ein  Corps  zusammen  und  gab  die  Zusicherung,  mit  der  Lifanterie,  mit 
Mörsern  und  Petarden  zu  folgen,  wenn  es  gelänge,  Skalitz  und  darin 
auch  V  i  a  r  d  einzuschliessen.  Das  Ober-Commando  dieses  Reiter-Corps 
ward  über  B  e  r  c  s  e  n  y  i's  Fürsprache  P  e  k  r  y  anvertraut,  dem  damit 
Gelegenheit  geboten  werden  sollte,  sich  auszuzeichnen.  O  c  s  k  a  y  und 
Babocsay  fungirten  als  Flügel- Commandanten. 

Von  seinem  Ritt  gegen  den  Bakonyer  Wald  am  26.  Juli  nach 
Pressburg  zurückgekehrt ,  scheint  Heister  hier  von  der  V  i  a  r  d 
drohenden  Gefahr  Kunde  erhalten  zu  haben.  Rasch  concentrirte  er 
5000  Reiter,  mit  denen  er  am  27.  nach  Skalitz  aufbrach,  das  er  nach 
einem  Marsche  von  mehr  als  80^™  am  28.  erreichte. 

So  wie  das  Detachement  Pekry's,  das  am  25.  Juli  von  Verbo 
abgerückt  war,  vermuthlich  von  Strassnitz  kommend,  dem  Städtchen 
Skalitz  sich  näherte,    formirte  sich  Viard  unter    dessen  Mauern  zum 


M  Kriegs-A.,  Ungaru   1708;  Fase.  VII.  3. 
FeldzOge  des  Prinzen  Eugen  von  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band. 


114 

Geiecht.  Pekry  marsehirte  auf,  ohne  aber  zu  beachten,  dass  sich 
zwischen  seinen  beiden  Treffen  ein  tiefer  Graben  hinzog.  In  dieser 
Situation  hielt  man  sich  vom  Morgen  bis  zum  Nachmittage  im  Auge. 
Als  endlich  Ocskay,  welcher  das  zweite  Treffen  befehligte,  Pekry 
das  Gefährliche  jenes  trennenden  Grabens  vorstellte,  sei  es,  dass  man 
selbst  zum  Angriff  überging,  oder  dass  der  Feind  damit  zuvorkam, 
Hess  Pekry,  dies  wohl  einsehend,  aber  nicht  genug  würdigend,  das 
erste  Treffen  Kehrt  machen  und  auf  der  Strasse  defiliren.  Sofort 
ging  Viard  zur  Attaque  vor.  Pekry,  eingedenk  des  vom  Fürsten 
erhaltenen  Auftrages,  sich  ja  nicht  schlagen  zu  lassen,  dachte  nur 
mehr  an  seinen  Rückzug,  den  er  mit  Aufopferung  seiner  Nachhut 
glücklich  bewerkstelligte.  Der  effective  Verlust  war  sonach  nicht 
beträchtlich,  um  so  grösser  aber  die  moralische  Einbusse,  welche  der 
beste  Theil  der  conföderirten  Cavallerie  durch  den  fluchtartigen 
Rückzug  erlitt. 

Während  dieser  Vorgänge  bei  Skalitz-Strassnitz  hatte  Räkoczi 
zu  Brezova  durch  einen  Deserteur  von  Leopoldstadt  erfahren,  dass 
dieser  Platz  in  üblem  Zustande  und  von  nur  200  Mann  besetzt  sei, 
welche  der  angestrengte  Wachdienst  geradezu  aufreibe.  Diese  Sach- 
lage unverzüglich  auszunützen,  wollte  der  Fürst  mit  der  ganzen  Infan- 
terie vor  Leopoldstadt  rücken,  drei  Brücken  über  die  Waag  schlagen 
und  noch  einige  Mörser  von  Neuhäusel  heranzielien,  den  Platz  durch 
ein  Bombardement  zu  bezwingen ;  aber  der  Zufall  wollte  es,  dass 
Räkoczi's  Haushofmeister  Ottlyk  und  Andere,  welche  in  Trencsin 
Verbindungen  unterhielten,  zur  selben  Zeit  Kunde  bekamen,  das  dortige 
Schloss  sei  knapp  daran,  sich  aus  Hunger  ergeben  zu  müssen.  Viard 
sei  beauftragt,  es  mit  Lebensmitteln  neu  zu  versehen;  vermöchte  man 
dies  zu  verhindern,  wäre  der  Gouverneur  gezwungen,  sich  zu  ergeben. 
Diese  Nachricht  verdrehte  alle  Köpfe  und  machte  sie  zu  Gegnern  des 
Anschlages  auf  Leopoldstadt.  Viard  könne  nur  mittelst  einer  Brücke 
oder  mittelst  einer  Furt  in  die  Stadt  gelangen,  behauptete  man ;  die 
erstere  könne,  weil  unbesetzt,  vei'brannt,  die  letztere  verschanzt  werden. 
Man  brauche  nur  dahin  zu  rücken,  um  sich  des  Schlosses  zu  be- 
mächtigen, dessen  Besitz  die  Invasion  Schlesiens  in  jedem  Bezüge 
sehr  erleichtern  würde.  Umsonst  machte  Rakoczi  geltend,  dass  die 
Kaiserlichen  nur  auf  Leopoldstadt  zu  marschiren,  Neutra  zu  bedrohen 
und  die  Armee  von  ihren  Magazinen  abzuschneiden  brauchten,  um 
die  Conföderirten  zum  Aufgeben  der  Unternehmung  gegen  Trencsin 
zu  zwingen.  Umsonst!  Bercsenyi,  an  der  Spitze  der  Officiere 
dieses  Comitats,  glaubte  sich  schon  Meister  des  Schlosses.  Leopold- 
stadt,   ward   eingewendet,     habe    schon    zwei    unglückliche    Schlachten 


115 

veranlasst;  nichts  sei  gewisser,  als  dass  die  Cavalleric  sofort  aus- 
einanderlaufen würde,  so  wie  sie  von  dem  Plane,  es  zu  belagern,  Wind 
bekäme;  denn  sie  wolle  niclit  längere  Zeit  in  Untbätigkeit  verbarren. 
Endlicb  könnten  die  Leute,  welcbe  diese  Unternehmung  nabelegten, 
nur  vom  Feinde  Gewonnene  sein.  Da  im  Kriegsrathe  nur  Baron  Vay 
R  ä  k  0  c  z  i  beistimmte ,  gab  dieser  nach  zweitägigen  stürmischen 
Auseinandersetzungen  endlich  seine  EinAvilligung  zum  Marsche  nach 
Trencsin. 

Bottyan  ward  angewiesen,  mit  seinen  Truppen  an  der  Waag 
zu  bleiben.  O  cskay,  mit  zwei  Regimentern  noch  jenseits  der  kleinen 
Ivarpathen  stehend,  hatte  den  Feldmarschall  Heister  zu  beobachten 
und  im  weiteren  Verlaufe  die  Verbindung  zwischen  der  Armee  und 
den  Truppen  Betty  an's  aufrecht  zu  erhalten.  Oberst  La  Mothe 
ward  mit  einer  Infanterie-Brigade  von  Verbö  Waag-aufwärts  entsandt, 
die  Trencsiner  Furt  zu  verschanzen,  die  Brücke  zu  verbrennen  und 
ein  Lager  auszumitteln.  Noch  am  selben  Abende,  30.  Juli,  gewann 
das  Gros  der  Infanterie,-  die  Artillerie  und  der  ganze  Train  mittelst 
der  Brücke  von  Banka  (Pistyan-Moravan)  das  linke  Waag-Ufer,  auf 
welchem  es  bis  Luka  rückte,  während  die  Cavallerie  am  nächsten 
Morgen  eine  Furt  bei  Csejthe  benützend,  einen  Marsch  gewann.  Der 
gesammte  Train  wurde  der  grösseren  Sicherheit  halber  auf  dem 
weiten  Umwege  über  Stara  und  Nova-Lehota,  Bajna  und  Nagy- 
Tapolcsän  nach  Trencsin  dirigirt. 

Am  Frühmorgen  des  31.  Juli  setzte  die  Infanterie  den  Vor- 
marsch bis  Rakolub  südlich  Beckov  fort,  das  sie  am  folgenden  Tage 
stürmen  wollte.  Da  aber  die  Recognoscirung  ergab,  dass  das  damit 
verbundene  Blutvergiessen  nicht  zu  rechtfertigen  wäre,  liessRakoczi 
die  Truppen  am  1.  August  rasten.  Am  2.,  wahrscheinlich  schon  im 
Weitermarsche  gegen  Trencsin  begriffen,  erhielt  er  von  La  Mothe 
die  Meldung,  die  Furt,  welche  er  hätte  verschanzen  sollen,  würde 
von  den  rechten  Thalbegleitungshöhen  beherrscht;  die  Brücke  zu  vor- 
brennen, könne  er  gleichfalls  nicht  wagen,  denn  da  Viard  bereits 
im  Anmärsche,  könnte  die  Brigade  leicht  abgeschnitten  werden. 

Die  Hoffnung,  V  i  a  r  d's  Proviantirungsversuch  verhindern  zu 
können,  schwand  im  Laufe  des  Tages  gänzlich.  Viard  war  in  der 
That  am  1.  August,  mit  einem  schon  seit  Mitte  Juli  vorbereiteten  Ver- 
pflegstransport  von  300  Wagen,  von  Ungarisch-Brod  gegen  Trencsin 
aufgebrochen,  das  er  über  Banow,  Hrosenkau  und  Drietoma  mar- 
schirend,  am  Spätabend  des  2.  August  glücklich  erreichte.  Dass  es 
unnütz  wäre,  den  neuverpflegten  Platz  zu  bombardiren,  ward  nun  im 
Hauptquartier    Räküczi's    allgemein   anerkannt.  Es    erübrigte   nichts. 


] 


116 

als  ein  Lager,  beziehungsweise  eine  Stellung  zu  wählen,  in  welcher 
man    abwarten    konnte,    was    die     Kaiserlichen    unternehmen    würden. 

Raköczi  entschloss  sich,  die  Armee  nicht,  wie  LaMothe  vor- 
schlug, in  der  Thalniederuug,  sondern  der  Sicherheit  halber  und  um 
mit  dem  Train  leichter  communiciren  zu  können,  auf  den  sanft  ab- 
fallenden Begleituiigshöhen  des  linken  Waag-Ufers  und  gleichlaufend 
zum  Flusse,  das  Lager  beziehen  zu  lassen.  Die  Truppen  hatten  hienach 
eine  Oertlichkeit  inne,  welche  durchzogen  werden  musste,  ob  man  nach 
Schlesien  raarschiren  oder  sich  mit  der  Bagage  vereinigen  wollte.  Den 
Schwierigkeiten  des  von  Gräben  und  Schluchten  allenthalben  zer- 
rissenen Bodens,  meinte  der  Fürst  theils  durch  Verbindungsbrücken, 
theils  durch  Ausfüllungen  abhelfen  zu  können. 

Indess  die  Armee  vor  Trencsin  rückte,  hatte  Ocskay  in 
Erfahrung  gebracht,  dass  Heister  sich  von  Skalitz  gegen  Ungarisch- 
Brod  gewandt.  Sein  weiteres  Verbleiben  westlich  der  kleinen  Kar- 
pathen  für  überflüssig  erachtend,  Hess  Ocskay  hier  nur  ein  kleines 
Detachement  unter  Blaskovich  zurück,  passirte  bei  Moravan  die 
Waag,  entsandte  S  z  a  1  a  y  in  die  Gegend  von  Neutra  und  rückte  mit 
seinem  Regimente,  den  Train  der  Armee  zu  decken,  nach  Strieze 
(zwischen  Baan  und  Nagy  -  Tapolcsdn),  in  dessen  Umgebung  sein 
Regiment  bereits  am  4.  August  cantonnirte. 


Die  SchlacM  von  Trencsin,  4.  August  1708  ')• 

Als  Heister  Kunde  erhielt,  dass  Räk6czi  Anstalten  treffe,  das 
rechte  Waag-Ufer  bei  Banka  zu  räumen,  ordnete  er  für  den  2.  August 
den  Marsch  nach  Waag-Neustadtl  an,  das  er  am  Abende  desselben 
Tages  erreichte  und  wo  er  erfuhr,  die  Conföderirten  seien  einige 
Stunden  früher  abgezogen.  Sofort  gab  er  dem  G.  d.  C.  Graf  Palffy 
Befehl,  mit  dem  Dragoner-Regimente  Bayreuth  und  den  Raizen  die 
Waag  zu  durchfurten  und  dem  Gegner  zu  folgen -).  Palffy  erreichte 
noch  dessen  Nachhut,  das  Hayducken-Regiment  Winkler,  hieb  den 
grössten  Theil  derselben  nieder  und  sandte  80  Gefangene  nach  Waag- 
Neustadtl  zurück.  Ihre  einhelligen  Aussagen,  Raköczi  habe  weder 
Infanterie  noch  Artillerie  bei  sich,  bestimmten  Heister,  in  der  Ab- 
sicht, ,,dem  Feind  einen  Streich  anzuhängen",  auch  mit  den  übrigen 
Truppen  die  Waag  zu  übersetzen  imd  gegen  Trencsin  vorzugehen. 
Er  rückte  am  3.,  den  Fluss  durchfurtend,  nach  Beckov  und  schob  am 


I 


»)  Siehe  Tafel  I. 

*)  Theatmm  Europaeuin,  XVIII.   li<\.  Kriegs-A.,  Uugarn   1708;    Fase.  VIII.  5. 


117 

4.  seine  Vorhut  unter  Palffy  Waag-aufwärts.  Dieser  stiess  im  Defil6 
der  Cervena-Hora  (Rother  Berg)  auf  ein  Detachement  von  150Kuruczen, 
das  Bercsenyi  hier  aus  Vorsicht  zurückgelassen,  und  folgte  demselben 
auf  dem  Fusse  über  Rizvadlo  nach  Szedlicsna.  Hier  sah  er  zu  seiner 
Ueberraschung  nicht  blos  die  Cavallerie,  sondern  die  ganze  con- 
föderirte  Armee  in  Schlachtordnung  vor  sich. 

Auf  die  Meldung,  dass  man  aus  der  Richtung  vom  „Rothen  Berge" 
Schüsse  höre,  hatte  Rakoczi,  der  früher  schon  von  Heisters  Ein- 
treffen zu  Waag-Neustadtl  Kunde  erhalten,  sofort  Generalmarsch  schlagen 
lassen.  Die  Weitläufigkeit  des  Lagers  und  die  herrschende  Unordnung 
erlaubten  indess  nur  mit  vieler  Mühe  die  Schlachtordnung  zu  formiren. 
Die  Armee  sollte  ä  cheval  der  von  Trencsin  nach  Barat-Lehota 
führenden  Strasse,  und  zwar  mit  dem  linken  Flügel  in  der  Gegend 
von  Turna  und  Hamry,  mit  dem  rechten  wahrscheinlich  östlich  von 
Bela  Stellung  nehmen,  der  Fürst  beauftragte  Bercsenyi,  den  rechten 
Flügel  der  Cavallerie  zu  rangiren,  er  selbst  besichtigte  den  ungleich 
schwerer  herauszufindenden  linken.  Am  Fusse  der  Höhe,  auf  welcher 
er  Stellung  nahm,  lag  ein  Dorf  (aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Turna), 
zu  welchem  man,  da  der  Hang  mit  Buschwerk  bedeckt,  leicht  hinab- 
steigen konnte.  Auf  dem  Kamme  dieser  selben  Höhe,  zog  sich  ein 
Graben  hin,  dessen  Ende  aufgezogen  war  und  die  Infanterie  der  Con- 
föderirten  gut  deckte.  Zur  Unterstützung  derselben  wurde  auf  einer 
kleinen  Wiese,  hinter  ihr,  die  fremde  Cavallerie  postirt.  Die  ziemlich 
breite  Hauptstrasse  durchschnitt  das  Ceutrum,  wo  Rakoczi  seine 
besten  Reiter-Regimenter  und  14  Geschütze  Stellung  nehmen  Hess. 
Da  ausser  dieser  Weite  der  Hauptstrasse,  Alles  von  Gräben  und 
Schluchten  durchschnitten  war,  glaubte  der  Fürst  nichts  Besseres 
thun  zu  können,  als  sechs  seiner  Carabinier-Escadronen  auf  einer 
dahinter  liegenden  Anhöhe  eine  Reservestellung  beziehen  zu  lassen  '). 
Nach  den  Anjjaben  Georg"  0 1 1 1  v  k's  zählte  die  conföderirte  Armee 
reichlich  8000  Mann  Infanterie,  nicht  viel  weniger  an  Cavallerie  und 
14  Feldgeschütze  *). 


Indess  die  Vorhutspitze  der  Kaiserlichen  dem  Feinde  bis  Turna 
nachdrängte,  marschirte  ihr  Gros  nächst  Szedlicsna,  Front  gegen  den 
Wald  von  Hamry,  auf.  Von  hier  aus  erkannte  man,  dass  man  die 
Conföderirten    in   sehr  starker  Stellung   vor  sich    habe,   dass    die   vom 


*)  M^moires  du  priuce  Frau^ois  RAkoczi,  Tome  V,  402. 

*)  Tagebucli  des  Georg  Ottlyk,  „Momimenta  Hungariae  Historica"  XXVII.  Band, 
108  Ijis  112.  Nach  audereu  Qnelleu  20.000  Ijis  22.000  Manu. 


118 

.Tavorve-Berge  gegen  Sztankovszke,  Szedliesua  und  Turna  liinabstrei- 
chenden  Rücken  für  geschlossene  Reiterei  nicht  benutzbar,  dass  sich 
aber  östlich  der  von  Turna  nach  Trencsin  führenden  Strasse,  ein  für 
alle  Waflfen  gangbares  Hügelland  hinziehe.  Da  ein  Angriff  der  feind- 
lichen Stellung  unmöglich  schien ,  ein  Rückzug  durch  das  7000  bis 
8000  Schritt  lange  Defilc  am  Fusse  des  ,,Rothen  Berges"  gefährlich 
war  und  auf  den  vortrefflichen  Geist  der  Truppe  nur  schädigend 
wirken  konnte,  gedachte  Feldmarschall  Heister  den  Marsch  nach 
Trencsin,  an  der  feindlichen  Front  vorbei,  fortzusetzen.  Die  weitere 
Bewegung  in  dieser  Richtung  führte  in  die  etwa  5000  Schritt  breite 
Thalebene,  welche  theils  bebaut,  theils  mit  Wiesen  bedeckt,  für  Reiterei, 
aus  welcher  Heisters  Colonne  fast  auschliesslich  bestand,  verhält- 
nis.'imässig  gut  gangbar  ist.  Die  geringe  Manövrirfähigkeit  des  Gegners 
Hess  den  Flankenmarsch  ziemlich  gefahrlos  erscheinen.  Derselbe  führte 
zudem  nach  Trencsin,  wo  man  sich  mit  Viard  vereinigen  und  wieder 
verpflegen  konnte. 

Diese  Bewegung  zu  erleiclitern ,  scheinen  die  Kaiserlichen  aus 
der  Grundstellung  bei  Szedlicsna  zunächst  gegen  den  äussersten  linken 
Flügel  R  ä  k  6  c  z  i's  demonstrirt  zu  haben,  denn  dieser  berichtet : 
..Ich  hatte  geglaubt,  der  Feind  wollte  mich  in  der  Flanke  fassen, 
indem  er  ein  mit  hochstämmigem  Wald  bedecktes  Thal  benützte.  Um 
mich  zu  sichern,  detachirte  ich  drei  Bataillone  dahin." 

So  wie  Heister  annehmen  konnte,  dass  die  Demonstration 
gewirkt  habe ,  vollführte  er  einen  Frontmarsch ,  wobei  sein  rechter 
Flügel  Direction  auf  Turna  nahm.  Dort  angekommen ,  machte  das 
Ganze  „links  um"  und  schlug  die  Richtung  auf  Trencsin  ein,  ein 
Manöver,  bei  welchem  die  Regimenter,  in  der  vielfach  durchschnittenen 
Thalsohle  längs  der  feindlichen  Front  defilireud  und  ihr  die  Flanke 
bietend,  etwas  auseinander  gekommen  zu  sein  scheinen. 

Als  Räköczi  solches  gewahrte,  glaubte  er,  seine  Cavallerie 
vom  rechten  Flügel  könnte  den  Kaiserlichen,  die  sie  vollkommen  über- 
ragte, durch  eine  Viertel-Schwenkung  in  die  Flanke  fallen,  indess  er 
in  das  Dorf  (Turna")  drei  Bataillone  hinabsteigen  liess,  um  sich  in  den 
Hecken  einzunisten  und  die  Cavallerie,  sowie  sie  konnten,  zu  unter- 
.stützen.  Pekry,  welcher  den  rechten  Flügel  commandirte ,  erhielt 
Befehl,  dieses  Manöver  auszuführen.  Alsbald  setzte  dieser  seine  Reiter 
in  Bewegung  und  passirte,  sie  einzeln  defiliren  lassend,  einen  zer- 
rissenen Teich-Damm.  Als  er  aber  auf  der  anderen  Seite  aufmarschirte, 
stellte  ihm  der  Brigadier  Ebeczky  vor,  dass  Räkoczi  die  Boden- 
beschaffenheit offenbar  nicht  kannte,  als  er  jenen  Befehl  gab,  und  dass 
dieser  zerrissene  Damm  hinter  ihnen   sehr  unvortheilhaft  wäre.  Pekrv, 


119 

liieduroli  besorgt  gemacht,  gab  rlen  Angriff  auf,  Hess  seine  Escadronen 
auf  demselben  Wege  zurückgehen  und  dem  Fürsten  die  Schwierig- 
keiten melden,  welche  er  in  Ausführung   des  Befehls  begegnet  hatte. 


Pekrv's  klägliches  Manöver  war  dem  scharfen  Auge  des 
Gr.  d.  C.  Grafen  Palffy  nicht  entgangen;  es  veranlasste  ihn,  gegen 
Heister  die  Bemerkung  zu  machen,  dass  die  Haltung  dieser  Cavallerie 
keine  sehr  feste  zu  sein  scheine;  sie  zu  befühlen,  könnte  man  ohne 
Gefahr  die  Raizen  gegen  sie  entsenden  und  sie  durch  ein  oder  zwei 
Schwadronen  unterstützen. 

Heister  stimmte  bei.  Indess  die  Raizen,  gefolgt  von  zwei 
Schwadrone«,  gegen  den  linken,  von  Ebeczky  befehligten  Flügel 
P  e  k  r  y"s  vorgingen,  passirte  Palffy  mit  der  Spitze  des  linken 
Flügels  der  kaiserlichen  Reiterei  einen,  die  Strasse  nach  Trencsin 
traversirenden  Graben  und  stürzte  sich,  so  wie  zwei  Compagnien  Althan- 
Dragoner  ihn  übersetzt  hatten,  mit  solchem  Ungestüm  auf  Pekry's 
rechten  Flügel,  dass  dieser,  ohne  die  Attaque  anzunehmen,  Kehrt 
machte.  Nun  warf  sich  Palffy  auf  die  so  entblösste  rechte  Flanke 
Ebeczky's  und  brachte  auch  diesen  zum  Weichen').  Im  Nu,  die 
Action  hatte,  nach  Pälffys  Bericht,  kaum  '/^  Stunde  gewährt,  war 
der  ganze  Rücken  von  Räkuczi's  Schlachtfront  mit  Flüchtlingen 
bedeckt,  welche  theils  in  südlicher,  theils  in  südöstlicher  Richtung  zu 
entkommen  suchten. 

Die  Kaiserlichen,  über  diesen  Anblick  nicht  wenig  erstaunt, 
fassten  hocherfreut  die  Fliehenden  sofort  im  Rücken.  Sie  trieben  zu- 
nächst die  conföderirte  Cavallerie  gegen  die  Hügel  und  Wälder  von 
Barat-Lehota  und  wandten  sich  dann  dem  Fussvolke  und  der  Artil- 
lerie im  Centrum  zu. 


Während  Heister  den  Flankenmarsch  gegen  Trencsin  aus- 
führte, war  Raki')czi,  die  Verbindung  zwischen  seinem  Haupttreffen 
und  der  Reserve  besser  kennen  zu  lernen,  auf  die  Höhe  gekommen, 
wo  seine  Carabiniere  Aufstellung  genommen  hatten.  Er  traf  hier 
B  e  r  c  s  e  n  y  i ,  welcher  bei  solchen  Anlässen ,  wie  er  kaustisch 
bemerkt,    gewöhnlich     „embarrasse    de    sa    personne-'    war.    Er    theilte 

*)  Nach  K<alinovics'  Angaben  hätte  Palffy  (Turch  eine  verstellte  Flucht  Pekiy 
aus  seiner  starken  Stellung  gelockt  und  zii  hitziger  Verfolgung  gereizt.  Sowie  die 
Kuruczen  in  der  Ebene,  hätte  Palffy  plötzlich  wieder  frontirt  und  mit  geschlossener 
Reiterei  attaquirend,  die  Verfolger  zurückgeworfen.  Koloman  Thaly.  Fovarosi  Lapok  1864. 


120 

ihm  die  Dispositionen,  welche  er  getroflfen,  mit,  dachte  aber  nicht  im 
Entferntesten  daran,  von  den  Kaiserlichen,  die  er  auf  etwa  2000  Reiter 
und  einige  Compagnien  Kaizen  veranschlagte,  angegriffen  zu  werden. 
Von  B  e  r  c  s  e  n  y  i  auf  die  offensive  Bewegung  derselben  aufmerksam 
gemacht,  eilte  er  sofort  zum  Centrum.  Die  dort  aufgefahrenen  Geschütze 
setzten  sich  ins  Feuer  und  die  an  der  Hauptstrasse  aufgestellte 
Cavallerie  wies  zunächst  einen  Angriff  ab.  Als  R  a  k  6  c  z  i  sah,  wie 
sich  der  ganze  rechte  Flügel  auflöste  und  zur  Flucht  wandte,  glaubte 
er  derselben  mit  seiner  Carabinier-Rerserve  noch  steuern  zu  können. 
Sich  ihr  nähernd,  nahm  er  wahr,  wie  die  Tete  dieses  Regiments  sich 
eben  anschickte,  abzuziehen.  Nun  eilte  er,  ohne  die  Bodenbeschaffenheit 
zu  berücksichtigen  und  ganz  seinem  Pferde  vertrauend,  jenes  aufzu- 
halten. Im  Begriff,  einen  dritten  Graben  zu  übersetzen  —  zwei  hatte 
es  schon  glücklich  genommen  —  rollirte  sein  Thier  und  brach  sich 
das  Genick,  Rakuczi  hatte  sich  auf  die  Seite  geworfen  und  war 
in  Folge  dessen  mit  einer  starken  Contusion  am  linken  Auge  davon- 
gekommen. Bewusstlos  ward  er  von  seinem  Gefolge  vom  Schlachtfelde 
weg  und  in  einen  benachbarten  Wald  in  Sicherheit  gebracht. 

Im  Augenblicke  des  Sturzes  hatte  ihn  noch  eine  andere,  nicht 
geringere  Gefahr  bedroht.  Joseph  E  s  z  t  e  r  h  a  z  y,  der  Inhaber  des 
kaiserlichen  Huszaren-Regimeuts  gleichen  Namens,  hatte  Rakuczi 
inmitten  des  verworrenen  Knäuels  der  Kuruczen  erblickt  und  war 
Dank  der  ungarischen  Adjustirung  seiner  Leute,  im  Augenblicke  von 
Raköczi's  Sturz,  diesem  mit  sechzig  seiner  Leute  bis  auf  50  Schritte 
nahe  gekommen.  Nur  der  Umstand,  dass  die  kaiserlichen  Huszaren 
jene  zwei  Gräben,  welche  das  Pferd  des  Fürsten  mit  Leichtigkeit 
genommen,  nicht  zu  überspringen  vermochten,  rettete  Räköczi  vor 
der  Gefangenschaft,  In  dem  Handgemenge,  das  nun  folgte,  entging 
Eszterhazy  nur  durch  die  Aufopferung  eines  seiner  Officiere,  des 
Lieutenants  R  e  d  1,  dem  sicheren  Tode  *), 

Auch  das  conföderirte  Fussvolk  hielt  nur  sehr  kurze  Zeit  Stand. 
Als  der  Schreckensruf:  „Der  Fürst  ist  gefallen!"  mit  Blitzesschnelle 
durch  die  Reihen  flog  und  allgemein  dahin  gedeutet  wurde,  dass  er 
todt  sei,  hörte  jeder  Widerstand  auf.  So  kam  es,  dass  von  der  bei  den 
Geschützen  postirtcn  Infanterie  etwa  3000  Mann  zusammengehauen, 
ungefähr  500  aber  gefangen  genommen  wurden  ^). 

Nicht  besser  erging  es  dem  Palast-Regimente,  das  im  Walde 
von  Hamry  eine  gedeckte  Aufstellung  bezogen  hatte,  aber  von  seinem 

')  Koloman  Thaly,  Fövärosi  Lapok  1864. 

')  Ts^tsi  des  Jüngeren  Monats-Chronik  über  die  Ereignisse  im  Rakoczischen 
Kriege  1703— 1709.  Mouumenta  Ilungariae  Historica,  XXVII,  Band,  362—364. 


121 

Commanclanten,  Johann  Szt.-I  vä,nyi,  von  dort  herausgeführt  und  nun 
von  den  Kaiserlichen  zum  grössten  Theil  niedergemaclit  wurde.  Der 
Rest  wurde  als  kriegsgefangen^  einer  Heerde  gleich,  nach  Trencsin 
getrieben. 

Nur  Baron  Nicolaus  Perenyi  und  ürban  Cz  eider  hielten  mit 
ihren  Infanterie-Regimentern,  welchen  sich  das  dem  Trencsiner  Comi- 
tate  entstammende  Reiter  -  Regiment  Alexander  Luzsinszky  anschloss, 
noch  einige  Zeit  Stand,  hiedurch  einen  Theil  der  Kaiserlichen  fest  und 
von  der  Verfolgung  ab.  Schliesslich  mussten  auch  sie  erschöpft  und 
furchtbar  zusammengeschmolzen  —  Kalinovics  spricht  von  kaum 
50  Mann  —  die  Wahlstatt  räumen,  in  den  Wäldern  und  Bergen  Schutz 
und  Rettung  suchend*).  Einzelne  Abtheilungen  Heisters  verfolgten 
die  Conföderirten  viele  Meilen  weit  ^).  Das  Blutbad,  das  die  Kaiser- 
lichen unter  den  Fliehenden  anrichteten,  währte  an  drei  Stunden  und 
war  ungemein  mörderisch.  6000  Mann,  darunter  Brigadier  L  a  M  o  t  h  e 
mit  vielen  Franzosen,  wurden  getödtet,  500  Mann  gefangen,  50  Fahnen, 
2  Paar  Pauken,  14  Greschütze  und  Massen  von  Waffen  erbeutet^), 
500  Kuruczen  gingen   zu  den  Kaiserlichen  über,    der    Rest    zerstob  *). 

Rakoczi  war,  nachdem  er  wieder  zum  Bewusstsein  gekommen 
und  erfahren,  dass  Alles  verloren  sei,  mit  wenigen  Getreuen  über  die 
steilen  Berge  im  Süden  der  Wahlstatt  gegen  Zlatnik  geflohen.  Von 
hier  aus  erreichte  er  mit  einigen  Hundert  Versprengten,  die  sich 
unterwegs  zusammengefunden,  über  Nagy-Tapolcsän  am  Spätabende 
Streda  (Nyitra-Szerdahely),  wo  das  Nachtlager  aufgeschlagen  ward. 
Was  sich  hier  gesammelt  hatte,  war  von  den  Geschehnissen  des 
Tages  so  entsetzt  und  betäubt,  dass  an  Sicherheits-Vorkehrungen  gar 
nicht  gedacht  wurde. 

In  solcher  Verfassung  fand  B  o  1 1  y  ä  n,  auf  dem  Marsche  von 
der    unteren    Waag    zur    Armee    begriffen,    deren    Hauptquartier.    Bei 


')  Kolomaii  Thaly,  Fövarosi  Lapok  1864. 

^)  Tsetsi  des  Jüngeren  Monats-Chronik.  Moniimenta  Hunorariae  Historica, 
XXVII.   Band. 

^)  Die  verlässlichste  Angabe,  meint  Koloman  Thalv,  Fövarosi  Lapok  1864,  dürfte 
die  des  Pressburger  „Deutschen  Journals"  sein,  welches  in  seiner  Nummer  vom 
19.  August  1708  den  Bericht  eines  vollkommen  verlässlichen  Zeugen,  des  Pfarrers 
von  Trencsin,  anführt.  Derselbe  hatte  die  Gefalleneu  selbst  gesehen  und  beziftert 
sie  mit  3000  Mann.  —  Dass  damit  nur  jene  gemeint  sind,  welche  das  Schlachtfeld 
bedeckten,  nicht  aber  auch  jene,  welche  in  den  Wäldern  verendeten  und  während 
der  Verfolgung  getödtet  wurden,  liegt  auf  der  Hand.  —  Die  Zahl  der  Gefangenen 
l>etrug  nach  demselben  Gewährsmann  400.  Der  Verlust  der  Kaiserlichen  wird  mit 
1000  Mann,  zum  grössten  Theile  Raizen,  angegeben. 

*)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  VIII.   4,  5,  22. 


122 

Neutra  auf  die  ersten  Fliu'litHiio;e  stossend .  war  er  mit  600  seiner 
beptberittenen  Leute  ohne  Aufenthalt  vorfi;eeilt.  Sofort  traf  er  Vor- 
kehrungen zum  Schutze  des  Ortes  und  der  Neutra-Brücke  und  ent- 
sandte er  Streif-Commanden  über  Nagy-Tapolcsän  gegen  Trencsin, 
Nachrichten  über  den  Feind  einzuholen.  Inzwischen  hatte  aber  auch 
Bercsenyi,  welcher  Streda  gegen  Morgen  erreichte,  die  Abtheilungen 
O  c  s  k  a  y's  alarmirt  und  ihn  von  Strieze  gegen  Banovce  vorge- 
schoben, die  Kaiserlichen  von  weiterer  Verfolgung  abzuhalten. 

Der  grösseren  Sicherheit  halber  setzte  das  Hauptquartier  am 
5.  den  Rückzug,  statt  im  Neutra-Thale,  in  der  Richtung  auf  Kis- 
Tapolcsan  fort,  wo  eine  grössere  Zahl  Versprengter  zusammentraf  und 
dem  Fürsten  die  geretteten  Fahnen  der  zerstobenen  Bataillone  zu 
Füssen  legte. 

In  dem  Kriegsrathe ,  welcher  nun  hier  gehalten  wurde ,  ward 
Bottyan  mit  der  Aufgabe  betraut,  mit  allen  noch  vorhandenen  Streit- 
kräften —  zwei  Cavallerie  -  Brigaden ,  zusammen  4000  jMann  —  auf 
Neuhäusel  gestützt,  einerseits  die  siegestrunkenen  Kaiserlichen  aufzu- 
halten, andererseits  die  zerstreuten  Truppen  zu  sammeln  und  zu  for- 
miren.  Der  letzteren  Aufgabe  sollte  auch  Bercsenyi  zu  Garam  (an 
der  Gran)  obliegen,  wohin  er  unverzüglich  zu  eilen  hatte.  —  Anton 
Eszterhazy  ward  angewiesen,  mit  so  viel  Kräften  als  möglich 
gegen  Wien  vorzustossen,  überhaupt  die  Kaiserlichen  möglichst  in 
Athem  zu  halten.  In  alle  Comitate  flogen  noch  selben  Tages  die 
Staffelten  mit  der  Ausschreibung  allgemeinen  Aufgebots.  —  Der  Fürst 
eilte  gleichfalls  am  5.  gegen  Erlau,  wohin  die  Stände  berufen  wurden, 
neue  Mittel  des  Widerstandes  zu  schaffen. 

Heister,  am  Nachmittage  der  Schlacht  zu  Banovce  Halt  machend 
und  am  5.  die  Verfolgung  über  Nyitra-Szerdahely  wieder  aufnehmend, 
scheint  über  die  Richtung,  welche  Raköczi  eingeschlagen,  nicht 
gleich  im  Klaren  gewesen  zu  sein ;  denn  erst  am  6.  August,  um  2  Uhr 
Nachmittags,  traf  er  —  zu  spät  —  in  Kis-Tapolcs4n  ein. 

Nachdem  er  seinen  Reiter- Regimentern  einige  Ruhe  gegönnt, 
führte  er  sie,  ohne  des  Gegners  weiter  ansichtig  zu  werden,  über 
Nagv-TapolcsAn,  das  Neutra-Thal  abwärts  nach  Guta,  wo  sie  am 
10.  August  anlangten.  Kurz  vorher  war  sein  Fussvolk  und  seine 
schwere  Artillerie  in  der  Gegend  von  Sellye  und  Szered  eingetroffen. 
Das  dänische  Corps  stand  noch  in  Pressburg  '). 

Der  4.  August  1708,  ,,in  der  ganzen  Periode  Franz  II. 
Raköczi    der    allerunglücklichste  Tag'''),    hatte  für    die    ungarische 

')  Theatnim  Europaenni. 

*j  Kolonial!  Thaly,  Fövarosi  Lapok   1864. 


123 

Conföcleration  die  schlimmsten  Folo^en  einer  verlorenen  Schlacht.  Der 
schmähliche  Verlauf  dieser  Haupt-Action,  die  all<2;emeine  Panik  vor  dem 
Zer.stiiruno^s-Acte,  die  VerAvundung  Rakuczi's  und  Bercsenyi's,  der 
Tod  der  aiisgezeichnetsten  Officiere,  die  enorme  Einbusse  an  Mann- 
schaft —  37Vo  des  streitbaren  Standes  —  der  Verlust  der  gesammten 
Artillerie  und  des  ganzen  Trains,  das  förmliche  Zerstieben  der  schön- 
sten Ai'mee,  welche  Rakoczi,  nach  seinem  Ausspruche,  je  besessen; 
das  plötzliche  Schwinden  aller  auf  die  Invasion  Schlesiens  gesetzten 
Hoffnungen  —  all'  dies  musste  die  zersetzendsten  Wirkungen  äussern, 
auf  das  Heer  sowohl,  wie  auf  das  Volk  und  die  Regierung  der  Con- 
föderation.  Die  innere  Ueberlegenheit  der  Kaiserlichen  war  an  diesem 
Tage  als  eine  überwältigende  anerkannt  worden.  Das  Selbstgefühl 
der  Conföderirten  war  im  Innersten  gebrochen,  die  allgemeinste  Ent- 
muthigung  griff  Platz. 

,,Nichts  gedieh  mehr  nach  diesem  unglückseligen  Tage,"  berichtet 
der  Fürst  in  seinen  Memoiren.  „Unsere  Angelegenheiten  standen 
nicht  so,  dass  man  ihnen  nicht  hätte  aufhelfen  können,  hätte  nicht 
eine  Art  Schwindel  die  ganze  Nation  erfasst.  —  Grosse,  Edelleute, 
Officiere,  Soldaten,  dachten  nicht  mehr  an  den  Krieg,  sondern  nur 
daran,  ihre  Habseligkeiten,  ihre  Frauen  und  Kinder  zu  retten." 

Rakoczi's  Ansehen  war  durch  die  Niederlage  vom  4.  August 
tief  erschüttert.  Die  geheimen  Unterhandlungen  B  e  z  e  r  e  d  y's  mit 
Wien,  seit  längerer  Zeit  abgebrochen,  kamen  erneut  in  Gang  und 
rasch  zum  Abschlüsse.  Die  Geissei  Mährens,  Ocskay,  bereitete  seinen 
Abfall  von  der  Conföderation  vor.  Karolyi  und  Balassi  scheinen 
eine  Zeit  zu  gleichem  Schritt  geneigt  gewesen  zu  sein*).  Bottyän 
bat  im  December  um  Amnestie  und  erhielt  sie  ^).  Die  Friedenssehn- 
sucht der  ungarischen  Nation  und  namentlich  der  Städte  fand,  wo  sie 
nur  konnte,  lauten  Ausdruck.  Die  in  den  befreiten  Comitaten  von 
Heister  einberufenen  Congregationen,  der  kaiserlichen  Verzeihung 
und  allgemeiner  Amnestie  versichert,  eilten  überall  willig,  dem  ange- 
stammten Herrscherhause    zu  huldigen. 

Kein  Wunder,  dass  man  zu  Wien  —  wie  T hie  11  an  Prinz 
Eugen  berichtete  —  nicht  anders  sprach,  „als  ob  man  schon  Meister 
von  ganz  Ungarn  und  nichts  mehr  zu  besorgen  hätte  ^)"  und  dass 
derselbe  Berichterstatter  alsbald  melden  konnte:  „Das  ungarische 
LandtagsAverk  ist  seit  der  glücklichen  Heister'sdien  Action  bei  Trencsin 
völlig  verlegt  worden." 

*)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708 ;  Fase.  IX.  6. 
«)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  XII.  2. 
=*)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX.  21. 


124 


Die  Belagerung  von  Neutra.  —  Ereignisse  auf  dem  rechten 
Donau-Ufer.  —  Das  Treffen  von  Kölesd. 

Wiewohl  R4k6czi  auch  von  Erlau  aus  nach  allen  Richtungen 
Befehle  sandte,  die  zersprengten  Truppen  in  Szecseny  bei  Balassa- 
Gyarmath  zu  sammeln,  und  von  Seite  He ister's  nichts  geschah,  dies 
zu  vereiteln,  fanden  sich  jene  doch  nur  sehr  langsam  zusammen.  Der 
Werth  des  Kupfergeldes  war  fast  auf  Null  gesunken  und  die  Ueber- 
zeugung  allgemein,  die  Couföderation  werde  um  so  weniger  im  Stande 
sein,  den  Sold  in  Silber  zu  zahlen,  als  die  Bergstädte  in  Bälde  in  die 
Gewalt  der  Kaiserlichen  fallen  würden.  Also  verblieben  nicht  nur  die 
bei  Trencsin  Zersprengten,  sondern  auch  die  Mannschaften  von  wenig- 
stens 10  Regimentern,  welche  an  der  Schlacht  gar  nicht  Theil  genommen 
hatten,  aber  gleichwohl  auseinander  gelaufen  waren  *),  am  häuslichen 
Herde.  Bis  Ende  August  hatte  Bercsenyi  nächst  Garam  und  Ipoly- 
Sagh  erst  bei  5000  Mann,  welche  zudem  noch  nicht  schlagfertig,  zu- 
sammengeraflft.  Ebeusoviele  standen  um  diese  Zeit  unter  Bottyan 
an  der  unteren  Waag. 

Die  Befürchtungen  der  Häupter  der  Conföderation ,  dass  Feld- 
marschall Heister  den  Sieg  von  Trencsin  auch  weiters  kräftig  aus- 
nützen, ihnen  keine  Zeit  lassen  werde,  sich  wieder  zu  sammeln  und 
zu  ordnen,  Neutra  und  Neuhäusel  nehmen  und  in  raschem  Zuge  die 
Bergstädte  besetzen  werde,  gingen  nur  zum  Theile  in  Erfüllung.  Die 
kräftige  Verfolgung  am  Tage  der  Schlacht,  schwächte  sich,  wie  bereits 
erwähnt,  in  den  folgenden  Tagen  zu  einem  blossen  Nachrücken  ab  und 
kam   an  der  unteren  Waag  völlig  zum  Stillstande. 

Ueber  die  letzten  Ursachen  dieser  Erscheinung  geben  die  Acten 
keine  genügende  Erklärung;  man  ist  daher  auf  mehr  oder  minder 
stichhältige  Vermuthungen  angewiesen.  Ausser  Zweifel  steht,  dass  der 
physische  Zustand  seiner  Truppen  so  sehr  Schonung  heischte,  dass 
selbst  ein  so  harter  General,  wie  Heister,  dieses  Moment  berück- 
sichtigen musste.  In  der  That  hatte  die  Reiterei  auf  den  forcirten 
Märschen  vor  und  nach  der  Schlacht  ausserordentlich  gelitten  •).  Nicht 


*)  Räköczi  an  Alexander  Karolyi,  26.  Augu.st.  K.  Tlialy,  Fövaro.si  Lapok  1804. 

*)  So  berichtete  Palft'y  am  13.  August  1708  von  Pressliurg  au.s  dem  Prinzen 
Eugen:  „Die  Cavallerie  i.st  dergestalt  ermattet,  das.s  ich  seihst  kein  Pferd  mehr  zu 
reiten  und  die  Tage  Lebens  keine  solche  Fati(|np,  ausgestanden  liabe."  Kricgs-A., 
Ungarn  1708;  Fase.  VIII.  5. 


125 

viel  besser  stand  es  um  das  Fussvolk.  Noch  hatte  sich  das  kaiserliche 
von  den  Mühseligkeiten  und  Entbehrungen  des  Vorjahres  nicht  erholt, 
und  auch  das  dänische  Hülfscorps  hatte  seit  seiner  Rückkehr  nach 
Ungarn  durch  Krankheiten  stark  gelitten  *).  Dazu  gesellten  sich  die 
Schwierigkeiten  der  Verpflegung,  potenzirt  durch  den  kläglichen 
Zustand  des  Fuhrwesens  und  die  ärmlichen  Ressourcen  des  Landes. 
Unter  solchen  Umständen  mochten  die  4000  bis  5000  intacten  Reiter 
Bottyän's,  gestützt  auf  Neutra  und  Neuhäusel  und  die  verhältniss- 
mässig  starken  Bodenabschnitte  der  Neutra,  Gran  und  Eipel,  dem 
kaiserlichen  Obergeneral  als  eine  Macht  erscheinen,  deren  Bezwingung 
im  Vereine  mit  den  Mühseligkeiten  und  Entbehrungen  der  weiteren 
Verfolgung  die  schonungbedürftigen  kaiserlichen  Truppen  gänzlich 
aufzureiben  drohte. 

Es  ist  übrigens  nicht  ganz  ausgeschlossen,  dass  der  Feldmar- 
schall den  Erfolg  vom  4.  August  überschätzend,  seine  Aufgabe  auf  dem 
linken  Donau-Ufer  der  Hauptsache  nach  für  gelöst  hielt  und  dass  die 
fortgesetzten  Einfälle  der  Schaaren  Eszterhazy's  in  Steyermark  und 
Nieder-Oesterreich ,  insbesondere  aber  die  Gefährdung  der  nächsten 
Umgebung  der  kaiserlichen  Residenz,  ihn  bestimmten,  dem  Operations- 
Schauplatze  rechts  der  Donau  fortan  ein  grösseres  Maass  von  Aufmerk- 
samkeit und  Kraft  zuzuwenden. 

Indess  der  Feldmarschall  den  G.  d.  C.  Grafen  Pälffy  anwies, 
Neutra  zu  belagern,  zog  er  mit  den  Dragoner-Regimentern  Bayreuth 
und  Schönborn,  dem  Cürassier  -  Regiment  La  Tour  und  Demetri- 
Huszaren  (Raizen)  nach  Pressburg,  um  dort  Anstalten  für  die  Eröff- 
nung der  Feindseligkeiten  rechts  der  Donau  zu  treffen. 

Palffy,  welcher  mit  6  Bataillonen  Infanterie,  3000  Reitern  und 
22  Mörsern  am  2L  August  von  Sopornya  aufbrach,  setzte  sich  am 
22.  August  mit  dem  Dragoner  -  Regiment  Althan  vor  dem  Schlosse 
von  Neutra  fest,  das  nördlich  der  Stadt  auf  einem  isolirten  Hügel 
gelegen,  auf  drei  Seiten  vom  Flusse  umspült  war.  Der  Zustand  der 
Werke,  ihre  Armirung  und  Verproviantirung  scheinen  befriedigend 
gewesen  zu  sein.  Als  Commandant  fungirte  Baron  Caspar  Revay. 

Das  Bombardement  begann  am  23.  August,  11  Uhr  Vormittags, 
in  Gegenwart  des  von  Pressburg  zurückgekehrten  Feldmarschalls 
Heister  und  wurde  durch  30  Stunden  ununterbrochen  fortgesetzt. 
300  Bomben,  welche  in  dieser  Zeit  auf  das  Schloss  fielen,  scheinen 
die  nicht  allzugrosse  Widerstandskraft  der  Besatzung  gebrochen  zu 
haben,    denn    sie    verlangte    schon    am    24.    zu    capituliren.    Heister 


*)  Memoires  du  Prince  F.  Räkoczi.  Tome  V,  409. 


126 

bewilligte  ihr  den  freien  Abzuo;.  Am  25.  wurde  das  Schloss  von 
einem  Bataillon  des  Fuss-Ref^-inientes  IIasslino:en  und  300  Commandirten 
zu  Pferd,  unter  Obrist  T  o  1  d  o,  besetzt.  8ie  fanden  nebst  reicher  Beute 
42  meist  brauchbare  Geschütze.  Die  Einnahme  hatte  den  Kaiserlichen 
nicht  mehr  als  2  Todte  und   14  Verwundete  gekostet  ♦). 

Betty  an,  zur  Zeit  der  Belagerung  von  Neutra,  von  Ebergenyi 
und  den  Dänen  an  der  unteren  Waag  festgehalten,  AvoUte  dem  be- 
drohten Platz,  dessen  raschen  Fall  er  nicht  voraussehen  mochte,  Hülfe 
schaffen  und  befahl  Ocskay,  Pälffy  mit  seinem  Regimente  imge- 
säumt  anzugreifen.  Aber  jeuer  hielt  nun  den  Augenblick  für  gekommen, 
den  lange  schon  geplanten  Uebertritt  zu  den  Kaiserlichen  zur  Aus- 
führung zu  bringen.  Er  beeilte  sich,  den  Banus  von  dem  bevorstehenden 
Angriffe  vertraulich  Mittheilung  zu  machen  und  führte  sein  Regiment, 
eines  der  besten  der  conföderirten  Armee,  von  Norden  über  Chinorau 
und  Nagy-Tapolcsan  nach  Pereszleny  (nordwestlich  von  Elefant)  mitten 
in  die  feindliche  Aufstellung.  Von  den  Kaiserlichen  umzingelt,  trat  es 
am  28.  August  in  deren   Dienste  ^). 

Nun  übergab  Heister  das  Commando  auf  dem  linken  Donau-Ufer 
dem  G.  d.  C.  Grafen  Pälffy,  der  sich  vorläufig  darauf  beschränken 
sollte,  die  Gegend  abzustreifen  und  das  Material  für  die  Belagerung 
von  Neuhäusel  zu  beschaffen ;  er  selbst,  entschlossen,  seine  ganze 
Aufmerksamkeit  ausschliesslich  dem  rechten  Donau-Ufer  zuzuwenden, 
ging  über  die  grosse  Schutt  nach  Pressburg.  Bedeutende  Entwürfe  und 
grosse  Erwartungen  erfüllten  seine  Seele.  B  e  z  e  r  e  d  y  hatte  zugesichert, 
am  5.  September  mit  2000  Mann  zu  den  Kaiserlichen  überzugehen, 
ein  Ereigniss,  das  die  Verhältnisse  auf  dem  rechten  Donau-Ufer  völlig 
zu  verändern  versprach.  Zu  diesem  Ende  sollte  Cusani  in  der  Nacht 
zum  6.  mit  1000  Pferden  von  Oedenburg  nach  Güns  rücken,  wohin 
auch  Heister  an  diesem  Tage  mit  den  aus  Ober-Ungarn  heran 
geführten  Truppen,  den  Regimentern  Bayreuth,  Latour,  Schonborn, 
Demetri  und  500  Warasdiner  Grenzern,    zu  eilen  entschlossen  war  ^). 

So  wie  durch  Bezercdy's  Uebertritt  die  Gefahr  für  die  crb- 
ländischen  Grenzen  gebannt  war,  beabsichtigte  Heistor,  mit  allen 
rechts  der  Donau  verfügbaren  Reiter- Regimentern  über  die  Raab  zu 
gehen,  Sümegh    und  Csobäncz  wegzunehmen,    die  Kuruczen  in    ihren 


•)  Repistr.  des  K.  K.  M.,  August,  Nr.  281.  Kiiejr-s-A.,  Uugaru  1708;  Fase.  VIII. 
1.^  uurl  16. 

2)  Htjister  au  K.  .Juscph  I.,  27.  August.  Registr.  des  R.  K.  M.,  August  1708, 
Nr.  281,  und  Pälöy  au  Priuz  Eugen,  5.  Septeml)er.  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX. 
2  und  3;  endlich  K.  'I'lialy,  Fövän.si   Lapok   1864. 

•*)  Kriogs-A.,  Ungarn   1708;   Fanc.   IX.   3. 


127 

letzten  Schlupfwinkeln  autzujngen  und  sie  hinter  den  Platten-See  zu 
drängen,  wo  sie  einer  Colonue  Grenztruppen  in  die  Hände  fallen 
sollten,  die  FZM.  Nehem  von  Fünfkirehen  über  Simontornya  nach 
den  Donau  -  Uebergängen  Földvär  und  Paks  zu  dirigiren  angewiesen 
war.  Zur  Durchführung  dieser  combinirten  Operation,  Avelche  in  Wien 
durchaus  gebilligt  wurde,  glaubte  Heister  nicht  mehr  als  10  bis 
12  Tage  zu  benöthigen  *). 

Ueber  der  Durchführung  dieses  weitabzielenden  Planes  waltete 
ein  unglückliches  Verhängniss.  Schon  die  wichtigste  Voraussetzung 
ging  nicht  in  Erfüllung,  der  Uebertritt  B ez er e dy's.  Dieser  wurde,  da 
der  Anschlag  vor  der  Ausführung  zu  Rakoczi's  Kenntniss  kam,  von 
Eszterhäzy  inmitten  seiner  Leute  verhaftet,  nach  Ober -Ungarn 
gebracht  und  am  18.  December  1708  zu  Säros-Patak  mit  Adam 
Botka*),  einem  seiner  Unter-Commandanten,  auf  Grrund  des  von  dem 
versammelten  Reichstage  geschöpften  Urtheiles,  hingerichtet  ^). 

Nicht  genug  an  dem,  ereilte  die  von  FML.  N  e  h  e  m  entsandte 
Colonne  Grenztruppen  eine  förmliche  Katastrophe. 

Diese  Colonne,  befehligt  von  Obristwachtmeister  Pflueg  des 
Fuss-Regiments  Nehem,    aus   1200    bis    1300  Grenzern    zu  Fuss  unter 


')  Wälirend  uach  den  Acten  des  Kriegs  -  Archivs  Heister's  Erscheinen  auf 
dem  rechten  Donau -Ufer  dem  freien  Entschlüsse  des  Feldmarschalls  entsprang, 
behauptet  K.  Thaly  (Fövarosi  Lapok  1864),  derselbe  habe  von  Wien  den  Auftrag 
dazu  erhalten.  In  Ausführung  der  Befehle,  welche  Eäkoczi  uach  der  Schlacht  von 
Trencsin  erlassen,  sei  Eszterhäzy  ini  Laufe  des  August,  —  nach  einer  Version  mit 
10.000,  nach  einer  anderen  mit  14.000  Mann  —  in  Nieder-Oesterreich  eingebrochen 
und  l)is  in  die  Nähe  von  Schönbrunn  und  Simmering  vorgedrungen.  Alle  ihm  entgegen- 
gestellten Abtheilungen  zersprengend,  habe  er  1000  Mann  gefangen  genommen,  zahl- 
reiche Oi"tschaften  ausgeplündert  und  so  massenhafte  Beute  gemacht,  dass  2000  damit 
beladene  Wägen  und  11.000  Stück  Wirthschafts-Vieh  weggeführt  werden  konnten. 
Auf  dem  Rückwege  habe  er  Rust  und  Neusiedel  überfallen,  und  gleichzeitig 
Emerich  Bezeredy  unterhalb  Oedenburg  500  Kaiserliche  niedergemacht.  Diese 
Schläge  hätten  in  Oesterreich  solche  Verwirrung  und  in  Wien  solchen  Schrecken 
hervorgerufen,  dass  Heister  Befehl  erhielt,  mit  einem  Theile  seines  Heeres  auf  das 
rechte  Ufer  zu  rücken. 

^)  Beniczki  naplöja.  (Räk.  tar  I,  177.)  Räkoczi  nennt  in  seinen  Memoiren, 
Tome  V.  410,  nicht  diesen,  sondern  den  Obristlieutenaut  Szegedy,  welcher  zwar  vor 
das  Kriegsgericht  gestellt,  jedoch  mit  üjkeri  imd  Pöstyenyi  begnadigt  wurde. 

^)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX.  3.  und  6.  —  Krones,  „Zur  Geschichte 
Ungarns  im  Zeitalter  Franz  Raknczi  II."  Archiv  für  österreichische  Geschichte, 
XLII.  Band.  —  Koloman  Thaly,  Fövarosi  Lapok  1864.  Man  vergleiche  damit  die 
bezüglichen  Stellen  in  den  Briefen  des  Prinzen  Eugen  an  Thiell  und  Locher,  beide 
vom  26.  September  1708.  Correspondenz.  —  Bezeredy  war  ein  Opfer  der  Wiener 
Plaudertaschen.  —  K,  Thaly  berichtet :  Heister  habe  sich,  freilich  vergebens,  bemüht, 
den  gefangenen  Bezeredy    den    Händen    der    Kuruczen  zu  entreissen. 


128 

Obrist  Hadscliija  Ratkovitz,  aus  1000  zu  Pferd  unter  Capitaiii 
Bischowitz,  100  jNIaun  des  Fuss  -  Regiments  Neliem  unter 
Hauptmann  Dir r her,  2  Geschützen  und  einigen  auf  Wägen  ver- 
hidenen  Tschaikeu  bestehend  *),  brach  am  29.  August  von  Fünfkirchen 
gegen  Simontornya  auf  und  traf  am  2.  September,  5  Uhr  Nach- 
mittags, im  Sj\rviz-Thale  unweit  des  Dorfes  Kölesd  auf  etwa  2000  bis 
3000  Kuruczen.  Pflueg  griff  sie  an  und  Hess  sie,  als  sie  sich  nach 
kurzem  Kampfe  flüchtend  gegen  Simontornya  wandten,  verfolgen. 
Plötzlich  sah  sich  die  ganze  Colonne  Pflueg's  von  6000  bis  7000  Auf- 
ständischen -)  unter  Adam  B  a  1  o  g  h's  Führung  von  allen  Seiten  an- 
gefallen. Die  Reiter  von  Bischowitz  geriethen  alsbald  in  Un- 
ordnung und  wandten  sich  zu  schmählicher  Flucht.  Das  Fussvolk 
aber  wehrte  sich  tapfer  und  behauptete  durch  drei  Stunden  gegen 
nahezu  sechsfache  Uebermacht  das  Feld.  Schliesslich  musste  es  auch 
weichen  und  „floh  bis  an  die  Drau,  ohne  sich  umzuwenden ;  nur  die 
Handvoll  Deutsche  und  hinter  einer  Wagenburg  die  Hayducken  von 
der  Donau  und  der  Save  wehrten  sich  tapfer*'.  Endlich  wurden  auch 
sie  zersprengt.  —  16  Officiere,  unter  ihnen  Hauptmann  D  i  r  r  h  e  r, 
40  Musketiere  des  Regiments  Nehem  und  250  Grenzer  blieben  todt 
auf  der  Wahlstatt.  Obristwachtmeister  Pflueg  nebst  einigen  Grenz- 
Oflicieren  und  30  Musketieren  gerieth  in  Gefangenschaft.  Geschütz 
und  Bagage  wurden  Beute  der  Kuruczen,  welchen  dieser  Tag  übrigens 
1200  Mann  gekostet  haben  soll"). 

Da  auf  die  Mitwirkung  der  bei  Kölesd  versprengten  Grenzer 
für  längere  Zeit  nicht  zu  rechnen  Avar,  Cusani's  Truppen  aber  die 
erbländischen  Grenzen  gegen  Eszterhazy's  Schaaren  zu  vertheidigen 
hatten,  verfügte  Heister  zur  Durchführung  seines  Offensiv-Planes 
über  nicht  viel  mehr  als  die  von  Ober-Ungarn  herangezogenen  4  Reiter- 
Regimenter.  Diese  Streitmacht  war  um  so  ungenügender,  als  die  Auf- 
ständischen, verstärkt  durch  einen  Theil  der  nach  der  Schlacht  von 
Trencsin  verlaufenen  Leute,  diesseits  der  Donau  9000  oder  10.000  Mann 
zählten  und  ihr  Selbstvertrauen  durch  den  Sieg  von  Kölesd  nicht 
wenig  gestiegen  war, 


')  Koloinan  Thaly  beziffert  diese  Colouue  mit  5000  FiiMs-Soldaten  mul  700 Reitern, 
flas  ist  (las  Doppelte  der  ()l)eu  aii<?efiihrteii  Stärke.   Fövärosi  Lapok  1864. 

*)  Nach  Kolomaii  Tlialy  3000  Heiter,  1000  Mann  zu  Fuss  und  dem  Zalaer 
Landsturm. 

^)  Kolomaii  Thaly  Ijerichtet :  3000  Kaizen,  300  bis  400  rejruläre  Soldaten 
wurden  niedergemacht,  3  Kanonen,  melir  als  ,000  beladeue  Wägen  und  24  Fahnen 
erbeutet!  Der  Rest  des  Corps  wurde  theils  gefangen,  theils  über  die  Donau  und 
Drau  gejagt.  Fövärosi  Lapuk  1864. 


129 

Wiewohl  die  Sachlage  sich  sonach  durchaus  verändert  hatte, 
verharrte  Feldmarschall  Heister  dennoch  auf  seineu  urs|)riinolicheu 
Absichten.  Während  Pälffy  auf  seinen  ausdrücklichen  Ücfehl  an 
der  unteren  Waag  unthätig  stehen  bleiben  musste ')  und  Cusani 
mit  einigen  Tausend  Pferden  bei  Oedenburg,  wie  übrist  Moltenberg 
mit  dem  Regimente  Brenner  an  der  steyrischen  Grenze,  sich  vergeb- 
lich abmühte,  E  s  z  t  e  r  h  a  z  y's  Mordbrenner  von  neuen  Heldenthaten 
abzuhalten,  ging  Heister  „auf  die  Kuruczen- Jagd".  Zwischen  5.  und 
19.  September,  also  volle  zwei  Wochen,  zog  er  mit  seinen  Regimentern 
in  der  Bergwildniss  des  Bakonyer  Waldes  herum,  ohne  dass  man  in 
Wien  wusste,  wohin  man  die  an  ihn  abgehenden  Couriere  dirigiren 
sollte  '^).  Das  einzige  Ergebniss  dieses  Zuges  (wenn  dasselbe  nicht  etwa 
durch  Munitionsmangel  veranlasst  wurde  ^),  war,  dass  Adam  B  a  1  o  g  h, 
welcher  nach  dem  Gefechte  am  2.  September  mit  4000  Mann  und 
5  Geschützen  nach  Süden  gezogen  war,  durch  Heisters  Erscheinen 
in  der  Gegend  von  Stuhlweissenburg  bewogen  wurde,  die  bereits 
begonnene  Belagerung  Fünfkirchens  aufzugeben  und  schleunigst  an 
die  Sio-Linie  zurückzukehren.  —  Anton  Eszterhazy  aber  benützte 
die  Zeit,  welche  Heister  auf  dem  linken  Ufer  der  Raab  verbrachte^  zu 
einem  Einfall  in  die  Mur-Insel  (Muraköz).  Er  zersprengte  400  Grenzer, 
welche  hiebei  unter  anderen  Oflicieren  den  Obrist  Jellaschitz 
verloren,  und  brandschatzte  alle  Orte  mit  Ausnahme  des  befestigten 
Csakathurn. 

In  Wien  war  man  von  dem  Thun  und  Lassen  des  Feldmarschalls 
nichts  weniger  als  erbaut.  Dass  man  die  Regimenter  „ohne  einen 
Kreuzer  Wochengeld,  die  Magazine  geleert  wusste,  die  zwei  schlimm- 
sten Monate  des  Militär-Jahres  und  das  schlechte  Wetter  vor  der 
Thüre''  sah*),  trug  nicht  dazu  bei,  die  Stimmung  zu  verbessern. 
Immer  lauter  wurde  die  Klage  ob  der  mangelhaften  Benützung  des 
Sieges    von    Trencsin ,    über    welche    sich     der    berufenste    Kritiker, 


*)  „Ich  muss  schon  über  14  Tage  mit  7  regulirten  und  2  Huszaren-Regi- 
meutern  dahier  gleichsam  auf  der  Marode  stehen  und  bedauere,  die  liebe  Zeit  so 
negligiren  zu  müssen,"  schreibt  Palfty  am  12.  September  aus  dem  Lager  von  Sok 
an  der  Waag  an  Prinz  Eugen.  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX.  10,  und  Thiell 
motivirt  diese  aufgedrungene  Uuthätigkeit  Pälft'y's  damit  „weil  der  Feldmarschall 
aller  Orten  Alles  selbst  verrichten  will".  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX.   11. 

^)  Nach  Koloman  Thaly  (Fövarosi  Lapok  1864)  machte  der  Feldmarschall 
einen  vergeblichen  Versiich,  sieh  der  Bergfeste  Csesznek  (nördlich  Zircz  an  der 
Strasse  Veszprim-Kaab)  zu  bemächtigen. 

')  Wie  Thiell  in  seinem  Berichte  vom  12.  September  1708  meint.  Kriegs-A., 
Ungarn  1708;  Fase.  IX.  9. 

*)  Thiell's  Bericht  vom  19.  September  1708.  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX.  14. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  J 


130 

Prinz  Eugen,  fast  in  jedem  seiner  Briefe,  in  unzweideutiger  Weise 
abfällig  aussprach  und  der  selbst  so  weit  ging,  zu  erklären,  es  sei 
besser,  Heister  abzuberufen,  als  ihm  bei  der  Leitung  der  Operationen 
noch  länger  freie  Hand  zu  lassen '). 


Die  Belagerung  von  NeuhäuseP). 

Rastlosigkeit  Hess  sich  dem  Feldmarschall  freilich  nicht  ab- 
sprechen: Kaum  war  er  am  19.  September  über  Päpa  nach  Raab 
zurückgekehrt,  erliess  er  an  den  Gr.  d.  C.  Graf  Pälffy  Befehl,  die 
Belagerung  von  Neuhäusel  zu  beginnen.  Kurz  darauf  eilte  er,  getreu 
seinem  Grundsatze,  Alles  selbst  zu  thun,  in  Person  dahin. 

Xeuhäusel,  dessen  Fortificationen  seit  1706  mannigfach  verbessert 
worden,  war  ein  regelmässiges  bastionirtes  Sechseck  mit  gemauerten 
Escarpen,  Wassergräben,  nicht  revetirter  Contrescarpe,  grossen  Erd- 
Ravelins  und  einem  bedeckten  Weg.  Die  Widerstandsfähigkeit  des 
Platzes  war  durch  mehrere  Inundations-Kessel  nicht  unwesentlich 
erhöht*).  Da  die  Besatzung  mit  Lebensmitteln  und  Munition  wohl  ver- 
sehen war,  präsentirte  sich  Xeuhäusel  als  ein  Platz,  der  alle  Ehren  eines 
regelrechten  Angriffes  beanspruchen  konnte. 

Heister  scheint  die  Widerstandskraft  der  Festung  unterschätzt 
und  erwartet  zu  haben,  dass,  wie  bei  Neutra,  ein  Bombardement  hin- 
reichen werde,  die  Uebergabe  herbeizuführen.  Wiewohl  die  Kaiser- 
lichen bereits  am  21.  September  vor  dem  Platze  erschienen,  war  der- 
selbe am  3.  October  noch  nicht  eng  cernirt,  so  dass  es  den  Auf- 
ständischen gelang,  eine  Verstärkung  hineinzuwerfen.  Der  belagerungs- 
mässige  Angriff  wurde  gegen  die  Nordost-Front  geführt  und  insbe- 
sondere gegen  deren  rechte  Bastion  gerichtet.  Die  erste  Parallele 
ward    etwa     900    rheinländische    Fuss    vom     Glacis     entfernt     ausge- 


')  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.  7  u.  8,  Fase.  XI.  8,  dann  des  Prinzen 
Brief  an  Locher  vom  26.  September.  Correspondenz.  —  Bezeichnend  genug  schreibt 
Käköczi  selbst  am  22.  October  an  Vetes :  „Hs  m'ont  doune  assez  de  temps  pour 
remettre  mes  affaires,  qui  etaient  au  derange  par  les  confusions,  qui  suivent  ordinaire- 
ment  les  pertes  desbatailles."  (Fontes  rerum  austriacarum,  IX.  Band.)  Charakteristisch 
ist  ThieU's  Antwort  vom  6.  October  1708.  Er  meint,  dem  Feldmarschall  Heister 
positive  vorzuschreiben,  was  er  thun  aolle,  wäre  freilich  das  beste  Mittel.  „Allein," 
fahrt  er  fort,  „sehe  ich  nicht,  wer  dahier  derlei  Vorschreibung  wohl  thun  könne  und 
wolle.  Zudem  dahin  steht,  ob  nicht  der  bekannte  Humor  dadurch  zu  einem  widrigen 
Effect  abermals  irritirt  würde,  ohne  dass  mau  sich  am  höchsten  Orte  einer  kräftigen 
Manutenenz  zu  getrösten  liätte."   Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.  6. 

*)  Siehe  Tafel  I. 


131 

hoben  und  wurden  die  Approchen  in  dem  kaum  500  Fuss  breiten 
Raum  zwischen  der  Capitalc  des  Ravelins  und  dem  Arm  der  Neutra 
vorgetrieben,  letzterer  abgedämmt  und  dadurch  trocken  gelegt.  Bei 
der  Einlass  -  Schleuse  des  Inundations-Kessels  (J)  erbaute  man  zum 
Schutze  der  Approche  eine  geschlossene  Schanze  und  setzte  die  An- 
griffsarbeiten bis  einschliesslich  der  Krönung  des  Glacis  fort.  Die 
Batterien  wurden  als  Demontir-,  Bresch-  und  Mörser-Batterien  angelegt. 
Ihr  Feuer  begann  am  28.  September,  war  aber  so  wenig  imponirend, 
dass  der  Belagerte  „sich  mit  allerlei  Musik  lustig  machte-'.  Nicht  nur 
die  Masse  des  Feuers  der  Angriffs-Batterien  war  unzureichend,  sondern 
auch  die  Qualität  der  einzelnen  Schüsse.  „Unser  Feuerwerk  ist  auch 
nicht  alles  gut,  viel  crepirt  in  der  Luft  oder  ist  sonst  ohne  Effect", 
ward  nach  Wien  berichtet. 

Angesichts  der  Unzulänglichkeit  der  Angriffsmittel  und  ihrer 
wenig  entsprechenden  Verwendung,  hob  sich  der  Muth  der  Besatzung 
zu  kräftiger  Gegenwehr  und  zu  standhaftem  Ertragen  der  Mühselig- 
keiten, welche  die  Grösse  des  Platzes  ihr  auferlegte.  Ihr  Feuer  gab 
dem  des  Angreifers  an  Kraft  und  Lebhaftigkeit  nichts  nach.  Aber 
auch  die  auf  dem  linken  Neutra -Ufer  stehenden  Feldtruppen  der 
Aufständischen,  welche  sich  anfangs  darauf  beschränkt  hatten,  die 
Vorgänge  bei  der  Belagerung  aus  angemessener  Entfernung  zu  beob- 
achten ,  wurden  allmälig  kecker.  So  versuchte  Stephan  M  i  k  1  o  s  s  i, 
Anfangs  October  die  Fourageurs  der  Kaiserlichen  zu  überfallen,  indess 
gleichzeitig  4  feindliche  Regimenter  bei  Nagy-Tapolcsan  auftauchten. 
Ihre  Versuche,  die  Belagerung  zu  stören,  missglückten  allerdings 
gänzlich,  denn  G.  d.  C.  Graf  Pdlffy  warf  nicht  nur  ziemlich  mühelos 
Miklossi's  Leute  zurück  und  nahm  ihn  selbst  gefangen,  sondern  er 
überfiel  und  zersprengte  auch  am  6.  October  das  Kuruczen-Regiment 
Bokrossi  bei  Nagy-Tapolcsän,  das  er  mittelst  eines  Gewaltmarsches 
erreichte.  Die  meisten  Officiere  dieses  Regiments  und  84  Mann  wurden 
hiebei  gefangen,  10  Fahnen  erbeutet.  Auch  Ocskay  fügte  den 
Aufständischen  bei  seinen  Streifungen  manchen  Schaden  zu. 

In  das  Lager  vor  Neuhäusel  zurückkehrend,  sah  Palffy  die 
Geschütze  aus  den  Batterien  zurückführen.  Feldmarschall  Heister 
war  endlich,  nachdem  der  Ingenieur -Obristlieutenant  Damont  ver- 
wundet, Stückhauptmann  Ehrenberg  getödtet  und  über  200  Mann 
kampfunfähig  geworden  waren,  zur  Erkenntniss  gekommen,  dass  ihm 
die  Mittel  fehlten,  einen  so  bedeutenden  Platz  mit  Gewalt  zu  bezwingen*), 
und  hatte  beschlossen,  den  belagerungsmässigen  Angriff  in  eine  Blokade 

*)  Kriegs-A.,    Ungarn    1708;    Fase.    IX.    18    und   X.    9;    Räkoczi   an    Vetcs, 
22.  October  1708. 

9* 


132 

umzuwandeln.  Zu  diesem  Ende  Hess  er  nicht  nur  alle  Mühlen  ober- 
und  unterhalb  der  Festung  zerstören,  sondern  auf  xwei  Meilen  im 
Umkreise  Alles  verwüsten  ').  Die  Bewohner  der  zerstörten  Dörfer 
wurden  einerseits  hinter  die  Waag,  andererseits  auf  das  rechte  Donau- 
Ufer  gebracht.  Um  aber  der  Besatzung  Neuhäusels  zu  verwehren,  sich 
aus  weiterer  Entfernung  zu  verproviantiren,  wurden  die  Garnisonen 
Comorn,  Neutra  und  Szered  durch  Reiter-Abtheilungen  verstärkt. 

Durch  diese  am  9.  October  zur  Ausführung  gebrachten  Mass- 
nahmen hielt  Heister  seinen  Rücken  für  hinreichend  gesichert,  um  an 
die  Gran  vorgehen  zu  können,  eine  BcAvegung,  welche,  wie  er  erwartete, 
einerseits  den  Feind  abhalten  sollte,  Mähren  und  Schlesien  zu  inva- 
diren,  andererseits  ihm  selbst  in  den  ressourcenreichen  Bergstädten 
gute  Winterquartiere   versprach  *). 


Die  Mission  Gabriel  Tolvay's.  —  Vormarscli  der  Kaiserlichen 

an  die  Gran  und  in's  obere  Waag-Thal.        Heister's  dritter 

Zug  in  den  Bakonyer  Wald.  —  Winterquartiere. 

Räköczi  hatte  nicht  zu  hoffen  gewagt,  dass  Neuhäusel  sich 
werde  behaupten  können.  Angesichts  der  Unmöglichkeit,  zum  Ent- 
sätze dieses  Platzes  ein  Corps  zu  formiren,  und  in  der  Voraussicht, 
dass  nach  seinem  Falle  B  e  r  c  s  e  n  y  i's  Truppen  auseinander  laufen 
würden,  er  also,  wenn  die  Kaiserlichen  vorrückten,  doch  gezwungen 
sein  würde,  zurückzuweichen,  hatte  der  Fürst  es  vorgezogen,  das  Feld 
zu  räumen,  sowie  er  erfahren,  dass  Neuhäusel  eingeschlossen  sei.  Unter 
dem  Verwände,  mit  dem  Corps  Kärolyi's  in  Siebenbürgen  eindringen 
zu  wollen,  hatte  er  die  Theiss  übersetzt  und  Szathmar  erreicht.  Ausser 
Stande,  das  weitere  Vordringen  der  kaiserlichen  Waffen  mit  Gewalt 
zu  verhindern,  hatte  er  gleichzeitig  seine  Zuflucht  zu  den  Künsten 
der  Diplomatie  genommen.  Ende  September  hatte  er  den  bis  dahin 
als  kaiserlich  gesinnt  in  strenger  Haft  gehaltenen  Gabriel  Tolvay, 
Palatin-Protonotarius    mit    dem   Zipser  Propst  Brenner,    nach  Wien 

*)  Kriegs-A.,     Ungarn     1708;     Fase.     X.     15.    Kakoczi    an     Vetes.     Szatliniär, 

22.  October  1708. 

2)  Registr.  des  R.  K.  M.,  October  232 ;  dann  Kriegs-A,,  Ungarn  1708;  Fase.  X.  15. 
Nach  Rj'iköczi's  f?chreiben  an  Vetes,  Szathmar,  22.  October  1708  (Fontes  rerum 
austriacaruni,  XIX.  Band),  wurde  Neuhänsel  von  den  Kaiserlichen  am  Tage  des  lieiligen 
Michael  eingeschhtsson  (29.  .September),  indess  das  Boml)ardenient  ans  45  Mörsern  am 

23.  September  begonnen  hatte.  Die  am  11.  October  erfolgte  Aufliel)ung  der  Belageriuig 
wurde  nach  derselben  Quelle  durch  Bercsdnyi's  Reiterei  erzwungen.  —  Die  obige 
DarstelluTig  wurde  aus  naheliegenden  Gründen  auf  die  Quellen  des  Kriogs-Archivs 
basirt 


133 

gesandt,  dem  kaiserlichen  Hof  einen  Waffenstillstand  anzutragen.  Wie- 
wohl dieser  Gedanke  öffentlich  auf  allgemeinen  Widerstand  stiess, 
war  seine  Verwirklichung  doch  nicht  ganz  aussichtslos*).  Da  Kaiser 
Joseph  I.,  der  schlimmen  Erfahrungen  der  letzten  Jahre  ungeachtet, 
der  Politik  der  Versöhnlichkeit  gegen  Ungarn  treu  blieb,  kam  R  ä  k  6  c  zi's 
Vorschlag  vor  die  „Conferenz",  welche  resolvirte:  ihn  uicht  einftich  zu 
verwerfen,  wenn  die  Rebellen  „raisonable  conditioues"  annähmen.  Be- 
gründet wurde  solcher  Entschluss  mit  der  Verwirrung  im  ungarischen 
General-Kriegs-Commando,  mit  der  Unmöglichkeit,  die  allzu  ausgedehnte 
Linie  ohne  Waffenstillstand  zu  behaupten,  endlich  mit  der  Rücksicht 
auf  die  gebotene  Schonung  der  Truppen-).  Also  proponirte  der 
kaiserliche  Hof,  den  Waffenstillstand  im  Allgemeinen  auf  Basis  des 
uti  possidetis  abzuschliessen  und  im  Besonderen  nur  auf  dem  rechten 
Donau-Ufer  einige  territoriale  Correcturen  eintreten  zu  lassen,  die 
man  mit  Rücksicht  auf  die  Schonung  der  Truppen  für  unerlässlich 
hielt.  Dieser  massvolle  Vorschlag  wurde  von  den  Conföderirten 
mit  einem  Gegenantrag  beantwortet,  welcher  nichts  Geringeres 
forderte,  als  die  Herausgabe  fast  alles  dessen,  was  die  kaiserlichen 
Waffen  in  den  letzten  zwei  Feldzügen  in  Ober-Ungarn  erkämpft.  Selbst 
in  Siebenbürgen,  wo  Rakoczi  kaum  mehr  eines  Fusses  Breite  sein 
Eigen  nennen  konnte,  sollten  nach  seinen  Gegenvorschlägen  die  Quar- 
tiere der  Kaiserlichen  eingeengt  werden.  Niklas  Bercsenyi  soll 
es  gewesen  sein,  welcher,  indem  er  dem  Gedanken  Ausdruck  gab, 
der  Kaiser  würde,  wieder  zur  Herrschaft  gelangt,  alle  Akatholiken 
aus  dem  Lande  jagen  lassen,  in  erster  Linie  die  Formulirung  solcher 
masslosen  Forderung  durchsetzte.  Sie  konnte  nur  eine  Folge  haben: 
den  Abbruch  der  Verhandlungen^). 

Feldmarschall  Heister  von  Anbeginn,  gleich  dem  Prinzen  Enge  n, 
der  ganzen  Friedens-Action  das  ausgesprochenste  Misstrauen  entgegen- 
bringend, hatte  sich  durch  Räkoczi's  Waffenstillstands- Anerbietungeu 
nicht  aufhalten  lassen.  Am  10.  October  war  er  aus  der  Gegend  von 
Xeuhäusel  gegen  die  Grau  aufgebrochen  und  über  Leva  nach  Szebekleb 
gerückt,  das  er  um  die  Mitte  des  IVIonats  erreichte.  Hier  scheint  er 
seine  Truppen  getrennt  zu  haben.  Indess  ein  Theil  seines  Fussvolkes 
stehen  blieb,  FML.  Freiherr  von  Löffelholz  mit  7  Bataillonen  nnd 
6  Escadronen  über  Karpfen  zur  Besetzung  der  Bergstädte  abrückte, 
wandte  sich  Heister  selbst  mit  dem  Reste  seiner  Reiterei  gegen 
Szecseny  ira  Eipel-Tbale,  wohin  die  Aufständischen  unter  Bercsenyi 

*)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;   Fase.  X.   11. 

*j  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.   17  und  ad   17. 

*)  Kriegs-A.,  Ungarn    1708;  Fase.  X.  11  und  15,  XII.  7  und  11. 


134 

zurückgewichen  sein  sollten.  Sowohl  dieser,  als  auch  ein  zweiter,  gegen 
Fülek  gerichteter  Versuch,  den  das  Land  verwüstenden  Gegner  einzu- 
holen, blieb  erfolglos.  li  e  i  s  t  e  i',  ohnedies  mit  den  grössten  Verpflegs- 
schwierigkeiten  kämpfend,  kehrte  von  Szebeklcb  nach  Leva  an  der  Gran 
zurück '),  übergab  das  Commando  über  sämmtliche  auf  dem  linken 
Donau-Ufer  verbleibenden  Truppen  Pdlffy  und  marschirte  mit  den  Dänen 
über  Neutra  (4.  November)  nach  Pressburg,  wo  er  am  9.  oder  10.  eintraf. 

Zur  Zeit,  da  der  Feldmarschall  ander  Eipel  operirte,  war  Bottyan 
an  der  Spitze  von  2000  Pferden  bis  unter  die  Thore  Pressburgs 
geritten.  Da  au  der  Waag  nur  100  deutsche  Reiter  und  200  bis  300, 
meist  kürzlich  erst  von  den  Aufständischen  übergegangene  Huszaren 
zurückgelassen  worden  waren,  fiel  es  ihm  nicht  schwer,  das  Land 
zur  Verproviautirung  Neuhäusels  völlig  auszuräumen  und  diesen  Platz 
mit  Lebensbedürfnissen  für  die  Dauer  eines  Jahres  zu  versehen  *). 

P  ä  1  f  f y,  am  5.  und  6.  November  zu  Prividgye,  nützte  die  Zeit 
bis  zum  Schlüsse  des  Feldzuges,  die  zahlreich  auftauchenden  Räuber- 
banden zu  vernichten,  die  von  seinen  Truppen  besetzten  Gespanschaften 
zu  pacificiren  und  den  Aufständischen  jene  festen  Puncte  zu  ent- 
reissen,  welche  sie  westlich  der  Neutra  noch  inne  hatten.  Mitte 
November  bemächtigte  sich  FML.  Baron  E  b  e  r  g  e  n  y  i  des  wichtigen 
Waag-Thal-Punctes  Zsolna  (Sillein)  und  des  diesem  nahegelegenen 
Schlosses  Budatiu.  Später  fielen  Väg-Bestercze  und  Lednitz  in  kaiser- 
liche Hand.  —  Gleichen  Zweck  hatte  ein  Ritt  des  FML.  Löffelholz  in 
das  Thuroczer  Comitat  Anfangs  December.  Er  besetzte  Brezno-Banya 
im  obersten  Gran-Thale,  von  wo  aus  die  Kuruczen  seine  Quartiere 
wiederholt  beunruhigt  hatten. 

Gegen  Jahresschluss  trat  auf  dem  linken  Donau-Ufer  im  Grossen 
und  Ganzen  Ruhe  ein  und  baten  Deputationen  aus  Landschaften,  welche 
die  Kaiserlichen  noch  nicht  inne  hatten,  um  deren  Schutz  gegen  die 
herumstreifenden  Kuruczenhaufen  ^). 

Ungünstiger  als  auf  dem  linken,  war  die  Lage  der  Kaiserlichen 
auf  dem  rechten  Ufer  der  Donau.  Zwar  hatte  FML.  Graf  Nädasdy 
Anfangs  October  Särvar  ohne  Unfall  verproviantirt,  doch  hatten 
Cusani's  schwache,  mit  Noth  und  Krankheiten  ringende  Truppen 
die  räuberischen  Einfälle  der  Kuruczen  in's  Steyrische  nicht  ver- 
hindern können.  So  gelang  es  E  s  z  t  e  r  h  a  z  y,  Neudau  (nördlich  Fürsten- 
feld) ungestraft  niederzubrennen.  Um  dessen  einige  Tausend  Streiter 
zählenden,  um  Steinamanger  und  Csatär  concentrirten  Schaaren  näher 


*)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.   1.'),   18%,   1^»,  21  und  24. 

")  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.    19. 

3)  Kriegs-A.,  Ungara  1708;  Fase.  XI.  6  und  XII.  2  und  5. 


135 

zu  sein,  hatte  zwarCusani,  Mitte  October  von  Oedenburg  südwärts 
marschirend,  die  Stellung  von  Gr.-Warisclidorf  bezogen,  —  er  durfte 
es  aber  nicht  wagen,  jene  anzugreifen,  denn  ein  anderer  bei  Csepregh 
stehender,  von  K  i  s  befehb'gter  Kuruczenhaufe  lauerte  nur  auf  die 
Gelegenheit,  ungestraft  in  Nieder- Oesterreich  einfallen  zu  können  *). 
Ende  October  sah  sich  C  u  s  a  n  i  aus  Fourageraangel  genöthigt,  nach 
Oedenburg,  später  sogar  nach  Deutsch-Altenburg  zurückzugehen.  Zur 
unmittelbaren  Deckung  der  Steyermark  blieb  hiernach  nur  das  Regi- 
ment Breuner  mit  den  Recruten  von  Darmstadt  zurück,  welch'  letztere 
den  Zug  nach  Siebenbürgen  versäumt  hatten.  Täglich  fast  machten 
nun  die  Kuruczen  Einfälle,  unter  welchen  auch  die  Mur-Insel  (Muraköz) 
erueut  litt  ^). 

Zu  Deutsch- Altenburg  traf  Heister,  von  Pressburg  kommend, 
am  11.  November  mit  Cusani  zusammen.  Der  Feldmarschall  wollte 
noch  ein  drittes  Mal  versuchen,  die  Aufständischen  in  ihrem  Reduit 
hinter  der  Raab  zu  überfallen.  Die  ursprüngliche  Absicht,  von  Oeden- 
burg gegen  Veszprim  zu  operiren,  wegen  Mangels  an  Magazinen 
fallen  lassend,  wandte  Heister  sich  gegen  den  Norden  des 
Bakonyer  Waldes  und  ging  zwischen  dem  12.  und  15.  November 
über  die  Raab.  Das  Ergebniss  auch  dieses  Zuges  war  ein  negatives. 
Die  Aufständischen,  bald  im  Bauernkleide,  bald  im  Soldatenrock, 
heute  nach  allen  Richtungen  auseinanderstiebend,  morgen  wieder  ver- 
sammelt, waren  und  blieben  unfassbar  *). 

Am  23.  November  nach  Raab  zurückgekehrt,  entsandte  Heister 
den  FML.  Graf  Nadasdy,  Stuhlweissenburg  zu  verproviantiren  und 
die  dortige  Besatzung  abzulösen.  Mit  dieser  glücklich  zu  Ende  ge- 
führten Unternehmung  und  der  gleichzeitigen  Besetzung  von  Földvar 
durch  600  aus  Essegg  dahingesandte  Grenzer,  schloss  die  Campagne 
auf  dem  rechten  Ufer  der  Donau. 

Nachdem  Heister,  „um  sicli  zu  justificiren"  am  5.  December 
an  den  kaiserlichen  Hof  gekommen,  eilte  er  am  13.  wieder  nach 
Ungarn,  die  Postirung  zu  besichtigen,  welche  die  Winterquartiere 
decken  sollte. 

Ende  December  hatten  sämmtliche  Truppen  die  letzteren  bezogen, 
und  zwar: 

Links  der  Donau 
unter    Commando    des    G.  d.  C.  Graf  Pälffy,    dessen    Hauptquartier 
Schloss  Boinicza : 


1)  Registr.  des  K.  K.  M,,  October  1708,  Nr.  25G. 

2)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  XI.  2. 

»)  Registr.  des  R.  K.    M.,  November  1708,  Nr.  125. 


136 

7  Bataillone  von  Salm,  Neliera,  Tliürlieim,  ToUot  und  d'Arnan, 
und  je  6  Escadronen  von  La  Tour,  Steinville  und  Althan,  sämratlicli 
unter  des  FML.  Löffel  holz  Befehl,  an  der  oberen  und  mittleren 
Gran,  mit  den  Hauptstationen  Schemnitz,  Kremnitz,  Alt-  und  Neusohl, 
Szt.  Kereszt  und  Szt.  Benedek. 

Das  Regiment  Uhlefeld  und  6  Schwadronen  Hohenzollern 
zwischen  der  Gran  und  der  Neutra,  mit  den  Hauptstationen  Apony 
und  Bodok. 

7  Compagnien  Sickingen,  5  Compagnien  Deutschmeister,  1  Ba- 
taillon Hasslingen,  das  Dragoner  -  Regiment  Schönborn,  nebst  je 
6  Schwadronen  von  La  Tour,  Hohenzollern,  Althan  und  Ocskay, 
sämmtlich  unter  des  FML.  Graf  Steinville  Befehl,  zwischen  der 
Neutra  und  der  Waag  in  Banovce,  Nagy-Tapolcsan,  Pereszleny,  Neutra 
und  anderen  Orten. 

Je  4  Compagnien  von  Sickingen  und  Tollet,  5  Compagnien  von 
Deutschmeister  und  das  Regiment  Wolffskehl,  sämmtlich  unter  des 
FML.  Ebergenyi  Befehl,  an  der  Waag,  in  Sillein,  Trencsin,  Leopold- 
stadt, Galautha,  Diöszeg,  Sellye,  Guta  u.  s.  w. 

3  Compagnien  von  Deutschmeister  und  die  6  dänischen  Regi- 
menter, die  Artillerie  und  das  Fuhrwesen  in  und  bei  Pressburg,  dann 
auf  der  Schutt. 

Rechts  der  Donau 

unter  Commando  des  G.  d.  C.  Marchese  Cusani,  dessen    Hauptquar- 
tier Ungarisch-Altenburg: 

8  Compagnien  Tollet,  6  von  Salm  und  5  von  Heister,  dann 
Hannover-Cürassiere,  Bayreuth-Dragoner  und  Demetri-Huszaren  in  den 
Festungen  Stuhlweissenburg,  Ofen,  Gran,  Comorn  und  Raab. 

Einige  Compagnien  von.  Thürheim  und  Sickingen,  dann  Com- 
mandirte  in  Oedenburg,  St.  Gotthard,  S4rvar  und  Güssiug. 

3  Compagnien  von  Deutschmeister,  Abtheilungen  der  Fuss- 
Regimenter  Nehem  und  Heister,  endlich  8  Schwadronen  Savoyen- 
Dragoner  im  Wieselburger  Ccniiitat. 

Das  Dragoner- Regiment  Brenner,  4  Schwadronen  Savoyen- 
Dragoner  und  mehrere  Hundert  Commandirte  zu  Fuss  und  zu  Pferd  an 
der  niederösterreicliisehen  und  steyrischen  Grenze  von  Brück  a.  d.  L. 
bis  Radkersburg. 

FML.  Graf  Nädasdy  mit  seinem  Huszaren  Regiment  und 
einigen   Grenztruppen   auf  der  Mur-Insel  '). 


')   Postiniugs-Eiitwürfe.  Krifgs-A.,   Uugaru   1708;   Fase.  XI.  ad  5,  uud  Protocoll 
der  Registr.  des  R.  K.  M.,  December  1708,  Nr.  404. 


137 


Ereig-nisse  in  Ost-Ungarn  und  Siebenbürgen  in  der   zweiten 
Hälfte  des  Jahres  1708. 

In  Ost-Ungarn  erfuhr  die  Kriegslage  auch  in  der  zweiten  Hälfte 
des  Jahres  keine  Lemerkenswerthe  Veränderung.  Die  Kuruczenhaufen, 
welche  im  August  vor  Arad  erschienen,  zogen  später  nordwärts  und 
verstärkten  das  Blokade-Corps  vor  Grosswardein.  Dennoch  gelang  es 
dem  thätigen  Commandanten  dieses  Platzes,  Obrist  von  B  e  c  k  h  e  r  s, 
dem  FML,  Graf  Löwenburg  folgte,  ihn  für  ein  volles  Jahr  zu  ver- 
proviantiren  '). 

Das  Hauptangiiffs-Object  der  in  dem  Räume  östlich  der  Donau 
stehenden  Insurgenten  war  Siebenbürgen. 

Einige  Tage  vor  Rakoczi's  Aufbruch  nach  Trencsin,  Mitte 
Juli,  begann  Graf  Kärolyi  seine  Versuche,  in  diesem  Lande  erneut 
festen  Fuss  zu  fassen.  Er  versammelte  in  dem  verschanzten  Lager 
von  Sibö  (im  Thale  der  Szamos)  etwa  8000  bis  10.000  Streiter  und 
rückte  rasch  vor'  das  nur  mangelhaft  befestigte  Klausenburg,  dessen 
Beschiessung  er  am  27.  Juli  —  allerdings  nur  aus  2  Geschützen  — 
begann. 

Auf  die  erste  Nachricht  von  Kärolyi's  Anmarsch  gegen 
diese  Stadt,  hatte  FML.  Freiherr  von  Kriechbaum,  welcher  das 
Commando  aus  Cusani's  Händen  am  2.  Juli  übernommen,  die  Ver- 
sammlung seiner  Truppen  bei  Maros-Väsarhely  angeordnet.  Sowie  er 
—  zwischen  dem  21.  und  25.  —  dort  5000  bis  6000  Mann  concentrirt 
hatte,  setzte  er  sich  ohne  Verzug  gegen  Klausenburg  in  Bewegung.  Die 
Nachricht,  eine  200  Mann  starke  Abtheilung  Kaiserlicher  sei  von  den 
Kuruczen  in  einen  Hinterhalt  gelockt  und  aufgerieben  worden,  trieb 
ihn  zur  Eile  an.  Konnte  doch  der  kleinste  Erfolg  des  Gegners  die 
leicht  erregbare  Bevölkerung  jenes  Landstriches  veranlassen,  Karolyi 
in  hellen  Schaaren  zuzulaufen. 

Diese  Befürchtung  verwirklichte  sich  nicht.  Karolyi  rückte, 
ohne  FML.  Kriech  bäum  abzuwarten,  nach  überstürzter  Einstellung 
der  Belagerung  über  Thorda  und  Weissenburg  (jetzt  Carlsburg)  nach 
Mühlenbach.  Dieses  Städtchen,  nur  schwach  pallisadirt  und  von  nur 
40  Kaiserlichen  bewacht,  fiel  nach  tapferer  Gegenwehr,  worauf  die 
Kuruczen  die  Bürgerschaft  mit  Weib  und  Kind  nackt  auszogen  und 
den  Ort  einäscherten.  Nur  die  Pfarrkirche  blieb  erhalten  -). 


')  ProtocoU  der  Registr.  des  R.    K.    M.  1708    und    Kiieg's-A.,    Ungjii-Q    1708: 
Fase.  X.  5,   12  und  18,  und  XI.  2. 

^j  Kriegs-A.,  Ungarn  1708:  Fase.  VIII.  8. 


138 

Ohne  Aufenthalt  eilte  Kärolyi  über  Deva  und  Brad  in's  obere 
Thal  der  Weissen  Koros,  die  Halmdgy.  Ausser  Stande  den  Flüchtigen 
einzuholen,  Hess  Kriechbaura  seine  Truppen  bei  Mühlenbach  ein 
Lager  beziehen;  er  selbst  kehrte  nach  Hermannstadt  zurück,  wo  sein 
Aufenthalt  von  nur  kurzer  Dauer  sein  sollte.  Wahrscheinlich  um  den 
niederschmetternden  Eindruck,  welchen  die  Kunde  der  Schlacht  von 
Trencsin  allerorts  gemacht,  zu  paralysiren,  hatte  Karolyi  sich  ent- 
schlossen, den  Anschlag  auf  Klausenburg  zu  erneuern.  Nachdem  er 
seinen  gesammten  Train  nach  rückwärts  und  in  Sicherheit  gebracht, 
die  Wege  der  Halraägy  aber,  etwaiges  Nachdringen  der  Kaiserlichen 
aufzuhalten,  durch  Verhaue  gesperrt  hatte,  überstieg  er  das  Gebirge 
und  erschien  (wahrscheinlich  durch  das  Thal  der  Aranyos)  Ende 
August  abermals  vor  Klausenburg. 

Die  diesmalige  Belagerung  endete  noch  schneller,  als  die  frühere. 
FML.  Kriechbaum,  nach  den  ersten  Meldungen  über  Karolyi's 
Bewegungen,  deren  Ziel  erkennend  und  hoffend,  dem  bis  nun  Unfass- 
baren  ,.eiuen  guten  Streich"  anhängen  zu  können,  war  rasch  nach 
Mühlenbach  geeilt,  von  wo  er  seine  Truppen  in  Gewaltmärschen  über 
N.-Enyed  und  Thorda  nach  Norden  führte.  Auch  diesmal  gab  Karolyi 
auf  die  erste  Kunde  von  K  r  i  e  c  h  b  a  u  m's  Nahen  die  Belagerung  auf, 
über  Dees  nach  Kövar  fliehend.  Nur  seine  Nachhut  ward  nördlich 
Szamos-Ujvar  von  den  verfolgenden  Raizen  eingeholt.  Sie  verlor 
30  Todte,  11  Gefangene  und  56  Pferde.  Nyuzo,  welcher  sich  mit 
2000  bis  3000  Pferden  am  rechten  Szamos-Ufer  herumgetrieben,  gelang 
es,  ungefährdet  nach  Kövär  zu  entkommen,  da  plötzlich  eintretende 
Hochwässer  den  zu  seiner  Verfolgung  entsandten  General  Graf 
Montecuccoli  Halt  geboten  '). 

FML.  Kriechbaum,  welcher  nach  erneuter  Verproviautirung 
Klausenburgs  dem  Feinde  im  Szamos-Thale  bis  Apahida  nachgerückt 
war  (5.  September),  sah  sich  zu  seinem  Verdrusse  ausser  Stande, 
ihm  an  die  Theiss  zu  folgen.  Die  geringe  Stärke  seiner  noch  nicht 
ergänzten  Regimenter  —  er  verfügte  kaum  über  6000  Mann  — 
erlaubte  ihm  nicht  einmal  dem  Befehle  des  Hofkriegsrathes  Folge 
zu  geben,  welcher  die  Regimenter  Rabutin,  Montecuccoli  und  Löflfel- 
holz  zum  Verlassen  Siebenbürgens  anwies.  Er  musste  sich  begnügen, 
den  GW^I.  von  Graven  mit  den  Cürassier-Regimentern  Cusani 
und  Gronsfeld,  11  Conipagnien  des  Fuss-Regiments  Löffelholz  und  den 
Commandirten  von  Heister  bei  Szamos-Ujvar  Stellung  nehmen  zu 
lassen,  um  Bagosy  zu  beobachten,  der  mit  einem  kleinen  Corps  bei 


*)  Registr.  des  R.  K.  M.,  December  1708,  Nr.  17. 


139 

Küvar  stehen  geblieben  war.  —  Nachdem  er  das  Fuss-Regiment  Vir- 
nioiid  mit  einiger  leichten  Reiterei  nach  Abrud-Banya  vorgeschoben, 
Hess  Kriechbaum  den  Rest  seiner  Truppen  bei  Thorda  ein  Lager 
beziehen  (12.  September). 

Die  mehrwöchentlicho  Ruhepause,  welche  in  Folge  der  Un- 
thätigkeit  der  Aufständischen  nunmehr  eintrat,  benützte  Kriech- 
b  a  u  m  dazu,  die  kleineren  Kuruczenhaufen,  welche  das  Land  durch- 
streiften ,  allenthalben  aufstöbern  zu  lassen.  Seine  Streifparteien 
arbeiteten  hiebei  mit  soviel  Glück  und  Erfolg,  dass  das  Land  sich 
zusehends  beruhigte.  Die  verlaufenen  Bauern  kehrten  zurück,  die 
Zahl  der  Aufstcändischeu,  welche  an  die  Gnade  desKaisers  appellirten, 
wuchs  täglich  '). 

Unter  diesen  Umständen  zog  Kriechbaum  das  Detachement 
von  Abrud-Banya  nach  Hermanustadt,  indess  er  ein  aus  den  Regi- 
mentern Pälffy  und  Neipperg  formirtes  von  300  Mann  Szäszvaros 
besetzen  liess. 

Das  Pacifications-Werk  erfuhr  erneute  Unterbrechung  Anfangs 
October.  Von  Norden  her  brach  Paul  B  a  g  o  s  y  in's  Land,  im  Westen 
tauchten,  der  Halmägy  entsteigend,  in  der  Gegend  von  Abrud  Banya 
die  Schaaren  Ladislaus  Vay's,  Michael  Barcsai's  und  Valentin 
Raküsi's  —  etwa  2000  Reiter  —  auf,  die  lebhaften  Zuzug  hatten. 
Dieser  concentrische  Angriff  veranlasste  FML.  Kriechbaum,  am 
4.  October  das  Lager  von  Thorda  nach  Egerbegy  zu  verlegen  und 
General  G  r  a  v  e  n's  Detachement  an  sich  zu  ziehen  *).  Doch  auch 
diesmal  wagten  die  Aufständischen  keinen  ernsten  Angriff.  Paul 
B  a  g  o  s  y  zog  sich  schleunigst  zurück,  als  er  erfuhr,  dass  nach 
Klausenburg,  wo  bereits  11  Compagnien  von  Löffelholz  und  40  deutsche 
Reiter,  noch  300  der  letzteren  und  100  Raizen  unter  General  Monte- 
cuccoli  geworfen  worden.  Seine  Nachhut  unter  Kurandi  wurde 
aber  von  einem  Verfolgungs  -  Detachement  des  Letzteren  eingeholt, 
wobei  Johann  Dormay  niedergehauen  und  eine  Fahne  erbeutet 
wurde.  Am  15.  October  stand  Paul  Bagosy  in  der  Almas,  vier 
Meilen  von  Klausenburg. 

Zu  blutigeren  Zusammenstössen,  die  aber  auch  meist  zu  Gunsten 
der  Kaiserlichen  ausfielen,  kam  es  in  den  Bergen  um  Abrud-Banya. 
So  hieb  der  Raizen-Capitain  P  i  w  o  d  a  einen  100  Mann  starken 
Kuruczenhaufen  unter  Valentin  Rakösi  und  einen  60  Mann  zählenden 
unter    Ladislaus    Vay    zusammen.    Obristwachtmeister  Turicko  und 


')  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX.   ad  8  und  Fase.  X.  1. 
2)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.  ad  1. 


140 

Rittmeister  Piombino  wieder,  zersprengteii  gegen  Älitte  des  Oetober 
stärkere  Kuruezenhaufen  unter  W  e  s  s  e  1  y  und  B  ä  n  h  ä  z  i.  Der  Aus- 
nützung dieser  Theilertolge  und  jeder  grösseren  Action  trat  nunmehr 
die  anhaltend  schlechte  Witterung,  welche  Schnee  und  Regen  brachte, 
in  den  Weg.  Sie  veranlasste  den  Feldmarschall-Lieutenant,  die  Truppen 
Ende  Oetober  in  Cantounemeuts  zu  verlegen.  Die  Regimenter  Grons- 
feld,  Montecuccoli  und  Yirmond  unter  General  von  Graven  kamen 
nach  Bistritz  und  Bethlen,  das  Regiment  Darmstadt  nach  Szasz-Regen, 
das  Regiment  Cusani  unter  GWM.  Faber  nach  Maros-Väsärhely,  das 
Regiment  Rabutin  nach  Schässburg.  Szäszvaros  blieb  von  150  Reitern 
und  einiger  Infonterie  unter  Obristlieutenant  Pavlik  besetzt.  Die 
Fuss-Regimenter  Pälffy  und  Neipperg  scheinen  zum  Theil  die  Be- 
satzung von  Bistritz  und  Hermannstadt  gebildet,  der  Rest  aber  in  den 
wichtigeren  Orten  des  Maros-Thales  cantonnirt  zu  haben.  Das  Fuss- 
Regiment  Löffelholz  und  400  Reiter  blieben  zu  Klausenburg.  In 
Radnoth,  einer  Dependenz  von  Maros-Väsarhely  und  ein  bei  den  Insur- 
genten beliebter  Uebergangspunct,  in  Mediasch  und  seiner  Dependenz, 
dem  Schlösschen  Baläsfalva  und  in  Kronstadt  standen  Commandirte 
zu  Fuss  und  zu  Pferd,  zu  Fogaras  eine  Frei-Compagnie  '). 

Die  Truppen  sollten  sich  ihrer  Ruhe  nicht  lange  freuen.  Im 
Laufe  des  Oetober  waren  die  Ergänzungen  der  in  Siebenbürgen 
stehenden  Regimenter  endlich  zu  Peterwardein  und  Szegedin  ein- 
getroffen. Da  ihr  Commandant,  General  Baron  Tige,  es  aber  nicht 
wagen  konnte,  den  Marsch  nach  Siebenbürgen  fortzusetzen,  so  lange 
noch  8000  bis  10.000  Kuruczen  in  der  Halmägy  standen''),  wies 
Kriechbaum  die  Generale  Graven  und  Montecuccoli  an,  von 
Bistritz  und  Klausenburg  gegen  Sibo  vorzustossen,  den  GWM.  Faber 
aber,  mit  Cusani-  und  Darmstadt-Cürassieren  in's  Aranyos-Thal  vorzu- 
rücken; unter  dem  Schutze  dieser  Diversionen  sollte  das  Regiment 
Rabutin  mit  einem  Tlieile  der  Besatzung  von  Szäszvaros  über  Deva 
und  Körös-Bänya  dem  General  Tige  entgegengehen. 

Diese  Bewegungen  wurden  nicht  eingestellt,  als  Tige  sich  durch 
die  unter  seinen  Mannschaften  einererissenen  Krankheiten  und  das 
schlechte  Wetter  verhindert  sah,  nach  Siebenbürgen  zu  marschiren. 
Aber  nur  die  nördlichste  der  Colonnen  Kriechbaum's  scheint  auf 
grössere    Abtheilungen    Aufständischer     gestossen     zu    sein.     General 


')  Krieg.s-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.   20  und  XI.  9. 

-)  Nacli  Aus.sage  eines  am  7.  November  gefangenen  Kuruczen-C'ai)itains 
standen  zu  Magyar-Egregy  unter  Paul  Orosz  5  Regimenter,  zu  Abrud-Bau^'a  unter 
Ladislaus  Vay  1  Reiter-Regiment  und  3  Fuss-Regimenter.  Kriegs-A.,  Ungarn  1708; 
Faac.  XI.  ad  9. 


141 

Graven  überfiel  und  zersprengte  in  der  Nacht  zum  22.  November 
die  etwa  2000  Mann  starke  SchaarOrosz'  bei  Karika,  südlich  Sibo, 
Nach  dieser  letzten  Action  des  Jahres  1708  in  Siebenbürgen 
bezogen  die  Kaiserlichen  Anfangs  December  in  dem  vom  Gegner 
gänzlich  geräumten  Lande  bleibend  die  Winterquartiere  '). 


Eine  Störung  der  Winterruhe  durch  die  Conföderirten  war  überall 
so  gut  wie  ausgeschlossen.  Vor  Allem  fehlte  es  ihnen  an  Streitkräften. 
Die  vorhandene  Infanterie  reichte  kaum  für  den  Besatzungsdienst 
der  festen  Plätze  aus;  nicht  weniger  kläglich  stand  es  um  die  Cavallerie. 
Die  von  Hause  aus  kleine  Zahl  tüchtiger  Officiere,  fast  durchwegs 
Franzosen  und  Schweden,  war  im  Laufe  des  Feldzuges  fast  ganz 
zusammengeschmolzen.  Statt  an  Widerstand  dachte  Alles  nur  daran, 
das  Kostbarste  in  Sicherheit  zu  bringen.  Unter  diesen  Umständen 
meinte  Rakoczi  die  Verwirrung  nur  zu  steigern,  wenn  er  versuchen 
würde,  das  Feld  zu  behaupten;  Bercsenyi  mit  einem  Schatten  von 
Armee  vor  den  Winterquartieren  der  Kaiserlichen  belassend,  nahm  er 
gegen  Jahresschluss  in  Munkacs  Quartier. 

Ein  furchtbarer  Winter,  unter  dessen  eisigem  Hauche  Alles 
erstarrte ,  und  die  orientalische  Pest ,  welche  kurz  nach  der  Jahres- 
Avende  1707  auf  1708  an  die  Thore  der  Theiss-  und  Maros- Plätze 
geklopft  und  seither  schrecklich  an  Boden  gewonnen  hatte,  vermehrten 
die  Unordnungen  und  die  Verlegenheiten,  in  welche  die  Niederlage 
von  Trencsin  die  Conföderation  versetzt  hatte.  Ihnen  zu  steuern,  dem 
Heer  von  Flüchtlingen,  Weibern  und  Kindern  aus  den  Comitaten 
Pressburg,  Neutra  und  Bars  die  geforderte  Nahrung  und  Unterkunft 
gewähren  zu  können  und  endlich  neue  Mittel  des  Widerstandes 
zu  schaffen,  waren  im  November  und  December  1708  zu  Tokay 
und  Särospatak  Conföderations  -  Tage  gehalten  worden.  Sie  hatten 
Räköczi  Vollmacht  gegeben,  was  Waffen  tragen  könne,  aufzubieten. 
Wer  sich  weigerte,  ihm  zu  gehorchen,  sollte  als  Feind  des  Vaterlandes 
angesehen ,  wer  aber  gegen  ihn  die  Waffen  führte ,  ohne  weitere 
Umstände  und  ohne  weiteren  Process  als  Verräther  hingerichtet  werden. 
Man  könne  die  Freiheit ,  die  Gesetze ,  Rechte  und  Privilegien  des 
Vaterlandes  anders  nicht,  als  durch  Gewalt  der  Waffen  herstellen, 
argumentirten  die  Unversöhnlichen,  Gründlichen  und  beständigen 
Frieden  zu  erhalten,  müsse  man  sich  in  Stand  setzen,  mit  Macht  zu  er- 
zwingen, was  Bitten  und  Vorstellungen  nicht  zu  Wege  bringen  könnten. 


•)  Kriega-A.,  Ungarn   1708;  Fase.  XI.  10.,  Fase.  XII,    1   und  4. 


142 

Die  Häupter  Bezeredy's  und  Bo  tk  a's  sollten  dartbun,  wie  ernst 
es  den  Secessionisten  um  ihre  Drohungen  sei.  Die  strengsten  Zwangs- 
massregeln sollten  die  Beschlüsse  der  Conföderations-Tage  in  die  Er- 
füllung überführen.  Von  freudiger  Opferwilligkoit  hatte  der  »Sonder- 
bund in  den  ihm  noch  botmässigen  Comitaten  freilich  nichts  mehr 
zu  erwarten.  Die  Zwangsauflagen  und  Steuer-Executionen,  die  fort- 
gesetzten Proviant-Ausschreibungen  und  Soldaten-Aushebungen,  das 
völlige  Darniederliegen  von  Handel  und  Gewerbe,  die  allgemeine  Un- 
sicherheit und  der  Terrorismus  der  Regierungs-Mandate  hatten  die 
längst  schon  verdrossene  Stimmung  insbesondere  in  Ober-Ungarn  zu 
bedenklicher  Gährung  gebracht.  Der  allergrösste  Theil  der  Nation, 
besonders  aber  die  Städtebevölkerung,  ersehnte  heiss  den  Frieden. 
Das  Volk  war  es  müde,  sich  noch  weiters  von  einigen  gewissenlosen 
Führern  plündern  zu  lassen,  die  durch  die  Pracht  ihrer  Tafeln  und  die 
Schrankenlosigkeit    ihrer  Habsucht    das  Königreich  erschöpft  hatten  *)• 

Die  Häupter  der  Secession  waren  sich  dieser  Richtung  der 
öffentlichen  Meinung  wohl  bewusst.  Schon  Ende  Mai,  während  des 
Erlauer  Conföderations-Tages,  waren  Stimmen  laut  geworden,  welche 
der  Befürchtung  Ausdruck  gaben,  die  Nation  werde  sich  der  alten 
Regierung  wieder  in  die  Arme  werfen  ^)  und  jeder  Tag  hatte  seither 
hiefür  neue  Belege  gebracht.  —  Die  Trostlosigkeit  der  militärischen 
Situation  lag  offen  zu  Tage.  —  Der  Hoffnung  auf  Hülfe  von  Aussen 
endlich,  auf  die  Hülfe  Frankreichs,  Peter  I.,  der  Pforte,  konnten 
sich  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  und  den  Kriegsereignissen  des 
Jahres  1708,  die  Führer  des  Sonderbundes  um  die  Jahreswende  nicht 
mehr  hingeben.  Unter  diesen  Verhältnissen  mochte  die  weitere  Fort- 
setzung des  Kampfes  den  selbstischen  Zwecken  Rtikoczi's  und 
Bercsenyi's  möglicherweise  noch  Glücksfülle  bieten,  das  aus  tausend 
Wunden  blutende  Ungarn  aber  führte  sie  auf  den  Weg  des  Ver- 
derbens. 


Wiewohl  es  den  kaiserlichen  Waffen  im  Laufe  des  Jahres  1708 
nur  geglückt  war,  die    Conföderirten  in  Ober-Ungarn    von    der  Waag 

')  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  II.  Id  und  Fase.  XIII.  1., 
„Graf  Bercsenyi  häuft  für  sich  Gelder  an.  Kärolyi  und  die  Anderen  thun  des- 
gleichen." .  .  .  „Alles  will  den  Frieden  und  zieht  die  alte  Unterdrückung  der  neuen  vor, 
welche  der  Graf  von  Bercsenyi  tausendmal  tyraiiischer  au.sübt;  denn  das  Königreich 
ist  ruinirt,  die  Truppen  sind  aus  Mangel  an  Bezahlung  genöthigt,  zu  stehluu  und  zu 
desertiren,  die  Bürger  und  Bauern  sind  ihrer  exorbitanten  Belastung  und  der  Noth- 
wendigkeit,  Alles  umsonst  zu  liefern,  überdrüssig." 
»J  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;   Fase.  XIII.  9. 


143 

bis  hinter  die  Grau  zu  werfen,  war  doch  dieser  Feldzug  entscheidend 
für  den  Ausgang  des  ungarischen  Aufstandes.  Von  dem  Tage  an,  da 
des  Prinzen  Eugen  Siege  den  Kaiserhof  der  Sorge  um  den  itali- 
schen Kriegsschauplatz  überhoben  und  ihn  befähigt  hatten,  dem 
ungarischen  und  siebenbürgischen  ein  Mehr  von  Kräften  zuzuwenden ; 
von  dem  Tage  an,  da  Joseph  I.  von  den  Alles  verderbenden  Ver- 
mittlungsversuchen der  Seemächte  sich  befreit  hatte,  war  der  unga- 
rische Aufstand  politisch  und  militärisch  im  unaufhaltsamen  Nieder- 
gange begriffen.  Diese  zum  Gefühl  gewordene  Erkenntniss  der  Führer 
wie  der  Masse  der  Confoderirten,  ist  als  eine  der  Hauptursachen  an- 
zusehen, dass  der  seit  1705  erste  Versuch,  den  Kaiserlichen  im 
freien  Felde  mit  der  Hauptkraft  die  Stirne  zu  bieten,  am  4.  August  1708 
mit  einer  beispiellosen  Niederlage  endete,  einer  Niederlage,  von 
welcher  die  Conföderatiou  sich  nimmermehr  erholen  konnte.  Dass 
dieser  Schlag  nicht  unmittelbar  jene  Wirkung  hatte,  welche  der 
Kaiserhof  von  ihm  erwartete ;  dass  der  ungarische  Aufstand  nicht  schon 
1708  vollends  niedergeworfen  wurde,  ist  weit  weniger  in  der  Wider- 
standskraft Räkoczi's  und  seiner  Partei,  als  in  der  Persönlichkeit 
des  kaiserlichen  Feldherrn   begründet. 

Die  vollständige  Ausnützung  des  Sieges  von  Trencsin  war  eine 
Aufgabe,  welche  nur  ein  General  zu  lösen  vermochte,  der  mit  allen 
militärischen  Fähigkeiten  des  wahren  Feldherrn,  die  Talente  des 
Politikers,  des  Diplomaten  und  Administrators  verband,  —  ein  General, 
welcher  der  ungarischen  Frage  volles  staatsmännisches  Verständniss, 
dem  unglücklichen  Lande  Vertrauen  erzwingende  Herzenswärrae  ent- 
gegenbrachte. Feldmarschall  Heister,  hart,  hochfahrend,  herrisch, 
unfähig  sich  fremdem  Willen  zu  beugen,  fremdem  Rathe  Gehör  zu 
schenken,  war  ihr  nicht  gewachsen.  Tapfer,  thatkräftig  und  ent- 
schlossen, nach  rascher  Entscheidung  drängend,  vermochte  der  Feld- 
marschall an  der  Spitze  seiner  Reiter  den  Feind,  wo  er  ihn  fand, 
niederzuschmettern,  —  aber  auch  nicht  mehr. 


Ereignisse  in  Neapel  und  Spaniscli-Toscana '). 

Mit  der  Erstürmung  Gaeta's  am  30.  September  1707  ^)  war  die 
Eroberung  des  Königreiches  Neapel,  d.  i.  des  dem  Festlande  Italiens 
angehörigen  Theiles  des  Königreiches  beider  Sicilien,  äusserlich  voll- 
endet und  abgeschlossen  worden.  Dass  die  Bevölkerung  den  Kaiser- 
lichen auf  ihrem  raschen  Siegeszuge  allenthalben  laut  entgegenge- 
jauchzt hatte,  vermochte  schärfer  Blickende  kaum  zu  täuschen.  Das 
Königreich  war  voll  übelgesinnter  Gemüther.  Der  Adel  und  der  ihm 
blut-  und  interessenverwandte  Clerus  war  fast  ganz  anjouistisch,  die 
grosse  Masse  des  Volkes  von  jenem  Sinn  für  Veränderlichkeit 
erfüllt,  der  ganz  unberechenbar,  stündlich  einen  Umschlag  der  Gesin- 
nuns:  befürchten  Hess.  Was  diese  Eventualität  um  so  näher  und 
bedrohlicher  zeigte,  war  die  materielle  Noth  der  Bevölkerung.  Das 
Königreich  war  von  der  früheren  Regierung  ganz  unbeschreiblich 
erschöpft  und  ausgesaugt  worden.  An  eine  baldige  Erholung  war 
aber  um  so  weniger  zu  denken,  als  Handel  und  Gewerbefleiss  gänzlich 
darniederlagen.  Das  Volk  lebte  elend  und  kümmerlich  von  einem 
Tage  auf  den  anderen  ^}.  Die  politische  Verwaltung,  von  jeher  ver- 
lottert, war  nothgedrungen  grösstentheils  in  den  Händen  geblieben, 
in  welchen  sie  vor  der  Eroberung  des  Landes  durch  die  Kaiserlichen 
gelegen  hatte.  Der  Glaube  an  die  neue  Ordnung  der  Dinge  war 
nichts  weniger  als  ein  festbegründeter.  Die  hieraus  erwachsende  Un- 
sicherheit und  Unordnung  aber  ward  gesteigert  durch  die  Gefahren, 
welche  dem  Königreiche  von  Aussen  drohten.  Vor  Kurzem  erst  waren 
die  Türken  an  der  Küste    Apuliens    gelandet,    Angst    und    Schrecken 


«)  Siehe  Tafel  I. 

2)  Siehe  Baud  IX,  Seite  191  dieses  Werkes. 

')  Feldmarschall  Dann  an  Prinz  Eugen.  Neapel,  2.  Felirnar  1708;  Kriejrs-A. 
Neapel  und  Spanien  1708;   Fase.  II.  1. 


145 

verbreitend,  zahlreiche  Landesbewohner  dem  Loose  der  Sclaverei 
überantwortend  —  nnd  wieder  ging  das  Gerücht  von  neuen  türkischen 
Sce-Küstiingen  beunruhigend  durch  das  Kcinigreich.  —  Ernster  als  diese 
Gefahr,  war  jene,  welche  von  Rom  drohte.  Seit  Beginn  des  Krieges 
war  man  in  der  ewigen  Stadt  ausgesprochen  anjouistisch  gesinnt 
jrewesen.  Mit  dem  Ing-rimm  der  Ohnmacht  im  Herzen  hatte  man  hier 
dem  Feldmarschall  Dann  die  Bewilligung  gegeben,  von  Ober-Italien 
über  päpstliches  Gebiet  zu  ziehen,  —  um  Neapel  zu  erobern  und  da- 
mit zugleich  den  Kirchenstaat  vom  Süden  aus  zu  blokiren.  Was  man 
damals  der  Gewalt  der  Waffen  nothgedrungen  zugestanden  hatte,  suchte 
man  jetzt  durch  die  gefährlichere  der  Intrigue  unwirksam  zu  machen. 
Bald  erfuhr  man  zu  Neapel  mit  Bestimmtheit,  dass  im  Kirchen- 
staate geworben  werde,  —  Gewaltsamer  Angriff  endlich  drohte  von 
dritter  Seite.  So  lange  Sicilien  nicht  im  Besitze  der  Kaiserlichen, 
war  das  Königreich  Neapel  immer  einer  auf  diese  Insel  basirten  Inva- 
sion ausgesetzt.  Aus  Intercepten  entnahm  Dann  Anfangs  April,  dass 
der  Feind  daran  denke,  einerseits  zu  Reggio  mit  den  auf  Sicilien 
stehenden  Truppen,  andererseits  zu  Pescara  mit  den  im  Kirchenstaate 
geworbenen  zu  landen.  Mitte  März  wusste  der  Feldmarschall,  es  seien 
vom  Feinde  250  Officiere  und  12.000  Flinten  nach  Sicilien  gebracht 
worden  und  zwei  Kriegsschiffe  zu  Messina  angelangt,  welchen  11  andere 
mit  3000  Mann  in  Bälde  folgen  sollten.  Zudem  war  das  Königreich 
von  Messina  aus  commerciell  blokirt,  was  den  Neapolitanern  um  so 
mehr  zu  Herzen  ging,  als  die  Preise  täglich  stiegen  und  völliger 
Mangel  an  den  uothwendigen  Lebensmitteln  besorgt  wurde  *). 

Die  letzte  Folge  der  allgemeinen  Unsicherheit  und  Verwirrung 
im  Königreich  Neapel  war,  dass  dasselbe  nicht  einmal  jene  Summen 
aufzubringen  vermochte,  welche  die  Erhaltung  jener  kleinen  kaiser- 
lichen Armee  von  5  Reiter-  und  5  Fuss-Regimentern  erheischte,  auf 
deren  Tapferkeit,  Mannszucht  und  Ansehen  allein  die  Behauptung 
dieser  Eroberung  im  Besitze  des  Hauses  Oesterreich  beruhte.  Die 
zwei  Hauptgrundöätze,  welche  in  Wien  für  die  Apenninische  Halbinsel 
aufgestellt  und  immer  wieder  eindringlichst  betont  wurden:  dass  der 
Krieg  in  Italien  den  Krieg  ernähren  und  dass  man  die  Bevölkerung 
moralisch  erobern  müsse  —  diese  zwei  fast  unvereinbaren  Grundsätze 
brachten  den  auf  die  Erhaltung  seiner  Truppen  bedachten  Feldmarschall 
in  die  peinlichste  Lage.  Er  musste  sich  gleichsam  mit  dem  begnügen, 
was  das  Volk  freiwillig  gab,  und  das  reichte  kaum  hin,  das  nackte 
Leben    zu    fristen.    Von    einer    Auszahlung    der   Gagen    und    Wochen- 


1)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  III.  3;  IV.  2- 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.   II.  Serie,  I.  Band.  10 


146 

gelder,  von  einer  Bedeckung  der  vielfachen  Erfordernisse,  welche  die 
Operations-  und  die  Schlagfähigkeit  der  Truppen  bedingten,  von  einer 
Instandsetzung  und  Ausrüstung  der  gänzlich  verwahrlosten  festen 
Plätze  des  Landes,  endlich  von  einer  Completirung  der  im  Königreiche 
neu  errichteten  vier  spanischen  Regimenter,  ihrer  Bekleidung,  Aus- 
rüstung  und  Remontirung,  konnte  kaum  die  Rede  sein  *). 

Darum  drang  Feldmarschall  Dann  energisch  darauf,  dass  Car- 
dinal Grimani,  dem  Karl  IIL  am  6.  Februar  1708  ad  Interim  die 
Würde  eines  Vice-Königs  und  General-Capitains  von  Xeapel  verliehen 
hatte,  ehemöglichst  au  die  Spitze  der  Verwaltung  trete,  damit  die 
Unsicherheit  der  Regierung  behoben,  das  Volk  durch  eine  Avohlcin- 
gerichtete  Verwaltung  zu  Glauben  und  Vertrauen  gebracht,  die  Tribunale 
zur  Erfüllung  ihrer  Pflicht  angehalten  und  die  Finanzwirthschaft  ge- 
ordnet werde  —  lauter  Dinge,  die  später  ungleich  schwieriger  zu  bewerk- 
stelligen sein  würden  *). 

Schon  im  Jänner  hatte  Feldmarschall  Dann  dargelegt,  dass 
3000  Reiter  im  Königreiche  Neapel  ausreichend  wären  und  dass  es 
sich  hiernach  empfehle,  den  Ueberschuss  zur  Entlastung  des  Landes 
aus  demselben  zuziehen.  Der  Kaiser  gab  diesem  Vorschlage  am 
22.  Februar  seine  Genehmigung  und  bestimmte,  dass  das  Cürassier- 
Regiment  Xeuburg  und  das  Dragoner-Regiment  Vehlen  von  Neapel 
nach  Ober-Italien  zu  senden  seien.  Der  Marsch  dieser  Truppenkörper 
gab  zu  neuen  Reibungen  mit  dem  Papste  Anlass.  Da  Clemens  XL 
erklärte,  die  Passage  nur  auf  der  Route  über  Ascoli  zu  gestatten,  und 
sein  Nuntius  zu  Neapel  diese  Erklärung  dahin  erweiterte,  der  Papst 
sei  entschlossen,  eher  zu  brechen,  als  den  Marsch  über  Terracina  zu- 
zugeben, ja  sogar  Anstalten  getroffen  wurden,  den  Durchzug  hier 
gewaltsam  zu  verhindern,  mussteDauu,  welcher  über  die  Intentionen 
des  Wiener  Hofes  zudem  nicht  aufgeklärt  worden,  den  beiden  Regi- 
mentern die  Route  über  Porto  Ascoli  vorschreiben.  Beide  Truppen- 
körper, welche  die  vornehmen  Kriegsgefangenen  aus  Neapel  nach  Ober- 
Italien  zu  escortiren  hatten,  brachen  am  27.  März  auf"). 

Um  die  Küsten  des  Königreiches  einerseits  gegen  die  drohenden 
Raubzüge  der  Türken,  andererseits  gegen  die  auf  SiciUen  basirten 
Unternehmungen  der  Gallo  -  Hispanier  sicherzustellen,  sandte  Feld- 
marschall Dann  Ende  März  den  FÄIL.  Grafen  Caraffa  mit  seinem 
Cürassier-    und    dem    Wetzelschen   Fuss-Regiment   in    die   Provinzen 


J 


»)  Krieg.s-A.,  Neapel  1708;  Fase.  II.  1,  G,  7  ;  IV.  2. 

^)  Dauu  an  Piinz  Eugeu.   Neapel,  11.  April    1708.    Krieg.s-A.,    Neajjel    1708; 
Fa.sc.  IV.  2. 

•^j  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fa.sc.  I.  1;  II.  3 Vi;  III.  3  im.l  4. 


147 

Calabria  Ultra  und  Citra.  Das  letztgenannte  Regiment  sollte  Reggio 
am  Faro  di  Messina  besetzen,  wo  mau  später  auch  ein  Verpflegs- 
Magazin  einzurichten  beabsichtigte.  Nur  nothgedrungen  hatte  Daun 
dieses  wichtige  Commando  Oaraffa  gegeben.  Dieser  General  zählte 
im  Königreiche  zu  den  bestgehassten  Männern.  Wiederholt  hatte  daher 
der  Feldmarschall  seine  Versetzung  auf  einen  anderen  Schauphitz 
beantragt.  Der  Maugel  an  Unter-Generalen  und  die  militärische  Tüch- 
tigkeit Caraffa's  nöthigten  aber,  den  Befehl  in  Calabricn  dennoch 
ihm  anzuvertrauen  *). 

Die  Entsendung  Caraffa's  nach  Calabrien  hatte  indess  keine  aus- 
schliesslich defensive  Tendenz  5  sie  war  gleichzeitig  eine  Vorbereitung 
für  jenes  Unternehmen,  durch  welches,  wenn  rechtzeitig  ausgeführt, 
nach  des  Feldmarschalls  Ansicht  allen  dem  Königreiche  drohenden 
Gefahren  am  wirksamsten  begegnet  werden  mochte:  eine  Einleitung 
für  die  nach  Sicilien  zu  tragende  Offensive.  lu  der  That  beschäftigte 
die  Eroberung  dieser  Kornkammer  Italiens  nicht  nur  den  Ober- 
General  und  seinen  Nachfolger  im  Befehle,  sondern  auch  die  Höfe  von 
Wien  und  Barcelona  die  grössere  Hälfte  des  Jahres.  In  Neapel  im 
Besonderen  war  die  Thätigkeit  Da  uns  in  der  ganzen  ersten  Hälfte 
des  Jahres  von  diesem  Einen  Gedanken  beherrscht.  Als  Oaraffa 
nach  Calabrien  gesandt  worden,  hatte  er  Weisung,  in  Messina  ge- 
heime Verbindungen  anzuknüpfen,  um  über  die  Vorgänge  auf  der  Insel 
stets  in  Kenntniss  zu  sein.  Freilich  war  an  die  Eroberung  Siciliens, 
durch  welche  D  a  u  n's  Werk  erst  gekrönt  worden  wäre,  so  lange  nicht 
zu  denken,  als  nicht  die  3500  Recruten,  welche  die  stark  gelich- 
teten Reihen  der  fünf  kaiserlichen  Fuss-Regimenter  zu  füllen  bestimmt 
waren,  in  Unter-Italien  angelangt  sein  würden.  Dann  aber  und  unter 
Voraussetzung  des  zeitgerechten  Eintreffens  der  seemächtlichen  Mittel- 
meer-Flotte, glaubte  sich  Daun  stark  genug,  mit  Aussicht  auf  Erfolg 
an  die  Ausführung  schreiten  zu  können.  Er  gedachte  in  diesem 
Falle  nur  die  drei  Castelle  von  Neapel,  dann  Gacta  und  Capua  von 
Kaiserlichen  besetzt  zu  halten,  im  Abruzzo  500,  im  spanischen 
Toscana  1000  Mann  zu  belassen,  alle  anderen  Truppen  aber  auf 
Sicilien  zu  werfen,  dessen  Besatzung  angeblich  aus  5000  Mann 
spanischer  Truppen  bestand.  Am  28.  April  war  der  zu  Toulon  vorbe- 
reitete Succurs  für  Sicilien  zu  Palermo  eingetroffen.  Er  zählte  unter 
Mab 0 n's  Commando  sechs  Bataillone  (Spanier  und  Franzosen)  und 
ein  Dragoner-Regiment.  Diese  Truppen  wurden  in  die  wichtigsten 
Plätze   der    Insel    verlegt,    während    der    Schiffs-Convoi    bis    auf    drei 


')  Kiiegs-A.,   Neapel  1708;  Fase.  I.  1;  III.   1 ;  IV.  1 ;  V.  2  uncl  3. 

10* 


148 

Kriegsfahrzeuge,    welche    zu  Messina    Station    nahmen,    nach    Toulon 
zurückkehrte  '). 

Die  Aussichten  auf  einen  glücklichen  Erfolg  der  sicilianischen 
Expedition  gestalteten  sich  im  Laufe  des  Frühlings  durch  ein  unvor- 
hergesehenes Ereigniss  günstiger,  als  man  erwartet  hatte. 

Am  7.  Juni,  dem  Fx'ohnleichnamstage,  kam  es  in  Palermo  zu 
einem  blutigen  Aufstande.  Die  Veranlassung  war,  dass  der  Oberst 
Mahon,  ein  Irländcr,  die  Stadt  Palermo  mit  seinen  fremdländischen 
Truppen  besetzen  wollte,  wobei  er  die  Bürger  und  Handwerker  über- 
ging, welche  das  Privilegium  hatten,  ihre  Stadt,  mit  Ausschluss  selbst 
der  königlich  spanischen  Truppen,  allein  zu  bewachen.  Da  Mahon 
auf  den  Widerstand  der  Bevölkerung  stiess,  versuchte  er  sich  einiger 
Posten  mit  Gewalt  zu  bemächtigen.  Das  Volk  wüthend,  gab  auf  die 
Irländer  Feuer.  Der  Vice-König  Avurde  in  seinem  Palaste  förmlich 
belagert.  Es  gelang  ihm  indess,  nach  Melazzo  bei  Messina  zu  ent- 
kommen. —  Neuere  Berichte  besagten,  Palermo  habe  sich  zu  Gunsten 
Karl  III.  erklärt.  Nicht  nur  die  gallo-hispanischen  Truppen,  sondern 
auch  die  französisch  Gesinnten  seien  niedergemacht  worden.  D  a  u  n 
sandte  auf  die  erste  Nachricht  von  diesem  Ereignisse  eine  Feluke 
nach  Palermo,  welche  deren  Bestätigung  mit  dem  Beifügen  zurück- 
brachte, dass  die  Stadt  ganz  in  Händen  der  in  Waffen  stehenden 
Palermitaner  sei.  Der  Feldmarschall  expedirte  den  Bericht  unver- 
züglich an  den  Kaiser,  an  Karl  HI.  und  Prinz  Eugen,  und  legte 
nahe,  welche  Vortheile  sich  aus  diesem  Geschehnisse  ziehen  Hessen, 
wenn  man  von  der  verbündeten  Flotte  zehn  Kriegsschiffe,  von  Neapel 
3000  bis  4000  Mann  dahin  senden  würde  '). 

Weder  in  Wien,  noch  in  Barcelona  fehlte  es  an  Willen,  auf 
Daun's  Vorschläge  einzugehen.  Am  13.  Juni  wies  der  Kaiser  den 
Feldmarschall  neuerdings  an,  die  Vorbereitungen  zur  sicilianischen 
Expedition  eifrigst  fortzusetzen,  und  auch  Karl  III.  trug  sich  um 
diese  Zeit  ernster  denn  je  mit  dem  Gedanken  an  die  Eroberung  der 
Insel.  Aber  es  fehlte  an  den  hiezu  unerlässlichen  Mitteln.  Noch  Hess 
sich  nicht  absehen,  wann  der  so  nothwendige  Ergänzungs-Transport 
der  3500  für  Neapel  bestimmten  Recruten  daselbst  eintreffen  werde, 
und  ebenso  unberechenbar  war  die  unentbehrliche  Mitwirkung  der 
verbündeten  Mittelmeer-Flotte.  Wurde  doch  nicht  einmal  Daun's 
dringende  Bitte  erfüllt:  zur  Freihaltung  der  Communication  in  der 
Meerstrasse  von  Messina  über  einige  Kriegsschiffe  verfügen  und  damit 
die    Getreidetransporte     sichern    zu   können,     welche   die   Bevölkerung 

')  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  IV.  2  uud  3;  V.  1.  —  Quincy,  Histoire  militaiie. 
*)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  V.   l  iiiifl  5;  VI.  5  und  G. 


149 

Neapels  hungeincl  erwartete.  Mitte  Juli  antwortete  Admiral  Leake, 
er  dürfe  sich  nicht  schwächen  und  habe  Ordre,  nach  Catalonien  zu 
segeln.  Vergebens  hatte  Dann  in  jedem  seiner  Berichte  eine 
bestimmte  Entscheidung  bezüglich  Siciliens  erbeten  und  dabei  betont, 
dass  ein  Vorschub  derselben  ihn  in  seiner  gesammten  Thcätigkeit,  in 
allen  seinen  Massnahmen,  insbesondere  in  seinen  Absichten  bezüglich 
des  spanischen  Toscana  lähme  *). 


Im  spanischen  Toscana  hatten  die  Dinge  in  der  That 
eine  Entwickeluug  genommen,  welche  dem  Ansehen  der  kaiserlichen 
Waffen  nichts  weniger  als  günstig  war.  Nach  der  Einnahme  von  Orbi- 
tello  am  21.  December  1707  durch  General  Wetzel  war  auch  den 
Winter  über  keine  Waffenruhe  eingetreten.  Ohne  von  Daun  hiezu 
ermächtigt  zu  sein  und  nach  dessen  Ansicht  viel  zu  frühe,  war  der 
Interims-Commaudaut  von  Orbitello,  Obrist  Graf  Wallis,  zum  Angriffe 
auf  Piombino  geschritten ,  das  sich  nach  kurzer  Gegenwehr  am 
18.  Jänner  1708  ergab.  Der  Obrist,  der  auf  seinen  Lorbeeren  nicht 
ausruhen  wollte,  machte  sich  mit  ganz  ungenügenden  Kräften  an  die 
Belagerung  Port'  Ercole's,  das  er  von  der  Landseite  angriff.  Sich  der 
Höhe  La  Tessa  bemächtigend,  beschoss  er  von  hier  aus  das  Castell 
S.  Felipe,  ohne  indess  durchdringen  zu  können.  Kläglicher  noch 
endete  sein  Versuch,  durch  Einnahme  von  Porto  Longone  auf  Elba, 
diese  Insel  unter  die  Botmässigkeit  Karl  III.  zu  bringen.  Dieser 
Posten,  fortificatorisch  viel  zu  stark,  um  mit  300  oder  400  Mann 
bezwungen  werden  zu  können,  war  der  Schlupfwinkel  aller  Seeräuber 
des  Tyrrhenischen  Meeres,  die  von  hier  aus  die  Verbindung  zwischen 
Neapel  und  Final  di  Spagna,  d.  h.  mit  Mailand,  und  zwischen  ersterem 
Königreiche  und  Catalonien  gefährdeten,  dagegen  jene  zwischen  Frank- 
reich und  dem  Kirchenstaate  begünstigten.  Wallis  hatte  zwar,  im 
Besitze  Porto  Ferrajo's,  festen  Fuss  auf  der  Insel,  aber  Daun 
bezweifelte  doch,  ob  er  dieselbe  werde  behaupten  können.  Darum 
betrieb  er  Anfangs  Februar  eifrigst  die  Absendung  von  Verstärkungen 
dahin.  Das  Vorausgesehene  traf  zu.  Was  die  Wegnahme  Port'  Ercole's 
imd  Porto  Longone's  besonders  erschwerte,  war  der  Umstand,  dass 
die  Kaiserlichen  nicht  zu  hindern  vermochten,  dass  der  Herzog  von 
Tursis,   welcher    einige    Galeeren    befehligte,    diesen  Posten    ab    und 


')  K.  Joseph  I.  all  Uaiiu.  Wieii,  13.  .Juni  1708.  Kriegs-A.,  Neapel  1708; 
Fase.  VI.  3'  2.  —  Karl  III.  aii  Daim.  Barceloua,  "20.  Juni  1708.  Kriegs-A.,  Neapel  1708; 
Fase.  VI.  7,  danii  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  I.  1;  IV.  2  und  3;  V.  1 ;  VI.  1 
und  VII.  16. 


150 

zu  kleiue  Verstärkiuig-en,  Älunition  und  Lel)ensmittel  auf  dem  Seewege 
zuführen  Hess.  So  kam  es,  dass  der  Vertheidiger  Porto  Longone's 
bald  stärker  war,  als  der  Belagerer;  dass  jener  Ende  März  die  Castelle 
S.  Pietro  und  S.  Marco  nehmen  und  Anfangs  Mai  durch  einen  Ausfall 
mit  400  Mann  den  Belagerer  zu  Scaporta  und  Bonatro  zu  delogiren 
vermochte.  Zwar  verlor  er  diese  Posten  in  der  Nacht  zum  14.  Mai 
wieder,  aber  in  einem  zweiten  Ausfalle  bemächtigte  er  sich  des  Postens 
von  Kiro  (^S.  Ilario'?\  Avorauf  Wallis  sich  unter  die  Kanonen  von 
Porto  Ferrajo  zurückzog  und  am  26.  Mai  nach  Piorabino  zurück- 
kehrte *).  —  Feldmarschall  D  a  u  n  war  über  die  Schlappe  nicht 
weniff  erzürnt.  Wiederholt  schon  hatte  Wallis  sich  in  Unter- 
nehmungen  eingelassen,  zu  welchen  er  weder  ermächtigt,  noch  stark 
genug  war.  Hatte  jener  Misserfolg  an  sich  auch  keine  grosse  Bedeutung, 
so  sorgte  man  doch  feindlicherseits  dafür,  dass  allenthalben  davon 
gesprochen  und  geschrieben  wurde.  Zudem  lief  der  wichtige  Gretreide- 
transport  Gefahr,  unterbrochen  zu  werden.  Daun  sah  sich  genöthigt, 
AV  a  1 1  i  s  weitere  Unterstützung  zukommen  zu  lassen.  Die  Rücksicht 
auf  die  beabsichtigte  Expedition  nach  Sicilien  hinderte  ihn  aber, 
genügende  Kräfte  zur  Wiederaufnahme  der  Offensive  zu  senden.  Also 
bedeutete  er  dem  General-Feldwachtmeister  am  5.  Juni,  dass  unter 
den  augenblicklichen  Verhältnissen  an  die  Wiederbesetzung  Elba's 
weniger,  als  an  die  Behauptung  Piombino's  und  Orbitello's  gedacht 
werden  müsse,  Wallis  ward  angewiesen,  nach  dem  Eintreffen  des 
ilim  zugedachten  Bataillons  vom  Regiment  Heindl  alle  dortigen  Com- 
mandirten  der  anderen  Regimenter  nach  Neapel  zurückzusenden.  Im 
Juli  erst  nahm  Cavaliere  Pallavicini  die  Blokade  Porto  Lon- 
gone's zur  See  wieder  auf  *). 

Unter  diesen  Umständen  war  die  erste  Hälfte  des  Jahres  ver- 
strichen, ohne  dass  die  militärische  Lage  in  Unter-  und  Mittel-Italien 
eine  Veränderung  erfahren  hätte.  Kaum  erfolgreicher  Avar  in  dieser 
Zeit  Da  uns  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  inneren  Politik.  Sie 
Avar  hier  eine  vorwiegend  staatspolizeiliche.  An  die  Abführung  der 
vornehmsten  neapolitanischen  Kriegsgefangenen  gelegentlich  des  Aus- 
marsches der  Reiter-Regimenter  Neuburg  und  Vehlen,  reihte  sich 
die  Verhaftung  politisch  Verdächtiger,  die  weder  die  Klostermauern 
des  Monte  Oliveto,  noch  die  Herzogskrone  zu  schützen  vermochten. 
Mit  starker  Hand  griff  Daun  in  das  Treiben  der  neapolitanischen 
Geistlichkeit,  aber  noch  hielt  er  es  nicht  für  räthlich,  die  Geldausfuhr 


')  Kriegs-A.,  Neaix;!  1708;  Fase.  I.  4;  II.  1:  III.  G  mi.l  VII.  2i;  «laun 
Quiucy,  Histoirc  niilitaiie.  —  Wallis  war  Ende  April  zum  Geueral-Feldwaditnieister 
eruaunt  worden. 


151 

nach  Rom  einzustellen  und  die  Sequestration  der  auswärtigen  Geistlichen 
im  Königreiche  zustehenden  Beneficien  durchzuführen,  welche  Karl  III. 
angeordnet  hatte.  Erst  als  die  Gerüchte  von  türkischen  See-Rüstungen 
verstummt  waren,  die  Ernte  vor  der  Thüre  und  die  Ankunft  der  ver- 
bündeten Flotte  im  Mittelmeere  in  naher  Aussicht  stand,  schritt 
Daun  an  die  Republication  jenes  königlichen  Rescripts.  Seine  Zurück- 
haltung ward  zu  Wien  nicht  gerade  billigend  zur  Kentniss  genommen  '). 

So  lagen  die  Verhältnisse ,  als  zu  Anfang  Juli  im  Königreiche 
Neapel  jener  Wechsel  in  der  obersten  Civil-  und  Militär- Verwaltung 
eintrat,  welcher  durch  Karl  III.  Resolution  vom  6.  Februar  I708 
inaugurirt  worden  war.  Bereits  am  30.  Mai  hatte  J  o  s  e  p  h  I.  an  Daun 
ein  Handschreiben  erlassen,  das  ihm  zu  wissen  machte,  er  sei  zum 
Commando  der  in  Ober-Italien  stehenden  kaiserlichen  Truppen  berufen. 
Der  Kaiser  und  Prinz  Eugen  hatten  Alles  gethan,  den  Feldmarschall 
in  Unter-Italien  belassen  zu  können.  Nachdem  die  Entscheidung  durch 
zwei  Monate  hinausgeschoben  worden,  hatte  Feldmarschall  Rabutin's 
Erkrankung  endlich  zu  diesem  Entschlüsse  genöthigt.  —  An  die  Spitze 
der  Civilverwaltung  trat  Cardinal  Grimani,  die  Würden  eines  Vice- 
Königs  und  General-Capitains  in  sich  vereinigend,  als  letzterer  auch 
oberster  Befehlshaber  der  im  Königreiche  stehenden  spanischen  Truppen; 
das  Commando  der  kaiserlichen  Streitkräfte  übernahm  am  2.  Juli, 
dem  Tage  der  Abreise  Daun's  von  Neapel,  der  Feldmarschall  Prinz 
Philipp  von  Hessen-Darmstadt^). 

War  schon  die  Theilung  der  Civil-  und  Militär-Gewalten  sehr 
bedenklich,  so  war  die  Existenz  zweier  militärischen  Befehlshaber  eine 
Gefahr.  In  richtiger  Erkenntniss  derselben  bat  daher  der  Prinz  von 
Hessen-Darmstadt  schon  am  3.  Juli  Karl  IIL,  ihm  auch  das 
Commando  der  königlichen  Truppen  anzuvertrauen,  wofür  sich  der 
Wiener  Hof  früher  schon  verwendet  hatte.  Dank  dieser  Intervention 
ertheilte  Karl  III.  dem  Prinzen  am  4.  Juli  das  Patent  als  „guber- 
natore  generale  degli  arrai"  im  Königreiche  Neapel,  ohne  dass  damit 
in  dessen  Hand  jene  Machtvollkommenheit  gelegt  worden  war,  Avelche 
die  Verhältnisse  erheischten.  Der  Cardinal  war  und  blieb  als  Vice- 
König  und  General- Capitain  für  die  spanischen  Truppen  die  Erste 
Person  im  Königreiche.  In  seiner  Machtbefugniss  lag  die  Ernennung 
und  Absetzung  der  Commandanten  aller  festen  Puncte  des  Landes. 
Aus  seiner  kargenden  Hand  empfingen  die  kaiserlichen  Regimenter 
das  zur  Fristung  ihrer  kümmerlichen  Existenz  Nothwendigste. 
Reibungen  konnten  da    nicht  ausbleiben.    Im  Laufe   der  Zeit    mussten 

')  Kriegs-A,,  Neapel  1708;  Fase.  V.  9;  VI.  2;  VII.  24. 

2)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  V.  11  und  12;  VII.  2  und  4. 


152 

die  natürlichen  Gegensätze  zwischen  dem  Cardinal  und  dein  kaiser- 
lichen Ober-General  immer  schärfer  fühlbar  werden.  Der  letztere  ver- 
trat das  Interesse  seines  Kriegsherrn,  das  er  mit  dem  der  ihm  anver- 
trauten Truppen  identiücirte.  Der  Cardinal  war  berufen,  das  Interesse 
seines  Königs  zu  wahren,  das  mit  dem  des  Kaisers  nicht  durchwegs 
übereinstimmte.  Man  beschuldigte  ihn  unverhüllt,  zwischen  den 
erlauchten  Brüdern  Misstrauen  zu  säen.  Die  kleine  im  Königreiche 
stehende  österreichische  Armee  betrachtete  Grimani  als  ein  noth- 
wendiges  Uebel,  dessen  man  sich ,  um  Herr  des  Landes  zu  sein, 
ehemöglichst  entledigen  müsse,  am  einfachsten  dadurch,  dass  man  die 
Truppen  materiell  zu  Grunde  gehen  liess.  Zu  dem  war  Grimani 
Italiener  und  —  Cardinal;  seine  geistliche  Würde  legte  ihm,  wie  das 
beider  Verschärfung  der  Beziehungen  zwischen  Wien  und  Rom,  zu  Tage 
trat,  praktisch  Rücksichten  auf,  die  sich  mit  seinen  Pflichten  gegen 
Joseph  I.  und  Karl  III.  kreuzten.  Fast  will  es  scheinen,  dass 
er  den  Bestand  einer  der  Curie  gefährlichen  Streitmacht  im  Königreiche 
perhorrescirte ,  denn  mit  bemerkenswerther  Unparteilichkeit  liess  er 
auch  die  Truppen  seines  königlichen  Herrn  materiell  zu  Grunde  gehen. 
In  der  ersten  Zeit  ihres  Zusammenwirkens  war  das  Verhältniss 
zwischen  Grimani  und  dem  Prinzen  Philipp  indess  ein  erträgliches. 
Der  Erstere  liess  es  an  Versprechungen  nicht  fehlen  und  der  Letztere 
glaubte  vertrauensvoll  an  den  guten  Willen,  sie  zu  erfüllen. 

Aber  mit  jedem  Tage  stieg  das  materielle  Elend  der  Regimenter, 
welche  nach  dem  Rechnungsabschlüsse  vom  1.  Mai  1708  nicht  weniger 
als  388.115  fl.  28  kr.,  einen  siebenmonatlichen  Sold,  zu  fordern  hatten. 
Die  A  erhältuisse  im  spanischen  Toscana  überschauend,  kam  der  Prinz 
zu  dem  gleichen  Schlüsse,  Avie  seine  Vorgänger.  Man  musste  sich  hier 
vorläufig  auf  die  reine  Abwehr  beschränken.  Da  ein  Anschlag  auf 
Piombino,  auf  Corsica  basirt,  ganz  gut  ausführbar  war,  erhielt  Wallis 
Befehl,  diesen  Platz  nach  Möglichkeit  in  Vertheidigungsstand  zu  setzen. 
Von  der  Xothwendigkeit  durchdrungen ,  die  Verhältnisse  an  der 
toscanischen  Küste  so  bald  wie  nur  möglich  einer  endgiltigen  Rege- 
lung zuzuführen,  gab  der  Prinz  indess  dem  General-Feldwachtmeister, 
wie  dem  Obristen  Fahre,  schon  am  3.  Juli  Weisung,  die  vom  Feinde 
noch  besetzten  Puncte  eingehend  auszuforschen  und  zu  berichten 
wie  man  sich  derselben  mit  den  geringsten  Opfern  bemächtigen 
könne  •). 

Die  wichtigste  der  Aufgaben,  welche  der  Prinz   von  seinem  Vor- 
gänger übernommen  hatte,  war  die  Expedition  zur  Eroberung  Siciliens. 

*)  Kriegä-A.,  Neapel  1708:  Fase.   VI.  7;   VII.  7,  8  uud  12. 


153 

Joseph  [.  gab  am  14.  Juli  die  bedingungsweise  Geuehmiguug  zur 
DiircbfiUirung  dieser  Unternehmung,  die  aber  zu  unterhissen  wäre,  wenn 
sich  grössere  Schwierigkeiten  ergäben.  Eine  Uebersicht  der  zu  dieser 
Operation  disponiblen  Streitkräfte  zeigte,  dass  diese  viel  zu  schwach 
wären,  um  auf  Erfolg  hoffen  zu  können.  Alles  was  er  nach  Sicilien 
absenden  könnte,  berichtete  der  Prinz  am  24.  Juli  dem  Kaiser,  wären 
3600  Mann  Fussvolk,  1000  Reiter  und  1000  Mann  ganz  unverlässlicher 
Hülfstruppen.  Dieses  Corps  würde  für  das  Unternehmen  kaum  genügen, 
das  Königreich  Neapel  aber  gleichwohl  bedenklich  entblösst  werden. 
Er  müsse  daher  um  die  baldige  Zusendung  der  Recruteu  und  Re- 
monten  und  zweier  Fuss-Regimenter  aus  der  Lombardei  bitten.  Eine 
Woche  früher  hatte  der  Prinz  die  Forderung  Da un's,  für  die  sicilia- 
nische  Expedition  in  den  österreichischen  Häfen  3000  Croaten  bereit 
zu  halten,  erneuert.  Da  der  Feind  namentlich  zu  Messina  und  Melazzo 
sich  zum  kräftigsten  Widerstände  eingerichtet  hatte  und  es  den  in 
Neapel  stehenden  Truppen  an  der  erforderlichen  Ausrüstung  fehlte, 
trat  der  Gedanke  an  die  Eroberung  Siciliens  immer  mehr  in  den 
Hintergrund  '). 

Die  grössten  Schwierigkeiten  bereitete  der  beabsichtigten  Unter- 
nehmung gegen  Sicilien  die  Haltung  Roms.  Nach  den  Berichten  des 
Grafen  Kaunitz  und  des  dortigen  kaiserlichen  Residenten  müsse 
mau  als  gewiss  annehmen,  meldete  der  Prinz  von  Hessen-Darmstadt, 
dass  das  päpstliche  Absehen  auf  das  Königreich  Neapel  gerichtet  sei. 
Dies  zwinge,  dessen  Grenze  gegen  den  Kirchenstaat  entsprechend  zu 
bedecken.  Geschehe  dies  nicht,  so  heisse  das  mit  Rücksicht  auf  die 
beabsichtigte  Operation  gegen  Sicilien,  auf  Eroberung  eines  fremden 
Landes  mit  zweifelhaftem  Kriegsglück  ausgehen,  das  in  Händen 
habende  aber  dem  feindlichen  Raube  preisgeben  *). 


»)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VII.  13,  14,  17  und  18. 
2)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.   VIII.  2. 


1 


Der  Feldzng  in  den  West- Alpen'). 

War  das  Kriegsjalir  1707  in  Italien  in  seinen  Ergebnissen  auch 
hinter  den  Erwartungen  zurückgebHeben,  welche  die  Seemächte  und  ihr 
zweifach  begünstigter  Schützling  Victor  Amadeus  von  Savoyen 
gehegt  hatten,  so  war  doch  das  Erbe  des  glorreichen  Jahres  1706 
in  dem  folgenden  Feldzuge  durch  die  Einnahme  von  Susa  um  ein 
Wichtiges  bereichert  worden.  Im  Besitze  dieses  Vereinigungspunctes 
der  Strassen  über  den  Mont  Cenis  und  den  Mont  Genevre  wäre  Frank- 
reich immer  in  der  Lage  gewesen,  zu  beliebiger  Stunde  grosse  Massen  in 
das  Po-Thal  zu  werfen,  oder  auf  ihn  gestützt,  Savoyen  und  die  Dauphine, 
unter  Umständen  selbst  Nizza  und  die  Provence,  gegen  Invasions- Ver- 
suche aus  der  Po  -  Ebene  wirksam  zu  vertheidigen.  Darum  betonte 
C  a  t  i  n  a  t  nach  Susa's  Fall  laut  die  Nothwendigkeit,  es  wieder  zu 
gewinnen ;  ohne  dasselbe  sei  weder  auf  die  Thäler  von  S.  Martino  und 
Pragelato,  noch  auf  Fenestrelle  zu  rechnen,  diese  letzten  Keste  ober- 
italischen Bodens,  auf  denen  noch  Frankreichs  Banner  wehte. 

Bald  nach  dem  Falle  von  Susa  hatte  der  in  den  West- Alpen  zeitlicli 
einfallende  Winter  beide  Theile  zum  Bezüge  der  Quartiere  genöthigt. 
Eine  Störung  der  Waffenruhe  war  auf  diesem  Schauplatze  des  grossen 
Kriegstheaters  um  so  weniger  zu  befürchten,  als  der  lange  und  immer 
rauhe  Winter  die  wenigen  Uebergänge  über  das  grossartige  Hoch- 
gebirge, das  vom  Simplon  bis  zum  Col  di  Tenda  die  Po-Niederung 
umspannt,  gänzlich  verlegt  und  die  Debouchcen  dieser  gewaltigen 
Barriere  überdies  beiderseits  von  festen  Puncten  gesperrt  waren  "). 

>)   Welle  Tafel   II, 

^)  p-raiizösischcrsi'its,  al)p;e.seli('n  vou  Perosa,  Fenestrelle  niul  Exilles,  durcli 
Briau(,on,  Scliloss  Queiias,  Mont  Danpliiu,  Enibrun,  Arche,  Colmars,  Eiitrevaux,  Monaco, 
Nizza,  Antiltes,  Toulon,  Sisteron,  Gap,  Grenoble,  Furt  liarraux,  Fort  de  TEcluse  und 
Lj'ou ;  —  verbündeterseits  durcli  Fort  Bard,  Susa,  Piuerolo,  Saluzzo,  Cuneo  und  Demonte 
und  den  Centralplatz  Turin. 


155 

Unter  diesen  Umständen  hatten  sich  die  Verhüudeteii  nur  dem 
Namen  nach  durch  eine  Postirung  gegen  die  Ausfallspforte  von  Perosa 
gesichert;  dagegen  waren  zu  Susa,  an  dessen  Instandsetzung  und 
Erweiterung  eifrigst  gearbeitet  wurde,  von  den  11  kaiserlichen  Regi- 
mentern etwa  1500  Mann  Commandirte  und  9  piemontesische  Bataillone 
belassen  Avordeu  ').  Die  Truppen  des  Herzogs  von  Savoyen  hatten  sich 
im  Piemontesischen  ausgebreitet,  die  Kaiserlichen  im  Lombardischen  und 
Mantuanischen  und  zum  Theile  in  Ferrara,  die  deutschen  Hülfsvölker 
aber  am  rechten  Po-Ufer,  die  Preussen  in  und  um  Piacenza  und 
Parma,  die  Sachsen  -  Gothaer  im  Mantuanischen.  Diese  Gruppirung 
ward  den  ganzen  Winter  über  und  bis  Mitte  April  unverändert 
beibehalten.  Nur  erfuhr  der  Truppenstaud  der  Verbündeten  in  Ober- 
Italien  durch  das  Abrücken  der  nach  Neapel,  Catalonien  und  nach 
Deutschland  bestimmten  Verstärkungen  eine  bedeutende  Verringerung. 

Von  den  95  Bataillonen  und  60  Escadronen,  welche  französischer- 
seits  an  den  West-Alpen  verblieben,  waren  40  Bataillone  zwischen 
Briancon,  Perosa  und  Exilles,  der  Rest  aber  in  Savoyen,  in  der 
Nieder-Dauphine  und  in  der  Grafschaft  Nizza  untergebracht  worden. 
Die  Cavallerie  und  die  Dragoner  am  Rhone.  M  e  d  a  v  i,  an  T  e  s  s  es 
Stelle  in  der  Dauphine  und  in  Savoyen  commandirend ,  hatte  sein 
Quartier  zu  Grenoble ;  d'Artaignan,  in  Nizza  und  in  der  Provence 
befehligend,  das  seine  zu  Grasse  genommen.  Briancon,  Embrun,  Antibes, 
Fort  Barraux  und  Grenoble  dienten  als  Basis-,  beziehungweise  Depot- 
Puncte.  Diese  Gruppirung  der  französischen  Streitkräfte  erfuhr  im  Laufe 
des  Winters  nur  geringe  Veränderungen,  wiewohl  die  Vertheilung  der 
Kräfte  ständig  Gegenstand  lebhafter  Erörterung  war.  Schon  in  diesen 
Discussionen  machten  sich  aber  die  grossen  Schwierigkeiten  geltend, 
welche  nach  dem  Verluste  von  Susa  die  Vertheidigung  der  Alpen- 
grenze gegen  Piemont  bot. 

Da  Ludwig  XIV.  sich  für  einen  Vertlieidigungs-Entwurf  erst 
dann  entscheiden  wollte,  wenn  Stärke  und  Absicht  der  in  Italien 
stehenden  Verbündeten  besser  erkennbar,  benützten  die  Franzosen  die 
Zeit  zur  möglichst  sorgfältigen  Vorbereitung  des  eventuellen 
Operations-Schauplatzes  in  fortificatorischer  und  administrativer 
Beziehung.  Das  feldmässig  befestigte  Lager  von  Bourg  St.  Maurice,  die 
Feldwerke  von  Modane,  sowie  jene  an  den  Deboucheen  des  grossen 
und  kleinen  Mont  Cenis,  Lanslebourg  und  Thermignon,  wurden  vervoll- 
kommnet. Die  Posten  vonOulx,  Exilles  und  Fenestrelles,  Perosa,  die  Ver- 
schanzuugen  im   Thale   von  Barcelonette,   wurden  theils  neu  befestigt, 


»J  Siebe  IX.  Band,   Seite   169  dieses  Werkes. 


156 

theils  verstärkt.  Die  Küste  vuin  Var  bis  Marseille  ward  mit  Posten  ver- 
sehen. Alle  Wege,  auf  welchen  die  Verbündeten  im  Vorjahre  in  die  Pro- 
vence eingebrochen,  wurden  unbrauchbar  gemacht.  Sospello  ward  ver- 
schanzt und  sperrte  die  vom  Col  di  Teuda  herabtührunde  Strasse,  wie 
San  Martiuo  und  Lantosca  die  Verbindung  über  den  Col  delle  Finestre. 
Dagegen  vereitelte  Victor  Am  ade  us  die  Absicht  der  Franzosen,  Saorgio 
und  Dolceacqua  zu  nehmen,  indem  er  einige  Bataillone  dahinwart". 

Im  März  bekamen  die  Franzosen  die  ersten  unsicheren  Nachrichten 
über  Stärke  und  Absichten  der  Verbündeten.  Sie  veranlassten  Medavi, 
für  die  nächst  Oulx  und  Perosa  stehenden  Truppen  Marschbereitschaft 
anzuordnen. 

Indess  auf  französischer  Seite  die  Schwierigkeit,  die  ausgedehnte 
Alpengrenze  gegen  alle  möglichen  Angriffe  zu  schützen,  immer  fühl- 
barer wurde,  beschäftigte  sich  Victor  Amadeus  mit  der  Ueberlegung 
und  Vorbereitung  des    vom  Wiener  Hofe    redigirten  Offensiv-Planes'). 

Der  Vorstoss  über  den  Mont  Cenis  nach  Savoyen  versprach  in 
der  That  Erfolg.  Gerade  das  Vorjahr  hatte  gezeigt,  wie  viel  Zeit  den 
Franzosen  die  Vereinigung  ihrer  längs  des  Alpenkammes  vertheilten 
Streitkräfte  koste.  Gelang  es  den  Verbündeten,  diese  Vertheidigungs- 
Barriere  an  Einem  Puncte  zu  durchbrechen,  so  erübrigte  den  nunmehr 
getrennten  Theilen  nichts,  als  die  Vereinigung  rückwärts,  an  der 
Isere,  zu  suchen.  Auf  diese  Weise  gelang  es  vielleicht,  Perosa,  Feue- 
strelle  und  Exilles  völlig  zu  isoliren  und  zu  nehmen,  ehe  die  Franzosen 
Hülfe  bringen  mochten.  Die  Offensive  durch  das  Are-Thal  war  nur  in 
Einem  Sinne  gefährlich.  Im  Besitze  von  Exilles ,  von  Oulx ,  des  Col 
de  la  Roue  und  Mont  Genevre,  konnten  die  Franzosen  dem  Rücken 
der  Verbündeten  sehr  gefährlich  werden,  um  so  gefährlicher,  als  der 
Nachschub  der  Verpflegung  und  der  Artillerie  der  Invasion  ohnedies 
Verlegenheiten  genug  bereiten  musste.  Liessen  die  Verbündeten  aus 
dem  Tliale  von  Aosta  auf  der  einzigen  noch  fahrbaren  Verbindung 
über  den  Hauptkamm  der  West-Alpen,  über  den  kleinen  St.  Bernhard, 
ein  abgesondertes  Corps  in  die  Tarantaise  hinuntersteigen ,  so  band 
dieses  nicht  nur  einen  Theil  der  feindlichen  Kräfte,  es  sicherte  dem 
Gros  der  Ai'mee  einen  neuen  Nachschubs-  und  im  äussersten  Falle  einen 
zweiten  Rückzugsweg.  Die  Durchführung  dieses  Operations -Planes 
bedingte  die  Versammlung  der  Hauptmacht  im  Thale  der  Dora 
Riparia.  Die  Truppen  waren  also  auch  in  dem  Falle,  als  die  Fran- 
zosen offensiv  auftraten ,  auf  dem  rechten  Platze,  Die  Hoffnung 
auf  die  Wegnahme  von   Perosa,  Fenestrelle  und  Exilles,  durch  welche 


•)  Siehe  „Kriegspläue",  Seite  37. 


157 

des  Herzogs  Besitz  so  schön  abgerundet  werden  konnte,  war  in  seinen 
Augen  jedenfalls  ein  hoclibedeutendes  Moment. 

Diesen  Operations  -  Entwurf  in  Ausführung  zu  bringen ,  di'ang 
Victor  Amadeus  schon  zu  Beginn  des  Februar  in  den  Kaiser, 
er  möge  seine  italienische  Armee  auf  einen  Fuss  setzen,  welcher  sie 
befähige,  offensiv  aufzutreten');  gleichzeitig  verlangte  er,  dass  die  Ver- 
pflegung derselben  ja  rechtzeitig  sichergestellt  werde  '*).  Unter  dem  Ver- 
wände, der  Feind  trage  sich  mit  einem  Anschlage  auf  Susa,  wünschte 
er  über  das  kaiserliche  Contingent   frühzeitig  verfügen  zu  können. 

Jedem  feindlichen  Unternehmen  sofort  entgegentreten  zu  können, 
ordnete  Victor  Amadeus  an,  dass  seine  in's  Feld  bestimmten 
Truppen  derart  aus  den  Winterquartieren  zu  rücken  hätten,  um 
am  15.  April  die  ihnen  bezeichneten  Grenzpuncte  bei  Susa,  im  Thale 
von  Aosta  und  anderenorts  zu  erreichen.  Gleichzeitig  forderte  er  den 
G.  d.  C.  Visconti  auf,  6000  Mann  kaiserliches  Fussvolk  unverzüg- 
lich marschbereit  zu  stellen  und,  bald  darauf,  sie  bei  Susa  campiren 
zu  lassen.  Diesem  Ansinnen  konnte  indess  nicht  entsprochen  werden, 
da  die  Recruten  aus  Deutschland  noch  nicht  eingetroffen  und  es  den 
Truppen  an  Zelten  fehlte,  was  ihnen  bei  den  kalten  Nächten  sehr 
hart  hätte  fallen  müssen.  Schon  im  Februar  hatte  Prinz  Eugen  den 
commandirenden  General  Visconti  angewiesen,  nur  im  äussersten 
Xothfalle  Mannschaften  vom  Fussvolk  dahinzusenden;  der  Herzog 
möge  zunächst  nur  seine  eigenen  Truppen  dahin  werfen  ^).  Um  so 
eifriger  betrieb  Victor  Amadeus  die  Vorbereitungen  zur  Campagne. 

Ivrea,  Turin,  Avigliana,  Susa  und  Saluzzo  wurden  als  die  Haupt- 
Depötplätze  eingerichtet  und  im  Becken  von  Genf  grosse  Getreide- 
käufe effectuirt.  La  Brünette  (Vorwerk  von  Susa)  ward  mit  Minen 
versehen,  seine  Geschütz-Dotation  um  15  schwere  Stücke  vermehrt, 
endlich  bis  zum  Col  Montpentier  eine  doppelte  Linie  hergestellt,  um 
mit  Turin,  ohne  Benützung  des  Thalweges,  gesichert  verkehren  zu 
können.  Endlich  ward  zur  Verbindung  der  Höhen  von  Jaillou  mit 
jenen  von  Jallas,  oberhalb  Susa,  über  die  Dora  eine  Brücke  geschlagen. 

Aufmarsch   der  beiderseitigen   Streitkräfte   an   der   Grenze. 

Die  Kräfte-Verschiebungen  der  Verbündeten  gegen  Susa  in  der 
zweiten  Hälfte  des  April  veranlassten  Medavi,  seine  Truppen  Anfangs 
Mai  aus  den  rückwärtigen  Quartieren  gegen  die  Grenze  in  Bewegung 

«)  Kriegs-A.,  Italieu  1708;  Fase.  II.  1. 
2)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  II.  7. 
»)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fa.sc.  II.   11. 


158 


zu  setzen.  Wiewohl  die  Passhöhe  des  Mont  Genevre  im  letzten  Drittel 
des  Mai  noch  schneebedeckt  und  der  Weg  ungemein  schwierig  war, 
standen  am  22.  doch  bereits  sämmtlichc  zur  Vcrthcidigung  des  Del- 
phinats  bestimmten  Truppen  und  10  Geschütze  östlich  des  Hauptkammes 
der  Alpen.  Gleichzeitig  Avurde  das  Gros  der  zur  Deckung  Savoyens 
disponirten  Kr.äfte   über  JSt.  Jean  de  Maurienne  nach  Modane  dirigirt. 

So  lagen  die  Dinge,  als  Ludwig  XIV.  Ende  April  den  Ober- 
befehl über  alle  Truppen  zwischen  dem  oberen  Rhone  und  der  Küste 
der  Provence  dem  Marschall  Villars')  anvertraute.  Ueberzeugt, 
dass  die  Verbündeten  sich  durch  die  Entsendungen  nach  Catalonien 
und  Deutschland  in  Italien  so  sehr  geschwächt  hätten,  dass  sie  sich 
hier  mit  grossen  Entwürfen  wohl  nicht  mehr  tragen  konnten ;  in 
Kenntniss,  dass  Prinz  Eugen  in  Deutschland  befehligen  werde,  und 
weit  entfernt,  Villars  ein  offensives  Auftreten,  eine  Wiedereroberung 
von  Susa  zuzumuthen,  entzog  Ludwig  XIV.  der  Armee  der  West- 
Alpen  gleichzeitig  21    Bataillone   und  40  Escadronen. 

Als  Marschall  Villars  am  7.  Juni  zu  Grenoble  eintraf,  war  die 
Truppen- Vertheilung  im  Detail  folgende  ^)  : 

Balaill.  Escadr. 
Vou  Perosa  imcl  dem  V.  S.  Älar- 

tino  bis  zum  M*  Genevre: 
im  V.  S.  Martiuo  zu  Perrero      .      1     — 
„    Le  Glos    .     1     — 
zu  Perosa 3     — 

Zwischen  Perosa  und  Fenestrelle : 
zu  Meiitoulles  und  Le  Roux       .      1      — 
„    Gross-  und  Klein-Fayet  .      .     2     — 

Zwischen  Fenestrelle  und 
M*    Genevre : 

zu  Barboti' 1     — 

„    Uxeaut  und  Lc  Lot     *     .     .     1     — 
„    Pourrieres,  Freisse,  Souchere 

Basse  und  Le  Luy  ....     1     — 
„    La  Rua  und  Les  Granj2;es  de 

Pragelas 1     — 

„    Letures 1     — 

„    Champlas,  RüUieresu.Bousson     2     — 
„     Sauze  de   Sezanno  ....      2     — 


lialaill.  Estadr. 

Sa  voy  en. 

1 

'? 

In  derTarantaisezu  St.  Maurice  . 

„  Hem(Aime 

?) 

1 

— 

„  Moutiers  . 

1 

— 

„  Seez     .     . 

— 

4 

„  Conflans  . 

— 

3 

In  der  Maurienne  zu  Medon 

1 

~ 

„  Modane     . 

6 

— 

„   St.  Andre 

1 

— 

„   St.  Jean  . 

1 

— 

12       9 


Dauphin  e. 
Zwischen  Exilles  und  dem 
Ml  Genevre: 
zu  Exilles  und  auf  den  benach- 
barten Höhen 8 

,,    Salbertrand 3 

„    Bardonncche 2 

„    Oulx 2 

„    Fcnil 2 


17     — 


17 


')  Biographische  Skizze  Villars'  siehe  Band  IV,  Seite  479  dieses  Werkes, 
')    Archives  du  depöt  de  la  guerre,  piöcc  origlualo,  vol.  2099,  Nr.  211,  und  rück- 
sichtlich der  Provence  und  der  Grafschaft  Nizza  ergänzt  nach    Grignan's  Bericht  ddo. 
Marseille,  4.  Juni  1708,  ebendaselbst  vol.  2099,  Nr.  200.  Memoires   militaires  (Pelet). 


159 

Itiiliiill.  Escadr.  Balaill.  Escadr. 

},U  Genevre 1  —  Uebertrag  13     — 

Briau<;ou 1  —  In  den  Grenzplätzen  an  der  Küste 

Vallee  de  Queiras 1  —  nnd  auf  den  Inseln   50  Coni- 

3  —  paguien. 

Im  Anmärsche  aus  Languedoc    .  —       8 

Im  Tliale  von  Barc-elouette  .      .     3  —  12       8 

Provence:  G  r  a  f  s  c  h  a  f  t  N  i  z  z  a : 

zu  Cagnes 3  —  zuNizza, VillaFraucaundMoutal- 

,,    Carros 1  —  ban  einschliesslich  1^00  Mann 

„    Poggetto 3  —  auf  den  vorgeschobeneu  Posten 

zwischen  La  Brague  am  Var  und  von  Sospello,  Castiglione,  Lan- 
dern Meere  (Schanzarbeiter)   .     2  —  tosca,  Utelle,  Levenzo  und  As- 

zu  Toulon 3  —  promonte  zusammen  ....     7     — 

„    Sejme  und  Colmars      ...2  —  Monaco..     .     .     2     — 

Fürtrag  13  —  Totale  73     20 

Villars,  der  Ansicht,  das  Heil  der  Dauphine  hänge  von  der 
Vertheidigung  Savoyens  ab,  betraute  mit  dieser  Medavi  und  ver- 
mehrte auf  die  Kunde,  die  Verbündeten  schanzten  auf  dem  Mont 
Cenis  und  der  Höhe  von  Arpon  und  arbeiteten  an  einer  Communication 
über  La  Fernere  und  Jaillou  nach  Susa,  die  Truppen  jener  Provinz 
um  8  Bataillone.  An  der  Besatzung  der  Provence  beschloss  er  nicht  zu 
rühren,  mit  dem  Reste  aber,  d.  i.  mit  27  oder  28  Bataillonen,  zwischen 
Fenestrelle  und  Exilles  Stellung  zu  nehmen.  Seine  Aufgabe,  der 
grossen  numerischen  Ueberlegenheit  der  Verbündeten  und  ihrer  cen- 
tralen Aufstellung  gegenüber  für  eine  nahezu  unlösbare  haltend,  ver- 
langte er  eine  Verstärkung  von  nicht  weniger  als  60  Escadronen 
und  30  guten  Bataillonen,  welche  unverzügHch  nach  der  Südostgrenze 
Frankreichs  in  Marsch  gesetzt  werden  müsste  *). 

Ludwig  XIV.  beurtheilte  die  Sachlage  wesentlich  anders  als 
Villars.  „Au  Euch  ist  es,"  schrieb  der  König  an  Villars,  „mit 
den  Truppen,  die  Euch  zugewiesen,  ungeachtet  jener,  die  ich  Euch 
ferner  zuweisen  werde,  zu  leisten,  was  möglich  ist."  —  „Wenn  Prinz 
Eugen  und  die  Kaiserlichen,  zur  Zeit  als  meine  Armeen  in  Piemont 
und  der  Lombardei  gestanden,  das  Zahlenverhältniss  ihrer  Truppen 
zu  den  meinen  als  massgebend  betrachtet  hätten,  wäre  Italien  schon 
längst  von  ihnen  befreit  und  der  König  von  Spanien  im  friedlichen 
Besitze    der  Staaten,  welche  ihm  daselbst  gehören  *)." 

')  Lettre  de  M.  le  marechal  de  Villars  au  roi.  Vizille,  13  Juin  1708.  Archives 
du  depot  de  la  guerre,  vol.  2099,  Nr.  234  [Memoires  militaires  (Pelet)]. 

2)  Lettre  du  roi  ä  M.  le  marechal  de  Villars.  Versailles,  17  Juin  1708.  Archives 
du  depot  de  la  guerre,  vol.  2075,  l^e  partie,  3^  section,  Nr.   243     [Memoires    militaires 

(Pelet)]. 


160 

Für  das  wahrscheinlichste  Ziel  der  feindlichen  Operationen  die 
ProA'ence  haltend,  ordnete  Ludwig  XIV.  die  Bildung  eines  verschanzten 
Lagers  zu  Toulun  an.  Aus  dem  Roussilluu  und  Languedoc  8  Bataillone 
dahin  bestimmend,  welche  im  Nothfalle  durch  Marine-Truppen  und  die 
Milizen  des  Landes  unterstützt  werden  konnten,  hielt  er  dieses  Corps 
stark  genug,  sich  solange  zu  behaupten,  bis  Villars  weitere  Ver- 
stärkungen dorthin  gesandt  oder  selbst  dort  eingetroffen  sein  würde. 
Da  zu  den  für  die  Provence  bestimmten  8  Escadronen  noch  ein 
weiteres  Dragoner-Regiment  stiess,  verfügte  Villars  im  Ganzen  über 
82  Bataillone  und  23  Escadronen. 


In  dem  Masse,  als  der  Schnee  geschmolzen,  waren  auch  die  Ver- 
bündeten an  die  Besetzung  der  Höhenposten  geschritten.  Die  Gruppirung 
ihrer  Streitkräfte  war  Ende  Mai  folgende : 

Im  Thale  von  Aosta  standen  4  piemontesische  Bataillone  — 
2282  Streiter  —  unter  Schulenburg;  zu  Susa  und  auf  den 
benachbarteu  Höhen  12  piemontesische  Bataillone  —  7279  kStreiter  — 
unter  de  la  R  o  c  q  u  e.  Die  Stellung  dieser  Truppen  machte  es  den 
Franzosen  unmöglich,  die  Position  von  Jallas  zu  beziehen.  Ferrieres 
und  die  Passhöhe  des  Mont  Cenis  waren  gleichfalls  in  ihren  Händen, 
wohlverschanzt  und  alle  Truppen  zur  Hand ,  sie  zu  vertheidigen. 
Zwischen  Avigliana  und  Rivoli  4003  Kaiserliche  —  Commandirte  — 
unter  dem  Prinzen  von  Württemberg;  zu  Pinerolo  27  SchAvadronen 
piemontesischer  Reiterei  —  3428  Säbel  *).  Das  Gros  der  Oester- 
reicher  ^),  die  Preussen  und  Sachsen-Gothaer  lagen  noch  in  ihren  Quar- 
tieren. Sie  sollten  schleunigst  gegen  Piemont  in  Marsch  gesetzt  werden. 

Das  kaiserliche  Fussvolk  wurde  zum  grösseren  Theile  nach  Ivrea, 
wohin  auch  die  Artillerie  folgen  sollte,  zum  kleineren  nach  Tricerro 
(n.  ö.  Trino)  ^),  das  preussische  und  das  sachsen-gotha'sche  Fuss- 
volk nach  Rivaita  (zwischen  Rivoli  und  Urbassano),  die  österreichische 
und  die  sachsen-gotha'sche  Reiterei  nach  Orbassano  dirigirt. 


')  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VI.  46,  "ml  Aicbives  du  de'pöt  de  la  gueire, 
vol.  2098,  Nr.  185  [Meuioires  militaires  (Pelet)]. 

^)  Nach  Zum  Juiigen's  Staudeslisteu  zählte  das  iiath  Piemont  bestimmte 
kaiserliche  Fussvolk,  Ende  Mai  in  11  Regimentern  einschliesslich  2079  Keciutcn, 
13.414  statt  der  vcrtragsmässigen  14.000  Mann;  dagegen  die  Reiterei  7000  statt 
(iOOO.  Zum  Jungen  an  Prinz  Eugen.  Mailand,  30.  Mai  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  V.  8.  Von  ersterem  standen  um  diese  Zeit,  wie  bereits  erwähnt,  4095  Com- 
mandirte zu  Susa.  Prinz  Eugen  an  den  G.  d.  C.  Visconti.  Wien,  IG.  Mai  1708; 
Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  V.  2. 

')  Kricgs-A.,  Italien   1708;  Fase.  VI.  4  a. 


161 

Die  Marsclibewegungcn  Avurdeu  indess  durch  das  Anscliwellen 
der  aus  dem  Gebirge  kommenden  Gewässer  und  durch  anlialtende 
Regen  sehr  verzögert.  Die  aus  ihren  Quartieren  aufgebrochenen 
Regimenter  konnten  bald  weder  vor-  noch  rückAvärts.  Die  hieraus 
erwachsende  Verwirrung  machte  sich  besonders  in  der  Verpflegung 
fühlbar  '). 

Der  kaiserliche  Obrist-Feldkriegs-Commissär  Baron  Martini, 
angewiesen,  die  Campagne  an  der  Seite  des  Herzogs  Victor  Amadeus 
von  Savoyen  mitzumachen '*),  war  bereits  Anfang  Juni  nach  Turin 
gekommen '),  die  gesammten  administrativen  und  ökonomischen  Anord- 
nungen   für  den  Feldzug  zu  treffen. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Offensive  nach  Savoyen,  ward  festgesetzt, 
dass  Martini  zu  Turin  „als  im  Centro  verbleibe,  um  den  allseits  auf- 
kommenden Nothwendigkeiten  Vorsehung  thun  und  operiren  zu  können" ; 
der  Ober-Kriegs-Commissär  Brentano  aber  mit  den  erforderlichen 
Unterbeamten  der  Armee  folgen  solle,  ,. damit  er  alldort  die  Amts-Vor- 
fallenheiten  respicire  und  nach  den  ihm  von  Zeit  zu  Zeit  zu  ertheilenden 
Verordnungen  seine  Function  versehe". 

Bis  Susa,  Limon  und  Fort  Bard  waren  die  kaiserlichen  Contra- 
henten  das  Brod  zu  liefern  verpflichtet*).  Für  den  Fall,  als  die 
Operationen  über  die  Alpen  hinüber  führten,  hatte  Martini  mit 
dem    piemontesischen    Unternehmer  Motta  abgeschlossen. 

Dank  der  Thätigkeit  und  Umsicht  des  kaiserlichen  Obrist-Feld- 
kriegs-Commissärs  waren  die  Truppen,  als  die  Operationen  begannen,  bis 
ultimo  August  bezahlt ;  war  das  Brod  für  die  ganze  Dauer  des  Feldzuges 
sichergestellt ;  waren  Schuhe,  Hufbeschläge,  Waffen,  Zelte  und  Trag- 
thiere  nach  Erforderniss  vorhanden;  begleitete  ein  „fliegendes  Feld- 
spital"  die  Armee  und  wurde  zu  Pianezza  ein  stabiles  errichtet'). 


')  Nach  Fischer's  Bericht  au  den  Prinzen  Eugen,  Bern,  4.  Juli  1708,  waren 
die  kaiserlichen  und  savoyischen  Truppen  am  27.  Juni  noch  im  Marsche  nach 
den  Concentririings-Puncten. 

2)  Eugen  an  Martini.  Wien,   16.  Mai  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  V.  3. 

3)  Brockhausen  an  Prinz  Eugen.  Turin,  2.  Juni  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708 : 
Fase.  VI.   1. 

*)  Martini  an  Prinz  Eugen.  Mailand,  13.  Juni  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708 ; 
Fase.  VI.  12. 

■■*)  Die  Contrahenten  des  stahilen  Feldspitals  verpflichteten  sich,  gegen  7'  '2  soldi 
di  Piemonte  per  Kopf  und  Tag  den  Kranken  Betten  sammt  Zugehör  beizustellen,  dann 
täglich  1  Pfund  Fleisch  oder  andere  vom  Feldarzte  vorgeschriebene  Nahrung  und 
einen  Boccale  Wein  zu  verabreichen.  Brod  lieferten  die  Magazine,  Stroh  und  Holz 
gab  die  herzogliche  Kammer.  Martini  an  Prinz  Eugen.  Turin,  7.  Juli  1708.  Kriegs-A., 
Italien  1708;  Fase,  VII.  3. 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II,  Serie,  I.  Band.  11 


162 

Am  11.  Juli  traf  Feldmarschall  Graf  Dann  zu  Turin  ^in.  An 
der  Gicht  leidend,  nuisste  er  sich  zwar  sofort  zu  Bette  legen;  doch  ward 
im  Einvernehmen  mit  Victor  Amadeus  beschlossen,  den  Feldzug 
ohne  Säumen  zu  eröft'ncn. 

Hatte  es  früher  nach  den  übereinstimmenden  Aussagen  der  zahl- 
reichen französischen  Ueberläufer  den  Anschein  gehabt,  als  gedeichte 
Villars,  den  Alpen-Uebergang  zu  verwehren,  so  Hess  sich  nach 
den  jüngsten  Nachrichten  erwarten,  die  Franzosen  würden  die  Alliirten 
Torrain  gewinnen  lassen,  um  auf  ihre  Verbindungen  zu  wirken;  im 
letzteren  Falle  gedachte  man  sich  mit  der  Communication  über  den 
kleinen  St.  Bernhard  zu  behelfen. 


Während  die  Truppen  der  Verbündeten  dem  Sammelraume  zu- 
rückten, unterzog  Marschall  Villars  die  zunächst  bedrohten  Theile 
der  französischen  Alpengrenze  einer  eingehenden  Besichtigung.  Das 
Castell  von  Exilles  schien  ihm  fast  uneinnehmbar.  Perosa  zeigte  sich 
zwar  fähig,  einen  belagerungsmässigen  Angriff  auszuhalten,  aber  die 
Vertheidigung  erheischte  11  Bataillone,  ein  Aufwand,  den  die  Vortheile 
nicht  rechtfertigten,  die  es  im  Allgemeinen  bot.  Daher  gab  V  i  1 1  a  r  s 
Befehl,  dass  Mure  t,  der  hier  commandirte,  so  wie  die  Verbündeten 
auf  Susa  rückten,  sich  auf  Fenestrelle  repliire.  In  diesem  Falle 
waren  zu  Perosa  nur  400,  zu  Fort  Louis  nur  80  Mann  zu  belassen. 
Der  Gedanke,  ersteres  zum  Hauptpuncte  der  Vertheidigung  zu  machen, 
war  schon  im  Kriegsrathe,  welchen  Villars  am  16.  Juli  zu  Oulx 
gehalten,  verworfen  worden.  Fenestrelle  hielt  V  i  1 1  a  r  s,  wie  V  a  u  b  a  n 
und  Catinat,  seiner  zwecklos  zahlreichen  Befestigungen  wegen  für 
unhaltbar.  Brian9on,  das  nur  auf  der  Seite  der  Porte  d'Exilles  attaquirt 
werden  konnte,  Hess  Manches  zu  wünschen ;  das  Castell  aber  war  fast 
unangreifbar. 

Die  Nachricht,  welche  Villars  am  24.  Juni  zu  Fenestrelle  erhielt, 
Victor  Amadeus  habe  seine  zu  Susa  gestandenen  Truppen  gegen  den 
Mont  Cenis  massirt,  beunruhigte  den  Marschall  um  so  mehr,  als  er  gleich- 
zeitig Gelegenheit  hatte,  die  Schwierigkeiten  einer  Rokade  in  diesem 
Hochgebirgs-Labyrinth  kennen  zu  lernen.  Er  hatte  Medavi  neuerdings 
eine  Verstärkung  von  2  Bataillonen  zudisponirt ;  aber  der  am  23.  Juni 
gefallene  Schnee  hatte  die  Ueberschreitung  des  Col  de  la  Rone,  im 
Allgemeinen  eine  der  gangbarsten  Passagen,  nicht  gestattet.  Früher 
schon  hatte  V  i  1 1  a  r  s  2  Bataillone  aus  dem  Lager  von  Cagnes  nach 
Cesanne  dirigirt,  wo  sie  am  12.  Juli  eintreffen  sollten;  jetzt  fühlte  er 
noch  dringender  das  Bedürfniss,  im   Nothfalle  aus  der  Grafschaft  Nizza 


I 


163 

und  aus  der  Provence  Verstärkungen  heranziehen  zu  können.  Also 
gab  er  am  25.  Juni  d'A  r  t  a  i  g  n  a  n  Befehl,  in  die  Linie  Entrevaux- 
Colmars-Sisteron  7  Bataillone  und  2  Escadronen  rücken  zu  lassen, 
die  ohne  Weiteres  auf  ihre  Ausgangspuncte  zurückzukehren  hatten, 
so  wie  die  Verbündeten  sich  gegen  die  Provence  wandten. 

Angesichts  der  in  einer  einzigen  Masse  vereinigten  nahezu 
40,000  Alliirten,  den  Gedanken,  das  Gebirge  im  Gebirge  vertheidigen 
zu  wollen,  fallen  lassend,  traf  Villars  im  Wesentlichen  folgende 
Vertheidigungs-Disposition : 

So  wie  die  Verbündeten  von  Orbassano  gegen  Susa  auf- 
brachen, hatten  die  zu  Perosa  stehenden  Truppen  eiligst  auf  Cesanne 
zurückzugehen;  rückten  jene  gegen  Pinerolo,  hatten  diese  zwischen 
Perosa  und  Fenestrelle  Stellung  zu  nehmen.  —  Medavi,  zu  dessen 
Verstärkung  4  Bataillone  in  Marsch  gesetzt  wurden,  sollte  mit  T  h  o  y 
(im  Ganzen  19  Bataillone)  den  feindlichen  Vormarsch  möglichst  zu 
verzögern  trachten  und  sich  im  Nothfalle  auf  Fort  Barraux  zui*ück- 
ziehen.  Das  Schloss  von  Chambery  sollte  unverzüglich  ausgerüstet 
werden,  um  sich  mit  400  bis  500  Mann  einige  Tage  halten  zu  können. 
—  Chamarande  ward  mit  12  Bataillonen  in  dem  Dreieck  Exilles- 
Fenestrelle-Briancon  belassen;  doch  hatte  l  Bataillon  zu  Bardonneche, 

1  zu  Briancon,  1  zu  Mont  Dauphin  stehen  zu  bleiben;  zwei  andere 
aber  sollten  mit  den  Milizen  des  Landes,  deren  Einberufung  eben 
verfügt  worden,  die  Uebergänge  vertheidigen,  welche  in  der  Linie 
Briancon-Mont  de  Lans-Bourg  d'Oysans  aus  der  Maurienne  in  die 
Dauphine  führen.  —  Die  letzten  21  Bataillone  unter  Villars'  Befehl, 
in  demselben  Räume,  also  in  der  Mitte  der  ganzen  Vertheidigungs- 
front,  sollten  nach  den  Umständen  verwendet  werden.  —  Von  der 
Ai'tillerie  waren  14  Stücke  zu  Grenoble,  10  zu  Embrun  und  10  zu 
Cesanne. 

Auch  die  aus  dieser  Disposition  folgende  Kräftegruppirung  erlitt 
noch  vor  Eröffnung  der  Operationen  mannigfache  Veränderungen.  So 
bezogen  die  Truppen  d'Artaignan's,  statt  nach  Barcelonette  zu  rücken, 
wie  V  i  1 1  a  r  s  wollte,  über  besonderen  Befehl  Ludwig  XIV.  folgende 
Stellung :  2  Bataillone  zu  Colmars,  wo  auch  d'A  r  t  a  i  g  n  a  n  Quar- 
tier nahm  (15.  Juli),  3  zu  Thorame-Haute,  2  zu  St.  Laurant  (19.  Juli), 
das  Cavallerie-Regiment  zu  Frejus. 

Le  Guerchois  behielt  für  das  Lager  von  Tournoux  und  alle 
Posten    vom    Col    de    Vars    bis     zur    Brücke    von    Barcelonette     nur 

2  Bataillone. 

Villars,  überzeugt,  dass  die  Offensive  der  Verbündeten  nur 
Savoyen  gelten  könne,  wies  Grignan  an,   die  aus  dem  Roussillon  ein- 

11* 


164 

treffenden  Truppen  nach  der  Iscre-Mündung  zu  dirigiren,  so  wie  die 
Flotte  iliren  Curs  nach  Catalonien  nahm;  gleichzeitig  schob  er  Medavi 
abermals  2  Bataillone  zu.  Er  Hess  diesen  noch  weitere  2  folgen, 
als  er  am  15.  Juli  Nachricht  erhielt,  alle  zu  Rivoli  gelagerten  Truppen 
der  Alliirten  seien  an  diesem  Tage  nach  Bussolino  aufgebrochen 
und  die  Barbets  wären  unter  die  Waffen  getreten.  Im  Falle  des  Rück- 
zuges auf  die  Linie  Chambery-Fort  Barraux  hatte  Medavi  3  Batail- 
lone und  4  Escadronen  nach  Seyssel  am  Rhone  zu  senden,  welchen 
Punct  Yillars  besonders  gefährdet  hielt, 

Medavi,  der  jetzt  über  23  Bataillone  und  12  Escadronen 
verfügte,  bestimmte  11  Bataillone  und  4  Escadronen  für  die  Vertheidi- 
gung  der  Maurienne,  Die  Hauptkraft  hielt  im  Lager  von  Modane, 
Detachements  hatten  Lanslebourg,  Thermignon  und  Bramans  besetzt. 
Der  Rest  der  Truppen  unter  Thoy  vertheidigte  die  Tarantaise : 
6  Bataillone  und  8  Escadronen  standen  in  den  Verschanzungen  von 
Saint-Maurice,  die  übrigen  beiderseits  dieses  Lagers  (Yillar  Roger- 
Chapiu).  De  Nisas  nahm  mit  4  Bataillonen  zu  Rosselin  Stellung.  Die 
Uebergänge  aus  dem  Thal  von  Aosta  nach  der  Tarantaise  mochten 
erst  in   14  Tagen  schneefrei  werden. 

Eröffnung  der  Operationen  seitens  der  Verbündeten.  —  Vor- 
marscli  bis  la  Chambre.  —  Concentrirung  der  Franzosen  an 

der  Is6re. 

Dem  allgemeinen  Operations-Entwurfe  gemäss  Avaren  am  Abende 
des  16.  Juli  die  iu's  Feld  bestimmten  38,810  Streiter  der  Verbündeten 
an   der  piemoutesischen  Grenze,  wie  folgt,  gruppirt: 

Am  Nordfusse  des  kleinen  St,  Bernhard,  unter  dem  piemontesi- 
schen  General-Feldwachtmeister  Freiherrn  von  Schulenburg,  die 
Grenadiere  der  kaiserlichen  Regimenter  Bayreuth  und  Königsegg,  4  pie- 
montesische  Bataillone  und  350  Reiter,  zusammen  3345  Mann.  Dieses 
Corps  hatte  sich  zunächst  des  Schlosses  Seez  und  der  militärisch 
wichtigsten  Puncto  der  oberen  Tarantaise  zu  bemächtigen. 

Zu  Susa  unter  dem  persönlichen  Befehle  Victor  Amadeus' 
von  Savoven  —  Feldmarschall  Dann  lag  noch  krank  zu  Turin  — 
50  Bataillone  Infanterie,  und  zwar: 

die  kaiserlichen  Fuss-Rcgimenter  Herberstein, 
Bagni ,  Kriechbaum ,  Regal ,  Zum  Jungen, 
Harrach,  Bayreuth,  Königsegg  und  Gyulai 
nebst  358  Commandirten  des  Regiments 
Württemberg,  zusammen   17  Bataillone    .     .      10,459  Mann 


165 

Preussen  11  Bataillone 6.978  Manu 

Sachsen-Gotliaer  4  Bataillone 1.484       „ 

Piemontesen   18  Bataillone 10.090      „ 

800  Commandirte  der  Reiterei  und  100  Eber- 
genyi-Huszaren,    befehligt  vom  kaiserliehen 

GWM.  Hautois 900      „ 

dann  einige  piemontesische  Geschütze. 

Im  Ganzen      ~.     29.911  Mann. 
Zu  Bussoleno  2  sachsen-gotha'sehe  und  3  pie- 
montesische   Dragoner-Regimenter       .     .     .        2.659  Mann. 
Endlich  zu  Orbassano  unter  dem  kaiserlichen  FML.  Graf  Rocca  viou  e 
die    kaiserlichen    Reiter -Regimenter    Visconti,     Roccavione,    Hautois, 
Brenner,  Martigui  und  Ebergenyi,  mit  12  Schwadronen  piemontesischer 
Reiterei,  im  Ganzen  etwa  2810  Säbel  und  die  kaiserliche  Feld-Artillerie. 
Dieses    Reitercorps  hatte    die    Aufgabe,    das    Land  gegen  etwaige,   auf 
Perosa    basirte,    Brandschatzungsversuche     des    Gegners    zu    schützen, 
Turin  und  die  Verbindung  dieses  Centralpunctes  mit  Susa  zu  decken. 
In  der  Hauptstadt  und  in  den  übrigen  Plätzen  Piemonts  waren  im  Ganzen 
nur  zwei  schwache  Bataillone  zurückgeblieben  *). 


Den  erprobten  FML.  Freiherrn  von  Regal  mit  2500  Mann 
Fussvolk  und  den  zu  Bussoleno  postirten  Dragonern,  zum  Schutze 
des  Haupt-Depotplatzes  Susa  und  des  Nachschubes  zur  Armee  gegen 
Unternehmungen  von  Exilles  und  Fenestrelle  aus,  zurücklassend  ^), 
brach  Victor  Amadeus  am  18.  von  Susa  auf,  rückte  mit  dem 
Gros  der  Armee  bis  Novalesa  (803"")  ^)  und  schob  seine  Vorhut, 
1  kaiserliche  Brigade  mit  50  Reitern  unter  dem  FML.  Freiherrn  von 
Zum  Jungen,  bis  Ferneres  vor. 

Am  folgenden  Tage  gewann  die  Armee  nach  sehr  beschwerlichem 
Marsche  die  Höhe  des  damals  „fast  unpracticablen"  Mont  Cenis.  Die 
Preussen,  die  Queue  bildend,  erreichten  erst  um  Mitternacht  den  all- 
gemeinen Lagerplatz  beim  „grossen  Kreuz"  (1850'",  19''"  von  Susa);  die 
„reitende  Bagage"  war  noch  weit  zurück.  Als  am  20.  beim  Aufbruche 
die  Meldung  einlief,  der  Feind  habe  die  Redoute  von  Lanslebourg 
und  die  benachbarten  Posten  verlassen,  die  Brücke    über  das  Flüsschen 


»)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase,  IX.  1. 

'ä)  Feldinarscliall  Dann  an  Prinz  Eugen.  8t.  Jean  de  Maurienuc,  28.  Juli  1708. 
Kiieg.s-A.,  Italien  1708 ;  Fase.  VII.  28  und  Fa.-ic.  VII.  15. 

^)  Alle  in  Klammem  beigesetzten  Zahlen  bedeuten  ab.sohite  Höhen,  bezie- 
hungsweise Entfernungen.  Diese  Coten  sind  A.  Joanue's  „Itiueraire  de  la  Savuie", 
beziehimgsweise   „du  Dauphiue"   entnommen. 


166 

Are  gesprengt  und  sich  gegen  Modane  zurückgezogen,  stieg  man  rasch 
die  18*""  in's  Thal  hinab,  erreichte  gegen  Mittag  den  zerstörten  Ileber- 
gang  (1390'")  und  schritt  unverzüglich  zum  Schlagen  einer  Holzbrücke. 
GWM.  Freiherr  von  Hautois  war  mit  seinen  Heitern  beim  „grossen 
Kreuz"  zurückgelassen  worden.  Nur  150  derselben  und  die  100  Eber- 
genyi-Huszaren  waren  nach  Lauslebourg  gekommen.  In  Folge  der 
grossen  Hitze  zählten  alle  Contingente  schon  jetzt  zahlreiche  Kranke. 
Da  die  Proviant-Colonne  und  die  Bagagen  am  20.  nicht  nach- 
gekommen waren,  musste  man  am  21.  rasten.  Es  war  dies  um  so  be- 
dauerlicher, als  hier  von  Schulenburg  die  Meldung  einlief,  er  habe 
sich  am  19.,  vom  kleinen  St.  Bernhard  (2200™)  herabsteigend  und 
die  französischen  Aussenposten  überrumpelnd,  des  Schlosses  von  Seez 
(900™)  bemächtigt,  der  Gregner  sich  zurückgezogen  und  er  seinen 
Marsch  fortgesetzt;  —  von  Regal  aber  berichtet  wurde,  der  Feind 
habe  die  gegen  Susa  frontirenden  Befestigungen  zwar  besetzt  gelassen, 
sein  Gros  aber  nach  Exilles  zurückgenommen.  —  Nach  den  Aussagen 
der  zahlreichen  Ueberläufer  standen  zu  Modane,  das  stark  verschanzt, 
unter  Medavi's  Befehl  11  Bataillone  und  einige  Artillerie,  entschlossen, 
die  Verbündeten  möglichst  aufzuhalten. 

In  der  That  hatten  sich  Medavi's  Aussenposten,  alle  Brücken 
zerstörend,  von  Thermignon  und  Bramans  in  die  Hauptstellnng  von 
Avrieux  gezogen;  nur  300  Mann  und  1  Compagnie  Grenadiere  hatten 
sich  von  Thermignon  (1296™)  gegen  den  Col  de  la  Vanoise  (2521™) 
gewandt. 

Feldmarschall  Dann,  noch  immer  ohne  Instruction  vom  Hofe, 
die  Pläne  Victor  Amadeus'  für  sehr  weitgehend  und  gefährlich 
haltend  und  fürchtend,  die  Armee  werde  ihren  Vormarsch  überhasten 
und  zwecklos  Leute  opfern,  hatte,  um  beim  Angriffe  auf  Älodane 
anwesend  zu  sein,  Turin,  seines  leidenden  Zustandes  ungeachtet,  am 
20.  verlassen.  Ueber  den  Mont  Cenis  musste  der  Feldmarschall  ge- 
tragen werden  '),  aber  noch  im  Laufe  des  21.  traf  er  im  Hauptquartier 
ein,  zeitlich  genug,  um  in  die  Ereignisse  eingreifen   zu  können. 

j^Ian  beschloss,  den  Vormarsch  am  22.  fortzusetzen.  Um  Medavi 
aus  seiner  starken  Stellung  sicher  zu  delogiren,  musste  der  pienion- 
tesische  FML.  Freiherr  von  Rhebinder  mit  3000  Mann  Fussvolk  und 
500  Grenadieren  von  Thermignon  aus  über  den  Col  de  la  Vanoise 
Medavi  in  den  Rücken  zu  kommen  trachten.  Das  Gros  der 
Armee  marschirte  an  diesem  Tage  nach  dem  7'^™  entfernten  Sollieres, 
indess    FÄIL.    Zum  .lungen  mit  6  Grenadier-Compagnien    nach    der 

')  Martini  an  l'riuz  Eugen.  Turin,  21.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.   VII.   15. 


167 

belierrschenden  Terrasse  von  Aussols  eilte,  welche  man  für  so  Avichtig 
erkannte,  dass  man  noch  an  demöclbcn  Tage  3  Brigaden  (2  kaiserliche 
und  1  piemontesische)  unter  dem  savoy 'sehen  FML.  St.  Kemy  dahin- 
schob.  Die  Bezwingung  der  Befestigungen  von  Modane  schien  um  so 
schwieriger,  als  der  Transport  der  Feldgeschütze  und  ihrer  Munition 
über  den  Mont  Cenis,  geleitet  von  dem  kaiserlichen  Artillerie-Obrist 
von  Steinberg,  ungemein  zeitraubend  war.  Die  ersten  zwei  Stücke, 
von  den  Bauern  mehr  getragen  als  gezogen,  erreichten  nicht  früher  als 
am  23.  Ferriüres.  Am  24.  hatte  Obrist  St  ei  nb  er  g  acht  Stücke  nach 
Lanslebourg  geschafft. 

Die  Verbündeten  sollten  indess  ihre  Artillerie  nicht  benöthigen. 
Medavi  hatte  im  Laufe  des  22.  Nachricht  erhalten,  der  Posten  von 
Vanoise  sei  verlassen  worden  und  seine  Besatzung  habe  sich  nach 
Pralognan  zurückgezogen.  Die  Detachirung  Rhebinder's,  welche 
auf  St.  Michel  ebensogut,  wie  auf  Moutiers  abzielen  konnte;  die 
Festsetzung  der  Alliirten  zu  Avrieux  und  Aussois  und  ihre  numeri- 
sche Ueberlegenheit,  bestimmten  Medavi,  seine  Stellung  um  Mitter- 
nacht zum  23.  zu  räumen.  Er  setzte  Thoy  hievon  in  Kenntniss  und 
dirigirte  ihn  auf  Moutiers  und  Conflans.  Am  Mittage  des  23.  zu 
St.  Michel  stehend,  wo  er  ncächtigeu  wollte,  erfuhr  er,  Rhebinder's 
Detachement  habe  in  der  Nacht  Pralognan  passirt.  Dies  veranlasste 
ihn,    bis    St.   Jean  de  Maurienne  zu  gehen,  wo  er  lagerte. 

Kaum  war  am  23.  der  Rest  der  Armee  der  Verbündeten  in  der 
Position  von  Aussois  angelangt,  als  Bauern  die  Nachricht  brachten, 
Medavi  habe  die  Stellung  von  Modane  geräumt  und  sei  mit 
11  Bataillonen  in  vollem  Rückzuge  auf  St.  Jean  de  Maurienne.  Un- 
verzüglich liess  man  Modane  von  dem  GWM.  Browne  besetzen  und 
das  Gros  am  folgenden  Tage  ebendahin  rücken.  Graf  Aspremont, 
welcher  mit  15  Huszaren  dem  weichenden  Feinde  nachgeeilt  war, 
hatte  bei  St.  Michel  und  St.  Julien  30  Gefangene  gemacht. 

Der  25.  Juli  verstrich  mit  den  Vorbereitungen  zum  Weitermarsche. 
FML.  Regal  hatte  schon  am  23.  aus  Susa  gemeldet,  was  auch  ander- 
wärts Bestätigung  fand,  Villars  habe  fast  sämmtliche  Posten  in  den 
Thälern  von  Exilles  und  Fenestrelle  entblösst  und  ziehe  alle  seine 
Truppen  nach  Fort  Barraux,  südwestlich  Montmeillan.  Also  befahl  man 
dem  GWM.  Hautois,  mit  seinen  Reitern  schleunigst  zur  Armee  zu 
stossen  und  zog  die  2  Sachsen  -  gotha'schen  Dragoner  -  Regimenter 
von  Bussoleno  nach  Modane.  Obrist  Steinberg  dagegen  ward  ange- 
wiesen, mit  der  Artillerie  vorläufig  zu  Lanslebourg  zu  bleiben;  sie 
aber  im  Bedarfsfalle  rasch  heranziehen  zu  können ,  mussten  die 
Gemeinden  die  Wege  herrichten. 


168 

Am  26.  erreichte  die  Vorhut  der  Verbündeten  —  FML.  Conte  deUa 
Rocca  mit  einer  kaiserlichen  und  einer  piemontesischen  Brigade  — 
nach  einem  Marsche  von  17"""  St.  Michel  (722'"),  das  Gros  Orelle, 
wo  (wahrscheinlich  auf  dem  hier  einmündenden  Weg  vom  Col  de  la 
Montee  du  Fond)  das  Detachement  Rhebinder  wieder  zu  ihm  stiess. 
Dieses  war  von  Pralognan  am  23.  nach  Moutiers  gerückt  und  hatte 
dadurch  T  h  o  y  den  Hauptweg  nach  Conflans  verlegt.  Von  Schulen- 
burg frontal  bedroht,  musste  Thoy  über  den  Col  de  Cormet  nach 
Beaufort  ausweichen.  Unbehelligt,  da  auch  Schulenburg  nach 
Moutiers  sich  wandte,  erreichte  er  am  25.  Conflans,  wo  Nisas,  Com- 
mandant  seines  äussersten  linken  Flügels,  zu  ihm  stiess,  der  am  23. 
einen  AngriÖ"  auf  den  Posten  von  Glacieres  abgewiesen  hatte.  Am 
26.,  an  welchem  Tage  Schulenburg  Moutiers  erreichte,  führte 
T  h  o  y  alle  seine  Truppen  nach  St.  Pierre  d'Albigny.  —  T  h  o  y 's  Meldung 
von  der  Räumung  von  Bourg  St.  Maurice  war  wieder  Veranlassung, 
dass  Medavi  mit  Rücksicht  auf  den  Col  de  la  Colombe  am  24.  bis 
Epierre  (370"'),  am  25.  bis  Aiguebelle  zurückging. 

Am  27.  rückte  die  Vorhut  der  Verbündeten  nach  St.  Jean  de 
Maurienne,  die  Hauptmacht  nach  St.  Julien  und  am  28.  lagerte  Alles 
rings  um  das  erstgenannte  Städtchen.  Vom  Feinde  wusste  man,  dass 
Medavi  zu  Aiguebelle  (33'^'")  Halt  gemacht  habe  und  das  Detache- 
ment von  Bourg  St.  Maurice  an  sich  ziehe;  dass  Villars  zur 
Sicherung  von  Exilles  und  Fenestrelle  nur  13  Bataillone  zurückge- 
lassen habe  und  alle  seine  übrigen  Kräfte  bei  Fort  Barraux  concentrire. 


Auf  die  erste,  noch  am  16.  Juli  eingetroffene  Nachricht  von 
Bewegungen  der  AUiirten,  einerseits  im  Thale  von  Susa,  andererseits  in 
dem  von  Aosta,  hatte  Villars,  über  die  Absichten  der  Gegner  nun- 
mehr völlig  im  Klaren,  Guerchois  mit  den  im  Lager  von  Tournoux 
stehenden  2  Bataillonen  und  d'Artaignan  mit  den  5  Bataillonen  von 
Thorame-Haute  und  Colmars  nach  Grenoble  dirigirt.  —  Da  hiernach 
Colraars,  Entrevaux,  Seyne  und  Guillaume  nur  von  Frei-Compagnien 
bewacht  blieben,  gab  d'Artaignan  den  2  Bataillonen,  welche  vor 
wenigen  Tagen  nach  Cagnes  aufgebrochen,  Befehl,  wieder  nach  Seyne 
zurückzukehren.  Grignan  endlich  musste,  wiewohl  die  Transport- 
flotte der  Verbündeten  noch  am  18.  auf  der  Höhe  der  Hyerischen 
Inseln  lavirte,  5  Bataillone  aus  der  Provence  nach  \'alence  in  Marsch 
setzen. 

Als  inzwischen  die  AUiirten  sich  einerseits  gegen  den  Mont 
Ceuis,    andererseits   gegen   den    kleinen    St.   Bernhard    gewandt,    war 


1 


169 

Villars  eutschlossen  gewesen,  nur  12  Bataillone  unter  ISIuret  zur  Ver- 
theidigung  der  Daupliino  zurückzulassen,  selbst  aber  am  20.  mit  der  all- 
o-emeinen  Reserve  Sayoyen  zu  Hülfe  zu  eilen.  Schon  zu  Uulx  trafen  ihn 
an  diesem  Tage  die  ersten  Berichte  von  dem  Einbrüche  der  Ver- 
bündeten über  den  Mont  Cenis,  wie  über  den  kleinen  St.  Bernhard. 
Weitere  Meldungen,  die  ihn  auf  dem  Col  de  la  Roue  ereilten,  be- 
stimmten ihn,  sofort  den  allgemeinen  Rückzug  auf  Fort  Barraux  an- 
zuordnen, um  Grenobleund  Lyon  zu  decken.  Er  kehrte  nach  Bardonneche 
zurück  und  Hess  seine  Truppen  —  bezüglich  M  u  r  e  t's  verblieb  es  bei 
der  ursprünglichen  Disposition  —  am  22.  nach  Fort  Barraux  aufbrechen. 
Er  konnte  den  40.000  Mann,  über  welche  der  Herzog  von  S  a  v  o  y  e  n 
nach  übereinstimmenden  Nachrichten  verfügte,  in  der  Linie  Seyssel-Bar- 
raux  bis  zum  28.  zunächst  nur  45  schwache  Bataillone  und  12  Esca- 
dronen  entgegenstellen.  —  D'Artaignan,  welcher  am  19.  aufgebrochen 
war  und  am  28.  Vizille  erreichen  sollte,  konnte  mit  seinen  5  Bataillonen 
erst  am  2.  August  bei  Fort  Barraux  eintreffen.  Angesichts  seiner  nume- 
rischen Schwäche  befahl  Villars,  dass  Grignan  Alles  was  in  der 
Provence  au  Truppen  entbehrlich,  ihm  zuschiebe. 

Villars  erreichte  mit  der  Tete  der  aus  der  Dauphine  gezogenen 
Truppen  am  26.  Juli  Ft.  Barraux,  wo  deren  Queue  am  30.  eintraf.  D'Ar- 
taignan's  5  Bataillone,  welche  am  28.  Vizille  gewinnen  sollten,  wurden 
angewiesen,  am  30.  von  dort  bis  Mondelant  (Mont  de  Lans)  und  am 
2.  August  nach  Barraux  zu  rücken.  —  Im  Ganzen  vermochte  V  i  1 1  a  r  s 
50  Bataillone  zu  concentriren,  wie  er  hoffte,  noch  bevor  der  Herzog  von 
S  a  V  0  y  e  n  ihn  angreifen  konnte.  Freilich  durften  M  e  d  a  v  i  und  T  h  o  y 
sich  von  Aiguebelle  und  St.  Pierre  d'Albigny  nur  mit  Gewalt  ver- 
treiben lassen.  Den  Letzteren  wies  der  Marschall  au,  Conflans  neuer- 
dings zu  besetzen,  worauf  ein  Bataillon  und  eine  Escadron  dahin  rückte. 
Die  Milizen  der  Hoch-Dauphine  wurden  unter  die  Waffen  berufen,  um 
die  Uebergänge  zwischen  Briangon  und  Grenoble  zu  bewachen.  Nach 
Seyssel  endlich  wurden  unter  de  Prade  3  Bataillone  und  4  Esca- 
dronen  detachirt,  im  Vereine  mit  den  Milizen  des  Viennois  und  der 
Umgebung,  den  Rhone  zu  vertheidigen.  Di  Hon,  nach  Lyon  gesandt, 
fand  die  Stadt  gegen  die  Dauphine  und  die  Bresse  vertheidigungsfähig, 
liess  in  der  Vorstadt  la  Guillotiere  eine  Verschanzung  für  Infanterie 
von  der  Saone  zum  Rhone  beginnen  und  die  8000  Mann  starke 
Bürgerwehr  Revue  passiren. 

Villars,  überzeugt,  der  Herzog  von  Savoyen  habe  Grösseres 
im  Sinne,  als  einen  blossen  Streifzug,  —  folgten  ihm  doch  6000  Maul- 
thiere,  —  verlangte  vom  Hofe  neue  Verstärkungen.  Aber  er  durfte  nur 
aus    der  Provence  Hülfe    erwarten,    wo   Grignan    die    ihm  gegebenen 


170 

Weisungen  mit  grösster  Beschleunigung  ausfühite.  Schon  am  25.  Juli 
Hess  er  3  Bataillone  und  3  Escadronen  d'Artaignan  folgen.  4  Ba- 
taillone und  5  Escadronen  mussten  nach  Gap  rücken,  dort  weitere 
Befehle  Vi  11  ars'  zu  gewärtigen.  Nach  ihrem  Abzüge  verblieben  in 
der  Provence  nur  12  Bataillone  und  3  Escadronen,  in  der  Grafschaft 
Nizza  nur  3  Bataillone  und  2  Escadronen.  —  Der  Hof  von  Versailles 
endlich  gab  auf  die  Kunde  vom  Einbrüche  der  Verbündeten  Ordre, 
die  Armee  Vi  11  ars'  durch  15  Escadronen  der  Armee  in  Spanien, 
10  von  der  Rhein- Armee  und  12  aus  Roussillon,  Languedoc  und 
Guienne  zu  verstärken,  welche  Truppen  mit  grösster  Beschleunigung 
nach   dem  Rhone  zu  werfen  waren. 

Nachdem  V  i  1 1  a  r  s  noch  einen  Überofticier  nach  dem  Bugey 
entsandt,  dessen  Milizen  einzuberufen  und  längs  des  Rhone  aufzustellen, 
suchte  er  am  27.  Juli  eine  Stellung,  in  welcher  er  Fort  Barraux  decken 
und  Chambery  beispringen  konnte.  Er  befahl,  unter  den  Kanonen  des 
genannten  Forts  ein  verschanztes  Lager  für  8  Bataillone  zu  errichten, 
und  Hess  seine  Truppen  zwischen  diesem  imd  Montmeillan  lagern.  Die 
Befürchtung,  die  Alliirten  möchten  sich  von  St.  Jean  de  Maurienne 
aus  zwischen  Grenoble  und  die  übrigen  Plätze  der  Dauphine  einschieben, 
Hess  ihn  d'Artaignan,  welcher  am  28.  zu  Vizille  eintraf,  anweisen, 
6  Bataillone  daselbst  zu  belassen,  mit  zweien  aber  nach  Mondelant 
zu  rücken,  um  im  Vereine  mit  Mure t  die  Verbindung  Brianeons  mit 
Grenoble  zu  decken. 


Umkelir  der  Verbündeten.  —  Operationen  zur  Isolirung:  von 
Exilles  und  Fenestrelle.  —  Vormarscli  der  Franzosen. 

Zu  St.  Jean  de  Maurienne  angekommen,  glaubten  die  Verbündeten 
einen  entscheidenden  Entschluss  fassen  zu  müssen.  Zwei  Entwürfe 
wurden  in  Berathung  gezogen.  Der  eine,  den  Vormarsch  fortzusetzen, 
in  französisches  Gebiet  noch  tiefer  einzudringen,  Avar  nach  Feldmarschall 
Daun's  Meinung  ganz  leicht  zu  unternehmen,  „wann  das  Zurückkehren 
nicht  mehr  als  das  Hineingehen  dabei  zu  consideriren  wäre".  —  Der 
andere  Entwurf  verlangte,  ein  starkes  und  ausreichendes  Detache- 
ment  „unversehens  umkehren",  über  den  Col  de  la  Rone  so  schleunig 
als  möglich  vorausgehen,  die  feindlichen  Posten  von  ihm  wegnehmen 
und  es  solche  Stellungen  beziehen  zu  lassen,  dass  den  Plätzen  Exilles 
und  Fenestrelle  jeder  Suceurs  abgeschnitten  würde.  Während  dann 
an  die  Belagerung  beider  geschritten  würde,  sollte  die  Armee  den 
Feind  beobachten,  —  Diesem  letzteren  Entwürfe  neigte  sich  nicht  nur 


171 

Victor  Amadeus  entschieden  zu,  ei*  schien  auch  dem  Fehlniar- 
schall  D  a  u  n  als  der  räthlichere.  Durch  die  Einnahme  von  Fenestrelle 
und  Exilles  wurde  einerseits  Piemont  gegen  Frankreich  besser  ver- 
schlossen, andererseits  bekam  man  ein  Thor  desselben  in  die  Hand, 
welches  ermöglichte,  im  nächsten  Feldzuge  leichter  und  frühzeitiger 
in  dasselbe  einzudringen"). 

Man  entschied  sich  für  den  zweiten  Entwurf  und  ging  ohne 
Verzug    an    seine     Ausfühi'ung. 

FML.  Rh  eb  in  der  erhielt  zu  diesem  Ende  Befehl,  mit  dem 
FML.  H  a  r  r  a  c  h,  den  GWM.  Browne  und  d'A  n  d  o  u  r  n  e,  4  kaiserlichen, 
3  preussischen,  2  sachsen-gotha'schen,  4  piemontesischen  Bataillonen  und 
dem  Gyulai'schen  ITayducken-Regiment  um  Mitternacht  zum  29.  Juli 
gegen  Modane  aufzubrechen,  den  französischen  Posten  auf  dem  Col  de 
la  Roue  zu  forciren,  Cesanne  zu  nehmen  und  sich  auf  dem  Mout  Genevre 
festzusetzen.  Dadurch  sollte  Exilles  und  Fenestrelle  jede  Hülfe  abge- 
schnitten und  zugleich  das  Val  di  Pragelato  gedeckt  werden.  —  Die 
Verbindung  mit  Susa  zu  eröffnen,  ward  der  daselbst  stehende  preussi- 
sche  General-Major  von  Styllen,  der  Nachfolger  Regal's  im  Com- 
maudo,  angewiesen,  auf  Rh  ebin  d  er's  Verständigung  mit  2000  ]\lann 
seiner  Besatzung  auszurücken  und  alle  Posten  zu  besetzen,  welche 
der  Zweck  erforderte.  —  Um  aber  den  Feind  in  steter  Sorge  zu 
erhalten,  als  ob  die  Verbündeten  in  die  Dauphine  einzubrechen  beab- 
sichtigten, musste  FML.  Freiherr  von  Zum  Jungen  mit  7  Bataillonen 
nach  dem  10*^™  entfernten  La  Chambre  vorgehen ,  dort  Backöfen 
bauen.  Brückenzeug  zuführen  und  andere  Vorbereitungen  zum  Scheine 
treffen  lassen.  —  Schulenburg  endlich,  welcher,  wie  bereits  bekannt, 
am  29.  Moutiers  erreichte,  wurde  angewiesen,  über  den  Col  de  la 
Piatiere  (über  2000"",  Moutiers-St.  Jean  de  Maurieune  lO'"")  zur  Armee 
zu  stossen,  deren  Gros  zu  St.  Jean  de  Maurienne  die  Meldungen  seiner 
Detacheraents  erwartete. 

Die  Aufgaben  der  letzteren  wurden  durch  den  Feind  sehr  er- 
leichtert, insbesondere  aber  jene  Rh  ebi  n  der's,  durch  die  Gruppirung, 
welche  Muret  seinen  Truppen  gegeben  hatte.  Dieser,  mit  12  Batail- 
lonen und  den  Milizen  des  Landes  zur  Vertheidigung  der  Dauphine 
zurückgelassen,  hatte  seine  Streitkräfte,  wie  folgt,  vertheilt: 

Perosa,  das  Thal  von  S.  Martine  und  das  untere  Pragelato 
waren  von  500  Commandirten,  1  Bataillon  Mignons,  2\.'^  Bataillonen 
Infanterie  und  150  Milizen  besetzt.  —  Zwischen  Fenestrelle  und 
Sestrieres    standen    V/^     Bataillone,    1    Frei-Compagnie    und    die    Miliz 

')  Feldmarschall  Daun  au  den  Priuzen  Eugen.  St.  Jeau  de  Mauiieniie, 
8.  Juli  1708.  Kriegs-A  ,  Italien  1708 ;  Fase.  VII.  28. 


172 

des  oberen  Pragelato;  zu  Champlas  sur  Sestrieres  1  Bataillon  und 
150  Älann  j^liliz  auf  Beol)aelitiing;  300  Milizen  auf  dem  Mont  Genevre, 
wovon  100  gegen  Servierette  vorgeschoben.  —  2  Bataillone  und 
200  Älilizen  hielten  Exilles;  zu  ihrer  Unterstützung  nahmen  6  Com- 
pagnien  Infanterie  zu  Salbertrand  Stellung,  7  andere  zu  Oulx  als 
Reserve  für  den  wichtigen  Col  de  la  Rone.  Schon  am  24.  hatte  Muret 
einen  Beobachtungsposten  von  120  Mann  auf  demselben  eingerichtet 
und  als  Soutien  2  Bataillone  zeitweise  nach  Bardonneche  gelegt.  Nach 
Mass  der  feindlichen  Vorrückung  sollten  die  letzteren  nach  Guillestre 
und  Mont  Dauphin  zurückweichen.  In  Monetier  stellte  Muret 
2  Bataillone  auf,  das  Thal  von  Lautaret,  den  Col  de  Galibier  und 
die  übrigen  Uebergäuge  zu  vertheidigen. 

Am  27.  erfuhr  Muret  den  Vormarsch  der  Verbündeten  auf 
St.  Jean  de  Maurienne,  unter  Belassung  einer  Abtheilung  zu  Modane; 
er  gab  hiernach  den  zu  Bardonneche  postirten  Bataillonen  Befehl,  am 
28.  nach  Guillestre  aufzubrechen;  2  Bataillone  aus  der  Umgebung  von 
Briangon  mussten  nach  Mondelant,  das  Thal  von  Bourg  d'Oysans  zu 
schützen. 


Am  Nachmittage  des  30.  lief  von  FML.  Rh  eb  in  der  zu 
St.  Jean  de  Maurienne  ein  erster  Bericht  ein.  Er  war  am  Vortage  in 
Einem  Marsche  nach  Modane  (1078"")  gei'ückt  (SO'""),  hatte  dort  sein 
Gros  gelagert  und  war  selbst,  begleitet  vom  GWM.  Graf  llarrach, 
mit  den  Hayducken ,  den  Grenadieren  und  den  vier  piemontesischen 
Bataillonen  bis  über  die  ll"^""  entfernte  Capelle  „Unsei-er  Lieben 
Frau  von  Charmet"  vorgegangen.  Am  Morgen  des  30.  hatte  er,  ohne 
seine  anderen  Truppen  zu  erwarten,  den  von  nur  100  Mann  ver- 
theidigten  Passposten  (2000'")  angegriffen  und  mit  einem  Verluste  von 
nur  3  Todten  und  ebenso  vielen  Verwundeten  genommen.  Ohne  Säumen 
war  hierauf  der  IMarsch  gegen  Oulx  und  Cesaune  fortgesetzt  worden. 

Auf  diese  Meldung  hin  beschloss  das  Haiiptquartier,  dem  Detache- 
raent  Rhebinder's  am  nächsten  Tage  zu  folgen.  Dem  Obristen 
von  Steinberg  ward  befohlen,  die  Artillerie  nach  Susa  zurückzu- 
schaffen, und  dem  GWM.  von  Grävendorff,  die  2  Dragoner- 
Regimenter  über  den  Mont  Cenis  nach  Bussoleno  zurückzuführen. 
FML.  Zum  Jungen  sollte  la  Chambre  am  Morgen  des  31.  räumen^ 
zu  St.  Jean  de  Maurienne,  jenseits  des  Are-Flusses,  Stellung  nehmen, 
dann  aber  der  Armee  auf  Einen  Marsch  Abstand  nachrücken.  Er  selbst 
in's  Hauptquartiei-  berufen,  übergab  das  Comraando  dem  GWM.  Grafen 
Dann. 


173 

Am  31.  ging  das  Gros,  zu  welchem  inzwischen  GWM.  Schulen- 
burg mit  seinem  Detachement  gestossen  war,  bis  St.  Michel  (13*"") 
zurück;  St,  Remy  aber  mit  6  Bataillonen,  verfolgte  die  Marsch- 
linie R  h  e  b  i  n  d  e  r's.  Dieser  hatte ,  der  Erschöpfung  seiner  Truppen- 
ungeachtet,  noch  am  30.  Oulx  (Col  de  la  Roue  -  Bardoniieche  -  Oulx 
6  Wegstunden)  erreicht,  wo  der  Feind  eben  an  der  Zerstörung 
der  Brücken  arbeitete.  Muret,  bereits  auf  dem  Wege  nach  Brian9on, 
war  auf  die  Nachricht  von  dem  Verluste  des  Col  de  la  Roue  sofort 
umgekehrt  und  hatte  sich  mit  Resten  des  von  dort  geworfeneu 
Bataillons  gestellt.  R  h  e  b  i  n  d  e  r,  rasch  einen  noch  intacten  Ueber- 
gang  benützend,  hatte  ihn  zum  Rückzuge  gezwungen,  wobei  Muret 
zahlreiche  Todte  und  Gefangene  zurücklassen  niusste.  Gegen  10  Uhr 
Nachts  war  GWM.  Browne  mit  den  letzten  Bataillonen  eingetroffen, 
worauf  der  Feind  nach  Mitternacht  aus  Oulx,  das  er  in  Brand 
gesteckt,  gegen  Cesanne  zurückgewichen  war.  Das  Regiment  Gatinais 
hatte  sich  noch  retten  können ;  vier  Compagnien  des  Regiments  Bresse 
vermochten  aber  nur  zum  Theile  Exilles  zu  erreichen. 

Die  Armee  setzte  hierauf  am  1.  August  den  Rückmarsch  bis 
Modane  (17^™)  fort,  wo  man  erfuhr,  dass  Rh  eb  in  der  tagsvorher 
Cesanne  (Uulx-Cesanne  8^"")  erreicht,  der  Feind  aber  sich  auf  den  Mont 
Genevre  gezogen  habe. 

Am  2.  überschritt  die  Armee  den  Col  de  la  Roue  *)  und  lagerte 
zu  Bardonneche  (Modane-Bardonncche  6  Stunden  45  Minuten).  Auf  der 
Passhöhe  angekommen ,  überzeugte  sich  Victor  A  m  a  d  e  u  s  von  ihrer 
ausserordentlichen  Vertheidigungsfähigkeit;  eine  Handvoll  entschlossener 
Leute  hätte  jedes  Angriffes  spotten  können.  —  Die  zwei  piemontesischen 
Bataillone,  welche  St.  Remy  hier  zurückgelassen,  wurden  ihm  nach- 
gesandt und  der  preussische  General-Lieutenant  von  A  r  n  h  e  i  m  b, 
der  mit  zehn  Bataillonen  zur  Deckung  des  Magazins  und  des  Spitals  zu 
Modane  verblieb,  auch  mit  der  Vertheidigung  des  Col  de  la  Roue 
betraut.  Da  Muret  am  31.  alle  seine  zerstreuten  Abtheilungen  oberhalb 
Clavieres  gesammelt  und,  in  der  Furcht  abgeschnitten  zu  werden, 
am  1.  August  nach  Brian9on  geführt  hatte,  bemächtigte  sich  FML. 
Rhebinder  an  diesem  Tage  ohne  Widerstand  des  Mont  Genevre 
(1860™)  ')  und  nahm  nach  einem  Marsche  von  lö*""  zu  Vachette,  3*"" 
von  Briancon,  Stellung;  seine  Hayducken  verfolgten  den  Feind  fast 
bis  unter  die  Kanonen  dieses  Platzes,  wobei  ihr  Hauptmann  Osani  fiel. 

Muret,  zu  dem  am  1.  August  auch  die  Truppen  aus  dem 
Pragelato  stiessen,  verstärkte  die  auf  dem  Col  de    Galibier  stehenden 


Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.   10. 


174 

zwei  Bataillone  sofort  durch  ein  drittes.  Die  Vertheilung  der  ihm 
hieuaeh  verbleibenden  Trupjx'n  war  folojende :  8  Bataillone  bei  Briancon, 
1  in  diesem  Platze,  1  zu  JMont  Dauphin,  500  Mann  zu  Exilles,  (iOO 
zu  Fenestrelle  und  500  zu  Perosa.  Die  Commandanten  dieser  Plätze 
waren  angewiesen,  sicli  auf  das  Aeusserste  zu  vertheidigen. 

D'Artaign  an  erreichte  mit  zwei  Bataillonen  am  31.  Juli  Bourg 
d'Oysans.  Seine  fünf  anderen  Bataillone  hatte  er  angewiesen,  von  Vizille 
aus,  wo  sie  am  Abende  eintreffen  sollten,  ihm  zu  folgen.  Von  Muret 
über  die  Vorgänge  am  Col  de  la  Rone  benachrichtigt,  eilte  d'Artai  gnan 
ohne  Aufenthalt  von  Bourg  d'Oysans  nach  JMondelant  und  am  1.  August 
nach  Monetier.  Die  ihm  folgenden  fünf  Bataillone  wurden  wiederholt  zur 
Beschleunigung  ihres  Marsches  aufgefordert,  die  nach  Gap  disponirten 
Truppen  aber  nach  Embrun  gewiesen. 

Am  3.  hielt  die  Armee  der  Verbündeten  zu  Bardonneche  Käst. 
Es  erging  der  Befehl,  das  Spital  und  das  Magazin  von  Modane  nach 
Susa  zu  verlegen.  —  Gleichzeitig  wurden  das  Bataillon  Trinite  aus 
Valenza  und  das  von  Kitt  aus  Turin  in  das  Thal  von  Perosa  bestimmt, 
im  Vereine  mit  den  Barbets  die  Verbindung  des  Val  di  Pragelato  mit 
jenem  von  Queiras  abzuschneiden  und  Perosa  zu  belagern. — Victor 
A  m  a  d  e  u  s  und  Feldmarschall  Dann  aber  begaben  sich  an  diesem 
Tage  über  Oulx  nach  Vachette,  indess  FML,  Zum  Jungen  Briangon 
von  allen  Seiten  recognoscirte. 


Villars  erfuhr  von  den  Ereignissen  am  Col  de  la  Rone  und 
von  Oulx  nicht  früher,  als  am  1.  August.  Am  folgenden  Tage  entschloss 
er  sich,  Exilles  und  Fenestrelle  mit  27  Bataillonen  zu  Hülfe  zu  eilen. 
Um  durch  seine  Bewegung  dem  Gegner  die  Gelegenheit  zu  benehmen, 
die  von  ihm  verlassene  Stellung  zu  besetzen,  entschied  er  sich,  nicht  nach 
Briancon,  sondern  nach  St.  Jean  de  Maurienne  zu  marschiren.  Er  hoffte 
durch  diese  Bewegung  die  Verbündeten  zu  veranlassen,  einen  Theil 
der  gegen  Oulx  und  den  Mont  Genevre  entsandten  Truppen  an  sich 
zu  ziehen.  In  diesem  Falle  hatte  d'Artai  gnan  angriffsweise  aufzu- 
treten. Marschirte  aber  der  Herzog  von  Savoyen,  bevor  Villars 
sich  mit  d'A  r  t  a  i  g  n  a  n  und  de  Muret  vereinigen  konnte,  gegen 
diese  beiden,  dann  hatten  sie  Briangon  mit  der  erforderlichen  Besatzung 
zu  versehen  und  sich  mit  ihren  Truppen  gegen  den  Col  du 
Lautaret  (zwischen  Lauzet  und  Villard  d'Arenne,  2070™)  zu  ziehen. 
—  Villars  beorderte  das  Detachement  von  Seyssel  au  die  Isere, 
berief   Dillon  von    Lyon')  und    erlangte  vom  Hofe  neuerdings  eine 

')  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.   VIH.   10. 


175 

Verstärkung  au  Cavallerie.  Ein  von  ihm  nach  Moutiers  gesandtes 
Detachement  fand  diesen  Ort  verlassen.  Am  3.  erfuhr  er  aus  den  Be- 
richten Muret's,  d'Artaignan's  und  de  la  Jave  1  liö  re's,  dass  die 
Verbündeten,  zusammen  18  Bataillone  und  efrAvas  Reiterei,  seit  dem  Vor- 
abende zu  Vachette  gelagert  seien;  dass  ihnen  ein  gleich  starkes  Corps 
folgen  und  der  Herzog  von  S  a  v  o  y  e  n  an  demselben  Tage  zu  Bardon- 
neche  eintreffen  solle.  —  V  i  1 1  a  r  s  dachte  nun  nicht  mehr  an  Exilles 
und  Fenestrelle,  sondern  nur  an  die  Rettung  Briangon's,  welchem 
Puncto  er  auf  dem  kürzesten  Wege  zu  Hülfe  kommen  wollte.  — 
Medavi  rückte  am  3.  von  Rubod  nach  Aiguebelle  und  am  4.  nach 
Epierre  (lO*"")  und  la  Chambre  (23''™),  wo  Thoy's  Corps  zu  ihm  stiess. 
Am  folgenden  Tage  (5.)  vereinigten  sich  alle  Truppen  (einschliesslich 
der  von  Fort  Barraux  gekommenen)  zu  St.  Jean  de  Maurienne,  wo 
die  Nachricht  von  der  allgemeinen  Concentrirung  der  Verbündeten 
auf  Vachette,  bestätigt  wurde.  Der  Verbindung  mit  Grenoble  sicher, 
Hess  Villars  am  Abende  des  5.  August  4  Bataillone  unter  Maule- 
vrier  über  den  Col  du  Galibier  (über  2500™)  rücken,  sich  zu  Monetier 
(1493"')  mit  d'Artaignan  zu  vereinen*).  Am  Morgen  des  6.  schlug 
Croy  mit  6  Bataillonen  und  3  Escadronen  Dragoner  den  gleichen 
Weg  ein.  Villars  selbst  rückte  am  7.  mit  19  anderen  Bataillonen  bis 
Valloires  ^).  Am  nächsten  Tage  verliessen  5  Escadronen  St.  Jean 
de  Maurienne.  Die  Bagagen  folgten  durch  die  Vallee  d'Arve  mit  der 
Direction  auf  Grave.  —  Medavi  mit  12  Bataillonen  und  7  Escadronen 
verblieb  in  Savoyen,  um  gegen  den  Mont  Cenis  und  Exilles  eine 
Diversion  zu  machen.  Eines  seiner  Bataillone  und  1  Escadron  hielten 
Conflans  besetzt. 


EinSchliessung'  von  Exilles.  —  Gefecht  von  Cesanne 
am  11.  August. 

Da  inzwischen  GWM.  von  Styllen  seinen  Auftrag  vollzogen 
hatte,  Exilles  von  allen  Seiten  berannt,  die  Verbindung  der  Armee 
mit  Susa  aber  hergestellt  war,  erhielt  FML.  Regal  am  4.  Befehl  zur 
Belagerung  jenes  Platzes.  Das  schwere  Geschütz  hiezu  war  zwar  zu 
Turin  bereitgestellt;  es  aber  an  das  Angriffs  -  Ubject  bringen  zu 
können,  musste  die  Wegstrecke  Susa-Exilles  erst  hergerichtet  werden. 
—  Das  Hauptquartier  kehrte  an  diesem  Tage  über  den  Mont  Genevre 
nach  Cesanne  und  am  5.  nach  Bardonneche  zurück.  —  Während  vier 


')  St.  Jeaii-St.  Michel  IS"^"",  St.  Michel-Cul  de  Galibier-Mouetier  8  Wegstunden. 
^)   1   Stunde  50  Minuten  von  St.  Michel. 


176 

piemontesische  Bataillone  an  diesem  Tage  das  Corps  Rhebiuder's 
verstärkten,  ward  General-Lieutenant  von  Arnheimb  angewiesen,  mit 
seinen  zu  Modane  verbliebenen  Bataillonen  sanimt  Hautois'  Reiterei 
zur  Armee  einzurücken,  das  Dorf  de  la  Roue  mit  vier  Bataillonen 
zu  besetzen,  die  Sehulenburg'scben  Truppen  aber  gegen  Novalesa 
Ferriere    und  Grand-Croix  zu  dirigiren. 

Arnheiml)  stiess  am  6.  zur  Armee,  die  noch  immer  bei  Bar- 
donneche  lagerte.  Die  Nachricbten  über  den  Feind  gingen  dabin, 
dass  40  Bataillone  von  St.  Jean  de  Maurienne,  wo  Villars  am  5.  ge- 
standen '),  aufgebrochen  wären  und  sich  zu  St.  Magdelaine  'j  gelagert 
hätten;  dass  die  aus  dem  Ampurdan  anmarschirten  6  Bataillone  bereits 
bei  der  Armee  eingetroffen  wären  und  15  andere  aus  der  Provence 
herankämen,  sich  mit  Yillars  zu  vereinigen,  der  seine  Armee  auf 
70  Bataillone  zu  bringen  gedächte'').  Da  man  voraussetzte,  Villars 
werde  den  bedrohten  Grenzplätzen  zu  Hülfe  eilen,  zog  mau  das  stark 
exponirte  Corps  Rhebinder  von  Vachette  nach  Cesanne  zurück  und 
Hess  alle  über  die  Höhe  des  Echelles  *)  führenden  Wege  unbrauchbar 
machen. 

Die  Armee  rückte  am  8.  nach  Oulx;  nur  St.  Remy  blieb  mit 
zehn  Bataillonen  zu  Bardonneche.  —  Um  die  Franzosen  aus  den  Be- 
festigungen auf  Celle  delle  Finestre  zu  vertreiben,  entsandte  man 
von  der  Armee  den  Kriechbaum'schen  Obrist  mit  400  Commandirten 
und  entsprechender  Ausrüstung.  Schon  am  9.  meldete  derselbe,  der 
Feind  habe  bei  seiner  Annäherung  eine  Schanze  gesprengt,  die  andere 
verbraunt,  eine  dritte  aber  geräumt.  —  Da  Kundschaftsnachrichtcn 
besagten,  Villars  sei  am  8.  an  der  Spitze  von  60  Bataillonen  und 
25  Escadi'onen ')  zu  Brian^on  eingetroffen,  ward  St.  Remy  befohlen, 
seine  Truppen  vom  Col  de  la  Roue  und  Bardonneche  nach  Oulx  zu 
führen,  S  chulenburg  aber  angewiesen,  mit  fünf  Bataillonen  bis  nach 
Exilles  zu  rücken  und  durch  Besetzung  der  Höhen  jede  feindliche 
Annäherung  an  diesen  Platz  zu  verhindern. 


*)  niul  ')  Ffldniaiscliall  Dann  au  (hm  l'iinzcu  Eu^jeu.  Bardonneche, 
7.  August  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.  8. 

*)  Es  ist  hier  ofieubar    la  Madeleiue    zwischen  Grave    und    Mnnetier    gemeint. 

*)  Cid  des  Echelles  (1791°)  von  Plan  Pinet  bis  zum  Sattel  Saumweg  ;  von 
hier  bis  Bardonneche  Fusssteig. 

■^)  Nach  den  Informationen,  wclclic  .Matl'ci  unterm  10.  August  zukamen.  Kriegs-A., 
Italien  1708;  P'asc.  VIII.  43.  —  Feldmarschall  Dann  berichtet  aus  Oulx,  10.  August,  dem 
Hofkriegsrathe  von  „etlich  und  40  Bataillone".  Kcgistr.  des  R.  K.  M.,  September  1708, 
Nr.  34.  —  Feldmarschall  Daun  an  K.  .Joseph  I,,  ddo.  Oulx,  10.  August  1708.  Registr. 
des  R.  K    M.,  August   1708,  Nr.  236. 


177 

Die  Meldung  M  u  r  e  t's,  die  Verbündeten  hätten  am  Abende  des 
5.  das  Lager  von  Vachette  aufgehoben  und  sich  in's  Val  des  Prez 
(Thal  der  Clairee)  gezogen,  bestimmte  Vill  ars,  seinen  Marsch  zu  be- 
schleunigen, um  in  einer  Gegeud  zum  Schlagen  zu  kommen,  wo  jene 
ihre  Reiterei  nur  zum  Gefechte  zu  Fuss  verwenden  konnten.  Am  8. 
von  Valloires  aufbrechend,  erreichte  er  noch  an  demselben  Tage  mit 
der  Spitze  Brian^on '),  wo  die  übrigen  30  Bataillone,  alle  den  Saum- 
weg über  den  Col  de  Galibier  benutzend,  bis  zum  10.  nach  und 
nach  eintrafen. 

Noch  am  9.  hatte  der  Marschall  16  Bataillone  gegen  den  Mout 
Genevre  vorgeschoben,  auf  welchem  er  am  10.  Alles  vereinigte,  was 
an  Truppen  bereits  angelangt  war.  Entschlossen,  zur  Rettung  von 
Exilles  selbst  eine  Schlacht  zu  schlagen,  rückte  er  am  11.,  ohne  die 
Ankunft  seiner  letzten  Truppen  abzuwarten,  gegen  Cesanne  vor.  Die 
Recognoscirung  der  von  den  Alliirten  bezogenen  Positionen  hatte 
ihn  erkennen  lassen,  dass  diese  sich  von  Moilleres  über  St.  Siclaire 
(wo  8  Bataillonen  standen)  und  les  Champlas  bis  zum  Col  de  Sestrieres 
erstreckten  und  dass  das  Gros  von  den  beiden  Städtchen  Cesanne  zu 
entfernt  stehe. 

Am  10.  war  nämlich  das  Corps  Rhebinder  gegen  die  Höhe  von 
Sestrieres  *)  geschoben,  dagegen  waren  aber  6  Bataillone  aus  dem 
Lager  von  Oulx  in  Marsch  gesetzt  worden,  den  Posten  von  Cesanne 
zu  beziehen,  den  jenes  zu  verlassen  hatte.  Als  Victor  Amadeus  am 
Mittage  des  11.  vom  Corps  Rhebinder  nach  Cesanne  zurückkehrte, 
sah  er  den  Feind  in  grosser  Stärke  vom  Mont  Genevre  zu  diesem 
Orte  herabsteigen.  Villars  hatte  zum  Angriffe  auf  beide  Städtchen 
zwei  Colonnen  von  zusammen  2600  Mann  bestimmt,  welchen  zwölf  Ba- 
taillone unter  d'Artaiguan  als  Unterstützung  folgten.  Die  auf  dem 
linken  Ufer  der  Dora  stehenden  Vorposten,  commandirt  vom  Hauptmann 
Grafen  Hohen  fei  d  des  kaiserlichen  Regiments  Kriechbaum,  verstärkt 
durch  die  eben  eintreffende  Ablösung,  empfingen  die  Franzosen  mit 
einem  sehr  kräftigen  Feuer  und  schlugen  —  wiewohl  gänzlich  dominirt 
und  eingesehen  —  wie  selbst  die  Franzosen  zugeben,  mehrere  Angriffe 
ab.  Da  jene  aber  mit  zwei  frischen  Colonnen,  Infanterie  und  Cavallerie, 
gegen  die  Flügel  der  Vorposten  vorrückten,  Hess  man  von  den  Höhen 


*)  Von  Valloires  nach  Monetier  sind  6  Stunden,  10  Minuten  Weges ;  von 
hier  bis  Brian^on  lö""".  —  Charakteristisch  für  die  klimatischen  Verhältnisse  dieser 
Gegend  ist,  dass  es  in  der  ersten  Hälfte  August  zu  Brian^on  fingerdickes  Eis  gab. 
Kriegs-Ä.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.  18. 

2)  Von  Cesanne  (1358")  auf  den  Col  de  Sestrieres  (äeOg™)  gelangt  man  in 
2  Stunden,  20  Minuten.  Die  jetzige  Strasse  wurde  unter  dem  ersten  Kaiserreich  eröffnet. 
Feldziige  des  Prinzeu  Eugen  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.  Band.  12 


178 

zwei  preussische  Bataillone  unter  dem  General-I^Iajor  Bannowitz 
niedersteigen,  diesen  den  Rückzug  zu  ermöglichen.  Nun  erst  gingen 
die  Vorposten  nach  einstiindigem  Feuergefechte  in  trefflicher  Ordnung, 
Schritt  für  Schritt  zurückweichend,  über  den  Fluss.  Die  Franzosen, 
gegen  Abend  schon  einige  30  Bataillone  zählend  und  noch  immer  Ver- 
stärkungen erhaltend,  begnügten  sich,  am  linken  Dora-Ufer  ihr  Lager 
zu  schlagen  *),  —  Das  anderthalbstündige  Feuergefecht  hatte  den  Ver- 
bündeten etwa  150  Mann  (Todte  und  Verwundete)  gekostet.  General- 
Major  Bannowitz  war  leicht  blessirt,  dem  General  -  Lieutenant 
von  Arnheimb,  Victor  Amadeus'  Begleiter,  war  ein  Pferd 
unterm  Leibe  erschossen  worden.  Der  Verlust  der  Franzosen  dürfte 
namhafter  gewesen  sein  ^). 

Da  die  Behauptung  von  Cesanne  den  Zwecken  der  AUiirten 
weiters  nicht  mehr  nützlich  sein  konnte,  zog  Victor  Amadeus 
die  dortigen  sechs  Bataillone  zur  Armee.  Das  Rhebinder'sche  Corps 
aber  musste  um  Mitternacht  aufbrechen  und  durch  das  Val  di  Pragelato 
vor  Fenestrelle  ^)  rücken,  wo  es  so  Stellung  nehmen  sollte,  dass  es 
möglichst  ungefährdet  war  und  den  Rücken  und  die  Verbindung 
mit  Susa  sicher  hatte. 

Während  V  i  1 1  a  r  s  seinen  Marsch  auf  Briau9on  und  Cesanne  aus- 
geführt und  in  der  Befürchtung,  der  Herzog  von  Savoyen  möchte  seine 
Reiterei  über  den  kleinen  St.  Bernhard  in  das  Chablais  entsenden, 
die  aus  dem  Languedoc  kommende  Reiterei  nach  Conflans  dirigirt 
hatte,  war  M  e  d  a  v  i,  welcher  schon  am  7.  seine  Spitze  nach  St.  Michel 
vorgetrieben,  mit  seinem  Gros  am  9.  ebendahin,  mit  seiner  Vorhut 
aber  bis  St.  Andre  gerückt.  Die  letztere  musste  auf  die  Nachricht,  die 
AUiirten  hätten  den  Col  de  la  Roue  geräumt,  denselben  in  der 
Nacht  zum  11.  besetzen  lassen. 


*)  Nach  der  Darstellung,  welche  die  Memoires  niilitaires  (Pelet)  VIII  geben, 
zogen  sich  die  Vortruppen  der  Verbündeten  schliesslich  in  die  von  creuelirten  Mauern 
umschlossenen  Städtchen,  welche,  eines  nach  dem  andern,  von  den  Franzosen  mit 
stürmender  Hand  genommen  wurden. 

^)  Nach  der  übereinstimmenden  Aussage  der  Ueberläufer  betrug  er  300  Mann; 
ein  General-Lieutenant  sollte  gleichfalls  geblieben  sein.  „Das  Gefecht  von  Cesanne, 
über  das  man  zu  Turin  so  viel  Lärm  geschlagen  hat,  ist  nicht  der  Rede  werth,  da  nur 
ein  Vorposten  von  drei  Grenadier-Compagnien,  eine  von  Kriechbaum,  eine  preussische 
und  eine  savoy'sche  und  etwa  250  Commandirte  daran  Theil  genommen  haben.  Diesen 
Abend  werde  ich  den  genauen  Ausweis  über  unseren  Verlust  haben.  Jener  des  Feindes 
niuss  grösser  sein,  da  unsere  Leute  Wunder  gethan  und  nur  darum  Einbusse 
erlitten  haben,  weil  sie  mit  zuviel  Muth  einer  ganzen  Armee  haben  hartnäckig 
Stand  halten  wollen."  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.  ad  13.  Beilage  zu  Castel- 
barco's  Bericht  an  den  Prinzen  Eugen.  Turin,  18.  August  1708. 

*)  Von  Cesanne    üb(_T  den  Col  de  Sestricres  nach   Fenestrelle  30""". 


179 


Einnahme  von  Exilles  und  von  Perosa '). 

Die  Nachricht,  M  e  d  a  v  i  habe  sich  nicht,  wie  man  vermuthet 
hatte,  mit  Villars  vereinigt,  sondern  sei  nach  Modane  marschirt, 
Hess  die  AUiirten  annehmen,  er  beabsichtige  von  dort  aus  den  Ent- 
satz von  Exilles.  Um  einem  solchen  Versuche,  von  wo  immer  er  unter- 
nommen werden  mochte,  wirksam  entgegentreten  zu  können,  ward 
die  Armee  am  12.  nach  Salbertrand '^)  geführt.  Das  Hauptquartier 
kam  nach  St.  Colomban,  nördlich  Exilles,  wo  es  den  belagerten  Platz 
vor  Augen  hatte. 

Der  Angriff,  am  6.  begonnen,  war,  Dank  der  Umsicht,  Geschick- 
lichkeit und  Thätigkeit  Regal's,  der  Artillerie-Obriste  von  Stein- 
berg und  Gas  sei  la  Fiere,  schon  sehr  weit  vorgeschritten.  Bereits 
am  9.  hatte  Regal  die  erste  Parallele  gezogen,  am  folgenden  Tage 
hatten  7  Halb-Karthaunen  gegen  die  Werke  zu  spielen  angefangen  ^), 
am  IL  3  Batterien  aus  14  schweren  Geschützen  mit  solchem  Erfolge 
breschirt,  dass  man  an  die  Vorbereitungen  zum  Sturme  schritt.  Als 
am  Abende  des  12.  die  um  2  Geschütze  vermehrten  Breschbatterien 
mit  gesteigerter  Lebhaftigkeit  zu  feuern  begannen,  Hess  der  Com- 
mandant  des  Platzes,  de  la  Boulaye,  die  Chamade  schlagen*).  Am 
folgenden  Vormittage  zog  die  295  Mann  und  25  Officiere  zählende  Be- 
satzung als  kriegsgefangen  nach  Turin  ab ').  Mit  Exilles  fielen  den 
Verbündeten  30  Geschütze,  706  Feuergewehre  und  bedeutende  Mengen 
von  Munition  in  die  Hände  *). 

Nicht  minder  glücklich  waren  gleichzeitig  die  Anstrengungen  der 
Alliirteu  im  Val  di  Pragelato.  Der  savoy'sche  GWM.  d'Andourne, 
den  FML.  Rhebinder  mit  1000  Mann  in  das  Thal  von  Perosa  deta- 
chirt,  hatte  mit  100  Grenadieren  und  einigen  Barbets  die  Schanze  von 
Pomaretto  (nächst  Perosa)  mit  stürmender  Hand  genommen  und  dabei 
nur  wenige  Mann  eingebüsst;  was  von  der  Besatzung  nicht  gefallen, 
war   gefangen    genommen    worden.  —  Zu  Perosa  fand  d'Andourne 

*)  Hiezu  Skizzen,  Tafel  II. 

*)  Von  Oulx  nach  Salbertrand  8''". 

')  Nach  Castelbarco's  Bericht  an  K.  Joseph  I.,  Turin,  11.  August,  hatte  die 
Beschiessung  aus  sechs  Stücken  schon  am  9.  begonnen.  Kriegs-A.,  Italien  1708 ; 
Fase.  VIII.  11. 

*)  Wortlaut  der  Capitulation.  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  YlII.  ad  13.  De  la 
Boulaye  wurde  dieser  Capitulation  halber  kriegsrechtlich  degradirt,  zu  lebenslänglicher 
Haft  und  Verlust  seines  Vermögens   verurtheilt.  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 

5)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.   VIII.  ad   13. 

«)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.   1.5. 

12* 


180 

den  Obristen  Graf  de  la  Trinite,  welcher  es  mit  2  piemontesisehen 
Bataillonen  und  den  Barbets  blokirte,  eben  in  Capitulations- Verhand- 
lungen mit  dem  Coramandanten.  Auf  d'Andourne's  Verlangen  musste 
sich  sowohl  die  Besatzung  Perosa's,  als  auch  jene  des  Forts  Louis 
am  11.  August  kriegsgefangen  geben.  500  Mann  und  30  Officiere 
wurden  von  hier  nach  Piemont  abgeführt. 

Da  inzwischen  FML.  Rhebinder  bereits  alle  wichtigen  Höhen 
rings  um  Fenestrello  besetzt  hatte,  Hess  man  noch  am  13.  die  Armee 
nach  Chiamonte ')  raarschiren.  —  Zur  Deckung  Exilles'  war  FML. 
Regal  mit  10  Bataillonen  daselbst  belassen.  Er  sollte  den  Platz  in 
Vertheidigungsstand  setzen,  die  Belagerungs  -  Artillerie  aber  zurück- 
schaffen. —  Die  Hauptmacht  der  Verbündeten  rückte  am  14.  nach 
Meanne  (Meanai  unweit  Susa.  Victor  Amadeus  aber  eilte  nach 
Baibotet  zum  Corps  Rhebinder's.  Die  Nachricht,  Villars  habe 
über  den  Col  de  Sestrieres  ein  starkes  Detachement  vorgeschoben, 
bestimmte  den  Herzog,  die  Höhe  de  la  Valette  unverzüglich  von  drei 
Bataillonen  unter  GWM.  Browne  besetzen  und  verschanzen  zu  lassen. 

Kaum  hatte  die  Armee  der  Alliirten  über  den  Col  de  la 
Fenestre  am  Mittage  des  15.  das  Rhebinder'sche  Corps  erreicht')  und 
zu  Baibotet  das  Lager  geschlagen,  als  sie  auch  schon  Villars' 
Truppen  sich  gegenüber  anlangen  sah. 

Nach  dem  Gefechte  von  Cesanne  hatte  sich  Villars,  obschon 
mit  Verpflegsschwierigkeiten  kämpfend,  entschlossen,  die  Verbündeten 
neuerdings  anzugreifen ').  Er  wollte  ihnen  keine  Zeit  lassen,  die  Be- 
lagerung von  Exilles  fortzusetzen,  welche,  wie  er  wusste,  am  9.  begonnen 
hatte.  Am  13.  bei  Oulx  lagernd,  erfuhr  er  zu  seiner  Ueberraschung, 
dass  der  Commandant  von  Exilles  bereits  am  Vortage  capitulirt  habe. 
Am  14.  liefen  von  allen  Seiten  Meldungen  ein,  dass  die  Armee  der 
Alliirten  am  Vorabende  zum  grössten  Theil  über  den  Col  de  la 
Fenestre  nach  Baibotet  gerückt  sei  und  die  Besatzung  der  Redoute 
von  Laux  (Leau)  dieselbe  aufgegeben  habe.  —  Zu  Oulx  ein  Corps  unter 
T  h  0  y  belassend,  marschirte  V  i  1 1  a  r  s,  um  Fenestrelle  zu  retten,  am 
15.  längs  des  Kammes  zum  Col  d'Argueuil.  Die  Recognoscirung  von 
Brown  e's  Stellung  (la  Valette)  belehrte  aber  den  Marschall,  dass  die- 
selbe unangreifbar  sei. 

Diese  Recognoscirung  war  den  Verbündeten,  die  überdies  durch 
Ueberläufer     von    einem    beabsichtigten    Angriffe    hörten,    nicht    ent- 


•)  Salbertrand-Chiamonte  (Chaumoiit)  24""". 

*)  Von  Siisa  über  den  Col  de  la  Fenestre  natli  Fenestrelle  5  Wegstunden. 
')  Lettre  de  M.  le  inardchal  de  Villars  au  roi,  du  camp  de  8t.  Siclaire,  12  aoilt  1708, 
Arcliives  du  depot  de   la   guerre,  vol.  2100;  No,  343.  Memoires  militaires  (Peletj, 


181 

gangen.  Fürchtend,  V  i  1 1  a  r  s  möchte  sich  über  die  Höhe  von  Argueuil 
auf  Chiamonte  oder  Exilles  werfen,  ertheilte  man  dem  FML.  Regal 
und  dem  GWM.  d'Audourne  entsprechende  Weisungen.  So  stiess 
Givry,  den  Villars  am  16.  mit  lOÜO  Grenadieren,  welchen  drei 
Brigaden  als  Unterstützung  folgten,  entsandt  hatte,  den  Berg  LIaudiez 
oder  den  Kamm  von  Peine  (Pelve)  zu  besetzen,  auf  eine  Abtheikmg  der 
AUiirten  und  fand  es  unmöglich,  durchzudringen.  Da  Ueberläufer 
aussagten,  Villars  lasse  an  einem  Wege  arbeiten,  auf  die  Höhen 
gegenüber  la  Valette  Geschütze  zu  bringen,  ward  Styllen,  welcher 
Browne  am  17.  ablöste,  befohlen,  die  dortigen  Verschanzungen 
kanonensicher  zu  machen. 

Auch  auf  der  rechten  Thalbegleitung  waren  die  Franzosen  nicht 
glücklicher.  Obrist  Gyulai  trieb  hier  die  feindlichen  Miquelets  mit 
seineu  Havducken  von  Kuppe  zu  Kuppe  und  setzte  sich  bei  Fene- 
strelle    fest. 

Die  Verbündeten  nahmen  nicht  nur  wahr,  wie  das  Gros  Villa  rs' 
im  Laufe  des  Tages  immer  mehr  anschwellend,  bei  Puy  en  Pragelas 
sich  lagerte,  sondern  auch,  wie  eine  starke  feindliche  Colonne  Nach- 
mittags dieses  Lager  in  der  Richtung  von  Mont  Albergian  verliess. 
Unverzüglich  wurden  einige  Annäherungen,' welche  Villars  benützen 
konnte,  vom  Lager  aus  besetzt  und  FML.  Zum  Jungen  mit  7  Ba- 
taillonen nach  dem  Col  d' Albergian  vorgeschoben.  Er  erreichte  um 
Mitternacht  sein  Ziel  und  schritt  unverzüglich  an  die  Verschanzung 
desselben.  —  M  u  r  e  t ,  den  V  i  1 1  a  r  s  mit  5  Bataillonen  über 
den  Col  du  Pis  ebendahin  gesandt  hatte,  fand  den  Posten  unein- 
nehmbar und  Villars,  am  17.  persönlich  recognoscirend,  kam  zu 
demselben  Schlüsse.  Der  Marschall,  welcher  nach  dem  Falle  von 
Perosa  alles  Vertrauen  auf  den  Widerstand  isolirter  Posten  verloren 
hatte,  gab  den  Gedanken,  Fenestrelle  zu  retten,  auf,  entschied  sich 
für  die  reine  Abwehr  und  liess  Muret  deragemäss  am  Abende  des 
17.  in's  Lager  zurückkehren.  Zur  Sicherung  seiner  Verbindung  mit 
BrianQon  liess  er  am  20.  den  Col  de  Sestrieres  von  5  Bataillonen 
unter  C  a  r  a  c  c  i  o  1  i,  den  Mont  Gene  vre  von  6  unter  C  h  a  m  a  r  a  n  d  e 
besetzen  und  endlich  2  Bataillone  in's  Thal  von  Barcelonette  abrücken, 
wohin  Guerchois  schon  am  19.  vorausgegangen  war,  mehr  um  die 
Bewegungen  des  Gegners  zu  beobachten,  als  um  Widerstand  zu  leisten. 

Die  AUiirten  mussten  Villars  wesentlich  andere  Absichten 
zumuthen.  Nach  den  Aussagen  der  Ueberläufer,  deren  täglich  20  und 
mehr  kamen,  schwoll  Villars'  Armee  immer  mehr  an;  Avurdeu  noch 
10  Cavallerie-  und  5  Dragoner-Regimenter  aus  Spanien,  Languedoc 
und  Deutschland  erwartet;  war  Villars  entschlossen,  die  Aufhebung 


182 

der    Belagerung   Fenestrelle's  zu    erzwingen,    sowie    seine    Armee    auf 
60  Bataillone  gebracht  war. 

Zudem  Hessen  auch  Regal's  Meldungen  aus  Exilles  nicht  auf 
defensive  Absichten  M  e  d  a  v  i's  schliessen.  Dieser  war  zwar  durch  Ver- 
pflegsschwierigkeiten  bemüssigt  worden,  zu  Bramans  bis  zum  15.  stille 
zu  stehen;  sowie  aber  der  Brodnachschub  von  Fort  Barraux  einge- 
richtet, waren  ]\[edavi's  Vortruppeu  sofort  auf  dem  Mont  Cenis  „beim 
grossen  Kreuz''  erschienen.  Ihre  Versuche,  sich  hier  festzusetzen, 
scheiterten  zwar,  aber  Lanslebourg  blieb  von  ihnen  besetzt. 

Noch  war  die  Belagerung  Fenestrelle's  nicht  begonnen,  als  Regal 
von  einem  erneuten  Versuche  Medavi's  berichtete.  Dieser  hatte  das 
Lager  von  Bramans  am  21.  verlassen  und  am  folgenden  Tage  Schulen- 
burg's  Verschanzungen  auf  der  Höhe  von  Arpon  so  übermächtig 
angegriffen,  dass  dessen  Bataillone  1000  Schritte  zurückweichen 
mussten.  Die  Franzosen  zerstörten  die  Befestigungen,  zogen  sich  aber 
hiernach  wieder  in  ihr  Lager  zurück.  Gleichzeitig  war  M  e  d  a  v  i's 
Unterbefehlshaber,  Grancey,  mit  1000  Grenadieren  und  50  Reitern 
von  Bessans  über  den  schwierigen  und  gefährlichen  Col  dell'  Autaret 
bis  Viu  hinabgestiegen ;  bis  Lanzo  vorzudringen,  verhinderte  ihn  Brod- 
mangel. Ohne  auch  uur  auf  Landesbewohner  gestossen  zu  sein,  kehrte 
er  einige  Tage  später  mit  2000  erbeuteten  Schafen  an  seinen  Aus- 
gangspunct  zurück. 

Unter  diesen  Umständen  hielten  die  Verbündeten  grosse  Vorsicht 
für  geboten.  Schon  am  15.  hatten  sie  das  zu  Chiamonte  postirte 
Dragoner  -  Regiment  Savoyen  angewiesen,  über  Pinerolo  in  das  Thal 
des  Clusone  zu  rücken  und  %  Stunde  unterhalb  der  Festung  Stellung 
zu  nehmen.  —  Um  ihre  linke  Flanke  wirksamer  zu  sichern ,  ward 
GWM.  d'Andourne  mit  600  Mann  in  das  Val  di  S.  Martino  detachirt.  — 
Auch  der  Col  d'Albergian  ward  ungeachtet  Mur  et's  Abzug  festgehalten. 
Da  Zum  Jungen  meldete,  seine  Truppen  vermöchten  die  Kälte  — 
das  ganze  Gebirge  erstarrte  in  Eis  und  Schnee  —  auf  die  Dauer  nicht 
auszuhalten,  mussten  die  Tragthiere  des  grossen  Lebensmittel-Convoi, 
den  man  ihm  zuschob,  fortan  zum  Transport  von  Brennmaterial  benützt 
werden. 

Belagerung"  und  Einnahme  von  Fenestrelle '). 

So  nach  allen  Seiten  geschützt,  schritten  die  Alliirten  an  die 
förmliche    Belagerung    des    von    ihnen    cernirten    Platzes.    Schon    am 

')  Siehe  Tafel  II.  Die  Skizze  „Vene  du  Fort  de  Fenestrelle"  wurde  vom  Ober- 
Quartienneii^ter  Nicolotti  für  den  Priuzeu  Eugen  aufgenommen.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  VIII.  41. 


I 


183 

Abende  des  15.  war  FML.  Harr  ach  mit  etwa  5000  Mann  entsandt 
worden,  sich  am  16.  mit  Tagesanbruch  des  Castells  Renaud  {B  der 
Skizze)  zu  bemächtigen,  das  die  Werke  von  Fenestrelle  beherrschte. 
Harr  ach  hatte  aber  jenes  völlig  sturmfrei  und  ohne  Geschütz 
uneinnehmbar  befunden  und  sich  darauf  beschränken  müssen,  sein 
Detachement  nächst  demselben  festsetzen  zu  lassen.  Dadurch  wurden 
wenigstens  die  Arbeiter  gedeckt,  welche  den  Weg  herrichteten,  auf  dem 
das  Belagerungs-Geschütz  herangezogen  werden  sollte. 

Nachdem  am  19.  ein  Ausfall  der  Besatzung  von  Fenestrelle  nach 
einem  einstündigen  Kampfe  zurückgeschlagen  worden,  erhielt  der  Feld- 
Artillerie-Obrist  von  Steinberg  Befehl,  das  zur  Beschiessung  des 
Castells  Renaud  erforderliche  Geschütz  von  Perosa  schleunigst  zu- 
zuschieben, das  schwere  Belagerungs-Materiale  aber  daselbst  trans- 
portbereit zu  halten.  Am  22.  wurden  die  Werke  des  Platzes  unter 
Zuziehung  der  Feuerwerker  der  Belagerungs  -  Artillerie  sorgfältig 
recognoscirt  und  ein  Theil  der  Truppen  auf  dem  linken  Ufer  des 
Clusone  gelagert. 

Am  Nachmittage  des  23.  nahmen  2000  Commandirte  zu  Fuss  unter 
dem  GWM.  Graf  von  Dann  oberhalb  Fenestrelle  Stellung.  Ihnen 
folgten  am  24.  der  savoy'sche  FZM.  Conte  della  Rocca  und  FML. 
Zum  Jungen,  welche  mit  der  Leitung  der  Belagerung  betraut 
worden.  Am  Morgen  des  23.  begann  die  Beschiessung  von  Castell 
Renaud  aus  zwei  schweren  Geschützen.  Als  die  Verbündeten  gegen 
Abend  einige  Truppen  gegen  dasselbe  vorschoben,  zeigte  sich,  dass 
der  Feind  es  samrat  der  Redoute  de  l'Aiguille  eilfertig  verlassen 
und  sich  in  den  Platz  gezogen  habe.  Da  man  von  der  gewonnenen 
Höhe  die  Werke  des  Hauptforts  beherrschte,  beschloss  man  die  Anlage 
einer  Batterie  auf  selber.  Um  schweres  Geschütz  hinaufschaffen  zu 
können,  was  wegen  der  „unbeschreiblichen"  Steile  fast  unausführbar 
schien,  musste  man  einen  Weg  erst  aussprengen  *) ;  aber  so  kräftig 
ging  man  an  diese  Arbeit,  dass  man  schon  am  26.  12  Stücke  in 
Batterie  hätte  stellen  können  und  2  kleine  Mörser  thatsächlich  bereits 
Haubitz-Granaten  warfen. 

In  der  Nacht  zum  25.  besetzten  200  Mann  das  Städtchen 
Fenestrelle.  Nachdem  man  am  Clusone  am  26.  auf  einem  Cavalier 
eine  Batterie  von  4  Geschützen  und  einen  Kessel  für  8  grosse  Mörser 
fertiggestellt,    bemächtigte    man    sich    am    27.    der   Redouten    de    la 


»)  Feldmarschall  Daun  an  Prinz  Eugen.  Baibotet,  24.  August  1808.  Kriegs- A., 
Italien  1708;  Fase.  VIII.  32. 

Daun  an  K.  Joseph  I.  Baibotet,  24.  August  1708.  Registr.  des  R.  K.  M.  1708, 
Nr.  101. 


184 

Bergonniere,  des  Fours  h  baux  und  de  l'Albergean  auf  dem  recliteu 
Ufer  des  Clusone ;  eine  nahmen  die  Dragoner  des  Regiments  Savoyen, 
die  zwei  anderen  die  Gyulai'schen  Hayducken. 

Die  Armirung  der  Batterie  auf  der  Höhe  des  Castells  machte 
ungeheure  Schwierigkeiten.  Wiewohl  über  1000  Mann  angestellt,  Winden 
und  andere  Hülfsmittel  benützt  wurden,  konnten  bis  zum  Abende  des 

27.  nur  2  Halb-Karthaunen  hinaufgeschafft  werden.  Dagegen  bewarf 
man  am  28.  aus  4  grossen  Mörsern  mit  solchem  Erfolge  den  Platz, 
dass  dessen  Zeughaus  in  Flammen  gesetzt  wurde,  wobei  der  Verthei- 
diger    seinen    ganzen    Vorrath    an    Kleingewehr-Munition    einbüsste  *). 

Am  29.  mit  Tagesanbruch  begannen  endlich  von  der  Höhe  des 
Castells  Renaud  7  Halb-Karthaunen  gegen  die  Bastione  des  Haupt- 
forts zu  spielen.  Sie  brachten  bis  zum  Abend  die  Artillerie  des  Ver- 
theidigers  gänzlich  zum  Schweigen  und  konnten  noch  zu  breschiren 
anfangen.  Da  der  Platz  den  ganzen  Tag  über  aus  8  grossen  Mörsern 
unausgesetzt  bombardirt  wurde  und  seine  kleinen  Pulvermagazine  in 
Brand  geriethen,  war  er  bereits  ungemein  bedrängt. 

Alles  dies  geschah  im  Angesichte  der  französischen  Armee,  die  nur 
y^  Stunde  entfernt,  ruhig  lagerte.  V  i  1 1  a  r  s  war  am  27.  durch  B  o  u  r  c  e  t, 
den  Führer  einer  Freicompagnie,  der  sich  aus  Fenestrelle  über  die 
steilen  Felsen  und  durch  die  feindlichen  Posten  zu  ihm  gewagt,  vom 
Stande  der  Dinge  bis  zum  26.  unterrichtet  worden.  Er  wusste,  dass 
sich  der  Platz  nicht  lange  halten  könne,  so  wie  einmal  die  Angriffs- 
Batterien  feuerbereit  waren.  Villars  selbst  wagte  sich  am  Abende  des 

28.  recognoscirend  so  nahe  an  die  Vorposten  der  Verbündeten,  dass 
zwischen  diesen  und  des  Marschalls  Begleitung  ein  Feuergefecht  sich 
entwickelte.  Aber  sein  Plan,  wonach  Barriere,  der  Comraandant  des 
Forts,  die  Werke  und  Geschütze  in  die  Luft  sprengen  und  mit  der 
Besatzung  gegen  die  Redoute  von  Laux  ausfallen  sollte,  deren  3  Ba- 
taillone Villars  gleichzeitig  anzugreifen  beabsichtigte,  kam  nicht  zur 
Ausführung.  Versuche,  Fenestrelle  auf  Fussstcigen  Hülfe  zu  bringen, 
scheiterten.  Also  griff  der  Marschall  nach  dem  letzten  Mittel,  sich  aus 
der  Verlegenheit  zu  ziehen  —  er  erbat  sich  vom  Hofe  von  Versailles 
weitere  Weisungen.  In  Erwartung  derselben  sandte  er  den  mit  G  u  e  r- 
c  h  o  i  s  nach  dem  Thale  von  Barcelonette  abgerückten  2  Bataillonen 
am  23.  weitere  3  und  auf  die  Nachricht  von  Bewegungen  der  ver- 
bündeten Truppen  gegen  diesen  Theil  der  Grenze,  am  26.  noch  2  Ba- 
taillone nach.  Guerchois  war  hiernach  befähigt,  das  Lager  von 
Tournoux  zu  behaupten. 

')  Daun    au  Priuz  Eugen.  Fenestrelle,  28.  August  1708.  —  Au  K.  Joseph  I. 
Registr.  des  R.  K.  M.,  August  1708,  Nr.  297. 


186 

Am  30.  ward  die  Beschiessung  des  Forts  noch  kräftiger  fort- 
gesetzt. Mit  anbrechendem  Tage  donnerten  von  der  Batterie  auf  der 
Höhe  9,  von  jener  am  Fusse  derselben  4,  aus  den  zweien  jenseits 
des  Clusone  6,  am  Nachmittag  aber,  im  Ganzen  22  Geschütze  unauf- 
hörlich gegen  die  Wälle.  Da  das  Mauerwerk  des  angegriflfenen  Polygons 
neu,  machte  das  Breschiren  solche  Fortschritte,  dass  schon  am  Abende 
ein  nahezu  gangbarer  Wallbruch  erzeugt  war  *).  Um  zu  verhindern, 
dass  der  Feind  ihn  säubere,  wurde  er  die  ganze  Nacht  unter  Feuer 
gehalten;  kaum  graute  der  Morgen,  nahmen  alle  Batterien  das  Feuer 
wieder  auf.  Alles  ward  zum  Sturm  vorbereitet. 

Barriere,  von  der  meuternden  Garnison  gezwungen  ^),  Hess  um 
6  Uhr  Früh  Chamade  schlagen  und  verlangte  zu  accordiren.  Aber  die 
Verbündeten  wollten  von  einem  Accord  nichts  hören ;  die  ganze 
Besatzung  musste  sich  kriegsgefangen  geben. 

Die  rasche  Bewältigung  von  Fenestrelle  im  Angesichte  der  feind- 
lichen Armee  erfüllte  die  Alliirten  mit  stolzer  Freude;  die  Verdienste 
della  Rocca's,  Zum  Jungen's,  Daun's,  vor  Allem  aber  das  des  kaiser- 
lichen Artillerie-Obristen  von  Steinberg  und  seines  savoy 'sehen 
Waffenbruders  Cassel  la  Fiere^)  fanden  laute  Anerkennung.  Der 
Fall  des  Platzes  erlöste  die  Truppen  auf  den  Höhen,  insbesondere  jene 
von  La  Valette  und  Albergian,  welche  von  Wind  und  Regen,  Schnee 
und  Eis  sehr  hart  waren  mitgenommen  worden.  Die  Rauheit  und 
Unbeständigkeit  des  Wetters  schien  in  der  That  schon  jetzt  den 
beiderseitigen  grösseren  Unternehmungen  ein  Ende  machen  zu  wollen*). 

Am  Nachmittage  des  31.  begab  sich  Victor  Amadeus  in  den 
Platz  und  traf  die  zu  seiner  Instandsetzung  erforderlichen  Anordnungen. 
Die  Angriffsarbeiten  wurden  eingeräumt,  die  Belagerungs-Geschütze 
nach  Pinerolo  geschafft. 

An  demselben  Tage,  da  Victor  Amadeus  in  Fenestrelle 
einzog,  brach  M  a  u  r  o  y,  welchen  M  e  d  a  v  i  an  die  Spize  der  aus 
dem  Languedoc  und  der  Guienne  herabgekommenen  12  Escadronen 
gestellt  hatte,  von  Conflans  auf,  um  über  den  kleinen  St,  Beruhard 
in  das  Thal  von  Aosta  einzubrechen  und  es  zu  brandschatzen.  Am 
1.  September  schon  verliess  er  mit  800  unberittenen  Dragonern  und 
200    Infanteristen  Seez,  wo    seine  Reiterei    ein  Lager   aufschlug.    Nur 


^)  Nach  den  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.   14  bi«  15  Toisen  breit. 

^)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 

=*)  Dann  au  Prinz  Eugen.  Baibotet,  31.  Auocust  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  VIII.  4G. 

*)  Daun  an  K.  Joseph  I.  Balbutet,  31.  August  1708.  Registr.  de.s  R.  K.  M. 
October   1708,   Nr.  97. 


186 

auf  Landesniiliz  stossend,  drang  er  bis  la  Salle  vor.  Im  Begriffe  naeli 
Aosta  zu  marsehiren,  hörte  er,  dass  an  demselben  Tage  zu  Nus  das 
Eintreffen  von  Savoyen-Dragonern  und  1  Bataillon  Fussvolk  erwartet 
wurde,  und  bald  darauf,  eine  Abtheilung  jener  Dragoner  habe 
St.  Nicolas  besetzt.  Da  Mauroy  fürchtete,  Aosta  doch  nicht  halten 
zu  können,  ja  abgeschnitten  zu  werden,  begnügte  er  sich  mit  einer 
den  Thalbewohnern  abgepressten  Summe  Geldes  und  kehrte  nach 
Seez  zurück,  wo  er  am  4.  eintraf. 

Wiewohl  die  Verbündeten  Mauroy's  Expedition  für  viel 
bedeutender  hielten,  als  sie  thatsächlich  war,  bereitete  sie  ihnen  doch 
nur  geringen  Kummer.  Da  die  Franzosen  Geschütze  nicht  mit  sich 
führen  könnten,  würde  Fort  Bard  sie  unfehlbar  zum  Stehen  bringen  *\ 


Diversion  der  Alliirten  gregen  das  Thal  von  Barcelonette. 
ScMnss  des  Feldzuges. 

Nach  der  Einnahme  von  Fenestrelle  standen  die  Verbündeten 
vor  der  Frage :  Was  nun  ? 

Victor  Amadeus  hielt,  wie  die  anderen  massgebenden 
Stimmen,  eine  grössere  Operation  angesichts  der  vorgerückten  Jahres- 
zeit und  der  rauhen  Witterung,  die  so  frühzeitig  eingetreten,  für 
unthunlich.  Andererseits  konnte  er  aber  auch  nicht  für  die  Auflösung 
der  Armee  sein,  so  lange  Fenestrelle  nicht  in  Vertheidigungsstand 
gesetzt  und  Villars  in  nächster  Nähe  war.  Er  wandte  sich  an  den 
Kaiserhof,  damit  dieser  gestatte,  dass  die  zur  Bewachung  Piemonts 
nothwendigen  Bataillone  —  10  nach  seinem  Anschlage  —  daselbst 
verblieben,  und  erklärte,  ebensoviele  von  seinen  23  auf  der  Postirung 
zu  belassen*).  Feldmarschall  Daun  war  der  Meinung,  dass  nunmehr 
nichts  Besseres  zu  thun  wäre,  als  einige  Regimenter  Fussvolk  und 
Kelterei  aus  Piemont  nach  Ferrara  zu  senden ,  „um  dadurch  den 
römischen  Hof,  wenn  inzwischen  die  Sachen  mit  selbem  nicht  adjustirt 
werden  sollten,  wenigstens  mit  so  grösserem  Nachdruck  dazu  zu  ver- 
mögen'^ ^).  Da  der  Feldmarschall  aber  sah,  dass  er  mit  dieser  Forderung 
noch  nicht  durchzudrinijen  vermöge,  beantragte  er,  da  ohnedies  nichts 


')  Maffei  an  Prinz  Eugen.  Haap:,  10.  September  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  IX.   18. 

*)  Victor  Amadeus  an  Vr'my.  Eugon.  Mfutonlles  on  Pragelas,  5.  .September  1708. 
Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fa.si-.  IX.  G. 

')  Daun  an  Prinz  Eugen.  Baibotet,  31.  Augu.st  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  YIII.  47. 


187 

mehr  zu  thun  sei,  die  Truppen  „die  grosse  Kälte  in  diesem  rauhen 
Lande"  nicht  umsonst  ausstehen  und  zu  ihrer  besseren  Consorvirung 
in  ihre  Winterquartiere  rücken  zu  lassen  ^).  Die  Vertreter  der  See- 
mächte schlössen  sich,  wie  immer,  dem  Herzoge  von  Savoyen  an, 
um  so  mehr,  als  eine  Auflösung  der  Armee  ihnen  mit  Rücksicht  auf 
die  anderen  Kriegsschauplätze  verfrüht  erschien. 

Dabei  blieb  es  auch.  Schon  am  31.  August  reiste  Prinz  Emanuel 
von  Soissons  im  Auftrage  Victor  Amadeus'  nach  Wien,  wo  er 
am  10.  September  eintraf,  dem  Kaiser  Bericht  zu  erstatten  und  weitere 
Weisungen  einzuholen.  Ihm  folgte  am  6.  zu  gleichem  Zwecke  von  Seite 
D a u n's  FML.  Graf  H a r r a c h.  Gleichzeitig  sandte  Victor  Amadeus 
den  FML.  Graf  Schulenburg  an  Marlborough,  Dann  den 
General-Feldwachtmeister  Grafen  Brenner  an  Prinz  Eugen  behufs 
Information  und  Vereinbarung  für  den  nächsten  Feldzug  *). 

Da  man  aber  wohl  fühlte,  dass  gänzliche  Unthätigkeit  nur  dem 
Gegner  zu  Gute  komme,  schritt  man  nun  ernstlich  an  die,  in  der 
zweiten  Hälfte  des  August  vorbereitete  Diversion  gegen  das  Thal  von 
Barcelonette  und  setzte  zu  diesen  Ende  die  Reiterei  und  bald  darauf 
auch  einige  Bataillone  gegen  Demonte  in  Marsch.  Gleichzeitig  breiteten 
sich  die  Fusstruppen  der  Verbündeten  von  Fenestrelle  thalabwärts 
aus:  die  kaiserlichen  und  deutschen  Contingente  bis  Pinerolo,  das 
Gros  des  piemontesischen  Fussvolks  um  Mentoulles,  wo  Victor 
Amadeus  am  5.  September  sein  Hauptquartier  nahm.  Vier  Batail- 
lone verblieben  zu  Fenestrelle,  an  dessen  Instandsetzung,  sowie  an 
der  Herstellung  der  zerstörten  Redoute  auf  dem  Col  de  la  Fenestre 
emsig  gearbeitet  wurde. 

Nach  dem  Falle  von  Fenestrelle  fasste  Villars  die  strategische 
Situation  als  jener  ähnlich  auf,  welche  vor  Beginn  der  Operationen 
obwaltet  hatte.  Die  Verbündeten  im  Besitze  der  Initiative  und  im 
Mittelpuncte  des  Bogens  stehend,  welchen  er  zu  vertheidigen  hatte, 
bedrohten  gleichzeitig  Savoyen  und  die  Dauphine,  ja  selbst  die 
Grafschaft  Nizza.  Der  Marschall  glaubte  Alles  decken  zu  müssen. 
Da  Ludwig  XIV.  in  Beantwortung  seiner  Anfrage  ihm  völlig  freie 
Hand  gelassen,  sandte  Villars  am  1.  September  Thoy  mit  sechs 
Bataillonen  über  den  Col  de  la  Roue  in  die  Maurienne,  Medavi  zu 
verstärken.  Für  das  von  nur  50  Mann  bewachte  Schloss  von  Queiras 
fürchtend,    schob    er    gleichzeitig    vier    Bataillone    dahin,    und  für    das 


M  Dann  an  Prinz  Eugen.  Balhotet,  6.  September  1708.  Krieg-s-A.,  Italien  1708; 
Fase.   IX.  8  c. 

2)  Bericlit  Daun's  an  Prinz  Eugen.  Baibotet,  31.  Aug-iist  1708.  Kriegs-A., 
Italien   1708;  Fa.sc.  VIII.   47. 


188 

Thal  Barcelonette  zitternd,  tlirigirte  er  ein  Regiment  Cavallerie  und 
ein  Regiment  Dragoner  nach  Embnin.  ISIeldungen  vom  Erscheinen 
verbündeter  Truppen  im  Thale  der  Stura  veranlassten  ihn,  jene  Regi- 
menter von  Embrun  bis  Seyne  streifen  zu  lassen  und  am  2.  weitere 
drei  Bataillone  nach  Embrun  zu  senden  und  diese  ganze  Gruppe 
d'Artaignan  unterzuordnen.  Wiewohl  noch  gar  kein  Grund  vorlag, 
für  Nizza  besorgt  zu  sein,  wies  der  Marschall  doch  Grignan  an, 
von  den  in  der  Provence  stehenden  Bataillonen  einige  dahin  zu 
schieben.  —  Die  wachsenden  Verpflegsschwierigkeiten  und  das  Be- 
dürfniss,  seiner  Haupt-Rokade-Linie  näher  zu  kommen,  bestimmten  den 
Marschall,  sein  Lager  am  1.  September  von  Puy  nach  Cesanne  und 
am  5.  von  hier  nach  Vachette  zu  verlegen.  Noch  immer  hoffend,  es 
werde  sich  eine  Gelegenheit  ergeben,  Exilles  und  Fenestrelle  wieder 
zu  nehmen  —  wenn  etwa  die  AUiirten  sich  zu  weit  entfernten  — 
liess  er  von  Grenoble  acht  24-Pfünder  nach  BriauQon  schaffen.  In 
diesem  Sinne  remonstrirte  er  —  und  mit  Erfolg  —  gegen  die  ihm 
zugemuthete  Entsendung  eines  Cavallerie-  und  eines  Dragoner-Regi- 
ments nach  dem  Elsass. 

Nach  der  Disposition  Villars'  und  den  Detailanordnungen  seiner 
Unterbefehlshaber  standen  am  9.  September  in  Savoyen.  wo  Me  da  vi 
nach  St.  Andre  zurückgegangen  war,  im  Ganzen  18  Bataillone  und 
16  Escadronen;  im  Thale  von  Neuvache  (Thal  der  Clairee)  5  Bataillone; 
in  jenem  von  Cervieres,  zwischen  Brian^on  und  Queiras,  6;  3  im 
Thale  von  Queiras,  6  zu  Guillestre  und  3  zu  Embrun;  im  Lager  von 
Tournoux  7  Bataillone,  zu  Seyne  2  Escadronen,  zu  Thorame-Haute 
3  Bataillone  und  3  Escadronen;  in  der  Provence  13  Bataillone  und 
3  Escadronen,  in  der  Grafschaft  Nizza  3  Bataillone.  Das  zu  Vachette 
lagernde  Gros  der  Armee  zählte  nur  19  Bataillone  und  8  Esca- 
dronen. Sie  cantonnirten  hinter  Briangon.  Der  schlechte  Ausrüstungs- 
stand dieses  Platzes  veranlasste  Villars,  seine  Aufmerksamkeit  ganz 
vorwiegend  seiner  Deckung  zuzuwenden. 

Jeder  der  Unter-Commandanten  aufVillars'  ausgedehnter  Ver- 
theidungsfront  fühlte  sich  mehr  oder  weniger  bedroht. 

D'A  r  t  a  i  g  n  a  n  insbesondere  glaubte,  keine  Zeit  verlieren  zu 
dürfen,  die  Grafschaft  Nizza  sicher  zu  stellen.  Er  verstärkte  ihre  Be- 
satzung am  20.  auf  5  Bataillone  und  1  Dragoner- Regiment;  Grignan 
liess  seinerseits  2  Bataillone  von  Toulon  nach  Grasse  rücken.  Alle 
von  feindlicher  Seite  auf  Guillaume  und  Entrevaux  führenden  Uel>er- 
gänge  wurden  zerstört. 

So  lagen  die  Dinge,  als  die  Beendigung  der  Instandsetzungs- 
Arbeiten  von  Fenestrelle  den  Verbündeten  ermöglichte,  das  Thal    des 


189 

Clusone  auch  mit  dem  Gros  der  Armee  zu  verlassen.  Am  17.  September 
brach  man  von  Fenestrelle,  Mentoulles  und  Pinerolo  auf  und  schlug 
die  Richtung  auf  Demonte  ein,  wo  man  bereits  Verpflegsmagazine 
vorbereitet  hatte  ').  Zur  Deckung  von  Exilles  und  Fenestrelle  blieben 

18  Bataillone  zurück. 

Villars  erfuhr  erst  am  20.  zu  Briancon  von  dem  am  17.  an- 
getretenen Abmärsche  des  Gros  der  AUiirten  gegen  Saluzzo.  Er  musste 
ihnen  um  so  ernstere  Absichten  zumuthen,  als  er  hörte,  es  seien  be- 
deutende Verstärkungen  bei  ihnen  eingetroffen.  —  Le  Guerchois,  für 
das  Thal  von  Barcelonette  besorgt,  berief  D  i  1 1  o  n  von  Guillestre  nach 
Tournoux.  An  demselben  Tage,  da  dieser  aufbrach,  am  19.  September, 
recognoscirten  200  Dragoner  und  200  Fusssoldaten  der  Verbündeten 
l'Arche,  zu  dessen  Behauptung  Guerchois  10  Bataillone  verlangt 
hatte.  —  Villars  sandte  auf  die  Meldung  hievon  eine  Brigade  von 
4  Bataillonen  aus  dem  Thale  von  Prez  nach  Crepin  bei  Guillestre,  um 
den  zu  Mont  Dauphin  und  Tournoux  stehenden  10  Bataillonen  als 
Rückhalt  zu  dienen;  das  zu  Embrun  postirte  Dragoner-Regiment 
musste    nach    Ubaye    rücken.    Villars    beliess    Chamarande     mit 

19  Bataillonen  unter  den  Kanonen  von  Briancon,  de  Moutet  mit 
6  im  Thale  von  Cervieres,  Cadrien  mit  3  in  jenem  von  Queiras 
und  begab  sich  am  21.  selbst  nach  Crepin,  da  er  das  Schloss  von 
Queiras  für  das  eigentliche  Angriffsobject  hielt.  D'Artaignan 
musste  sich  etwas  südlicher  halten,  um  der  Grafschaft  Nizza  beispringen 
zu  können.  Am  23.  begab  sich  dieser  General  nach  Eutrevaux  und 
dirigirte  4  Bataillone  von  Thorame-Haute  nach  Nizza.  Schon  machten 
die  einfallenden  Regen  den  Var  derart  anschwellen,  dass  die  über 
ihn  geschlagene  Brücke  in  Gefahr  stand,  zerstört  zu  werden. 

Die  AUiirten,  welche  durch  ihre  letzte  Bewegung  erreicht 
hatten,  was  sie  angestrebt  —  Villars  zu  verhindern,  nach  anderen 
Operations  -  Schauplätzen  zu  detachiren  —  dachten  um  so  weniger 
an  weitere  Operationen ,  als  ihre  Armee  endlich  doch  bedeutende 
Kräfte  zur  Verstärkung  der  gegen  den  Papst  stehenden  Kaiserlichen 
abgeben  musste.  Schon  in  den  letzten  Tagen  des  September  hüllten 
die  Berge  sich  in  Schnee.  In  den  unteren  Gegenden  machten  die 
Regen  bald  alle  Gewässer  zu  unüberwindlichen  Hindernissen.  Victor 
Amadeus  begnügte  sich  daher,  zwischen  Exilles  und  Susa  5,  zwischen 
Fenestrelle    und    Pinerolo    12    seiner    Bataillone  zu   belassen,  während 


*)  Dann  an  K.  Joseph  I.  Turin,  21.  September  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708  ; 
Fase.  IX.  41. 

Castelbarco  an  K.  Joseph  I,  Turin,  21.  September  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  IX,  46. 


190 

der  Rest  der  Truppen  in  Piemont  so  cantonnirte,  dass  er  den  beiden 
Grenzplätzcu  im  Bedarfsfalle  rechtzeitig  beizuspringen  vermochte.  Wie- 
wohl der  reichlich  fallende  Schnee  gegen  Ende  October  alle  Alpen- 
Uebergänge  sperrte,  verfügte  Victor  Amadeus  doch  die  gänzliche 
Auflösung  der  Armee  erst  im  Laufe  des  November. 

Villars  überzeugt,  dass  von  Operationen  keine  Rede  mehr 
sein  könne,  war  am  26.  September  von  Crepiu  über  den  Col  de  Cer- 
vieres  nach  Brian9on  geeilt  und  dort  am  27.  eingetroffen.  Da  alle 
Wasserläufe  ausgetreten  waren,  hatte  er  sich  gezwungen  gesehen, 
statt  durch  die  Tarantaise  über  Bourg  d'Uysans  Grenoble  zu  gewinnen. 
Am  Tage  seines  Eintreffens  daselbst,  am  1.  October,  bezogen  die  um 
diese  Stadt  liegenden  Truppen  Chamerande's  enge  Cantonnirungen, 
alle  anderen  blieben  noch  in  ihren  Positionen.  Der  Abzug  so  bedeuten- 
der Kräfte  der  Verbündeten  nach  Osten  Hess  dem  Marschall  den  Ge- 
danken, Exilles  und  Fenestrelle  anzufallen,  noch  einmal  in  Erwägung 
ziehen.  Bald  überzeugte  er  sich,  dass  solcher  Versuch  angesichts  der 
Gruppirung  der  AUiirten  völlig  aussichtslos  wäre,  Nach  Inspicirung  der 
Tarantaise  kehrte  er  am  18.  October  nach  Grenoble  zurück.  Schon 
am  19.  mussten  die  Dragoner  des  Lagers  von  Bourg  St.  Maurice  der 
strengen  Kälte  wegen  in  Cantonnements  verlegt  werden,  die  sich  bis 
Chambery  ausdehnten.  In  den  letzten  Tagen  dieses  Monats  gab  endlich 
Ludwig  XIV.  Befehl  zum  Bezüge  der  Winterquartiere,  die  in  der 
Dauphine,  in  Savoyen,  in  der  Provence,  im  Elsass  und  im  Inneren 
Frankreichs  angewiesen  worden  waren.  V  i  1 1  a  r  s  verliess  Grenoble 
am  6.  November,  um  sich  nach  Versailles  zu  begeben.  Er  wurde  durch 
keinen  Stellvertreter  ersetzt.  Der  Winter  bildete  eine  unüberwindliche 
Barriere  zwischen  beiden  Armeen.  Medavi  commandirte  in  Savoyen 
und  in  der  Dauphine,  hier  mit  D  i  11  o  n,  dort  mit  T  h  o  y  als  Unter- 
Befehlshaber;  Grignan,  mit  d'Artaignan  als  Unter-Commandauten, 
in  der  Provence  und  in  der  Grafschaft  Nizza. 


Die  Occupatioii  des  Kirchenstaates. 

Die  Besetzung:  von  Comaccliio.  —  Die  Ereignisse  des 

Sommers. 

Mit  der  Durchführung  der  vom  Kaiser  beschlossenen  Besetzung 
Comacchio's  *)  ward  der  General -Feldwachtmeister  Alexander  Graf 
Bonueval  betraut  und  derselbe  beauftragt,  in  der  Form  die  weitest- 
gehenden Rücksichten  zu  beobachten.  Es  ward  ihm  nicht  nur  auf 
das  Schärfste  befohlen,  gegen  die  päpstlichen  Unterthanen  keinerlei 
Feindsehgkeit  zu  üben  —  er  durfte  selbst  den  Anmarsch  päpstlicher 
Truppen,  Zuschübe  von  Munition,  Proviant  und  anderen  Kriegsbedürf- 
nissen nicht  verhindern').  Dass  es  dem  Kaiser  ferne  liege,  den 
Kirchenstaat  mit  Krieg  zu  überziehen,  zeigte  deutlich  die  numerische 
Schwäche  der  zur  Besetzung  Comacchio's  bestimmten  Truppen.  Sie 
bestanden  aus  den  eben  aus  Neapel  gekommenen  Reiter-Regimentern 
Neuburg-Cürassiere  und  Vehlen-Dragoner,  zusammen  1]68  Mann  und 
1095  Pferde,  500  Commandirten  der  Reiter-Regimenter  Hautois  und 
Roccavione  und  488  des  Fuss-Regiments  Württemberg.  Mit  dieser 
Handvoll  Leute  rückte  B  on  n  e  v  a  1  am  10.  Mai  in  die  Legation  Ferrara 
ein,  deren  Verwesung  der  Cardinal  Casoni  soeben  angetreten  hatte. 

Auf  die  Meldung,  500  kaiserliche  Reiter  seien  vor  den  Thoren 
Ferrara's  erschienen,  ward  zu  Rom  in  einer  Staats-Congregation  der 
Beschluss  gefasst,  den  Cardinal  Casoni  anzuweisen,  die  Hauptstadt 
seiner  Legation  unverzüglich  in  Vertheidigungsstand  zu  setzen.  Da 
man  sich  päpstlicherseits  aber  noch  nicht  stark  genug  fühlte,  die 
Kaiserlichen  mit  Gewalt  zu  vertreiben,  ward  dem  Cardinal -Legaten 
bedeutet,    vorläufig    noch    jede    Herausforderung     und    Feindseligkeit 


')  Siebe  die  militärisch-politische  Einleitung  Seite    23. 
■^)  H.  H.  u.  St.  A.,  Eumaua. 


192 

äDgstlich  zu  vermeiden.  Der  Cardinal  zog  sich  in  der  That  mit  3000  Re- 
gulären in  das  Castell  von  Ferrara  und  besetzte  die  Stadt  mit  5000  in 
der  Eile  zusammengerafften  Milizen. 

Wiewohl  Bonneval,  zu  Conna  eingetroffen,  von  dem  im  Mailän- 
dischen commaudirenden  Gc.  d.  C.  Marquis  Visconti  Befehl  erhielt, 
noch  einige  Tage  zuzuwarten,  falls  er  Comacchio  noch  nicht  besetzt 
hätte,  glaubte  er  seinen  Marsch  dahin  dennoch  nicht  einstellen  zu 
sollen.  Dank  dieser  richtigen  Würdigung  von  Zeit  und  Umständen, 
konnte  er,  ohne  den  geringsten  Widerstand  zu  finden,  die  durch  ihre 
eigenthümliche  Lage  und  ihre  Verbindungsverhältnisse  interessante, 
damals  8000  bis  9000  Einwohner  zählende  Stadt  und  bald  darauf  auch 
ihre  wichtigen  Vorwerke  Magna  vacca  und  Torre  rossa  besetzen, 
deren  überraschte  Besatzungen,  ohne  einen  Schuss  abzugeben,  capi- 
tulirten. 

Bonneval  proclamirte,  die  Stadt  und  ihr  Gebiet  sei  als  ein 
altes  Reichslehen  eingezogen  worden  und  versicherte  die  Bewohner 
des  kaiserlichen  Schutzes  ').  Der  Geist  des  Wohlwollens,  welchen  der 
General-Feldwachtmeister  der  Bevölkerung '  gegenüber  bethätigte,  hin- 
derte ihn  allerdings  nicht,  die  Einkünfte,  welche  der  heilige  Stuhl 
aus  Comacchio  zog,  mit  Beschlag  zu  belegen.  Da  er  in  der  Stadt 
selbst  nur  über  337  Dienstbare  vom  Regimente  Württemberg  verfügte 
und  Magna  vacca  wie  Torre  rossa  nur  sehr  schwach  besetzen  konnte, 
ward  mit  grossem  Eifer  an  der  Vertheidigungs-Instandsetzung  der 
bezogenen  Posten  gearbeitet.  Den  Hofkriegsrath  aber  bat  Bonneval, 
Geschütze,  Munition  und  eine  Anzahl  croatischer  Milizen  von  Triest 
aus  ihm  zukommen  zu  lassen. 

Seine  übrigen  Truppen  hatten  inzwischen  folgende  Stellungen 
genommen:  Die  beiden  Reiter-Regimenter  Neuburg  und  Vehlen  zu 
Conna  nel  Polesine  di  S.  Giorgio;  150  Reiter  mit  den  Bagagen  zu 
Ostellato;  Obristlieutenant  Graf  Kufstein  endlich  mit  den  500  Reitern 
von  Hautois  und  Roccavione  zu  S'^  Bianca  unweit  Final  di  Modena, 
die  Verbindung  mit  Miraudola  und  Mantua  sichernd  -). 

Die  Besitznahme  Comacchio's  war  nicht  blos  ein  hochpolitischer 
Act,  der  kaiserlichen  Autorität  eine  erwünschte  Genugthuung  bereitend, 
sie  war  auch  von  eminent  militärischer  Bedeutung.  Indem  im  Mün- 
dungsgebiete   des    Po,    dieses    damals    wichtigsten    Verbindungs-  und 


')  Bonneval  liess  später  an  der  Umwalluug  dur  Stadt  die  bedeutiiugsvoUeu 
Worte:  „Josepho  Imperatori  antiqua  jura  Italiae  repetenti"  (Dem  Kaiser  Joseph,  der 
die  alten  Rechte  Italiens  zurückfordert)   anbringen. 

*)  Alexander  Graf  Bonneval,  Comacchio,  22.  Juni  1708,  an  den  Hofkriegsrath. 
Registr.  des  R.  K   M.,  October  1708,   Nr.  311.  Kriegs-A.,   Italien  1708;  Fase.  VI.  29. 


193 

Beförderungsweges  Ober -Italiens,  die  kaiserliche  Fahne  aufgepflanzt 
worden,  war  zu  der  einzigen  und  sehr  umständlichen  Cummunication 
Mailands  mit  den  Erblanden  nnd  dem  Reiche  durch  Tvrol,  eine 
zweite,  ungleich  bequemere,  das  neutrale  Veuetien  umgehende,  mit 
den  österreichischen  Seehäfen  gewonnen.  Comacchio  wurde  so  ein 
Bindeglied  zwischen  den  ober-  und  unteritalischen  Staaten  des  Hauses 
Habsburg,  ein  Pfahl  im  Fleische  des  Kirchenstaates,  ein  Keil  zwischen 
Rom  und  Venedig. 


Wiewohl  die  Feindseligkeiten  thatsächlich  damit  eröffnet  wurden, 
dass  der  Commandant  von  Ferrara  auf  eine  Partei  der  Kaiserlichen 
Feuer  geben  Hess,  so  erfuhr  doch  die  durch  die  Besetzung  Co- 
macchio's  geschaffene  Lage  im  Laufe  des  Sommers  keine  wesentliche 
Veränderung. 

Die  Kaiserlichen  waren  ganz  ausser  Stande,  Repressalien  zu  üben, 
mit  grösserem  Nachdrucke  aufzutreten,  so  lange  das  Gros  ihrer  Kräfte 
an  der  Grenze  Piemonts  gebunden  war.  Erst  im  Spätherbste  1708 
mochten  dort  grössere  Kräfte  frei  werden.  —  Aber  auch  der  Papst 
war  nicht  in  der  Lage,  oder  hielt  sich  nicht  stark  genug,  es  jetzt  schon 
zu  einem  offenen  Bruche  kommen  zu  lassen.  Der  Sommer  verstrich 
hiernach  unter  einem  heftigen  Federkrieg,  in  welchem  beide  Theile 
ihren  Rechtsstandpunct  zu  verfechten  bestrebt  waren.  Kaiserlicherseits 
ward  offen  ausgesprochen,  dass  mau  die  alten  Rechte  des  Reiches 
auf  Italien  geltend  zu  machen  gewillt  sei.  Als  der  Papst  am  2.  Juni  iu 
einem  an  Joseph  I.  gerichteten  Breve  mit  den  scharfen  und  nach- 
drücklichen Verordnungen  drohte,  welche  die  heiligen  apostolischen 
Canones  wider  diejenigen  gesetzt,  die  der  Kirche  und  ihren  Rechten 
Schaden  zufügen'),  antwortete  der  Kaiser  am  26.  Juni  in  der  Form 
eines  Manifestes  mit  einem  Proteste  gegen  die  vorjährige  „Declaratio 
nullitatis"  des  Papstes,  welcher  Protest  mit  den  Worten  schloss :  „Wir 
können  es  nicht  zugeben,  dass  der  römische  Hof  sich  unterstehen  dürfe, 
das  aufzuheben,  was  Wir  vermöge  Unseres  kaiserlichen  Amtes  einmal 
anbefohlen  haben"*). 

Joseph  I.  erklärte  übrigens  durch  den  Cardinal  Grimani 
nochmals,  sein  Absehen  gehe  noch  immer  nicht  dahin,  dem  Papste 
den  Krieg  zu  erklären;  er  sei  sogar  bereit,  sofern  der  heilige  Vater 
genügende  Sicherheit  böte,  gegen  die  Besatzung  von  Comacchio  nichts 
Feindliches  vorzunehmen,  seine  Truppen  aus  dem  Ferrarischen  sogleich 

*)  Clementis  epistolae,  pag.  313.  Noorden  III.  333. 
2)  H.  H.  u.  St.  A.,  Romana  1708. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Id 


194 

zurückzuziehen,  auch  die  Gründe  anzuhören,  welclie  der  heilige  Stuhl 
bezüglich  Comacehio's  behaupte  geltend  machen  zu  können ,  ja  das- 
selbe zu  räumen,  wenn  sich  herausstelle,  dass  das  grössere  Recht 
auf  Seite  des  heiligen  Vaters  wäre  ').  Inzwischen  müsse  er  aber  die 
päpstlichen  Rüstungen  mit  grossem  Befremden  ansehen.  In  diesem 
Sinne  sei  nicht  nur  der  Cardinal-Legat  zu  Ferrara  verständigt  worden, 
sondern  es  werde  auch  Marquis  Prie  nach  Rom  gesandt  werden,  um 
eine  Vereinbarung   auf  gütlichem  Wege    zu  erzielen. 

In  Rom  fand  diese  versöhnliche  Sprache  kein  Gehör.  Man 
betrachtete  hier  die  Besetzung  Comacehio's  als  den  Beginn  der  Occu- 
pation  des  Kirchenstaates.  Clemens  XL  fühlte  sich  als  Landesfürst, 
wie  als  Papst  auf  das  Tiefste  verletzt  und  Cardinal  Paulucci  gab 
nur  den  Empfindungen  des  heiligen  Vaters  Ausdruck,  als  er  das 
Vorgehen  der  Kaiserlichen:  „un  attentato  tanto  scandaloso  e  cosi 
alieno  dalla  pietä  austriaca"  nannte.  Der  Papst  willigte  zwar  ein, 
dass  Marquis  Prie  nach  Rom  komme,  um  ihm  die  Vorschläge  des 
Kaisers  zu  eröffnen,  gleichzeitig  bemerkte  er  aber,  diese  Verhand- 
lung wäre  unnütz,  wenn  der  "Wiener  Hof  Comacchio  und  das  Gebiet 
von  Ferrara  nicht  räumen  Hesse;  wenn  er  die  Beschlagnahme  auf  die 
Beneficien  nicht  aufhöbe;  die  Edicte  nicht  annuUirte,  welche  gegen  die 
Besitzer  der  kirchenstaatlichen,  angeblich  kaiserlichen  Lehen  erlassen 
worden ;  wenn  Joseph  I.  verlangte,  dass  er  (der  Papst)  seine  Rüstung 
unterbreche. 

Ebenso  erfolglos  wie  zu  Rom,  waren  die  Verhandlungen  in  der 
Villa  Malsana  bei  Ferrara.  Cardinal  C  a  s  o  n  i  beharrte  in  den  Con- 
ferenzen,  welche  er  hier  mit  dem  Marquis  Prie  hatte,  gleichfalls  auf 
der  Räumung  Comacehio's  als  conditio  sine  qua  non  weiterer  Unter- 
handlung. Prie  berichtete  schliesslich,  diese  Stadt  habe  in  den  Augen 
der  Curie  eine  solche  Bedeutung,  dass  diese  sie  im  Wege  gütlichen 
Zugeständnisses  niemals  aufgeben  werde  "). 

Die  Entwickelung  der  Verhältnisse  im  Königreiche  Neapel  nach 
dem  am  1.  Juli  erfolgten  Amtsantritte  des  Cardinal  Grimani  war 
nicht  darnach,  den  heiligen  Vater  versöhnlicher  zu  stimmen.  Der 
Papst  betrachtete  als  einen  Eingriff  in  seine  Rechte,  dass  Joseph  I. 
und  Karl  III.  daran  festhielten,  alle  geistlichen  Beneficien  im  König- 
reiche nur  an  Eingeborene  zu  verleihen.  Die  habsburgische  Regierung 
glaubte  die  neue  Ordnung  der  Dinge  dadurch  zu  festigen,  dass  sie 
hohe    und    einträgliche    Aemter    und  Würden    nur    an    Solche    verlieh, 

*)  H.  H.  u.  St.  A.,  Roinana  1708. 

^)  Marquis  Prie  an  K.  Joseph  I.  Mailaud,  2o.  Juui,  uud  Finale  di  Modeiia, 
12.  Juli  1708.   II.   H.   u.   St.  A. 


195 

welche  sich  um  das  Haus  Oesterreich  verdient  gemacht  hatten,  da- 
gegen die  Güter  Jener  confiscirte,  welche  dem  Hause  Anjou  anhingen. 
Eine  der  ersten  Regierungsmassregeln  Grimani's  war  das  Verbot 
Geld  oder  Wechselbriefe  nach  Rom  zu  senden  —  ein  Verbot,  das 
auch  im  Staate  Mailand  publicirt  worden.  Die  Bcneficien  und  Ein- 
künfte jener  Geistlichen,  welche  Karl  HI.  nicht  anerkennen  wollten, 
wurden  mit  Beschlag  belegt  ').  Als  nun  der  römische  Hof  am  7.  Juli 
allen  Bischöfen  Neapels  befahl,  Amtspersonen,  welche  auf  Grund  der 
königlichen  Edicte  geistUche  Einkünfte  sequestrirt  und  eingezogen 
hatten,  zu  excommuniciren,  bedrohte  die  neapolitanische  Regierung 
Jene  mit  den  schwersten  Strafen,  welche  es  wagen  würden,  die  voll- 
ziehenden königlichen  Beamten  mit  dem  Banne  zu  belegen  '^). 

Der  Gedanke,  den  Kaiserlichen  mit  Waffengewalt  entgegenzu- 
treten, fasste  zu  Rom  um  so  tiefer  Wurzel  ^),  als  Cardinal  T  r  e  m  o  g  1  i  a 
nicht  unterliess,  das  Kriegsfeuer  mächtig  anzufachen,  indem  er  dem 
heiligen  Stuhl  die  werkthätige  Hülfe  Ludwig  XIV.  anbot,  der  schon 
vom  Herbste  1706  ab  bemüht  gewesen,  Papst  und  Kaiser  zu  offenem 
Bruche  zu  treiben.  Verschiedene  Congregationen  wurden  abgehalten, 
in  welchen  die  diplomatische  und  militärische  Mobilisirung  beschlossen 
wurde.  Himmel  und  Erde  wollte  man  in  Bewegung  setzen,  zwischen 
den  Verbündeten  Misstrauen  säen,  die  Eifersucht  der  italischen  Staaten 
entflammen,  in  der  Provinz  Abruzzo,  ja  selbst  zu  Neapel  Unruhen 
hervorrufen;  vor  Allem  aber  10.000  Mann  anwerben  und  Truppen 
von  Avignon  nach  Rom  ziehen  *).  Nicht  weniger  als  30.000  Mann 
wollte  der  heilige  Vater  in's  Feld  stellen  ^). 

Neue  Auflagen  sollten  die  Kriegscassen  füllen  *), 
General  Marsigli,  der  wegen  Uebergabe  von  Alt-Breisach  l703 
durch  Cassation  aus  dem  österreichischen  Heere  gestossen  worden, 
ward  zum  Ober-Commando  der  päpstlichen  Truppen  berufen  ^).  Nach- 
dem sich  der  heilige  Vater  schon  Anfangs  Juni  an  die  katholischen 
Cantone  der  Schweiz  gewendet,  auf  dass  sie  ihm  ehestens  eine  Hülfe 


')  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VI.  5. 

2)  Graf  Kaunitz  au  Priuz  Eugen.  Rom,  4.  August  1708.  Kriegs-A.,  Neapel  1708; 
Fase.  VIII.  5.  Origiual. 

*)  Clemens  XI.  an  Cardinal  Lamberg,  21.  Juli;  an  Ludwig  XIV.,  21.  Juli  1708. 
Clemeutis  epistolae.  —  Polignac,  28.  Juli  1708.  Cardinal  Tremoille,  4.  August  1708. 
Äff.  etrang.  bei  Noorden  III.  337. 

^)  H.  H.  u.  St.  A.,  Romaua  und  Kriegs-A. 

*)  Noorden  III.  338. 

*)  Kaunitz  au  den  Prinzen  von  Hessen-Darmstadt.  Kriegs-A.,  Neapel  1708; 
Fase.  VII.  ad   14. 

^)  Kriegs-A.,   Neapel   1708;   Fase.  VII.  ad  14. 

13* 


196 

von  3000  Mann  zusammen  brächten  '),  und  auch  die  Republik  Wallis 
aufgefordert  worden,  deren  1500  zu  stellen,  suchte  sein  Nuntius 
am  französischen  Hofe  in  den  letzten  Tagen  des  Juni  unumwunden 
um  Waffen,  J^lunition,  französischen  Truppenzuzug  und  unverzügliche 
Entsendung  eines  erprobten  Generals  nach ,  wobei  er  den  Marschall 
B  e  r  w  i  c  k  als  den  willkommensten  bezeichnete  ^).  In  den  Provinzen 
des  Kirchenstaates,  in  Parma  und  Toscana,  auch  in  Avignon  ward 
geworben. 

Indess  die  Werkstätten  in  Rom  an  der  Ausrüstung  der  Truppen 
an  Sonn-  und  Feiertagen,  ja  selbst  am  Frohnleichnamstage'')  arbeiteten, 
formirten  aus  Frankreich  gekommene  Officiere  die  geworbenen  Mann- 
schaften in  Compagnien  und  Regimenter.  Gleichzeitig  wurde  den 
Landbewohnern  in  der  Romagna  gestattet,  sich  gegen  die  Parteien 
der  Kaiserlichen  zu  wehren,  deren  Reiter  sich  der  Fourage  halber 
allerwegen  ausbreiteten,  im  Uebrigen  aber  jeder  Feindseligkeiten  ent- 
hielten. 

Da  die  Kriegsrüstungen  indess  nur  sehr  langsam  vorwärts  schritten, 
machte  der  Papst  seinem  Zorn  in  um  so  schärferen  Worten  Luft.  Am 
16.  Juli  erliess  er  abermals  eine  Bulle,  welche  Joseph  I.  offen  nicht 
nur  mit  dem  Bannstrahle,  sondern  auch  mit  dem  Schwert  bedrohte, 
falls  er  fortfahre,  die  Kirche  anzugreifen  *). 

Thatsächlich  fehlte  es  aber  zu  Rom  selbst  unter  den  Cardinälen  nicht 
an  Stimmen,  welche  die  parteiische  Haltung  des  Papstes  missbilligten, 
sie  für  unanständig,  hochgefähi'lich  und  unausführbar  hielten,  wenn  die 
letzten  Consequenzen  in  Betracht  kamen;  sie  fanden  aber  kein  Gehör. 

Die  Ende  Juli  abgegebene  Erklärung  Joseph  I.,  in  Verfechtung 
seiner  Rechte  den  Respect  gegen  die  Kirche  nicht  ausser  Acht  lassen 
zu  wollen,  beantwortete  nach  vielen  eindringlichen  Berathungen  — 
„hitzigen  und  animosen  Resolutionen,  die  Kriegsrüstungen  gleichwohl 
bis  zum  Frieden  fortzusetzen"  ^)  —  eine  gemeinsame  Note  der  Cardi- 
näle  am   12.  August  in  vermittelndem  Tone"). 

Das  Gefühl  der  Unsicherheit,  das  in  Rom  herrschte,  äusserte 
sich  in   der  rücksichtslosesten  Strenge    gegen  Verdächtige.    So    wurde 

*)  Clemens  XI.  an  die  katholischen  Cantoue  der  Schweiz.  Rom,  2.  Juni  1708. 
Kriegs-A.,  Italien  1708;  Kasc  VI.  28. 

2)  Noordeu  III.  335. 

3)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VI.  .5. 

*)  H.  H.  u.   St.  A.,  Romana.  Noorden  erklärt  sie  für  unterschoben. 

•^)  Kaunitz  an  Prinz  Eugen.  Rom,  4.  August  1708.  Kriegs-A,,  Italien  1708; 
Fase.  Vlll.  5. 

")  Xoorden  III.  337,  erklärt  dieses  bei  Lamberti  V.  89  angeführte  Schreiben 
als  unterschoben. 


197 

der  Abbe  R  i  v  a  r  o  1  e  s,  angeblich  wegen  eines  mit  dem  Cardinal  G  r  inia  n  i 
vereinbarten  Anschlages  auf  Rom,  am  4.  August  1708  öffentlich  hin- 
gerichtet. 

Verhältnisse  im  Neapolitanisdien. 

Der  Protest  der  päpstlichen  Regierung  gegen  die  Besitznahme 
Coraacchio's  durch  die  Kaiserlichen  und  die  Rüstungen  Roms  ver- 
anlassten Joseph  L,  den  Feldmarschall  Prinzen  von  Hessen- 
Darm Stadt  am  4.  August  1708  zu  beauftragen,  mit  den  verfüg- 
baren Truppen,  „um  dem  römischen  Hof  dadurch  Furcht  und  Sorge 
zu  verursachen",  an  der  Grenze  des  Kirchenstaates  ein  Lager  zu 
beziehen  '). 

Ehe  dieser  Befehl  indess  nach  Neapel  gelangte,  hatte  die  dortige 
Regierung  sich  veranlasst  gesehen,  dem  „Römischen  Unwesen"  ihre 
besondere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden  und  jene  militärischen  Mass- 
nahmen vorzubereiten,  welche  nothwendig  schienen,  die  Sicherheit  des 
Königreiches  gegen  die  offenen  oder  verdeckten  Augriflte  der  Päpst- 
lichen zu  gewährleisten.  Das  Ausreissen  der  Soldaten  spanischer  Natio- 
nalität begann  plötzlich  einen  erschreckenden  Umfang  anzunehmen, 
eine  Erscheinung,  die  sich  damit  erklärte,  dass  an  der  Grenze  des 
Kirchenstaates  Billete  gefunden  wurden,  in  welchen  der  heilige  Vater 
jedem,  der  in  seine  Dienste  treten  würde,  neue  Montur  und  gutes 
Handgeld  versprach  ^).  Solches  Anbot  übte  angesichts  der  elenden 
Verpflegung  der  königlichen  Truppen,  welche  einen  grellen  Gegen- 
satz bildete  zu  der,  wie  allgemein  bekannt,  pünktlichen  und  opulenten 
der  päpstlichen,  eine  starke  Anziehungskraft.  Alles,  was  der  Prinz 
von  Hessen -Darm  Stadt  dagegen  machen  konnte,  war,  den 
deutschen  Commandanten  zu  empfehlen,  die  spanischen  Truppen  ,,mit 
etwas  mehr  Glimpf  und  Douceur  zu  tractiren,  weil  dieselben  auf  die 
Regierungsart  unserer  Truppen  nicht  gewöhnt"  *).  Bezeichnend  für 
das  materielle  Elend  der  kaiserlichen  Soldaten  ist,  dass  man  glaubte, 
es  nicht  wagen  zu  dürfen,  sie  den  Verlockungen  der  Päpstlichen 
auszusetzen,  sie  an  der  Grenze  des  Kirchenstaates  aufzustellen,  ob- 
schon  deren  scharfe  Ueberwachung  eine  Nothwendigkeit  war  *).  Um 
indess    daselbst  doch  einige  Kräfte    zur  Hand    zu    haben,    auf   welche 

1)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  1. 

2j  Pi-iuz  von  Hessen-Darmstadt  an  Prinz  Eugen.  Neapel,  G.  August  1708. 
Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  4. 

3)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  7. 
*)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  IX.   6. 


198 

man  sich  im  Nothfalle  verlassen  konnte,  ward  am  6.  Angust  in  einer 
vom  Cardinal  Grimani  präsidirten  Conferenz  aller  Generale  be- 
schlossen, 8  Compaj^nien  des  Drag-oner-Regimentes  Yauhonne,  welches 
znr  Zeit  zu  Foggia  und  Barletta  stand,  gegen  die  Provinz  Abrnzzo 
zu  schieben.  Das  wichtige  Commando  zu  Gaeta  wurde  dem  erprobten 
kaiserlichen  General -Feldwaehtmeister  Baron  Heindl  übertragen 
und  dieser,  wie  General-Feldwachtraeister  Graf  Wallis  zu  Orbitello 
angewiesen,  den  Vorgängen  im  Kirchenstaate  die  grösste  Aufmerk- 
samkeit zuzuwenden.  Mehr  zu  thun  schien  augenblicks  unmöglich. 

Angesichts  der  wachsenden  Gefahren,  welche  Neapel  vom 
Kirchenstaate  drohten,  der  mit  stets  zunehmendem  Eifer  rüstete,  trat 
die  Expedition  zur  Eroberung  Siciliens  immer  mehr  in  den  Hinter- 
grund. Eine  achtunggebietende  Vertheidigungsstellung  gegen  Rom  und 
eine  gleichzeitige  Offensive  gegen  Sicilien  waren  bei  den  militärischen 
j^Iitteln,  über  welche  Cardinal  Grimani  und  der  Prinz  von  Hessen- 
D  arm  Stadt  verfügten,  unvereinbar.  Noch  immer  waren  die  3500  nach 
Neapel  bestimmten  österreichischen  Recruten  nicht  in  Sicht.  Auch  dem 
Verlangen  des  Prinzen  nach  3000  Croaten  erklärte  der  Hofkriegsrath 
(am  21.  August)  nicht  entsprechen  zu  können.  „Selbst  wenn  es  möglich 
wäre,  diese  Zahl  aufzubringen,  so  würden  sie  sich,  da  sie  keine 
Mannszucht  gewöhnt,  mehr  zum  Rauben  und  Plündern,  als  zu  einer 
Operation  schicken,  mithin  besorglich  viel  gefährlichen  Unwillen  im 
Königreich  Neapel  erwecken  ')."  —  Die  daselbst  stehenden  spanischen 
Fuss-  und  Reiter-Regimenter,  einschliesslich  10  besonderen  Corcpagnien, 
waren  Anfangs  September  1708  grösstentheils  noch  ohne  Beklei- 
dung und  Ausrüstung.  Dazu  kam  überdies  von  Wien  noch  die 
bestimmte  Weisung,  das  Regiment  Wetzel,  auf  2000  Mann  ergänzt, 
nebst  dem  spanischen  Regiment  Ferrer  und  600  Recruten  des  Regi- 
mentes Lucini  ehestens  nach  Catalonien  zu  senden  ^),  eine  Anordnung, 
welche  imter  dem  Eindrucke  des  am  11.  Juli  erfolgten  Falles  von 
Tortosa    beschlossen  worden  war. 

Unter  diesen  Umständen  konnte  man  sich  auch  zu  Wien  nicht 
verhehlen,  dass  Hess  en-Darm  s  tadt's  Kräfte  für  die  Expedition 
gegen  Sicilien  zu  schwach  seien  ■■•).  Ende  August  ward  sie,  als  derzeit 
unausführbar,  fallen  gelassen.  Als  die  Hauptsache  sah  der  Kaiser 
jetzt  das  „Römische  Unwesen"  an.  Darum  befahl  er  dem  Prinzen 
alle  zur  Bewachung  des  Königreiches  nicht  unbedingt  nothwendigen 
Truppen  an  der  Grenze  des  Kirchenstaates  operationsfähig  zusaramen- 

\  Kriftgs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  10. 
^)  Kriefr-s-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  1(J. 
3)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.   10. 


199 

zuziehen  und  mit  Feldmarschall  Daun  in  Correspondenz  zu  treten,  der 
im  Herzog'thum  Ferrara  ein  Reiter-Corps  zu  formiren  angewiesen  sei  *). 
Dank  der  traurigen  Verwaltungszustände  des  Königreiches  und 
der  andere  Ziele  verfolgenden  Thätigkeit  des  hier  als  Vice-König 
fungirenden  Cardinais,  verstrichen  volle  vier  Monate,  bis  des  Kaisers 
Befehl  zur  Durchführung  gelangte.  Des  Prinzen  von  H  es s  en -Darm- 
stadt Vorschlag,  dem  Papste  in  den  militärischen  Operationen 
zuvorzukommen,  was  von  Neapel  aus  am  leichtesten  zu  bewerstelligen, 
konnte  nicht  realisirt  werden  ^).  Dank  des  ausgebreiteten  Kundschafts- 
Systems,  das  die  Curie  im  Königreiche  unterhielt,  war  man  zu  Rom 
sicher,  von  dieser  Seite  wenigstens  in  der  nächsten  Zeit  nichts  be- 
fürchten zu  müssen. 


Vollendung  der  päpstliclien  Rüstungen.  —  Ausbrucli  der 

Feindseligkeiten. 

Wiewohl  nunmehr  die  beabsichtigten  Rüstungen  zu  Rom  fast  zu 
Ende  geführt  waren,  segelten  die  päpstlichen  Galeeren  im  September 
abermals  nach  Marseille,    um    frische  Mannschaften    abzuholen. 

Am  24.  September  ermächtigte  ein  vom  Papste  eigens  zu  diesem 
Zwecke  berufenes  Cousistorium  denselben  mit  29  gegen  nur  3  Stimmen, 
dem  3  Millionen  Scudi  betragenden  Schatze  Sixtus  V.,  welcher  grund- 
sätzlich nur  gegen  ausgesprochene  Feinde  der  Kirche  verwendet  werden 
durfte,  500.000  Scudi  zu  entnehmen  ^). 

Noch  zwei  neue  Cavallerie-Regimenter  begann  man  zu  werben  *). 
Obwohl  weder  die  katholischen  Cantone  der  Schweiz ,  noch  die 
Republik  Wallis  dem  Verlangen  des  Papstes  entsprochen  hatten  ^)  und 
die  Werbung  im  Avignon  wenig  erfolgreich  war,  da  Ludwig  XIV. 
sie  mit  Rücksicht  auf  seine  eigene  Streitmacht  nichts  weniger  als 
begünstigte  ''),     war     der     numerische     Erfolg     im    Ganzen    ein     sehr 


*)  K.  Joseph  I.  au  deu  Prinzen  Philipp  von  Hesseu-Darmstaclt.  Wien,  29.  Angust 
1708.  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  VIII.  15.  Original. 

2)  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  X.  1,  und  Registr.  des  R.  K.  M., 
November  1708,  Nr.   138. 

3)  Graf  Kaunitz  au  K.  Joseph  I.  Rom,  25.  September  1708.  H.  H.  u.  St.  A  , 
Romaua. 

*)  Graf  Kaunitz  an  Trauttmansdorff.  Rom,  25.  September  1708.  Kriegs-A., 
Italien  1708;  Fase.  IX.  ad  49. 

5)  Graf  Trauttmansdorff  au  Prinz  Eugen.  Baden,  3.  October  1708.  Kriegs-A., 
Italien  1708;  Fase.  X.  7. 

")  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  Ludwig  XIV.  an  Tremoille,  27.  Juni  1708. 
Äff.   etraug.  bei  Noorden  III.  336. 


200 

günstiger  gewesen  ').  Anfangs  September,  als  der  Ober  -  Commandant, 
General  Marsigli,  Rom  verliess,  um  die  Garnisonen  am  venetianischen 
Golfe  zu  inspiciren,  und  die  Generale  Ottam  und  Balbiani  nacb 
der  neapolitanischen  Grenze  abgingen,  wurde  die  päpstliche  Kriegs- 
macht bereits  auf  25.000  Mann  geschätzt.  Ihre  Vertheilung  war  um 
diese  Zeit  etwa  folgende: 

zu  Fort  Urbano     .     .     .  2.000  Mann, 

„    Ferrara 10.000       „ 

,.    Faenza 4.000       „ 

,.    Rom 7.000       „ 

an  der  neapolitanischen  Grenze    2.000        „ 

zusammen  25.000  Mann. 

Die  Qualität  dieser  zum  Theile  aus  Ueberläufern  und  selbst 
aus  gemeinen  Verbrechern  gebildeten  Armee  Hess  freilich  Alles  zu 
wünschen  übrig. 

Der  Papst  segnete  seine  gegen  den  Kaiser  ziehenden  Streiter. 
Indess  diese  Truppen  sich  zu  Ravenna,  Faenza,  S.  Alberto,  Bologna 
und  anderen  Orten  sammelten  -),  forderte  man  die  Bauern  in  der 
Romagna,  in  den  Legationen  Bologna  und  Ferrara,  von  allen  Kanzeln 
herab  auf,  sich  zusammenzurotten,  wenn  die  Sturmglocke  ertöne,  und 
über  die  deutschen  Soldaten  herzufallen.  Selbst  auf  die  Marketender 
und  alle  jene,  welche  den  Kaiserlichen  Lebensmittel  zuführten,  sei 
Feuer  zu  geben  '). 

Die  Nachrichten  von  dem  Anrücken  päpstlicher  Regulären  und 
Milizen  aus  der  Romagna  und  der  Besetzung  der  venetianischen 
Grenze  durch  Truppen  der  Republik,  bestimmten  Bonneva  1,  dessen 
Truppen  inzwischen  eifrigst  an  der  Instandsetzung  ihrer  Posten 
gearbeitet  hatten,  seine  Reiterei,  welche  zu  Conna  und  S''  Biauca  ge- 
standen, in  einem  Lager  zu  Torre  de  la  Fossa  zu  vereinigen  *).  Diese 
Vorsicht  war  um  so  gebotener,  als  die  nächsten  kaiserlichen  Truppen  zu 
Mantua  standen  und  daselbst  nicht  einmal  alle  Posten  besetzen  konnten. 
Von  den  2300  Mann  der  dortigen  Garnison  waren  nur  1200  gesund, 
das  heisst  dienstbar,  und  die  Krankenziffer  fortwährend  im  Steigen  *). 

Dank  jenen  von  den  Kanzeln  ergangenen  Aufforderungen,  ent- 
brannten   die  Feindseligkeiten,    ohne    dass    der    Krieg    formell    erklärt 

*)  Pompoinie  an  Hoseiiwalil  (Iiitprco]it.).  Kriogrs-A  ,  Italien  1708;  Fase.  VIII.  80. 
2)  Kegistr.  des  R.  K.  M.,  SeptfiiilMr  1708,  Nr.  f)7  und  Octoher  1708,  Nr.  12. 
•'•;  H.  H    u.  St.  A.,  Rumaiia. 

*)  Kriegs-A.,  .Juli  1708;  Fase.  VI.  6,  und  Köuig.segg  an  l'iinz  Engen,  Mantua, 
20.  Juli   1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VII.   13. 
*)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase    VII.   13. 


.     201 

worden  wäre.  Allerwegen  griffen  bewaffnete  Landleute  die  fouragiren- 
den  Kaiserlichen  an.  Bauern  von  Longastrino  verwundeten  einen 
kaiserlichen  Cornet  und  tödteten  vier  seiner  Begleiter,  Cürassiere  von 
Neuburg.  Der  Cardinal-Legat  von  Ferrara  verweigerte  jede  Satisfac- 
tion  ^).  Vom  Cardinal  G  u an  ti er i,  der  sich  dessen  in  seinem  Berichte 
nach  Rom  noch  rühmte,  angeregt,  schlichen  sich  bewaffnete  Bauern 
und  Banditen,  welche  man  öffentlich  pardonirt  hatte,  um  sie  als  Streiter 
gegen  die  Kaiserlichen  zu  gebrauchen,  zu  Argenta  ein,  überfielen  auf 
ein  Glockenzeichen  unversehens  die  dort  postirten  100  kaiserlichen 
Reiter  und  tödteten  nicht  nur  den  Hauptmann  Grafen  Desarmoire 
mit  ungefähr  30  Mann,  sondern  massacrirten  auch,  was  ihnen  von 
deren  Weibern  und  Kindern  in  die  Hände  fiel  *).  Einer  schwangeren 
Officiersfrau  ward  dabei  der  Bauch  aufgeschnitten  und  die  Frucht 
herausgerissen  ■').  Der  zu  Ostellato  stehende  Major  G  1  o  b  i  s  verlor 
seinen  Lieutenant  und  5  Mann  und  musste  sich  nach  Comacchio 
zurückziehen*).  „Es  scheint,"  schrieb  Marquis  Prie,  welcher  bisher 
ängstlich  darauf  gehalten  hatte,  dass  die  kaiserlichen  Truppen  den 
Päpstlichen  nur  ja  keinen  Anlass  zu  Klagen  gäben,  ,.dass  der 
Römische  Hof  uns  mit  Banditen  und  Bauern  bekriegen  will"  ^). 

Es  währte  indess  nicht  lange  und  auch  die  päpstlichen  Regulären 
schlugen  los.  Zu  Pontelagoscuro,  das  sie  befestigten,  rüsteten  die  Päpst- 
lichen zwei  mit  je  16  Stücken  armirte  Schiffe  aus,  den  Kaiserlichen 
die  Benützung  des  Stromes  unmöglich  zu  machen.  In  der  That  wurden 
vier  von  Mantua  gekommene  und  für  Comacchio  bestimmte  Schiffe,  mit 
Geschütz,  Munition  und  Schanzzeug  beladen,  bei  Mesola  (alle  Papozze) 
von  den  Päpstlichen  nach  vorausgegangenem  Kampfe  genommen  und 
daselbst  ein  Hauptmann  mit  30  (16)  Hayducken  zu  Gefangenen 
gemacht^).  Comacchio,  nur  mit  schwacher  Besatzung  versehen  — 
900  statt  1500  Mann  —  ward  von  ihnen  zu  Land  und  zu  See  blokirt  '). 


')  Bonnevars  Bericht  vom  5.  Reptemher  1708.  Registr.  fies  R.  K.  M.,  Sep- 
tember 1708,  Nr.  39. 

2)  Relation  Königsegg's  an  Dann,  13.  September  1708.  Reg-istr.  des  R.  K.  M., 
Oetober  1708,  Nr.  12. 

*)  H.  H.  n.  St.  A.,  Romana    und  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  X.  29a. 

*)  Marquis  Prie  an  K.  Joseph  I.  Mailand,  22.  September.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase,  X.  30,  Copie,  und  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.  50. 

5)  Kriegs-A,,  Italien  1708;  Fase.  X.  29. 

")  H.  H.  u.  St.  A.,   Romana  und  Registr.  des  R.  K.  M.,  November  1708,  Nr.  375. 

')  Zum  Ueberflu.-^s  nahmen  die  Venetianer  Schiffe  weg,  welche  nach  Comacchio 
für  die  Besatzung  und  Einwohnerschaft  bestimmte  Bedürfnisse  bringen  sollten,  und 
verhinderten  gleicherweise  die  Zufuhr  nach  Mantua.  Referat  Herberstein's,  Registr. 
des  R.  K.  M.,  Oetober  1708,  Nr.  185. 


202 

Die  Wegnahme  der  vier  österreichischen  Schiffe,  welche  nicht  von 
bewaffneten  Bauern,  sondern  auf  ausdriicklichen  Befehl  des  Cardinal- 
Lcgaten  von  Ferrara  durch  reguläre  Mannschaft  geschehen  war,  be- 
deutete soviel,  als  den  offenen  Bruch.  Da  das  ganze  Land  in  Waffen 
stand,  die  kaiserlichen  Reiter  —  nur  noch  etwa  1000  Dienstbare  — 
ausschliesslich  auf  die  hohen  und  engen  Dammwege  beschränkt,  auf  Schritt 
und  Tritt  in  Hinterhalte  geriethen,  welche  Bauern  und  Banditen 
gelegt  hatten  ;  Genei*al  M  a  r  s  i  g  1  i  endlich,  ausser  den  4000  Mann  der 
Besatzung  Ferrara's,  noch  über  8000,  worunter  4000  bis  5000  Reguläre, 
verfügte,  fand  Königs  egg,  welcher  am  24.  August  das  Comraando 
über  die  in  der  Legation  Ferrara  stehenden  Truppen  übernommen 
hatte,  es  gerathen,  seine  schwache  und  überdies  noch  zur  Hälfte 
kranke  Reiterei  von  Torre  della  Fossa,  unweit  Concordia,  gegen  Finale 
di  Modena  zurückzunehmen.  Auf  sein  energisches  Drängen  Hess  übrigens 
Herzog  Rinaldo  von  Este  seine  Truppen  —  5000  Mann  —  an 
der  Landesgrenze  Stellung  beziehen  *). 

Prie,  welcher  am  19.  September  nach  Rom  abgehen  wollte, 
ward  durch  jene  Zwischenfälle  in  die  grösste  Verlegenheit  gebracht. 
Er  glaubte  seine  Reise  so  lange  nicht  antreten  zu  können,  bis  die- 
selben nicht  genügend  aufgeklärt  und  vom  Papste  eine  angemessene 
Genugthuung  gegeben  worden  wäre  ^). 


Besetzung  der  Leg-ationen  Ferrara  tind  Bologna  diircli 
Daun's  Truppen.  —  Ihr  Vormarscli  an  den  Rubicon. 

Die  kritische  Lage  der  Dinge  erfuhr  indess  bald  eine  völlige 
Veränderung. 

An  demselben  Tage,  an  welchem  der  Kaiser  dem  Prinzen 
Philipp  von  Hessen-Darmstadt  erneut  befohlen  hatte,  an  der 
Grenze  Stellung  zu  nehmen,  um  die  Vorgänge  im  Kirchenstaate 
besser  beobachten,  im  Nothfalle  aber  sofort  der  Gewalt  die  Gewalt 
entgegensetzen  zu  können  —  am  29.  August  —  hatte  Joseph  I. 
ein  Gleiches  bezüglich  der  Grenze  Ferrara's  angeordnet.  Feldmarschall 
Daun  ward  angewiesen,  den  Herzog  Victor  Amadeus  von  Savoyen 
zu  bestimmen,  zwei  Reiter-Regimenter  von  der  Armee  gegen  Ferrara 
abrücken  zu  lassen,  um   die  zwei  dort  stehenden  zu  verstärken.  Diese 


*)  Köuigsegg's  Bericht  an  FeldiiiarschiiU  Daun,    13.   Septeniljer    1708.  Regi.str. 
des  R.   K.  M.  1708. 

*j  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  X.  20  b. 


203 

vier     Reiter-Regimenter     liätten     etwa    hei   Qnarantoli    ein   Lager    zu 
Ibrniiren  0. 

Diesem  Befehl  war  der  Feldmarschall  aus  eigener  Initiative 
hereits  zuvorgekommen.  Ohne  sieh  an  Prie  zu  kehren,  welcher  die 
Unmöglichkeit  vorschützte,  die  im  Herzogthum  Ferrara  stehenden 
zwei  Reiter  -  Regimenter  und  die  Besatzung  Comacchio's  aus  den 
dortigen  Mitteln  zu  erhalten,  hatte  D  a  u  n  das  Ciirassier-Regiment 
Visconti  derart  in  Marsch  gesetzt,  dass  es  am  21.  September  dort  ein- 
treffen sollte.  Er  gedachte  ihm  noch  zwei  Reiter  Regimenter  folgen  zu 
lassen,  denn  er  war  der  Meinung:  „dass  nunmehr  die  rechte  und 
bequemste  Zeit  wäre,  dem  Römischen  Hof  bei  seiner  übelbeschaffenen 
Aufführung  nichts  nachzugeben,  sondern  demselben  mit  solchem 
Kachdruck  in  das  Herz  zu  greifen  und  zur  Raison  zu  treiben,  dass 
solcher  sich  wieder  desarmiren  und  auf  seinen  vorigen  Stand  sich 
reduciren,  oder  alsogleich  seinen  endlichen  Entschluss  herausgeben 
müsste'"'). 

Auf  die  Nachricht  von  der  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  am 
Po  und  von  dem  Gemetzel  von  Argenta,  erkannte  der  Feldraarschall 
wohl,  dass  sofort  und  in  grösserem  Style  gehandelt  werden  müsse;  aber 
der  Herzog  von  Savoyen  wollte  von  einem  Abmärsche  kaiserlicher 
Truppen  noch  nichts  wissen.  Die  Vertreter  der  Seemächte,  noch  immer 
eine  Detachirung  Villars'  nach  den  Niederlanden  befürchtend,  be- 
stärkten ihn  in  seinem  Entschlüsse,  die  Armee  noch  nicht  aufzulösen. 
Endlich  gelang  es  den  Bemühungen  und  Vorstellungen  D  a  u  n's  doch, 
die  Dinge  derart  zu  ordnen,  dass  das  Cürassier-Regiment  Martigui, 
welchem  die  Reiter-Regimenter  Brenner  und  Ebergenyi  auf  dem  Fusse 
folgten,  am  21.  September  von  Demente  aufbrach.  Die  Fuss-Regi- 
menter  Kriechbaum  und  Regal  und  die  Reste  der  Regimenter  Bay- 
reuth, Württemberg,  Königsegg  und  Gyulai,  welche  auf  der  Postirung 
Commandirte  zurückgelassen,  wurden  am  22.  September  zu  Turin 
eingeschifft,  um  so  rasch  wie  möglich  nach  Ferrara  zu  gelangen. 
Dagegen  hatte  der  Commandant  des  preussischen  Contingents,  General- 
Lieutenant  von  Arnheimb,  erklärt,  ohne  expressen  Befehl  seines 
Königs  sich  in  die  Affaire  mit  dem  Kirchenstaate  nicht  einlassen  zu 
können.  Die  Vertreter    der  Seemächte  hatten  ihm  beigestimmt  ^). 


')  K.  Joseph  I.  an  Dann  Wien,  29.  Auo-nst  1708.  Krie^s-A.,  Italien  1708; 
Fase.  YIII.  42.  Copie. 

^)  In.striictions-Pnncte  für  den  FML.  Grafen  Harracli.  Mentonlles,  6.  Sep- 
tember 1708.   Kriegs-A.,  Italien;  Fa.sc.  XIII.   1. 

*)  Dann  an  K.  Joseph  I.  Turin,  21.  September  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708  = 
Fase.  XIII.   1.   —   Dann  an  den   Hofkriegsrath.  Turin.  21.   September  1708. 


204 

So  lagen  die  Dinge,  als  am  26.  September  Joseph  I.  dem  Feld- 
marschall befahl,  auf  der  piemontesischen  Postirung  nur  1800  Kaiser- 
liche zu  belassen,  mit  den  übrigen  Truppen  aber,  einschliesslich  des 
preussischen  und  Sachsen -gotha'schen  Contingents,  ungesäumt  nach 
Ferrara  zu  rücken  und  alle  Massnahmen  so  zu  treffen,  als  ob  der 
Bruch  bereits  erfolgt  wäre  ').  Drei  Tage  später  ward  der  Feld- 
raarschall  verständigt,  Marquis  P  r  i  e  sei  angewiesen,  sich  unverzüglich 
nach  Rom  zu  begeben.  Der  Kaiser  sei  entschlossen,  dieses  Werk 
nunmehr  mit  Ernst  anzugehen. 

„Also  thuen  Wir  zu  diesem  Ende  Dir  auch  weiters  bedeuten," 
hiess  es  in  jenem  Handschreiben,  „dass  Du  nicht  allein  den  angeord- 
neten Zug  nach  dem  Ferraresischen  und  allübrigem  päpstlichen  Terri- 
torium vornehmen,  sondern  auch  wirklich  hineinrücken,  Dich  postiren, 
festen  und  sicheren  Fuss  dergestalt  fassen  sollst,  dass  Du  auf  Gut- 
befinden, Anzeige  und  Anleitung  des  besagten  Marchese  de  Prie 
sogleich  Deinen  Zug  nach  Rom  selbst  mit  guter  Ordnung  und  ohne 
Anstand  vornehmen  könnest,  zu  welchem  Ende  dann  Du  Dich  auch 
mit  ihm,  dem  Marchese  de  Prie,  genau  und  wohl  zu  vernehmen, 
nebenbei  indessen  die  Subsistenz  aus  dem  Päpstlichen  zu  fordern  und 
zu  ziehen,  dabei  aber  in  Allem  gute  Ordre  und  Mannszucht,  sowohl 
bei  Unseren  eigenen,  als  alliirten  Truppen  mit  aller  Schärfe  zu  halten 
und  Dich  von  dannen,  ohne  Unseren  expressen  Befehl  keineswegs  zurück- 
zubegeben haben  würdest.  Jedoch  wollest  Du  die  Contributionen  aus- 
zuschreiben und  einzutreiben.  Dich  bis  auf  ferneren  Unseren  Befehl 
enthalten,  ob  Du  zwar  wider  die  übel  Intentionirten  und  deren  in 
der  päpstlichen  Botmässigkeit  habenden  Güter,  absonderlich  von  den 
Thätern,  so  Unsere  Schiffe  auf  dem  Po  fortgenommen,  eine  exem- 
plarische Strafe  verhängen,  gleichwie  Du  hingegen  alle  Wohlgesinnten 
oder  so  in  Ruhe  bei  dem  Ihrigen  leben  wollen.  Unseres  wirklichen 
gnädigsten,  kaiserlichen  Schutzes  allerdings  vertrösten  und  solchen  in 
der  That  angedeihen  lassen  kannst,  wobei  aber  jederzeit  zu  be- 
obachten, dass  bei  Vornahme  der  obgemeldeten  verhängenden  Exe- 
cutionen ,  nicht  etwa  durch  die  Miliz  einiger  Eigennutz  getrieben, 
sondern  Alles,  soviel  als  möglich,  zum  Besten  Unseres  Aerarii  gewendet, 
dabei  auch  Unserem  Commissariat  seine  gehörige  Activität  gestattet 
werde." 

Im  Übrigen  sollte  der  Feldmarschall  die  Stadt  Feri-ara  ohne 
ausdrücklichen  Befehl  noch  nicht  angreifen,  dem  Herzog  von  P  a  r  m  a 


')  K.  Joseph  I.  an  Dauu.    Wien,  26.  September    17U8.   Kriegs-A.,  Italien   1708; 
Fase.  IX    50 


205 

bei  gutem  Verhalten  kräftigen  kaiserlichen  Schutz,  bei  schlechtem 
aber  Gewalt  und  schwere  Quartierlast  in  Aussicht  stellen.  Piacenza's 
müsse  man  unbedingt  sicher  sein.  Endlich  sei  der  preussische  General- 
Lieutenant  A  r  n  h  e  i  m  b  durch  Vermittlung  der  Gesandten  der  See- 
mächte zu  bestimmen,  den  Zug  gegen  deo  Kirchenstaat  mitzumachen  '). 

Dem  Feldmarschall  Philipp  von  H  e  s  s  e  n  -  D  a  r  m  s  t  a  d  t,  welchen 
der  Kaiser  bereits  mit  möglichster  Stärke  an  der  Grenze  des  Kirchen- 
staates postirt  glaubte,  empfahl  Joseph  I.,  im  engsten  Einvernehmen 
mit  P  r  i  e  und  Dann  zu  handeln. 

Nur  dem  Zusammenwirken  des  Letzteren  mit  dem  kaiserlichen 
Gesandten  zu  Turin,  dem  Grafen  Castelbarco,  welche  diesmal  auch 
von  den  seemächtlichen  Vertretern  unterstützt  wurden,  gelang  es,  dem 
Herzoge  von  Savoy  en  die  erforderliche  Zustimmung  abzuringen.  Auf 
wiederholtes  und  eindringliches  Zureden  liess  der  Herzog  sich  nach 
einer  Recognoscirung  der  Grenze  am  15.  October  herbei,  in  den  Abzug 
der  Oesterreicher  unter  der  Bedingung  zu  willigen,  dass  8  kaiserliche 
und  die  2  sachsen-gotha'schen  Bataillone  auf  der  Postirung,  und  die 
preussischen  Truppen  so  lange  in  Piemont  verblieben,  bis  der  Schnee 
das  Gebirge  ungangbar  gemacht  haben  würde  ^).  Dann  musste,  da 
auch  die  Vertreter  der  Seemächte  den  Herzog  unterstützten,  nach- 
geben. Dagegen  wusste  er  den  General-Lieutenant  Arnheimb  und 
den  sachsen-gotha'schen  General-Major  von  Grävendorff  durch  Aus- 
sicht auf  die  im  Päpstlichen  allein  möglichen  Douceurs  zu  bestimmen, 
sich  gegen  den  Kirchenstaat  in  Marsch  zu  setzen,  ehe  noch  ein  be- 
sonderer Befehl  ihrer  Landesherren  dazu  eingelaufen  wäre.  Für  den 
Fall  eines  wirklichen  Bruches  aber  müssten  sie  freilich  der  letzteren 
Ermächtigung  abwarten ''). 

Nachdem  das  Fuss-Regiment  Herberstein  schon  am  10.  October 
Turin  zu  Wasser  verlassen,  die  Reiterei  aber  einschliesslich  der  beiden 
sachsen-gotha'schen  Dragoner -Regimenter  am  17.  d.  M.  bereits  im 
vollen  Marsche  nach  Ferrara  begriffen  war,  folgten  am  19.  zu  Wasser 
der  Rest  des  kaiserlichen  Fussvolkes:  die  Regimenter  Bagni,  Zum  Jungen, 
Harrach  und  ein  Bataillon  Max  Starhemberg.  Das  2.  Bataillon  dieses 
Regiments  war  schon  vor  einiger  Zeit  nach  Finale  di  Spagna  detachirt 
worden  *). 


*)  K.  Joseph  I.  an  Dann.  Wien,  29.  October  1708.  114.  Nr.  24.  Kriegs-A., 
Italien  1708;  Fase.  IX.  58,  und  Registr.  des  R.  K.  M.,  September  1708,  Nr.  344. 

^)  Graf  Castelbarco  an  den  Kaiser.  Turin,  16.  October  1708.  Kriegs-A.,  Italien 
1708;  Fase.  X.  34  a  (Copie). 

*)  und  *)  Dann  an  K.  Joseph  I.  Turin,  17.  Octoljer  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  XIII.   1   (Copie). 


206 

Der  Feldniarschall  eilte  mit  dem  General-Kriegs-Commissär 
FML.  Baron  Martini  naeh  Mailand,  um  daselbst  jene  Massnahmen 
zu  treffen,  welche  nothwendig  waren,  den  fast  nackten  und  für 
October  ohne  Geldverpflegung  gebliebenen  Truppen  aufzuhelfen  und 
damit  der  Desertion  zu  steuern,  welche  im  Ferraresischen  bereits  arge 
Dimensionen  annahm.  Nicht  geringe  Sorge  bereitete  ihm  die  Sicherung 
seines  Rückens,  zu  welchem  Zwecke  er,  um  im  Kirchenstaat  mit 
genügender  Kraft  auftreten  zu  können,  eine  nur  sehr  unbedeutende 
Truppenmacht  hinterlassen  konnte.  Er  betraute  mit  diesem  wichtigen 
Commando  den  FML.  Graf  Harr  ach,  von  dessen  Achtsamkeit  und 
Umsicht  er  erwarten  konnte,  dass  er  allen  Gefahren  rechtzeitig  vor- 
zubeugen wissen  werde.  Harr  ach,  dem  auch  der  Commandant  zu 
Finale  di  Spagna  und  die  zu  Cremoua  zurückgebliebene  Mannschaft 
der  Regimenter  Herberstein,  Kriechbaum  und  Regal  unterstellt  wurde, 
musste  die  benachbarten  Staaten  scharf  überwachen,  namentlich  aber 
Parma,  dessen  Herzog  Francesco  Farnese  zwar  am  16.  October 
seinen  Minister,  Conte  di  R  o  c  c  a,  zu  Dann  gesandt,  um  seiner 
unwandelbaren  Treue  gegen  das  Erzhaus  Ausdruck  zu  geben  und  in 
einem  Handschreiben  sich  feierlichst  verpflichtet  hatte,  in  seine  Plätze 
keine  fremden  Besatzungen  aufzunehmen  '),  dem  aber  der  Feldmarschall 
doch  nicht  recht  traute.  Insbesondere  das  wichtige  Piacenza  sollte 
Harr  ach  scharf  im  Auge  behalten.  Im  Falle  einer  feindlichen  Aus- 
schiöung  an  der  ligurischen  Küste,  hatte  H  a  r  r  a  c  h  sowohl  dem  Feld- 
marschall, als  auch  dem  Herzog  Victor  Amadeus  sofort  Nachricht 
zu  geben  und  den  Letzteren  zu  belangen,  seine  um  Alessandria  und 
in  Cremona  stehenden  Truppen  gegen  die  genuesische  Grenze  rücken 
zulassen.  Mit  dem  kaiserliehen  Residenten  zu  Genua,  Graf  Molin  ari, 
hatte  Harr  ach  stets  in  Fühlung  zu  bleiben. 

Ende  September  schon  waren  FML,  Graf  Königs  egg  und  General- 
Feldwachtraeister  Graf  Bonne val  vom  Hofe  ausdrücklich  ermächtigt 
worden,  inzwischen  „Repressalien  zu  gebrauchen,  die  Päpstlichen  als  Feinde 
zu  tractiren,  Dörfer,  so  sich  widersetzen,  zu  verbrennen,  die  mit  Gewehr 
versehenen  Bauern  aufzuhängen  und  alles  dasjenige,  was  die  raison  de 
guerre  mit  sich  bringt,  ohne  Vorschub  zu  bewirken ''  ^).  Aber  die  ganze 
erste  Hälfte  des  October  hindurch  herrschte  noch  völlige  Stille  in  Ferrara. 


')  Francesco  Faruese  an  D.iun.  IM;iccuza,  14.  Oc-tolier  1708.  Kiiegs-A., 
Italien   1708;  Fase.  X.  25. 

^)  K.  Josephl.  au  FML.  Graf  Königsegg.  Wien,  2(j.  .September  1708.  Kriegs-A., 
Italien  1708;  Fase.  IX.  57. 

Derselbe  an  Geueral-Felilwachtmeister  Graf  Bunneval.  Wien,  26.  September 
1708.   Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  57. 


207 

Da  der  Marsch  der  drei  Reiter-Regimenter,  welche  Dann  zuerst  aus 
Piemont  hatte  abrücken  lassen,  durch  das  anhaltende  Regenwetter 
verzögert  worden  war,  konnte  FML.  Graf  König  s egg,  der  mit  seiner 
Reiterei  nächst  Finale  di  Modena  stand,  seiner  Aufgabe  nicht  nach- 
kommen, Geschütze  und  iSIunition,  die  Recruten  von  Württemberg- 
Infanterie  und  von  den  Gyulai'scheu  Hayducken  nach  Comacchio  zu 
bringen.  Abgesehen  von  den  Päpstlichen,  waren  die  dahin  führenden 
Wege  in  Folge  des  anhaltenden  Regenwetters  grundlos.  Reiterei  ohne 
Fussvolk  vermochte  hier,  wo  alle  Gräben  und  Gesträuche  voll  bewaff- 
neter Bauern  waren,  nichts  auszurichten.  Aber  auch  auf  dem  Wasser- 
wege war  der  Stadt  nicht  zuzukommen,  da  die  Päpstlichen  Ponte- 
lagoscuro  stark  besetzt  und  verschanzt  hatten.  Glücklicherweise  com- 
mandirte  Bonneva  1,  Dank  der  ihm  vor  dem  20.  August  zugekommenen 
Verstärkungen,  bei  1000  Mann,  und  war  er  durch  Vermittelung  des 
kaiserlichen  Residenten  in  Venedig,  des  Fürsten  Ercolani,  auf  dem 
Seewege  mit  20  schweren  Geschützen,  Munition  und  Proviant  versehen 
worden  ').  Die  Gefahr  war  um  so  geringer,  als  die  Päpstlichen  durch 
den  ihre  ganze  Aufmerksamkeit  absorbirenden  Anmarsch  der  Truppen 
D  a  u  n's   förmlich  gelähmt  wurden  ^). 

Schon  das  Eintreffen  des  Cürassier-Regiments  Visconti  veränderte 
die  Lage  gänzlich  zu  Gunsten  der  Kaiserlichen.  Ihre  Reiterei,  welche 
sich  allein  der  Fourage  halber  ausbreiten  musste,  vertrieb  die  Päpst- 
lichen von  St.  Agostino  und  Mirabello  (westlich  Ferrara).  Scharmützel 
wurden  immer  häufiger.  Kaiserliche  Truppen  zeigten  sich  zu  Cassona, 
Ravalle,  Vigarano  della  Pieve  und  Meirando.  Bald  dehnten  sie  sich  ins 
Bolognesische  hinein  aus ,  ohne  dass  M  a  r  s  i  g  1  i  ernsteren  Wider- 
stand wagte.  Schon  in  den  letzten  October-Tagen  schritt  Königsegg 
über  D  au  n's  Befehl,  einerseits  um  die  so  wichtige  Verbindung  auf 
dem  Po  zu  eröffnen,  andererseits  um  sich  für  die  Fortsetzung  der 
Operationen  den  Rücken  frei  zu  machen,  zum  Angriffe  auf  Stellata  und 
Bondeno.  Der  letztere  Posten,  zwischen  zwei  Wasserläufen  sehr  gün- 
stig situirt  und  befestigt,  ward  von  2000  Mann  der  besten  päpsthchen 
Truppen  —  grösstentheils  Franzosen,  Irländer,   österreichische  Ueber- 


*)  Der  Herzog  von  Modena  war  aufgefordert  worden,  die  Besatzung  Comacchio's 
durch  seine  Ti'uppen  zu  verstärken.  Da  er  aber  dem  päpstlichen  Hof  keinen  otfenen 
Anlass  zur  Eifersucht  bieten  wollte,  stellte  er  400  Manu  für  Mautua,  100  für  Miran- 
dola   bei. 

Königsegg's  Bericht  ddu.  Mautua,  ü.  September  1708.  Registr  des  R.  K.  M., 
September  1708,    Nr.  57. 

2)  Königsegg  an  K.  Joseph  I.  Finale  di  Mudeua,  12.  October  1708.  Kriegs-A., 
Italien  1708;  Fase.  X.  22. 


208 

läufei*  —  unter  Oberst  M  e  d  i  c  i  vertheidigt ').  Am  27.  Oetober 
eröffneten  Königse  gg's  Batterien  das  Feuer  und  schon  am  folgenden 
Tage  ergab  2*1  e  d  i  c  i  sich  auf  Gnade  und  Ungnade.  Seine  Leute 
wurden  als  Kriegsgefangene  nach  Mirandola  und  Mantua  abgeführt. 
Auch  die  Besatzung  von  Stellata  capituHrte.  Sofort  ging  K  önigs egg 
auf  Pontelagoscuro  los,  welches  die  Verbindung  mit  Comacchio  sperrte. 
Um  nicht  abgeschnitten  zu  werden,  räumten  auch  die  1000  Mann, 
welche  die  Besatzung  bildeten,  diesen  Puuct  und  eilten  nach  Ferrara*). 
Mit  gleichem  Erfolge  operirte  B  o  n  n  e  v  a  1  von  Comacchio 
aus,  wo  er  in  Befolg  seiner  Instruction  die  Einwohner,  als  Reichs- 
vasalleu,  am  8.  October")  den  Eid  der  Treue  hatte  schwören  lassen*) 
und  den  Bischof,  welcher  in  das  Te  Deum  laudamus  nicht  hatte 
einstimmen  wollen,  zur  Wahl  einer  anderen  Residenz  gezwungen 
hatte ').  —  Er  verjagte  die  Schiffe,  welche  die  Fischerei  von  Co- 
macchio verhindern  wollten,  trieb  den  Feind  aus  den  Verschan- 
zungen von  Longastrino  und  steckte  den  gleichnamigen  Ort,  wo 
jene  die  Feindseligkeiten  gegen  die  Kaiserlichen  eröffnet  hatten,  sowie 
mehrere  Dörfer  in  Brand®).  Eine  Anzahl  bewaffneter  Bauern  Hess  er 
erschiessen  ^).  Am  Morgen  des  16.  October  zu  Schiff'  Comacchio 
verlassend,  griff  er  mit  500  Mann  Ostellato  an,  wo  die  Päpstlichen 
(Grenadiere,  Dragoner,  bewaffnete  Bauern,  zusammen  2000  bis 
3000  Mann)  unter  dem  Grafen  Sigismund  Gavazini  sich  wohl  ver- 
schanzt hatten.  Nachdem  Bonneval  sich  unter  dem  Schutze  seiner 
Kanonen  ausgeschifft,  nahm  er  den  Posten  mit  stürmender  Hand,  wobei 
mehr  als  200  Feinde  getödtet  und  fünf  Priester  mit  den  Waffen  in 
der  Hand  ergriffen  wurden.  Der  Verlust  der  Kaiserlichen  betrug 
1  Todten  und  7  Verwundete.  Bonneval  selbst  hatte  vier  Wunden 
erhalten.    Um    ein  Exempel    zu    statuiren,    Hess  er    den    Ort    plündern 


1 


•)  Köuij^.seg'g  an  Prinz  Eugen.  Boudeuo,  25.  October  1708.  Kriegs-A,,  Italien 
1708;  Fase.  X.  52. 

2)  Pomponue  an  Beseuwald.  Venedig,  2.  November  1708.  Kriegs-A.,  Italien 
1708;  Fase.  XI.  2.  (lutereept.) 

^)  Bonneval  an  den  Hofkriegsrath.  Cumacchio,  7.  October  1708.  Registr.  des 
K.  K.  M.,  November  1708,  Nr.  375. 

*)  Befehl  hiezu:   Registr.  des  R.  K.  M.,  September  1708,  Nr.  3.34. 

•')  Bonneval  verfügte  zu  Comacchio  über  eine  Flotille  von  vier  armirteu 
Peota  6  Kanonen-Barken  und  40  gewöhnlichen,  welche  Flotille  stündlich  auslaufen 
konnte.  Bonneval's  Bericht  vom  7.  November  1708.  Registr.  des  R.  K.  M.,  December 
1708,  Nr.  302. 

'')  Liudenheim  (Locher)  au  Prinz  Eugen.  Wien,  4.  November  1708.  Kriegs-A., 
Italien   1708;  Fase.  XI.  5. 

•)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  X.  .56. 


209 

und  einäschern,  einen  Geistlichen  und  zwei  Bauern  über  henken. 
Detachenients  nahmen  an  den  Po -Mündungen  die  Tluinne  Vohmo, 
Panfilio  und  di  Gore  weg,  nur  der  von  Primaro  blieb  noch  in  den 
Händen  der  Päpstlichen. 

Die  Kunde  von  dem  Falle  Bondeno's  hatte  zur  Folge,  dass  diu 
Bauern  haufenweise  davon  liefen  und  die  Bewohner  des  flachen  Landes 
hinter  den  Mauern  Ferrara's  Schutz  suchten,  das  Königsegg  vom 
General  Regal  alsbald  blokiren  liess  *).  —  Ein  vom  Vice-Legaten 
von  Bologna  nach  Fort  Urbauo  (östlich  von  Modena)  dirigirter  Convui, 
Waffen  und  Monturen,  wurde  nächst  Semmoggia  von  den  Kaiserlichen 
überfallen  und  weggenommen. 

Vor  dem  Anstürme  der  Kaiserlichen  )-;iumten  die  päpstlichen 
Regulären  alle  Posten,  bis  auf  Ferrara  und  Fort  Urbano,  jenes  mit  5000, 
dieses  mit  3000  Mann  besetzt  haltend.  General  Marsigli  aber  wich 
mit  dem  Reste  bis  Pesaro  zurück,  das  au  Stelle  Faenza's  als  Waffen- 
platz eingerichtet  werden  sollte.  Hier  gedachte  er  ein  Lager  zu 
formiren  und  dem  Vordringen  des  Gegners  Schranken  zu  setzen.  In 
richtiger  Erkenntniss  der  Wahrheit,  dass  die  allgemeine  Bewaffnung- 
unter  den  derzeitigen  Verhältnissen  zum  gänzlichen  Ruin  des  Landes 
führen  müsse,  hatte  er  das  in  der  Umgebung  Faenza's  aufgebotene 
Landvolk  wieder  entlassen  ^). 

Unter  diesen  Umständen  machten  sich  D  a  u  n's  Truppen  rasch 
völlig  zu  Herren  des  flachen  Landes  in  den  Legationen  Ferrara  und 
Bologna,  welche  fortan  für  die  Subsistenz  von  Mann  und  Pferd  auf- 
zukommen hatten.  Die  Landbewohner  wurden  überall  entwaffnet  und 
ihnen  bei  Lebensstrafe  verboten,  nach  Ferrara  und  Fort  Urbano,  welche 
beide  eng  eingeschlossen  wurden,  Lebensmittel  zu  bringen.  Da  die 
Päpstlichen  die  Befestigungen  von  Pontelagoscuro  fast  gänzlich  ge- 
schleift, ordnete  Feldmarschall  Dann  deren  Wiederinstandsetzung 
und  die  Herstellung  einer  Schiffbrücke  daselbst  an. 

Da  das  ganze  kaiserliche  Fussvolk  nicht  über  5000  Mann,  die 
Reiterei  kaum  4000  Pferde  zählte,  so  verblieb  nach  Abschlag  der 
Blokade-Corps  von  Ferrara  und  Fort  Urbano  nur  wenig  für  den  Vor- 
marsch gegen  Süden,  welchen  Dann  am  12.  November  antrat  und 
über  Lnola  bis  Faenza  fortsetzte.  Am  21.  November  war  die  Armee 
wie  folgt  gruppirt: 


*)  Küriig.segg  au  Priuz  Eugen.  Cento,  3.  November  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708 ; 
Fase.  XI.  34. 

^)  PüDiponne  an  Villenians.  Venedig,  23.  November  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  XI.  43.  (Intercept.) 

Feldzüije  des  Prinzen  Enjjeu  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.  Band.  14 


210 

Zu  llavenna:  FML.  Graf  Königsegg  mit  den  Reiter-Regi- 
mentern Neuburg,  Brenner,  Velilen  und  Ebergeuyi  und  dem  Fuss- 
Regimente  Harrach.  Dieses  Corps  hatte  ein  Detachement  nacli  Cervia 
vorgeschoben,  wo  der  Papst  einträgliche  Salzpfannen  hatte. 

Zu  Forli:  FML.  Baron  Martigni  mit  seinem  eigenen  Reiter- 
Regimente  und    den  Fuss -Regimentern    Herberstein    und    Kriechbaum. 

Zu  Faenza:  das  Hauptquartier  mit  dem  Reiter-Rcgiraente  Hautois 
und  dem  Fuss-Regimente  Zum  Jungen. 

Zu  Imola :  FML.  Roccavione  mit  dem  Reiter  -  Regimente 
gleichen  Namens,    dem  Fuss-Regimente  Regal  und  der  Feld-Artillerie. 

Um  Fort  Urbano,  zu  Pontelagoscuro ,  Ötellata ,  Bondeno  und 
Cento :  FML.  Baron  Regal  mit  dem  Cürassier-Regimentc  Visconti 
und  den  Fuss-Regimentern  Bagni,  Württemberg,  Max  Starhemberg, 
Königsegg  und  Gyulai  Hayducken. 

Ferrara  blokirend  und  in  dieser  Legation  überhaupt:  die  zwei 
sachsen-gotha'schen  Dragoner-Regimenter  und  das  preussische  Con- 
tingent  '). 

So  gruppirt,  cantonnirten  die  Truppen  in  Erwartung  der  Dinge 
in  steter  Bereitschaft,  nicht  nur  den  Zug  gegen  Rom  unverzüglich 
fortsetzen,  sondern  auch  Ferrara  und  Fort  Urbano  förmlich  belagern 
zu  können.  Kundschafts-Nachrichten  besagten,  die  Päpstlichen  hätten 
alle  Plätze  und  Posten  am  Adriatischen  Meere  bis  über  Ancona  hinaus 
verlassen,  sich  mit  grösster  Uebereilung  näher  gegen  Rom  gezogen 
und  auf  ihrem  Rückzuge  das  Land  allenthalben  sehr  hart  mitge- 
nommen *). 

Die   Mission    des   Marquis  Prie.  —  Vorrückting  Daun's   und 
Hessen-Darms tadt's.    —   Der  Vertrag-  vom    15.  Jänner  1709. 

In  der  Zeit,  in  welcher  die  Truppen  Daun's  nach  siegreicher 
Beendigung  des  Feldzuges  in  den  West-Alpen  aus  dem  Quellgebiete 
des  Po  an  die  Ufer  des  Rubicon  geeilt  waren,  hatte  der  diplomatische 
Vertreter  des  Kaisers,  der  Geheimrath  Hercules  Joseph  Ludwig 
Turinetti,  Marquis  von  Prie,  in  der  Ewigen  Stadt  noch  kaum 
Gelegenheit  gefunden,  die  Forderungen  auszusprechen,  welche  er  zur 
Eröffnung  der  Verhandlungen  aufzustellen  beauftragt  war.  Wenn 
jemals    ein    Diplomat    durch  die  allgemeine  politische   Lage  zu  einem 

♦)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  XI.  40 '1.  —  Kegistr.  des.  R.  K.  M.,  De- 
cember  1708,  Nr.  84. 

*)  Dauii  an  Prinz  Euj,^cu.  Faonza,  28.  November  1708.  Kriegs- A.  Italien  1708; 
Fase.  XI.  .00. 


I 


d 


211 

festen,  siclierou  und  entschiedenen  Auftreten  berechtigt  sein  konnte, 
so  war  es  Priö  im  Spätherbste  1708.  Die  allgemeine  Lage  war  der 
Sache  Joseph  I.  in  der  Tliat  ungemein  günstig.  Dank  der  Ent- 
wickhingsphase ,  in  welche  der  nordische  Krieg  getreten,  war  das 
politische  System  des  „Grossen  Bundes"  sicher,  von  dieser  Seite 
keine  Störung  zu  erfahren.  Was  die  Coalition  im  laufenden  Jahre 
in  Spanien  eingebttsst,  hatte  sie  auf  dem  entscheidenden  Kriegs- 
schauplatze, in  den  Niederlanden,  in  reichem  Maasse  eingebracht. 
In  Ober-Italien  hatten  die  verbündeten  Waffen  Frankreich  seine 
letzten  Vorwerke  entrissen.  Nach  anfänglichen  Schwierigkeiten  hatten 
die  Seemächte  schliesslich  die  Nothwendigkeit  erkannt,  die  Sache 
des  Kaisers  diplomatisch  kräftig  zu  fördern,  um  dem  „Römischen 
Unwesen"  so  rasch  wie  möglich  ein  Ende  zu  machen.  Man  musste 
zu  Rom  zittern,  die  im  Mittelmeere  und  besonders  an  den  Küsten 
Italiens  so  häufig  sich  einfindenden  Flotten  der  Seemächte  könnten 
eines  Tages  vergelten  wollen,  dass  der  Papst  sich  an  dem  jüngsten 
Versuche,  Schottland  zu  invadiren,  nicht  blos  mit  Grebeten,  sondern, 
wie  es  allgemein  hiess,  mit  bedeutenden  Summen  aus  dem  Schatze 
Sixtus  V.  betheiligt  hatte  ').  Während  die  britische  Flotte  die  Küsten 
des  Mittelmeeres  bedrohte  und  jede  Hoffnung  auf  eine  transmarine 
Unterstützung  verblassen  machte,  cernirten  die  Kaiserlichen,  in  Ober-, 
Mittel-  und  Unter-Italien  stehend,  den  Kirchenstaat  zu  Lande.  Frank- 
reich war  ganz  ausser  Stande,  dem  Papste  greifbar  zu  helfen  und  die 
italischen  Staaten,  soweit  sie  nicht  ohnedies  zum  „Grossen  Bunde" 
standen,  —  Genua,  Parma,  Florenz,  Venedig  —  verspürten  nicht  die 
geringste  Lust,  sich  für  die  päpstlichen  Prätensionen  in  einen  Kampf 
einzulassen,  der  angesichts  der  imposanten  Machtstellung  der  Coalition 
mit  der  Vernichtung  ihrer  staatlichen  Existenz  enden  mochte.  Die 
Wirkungslosigkeit  der  päpstlichen  Bullen  und  Bannflüche  selbst  auf 
italischem  Boden,  die  Kaltblütigkeit,  mit  welcher  die  kaiserlichen 
und  königlichen  Generale  und  Staatswürdenträger  dieselben  über  sich 
hatten  ergehen  lassen ,  musste  die  Curie  wohl  belehren,  dass  die 
Zeiten  Papst  Alexander  III.  vorüber  seien. 

Wohl  hatten  weder  Joseph  I.,  noch  sein  Bruder  Karl  im  Sinne, 
gegen  Rom  die  Gunst  der  Zeiten  zu  missbrauchen,  ohne  zwingendste 
Noth  zum  Aeussersten  zu  schreiten    — -  ein  Geist  der  Mässigung,    der 

*)  Noorden  III.  232,  citirt  eine  Weisimg  Liidwip;  XIV.  au  Cardinal  Treraoille 
vom  8.  März  1708.  Äff.  etrang.,  wonach  der  französische  Geschäftsträger  zu  Rom 
eine  Beisteuer  vou  100.000  Kronen  flüssig  zu  machen  hatte,  welche  der  apostolische 
Vater  vor  7  .Jahren  für  die  Heimführung  des  Stuart'schen  Erben  ausgeworfen  und 
bei  einem  Pariser  Bankhause  niedergelegt  hatte. 

14* 


212 

sich  auch  in  den  Prie  ertheilten  Instructionen  wiedcrspiegelte ; 
gleichwohl  musstc  der  Curie  Ernst  gezeigt  werden,  sollte  das  „Römische 
Unwesen"  in  der  kurzen  Spanne  Zeit  zwischen  zwei  Feldzügen  zum 
Austrage  gelangen,  um  so  mehr,  als  die  üheraus  mächtige  französisch- 
spanische Partei  zu  Rom  in  der  Mission  des  Marschalls  T  e  s  s  e  einen 
starken  Rückhalt    fand. 

T  esse,  als  Diplomat  ungleich  bedeutender,  wie  als  General,  war 
von  Ludwig  XIV.  mit  der,  wie  dieser  selbst  urtheilte,  unlösbaren 
Aufgabe  betraut,  eine  Liga  der  italischen  Fürsten  gegen  den  Kaiser 
zu  Stande  zu  bringen  *),  einen  Bund,  welcher  mit  Unterstützung  Frank- 
reichs ein  Heer  von  95.000  Mann  und  eine  Flotte  von  80  Kriegs- 
schiffen formiren  sollte,  stark  genug,  die  Kaiserlichen  aus  ganz  Italien 
zu  vertreiben.  Sobald  die  Liga  zum  Losschlagen  bereit,  versprach 
Ludwig  XIV.  französische  Waffenhülfe.  Am  19.  September  war  der 
Marschall  mit  8  französischen  Galeeren  unter  dem  Marquis  de  la  Rone 
zu  Genua  angekommen').  Aber  diese  Republik,  beängstigt  durch  die  Nähe 
der  verbündeten  Flotte,  zeigte  nicht  die  geringste  Lust,  auf  T  e  s  s  e's 
Vorschläge  einzugehen,  wiewohl  dieser  versucht  hatte,  ihre  Eifersucht 
Savona's  wegen  anzuregen  ^).  Indess  warb  sie  doch  unter  der  Vorgabe, 
ihre  Grenzen  gegen  alle  Eventualitäten,  insbesondere  aber  gegen  einen 
Angriff  Victor  Amadeus'  sichern  zu  müssen,  einige  Mannschaften 
und  hatte  Anfangs  October  angeblich  schon  7000  Mann  beisammen.  — - 
Den  Herzog  von  Parma  glaubte  Ludwig  XIV.  zum  Kampfe  bereit. 
Venedig  suchte  der  König  durch  das  Angebot  des  Territoriums  von 
Cremona  zu  ködern.  —  Selbst  Victor  Amadeus  sollte  durch  Ver- 
sprechungen lüstern  gemacht  werden.  Tesse  ging  am  30.  Sep- 
tember von  Genua*)  nach  Livorno  und  von  hier  incognito  nach  Florenz, 
wo  der  englische  Gesandte  soeben  notificirt  hatte,  die  Flotte  des  Ad- 
mirals  Leake  werde  demnächst  Livorno  anlaufen  ,.pour  y  epalmcr"  ^). 
Der  Grossherzog  verschanzte  sich  hinter  stricter  Neutralität  und 
verweigerte  aus  Furcht  vor  den  Seemächten  den  aus  Avignon  ge- 
kommenen päpstlichen  Truppen  den  Durchzug  durch  sein  Land 
nach  der  Romagna.  Von  der  Ueberzeugung  durchdrungen,  dass  die 
geplante  Liga  als  gänzlich  gescheitert  zu  betrachten  sei,  eilte  Tesse 

')  Bestätig  durch  Noorden  III.  330.  lustructiuu  Tesse's  vom  31.  August  1708. 
Aft".   etrang. 

2)   KriefTs-A.,   lUlieii   1708;   Kasc.  X.  31. 

')  Pri(;  au  K.JosepliI.  Mailaud,  (j  October  1708.  H.  H.  u    8t.  A.  1708.    Rnmaiia. 

*)  J.  S.  Ca.stelljarco  au  Prinz  Euf^eu.  Turiu,  1.  October  1708.  Krieps-A., 
Italien   1708;  Fase.   X.   1. 

*)  Poraponne  auBeseuwald.  Venedig»-,  2[).  September  1708  (lutercept.)  Krieirs-A., 
Italieu    1708:  Fase.  IX.  60. 


1 


I 


213 

nach  Rom,    wo  er    am  Abende    des   12.   October  eintraf   und  von  den 
französisch  Gesinnten  mit  offenen  Armen  empfangen  wurde. 

Marquis  Prie,  welcher  am  27.  September  Befehl  erhalten,  unver- 
züglich nach  Rom  zu  gehen  *),  traf  daselbst  erst  am  24.  October  ein 
„unter  grossen  Acclamationen  und  Freudenbezeugungen  des  hiesigen 
a£Fcctionirten  Volkes'',  wie  Kaunitz  berichtete'').  Graf  Gar avelli,  als 
Vertreter  Karl  IIL,  folgte  ihm  auf  dem  Fusse.  Dank  den  eifrigen 
Bemühungen  der  anjouistischen  Minister,  P  r  i  e's  Mission  zu  vereiteln, 
begann  die  Curie,  um  Zeit  zu  gewinnen,  formelle  Schwierigkeiten  zu 
machen.  Obwohl  wenige  Tage  später  ein  Courier  des  britischen  Consuls 
zu  Livorno  in  der  Ewigen  Stadt  eintraf,  Prie  zu  benachrichtigen, 
die  24  Segel  zählende  Escadre  Whitaker's  sei  in  der  toscanischen 
Hafenstadt  eingelaufen,  „und  werde  der  Contre-Admiral  nach  ge- 
schehener Einschiffung  der  nach  Catalonien  bestimmten  Truppen  die 
Weisungen  vollziehen,  welche  seine  Königin  ihm  bezüglich  des 
Kirchenstaates  gegeben  habe"  ^),  nahmen  die  Unterhandlungen  einen 
ungemein  schleppenden  Gang.  Die  Curie,  welche  zum  dritten  Male 
Frankreichs  Waffenhülfe  angerufen,  stand  in  Erwartung  des  Bescheides, 
Am  24.  November,  ein  Monat  nach  seinem  Eintreffen  zu  Rom,  zu 
einer  Zeit,  in  welcher  der  französische  Gesandte  in  Venedig,  P  o  m- 
ponne,  die  Lage  Italiens  mit  den  Worten  schilderte:  „Die  Deutschen 
sprechen  als  Herrn,  die  Italiener  sind  zum  Gehorsam  gebracht,  die 
Venetianer  wagen  nicht,  sich  ihren  Absichten  zu  widersetzen  und  ich 
sehe  nichts,  was  sie  aufzuhalten  oder  ihre  Durchführung  auch  nur 
zu  verzögern  vermöchte ;  der  Fall  von  Lille  *)  hat  den  geringen  Muth, 
der  noch  übrig  geblieben  war,  erschüttert;  man  zieht  es  vor,  spät 
zu  Grunde  zu  gehen,  als  sich  blosszustellen,  um  sich  aus  der  Gefahr 
zu  retten "*)^ — zu  dieser  Zeit  waren  Prie's  Schritte  noch  ganz  erfolglos 
gewesen.  Die  Drohungen  der  französischen  Partei  hatten  sich  bisher 
wirksamer  erwiesen,  als  dessen  rücksichtsvolle,  ängstliche  Plöflichkeit. 
Die  Curie  erklärte  sich  zwar  bereit,  mit  der  Entwaffnung  unverzüg- 
lich den  Anfang  zu  machen,  d.  h.  den  zu  Marseille  der  Einschiffung 
harrenden    2800    Avignesern  Gegenbefehl    zu  senden ;    das    im  Lande 


*)  K.  Joseph  I.  an  Prinz  Eugen.  Wien,  2.  October  1708.   Kriegs-A.,  Fase.  X.   4. 

2)  Kannitz  an  Prinz  Eugen.  Rom,  3.  November  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  XL  3. 

')  „Der  Fall  von  Lille  i.st  für  die  Angelegenheiten  in  Italien  ein  grosser 
Schlag,  da  er  die  Furcht  vor  den  Verbündeten  vermehrt."  Pomponne  an  Besenwald. 
Venedig,    17.  November    1708.    Kriegs-A.,     Italien    1708;    Fase.    XI.    36.    (Intercept.) 

*)  Pomponne  an  Besenwald.  Venedig,  24.  November  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.   XL  45.  (Intercept.) 


214 

ausgeschriebene  Aufgebot  (1  Mann  auf  je  200)  zu  redressii'en,  die 
Vertheidigungs- Instandsetzung  der  Engelsburg  einzustellen,  endlich 
die  dem  Schatze  Sixtus  V.  entnommenen 300.000  Scudid'oro  wieder  zu 
restituiren ;  aber  Fekhnarschall  D  a  u  n  fand  diese  Propositionen 
durchaus  nichtssagend,  ungenügend  und  daher  unannehmbar.  Um 
den  in  militärischen  Dingen  wenig  versirten  Diplomaten  einen  com- 
petenten  llathgeber  an  die  Seite  zu  stellen,  sandte  der  Feldmarschall 
am  30.  November  den  FML.  Baron  Zum  Jungen  nach  Rom. 

In  die  Ewige  Stadt  war  am  30.  November  der  Eilbote  zurück- 
gekehrt, Avelcher  Clemens  XL  letztes  Ansuchen  um  Waffcnhülfe  nach 
Versailles  gebracht.  Ein  Bataillon  französischer  Truppen,  einige  über- 
zählige Officiere  von  zweifelhafter  Tauglichkeit  und  eine  geringe 
Zufuhr  von  Waffen,  auf  einer  Galeere  nach  Civitavecchia  eingeschifft, 
war  Alles,  was  der  grosse  König  von  Frankreich  für  den  Schirm  des 
Heiligen  Stuhles  vorräthig  hatte  ').  Auf  solchen  Bescheid  machte  die 
Curie  einen  Augenblick  Miene,  einzulenken.  Einen  Tag  vor  Zum 
Jungen's  Ankunft  in  Rom,  am  4.  December,  erklärte  sich  der  Papst 
einverstanden,  unter  der  Bedingung  zu  entwaffnen,  dass  die  Kaiserlichen 
den  Kirchenstaat  räumten,  Joseph  I.  sich  verbürge,  dass  der  Herzog 
von  M  0  d  e  n  a  gegen  Ferrara  nichts  unternehme,  und  dass  England, 
dessen  Rache  Clemens  XL  besonders  fürchtete,  keine  Feindseligkeiten 
gegen  die  Küsten  des  "Kirclienstaates  verübe^).  Er  wolle  Karl  IH. 
als  König,  nicht  aber  als  König  von  Spanien  anerkennen,  seinen 
Gesandten  zu  Rom  als  königlichen  empfangen,  einen  Nuntius  nach 
Barcelona  senden  und  dem  Könige  die  Vertheilung  der  Beneficien  und 
Bisthümer  zuerkennen  ^).  —  Prie  glaubte  seine  Mission  dem  Ende  schon 
so  nahe,  dass  er,  es  herbeizuführen,  nur  noch  einen  geringen  Druck  von 
Seite  Daun's  für  nöthig  hielt.  FML.  Zum  Jungen's  Ansicht,  die 
Curie  trachte  mit  diesen  Propositionen  nur  Zeit  zu  gewinnen,  erwies 
sich  als  zutreffender.  In  der  That  hatte  der  am  23.  October  erfolgte 
Fall  von  Lille  zu  Rom  nicht  jenen  Eindruck  gemacht,  den  man  allent- 
halben von  diesem  grossen  Geschehnisse  erwartet  hatte  *).  Die  vor 
wenigen  Tagen  erfolgte  Abfahrt  der  Escadre  Whitaker's,  welche 
Karl  HL,  Denia  zu  retten,  von  der  italischen  Küste  abberufen  hatte, 
befreite  den  Römischen  Hof  von  einem  drückenden  Alp  und  gab  dem- 

')  Noorden  III.  347. 

*)  Prie  au  Prinz  Eugen.  Rom,  15.  December  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  XII.  12. 

»)  Kriegs-A.,  ItaUen  1708;  Fase.  XII.  8  b. 

*j  Kaunitz  an  Prinz  Eugen.  Rom,  1.  December  1708.  Kriegs-A.,  Italien  1708; 
Fase.  XII.   1. 


215 

selben  die  VerLindung  mit  Frankreich  aufs  Neue  frei.  Zudem  arbei- 
teten die  französischen  Diplomaten  mit  allen  Mitteln,  um  die  Eifer- 
sucht der  italischen  P'ürsten  gegen  den  Kaiser  zu  erregen  und  die 
Curie  von  einem  gütlichen   Vergleich  abzuhalten. 

Als  Versprechungen  nicht  mehr  wirken  wollten,  nahmen  sie  zu 
Drohungen  ihre  Zuflucht.  Bald  bedräute  man  Avignon,  wenn  es 
dem  Papste  beifiele,  seine  Miliz  zu  entlassen ') ;  bald  gab  man  zu 
verstehen,  das  Königreich  Neapel  werde  beim  Friedensschlüsse  dem 
Herzoge  von  A  n  j  o  u  zukommen,  der  im  Falle  der  Anerkennung 
Karl  III.  ein  gefährlicher  Nachbar  sein  werde.  IVIit  dem  Schisma  und 
dem  Entzüge  aller  Einkünfte  im  Gebiete  des  Hauses  Bourbon,  mit 
der  Abreise  der  gallo-hispanischen  Minister  und  der  Heimsendung  der 
an  den  bourbonischen  Höfen  residirenden  Nuntien  ward  offen  gedroht. 


Inzwischen  hatte  der  Mangel  an  Unterhalt  und  die  Absicht,  der 
Unentschlossenheit  des  Römischen  Hofes  ein  Ende  zu  machen,  zu 
einer  weiteren  Vorrückung  der  Truppen  Daun's  geführt.  Seine  Vorhut 
unter  FML.  Königsegg  war  bis  Pesaro  gerückt,  FML.  Martigni 
nach  Rimini  und  Concurrenz  gekommen;  der  Rest  der  Truppen  stand 
von    hier  einerseits  bis  Ravenna,  andererseits  bis  Imola  echelonirt. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  December  rückte  endlich  auch  das 
im  Neapolitanischen  formirte  Corps  des  Prinzen  von  Hessen-Darm- 
stadt gegen  die  Südgrenze  des  Kirchenstaates.  Von  Woche  zu  Woche 
war  der  Ausmarsch  der  Ende  October  noch  über  das  ganze  Land 
vertheilten  Truppen  aus  ihren  Standquartieren  verschoben  worden.  Die 
Verwaltung  des  Königreiches  hatte  für  eine  Unmöglichkeit  erklärt, 
die  Summen  aufzubringen,  welche  zum  Ausmarsche  nothweudig  waren. 
Die  materielle  Noth  hatte  zu  Capua  Mannschaften  vom  Regiment 
Wallis  zu  Ausschreitungen  gegen  ihre  Officiere  verführt,  was  strengste 
Ahndung  zur  Folge  gehabt.  Aus  Elend  und  Verzweiflung  hatten 
sich  Soldaten  im  Volturno  ertränkt,  andere  sich  in's  Meer  gestürzt. 
Alle  Vorstellungen  des  Prinzen  von  Hessen-Darmstadt,  ..der 
äussersten  Misere  der  Truppen  auch  nur  in  Etwas  abzuhelfen'',  waren 
fruchtlos  geblieben.  „Es  scheint  auch  wohl  gar,''  schrieb  der  Prinz 
dem  Könige  Karl,  „als  ob  man  nicht  nur  diesen  anbefohlenen  Marsch 
mit  Vorenthaltung  der  dazu  gehörigen  Geldmittel  gleichsam  vorsätzlicher 
Weise  hintertreiben,  sondern  auch  die  Truppen  selbst  zu  Grunde 
gehen  lassen  wolle." 


•)  Graf  Kaunitz   an   K.  Joseph  I.  H.   H,   u.   St.  A.,  Romaiia. 


216 

Als  Cardinal  Griiiiani  die  Nothwendigkeit  erkannt,  die  Ueber- 
schiffung  der  Kej!^imenter  Wetzel  und  Ferrer  nach  Catalonien  bis 
zur  Beilegung-  der  Diöcrenzen  mit  Rom  zu  verschieben,  waren  zwei 
Fünftel  des  kaiserlichen  Fussvolkes  an  der  Siidwestküste  des 
Königreiches  dislocirt.  Erst  im  letzten  Drittel  des  October  war 
unter  diesen  Umständen  an  das  in  Calabrien  stehende  Cürassier-Regi- 
ment  Caraffa  Befehl  ergangen,  sich  nach  Neapel  in  Marsch  zu  setzen, 
und  jetzt  erst  an  die  Mobilisirung  der  in  der  mittleren  und  nörd- 
lichen Zone  des  Königreiches  garnisonirenden  Truppen  geschritten 
worden. 

Nicht  früher  als  in  der  dritten  Decemberwoche  konnte  Philipp 
von  Hessen -Darm  Stadt  an  die  Versammlung  des  an  der  päpst- 
lichen Grenze  aufzustellenden  Corps  schreiten. 

General  Vaubonue  —  die  Vorhut  befehligend  —  sollte  mit 
200  Commandirten  seines  eigenen  Regiments,  100  Pferden  des  Regiments 
Battee,  den  4  Grenadier-Compagniender  Regimenter  Daun.Wetzel,  Wallis 
und  Heindl  und  2  Feldgeschützen  am  17.  December  bis  Capua  rücken 
—  wo  im  Castell  nur  100  Mann  vom  Regiment  Dann  verblieben  — 
am  18.  zu  Teano  das  Regiment  Battee  aufnehmen  und  über  Conea 
am  20.  S.  Germano  erreichen.  —  FML.  Graf  Viremont  mit  700  Mann 
des  Regiments  Daun,  dem  spanischen  Bataillone  Fahre  und  der  Feld- 
Artillerie  hatte  am  19.  December  Neapel  zu  verlassen  und  ebenfalls 
über  Aversa,  Capua,  Teano  und  Conea  nach  S.  Germano  zu  rücken, 
wo  er  am  23.  December  eintreffen  sollte.  —  Gleichfalls  am  15.  hatte 
das  Regiment  Caraffa  von  Neapel,  das  Regiment  Wallis  von  Capua, 
das  Regiment  Gschwind  von  Gaeta  aufzubrechen,  um  am  22.,  bezie- 
hungsweise 21.  December  zu  S.  Germano  anzulangen.  —  Ingenieur- 
Hauptmann  Montane  hatte  am  Garigliano  alles  zu  einem  Brücken- 
schlag Erforderliche  vorzubereiten. 

Zu  S.  Germano  fand  der  Prinz  zu  seiner  grössten  Bestürzung, 
dass  ungeachtet  aller  Versprechungen  des  Cardinais  Grimani  zum 
Unterhalt  und  zur  Verpflegung  der  Truppen  nicht  das  Geringste 
vorgedacht  war.  Da  auf  neapolitanischem  Boden  höchstens  für  3  Tage 
Unterhalt  zu  finden  war,  sah  der  Prinz  sich  gezwungen,  den  nächst- 
liegenden päpstlichen  Communitäten  die  Lieferung  von  Naturalien  — 
10.000  Mund-  und  4000  Brod-Portionen  —  vorzuschreiben  und  den 
kaiserlichen  Unterhändler  zu  Rom  noch  am  24.  December  durch  den 
Obristlieutenant  Grafen  Rover o  zu  verständigen,  dass  er  vom  24. 
ab  zu  8.  Germano  höchstens  5  oder  6  Tage  zu  subsistiren  vermöge. 
Nach  Ablauf  dieser  Frist  werde  er  kaiserlichem  Befehle  gemäss 
seinen  Marsch  gegen   Rom  fortsetzen. 


217 

Prie,  der  sclion  die  Ausschreibung  von  Naturallieferungen  miss- 
Inlligte,  glaubte  von  der  Einrückung  in  den  Kirchenstaat,  von  dem 
Bezüge  einer  Cantonnirung  an  der  Grenze  vollends  abrathen  zu  sollen, 
da  der  Papst  in  solchem  Falle,  wie  er  fürchtete,  die  Verhandlungen 
gänzlich  abbrechen  würde.  Wie  alle  schwachen  Diplomaten,  gefiel  er 
sich  in  Zweideutigkeiten.  Der  Prinz  hiedurch  in  die  peinlichste  Lage 
versetzt,  sah  sich  veranlasst,  am  30.  den  General  Wallis  nach  Rom 
zu  senden,  um  Prie's  wahre  Ansicht  zu  erfahren  und  gegen  den 
durch  diplomatische  Verzögerungen  drohenden  völligen  Ruin  der  ihm 
anvertrauten  Truppen  feierlichst  zu  protestiren  '). 


Während  der  Prinz  von  Hessen-Darmstadt  mit  Prie  eine 
ganz  resultatlose  Correspondenz  führte,  hatte  Feldmarschall  Graf  Dann 
seine  Truppen  abermals  eine  Vorwärtsbewegung  machen  lassen.  Theils 
mit  Rücksicht  auf  die  leichtere  Verpflegung,  theils  um  den  Druck 
auf  den  Römischen  Hof  zu  verstärken,  waren  Anfangs  Jänner  je  ein 
Regiment  zu  Fuss  und  zu  Pferd  bis  Fano  und  Sinigaglia  vorgeschoben 
worden  ^).  Hier  aber  längere  Zeit  auszuharren,  sei  ganz  unmöglich, 
—  berichtete  D  a  u  n  am  2.  Jänner  seinem  Kaiser.  Das  Land,  zur 
Linken  vom  Meere.,  zur  Rechten  vom  Gebirge  eingeschlossen,  biete 
nichts  mehr,  namentlich  fehle  es  an  Fourage.  Verharre  der  Heilige 
Vater  noch  länger  in  seiner  Hartnäckigkeit  und  Unentschlossenheit, 
so  erübrige,  da  das  Land  von  den  päpstlichen  Truppen  ganz  „aus- 
gefressen", nichts  Anderes,  als  entweder  rasch  bis  Rom  zu  marschiren 
oder  den  Rückzug  anzutreten  ^). 

In  dieser  Stellung  nun  kamen  dem  Feldmarschall  die  ent- 
scheidenden Entschlüsse  zu,  welche  in  der  zweiten  Hälfte  des  December 
am  Kaiserhofe  gefasst  worden.  Das  „Römische  Unwesen"  hatte  hier 
den  Gegenstand  eingehendster  Verhandlungen  gebildet.  Nach  einer 
Conferenz  am  12.  December,  nachdem  Joseph  I.  seine  ausgezeich- 
netsten Staatsmänner,  Eugen*)  und  Wratislaw,  zu  Rathe  gezogen, 
ward  am   18.  December  vom  Kaiser  beschlossen,  den  Verhandlungen 


*)  Prinz  Philipp  von  Hessen-Darmstarlt  an  Marquis  Prie.  S.  Germano,  30.  De- 
cember 1708.  Kriegs-A.,  Neapel  1708;  Fase.  XII.   14. 

■)  Kriegs-A.,  Italien  1709;  Fase.   I.   1. 

■^)  Dann  an  K.  Joseph  I.  Faenza,  2.  Jänner  170!>.  Kriegs-A.,  Italien  1709; 
Fase.  I.  2c. 

*)  Ellgen  an  K.  Joseph  I.  Lager  vor  Ryssel,  2.  December  1708.  H.  H.  u.  Rt.  A., 
Roiiiaiia. 


218 

mit  Rom  einen  letzten  Termin,  den  15.  Jänner  1709,  zu  stellen.  — 
Aus  Neapel  solle  in  den  Kirchenstaat  nur  dann  gerückt  werden,  wenn 
gar  keine  Hoffnung  auf  Entwaft"iiung  zu  machen  sei.  —  Der  Kaiser 
werde  zwar  nicht  zulassen,  dass  Modena  in  Thätlichkeiten  ausarte; 
könne  aber  nicht  hindern,  dass  es  seine  Rechte  declarire  *).  Die  Bedin- 
gungen, unter  welchen  Prie  Levollmächtigt  ward,  mit  Rom  abzu- 
schliessen,  dem  Feldmarschall  Grafen  Dann  in  einem  kaiserlichen 
Handschreiben  ddo.  Wien,  am  22.  December  eröffnet,  waren: 

1.  Entwaffnung  nach  den  vom  Feldmarschall  vorgeschlagenen 
Modalitäten,  das  ist  Rückkehr  auf  den  status  quo  ante.  Zur  grösseren 
Sicherheit  sollte  der  Papst  die  Pferde  seiner  Cavallerie-  und  Dra- 
goner-Regimenter gegen  einen  billigen  Preis  tractatmässig  an  die 
kaiserliche  Reiterei  überlassen. 

2.  Anerkennung  Karl  HL  als  König  von  Spanien. 

3.  Anerkennung  der  kaiserlichen  Gerechtsame  hinsichtlich  der 
Lehensherrlichkeit  von  Parma  und  Piacenza,  wie  auch  des  Besitzes  von 
Comacchio. 

4.  Annullirung  (Auflösung)  aller  wie  immer  gearteten  gegen  den 
Kaiser  und  die  Ruhe  Italiens  gerichteten  Verbindungen  und  Ränke- 
versuche. 

Bis  zu  dem  Zustandekommen  eines  verlässlichen  Vergleiches 
würden  des  Feldmarschalls  Truppen  keineswegs  abziehen ;  Comacchio 
aber  bis  zur  völligen  Austragung  der  Differenzen  mit  Rom  von  ihnen 
besetzt  bleiben. 

Vor  dem  15.  Jänner  sollte  Feldmarschall  Dann  den  Marsch  gegen 
Rom  nur  dann  fortstezen,  wenn  Marquis  de  Prie  dies  zur  Betreibung 
der  Verhandlung  für  nothwendig  erachte,  oder  die  Rücksicht  auf  den 
Unterhalt  eine  weitere  Ausdehnung  des  Occupationsgebietes  erheische. 
Dann  hatte  auch  fortan  für  die  Truppen  die  Naturalien  zu  fordern, 
ebenso  auch  die  Begleichung  aller  Baarauslagen  zu  verlangen,  welclie 
seit  dem  Tage  aufgelaufen  waren,  da  die  Kaiserlichen  den  Bod(Mi  des 
Kirchenstaates  betreten  hatten. 

Indess  der  Wiener  Hof  einen  Entschluss  gefasst,  der,  eine  strenge 
Folge  des  bisherigen  Verhaltens,  dem  Schwanken  der  Curie  ein  Ende  zu 
machen  versprach,  hatte  deren  Politik,  wie  bisher,  plan-  und  ziellos 
fortgetrieben.  Wiewohl  im  Vertrauen  auf  die  ergriffenen  weltlichen 
Waffen  tief  erschüttert,  war  Clemens  XI.  doch  nicht  zu  bestimmen 
gewesen,  nach  den  geistlichen  zu  greifen,  deren  unfehlbare  Wirkung 
Frankreichs   Partisane  jetzt   laut    zu   preisen    begonnen.    Des  Papstes 


')  II.   H.  11.   St.   A.,   Kuiiiaiia.  Conterenz-rrotucoll. 


219 

Vorschlag,  sich  den  Bedrängern  des  Heiligen  Stuhles  durch  die  Flucht 
in's  Ausland  zu  entziehen,  war  an  dem  Mangel  eines  entsprechenden 
Refugium  und  an  dem  WiderAvillen  gescheitert,  welchen  die  JMehrheit 
der  Prälatur  gegen  die  Bitternisse  der  Emigration  hegte.  Also  hatte 
Clemens  XI.  am  12.  December,  die  bisherigen  Pfade  verlassend, 
inständige  Bittschreiben  an  den  Kaiserhof  gerichtet.  Erzbischof  Piaz  za 
war  mit  dieser  Mission  betraut  worden ,  die  schweren  Herzens  an- 
getreten, zunächst  erfolglos  bleiben  sollte. 

Von  den  kaiserlich  Gesinnten  und  von  den  Anhängern  Frank- 
reichs in  die  Enge  getrieben,  nahm  der  Papst  seine  Zuflucht  zum 
Gebete.  Ein  grosses  Fasten-,  Buss-  und  Bet-Jubiläum  ward  für  die 
ersten  acht  Tage  des  Jahres  1709  angeordnet.  Nach  Beendigung 
dieser  Andacht,  hiess  es,  wolle  Clemens  XI.  über  die  Propositionen 
Prie's  eine  letzte  Resolution  fassen.  Dabei  setzte  der  Papst  nicht  nur 
seine  Rüstungen  eifrig  fort,  zog  nicht  nur  alle  seine  Feldtruppen  um 
Rom  zusammen ;  er  sandte  auch  den  General  -  Major  B  a  1  b  i  e  r  i, 
einen  geborenen  Piemontesen,  nach  Ferrara,  wo  dieser,  in  der  ersten 
Jännerwoche  eintrefi'end,  die  Stadtumfassung  armiren  Hess  '). 


Indess  der  Prinz  von  Hessen-Darmstadt  seine  Truppen  in 
den  ersten  Tagen  des  neuen  Jahres  am  Garigliano  cantonniren  und 
die  Verpflegung  aus  dem  Kirchenstaat  ziehen  Hess,  dehnten  Daun's 
Truppen  sich  in  der  ersten  Hälfte  des  Jänner  bis  Jesi  aus.  Wiewohl 
sie  hier,  in  der  ganzen  Marca  d'Aucona  und  im  Stato  d'Urbino  Natural- 
und  Geldlieferungen  einzogen,  welch'  letztere  ermöglichten,  die  Truppen 
für  Jänner  auszuzahlen,  Hess  doch  selbst  der  materielle  Zustand  der 
kleinen  Armee  viel  zu  wünschen. 

„Wir  schleppen  hier  eine  abscheuliche  Verwirrung  hin,  welche 
einen  Krieg  zu  nennen,  ich  mich  schäme,  und  welche  nur  darauf  hinaus- 
läuft, unsere  Truppen,  insbesondere  die  Reiterei,  zu  ruiniren,"  berichtet 
FML.  Graf  Königsegg  am  6.  Jänner  aus  Sinigaglia  dem  Prinzen 
Eugen.  „Wenn  man  nicht  einige  Monate  feste  (Quartiere  haben  wird,  wird 
man  in  sehr  schlechtem  Zustand  in's  Feld  ziehen.  Die  Noth  zwingt  uns 
zu  allen  diesen  Schlichen  und  zum  Vorrücken,  auf  dass  wir  unter  ver- 
schiedenen zweifelhaften  Rechtstiteln  in  Wahrheit  massige  Contributionen 
einziehen,    ohne  welche    man  in  der  That  gar  nicht  leben  könnte  *)." 


')  Feldinarscliall  Dann    an  Prinz  Eugen.    Faenza,    9.  Jänner  1709.    Kriegs-A., 
Italien  1709;  Fase.  I.  9. 

2)  Kriegs-A.,  Italien  1709;  Fase.  I.    7. 


220 

Zu  dem  Aerger  über  den  Verlust  der  kostbaren  Zeit,  welche 
man  zur  Bezwingung  Ferrara's  und  Fort  Urbano's  hätte  nützen  können ; 

—  zu  dem  Verdrusse  über  die  in  jedem  Bezüge  unerquickliche  Lage, 

—  der  Vormarsch  nach  Rom  war  durch  die  grossen  Schneefälle  der 
letzten  Tage  und  den  vermehrten  Fourage-Mangel  unmöglich,  der 
Rückmarsch  in  die  Lombardie  ging  durch  ein  Kothmeer  —  gesellte 
sich  noch  die  Besorgniss,  schliesslich  die  Gefoppten  der  Römer  zu 
sein.  Die  kaiserlich  Gesinnten  zu  Rom  beklagten  sich  brieflich  über 
P  r  i  e,  weil  er  die  Verhandlungen  langsam,  schläfrig  und  ganz  ohne 
Ernst  betreibe,  und  zahlreiche  intercipirte  Briefe  der  Gegenpartei 
bestätigten  durchgehends  die  Auffassung  jener  *). 

Am  Abende  des  24.  Jänner  traf  endlich  in  D  a  u  n's  Hauptquartier 
der  Courier  ein,  welchen  Prie  mit  der  Nachricht  von  dem  am  15.  Jänner 
abgeschlossenen  Vergleich  entsandt  hatte  ^).  Erst  in  der  letzten  Stunde 
des  15.  Jänner,  um  11  Uhr  Nachts,  hatte  Clemens  XL  seine  Unter- 
schrift gegeben.  Bis  dahin  hatte  er  auf  auswärtige  Hülfe  gehofft.  Nun, 
da  auch  die  Escadre  W  h  i  t  a  k  e  r's  neuerdings  an  der  italischen  Küste 
erschien,  um,  wie  es  hiess,  die  Weisungen  des  kaiserlichen  Bevoll- 
mächtigten zu  executiren ''),  erkannte  er  sich  ganz  in  der  Gewalt  des 
Kaisers,  der  übrigens  von  ihr,  wie  bisher,  so  auch  jetzt,  gegen  das 
geistliche  Haupt  der  Christenheit  den  massigsten  Gebrauch  machte. 
Der  Papst  musste  seine  Truppen  auf  5000  Mann  rediiciren,  den  freien 
Durchzug  kaiserlicher  Truppen  nach  Neapel  während  des  gegenwär- 
tigen Krieges  gestatten   und  die    von  Censuren  Betroffenen  absolviren 

—  dagegen  versprach  Joseph  I.  seine  Truppen  nach  Massgabe  der 
päpstlichen  Entwaffnung  aus  dem  Kirchenstaate  zu  ziehen,  das  Geld- 
ausfuhr-Verbot und  die  Sequestration  geistlicher  Güter  aufzuheben. 
Die  Streitfragen  wegen  Parma,  Piacenza  und  Comacchio  sollten  von 
einer  Congregation  von  Cardinälen  untersucht  und  im  Einvernehmen 
mit    dem  Kaiser    geschlichtet   werden.    Comacchio    blieb    einstweilen 


*)  „Privat-Briefe  aus  Rom  lassen  erwarten,"  schriel)  Martini  am  13.  .Tänncr 
vertraulich  an  Prinü  Eugen,  „dass  man  einem  p^ütlichen  Vero-leich  ferner  ist, 
als  je.  Man  gibt  alle  Schuld  dem  Marquis  Prie,  welcher  den  Priestern  viel  zu  viel 
Zeit  gelassen  hat,  ihn  auszuholen  und  die  Oberhand  zu  gewinnen.  Denn  sie  sprechen 
jetzt  lauter,  als  er  jemals  gesprochen  hat,  setzen  in  Rom  die  Rüstung  beständig  fort 
und  reden  laut  von  Excommunication,  vor  welcher  er  mehr  Angst  hat,  als  die  kleinen 
Kinder  vor  einem  Phantom.    Wenige  Tage    werden  uns  in's  Klare  setzen." 

■■*)  Feldmarschall  Dann  an  K.  .Joseph  I.  Faenza,  24.  .Tännor  1709,  Kriegs.A., 
Italien  1709;  Fase.  I.   17. 

')  Karl  in.  hatte  eingewilligt,  dass  die  Flotte  statt  nach  Alicante  am  23.  De- 
cember  nach  den  italischen  Küsten  abging.  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XII.  22. 
Liechtenstein   an  Eugen. 


221 

von  den  Kaiserlichen  besetzt ').  Aucli  die  Kernfia,j:>-e  des  päpstlicli- 
kaiserlichen  Streites,  die  Frage  der  Anerkennung  K  u  r  l  III.  blieb  in 
der  Schwebe,  späterer  Entscheidung  vorbehalten.  Nur  bedingungsweise 
und  in  einem  geheimzuhaltenden  Artikel  machte  Clemens  XL  das 
Zugeständniss  der  Anerkennung. 


Der  Vertrag  vom  15.  Jänner  1709  war  sonach  für  den  Heiligen 
Stuhl  weit  günstiger,  als  dieser  nach  der  Lage  der  Dinge  hatte  hufFen 
können.  Dass  der  Kaiserhof  ihn  guthiess,  ist  ein  Beleg  füj.'  aufrichtige 
Friedensliebe.  Mitbestimmend  aber  war  unzweifelhaft  das  unaufhörliche 
Drängen  der  Seemächte  auf  Beilegung  des  Streites,  die  Eigenart  und 
die  Schwierigkeit  der  Verhältnisse  in  den  Erblanden,  wie  im  Reiche, 
und  der  Vortheil,  welcher  aus  der  Anbahnung  eines  freundlicheren 
Verhältnisses  zu    Rom,    namentlich    im  Hinblicke    auf  Ungarn  winkte. 

Wie  wenig  die  Punctationen  dieses  Friedens  aber  auch  den 
berechtigten  Forderungen  Oesterreichs  entsprachen,  bedeutend  genug 
war  doch  der  moralische  Erfolg,  dem  er  Ausdruck  gab.  Mit  dem  Ver- 
trage vom  15.  Jänner  1709  „bekam  nun  nicht  allein  die  schieds- 
richterliche Avitorität  des  Papstthums  einen  harten  Stoss"  sagt  Ranke 
mit  Recht,  „sondern  seine  politische  Freiheit  und  Selbstbestimmung 
ward  ihm  entrissen"^).  Dass  dieses  Resultat  in  so  kurzer  Zeit  mit  so 
geringen  und  rücksichtsvoll  gebrauchten  Mitteln  erreicht  werden 
konnte,  war  ein  vollgiltiger  Beleg  für  die  innere  Schwäche  des 
Kirchenstaates  und  den  schwindenden  Eiufluss  des  Papstthums  auf  die 
öffentliche  Meinung  Europa's.  Der  Vertrag  vom  15.  Jänner  1709, 
diese  letzte  bedeutsame  Frucht  des  Siegestages  von  Turiu,  zeigt  die 
kaiserliche  Autorität  in  Italien  in  ihrem  Gipfelpuncte. 


')  H.  H.  u.  St.  A.,  Romaua  1709. 

^)  Leopold  Rauke :  Die    römischen  Päpste,    ihre    Kirche  und  ilir  Staat    im   16. 
und   17.  Jahrhundert.  Berlin  18ri7. 


Der  Feldzug  in  Catalouieu '). 

Nach  Schluss  der  verhängnissvollen  Campagne  des  Jahres  1707, 
welche  die  Sache  Karl  III.  in  Spanien  zu  einer  fast  hoffnungslosen 
gestaltete,  hatten  die  beiderseitigen  Hauptkräfte  die  Winterquartiere 
bezogen.  ludess  die  Verbündeten  sich  darauf  beschränken  mussten, 
die  festen  Plätze  Cataloniens:  Gerona,  Barcelona,  Tarragona  und  Tortosa 
sicher  zu  stellen,  zu  welchem  Ende  das  gesammte  Fussvolk  in  selbe 
verlebt  Avurde,  —  hatte  Marschall  Berwick  die  bourbonischen  Streit- 
kräfte  Winterquartiere  beziehen  lassen,  welche  gut  und  sicher,  Alles 
festhielten,  Avas  im  letzten  Feldzuge  errungen  worden.  Das  Armee- 
Hauptquartier  war  nach  Zaragoza  verlegt  und  General-Lieutenant 
Legal  zum  Befjhlshaber  für  ganz  Arragonien  bestellt  worden.  Zu 
Lerida,  das  noch  in  Vertheidigungsstand  gesetzt  worden,  commandirte 
M.  d.  C.  von  Louvigny,  zu  Monzon  und  Barbastro  General-Lieute- 
nant d'Estaing,  zu  Caspe  und  in  Arragonien  rechts  des  Ebro  General- 
Lieutenant  d '  A  r  e  n  n  e  s  und  M.  d.  C.  K  e  r  c  a  d  o.  Das  Königreich 
Valencia  und  das  ganze  Land  zwischen  dem  Meere  und  den  Bergen 
von  Morella  bis  an  den  El)ro  zu  beschützen,  war  General-Lieute- 
nant d'Asfeldt  betraut,  der  den  M.  d.  C.  Graf  Croy  gegen  Tortosa 
vorschob  und  Verschanzungen  herstellte,  feindliche  Einfälle  zu  ver- 
hindern. 

Die  Blokade  Cataloniens  zu  vervollständigen,  hatte  der  Herzog 
von  N  oaillcs  Puigcerda  und  Bellever  besetzen  und  befestigen  lassen, 
seine  Truppen  abr-r  im   Roussillon  cantonnirt '). 

Der  Bezug  der  Winterquartiere  hatte  zwar  die  Operationen  der 
beiderseitigen  Ilauptkräfte  zu  einem  voiläutigen   Abschlüsse  gebracht; 


»)  Sielie  Tatel  III. 

'')  ML'iuoireu  des  MaischallH  Uurwick   und  Quiucy:  Histnirc  inilitaire.   Tome  V. 
p.  44'J-  444. 


223 

der  kleine  Krieg  aber  währte  in  dem  pyrcnäischen  Thcilc  Catalonicns, 
in  den  Thälern  der  beiden  Nogueren  und  um  Venasque,  dann  am 
Unterlaufe   des  Segre,  selbst  mitten  im  Winter  fort. 

Feldmarschall  Graf  Guido  Starhemberg,  berufen,  unter  und 
nach  Karl  III.  alle  in  Catalonien  stehenden  Truppen  der  Verbündeten  „in 
capite"  zu  commandiren,  verliess  Wien  am  3.  März,  recognoscirte  mit 
Victor  Amadeus  von  S a v o y  e  n  Exilles  und  ging,  nachdem  er  mit 
Chetwynd  den  See-Transport  der  nach  Spanien  bestimmten  Ver- 
stärkungen vereinbart  hatte,  am  22.  April  zu  Genua  mit  den  Generalen 
Hamilton  und  Belcastel  an  Bord  einer  englischen  Fregatte. 
Am  30.  zu  Barcelona  landend,  betrat  er  jenen  merkwürdigen  Boden, 
auf  welchem  er  in  fünfjährigem  Kampfe  mit  einer  Welt  von  Wider- 
wärtigkeiten den  stolzen  Spaniern  den  Ehrentitel  eines  zweiten  Gon- 
salvo  abzwingen  sollte  *). 


Auf  einem  räumlich  so  beschränkten  Operationsschauplatze,  wie 
dem  catalonischen,  mussten  die  Verhältnisse  am  Hofe  eine  fast  unmittel- 
bare Wirkung  auf  die  Bevölkerung,  auf  die  Armee  und  die  Macht- 
stellung des  Heerführers  äussern.  Diese  Verhältnisse  nun  waren  der 
schwierigen  und  verantwortungsvollen  Mission,  die  dem  Feldmarschall 
geworden,  nichts  weniger  als  günstig.  Der  Obersthofmeister  Karl  III., 
Fürst  Anton  Florian  Liechtenstein,  war  ohne  jedweden  Einfluss;  die 
berufensten  Rathgeber :  der  kaiserliche  Botschafter  Herzog  von  M  o  1  e  s, 
der  britische,  Lord  Stanhope,  der  portugiesische,  Graf  Assumar, 
vermochten  nur  wenig  bei  Karl  III.,  den  dagegen  die  Grafen  Stella 
und  Althan  völlig  beherrschten,  indess  der  Staatssecretär  Don  Ramon 
de  Vilana  Per  las,  der  Kammerpräsident  Pater  Pozzo  und  der  Minister 
Romeo  alle  Staatsgeschäfte  in  ihren  habsüchtigen  Händen  hatten  *). 
Bald  sollte  sich  Starhemberg  klar  werden,  dass  er  die  ganze  Integrität 
seines  Charakters,  das  volle  Gewicht  seines  militärischen  Ansehens, 
die  gesammte  Kraft  seines  Willens  werde    einsetzen    müssen,    um  sich 


')  In  seinem  .Stabe  befauden  sich  FML.  Freiherr  von  Wetzel,  die  GWM. 
Grafen  von  Eck  tmd  von  Gondrecoiirt,  die  General-Adjiitauten  Graf  Trauu-Abensberg 
und  Freiherr  von  Hasliuger,  der  Feld-Kriegscommissär  Parreith  und  verschiedene 
aggreg^irte  Officiere  Creditiv  für  Feldmarschall  Starhemberg.  Wien,  21.  Fel)ruar  1708. 
Ki-iegs-A. 

*)  Berichte  des  Herzogs  von  Moles  aus  1708,  H.  H.  u.  St.  A. ;  Jörger's 
Schreiben  an  Prinz  Eugen,  Cervera,  16.  August  1708,  und  jenes  des  Marquis  d'Este 
an  denselben,  Barcelona,  27.  December  1708,  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  endlich 
A.  Arneth:   „Das    Leben  des  k.  Feldmarschalls   Grafen  Guido    Starhemberg". 


224 

die  unerlässliche  Freiheit  des  Handelns  gep^en  den  abschwächenden 
Eintluss  des  Hofes  zu  wahren ,  und  gegen  die  Einschräukungsver- 
suche  unberufener  Wortführer  im  Rathe  zu  Barcelona. 

Aber  auch  in  anderen  Richtungen  waren  die  Einblicke,  welche 
der  Feldmarschall  in  den  ersten  Tagen  gewann,  keine  erfreulichen. 
In  Folge  des  Ablebens  von  Noyelles  und  der  Abfahrt  Galway's 
und  D  a  s  M  i  n  a  s'  waren  die  für  die  Eröffnung  der  Campagne  getroffeneu 
Vorbereitungen  ganz  unzulänglich.  Da  nicht  ein  einziges  Magazin  ein- 
gerichtet worden,  war  die  früher  schon  getroffene  Disposition,  bereits 
im  April  9000  bis  10.000  Mann  jenseits  Tortosa  zu  versammeln,  unaus- 
geführt geblieben.  Rasch  traf  der  Feldmarschall  Massnahmen,  die 
Truppen  rechtzeitig  zusammenziehen  zu  können.  Die  Feld-Armee  so 
stark  wie  möglich  zu  bilden,  sollten  die  Besatzungen  der  festen  Plätze 
auf  ein  Minimum  beschränkt  werden.  Sowie  man  sich  hierüber  geeinigt, 
trat  Starhemberg  eine  Rundreise  an,  den  Zustand  der  Truppen  und 
die  Beschaffenheit  des  Operationsschauplatzes  durch  den  Augenschein 
kennen  zu  lernen. 


Einem  General  von  dem  militärischen  Blicke  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's 
musste  sich  die  ausserordentliche  Vertheidigungsfähigkeit  Cataloniens 
auf  Schritt  und  Tritt  offenbaren.  Von  welcher  Seite  man  es  betreten 
mag,  überall  ist  es  voll  rauher  Felsen  und  bewaldeter  Berge,  voll 
enger  Thalschluchten  und  steiler  Uebergänge.  Selbst  die  wenigen, 
in  diese  Bergwelt  hineingelagerten  kleinen  Ebenen  sind  durch  die 
zahlreichen  künstlichen  Bewässerungs-Anlagen,  die  vielen  Umzäunungen 
der  Gärten,  der  Obst-  und  Oliven-Pflanzungen  in  durchschnittenes 
Terrain  verwandelt.  Die  oft  und  plötzlich  anschwellenden  und  dann 
unpassirbaren,  weil  brückenlosen  Bergströme,  die  Lage  und  Bauart  der 
Wohnplätze,  deren  Häuser  und  Umfriedungen  durchwegs  aus  Stein; 
die  zahlreichen  Meiereien,  Klöster,  Warten,  Burgen  und  festen  Schlösser, 
die  über  das  ganze  Land  zerstreut  sind ;  die  geringe  Zugänglichkeit 
von  Aussen,  die  beschränkte  Wegsamkeit  im  Innern  —  Alles  erschwert 
den  Angriff,  begünstigt  die  Vertheidigung. 

Die  umfassende  Basirung  des  Feindes,  der  von  Roussillon, 
Arragon  und  Valencia  gleichzeitig  auf  Barcelona,  den  gemeinschaft- 
lichen Convergenzpunct  des  ganzen  Strassensystems  von  Catalonien 
operiren  konnte ,  nöthigte  Starhemberg,  alle  Fronten  in's  Auge 
zu  fassen. 

Die  zahlreichen  natürlichen  und  künstlichen  Sperren,  welche  sich 
auf  der  aus  dem  Nordosten  auf  Barcelona  führenden  Hauptverbindung, 


225 

der  von  Bellegarde  (Perpignan)  aus  über  Gerona  ziehenden  Künigs- 
strasse  (7  Märsche),  wie  auf  ihrem  wichtigsten  Parallelwcge,  Camino 
de  la  Marina,  finden,  mochten  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g  das  Vordringen  gegen 
Barcelona  auf  dieser  Operationslinie  nur  bei  grosser,  materieller  und 
intellectueller  Ueberlegenheit  ausführbar  erscheinen  lassen.  —  Die 
zweite  mögliche  Einmarschlinie  aus  dem  Nordosten  auf  Barcelona  über 
Vieh  (Vique)  und  durch  das  enge  und  steile  Thal  des  Congost  dahin 
führend  (von  Vieh  nach  Barcelona  drei  Märsche),  ist  als  Operations- 
linie, ihrer  ganzen  Natur  nach,  höchst  bedenklich.  Sie  und  die  vor- 
genannten waren  übrigens  seit  Schluss  des  Feldzuges  1707  durch 
Linien  gesperrt  worden,  die  sich  von  Pte  Cabriana  nach  Vieh  und 
über  Hostairich  nach  Blancs  an  der  Küste  zogen.  —  Die  von  Urgel 
über  Manresa  in  sieben  Märschen  nach  Barcelona  führende  Com- 
munication  konnte  ihrer  Schwierigkeit  halber  nicht  in  Betracht 
kommen. 

Von  grösster  Wichtigkeit  dagegen  war  die  Chaussee,  welche,  die 
Fortsetzung  der  grossen  Heerstrasse  von  Madrid  über  Zaragoza  nach 
Lerida  bildend,  von  diesem  Platze  über  Cervera,  Igualada,  Martorell 
in  sechs  Märschen  nach  Barcelona  führt.  Auch  sie  bietet  günstige 
Aufstellungen,  so  bei  Cervera,  das  eine  alte  Mauerumfassung  und  ein 
Castell  hatte,  und  das  durch  seine  erhöhte  Lage  die  Strasse  nach 
beiden  Seiten  vollständig  beherrscht  —  und  das  vertheidiguugsfähige 
Igualada.  —  Gleichwohl  konnte  diese  Hauptoperationslinie,  deren 
natürlicher  Sperrpunct  gegen  Arragon,  Lerida,  in  Feindeshand  war, 
doch  nur  mit  der  Hauptmacht,  in  einer  Aufstellung  jenseits  des  Küsten- 
gebirges, gedeckt  werden. 

Die  Einmarschlinie  Lerida,  Margalef,  Vinaxa,  Momblanch,  Valls, 
Tarragona  (3  Märsche)  führt  durch  das  schwierige  Defile  von  Ribas, 
das  nur  mittest  der  Pässe  von  Lilla  und  Cabra  umgangen  werden 
kann.  Diese  letzteren  Pfade  fand  Starhemberg  bereits  durch  Be- 
festigungen gesperrt.  Der  Wafi'enplatz  Tarragona  bot  der  Vertheidigung 
mit  Rücksicht  auf  die  freie  See- Verbindung  einen  uneinnehmbaren 
Stützpunct. 

Noch  weniger  entscheidend  als  diese  aus  der  Flankenstellung 
von  Cervera  zu  vertheidigende  Einmarschlinie,  musste  die  von  Lerida 
auf  dem  linken  Ebro-Ufer  in  vier  Märschen  nach  Tortosa  führende 
dem  Feldmarschall  sich  darstellen.  Denn  nach  Ueberwindung  dieses 
Waffen platzes,  hatte  der  Angreifer  die  Vertheidigungslinien  des  Francoli, 
der  Gaya,  Foix  und  Llobregat,  die  schwierigen  Defileen  des  bereits 
fortificirten  Col  de  Balaguer  und  Col  d'Ordal  und  das  Schloss  von 
Hospitalet  zu  forciren,  den  Waffenplatz  Tarragona  aber  in  der  Flanke 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v,   Savoyen.  II.  Serie,  I,  Band.  15 


226 

liegen  zu    lassen,    um    schliesslich    auf   den    starken  Centralplatz  Cata- 
luniens,  auf  Barcelona,  zu  stossen. 

Die  Herrichtung  des  Landes  in  fortificatorischer  Beziehung  Hess 
freilich  im  Einzelnen  noch  Manches  wünschen,  denn  die  vom  engli- 
schen Parlamente  für  Befestigungszwecke  bewilligten  10.000  L.  St. 
reichten  um  so  weniger  für  die  Vertheidigungs-Instandsetzung  der  zahl- 
reichen festen  Puncte  hin,  als  das  bedrohte  Tortosa  allein  den 
grössten  Theil  verschlang.  Ueber  die  Haltbarkeit  dieses  Punctes  und 
Tarragona's  war  Starhemberg  allerdings  beruhigt.  Da  er  für  den 
ersteren  Platz  indess  noch  eine  Summe  verlangte,  wies  ihn  Karl  HI. 
am  16.  Mai  an,  sich  an  den  britischen  General  Carpenter  zu 
wenden,  „denn  wenn  dieser  nicht  helfe,  wisse  er  nicht,  wo  etwas  zu 
nehmen  sei"  ^). 

Mit  besonderer  Aufmerksamkeit  soll  Starhemberg  die  wilden 
Felsenthäler  des  Congost  und  des  Francoli  untersucht  haben.  Nichts 
konnte  wohl  geeigneter  sein,  den  Blick  des  Feldmarschalls  dem  wich 
tigsten  Kampfmittel  Cataloniens,  den  Landesbewohnern,  zuzuwenden. 
In  den  wilden  Defileen  von  Ribas,  Vilavert  und  Momblanch,  in  den 
Schluchten  von  La  Garriga  und  Aiguafreda  musste  es  ihm  vollends 
klar  werden,  welcher  Nutzen  sich  hier  aus  der  Landesbewaffnung, 
aus  den  „Miquelets"  und  „Somatenes"  ziehen  liess,  den  terrain- 
kundigen, unermüdlichen,  verschlagenen,  im  Angriffe  kühnen,  in  der 
Vertheidigung  hartnäckigen  Guerilleros  *).  Als  Starhemberg  auf 
seiner  Rundreise  alle  Annäherungen  von  feindlicher  Seite  von 
Miquelets  oder  Somatenes  bewacht  fand,  mochte  seine  sorgenvolle 
Stirne  sich  wohl  aufhellen  ^)  und  sein  kritisches  Auge  die  Mängel  und 
Schwächen  der  regulären  Vertheidiger  milder  streifen,  als  es  anders 
der  Fall  gewesen  wäre*). 


*)  Karl  III.  an  Starhemberg:.  Barcelona,  16.  Mai.  Kriegs-A.,  Spauieu  1708; 
Fase.  V.  19. 

*)  Miquelet's  sind  regelmässig  organisirte,  ausgerüstete  und  bezahlte  Milizen, 
bestimmt  im  beständigen  Contact  mit  den  regulären  Truppen  zu  kämpfen;  Somatenes 
sind  Laudsturmleute,  bewaffnete  Bauern,  unter  Führung  von  Prie  stern,  Alcalden  etc., 
aus  eigenen  Mitteln  mit  Waffen  und  Verpflegung  versehen,  sicli  in  Haufen  von 
unbestimmter  Stärke  zu  einem  localeu  Vertlieidigungszweck  sammelnd  und  ebenso 
rasch  zu  Hof  und  Herd  wieder  zurückkehrend. 

*)  „II  Maresciallo  viene  in  questo  punto  da  me  e  mi  ha  coufidato  ch'egli  avendo 
visitata    buona   parte    della   Catalogna   lia    concepita  miglior  speranza    di    quella    ne 

avea  prima "   —  Moles  an  Wratislaw.  Barcelona,  20.  Mai  1708.  H.  H.  u 

St.  A. 

'*)  „Die  meisten,"  sagte  er,  „wurden  nach  der  Schlacht  bei  Almansa  erst  wieder 
zusammengeklaubt  und  daraus    neue  Bataillone  und   Escadi'onen  formirt,    also  wenig 


227 

Da  nicht  nur  die  spanischen,  sondern  auch  die  anderen  Truppen 
wegen  Unrichtigkeit  der  Wechsel  den  letzten  Winter  über  keine 
Bezahlung  erhalten  —  jene  hatten  8  und  9  Monate  und  darüber  und 
selbst  die  Briten  5  Monate  kein  Wochengeld  gesehen  —  waren  die 
Mannschaften  sehr  herabgekoramen.  Noch  schlechter  stand  es  mit  den 
Pferden,  die  fast  ausschhesslich  mit  Stroh  gefüttert  wurden,  da  Eng- 
land für  den  monatlichen  Unterhalt  eines  Reiters  sammt  Pferd  nur 
1  L.  St.  bewilligt  hatte.  Die  Monturen  waren  in  Fetzen,  die  Waffen- 
bestände nicht  vollzählig.  Von  einem  geordneten  Sanitätsdienst  war 
keine  Rede,  da  es  für  Apotheken  und  Feldspitäler  keinen  Fond  gab. 
Am  19.  Mai  ward  endlich  Ein  Feldlazareth  mobilisirt.  Auch  für  das 
Trainwesen  gab  es  keinen  Fond.  Die  Transportmittel,  als  Landesleistung 
nicht  aufzutreiben,  mussten  gedungen  werden.  Da  fast  Alles  (Proviant, 
Munition,  Zelte)  auf  Maulthieren  fortgeschafft  werden  musste  und  die 
Fourage  sehr  theuer  war,  erheischte  der  Traindienst  in  Catalonien 
«rrössere  Summen,  als  anderwärts.  Wiewohl  selbst  die  aus  20  Geschützen 
bestehende  Feldartillerie  des  verbündeten  Heeres  erst  im  Wege  der 
Unternehmung  bespannt  werden  sollte,  erklärten  die  Briten  anfäng- 
lich sich  nicht  ermächtigt,  die  erwarteten  Gelder  für  die  Pferde  der 
Artillerie  und  des  Trains  zu  verwenden.  Endlich  Hess  sich  aber 
General  Carpenter  doch  herbei,  diesem  Zwecke  40.000  Patacas 
zuzuwenden  *). 

Die  Nothwendigkeit,  die  Mannszucht  strenger  zu  handhaben, 
hatte  Starhemberg  schon  im  ersten  Augenblicke  erkannt  und 
darnach  seine  Massnahmen  getroffen  ^). 


alter  Fuss  mehr  vorhanden;  sondern  auch  die  Apprehension  der  vorhergegangenen, 
unterschiedlichen  Unglücksstreiche  Manchem  noch  vor  Augen  schwebt,  und  wann 
es  klar  zu  melden  mir  erlaubt,  so  zweifle,  dass  bisher  jemals  unter  diesen  Triippen 
eine  Ordnung  und  Regel  oder  nöthige  Kriegs-Diseiplin  gewesen,  welches  Alles 
um  so  härter  auch  einzuführen  sein  wird,  da  selbe  so  vielerlei  Herrn  zugehören 
und  jede  besondere  Sentiments,  Bräuche  und  Ideen  von  dem  Militär  sich  formiren, 
auch  gar  wenig  erforderliche  Commandanten  dabei."  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VI.  ad  6  a. 

')  Starhemberg  an  Prinz  Eugen.  Barcelona,  3.  Mai  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  V.  2.  Desselben  Specification  etc.  Momblanch,  20.  Mai  1708,  ebendaselbst 
Fase.  VI.  ad  6.  Derselbe  an  den  Hofkriegsrath,  5.  October  1708.  Fase.  XI.  19b.  — 
Zinzerling  an  Prinz  Eugen.  London,  20-  Juli  1708.  Fase.  VII.  65  und  65  a  —  endlich 
Fase.  XIII.  8.  und  14. 

*)  Wie  kräftig  Starhemberg  da  eingegriffen  haben  muss,  erhellt  daraus, 
dass  Obrist  Schober  schon  am  20.  Mai  aus  Benavarre  an  Prinz  Eugen  schreiben 
konnte : 

„Die  Ankunft  Sr.  Excellenz  des  Herrn  Generalen  Grafen  Guido  von  Starhemberg 
hat  eine  solche  Veränderung   verursacht,  dass  man  unseren  Hof  fast  nicht  mehr  kennt 

15* 


228 

Als  ob  die  Kangsstreitigkeiten  der  Generale  und  Truppen  ver- 
schiedener Nationalität,  welche  der  gemeinen  Sache  bisher  so  sehr 
zum  Schaden  gewesen,  aufhören  wollten,  baten  die  Generale  den 
Herzog  von  M  o  1  e  s  am  7.  Mai,  er  möge  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g  eröffnen, 
sie  hätten  —  General  Carponter  als  Erster  —  eine  Erklärung 
unterschrieben,  sich  von  ihm  ganz  nach  Kriegsraison  verwenden  zu 
lassen  '). 


Im  Ganzen  war  Starhemberg,  wie  bisher,  auch  diesmal  be- 
stimmt, unter  widrigen  persönlichen  Verhältnissen  mit  unzureichenden 
Mitteln  das  Schwierigste  durchführen  zu  müssen.  Wieder  war  seine 
Rolle  die  des  Abwartens  und  Abwehrens,  und  zwar  die  reinste  Defen- 
sive ;  denn  von  einer  activen  Vertheidigung  konnte  so  lange  keine  Rede 
sein,  als  nicht  die  aus  Italien  erwarteten  Verstärkungen  eingetroffen. 
Deckung  des  empfindlichsten  Punctes  war  des  Feldmarschalls  nächste 
Aufgabe.  Er  entschied  sich  für  die  Stellung  von  Cervera,  welche  die 
wichtigste  Annäherungslinie  deckte. 

Zu  Anfang  des  Monats  Mai  1708  waren  die  Kräfte  der  Ver- 
bündeten in  Catalonien  wie   folgt  gruppirt: 

Auf  dem  äussersten  rechten  Flügel  der  strategischen  Front,  am 
Ter,  waren  unter  des  Prinzen  Heinrich  von  Hessen -Darmstadt 
Befehl  10  Bataillone  und  12  Schwadronen,  etwa  5000  Mann,  nebst 
Miquelets  und  Somatenes,  in  der  Versammlung  begriffen. 

Ober-Catalonien  zu  decken  und  zu  verhindern,  dass  der  in  der 
spanischen  Cordana  stehende  Feind  mit  Arragonien  und  den  Segre 
abwärts  mit  Lerida  in  unmittelbare  Verbindung  trete,  war  General- 
Major  Moregas  mit  einer  kleinen  Abtheilung  zu  Seu  d'Urgel  ver- 
blieben. 

An  der  Nordwestgrenze  Cataloniens  stand  Obrist  D.  F.  Schober 
mit  seinem  Regimente  (450  Streitbaren),  100  Reitern  und  2000  cata- 
lonischen  Bauern.  Veuasque,  Castell  Fandova,  Ville  Roda,  Castell 
Aren,  P""  Montanana  und  die  Passage  von  der  Valle  de  Ager  waren 
in  seinen  Händen.  Zu  Cardona,  wo  die  Einwohner  geneigt  waren,  sich 

wegen  der  vorigen  Dis-Ordiiung  und  jetzt  guter  Einriclitung,  und  steht  nunmehr 
Alles  auf  einem  andern  Fuhs.  Den  spanischen  Officioren  und  Generalen  kommt  das 
deutsche  Commando  in  etwas  wunderlich  vor,  aus  Ursache,  deren  Manier,  den  Krieg 
zu  führen,  sich  mehr  mit  den  Moscowitem,  Polaken  und  Tataren  confondirt,  als 
mit  den  Deutschen.  Es  wird  sich  aber  Alles  schicken,"  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  V.  26. 

')  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  V.  .5.  Moles  an   Starhemherg. 


229 

für  Karl  III.  zu  erklären,  wenn  die  Alliirten  daselbst  verstärkt 
würden,  hielt  Übrist  S  a  1  a  z  a  r  mit  3U0  Fiisssoldaten  und  einigen 
Reitern. 

Die  Hauptmacht  der  Verbündeten,  etwa  13.000  Mann,  sammelte 
sich  in  der  Stellung  von  Cervera.  Vor  dem  rechten  Flügel,  zu  Pons, 
Agramunt  und  Belpuig  standen  Reiter-Abtheilungen  zur  Beobachtung 
des  Feindes,  indess  Obrist  Prats  y  Bertram  mit  seinen  Füsilieren 
in  Mayals  den  gleichen  Dienst  vor  dem  linken  Flügel  besorgte. 

Die  Artillerie  sollte  am   10.  Mai  nach  Cervera  aufbrechen. 

Zu  Barcelona  und  Tarragona  standen  nur  schwache  Garnisonen ; 
zu  Tortosa  aber,  am  äussersten  linken  Flügel  der  Alliirten  in  Cata- 
lonien,  8  Bataillone  *). 


Eröffnung-  der  Operationen.  —   Ereignisse   im   nordöstlichen 

Oatalonien. 

Die  grösseren  Operationen  wurden  erst  im  Mai  1708  wieder 
aufgenommen.  Sei  es,  um  Arragonien  gegen  Einfälle  wirksamer  zu 
schützen;  sei  es,  um  mit  dem  Herzog  von  Noailles,  der  um  diese 
Zeit  in  das  Arapurdan  einbrechen  sollte,  über  Urgel  in  Verbindung 
zu  treten 5  sei  es  auch  nur,  um  Starhemberg  irre  zu  führen  — 
General-Lieutenant  d'Estaing  rückte  am  1.  Mai  gegen  Castello  de 
Farfana  (nordöstlich  Lerida),  verbrannte  am  2.  die  Brücke  von  Bianca- 
fort, vermochte  aber  jene  von  Fraga  nicht  zu  zerstören;  Guerilleros 
hinderten  ihn  daran.  —  M.  d.  C.  Fomboissard  versuchte  vergebens, 
sich  mit  500  Mann  Infanterie  und  einem  Cavallerie-Regiraent  der 
verschanzten  Brücke  von  Montanana  zu  bemächtigen.  Der  erfolglose 
Versuch,  bei  Biancafort  über  die  Noguera  zu  gehen,  kostete  ihm  50 
bis  60  Mann.  Auch  die  Absicht,  mit  Hülfe  des  Bischofs  von  Lerida 
von  Venasque  aus  durch  die  oberen  Pyrenäen-Thäler  in  Catalonien 
einzubrechen,  scheiterte.  Obrist  Schober  zeigte  sich  überall  ent- 
schlossen, sich  auf  das  Aeusserste  zu  wehren.  Fomboissard 
sammelte  nun  seine  Abtheilungen  hinter  der  Essera  bei  Grans  und 
Monzon  und  führte  sie  dem  General-Lieutenant  d'Estaing  zu,  der 
am  6.  Mai  bei  Almenara,  am  7.  bei  Balaguer  lagerte.  Nachdem 
d'Estaing  hier  1000  Mann  und  200  Pferde  stationirt,  Monzon  mit 
400  Mann  besetzt  und  ein  Detachement  Cavallerie  nach  Barbastro  ge- 
schoben, stiess  er  zur  Armee  Orleans',  der  sich  eben  anschickte,  die 


*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  V.   10;  Fase.  XIII.   G,  7  und  9. 


230 

Operationen    ges:en  Tortosa    zu  beginnen.    —    Oberst  Schober    aber 
besetzte  hierauf  sofort  Grans  und  Benavente  *). 

Gleichzeitig  mit  der  Haupt- Armee  unter  Orleans  setzte  sich 
die  „Armee  von  Roussillon",  welche,  wie  schon  erwähnt,  zu  Gunsten 
der  ersteron  eine  ausgiebige  Diversion  zur  Aufgabe  hatte,  in  der 
Richtung  auf  Gerona  in  Bewegung.  Noailles  sammelte  seine  etwa 
15.000  Mann  starken  Truppen  am  7.  Mai  zu  Boulou.  In  der  rechten 
Flanke  durch  den  spanischen  Brigadier  Gandolfo  gedeckt,  der 
Ft  Louis  (Montluis),  Puigcerda  und  Bellever  besetzt  hielt,  rückte 
Noailles  am  8.  bis  la  Junquera.  Nur  die  vierpfündige  Gebirgs-Artil- 
lerie  ging  mit  der  Armee ;  das  schwere  Positionsgeschütz  aber  zur  See 
nach  Rosas.  Am  9.  die  Bewegung  fortsetzend,  trieb  er  die  schwachen 
Vortruppen  der  Verbündeten  vor  sich  her  und  bemächtigte  sich  noch 
au  diesem  Tage,  nach  kurzem  Kampfe  mit  den  Miquelets,  der 
Uebergänge  über  die  Muya  bei  Figueras.  Prinz  Heinrich  von  Hessen- 
D  arm  Stadt,  dessen  Artillerie  wegen  mangelnder  Bespannung  noch 
zu  Barcelona  stand,  wich  am  10.  vor  dem  fast  dreifach  überlegenen 
Gegner  hinter  die  Fluvia  zurück.  Seine  Hauptmacht  bei  Bascara 
zusammenhaltend,  verschanzte  er  die  Einsiedelei  an  der  Strasse  und 
hielt  mit  seinen  äussersten  Spitzen  el  Angel,  Pontons  und  San  Eularia. 
Wiewohl  Noailles  am  11.  nur  recognoscirte,  am  12.  und  1.3. 
aber  ganz  unthätig  blieb,  hielt  Prinz  Heinrich  es  gleichwohl  für  ge- 
rathen,  um  nicht  abgeschnitten  zu  werden,  am  14.  unter  die  Kanonen 
Gerona's  zurückzugehen;  doch  beliess  er  auf  dem  Col  d'Oriols  einen 
Beobachtungsposten').  Noailles,  obschon  noch  an  demselben  Tage 
genau  unterrichtet,  dass  sein  Gegner  hinter  dem  Ter  über  nicht 
mehr  als  3000  Mann  Fussvolk  und  2000  Pferde  verfüge''),  nahm 
seine  Vorwärtsbewegung  doch  erst  am  22.  wieder  auf.  Er  lagerte 
am  Abende  bei  S.  Miguel,  seine  Spitze  bereits  jenseits  der  Fluvia. 
Am  23.  rückte  er  an  den  Ter.  Hier  liess  er  seine  Hauptmacht  zwischen 
S.  Jerdi  und  Servia  Stellung  nehmen,  gleichzeitig  aber  Medina  und 
Santa  Julia  de  Ramis  durch  Detachements  besetzen.    Prinz  Heinrich 


«)  KriegB-A.,  Spanien  1708;  Fase.  V.  26. 

*)  Prinz  Heinrich  von  Hessen  an  Starhoinlieip;.  Gerona,  15.  Mai  1708,  nnd  Star- 
hemberg  an  Prinz.  Eugen.  Momblancli,  19.  Mai  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  V.  16.  —  Das  Landvolk  wartete  in  grosser  Zahl  die  Gelegenheit  al),  sich  an 
dem  Kampfe  gegen  die  Eindringlinge  hetheiligen  zu  können,  wagte  es  aber  noch 
nicht,  loszuschlagen.  Kriegs-A.,  Spanien  1708;    Fase.   XIII    12. 

')  Starhemberg  weiset  am  20.  Mai  1708  die  Streitkräfte  der  Verbündeten  im 
Ampurdan  wie  folgt  aus:  8  spanisclie  BatniHone  und  1  lioUändisehes  an  Fussvolk; 
2  spanische,  .3  holländische  Regimenter  und  1  portugiesisches  an  Reiterei.  Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Faac.  VI.  ad  6. 


231 

hatte  indess  seine  Truppen,  zu  denen  am  24.  eine  Verstärkung  von 
900  Mann')  stiess,  knapp  am  rechten  Ufer  Stellung  nehmen  lassen: 
das  Fussvolk  zwischen  Gerona  und  dem  Ter,  die  Reiterei  bei  Bordils, 
200  Mann  bei  Flassa;  die  Furt  von  Congost  vertheidigte  eine  Schanze. 
Am  24.  kam  es  anlässlich  einer  von  Noailles  vorgenommenen 
Recognoscirung  zu  einem  Scharmützel.  Am  28.  aber  ging  Noailles 
mit  2400  Mann  Infanterie,  1000  Pferden  und  10  Geschützen  zum 
Angriffe  vor.  Er  hoffte,  den  Feind  zu  falschen  Massnahmen  zu  ver- 
leiten; die  Verbündeten  zeigten  aber  eine  so  feste  Haltung,  dass  die 
Action  in  eine  blosse  Kanonade  ausartete.  Am  Nachmittage  nahmen 
sie  (grösstentheils  Miquelets)  sogar  den  Posten  Santa  Julia,  mussten 
ihn  aber  allerdings  bald  wieder  aufgeben.  Gleichzeitig  Hess  der  Prinz 
Heinrich  von  Hessen-Darmstadt  4  Schwadronen  in  der  Richtung 
auf  Medina  über  den  Ter  setzen;  „alles  Volk  von  den  Bergen  folgte 
ihnen".  Nachdem  Noailles'  ganzes  Lager  alarmirt  worden,  zogen 
die  Verbündeten  sich  wieder  zurück  ^).  Mit  dem  missglückten  Versuche 
vom  28.  Mai  hielt  Noailles  seine  Offensivkraft  für  erschöpft;  noch 
einmal  demonstrirte  er  gegen  Gerona,  Orleans'  Marsch  zu  erleichtern, 
im  Uebrigen  beschränkte  er  sich  darauf,  das  Land  auszufressen.  Dies 
benützte  der  General-Major  Nebot  am  5.  Juni,  dem  Tage  da  Feld- 
marschall Graf  Uhlef  eldt  von  Barcelona  in  Gerona  eintraf,  zu  einem 
Ueberfall  des  feindlichen  Magazins  zu  la  Escala.  300  Säcke  Mehl  und 
andere  Lebensmittel  fielen  ihm  zur  Beute  ^). 

Als  Noailles  vermuthete,  dass  Orleans  Tortosa  erreicht  habe, 
zog  er,  um  Servia  nichts  mehr  zum  Leben  findend,  in  der  Nacht  zum 
7.  Juni  nach  S.  Pedro  Pescador,  die  Gegend  zwischen  Ter  und  Fluvia 
verwüstend.  Nur  die  Generale  Drymborn  und  Nebot  hielten  den 
Prinzen  Heinrich  von  Hessen-Darmstadt  ab,  die  feindliche 
Nachhut   anzufallen  *).    Von    S.   Pedro    Pescador    rückte    Noailles, 

*)  De  la  Porta  mit  <leii  Reojimentern  Ferrer,  Riibi  uud  Noyelles.  Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Fase.  V.  34.  —  Schon  am  12.  Mai  hatte  Perlas  dem  Feldmarschall 
mitgetheilt,  der  König  halte  für  gut,  die  catalonische  Leibwache,  die  Regimenter 
Deputacion  und  Barcelona  zur  Deckung  des  Ampurdan,  auf  dessen  Ernte  man  nicht 
verzichten  könne,  dem  Prinzen  von  Darmstadt  zu  senden  (Fase.  XIII.  9)  und  am 
15.  Mai  meldete  Perlas  dem  Feldmarschall,  der  König  habe  den  Abmarsch  der  Regi- 
menter Barcelona  und  Deputacion  nach  dem  Ampurdan  befohlen.  „Die  Ernte  scheint 
so  üppig  zu  werden!"  (Fase.  XIII.  11.) 

2)  Prinz  Hessen-Darmstadt  an  Starhemberg.  Lager  bei  Puente  Mayor,  den 
29.  Mai  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  V,  46,  und  Nebot  an  Starhemberg. 
Gerona,  30.  Mai  1708;  Fase.  V.  41. 

')  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XIII.   16  und  18. 

*)  Kriegs-A.,    Spanien  1708;  Fase.  VI.  17  und  21. 


232 

das  Land  gänzlich  auszusaugen,  nach  Poralada.  Er  gedachte,  wenn 
Orleans  in  die  Ebene  von  Urgel  zurückkehren  würde,  ihm  durch 
die  Oerdana,  wie  vereinbart,  entgegen  zu  gehen  und  mit  ihm  Cardona 
zu  belagern.  Aber  am  23.  Juni  erhielt  er  Befehl,  6  Bataillone  und 
3  Dragoner-Regimenter  an  Villars  in  die  Dauphinc  abzugeben*). 
Da  ihm  hiernach  nur  1 1  Bataillone  und  15  Escadronen  verblieben, 
womit  er  11  Plätze,  1  Citadelle  und  5  Schlösser  behaupten  musste, 
hielt  er  sich  bis  auf  Weiteres  für   actionsunfähig. 

Auf  Seite  der  Verbündeten  hatte  inzwischen  Feldmarschall  Graf 
Uhlefeldt  den  Oberbefehl  am  Ter  übernommen,  der  Prinz  von 
Hessen-Darm  Stadt  aber,  von  dem  Wunsche  erfüllt,  unter  S  t  a-r- 
hemberg  zu  dienen,  mit  3000  Mann  den  Marsch  zu  diesem  ange- 
treten *). 

Orleans'  Marsch  nach  Tortosa.  —  Starhemberg's  Parallel- 
marsch.   —   Wegnahme   des    französischen  See-Transportes, 

Während  dieser  Vorgänge  im  nordöstlichen  Catalonien,  hatte  die 
franco-hispanische  Hauptarmee  sich  gegen  Lerida  in  Marsch  gesetzt. 
Der  anhaltende  Regen,  der  alle  Gewässer  schwellte  und  alle  Wege 
verdarb,  hatte  endlich  nachgelassen.  D'E  s  t  a  i  n  g  rückte  am  8.  Mai 
auf  Torre  del  Segre,  den  bei  Escarp  beabsichtigten  Brückenschlag 
über  den  Segre  zu  decken.  Er  gelang  des  hohen  Wasserstandes  halber 
erst  am  9.  Orleans  brach  an  diesem  Tage  von  Candacnos  auf  und 
bezog  am  Mittage  des  10.  das  Lager  bei  Fraga.  Das  Gros  rückte 
am  folgenden  Morgen  nach  Caspe,  wo  es  übergehen  sollte ;  da  aber 
der  Cinca  so  anschwoll,  dass  die  Brücke  nicht  zu  benützen  war, 
sandte  der  Herzog  am  11.  4  Dragoner-Regimenter  und  14  Bataillone 
von  hier  nach  Alcaras,  wohin  auf  anderem  Wege  das  Gros  dirigirt 
ward.  Am  12.  überschritt  die  Armee  zu  Lerida  den  Segre  und  lagerte 
zu  Albatarrech,  südwestlich  Lerida,  nur  40*""'  von  Starhemberg 
entfernt. 

Der  Feldmarschall  hielt  mit  ungefähr  13.000  Mann  im  wohl- 
verschanzten Lager  zu  Cervera.  Er  erwartete  hier  seine  letzten  am 
14.  Mai  eintreffenden  Truppen.  Schon  am  10.  wusste  man  im  Haupt- 
quartier der  Verbündeten,  dass  Orleans  in  der  That  ernste  Absichten 
auf  Tortosa  habe  und  d'Asfeldt  zur  Cooperation  aus  Valencia  heran- 


1 


')  M<5moires  du  (lue  de  Noailles  1708,  432. 

*)  Am  18.  .Juni  schätzt  Uhlefeldt  den  Feind  auf  8100  Mann,  und  zwar: 
2500  Schweizer,  2400  Franzosen,  100  Neapolitaner,  2500  Mann  Cavallerie  und 
600  Miquelets.  Kriega-A.,  Spanien  1708;  Fase  XIII.  25. 


233 

gezogen  werde.  Andere  Berichte  besagten,  der  Herzog  wolle  gegen 
Tarragona  operiren.  Bewährte  sich  die  Position  von  Cervera  als  reine 
Vertheidigungsstelliing  insofern,  als  der  Feind,  sie  anzugreifen,  nicht 
für  gerathen  fand,  so  benahm  ihr  andererseits  das  ungünstige  Stärke- 
verhältuiss  allen  aggressiven  Charakter.  Zählte  Orleans' Armee  nicht 
35.000  Mann,  wie  das  Gerücht  besagte,  oder  28.000,  wie  Obrist  Prats 
y  Bertram  meldete,  sondern  nur  22.000,  so  war  sie  doch  jener 
S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's  so  sehr  überlegen,  dass  sie  volle  Operationsfrei- 
heit genoss,  indess  der  Feldmarschall  grosse  Vorsicht  auch  dann 
noch  beobachten  musste,  als  der  Feind  in  Verfolg  seines  ursprüng- 
lichen Planes  sich  gegen  Tortosa  wandte. 

Zur  Deckung  seines  Rückens  und  seiner  Verbindungen  mit 
Arragonien  beliess  der  französische  Feldherr  unter  den  Befehlen  des 
M.  d.  C.  F o m b o i s s a r d  und  des  Brigadiers  Marquis  de  Saint 
G  e  r  m  a  i  n  B  e  a  u  p  r  e  in  einem  abgesonderten  Lager  eine  Cavallerie- 
Brigade,  zu  Monzon  als  Brückenwache  ein  Infanterie-Detachement 
und  beauftragte  die  Besatzung  von  Lerida  mit  der  Bewachung  des 
Segre  bis  zu  dessen  Mündung  bei  Mequinenza. 

Am  13.  Mai  —  der  Segre  zerstörte  an  diesem  Tage  die  Kriegs- 
brücke bei  Escarp  —  rückte  Orleans'  Vorhut,  5000  Mann  unter 
General-Lieutenant  d'Estaing,  bis  Llardecans,  am  14.  bis  gegen- 
über von  Flix.  Das  Gros  folgte  im  Abstände  eines  Tagmarsches  und 
erreichte  am  16.  den  Ebro  bei  dem  letztgenannten  Orte.  Hier  trafen 
gleichzeitig  auf  dem  Strome  75  Barken  mit  Brückengeräthen  und  Lebens- 
mitteln, am  rechten  Ufer  aber  das  Truppencorps  unter  d'A  r  e  n  n  e  s 
ein,  welches  über  Caspe,  Mequinenza  und  die  Castellanei  von  Amposta 
den  Ebro  entlang  marschirt  war  und  von  Fraga  ab  einen  Convoi 
von  300  Maulthieren  mit  Lebensmitteln  geleitet  hatte.  In  vier  Tagen 
hatte  die  französische  Armee  kaum  30^^'"  hinterlegt. 

Obrist  Prats  y  Bertram  hatte  Orleans'  Armee  seit  dem  8. 
nicht  mehr  aus  den  Augen  gelassen ;  er  war  au  diesem  Tage  bis 
Escarp  vorgegangen,  wo  er  den  Brückenschlag  mit  Erfolg  beschossen 
hatte.  Am  12.  von  Mayals  auf  Bayle  de  Cerozo  und  Granadella  zurück- 
weichend, hatte  er  den  Marsch  des  Feindes  von  Parteien  ununter- 
brochen seitlich  begleiten  lassen.  Bis  Mayals,  Llardecans  und  La 
Granja  streifend,  beunruhigten  sie  nicht  selten  das  feindliche  Lager  und 
sandten  vortreffliche  Meldungen  in  Star hemberg's  Hauptquartier'). 

Der  Feldmarschall,  zu  schwach,  die  Vortheile  seiner  Flanken- 
stellung   zu    einer    Operation    gegen    Orleans'    Rücken    auszunützen, 

*)  Dn  A.  Prats  y  Bertram  an  Starhemberg.  Granadella,  12.  Mai  1708.  Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Fase.  V.   13  und  Fase.  XIII.  49. 


234 

welches  Befj^innen  zur  Schlacht  geführt  hätte,  die  er  vorläufig  ver- 
meiden musste,  konnte  durchaus  zufrieden  sein,  dass  sein  Gegner  in 
Verfolg  einer  falschen  Operationslinie  sich  in  ein  höchst  unwegsames 
Terrain  verlor.  Er  beschloss,  um  Tortosa  und  Tarragona  näher  zu 
kommen,  Orleans  mit  einem  Parallelmarsche  zu  folgen.  Am  15.  Mai 
Hess  er  den  Gencral-Feldwachtmeister  Ares  de  Villa maneOssorio 
nach  Verdu  rücken  und  am  16.  auch  den  FML.  Puebla  mit  der 
Vorhut-Reserve  dahin  folgen.  Das  Fussvolk  von  F  e  r  r  e  r  und  S  i  g  i  s- 
raon  Torr  es  und  alles  übrige  an  der  Grenze  stehende  ward  auf 
Molins  dirigirt,  da  man  möglichst  viel  Fussvolk  zur  Vertheidigung 
des  Ebro  zur  Hand  haben  wollte*).  Starhemberg  selbst  kam  mit 
dem  Gros  am  17.  nach  Verdu,  am  18.  nach  Momblanch.  Die  Füsiliere 
des  Obersten  Prats  j  Bertram,  der  am  17.  in  Figuera  stand  und 
den  Feind  unausgesetzt  im  Auge  behielt,  und  das  Fuss  -  Regiment 
Castiglioni  (810  Mann)  deckten  Starhemberg's  Bewegung.  Wie- 
wohl der  General-Lieferant  die  strengsten  Weisungen  hatte,  immer 
für  vier  Tage  Brod  vorräthig  zu  halten,  und  General  Carpenter 
zu  Tan'agona  Zwieback  genug  besass,  den  zweitägigen  Vorrath  daran, 
den  die  Armee  haben  sollte,  zu  decken,  machte  sich  Verpflegsmangel 
recht  fühlbar  ^).  Auch  fehlte  es  noch  an  Schiessbedarf. 

Die  gesammte  reguläre  Streitmacht  der  Verbündeten  in  Catalonien 
bestand  um  diese  Zeit  aus  6550  Reitern  und  13.000  Fusssoldaten. 
Diese  19.650  Mann  waren  wie  folgt  gruppirt: 

im  Ampurdan    6  Reiter  -  Regimenter    und   9  Bataillone, 

zu  Seu  d'Urgel 1  Bataillon, 

,,    Tortosa 8  Bataillone, 

,,    Tarragona 1  Bataillon, 

„    Barcelona 2  Bataillone. 

Der  Rest:  4000  Pferde,  5000  Fusssoldaten  und  20  noch  unbespannte 
Feldgeschütze,  sammelte  sich  in  einem  Lager  zu  Momblanch.  Es  gab 
bis  jetzt  weder  ein  stabiles,  noch  ein  mobiles  Verpflegsmagazin.  Alle 
Hoffnung  war  auf  das  Eintreffen  der  Flotte  gerichtet^). 

In  dieser  Lage  erhielt  man  die  Nachricht,  dass  die  Verbindung 
Tarragona's  mit  Tortosa  nicht  mehr  frei  sei.  Zwei  Transporte  dahin 
waren  bei  Perello  angefallen  worden.  In  S.  Matheo,  jenseits  des  Ebro, 
hiess  es,  ständen  unter  d'Asfeldt  3000  Feinde  mit  7  Kanonen  und 
3  Mörsern,  ihre  Vorhut-Cavallerie  aber  zu  Ulldecona. 

')  Kriegs-A,  Spanien   1708;  Fase.  V.   17  und   18,  dann  Fase.  XIII.  14. 
')  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  V.  21  und  29,  dann  Fase.  XIII.  11. 
*)  Specification     Starhemberg's.     Momblanch  ,     26.      Mai      1708.       Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Fase.  VI.  ad  6. 


235 

Indess  Orleans'  Armee  bei  Garcia  Halt  machte,  d'Asfeldt's 
Cavallerie  bis  Perello  streifte  und  Starke  m  b  e  r  g  sich  bei  Mom- 
blanch  concentrirte,  trat  zur  See  ein  Ereigniss  ein,  das  im  ersten 
Augenblicke  geeignet  schien,  Orleans'  Pläne  auf  Tortosa  auf  das 
Empfindlichste  zu  stören.  Die  Flotte  des  Admiral  Leake,  welche  am 
8.  Mai  den  Hafen  von  Lissabon  verlassen,  kreuzte  am  20.  auf  der 
Höhe  von  Altea,  während  ihre  Vorhut  Catalonien's  Hauptstadt  bereits 
erreicht  hatte.  Auf  die  Nachricht,  ein  für  Spanien  bestimmter  starker 
Convoi  sei  von  Toulon  ausgelaufen,  verliessen  drei  britische  Kriegs- 
schiffe mit  mehreren  anderen  ausgerüsteten  Fahrzeugen  am  Abende 
des  21.  Mai  die  Rhede  von  Barcelona.  Am  folgenden  Tage  schlössen 
sich  ihnen  noch  zwei  königliche  Galeeren  und  einige  Küstenfahrer  an. 
Nach  wenigen  Stunden  stiessen  sie  auf  der  Höhe  von  Cambrils  (süd- 
westlich Tarragona)  auf  den  französischen  Convoi  und  griffen  ihn 
augrenblicklich  an.  Von  den  vier  Schiffen  der  Escorte  wurden  drei 
genommen,  das  vierte  ward  von  der  eigenen  Bemannung  in  die  Luft 
gesprengt  ').  80  Tartanen  mit  Korn,  Gerste,  Mehl,  Munition,  16  Kanonen, 
6  Mörsern  und  10.000  Monturen  —  eine  Prise  im  Schätzungswerthe 
von  acht  Millionen  Gulden  —  war  dem  Sieger  in  die  Hände  gefallen. 
Im  Vereine  mit  dem  Getreide  und  den  80.000  L.  St.,  welche  Leake's 
Flotte  überbrachte,  half  jene  Beute  der  drückendsten  Noth  auf  einige 
Zeit  wenigstens  ab.  Starhemberg,  durch  Erfahrung  gewitzigt,  drang 
trotzdem  schon  jetzt  auf  die  Einleitung  weiterer  Sendungen^). 

Orleans  Hess  sich  durch  den  Verlust  des  Touloner  Convoi  nicht 
irre  machen.  Sein  Intendant  Meliand  machte  zum  Theile  mittelst 
der  Intendanten  von  Guienne  und  Montauban,  zum  Theile  durch  Aus- 
nützung der  Hülfsquellen  von  Arragon,  Valencia  und  selbst  Murcia, 
alles  Erforderliche  rechtzeitig  vor  Tortosa  eintreffen. 

Starhemberg,  zu  schwach,  Orleans  den  Weg  dahin  mit 
seiner  Armee  zu  verlegen,  musste  sich  darauf  beschränken,  ihn  nach 
Möglichkeit  zu  erschweren  und  zu  verzögern.  Das  beste  Mittel  hiezu 
war  die  Belebung  des  Volkskrieges.  Also  sandte  er  den  Obrist  O'Dwyer 
mit  800  Mann  des  Regiments  Reventlau  und  160  Pferden  nach 
Falset,  ,,um  sich  daselbst  vortheilhaft  zu  postiren  und  allein  eine 
Ostentation  einiger  Gegenwehr  zu  machen,  damit  die  Landleute  und 
sogenannten  Miquelets  in    etwas    dadurch   animirt  würden,  dabei    aber 

')  Liechtenstein  an  Prinz  Engen.  Barcelona,  25.  Mai  1708.  Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Fase.  V.  37  nnd  H.  H.  u.  St.  A.,  Holland  1708.  —  Heems'  Bericht  vom 
12.  Juni  1708. 

2)  Starhemberg  an  Prinz  Eugen.  Barcelona,  2.  Juni  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VI.  2. 


236 

selber  die  ausdrückliche  Ordre  hatte,  sich  in  gar  nichts  mit  dem  Feind 
einzulassen  und  keinen  Älann  in  Gefahr  zu  setzen"  ').  Am  28.  schob 
man  O'Dwyer  noch  ein  Regiment  Miquelets  zu,  das  er  zu  Tivisa 
postirte  *). 

Inzwischen  hatte  Orleans  am  17.  vergebens  versucht,  den  Ebro 
nächst  Flix  zu  übei'brücken.  Sturm  und  Hochwasser  vereitelten  auch 
in  den  folgenden  Tagen  jeden  Brückenschlag.  Am  18.  rückte  der  Herzog 
nach  Vinebre,  gegenüber  Flix,  wo  er  am  22.  durch  Landesbewohner 
erfuhr,  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g  sei  ausser  Stande  zu  operiren,  da  es  ihm  an 
Allem  mangle.  Die  Nachricht,  der  Feldmarschall  beabsichtige,  in  das 
ungenügend  versehene  Tortosa  einen  Lebensmittel-Convoi  zu  werfen, 
mag  mitbestimmend  gewesen  sein,  dass  die  Armee  sich  am  23.  neuer- 
dings in  Marsch  setzte,  um  Mora  gegenüber  das  Lager  zu  beziehen. 
Am  25.  gelangte  sie  nach  Ginestar.  D'A  r  e  n  n  e  s  aber,  von  dessen 
Corps  im  Laufe  der  letzten  Woche  mehrere  Bataillone  nach  dem 
linken  Ebro  -  Ufer  überschifft  worden,  rückte  auf  dem  rechten  auf 
Benifallet.  Streifparteien  drangen  an  diesem  Tage  bereits  bis  an 
die  Strasse  Tortosa-Tarragona  vor.  Als  am  26.  eine  Brücke  über  den 
Strom  endlich  fertig  gestellt  wurde,  ging  ein  Theil  der  Infanterie  von 
d'Arennes  am  27.  über.  Verpflegs-Schwierigkeiten,  Mangel  an  Brod, 
Wein  und  Fourage  und  die  übergrosse  Bagage  der  gallo-hispanischen 
Armee  *)  verzögerten  deren  Vormarsch  ganz  ungemein.  Fortwährende 
Beunruhigung  durch  Detachements  von  Regulären  und  Miquelets  der 
Verbündeten  thaten  ein  Uebriges. 

Am  1.  Juni  entsandte  Orleans  3000  Mann  Infanterie  und 
800  Mann  Cavallerie  unter  dem  Befehle  des  Marquis  von  G  a  e  t  a  n  o, 
den  Obrist  O'Dwyer  in  Falset  aufzuheben.  Das  Unternehmen  hatte 
den  gewünschten  Erfolg.  Der  Weisungen  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's  unein- 
gedenk,  hatte  O'Dwyer  sich  ganz  auf  das  eben  erst  eingetroffene 
Regiment  Miquelets  verlassen,  gar  keine  Vorposten  ausgestellt  und 
sich  am  Frühmorgen  des  3.  Juli  im  Schlafe  überraschen  lassen.  Von 
allen  Seiten  umzingelt,  musste  er  mit  seinen  Leuten  nach  einem 
Kampfe,  der  ihm  40  Todte  kostete,  die  Waffen  strecken  *).  Nur  seine 
Reiter  und  150  Mann  von  Reventlau  entkamen.  Ueber  500  Mann 
kostete  OD  w y  e r's  Nachlässigkeit  die  Verbündeten.  Was  den  Gallo- 
Hispaniern    von  Miquelets    in    die  Hände   fiel,    wurde    auf    der    Stelle 


*)  Starhemberg  an  Prinz  Engen  ans  dem  Lager  vor  La  Graiixes  bei  Vnlls, 
23.  Juni  1708.  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  VI.  37. 

*)  und  »)  Krieg8-A.,  Spanien  1708;  Fase.  V,  38. 

*)  Starlieuiberg  an  Prinz  Engen,  23.  Juni  1708.  Krieg.s-A.,  Spanien  1708; 
Fa.sc.  VI.  37. 


237 

niedergemacht;  aber  die  entkommen  waren,  nahmen  schon  am  folgen- 
den Tag  den  Guerillakrieg  nächst  Monroig  wieder  auf. 

Starhembcrg,  durch  die  vorgeschobenen  Miquclets  über  die 
Fortsetzung  der  feindlichen  Bewegung  gegen  Tortosa  wohl  unterrichtet, 
verhielt  sich  zuwartend.  Ueber  die  eigentlichen  Absichten  Orleans' 
war  er  noch  Anfangs  Juni  nicht  ganz  im  Klaren  *),  da  der  Verlust 
des  Touloner  Convoi  seine  Pläne  gänzlich  verändert  haben  konnte. 
Um  Tortosa  und  der  Flotte  näher  zu  sein,  schob  der  Feldmarschall 
seine  Hauptkraft  nach  Mass  der  feindlichen  Vorrückung  allmälig  in 
die  starke  Stellung  von  Valls.  Den  gi'össten  Theil  seiner  Reiterei  ver- 
legte er  in  den  Campo  de  Tarragona  (bis  Cambrils).  Die  Portugiesen 
aber  beliess  er  vorläufig  zu  Espluga,  wo  sie  am  19.  und  20.  Mai  ein- 
getrofi"en  waren. 

Orleans  behielt  sein  Ziel  uuverrückt  im  Auge.  Dom  Valejo, 
den  er  am  4.  Juni  mit  einem  Cavallerie-Geschwader  bis  Tortosa  vor- 
gehen Hess,  trieb  2000  Stück  Vieh  weg  und  brachte  diese  Beute,  wie- 
wohl von  Regulären  und  Miquelets  der  Besatzung  Tortosa's  auf  der 
Stelle  verfolgt,  in  Sicherheit.  An  demselben  Tage  erreichten  die  Schiffe 
mit  Geschützen  und  Lebensmitteln  Flix.  Am  7.  schob  Orleans  seine 
Spitzen  zwei  Stunden  weiter  vor.  Allen  Colonnen-Teten  gingen  Arbeiter- 
Abtheilungen  voran,  die  Wege  herzurichten.  Folgenden  Tages  den 
Marsch  fortsetzend,  musste  man  sich  mit  dem  Degen  in  der  Faust 
Bahn  brechen ;  überall  hatte  man  den  Widerstand  catalonischer  Banden 
zu  brechen.  Orleans  verliess  am  9.  mit  seinem  Stabe  Ginestar  bei 
Miravet  und  vereinigte  sich  mit  Bezons.  Indess  die  Vorhut  am  10. 
über  Bitem  bis  in  die  Nähe  von  Tortosa  rückte  und  1 5  Escadronen  unter 
d'Estaing  noch  an  demselben  Tage  vorauseilten,  mit  d'Asfeldt  in 
Verbindung  zu  treten,  folgte  das  Gros  in  drei  Colonnen.  Längs  des 
rechten  Ebro-Ufers  das  Regiment  de  Sourches  mit  einigen  anderen 
Truppen ;  die  Grenadiere  und  die  Bagagen  längs  des  linken  und  knapp 
an  selbem;  während  die  Infanterie  über  die  rauhen  Bergfüsse  hinweg, 
über  Hohlwege  imd  Schluchten,  über  Felsen  und  Wildbäche  und  durch 
dichtes  Gesti'üpp  sich  mühsam  einen  Weg  bahnte.  Die  Transportschiffe 
folgten  in  gleicher  Höhe.  Infanterie  und  Bagagen  nächtigten  zu  Beni- 
fallet,  die  Cavallerie,  die  Grenadiere  und  die  Flotille  zu  Tibens  (^Tivens). 
D'Estaing  hatte,  des  Widerstandes  der  Miquelets,  die  von  Tortosa  aus 
unterstützt  wurden,  ungeachtet,  seine  Aufgabe  erfüllt,  d.  h.  die  Verbin- 
dung mit  d'Asfeldt  hergestellt.  Am  11.  folgten  ihm  zunächst  12  Ba- 
taillone und    dann    unter  Zurücklassung   von  Besatzungen  in  den  zur 

*)  Starhemberg  an  Prinz  Eugen.  Barcelona,  2.  Juni  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VI.  2. 


238 

Sicherung  der  Ebro-Iänic  angelegten  Schanzen  von  Ginestar  und 
jMirans,  das  Gros  der  Armee.  Eine  kleine  Wegstunde  von  Tortosa 
machte  man  Halt. 

Dreissig  Tage  hatte  Orleans  gebraucht,  seine  Armee  von  Lerida 
nach  Tortosa  zu  bringen.  So  sehr  hatten  die  Schwierigkeiten  des 
Weges,  der  Widerstand  der  Miquelets  und  die  Besorgniss  vor  Starhem- 
b  e  r  g  seinen  Marsch  verzögert.  Nun  aber  war  endlich  doch  die  Ver- 
einigung mit  d'Asfeldt  hergestellt  und  der  schiffbare  Ebro  durch 
Besetzung  und  Befestigung  seiner  wichtigsten  Puncte  zu  einer  Etapen- 
Linie  gemacht,  auf  welcher  alle  Bedürfnisse  des  Belagerungsheeres 
herangezogen  werden  konnten. 

S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g,  am  2 1.  Mai  von  Karl  III.  nach  Ba  rcelona 
berufen,  war  in  den  ersten  Tagen  des  Juni  mit  der  Absicht  nach 
Tarragona  *)  und  Valls  zurückgekehrt,  seine  Truppen  mehr  zu  con- 
centriren.  Er  verfügte  hier  nach  Abschlag  der  nothwendigen  Entsen- 
dungen kaum  noch  über  10.000  Mann.  Damit  liess  sich  in  der  nächsten 
Zeit  um  so  weniger  etwas  von  Bedeutung  unternehmen,  als  er  nicht 
nur  die  doppelt  so  starke  Armee  Orleans'  (die  Starhemberg  auf 
25.000  Mann  schätzte),  im  Auge  behalten  musste,  sondern  auch  das 
Corps  d'Asfeldt's  und  endlich  auch  Noailles'  „Armee  von  Roussillon". 
Er  konnte  diese  letztere  um  so  weniger  ganz  unbeachtet  lassen,  als  sich 
innerhalb  der  ungenügenden  Kräfte,  welche  er  ihr  entgegenzustellen 
hatte,  soeben  erneute  Personal- Veränderungen  und  wichtige  Kräftever- 
schiebungen vollzogen.  Den  kränklichen  Feldmarschall  Graf  Uhlefeldt 
abzulösen,  ging  FML.  Puebla  nach  Gerona,  von  wo  General  de  la 
Porta  auf  des  Königs  ausdrücklichen  Befehl  mit  dem  Fuss-Regi- 
ment  Zaragoza  (Arragonien)  in  die  Grafschaft  Ribagorza  (jenseits 
und  an  der  Noguera  Ribagorzana)  marschiren  musste.  Er  erreichte 
am  23.  Juni  Benavarre.  Nach  Cardona,  wo  früher  das  Regiment 
Zaragoza  gestanden,  kam  eine  Abtheilung  von  Ferrer;  dagegen 
befahl  Karl  III.  Anfangs  Juni  dem  Obristen  Schober,  mit  seinem 
Regimente  aus  der  Gegend  von  Benavarre  und  Tremp  nach  Valls 
zu  rücken;  aber  Schobers  Abmarsch  erfolgte,  da  de  la  Porta 
wegen  Bedrohung  jener  Gegenden  Vorstellungen  machte,  erst  am 
22.  Juli*). 

2000  Pferde,  1000  Mann  reguläres  Fussvolk')  und  die  Milizen, 
welche  Prinz  Heinrich  von  Darm  Stadt  im  Juni  dem  Feldmarschall 
zuführte,    vermochten    das    Zahlenverhältniss    auch    nicht    derart    zu 


')  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  VI.  27,  dann  Fase.  XIII.  15,   16,  17,  22,  27. 
*)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  VII.  69  nnd  XIII.   17. 
^)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fa.se.  VI.  37  und  VII.  71. 


239 

ändern,  dass  der  Feldmarschall  zu  grösseren  Unternehmungen  befähigt 
worden  wäre  '). 

Also  erübrigte  nichts  als  der  kleine  Krieg  gegen  die  Haupt- 
verbindungslinie des  Feindes:  den  Ebro.  Allenthalben  durchstreiften 
die  Miquelets  die  wilden  Ufergebirge  des  Stromes,  die  Felsklüfte  der 
Plana  de  Burga.  Am  hellen  Tage  griffen  ihrer  400  mit  60  Heitern 
den  Posten  von  Perello  an,  dem  der  M.  d.  C.  Z  e  r  e  z  e  d  a  wieder  Luft 
machen  musste,  und  am  28.  Juni  nahmen  catalonische  Guerilleros 
zwischen  Vinebre  und  Asco ,  ein  von  Mequinenza  kommendes,  mit 
Bomben  befrachtetes  Schifft).  Im  Ganzen  hatten  alle  diese  kleinen 
Unternehmungen  doch  kein  anderes  Resultat,  als  dass  der  Feind 
beständig  in  Athem  gehalten  wurde.  Dagegen  glückte  diesem  ein 
grösserer  Beutezug.  Zu  spät  erhielt  Starhemberg  die  Nachricht, 
Orleans  habe  (wegen  Mangel  an  Fourage)  8  oder  9  Cavallerie-Regi- 
menter  (5000  bis  6000  Mann)  mit  dem  Auftrage  Ebro-aufwärts  gesandt, 
von  Lerida  aus  in  die  Ebene  von  Urgel  einzubrechen.  Der  Feld- 
marschall entsandte  zwar  sofort  den  General-Lieutenant  Grafen  Atalaya 
aus  dem  Lager  von  Riudosas  mit  1500  Pferden  zur  Deckung  dieser 
Landschaft ''),  verstärkte  ihn  zunächst  noch  durch  eine  Reiterabtheilung 
unter  General-Major  C  a  r  p  e  n  t  e  r  und  (am  14.  Juli)  noch  durch 
die  Regimenter  Garde  und  Clariana  —  es  war  zu  spät.  Cervera 
hatte  nicht  mehr  gerettet  werden  können.  3000  Quarteras  Getreide 
fielen    in    die    Hände    des    Feindes,    der    auch    die    ganze    Ernte    ver- 


*)  Wie  dieser  die  Saclilage  auffasste,  geht  aus  dem  Schreiben  hervor,  das  er 
am  23.  Juni  an  den  Prinzen  Eugen  richtete:  „Die  Fortification  an  der  Festung 
(Tortosa)  ist  noch  in  keinem  vollkommeneu  Stand.  Ihre  Garnison,  so  vor  meiner 
Ankunft  schon  allda  bestimmt  gewesen,  besteht  zwar  in  8  Bataillonen,  unter  Com- 
mando  des  churpfälzischen  GWM.  Grafeus  von  Efferen ;  mir  aber  ist  weder  des 
gemeinen  Mannes,  noch  des  Officiers  Valor  und  Kriegserfahruug  dermal  bekannt.  Und 
gleichwie  mit  unseren  wenigen,  auch  sonst  nicht  darnach  beschaffenen  Truppen 
keineswegs  diese  Entreprise  (den  Marsch  Orleans'  und  die  Belagerung  Tortosa's)  zu 
verhindern  gewesen,  also  kann  noch  weniger  ein  wirklicher  Entsatz  oder  eine  dazu 
dienliche  Diversion  vorgenommen  werden,  sondern  beruht  Alles  auf  der  baldigen 
Ankunft  und  Beschaffenheit  des  aus  Italien  erwarteten  Succurses.  Da  nun  solcher  zu 
spät  anlangte  und  nicht  stark  genug  wäre,  mit  dessen  Hülfe  etwas  gegen  den  Feind 
auszuwirken,  %vürde  er  uns  hier  um  so  beschwerlicher  sein,  als  die  Subsistenz,  vor 
allem  die  Fourage,  in  dem  kleinen  übrigen  Lande,  wo  man  allezeit  enger  zusammen- 
gedrängt war,  gänzlich  abgehen  wird;  zumal  auch  das  fruchtbare  Ampiirdau  von 
dem  Duc  de  Noailles  ganz  ausfouragirt  und  verwüstet  worden,  welcher  sich  mit  seinem, 
wie  man  dafürhält,  über  10.000  Mann  bestehenden  Corps  in  etwas  zui'ückgezogen, 
ohne  dass  sein  weiteres  Dessein  sich  äussert."  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VI.  37. 

2)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VI.  44. 

^)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VI.  49. 


240 

niclitete ').  Dagegen  gelang  es  Atalaya,  am  8.  Juli  bei  Tarrega 
500  Iranzösisclic  Reiter  zu  überrumpeln,  wobei  ihr  Oberstlieutenant 
und  200  Mann  niedergehauen  wurden  *) ;  ein  unbedeutender  Erlolg, 
der  aber  das  Gute  hatte,  in  der  Reiterei  der  Verbündeten  das  Gefühl 
der  Ueberlegenheit  neu  zu  beleben. 


Die  Belagerung-  von  Tortosa^). 

Die  gänzliche  Cernirung  Tortosa's  erfolgte  am  12.  Jvmi  *). 
Orleans'  Truppen  schlössen  den  Platz  auf  dem  linken  Ebro-Ufer  ein, 
jene  General  -  Lieutenant  d'Asfeldt's  (^12  Bataillone  und  18  Esca- 
dronen)  auf  dem  rechten.  Vier  Bataillone  besetzten  die  südlich  der  Stadt 
gelegene  Höhe  oberhalb  des  Kapuzinerklosters  und  Avarfen  in  der 
Nacht  eine  Redoute  auf,  deren  Feuer  die  Strasse  nach  Tarragona  be- 
strich. Zur  Verbindung  beider  Armeetheile  ward  ober-  und  unterhalb 
Tortosa  je  eine  Brücke  geschlagen;  beide  waren  am  21.  Mai  herge- 
stellt. Orleans  nahm  sein  Quartier  an  der  nach  Tarragona  führenden 
Strasse,  im  Kloster  ,, Unserer  lieben  Frau  von  Adolos''  (Nuestra  S*  de 
la  Aldea),  das  stark  verschanzt  Avurde. 

Als  Hauptzuschubslinie  diente  der  Ebro,  dessen  wichtigste  Puncte 
Caspe,  Mequinenza,  Flix,  Mora,  Miravet  und  Xerta  man  nebst  Alcanniz 
besetzt  und  befestigt  hatte  ^).  Xerta,  von  Tortosa  nur  zwei  Stunden 
entfernt,  war  zugleich  Endpunct  einer  zweiten  Etapenlinie:  Zara- 
goza, Caspe,  Batea,  Gandesa,  Pinell.  Als  dritte  Verbindung  diente 
d'Asfeldt's  Anmarschlinie,  die  von  Valencia  nach  Amposta  führende 
Heerstrasse.  Noch  am  1 2.  sandte  Orleans  zur  wirksameren  Deckung 
seines  Rückens  2000  Pferde  und  einige  Infanterie  unter  General- 
Lieutenant  d'Estaing  im  Ebro-Thal  aufwärts  der  Segre-Mündung  zu. 

Die  Belagerungs-Armce  zählte  52  Bataillone  Infanterie  ^),  48  Com- 
pagnieu  Grenadiere,  2  Compagnien  Sapeure  und  ebensoviele  Mineure; 


*)  Liechtenstein  an  Prinz  Eugen.  Barcelona,  9.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708 ; 
Fase.  VII.  26. 

*)  Starhemberg  an  Prinz  Eugen.  Coustantiu,  22..Juli  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VII.  73. 

3)  .Siehe  Tafel  III. 

*)   Ebenso  Noailles'  Memoiren  1708. 

*)  Das  Theatrum  Europaeum  beziffert  die  zur  Sicherung  der  Ebro-Linie  be- 
stimmten Truppen  mit  6000  Mann. 

*)  Nach  den  Aussagen  der  Officiere  der  Besatzung  hatte  das  Belagerungs- 
heer am  15.  Juli  aus  52  Bataillonen  und  22  Kegimuntern  zu  Pferd  bestanden,  durch- 
wegs  „gute  und  schöne  Leute". 


241 

75  schwere  Geschütze  und  28  Mörser  bildeten  den  Belagerungspark. 
Als  Ingenieur-Chef  fungirte  Brigadier  L  an  grüne,  als  Artillerie-Chef 
General-Lieutenant  St.  Pierre. 

Tortosa  liegt  am  linken  Ufer  des  Ebro,  der  ober  der  Stadt 
600  Schritt  breit,  bei  der  Brücke  sich  auf  150  Schritt  verengt  und 
sich  unter  ihr  wieder  bis  über  1000  Schritt  erweitert.  Der  Strom  ist 
hier  ziemlich  tief,  besonders  wenn  heftige  Ostwinde  seinen  Abfluss 
in's  Meer  verhindern.  Die  schmale  Thalsohle  wird  rechts  von  sanft 
ansteigenden  Hängen,  links  von  den  steil  abfallenden  Ausläufern  der 
hochaufragenden  Bergkuppe  N'^  S*"^  de  Alba  begleitet.  Diese  Ausläufer 
bilden  zahlreiche  Schluchten,  welche  durch  ihre  Breite  und  Tiefe  und 
die  Steilheit  ihrer  Ränder  die  Bewegung  ungemein  erschweren  und 
beschränken.  Die  Stadt,  zum  grössten  Theil  in  der  ebenen  Thalsohle, 
zum  anderen  auf  der  unteren  Terrasse  des  steilen  und  felsigen  Thal- 
hanges erbaut,  hat  etwa  1000  Schritt  Längen-  und  höchstens 
500  Schritt  Breitenausdehnung,  ist  unregelmässig  und  mag  1708  etwa 
10.000  BcAvohner  gezählt  haben.  Der  ausgezeichneten  Cultur  und 
üppigen  Fruchtbarkeit  wegen,  kommt  ihrer  Umgebung  die  Bezeichnung 
„Garten  von  Tortosa"  zu.  Als  die  Stadt  im  Spätherbste  1705  sich 
Karl  in.  unterwarf,  war  ihre  mittelalterliche  Umfassung  halb  ver- 
fallen. Die  Ringmauer,  von  Thürmen  und  Rondellen  ungenügend 
flankirt,  war  nur  zum  Theile  durch  einen  schwachen  Erdwall  ver- 
stärkt. Wo  flaches  Terrain  vorlag,  deckte  sie  ein  breiter  und  tiefer 
Hauptgraben,  der  gänzlich  fehlte,  wo  der  Boden  steil  abfiel.  Das 
Reduit  dieser  veralteten  Stadtumfassung  bildete  das  Castell,  eine  fast 
unersteigliche ,  düstere  Felsenburg,  deren  maurische  Thürme  weit 
hinauf-  und  hinabschauen  in's  Ebro-Thal.  Ein  starker  Thurm  mit  vor- 
liegendem gemauerten  Ravelin  auf  dem  rechten  Ebro-Ufer  deckte  die 
150  Schritt  lange  Schiffbrücke. 

Seit  1705,  namentlich  aber  seit  dem  Unglückstage  von  Almansa, 
hatten  die  Ingenieure  der  Verbündeten  unaufhörlich  an  der  Befestigung 
Tortosa's  gearbeitet,  freilich  mit  so  beschränkten  Mitteln,  dass  das  Noth- 
wendige  noch  nicht  hergestellt  war,  als  Orleans  vor  den  Thoren 
stand.  Nach  wie  vor  machte  wesentlich  der  Ebro  die  Stärke  der 
Wasserfront  aus,  die  nur  zum  Theile  durch  eine  flüchtig  hergestellte 
Faschinenbrust  gebildet  wurde,  indess  im  Uebrigen  die  Häuser  frei 
an  den  Strom  traten.  Der  sehr  schwachen  Nordfront  lag  1708  auf 
felsiger  Kuppe  das  Fort  Tenaxa,  ein  schlechtes  Hornwerk  mit  thurm- 
artigem  Reduit,  vor.  Die  Ostfront  war  1707  von  britischen  Ingenieuren 
durch  ein  Hornwerk  verstärkt  worden,  welches,  gleichsam  ein  Vor- 
werk des  Castells,  enge  und  theil  weise  eingesehen  war.  Auf  dem  nord- 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  lo 


242 

wärts  zum  Barranco  dcl  Rustro  abfallenden  Rücken,  war  eine  grosse 
Erdflesche  angeordnet  worden.  Die  bedeutendsten  Anstrengungen  hatte 
man  der  Südfront  zugewendet  und  ganz  besonders  der  Bergplutte,  die, 
unmittelbar  über  die  Dächer  der  Stadt  aufsteigend,  das  geräumige 
Carmeliterkloster  trug.  Hier  erhob  sich  das  „Retrancheraent  del  Carmen", 
ein  Kronwerk,  dessen  Kehle  eine  starke  Mauer  mit  Wallgang  schloss. 
Eine  bastionirte  Front  bildete  den  Anschluss  an  den  Strom ;  aber  nur 
die  Bastion  S.  Christofe  war  vollendet,  die  Courtine  nur  eine  einfache 
Mauer,  der  15™  breite  Graben  nur  theilweise  aus  dem  Ebro  zu 
füllen.  Der  bedeckte  Weg  hatte  einen  gemauerten  Abschnitt;  das 
Glacis  war  breit,  doch  von  fehlerhaftem  Aufzuge.  Ein  bastionirter 
Abschnitt  trennte  die  Alt-  von  der  Neustadt.  Die  halbverfallenen, 
alten  Ringmauern  waren  thunlichst  ausgebessert  und  die  wichtigsten 
Zugänge  aus  den  Schluchten  der  Sierra  de  Alba  waren  gesperrt 
worden. 

Mit  einer  ausreichenden  Besatzung  bedacht,  welche  den  Kampf  im 
fi'eien  Felde  und  Ausfälle  nicht  scheute,  artilleristisch  und  ökonomisch 
wohl  ausgerüstet,  mochte  Tortosa  immerhin  bedeutende  Streitkräfte  lange 
Zeit  festzuhalten,  um  so  mehr  als  das  Vorterrain  fast  überall  mit  dem 
Krampen  aufgebrochen  werden  musste  und  die  eigenthümliche  Boden- 
plastik die  lineare  Entwicklung  der  Laufgräben  sehr  erschwerte,  das  hori- 
zontale und  verticale  Defilement  derselben  aber  stellenweise  unmöglich 
machte.  Der  Belagerer,  durch  den  breiten  Strom  in  zwei  Theile  getrennt, 
war  zudem  auf  allen  Seiten  von  unwegsamen  Gebirgen  umschlossen,  in 
deren  Schluchten  zahlreiche  Guerillabanden  lauerten,  die  Zufuhren  zu 
erschweren.  Diesen  die  Vertheidigung  begünstigenden  Momenten  standen 
fühlbar  nachtheilige  zur  Seite:  vor  Allem  die  geringe  Ausdehnung, 
welche  zur  Folge  hatte,  dass  es  bei  einer  Beschiessung  von  beiden 
Ufern  her,  in  der  Stadt  keinen  Punct  gab,  welcher  der  feindlichen 
Geschützwirkung  entzogen  gewesen  wäre;  die  auffallende  Schwäche 
der  Wasserfront  und  des  Brückenkopfes;  das  mangelhafte  Defilement 
der  Hauptumfassung  und  namentlich  der  Umstand,  dass  die  Südfrout 
von  der  Höhe  „el  Barranco"  auf  400  Schritt  Entfernung  völlig  ein- 
gesehen wird;  endlich  jene  eigenthümliche  Beschaffenheit  des  Vorfeldes 
auf  dem  linken  Ufer,  welche  stellenweise  die  gedeckte  Annäherung 
bis  an  den  Fuss  des  Glacis  ermöglichte,  Ausfälle  aber  erschwerte. 

Wiewohl  nur  sehr  knappe  Mittel  zur  Verfügung  gestanden, 
scheint  die  Ausrüstung  des  Platzes  in  artilleristischer  und  ökonomischer 
Beziehung  im  Ganzen  eine  befriedigende  gcAvesen  zu  sein.  Der  Gouver- 
neur hatte  zwar  wiederholt  und  vergebens  um  Geschütze  und  Reserve- 
laffeten  gebeten,    indess  wurde  später    ein  Mangel  in  dieser  Richtung 


243 

nicht  geltend  gemacht.  In  ökonomischer  Beziehung  war  Tortosa  wohl 
versehen,  zumal  man  so  vorsichtig  gewesen,  die  zahlreichen  hier  intcr- 
uirten  Kriegsgefangenen  als  „unnütze  Esser"  rechtzeitig  aus  dem  Phitz 
zu  schaffen.  Da  es  kein  Spital  gab,  mussten  die  Kranken  und  Ver- 
wundeten in  Privathäusern  untergebracht  werden ;  für  den  Fall,  als 
die  Schiffmühlen  den  Dienst  versagten,  war  die  Veste  mit  Handmühlen 
ausgerüstet. 

Das  Commando  von  Tortosa  war  vor  Kurzem  erst  dem  chur- 
pfälzischen  General-Feldwachtmeister  Graf  Efferen  anvertraut  worden, 
den  Karl  III.  als  für  diesen  Posten  besonders  geeignet  bezeichnet  hatte  '). 
Als  Ingenieur  en  chef  fungirte  Obrist  Petit.  Die  Besatzung  bestand 
aus  3  holländischen  und  4  pfälzischen  Bataillonen  (darunter  eines  aus 
französischen  Emigranten  formirt),  1  britischen,  endlich  aus  2  catalonischen 
Miliz-Bataillonen  und  300  Reitern.  Der  Gesammt-Dienststand  überstieg 
nicht  3800  ^)  Mann,  entsprach  also,  da  die  Werke  über  3000  Schritte 
Entwicklung  hatten,  der  gewöhnlichen  Sicherheitsbesatzung. 


Die  Belagerung  wurde  von  Seite  der  Franco  -  Hispanier  mit 
grosser  Umsicht  eingeleitet  und  mit  besonderer  Kraft  durchgeführt.  Nach 
einer  eingehenden  Recognoscirung  der  Befestigungswerke  entschied  sich 
Orleans,  gegen  den  Brückenkopf  und  den  unteren  Ebro-Anschluss 
nur  Scheinangriffe  zu  richten,  den  entscheidenden  aber  gegen  das 
„Retranchement  del  Carmen"  und  insbesondere  gegen  die  linke  Front 
dieses  Kronwerkes. 

Ein  General-Lieutenant,  ein  Marechal  de  Camp,  ein  Brigadier 
und  ein  Adjutant  des  Herzogs  hatten  täglich  in  den  Tranchee-Dienst 
zu  treten.  6  Bataillone  bezogen  die  Laufgrabenwache.  7  Brigaden, 
jede  von  einem  Brigadier  oder  Unterbrigadier  und  4  Officieren  geführt, 
leisteten  den  eigentlichen  Genie-Dienst.  Alle  24  Stunden  erfolgte  die 
Ablösung. 

Nachdem  d'Asfeldt  in  der  Nacht  zum  20.  die  Laufgräben 
gegen  den  Brückenkopf  eröffnet,  schritt  man  am  21.  um  8  Uhr  Abends 
mit  1200  Arbeitern  zur  selben  Operation  auf  dem  linken  Ebro-Ufer''). 
Da  der  Belagerer  hier  kühn  auf  250  Schritt  an  den  Platz  heranging 
und  die  Besatzung  sofort  kräftig  Feuer  gab,  erlitt  jener  namhaften  Ver- 


»)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XIII.   10  nnd  11. 

2)  Noailles'  Memoiren  1708,   Seite  421,  beziffern  sie  mit  3700  Mann. 

äj  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VII.  41.  Fischer  berichtet  am  11.  Juli  aus 
Bt;rn  dem  Prinzen  Eugen,  dass  nach  Pariser  Briefen  vom  3.  die  Laufgräben  gegen 
Tortosa  in  der  Nacht  zum  21.  eröffnet  worden  seien. 

16* 


244 

lust.  Am  23.  vereitelte  er  einen  Versuch  des  Vertheidigers,  die  obere 
Ebro-Brüeke  zu  zerstöieu.  Am  24.  waren  die  Augriffsbatterien  1,  2 
und  3  mit  zusammen  16  scchzehnpfündigen  Kanonen  feuerbereit'). 
Sie  ricochetirten  den  bedeckten  Weg  und  schössen  das  Carmeliterkloster 
in  Brand,  das  am  folgenden  Tage  (25.)  nur  noch  ein  rauchender 
Trümmerhaufen  war.  Gleichzeitig  ward  auch  die  Bastion  Ridotto  umfasst 
und  gegen  ihre  rechte  Face  eine  Breschbatterie  angelegt.  Der  Verthoi- 
diger  erwiderte  das  Feuer  kräftigst  und  machte  am  Abende  des  26. 
mit  6  Freiwilligen  von  jeder  Compagnie  und  400  Miquelets  einen 
Ausfall,  drang  bis  zu  den  Angriffsbatterien  und  wich  erst  nach  Zer- 
störung einiger  Belagerungsarbeiten  in  den  Platz  zurück.  Nur  wenige 
Stunden  später  brach  er  mit  800  Mann  neuerdings  heraus,  trieb  nach 
einem  erbitterten  Kampfe  die  Tranchee- Wache  zurück  und  konnte 
erst  durch  1500  Mann  frischer  Truppen  zum  Stehen  gebracht  werden. 
Gleichzeitig  fielen  kleinere  Abtheilungen  gegen  beide  Flügel  der 
Angriffsarbeiten  auf  dem  linken  Ebro-Ufer  aus.  140  Mann  des  Be- 
lagerers blieben  auf  dem  Kampffelde  '^). 

Da  die  Annäherungen  des  Hauptangriffes  fast  ausschliesslich  über 
Felsboden  vorgetrieben,  die  Sape-Körbe  mit  Steinen  gefüllt  werden 
mussten  und  das  Wurffeuer  der  Festung  bei  der  grossen  Nähe  schon 
bedeutenden  Schaden  anrichtete,  schritten  die  Sapen  sehr  langsam 
vor.  Am  27.  und  28.  Mai  gewann  der  Angreifer  fast  keinen  Schritt 
Terrain  und  er  bedui'fte  mehrerer  Tage,  40  Schritt  vor  dem  bedeckten 
Weg  einen  Laufgraben-Cavalier  herzustellen.  In  der  Nacht  zum  29. 
vermochte  man  hier  nur  6  Körbe  zu  setzen,  wobei  3  Sapeure  getödtet, 
1  Hauptmann  und  10  Sapeure  verwundet  wurden.  Aus  denselben 
Gründen  machte  auch  der  Batteriebau  nur  langsame  Fortschritte.  Erst 
am  Morgen  des  29.  eröffneten  weitere  2  Batterien,  Nr.  4  und  5,  ihr 
Feuer  und  wurde  der  Mineur  angesetzt.  Ein  Ausfall  der  Besatzung 
an  diesem  Tage  ward  zwar  zurückgewiesen,  aber  erst  nachdem  die 
Ausfallenden  zwei  Kanonen  vernagelt  und  einen  Theil  der  Arbeiten 
zerstört  hatten.  So  kräftig  war  das  Feuer  der  Festung,  dass  die  Soldaten 
sich  weigerten,  weiter  zu  arbeiten  und  die  Officiere  mit  gutem  Bei- 
spiele vorangehen  und  zu  Krampen  und  Schaufel  greifen  mussten.  Der 
Vertheidiger  war    guten  Muthes  und  Alles    zu    kräftiger  Abwehr   ver- 


')  Liechtensteiu  an  Prinz  Eugen.  Barcelona,  0.  Juli  1708.  Kriegs  -  A., 
Spanien  1708;  Fase.  VII.  26. 

*)  Wahrscheinlich  hierauf  bezieht  sich  Fischer's  Bericht,  Bern,  25.  Juli  1708: 
„Man  hört  aus  Zaragoza  unterm  3.,  dass  die  Besatzung  Tortosa's  mit  3000  bis 
4000  Manu  ausgefallen  sei,  um  die  Belageruugs-Artillerin  wegzunehmen,  ohne  aber 
ihren  Zweck  zu   erreichen."  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VII.  26. 


245 

anstaltet ' ).  Unter  solchen  Verh.ältnissen  ward  in  der  Nacht  zum  3.  Juni 
die  zweite  Parallele  vollendet.  Am  Morgen  des  4.  eröffnete  die  Bresch- 
batterie  Nr.  6  ihr  Feuer,  am  5.  folgten  ihr  die  Breschbatterien  Nr.  7  und  8. 
In  der  Nacht  zum  5.  ward  aus  der  zweiten  Parallele  mit  der  doppelten 
Sape  mit  doppelt  umgangenem  Querwalle  ausgebrochen;  das  Erdreich 
wurde  nun  besser,  so  dass  man  sich,  des  starken  Feuers  ungeachtet, 
schon  in  der  Nacht  zum  6.  dem  Glaciskamme  näherte. 

Am  Abende  des  5.  Juli  lag  bereits  ein  ziemlicher  Theil  der 
Scarpe  in  Schutt;  in  der  folgenden  Nacht  wurde  im  Feuer  des  Ver- 
theidigers  eine  weitere  Breschbatterie  erbaut.  Schon  am  6.  erreichten 
alle  Sapespitzen  den  Fuss  des  Glacis  und  schritt  man  an  den  Bau  der 
Batterie  Nr.  10,  welche  bestimmt  war,  das  Feuer  des  Castells  während 
des  Sturmes  auf  den  bedeckten  Weg  zum  Schweigen  zu  bringen.  Tags- 
darauf erweiterte  sich  die  Bresche  bedeutend,  da  ganze  Flächen  des 
Mauerwerks,  welches  schlecht  hergestellt  war,  in  den  Graben  stürzten. 
Aber  auch  der  Vertheidiger  blieb  nicht  müssig.  Er  säuberte  seine  Wall- 
brüche, traf  Anordnungen  zu  Abschnitten  hinter  denselben  und  über- 
schüttete die  Angriffsarbeiten  vom  Castell  und  der  Bastion  Carmen  derart 
mit  Hohlkugeln,  dass  etliche  Geschütze  des  Belagerers  demontirt  wurden. 

Am  Morgen  des  8.  standen  27  schwere  Kanonen  in  den  Bresch- 
batterien. Der  Vertheidiger,  dem  die  Vorbereitungen  zur  Krönung  des 
bedeckten  Weges  nicht  entgangen  waren,  fiel  in  der  Nacht  aus,  ward 
aber  zurückgeschlagen,  worauf  der  Belagerer  seine  Sapespitzen  bis 
auf  22""  gegen  den  Glaciskamm  vortrieb.  Der  Geschützkampf  wüthete 
in  gleicher  Heftigkeit  fort.  Während  die  Kanonen  der  Festung  4  Stücke 
der  Batterie  Nr.  6  demontirten.  flog  im  Platze  in  Folge  des  Wurffeuers 
des  Belagerers  ein  Pulvermagazin  auf. 

Der  Sturm  des  bedeckten  Weges  ward  am  Abende  des  10.  mit 
Einbruch  der  Dunkelheit  von  10  Bataillonen  (nahezu  5000  Mann) 
ausgeführt.  Auf  das  festgesetzte  Signal,  .S  Bombenwürfe,  brachen  diese 
Truppen  in  zwei  Colonnen  vor,  die  Grenadiere  an  der  Spitze.  Sie 
stiessen  auf  den  entschlossensten  Widerstand.  Der  Vertheidiger  hatte 
den  bedeckten  Weg  mit  .300  Mann  besetzt  und  richtete  von  den 
Wällen  herab  ein  mörderisches  Feuer  auf  die  Stürmenden;  Pech  und 
Schwefel,  Steine,  Rollbomben,  Handgranaten  und  andere  Feuerwerks- 
körper prasselten  auf  sie  nieder.  Dennoch  übersprangen  die  Franzosen 
die  Pallisaden.  Ein  und  eine  halbe  Stunde  währte  der  Kampf  mit 
der  blanken  Waffe  im  bedeckten  Weg,  Als  seine  Besatzung  endhch 
den    beispiellos    erbitterten    Kampf    erschöpft    abbrach,    öffneten    sich 


')  Liechtenstein  an  Prinz  Eugen,  9.  .Juli  1708. 


246 

plötzlich  Thor  und  Sperrp^atter  zu  eiuem  wUthendon  Ausfalle,  indess 
gleichzeitio;  z-\vei  unter  dem  Glacis  angelegte  Minen  aufflogen,  zahllose 
Feinde  begrabend.  Eine  weitere  Stunde  währte  noch  der  Kampf.  Mit 
der  äussersten  Anstrengung  nur  behaupteten  die  Fi'anco-Hispanier  den 
bedeckten  Weg.  Orleans  selbst  führte  frische  Truppen  heran  —  das 
entschied.  Nur  wenige  der  Ausgefallenen  gelangten  wieder  in  den  Platz. 

Während  dieses  Kampfes  ward  in  der  Stadt  die  Sturraglocke 
gezogen.  Alles  griif  auf  Befehl  Efferen's  zu  den  Waffen.  Fackeln 
und  Lichter  erhellten  das  nächtliche  Dunkel  der  Strassen,  in  welchen 
das  Knattern  der  Flinten  und  der  Donner  der  Geschütze  das  Wimmern 
der  Sterbenden  und  das  Wehklagen  der  bestürzten  Einwohner  über- 
tönte. Der  junge  Tag  fand  Tortosa  in  einer  verzweifelten  Lage.  Die  vom 
langen  Wachen  erschöpfte  Besatzung,  namentlich  aber  ihr  Officiers- 
Corps  war  stark  zusammengeschmolzen,  der  Munitionsvorrath  gering,  die 
Breschen  waren  gangbar  und  keine  Hoffnung  auf  Entsatz,  denn  Star- 
heraberg hatte  Efferen's  Nothsignale  unbeantwortet  gelassen.  Also  ent- 
schloss  sich  der  wackere  Commandant,  die  Reste  der  Besatzung  zu  retten 
und  der  königstreuen  Bürgerschaft  die  Schrecken  eines  letzten,  hoffnungs- 
losen Kampfes  zu  ersparen.  Mit  grauendem  Morgen  berief  er  einen 
Kriegsrath,  worin  man  sich  für  die  Uebergabe  entschied.  Am  IL  Juli,  um 
7  Uhr  Früh,  ward  ein  Officier  mit  Capitulations vorschlagen  zu  Orleans 
gesandt,  der  nur  wenig  daran  änderte.  Nachmittags  ward  das  Ueber- 
gabs-Document  unterzeichnet,  die  Auswechslung  der  Geiseln  vollzogen. 

Die  wesentlichsten  Bestimmungen  der  Capitulation  waren:  „Die 
Garnison  zieht  am  15.  mit  allen  Kriegsehren  über  den  Wallbruch  frei 
nach  Barcelona  ab,  wohin  sie  6  Kanonen,  2  Mörser  und  per  Geschütz 
zwei  Schuss ,  dann  6  verschlossene  Wagen  mitnimmt.  Drei  Thore 
werden  dem  Sieger  sofort  übergeben.  Officiere  und  Militärparteien 
können  Schuldenhalber  nicht  zurückgehalten  werden,  falls  sie  Caution 
leisten,  binnen  6  Monaten  zu  zahlen.  Die  Franzosen  verlangen  die 
ihren  Ueberläufern  abgenommenen  oder  von  selben  erkauften  Pferde 
und  Maulthiere  nicht  zurück.  Niemand  wird  politischer  Meinungen 
wegen  verfolgt;  Leben  und  Eigenthum  der  Einwohner  und  aller  in 
Tortosa  sich  aufhaltenden  Fremden  bleiben  unangetastet ')." 

Auch  bestand  Orleans  darauf,  dass  Graf  Efferen  der  kleinen 
Besatzung  des  an  Cataloniens  Südwestgrenze  gelegenen  Schlosses 
Arnes  befehle,  die  Thore  zu  öffnen.  Dasselbe  diente  nämlich  den 
Guerillas,  welche  die  Verbindung  zwischen  Arragon  und  Valencia  be- 
ständig unsicher  machten,  als  Schlupfwinkel. 

')   Krie^s-A.,   Spanien   1708;  Fase.  VII.  .30. 


247 

Um  das  Unglück  zu  krönen,  bemächtigten  sich  um  dieselbe  Zeit 
drei  von  Cartagcna  kommende  spanische  Galeeren  des  Hafens  und 
des  Thurmes  San  Juan  de  los  Alfagues  an  der  Ebro-Müudung. 

Am  15.  zog  die  noch  ungefähr  2000  IVIann  zählende  Besatzung 
Tortosa's  ab.  Dabei  wurden  aber  über  1000  Mann  gezwungen,  in  fran- 
zösische Dienste  zu  treten')  und  das  Officiersgepäck  geplündert"). 
Diese  Treulosigkeit  und  Wortbrüchigkeit  veranlasste  die ,  durch 
mehrere  ähnliche  Fälle  gereizten  Verbündeten  zu  dem  Beschlüsse, 
Repressalien  zu  üben.  Die  feindlichen  Befehlshaber  wurden  hievon 
verständigt. 

Zweihundert  französische  Cavalleristen  (4  Escadronen)  gaben 
Efferen  das  Geleite').  Da  Starhemberg  am  16.  den  General- 
Feldwachtmeister  Villa mane  Ossorio  von  Cambrils  auf  Hospitalet 
gesandt  hatte,  wo  er  am  Fusse  des  Felsens  von  Balaguer  eine  drohende 
Stellung  bezog*),  fand  die  Escorte  es  nicht  gerathen,  weiter  zu  gehen. 
Auf  ihrem  eiligen  Rückmärsche  nach  Tortosa  nahmen  ihr  auch  die 
Miquelets  des  Obristen  Prats  einige  Gefangene  ab.  Am  21.  stiess 
General-Feldwachtmeister  Efferen  mit  nur  mehr  1200*)  Mann,  dem 
Reste  von  3800,  zu  dem  im  Lager  von  Riudosas  stehenden  S  t  a  r  h  e  m- 
berg.  Seine  in  der  Capitulation  inbegriffenen  8  Geschütze  waren 
inzwischen  nach  Barcelona  eingeschiift  worden. 

Der  Fall  von  Tortosa,  von  Arnes  und  San  Juan  de  los  Alfagues 
erzeugte  zu  Barcelona  tiefe  Niedergeschlagenheit.  Die  Desertion  wurde 
wieder  lebhafter;  vom  Cürassier-Regimente  Cordova  in  Lascuarre  allein 
entlief  die  Hälfte  '').  Wie  immer  im  Missgeschick  wurden  anklagende 
und  verurtheilende  Stimmen  laut.  Mau  warf  Efferen  vor,  er  hätte 
sich  bis  zum  Eintreffen  der  aus  Italien  erwarteten  Verstärkungen  wohl 
zu  halten  vermocht ')  —  und  Starhemberg,  er  hätte  nichts  unter- 
nommen, den  Platz  zu  retten.  Der  Feldmarschall  hatte  sich  aber  in  der 
That  mit  der  Rettung  Tortosa's  eingehend  beschäftigt.  Immer  hatte  er 

*)  Das  Theatnim  Exiropaeiim  berichtet:  „und  wiisste  man  zu  sajjen,  dass  beim 
Auszug;  der  Garnison  auf  die  1500  Mann  von  selbigrer  zu  dem  Feind  mit  klin^-endem 
Spiel  üliergegangen". 

-)  Starhemberg  an  Prinz  Eugen.  Coustantin,  22.  Juli  1708.  Krieg.s-A.,  Spanien  1708  ; 
Fa.sc.   VII.  73. 

3)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.  6- 

*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;   Fase.  VII.  46. 

5)  Noailles'  Memoiren  1708,  Seite  422. 

«)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VII.  88. 

')  ZwY  Beurtheilung  dieses  Vorwurfes  können  in  einem  gewissen  Sinne  die 
Ereignisse  des  Jahres  1810  dienen.  Zu  dieser  Zeit  war  Tortosa  mit  Vori-äthen  aller 
Art  reiclilich  versehen,  mit  170  Geschützen  armirt  vmd  durch  eine  tapfere,  ja  enthusias- 


248 

gehofft,  der  aus  Italien  erwartete  Succurs  werde  rechtzeitig  eintreffen 
und  seine  Armee  auf  Ki.OOO  bis  17.000  Mann  bringen.  Freilich  war 
der  Erfolg  eines  Entsatzversuches  bei  der  Ueberlegenheit  des  Feindes 
auch  dann  noch  problematisch.  Die  Anordnungen  hiezii  waren  gleich- 
wohl schon  getroffen.  Mit  der  Hauptkraft  seiner  Armee  gedachte 
Starhemberg  längs  der  Küste  an  den  Ebro  zu  rücken.  So  viel 
bewaffnete  Bauern  (Somatenes),  als  nur  immer  aufzutreiben  waren, 
unterstützt  durch  einiges  reguläre  Fussvolk,  sollten  in's  Gebirge  geworfen 
werden,  die  Armee  in  der  rechten  Flanke  zu  decken  und  beim  Angriff 
auf  Orleans  von  den  Höhen  herunter  mitzuwirken.  Die  Flotte 
endlich  sollte  im  Valencianischen  die  Gutgesinnten  durch  eine  Landung 
unterstützen.  So  hoffte  Starhemberg,  wenn  schon  nicht  Tortosa 
zu  entsetzen,  so  doch  einige  Hülfe  in  selbes  zu  bringen  *). 

Aber  der  Succurs  traf  nicht  rechtzeitig  ein  und  statt  sich  zu 
verstärken,  musste  der  Feldmarschall  sich  noch  schwächen.  Ueber 
ausdrücklichen  Befehl  des  Königs  musste  Starhemberg  am  I.Juli 
das  Regiment  der  catalonischen  Garde  (260  Mann)  und  das  in  der  Er- 
richtung begriffene,  unberittene  Cürassier-Regiment  Clariana  (376  Mann) 
nebst  etwas  Reiterei  zum  Schutze  des  Llano  de  Urgel  über  Martorell, 
Piera,  Igualada  und  Moumaneu,  dahin  in  Marsch  setzen  ^). 

So  musste  Starhemberg  jedem  ernsten  Versuch,  die  Ebro- 
Veste  zu  retten,  entsagen.  Mit  Tortosa  ging  nicht  nur  der  wichtigste 
Grenzplatz ,  es  ging  die  ganze  Linie  des  unteren  Ebro  verloren. 
Karl  HL  hielt  in  Catalonien  nur  noch  Barcelona  eines  festen  Wider- 
standes fähig '').  Man  hatte  um  so  mehr  Grund,  Schlimmes  zu  befürchten, 
als  nach  dem  frühen  Falle  jenes  Platzes  die  Gegner  noch  volle  vier 
Monate  Zeit  für  die  Operationen  im  freien  Felde  behielten.  Tarragona, 
nach  Tortosa's  Falle  Grenzfestung  geworden,  wurde  nun  über  Hals 
und  Kopf  in  Vertheidigungsstand  gesetzt,  wobei  auf  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g's 
Rath  die  Truppen  selbst  Schanzarbeit  leisten  mussten  *).  Das  Regiment 
Neapolitaner  verstärkte  die  Besatzung  ^). 


rairte  Garnison  von  11.000  Mann  vertheicli^t,  von  denen  mehr  als  8000  tleni  stehenden 
Heere  angehörten.  Sucliet'.s  Armee-Corps  überstieg  dagegen  kaum  10.000  Manu.  Auch 
er  eröffnete  die  erste  Parallele  nur  200  Schritt  vom  bedeckten  Weg  und  brachte  in 
der  Zeit  zwischen  dem  15.  December  1810  und  1.  Jänner  1811  Tortosa  zum  Falle. 
Memoires  du  mareclial  Suchet.  Tome  premier,    Paris  1828. 

')  Starhemberg  au  Prinz  Eugen.  Constautin,  22.  Juli.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VII.  73. 

»)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XIII.  32. 

^)  Karl  III.  an  Prinz  Eugen.   Barcelona,   11.  Juli  1708.  Kriegs-A. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien    1708;   Fase.  XIII.  48. 

')  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XIII.  .50. 


249 

Die  Aiiffassun«^  des  Hofes  zu  Barcelona  kam  deutlich  genuj2^  in 
der  Sendung  des  Grafen  de  la  Corzana  zum  Ausdrucke.  Dieser 
Cavalier,  die  Stelle  eines  Kriegsministers  bekleidend,  hatte,  wie 
Karl  in.  selbst  dem  Feldmarschall  schrieb,  „durch  seine  Conferenzen 
mit  ihm  und,  was  dann  seinem  klugen  Benehmen  anvertraut,  auch  mit 
den  übrigen  Generalen,  dafür  Sorge  zu  ti*agen,  dass  bewerkstelligt 
werde,  was  Starhemberg  für  zweckdienlich  erachte  *)".  Der  grosse 
Eugen  aber  schrieb  am  7.  üctober  von  Lille  aus  an  den  Letzt- 
genannten: „Inzwischen  vertraut  man  sich  auf  Euer  Excellenz  welt- 
berühmte, vortreffliche  Conduite  und  Kriegs-Experienz,  dass  Sie  durch 
Dero  erschollene  preiswürdige  Vernunft  das  noch  übrige  possidirende 
Land  vor  des  Feindes  Gewalt  bis  dahin  beschützen  und  erretten 
werden,  wie  Sie  es  zu  Jedermanns  Erstaunen    bisher  gethan    haben." 


Orleans'  Marsch  von  Tortosa  nach  Agramunt.  —  Starhem- 
berg's  Marsch   nach  Cervera.   —  Ereignisse   im  nördlichen 

Catalonien. 

Zum  Glücke  trat  bald  eine  Reihe  von  Ereignissen  ein,  welche 
den  gesunkenen  Muth  neu  zu   beleben  wohl  geeignet  waren. 

Zwölf  Tage  nach  Tortosa's  Falle  ging  die  Flotte  des  Admirals 
Leake,  welche  am  15.*)  Vado  verlassen,  bei  Mataro  vor  Anker.  Sie 
brachte  die  Königin  Elisabeth  und  den  FML.  Freiherrn  von 
Wetzel  mit  den  langersehnten  Verstärkungen.  Karl  IIL  war  nicht 
nur  dem  Zuge  des  Herzens  gefolgt,  als  er  mit  allem  Nachdrucke  die 
ehemögliche  Vereinigung  mit  seiner  jugendschönen  Gemalin  anstrebte. 
Ihr  Erscheinen  auf  spanischem  Boden  ermuthigte  des  Königs  An- 
hänger aufs  Neue,  denn  nichts  vermochte  die  vom  Feinde  in  Umlauf 
gesetzten  Gerüchte,  Karl  III.  wolle  sich  nach  Italien  zurückziehen, 
da  er  sich  in  Catalonien  nicht  länger  behaupten  könne,  besser  zu 
widerlegen. 

Nur  wenige  Stunden  später  als  L  e  a  k  e's  Flotte,  traf  die  erste 
Kunde  ein  von  dem  glänzenden  Siege  bei  Audeuarde.  Alles  fasste 
neuen  Muth,  denn  man  erwartete,  dass  dieser  grosse  Erfolg  auch  auf 
allen  Neben-Kriegsschauplätzen  fühlbar  nachwirken  werde. 

Die  nächsten  Operationen  O  r  1  e  a  n  s'  schienen  eine  Bestätigung 
jener  Voraussicht.    Statt  sofort  mit  ganzer  Kraft  auf  Starhemberg 


')  Krieg8-A.,  Spanien  1708;  Faac.  X.   18. 
*)  Siehe   „Rilstimgen",   Spanien,    Seite  83. 


250 

loszugehen,  wandte  der  Herzog  sicli  zurück  gegen  Lerida  *),  In  Tor- 
tosa  beliess  er  sechs  Bataillone  (2000  Mann)  unter  dem  M.  d.  C. 
Grafen  Croy  als  Gouverneur.  General-Lieutenant  d'Asfeldt  führte 
die  aus  Valencia  herangeführten  Truppen,  durch  vier  Bataillone  vom 
Heere  des  Herzogs  verstärkt  ^),  wieder  an  die  Ufer  des  Quadalaviar. 
Noailles  endlich  erhielt  Befehl,  sich  dem  Entwürfe,  welchen  man  im 
Winter  vereinbart,  gemäss  zu  benehmen  '). 

Orleans'  Vorhut,  General-Lieutenant  H  e  s  s  y,  aber  rückte  mit 
der  Spitze  am  20.  Juli  bis  Tibens,  am  21.  bis  Benifallet,  am  22.  bis 
Ginestar.  Die  Hauptmacht  folgte  auf  einen  Marsch  hinterher.  Am  23. 
lagerte  das  ganze  Heer  bei  Masos,  am  24.  gegenüber  von  Flix.  General- 
Lieutenant  Silly,  die  Nachhut  bildend,  deckte  zugleich  den  Trans- 
port der  schweren  Geschütze,  welche  auf  dem  Ebro  nach  Arragonien 
zurückgeschafft  wurden.  Am  27.  nächtigte  die  Infanterie  bei  Mials, 
die  Cavallerie  bei  Vinebre;  am  28.  jene  bei  Torre  del  Segre,  diese  bei 
Mials.  Ein  Theil  des  französischen  Heeres  blieb  zwischen  Termens 
und  Belecayte  und  streifte  bis  Balaguer.  Bei  Lerida  sammelte  nun 
Orleans  27  Bataillone,  65  Escadronen,  40  neu  ausgerüstete  Feld- 
stücke und  2  Mörser;  an  Dienstbaren  verfügte  er  hier  über  15.042  In- 
fanteristen und  6000  Cavalleristen  *).  Am  1.  August  rückte  seine  Infan- 
terie, der  grossen  Hitze  halber  in  einem  Nachtmarsch,  bis  Termens,  wo 
die  Cavallerie  am  nächsten  Vormittage  zu  ihr  stiess.  Am  Abende  des 
3.  kam  die  Infanterie  bis  Mongay  am  Sio,  wohin  wieder  in  der  Frühe 
des  anderen  Tages  die  Cavallerie  folgte.  Orleans'  Hauptquartier  kam 
am  3.  nach  Nuestra  Senora  de  Grannana.  Da  alle  Gebirgswässer  aus- 
getrocknet waren,  litten  die  Truppen  stark  an  Wassermangel.  Am  6. 
ward  das  vorbereitete  Lager  von  Agramunt  bezogen.  Vom  Sio  gedeckt, 
lehnte  der  rechte  Flügel  an  Prexens,  der  linke  an  Malfet.  Die  Vor- 
hut hielt  die  sanften  Höhen  von  Castelnou  und  Puigvert,  welche,  wie 
die  Stadt  Agramunt  (Castell,  Franziskanerkloster)  verschanzt  wurden. 
Bei  Puigvert,  beim  Franziskancrconvent,  am   Wege  nach  Cervera  und 


')  Nach  Fischer's  Bericht  an  den  Prinzen  Elisen,  Bern.  4.  Anjjnst,  brach 
Orleans'  Armee  schon  am  18.  Juli  nach  dem  Seorre  auf,  um  Erfri.sclnin<;js-Qnartiere 
zu  beziehen.  D'Asfeldt  verbliel)  noch  zu  Tortosa,  die  Bre.schen  auszubessern.  KriefTS-A., 
Italien  1708;  Fase.  VIII.  6. 

*)  Den  Meldunffen  nach,  welche  den  Verbündeten  zukamen,  stiessen  1000  Pferde 
und  2000  Infanteristen  von  der  Haui)t-Armee  zu  d'Asfeldt,  indess  zwei  CaA'allerie- 
Regimenter  an  die  jiortuf^ie.siwche  Grenze  rückten.  Krieo^s  -  A.,  Spanien  1708; 
¥ahv.  Xm.  63. 

3)  Meraoires  du  duc  de  Noailles   1708,  Seite  423. 

*)  Nach  den  in  Starheraberff's  Hauptquartier  eing^olaufenen  Melduiip:en  :  HOOO  Mann 
Cavallerie    und  14.000    Mann    Infanterie.    Krieg.s-A.,     Spaiii(!n   1708;  Fase.   VIII.  40. 


251 

Torre  de  Almonara  wurden  Batterien  für  je  9  Feld-  und  H  schwere 
Kanonen  erbaut  ').  Das  Ganze,  von  37  Bataillonen  und  70  Escadronen 
vertheidigt,  war  geradezu  unangreifbar  -).  Zu  Balaguer  waren  3  Batail- 
lone unter  dem  Brigadier  Fausseville,  zu  Lerida  4,  zu  Tortosa 
und  längs  des  Ebro   7   Bataillone  verblieben  '). 


Nachdem  Starhemberg  alles  Erforderliche  angeordnet,  Tarra- 
gona  gegen  einen  Angriff  sicher  zu  stellen,  hatte  er  nicht  weiter  ge- 
zögert, der  Bewegung  Orleans'  auf  Lerida  mit  dem  im  Campo  de 
Tarragona  befindlichen  Corps  in  einem  Parallelmarsche  zu  folgen  und 
die  eben  eingetroffenen  Verstärkungen  unter  FML.  Baron  W  e  t  z  e  1 
in  die  Gegend  von  Cervera  zu  dirigiren.  Schon  am  24.  Juli  hatte 
Obristlieutenant  Zaidlhuber  einen  Major  mit  6  Compagnien  Mique- 
lets  auf  Torre  de  Fontabella  (IV^  Stunden  von  Falset)  entsandt, 
Orleans"  Marsch  zu  beunruhigen.  Am  27.  Juli  standen  Starb  em- 
berg's  Vortruppen  am  Col  de  Vinebre,  am  28.  bei  der  Karthause 
von  Escala  Dei.  In  der  Nacht  zum  29.  ging  Zaidlhuber  auf  Ullde- 
molins,  den  Pass  Fera  de  Lena  beobachtend.  Major  Galopp  i  stand 
in  Cabaces.  Nachdem  ein  Anschlag  des  Obristen  Prats  j  Bertram 
auf  einen  feindlichen  Convoi  (zwischen  Borjas  Biancas  und  Albi) 
fehlgeschlagen,  ging  Prats  am  L  August  auf  Vimbodi.  General 
Atalaya,  welcher  am  24.  Juli  von  Cervera  auf  Aribe  zurückgewichen, 
bezog  am  1.  August  sein  früheres  Lager  wieder  *).  FML.  Baron 
W  e  t  z  e  1  rückte  mit  seinem  Fussvolk  und  drei  holländischen  Reiter- 
Regimentern  über  Calaf  auf  Gisma,  während  das  Regiment  Herbeville- 
Dragoner  in  Igualada  postirt  ward.  Christ  Schober  endlich,  welcher, 
im  Marsche  nach  Tarragona  begriffen,  am  3L  Juli  noch  in  Calaf 
gestanden,  rückte  am   1.  August  nach  S'^   Maria  ^). 

Starhemberg  selbst  brach  in  den  ersten  Tagen  des  August 
gegen  den  Sio  auf,  stand  am  5.  zu  Sarreal,  rückte  von  hier  nach 
S^  Coloma  de  Queralt  und  bezog  am  9.  August  die  Centralstellung  von 


»)  Kriegs-A.,  Spauien  1708;   Fase.  VIII.  33. 

*)  „Der  Herzog  vou  Orleans,"  berichtet  Liechtenstein  an  Prinz  Eugen,  „hat 
sich  in  seinem  Lager  zu  Agrainunt  derart  fortificirt,  dass,  wenn  man  auch  unser- 
seits, der  feindlichen  Superiorität  ungeachtet,  auf  den  Valor  unserer  Truppen  sich 
verlassen  und  den  Feind  in  seinem  Vortheile  angreifen  wollte,  ein  solches  ohne  die 
grösste  Gefahr,  Alles  auf  einmal  zu  verlieren,  sich  nicht  wohl  thun  lassen  würde." 
Kriegs-A.,   Spanien  1708;  Fase.  VIII.  68. 

3)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;   Fase.  VIII.  40. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Facs.  VII.  78,  80,  89,  98  und  Fase.  VIII.  1. 

ä)   Kriegs-A.,   Spanien  1708;  Fa.se.   A^II.  96  und  Fase.   VIII.   11. 


252 

Cervera  wieder  ^).  Seine  leichten  Truppen,  wie  immer  thätij^  und 
unternehmend,  hatten  diese  Bewegung  gedeckt.  Die  Miquelets  unter 
F  e  r  r  i  o  1  und  8  i  g  i  s  m  o  n  T  o  r  r  e  s,  beide  Z  a  i  d  1  h  u  b  e  r  untergeordnet, 
agirten  jetzt  in  der  Gegend  von  Pons.  Theils  hier,  theils  um  Tora, 
stand  das  Fuss-Ilegiment  Ferrer;  Obrist  Peguera  y  Cor  fit  um 
Manresa ;  Obrist  P  r  a  t  s  y  Bertram*)  endlich,  zur  Beobachtung 
von  Tortosa  in  Tivisa  postirt,  durchstreifte  die  Gegend  vom  Col  de 
Balaguer  und  Cardo  bis  zum  Ebro. 

Im  Ampurdan  waren  bei  Gerona  unter  Feldmarschall  Graf 
U  h  1  e  f  e  1  dt  nach  dem  Abmärsche  des  Prinzen  Heinrich  von 
Darmstadt  noch  etwa  3000  Mann  verblieben.  Fouragemangel 
bestimmte  diesen  General,  sein  Lager  Ende  Juni  von  Puente  mayor  nach 
Banolas  zu  verlegen.  Noailles  war  zwar  von  S.  Pedro  Pescador 
weiter  noch  bis  Peralada  zurückgegangen;  auch  hatte  man  Nach- 
richt, er  habe  vier  oder  fünf  Regimenter  nach  Roussillon  zurück- 
gesandt, —  aber  die  grossen  Mengen  von  Kriegs-  und  Lebensmitteln, 
welche  er  in  Prats  de  Mullo  hatte  zusammenbringen  lassen,  erweckten 
die  Befürchtung,  er  werde  sich  mit  dem  Reste  seiner  Truppen 
gegen  Campredon  wenden.  Gelang  ihm  dies,  so  hatte  er  die  Ver- 
bindimg Vique's  mit  der  Cordana  in  der  Hand  und  war  im  Stande, 
die  Lebensmittelzufuhr  von  dort  nach  Barcelona  gänzlich  zu  unter- 
binden *).  Um  dies  zu  vereiteln  und  zu  verhindern,  dass  er  (Noailles) 
von  der  Cerdana  aus  mit  Orleans  in  Verbindung  trete,  rückte 
Uhlefeldt  am  2L  Juli  mit  der  ganzen  Reiterei  und  drei  Fuss- 
Kegimentern  aus  dem  Ampurdan  nach  Campredon*).  Von  hier  aus 
Hess  er  die  aus  der  Cerdana  südwärts  führenden  Verbindungen,  welche 
die  sie  bewachenden  Somatenes  beim  Nahen  von  einigen  hundert 
Feinden  fluchtartig  verlassen  hatten,  durch  zwei  portugiesische  Batail- 
lone neuerdings  besetzen  *). 


')  Wie  er  die  augenblickliche  La<?e  beurtheilte,  erhellt  aus  seinem  gleich- 
zeitij^en  Berichte  an  den  Prinzen  Euojen:  „üa  der  Feind  auf  beiden  Seiten 
40.000  Manu  haben  wird,  unsere  Kräfte  kaum  auf  20.000  ^elanojen,  wir  keinnsweo:s 
zu  genügender  Resistenz,  vielweniger  etwas  offensiv  vorzunehmen  im  Stande  sein 
können.  Der  Duc  d'Orleans  zieht  sich  den  Segrefluss  gegen  Seo  d'Urgel  hinauf, 
seinem  ausgeschrieneu  Dessein  nach  sich  mit  dem  Duc  de  Noaille.s  zu  conjungireu 
und  Gerona  anzugreifen."  Starhemberg  au  Prinz  Eugen.  Sarreal,  5.  August  1708. 
Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  VIII.  23. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;   Fase.  VIII.  26  und  44. 

3)  Liechtenstein  an  Prinz  Eugen,  9.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VII.  26. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XIII.    48. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XIII.    50. 


253 

Noailles,  von  Orleans  aufgefordert,  mit  ihm  in  Verbindung 
zu  treten,  andererseits  für  die  Sicherheit  der  Grenze  des  RoussiUun 
verantwortlich,  wandte  sich  um  bestimmte  Weisungen  an  den  Hof. 
Da  dieser  ihm  volle  Freiheit  Hess,  im  Einvernehmen  mit  Orleans 
jene  Wahl  zu  treffen,  welche  er  als  die  vortheilhafteste  ansah,  verblieb 
Noailles  bis  22.  Juli  in  Catalonien,  in  der  Gegend  von  Rosas.  Da  die 
Verbündeten  aber  den  Ter  überschritten,  glaubte  er  nach  dem  Rous- 
sillon  zurückweichen  zu  müssen,  wo  er  seine  Truppen  cantonniren  Hess. 
Als  auch  die  zwei  Dragoner-Regimenter,  über  welche  er  noch  verfügte, 
nach  der  Dauphinc  abgegangen,  schlief  der  Krieg  hier  gänzlich  ein  '). 

Sobald  man  verbündeterseits  sah,  dass  Noailles  sich  ganz 
passiv  verhielt,  dirigirte  man  die  Regimenter  Taaffe,  Drimborn,  Viten- 
feld,  Ambach  und  das  holländische  Fuss-Regiment  am  7.  August  von 
Campredon  nach  Calaf^).  Diese  Verschiebung  der  Truppen  aus  dem 
Ampurdan  gegen  Cervera  zu,  war  um  so  zweckmässiger,  als  die 
Castelle  von  Baga,  Berga,  Solsona  und  Cardona  nur  sehr  schwach 
besetzt  waren.  In  den  drei  erstgenannten  lagen  in  der  letzten  August- 
woche nur  514  Mann  regulären  Fussvolkes  und  80  Füsiliere");  im 
letztgenannten  nur   194  Mann  *). 

In  solcher  Kräftegruppirung  standen  sich  die  beiden  Gros  nun 
auf  vier  Stunden  Entfernung  gegenüber.  Keiner  der  beiden  Feldherren 
wagte  es,  angrifFsweise  vorzugehen.  Orleans,  noch  immer  numerisch 
überlegen  —  er  zählte  am  12.  August  allein  15042  Mann  streitbare 
Infanterie  —  war  durch  die  Verhältnisse  in  Flandern  von  jedem 
grösseren  Wagniss  abgehalten  —  eine  Folge  des  Tages  von  Aude- 
narde.  Der  Befehl  Ludwig  XIV.,  15  Escadronen  in  die  Dauphine 
zu  senden,  ward  indess  Anfangs  August  widerrufen.  —  Starhemberg, 
welcher  zu  Cervera  kaum  20.000  Mann  versammeln  konnte,  mochte 
es  noch  weniger  wagen,  einen  Feind  anzugreifen,  der  sich  stark  ver- 
schanzt und  alle  Vortheile  des  Terrains  für  sich  hatte  und  den  er 
um  10.000  Mann  überlegen  hielt*).  Zudem  hatte  er  am  22.  August 
2000  Mann  an  Stanhope  abgegeben,  der  sich  eben  zur  Expedition 
gegen  Minorca  rüstete.  Der  Feldraarschall  musste  sich  bequemen, 
bessere  Zeitumstände  abzuwarten  *).  Seine  leichten  Truppen,  insbeson- 


')  M^moires  du  duc  de  Noailles  1708,  Seite  424. 

2)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.   XIII.  48. 

3)  Kriegs-A.,  Spanien    1708;  Fase.  VIII.  43. 
*)  Kriegs-A,  Spanien  1708;  Fase.  VIII.  63. 

^)  Liechtenstein's  Bericht  vom  25.  August  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 
'^)  Starhemberg  an  den  Hofkriegsrath.  Cervera,  14.  September  1708.   Kriegs-A., 
Spanien   1708;  Faso.  IX.  36. 


254 

(lere  Z  a  i  cl  1  h  u  b  e  r  von  Villa  nucva  de  la  Maya  aus,  hielten  die 
Fraucü-Hispanier  scharf  im  Auge  und  seine  Reiterei  war  stets  bereit, 
über  ihre  Blossen  herzufallen  *). 

Indess  Starhemberg  sich  mit  seinem  Gros  den  ganzen  August 
und  den  halben  September  über  bei  Cervera  ruhig  beobachtend  ver- 
hielt, war  Orleans  nicht  ganz  unthätig.  Er  nützte  diese  Zeit,  sich  die 
linke  Flanke,  wie  den  Rücken,  freier  zu  machen.  Am  13.  August 
Hess  er  den  Posten  von  Pons  mit  Erfolg  überfallen.  Die  Verbündeten 
mussten  von  hier  auf  Sananja  zurückweichen  ^). 

Am  15.  August  entsandte  er  den  Chevalier  von  Maule  vri er,  das 
Städtchen  Alos  am  Segre  wegzunehmen  ").  Zu  Agramunt  eine  Sicher- 
heits-Besatzung belassend,  folgte  Orleans  mit  dem  Reste  der  ziemlich 
ausgehungerten  Armee  am  16.  nach  Mongay,  wo  er  von  der  Einnahme 
von  Alos  Meldung  bekam.  Maule  vri  er  hatte  hier  nur  eine  kleine 
Besatzung  belassen  und  war  im  Marsche  zum  Grafen  d'Estaing,  der 
sich  der  kleinen  Stadt  Ager  bemächtigt  hatte,  und  mit  dem  Detache- 
ment  des  in  dieser  Gegend  schon  längere  Zeit  thätigen  General-Lieute- 
nants Fomboissard  in  Verbindung  getreten  war.  Am  19.  lagerte 
das  Gros  Orleans'  unter  den  Kanonen  von  Balaguer;  folgenden 
Tages  überschritt  es  den  Segre  und  bivouakirte  zu  Castiglione  de 
Farfana,  wo  man  erfuhr,  dass  d'E  s  t  a  i  n  g  Montanana  genommen.  Die 
Einnahme  der  drei  Posten:  Montanana,  Ager  und  Alos  machte  den 
Herzog  zum  Herrn  mehrerer  Thäler,  die  gute  Quartiere  boten.  Ager 
und  Balaguer  wurden  besser  befestigt.  Am  21.  entsandte  Orleans 
ein  starkes  Infanterie-Detachement,  das  den  Grafen  d'Estaing  zu 
verstärken  hatte,  welcher  Venasque  wegzunehmen  angewiesen  war. 
Mit  der  Einnahme  dieser  Stadt,  welche  an  den  Quellen  des  Cinca 
gelegen,  von  St.  Bernard  de  Comminges  nur  6  oder  7,  von  Toulouse 
aber  ungefähr  20  Wegmeilen  entfernt,  wollte  sich  Orleans  eine 
neue  xmd  kürzere  Verbindung  mit  Frankreich,  als  jene  über  Puigcerda 
oder  den  Col  de  Pertus  eröffnen.    Am  24.  detachirte    er  von  den  bei 


')  Quincy  behauptet  und  eiu  aufgefangener  feindlicher  Bericht  besagt  dasselbe, 
Starhemberg  sei  (im  letzten  Drittel  des  August)  gegen  die  Stellung  von  Agramunt 
vorgerückt,  Orleans  habe  sich  in  Schlaclitordnung  formirt  und  beide  Theile  seien 
sicli  durcli  6  Tage  von  Angesiclit  zu  Angesicht  gegenüber  gestanden;  endlich  sei 
Starhemlterg  ohne  einen  Angriff  zu  wagen,  in  die  Stellung  von  Cervera  zurück- 
gekehrt. 

In  den  Feldzugs-Acten  findet  sich  hiefür  kein  Beleg.  Es  ist  ülirigens  ganz 
gut  möglich,  dass  Starhemberg,  der,  wie  er  selbst  sagte,  den  „Hunger  zum  Feinde" 
hatte,  eine  Vorwärtsbowegung  gemaciit  liabe,  nur  um  leben  zu   können. 

^)   Kriegs-A.,   Spanien    1708;  Fase.  VIII.  35. 

3)  Krieg8-A.,  Spanien   1708;  Fase.  VIII    .55. 


255 

Balaguer  stehendeu  20  Bataillonen  8  nach  Valencia,  den  Chevalier 
d'Asfoldt  zu  verstärken,  welcher  Denia  endlich  zu  bezwingen  hatte. 
Den  Rest  seiner  Truppen  (20  Bataillone,  05  Escadroncn)  verlegte 
Orleans  in  enge  Cantonnements.  Er  gedachte  hier  8 1 a r  h e  ra  b  e r g 
festzuhalten,  dass  er  d'Asfeldt's  Unternehmungen  gegen  Denia  und 
Ahcante  nicht  hindere. 

Schon  Anfangs  September  wusste  man  zu  Barcelona,  dass 
Orleans  Anstalten  treffe,  von  Agramunt  abzuziehen  und  hinter  den 
Segre  zurückzugehen ;  dass  er  gegen  die  Conca  de  Trerap  und  nach 
Valencia  zu  entsenden  beabsichtige ').  Star  herab  erg  hatte  um  diese 
Zeit  bei  6000  Mann  zu  Monroig  *)  —  etwa  ll*^™  nordwestlich  Cer- 
vera  —  seine  leichten  Truppen  beobachteten  unausgesetzt  den  Feind. 
Als  Orleans  am  16.  Agramunt  räumte,  rückte  S  tarhemb erg,  der 
noch  desselben  Tages  hievon  Kenntniss  erhielt,  mit  seiner  Armee 
sofort  nach  ^)  und  veranlasste  dadurch  den  Gregner,  das  linke  Segre- 
Ufer  gänzlich  zu  räumen.  Ein  Bataillon  hatte  Star  he  m  borg  schon 
früher  nach  Oliana  gesandt  *),  es  konnte  ebenso  gut  der  Conca  de  Tremp 
wie  Seo  d'Urgel  zu  Hülfe  kommen.  Zu  grösseren  Unternehmungen 
fehlte  es  ihm  an  lebendigen  und  todten  Kriegsmitteln.  Mit  nur 
60U0  jNIann  konnte  er  dem  Gegner  gegen  Lcrida  nachfolgen.  Am 
30.  September  stand  er  zu  Monroig  ''),  am  5.  October  zwischen  Monroig 
und  Pallargas,  in  welch'  letzterem  Orte  er  das  Hauptquartier  ge- 
nommen hatte  ®).  Diese  Schwäche  seiner  Armee  befremdet  auf  den 
ersten  Blick,  wenn  man  erwägt,  dass  die  Verbündeten  im  September 
in  Catalonien  noch  immer  über  28.876  Mann  verfügten  ').  Sie  erklärt 
sich  einerseits  aus  den  vielfachen  Entsendungen,  andererseits  aus 
den  Schwierigkeiten  des  Lebensunterhaltes.  Der  ganze  Südwesten 
Cataloniens    mit    Tarragona,     der    ganze    Norden    des    Fürstenthums 


')   Bericht  Liechtenstein's.   Barceloua,   8.  September  1708.  H.  H.  u.  St.  A. 
*)  Graf  Jörger    an    Prinz    Eugen.    Monroig,     14.    September    1708.    Kriegs-A., 
Spanien   1708;  Fase.  IX.  39. 

^)   Starhemberg  an  den  Hofkrieg.srath  und  an  den  Prinzen  Eugeu.   Spallargas 
(Pallargas),  5.  October  1708. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;    Fase.    XIII.  74. 

*)  Bericht  des  Herzogs  von  Moles,  5.  October  17U8.  H.  H.  u.  St.  A. 
®)  Starhemberg  an  den  Hofkriegsrath.    Pallargas,    5.  October  1708.  Kriegs-A., 
Spanien   1708;  Fase.  X.  9. 

'')  Nach    der   „Tabla  General",    Kriegs-A.,  Spanien  1708;    Fase.  IX.   1  und  2, 
zählten  die  Verbündeten  im  September  : 

Fussvolk     18.569  Mann  statt 32.604. 

Reiterei       10.307       „         „       11.734. 

9.603  Pterde      „        11.386. 


256 

mit  Gerona,  mussten  gedeckt,  Sardinien  und  Minorca  mussten  erobert 
werden,  "vveun  man  nicht  vcrhungorn  wollte;  die  Detachirungeu  des 
Feindes  ermöglichten  es  glücklicherweise,  an  die  endliche  Ausführung 
dieser  nothwendigen  Expeditionen  zu  schreiten.  Jene  gegen  Minorca 
allein  schwächte  die  Haupt- Armee  um  3500  Mann,  denn  Starhem- 
berg  hatte  an  Stanhope,  der  vom  Ft.  Felipe  einen  ernsteren 
Widerstand  erwartete,  noch  weitere  1000  Mann  Kerntruppen  — 
500  Deutsche  und  ebensoviel  Briten  —  abgeben  müssen  '). 


Die   Einnalime    Sardiniens    durch  Admiral   Leake.  —   Stan- 
hope's  Expedition  nacli  Minorca. 

Nachdem  Admiral  Leake  die  Königin  Elisabeth  und  die 
aus  Italien  gekommenen  Verstärkungen  am  26.  Juli  zu  Mataro  an's 
Land  gesetzt  hatte,  verliess  er  am  8.  August  ^)  die  Rhede  von  Barcelona, 
die  Insel  Sardinien  der  Botmässigkeit  Karl  III.  zu  unterwerfen.  Seine 
Flotte,  25  Schiffe  zählend,  hatte  6U0  Reguläre  und  2000  Miquelets 
au  Bord.  Am  13.  ^)  erschien  sie  vor  Cagliari.  Da  die  Expedition 
durch  den  Grafen  Cifuentes  auf  Sardinien  selbst  wohl  vorbereitet 
war  —  man  hatte  sich  namentlich  mit  der  Geistlichkeit  ins  Ein- 
vernehmen gesetzt  und  im  Gebirge  Leute  bewaffnet  *)  —  führte  ein 
kurzes  Bombardement  der  Landeshauptstadt  zum  erwünschten  Ziele. 
Der  anjouistische  Vice-König,  Marquis  de  Jamal ca,  ein  Nach- 
komme des  grossen  Columbus,  zur  Flucht  in's  Castell  gezwungen, 
musste  hier  alsbald  capituliren.  Seine  Garde  blieb  kriegsgefangen, 
indess  er  frei  nach  Valencia  gebracht  wurde.  Karl  III.  bestellte  den 
Grafen  Cifuentes  zum  Vice-König  und  dieser  unterwarf  sich  ohne 
Widerstand  das  ganze  Eiland  gegen  Bestätigung  der  alten  Privilegien 
und  das  Versprechen,  den  Handel  zu  schützen.  Durch  die  Einnahme 
der  fruchtbaren  und  pferdereichen  Insel  eröffneten  sich  für  die  in 
Catalonien  stehenden   Verbündeten  reiche  Hülfsquellcn  *). 


')  Starheiiiberg  ;iu  den  Hofkriegsratb.  Pallargas,  5.  Octuber  1708.  Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Fase.  X.  9. 

*)  Nach    Kiieg.s-A.,    Spanien  1708;  Fa.se.  XIII.  44  und  50:    am    5.  August. 

•'')  Die  Capitulation  i.st  vom  13.  August  datirt.  Kiiegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  VIII.  39.  —  Liecliten.stein  an  Prinz  Eugen.  Barcelona,  25.  August;  Fase.  VIII.  68. 

*j  Nach  Fischer'«  Bericht  an  Prinz  Eugen,  Bern,  8.  August,  setzten  7000  bis 
8000  bewaffnete  Gebirgsbewohner  Cagliari  und  den  Rest  der  Insel  in  Schrecken. 
Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VIII.   10. 

*)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  IX.  21. 


257 

Nicht  minder  glücklichen  Verlauf  nahm  die  zweite  wichtige  See- 
Expedition  der  Verbündeten,  welche  —  angeblich  —  bestimmt  war, 
Karl  III.  seit  3  Jahren  immer  wieder  geltend  gemachte  Forderung 
nach  Ueberwinterung  einer  Escadre  im  Mittelmeere,  der  Verwirklichung 
entgegen  zu  führen.  Nachdem  der  Graf  von  C  a  v  e  1 1  a,  Gouverneur  von 
Majorca,  schon  am  12.  Juni  dem  Feldmarschall  Star  he  mb  er  g  einen 
diesbezüglichen  Vorschlag  gemacht,  und  der  britische  Gross- Admiral  und 
sein  Rath  sich  am  2.  Juli  für  die  Wegnahme  des  Hafens  von  Mahon 
entschieden  hatte,  schritt  man  im  August  an  die  Ausführung.  Stan- 
hope's  Entwurf  zu  dieser  Expedition  ward  vom  Prinzen  Eugen  durch- 
aus gutgeheissen  ').  Am  28.  August  traf  von  Lissabon  der  erforderliche 
Flotten- Convoi  zu  Barcelona  ein,  wo  die  zur  Landung  auf  Minorca 
bestimmten  Truppen,  2500  Mann  und  10  Geschütze,  bereitgestellt 
waren.  Von  16  Kriegsschiffen  gedeckt,  verliess  das  von  Stanhope 
befehligte  Expeditions-Corps  am  3.  September  die  Hauptstadt  Cataloniens 
und  erschien  am  14.  vor  Minorca.  Am  25.  unterwarf  sich  die  befestigte 
Hauptstadt  Ciudadella  und  die  ganze  Insel  bis  auf  Mahon.  Ohne  Zeit- 
verlust schritt  der  britische  General  zum  Angriffe  auf  die  Befestigungen, 
welche  den  Zugang  zum  Hafen  verwehrten  und  welchen  das  als  unein- 
nehmbar geltende  Fort  S.  Felipe  als  Reduit  diente.  Da  er  sich  auf  eine 
sechswöchentliche  Belagerung  gefasst  machte,  verlangte  er  von  S  t  a  r- 
hemberg  Verstärkung.  Der  Feldmarschall  stellte  ihm,  wie  erwähnt, 
500  Deutsche  und  ebensoviele  Briten  zur  Verfügung.  Schon  am 
29.  August  war  S  t  a  n  h  o  p  e's  Geschützfeuer  so  wirksam,  dass  er  zum 
Sturme  schreiten  konnte.  Sein  Bruder  Philipp,  der  Erste  die  Brust- 
wehr übersteigend,  fiel,  aber  er  selbst  drang  mit  dem  Degen  in  der  Faust 
in  die  Verschanzung.  Ein  Gefecht  auf  der  Höhe  von  Arraval,  das  sich 
an  demselben  Abende  ganz  zufällig  entspann,  endete  mit  dem  Rückzuge 
von  900  Mann  in  das  von  80  Geschützen  vertheidigte,  für  6  Monate  in 
Allem  ausgerüstete  Fort,  dessen  Commandant,  Don  Leonardo  d'A  v  i  1  a, 
gleichwohl  noch  desselben  Tages  capitulirte  ^).  Die  Besatzung  sollte  mit 
6  Kanonen  und  2  Mörsern  frei  abziehen  dürfen,  die  Franzosen  nach 
Frankreich,  die  Spanier  nach  Spanien.  Ein  besonderer  Befehl  der  Königin 
Anna  verfügte  aber,  den  französischen  Theil  der  Besatzung  als  Re- 
pressalie für  jene  von  Xativa  kriegsgefangen  zu  halten.  Es  geschah. 
Stanhope  am  30.  in  das  Schloss  einziehend,  nahm  von  Minorca  nicht 
im  Namen  Karl  III.,  sondern  in  dem  der  Königin  Anna  Besitz,  womit 
der  letzte  Grund  der  Expedition,  das  britische  Sonder-Interesse,  ganz 

1)  Kriegs-A.,  vSpauien  1708;  Fase.  VI.  22,  Fase.  VII.  3  und  Fase.  X.   17. 

2)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  IX.  72,  88  und  89,  Fase.  X.  4  und 
Fase.  XIII.  77. 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,   I.  Band.  17 


258 

unzweideutig  declarirt  ward.  Mit  Gibraltar  und  Malion  hoffte  P^ngland 
den  Handel  im  Mittelmeere  ganz  beherrschen  zu  können. 

Trotz  der  Besitznahme  von  Mahon  verblieben  aber  doch  nur 
fünf  oder  sechs  Fregatten  den  nächsten  Winter  über  im  Mittelmeero. 
Ein  Theil  der  Flotte,  unter  des  Vice-Admirals  Whi taker  Befehl, 
ging  zunächst  an  die  italienische  Küste.  Sowie  er  die  von  dort  nach 
Spanien  bestimmten  Hülfsvölker  überschifft,  sollte  er  dem  Admiral 
Leake  folgen,  der,  wie  alljährlich,  in  die  Häfen  des  Oceans  zurück- 
kehrte ').  Nach  dem  Abzüge  der  alliirten  Geschwader  erschienen  als- 
bald zehn  oder  zwölf  französische  Kreuzer  an  den  Küsten  Cataloniens 
und  Valencia' s,  so  dass  die  Verbindung  mit  Alicante  von  Barcelona 
aus  nur  mit  kleinen  Booten  bewerkstelligt  werden  konnte  -). 

Ereignisse  im  nordwestlichen  Oatalonien.  —  Winterquartiere. 

Im  nordwestlichen  Oatalonien  und  jenseits  der  Noguera  Riba- 
gorzana  hatten  die  Dinge  Ende  August  für  die  Verbündeten  eine 
bedenkliche  Wendung  genommen.  Don  Lucas  Jose  de  la  Porta 
war,  ohne  auf  die  Vorstellungen  seiner  Officiere  zu  achten,  vor  nur 
500  feindlichen  Cavalleristen  und  30  Infanteristen  über  Lascuarre  und 
Area  und  über  die  Noguera  Eibagorzana  nach  Oatalonien  gewichen 
und  hatte  dadurch  auch  den  Obrist  Oordova,  der  mit  seinen 
Oürassieren  in  Grans  gestanden,  zum  Rückzuge  dahin  veranlasst '). 
Diese  Verhältnisse  und  d'E  s  t  a  i  n  g's  Entsendung  mit  4000  Mann  *) 
in  die  Oonca  de  Tremp,  wo  nur  ein  Obrist  mit  500  Pfälzern  die 
Bewohner  in  der  Vertheidigung  ihrer  Berge  und  Pässe  unterstützte, 
bestimmte  den  Feldraarschall,  der  diese  Landschaft  aus  Verpflcgs- 
rücksichten  behaupten  musste,  im  September  den  Prinzen  Heinrich 
von  Hessen-Darmstadt  mit  4000  Mann  ebendahin  zu  detachiren  ^). 
Starhemberg  verfügte   hienach  kaum  noch  über   10.000  Streitbare. 

Der  Zweck  der  Entsendung  des  Prinzen  von  D  a  r  m  s  t  a  d  t 
wurde    vollkommen    erreicht.     Der    Prinz     rückte     mit     dem    Goneral- 

•)  Liechtenstein  an  rrinz  Eufren.   Kne<rs-A  ,  Spanien   1708;  Fase.  X.  4. 

*)  Liechtenstein  an  Prinz  Enn^en.  Barcelona,  8.  September.  Kriegs-A., 
Spanien  1708  ;  Fase.  IX.  22.  —  Karl  III.  an  Prinz  Engen.  Barcelona,  8.  September. 
Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  IX.  23. 

»)  Krieg9-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XIII.  72. 

*)  Nach  des  Prinzen  von  Hessen-lXirmstadt  Bericht  von  Benavent  am  7.  Octo>)or, 
zählte  d'Estaing  13  BataiHunc  und  13  Escadronen.  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  X.  20. 

')  Aus  dem  Briefwechsel  mit  Perlas  erhellt,  dass  Starhemberg  beabsichtigt 
hatte,  persönlich  in  die  Conca  de  Tremp  zu  gehen;  wahrscheinlich  hielt  ihn  seine  Ende 
September  eintretende  P^rkrankuug  hievun  ab.  Kriogs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XIII.  80. 


259 

Major  Sormani,  3000  Mann  Fussvolk  und  800  Reitern  (Holländern 
und  Pfälzern)  am  23.  September  nach  Artesa  de  Segre,  am  24.  nach 
Camiols,  am  25.  nach  S.  Salvador  und  N'"^  S^  de  Buenreposo,  am  26. 
nach  Benavent,  nahm  am  27.  das  Schloss  von  Conca  und  lagerte  am 
27.  und  28.  bei  Figuerola.  Nach  einem  siegreichen  Gefecht  am  1.  October 
marschirte  er  am  2.  nach  Llimiana,  am  4.  auf  San  Salvador  und  am 
folgenden  Tage  nach  Benavent,  wo  die  rauhe  Witterung  ihn  nöthigte, 
ein  Hüttenlager  zu  beziehen.  — D'Estaing,  welcher  noch  am  8.  October 
zwischen  Orilla  an  der  Noguera  und  Tremp-Guardia  stand  und  aus  Ver- 
pflegsrücksichten  in  Catalonien  nicht  überwintern  konnte,  concentrirte 
sich  am  9.  an  der  Brücke  von  Montanana.  Er  Hess  ein  Bataillon  zu 
Ager,  drei  an  der  Brücke  von  Montanana,  zwei  Bataillone  und  vierzig 
Huszaren  in  Girvet,  sprengte  dann  die  Brücke  und  zog  sich  auf  Bena- 
varre  und  Grans  zurück.  —  Prinz  Heinrich,  welcher  das  Regiment 
Osnabrück  am  10.  nach  Vilamitjana  gesandt  M,  rückte  selbst  an  diesem 
Tage  nach  Tremp.  Schon  seit  dem  6.  war  er  mit  dem  in  Gerri 
stehenden  La  Porta  in  Verbindung,  zu  dem  am  7.  Zaidlhuber 
gestossen  war.  Nun  da  La  Porta  im  Prinzen  von  Darmstadt 
einen  Rückhalt  hatte,  wandte  er  sich  wieder  nach  Arragon,  beliess  an 
der  Brücke  von  Suert  nur  das  Cürassier-Regiment  Cordova,  stand  am 
18.  mit  dem  Fuss-Regimente  Pertus  und  den  Füsilieren  von  Ferrer 
und  Armengol  bei  Col  de  Espina  und  setzte  sich  von  hier  gegen 
Venasque  in  Marsch,  wohin  sich  angeblich  fünf  feindliclie  Regimenter 
gewandt  hatten  ^). 

Minder  günstig  gestaltete  sich  die  Lage  im  nordöstlichen  Cata- 
lonien, Hier  hatte  der  kränkliche  Feldmarschall  Graf  Uhlefeldt 
den  Befehl  an  den  FML.  Puebla  übergeben,  der  damit  die  Aufgabe 
übernommen,  die  noch  immer  befürchtete  Vereinigung  Orleans'  mit 
Noailles  zu  hintertreiben.  Am  29.  August  stand  Puebla  bei  Ripoll  *), 
am  12.  September  bei  Ribas.  Er  zählte  nur  660  Mann  Fussvolk, 
500  Reiter  und  etwa  400  bis  500  Miquelets.  Eine  vom  General-Major 
N  e  b  0 1  am  9.  September  mit  200  Pferden  und  einigen  Füsilieren  bis 
zum  Col  de  Mayans  vorgenommene  Recognoscirung  bestätigte  im 
Wesentlichen  die  Aussagen  der  Deserteure,  wonach  Gandolfo  mit 
200  Mann  des  Regiments  Roussillon  und  einem  Theile  des  Regiments 
Airolo  bei  Bellver  stand;  das  Gros  aber,  vier  Bataillone  Infanterie 
(1700  Mann)  und  sechs    Escadronen    Cavallerie   (600  Mann),  gedeckt 


')  KriefTs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  IX.  79  und  83,  dann  Fase.  X.   1,  4,  8,  20, 
22,  25,  29,  30,  36. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  X.  24,  27,  36,  4.5. 
3)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;   Fase.   VIII.   78. 

17* 


260 

durch  zwei  bis  drei  Bataillone  Miquelots  aus  Roussillon,  bei  Puigeerda 
und  Llivia.  —  Wenn  ein  General  nichts  unternehmen  will,  ist  ein 
Kriegsrath  das  sicherste  Älittel  dazu.  Puebla  berieth  am  12.  Sep- 
tember mit  T a  1 1 e n  b  a c h,  N  e b  o  t,  R  a m  o n  y  Tora,  F  e r r  e  r,  de 
Rubi  und  Arrogo  —  einhellig  stimmte  man  für  reine  Defensive. 
Und  wiewohl  spätere  Kundschafts-Nachrichten  besagten,  dass  der  Feind 
neuerdings  zwei  Infanterie-Regimenter  und  ein  Cavallerie-Regiment 
nach  Frankreich  zurückgesandt,  sah  Puebla  ruhig  zu,  wie  der  feind- 
liche Obrist  Du  fönt  im  September  die  Grafschaft  Pallas  unterwarf. 
Ende  dieses  Monats  ging  Puebla  auf  Ripoll,  Nebot  auf  Baga  zurück. 
Ein  Anschlag    des  Feindes    auf   das  Castell    von  Aristoll    scheiterte  *). 


Das  war  die  Lage  der  Dinge,  als  Orleans  Ende  October  seine 
Truppen  Winterquartiere  beziehen  Hess.  Das  Hauptquartier  (am 
23.  October  in  Camporells)  und  die  spanischen  Garden  kamen  am 
2.  November  nach  Zaragoza;  die  wallonischen  Garden  nach  Monzon, 
Tamarite  und  Alcolea.  Das  Gros  der  Infanterie  nahm  zwischen  der 
Noguera  Ribagorzana  und  dem  Cinca  Quartiere,  die  am  27.  October 
bereits  eingerichtet  waren ;  die  Cavallerie  weiter  rückwärts.  Zu  Puig- 
eerda verblieben  nur  1200  Schweizer  und  Neapolitaner.  Die  Cavallerie 
zog  aus  der  Cerdana  nach  Roussillon  (Gascogne) ,  das  Regiment 
Artois  nebst  den  Bombardieren  nach  Perpignan  ab  -). 

Auch  Starhemberg  Hess  jetzt  Winterquartiere  beziehen,  das 
offene  Land  gegen  feindliche  Einfälle  durch  eine  Postirung  deckend '). 
Bereits  am  22.  October  hatte  er  den  Prinzen  Heinrich  von  Darm- 
stadt zu  gleichem  Thun  ermächtigt.  Schon  zwei  Tage  später  raarschirten 
dessen  holländische  und  pfälzische  Truppen  nach  den  ihnen  im  Am- 
purdan  zugewiesenen  Quartieren  ab.  Die  Spanier  und  die  Deutschen 
cantonnirten  zwischen  Ebro  und  Segre;  Tarrega,  Prades,  Cervera 
und  Momblanch  waren  ihnen  als  Sammelplätze  bezeichnet.  Die  Engländer 
bezogen  ihre  alten  Quartiere  im  Panades  von  Tarragona.  Alle  Huszaren 
kamen  nach  Verdu*). 

•)  Krieg3-A,,  Spanien  1708;  Fase.  IX.  34,  57,67,  78,  Fase.  X.  38,  42,  43  und 
Fase.   Xm.  71. 

')  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  X.  .56  und  58. 

*)  „Unrl  weil  nunmehr  die  winterliche  Zeit  mit  dem  gevvöhnliehen  üblen  Wetter 
vorhanden,  so  sind  auch  der  hohen  Herrn  Alliirten  hier  hefinilliche  Truppen  sämmtlich 
zu  deren  Conservation  unter  Obdach  gebracht  und  hin  und  wider  im  Land  (soweit 
es  diese  Einschränkung  zugelassen)  verlegt  worden."  Starhemberg  an  Prinz  Eugen. 
Barcelona,   12.  November  1708.   Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XI.  23. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;   Fase.   X.   51,  Fase.  XI.  6,   10  und  20. 


261 

Graf  PueLla  zog  seine  Truppen  (Moras,  Nebot)  auf  S tarh ein- 
her g's  Weisung  nach  Vique  zurück,  das  Kegiment  Rafael  Nehot  kam 
nach  Puebla,  das  Regiment  Ferrer  nach  Cardona  und  Berga;  das 
Bataillon  de  la  Reyna  nach  Solsona.  Obrist  Schober  aber,  um  den 
die  Bevölkerung  der  Conca  de  Tremp  gebeten,  zog  mit  seinem  Regiment 
wieder  dahin,  nahm  in  der  genannten  Hauptstadt,  dann  in  Figuerola, 
Conques,  Bastus  und  Oreau  Quartier  und  hielt  Espils  und  Castelnou. 
Das  Regiment  Zaragoza  blieb  im  Thal  von  Venasque  ;  Don  Ares 
Antonio  de  ViUamane  Ossorio  stand  in  Prades  (wo  auch  der 
grösste  Theil  des  Regiments  Sobias)  und  deckte,  auf  die  vertheidigungs- 
fähigen  Puncte  Arbeca  und  Albi  gestützt,  die  von  Lerida  nach  Tar- 
ragona  führende  Strasse.  Obrist  Antonio  Pratsy  Bertram  endlich 
stand  mit  seinem  Gros  in  Tivisa  und  hatte  150  Mann  zu  Falset, 
100  am  Col  de  Balaguer  und   150  am  Ebro  *). 


Der  Verlust  von  Denia.   —  Der  Ueberfall  von  Tortosa.  — 
Der  Fall  von  Alicante. 

Nach  dem  Plane  der  Höfe  von  Versailles  und  Madrid,  sollte  im 
Spätherbste  1708  die  Unterwerfung  des  Königreiches  Valencia  durch 
die  Bezwingung  von  Denia  und  Alicante  vollendet  werden.  Schon  im 
August  hatte  man  zu  Gandia  und  Azira  Depots  für  diese  Zwecke 
angelegt.  Das  Corps  d'Asfeldt's  war  Anfangs  October  von  Castilien 
aus  durch  sieben  neapolitanische  Regimenter  verstärkt  worden,  welche 
General-Lieutenant  Herzog  von  G  a  e  t  a  n  o  commandirte  und  zu  welchen 
noch  der  M.  d.  C.  Ronqiiillo,  der  zu  Cercagente  Belagerungsmaterial 
zusammenstellte,  mit  einigen  spanischen  Regimentern  stossen  sollte.  Die 
franco-hispanischen  Streitkräfte  im  Valencianischen  beliefen  sich  im 
Spätherbste  auf  nicht  weniger  als  38  Bataillone  und  30  Escadronen, 
zusammen  etwa  20.000  Mann  ^). 

Am  6.  November  erschien  d'Asfeldt  mit  21  Bataillonen,  18  Es- 
cadronen,  20  Kanonen  und  10  Mörsern")  vor  Denia,  das  der  Gouverneur 
Valera  selbst  nur  fünf  oder  sechs  Tage  glaubte  behaupten  zu  können. 


1)  Kriega-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XI.  27,  35  und  37  und  Fase.  XU.  7. 

^)  Nach  Fischer's  Berieht  an  den  Prinzen  Eugen,  Bern,  22.  September  1708, 
waren  für  die  Belagerung  Denia's  30  Bataillone  und  vier  Regimenter  Cavallerie 
bestimmt.  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  44. 

^)  Nach  Valera's  Bericht  vom  6.  November  1708,  Kriegs-A.,  Spanien  1708; 
Fase.  XI.  9 ;  nach  seinem  Berichte  vom  9.  November  zählte  sie  zusammen  8000  Mann 
Infanterie  und  2000  Mann  Cavallerie.  Fase.  XI.  17.  Der  Kundschaftsbericht  Fischer's 
beziffert    sie    auf    14.000  Mann  Infanterie    und    3000  Mann  Cavallerie.  Fase.  XII.  1. 


262 

Der  Platz  befand  sich  in  der  That  in  einem  kläglichen  Zustande  und 
litt  an  Allem  Mangel  ').  Damit  ein  für  die  Vertheidigung  uner- 
lässlicher  Abschnitt  hergestellt  werden  konnte,  hatte  Stanhope 
1000  Dublonen  vorstrecken  müssen.  Die  Besatzung  bestand  aus  Mann- 
schaften der  spanischen  Regimenter  Richardi  und  de  la  Reyna,  dem 
portugiesischen  Bataillon  Ares,  einem  Bataillon  des  Regiments  Noailles, 
endlich  der  Reiter- Compagnie  des  Majors  Mayer,  zusammen  etwa 
1000  Mann.  Mit  so  unzureichenden  Kräften  und  ohne  Schiffe  hatte 
der  Gouverneur  am  25.  September  erklärt,  den  Platz  nicht  halten  zu 
können,  und  am  18.  October  nach  Barcelona  gemeldet,  er  sei  ausser 
Stande,  das  wichtige  Franziskanerkloster  zu  besetzen,  denn  das 
Bataillon  de  la  Reyna  sei  zum  grössten  Theil  entlaufen  und  das 
portugiesische  Bataillon  Ares  liege  zur  grösseren  Hälfte  im  Spitale; 
am  11.  November  meldete  er,  für  die  Vertheidigung  der  Stadt  nur 
300  Mann  spanischen  und  portugiesischen  Fussvolkes  zur  Verfügung 
zu  haben  *). 

Unter  diesen  Verhältnissen  musste  das  Schicksal  Denia's  sich 
rasch  entscheiden.  Am  Abende  des  8.  November  eröffnete  d'Asfeldt 
die  Laufgräben,  am  9.  begannen  drei  Kanonenbatterien  und  eine  für 
Mörser  das  Feuer  und  schon  am  12.  nahm  d'Asfeldt  mit  stürmender 
Hand  die  Unterstadt '' ;,  wobei  er  selbst  leicht  verwundet  wurde.  Was 
den  Angreifern  bewaffnet  in  die  Hände  fiel ,  ward  niedergemacht 
Die  Besatzung  zog  sich  in  das  Castell.  D'Asfeldt,  im  Besitze  der 
Unterstadt  und  des  Franziskanerklosters,  schnitt  dem  Vertheidiger  die 
Verbindung  mit  dem  Meere  ab  und  griff  das  Castell  nun  so  kräftig  an, 
dass  die  Besatzung,  nachdem  er  am  15.  vier  zu  Hülfe  kommenden 
Fahrzeugen  *)  das  Ausschiffen  verwehrt ,  schon  am  17.  November 
capitulirte  und  sich  kriegsgefangen  gab.  300  Miquelets,  welche  diesem 
Loose  entgehen  wollten,  wurden  theils  niedergemacht,  theils  fest- 
genommen; nur  wenige  entkamen. 

D'Asfeldt  beliess  zu  Denia  nur  zwei  Regimenter  und  wandte 
sich  gegen  Alicaute.  Die  Bedrohung  dieses  letzten  Bollwerkes  Karl  III. 
in  Valencia  reifte  in  Starhemberg  den  Entschluss,  den  vom  Minister 
Per  las  angeregten  Gedanken  zu  verwirklichen,  sich  Tortosa's  durch 
Ueberfall  wieder  zu  bemächtigen.  Gelang  es,  diesen  wichtigsten  Waffen- 


I 
I 


')  Kriega-A.,  Spanien   1708;  Fase.  VIII.    42;  Fase.    IX.    68  und  Fase.  XII.  6. 

2)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.   IX.  68;  Fase.  X.  44;  Fa.sc.  XI.   17. 

")  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XII.   1   und  6. 

*)  Der  Marquis  von  Alcantarilla  auf  Mallorca  war  von  Karl  III.  angewiesen 
worden,  mit  einem  Bataillone  seines  Regiments  Denia  zu  Hülfe  zu  eilen.  Kriegs -A., 
Spanien   1708;  Fase.  XI.  28. 


263 

platz  der  Ebro-Linie  dem  Hause  Bourbon  zu  entreissen,  so  trennte 
man  die  kaum  hergestellte  Verbindung  der  Königreiche  Arragon  und 
Valencia,  ward  wieder  Herr  des  unteren  Ebro  und  hielt  den  Feind 
vielleicht  von  weiteren  Unternehmungen  im  Valencianischen  ab.  Gegen 
Ende  November  schienen  die  Verhältnisse  in  und  um  Tortosa  diesem 
Vorhaben  günstig.  Aus  Einverstcändnissen,  die  man  dort  unterhielt, 
ergab  sich,  dass  die  Besatzung  nur  aus  einem  französischen  Regi- 
mente  und  drei  spanischen  bestehe  und  den  Wachdienst  vernach- 
lässige, wiewohl  die  Wallbrüche  noch  nicht  ganz  geschlossen  seien. 
Starhemberg  zog  zu  Tarragona  2600  Mann  kaiserlichen  und 
500  britischen  Fuss Volkes  '),  1000  Reiter  und  eine  grössere  Zahl  von 
Miquelets  zusammen.  Die  Generale  Stanhope,  Wetzel  und  Ekh 
waren  des  Feldmarschalls  Unter-Commandanten  ^).  In  der  Nacht  zum 
2.  December  trat  man  den  Marsch  an.  Am  4.  um  3  Uhr  Morgens 
stand  man  unentdeckt  und  unverrathen  vor  den  Thoren  Tortosa's. 
Alles  versprach  den  glücklichsten  Erfolg. 

Starhemberg  disponirte  drei  ^)  Angriffe :  den  einen  gegen 
die  Süd-,  den  anderen  gegen  die  Nordseite  des  Platzes,  die  sogenannte 
Neustadt,  den  dritten  gegen  den  an  der  Ostfront  gelegenen  „Couvento 
de  religiosas  cruzadas  de  S.  Juan  de  la  Rapita".  Starhemberg, 
welcher  rasch  bis  zur  Ebro-Brücke  vordringen  wollte,  um  der  Be- 
satzung die  Verbindung  mit  dem  rechten  Ebro-Ufer,  das  ist  mit  den 
Winter-Quartieren  zu  benehmen,  coramandirte  den  ersteren.  Er  Hess 
die  Engländer  gegen  die  Puerta  de  S.  Juan,  die  ihm  zunächst  gelegene, 
noch  nicht  ausgebesserte  Bastion  San  Carlo  und  die  Puerta  del  Temple 
vorrücken.  Der  bedeckte  Weg  und  einige  noch  nicht  in  Vertheidi- 
gungsstand  gesetzte  Werke  waren  im  Nu  in  ihren  Händen.  Eine  Ab- 
theilung von  Reventlau  drang  in  die  Bastion  San  Carlo  und  stiess  die 
Wache  nieder.  Um  keinen  Lärm  zu  macheu,  Hess  Starhemberg 
die  hier  genommenen  sechs  Geschütze  nicht  sogleich  gegen  die  Stadt 
kehren.  Während  die  Angreifer  die  Mauern  überstiegen  und  die  Thore 
San  Juan  und  del  Temple  einzuschlagen  bemüht  waren,  traf  bei 
ersterem     ein     Bataillon     des    französischen    Regiments    Blessois,    bei 


*)  1100  Manu  vom  Regimeute  Starhembero: ;  1100  Mann  vom  Regimente 
Reventlau;  100  Mann  vom  Regimente  Osnabrück  und  500  Briten.  —  Starhem- 
berg an  K.  Joseph  I.  Barcelona,  20.  December  1708.  Kriegs-A.,  Spanien  1708  5 
Fase.   XII.    18. 

*)  Heller  nennt  auch  den  Yertheidiger  Tortosa's,  den  General-Feldwachtmeister 
Graf  Efferen. 

•■')  Starhemberg  au  K.  Joseph  I.  Barcelona,  20.  December  1708.  Kriege- A., 
Spanien  1708;  Fase.  XII.   18. 


264 

letzterem,  das  spanische  Regiment  Miircia  mit  dem  zweiten  Bataillone 
Blessois  ein  imd  überschütteten  die  Angreifer  mit  ihrem  Feuer,  Die 
Dunkelheit,  widersprechende  Befehle,  ungenügende  Localkenntniss 
einiger  höheren  Officiere  —  die  an  der  Spitze  jeder  Colonne  ein- 
getheilten  10  Wegweiser  hatten  beim  ersten  Schusse  Reissaus  genommen 
—  Alles  vereinigte  sich,  den  Ueberfall  hier  scheitern  zu  machen.  — 
Nach  einem  zweistündigen  Kampfe  zogen  sich  die  Angreifer  zurück 
und  eilten  ihren  Kameraden  zu  Hülfe,  welche  um  die  Nord-  und  Ost- 
front inzwischen  mit  glücklicherem  Erfolge  gekämpft  hatten.  Es  scheint, 
dass  den  Angreifern  (vornehmlich  das  Regiment  Starhemberg)  hier 
eine  völlige  Ueberrumpeluug  der  sogenannten  Neustadt  (^ Vorstadt 
Blas)  gelang  und  dass  sie  erst  au  der  „Baluarte  y  Puerta  de  la 
Cortadura  de  Remolinos"  auf  Widerstand  stiessen.  Da  das  Thor  der 
stündlich  passirenden  Runden  und  Patrullen  halber  nicht  geschlossen 
und  unmittelbar  nur  von  20  Mann  unter  dem  Befehle  eines  Lieutenants 
vertheidigt  ward,  bemächtigten  sich  die  Angreifer  desselben  ohne  viele 
Schwierigkeiten  und  di'angen  in  die  Stadt.  Da  riss  aber,  wahrscheinlich 
in  Folge  eines  Rückenangriffes  von  der  Citadelle  aus,  Unordnung  ein. 
Der  Commandant  des  Platzes,  B  e  1  a  n  c  o  u  r,  an  der  Spitze  mehrerer  in 
der  Vorstadt  Remolinos  wohnenden  Officiere  und  einer  Abtheilung  der 
Besatzung  warf  sich,  den  Degen  in  der  Faust,  entschlossen  mitten 
unter  die  Eindringenden.  Er  fiel  zwar,  von  einer  Kugel  durchbohrt, 
und  die  Seinigen  wichen  in  grösster  Unordnung  —  aber  sein  Ein- 
greifen hatte  doch  den  Ueberfallenen  Zeit  gewonnen,  sich  zu  sammeln 
und  zurecht  zu  finden.  De  Longchamps,  Lieutenant  des  Königs,  trat 
an  Belancour's  Stelle.  Das  Feuer  der  Vertheidiger  wurde  bald  so 
mörderisch,  dass  die  Angreifer  sich  in  die  der  Cortadura  nächsten 
Häuser  werfen  muasten ,  wo  sie  sich  verschanzten.  Die  Franco- 
Hispanier  hatten  die  Puerta  de  la  Cortadura  de  Remolinos  durch  die 
Barriere  bereits  abgesperrt,  als  eine  Angriffs-Colonne  sie  neuerdings 
wegnahm  und  ihre  Vertheidiger  zum  Rückzuge  in  die  Citadelle 
zwang.  Eine  zweite  Colonne  warf  sich  auf  die  Semi  bal'''  de  las  Brujas, 
aber  ein  Ausfall  des  Regiments  Truxillo,  unterstützt  von  den  Grena- 
dieren des  Regiments  Blessois,  warf  sie  zurück. 

Der  Ueberfall  artete  nun  in  ein  reines  Feuergefecht  aus,  das 
bis  10  Uhr  Vormittags  währte.  Bis  dahin  hatten  sich  aber  die  Ver- 
theidiger bereits  soweit  orientirt,  dass  sie  .sich  entschlossen,  zum  An- 
griffe überzugehen.  Die  Rollen  waren  gänzlich  gewechselt.  Longchamps 
wollte  sich  der  von  den  Verbündeten  besetzten  und  verschanzten 
Häuser  wieder  bemächtigen  und  Hess  zu  diesem  Ende  den  Marquis 
d'Ordono  mit  500  Mann  des  Regiments  Truxillo  von  der  Semi  baP'' 


265 

de  las  Brujas  gegen  sie  vorbrechen,  indess  eine  Compagnie  durch  die 
Poterne  des  Castells  („appelee  du  secours")  dagegen  ausfiel.  Da  die 
Verbündeten  auch  den  Convento  de  religiosas  cruzadas  de  S.  Juan 
besetzt  hatten  (3.  Angriff)  und  Longchamps  befürchtete,  sie  würden 
jene  von  hier  aus  unterstützen  wollen,  Hess  er  noch  500  gegen  die 
Vorstadt  vorgehen.  Das  Regiment  Starheraberg  setzte  ihnen  aber  einen 
so  entschlossenen  Widerstand  entgegen,  dass  die  nunmehrigen  An- 
greifer nach  zweistündigem  Kampfe  unverrichteter  Dinge  in  den 
Platz  zurückkehren  mussten. 

Longchamps  begnügte  sich,  den  Rest  des  Tages  über  bis 
in  die  Nacht  hinein  die  Vorstadt,  namentlich  aber  das  Kloster  San 
Juan  unter  Geschützfeuer  zu  halten.  Auf  den  Rath  des  Artillerie- 
Obristen  Don  Andrea  Patigno  nahm  man  den  Glockenthurm 
des  Convents  aufs  Korn,  der  endlich  zusammenstürzend,  zahlreiche 
Brave  unter  seinen  Trümmern  begrub.  Gleichzeitig  ai'beitete  die  Be- 
satzung emsigst  an  der  Vertheidigungs  -  Instandsetzung  der  Bastion 
de  las  Brujas  und  an  der  Herstellung  eines  Abschnittes  zwischen 
dem  Fusse  der  Castellmauern  und  den  Vorstadthäusern,  die  ihr  zu- 
nächst  lagen. 

Toitosa  war  gerettet.  Der  Kanonendonner  von  den  Wällen  des 
Platzes  hatte  die  entlegensten  Quartiere  von  der  Gefahr  in  Kenntniss 
gesetzt.  Von  allen  Seiten  liefen  Verstärkungen  herbei. 

Starhemberg  hatte  bald  erkannt,  dass  sein  Anschlag  gescheitert 
sei.  Er  kämpfte  fort  bis  zum  Einbruch  der  Dunkelheit,  unter  deren 
Schutz  er  sich  zurückziehen  wollte.  Diesen  Entschluss  führte  er  so 
geschickt  aus,  dass  die  Besatzung  Tortosa's  erst  mit  Tagesanbruch  merkte, 
dass  er  abgezogen  *). 

Sein  Verlust  betrug  nach  dem  eben  angeführten  Berichte  an 
den  Kaiser:  3  Hauptleute,  2  Lieutenants  und  80  Mann  todt;  Obrist 
O'Dwyer,  etliche  Officiere,  150  Gemeine  verwundet.  Den  Verlust  des 
Feindes    gibt    Starhemberg    mit    200     bis    300    Todten    und    Ver- 


*)  Starhemberg  berichtet  an  K.  Joseph  I.  den  Ueberfall  mit  folgenden  schlichten 
Worten:  „  .  .  .  dann  nach  lucaminirung  einiger  Correspondentien  und  anderen  Ver- 
ständnissen Tortosa  zu  surpreniren,  ich  mit  dreitausend  Mann  unvermerkt  vom  Feinde 
bis  an  die  Mauer  gerückt,  solche  Festung  an  drei  Orten  attaquirt,  sowohl  die 
Mauem  mit  Leitern  bestiegen,  als  einige  Thore  bezwungen,  welches  so  wohl  gelungen 
und  reussirt  hat,  dass  man  in  einen  Theil  von  der  Stadt  hineingedrtingen  und  solche 
bis  24  Stunden  behauptet,  weil  aber  durch  einigen  Abschnitt  oder  Cortadura  bis  an 
die  Brücke  des  Ebro  zu  gelangen,  nicht  hat  können  effectuirt  werden,  und  also  dem 
Feinde  die  Conimunication  mit  seinen  Quartieren  offen  geblieben,  so  hat  man  von 
fernerem  Ansatz  abstehen  uud  unverrichteter  Sache  zurückkehren  müssen."  Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Fase.  XII.   18. 


2H6 

wundeten  an.  Ausserdem  hatte  der  Angreifer  einen  Obristlieutenaut 
mit  50  Mann  gefangen  genommen*). 

Das  Seheitern  dieses  Unternehmens  ward  von  Starliemberg 
auf  das  Sehmerzlichste  empfunden.  Weit  entfernt  aber,  das  Misslingen 
seinen  Waffengenossen  beizumessen,  beriehtete  er  seinem  Kaiser:  „Von 
Seite  der  Generale ,  Officiere  und  Soldaten,  ist  nichts  unterlassen 
worden,  denn  solche  haben  dabei  wahrhaftig  allen  erwünschten  Valor, 
Eifer,  Conduite  und  Standhaftigkeit  gezeigt"  ^). 

Die  Franco-Hispanier  vermehrten  die  Besatzung  Tortosa's  zvmächst 
um  8  Bataillone  und  Hessen  4000  Mann  an  der  Instandsetzung  des 
Platzes  arbeiten.  Mehrere  des  Einverständnisses  mit  den  Verbündeten 
überführte  Einwohner  wurden  geviertheilt,  ihre  Häuser  geschleift 
und  ihre  Güter  eingezogen. 


Auf  d'Asfeldt's  Haltung  im  Valencianischen  hatte  der  Anschlag 
auf  Tortosa  keinen  Einfluss  nehmen  können,  denn  der  General- 
Lieutenant  hatte  Alicante  von  Don  Pedro  Ronquillo  mit  mehreren 
spanischen  Regimentern  schon  am  28.  und  29.  September  berennen 
lassen.  Am  30.  erschien  er  selbst  vor  der  Stadt.  Sie  war  mit  Schiess- 
bedarf fast  gar  nicht,  mit  Brod  nur  auf  1 4  Tage  versehen  *).  Der 
Geist  der  Bürgerschaft  war  bereits  ein  so  schlechter,  dass,  als  der 
Gouverneur  General  Feldwachtmeister  Don  Juan  Richardi  einige 
Häuser  der  Vorstadt  S.  Anton  niederreissen  lassen  wollte,  um  dadurch 
ein  besseres  Schussfeld  zu  bekommen,  die  Bürgerschaft  sich  wider- 
setzte *).  Am  1.  December  kam  es  zwischen  den  Einwohnern  imd  der 
Besatzung  zu  einem  Handgemenge,  worin  es  beiderseits  einige  Todte 
gab.  D'Asfeldt,  welcher  an  diesem  Tage  an  die  Eröffnung  der  Lauf- 
gräben geschritten,  benützte  die  in  der  Stadt  herrschende  Verwirrung 
und  bemächtigte  sich  rasch  der  Vorstadt  ^),  Am  folgenden  Tage  kamen 
zwei  andere  in  seine  Gewalt,  und  am  3.  nach  dem  tapfersten  Wider- 
stände, ein  Retranchement,  worauf  der  Mineur  angesetzt  wurde.  Solch' 
ungewöhnliche  Kraft  des  Angriffes  Hess  Richardi  befürchten,  die 
Stadt  werde  mit  stürmender  Hand  genommen  werden.  Um  die  3  Regi- 


')  Quincy  beziffert  den  Vei-lust  der  Besatzuiii,^  mit  nur  50  Todten  und  Ver- 
wundeten; das  Theatrum  Europaeum  mit  400. 

*)  Starliemberg  an  K.  Jcseph  I.  Barcelona,  20.  December  1708.  Krio,gs-A., 
Spanien   1708;  Fase.  XII.  18. 

')   Krie{rs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  XI.  2. 

*)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.   XII.   21. 

*)  Krieg.s-A.,   Spanien    1708;  Fase.  XII.   15. 


267 

menter  und  die  1000  Miquelets,  welche  er  befehligte,  dem  Loose  der 
Kriegsgefangenschaft  zu  entziehet,  beschloss  er  zu  capituliren.  Die 
wesentlichste  Vereinbarung  ging  dahin,  dass  die  regulären  l^ruppen, 
mit  Ausnahme  des  in  der  Burg  stehenden  britischen  Bataillons,  mit 
zwei  Geschützen,  Waffen  und  Bagagen  nach  dem  nächsten  cataloni- 
schen  Platze  geleitet  würden  und  der  Gouverneur  des  Castells  eine 
viertägige  Waffenruhe  geniesse,  während  welcher  weder  Lebensmittel 
noch  Schiessbedarf  in  dasselbe  geschafft  werden  dürften  '). 

Diese  Capitulations  -  Bedingungen  wurden  seitens  der  Franco- 
Hispanier  verletzt.  Als  Repressalie  für  die  Gefangennahme  der  Be- 
satzung von  Mahon  (^Fort  Felipe)  wurden  die  im  Abzüge  nach  Cata- 
lonien  begriffenen  Verbündeten  unterwegs  festgenommen. 

General-Feldwachtmeister  Richardi,  welcher  sich  in  der  Burg 
einschloss,  setzte  mit  dem  britischen  Bataillon  den  Widerstand  bis 
in  den  Frühling   1709  fort. 

Mit  den  bei  der  Einschliessuog  des  Castells  entbehrlichen 
Truppen  bezog  d'Asfeldt,  nachdem  er  auch  die  Besatzung  Tortosa's 
verstärkt,  in  der  zweiten  Hälfte   des  December  Winterquartiere. 

So  war  die  Hoffnung  Starhemb  erg's,  dass  die  rasche  Eroberung 
Minorca's  die  Möglichkeit  gewähren  werde,  Denia  und  Alicante  bei- 
zuspringen *),  nicht  in  Erfüllung  gegangen. 

Wie  schwer  der  Verlust  beider  Städte  den  Verbündeten  gefallen, 
schildert  Starhemberg  selbst  in  seinem  vom  20.  December  1708 
datirten  Bericht  an  den  Kaiser:  „In  dem  letzteu  vom  12.  November 
aber  habe  allerunterthänigst  berichtet,  dass  der  erstere  Ort  wirklich 
belagert  und  beschossen  wird,  seit  welchem  nicht  allein  obgedachtes 
Denia  gefallen  und  die  Garnison  als  Kriegsgefangene  sich  ergeben, 
sondern  auch  Alicante  (ausser  dem  Schlosse)  in  des  Feindes  Hand 
wirklich  gerathen  ist,  wodurch  wir  nicht  allein  den  einzigen  und 
letzten  Fuss,  so  wir  noch  in  dem  Königreich  Valencia  und  die  Scala 
von  Gibraltar  bis  her  auf  den  Meeresküsten  zu  unserem  eigenen  Vor- 
theil  gehabt,  sondern  auch  den  Fuss  von  3000  Mann,  so  in  beiden 
Orten  zur  Garnison  gedient,  verloren  haben,  welches  neben  dem  er- 
littenen empfindlichen  Schaden  sowohl  in  Spanien,  als  Italien  (weil 
das  Hauptcomercium  jederzeit  über  Alicante  gelaufen)  auch  an  Credit 
und  Reputation  der  Waffen  grossen  Nachtheil  nach  sich  ziehen  muss, 
worüber  der  Feind  jetzt  mit  5000  bis  6000  Mann  mehr,  dann  mit  Er- 
oberung   dieser  Plätze    das    ganze    Königreich    reducirt,    seine    Armee 

')  Ausführliclies  über  diese  Capitulation  bringt  Quincy,  T#me  VI. 
■^)  Starhemberg  an  den  Hof  kriegsrath.   Spallavgas,  5.  October  1708.  Kriegs-A., 
Spanien  1708;  Fase.  X.  9. 


268 

verstärken  kann."  —  Die  Hauptursachen  des  Verlustes  von  Denia  und 
Alicante  waren  nach  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g  die  Abwesenheit  der  Escadre 
und  das  Nichteintreffen  der  aus  Neapel  erwarteten  Verstärkungen. 
„AUergnädigster  Kaiser!",  fährt  er  fort,  „Dieser  Verlust  und  der  mehr 
und  mehr  zuwachsende  Schaden  schreckt  und  schmerzt  die  In-  und 
Ausländer  um  so  viel  mehr,  weil  man  nicht  allein  obgedachte  Plätze 
salviren  und  diese  üblen  Consequenzen  verhindern,  sondern  vielleicht 
auch  was  Mehreres  thun  können,  wenn  die  Escadre  in  diesem  Meere 
gestanden  wäre,  welche  aber  leider  in  das  dritte  Monat  in  Livorno 
die  Zeit  verlieren  und  vergeblich  warten  müssen,  die  im  September 
von  Euerer  Kaiserlichen  Majestät  dem  Könige  in  Spanien  und  Dero 
hohen  AUiirten  so  positive  versprochenen  Truppen  von  Neapel  anher 
zu  transportiren,  vor  wenigen  Tagen  aber  leer,  unverrichteter  Sache 
und  ohne  einzigen  Mann  zurückgekommen  ist  und  zwar  eben,  da  durch 
diese  unverantwortliche  Verweilung  der  geschehene  Verlust  bereits 
erfolgt  und  uns  mithin  in  diesem  nicht  mehr  geholfen  wird"  *). 


I 
I 
i 


*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XII.   18. 


Der  Feldziig  in  Estremaclura '). 

Der  Feldzug  1708  an  der  spanisch-portugiesischen  Grenze  nahm, 
wie  man  es  seitens  der  Vormächte  der  „Grossen  Allianz"  vorausgesehen, 
einen  kläglichen  Verlauf.  Eröffnet  ward  er,  wie  der  im  Vorjahre,  mit 
kleinen  Unternehmungen,  welche  weit  mehr  auf  Plünderung  und 
Beraubung  der  Landbewohner,  auf  Verwüstung  blühender  Gegenden 
abzielte,  als  auf  Schädigung  und  Zerstörung  der  militärischen  Kraft  des 
Gegners. 

Die  Grenze  besichtigend,  Hess  de  Baye  das  Schloss  von  Altura 
(Atalaya)  mit  Sturm  nehmen  und  die  200  Mann  zählende  Besatzung 
über  die  Klinge  springen.  Ein  glücklicher  Raubzug  bourbonischer 
Cavallerie  von  Badajoz  gegen  Elvas  wurde  im  April  von  Don  Antonio 
Ley  va  in  grösserem  Style  wiederholt.  An  der  Spitze  von  1500  Pferden 
bestand  er  ein  glückliches  Gefecht  gegen  den  jungen  Marquis  von 
Minas,  den  er  bis  zum  Fort  S.  Vincent  bei  Elvas  verfolgte,  und 
kehrte  mit  reicher  Beute  an  Vieh  nach  Badajoz  zurück.  Dagegen 
suchte  ein  Theil  der  Besatzung  von  Olivenza  spanisches  Gebiet  heim 
plünderte  das  Städtchen  Monrao  und  legte  es  in  Asche.  In  der  ersten 
Hälfte  des  Mai  endlich  sammelte  F  r  o  n  t  e  r  a  einschliesslich  der  Briten 
11  Fuss-  und  7  Reiter-Regimenter  in  einem  Lager  an  der  Caya, 
das  er  durch  einige  mit  Geschütz  armirte  Redouten  sicherte.  Obwohl 
er  sich  schon  jetzt  seinem  Gegner,  welcher  mit  nur  7  Infanterie- 
Bataillonen  und  8  Cavallerie-Regimentern  jenseits  der  Gevora  stand, 
überlegen  glaubte,  beschloss  er  doch,  die  Verstärkungen  abzuwarten, 
welche  aus  den  Provinzen  Beira  und  Minho  im  Anmärsche  waren. 
Mit  19  Bataillonen  und  10  Reiter- Regimentern  ■),  welche  man  noch 
um  vier  oder  fünf  Regimenter  vermehren  konnte,  da  sie  sich  ohne 
Gefahr    aus    den    von    der    Armee    gedeckten    Plätzen    ziehen  Hessen, 


1)  Hiezu  Tafel  lU. 

^)  Gallas  au  K.  Joseph  I.  Loudon,   1.   Juni   1708.   H.   H    u.  St.  A.  Auglica. 


270 

konnte  immerhin  Nützliches  unternommen  werden.  Front era  selbst 
fühlte  dies  und  wollte  auch  angriffsweise  verfahren  —  nicht  aber  ohne 
die  Zustimmung  des  Hofes.  „Es  scheint  aber,"  berichtet  Zignon  i  an 
Joseph  I.,  „dass  dieser  (der  Hof)  sich  auf  die  Deckung  des  eigenen 
Landes  beschränken  will.  Man  erwartet  Alles  von  England,  das  binnen 
einiger  Monate  Verstärkungen  senden  soll  *)."  Die  Thatsachen  bewiesen, 
Avie  richtig  Z  igno  ni  geurtheilt.  Die  portugiesische  Armee  überschritt 
/war  am  24.  Mai  die  Caya,  um  der  feindlichen  die  Verbindung  mit 
liadajoz  zu  benehmen,  fand  aber  die  Stellung,  welche  sie  zu  diesem 
Ende  beziehen  wollte,  vom  Gegner  besetzt^).  Während  Frontera  sich 
auf  die  reinste  Defensive  beschränkte,  trug  sich  sein  Gegner  de  Baye, 
gegen  Ende  Mai  auf  15  Bataillone  Infanterie  und  10  Regimenter 
Cavallerie  verstärkt,  mit  Offensiv-Gedanken.  In  Ciudad  Rodrigo  und 
Alcantara  nur  je  ein  Regiment  belassend,  gedachte  er  die  Operationen 
mit  der  Belagerung  von  Olivenza  zu  eröffnen.  Der  Marquis  de  Brancas 
sollte  mit  5000  Mann  die  Bewegungen  der  Verbündeten  beobachten, 
und  der  Herzog  von  Ossuna  Moura  angreifen.  Um  die  Verbündeten 
zu  verleiten,  zur  Deckung  des  Campo  de  Baye  zu  entsenden  und  sich 
dadurch  zu  schwächen,  Hess  er  das  Gerücht  aussprengen,  er  beab- 
sichtige, sich  mit  den  in  Andalusien  stehenden  Truppen  zu  vereinigen. 
Am  28.  uiid  29.  Mai  überschritt  seine  Armee  zu  Badajoz  die  Quadiana 
und  rückte  nach  Valverde.  Nun  ging  auch  Frontera,  welcher  seine 
Armee  bei  Fuente  de  los  Zapateros  an  der  Cura  zusammengezogen,  über 
die  Quadiana  und  nahm  zur  Deckung  Olivenza's  hinter  dem  Flüsschen 
Valverde  Stellung^).  Beide  Armeen  waren  sich  jetzt  so  nahe,  dass 
ihre  Feldwachen  mit  einander  sprechen  konnten.  Drei  oder  vier  Tage 
standen  sie  sich  so  unthätig  gegenüber,  denn  kein  Theil  hatte  Lust 
zum  Schlagen.  Da  erhielt  Frontera  Kunde,  der  Herzog  von  Ossuna 
rücke  mit  50Ü0  Mann  *)  in  Eilmärschen  heran  und  stehe  bereits  zu 
Xeres  de  los  Caballeros.  Sofort  hob  Frontera  sein  Lager  auf,  ging 
hinter  die  Quadiana  zurück  und  zog  sich  unter  die  Kanonen  von 
Elvas.  De  Baye,  welchem  sich  nun  die  schönste  Gelegenheit  bot, 
sein  Vorhaben  auf  Olivenza  auszuführen,  begnügte  sich,  Frontera 
mit  Cavallerie  zu  verfolgen,  wobei  es  zu  einem  kleinen  Nachhutgefechte 
kam.  Seine  Armee  aber  führte    er  nach    Santa  Engracia    bei  Badajoz. 


«)  Bericht  v..m  23.  Mai   1708.  H.  H.  \i.  St.  A. 

*)  Gallas  an  K.  Josei»li  I.  London,  29.  Juni  1708.  (Au.s  Briefen  von  der  portn- 
giosischen  Armee  vom  26.   Mai.)  H.  H.  u.  St.  A.   1708.  Anjjlica. 

')  Gallas  an   K.  .Joseph  I.  London,  29.  .luni  1708.   II.    H.  u.   St.  A.  Anglica. 

*)  Nach  üalla.s'  Inforniatiun  mit  fünf  Infanterie-  nnd  zwei  Cavallerie-Kefri- 
meutorn,   Krieg«-A.,  .'<j)anien    1708;  Fase.   VII.  ad   19. 


271 

üer  Herzog  von  Ossuna  bemächtigte  sich  inzwischen  der  Grenz- 
plütze  Moura  und  Serpa  an  der  Quadiana,  sprengte  ihre  Befestigiings- 
werke  ')  und  vereinigte  sich  mit  de  B a y  e. 

Wiewohl  die  Witterung  in  den  letzten  vierzehn  Tagen  eine  kühle 
gewesen,  gönnten  beide  Theile  schon  Anfangs  Juli  ihren  Truppen 
auf  die  Dauer  der  zu  erwartenden  grossen  Hitze  die  üblichen  Erfri- 
schungsquartiere ^).  Nachdem  F  r  o  n  t  e  r  a  seine  Truppen  in  den 
Provinzen  Alemtejo  und  Beira  Baixa  vertheilt  hatte,  beschloss  er  den 
48tägigen,  thatenlosen  Sommerfeldzug  mit  einem  unfruchtbaren  Streifzug 
nach  Andalusien  gegen  Serpa  und  Moura  *),  an  den  sich  ein  Einfall 
in  die  Grafschaft  Huelva  schliessen  sollte.  Anfangs  August  begab 
er  sich  nach  Lissabon,  wo  er  bereits  alle  Generale  und  höheren 
Ofliciere  seiner  Armee  antraf.  Nur  General  Don  Juan  Emanuel  das 
M  i  n  a  s  war  an  der  Grenze  verblieben  *). 

In  Lissabon  beschäftigte  sich  alle  Welt  ausschliesslich  mit  der 
bevorstehenden  Ankunft  der  königlichen  Braut.  „Man  vermehrt  die 
Zahl  der  Diener  und  Dienerinnen  im  Palaste,  man  lässt  das  Tafel- 
geschirr erneuern,  man  lässt  an  einem  prächtigen  Bett  arbeiten  und 
man  gedenkt  eine  italienische  Oper  aufzuführen,  zu  welchem  Ende 
Herr  Franz  Como,  ein  italienischer  Kaufmann,  die  Musiker  und 
Alles  für  das  Theater  Nöthige  beizuschaffen  beauftragt  ist  ^)." 

Selbst  am  Hofe  zu  Lissabon  musste  man  zugeben,  dass  im 
Frühjahrsfeldzuge  an  der  spanischen  Grenze  nichts  geschehen  war, 
was  die  Ereignisse  in  Catalonien  günstig  hätte  beeinflussen  könneu. 
Um  so  eifriger  versprach  man  im  Herbste  an's  Werk  zu  gehen,  vor- 
ausgesetzt, dass  die  von  England  erwarteten  Verstärkungen  zeitlich 
genug  einträfen.  Man  wollte  zu  Lissabon  wissen,  dass  de  Baye  Befehl 
erhalten,  einige  Regimenter  nach  Catalonien  zu  senden  und  erklärte 
sich  damit  das  ruhige  Verhalten  des  Gegners  in  seinen  Erfrischungs- 
quartieren. Darauf  gestützt,  erwog  man  portugiesischerseits  zwei  Ent- 
würfe für  die  Herbstcampagne :  den  einer  Invasion  und  Verwüstung 
der  Landschaft  Merida  und  den  einer  Unternehmung  gegen  Sevilla, 
letztere  im  Vereine  mit  den  erwarteten  Briten. 


*)  Gallas  au  K.  Joseph  I.   London,  29.  Juni   1708.   H.  H.  u.  St.  A.  Auglica. 

'■')  Gallas  an  K.  Joseph  I.  London,  31.  Juli  1708,  nach  Briefen  vom  10.  Juli. 
H.  H.   u.  St.   A.  Anglica. 

*)  Hoffmaun  an  K.Joseph  I.  London,  24.  August  1708,  nach  Briefen  vom  28-  Juli. 
H.  H.  u.  St.  A.  Anglica. 

*)  Bericht  Zignoni's  an  K.  Joseph  I.  vom  9.  August   1708.  H.   H.  u.  St.    A. 

')  Lissaboner  Bericht  an  den  Grafen  von  Gallas  vom  20.  Juni  1708.  Kriegs-A., 
Spanien   1708;  Fase.    VII.   ad  29. 


272 

Da  diu  Voraussetzung,  das  Eintreffen  der  aus  England  erwarteten 
Verstärkungen,  sieb  nicht  erfiillte,  erklärte  man  zu  Lissabon,  nicbts 
von  Bedeutung  unternehmen  zu  können.  Frontera  ging  daher  in 
der  zweiten  Hälfte  des  September  mit  der  Instruction  zur  Armee  ab, 
die  Truppen  nicht  zwecklos  zu  ruiniren,  sondern  sie  so  lange  in  ihren 
Quartieren  zu  belassen,  als  der  Feind  sich  ruhig  verhalte.  Diese 
Weisung  war  ganz  conform  den  Kathschlägen  Lord  Galway's.  Bei 
solcher  Instruction  und  dem  desolaten  Zustande,  in  welchem  Frontera 
die  Truppen  fand,  Hess  sich  allerdings  nicht  erwarten,  dass  die  Herbst- 
campagne  jene  des  Frühjahrs    an  Fruchtbarkeit  übertreffen  werde. 

Die  Armee  war  in  den  „Erfrischungs-Quartieren"  stark  herunter- 
gekommen. Seit  Monaten  hatten  die  Truppen  nicht  nur  keine  Löhnung, 
sondern  auch  keine  genügende  Verpflegung  erhalten.  Die  Brodliefe- 
ranten waren  nicht  befriedigt  worden  und  Avollten  nicht  länger  borgen. 
Die  Preise  der  Lebensmittel  waren  allgemein  vertheuert.  War 
Unordnung  in  der  portugiesischen  Armee  überhaupt  etwas  Gewöhn- 
liches, so  lockerten  sich  jetzt  alle  Bande  der  Disciplin.  Die  Desertion 
riss  nicht  nur  unter  den  Portugiesen,  sondern  auch  unter  den  Briten 
stark  ein.  Letztere  litten  überdies  an  einer  furchtbaren  Sterblichkeit, 
so  dass  einige  ihrer  Compagnien  kaum  zehn  Mann  zählten  *).  Das 
Ofticiers-Corps  endlich  hatte  sich  nur  ungern  von  den  Vergnügungen 
der  Hauptstadt  getrennt.  In  solchem  Zustande  fand  Frontera,  der 
einiges  Geld  zur  theilweisen  Befriedigung  der  Truppen  von  Lissabon 
mitgebracht,  die  Armee.  Er  würde  sie  wohl  den  ganzen  Herbst  über 
in  ihren  Quartieren  belassen  haben,  hätten  die  Anjouisten  sich  nicht, 
gegen  alle  Erwartung  des  Lissaboner  Hofes,  im  September  zwischen 
Talavera  und  Badajoz  zusammengezogen  und  auch  ihre  in  der  Gegend 
von  Alcantara  liegenden  Truppen  dahin  berufen.  Also  wies  auch 
Frontera  seine  in  der  Provinz  Alemtejo  bequartierten  Regimenter 
an,  sich  zu  Estreraoz  und  Olivenza  zu  sammeln  und  ertheilte  Lord 
Galwayden  britischen  Bataillonen  Befehl,  gleichfalls  an  die  Grenze 
zu  rücken.  Zwischen  Xitumenha  (Juramenha)  und  Monron  (Monraü)  Hess 
Frontera  eine  Brücke  schlagen.  So  langsam  vollzog  sich  aber  die 
angeordnete  Concentrirung,  dass  es  dem  zwar  numerisch  schwächeren, 
aber  weit  rührigeren  Gegner  gelang,  das  Grenzgebiet  mit  kleineren 
und  grösseren  Streifcorps  ungestraft  zu  übertluthen.  So  drang  eines 
seiner  Detachements  bis  Castello  da  Vide  *)  vor  und  trieb  die  Heerden 
weg;    ein    anderes    plünderte  Villa    nueva    del    Frano;    der    General- 

')  Zignoni's  Bericht  au  K.  Jusepli  I.  LisHabun,  24.  September  1708.  II.  H. 
u.  St.  A. 

*)  Li.«saboiier  Bericht  an  Galla.s.    Krieps-A.,  Spanien   1708;    Faiic.  IX.    ad  71. 


273 

Lieutenant  Don  Joscplio  d'Armon darez  aber  bemaeliti^"te  .sieh  mit 
1 1  Greiiadiei-Conipagnien,  450  Musketieren  und  500  Cavalleristen  des 
von  nur  100  Regularen  und  200  Milizen  tapfer  vertheidigten  Städtchens 
Barbaeena.  Nachdem  die  Bürger  sieh  mit  6000  Pistolen  von  der 
Phinderung  freigekauft,  schleifte  d'A  r  m  o  n  d  a  r  e  z  die  Befestigungen 
des  Städtchens  und  kehrte  nach  Badajoz  zurück.  Nun  übersehritt 
aber  de  Baye  selbst,  angeblieh  mit  9000  Mann,  von  Badajoz  aus  die 
Quadiana  und  die  Caya  und  rückte  nach  Fuente  de  los  Zapateros. 
Diese  unerwartete  Bewegung  versetzte  die  Portugiesen  in  umso  grössere 
Bestürzung,  als  ihre  Truppen  nichts  weniger  als  versammelt  waren. 
Ein  gutes  Drittel  der  Soldaten  hatte  sich  theils  mit,  theils  ohne 
Erlaubniss  bereits  verlaufen;  mehrere  Regimenter  standen  noch  in 
anderen  Provinzen ,  zwei  zu  Lissabon ;  man  befürchtete ,  die  in 
Alemtejo  befindlichen  Truppen  würden  nicht  ausreichen,  dem  Vor- 
dringen des  Gegners  Schranken  zu  setzen. 

Endlich  gelang  es  F  r  o  n  t  e  r  a,  bei  Estramoz  zwölf  schwache 
Regimenter  und  1000  Pferde  zusammenzubringen.  Nachdem  er  sichere 
Kunde  erhalten,  de  Baye  zähle  statt  9000  nur  3000  Mann  (ein- 
schliesslich der  bewaffneten  Bauern)  und  rücke  mit  diesen  gegen 
Borba  und  Villaviciosa,  eilte  er,  beide  Städte  zu  decken,  dahin.  Aber 
schon  war  de  Baye  nach  Badajoz  zurückgekehrt,  von  wo  aus  er 
seine  Truppen  nach  Talavera,  Lobon  und  Montijo  entliess.  Frontera 
machte  in  der  Gegend  von  Penas  Halt  und  bat  den  Hof  um  Instruc- 
tionen. Dieser  überliess  Alles  Front  er  a's  eigenem  Ermessen').  Das 
Gerücht,  der  Gegner  sei  mit  zwölf  Regimentern  in  die  Grafschaft  Moura 
eingebrochen  und  strebe  die  Vereinigung  mit  den  Truppen  Ossuna's 
an,  bestimmte  Frontera,  nach  Juramenha  an  der  Quadiana  zu  rücken. 
Hier  zeigte  es  sich,  dass  es  sich  nur  um  einen  Raubzug  handle,  den 
Don  Pedro  Seranno  mit  1000  Pferden  gegen  Moura  und  Serpa 
unternommen.  Frontera  streifte  nun  bis  Xeres  de  los  Caballeros, 
wo  200  Mann  und  13  Geschütze  in  seine  Hände  fielen.  Seinen  weiteren 
Fortschritten  bot  der  anjouistische  Brigadier    Soris  Halt. 

Indess  Frontera  die  Provinz  Alemtejo  deckte,  unternahm  der 
Graf  San  Juan  mit  einem  starken  Detachement  portugiesischer 
Reiterei  einen  Streifzug  bis  Salamanca  und  Zamora,  plünderte  zahl- 
reiche Ortschaften  und  kehrte  mit  reicher  Beute  heim. 

Ein  Versuch  des  Don  Antonio  de  Leyva,  ein  zu  Campo 
Mayor  stehendes  portugiesisches  Fuss-Regiment  zu  überfallen,  schlug 
fehl.  Der  Marquis  von  H  a  s  s  a  kam    ihm    mit  portugiesischer  Reiterei 

»)  Zignoni's  Bericht  vom  8.  Octuher   1708.   H.   H.   u.  St.   A. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  vou  Savoyuu    II.  Serie,  1.  Band.  18 


274 

über  den  Hals,  trieb  ihn  über  die  Caya  und  nahm  ihn  schliesslich  mit 
80  Reitern  gefangen. 

Schon  Anfangs  October  dachten  beide  Theile  an  den  Bezug  der 
Winterquartiere.  Wie  die  Campagne  begonnen,  endete  sie  auch.  Beide 
Parteien  lagen  bereits  in  ihren  Quartieren,  als  die  portugiesische 
Besatzung  von  Olivenza  200  Mann  auf  eine  Razzia  nach  spanischen 
Viehherden  entsandte.  Don  Gonzalo  Carvajal  griff  aber  die 
Portugiesen  unversehens  an,  tüdtete  Hundert  derselben  und  nahm 
ihnen  ihre  Beute  ab. 

Das  war  die  letzte  Kriegsthat  dieses  in  Wahrheit  erbärmlichen 
Feldzuges,  in  welchem,  um  mit  dem  gleichzeitigen  spanischen  Geschichts- 
schreiber San  Felipe  zu  sprechen:  „Entehrung  der  Weiber,  Mord- 
thatcn,  Brandstiftungen  und  Räubereien  die  Heldenthaten  der  Spanier 
und  Portugiesen  waren."  Die  Sache  war  so  arg  geworden,  dass  im 
December  Fronte ra  mit  de  B a y  e  eine  Art  von  Neutralitäts- Vertrag 
schloss,  wonach  beide  Theile  sich  verbindlich  machten,  die  Land- 
bevölkerung ungestört  ihre  Felder  bestellen  zu  lassen.  Doch  blieb  es 
im  Ganzen  und  Grossen  bei  der  guten  Absicht,  nicht  weil  die  Vor- 
mächte der  „Grossen  Allianz"  gegen  den  Vertrag  protestirten,  sondern 
weil  seine  Beachtung  dem  Einzelnen  die  beste  Gelegenheit,  sich  zu 
bereichern,  benommen  hätte. 


Der  Feldziig  am  Rhein. 

Winterquartiere.  —  Der  Anschlag  auf  Freyburg.  —  Linien- 
Arbeiten. 

Der  Feldzug  1707  in  Süddeutschland,  wiewohl  durch  grosse 
Ereignisse  nicht  ausgezeichnet,  war  doch  ein  für  das  Reich  sehr  nach- 
theiliger gewesen.  Schwaben,  Württemberg  und  ein  Theil  von  Franken 
hatten  Villars'  Einbruch  mit  „immensen"  Contributionen  bezahlt. 
Mit  den  Stollhofener  Linien  waren  170  Geschütze  und  grosse  Vorräthe 
den  Franzosen  ohne  Schuss  in  die  Hände  gefallen.  Wohl  hatte  V  i  1 1  a  r  s 
seinen  ursprünglichen  Plan :  auf  dem  rechten  Rhein-Ufer  zu  überwintern, 
aufgeben  und  im  Herbste  in  den  Elsass  zurückkehren  müssen,  — 
aber  vier  Uebergänge:  Hüningen,  Breisach,  Kehl  und  Fort  Louis, 
waren  in  seinen  Händen  verblieben.  Im  Ganzen  hatte  die  Reichs- 
Armee  insofern  auch  Boden  verloren,  als  statt  der  Moder  die  Queich, 
statt  der  Stollhofener-  und  Bühler  Linien,  die  Alb  nunmehr  die  vor- 
dersten Vertheidigungslinien  waren.  Das  Reich  musste  sich  glücklich 
schätzen,  die  festen  Plätze  Freyburg,  Philippsburg  und  Landau  bewahrt 
zu    haben. 

Unter  diesen  Verhältnissen  hatten  beide  Theile  die  Quartiere 
bezogen.  Die  Reichstruppen,  den  Winter  über  alle  unter  Feldmarschall 
Freiherrn  von  T  h  ü  n  g  e  n's  Befehl,  hatten  sich  auf  dem  linken  Rhein- 
Ufer  von  der  Queich  bis  Mainz  ausgebreitet;  auf  dem  rechten  aber 
mit  dem  Gros  nördlich  Esslingen  niedergelassen  und  einerseits  die 
Lande  bis  an  den  Main,  andererseits  Württemberg  und  Schwaben  occu- 
pirt.  Diesen  Winterquartieren  verlieh  eine  „Postirung",  die  sich  als 
„untere"  von  Daxlanden  am  Rhein  bis  Dobel,  als  „mittlere"  von  hier 
bis  Feldberg,  endlich    als   „obere"  bis  zum  Uber-Rhein  erstreckte  und 

18* 


276 

deren  drei  Abschnitte  unter  dem  besonderen  Befehle  T  li  üugen's,  des 
Herzogs  von  Württemb  er  g  und  des  Feldmarsclialls  Grafen  Grons- 
feld  standen,  einen  sehr  zweifelhaften  Schutz.  Indess  war  kein 
Tru})penkörper  von  seinem  Alarm-  und  Sammelplatz  an  dieser  Linie 
über  20  Wegstunden  entfernt. 

Die  Franzosen  hatten  zwischen  Beifort  und  Lauterburg  nur 
36  Bataillone  und  45  Escadronen  belassen ') ;  die  übrigen  Truppen 
waren  nach  der  Franche-Comte,  Lothringen  und  den  Bisthümern  verlegt 
worden. 


Die  winterliche  Waffenruhe  blieb  nicht  ungestört.  Drei  Monate 
hatte  V  i  1 1  a  r  s  daran  gearbeitet,  sich  durch  Verrath  Freyburgs  zu  bemäch- 
tigen '^),  das  durch  seine  Lage  vor  einem  Hauptthore  Öüddeutschlands, 
St.  Peter,  eines  solchen  Versuches  wohl  werth  war.  Wie  die  meisten 
derartigen  Unternehmen  schlug  auch  dieses  fehl.  V  i  1 1  a  r  s'  Unter- 
händler W  e  n  z  in  Basel  hatte  den  Fähnrich  Frey  von  der  Besatzung 
des  „unteren"  Schlosses  zu  gewinnen  gesucht,  dieser  aber  den  Anschlag 
unverzüglich  seinen  Vorgesetzten,  Hauptmann  Hurter  und  Obrist- 
lieutenant  Tillier,  dieser  aber  dem  FJ^IL.  Harr  seh  angezeigt  und  die 
Unterhandlungen  mit  deren  Bewilligung  und  der  ersteren  persönlichen 
Betheiligung  fortgesetzt^).  Am  31.  December  machten  überdies  der 
kaiserliche  Gesandte  in  der  Schweiz,  Graf  Trauttmansdor  ff,  am 
6.  und  7.  Jänner  Graf  Rechteren  und  Herr  D'A v e n a n t  von 
Frankfurt  aus  auf  französische  Truppenbewegungen  im  Elsass  aufmerk- 
sam *).  Als  endlich  am  Abende  des  9.  Jänner  vom  FML.  Graf  Hohen- 
z o  1 1  e rn  aus  Ettlingen  die  Meldung  einlief,  dass  ein  starkes  feind- 
liches Detachement  mit  Artillerie  von  Strassburg  Rhein-aufwärts  mar- 
schirt  sei  und  dass  um  Fort  Louis  viel  Truppen  sich  sammelten,  Hess 
T  h  ü  n  g  e  n  alle  Reichs  -  Contingcnte  zu  Fuss  und  zu  Pferd  an  die 
Linien  rücken^).  Gleichzeitig  ward  der  Herzog  von  Württemberg 
und    von   diesem    der  Feldmarschall    Gronsfeld    in    gleichem  Sinne 


')  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 

^)  Kriejjfs-A.,  Römisclies  Keicli  1708;  Fase.  I.  21. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  I.  ad  20.  „Es  ist  etwas  Tenibles, 
was  dieser  Feind  heut  zu  Tage  in  soleheu  Fällen  mit  Geld,  bei  der  Noth,  worin  er 
uns  weiss,  zu  erzwingen  vermeint,  also  dass  die  Treue  dieser  drei  Schweizer  Offi- 
eiere,  besonders  aber  die  vom  Herrn  Obristlietitenant  Tillier  hoch  zu  schätzen  ist." 
Harrsch  an  den  Hofkriegsratli.  Freyburg,  22.  .Jänner  1708.  Kriegs-A.,  Römisches 
Reich   1708;    Fase.    I.    21. 

*)  Kriegs-A.,  Römisciies  Reich  1708;  Fase.  I.  5. 

5)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  I.  8. 


277 

verständiji^t.  Letzerer  liess  seine  Reiterei  zu  Viilingen  Stellunj^  nehmen, 
indess  unter  FML.  Bürkly  500  Scliweizer,  200  Comniandirte  vom 
Rtig-imente  Baden,  endlich  die  Hauensteiner  und  Frickthaler  Bauern 
alle  Zugänge  der  „oberen"  Postirung  bewachten.  Die  westphälischen 
R(;ginienter  Venninger,  Nagel  und  Zimmern  sollten  einen  allgemeinen 
Rückhalt  für  die  mittlere  und  obere  Postirung  abgeben,  der  Herzog 
von  Württemberg  und  Feldmarschall  G  r  o  n  s  f  e  1  d  aber  sich 
gegenseitig  unterstützen  *).  Schon  am  13.  war  Alles  auf  seinem  Posten 
und  bereit,  die  Franzosen  kräftigst  zu  empfangen.  Die  Besatzung 
Freyburgs,  wo  FML.  Harr  seh  comniandirte,  stand  die  ganze  Nacht 
zum   22.  Jänner  unterm  Gewehr  *\ 

Aber  wie  trefflich  das  Geheimniss  auch  gewahrt  worden,  Villars 
kam  nicht.  Am  10.  Jänner  von  Paris  nach  Strassburg  zurückgekehrt, 
war  er  am  13.  in  Hüningen  eingetroffen,  wo  er  rasch  18  Bataillone 
und  einige  Escadronen  ^)  versammelte,  um  der  Verabredung  gemäss 
vor  Freyburg  zu  rücken.  Zwei  Stunden  von  diesem  Platze  verrieth 
ihm,  Avie  Quincy  erzählt,  ein  Schulknabe  die  Anstalten  der  Ver- 
bündeten zu  seinem  Empfange  *).  In  höchstem  Verdrusse "")  kehrte  er 
um,  sandte  seine  Truppen  in  die  Winterquartiere  und  begab  sich  selbst 

über  Beifort  nach  Burgund. 

\ 

Bald  zogen  auch  die  Truppen  der  Reichs-Armee  wieder  in  ihre 
Quartiere.  Die  Zeit  bis  zur  Eröffnung  der  Campagne  —  Feldmarschall 
T  h  ü  n  g  e  n  gedachte  die  Armee  schon  im  März  zu  versammeln  *)  — • 
sollte  zur  besseren  Einrichtung  der  Linien  benützt  werden.  Am  meisten 
Sorge  machte  Anfangs  die  „obere"  Postirung.  Der  obere  Schwarz- 
wald   wurde    zwar    als    rauhes,    unzugängliches  Waldgebirge,    als    ein 


*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase,  I.  8. 

^)  HaiTscli  an  Prinz  Eugen.  Freyburg,  22.  Jänner  1708.  Kriegs-A.,  Römisches 
Reich  1708;  Fase.  I.  20  und  21. 

^)  Nach  Quincy,  Histoire  militaire,  V.;  „Memoire.s  militaires"  (Pelet)  VIII. 
machen  von  Villars'  An.schlag  auf  Freyburg  merkwürdigerweise  gar  keine  Erwähnung. 

*)  Harrsch  in  seinem  Berichte  an  den  Hofkriegsratli,  Freyburg,  22.  Jänner  1708, 
(Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1078;  Fase.  I.  21)  meint,  dass  die  Bereitschaft  der  Garnison 
von  Freyburg  von  den  Landesbewohnern  verrathen  worden ,  aiis  Furcht,  Villars 
würde  das  Land  die  unvermeidliche  iSchlappe  entgelten  lassen. 

^)  Obristlieutenant  Tillier  in  seinem  Berichte  an  den  Prinzen  Eugen,  Frey- 
burg, 29.  Jänner  1708,  behauptet,  Villars  habe  sich  selbst  gegen  ihn  geäussert,  er 
habe  des  Anschlages  auf  Freyburg  halber,  die  gegen  Neufchätel  geplante  Unter- 
nehmung fallen  lassen.    Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  I.  3f5. 

")  Kriegs-A.,  Römisches  Reicli  1708;  Fase.   11.  5. 


278 

bedeutendes  Hinderniss  für  feindliche  Operationen  angesehen  —  das 
Frikthal,  wie  auch  die  Waldstädte  waren  durch  den  Neutralitäts- 
Vertrag  von  1702  gesichert  —  dennoch  konnte  man  sich  der  Sorge  um 
diesen  Theil  der  Vertheidigungsfront  nicht  entschlagen.  War  doch  die 
Aufrechthaltung  der  Neutralität  der  Schweiz  bei  dem  gespannten  Ver- 
hältniss  zwischen  den  Katholiken  und  den  Reformirten  nichts  weniger 
als  verbürgt.  Diese  Neutralität  und  die  Erbverbrüderung  der  Eidge- 
nossenschaft mit  Oesterreich  hinderten  den  Marschall  Villars  durchaus 
nicht,  „den  Pass  durch  das  Baseler  Gebiet  in's  Frikthal  persönlich  zu 
recognosciren'' ,  wie  Bürkly  am  7.  Februar  aus  Lauffenburg  an 
T  h  ü  n  g  e  n  berichtete  *).  Von  der  Schweiz  aus  aber  konnte  ein  franzö- 
sisches Corps,  ohne  ein  anderes  Hinderniss,  als  den  hier  weniger 
mächtigen  Rheinstrom,  überwinden  zu  müssen,  unmittelbar  an  das 
rechte  Donau-Ufer  und  nach  Bayern  gelangen.  —  Auf  der  von  Basel 
längs  des  rechten  Rhein-Ufers  aufwärtsziehenden  Thalstrasse,  fand  eine 
feindliche  Invasion  gleichfalls  nur  geringe  Hindernisse.  Der  Bau  der 
vom  Hofkriegsrathe  angeordneten  neuen  Linien  bei  Wallbach,  westlich 
Säekingen,  hatte  noch  kaum  begonnen.  Daher  fürchtete  Feldmarschall 
Gronsfeld  nach  dem  Scheitern  von  V i  1 1  a r s'  Anschlag  auf  Freyburg 
einen  französischen  Einfall  durch  das  Ober-Rheinthal  ^). 

Aber  nicht  nur  Graf  Gronsfeld,  welcher  gerne  klagte, 
auch  FML.  Graf  La  Tour,  welcher  Ende  Jänner,  für  die  Dauer 
von  Gronsfeld's  Erkrankung,  das  Commando  der  „oberen"  Posti- 
rung   übernahm,    berichtete     über   die    unzulänglichen    Vertheidigungs- 

*)  Kriegs-Ä.,  Römisclies  Reich  1708;  Fase.  II.  ad  7  b. 

^)  Die  Vertheidiguugs-Austalten  de.sselbeu  schildert  Feldinarschall  Gronsfeld 
in  .seinem  Berichte  an  den  Hofkriegsrath  aiis  Weingarten  am  24.  Jänner  1708  also : 
„Ohne  ist  es  zwar  nicht,  dass  das  Landvolk  in  grosser  Menge  und  voll  des  Muthes 
ist,  zumal,  wenn  es  nur  auf  die  Postur  ankommt :  wann  aber  Gewalt  mit  Gewalt 
abzuwenden,  auch  das  Leben  selbst  für  das  Vaterland  zu  sacrificiren  die  Necessität 
erfordert,  lehren  die  Exempel  genug,  was  damit  ausgerichtet  worden  ist.  Solchem- 
nach  i.st  sich  auf  die  Frikthaler  und  Hauensteiuer  Bauern  auf  dem  Wald,  ohne  eine 
zum  Theil  auch  zulängliclio  regulirte  Miliz,  keineswegs  zu  verlassen.  Die  200  Badischen 
Commandirten,  wovon  bereits  bO  durchgegangen,  sind  vielmehr  Bettler  zu  nennen, 
als  für  Soldaten  anzusehen,  aus  Mangel  gross  imd  kleiner,  bis  auf  die  Haut  abge- 
rissener Montur,  und  die  schlechten,  in  Allem  etwa  ausmachenden  500  Mann  Schweizer 
jiassiren  vielmehr  für  gute  Leute,  als  welirhafte  Soldaten."  Kriegs-A.,  Römisches 
Reich  1708;  Fase.  I.  29.  —  Noch  drastischer  war  sein  Bericht  vom  1.  Februar  an  Feld- 
marschall Thüngen  :  „Wie  denn  unlängst  es  klar  erhellt,  dass  des  Herrn  Genei-als 
Pfarrherrn  von  Luthingen  seine  „ausgebreite "  Dispositiones  und  Widerstand  in  purer 
Maulmacherei  bestehe,  angesehen  eine  von  unseren  Parteien,  so  gegen  Ilüniugen 
und  Unter-Breisgau  auf  des  Herrn  Pfarrherrn  seine  Linie  und  Posten  revertirt  und 
an  einem  guten  Schlagbaum  angelangt,  keinen  Menschen  dabei  angetroffen,  denselben 
aufgesperrt,    rechts    und  links  patrullirt,    ol)    keine  Waclie    zu    finden    wäre     endlich 


279 

Anstalten  seines  Districts  in  gleichem  Sinne.  „Mit  150  Manu  vom 
Badischen  Regimente  und  8  Compagnien  Schweizern,"  schrieb  er  am 
27.  Jänner  von  Villingen  an  Thüngen,  „lässt  sich  Kheinfelden, 
Säckingen,  Rothhaus  und  Lauffenburg  nicht  vertheidigen ;  Rheinfelden 
allein  braucht  2000  Mann."  Er  bat  um  Fussvolk,  da  die  Reiterei  in 
dem  nur  aus  Bergen  und  Engpässen  bestehenden  Lande  nichts  aus- 
richten könne  *).  Am  13.  Februar  endlich  verlangte  er  wenigstens  vier 
Bataillone  Verstärkung,  um  die  Waldstädte  halten  und  Freyburg  bei- 
springen zu  können  ^). 

Unter  diesen  Umständen  forderte  der  kaiserliche  Gesandte  in 
der  Schweiz  von  der  Eidgenossenschaft  am  21.  Jänner  1708  den  ver- 
tragsmässigen  Schutz  für  die  Waldstädte  ^) ,  welcher  diplomatische 
Schritt  zur  Folge  hatte,  dass  der  Gesandte  Ludwig  XIV.  am  24.  des- 
selben Monats  die  Erklärung  abgab,  Frankreich  werde  an  dem  Vertrage 
von  1702  solange  unverbrüchlich  festhalten,  als  er  auch  von  den  anderen 
Contrahenten  respectirt  werde  *). 

Wie  die  „obere"  Postirung  von  Hüningen,  so  war  die  „mittlere" 
von  Neu-Breisach  und  Kehl-Strassburg  aus,  wo  die  Franzosen  immer 
Gelegenheit  hatten,  Truppen  und  Material  anzusammeln  und  auf  das 
rechte  Ufer  zu  werfen,  beständig  bedroht.  Der  kürzeste  Weg  vom 
Rhein-  zum  Donau-Thale,  die  Strasse  durch  den  Höllenpass,  war  zwar 
durch  Freyburg  gedeckt;  man  mochte  sich  darauf  aber  umso  weniger 
verlassen,  als  diese  Heerstrasse  brauchbare  Nebenwege  begleiten.  —  Die 
zweite  durch  die  mittlere  Postirung  führende  Hauptverbindung  vom 
Rhein  zur  oberen  Donau,  die  Strasse  durch  das  Kinzig-Thal,  die  beste 
und  bequemste  Heerstrasse  durch  den  Schwarzwald,  war  zwar  durch 
die  Flankenstellung  von  Ettlingen,  dagegen  aber  durch  keinen  Platz 
gedeckt.  Also  arbeitete  man  den  ganzen  Winter  über  an  einer  neuen, 
von  dem  kaiserlichen  Ober-  und  schwäbischen  General-Quartiei'meister 
von  Elster  projectirten  Linie,  welche  von  Rents  oder  Rohrhardsberg 


eine  kleine  Shmde  davon  vier  Bauern  in  einer  Hütte  angetroffen.  Also  lasse  Ew. 
Excellenz  von  selbst  vernünftig  consideriren,  wie  ein  elirliclier  Mann  seine  Kepu- 
tation  auf  dergleichen  Dispositiones  nnd  Pfaft'en,  welcher  doch  bis  auf  die  Feldberg 
die  Posten  hat,  so  sich  6  bis  7  Stunden  weit  wohl  belaufen,  exponireu  sollte.  Ich 
bin  versichert,  dass  sofern  einige  10  Schüsse  in  dem  Thale  geschähen,  der  Herr 
Pfarrer  mit  all'  seinen  Bauern  über  Berg  und  Thal  hinwegliefe."  Kriegs-A.,  Römisches 
Reich  1708;  Fase.  II.  ad  6  b. 

^)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  II.  ad  7  a. 

2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  II.   13. 

3)  Kriegs-A.,    Römisches    Reich    1708;    Fase.  II.    ad    7e     und    H.  H.  u.  St.  A. 
Helvetica. 

*J  Krieg.s-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  II.  ad    7  i. 


280 

über  den  Hörlingsberg,  Simonswald,  zur  Kehle  des  Glottertliales  —  „so 
eine  der  ii^efährlichsten  Passagen  durch  den  Schwarzwald  ist"  —  zog 
und  St.  Peter  hinter  sich  lassend,  über  das  Kirchzartenthal  auf  die 
Höhe  des  Feldberges  lief.  Die  projectirte  Linie,  um  einige  Stunden 
kürzer,  als  die  alte,  durchschnitt  grösstentheils  rauhe  Waldungen  und 
umsehloss  viele  gute  Orte, 

Elster's  Project  fand  allgemeinen  Beifall.  Harr  seh  hielt  die 
neue  Linie  für  die  Unterstützung  Freyburgs  sehr  nützlich  und  Prinz 
Eugen  drängte  Elster,  die  Ausführung  zu  betreiben,  auf  dass  die 
Linie  fertig,  ehe  der  Feind  etwas  unternehmen  könne.  Wiewohl  nur 
sechs  Redouten  herzustellen  und  nur  3000  Arbeiter  erforderlich  waren, 
schritt  der  Bau  sehr  langsam  vorwärts.  Die  freie  Reichsritterschaft 
und  die  vorder- österreichischen  Herrschaften  wollten  zur  Linienarbeit 
im  Schwarzwald  nichts  beitragen.  Erstere  steifte  sich  auf  den  mit 
dem  Kaiser  geschlosseneu  Hybernal-  und  Subsidial-Tractat,  wonach 
sie  von  allen  Kriegslasten  befreit.  Treffend  bemerkte  der  Herzog  von 
Württemberg:  „Wenn  der  Feind  von  unserer  Morosität  profitirt, 
wird  von  ihm  jener  Hybernal-  und  andere  Tractat  wenig  regardirt 
werden."  Der  Herzog  nahm  sich  der  Sache  noch  am  eifrigsten  an, 
denn  trotz  der  ungeheueren,  den  Verkehr  hindernden  Schneemassen, 
welche  Mitte  December  niedergingen,  arbeiteten  doch  400  seiner 
Bauern  bis  Neujahr,  so  dass  der  Verhau  bis  zur  Frauenalb  Mitte 
December  fertig  und  mit  Jahresschluss  bis  zum  Dobel  hergestellt  werden 
konnte.  Als  im  Februar  das  Wetter  sich  allmälig  besserte  und  eine 
grössere  Zahl  von  Arbeitern  sich  einstellte  —  von  Württemberg  allein 
900  —  ging  flie  Linienarbeit,  namentlich  nächst  Freyburg,  mehr  vom 
Fleck.  Xur  die  „obere"  Linie  blieb  zurück,  denn  die  Reichsritterschaft 
contribuirte  selbst  im  März  noch  nicht  *). 

Am  wenigsten  bedroht  hielt  man  wegen  der  Nähe  der  Truppen 
die  „untere"  Postirung.  Hier  wurden  die  Arbeiten  bei  Daxlanden  in 
der  zweiten  Hälfte  des  Jänner  fertiggestellt,  worauf  Thüngen  daran- 
ging, den  längs  des  Rheins  bis  Philippsburg  ziehenden  Verhau  und 
die  alten  Redouten  ausbessern  und  am  Strome  drei  neue  anlegen  zu 
lassen.  Dagegen  war  für  den  Abschnitt  Dobel  -  Ettlingenweier  fast 
noch  nichts  geschehen,  so  dass  die  Besatzung  —  im  Jänner!  —  unter 
freiem  Himmel  liegen  musste  *j. 

In  dem  Masse  als  allmälij^  die  Sorire  um  die  obere  Postinuiff 
abnahm    -       nur    der    kleine  Krieg,    der    Krieg   der  Parteien,    brachte 

'j  Kriügs-A.,  Komisches  Keich  1708;  Fase.  11.  13,  15  und  18;  Fase.  III.  1, 
ad  2  i  viud  ad  5  d. 

^)   Krie^rs-A.,  Römisches  Keicli   170S;  Fase.  I.   18. 


281 

hier  Abwechslung  in  das  Einerlei  des  Tages  —  wuchs  jene  um  die 
beiden  unteren  Districte.  „Es  ist  in  Ihrer  kaiserlichen  Majestät  Dienst 
fürwahr  kein  Platz,"  schrieb  Harr  seh  am  25.  Februar  an  den  Hof- 
kriegsrath,  „der  mehr  Attention  und  Vigilanz  erfordert,  als  Freyburg", 
und  so  hoch  veranschlagte  La  Tour  die  Wichtigkeit  dieses  Platzes, 
dass  er  darauf  antrug,  im  Falle  einer  drohenden  Belagerung,  die 
Besatzung  der  Waldstädte  dahin  zu  werfen,  Anfangs  März  bildete 
Feldmarschall  Thüngen  aus  den  drei  westphälischen  Regimentern 
und  mehreren  anderen  Truppen  —  im  Ganzen  aus  vier  oder  fünf  Regi- 
mentern —  ein  fliegendes  Corps  untei-  FML.  Graf  M  e  r  c  y ;  unmittelbar 
dem  Arraee-Commando  untergeordnet,  in  der  Gegend  von  Dobel  aufge- 
stellt, erhielt  es  die  Bestimmimg,  erforderlichen  Falls  der  mittleren  oder 
oberen  Postirung  zu  Hülfe  zu  eilen.  Die  Verpflegs-Magazine  für 
dieses  Corps  wurden  einerseits  von  den  westphälischen  Lieferanten, 
andererseits  von  der  kaiserlichen  Admodiation  errichtet.  Endlich  ward 
im  März  eine  Commission  unter  Leitung  des  kaiserlichen  Christen  und 
Ingenieurs  de  laVenerie  abgeordnet,  Landau  eingehend  zu  besich- 
tigen. Sie  stellte  fest,  dass  die  Reparatur  der  Werke  19.656  fl.,  die  Her- 
stellung der  Gebäude  25.378  fl.  erheische  ^). 


Versammluii^  der  beiderseitig-en  Streitkräfte. 

Der  ganze  März  verstrich,  ohne  dass  die  Ruhe  der  Truppen  gestört 
worden  wäre.  Thüngen,  Anfangs  März  vom  Podagra  so  geplagt, 
dass  er  weder  reiten,  noch  fahren  konnte,  beabsichtigte  die  Truppen 
nicht  früher  aus  den  Quartieren  zu  ziehen,  als  bis  feindliche  Bewe- 
gungen dazu  veranlassten  ^).  Als  sich  auch  in  der  letzten  Woche  des 
März  jenseits  des  Rheins  noch  nichts  regte,  war  er  mit  vielen  Anderen 
der  Meinung,  die  Franzosen  würden  sich  blos  abwehrend  verhalten, 
bis  die  Landung  in  Schottland  ausgeführt  und  der  Feldzug  in 
Spanien  zu  Ende  sein  würde  ^).  Aber  schon  die  Meldungen,  welche 
FML.  Harr  seh  aus  Frey  bürg  in  den  ersten  April-Tagen  erstattete*), 
bestimmten  Thüngen,  den  entlegeneren  Truppen  Marschbereitschaft 
zu  befehlen    und    einig-e    andere    näher    an    die  Linie    zu  ziehen.    Der 


*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  II.  18;  Fase.  III.   1   und  13. 

2)  Thüngen  an  den  Hofkriegsrath.  Bruchsal,  2.  März  1708;  Kriegs-A., 
Römisches  Reich  1708;  Fase,  III.  1. 

')  Thüngen  an  Prinz  Eugen.  Bruchsal,  27.  März  1708.  Kriegs-A.,  Römisches 
Reich  1708;  Fase.  III.   11. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IV.  ad  4  a  und  ad    4  b. 


282 

Herzog  von  W  ü  r  1 1  e  in  b  e  r  p;  ward  aufgefordert,  seine  Truppen  zu 
concentriren.  T Illingen  war  um  meisten  um  die  Gegend  von  Dobel 
besorgt,  avo  die  Befestigungs-Arbeiten  noch  ziemlich  unvollendet.  — 
Gronsfeld  endlich  ward  angewiesen,  Alles,  was  von  den  Regimentern 
Mercy  und  Lobkowitz  *)  marschtüchtig,  unverweilt  nach  Villingen 
rücken  zu  lassen'-).  Als  unterm  7.  und  12.  April  General-Major  H off- 
in ann  von  Löwenfeldt  aus  Landau  die  Meldungen  Harrsch's 
—  den  Abmarsch  mehrerer  französischer  Regimenter  nach  Flandern  — 
bestätigte  und  berichtete,  Zweybrücken  und  Bergzabern  (schwedische 
Orte)  sollten  vom  Feinde  besetzt  werden,  verfügte  Thüngen  die  Ver- 
legung aller  seiner  Truppen  in  enge  Cantonnirungen,  eine  Anordnung, 
welche  der  Feldmarschall  trotz  der  beruhigenderen  Nachrichten  der 
nächsten  Tage,  nicht  mehr  widerrief).  Schon  am  20.  waren  die 
Truppen  theils  bereits  in  den  Cantouniruugs-Quartieren,  theils  im 
vollen  Marsche  dahin. 


Der  Oberbefehlshaber  der  französischen  Rhein-Armee,  Marschall 
V  i  1 1  a  r  s,  hatte,  abgesehen  von  einer  Reise  nach  Versailles,  den  ganzen 
Winter  an  der  Grenze  verbracht  und  die  Zeit  dazu  benützt,  die  beider- 
seitigen Verhältnisse  auf  Grund  vielfacher  Kundschaftsnachrichten 
für  den  nächsten  Feldzug  eingehend  zu  studiren.  Für  die  bedrohlichste 
Operation  hielt  er  die  von  Rheinfelden  unmittelbar  oder  durch  das  Gebiet 
von  Bern  und  Neufchätel  nach  dem  Elsass  führende.  Für  die  Rhein-  und 
Lauter-Linie  fürchtete  er  nichts.  Jene  der  Saar  war  völlig  in  den  Händen 
der  Franzosen;  Bitsch  und  Homburg  sehr  stark  befestigt.  —  Für  die 
Offensive  ergaben  sich  zwei  Richtungen :  auf  die  Ettlinger  Linien  und 
auf  Hornberg  (Kinzig-Thal).  Die  ersteren  anzugreifen,  war  die  Ver- 
theidigung  zu  stark  und  zu  wachsam.  Die  Unternehmung  auf  Hornberg 
und  Donaueschingen  —  übrigens  auch  nur  als  ein  Raubzug  in  grösserem 
Style  geplant  —  war  angesichts  der  Stellung  der  Reichstruppen  bei 
Ettlingen  in  Flanke  und  Rücken  gefährdet.  —  Zu  grossen  Unter- 
nehmungen hielt  sich  Villars  zu  schwach.  Ein  Raubzug  nach  Württem- 
berg schwebte  ihm  als  möglich  vor.  Eröffnen  wollte  der  Marschall  die 

')  Diese  beiden  Regimenter  waren  noch  im  März  „nackt  und  bloss".  Sie  hatten 
weder  Montur,  noch  Stiefel,  noch  Rüstzeug.  Es  fehlte  an  Sätteln,  wie  an  Gewehren. 
Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  III.  ad  2  g. 

*)  Thüngen  an  den  Hofkriegsrath.  Bruch.sal,  10.  April  1708.  Krieg.s-A., 
Römisches  Reich  1708;  Fase.  IV.  4. 

')  Thüngen  an  den  Hofkriegsrath.  Bruch.sal,  'S.  und  20.  Ajiril  1708.  Kriegs-A., 
Römisches  Reich  1708;  Fase.  IV.  5  und  8. 


283 

Campagne  am  15.  Mai.  Die  ganze  Cavallerie  gedachte  er  hinter  der 
Kinzig  zu  versammeln  und  die  Fouragirungen  auf  den  schönen 
Wiesen  um  Willstett  zu  beginnen  *1. 

Nach  dem  Scheitern  der  Expedition  gegen  Schottland  musste 
V  i  1 1  a  r  8  die  Vorgänge  auf  dem  linken  Rhein-Ufer  scharf  im  Auge 
behalten,  seine  Verpflegung  für  die  Campagne  sicherstellen  und  die 
Werke  der  festen  Plätze  in  Stand  setzen.  Wie  unbestimmt  die  Nach- 
richten auch  lauteten,  welche  über  die  Stärke  der  Verbündeten  im 
Reich,  nach  dem  Elsass  gelangten,  alle  schienen  ihm  dafür  zu  sprechen, 
dass  zwei  Armeen  gebildet  werden  würden:  die  eine  am  Rhein,  die 
andere  an  der  Saar  und  Mosel.  Jene  würde  sich  defensiv  benehmen, 
diese  durch  Lothringen  in  die  Champagne  einzudringen  suchen  ■). 

War  die  Versammlung  der  Reichs-Armee  durch  die  falsche  Nach- 
richt von  der  Concentrirung  der  französischen  Rhein-Armee  und  deren 
Entsendungen  nach  Flandern  veranlasst  worden ,  so  bestimmte  um- 
gekehrt die  richtige  Kundschaft  von  der  Truppen-Zusammenziehung 
zwischen  Bruchsal  und  Philippsburg  den  hiedurch  sehr  beunruhigten 
Marschall  Villars  zur  gleichen  Massregel.  Er  verfügte  die  Ver- 
sammlung seiner  Hauptkräfte  hinter  den  Weissenburger  Linien.  Am 
18.  April  hatte  er,  zu  seiner  unangenehmen  Ueberraschung,  vom  Hofe 
Befehl  erhalten,  die  15  besten  Bataillone  und  ebenso  viele  Escadronen 
nach  dem  Luxemburgischen  abzusenden.  Sie  sollten  durch  13  Batail- 
lone und  14  Escadronen  ersetzt  werden,  welche  noch  in  der  Franche- 
Comte  in  den  Winterquartieren  lagen.  Auf  die  Vorstellungen,  welche 
Villars  im  Interesse  der  „wichtigsten  Grenze  des  Königreichs"  am 
20.  April  Ludwig  XIV.  machte,  gab  dieser  2  Infanterie-  und  3  Caval- 
lerie-Regimentern  Gegenbefehl;  der  Ersatz  für  die  am  20.  nach  Luxem- 
burg in  Marsch  gesetzten,  konnte  die  Linien  an  der  Lauter  freilich 
erst  zwischen  11.  und  15.  Mai  erreichen.  Inzwischen  hatte  Ludwig  XIV. 
beschlossen,  Villars  nach  der  Dauphine  zu  versetzen  und  an  die 
Spitze  der  Rhein -Armee  den  Ex  -  Churfürsten  von  Bayern,  mit 
Marschall  Berwick  au  der  Seite,  zu  stellen').  Bis  zu  ihrem  Ein- 
treffen führte  nun    Du    B o u r g  das  Commando *). 

Im  Hauptquartier  der  Reichs-Armee  war  man,  dank  dem  treff- 
lichen Kundschafts-  und  Nachrichtendienste,  welchen  namentlich  General- 

*)  Archives  du  depot  de  la  guerre,  vol.  2091,  Nr.  79.  Memoires  militaires 
(Pelet)  VIII. 

2)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 

■*)  Siehe  Kriegsjjläne  und  Wahl  der  Feldherren  S.  49. 

*)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 


284 

Major  Hoff  mann  zu  Landau  eingerichtet  hatte,  von  den  Vorgängen 
im  Elsass  im  Wesentlichen  wohl  unterrichtet.  Man  wusste  aus  Hoff- 
mann's  Meldungen  vom  26.  und  28.  April,  1.  und  3.  Mai  *),  welche 
andere  bestätigten,  dass  der  Feind  sich  an  der  Lauter  und  hei  Fort 
Louis  concentrire,  Brückenmaterial  Rhein-ahwärts  gegen  Wirth  und 
Schreck  geschafft  habe  und  dass  ein  bedeutendes  feindliches  Detache- 
ment  nach  der  Saar  und  der  Mosel  ziehe.  Thüngen  meinte  hiernach 
seine  Truppen  noch  enger  versammeln  zu  sollen.  Am  8.  Mai  hatte  die 
Reichs-Armee  solche  Stellungen  inne,  dass  sie  jedem  feindlichen  Angriffe 
getrost  entgegensehen  mochte  ^).  Die  Besatzung  des  zumeist  bedrohten 
Landau  zählte  4160  Mann  Fussvolk,  156  Reiter,  50  kaiserliche  Artil- 
leristen und  30  Mineure,  endlich  27  Mann  der  ehemaligen  Renner'schen 
Frei  -  Compagnie  ^).  Die  Garnison  von  Freyburg  aber  bestand  aus 
5296  Mann,  worunter  freilich  nur  3523  Dienstbare  *).  Dabei  verfügte 
H  a  r  r  s  c  h  in  diesem  Platze  von  acht  Bastionen  und  zwei  weitläufigen 
Schlössern,  bei  einer  Dotation  von  68  Geschützen  und  12  Mörsern,  nur 
über  36  Büchsenmeister  ^). 


In  den  ersten  Tagen  des  Mai  hatte  man  frauzösischerseits  noch 
keine  Entschlüsse  für  den  Feldzug  gefasst,  eine  natürliche  Folge  des 
unzeitigen  Commando- Wechsels.  Vi  11  ars,  befi'agt,  scheint  gerathen  zu 
haben,  die  Armee  ehestens  zwischen  Drusenheim  und  Fort  Louis  zu 
versammeln,  —  Berwick  dagegen  entwickelte  den  Gedanken,  die 
Lauterburger  Linien  durch  ein  ausreichendes  Corps  zu  decken,  die 
Armee  aber  auf  dem  rechten  Rhein-Ufer  hinter  der  Einzig  zusammen- 
zuziehen und  dann  einen  Versuch  zu  machen,  die  Linie  von  Ettlingen 
zu  forciren  "J. 

Inzwischen  hatte  D  u  B  o  u  r  g  auf  die  Nachricht ,  dass  sich 
zwischen    Villingen    und    Rothweil     ein    beträchtliches    Corps    sammle, 

')  Kriegs-A.,  Rüniisdies  Reich  1708;  Fase.  IV.  ad  10  b;  Fase.  Y.  ad  1  c,  ad  4e 
und  ad  4d. 

^)  Tliiiiigen  an  den  Hofkriegsratli.  Bruclisal,  4.  und  8.  Mai  1708.  Krie<fs-A., 
Küiiiisehes  Reich  1708;  Fase.  V.  4  und  6. 

^)  Truppenkörper:  Nassau-Weilhurg,  HofFmann  v.  LöweufeMt,  Olnist  von  Sachsen 
und  Obrist  von  Uslar.  Die  96  kaiserlichen  Huszareu  gehJirten  den  Reginiontern 
Kolunits,  Eszterhazy  und  Lehoczky  au,  der  Rest  der  Reiterei  der  iuistlich  Anlialt'schen 
Compagnie  zu  Pferd.  Krieg.s-A.,   Röuiisclies  Reich   1708 ;   Fase.   V.  8. 

*)  Sie  gehörten  den  Regimentern  Erlaeh,  Nideroest,  Baden,  Salzburg,  dem 
bayerischen  Kreis-Bataillon  und  Ilildesheim  an.  Krieg.s-A.,  Römisches  Reich  1708; 
Fase.  V.  ad  6  a. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708 ;   Fase.  IV.  ad  3  a. 

•)  Memoires  niilitaires  (Pelet)  VIII. 


285 

bestimmt,  nach  Freyburg  zu  rücken,  am  13.  Mai  nach  Alt-Breisach 
vier  Escadronen  gesandt  und  einige  aus  der  Franche- Conitc  heran- 
kommende Truppen  in  der  Gegend  von  Colmar  Halt  machen  lassen. 
Um  den  unteren  Elsass  war  er  weniger  besorgt,  da  zwischen  Sti-ass- 
burg  und  Weissenburg-Lauterburg  bereits  47  Bataillone  und  45  Esca- 
dronen lagen.  Berwick  am  16.  Mai  zu  Strassburg 'j  angekommen, 
billigte  die  Anordnungen  Du  Bourg's,  sowie  dessen  Absicht,  auf  dem 
rechten  Ivhein-Ufer  bei  Kehl  ein  Reiter-Corps  lagern  zu  lassen.  Am 
17.  Mai  überschritt  sonach  der  Marquis  de  Vi v ans  mit  19  Esca- 
dronen, welche  aus  der  Landschaft  Messin  und  der  Franche  -  Comte 
gekommen  waren,  den  Rhein  und  lagerte  sich  unter  den  Kanonen  von 
Fort  KehP). 

FML.  Mercy  hatte  inzwischen  seine  Regimenter  aus  den 
Dörfern  in  ein  Lager  gezogen.  Am  19.  Mai  erliess  Thüngen  an 
ihn  den  Befehl,  mit  seinem  fliegenden  Corps,  ohne  weitere  Weisungen 
einzuholen,  den  Umständen  gemäss,  aber  im  Einklänge  mit  La  Tour 
und  Rei  Schach  zu  handeln.  Das  Zimmer'sche  Regiment  sollte  auf 
dem  Dobel  verbleiben,  der  Verpflegsbedarf  auf  Landesfuhren  nachge- 
schoben werden,  ein  einzurichtender  Ordonnanz-Curs  die  rasche  Verbin- 
dung vermitteln.  —  An  demselben  Tage,  da  Thüngen  diese  Dispo- 
sition traf,  war  La  Tour  mit  den  Regimentern  Mercy  und  Lobkowitz 
im  Marsche  auf  Hornberg,  das  er  am  20.  erreichen  sollte  und  wohin 
sowohl  der  GrWM.  Baron  Roth,  als  auch  General-Major  vonPfuel 
dirigirt  waren  '^ ).  Diese  Verschiebung  der  Reichstruppen  gegen  die  Ett- 
linger  Linien  war  um  so  uothwendiger,  als  die  Concentrirung  der  Mosel- 
Armee,  seit  dem  9.  Mai  im  Werke,  ihr  bedeutende  Kräfte  entzogen  hatte. 

Am  21.  Mai  hatte  Thüngen  noch  kein  förmliches  Lager  schlagen 
lassen,  jedoch  stand  Alles  unter  Zelten  und  den  Linien  so  nahe,  dass 
ein  kräftiger  Widerstand  möglich  war  *j. 


Formirung"  der  Mosel- Armee.  —  Saint-Fremont's  Entsendung" 
nach  Homburg-.  —  Max  Emanuel's  Lagerung   bei  Licbtenau. 

Am  6.  Mai  hatte  nämlich  Feldmarschall  Thüngen  vom  Prinzen 
Eugen    Befehl    erhalten,    die    zu    seiner  Armee    bestimmten  Truppen 


')  Am  18.   Mai  dem  FML.  Keiscliach  iu  Freudenstadt  schon  bekannt.  Kriegs-A., 
Römisches  Eeich  1708",  Fase.  V.  ad  :iO  h. 
2)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 

^)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  V.  ad  20  b  und  c. 
*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.  V.  20. 


286 

der  Reichs-Armee  unverzüglich  abrücken  zu  lassen.  Demgemäss  war 
Obrist  Baron  Hauben  angewiesen  worden,  mit  den  zwei  besten  Batail- 
lonen und  der  Grenadier-Compagnie  des  Regiments  Baden  am  9.  Mai 
von  Frevburg  schleunigst  nach  Philippsburg  zu  rücken,  um  von  dort 
aus  im  Vereine  mit  zwei  Bataillonen  des  Regiments  Thüngen  und  den 
zwei  im  Solde  des  Kaisers  stehenden  würzburgischen  Regimentern 
nach  Nastetten  (zwischen  Cobleuz  und  Rhcinfelsj  zu  raarschiren. 
Nach  der  am  10.  Älai  zu  Bruchsal  ausgefertigten  Marschroute  sollten 
diese  Truppen  von  Philippsburg  aus  über  Brühl,  Mannheim,  Lampert- 
heim, Rohrheim,  Erleiden,  Treburg  und  Ostheim  nach  Kostheim  rücken, 
wo  sie  am  7.  l^Iarschtage  den  Main  überschreiten  und  weitere  Weisungen 
erhalten  sollten  ').  Ebenso  hatten,  nach  den  im  April  getroffenen  Ver- 
einbarungen, die  4100  zu  Oesterreichs  Contingent  gehörigen  Chur- 
pi'älzer,  und  zwar  die  im  Neuburg'schen  bequartierten  am  5.,  die  am 
Ober -Rhein  stehenden  am  10.  Mai  nach  Nastetten  aufzubrechen,  wo 
sie  spätestens  am  25.  Mai  einzutreffen  hatten. 

Die  im  Solde  der  Seemächte  stehenden  chursächsischen  Truppen 
hatten  seit  7.  April  Marschbereitschaft  ^).  Am  10.  Mai  wurde  im 
Einvernehmen  mit  den  Abgeordneten  von  Chur-Mainz,  Chur-Pfalz 
und  Darmstadt  ihre  Marschroute  nach  dem  Versammlungsraum  fest- 
gestellt. 

Die  hessischen  Truppen  hatten  sich  derart  in  Marsch  zu  setzen, 
dass  sie  spätestens  am  25.  Mai  zwischen  Rheinfels  und  Coblenz  ein- 
trafen. 

Der  Marsch  der  kaiserlichen  Reiter-Regimenter  nach  dem  Mittel- 
Rhein  ward  derart  geregelt,  dass  die  aus  Italien  gekommenen,  jetzt  in 
Bayern  stehenden  Cürassier  -  Regimenter  Pülffy  und  Falkenstcin  über 
Donauwörth  und  Hall  instradirt  wurden,  oberhalb  Ehrenbreitstein  über 
den  Rhein  zu  gehen  und  nach  Coblenz  zu  rücken  hatten.  Fels-Dragoner 
marschirten  aus  Böhmen  über  Eger,  Hanau  und  Frankfurt  ebendahin, 
wie  Reising-Dragoner  aus  Oberösterreich  über  Ingolstadt  und  Hall. 
Kollonits  -  Huszareu ,  auf  der  Postirung  im  SchwarzAvald,  wurden  am 
16.  Mai,  Splenyi-Huszaren,  aus  Italien  kommend,  ein  Monat  später  zvir 
Mosel-Armee  bestimmt.  Die  Feld-Artillerie,  eventuell  das  „lederne 
Brücken wcsen"  und  der  Generalstab  hatten  von  ihren  augenblick- 
lichen Standorten  direct  an  den  Rhein  zu  rücken,  wo  der  Proviant- 
Admodiator  Mohr,  nach  den  ihm  vom  General-Kriegscommissär  Leopold 
Grafen  Schlik  am  28.  April  ertheilten  Weisungen  zu  Rheinfels  und 

'j  Kriegs-A.,  Köinisclics  Keicli  1708;  Fase  V.  7  und  10. 
2)  Kiiegs-A.,  Kömischos  KeicL   1708;  läse.  IV.  ad    4(1. 


287 

Cobicnz  insgeheim  einen  dreissigtägigen  Vorrath  von  11.060  Brod- 
und  6410  Hafer-Portionen  derart  bereitzustellen  hatte,  dass  die  Fassung 
Ende  Mai  beginnen  konnte  *j. 


Max  Emanuel  von  Bayern  traf  am  21.  zu  Strassburg  ein 
und  fasste  alsbald  den  Entschluss,  ein  Corps  von  14  Bataillonen  und 
23  Escadronen  unter  dem  General-Lieutenant  8  a  i  n  t-F  r  e  m  o  n  t  ^),  zur 
Beobachtung  des  Gegners  am  23.  nach  Homburg  rücken  und  9  Batail- 
lone, welche  aus  der  Landschaft  Messin  nach  dem  Elsass  marschirten, 
zu  Bouquenom  halten  zu  lassen,  von  wo  sie  später  nach  den  Umständen, 
entweder  an  die  Mosel,  oder  nach  dem  Elsass  dirigirt  werden  sollten. 
Die  letzten  nach  dem  Ivhein  bestimmten  französischen  Truppen  konnten 
mit  ihren  Verpflegstrains  nicht  vor  dem  30.  Mai  an  Ort  und  Stelle 
sein.  Die  Gewitterwolke,  welche  an  der  Mosel  sich  zusammenzog 
fesselte  sofort  das  Auge  des  Ex-Churfürsten  und  bestimmte  ihn  zu 
einem  abwartenden  Verhalten.  Er  gedachte  den  Feldzug  in  dem  Sinne 
zu  eröffnen,  dass  er,  wenn  einmal  über  die  Absichten  und  Gruppirung 
der  feindlichen  Kräfte  im  Klaren,  volle  Freiheit  des  Handelns  behielt. 
Also  beschloss  er,  das  zu  Kehl  lagernde  Cavallerie-Corps  Khein-abwärts 
marschiren,  die  übrigen  Truppen  den  Strom  bei  Fort  Louis  über- 
schreiten zu  lassen  und  die  ganze  Armee  zu  Stollhofen  zu  concentriren. 
Von  Rastatt  aus  Hessen  sich  die  feindlichen  Linien  recognosciren  Eine 
Kriegsbrücke  bei  Münchhausen  geschlagen ,  sollte  die  Möglichkeit 
sichern,  rasch  das  linke  Ufer  zu  gewinnen,  wenn  die  Operationen 
der  Verbündeten  dies  erheischten.  An  eine  Offensive  in  grossem  Style 
dachte  auch  Max  Emanuel  nicht.  Ein  „glorreiches  und  vortheil- 
haftes"  Ende  des  bevorstehenden  Feldzuges,  ein  Festsetzen  in  der 
Gegend  von  Heilbronn,  wo  sich  bedeutende  Contributionen  einheimsen 
Hessen,  schien  ihm  nur  dann  möglich,  wenn  die  Reichstruppen  die 
Stellung  von  Philippsburg  aus  irgend  welchen  Gründen  aufgeben 
mussten.  Was  aber  konnte  Frankreich  dem  Prinzen  Eugen  an  der 
Saar  oder  an  der  Mosel  entgegenstellen,  wenn  die  französische  Rhein- 
Armee  einen  Verstoss  gegen  Süddeutschland  machte  ? ') 

Noch  deutlicher  sprach  der  Herzog  von  Berwick  das  Unbe- 
hagen aus,    das    die  Versammlung    von  Eugens  Armee    verursachte. 


*)  Kriegs-A.,  Kömisches  Keicli  1708;  Fase.  IV.  ad  4  und  5. 

2)  Nach  dem  Berichte  Max  Emauuel's  an  Philipp  V.,  Strassburg,  2(3.  Mai  1708 
zählte  Saint -Fremont's  Corps  15  Bataillone   und  20  Escadronen.  Correspondenz  etc. 

»)  Der  Ex-Churfürst  von  Bayern  an  Ludwig  XIV.  Strassburg,  25.  Mai  1708. 
Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 


288 

Er  legte  dem  Könige  sogar  oahe,  das  Detacliement  8  aiut-Fr  emon  t's 
von  Flandern  aus  zu  verstärken '). 

Ludwig  XIV.  genehmigte  die  Vorschläge  Max  Emanuel's 
und  B  e  r  w  i  c  k's.  Die  Versammlung  von  Enge  n's  Mosel- Armee  hatte 
alle  Pläne  und  Dispositionen  des  französischen  Monarchen  verändert 
Hatte  er  früher  gehofft,  seine  Feldherren  in  den  Stand  setzen  zu 
können,  offensiv  vorzugehen,  und  sich  geschmeichelt,  sie  würden  so 
gut  wie  gar  keinen  Widerstand  finden,  so  sah  er  sich  jetzt  auf  die 
Defensive  beschränkt  und  veranlasst,  die  Aufmerksamkeit  des  Herzogs 
von  Burgund  auf  die  Moselgegend  zu  lenken,  wohin  er  von  der 
Armee  von  Flandern  unter  Umständen  den  dortigen  Kräften  gleiche 
zu  detachiren  hatte.  Dem  Ex-Churfürsten  aber  stellte  er  es  anheim, 
erforderlichenfalls  mit  dem  grössten  Theile  der  Truppen  an  die 
Mosel  zu  rücken  und  B  e  r  w  i  c  k  oder  Du  B  o  u  r  g  am  Rhein  zu 
belassen. 

Am  24.  Mai  ging  ein  französisches  Corps  von  800  Pferden  nach 
Offenburg  vor.  Es  brachte  hier  in  Erfahrung,  dass  ein  Theil  der 
gegnerischen  Kräfte  gegen  die  Mosel  abmarschirt  sei,  dass  der  Chur- 
fürst  von  Hannover  demnächst  am  Rhein  eintreffen  werde  und 
dass  die  Linien  von  Ettlingen  in  gutem  Vertheidigungsstand  seien. 
Später  einlaufende  Nachrichten  drängten  Max  E  m  a  n  u  e  1  von 
Bayern  zu  einer  raschen  Entscheidung.  Er  konnte  nun  nicht  zweifeln, 
dass  die  Haupt-Armee  der  Verbündeten  sich  an  der  Mosel  formire. 
Also  entschloss  er  sich,  am  Rhein  30  Bataillone  und  ebensoviele  Esca- 
dronen  unter  Du  Bourg's  Befehl  zu  belassen,  mit  dem  Reste  aber 
demnächst  zu  S  aint-Fremont  zu  stossen.  Diesei"  hatte  am  27.  zu 
Bitsch  gelagert  und  kam  am  28.  nach  Hornbach,  wo  ihn  der  Befehl 
erreichte,  bei  St.  Johann  nächst  Saarbrücken  Stellung  zu  nehmen.  S aint- 
Fremont  ging  am  29.  nach  Homburg,  verweilte  hier  24  Stunden 
und  rückte  in  zwei  Älärschen  nach  Felckling  unweit  St.  Johann, 
wo  sich  am  2.  Juni  die  Truppen,  welche  der  Ex-Churfürst  ihm  zu- 
disponirt  hatte,  mit  ihm  vereinigten.  Er  verfügte  mit  diesen  über  36  Ba- 
taillone und  52  Escadronen. 

Die  bei  Kehl  gelagerten  Truppen  kamen  am  29.  nach  Bischofs- 
heim  und  am  31.  nach  Lichtenau,  wo  die  übrigen  Truppen  der  Armee 
zu  ihnen  stiessen.  Sie  zählte  ausser  den  9  Bataillonen  und  6  Esca- 
dronen unter  P  e  r  y,  welche  in  den  Linien  an  der  Lauter  *)  geblieben 
waren,  31   Bataillone  und  82  Escadronen. 

')  ßcrwifk  an  Liidwijj  XIV.  Strassliiirjr,  23.  Mai  1708.  Meiiioircs  niilitaires 
(Pelet)  VIII. 

■'j   Mt'moires   militaircs   (Pulet)   VIII. 


289 

Zwei  Tage  nach  dem  Erscheinen  der  800  französischen  Pferde 
vor  Uffenburg  stand  FML.  L  a  T  o  u  r  zu  Krum-Schiltach,  im  Qiiell- 
gebiet  der  Kinzig,  die  Regimenter  Mercy  und  Lobkowitz  erwartend, 
welche  an  diesem  oder  dem  folgenden  Tage  zu  ihm  stossen  sollten. 
Von  Feldmarschall  T  h  ü  n  g  e  n  am  28.  Mai  angewiesen,  im  Falle  eines 
Angriffes  der  Franzosen  auf  die  unteren  Linien,  den  General  Roth 
mit  einigen  Bataillonen  und  einem  Dragoner-Regiment  in  dem  Postirungs- 
Abschnitt  St.  Peter-Schiltach  zu  belassen,  selbst  aber  mit  dem  Reste  ihm 
zu  Hülfe  zu  eilen,  glaubte  La  Tour  diesen  Fall  eingetreten,  als  er 
am  3L  Mai  die  Bestätigung  der  Nachricht  erhielt,  der  Feind  sei  gegen 
Lichtenau  und  Schwarzach  marschirt.  Er  befahl  daher  dem  General- 
Major  von  Pfuel  am  L  Juni  mit  dem  Regimente  Erbprinz  und  dem 
Leib-Regiment  Dragoner  über  Altensteig  und  Neuenburg  gegen  Ettlingen 
zu  rücken,  wohin  La  Tour  selbst  an  diesem  Tage  über  Horb,  Weil 
die  Stadt  und  Pforzheim  zu  marschiren  gedachte.  Dasselbe  Ziel  gab  er 
dem  FML.  Mercy').  Kaum  hatten  die  Truppen  sich  aber  in  Bewegung 
gesetzt,  als  auch  schon  von  Thüngen  Befehl  kam:  alle  Truppen 
La  Tour  's  hätten  unverzüglich  auf  ihre  früheren  Posten  zurück- 
zukehren ^).  Wiewohl  Thüngen  von  dem  General-Major  Hof f mann 
Kunde  bekommen  hatte,  dass  Saint- Fremont  vonHagenau  gegen  Bitsch 
abgerückt  wäre  und  dass  weitere  Verstärkungen  nachfolgten;  wiewohl 
Kundschafter  meldeten,  die  französische  Rhein-Armee  wäre  durch  Ent- 
sendungen schon  so  geschwächt,  dass  sie  kaum  fähig  sei,  etwas  zu 
unternehmen  ^)  —  hielt  der  Feldmarschall  daran  fest,  sie  trage  sich 
mit  Absichten  gegen  die  Schwarzwald-Linien.  In  dieser  Auffassung 
war  er  umsomehr  geneigt,  einer  Mittheilung  Glauben  zu  schenken, 
welche  Graf  Traut  tm  ans  dorff  am  1.  Juni  von  Waldshut  aus 
ihm  hatte  zukommen  lassen  und  welche  lautete:  Max  Emanuel 
beabsichtige,  die  Reichs-Armee  durch  fortwährende  Alarmirungen  zu 
ermüden,  um  bei  guter  Gelegenheit  durch  den  Schwarzwald  nach 
Bayern  durchzubrechen  *).  Als  Thüngen  endlich  am  5.  Juni  von 
Kundschaftern  erfuhr,  der  Feind  habe  am  Morgen  das  Lager  von 
Lichtenau  abgebrochen  und  sei  hinter  den  Rhein  zurückgegangen,  bei 
Schwarzach  nur  12  bis  14  Bataillone  belassend,  verständigte  er  liievon 
sofort  die  ganze  Linie  mit  dem  Bedeuten,  der  Ex-Churfürst  mache 
zwar  Miene,  gegen  die  Mosel  zu  marschiren,  werde  sich  aber  plötzlich 


*)  Kriegs-A.,  Römisclies  Reich  1708 ;  Fase.  VI.  ad  6  b  imd  ad  6  c. 
■^)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VI.  ad  6  e. 

')  Kriegs-A,,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  V,  ad  27  6;  Fase.  VI  ad   1  f ,    ad  6  c, 
ad  6  f  und  ad  6  k. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VI.  ad  7  und  ad  8. 
FeldzUge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  19 


290 

nach  Ober-Elsass  wenden  und  bei  Alt-Breisach  oder  Hüningen  über 
den  Rhein  gehen,  um  die  Schwarzwald-Linien  zu  durchbrechen.  Der 
Feldmarschall  empfahl,  untereinander  stets  Verbindung  zu  halten,  den 
Feind  scharf  zu  beobachten,  seinen  Bewegungen  entsprechend  zu 
folgen  und  dann  derart  anzuschliessen,  dass  nirgends  eine  Oeffnung 
entstehe.  Für  das  Frikthal  und  die  Waldstädte  besorge  er  nichts, 
da  Frankreich  die  Schweiz  neuerdings  versichert  habe,  die  Neutralität 
achten  zu  wollen.  Man  könnte  daher  selbst  einige  Abtheilungen 
Schweizer  von  dort  zur  Hülfe  heranziehen  '). 


Abbruch  des  Lagers  von  Liclitenau.  —  Besetzung:  der  Lauter- 
Linie.  —  Verstärkung  Saint-Fremont's. 

Im  Hauptquartier  der  französischen  Rhein-Armee  trug  man  sich 
aber  —  wie  bereits  bekannt  - —  mit  ganz  anderen  Gedanken,  als 
T  h  ü  n  g  e  n  ihm  imputirte.  Man  hielt  sich  hier  vor  Augen,  dass  der  Feld- 
marschall in  den  Ettlinger  Linien  nur  25  Bataillone  und  30  Schwa- 
dronen befehlige,  dass  alle  übrigen  Truppen  aber  Castellaun  zu- 
strömten. Hiernach  hielt  man  Trier,  Homburg  oder  Saarlouis  für  das 
nächste  Object  der  gegnerischen  Hauptkraft. 

Saint- Fremont,  entschlossen  bei  Felckling  scharf  beobachtend 
stehen  zu  bleiben,  legte  sich  sein  Handeln  nach  diesen  drei  Operations- 
Richtungen  zurecht.  Am  3.  verstärkte  er  die  Besatzung  Homburgs 
um  ein  Bataillon  und  150  Pferde;  sie  sollte  dadurch  befähigt  werden, 
gegen  Kübelberg  und  Kussel  zu  entsenden.  Da  Saint-Fremont  weder 
zu  Coblenz,  noch  zu  Rheinfelden,  noch  endlich  zu  Kaiserslautern  Ver- 
pflegs- Vorkehrungen  in  grossem  Style  wahrzunehmen  vermochte,  schloss 
er,  der  Feind  beabsichtige  bei  Trarbach  über  die  Mosel  zu  gehen 
und  die  Vereinigung  mit  der  Armee  in  den  Niederlanden  anzustreben. 
B  e  r  w  i  c  k  war  anderer  Ansicht.  Er  muthmasste  ein  Zusammenwirken 
Prinz  Eugen's  mit  dem  Churfürsten  von  Hannover  und  dem  Herzog 
von  Marlborough  an  der  Mosel -Linie,  welcher  daher  die  vor- 
nehmste Aufmerksamkeit  zuzuwenden  sei.  Max  Emanuel,  derselben 
Ansicht  wie  B  e  r  w  i  e  k,  fand  den  Zeitpunct  gekommen,  die  Leitung 
dortselbst  persönlich  zu  übernehmen  und  eine  weitere  Verstärkung 
dorthin  zu  führen,  welche  ihm  die  numerische  Ueberlegenheit  sichern 
mochte.  In  dieser  Absicht  hatte  er  das  Lager  von  Lichtenau  am 
5.  Juni  abgebrochen,    den  Rhein  überschritten  und    seine  Armee  nach 

')  Kriegs-A.,  Kömisches  Reich  1708;   Fase.  VI.  ad  8  b. 


I 


291 

Hagenau  geführt.  Du  Bourg  war  an  demselben  Tage  nach  Seltz 
am  Rhein  gerückt  und  hatte  am  folgenden  die  Linien  der  Lauter 
bezogen.  30  Bataillone  und  37  Escadronen  waren  unter  seinem  Befehle 
bestimmt,  diese  Vertheidigungs-Linie  zu  behaupten. 

Max  E  m  a  n  u  e  1  und  B  e  r  w  i  c  k  eilten  über  Pfalzburg, 
Saargemünd  nach  Felckling,  wo  sie  am  9.  eintrafen.  Die  Truppen, 
welche  ihnen  unter  d'Hautefort  dahin  zu  folgen  hatten,  konnten 
des  anhaltenden  Regens  wegen  von  Hagenau  erst  am  7.  abrücken ; 
sie  kamen  am  8.  und  9.  nach  Bouquenom  und  Sarralbe,  wo  sie  so 
lange  verbleiben  sollten,  bis  die  Absichten  des  Feindes  deutlich  hervor- 
treten würden.  Die  57  Escadronen  Saint-Fremont's  wurden  nach 
Siersberg  dirigirt,  seine  ganze  Infanterie  aber  in  die  Ebene  von  Saarlouis. 
Saint- Fremont  wäre  dafür  gewesen,  einen  Verstoss  gegen  Kyrn 
zu  machen,  um  die  Verbündeten  auf  Coblenz  oder  Mainz  zurück- 
zuwerfen; Max  Emanuel  und  Berwick  hielten  Vorsicht  für 
gerathener. 

Während  beide  Feldherren  die  verschiedenen  Eventualitäten  ihrer 
schwierigen  Aufgabe  beriethen,  erhielt  Saint-Fremont  Nachricht,  pfäl- 
zische Truppen,  welche  schon  bei  Bingen  gestanden  und  die,  wie  man 
glaubte,  zur  Mosel- Armee  bestimmt  waren,  marschirten  Rhein-aufwärts. 
Gleichzeitig  meldete  Du  Bourg  den  Marsch  anderer  pfälzischer 
Truppen  von  Mannheim  gegen  Philippsburg  und  verlangte  Verstärkung. 
Sie  ward  ihm  gewährt.  Am  13.  rückte  Vieuxpont  mit  7  Batail- 
lonen und  6  Escadronen  von  Bouquenom  nach  Ingweiler,  wo  er  am 
folgenden  Tage  eintraf  *) ;  er  war  hier  beiden  Gruppen  gleichmässig 
zur  Hand. 

Du  Bourg,  welcher  unter  seinem  unmittelbaren  Befehl  nur 
28  Bataillone  und  33  Escadronen  zählte,  fürchtete  indess  weniger  die 
Ueberlegenheit  des  Churfürsten  von  Hannover,  als  vielmehr  eine 
Operation  Eugen's  über  Kaiserslautern  oder  über  Kreuznach  auf 
Landau.  In  diesem  Falle  wünschte  er,  dass  die  Armee  des  Ex -Chur- 
fürsten statt  zu  Saarlouis,  zu  Saargemünd  oder,  noch  besser,  zu 
Bouquenom  stünde.  Aber  Max  Emanuel  und  Berwick  dachten 
anders.  In  Ausführung  ihres  früheren  Entschlusses  lagerten  sie  am 
18.  Juni,  28  Bataillone  und  46  Escadronen  nächst  Saarlouis,  schoben 
12  Bataillone  und  11  Escadronen  mit  der  Artillerie  nach  Forbach  und 
beliessen  42  Escadronen  zu  Saargemünd  *). 


^)  Leyen    berichtet    darüber   am    29.    Juui.    Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708; 
Fase.  VII.  ad  1  c. 

*)  Memoire«  militaires  (Pelet)  VIII. 

19* 


292 

Wiewohl  man  im  Hauptquartier  der  Reichs- Armee  über  die  Bewe- 
gungen des  Feindes,  wie  gewöhnlich,  sehr  gut  unterrichtet  war ' ), 
liess  man  die  Franzosen  ihre  Kräfteverschiebungen  ganz  ungestört 
ausführen. 

Auf  der  Reise  zur  Armee  begriffen,  traf  Georg  Ludwig  von 
Hannover  am  9.  Juni  zu  Frankfurt  mit  dem  Prinzen  Eugen 
zusammen.  Vergebens  versuchte  der  Churfürst,  des  Prinzen  wahren 
Operationsplan  zu  erfahren*).  Zu  hoch  schätzte  Eugen  den  Werth 
seines  Geheimnisses !  Beliess  er  den  Churfiirsten  in  dem  Glauben  an 
eine  Cooperation;  regte  der  mächtige  Rückhalt,  welchen  die  Mosel- 
Armee  Eugen's  zu  gewähren  schien,  jenen  zur  Offensive  an,  die  nach 
der  inneren  Natur  der  Reichs  -  Armee  niemals  überkühn  ausfallen 
konnte ;  band  letztere  dadurch  grössere  feindliche  Kräfte :  so  kam  dies 
Eugen  wesentlich  zu  gut.  Im  Interesse  der  Hauptaction  musste  der 
Churfürst  in  der  Täuschung  erhalten  werden,  was  in  der  That  voll- 
ständig gelang. 

Von  Offensiv-Gedanken  erfüllt,  traf  Georg  Ludwig  am  14.  Juni 
bei  der  Armee  ein,  welche,  da  T  h  ü  n  g  e  n  krank ,  von  dem  frän- 
kischen General  Erffa  vorgeführt  wurde.  Sie  zählte  37  Bataillone 
imd  63  Schwadronen  ^).  Die  Truppen  waren  an  sich  gut,  aber  es  fehlte 
an  Artillerie,  Munition  und  an  Allem,  was  eine  Armee  operationsfähig 
macht,  insbesondere  an  Geld.  Die  Reichsoperations-Casse  war  leer. 
Gleich  am  Tage  nach  seinem  Eintreffen  bat  Georg  Ludwig  den 
Kaiser,  da  es  an  Reiterei  sehr  mangle,  ohne  genügender  Zahl  an  selber, 
Offensiv-Operationen  unausführbar,  das  Dragoner-Regiment  Prinz  Eugen, 
das  aus  Italien  gezogen  ward,  zur  Reichs-Armee  stossen  zu  lassen. 
Des  Churfiirsten  nächste  Sorge  ging  dahin,  die  Bespannungen  der 
Artillerie  und  des  Brückentrains  aufzubringen  und  durch  Verladung 
eines  dreiwöchentlichen  Vorrathes  an  Brod  und  Mehl  auf  Fuhrwerken 
die  Armee  von  den  stehenden  Magazinen  unabhängig  zu  machen.  So 
wie  dies  der  Fall,  gedachte  der  Churfürst  an  die  Invasion  des  Elsass 
zu  schreiten.  Zu  diesem  Ende  sollte  der  zu  Freudeustadt  lagernde 
FML.  Mercy  mit  seinem  und  dem  Cürassier-Regiment  Lobkowitz 
nebst  einigem  Fussvolk,  mit  Hülfe  der  bereits  Rhein-aufwärts  dirigirten 
„ledernen  Schiffbrücke^',  von  Freyburg  aus  oberhalb  Breisach  über 
den  Strom  gehen,  gleichzeitig  aber  die  Armee,  so  stark  sie  nur  formirt 


*)  Kriegs-A.,  Komisches  Keieli  1708;  Fase.  VI.  ad  8  c,  ad  8  d,  ad  10  a  und  d, 
ad   12  a  und  b,  ad  13. 

*)  Siehe  den  Bericht  an  den  Kaiser.  Frankfurt,  11.  .Juni  1708.  Supideinent- 
Heft,  S.  112,  Nr.  69. 

*)  Siehe  den  Anhang. 


293 

werden  konnte,  im  Rheinthale  aufwärts  rücken,  um  über  eine  weni<i;e 
Stunden  oberhalb  Strassburg  zu  schlagende  Brücke  gleichfalls  in  den 
Elsass  zu  dringen.  Die  Verwirrung  des  Feindes  zu  vermehren  und 
vielleicht  auch  M  e  r  c  y's  Rhein-Uebergang  zu  protegiren,  war  vom 
Genei'al  d'Arnan  ein  ,,geheimer  Anschlag"  ausgeheckt  worden.  Sechs- 
hundert kaiserliche  Soldaten  sollten  in  Bauerntracht  die  neutrale  Schweiz 
durchschleichen,  an  der  französischen  Grenze  zusammenstossen,  bewaffnet 
werden  und  in  die  Franche-Comte  einbrechen,  wo  ein  wegen  Religions- 
Verfolgung  ausgewanderter  Officier,  Namens  La  Braconniere,  einen 
Aufstand  zu  erregen  sich  angeboten  hatte.  Zur  Bewachung  der  Linien 
und  Sicherung  der  rückwärtigen  Lande  sollte  ein  Theil  der  Armee 
zurückbleiben. 

Diesen  complicirten  und  an  sich  schwachen  Plan  hatten  die 
Generale  H  a  r  r  s  c  h,  M  e  r  c  y  und  d'A  ]■  n  a  n  im  Auftrage  des  Chur- 
fürsten  in  eine  praktische  Form  zu  bringen.  Da  mau  im  Hauptquartier 
selbst  dafür  hielt,  dass  er  nur  dann  ausführbar  sei,  wenn  die  Mosel-Armee 
Eugen's  den  Feind  völlig  binde,  sandte  man  zur  Erzielung  einer 
genauen  Uebereinstimmung  den  kaiserlichen  GWM.  von  Weiters- 
heimb  in  das  Hauptquartier  des  Prinzen.  Jener  hatte  sein  Ziel  noch 
nicht  erreicht,  als  dem  Churfürsten  mit  einem  Schreiben  Marlborough's 
von  Prinz  Eugen  die  Mittheilung  zukam,  er  sei  mit  der  Mosel- Armee 
im  Marsche  nach  Flandern. 


Am  19.  und  20.  Juni  liefen  im  französischen  Hauptquartier  um- 
ständliche Berichte  über  die  Stärke,  die  Vertheilung  und  die  Absichten 
der  Verbündeten  ein.  Man  erfuhr,  Prinz  Eugen  habe  sich  nach  einer 
Zusammenkunft  mit  dem  Churfürsten  von  Hannover  nach  Schlangen- 
bad begeben,  wo  er  sich  noch  aufhalte.  Der  Churfürst  von  Hannover 
sei  nach  Heidelberg  zurückgekehrt.  Alle  Anordnungen  der  Verbün- 
deten zielten  auf  die  Belagerung  von  Homburg  und  Bitsch  ab.  — 
Sofort  beschloss  Berwick,  die  zu  Saargemünd,  Forbach  und  Ing- 
weiler  stehenden  Truppen  zu  Blieskastel  zu  versammeln.  Am  25. 
standen  18  Bataillone  und  65  Escadronen  daselbst;  Saint-Fremont 
mit  17  Bataillonen  und  40  Escadronen  war  zu  Saarlouis  verblieben; 
de  Lee  endlich  mit  1 1  Bataillonen  zu  St.  Johann  bei  Saarbrücken.  Der 
Grundgedanke  auch  dieser  Bewegung  war  ein  rein  defensiver.  Man 
wollte  allen  denkbaren  Operationen  der  Verbündeten  unter  möglichst 
günstigen  Bedingungen  entgegentreten  können  '). 

*)  Umsonst  vei'siclierte  Veudoiue  in  einem  Schreiben  vom  15.  Jmii  1708  aus 
dem    Lager    zu    Braisue    (Memoires    militaires  [Pelet]   VIII.),    Prinz    Eujion's    Armee 


294 

Sowie  das  Lager  von  Blieskastel  eingerichtet  war,  besichtigten 
Max  Eraanuel  und  Berwick  Homburg,  Sie  fanden  den  Platz 
in  gutem  Vertheidigungstande  und  in  der  Nähe  eine  vortreffliche 
Armee-Stellung.  Berwick  glaubte  Ludwig  XIV.  bezüglich  Hom- 
burgs und  der  Linien  an  der  Lauter  beruhigen  und  ihn  versichern 
zu  können,  dass  er  einen  Versuch  Eugen's  die  Saar  zu  überschreiten, 
rechtzeitig  verhindern  werde.  —  Gleichzeitig  beruhigte  er  Du  Bourg 
über  die  von  ihm  befürchteten  Operationen  Eugen's.  Die  Ueber- 
schreitung  der  Nahe  durch  den  Letzteren,  würde  genügende  Zeit 
gewähren,  dem  Elsass  zu  Hülfe  zu  kommen. 

Welche  Gründe  den  Prinzen  Eugen  abhielten,  sich  au  die 
Spitze  seiner  Armee  zu  setzen,  warum  diese  letztere  ihre  Versamm- 
lung so  auffallend  langsam  vollzog,  vermochte  man  im  französischen 
Hauptquartier  nicht  zu  enträthseln  *). 


könne  nicht  mehr  als  26.000  Mann  zählen.  Es  sei  demnach  zn  hoffen,  die  Rhein- 
Armee  werde  daher  nicht  nur  in  der  Lage  sein,  den  Unternehmungen  Eugen's 
entgegenzutreten,  sondern  ihn  selbst  zu  schlagen  suchen.  Berwick  antwortete  hier- 
auf am  22.  Juni  aus  dem  Lager  von  Saarlouis :  Die  Feinde,  der  Churfürst  von 
Hannover  und  Prinz  Eugen,  sind  zum  mindesten  so  stark,  wie  wir.  Wenn  man 
will,  dass  wir  angriffsweise  verfahren,  muss  man  uns  hiezu  befähigen,  d.  h.  uns 
überlegen  machen;  „denn  Sie  wissen  besser  als  irgend  jemand,  dass  dies  mit 
gleichen  Kräften  nicht  angeht".  „Zwischen  der  Mosel  und  dem  Rhein  können  wir 
nichts  unternehmen.  Erstens  weil  die  feindlichen  Plätze  zu  entfernt  sind  und  das 
Land  so  schlecht,  dass  es  uns  sehr  schwer,  um  nicht  zu  sagen,  unmöglich  wäre,  zu 
subsistiren,  namentlich,  wenn  man  nicht  vom  Winter  her  darauf  vorbereitet.  Zweitens 
weil  der  Feind,  der  ebenso  stark  ist,  wie  wir,  überall  Stellungen  findet,  uns  aufzu- 
halten, wenn  er  schon  nicht  schlagen  will.  Das  Land  eignet  sich  hiezu  besser  als 
eines,  denn  überall  zeigt  es  Wälder,  Engpässe,  Berge.  Die  Seitenwege  sind  fast  un- 
benutzbar, so  dass  man  genöthigt  ist,  sich  an  die  grossen  Strassen  zu  halten  .  .  ."  „Am 
Rhein  aber  vermöchten  wir  vor  Bezwingung  der  Ettlinger  Linien,  welche  unmöglich 
ist,  wenn  die  Armee  dort  steht,  nicht  das  geringste  Ziel  anzustreben  ;  aber  selbst 
angenommen,  die  Linien  würden  aufgegeben  oder  forcirt,  was  beginnen  wir,  wenn 
die  Feinde  sich  auf  Philippsburg  repliiren?  Sollen  wir  ohne  Plätze,  ohne  Magazine 
in  ein  feindliches  Land  eindringen?  Werden  wir  uns  darin  festsetzen  können,  wenn 
wir  im  Rücken  einen  Feind  belassen,  der  uns  jede  Verbindung  mit  Frankreich  ab-, 
schneiden  wird  ?  Sollen  wir  den  Chiirfürsten  von  Hannover  und  den  Prinzen  Engen 
in  ihrem  Lager  bei  Philippsburg  angreifen?  Die  Manöver,  welche  wir  ausgeführt, 
haben  wir  in  der  Absicht  gemacht,  Ihnen  die  Ueberlegenheit,  welche  Sie  über  den 
Herzog  von  Marl})orough  besitzen,  zu  bewahren  ....  Wir  werden  den  Churfürsten 
von  Hannover  und  den  Prinzen  Eugen  beobachten  und  ich  hoffe,  sie  werden  uns 
nicht    erdrücken  können.  Wenn  sie    zu    Marlborough  Verstärkung  entsenden ,  werden 

wir  ein  Gleiches  thun "    Memoires  militaires  (Feiet)  VIH. 

')  Memoires  militaires  (Pelet)  VIH. 


295 


Die  Concentrirung  der  Mosel-Armee.  —  Ihr  Abmarsch  nach 
Maastricht.  —  Berwick's  Parallelmarsch  g-egen  Namur. 

Die  Versammlung  der  Mosel-Armee  hatte  sich  in  der  That  fünf 
Wochen  später  vollzogen,  als  Prinz  Eugen  mit  dem  Herzog  von  Marl- 
b  0  r  o  u  g  h  im  Haag  vereinbart  hatte.  Statt  am  20.,  spätestens  am 
25.  Mai,  marschbereit  zu  sein,  war  sie  es  erst  am  28.  Juni. 

Charakteristisch  für  die  Schwierigkeiten,  welche  Prinz  Eugen 
als  Armee  -  Commandant  zu  besiegen  hatte,  sind  die  mannigfachen 
Ursachen,  welche  der  so  verspäteten  Versammlung  der  MoselArmee 
zu  Grunde  lagen. 

Was  zunächst  das  kaiserliche  Contingent  derselben  be- 
trifft '),  so  fehlte  es,  wie  allezeit,  an  Geld,  die  Regimenter  schlagfertig 
und  marschbereit  zu  machen.  Im  April  1708  wusste  das  Feld-Kriegs- 
commissariat  noch  nicht,  ob  und  wie  das  Erforderniss  für  die  Mosel- 
Armee  (499.031  Gulden)  bedeckt  werden  würde.  Dabei  hatte  z.  B.  das 
Regiment  Baden  in  zwölf  Monaten  nur  für  zwei  Bezahlung  erhalten. 
Die  den  Regimentern  in  den  einzelnen  Erblanden  angewiesenen  Summen 
mussten  zum  Theile  noch  im  Mai  im  Wege  der  Militär -Execution 
eingetrieben  werden.  Der  Zustand  der  kaiserlichen  Artillerie  im  Reiche 
war,  wie  bereits  erwähnt,  ein  jämmerlicher. 

Wiewohl  es  dem  Regimente  Baden  an  Geld,  Monturen,  Zelten 
und  allen  sonstigen  Erfordernissen  gefehlt,  hatte  es  sich  doch  gleich 
nach  Erhalt  des  Marschbefehls  in  Bewegung  gesetzt  und  schon  am 
10.  Mai  Pforzheim  erreicht.  Das  Regiment  Thüngen  war  am  16.,  die 
beiden  würzburgischen  Regimenter  waren  am  18.  Mai  von  Philipps- 
burg aufgebrochen.  Als  Prinz  Eugen  zu  Frankfurt  eintraf  (10.  Juni), 
waren  diese  vier  Regimenter  bereits  an  der  Mosel  vereinigt. 

Von  der  kaiserlichen  Reiterei  erreichten  die  Cürassier-Regimenter 
Palffy  und  Fels  zuerst  den  Sammelraum.  Palffy  -  Cürassiere  hatten 
am  3.  Juni  Donauwörth  passirt,  kamen  am  15.  in  die  Gegend  von 
Frankfurt,  aber  erst  am  24.  nach  Guntershausen.  Der  hessische  Com- 
mandant von  Rheinfels,  General  Wersiers,  hatte  dem  Regimente 
den  Uebergang  über  die  dortige  Brücke  verwehrt,  der  Erbprinz  von 
Hessen  aber,  um  Abhülfe  angegangen,  erklärt,  ohne  Vorwisseu  seines 
Vaters  nichts  verfügen  zu  können.  Prinz  Eugen  hatte  sich  brieflich 
an  den  Landgrafen  wenden  und  die  gute  Mannszucht  seiner  Truppen 
damit  verbürgen  müssen,  dass  er  selbst  am  21.  in  jene  Gegend  komme*). 


')  Siehe  Rüstungen  S.  64  u.  67. 

*)  Siehe  Supplement-Heft,  S.  123,  Nr.  77. 


296 

Endlich  liess  der  Landgraf  sich  erweichen.  Inzwischen  aber  hatte 
Fels  von  Coblenz  eine  iiieo;ende  Brücke  nach  Braubach  bringen 
lassen,  wo  sein  Regiment  überging. 

Falkeustein  -  Cürassiere  hatten  Donauwörth  am  6.  Juni  passirt 
und    defilirten    am  Morgen    des  25.  über    die  Brücke  von  Rheinfels'). 

Reising- -  Dragoner  erreichten  erst  am  21.  Juni  Helmstädt  im 
Odenwald,  gingen  am  25.  zu  Rüsselsheim  und  Kostheim  liber  den 
]\rain  und  am   27.  zu  Rheinfels  über  den  Rhein. 

Die  zur  Mosel- Armee  bestimmten  12  Feldgeschütze  zogen  am 
26.  Juni  Morgens  von  Ettlingen  nach  Coblenz  ab. 

Was  endlich  die  Beistellung  der  Fuhrwerke  und  Bespannungen 
für  den  Transport  der  Artillerie,  Munition  und  Requisiten  und  schliess- 
lich der  Verpflegsvorräthe  anlangt,  so  erklärten  sich  Chur- Mainz, 
Trier,  Cöln,  der  oberrheinische  Kreis  (und  nachträglich  auch  Chur- 
Pfcüz)    erst    auf   dem    Congresse    von  Coblenz    (4.  Juni)  hiezu  gewillt. 

Anderer  Art  waren  die  Schwierigkeiten,  welche  die  Reichsfürsten 
erhoben,  deren  Contingente  zur  Mosel  -  Armee  stossen  sollten.  Das 
hessische  Contingent  *)  hatte  seinen  Sammelplatz  Nastetten  zwar 
schon  am  13.  Mai  verlassen,  um  nach  Castellaun  zu  rücken.  Der 
Erbprinz  von  Hessen  weigerte  sich  aber,  wie  bereits  erwähnt,  unter 
dem  Befehle  des  Feldmarschalls  Grafen  von  Nassau- Weil  bürg  zu 
dienen  und  machte  geltend,  die  Seemächte  hätten  zugesagt,  er  werde 
unmittelbar  hinter  Prinz  Eugen  rangiren.  Mitte  Juni  noch  drohte 
der  Landgraf,  er  werde,  falls  der  Erbprinz  kein  selbstständiges  Com- 
mando  erhalte,  seine  Truppen  gar  nicht  marschiren  lassen. 

Die  chur  sächsischen  Truppen ')  hatten  gleichfalls  am  13. 
und  14.  Mai  schon  ihre  Quartiere  verlassen  und  standen,  wie  das 
kaiserliche  Fussvolk,  am   10.  Juni  bereits   an  der  Mosel. 

Am  meisten  hatte  die  rechtzeitige  Versammlung  der  Armee  das 
ch urpfälzische  Contingent*)  verzögert.  Die  12  Bataillone  und 
15  Schwadronen  desselben  waren  im  April,  theils  in  den  Aemtern 
Heidelberg,  Mosbach  und  Bretten,  theils  im  Neuburgischen  gestanden. 
Der  Churfürst  von  der  Pfalz,  entschlossen,  sein  Contingent  nur  dann 
an    den    Operationen    der    Mosel-Armee    theilnehmen    zu    lassen,  wenn 

*)  Da  der  das  Rejiiiiient  befrleiteude  kaiserliche  Kriegs -Commissär  Gundel 
die  Durchzugskost  sammt  Vorspann-Gehühren  (1938  H.  48  kr.)  uicht  baar  bezahlen 
konnte,  wurde  er  von  General  Wersier.s  in  Haft  genommen,  in  welcher  er  bleiben 
sollte,  bis  die  Forderung  beglichen. 

2)  Siehe  Rüstungen  8.  89. 
=«)  Siehe  Rüstungen  S.  90. 
*)  Siehe  Rüstungen  S.    87. 


297 

die  Belehnunf^  mit  der  Ober-Pfalz  thatsächlich  erfolgt,  Hess  seine 
Regimenter  dem  Sammelplatze  nur  in  dem  Masse  näherrücken^  als  die 
Belehnungs-Frage  der  endliehen  Lösung  näher  zu  kommen  schien; 
er  stellte  ihre  Bewegung  aber  sofort  ein,  wenn  ein  neues  Hinderniss 
jene  Frage  zu  verschleppen  drohte.  Als  im  Mai  die  Belehnung  in  Sicht 
war,  gab  er  dem  mit  den  Regimentern  Isselbach,  Sachsen-Meiningen, 
Hatzfeld  und  Vell  im  Neuburgischen  (an  der  Donau)  stehenden  Christ 
Hund  he  im  Befehl,  bis  Frankfurt  zu  rücken;  dem  Feldmarschall 
Grafen  von  Nassau -Weilburg  aber  stellte  er  am  26.  Mai  anheim, 
mit  den  übrigen  im  Churfürstenthum  Pfalz  stehenden  Truppen  (Grena- 
dier-Regiment, Volkershofen,  Lindenfels,  Nassau-Preussen,  Leib-Regiment, 
Wittgenstein  und  Hann)  demnächst  bei  Mainz  und  Coblenz  über 
den  Rhein  zu  gehen.  Als  aber  in  den  „Gerechtsamen  Böhmens"  ein 
neues  Hinderniss  der  Belehnung  aufstieg,  wies  der  Churfürst  seinen 
Feldmarschall  an,  zu  Kostheim  solange  stehen  zu  bleiben,  bis  die 
Belehnung  erfolgt  sei.  Unter  diesen  Umständen  kam  der  Befehl 
E  u  g  e  n's  vom  L  Juni,  welcher  dem  Feldmarschall  vorschrieb,  die 
gesammten  Pfälzer  so  rasch  wie  möglich  an  die  Mosel  zu  bringen  und 
dafür  zu  sorgen,  dass  die  ganze  Armee  mit  viertägigem  Brod-  und 
Hafer- Vorrath  versammelt  und  marschbereit  werde,  nicht  zur  Aus- 
führung. Zu  Frankfurt  eingetroffen,  beschwor  der  Prinz  den  Chur- 
fürsten,  seine  Truppen  weitermarschiren  zu  lassen.  Er  verwies  auf  die 
augenscheinliche  Gefahr,  in  welcher  die  wenigen,  auf  dem  linken 
Rhein-Ufer  stehenden  Truppen  schwebten,  vom  Feinde  übermächtig 
angefallen  zu  werden ;  er  wäre  in  diesem  Falle  gezwungen,  sie  wieder 
hinter  den  Strom  zu  ziehen,  indess  die  Verbündeten  in  ihn  drängen, 
die  Operationen,  wie  vereinbart,  zu  beginnen  ').  Wiederholt  bat  er  den 
Kaiser,  die  Restitution  zu  vollziehen.  Am  14.  Juni  verständigt,  sie  sei 
am  10.  zu  Regensburg  vom  churfürstlichen  Collegium  beliebt  und  ein 
eigener  Courier  zur  Einholung  der  kaiserlichen  Ratification  nach  Wien 
gesandt  worden,  bestürmte  er  den  Churfürsten  von  der  Pfalz  aufs 
Neue  ^).  Nun  sollten  die  zu  Lampertheim  stehen  gebliebenen  und  die 
aus  dem  Neuburgischen  kommenden  Regimenter  am  18.  oder  19. 
Kostheim  erreichen.  Sie  überschritten  hier  am  20.  den  Main,  worauf 
die  Brücke  abgebrochen  und  über  den  Rhein  geschlagen  wurde.  Die 
Pfälzer  passirten  am  22.  den  Strom  zu  Mainz  und  rückten  an  diesem 
Tage  bis  Heidesheim  und  Nieder  -  Ingelheim ,  am  23.  nach  Wald- 
laubers,  wo  am  24.  gerastet  wurde.  Der  Marsch  durch  die  vielen 
und   langen  Defileen    hatte    die  Truppen    und    Bagagen    getrennt   und 

»)  Siehe  Supplement-Heft,  S.   108,  Nr.  67. 
«)  Siehe   Supplemeut-Heft,  S.   116,  Nr.   71. 


298 

erstere  ungemein  erschöpft.  Zudem  musste  man,  da  der  Sommer- Wald 
und  Kreuznach  von  feindlichen  Streifparteien  besetzt,  vorsichtiger 
marschiren. 

Nassau-Weilburg  versprach  Alles  aufzubieten,  um,  der  schlechten 
Wege  ungeachtet,  am  26.  oder  27.  Coblenz  zu  erreichen.  Da  er  aber 
diesen  Platz,  seines  Kriegsherrn  Befehl  nach,  nicht  früher  verlassen 
durfte,  als  bis  die  Investitur  erfolgt  sei,  bat  Eugen  am  18.,  22.  und  24. 
den  Kaiser  auf's  Neue,  sie  ungesäumt  zu  ertheilen  ').  Im  äussersten 
Falle  wolle  er  auch  ohne  die  Pfälzer  marschiren. 

Die  so  lange  verzögerte  Belehnung  ward  endlich  am  23.  Juni 
zu  Wien  vollzogen.  Nun  war  die  Theilnahme  des  pfälzischen  Contingents 
an  den  Operationen  der  Mosel-Armee  gesichert  vmd  nichts  mehr  ver- 
mochte Eugen  zu  hindern,  die  von  Marlborough  so  dringend 
verlangte  Bewegung  anzutreten. 

Der  Marsch  nach  den  Niederlanden  sollte  am  29.  Juni  angetreten 
werden  und  zunächst  Düren  von  der  ganzen  Reiterei  am  2.,  von  dem 
gesammten  Fussvolk  am  4.  Juli  erreicht  werden,  „Der  besseren  Com- 
modität  willen"  ward  die  Mosel-Armee  für  den  Marsch  in  drei  Corps 
gegliedert.  Die  Kaiserlichen  und  die  beiden  würzburgischen  Regi- 
menter bildeten  unter  dem  Befehle  des  FML.  Grafen  von  Fels  das 
I.,  die  hessischen  und  sächsischen  Truppen  unter  dem  Erbprinzen 
von  Hessen  das  IL,  die  Pfälzer  unter  dem  Feldmarschall  Grafen  von 
Nassau-Weilburg  das  III.  Corps.  Alle  Truppen  hatten  sich  bis 
einschliesslich  5.,  womöglich  aber  6,  Juli  mit  Brod,  bis  inclusive  4.  Juli 
mit  Hartfutter  zu  versehen. 

Das  I.  Corps  hatte  die  Mosel  am  29,  Juni  bei  Alken  zu  über- 
schreiten, über  Kempenich,  Ahrweiler  und  Bullesheim  am  4.  Juli 
Düren  zu  erreichen,  dort  am  5.  zu  rasten  und  Brod  zu  fassen  und 
über  St,  Jörvis  und  Simpel wald  am  8,  zu  Maastricht  einzutreffen,  — 
Die  Reiterei  des  Corps  hatte  über  Alken,  Königsfeld  und  Rheinbach 
nach  Düren  zu  rücken,  dort  am  3,  zu  rasten  und  Brod  zu  fassen  und 
über  Roldac  am  5.  Maastricht  zu  gewinnen. 

Das  IL  Corps  hatte  dem  I.  auf  dem  Fusse  zu  folgen  und  immer 
höchstens  eine  Stunde  von  ihm  entfernt  zu  lagern. 

Das  III,  Corps  hatte  die  Mosel  am  29,  Juni  zu  Coblenz  zu  über- 
schreiten, bis  Kettig  zu  rücken  und  am  30,  zwischen  Bodendorf  und 
Sinzig  zu  lagern,  Indess  das  Fussvolk  am  1.  Juli  rastete,  hatte  die 
Reiterei  des  Corps  an  diesem  Tage  bis  Rheinbach  zu  rücken,  sich, 
dort  mit  der  kaiserlichen  zu  vereinigen  und    mit    ihr  nach  Maastricht 


•)  Siehe  Supplemeut-Heft,  S.   120,   Nr.  70;  S.  125,  Nr.  80  xiiul  S.  127,  Nr.  81 


299 


zu  marschiren.  —  Das  Fussvolk  des  Corps  hatte  am  2.  Juli  zu  Ecken- 
dorf zu  lagern,  sich  am  3.  zu  Bullesheim  mit  dem  des  I.  Corps  zu 
vereinen  und  mit  ihm  nach  Maastricht  zu  rücken  *). 


Die  peinliche  Ungewissheit  über  Eugen's  eigentliche  Absichten 
währte    im    französischen  Hauptquartier  bis  zum  30.  Juni.    An  diesem 
Tage  erfuhr  man,  der  Prinz  habe  sich  am  22.  nach  Coblenz  begeben; 
alle  Truppen  um  Castellaun,  sowie  die  Pfälzer,  seien  am  28.  ebendahin 
aufgebrochen;    bei  Alken  sei  über  die  Mosel  eine  Brücke   geschlagen 
worden.    Aus    diesen  Nachrichten,    welche    von   allen   Seiten    bestätigt 
wurden,  glaubten  die  französischen  Feldherren  nur  den   einen  Schluss 
ziehen  zu    können:    Eugen  beabsichtige,    nach   den   Niederlanden    zu 
marschiren,  sich  mit  Marlborough  zu  vereinigen.  Dass  der  Letztere, 
wie  man  von  Confidenten  wusste,  seinen  Verpflegs-Train  soeben  durch 
den  Ankauf  von  200  Wagen  vermehrt  hatte,  wurde  als  eine  besondere 
Beglaubigung  jenes  Schlusses    angesehen.    Dann  war  es   von   höchster 
Bedeutung,  ihm  keinen  Vorsprung  gewinnen  zu  lassen.  Aber  konnten 
jene    Vorbereitungen    nicht   blos    eine    Finte     sein,    Max    Emanuel 
von  Homburg  wegzulocken,  um  über  diesen  Platz  herfallen  zu  können? 
In  diesem  Dilemma  entschied  sich  das  französische  Hauptquartier  zur 
Deckung  Homburgs    8    Bataillone    und    35    Escadronen   unter    dTme- 
court   mit    dem  Auftrage    an    der    Blies    zu    belassen,    diese   Stellung 
erst  dann  zu  räumen,  wenn  der  Abmarsch  von  Eugen's  Armee  sicher 
sei;   mit  der  Hauptkraft  aber   beschloss   man,  an  die  Saar  zu  rücken, 
um    den  Uebergang    über    die    obere  Mosel    und    den  Abmarsch    nach 
Flandern  vorzubereiten.  Also  marschirte  Saint-Fremont  am  1.  Juli  mit 
dem  grössten  Theile  seiner  Truppen  von  Saarlouis  nach  Siersberg  und  am 
2.  mit  der    Spitze    bis   Remich.  An    demselben    Tage    verliessen    Max 
Emanuel  und  B  e  r  w  i  c  k  mit  dem  grössten  Theile  der  Truppen  das 
Lager   von  Blieskastel  und  rückten  nach  St.  Johann  bei  Saarbrücken; 
die  Truppen    allein    am    2.  nach  Forbach.    Als  die  beiden   Feldherren 
aber    zu    Saarlouis    erfuhren,    Eugen    habe    am   30.    die    Mosel  über- 
schritten   und    über    Andernach    und    Eyfeld    den    Mai'sch    nach     den 
Niederlanden  fortgesetzt,  erhielt  Saint-Fremont  die  Weisung,  am  3. 
mit    17  Bataillonen    und   26  Escadronen    den  Feind  beobachtend    von 
Remich  nach  Luxemburg    und    sofort  auf   dem  kürzesten    Wege  nach 
Namur    zu    marschiren.    Der    Rest    der    Truppen  ward    nach    Remich 
dirigirt  und  sollte  Saint-Fremont  folgen.  Am  4.  kamen  beide  Feld- 
herren mit  dem  grössten   Theil   der  Truppen   dort   an.   D'Hautefort 

1)  Siehe  Supplemeiit-Heft,  S.  137,  Nr.  87  und  S.  144,  Nr.  92. 


300 

erreichte  es  mit  10  Bataillonen  und  3  Escadronen  erst  am  6.  D'Ime- 
court  verblieb  mit  8  Bataillonen  und  16  Escadronen  zu  Neuhäusel  an 
der  Blies,  um  erforderlichenfalls  Du  Bourg  beispringen  zu  können- 
Die  Truppen,  welche  an  die  Brücke  von  Remich  dirigirt  worden, 
setzten  von  dort  in  drei  Abtheilungen  den  Marsch  nach  Flandern  fort. 
Die  erste  ganz  aus  Infanterie  bestehend,  unter  de  Lee,  am  5.,  die 
zweite  unter  de  la  ChTirtre  am  6. ;  die  dritte,  mit  welcher  B er w ick 
marschirte  •),  am  7.  Diese  drei  Abtheilungen  und  S  a  i  n  t  -  F  r  e  m  o  n  t's 
Corps  machten  zusammen  34  Bataillone  und  65  Escadronen  aus ''). 

Max  Emanuers  Rückkehr  an  den  Rhein.  —  Die  Brücke  von 
Neuburgweiler.  —  Unthätig'keit  der  Reichs-Armee. 

Max  Emanuel  von  Bayern  war  nur  ungern  auf  dem  deut- 
schen Kriegsschauplatze  zurückgeblieben.  Er  fand  es  seiner  Würde 
wenig  angemessen,  die  kleinste  der  Armeen  zu  befehligen ,  welche 
Ludwig  XIV.  im  Felde  hatte.  Er  hätte  sich  gerne  nach  Flandern 
begeben,  wo  die  Entscheidung  des  Jahres  fallen  musste.  Da  er  unter 
dem  Herzog  von  Burgund  nicht  dienen  mochte,  Ludwig  XIV. 
ihm  eine  ebenbürtige  Stellung  neben  seinem  Enkel  nicht  eini'äumen 
wollte,  schien  es  seinen  Interessen  am  angemessensteu,  am  Rheine  zu 
verbleiben.  Der  König  legte  ihm  dies  nahe  und  meinte,  die  Truppen, 
welche  der  Churfürst  von  Hannover  comraandire,  seien  nicht  nur 
die  mittelmässigsten  von  Deutschland,  sondern  auch  der  Zahl  nach 
kaum  ausreichend,  die  Linien  und  die  Plätze  an  den  Ufern  des 
Rheins  zu  bewachen.  Nichts  könne  den  Bayerfürsten  sonach  hindern,  an 
den  Speyerbach  zu  rücken  und  in  einem  Lande  des  Ueberflusses  den 
Monat  September  abzuwarten,  um  welche  Zeit  es  wohl  möghch  sein 
würde,  die  Rhein-Armee  durch  Zuschübe  von  Flandern  aus  operations- 
fähig zu  machen.  Also  hatte  der  Ex-Churfürst  den  Marschall  Berwick 
nach  Flandern  ziehen  lassen  und  nur  eine  Handvoll  Truppen  zurück- 
behalten. Ausser  jenen,  welche  unter  dlmecourt's  Befehl  zurück- 
geblieben, verfügte  er  nur  über  1  Bataillon  Artillerie  und  die  bayerischen 
Truppen  (5  Bataillone  und  20  Escadronen),  endlich  2  Compagnien 
wallonischer  Garden  im  Solde  Philip  p's  von  A  n  j  o  u.  Einschliesslich 
der  Truppen    im  Elsass  disponirte  Max  Emanuel    im  Ganzen    über 

*)  Marschall  Berwick  berichtet  am  7.  .Juli  dfiii  Chiirfürsten  Max  Emanuel,  der 
Gesandte  des  Herzogs  von  Lothringen  habe  ihn  auf  der  Rückkehr  vom  Prinzen 
Eugen  versichert,  die  ganze  Armee  desselben  sei  im  Marsche  nach  Flandern  l)egriffeu. 
Correspondenz  Max  Emannr-rs. 

*j  Bericlit  Max  Enianuer.s  an  rbilipi»  V.  Ilcmicli,  8.  Jitli  1708.  Cürresi)ondeuz 
Max  Eiiiauners. 


301 

42  Feld-Bataillone  und  69  P^scadronen,  die  Huszaren  nicht  inbegriffen  *). 
Der  o-rösste  Thoil  der  Bataillone  zählte  freilidi  nur  300  bis  400  Mann. 
Verpfleg-srüeksichten  hielten  einen  Theil  der  Truppen  bis  zum  9.  Juli 
zu  Reniich  fest.  Sie  wandten  sich  von  hier  gegen  Saarlouis.  D'Ime- 
court  verliess  Neuhäusel  am  8.  und  kam  über  Wörth  am  10.  und  11. 
nach  Weissenburg.  Der  Ex-Churfürst  begab  sich  über  Metz  nach 
Zabern  (Saverne),  wo  er  am   16.  anlangte. 

Nur  schwache  Besatzungen  waren  in  den  Plätzen  an  der  Saar 
und  der  Mosel  belassen  worden.  Um  das  Land  gegen  die  Streifzüge 
der  zu  Trarbach  und  Coblenz  verbliebenen  feindlichen  Huszaren  zu 
decken,  postirte  de  Reffuge  seine  Frei-Compagnien  zu  Saarburg, 
Saargemünd,  Homburg  und  Metz  und  in  dem  Räume  zwischen  der 
Nied  und  der  Seille. 

Inzwischen  war  Du  Bourg  im  Elsass  wohl  durch  bedrohliche 
Gerüchte,  nicht  aber  durch  gegnerische  Operationen  beunruhigt  worden. 
Gleichwohl  hatte  er  nicht  gesäumt,  alle  Anstalten  zur  Vertheidigung 
der  Rhein-Linie  zu  treffen.  So  Hess  er  am  10.  Juli,  auf  die  Nachricht, 
dass  die  lederne  Schiffbrücke  nach  Freyburg  transportirt  worden  ^),  zwei 
Dragoner-Regimenter  nach  Markolsheim  rücken.  Im  Falle  der  obere 
Elsass  angegriffen  wurde,  hatte  die  Landbevölkerung  den  Strom  ver- 
theidigen  zu  helfen.  Um  die  AUiirten  zu  hindern,  sich  der  Insel 
Hagenbach  zu  bemächtigen,  Hess  er  Vieuxpont  mit  20  Grena- 
dier-Compagnien  und  zwei  Dragoner-Regimentern  dieser  Insel  gegen- 
über Stellung  nehmen,  während  zwei  Bataillone  die  Redoute  von 
Motheren  zu  unterstützen  hatten,  welche  den  günstigsten  Uebergangs- 
punct  der  Verbündeten  unter  Feuer  nahm.  Von  d'Imecourt's  Truppen 
fouragirte  die  Cavallerie  zwischen  Weissenburg  und  Landau;  die 
Infanterie  kam  nach  Lauterburg ").  Die  Truppen  Max  E  m  a  n  u  e  l's  *) 
erreichten  am  17.  Ingweiler,  am  18.  Sultz.  Er  selbst  traf  am  20.  zu 
Hagenau  ein. 

')  Max  Emaiiuers  Bericht  au  Philipp  V.  Remich,  8.  Juli  1708.  Correspoudenz 
Max  Emanuers. 

2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.   21. 

^)  Berichte  des  General-Lieutenants  Grafen  Du  Bour<j  an  den  Churfürsten  Max 
Emanuel  und  den  Marscliall  Grafen  Arco,  aus  dem  Lager  von  Lauterburg,  vom  5., 
6.,  9.,  10.,  12.,  14.  bis  20.  Juli  1708.  In  jenem  vom  9.  Juli  heisst  es:  „La  cavalerie 
de  ce  camp  est  complette  et  en  tres  hon  etat,  et  il  est  arrive  quantite  de  recrues 
ä  Finfanterie,  ainsi  qu'elle  est  beaucoup  plus  nombretise  que  voixs  ne  l'avez  vue. 
II  n'y  a  pas  un  malade."  Correspoudenz  Max  Emanuel's, 

*)  Nach  Hoffmanu's  Bei'icht  vom  14.  Juli:  5  Regimenter  Reiterei,  5  Bataillone 
Infanterie,  3  Escadronen  Leibgarde,  2  Escadronen  Brüsseler  Garde,  24  Feldstücke 
und  3  Compagnien  Grenadiere.  Kriegs-A.,  Römisches   Reich  1708;   Kasc.  VII.  ad   32" 


302 

Die  Nachricht  von  Eugens  Abmarsch  nach  Flandern  hatte 
der  ganzen  Offensiv-Action  des  Churfürsten  Georg  Ludwig  die 
supponirte  Grundlage  entzogen.  Zu  dem  Verdrusse,  eine  liebgewordene 
Idee  aufgeben  zu  sollen,  trat  das  Gefühl,  planmässig  und  mit  Erfolg 
getäuscht  worden  zu  sein.  Zwar  wollte  der  Churfiirst  bis  Mitte  Juli 
trotz  der  veränderten  Sachlage  auf  seinem  ursprünglichen  Plan  be- 
harren ;  die  Verhältnisse  aber  waren  stärker,  als  er.  Die  Vorbe- 
reitungen für  die  Offensive,  namentlich  die  unendlichen  Verhandlungen 
über  die  Deckung  des  Pferdebedarfes,  nahmen  allein  die  Zeit  bis 
Mitte  Juli  in  Anspruch  *)  und  die  um  diese  Zeit  erfolgte  Rückkehr 
Max  Emanuel's  von  der  Mosel  an  den  Rhein  —  eine  Bewegung, 
deren  Einzelheiten  der  Churfürst  aus  den  täglich  einlaufenden  Mel- 
dungen ziemlich  genau  verfolgen  konnte  —  versetzte  das  Reichsheer 
umsomehr  in  gänzliche  Unthätigkeit,  als  der  Churfürst  die  feindliche 
Armee  an  Cavallerie  überlegen  hielt  und  alle  Bitten  um  Verstärkung 
und  Geld  fruchtlos  blieben. 

Diese  Unthätigkeit  Hessen  die  Franzosen  nicht  unbenutzt.  Als 
Max  Emanuel  am  20.  Juli  zu  Hagenau  eingetroffen,  war  ihm  ein 
Entwurf  Broglie's  vorgelegt  worden:  bei  Neuburgweiler  eine  Brücke 
zu  schlagen,  um  von  hier  aus  entweder  die  Ettlinger  Linien  anzu- 
greifen, oder  doch  wenigstens  durch  Bedrohung  derselben  die  Reichs- 
Armee  von  anderen  Unternehmungen  abzuhalten.  Max  Emanuel 
ging  darauf  ein  und  begab  sich  am  2L  nach  Weissenburg,  die 
Durchführung  persönlich  zu  überwachen.  Seine  Cavallerie  gelangte  an 
diesem  Tage  nach  Schweighofen ;  er  selbst  am  22.  nach  Neuburg. 
Nun  wurden  zunächst  2000  Grenadiere  mittelst  77  Schiffen  auf  die 
Insel  übersetzt  und  ungestört  dahin  eine  Brücke  geschlagen,  welche 
am  Morgen  des  23.  vollendet  war ').  Noch  an  diesem  Tage  ver- 
sammelte der  Ex-Churfürst  36  Bataillone  und  68  Escadronen  in  einer 
Position,  deren  linker  Flügel  zu  Minfeld,  deren  rechter  bei  Langen- 
Kandel »). 


I 


*)  Georg  Ludwig  an  K.  Joseph  I.  Mühlberg,  IG.  Juli  1708.  Kriegs-A.,  Römisches 
Reich  1708;  Fase.  VII.  ad  9  a. 

^)  Am  24.  Juli  1708  schreibt  Max  Emanuel  von  Langen-Kaudel  aus  an  Bervvick: 
„Je  u'ai  pas  fait  faire  ce  pont  en  inteution  de  deboiicher  et  d'y  faire  {)asser  l'armee 
mais  seulenient  pour  contenir  les  ennemis  et  leur  donner  uue  inquii'tude  continuelle, 
sans  rien  risquer  de  notrc  cote."  Correspondenz  Max  Emanuel's.  —  Kriegs-A., 
Römisches  Reich    1708;    Fase.  VII.  30,    eiii  gleichlautender  Bericht  Harrsch's. 

^)  Von  General-Major  Hoflfmann  schon  am  22.  .Juli  angekündigt.  Kriegs-A., 
Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.  25  und  26.  —  Oberst  Butlar's  Bericht  vum  24.  Juli 
(Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.  ad  33  b)  beziffert  die  .Stärke  dieses 
Lagers  mit   niclit  melir  als   115.000  Mann. 


303 

An  dem  Tage,  da  die  französisclie  Feld-Artillerie  das  Lager  von 
Langen-Kandel  bezog,  am  25.,  Hess  Broglie  den  Rheiuarm,  welcher 
die  Insel  Hagenbacli  vom  rechten  Ufer  trennte,  von  300  Grenadieren 
übersetzen,  jenseits  einen  Redan  aufwerfen  und  einen  Verhau  anlegen, 
der  nur  gegen  die  Ettlinger  Linien  und  die  Rastätter  Ebene  AuSfalls- 
öffnungeu  erhielt.  Bis  Kuppenheim  streiften  Broglie's  Huszaren  ').  In 
der  Lauter-Linie  standen  nur  6  Bataillone,  im  Fort  Louis  1,  zu  Alt- 
Breisach  2  Regimenter  Dragoner  ^). 

In  dieser  Stellung  lebte  die  Armee  allerdings  auf  Kosten  fremden 
Landes;  sie  hielt  in  einem  gewissen  Sinne  die  Hauptkraft  der  Ver- 
bündeten in  den  Ettlinger  Linien  fest;  ein  weiterer  Vortheil  war 
aber  nicht  anzustreben.  Der  Verlust  der  Schlacht  von  Audeiiarde 
(Oudenarde)  und  die  hieraus  resultirende  militärische  Situation  in  den 
Niederlanden  waren  bestimmend  für  das  Verhalten  der  Franzosen  am 
Rhein.  Sie  wagten  nichts  mehr  auf's  Spiel  zu  setzen  und  hielten  für 
das  Sicherste,  zu  Langen-Kandel  stehen  zu  bleiben. 


Der  Churfürst  von  Hannover  sandte  auf  die  Nachricht 
von  Broglie's  Festsetzung  auf  der  Insel  Hagenbach  die  Regimenter 
Oettingen-Dragoner,  Durlach  und  Reischach  gegen  Neuburgweiler.  Da 
es  im  Laufe  des  Sommers  fast  täglich  geregnet  hatte,  waren  alle  alten 
Rheinfahrten  und  Moräste  inundirt  worden.  An  eine  Vertreibung  des 
Feindes  war,  der  Situation  nach,  nicht  zu  denken.  Nach  Alarmirung 
desselben  zog  sich  das  Beobachtungs-Detachement  der  Reichs-Armee 
gegen  die  Linien  zurück.  FML.  H  a  r  r  s  c  h  verglich  treffend  den  neuen 
Uebergaugspunct  des  Ex-Churfürsten  einer  „Zwickmühle",  mit  welcher 
er  die  Reichs-Armee  in  ihren  Linien  festzuhalten  suche. 

Der  Bezug  des  Lagers  von  Langen-Kandel  durch  die  französisch - 
bayerische  Armee  erregte  im  Hauptquartiere  zu  Mühlberg  solche  Be- 
sorgnisse für  den  Brückenkopf  von  Philippsburg,  dass  am  Morgen  des 
25.  Juli  FML.  Leyen  mit  drei  Bataillonen,  wovon  zwei  in  die  Festung 
Landau  zu  werfen  waren,  dahin  dirigirt  wurde.  Ein  kleines  feindliches 
Corps,  das  die  Höhen  des  Mettersheimer  Hofes  besetzte,  konnte  näm- 
lich den  Brückenkopf  unbenutzbar  machen  und  durch  ein  feindliches 
Lager  am  Speyerbach  Landau  abgeschnitten  werden ").  Leyen,  noch 

*)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  Kviecjs-A.,  Kömisches  Reich  1708;  Fase.  VII. 
30  und  ad  33  e. 

^)  Max  Emanuel  au  Berwick.  Langen-Kaudel,  27.  Juli  1708.  Correspoudeuz 
Max  Emanuers. 

^)  HaiTsch  an  Prinz  Euo^en.  Hauptquartier  Kuielingeu  bei  Mühlberg,  26.  Juli  1708. 
Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.  VII.  30. 


304 

am  25.  zu  Philippsburg  eintreffend,  fand  den  Rhein  weit  ausgetreten 
und  einen  feindlichen  Annäherungsversuch  hier  vorläufig  unausführ- 
bar. Am  Abende  des  2(j.  Juli  Hess  Leyen  die  Regimenter  Uslar  und 
Lehoczky-Huszaren  und  zwei  Schwadronen  sachsen-gotha'sche  Dra- 
goner nach  Landau  marschiren  '), 

Wiewohl  man  im  Hauptquartier  der  Reichs- Armee  Nachrichten 
hatte,  dass  die  Bestürzung  über  den  Schlag  von  Audenarde  in 
Frankreich  gross  sei,  dass  in  der  Champagne  der  Ausschuss  aufgeboten 
und  gegen  die  Grenzen  der  Picardie  dirigirt  worden  sei^);  wiewohl 
der  Commandant  von  Landau  für  seinen  Platz  gar  keine  Besorgniss 
hegte ")  und  man  am  26.  durch  Kundschafter  erfuhr,  dass  im  Lager 
von  Langen-Kandel  nicht  Ein  schweres  Geschütz,  keine  verladene 
Schiffbrücke  und  im  Ganzen  mehr  Cavallerie  als  Infanterie*)  —  ver- 
hielt sich  die  Reichs-Armee  ganz  passiv.  Ende  Juli  zählte  sie  einschliess- 
lich des  Mercy'schen  Detachements  38  Bataillone  und  48  Schwadronen, 
—  die  feindliche,  Kundschaftsnachrichten  zufolge,  34  Bataillone  und 
43  Escadroneu,  wobei  noch  überdies  4  Regimenter  zu  Pferd  gegen 
Breisach  und  Hüningen  entsandt  und  dort  die  Landmiliz  und  der 
Arriereban  aufgeboten  waren.  Bei  solcher  Gleichheit  der  Kräfte  hielt 
mau  eine  Offensive  in  grösserem  Style  für  unräthlich.  „Und  dünket 
mich,"  schreibt  FML.  Harr  seh,  der  massgebende  Berather  des  Chur- 
fürsten  von  Hannover,  an  Prinz  Eugen,  „dieser  Landen  eine  gute 
Partie  zu  sein,  nichts  zu  verderben,  weil  wir  mit  einem  schlauen 
General  zu  thun  haben"  ^). 

War  die  Reichs-Armee  als  Ganzes  in  völlige  Unthätigkeit  ver- 
fallen, so  sollten  doch  Theile  derselben  angriflfsweise  auftreten.  Die 
grossen  Contributionen,  welche  der  Feind  nördlich  der  Lauter  eintrieb, 
drängten  das  Hauptquartier,  wenigstens  einen  Versuch  zu  machen,  sich 
im  Ober-Elsass  zu  entschädigen  oder  doch  durch  eine  kräftige  Diver- 
sion gegen  denselben  die  Hauptmacht  des  Feindes  zu  Entsendungen, 
d.  i.  zu  Schwächungen  zu  verleiten,  welche  sich  möglicherweise  aus- 
nützen Hessen.  Man  bestimmte  hiezu  den  FML.  Mercy,  der  am  20.  Juli 
mit  3000  Mann  Fussvolk  und  400  Pferden  *)  bei  Villingen  stand.  Auch 

')  Krieg8-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.  32. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reicli   1708;  Fase.  VII.  ad  33  a. 

3)   Krieg,s-A.,  Römisches  Reich  1708;   Fase.  VH.  ad  33  e. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.  ad  33. 

*)  Harrsch  an  Prinz  Eugon.  Knielinjjen,  26.  Jnli  1708.  Kriegs-A.,  Römisches 
Rcicli   1708;  Fase.  VII.  30. 

*)  Nach  Harrsch,  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.  30.  —  Thüngen 
(Kriegs-A.,  Römisches  Reicli  1708;  Fase.  VII.  32)  bozitrertMercy's  Corps  mit  3000Mann 
Fussvolk  und  2000  Reitern. 


305 

dachte  man  wieder  an  die  Durchfülirung  des  d'Arnan'schen  An- 
schlages, des  Einbruches  in  die  Franche-Comtc.  FML.  Mercy  auf  dem 
Schwarzwald,  gab  noch  immer  gute  Hoffnung  für  das  Gelingen  und 
sollten  die  von  Freyburg  hiezu  bestimmten  600  Mann  am  27.  Juli 
von  Villingen  abrücken. 

Beide  Unternehmungen  verliefen  im  Sande.  D'Arnan's  Expe- 
dition, welche  der  Action  Mercy's  als  Einleitung  dienen  sollte,  war, 
wenn  auch  nicht  in  den  Einzelheiten,  so  doch  im  Allgemeinen  von 
Wien  aus  zur  Kenntniss  der  Franzosen  gekommen  ').  Der  französische 
Gesandte  bei  der  Eidgenossenschaft  wirkte  sofort  auf  die  eben  zu 
Baaden  stattfindende  Tagsatzung,  wie  auf  die  zunächst  berührten 
Kantone  Basel  und  Solothurn,  welch'  letzteres  „durch  und  durch  franzö- 
sisch gesinnt".  Am  4.  August  schrieb  Trauttmansdorff  an  Harr  seh, 
der  Anschlag  sei  schon  allgemein  bekannt.  In  der  That  verlangte  schon 
am  folgenden  Tage  -)  eine  Deputation  der  Eidgenossenschaft  von  Trautt- 
mansdorff auf  Grund  des  Neutralitäts -Vertrages  vom  Jahre  1702  die 
Respectirung  ihres  Gebietes.  Gerade  jetzt  erschien  die  zur  Expedition 
bestimmte  Mannschaft  am  Ober-Rhein.  Sie  sollte  zu  Rheinheim,  unweit 
Zurzach,  denselben  überschreiten  und  Traut  tmansd or ff  unter  der 
Hand  Anstalt  treffen ,  damit  sie  ohne  Aufenthalt  über  den  Strom 
komme  und  über  Baaden  das  Rendez-vous  erreiche,  das  d'Arnan 
selbst  mit  einigen  Officieren  am  10.  August  über  die  Waldstädte  ge- 
winnen wollte.  Der  kaiserliche  Gesandte  zitterte  für  den  Neutralitäts- 
Vertrag  von  1702,  welcher  sich  für  die  vorderösterreichischen  Lande 
so  vortheilhaft  erwjiesen  und  dessen  Annullirung  grosse  Nachtheile 
nach  sich  ziehen  müsse  —  und  glaubte  die  Expedition  nicht  unter- 
stützen zu  können.  Die  Eidgenossenschaft  aber  zeigte  sich  fest  und 
hielt  d'A  r  n  a  n's  Mannschaft  thatsächlich  an  '). 

Churfürst  Georg  Ludwig  meinte  zwar ,  dass  wesent- 
lich T  r  a  u  1 1  m  a  n  s  d  0  r  f  f's  „unzeitige  Furcht"  die  Durchführung 
von  dArnan's  Anschlag  nicht  thunlich  erscheinen  lasse,  da  aber 
der  letztere  General  selbst  darauf  verzichtete",  berief  jener  den 
FML.  M  e  r  c  y  mit  seinem  Detachement  zur  Armee  zurück.  Man  hatte  im 
Hauptquartier    Nachricht,    der    Feind    habe     ein    grosses    Detachement 


*)  Georg  Ludwig  Churfürst  von  Hannover  an  K.  Joseph  I.  12.  und  23.  August 
1708.  Kriegs-A.,  Kömisches  Reich  1708;  Fase.  VIU.  16  und  Fase.  IX.  35,  desgleichen 
Saphorin's  Schreiben  an  Prinz  Eugen.  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VIII.  37 

2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VIII.  9,  ad  9  c  itnd  10  c. 

^)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VIII.  ad  9  a  und  b,  und  ad  10  a 
und  b.  —  Georg  Ludwig  an  K.  Joseph  I.  Mühlberg,  12  August  1708.  Kriegs-A.. 
Römisches  Reich  1708;   Fase.   VIII.  16. 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugeu  v.  Savoyeu.   U    Serie,  I.   Band.  30 


306 

nach  der  Dauphine  in  IMarseli  gesetzt  und  hoffte  gegen  ihn  um  so 
leichter  etwas  unternehmen  zu  können.  Georg  Ludwig  konnte 
sich  allerdings  schon  jetzt  der  Befürchtung  nicht  entschlagen,  dass 
der  Feind  die  zu  Mercy's  Beobachtung  Rhein-aufwärts  gesandten 
Trup])en  gleichfalls  an  sich  ziehen  werde.  Er  gedachte  daher  zu 
Mühlbcrg  das  Einrücken  Mercy's,  welches  am  20.  August  erfolgen 
sollte,  und  genaue  Berichte  über  das  Verhalten  jener  Truppen,  welche 
der  Ex-Churfürst  zu  Mercy's  Beobachtung  entsandt  hatte,  abzu- 
warten, um  dann  erst  über'sein  weiteres  Handeln  schlüssig  zu  werden'). 
Durch  Mercy's  Marsch  wurde  aber  der  Schwarzwald,  zu  dessen 
Bewachung  nur  500  Mann  zu  Fuss  und  300  Pferde  zurückgeblieben 
waren,  bedenklich  entblösst.  Dem  vorzubeugen,  verstärkte  der  Chur- 
fürst  jene  Truppen  durch  das  Enzbergische  Kegiment  und  forderte, 
da  dieses  nicht  hinreichte,  jene  Posten,  deren  sich  der  Feind  zu  seinen 
Streifzügen  bedienen  konnte,  zu  besetzen,  den  Schwäbischen  und 
C)esterreichischen  Kreis  auf,  den  Ausschuss  an  die  Linien  rücken  zu 
lassen.  Um  ihm  mehr  Halt  zu  geben,  theilte  man  ihm  einige  tüchtige 
( )fficiere  und  Soldaten  zu.  Dieses  Aufgebot  schien  um  so  nothwendigcr 
als  die  Linien  theils  unvollendet,  theils  noch  gar  nicht  begonnen  waren'). 


Du  B o u r g  schenkte  den  Meldungen  von  einer  Unternehmung 
der  Verbündeten  gegen  den  Ober  -  Rhein  anfangs  um  so  weniger 
Glauben,  als  er,  im  Besitze  der  Neuburger  Kriegsbrücke,  seine  eigene 
Stellung  für  eine  so  drohende  hielt,  dass  die  Verbündeten  sich  ver- 
anlasst sehen  mussten,  das  Corps,  das  sich  angeblich  hinter  dem 
Schwarzwald  sammelte,  zum  Gros  zu  ziehen.  Zudem  war  Du  Bourg's 
Aufmerksamkeit  vornehmlich  auf  die  Reiterei  gerichtet,  welche  von 
Landau  aus  den  französischen  Fourageuren  sehr  unbequem  wurde. 
Als  aber,  wenn  auch  verwirrte,  so  doch  im  Wesentlichen  überein- 
stimmende Nachrichten  von  3000  Pferden  unter  Mercy  bei  Furtwangen 
und  von  Abtheilungen  zu  Freudenstadt  und  Hornberg  sprachen,  sandte 
Max  Emanuel  zur  wirksamen  Vertheidigung  des  oberen  Elsass  am 
1.  August  ein  Bataillon  und  ein  Regiment  Dragoner  unter  de  Vi v ans 
nach  Breisach.  Kaum  hatten  diese  Truppen  sich  in  Marsch  gesetzt, 
erhielt  der  Ex-Churfürst  von  Ludwig  XIV.  Weisung,  ohne  Zeit- 
verlust 10  Escadronen  an  Villars  in  die  Dauphine    abzugeben.  Der 

»)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VIII,   10,   M  und  18. 

*)  Thnnpeu  an  den  Hofl<riegsrath.  Mühlboig,  17.  August  1708.  Kriogs-A., 
Komisches  Reich  1708;  Fase  VIII.  18.  und  Georg  Ludwig  an  K.  .Joseph  I.  Mühlberg) 
26.  August   1708.  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.   VIII.  10. 


307 

Bayerfürst  bestimmte  hiezu  das  bereits  abgerüekte  Dra^-oner-Re^iracnt 
und  Hess  die  Ergänzung  auf  10  Escadronen  sueeessive  naehrücken. 
Um  M  e  r  e  y  glauben  zu  machen,  sie  seien  zur  Vertheidigung  des 
oberen  Elsass  bestimmt,  Hess  er  sie  die  Strasse  nach  Colmar  ver- 
folgen *).  —  An  ihre  Stelle  sollen  10  Escadronen  (vier  Regimenter) 
aus  den  Niederlanden  nach  dem  Elsass  kommen  *).  Da  dieser  P^rsatz 
aber  nicht  vor  drei  Wochen  eintreffen  konnte,  nahm  Max  Emanuel 
Veranlassung,  Ludwig  XIV.  um  Instruction  für  den  Fall  zu  bitten, 
als  die  Verlnindeten  bei  Philippsburg  über  den  Rhein  und  auf  ihn 
losgingen.  Er  könne  dann  entweder  ihnen  entgegenrücken  und  sie 
während  des  Queich-Ueberganges  anfallen,  oder  aber  sich  auf  die  Ver- 
theidigung der  Weissenburger  Linien  beschränken.  Im  letzteren  Falle 
genügten  ihm  40  Escadronen  uud  er  könne  an  Villars  noch  ein 
Cavallerie-Corps  abgeben.  —  Ludwig  Hess  ihm  völlig  freie  Hand  und 
ermächtigte  ihn,  selbst  jene  10  Escadronen  erst  über  erneutes  Drängen 
V  i  1 1  a  r  s,'  abgehen  zu  machen.  Dies  kam  dem  Ex-Churfürsten,  welcher 
die  letzteren  am  6.  bei  Colmar  Stellung  nehmen  Hess,  um  so  erwünschter, 
als  Berwick  in  den  Niederlanden  ausser  Stande  war,  die  zum  Ersatz 
bestimmten  zu  entbehren. 

Indess  war  die  grosse  Zahl  von  Kundschaftern,  welche  die 
Franzosen  auf  dem  rechten  Rhein-Ufer  unterhielten,  Ursache,  dass 
über  M  e  r  c  y  's  Absichten  im  Hauptquartiere  die  verschiedenartigsten 
Nachrichten  einHefen.  Die  einen  besagten,  Mercy  wolle  alle  seine 
Kräfte  bei  Freyburg  concentriren,  um  den  Strom  oberhalb  des  Platzes 
zu  überschreiten;  andere  behaupteten,  er  wolle  von  den  Waldstädten 
aus  über  scliweizerisches  Gebiet  in  den  Elsass  einbrechen,  oder  durch 
die  Franche-Comte  dem  Herzog  von  S  a  v  o  y  e  n  die  Hand  reichen. 
Die  dritten  endlich  wollten  wissen,  Mercy  werde  in  die  Ettlinger 
Linien  zurückkehren,  um  bei  Philippsburg  über  den  Rhein  und  zum 
Angriffe  auf  Max  Emanuel  vorzugehen.  Die  bestimmtesten  Ver- 
sicherungen der  Eidgenossenschaft ,  ihre  Neutralität  selbst  mit  be- 
waffneter Hand  zu  wahren,  und  die  Stärke  de  Vivans',  welche  für 
die  Stromvertheidigung  wohl  ausreichte,  beschwichtigten  des  Ex-Chur- 
fürsten Besorgnisse  für  den  oberen  Elsass.  Um  so  schärfer  fasste  er  die 
Eventualität  eines  Ueberganges  bei  Philippsburg  in's  Auge.  Diese  schien 
ihm  um  so  wahrscheinlicher,  als  er  benachrichtigt  wurde,  das  Kriegs- 


*)  Aher  am  6.  August  schon  berichtet  GWM.  Hoüfmanu  aus  Laiirlau,  alle 
seine  Kundschafter  melrlen,  dass  das  Detachement  Vivans'  geradenwegs  in  die  Dau- 
phiue  marschire.   Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VIII.  ad  14  h. 

-)  Max  Emanuel  an  Berwick.  Langen-Kandel,  5.  August  1708.  Correspondenz 
Max  Emanuers. 

20* 


308 

brücken-Materiale  seines  Gep^uers,  das  auf  Wagen  verladen  war  und 
welches  früher  über  Pforzheim  nach  Freyburg  dirigirt  worden,  gehe 
wieder  das  Rheinthal  hinab  gegen  Schröck.  Der  Ex-Churfürst,  ent- 
schlossen, nichts  auf's  Spiel  zu  setzen,  gedachte  sich  abwartend  zu 
verhalten.  Jene  zehn  im  Abmärsche  aufgehaltenen  Escadronen  Hess  er 
bis  gegenüber  Ottmarsheim  rücken,  iudess  de  Vi  van  s  mit  zwei 
Dragoner -Regimentern  und  einem  Bataillon  bei  Alt-Breisach  Stellung 
nahm,  um  je  nach  Bedarf  nach  dem  oberen  oder  nach  dem  unteren 
Rhein  zu  eilen  *). 

Am  15.  August  endlich  erfuhr  man  im  französischen  Haupt- 
quartier, sämmtliche  Truppen  M  e  r  c  y  's  hätten  sich  am  Vorabende 
nach  Pforzheim  in  Marsch  gesetzt.  Du  Bourg,  immer  einen  Rhein- 
Uebergang  bei  Motheren  befürchtend,  schob  ein  Bataillon  dahin.  Auch 
der  Ex-Churfürst  deutete  Mercy's  rückschreitende  Bewegung  für 
die  Einleitung  einer  allgemeinen  Offensive.  Daher  wies  er  de  Vivans 
am  15.  Abends  durch  einen  Eilboten  an,  alle  seinem  Befehle  unter- 
stehenden Truppen  wieder  an  den  unteren  Rhein  zurückzuführen.  — 
Zu  Alt-Breisach  beliess  man  nur  ein  Regiment  Dragoner,  im  Ober- 
Elsass  aber  nebst  den  Milizen  die  zehn,  ursprünglich  nach  der  Dau- 
phine  bestimmten  Escadronen. 

De  Vivans  setzte  sich  am  17.  in  Bewegung.  Am  19.  unterhalb 
Strassburg  eintreffend,  fand  er  neue  Weisungen  vor,  welche  ihn  am 
20.  nach  Fort  Louis,  am  21.  auf  die  „Ile  du  Marquisat"  rücken  hiessen*). 


Schluss  des  Feldzuges.  —  Winterquartiere. 

Georg  Ludwig  von  Hannover  dachte  kaum  noch  an  Offensiv- 
Operationen. 

Die  Thatenlosigkeit  der  Reichs-Armee  fiel  Niemanden  schwerer, 
als  ihrem  Ober-Commandanten,  der  für  den  Lorbeer  des  Feldherrn 
nichts  weniger  als  gleichgültig  war.  In  dem  beständigen  Abwägen  der 
beiderseitigen  Stärkeverhältnisse  gelangte  er  zu  keinem  Offensiv-Ent- 
schluss,  wenn  jene  sich  als  gleich  herausstellten;  war  das  Verhältniss 
momentan  zu  seinem  Gunsten,  entschied  er  sich  endlich  angriffs- 
weise zu  verfahren,  so  verstrich  wieder  so  viel  Zeit  mit  den  Vorberei- 
tungen dazu ,  dass  es  dem  Feinde  allemal  möglich  wurde ,  das 
numerische  Gleichgewicht  wieder  herzustellen,    das   heisst   die  Reichs- 

*)  Max  Emanuel  an  Berwick.  Langeu-Kaudel,  12  August  1708.  Con-e.spuu(leuz 
Max  Emanuers. 

^)  Meinoires  inilitaires  ^PeletJ  V^III.  uud  Max  Emauuc-rs  Briet  an  Berwick. 
Langen-Kandel,  19.  August  1708.  Correspondenz  Max  Emanuers. 


309 

Armee  zu  weiterer  Unthätigkeit  zu  veranlassen,  die  dann  vom  Haupt- 
quartier dazu  benützt  wurde,  die  Unmöglichkeit  offensiven  Auftretens 
darzuthun.  In  solchen  Phasen  der  Campagne  witterte  man  überall 
Gefahren,  In  diesem  Zwiespalt  von  Wollen  und  Können  fühlte  der  Chur- 
fürst  auf  das  Lebhafteste  #las  Bedürfniss,  seine  bisherige  Unthätigkeit 
dem  Kaiser  gegenüber  zu  rechtfertigen.  Der  General-Feldwachtmeister 
Graf  Thierheimb  wurde  zur  mündlichen  Berichterstattung  nach  Wien 
gesandt.  In  dem  schriftlichen  Berichte,  den  der  Churfürst  am  18.  August 
an  den  Kaiser  abfertigte,  legte  er  dar,  dass  die  Reichs-Armee,  ohne 
Verstärkungen  zu  erhalten,  nichts  unternehmen  könne,  „ohne  mehr 
Hazard  befürchten,  als  Vortheil  hoffen  zu  können".  Wiederholte  Instanzen 
bei  Eugen,  Marlborough,  Heinsius  seien  fruchtlos  geblieben. 
Entferne  er  sich  von  den  Linien,  so  sei  zu  befürchten,  dass  der  Feind 
dieselben  über  den  Haufen  werfen  oder  in  den  Schwarzwald  dringen 
und  das  Land  aussaugen  werde.  Der  blosse  Anschein  dieser  Gefahr 
würde  die  Kreise,  wie  dies  früher  schon  geschehen,  bestimmen,  ihre 
Truppen  von  diesen  Grenzen  nicht  entfernen  zu  lassen.  Bleibe  in  den 
Linien  aber  auch  nur  eine  Sicherheits-Besatzung  zurück,  so  sei  die 
Armee  zu  Offensiv-Operationen  zu  schwach.  So  erübrige  nichts  Anderes, 
als  sich  entweder  in  den  Linien  oder  nahe  denselben  zu  halten.  Um 
den  Feind  wenigstens  einigermassen  zu  incommodiren,  habe  er  alle 
Huszaren  nach  Landau  gesandt  *).  —  Nach  H  a  r  r  s  c  h  beruhte  die 
letzte  Hoffnung  auf  einer  abermaligen  Entsendung  der  Franzosen  nach 
den  Niederlanden  *). 

Einen  Augenblick  trug  sich  Georg  Ludwig  wieder  mit  dem 
Gedanken  an  eine  Offensiv-Bewegung,  General-Feldzeugraeister  Markgraf 
von  Baden-Dur  lach  sollte  mit  13  Schwadronen  und  14  Bataillonen  in 
den  Linien  verbleiben,  das  Gros  der  Armee  aber  —  52  Schwadronen  und 
26  Bataillone  —  am  24.  in  der  Nacht  mittelst  eines  Gewaltmarsches 
über  Philippsburg  die  französisch-bayerische  Armee  zu  Langen-Kaudel 
überfallen.  Wenige  Stunden  vor  dem  beabsichtigten  Aufbruch  trafen 
aber  solche  Nachrichten  über  die  Stärke  der  feindlichen  Stellung 
ein,  dass  die  Unter-Generale  von  der  Ausführung  des  Unternehmens 
abriethen.  Der  Churfürst  fügte  sich,  obwohl  es  ihm  ,, wahrhaftig  hart 
und  beschwerlich,  ja  unerträglich''  fiel.  —  Zudem  hatte,  wie  man 
erfuhr,  de  Vi v ans  vor  einigen  Tagen  die  Armee  Max  Emanuel's 
mit  18  Escadronen  und  3  Bataillonen  verstärkt  und  stand  jetzt  auf 
der  Suliuger  Insel  ^). 

1)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VlII.  19. 

^)  HaiTsch  an  Prinz  Eugen.  Kriegs-A.,  Römisches  Reicli   1708;  Fase.  VIII.  42. 

■')  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VIII.  40: 


310 

Am  2.  September  übergab  Georg  Ludwig  das  Arraee-Com- 
mando  wegen  Thüugeu's  Erkrankung  an  Fcldniarschall  Graf  Grons- 
feld  und  fuhr  zur  Jagd  nach  Ilockenheim.  Da  es  auf  dem  rechten 
Ufer  an  Fourage  zu  mangeln  begann,  sandte  Gronsfeld  auf  des 
Churfürsten  Befehl  in  den  ersten  Septembertagen  29  Schwadronen 
Reiterei,  darunter  die  Regimenter  Mercy,  Lobkowitz  und  Oettingen, 
unter  dem  Befehle  der  Generale  La  Tour,  Mercy  und  Lobkowitz 
nach  Landau:  nur  800  Pferde,  die  Vorwacht  der  Linien,  blieben 
auf  dem  rechten  Ufer.  Gleichzeitig  wurden  die  Linien  und  Poston 
bei  Rheinshausen  (unterhalb  Philippsburg)  verstärkt  *). 

Hiernach  war    die  Stellung    und  Vertheilung    der    Reichstruppen 
am   L  und  2.  September  folgende: 
In  den  Linien  zwischen  Ettlin- 
gen und  Daxlanden     ...     22  Bataillone  und  28  Schwadronen 
Diesen    zunächst  Rhein-ab  .     .       4  „  „       —  „ 

bei  Linkenheim 6  „  „      —  „ 

„     Kraudenheim 4  „  „ „ 

„     Lausheim 3  „  „       —  „ 

„      Graben —  „  „         5  ,, 

jenseits  des  Rheins     ....     —  „  „29  „ 

Zusammen      .     39  Bataillone  und  62  Schwadronen  '). 

]Mit  dieser  Gruppirung  sollten  verschiedene  Zwecke  erreicht 
werden.  Abgesehen  von  der  Möglichkeit,  die  eigenen  Pferde  vom 
Lande  leben  zu  lassen,  engte  man  durch  die  bedeutende  Reitermasse, 
welche  jetzt  zu  Landau  stand,  die  feindlichen  Fouragirungen  gegen 
den  Speyerbach  ein ;  man  war  dem  Gegner  näher,  konnte  ihm  bei 
guter  Gelegenheit  leichter  einen  Streich  anhängen  und  allfällige  Ent- 
sendungen nach  den  Niederlanden  rascher  und  wirksamer  hintertreiben  "). 


Auch  Max  Emanuel  war  überzeugt,  dass  für  den  Rest  der 
Campagne  von  Operationen  keine  Rede  mehr  sein  könne.  Seine  Li- 
fanterie  zählte  nur  12.000  Mann  und  an  ihre  Verstärkung  Avar  nicht 
zu  denken  *).  Das  Land  zwischen  der  Queich  und  der  Lauter  war 
gänzlich  ausgefressen.  Also  hob  er  das  Lager  von  Langen-Kandel  auf 


')  Kriegs-A.,  Römisches  Keicli  1708;  Fase.  IX.  15. 
^j  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IX.  6. 
•'')  Kriegs-A.,  Röinisclies  Reich  1708;  Fase.  IX.  7  und  15. 

*)  Max  Emanuers  Bericht  au  Phillipj)  V.  Luxeiül,  15.  September  1708.  Corre- 
apoudeuz  Max  Emanuel's. 


311 

und  Hess  seine  Truppen  hinter  die  Lauter  zurück<i;ehen.  Diese  Bewe- 
gung ward  mit  Rücksicht  auf"  das  bei  Landau  stehende  Reiter-Corps 
der  Reichs-Armee  mit  grösster  Vorsicht,  aber  auch  ohne  Störung,  am 
8.  und  9.  September  durchgeführt.  Die  Brücke  von  Neuburgweiler 
wurde  in  der  Nacht  zum  8.  abgebrochen  und  der  Posten  von  Hagen- 
bach d'Imecourt  anvertraut.  Der  Ex-Churfürst  verliess  am  9.  die 
Armee,  um  sich  über  Luxeuil  in  das  Bad  Plombieres  zu  begeben  '). 
Die  fünf  Escadronen  seiner  Garde  zogen  am  10.  nach  Metz  ab  und 
an  demselben  Tage  die  französischen  Cavallerie-Regimenter  in  ihre 
von  den  Linien  zwei  bis  drei  Wegmeilen  entfernten  Cantonnements. 
„Sie  war  in  einer  sehr  schlechten  Verfassung;  die  Mühseligkeiten, 
welche. sie,  selbst  fouragirend  oder  Fouragirungen  deckend,  von  den 
zu  Landau  stehenden  feindlichen  Huszaren  täglich  geneckt,  erduldet, 
hatten  sie  derart  abgemagert,  dass  ihre  Wiederaufi'ichtung  viele  Vor- 
sicht erheischte."  Die  auf  der  „Ile  du  Marquisat"  stehende  Cavallerie 
musste  diese  aus  Gesundheitsrücksichten  räumen  und  sich  schon  am  16. 
in  der  Ebene  von  Röschwoog  (westlich  Fort  Louis)  lagern.  Die  zehn 
nach  der  Dauphine  bestimmten  Escadronen  standen  noch  immer 
nächst  Ottmarsheim. 

Die  Reiterei  des  Reichsheeres  war  der  rückgängigen  Bewegung 
der  feindlichen  Armee  mit  der  Hauptmacht  bis  Minfeld,  mit  den 
Huszaren  selbst  durch  den  Bienwald  gefolgt  ^),  hatte  es  aber  nicht  für 
rathsam  gefunden,  anzugreifen.  Den  Streifzügen  der  Franzosen  nord- 
wärts   der  Lauter  aber  machte  sie  ein  Ende. 

Am  16.  September  erfuhr  DuBourg,  welcher  seit  MaxEma- 
nuel's  Abreise  die  Niederung  von  Hagenbach  unter  Wasser  gesetzt 
und  dadurch  ungangbar  gemacht  hatte,  von  einem  zwischen  Philipps- 
burg  und  Speyer  beabsichtigten  Uferwechsel  der  Reichs-Armee  und 
wies  hierauf  d'Imecourt  an,  den  unhaltbaren  Posten  auf  der  Insel 
Hagenbach  zeitgerecht  aufzugeben.  Da  das  Gerücht  von  jenem  Ufer- 
wechsel sich  erhielt,  Hess  Du  Bourg  am  18.  September  23  Escadronen 
aus  den  Cantonnements  nach  Riedseltz  und  die  13  Escadronen  zu  Rösch- 
woog an  demselben  Tage  nach  Beinheim  rücken.  Diese  Aufstellung 
ward  bis  zum  28.  beibehalten.  Da  nun  jene  Gerüchte  sich  als  unbe- 
gründet erwiesen,  sandte  DuBourg  die  zu  Riedseltz  postirte  Caval- 
lerie in  ihre  Cantonnements  zurück.  Nur  300  Reiter  und  die  Huszaren 
von  Versailles  verblieben  zu  Altenstadt,  das  Land  vorwärts  der 
Lauter  aufzuhellen.  Ausserdem  deckte  er  den  schwächsten  Theil  dieser 


')  Max  Einauuel  an  Berwick.    Strassburg,    9.    Septemlier  170S.    Correspoiifleuz 
Max  Emanuers. 

2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reir-li   1708;  Fase.  IX.   15,   17,  -J.'}  und  33. 


312 

Linie,  ihren  Anschluss  an  das  Gebirge,  durch  vier  Bataillone,  welche 
sich  zwischen  Weisseuhurg  nnd  Altenstadt  lagerten,  nnd  besetzte  zwei 
Kuppen  jenseits  dieser  Stellung  mit  zwei  Redouten.  Einen  Theil  seiner 
Cavallerie  Hess  er  von  Kehl  aus  an  der  Kinzig  und  an  der  Schutter 
fouragiren  und  wusste  die  Bevölkerung  jener  Gegend  zu  bestimmen, 
täglich  8000  Rationen  Heu  nach  Strassburg  zu  liefern.  Fort  Louis 
verschaffte  sich  auf  gleiche  Weise  täglich  2600. 


Bis  in  den  Monat  November  hinein,  blieb  die  Gruppirung  der 
beiderseitigen  Streitkräfte  unverändert.  Fast  die  ganze  Reiterei  der 
Reichs-Armee  lag  um  Landau  und  bei  Speyer,  das  Fussvolk  hiijter  den 
Ettlinger  Linien;  die  Lifanterie  der  Franzosen  hinter  der  Lauter  und 
am  Rhein,  zwischen  Hagenbach  und  Strassburg;  die  Cavallerie  zwischen 
der  Lauter  und  der  Moder. 

Wiewohl  keiner  der  beiden  Theile  von  dem  Reste  des  Feldzuges 
noch  etwas  erwartete,  wagte  doch  keiner  seine  Truppen  aufzulösen. 
Noch  war  Lille  nicht  gefallen,  also  hielt  eine  Armee  die  andere  fest, 
um  zu  verhindern,  dass  sie  nach  Flandern  entsende.  Die  Verpflegung 
der  Reichs- Armee  verschlechterte  sich  von  Tag  zu  Tag ;  die  Truppen, 
überdies  nicht  ordnungsmässig  bezahlt,  fielen  über  den  Landmann  her 
und  ruiniiten  ihn.  Einreissende  Krankheiten  verhinderten  bald  vollends 
jede  bedeutendere  Action  *). 

Unter  diesen  Verhältnissen  begann  die  Auflösung  der  Reichs- 
Armee  sozusagen  von  selbst.  Die  Generalität  ging  mit  dem  Beispiele 
voran  ^).  Der  Churfürst  von  Hannover  verlegte  die  Jagd  Ende 
September  nach  Schwetzingen,  wohin  Feldmarschall  Thüngeu  und 
FML.  Harr  seh  ihn  begleiteten'').  Mit  dem  Angenehmen  das  Nützliche 
verbindend,  beschäftigte  man  sich  hier  schon  Anfangs  October  mit 
den  Vorarbeiten  für  die  Winterquartiere,  wozu  bereits  am  5.  die  frän- 
kischen, schwäbischen  und  oberrheinischen  Kreis-Deputirten  eintrafen. 
Am    8.  November    verliess    Georg    Ludwig    Schwetzingen,    um    den 


*)  Feldmarschall  Gronsfeld  au  Triuz  Eugen.  Kuielingen,  10.  September  1708. 
Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IX.  19. 

2)  Schon  am  10-  September  konnte  Feldmarschall  Gronsfeld  von  Knielingen 
dem  Prinzen  Engen  berichten:  „Sonst  liaben  sich  dieser  Tage  auch  Iln-er  fürstlichen 
Gnaden  von  Oettingen,  naclidem  vorliin  der  Fürst  von  Zollern,  FZM.  von  Erifa  und 
noch  mehrere  andere  Generale  gemäclilich  absentirt,  nacli  Hause  begeben.  Icli  muss 
also  noch  zur  Zeit  fast  allein  hier  verbleiben,  olme  kaiserliclie  Tru].])eH  zu  coni- 
mandiren  und  gleichwohl  zusehen,   was  sich  ferners  zufügt." 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  X.  16.  Schwetzingen,  G.  Oc- 
tober 1708. 


313 

Winter  in  seiner  Residenz  zu  verbringen.  An  seiner  Statt  führte  Feld- 
marschall Thün  gen,  seiner  Kränklichkeit  ungeachtet,  das  Ober-Com- 
mando.  Die  Armee  verlassend,  erlaubte  der  Churfürst  zweien  seiner 
eigenen  Regimenter,  zwei  württembergischeu  und  einem  Darmstädti- 
schen in  die  Winterquartiere  zu  rücken.  Die  übrigen  Truppen  wurden 
noch  versammelt  gehalten,  denn  von  der  französischen  Rhein-Armee 
war  bisher  nur  die  Cavallerie  nach  rückwärts  verlegt  worden  und 
hatten  die  Generalstaaten  den  Churfürsten  angegangen,  die  Auflösung 
der  Reichs- Armee  bis  zum  Falle  der  Citadelle  von  Lille  zu  verschieben. 
Das  hatte  freilich  seine  Schwierigkeiten.  Der  fränkische  Kreis  berief 
seine  drei  supernumerären  Regimenter  schon  Anfangs  November  heim 
und  gleichzeitig  verlangte  der  Bischof  von  Münster  die  Regimenter 
Zimmer,  Venninger  und  Nagel  zurück.  Bald  begehrte  auch  der  König 
von  Preussen  sein  Carabinier-Regiment  Wartensleben,  das  ohne  die 
Bewilligung  des  Ober-Commando's  abzuwarten,  thatsächlich  am  21.  No- 
vember die  Armee  verliess.  Der  Herzog  von  Württemberg  ver- 
langte sein  ganzes  Fussvolk  für  die  mittlere  Postirung  ').  Feldmarschall 
Thüngen,  sich  seiner  Ohnmacht  diesen  Forderungen  gegenüber  wohl 
bewusst,  wandte  sich  mit  der  Frage,  was  er  zu  thun  habe,  an  den 
Churfürsten  von  Hannover. 

So  lagen  die  Verhältnisse,  als  am  21.  November  Marschall 
Berwick  zu  Lauterburg  eintraf,  den  Befehl  der  Rhein- Armee  über- 
nahm *)  und  den  Bau  von  acht  neuen  Redouten  zwischen  Weissenburg 
und  Lauterburg  anordnete. 

Seine  Ankunft  brachte  in  das  Stillleben  der  Reichs-Armee  eine 
gewisse  Bewegung.  Thüngen  besorgte,  Berwick  wolle,  um  die 
Reichs-Armee  von  Entsendungen  nach  Flandern  abzuhalten,  die  Offen- 
sive ergreifen.  Für  die  mittlere  Postirung  fürchtend,  Hess  er  die  ohne- 
dies dahin  bestimmten  Truppen  am  27.  November  von  der  Armee 
abrücken.  Da  eine  Meldung  Hoff  man  n's  aus  Landau  vom  26. 
besagte,  alle  gegen  Hagenau  und  Metz  abmarschirte  feindliche  Caval- 
lerie sei  im  Rückmarsche  an  den  Rhein,  den  Berwick  überschreiten 
wolle,  wies  Thüngen  die  jenseits  desselben  stehende  Reiterei  an, 
unverzüglich  den  Strom  zwischen  sich  und  den  Feind  zu  bringen  und 
sich    bei    Rheinshausen    zu    lagern  *).    So    fand    der  Monatsschluss    die 


»)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  XI.  6,  14,  34,  35  und  43. 

^)  Die  kaiserlichen  Huszaren  hatten  ihm  unterwegs  seine  Bagage  ahgenommen, 
darunter  einen  Handkalender,  in  welchem  er  eigenhändig  angemerkt  hatte,  die  Ordre 
nach  Strassburg  zu  gehen,  am  14.  November  vom  Hofe  erlialten  zu  haben.  Kriegs-A,, 
Römisches  Reich  1708;  Fase.  XI.  55  b. 

3)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  XI.  55. 


314 

Reichstruppen  noch  im  Felde.  Thüiigen  wagte  es  nicht,  sie  aus- 
einanderg-ehen  zu  lassen,  so  lange  er  über  des  Feindes  Absichten 
nicht  genügend  aufgeklärt '). 


B  e  r  w  i  c  k  aber,  die  Bewegungen  der  Reichstruppen  für  Auf- 
lösungsmärsche haltend,  zögerte  nun  nicht  mehr,  seine  Armee  in 
die  Winterquartiere  zu  verlegen.  Was  an  Infanterie  im  unteren 
Elsass  bleiben  sollte,  rückte  am  2.  December  in  die  Quartiere  zwischen 
Strassburg  und  der  Lauter.  Die  Linien-Besatzung  verblieb  längs  der- 
selben im  Zeltlager.  Fünf  Bataillone  sandte  B  e  r  w  i  c  k  an  die  Saar. 
Was  an  Lifanterie  den  Elsass  ganz  verlassen  musste,  brach  am  15. 
auf.  Der  grösste  Theil  war  wohl  daselbst  verblieben  und  kamen  einige 
Regimenter  aus  der  Dauphine  dazu.  Seine  ganze  Cavallerie  dirigirte 
er  zur  Schonung  der  Magazine  nach  dem  oberen  Elsass.  Ein  Theil  nur 
zog  nach  der  Franche-Comte  und  Lothringen,  die  bayerische  in  die 
Bisthümer  und  nach  Luxemburg  ^),  Am  14.  beurlaubte  er  die  über 
Winter  entbehrlichen  Generale ,  übergab  den  Oberbefehl  an  D  u 
Bourg  und  reiste  am   18.  December  nach  Versailles. 

Im  Hauptquartier  der  Reichs- Armee  wusste  man  schon  am  8. 
von  der  völligen  Auflösung  des  französisch-bayerischen  Heeres.  Als 
am  10.  die  Nachricht  eintraf,  die  Citadelle  von  Lille  sei  gefallen,  Hess 
Thüngen  die  Regimenter  ohne  Verzug  in  die  Winterquartiere  rücken. 

Nach  dem  Entwürfe,  den  Churfürst  Gr  e  o  r  g  Ludwig  auf  Ver- 
langen des  Kaisers  diesem  am  7.  October  einsandte  und  den  dieser 
auch  genehmigte,    wurde  die  Winterpostirung,   wie   folgt,  eingerichtet: 

Das  Armee-Commando  verblieb,  nach  wie  vor,  beim  Churfürsten 
Greorg  Ludwig.  In  dessen  Abwesenheit  führte  den  Befehl  über 
das  Ganze  der  Commandant  der  „unteren  Postirung",  Feldmarschall 
Thüngen.  Ein  Feldzeugmeister,  der  Prinz  von  Dur  lach,  nahm  zu 
p]ttlingen  seine  Station;  ein  Feldmarschall- Lieutenant,  der  Graf  von 
Zollern,  zu  Mühlbei-g;  ein  General-Major,  der  Freiherr  von  Boyne- 
burg,  zu  Daxlanden.  Für  den  äussersten  rechten  Flügel,  den  Ab- 
schnitt Rheingau — Mainz — Philippsburg,  wurden  5  Bataillone  und 
7  Schwadronen  bestimmt,  welchen  die  Besetzung  der  Posten  am  Rhein, 
von  Mainz  bis  Rheinshausen  zufiel.  Auf  den  Abschnitt  Philippsburg — 
Dobel  entfielen  24  Bataillone  und  34  Schwadronen.  Hievon  besorgten 
3000  bis  4000  Mann  Fussvolk  die  Posten-  und  Reserve  -  Stellungen 
an    der  Linie;    1000    Mann    waren    nach    Philippsburg    bestimmt;    der 

')  Kriegs-A.,  Römisches  Roicli  170S;  Fnsc.  XI.  64. 
^}  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.  XI.   öO. 


1 


316 

Rest  sollte  im  Badischen,  Durlach'schen  und  Speyer'sc.hen  bis  Philipps- 
burg und  Bruchsal  Quartiere  beziehen.  Von  der  Reiterei  sollten 
600  Pferde  zur  Versehung  des  Feldwachen-  und  PatruUen-Dienstes 
hinter  die  Linie  in  die  ihr  nächsten  Orte  verlegt  werden;  der  Rest 
der  34  Schwadronen  aber  hinter  dem  Fussvolk  bis  zum  Neckar  Quar- 
tiere nehmen.  —  Die  „mittlere-'  Postirung  ward  abermals  dem  Herzug 
von  Württemberg  unterstellt,  der  sein  Hauptquartier  zu  Rothweil 
aufschlug;  ein  Feldraarschall-Lieutenant,  Freiherr  von  Reischacli,  kam 
nach  Freudenstadt;  ein  General-Major,  Roth  und  Öternfels  abwech- 
selnd, nach  Furtwangen.  Zur  Vertheidiguug  des  Abschnittes  üobel — 
Feldberg  waren  11  Bataillone  und  14  Schwadronen  bestimmt.  Sie  hatten 
die  Schwarzwaldposten  zu  besetzen,  das  Fussvolk  um  Freudenstadt,  die 
Reiterei  dahinter  Quartier  zu  nehmen.  —  Im  obersten  Schwarzwald 
endlich,  vom  Feldberg  bei  Freyburg  bis  zum  Ober-Rhein,  befehligte  ein 
kaiserlicher  Feldmarschall,  Gronsfeld,  ein  General  der  Cavallerie,  La 
Tour,  ein  kaiserlicher  Feldmarschall-Lieutenant,  Graf  M  e  r  c  y,  und  eiu 
General-Feldwachtmeister,  Fürst  Lobkowitz,  das  gleichnamige  Regi- 
ment zu  Pferd,  die  berittenen  Huszaren  von  Eszterhazy  und  Lehoczky 
und  das  Detacheraent  des  FML.  B  ü  r  k  1  y.  Von  den  Huszaren  wurden  Com- 
maudirte  nach  Landau  und  Freyburg  verlegt.  Das  Cürassier-Regimeut 
Mercy    und    die  unberittenen  Huszaren  waren  nach  Bayern  bestimmt. 

Die  kaiserliche  Artillerie  beliess  Commandirte  auf  der  Postirung, 
der  Rest  kam  in's  Oesterreichische.  Die  Kreis- Artillerie  verblieb  bei 
den  Regimentern,  der  entbehrliche  kaiserliche  General-  und  der  kleine 
Stab  ward  nach  Bayern  verlegt '). 

Im  Falle  einer  Alarmirung  der  unteren  Postirung  hatten  sich 
10  Bataillone  und  14  Schwadronen  bei  Ettlingenweier,  12  Bataillone 
und  14  Schwadronen  bei  Daxlanden  und  5  Bataillone  mit  6  Schwa- 
dronen   bei  Linkenheim    zu    sammeln. 

Den  Truppen  der  mittleren  und  oberen  Postirung  waren  gleich- 
falls Sammelplätze  gegen  den  Kniebis,  das  Kinzig-Thal  und  den 
Höllengraben  angewiesen.  Den  kaiserlichen  Reiter-Regimentern  ward 
Villingen  als  Hauptsammelplatz  bezeichnet,  den  Kreis-  und  würt- 
tembergischen Truppen  aber  Rothweil. 

An  Besatzung  hatte  Landau  (GWM.  Hoffmanuj  8  Bataillone 
je  eine  Compagnie  Anhalt-Dessau'scher  Fusssoldaten  und  Reiter,  und 
100  Huszaren;  Philippsburg  (Feldmarschall  Thüugeu)  3  Bataillone; 
Freyburg  (FML.  Harr  seh)  7  Bataillone*). 

•)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  X.   22  a. 
2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  XI.  ad   11. 


Der  Feldzug  in  den  Niederlanden'). 

Aufbruch  aus  den  Winterquartieren.  —  Marscli  der  Franzosen 
auf  Braine-l'Alleud.  —  Parallelmarsch  der  Verbündeten  auf 

Löwen '). 

Nach  Schluss  des  Feldzuges  1707  in  den  Niederlanden,  waren 
auf  Mar Ibor ough's  Betreiben  die  Truppen  thunlichst  zusammen- 
gehalten und  in  der  Nähe  des  Operations-Schauplatzes  belassen  worden. 
So  mochten  sie  im  Frühjahre  1708  rasch  zur  Hand  und  so  erholt 
sein,  um  mit  ihnen  ungesäumt  operiren  zu  können.  Die  Engländer 
und  die  Dänen  hatten  sonach  in  Flandern,  die  Holländer  in  Brabant, 
die  Hannoveraner  am  Demer,  die  Preussen  zwischen  Maas  und  Rhein 
ihre  Winterquartiere  bezogen. 

Dass  französischerseits  der  einstige  Thronerbe  für  den  nieder- 
ländischen Operations-Schauplatz  bestimmt  worden,  war  Marlborough 
ein  sicherer  Beleg  dafür,  Frankreich  beabsichtige,  auf  die  Ueberzahl 
pochend,  angriffsweise  vorzugehen.  In  der  Erwartung,  dass  es  hiernach 
bald  zu  einem  entscheidenden  Treffen  kommen  werde,  ging  der  Ober- 
General  am  7.  Mai  von  Haag  über  Rotterdam  und  Antwerpen  nach 
Gent,  wo  er  am  Abende  des  9.  Mai  eintraf,  die  britischen  Truppen 
besichtigte  und  die  Befehle  erliess,  alle  Heerestheile  am  21.  in  der 
Gegend  von  Brüssel  zu  versammeln  ^).  Er  selbst  eilte,  sich  mit  dem 
Chef  der  holländischen  Generalität,  dem  Feldmarschall  von  O  v  e  r  k  i  r  k, 
zu  berathen,  am  11.  ebendahin.  Die  noch  immer  strenge  Witterung, 
der  sehr  zurückgebliebene  Graswuchs  und  des  Gegners  Regungslosig- 


«)  Hiezu  Tafel  IV,  V,  VI  xmä  VII. 

*)  Bezüglich  der  wichtigeren  Ortsuainen  wurde  die  Schreibart  der  Uebersichts- 
Karte,  Tafel  IV,  beibehalten,  im  Uebri<^ou  aber  jene  der  „Carte  de  Belgique, 
indiquant  toutes  les  voies  de  coniiiinnicatiniis,  drossc'e  au  Depot  de  la  Guerre, 
1  :  160.000,   1875"  zu  Grunde  gelegt. 

*)  Marlborough  an  den  Grafen  Rechteren  und  an  Boyle.  Brü.s.sel,  14.  Mai  1708. 
Murray  IV.  9  und  12. 


317 

keit  bestimmten  den  Herzog,  die  Concentrirung  um  einige  Tage  zu 
verschieben  ').  Als  er  aber  Nachricht  erhielt,  die  französischen  Prinzen 
seien  am  16.  zu  Valenciennes  eingetroffen  und  ihre  Armee,  welche  in 
wenigen  Tagen  die  Stärke  von  100.000  Mann  erreichen  solle,  habe 
bereits  zu  lagern  begonnen^),  sah  Marlborough  sich  veranlasst, 
seinem  Heere  den  24.  Mai  als  Versammlungstag  zu  bezeichnen ').  Am 
21.  trafen  bereits  die  Preussen  und  Hannoveraner  und  alle  Garnisonen 
von  der  Maas  zu  Anderlecht  ein,  wo  sie  ein  Freilager  bezogen  *).  General- 
Lieutenant  Lumley,  die  in  Flandern  stehenden  britischen  und  anderen 
Truppen  befehligend,  erhielt  am  23.  Weisung,  aus  den  Besatzungen 
von  Menin,  Courtray  und  Audenarde  die  Feldtruppen  au  sich  zu 
ziehen  und  über  Ninove  zur  Armee  zu  stossen ").  Drei  zu  Ostende 
stehende  britische  Bataillone  hatten  über  Brügge  nach  Gent  zu  rücken  ®). 
In  allen  der  Armee  nahen  Plätzen,  insbesondere  zu  Löwen  und  Gent, 
wurden  Magazine  errichtet "). 

Die  französische  Armee  für  die  numerisch  stärkere  haltend, 
beschloss  Marlborough  solange  vorsichtig  zuzuwarten,  bis  jene 
durch  Eugen's  Mosel-Armee  zu  einer  Entsendung  veranlasst  werden 
würde.  Dank  seinem  ausgezeichneten  Kundschaftswesen,  bekam  er 
um  diese  Zeit  die  Fäden  eines  Anschlages  in  die  Hand,  der  dahin 
zielte,  das  Schloss  von  Antwerpen  durch  Einverständniss  mit  der 
Bürgerschaft  in  die  Gewalt  der  Franzosen  zu  überführen  *).  Der  An- 
schlag ward  zwar  rechtzeitig  vereitelt,  der  Fall  liess  aber  deutlich 
genug  erkennen,  wessen  man  sich  seitens  einer  Bevölkerung  zu  ver- 
sehen habe,  deren  Erwartungen  bei  der  Regierungs-Veränderung 
grausam  getäuscht  worden  waren. 

In  Folge  des  schlechten  Wetters  vereinigte  sich  die  grosse 
Armee  erst  am  26.  Mai  im  Lager  von  Bellinghen ").  Der  rechte  Flügel 


*)  Marlborough  an  Godolphin.  Brüssel,  14.  Mai  1708.  Coxe,  Memoirs.  II.  413. 

2)  Marlborouo-li  an  den  Grafen  Wratislaw.  Brüssel,  17.  Mai  1708.  Murray  IV.  15. 

3)  Marlborough  an  Fagel.  Brüssel,  17.   Mai  1708.    Murray  IV.   18. 

*)  Marlborough  an  den  Earl  of  Sunderland.  Brüssel,  21.  Mai  1708.  Murray  IV.  27. 

5)  Marlborough  an  den  General-Lieuteuaut  Lumley.  Brüssel,  23.  Mai  1708. 
Murray  IV.  29. 

«)  Murray  IV.  24. 

^)  Marlborough  an  den  Commandanten  von  Löwen.  Brüssel,  21.  Mai  1708. 
Murray  IV.  27. 

8)  Marlborough  an  Cronstrom  und  an  den  Earl  of  Sunderland.  Brüssel, 
24.  Mai  1708.  Murray  IV.  29  und  31,  dann  an  den  Grafen  Kechteren.  St.  Renelle, 
30.  Mai  1708.  Murray  IV.  39. 

ä)  Marlborough  an  den  General-Lieutenaut  Erle.  Bellinghen,  28.  Mai  1708. 
Murray  IV.  33. 


318 

kam  nach  Castre-la-Chaiissee  (Kester),  der  linke  nach  Hai.  Sie  zählte 
112  Bataillone,  180  Schwadronen  und  113  Geschütze,  zusammen  etwa 
70.0Ü0  Mann  '). 


Die  Nachrichten,  welche  im  französischen  Hauptquartier  über 
die  Verbündeten  einliefen,  bestimmten  den  Herzog  von  V  e  n  d  A  m  e 
und  den  Marschall  Matignou  sich  am  9.  ]Mai  nach  Mons  zu  begeben, 
wo  sie  dem  Ex-Churfürsten  von  Bayern  begegneten  und  Befehle 
ertheilten,  die  Truppen  knapp  an  der  Grenze  zu  versammeln.  Der 
Herzog  von  Burg  u  n  d  verliess  mit  dem  Herzog  von  B  e  r  r  y 
Versailles  am  14.  Mai,  erreichte  Valenciennes  am  16.  und  traf,  hier 
bis  zum  24.  verweilend,  mit  dem  Prätendenten  Jakob  Stuart  und 
Vendome  zusammen,  welcher  ihm  die  Listen  der  Armee  vorlegte'^). 
Sie  zählte  in  131  Bataillonen  und  216  Escadronen  etwa  80.000  Mann 
und  war  der  feindlichen  sonach  numerisch  so  namhaft  überlegen, 
dass  Ludwig  XIV.  mit  Recht  Vendome  auftragen  konnte:  „vSie 
müssen  den  Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d  bestimmen,  von  den  ersten  Be- 
wegungen, welche  seine  Armee  macht,  Nutzen  zu  ziehen''.  Die  Bela- 
gerung von  Huy  schien  dem  König  nicht  wichtig  genug,  alle  Kräfte 
nach  der  Maas  zu  werfen  und  Flandern  unbedeckt  zu  lassen^).  Veu- 
dume  stimmte  der  Ansicht  des  Herzogs  von  Burgund  bei,  dass  man 
sich  vorher  Brüssel  nähern  solle,  um  zu  sehen,  wozu  die  Verbündeten 
sich  entschliesseu  würden.  Der  Marschall  machte  sich  Hoffnung,  durch 
einen  Verstoss  auf  Hai,  die  noch  in  den  flandrischen  Plätzen  liegen- 
den Truppen  von  ihrem  Gros  trennen  zu  können,  welches  man 
zwischen  Lennick  St.  Quentin  und  Anderlecht  wusste.  Traf  man 
aber,  wie  vorauszusehen,  die  Verbündeten  bereits  vereinigt,  wollte 
man  den  Angriff  von  den  näheren  Umständen  abhängig  machen. 
Schlimmsten  Falls  hoffte  man  in  den  Lagern  von  Nivelles  und  Braine- 
l'AUeud  auf  des  Gegners  Kosten  leben  zu  können.  Dieser  Gedanke 
fand  die  volle  Zustimmung  Puysegur's  und  des  Grafen  von  Ber- 
ge y  c  k,  welcher  meinte,  dass  er  vortrefflich  mit  dem  bereits  erwähnten 


')  Die  Gedanken,  welche  um  diese  Zeit  den  britischen  Feldhenu  erfüllten, 
spiegeln  sich  in  seinem  Sciiroiben  an  Godolphiu  wieder.  „Ich  will  Zeit  gewinnen," 
schrieb  er  diesem  am  "24.  Mai,  „bis  Prinz  Eugen  mit  seinem  Heere  operiren  kann, 
was  schwerlich  vor  Mitte  des  nächsten  Monats  geschieht  ....  Alles  hängt  daher  von 
meiner  Vereinigung  mit  dem  Prinzen  Eugen  ab,  denn  wenn  hier  nicht  ein  kräftiger 
Schlag  geführt  wird,  so  steht  es  mit  uns  überall    schlimm."    Coxe,   Memoirs  II.   445. 

^)  Menioires  inilitaires  (Pelet)  VIII.  7  und  8. 

*j  Ludwig  XIV.  au  Vendöme.  Marly,  20-  Mai.  Momoires  mililaires  (Pelet)  VIII. 
'J  und   10. 


319 

Anschlage  auf  Antwerpen  zusammenstimme,  welchen  man  in   den  ersten 
Tagen  des  Juni  auszuführen  gedachte  ' ). 

Indess  sich  die  projectirten  Lager  unter  Le  Quesnoy,  Valenciennes, 
Conde,  Mens,  Maubeuge  und  Charleroi  formirten,  campirte  ein  beson- 
deres Corps  unter  dem  Befehle  des  Grafen  L  a  m  o  t  h  e,  der  zu 
Warneton  Quartier  nahm,  in  den  Linien  von  Comines. 

Nach  den  Meldungen  vom  23.  glaubte  man  die  Versammlung  der 
Armee  nicht  länger  verschieben  zu  dürfen.  Schon  folgenden  Tages 
wurden  die  Corps  von  Le  Quesnoy,  Valenciennes  und  Conde  zwischen 
8t.  Ghislain  und  Mons  nach  vorwärts  concentrirt  und  letzterem  Platze 
auch  jene  von  Charleroi  und  Maubeuge  nähergerückt.  Am  25.  sammelte 
sich  die  ganze  Armee  in  der  Ebene  von  Saint-Symphorien.  Da  man  im 
Hauptquartier  wiiSiste,  dass  die  Besatzungen  von  Menin,  Courtray, 
Brügge  und  Gent  noch  immer  nicht  zu  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  gestossen 
seien,  beschloss  man  —  ihn  von  jenen  zu  trennen  und  zu  zwingen, 
hinter  die  Senne  zurückzuweichen  —  über  Soignies  und  Ual  geraden- 
wegs auf  Brüssel  zu  marschiren.  Also  brach  die  Armee  am  26.  um 
3  Uhr  Morgens  auf,  überschritt  bei  Mons  die  Haine,  rückte  nach 
Soignies  und  lagerte,  den  Verbündeten  den  Weg  nach  Flandern  zu 
verlegen ,  mit  dem  rechten  Flügel  bei  Naast,  mit  dem  linken  bei 
Chaussee  Notre  Dame  *). 

Man  stand  jetzt  einander  auf  nur  Einen  Marsch  Abstand  (21*^"') 
gegenüber.  Der  vom  26.  bis  28.  Mai  unaufhörlich  niederströmende 
Regen  verurtheilte  beide  Theile  zur  Unthätigkeit. 

Im  französischen  Hauptquartier  war  man  ohnedies  unschlüssig, 
für  welche  Operationslinie  mau  sich  entscheiden  solle.  Vendome,  die 
Stellung  Mar  1  bor ough's  als  unangreifbar  bezeichnend,  war  für  den 
Marsch  auf  Petit -Enghien  und  die  Belagerung  Huy's,  wodurch  man 
die  Verbündeten  zur  Schlacht  drängte.  — Der  Herzog  von  Burgund 
hielt  für  besser,  auf  Braine-le-Comte  oder  Tubize  zu  rücken.  —  Der 
Hof  von  Versailles  neigte  zwar  vorwiegend  dem  Marsche  auf  Braine- 
le-Comte  zu,  mochte  sich  aber  um  so  weniger  entscheiden,  als  er  Kunde 
erhielt:  Prinz  Eugen  sei  am  26.  zu  Coblenz  eingetroffen,  um  an  der 


•)  Ven dorne  an  Ludwig  XIV.  Mons,  21.  Mai  1708.  Memoires  militaires  (Pelet) 
VIII.  10,  11  und  12.  —  Weniger  sanguinisch  als  Vendome,  fasste  Puysegur  die  Sach- 
lage auf.  „Es  wäre  zu  wünschen  gewesen,  dass  man  früher  marschirt  wäre,"  schrieb  er 
au  Chamillart,  „und  ich  zweifle  nicht,  dass,  wenn  man  das  Project  früher  gemacht  hätte, 
man  die  Folge  gezogen  haben  würde,  den  Feinden  zuvorzukommen,  ehe  sie  formirt 
gewesen  wären".  An  Chamillart.  Valenciennes,  22.  Mai  1708.  Memoires  militaires 
(Pelet)  VIII.   12  und    13. 

'^)  Memoires  militaires  (Pelet)  Vlll.   12  und   13. 


320 

Mosel  eine  Armee  von  4(3  Bataillonen  und  60  Schwadronen  zu  bilden 
Unverzüglich  befahl  Ludwig  XIV.,  zwischen  der  Armee  in  den 
Niedi-rlandcn  und  jener  am  Rhein  *)  eine  solche  Verbindung  herzustellen, 
dass,  je  nach  den  Bewegungen  Eugen's,  Truppen  von  einer  zur  anderen 
geworfen  werden  könnten  '^).  Schon  am  29.  Mai  schrieb  Ludwig  XIV. 
an  Vendome:  Prinz  Eugen  beabsichtige,  sich  mit  der  englisch- 
holländischen  Armee  in  den  Niederlanden  zu  vereinigen,  indess  24  Ba- 
taillone und  30  Schwadronen  unter  den  Kanonen  von  Philippsburg 
zurückblieben.  Älax  Emanuel  von  Bayern  habe  bereits  als  seine 
Hauptaufgabe  erkannt,  den  Prinzen  Eugen  zu  verhindern,  Marl- 
borough's  Armee  zu  verstärken.  Umgekehrt  müsse  aber  auch  der 
Herzog  von  Burgund  bereit  sein,  an  die  Rhein- Armee  Unterstützungen 
abzugeben,  sowie  Marlborough  sich  anschicke,  dem  Prinzen  Eugen 
Truppen  aus  Flandern  zuzuschieben^). 


Der  Unentschlossenheit  im  französischen  Hauptquartier  machte 
Marlborough  dadurch  ein  Ende,  dass  er  am  29.  Mai  von  Hai  nach 
St.  Renelle  rückte  *),  den  rechten  Flügel  auf  Haute  Croix,  den  linken 
auf  Lembecq  sur  Senne  stützte,  ein  starkes  Detachemeut  auf  Tubize 
vorschob  und  die  Bagagen  nach  Brüssel  zurücksandte.  So  drohend 
diese  Bewegung  auch  aussah  —  schien  sie  doch  den  Entschluss  aus- 
zusprechen, dem  Gegner  einerseits  den  Weg  nach  Lessines,  anderer- 
seits jenen  nach  Nivelles  verlegen  zu  wollen  —  war  Marlb  orough 
(loch  weit  entfernt,  daran  zu  denken,  den  überlegenen  Feind  anzu- 
greifen ^).  Kam  es  aber  in  dieser  Gegend  zum  Schlagen,  dann  war 
das  Fussvolk  die  entscheidende  Waffe,  ein  Moment,  das  den  Verbün- 
deten ebensosehr  zu  gute  kam,  als  die  Ueberlegenheit  an  Reiterei 
auf  französischer  Seite  ein  mehr  freies  und  offenes  Gelände  vermeiden 
hiess.  —  Ueber  die  Absichten  des  Feindes  im  Unklaren,  fürchtete  er 
nur  Eines:  dass  derselbe  sich  im  Gefühle  seiner  Stärke  auf  Ath 
werfen  und  diesen  Platz,  in  welchem  General-Major  Baron  Pal landt 
commandirte,  nehmen  werde,  ehe  Prinz  Eugen  herangekommen  *). 


•)  Siehe  den   „Feldzu«,'  am  Rhein"   287  und  288. 
^)  Mcmoires  militaires  (Pelet)   VIII.   14,   15  uud  16. 

^)  Ludwig     XIV.    an    Veudöme.    Marly,    29.     Mai     1708.    Memoire.s     militaires 
(Pelet)  Vlll.   IG,  17  und  18. 

*)  Mailhoruugh  an  den  Grafen  Sinzendorff.  Renelle,  30.  Mai  1708.  Murray  IV.  39. 

*j  Marlborough  an  Rechtoreu.   St.   Renelle,  30.  Mai   1708.  Murray  IV.  39. 

"j  Marlljorougii  aii  Gudolpiiin.  lielliiighen,  28.  Mai  1708.  Coxe,  Memuirs  II.  448. 


321 

Schon  am  30.  Mai,  von  St.  Renelle  aus,  richtete  Marlborou  ji^h 
an  den  Prinzen  Eugen  ein  Schreiben,  das  dazu  dienen  sollte,  dessen 
Abmarsch  nach  den  Niederlanden  in  den  Augen  des  Churfürsten  von 
Hannover  zu  beschönigen  ^);  Prinz  Eugen,  um  diese  Zeit  noch  in 
Wien,  erachtete  den  Augenblick  noch  nicht  gekommen,  es  an  seine 
wahre  Adresse  zu  befördern  und  vereinbarte  daher  mit  Rechteren 
das  spätere,  vom  24.  Juni  1708  datirte  ^).  Jenem  ersten  folgte  am 
1.  Juni  der  englische  Quartiermeister,  Hauptmann  A  r  m  s  t  r  o  u  g,  welcher 
die  von  Prinz  Eugen's  Armee  zu  verfolgende  Route  schon  wiederholt 
gemacht  hatte  und  angewiesen  war,  alle  Schwierigkeiten,  welche  sich 
ihrem  Marsche  entgegenstellen  könnten,  aus  dem  Wege  zu  räumen  ^). 
Den  Grafen  Rechteren  aber  forderte  er  selben  Tages  durch  einen 
Eilboten  auf,  ein  Detachement  von  4000  Mann  gegen  Trier  vorzu- 
schieben, um  die  Feinde  zu  alarmiren  *). 

Die  französische  Armee  hob,  nachdem  sie  am  Morgen  bei  der 
Abtei  von  Cambron,  d.  i.  seitlich  ihres  linken  Flügels,  eine  grosse 
Fouragirung  ausgeführt,  am  1.  Juni  8  Uhr  Abends  das  Lager  von 
Soignies  auf  und  gewann  mit  Tagesanbruch  über  Naast,  Ecaussiennes- 
d'Enghien,  Feluy,  bei  Arquennes  und  Bon  Conseil  die  Somme  über- 
setzend, endlich  über  Nivelles,  in  fünf  Colonnen  die  Ebene  von  Bois 
Seigneur  Isaac.  Der  rechte  Flügel  kam  nach  Genappe,  der  linke  und 
das  Hauptquartier  nach  Braine-l'Alleud  (unweit  Waterloo).  Als  ob  das 
Hauptquartier  eine  Schlacht  beabsichtigte,  wurde  die  kleine  Bagage 
auf  Casteau  dirigirt,  die  grosse  nach  Mens  zurückgesandt  ^), 

Verfolgten  die  Franzosen  mit  dieser  Bewegung  den  Zweck, 
M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  hinter  den  Wald  von  Soignies  zu  werfen  und  damit 
von  Flandern  zu  entfernen,  so  erreichten  sie  selben  vollkommen.  Kaum 
erfuhr  der  Herzog  am  2.  Juni,  4  Uhr  Morgens,  den  Aufbruch  des 
Feindes,  Hess  er,  für  Löwen  und  die  Stellung  von  Parc  fürchtend, 
sofort  das  Signal  geben,  die  gegen  Vilvorde  und  Malines  auf  Foura- 
girung begriffene  Reiterei  einrückeit  zu  machen.  Da  sie  jedoch,  zum 
Theile  vier  Stunden  entfernt,  die  Lärmschüsse  nicht  hörte,  verzögerte 
sich  der  Abmarsch  der  Queue  der  Armee  bis  8  Uhr  Abends. 
Unter  strömendem  Regen  passirte  man  um  9  Uhr  Anderlecht,  über- 
schritt   den  Canal    von  Brüssel    und  setzte    den  Marsch  in  der  Nacht 


')  Murray  IV.  37. 

^)  Murray    IV.    76    uud    Correspoudenz    des  Priuzen   Eugen.  Supplemeut-Heft, 
S.    131,  Nr.   83. 

^)  lustructionen  für  Hauptmaun  Armstrong.  Murray  IV.  46. 
*J   Murray  IV.  47. 

*j  McDiuires  militaires  (Pelet)  VIII.    19. 
Feldzüge  des  Priuzeu  Eugeu  v.   Savoyeu.   II.   Serie,  1.  Band.  21 


322 

ununterbrochen  fort.  Nacli  dem  Durchziehen  von  Brüssel,  wo  ISIjirl- 
borough  4  Fuss-Reginicnter  und  einige  Reiterei  zurückliess,  waren 
die  Colonnen  in  der  Dunkelheit  so  durcheinander  gekommen,  dass  die 
Ordnung  wiederherzustellen,  ein  mehrstündiger  Halt  gemacht  werden 
musste.  Unter  fortwährendem  Regen  und  todtmüde  erreichte  die  Armee 
am  Nachmittage  des  3.  die  treffliche  Position  hei  der  Abtei  Parc '). 
Sie  lehnte  sich  rechts  an  Cortenbergh,  links  an  Terbank,  Avohin  das 
Hauptquartier  kam.  Folgenden  Tages  wurden  über  die  Dyle  mehrere 
Brücken  geschlagen  ^). 

Das  Hauptheer  der  Verbündeten  hatte  die  Initiative  dem  Gegner 
überlassen  müssen  und  durch  die  hastige  Rückwärtsbewegung  auf 
Löwen  verrathen,  dass  weder  die  Offensive  nach  Flandern,  noch  die 
Preisgabe  von  Brabant  in  seinen  Plänen  liege.  Die  so  veränderte  Situation 
Hess  Marlborough  fürchten,  die  Franzosen  würden  ihm  Terrain  abge- 
winnen und  ihn  verhindern,  irgend  etwas  zu  unternehmen,  was  für  die 
Sache  der  Coalition  thatsächlich  den  Verlust  des  Feldzuges  bedeutete  ^). 
Um  so  lebhafter  wünschte  er,  die  Mosel-Armee  möchte  sich  endlich 
fühlbar  machen.  Dass  ihr  Artillerie  und  Fuhrwerk  mangelten,  Hess  den 
Herzog  freilich  fürchten,  der  Feind  werde  sie  nicht  sonderlich  beachten. 
In  Kenntniss,  dass  Max  E manne  1  von  Bayern  10.000  Mann  gegen 
die  Mosel  vorgeschoben,  drängte  Marlborough  in  Rechteren, 
nach  Eugen's  Eintreffen  sich  unverzüglich  in  Marsch  zu  setzen*). 

Aber  als  ob  der  Nachtmarsch  nach  Braine-FAlleud  die  Offensiv- 
kraft der  französischen  Armee  erschöpft  hätte,  verlor  der  Herzog 
von  B  u  r  g  u  n  d  den  3.  Juni  mit  Lagerarbeiten,  den  4.  mit  einer  Heer- 
schau, den  5.  mit  Fouragirung  und  Anordnung  von  Colonnen  wegen. 
Am  6.  recognoscirten  Burg  und  und  Vendome  gegen  Niel  sous 
Courbris  und  über  La  Hulpe  bis  in  die  nächste  Nähe  von  Brüssel, 
Am  6.  und  7.  ward  das  Gehölz  von  Bossut  besetzt,  die  Zuschübe  von 
Charleroi  zu  decken.  Am  8.  und  9.  ward  über  das  Ganze  Heerschau 
gehalten.  Die  Infanterie  zählte  10.000  Streiter  mehr  als  im  Vorjahre  5 
die  Cavallerie  war  vollzählig  und  in  gutem  Staude  ^). 

*)  Marlborough  an  lioyle.  Terbank,  4.  Juni.  Murray  IV.  48  und  Cardonnel  au 
Tilson  ebendort  49. 

"'')  „Wäre  der  Feind  kühner  v(n'<jerückt,  konnte  er  gleichzeitiij:  mit  mir  liier 
anlangen,"  schrieb  Marlborough  an  Godolphin ;  „allein  verniuthlicli  hat  er  auf  die 
Nachricht,  dass  ich  auch  dahin  inar.schire,  zu  Braine-rAlleud  Halt  gemacht,  wo  er 
noch  lagert.  Alles  seines  Prahlens  ungeachtet,  glaube  ich  daher,  er  will  es  nicht  zum 
Gefecht  kommen  lassen."   Terbank,  4.  Juni.  Coxe,  Alemoirs  II.  4.50 

•^)  Marlborough  an  Wratislaw.  Terbank,  4.   Juni  1708.  Murray  IV.   .50. 

*)  Marlborough  an  Rechteren.  Terbank,  4,  .Juni  1708.  Murray  IV.  51. 

')  Memoires  militaires  (Peletj  VIII.  21.  Die  Ordre  de   bataille  im  Anhang. 


323 

Inzwischen  herrschte  im  französischen  Hauptquartier  ebensoviel 
Uneinigkeit,  wie  Unentschlossenheit,  Vendom  e,  das  treibende  Element, 
wollte,  dass  die  Armee  nach  Gembloiix  rücke  und  Huy  belagere,  ein 
Unternehmen,  welches  Marlborough  angesichts  seiner  numerischen 
Inferiorität  nicht  durchkreuzen  könne,  Marschirte  er  aber  nacli  Flandern, 
könnte  ihm  die  Observations-Armee  ohne  Gefahr  dahin  folgen.  Da  der 
Plof  von  Versailles  aber  den  Vorschlag  V  e  n  d  o  m  e's  nur  bedingungsweise 
guthiess,  beschloss  man  über  neuerhche  Vorstellungen  die  Weisungen 
des    Königs  abzuwarten  *). 

Dank  der  Unthätigkeit  der  Franzosen  herrschte  den  ganzen 
Juni  über  Wajffenruhe.  Denn  so  lange  die  Lage  sich  auf  den  anderen 
Operations -Schauplätzen  nicht  gebessert  hätte,  glaubte  auch  Marl- 
borough nichts  von  Bedeutung  unternehmen  zu  können.  Er  machte 
sein  Handeln  ganz  von  der  Entwicklung  der  Dinge  an  der  Mosel 
abhängig  ^),  welche  Entwicklung  er  brieflich,  freilich  ohne  nennens- 
werthen  Erfolg,  zu  beschleunigen  suchte  ^). 

Unter  diesen  Umständen  war  das  Leben  im  Lager  der  Verbün- 
deten ein  blosses  Wiederspiel  der  Vorgänge  auf  französischer  Seite. 
Nachdem  am  6.  die  ganze  Armee  mit  grosser  Andacht  einen  Fast- 
und  Busstag  begangen,  hielt  Marlborough  am  7.  und  an  den 
folgenden  Tagen  Heerschau*).  Er  fand  Alles  in  so  trefflichem  Stande, 
dass  er  an  Boyle  berichtete:  „Wenn  wir  eine  gute  Gelegenheit  finden 
zum  Schlagen  zu  kommen,  dann  haben  wir  allen  Grund,  einen  ruhm- 
reichen Tag  zu  erhofi"en"  ^).  Das  preussische  Fussvolk  bezeichnete  er 
schöner  denn  je,  die  preussische  Reiterei  als  vollkommen  •').  Selten 
wohl  gebot  ein  ruhmreicher  Führer  einem  gleich  glänzenden,  gleich 
kriegserprobten,  gleich  siegverheissenden  Heere.  —  Das  stolze  Herz 
M  a  r  1  b  0  r  0  u  g  h's  solch  seltenes  Glück  ganz  und  voll  gemessen  zu 
machen,  erschien  am  21.  Juni,  von  Cadogan  feierlich  eingeholt,  der 
einstige  Erbe  der  britischen  Krone,  der  Churprinz  Georg  August 
von  Hannover,  im  Heerlager,  in  der  Schule  des  Siegers  von  Blen- 
heim  und  Ramillies  die  Kunst  des  Krieges  zu  erlernen! 

Während  dieser  Vorgänge  in  Brabant  verfolgte  der  Hof  von 
Versailles  mit  grösster  Aufmerksamkeit  die  Wetterwolke,    welche  sich 

')  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.   20  und  21. 

^)  Marlborough  an  Godolphin.  Terbank,  7.  und  11.  Juui  1708.  Coxe,  Memoirs  II. 
451  und  452. 

^)  Marlborough  an  Prinz  Eugen  und  den  Grafen  Rechteren.  Terbank,  11.,  18.  und 
■>S.  Juni  1708.  Murray  IV.  60,  61,  69,  70,  75. 

*)  Die  Ordre  de  bataille  siehe  Anhang. 

5)  Terbank,  11.  Juni  1708.  Murray  IV.  59. 

*)  An  den  König  von  Preussen.  Terbank,   18.  Juni   1708.  Murray  IV.  65. 

21* 


324 

über  Coblenz,  Rheinfels  und  Castellaun  zusammenzog  und  allmälig 
gegen  den  Hundsriiek  vorschob.  Er  hatte  gebilligt,  dass  der  Ex-Chur- 
fürst  von  Bayern  das  Corps  S  a i  n  t - F r  e m  o  n  t's  an  der  Saar  seit  dem 
5.  auf  46  Bataillone  und  103  Escadronen  verstärkt  und  dem  Marschall 
Berwick  unterstellt  hatte,  indess  im  Elsass  nur  30  Bataillone  und 
37  Escadronen  verblieben.  Als  aber  der  Hof  Kunde  erhielt,  dass  Eugen 
um  Castellaun  bereits  46  Bataillone  und  80  Schwadronen  vereinigt 
habe  und  nach  der  Maas  zu  marschiren  beabsichtige,  beauftragte  er 
den  Herzog  von  Burg  und,  die  Belagerung  von  Huy  so  lange  auf- 
zuschieben, bis  E  u  g  e  n's  Bewegungen  sein  wahres  Ziel  würden  er- 
kennen lassen.  Eine  Belagerung  auf  die  Gefahr  hin  zu  unternehmen, 
sie  wieder  aufheben  zu  müssen,  sagte  dem  König  nicht  zu.  Er  hielt 
es  für  vortheilhafter,  so  lange  als  möglich  von  den  Fourageu  zu  pro- 
fitiren,  welche  das  Land  dort,  wo  man  eben  stand,  in  Fülle  bot. 
Umsonst  stellte  V  e  n  d  o  m  e  immer  und  immer  wieder  vor,  wie  wenig 
würdig  des  Herzogs  von  Burgund  es  wäre,  mit  einer  dem  Feinde 
überlegenen,  in  bestem  Stande  befindlichen,  von  Eifer  und  Willen 
erfüllten  Armee  in  Unthätigkeit  zu  verharren.  Eugens  Armee  könnte 
nicht  mehr  als  25.000  Mann  schlechter  Truppen  ausmachen;  es  sei 
erniedrigend,  dass  solch'  eine  Handvoll  Leute  in  Deutschland  und 
in  den  Niederlanden  150.000  Mann  im  Schach  halte.  Seine  Bewe- 
gungen nach  jenen  Eugen's  einrichten,  hiesse  sich  der  Gefahr  aus- 
setzen, den  ganzen  Feldzug  über  von  seinen  Demonstrationen  genarrt  zu 
werden.  Uebrigens  sei  Marlborou  gh's  Armee  ebensowenig  wie  jene 
Eugen's  im  Stande,  sich  den  französischen  Projecten  zu  widersetzen  ^). 

Die  Concentrirung  so  bedeutender  Streitkräfte  unter  Berwick 
gegen  die  in  der  Bildung  begriffene  Mosel -Armee,  erfüllte  IMarl- 
b  0  r  0  u  g  h  mit  der  Besorgniss,  die  letztere  würde  gezwungen  werden, 
sich  vor  Eintreffen  des  Prinzen  Eugen  zurückzuziehen  ^).  Einigen  Trost 
gewährte  ihm  der  Gedanke,  dass  durch  die  so  veränderte  Sachlage 
die    Oberrhein-Armee  wenigstens  volle  Actionsfreiheit  gewonnen    habe. 

Den  zwischen  Lille  und  Ypern  stehenden  Lamothe  zu  beob- 
achten und  Holländisch-Flandern  zu  sichern,  formirte  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h 
unter  Murray's  Comraando  aus  verschiedenen  britischen  Bataillonen 
und  vier  Schwadronen  spanischer  Dragoner  ein  besonderes  Corps,  das 
am  12.  Juni  zu  Deynze  (später  zu  Mariakerke-sur-Lieve)  Stellung  nahm''), 
während  am  19.  vier  Bataillone  nach  Brüssel  rückten,  auf  der 
Contrescarpe  dieses  Platzes  zu  lagern. 

')  Mi'moires  militaires  (Pelet)  VIII.   23. 

")  All    Boyle.  Tcrhjiiik,   14.  Juni  170S.   Munay  IV.   64. 

^)  An  flen  Geiicral-Majur  Murray.  Terbauk,   V-i.  Juni   170S.  Miirray   IV.  G2. 


325 

Das  einmal  aus^-esteckte  Ziel  unverrückt  im  Auge  haltend,  über- 
sandte er  dem  Prinzen  Eugen,  dem  er  neuerdings  die  grösste  Eile 
an's  Herz  legte,  am  18.  ein  ihm  von  verlässlicher  Hand  zugekommenes 
Marsch- Journal  des  Ex-Churfürsten  von  Bayern'),  Am  Nachmittage 
des  27.  endlich  erhielt  er  Eugen's  Depesche  vom  25.  mit  der  Kunde, 
dass  nun  alle  Schwierigkeit  behoben  und  der  Aufbruch  für  den  29. 
angeordnet  sei  ^). 

Der  Fall  Genfs,  Brügg-e's  und  Plasschendaele's. 

Die  Waffenruhe,  welche  Dank  der  im  Hauptquartiere  des  Herzogs 
von  B  u  r  g  u  u  d  herrschenden  Uneinigkeit  und  Unentschlossenheit  den 
ganzen  Juni  über  anhielt,  wurde  durch  Scharmützel  der  Streifparteien 
und  Fourageure  nur  wenig  gestört  ^).  Neben  verschiedenen  Massnahmen 
zur  Herstellung  einer  guten  Disciplin,  beschäftigten  das  Hauptquartier 
Offensiv-Plane  verschiedenster  Art.  Nachdem  die  Vorschläge,  Brüssel 
oder  Antwerpen  zu  überfallen,  als  unausführbar  aufgegeben  worden, 
entschied  sich  der  Hof  für  den  Entwurf  des  Grafen  von  Bergeyck, 
Gent  und  Brügge,  in  welchen  Städten  dieser  Verbindungen  unterhielt, 
wegzunehmen.  Die  ersten  Tage  des  Juli  —  das  Wetter  war  so  feucht 
und  kalt,  dass  man  das  Kaminfeuer  suchte  *)  —  wurden  benützt,  um  im 
Geheimen  die  für  beide  Unternehmen  nothwendigen  Vorbereitungen 
zu  treffen;  für  ihre  Durchführung  war  der  5.  Juli  bestimmt. 

Der  Marquis  Don  Antonio  Grimaldi,  Marechal  de  Camp,  mit 
den  Grafen  de  Chemerault  und  de  Ruffey  und  dem  Brigadier  de 
la  Faille  mit  der  Wegnahme  Gents  betraut,  setzten  sich  am  Abende 

1)  Marlboruugh  an  Rechteren.  Terliauk,  18.  Juui  1708.  Murray  IV.  70.  —  An 
Boyle.  Terbank,  25.  Juui  1708.  Murray  IV.  78.  „Wir  sind  hier  in  unseren  Hoffnungen 
bezüglich  der  mit  dem  Churfürsten  von  Hannover  und  dem  Prinzen  Eugen  vereinl^arten 
Massnahmen  arg  betrogen  worden,"  sehrieb  er  am  26.  Juni  au  Stauhope.  „Diese 
haben  statt  am  26.  des  vorigen  Monats  alle  ihre  Truppen  jetzt  noch  nicht  versammelt, 
so  dass  wir  bereits  ein  ganzes  Monat  im  Felde  sind,  ohne  in  der  Lage  zu  seiu,  operireu 
zu  können."   Murray  IV.  85. 

^)  An  den  Prinzen  von  Savoyen.  Terbank,  27.  Juni  1708.  Murray  IV.  86. 

^)  Am  9.  Juni  gelang  es  einem  französischen  Streifcorps  (Dragoner),  welches 
von  Namur  gekommen  war,  bei  Haecht  4  Compagnien  vom  Regiment  Groveustein 
beim  Fouragiren  zu  überfallen  und  64  Pferde  wegzunehmen.  —  Dank  ihrer  Ueber- 
legenheit  kounten  die  Franzosen  später  zwischen  Demer  und  Dyle  fouragiren 
und  den  Rayon  der  Verbündeten,  obwohl  diese  Commauden  von  3000  Fuss- 
soldaten  zur  Deckung  der  Fourageurs  aufstellten  und  Marlborough  zum  kleinen 
Krieg  grundsätzlich  aufmunterte,  so  sehr  einengen,  dass  letztere  gezwungen  waren, 
die  Gegend  von  Lierre  und  Antwerpen  aufzusuchen. 

*)  Marlborough  an  seine  Gemaliu,   1.  Juli  1708.  Coxe,  Memoirs  II.  435. 


326 

des  3.  mit  2000  Pferden  und  2000  Mann  Infanterie,  zur  Hälfte  Gre- 
nadiere, in  Marsch,  Unter  dem  Verwände,  einen  Fouragirungs-Umkreis 
zu  bilden,  rückten  sie  gegen  Petit-Enghien,  setzten  von  da  ihren  Weg 
gegen  den  Dender  fort,  welchen  sie  am  4.  um  4  Uhr  Nachmittags  zu 
Ninove  passirten,  und  marschirten  dann  geradezu  auf  Gent.  —  Lamothe, 
dem  der  Baron  von  C  a  p  r  e  s  unterstand,  mit  der  Unternehmung  gegen 
Brügge  betraut,  verliess  zur  selben  Zeit  mit  10  Bataillonen,  7  Esca- 
dronen  und  6  Feldgeschützen  die  Linien  von  Comines.  Willens,  diese 
Detachements  mit  der  ganzen  Armee  zu  unterstützen ,  sandte  der 
Herzog  von  Burg  und  die  grosse  Bagage  nach  Charleroi.  Die  Armee 
hob  das  Lager  von  Braine-l'Alleud  am  4.  Juli  gegen  7  Uhr  Abends 
auf  marschirte  in  vier  Colonnen  links  ab  und  traf,  obwohl  der  die 
ganze  Nacht  über  niedergehende  Regen  die  Wege  sehr  schwierig 
machte,  am  5.  mit  Tagesanbruch  zu  Braine  -  le  -  Chateau  (23^™  von 
Brüssel)  und  Oiskuercq  (25''™^  von  Brüssel)  ein.  Zwei  Colonnen 
überschritten  die  Senne  zu  Lembecq,  zwei  zu  Tubize,  gegen  Haute 
Croix  und  Pepinghen-Buringhen  debouchirend.  Die  kleinen  Equipagen 
und  die  Artillerie,  mit  Ausnahme  einer  Brigade,  welche  mit  der  zweiten 
Colonne  marschirte,  gingen  über  Bois  -  Seigneur  Isaac  und  Nivelles, 
dann  über  Braine-le-Comte  nach  Enghien  und  Herinnes  sur  Mareq. 
Nach  einer  Rast  von  mehreren  Stunden  setzte  die  Armee,  als  ob  man 
keine  andere  Absicht  hätte ,  als  sie  nach  Tournay  zurückzuziehen, 
den  Marsch  in  zwei  Colonnen  fort;  die  eine  über  die  Mühle  von 
Goyck,  die  andere  über  Steuvenberg  und  Ninove  ' ). 

Wie  geschickt  diese  Bewegungen  seitens  der  Franzosen  auch 
ausgeführt  wurden,  sie  konnten  den  Verbündeten  nicht  ganz  entgehen. 
Man  wusste  im  Hauptquartier  Marlborough's  rechtzeitig,  dass  die 
Franzosen  zum  Aufbruche  sich  anschickten.  Wiewohl  man  über  die 
eigentlichen  Absichten  der  französischen  Feldherren  völlig  im  Unklaren 
war,  wurde  doch  am  4.  Juli  die  Armee  in  Marschbereitschaft  gesetzt 
und  auf  die  Nachricht  von  der  Besetzung  von  Alost  durch  ein  fran- 
zösisches Detacheraent,  der  General-Major  von  Bothmer  und  der 
Brigadier  Chanclos  noch  selben  Tages  mit  2000  Pferden  (4  Regi- 
mentern Reiterei  und  317  Dragonern)  dahin  gesandt,  jene  zu  beobachten, 
bei  Termonde  (Dendermonde)  überzugehen  und  die  Landschaft  Waas 
zu  decken  *).  Auf  die  um  Mitternacht  einlaufende  Meldung  von  dem 
um  9  Uhr  Abends  erfolgten  Aufbruch   der  französischen  Armee,    gab 


*)  Memoires  militaires  (Peletj  VIII.  23  bis  25.  Einzelheiten  im  Berichte  des 
Herzogs  von  Burfruntl  aus  dem  Lager  von  Lede,  7.  Juli  1708.  Memoires  militaires 
(Pelet)   VIII.   381    bis   385. 

^}  Murray  IV.  9U. 


327 

Mar  Ib  oro  ugli  Befehl,  dass  Sir  Thomas  Prendergast  mit  seinem 
Kegimente  unverzüglich  nach  Audenarde  rücke ').  Die  Armee  seihst 
setzte  sich  zwei  Stunden  nach  Mitternacht  in  Bewegung,  ging  um 
4  Uhr  Morgens  über  den  Canal  von  Brüssel  und  debouchirte  in  die 
Ebene  von  Anderlecht  und  Lennick  St.  Martin.  Als  ihre  Vorhut  — 
General-Lieutenant  Bülow  an  der  Spitze  der  Reiterei  des  rechten 
Flügels  —  um  7  Uhr  Abends  diesen  Ort  erreichte,  gewahrte  sie  die 
französische  Armee  in  zwei  Colonnen  an  den  Feldwachen  vorbeiziehend, 
welche  die  das  Lager  aussteckenden  Quartiermeister  der  Verbündeten 
deckten.  Wiewohl  die  Trennung  der  französischen  Colonnen,  die  Unord- 
nung lind  sichtliche  Ermüdung  ihrer  Infanterie  Bülow  zum  Angriffe 
geradezu  herausforderten,  schob  dieser  mit  Rücksicht  auf  die  ungün- 
stigen Verhältnisse  der  eigenen  Truppen,  den  Angriff  auf  und  ver- 
langte, in  der  Erwartung,  am  nächsten  Morgen  in's  Gefecht  zu  kommen, 
von  der  Armee,  deren  linker  Flügel  zu  Anderlecht,  deren  Mitte  zu 
Itterbeck  und  deren  rechter  Flügel  zu  Tomberghen  lagerte,  Unter- 
stützung. Sie  ward  ihm  gewährt.  Aber  schon  am  Morgen  des  6.  erkannte 
man,  dass  es  unmöglich  sei,  die  französische  Armee  aufi;uhalten,  welche 
ihren  Marsch  zu  decken,  dem  rechten  Flügel  der  Alliirten  gegenüber, 
eine  starke  Nachhut  -)  ausgeschieden  hatte,  die  ihr  im  Laufe  des  Tages 
nachrückte.  Im  besten  Falle  gelang  es,  diese  letztere  noch  diesseits 
des  Dender  zum  Kampfe  zu  zwingen.  Also  setzten  auf  Marlborough's 
Befehl  10  Schwadronen  und  5  Bataillone  unter  General -Major  von 
Schulenburg  jenen  in  der  Richtung  auf  Ninove  nach.  Auf  eine 
starke  und  nicht  zu  umgehende  Oertlichkeit  stossend,  stellten  sie  die 
Verfolgung  über  Marlborough's  Befehl  für  diesen  Tag  alsbald  ein. 
Das  Gros  der  französischen  Armee  hatte  inzwischen  am  5.  um  8  Uhr 
Abends  den  Uebergang  über  den  Dender  begonnen.  Er  konnte  nur 
mit  den  grössten  Schwierigkeiten  —  Verwirrung,  falsche  Alarme, 
Zusammenbrechen  mehrerer  Brücken  —  vollführt  werden.  Rasch  ver- 
sicherten sich  die  Grenadiere  des  wichtigen  Punctes  Alost.  Kaum 
graute  der  Tag  (6.  Juli),  setzte  sich  das  Gros  der  Armee  in  zwei 
Colonnen  wieder  in  Marsch,  durchzog  Alost  und  lagerte  in  zwei 
Treffen:  mit  dem  rechten  Flügel  zu  Erondeghem,  mit  dem  Centrura 
und  dem  Hauptquartier  zu  Lede,  mit  dem  linken  Flügel  zu  Schelle- 
belle,   wohin  man,    da    die    Gegend    waldig   war    und    man   im  Stande 

')  An  den  General-Major  Murray.  Terbank,  5.  Juli  1708,  2  Uhr  Morgens. 
Murray  IV,  95. 

^)  Nach  der  „Histoire  de  Marlborough"  6000  Grenadiere  unter  Biron's  Coin- 
mando  und  (Memoires  militaires  [Pelet]  VIII.  383)  der  Graf  von  St.  Maurice,  welcher 
mit  den   Ciduischen   Truppen   die  Artillerie  bedeckte. 


328 

sein  wollte,  hier  über  die  Scheide  Brücken  zu  schlagen  und  in  die  Land- 
schaft Waas  einzudrino-cn.  3  Infanterie-Briiraden  verlegte  ' ). 

Die  Rücksicht  auf  Brüssel,  das  durch  die  Ereignisse  der  letzten 
Tage  in  eine  beispiellose  Angst  und  Bestürzung  gerathen  war,  nothigte 
Marlborough,  sein  Heer  noch  im  Laufe  des  6.  in  eine  Stellung  zu 
führen,  durch  deren  Bezug  die  reiche  Hauptstadt  von  J5rabant  wirksamer 
geschützt  und  damit  auch  die  aufgeregten  Gemüther  ihrer  Bewohner 
beruhigt  werden  konnten.  Er  Hess  die  Armee  nach  Assche-la-Chaussee 
rücken  und  eilte  in  Begleitung  des  Churprinzen  von  Hannover 
und  des  General-Lieutenants  Bülow  in  einer  Kutsche  ebendahin. 

Während  dieser  Bewegungen  der  beiden  Armeen  waren  die  nach 
Gent  und  Brügge  dirigirten  französischen  Detachements  erfolggekrönt. 
Der  Graf  von  Chemerault,  Grimaldi's  Spitze  führend,  traf  nach 
einem  nahezu  24stündigen  Marsche  am  Frühmorgen  des  5.  vor  Gent 
ein.  Durch  List  bemächtigte  er  sich  ohne  Kampf  der  Porte  de  S.  Levin, 
welche  nur  von  einer  schwachen  und  nachlässigen  Bürgerwache  besetzt 
war.  De  la  Faille,  ehemals  Ober-Amtmann  von  Gent  und  Brigadier 
im  Dienste  Philipp  V.,  durchzog  nun  rasch  die  Stadt,  das  Brügger 
Thor  zu  gewinnen,  in  dessen  Nähe  (zu  AA''ondelgem)  er  Murray's 
Detachement  wusste.  Er  bemächtigte  sich  dieses  Thores  fast  ohne 
Widerstand  zu  finden.- —  Murray,  welcher  bald  darauf  erschien  und 
sich  in  die  Citadelle  werfen  wollte,  sah,  dass  die  Franzosen  sowohl 
hier,  als  auch  bei  der  Porte  de  Muvde  ihm  zuvorgekommen  seien. 
Nach  Sas  de  Gand  ziehend,  musste  er  einige  französische  Abthei- 
lungen, welche  ihm  den  Weg  verlegen  wollten,  auseinandersprengen. 

Da  es  der  Bürgerschaft  zum  Theil  an  Willen,  zum  Theil  an 
Muth  zum  Widerstände  gebrach,  war  Mittags  das  französische  Regiment 
in  Gent  bereits  installirt.  Der  Commandant  der  Citadelle,  Major  La 
Bene,  verrieth  zwar  durch  einige  Kanonenschüsse  die  Absicht,  sich  zu 
vertheidigen  ;  als  aberGrimaldi  zum  Angriffe  Anstalten  machte  und 
jede  Hoffnung  auf  Entsatz  abgeschnitten  schien,  capitulirte  er  am 
Abende  des  6.  unter  der  Bedingung,  dass  die  Besatzung  mit  Waffen 
und  Bagagen,  drei  Geschützen  und  dreifacher  Munition  zu  Schiff  nach 
Sas  de  Gand  gebracht  und  diese  Capitulation  erst  am  Morgen  des 
10.  Juli  ausgeführt  werde.  Sein  unerwartetes  Erseheinen  zu  Sas 
Gand,  wo  die  Generalstaaten-Deputirten  sich  aufhielten,  mag  dort  eine 
nicht  geringe  Bestürzung  hervorgerufen  haben  ^) ! 


*)  Memoire»  militaires  (Peletj  VIII.   2."). 

'j  Memoires  militaires  fPeletj  VIII.  26  und  28.  Einzelheiten  gibt  der  l$ericht 
(le.s  Herzogs  von  Burgnud  aus  dem  Lager  von  Lede,  7.  .Tnli  1708.  Memoires  mili- 
taires (Pelet)  Vm.  381  bis  38ö. 


329 

Gleich  nach  dorn  Falle  Gent's  hatte  der  Graf  von  Chemerault 
geeilt,  alle  Brücken  über  den  Dender  und  die  untere  Scheide  zu 
zerstören  und  alle  in  der  Nähe  liegenden  Posten  zu  schrecken.  Als 
er  aber  am  9.  Juli  vor  dem  wichtigen  Audenarde  erschien,  wo  Herr 
von  S  e  y  t  e  r  m  a  n  (Sigterman)  commandirte,  erklärte  dieser  den  Bürgern, 
die  Stadt  an  allen  vier  Ecken  anzuzünden,  falls  sie  sich  zur  Uebergabe 
anschickten.  Das  wirkte;  bald  erschien  auch,  von  Ath  kommend,  Chan- 
clos mit  Verstärkungen  und  der  Platz,  dessen  Verlust  jenen  der  Ver- 
bindung mit  Menin  und  Courtray  zur  Folge  gehabt  hätte,  war  gerettet. 

An  demselben  Tage,  an  welchem  Grimaldi  vor  Gent  rückte, 
marschirte  Lamothe  mit  4000  bis  5000  Mann  auf  Brügge.  Drei 
Kanonenschüsse  genügten,  die  Uebergabe  dieser  Stadt,  welche  ohne 
Besatzung,  anzubahnen.  Als  Abgesandte  des  Magistrates  sich  die  Ueber- 
zeugung  verschafft  hatten,  dass  Gent  in  französischen  Händen,  ward 
die  Capitulation  am  6.  Juli  Mittags  perfect.  Sofort  rückte  Graf  Lamothe 
vor  Damme;  aber  der  Commandant  dieses  festen  und  mit  einer 
Garnison  versehenen  Platzes  Hess  die  Schleusen  spielen  und  zwang 
durch  Spannung  der    Ueberschwemmung    Lamothe    zum    Rückzuge. 

Glücklicher  war  des  Letzteren  Sturm  auf  den  Posten  von  Plas- 
schendaele,  wichtig  wegen  seiner  Schleusen  und  für  die  Verbindung 
vom  Canale  von  Brügge  bis  Dünkirchen.  Das  Fort,  obwohl  von 
200  Mann,  zwei  Geschützen  und  zwei  Fregatten  {?)  vertheidigt,  ward 
mit  stürmender  Hand  genommen. 

Der  Erfolg  dieser  Unternehmungen,  die  Bestürzung,  welche  er 
in  anderen  Städten  hervorrief,  und  der  Vortheil  der  Stellung,  welche 
Alles  zu  unternehmen  erlaubte,  erweckte  im  französischen  Heere  die 
Hoffnung,  sich  mit  gleicher  Leichtigkeit  der  übrigen  Städte  Flanderns 
bemächtigen  zu  können  *j. 


M  a  r  1  b  0  r  0  u  g  h  erfuhr  den  Fall  von  Gent  und  Brügge  und  von 
der  Gefahr,  in  welcher  die  Citadelle  jener  Stadt  schwebte,  noch  vor 
seinem  Eintreffen  zu  Assche-la-Chaussee.  Die  Wirkung  dieser  Hiobspost 
auf  ihn  war  eine  geradezu  niederschmetternde.  Sein  leidender  Zustand 
Hess  ihn  die  Sachlage  noch  schlimmer  erscheinen,  als  sie  wirklich  war  — 
und  sie  war  ernst  genug.  Durch  die  Wegnahme  von  Gent  und  Brügge 
waren   die  Franzosen  nicht    nur    Herren    eines  sehr  ressourcenreichen 

<j  Memoires  niilitaires  (Pelet)  VIII.  27.  —  „Aber  sie  hatten  das  grosse  Ziel  des 
Feldzuges  kleiueu  und  schwachen  Vortheilen  geopfert.  Die  Ankunft  des  von  seinen 
Truppen  gefolgten  Prinzen  Eugen  sollte  den  Angelegenheiten  alsbald  ein  anderes 
Ansehen  geben."   Histoire  de  Marlborough.  II,  321. 


330 

Gebietes,  sondern  aiich  der  wichtigsten  Wasserverbiudungen  der  spani- 
schen Niederlande  geworden.  Antwerpen,  Andenarde,  Courtray  und 
Menin,  alle  nur  mit  schwachen  Besatzungen  versehen,  schienen  bedroht; 
insbesondere  aber  Audenarde,  das  die  Franzosen,  wenn  sie  800  bis 
900  Mann  opferten,  mit  dem  Degen  in  der  Faust  wegnehmen  konnten. 
Die  Einnahme  Gent's  und  Brttgge's  musste  die  Partei  der  Verbündeten 
in  Flandern  in  grossen  Schrecken  versetzen,  den  holländischen  Gene- 
ralen aber,  deren  Eifersucht  nie  schlief,  erwünschte  Gelegenheit  geben, 
Marlborough's  Ruhm  zu  schmälern  und  gegen  ihn  zu  agitiren').  So 
mochte  das  eben  erfahrene  Missgeschick  dem  Feldzuge  die  nachtheiligste 
Wendung  geben. 

Prinz   Eugen's  Eintreffen    bei    der   grossen   Armee.    —    Der 
Flankenmarsch,  nach  Audenarde. 

Zu  so  ernster  Stunde,  da  sich  des  Ober-Befehlshabers  und  seiner 
Armee  die  tiefste  Niedergeschlagenheit  bemächtigt  hatte,  traf  im 
Hauptquartier  ^u  Assche-la- Chaussee,  früher  als  erwartet,  nämlich 
noch    im    Laufe    des    6.    Juli,    Prinz  Eugen    ein  *).  Von    dem    üblen 

*)  „Der  Stoss,  den  der  Feind  uns  versetzte,"  berichtete  Gnimbkow,  der  preussische 
Commissär  im  Hauptquartiere  Marlborough's  am  8.  Juli  aus  dem  Lager  von  Assche 
seinem  Könige,  „vernichtete  nicht  allein  alle  unsere  Pläne,  sondern  er  gereichte  dem 
Rufe  und  dem  bisherigen  Glücke  von  Mylord  Duc  zu  einem  unersetzlichen  Nach- 
theile und  dieser  fühlte,  so  lebhaft  dieses  Unglück,  dass  ich  glaubte,  er  würde  vor- 
gestern Früh  diesem  Kummer  erliegen,  indem  sein  Herz  dermassen  davon  ergriffen 
war,  dass  er  zu  ersticken  fürchtete"    .... 

„.  .  .  diesen  Morgen  (also  am  8.  Juli)  hat  Mylord  Duc  ein  heftiges  Fieber 
gehabt  und  hat  sich  so  übel  befunden,  dass  man  ihm  hat  zur  Ader  lassen  müssen; 
er  ist  sehr  abgespannt  und  ich  glaube,  es  würde  ihn  sehr  aufrichten,  wenn  Euere 
Majestät  ihm  etwas  Tröstendes  schrieben  und  ihn  trotz  der  widerfahreneu  Verluste 
Ihr  fortgesetztes  Wohlwollen  versicherten"  u.  s.  w.  Schöning,  Natzmer  286  und  287. 

*)  W.  Coxe  und  A.  Alison  geben  an,  Prinz  Eugen  sei  erst  am  7.  in  der  Frühe 
zu  Assche  eingetroffen.  Schulenburg  lä.sst  ihn  gar  erst  am  7.  Juli  Mittags  Brüssel 
erreichen.  Dagegen  besagt  das  „Diarium"  (Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  49) 
der  Prinz  sei  daselbst  am  6.  Juli  in  der  Frühe  angelangt;  und  Kriegs-A.,  Nieder- 
lande 1708;  Fase.  XIII.  2  meldet,  er  sei  am  6.  nach  dem  Diner  im  Lager  einge- 
troffen, was  mit  der  Angabe  des  Herzogs  von  Burgund :  „Le  prince  E.  arriva  vers 
le  soir  ä  leur  armee"  übereinstimmt.  Mc'moires  militaires  (Pelet)  VIII.  389.  Da  endlich 
auch  noch  eine  von  Assehe  am  G.  Juli  datirte  Marscliroute  für  Prinz  Eugen's  Fussvolk 
und  Reiterei  vorliegt  (Kriegs-A.,  Niederlande  1708  ;  Fase.  VII.  22),  deren  der  Prinz 
in  seinem  Bericht  an  den  Kaiser  erwähnt  und  deren  Empfang  der  Erbprinz  Friedrich 
von  Hessen  aus  Maastricht  am  7.  Juli  1708  ausdrücklich  bestätigt  (Kriegs-A.,  Nieder- 
lande 1708;  Fase.  VII.  29)  so  kann  sein  Eintreffen  zu  Assche  am  6.  wohl  nicht  bezweifelt 
werden.  Dies  zu  constatiren,  ist  wichtig,  weil  die  kräftigen  Massnahmen,  welche  an 
diesem  Tage  getroffen  wurden,  unzweifelhaft  auf  seine  Einflussnalinie  zurüekzunilncii  sind. 


331 

Stande  der  Dinj^e  in  den  Niederlanden  unterriclitet,  war  der  Prinz 
seinen  Truppen  mit  einer  von  Huszaren  gebildeten  Escorte  voraus- 
geeilt und  hatte  am  5.  zu  Aerschot,  42*^'"  von  Brüssel,  übernachtet. 
Am  H.  Früh  in  der  Hauptstadt  Brabants  eintreffend,  erfuhr  er  hier, 
dass  der  Feind  sich  nach  Gent  gewendet,  die  Stadt  besetzt  imd  das 
Schloss  angegriffen  habe.  „Und  weil  ich  glaubte,"  so  berichtet  der 
Prinz  dem  Kaiser,  „dass  es  vielleicht  etwas  zu  thun  geben  dürfte, 
so  habe  ich  mich  dahier  (zu  Brüssel)  nicht  aufgehalten,  sondern  mich 
sogleich  hiedurch  zur  Armee  begeben,  um  mit  dem  Herzoge  von 
Marlborough    mich    zu   unterreden,  was  etwa  vorzunehmen  sei')." 

Das  erste  Begegnen  der  beiden  Feldherren  war  ergreifend.  Der 
Herzog  umarmte  den  Prinzen  zärtlich  und  sagte,  dass  in  der  nieder- 
schlagenden Lage,  in  der  er  sich  befände,  nichts  ihm  mehr  Trost 
gewähren  könnte,  als  seine  Gegenwart  ^). 

Beide  Feldherren  zogen  sich  zurück,  um  über  die  zu  ergreifenden 
Massnahmen  zu  berathschlagen  ').  Sie  beschlossen  ziir  Deckung  Brüssels 
♦ 

*)  Siehe  den  Bericlit  an  den  Kaiser.  Brüssel,  9.  Juli  1708.  Supplement-Heft, 
S.  148,  Nr.  149. 

^)  So  Gruml>kow,  welcher  diesem  ersten  Zusammentreffen  beiwohnte.  Alisoii 
dao-es'en  lässt  Marlborough  sagten:  „Ich  hoffe  Euer  Hoheit  zu  einem  o-rossen  Sieche 
beglückwünschen  zu  können;  denn  meine  Truppen  werden  durch  die  Gegenwart 
eines  so  ausgezeichneten  Feldherrn  angefeuert  werden."  Nach  W.  Coxe  bewillkommte 
der  Herzog  den  Prinzen  mit  dem  Zurufe :  „Nun  müssen  wir  raufen.  Der  Sieg  kann 
nicht  fehlen,  denn  die  Gegenwart  eines  so  ausgezeichneten  Feldherrn  wird  meine 
Truppen  bis  zum  Heldenmuthe  begeistern."  Schwencke,  der  nach  Hanuover'schen 
Quellen  schrieb,  berichtete  über  dieses  Zusammentreffen:  „Beide  Feldherren  umarmten 
sich  mit  Herzlichkeit ;  als  aber  Eugen  sich  nach  dem  Befinden  seines  Waffen- 
gefährten erkundigte,  antwortete  dieser:   „Je  suis  malade  de  corps  et  d'esprit." 

Der  im  Hauptquartier  anwesende  preussische  General  von  Natzmer  berichtet: 
„Ganz  Flandern  ging  verloren  und  die  Niedergeschlagenheit  in  der  Armee  war 
gross.  .  .  .  Mylord  Duc  war  imtröstlich  über  diese  betrübten  Ereignisse  und  sprach 
sich  auch  gegen  mich  mit  einem  rührenden  Vertrauen  über  diese  plötzliche  Wendung 
der  Dinge  aus,  die  am  Ende  noch  schlimmer  für  uns  hätte  ausfallen  müssen,  wenn 
der  Feind  mit  fortgesetzter  Kühnheit  seine  Avantage  wahrgenommen  hätte ;  so  aber 
ging  uns  endlich  durch  Gottes  gnädigen  Beistand  und  unter  Mithülfe  des  Prinzen 
Eugen,  der  zur  guten  Stunde  mit  seinem  Eintreffen  den  Muth  der  Armee  wieder 
aufrichtete  ixnd  uns  Trost  brachte,  ein  besseres  Licht  auf."  Schöning,  Natzmer,  285 
und  286. 

•  Am  18.  Juli  1708  schreibt  Eugen  von  Wervicq  aus  an  Gallas:  „Ich  dann  im 
Vertrauen  melde,  dass,  als  ich  bei  der  Armee  angelangt  bin,  Alles  in  grösster  Con- 
sternation  war  und  verschiedene  harte  Eeden  herumgegangen  sein."  Siehe  die 
Correspondenz  des  Prinzen.  Supplement-Heft  S.  160,  Nr.   106. 

*)  „Der  Herzog  hat  sich  ein  wenig  gefasst  —  berichtet  Grumbkow  —  seitdem 
er  mit  dem  Prinzen  Eugen  einige  Stunden  eingeschlossen,  sich  zurückgezogen  hatte. 
Während    Mylord    Duc    an    die    Königin  schrieb,    zog    mich  der  Prinz  bei  Seite  und 


332 

im  Lag^er  von  Assche-la-Chaussee  zwei  Tage  kampfbereit  stehen  zu 
bleiben,  dann  aber  den  Dender  zu  passiren  und  die  Franzosen  in 
offener  Feldscblaeht  um  die  Früchte  ihres  strategischen  Marsches  zu 
bringen  *). 

Von  höchster  Bedeutung  war,  dass  E  u  g  e  n's  Truppen  baldigst  zur 
grossen  Armee  stiessen.  Die  namentlich  Anfangs  ungemein  schwierigen 
Wege  hatten  ihren  Marsch  nur  wenig  zu  verzögern  vermocht.  Statt 
am  2.  hatte  die  Reiterei  Düren  am  3.  erreicht  und  dort  am  4. 
gerastet.  Am  Abende  des  6.  lagerten  sie  bereits  zu  Maastricht  beider- 
seits des  Stromes.  Das  Fussvolk  musste  diesen  Platz  am  8.  Juli 
gewinnen.  Noch  am  6.  wurde,  wie  erwähnt,  die  Route  für  den  Marsch 
von  Maastricht  nach  Brüssel  ausgefertigt.  Die  Reiterei  sollte  am  10., 
das  Fussvolk  am   15.  die  Hauptstadt  Brabants  erreichen^). 

Der  Commandant  von  Antwerpen  ward  angewiesen,  nach  dem 
„Unglück  von  Gent"  umsomehr  auf  seiner  Huth  zu  sein.  —  General- 
Major  Murrav  wurde  beordert,  mit  seinen  drei  Regimentern  zu 
Sas-de-Gand  zu  verbleiben  und  die  Landschaft  Waas  zu  decken,  ohne 
seine  Truppen  zu  sehr  zu  exponiren.  —  General-Major  Bothmer 
erhielt  Befehl,  am  7.  mit  seinem  ganzen  Detachemeut  zur  Armee  ein- 
zurücken. —  Der  Commandant  von  Dendermonde  sollte,  wenn  er  klar 
sehe  und  überzeugt  sei,  dass  die  Citadelle  von  Gent  ausreichend  ver- 
proviantirt,  250  bis  300  Mann  dahin  werfen^).  —  Vor  Allem  aber  rieth 
Prinz  Eugen,  Alles  aufzubieten,  um  Audenarde  zu  retten  *).  —  Also 
erhielt  der  Commandant  von  Ath,  der  holländische  Cavallerie-Brigadier 


fragte  mich,  was  das  Alles  eio^entlich  bedeute?  Der  Herzog  befände  sich  ja  iu  einer 
unglaublichen  Abspannung  imd  habe  sich  geäussert,  wie  Avenn  Alles  verloren  wäre, 
was  er  nicht  füglich  absehe,  da  mit  der  Hülfe  Gottes,  oder  er  müsste  sein  Leben  lassen, 
wir  Genugthuung  bekommen  würden."  Grumbkow  verwies  in  seiner  Antwort  auf  die 
Mangelhaftigkeit  der  gegen  den  Feind  führenden  Strassen  und  Wege,  tadelte  die 
unerhörte  Unordnung  in  den  Bagagen,  erwähnte  des  bösen  Willens  der  Landbe- 
wohner und  einer  unrichtigen  Meldung  des  General  Bülow,  Avelche  den  Herzog  zu 
falschen  Massnahmen  verleitet  hatte.  Eugen  notirte  Alles  in  seine  Schreibtafel  und 
am  anderen  Tage  wurden  sofort  abstellende  Verfügungen  gegen  jene  Mangelhaftig- 
keiten erlassen.  Auf  die  Bemerkung  über  den  bösen  Willen  der  Belgier  erwiderte 
Prinz  Eugen:  „m;iu  müsse  sie  mit  Feuer  und  Schwert  zu  Paaren  treiben,  wenn  sie 
im  Bösen  beharreten". 

V  Eugen  an  K.  Joseph  l.  Brüssel,  8.  .Juli  1708.  Supplement-Heft  Seite  149, 
Nr.  96. 

■■«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  22.  Assche  0.  Juli  1708. 

')  Marlborough  an  Tarazena,  an  Murray,  an  Bothmer  und  an  den  Comman- 
danten  von  Denderiiioudü,  säiiinitlich  von  Assche,  ß.  .Juli  1708.  Murra}'.  IV.  97 
und  98. 

*j  Grunibkows  Bericht.  Schöning,  Natzmer  287. 


333 

Chanclos,  Befehl,  mit  den  Ti'uppen.  welche  er  ans  seinem  eigenen 
Platze  und  aus  den  benachbarten  ohne  Gefahr  ziehen  könne,  wie  mit 
einer  Abtheilung  des  Dragoner-Regiments  Wacleff,  sich  unverzüglich 
nach  Audenarde  zu  werfen '  i.  —  Da  endlich  die  Möglichkeit  nicht 
ausgeschlossen  war,  dass  die  Franzosen  am  nächsten  Tage  die  Offensive 
gegen  die  grosse  Armee  ergriffen,  ritt  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  um  1  Uhr 
nach  Älitternacht  die  Lagerlinien  bis  an  den  äussersten  rechten 
Flügel  ab  und  ertheilte  hiebei  in  eigener  Person  den  Befehl,  unter  die 
Waffen  zu  treten*). 

Die  französische  Artillerie  und  die  Bagage,  bedeckt  von  6000  Mann*), 
hatte  sich  durch  die  Schwierigkeit  der  Wege  genöthigt  gesehen,  die 
Nacht  zum  7.  zu  Pollaere,  das  ist  diesseits  des  Dender,  zu  verbringen. 
Im  Begriffe,  diesen  Fluss  zu  überschreiten,  wurden  sie  am  Morgen 
des  7.  von  Seh  ulenburg's  Detachement  angefallen.  Obwohl  ihre 
Bedeckung  feste  Haltung  zeigte,  verloren  sie  doch  viele  Fuhrwerke 
und  Maulthiere  und  etwa  300  Gefangene.  Indess  räumten  die  Fran- 
zosen das  rechte  Dender-Ufer  gänzlich  und  brachen  die  Brücken  hinter 
sich  ab  *). 

Die  französischen  Feldherren  hatten  somit  erreicht,  was  sie 
angestrebt:  Sie  standen  zwischen  Gent  und  der  Armee  der  Ver- 
bündeten. Die  Frage,  wie  die  vortheilhafte  Lage,  in  welche  man 
durch  die  Wegnahme  von  Gent  und  Brügge  gerathen  war,  am  besten 
zu  nützen,  traf  in  dem  zu  seiner  Beantwortung  berufenen  Kriegs- 
rath  auf  nichts  weniger  als  übereinstimmende  Ansichten.  Indess  die 
Mehrheit  das  linke  Ufer  der  Scheide  gewinnen  und  den  AUiirten 
das  Ueberschreiten  dieses  Flusses  directe  verwehren  wollte,  war  die 
Minderheit  für  die  Vertheidigung  des  Dender.  Vendrime  insbeson- 
dere wollte  unverzüglich  zum  Angriffe  auf  Audenarde  schreiten.  Indem 
die  Armee  vor  diesem  Platze,  und  zwar  auf  dem  rechten  Scheide-Ufer 
eine,  wie  der  Herzog  meinte,  unangreifbare  Stellung  bezog,  benahm 
sie  den  Verbündeten  den  einzigen  Uebergang  über  die  obere  Scheide 
und  zugleich  die  Verbindung  mit  Meuin  und  Courtray,  welche  so 
isolirt,  leicht  angegriffen  werden  mochten.  Ohne  die  Belagerung  unter- 
brechen zu  müssen,  konnte  endlich  die  Armee  die  Verbündeten,  falls 
sie  sich  entschlossen,  den  weiten  Umweg  über  Ostende  einzuschlagen, 
hindern,  die  Lys  zu  überschreiten,  —  Anderer  Meinung  war  der  Herzog 

1)  Coxe,  Memoirs  II,  464—465. 
^)  Coxe,  Memoirs  II.  464. 
3)  Histoire  de  Marlborough  II.  323. 

*)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  2.5  uud  26.  Marlborougli  an  Boyle.  Herffe- 
liugeu,  <J.  Juli  1708.  Munay  IV.    101. 


334 

von  Burg  und.  Wie  Ludwig  XIV.  M  wollte  auch  er  abwarten,  was  die 
Verbündeten  nach  ihrer  Vereinigung  unternehmen  würden.  Ueberzeugt, 
indess  nichts  Besseres  thun  zu  können,  als  die  Alliirtcn  an  der  Passage 
der  Scheide  zu  hindern,  beschloss  er  bei  Gavere  auf  deren  linkes  Ufer 
überzugehen  und  vor  Audenarde  zu  rücken.  Hier,  wie  an  allen  einem 
Uebergange  günstigen  Stellen,  sollten  Verschanzungen  angelegt,  das 
Gros  der  Armee  daselbst  belassen  und  durch  Detachements  Menin 
belagert  werden,  wozu  er  in  Tournay  und  Douai  die  Vorbereitungen 
treffen  liess.  Indess  die  ,.grosse  Armee"  die  Scheide  von  Tournay  bis 
Gent  vertheidigte,  sollte  Berwick  dessen  Spitze — Saint-Fr emon t's 
Division-)  —  statt  von  Remich  auf  Namur  zu  marschiren,  die  Route  über 
St.  Hubert  und  Han-sur-Lesse  eingeschlagen  hatte  und  am  10.  Juli  Givet 
erreichte  —  die  Scheide  von  Tournay  aufwärts  beschützen.  Zunächst 
aber  für  Namur  und  Charleroi  fürchtend,  befahl  der  Herzog  von  Bur- 
g u u d,  dass  Saint-Fr emont  in  den  ersteren  Platz  4  Bataillone  werfe, 
mit  dem  Gros  seiner  Division  jedoch  unter  den  Kanonen  des  letzteren 
lagere.  Im  Falle  der  Vereinigung  der  beiden  feindlichen  Armeen,  sollte 
er  bei  Mons  Stellung  nehmen  und,  sowie  sein  Anschluss  an  Berwick 
sicher,  von  Conde  aus  verhindern,  dass  die  Verbündeten  zwischen 
hier  und  Tournay  die  Scheide  überbrückten  ^). 

Am  7.  ward  unter  Zuziehung  der  holländischen  Feld-Deputirten 
Kriegsrath  gehalten.  Prinz  Eugen  und  Marlborough  erläuterten  in 
Uebereinstimmung  ihre  leitende  Idee.  Statt  auf  die  französische  Armee, 
welche  zwischen  ihnen  und  Audenarde  lag,  gerade  loszugehen,  sollten 
die  Verbündeten,  zu  Lessines  den  Dender  überschreiten,  sich  zwischen 
die  französische  Armee  und  deren  flandrische  Plätze  einschieben  und 
erstere  dadurch  zwingen,  sich  mit  der  Front  gegen  Paris  zu  schlagen*). 

Die  Uebereinstimmung  Eugens  und  Marlborough's  behielt  die 
Oberhand  über  die  Einwendungen  der  diesmal  weniger  hartnäckigen 
Holländer.  Sofort  schritt  man  an  die  nothwendigen  Vorbereitungen.  Zur 
Herstellung  von  Colonnenwegen  und  zur  Ausbesserung  der  vorhan- 
denen Communicationen  wurden  nach  allen  Richtungen    Schanzgräber- 


*)  Ludwig  XIV.  an  den  Herzog  von  Burgund.  Fontainebleau,  11.  Juli  1708; 
Memoires  railitaires  (Pelet)  VIII.  30  und  31. 

2)  Siehe  den   „Feldzug  am  Rhein".  Seite  299. 

•■')  Mcmoire-s  railitaires  (Peletj  "VIII.  32  bis  34.  .,üie  ganze  Schwierigkeit 
(diesen  Plan  auszufiihrenj  be.stand  in  der  persönlichen  Trägheit  des  Herrn  von 
Vendöme,  welcher  sein  Quartier  nach  seiner  Bequemlichkeit  findend,  es  so  lange 
als  nur  möglich  geniessen  wollte  und  behauptete,  diese  Bewegung,  welche  man  ja 
völlig  in  der  Hand  habe,  könne  ganz  gut  verschoben  werden  ....  Diese  Beweg- 
gründe wurden   die  ausschlaggebenden."   Saint-Simou,  Mi'moires  IV.    173. 

*j   Laiiiberti   V    lU. 


335 

Abthoilungen  entsandt.  Um  leichter  operiren  zu  können,  ward  beschlossen, 
die  grosse  Bagage  am  8.  unter  einer  Bedeckung  von  4  Bataillonen 
nach  Brüssel  zu  senden,  wo  sie  bis  auf  Weiteres  verbleiben  und  ihre 
Bedeckung  die  Besatzung  verstärken  sollte.  Die  „kleine  Bagage" 
ward  restringirt  und  an  die  Queuen  der  Colonnen  verwiesen.  Jeder 
Privatwagen  —  reichere  Officiere  führten  4  und  5  mit  sich  —  welcher 
innerhalb  der  Truppen-Colonne  wahrgenommen  Avürde,  sollte  der 
Plünderung  anheimfallen  '). 

Als  die  Actiou  soweit  in  Fluss  gekommen,  begab  sich  Prinz 
Eugen  am  7.  nach  Brüssel,  wo  er  bis  zum  Morgen  des  9.  verblieb. 
Dieser  zweitägige  Aufenthalt  in  der  Hauptstadt  Brabants  gab  ihm 
Gelegenheit,  seine  hochbetagto  Mutter  zu  sehen,  welche  seit  ihrer  Ver- 
bannung vom  französischen  Hofe  hier  lebte  ^).  Es  liegt  nahe,  dass  dieses 
erste  Wiedersehen  nach  langjähriger  Trennung  nur  dazu  beitrug,  die 
Gluth  des  leidenschaftlichen  Hasses  gegen  Ludwig  XIV.  in  beiden 
Seelen  neu  aufflammen  zu  machen. 

Die  im  Kriegsrathe  vom  7.  gefassten  Beschlüsse  wurden  mit  der 
Präcision  eines  Parademanövers  ausgeführt.  Noch  am  8.  Juli  lief  von 
Chanclos  die  Meldung  ein,  dass  er  in  Audenarde  eingerückt  sei 
und  von  Ath  Verstärkungen  an  sich  gezogen  habe ''). 

Um  den  Marsch  der  Armee  gegen  Rückenangriffe  zu  sichern, 
schied  Marlborough  alle  Grenadiere  und  30  Schwadronen  als 
Nachhut  aus.  Dieses  Corps,  von  dem  holländischen  General-Lieutenant 
Albemarle  befehligt,  hatte  am  9.  vor  Tagesanbruch  vor  Assche, 
Front  gegen  Alost,  in  Gefechtsordnung  Stellung  zu  nehmen,  dort  so 
lange  stehen  zu  bleiben,  bis  die  ganze  Armee  abgerückt  sein  würde 
und  dieser  dann  im  Nachhutverhältnisse  zu  folgen*). 

Am  Abende  des  8.  Juli  brach  unter  Commando  der  General- 
Lieutenante  C  a  d  0  g  a  n  und  R  a  n  z  a  u,  denen  sich  auch  der  Churprinz 
von  Hannover  anschloss,  die  Vorhut  in  der  Richtung  von  Lessines 
auf.  Sie  bestand  aus  8  Bataillonen  Fussvolk,  8  Schwadronen  Reiterei, 
6  Geschützen  und  dem  Pontonzuge  ^). 

Die  Armee  folgte  am  9.  Juli,  2  Uhr  nach  Mitternacht,  in  vier 
Colonnen.  Das  Fussvolk,  in  zwei  Heersäulen  formirt,  bildete  die  Mitte 
des  Marsch-Echiquiers  ®).  Weder  eine  Trommel  wurde  gerührt,  noch  ein 


*)   Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  49.  „Diarium"  und  Murray  IV.   101. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708 ;  Fase.  VII.   39  und  Coxe,  Memoirs  II.  465. 

3)  Cardonnel  an  Murray,  Assche  8.  Juli  1708.  Murray  IV.   101. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.   VII.  35  und  Coxe,  Memoirs  II.  465. 

s)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708:  Fase.  VII.  36. 

«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  37  und  Cardouuel  au  Murray  IV.  101. 


336 

Hörn  f^oblaseii.  Die  Marsch-Disciplin  ward  trefflich  gehandhabt.  In 
tiefster  Stille  kam  man  am  9.  um  2  Uhr  Nachmittags  in  Hcrffelingen 
an,  wo  eine  fünfstündige  Rast  gehalten  und  gut  gefüttert  wurde  '). 

Prinz  Eugen,  welcher  Brüssel  am  9.  Juli,  6  Uhr  Morgens,  ver- 
lassen hatte,  um  die  Vorhut  der  Armee  im  Marsche  einzuholen,  erreichte 
das  Lager  von  Herffelingen  um  4  Uhr  Nachmittags.  Er  fand  die  Armee 
im  grössten  Jubel  über  die  Aussicht  einer  baldigen  Schlacht.  Eben  als 
er  eintraf,  brachen  C  a  d  o  g  a  n  und  R  a  n  z  a  u  mit  der  Vorhut  nach  Lessines 
auf,  um  sich  dieses  Uebergangspunctes  zu  bemächtigen.  Die  Armee  folgte 
ihr  in  vier  Colonnen  um  7  Uhr  Abends.  Zur  Täuschung  des  Feindes 
ward  als  Zeichen  zum  Aufbruche  der  Zapfenstreich  geschlagen  und 
geblasen  ^). 

Die  Armee  setzte  den  Marsch  die  ganze  Nacht  hindurch  ununter- 
brochen fort  und  erreichte  gegen  5  Uhr  Morgens  Ghislenghien,  wo 
ein  vierstündiger  Halt  gemacht  wurde,  um  die  Nachzügler  zu  sammeln 
und  die  Truppen  ruhen  zu  lassen^).  Hier  erhielt  gegen  Tagesanbruch 
M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  von  C  a  d  o  g  a  n  Meldung,  dass  er  Lessines  um  Mitter- 
nacht besetzt,  die  Brücken  über  den  Dender  hergestellt  und  am 
jenseitigen  Ufer  Stellung  genommen  habe  *). 

Sofort  folgte  die  Reiterei  des  Gros  der  Armee  in  beschleunigter 
Gangart  der  Vorhut  auf  das  linke  Ufer.  Die  Spitzen  des  Fussvolkes 
überschritten  schon  am  Morgen  des  10.  Juli  auf  mehreren  von  der 
Vorhut  zu  diesem  Zwecke  geschlagenen  Brücken  den  Dender,  indess 
die   Nachhut    erst    gegen  Mitternacht    zum    IL  einrückte.    Die    Armee 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  VII.  49  und  XIII.   2a. 

2)  Marlborough  an  Boyle.   Herffelingen,  9.  Juli  1708.   Miirray  IV.   100—102. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  38  und  49.  „Während  dieses  Halts 
hatten  einige  Reiter  ilire  Zelte  auf  die  Büsche  gelegt,  um  sie  zu  trocknen.  Dies 
machte  die  Detachements,  welche  die  Franzosen  ausgesendet  hatten,  um  Fühlung 
zu  nehmen,  glauben,  die  Armee  der  Verbündeten  habe  sich  gelagert.  Der  Herzog 
von  Vendome  folgerte  hieraus,  dass  die  Verbündeten  den  Dender  nicht  überschreiten 
und  erst  am  11.  zu  Lessines  sein  würden;  er  sagte  zu  seinen  Officieren,  sie  könnten 
ruhig  sclilafen."   Schulenburg's  Bericht  326. 

Marlborough  ritt  an  der  Spitze  der  Hannover'selieu  Reiterei.  In  der  Dunkelheit 
bäumte  sicli  iiliitzlich  sein  Pferd  und  warf  ihn  in  eine  Wasserpfütze,  wobei  er  so 
zugerichtet  wurde,  dass  er  in  eine  Hütte  treten  rausste,  um  sich  zu  trocknen.  Oberst 
von  Eltz,  der  trotz  des  Verbotes  seine  Carosse  beim  Regimente  l)elialten  hatte,  versali 
ilin  mit  Kleidungsstücken,  worauf  er  den  Marsch  bis  zum  anbreclicnden  Tage  an  der 
Spitze  des  Schulenliurg'schen  Regiments  fortsetzte.  Eine  abergläubische  Armee  mochte 
diesen  Vorfall  als  eine  schlechte  Vorbedeutung  ansehen ;  mau  erinnerte  sicli  aber 
jetzt,  dass  Marlborough,  der  kein  guter  Reiter  war,  auch  bei  Ramillies  vom  Pferde 
gefallen  und  deutete  daher  dieses  Zeicheu  als  Sieg".  Schwencke  142. 

*)  Coxe,  Memoirs  II.   4(>tj. 


337 

lagerte  sich  zwischen  Lessines  und  Everbecq  in  vier  Colonneu.  Marl- 
horough  und  Eugen  nahmen  zu  Lessines  Quartier,  wo  am  Morgen 
des  10.  ein  vom  9.  Juli,  9  Uhr  Abends,  ausgefertigter  Bericht  des 
Brigadiers  C  h  a  n  c  1  o  s  einlief,  welcher  besagte,  er  wäre  zu  Audenarde 
seit  8  Uhr  Finih  beiderseits  der  Scheide  eingeschlossen  und  hätte 
Nachricht,  ein  beträchtlicher  Train  schwerer  Artillerie  sei  von  Tournay 
gegen  seinen  Platz  im  Anmärsche  *). 

Statt  den  im  Kriegsrathe  zu  Lede  gefassten  Entschluss  mit  Rasch- 
heit und  Festigkeit  auszuführen,  d.  h.  die  Armee  der  beiden  Kronen 
directe  nach  Gavere  rücken  zu  lassen,  ward  am  9.  Juli,  offenbar  in 
der  Absicht  den  Bender  zu  verthoidigen,  über  Alost  nach  Voorde-lez- 
Ninove  marschirt.  Um  Mitternacht  zum  10.  Juli  hier  eintreffend,  erfuhr 
der  Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d ,  wahrscheinlich  von  seiner  bis  Grammont 
vorgegangenen  Spitze,  dass  die  Vorhut  der  Verbündeten  sich  des 
Ueberganges  von  Lessines  bereits  bemächtigt  habe  und  die  ganze 
Armee  ihr  folge.  Ueber  neuerlichem  Kriegsrathe  ward  der  ursprüngliche 
Plan  wieder  aufgenommen,  mit  Anbruch  des  Tages  rechts  abmarschirt, 
zwei  Stunden  gerastet  und  dann  der  Marsch   auf  Gavere  fortgesetzt  ^). 

Durch  die  Lagerung  des  verbündeten  Heeres  zwischen  Everbecq 
und  Lessines  beherrschte  dasselbe  den  Abschnitt  zwischen  Dender 
und  Scheide.  Dass  die  Franzosen,  statt  am  10.  anzugreifen,  ihre 
gesammten  Streitkräfte  auf  Gavere  an  der  Scheide  repliirten,  Hess  das 
Feldherren  -  Triumvirat  M  a  r  1  b  o r  o  u  g  h ,  Eugen,  O  v  e  r  k  i  r  k  den 
Schluss  ziehen,  die  Franzosen  beabsichtigten  die  Operationen  ganz 
auf   das    linke    Scheide -Ufer    zu    verlegen.    Es    handelte    sich    sonach 


*)  Marlborough  an  Boyle.  Hei-ffelingen,  9.  Juli  1708.  Murray  IV.   102. 

^)  Marll'orough  an  Boyle.  Herffelingen,  9.  .Juli,  Nachschrift  aus  Lessines  am 
10.  Juli.  Derselbe  an  den  Churfürsten  von  Hannover,  Audenarde,  12.  Juli  1708;  an 
den  König  von  Dänemark  und  an  den  Grafen  Piper,  Wervicq,  15.  und  16.  Juli  1708, 
sämmtlieh  bei  Murray  IV.  100 — 104,  109  und  114.  Vergleiche  auch  des  Herzogs 
Schi-eiben  an  Godolphin,  Lessines  10.  Juli,  bei  Coxe,  Memoirs  II.  467. 

Des  französischen  Vormarsches  auf  Vo.orde,  den  übrigens  auch  Schul enburg's 
Denkwürdigkeiten  bestätigen,  geschieht  weder  in  den  Berichten  D'Artaignan's  und 
Vendome's  (Memoii-es  militaires  [Pelet]  VIII),  noch  in  den  Memoiren  Saint-Simon's 
Erwähnung.  Hiernach  zu  schliessen,  müssen  beide  Parteien  im  französischen  Haupt- 
([uartier  gute  Gründe  gehabt  haben,  die  Vorgänge  des  10.  Juli  in  tiefstes  Dunkel  zu 
hüllen.  —  Dagegen  berichtet  die  Histoire  de  Marlborough  II.  324 — 325:  „In  der 
Nacht  ziim  10.  hatten  die  Franzosen  aus  dem  Lager  von  Alost  auf  Ninove  rücken 
wollen,  um  dem  Feinde  den  Dender-Uebergang  zu  verwehren;  aber  nach  einem  Marsche 
von  zwei  Stunden  änderten  sie  ihren  Entschliiss,  kehrten  plötzlich  wieder  um  und 
schlugen  die  Richtung  auf  Gavere  ein.  Herr  von  Saint-Hilaire  erzählt  in  seinen  Denk- 
würdigkeiten, wie  viel  Mühe  er  gehabt,  inmitten  dieser  Veränderungen  die  Artillerie 
zu  bergen,  deren  Bedeckung  ihm  anvertraut  war". 

Feldzüge  des  Priuzeu  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,   I.  Band.  22 


338 

darum,  ihnen  an  der  Scheide  zuvorzukommen,  wie  dies  an  dem 
Dender  gelungen  war,  und  sich  damit  in  consequenter  Verfolgung  der 
ursprünglichen  Idee  abermals  zwischen  Frankreich  und  sein  liaupt- 
lieer  einzukeilen.  Dass  diese  Bewegung  vielleicht  schon  am  11.  Juli  zu 
der  heissersehnten  Schlacht  führen  würde,  war  vorauszusehen  und 
Marlborough  und  Eugen  säumten  nicht,  für  sie  die  erforderlichen 
Voi'bereitungen  zu  treffen. 

Am  Abende  des  10.  erhielt  Cadogan  Befehl,  am  IL  um  1  Uhr 
nach  Mitternacht  mit  8  Schwadronen  und  ebensovielen  Bataillonen, 
welche  nach  der  Hand  durch  noch  andere  8  verstärkt  wurden,  endlich 
32  Geschützen  und  den  Pontons  gegen  Audenarde  aufzubrechen.  Seine 
Detail-Instructionen  lauteten,  die  dahin  führenden  Wege  herzurichten, 
die  Scheide  auf  den  stehenden  Brücken  des  Platzes  zu  überschreiten, 
auf  den  jenseitigen  Höhen  Stellung  zu  nehmen,  weitgehende  PatruUen 
vorzutreiben  und  für  die  am  Morgen  des  11.  Juli  nachfolgende  Armee 
mindestens  vier  Brücken  über  die  Scheide  zu  schlagen..  -  Die  am  10. 
zu  Lessines  ausgefertigte  Marschdisposition  für  die  Armee  bestimmte, 
dass  dieselbe  am  11.  um  8  Uhr  Früh  der  Vorhut  in  vier  Colonuen 
zu  folgen  habe.  Die  gesammte  Artillerie  ward  der  die  rechte  Flügel- 
Colonne  bildenden  Reiterei  des  rechten  Flügels  zugetheilt '). 

Die  Ausführung  dieser  Dispositionen  führte,  wie  vorausgesehen 
worden,  am  11.  Juli  zur  Schlacht. 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  45  und  49.  —  Diarium.  Supplement- 
Heft,  S.  153,  Nr.  99. 


Der  Tag  von  Audenarde. 

Das  Schlachtfeld  '). 

Von  Tournay  bis  Gent  clurchfliesst  die  schon  von  Cambrai  ab 
schiffbare  Scheide  in  zahllosen  Schlangenwindungen  einen  üppigen 
Wiesengrund,  der  von  Bewässerungsgräben  allenthalben  durchfurcht, 
eine  merkliche  Unterbrechung  nur  dort  erleidet,  wo  der  Waffcn- 
platz  Audenarde  ^)  ihn  der  ganzen  Breite  nach  überquert.  Das  Bild 
verfein  er  tster  Wiesencultur,  das  heute  das  Auge  ergötzt,  war  am 
11.  Juli  1708  allerdings  nicht  wahrnehmbar.  Ein  ungeheueres  Wehr 
spannte  die  Westfront  der  Scheidefeste  den  hier  im  Mittel  40'"  breiten 
Fluss  zu  eiuem  die  ganze  Breite  des  Thalgrundes  erfüllenden,  bis 
über  Huyweede  hinaufreichenden  See.  Von  Audenarde  abwärts,  bis 
weit  über  Gavere  hinaus,  wechselten  trockene  und  nasse  Wiesen, 
welch'  letztere  an  der  Mündung  des  Eyne-Baches  und  an  jener  des 
Norken-Flüsschens  zu  grundlosen  Morästen  wurden.  Audenarde  selbst, 
eine  Fläche  von  900™  Länge  und  600™  Breite  bedeckend,  war  von 
einem  bastionirten  Erdwalle  umschlossen,  der  auf  den  Angriffsfronten 
durch  einige  Aussenwerke,  insbesondere  einen  doppelten  bedeckten 
Weg  verstärkt,  durch  einen  nassen  Haupt-  und  ebensolchen  Vorgraben 
eine  zweifelhafte  Sturmfreiheit  genoss.  Da  zudem  die  Thalbeglei- 
tungen beiderseits  auf  600  bis  700™  beherrschend  an  die  Werke 
herantreten,  entsprach  die  fortificatorische  Stärke  des  Platzes  durchaus 
nicht  der  hohen  Wichtigkeit,  die  ihm  ganz  besonders  nach  dem  Ver- 
luste von  Gent  zukam.   Auch  rasches  Uferwechseln  Hess  dieser  doppelte 


»)  Siehe  Tafel  V. 

'^)  Von  Audenarde  nach  Lessiues  26,    nach  Tournay  35  (37),  nach  Courtray  30, 
nach  Gent  28""°. 

22* 


340 

Brückenkopf  nicht  zu.  Abgesehen  von  den  defileartigen  und  daher 
schwierigen  Zugängen,  mussten  zahlreiche  wurmstichige  Brücken,  enge 
und  krumme  Gassen  passirt  werden,  um  endlich  nach  mehr  als  halh- 
stündigem  Marsche  am  anderen  Ufer  debouchiren  zu  können. 

Der  im  Mittel  19'""  breite  und  viermal  so  lange  Boden-Abschnitt, 
welchen  Scheide  und  Lys  zwischen  der  französischen  Grenze  und  Gent 
bilden,  charakterisirt  sich  als  eine  flachgewellte  Hügelkette,  deren  grösste 
Erhebung  östlich  Belleghem  den  Spiegel  der  Nordsee  nur  um  79™ 
überragt.  Bei  St,  Anne  (nordwestlieh  Beileghera)  von  der  Lys  nur 
3^"^  abstehend,  zieht  diese  Hügelkette  als  Wasserscheide  zwischen  dem 
genannten  Flusse  und  der  Scheide,  in  einem  der  letzteren  zugekehrten 
Bogen  über  Ingoyghem  und  Caester  nach  Woortegem  (70"'  a.  H.).  Der 
Scheide  hier  auf  4^^™  nahegekommen,  schwenkt  der  Hauptrücken  nun 
scharf  nordwärts  gegen  Cruyshantem  (60™  a.  H.),  um  sich  weiter  gegen 
Gent  zu  vollends  zu  verflachen.  Von  dieser  Wasserscheide  lösen  sich 
in  den  verschiedensten  Richtungen  sanftgewellte  Rücken  los.  Erst  von 
Woortegem  ab  ordnen  sich  jene  der  östlichen  Abdachung  so,  dass  sie 
mehr  weniger  parallel  in  nordöstlicher  Richtung  zur  Scheide  hinab- 
streichen. Der  bedeutendste  von  ihnen  trennt  sich  zwischen  dem  R''"  du 
Moulin  (Norken-Fl.)  und  dem  Molenbeek  ab.  Nächst  Oycke  zu  einer 
Kuppe  von  66™  a.  H.  anschwellend  (Moulin,  Moulin  d'Oycke),  gliedert 
sich  dieser  Rücken  weiters  selbst  in  vier  Ausläufern.  Der  nördUchste 
derselben  folgt  dem  R*"  du  Moulin  bis  zu  seiner  Mündung  nächst 
Asper.  Bei  Roygem,  ein  schmaler  Rücken  von  32™  a.  H.,  bildet  er 
östlich  Onnegam,  den  ganzen  Raum  zwischen  dem  R*"  du  Moulin, 
der  Scheide  und  dem  Eyne-Bach  ausfüllend,  die  fast  6*^™  breite 
Flachhöhe  von  Heurne,  welche  sich  östlich  Herlegem  noch  bis  zu 
28™  a.  H.  erhebt.  —  Fast  senkrecht  auf  diese  Ausläufer  senkt  sich  von 
der  Höhe  von  Oycke  ein  zweiter  gegen  Audenarde  hinab  und  zwingt 
sich  zwischen  Mooreghem  und  dem  Schlosse  von  Browaen  durch,  um 
zur  Flachhöhe  von  Bevere  (31™  a.  H.,  S-ö""™  breit)  anzuschwellen, 
welche  sich  ähnlich  jener  von  Heurne  gegen  Süd  und  Nord  ausdehnt. 
Beide  Ausläufer  treten  an  die  Scheide  knapp  heran  und  umschliessen 
am  Eyne-Bach  zusammenschwenkend,  zwei  kürzere  Zungen,  deren 
eine  sich  gegen  Herlegem  streckt,  indess  die  andere,  kleinere, 
sich  zwischen  Diepenbeke  und  Schloss  Browaen  gegen  Ruybroek 
hinabsenkt. 

Etwa  2*5'^™  nördlich  Oycke  trennt  sich  von  der  Eingangs  er- 
wähnten Wasserscheide  abermals  eine  Rückenlinie  ab,  die,  das  linke 
Ufer  des  R*"  du  Moulin  begleitend,  gegen  Asper  hinabstreift  und  die 
Flachhöhe  von  Huysse  bildet.  Gegen  Nord  sanft,  gegen  den  R*"  du  Moulin 


341 

kurz  und  steil  abfallend,  überhöht  sie  die  südlich  vorliegenden  Hügel 
von  Koygem  und  Heurne  im  Mittel  um   15"\ 

Von  den  Wasseradern  der  näheren  Umgebung  von  Audenarde 
ist  die  bedeutendste  der  R^"  du  Moulin  (Norken),  Südwestlich  Oycke 
entspringend,  nimmt  er  links  den  tiefeingeschnittenen  Kasteelbeek  auf, 
zieht  am  Fusse  der  Steillehne  von  Huysse  in  einem  Wiesengrunde 
über  Lede  und  Müllem  bis  Beeke  und  tritt  unterhalb  Asper  in's 
Thal  der  Scheide.  Gleich  den  übrigen  Bächen  mit  Buschwerk  dicht 
verwachsen ,  bildet  er  ein  Bewegungshinderniss ,  das  von  Reiterei 
schlechterdings  nur  dort  passirt  werden  kann,  wo  künstliche  Ueber- 
gänge  hergestellt  sind.  An  sich  zwar  unbedeutender,  aber  der  freien 
Bewegung  gleichfalls  nicht  wenig  hinderlich,  ist  der  Eyne-Bach.  Er 
entsteht  durch  das  Zusammenfliessen  zweier  Wasseradern,  deren  eine, 
der  Groote-Bach,  südlich  Marollem,  deren  andere,  der  Bach  von  Diepen- 
beke,  westlich  des  Schlosses  Browaen  aufquillt.  Beide  durchfliessen 
morastige  Gründe,  vereinen  sich  bei  Ruybroek,  gewinnen  als  Eyne- 
Bach  in  doppeltem  Bette  und  ebenfalls  über  Sumpfboden  hinweg  das 
gleichnamige  Dorf  und  ergiessen  sich  knapp  unterhalb  desselben  in 
die  Scheide.  Seine  Ränder  sind,  wie  die  seiner  Quellbäche,  mit  Busch- 
werk dicht  bestanden.  Die  Füsse  der  Flachhöhe,  welche  die  letzteren 
umschliessen,  sind  durch  Gräben,  Hecken  und  Baumreihen,  welche  in 
geraden  und  unter  sich  gleichlaufenden  Linien  die  Getreidefelder, 
durchziehen,  in  zahlreiche  kleine,  rechteckige  Bezirke  „Kämpe",  ge- 
theilt.  —  Aelmlichen  Charakters,  wie  der  Eyne-Bach,  ist  der  unterhalb 
Moereghem  und  Hutteghem  in  die  Scheide  sich  ergiessende  Molenbeek 
(Woos  R*"). 

Die  im  Allgemeinen  freie  und  offene  Gegend  trägt  den  Charakter 
des  gesegnetsten  Ackerlandes,  dem  die  längs  der  Bäche,  Gräben  und 
Wege  hinziehenden  Hecken,  Gebüsche,  die  vielen  sich  kreuzenden 
Alleen  und  die  im  frischesten  Grün  prangenden  Fruchtgärten  einen 
fast  südlichen  Reiz  verleihen.  Benimmt  dieser  reiche  Baum-  und  Strauch- 
wuchs auch  vielfach  die  Uebersiciit,  so  erleichtern  andererseits  Wind- 
mühlen, Kirch-  und  Schlossthürme,  endlich  weithin  sichtbare  Bäume, 
wie  die  Linde  von  Oycke,  die  Orientirung.  Die  ganze  Landschaft  ist 
zudem  von  Bauernhütten  und  Höfen,  Schlössern,  Klöstern,  Weilern 
und  Dörfern  übersäet.  Das  reiche  Wegnetz,  das  sie  untereinander 
verbindet,  beschränkt  aber  selbst  wieder  die  Bewegungsfreiheit;  in 
der  Niederung  und  an  den  Hängen  sind  nämlich  die  Verbindungen 
von  Hecken  eingefasst,  die  erst  auf  den   Höhen  aufhören. 


342 

Einleitungsgefechte.   —    Aufmarsch  der   Heere  zur  Schlacht. 

Cadogan  brach  in  der  Morgendämmerung  des  11.  Juli  auf  und 
erreichte  um  halb  11  Uhr  Vormittags  Audenarde  *).  Mit  einem  Theile 
seines  Detaehements  die  Scheide  auf  den  Brücken  der  Festung 
passirend,  Hess  er,  etwa  1000  Schritte  unterhalb  derselben,  unver- 
züglich den  Bau  von  vier  Pontonbrücken  beginnen.  Sowie  die  erste 
geschlagen  ^)  und  wahrzunehmen  war,  dass  die  Spitzen  des  Gros  im 
Näherkommen  begriffen,  ging  das  ganze  Detachement,  bis  auf  eine 
Brückenwache  von  vier  Bataillonen,  die  Reiterei  voran,  auf  das  linke 
Ufer  über,  erstieg  die  Anhöhe  von  Bevere  (Beveren)  und  nahm  Front 
gegen  Heurne  Aufstellung^).  Von  hieraus  bemerkte  man  in  den  ersten 
Nachmittagsstunden  auf  der  gleichnamigen  Höhe  feindliche  Cavallerie. 
Es  war  die  Spitze  der  französischen  Armee  unter  dem  Greneral-Lieute- 
nant  Marquis  von  Biron,  welcher  vorausgesandt  worden  war,  das 
Lager  auszustecken. 

Die  Armee  der  beiden  Kronen  war  im  Laufe  des  10.  Juli  in 
einer  Lagerung  bei  Gavere,  am  rechten  Ufer  der  Scheide,  vereinigt 
worden.  Nach  V  e  n  d  6  m  e's  Angabe  hätte  die  Behauptung  P  u  y  s  e  g  u  r's, 
dass  man  in  dieser  Stellung  dasselbe  erreiche,  wie  in  der,  welche  der 
Marschall  auf  dem  linken  Ufer  vor  Audenarde  vorgeschlagen,  dass 
nämlich  die  Verbündeten  sich  der  Scheidefeste  nicht  nähern  könnten, 
bestimmt,  die  Nacht  auf  dem  rechten  Ufer  zu  verbringen*).  Wiewohl 
man  im  französischen  Hauptquartiere  wusste,  dass  Lessines  seit  Mitter- 
nacht zum  10.  in  den  Händen  der  Alliirten,  schmeichelte  man  sich 
offenbar,  noch  den  ganzen  11.  Juli  zur  ungestörten  Verfügung  zu 
haben.  Nur  so  erklärt  es  sich,  dass  die  Armee  den  Uebergang 
über  die  Scheide  am  11.  Juli  nicht  früher,  als  um  10  Uhr  Vormittags 
begann. 

Der  Erste  hatte  Biron  das  linke  Ufer  gewonnen.  Der  General- 
Lieutenant,  welcher  eine  der  beiden  Reserven  befehligte,  war,  in  einiger 
Entfernung  vom  Gros  lagernd,  am  Abende  des  10.  Juli  angewiesen 
worden,  ein  noch  entfernteres  Corps  an  sich  zu  ziehen  und  zur  Armee 
zu  .stossen.  Am  Morgen  des  11.  ihrem  Lager  sich  nähernd,  hatte  er 
weiteren    Befehl    erhalten,    bei    Gavere,    wo    oberhalb    der    stehenden 


*)  Nach  Coxe,  Meinuirs  II.  470.  Die  „Histoire  de  Marlborouo^h"  II.  326  lningt 
die.selbe  Zeitangabe.  Scliulenburg's  Beiiclit  sagt:   gegen  Mittag. 

2)  Nach  der  „Hi.stoire  de  Marlborough"  waren  sämmtliclie  Brücken  um  2  Uhr 
Nachmittags  fertig. 

*)  B.  B.  des   „Plan  de  la  Bataille  etc.". 

*)  Vendonie  an  Ludwig  XIV.  Lovendegem,  19.  Juli  1708.  Memoires  niilitaires 
(Pelet)  VIII.  388. 


343 

Brücke  noch  deren  vier  angeordnet  worden,  die  Scheide  zu  über- 
schreiten. Zu  seinem  Befremden  war  weder  die  Armee  augetreten, 
noch  der  Brückeuschhig  vollendet '). 

Als  Cadogan  wahrnahm,  wie  der  nichtsahnende  Gegner  sich 
auflöste  —  thatsächlich  um  Stroh  und  Fourage  aufzutreiben  —  Hess 
er,  eingedenk  des  erhaltenen  Auftrages,  seine  Schwadronen  den  Eyue- 
Bach  übersetzen  und  attaquiren.  Sie  trieben  die  Franzosen  gegen  Syngem 
zurück   und  brachten  einige  Gefangene  ein  ^). 

Auf  B  i  r  o  n's  Meldung  vom  Schelde-Uebergang  der  Verbündeten  ^), 
hatte  Vendome  ihm  befohlen,  sie  anzugreifen,  und  ihn  verständigt, 
er  werde  mit  der  Spitze  der  Armee  in  aller  Eile  zu  seiner  Unter- 
stützung anrücken  *).  Die  französische  Armee  beschleunigte  thatsächlich 
ihren  Marsch.  Ihre  Tete  nahm  am  Norken-Bache  die  eben  geworfene 
Cavallerie  auf,  that  der  Unordnung  Einhalt  und  setzte  Biron  in 
die  Lage,  mit  12  (nach  anderen  Angaben  aber  20)  Escadronen 
vorzubrechen  und  Cadogan's  Schwadronen  über  den  Eyue-Bach 
zurückzujagen.  Das  gleiche  Schicksal  theilten  (nach  Quincy)  vier 
Bataillone,  welche  der  britische  General  zu  Ran t zaus  Unterstützung 
oder  Aufnahme  über  diesen  Bach  vorgeschoben  haben  mochte.  Als 
aber  Biron  die  Windmühle,  500  Schritte  nördlich  Eyne,  erreicht 
hatte,  gewahrte  er  nicht  nur  Cadogan's  Gefechtsfront  fast  unter  den 
Kanonen  von  Audenarde  hinter  Ravins,  Watergans  und  Hecken  und 
die  vier  zum  Schutze  der  Brücken  zurückgelassenen  Bataillone,  er  sah 
auch,  wie  gewaltige  Reiter-Colonnen  die  über  die  Scheide  geschlagenen 
Brücken  passirten  ^  i. 

Wiewohl  er  erkannte,  dass  sein  Angriff  nur  schlimme  Folgen 
haben  könne,  war  Biron  schon  im  Begriffe,  dem  von  Veudome 
erhaltenen  Befehle  wörtlich  nachzukommen,  als  Puysegur,  mit  den 
Quartiermeistern  eintreffend,  ihm  ernstlich  rieth,  sich  wohl  zu  hüten, 
einen  so  sehr  gewagten  Kampf  aufzunehmen.  Der  Marschall  von 
Matignon,  der  wenige  Augenblicke  später  dazukam,  verbat  es  ihm 
ganz  ausdrücklich  und  nahm  alle  Verantwortung  auf  sich "). 


1)  Saint-SimoB,  Memoires  IV.   173,  174  und  186. 

^)  Coxe,  Memoirs  IL  471. 

3)  Nach  Saint-Simon  (Memoires  IV.  175)  wäre  es  bereits  uugefähr  2  Uhr 
Nachmittags  gewesen,  als  Biron  die  Verbündeten  gewahrte.  Seine  erste  und  seine 
zweite  Meldung  seien  von  Vendome,  als  nicht  glaubwürdig,  nicht  beachtet  worden 
und  erst  eine  dritte  hätte  den  Marschall  bestimmt,  zu  Pferde  zu  steigen. 

*)  Vendöme  an  Ludwig  XIV.  Lovendegem,  19.  Jiüi  1708.  Memoires  militaires 
(Pelet)  VIII.  389  und  Saint-Simon,  Memoires  IV.   174. 

^)  Wesentlich  nach  der  „Histoire  de  Marlborough"  II.  326  und  327. 

"j   Saint-Simon,  Memoires  IV.   174,   175. 


344 

Das  Gros  der  Verbündeten,  welches  abgewartet  hatte,  bis  die 
Wege  ausgebessert  *),  war  erst  um  8  Uhr  Morgens ")  aus  dem  Lager 
aufgebrochen '').  Es  war  in  vier  Colonueu  (jedes  Treffen  in  zwei^ 
links  abmarschirt.  Jede  derselben  hatte  Reiterei  an  der  Spitze  und 
Geschütze  am  Schlüsse*).  Die  Befürchtung,  Cadogan  könnte  über- 
rascht und  der  Schelde-Uebergang  vereitelt  werden,  hatte  zu  mög- 
lichster Beschleunigung  angetrieben').  Nachdem  Marlborough  die 
Reiterei  der  rechten  Fiügel-Colonne  (Holländer)  mit  der  Aufgabe 
betraut,  den  Marsch  und  den  Schelde-Uebergang  der  übrigen  Truppen 
gegen  alle  Angriffe  zu  decken,  welchen  sie  von  Gavere  her  ausgesetzt, 
war  er  mit  Prinz  Eugen  zur  zweiten  Colonne*)  geeilt,  wo  ihn 
Cadogan's  Meldung,  dass  die  Brücken  nächst  Enaeme  in  Bau  und 
dass  der  Feind  eben  erst  bei  Gavere  den  Fluss  zu  passiren  trachte, 
erreicht  haben  dürfte.  „Diese  Nachricht,"  erzählt  Natzmer,  „erfüllte 
uns  mit  Freuden,  so  dass  wir  in  unserem  Eifer  Mylord  Duc  ersuchten, 
uns  schnelleren  Schrittes  marschiren  zu  lassen  ')." 

An  der  Spitze  der  Reiterei  im  Trab  und  Galop  der  Scheide 
zueilend,  erhielten  beide  Heerführer  ungefähr  eine  Stunde  von  Aude- 
uarde  von  Cadogan  weitere  Meldung,  die  Franzosen  hätten  gegen 
9  Uhr  bei  Gavere  die  Scheide  übersetzt  ®j  und  formirten  sich  nächst 
Syngem  in  Schlachtordnung,  um,  wie  er  meinte,  den  Schelde-Uebergang 
zu  verwehren.  Man  beschloss  hierauf,  soviel  Truppen,  als  nur  möglich, 
den  Fluss  übersetzen  zu  lassen  und  den  Feind  anzugreifen  ^). 

Als  gegen  Mittag  die  Spitze  der  Reiterei  des  rechten  Flügels 
an  der  Scheide  anlangte,  war  noch  keine  der  Pontonbrücken  vollendet  *"). 
Sowie  die  erste,  gegen  1  Uhr  Nachmittags,  geschlagen,  ging  Natzmer, 
welcher  mit  dem  zweiten  Treffen  des  rechten  Flügels  der  Reiterei 
(39  Schwadronen)  zuerst  angekommen  war,  „in  vollem  Trete"  über  die- 


*)  Diarium.  Supplement-Heft  S.   154. 

^)  Diarium,  Supplemeut-Heft  S.   154,  berichtet  um  7  Uhr. 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a  gibt  in  Uebereinstimmuug  mit 
Schulenburg,  Coxe  und  Schwencke  8  Uhr  an.  Das  Diarium,  Supplement-Heft  S.  154, 
S  Uhr.  —  Man  muss  Angesichts  dieser  späten  Aufbruchsstunde  in  Betracht  ziehen, 
dass  die  Armee  der  Verbündeten  von  Sonntag  <i  Ulir  Abends  bis  Dienstag  marschirt 
war,  ohne  zu  lageni,  und  dass  sie  an  letzterem  Tage  erst  in  sehr  vorgerückter 
Nachtstunde  iu's  Bivouac  gekommen. 

*)  Coxe,  Memoirs  II.  470. 

*)  Bericht  der  h<dländisclien    F(dd-De])utirtpn  bei  Laiuberti   V.    109. 

'')  Coxe,  Memoirs  II. 

'')  Schöning,  Natzmer  288. 

^)  Geldermalsen's  Bericht. 

9j  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.    XIII.  2a. 

'«)  Lambert!   V.   lOG. 


345 

selbe  *).  Auf  dem  linken  Ufer  setzte  er  sich  zu  Cadogan,  dessen  Reiterei 
jene  Biron'seben  zum  ersten  Male  geworfen,  in's  Treflfenverhältniss *). 

Als  das  Hauptquartier  der  Verbündeten  die  Scheide  erreichte,  war 
Biron,  wie  erwähnt,  eben  auf  der  Flachhöhe  oberhalb  Eyne  angelangt. 
Im  Glauben,  das  ganze  Heer  der  Alliirten  vor  sich  zu  haben,  hatte 
er  sofort  dem  Armee-Commando  über  die  Sachlage  Bericht  erstatten 
lassen;  er  selbst  war  nach  vorwärts  geeilt,  dem  lebhaften  Kleingewehr- 
feuer zu,  das  am  Eyne-Bach  zu  hören  war.  Er  fand  seine  Vortruppen 
in  heftigem  Kampfe.  Der  Aufenthalt,  welchen  das  schwierige  Rinnsal 
den  Verbündeten  bereitete,  ermöglichte  es  V  e  n  d  u  m  e,  noch  rechtzeitig 
am  Gefechtsfelde  einzutreffen. 

In  der  Absicht,  die  Alliirten  sofort  anzugreifen,  sowie  er  nur  den 
grössten  Theil  der  Armee  zur  Hand  hätte,  wollte  Vendome  die  Vorhut 
der  Verbündeten  zunächst  daran  hindern,  sich  auszubreiten,  die  vor- 
theilhaftesten  Puncte  des  Terrains  in  Besitz  zu  nehmen.  Er  warf 
zu  diesem  Ende  sieben  Schweizer-Bataillone  (die  Regimenter  Pfiffer, 
Villars  und  Greder)  unter  General  Pfiff  er  in  das  Dorf  Heurne  an 
der  längs  der  Scheide  hinziehenden  Strasse  *)  und  Hess  sie  durch 
einige  Escadronen  unterstützen,  welche  er  in  der  Ebene  zwischen 
Rotz  und  Müllern  nach  Massgabe  ihres  Eintreffens  in  Schlachtordnung 
stellte*).  Ven  dome  gedachte  die  Armee  ungefähr  in  der  Linie  Heurne- 
Tilleul  d'Oycke  aufmarschiren  zu  lassen,  wodurch  er  die  Verbündeten 
umfassend,  hoffen  mochte,  sie  in  dem  Augenblicke  anfallen  zu  können, 
da  jene    im     Begriffe  waren,     sich    zu     entfalten  ^).     In    der    Absicht, 

*)  Diarium.  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  49. 

^)  Schöning,  Natzmer  288. 

^)  Nach  San  Vitali  besetzten  4  Bataillone  Heurne,  3  andere  das  Buschliolz. 
Histoire  de  Marlborough  II.   327. 

*)  Histoire  de  Marlborough  II.  327. 

^)  „Die  zwischen  dem  Urenkel  Heinrich  IV.  und  dem  Enkel  Ludwig  XIV. 
herrscliende  Misshelligkeit,  machte  einen  so  gut  gefassteu  Vorsatz  aufgeben.  Es  wäre 
leicht  gewesen,  die  Detachements,  welche  die  Brücken  geschlagen,  abzuschneiden 
und  sie  selbst  zu  vernichten,  ehe  sich  andere  Coi'ps  mit  iliuen  vereinigt  haben 
konnten.  Wenn  die  Franzosen  hierauf  ihren  linken  Flügel  an  der  Scheide  behauptet, 
ihre  Cavallerie  aber  zwischen  dem  Schlosse  von  Browaen  (Chäteau  Bruan)  und  der 
Mühle  von  Oycke  postirt  und  ihre  Mitte  auf  der  Höhe  zwischen  Woorteghem  und 
Eyne  aufgestellt  hätten,  würden  sie  unfelilbar  alle  Vortheile  des  Terrains  für  sich 
gehabt  haben ;  vielleicht  würde  es  von  ihnen  abgehangen  haben,  die  Schlacht  anzu- 
nehmen, oder  abzulehnen.  Die  französischen  Generale  einigten  sich  nicht  mehr  über 
diesen  Punct:  ihre  Unentschlosseuheit  währte  bis  3  Uhr  Nachmittaffs."  Histoire  de 
Marlborough  II.  327  und  328.  —  Schulenburg,  der  ausgezeichnete  Gewährsmann, 
berichtet:  „Bis  jetzt  war  unser  Fussvolk  noch  nicht  eingetroffen;  hätten  die  Franzosen 
verstanden,  daraus  Nutzen  zu  ziehen,  würden  sie  uns  ungemein  in  Verlegenheit 
gebraclit  haben." 


346 

mit  dem  linken  Flügel  über  Eyne  vorzustossen ,  diesem  Dürfe  auf 
2ÜÜ  Schritte  iiahegektimmcn,  traf  V  e  n  d  o  m  e  mit  P  u  y  s  e  g  u  r  zusammen, 
der,  als  genauer  Kenner  der  Gegend,  ihn  versicherte,  dass  in  dieser 
Richtung  nichts  zu  thun  sei,  da  man  auf  einen  unüberschreitbaren 
Bach  ^ (den  vor  Eynei  stosse.  Ven dorne  eilte  nun  auf  die  Anhöhe 
zur  Rechten  (die  Flachkiippe  zwischen  Diepenljeke  undle  Kvnhuysse), 
um  zu  sehen,  ob  sich  nicht  von  hier  aus  in  die  Verbündeten  ein- 
brechen lasse.  Wieder  versicherte  P  u  y  s  e  g  u  r,  es  sei  eines  Baches 
und  eines  Morastes  wegen  unmöglich  '). 

Indess  die  Generale,  längere  Zeit  unentschlossen,  sich  endlich 
entschieden,  die  Truppen  nach  Mass  ihres  Eintreffens  und  der  feind- 
lichen Entwicklung  in  Schlachtordnung  zu  bringen,  hatten  alle  Colonnen 
des  Gros  vom  Herzog  von  Burgund  während  des  Marsches  den 
Befehl  erhalten,  die  vom  Marschall  V  e  n  d  6  m  e  gegebene  Direction 
zu  ändern.  Bei  Asper  (Aspre)  westwärts  abbiegend,  hatten  sie  die 
Flachhöhe  von  Huysse  (Huyse)  erstiegen  und  auf  selber,  sonach  auf 
dem  linken  Ufer  des  R^"  du  Moulin  (Norken-Fl.)  zwischen  Wannegem 
und  Chateau  d' Asper  -  Syngem  (d' Aspre  -  Singen) ,  ihren  Aufmarsch 
vollführt.  Pfiff  er  aber  war  mit  seinen  sieben  Bataillonen  von  Heurne 
aus  bis  Eyne  vorgerückt.  Er  stand  hier  völlig  isolirt,  da  die  ihm  zur 
Unterstützung  beigegebene  Cavallerie  der  „Maison  royale",  erhaltener 
Weisung  geti-eu,  bei  der  Windmühle  von  Heurne  stehen  geblieben 
war  und  später,  bis  auf  einige  Escadronen,  eine  andere  Bestimmung 
erhielt '). 

Die  Directions  -  Veränderung  der  feindlichen  Heersäulen  war 
den  Verbündeten  nicht  entgangen.  Sowie  Cadogan  wahrnahm,  dass 
die  gegen  ihn  im  Anmärsche  befindlichen  Teten  der  französischen 
Armee,  statt  ihre  zu  Eyne  stehende  Vorhut  zu  unterstützen,  ihre 
Marschrichtung  plötzlich  änderten,  indess  die  Spitzen  seines  eigenen 
Gros  —  das  zweite  Treffen  des  rechten  Flügels  der  Reiterei  unter 
N  a  t  z  m  e  r  —  bereits  die  Scheidebrücke  erreicht  hatten,  holte  er 
die  Bewilligung  Mar Ibor ough's  ein,  die  ihm  gegenüberstehenden 
Bataillone  mit  seinem  Fussvolke  anfallen  und  gleichzeitig  seine 
Reiterei  auf  die  Fläche  von  Heurne  vorrücken  lassen  zu  dürfen. 
Die  günstige  Gelegenheit  zu  einem  Theilerfolge,  vornehmlich  aber 
die  Absicht,  durch  Besetzung  der  Höhe  von  Heurne  die  Scheide- 
brücken wirksamer  zu  schützen  und  damit  gleichzeitig  der  eigenen 
Annee    Zeit    und    Raum    zum    Uebergang    und    zum     Aufmarsch    zu 

*)  Vendöme  au  Ludwig  XIV.  Lovendegeni,  19.  Juli  1708.  Mi;inoires  militaires 
(Peletj  VIII.  390. 

*)  Coxe,  Memoirs  II.  473. 


347 

schaffen,  veranlasste  seinen  Vorschlag').  Marlborough  stimmte  zu 
und  sofort  drang  Cadogan,  ohne  einen  Schuss  zu  thun,  das  Bajonnet 
im  Mundloch  der  Flinte,  entsclilossen  über  den  Eyne-Bach.  Es  war 
zwischen  3  und  4  Uhr''),  als  seine  Vorhut,  der  Brigadier  Sabine  mit 
vier  englischen  Bataillonen,  den  Bach  knapp  am  Dorfe  überschritt,  indess 
die  Reiterei  ihn  weiter  oben  übersetzte.  Das  Gefecht  im  Dorfe  war 
hitzig,  währte  aber  nur  eine  lialbe  Stunde  und  endete  damit,  dass 
Pfiff  er  nach  tapferster  Gegenwehr,  mit  vier  Bataillonen  abgeschnitten, 
die  Waffen  streckte,  indess  die  anderen  drei  aus  Heurne  vertrieben, 
sich  fechtend  gegen  die  gleichnamige  Windmühle  zogen  ^). 

Gleichzeitig  mit  Cadogan  attaquirte  Rantzau*)  die  bei  der 
Windmühle  von  Heurne  stehenden  4  (12)  Escadronen ")  der  „Maisou 
royale"  unter  Oberst  Breteche.  Rantzau  schlug  sie  nächst 
„Auberge  de  l'hopital  d'Audenarde"  (Gasthuys)  vollständig,  gerieth 
aber  in  das  heftige  Feuer  der  am  Westrande  von  Huysse  aufge- 
fahrenen Geschütze  (?)  und  musste  zurück.  Breteche  sammelt  rasch 
sein  Regiment  und  führt  es  auf's  Neue  vor,  wird  vom  Churprinzen 
von  Hannover,  der  an  der  Spitze  der  Leibschwadron  von  Bülow- 
Dragoner  heraneilt,  zum  Stehen  gebracht  und  von  Rantzau,  welcher 
dank  der  heldenmüthigen  Haltung  einer  dänischen  Schwadron  unter 
Obristlieutenant  Holst,  seine  Leute  wieder  gesammelt  hatte,  völlig 
auseinandergesprengt.  Der  tapfere  Breteche  verliert  3  Paar  Pauken 
und   12  Standarten  und  wird  selbst  gefangen  **). 

')  Marlborough  au  den  Köuig  von  Dänemark.  VVervicq,  15.  Juli  1708.  Murray 
IV.   109. 

*)   So  Coxe,  Memoirs  II. 

■')  Diarium.   Supplement-Heft  S.  154.   „Histoire  de  Marlborough"  II.  329. 

*)   Nach  der  „Histoire  de  Marlborough"  II.  330:   „vor  5  Uhr". 

^j  Das  „Diarium",  Supplement-Heft  S.  154,  spricht  von  20  französischen  Esca- 
dronen.  Da  Rantzau  aber  nur  8  Schwadronen  und  einige  Huszaren  befehligte,  er- 
scheint dies  unwahrscheinlicli.  Vendome  selbst  gibt  in  seinem  Berichte  an  den  König 
vom  19.  Juli  (Memoires  militaires  [Pelet]  VIII.  391)  an,  er  habe  gegen  Mittag  20  Esca- 
dronen  in  weniger  als  einer  Viertelstunde  (auf  zwei  Brücken)  über  den  Korken  gehen 
lassen.  Dass  dieselben  zwischen  3  und  4  Uhr  Nachmittags  noch  vereinigt  gewesen, 
scheint  zum  mindesten  fraglich.  Vendome  dürfte  einen  Tlieil  mit  .sich  genommen  haben, 
als  er  die  Flachhöhe  zwischen  Schaerken  und  Eoygem  recognoscirte.  Die  „Histoire  de 
Marlborough"  II.  330  spricht  auch  nur  von  „einer  Colonne  französischer  Cavallerie" 
und  Coxe  (richtiger  Major  Smith)  gibt,  Memoirs  II.  472,  an,  „sie  wurden  nachher 
bis  auf  wenige  Escadronen  abberufen". 

'')  Diarium.  Supplement  -  Heft  S.  154.  —  Coxe,  Memoirs  II.  472  und  473. 
Die  „Histoire  de  Marlborough"  II.  330  berichtet,  der  Unfall  des  Churprinzen  —  ein 
Pferd  wurde  ihm  unter  dem  Leibe  erschossen  —  und  die  Niederlage  des  Breteche 
hätte  nach  den  Aussagen  Einiger  später  stattgehabt,  in  einer  anderen  Gefechtslage, 
zur  Zeit,  da  Lottum  mit  seinen  Preussen  herbeikam. 


348 

Wähi-end  dieses  Kampfes  hatten  Marlborough  und  Eugen 
die  Truppen  unausgesetzt  über  die  Brücken  defiliren  und  gegen  die 
Flachhühe  von  Heurne  anrücken  lassen '\  Natzmer,  mit  39  Schwa- 
dronen vom  Gros  zuerst  am  Phitze  *\  überschritt  den  Eyne-Bach  und 
nahm  nächst  dem  gleichnamigen  Dorfe  Stellung "'). 

Bald  nach  ihm  erschien  B  ü  1  o  w  mit  dem  ersten  Treffen  des 
rechten  Flügels  der  Reiterei  an  den  für  ihn  bestimmten,  aber 
ebenfalls  noch  unvollendeten  Brücken.  Nur  die  Versicherung  der 
Pontonnier-Officiere,  dass  beide  Uebei'gänge  in  einer  Viertelstunde 
passirbar  sein  würden,  hielt  ihn  ab,  dem  linken  Flügel  zu  folgen,  der 
eben  Audenarde  durchzog*).  Sowie  am  linken  Ufer  ein  Theil  des 
Treffens  Schwadrons  Colonnen  formirt  hatte,  übertrug  Bülow  die 
Sorge  es  ihm  nachzuführen,  dem  Brigadier  Peutz;  er  selbst  ritt  vor,  das 
Gefechtsfeld  zu  übersehen.  Bei  der  Windmühle  vor  Heurne  traf  er 
die  beiden  Oberfeldherren  und  erhielt  Befehl,  sein  Treffen  auf  dieser 
Höhe  zu  ordnen  und  nöthigenfalls  Cadogan  zu  unterstützen,  der  eben 
auf  dem  Puncte  war,  von  überlegenen  Kräften  angegriffen  zu  werden. 

Cadogan  hatte  sich  nicht  nur  in  Heurne  behauptet,  sondern 
überdies  zwei  Bataillone  (CoUiars  und  Grumbkow)  nach  Groenvelde 
und  Herlegem  vorgeschoben,  wo  sie  in  einem  von  zahllosen  Hecken 
durchzogenen  Terrain  sich  festsetzten.  Ihre  Tüchtigkeit  sollte  alsbald 
eine  ernste  Probe  bestehen. 

Nach  dem  Verluste  der  Fläche  von  Heurne  konnte  das  französische 
Hauptquartier  nicht  mehr  bezweifeln,  dass  es  die  Absicht  der  Verbün- 
deten sei,  vor  Audenarde  eine  Schlacht  zu  schlagen  und  zwar  auf  einem 
Terrain,  dessen  vortheilhafte  Puncte  bereits  so  weit  in  ihrem  Besitze, 
dass  ihr  Debouchiren  über  die  Scheide  nicht  mehr  zu  verhindern  wai'. 
Der  rechte  Flügel  der  französischen  Armee  war  inzwischen  in  grösster 
Hast  auf  der  Flachhöhe  am  linken  Ufer  des  R^"  du  Moulin  (Norken-Fl.) 
in  zwei  Treffen  mit  einem  Rückhalte  dergestalt  aufmarschirt,  dass  am 
rechten  Flügel  der  grösste  Theil  der  Cavallerie  auf  der  Höhe  hinter 
Lede,  zwischen  Wannegem  und  Huysse  stand;  die  Infanterie  sollte 
hinter  MuUem,  von  Huysse  bis  an  die  Allee  Audenarde  —  Gent 
die    Mitte,    jenseits    dieser    Allee    aber    wieder    Cavallerie    den    linken 


•)   Diarium.   .Sui.plemeiit-Heft  S.   Ibi. 

*j  Coxe,  Memoirs  II.  474. 

^)  Schöniiifj:,  Natziner  288  und  289.  Bald  darauf  Ivaiii  l'rinz  Eu^en,  der  iiini 
verliiiidlich  zurief:  „Je  vons  trouve  bieii  avance  Mon.sieur  GeiK'ral!"  dann  vor- 
sprengte, des  FeindcM  Stellung  zu  .sehen,  und  indem  er  ))ald  darauf  wiedeviielirte, 
vollen  Muthes  zu   ihm  .sagte:    „II  faut  quo   nous  en  ayons  poil  uu  alle!" 

*)  Schweucke   144. 


349 

Flügel  bilden.  (Saint-Simon  [Memoires  IV.  189]  behauptet,  dass  bei 
Einbruch  der  Nacht  noch  nicht  die  IJälfte  der  Armee  am  Platze 
gewesen.)  Vor  der  Front  dieser  sehr  vortheilhaften  Stellung  floss  der 
R*»  du  Moulin  (Norken),  dessen  Uebergänge  leicht  zu  vertheidigen 
und  dessen  linke  Thalbegleitung  schwer  zu  ersteigen  war  *). 

Der  Verstoss  des  rechten  französischen  Flügels.  — Die 

Massen  seh  lacht. 

Statt  hinter  dem  R*^'  du  Moulin  (Norken)  zu  verbleiben,  überschritt 
ihn  um  4  Uhr  Nachmittags  der  rechte  Flügel  des  französischen  Heeres. 
Welcher  Gedanke  den  Herzog  von  B  urgun  d  leitete,  als  er,  voreilig,  ehe 
noch  Vendome  au  seiner  Seite  erschienen,  hiezii  den  Befehl  gab,  bleibt 
dahingestellt  *).  Das  Nächstliegende  ist,  dass  das  unglückliche  Gefecht 
von  Biron,  Pfiff  er  und  Breteche  ihn  hiezu  veranlasste.  Wahrschein- 
Uch  um  der  bis  auf  den  R''"  du  Moulin  (Norken)  zurückgeworfenen 
Vorhut  eiuigermassen  Luft  zu  machen,  das  Heranwogen  der  Verbündeten 
zu  brechen,  ging  zunächst  Marechal  de  Camp  Marquis  G  r  i  m  a  1  d  i  mit 
16  Escadronen  aus  der  Front  bis  Diepenbeke  vor,  um  aber  alsbald  auf 
die  Windmühle  von  Roygem  (Royegem)  zurückzuweichen  *). 

Doch  schon  waren  ihm  aus  der  Mitte  der  französischen  Schlacht- 
stelluug  zwei  Infanterie-Brigaden  (vom  Regiment  du  Roi  und  jene  von 
Poitou)  gefolgt.  Beide  Brigaden  unter  Grimaldi's  Führung  gegen 
Herlegem  vorstosseud,  warfen  die  Bataillone  CoUiar  und  Grumbkow  aus 
den  vordersten  Hecken  hinaus.  Indem  er  diesen  Vortheil  rasch  aus- 
nützte, den  Weichenden  auf  dem  Fusse  nachsetzte,  hoffte  V  e  n  d  6  m  e 
die  Verbündeten  vielleicht  doch  noch  sprengen  zu  können.  Er  unter- 
stützte die  beiden  ersten  Brigaden  durch  zwei  weitere  (Picardio  und 
Piemont)  und  zog  nach  und  nach  den  ganzen  rechten  Flügel  der  Armee 
auf  die  Flachhöhe  zwischen  dem  Groote-Bach  und  jenem  von  Diepenbeke. 

Die  Hast  seines  Anmarsches ,  die  Schwierigkeit  des  gänzlich 
unbekannten  Bodens  und  die  feindliche  Gegenwirkung  erzeugten  gleich 

♦)  Coxe,  Memoirs  II.  473.  So  stark  war  diese  Stellung,  dass  Schulenburg 
berichtet:  „Wir  würden,  wollten  wir  nicht  Alles  aufs  Spiel  setzen,  es  niemals  gewagt 
haben,   die   Franzosen  anzugreifen,    wenn    sie   in   dieser   Stellung    geblieben    wären." 

^)  Dieser  gegen  Burgund  erhobene  Vorwurf  wird  durch  seinen  Brief  au  Fenelon 
vom  3.  October  1708  bestätigt.  FcuL-lon,  Oeuvres  VIT.  276.  Noorden  III.  267. 

')  Coxe,  Memoirs  II.  274.  —  Saint-Simon  (Memoires  IV.  187)  gibt  folgende 
Erklärung:  Grimaldi  verlangte  Verlialtungsbefehle.  Der  Ordouuanz-Officier,  der  sie 
erbitten  sollte,  fand  aber  Veudome  nicht  mehr  im  Hauptquartier,  da  der  Marschall 
sich  bereits  zu  Biron  begeben.  Der  Herzog  von  Burgund,  welcher  Zeuge  gewesen, 
wie  Vendome  Biron  den  Befehl  übersandt,  anzugreifen,  glaubte  nur  in  des  Erstereu 
Sinn  zu  handeln,  indem  er  Grimaldi  die  gleiche   Weisung  zukommen  Hess. 


350 

Anfangs  eine  Verwirrung,  der  nicht  mehr  zn  steuern  war.  In  dem 
Streben,  die  Verbündeten  zu^überflügeln,  zu  umfassen,  zogen  sich  die 
Oolonnen  immer  weiter  auseinander.  Fast  alle  in  derselben  Manövrir- 
Forraation,  d.  i.  mit  Zugsbreite,  an  den  bereits  aufmarschirten  Feind 
gebracht,  wurden  sie  von  einem  mörderischen  Feuer  empfangen,  so 
dass  sich  ihr  Aufmarsch  unter  den  schwierigsten  Verhältnissen  voll- 
zog. Die  weitgedehnte  Front  verschlang  jetzt  nahezu  die  ganze  Infan- 
terie, so  dass  für  ein  zweites  Treffen,  eine  Reserve,  fast  nichts  mehr 
erübrigte.  Da  die  Cavallerie,  angeblich  wegen  der  Schwierigkeit  des 
Bodens,  nicht  in  Action  kam,  musste  die  Infanterie  die  ganze  Last 
des  Kampfes  allein  tragen  '). 

Es  war  5  Uhr,  als  Marlborough  und  Prinz  Eugen  sich  vor 
der  in  Schlachtordnung  aufmarschirten  Reiterei  des  rechten  Flügels  ein- 
fanden. Die  Bedrängniss  der  beiden  Bataillone  wahrnehmend  und  für 
die  rechte  Flanke  unbesorgt,  befahl  der  Herzog,  dass  Cadogan's 
Fuästruppen  Heurne  räumten  und  sich  zur  Unterstützung  der  beiden  be- 
drohten Bataillone  in  die  Hecken  und  Gebüsche  am  Eyne-Bach  warfen  ^). 
Sie  sollten  sich  hier  so  lange  behaupten,  bis  das  Fussvolk  des  rechten 
Flügels,  das  nochmals  aufgefordert  wurde,  seinen  Marsch  zu  beschleu- 
nigen, herangekommen  sein  würde  *). 

Dank  dem  rechtzeitigen  Eingreifen  von  Cadogan's  Fussvolk, 
gelang  es,  die  Angriffe  von  zwei  französischen  Infanterie-Brigaden 
am   linken  Arme  des  Eyne-Baches  zum  Stehen  zu  bringen. 

Einen  isolirten  Vorstoss  missbilligend,  hatte  Vendöme,  der  per- 
sönlich die  Führung  dieses  Flügels  übernommen,  als  das  Gefecht  von 
selbem  engagirt  war,  dem  Herzog  von  Burg  und  durch  seinen  Adju 
tauten  Jane  t  melden  lassen,  es  müssten  die  beiden  Mnken  Flügel  der 
Armee  (Infanterie  und  Cavallerie)  gleichfalls  vorgebracht  werden,  um 
der  Reiterei  der  Verbündeten,  welche  vom  Gros  ihrer  Armee  durch 
den  Eyne-Bach  getrennt  war,  in  die  rechte  Flanke  zu  fallen.  Der  Adju- 
tant traf  zwar  den  Herzog,  es  fanden  sich  aber  Stimmen,  welche  meinten, 
der  Bach  Aväre  schwer  zu  passiren,  der  linke  Flügel  sei  in  guter 
Stellung    und    man    müsse    sich    verschanzen*).    So    kam    es,    dass  die 

*)  Vendome  an  Liulwipr  XIV.  Lovendegem,  19.  Juli  1708.  Memoires  railitaires 
(Pelet)  VIII.  390.  —  D'Aitaijrnaii's  Bericht  ehendort,  386  und  387.  —  Saint-Siinon, 
Memoires  IV.  175- 

2)  Theatmra  P^uropacuin,   XVIII.   und  Co.xe,  Memoir.s  II.  474. 

3)  Diarium.  Niederlande   1708;  Fa.sc.   VII.  49. 

*)  Der  Herzog  von  Burgund  gab  diesem  Rathe  nur  schweren  Herzens  Folge. 
„Was  wird  Vendome  sagen,"  rief  er  aus,  „wenn  er  erfahren  wird,  dass  ich  mich 
verschanze,  statt  anzugreifen?"  Vendome  an  Ludwig  XIV.  Lovendegem,  19.  Juli  1708. 
Memoires  militaires  (Peletj  Vlll.  390,  391. 


351 

^anze  Infanterie  des  linken  französischen  Flügels  —  60  Bataillone  — 
an  denl  Kampfe  nur  insoweit  Antheil  nahm,  als  sie  die  Zugänge  zum 
R'"^"  du  Moulin  (Norken)  von  Mullem  abwärts  verwehrte '). 

Zwar  verstärkten  sich  die  Franzosen,  ihren  rechten  Flügel  am 
Eyne-Bache  immer  weiter  gegen  Oycke  ausdehnend,  so  dass  schliesslich 
die  ganze  Infanterie  des  rechten  Flügels,  die  königliche  Haustruppe, 
die  Gendarmerie  und  zwei  Cavallerie-Brigaden  am  Kampfe  theilnahmen 
—  aber  das  Schicksal  des  Tages  war  entschieden ,  als  das  Fussvolk 
des  Gros  der  Verbündeten  auf  dem  Kampfplatze  anlangte. 

Es  war  gegen  5  Uhr  Nachmittags,  als  der  Herzog  von  Argyle 
mit  der  ersten  Colonne  des  Fussvolkes  [20  Bataillone  (Briten  und 
6  Bataillone  Hannoveraner,  letztere  unter  Genei*al-Major  von  Berns- 
t or ff s  Führung,  nebst  einigen  Feldgeschützen)]  auf  dem  Kampfplatze 
eintraf.  Sie  ordneten  sich  unter  dem  Schutze  der  Reiterei  auf  der  Höhe 
von  Bevere  und  wurden  einzeln,  so  wie  sie  ankamen,  gegen  die  Hecken 
vorgeführt,  welche  den  Eyne-Bach  zwischen  Herlegem  und  Diepenbeke 
bestanden  *).  Etwa  eine  Stunde  später,  gegen  6  Uhr,  erschien  L  o  1 1  u  m 
mit  dem  Reste  des  Fussvolkes  vom  rechten  Flügel  (zweite  Colonne, 
Preussen  und  Hannoveraner)  gerade  in  dem  Augenblicke,  als  die 
Franzosen,  sich  immer  weiter  gegen  Oycke  entwickelnd,  daran  waren, 
Argyle's  linken  Flügel  zu  umfassen.  Drei  preussische  Bataillone, 
welche  die  ersten  ansetzten,  wurden  auch  kräftig  zurückgeschlagen  ^). 
So  gelang  es  dem  Feinde,  einen  Augenblick  das  Dorf  Browaen  und 
den  Pachthof  Debolanchie  zu  besetzen*).  Aber  Lottum,  der  sich 
ebenfalls  unter  dem  Schutze  der  Reiterei  formirt  hatte,  griff  alsbald 
nicht    allein    die    vom    Feinde    besetzten    Kämpe    mit    Erfolg    an  °), 

*)  „Ich  konnte  nicht  errathen,  dass  50  Bataillone  und  nahezu  180  Escadronen, 
Kerutruppen  dieser  Armee,  sich  damit  begnügen  würden,  während  sechs  Stunden 
zuzusehen,  wie  wir  geschlagen  würden  und  zuzusehen,  wie  aus  der  dritten  Gallerie 
der  Oper."  Vendome  an  Ludwig  XIV.  Lovendegem ,  19.  .Juli  1708.  Memoires 
militaires   (Pelet)  VIII.  392. 

^)  Coxe,  Memoirs  II.  475  gibt  au,  dass  Argyle's  rechter  Flügel  sich  an  die  bei  Groen- 
velde  undRuybroek  stehenden  Bataillone,  sein  linker  an  Diepenbeke  (Schaerken),  lehnte. 

*)Theatrum  Europaeum  XVIII.,  Schulenburg  und  Histoire  de  Marlborough  11.333. 

*)  Coxe.  —  „Schon  glaubte  ich  Alles  gewonnen,  als  ich  ihre  (der  Verbündeten) 
ganze  Armee  vor  mir  sah.  Da  ihre  Reiterei  uns  allüberall  übei-flügelte,  war  unsere  Infan- 
terie verhindert,  über  den  Rand  der  Gehölze  vorzugehen,  vor  welchen  jene  standen."  — 
D'Artaignan's Bericht.  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  387.  „Vendome  hatte  mit  seinen 
aus  dem  zweiten  Treffen  gezogenen  Bataillonen  einen  Augenblick  die  Oberhand; 
aber  dieser  Vortheil  war  von  kurzer  Dauer."   Histoire  de  Marlborough  II.  332. 

^)  „Kaum  aber  war  nur  etwas  mehrers  Fussvolk  angelangt  und  postirt,  wurde 
in  dem  Namen  Gottes  gegen  den  Feind  zu  avanciren  und  das  Feuer  angefangen." 
Diarium.   Supplement-Heft  S.   154. 


352 

sondern  verljin,2^erte  die  Feuerlinie  üher  Diepenbeke  (Schaerken) 
hinaus  bis  zum  Sclilosse  Browaen  (Bruan)  ').  Der  Kampf,  welcher  auf 
der  ganzen  Front  des  rechten  Flügels  zwischen  Mullcm  und  Browaen 
tobte,  trug  fast  ausschliesslich  den  Charakter  des  hartnäckigsten 
Infanterie-Gefechtes  *),  zusammengesetzt  aus  Theilkämpfen,  in  welchen 
bald  die  Franzosen,  bald  ihre  Gegner  Boden  gewannen,  nur  um  ihn 
wieder  zu  verlieren.  Das  wogte  sieben-  oder  achtmal  hin  und  her '), 
bis  endlich  der  Sieg  den  Verbündeten  blieb. 

Prinz  Eugen  und  der  Herzog  von  Mar  Ibor  o  ugh  hatten  sich 
von  Beginn  des  Kampfes  an  auf  dem  rechten  Flügel  in  der  Niederung 
vor  Heurne  aufgehalten,  wo  über  das,  was  zu  geschehen  habe,  mehr- 
mals deliberirt  wurde*).  Als  jMarlborough  sah,  dass  das  Gefecht 
des  rechten  Flügels  in  vollem  Gange  war,  bewog  er,  von  Bitten  der 
holländischen  Felddeputirten  unterstützt  ^),  den  Prinzen,  das  Commando 
desselben  zu  übernehmen,  iudess  er  zum  linken  eilte  ®),  welcher  in  Folge 
des  längeren  Weges  überhaupt  später  herangekommen,  dessen  Auf- 
marsch aber  auch  noch  dadurch  verzögert  worden  war,  dass  seine 
Reiterei  durch  das  zweimalige  Zusammenbrechen  der  Festungsbrücken 
von  Audenarde,  welche  sie  benützte,  zwei  Stunden  Zeit  verlor  ^).  Sowie 
sie  das  linke  Ufer  gewonnen,  marschirte  die  Reiterei  zwischen  dem 
Schlosse  von  Moereghem  und  dem  Hochgericht  in  zwei  Treffen  auf;  das 
Fussvolk  hinter  ihr*).  Das  Eintreffen  von  18  Bataillonen  der  3.  Colonne 
(Holländer  und  Hannoveraner),  welche  Marlborough  von  der  Höhe 
von  Bevere  (Beveren)  alsbald  in  die  Linie  Schloss  Browaen-Diepenbeke 
(Bruan-Schaerken)  dirigirte,  ermöglichte  es,  einen  Theil  der  Colonne 
Lottum  aus  der  Gefechtsfront  Schloss  Browaen-Diepenbeke  (Schaerken) 
zu  ziehen  und  an  den  äussersten  rechten  Flügel  zu  dirigiren  ^),  gegen 
welchen  die  Franzosen  ihre  grössten  Anstrengungen  machten. 

Auch  der  Kampf  des  linken  Flügels  war  vorwiegend  Infanterie- 
Feuergefecht.    Die  Holländer    und    Hannoveraner    gingen    mit    grosser 

*)  Schuleul)urg  und  Coxe,  Memoiis  II.  475. 

^)  Diarium.  Supplement-Heft  S.   154. 

•*)  D'Artaiernan's  Bericht.  Memoires  militaires  (Pelet)   VIII    387. 

*)  Schulenburg  301. 

5)   Noorden  III.  267. 

*)  Krie?s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 

')  Diarium.  Supplement-Heft  S.   155  und  Schulenburg. 

"*)  Um  6  IHir  sagt  die   „Histf.ire  de  Marlborough"   II.   333. 

")  Nach  Coxe  beorderte  Marlborough  den  Grafen  Lottum  mit  20  Bataillonen 
zum  Abmärsche  rechts.  Dies  ist  nicht  wahrscheinlich,  da  der.selbe  im  heftigsten 
Kampfe  stand.  Es  konnte  sonach  zunächst  nur  der  ausser  dem  Gefechte  befindliche  Theil 
dieses  Corps,  ein  zweites  Treffen  oder  ein  Rückhalt  verfügbar  sein.  Die  „Histoire  de 
Marlboroutrh"    II.  335  spridit   hier  gleichfalls  von   18  oder  20  Bataillonen. 


353 

Bravour  gegen  die  von  den  Franzosen  besetzten  Oertllchkeiten  vor. 
Um  7  Uhr  war  das  Feuer  auf  der  ganzen  Linie  allgemein.  Die 
Franzosen  litten  überall;  da  sie  aber  von  frischen  Truppen  immer  wieder 
unterstützt,  unterhielten  sie  durch  anderthalb  Stunden  ein  mörderisches 
Feuer,  leisteten  sie  kräftigsten  Widerstand  '). 

Endlich  drangen  die  Verl)ündeten  doch  über  den  Bach  und 
von  Hecke  zu  Hecke ,  von  Haus  zu  Haus ,  bis  zum  Weiler  Die- 
penbeke.  Von  dort  weiter  zu  kommen,  war  unmöglich,  denn  mit 
äusserster  Erbitterung  wehrten  sich  die  in  dichten  Klumpen  zusammen- 
gedrängten Franzosen*).  —  Also  wurde  die  4.  Colonne  unter  Oberkirk, 
20  Bataillone  (Dänen  und  Holländer)  nebst  einer  namhaften  Reiterei, 
zur  Umfassung  des  rechten  französischen  Flügels    auf    Oycke  dirigirt. 

Während  dieser  Vorgänge  hatte  Prinz  Eugen  den  Gedanken 
gefasst,  mit  dem  grössten  Theile  der  Reiterei  des  rechten  Flügels  und 
einem  Corps  Fussvolk,  wenn  möglich,  zum  Angriffe  des  linken  feind- 
lichen Flügels  vorzurücken  oder  doch  eine  Diversion  zu  machen  ^). 
In  diesem  Sinne  hatte  er  dem  General-Lieutenant  von  N  a  t  z  m  e'r,  dessen 
Reiter  schon  lange  müssig  zugesehen,  beauftragt,  auf  der  Strasse  von 
Gavere  vorzudringen  und  den  Zustand  der  Dinge  dort  zu  erkunden. 
N  a  t  z  m  e  r  hatte  die  zahlreichen  Engpässe  aber  stark  besetzt  gefunden 
und  mit  seinen  Reitern  allein  nicht  vorwärts  kommen  können  *).  Da  ein 
Oflfensivstoss  in  dieser  Richtung  keinen  Erfolg  versprochen,  war  Prinz 
Eugen  mit  der  von  Lottum's  Corps  erhaltenen  Verstärkung  gegen 
den  äussersten  rechten  Flügel  geeilt.  Er  fand  dort  den  General-Major 
Cadogan  mit  seinen  Truppen  beinahe  umrungen,  aus  den  Alleen  und 
Gebüschen  bei  Herlegem  bereits  vertrieben,  genöthigt,  in  die  freie  Ebene 
sich  zurückzuziehen,  was  er  zwar  in  grösster  Ordnung  ausführte,  aber 
doch  in  gewaltigem  Gedränge.  Prinz  Eugen  warf  sich  sogleich  auf 
den  Feind,  dessen  erstes  Treffen  die  Zurückweichenden  etwas  zu  hitzig 
verfolgt  hatte,  und  durchbrach  ihn  ^),  Es  war  gegen  7  Uhr  Abends  und 
L  0 1 1  u  m  am  äussersten  rechten  Flügel  bereits  scharf  engagirt,  als 
Prinz  Eugen,  im  zweiten  Treffen  der  feindlichen  Schlachtlinie  eine 
Lücke  wahrnehmend,  beschloss,  seinen  rechten  Reiterflügel,  der  in  der 
Ebene  von  Heurne  stand,  vorzuziehen  und  in  jene  Oeffuung  zu  werfen. 

')  Theatrum  Europaeum  XVIII.   —  Lamberti  V.  111.    —   Schweucke    147.   — 

Diarium.  Supplement-Heft  S.  155. 

2)  Coxe,  Memoirs  II.  476. 

3)  Schulenburg  329. 

*)  Schöning;,  Natzmer  289. 

^)  Coxe,  Memoirs  11.  476.  Schulenburg  bemerkt  hiezu  (.332) :    „Wenn  man  ver- 
mocht hätte,    flen    linken  feindlichen  Flügel    zur   rechten  Zeit  anzufallen,   hätte  man 
vielleicht  die  ganze  feindliche  Armee  auseinandersprengen  können. - 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugeu  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  26 


354 

Sie  vorzulassen,  musste  Lottura's  Fussvolk  Intervalle  bilden.  General- 
Lieutenant  von  Natzmer's  Reiter  marschirten  nun  als  erstes,  jene 
Bülow's  als  zweites  Treffen  vor  dem  Fussvolk  auf,  was  die  Franzosen, 
obwohl  ihnen  nahe  genug,  merkwürdiger  Weise  ruhig  geschehen  Hessen. 
Sowie  dieser  Autmarsch  ausgeführt  war,  Avarf  sich  die  französische 
Cavallerie  zurück  und  zwischen  ihre  Infanterie,  welche  unweit  der 
Capelle  von  Roygem  (Royegem)  die  austürmenden  Reiter  der  Ver- 
bündeten auf  eine  Weise  empfing,  dass  sie  fast  zersprengt  wurden. 
Indem  diese  sich  nach  rechts  warfen,  geriethen  sie  ein  zweites  Mal 
in  das  Feuer  der  in  den  Hecken  stehenden  Infanterie  und  erlitten 
beträchtlichen  Verlust  *).  Er  würde  wahrscheinlich  ganz  ausserordentlich 
gewesen  sein,  wenn  nicht  ein  nahezu  gleichzeitiger  Angriff  von  Pi'inz 
Eugcn's  Fussvolk  die  Hecken  gesäubert  und  die  Reiterei  von  dem 
Flankenfeuer  befreit  hätte  ^).  Die  dichten  Staubwolken  benahmen  jetzt 
aber  so  sehr  alle  Uebersicht,  dass  die  Reiterei  der  Verbündeten 
zuletzt  vom  eigenen  Fussvolk  beschossen  wurde.  Während  dieses 
Kampfes,  der  eine  Stunde  beanspruchte,  ward  der  tapfere  Natzmer 
leicht  verwundet. 

Die     Umfassung    des    äussersten    rechten     Flügels    der 
Franzosen.  —  Der  Entscheidungskampf. 

Indess  Prinz  E  u  g  e  n's  Flügel  zwar  langsame  und  opfervolle, 
aber  doch  stetige  Fortschritte  machte,  hatten  am  äussersten  linken 
Flügel  der  Verbündeten  das  Corps  (J  b  e  r  k  i  r  k's  (die  20  Bataillone  der 
4.  Colonne,  Holländer  und  Dänen)  und  fast  die  ganze  Reiterei  vom 
linken  Flügel  bereits  den  rechten  der  Franzosen  umfasst.  Während  sein 
erstes  Treffen,  General  Weck  mit  der  holländischen  Garde-Brigade 
und  dem  Regimente  Nassau-Woudeubourg,  die  Franzosen,  tapferer 
Gegenwehr  ungeachtet,  bis  hinter  den  Bach  von  Diepenbeke  zurück- 
warf und  das  Schloss  Browaen  (Bruan)  besetzte,  führten  FZM.  Prinz 
von  Nassau -Oranien-Dietz  und  General-Lieutenant  Graf  Oxen- 
s  t  i  e  r  n  a,  gefolgt  vom  Feldmarschall  0  b  e  r  k  i  r  k  und  der  unter  dem 
G.  d.  C.  Grafen  Tilly  stehenden  Reiterei  (2000  Säbel),  die  übrigen 
Bataillone,  das  genannte  Schloss  rechts  liegen  lassend,  auf  die  Kuppe 
von  Oycke  und  dann  über  die  Windmühle  bis  an  die  nördlichste  Ecke 
des  vom  Feinde  unbesetzten  Gehölzes  von  Ketelhoek  vor.  Man  hatte 
jetzt  den  höchsten  Punct  des  Kampffeldes  inne,  schwenkte  rechts  und 
stand    nun   in    der    rechten    Flanke    des    vorgeschobenen    Flügels    der 

')  Schuleuburg  331.  —  Schwencke   147.  —  Schöniug,  Natzuier  289  und  2*J0.  — 
Histoire  de  Marlboroufjh  II.  335  und  336  und  Coxe,  Menioirs  II.  476. 
■■')  Diarium.   Supplemeut-Heft  .S.   155  und  Schwencke. 


355 

Franzosen*).  UeLer  Marlbor  o  ii  gli's  weiteren  Befehl,  den  Feind 
noch  mehr  zu  umfassen,  debouchirtc  TiUy's  Reiterei  von  der  Höhe 
von  Oycke  durch  den  Sattel  von  Marolle  gegen  Roygem  (Royegem); 
alsbald  folgte  ihm  im  Schnellsehritt,  in  zwei  Treffen  formirt,  das  Fuss- 
volk  des  General-Feldzeugmeisters  Prinz  von  Nassau-Oranien-Di  e  tz 
und  des  General  -  Lieutenant  Graf  Oxenstierna  zwischen  dem 
Gehölze  von  Ketelhoek  und  Roygem  aufmarschirend,  indess  Tilly's 
12  dänische  Schwadronen  ihren  Rückhalt  bildeten^).  Zwar  hielten  sich 
die  dort  postirten  französischen  Abtheilungeu,  Grenadiere,  Dragoner 
und  königliche  Haustruppe,  am  rechten  Ufer  des  Groote-Baches  in 
einer  Art  von  Gehege  mit  grösster  Standhaftigkeit  —  aber  die  fran- 
zösischen Positionen  vermochten  dem  nun  allseitigen  Anstürme  nicht 
mehr  Stand  zu  halten  ^). 

Graf  Tilly  umgeht  mit  seinen  dänischen  Schwadronen  das  Gehege, 
und  greift  die  Maison  du  roi  und  die  Gendarmerie  in  der  Flanke  an. 
Vor  diesem  übermächtigen  Andränge  weichen  die  Bedrohten  mit  solcher 
Hast  gegen  die  Mühle  von  Roygem,  wo  die  königlichen  Prinzen, 
umgeben  von  ihrem  Stabe,  halten,  dass  die  erschreckten  Reitknechte 
ihres  Gefolges  das  Hauptquartier  in  Eile  und  Verwirrung  über- 
rennen und  mit  sich  fortreissen,  und  dieses  sich  plötzlich,  wider 
Willen,  mitten  in  den  Kampf  des  linken  Flügels  geschleudert  sieht. 
Aber  auch  der  Sieger  muss  der  neuen  schwierigen  Lage  Rechnung 
tragen  und  so  gewinnt  der  rechte  Flügel  der  Franzosen  Zeit,  sieh 
zurecht  zu  finden,  zu  ralliiren  und  erneut  Widerstand    zu  leisten.    Er 

*)  LambertiV.  111.  Oberkirk's  Bericht.  Theatrum  Europaeum  XVIII.  Schwencke. 

^)  Coxe,  Memoirs  II.  477. 

^)  D'Artaignan  s  Brief  über  die  Einzelheiten  des  Kampftages  (Memoires  militaires 
[Pelet]  VIII.  386—388)  schildert  diese  Phase  mit  folgenden  Worten:  „Alles  das 
geschah  zwischen  halb  4  Uhr  Nachmittags  und  halb  9  Uhr  Abends.  Die  Soldaten  waren 
zurückgeschlagen  und  die  Feinde  Herren  der  Hecken,  welche  unmittelbar  vor  uns 
lagen.  Das  furchtbare  Feuer,  das  der  Feind  eröffnete,  sobald  man  sich  ihm  näherte, 
machte  es  unmöglich,  unsere  Soldaten  nochmals  anbeissen  zu  lassen.  Jene  hatten 
selbst  unsere  Flanken  und  die  Höhen  zu  unserer  Seite  gewonnen.  All'  das  im  Vereine 
mit  der  einfallenden  Nacht,  der  grossen  Unordnung  in  unserer  Infanterie,  welche 
man  genöthigt  hatte,  sich  über  eine  Stunde  ohne  Munition  gegen  einen  Feind  zu 
behaupten,  der  sie  verschwendete,  Hess  mich  den  Entschluss  fassen,  daran  zu  denken, 
mit  der  Maison  du  roi  aus  dem  kleinen  Bezirke,  wo  ich  mich  befand,  den  Rückzug 
anzutreten,  denn  ich  erhielt  der  Schwierigkeit  der  Uebermittelung  wegen,  keinen 
Befehl  mehr.  Ich  hatte  hier  6  oder  7  Infanterie-Brigaden,  die  Maison  du  roi 
und  die  Gendarmerie,  welche  ich  hinter  mir  hatte  und  welche  fortwährend  stark  litt, 
da  sie,  unsere  Infanterie  zu  ermuthigen,  in  Gefechtsstellung  knapp  hinter  ihr  war 
und  dieser  Aufgabe  mit  einem  Muthe  und  einer  Festigkeit  nachkam,  welche  ihrer  würdig 
wai-en;  denn  sowie  unsere  Infanterie  zurückgeschlagen  war  gingen  sie  immer  vor, 
jene   aufzumuntern  und   die  feiudliche  Infanterie  aufzuhalten.'" 

•^3* 


356 

ist  von  kurzer  Dauer.  Ohne  Munition  und  erschöpft  von  den  Mühen 
des  Kampfes,  verzweifelt  Angesichts  einer  beispiellosen  Verwirrung 
Alles  an  dem  Erfolge  weiteren  Standhaltens  und  die  „Maison  royale" 
räumt  als  die  erste  Truppe  den  Kampfplatz.  Sie  verdankt  ihre  Rettung 
eigentlich  dem  Irrthume  eines  feindlichen  (Jfficiers,  der  sie  für  die 
„rothe  Truppe"'  hält,  welcher  er  einen  Befehl  überbringen  soll.  Ge- 
fangen und  erkennend,  dass  er  im  Begriflfe  sei,  die  Gefahr  mit  ihr 
zu  theilen,  verräth  er  die  Absicht  der  Verbündeten,  sie  im  nächsten 
Augenblicke  einzuschliessen.  Da  die  betäubten  Generale  des  rechten 
Flügels,  welche  sich  eben  berathen,  wie  der  Rückzug  zu  bewerk- 
stelligen wäre,  nicht  sofort  zu  einem  Entschlüsse  kommen  können, 
ruft  der  Vicedom  von  Amiens,  Mavechal  de  Camp  und  Capitainc  der 
Chevauxlegers  der  Garde  denselben  zu:  „Mir  nach!"'  Sein  Ross  gegen 
Huysse  werfend,  muss  er  bereits  mit  seinen  Braven  eine  feindliche 
Reiterfront  durchbrechen  und  im  heftigsten  Feuer  eine  dahinter  auf- 
marschirte  Linie  des  Fussvolkes.  Der  Rest  der  „Maison  royale"  ist 
dieser  kühnen  Bewegung  gefolgt,  nächste  Truppenkörper  haben  sich 
angeschlossen  und  ein  namhafter  Theil  des  rechten  französischen 
Flügels  ist  gerettet.  Kaum  ist  er  entronnen,  verlängern  die  Holländer 
Wassenaer  und  Week  ihre  Front  und  schliessen  so  den  Kreis 
um  die  wie  auf  einer  Insel  zusammengedrängten  Feinde').  Prinz  Eugen, 
welcher  inzwischen  den  grössten  Theil  der  Reiterei  des  verbündeten 
Heeres  am  rechten  Flügel  in  der  Fläche  von  Heurne  zusammengezogen 
hatte  ^),  wo  sie  einerseits  die  feindliche  Aufstellung  flankirte,  andererseits 
aber  jedem  Offensiv-Versuche  des  französischen  linken  Flügels  entgegen- 
treten konnte,  Hess  sein  Fussvolk  aus  der  Gabelung  des  Eyne-Baches 
bei  Diepenbeke  (Schaerken)  in  der  Richtung  auf  Lede  Verstössen  und 
reichte  am  Nordrande  der  Flachhöhe  dem  Prinzen  von  X  a  s  s  a  u- 
Oranien -Dietz  die  Hand  —  während  gleichzeitig  Marlborough 
nach  Chobon  und  Diepenbeke  vordrang. 

Die  bisherige  Fassung  der  Franzosen  ging  urplözlich  in  Ver- 
wirrung und  Zerstäubung  über.  Eine  Abtheilung  warf  sich  auf  die 
andere;    die  Cavallerie  überritt  die  Infanterie. 

So  hoffnungslos  die  Lage  V  e  n  d  ö  m  e's  war,  so  wollte  er  doch 
noch  den  letzten  Versuch  der  Verzweiflung  wagen,  durch  einen  Gewalt- 
streich dem  Schicksale  des  Tages  eine  andere  Wendung  zu  geben.  Er 
stieg  vom  Pferde,  wollte  zu  Fuss  die  jenseits  des  Norken-Flüsschens 
zurückgebliebene  Infanterie  zur  Rettung  der  WaflFenbrüder  nach  MuUem 


')  Weseiitlicli  nach  Saint-Simon,  Mcmoires  IV.  175 — 178.  Im  Ue))rigen  nach  der 
Histoire  de  Marlhoroufh   IL   33*5 — 337  und   Schulenbnrg's   Bericht. 
*)  Schöning,   Natznier  291. 


357 

vorführen  und  befalil  der  Cavallerie  des  linken  Flügels,  die  an  den 
blutigen  Ereignissen  des  Tages  gleiclifalls  nicht  den  mindesten  Antheil 
genommen  hatte,  zu  gleicher  Zeit  auf  der  Genter  Heerstrasse  über 
die  dortige  Brücke  in  der  Richtung  nach  „Dooden  Mann"  vorzurücken  '). 
Also  brach  um  halb  9  Uhr  Abends  französische  Infanterie  aus  den 
Hecken  von  Müllern  gegen  den  Rücken  des  preussischen  Fussvolkes 
und  der  dänischen  Garde  vor,  Der  Angriff  wurde  von  diesen  tapferen 
Truppen  kräftigst  abgewiesen'')  und  schon  stand  Prinz  Eugen 
mit  Uebermacht  der  Colonne  gegenüber,  die  durch  MuUem  und  ein 
durchschnittenes  Terrain  sich  durchwinden  sollte.  Die  Entmuthigten 
waren  gar  nicht  vorzubringen.  Ebenso  hielt  die  gegenüber  der 
Mündung  des  Defile's  auf  der  Ebene  von  Heurne  quer  über  die 
Hauptstrasse  aufmarschirte  britische  Reiterei  die  feindliche  im  Schach 
welche  daher  nicht  auf  „Dooden  Mann"   gelangen  konnte  *). 

Da  man  in  der  Dunkelheit  Freund  und  Feind  nicht  mehr  unter- 
scheiden konnte,  die  einzelnen  Abtheilungen  der  Verbündeten  sich 
auf  die  nächsten  Distanzen  gegenseitig  beschossen,  gab  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h 
um  9  Uhr  Abends  Befehl,  dass  das  Feuer  allgemein  eingestellt 
werde  ^).  Da  zudem  Regen  einfiel,  lagerte  jedes  Regiment  auf  dem 
Platze,  wohin  es  der  Zufall  geführt  hatte  *).  Ueberwältigt  von  den 
Anstrengungen  der  letzten  Tage,  sanken  die  meisten  in  einen  tiefen 
Schlaf.  So  wurde  es  den  fliehenden  Franzosen  möglich,  nach  ver- 
schiedenen Richtungen,  nach  Tournay,  Lille,  Ypern  und  Deynze  ®)  zu 
entkommen.  Ein  Theil  warf  sich  zufällig  auf  eine  schwach  besetzte  Stelle, 
nahe  am  Schlosse  von  Browaen  (Bruan),  brach  dort  unter  dem  Schutze 
der  umwölkten,  finsteren  Nacht  durch  und  jagte  gegen  Courtray  bis 
an  die  Grenze  des  französischen  Flandern  davon ;  ein  anderer  strömte 
nach  Müllern,  um  sich  an  den  linken  Flügel  der  Franzosen  anzu- 
schliessen ;    viele  derselben  geriethen  den  Verbündeten  in   die   Hände. 

*)  So  Coxe's  Memoirs  II.  477  und  478,  der  hiemit  auf  dei*  Darstelluu^^  der  Histoire 
de  Marlboroug-li  II.  337  und  338  fusste.  —  Veudome  macht  in  seinem  Berichte  an 
Ludwig  XIV.,  aus  dem  Lager  von  Lovendegem  am  19.  Juli  1708  (Memoires  militaires 
[Pelet]  VIII.  388),  des  von  der  Histoire  de  Marlborough  und  von  Coxe  ihm  vindicirten 
letzten  Versuches  zur  Rettung  des  rechten  Flügels  merkwürdigerweise  keine  Erwähnung. 
Er  meldet  diesbezüglich  nur:  „Bei  Eintritt  der  Nacht,  als  man  sich  zurückziehen 
niusste,  sahen  unsere  Truppen  sich  eingeschlossen." 

*)   Schulenhurg  331.  Schöning,  Natzmer  291. 

')  „Dero  halber  gab  man  expresse  Ordre,  nicht  eher  bis  auf  den  Morgen  zu 
schiessen  und  die  Feinde  eher  laufen  zu  lassen,  als  in  Gefahr  zu  stehen,  uns  selber 
in  Coufusion  zu  setzen."   Theatrum  Europaeum  XVIII.  Coxe,  Memoirs  II.  478. 

*)  Diarium.  Supplement-Heft  S.  155.  —  Coxe,  Schwencke. 

^)  Vendöme  an  den  König.  Lovendegem,  19.  Juli  1708  uud  Schulenburg's 
Bericht  332. 


358 

Mitten  im  lärmenden  Gewühle  fiel  dem  Prinzen  Eugen  ein,  durch 
Trommler  den  französischen  Zapfenstreich  schlagen  zu  lassen,  auch 
mehrere  Officiere,  die  insbesondere  wegen  Religionsverfolgung  aus 
französischen  Diensten  zum  verbündeten  Heere  übergetreten  Avaren, 
in  die  Büsche  zu  stecken  und  mit  halblauter  Stimme  die  ihnen 
bekannten  Losungsworte  verschiedener  französischer  Regimenter  „A  moi 
Picardie!",  „A  moi  Touraine!"  zurufen  zu  lassen.  Durch  diese  List 
wurden    Schaaren    von  Flüchtlingen    ohne  Schwertstreich   gefangen  '). 


Die  Verbündeten  hatten  den  glänzenden  Sieg  verhältnissmässig 
billig  erkauft.  Die  116  Bataillone  und  205  Schwadronen,  welche  an 
der  Schlacht  theilgenommen  ^),  hatten  vom  Fussvolk  an  Todten 
55  Officiere  und  764  Mann,  an  Verwundeten  182  Officiere  und 
1976  Mann;  von  der  Reiterei  an  Todten  35  Officiere  und  185  Mann, 
an  Verwundeten  35  Officiere  und  361  Mann,  somit  im  Ganzen 
1038  Mann  an  Todten  und  2559  an  Verwundeten  eingebüsst  ^). 

*)  Quincy,  Histoire  militaire  V.  499.  —  Coxe,  Memoirs  II.  478.  —  Schwencke  149. 
^)  Nach  Kriegs-Ä.,  Niedeilaude  1708;  Fase.  XIII.  2  a,  bestand  das  verbündete 
Heer    aus    129  Batailloueu  und  112  Schwadronen,  das    französische    aus  131  Batail- 
lonen und  205  Escadrouen. 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a.  Ledyard  gibt  den  Verlust 
der  Verbündeten  wie  folgt  an :  Officiere  todt  6,  verwundet  169 ;  Mannschaft  todt  800, 
verwundet  2000  bis  3000.  San  Vitali  beziffert  die  Zahl  der  Todten  auf  Seite  der 
AUiirten  mit  1500.  (Histoire  de  Marlborough  II.  341.)  Nach  Sehulenburg  323,  bestand 
der  Gesammtverlust  aus  825  Todten  und  2808  Verwundeten,  welcher  sich  auf  die 
einzelnen  Contingente  wie  folgt  vertheilte : 

Todte  Verwundete 

Engländer 49  151 

Preussen 50  119 

Hannoveraner    ....       106  320 

Holländer 350  1006 

Dänen 201 344 

Zusammen     756  1940 

Ausserdem  an  Officieren  und  Unterofficieren  69  Todte  und  268  Verwundete. 

Die  ])reu.ssischen  Geudarmes  machten  nach  der  Schlacht  nur  noch  ein  Viertel  einer 
Schwadron  aus.  (Schöning,  Natzmev  293.)  Die  detaillirte  Verlustliste  der  hannoverischen 
Truppen  (Schwencke  151),  weiset  an  Todten  13  Officiere  und  188  Mann,  an  Verwun- 
deten 33  Officiere  und  415  Mann  aus.  Die  Angabe  Quincy's  (Histoire  militaire  V.  501), 
wonach  die  Holländer  allein  an  Todten  765,  an  Verwundeten  aber  3005  Mann  verloren 
hätten,  ist  unbedingt  eine  irrige.  So  heis.st  es  in  den  Berichten  der  Generalstaaten- 
Deputirten,  Audenarde,  12.  Juli :  „Unser  Verlust  ist,  Gott  sei  Dank,  so  unbedeutend, 
dass  uns  nicht  ein  Regiment  bekannt  ist,  welches  für  den  Rest  des  Feldzuges  ausser 
Stande  wäre,  zu  dienen.  Die  Reiterei,  unter  Anderem,  hat  nicht  den  geringsten  Verlust 
erlitten."  —  Am  kleinsten  war,  nach  Marlborough's  Angabe,  die  Eiubusse  der  Briten. 


369 

Ungleich  grösser  war  der  Gesammtverlust  des  französischen 
Heeres.  In  den  Eingaben  an  den  Hof  wurde  er  allerdings  als  dem 
der  Verbündeten  ungefähr  gleich  geschildert;  in  Wahrheit  übertraf  er 
ihn  weitaus.  Man  wird  kaum  fehlgehen^  wenn  man  ihn  auf  6000  Todte 
und  Verwundete  und  8000  Gefangene  veranschlagt,  wozu  noch  zahl- 
reiche Deserteure  und  in  einem  gewissen  Sinne  jene  9000  Flüchtlinge 
zu  zählen  sind,  welche  Berwick  nach  der  Schlacht  zu  Tournay, 
Lille  und  Ypern  musterte.  Dieser  Verlust  ist  an  sich  schon  ein  ausser- 
ordentlich bedeutender  und  erscheint  um  so  grösser,  wenn  die  Angabe 
der  Memoires  militaires ')  genau  ist:  „dass  von  der  französischen 
Armee  nur  68  Bataillone,  die  königliche  Haustruppe  und  einige 
Escadronen  vom  rechten  Flügel  am  Kampfe  theilgenommen  haben, 
während  mehr  als  50  Bataillone  und  nahezu  180  Escadronen  durch 
6  Stunden  unthätige  Zeugen  gewesen^)." 

lieber  80  Fahnen  und  Standarten  und  12  Paar  Pauken  bildeten 
die  Siegeszeichen  der  Verbündeten  ^). 


»)  (Pelet)  VIII.  38. 

2)  Sclmlenburo-  (322,  323  und  332)  berichtet :  „Man  p:laTibt,  sie  haben  viel- 
leiclit  ein  Viertel  ilirer  Armee  verloren."  Nach  ihm  betriio^  der  Verlust  der  Franzosen 
an  Todten  3020  Manu,  Verwundeten  4000,  Gefangenen  9076,  Deserteuren  nach  der 
Schlacht  3027,  Generalen  und  Brigadieren  11,  anderen  Officieren  960,  zusammen 
20.094  Mann.  Das  „TheatrumEuropaeum"  XVIII.  weicht  von  diesen  Angaben  nur  in  zwei 
Puncten  ab.  Nach  ihm  zählten  die  Gefangenen  7620  Mann  und  betrug  der  Verlust 
au  Officieren  nur  705,  beziehungsweise  748  Köpfe.  —  Marlborough,  in  seinem  Brief 
an  Godolphin,  spricht  von  706  Officieren  und  7000  Manu,  welche  gefangen  genommen 
wurden ;  Ziffern,  welche  mit  dem  „Diarium"  vollkommen  übereinstimmen.  —  Der 
preussische  Brigadier  Grumbkow  (Schöning  291)  berechnet  ihn  mit  705  Officieren  und 
6360  Soldaten.  —  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a  bezifiert  die  Zahl 
der  gefangenen  Officiere  auf  mehr  als  450,  die  Zahl  der  gefangeneu  Soldaten  auf 
8000.  —  Die  „Histoire  de  Marlborough"  II.  341  meint:  „Der  bereits  angeführte 
Geschichtsschreiber  des  Prinzen  Eugen  (5  Bände,  französisch),  übertreibt  den  Verlust 
der  Besiegten  nicht;  er  lässt  ihn  auf  4000  Todte,  2000  Verwundete  und  7000  Ge- 
fangene ansteigen.  Er  würde  viel  grösser  seiu,  wenn  man  die  nach  einer  Niedei"lage 
immer  sehr  zahlreichen  Deserteiire  hiiizuzälilte."  Von  diesen  Angaben  weichen  jene 
Quincy's  und  Pelet's  wesentlich  ab.  Des  Ersteren  „Histoire  niilitaire"  V.  500  bringt 
ein  detaillirtes  Verzeichniss,  wonach  der  Gesammtverlust  an  Officieren  535,  jener  der 
königlichen  Haustruppe  mit  150,  der  getödteten  oder  gefangenen  Soldaten  mit  7000 
angeführt  erscheint.  —  Die  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  38  geben  an:  „Der 
Verlust  war  auf  beiden  Seiten  der  gleiche :  ungefähr  an  3000  Mann,  Todte  und  Ver- 
wundete, verblieben  auf  jeder  Seite  auf  dem  Schlachtfelde." 

^)  Auch  bezüglich  der  Trophäen  gehen  die  Angaben  auseinander.  Indess  nach 
Schulenburg's  Bei-icht  den  Franzosen  7  Pauken  und  über  80  Fahnen  und  Standarten 
abgenommen  wurden,  spricht  das  „Theatrum  Europaeum"  XVIII.  von  88  Fahnen  und 
Standarten  und  10  Paukeu;  Schuleuburg,  Leben  und  Denkwürdigkeiten  323,  von 
52  Standarten,  56  Fahneu,  9  Paar  Pauken  und  5  Kanonen,  an  anderer  Stelle  aber  (432) 


360 

Der  Rückzug  des  französischen  Heeres. 

Nach  dem  Zusammenbruche  des  rechten  französischen  Flügels 
—  aus  der  Niederung  drang  noch  der  Lärm  vereinzelter  Kämpfe 
herauf  —  war  die  Flachhöhe  von  Huysse  der  Schauplatz  eines  stür- 
mischen Kriegsrathes.  Wohl  nur  in  der  Absicht,  den  niederschmetternden 
Eindruck  der  Zertrümmerung  des  halben  Heeres  abzuschwächen,  die 
moralische  Kraft  zu  heben  und  damit  einen  geordneten  Rückzug  an- 
zubahnen, bemühte  sich  Vendome,  nachzuweisen,  dass  die  Schlacht 
noch  nicht  verloren  sei.  Die  halbe  Armee  —  50  Bataillone  und 
180  Escadronen  —  sei  noch  nicht  zum  Schlagen  gekommen.  Man 
müsse  daher  alle  Gedanken  darauf  richten,  den  Kampf  am  nächsten 
Morgen  wieder  aufzunehmen,  die  Nacht  benützen,  in  der  innehabenden 
Stellung  verbleiben  und  aus  ihr  den  möglichsten  Nutzen  ziehen.  Der 
Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d  wollte  erwidern,  aber  V  e  n  d  6  m  e  schloss 
dem  erklärten  Thronerben  augenblicks  den  Mund,  indem  er  ihm 
herrischen  Tones  vor  allen  Anwesenden  zurief:  „Er  möge  sich  erinnern, 
dass  er  nur  unter  der  Bedingung,  ihm  zu  gehorchen,  zur  Armee  ge- 
kommen sei!*)"  Auf  diese  Worte,  welche  die  ganze  Suite  des  Herzogs 
mit  Entrüstung  vernahm,  wagte  Niemand  mehr  einen  Einwand  vorzu- 
bringen. Saint-Hilaire,  welcher  früher  schon  Befehl  erhalten  hatte, 
die  indess  eingetroffene  Artillerie  die  Front  entlang  aufzuführen  ^), 
ward,  nachdem  er  inzwischen  contremandirt  worden,  erneut  hiezu  an- 
gewiesen und  entledigte  sich  des  Auftrages  '^).  Indess  liefen  von  allen 
Seiten  Meldungen  ein,  die  Verwirrung  sei  beispiellos.  Puysegur 
berichtete  über  den  kläglichen  Zustand    der  Maison    royale,    den    der' 


von  83  Fahnen  und  Staudarten  uud  G  Paar  Pauken.  Schweucke  151,  nennt  32  Stand- 
ai'ten,  46  Fahnen  und  8  Paar  Pauken.  Marlbovough  an  Godolphin  vom  26.  Juli  1708, 
spricht  von  98  Fahnen  und  Standarten.  Quincy  (Histoire  militaire  V.  501)  gibt  noch 
den  Verlust  von  34  Standarten,  25  Fahnen  und  5  Paar  Pauken  zu,  während  die 
Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  38  berichten :  „Wir  verloren  weder  Artillerie,  noch 
Fahnen,  noch  Standarten,  noch  Bagagen;  wir  nalnnen  dem  Feinde  eine  Fahne,  eine 
Standarte  und  ein  Paar  Pauken,  so  dass  also  die  Ehre  dieses  Tages  unentschieden 
gewesen  w^äre,  wenn  man  sich,  dem  Käthe  des  Herzogs  von  Vendome  folgend,  niclit 
zurückgezogen  hätte." 

')  Burgund  an  Frau  von  Maintenon ,  13.  Juli  1708.  Noailles,  Memoires 
(Noorden  III.  271),    und  Saiut-Simon,  Memoires  II.   176. 

'^J  „Man  hat  nicht  bemerkt,"  schreibt  Schulenburg  (S.  330),  „dass  die  Franzosen 
sich  in  dieser  Schlacht  ihrer  Artillerie  bedient  hätten,  ausser  ganz  zu  Beginn  (wo 
sie  nach  dem  Theatrum  Eurupaeum  XVIII.  vier  Stücke  in's  Feuer  bracliten).  Unserer- 
seits wurden  8  oder  10  Geschütze  an  zwei  Puncten  placirt.  Sie  beschossen  den 
Feind  unautliörlich,  ohne  ihn  zum  Weichen  zu  briugeu,  oder  auch  nur  grosse  Un- 
ordnung hervorzurufen." 

')  Saint-Hilaire's  Bericht,  Histoire  de  Marlborougli  II.  344. 


361 

Mai'schall  von  Matignon  zu  bestätigen  wagte.  Souternon,  Cheyladet 
und  Puyguion,  jeder  von  einer  anderen  Seite  kommend,  lieferten 
ähnliche  Berichte  und  drängten  7ai  einem  entscheidenden  Entschlüsse. 
„Wohlan,  meine  Herren!"  rief  endlich  Vendome,  „ich  sehe  es  deutlich, 
dass  Sie  Alle  es  wollen;  man  muss  also  den  Rückzug  antreten!"  Ueber 
das  „Wohin"  und  das  „Wie"  kam  es  wieder  zu  einer  wirren  Debatte. 
V  e  n  d  6  m  e  sagte  schliesslich,  man  müsse  sich  auf  Gent  zurückziehen. 
Kaum  war  das  Wort  ausgesprochen,  stob  auch  schon  das  ganze  Haupt 
quartier  auseinander.  Die  commandirenden  Generale  eilten,  sofern  sie 
konnten,  zu  ihren  Truppen,  den  Befehl  zum  Rückzuge  auszugeben. 
Diejenigen,  welche  ihn  zuerst  erhielten,  traten  ihn  alsbald  an ;  andere 
später;  Saint-Hilaire  mit  der  Artillerie  um  1  Uhr  nach  Mitternacht. 

Die  Pflicht,  die  königlichen  Prinzen  in  Sicherheit  zu  bringen, 
ward  in  dem  allgemeinen  Wirrwar  zur  peinlichsten.  Verlegenheit. 
Puysegur  schlug  vor,  die  Kutschen  der  Prinzen  vorfahren  zu  lassen 
und  sie  so  bequemer  und  vor  der  Armee  nach  Brügge  zu  bringen. 
Schon  waren  500  Säbel  zur  Bedeckung  commandirt,  da  schrie 
Vendome:  „Das  wäre  schimpflich!"  Also  wurden  Wagen  und  Be- 
deckung abbestellt  und  schlugen  die  Prinzen  mit  ihrem  kleinen 
Gefolge  zu  Pferde  den  Weg  nach  Gent  ein,  das  sie  um  5  Uhr  Morgens 
erreichten^).  Mit  Mühe  vermochte  Ven dorne  aus  25  Escadronen 
Cavallerie  und  etwas  Infanterie  eine   Art  Nachhut  zu  bilden^). 

Der  Rückzug  gegen  Gent,  auf  fünf  dahinführenden  Wegen  an- 
getreten, artete  im  Dunkel  der  Nacht  bald  in  wilde  Flucht  aus  "). 

In  der  beispiellosen  Verwirrung  hatten  nicht  alle  Heerestheile 
den  Befehl  zum  Rückzuge  erhalten.  So  sah  sich  der  General-Lieutenant 
du  Rosel  in  der  Morgendämmerung  des  12.  Juli  mit  100  Escadronen 
allein.  Erkennend,  dass  er  seinen  Posten  tagsüber  nicht  werde  behaupten 
können,  trat  er  eiligst  den  Rückzug  an.  Er  ward  durch  Nangis, 
einem  der  jüngsten  Marechaux  de  Camp  gedeckt,  der  mit  15  Grenadier- 
Compagnien,  Versprengten  und  Nachzüglern,  die  er  gesammelt  hatte; 
seine  Nachhut  bildete  *). 

Kaum  graute  der  Morgen,  standen  die  Truppen  der  Verbündeten 
schon  wieder  kampfbereit.  Als  Marlborough    wahrnahm,    dass    der 


*)  Saint-Simun,  Memoires  II.    177. 

2)  Quiucy,  Histüire  militaire  V.  —  Histoire  de  Marlborough  II.  345.—  Theatrum 
Europaemn  XVIII.  —  Saint-Simon  dagegen  behauptet  (Memoires  II.  177  und  191), 
Veudöme  habe  sich  um  nichts  bekümmert.  —  Prinz  Eugen  an  den  Kaiser.  Audenarde, 
12.  Juli  1708.  Supplement-Heft.  8.  151,  Nr.  97.  —  Diarium.  Supplement-Heft  S.  156. 

^)  Quincy,  Histoire  militaire  V.  —  Coxe,  Memoirs  II,  479  und  Schwencke  149. 

*)  Saint-Simon,  Memoires  II.   178. 


362 

Feind  vei-schwunden,  sandte  ei'  den  General-Lieutenant  von  B  ü  1  o  w 
mit  40  Schwadronen  vom  rechten  Flügel  zur  Verfolgung  aus.  Ihn 
zu  unterstützen,  sollte  der  General-Major  Herzog  von  Argyle  mit 
vier  Bataillonen  Fussvolk  und  sämmtlichen  Grenadieren  des  rechten 
Flügels  nachrücken.  Da  die  nach  Gent  führende  grosse  Strasse,  wie 
dies  in  ganz  Flandern  der  Fall,  beiderseits  von  tiefen  Wassergräben 
begleitet  und  von  hohen  Hecken  und  zahlreichen  Kämpen  eingefasst 
war,  traf  Bülow  seine  Anordnungen  so,  dass  die  Reiterei  auf  der 
Strasse  marschirte,  indess  die  Grenadiere,  unterstützt  von  Argj^le's 
Fussvolk,  beiderseits  derselben,  vorrückten.  Lieutenant  Bertholet, 
mit  40  Pferden  vom  Regimente  Frechapelle  die  Spitze  bildend,  war 
beauftragt,  Alles  zu  chargiren,  was  ihm  in  den  Weg  käme. 

Schon  nach  halbstündigem  Marsche  stiess  er  auf  12  Compagnien 
französischer  Grenadiere,  welche  zur  Sicherung  des  Rückzuges  Stellung 
genommen  hatten.  Sie  wurden,  dank  der  Unterstützung  durch  die 
Grenadiere,  welche,  geführt  von  Major  Er  wein  (Erwing),  bei  dieser 
Gelegenheit  einige  Officiere  einbüssten,  geworfen  und  vom  Lieutenant 
Bertholet  und  dem  Regimente  Frechapelle  so  hitzig  verfolgt,  dass 
dieses  von  der  grossen  Strasse  abkam  und  in  ein  Dorf  gerieth,  in 
dessen  ungeheuerem  Kothe  Pferde  bereits  stecken  geblieben  und  das 
daher  nicht  zu  passiren    war. 

Eine  neue  Vorhut  zu  bilden,  ging  das  Regiment  Peutz,  geführt 
vom  Oberstlieutenant  Ponpietain  auf  der  Genter  Strasse  im 
Galop  vor  und  Hess  so  das  Fussvolk  weit  zurück.  Ln  Vorwärts- 
stüi'men  ein  feindliches  Dragoner-Regiment  (Rissbourg)  gewahrend, 
stürzte  sich  Ponpietain,  sofort  auf  dasselbe.  Das  scharfe  Hand- 
gemenge endete  mit  der  gänzlichen  Zersprengung  der  französischen 
Dragoner,  welche  Ponpietain  an  der  Spitze  seines  Regiments 
unaufhörlich  verfolgte.  Da  sprengte  plötzlich  der  Cornet  L  a 
Blanche  aus  den  Reihen  der  französischen  Nachhut  gegen  ihn 
an  und  versetzte  ihm  einen  so  derben  Hieb  über  den  Hals,  dass  er 
auf  den  Kopf  seines  Pferdes  sank;  aber  er  war  unverletzt  geblieben, 
da  der  Hieb  flach  gefallen.  Ein  herbeieilender  Reiter  schoss  La  Blanche 
vom  Pferde  und  nun  ward  die  Verfolgung  von  Ponpietain,  der 
es  verschmähte,  das  Herankommen  des  Fussvolkes  abzuwarten,  mit 
verdoppelter  Heftigkeit  wieder  aufgenommen.  Wiederholt  in  Klein- 
gewehrfeuer gerathend,  verlor  er  zwei  Pferde  unter  dem  Leibe  und 
wurde,  nachdem  die  Lieutenants  Oldendorf  und  Federkiel  an 
seiner  Seite  gefallen,  endlich  selbst  am  Beine  verwundet,  so  dass  er 
aus  dem  Gefechte  getragen  werden  musste.  Sofort  nahm  der  Major 
des  Regiments    mit    seiner    Schwadron    die  Tete.    Zwei    Stunden    vor 


363 

Gent  *)  hatte  die  Verfolgung  ein  Ende.  General  -  Lieutenant  von 
Bülow,  begleitet  vom  Churprinzen  von  Hannover  und  dem  General- 
Major  Herzog  von  Argyle,  dessen  Fussvolk  weit  zurückgeblieben  war, 
gebot  den  Rückmarsch  nach  Audenarde,  wohin  man  500  Gefangene 
brachte  *). 

Vendome  erreichte  Gent  erst  um  9  Uhr  Morgens^).  Die  Armee 
lagerte  hinter  dem  Canal  von  Brügge  mit  dem  rechten  Flügel  zu 
Bellem,  mit  dem  linken  an  der  Lieve.  Die  Reserve  nahm  zwischen 
diesem  Flusse  und  Gent  Stellung,  das  Hauptquartier  kam  nach  Loven- 
degem.  Sofort  brach  man  die  Brücken  über  den  Canal  ab  und  ver- 
schanzte sich  *).  Den  Städten  Gent  und  Brügge  ward  die  grösste 
Sorgfalt  zugewendet,  da  V  e  n  d  o  m  e  überzeugt  war,  die  Verbündeten 
würden  trachten,  beide  Plätze  wieder  in  ihre  Gewalt  zu  bringen, 
21  Bataillone,  welche  am  schwersten  gelitten,  wurden  nach  Gent 
verlegt,  wohin  überdies  1600  meist  leicht  Verwundete  gebracht  wurden. 
Das  Corps  L  a  m  o  t  h  e's  ward  zu  Brügge  belassen. 


*)  Theatruin  Europaeum  XVIII. 

^)  Diarium.  Supplement-Heft  S.  155.  —  Schwencke  148 — 151.  —  Theatrum 
Europaeum  XVIII.  „Das  Detachement  kam  mit  grossem  Verluste  zurück,  denn  es  war 
iu  einen  Hinterhalt  geratben."  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 

^)  Nach  Saint-Simou,  Memoire«  II.  178  zwischen  7  und  8  Uhr.  „Bald  darauf 
betrat  er  die  Stadt,  warf  sich,  ohne  sich  um  irgend  etwas  zu  bekümmern,  in  ein 
Bett  und  verblieb  darin  mehr  als  ,30  Stunden." 

*)  Memuires  militaires  (Pelet)  VIII.  37.  —  Histoire  de  Marlborough  II.  345 
und  346. 


Von  Audenarde  bis  Lille. 

Berwiek's    Eintreffen     auf    dem    Kriegsschauplatze.     — 

Die  Stellung  von  Gent.    —    Vormarsch  der  Mosel-Armee 

auf  Ath.   —  Marlb  or  ough's  Vorrückung  gegen  Wervicq.   — 

Einbrüche  in  das  nördliche  Frankreich. 

Berwick  hatte  am  12.  zu  Labuissiere  an  der  Sambre  sein  Lager 
aufgeschlagen  und  hier  Kunde  erhalten  von  dem  unglücklichen  Aus- 
gange der  Schlacht  von  Audenarde  und  dem  ungeordneten  Rückzuge 
der  grossen  Armee  gegen  Gent.  Ungeachtet  seines  Vorhabens,  die  Truppen 
noch  den  folgenden  Morgen  von  den  starken  Märschen  ausruhen  zu 
lassen,  hielt  er  doch  nach  den  augenblicklichen  Umständen  für  wichtig, 
schleunig  einige  Truppen  gegen  Mons  (Bergen)  vorzuschieben.  Er  Hess 
also  die  20  Escadronen,  welche  er  unter  seinem  unmittelbaren  Befehle 
hatte,  anmars'chiren  und  verfügte  zugleich,  dass  die  ü])rigen  Truppen, 
so  wie  sie  ankommen  würden,  den  Weg  nach  Valenciennes  nehmen 
sollten.  Er  selbst  eilte  nach  Tournay,  um  zu  sehen,  welche  Anstalten 
zu  treffen  wären.  Er  fand  daselbst,  dann  zu  Lille  und  Ypern,  wie 
bereits  erwähnt,  über  9000  Flüchtlinge  vom  Schlachtfelde  von  Aude- 
narde. Da  Berwiek's  Infanterie  vor  einigen  Tagen  nicht  ankommen 
konnte  und  die  Grenzen  überall  entblösst  waren,  so  vertheilte  er  jene 
Trümmer  in  die  ebengenannten  Plätze  und  Hess  von  den  entfernten 
Besatzungen  alle  Bataillone  vorrücken.  V  e  n  d  o  m  e  hatte  nur  wenige, 
kaum  zur  Bewachung  der  Thore  ausreichend,  zurückgelassen,  da  er 
die  Absicht  gehegt  hatte,  eine  überlegene  Anzahl  in's  Feld  zu  stellen. 
Am  14.  nach  Lille  eilend,  gab  Berwick  daselbst  die  nöthigen 
Befehle  und  ging  dann  nach  Douai,  um  seine  Truppen  dort  zusammen- 
zuziehen. Er  sorgte  dafür,  dass  alle  Plätze  mit  den  nöthigen  Vorräthen 
versehen  wurden  und  vertheilte  seine  Infanterie  in  jene,  so  wie  sie 
ankam,    damit    der    Feind,    auf   welche    Seite    er    auch    sich    wenden 


365 

würde,  auf  Widerstand  träfe ').  Saint-Fremont,  welcher  am  15.  von 
Mons  nach  Valenciennes  marschirt  war,  erreichte  Douai  ara  lö.  Juli. 
Berwick,  welcher  zwei  Tage  später  hier  ankam  — -  scin(i  letzten 
Truppen  konnten  erst  am  19.  oder  20.  anlangen  —  warf  weitere 
Verstärkungen  nach  Lille,  dessen  Besatzung  dadurch,  die  Flüchtlinge 
von  Audenarde  nicht  gerechnet,  auf  11  Bataillone  und  1  Regiment 
Dragoner  gebracht  wurde.  Um  endlich  den  Hennegau  zu  decken  und 
die  Linien  von  Trouille  zu  behüten,  entsandte  er  am  20.  Juli  5  Batail- 
lone und  24  Escadroneu  unter  dem  Grafen  Chamillart  nach  Valen- 
ciennes '*). 

Dass  die  französische  Armee  nach  der  Schlacht  von  Audenarde 
sich  gegen  Norden,  hinter  den  Canal  von  Gent  zurückgezogen,  war 
eine  natürliche  Folge  des  Schiagens  mit  verkehrter  Front  gewesen. 
Die  Lage,  in  welche  die  Armee  hiedurch  gerathen,  war  unnatürlich, 
unerwartet,  unvorbereitet  und  daher  auf  den  ersten  Blick  beunruhigend. 
Das  siegreiche  Heer  der  Verbündeten  —  im  Besitze  der  Initiative  — 
stand  mit  einem  Male  zwischen  der  Armee  des  Herzogs  von  Burgund 
und  deren  Basis.  Die  letzte  Verbindung  beider,  jene  von  Brügge  über 
Nieuport  auf  Ypern,  beziehungsweise  Dünkirchen,  drohte  durch  eine 
Bewegung  Marlborough's  auf  Pont  d'Espierres  und  Courtray  ver- 
loren zu  gehen  und  die  Intendanz  hatte  nur  mehr  für  14  Tage  Mehl. 
Die  Sicherung  des  Lebensunterhaltes  war  hiernach  die  brennendste 
Frage ;  von  ihrer  Lösung  hing  ab,  ob  die  Armee  ihre  Stellung  hinter 
dem  Canal  von  Brügge  werde  aufgeben  müssen,  oder  behaupten 
können. 

Günstiger  als  von  diesem,  zeigte  sich  die  letztere  von  anderen 
Gesichtspuncten,  Der  Schlag  von  Audenarde  hatte  das  Gefüge  der 
französischen  Armee  zwar  erschüttert,  aber  doch  nicht  so  getroffen,  dass 
in  der  taktisch  starken  Stellung,  welche  sie  nun  inne  hatte  und  welche 
durch  Befestigungen  stündlich  stärker  wurde,  nicht  ein  erfolgreicher 
Widerstand  möglich  gewesen  wäre.  Die  Armee  beherrschte  das  wahre 
Centrum  aller  von  hier  strahlenförmig  auslaufenden  Wasserwege  Flan- 
derns (Scheide,  Lys,  Canal  von  Brügge,  Canal  von  Licve  und  Canal 
Sas-de-Gand),  welche  alle  als  Vertheidigungslinien  dienen  konnten  und 
Abschnitte  bildeten,  in  welchen  das  Hauptheer  Frankreichs  sich  jedem 
Augriffe  entziehen,  oder  aus  welchen  es  nach  freier  Wahl  zum  Aus- 
falle vorzubrechen  vermochte.  Die  Verstärkung  der  Coalitions-Armee 
durch  jene    des    Prinzen    Eugen,    war    durch  Berwick's  Eintreffen 

*)  Memoires    du   marechal    de    Berwick    395    und    39(3,    und    Marlborough    an 
Godulpliiu,  Wervicq,  23.  Juli  1708.  Coxe,  Memoirs  II.  490. 
*)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  40. 


366 

an  der  Sambre  so  gut  wie  aufgewogen.  Nicht  mehr  hatte  man  für 
die  Grenzplätzc  Frankreichs  zu  zittern,  die  der  Sieger  von  Ahnansa 
noch  rechtzeitig  mit  Besatzungen  hatte  versehen  können,  und  wenige 
Märsche  reichten  hin,  eine  Vereinigung  beider  Armeen  anzustreben, 
wenn  man    es  wünschte. 

Neben  den  unmittelbaren  Vortheilen,  welche  die  Stellung  von 
Gent  bot,  gewährte  sie  nicht  zu  unterschätzende  mittelbare.  Indem 
man  den  Schlüssel  zu  dem  ganzen  Wassernetz  Flanderns  festhielt, 
entzog  man  den  Verbündeten  jede  Möglichkeit,  es  zu  benützen  und 
verwies  sie  durchaus  auf  den  schwierigen  und  gefahrvollen  Landweg, 
den  man  einerseits  aus  der  Hauptstellung  bei  Gent,  andererseits  aus 
jener  Bcrwick's  beständig  bedrohte.  Die  hieraus  für  die  Verbündeten 
erwachsenden  Schwierigkeiten  und  Gefahren  steigerten  sich  in  dem 
Masse,  als  jene  sich  der  Nordgrenze  Frankreichs  näherten.  Da  zudem 
das  Hauptheer  Frankreichs  im  Sinne  des  allgemeinen  Kriegsprogrammes 
gar  kein  Interesse  hatte,  das  Schlachtenglück  nochmals  zu  versuchen, 
und  die  Thätigkeit  des  Grafen  vonBergeyck  und  des  Intendanten 
von  Bernieres  die  Sorge  um  den  Unterhalt  alsbald  verscheuchte, 
vereinigte  die  Stellung  von  Gent  Alles  in  sich,  was  man  im  Haupt- 
quartier nur  wünschen  mochte. 

Das  Berechtigte  dieser  Argumente  ward  von  den  Verbündeten 
voll  gewürdigt.  Nachdem  man  es  einmal,  zu  E  u  g  e  n's  nicht  geringem 
Verdrusse,  versäumt  hatte,  die  Franzosen  am  12.  Juli  mit  der  ganzen 
Armee  zu  verfolgen  und  aus  der  Verwirrung,  welche  immer  die  un- 
mittelbare Folge  einer  Niederlage,  Nutzen  zu  ziehen  •),  schien  jetzt, 
da  jene  feste  Stellung  genommen,  ein  directer  Angriff  soviel  wie  aus- 
sichtslos. Es  erübrigte  sonach  nichts,  als  zu  versuchen,  ob  das  franzö- 
sische Hauptheer  nicht  durch  einen  Druck  auf  seine  letzte  Verbindung, 
jene  über  Ypern,  zum  Verlassen  seiner  festen  Position  verleitet  und  die 
Gelegenheit  seines  Marsches  aus  einem  Lager  in  das  andere  benützt 
Averden  könne,  es  anzufallen  und  sich  Gents  wieder  zu  bemäclitigen, 
ohne  welches  man  nichts  von  Bedeutung  und  jedenfalls  keine  Belagerung 
unternehmen  zu  können  glaubte.  Da  man  sich  aber  mit  solcher  Be- 
wegung von  Brabant  und  dem  Hauptdepotplatz  Brüssel  entfernte  und 
damit  diese  Basis  des  Heeres  dem  Anfalle  beider  französischen  Armeen 
preisgab,  musste  für  die  Sicherung  jener  besonders  Sorge  getragen 
werden. 

Diesem  Kriegsrathsbeschlusso  gemäss,  eilte  Prinz  Eugen  von 
Audenarde  nach  Brüssel,  wo  am   15.  der    letzte  Mann  seiner  von  der 


«)  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708 ;  Fase.  XIII.  2  a. 


367 

Mosel  herangefühi'ten  Armee  eintraf),  ziemlich  hergenommen  durch  das 
ununterbrochene  Marschiren  auf  bösen  Wegen  und  in  dem  schlechtesten 
Wetter.  Der  Erbprinz  von  Hessen,  mit  seinen  und  den  säclisischen 
Truppen  am  16.  zu  Gaesbeek  eingetroffen,  bezog  am  18.  Vormittags 
das  Lager  bei  Dilbeck^).  Der  Grraf  von  Nassau,  welcher  das  Lager 
von  Vilvorde  am  16.  verlassen,  war  auf  dem  Marsche  nach  Enghien  in 
Leunick  St.  Quentin  angelangt,  musste  aber,  da  der  Feind  von  Gent 
noch  nicht  abmarschirt  war,  nach  Anderlecht  rücken.  Das  acht  Batail- 
lone starke  Detachement  unter  dem  Brigadier  von  War  ten  s  leb  e  n, 
welches  dem  General  -  Major  Murray  zugeschoben  worden,  um 
Flandern  zu  decken  und  eventuell  Gent  wieder  zu  nehmen,  ward  zurück- 
berufen und  bezog  am  Nachmittage  des  17.  sein  altes  Lager  jenseits  des 
Canals  von  Brüssel  wieder '"). 

Diese  Gruppirung  sollte  sich  indess  alsbald  wesentlich  verändern. 
Die  Erfahrungen,  welche  man  jüngst  zu  Gent  und  Brügge  gemacht, 
Hessen  es  gerathen  scheinen,  ein  bedeutendes  Corps  zu  Brüssel  zu 
belassen,  wo  „Hunderttausend  Thaler  und  einige  Ehrentitel  leicht 
ebenso  bedauerliche  Folgen  haben  konnten,  wie  zu  Gent"*).  Also  erhielt 
das  Corps  des  Erbprinzen  von  Hessen  —  wiewohl  derselbe  vor 
Begierde  brannte,  mit  seinen  Truppen  in  Action  zu  kommen  —  den 
Auftrag,  mit  den  vier  Bataillonen,  welche  schon  längere  Zeit  die 
Besatzung  Brüssels  bildeten,  daselbst  zu  verbleiben.  Es  sollte  diesen 
Hauptdepotplatz  decken,  die  Verbindung  mit  Mastricht  und  Antwerpen 
freihalten  und  die  vorzuschiebenden  Transporte  des  schweren  Gepäckes, 
des  Belagerungs-Geschützes  und  des  Schiessbedarfes  begleiten  ^).  Dem 
Feldmarschall  Graf  von  Nassau  ward  am  18.  Juli  befohlen,  mit  den 
kaiserlichen  und  churpfälzischen  Truppen  nach  Ath  zu  rücken,  daselbst 
die  Verbindung  mit  der  grossen  Armee  zu  erhalten  und  weitere 
Weisungen  abzuwarten.  Die  grosse  Bagage  von  Marlbor ough's 
Armee  sammt  ihrer  Bedeckung  hatte  sich  ihm  anzuschliessen  ").  Die 
schwere  Artillerie  auf  ihrem  Wege  von  Antwerpen  nach  Brüssel  besser 
zu  sichern,  wurden  ein  hessisches  und  ein  sächsisches  Bataillon  nebst 
zwei  sächsischen  Schwadronen  entsandt.    Des  Prinzen  Eugen  Befehl 


')  Marlborough  an  Boyle.  Wervicq,   16.   Juli  1708.  Muvray  IV.    112. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  84. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  84. 

*)  Graf  Maigret  an  Prinz  Eugen.  Brüssel,  17.  Juli.  Kriegs-A.,  Niederlande  1708; 
Fase.   VII.  82. 

^)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VlI.  63.  — Marlborougli  an  den  König 
von  Dänemark.  Wervieq,  25.  Juli.  Murray  IV.  109. 

«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  93,  96,  102  und  103. 


368 

vom  21.  Juli,  die  noch  verfügbaren  drei  sächsischen  Bataillone  über 
Antwerpen  nach  linlst  zu  senden,  wo  sie  unter  des  Generals  Murrav 
Commando  treten  sollten,  wurde  von  Milkau  erst  am  26.  vollzogen, 
nachdem  die  Generalstaaten  -  Deputirten  erwiesen  hatten,  dass  das 
s.ächsische  Corps  auf  Grund  des  Artikels  V.  der  Capitulation  getrennt 
werden  könne  ')•  Sowie  diese  Anordnungen  getroffen,  eilte  der  Prinz 
in's  Hauptquartier  der  grossen  Armee. 

Marlborougli  war,  nachdem  er  zwei  Regimenter,  welche  in 
der  Schlacht  am  meisten  gelitten,  nach  Audenarde  verlegt  und 
3000  Kriegsgefangene  nach  Brüssel  abgeschoben  hatte,  am  14.,  3  Uhr 
Früh,  mit  der  Armee  aufgebrochen  und  auf  dem  linken  Scheide-Ufer 
in  zwei  Colonnen  nach  Helchiu  gerückt.  Drei  Stunden  früher,  um 
Mitternacht  zum  14.,  war  der  preussische  General -Feldzeugmeister  Graf 
Lütt  um  mit  40  Schwadronen  und  30  Bataillonen,  zusammen  etwa 
20.000  Mann,  abmarschirt,  die  feindlichen  Linien  zwischen  Ypern  und 
Comines  zu  zerstören.  Lottum  forcirte  dieselben  am  Morgen  des  14. 
ohne  auf  sonderlichen  Widerstand  zu  stossen.  Ein  Officier,  welcher 
mit  40  Mann  die  Redoute  von  Houthem  bewachte,  erachtete  Wider- 
stand für  vergebens*^);  auch  Warneton,  das  etwas  kräftiger  vertheidigt 
wurde,  vermochten  die  Franzosen  nicht  zu  halten.  Am  Nachmittage 
des  15.  ergab  es  sich,  wie  Comines  und  Wervicq,  auf  Gnade  oder 
Ungnade,    wobei  Lottum  etwa  400  Gefangene  machte  *). 

Am  15.,  5  Uhr  Früh,  brach  die  grosse  Armee  von  Helchin 
auf.  Indess  Fussvolk  und  Reiterei  in  zwei  Colonnen  auf  Meuin  rückten, 
marschirte  die  Artillerie  unter  besonderer  Bedeckung  auf  Courtray. 
Nach  Ueberschreitung  der  Lys  vereinigten  sich  alle  drei  Colonnen  noch 
selben  Tags  im  Lager  von  Wervicq.  Der  rechte  Flügel  lehnte  sich  an 
diesen  Ort,  der  linke  an  Warneton  *).  Um  die  Verbindung  zwischen 
Ypern  und  Lille  zu  erschweren,  ward  am  1 6.  das  Corps  L  o  1 1  u  m's  nach 
Pont  Rouge  vorgeschoben.  3000  Arbeiter,  bedeckt  von  1000  Reitern, 
machten  sich  an  diesem  Tage  ungehindert  an  die  Zerstörung  der  Linie 
von  Comines  *). 

Zwischen  dem  Herzog  von  Burgund  und  dem  Marschall  Ber- 
wick  stehend,  welche  nur  über  Seeflandern  in  gegenseitige  Verbindung 
treten  konnten,  bedrohte  die  grosse  Armee  in  gleicher  Weise  die  festen 
Plätze  Ypern,  Lille  und  Tournay. 

•)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.   VII.  98  uud  116. 

2)  Histoire  de  Marlborougli  II.  352. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  VII.  49. 
*)   Kriegs-A.,   Niederlande   1708;  Fase.  XIII.   2  a. 

*j  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  VII.   ad    105  nn.l   XIII.  2  a. 


369 

Während  einerseits  Cadogau  an  die  Herrichtung  der  gegen 
Roulers  führenden  Verbindungen  schritt,  ging  man  andererseits  in  Aus- 
führung der  zu  Audenarde  gcfassteu  Beschlüsse  an  den  geplanten 
Streifzug  in  die  Provinz  Artois.  Das  hiezu  bestimmte  Detachement 
aus  500  schweren  Reitern  und  300  Huszaren  —  zur  Hälfte  aus  Kaiser- 
liehen —  bestehend  und  vom  General-Major  Bauditz  befehligt'), 
überschritt  die  Lys  und  ging  zwischen  Bethune  und  La  Bassee  hin- 
durch über  Lens  gegen  Arras  vor.  Nachdem  es  einige  Priester  und 
etwa  30  Bauern  als  Geiseln  aufgehoben,  einige  Orte,  welche  sich  geweigert 
hatten,  Contribution  zu  leisten,  so  die  Vorstadt  von  Arras,  eingeäschert 
und  allenthalben  grossen  Schrecken  verbreitet  hatte,  kehrte  das  Detache- 
ment am  Morgen  des   19.  in  das  Lager  von  Wervicq  zurück^). 

Willens,  noch  einige  Tage  zuzuwarten  und  zu  sehen,  was  der 
Feind  eigentlich  im  Sinne  führe,  blieb  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  im  Lager  von 
Wervicq  ruhig  stehen^).  Den  General  -  Lieutenant  Fagel  am  2L  Juli 
mit  der  Sicherung  von  Holländisch -Flandern  betrauend,  wozu  über 
Verlangen  der  Generalstaaten  -  Deputirten  von  Brüssel  6  Bataillone 
detachirt  wurden,  wies  der  Herzog  gleichzeitig  den  Gouverneur  von 
Ostende  an,  die  Schleusen  spielen  zu  lassen.  Es  geschah  hier,  sowie 
zu  Damme,  L'Ecluse  und  Hülst. 

Wiewohl  die  Nachrichten,  welche  man  im  grossen  Hauptquartier 
über  die  Vorgänge  auf  feindlicher  Seite  hatte,  keinen  Zweifel  auf- 
kommen Hessen,  dass  einerseits  die  französische  Hauptarmee  noch  keine 
Miene  mache,  sich  in  Bewegung  zu  setzen  und  dass  andererseits  B  e  r- 
wick's  Truppen,  die  man  auf  ungefähr  18.000  Mann  veranschlagte, 
am  18.  und  19.  in  Lille  eintreffen  würden,  hielt  Marlborough  immer 
noch  an  der  Hoffnung  fest,  die  Franzosen  würden  sich  zu  Gent  auf 
die    Dauer   nicht  behaupten    können*).    Der  Ansicht,  sie  könnten    von 


*)  Histoire  de  Marlborougli  II.  353. 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  80,  ad  105;  XIII.  2  a.  —  Marl- 
borougli an  Boyle.  Wervicq,  19.  Juli  1708.  Murray  IV.  120.  Nach  der  Histoire  de  Marl- 
borough II.  353  ergriffen  die  Bauern  der  Umgebung  von  Lens  die  Waffen  und  schlugen 
das  Detachement  alsbald  in  die  Flucht,  wobei  einige  Soldaten  getödtet  und  die 
Geiseln  befreit  wurden. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.   ad  105. 

*)  „  .  .  .  Entscheidende  Unternehmungen,"  schrieb  er  am  19.  Juli  an  Godolphin, 
„sind  unmöglich,  so  lange  der  Feind  unverrückt  bei  Gent  bleibt,  folglich  uns  die 
Schiffahrt  auf  der  Scheide  und  Lys  sperrt.  Wir  trachten  zwar  zu  Land  einiges 
Geschütz  vorzusehleppen,  allein  es  hat  unendliche  Schwierigkeiten,  die  erforderlichen 
Bespannungen  aufzutreiben  und  so  trägt  unser  Sieg  wenig  Früchte.  Der  Herzog 
von  Vendome,  dessen  Stellung  ohnehin  schon  durch  den  Canal  gedeckt  ist,  wirft 
noch  überdies  Verschanzungen  auf;  ein  Beweis,  dass  er  den  Ueberrest  des  Feldzuges 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v,  Savoyen.  II.  Serie,   I.  Band.  24 


370 

Gent  aus  nui*  die  Richtung  nach  dem  Dender  einschlagen,  traf  der 
Herzog  fiii*  diesen  Fall  seine  Vorbereitungen.  Das  zu  Ath  stehende 
Corps  N  a  s  s  a  u's  beschloss  man,  daselbst  so  lange  stehen  zu  lassen, 
bis  die  Pläne  des  Feindes  zu  durchblicken  wären.  Es  rasch  unter- 
stützen zu  können,  schob  man  am  20.  Juli  den  General-Major  Chanclos 
mit  20  Schwadronen  nach  Audenarde.  Er  sollte  die  Verbindung  mit 
Feldmarschall  Graf  Nassau  unverzüglich  herstellen  und  ununter- 
brochen erhalten,  auf  die  feindlichen  Bewegungen  ein  scharfes  Auge 
haben  und  verhindern,  dass  von  Tournay  zur  französischen  Haupt- 
armee Zuschübe  gelangten.  Um  das  Corps  zu  Ath  aber  auch  mit  der 
ganzen  Armee  unverzüglich  unterstützen  zu  können,  schritt  man  an 
die  Herrichtung  der  dahin  führenden  Verbindungen  und  die  Anlage 
von  Colonnenwegen.  In  vier  Heersäulen  wollte  man  von  Wervicq 
nach  Ath  anstandslos  marschiren  können*).  ,,Nachdem  aber  alles  daran 
gelegen  sei,"  schrieb  Prinz  Eugen  am  20.  Juli  dem  Feldmarschall 
Grafen  von  Nassau,  „dass  man  von  der  geringsten  Bewegung  des 
Feindes  sofort  Kenntniss  habe  und  die  angedeutete  Disposition 
a  tempo  in's  Werk  setzen  könne  und  damit  auch  dem  Grafen  von 
Nassau  kein  Unglück  zustosse,  sei  nöthig,  längs  des  Wassers  (des 
Dender  I  beständig  Parteien  und  PatruUen  zu  haben.  Das  Corps  von 
Audenarde  thue  desgleichen.  Von  Zeit  za  Zeit  erwarte  er  expresse 
Berichte  ^)." 

Aber  auch  die  Franzosen  blieben  nicht  ganz  unthätig.  Entschlossen, 
im  Lager  von  Lovendegem  zu  verbleiben,  nahm  das  französische  Haupt- 
quartier in  der  Truppenvertheilung  einige  Aenderungen  vor.  Alle 
Dragoner  kamen  an  den  rechten  Flügel,  jenseits  Bellem.  Die  Reserve 
ward  unterhalb  die  Dragoner  disponirt,  eine  Infanterie-Brigade  an  die 
Brücke  Meule  Straete  (Meulestraat,  Meulestede?).  Zu  Gent  liess  man 
zwanzig  Bataillone,  zu  Brügge  zwölf.  Um  zu  verhindern ,  dass  die 
Verbündeten  den  Franc  de  Bruges  überschwemmten,  sandte  man 
Detachements  bis  auf  die  Dämme  nächst  Ostende.  Gleichzeitig  ward 
d'Artaignan  mit  4000  Mann  Infanterie  und  1000  Pferden  mit  dem 
Auftrage  entsandt,  Fort  Roodenhuyse  (Rouge)  am  Canal  von  Sas  anzu- 
greifen. Er  traf  am  19.,  eine  halbe  Stunde  vor  Tagesanbruch  dort  ein 
und  nahm  es.  5  Officiere,   109  Soldaten  und  9  Kanonen  tielen  ihm  in 


dort  verweilen  will.  Erfährt  der  König  von  Frankreich,  dass  wir  dennoch  Belagerungs- 
Geschütze  vorbringen,  so  gibt  er  vielleicht  nicht  länger  zu,  dass  sein  Land  preis- 
gegeben werde,  blos  um  die  durch  Verrath  erhaltene  Eroberung  von  Gent  zu 
behaupten."  Coxe,  Memoirs  II.  485. 

<)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  ad  10'). 

«)  Supplement- Heft  S.   162,  Nr.  110. 


371 

die  Hände*).  Berwick  zu  verstärken  und  ihn  zu  befähigen,  Frank- 
reichs Nordgrenze  wirksamer  zu  schützen,  wurden  am  21.  aus  dem 
Lager  von  Gent  54  Escadronen  unter  Cheyladet  nach  Seeflandern 
in  Marsch  gesetzt.  Kühne  Parteigänger  wagten  sicli  bis  auf  das  hollän- 
dische Gebiet  vor,  erpressteu,  brandschatzten,  schleppten  Lebensmittel 
und  Vieh  weg,  verbreiteten  Bestürzung,  ja  versetzten  durch  den  Einfall 
in  die  Insel  Cadzand  selbst  die  holländische  Regierung  in  Angst. 

Marlborough  sann  ernstlich  darauf,  diesem  Zustande  ein 
Ende  zu  machen  und  schlug  daher  vor,  eine  Heeresabtheilung  vor 
Lille  stehen  zu  lassen,  um  die  dortige  Besatzung  im  Zaum  zu  halten, 
mit  der  Hauptmacht  aber  in  Frankreich  einzufallen.  „Die  Entmuthigung 
des  geschlagenen  Heeres,  das  sich  nicht  aus  seinen  Linien  hervorwagen 
werde,*'  meinte  er,  „gestatte  eine  so  verwegene  Unternehmung,  die  im 
missvergnügten  Frankreich  wohl  wenig  Widerstand  finden  würde; 
andererseits  sei  es  nöthig,  durch  irgend  eine  glänzende  Waffenthat  das 
Gewinsel  der  Holländer  um  Frieden  zum  Verstummen  zu  bringen.  Zur 
Mitwirkung  bei  dieser  Operation  müssten  die  auf  der  Insel  Wight  unter 
General-Lieutenant  Erle  gesammelten  Truppen,  vom  Admiral  Bjng 
mit  zwölf,  bei  Spithead  vor  Anker  liegenden  Kriegsschiffen  und  einer 
grossen  Zahl  platter  Transportfahrzeuge  begleitet,  an  der  Küste  der 
Picardie  sich  zeigen  und  womöglich  eine  Landung  bewerkstelligen.  Es 
würde  dann  die  Sorge  des  zu  Lande  vorrückenden  Hauptheeres  sein, 
durch  Entsendungen  die  Verbindung  aufzusuchen^)."  Dieser  Operations- 
plan wurde  allgemein  als  zu  kühn  angesehen.  Den  lebhaftesten  Wider- 
spruch erfuhr  er  von  Seite  der  unschlüssigen  und  zaghaften  Holländer; 
aber  selbst  Prinz  Eugen  nahm  Austand,  ihm  beizustimmen.  ,,Ich  theilte" 
—  schrieb  Marlborough  an  Godolphin  am  26.  Juli  —  „dem 
Prinzen  Eugen  meinen  Anschlag  mit,  in  Frankreich  mit  Macht  einzu- 
dringen. Leider  hält  er  ihn  für  unausführbar,  so  lange  wir  nicht  Lille 
zum  Waffenplatz  und  Aufspeichern  unserer  Verpflegsvorräthe  haben. 
Dann  meinte  er,  Hesse  sich  von  einem  gewaltsamen,  nachdrücklichen 
Einfalle  in  Feindes  Land  sprechen;  doch  könnte,  selbst  wenn  die  Flotte 
mitwirkte,  das  Heer  in  keinem  Falle  auf  fremdem  Boden  überwintern, 
wenn  nicht  vorher  einige  Glieder  der  feindlichen  Festungskette  durch- 
brochen wären."  Dass  sich  Marlborough  den  Gründen  Eugen's  nicht 
verschluss,  geht  aus  der  Fortsetzung  des  Briefes  hervor.  „Wirklich  steht 
man  (in  England)  im  Wahne,"  schrieb  er,  „bis  gegen  Paris  könne  nichts 
mehr  sich  entgegenstellen,    weil    Niemand    unsere    wahre  Lage    kennt, 

')  Meraoires    militaires    (Pelet)  VIII.    37  bis    43    uud  Marlborough  an  Murray. 
Wervicq,  21.  Juli  1708.  Murray  IV.   122. 
2)  Coxe,   Memoirs  IL  489. 

24* 


372 

noch  bedenkt,  dass  der  Feind  die  kräftigsten  Massregeln  eingreift,  um 
zwischen  sich  und  uns  eine  Wüste  zuhaben.  Auf  Befehl  der  militärischen 
und  bürgerlichen  Obrigkeiten  (des  Herzogs  von  Berwick  und  des  Inten- 
danten Herrn  von  Bernier  es)  müssen  alle  Einwohner  auf  mehrere  Meilen 
vor  uns  Haus  und  Hof  verlassen  und  sich  mit  ihren  Habseligkeiten  nach 
den  geschlossenen  Städten  flüchten.  Da  stossen  wir  nun  auf  die  schach- 
brettförmige  Kette  fester  Plätze,  ohne  Belagerungs-Geschütz  vorbringen 
zu  können.  Wahrhaftig,  eine  grosse  Verlegenheit!  Könnte  ich  nur  das 
feindHche  Heer  zum  Raufen  hervorlocken.  Durch  die  Schlacht  von 
Audenarde  ist  es  wenigstens  um  20.000  Manu  geschwächt  und  was 
ich  für  einen  weit  bedeutenderen  Vortheil  halte  —  bestürzt,  erschüttert, 
entmuthigt.  Uebrigens  düi-fen  wir  uns  seine  Streitkräfte  nicht  als 
unbedeutend  vorstellen.  Stossen  Burgund  und  Berwick  zusammen, 
so  beträgt  ihre  Gesammtstärke  gewiss  100.000  Mann  M." 

Indess  Marlborough  sich  am  22.  des  Forts  Knocke  bei  Ypern 
bemächtigte  und  am  23.,  seinen  Streifparteien  einen  Rückhalt  zu  bieten, 
Armentieres  von  1600  Mann  besetzen  Hess  *),  ward  die  Besatzung  von 
Dendermonde  von  Brüssel  aus  durch  400  Mann  verstärkt  ^).  Der  Graf 
von  Nassau,  welcher  am  2 1 .  bis  Enghien  marschirt  war,  erreichte  am 
22.  Ath,  wo  sein  Corps  lagerte.  Die  grosse  Bagage  von  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h's 
Armee  defilirte  die  ganze  Nacht  durch  diesen  Platz  und  setzte  folgen- 
den Tages  (23.)  den  Weitermarsch  über  Mainvault  und  Cordes  nach 
Celles-lez-Pottes  fort.  Ungestört  brachte  GWM.  Graf  Vehlen  den 
Train,  welcher  eine  Länge  von  5  Stunden  hatte,  nach  Pottes  an  der 
Scheide.  Hier  traf  er  auf  die  von  der  grossen  Armee  entgegen- 
gesandten Abtheilungen :  3000  Pferde  unter  General  -  Lieutenant 
Dompre  und  16  Schwadronen  unter  General-Major  von  Bauditz. 
Indess  Vehlen  mit  seinem  Detachement  nach  Ath  einrückte,  geleiteten 
jene  die  grosse  Bagage  in  das  Lager  von  Wervicq,  wo  sie  am  25. 
und  27.  Juli  in  zwei  Staffeln  anlangte  *). 

Um  sich  für  den  Transport  der  schweren  Artillerie  Bespannungen 
aus  dem  Feindcslande  zu  verschaffen  und  in  dieses  die  Schrecken 
des  Krieges  zutragen,  forrairte  Marlborough  ein  Expeditions-Corps 
unter  dem  Befehle  des  holländischen  G.  d.  C.  Graf  Tilly,  welchem 
die  General-Lieutenante  Orkney,  Ranzau  und  Hompesch,  die 
General-Mujore  Webb,  Rantzau  und  Erbach  beigegeben  wurden. 


*)  Coxe,  Memoirs  II.  490. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 

3)  Qiiiucy,  Histnire  iiiilitaire  V.  504. 

*)  Marlburuugli    au  linylc.    Wervicq,  23.  .Juli  1708.    Murray  IV.   126.    Histoire 
de  Marll)urüugli  II.  354  bis  355. 


373 

Das  Corps ,  aus  allen  Huszaren  und  Frei  -  Compagnien  der  Armee, 
50  Schwadronen  Reiterei,  1000  Grenadieren,  12  Bataillonen  Fussvolk 
und  6  Geschützen  zusammengesetzt,  sollte  über  Armentieres  nach 
La  Bassee  marschiren,  das  Fussvolk  sich  hier  postiren,  die  Reiterei 
aber  gegen  Arras  rücken  und  Streifcommanden  in  die  Picardie 
entsenden.  Falls  Berwick  gegen  ihn  detachirte,  hatte  Tilly  zur 
Aufnahme  seiner  Reiterei  bis  an  die  Scarpe  vorzugehen. 

Die  Vorhut  Tilly's  überschritt  am  25.,  9  Uhr  Abends,  Pont 
Rouge  und  ging  bis  La  Bassee,  wo  das  Fussvolk  des  Corps  am  26. 
]\[ittags  anlangte.  Als  die  Reiterei  gegen  Lens  vorrückte,  stiess  sie 
auf  800  Reiter,  welche  Berwick  unter  Saint-Fremont's  Befehl  zur 
Beobachtung  der  Verbündeten  entsandt  hatte.  Die  Spitze  der  letz- 
teren, Huszaren  und  Dragoner,  warf  sich  entschlossen  auf  den  Feind, 
den  sie  zersprengte  und  dabei  mehrere  Officiere  und  112  Mann  zu 
Gefangenen  machte.  Die  Verfolgung  der  fliehenden  Franzosen  ward 
erst  eingestellt,  als  man  erfuhr,  dass  Berwick  mit  60  Escadronen  zu 
Douai  stehend,  Lens  mit  1400  Mann  besetzt  habe  und  diesen  Posten 
neuerdings  verstärke.  Tilly  lagerte  sein  ganzes  Corps  bei  La  Bassee. 
Es  war  Mar  Ib  or  ough's  Absicht,  dasselbe  hier  zwei  oder  drei 
Tage  halten  zu  lassen,  einerseits  um  Berwick  zu  beschäftigen, 
andererseits  um  die  Aufbringung  des  Getreides  und  die  Absendung  der 
Pferde  für  die  Artillerie  gegen  Brüssel  zu  erleichtern.  Da  man  erfahren 
hatte,  dass  in  der  Nacht  zum  26.  40  feindliche  Escadronen  (Chey- 
ladet),  welche  über  Brügge  und  Nieuport  gekommen,  zu  Bourbourg 
gelagert  hatten  und  ihnen  6000  Mann  Infanterie  folgten,  Hess  Marl- 
borough  ein  Detachement  von  20  Schwadronen,  15  Bataillonen  unter 
den  Befehlen  der  General-Lieutenante  De  dem  und  Ostfriesland 
(Oostfrise)  noch  am  27.  gegen  Armentieres  aufbrechen.  Die  Ver- 
bindung mit  Tilly  herzustellen,  gingen  von  selben  2500  Pferde  über 
Fromelles  gegen  La  Bassee  vor.  Nachdem  er  eine  bedeutende  Anzahl 
Zugpferde  aufgetrieben  und  zur  Armee  gesandt  und  die  Verstärkung 
an  sich  gezogen,  Hess  Tilly  zu  La  Bassee  vier  Bataillone  und  rückte 
am  28.  neuerdings  gegen  Lens  vor,  das  die  Besatzung  geräumt  hatte  *). 
Hier  erschienen  Abgeordnete  des  Artois,  mit  welchen  er  über  eine 
Brandsteuer  von  einer  Million  fünfmalhunderttausend  Livres  einig  wurde. 
Ermächtigt,  bis  2.  August  auswärts  zu  bleiben,  entsandte  er  von  hier 
aus  Streifcorps  zur  Brandschatzung  der  Picardie.  Am  29.  schob  er  ein 
aus  2500  Pferden,  1000  Grenadieren  und  dem  preussischen  Regiment 
Kronprinz    gebildetes    Detachement    unter    dem    General-Major    Graf 


•)  Histoire  de  Marlboroiigh  II.  355. 


374 

Erb  ach  bis  unter  die  Kanonen  von  Arras,  wo  das  Fussvolk  eine 
AufnahmesteUung  bezog,  indess  die  Reiterei  bei  Aubigny  über  die 
Seaipe  ging.  Da  die  Huszaren  und  Dragoner  in  der  Pieardie  alle 
Dörfer  verlassen  und  Niemand  fanden ,  mit  dem  die  Brandsteuer 
verhandelt  werden  konnte,  wurden  15  Dörfer  und  ein  Schloss  nächst 
St.  Pol  eingeäschert.  Während  ein  starkes  Detacheinent  von  Lens 
bis  zur  Abtei  von  Mont-Saint-Eloy  vorrückte  und  500  Mann  bis  Doulens 
vorstiessen,  ergossen  sich  andere  Streifcommanden  über  die  Umgebungen 
von  Peroune,  Saint -Quentin,  Guise  und  andere  mehr,  die  ganze 
Pieardie  mit  Schrecken  erfüllend.  Trotzdem  zu  Arras  22  französische 
Escadronen  standen,  rückte  das  Detachement  unangefochten  mit  grosser 
Beute  und  namentlich  vielen  Zugpferden  am  Abende  des  31.  zum  Gros 
ein.  Zwei  Tage  später  trat  Till  y,  nachdem  er  alle  seine  Detachements 
eingezogen,  seinen  Rückmarsch  nach  Wervicq  an,  wo  er  am  3.  ein- 
treffend, von  der  Furcht  und  Bestürzung  melden  konnte,  welche  sein 
Erscheinen  in  Frankreich  allenthalben  hervorgerufen  hatte  '). 

Auf  die  Nachricht  von  Till  y's  Unternehmen  hatte  B  e  r  w  i  c  k 
am  26.  19  Escadronen  unter  De  laChastre  nach  Arras  marschiren 
lassen  und  C  heyladet,  der  mit  34  Escadronen  im  Anmärsche 
war,  angewiesen,  zwischen  Hesdin  und  Arras  Stellung  zu  nehmen. 
Indess  Mortane  mit  1200  Pferden  zu  Bethune  verblieb,  lagerte 
Berwick,  ein  Vorgehen  bis  Lens  zu  gefährlich  haltend,  mit  18  Batail- 
lonen und  15  Escadronen  zu  Douai.  Diese  Gruppirung  konnte  nur 
dem  Augenblick  entsprechen.  Wichtiger  schien  es  dem  Marschall,  sich 
dem  grossen  Artillerie-Convoi  zu  \vidersetzeu,  welcher,  wie  er  erfuhr 
von  Antwerpen  abgegangen  war ,  um  über  Brüssel  zu  M  a  r  1- 
borough  zu  stossen.  Da  das  einzige  Mittel,  erfolgreich  aufzutreten, 
dieses  war,  sich  mit  allen  Kräften  auf  das  rechte  Scheide-Ufer  zu 
werfen,  entschloss  sich  Berwick,  den  Artois  lieber  ungedeckt  zu 
lassen,  als  den  Verbündeten  Vorbereitungen  zu  neuen  Eroberungen 
zu  gestatten  -). 


«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  1,  11,  ad  47;  XIII.  2  a.  Marl- 
borough  an  Boyle.  Wervicq,  26.  und  30.  Juli;  an  Tilly  27.,  28.  und  29.  Juli,  2.  August; 
Murray  IV. ;  an  Godolpliin,  30.  Juli.  Coxe,  Memoirs  II.  493. 

^J  Sehr  merkwürdig  uud  lehrreich  ist  in  dieser  Zeit  Berwick's  Briefwechsel 
mit  den  Herzogen  von  Burgund  und  von  Vendome.  In  seinen  Briefen  vom  15.,  17., 
18,  19.  und  22.  Juli  zeigt  Berwick  eine  Durchdringung  der  Verhältnisse,  einen 
Gedankenreichthum  und  eine  Umsicht,  eine  Werthscliätzung  der  Zeit  und  eine  Er- 
kenntuiss  der  aus  der  Untliätigkeit  entspringenden  Gefahr,  welche  einen  auffallenden 
Gegensatz  zu  der  Sorglosigkeit  und  Selbsttäuscliung  bilden,  die  Vendome's  Briefe  vom 
17.,  18.,  19.,  21.  und  24.  Juli  athmen.  Campagnen  der  Franzosen  etc.  unter  dem 
Marschall  Berwick,  II.  Band.  Bern  1793.  S.  399  bis  424. 


375 

Der  Entscliluss,  Lille  zu  belagern.  —  Die  Heranziehung 
der  Belagerungs-Artillerie. 

Seit  dem  denkwürdigen  Tage  von  Audenarde  hatte  die  Frage, 
wie  die  gegebene  Lage  am  besten  auszunützen  wäre,  das  Haupt- 
quartier der  Verbündeten  unausgesetzt  beschäftigt.  Alle  Mühen,  die 
Armee  Burgund's  zum  Verlassen  ihrer  Genter  Stellung  zu  verleiten, 

—  der  Vormarsch  der  Mosel-Armee  auf  Ath,  Marlborough's  Vorgehen 
auf  Wervicq,  die  wiederholten   Einbrüche  in  das  nördliche  Frankreich 

—  waien  vergebens  gewesen.  Marlborough's  kühner  Gedanke, 
geradenwegs  auf  Paris  zu  marschiren  —  vom  ruhmreichen  Herzog 
selbst  wohl  kaum  ernst  genommen  —  hatte  Prinz  Eugen  als  der- 
zeit noch  unausführbar  bezeichnet.  Der  Sieger  von  Turin  hatte  sich 
nicht  auf  die  blosse  Verneinung  beschränkt;  er  hatte  jenem  kühnen 
Gedanken  einen  grossartigen  Plan  entgegengestellt:  Lille  zu  belagern. 
Li  einem  empfindlicheren  Puncte  war  Ludwig  XIV.  in  der  That 
kaum  zu  trefieu.  Mit  Recht  betrachtete  dieser  Monarch  das  volkreiche 
Lille  mit  seinem  blühenden  Handel  und  Gewerbe,  mit  seinen  stolzen 
Festungswerken  als  eine  seiner  schönsten  Eroberungen.  Mit  dem  Falle 
dieses  Waffenplatzes,  der  als  Frankreichs  stärkstes  Bollwerk  galt,  war 
in  den  dreifachen  Festungsgürtel,  der  seine  Nordfront  umspannte, 
eine  kaum  mehr  zu  schliessende  Bresche  gelegt.  Durch  kein  nam- 
haftes Hinderniss  mehr  gehemmt,  mochten  die  Heeresmassen  der 
Coalition  alsdann  durch  die  „Trouee  de  FOise"  dem  Herzen  von 
Frankreich,  dem  stolzen  Paris  zuströmen.  —  Allein  schier  unüber- 
windlich schienen  auch  hier  die  Hindernisse,  die  der  Durchführung 
sich  entgegenthürmten.  An  ein  solches  Wagniss  in  so  vorgerückter 
Jahreszeit  zu  schreiten,  wo  täglich  das  schlechte  Wetter  einfallen 
konnte,  im  Angesichte  eines  dem  Deckungsheere  überlegenen  feind- 
lichen, dem  die  ungeheure  Ausdehnung  der  Einschliessungslinie  den 
Entsatz  so  sehr  erleichterte,  war  ein  Gedanke,  der  Hollands  Feld- 
deputirten  umso  ungeheuerlicher  dünkte,  als  die  Frage  des  Unter- 
haltes und  der  Herbeischaffung  der  Belagerungsmittel,  angesichts  der 
Stellung  der  feindlichen  Streitkräfte  allein  schon  als  ein  unlösbares 
Problem  erschien.  Dennoch  gelang  es  dem  Prinzen  endlich,  alle 
Bedenken  zu  besiegen.  Nachdem  er  Marlborough  für  die  Sache 
gewonnen,  glückte  es  ihm,  den  Felddeputirten  der  Generalstaaten 
durch  den  Ausblick  auf  Erweiterung  der  „Barriere''  die  Einwilligung 
abzuringen.  Die  Belagerung  Lille's  ward  zum  Beschluss  erhoben,  — 
jetzt  galt  es,  sie  ohne  Zeitverlust  ins  Werk  zu  setzen.  „Von  der 
Schnelligkeit,    mit    welcher    die    Geschütze    eintreffen    werden,     hängt 


376 

Eiiropa's  Zukunft  ab,"  schrieb  ^I  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  am  30.  Juli  dem 
Raths-Pensionär  *). 

Die  schwere  Artillerie  der  Verbündeten  lag  zu  Mitte  des  Juli 
zum  kleiueren  Theil  zu  Mastricht,  zum  grösseren  zu  Sas-de-Gand, 
das  sich  seiner  ausgezeichneten  Wasserverbindungen  halber  hiezu 
besonders  empfohlen  hatte. 

Nach  dem  Verluste  Gents  mussten  die  zu  Sas  -  de  -  Gand  auf- 
gestappelten  Artillerie-Vorräthe  (60  Stück  nebst  Zugehör)  über  Ant- 
werpen und  Mecheln  (Malines)  auf  dem  Wasserwege  nach  Brüssel 
geschafft  werden,  wohin  auch  die  20  von  Mastricht  verschriebenen 
dirigirt  wurden.  Die  bezüglichen  Befehle  wurden  spätestens  am  15.  Juli 
ausgefertigt.  Da  die  Ausführung  vom  Feinde  leicht  gestört,  wenn 
nicht  gänzlich  gehindert  werden  konnte,  musste  das  Geheimniss  auf 
das  strengste  bewahrt  und  die  grösste  Vorsicht  beobachtet  werden. 

Von  Antwerpen  nach  Brüssel  ward  der  Transport  in  kleinen 
Staffeln  ausgeführt;  bis  Willebroeck  gab  die  Besatzung  von  Ant- 
werpen, von  hier  bis  Brüssel  das  Corps  des  Erbprinzen  von  Hessen 
das  Geleite;  dem  Mastrichter  Artillerie-Transport  aber,  welchen  der 
Brigadier  Du  Portail  leitete,  wurden  von  Brüssel  aus  bis  Mastricht 
6  Schwadronen,  bis  Diest  600  Mann  Fussvolk  entgegengesandt*). 
Am  Morgen  des  2.  August  waren  beide  Transporte  glücklich  zu 
Brüssel  vereinigt^). 

Ein  wesentlicher  und  schwieriger  Theil  der  Aufgabe  war  somit 
glücklich  gelöst.  Nun  handelte  es  sich  darum,  den  Belagerungspark 
auf  dem  Landwege  von  Brüssel  nach  Wervicq  zu  schaffen.  Die 
Schwierigkeit  war  hier,  die  zum  Transporte  erforderlichen  Fuhrwerke 
und  Bespannungen  aufzubringen  und  den  Belagerungspark  auf  seinem 
Wege  gegen  die  voraussichtlichen  Anfälle  Burgund's  und  Ber- 
wick's  zu  sichern. 

Nach  den  Berechnungen  der  Artillerie-Officiere  erforderte  die 
Belagerungs-Artillerie  einen  Bespannungskörper  von  16.000  Pferden. 
Da  das  Land  diese  grosse  Zahl   im  Requisitiouswege  nicht  zu   liefern 


*)  Heinsius-Arcliiv,  Noorden  III.   273. 

Nach  Quincy,  Histoire  militaire  V.  505  fand  der  entscheidende  Kriegsrath  am 

25.  Juli  .statt,    was    Marlborough's   bereits  angeführtes    Schreiben    an  Godolphin  vom 

26.  desselben  Monats  so  gut,  wie  bestätigt.  Jedenfalls  stand  der  Entschluss  am 
30.  Juli  bereits  fest,  wie  des  Herzogs  Brief  an  den  Lordscliatzmeister  darthut. 
Coxe,  Memoirs  II.  493. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  ad  98,  116;  VIU.  2. 

3)  Prinz  Eugen  an  den  Kaiser.  Wervicq,  29.  .Juli  1708.  Supplement-Heft 
S.  17.5,  Nr.  126.  —  Kriegs-A.,  Niederiande  1708:  Fase.  VIII.  ad  1,  13.  —  Mari- 
borough  an  Godolphin.  Wervicq,  2.   Augn.st   1708.  —  Coxe,  Memoirs,  II.  494. 


377 

vermochte,  mussten  die  Truppen  mit  ihrem  Fuhrwesen  aushelfen. 
Ihren  Eifer  zu  bethätigen,  stellten  Generale  und  Officiere  alle  Pferde 
und  Wagen,  welche  sie  nur  entbehren  konnten,  bei.  Was  an  Trans- 
portmitteln im  Bannkreise  der  Armee  aufzubringen  gewesen,  brach  am 
1.  August  mit  Einbruch  der  Nacht  von  Menin  auf  und  gewann  über 
Courtrai,  wo  ein  anderer  Staffel  dazu  stiess,  Lessines.  Im  Weiter- 
marsche über  Ghislenghien,  Castergat,  Lombeek  nach  Brüssel  stiess 
der  in  Ath  zusammengestellte  Convoi  zur  Colonne.  Von  Menin  bis 
Lessines  gaben  1000  Reiter  und  600  Fusssoldaten,  von  Lessines  an 
1000  Reiter  und  1000  Fusssoldaten  das  Geleite  ').  Und  da  der  Feind 
zwischen  Grammont  und  Assche  angeblich  dem  Convoi  auflauerte,  eilte 
der  Erbprinz  von  Hessen  ihm  mit  seiner  ganzen  Reiterei  nach  Lom- 
beek entgegen,  das  jener  am  2  .August,  2  Uhr  Nachmittags,  erreichte. 

Mit  dem  Eintreffen  dieses  Convoi  zu  Brüssel  war  dort  ein  Bespan- 
nungskörper vereinigt,  welcher  erlaubte,  den  ganzen  Belagerungspark 
dessen  Zusammenstellung  und  Verladung  der  umsichtige  Cadogan 
leitete,  in  Einem  in  Bewegung  zu  setzen  *). 

Er  bestand  aus  80  Kanonen  grossen  Kalibers,  deren  Bespannung 
je  20  Pferde  erheischte;  20  grossen  Mortieren,  gezogen  von  je 
16  Pferden  und  aus  3000  vierspännigen  Munitionskarren.  Er  hatte  somit 
ohne  Intervalle  eine  Colonnenlänge  von  69.000  Schritten  oder  14  Weg- 
stunden. Diese  Riesencolonne  musste  den  etwa  140^""  langen  Weg 
von  Brüssel  nach  Lille  im  Angesichte  des  französischen  Heeres  zurück- 
legen, das  zusammen  bei  100.000  Mann  zählte.  Den  Abmarsch  von 
Brüssel  bedrohte  Ven dorne,  der,  mit  dem  Gros  zu  Gent  lagernd,  auf 
der  Hauptstrasse  gegen  Brüssel  18.000  Mann  bis  Melle-lez-Gand,  45''™ 
von  Hai,  vorgeschoben  hatte;  den  Weitermarsch  und  den  Schelde- 
Uebergang  der  Herzog  vonBerwick,  der  bereits  bis  St.  Amand-les- 
Eaux  und  Schloss  Mortagne  vorgerückt  war.  Die  ausserordentlichste 
Vorsicht  musste  umsomehr  aufgeboten  werden,  als  die  Vorbereitungen 
dem  Feinde  nicht  verborgen  bleiben  konnten  ^). 

Unter  diesen  Umständen  hielt  sich  der  Erbprinz  von  Hessen, 
welcher  Truppen    in    Brüssel    zurücklassen    sollte    und   hiernach    nur 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.   120  und  122;  Vin.  8. 

^)  Marlborough  an  Cadogan.  Wei-vicq,  1.  und  2.  August  1708;  an  Boyle  vom 
selben  Tage.  Murray  IV.  139,  143. 

^)  Dass  Prinz  Eugen  die  Schwierigkeit  dieser  Unternehmung  durchaus  nicht 
unterscliätzte,  erweiset  sein  Bericht  an  den  Kaiser  vom  4.  August  1708.  Supplement- 
Heft  S.  187,  Nr.  141.  —  Marlborough  aber  schrieb  am  2.  August  an  General  Cadogan 
in  Brüssel:  „Gehen  Sie  ja  um  Gotteswillen  sicher,  die  Artillerie  nicht  Gefahr  laufen 
zu  lassen,  denn  ich  wollte  lieber  mit  der  ganzen  Armee  marschiren,  als  einen  Angriff 
auf  sie  zulassen."   Murray  IV.   144. 


378 

6  Bataillone  und  16  Schwadronen  erübrigte,  für  zu  schwach,  den 
ganzen  Artillerie-Train  zu  decken;  er  verlaugte,  dass  ihm  ein  Detache- 
ment  entgegengesandt  werde  ') ;  wenn  letzteres  das  Corps  des  Grafen 
von  Nassau  beistellte,  würde  dieses  zu  sehr  geschwächt.  Um  nun 
gegen  alle  Eventualitäten  gesichert  zu  sein,  beschlossen  die  beiden 
Oberfeldherren,  dass  25  Bataillone  und  35  Schwadronen  der  grossen 
Armee  zu  dem  bei  Ath  stehenden  Corps  stossen  sollten.  Von  dort  aus 
sollte  Prinz  Eugen  des  Feindes  Absichten  zu  hintertreiben,  dem 
Artillerie-Train  mit  53  Bataillonen  und  90  Schwadronen  entgegengehen, 
Marl  bor ough  aber  sich  bereit  halten,  dem  Prinzen  mit  der  ganzen 
Armee  zu  folgen,  sowie  V  e  n  d  6  m  e  Miene  machte,  sich  mit  gesammter 
Macht  auf  ihn  zu   werfen  ^), 

Nachdem  in  Gemässheit  dieser  Vereinbarungen  noch  am  2.  August 
6  Bataillone  nach  Audenarde  gesandt  worden,  von  wo  aus  sie  mit 
den  6  dort  bereits  stehenden  Schwadronen  nach  Ath  rücken  sollten "), 
brachen  am  3.  August,  4  Uhr  Nachmittags,  25  Bataillone,  35  Schwadronen 
und  6  Feldgeschütze  von  Wervicq  auf,  um  über  Menin  gleichfalls  Ath 
zu  gewinnen.  General-Lieutenant  Oxenstierna,  die  General-Majore 
Hohen dorff  und  Rantzau  befehligten  das  Fussvolk,  General- 
Lieutenant  Oyen  mit  General -Major  von  Vietinghof  (Vit  ting- 
hoff) die  Reiterei.  Das  Detachement  hatte  für  zwei  Tage  Brod,  seine 
Zelte  und  einige  Reserve-Reitpferde  bei  sich*).  Prinz  Eugen  folgte 
ihm  am  4.  August  eine  Stunde  nach  Tagesanbruch  und  marschirte  mit 
ihm  bis  an  die  Scheide,  wo  bei  Pottes  einige  Brücken  'geschlagen 
wurden.  Von  hier  eilte  der  Prinz  mit  einer  Bedeckung  von  100  Pferden 
voraus  und  langte  zwischen  9  und  10  Uhr  Nachts  zu  Ath  an  °),  wo 
die  6  Schwadronen  und  6  Bataillone  vmter  Commando  des  Brigadiers 
Chane  los  von  Audenarde  bereits  angekommen  waren®). 

Gleichzeitig  führte  Marlborough,  um  im  Bedarfsfalle  besser 
bei  der  Hand  zu  sein,  mit  seiner  Armee  eine  Rechtsbewegung  aus 
und  sandte  auf  die  Nachricht,  dass  der  Herzog  von  Burgund  den 
Zuschub  zu  stören  beabsichtige,  und  über  Prinz  Eugen's  Aufforderung 
als  Ersatz  für  3000  Mann,  welche  in  Wervicq  zurückgeblieben  waren, 
12    Schwadronen    unter    General -Major    Lalek    (1  a    Leck)    nach 

»)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.   133;  VIII.  13. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  20  uml  Marll.orouorli  an  Godol- 
phin.  Wervicq,  3.  Augnst  1708.  Coxe,  Memoirs  IV.  49.5. 

3)  Kriegs-A.,  Niederiande  1708;  Fase.  VIII.  ad  47- 
*j  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 

5j  Wervicq  bis  Ath  über  60""" . 

«)  Kriegs-A.,  Niederiande  1708;  Fase.  VIII.  ad  47. 


379 

Audnearde  *).  Hier  hatte  man  Kundschaftsnachrichten,  dass  in  der 
Nacht  zum  4,  August  ein  Detachement  Vendome's  in  der  Stärke 
von  10.000  bis  12.000  Mann  durch  Gent  gegen  Alost  marschirt  sei. 
Sein  Ziel  zu  erkennen,  entsandte  Prinz  Eugen  150  deutsche  Reiter 
und  60  Huszaren.  Von  Mons  aber  hatte  man  Nachricht,  dass  der 
Marschall  von  Berwick  daselbst  mit  seiner  Armee  lagere  und,  um 
nach  Soignies  marschiren  zu  können,  über  das  Flüsschen  Haine  bei 
Havre  einige  Brücken  schlagen  lasse. 

Nachdem  am  Mittage  des  5.  Prinz  Eugen's  Detachement  von 
der  Scheide  in  Ath  eingetroifen  und  von  Cadogan  die  Meldung 
eingelaufen  war,  der  ganze  Artillerie-Transport  werde  am  6.  Mittags 
zu  Brüssel  marschbereit  sein,  dirigirte  Prinz  Eugen  des  General-Major 
Laleck's  12  Schwadronen  von  Audenarde  nach  Soignies,  wohin  er 
selbst  am  6.  vor  Tage  mit  seiner  Armee  aufbrach  ^).  Hier  wurde  das 
Lager  geschlagen  und  das  Eintreffen  nach  Brüssel  bekannt  gegeben, 
damit  die  Belagerungs  -  Artillerie  sich  dispositionsgemäss  in  Marsch 
setze.  Die  Nachricht,  das  12.000  bis  16.000  Mann  starke  Corps  A Ib  er- 
go tti's,  nunmehr  zwischen  Alost  und  Audenarde  stehend,  habe 
Befehl,  sich  auf  Brüssel  zu  werfen,  sowie  dass  dessen  Besatzung 
zur  Deckung  des  Artillerie-Transports  ausmarschirt  wäre,  forderte 
zu  erhöhter  Vorsicht  auf  ^).  Die  Gruppirung  der  Streitkräfte,  welche 
bestimmt  waren,  den  Artillerie-Transport  zu  decken,  war  hienach  am 
6.  August  folgende :  29  Schwadronen  bei  Tomberghen  (zwischen 
Ninove  und  Brüssel),  6  Schwadronen  mit  6  Bataillonen  bei  Kestergadt 
(zwischen  Tomberghen  und  Enghien),  ein  3.  Corps  zu  Braine  le  Comte 
mit  Detachements  bis  Tubize.  Das  Gros  unter  Prinz  Enge  n's  persön- 
lichem Befehle  zu  Soignies,  Front  gegen  Mons,  um  den  Anfällen  zu 
widerstehen,  welche  Berwick  hätte  machen  können. 

Indess  Prinz  Eugen,  den  Artillerie-Transport  erwartend,  auch 
am  7.  zu  Soignies  blieb,  schob  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  auf  die  Nachricht, 
dass  derselbe  am  6.  von  Brüssel  aufgebrochen  sei  und  dass  die 
zwischen  Alost  und  Gent  stehenden  französischen  Truppen  durch  die 
vom  Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d  entsandten  Verstärkungen  immer  mehr 
anwüchsen,  am  Abende  des  7.  den  G.  d.  C.  Herzog  Alexander  von 
AVürttemberg  mit  dem  General-Lieutenant  N a t z m e r,  dem  General- 
Major    Prinz    von    Hessen-Homburg    und    30    Schwadronen    von 


')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a  und  Marlborough  an  Cadogan 
und  an  Boyle,  Wervicq,  4.,  beziehungsweise  6.  August  1708.  Murray  IV.  148 
und  152. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  18;  VIII.  47. 

*)  Marlborough     an    Godolphin,  6.  August  1708.  Coxe,  Memoirs  II.  497. 


380 

Wervicq  uacli  Audenarde.  Die  Spitze  des  Artillerie-Transports  hatte 
indess  am  7.,  3  Uhr  Nachmittags,  in  guter  Ordnung  Soignies  erreicht. 
Die  Zufuhr  der  Llunitionskarrcn  und  Kequisiten wagen  währte  die  ganze 
Nacht  hindurch  und  bis  in  den  Tag  hinein.  Prinz  Eugen  zögerte 
nun  nicht  einen  Augenblick  mehr,  den  Transport  nach  Ath  zu 
bringen,  wohin  dieser  am  8.  mit  dem  Friihroth  in  vier  Colonnen  auf- 
brechend und  unter  dem  Schutze  einer  besonderen  Bedeckung  über 
Silly  zog.  Das  Gros  der  Armee  in  zwei  Colonnen  von  Soignies  über 
Louvignies  und  Gages  nach  Ath  marschirend,  deckte  die  linke 
Flanke,  indess  der  Erbprinz  von  Hessen  mit  seinen  35  Schwa- 
dronen von  Tomberghen  nach  Silly  rückte,  die  rechte  zu  schützen. 
Das  hessische  Corps  endlich,  die  Rückendeckung  besorgend,  hatte 
der  Armee  auf  den  Colonnenwegen  der  Artillerie  zu  folgen  und 
gegen  Mona  Parteien  auszusenden.  Da  man  fürchtete,  die  Franzosen 
würden  sich  auf  Brüssel  werfen,  so  wie  man  sich  von  dort  entfernte, 
wurde    dessen  Besatzung  durch  6  Bataillone  verstärkt  '). 

Unangefochten  erreichte  der  Transport  mit  der  Spitze  gegen 
8  Uhr  Abends,  mit  der  Queue  gegen  Mitternacht,  das  rechte  Dender- 
Ufer.  Die  Passage  über  diesen  Fluss  scheint  den  ganzen  9.  bean- 
sprucht zu  haben.  Einmal  jenseits  des  Dender,  war  die  grösste  Gefahr 
überstanden.  Am  10.  mit  Sonnenaufgang  rückte  der  Transport  in 
drei  Colonnen  auf  eigens  für  ihn  hergestellten  Wegen  über  Frasnes 
und  Anvaing  nach  Celles-lez-Pottes ;  4  kaiserliche  Regimenter  bildeten 
seine  Tete,  3  holländische  und  200  Reiter  seine  Queue.  Das  Gros 
der  Armee  in  zwei  Colonnen  über  Grandmetz  und  Cailloux  marschirend, 
sicherte  die  linke  Flanke,  während  das  hessische  Corps  unter  General 
Graf  Spiegel  bis  Mittag  in  seinem  Lager  zu  verbleiben  und  dann 
der  Armee  bis  auf  die  Höhe  von  Chapelle  ä  Wattines  zu  folgen  hatte  ^). 
Da  auch  diese  Bewegung  vom  Feinde  nicht  gestört  worden,  wurden  die 
Pontons  in  der  Nacht  nach  Pottes  dirigirt.  Nach  den  Dispositionen  für 
den  11.  hatte  der  Prinz  von  Hessen  zeitlich  Morgens  mit  seinem 
Corps  über  die  Scheide  zu  gehen  und  bei  der  Brücke  von  Espierres 
Front  gegen  Tournay  Stellung  zu  nehmen ;  der  Herzog  von  W  ü  r  1 1  e  m- 
berg  von  Audenarde  nach  Helchin  zu  rücken.  Die  kaiserlichen, 
pfälzischen  und  holländischen  Truppen  hatten  sich  vorerst  marschbereit 
zu  halten,  später  die  Scheide  zu  überschreiten  und  gleichfalls  zu  Helchin 
zu  lagern.  Der  Artillerie-Tansport,  den  Fluss  zu  Pottes  auf  drei  Brücken 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  26,  29,  ad  47;  XIII.  2  a.  Marl- 
borougli  an  Thüngen.  Werviccj,  8.  An^-iist,  an  B(iyle  9.  August  1708.  Murray  IV. 
155  und  160. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.   VIII.  30. 


381 

passirend,  hatte  über  die  Mühle  von  Cläre  Courtray  zu  erreichen  und 
dns  hessische  Corps  unter  Graf  Spiegel  ihm  auf  dem  Fusse  zu  folgen. 
Die  Bagage  mit  ihrer  Bedeckung  hatte  erst  dann  Ufer  zu  wechseln, 
wenn  die  ganze  Armee  die  Scheide  passirt  '). 

Am  Morgen  des  11.  traf  der  Herzog  von  Württemberg,  mit 
30  Schwadronen  von  Audeuarde  kommend,  bei  Pottes  ein  —  und  am 
Morgen  des  12.  war  der  ganze  Convoi  auf   dem    linken  Scheide-Ufer. 

Prinz  Eugen  hatte  damit  seine  Aufgabe  gelöst,  ohne  dass  auch 
nur  ein  Karren  verloren  gegangen  wäre  ^), 

Die  Aufgabe,  den  Trausport  von  Helchin  nach  Menin  zu  bringen, 
welches  als  Hauptdepotplatz  für  die  Belagerung  von  Lille  ausersehen 
und  mit  letzterem  durch  eine  Kunststrasse  verbunden  war,  fiel 
der  Armee  Marlborough's  zu.  Indess  der  holländische  General- 
Lieutenant  Freiherr  von  S  p  a  r  r  das  Commando  zu  Warneton  über- 
nahm und  sich  das  Ansehen  gab,  als  sollte  er  von  dort  weiter  gegen 
Süden  vorrücken,  versammelte  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  seine  Armee  in  der 
Nacht  zum  12.  bei  Menin.  Von  hier  brach  er  mit  69  Bataillonen  und 
140  Schwadronen  am  12.  mit  dem  Frühroth  auf,  überschritt  die  Lys 
und  erreichte  über  Halluin  und  Rolleghem  noch  Vormittags  Helchin 
(24'^'"),  wo  er  sein  Hauptquartier  aufschlug;  seineu  linken  Flügel  bis 
über  die  Mühle  von  Cläre  ausdehnend,  blieb  er  marschbereit.  Durch 
diese  Bewegung  und  Stellung  war  nicht  allein  der  Artillerie-Trans- 
port, welcher  noch  am  12.  Menin  erreichte,  gedeckt  und  der  Feind 
für  Tournay  besorgt  gemacht,  man  war  auch  besser,  als  zu  Wervicq, 
in  der  Lage,  die  von  Brüssel  oder  Ath  kommenden  Nachschübe 
und  die  Belagerung  zu  decken,  die  zu  Gent,  Melle-lez-Gand  und 
Alost  stehende  feindliche  Hauptarmee  besser  zu  überwachen  und  dem 
befürchteten  Anschlage  auf  Brüssel  sofort  entgegen  zu  treten. 

Im  französischen  Hauptquartier  war  man  über  die  wahre  Absicht 
der  Verbündeten  noch  zu  Beginn  des  August  ganz  im  Ungewissen. 
Wiewohl  diese  in  gleicher  Weise  Ypern,  Mens,  Lille  und  Tournay 
bedrohten,  hegte  man  ernste  Befürchtungen  doch  nur  für  die  beiden 
letztgenannten.  Den  Intentionen  des  Königs  gemäss,  trug  sich  der 
Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d,  welchem  Ludwig  XIV.  inzwischen  im  grossen 


')  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.  VIII.  31. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  47  und  Marlborough  an  Boyle, 
Helehin,  13.  August  1708.  Murray  IV.  166.  „Hier  ruft  Feuquieres  in  einer  Wallung 
gereehten  Unwillens  aus:  Die  Nachwelt  wird  Mühe  haben,  es  zu  glauben,  ob- 
sehon  es  eine  bleibende  Wahrheit  ist."  Es  würde  schwer  halten,  den  Häuptern  der 
Unternehmung  ein  grösseres  Lob  zu  zollen.  „Histoire  de  Marlborough"  II.  357 
und    358. 


382 

Hauptquartier  die  entscheidende  Stimme  eingeräumt  hatte  '),  mit  der 
Absicht,  dem  angegiifFcnen  Platze  jedenfalls  zu  Hülfe  zu  kommen, 
Falls  Lille  attaquirt  würde,  gedachte  er  sich  mit  Berwick  zwischen 
dem  Deuder  und  der  Scheide  zu  vereinigen;  wenn  es  aber  Tournay 
wäre,  zwischen  der  Lys  und  dem  Meere.  Nach  beiden  Seiten  wurden 
Colonnenwege  hergerichtet,  beide  Plätze,  namentlich  aber  Lille,  aus- 
gerüstet und  mit  grosstem  Eifer  an  der  Reorganisation .  der  Armee 
gearbeitet.  Achtzehn  schwache  und  an  Officieren  Mangel  leidende 
Biitaillone  wurden  aufgelöst  und  zur  Complctirung  der  anderen  ver- 
wendet. Die  Truppen,  welche  die  Insel  Cadzand  gebrandschatzt  hatten, 
rückten  am  L  August  wieder  zur  Armee  ein,  welche  jetzt  107  Bataillone 
zählte.  Jene,  welche  bei  Audenarde  am  meisten  gelitten,  wurden  für 
den  Besatzungsdienst  bestimmt.  Ein  grosser  Convoi  von  Schlachtvieh, 
Mehl ,  j^Iunition ,  Schiessbedarf  und  ein  Kriegsschatz ,  dessen  man 
schon  sehr  dringend  bedurfte,  wurde  über  Nieuport  und  Brügge  nach 
Lovendegem  gezogen. 

Während  der  Prinz  diese  Anordnungen  traf,  erhielt  Berwick 
Nachricht,  dass  das  zu  Lens  postirte  feindliche  Corps  sich  von  dort 
zurückgezogen  und  wieder  mit  Marlborough  vereinigt  habe,  welcher 
noch  zwischen  Warneton  und  Wervicq  lagerte.  Der  Sorge  um  die 
Picardie  ledig,  traf  der  Marschall  die  Vorbereitungen  zur  Ausführung 
seiner  wiederholt  gefassten  und  eben  so  oft  wieder  aufgegebenen 
Idee,  sich  auf  das  rechte  Scheide-Ufer  zu  werfen,  um  die  feindlichen 
Zuschübe  zu  stören.  Die  LTngewissheit  über  die  wahren  Absichten 
der  Verbündeten  veranlasste  ihn  aber,  seine  Aufmerksamkeit  zwischen 
diesem  Plane  und  der  Sorge  für  die  Sicherheit  der  Grenzplätze  zu 
theilen.  Am  3.  August  Hess  er  Saint-Fremont  mit  11  Bataillonen, 
30  Escadronen  und  einigen  Geschützen  von  Douai  aufbrechen  und 
über  Valenciennes,  unter  dessen  Mauern  er  3  Bataillone  belassen 
musste,  nach  Mons  rücken,  wo  er  am  5.  eintraf  und  unter  die 
Befehle  des  Chevalier  Croissy  trat.  Zu  Douai  12  Bataillone  und 
900  Pferde  postirend,  nach  Tournay  eine  Abtheilung  Cavallerio, 
nach  Mortagne  ein  Detachement  unter  M  o  r  t  a  n  y  und  nach  Namur 
3  Bataillone  sendend,  marschirte  Berwick  mit  dem  Reste  seiner 
Cavallerie  am  4.  nach   Valenciennes. 

')  „Zur  Zeit,  da  ich  in's  Feld  zog,  hatte  ich  die  entschoideufle  Stimme  noch 
nicht,"  schreibt  Burgmid  am  •^0.  September  1708  aus  Saulsoir  au  Fenelon,  „der  König 
hatte  mir  bedeutet,  dass,  wenn  die  Ansichten  auseinandergingen,  ich  mich  nach  Ven- 
döme  zu  richten  hätte,  wenn  dieser  darauf  bestünde.  Ich  bat  um  sie  nach  der  Schlacht 
von  Audenarde,  sie  wurde  mir  zugestaudon  .  .  .  ."  Siehe  übrigens  auch  des  Herzogs 
Schreiben  von   Saulsoir,    3.   October    1708.  Oeuvres  de  Feucluu,  I.   234  und  248. 


383 

Die  Ungewissheit  über  den  Marscli  des  Artillerie-Transports  der 
Verbündeten,  über  die  Zeit  seines  Aufbruches  und  die  Linie  seines 
Marsches,  die  Veränderungen  in  der  feindlichen  Kräftegruppirung, 
Hessen  die  Franzosen  bis  zum  (i.  August  zu  keinem  festen  Entschluss 
gelangen.  Im  grossen  Hauptquartier  und  auch  bei  Hof  neigte  man 
sich  der  Auffassung  zu,  dass  alle  Vorbereitungen  der  Verbündeten 
mehr  Mons,  als  Lille  gälten.  Die  Leichtigkeit,  mit  welcher  sie  ihre 
Artillerie  dorthin  schaffen  konnten,  sprach  noch  mehr  für  diese  Auf- 
fassung. Indess  aber  Ludwig  XIV.,  höchlich  beunruhigt,  anordnete, 
dass  die  Armee  an  die  Belagerung  Audenarde's  schreite,  sowie  die 
Verbündeten  auf  Mons  raarschirten,  hielt  Vendome  die  Schwierig- 
keiten dieses  Unternehmens  für  unüberwindlich  und  dafür,  dass  es 
diesfalls  besser  wäre,  mit  allen  Kräften  ■ — ■  er  rechnete  auf  134  Ba- 
taillone und  250  Escadronen  —  gegen  die  Verbündeten  zu  mar- 
schiren. 

Da  erfuhr  man  am  6.  im  französischen  Hauptquartier  Prinz 
Enge  n's  Aufbruch  von  Wervicq  nach  Ath,  dessen  Eintreffen  daselbst 
am  5.  und  seine  Vereinigung  mit  den  dort  hinterlassenen  Truppen. 
Ueberzeugt,  dass  diese  Bewegung  keinen  anderen  Zweck  habe,  als  den 
Artillerie-Transport  zu  Mar Iborough's  Armee  zu  geleiten,  detachirte 
der  Herzog  von  Burgund  noch  am  6.  3  Brigaden  Infanterie,  die 
Carabiniere,  eine  Brigade  Cavallerie  und  alle  Dragoner  unter  den  Be- 
fehlen General-Lieutenant  Du  R  o  s  s  e  l's  und  de  C  o  i  g  n  y's  aus  dem 
Lager  von  Lovendegem  über  Gent  nach  Melle-lez-Gand,  um  von  dort 
aus  den  Convoi  zu  beunruhigen.  B  e  r  w  i  c  k  aber,  in  der  Absicht,  am 
7.  zwischen  Conde  und  Mortagne  zu  lagern,  Hess  über  die  Scheide 
mehrere  Brücken   schlagen,  sich    volle  Bewegungsfreiheit    zu  schaffen. 

Die  Franzosen  hatten  sich,  sowohl  rücksichtlich  der  Abgangs- 
zeit, als  auch  der  Marschrichtung  des  grossen  Artillerie-Transports 
gründlich  getäuscht.  Als  nun  derselbe,  statt  gegen  die  Scheide,  gegen 
Soignies  rückte,  wohin  auch  Prinz  Eugen  sich  gewandt,  glaubten  die 
Franzosen,  es  gälte  Mons  oder  Namur.  Diese  Erwägung  veranlasste 
B  e  r  w  i  c  k,  den  Entschluss,  sich  zwischen  Conde  und  Mortagne  zu 
lagern,  aufzugeben  und  sich  Mons  und  der  Maas  mehr  zu  nähern. 
Valenciennes  am  7.  verlassend,  lagerte  er  mit  53  Escadronen  am 
linken  Ufer  des  Baches  von  l'Hongnau,  mit  dem  rechten  Flügel  zu 
Quievrechain,  mit  dem  linken  bei  Conde.  Gleichzeitig  Hess  er  4  Ba- 
taillone und  4  Regimenter  Dragoner  unter  Verrac  nach  Maubeuge 
rücken;  bei  der  ersten  feindlichen  Bewegung  sollten  sich  jene  nach 
Charleroi,  diese  nach  Namur  werfen ;  Saint-Fremont  mit  20  Esca- 
dronen zu  St.  Ghislain  und  Mortany  zu  Mortagne  mit  800  Pferden 


384 

sollten  gegen  Ath,  Enghien  und  Hai  beobachten.  700  Pferde  ver- 
blieben zu  Douai,  200  zu  La  Bassee  und  ebenso  viele  zu  Arras. 

Da  B  e  r  w  i  c  k  nun  nicht  mehr  im  Zweifel  sein  konnte,  dass  die 
Verbündeten  auf  Lille  oder  Tournay  abzielten,  hob  er  am  9.  das 
Lager  von  Quievrechain  auf  und  bezog,  S  a  i  n  t  -  F  r  e  m  o  n  t's  Caval- 
lerie  von  Saint-Ghislain  an  sich  ziehend,  mit  79  Escadronen  ein  Lager 
nächst  j\Iortagne.  Die  nach  Maubcuge  gesandten  Truppen,  seine  zu 
Mons,  Namur  und  Douai  stehende  Infanterie  an  sich  ziehend,  Hess  er 
sie  nach  Mass  ihres  Eintreffens  längs  der  Scarpe,  gegenüber  St.  Amand- 
les-Eaux,  Stellung  nehmen.  Zwei  Bataillone  und  ein  Kegiment  Dra- 
goner warf  er  nach  Tournay,  ein  anderes  Dragoner-Regiment,  drei 
Bataillone  und  200  Pferde  aber  nach  Lille,  welche  beide  Plätze  bereits 
vollkommen  ausgerüstet  waren. 

Dass  der  Marschall  vonBerwick  sich  dem  Marsche  des  Artillerie- 
Transports  nicht  widersetzt  hatte,  wurde  kaum  getadelt.  Da  er  seine 
Infanterie  in  die  Grenzplätze  geworfen  und  nur  mehr  Cavallerie  hatte, 
konnte  er  nichts  unternehmen,  ohne  gegen  einen  bedeutend  über- 
legenen Gegner  zu  kämpfen.  Eher  hätte  sich  der  Herzog  von  B  u  r- 
gund  auf  den  Convoi  werfen  können,  bevor  dieser  die  Scheide  über- 
schritten hatte ;  die  Befürchtung  aber,  durch  eine  Bewegung  M  a  r  1- 
borough  Gelegenheit  zu  geben,  die  Franzosen  aus  der  Stellung  von 
Lovendegem  zu  werfen,  die  Behauptung  von  Gent  und  Brügge 
überwog  im  französischen  Hauptquartier  alles  Andere. 


Lille '). 

Der  Waffenplatz.  —  Seine  Besatzung  und  seine 
Ausrüstung. 

Lille,  die  Hauptstadt  des  französischen  Flandern,  beiderseits  der 
schiffbaren  Deule  und  inmitten  eines  sehr  fruchtbaren  und  volkreichen 
Gebietes  gelegen,  war  schon  zur  Zeit  der  sparischen  Herrschaft  eine 
der  bedeutendsten  Städte  der  Niederlande  gewesen.  Von  Alters  her 
Lieblingsaufenthalt  der  flandrischen  Fürsten,  Sitz  eines  stolzen  und 
reichen  Adels ,  Mittelpunct  einer  hoch  entwickelten  Industrie,  ein 
Handels-  und  Stapelplatz,  dessen  Kaufmannschaft  schon  um  die  Mitte 
des  XVII.  Jahrhunderts  nach  jener  von  Amsterdam  und  Antwerpen 
als  die  vornehmste  der  Niederlande  galt,  hatte  Lille,  1667  unter  Frank- 
reichs Botmässigkeit  gelangt,  einen  glänzenden  Aufschwung  genommen. 
Die  Häuser,  in  der  ersten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  noch  zumeist 
aus  Holz,  hatten  in  der  Zeit  von  1640  bis  1680  vielfach  jenen  Stein- 
bauten spanischen  Styls  Platz  gemacht,  deren  Ueberreste  heute  noch 
die  Place  du  Theätre,  die  Rue  Manneliers  und  den  Eingang  der  Rue 
de  Paris  schmücken.  Mit  seinen  breiten  und  langen  Gassen,  seinem 
grossen  und  schönen  Markt,  seinen  hochragenden  Domen  und  Kirchen 
war  Lille  eine  der  schmucksten  Städte  Frankreichs.  Dass  ein  so 
bedeutendes  Gemeinwesen  der  schützenden  Umwallung  nicht  entbehrte, 
war  schon  im  Geiste  der  Zeit  begründet.  Die  alten  Befestigungen  der 
ohne  die  Vorstädte  eine  Fläche  von  etwa  2  Quadrat-Kilometern  ein- 
nehmenden Stadt  waren  zu  Beginn  des  XVII.  Jahrhunderts  reconstruirt 
worden.  In  Frankreichs  Besitz  gelaugt,  gewann  Lille  auch  als  Waffen- 


')  Siehe  Tafel  VII.  Die  uachsteheude  Beschreibung  gründet  sich  auf  die  im 
k.  k.  Kriegs-  und  im  Genie-Archive  erliegenden  Pläne,  die  französische  Special-Karte 
1  :  80.000,  Blatt  5  a,  weiters  die  Topographia  Circuli  Burgundici  von  M.  Zeilleru 
(Frankfurt  a.  M.,  Merian  1654)  und  endlich  Juauue's  Dictiounaire  geogr.  de  la 
France,  Pari.s  1871. 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  35 


386 

platz  erhöhte  Jicdeutung.  Durch  die  Lage  an  der  Deule,  welche 
einerseits  die  Verbindung  zur  Scarpe,  andererseits  zur  Lys  und  damit 
zur  Scheide  vermittelte,  schien  Lille  zum  llaupt-Depotplatz  der  fran- 
zösischen Nord-Armeen  und  der  benachbarten  Festungen  ganz  be- 
sonders geeignet.  Hineingelagert  in  die  Mitte  zwischen  Sambre  und 
Nordsee,  deckte  Lille  einen  grossen  Theil  von  Wallonisch  -  Flandern 
und  im  Vereine  mit  den  Nachbarplätzen  den  wichtigsten  Zugang  zu 
Frankreichs  Norden  und  seinem  Herzen :  Paris ;  Grund  genug,  seine 
Befestigungen  bald  nach  der  Besitzergreifung  von  Va  üb  an  umbauen 
und  „unbezwinglich"  machen  zu  lassen.  Die  Hauptumfassung  bestand 
1708  aus  15  meist  bastionirten  Fronten  sammt  den  zeitgemässen 
Aussenwerken  und  war  überdies  dort,  wo  sie  nach  den  Bodenver- 
hältnissen dem  Angriffe  insbesonders  ausgesetzt  schien,  durch  Horn- 
werke,  zusammen  vier,  verstärkt '  i.  Diese  Enceinte  zeigte  alle  con- 
structiven  Eigenthümlichkeiten  der  Zeit  ihres  im  XVH.  Jahrhunderte 
erfolgten  Umbaues:  bedeutenden  Aufzug,  bis  zur  Brustwehrkrone  mit 
Mauern  bekleidete  Escarpen  und  breite  Grräben.  Sechs  Thore  ver- 
mittelten die  Verbindung  mit  den  Vorstädten  La  Madeleine,  de  Fives, 
de  Paris,  Wazemmes,  Bethune,  Notre  Dame  und  de  la  Barre.  Gegen 
Nordwest  ist  die  Stadt  durch  die  Citadelle  gedeckt,  ein  regelmässiges 
bastionii'tes  Fünfeck,  das  durch  Promenaden,  die  mittlere  Deule  und 
eine  breite  Esplanade  von  der  Stadt  getrennt,  als  Vauban's  Meister- 
werk gilt.  Die  Widerstandsfähigkeit  dieser  Werke  war  durch  zweck- 
mässige Benützung  der  Deule  ^)  noch  sehr  namhaft  erhöht  worden. 
Der  Fluss  füllte  nicht  nur  alle  Fortifications-Gräben,  er  inundirte  auch 
das  ganze  Vorfeld  der  Citadelle  von  der  Porte  St.  Andre  bis  zur 
Porte  Notre  Dame.  Diese  Ueberschwemmung  war  durch  eine  Reihe 
von  vorgeschobenen  Werken  (in  Erde  erbauten  Fleschen,  Lunetten 
und  Redouten)  besonders  geschützt.  Ein  wohldurchdachtes  System 
von  Dämmen,  Canälen,  Schleusen  -  Werken  und  Batardeaux  setzte 
den  Vertheidiger  in  die  Lage,  mit  den  Wassermassen  manövriren  zu 
können. 

Schon  1708  war  Lille  der  Mittelpunct  eines  vielverzweigten  Com- 
munications-Netzes,  das  einerseits  von  der  Deule  und  den  Canälen, 
andererseits  von  wohlerhaltenen  und  zum  Theile  schon  zu  jener  Zeit 


*)  Das  heutige  Lille  zeigt  in  seiner  Hauptvimfassung  eine  bedcntendo  Erweiterung. 
Durcli  ein  Decret  vom  Jahre  1858  wurde  nämlich  die  Demolirung  der  Südfronten 
und  der  Neubau  einer  die  Vororte  Wazemmes,  Moulins-Liile  und  Fives  umfassenden 
Enceinte  angeordnet. 

^)  Der  Fluss  hat  heutzutage  zwischen  Douai  und  Deulemont  eine  Tiefe  vnn 
im  Mittel   155  ^  und  ein   Gefälle  von  9  73  %o.  Joanne,   Dictiounaire  geogr.  etc. 


387 

gepflasterten  Strassen  gebildet,  die  Stadt  mit  den  Niederlanden,  der 
Nordsee  und.  Paris  in  Verbindung  brachte. 

Das  Becken  von  Lille,  durch  grosse  Fruchtbarkeit  ausgezeichnetes 
Ackerland,  wird  durch  die  Deule  und  den  Bach  von  Fives  (auch 
Bequerelle  genannt)  in  drei  Abschnitte  getheilt.  Die  linke  Thalbe- 
gleitung der  Deule  bildet  ein  Hügelzug,  der  gegen  die  breite  Niederung 
der  Lys  in  der  Linie  Aubers  (29"),  Radinghem  (33™),  Verlinghem  (24"^  a.  H.) 
rideauartig,  kurz  und  steil,  —  gegen  die  Deule  zu  aber  in  mehreren 
Stufen,  reicher  gegliedert  und  sanfter  geböscht,  abfällt.  Die  den 
Festungswerken  nächstkommende  Stufe  von  Lomme  (50'"  a.  H.)  tritt 
an  sie  auf  etwa  2500'"  heran.  —  Die  rechte  Thalbegleitung  der  Deule 
wird,  wie  bereits  erwähnt,  von  dem  Bache  von  Fives,  der  einen  Inun- 
dations-Kessel  von  etwa  180'"  Breite  und  llOO"'  Länge  füllt,  in  zwei 
Abschnitte  getheilt.  Den  südlichen  bildet  eine  Hügelreihe,  welche  bei 
Haubourdin  beginnend  und  über  l'Arbrisseau  (54'^^  a.  H.)  und  le  Moulin 
gegen  le  Pave  ziehend,  gegen  Lille  zu  in  langgestreckten  Zungen 
abfällt;  der  nördliche  Abschnitt,  zwischen  dem  Bach  von  Fives  und 
der  Marcq,  besteht  aus  Hügeln,  welche  in  nordwestlicher  Richtung 
streichend,  sich  den  Werken  immer  mehr  nähern.  Während  der  Mens  en 
Baroeul  (4  5""  a.  H.)  noch  ausserhalb  des  wirksamen  Geschützertrages 
der  Festung  liegt,  tritt  die  Höhe  la  Madeleine  an  die  Werke  bis  auf 
800™  beherrschend  heran.  Das  ganze  Becken  von  Lille  ist  Alluvial- 
land, in  das  sich  in  der  Richtung  Douai-Lille  eine  Zunge  Kreide  ein- 
schiebt *). 

Lille  war  1708  ein  Waffenplatz,  welcher  eine  rasche  Bezwingung 
ausschloss.  Gegen  einen  Handstreich  oder  einen  gewaltsamen  Angriff 
gänzlich  gefeit,  war  die  Stadt,  wie  spätere  Erfahrung  lehrte,  auch  durch 
ein  Bombardement  schwerlich  zu  bewältigen  *).  Lille  nöthigte  zur  regel- 
mässigen Belagerung,  und  zwar  vorerst  der  Stadt,  da  die  Citadelle  nur 
von  dieser  aus  angreifbar.  Schon  die  Einschliessung  der  Festung  war, 
ihres  grossen  Umfanges  und  der  trennenden  Deule  wegen,  mit  nicht 
geringen  Schwierigkeiten  verbunden;  noch  grösser  waren  aber,  wie 
die  Folge    lehrte,   jene,    welche    der    Artillerie-    und  Genie- Angriff   zu 

*)  Nach  Dufrenoy  und  Elie  de  Beaumont  (Explication  de  la  carte  geologiqiie 
de  la  France,  Paris  1841):  „AUuvions  anciennes  de  la  Bresse"  und  „Craie  blanche 
et  craie  marneuse". 

^)  1792  bombardirte  der  kaiserliche  Feldmarschall  Herzog  Albert  von  Sachsen- 
Teschen  Lille  vom  29.  September  bis  5.  (bezw.  7.)  October  Abends  aus  29  Geschützen 
unausgesetzt  bei  Tag  und  Nacht.  Wiewohl  der  fünfte  Theil  der  Stadt  in  Schutt  und 
Asche  sank,  Hessen  die  taiiferen  Vertheidiger  doch  „nicht  das  mindeste  Zeichen  der 
Ergebung  muthmassen".  Journal  des  Bombardement  von  Lille  1792.  Genie-Archiv. 
Ausland  II.   a,  Lille  Nr.  3. 

25* 


388 

überwinden  hatte.  Indess  die  Vertlioidigung  sich  gewisserraassen 
auf  den  dreifachen  Festungsgürtel  stützte,  der  Frankreichs  Nord- 
grenze umspannte,  gebot  der  Angriff  in  der  Nähe  über  keinen  Platz, 
aus  dem  das  zur  Belagerung  Erforderliche  hätte  gezogen  werden 
können. 

Das  natürliche  Verlangen,  an  der  Ehre,  das  wichtigste  und 
stärkste  Bollwerk  Frankreichs  zu  vertheidigen,  theilnehmen  zu  dürfen, 
hatte  Lille  eine  ungewöhnlich  grosse  Anzahl  von  ausgezeichneten 
Generalen  und  Officieren  zugeführt.  Allen  voran  hatte  der  Gouverneur 
von  Flandern,  Marschall  Bouffiers*),  dessen  Eifer  für  König  und 
Staat  unbegrenzt  war,  Ludwig  XIV.  gebeten,  ihm  das  Commando 
der  Deule-Veste  anzuvertrauen.  Der  König,  welcher  einen  besseren 
Mann  für  diesen  verantwortungsvollen  Posten  nicht  hätte  finden  können, 
willfahrte  zu  guter  Stunde  dieser  Aviederholt  vorgebrachten  Bitte.  Zu 
Pferde  und  nur  von  einem  Kammerdiener  begleitet,  war  Bouffiers 
am  27.  Juli  zu  Lille  eingetroffen.  Unverzüglich  war  mit  aller  Kraft  an 
die  Ausrüstung  der  Festung  geschritten  worden.  General-Lieutenant  de 
Lee  fungirte  als  Platz-Commandant;  General-Lieutenant  Puy-Vauban, 
im  Besitze  eines  Vertheidigungs-Entwurfes,  den  ihm  sein  grosser  Oheim, 
der  Befestiger  von  Lille,  Übermacht  hatte,  dann  General  Lieutenant  de 
SurviUe  wirkten  als  Ingenieurs  en  chef;  der  Marechal  de  Camp  und 
General-Lieutenant  der  Artillerie  de  la  Frezeliere  als  Artillerie-, 
von  Bussi,  Major  im  Regimente  Foix,  als  Generalstabs-Chef.  Der 
Coramissär  S.  Martin  besorgte  die  Verpflegung  der  Besatzung,  welche, 
wie  die  Sicherstellung  der  Lebensmittel  für  die  Bevölkerung,  die  erste 
Sorge  Bouffiers'  bildete.  An  ausgezeichneten  Officieren  verdienen 
noch  genannt  zu  werden:  die  Brigadiere  de  Rannes,  de  Valory 
und  Lalande,  de  Ravignan  (Oberst  des  Regiments  Foix) , 
Permangle  und  Coetgen'^). 

Die  Besatzungstruppen  bestanden  allerdings  zum  grössten  Theil 
aus  neugebildeten  Bataillonen,  deren  Mannschaft  zumeist  noch  keinen 
Schuss  gehört  hatte,  und  aus  einigen  Tausend  Flüchtlingen  von  Aude- 
narde,  die  Bouffiers  ohne  Verzug  regimentirtc.  Am  10.  August  ver- 
fügte der  Marschall  bereits  über  20  Bataillone  Infanterie,  7  Escadronen 

')  Biographisclie  Skizze  sielie  1.  Serie,  III.  Band,  Seite  106  dieses  Werkes, 
*)  Mtimoires  iiiilitaires  (Pelet)  VIII.  —  Quincy  V.  —  Derode  II.  —  Kricj^s-A., 
Niederlande  1708.  M('nioires  militaires  413.  —  Zwei  der  ausgezeichnetsten  seiner 
Officiere  hatte  Bouffiers'  Edelsinn  und  Menschenkenntniss  aus  den  Reihen  der- 
jenigen herausgeholt,  welche  bei  Hof  für  immer  in  Ungnade  gefallen  waren: 
Snrville  hatte  seine  Fürliitte  ans  der  Verbannung,  Frczelirre  aus  der  Bastille  befreit. 
Zu  Ihnen  gesellte  sich  als  Dritter  Lalande,  der  ehemalige  Commandant  der  Citadelle 
von  Metz. 


389 

Dragoner  und  200  Mann  Cavallerie.  Zu  den  regulären  Truppen 
kamen  noch  4  Regimenter  Bürgermiliz  zu  je  500  Mann,  welche  der 
Magistrat  aus  den  jungen  Leuten  der  Stadt  und  ihrer  Umgebung 
errichtet  hatte.  Sie  sollten  sich  an  der  Vertheidigung  mit  den  Waffen 
in  der  Iland  betheiligen,  aber  die  Erwägung,  dass  die  Anwesenheit 
der  Bürger  unter  den  Streitbaren,  die  Stadt,  wenn  sie  fiel,  einei* 
grossen  Gefahr  aussetzte,  machte  von  der  ursprünglichen  Absicht 
abstehen.  Sie  bethätigten  sich  aber  an  den  Ausrüstungs  -  Arbeiten, 
übernahmen  die  Austheilung  der  Munition  und  der  Lebensmittel,  die 
Besorgung  der  Verwundeten  und  das  Löschen  der  Schadenfeuer.  Da 
die  Umfassung  von  Lille,  wie  bereits  erwähnt,  15  Bastione  und  4  Horn- 
werke,  die  Citadelle  5  Bastione  zählte,  hätte  die  Besatzung  nach 
Vauban's  Berechnung')  nur  12.000  Mann  zu  betragen  brauchen.  Dass 
sie,  obschon  ein  grosser  Theil  der  Werke  durch  Ueberschwemmungen 
gedeckt,  thatsächlich  um  ein  Viertel  stärker,  also  sehr  reichlich  war, 
hat  gewiss  wesentlich  dazu  beigetragen,  dass  die  Vertheidigung  so 
ki'äftig    und  nachhaltig  geführt  werden  konnte. 

Au  lebendigen  Vertheidigungsmitteln  war  also  kein  Mangel; 
auch  fanden  sich  Kriegs-  und  Verpflegs-Vorräthe  aller  Art,  Artillerie 
in  reichlicher  Menge.  An  manch' Anderem  fehlte  es,  aber  Bo  uff  1er  s 
nützte  die  ihm  gegönnte  Frist  und  beeilte  sich,  zu  den  100.000  Thalern, 
die  er  auf  seinen  eigenen  Namen  entlehnt,  in  Flandern  noch  mehr 
als  eine  Million  im  Namen  des  Königs  aufzutreiben  -). 

Der  wachsende  Ernst  der  Lage  veranlasste  strengere  Mass- 
nahmen zur  Durchführung  einer  geordneten  und  gesicherten  Verpfle- 
gung"). Am  14.  wurden  alle  in  der  Stadt  vorhandenen  Getreidevor- 
räthe  inventirt  und  zwei  Tage  später  amtliche  Hausdurchsuchungen 
vorgenommen ,.  wobei  alles  Schlachtvieh  requirirt  wurde.  Am  18. 
geschah  die  Aufschreibung  aller  Brennstoffe.  Da  die  Brauer  Schwierig- 
keiten machten,  wurden  sie  mit  Gefängniss  bedroht.  Eine  eigen- 
thümliche  und  nicht  zu  unterschätzende  Verlegenheit  erwuchs  aus 
dem  Ausbleiben  der  Landleute,  welche  gewöhnlich  die  Senkgruben 
entleerten. 

Die  Vorsichtsmassnahmen,  welche  gegen  das  erwartete  Bom- 
bardement ergriffen  wurden,  erzeugten  Beunruhigung  und  bestimmten 


')  Vaiiban  i-eclinete  im  Allgemeinen  auf  jede  Bastion  hOO  Mann,  auf  jedes 
Hornwerk  ebensoviel,  auf  jedes  Kronwerk  1200. 

^)  Saint-Simon,  Meraoires  IV.  214  und  215. 

^j  Nicht  ohne  Interesse  sind  gewisse  Preisverhältnisse.  So  wurde  der  Hecto- 
liter  Weizen  mit  20  Francs  50  Centimes,  der  fetteste  Ochse  mit  150  Francs,  die 
Rasiere  Ulmen-Kohle  mit  50  Patards  (24  Patards  =  75  Centimes)  bezahlt. 


390 

einige  Frauen  von  Rang-  zum  Verlassen  der  Stadt.  Audi  die  Titel 
und  Archive  des  Magistrats  und  die  Papiere  der  Intendanz  wurden  in 
►Sicherheit  gebracht  und  im  Stadthause  ein  Permanenzdienst  organisirt, 
zu  welchem  der  Magistrat  sich  in  drei  Gruppen  gliederte. 

Was  die  Kraft  des  Vertheidigers  potenzirte  und  alle  Ausrüstungs- 
arbeiten wesentlich  förderte,  war  das  lebendige  Gefühl  der  Solidarität, 
das  Alle  beherrschte  und  der  feste  Entschluss  Aller  und  jedes  Ein- 
zelnen, seine  Pflicht  zu  thun.  Der  Magistrat  unterordnete  sich  vöUig 
den  Befehlen  Bouffiers'  und  bethätigte  auf  das  Eifrigste  seine 
Königstreue  von  Anfang  bis  zu  Ende  der  Belagerung.  Alle  Waffen- 
und  Grobschmiede,  Wagner  und  anderen  Handwerker  widmeten  ihre 
Kräfte  den  Ausrüstungszwecken  des  Platzes.  Denselben  Eifer  wie 
Soldat  und  Bürger,  bethätigte  der  geistliche  Stand.  So  opferten  die 
„RecoUets"  ihren  Garten  zum  Zwecke  der  Schlächterei,  deren  Abfälle 
sie  täglich  selbst  verscharrten.  Die  „Soeurs  Noires"  aber  übernahmen 
es,  die  Wäsche  der  Besatzung  und  der  vornehmsten  Einwohner  umsonst 
zu  reinigen. 

Unter  diesen  Umständen  nahmen  die  Ausrüstungsarbeiten  einen 
raschen  Fortgang.  Das  Vorfeld  ward  ringsum  auf  400  Toisen  (780™) 
sorgfältigst  gelichtet,  die  Vorstadt  la  Madeleine  am  12.  August  in  Brand 
gesteckt,  die  Kirche  (Kapelle)  und  das  Pfarrhaus  als  verschanzte 
Posten  hergerichtet  und  gleichzeitig  die  grosse  Inundation  gespannt, 
welche  die  Angriffsfronten  der  Citadelle  deckte. 

Um  den  Muth  der  Seinen  noch  mehr  zu  heben,  hatte  Bouff- 
iers am  3.  August  zur  Feier  der  Einnahme  von  Tortosa  mächtige 
Freudenfeuer  aufflammen  lassen.  Der  Ex-Churfürst  von  Co  in  endlich 
erflehte  durch  Processionen  und  Weihgeschenke  den  himmlischen 
Beistand. 

Kein  Geringes  war  sonach  der  im  Hauptquartiere  der  Ver- 
bündeten gefasste  Entschluss  zur  Bezwingung  Lille's.  Die  Eroberung 
eines  Waflfenplatzes,  an  welchem  Vauban  seit  1668  seine  ganze 
Kunst  erschöpft  hatte,  einer  Veste,  deren  fortificatorische  und  artille- 
ristische Armirung  nichts  zu  wünschen  übrig  liess,  die  mit  allem 
Kriegsbedarf  reichlich  versehen,  von  einer  opferwilligen  Bevölkei'ung 
erfüllt  war  und  von  einer  ungewöhnlich  starken  Besatzung  von  Kern- 
truppen unter  einem  Führer  wie  Bouffiers  und  nicht  genug  an 
dem,  auch  noch  von  zwei  B^eld-Armeen  vertheidigt  wurde,  fürwahr 
eine  würdige  Aufgabe  für  den  Helden  von  Zenta,  Höchstädt,  Turin  und 
Audt'uarde ! 


391 


Erste   Belagerungs- Periode'). 
Die  B  e  r  e  n  n  II  n  g. 

Die  Truppen,  welche  unter  Prinz  Eugen's  Befehl  Lille  belagern 
sollten,  brachen,  alle  fahrende  Bagage  zurücklassend,  am  12.  von 
Helchin  auf,  überschritten  auf  mehreren  Brücken  den  Bach  von 
Espierres  und  rückten  nach  Templeuve,  wo  —  eine  Wegmeile  von 
Tournay  —  gelagert  wurde  ^).  Die  Verbindung  des  letztgenannten 
Platzes  mit  Lille  war  unter  Tags  schon  durch  ein  gemischtes  Detache- 
ment  von'  1000  Mann  unter  General -Major  St.  Laurant  unter- 
brochen worden,  und  da  man  hoffte,  Bouffiers  zu  einer  Entsendung 
zu  verleiten,  wenn  man  sich  den  Anschein  gab,  Tournay  belagern  zu 
wollen,  schob  man  die  Huszaren  und  einiges  Fussvolk  durch  das  Defile 
von  Chin  gegen  Tournay  vor.  Sie  geriethen  auf  stärkere  feindliche 
Infanterie  und  Cavallerie,  wurden  nun  unterstützt  und  warfen  mit 
einem  eigenen  Verluste  von  80  Mann  die  Franzosen  zurück*).  Am  13. 
rückte  die  Armee   bei  Pont  ä  Tressin    über  die    Marcq*). 

Schon  am  10.  Avaren  34  Schwadronen  und  31  Bataillone  der 
grossen  Armee  unter  dem  Befehle  des  Prinzen  von  Oranien'^)  in 
Marschbereitschaft  gesetzt  worden,  um  zur  Belagerungs-Armee  unter 
Prinz  Eugen's  Commando  zu  stossen.  Während  die  Reiterei  dieses 
Corps  am  IL,  2  Uhr  Nachmittags,  unter  dem  General-Lieutenant  W  o  o  d 


«)  Siehe  Tafel  VII. 

Hauptquellen  für  die  Darstellung  der  Belagerung  von  Lille  sind  die  Tage- 
bücher: Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  1  und  2  a  und  Quincy  (Histoire 
militaire  etc.  V.).  Im  üebrigen  liefern  werthvoUe  Aufschlüsse  die  Denkwürdigkeiten 
Schulenburg's,  Murray  (Letters  etc.  IV.),  Theatrum  Europaeum  XVIII.,  Coxe  (Me- 
moirs  IL),  Bnm-Lavainne  et  Brun  (Les  sept  sieges  de  Lille),  Derode  (Histoire  de 
Lille  IL),  Histoire  de  Marlborough  H.  und  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  34. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  ad  41,  42,  ad  47,  und  XIII.  2  a. 
*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  40. 

^)  Johann  Wilhelm  Friso,  Fürst  von  Nassau-Oranien-Dietz,  Erbstatthalter  in 
Friesland,  war  am  4.  August  1687.  geboren  und  vom  König  Wilhelm  III.  von 
England  zum  Erben  eingesetzt  worden.  Seit  21.  August  1707  General-Feldzeug- 
meister des  gesammten  holländischen  Fussvolkes,  brannte  der  einundzwanzigjälirige 
Prinz  vor  Eifer,  sich  des  in  ihn  gesetzten  Vertrauens  durch  ausgezeichnete  Waffeu- 
thaten  würdig  zu  zeigen.  Einem  Heldengeschlecht  entsprossen,  zeichnete  er  sich  in 
diesem  ixnd  in  den  folgenden  Feldzügen  durch  eine  bewunderungswürdige  Tapfer- 
keit aus,  verunglückte  am  14.  Juli  1711  beim  Uebergang  über  den  Mordyk  und 
hinterliess  seine  Gemalin,  eine  Tochter  des  Landgrafen  von  Hessen-Cassel,  in  der 
Hoffnung;  der  Sohn,  von  dem  sie  entbunden  wurde,  war  der  Grussvater  Wilhelm  L, 
des  ersten  Königs  der  Niedei'lande. 


392 

abmarschirt  war,  um  über  Menin  nach  Rolleghem  zu  rücken,  war  das 
Fussvolk,  verstärkt  durch  ein  dänisches  Bataillon,  um  4  Uhr  Nach- 
mittags aufgebrochen,  um  zu  Pont  a  Marquettes  an  der  unteren  Deule 
Posto  zu  fassen.  Sein  Durchzug  durch  Meuin  war  aber  so  zeitraubend, 
dass  es  zu  Roncq  nächtigen  musste. 

Das  Corps  des  Prinzen  von  Ora  nien  war  am  12.  um  5  Uhr  Früh 
von  Koncq  aus  gleichfalls  gegen  Lille  in  Marsch  gesetzt  worden. 
Schon  um  8  Uhr  Morgens  überschritt  seine  Spitze  die  Marcq  und 
warf,  die  Deule  durchfurtend,  ein  an  der  Brücke  der  Abtei  von 
Marquettes  stehendes  Detachement  zurück.  Die  Nachricht,  Prinz 
Eugen  könne  an  diesem  Tage  noch  nicht  vor  die  Festung  rücken, 
bestimmte  Uranien,  einen  gesicherten  Halt  zu  beziehen.  Als  Prinz 
Eugen  sich  am  Frühmorgen  des  13.  anschickte,  Lille  von  der  Ost- 
und  Südseite  einzuschliessen ,  überschritt  auch  er  die  Deule  und 
erschien  um  8  Uhr  Morgens  vor  dem  Audreas-Thore. 

Alle  Truppen  der  Belagerungs-Armee  blieben  bis  zum  Abende 
in  Gefechtsstellung  und  bezogen  erst  am  14.  die  Plätze,  welche  ihnen 
für  die  Dauer  der  Belagerung  zugewiesen  wurden  ').  Sofort  ging  man 
mit  10.000  Schanzbauern,  welche  später  auf  20.000  vermehrt  wurden-), 
an  die  Aushebung  der  Circumvallations-Linie,  welche  zu  Haubourdin 
an  der  oberen  Deule  beginnend,  über  die  Mühle  von  Arbrisseau  und 
die  Dörfer  Ronchin,  Lezennes,  Hellemmes,  Flers,  Marcq,  Marquettes, 
Wambrechies,  den  Meierhof  von  Cliquenois,  Lambersart  und  Lomme 
zog  und  mit  der  Abtei  von  Loos  endigte.  Sie  hatte  bei  9^  (2'83™) 
Aufzug  und  15^  (4'71"')  Brustdicke  eine  Ausdehnung  von  6V2  Stunden, 
was  Prinz  Eugen  veranlasste,  die  Belagerungs-Arraee,  welche  53  Batail- 
lone und  89  Schwadronen  zählte,  in  Einer  Linie  zu  postiren  ^). 

Die  ersten  Anstrengungen  der  Belagerer  waren  gegen  die  grosse 
Ueberschwemmung    vor    der   Porte    de    la   Barre    gerichtet.    Während 


')  Ausser  dem  Prinzen  von  Orauien  dienten  in  der  Belagenings-Armee  noch 
folgende  Officiere  von  Rang,  und  zwar  Feldzeugmeister  (G.  d.  C):  Graf  Schlik,  der 
Erbprinz  von  Hessen-Cassel,  der  Prinz  von  Württemberg,  Graf  von  Nassau- Weilburg ; 
General-Lieutenants  (FML.) :  Graf  Fels,  Falkeustein,  Efferen,  Wood,  D'Arnan,  Betten- 
dorff,  Sparr,  Prinz  von  Holstein-Beck  und  Wilckes;  General-Majore:  Leisius(?),  Graf 
Bethlem  (Bethlen?),  Graf  Wittenstein  (Witgenstein  ?),  de  Vennes  (Devne?),  Prinz 
d'Auvergne,  Weissenfeis,  Vickeubacb  (Scblippenbach?),  Volckersboffeu,  Zobel,  Colier, 
Zoutland  und  Sacken ;  Brigadiere  und  Brigade-Majore:  Keppenbeck,  Posseren,  Kollum, 
Hackeborn,  Kallensteiu,  Wassenaer,  Keppel,  Boisset,  Richard  Temple,  du  Truussel, 
Mymer,  Stapel  und  Witney.   Histoire  de  Marlborougli  II.  366. 

*)  Histoire  de  Marll)orough  II.  367. 

^)  Prinz  Eugen  an  K.  Joseph  I.  Loos,  15.  Augusr  1708.  Supplemeut-IIeft  S.  189, 
Nr.   14-1. 


393 

2000  Mann  am  15.  die  an  der  oberen  Deule  gelegene  Redoute  von 
(Canteleu  oder  Cantele)  angriffen,  versuchte  ein  anderes  Detachement, 
mit  zahlreichen  Arbeitern  gleichfalls  am  hellen  Tage  den  grossen 
Staudamm  anzustechen.  Beide  Versuche  misslangen.  Während  Geschütze 
der  Citadelle  das  Arbeits-Detachement  zum  Weichen  brachten  schlug, 
die  kleine  Besatzung  des  Forts  Canteleu  mehrere  Stürme  tapfer  ab  '). 
Die  Wiederholung  dieser  Versuche  unter  dem  Schutze  der  Nacht, 
scheiterte  an  der  Wachsamkeit  Bouffiers'.  Die  Arbeiter  wurden 
zeitgerecht  lebhaft  angegriffen.  Vierhundert  sollen  am  Platze  geblieben, 
eine  grosse  Zahl  verwundet  und  gefangen  worden  sein  ■').  Die  zu 
Helchin  zurückgelassenen  Bagagen  stiessen  an  diesem  Tage  zur  Be- 
lagerungs-Armee. Am  folgenden  ward  Lille  von  den  Chef-Ingenieuren 
recognoscirt,  zwischen  der  Deule  und  der  Marcq  der  Parkplatz  der 
Artillerie  ausgesteckt  und  mit  der  Material-Erzeugung  begonnen,  die 
hauptsächlich  der  Reiterei  zufieP). 

Der  grösste  Theil  der  Belagerungs-Artillerie  wurde  unter  dem 
Schutze  eines  von  Marlborough  am  15.  nach  Templeuve  vorgescho- 
benen Detachements  von  3000  Reitern  unter  Withers  am  17.  von 
Menin  nach  dem  Parkplatze  vor  Lille  geschafft.  Der  Rest  marschirte 
am  20.  dahin.  Ihn  gegen  Angriffe  der  Besatzung  von  Tournay  oder 
des  Herzogs  von  Berwick  zu  schützen,  besetzte  ein  Detachement  von 
ungefähr  5000  Mann  die  Posten  zwischen  Lannoy  und  Pont  ä  Chin  *). 
Der  Belagerungspark  ward  verschanzt. 

Das  ausserordentliche  Schauspiel,  das  die  Belagerung  Lille's  zu 
bieten  versprach,  verfehlte  nicht,  hohe  Gäste  anzuziehen,  so  August  II. 
und  den  Landgrafen  von  Hessen,  welche  nach  einer  grossen  Heer- 
schau zu  Helchin,  am  20.  im  Lager  vor  Lille  eintrafen  und  von  Prinz 
Eugen  glänzend  empfangen  wurden  *).  Zu  des  Prinzen  Kummer  hatte 
die  eigentliche  Belagerung  noch  nicht  eröffnet  werden  können.  Die 
Weitläufigkeit  und  Grösse  des  Platzes,  seine  reiche  Armirung  und 
Ausrüstung,  endlich  die,  wie  bekannt,  sehr  starke  Besatzung,  welcher 
der  Angreifer  nicht  mehr  als  die  doppelte  Uebermacht  entgegenzu- 
stellen vermochte,  Hessen    es  dem  Prinzen  gerathen   erscheinen,  die 


')  Quincy  V.  514.  —  Brun-Lavainne  et  Brim  305  und  306.  —  Derode  II.  230. 

2)  Histoire  de  Marlborough  II.  368. 

^)  Die  kaiserliclien  und  die  pfälzischen  Triippen  hatten  allein  2000  Schanz- 
körbe imd  30.000  Faschinen,  20.000  ä  8  Fuss  (2-51'"),  10.000  ä  10  Fuss  (314")  Länge 
herzustellen.  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 

*)  Marlborough  an  Boyle.   Helchin,  20.  August  1708.  Murray  IV.   177. 

5)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a.  Der  Sohn  August  II.,  der 
nachmalige  Marschall  von  Sachsen,  hatte,  damals  ein  Knabe,  Dresden  zu  Fuss  ver- 
lassen, um  der  Belagerung  von  Lille  beiwohnen  zu  können. 


394 

Belagerung  nicht  früher  zu  eröffnen,  bis  nicht  alles  hiezu  Erforderliche 
so  bereit  gestellt,  dass  man  sie  mit  Ernst  und  Kraft  zu  beginnen 
vermochte  *).  Ein  Vorfall  am  18.,  an  welchem  Tage  eine  Kanonenkugel 
dem  Kammerdiener  des  Prinzen  von  Oranien  in  dem  Augenblicke 
den  Kopf  wegriss,  wo  er  seinen  Herrn  ankleidete,  hatte  zur  Vor- 
sicht gemahnt.  Das  Hauptquartier  Oranien's  musste  verlegt  und 
die  Position  von  Lambersart  gegen  das  lebhafte  Geschützfeuer,  das 
die  Franzosen  namentlich  aus  der  Citadelle  gegen  die  mit  den  Ein- 
leitungsarbeiten beschäftigten  Belagerer  richteten,  durch  Schulterwehren 
gesichert  werden. 

Nachdem  alle  Vorbereitungen  zur  Belagerung  beendet,  und  auch 
die  Verptlegsfrage  geregelt,  welche  in  den  ersten  Tagen  ausserordent- 
liche Sorgen  bereitet  hatte,  traf  Prinz  Enge  n  die  Dispositionen  für 
den  Tranchee-Dienst,  in  welchen  täglich  1 0  Bataillone  treten  sollten.  Die 
kaiserlichen,  churpfälzischen  und  hessischen  Truppen  unter  der  Ober- 
Inspection  des  kaiserlichen  General-Feldzeugmeisters  Prinz  Württem- 
berg, dem  ein  General-Lieutenant  und  zwei  General  -  Wachtmeister 
beigegeben  wurden,  sollten  zwei  Tage  hintereinander,  —  die  übrigen 
Truppen  aber  unter  der  Ober-Inspection  des  Prinzen  von  Oranien, 
welchem  ein  General  Lieutenant,  ein  General- Wachtmeister  und  zwei 
Brigadiere  zugetheilt  wurden,  drei  Tage  nacheinander  den  Tranchee- 
Dienst  versehen  *).  Damit  die  in  denselben  tretenden  Officiere  genügend 
Zeit  hätten,  sich  zu  Orientiren  und  das  für  die  Nacht  Nöthige  vorzu- 
kehren, sollte  die  Tranchee- Wache  um  4  Uhr  Nachmittags  abgelöst 
werden.  Die  erforderlichen  Arbeiter  hatten  die  dienstfreien  Bataillone 
beizustellen.  Stürme  und  besondere  Unternehmungen  sollten  durch 
Abtheilungen  der  ganzen  Belagerungs-Armee  ausgeführt  werden.  Trat 
das  Bedürfniss  nach  einem  Rückhalt  ein,  waren  die  nächsten  Truppen 
heranzuziehen.  Die  Reiter-Reserve  sollte  an  den  Flügeln  hinter  Schulter- 
wehren, oder  auch  dort  Stellung  nehmen,  wo  der  General  der  Tranchee 
es  anordnete.  —  Die  Obliegenheiten  der  Directoren  der  Approchen, 
der  Faschinen- Commissäre,  der  Artillerie  -  Officiere,  der  Tranchee- 
Majore  und  der  Generale  wurden  genau  geregelt.  Den  Directoren  der 
Approchen  kam  ein  überwiegender  Einfluss  nicht  blos  auf  den  Genie-, 
sondern  auch  auf  den  Artillerie-Angriff  zu.  Sie  hatten  der  Artillerie  die 
Werke  zu  bezeichnen,  welche  Schuss-Objecte  werden  sollten.  Fanden 
die    Directoren    der   Approchen   einen  Sturm   dringend  nothwendig,  so 


*)  Prinz  Eu^en    an  K.    .Joseph  I.    Loos,    19.     Aufrust    1708.    Supplement-IIeft 
S.  190,  Nr.  146. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  \lll.  ad  47. 


395 

hatten  die  diensthabenden  Officiere  ihn  augenblicklich  auszuführen. 
Die  Tranchee-Majore  waren  für  die  gesammte  Durchführung  verant- 
wortlich *). 

Die  Nachrichten,  welche  von  französischen  Deserteuren  in  Prinz 
Eugens  Hauptquartier  gebracht  worden,  wonach  die  Franzosen  zu 
kräftigstem  Widerstände  rüsteten,  beruhten  durchaus  auf  Wahrheit. 
Bouffiers,  welcher  die  Eröffnung  der  Laufgräben  täglich  erwartete, 
setzte  Alles  in's  Werk,  die  Vertheidigung  kräftig  und  so  lange  wie 
möglich,  führen  zu  können.  Am  15.  Hess  er  die  Vorstadt  Fives  nieder- 
brennen und  rasiren  und  am  17.  verhängte  er  über  Notre  Dame  das 
gleiche  Schicksal,  Alle  Aussenwerke  des  Platzes  wurden  in  den 
exponirten  Theilen  unterminirt.  Die  Annäherung  an  den  gedeckten  Weg 
zu  verzögern,  Hess  er  die  Garnison  auf  dem  Glacis  campiren,  die 
Arbeiter  der  Belagerungs-Armee  durch  Detachements  beunruhigen,  vor 
dem  Andreas-Thore  eine  Lunette  und  eine  Redoute  erbauen  und 
den  von  Gräben  umschlossenen  Meierhof  „de  la  Vacquerie"  besetzen. 
Vor  dem  St.  Moriz-Thore,  dem  von  Fives  und  dem  von  Notre  Dame 
ward  gleichfalls  geschanzt.  Einschnitte  in  die  Deule-Ufer  spannten  die 
Inundation  derart,  dass  die  CitadeHe  bald  ganz  umwogt  war  *).  Am 
I.August  entsandte  Bouffiers,  die  Zugänge  zur  Porte  de  la  Made- 
leine ganz  freizulegen,  eine  Abtheilung  Zimmerleute,  bedeckt  von  zwei 
Bataillonen  und  einem  Detachement  Dragoner,  aiif  die  Strasse  von 
Menin.  Der  Prinz  von  Oranien  stürzte  sich  sofort  auf  dieses  Com- 
mando  und  zwang  es  zur  Umkehr  in  den  Platz  ^). 

Zweite  Belagerungs-Periode. 

Die  Eröffnung  der  Laufgräben. 

Wiewohl  die  Circumvallations-Linie  noch  nicht  vollendet  war, 
schritt  der  Belagerer  doch  am  22.  August  mit  Einbruch  der  Nacht 
an  die  Eröffnung  der  Laufgräben.  Prinz  Eugen  hatte  sich  entschlossen, 
den  Platz  von  der  unteren  Deule  aus  anzugreifen,  und  zwar  alle 
Werke  zwischen  dem  Andreas-  und  dem  Magdalenen-Thore.  Nach 
Schulenburg*)  wäre  der  einzige  stichhältige  Grund  für  die  getroffene 
Wahl  der  gewesen,  dass  die  Deule  die  Herbeischaffung  des  Munitions- 
Bedarfes    erleichterte;    im    Uebrigen    hätten    nur    Nebenumstände    ent- 

»)  Nach  Quincy  V.  516. 

2)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.   77. 

^)  Brun-Lavainne  308.  —  Theatrum  Europaeum  XVIII.   156. 

*)  Denkwürdigkeiten,  341  und  342. 


396 

schieden,  wie  dass  die  liollündisclien  Deputirteu  und  die  leitenden 
Ingenieure  in  der  Nähe  der  Abtei  Marquettes  einquartiert  waren  und 
dass  der  Artillerie  Park  sich  bereits  ebendaselbst  befand.  Endlich  hätte 
mau  geglaubt,  der  etwas  erhöhte  Terrain  werde  den  Angriff  er- 
leichtern. —  Der  berühmte  General,  ■ —  welcher  wahrscheinlich  der 
geistige  Vater  des  Vorschlages  gewesen,  die  Süd-Fronten  des  Platzes 
anzufallen  ')  —  übersah  den  vermuthlich  triftigsten  der  Grründe :  dass 
man  in  Durchführung  jenes  ersten  Plans  zu  jenen  Schleusen  gelangte, 
durch  welche  man  die  Gräben  entwässern  konnte.  Dass  Angesichts 
der  französischen  Feld-Armeen  die  Eventualität  eines  gelungenen 
Entsatzversuches  in  den  Calcul  eingestellt  und  auf  eine  natürliche 
Rückzugslinie  Bedacht  genommen  wurde,  spricht  für  die  höhere  Ein- 
sicht der  massgebenden  Stimmen.  Soweit  sich  die  Verhältnisse  heute 
noch  beurtheilen  lassen,  erscheint  die  thatsächlich  getroffene  Wahl  als 
die  verhältnissmässig  beste. 

Schulen  bürg  berichtet  des  Weiteren,  die  leitenden  Ingenieure 

—  wie  hier  besonders  betont  werden  soll ,  keine  Üesterreicher  — 
hätten  versprochen,  den  Platz  in  wenigen  Tagen  zur  Uebergabe  zu 
zwingen.  Ein  flüchtiger  Blick  auf  die  Angriffsfronten  belehrt  eines 
Anderen.  Der  Hauptumfassung  mit  ihren  geräumigen  Bollwerken  I 
bis  IV ,  deren  Escarpen ,  bis  zur  Brustwehrkrone  mauerbekleidet, 
über  den  Glaciskamm  hinausragen,  liegt  der  von  der  Deule  gefüllte, 
breite  Hauptgraben  vor.  Alle  Fronten  sind  durch  Aussenwerke  ver- 
stärkt: durch  die  Grabenscheren  (Tenaillen)  G^,  G,  und  G^ ;  die 
Ravelins  Rq,  Rj,  Rj  und  R^.  Der  Austritt  der  Deule  aus  der  Stadt, 
das  Wasserthor  (Porte  d'Eau)  mit  den,  den  Hauptgraben  abschliessen- 
den Batardeaux  ^  wirksamer  zu  schützen,  ist  nicht  nur  der  gedeckte 
Weg  als  Contregarde  *)  CC  eingerichtet,  sondern  auch  ein  „Brillenwerk" 

—  aus  dem  Ravelin  R^  und  den  Tenaillons  *)  T,  und  T2  bestehend  — 
angeordnet.  —  Die  Hornwerke  H^  und  H^  sind  weitere  kräftige  Ver- 
stärkungsmittel  der  Umfassung.  An  die  bastionirte  Front  von  H, 
schliessen  Flügel  an,  welche  auf  die  Saillants  der  rückliegenden  Bastione 
allignirt  sind.  Die  Front  des  Werkes  ist  durch  eine  Grabenschere 
(Tenaille)  g^  und  ein  Ravelin  r^  verstärkt.  Der  Hof  wird  vom  Ravelin  R„ 
und    den     Brillen    L^    und     L^     vertheidigt,     welchen    ein     trockener 


*)  Eine  Variante  «les  französischen  Angriffes  vom  Jaliro  1GG7.  Siehe  Bniu- 
Lavainne  et  Bnin.  (Les  sept  sieges  de  Lille.) 

')  Eigentlich:   „glacis  coup^". 

^)  Vaubau  nennt  sie  „Lunetten",  eigentlich  sind  sie  „Fleschen".  —  In  den 
Quellen  wird  das  lirillenwerk  fälschlich  „Tenaille"  genannt,  eine  Uezeichnung,  von 
der  hier  aus  guten  Gründen  abgegangen   wurde. 


397 

Graben  vorliegt.  —  Das  Hornwerk  H^  hat  auf  die  rttckliegenden 
Courtinen  allignirte  Flügel.  Der  Front  liegt  das  Ravelin  r^  vor. 
Der  Hof  wird  von  dem  gedeckten  Weg  der  Bastion  IV  vertheidigt.  — 
Alle  bisher  genannten  Werke  uraschliesst  ein  breiter  gedeckter  Weg, 
der,  traversirt  und  palissadirt,  von  Waffenplätzen  W^ — Wj^  vertheidigt 
wird.  —  Alle  Gräben,  ausgenommen  jene  vor  den  Ravelins  R^  ^^"^^  ^o 
sind  Wassergräben.  Die  beiderseits  des  Wasserthores ,  dann  im 
Saillant  der  Bastione  II  und  III  angeordneten  Steindärame  sind 
Schleusen-Batardeaux  (Batardeaux  eclusees),  welche  Wasser-Manöver 
(Chasse  d'eau)  ermöglichen.  —  Brücken  führen  nur  von  der  Porte 
Saint-Andre  und  jener  von  Madeleine  über  die  Gräben;  im  Uebrigen 
vermitteln  Boote  die   Verbindung. 

Die  Fronten  zeigen  hiernach  und  auch  in  Anbetracht  ihrer 
Profilverhältnisse  *)  grosse  Stärke,  welche  bei  dem  Umstände,  als  die 
Verbündeten  vor  Lille  vom  Ricochet-Schuss  noch  keinen  Gebrauch 
zu  machen  wussten,  um  so  bedeutender  erscheint.  Obwohl  bei  dem 
grossen  Aufzug  der  Hauptumfassung  die  bis  zur  Brustwehrkrone 
reichende  Escarpemauer  über  den  Glaciskamm  emporragt,  sonach  in 
ihrem  oberen  Theile  schon  von  Weitem  zerstört  und  die  Brustwehre 
zum  Abstürze  gebracht  werden  kann,  Hess  sich  dieser  sonst  günstige 
Umstand,  der  vorliegenden  Aussenwerke  wegen,  doch  nicht  recht  aus- 
nützen. Die  letzteren  verleihen  dem  Platze  überdies  eine  gewisse 
Offensivfähigkeit,  deren  er,  der  Wassergräben  halber,  sonst  entrathen 
würde.  —  Das  Vorfeld  der  Angriffsfronten  '  wird  durch  die  Deule 
getheilt,  welche  hier  im  Mittel  15™  breit,  1-6"  tief  ist  und  von  flachen 
Ufern  eingerandet  wird.  Links  des  Flusses  trägt  das  Gelände  den 
Charakter  der  reinen  Ebene ;  rechts  aber  steigt  der  Boden  in  sehr 
sanft  geböschten  Absätzen  zur  Kuppe  de  la  Madeleine  an.  Dieses 
Vorfeld  wirksamer  vertheidigen  zu  können,  hatte  Bouffiers,  wie 
bereits  angedeutet,  auf  demselben  noch  einige  verschanzte  Posten  inne : 
die  Kapelle  der  rasirten  Vorstadt  La  Madeleine  („Chapelle"  des  Plans), 
den  Meierhof  „de  la  Vacquerie"  au  der  Deule,  die  verschanzte  Wind- 
mühle Mg  vor  dem  Hornwerke  Tl^  imd  endlich  die  Redoute  de  Lee 
vor  der  Porte  Saint-Andre. 

»)  Siehe  Tafel  VII. 

Die  hier  gebotenen  Profile  erheben  keinen  Anspruch  auf  Authenticität. 
Da  alle  zugänglichen  „historisclien"  Pläne  von  Lille  Profile  vermissen  lassen, 
mussten  die  in  Tafel  VII  gegebenen  auf  Basis  des  vorliegenden  Grundrisses  der 
bekannten  Dimensionirungen  in  Vaiiban's  sogenannter  I.  Manier  und  endlich  eines 
im  k.  k.  Kriegs-Archive  erliegenden  cotirten  Plans  von  jüngerem  Datum  construirt 
werden. 


398 

Cliof- Ingenieur  des  Roqucs  sollte  den  rechten,  Chef-Ingenieur 
du  Mey  den  linken  Angriff  führen. 

Drei  kaiserliche,  vier  ehurpfälzische  und  drei  hessische  Bataillone 
nebst  4000  bis  5000  Arbeitern  waren  zur  Eröffnung  der  Tranchee  com- 
mandirt;  weitere  fünf  Bataillone  und  neun  Schwadronen  (800  Pferde) 
zu  ihrer  Unterstützung  bereitgestellt.  Das  Ganze  befehligte  der  General- 
Feldzeugmeister  Prinz  Württemberg  mit  vier  Generalen.  —  Dem 
Churfürsten  von  Sachsen  zu  Ehren  lautete  die  Parole:  Fridericus 
und  Dresden. 

Da  der  Vertheidiger  die  Arbeiten  erst  in  später  Nachtstunde 
wahrnahm,  hatten  dieselben  einen  nahezu  ungestörten,  daher  guten 
Fortgang,  namentlich  im  linken  Angriff.  Es  gelang  hier  die  erste 
Parallele  (A,  schwarz)  zum  Theile  nur  300™  vom  gedeckten  Weg  ent- 
fernt, anzulegen  und  eine  CommunicationsLinie  von  400  Schritt  Länge 
zur  Deule  herzustellen.  Grössere  Fortschritte  zu  macheu,  verhinderten 
den  Angreifer  die  bereits  erwähnten  improvisirten  Vorwerke :  die 
„Cense  de  la  Vacquerie"  an  der  Deule  vmd  die  Kapelle  der  rasirten 
Vorstadt  la  Madeleine,  welche  beide  von  den  Franzosen  besetzt  waren 
und  wovon  die  erstere  die  Herstellung  von  Anschlüssen  an  den  Fluss 
vorläufig  unausführbar  machte.  Zu  ihrer  Bekämpfung  legte  man  die 
Batterien  B,   (7  Zwölfpfünder)  und  B^   (3  Geschütze)  an  *). 

Trotz  des  kräftigen  Feuers,  das  die  Franzosen  in  der  Nacht 
zum  24.  August  unterhieken,  schritt  die  Entwicklung  der  Angriffs- 
arbeiten sichtlich  fort.  Die  erste  Parallele  ward  beiderseits  verlängert 
und  nicht  nur  die  Verbindung  nach  rückwärts  hergestellt,  sondern 
auch  mit  Zweigen  nach  vorwärts  ausgebrochen.  Zur  Sicherung  gegen 
Ausfälle  ward  am  äussersten  linken  Flügel  der  ersten  Parallele  die 
Kedoute  a  erbaut.  Am  Abende  gelang  es  den  Franzosen,  den  chur- 
pfälzischen  General-Lieutenant  Graf  Bettender  ff,  welcher  sich 
recognoscirend  zu  weit  vorgewagt,  gefangen  zu  nehmen. 

Am  24.  mit  Tagesanbruch  eröffneten  die  Batterien  B,  und  B^ 
das  Feuer  einerseits  gegen  die  „Cense  de  la  Vacquerie",  andererseits  gegen 


*)  Quincy  berichtet,  Bouffiers  sei  Nachts  mit  allen  Dragonern  ausgefallen  und 
habe  die  Belagerungstruppen  durch  einen  verstellten  Rückzug  in  das  Feuer  von 
drei  maskirten  Kartätsch-Geschützen  gelockt,  welche  grosse  Wirkung  erzielten.  Die 
ilcmoires  militaires  (Polet)  VIII.  erzählen  gleichfalls  von  einem  Ausfalle  Bouffiers' 
gegen  den  linkon  Augrifi",  wobei  die  Belagerer  etwa  300  Mann  einbüssten.  Brun- 
Lavainne  bestätigt  den  An.sfall,  erzählt  aber:  „Kaum  hatten  sie  den  gedeckten  Weg 
verlassen,  wurden  sie  von  den  dänischen  Garden  unversehens  angefallen  und  zum 
Rückzüge  in  die  Stadt  gezwungen,  ohne  ihre  Sendung  erfüllt  zu  haben." 

Das  „Diarium"  spricht  von  diesem  Ausfalle  kein  Wort  und  gibt  an,  dass  in 
der  Nacht  zum  "JS.  von  der  verbündeten  Armee  Niemand  verwundet  worden  »ei. 


399 

die  Kapelle.  Die  letztere  wurde  in  der  folgenden  Nacht  von  300  Gre- 
nadieren erstürmt,  die  aus  150  Mann  bestehende  Besatzung  theils 
niedergemacht,  wie  die  tapferen  Capitaine  de  la  J  o  n  e  h  e  r  e  und  de 
Fajotte,  und  theils  gefangen,  das  Object  selbst  aber  unverzüglich 
wieder  zur  Vertheidigung  hergerichtet  und  mit  der  ersten  Parallele 
durch  einen  Laufgraben  (D,  schwarz)  verbunden.  Die  Wegnahme  dieses 
nur  250™  vor  dem  gedeckten  Weg  gelegeneu  Postens  kostete  den 
Verbündeten  33  Todte  und  Verwundete;  unter  den  letzteren  den 
Obrist  von  Seckendorff,  den  Chef-Ingenieur  du  Mej  und  den 
churpfälzischen  Major,  welcher  die  Grenadiere  geführt  hatte.  —  In 
derselben  Nacht  fiel  aber  auch  die  „Cense  de  la  Vacquerie"  in  die 
Hände  des  Belagerers ,  welcher  ihre  Besatzung  durch  einen  Lauf- 
graben abzuschneiden  drohte.  Die  Franzosen  warteten  dies  nicht  ab. 
Die  Räumung  dieses  Postens  ermöglichte  es  den  Verbündeten,  die 
erste  Parallele  beiderseits  bis  an  die  Deule  zu  verlängern  und  beide 
Angrifi'e  durch  eine  Brücke  (b,)  in  unmittelbare  Verbindung  zu 
bringen. 

Tags  vorher  (am  24.)  hatte  der  Belagerer  den  Bau  einer  dritten 
Batterie  Bg  begonnen,  welche  gegen  das  Brillenwerk  zu  wirken  be- 
stimmt war  und  mit  50  Stücken  armirt  Averden  sollte  *).  Die  Erfolge 
der  letzten  Nacht  gestatteten  dem  Angreifer  den  Bau  neuer  Batterien. 
Die  Batterie  B^  (4  Geschütze)  am  äussersten  rechten  Flügel  der  ersten 
Parallele,  sollte  das  Feuer  der  verschanzten  Windmühle  M^  zum 
Schweigen  bringen,  von  welcher  aus  die  Angriffsarbeiten  die  ganze 
Nacht  über  lebhaft  beschossen  worden  waren.  Am  äussersten  rechten 
Flügel  der  ersten  Parallele  des  linken  Angriffes,  knapp  an  der  Deule, 
wurde  die  1 1 -Kanonen-Batterie  B^  erbaut,  bestimmt,  gegen  Bastion  III 
zu  wirken.  Den  linken  Flügel  desselben  Angriffes  zu  kräftigen,  schritt 
man  an  die  Herstellung  der  Batterie  Bg  für  12  Haubitzen  und  eben- 
soviele  Mörser. 

Wiewohl  die  vom  Vertheidiger  in  Brand  gesteckte  Mühle  M, 
eine  solche  Helle  verbreitete,  dass  die  Arbeiten  des  rechten  Angriffes 
erst  nach  Mitternacht  zum  26.  begonnen  werden  konnten,  gelang  es 
dem  Belagerer  doch  noch  vor  Tag  die  8-Mörser-Batterie  B^  anzulegen 
und  aus  der  Parallele  mit  einem  Zweige  gegen  die  Windmühle  Mß 
auszubrechen.  Auch  im  linken  Angriffe  gewann  der  Belagerer  gegen 
das  Horuwerk  zu  in  dieser  Nacht  viel  Terrain.  Er  armirte  die  Batterie  Bg 
und  placirte  eine  neue  B„   für   12  Kanonen. 


')  Kriegs-A.,    Niederlande    1708;    Fase.  XIII.    2  a  gibt  42  Gesciiütze    an,    der 
Plan  der  Memoires  railitaires  (Pelet)  VIII.   und  jener  von  Frix  weisen  43  aus. 


400 

Der  Angriff  war  dem  Platze  am  26.  bereits  so  nahe  gerückt, 
dass  die  Verthcidigung  zu  seiner  Bekämpfung  vom  Bombenfeuor 
Gebrauch  machen  konnte.  Sie  beschränkte  sich  aber  nicht  darauf,  sich 
den  Augreifer  auf  diese  Art  allein  vom  Leibe  zu  halten.  Es  war  vor- 
auszusehen gewesen,  dass  Bouffiers  einen  Versuch  macheu  werde, 
die  Magdalenen-Kapelle  wieder  in  seine  Gewalt  zu  bekommen.  Am  26., 
um  7  Uhr  Abends,  warf  er  den  Brigadier  Ravignan  und  den  Oberst 
]M  a  i  1 1  e  b  o  i  s  mit  600  Mann  gegen  den  äussersten  linken  Flügel  der 
Ap]>i"oeheu.  Der  Kampf  concentrirte  sich  auf  die  von  100  Mann  der 
holländischen  Garde  unter  dem  Major  von  Moor  besetzte  Kapelle.  Ob 
nun  diese  nach  heissem  Kampfe  genommen  wurde,  wie  die  Franzosen 
behaupten,  oder  nicht,  —  thatsächlich  wurden  die  letzteren  sammt 
den  Arbciter-Colonnen  (400  bis  500  Mann),  welche  ihnen  gefolgt  waren 
vom  Prinzen  von  0  r  a  n  i  e  n,  der  sich  ihnen  mit  zwei  Bataillonen  ent- 
schlossen entgegenwarf,  in  den  Platz  zurückgetrieben.  Die  hinter  dem 
linken  Flügel  postirte  Reiterei  von  der  Bereitschaft  hatte  die  Franzosen, 
die  hiernach  ziemlich  Terrain  gewonnen  haben  mussten,  abschneiden 
wollen,  war  aber  auf  einen  nicht  zu  übersetzenden  Graben  gestossen  '). 

Die  folgende  Nacht  ward  vom  Angreifer  benützt,  die  zweite 
Parallele  des  rechten  Angriffes  (F,  schwarz)  bis  an  die  Deule  zu 
verlängern  und  der  Mörser-Batterie  B,,  welche  in  dieser  Nacht  armirt 
wurde,  eine  für  8  Haubitzen,  Bg,  anzuschliesseu.  Im  linken  Angriff 
begann  man  mit  der  Aushebung  der  zweiten  Parallele  (F,  schwarz) 
und  armirte  die  Batterie  B^.  Endlich  wurden  die  letzten  Vorbereitungen 
getroffen,  um  folgenden  Tages  den  Artillerie-Angriff  auf  die  Haupt- 
umfassung aus  50  (24-  und  36pfündigen)  Kanonen,  6  Haubitzen  und 
20  Mörsern  eröffnen  zu  können. 

•)  Die  Histoire  «le  Maillxn-uugh  II.  379  uimmt  von  einer  Anekdote  Notiz, 
welche  von  den  meisten  Gcscliiclitsschi-eibern  der  grossen  Allianz  erzählt  wird  nud 
wouach  wenig  gefehlt  hätte,  dass  Prinz  Eugen  am  26.  August  das  Opfer  eiues 
Verbrechens  geworden  wäre.  Der  Prinz  hatte  von  seinem  Adjutanten  zwei  Kriefe 
erhalten,  welche,  wie  man  annahm,  aus  dem  Haag  gekommen  waren ;  er  öffnete 
einen  und  als  er  darin  nichts  als  ein  Stück  fettigen  grauen  Löschpapiers  fand,  Hess 
er  es  nachlässig  und  ohne  die  geringste  Bewegung  zu  verrathen,  zu  Boden  fallen. 
Der  Adjutant  hob  es  auf,  roch  darnach  und  ward  augenblicks  betäubt.  Ein  Hund, 
au  dessen  Hals  man  das  Papier  befestigte,  starb  in  den  nächsten  24  Stunden,  wie- 
wohl man  ihm  Gegengift  gab.  Als  General  Dopft"  und  Andere  in  Gegenwart  des 
Prinzen  ihrer  Entrüstung  Ausdruck  gaben,  sagte  der  Letztere:  „Seien  Sie  nicht  über- 
rascht, meine  Herren,  es  ist  nicht  der  erste  Brief  dieser  Art,  den  ich  erhalten." 
Die  Histoire  de  Marlborough  verweiset  diese  Anekdote  in  das  Reich  der  Fabel,  dem 
sie  aber  durch  des  Prinzen  Briefe  an  Heems,  dann  an  die  Grafen  Martinitz  und 
Tarini  vom  3.  und  7.  October  1708  (Supplement-Heft  S.  269,  Nr.  242,  S.  275, 
Nr.  248,  endlich  S.  407,  Nr.  383)  entrückt  wird. 


401 

Am  28.  August,  8  Uhr  Morgens,  lösten  Prinz  Eugen  im  rechten, 
der  Prinz  von  Oranien  im  linken  Angriff  persönlich  den  ersten 
Kanonenschuss.  Das  Feuer  der  Angriffs-Batterien  concentrirte  sich  vor- 
nehmlich auf  die  Bastionsfacen  der  Front  II — III  und  war  so  wirksam, 
dass  schon  am  ersten  Tage   gangbare  Breschen  erzeugt  wurden  *). 

Es  scheint,  als  ob  der  Belagerer  davon,  dass  er  die  vollkommen 
intaeten  Aussenwerke  vornehm  ignorirte  und  mit  der  Zertrümmerung 
der  Hauptumfassung  begann,  einen  moralischen  Eindruck  erwartete, 
der  die  Capitulation  des  Platzes  unmittelbar  zur  Folge  haben  werde. 
Der  Festungskrieg  war  zu  jener  Zeit  nicht  selten  blos  eine  Art  von 
Zweikampf,  wobei  der  Belagerte,  mehr  um  die  Wahrung  der  Ehre, 
als  um  die  Rettung  des  Platzes  besorgt,  die  Waffen  streckte,  sobald 
in  den  Hauptwall  Bresche  gelegt  war.  Der  Vertheidiger  von  Lille 
aber  war  sich  der  Grösse  seiner  Pflicht  zu  sehr  bewusst,  um  an  das 
stärkste  Bollwerk  Frankreichs  denselben  conventionellen  Massstab  an- 
zulegen. Dasselbe  Verfahren,  das  einem  Commandanten  von  geringerer 
Pflichttreue,  schwächerem  Charakter  und  minderer  Einsicht  gegenüber 
vielleicht  zum  Ziele  geführt  hätte,  musste  an  einem  Manne  wie 
15oufflers  scheitern.  Das  Anticipiren  der  Breschirung  des  Haupt- 
walles ward  zu  einem  nicht  wieder  gut  zu  machenden  Fehler,  sowie 
der  Vertheidiger  entschlossen  war,  den  Angreifer  daraus  so  lange 
keinen  Nutzen  ziehen  zu  lassen,    bis  er  nicht  Herr  der  Aussenwerke. 

In  der  That  Hess  Bouffiers  das  Feuer  kräftigst  erwidern  und 
im  Laufe  der  Nacht  sowohl  die  Breschen  verlegen,  als  auch  an  der 
Ausbesserung  der  Schäden  arbeiten. 

Gewaltig  dagegen  war  der  Eindruck,  den  der  27.  August  auf  die 
Bevölkerung  von  Lille  machte.  Schon  der  gewaltige  Donner  der 
Geschütze  erfüllte  sie  mit  Angst  und  Schrecken  und  diese  nahmen  zu, 
als  hinter  der  Courtine  der  Porte  d'Eau  in  Folge  eines  Bombenwurfes 
ein  Pulvermagazin  aufflog,  wodurch  mehrere  Wohngebäude  in  Brand 
geriethen.  Das  Feuer  wurde  zwar  bald  gelöscht,  aber  einige  Häuser 
sanken  in  Trümmer,  andere  drohten  den  Einsturz.  Wiewohl  der 
Magistrat  Angesichts  der  Gefahr  den  Lohn  erhöhte,  fand  er  keine 
Arbeiter;  die  Truppen  mussten  selbst  Hand  anlegen,  die  Trümmer 
zu  beseitigen  und  die  baufälligen  Gebäude  zu  demoliren. 

Das  Feuer  der  Belagerungs-Batterien  wurde  continuirlich  unter- 
halten. In  den  Nächten  zum  28.  und  29.  August  machte  die  Approche 
gegen  die  Windmühle  My  grosse  Fortschritte.  Die  zweite  Parallele 
des   linken  Angriffes  ward    vollendet,    mit    der    ersten   verbunden  und 


*)  Brun-Lavainue  312.   Histoire  de  Marlboroiigli  II.  381. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  2o 


402 

aus  ihr  gegen  die  Contrescarpe  ausgcbrüchen.  Die  Augriffs-Batterien 
wurden  theils  vermehrt,  theils  verlegt,  80  ward  die  Batterie  B^  aus  der 
ersten  Parallele  in  die  zweite  vorgeschoben  und  hinter  deren  Glitte 
die  9  -  Kanonen  -  Batterie  B,„  erbaut.  Im  linken  Angriflfe  wurden  die 
Batterien  B^  und  B,  in  die  zweite  Parallele  vorgerückt  und  gegen  das 
Hornwerk  H^  und  das  Ravelin  R,    die  lü-Kanonen-Batterie  Bj,  angelegt. 

In  der  Nacht  zum  29.  August  stürmte  der  Belagerer  mit  300  Grena- 
dieren die  vom  gedeckten  Weg  nur  130'"  entfernte  verschanzte 
Windmühle  Mu  (Toste  du  moulin^ ,  deren  40  Mann  starke  Besatzung 
theils  niedergemacht,  theils  gefangen  genommen  wurde.  Ein  zur  Unter- 
stützung der  Mühle  gemachter  Ausfall  wurde  von  zwei  pfälzischen 
Bataillonen  mit  grossem  Verluste  zurückgeschlagen  und  wurden  die 
Franzosen  bis  an  die  Contrescarpe  verfolgt ') ;  der  Belagerer  vermochte 
sich  aber  in  dem  eroberten  Posten  nicht  zu  logiren.  Da  der  Sturm, 
wahrscheinlich  der  Mondhelle  wegen,  erst  nach  Mitternacht  ausgeführt 
worden  war,  fehlte  es  an  Zeit,  die  gegen  den  Platz  zu  offene  Kehle 
der  Redoute  M^  zu  schliessen  und  letztere  mit  der  Tranchee  zu  ver- 
binden. Das  unausgesetzte  und  kräftige  Geschützfeuer  des  Vertheidigers 
nöthigte  den  Belagerer  vollends  den  Posten  vorläufig  aufzugeben,  der 
am  folgenden  Tage  von  den  Franzosen  erneut  besetzt  wurde.  Als 
diese  aber  in  der  Nacht  zum  30.  die  Mühle  anzündeten  und  sich  zu- 
rückzogen, trieb  der  Belagerer  seine  Annäherungen  über  dieselbe  und 
bis  zum  Glacisfusse  vor.  —  Die  Batterie  8,^,  auf  17  Kanonen  erweitert, 
sollte  das  Hornwerk  Hg  zum  Schweigen  bringen.  Im  linken  Angriff 
ward  in  dieser  Nacht  von  der  Kapelle  aus  eine  zweite  Verbindungslinie 
(c)  nach  der  zweiten  Parallele  gezogen,  die  5- (7)  Mörser -Batterie  B^^ 
begonnen,  welche  gegen  das  Brillenwerk  wirken  sollte,  und  endlich 
gegen  dieses  mit  einem  Laufgraben  (d)  rechtwinkelig  ausgebrochen. 

Wiewohl  die  Angriffs-Batterien  die  Demontirung  und  Breschirung 
der  Vorwerke  ununterbrochen  fortsetzten,  zum  Theile  auch  Steine  und 
Granaten  warfen,  erwiderte  der  Vertheidiger  das  Feuer  dennoch  mit 
ungeschwächter  Kraft.  Namentlich  thaten  seine  Bomben  Schaden,  welche 
insbesondere  der  grossen  Batterie  B3  so  arg  zusetzten,  dass  nachein- 
ander drei  Handpulvermagazine  in  die  Luft  gingen.  Die  häufige 
Wiederkehr  solcher  Explosionen  —  am  1.  September  flogen  in  der 
Batterie  B^j  einige  Pulverfässer  und  am  Abend  ein  Pulvermagazin, 
am  3.  abermals  ein  solches  und  ein  Munitions  -  Karren  auf  —  lässt 
überhaupt  schliessen,  dass  der  Sicherung  der  Munition  nicht  die 
gehörige  Sorgfalt  zugewendet  wurde. 

*)  Nach  den  französischen  Quellen  nahm  die  Ausfallstiuppe  die  Mühle  wieder. 
Brun-Lavainne  312.  Histoire  de  Marlborough  II.  382. 


403 

Bei  dem  Umstände,  dass  die  Belagerungs-Arbeiten  bereits  im 
wirksamsten  Feuerbereich  des  Platzes  und  überdies  in  mondhellen 
Nächten  ausgeführt  werden  mussten  und  Bouffiers  sie  durch  kleine 
Ausfälle  mit  12  bis  20  Mann  häufig  beunruhigte,  machten  die  An- 
näherungen bei  wachsendem  Verluste  nur  geringe  Fortschritte.  Das 
horizontale  und  verticale  Defilement  der  Approchen  bereitete  immer 
grössere  Schwierigkeiten.  So  konnte  man  von  der  Windmühle  M^  aus 
nur  mehr  mit  der  traversirten  Sape  vorwärts  kommen.  —  Besser  als  im 
rechten,  schritten  die  Annäherungen  im  linken  Angriffe  vor.  Des 
feindlichen  Feuers  ungeachtet,  gelang  die  Aushebung  der  Halb- Parallele 
(^ — f)  vor  dem  Tenaillon  T^.  Die  Spitze  der  gegen  das  Tenaillon  T^ 
geführten  Sape  (d)  ward  in  der  Nacht  zum  1.  September  dem  ge- 
deckten Weg  bis  auf  25,  jene  der  gegen  das  Hornwerk  H^  vorge- 
führten Sape  demselben  bis  auf  50  Schritte  genähert.  Zugleich  wurden 
die  in  der  Nacht  zum  30.  begonnenen  Batterien  vollendet,  aus  der  Bat- 
terie Bg  3  Mörser  in  die  zweite  Parallele  vorgeschoben  (B^g)  und  bei  der 
Magdalenen-Kapelle  die  8-Kanonen-Batterie  B^^  begonnen.  In  der  Nacht 
zum  31.  August  hatte  man  auch  zur  besseren  Verbindung  beider  An- 
griffe die  Brücke  b^  über  die  Deule  geschlagen.  Es  verdient  hervor- 
gehoben zu  werden,  dass  die  Truppen  der  Belagerimgs-Armee  durch  die 
eingetretenen  Verluste  bereits  so  geschwächt  waren,  dass  Prinz  Eugen 
sich  bemüssigt  sah,  die  Tranchee  statt  von  10,  von  11  Bataillonen 
beziehen  zu  lassen. 

Unter  diesen  Umständen  begann  am  Morgen  des  1.  September 
die  Beschiessung  des  Hornwerkes  Hg.  Unter  dem  Schutze  des  Klein- 
gewehrfeuers, das  die  ganze  Nacht  zum  2.  September  ununterbrochen 
unterhalten  wurde,  rückten  die  bereits  im  Gange  befindlichen  Sapen 
in  beiden  Angriffen  vor.  Ihre  Zahl  ward  um  eine  (e)  vermehrt,  welche 
man  gegen  den  gedeckten  Weg  des  Magdalenen-Thors  dirigirte.  Auch 
die  Zahl  der  Kanonen  und  Mörser  in  den  Angriffs-Batterien  erfuhr 
neuen  Zuwachs.  In  dieser  Nacht  fiel  M  o  1 1  e  r  a  s,  ein  tüchtiger  Inge- 
nieur der  Verbündeten. 

Abgesehen  von  einem  kleinen  Ausfalle,  den  der  Vei'theidiger  in 
der  Nacht  zum  3.  unternahm,  beschränkte  sich  dieser  darauf,  die 
Sape-Spitzen  mit  doppelter  Heftigkeit  zu  beschiessen.  Gleichwohl  gelang 
es  dem  Angreifer,  unter  dem  Schutze  des  mächtigen  und  ununter- 
brochenen Feuers  seiner  Batterien,  die  Spitzen  der  Annäherungen  des 
rechten  Angriffes  am  3.  durch  eine  dritte  Parallele  (K,  schwarz)  zu 
verbinden  und  die  Sapen  beider  Angriffe  weiter  vorzutreiben.  —  Im 
linken  Augriffe  wurden  die  Mörser  aus  der  ersten  in  die  zweite  Parallele 
verlegt  und  hinter  deren  rechtem  Flügel  die    14 -Kanonen-Batterie  B^^ 

26* 


404 

erbaut.  Schon  an  diescni  Tage  wurde  der  Sturm  auf  die  Contrescarpe, 
zu  weleliem  bereits  alles  Erforderliche  in  die  vorderste  Parallele 
geschafft  worden  war,  vom  Belagerer  für  ausführbar  erachtet.  Man 
schob  ihn  nur  darum  auf,  weil  man  erwartete,  es  werde  mit  der  Ent- 
satz-Armee zum  Schlagen  kommen.  Ihn  besser  zu  sichern,  nahm  der 
Belagerer  am  5.  September  die  Redoute  de  Lee.  Wiewohl  der  Ver- 
theidiger  dagegen  zwei  Minen  springen  Hess,  verlor  der  Angreifer 
nur  12  Mann  an  Todten  und  28  an  Verwundeten. 

In  der  Nacht  zum  6.  wurde  an  der  Vortreibung  aller  Sapen, 
wie  an  der  besseren  Einrichtung  der  Laufgräben  eifrigst  gearbeitet ; 
der  Vertheidiffer  fiel  abermals  mit  100  Mann  aus  und  unterhielt  ein 
sehr  lebhaftes  Feuer.  Wie  am  Mittage  des  5.  in  der  gegen  das 
Tenaillon  T,  vorgeführten  Sape,  Avurde  am  Vormittage  des  6.  in  der 
gegen  das  Hornwerk  H^   dirigirten,  der  Mineur  angesetzt. 

Diese  Arbeiten  wurden  in  der  folgenden  Nacht  von  den  Kaiser- 
lichen, welche  am  Nachmittag  den  Tranchee-Dienst  angetreten  hatten, 
mit  bestem  Erfolge  theils  vollendet,  theils  fortgeführt.  Es  glückte  den 
Mineuren,  eine  unter  dem  ausspringenden  Winkel  des  Brillenwerks 
angelegte  Vertheidigungsmine  zu  entdecken  und  die  Zündleitung 
abzuschneiden.  Am  äussersten  linken  Flügel  endlich  wurde  die 
4-Kanonen-Batterie  B^^  angelegt. 

Um  diese  Zeit  standen  (nach  Quincy)  13  Belagerungs-Batterien 
mit  zusammen  155  Geschützen  gegen  Lille  im  Feuer.  Wie  jüngst  am 
3.  September,  flog  am  6.  abermals  ein  Pulvermagazin  der  Festung  auf. 
Das  Wasserthor  (Porte  d'Eau)  und  die  Bastion  II,  unaufhörlich 
beschossen,  lagen  vollständig  in  Trümmern. 

Indess  sich  die  Verbündeten  zum  Sturme  auf  den  gedeckten  Weg 
rüsteten,  hatte  Bouffiers  im  Innern  des  Platzes  Krisen  zubeschwören, 
die  einen  ganzen  Mann  erforderten.  Das  Schwinden  des  Proviants 
erheischte  schärfere  Requisitions- Massnahmen,  welche  die  Bürgerschaft 
naturgemäss  verstimmten.  Am  26.  August  requirirte  Bouffiers,  an- 
geblich des  stündlich  wachsenden  Bedarfs  halber,  die  Waffen  der 
Bürger-Compagnien,  eine  Massregel,  welche  deren  Desarmirung  ver- 
zweifelt ähnlich  sah  und  von  ihnen  zum  Theile  murrend  vollzogen 
wurde.  Die  grösste  Gefahr  für  die  Stadt  erwuchs  aber  aus  der  täglich 
heftiger  werdenden  Beschiessung.  Alle  Vorsichtsmassnahmen,  die  er- 
griffen wurden,  vermochten  dem  Ausbruche  von  Bränden  nicht  vorzu- 
beugen. Am  30.  August  gab  es  im  Viertel  St.  Maurice  deren  mehrere 
»  zu  löschen.  Tags  darauf  zündete  eine  Bombe  einen  Heuschober  an  der 
Deule,  dieser  einen   zweiten,  der  ganze  Stadttheil  drohte  in    Flammen 


405 

aufzugehen.  Zwar  wurde  man  diesmal,  wie  auch  am  1.  September,  des 
Feuers  Herr,  aber  diese  Brände  führten  zu  neuen  Cahimitäten.  Die 
Löschenden  nützten  die  Gelegenheit,  von  fremdem  Gut  sich  anzueignen, 
was  sie  eben  brauchen  konnten.  Die  Behörden  mussten  energisch  ein- 
schreiten, das  Eigenthum  zu  schützen.  Wiewohl  der  Magistrat  die 
Flüchtlinge  aus  den  demolirten  Vorstädten  unterstützte,  die  Arbeiter, 
welche  sich  bei  der  Vertheidigung  nützlich  machten,  bezahlte  und  die 
Armenpflege  nicht  vernachlässigte,  gab  es  doch  bereits  Malcontente. 
Diese  Vorgänge  im  Innern  Lille's  konnten  dem  Belagerer  kein 
Geheimniss  bleiben.  Was  sich  nicht  aus  dem  Augenschein  ergab,  be- 
richteten Ueberläufer;  aber  die  Schlüsse,  welche  die  Ingenieure  der 
Verbündeten  daraus,  wie  aus  dem  Stande  der  Angriffsarbeiten  zogen, 
Schlüsse,  welche  in  der  Hoffnung  Ausdruck  fanden,  man  werde  in 
4  oder  5  Tagen  Herr  der  Stadt  sein,  waren  doch  wenig  berechtigte. 
Bouffiers  hatte  mit  dem  Wachsender  Gefahr  seine  Anstrengungen 
zur  Behauptung  des  ihm  anvertrauten  Platzes  verdoppelt.  Jede  Nacht 
sah  ihn  auf  den  Wällen.  Neu  erbaute  Stau-Dämme  sicherten  die  dem 
Platze  so  ungemein  wichtige  luundation  und  nichts  war  unterlassen 
worden,  für  die  Folge  Hindernisse  vorzubereiten,  welche  der  Belagerer 
nicht  erwartete.  Die  vollste  Ausnützung  des  Feuers  als  das  oberste 
Gesetz  erkennend,  hatte  Bouffiers  den  mit  der  Leitung  und  Ueber- 
wachung  desselben  betrauten  und  durch  die  bisherigen  Anstrengungen 
erschöpften  Brigadieren,  fünf  neue  zugetheilt  und  überhaupt  Alles 
gethan,  die  Verbündeten  furchtbar  zu  empfangen. 

Ereignisse  Im  Felde. 

Berwick's  Vereinigung  mit  der  Hauptarmee.  —  Ihr  Vor- 
marsch   auf  Mons-en-Pevele. 

Sowie  der  Marschall  von  B  e  r  w  i  c  k  sah,  dass  die  Verbündeten 
an  die  Belagerung  Lille's  schritten,  sandte  er  6  Bataillone  und  ein 
Regiment  Dragoner  unter  C  r  o  i  s  s  y's  Befehl  nach  Pout-ä-Raches,  wo 
dieser  am  13.  eintraf.  Im  Besitze  der  wichtigsten  Scarpe-Uebergänge, 
verblieb  Berwick  im  Lager  nächst  Mortagne.  Sein  Vorschlag,  gegen 
Brüssel  eine  Diversion  zu  unternehmen,  fand  indess  nicht  die  Billi- 
gung des  Königs,  der  Lille  ohne  Verzug  mit  allen  Kräften  entsetzt 
wissen  wollte.  Ueber  den  Zeitpunct  der  Ausführung  seines  vom  14. 
datirten  Befehles,  konnte  man  aber  im  Hauptquartier  nicht  eins 
werden.  Indess  der  Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d  keinen  Augenblick  ver- 
lieren wollte,  meinte  V  e  n  d  6  m  e,  man  habe  für  diese  Operation  noch 
Zeit  genug.  Da  Lille  sich  mehr  als   drei  Wochen    halten    könne,    von 


406 

Gent  bis  Tournav  aber  nur  fiiuf  Märsche  wären,  könne  man  das 
Fussvolk  der  Verbündeten  an  der  Belagerung  sich  abstumpfen  lassen. 
Am  17.  beschloss  man,  sich  spätestens  am  25.  in  Marsch  zu  setzen, 
zu  Grammont  am  Dender  mit  Berwick  zu  vereinigen  und  dann 
über  Leuze  und  Tournay  in  die  Gegend  von  Douai  zu  rücken. 

Ludwig  XIV.  billigte  diese  Idee  ebensowenig,  wie  den  Entwurf 
der  Belagerung  von  Brüssel.  Für  die  Picardie  und  das  Cambresis 
zitternd,  welche  ungedeckt  blieben,  wenn  Berwick  auf  Grammont 
rückte,  und  in  der  Besorgniss,  dass  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h,  welcher  zu 
Helchin  vier  Scheidebrücken  hatte,  die  Vereinigung  beider  Armeen 
vereiteln  werde,  befahl  der  König  am  19.,  dass  Berwick  im  Lager 
von  Mortagne  verbleibe,  den  Feind  beobachte  und  beunruhige  und 
seineu  Dender-Uebergang  verzögere,  der  Herzog  von  Burgund  aber 
am  22.  oder  23.  aufbrechend,  von  Gent  über  Alost  oder  Ninove, 
Enghien  und  Soignies,  in  fünf  Märschen  auf  Mons  rücke.  Würde  der 
Herzog  von  Burgund  während  dieses  Marsches  von  Marlborough 
angefallen,  so  sollte  er  entweder  den  Kampf  vermeiden,  oder  aber  sich 
durch  einen  Theil  von  Berwick's  Truppen  verstärken.  Im  weiteren 
Verlaufe  sollte  der  Herzog  von  Burgund  sich  von  Mons  über 
Quievrain  nach  St.  Amand -  les  -  Eaux  ziehen,  um  zum  Entsätze  von 
Lille,  später  an  der  Marcq  alle  Kräfte  zu  vereinigen.  Die  Befürchtung, 
die  Verbündeten  könnten  die  Belagerung  von  Lille  aufgeben,  wenn 
man  sich  von  Brügge  und  Gent  zu  weit  entfernte,  welche  Plätze  von 
Burgund  noch  keinen  guten  Vertheidigungsstand  auswiesen,  Hess  den 
Herzog  auf  der  ursprünglichen  Idee  der  Vereinigung  zu  Grammont 
beharren.  In  der  Absicht,  selbst  am  25.  aufzubrechen,  befahl  er  dem 
Marschall  Berwick,  sich  Grammont  am  27.  bis  auf  Schussweite  zu 
nähern.  Auch  erneuertes  Drängen  Ludwig  XIV.  vermochte  ihn  in 
diesem  Vorhaben  nicht  mehr  zu  erschüttern.  Noch  immer  zweifelte 
er,  dass  es  den  Verbündeten  mit  der  Belagerung  Lille's  Ernst  sei.  Er 
war  überzeugt,  dass  wenn  er  sich  von  Gent  entfernte,  die  Verbündeten 
sich  entweder  auf  Gent  oder  auf  die  Picardie  werfen  würden.  Vendome 
aber  dachte  diesmal  wie  der  Herzog  von  Burgund  '). 

Die  Bewegungen  der  Franzosen  zu  beobachten  und  bereit,  überall, 
wo  es  die  Umstände  erheischten,  hinzumarschiren  ^),  war  Marlborough 

*)  Meraoires  rnilitaires  (Pelet)  VIII.  59  bis  76.  —  Memoires  du  marechal  de 
J'.erwick  395—397.   —  Samt-Simon,  Memoires  IV.  216  und  217. 

2j  Mailborougli  an  Townsliend,  au  Sunderland  und  au  Boyle.  Helchin, 
13.  Aug:u8t  1708,  an  Tarazena,  an  den  Staatsrath,  an  Munay  und  an  Wratislaw, 
Helihiu,  1.').  August  1708,  an  Prinz  Engon,  Helchin,  16.  August  1708.  Murray  IV. 
164  bis  169.  —  Prinz  Eugen  au  den  Kaiser.  Eoos,  19.  August  1708.  Supplement- 
Heft  S.    190,   Xr.    146. 


407 

mit  72  Bataillonen  und  124  Schwadronen  '),  am  12.  August  zu  Helchin 
eingetroffen.  Diese  Stellung  deckte  die  Belagerung  und  die  Zuschübe 
Yon  Brüssel,  Ath  und  Audenarde.  Schon  am  folgenden  Tage  benach- 
richtigt, dass  der  Herzog  von  Burg  und  Brüssel  bedrohe  und  sich 
mit  Berwick  zum  Entsätze  von  Lille  zu  vereinigen  beabsichtige, 
traf  der  britische  Feldherr  mit  gewohnter  Umsicht  seine  Gegenmass- 
nahmen.  Ein  Heer  von  Kundschaftern  und  die  Commandanten  der 
von  den  Verbündeten  besetzten  Plätze  hatten  den  Feind  auf  das 
Schärfste  zu  beobachten  und  auch  die  kleinste  seiner  Bewegungen 
sofort  zur  Kenntniss  des  Hauptquartiers  zu  bringen.  Damit  die  Scheide 
aufhöre,  ein  Hinderniss  zu  sein,  Hess  Marlborough  zu  Pottes  vier 
Brücken  schlagen  und  um  rasch  marschiren  zu  können,  gegen  Gram- 
mont,  Ath  und  Lille  Colonnenwege  herrichten.  Ostende,  Antwerpen 
und  Brüssel  unverwandt  im  Auge  haltend,  versicherte  er  sich  am 
18.  August  durch  Cadogan  einer  namhaften  Verstärkung  von  der 
Belagerungs -  Armee.  Marschirte  der  Herzog  von  Burgund  allein, 
ward  vereinbai't,  solle  Marlborough  ihm  folgen ;  setzte  sich  aber 
gleichzeitig  auch  Berwick  in  Marsch ,  habe  Prinz  Eugen  mit 
50  Schwadronen  ungesäumt  zur  Observations-Armee  zu  stossen,  indess 
der  Rest  seiner  Truppen  die  Belagerung  fortsetzte  ^). 

In  den  französischen  Lagern  wurden  endlich  auf  den  dritten 
kategorischen  Befehl  des  Königs  hin,  Anstalten  getroffen,  die  grosse 
Armee  mit  den  Truppen  Berwick's  zusammenstossen  zu  lassen. 
Dank  einem  bedeutenden  Zuschub  an  Kriegs-  und  Lebensmitteln,  mit 
allem  Erforderlichen  wohl  versehen,  sammelte  Vendume  nicht  ohne 
Verzug,  im  Lager  von  Lovendegem  100  Bataillone  und  145  Esca- 
dronen.  Berwick  zog  indess  aus  Ypern  3000  Mann,  Trümmer  der 
am  11.  Juli  geschlagenen  Armee,  und  vier  unter  Haut efort's  Befehl 
eben  dahin  disponirte  Bataillone  in  das  Lager  von  Chateau-L'Abbaye 
nächst  Mortagne.  Um  wenigstens  den  kleinen  Streif-Commanden  der 
Verbündeten  das  Eindringen  in  die  Picardie  zu  verleiden,  Hess  er  zu 
Douai  1  Bataillon  Infanterie  und  900  Pferde.  Tournay  bedachte  er 
mit  einer  Besatzung,  welche  um  1  Bataillon  mehr  als  die  gewöhnliche 
zählte,  und  mit  800  Pferden  und  2500  Versprengten  von  Audenarde, 
welch'  letztere  aber  im  Bedarfsfalle  wieder  zu  ihm  stossen  sollten. 
Mit  25  Bataillonen  und  98  Escadronen  aber  schickte  er  sich  an,  dem 
Herzog  von  Burgund  entgegen   zu  gehen  ^). 


')   Nach  Histoire  de  Marlborough  II.  367  mindestens  00.000  Mann  stark. 
«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  44. 
*j  Menioires  militaires  (Peletj  VIII.  77. 


408 

Da  alle  Nacliricliten  darin  übereinstiniinten,  die  Franzosen  hätten 
als  Zeitpuuet  für  ihre  Vereinigung  jenen  ausersehen,  zu  welchem  vor 
Lille  die  Laufgräben  eröffnet  würden,  hob  Mar  Iborough  am  Morgen 
des  23.  das  Lager  von  Helchiu  auf,  sandte  seine  grosse  Bagage  nach 
Menin,  überschritt  bei  Pottes  die  Scheide  und  lagerte  zu  Wattripont,  der 
rechte  Flügel  zu  Forest-sur-Rosne  und  Amougies,  der  linke  zu  Esca- 
naffles.  Gleichzeitig  rückte  ein  Detachement  der  Belage rungs- Armee  bis 
Lampon-Pont  vor,  um  erforderlichen  Falles  zu  Mar  Iborough  stossen 
zu  können.  Die  Brücken  von  Pottes  blieben  stehen,  auf  dass  man  volle 
Bewegungsfreiheit  gemessen  und  ganz  nach  Kriegsraison  operiren  könne. 

Dem  Marsch  nach  Amougies  war  die  Absicht  zu  Grunde  gelegen, 
die  Vereinigung  der  feindlichen  Armee  zwischen  Scheide  und  Dender 
unausführbar  zu  machen  und  sie  auch  in  Brabant  zu  erschweren'). 
Im  französischen  Hauptquartier  glaubte  man  daraus  die  Intention  zu 
erkennen,  eine  der  beiden  Armeen  vereinzelt  zu  schlagen,  Grund 
genug,  die  geplante  Vereinigung  hinter  dem  Dender  anzustreben. 
Am  25.  von  der  Eröffnung  der  Laufgräben  verständigt,  ordnete 
Burg  und  für  den  27.  den  Marsch  auf  Ninove  an,  indess  Berwick 
am  26.  zwischen  Mons  und  St.  Ghislain  lagern  und  sich  in  den  folgen- 
den Tagen  der  grossen  Armee  so  nähern  sollte,  dass  die  Vereinigung 
zu  Ninove  oder  Grammont  gesichert.  Ein  von  Berwick  entworfener 
und  vom  Hofe  gebilligter  Plan:  Lille  zu  entsetzen,  ohne  die  Gefahren 
einer  Schlacht  mit  in  Kauf  nehmen  zu  müssen  ^),  kam  zu  spät.  Schon 
hatten  sich  die  französischen  Colonnen  nach  dem  Dender  in  Marsch 
gesetzt,  das  frühere  Vorhaben  in  Ausführung  zu  bringen.  Berwick, 
welcher  zu  St.  Amand  -  les  -  Eaux  an  der  Scarpe  nur  800  Pferde, 
300  Dragoner  und  ebenso  viele  Infanteristen  unter  C  h  e  r  i  s  e  y  zurück- 
gelassen, war  am  26.  von  Chateau-l'Abbaye  nach  Quaregnon,  zwischen 
Mons  und  St.  Ghislain  gerückt.  Der  Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d  aber  hatte 
Gent  und  Brügge  nur  mit  7  Bataillonen  und  einiger  Cavallerie  unter 
Lamothe  bedacht  und  war  am  27.  nach  Melle-lez-Gand  marschirt. 
Sein  linker  Flügel  lagerte  hinter  diesem  Orte  an  der  Scheide,  sein 
rechter  zu  Meirelbeke  *). 


*)  Marlborough  an  Boyle.  Ämoiig^ies,  23.,  an  Prinz  Eufren  und  die  General- 
Btaaten-Deputirten,  24.  August.  Murray  IV.   184  und  185. 

*)  Der  König  an  den  Herzog  von  Burgund.  F'ontainebleau,  24.  August  1708. 
Mciuoires  niilitaires  (Pelet)  VIII.  42G.  Burgund  sollte  durch  eine  Demonstration  gegen 
Alost  Marll)oruugh  verleiten,  sich  durch  einen  Theil  der  Belagerungs-Armee  zu  ver- 
Btärken ;  Berwick  aber  mit  allen  Truppen,  welche  er  nur  zusammenraffen  könnte, 
in  zwei  Eilmärschen  sich  Lille  nähern  und  im  Einvernehmen  mit  Bouffiers  die 
Belageruugsarlieiten  durch  Ueherfall  so  zerstören,  dass  sie  nicht  wieder  aufzunehmen. 

3)  Memoires   militaircs  (Pelet)  VIII.  79  bis  83. 


409 

M  a  r  1  b  0  r  0  u  g  li  hatte  noch  am  26.  von  B  e  r  w  i  c  k's  Max'sch 
auf  Boussu-sur-Haine  Nachricht  erhalten  und  erfahren ,  dass  Jener 
seinen  rechten  Flügel  gegeo  Mens,  seinen  linken  gegen  Conde  aus- 
gedehnt habe.  Da  von  einem  Aufbruche  Burgund's  nichts  verlautete, 
mochte  Berwick's  Bewegung  eine  Kriegslist  sein,  Marlborough 
zum  Verlassen  der  Stellung  von  Amougies  zu  verleiten.  Also  bescliloss 
dieser,  sich  nicht  von  der  Stelle  zu  rühren,  ehe  er  nicht  Ijesser  auf- 
geklärt *).  Am  27.  wusste  er  Berwick  noch  zu  Boussu-sur-Haine 
und  gewärtigte  er  für  den  folgenden  Tag  dessen  Marsch  nach  Soi- 
gnies.  Um  die  Mittagsstunde  des  27.  endlich  lief  die  Meldung  ein, 
B  u  r  g  u  n  d  sei  selben  Tages  5  Uhr  Früh  in  3  Colonnen  aufgebrochen 
und  habe  um  10  Uhr  Vormittags  Oombergen  erreicht.  Nun  zweifelte 
Marlborough  nicht  mehr,  dass  Burgund's  Absicht  sei,  zu  Alost 
oder  Ninove  den  Dender  zu  überschreiten  ^).  Den  Plan  fallen  lassend, 
die  Vereinigung  der  feindlichen  Armee  zu  hintertreiben,  und  ent- 
schlossen, gemäss  der  mit  Prinz  Eugen  gepflogenen  Abmachungen,  so 
wie  sie  geschehen,  sofort  vor  Lille  zu  rücken,  sandte  Marlborough, 
um  sich  über  die  Bewegungen  der  Franzosen  noch  mehr  in's 
Klare  zu  setzen,  den  Grafen  von  Athlone  mit  1500  Pferden  gegen 
Leuze  und  befahl  dem  General  -  Lieutenant  R  o  s  s ,  welcher  mit 
2500  Reitern  einen  Convoi  von  600  Wagen  von  Ath  zur  Armee  zu 
geleiten  hatte,  bis  Lessines  streifen  zu  lassen.  Die  Brücken  bei  Pottes 
mit  2  Brigaden  Fussvolk  und  10  Schwadronen  Reiterei  sichernd, 
führte  Marlborough  am  28.  die  Armee  in  die  Stellung  Moustier- 
au-bois-Cordes.  Er  wollte  sich  nur  die  Gewissheit  verschaffen,  dass  die 
Feinde  ihre  Vereinigung,  welche  er  zu  Mons  erwartete,  thatsächlich 
bewirkt. 

Beide  französische  Armeen  setzten  am  28.  August  ihren  Marsch 
fort.  Jene  des  Herzogs  von  B  u  r  g  u  nd  brach  in  der  Morgendämmerung 
auf,  überschritt  den  Dender  auf  Kriegsbrücken,  welche  zwischen 
Ninove  und  Pollaere  geschlagen  worden,  und  lagerte  mit  dem  linken 
Flügel  im  Gehölz  von  Rachepaille,  mit  dem  rechten  nächst  Ninove. 
Berwick  verliess  selben  Tages  Quaregnon,  marschirte  über  Enghien 
und  lagerte  zu  Herinnes- sur-Marcq,  wo  seine  Infanterie  im  Laufe 
der  Nacht  eintraf.  Folgenden  Tages  brach  er  mit  Sonnenaufgang 
auf;  seine  Truppen  längs  des  Viane-Baches,  mit  dem  rechten  Flügel 
am    Dender  lagernd,  eilte    er    in  Person   nach    Ninove.    Am    30.    ver- 


'j  Marlborough  an  die  Generalstaatea-Deputirten.  Amougies,    26.  August  1708. 
Murray  IV.  190. 

^)  Marlborough  an  Prinz  Eugen.   Amougies,  27.  August  1708.  Murray  IV.   193. 


410 

einigten  sich  beide  Armeen,  zusammen  etwa  110.000  Mann  stark*), 
zu  Lessines  *). 

Nun  wich  Marlborough,  den  Rath  seines  Waffenbruders  be- 
folgend '),  um  der  Belagerung  näher  zu  sein,  am  Nachmittage  des  30. 
an  die  Scheide  zurück.  Nachdem  er  den  vom  General-Lieutenant  Ross 
bedeckten  Convoi,  welcher  in  der  Nacht  Ath  verlassen,  an  sich  gezogen 
imd  Meldung  erhalten,  dass  Lessines  bereits  vom  Feinde  besetzt,  ging 
Marlborough  am  Nachmittage  des  30.  an  die  Brücke  von  Espierres 
zurück,  wo  er  lagerte  *). 

Die  Meldung  von  dieser  Bewegung  und  die  Nachricht,  Prinz 
Eugen  beschiesse  Lille  so  furchtbar,  dass  er  in  5  oder  6  Tagen 
gangbare  Breschen  hergestellt  haben  dürfte,  bestimmten  den  Herzog 
von  B  u  r  g  u  u  d,  welcher  schon  besorgt  hatte,  den  Umweg  über 
Cambron  (Cambron-Casteau  und  Cambron-S.  Vincent)  und  Mons  ein- 
schlagen zu  müssen,  geradenwegs  auf  Tournay  zu  marschiren.  Am  31. 
rückte  er  von  Lessines  nach  Braffe  in  der  Niederung  von  Leuze  und 
lagerte  am  1.  September  unter  den  Mauern  von  Tournay,  die  Scheide 
ober-  und  unterhalb  dieses  Platzes  mehrmals  überbrückend  ^). 

Auf  die  Nachricht,  die  Franzosen  setzten  ihren  Marsch  von 
Lessines  auf  Tournay  fort,  war  Marlborough  noch  am  31.  nach 
Templeuve  marschirt  und  das  Lager  zwischen  Willems  und  Pont-a-Chin 
bezogen  worden.  Um  in  der  bevorstehenden  Schlacht  so  stark  wie 
möglich  zu  sein,  hatte  Marlborough  den  zur  Deckung  Flanderns 
detachirten    General    F  a  g  e  1    angewiesen ,     zur    Armee     zu    stossen. 


')  Histoire  de  Marlborough  II.  387. 

^)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  83  bis  84.  —  „Niemals  hat  es  eine  so 
furchtbare  Ai-mee  gegeben,  wie  nach  dieser  merkwürdigen  Vereinigung"  —  schreibt 
Saint-Simon,  M(3moires  IV.  218.  —  »198  Escadronen  Cavallerie,  überdies  42  Esca- 
dronen  Dragoner,  130  Bataillone,  ohne  die,  welche  in  den  festen  Plätzen  und  auf  Posten 
standen  und  ohne  jene,  welche  seit  Audenarde  nicht  mehr  zur  Armee  eingerückt  waren ; 
alle  Corps  ausgezeichnet,  der  grössto  Theil  aus  alten  und  aus  Elite-Truppen,  wie  den 
königlichen  Garden,  bestehend.  Doppelte  Verpflegs-  und  Artillerie- Vorräthe,  Ueber- 
fluss  an  Geld  und  an  Allem  im  Lande  und  in  der  Nähe  unserer  Plätze,  Bequemlich- 
keit nach  Wunsch ;  23  General-Lieutenants,  25  Marechaux  de  Camp  in  der  Front, 
70  Brigadiere  —  mit  einem  Wort,  was  menschlichen  Erinnerns  noch  niemals  war 
gesehen  worden  und  eine  Kampflust,  welche  nicht  lebhafter,  nicht  natürlicher, 
nicht  allgemeiner  sein  konnte!" 

')  Wohl  hierauf  liezieht  sich  die  folgende  Stelle  in  Marlborough's  Schreibeu 
an  den  Prinzen:  Amougies,  24.  August  1708.  Murray  IV.  18.5.  „Für  den  Fall,  als 
sie  (die  Franzosen)  nach  hrabant  marschiren,  werde  ich  mich  liirer  Anschauung  an- 
bequemen." 

*)   Marlbonnigli   an    Prinz  Eugen.   Annjugies,   30.   August  1708.  Murray  IV.    1%. 

•■')   M.;moiros   militaires   (Peletj    VIII.   84. 


411 

Drei  Bataillone  Hessen,  sowie  das  ganze  chiirsächsisclie  Contingent, 
das  zu  Brüssel  stand,  hatte  Befehl  erhalten,  am  1.  September  zu 
Grammont,  am  2.  zu  Audenarde  zu  lagern  *).  Am  31.  erhielt  noch 
das  britische  Regiment  Erle  Weisung,  sich  Fagel  anzuschliessen; 
Chanclos  bei  Audenarde  stehend,  hatte  mit  10  Schwadronen  gleich- 
falls zur  grossen  Armee  zu  stossen. 

Im  französischen  Hauptquartier,  das  zu  Tournay  einen  kurzen  und 
stüi-mischen  Kriegsrath  gehalten,  erwartete  man,  dass  es  vor  Tournay 
zur  Schlacht  kommen  werde.  Man  konnte  nicht  annehmen,  dass  Eugen 
und  Marlborough  eine  von  6-  oder  7tägigem  Marsche  ermüdete 
Armee  unangefochten  die  Scheide  würden  überschreiten  lassen.  In 
solcher  Erwartung  passirte  die  französische  Armee,  deren  Bagagen  nach 
Valenciennes  abgeschoben  wurden,  am  2.  den  Fluss  in  8  Colonnen. 
Aber  ohne  Kampf  bezog  sie  zu  Croix  Notre  Dame  das  Lager,  den 
rechten  Flügel  nach  Blandain  -  lez  -  Tournay ,  den  linken  nach  Ere 
(Willemeau)  ausdehnend. 

Marlborough  war  bereits  am  Vortage  in  zwei  Colonnen  in  die 
Niederung  von  Lille  gerückt,  wo  er  die  Armee,  Front  gegen  Tournay, 
zwischen  Antroeuille  und  Pont-ä-Tressin  hatte  Stellung  nehmen  lassen. 
Das  Hauptquartier  war  zu  Peronne  aufgeschlagen  worden.  Zwei  Streif- 
commanden  von  je  300  Huszaren  von  Prinz  Eugen  gegen  Tournay 
entsandt,  sollten  Gewissheit  bringen,  ob  die  Franzosen  die  Scheide 
bereits  überschritten.  Folgenden  Tages,  am  2.  September,  recognoscirten 
beide  Feldherren,  begleitet  von  der  Generalität  und  bedeckt  von 
800  Pferden,  die  Gegend,  eine  Stellung  auszumitteln,  in  der  man  sich 
schlagen  konnte,  wenn  die  Franzosen,  gegen  Prinz  Eugen's  Erwarten, 
einen  ernsten  Versuch ,  Lille  zu  entsetzen,  wagen  würden.  Es  wurde 
beschlossen,  sie  in  der  Ebene  von  Lille  so  zu  nehmen,  dass  der  rechte 
Flügel  von  Prinz  Eugen's  Truppen  gebildet,  sich  an  die  obere  Deule 
lehne,  der  linke,  Marlborough's  Armee,  diesseits  der  Marcq  verbleibe-). 

Die  französische  Armee  brach  am  3.  in  4  Colonnen  auf  und 
schlug  die  Richtung  auf  Gysoing  ein.  Eine  Stunde  von  diesem  Orte 
schob  sie  sich  zum  Durchziehen  der  Engwege  auf  die  linke  Flügel- 
Colonne  zusammen,  marschirte  hierauf  in  8  Colonnen  auf  und  lagerte  zu 
Orchies.  Auf  die  Meldungen  über  diese  Bewegung  einen  Zusammen- 
stoss  als  unmittelbar  bevorstehend  erachtend,  ertheilte  Marlborough 
Fagel    den  Befehl,    noch    am  3.  von   Audenarde    nach  Lampont-Pont 


')   Marlborough  an  Fagel.  Helchin,  30.  August  1708.  Murray  IV.    198. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708 ;  Fase.  IX.  3.  —  Priuz  Eugeu  au  den  Kaiser. 
Logs  vor  Lille,  2.  September  1708.  Supplement-Heft  S.  211,  Nr.  173.  —  Marlljorougli 
an  Boyle,  3.  September  1708.  Murray  IV.  203. 


412 

zu  rücken  und  am  4.  sich  mit  dem  Heeris  zu  voreinigen  ^),  welches 
in  der  am  2.  ausgewählten  Stellung  den  Feind  in  Schlachtordnung 
erwartete.  Die  Armee  der  beiden  Kronen  rückte  am  4.  nach  Mons-en- 
Pev^le,  welches  als  der  geeignetste  Ausgangspunct  zum  Angriff  auf 
die  Verbündeten  erachtet  worden,  und  lagerte  in  2  Infanterie-  und 
2  Cavallerie-Treffeu:  der  rechte  Flügel  an  der  „Cense  du  Blocus'',  der 
linke  im  Walde  von  Phalempin-Charembault  -).  Da  die  Verbündeten 
zu  Pont-a-Marcq  noch  ein  starkes  Corps  hatten,  ward  D'Artaignan 
mit  7  Infanterie  -  Brigaden  dahin  geschoben.  Er  bezog  daselbst,  das 
Flüsschen  vor  der  Front,  das  Lager. 

Der  Anmarsch  der  Franzosen  gegen  letzteres  Hess  die  Verbün- 
deten erwarten,  sie  würden  am  Morgen  des  5.  angegriffen  werden. 
Nachdem  unter  Tags  schon  die  hiezu  bestimmte  Reiterei  von  der 
Belagerung  zu  Marlborough  gestossen,  rückte  am  Abende  auch 
das  zu  seiner  Verstärkung  befohlene  Fussvolk  in  die  Vertheidigungs- 
linie.  Prinz  Eugen  folgte  ihm  am  Frühmorgeu  des  5.  Er  traf  das 
Heer  in  voller  Gefechtsbereitschaft  *).  Marlborough  hatte  den 
rechten  Flügel  auf  die  Mühle  von  Noyelles  gestützt  und  an  den  Morast 
der  oberen  Deule  gelehnt;  er  hielt  hier  knapp  vor  der  Circumvallation 
und  war  durch  einen  Hohlweg  gegen  Cavallerie-Angriffe  gesichert.  Die 
Mitte  stand  hinter  dem  Dorfe  Ennetieres,  der  linke  Flügel  dehnte 
sich  über  Fretin,  das  vor  der  Front  blieb,  und  Peronne  gegen  die 
Marcq  und  war  durch  einen  Ravin  gedeckt.  Das  kaiserliche  und  das 
hessische  Fussvolk,  unterstützt  von  2  Reiter-Treffen  (Kaiserliche,  Hessen, 
Hannoveraner,  Pfälzer,  Preussen  und  Holländer),  stand  am  rechten 
Flügel.  Die  Mitte  bildeten  2  Treffen  Fussvolk  (Hannoveraner,  Pfälzer, 
Preussen  und  Holländer),  mit  einer  in  das  Dorf  Ennetieres  vorge- 
schobenen Abtheilung.  Das  britische  und  das  dänische  Fussvolk, 
unterstützt  von  2  Reiter-Treffen  (Hannoveraner,  Dänen,  Holländer  und 
Briten),  formirte  den  linken  Flügel  *).  In  dieser  Front,  welche  eine 
Ausdehnung  von  einer  Wegstunde  hatte,  standen  102  Bataillone  Fuss- 
volk und  232  Schwadronen   Reiterei  *). 

Da  es  am  5.  zu  dem  erwarteten  Angriffe  nicht  kam  und 
General  Fagel,  welcher  zu  Audenarde  4  Bataillone  belassen,  der 
Armee  eine  Verstärkung  von  7  Bataillonen  und  ebensoviel  Schwadronen 

')  Marlborough  an  liuyle  und  nu  Oberkirk.  Peronne,  3.  Septeinlier  1708- 
Murray  IV.  203. 

'^)  Mcinoire.s  militaires  (l'olet)   VIII.  84. 

»)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  K.i.sc.  IX.  3,  4  und  20;  Fase.  XIII,  in.  — 
Qniney    V.   527. 

*)  (iuincy  V.  527. 

•■')  Krieg.s-A.,   Niederlande    1708;   Fase.  XIII.  2a. 


413 

/ugefiihrt  hatte,  besclilosscni  die  Leiden  Oberbct'eldsha])er,  um  den 
Fortgang  der  Belagerung  nielit  aufzuhalten,  das  von  Lille  herange- 
zogene Fussvolk  und  die  Hälfte  der  zugehörigen  Keiterei  wieder  ein- 
rüeken  zu  lassen,  dngegen  aber  die  Front  Noyelles-Fretin  durch  Ver- 
schanzungen zu  sichern.  Noch  am  5.  schritt  man  an  ihren  Bau,  zu 
welchem  jedes  Bataillon  100  Mann  beistellen  musste.  Die  grösste 
Sorgfalt  wurde  der  Mitte,  dem  schwächsten  Theile  der  Front,  zuge- 
wendet und  die  ganze  Nacht  zum  6.  emsigst  gearbeitet.  Die  Brust- 
wehr erhielt,  wie  jene  der  Circumvallations-Linien,  10  bis  12^  Dicke 
und  5^  Aufzug,  der  12^  breite  Vorgraben  bekam  6'  Tiefe.  Von  einer 
Flankirung  wurde  abgesehen,  die  Eingänge  wurden  durch  Traversen 
vertheidigt,  die  für  die  Feuerwirkung  günstigsten  Puncto  mit  Ge- 
schützen bespickt.  So  hatten  die  Langsamkeit  in  der  Versammlung 
der  feindlichen  Hauptarmee,  die  Verzögerung  ihrer  Vereinigung  mit 
jener  B  er  WLck's,  die  Umwege,  welche  von  ihr  eingeschlagen  worden, 
um  vor  Lille  zu  gelangen,  endlich  der  Aufschub  des  Angriffes  auf 
M  ar  1  b  0  r  0  u  g  h's  Heer,  diesem  Schätzer  des  Werthes  der  Zeit 
Gelegenheit  gegeben,  die  Hauptmasse  der  Verbündeten  in  einer  gerade- 
zu unangreifbaren  Stellung  zu  versammeln.  —  Die  Verbündeten  blieben 
auch  am  6.  auf  der  Hut.  Sie  hielten  es  für  unmöglich,  dass  jene  sich 
Lille  vor  den  Augen  würden  wegnehmen  lassen.  Nachdem  man  zur 
Beobachtung  des  Feindes  zahlreiche  Parteien  vorgesandt  und  alle 
Anstalten  getroffen,  ihm,  wohin  immer  er  sich  wenden  mochte,  kräftig 
entgegentreten  zu  können,  kehrte  Prinz  Eugen  noch  am  6.  mit  dem 
grössten  Theile  seiner  Truppen  zur  Belagerung  zurück.  Der  Rest  seiner 
Reiterei  folgte  ihm  am  7.,  an  welchem  Tage  die  begonnenen  Ver- 
schanzungen vollendet  wurden. 


Von  der  Höhe  von  Mons-en-Pevele  hatten  der  Herzog  von 
Burgund  und  Vendome  noch  am  5.  die  Ebene  von  Lille  prüfend 
überschaut.  Dass  die  Sachlage  rasches  Zugreifen  heische,  war  der 
Gedanke,  der  beiden  Heerführern  unmittelbar  sich  aufdrängte;  aber 
vor  eine  grössere  Entscheidung  gestellt,  vor  einen  Kampf,  in  welchem 
es  das  Geschick  Frankreichs  galt,  forderte  die  menschliche  Schwäche 
ihre  Rechte.  Das  von  Gräben  und  Hecken  nach  allen  Richtungen 
durchzogene,  von  zahlreichen  Gehölzen  bestandene  Land,  das  zwischen 
der  Deule  und  der  Marcq  dem  prüfenden  Blick  sich  bot,  half  eine 
Entscheidung  verschieben,  welche  zu  treffen,  man  sich  nicht  stark 
genug  fühlte.  Man  glaubte  die  Truppen  nicht  in  den  Kampf  führen 
zu  können,  ehe  nicht  zahlreiche  Colonuenwege  geschlagen.  Indem  man 


414 

2000  Pionniere  hiezu  befahl,  ging  man  an  eine  ebenso  mühselige 
wie  zeitraubende  Arbeit.  Eine  zweite  Recognoscirung  am  6.  September 
und  die  an  diesem  Tage  einlaufenden  Meldungen  über  die  Vorgänge 
im  feindlichen  Lager  —  die  Vereinigung  Eugen's  und  IMarl- 
borough's,  Fagel's  Ankunft,  die  Ver.schanzung  der  Stellung  - —  waren 
nieht  geeignet,  einen  kräftigen  Entschluss  zu  reifen.  Die  im  französi- 
schen Hauptquartier  seit  Beginn  des  Feldzuges  herrschenden  Misshellig- 
keiten, hatten  durch  Berwick's  Dazukommen  neuen  Stoff  gewonnen. 
Sein  Weigern,  von  Vendume  Befehle  anzunehmen,  hatte  Oel  in's 
Feuer  gegossen  *).  Kein  Wunder,  dass  über  die  Art  der  Durchführung 
des  beabsichtigten  Angriffes  Meinungs- Verschiedenheiten  laut  wurden, 
welche  im  Vereine  mit  den  Schwierigkeiten  des  Terrains  geeignet 
waren,  seine  Verwirklichung  um  mehrere  Tage  zu  verzögern  *).  ,,Wenn 
wir  uns  zurückziehen,  ohne  etwas  unternommen  zu  haben,"  argumen- 
tirte  Vendome  ^),  wird  die  Armee,  welche  jetzt  vom  besten  Geiste 
erfüllt  ist,  ganz  den  Muth  verlieren  und  eine  starke  Desertion  die 
nächste  Folge  sein.  Der  Angriff  auf  das  feindliche  Centrum  ist  möglich, 
besser  aber  jener  gegen  den  rechten  Flügel,  den  wir  durch  unser 
schweres  Geschütz  vielleicht  allein  zum  Weichen  zwingen  können." 
Anders  Berwick*).  „Mit  einer  wenig  zahlreichen  und  zudem  bereits 
abgeschreckten  Infanterie,"  urtheilte  dieser,  „einen  Feind  augreifen, 
der  wenigstens  gleich  stark,  der  sich  verschanzt  hat  und  dessen 
Flanken  gesichert  sind,  heisst  sich  der  Gefahr  aussetzen,  gänzlich 
über    den   Haufen    geworfen    zu   werden.    Lille    fallen    zu    sehen,    ist 

*)  „Berwick,  mit  seinen  Würden  und  dem  Marschallstab  von  Frankreich, 
geschmückt  mit  den  Lorbeeren  von  Almansa  und,  was  in  den  Augen  des  Königs 
mehr  galt  als  dies  Alles,  ein  Bastard  höherer  Gattung  als  Vendome,  da  er  es  un- 
mittelbar war,  musste  am  Tage  der  Vereinigung  seiner  Armee  mit  der  des  Herzogs 
von  Burgund,  wie  seine  Mitbrüder  das  caudinische  Joch  durchschreiten :  dem  Befehl- 
gebungsrecht  des  Herzogs  von  Vendome  sich  unterordnen.  Er  that  es  mit  unver- 
hohlener Entrüstung.  Er  unterliess  es,  Vendome  zu  besuchen ;  er  erklärte  öffent- 
lich, dass  er  seine  Armee  dem  Herzoge  von  Burgund  übergeben  hätte,  um  im  Wege 
einer  neuen  Schlacht-  und  Lager-Ordnung  dessen  Heer  einverleibt  zu  werden,  dass  er 
mit  ihr  nichts  mehr  zu  thuu  hätte,  dass  er  kein  Commando  mehr  beanspruchte,  keine 
Function,  dass  er  sich  in  gar  nichts  mehr  mischen  würde,  sich  überhaupt  nur  als 
der  Person  des  Herzogs  von  Burgund  zugetheilt  betrachtete."  —  Auf  Ludwig  XIV. 
ausdrücklichen  Befehl  musste  Berwick  schliesslich  doch  von  Vendome  die  Parole 
einholen.  „Man  kann  sich  vorstellen,  welche  Wirkung  diese  Suspension  und  diese 
Spaltung  auf  die  Armee  ausübte!"   Saiut-Sinion,  Memoire»  IV.  218. 

2)  Memoires  miiitaires  (Pelet)  VIII.  85,  86,  87. 

■^j  Vendöme  an  Ludwig  XIV.  und  an  Chamillart.  Mons-en-Pevele,  6.  Sep- 
tember 1708.  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  88,  90. 

*)  Berwick  an  Chamillart.  Mons-en-Pdvele  ,  6.  September  1708.  Memoires 
militaires  (Pelet)   VIII.  00. 


415 

traurig,  noch  trauriger  aber  die  einzige  Ai'mee  verlieren,  welche  nach 
seinem  Falle  den  Feind  aufzuhalten  vermag,  üa  eine  Umgehung  aus- 
sichtslos, wäre  überhaupt  nur  ein  AngriflF  der  Front  denkbar."  —  Nur 
in  einem  Puncto  stimmten  beide  Widersacher  überein :  es  sei  keine  Zeit 
mehr  zu  verlieren.  —  „Das  extreme  Vertrauen  Vendome's  sei 
gefährlich,  die  ängstlichen  Rathschläge  Berwick's  seien  es  nicht 
minder,"  urtheilte  der  Herzog  von  Burgund  *) ,  der  die  Entscheidung 
in  einer  für  den  Staat  so  wichtigen  Sache,  dem  Könige  anheimstellte. 
Wäre  Ludwig  XIV.  gegen  den  Angriff,  könnte  man,  so  lange  die 
Armee  des  Feindes  Aufmerksamkeit  fessele,  den  Versuch  wagen,  einigen 
Succurs  in  den  Platz  zu  werfen. 

Dritte  Belagerungs-Periode. 

Der  Sturm  auf  die  Contrescarpe.   —    Ereignisse  bis  zum 
Abende  des   11.  September. 

Bouffiers,  welchem  die  Vorbereitungen  des  Belagerers  zum 
Sturme  auf  den  gedeckten  Weg  nicht  entgangen  waren,  hatte  seiner- 
seits Alles  vorgekehrt,  ihn  kräftigst  zu  vertheidigen.  Im  Kriegsrathe, 
welcher  die  endgiltige  Feststellung  der  Dispositionen  zum  Gegenstande 
gehabt,  waren  zwei  verschiedene  Meinungen  laut  geworden.  Der 
Vertheidigungs-Entwurf  P  u  y  -  V  a  u  b  a  n's  beruhte  auf  der  Anschauung 
des  Marschalls  Vauban,  wonach  der  gedeckte  Weg  nicht  stehenden 
Fusses  zu  vertheidigen  wäre,  da  die  hiezu  befehligten  Truppen,  so  wie 
der  Angreifer  den  Glacis-Kamm  erreicht  hätte,  umfasst  und  beherrscht 
und  die  Aussenwerke  plongirt  und  enfilirt  wären.  Bei  der  stehenden 
Vertheidigung  des  gedeckten  Weges  müsste  aus  Rücksicht  auf  dessen 
Besatzung  das  Feuer  vom  Hauptwalle  und  den  Aussenwerken  ein- 
gestellt werden.  V  a  u  b  a  n's  Meinung  ging  dahin,  in  den  wichtigsten 
ausspringenden  Winkeln  nur  wenige  Mannschaft  zu  belassen,  sowie  der 
Belagerer  zum  Sturme  ansetzte.  Diese  Minimalbesatzung  sollte  im 
rechten  Momente  ihre  Dechargen  abgeben  und,  nach  beiden  Seiten  aus- 
weichend,   die  Stürmenden  dem  Feuer    der  Wälle    preisgeben.     Wenn 


')  Burgund  an  Ludwig  XIV.  Mons-en-Pevele,  6.  September  1708.  Memoires 
niilitaires  (Pelet)  VIII.  91.  —  Siehe  übrigens,  nebst  Saint-Simon,  Memoires  IV.,  die 
Briefe  des  Herzogs  von  Burgund  vom  29.  September,  3.  October  und  5.  December  1708 
an  den  Erzbischof  von  Cambrai  (Fenelon,  Oeuvres  I.  232,  247  und  283).  Sie  sind,  wie 
der  ganze  Briefwechsel  zwischen  diesen  illustren  Persönlichkeiten  für  den  Militär  von 
noch  höherem  Interesse,  wie  für  den  Politiker.  Die  geheimsten  Vorgänge  im  fran. 
zösischen  Hauptquartier  beleuchtend,  sind  sie  eine  ausgezeichnete  Quelle  geschicht- 
licher Erkenntniss. 


416 

der  Feind  durch  letzteres  geschwächt  und  in  Unordnung^  gebracht, 
sollten  die  Vertheidiger,  von  beiden  Seiten  zur  Gegen-Offensive  an- 
setzend, ihn  aus  dem  gedeckten  Weg  wieder  hinauswerfen  '). 

Alle  Generale  stimmten  diesem  von  einem  grossen  Namen  ge- 
tragenen Entwürfe  bei,  mit  Ausnahme  Frezeliere's.  Dieser  aus- 
gezeichnete General  wies  nach ,  dass  der  vorliegende  Fall  mit  den 
Voraussetzungen  Vauban's  nicht  übereinstimme.  Da  es  Art  der 
Verbündeten  sei,  die  Stürme  kräftig,  d.  h.  numerisch  stark,  auszu- 
führen, würde  der  gedeckte  Weg  unzweifelhaft  von  ihnen  genommen 
werden,  wenn  man  den  Vorschlag  Puy- Vauban's  befolgte.  Da  be 
reits  gangbare  Breschen  vorhanden,  würde  dann  der  Platz  bald  ge- 
zwungen sein,  sich  zu  ergeben.  F  r  e  z  e  1  i  e  r  e  beantragte  im  Gegen- 
theile,  die  Waffenplätze  und  die  ausspringenden  Winkel  mit  so  viel 
Grenadieren,  als  sie  nur  fassen  könnten,  zu  besetzen  und  Unter 
Stützungen  für  selbe  in  den  nächsten  Werken  (H,  und  H,,  r,,  r^, 
Tj.  T.^,  R,,  R.,)  bereitzustellen.  Diese  gruppenweise  Vertheidigung  des 
gedeckten  Weges  lasse  mit  ihren  Intervallen  den  rückwärtigen  Werken 
ausreichende  Schussfreiheit.  Sowie  die  Sturm  -  Colonnen  durch  dieses 
Feuer  genügend  geschwächt,  habe  die  Besatzung  der  Aussenwerke 
mit  den  in  den  Waffenplätzen  und  ausspringenden  Winkeln  stehenden 
Grenadieren  zum  Gegenangriffe  vorzubrechen, 

Bouffiers,  das  Gesunde  dieses  Entwurfes  herausfühlend,  ent- 
schied sich  für  denselben.  Die  von  Frezeliere  auf  der  Stelle 
ausgearbeitete  Disposition  wurde  mit  einer  unwesentlich  scheinenden 
Abänderung  —  statt  je  300  Mann  wurden  für  jedes  Tenaillon  be- 
deutend   weniger  ausgeworfen  —  angenommen    und  durchaus  befolgt. 

Der  gedeckte  Weg  war  bereits  mit  einer  doppelten  Reihe  von 
Palissaden  versehen,  als  Bouffiers  im  Laufe  des  T.September  durch 
Ueberläufer  erfuhr,  dass  —  was  er  nach  seiner  Auffassung  der  Lage 
noch  nicht  erwartete  —  der  Sturm  bereits  für  den  nächsten  Abend 
vorbei*eitet  werde.  Diese  Nachricht  brachte  die  ganze  Stadt  in  jene 
Aufregung,  welche  die  Mutter  ganzer  Thaten  ist.  Die  Bürger  selbst 
halfen  mit,  die  Armirung  des  Hauptwalles  zu  vervollständigen  und 
jedes  Geschütz  mit  der  erforderlichen  Munition  zu  versehen.  Ueber- 
dies  stellte  Frezeliere  auch  einige  Manövrirgeschütze  bereit.  Die 
Truppen  bezogen  die  ihnen  angewiesenen  Posten.  Den  rechten  Flügel 


')  Vauhan  giug  oftenbar  von  flei-  Voraussetzung  aus,  dass  zur  Zeit  des 
Sturmes  auf  den  gedeckten  Weg  noch  eine  kräftige  Geschütz- Vertheidigung  vom 
Hauptwalle  aus  möglich  sein  wurde.  —  Jetzt  aber  war  mit  einem  grossen  Theil  der 
Escarpeiuauer  auch  die  Brustwehr  in  den  Graben  gestürzt  und  die  Geschütz-Ver- 
theidiguug  lahui  gelegt. 


417 

befehligte  S  u  r  v  i  1 1  e  mit  dem  Brigadier  P  e  r  m  a  n  g  1  e  und  den  Obersten 
Maillebüis  und  C  hat eauneu f;  den  linken  de  Lee  mit  dem 
Brigadier  Serville  und  den  Obersten  Sury  und  Angennes. 


Bouffiers  war  gut  berichtet  woi'den,  denn  der  Belagerer  traf 
wirklich  im  Laufe  des  7.  die  letzten  Anordnungen  zum  Sturme  auf 
die  Contrescarpe,  der  am  Abende,  eine  Stunde  vor  Einbruch  der 
Nacht,  ausgeführt  werden  sollte.  Prinz  Eugen  wollte  aus  der  Unont- 
schlossenheit  der  Entsatz-Armee  Nutzen  ziehen.  Es  scheint,  dass  der 
Prinz  einen  sehr  festen  Widerstand  nicht  erwartete  und  sich  der 
Hoffnung  hingab,  durch  einen  im  Angesichte  des  Entsatzheeres  ener- 
gisch ausgeführten  Sturm  dem  Vertheidiger  derart  zu  imponiren,  dass 
er  die  Chamade  schlagen  werde. 

Die  Dispositionen  zum  Sturme  waren  im  Wesentlichen  folgende: 
Während  desselben  hatte  die  gesammte  Belagerungs-Armee  unter 
den  Waffen  zu  stehen.  Um  gegen  Ueberraschungen  gesichert  zu  sein, 
wurden  über  die  Circumvallation  hinaus  weitgehende  PatruUen  ent- 
sandt. Für  den  unter  der  Leitung  des  Ingenieur  en  chef  du  Mey 
stehenden  linken  Angriff  wurde  angeordnet,  dass  die  Kanonen-  und 
Mörser-Batterien  die  Werke  der  Angriffsfront  (H^,  R^,  Rj,  Tj  und  T^) 
den  ganzen  Tag  über  so  kräftig  wie  möglieh  beschiessen,  beziehungs- 
weise bewerfen  sollten.  Von  den  acht  Bataillonen  der  Tranchee-Wache 
des  linken  Angriffes  sollte  die  eine  Hälfte  in  der  zweiten,  die  andere 
in  der  ersten  Parallele  Stellung  nehmen.  Hinter  dem  Gehölz  am 
äussersten  linken  Flügel  wurden  600  Reiter  postirt,  welche  im  Bedarfs- 
falle einzugreifen  hatten.  Acht  oder  zehn  vor  dem  Hornwerke  und  eben- 
soviele  vor  dem  Brillenwerke  placirte  Feldgeschütze  sollten  während 
des  Sturmes  die  Vertheidiger  belästigen.  Aus  der  Halbparallele  f — f 
sollte  ein  continuirliches  Feuer  Alles,  was  sich  auf  dem  Brillenwerke 
zeigte,  enfiliren.  1600  Grenadiere,  1600  Füsihere,  2000  Arbeiter  und 
30  Zimmerleute,  dann  1000  Schanzkorb-  und  Faschinenträger  sollten 
den  Sturm  ausführen.  Die  1600  Grenadiere  in  vier  gleich  starke 
Pelotons  abgetheilt,  hatten  die  Spitzen  der  Sturm- Colonnen  zu  bilden. 
Die  Saillants  des  gedeckten  Weges  (Wj,  W3,  Wg  und  W^)  wurden 
ihnen  als  Directions-Objecte  bezeichnet.  Die  Zimraerleute  hatten  die 
Palissadirung  zu  öffnen.  Sowie  die  vier  Sturm-Colonnen  aus  den  vor- 
dersten \^erbauungen  vorbrachen,  hatten  die  zu  ihrer  Unterstützung 
bestimmten  1600  Füsiliere  diese  zu  besetzen.  Die  ersten  vier  Batail- 
lone der  Tranchee- Wachen  bildeten  das  dritte  Treffen  und  als  solches 
die  eigentliche  Reserve.  —  Wegnahme  des  gedeckton  Weges  und  Ver- 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  27 


418 

bauung;  in  demselben  (mittelst  Wollsäckeu)  war  das  nächste  Ziel  des 
Sturmes.  Gelang  dieser,  si»llte  versucht  werden,  die  Bresche  des  Ra- 
velin R,  zu  stürmen  und  auf  dem  Brillenwerke  festen  Fuss  zu  fassen.  — 
Für  den  rechten  Angriff  war  disponirt  worden,  dass  alle  Batterien 
die  gegenüberliegenden  Werke  durch  zwei  Stunden  unter  Feuer  halten 
sollten.  Sobald  der  Kampf  begonnen,  sollten  sie  nur  mehr  nach  rechts 
und  links  schiessen,  das  Kreuzfeuer  zu  nicässigen,  das  die  Belagerten 
von  den  Breschen  des  Hornwerkes  H.^  und  des  Tenaillons  T^  gegen 
die  Stürmendon  richten  mochten.  Zur  Ausführung  des  Sturmes  wurden 
ausser  der  gewöhnlichen  Tranchee- Wache  800  Grenadiere,  30  Zimmer- 
leutc,  800  Füsiliere,  2000  Arbeiter  und  600  Schanzkorb-  und  Faschinen- 
zuträger befohlen  ').  400  Grenadiere,  in  vier  Trupps  gleicher  Stärke 
formirt,  bildeten  mit  den  Zimraerleuten  das  erste  Treffen,  die  übrigen 
400  folgten  als  Unterstützung,  die  800  Füsiliere  dienten  als  Reserve. 
Object  des  Sturmes  war  der  gedeckte  Weg  vom  Ravelin  r^  bis  zum 
Tenaillon  T^,  doch  sollten  die  Stürmenden  trachten,  bis  zur  Bi-esche 
in  der  Bastion  III  vorzudringen.  Misslang  dieser  Versuch,  hatten  sie  sich 
bis  zum  Kamm  des  gedeckten  Weges  zurückzuziehen,  der  von  den 
Arbeitercolonnen  verbaut  werden  sollte.  Hiezu  wurden  jedem  Ingenieur 
200  Arbeiter  beigestellt,  indess  der  Rest  zurückbehalten  wurde,  damit 
man  für  alle  Fälle  eine  Arbeiter-Reserve  habe '). 

Der  Sturm  auf  die  Contrescarpe,  für  welchen  die  Tranchce- 
Wache  mit  12  Bataillonen  und  4  Schwadronen  einen  letzten  Rück- 
halt gewährte,  sollte  um  7  Uhr  Abends  beginnen,  welche  Stunde  aber 
nicht  genau  eingehalten  werden  konnte,  da,  wie  Schulenburg 
berichtet,  einige  Abtheilungen  der  hiezu  bestimmten  Truppen  nicht 
zeitgerecht  auf  ihrem  Platze  waren. 


Auf  drei  von  der  grossen  Batterie  abgegebene  Schüsse  donnerten 
ßämmtliche  Geschütze  des  Belagerers  gegen  den  Hauptwall  und  die 
Aussenwerke  („General -Decharge").  Die  zum  Angriffe  bestimmten 
Truppen  sammelten  sich  inzwischen  nächst  dem  Artillerie  Park,  rückten 
in  die  Laufgräben  und  nahmen  ihren  Angriffspuncten  gegenüber 
Stellung.    Sie   erwarten  hier    das    Signal    zum  Vorbrechen,    das  Prinz 


')  Die  Kaiserhclien  stellten  zum  Sturino  bei:  1  Obrist,  1  Obristlieutcuant, 
1  Major  etc.  420  Grenadiere,  420  Füsiliere,  850  Arbeiter,  420  Faschinen-  und  Schanz- 
korbträger. 

^)  Nach  Quiucy  V.  833.  —  Eine  Absclirit't  der  Disposition  zum  Sturm  ;iuf 
die  C'fintrescarpe  .sandte  Marlboroufrli  am  7.  September  1708  au  den  Prinzen  von 
Uänemark.  Murray  IV.   208. 


419 

Eugen,  umgeben  vom  Churfürsten  von  Sachsen,  dem  Erbprinzen  von 
Hessen  und  dem  Prinzen  von  Oranien,  zwischen  7  und  8  Uhr 
geben  lässt.  Mit  grosser  Entschlossenheit  stürmen  die  Grenadiere  ge- 
radeaus gegen  die  Palissaden  des  gedeckten  Weges  vor.  Das  mächtige 
Kartätschfeuer,  das  der  Vertheidiger  von  diesem  aus  auf  sie  richtet 
und  das  Auffliegen  von  fünf  Vertheidigungs-Minen  zur  Rechten  und 
Linken  hält  sie  nicht  auf.  An  den  Palissaden  angelangt,  werfen  sie 
ihre  Granaten,  überspringen  jene  und  vertreiben  den  Vertheidiger  von 
der  Contrescarpe,  ihn  mit  lebhaftem  Feuer  verfolgend.  Wiewohl  dem 
mörderischen  Kleingewehr-  und  Geschützfeuer  vom  Hauptwalle  und 
von  den  Aussenwerken,  von  den  ^V^affenplätzen  und  den  ausspringenden 
Winkeln  gänzlich  preisgegeben,  behaupten  sie  sich  im  gedeckten  Wege. 
Die  Sondirung  der  Gräben  ergibt,  dass  das  Wasser  derselben  zu  tief 
sei,  um  über  sie  hinwegstürmen  zu  können.  Es  ist  aber  auch  nicht 
möglich,  sich  auf  der  etwa  1000  Schritt  langen  Angriffsfront  zu  ver- 
bauen, da  die  Arbeiter  schon  zu  Beginn  des  Kampfes  geflohen  und 
weder  Schanzkörbe,  noch  Faschinen  zur  Hand  sind.  Nun,  da  ihr 
Feuer  die  Reihen  der  Stürmenden  schrecklich  gelichtet,  fallen  die 
Franzosen  aus  den  Waffenplätzen  und  den  von  ihnen  behaupteten 
ausspringenden  Winkeln  aus,  kehren  in  den  gedeckten  Weg  zurück 
und  werfen  den  Angreifer  aus  ihm  hinaus.  Dieser  geht  mit  frischen 
Truppen  und  Arbeiter-Colonnen  nochmals  vor,  nimmt  den  gedeckten 
Weg  zum  zweiten  Male,  wird  abermals  vertrieben  und  behauptet  sich 
erst  nach  einem  dritten  Sturme  unter  allen  erdenklichen  Schwierig- 
keiten auf  den  ausspringenden  Winkeln  der  beiden  Hornwerke^). 

Dieses  bescheidene  Resultat  war  sehr  theuer  erkauft.  Das  „Diarium" 
sagt:   „Man  hat  bei  diesem   Sturme  verloren 


Oberst      .     .     . 

Todte 

Verwundete 
1 

Majore     .     .     . 
Capitäne       .     . 
Subalterne    . 
Unterofficiere    . 

1 

4 
15 
11 

2 

24 
55 

75 

Gemeine 

368  (388) 

2111 

Summa     .     . 

399 

2268 

Totale 

.     .     .  266' 

7 

»)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2a:  „Obwohl  das  Feuer  beider- 
seits sehr  lebhaft  war  und  fast  eine  Stunde  anhielt  und  obwohl  uns  der  Feind  aus 
dem  gedeckten  Weg  zweimal  herauswarf,  behaupteten  wir  ihn  schliesslich  doch.  Da 
aber    der    Dunkelheit    der    Nacht    wegen    eine    grosse  Unordnung    und    Verwirrung 

27* 


420 

Ausserdem  dürften  die  von  der  ,2;rossen  Armee  detachirten  Eng- 
lander und  Preussen  300   Manu  verloren  haben  ')". 

Der  Verlust  stand  sonach  zu  dem  Ergebnisse  in  argem  Miss- 
verhältniss.  Bei  der  Beurtheilung  dieser  Action  des  Belagerers  sich 
auf  den  Standpuuct  des  modernen  Festungskrieges  zu  stellen,  ist 
wohl  ganz  unzulässig;  man  kann  aber  auch  den  Massstab  des  Vauban'- 
schen  Festungsangriffes  an  sie  nicht  anlegen.  Der  Sturm  auf  die 
Contrescarpe  von  Lille,  so  mannhaft  auch  der  Entschluss  gewesen,  war 
selbst  im  Geiste  des  damaligen  Festungskrieges  nicht  gerechtfertigt. 
Die  Eroberung  des  gedeckten  Weges  mittelst  Sturmes  galt  damals  all- 
gemein nur  dann  für  ausführbar,  wenn  die  Besatzung  schwach  oder 
lässig  war,  wenn  die  Augriffs-Batterien  die  Widerstandskraft  des 
Platzes  merklich  geschwächt  hatten  und  die  Vertheidiger  des  gedeckten 
Weges  bereits  ernstlich  gefährdeten.  Selbst  dann  noch  galt  dieser 
Sturm  als  eine  der  gefährlichsten  Unternehmungen  der  ganzen  Be- 
lagerung, als  eine  Action,  welche  mit  der  grössten  Umsicht  und 
Sorgfalt  vorbereitet  sein  wollte.  Schon  das  Ergebnis  des  Sturmes 
lässt  darauf  schliessen,  dass  jene  Voraussetzungen  nicht  eingetreten 
waren.  Schulenburg  bestätigt  dies  auch,  indem  er  sagt:  „Die 
Brustwehren  der  zu  erstürmenden  Werke  waren  noch  nicht  genügend 
zerstört;  die  zum  Sturme  erforderlichen  Materialien  von  schlechter 
Beschaffenheit  und  mangelhafter  Erzeugung.  Die  Schanz-  und  auch 
die  Sapekörbe  waren  zu  gross  und  zu  schwer,  um  sie  fortschaffen  zu 
können  ^)." 

Gewiss  ist,  dass  die  leitenden  Ingenieure  des  Belagerers  ihrer 
Aufgabe  im  höheren  Sinne  nicht  gewachsen  waren  und  dass  der  so 
blutige  und  doch  mif^sglückte  Sturm  auf  die  Contrescarpe  nicht  beitrug, 
das  Misstrauen  zu  bannen,  das  die  Armee  ihnen  entgegenbrachte. 

herrschte  und  da  es  unmöjrlich  war,  sich  einzugraben,  weil  die  Arbeiter  sich  nach 
alleu  Richtungen  zerstreut  hatten  und  daher  niclit  zu  sammeln  waren,  und  von  den 
Ingenieuren  16  getödtet  und  verwundet  worden,  f  ass  teu  die  Fein  de  im  ganzen 
gedeckten  Weg  wieder  Posto;  nur  die  ausspringeuden  Winkel  der  beiden 
Ilfirner  (Cornes)  und  der  Tenaille  konnten  behaui)tet  und  verbaut  werden.  Kriegs-A., 
Niederlande  1708;  Fase.  IX.  4.  —  Marll)orough  an  Boyle,  7.  und  10.  September, 
Theatrum  Europaeum  XVIII.  159.  Quiucy  V.  Derode  II.  240.  Mcmoires  militnires 
fPeletj  VIII. 

*)  Quincy  V.  .^40  bericlitet:  Bouffiers  habe  Ludwig  XIV.  gemeldet,  or  lial)e 
nach  dem  Sturme  effectiv  2000  Todte  gezählt;  die  Verwundeten  beziffert  Qnincy 
mit  2607. 

*)  In  einem  Schreil)en  an  Marlborough  (vom  8.  September  1708)  tadelt 
Scliulenburg  die  überhaupt  zu  grosse  Ausdehnung  der  Angriffsfront.  Seiner  Ansicht 
nach  hätte  sich  der  Hauptangriff  auf  die  Tenaillons  T,  und  Tg  und  das  dahinterliegende 
Kavelin  R,  beschränken  sollen. 


421 

Nach  dem  niisslungenen  Sturm  vom  7.  September  musste  sich 
der  Belagerer  nothgedrungen  dazu  bequemen,  den  gedeckten  Weg 
mittelst  Sapeii,  Fuss  für  Fuss,  zu  erobern. 

Dieser  methodische  Angriff  hatte  schon  in  den  ersten  Tagen 
(8.  bis  11.  Abends)  einen  ungleich  besseren  Erfolg.  Im  rechten  Angriffe 
durchbrach  der  Mineur  die  Brust  des  gedeckten  Weges  des  Horn- 
werkes  (HJ.  Eine  Sape  mit  einfach  umgangenem  Querwalle  ward  von 
der  Verbauung  (M  nächst  W^^)  bis  an  den  Waffenplatz  W,^  vorge- 
trieben ;  der  gegen  das  Tenaillon  T,  führende  Laufgraben  (g)  als  Sape 
mit  einfach  umgangenem  Querwalle  bis  an  die  Deule  verlängert  und 
aus  ihm  mit  der  Sape  {h)  ausgebrochen,  welche,  weil  vom  Hornwerke  Hjj 
aus  im  Rücken  genommen,  traversirt  werden  musste.  Im  linken  Angriffe 
wurde  die  von  der  Verbauung  auf  dem  Saillant  des  Hornwerkes  (R^ ) 
ausgehende  Sape  bis  an  den  Waffenplatz  (Wi)  vorgetrieben  und  am 
Glacisfusse  die  Parallele  K  (schwarz)  ausgeworfen.  Der  Glaciskamm 
war  am  Abende  des  11.  von  der  Deulebrücke  (hg)  bis  zur  dritten 
Traverse  des  gedeckten  Weges  vom  Tenaillon  T^  gekrönt.  Bereits  am 
Abende  des  9.  September  war  von  den  Mineuren  ein  Niedergang  in 
den  gedeckten  Weg  der  Tenaillons  vollendet.  Am  11.  stiessen  die 
hier  arbeitenden  Mineure  auf  eine  Schleuse,  nach  deren  Oeffnung  man 
erfreut  wahrnahm,  dass  das  Wasser  im  Hauptgraben  sichtlich  zu  fallen 
anfing.  Endlich  war  der  Bau  der  Communications-Linie  (iii)  begonnen, 
welche  die  Verbauuug  des  Hornwerkes  H,  mit  jener  des  Brillenwerkes 
in  Verbindung  bringen  sollte. 

Neben  den  Annäherungsarbeiten  machte  aber  auch  der  Batterie- 
bau weitere  Fortschritte.  Im  rechten  Angriffe  ward  in  der  Krönung 
von  Wj,  eine  3  -Kanonen-Batterie  gegen  das  Hornwerk  (H2 ),  im 
linken  in  der  Krönung  von  Wg  eine  3  -  Kanonen  -  Batterie  gegen 
die  Spitze  des  Tenaillons  (T,)  angelegt,  welche  ihr  Feuer  bereits  am 
10.  eröffnete  und  mit  solchem  Erfolge  schoss,  dass  das  Tenaillon 
bereits  am  11.  breschirt  war.  Tags  vorher  war  überdies  auch  mit  dem 
Baue  einer  5 -Kanonen-  (Haubitz-)  Batterie  in  der  Krönung  von  W,^ 
und  einer  4  -  Mörser-Batterie  in  jener  von  W„   begonnen  worden. 

Am  11.  wurde  gegen  das  Hornwerk  H^  eine  neue  Battei'ie  und 
beiderseits  derselben  je  eine  Mörser-Batterie  angelegt  (B^^). 

Als  ob  der  Heroismus,  den  der  Angreifer  am  7.  entfaltet,  dem 
Vertheidiger  imponirt  hätte,  verhielt  sich  der  letztere  der  emsigen 
Arbeit  des  ersteren  gegenüber  ziemlich  passiv.  Zwei  Minen,  welche 
der  Vertheidiger  am  Vormittage  des  8.  gegen  den  äusseren  Flügel 
des  rechten  Angriffes  springen  Hess,  hatten  eine  ganz  unbedeu- 
tende Wirkung.    Ein  am  Nachmittage    des  9,    unternommener  Ausfall, 


422 

der  zwischen  dem  Hornwcrke  H^  und  dem  Brillen  werke  ungestüm 
vorbracli  und  im  ersten  Anlaufe  die  vordersten  Arbeiter  über  den 
Hauten  warf,  wurde ,  da  Truppen  genügend  zur  Hand  waren,  mit 
Leichtigkeit  zurückgetrieben  und  wurden  gleichzeitig  durch  die  An- 
griflfs-Batterien  drei  Pulvermagazine  auffliegen  gemacht;  ein  zweiter, 
am  Nachmittage  des  11.  ausgeführter  Ausfall  hatte  keinen  besseren 
Erfolg,  die  Franzosen  erlitten  im  Rückzuge  sogar  beträchtlichen 
Verlust. 

Ereignisse  im  Felde. 

Die  Kanonade  vonEnnetieres.  —  Der  Abzug  der  franzö- 
sischen Armee  auf  das  rechte  S  c  h  e  1  d  e  -U  f  e  r. 

^^'ähreud  dieser  Geschehnisse  bei  der  Belagerung,  war  im  franzö- 
sischen Hauptquartier  aus  Versailles  der  bestimmte  Befehl  eingelaufen, 
die  Verbündeten  anzugreifen  und  zur  Aufhebung  der  Belagerung 
zu  zwingen.  „Eine  Niederlage,"  war  Ludwig  XIV.  Ansicht,  „wäre 
für  ihn  und  die  Armee  weniger  entehrend,  als  wenn  man  sich  Lille 
nur  genähert  hätte,  um  zu  sehen,  wie  es  genommen  würde"  ').  Diesem 
Befehle  folgte  Chamillart,  der  Kriegsminister,  auf  dem  Fasse.  Am 
9.  zu  Mons-en-Pevele  eintreffend,  überzeugte  sich  dieser  alsbald,  dass 
die  Dinge  schlimmer  lagen,  als  berichtet  worden,  und  der  Augenblick, 
die  Verbündeten  zu  schlagen,  vorüber  sei.  Aber  die  Befehle  des 
Königs  lauteten  so  bestimmt,  dass  sie  jedes  Schwanken  ausschlössen. 
In  der  Hoffnung ,  dass  die  Alliirten  durch  ein  näheres  Anrücken 
vielleicht  doch  veranlasst  würden,  die  Belagerung  zu  unterbrechen 
und  dass  die  Jahreszeit  ihnen  später  nicht  mehr  gestatten  würde,  das 
Versäumte  einzuholen,  hob  man  am  11.  das  Lager  von  Mons-en-Pevele 
auf  und  überschritt  in  voller  Schlachtordnung  die  Marcq.  Nach- 
dem die  Vortruppen  der  Verbündeten  durch  diesen  Vormarsch  bis 
Ennetieres  zurückgedrängt  worden,  lagerte  der  rechte  französische 
Flügel  hinter  Ennevelin,  die  Mitte  zu  Antroeiiille  und  Avelin,  der  linke 
im   Haken  vor  Seclin  *). 

Marlborough  hatte  sich  so  sicher  gefühlt,  dass  er  auf  die 
Nachricht,  die  Franzosen  beabsichtigten  die  Aufhebung  eines  Zuschubes 
von   400   Waffen   i\lunition   und   25  Geschützen,  der  am  8.   Brüssel  ver- 

'j  Mcmoires  militnires  (Pelet)  VIII.  94.  Burguiul  an  Feuelon,  Saulclioi,  3.  Oc- 
toljfr  1708.  Oeuvres  fle  Feneloii  I.   249, 

«)  M.'moires  militaires  (I'.'lct)  VIII.   94   liis  9(;.   Borwirk,  Mc'moiie.s.  399. 


423 

lassen,  am  selben  Tage  den  Earl  of  A 1  b  e  m  a  r  1  e  mit  30  Schwadronen 
denselben  entgegengesandt  hatte  '). 

Auf  die  Meldung  von  der  Vorwärtsbewegung  der  Franzosen 
gegen  den  linken  Flügel  der  Observations-Armee,  eilte  Prinz  Eugen 
sofort  mit  den  hiezu  bestimmten  Truppen  der  Belagerungs-Armee  auf 
den  rechten  Flügel  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h's.  Als  Prinz  Eugen  eintraf,  hatten 
sich  die  Franzosen  bereits  auf  Musketenschussweite  genähert.  Statt 
anzugreifen,  machten  sie  aber  in  der  Linie  Pont  ä  Marcq-Seclin,  welch' 
letzteres  Dorf  die  Verbündeten  beim  Anrücken  des  Gegners  auf- 
gegeben, Halt  und  beschossen  am  12.  aus  ihren  in  Front  aufgefahrenen 
Batterien  die  Verschanzungen  der  Alliirten,  welche  die  Antwort  nicht 
schuldig  blieben.  Die  Kanonade  währte  bis  in  die  Nacht,  begann  am 
Frühmorgen  des  13.  von  Neuem  und  endete,  nachdem  sie  den  ganzen 
Tag  über  geführt  worden  und  auf  Ennetieres  allein  1500  Schüsse  ab- 
gegeben worden  waren,  ohne  grossen  Schaden  angerichtet  zu  haben  *), 
damit,  dass  die  Franzosen  ihre  Batterien  zurückzogen  und  Seclin 
verschanzten.  —  Beide  Armeen  standen  sich  so  nahe  gegenüber,  dass 
wegen  Mangels  an  Raum  nicht  einmal  Feldwachen  ausgestellt  werden 
konnten  ^). 

Am  Nachmittage  des  12.  war  der  Earl  of  Albemarle  mit 
seinen  30  Schwadronen  wieder  zur  Armee  zurückgekehrt.  Der  Convoi, 
dem  er  entgegengesandt  worden,  war  am  8.,  geleitet  von  D'Audignies- 
Dragonern  und  dem  zu  Brüssel  entbehrlichen  Fussvolk,  nach  Grammont 
gerückt,  von  wo  ihn  6  Bataillone  (4  von  Fagel's  Corps  und  je 
eines  der  Besatzungen  von  Ath  und  Audenarde)  und  1000  Reiter 
nach  dem  letztgenannten  Platze  escortirten.  Am  10.  war  Albemarle 
auf  ihn  gestossen.  Der  Zuschub  gelangte,  so  bedeckt,  am  12.  unan- 
gefochten nach  Menin   und  am   13.  in  das  Lager  vor  Lille*). 

Da  die  Franzosen  sich  auch  an  diesem  Tage  darauf  beschränkten 
tagsüber  ein  mattes  Geschützfeuer  zu  unterhalten,  und  die  Verschan- 
zungen der  Verbündeten  bereits  alle  wünschenswerthe  Stärke  erlangt 
hatten,  wurde  das  Detachement  der  Belagerungs-Armee  zu  dieser  ein- 
rückend gemacht.  Nur  die  Reiterei  blieb  im  Felde  und  lagerte  eine 
Viertelstunde  hinter  der  zweiten  Linie.  Prinz  Eugen  selbst  kehrte 
noch  am  13.  nach  der  Abtei  von  Loos  zurück,  wo  seine  Energie  sehr 
noththat. 


')  Marlborough  au  Albemarle  vind  an  Boyle.  Fretiu,  8.,  Itezieliungsweise  10.  Sep- 
tember 1708.  Murray  IV.  210  und  216. 

*)  Die  Verbündeten  zählten  etwa  40  Todte  und  Verwundete. 

ä)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  96  und  97. 

*)  Marlborough  an  Boyle.   Fretin,   18.   September  1708.  Murray  IV.   221. 


424 

Die  genaue  Recognosciruug,  Avolche  das  französische  Haupt- 
quartier am  12.  und  13.  vorgenommen  und  die  geringe  Wirkung, 
welche  die  schwere  Artillerie  gegen  die  Verschanzungen  der  Ver- 
bündeten bisher  erzielt,  hatten  zur  Folge,  dass  man  den  Angriff  als 
gänzlich  unausführbar  aufgab.  Selbst  Ven dorne  hatte  sich  endlich 
dieser  Aiiffassung.  welche  auch  Chamillart  theilte,  angeschlossen'). 
Man  musste  also  dem,  wie  man  von  Bouffiers  erfuhr,  hart  bedrängten 
Lille,  ohne  Zeitverlust  auf  andere  Weise  zu  helfen  suchen.  Der  Vorschlag, 
zur  Nachtzeit  5000  ^lann  in  den  Platz  zu  werfen,  wurde  auf  Bo  ufflers' 
Abrathen  fallen  gelassen.  Dagegen  führte  die  Kenntniss,  dass  es  dem 
Belagerer,  des  Eintreffens  zweier  Munitions-Transporte  ungeachtet,  an 
Pulver  mangle  und  die  Kunde,  dass  zu  Brüssel  ein  neuer  vorbereitet 
werde,  zu  dem  Entschlüsse,  die  Armee  so  aufzustellen,  dass  man  alle 
weiteren  Nachschübe  unmöglich  machte.  In  diesem  Sinne  hob  die  fran- 
zösische Armee  am  15.  mit  Tagesanbruch  das  Lager  auf,  ging  in  vier 
Colonneu  über  die  Marcq  und  lagerte  in  vier  Treffen  zu  Bersee,  mit  dem 
linken  Flügel  zu  Mons-en-Pevele,  mit  dem  rechten  zu  Auchy  ').  Von  hier 
entsandte  Burgund")  20  Escadroneu  und  einige  Bataillone  nach  Douai, 
2  Bataillone  und  7  Escadrouen  nach  Ai-ras  und  ebensoviele  nach  Bethune- 
Am  16.  marschirte  die  Armee  in  vier  Colonnen  nach  Orcq  nächst 
Tournay,  der  rechte  Flügel  lagerte  am  Bache  von  Templeuve,  der 
liuke  an  jenem  von  Ere.  Die  Absicht  des  Herzogs  von  Burg  und, 
sich  hier  zu  verschanzen  und  die  Zuschübe  der  Verbündeten  durch 
die  Cavallerie  abzuschneiden,  wurde  alsbald  einstimmig  als  unausführbar 
erkannt.  Man  beschloss  also,  zwischen  Tournay  und  Rosne  auf  das 
rechte  Scheide-Ufer  überzugehen  und  die  Truppen  so  zu  vertheilen, 
dass  sie  einerseits  den  Alliirten  die  Verbindung  mit  Brabant  ver- 
legten, andererseits  aber  auch  in  der  Lage  waren,  jeden  Augenblick  das 
französische  Gebiet  zu  schützen.  In  Ausführung  dieses  Beschlusses  über- 
schritt die  Armee  am  17.  die  Scheide  und  lagerte  zu  Saulchoi;  der  rechte 
Flügel  zu  Herinnes-sur-Escaut,  die  Mitte  zu  Obigies,  der  linke  Flügel  zu 
Tournay.  Noch  selben  Tages  wurden  die  Detachements  gebildet,  welche 
die  wichtigsten  Posten  an  der  Scheide  zu  besetzen  hatten.  Cheme- 
r  a  u  1 1  zog  mit  25  Bataillonen  und  34  Escadrouen  nach  Melden  bei 
Audenarde.  Coigny  kam  mit  20  Escadrouen  nach  Berchem-N.-D., 
Souternon  mit  9  Bataillonen  und  10  Escadrouen  nach  Escanaffles  in 


•)  Burgund  an  Kenelon.  iSaulclioi,  20.  SGi)tember  nnrl  8.  October  1708.  Oeuvres 
de  F(?nelon  I.  242  und  247. 

*j  Mc'moires  militaires  (Pelet)  VIII.  97  und  9H,  und  8fiite  43.Ö.  Bergcyik  an 
Chamillart.   Mons,   1,").   SejittMiilier  1708. 

•'J  Quincy  V.  530. 


425 

den  Abschnitt  Haye-Rosne,  Chastre  mit  der  gleichen  Truppenzahl 
nach  Pottes.  Hier  und  bei  Eseanaffles  wurden  Offensiv-Brückenköpfe 
anffelejrt.  Alle  diese  Detachements  konnten  sich  mit  der  Armee  binnen 
6  Stunden  vereinigen.  Ein  feindlicher  Uebergang  zwischen  Audenarde 
und  Tournay  schien  hiernach  so  gut  wie  unausführbar  und  die  Möglich- 
keit, aus  Brüssel,  Ath  und  Audenarde  etwas  heranziehen  zu  können, 
den  Verbündeten  vollständig  benommen  *). 

Auf  die  erste  Nachricht  von  der  rückgängigen  Bewegung  der 
Franzosen  gegen  Tournay  hatte  Marlborough  ihnen  zahlreiche  Reiter- 
Parteien  folgen  lassen^).  Am  16.  hatte  er  Chane  los  mit  20  Schwadronen 
nach  Audenarde  entsandt,  das  gegen  Courtray  vorgeschobene  Detache- 
ment  verstärkt,  die  Armee  Nachmittags  in  die  Stellung  Peronue-Forest 
a.  d.  Marcq  geführt  und  sein  Hauptquartier  zu  Sainghin  genommen, 
bereit,  die  Marcq  augenblicks  zu  überschreiten,  sowie  die  Bewegungen 
der  Franzosen  es  erforderten.  Des  Herzogs  Hauptaugenmerk  war  auf 
die  Sicherung  Brüssel's  gerichtet,  das  durch  eine  Bewegung  Lamothe's 
gegen  Enghien  gefährdet  schien.  Also  ertheilte  er  dem  zu  Hülst 
stehenden  Murray  noch  am  16.  den  Befehl,  sich  mit  allen  Truppen, 
die  er  zusammenraffen  könne,  nach  Brüssel  zu  werfen,  wo  nach  des 
Herzogs  Rechnung  das  Regiment  Holstein-Neuburg  (von  Antwerpen?) 
bereits  eingetroffen  sein  musste.  Folgenden  Tages  ward  der  Comman- 
dant  von  Brüssel,  Pascal,  angewiesen,  der  Bürgerschaft  kund  zu 
machen,  Mar  Iborough  sei  entschlossen,  die  Hauptstadt  von  Brabant 
mit  seiner  ganzen  Armee  gegen  jede  Insulte  zu  decken  ■^). 

Nachdem  die  Armee  am  17.  die  alte  Stellung  Fretin-Pont  ä-Tressin 
wieder  bezogen,  überschritt  sie  am  folgenden  Tage,  auf  die  Meldung 
von  der  Ausdehnung  des  rechten  französischen  Flügels  bis  Audenarde, 
die  Marcq  zu  Pont-ä-Tressin,  wo  ein  Reiter-Corps  unter  dem  G.  d.  C. 
Graf  Schlik  Stellung  nahm,  und  lagerte  mit  dem  rechten  Flügel  zu 
Willems,  mit  dem  linken  Obigies  gegenüber  an  der  Scheide.  Das  Haupt- 
quartier kam  nach  Templeuve.  Die  französische  Entsendung  gegen  Douai 
veranlasste  die  Detachirung  von  300  Pferden  nach  La  Bassee  und  Strei- 
fungen deutscher  Reiter  und  Huszaren  auf  dem  linken  Ufer  der  Deule. 

Die  Arbeiten  der  Franzosen  an  der  Scheide,  insbesondere  aber 
der  Bau  von  zwei  Kriegsbrücken  zu  Warcoing,  liess  Marlborough 


<)  Meraoires  militaires  (Pelet)   VIII.   98,   100. 

^)  Nach  Coxe,  Memoirs  II.  539,  hätten  Prinz  Eugen  und  Marlliorong-h  vorge- 
schlagen, die  Offensive  zu  ergreifen,  aber  die  Aeng'stlichkeit  der  Holländer  hätte  es 
verhindert. 

^)  Marlborough  an  die  Generalstaaten-Deputirten.  Fretin,  1().  September  1708. 
Derselbe  an  Boyle  und  Pascal,  Sainghin,  17.  September  1708.  Murray  IV.  225,  22G,  227. 


426 

einen  Uferwechsel  und  einen  Angriff  seitens  der  Franzosen  erwarten. 
Dies  bestimmte  ihn,  die  Armee  marschbereit  zu  halten  und  am 
Morgen  des  20.  in  die  Stellung  Lannoy-Terapleuve  zu  führen,  wo  er  den 
Feind  besser  beobachten  konnte  und  näher  zur  Hand  war.  Er  deckte 
diese  Stellung  durch  vorgeschobene  Posten,  so  durch  600  Grenadiere 
zu  Passa  Vasnes,  sandte  nach  Courtray,  von  wo  er  einen  Zuschub 
erwartete,  6  Bataillone  und  800  Pferde  und  Hess  dieses  Detachement 
am  22.  noch  durch  10  Schwadronen  verstärken,  welche  Chanclos 
(von  Audenarde  aus)  beistellen  musste. 

War  Marlborough  über  die  letzten  Absichten  der  Franzosen 
und  namentlich  über  eine  angebliche  Entsendung  derselben  durch 
einige  Tage  im  Unklaren  gewesen,  so  zeigte  sich  jetzt  schon,  dass 
Prinz  E  u  g  e  n's  Ansicht,  die  Franzosen  wären  wesentlich  nur  darauf 
bedacht,  weitere  Zuschübe  abzuschneiden  '),  die  richtige.  Die  Besorgniss 
um  Brüssel  hatte  sich  gelegt.  L  a  m  o  t  h  e  hatte  zwar,  wie  es  hiess,  Ver- 
stärkungen erhalten  und  durch  800  Reiter  das  Sas  de  Vilvorde 
zerstören  lassen,  wodurch  die  Schiffahrt  auf  dem  Canal  von  Brüssel 
für  12  Tage  unterbrochen  wurde;  aber  schon  waren  6  Schwadronen 
kaiserlicher  Reiterei  aus  Deutschland  und  M  u  r  r  a  y  mit  4  Bataillonen 
in  der  Hauptstadt  Brabants  eingezogen,  deren  Besatzung  nunmehr  an 
7000  Mann  zählte. 

Die  letzte  Belagerungs-Periode. 

Die  Stürme  auf  das  B  r  i  1 1  e  u  w  e  r  k. 

Die  Hoffnungen  auf  einen  baldigen  Fall  Lille's,  welchen  die  Ver- 
bündeten sich  noch  vor  wenigen  Tagen  hingegeben,  waren  inzwischen 
geschwunden. 

Ein  Ausfall,  den  der  Vertheidiger  am  1.3.  September  mit  zwei 
Bataillonen  gegen  die  Kapelle  unternommen ,  war  zwar  nach  ein- 
stündigem heissen  Kampfe  vom  kaiserlichen  FML.  d'Arnan  zurück- 
gewiesen worden,  dochwar  es  den  Franzosen  gelungen,  die  Verbauung 
auf  dem  ausspringenden  Winkel  des  Hornwerkes  H,    zu  zerstören. 

Selbst  Prinz  E  u  g  e  n's  Rückkehr  hatte  den  Fortgang  der  Bela- 
gerung nicht  beschleunigen  können.  Ein  in  der  Nacht  zum  14.  nieder- 
gehendes Regenwetter  füllte  die  Laufgräben  knietief  mit  Wasser  und 
machte  jede  Arbeit  in  den  Sapen  unmöglich.  Unter  diesen  Umständen 
hatte  man  aber  dennoch  bereits  am  12.  im  rechten  Angriff  eine  3-Mörser- 
Batterie  vor  W,o,  im  linken  aber  vorW^  eine  für  fünf  solche  Geschütze 

')  Prinz  Eugen  .'in  den  Kaiser.  Vor  Lille,  19.  Se|)tcnil)er  1708.  Supplement-Heft 
S.  230,  Nr.  200. 


427 

begonnen  und  fugte  am  15.  im  rechten  Augriff  eine  3  -  Kanonen- 
Batterie  (in  der  Krönung  von  W^^)  hinzu.  Dank  dem  ununterbrochenen 
Batteriefeuer,  vornehmlich  gegen  das  Brillenwerk,  wurden  an  diesem 
Tage  die  beiden  Tenaillons  breschirt  und  die  Ravelins  R^  und  B.3 
demontirt,  welche  die  Bastion-Breschen  flankirten.  Die  drei  gegen  die 
Contrescarpe  vorgetriebenen  Minengänge  wai-en  mittlerweile  so  weit 
vollendet,  dass  die  Gegenböschung  an  der  Spitze  der  Tenaille  am  15. 
durch    eine    Bresch-Mine    in    den  Graben     geworfen    werden    konnte. 

Weder  Prinz  Eugen'),  noch  Marlbor ough  *)  konnten  sich 
verhehlen,  dass  die  Belagerung  nur  sehr  langsame  Fortschritte  mache, 
dass  Bouffiers  seinen  Entschluss,  den  ihm  anvertrauten  Platz  auf  das 
Aeusserste  zu  vortheidigen.  mit  grosser  Umsicht,  seltener  Zähigkeit  und 
glänzender  Bravour  zur  Durchführung  bringe.  Der  Gouverneur  von 
Lille  versäumte  thatsächlich  nichts,  was  die  Widerstandskraft  des 
Platzes  erhöhen  konnte.  Unablässig  bemüht,  sich  von  allen  Vorgängen 
beim  Belagerer  genauestens  zu  unterrichten,  wurde  er  fast  nie  über- 
rascht, fand  er  fast  immer  Zeit,  die  nothwendige  Gegenwirkung 
vorzukehren.  5000  Mann  waren  (nach  Quincy)  die  ganzen  Nächte 
über  an  der  Arbeit,  die  Schäden  des  Tages  auszubessern.  Eine  Revue, 
welche  Bouffiers  am  17.  über  die  noch  immer  12.000  Mann  zählende 
Besatzung  hielt,  hob  den  Muth  der  Truppen,  wie  der  Bürger.  Die  zu 
Ausfällen  bestimmten  Mannschaften  frisch  zu  erhalten,  durften  sie  zu 
keinerlei  anderem  Dienst  herangezogen  werden.  Bewusst,  in  der  Citadelle 
jederzeit  ein  sicheres  Refugium  zu  besitzen,  machte  Bouffier s  jeden 
Quadratfuss  Erde  streitig. 

Der  Kampf  um  den  gedeckten  Weg  gestaltete  sich  unter  diesen 
Umständen  für  die  Verbündeten  zu  einer  langen  Kette  der  schwersten 
Widerwärtigkeiten ,  Leiden  und  Gefahren.  Bis  zum  Abende  des 
21.  September  verzögerte  sich  die  Ausführung  des  Sturmes  auf  das 
Brillenwerk.  Die  Contrescarpe  der  Tenaillons  wurde  zwar  von  den 
Min  euren  schon  am  16.  an  mehreren  Stellen  durchbrochen,  aber  die 
Ausfüllung  des  Grabens  stiess  auf  besondere  Schwierigkeiten.  Man 
fand  das  Wasser  tiefer,  als  man  erwartet  hatte  und  den  Graben  über- 
dies mit  einer  Cunette  versehen.  Unter  unsäglichen  Schwierigkeiten 
begann  der  Bau  einer  Galerie  als  Grabensübergang.  Nachdem  die 
Anfänge  wiederholt  durch  Geschützfeuer,  namentlich  durch  Bomben 
zerstört  und  der  Bau  immer  wieder  erneut  in  Angriff  genommen 
worden,  steckte  der  Belagerte  sie  in  der  Nacht  zum  18.  mit  getheerten 

')  Siehe  Prinz  Engen  au  den  Kaiser,  16.  September  1708.  Supplement-Heft 
S.  226,  Nr.  194. 

2)  Marlhnrougli  an   Boyle,  Iß,   September  170S.   Murray  IV,  226. 


428 

Tauen  in  Brand,  zerstörte  die  über  die  Cunette  geschlagene  Brücke 
und  selbst  einen  Theil  des  Dammes.  In  der  folgenden  Nacht  ver- 
suchte er,  ausser  allen  anderen  ^Mitteln,  eine  Stauung  des  Wassers. 
Der  Belagerer  musste,  die  Grabengalerie  besser  schützen  zu  können, 
neue  Kanonen-  und  Mörser-Batterien  bauen,  zumal  die  im  Saillant 
des  Tenaillons  Tj  augelegte  3-Kanonen-Batterie,  weil  vollständig  enlilirt, 
nicht  bedient  werden  konnte.  Am  Abende  des  20.  hatte  Prinz  Eugen 
alle  Vorbereitungen  zum  Sturme  auf  das  Brillenwerk  und  das  Horn- 
werk  Hj  getroffen,  die  Truppen  waren  schon  sprungbereit,  als  es 
Bouffiers  gelang,  die  linke  der  mit  unendlichen  Mühen  zu  Stande 
gebrachten  Grabengalerien  erneut  in  Brand  zu  schiessen  und  damit 
einen   Aufschub  des  Sturmes  zu  erzielen. 

Die  Versuche  des  Belagerers,  in  den  Nächten  zum  18.  und  19. 
die  Traversen  des  gedeckten  Weges  der  Bastion  II  mit  Sturm  zu 
nehmen,  wurden  blutig  abgewiesen  und  der  Ingenieur  en  chef  du  ^ley 
hiebei  schwer  verwundet. 

Die  Bauten  des  linken  Angriffes  wurden  in  diesen  Tagen  um 
eine  8  -  Kanonen  -  Batterie  2,^  und  eine  gedeckte  Sape  vermehrt; 
letztere  wurde  gegen  das  Ravelin  R^  vorgetrieben,  erstere  vor  der 
zweiten  Parallele  angelegt,  sollte  gegen  das  Ravelin  E^  und  die  rechte 
Flanke  der  Bastion  III  wirken. 

Ebenso  mühsam  wie  der  linke,  schritt  der  rechte  Angriff  vor. 
Die  vom  Hornwerk  H.^  zum  Brillenwerk  geführte  Communications-Linie 
wurde  allerdings  in  der  Nacht  zum  18.  vollendet,  mit  einer  gedeckten 
Sape  gegen  den  Saillant  des  Ravelin  Rg  ausgebrochen  und  mit  dem 
Grabenübergang  zum  Hornwerk  begonnen,  —  im  Ganzen  kam  man 
doch  nicht  recht  vorwärts. 

Das  Geschützfeuer  war  in  den  letzten  Tagen  beiderseits  immer 
lebhafter  geworden.  Der  Belagerte  warf  Bomben  und  Steine  in  gewal- 
tigen Mengen  und  brachte  damit  in  der  Nacht  zum  20.  ein  Munitions- 
magazin zum  Auffliegen.  Sein  Feuer  erreichte  in  der  folgenden  Nacht 
die  grösste  Intensität.  Es  regnete  förmlich  Granaten,  Carcassen,  pots  a 
feu,  Tranchee-Kugeln  und  Sturmsäcke,  so  dass  die  Tranchee-Generale 
sich  aus  den  Verbauungen  des  gedeckten  Weges  in  die  zweite  Parallele 
zurückziehen  mussten.  Besonders  heftig  ward  vom  Vertheidiger  die 
neue  8  -  Kanonen  -  Batterie  B,8  bedacht,  welche  am  20.  ihr  Feuer 
eröffnet  hatte.  Aber  auch  die  Geschütze  des  Belagerers  donnerten 
mächtig  gegen  die  Wälle,  vor  Allem  bemüht,  die  Flanken  zu  ruiniren, 
welche  die  Breschen  bestrichen.  Ihr  ununterbrochenes  Feuer  hatte  die 
Haupturafasaung  bereits  schwer  geschädigt,  als  Prinz  Eugen  sich  ent- 
schloss,  den  Sturm  auf  'las  BriHenwork  am  Abende  des  21.  auszuführen. 


429 

Des  Brillen  welkes  und  des  ganzen  gedeckten  Weges  zAvisclien 
den  beiden  Hornwerken  sich  zu  bemächtigen,  sollten  ara  linken  Deule- 
Ufer  300  Mann  und  1200  Arbeiter,  am  rechten  1200  Mann  und 
1000  Arbeiter,  unterstützt  von  der  Tranchee-Wache,  vorbrechen.  Der 
Prinz  überzeugte  sich  um  7'/,  Uhr  Abends  persönlich,  ob  seine  Detail- 
Anordnungen  genau  befolgt  worden  und  begab  sich,  die  Truppen  durch 
seine  Anwesenheit  zu  beleben,  in  eine  der  vordersten  Batterien,  Nach 
einer  „General-Decharge"  sämratlicher  AngrifFsgeschütze  brachen  um 
8  Uhr  Abends  die  Sturm-Colonnen,  geführt  vom  General-Lieutenant 
Prinz  Holstein-Beck  und  dem  G WM.  Fechenbach  aus  den 
Laufgräben.  Bouffiers,  auch  auf  diesen  Sturm  gefasst,  hatte  einen 
furchtbaren  Empfang  vorbereitet.  Sein  Feuer  streckte  ganze  Glieder 
der  Stürmenden  nieder.  Die  unter  dem  Glacis  und  in  den  Tenaillons 
angeordneten  Vertheidigungs-Minen  sprangen ;  die  Breschen  standen 
förmlich  in  Flammen.  Dennoch  bemächtigten  sich  die  Stürmenden  der 
Tenaillons  und  hätten  sie  auch  behauptet ,  wäre  nicht  der  grösste 
Theil  der  Officiere  und  Ingenieure  bereits  gefallen  gewesen.  Die 
Soldaten ,  ohne  Leitung,  wussten  sich  nicht  zu  verbauen  und  ver- 
liessen  den  bereits  genommenen  Posten.  Dreimal  ward  das  Tenail- 
lon  Tj  gestürmt,  bis  es  endlich  gelang,  sich  mit  30  bis  40  Mann  auf 
dessen  Saillant  zu  behaupten  und  zu  verbauen.  Weiter  vorzudringen 
war  unmöglich,  da  man  sich  des  mit  einer  Palissadirung  und  Sturm- 
pfählen garnirten  Abschnittes  hätte  bemächtigen  müssen,  was  um  so 
schwerer  fallen  musste,  als  der  Vertheidiger  aus  Scharten,  die  er  in 
die  Flanke  des  Hernes  geschnitten,  enfilirend  schoss. 

Der  Sturm  auf  das  Tenaillon  T,  scheiterte  vollends.  Das  furchtbare 
Geschützfeuer  von  den  Wällen  machte  die  Behauptung  unm.öglich.  Die 
Grenadiere  warfen  sich  in  die  Grabengalerie,  die  so  enge,  dass  nur  zwei 
Mann  in  Front  sie  gleichzeitig  passiren  konnten.  Platz  zu  gewinnen, 
erwürgten  sich  die  Weichenden  in  diesem  Engpasse  gegenseitig, 
bis  die  Galerie,  von  den  Franzosen  unaufhörlich  beworfen,  über  den 
Ringenden  zusammenbrach.  Vergebens  trieben  die  Officiere  mit  dem 
Degen  in  der  Hand  die  Grenadiere  neuerdings  vor.  Sie  waren  auf  das 
im  ersten  Anlaufe  genommene  Tenaillon  nicht  mehr  zurückzubringen. 

Besseren  Erfolg  hatte  der  Sturm  auf  den  gedeckten  Weg 
zwischen  dem  Hornwerk  IL^  und  dem  Brillenwerk.  Der  Belagerer 
bemächtigte  sich  hier  einiger  Waffenplätze  und  behauptete  sie  auch  ^). 


*)  Dieses  Gesammter<i:ebniss  registrirt  aucli  Schiileiibur<r.  3H.  —  Kriegs-A., 
Niederlande,  1708.  P'asc.  XIII.  2a.  —  Derode  II.,  248.  —  Quincy  V.,  545 
und  5i6. 


430 

Die  Verluste  der  Verbündeten  waren  sehr  bedeutend.  Prinz 
Eugen  vor  Allen  zählte  unter  den  Verwundeten.  Uin  die  zuriiek- 
geschlcigenen  Truppen  zu  neuen  Angriffen  zu  ermuthigen,  hatte  er  sich 
persönlich  stark  ausgesetzt.  So  ward  er,  zwischen  den  Prinzen  von 
0  r  a  n  i  e  n  und  von  Hessen  stehend,  kurz  nachdem  eine  Falconet- 
kugel  seinem  Trompeter  den  Kopf  weggerissen,  von  einer  kleinen 
Kugel  vorne  am  Kopfe  links  aufwärts  der  Hirnschale,  jedoch  ohne 
Fractur  derselben  verwundet,  —  nur  leicht,  „weil  sich  die  Kugel  von 
selbig  abgeschlagen  hatte,  also  dass  die  Wunde  durch  sonderliche 
Schickung  Gottes  zu  der  ganzen  Armee  unaussprechlicher  Freude  nicht 
gefährlich  und  Dieselbe  (Seine  Hoheit)  mit  Beistand  des  Allerhöchsten 
in  wenigen  Tagen  wieder  auszugehen  im  Stande  sein  werde"  *). 

Marlborough,  welcher  am  22.  die  Leitung  der  Belagerung 
übernahm,  wollte  das  Tenaillon  Tj,  das  am  Vorabende  nicht  hatte 
behauptet  werden  können ,  mit  eintretender  Dunkelheit  erneut 
stürmen.  Da  die  Belagerungs-Armee  schon  zu  hart  gelitten,  sollten 
frische  Truppen  der  Beobachtungs-Armee  dazu  herangezogen  werden. 
Ihr  verspätetes  Eintreffen  führte  einen    24stündigen   Aufschub    herbei. 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  9  und  Kriegs-A.,  Niederlande  1708; 
Fase.  XIII.  2a.  Scbiileuburg  berichtet  hierüber  am  23.  September  1708:  „Seine 
Hoheit,  der  Prinz  Eugen,  welcher  bis  knapp  an  den  Angriff  vorgegangen  war,  erhielt 
unglücklicherweise  einen  Schuss  am  Haupte,  so  dass  er  zur  Erde  fiel;  aber  schon  im 
nächsten  Augenblicke  hatte  er  sich  wieder  erhoben  und  das  Geschrei  der  Seinigen 
hörend,  sagte  er  mit  grosser  Kaltblütigkeit :  „Was  soll  der  Lärm,  seht  ihr  denn 
nicht,  dass  es  nichts  ist?"  Er  Hess  sich  verbinden  und  kehrte  in  sein  Quartier 
zurück.  Es  ist  überraschend,  dass  dieser  grosse  General,  da  er  von  mehr  als  200  Per- 
sonen umgeben  war,  woi'uuter  der  König  (August  II.)  und  der  Landgraf  von  Hessen- 
Cassel,  allein  verwundet  wurde.  Man  kann  es  nicht  genug  sagen,  me  sehr  die  ganze 
Armee  von  diesem  bösen  Ereigniss  berührt  ist ;  alle  Welt  freut  sich  ungemein,  dass 
der  Prinz  ausser  Gefahr  ist.  Es  ist  der  ungewöhnlichste  Schuss  und  man  weiss  nicht, 
ist  es  eine  Gewehrkugel  oder  ein  Bombensplitter  gewesen  ;  ohne  die  Dicke  des  Hutes 
wäre  er  todt  gewesen,  gegenwärtig  ist  seine  Verwundung,  Gott  sei  Dank,  nichts.  Er 
hat  sich  selbst  angekleidet  und  man  hat  Mühe  gehabt,  ihn  abzuhalten,  zu  Pferde  zu 
steigen."  —  Das  Diarium  lieziffert  den  Verlust  des  Belagerers  nicht,  gibt  aber  an, 
dass  der  Angreifer  „des  ungemein  heftigen  Feuers  wegen"  grosse  A''erluste  erlitten. 
Die  Angabe  Quincy's  V.,  545,  der  von  5000  Todten  und  Verwundeten  spricht,  ist 
jedenfalls  übertrieben.  Er  erzählt,  Prinz  Eugen  habe  von  Bouffiers  einen  Wafi"en- 
Btillstand  verlangt,  um  die  Todten  begraben  zu  können,  welche  in  so  grosser  Zahl 
die  Wahlstatt  bedeckten,  dass  ihr  Anblick  Grauen  erregte.  Bouffiers  aber,  welcher  den 
feindlichen  Ingenieuren  nicht  habe  Gelegenheit  geben  wollen,  den  Platz  und  seine 
Aussenwerke  zu  recognosciren,  habe  geantwortet,  er  werde  sie  selbst  eingraben 
lassen,  wenn  ihre  Zahl  grösser  geworden.  Die  Vertheidiger  verloren  nach  demselben 
Autor  keinen  Officier  von  Rang  und  sollen  an  Todten  und  Verwundeten  nur  400  Manu 
gezählt  haben. 


431 

Die  Nacht  zum  23-  ward  benützt,  den  Mincur  an  drei  Puncten  an- 
zusetzen. Ein  Ausfall  Bouffiers'  gegen  die  Verbauung  im  Tenail- 
lon  Tj  ward  zurückgewiesen.  Eine  General-Decharge  der  Belagerungs- 
Batterien  lockte  die  Besatzung  auf  die  Wälle,  wo  sie  sich  blossstellte 
und  mit  Erfolg  beschossen  wurde. 

Der  britische  Feldherr,  welcher  inzwischen  zu  seiner  Armee 
geeilt  war,  traf  am  23.,  wieder  in  die  Abtei  von  Marquettes  zurück- 
gekehrt, die  letzten  Anordnungen  zum  Sturme.  Er  formirte  hiezu 
zwei  Colonnen.  Jene  zur  Hechten  bildeten  420  Gienadiere  und 
270  Füsiliere ;  jene  zur  Linken  380  Grenadiere  und  270  Füsiliere. 
Eine  „General-Decharge"  der  Belagerungs-Artillerie  leitete  auch  diesmal 
den  Sturm  ein,  zu  dem  Marlborough,  umgeben  von  den  Prinzen 
von  O  r  a  n  i  e  n  und  von  Hessen,  zwischen  7  und  8  Uhr  das  Zeichen 
gab.  Kaum  hatten  aber  die  Sturm-Colonnen  die  Laufgräben  verlassen, 
brach,  „als  ob  der  Himmel  dem  Kampfe  der  Menschen  nicht  länger 
zusehen  wollte",  ein  Gewitter  los,  das  jenen  Halt  gebot. 

Der  später  erneut  aufgenommene  Kampf,  während  welchem  ein 
grosses  Pulvermagazin  des  Belagerers  aufflog,  war  ungemein  hart- 
näckig. Nachdem  die  Stürmenden  wiederholt  zurückgeschmettert 
worden  und  ihrer  Viele  einer  Vertheidigungs-Mine  zum  Opfer  gefallen 
waren,  gelang  es  ihnen  schliesslich  doch,  auf  dem  Tenaillon  T^  Fuss  zu 
fassen.  Das  Logement  fiel  aber  sehr  klein  aus,  da  der  Vertheidiger 
auch  hier  einen  palissadirten  Abschnitt  hergestellt  hatte,  den  man 
nicht  zu  nehmen  vermochte.  Jetzt  erst  machte  sich  der  Belagerer 
vollends  zum  Herrn  des  gedeckten  Weges  des  Brillenwerkes,  das  nun 
beiderseits  umfasst  war,  und  verbaute  sich  auch  auf  dem  Saillant  des 
gedeckten  Weges.  Dass  auch  das  Ergebniss  dieses  Sturmes  hinter 
den  Erwartungen  zurückblieb ,  führen  S  c  h  u  1  e  n  b  u  r  g  und  B  ü  1  o  w 
darauf  zurück,  dass  er  in  zu  später  Stunde  unternommen  wurde. 
Die  mit  der  Dunkelheit  eintretende  Verwirrung  ward  auch  diesmal  von 
den  Arbeitern  benützt,  um  zu  entlaufen.  Der  Sturm  kostete  den 
Verbündeten  300  Officiere  und  Soldaten  '). 

Die  über  alles  Erwarten  zähe  Vertheidigung  Lille's,  die  That- 
sache,  dass  man  fast  jede  Erdscholle  mit  dem  Degen  in  der  Faust 
erobern  musste,  die  täglich  wachsende  Schwierigkeit,  den  ungeheueren 
Bedürfnissen  der  Belagerung  gerecht  zu  werden,  hatte  zur  Folge, 
dass  sich  der  Verbündeten  gegen  Ende  des  Monats  September  grosse 
Muthlosigkeit  bemächtigte.   „Ich  bin  betrübt, "   schrieb  Marlborough 

*)  Diarium.  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.  IX.  10,  besagt:  Man  habe 
dabei  mehr  Leute  eingebüsst,  als  beim  Sturme  vom  21.  Derode's  Angaben  stimmen 
mit  jenen  des  Diarium,  iudess  Quiucy  ihn  auf  1000  Todte  und  Verwundete  bezifferte. 


432 

am  24.  September  an  Simdcrland,  „Urnen  sagen  zu  müssen,  dass 
unsere  Lage  in  Folge  der  vorgerüekten  Jahreszeit,  der  Langsamkeit, 
mit  welcher  die  Ingenieure  die  Annäherungen  vorgetrieben  haben, 
endlich  der  Schwierigkeit  wegen,  einen  weiteren  Zuschub  an  Kriegs- 
Yorräthen  heranzuziehen,  eine  solche  ist,  dass  wir  an  dem  Erfolge  der 
Belagerung  zweifeln"  *). 

Am  ängstlichsten  waren,  wie  gewöhnlich,  die  Feld-Deputirten 
Hollands,  welche  Angesichts  der  unendlichen  Schwierigkeiten,  die 
sich  aufthürmten,  für  Aufhebung  der  Belagerung  waren.  Dadurch 
allein  sei  den  misslichen  Zufällen  vorzubeugen,  welche  der  Armee 
drohten,  wenn  die  in  dieser  Jahreszeit  regelmässig  einfallenden  Regen 
sich  einstellten  und  die  Wege  nahezu  ungangbar  machten.  Die  Flüsse 
im  Angesichte  des  Feindes  zu  übersetzen,  die  festen  Plätze  diesseits 
der  Scheide  mit  Munition  und  Lebensmitteln  zu  versehen,  müsse 
dann  sehr  schwer  fallen.  Besser  sei  es,  meinten  Einige,  nicht  nur  die 
Belagerung  aufzuheben,  sondern  auch  einige  Plätze  zu  schleifen,  als 
Alles  zu  wagen,  was  der  Fall,  wenn  man  in  dieser  Gegend  zu  lange 
verharre  und  dadurch  dem  Feinde  gestatte,  sich  die  ganze  Scheide 
entlang  und  bis  Leffinghe  zu  verschanzen,  Brüssel  und  Antwerpen 
wegzunehmen  und  die  vereinigten  Provinzen  bis  gegen  Grave  und 
Bar-le-Duc  zu  verwüsten. 

Wie  in  der  Krisis  vor  dem  Marsche  nach  Audenarde,  so  war 
auch  in  diesen  Stunden  banger  Zweifel  und  weitgehender  Befürch- 
tungen, Prinz  Eugen  der  Manu,  an  dessen  wahrer  Feldherrngrösse 
der  gesunkene  Mutli  der  Verbündeten  sich  wieder  aufrichtete  zu 
kräftiger  That,  Er  verkenne  durchaus  nicht  die  Schwierigkeiten,  welche 
überwunden  werden  müssten,  diesen  Feldzug  glücklich  zu  beenden, 
entgegnete  er  jenen.  Er  vermöge  aber  noch  nicht  zu  erkennen,  dass 
es  unmöglich  sei,  Stadt  und  Citadelle  dennoch  zu  nehmen,  den  Feld- 
zug glorreich  zu  beenden,  wenn  nur  Alles  aufgeboten  werde,  zu  so 
glücklichem  Ende  zu  gelangen.  Wenn  man  ihn  verdächtige,  in  dieser 
Sache  parteiisch  zu  sein  und  aus  Ruhmbegier  auf  Kosten  des  öffentlichen 
Wohles  darauf  zu  beharren,  so  sei  er  bereit,  sich  und  seinen  Ruhm  ohne 
Schwanken  zu  opfern,  denn  er  sei  hierher  gekommen,  dem  gemeinsamen 
Wesen  zu  dienen.  Man  habe  nichts  zu  thun,  als  ihn  die  wahren  Interessen 
desselben  erkennen  zu  lassen  und  man  werde  sehen,  dass  er  sich 
dann   blind  Allem   anbequemen    werde,    was  man  für  passend  erachte. 

Solche  Grösse  der  Gesinnung  rührte  die  Feld-Deputirten  also, 
dass  sie    dem  Prinzen    in  Mar Iborough's  Gegenwart  ihre   Bereit- 

'i  MiiiiJiy  IV.   ^.'i?,   1111(1   Coxe,  Momoiis  II.  r)lG. 


433 

Willigkeit  erklärten,  sich  mit  ihm  iuifzuopfern.  Er  luibe  nur  zu  be- 
fehlen und  er  könne  sich  versichert  halten,  die  Generalstaaten  würden 
die  äussersten  Anstrengungen  machen,  die  erwachsenden  Kosten  zu 
tragen  und  dass  sie  in  nichts   widersprechen  würden  *). 

Also  nahm  auch  die  Belagerung  ihren  Fortgang,  aber  sie  erhielt 
einen  wesentlich  anderen  Charakter.  Die  grossen  Menschenverluste, 
welche  die  Verbündeten  bereits  erlitten,  nöthigten  zu  einer  mehr 
Avirthschaftlichen  Gebahrung.  An  Stelle  blutiger  Stürme  kam  das 
Sapiren  und  Miniren  zu  Ehren.  Der  Minenkrieg  insbesonders  gab  dem 
weiteren  Verlaufe  von  Angriff  und  Vertheidigung  die  charakteristische 
Signatur. 

Schon  am  24.  gingen  die  Mineure  des  Belagerers  aus  den  Ver- 
bauungen in  den  Tenaillons  gegen  deren  Abschnitte  vor.  Die  Besatzung 
derselben  abzuschneiden,  ward  eine  kleine  Batterie  erbaut  und  am 
28.  im  Tenaillon  T^  an  einem  Durchbruch  als  Descente  zu  einer 
Grabengalerie  gearbeitet.  Tags  darauf  stiessen  im  Tenaillon  T^  die 
beiderseitigen  Mineure  auf  einander.  Der  französische  hatte  hiebei  die 
Vorhand  und  zwang  den  des  Belagerers,  namentlich  durch  Stink- 
präparate, zum  Weichen  ^). 

Indess  sich  der  Belagerer  gleichwohl  am  29.  zum  Sturme  auf 
die  Tenaillon-Abschnitte  entschloss,  hatte  er  auch  auf  den  anderen 
Theilen  seiner  Angriffsfront  langsame,  aber  nicht  unwesentliche  Fort- 
schritte gemacht.  In  der  Nacht  zum  25.  war  im  rechten  Angriffe  am 
Saillant  der  Bastion  III  der  Mineur  angesetzt,  und  waren  Gegenminen, 
auf  die  man  gestossen,  durch  Bomben  zum  Auffliegen  gebracht  worden. 
In  dem  damit  eingeleiteten  Minenkriege  gegen  Bastion  III  trat  am  28. 
zu  Ungunsten  des  Belagerers  ein  empfindlicher  Rückschlag  ein.  Es 
gelang  dem  Vertheidiger,  auch  hier  zuvorzukommen  und  alle  Angriffs- 
Minen  zu  zerstören.  Die  Mineure  des  Belagerers  mussten  bereits 
gewonnenen  Terrain  aufgeben.  Nur  eine  einzige  Vertheidigungs-Miue,  im 
ausspringenden  Winkel  des  gedeckten  Weges  der  Bastion  III  explo- 
dirend,  kam  dem  Angriffe  zu  Gute,  da  sie  keinen  Schaden  anrichtete 
und  zur  Verbauung  geeignet  war.  Der  Vertheidiger  nahm  aber  ihren 
Trichter  so  scharf  unter  Feuer,  dass  an  seine  Einrichtung  am  Tage 
wenigstens  nicht  geschritten  werden  konnte.  Die  Krönung  des  Glacis 
vom  Tenaillon  T^  wurde  am  29.  bis  zur  Capitale  der  Bastion  III 
vollendet  und  dem  ausspringenden  Winkel  "W,,  den  die  Franzosen  noch 
immer  besetzt  hielten,  mittelst  einer  Sape  au  den  Leib  gerückt. 


')  Denkwürdigkeiten  Schulenburg's  347. 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2a. 
Feld/.üge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.   Band.  *o 


434 

Im  linkfii  Angriff  war  die  Krönung;  bereits  am  28.  bis  zum 
Waffen  platze  W^^  tortgcsctzt  wurden.  Eine  am  29.  eröffnete  Verbindungs- 
linie führte  vom  letztgenannten  Waffenplatze  zur  zweiten  Traverse  des 
gedeckten  Weges  von  T,. 

Auch  der  Artilleriekampf  äusserte  in  diesen  Tagen  einen  beson- 
deren Charakter.  Der  Belagerer  bewarf  die  Festungswerke  unausgesetzt 
mit  Bomben,  der  Vertheidiger  schleuderte  ununterbrochen  Granaten. 
Die  Angriff's-Batterien  wurden  in  diesen  Tagen  allenthalben  verviel- 
fältigt. So  ward  am  27.  am  Waffenplatze  Wg  eine  neue  6-Kanonen- 
Batterie  angelegt,  welche  am  Abende  des  29.  ihr  Feuer  eröffnete. 
Im  rechten  Angriffe  wurde  in  der  Krönung  des  Waffenplatzes  W,2 
zwischen  der  5-  und  der  3-Kanonen-Batterie,  eine  für  drei  Geschütze 
eingeschoben.  Die  Verbindung  zwischen  dem  Hornwerke  Hj  und  der 
Grabenschere  G^  abzuschneiden,  ward  in  der  Krönung  des  gedeckten 
Weges  nächst  W,o  eine  2-Kanonen-Batterie  angeordnet.  Endlich -wurden 
nächst  der  5-Mörser-Batterie  noch  7  Handmörser  placirt,  welch'  letztere 
noch  am  29.  das  Feuer  eröffneten. 

Die  Kühnheit  und  Energie,  welche  der  Belagerer  bei  allen  Stürmen 
bethätigt  hatte,  mochte  dem  Vertheidiger  doch  imponirt  haben ;  denn 
wiewohl  die  Angriffsarbeiten  noch  lange  nicht  soAveit  gediehen  waren, 
dass  au  einen  Sturm  auf  die  Hauptumfassung  hätte  gedacht  werden 
können,  war  der  Vertheidiger  doch  schon  jetzt  emsigst  bemüht,  die 
Breschen  durch  allezeit  brennende  Scheiterhaufen  ungangbar  zu  er- 
halten. Jene  in  Bastion  H  wurde  überdies  noch  äusserst  wirksam  von 
fünf  Kanonen  bestrichen,  welche  Bouffiers  auf  der  Flanke  der 
Bastion  III  postirt  und  noch  durch  zwei  im  Ravelin-Reduit  R^  placirte 
Geschütze  verstärkt  hatte. 

Obwohl  eine  unter  dem  palissadirten  Abschnitt  des  Tenaillons  T^ 
angelegte  Angriffsmine ,  welche  der  Belagerer  am  Morgen  des  29. 
auffliegen  Hess,  die  gewünschte  Wirkung  nicht  hatte  —  sie  sprang 
10  Schritte  vor  dem  Abschnitte,  —  schickte  sich  der  Belagerer  doch 
an,  ihn  zu  stürmen.  80  Grenadiere  und  150  Füsiliere  warfen  sich  auf 
ihn.  Als  der  führende  Lieutenant  fiel,  der  Hauptmann  verwundet  ward, 
hielten  die  Grenadiere  dem  heftigen  Feuer  nicht  mehr  Stand.  Unter 
hartem  Verluste  nur  vermochte  der  Belagerer  nächst  den  Palissaden 
Fuss  zu  fassen.  Sofort  schritt  man  hier  an  die  Herstellung  einer  Ab- 
fahrt aus  dem  Tenaillon  T,    in  den   Kavelin-Graben. 

Die  folgende  Nacht  zum  29.,  ward  von  den  Franzosen  benutzt, 
um  Bouffiers  von  auswärts  Hülfe  zu  bringen.  Der  Marschall  hatte 
am  25.  an  das  Hauptquartier  berichtet,  es  beginne  bereits  an  Mann- 
schaft, Waffen  und  insbesondere  an  Pulver  zu  mangeln.   Der  Chevalier 


435 

von  Luxembourg  ward  damit  betraut,  den  verlangten  Suceurs  nach 
Lille  zu  bringen.  Er  verliess  am  Nachmittage  des  28.  September  au 
der  Spitze  von  150  Grenadieren  und  2000  Manu  zu  Pferd  Douai. 
Jeder  Reiter  trug  eine  Flinte  mit  Bajonnet  und  50  Pfund  Pulver. 
Ohne  Unfall  ward  Pont  k  Kames  durchzogen.  Vor  Mons-en-Pevcle  aber 
fing  durch  die  Unvorsichtigkeit  eines  Reiters  ein  Sack  Pulver  Feuer. 
Fürchtend,  durch  die  Detonation  verrathen  zu  sein,  hielt  Luxembourg 
an,  setzte  aber  nach  kurzer  Berathung  mit  seinen  Officieren  den 
Marsch  alsbald  fort  und  erreichte  um  Mitternacht  bei  Ronchin  die 
Circumvallations-Linie,  wo  er  an  der  Barriere  gestellt  wurde. 

Die  Franzosen  trugen  holländische  Abzeichen,  ein  Holländer  in 
französischen  Diensten  ritt  an  der  Spitze.  Angerufen,  gab  dieser  vor, 
seine  Colonne  bringe  der  Belagerungs- Armee  Munition  zu  und  habe 
die  Franzosen  auf  den  Fersen.  Die  Barriere  Avurde  geöffnet  und  schon 
war  der  grössere  Theil  der  Colonne  L  u  x  e  m  b  o  u  r  g's  passirt,  als  die 
Verbündeten,  durch  die  Unvorsichtigkeit  eines  französischen  Officiers, 
der  seinen  Reitern  „Serrez!"  (Anschliessen)  zurief,  ihres  Irrthums 
gewahr  wurden.  Luxembourg  setzte  sich  zwar  sofort  in  Galop 
und  warf  im  ersten  Anlaufe  die  Wache  über  den  Haufen,  diese  fasste 
sich  aber  wieder,  verlegte  durch  zwei  Wagen  alsbald  den  Eingang 
und  schnitt  dadurch  die  französische  Colonne,  welche  zu  Zweien  for- 
mirt  und  daher  sehr  tief  war,  entzwei.  Die  Queue  L  u  x  e  m  b  o  u  r  g's 
musstc  umkehren,  die  Tete  aber  ritt  schnurstracks  gegen  die  Porte 
des  Malades  zu  und  ward  dabei  von  dem  churpfälzischen  Dragoner- 
Regiment  Witgenstein,  das  nächst  der  Barriere  lagerte  und  im  Hemde 
mit  „wundersamer  Behändigkeit"  zum  Gewehr  griff,  von  allen  Seiten 
angeschossen.  Mancher  Sack  Pulver  ging  dabei  mit  Ross  und  Mann 
in  die  Luft,  gleichwohl  erreichte  Luxembourg  mit  (angeblich) 
1500  Pferden  und  400  Centnern  Pulver  die  Porte  des  Malades.  Er 
musste  die  ganze  Nacht  auf  dem  Glacis  verbringen,  , da  Bouffiers, 
eine  List  des  Belageres  argwöhnend,  ihn  nicht  einliess  *). 

')  Kriegs- A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  60  und  Fase.  XIII  a.  —  Memoires 
militaires  (Pelet)  VIII.  107  und  108,  dann  454  bis  459.  —  Quincy  V.  550.  — 
Derode  II.  253. 

Nach  der  Histoire  de  Marlbwrough  II.  423,  liess  der  Erbprinz  von  Hessen 
die  Queue  Luxemboiu'g's,  die  zur  Umkehr  genöthigt  worden,  durch  seine  Huszaren 
verfolgen.  Bis  auf  zwei  Stunden  vom  Lager  fanden  sie  den  Weg  mit  Säcken,  Degen, 
Pistolen  und  ausgestreutem  Pulver  übersäet. 


28=' 


436 


Ereignisse  Im  Felde. 

E  r  1  c's  A  u  s  s  c  li  i  ff  u  n  }i;  zu  O  s  t  e  u  d  e.  —  E  r  ö  f  f  u  ii  n  g  der  N  a  c  h- 

schiiblinie    Os  tendc  -  Li  lle.     —    Das    Treffen    bei    Wynen- 

daele.  —   j\I  a  rlbor  o  u  s^li's  Marsch  auf  Oudenbourg.  — Der 

Fall   von   Leffinghe. 

Die  französische  Armee  hatte  durch  ihre  am  17.  September 
zwischen  Audenarde  und  Tournay  bezogene  Stellung,  die  Verbindung 
der  AUiirten  mit  dem  Hauptdepotplatz  Brüssel  gänzlich  gesperrt.  In 
Voraussicht  dieser  Eventualität  hatte  Prinz  Eugen,  dessen  Truppen 
es  bereits  an  Lebensmitteln  zu  fehlen  begann  und  dessen  grosse  Unter- 
nehmung wegen  Maugel  an  Munition  zu  scheitern  drohte,  den  Ver- 
bündeten vorgeschlagen,  sich  auf  Ostende  zu  basiren  und  zu  diesem 
Zwecke  dorthin  bedeutende  Vorräthe  schaffen  zu  lassen  ').  Dieser  Vor- 
schlag hatte  allseitige  Zustimmung  gefunden.  England  sandte  eine 
für  Spanien  bestimmte,  aus  40  Kriegs-  und  Transports  -  Schiffen 
bestehende  Flotte  unter  Commando  des  Admiral  Byng  mit  14  Batail- 
lonen Fussvolk,  welche  General  Erle  befehligte,  dann  bedeutenden 
Munitious-  und  Verpflegsvorräthen,  von  Portsmouth  nach  Ostende,  wo 
selbe  am  2L  September  einlief.  Marlborough  hievon  unterrichtet, 
dirigirte  noch  am  22.  Abends  600  Fuhrwerke  mit  einer  Escorte  von 
800  Reitern  und  6  Bataillonen  von  Courtray  nach  Ostende.  Dieser 
Convoi  fand  das  ganze  Land  zwischen  Ghistelles  und  Ostende  über 
schwemmt  und  Snaeskerke,  die  einzige  passirbare  Stelle,  von  500  Fran- 
zosen besetzt.  Die  Escorte  sprengte  die  letzteren  auseinander  und 
legte  zur  bleibenden  Sicherung  dieses  Ueberganges  eine  Schanze  an  '). 

Der  Convoi  kam  glücklich  nach  Ostende.  Auf  die  Meldung  hie- 
von, traf  Marlborough  zur  Sicherung  des  Zuschubes  am  25.  weitere 
Massnahmen.  Er  dirigirte  6  Bataillone  unter  Eltz  nach  Dixmude 
und  am  26.  September  22  Bataillone  unter  dem  Grafen  von  Nassau- 
Woudenbourg,  welchen  16  Schwadronen  unter  Lord  Cadogan 
folgten,  über  Roulers  (Rousselaer)  dem  Convoi  entgegen.  Das  Ganze  — 
etwa  6000  bis  7000  Mann  und  1500  Pferde  —  vertraute  er  dem  General- 
Lieutenant  Webb  an,  welcher  sich  des  Canals  von  Nieuport  und  der 
Posten  von  Leffinghe  und  Oudenbourg  bemächtigen  sollte "). 

')  Kriegs-A.,  Niederlaiula  1708;  Fase.  IX.  (JO.  —  Priuz  Eugen  au  den  Kaiser. 
Vor  Lille,  23.  September  1708.   Siiiii.leinent-Hcft  Seite   2i3,  Nr.  214. 

^)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  IX.  10. 

^)  Marlborough  an  Erle  und  an  die  Feld-Doinitirtcn.  Lannoy,  26.  Seiiteinber1708. 
Murray  IV. 


437 

Webb  erreichte  Tliourout  am  27.  und  verstärkte  auf  die  Nach- 
riebt, dass  Major  Savary  vom  Regimente  Göethcri  sich  von  Ostende 
aus  mit  einigen  100  Grenadieren  Oudenbourgs  bemächtigt  habe,  diesen 
Posten  sofort  mit  600  Grenadieren  unter  Oberst  Presto  n  und  zwei 
liataiUonen  (d  Orkney  und  Finnen)  unter  den  Obersten  Hamilton 
und  Vooght  (Voigt V).  das  Ganze  unter  des  münsterschen  Brigadiers 
Landsberg  Befehl.  Dieses  Detacheraent  erreichte  Oudenbourg  in 
dem  Augenblicke,  in  Avelchem  ein  französisches  in  den  Ort  eindrang, 
üas  letztere  wurde  mit  einem  Verluste  von  200  Mann  zurückgeworfen. 
In  der  Nacht  zum  28.  ging  auch  Graf  Lot  tum  (der  Jüngere)  mit 
L50  Reitern  nach  Oudenbourg;  er  brachte  der  Besatzung  Befehl,  den 
Convoi  bis  Couckelaere  zu  begleiten,  dann  aber  zu  dem  bei  Thourout 
stehenden  Corps  zu  stossen.  Am  Morgen  des  28.  traf  Lot  tum  bei 
Ichteghem  auf  eine  französische  Vorhut.  Er  griff  sie  unverzüglicli  an, 
warf  sie  und  erblickte  in  der  Verfolgung  16  französische  Escadronen, 
welche  auf  der  Haide  lagerten.  Da  sie  auf  den  Alarm  zu  ihren  Pferden 
eilten,  fand  es  L  o  1 1  u  m  gerathen,  sich  eiligst  auf  das  Gros  zurück- 
zuziehen. Er  kam  Mittags  nach  Thourout,  von  wo  auf  seinen  Bericht 
22  Bataillone  unverzüglich  nach  Wynendaele  in  Marsch  gesetzt  wurden ; 
Lot  tum  bildete  mit  seinen  150  Reitern,  den  Quartiermeistern  und  dem 
Reste  der  abcommandirten  Grenadiere  die  Vorhut.  Cadoganwar  um 
8  Uhr  Morgens  mit  der  Reiterei  gegen  Hooglede  zurückmarschirt,  da 
er  der  irrigen  Meinung  war,  der  Convoi  laufe  keine  Gefahr  mehr. 

Der  Wald  von  Wynendaele  hatte  dort,  wo  ihn  die  Strasse  von 
Ostende  nach  Thourout  durchzieht ,  eine  Oeffnung,  in  der  kaum 
drei  Schwadronen  aufzumarschiren  vermochten.  Die  nördlich  der 
Strasse  gelegene,  gegen  Brügge  hinziehende  Waldparcelle,  „verlorne 
Kost"  genannt,  bestand  aus  dichtem  hohen  Gesträuch  und  einigen 
hochstämmigen  Bäumen  *,  die  südliche  Parcelle,  •  der  eigentliche  Wald 
von  Wynendaele,  hatte  durchaus  hochstämmiges  Holz  und  Dickicht, 
nur  einige  Blossen  unterbrachen  ihn.  Der  ganze  Wald  hatte  keine 
2000  Schritte  Umfang. 

Lamothe'),  welcher,  um  Zuschübe  von  Ostende  zur  Armee  zu 
hindern,  am  Canal  von  Brügge  gestanden,  war  auf   die  Nachricht  von 


'j  Saiut-Simou  (Meinoires  IV.  237 )  schildert  Lamotlie  als  einen  uneigen- 
nützigen ^laun,  voll  Mnth,  Ehre  imd  Ehrgeiz,  welcher  sein  ganzes  Leben  im  Dienste 
gestanden,  immer  selhstständige  Corps  befehligt  und  nahe  daran  war,  den  Marschall- 
Stab  zu  erlangen;  gleichzeitig  aber  als  den  vielleicht  kurzsichtigsten,  halsstarrigsten  und 
unfähigsten  unter  den  General-Lieutenants.  —  Nach  demselben  Gewährsmanne  vei-- 
dankte  Lamothe  das  in  Rede  stehende  Commando  der  Verwendung  seiner  Cousine,  der 
Herzogin  von  Ventadour    was  Berwick  in  einer  charakteristischen  Bemerkung  bestätigt. 


438 

der  Entsendung  Mai-lburüugh's  in  der  Nacht  vom  28.  von  Brügge 
aufgebrochen ,  um  zu  Zedelghem ,  zwischen  Brügge  und  Thourout, 
zu  lagern.  Seine  Vorhut,  1000  Manu  unter  Villemort'),  sollte  sich 
Oudenbourgs  bemächtigen.  Sie  griff  diesen  Posten  an,  vermochte  aber, 
wie  bereits  bekannt,  nicht  durchzudringen.  Lamothe,  fürchtend, 
der  Convoi  könnte  ihm  entschlüpfen,  wenn  er  sich  hier  engagirte, 
wagte  es  nicht,  seine  Vorhut  zu  unterstützen.  Ohne  den  Marschall 
B  e  r  w  i  c  k  abzuwarten,  welcher  halben wegs  zwischen  Gent  und  Brügge 
stand  und  der  unpassirbaren  Sümpfe  wegen  grosse  Umwege  machen 
musste,  setzte  sich  Lamothe  am  Morgen  des  28.  mit  36  (34)  Batail- 
lonen Infanterie,  62  (63)  Escadroneu  und  40  Geschützen  ^)  in  Marsch, 
den  Convoi  abzuschneiden,  welcher  bestimmten  Nachrichten  zufolge 
am  27.  von  Ostende  in  der  Richtung  auf  Ghistelles  abgegangen  war. 
Statt  aber  von  Brügge  direct  nach  Wynendaele  zu  marschiren,  d.  i. 
durch  eine  freie,  offene  Gegend,  wo  er  seine  starke  Cavallerie  vor- 
trefflich ausnützen  konnte,  zog  er  von  Zedelghem  über  Oudeubourg 
den  Canal  entlang  gegen  Ghistelles  und  die  Brücke  von  Moerdyck, 
wo  das  Land  eingeengt  und  durchschnitten  ist.  Diese  verfehlte  Wahl 
der  Operationslinie  hatte  zur  Folge,  dass  er  statt  auf  den  Transport, 
auf  dessen  Bedeckung  stiess.  Und  doch  hätte  dieser  General  die 
Gegend  kennen  sollen,  denn  er  war  nicht  weniger  als  15  Jahre 
zwischen   Ypern  und  Brügge  in  Verwendung  gestanden. 

Als  die  Vorhut  der  Verbündeten  um  4  Uhr  Nachmittags  beim 
Jagdschlosse  von  Wynendaele  eintraf,  gewahrte  sie  am  Ende  der  Haide 
die  Truppen  L  a m  o  t h  e's.  Lottum's  Reiter  gingen  dem  Vortrabe  des 
Feindes  entgegen,  um  ihn  aufzuhalten,  General-Lieutenant  Webb  und 
der  Graf  von  Nassau-Woudenbourg,  um  ihn  zu  recognosciren. 
Während  des  Scharmutzirens  rückte  das  Fussvolk  der  Vorhut  der 
Verbündeten  aus  dem  Walddefile  an  den  Cronbecke-Bach  vor.  Webb 
Hess  die  beiden  Waldparcellen  rasch  von  Plänklern  besetzen,  zu  deren 
Unterstützung  er  die  Quartiermeister  und  den  Rest  der  Grenadiere 
postirte.  Gleichzeitig  sandte  er  den  Regimentern  des  Gros  Befehl,  auf 
der  kleinen  Ebene  zwischen  beiden  Gehölzen  aufzumarschiren.  So  wie 
die  Bataillone  eintrafen,  wurden  sie  vom  General-Lieutenant  W  e  b  b  und 
dem  Grafen  von  Nassau-Woudenbouvg  in  Gefechtsordnung  gebracht. 
Erst  sechs  Bataillone  waren  am  Platze,  als  die  Franzosen,  statt  rasch 
und  kräftig  anzugreifen,  aus  10  Kanonen  und  9  dreiläufigen  Stücken 
die    Heiter    L  o  1 1  u  ms    zu    beschiessen    anfingen.     Diese    hielten    dem 


')  Quincy  V.  bericlitet :   1200  Mauii   lufautcrie  und  30  Pferde. 

')  Nacli  Quiiiey  V.  18.000   bi.s  20.000,  nacli  Coxe,  Monioir.s  II.  551,  23.000  Mauu. 


439 

heftigen  Feuer  ruhig  Stand  und  da  die  Franzosen  sich  auf  die  Fort- 
setzung der  Kanonade  beschränkten,  gewannen  die  Verbündeten  Zeit,  in 
zwei  Treffen,  jedes  zu  9  Bataillonen,  aufzuinarschiron.  Der  linke  Flügel 
dehnte  sich  hinter  dem  Buschwerk  weit  aus,  um  den  Feind  zu  hindern, 
hier  durchzudringen  und  um  die  Flanke  zu  decken.  In  das  Gehölz 
zur  Linken  ward  das  Regiment  Erbprinz  von  Preussen,  in  jenes  zur 
Rechten  das  Regiment  Heukelom  vorgeschoben.  Beide  erhielten  Befehl, 
sich  so  lange  verdeckt  zu  halten,  bis  sie  den  vorrückenden  Feind  in 
der  Flanke  fsissen  konnten.  Mit  der  gleichen  Weisung  wurden  rechts 
und  links  Grenadier-Züge  um  'weitere  40  Schritte  vorgeschoben,  indess 
die  Quartiermeister  den  Weg  besetzten,  welcher  das  Gehölz  zur  Linken 
durchschnitt.  In  dieser  Aufstellung  erwarteten  die  Verbündeten  den 
Feind. 

Lamothe  ordnete  inzwischen  seine  Truppen  in  acht  Treffen. 
Die  vier  ersten  bildete  die  Infanterie,  das  fünfte  und  sechste  war  aus 
Dragonern,  das  siebente  und  achte  aus  Cavallerie  formirt.  Der  General- 
Lieutenant  wählte  diese  schwerfällige  Gefechtsordnung  angeblich  aus 
dem  Grunde,  weil  das  Terrain  nicht  gestattete,  sich  mehr  auszubreiten  (?) 
und  weil  die  Verbündeten  dieselbe  Frontausdehnung  hatten. 

Nach  dreistündiger  Kanonade  erst  gingen  die  Franzosen  zum 
Angriffe  vor.  Lottum  räumte  jetzt  auf  Webb's  Befehl  in  aus- 
gezeichneter Ordnung  die  Front  und  nahm  300  Schritte  hinter  dem 
linken  Flügel  Stellung. 

Es  war  5  Uhr  Nachmittags.  Die  Wahrnehmung,  dass  der  rechte 
Flügel  der  französischen  Infanterie  sich  gegen  das  Buschwerk  zur 
Linken  dirigirte,  veranlasste  Webb,  die  grosse  Jagd-Allee  vom  Regi- 
mente  Grumbkow  besetzen  zu  lassen,  das  der  Oberst  Besehe  fem 
befehligte.  Die  Nachhut  Webb's  unter  dem  Brigadier  Eltz  nahm  im 
Walde  von   Wynendaele  Stellung. 

Die  600  Grenadiere  und  die  2  Bataillone,  Avelche  unter  dem 
Brigadier  Landsberg  detachirt  gewesen,  hatten  nächst  Couckelaere 
weinende  Soldatenweiber  begegnet  und  von  ihnen  erfahren,  dass  Webb 
dem  Feinde  entgegengerückt  sei.  Die  Oberste  Preston,  Hamilton 
und  V  o  o  g  h  t  hatten  hierauf  L  a  n  d  s  b  e  r  g  bewogen,  gegen  den  Kampf- 
platz vorzurücken;  dort  angekommen,  formirten  sie,  als  die  französische 
Infanterie  zum  Angriffe  schritt,  ein  drittes  Treffen. 

Als  der  linke  Flügel  der  Franzosen  dem  verdeckt  postirten 
Regiment  Heukelom  auf  30  Schritte  nahe  gekommen  war,  gab  dieses  auf 
die  linke  Flanke  der  Franzosen  Feuer.  Ueberrascht  und  erschüttert, 
di'ängten  sich  letztere  gegen  ihren  rechten  Flügel,  der  in  diesem  Augen- 
blicke vom    Regimente  Grumbkow  ein   wirksames  Flankenfeuer  erhielt 


440 

und  sich  seinerseits  iiaeli  links  warf.  So  entstand  in  der  ersten  Linie 
der  Franzosen  die  grösste  Unordnung  M ;  ihre  zAveite  aber  rückte 
entschlossen  vor,  umlasste  die  Waldparcelk-  und  drängte  zwei  dort 
aufgestellte  holländische  Bataillone  des  eisten  Treffens  der  Verbündeten 
zurück.  Diesen  Vortheil  auszunützen,  brach  ein  französisciies  Cavallerie- 
Regiment  vor.  stiess  aber  auf  zwei  Bataillone  des  vom  Christen  Hi  r  tz  e  1 
(Hirzell)  geführten  Schweizer -Regiments  Albemarle,  welche  Webb 
rechtzeitig  aus  dem  zweiten  Treffen  vorgesandt  hatte.  Die  Schweizer 
warfen  die  Franzosen  aus  dem  Gehölze  hinaus.  Ihre  feste  Haltung 
verschaffte  Webb  und  N  a  s  s  a  u  -W  o  u  d  e  n  b  o  u  r  g  Zeit,  die  Regimenter 
Bernstorff  und  Lindeboom  an  die  Stelle  der  zurückgedrängten  Bataillone 
zu  führen. 

Au  dem  kräftigen  Feuer  dieser  Regimenter  scheiterte  ein  dritter 
Angriff  der  Franzosen.  Wie  tapfer  diese  auch  fochten,  sie  vermochten 
die  Bataillone  der  Verbündeten  nicht  mehr  zum  Weichen  zu  liringen. 
Nach  zweistündigem  hartnäckigen  Kampfe  zogen  sich  die  zum  Angriff 
vorgerückten  Franzosen  in  Unordnung  auf  ihre  noch  iutacten  Treffen 
zurück.  Es  war  bereits  Nacht.  Nur  dieser  Umstand  und  die  Befürcli- 
tung,  die  Vortheile  seiner  Stellung  zu  verlieren,  bewogen  Webb, 
der  Offensive  ißinhalt  zu  thun,  zu  der  seine  Truppen  bereits  an- 
setzten. Man  beschränkte  sich  verbündeterseits  auf  die  Verfolgung 
durch  das  Feuer. 

Cadogan,  welcher  bald  nach  Beginn  des  Gefechtes  eingetroffen 
war,  erbot  sich,  mit  den  zwei  verfügbaren  Schwadronen  auf  die  in 
Unordnung  zurückgehenden  Franzosen  einzuhauen,  Webb  liess  es 
nicht  zu.  Vier  Schwadronen,  welchen  man  befohlen  liatte,  zum  Gros 
zu  stossen,  konnten  erst  kurz  vor  7  Uhr  Abends  eintreffen.  Webb 
hielt  es  auch  jetzt  nicht  für  zweckmässig,  mit  so  schwachen  Kräften 
einen  Feind  zu  chargiren,  dessen  numerisch  vielfach  überlegene  Caval- 
lerie  an  dem  Kampfe  fast  gar  keinen   Antheil  genommen  hatte,  daher 


I 


^)  Quincy  (V.  5r)9j  bprit-htet:  „Vermutlieiifl,  dass  die  Verhündeteii  die  Gestrüppe 
lind  Gesträuelie  nüt  I'ussvolk  besetzt  hätten,  «jab  Lamothe  den  Brif^adiereii  der 
ersten  Linie  Befelil,  sie  durchsuchen  zu  lassen,  ehe  man  vorrückte.  Da  man  aber 
für  ^t  fand,  das  zweite  Treffen  vor  dem  ersten  vorgehen  zu  lassen,  übergaben  die 
Brigadiere  dea  erhaltenen  Befehl  ihren  Ablösern ;  er  wurde  aber  nicht  ausgeführt. 
Das  war  die  Ursache  der  Ueberraschung."  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase  X.  1, 
.aber  erzählt:  So  wurzle  der  I-'eind  geschlagen,  „obsclion  derselbe  dreimal  mit  einer 
grossen  Furie  ansetzte,  auch  mit  Dragnuer  und  Infanterie  völlig  an  die  Unserigen 
angekommen  war,  vorher  aber  ''  ^  .Stunden  kanonirt  hatte,  also  dass  nicht  genugsam 
zu  rühmen  und  zu  loben  ist,  wie  lierzhaft  unser  Fussvolk  gefocliten  und  alles  gethan 
habe,  was  man  von  einem  wackeren  Soldaten  prätendiren  kann.  Ks  chargirte  liiebei 
pelotonweise,     gleichsam    als    ob  selbes  exerciren   wollte." 


441 

noch  ,c;anz  intact  und  A-oro;erückt  war,  den  Rückzug-  ihrer  Infanterie 
zu  decken. 

Die  französisclien  Officiere  machten  ZAvar  alle  Anstrengungen, 
ihre  ^Mannschaften  noclunals  vorzuführen,  diese  waren  aber  nicht  mehr 
vorzubringen.  Die  Franzosen  zogen  sich  in  solcher  Unordnung  zurück, 
dass  sie  ihre  Geschütze  auf  dem  Gefechtsfelde  zurückliessen,  aber 
wieder  holten,  als  sie  folgenden  Tages  erfuhren,  dass  die  Verbündeten 
um  2  Uhr  nach  Mitternacht  gegen  Roulers  abmarschirt  seien. 

Der  Sieg  von  Wynendaele  hatte  die  Alliirten  912  Officiere 
und  Soldaten  an  Todten  und  Verwundeten  gekostet.  Der  Verlust  der 
Franzosen  betrug  nach  den  „Memoires  militaires"  nur  150  Todte  und 
300  Verwundete;  nach  den  Aussagen  der  Gefangenen  und  der  Deser- 
teure zwischen  3000  und  4000  Mann;  wahrscheinlich  aber  hatten  sie 
gegen  2800  Mann  eingebüsst. 

Während  dieses  Kampfes  hatte  der  grosse  Convoi,  hinter  dem 
Walde  von  Wynendaele  defilirend,  die  über  Thourout  nach  Roulers 
führende  Strasse  gewonnen.  W  e  b  b  folgte  ihm  um  2  Uhr  nach  Mitter- 
nacht und  nahm  alle  seine  Verwundeten,  wie  einen  Theil  der  franzö- 
sischen, mit  sich  '). 

Die  Posten  Leffinghe,  Ghistelles  und  Slype  blieben  von  den 
Verbündeten  besetzt.  Der  Convoi  hatte  um  Mitternacht  Roulers  er- 
reicht; am  folgenden  Tage  war  er  zu  Menin  (wohin  Marlborough, 
um  ihm  und  diesem  Hauptdepot  näher  zu  sein,  am  28.  seinen 
linken  Flügel  ausdehnte)  in  Sicherheit  und  damit  die  Fortsetzung  der 
Belagerung  gewährleistet,  welche  sonst  wegen  Mangel  an  Munition 
hätte  aufgehoben  werden  müssen.  Webb's  Truppen  lagerten  am 
30.  September  bei  Menin.  wo  sie  einige  Tage  belassen  werden  sollten. 

Der  Sieg  von  Wynendaele,  über  einen  doppelt  überlegenen  Gegner 
erfochten,  machte  Webb  zum  Helden  des  Tages.  Sein  Name  ward 
hochgepriesen.  Marlborough  dankte  ihm  für  die  im  Gefechte 
bethätigte  gute  Führung  und  mannhafte  Entschlossenheit.  Das  eng- 
lische Parlament  würdigte  ihn  einer  besonderen  Anerkennung.  Dass 
die  Massnahmen  Laraothes  das  Ihrige  beigetragen  haben,  ist  nicht 
zu  leugnen.  „Enfin"  —  schrieb  General  Bülow  mit  Bezug  darauf  — 


*)  Für  das  Treffen  von  Wynendaele:  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX. 
60;  X.  1 ;  XIII.  1  und  2a.  —  Marlborough  an  Sunderland.  Roncq,  29.  September  1708. 
Murray  lY.  243.  —  Coxe,  Memoirs  II.  5-50  bis  .556.  —  Theatrum  Europaeum  XVIII. 
—  Berwick,  Memoires.  400  und  401.  —  Quiucy  V.  .054  und  .55.5.  —  Saint- 
Simou,  Memoires  IV.  236  und  237.  —  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  103  bis  106 
und  ebendaselbst  —  444  bis  4.54  —  die  Relationen  Lamotlie's  und  der  Yei*- 
bündeten. 


442 

„wir  haben  mehr  Glück  als  Recht  und  es  scheint,  dass  unser  Herr- 
gott unser  Vormund  ist.'' 

Nach  dem  Treffen  V(m  Wynendaele  hatte  der  Herzog  von  Burgund 
1  Bataillon  nach  St.  Amand-les-Eaux  marschiren  und  zur  Sicherung 
der  Scarpe  Versehanzungen  aufwerfen  lassen.  Drei  Cavallerie -Regi- 
menter unter  Isle  (Lisle),  der  den  Chevaher  von  Luxemb  ourg  zu 
ersetzen  hatte,  waren  nach  Douai  aufgebrochen.  Lamothe,  nach 
Zedelghera  zurückgewichen,  hatte  am  30.  September  das  Lager  von 
( )udeubourg  bezogen.  Sein  rechter  Flügel  stützte  sich  auf  Moerdyck, 
sein  linker  dehnte  sich  bis  Jabbecke  am  Canal  von  Ostende  aus. 
Von  hier  beabsichtigte  er,  die  zu  Leffinghe  postirten  Verbündeten  zu 
hindern,  neue  Convois  von  Ostende  an  sich  zu  ziehen.  Da  hier  auch 
die  letzten  von  der  Armee  gesandten  9  Bataillone  zu  ihm  stiessen, 
befehligte  er  nicht  weniger  als  43  Bataillone  und  63  Escadronen. 
Solche  Truppenmacht  und  die  Wichtigkeit  ihrer  Aufgabe  bestimmten 
den  Herzog  von  Burg  u  n  d,  das  Commando  über  selbe  V  e  n  d  o  m  e 
anzuvertrauen,  welcher  es  selbst  angestrebt  hatte,  nachdem  er  dem 
Hofe  wiederholt,  aber  immer  vergebens  vorgeschlagen,  sich  Lille 
neuerdings  zu  nähern.  Den  unternehmenden  Greist  dieses  Generals 
fürchtend .  hatte  Burgund  den  König  gebeten,  ihm  ein  defensives 
Verhalten  vorzuschreiben.  Schon  am  3.  traf  Ven dorne  zu  Ouden- 
bourg  ein,  fest  entschlossen,  keine  Zufuhr  mehr  durchkommen  zu 
lassen.  51  Bataillone  und  63  Escadronen  vereinigend,  beliess  er  den 
rechten  Flügel  zu  Moerdyck,  seinen  linken  schob  er  an  den  Canal, 
der  Brügge  mit  Plasschendaele  verbindet,  und  besetzte  Ghistelles  mit 
400  Mann.  Das  Hauptquartier  zu  Oudeubourg  belassend,  schickte  er, 
da  die  Inundation  niir  bis  Cappelle  St.-Pierre-au-Franc  reichte,  nach 
Nieuport  Befehl,  das  Wasser  losbrechen  zu  lassen.  Es  wuchs  so  stark 
au,  dass  der  von  Steenbrug  nach  Ostende  führende  Damm  überschwemmt 
wurde.  Nun  wurden  die  Brücken  von  Leffinghe  und  Slype  unpassirbar  *). 

Die  am  29.  September  im  Hauptquartier  der  Observations-Armee 
eingelaufenen  Nachrichten  hatten  eine  im  Zuge  befindliche  Massirung 
der  französischen  Streitkräfte  einerseits  gegen  Gent  und  Brügge, 
andererseits  <;egen  Tournay  angekündigt ').  Hiernach  trugen  sich  die 
Franzosen  mit  Anschlägen,  einerseits  gegen  die  Zuschubslinie  Ostende- 
Lille  und  andererseits  gegen  die  Belagerungs-Armee.  Die  Befürchtungen 
in  letzterer  Richtung  zeigten  sich  in  den  nächsten  Tagen  als  unbe- 
gründet;   umsomehr    hatte    man    für    die  Verbindung    mit  Ostende    zu 


»)  Memoires    militaires  (Pelet)   VIII.    108  l.is  112.    —  Bervvick,  M(5moiie.s  401. 
^)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;   Ka.sc.   XIII.    1. 


443 

zittern  *).  Entschlossen,  die  Absichten  der  Franzosen  zu  vereiteln  und 
diese  Verbindung  um  jeden  Preis  offenzuhalten ''),  traf  Marlborough 
unverzüglich  seine  Massnahmen.  Erle  zu  Ostende,  wohin  ein  Convoi  von 
700  bis  800  leeren  Fuhrwerken  bereits  marschbereit,  erhielt  besondere 
Instructionen.  Die  Besatzung  von  Leffinghe,  wo  nur  1000  Engländer 
standen,  wurde  (am  4.?)  durch  650  Dragoner  unter  Major  Baptis  te 
verstärkt  ^).  Dass  V  e  n  d  6  m  e  zu  Oudenbourg  angekommen,  wie  dass 
Ghistelles  und  Wynendaele  bereits  vom  Feinde  besetzt,  veranlasste 
den    Herzog,     den    Brigadier    Syburg    (Seeburg)    noch    am    6.    mit 

11  Bataillonen  und  10  Schwadronen  zur  Deckung  jenes  Convoi  mit 
dem  Auftrage  über  die  Lys  zu  senden*),  zu  Moorseele-lez-Heule  zu  den 

12  Bataillonen  und  30  Escadronen  unter  Webb  und  Nassau-Wouden- 
bourgzu  stossen.  20  Bataillone  und  ebensoviele  Schwadronen,  welche 
im  Bedarfsfalle  Eugen's  Armee  verstärken  sollten,  zwischen  Roncq 
und  Pont-de-Marcq  belassen  d ,  brach  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h ,  dessen  ganze 
Bagagen  bei  Meuin  verblieben,  in  der  Nacht  zum  7.  mit  60  Bataillonen 
und  120  Schwadronen  in  vier  Colonnen  gegen  Oudenbourg  auf.  Am 
Morgen  des  7.  gewann  die  von  Cadogan  geführte  Vorhut  Roulers; 
das  Giros  der  Armee  lagerte  mit  dem  rechten  Flügel  zu  Rumbeke, 
mit  dem  linken  zu  Hooglede*).  Folgenden  Tages  ward  der  Marsch 
fortgesetzt  und  Thourout  erreicht,  wo  Mittags  die  Nachricht  einlief, 
Vendome  habe  in  der  Nacht  zum  8.  Oudenbourg  geräumt  und  sei 
mit  50  Bataillonen  und  60  oder  70  Escadronen  nach  Brügge  zurück- 
gegangen ®). 

Auf  die  Nachricht  von  dem  Marsche  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h'  s  gegen 
Ostende  hatte  B  u  r  g  u  n  d  am  8.  eine  Verstärkung  von  8  Bataillonen 
unter  E  s  t  r  a  d  e  s  nach  Gent  gesandt  und  für  seine  Person  den  Ge- 
danken gefasst,  Prinz  Eugen  anzugreifen").  Er  Hess  aber  diesen  Plan 
sofort  fallen,  als  er  erfuhr,  welche  Anstalten  Mar Iborough  getroffen. 


')  Marlborough  an  die  Generalstaateu  -  Deputirten.  Roncq,  3.  Octuber  1708. 
Munay  IV. 

'-)  Marlborougli  an  deu  Prinzen  von  Hessen.  Roncq,  6.  October  1708.  Murray  IV. 

^)  Marlborough  an  Erle  und  an  Sunderland.  Roncq,  4.  October  1708.  Murray  IV. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  1  und  Quincy  V.  566. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 

«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  1. 

„Mit  vieler  Mühe,"  berichtet  Berwick,  „Hess  sich  Vendome  durch  die  Gi'ünde 
der  Generale  bewegen,  sich  aus  dem  Locli,  in  welches  er  sich  begeben  hatte,  wieder 
herauszuziehen;  denn  im  Falle  eines  Unglückes  konnte  sich  kein  Mann  mehr  retten. 
Er  entschloss  sich  nicht  eher  dazu,  bis  die  Officiere  absichtlich  das  Wasser  losliessen, 
wodurch  sich  die  Ueberschweminung  bis  in  sein  Lager  au.sbreitete." 

^)   Burgund  au  Fenelou.  Douai,  5.  December  1708.  Oeuvres  de  Fenelon  I.  283. 


444 

sich  mit  Prinz  Eugen  rasch  wieder  vereinigen  zu  können.  Dca2;egen 
schob  er  Ven  dorne  eine  weitere  Verstärkung  von  15  Batailloueu  und 
10  Escadronen  zu,  welclie  dieser  aber  nach  48  Stunden  zurücksandte.  Er 
hatte  die  Ueberschwemmun<2:  bis  Gent  ausgedehnt  und  die  unter  seinem 
Befehle  stehenden  Truppen  vom  Damme  von  Steene  (2  Wegstunden  von 
Xieuport)  bis  Gent  so  vertheilt,  dass  er  eine  feindliche  Passage  für  unaus- 
führbar hielt.    Am  8.  October  war  seine  Kräftegruppirung  folgende*): 

Im  ..neuen  Polder"  (nächst  Zandvoorde  -  lez  -  Ostende)  unter 
Puiguion  15  Bataillone  und  eine  Brigade  (5  Escadronen^  Dragoner, 
zu  Stalhille  8  Bataillone  und  2  Escadronen.  bei  Brügge  13  Bataillone 
lind  35  Escadnmen  unter  Grimaldi.  endlich  zu  St.  Jovris  und  Aeltere 
unter  Dourches  7  Bataillone  und   19  Escadronen'^). 

Marlborough  hatte  die  Armee  am  8.  auf  der  Haide  von 
Thourout  lagern  lassen,  seinen  linken  Flügel  nach  Aertrycke  geschoben 
und  Oudenbourg  wieder  besetzt  ■^).  Um  der  Belagerungs- Armee  leichter 
beispringen  zu  können,  führte  er  seine  Armee  am  9.  in  das  Lager 
von  Koulers  ( Rousselaer )  zurück  *)  und  schob  das  Fussvolk  des  zweiten 
Treffens  unter  L  o  t  t  u  m  als  allgemeine  Reserve  am  11.  nach 
Moorsiede  *). 

Den  Prinzen  Eugen  beunruhigten  die  geringen  Fortschritte  der 
Belagerung  und  die  wachsenden  Schwierigkeiten  der  Zufuhr  so  sehr, 
dass  er  gemeinsame  Berathungen  verlangte.  Die  erste  wurde  am  1 1.. 
die  zweite  am  18.  zu  jSIenin  gehalten.  Das  Pulver  war  bereits  so  knapp, 
dass  Prinz  Eugen  jeden  nicht  unbedingt  sicheren  Schuss  verbot"). 
Die  ursprünglich  für  vier  Tage  bestimmte  Brodration  musste  bereits 
für  sechs  ausreichen ").  Wieder  beriethen  die  holländischen  Feld- 
Deputirten  die  Aufhebung  der  Belagerung"),  eine  Möglichkeit,  auf 
welche  das  britische  Cabinet  durch  die  Zeitungen  vorbereiten  Hess "). 
Der    Tod    Feldmarschall    0  verkirk's '")     ging    insbesondere    Marl- 

')  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  113  uml   114. 

*)  Memoire.?  militaires  (Pelet)  VIII.  487. 

')  Marlborough  au  Sunderland.  Koulers,  9.  October  1708.  Murraj'  IV.  253. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 

')  Marlborough  au  Lottnm.  R(julers,  10.  October  1708.  Murray  IV.  204.  und 
(Quincy  V.  567). 

«)  Noorden  III.  28.Ö. 

')  Marlborough  au  Rechteren.  Ronlers,   16.  October  1708. 

")  Goslinga's  Memoiren.  Noorden  III.  285. 

0)  Noorden  III,  285. 

*")  Er  starb  zu  Koulers  am  18.  October  im  67.  Lebensjahre  n;uli  nur  vier- 
tägiger Krankheit.  Eine  halbe  Stundß  vor  seinem  Ableben  unterzeichnete  er  nocli  bei 
voller  Frische  des  Geistes  die  Verordnung,  welche  die  Pike  als  eine,  seit  Erfindung  des 
Bajonnets  unnütz  gewordene   Watte  im  bolländischen    Hopre  jibschaffte. 


445 

borough  nahe,  'der  um  diese  Zeit  an  seinen  Vei'wandten  Berwick 
insgebeim  ein  Billet  richtete,  wonach  der  Zeitpunct  gekommen,  es  mit 
erneuten  Friedens-Verhandlungen  zu  versuchen  '). 

Ausser    Stande,     aus    den    französischen    Märschen    und    Gegen 
märschen    einen    sicheren  Schluss    auf  die    eigentliclien  A})sichten   der 
Franzosen  zu  ziehen,    war  den    Verbündeten  Eines    vollkommen    klar, 
dass   es  für   sie   Lebensbedingung,   neue  Vorräthe  von  Ostende  heran- 
ziehen zu  können'*). 

Die  Verbindung  mit  diesem  Hauptdepotplatz  zu  sichern,  ver- 
stärkte Marlborough  das  zu  Cappelle-St.-Pierre-au-Franc  stehende 
Detachement  (1000  Engländer  unter  Baptiste  und  Armstrong) 
durch  400  Mann  vom  Requisitions-Detachement  zu  Dixmude  *).  Die 
Besatzung  von  Oudenbourg  (1400  Mann)  zu  unterstützen,  rückte 
Greneralmajor  Cadogan  am  12.  mit  acht  Bataillonen  nach  Coucke- 
laere,  indess  fünf  weitere  nach  Cortemarck  marschirten*).  In  der 
Befürchtung,  dass  mit  dem  Vollmonde  das  Wasser  steigen  und  die 
Behauptung  von  Leffinghe  eine  Unmöglichkeit  würde,  dirigirte  Marl- 
borough,  der  diesen  Posten  um  jeden  Preis  halten  wollte,  am 
Morgen  des  13.  die  Pontons,  die  Zimmerleute  der  Armee  und  eine 
Anzahl  von  Schanzgräbern  zu  Cadogan^).  Die  jüngst  au  Prinz 
Eugen's  Armee  abgegebenen  Truppen  wieder  an  sich  ziehend,  beliess 
er  10  Bataillone  und  14  Schwadronen  derselben  als  allgemeine  Reserve 
für  beide  Armeen  zwischen  Menin ,  Courtray  und  seiner  Armee  ^). 
Zwei  Bataillone  und  zwei  Schwadronen  nahmen  zu  Roncq  Aufstellung'^). 
Einen  übermächtigen  Angriff  auf  Cadogan  fürchtend,  sandte  er  am 
Morgen    des    15.    October    12    Bataillone    und    20   Schwadronen    unter 


*)  Sielie  Berwick,  Memoires  403.  Die  GlauVj Würdigkeit  Berwick's  stellt  zu 
hoch,  um  seine  Behauptung  in  Zweifel  zu  ziehen.  Marlborough  dürfte  sich  dieses 
Billets  indess  nur  bedient  haben,  um  das  französische  Hauptquartier  in  nocli 
grössere  »Sicherheit  zu  wiegen.  Berwick  giljt  den  Zeitpunct  des  Empfanges  nicht 
genau  an;  er  sagt  nur:  „während  ich  zu  Saulchoi  war,  erhielt  ich  u.  s.  w."  Der 
Herzog  verliess  das  Hauptquartier  am  16.  November,  das  ist  um  dieselbe  Zeit,  um 
welche  Marlborough  Alles  daran  setzte,  die  Franzosen  um  die  Scheide  unbesorgt 
zu  machen. 

2j  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  1  und  Marlborough  au  Sunder- 
land,  Roulers,   11.   October  1708.  Murray  IV.  254. 

^)  Marlborough  an  den  das  Detachement  zu  Dixmude  commandireuden  Officier. 
Koulers,  11.  October  1708.    Murray  IV.  254. 

*)  Marlborough  an  Prinz  Eugen.  Roulers,  12.    October  1708.  Miirray  IV.  255. 

■^)  Marlborough  an  Prinz  Eugen.   Eoulers,   13.  October  1708.  Murray  IV.  257. 

")  Marlborough  an  die  Generalstaaten  -  Deputirten.  Roulers,  14.  (october  1708. 
Murray  IV.   260. 


446 

Fagel's  Befehl  nach  Coi'temarck,  indess  er  den  Rest  bereit  hielt, 
sofort  zu  seiner  Unterstützung  aufbrechen  zu  können  '). 

Unter  dem  Schutze  dieser  Älassnahmen  gelang  es  den  Verbün- 
deten, alle  Versuche  der  Franzosen,  Zuschübe  von  Ostende  zu  ver- 
hindern, zu  Schanden  zu  machen.  Wiewohl  die  Ueberschwemmung 
täglich  mächtiger  wurde  und  Vend(5me  am  11.  October,  mittelst 
Durchstiches  des  Dammes  von  Steene  (3^"'  südUch  Ostende)  das  ganze 
Camerling  Ambrecht  inundirend,  dem  Posten  Leffiughe  die  Verbin- 
dung mit  Ostende  benahm,  überwanden  die  Verbündeten  auch  diese 
Schwierigkeiten.  Sie  sicherten  die  bestehenden  Communicationen  durch 
Schutzdämme  oder  erhöhten  sie  durch  Senkfaschinen.  Sie  machten 
sich  selbst  die  UeberscliAveramung  zu  Nutze,  indem  sie  die  Munition 
auf  flachen  Fahrzeugen  überschift'ten  und  auch  die  Watergangs  zum 
Fortkommen  benützten.  Das  im  Maierhofe  von  Jakob  Stoute  nächst 
Leffinghe  errichtete  Munitions-Depot  wurde  durch  Zuschübe  auf  der 
Achse  von  Ostende  aus  gefüllt,  die  Munition  auf  Fischerbooten  über 
die  Inundation  geschafft,  hinter  dem  Einschnitte  Cornelle  de  Crox 
entladen  und  weiters  zu  Wagen  auf  der  von  Militärarbeitern  im 
Stande  erhaltenen  Etapenstrasse  über  Zevecote,  Zande,  Coucklaere  und 
Roulers  vor  Lille  gebracht.  Dank  der  unausgesetzten  Bemühungen 
Cadogan's  und  Armstrong's  gelang  es  auf  diesem  Wege  bis  zum 
18,  October  480  Ceutner  Pulver  von  Ostende  zur  Belagerung  zu 
schaffen,  welche  ohne  diesen  Zuschub  nicht  hätte  fortgeführt  werden 
können  '^). 

Zu  spät  dachte  V  e  n  d  ö  m  e  daran,  den  Verbündeten  diese  Aus- 
kunftsmittel zu  verleiden.  Er  Hess  Langeron,  General-Lieutenant 
zur  See,  welcher  die  Galeeren  von  Dünkirchen  befehligte,  einerseits, 
und  andererseits  zu  Brügge  die  Parteigänger  Dubois  und  Aubry 
Flotillen  iraprovisiren,  welche  den  Nachschubsweg  der  Verbündeten 
von  beiden  Seiten  zu  bedrängen  hatten  ^).  Nun  griffen  auch  die  Ver- 
bündeten zur  Armirung  von  Barken.  Leffinghe  noch  sicherer  zu  be- 
wahren, verstärkte  Marlborough  am  16.  October  die  Besatzung 
dieses  Postens  durch  das  Regiment  Vanderbeek.  Endlich  schwoll  aber 
die  Inundation  derart  an  und  drang  die  Springfluth  mit  solchen 
Massen  in  das  bis  jetzt  geschützte  Land,  dass  die  französischen  Galeeren 
bis  zu  den  Posten  vorzudringen  vermochten,  welche  die  Etapenliuie 
schützten. 


'j  Marlljorongh  an  Prinz  Euf,'en.  Roulers,  15.  October  1708.  Murray  IV.  262. 
2|  Mnrlhorounrli  an  Wratislaw.  Koulor.s,  17.  October  1708.  Murr.ay  IV.  267. 
'-    .M.-iiioir.'s   militaircs  (Pelet)   VIII.    115   und    116. 


447 

Am  15.  October  hatte  das  französische  Hauptquartier  einen 
neuen  Plan,  Lille  zu  retten,  nach  Versailles  gesandt.  Vendome's 
Vorschlag-,  ihn  von  der  Hauptarmee  durch  30  Bataillone  und  40  Esca- 
dronen  zu  verstärken  und  ihn  damit  in  Stand  zu  setzen,  allein  auf 
Marlborough  loszugehen,  ward  von  Burgund  verworfen.  Besser 
sagte  diesem  der  Entwurf  Alb  ergo  tti's  zu,  über  die  Scheide  und 
Lys  zu  setzen,  sich  zu  Deynze  mit  Vendome  zu  vereinigen  und 
nun  gemeinschaftlich  den  zu  Roulers  stehenden  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  an- 
zufallen.  Vendöme  fand  diesen  Vorschlag  anfangs  so  schlecht,  dass 
er  von  Ludwig  XIV.  ein  förmliches  Verbot  gegen  diese  Unter- 
nehmung erwirkte.  Nach  einigen  Tagen  aber  schrieb  er  an  den  König: 
Es  gäbe  kein  anderes  Mittel    mehr,  Lille  zu  retten  '). 

Die  Entscheidung  des  Hofes  erwartend,  beschlossen  B  u  r  g  u  n  d 
und  Vendome  am  16.  October  zu  Marlborough's  Beunruhigung 
einen  Versuch  zu  wagen,  sich  Ath's  und  Leffinghe's  zu  bemächtigen. 
Der  vom  Grafen  von  Bergeyck  entworfene  Ueberfall  von  Ath,  von 
d'Artaignan  in  der  Nacht  zum  18.  unternommen,  misslang ^).  Der 
Anschlag  auf  Leffinghe,  dessen  Wegnahme  Vendöme  für  das  einzige 
Mittel  hielt,  sich  hier  Ruhe  zu  schaffen,  glückte.  Mit  der  Wegnahme 
Leffinghe's  war  P  u  i  g  u  i  o  n  betraut.  Er  sollte  diesen  Posten  mit 
50  Greuadier-Compaguien  und  1000  Dragonern,  geführt  von  Marechal 
de  Camp  Chevalier  de  Croissy  und  dem  Oberst  Chevalier  de  Mont- 
m  0  r  e  n  c  y  vom  Lande  aus  angreifen,  L  a  n  g  e  r  o  n  mit  seiner  Flotille 
von  der  Wasserseite.  Der  Angriff,  ursprünglich  für  die  Nacht  zum 
18.  festgesetzt,  stiess  auf  unerwartete  Hindernise.  Nachdem  die  Fran- 
zosen den  Posten  von  allen  Seiten  umschlossen  und  die  Parteigänger 
Dubois  und  Aubry  das  Munitions-Depot  im  Maierhofe  Jakob  Stoute 
in  Brand  gesteckt  hatten,  sclu'itt  man  in  der  Nacht  zum  21.  zur 
Eröffnung  des,  wie  man  meinte,  unvermeidlichen  belagerungsmässigen 
Angriffes.  V  e  n  d  6  m  e,  ungeduldig,  verwarf  aber  diesen  Vorgang.  Also 
ward  in  der  Nacht  zum  25.  ein  Handstreich  gewagt,  dem  die  von 
7500  Feinden  von  allen  Seiten  angefallene  und  zudem  trunkene  Be- 
satzung, welche  der  Fall  von  Lille  zu  einem  Freudenfeste  veranlasst 
hatte,  erlag.  72  Officiere  und  900  Mann  fielen  in  Kriegsgefangenschaft. 
Ein  namhafter  Vorrath  an  Munition  und  Lebensmitteln  wurde  die 
Beute    des    Siegers,    welchem     diese    Unternehmung    nicht    mehr    als 


*)  Memoires  militaires  (Pelet)    VIII.  117  uud  118. 

Siehe  hierüber  die  bemerkenswerthen  Mittheilungen  Berwick's  in  dessen 
Memoiren,  welche  die  Verhältnisse  in  der  französischen  Heeresleitung  ungemein  scharf 
beleuchten. 

2)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  119. 


448 

8  Todte  und  20  Verwundete  gekostet  hatte  ').  Mit  Leffinghe  war  zwar 
den  Franzosen  die  einzige  noch  offene  Verbindung  mit  Ostonde  in 
die  Hände  gefallen,  aber  zu  spät!  Am  23.  October  schon  war,  wie 
oben  angedeutet,  Lille  gefallen  —  ein  Ereigniss,  das  die  ganze  Sach- 
lage veränderte. 

Der  Sturm  auf  das  Kavelin.  —  Die  Capi  t  u  la  ti  on -). 

Der  Sieg  von  AVynendaele,  das  Eintreffen  des  durch  ihn  ge- 
sicherten Munitions-Convoi  und  die  Genesung  des  Prinzen  Eugen, 
welcher  am  1.  October  die  Oberleitung  der  Belagerung  wieder  über- 
nahm, hatten  die  Bedränger  Lillo's  mit  neuem  Muthe  erfüllt  und  sie 
befähigt,  mit  gesteigerter  Kraft  an  die  Fortsetzung  des  grossen  Unter- 
nehmens zu  schreiten. 

Am  1.  October  ward  der  Mineur- Angriff  gegen  die  Abschnitte 
in  den  Tenaillons  emsig  fortgesetzt,  was  zur  Folge  hatte,  dass  der 
erste  im  Tenaillon  T,  von  den  Franzosen  aufgegeben  wurde.  Minder 
glücklich  lief  der  am  Abende  von  den  Verbündeten  unternommene 
Versucli.  sich  endlich  auch  des  Waffenplatzes  Wj,  zu  bemächtigen, 
ab.  30  Grenadiere  und  200  Füsiliere,  welche  sich  auf  denselben 
warfen,  mussten  sich  nach  drei  Stürmen  begnügen,  ein  bereits  am 
7.  September  begonnenes  Logement  zu  behaupten,  und  den  Trichter 
einer  Mine  zu  verbauen,  welche  der  Vertheidiger  während  des  zwei- 
stündigen Kampfes  hatte  springen   lassen. 

Nachdem  die  Angriffs-Batterien  am  2.  October  mit  verdoppelter 
Heftigkeit  gefeuert  hatten,  um  die  Aufmerksamkeit  des  Vertheidigers 
insbesondere  von  den  Arbeiten  auf  den  Tenaillons  abzulenken,  durch- 
brach der  Mineur  in  der  Nacht  zum  3.  die  Contrescarpe  des  Ravelins  R^ 
und  schritt  unverzüglich  an  die  Ausfüllung  des  Grabens.  Da  der  Ver- 
theidiger diese  Arbeiten  erst  nach  Mitternacht  wahrnahm,  wurden  die- 
selben, trotz  des  heftigen  Feuers,  das  dann  auf  sie  gerichtet  wurde, 
noch  vor  Tagesanbruch  soweit  beendet,  dass  dem  Sturme  auf  das 
Kavelin  nichts  mehr  im  Wege  stand. 

Bis  jetzt  hatten  die  Ingenieure,  gegen  die  Ueberzeugung  aller  Ober- 
Generale,   die  Stürme   immer  bei  Nacht  unternommen.   Man   beschloss, 


')  M«:-iii.jiros  iiiilitaires  (l'elet)  VIU,  ll'J  his  L21.  —  Qiiiucy  V.  568  bis  572. 
Beiwick,  Memoire»  401.  —  Tlieatruin  Europaeum  XVIII. 

*)  Kricffs-A.,  Nietlerlaurle  1708;  Fase.  XIII.  1  und  2  a.  —  Marlborough  an 
Sun«1prlanfl.  Roncq ,  4.  October  170S.  .Miirray  IV.  251.  —  Tlieatrum  Eurupaeum 
XVIir.   K;-.'.   —  Quincy  V.  502  uu<l  5tj;j.    —   IH'ro.Ic  II.   256. 


449 

von  dieser  Gepflogenheit  diesmal  abzugehen  und  den  Sturm  noch  vor 
Mittag  zu  wagen  *).  300  Grenadiere,  200  Füsiliere  und  200  Arbeiter, 
commandirt  von  3  Stabs-Officieren  und  8  Hauptleuten  nebst  den  ent- 
sprechenden Subalternen,  sollten  ihn  so  ausführen,  dass  beide  Facen 
gleichzeitig  angefallen  wurden.  Kein  Signal  sollte  dem  Sturme  voraus- 
gehen. 

Diese  klugen  Anordnungen  hatten  den  besten  Erfolg.  Der  Cheva- 
lier d'Ognon  hatte  sich  mit  seiner  Mannschaft  von  Bouffiers  die 
Gunst  erbeten,  auf  seinem  Posten,  dem  Ravelin  Rj  und  den  zugehörigen 
Tenaillons  nicht  abgelöst  zu  werden.  Seit  17  Tagen  ^)  hatten  sie  diese 
Werke  mit  heroischer  Standhaftigkeit  vertheidigt.  Im  Glauben,  der 
Sturm  werde  erst  am  Abende  versucht  werden,  gaben  sie  sich  Mittags 
der  Ruhe  hin  und  wurden  vollständig  überrascht.  Der  Unterofficier, 
welcher  die  Spitze  der  Angriffs-Colonne  führte,  wurde  von  der  fran- 
zösischen Schildwache  für  einen  Deserteur  gehalten;  die  Franzosen 
fanden  nicht  mehr  Zeit,  die  Waffen  zu  ergreifen.  Der  grösste  Theil 
warf  sich  in  den  Hauptgraben,  der  Rest  wurde  getödtet,  verwundet 
oder  gefangen. 

Inzwischen  war  aber  die  ganze  Besatzung  Lille's  unter  die  Waffen 
getreten.  Das  mächtige  Kleingewehr-,  Kanonen-  und  Bombenfeuer, 
mit  welchem  der  Vertheidiger  vom  Hauptwalle  und  den  Nebenwerken 
des  Ravelins  ihn  durch  zwei  Stunden  überschüttete,  brachte  den 
Angreifer  zwar  zum  Weichen,  aber  der  3.  October  sollte  den  Ver- 
bündeten ein  Tag  des  Glückes  sein.  Eine  französische  Bombe,  welche 
die  Graben  -  Gallerie  einschlug,  trug  wesentlich  dazu  bei,  dass  der 
Obrist  und  der  Obristlieutenant  die  Weichenden  zum  Stehen  und  zur 
Umkehr  zu  bringen  vermochten.  Der  Fall  des  Ravelins  hatte  natür- 
lich die  Räumung  der  Tenaillons  zur  Folge,  die  d'Ognon  bis  jetzt 
besetzt  gehalten.  Sie  geschah  in  der  folgenden  Nacht,  ihre  Besatzung  sal- 
virte  sich  mittelst  Kähnen.  Das  Mass  voll  zu  machen,  flogen  nach  dem 
Sturme    drei  Magazine   in  die  Luft.    Eine  Bombe,  auf  die  Bastion  III 


*)  Im  Jahre  1677  wurde  Valeuciennes  am  hellen  Tage  gestürmt  und  genommen. 
Bis  dahin  war  man  der  Ansicht  gewesen,  dass  die  Stürme  Nachts  ausgeführt 
werden  müssten,  um  im  Vorgehen  nicht  gesehen  zu  werden  und  das  Blut  der  Soldaten 
zu  sparen.  „Sie  werden  es  mehr  sparen,"  sagte  Vauban,  der  Meinung  von  fünf 
Marschällen  und  Louvois'  entgegentretend,  „wenn  Sie  bei  Tag  stürmen  werden,  ohne 
Verwirrung  und  oime  Getümmel,  ohne  Furcht,  ein  Theil  unserer  Leute  werde  auf 
den  anderen  schiessen.  Uebrigens  werden  wir  noch  den  Feind  nach  einer  durch- 
wachten Nacht  in  dem  Zustande  der  Erschöpfung  überraschen."  Histoire  de  Marl- 
borough  II.  438. 

^)  Quincy   V.  spricht  von  37. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  1.  Band.  29 


450 

p:efallen,  brachte  40  Fässer  Pulver  und  l(iOO  Granaten  zur  Explosion, 
die  Valory  das  Leben  kostete.  Der  Angreifer,  welcher  im  Ravelin 
sechs  Geschütze  fand,  behauptete  das  Gewonnene,  freilich  mit  einem 
Verluste  von  200  bis  300  Mann,  und  war  nun  endlich  Herr  des  ganzen 
]>rillenwerkes. 

Die  Nacht  zum  4.  wurde  vom  lielagerer  benützt,  sich  des  Er- 
oberten thunlichst  zu  versichern  und  den  gedeckten  Weg  der  Bastion  III 
zu  erobern,  was  mit  grossem  Verluste  verbunden  war.  Tags  vorher 
war  auch  die  zur  Halbbastion  des  Hornwerkes  H^  führende  Galerie 
endlich  fertiggestellt  worden. 

Das  nächste  Ziel  des  Belagerers  musste  jetzt  sein,  sich  ehestens 
der  Waffenplätze  W^  und  W,,  zu  bemächtigen.  Der  Kampf  um  die 
von  den  Franzosen  noch  immer  behaupteten  Theile  des  gedeckten 
AVeges  Hess  sich  ungemein  mühevoll,  zeitraubend  und  blutig  an  und 
führte  zunächst  nur  im  linken  Angriff  zum  Ziele. 

Wiewohl  der  Minenkrieg  gegen  den  gedeckten  Weg  der  Bastion  II 
bis  zum  Abende  des  5.  October  die  gewünschte  Wirkung  nicht  hatte, 
schritt  man  hier  doch  zum  Sturme  auf  die  Contrescarpc.  Da  das  Auf- 
fliegen von  Vertheidigungsminen  und  das  Feuer  maskirter  Batterien 
die  Stürmenden  in  Verwirrung  brachte,  scheiterte  der  Angriff  auf  den 
Waffenplatz  W^  gleich  zu  Beginn.  Rechts  davon  gelang  zwar  ein 
kleines  Logement,  aber  die  Franzosen  fielen  aus  und  nahmen  es  wieder. 
Der  Sturm  wurde  am  Abende  des  7.  wiederholt  und  scheiterte  aber 
mals.  Ein  erneuerter  Versuch,  am  Abende  des  8.  unternommen,  hatte 
den  gleichen  Erfolg,  Wieder  hatten  die  Angriffsminen  zu  kurze  Wirkung 
und  konnten  die  Trichter  erst  in  der  Nacht  verbaut  werden.  Nun 
rückte  man  auch  dem  Waffen  platze  W^  mit  der  Sape  an  den  Leib, 
nahm  am  Abende  des  9.  die  Contrescarpc  von  Bastion  II  mit  Sturm 
und  verbaute  sich  auf  ihr.  Ein  kleiner  Ausfall  Bouffiers'  war  erfolg- 
los. Der  Belagerer  näherte  sich  in  der  Nacht  zum  11.  dem  Waffen- 
platze W^  sapirend  bis  auf  25  Schritte  und  legte  am  Glacis  von  W^ 
eine  Batterie  an,  welcher  er  am  12.  noch  eine  für  5  Mörser  und 
eine  dritte  für  (J  Kanonen  (Contrebatterie)  anschloss.  Am  L3.  wurde 
gegen  den  Waffenplatz  W^  der  Mineur  angesetzt.  Schon  um  6  Uhr  Abends 
konnte  der  Belagerer  zünden,  worauf  unverzüglich  gestürmt  wurde. 
Diesmal  mit  vollem  Erfolge.  Nach  heftigem  Kampfe  wurden  die  Fran- 
zosen vertrieben  und  das  Eroberte,  wenn  auch  mit  grossem  Verluste, 
doch  behauptet,  wiewohl  drei  im  Hornwerke  H,  placirte  Geschütze 
unaufhörlich  Kartätschen  schössen. 

Noch  immer  hielten  aber  die  Franzosen  den  Waffenplatz  Wj,. 
Die  Bastion  III  wirksamer  zu  breschiren,   war  auf  ihrer  Contrescarpc 


451 

am  6.  eine  neue  Batterie  ang'ele^t,  welche  am  8.  armirt  wurde,  um 
noch  am  selben  Tage  mit  dem  Baue  einer  weiteren  ö-Kanoncu-Batterie 
zu  beginnen,  welche  die  gegenüberliegende  Flanke  der  Bastion  II  zum 
Schweigen  bringen  sollte.  Diesen  Batterien  ward  am  9.  noch  eine  für 
4  Kanonen  angeschlossen.  Bereits  am  6.  war  man  aus  der  am  Fusse 
des  Glacis  gezogenen  Parallele  mit  einer  Sape  in  der  Capitallinie  der 
Bastion  III  ausgebrochen,  um  mittelst  einer  unterirdischen  Abfahrt 
in  den  Hauptgraben  zu  gelangen,  dessen  Wasser  man  bereits  am  9. 
abzuleiten  begann  und  den  man  mittelst  einer  Gralerie  zu  überschreiten 
gedachte.  In  der  Nacht  zum  10.  krönte  der  Belagerer  die  Contregarde 
der  Bastion  III  bis  zum  Batardeau  und  legte  daselbst  eine  6-Kanonen- 
Batterie  an.  In  der  folgenden  wurde  die  Contrescarpe  der  Bastion  III 
an  drei  Puncten  durchbrochen  und  am  13.  von  der  Sapespitze  aus 
gegen  den  Waffenplatz  Wg  der  Min  cur  angesetzt. 

Diese  Arbeiten  wurden  dadurch  vervollständigt,  dass  im  Ravelin- 
Reduit  Rg  eine  3-Kanonen-Batterie  erbaut  und  mit  den  Geschützen, 
welche  die  Franzosen  im  Stiche  gelassen,  armirt  wurde.  Sie  eröffnete 
am   10.  das  Feuer  gegen  das  Ravelin  R3. 

Beide  Angriffe  besser  zu  verbinden,  wurde  über  die  Deule,  nächst 
Tenaillon  T2  eine  Brücke  b^  geschlagen.  Während  dieser  Fortschritte 
der  Belagerung  war  Bou  ff  lers,  der  im  Hauptwalle  sehr  bedeutende 
Breschen  hatte,  eifrig  bemüht,  dieselben  zu  schliessen  und  alle  Vor- 
kehr zu  treffen,  einem  allfälligen  Sturm  kräftigst  begegnen  zu  können. 
Hinter  den  die  Breschen  sperrenden  Verhauen  wurde  eine  zweite  Hinder- 
nisslinie angelegt;  die  improvisirten  Abschnitte  in  den  Bastionen  wurden 
mit  Kartätschgeschützen  armirt  und  der  Vorbereitung  von  Feuerwerks- 
körpern die  grösste  Aufmerksamkeit  zugewendet. 

Der  Geschützkampf,  in  diesen  Tagen  wahrscheinlich  wegen  Mangels 
an  Pulver  weniger  kräftig,  wurde  seitens  der  Verbündeten  wesentlich 
gegen  die  Batterien  geführt,  welche  die  Franzosen  auf  der  Cour- 
tine II — III  placirt  hatten.  Am  9.  jedoch  wurde  auch  die  Stadt  bora- 
bardirt,  um  die  Einwohner  zu  ängstigen  und  Bouffiers  Schwierigkeiten 
zu  bereiten. 

Der  Artilleriekampf,  zu  welchem  die  Verbündeten  sich  bereiteten, 
sollte  nunmehr  einer  anderen  leitenden  Idee  folgen.  Bis  jetzt  hatte 
der  Belagerer  seine  Feuerkraft  auf  eine  übermässig  grosse  Front  ver- 
theilt  und  dadurch  zersplittert.  So  waren  in  den  letzten  drei  Wochen 
auf  das  Hornwerk  Hg  und  das  Ravelin  II3  allein  bei  20.000  Kanonen- 
schüsse verfeuert  worden.  Die  55  Kanonen,  10  Haubitzen  und  36  Mörser, 
welche  man  in  der  Krönung  zu  placiren  beabsichtigte,  sollten  ihr 
Feuer   fortan  thunlichst    auf  die  Eine  Front  der  Porte  d'Eau  concen- 

29* 


452 

triren.  Man  beschloss,  das  Hörn  werk  H^  und  das  Ravelin  R.j  fortan 
unbehelligt  zu  lassen  und  sogar  die  alte  Bresche  im  Bastion  111  aufzu- 
ireben ;  daffeffen  aber  die  andere  Face,  wie  die  stanze  Courtine  II — III 
zu  breschiren  und  die  verlegte  Sturmlücke  der  Bastion  II  zu  säubern. 
Alle  Versuche,  die  Verhaue  der  zuerst  erzeugten  Breschen  zu  zerstören, 
hatten  sich  als  vergeblich  gezeigt.  Auch  den  mit  Scheiterhaufen 
gesperrten  war  nicht  beizukommen.  Schon  aus  diesem  Grunde  musste 
an  die  Erzeugung  neuer  Sturmlücken  gedacht  werden. 

Bereits  am  14.  standen  in  den  Krönungen  des  rechten  Angriffes 
24  Geschütze  feuerbereit.  Man  befürchtete  aber  bei  einseitigem  Artil- 
lerie-Angriffe das  ungetheilte  Feuer  der  Vertheidigung  auf  diese 
Geschütze  zu  ziehen  und  beschloss  daher,  das  Feuer  nicht  früher  zu 
eröffnen,  bis  nicht  auch  die  Batterien  des  linken  Angriffes  schuss- 
fertig. Die  Enge  der  Laufgräben  und  die  Gegenwirkung  des  Ver- 
theidigers  verzögerten  die  Armirung  derart,  dass  erst  am  Vormittage 
des  21.  October  an  die  Eröffnung  des  Feuers  geschritten  werden 
konnte. 

Neben  den  Vorbereitungen  zur  allgemeinen  Beschiessung  beschäf- 
tigte die  Anzapfung  des  Hauptgrabens,  die  Herstellung  der  Dämme 
für  den  Grabensübergang,  kurz  die  Vorbereitung  des  Hauptsturmes  die 
Verbündeten.  Dass  all'  dies  noch  Zeit  und  Leute  kosten ,  ja  dass  der 
Belagerer  gezwungen  sein  werde,  den  Hauptsturm  auch  wirklich  aus- 
zuführen ,  wagten  nüchterne  Beurtheiler ,  wie  z.  B.  S  c  h  u  1  e  n  b  u  r  g, 
kaum  zu  bezweifeln. 

Wiewohl  Bouffiers  im  Geheimen  bereits  seinen  Rückzug  in 
die  Citadelle  vorbereitete,  versäumte  er  nichts,  was  den  Grabensüber- 
gang verzögern  konnte.  Von  höchster  Wichtigkeit  war  für  ihn  die 
Beherrschung  der  Wasser-Manöver.  Noch  vermochte  er  das  Wasser 
nach  Belieben  zu  stauen  *).  Damit,  sowie  durch  Benützung  schuss- 
sicherer, crenelirter  Barken  hoffte  er  den  Uebergang  lange  genug 
streitig  machen  zu  können.  Da  die  Angriffs-Batterien  schon  zahlreiche 
Vertheidigungs-Geschütze  demontirt  hatten,  wurde  auf  die  Ausbesserung 
schadhafter  die  grösste  Sorgfalt  verwendet.  Das  Artillerie-Materiale 
zu  schonen  und  den  Belagerer  irre  zu  führen,  verwendete  Frez  eliere 
leichte  Manövrir  ■  Geschütze,  welche  auf  vier  Rädern  rollten  und  nach 
jedem  Schusse  ihr  Emplacement  ändern  konnten. 

Am  Morgen  des  15.  fielen  die  Franzosen  gegen  den  linken  Angriff 
und  zwar  gegen  den  Waffenplatz  W^  aus,   drangen  in  den  gedeckten 

*)  Nach  Coxe  Meinoirs  II.  299  betrug  die  Wassertiefc  im  llauptgiabeu 
8  bis   10  Fuss  (2  51  bis  3  1 4""). 


453 

Weg  und  zerstörten  einige  Verbauungs-Arbeiten.  Sie  wurden  zwar 
alsbald  zurückgetrieben,  verzögerten  aber  durch  einen  zweiten  Ausfall 
die  Arbeiten  von  Neuem. 

Noch  immer  behaupteten  die  Franzosen  den  Waffenplatz  Wg. 
Zwei  Minen ,  welche  der  Belagerer  gegen  ihn  spielen  Hess,  hatten 
ihrer  schlechten  Anlage  wegen  nur  sehr  geringe  Wirkung,  Aus  diesem 
Grunde  und  weil  man  das  Feuer  einerseits  aus  dem  Hörn  werke  H,, 
andererseits  aus  dem  Kavelin  Rg  fürchtete,  unterliess  man  den  Sturm 
auf  den  Waffenplatz.  Gewitzigt  durch  die  bisherigen  Erfahrungen, 
suchte  man  die  Franzosen  durch  das  Feuer  allein  zum  Aufgeben  dieses 
Werkes  zu  nöthigeu.  Als  sich  dies  als  aussichtslos  herausstellte, 
stürmten  die  Verbündeten  am  Abende  des  18.  October  alle  Theile  des 
gedeckten  Weges,  die  sie  bisher  nicht  hatten  nehmen  können.  Es 
gelang,  wenn  auch  nicht  ohne  Verlust  *). 

Um  dieselbe  Zeit  waren  in  beiden  Angriffen  für  die  Abfahrt  in 
den  Graben  vier  Sapen  unter  dem  gedeckten  Weg  bis  an  die  Contre- 
escarpe  vorgetrieben,  die  Mauer  aber  noch  nicht  durchgeschlagen,  um 
die  Franzosen  auf  die  Durchbrüche  nicht  vorzeitig  aufmerksam  zu 
machen. 

Die  auf  die  Coupure  der  beiden  Batardeaux  abzielenden  Arbeiten 
hatten  alsbald  den  besten  Erfolg,  das  Wasser  sank  sichtlich  und  auch 
die  Ausfüllung  des  Hauptgrabens  mit  Faschinen  machte  Fortschritte. 
Am   19.  war  der  Graben    von    der  Front  H — III    fast    schon    trocken. 


')  „AVir  verloren  liier  bereits  10.000  M;inn  au  Todten  iiud  Verwuudeteu  — 
schreibt  Scluüeubiirg  (358)  am  18.  October  —  und  sind  noch  nicht  Herren  der  Stadt.  Es 
ist  wahr,  wir  sind  im  Graben  nnd  sind  im  Begriffe,  morgen  das  Feuer  zu  eröffnen, 
um  von  Neuem  Bresche  zu  schiessen  und  den  Graben  auszufüllen,  was  in  4  oder 
5  Tagen  geschehen  sein  kann ,  wenn  man  tadellos  vorgeht.  Hiernach  erübrigt  uns 
nur,  den  Generalsturm  auszuführen.  Viele  glauben  und  viele  wetten  auch  darauf, 
dass  die  Feinde  denselben  nicht  abwarten  werden.  Wenn  sie  die  Citadelle  nicht 
hätten,  glaube  ich  selbst  ganz  gewiss,  dass  sie  anfingen,  vom  Capituliren  zu  sprechen ; 
gegenwärtig  aber  gibt  es  Niemand,  der  darüber  Verläs.sliches  sagen  könnte,  umsomehr 
als  sie  hinter  der  Bresche  Abschnitte  haben.  Man  wird  klar  sehen,  sobald  man  den 
Hauptgraben  auszufüllen  und  in  die  Courtine,  wie  in  die  Face,  Bresche  zu  schiessen 
begonnen,  was  man  aus  Dummheit  bis  jetzt  iinterlassen  hat.  Die  Besatzung  der  Stadt 
ist  sehr  geschwächt;  man  glaiibt,  der  Vertheidiger  habe  nicht  mehr  als  4000  Dienst- 
taugliche. Sie  tödten  alle  Pferde,  um  zu  leben ;  man  zählt  daher  darauf,  noch  vor  Ende 
des  Monats  Herr  der  Stadt  zu  sein,  wenn  das  schöne  Wetter  anhält  und  kein  böses 
Ereigniss  eintritt.  Wird  man  aber  weniger  in  Verlegenheit  sein ,  wenn  der  Feind 
tadellos  handelt '?  Wenn  man  auf  die  Dummheiten  anderer  zählt,  kann  man  sich  ver- 
rechnen. Wir  werden  nach  Brabant  zurückkehren  und  die  Verbindung  nach  Ostende 
haben  müssen;  das  eine  wie  das  andere  wird  seine  Misslichkeiten  haben  und 
schlüpfrige  Schritte." 


4.54 

Die  Armirung  der  Batterien  auch  des  linken  Angriffes  war  nunmehr 
beendet  und  standen  rechts  26  Kanonen,  11  Haubitzen  und  7  Mörser, 
links  30  Kanonen,  5   Haubitzen  und   12  Mörser  feuerbereit '). 

Die  allgemeine  Beschiessung  der  Hauptumfassung  begann  am 
21.  October  um  10  Uhr  Vormittags.  Der  Vertheidiger  ant\Yortete 
kräftig,  vermochte  aber  die  Vorbereitungen  zum  Grabensübergang  nicht 
mehr  zu  stören.  In  der  folgenden  Nacht  wurde  die  Contrescarpe 
durchgeschlagen  und  an  den  Uebergängeu  so  emsig  gearbeitet,  dass 
bis  zum  Morgen  die  Gralerie  zur  Bastion  IH  gänzlich,  jene  gegen 
Bastion  II  zur  Hälfte  fertig  gestellt  war.  Am  22.  wurde  die  Be- 
schiessung mit  bestem  Erfolge  fortgesetzt.  Die  Facen  lagen  nun  voll- 
ständig in  Schutt  und  Trümmer,  die  Courtine  war  schon  nahezu  zer- 
stört. Alle  Versuche  der  Franzosen,  die  Breschen  unersteigbar  zu  er- 
halten ,  waren  vergeblich.  Nichts  stand  mehr  der  Ausführung  des 
Hauptsturmes  entgegen,  zu  welchem  die  Verbündeten  sich  anschickten. 

Bouffiers  glaubte  diesen  Sturm  nicht  mehr  aushalten  zu  können. 
Der  dritte  Theil  der  Stadt,  nämlich  die  Kirchspiele  St.  Peter, 
St.  Andreas  und  St.  Katharina,  lagen  in  Schutt  und  Trümmer.  Die 
Besatzung  war  bereits  ausserordentlich  geschwächt ;  die  mühsam  her- 
gestellten Abschnitte  waren  durch  die  neuen  Breschen  in  der 
Courtine  umgangen;  zur  Vertheidigung  der  Citadelle  erübrigten  nur 
mehr  460  Centner  Pulver.  Also  ward  im  Kriegsrathe  einstimmig 
beschlossen,  die  „Chamade  zu  schlagen",  d.  h.  zu  capituliren.  Es  war 
etwa  4  Uhr  Nachmittags,  als  die  Franzosen  auf  der  Hauptbresche 
eine  weisse  Fahne  hissten  und  zu  capituliren  verlangten  ^),  gerade  in 
dem  Augenblicke,  da  Prinz  Eugen  von  Menin,  wo  er  sich  mit 
M  a  1- 1  b  o  r  o  u  g  h  besprochen,  zurückkehrte. 

Sofort  wurden  die  Feindseligkeiten  beiderseits  eingestellt.  Alsbald 
erschien  eine  französische  Deputation  von  6  Stabs  -  Officieren  und 
Generalen,  von  einem  General-Lieutenant  geführt,  im  Lager.  Sie  wurde 
von  den  Verbündeten  erwidert  und  nachdem  Geisel  gewechselt  worden, 
unverzüglich  an  die  Ausarbeitung  der  Punctationen  geschritten.  Prinz 
Eugen  beglückwünschte  Bouffiers  ob  seiner  schönen  und  glor- 
reichen Vertheidigung.  Da  er  ihn  als  einen  so  tapferen  Mann  kennen 
gelernt,  überlasse  er  ihm  die  Verfassung  des  Capitulations-Entwurfes. 
Kr  könne  darauf  rechnen ,  dass  er  keine  Bedingung  zurückweisen 
werde,  welche  anzunehmen  Ehre  und  Pflicht  ihm  erlaubten  *).  In  der 
That  acceptirte  der  Prinz  von  den  ihm  um  11  Ulir  Nachts  überreichten 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIll.  ::3  a. 
^)  Krieg:s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a. 
'j  Derode   II.  204.  I'niii-Lavaimie  340. 


455 

19  Artikeln  Bouffiers'  16  und  nur  3  erlitten  Modificationen.  Die 
Capitulation  ')  ward  am  23.;,  10  Uhr  Vormittags,  perfcct.  Ihr  zufolge 
stand  es  Bouffiers  frei,  die  Verwundeten,  Kranken,  den  Generalstah 
der  Festung,  die  Pferde  und  Equipagen  der  Officiere,  endlich  die 
Cavallerie,  die  sich  unter  Luxem bourg  in  die  Festung  geworfen, 
nach  Douai  zu  senden. 

Vor  der  militärischen  Capitulation  wurde  vom  Magistrat  am 
Abende  des  22.  eine  besondere  für  die  Stadt  und  Burgvogtei  von  Lille 
abgeschlossen.  Von-  den  70  Bitten  der  Stände  wurde  nur  eine  einzige, 
Nr.  37,  absolut  verworfen,  welche  lautete:  „Die  genannte  Landschaft 
wird  von  der  Brandschatzung,  welche  ihr  auferlegt  werden  könnte, 
gänzlich  befreit."  Der  Forderung  aber:  „dass  die  Gouverneurs  der  ge- 
nannten Stadt  Katholiken  und  bemüssigt  seien,  den  gewöhnlichen  Eid  zu 
schwören",  wurde  beigesetzt:  „Verweigert  rücksichtlich  der  Religion  -)". 

Die  Verluste,  welche  der  Belagerer  in  der  Zeit  vom  14.  August 
bis  22.  October  erlitten,  wurden  ämtlich  wie  folgt  beziffert : 

Todte  Verwundete 

General-Major —  1 

Obriste 1  4 

Obristlieutenants 3  9 

Majore 7  10 

Capitaine 46  103 

Subalterne 91  192 

Zusammen     .     .     148  319 

Ingenieure 25  39 

Unterofficiere 100  225 

Soldaten 3422  7982 

Totale   .     .     .     .  3695  8565  ") 

Quincy  (V.  580)  beziffert  ihn  weit  höher.  Einige  Generale  der 
Verbündeten  gaben  zu ,  berichtet  er ,  an  Todten  und  Verwundeten 
18.000  Mann  verloren  zu  haben,  ungerechnet  9000  bis  10.000  Kranke, 
welche  in  den  Spitälern  darnieder  gelegen. 

Der  Verlust  der  Besatzung  wird  in  den  Memoires  militaires 
(Pelet)  VIII.  mit  nur  5500  Mann  veranschlagt,  wozu  noch  etwa 
100  Bürger  zu  rechnen  *) ;    Derode  gibt  aber  an,    er    sei    amtlich    mit 

*)  Der  Wortlaut:  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.  6  und  11  und  in 
wortgetreuer  deutscher  Uebersetzung :  Tlieatruni  Europaeuni  XVIII.  1G4.  —  Brun- 
Lavainne  395  und  402. 

-j  Quincy  V.  579. 

■■*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.   2  a. 

*)  Nach  Brian- La vainne  (341)  wurde  er  auf  7000  Todte  und  Verwundete 
geschätzt. 


456 

3022  Todten    und    8322    Verwundeten    beziffert    worden  *),    was    auch 
wahrscheinlicher. 

Ist  der  Nachwelt    von  jener  Vielzahl    von  Factoren,    welche    auf 
den  Geist,  den  Gang  und  das  Ende  dieser    sechzigtägigen  Belagerung 
Einfluss    nahmen,    nicht    genug  überkommen,    um   ihr  ein  im  Grossen, 
wie  im  Einzelnen    absolut    zutreffendes  Urtheil  zu  ermöglichen,    so  ist 
sie  doch  nicht  genöthigt,  blindlings  anzuerkennen,  was  ein  berühmter 
und    sachverständiger  Augenzeuge    darüber   in    die  Welt    gesetzt    und 
womit  er  die  öffentliche  Meinung  bis  auf  unsere  Tage  beeinflusst  hat  '•*). 
Schulenburg's  Tadel  über  die  verfehlte  Wahl  der  Angriffsfront 
ist  früher  schon  näher  beleuchtet  worden.  —  Auch  der  Hauptvorwurf, 
den  er  dem  Belagerer  macht,  dass  er  zu  viel  Kräfte  gegen  die  Horn- 
werke  H,    und  H,   und    nicht  alle  gegen  das  Brillen  werk  (Tj,  T^,  R^) 
verwendet,  ist  kaum  ganz  stichhältig.  Für  den  Anfang  war  der  Genie- 
und  Artillerie-Angriff  nicht  zu  ausgedehnt.  Um  gegen  das  Brillenwerk 
vorrücken  zu    können,    mussten    die  Hornwerke    (deren  schwache  Ar- 
mirung  übrigens  auffällig  ist)  kräftig  angepackt  werden  und  der  Angriff 
die  inneren  Flanken  (Flügel)  beider  und  deren  gedeckten  Weg  in  der 
zweiten  Periode  unter  ein  so  erdrückendes  Feuer  nehmen,  dass  sie  in 
der  dritten  bereits  gänzlich  zum  Schweigen  gebracht  und  daher  ausser 
Stande    waren,    das  Vorrücken    des  Sapeurs    gegen    die  Tenaillons    zu 
gefährden.  Die  Wegnahme  der  Waffenplätze  bei  den  Hornwerken  war 
allerdings  nicht  unbedingt  noth wendig.  Durch  Unterlassung  des  Sturmes 
auf  selbe  und    durch    mächtige  Feuerwirkung    gegen    sie,    hätten    viel 
Leute  erspart  werden  können.  Die  Ausdehnung    des  Augriffes    —  im 
Allgemeinen  ja    nur    von    den    vorhandenen    Arbeitskräften    abhängig, 
an    denen  im  gegebeneu  Falle    kein  Mangel   —  war  daher  anfänglich 
nicht  zu   gross ;    erst    von    der  IL  Parallele    an  könnte    sie  mit  Rück- 
sicht auf  den  Nahe-Angriff  als  unnöthig  weit  befunden  werden. 

„Erst  sechs  Wochen  nach  Eröffnung  derTrancheen,"  sagt  Schulen- 
burg, „habe  man  sich  von  diesem  Fehler  —  zu  grosser  Ausdehnung  — 
überzeugt,  sowie,  dass  man  auf  zu  viel  Puncten  (es  waren  deren  zwölf) 
Bresche  zu  schiessen  unternommen,  und  dass  man  sich  darauf  hätte 
beschränken  sollen,  die  beiden  Hauptbastione  und  die  dazwischen 
liegende  Courtine  zu  beschiessen.  Erst  zum  Schlüsse  der  Belagerung 
erkannten  die  holländischen  Ingenieure  ihren  Irrthum,  stellten  die 
Beschiessung  des  rechts  gelegenen  Hornwerkes  (H,)  ein,  concentrirten 
ihr  Feuer  auf  die  angedeuteten  Puncto  und  nach  acht  Tagen  rechtfertigte 
der    Erfolg    dieses    veränderte    System."    Dass    mit    dem    Vorschroiton 

')  Derode  II. 

*)  Siehe  Thcatnim   Eun.i.,Meuiii  XXIU.   mu\  Nooi.len   III.   2H3. 


457 

des  Augriffes  das  Geschützfeuer  sich  immer  mehr  auf  die  Front 
II — III  concentrirte ,  ist  selbstverständlich.  Zum  Schlüsse  standen 
gegen  selbe  doppelt  so  viel  Batterien,  als  V  a  u  b  a  n  verlangte.  Wenn 
der  Breschen  überhaupt  jemals  zu  viele  sein  können,  so  war  mit 
Rücksicht  auf  den  häufig  drohenden  Munitionsmangel  wohl  nur  Eine 
zu  viel,  jene  in  der  linken  Face  der  Bastion  III. 

Unverkennbar  trägt  der  Angriff  die  charakteristischen  Merk- 
male der  C  ö  h  o  r  n'schen  Schule.  Wie  in  den  Belagerungen,  welche 
dieser  grosse  Kriegs  -  Ingenieur  geleitet ,  herrscht  in  der  von  Lille 
die  Tendenz  vor,  den  Vertheidiger  zu  überraschen,  zu  schrecken, 
über  den  Haufen  zu  werfen.  Keine  Auslagen,  keine  Mühen,  keine 
Menschenopfer  werden  gescheut,  den  Willen  des  Vertheidigers  unge- 
stüm zu  brechen,  die  Belagerung  abzuküizen.  Wie  in  C ö h o r n's 
Attaquen  findet  sich  auch  hier  eine  auffallende  Anhäufung  und  Ver- 
wendung von  Feuerschlünden;  eine  erstaunliche  Vielheit  und  Mannig- 
faltigkeit von  Zerstörungsmitteln,  eine  Reihe  von  Stürmen,  deren  Kühn- 
heit und  Combination  geradezu  blendet.  Der  Gegensatz  zu  dem 
bekannten  Angriffsverfahren  Vauban's  ist  in  die  Augen  springend. 
Wie  hoch  der  grosse  Franzose  auf  diesem  Gebiete  seinen  als  Befestiger 
grösseren  Rivalen  überragt,  das  zeigt  in  grellem  Lichte  der  Kampf 
um  Lille.  Der  ungestümen,  leidenschaftlichen,  elementaren  Gewalt 
des  Co  hör  n'schen  Angriffes  gegenüber  erscheint  das  methodische, 
durchgeistigte,  sicherer  und  rascher  zum  Ziele  führende  Verfahren 
V  a  u  b  a  n's,  welches  das  Blut  des  Soldaten  schont,  ohne  der  Kraft  des 
Angriffs  Abbruch  zu  thun,  als  die  Verkörperung  sieghafter,  der  Zukunft 
sicheren  Kunst. 

Der  Vertheidigung  macht  Schulenburg  den  Vorwurf,  zu  wenig 
Ausfälle  unternommen,  insbesondere  aber  unterlassen  zu  haben,  gleich 
von  Beginn  der  Belagerung  im  Inneren  des  Platzes  von  einer  ange- 
griffenen Bastion  zur  anderen  eine  ausgedehnte  Verschanzung  (General- 
abschnittj  angelegt  zu  haben,  um  hinter  dieser  einen  Generalsturm  auf 
den  Hauptwall  abwarten  und  abweisen  zu  können.  Er  ist  ferner  der 
Meinung,  Bo  uff  1er  s  hätte  die  beiden  Tenaillons  T,  und  T^  und  das 
Ravelin  R^  unterminiren  lassen  sollen,  damit  selbe  nach  deren  Einnahme 
durch  den  Feind  mit  der  ganzen  Besatzung  hätten  in  die  Luft  gesprengt 
werden  können.  —  Was  den  ersten  Punct  betrifft,  erscheint  der  Vor- 
wurf insoferne  berechtigt,  als  kleine  Ausfälle  in  grösserer  Zahl  hätten 
gewagt  werden  können;  grosse  aber  konnten  wegen  Mangels  an  Vor- 
richtungen dazu  nicht  unternommen  werden.  —  Ein  Geueralabschuitt 
war  nur  durch  Vertheidigungs-Instandsetzung  von  Häuserfronten  mög- 
lich. Der  besondere  Werth,  den  Schulen  bürg  auf  eine  solche  Ver- 


458 

theidigungslinie  legt,  ist  eine  weitere  Bekräftigung  der  Behauptung, 
dass  die  Angriffsfront  richtig  gewälilt  war.  Hinter  der  Südfrout, 
welche  nach  8  ch  u  1  e  n  bu  rg's  Meinung  anzufallen  gewesen,  wäre  ein 
Generalabschnitt  leichter  herzustellen  und  wirksamer  zu  vertheidigen 
gewesen.  —  Dei-  letzte  Vorwurf  endlich  war  nicht  begründet.  Das 
Brillenwerk  war,  wie  wir  wissen,  unterminirt;  dass  es  vom  Verthei- 
diger  nicht  in  die  Luft  gesprengt  wurde,  erscheint  durch  die  gebotene 
Oekononiie  mit  dem   Pulver  genügend  gerechtfertigt. 

Hoch  über  der  taktisch-technischen  Leistung  steht  die  soldatische. 
Der  ki'iegerische  Genius  und  die  kriegerische  Tugend  der  germanischen 
und  der  gallischen  Race  haben  kaum  jemals  glänzendere  Proben  ab- 
gelegt, als  in  dieser  sechzigtägigen  Festungsschlacht.  Der  Muth  und  die 
Ausdauer,  die  Tapferkeit,  Entschlossenheit  und  die  Todesverachtung, 
welche  der  Belagerer  ohne  Unterschied  des  Stammes  bei  jeder  Ge- 
legenheit bethätigte,  fanden  den  ebenbürtigsten  Widerpart  im  Ver- 
theidiger,  der  mit  der  traditionellen  Bravour,  dem  erfinderischen  Sinne 
und  der  unversieglichen  Unternehmungslust  des  Galliers  eine  unver- 
gleichliche Beharrlichkeit  und  Ausdauer  verband.  Die  Zähigkeit,  mit 
welcher  von  ihm  die  eingehenden  Waffenplätze  nächst  den  Hornwerken 
und  die  Abschnitte  in  den  Tenaillous  behauptet  worden,  ist  ebenso 
erstaunlich,  wie  die  Kühnheit  des  von  den  Verbündeten  unternommenen 
Sturmes  auf  den  gedeckten  Weg. 

Ereignisse  im  Felde. 

Stillstand  in  den  grösseren  (Operationen.  —  Das  Requi- 
sitions-System der  Verbündeten. 

Ludwig  XIV.  hatte  den  Plan,  mit  vereinten  Kräften  Marl- 
borough  anzugreifen,  genehmigt  und  sollten  nach  Burgund's  Dis- 
position seine  und  Vendome's  Truppen  sich  am  26.  October  zu  Vynckt 
vereinigen.  So  lange  Leffiughe  nicht  gefallen,  hatte  aber  Vendome 
geantwortet,  könne  er  nicht  marschireu ;  der  Schelde-Uebergang  sei  auf 
den  28.  zu  verschieben.  Nach  dem  inzwischen  eingetretenen  Fall  von 
Lille,  glaubte  Burgund  nicht  früher  handeln  zu  dürfen,  ehe  er  nicht 
neue  Weisungen  vom  Hofe  erhalten,  die  er  noch  am  23.  erbat. 
Ludwig  XIV.  befahl,  die  Armee  in  der  innehabenden  Aufstellung 
zu  belassen ,  allen  Uebergangspuncten  von  Nieuport  bis  Tournay 
ein  besonderes  Augenmerk  zuzuwenden  und  dadurch  den  AUiirten 
die  Verbindung  mit  Brabant  zu  benehmen.  lieber  (J  h  a  m  i  1 1  a  r  t's 
Aufforderung  am  28.  October,  6  Bataillone  in  den  Rabot  de  la 
Lieve    sendend.  änd<-rt<;  Burj^und    weiter    nichts   in    der  Aufstdlun": 


459 

seiner  Armee.  Der  in  ihr  herrschende  Geist  Hess  es  rathsam  er- 
scheinen, sie  einem  Kampfe  nur  dann  auszusetzen,  wenn  der  Köni^ 
ihn  befahl*). 

Wiewohl  Marlboroug'h  für  das  Wichtigste  hielt,  des  Gegners 
neu  eröffnete  Verbindung  von  Gent  nach  Nieuport  abzuschneiden 
oder  wenigstens  zu  beunruhigen^),  trat  nach  dem  Verluste  Leffinghe's 
in  den  grösseren  Operationen  doch  ein  fast  einmonatlicher  Stillstand 
ein.  Die  Verbündeten  hielten  sich  zu  grösseren  Unternehmungen  so 
lange  unfähig,  als  die  Citadelle  von  Lille  nicht  gefallen ;  die  Franzosen 
hatten  nicht  mehr  die  moralische  Kraft,  einen  entscheidenden  Waffen- 
gang zu  wagen.  Das  Abhängigkeits-Verhältniss  zum  Hofe  von  Ver- 
sailles, die  personellen  Reibungen  im  Hauptquartier  und  die  unglaub- 
liche Verzettelung  der  Truppen,  welche  die  Alliirten  buchstäblich 
cernirten,  thaten  das  Ihrige,  es  zu  einem  kräftigen  Handeln  nicht 
mehr  kommen  zu  lassen. 

Da  die  Verbündeten  nunmehr  von  allen  ihren  Depots  abgeschnitten, 
wurde  die  Frage  des  Unterhaltes  die  brennendste  von  allen.  Bis 
Mitte  October  waren  die  Alliirten  mit  Getreide  reichlich  versehen, 
aber  von  diesem  Zeitpuncte  an,  beherrschte  die  Verpflegsfrage  that- 
sächlich  alle  Massnahmen.  Besonders  fühlbar  war  der  Mangel  an  Wein, 
Branntwein  und  Salz,  welch'  letzteres  von  Ostende  bezogen  werden 
musste.  Vom  16.  October  an  hatte,  wie  bereits  erwähnt,  die  viertägige 
Brodration  für  sechs  Tage  auszureichen.  Das  seit  längerer  Zeit  ange- 
wandte Requisitions-System  erfuhr  unter  diesen  Umständen  eine  Aus- 
dehnung, welche  das  von  den  Verbündeten  militärisch  beherrschte 
Gebiet  allmälig  vollends  erschöpfte.  Indess  auf  spanisch-niederländischem 
Boden  alles  Weggenommene  quittirt  und  nach  dem  Marktpreise  be- 
zahlt wurde,  hielt  man  dies  auf  französischem  Territorium  für  über- 
flüssig, sagte  aber  den  Requisitions-Detachements,  sie  anzueifern,  Ent- 
lohnungen zu.  Hauptobjecte  der  Ausbeutung  waren  das  französische 
Flandern,  der  Artois  und  die  Picardie.  Die  Ausschreibungen  wurden 
entweder  durch  die  Burgvogteien  und  die  Stadtmagistrate  oder 
unmittelbar  durch  Truppen -Detachements  effectuirt.  Der  in's  Auge 
gefasste  Rayon  wurde  dann  in  Cantone  eingetheilt  und  deren  jeder 
einem  Detachement  zugewiesen.  Auf  jedes  der  letzteren  entfiel  eine 
angemessene  Zahl  von  Officieren,  deren  besondere  Aufgabe  es  war, 
Unordnungen,  Ausschreitungen,  Plünderungen  u.  dgl.  hintanzuhalten. 
Bisweilen    wurde     auch    ein    Intendant    zugetheilt.    Um    Unterschleifen 

»)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.   121  bis  127. 

^)  Marlborough  an  die  Generalstaaten-Deputirten.  Eouler.s,  31.  October  1708. 
Miirray  IV.  285. 


460 

vorzubeugen,  wurden  über  alle  Requisitionen  doppelte  Vormerkungen 
geführt ' ). 

Die  Nüthwendigkeit,  den  Requisitions-Rayon  auszudehnen  und 
zugleich  den  Franzosen  in  dieser  Gegend  auf  die  Finger  zu  sehen,  ver- 
anlasste Marlborough,  am  19.  October  den  General-Major  St.  Laurant 
mit  40  Schwadronen  gegen  Deynze  a.  d,  Lys  zu  senden  *).  Um  diese 
Zeit  hatte  Marlborough  nicht  weniger  als  6000  Reiter  auf  Requi- 
sition commandirt ").  Wenige  Tage  später  sah  Prinz  Eugen  sich  zu  einer 
ähnlichen  Detachiruug  veranlasst.  Der  Prinz  erfuhr,  dass  der  Marechal 
de  Camp  Graf  de  llle  beauftragt  sei,  im  französischen  Flandern, 
wie  im  Artois  den  Verbündeten  alle  Kornfrucht  und  Fourage  zu 
entziehen.  Die  Dörfer  der  Burgvogtei  von  Lille  zu  decken  und  ihre 
Hülfsquellen  der  eigenen  Armee  zu  erhalten,  entsandte  Prinz  Eugen 
am  23.  October,  da  durch  die  Capitulation  Lille's  eben  Kräfte  fi-ei- 
geworden,  den  Erbprinzen  von  Hessen  mit  10  Bataillonen  Fussvolk 
und  24  Schwadronen  Reiterei  nach  La  Bassee,  wo  einige  französische 
Bataillone  und  Cavallerie-Regimenter  eben   eingetroffen    sein  sollten  *). 

Im  letzten  Drittel  des  October  waren  die  Streitkräfte  der  Ver- 
bündeten über  einen  Raum  von  nahezu  57  Quadrat  •  Myriameter 
(100  Quadratmeilen)  verbreitet  und  daher  so  sehr  zersplittert,  dass 
Marlborough  darüber  höchlich  beunruhigt,  es  kaum  wagte,  sein 
Hauptquartier  Roulers  zu  verlassen,  um  sich  mit  Prinz  Eugen  zu 
berathen.  Alle  Requisitiuns-Detachements  zur  grössten  Vorsicht  mahnend, 
stand  der  Herzog  bereit,  ihnen  im  Bedarfsfalle  auf  den  ersten  Alarmruf 
beizuspringen.  Brüssels  sicherer  zu  sein,  musste  Pascal  die  dort 
stellenden  kaiserlichen  Reiter  zurückhalten,  statt  sie  nach  Ath  mar- 
schiren  zu  lassen  ^). 

Da  während  des  Operations-Stillstandes  in  der  Gruppirung  der 
verbündeten  Streitkräfte  nur  wenig  bedeutsame ,  meist  durch  die 
Rücksicht  auf  die  Landesausbeutung  bedingte  Veränderungen  eintraten, 
ist  die  Geschichte  dieser  vier  Wochen,  die  Geschichte  der  einzelnen 
Detachements. 

Die  französische  Besatzung  von  La  Bassee  beeilte  sich,  diesen 
Posten  beim  Nahen  des  Erbprinzen  von  Hessen    zu  räumen.  Dieser 

'j  Das  Einzehie  in  MarllMprnujrh's  Cni-rcsiniudimy,  von  Juli  bis  Ende  No- 
veinber  1708.  Munay   W . 

*j  Marlburoiigli  an  Fagcl.  Koulers,  "iO.  Ottober  1708.  Miirray  IV.  270  und 
Quiucy  V.  576. 

»)  Marlborough  an  Rechteren,  20.  October  1708.  Murray  IV.  271. 

*J  Krieg8-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.   1. 

*)  Marlborough  au   Pascal.   Koulers,  25.  October   1708.  Murray  IV.  279. 


461 

verstärkte  über  Prinz  Eugen's  Befehl  vom  24.  und  25,  October  den  zu 
Armentieres  stehenden  Oberst  Collin  Lambert  mit  600  Pferden, 
übergab  aber  schon  am  31.  das  Commando  dem  chursächsischen  General- 
Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Wackerbarth.  Da  La  Bassee  dazu 
dienen  sollte,  die  Winterquartiere  zu  sichern,  schritt  der  Graf  unver- 
züglich an  die  Befestigung  seines  Postens,  eine  Arbeit,  die  umso  mühe- 
voller und  zeitraubender  war,  als  die  ausgeschriebenen  Schanzbauern 
nur  zur  Hälfte  zur  Stelle  gebracht  werden  konnten.  Übrigens 
f()rderte  er  von  hier  aus  in  der  Nacht  zum  6.  November  eine  Unter- 
nehmung Collin  Lambert's  dadurch,  dass  er  die  Garnison  von 
Bethune  alarmirte  und  beschäftigte.  Auf  seine  Bitte  verstärkte  ihn  Prinz 
Eugen  in  den  nächsten  Tagen  durch  Reiterei  (10.  November).  Er 
wurde  dadurch  befähigt,  am  12.  eine  grössere  Requisition  in  der  Gegend 
von  Lens  zu  versuchen,  musste  aber,  da  überlegene  feindliche  Kräfte 
gegen  ihn  vorgingen,  am  Abende  gegen  La  Bassee  zurückweichen. 
Aber  schon  am  nächsten  Tage  unterstützte  er  Collin  Lambert  mit 
fast  3000  Mann  in  seinem  erfolggekrönten  Anschlag  auf  St.  Venant. 
Wiewohl  der  Zustand  seines  Detachements  in  Folge  des  aufreibenden 
Dienstes  und  der  ungenügenden  Verpflegung  ein  trauriger  war,  setzte 
Wackerbarth  seine  Requisitionen  unentwegt  fort*). 

Inzwischen  hatte  auch  Marlborough  keine  Mühe  gescheut, 
sich  neue  Hülfsquellen  zu  erschliessen.  Er  hatte  zu  diesem  Zwecke 
am  30.  October  von  Couckelaere  ein  Detachement  unter  Evans' 
Commando  nach  Langhemarck  (9*5''™  von  Ypern)  entsandt.  In  der 
Absicht,  die  Verpflegung  wenigstens  für  den  ganzen  November  und 
überdies  für  zwölf  Marschtage  sicher  zu  stellen,  hatte  er  am  7.  November 
ein  grösseres  Detachement  unter  Lord  Stair  zusammengestellt.  Es 
zählte,  nachdem  Evans  zu  Langhemarck  7  Bataillone  und  Fagel  zu 
Cortemarck  3  Bataillone  und  4  Schwadronen  dazu  abgegeben,  10  Batail- 
lone und  30  Schwadronen.  Der  gewandte  Capitaine  Armstrong 
fungirte  als  Stair's  Generalstabs-Chef.  Dieses  starke  Corps  sollte  die 
Gegend  zwischen  Ypern  und  Dixmude  ausräumen.  Schon  am  9.  fiel 
das  „Fort  du  haut  pont"  bei  Dixmude  nach  dreistündiger  tapferer 
Gegenwehr  in  Cadogan's  Hände;  die  Besatzung,  4  Grenadier-Com- 
pagnien ,  ward  kriegsgefangen.  Stair  lagerte  7  Bataillone  und 
12  Schwadronen  zwischen  Dixmude  und  Essene  und  entsandte  nach 
Los,  Hondschoote  und  Bergues  St.  Knox  bei  Dünkirchen.  Wiewohl  diese 
Landschaften  kaum  bewacht  waren  und  die  Requisition  daher  zunächst 


1)  Kriegs-Ä.,  Niederlande   1708;  Fase.    X.   52,  53  und  54:    XI.  6,   12,    13,   14, 
15,  16,  25,  30,  81,  36,  3S,  42,  43  und  44;  XIII.  1. 


462 

nui'  auf  geringe  Schwierigkeiten  stiess,  verstärkte  Marlborough 
(las  Detachement  Stair's  über  dessen  Verlangen  am  10.  dui'cli  die 
Truppen  des  Brigadiers  Evans  und  am  11.  durch  6  Schwadronen 
von  Fagel's  Corp*.  Die  grosse  Ungebundenheit  und  Unordnung  unter 
Stair's  Truppen,  welche  sogar  Kirchen  plünderten,  Hessen  den  Ober- 
feldherrn  um  den  Erfolg  dieser  Requisition  fürchten.  „Statuiren  Sie 
durch  Hinrichtungen  einige  Exempel,"  schrieb  er  dem  Lord,  „und 
lassen  Sie  der  Bevölkerung  wissen,  dass  sie  entschädigt  werden  wird"*). 
Die  Nachricht  von  der  Besetzung  von  Armentieres  und  La  Bassee, 
von  der  Verschanzung  des  letzteren  Panctes  und  dem  Vordringen 
eines  starken  Detachements  auf  Lens,  Hess  das  französische  Haupt- 
quartier eine  erneute  Invasion  des  Artois  und  der  Picardie  besorgen. 
Als  nun  das  für  unmöglich  Gehaltene  eintrat,  Prinz  Eugen  nämlich 
aUen  fernstes  an  die  Belagerung  der  Citadelle  von  Lille  schritt  und 
Ma  rlborough's  Gruppirung  zwischen  Roulers  und  Menin  den  Ueber- 
fnll  eines  Punctes  der  ungeheuer  ausgedehnten  Absperrungslinie  be- 
fürchten Hess,  erkannte  Burgund,  insbesondere  für  Pottes  und  Gavere 
fiirchtend,  dass  es  höchste  Zeit,  einen  Entschluss  zu  fassen.  Da  es 
unmöglich,  gleichzeitig  die  Canäle  und  die  Scheide  zu  behaupten,  hatte 
er  am  28.  October  in  einem  Memoire  die  Nothwendigkeit  dargethan, 
V  e  n  d  o  m  e  so  viel  Truppen  zu  lassen,  als  die  Vertheidigung  der 
Canäle  heischte,  das  Gros  der  Armee  aber  auf  das  Artois  zu  repliiren, 
um  die  Verbündeten  zu  hindern,  auf  Frankreichs  Kosten  zu  leben  ^). 
Der  König,  welcher  wusste,  dass  die  Meinungen  der  Generale  auch 
in  diesem  Falle  wieder  getheilte  wären,  sandte  Chamillart  zum 
zweiten  Male  zur  Armee.  Er  sollte  Burgund  nöthigen,    die  Scheide 

')  Marlhor(in{rh  an  Fajrel.  Rmilers,  30,  October  mid  11.  November,  an  Evans 
7.  und  9.  November,  an  die  Geueralstaaten-Dejmtirten  7.  November,  an  Stair 
10.  November  1708.  Mnrray  IV.  283  bis  300.  —  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII. 
1   lind   2!\.   —  Quincy  V.  588. 

*J  Herwick  (Mt;moires,  402),  berichtet:  Burgund  habe  den  General-Major  der 
Armee,  Herrn  von  Contades,  nach  Hrügge  gesandt,  um  Vendorae  das  Unvortlieilhafte 
der  Lage  und  zugleich  seine  Absichten  vorzustellen;  allein  Vendöme  wollte  weder 
den  Abgesandten  anhören,  noch  von  dem  schriftlichen  Vorsciilag  wissen,  den  er  ihm 
überbrachte,  und  nöthigte  ihn  also,  umzukehren.  Contades  brachte  die  Antwort,  der 
Herzog  von  Vendöme  werde  den  1.  September  zu  Saulchoi  sein  und  dann  sehen, 
welche  Massregeln  und  Verabredungen    mit  Herrn    von  Chamillart   zu  treffen    seien. 

Lord  Stair  plante  tliatsächlicli  die  Wegnahme  von  l^irnes  und  Knocke.  Marl- 
borough fürchtete  aber,  dass  durch  diese  Unternehmungen  das  Hauptgeschäft,  die 
Einbringung  der  Koraf nicht,  beeinträchtigt  werden  würde.  Der  Herzog  war  mehr  für 
die  Wegnahme  von  Gravelines,  wodurch  die  Verbindung  mit  dem  Meere  eröffnet 
worden  wäre,  aber  auch  diese  Unterneiimung  lag  seines  Dafürhaltens  zu  sehr  ausser 
Stair's  Bereich. 


463 

zu  bedecken,  und  falls  er  ihn  bereits  im  Marsche  nach  dem  Artois 
antreffen  würde,  auf  der  Stelle  zur  Umkehr  vermögen,  Chamillart 
traf  am  31.  October  zu  Saulchoi  ein,  Vendorae  am  folgenden  Morgen. 

Am  2.  November  wurde  Kriegsrath  gehalten.  Die  Meinungen 
gingen,  wie  gewöhnlich,  weit  auseinander.  Nach  einem  langen  Streite 
darüber,  was  man  zu  thun  habe,  behielt  Vendome's  Ansicht  die 
Oberhand:  man  müsse  auf  Marlbor ough  losgehen  und  ihm  ein 
Treffen  liefern,  oder,  falls  dies  unmöglich,  die  Canäle  und  die  Scheide 
behaupten,  um  die  Verbündeten  zu  nöthigen,  aus  Hunger  um  Frieden 
zu  bitten.  Umsonst  legte  Burgund  die  Unausführbarkeit  dieses 
Planes  dar,  das  Schlimmste  fürchtend,  wenn  die  Armee  in  der  ange- 
nommenen Stellung  verharre.  Chamillart  entschied  für  das  Ver- 
bleiben hinter  dem  Canale  und  der  Scheide,  welch'  letztere  durch 
Staudämme  von  Gent  bis  Tournay  gespannt  werden  sollte.  Vergebens 
stellten  Berwick  und  Chamlay  vor,  dass  man  niemals  mehr  als 
einige  Wasserpfützen  erzielen  werde.  Chamillart  verliess  wenige 
Tage  darauf  die  Armee.  Da  er  selbst  Zeuge  der  Hitze  Vendome's 
gegen  Berwick  gewesen,  wirkte  er  diesem  die  Erlaubniss  aus,  in 
den  Elsass  zurückkehren  zu  dürfen.  Nach  seinem  Abgehen  wurde 
Saint-Fremont  Burgund's  Vertrauter*). 

Die  Nachricht,  die  Verbündeten  beabsichtigten,  zwischen  Furnes 
und  Dünkirchen  einen  bedeutenden  Munitions-Convoi  an's  Land  zu 
setzen  imd  unter  dem  Geleite  eines  starken  Detachements  über  Bulscamp, 
Ronsbrugge,  Poperinghe  und  Warneton  nach  Lille  zu  schaffen,  gab  An- 
lass,  dass  Lange  ron  am  7,  November  mit  neun  armirteu  Fahrzeugen 
von  Nieuport  in  See  stach,  um  sich  mit  einer  Flotille  zu  vereinigen, 
welche  zu  Dünkirchen  eiligst  ausgerüstet  wurde.  Ihn  im  Bedarfsfalle  zu 
Land  unterstützen  zu  können,  sandte  Lamothe  von  Brügge  100  Grena- 
diere und  ein  Dragoner-Regiment  nach  Nieuport.  Nicht  genug  an  dem, 
Hess  Vendome,  für  das  Fort  Wulpen  fürchtend,  am  10.  November 
aus  Puiguion's  Lager  6  Bataillone  und  12  Escadronen  unter  Mu n- 
roux's  Befehl  nach  Furnembach  rücken,  wo  sie  am   12.  eintrafen. 

Monroux  überfiel  in  der  Nacht  zum  14.  Hondschoote,  wo 
zwei  Bataillone  (von  den  Regimentern  Prinz  Albert  und  Grumbkow) 
und  zwei  Schwadronen  Brandenburger  (Heiden  und  Lottum)  unter  Oberst 
Katten  standen,  und  machte  54  Officiere  und  900  Mann  zu  Kriegs- 
gefangenen. Die  Brandenburger  verloren  200  Mann  an  Todten,  7  Fahnen 
und  2  Standarten  ^), 

*)  Me'moires  railitaires  (Pelet)  VIIT.  127  bis  130.  —  Berwick,  Memoires  402 
und  403.  —  Saint-Simon,  Memoires  IV.  259. 

2)  Memoires  railitaires  fPelet)  VIII.   131   bis  133. 


464 

]\I  onroiix  ging  auf  Bergiies  zurück,  wo  ihu  die  „Cavalerie  boulo 
n.iise"  verstärkte,  indess  Lamothe,  ihn  zu  unterstützen,  mit  einigen 
Truppen  nach  Furnes  marschirte.  Es  standen  nun  in  dieser  Gegend 
9  Bataillone  und  12  Escadronen,  eine  Truppenmacht,  welche  nicht  aus- 
reichte, die  Verbündeten  an  der  Einbringung  des  Getreides  zu  hindern. 

Um  auch  den  Streifzügen  der  Verbündeten  nach  dem  Artois 
Schranken  zu  setzen,  Hess  Ven dorne  gleichzeitig  mit  Monroux 
vier  Bataillone  und  sechs  Escadronen  von  Saulchoi  nach  Arras  rücken ; 
dessen  Connnandant  C  h  e  y  l  a  d  e  t  im  Vereine  mit  dem  Grafen  de 
risle  die  Verbündeten  nöthigte,  Lens  aufzugeben.  Die  Wegnahme 
und  Verschanzung  St.  Venant's  durch  die  Alliirten,  welche  sich 
überdies  zu  Calonue,  Merville,  la  Gorgue  und  Estaires  festsetzten, 
und  bis  in  die  Burgvogtei  von  Cassel  ausdehnten,  bewogen  den  Herzog 
von  Burgund,  über  Chey  ladet's  dringende  Bitten  am  18.  noch 
eine  weitere  Verstärkung  von  sechs  Bataillonen  und  sechs  Escadronen 
abgehen  zu  lassen.  Burgund  hatte  sich  hiezu  nur  ungern  herbei- 
gelassen. Die  Befürchtung,  von  den  Verbündeten  in  der  Mitte  durch- 
brochen zu  werden,  vermochten  V  e  n  d  o  m  e's  Versicherungen,  man 
werde  in  diesem  Falle  von  Gent  oder  aus  dem  Artois  noch  rechtzeitig 
Truppen  heranziehen  können,  nicht  mehr  zu  bannen.  Burgund  ver- 
langte vom  Hote  neue  Weisungen  *). 


An  demselben  Tage,  da  im  französischen  Hauptquartier  Kriegs- 
rath  gehalten  worden,  am  2.  November,  hatte  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  neun 
Bataillone  von  der  Armee  nach  Lille  rücken  lassen,  um  Prinz  Eugen 
in  den  Stand  zu  setzen,  die  Belagerung  der  Citadelle  mit  grösserem 
Nachdruck  zu  führen.  Unterrichtet,  dass  Ven  dorne  und  Chamillart 
dem  Kriegsrathe  zu  Tournay  angewohnt,  war  Marlborough  auf 
neue  Unternehmungen  der  Franzosen  gefasst.  Benachrichtigt,  dass  der 
Erstgenannte  mit  frischen  Truppen  nach  Gent  zurückgekehrt  —  es 
standen  jetzt  zwischen  dieser  Stadt  und  Furnes  51  französische  Batail- 
lone und  61  Escadronen  —  glaubte  der  Herzog,  er  werde  genöthigt 
werden,  die  Armee  innerhalb  der  nächsten  acht  oder  zehn  Tage  ver- 
sammeln zu  müssen;  Grund  genug,  das  Requisitionsgeschäft  mit  grösster 
Energie  zu  betreiben.  Der  auf  diesem  Wege  täglich  zu  beschaffende 
Bedarf  an  Getreide  belief  sich  bereits  auf  1000  Säcke  (ä  250  Pfund). 
Also  ward  S  t  a  i  r  zur  grössten  Eile  aufgefordert  und  ermächtigt,  nicht 
nur  die  Getroidelieferungen  zu  bezahlen,  sondern  auch  den  Soldaten, 
welche  sich  am  Drusch  betheiligten,  ])er  Sack  eine  Krone  zuzugestehen. 

')  Memoire«  inilitaires  (Pelet)  VIII.   i;}4. 


465 

Die  Wiedereröffnung  der  Verbindung  mit  Ostende  schien  dem  Herzog 
unter  diesen  Umständen  su  Avichtig,  dass  er  dem  General  F  a  g  e  1  am 
11.  November  erklärte,  dafür  sein  Möglichstes  thun  zu  "wollen,  und 
als  er  von  Vendöme's  Rückkehr  nach  Brügge  erfuhr,  erachtete  er 
es  für  nothwendig,  sich  am  13.  November  zu  Lord  Albemarle 
nach  Hooglede  zu  begeben  und  den  exponirtesten  seiner  Generale, 
Fagel,  dahin  zu  berufen,  um  ihn  persönlich  zu  instruiren.  Er  hatte 
ihn  schon  Tags  vorher  beauftragt,  im  Bedarfsfalle  S  t  a  i  r  zu  unter- 
stützen. Beide  mussten  ihre  Aufmerksamkeit  jetzt  verdoppeln  und 
mit  dem  Hauptquartier  ununterbrochen  Verbindung  erhalten.  Alle 
Vorsicht  dieser  Commandanten  konnte  indess  nicht  verhindern,  dass, 
wie  bereits  erwähnt,  Hondschoote  am  14.  überfallen  wurde,  ein 
Ereigniss,  das  die  Verbündeten  nicht  wenig  alarmirte.  Marlborough's 
grösste  Sorge  ging  dahin,  die  Bauern  Avürden  sich  durch  jenen  Unfall 
den  JMuth,  zu  liefern,  benehmen  lassen.  Auf  die  erste  Nachricht  hatte 
er  daher  Fagel  beauftragt,  unverzüglich  drei  Bataillone  und  vier 
Schwadronen  zur  Verstärkung  Stair's  abzusenden,  der  seine  Truppen 
zusammenziehe.  Am  16.  Morgens  musstc  Fagel  selbst  nach  Dixmude 
rücken,  um  Stair  zu  unterstützen  und  möglichst  viel  Getreide  ein- 
zuheimsen. Dank  dieser  Verstärkung  konnte  Stair  das  Lager  von 
Loo-l'Abbaye  beträchtlich  verstärken  und  die  Requisitionen  von  Lam- 
pernisse  bis  Nieucappelle  ausdehnen.  Es  standen  jetzt  in  dieser  Gegend 
26  Bataillone  und  ebensoviele  Schwadronen  '). 

Inzwischen  hatte  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  die  Scheide  nicht  aus  dem 
Auge  verloren.  Benachrichtigt,  ein  starkes  feindliches  Detachement 
habe  Alost  passirt  und  die  Landschaft  Dendermonde  betreten,  forderte 
der  Herzog  den  General-Major  Chane  los  am  12.  und  16.  November 
zu  erhöhter  Wachsamkeit,  ständiger  Unterhaltung  eines  Kundschafters 
zu  Gent  und  täglicher  Berichterstattung  auf'). 

Der    Anschlag  Max   Emanuel's    auf  Brüssel.  —    Die    For- 

cirung     der    Scheide    durch     die    Verbündeten.    —    Die 

Auflösung  der  französischen  Armee. 

Die  Peinlichkeit  der  Situation,  in  welche  die  Verbündeten  durch 
die  Absperrung  der  Scheide  in  der  zweiten  Hälfte  des  November 
gerathen  waren ,    schildert  S  c  h  u  1  e  n  b  u  r  g  ^),  wie  folgt : 

')  Marlboroiigh  au  Fagel.  Eoulers,  2.,  11.,  12.  und  15.,  au  Boyle  8.,  an  Stair 
11.,   U.  und  15.,  an  Prinz  Eugen  16.   November  1708.  Murray  IV.  287  bis  310. 

2)  Marlborougli  an  Chanclos.  Roulers,  12.  und  1(3.  November  1708.  Murray  IV. 
303,  311. 

^j  Leben  und  Denkwürdigkeiten  371. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,   I.  Band.  OÜ 


466 

„Die  Feinde  hatten  seit  2  Monaten  daran  i^earbeitet,  sich  Längs 
der  Scheide,  d.  i.  von  Toiirnay  bis  Gent  zu,  und  ebenso  längs  des 
Canals,  von  dieser  Stadt  bis  Brügge  zu  verschanzen  und  durch  die 
Wegnahme  Lefiinghe's  unsere  Verbindung  mit  Ostende  abgeschnitten. 
Sie  rechneten  darauf,  uns  zu  zwingen,  den  ganzen  Winter  über  in 
diesem  Lande  zu  verbleiben,  was  unsere  gesammte  Armee  unfehlbar 
zu  Grunde  gerichtet  hätte.  Wir  hätten  uns  entweder  bemüssigt 
gesehen,  einen  VerzweiHungsschritt  zu  thun,  oder  uns  auf  einem  grossen 
Umwege  zurückzuziehen.  Dabei  hätten  wir  alle  unsere  festen  Plätze 
hier  zu  Lande  aufgegeben,  welche  ohne  Lebensmittel  und  Munitions- 
vorräthe  geblieben  und  gezwungen  gewesen  wären,  ohne  einen  Schuss 
zu  lösen,  sich  zu  ergeben.  Es  blieb  uns  also  nichts  anderes  zu  thun 
übrijr,  als  uns  dem  Meere  zu  nähern  und  unseren  Unterhalt  aus 
England  und  Holland  zu  beziehen,  oder  aber  irgend  einen  Theil  der 
Scheide  zu  forciren,  was  vielen  Leuten  und  selbst  den  erleuchtetsten 
sehr  gefährlich  schien ;  denn  wurden  wir  mit  Verlust  zurückgeschlagen, 
dann  mochte  sich  der  Armee  Bestürzung  bemächtigen,  wie  auch  eine 
allgemeine  Unzufriedenheit,  welche  unter  einer  grossen  Zahl  von 
Officieren  bereits  bestand.  Da  die  Citadelle  sich  noch  hielt,  so  konnte 
dieser  Uebergang  auf  der  Seite  von  St.  Antoing  und  Mortagne  nicht 
versucht  werden,  noch  weniger  aber  oberhalb ;  am  wenigsten  konnte 
man  aber  daran  denken,  den  Canal  zwischen  Gent  und  Brügge  oder 
zwischen  letzterem  und  Ostende  zu  überschreiten ;  man  würde  sich  ja 
von  hier  zu  weit  entfernt  haben,  auch  würden  die  Feinde,  welche 
Truppen  zu  Tournay  hatten,  nicht  ermangelt  haben,  über  das  Corps 
herzufallen,  das  man  zur  Fortsetzung  der  Belagerung  der  Citadelle 
zurückgelassen  hätte," 

Hatten  Prinz  Eugen  und  der  Herzog  von  Marlborough 
anfangs  beabsichtigt,  erst  nach  der  Einnahme  der  Citadelle  von  Lille 
an  die  Forcirung  der  Scheide  und  die  AViedereröfFnung  der  Verbindung 
mit  Brüssel  zu  schreiten,  so  drängte  das  Ungewitter,  das  sich  über 
diesem  Hauptdepotplatz  der  Verbündeten  zusammenzog,  dessen  Ver- 
lust für  sie  schrecklich  gewesen  wäre,  zu  rascherem  Handeln  '). 

Max  Emanuel  von  Bayern  nämlich,  welcher  schon  im  Sep- 
tember unter  dem  Vorwande,  seine  Gesundheit  zu  stärken,  in  das  Bad 
von  Plombieres  gegangen  war,  hatte  dort  nur  eine  günstige  Gelegen- 
heit, irgendwo  zu  handeln,  abgewart(?t  und  war  plötzlich  zu  Mons  ein- 
getroffen. Ohne  irgend  welchen  Titel  für  ein  Cummando  zu  besitzen, 
verabredete    er    gleich    nach    seiner    Ankunft    mit    dem    Grafen    von 

«)  Kriegs-A.,  Niedeilaiifle  1708;  Fase.  XIII  1.  ^  Marll.(.i-.mo:li  ;ui  ßnyle. 
Aiuleiiaifle,  27.  Ndvemlier  1708.   Mmray  IV.  323. 


467 

Bergeyck  einen  Uebcrfall  Brüssels.  Man  rechnete  hiebei  insbesondere 
auf  des  Ex-CIiurfürsten,  als  des  gewesenen  General-Gouverneurs, 
frühere  Verbindungen  mit  den  vornehmsten  Familien  und  auf  die 
allgemeine  Unzufriedenheit  über  die  holländische  provisorische  Ver- 
waltung *). 

Die  von  einer  mittelaKerlichen  Ringmauer  umschlossene  Stadt  ■*) 
hatte  einen  Umfang  von  etwa  8*^"  und,  wie  man  Max  Emanuel  ver- 
sicherte, eine  Besatzung  von  nur  5000  Mann.  Der  Ex-Churfürst  gab  sich 
daher  der  Hoffnung  hin,  er  brauche  nur  vor  Brüssel  zu  erscheinen,  so 
werde  die  Bürgerschaft  die  Besatzung  zum  Oeffnen  der  Thore  zwingen. 
In  diesem  Glauben  zog  er  aus  den  Plätzen  Gent,  Conde,  Mens, 
Charleroy  und  Namur  10  Bataillone  und  12  Escadronen,  verstärkte 
sich  durch  4  Bataillone  und  6  Escadronen  des  Herzogs  von  Burguud 
und  brach  mit  diesen  14.000  bis  15.000  Mann  am  21.  November  von 
Mons  über  Braine-le-corate  nach  Hai  auf.  Durch  die  französische 
Postirung   an    der   Scheide    gedeckt,    erschien  er  am  22.  vor  Brüssel. 

Der  Commandant  dieser  Stadt,  der  königlich  spanische  GWM. 
Pascal,  am  23.  aufgefordert,  sich  zu  ergeben,  wies  dieses  Ansinnen 
als  Mann  von  Ehre  stolz  und  würdig  ab.  Die  Hoffnung,  die  Stadt 
durch  einen  gewaltsamen  Angriff  wegzunehmen,  musste  bald  aufge- 
geben werden ;  der  Platz  stellte  sich  als  sturmfrei  dar.  Man 
musste  zum  belagerungsmässigen  Angriff  schreiten ,  auf  den  man  gar 
nicht,  oder  doch  höchst  mangelhaft  vorbereitet  war.  Max  Emanuel 
verlor  zwei  Tage  Zeit  mit  der  Heranziehung  des  Belagerungs- 
parkes und  sonstigen  Materials.  Begünstigt  iudess  durch  die  Vor- 
städte, welche  bis  an  den  Fuss  des  Glacis  herantraten  und  den 
Mangel  an  Vorwerken,  gelang  es  den  Franzosen  doch,  in  der  Nacht 
zum  25.  zwischen  den  Thoren  von  Löwen  (Louvain)  und  Namur  die 
Laufgräben  zu  eröffnen  und  in  derselben  Nacht  auch  eine  10-Kanonen- 
Batterie  auf  50  Toisen  vom  gedeckten  Weg  entfernt,  zu  erbauen.  Am 
2(j.  um  9  Uhr  Morgens ,  wo  die  Annäherungen  bereits  bis  knapp  an 
den  gedeckten  Weg  vorgerückt  waren ,  eröffneten  die  Franzosen  aus 
acht  24-Pfündern  und  vier  Mörsern  das  Feuer  gegen  die  Stadt,  welche 
so  kräftig  antwortete,  dass  bald  vier  Kanonen  und  zwei  Mörser  des 
Angreifers  zum  Schweigen  gebracht  wurden. 

Pascal  verfügte  über  eine  tüchtige  Besatzung  von  7000  Mann. 
Von  den  Generalen  Murray  und  Wränge  1  kräftigst  unterstützt, 
hatte    er  alle  Anstalten  getroffen,    seinen    gedeckten  Weg    bestens  zu 

«)  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.  XI.  66,  67;  XII.  76,  78,  79;  XIII.   1.    - 
Marlborough  an  Erle.  Roulers,  20.  November  1708.  Murray  IV.  315. 
2)   Siehe  Tafel  VI. 

30* 


468 

vertlieidigen.  Das  ganze  Vorfeld  der  Niederstadt  hatte  er  unter  Wasser 
gesetzt  und  sich  damit  die  Möglichkeit  geschaffen ,  sich  durch  die 
Porte  de  Flandre,  im  äussersten  Falle  nach  Termonde  (Dcndermonde) 
zurückziehen  zu  können.  Indess  die  beiden  holländischen  Regierungs- 
verweser Van  der  Berg  und  Reede  Alles  aufboten,  die  übelgesinnten 
Einwohner  im  Zaume  zu  halten,  sandten  sie  Courier  auf  Courier  an 
Marlborough,  ihre  Bedränguiss  zu  schildern  und  um  schleunige 
Hülfe  zu  bitten*). 

Sie  blieb  nicht  aus.  So  geheim  der  Anschlag  des  Ex-Churfürsten  auch 
gehalten  worden,  er  war  dem  Scharfblicke  Mar Iborough's  nicht  ent- 
gangen. Am  18.  von  Lille,  wo  er  sich  mit  Prinz  Eugen  berathen,  nach 
Roulers  zurückgekehrt,  ging  der  Herzog  wie  sein  Waffenbruder  unver- 
züglich an  die  Vorbereitungen,  welche  der  Entsatz  von  Brüssel  heischte. 
Den  Feind  in  Sicherheit  zu  wiegen,  Hess  Marlborough  durch 
falsche  Spione  das  Gerücht  verbreiten,  er  beabsichtige,  mit  Rücksicht 
auf  die  sich  verschlimmernde  Jahreszeit,  alle  Truppen,  welche  bei  der 
Belagerung  der  Citadelle  von  Lille  entbehrlich,  in  Erholungs-Cantonne- 
ments  zu  verlegen,  wozu  er  um  Menin  und  Courtray  alle  Vorbereitungen 
treffen  Hess.  Im  verbündeten  Heere  erwartete  man  in  der  That  stündlich 
den  Befehl  zum  Bezüge  der  Nothunterkünfte.  Erst  nach  dem  Falle 
der  Citadelle,  hiess  es,  solle  mit  vereinten  Kräften  an  die  Wieder- 
eröffnung der  Verbindung  mit  Ostende  geschritten  werden  ^). 

Fagel,  der  Einbringung  des  Getreides  wegen,  bis  zum  letzten 
Augenblick  zu  Dixmude  belassen,  ward  angewiesen,  das  zu  Wynen- 
daele  stehende  Detachement  unverzüglich  an  sich  und  sein  Corps 
unversehens  bis  zum  Abende  des  2L  zusanimenzuziehen *). 

Prinz  Eugen  traf  ähnliche  Dispositionen  bezüglich  seines  von 
W  a  c  k  e  r  b  a  r  t  h  befehligten  Detachements.  Dieser  rührige  und 
geschickte  Commandant,  welcher  mit  Collin  Lamb  er  t  zu  St.  Venant 
in  Verbindung,  sich  nach  allen  Seiten  gegen  Ueberraschungen  sicherte, 
das  Landvolk  im  Zaume  hielt  und  die  Garnison  von  Bethune  alarmirte, 
lagerte  am  20.  zwischen  Hulluch  und  Annay  und  hielt  Pont  a  Vendin, 
die  Brücke  von  Harnes,  Loison,  Lens  und  St.  Venant  besetzt.  Am 
Abende  des  2L  wies  er  über  Prinz  Enge n's  Befehl,  Cronstromzu 
St.  Venant  an,  zu  Armentieres  nur  Collin  L  am b e  r  t's  Mannschaft  zu 
belassen  und    nach  Lille  einzurücken,    wo  er  auch  schon  am  23.  ein- 


I 


*)  Coxe,  Memoiis  II.  568  uud  569.  —  Memoires  militaires  (Peletj  VIII.  134 
und  135.  —  Quiiicy  V.  592  und  593. 

*)  Coxe,  Memoiis  II.  570. 

')  Marlborough  au  Fagel.  K-.ulers,  1«,,  19.,  20  uiul  21.  Nnvcinl.ur  17()S.  .Murray  IV. 
312  l.is  317. 


469 

traf,  iudess  Wackerbarth,  die  Franzosen  in  Sicherheit  wiegend, 
den  Marsch  dahin  erst  am  25.  antrat  ixnd  am  Morgen  des  folgenden 
Tages  seine  Vereinigung  mit  Prinz  Eugen  Ijewerkstelligte '). 

Da  alle  zu  Lille  einlaufenden  Meldungen  üljer  französische 
Truppenl)ewegungen  schliessen  Hessen,  dass  sich  um  Arras  ein  Gewitter 
zusammenziehe,  das  sich  wahrscheinlich  gegen  Lille  entladen  sollte, 
musste  des  Prinzen  Eugen  Mitwirkung  an  der  Scheide  -  Forcirung 
zeitlich  möglichst  beschränkt  werden.  Von  grösster  Wichtigkeit  für 
das  Gelingen  des  geplanten  Unternehmens  war  die  genaue  Kenntniss 
der  feindlichen  Kräftegruppirung,  der  Vertheidigungs- Anstalten  an  der 
Scheide  und  jedes  Schrittes  des  Ex-Churfürsten  von  Bayern.  Diese 
schwierige  Aufgabe  lag  Tornehmlich  auf  den  Schultern  der  Comman- 
danten  von  Ath  und  Audenarde.  Dank  ihrer  Umsicht  und  Thätigkeit, 
bestens  unterrichtet,  forderte  Marlborough  den  Gouverneur  von 
Brüssel,  wo  am  2L  eine  Verstärkung  von  zwei  Regimentern  eintraf, 
durch  Eilboten  auf,  sich  auf  das  Aeusserste  zu  halten;  man  sei  im 
Begriffe,  ihm  zu  Hülfe  zu  eilen.  Am  22.  disponirte  der  Herzog 
fünf  britische  Bataillone  von  Ostende  nach  dem  angeblich  bedrohten 
Antwerpen,  wohin  er  auch  noch   150  Dragoner  dirigirte  ■). 

Die  Gefahr,  in  welcher  Brüssel  schwebte,  schien  den  beiden 
Feldherren  schon  jetzt  als  eine  so  ernste,  dass  sie  bereits  am  22.  an 
die  Forcirung  der  Scheide  zu  schreiten  gedachten  und  thatsächlich  an 
diesem  und  dem  folgenden  Tage  die  ganze  Bagage  der  grossen  Armee 
zu  Menin  hatten  sammeln  lassen.  Aber  die  Witterung,  welche  bis  Mitte 
November  so  günstig  gewesen,  dass  alle  Welt  versicherte,  niemals  einen 
so  schönen  Spätherbst  erlebt  zu  haben,  hatte  in  der  Nacht  zum  16. 
plötzlich  umgeschlagen.  Das  mehrere  Tage  anhaltende  Regenwetter 
richtete  die  Strassen  so  übel  zu,  dass  man  zu  Pferde  fortzukommen 
Mühe  hatte,  und  dass  es  ganz  unmöglich  war,  die  50  schweren  Ge- 
schütze fortzubringen,  deren  Mitnahme  man  für  nothwendig  erachtete  ^). 

Dass  dieses  üble  Wetter  auch  die  Unternehmungen  des  Gegners 
erschweren  musste,  war  nur  ein  geringer  Trost.  Man  wusste  aus 
Palland t's,  des  Commandanten  von  Ath,  Berichten,  dass  der  Feind 
am  22.  von  Hai  directe  auf  Anderlecht  marschirt  sei,  und  dass  die 
gegen  Ninove  gestandenen  Truppen  zu  Tubize  versammelt  worden. 
Die  Bitten  des  Staatsrathes,  der  Courier  auf  Courier  an  Marlborough 


')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  49  bis  84;  XIII.  2a. 

-)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  1.  —  Marlborough  an  Chanclos, 
Eonlers  20.  und  22.,  au  Rechteren,  au  Pallaudt,  au  Erle,  22.,  an  den  Staatsrath, 
24.  November  1708.  Murray  IV. 

'*)   Kriegs-A,,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  13   und  XIII.  2  a.  —  Schuleuburg  373. 


470 

sandte,  wurden  endlich  so  dringend,  dass  man  am  25.  Abends,  des 
Tag  lind  Nacht  anhaltenden  Regens  ungeachtet,  sich  endlich  in 
Bewegung  setzte. 

Durch  Cadogan  am  Abende  des  24.  verständigt,  dass  Marl- 
borough  am  25.  marschiren  werde,  übergab  Prinz  Eugen  den  Ober- 
befehl der  30  Bataillone  und  30  Schwadronen  zählenden  Belagerungs- 
Armec  dem  Feldmarschall  Grafen  Nassau- Wei  Iburg  und  wies  ihn 
an,  die  hinter  der  alten  Circumvallations-Linie  (zur  Einschliessung  der 
Citadelle)  angelegte  engere,  durch  die  im  Lande  ausgeschriebenen 
Schanzbauern  vollenden  zu  lassen.  Hinter  diese  Linie  sollte  der  Feld- 
marschall die  ihm  unterstellten  Truppen  ziehen  und  durch  diese  sie 
ausbauen  lassen,  falls  es  den  Anschein  hätte,  als  ob  die  Franzosen 
gegen  Lille  etwas  unternehmen  wollten  *). 

Am  25.  November,  5  Uhr  Nachmittags,  brach  Prinz  Eugen 
mit  dem  Prinzen  von  Oranien,  dem  General-Lieutenant  Sparr, 
19  Bataillonen  und  41  Schwadronen,  aus  dem  Lager  von  Lille  auf.  Der 
Churfürst  von  Sachsen  und  der  Landgraf  von  Hessen  schlössen  sich 
an.  Um  das  Geheimniss  besser  zu  wahren,  hatte  man  den  Befehl,  sich 
zu  Marcq  zu  versammeln,  erst  wenige  Stunden  vor  dem  Abmärsche 
bekannt  gegeben.  Jedes  Corps  hatte  seine  Pontons  und  die  erforderliche 
Artillerie  bei  sich.  30  bis  40  Geschütze  waren  überdies  bereit  gestellt, 
um   im  Bedarfsfalle  sofort  nachfolgen   zu  können. 

Um  10  Uhr  Nachts  erreichte  man  Roubaix,  wo  eine  Stunde 
später  von  Marl  b  o  r  o u  g  h  die  Nachricht  einlief,  er  könne  nicht  recht- 
zeitig eintreflfen,  der  schlechte  Zustand  der  Strassen  verzögere  den 
Marsch  der  Truppen,  insbesondere  aber  die  Fortschaffung  der  Geschütze 
und  der  Pontons.  Es  müsse  daher  auf  den  26.  verschoben  werden,  was 
in  der  Nacht  hätte  geschehen  sollen.  Er  werde  nicht  unterlassen, 
Eugen  von  dem  Fortgange  seiner  Bewegungen  Kenntniss  zu  geben 
und  bitte  ihn,  bis  4  Uhr  Nachmittags    zu  Roubaix  zu  halten  ^), 

Prinz  Eugen  hielt  in  Erwartung  weiterer  Nachricht  vonÄTarl- 
borough  den  ganzen  Tag  über  zu  Roubaix  an  —  von  Unruhe  und 
Ungeduld  umsomehr  verzehrt,  als  der  Feind  von  der  Bewegung  bereits 
Kenntniss  hatte  und  das  wichtigste  Moment  des  Gelingens,  die  Ueber- 
raschung  verloren  ging  ^). 


')  Kriegs-A,,  Niederlande  170S;  Fasc.XT.73.  —  l^clinlcnlMn-<r372.  -  Quincy  V.594. 

2j  Sclmlenl)ur{r  373. 

■■')  „iJor  Prinz  P^U{ron  verblieb  am  26.  zu  Ronbaix.  Wiewohl  snin  filun-logeiips 
Genie  ihn  über  alle  Verletjenheiten  liinweghebt  und  er  wohl  versteht,  .sich  yai  vnr- 
.stellen,  so  nahmen  doch  selbst  die  minder  Scharfsichtigen  wahr,  dass  er  lieiiii- 
ruhigt  sei."   Schulenbnrg's  Hcricht  373. 


471 

Nachdem  schon  am  24.  der  General  Dompre  mit  10  Bataillonen 
und  20  Schwadronen  nach  Harlebeke  dirip,irt  worden,  wo  er  am  Morgen 
des  25.  eintraf,  war  JMar  Ib  orough  selbst  am  25.  mit  dem  Reste 
seiner  100  Schwadronen  und  50  Bataillone  (?)  ')  zählenden  Armee  in 
zwei  Colonnen  gegen  die  Lys  aufgebrochen,  um  gleichfalls  Harlebeke 
zu  gewinnen.  Der  Marsch  verzögerte  sich,  denn  eine  der  beiden 
Colonnen  hatte  die  ganze  Nacht  gebraucht,  Courtray  zu  passiren. 

Auf  die  Nachricht,  dass  Marlborough  am  27.  um  3  Uhr 
Morgens  unfehlbar  mit  der  Armee  zu  Berchem-N.-D.  stehen  und  um  5  Uhr 
Früh  zu  AVaermaerde  eintreffen  werde,  brach  Prinz  Eugen  am  26. 
zwischen  4  und  5  Uhr  Nachmittags  von  Roubaix  auf  und  erreichte  mit 
seinen  Truppen,  dem  Prinzen  von  O  r  a  n  i  e  n,  den  Generalen  Spiegel, 
Sparr  und  Fels,  gegen  1  Uhr  nach  Mitternacht,  das  von  Autryve, 
wo  man  übergehen  wollte,  eine  halbe  Stunde  entfernte  Moen.  Während 
die  Truppen  ihren  Aufmarsch  vollführten,  Hess  Eugen  das  Schloss 
von  Autryve  von  200  Grenadieren  besetzen ;  er  selbst  eilte  nach  dem 
von  Moen  IV,   Stunde  entfernten   Waermaerde. 


Die  Zersplitterung  der  Verbündeten,  bedingt  durch  die  Sorge 
um  den  Lebensunterhalt,  regte  im  Herzoge  von  Ven dorne  den 
Gedanken  an,  den  Prinzen  Eugen  in  seinen  Linien  anzufallen,  die 
man  nach  Kundschaftsberichten,  von  einem  entmuthigten  Fussvolk 
schwach  besetzt  glaubte.  Zum  Angriffe  auf  selbe  sollten  40  Bataillone 
und  26  Escadronen  auserwählter  Ti'uppen  zusammengezogen  und  zu 
Douai  ein  Lebensmittel-Convoi  für  Lille  bereitgehalten  werden.  Indess 
L  am  o  t  h  e  mit  einem  Theile  seiner  Truppen  sich  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h 
näherte  und  das  Lager  von  Audenarde  unverändert  blieb,  sollte  Ch  ey- 
ladet  sich  auf  La  Bassee  werfen  ^).  Nachdem  dieser  Entwurf  die 
Billigung  des  Hofes  erhalten,  befahl  der  Herzog  von  Burgund,  dass 
Chey  ladet  die  im  Artois  stehenden  Truppen  zusammenziehen  und 
Lamothe  an  der  Scheide  die  Truppen  ersetze,  welche  man  für  das 
Unternehmen  von  dort  wegzog.  Der  Herzog  selbst  wollte  sich  erst 
dann  in  Bewegung  setzen,  wenn  er  über  den  Stand  der  Belagerung 
Brüssels  nähere  Nachrichten  erhalten  haben  würde.  Damit  verlor  er 
aber  kostbare  Zeit,  in  welcher  sich  die  Kräftegruppirung  der  Ver- 
bündeten so  sehr  veränderte,  dass  dadurch  dem  geplanten  Unternehmen 
die  Grundlage  gänzlich  entzogen  wurde. 


<)  Qmncy  V.  594. 

*)  Veiidome  an  Ludwig  XIV.  Saulcluii,  •22.  November  1708.  ^Ii'moire.s  militaires 
(Pelet)  VIII.  139. 


472 

Die  Räumung  von  Furnembach  und  La  Bassee,  die  Aufhebung 
des  Lagers  von  Roulers,  das  Vorschieben  eines  starken  Dctachements 
gegen  den  Canal  Brügge-Gent,  Marlb  orough's  Marsch  gegen  Harle- 
beke  und  jener  Prinz  Eugen's  auf  Roubaix,  wurden  vom  französischen 
Hauptquartier  in  ihrem  Zusammenhange  und  in  ihrem  Ziele  erst  dann 
erkannt,  als  die  Verbündeten  bereits  daran  gingen,  die  Scheide  zu 
überbrücken. 

Auf  die  ersten  Meldungen  über  die  Bewegungen  der  Verbündeten, 
hatte  sich  Lamothe  mit  allen  Truppen  von  Furnes  nach  Brügge  ge- 
zogen und  Chey  ladet, noch  im  Artois,  zwei  Bataillone  nach  St.  Venant, 
eines  nach  Robccq  und  eines  nach  St.  Omer  vorgeschoben. — Die  Schwierig- 
keiten der  Verpflegung  und  die  Erkenntniss,  dass  die  Postirung  zwischen 
Tournay  und  Gavere  gegen  einen  ernsten  Angriff  nicht  zu  halten  sei, 
würden  das  Hauptquartier  bestimmt  haben,  die  Scheide  aufzugeben, 
hätte  man  dadurch  nicht  dem  Ex-Churfürsten  von  Bayern  die  ihm 
nothwendige  Deckung  entzogen.  Die  Rücksicht  auf  ihn,  Hess  auf  der 
Vertheidigung  dieser  Linie  beharren.  Also  erhielt  Lamothe,  welcher 
inzwischen  von  Brügge  nach  Gent  gerückt  war,  Befehl,  Schelde-auf- 
wärts,  nüthigenfalls  bis  an  die  Zwalm,  zu  marschiren.  —  N  a  n  g  i  s 
brach  am  Morgen  des  26.  mit  neun  Bataillonen  nach  Berchem  auf,  um 
Souternon  unterstützen  zu  können.  Da  nach  seinem  Abzüge  im 
Lager  von  Saulchoi  nur  die  königliche  Haustruppe  und  die  Garde - 
Brigade  verblieben,  wies  der  Herzog  von  Burgund,  entschlossen, 
gleichfalls  nach  Berchem  zu  rücken,  C  h  e  y  1  a  d  e  t  an ,  ihm  einen 
Theil  der  im  Artois  stehenden  Truppen  zuzuschieben  '). 

Der  britische  Feldherr  hatte  während  seines  unfreiwilligen  Haltes 
zu  Harlebeke  für  den  Scheideübergang  folgende  Anordnung  getroffen : 

Zum  General-Lieuteant  Dompre  stösst  noch  der  General-Major 
Bothraer  mit  6  Bataillonen  und  20  Schwadronen.  Diese  nunmehr 
auf  16  Bataillone  und  40  Schwadronen  angewachsene  Colonne  erhält 
eine  verhältnissmässige  Zahl  von  Geschützen  und  Pontons.  Der 
FZM.  Graf  Lottura  wird  das  Commando  darüber  führen.  Sie  bildet 
den  äussersten  linken  Flügel  des  Heeres,  bricht  am  26.  frühzeitig 
auf,  nimmt  ihre  Richtung  auf  Asper  und  Gavere,  schlag!  dort  zwei 
Schiffbrücken  über  die  Scheide  und  rückt,  wenn  sie  auf  keinen  Wider- 
stand stösst,  unaufhaltsam  den  Fluss  aufwärts,  gegen  Eename. 

Die  zweite  Colonne  besteht  aus  dem  Hauptkörper.  General-Major 
Cadogan,  als  Commandant  der  Vorhut,  bricht  mit  10  Bataillonen  und 
einem   stattlichen    Geschützzuge    am    26.    frühzeitig    auf,    nimmt    seine 


•j   Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.    \i2  und   143. 


473 

Richtung  über  Vichto  und  Tiegliem  nacli  Kerkhove,  traclitct  dort  gleich- 
falls einen  Uebergang  herzustellen  und  wirft  ungesäumt  auf  dem  jen- 
seitigen Ufer  Verschanzungen  auf.  Der  commandirende  General,  Herzog 
von  Marlborough,  wird  um  7  Uhr  Abends  (früher  konnten  wegen 
der  verdorbenen  Wege  die  Truppen  nicht  gesammelt  sein)  in  obiger 
Richtung  mit  dem  Hauptkörper,  30  Bataillone  und  50  Schwadronen, 
gegen  Kerkhove  nachrücken.  Der  Brigadier  Du  Breuil  wirft  sich 
mit  5  Bataillonen  und  ebensoviel  Schwadronen  nach  Audenarde,  dessen 
Besatzung  zu  verstärken.  Der  Commandant  dieses  Platzes,  General 
Chane  los,  wird  in  der  Nacht  auf  den  27.  den  grössten  Theil  seiner 
Besatzung  in  dem  gedeckten  Weg  in  Bereitschaft  halten,  um  bei  den 
ersten  Kanonenschüssen,  Avelche  das  Gefecht  auf  den  anderen  Puncten 
ankünden,  gegen  die  vor  dem  Platze  unter  Hautefort  und  Souternon 
stehende  feindliche  Abtheilung  vorzubrecben. 

Die  dritte  Colonne  am  äussersten  rechten  Flügel,  aus  20  Batail- 
lonen und  50  Schwadronen  bestehend,  wird  von  Sr,  Durchlaucht  dem 
Prinzen  Eugen  angeführt  und  nimmt  ihre  Richtung  von  Roubaix  über 
Moen  nach  Autryve  oder  EscanafFles,  um  dort  einen  Uebergang  über 
die  Scheide  gleichzeitig  mit  jenem  der  anderen  zwei  Colonnen  her- 
zustellen. 

Nach  erfolgtem  Uebergang  ist  die  nächste  Umgebung  von 
Audenarde  das  Ziel  aller  Colonnen.  Stösst  eine  derselben  auf  uner- 
wartete Hindernisse,  wendet  sie  sich  sofort  dorthin,  wo  ein  Erfolg 
errungen  worden  '). 

Die  Disposition  Marlborough's  für  den  27.  wurde  mit  ebenso 
viel  Umsicht  als  Glück  zur  Ausführung  gebracht.  Die  ganze  Armee 
wurde  um  5  Uhr  Nachmittags  in  Marsch  gesetzt;  um  1  Uhr  nach 
Mitternacht  erreichten  alle  Colonnen  die  Scheide. 

Prinz  Eugen  hatte  Marlborough  zu  Waermaerde  nicht  be- 
gegnet, wohl  aber  vernommen,  dass  die  Generale  Fagel  undCadogan 
bereits  an  der  Scheide  eingetroffen  seien  und  schon  einige  Pontons  in's 
Wasser  gelassen  hätten.  Er  eilte  sogleich  nach  Kerkhove,  wo  der 
Brückenschlag  um  4  Uhr  Morgens  begonnen  hatte ^).  Cadogan,  welcher 
ihn  leitete,  ging  so  vorsichtig  und  ruhig  zu  Werke,  dass  die  Franzosen 
völlig  überrascht  wurden.  Die  französischen  Patrullen  passirten,  wie 
Cadogan  in  der  Nacht  beobachtet  hatte,  von  zwei  zu  zwei  Stunden 
pfeifend  und  singend  eine  knapp  am  Ufer  postirte  Feldwache.  Dieses 
Zeitintervall    musste     benutzt     werden     und    Alles     sich     in     grösster 


')  Coxe,  Memuirs  II.   570  und  571. 

«j    Kiiegs-A.,  Nietlerlaude   1708;  Fase.  XIII.   1. 


474 

Stille  abspielen  ,  sollte  der  Feind  (S  o  u  t  e  r  n  o  n) ,  welcher  nur 
150  Schritte  von  der  Uebergangsstelle  entfernt,  auf  einer  Anhöhe 
lagerte,  nicht  alarmirt  werden.  Die  Oertlichkeit  war  zwar  dem  Unter- 
nehmen sehr  günstig,  da  das  linke  Ufer  das  rechte  bedeutend  über- 
höhte und  sich  am  anderen  Ufer  bis  zum  Fusse  der  Höhen,  auf  denen 
die  Franzosen  lagerten,  trockener  Wiesenboden  hinzog.  Immerhin 
hätten  sich  die  Franzosen,  rechtzeitig  alarmirt,  doch  bis  zum  Eintreffen 
von  Unterstützungen  behaupten  können. 

Dank  der  grossen  Ruhe,  mit  der  gearbeitet  wurde,  und  begünstigt 
von  sehr  dichtem  Nebel,  gelang  es,  zwei  [?)  Brücken  herzustellen  und 
Truppen  auf  das  rechte  Ufer  zu  werfen,  ohne  dass  die  Franzosen  es 
wahrnahmen  ').  Die  ersten  Abtheilungen,  welche  übergingen,  Holländer 
unter  Tilly's  Commando,  wurden,  so  gut  der  Terrain  es  erlaubte,  zum 
Gefechte  formirt.  Unter  ihrem  Schutze  ging  man  unverzüglich  daran, 
etwas  oberhalb  weitere  zwei  Brücken  zu  schlagen,  was  so  glücklich 
von  Statten  ging,  dass  auch  hier  eine  Anzahl  Grenadiere  das  rechte 
Ufer  gewonnen  hatte,  ehe  der  Feind  es  merkte.  Dank  diesen  vier  Ueber- 
gängen  ")  hatten  die  Verbündeten  in  sehr  kurzer  Zeit  30  Bataillone 
und  100  Schwadronen  auf  dem  rechten  Ufer.  Als  es  Tag  geworden, 
war  es  für  die  Franzosen  zu  spät,  den  Uebergang  zu  verwehren  ^). 

Souternon  hatte  Nangis,  welcher  am  Vorabende  mit  seinen 
neun  Bataillonen  zu  ihm  gestossen,  nicht  zu  Berchem  behalten,  son- 
dern nach  Melden  geschoben,  damit  er  einerseits  die  Uebergangsstelle 
von  Peteghem,  welche  für  die  bedrohteste  gehalten  wurde,  decke, 
andererseits  Hautefort  zu  Audenarde  unterstütze,  wo  man  bedeutende 
feindliche  Kräfte  erwartete.  Die  falsche  Nachricht,  die  Verbündeten 
beabsichtigten,  bei  der  Abtei  von  Peteghem  überzugehen,  verleitete 
S  0  u  t  e  r  n  o  n,  sich  dahin  zu  wenden ;  bereits  im  Marsche  begriffen, 
erfuhr  er  von  dem  Brückenschlage  zwischen  Kerkhove  und  dem 
Schlosse  von  Elsegem.  Sofort  wandte  er  sich  mit  drei  Bataillonen  und 
zehn  Escadronen,  welche  er  zur  Hand  hatte,  gegen  diesen  Uebergang. 
Durch  die  Inundation  zu  einem  Umwege  gezwungen,  verlor  er  aber- 
mals Zeit  und  kam  zu  spät.  Schon  hatten  12  Bataillone  und  ebenso 
viel  Schwadronen  der  Verbündeten  auf  dem  rechten  Ufer  festen  Fuss 
gefasst.  Das  Feuer  einer  auf  dem  linken  Ufer  aufgeführten  Batterie  *) 
bestimmte  ihn  vollends,  von  einem  Angriffe  auf  die  AUiirten  abzu- 
sehen. Er  forderte  N  a  n  g  i  s  auf,  zu  ihm  zu  stossen,  besetzte  das  Dorf 

'j  Marlborough  an  Boyle.  Audenanle,  27.  Novemljor  17()S.   Miinny  IV.  32.8. 

^)  Krie{?.s-A.,  Niftderlaiirle  1708;  Fase.  XIII.  2a. 

3j  Sclmlenburg  37.3  und  374. 

*)  Von  30  üe.schüfzeii  ii.Tcli   tVaii/.i'isiscIii'u    Aiiiialicii, 


475 

und  die  Hecken  von  Berchem  mit  600  Grenadieren  und  eine  die 
Wiese  beherrschende  H()he  mit  seinen  Dragonern  und  wollte  mit 
dieser  Nachhut  hier  eine  Zeit  lang  halten,  um  seinem  Train,  den  er 
nach  Escanaffles  dirigirte,  einen  Vorsprung  gewinnen  zu  lassen  '). 

Der  Erbprinz  von  Hessen,  welcher  um  8  Uhr  Morgens  mit 
vier  Schwadronen  übergegangen  war,  stürzte  sich  auf  diese  Nachhut, 
aber  die  Franzosen,  vom  Terrain  begünstigt,  zwangen  ihn,  die  unge- 
stüme Verfolgung  durch  Reiterei  aufzugeben  und  das  Fussvolk  an  die 
Spitze  zu  nehmen,  welches  fechtend  bis  an  die  vortheilhafte  Stellung 
auf  dem  IMont  de  l'Enclus  vordrang,  wo  es  Halt  machte  -). 

Sowie  der  Uebergang  zu  Berchem  gesichert  war,  liess  Eugen 
seine  Truppen,  welche  sich  vergebens  bemüht  hatten,  bei  Escanaffles 
über  die  Scheide  zu  kommen,  gleichfalls  zu  Berchem  übergehen  ^). 
Nachdem  aber  die  Forcirung  der  Scheide  in  der  That  geglückt,  Eugen's 
Truppen-Corps  hier  entbehrlich  geworden  und  zu  befürchten  war,  dass 
die  auf  Tournay  zurückgewichenen  Franzosen  im  Vereine  mit  den 
dort  stehenden,  gegen  Lille  etwas  unternehmen  könnten,  befahl  Prinz 
Eugen  (welcher  sich  inzwischen  mit  Marlborough  besprochen), 
dem  General  Spiegel,  mit  6  Bataillonen  und  35  (24)  Schwadronen 
nach  Lille  zurückzukehren.  Der  Graf  von  Nassau  wurde  dadurch 
in  den  Stand  gesetzt,  sich  dort  zu  behaupten. 

Um  diese  Zeit  traf  vom  Grafen  Lottum  die  Meldung  ein,  er 
habe,  begünstigt  vom  Nebel,  mit  seinem  Corps  *)  die  Scheide  bei  der 
Kirche  von  Asper  und  nächst  der  Ecke  des  Kaninchengeheges  von 
Gavere,  etwa  um  6  Uhr  Morgens  auf  zwei  Brücken  überschritten, 
sowie  sein  Corps  übergegangen,  habe  er  die  Brücke  abgetragen  und 
sei  im  Marsche  gegen  Audenarde.  Marlborough  befahl  ihm,  diese 
Richtung  ohne  Aufenthalt  zu  verfolgen;  er  beabsichtige,  das  dort 
stehende  feindliche  Corps  —  welches  er  für  das  stärkste  halte  —  von 
allen  Seiten  anzufallen. 

Ohne  abzuwarten,  bis  alle  Truppen  übergegangen  sein  würden, 
setzten  sich  Prinz  Eugen  und  Marlborough  von  Berchem  aus 
gegen  Audenarde  in  drei  Colonnen  in  Bewegung  und  schoben  sich 
hiedurch  zwischen  S out ernon  und  Nangis,  welcher  so  gezwungen 
wurde,  auf  Audenarde  zurückzuweichen. 


>)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708 ;  Fase.  XIII.  1.  —  Quiucy  V.  59.').  —  Memoires 
militaires  (Pelet)  VIII.  144  und  145. 

«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  1.  —  Quincy  V.  595. 

3j  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII,  1.  —  Selmleuburg  ,S74.  —  Quincy  V. 
595  und  596. 

*j  Marlborough    an  Boyle.    Audenarde,    27.   NoA-ember    1708;  Murray  IV.    323. 


476 

Haute  fort,  welcher  liier  14  Bataillone  und  24  Escadronen 
commandirte  —  seine  30  Geschütze  hatte  er  Tags  vorher  nach  Tournay 
gesandt  —  sah  sich  von  dem  herankommenden  Gros  der  Verbündeten 
und  gleichzeitig  von  fünf  Bataillonen  bedroht,  welche  von  Audenarde 
gegen  ihn  vorbrachen*).  Von  Lottum's  Uebergang  bei  Gavere  unter- 
richtet und  die  Gefahr,  von  allen  Seiten  mit  überlegeneu  Kräften 
angegriffen  zu  werden,  richtig  würdigend,  entschloss  er  sich,  auf  Gram- 
mont  und  Lessines  zurückzugehen.  Diese  Bewegung,  rechtzeitig  ange- 
treten, umsichtig  geleitet  und  in  Ordnung  ausgeführt,  rettete  ihn  mit 
geringer  Einbusse  vor  sicherem  Untergange  ^). 

Um  seine  Bagagen  und  sein  Gros  Zeit  gewinnen  zu  lassen, 
musste  die  Nachhut,  welche  er  selbst  mit  Nangis  befehligte,  Stand 
halten.  Er  liess  zu  diesem  Zwecke  einige  Bataillone  und  Escadronen 
den  Fuss  der  Höhen  und  insbesondere  Etichove  vertheidigen. 

Die  Verbündeten  warfen  die  fi'anzösischen  Feldwachen  rasch 
über  den  Haufen  und  wandten  sich,  da  der  kleine  Bach  im  Grunde 
nicht  überschritten  werden  konnte,  insbesondere  gegen  Etichove.  Sie 
wurden  hier  mit  einer  grossen  Decharge  empfangen ,  fanden  die 
Brücken  zerstört  und  die  benachbarten  Häuser  von  den  Franzosen, 
die  sich  langsam  und  feuernd  auf  die  Höhe  zogen,  in  Brand  gesteckt. 
Dadurch  kam  die  Verfolgung  in's  Stocken.  Die  Verbündeten  entwickelten 
sich  zum  Feuergefecht,  Hessen  ihre  Reiterei  am  rechten  Flügel  auf- 
marschiren,  warfen  die  Spitze  ihres  Fussvolkes  nach  Etichove  und 
arbeiteten  an  der  Wiederherstellung  der  Brücken.  Es  kostete  viel 
Mühe,  über  den  Bach  zu  kommen.  Kaum  hatten  die  Verbündeten 
zwei  Bataillone  und  drei  Schwadronen  auf  dem  rechten  Ufer,  so  schritten 
sie  entschlossen  zum  Angriffe  der  Höhe,  welchen  die  Franzosen  nicht 
abwarteten.  Die  Reiterei  der  Verbündeten  nahm  die  Tete.  Auf  den  Höhen 
angekommen,  sah  sie  die  französische  Cavallerie  zur  Deckung  des  Rück- 
zuges in  zwei  Colonnen  formirt  und  von  400  Grenadieren  unterstützt, 
welche  sich  tiraillirend  von  Hecke  zu  Hecke,  von  Busch  zu  Busch 
zogen  und  so  die  hitzige  Verfolgung  und  Sprengung  der  eigenen 
Cavallerie  verhinderten.  Als  die  Verbündeten  ohne  nennenswerthen 
Verlust  den  Fuss  der  Höhen  erreichten ,  retirirten  die  Carabiniers 
der  französischen  Nachhut  durch  ihr  Barakenlager,  das  sie  anzündeten, 
um  sich  der  Einsicht  des  Gegners  besser  zu  entziehen.  Die  Reiterei 
des  letzteren  ging  in  Galop  vor,  konnte  aber  in  die  Nachhut  nicht  ein- 
dringen. Die  französischen  Dragoner  und    ein    irländisches  Cavallerie- 

')  Menioires  iiiilitaires  (]'clet)  Vlll.  145,   14G  uud  147. 

^)  Diarium.  Krieg.s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  —  Sclmleiiliurg  375.  — 
Quincy  V.  596. 


477 

Regiment  in  französischem  Solde,  zogen  sich  in  musterhafter  Weise 
zurück  und  bUeben  geordnet,  wiewohl  die  Reiterei  der  Verbündeten 
sie  endlich  auch  in  der  Flanke  und  im  Rücken  anfiel.  Gleichwohl 
ging  der  Rückzug  auf  Grammont  so  rasch  vor  sich,  dass  das  Fussvolk 
der  Alliirten  die  Verfolgung  bald  ausschliesslich  den  20  Schwa- 
dronen überliess,  welche  sie  1  '/^  Stunden  lang  fortsetzten,  wobei  ihnen 
45  Officiere  und  700  Mann,  3  Standarten  und  viele  Bagage  in  die 
Hände  fielen.  Erst  da  die  Nacht  einbrach,  Avurden  die  Reiter,  die  nun 
48  Stunden  im  Marsche  und  sehr  ermüdet  waren,  gesammelt  und  zu- 
rückgezogen '). 

Das  P]rgebniss  würde  für  die  Verbündeten  weit  bedeutender 
gewesen  und  Hautefort  vielleicht  vernichtet  worden  sein,  wenn 
Lot  tum  am  Gefechtsfelde,  IVIar  Iboro  ugh's  Absicht  entsprechend, 
eingetrofi'en  wäre.  Aber  L  o  1 1  u  m  hatte  sich  durch  das  Erscheinen 
französischer,  von  Gent  kommender  Truppen  (Estrades,  welchen 
L  a  m  o  t  h  e  mit  acht  Bataillonen  und  sechs  Escadronen  detachirt 
hatte),  verleiten  lassen,  seine  Bewegung  einzustellen.  Der  starke 
Nebel  verhinderte  ihn,  zu  erkennen,  wieviel  er  vor  sich  habe ;  er 
forderte  den  Commandanten  von  A  u  d  e  n  a  r  d  e  durch  einen  Eilboten 
sogar  auf,  ihn  zu  unterstützen.  Als  ihm  endlich  die  Situation  klar 
wurde,  war  es  zu  spät.  E  s  t  r  a  d  e  s,  welcher  kein  Gefecht  aufzunehmen 
wagte,  zog  sich  zwar  zurück,  aber  L  o  1 1  u  m  vermochte  nicht  mehr 
zeitgerecht  bei  Audenarde  zu  erscheinen  -). 

Auch  der  Ausfall  von  Audenarde  dürfte  Marlb  or  o  ugh's 
Absicht  nicht  entsprochen  haben.  Die  Ausfallstruppen  (die  Brigade 
Du  Breuil's)  wurden  aus  unaufklärHchen  Gründen,  nachdem  sie 
schon  ausgerückt  waren,  wieder  zurückgenommen. 

Die  Truppen  Marlbor  oug  h's  lagerten  bei  Audenarde,  jene 
E  u  g  e  n's  gingen  zu  Autry  ve  an  das  linke  Scheide-Ufer  zurück ;  beide 
Heerführer  aber  begaben  sich  mit  der  Generahtät  in  die  Festung 
Audenarde,  wo  Kriegsrath  gehalten  Avurde. 

Der  Verlust  der  Verbündeten  war  an  diesem  Ta^e  ein  sehr 
massiger.  Er  überschritt  nicht  300  Mann,  worunter  etwa  100  Todte. 
Unter  den  Verwundeten  zählte  man  den  holländischen  General 
Boldewin. 


*)  Prinz  Eugen  an  den  Kaiser.  Audenarde,  28.  November  1708.  Supplement- 
Heft  Seite  355,  Nr.  341.  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  Diarium.  — 
Marlborougli  an  den  König  von  Preussen.  Audenarde,  27.  November  1708.  Murray 
IV.  324.  —  Schulenburg  375.  —  Coxe,  Meraoirs  II.  571  und  572.   —  Quincy  V.  595. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII,  Diarium.  —  Mi'moires  militaires 
(Peletj  VIII.   147. 


478 

Auf  die  ersten  von  Berchem  herüberdröhneuden  Kanonenschüsse, 
hatte  der  Herzog:  von  B  u  r  g  u  n  d  Generalraarsch  schlagen  und  V  e  n- 
dorae  dahin  aufbrechen  lassen;  er  selbst  war  mit  dem  Reste  der 
Truppen  alsbald  nachgefolgt.  Im  Begriffe,  sie  an  dem  Bache  la  Haye 
in  Schlachtordnung  zu  bringen,  erfuhr  er,  Marlborough  sei  vor 
Tagesanbruch  bei  Berchem  übergegangen  und  Prinz  Eugen  über- 
schreite eben  die  Scheide  bei  Escanaffles. — Er  bedeutete  Vendumc, 
welcher  eben  zum  Angriflfe  ansetzen  wollte,  sich  nicht  leichthin  zu 
engagiren  und  beschleunigte  seinen  Marsch,  ihn  so  rasch  wie  möglich 
zu  eri'eichen.  Zu  Pottes  angelangt,  fand  er,  dass  nicht  mehr  daran 
gedacht  werden  könne,  die  Verbündeten  anzugreifen.  Schon  breiteten 
sie  sich  über  die  Höhe  von  l'Enclus  aus,  indess  V  e  n  d  6  m  e,  befürchtend, 
selbst  angegriffen  zu  werden,  seine  Truppen  diesseits  der  Rosne 
sammelte.  Also  trat  man  den  Rückzug  auf  Tournay  an,  wo  man  am 
Abende  des  27.  das  Lager  bezog  und  erfuhr,  die  Verbündeten  seien 
überall  durchgedrungen,  wo  sie  sich  gezeigt  hätten  '). 

Im  Kriegsrathe  vom  27.  wurde  von  den  beiden  Feldherren  ver- 
einbart, dass  Eugen  am  nächsten  Tage  mit  seinen  Truppen  zur 
Belagerung  zurückkehre,  General-Lieutenant  Graf  Hompesch  mit 
10  Bataillonen  und  25  Schwadronen  vorläufig  zu  Audenarde  stehen 
bleibe.  Marlborough  endlich  mit  dem  Gros  seiner  Armee  (50  Batail- 
lonen und  100  Schwadronen)  Brüssel  zu  Hülfe  eile  und  dortselbst 
einige  Zeit  verbleibe,  die  nach  Lille  abgehenden  Convois  zu  decken  ^). 
Marlborough  hätte  vorgezogen,  über  Ath  nach  Soignies  zu  rücken, 
um  die  Vereinigung  der  französischen  Heerestheile  zu  verhindern 
und  den  Ex  -  Churftirsten  von  Bayern  in  grössere  Verlegenheit 
zu  bringen ;  er  wagte  aber  diese  Bewegung  der  schlechten  Wege 
halber  nicht. 

Enge  n's  Truppen,  dem  Befehle  des  Prinzen  von  Uranien 
unterstellt,  gingen  am  28.  zu  Harlebeke  und  Marcke  über  die  Lys 
und  am  29.  von  Courtray  über  Menin  ab.  Eugen  eilte  ohne  Bedeckung, 
nur  von  seinen  Adjutanten  und  einigen  Officieren,  im  ganzen  20  Per- 
sonen, begleitet,  seinen  Truppen  über  Courtray  nach  Lille  voraus. 
Unterwegs  stiess  er  auf  eine  feindliche  Partei,  welche  sich  glücklicher- 
weise begnügte,  drei  oder  vier  Pferde  seiner  Suite  wegzunehmen  und 
einen  Knecht,  der  ihr  entwischen  wollte,  zu  tödten.  Zur  allgemeinen 
Freude  erschien  der  P  r  i  n  z  am  Abende  des  28.  in  der  Komödie,  welche 
zu  Lille  gespielt  wurde. 


»)  Mcmoires  niilitaires  (Pelet)  XIII.   14»j  unfl   147. 

*j  Marlhonnifjh   an    rleii    Kaiser  imd    au    den   Piiiizeu    Eiligen.    Alost,   28.    No- 
veinlier  1708.  Miinay  IV,  i]2ö. 


479 

Indcss  General-Lieutenant  Graf  Hompe  seh  mit  10  Bataillonen 
und  25  Schwadronen  bei  Audenarde  verblieb  und  FZM.  Graf  Lottum 
mit  einem  Reiter-Corps  längs  der  Scheide  vorging,  um  den  nächst 
Gent  stehenden  General-Lieutenant  Lamothe  zu  beobachten,  setzte 
sich  M  a  r  1  b  0  r  0  u  g  h  selbst  am  Morgen  des  28.  mit  dem  Gros  seiner 
Armee  —  50  Bataillone  und  100  Schwadronen  —  gegen  Brüssel  in 
Marsch.  General  Dompre  bildete  mit  60  Schwadronen  und  2  Bataillonen 
der  englischen  Garde  die  Spitze,  bei  welcher  sich  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  in 
Person  aufhielt.  Ohne  Widerstand  zu  finden",  bemächtigte  sich  die 
Vorhut  noch  am  28.  des  wichtigen  Uebergangspunctes  Alost,  indess 
das  Gros  der  Armee  zu  Brust  und  Oombergen  sein  Lager  bezog.  Als 
Marlborough  um  6  Uhr  Abends  Alost  erreichte,  erhielt  er  die  Nachricht, 
Max  E  m  a  n  u  e  1  von  Bayern  habe  auf  die  Kunde  vom  Scheide- 
übergang der  Verbündeten,  obschon  diese  noch  gut  zwei  Märsche  zu 
machen  hatten,  die  Belagerung  Brüssels  aufgehoben  und  habe  sich  auf 
Mens  über  Hals  und  Kopf  derart  zurückgezogen,  dass  sein  Rückzug 
mehr  einer  eiligen  Flucht  ähnlich  gewesen  wäre  *). 

Auf  diese  Kunde  Hess  Marlborough  die  Armee  am  29.  rasten, 
was  nothwendig,  weil  der  Marsch  am  28.  noch  beschwerlicher,  als 
der  des  Vortages  gewesen.  —  Er  selbst  aber  begab  sich  am  Morgen 
des  29.  nach  Brüssel,  um  der  Besatzung  für  ihre  tapfere  Haltung  zu 
danken  und  den  Nachschub  zur  Belagerung  wieder  in  Gang  zu  bringen  ^). 
Der  Staatsrath,  die  Staaten  von  Brabant  und  der  ganze  Magistrat 
drängten  sich,  ihm  für  den  zeitgerechten  Entsatz  zu  danken '). 

Max  Emanuel  von  Bayern  hatte  am  26.  November  gegen 
halb  10  Uhr  Nachts  mit  grosser  Kraft  den  gedeckton  Weg  zwischen 
der  Porte  de  Louvain  (Löwen)  und  der  Porte  de  Namur  attaquirt; 
zurückgeschlagen,  hatte  er  den  Sturm  noch  siebenmal  erneuert.  Nach- 
dem der  Kampf  die  ganze  Nacht  über  mit  furchtbarer  Heftigkeit  ge- 
wüthet,  hatte  der  Churfürst  sich  genöthigt  gesehen,  ihn  am  27.  gegen 
9  Uhr  Vormittags  abzubrechen  und  seine  Truppen  zurückzuziehen. 
Ein  Logement,  das  selbe  am  Thore  von  Louvain  nächst  der  Palissade 


')  Prinz  Eugen  an  eleu  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel,  30.  November  1708. 
Supplement-Heft  Seite  357,  Nr.  343. 

2)  Marlborough  an  Doyle.  Brüssel,  29.  N..vem1)er  1708.  Murray  IV.  326. 

3)  „Alle  Welt"  —  schrieb  Marlborough  am  30.  an  Eugen  (Murray  IV.  327) 
—  „äusserte  grosse  Freude  über  den  Entsatz  und  man  versicherte  mich,  dass  das  Volk 
und  die  Bürgerschaft  bei  dieser  Gelegenheit  viel  Eifer  und  Anhänglichkeit  für  den 
König  bethätigt  habe,"  und  Schulenburg  berichtet  (377):  „Man  war  angenehm  über- 
rascht von  der  Treue  der  Brüsseler  Bürgerschaft,  welche  Jedermanns  Erwartung 
übertroffen  hat  und  über  Alles  hinaus  gegangen  ist,  was  von  ihrer  Betheiligung 
an  der  Vertheidigung  ihrer  Stadt  zu  hoffen  war." 


480 

hergestellt  hatten,  Avar  hierauf  von  Pascal,  welcher  dagegen  ausfiel, 
weggenommen  und  der  Gegner  über  seine  Batterien  hinausgejagt 
worden.  Die  Franzosen  hatten  letztere  am  27.  noch  wiederholt  gegen 
die  Stadt  spielen  lassen,  Nachmittags  aber  einen  kurzen  Waffenstill- 
stand zur  Beerdigung  der  Todten  und  Wegschaffung  der  Verwundeten 
begehrt,  der  ihnen  bewilligt  wurde.  Der  Ex-Churfürst  hatte  inzwischen 
von  Marlborough's  Scheideübergang  und  dem  Verluste  Saint-Ghis- 
lains,  —  dessen  sich  Pal  lau  dt,  der  Comniandant  von  Ath,  am  27. 
bemächtigt  hatte  —  durch  mehrere  Couriere  Nachricht  bekommen  und 
war  nur  mehr  auf  seine  Rettung  bedacht.  In  der  Nacht  zum  28.  zog 
er  sich  in  grösster  Ueberstürzung  und  Alles,  was  nicht  marschfähig  war, 
im  Stiche  lassend,  auf  Charleroy  zurück').  Pascal  hatte  in  der  Er- 
wartung, im  Laufe  der  Nacht  nochmals  angegriffen  zu  werden,  den 
grössten  Theil  seiner  Truppen  an  den  wahrscheinlichen  Angriffspuncten 
postirt;  als  er  von  M  a  x  E  m  a n  u  e  l's  Abzüge  Kunde  bekommen,  hatte 
er  dem  Feinde  sofort  durch  seine  Huszaren  und  Dragoner  nachsetzen 
lassen.  Dabei  wurden  zahlreiche  Gefangene  und  reiche  Beute  gemacht. 
Seine  ganze  Artillerie  (sechs  24-Pfünder,  acht  12-Pfünder,  drei  4-Pfün- 
der  und  zwei  Jlörscr)  und  Munition  (300  Säcke  Pulver)  musste  der 
Churfürst  aus  Mangel  an  Bespannung  zurücklassen;  über  800  Ver- 
wundete, französische  Officiere  und  Soldaten,  fielen  in  die  Hände 
Pascal's.  Während  der  Verlust  des  Vertheidigers  an  Todten  und 
Verwundeten  nur  300  ]\Iann  betrug,  ward  jener  des  Ex-Churfürsten 
einschliesslich  der  Gefangenen  auf  das  Zehnfache  veranschlagt. 

Die  Bravour  und  Haltung  der  Besatzung  Brüssels  war  über 
alles  Lob  erhaben.  Besonders  tüchtig  hatte  sich  das  kaiserliche  Regiment 
Thüngen  geschlagen  ^). 

Der  Commandant  des  Platzes,  Pascal,  die  Generale  Murray 
und  W  r  a  n  g  e  1  hatten  sich  durch  grossen  Muth ,  Kaltblütigkeit  und 
Umsicht  ausgezeichnet. 

Nach  nur  dreistündigem  Aufenthalte  kehrte  Marlborough  am 
Nachmittage  des  29.  von  Brüssel  nach  Alost  zurück.  Was  im  Haupt- 
quartiere an  Nachrichten  über  den  Feind  einlief,  bestätigte,  dass  seine 
Bestürzung   gross    sei.     Die  Truppen,    welche    von    Audenarde   gegen 

')  Marlborougli  an  CJudDlpliin.  Brüssel,  29.  November  1708.  Coxe,  Meiimirs  II. 
573.  —  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.   147  und  148. 

^j  Sclilik  au  Euj^eu.  Krieg.s-A.,  Niederlaufle  1708;  Fase.  XII.  15.  —  Marllioniugh 
in  .seinem  Schreiben  an  Eugen,  Alo.st,  30.  November  (Murray  IV.  327j :  „lili  luus.s 
beifügen,  da.ss  das  Regiment  Thüngen,  das  sich  wie  alle  Welt  mir  versichert,  durch 
die  höchste  Bravour  ausgezeichnet  hat,  in  solch'  kläglicher  Verfassung  ist,  da.ss  die 
Soldaten  gezwungen  sind,  in  den   Strassen  zu  betteln  •' 


481 

Grammont  zurückgewichen,  sollten  sich  an  Ath  vorbei  nach  Tournay 
gezogen  haben.  Als  die  längs  der  Scheide  dahin  geflohenen  Franzosen 
diesen  Platz  betraten,  zogen  durch  das  entgegengesetzte  Thor  die  aus 
dem  Artois  herandisponirtcn  Truppen  ein,  wodurch  eine  nicht  geringe 
Verwirrung  entstand.  Am  30.  erfuhr  man,  die  französischen  Prinzen 
hätten  sich  nach  Douai  begeben;  zu  La  Bassee  sammle  sich  ein 
feindliches  Corps;  die  Aussenposten  der  Belagerungs-Armee  würden  die 
ganze  Nacht  über  alarrairt. 

Die  Ungewissheit  darüber,  ob  die  Franzosen  noch  einen  Anschlag 
planten  oder  nach  Versammlung  ihrer  Truppen  eine  Postirung  oder 
Winterquartiere  zu  beziehen  gedächten,  Hess  es  rathsam.  scheinen,  die 
eigenen  Kräfte  mehr  zu  concentriren,  d.  h.  mit  der  Observations-Armee 
sich  wieder  Lille  zu  nähern.  Da  aber  die  Franzosen  in  drei  Gruppen 
zu  Gent,  Tournav  und  Mons  standen  und  es  sonach  geraumer  Zeit 
bedurfte,  um  dieselben  zu  einem  Hauptschlage  zu  vereinigen,  so  mochte 
Marlborough  seinen  erschöpften  Truppen,  welche  am  29.  um  Alost 
concentrirt  waren,  auch  am  30.  eine  Rast  gewähren.  Am  folgenden  Tage 
wollte  er  sich  Audenarde  nähern  und  zu  Nederzwalm  lagern.  General- 
Lieutenant  Graf  H  0  m  p  e  s  c  h  musste  indess  schon  am  30.  mit  seinen 
10  Bataillonen  und  23  Schwadronen  und  der  Artillerie  von  Audenarde 
nach  Menin  rücken,  um  die  Belagerung  der  Citadelle  von  Lille  gegen 
alle  von  Gent  und  Brügge  ausgehenden  Angiiffe  zu  decken;  über 
Marlborough's  besondere  Weisung,  Hess  er  4  Schwadronen  Engländer 
und  1  Bataillon  zu  Courtray.  Er  ward  am  1.  December  zu  Audenarde 
durch  den  General-Lieutenant  Dedem  ersetzt,  den  Marlborough  mit 
20  Bataillonen  dahin  entsandte,  um  im  Bedarfsfalle  Eugen,  welchem 
Dedem  unterstellt  wurde,  näher  zur  Hand  zu  sein  und  die  Arbeiten 
zu  fördern,  welche  man  dort  auszuführen  im  Begriffe  stand.  An  dem- 
selben Tage  (30.)  musste  General  Dompre  von  Alost  mit  40  Schwa- 
dronen dem  Posten  von  St.  Ghislain  bei  Mons  zu  Hülfe  eilen,  der  nun 
von  den  Franzosen  bedroht  wurde.  Er  kam  zu  spät.  Dieser  kleine 
Platz,  durch  seine  Lage,  seine  zur  Inundation  von  Mons  dienenden 
Schleusen  und  endlich  die  dort  augenblicks  aufgehäuften  Vorräthe  von 
Wichtigkeit,  ward  am  28.  von  Hautefort  (auf  seinem  Rückzuge  von 
Audenarde)  und  Alb  ergo tti  (20.000  Mann  und  32  Geschütze)  von 
allen  Seiten  angegriffen.  Seine  nur  300  Mann  zählende  Besatzung 
capitulirte  am  Mittage  des  30.  November.  Dompre,  welcher  bis  Bru- 
gelette"  funweit  Cambron-Castau)  gelangt  war,  wurde  daher  angewiesen, 
zur  Armee  einzurücken  und  bei  dieser  Gelegenheit  einen  Convoi  von 
200  Fuhrwerken,  welche  mit  1000  Fässchen  Pulver  und  Mehl  beladen 
waren,    von    Ath    nach  Audenarde    zu    geleiten.    D  o  m  p  r  e    marschirte 

Feldziige  des  Prinzen  Eugen  v.   Savoyea.  II.  Serie,  I.   Band.  ol 


482 

am  1.  December  nach  Lessines  und  am  2.  zur  Armee,  welche  zwischen 
Audeuarde  und  Berlegem  lagerte  *). 

Nach  der  Forcirung  der  Scheide  durch  die  Verbündeten,  war 
E  s  t  r  a  d e  s  auf  Gent ,  H  au  t  e  f o  r  t  auf  Graramont  zurückgegangen. 
Der  Letztere  war  am  28.  nach  Enghien  und  am  29.  mit  29  Bataillonen 
und  25  Pjscadroncn  nach  Mons  gerückt,  wo  der  Ex-Churfürst  von 
B  a  y  e  r  n  bereits  am  28.  eingetroffen  war.  Schon  während  des  Rück- 
zuges auf  Tournay  hatte  der  Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d  den  Gedanken 
gefasst ,  alle  seine  Kräfte  auf  La  Bassee  zu  werfen ,  welchen  Punct 
C  h  e  y  1  a  d  e  t  in  dem  Augenblicke  hatte  besetzen  lassen ,  in  welchem 
die  Verbündeten  ihn  geräumt.  Der  Posten  schien  wichtig  für  die 
Deckung  des  Artois  und  für  die  Behauptung  der  Citadelle  von  Lille, 
in  welche  man  noch  immer  hoffte,  einigen  Succurs  werfen  zu  können. 
—  Nachdem  bereits  am  28.  eine  Brigade  unter  V  i  1 1  i  e  r  s  gegen  La 
Bassee  in  Älarsch  gesetzt  worden,  liess  Burgund  mit  Zustimmung 
des  Ilofes,  die  Infanterie  am  29.,  die  Cavallerie  am  30.  aufbrechen. 
Erstere  sollte  über  St.  Amand-les-Eaux  und  Escaudain  in  drei  Tagen 
Douai  erreichen,  letztere  diesen  Platz  über  Raisnes-Vicogne,  Hellesmes. 
Zu  Tournay  wurden  3  Bataillone  und  9  Escadronen  unter  du  Rosel 
belassen.  Vier  Escadronen  nach  Mons  und  drei  nach  Conde  entsandt, 
sollten  von  dort  aus  die  feindlichen  Zuschübe  thunlichst  beunruhigen  ^). 

Schon  am  19.  November,  also  vor  der  Bestürmung  Brüssels,  hatte 
Lud Av ig  XIV.  dem  Herzog  von  Burgund  seinen  Beschluss  eröffnet,* 
einen  Tlieil  der  Truppen  unverzüglich  auseinandergehen,  das  heisst  an 
der  Grenze  Quartiere  beziehen  zu  lassen.  Die  Rücksicht  auf  die 
Cavallerie,  welche  über  den  Monat  November  hinaus  nicht  das  Feld 
halten  könne,  ohne  zu  Grunde  zu  gehen,  war  ausschlaggebend  gewesen. 
Nur  an  der  Scheide,  an  den  Canälen  und  in  den  bedrohtesten  Plätzen, 
Gent,  Brügge,  Leffinghe  und  Plasschendaele,  sollten  Corps  belassen 
werden,  und  zwar  in  den  letztgenannten  40  Bataillone  und  ebenso 
viele  Escadronen,  zu  Ypern  12  Bataillone  und  15  Escadronen,  zu 
Tournay  15  Bataillone  und  12  Escadronen.  Vorläufig  sollte  der  Herzog 
von  Burgund  einen  Entwurf  zur  Auflösung  der  Armee  einsenden, 
des  Königs  letzte  Entschliessung  aber  noch  abwarten  *). 

«)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  F;isc.  XII,   fj  und  XIII.  2ü. 

Marlborough  an  Honipescli,  an  Pallandt,  ;iii  den  Prinzen  Eugen,  Alost,  30.  No- 
vember; an  Pallandt,  Alost,  1.  und  Berlegem,  2.  December;  an  Donipre,  Herlegem, 
1.  und  2.  December;  au  Boyle,  JJerlegem,  3.  December  1708.  Murray  IV.  326  bis  33ü. 
Quiney  V.   597.   —   Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.   148  und   150. 

2)  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.   149  und  150. 

')  „Ich  weiss,"  8clireil)t  Ludwig  XIV.,  „dass  icli,  indem  icli  meine  Armee  vor 
jener    der    Feinde    auflöse,  jenen  ermögliche,  nach  den  von  ihnen  besetzten  Plätzen 


483 

Im  französischen  Hauptquartier  wollte  man  den  Feldzuj^f  indoss 
nicht  enden,  ohne  einen  letzten  Versuch  zur  Kettung  der  Citadelle 
von  Lille  gewagt  zu  haben.  Am  1.  December  mit  der  Cavallerie  und 
Infanterie  Douai  erreichend  —  Chey  ladet's  12  Bataillone,  36  Esca- 
dronen  und  1  Regiment  Iluszaren  bewachten  im  Artois  die  Deule  von 
Berclau  bis  La  Bassce  —  wies  der  Herzog  von  Burg  u  n  d,  sowie  er 
von  der  Einnahme  St.  Ghislain's  Kunde  erhalten,  Hautefort  und 
A  1  b  e  r  g  0  1 1  i  an,  daselbst  und  zu  Mens  die  Besatzungen  zu 
lassen ,  welche  der  Ex-Churfürst  von  Bayern  für  nothwendig 
erachtete,  mit  dem  Reste  der  Truppen  aber  sich  Douai  zu  nähern. 
Burgund  wollte  nur  ihr  Eintreffen  abwarten,  um  mit  dem  Ganzen 
nacli  La  Bassee  zu  rücken.  Aber  auch  dieser  Plan  sollte  unaus- 
geführt bleiben.  Die  Untersuchung  der  Zugänge  von  Lille  ergab,  dass 
nur  zwei  Engwege  dahin  führten,  welche  Prinz  Eugen  überdies  durch 
Verschanzungen  gedeckt  hatte;  die  Kunde,  der  Prinz  sei  durch 
12.000  bis  15.000  Mann  von  Mar  Ib  orough's  Armee  verstärkt  worden, 
bewirkte,  dass  man  im  französischen  Hauptquartier  den  Gedanken,  der 
Citadelle  von  Lille  beizuspringen,  gänzlich  fallen  Hess  und  nur  mehr 
daran  dachte,  die  Armee  entsprechend  den  Weisungen,  welche  man 
am  4.  vom  Hofe  erhielt,  in  die  Winterquartiere  zu  bringen. 

Nachdem  die  Truppen  H  a  u  t  e  f  o  r  t's  und  A  l  b  e  r  g  o  1 1  i's  in 
Cantonnements  zwischen  Douai  und  La  Bassee  verlegt,  die  Gardes 
du  Corps  und  die  Grenadiere  zu  Pferd  nach  Bapaume  und  Peronne 
gesandt  und  La  Bassee,  wie  St.  Venant,  vom  Herzog  von  Burgund 
besichtigt  worden,  begab  sich  dieser  nach  Arras,  um  von  hier  ohne 
Aufenthalt  an  den  Hof  zurückzukehren.  Dieses  Vorhaben  erlitt  keine 
Aenderung,  als  man  erfuhr,  die  Verbündeten  beabsichtigten,  sich  nach 
der  Einnahme  der  Citadelle  von  Lille  der  Städte  Gent  und  Brügge 
wieder  zu  bemächtigen.  Erfolglos  bemühte  sich  der  kriegserfahrne 
Vendome,  den  Herzog  von  Burgund  zu  bestimmen,  in  Arras  zu 
verbleiben.  Umsonst  drang  er  darauf,  die  Auflösung  der  Armee  auf- 
zuschieben; nach  Ypern,  Furnes,  Bergues  und  Nieuport  20  jener 
Bataillone  marschiren  zu  lassen,  welche  im  Artois  überwintern  sollten; 
die  Bataillone,  welchen  zwischen  Douai  und  der  Maas  die  Quartiere 
angewiesen  waren,  zwischen  Douai  und  La  Bassee  aufzustellen  und 
die  Cavallerie  in  die  Plätze  des  Artois  zu  verlegen.  Vergebens  bot  er 
sich  an,  selbst  nach  Gent  zu  eilen,  um  augenscheinlich  zu  zeigen,  dass 
man  diesem  Platze  alle  Aufmerksamkeit  zuwende.  Der  jugendliche  Prinz 

Ki-iegsvorräthe  zu  schaffen,  vou  deueu  sie  jetzt  ganz  eutblösst  siud;  es  ist  aber  besser, 
in  diesen  Nachtheil  zu  verfallen,  als  die  Armee  ganz  zu  Grunde  zu  richten."  Memoires 
militaires  (Pelet)  VIII.   13G. 

31* 


484 

schrieb  uacli  Versailles,  es  wäre  gefälirlicb,  V  e  u  d  6  m  e  nach  Gent  zu 
senden  und  ihm  das  Corainando  anzuvertrauen,  und  Ludwig  XIV. 
verfügte  nicht  nur,  dass  man  die  Armee  auflöse,  sondern  auch  dass 
der  Marschall  einige  Tage  nach  B  u  r  g  u  n  d's  Abreise  gleichfalls  nach 
Versailles  abgehe  *). 

Der  König  bcfcihl,  dass  der  Intendant  Le  Blanc  Gent  und 
Brügge,  sowohl  rücksichtlich  der  Besatzung,  als  auch  der  Einwohner- 
schaft approvisionire ;  dass  in  den  ersteren  Platz  eine  starke  Besatzung 
verlegt,  der  Canal  gehörig  bewacht,  die  Verbindung  mit  Nieuport 
oflfen  gehalten  und  ein  Corps  von  12  Bataillonen,  welches  für  die  Plätze 
des  Artois  und  der  Picardie  bestimmt  gewesen,  nach  Ypern  gesandt 
werde.  Letzteres  sollte  den  bestimmten  Auftrag  erhalten,  nur  in  seinem 
Bereiche  zu  handeln,  den  Canal  von  Brügge  aber  keinesfalls  zu 
überschreiten. 

In  Befolg  dieses  Befehles  verfügte  der  Herzog  von  B  u  r  g  u  n  d 
am  8.  die  Auflösung  der  Armee;  zwei  Tage  später  war  er  mit  dem 
Herzoge  von  B e r r y  und  dem  Chevalier  de  St.  Georges  auf  dem 
Wege  nach  Versailles.  Ven dorne  folgte  am  12.,  nachdem  er  die 
Truppen    in  ihre  Winterquartiere  hatte  abrücken  machen. 

Es  cantonnirten  18  Bataillone  und  31  Escadronen  unter  Saint- 
Fremont  zwischen  La  Bassee,  Lens  und  Douai.  Zu  Ypern,  Tournay 
und  Conde  verblieben  ausser  den  Besatzungen  30  Bataillone.  67  Batail- 
lone und  53  Escadronen  unter  Lamothe's  Befehl  endlich  sollten  erst 
dann  auseinandergehen ,  wenn  für  Gent  und  Brügge  jede  Gefahr 
geschwunden. 

Statt  seine  Truppen,  wie  Ven  dorne  angeordnet  hatte,  zur  Ver- 
theidigung  der  Annäherungen  von  Gent  und  Brügge  in  Verschanzungen 
zu  verlegen,  die  er  zwischen  Gent  einerseits,  der  oberen  und  unteren 
Scheide  andererseits  aufwerfen  sollte,  füllte  L  a  ra  o  t  h  e  beide  Städte 
mit  Maximal-Besatzungen  und  allen  Lebensmitteln,  die  er  in  den  Land- 
schaften Waas  und  Dendermonde  nur  auftreiben  konnte.  Griffen  die 
Verbündeten  den  grossen  Canal  in  der  Front  an,  meinte  der  General- 
Lieutenant  Zeit  genug  zu  haben,  den  Vertheidigern  der  Hauptüber- 
gänge zu  Hülfe  zu  kommen.  Umgingen  ihn  die  AUiirten  über  Dender- 
monde, wollte  er  zu  Gent  nur  eine  Minimal-Besatzung  belassen,  alles 
Uebrige  aber  nach  Brügge  werfen,  um  die  Verbindung  mit  Nieuport 
und   die  Canäle    zu  decken.    Schritten    aber    die   Feinde    an    die  Bela- 


')  .jMaii  iniiss  sich  wundern,"  schreibt  Marschall  Berwick  (Memoires  404),  „dass 
der  Köuig  währeud  des  Feldzuges  deu  seltsamen  Vorstelluiigcu  Veudöme's  Gehör 
gegeben  und  auf  einmal  den  einzigen  vernünftigen  Vorschhig  so  halsstarrig  ver- 
w«>rfeu  hat." 


4 


485 

gerung  von  Brügge,  dann  wollte  Laraothe  über  Thielt  und  Roii- 
lers  die  Armee  erreichen,  welche  man  in  diesem  Falle  wieder  ver- 
sammeln würde  '). 


Am  1.  December  war  Marlborongh  mit  der  Armee,  wie  bereits 
angedeutet,  nach  Berlegem  gerückt.  Er  stand  hier  von  Gent  19,  von 
Audenarde,  wohin  er  seinen  rechten  Flügel  ausdehnte,  IS'ö*^'"  entfernt 
und  konnte  Lille  in  zwei  Märschen  erreichen.  Die  erste  und  wichtigste 
Aufgabe  war  augenblicks  diese,  einerseits  die  zur  Beendigung  der 
Belagerung  von  Lille  erforderliche  Munition  von  Brüssel  und  Ath 
dahin  zu  schieben,  andererseits  jenen  Platz,  dann  Menin  und  Courtray 
mit  allem  und  jedem  Bedarf  für  den  Winter  zu  versehen. 

Marlborough  widmete  sich  dieser  Aufgabe  mit  gewohnter 
Umsicht  und  allem  Erfolge.  Die  Zuschübe  von  Brüssel,  wie  von  Ath, 
wurden  nach  Audenarde  und  von  hier  über  Menin  zur  Belagerung 
dirigirt.  Zur  Sicherung  der  von  Brüssel  über  Alost  führenden  Etapen- 
linien musste  Pascal  bis  zu  diesem  Puncto  unverzüglich  eine  Kette 
stehender  Posten  etabliren  und  durch  fliegende  Corps  aus  seinen 
Besatz imgötruppen  die  feindlichen  Parteien  derart  attaquiren  lassen, 
dass  ihnen  die  Lust  verging,  wiederzukommen.  Die  Sicherung  der 
Zuschübe  von  Ath  nach  Audenarde,  welche  wegen  Mangel  an  Fuhr- 
werken in  kleinen  Staffeln  erfolgten,  fiel  dem  bei  Lessines  stehenden 
Reiter-Corps  D  o  m  p  r  e's  zu.  Marlborough  endlich  stand  zu  Berlegem, 
bereit,  diese  Zuschübe  wirksamer  zu  schützen,  wenn  die  Nothwendig- 
keit  es  erheischte.  Der  Commandant  von  Ath  musste  täglich  wenigstens 
einmal  Bericht  erstatten ;  D  o  m  p  r  e,  der  sein  Hauptquartier  bis  auf 
Weiteres  zu  Lessines  aufgeschlagen,  gegen  Haut ef ort,  der  angeblich 
zu  Mens  stand,  Fühlung  suchen;  Hompesch  zu  Menin  endlich 
gleichfalls  scharf  beobachten  und  eingehend  berichten. 

Dank  dieser  energischen  und  umfassenden  Thätigkeit,  traf  bereits 
am  1.  December  ein  grosser  Munitions-Transport,  vom  General-Major 
Tettau  mit  8  Bataillonen  geleitet,  wohlbehalten  vor  Lille  ein.  Die 
Escorte  sollte  weiters  nächst  Menin  lagern  und  unter  Prinz  Eugen's 
Befehl  verbleiben.  Ein  zweiter  grosser  Pulvertransport  ging  am 
3.  December  von  Ath  über  Audenarde  nach  Menin,  wo  er  magazinirt 
werden  sollte.  General  D  e  d  e  m  ward  angewiesen,  ihn  von  9  Batail- 
lonen und  den  kaiserlichen  Huszaren  und  Dragonern  geleiten  zu 
lassen.    Diese    Escorte    hatte    zu  Hompesch'    Corps  zu  stossen    und 


<)  Memoires  militaires  (Pdet)  VIII.   149  bi.s  156. 


486 

Prinz  Ell  o^en's  Befehlen  zu  gehorchen.  Da  De  dem  nur  die  drei  engli- 
schen und  fünf  dänischen  Bataillone  zu  Audenarde  zurückbehielt,  ward 
ihm  für  den  Bedarfsfall  Verstärkung  zugesagt.  Der  Prinz  von  W  ü  r  t- 
teraberg  endlich  ward  am  4.  angewiesen,  mit  seinen  10  Schwadronen 
über  die  Scheide  zu  gehen  und  in  den  Dörfern  nächst  Audenarde  zu 
cantonniren  '). 

Die  Belagerung  der  Citadelle  von  Lille. 

Mit  dem  Falle  der  Stadt  hatte  das  grosse  Drama,  auf  welches 
die  Augen  Europa's  so  lange  gerichtet  gewesen,  zwar  seinen  Höhe- 
punct  erreicht,  nicht  aber  seinen  Abschluss  gefunden.  Wiewohl  die 
Hoffnung  auf  Entsatz,  welche  den  Vertheidiger  der  Stadt  immer  wieder 
belebt  und  gestärkt  hatte,  dem  der  Citadelle  nicht  mehr  winkte,  war 
Bouffiers  dennoch  entschlossen,  die  letztere  ebenso  ausdauernd  zu 
vertheidigen,  wie  die  Hauptfestung,  den  unvermeidlichen  Augenblick 
der  Capitulation  so  lange  als  nur  thunlich  hinauszuschieben  und 
dadurch  den  Verbündeten  die  Möglichkeit  zu  benehmen ,  noch  in 
diesem  Feldzuge  weitere  Eroberungen  zu  machen.  Die  Vertheidigung 
der  Citadelle  bildet  in  der  That  einen  würdigen  Epilog  der  grossen 
Tragödie  von  Lille. 

Der  zweite  Theil  der  von  den  Verbündeten  zu  losenden  Aufgabe 
war  kaum  minder  schwierig,  als  der  erste.  Die  Citadelle,  wie  schon 
erwähnt,  ein  regelmässiges  bastionirtes  Fünfeck,  war  auf  drei  Seiten 
durch  eine  mehr  als  300  (564"')  Klafter  breite,  5  bis  8  Fiiss  (1-57  bis 
2'51™)  tiefe  Ueberschwemmung  gedeckt  und  nur  auf  der  der  Stadt  zuge- 
kehrten vierten  angreifbar.  Sie  stark  zu  machen,  hatte  Vau b an  seine 
ganze  Kunst  erschöpft.  Grabenscheeren  (Tenaillen),  Ravelins  mit  Reduits, 
ein  doppelter  gedeckter  Weg,  dessen  eingehende  Waffenplätze  mit  palis- 
sadirten  Reduits  versehen,  verstärken  die  beiden  an  die  Bastion  du  Roi 
anschliessenden  Fronten.  Im  Hauptgraben  kann  das  Wasser  bis  zu 
einer  Höhe  von  15  Fuss  (4'7r")  gestaut  und  mit  ihm,  wie  mit  jenem, 
das  den  Vorgraben  des  inneren  gedeckten  Weges  füllt,  manövrirt 
werden.  Zwischen  dem  Fusse  des  Glacis  und  der  Stadt  dehnt  sich  die 
250  Fuss  (TS-öO"")  breite  Esplanade,  welche  vor  der  Porte  Royale,  dem 
einzigen  Eingang  von  der  Hauptfestung  in  die  Citadelle,  zum  Ueberfluss 
noch  von  dem  in  der  Bastion  Anjou  angeordneten  Cavalier  beherrscht 
wird.  Die  Mittel-Bastion,  du  Roi,  zeigt  einen  Abschnitt. 

'j  Marlborou<,'ir3  Correspondeiiz  vom  1.  bis  5  Decenil)(?r  1708.  Miirniy  IV. 
329  bis  338. 

^)  Die  toarstelluiif^  lieniht  auf  den  Si-ite  301,  Anmerkung  1,  nälier  Ijezcich- 
neten  Gnindlagen. 


487 

Die  Bezwingung  dieses  mächtigen  Bollwerkes  wurde,  abgesehen 
von  der  sehr  vorgerückten  Jahreszeit,  noch  durch  zwei  Momente 
erschwert :  durch  den  Mangel  an  Schiessbedarf  und  durch  die  Schwierig- 
keit der  Verpflegung,  einerseits  des  Belagerungsheeres,  andererseits  der 
Städter.  Da  nach  dem  Falle  Leffinghe's  auf  weitere  Munitions-Zuschübe 
kaum  mehr  gerechnet  werden  konnte,  war  die  grösste  Sparsamkeit 
im  Verbrauche  der  geringen  noch  vorräthigen  Bestände  dringend 
geboten.  —  Als  die  Stadt  capitulirte,  waren  ihre  Verpflegs-Vorräthe 
und  jene  der  Umgebung  fast  gänzlich  aufgezehrt  gewesen.  Die  Stadt 
rasch  auf's  Neue  zu  approvisioniren,  war  bei  den  Verkehrsmitteln 
und  Handelsverhältnissen  jener  Zeit  unthunlich.  Die  Verpflegsfrage 
war  daher  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Capitulation  eine  hochernste ; 
erst  in  der  zweiten  November- Woche  gestaltete  sie  sich  freundlicher  '). 

Diese  Verhältnisse  und  die  Hoffnung,  Bouffiers  werde  sich 
durch  besonders  ehrenvolle  Capitulations-Bedingungen  am  Ende  doch 
bewegen  lassen,  einen  Platz,  dem  ohnedies  keine  Hoffnung  auf  Entsatz 
blühe,  zu  übergeben,  ehe  es  zum  Aeussersten  gekommen,  waren  von 
bestimmendem  Einflüsse  auf  die  Anlage  und  die  Durchführung  des 
belagerungsmässigen  Angriffes. 

Hatte  man  beim  Angriffe  auf  die  von  einer  starken  und  wohl- 
ausgerüsteten Besatzung  vertheidigte  Stadt  rücksichtslosem  Drauflos- 
gehen gehuldigt,  so  entschied  man  sich  weise  beim  Angriffe  auf  die 
von  einer  mangelhaft  ausgerüsteten  Garnison  behütete  Citadelle  für 
vorsichtiges  Verfahren.  Die  Rücksicht  auf  die  gebotene  Schonung  des 
Menschenmaterials  wurde  hier  als  entscheidend  in's  Feld  geführt.  Die 
Laufgräben  wurden  auf  die  grösste  zulässige  Entfernung  vom  gedeckten 
Wege  begonnen  und  die  Annäherungen  gleich  zu  Anfang  als  Sapen 
ausgeführt.  Unter  diesen  Umständen  nahm  die  Belagerung  der 
Citadelle  einen  ebenso  schleppenden  Verlauf,  wie  jene  der  Stadt. 
Aber  auch  der  Charakter  des  Feuergefechtes  war  bei  Angriff  und 
Vertheidigung  der  Citadelle  ein  ganz  anderer.  Hatten  die  Franzosen 
gegen    die    Belagerer    der   Stadt    ein    furchtbares   Feuer    unterhalten. 


*)  Der  Vorsteher  des  „Bapaumes"  beuanuteii  Waisenhauses  schildert  in 
ergreifender  Weise  die  Leiden  der  Bevölkerung  und  das  Elend  des  Belageruugs- 
heeres.  „Die  Gassen  erfüllt  Klagegeschrei !  Der  Wallone  erschrickt  vor  dem  Ausblick 
auf  eine  unvermeidliche  Hungersnoth  und  der  Soldat  durchbohrt  unser  Herz,  indem 
er  immer  und  immer  wieder  schreit:  „Wo  verkauft  man  ßrod,  Brod,  Brod!"  Brod  ist 
das  einzige  Wort,  das  wir  immer  und  immer  wieder  hören  und  das  uns  ihr  klägliches 
Elend  nur  zu  gut  enthüllt."  Am  meisten  litten  nach  demselben  Gewährsmann  die 
ausserhalb  der  Stadt  stehenden  Truppen,  vor  Allem  aber  die  Kaiserlichen,  welche 
weder  Brod,  noch  Geld  erhielten.  Brun-Lavainne  et  Elie  Brun  (Les  sept  sieges  de 
Lille)  420  bis  447. 


488 

so  feuerten  sie  gegen  den  Angreifer  der  Citadelle  wenig.  Dieses 
Verhalten  bestimmte  auch  den  letzteren,  mit  der  Eröffnung  seines 
Batteriefeuors  zuzuwarten,  bis  er  näher  herangekommen  und  sich  der 
Contrescarpe  bemächtigt  haben  Avürde.  So  kam  es,  dass  in  der 
Zeit  vom  8.  bis  15.  November  von  Seite  des  Angreifers  kein  Kanonen - 
schuss  fiel. 


Am  Morgen  des  25.  räumte  Bouffiers  die  Stadt  und  bezog  mit 
4500  Mann,  dem  intacten  Reste  seiner  Truppen,  die  Citadelle.  Wenige 
Stunden  später,  um  11  Uhr  Vormittags,  verliessen  aucli  seine  trans- 
portablen Verwundeten  mit  1500  Mann  Cavallerie  Lille.  Sie  zogen, 
geleitet  von  einem  Detachemcnt  der  Verbündeten,  nach  Douai.  20  Batail- 
lone, 400  Pferde  und  20  Geschütze  der  Alliirten  besetzten  sofort  die 
Stadt,  zu  deren  Gouverneur  Prinz  Eugen  zunächst  den  Prinzen  von 
Holstein-Beck  und  nach  dessen  Abgange  den  holländischen  General- 
Major  Co  Her  ernannte.  Ihre  Hauptumfassung  in  Vertheidigungsstand 
zu  setzen  und  die  Trancheen  einzuräumen,  waren  10.000  Bauern 
aufgeboten  worden  und  auch  theilweise  schon  am  24.  eingetroffen. 
2000  Arbeiter  und  300  Karren  wurden  zur  Herstellung  jener  Bauten 
bestimmt,  welche  die  Stadt  gegen  die  Citadelle  schützen  sollten.  Alle 
der  Esplanade  zugekehrten  Häuser  wurden  mit  Schiessscharten  ver- 
sehen, die  Gassen  verrammelt  und  die  Abschlüsse  mit  je  zwei  Geschützen 
versehen.  Die  Belagerungs  -  Artillerie  wurde  auf  den  beiden  Haupt- 
plätzen der  Stadt  parkirt.  Die  Franzosen  arbeiteten  gleichzeitig  an  der 
Vertheidigungs  -  Instandsetzung  ihres  ersten  gedeckten  Weges,  den 
Bouffiers  palissadiren  Hess. 

In  der  Kacht  zum  27.  wurde  auf  der  Esplanade  165"'  vor  den 
ausspringenden  Winkeln  des  gedeckten  Weges,  die  erste  Parallele 
(A,  schwarz)  ausgehoben  und  von  beiden  Flügeln  derselben  auf  den 
Wällen  mit  Sapen,  welche  mit  einfach  umgangenem  Querwallc  ausge- 
führt wurden,  vorgerückt.  Nach  Prinz  Eugen's  Dispositionen  standen 
täglich  ein  General-Lieutenant,  ein  General-Major  und  ein  Brigadier  im 
Tranchee-Dienst,  zu  welchem  1200  Mann  als  eigentliche  Tranchee- 
Wache  und  800  Mann  als  Reserve  commandirt  wurden.  Da  der  Prinz 
die  in  Lille  stehenden  Bataillone  für  unzureichend  hielt,  trafen  am 
S.November  von  Marlborough's  Armee,  wie  erwähnt,  neun  Batail- 
lone als  Verstärkung  ein ;  mit  ihnen  zur  Leitung  der  Angriffsarbeiten 
der  Ingenieur  en  chef  des  Roques. 

Am  29.  October,  3  Uhr  Nachmittags,  fiel  von  der  Citadelle  aus 
der  erste  Kanonenschuss.  Der  Belagerer,  der  auch  bis  jetzt  sein  Feuer 


489 

zurückgehalten,  erwiderte  und  brach  in  der  folgenden  Nacht  vom 
linken  Flügel  mit  einem  Laufgraben  (1,)  gegen  die  Brücke  aus,  welche 
in  die  Vorstadt  de  la  Barre  führt.  Gleichzeitig  wurde  eine  5-Haubitz- 
und  6-Mörser-Batterie  (B,)  begonnen.  Der  immerhin  fühlbare  Verlust 
von  30  Mann,  welchen  der  Belagerer  in  dieser  Nacht  durch  Kloin- 
gewehrfeuer erlitten,  bestimmte  ihn,  am  Abende  des  30.,  100  Schützen 
zu  commandiren,  welche  den  gedeckten  Weg  beständig  unter  Feuer 
zu  halten  hatten.  Ihre  Zahl  musste,  des  feindlichen  Gewehrfeuers 
halber,  schon  in  der  Nacht  zum  2.  November  vervierfacht  werden. 
Auf  dem  linken  Flügel  wurde  eine  Batterie  für  11  Kanonen  (B,) 
erbaut  und  in  der  Nacht  zum  1.  November  vom  rechten  Flügel  der 
ersten  rarttliefe  mit  einem  Laufgraben  (^1,)  gegen  das  kleine  Pulver- 
magazin (p)  ausgebrochen.  Da  das  Wasser  in  dieser  Nacht  so  hoch 
stieg,  dass  die  ganze  Esplanade  überschwemmt  wurde,  musste  durch 
einen  Einschnitt  für  Abfluss  gesorgt  werden. 

In  der  Nacht  zum  30.  erreichte  der  Belagerer  rechts  das  Pulver- 
magazin (p)  und  begann  an  der  Porte  de  la  Barre  die  Aushebung  der 
zweiten  Parallele  (D,  schwarz),  Sie  wurde  so  schlecht  tracirt,  dass  sie 
ganz  enfilirt  war.  Der  leitende  Ingenieur  musste,  seinen  Fehler  zu 
verbessern,  noch  weitere  24  Stunden  in  der  Tranchee  verbleiben  und 
fiel.  Die  Batterien  des  linken  Flügels  der  ersten  Parallele  wurden  um 
eine   13-Kanonen-Batterie  (B3)  vermehrt. 

In  der  Nacht  zum  3.  November  ward  die  Sape  auf  dem  Walle 
zur  Rechten  bis  zur  Abschlussmauer  (mj  geführt,  an  der  Contrescarpe 
Fuss  gefasst  und  auch  hier  der  Bau  der  zweiten  Parallele  begonnen, 
welche  gleichzeitig  zur  Linken  gegen  den  ausspringenden  Winkel 
des  gedeckten  Weges  geführt  wurde.  Die  Franzosen  bewarfen  die 
Stadtlisiere  mit  Bomben  und  Carcassen,  schössen  aber  aus  Kanonen 
nur  wenig. 

Des  sehr  lebhaften  Kleingewehrfeuers  ungeachtet,  schritten  die 
Annäherungen  auch  in  der  folgenden  Nacht  beiderseits  vor.  Man  kam 
rechts  bis  knapp  an  die  Palissaden;  links  wurden  zur  Vertreibung 
des  Vertheidigers  aus  dem  ersten  gedeckten  Weg  einige  Geschütze 
placirt  und  nächst  der  Porte  de  la  Barre  eine  Batterie  für  fünf  Mörser 
und  neun  Haubitzen  (B^)  angelegt. 

In  der  Nacht  zum  5.  logirte  sich  der  Belagerer  rechts  auf  der  Palis- 
sadirung  im  ersten  gedeckten  Weg.  Nächst  (p)  wurden  drei  Haubitzen 
und  ebensoviele  Mörser  (B.)  in  Batterie  gebracht  und  auf  dem  Walle 
eine  Batterie  für  drei  iBg),  eine  andere  für  sechs  Kanonen  (B,) 
erbaut;  links  kam  der  Belagerer  erst  24  Stunden  später  an  die 
Palissaden,  gegen  die  hier  eine  neue  Sape  eröffnet  wurde. 


41)0 

Sich  von  beiden  Flügeln  gegen  die  Mitte  auszubreiten,  den  Glacis- 
kamm  zu  krönen  und  die  Krönung  mit  Batterien  zu  bespicken,  bildete 
die  Aufgabe  der  nächsten  Tage. 

Auf  dem  rechten  Flügel  ward  am  7.  ^^bei  m,)  der  Graben  angezapft, 
welcher  dem  zweiten  gedeckten  Weg  vorlag.  Der  Durchbruch  der 
Abschlussmauer  gegen  den  Uauptgraben  musste  aber  am  10.  wieder 
verdämmt  werden,  da  das  Wasser  im  letzteren  derart  stieg,  dass  es 
in  den  abgelassenen  Vorgraben  zui'ückfloss.  Die  Ableitung  des  Grabens 
bereitete  bei  dem  Umstände,  als  der  Vertheidiger  es  in  seiner  Gewalt 
hatte,  Wasser  reichlich  zuströmen  zu  lassen,  in  den  nächsten  Tagen 
nicht  geringe  Verlegenheiten. 

Am  8.  erreichte  die  Sape  die  Traverse  Tj,  in  der  Nacht  zum 
11.  den  Waftenplatz  W^,  nachdem  am  Vortage  auf  W^  ein  Logement 
gelimgen.  Am  14.  war  der  Glaciskamm  vom  Hauptgraben  nach  links 
bis  zum  Waffenplatz  Wg  gekrönt  und  zwei  Tage  später  die  Verbindung 
des  letzteren  mit  dem  Logement  auf  W^  hergestellt.  Auf  dem  linken 
Flügel  erreichte  die  längs  des  Hauptgrabens  vorgehende  Sape  (s^) 
am  8.  die  Palissaden  und  die  zweite  Parallele  die  Capitale  der  Bastion 
du  Roi.  Drei  Tage  später  ward  die  Brustmauer  des  Waffenplatzes  W^ 
durchstossen  und  längs  der  Palissade  beiderseits  der  Capitale  ein 
Laufgraben  gezogen,  aus  dem  am  14.  mittelst  einer  Sape  nächst 
der  Traverse  in  den  gedeckten  Weg  eingebrochen  wurde.  Am  15. 
war  der  letztere  vom  WafFenplatze  W,  bis  "W^  gekrönt.  Der  Verthei- 
diger hielt  vom  ersten  gedeckten  Weg  nur  noch  die  Waffenplätze  W3 
und  W^. 

Inzwischen  war  der  Bau  und  die  Armirung  von  Angriffs-Batterien 
hinter  der  Entwicklung  der  Annäherungen  nicht  zurückgeblieben. 
Bereits  am  3.  standen  25  Kanonen  und  24  Mörser  und  Haubitzen 
feuerbereit.  Dazu  kam  in  der  Krönung  des  Waffenplatzes  W^  eine 
Batterie  für  8  Mörser  (Bg),  begonnen  in  der  Nacht  zum  13.  und 
armirt  am  15.;  in  derselben  Krönung  eine  3-Kanonen-Batterie  (^B,,), 
angefangen  am  14.,  zur  Beschiessung  der  Fleche  (Fl),  und  rechts  an  sie 
angeschlossen,  eine  5-Mörser-Batterie  (Bj^),  angelegt  am  16.  November. 

An  diesem  Tage  liess  Prinz  Eugen  die  noch  in  den  Händen 
der  Franzosen  befindlichen  Theile  des  ersten  gedeckten  Weges  stürmen; 
am  17.  war  er  völlig  Herr  desselben  ').  Nun  wurden  die  bisher  getrennten 
Theile  der  Krönung  zusammengeführt  und  vereinigt.  Mit  Hülfe  eines 
Maurers,  welcher  beim  Baue  der  Citadelle  beschäftigt  gewesen,  wurde 
der  Grundzapfen  gefunden,  worauf  das  Wasser  so  rasch  fiel,  dass  der 

*)  Obristlieutenant  de  Mey,  des  Regiments  Metiael,  ein  tapferer  Soldat,  fand 
hier  den  Tod. 


491 

Graben  alsbald  trocken  gelegt  ward.  Unter  dem  Schutze  des  Feuers,  das 
die  Musketiere  aus  der  Krönung  unterliielten,  wurde  der  Graben  in  der 
Nacht  zum  18.  überschritten  (b^)  und  knapp  an  der  Fleche  (Fl)  Fuss 
gefasst.  Ein  kleiner  Ausfall  am  Morgen  des   18.  Avard  zurückgewiesen. 

Jetzt  endlich  gab  der  Vertheidiger  seine  bisherige  Zurückhaltung 
auf.  Am  18.  überschüttete  er  den  Angreifer  mit  seinem  Geschützfeuer 
derart,    dass    sogar    zahlreiche  Häuser    der  Neustadt    zerstört    wurden. 

Gleichwohl  ging  der  Belagerer  in  der  Nacht  zum  19.  an  mehreren 
Stellen  über  den  Vorgraben  und  schlug,  nachdem  er  auf  dem  Glacis 
des  zweiten  gedeckten  Weges  Fuss  gefasst,  drei  weitere  Brücken  b,, 
b,  und  bg  über  denselben.  Die  Ausfälle,  welche  die  Franzosen  zeitlich 
Morgens  dagegen  machten,  wurden  abgewiesen,  und  in  der  folgenden 
Nacht  die  Brücken  b^,  bß  und  b,  erbaut.  Wiederholte  Ausfälle  Bouff- 
iers' im  Laufe  des  20.  zur  Zerstörung  dieser  Uebergänge  unter- 
nommen, wurden,  nachdem  die  Franzosen  ihren  Zweck  vorübergehend 
erreicht  hatten,  zurückgewiesen').  Dasselbe  Schicksal  hatten  zwei 
Ausfälle,  welche  in  der  Nacht  zum  21.  gegen  den  linken  Flügel  des 
Angriffes  geschahen.  Den  ganzen  folgenden  Morgen  unterhielt  der  Ver- 
theidiger ein  so  lebhaftes  Granatenfeuer,  dass  der  Angreifer  ein  Loge- 
ment  zur  Rechten  aufgeben  musste.  Dagegen  eröffneten  die  Batterien 
der  Krönung  am  22.  das  Feuer  gegen  die  Fleche,  das  Bonnet  des 
zweiten  gedeckten  Weges  und  ein  die  Tranchee  enfilirendes  Schilder- 
haus. Zur  Rechten  wie  zur  Linken  ward  eine  Sape  begonnen. 

Bis  jetzt  hatte  die  Witterung  die  Angriffsarbeiten  begünstigt; 
nun  trat  ein  Umschlag  ein,  es  begann  am  23.  stark  zu  regnen  und 
zu  schneien.  So  gelangten  die  Sapespitzen  erst  am  25.  an  die  Palis- 
saden des  zweiten  gedeckten  Weges.  Der  Vertheidiger,  gezwungen, 
sein  Pulver  zu  sparen,  unterhielt  nur  ein  massiges  Feuer,  was  dem  An- 
greifer ermöglichte,  die  Logements  am  Glacisfusse  zu  einer  dritten 
Parallele  (GGG,  schwarz)  zu  vereinigen.  Nachdem  der  Saillant  des 
zweiten  gedeckten  Weges  von  R^  bereits  am  23.  unterminirt  worden, 
wurden  am  27.  einige  unterirdische  Sapen  angebrochen. 

Am  26.  Hess  Bouffiers,  Prinz  Eugen's  Abwesenheit  zu  nützen, 
den  grössten  Theil  seiner  Besatzung  ausfallen  und  vertrieb  die  Bela- 
gerer gänzlich  aus  der  östlichen  Hälfte  des  zweiten  gedeckten  Weges  ^). 
Prinz  Eugen,  welcher  am  28.  zurückkehrte  und  nach  Forcirung  der 
Scheide  Mangel  an  Belagerungsmitteln  nicht  mehr  zu  fürchten  hatte, 
richtete  den  Muth  der  Seinen  rasch  wieder  auf.  Ihnen  die  baldige 
Beendigung    dieses    langwierigen    Unternehmens    in    sichere    Aussicht 

')  lu  diesen  Kämpfen  ward  General-Lieutenant  Surville  schwer  verwundet. 
2)  Qnincy.   —   Die  Feldacten  berichten   nichts. 


492 

stellend,  fasste  er  auf  den  Saillants  des  zweiten  gedeckten  Weges 
neuerdings  festen  Fuss,  brachte  die  Sapen  wieder  in  Gang  und  bereitete 
einen  kräftigen  Artillerie-Angriff  voi-.  Nicht  genug  an  dem,  gab  der 
Prinz  dem  Marschall  Bouffiers  von  der  Forcirung  der  Scheide,  der 
Aufhebung  der  Belagerung  Brüssels  und  dem  Rückzuge  der  fran- 
zösischen Armee  bis  hinter  die  Scarpe  Nachricht.  Nun,  da  kein 
Succurs  mehr  zu  hoffen,  möge  er  seine  Person  und  seine  brave  Be- 
satzung schonen,  welch'  beiden  er  (Eugen)  andernfalls  nicht  jene 
Bedingungen  zuzugestehen  vermöchte,  die  sie  verdienten  *).  Der  Mar- 
schall aber  antwortete:  „Nichts  drängt  mich  noch;  gestatten  Sie,  mich 
noch  so  lange  zu  halten,  als  ich  kann.  Es  bleibt  mir  noch  genug  zu 
thun.    der  Achtung  Eurer    durchlauchtigsten  Hoheit    würdig  zu  sein." 

Also  nahm  die  Belagerung  ihren  Fortgang.  Da  der  Vertheidiger 
von  seinem  Geschützfeuer  nur  massigen  Gebrauch  machte,  schritt  die 
Krönung  des  zweiten  gedeckten  Weges  und  die  Erbauung  der  Bresch- 
Batterien  ziemhch  fort.  Bereits  am  4.  standen  12  Kanonen  {B^^)  und 
7  Mörser  (B^j)  in  der  Krönung;  zwei  Tage  später  begann  der  Bau 
einer  5  -  Kanonen  -  Batterie  (h^^)  gegen  die  Flanke  der  Bastion  Anjou 
und  —  obgleich  der  Vertheidiger  die  ganze  Nacht  Carcassen  warf, 
während  derselben  auch  der  Bau  einer  5-Kanonen-Batterie  {'B^^)  in 
der  Krönung  der  rechten  Face  vor  R,.  Am  7.  wurde  rechts  von 
Wg  und  auf  der  Face  von  Wg  je  eine  5-Kanonen-Batterie  (B^.  und  B^g) 
begonnen  und  wurden  die  durchwegs  unterirdisch  geführten  Sapen 
vereinigt;  in  der  Nacht  zum  8.  wurden  ihre  Spitzen  bis  an  die  Escarpe- 
mauer  geführt,  welche  alle  gleichzeitig  durchbrechen  sollten,  und  alle 
Batterien  vollendet. 

Bouffiers  aber  wartete  die  Eröffnung  des  allgemeinen  Feuers 
nicht  ab.  Am  8.   December,  um  7^^  Uhr  Morgens,  schlug  er  Chamade. 

Der  Marschall  hatte  am  6.  December  durch  einen  vom  Herzog 
von  Burgund  gesandten  Boten  ein  Schreiben  Ludwig  XIV. 
erhalten,  der  ihm  bedeutete,  nicht  das  Aeusserste  abzuwarten,  damit 
er  sich  nicht  zu  strengen  Bedingungen  unterwerfen  müsse.  In  dem 
Kriegsrathe,  in  welchem  das  königliche  Schreiben  zur  Verlesung 
gelangte,  gab  es  nur  Eine  Stimme:  Lieber  mit  dem  Degen  in  der 
Faust  auf  der  Bresche  untergehen,  als  eine  den  königlichen  Waffen 
schimpfliche  Bedingung  annehmen!  Bouffiers  vergoss  darüber  Thränen 
der  Freude,  aber  so  wackere  Männer  der  Zukunft  des  Vaterlandes 
zu  erhalten,  entschloss  er  sich,  zu  capituliren  ^). 

M  Die    H;iiiiit<iuelle  verloren   <(eg:aiig('ii.     Docli    l)rin{Ten  Thentruin  Enrnpaeiiiii, 
Derode  mul  Quincy  damit  fast  wörtlich  Uebereinstiiiiniendes. 
2)  (^liiuy  V.   599.   —   Derode  II.   2(i0. 


493 

Die  Capitulation  Avurde  am  9.  perfcet.  Ihre  Avesentliclisten  Artikel 
beijagten,  dass  die  Porte  Koyale  noch  am  9.  den  Verbündeten  über- 
geben werde,  dass  aber  diese  die  Citadelle  erst  dann  beträten,  wenn 
sie  von  der  Besatzung  vollständig  geräumt;  dass  die  ganze  Besatzung 
mit  ihren  Waffen,  Pferden  und  Bagagen  am  10.  „tambour  battant" 
mit  geladenen  Gewehren,  brennenden  Lunten  und  10  Patronen  per 
Mann,  mit  6  laffetirten  Geschützen  und  je  12  Schuss  Munition,  endlich 
zweitägiger  Verpflegung  in  voller  Sicherheit  bis  Douai  geleitet  werde, 
sowie  dass  ihr  zwei  bedeckte  Wagen  zustünden,  welche  nicht  durch- 
sucht werden  dürften  *). 

Was  den  Prinzen  Eugen  bestimmte,  so  überaus  günstige  Bedin- 
gungen zuzugestehen,  sprach  er  in  seinem  Bericht  an  Kaiser  Joseph  I. 
aus.  Er  war  sicher,  dass  Bouffiers  es  auf  das  Aeusscrste  hätte 
ankommen  lassen,  wäre  ihm  der  freie  Abzug  verweigert  worden.  In 
diesem  Falle  würden  die  Verbündeten  vor  der  Citadelle  noch  12  oder 
14  Tage  zugebracht  haben,  eine  kostbare  Spanne  Zeit,  in  welcher 
noch  Besseres  unternommen  werden  konnte:  Der  Angriff  auf  Brügge 
und  Gent  ^). 

Nachdem  die  Porte  Royale  am  9.,  um  2  Uhr  Nachmittags,  über- 
geben worden,  eilte  Prinz  Eugen,  begleitet  vom  Prinzen  von  Oranien, 
den  Marschall  Bouffiers  zu  besuchen  und  seinem  Verdienste  zu 
huldigen.  Er  umarmte  ihn  freundschaftlichst  und  nahm  ein  Souper 
nur  unter  der  Bedingung  au,  dass  es  das  Souper  einer  ausgehungerten 
Citadelle  sei.  Man  servirte  Pferdefleisch  ^). 

Als  am  10.  die  Franzosen  aus  der  Citadelle  rückten,  bildete  das 
ganze  Fussvolk  und  die  gesammte  Reiterei  der  Belagerungs- Armee 
Spalier.  Marschall  Bouffier s  eröffnete  den  Zug,  welchem  1000  Reiter 
der  Verbündeten  bis  Douai  das  Geleite  gaben.  Der  Marschall  ward  vom 
Prinzen  Eugen  eingeladen,  das  Defile  mit  ihm  abzunehmen  und  bei 
ihm  zu  speisen.  Was  die  Armee  der  Verbündeten  an  ausgezeichneten 
Officieren  zählte,  machte  dem  Marschall  Bouffiers  die  Aufwartung. 

Mit  einem  Verluste  von  1252  Todten  und  Verwundeten  hatten 
die  Verbündeten  die  Einnahme  der  Citadelle  bezahlt*),  die  Franzosen 
in  ihrer  Vertheidigung  angeblich  nur  200  Mann  eingebüsst^). 

*)  Das  Original  der  Capitulation,  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  ad  3. 
reproducireu  Memoires  militaires  (Pelet)  VIII.  520  und  Bruu-Lavaiuue  •147,  deutsch 
Theatrum  Europaeum  XVIII.  179. 

^)  Lager  bei  Lille,  10.  December  1708.  Supplement-Heft  Seite  383,   Nr.    858. 

^)  Derode  II.  266.  —  Quincy  V.  sagt  im  Wesentlielieu  dasselbe.  Kriegs-A., 
Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  2  a  bestätigt  den  stattgehabten   Besuch. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.   XIII.   2  a. 

^)   Theatrum  Eurupaeum  XVIII. 


494 

Der  Gesammtverlust  des  Belagerers  von  Lille  belief  sich  (nach 
Schulcnburg)  auf  169  Officiere  und  3994  Mann  todt,  338  Ofliciere 
und  9232  Mann  verwundet.  Die  finanziellen  Kosten  wurden  mit  rund 
drei  j^lillionen  Thalern  beziffert '),  was  zu  nieder  gegriffen  scheint, 
da,  derselben  Quelle  nach,  allein  8000  Boraben  und  9000  Centner 
Pulver  vor  Lille  gebracht  worden  und  nach  S  c  h  u  1  e  n  b  u  r  g's  An- 
gaben die  Faschinen  und  sonstigen  Belagerungsmaterialien  die  Nieder- 
länder allein  20 LI 34  Thaler  gekostet  hatten.  Indess  fiel  mit  der 
Citadelle  abermals  ein  reiches  Artillerie-Materiale  in  die  Hände  der 
Verbündeten  ^). 

Nachdem  Bouffiers  von  Douai  aus  seine  Truppen  in  die  Winter- 
quartiere entlassen ,  eilte  er  auf  des  Königs  Geheiss  nach  Versailles, 
wo  ihm  ein  ausserordentlicher  Empfang  wurde.  Ludwig  XIV. 
verlieh  ihm  die  Würde  eines  Pair  von  Frankreich  und  das  General- 
Gouvernement  von  Flandern,  seinem  Sohne  aber  für  den  Ueberlebens- 
fall  ein  Brevet  für  dieses  Gouvernement,  wie  für  die  Stadt  und  die 
Citadelle  von  Lille,  Mit  diesen  Erhebungen  war  eine  Rente  von  mehr 
als  hunderttausend  Livres  verbunden.  Allen  Officieren,  die  Bouffiers 
so  wacker  unterstützt,  wurden  neue  Gnaden  zugewendet^).  Selten 
wohl  war  das  Füllhorn  königlicher  Gunst  einem  Würdigeren  als 
Bouffiers  zugewendet  worden.  „Die  Ehre  Frankreichs"  nannte  ihn 
Frau  von  Maintenon  und  mit  Recht.  Ein  66 jähriger  Festungs- 
Commandant,  der  es  versteht,  sich  alle  Herzen  ergeben  zu  machen; 
der  fast  jede  Nacht  angekleidet  an  der  Angriffsfront  verbringt;  der 
wiederholt  verwundet,  seine  Pflicht  unentwegt  erfüllt;  überall  ist, 
wo  eine  Verfügung  notthut;  der  in  den  verdriesslichsten  Widerwärtig- 
keiten und  im  heftigsten  Feuer  den  Gleichmuth  der  Seele  und  die 
Freiheit  des  Geistes  bewahrt  und  durch  alles  dies  einen  gewaltigen 
und  sieghaften  Gegner  durch  vier  Monate  an  eine  Scholle  fesselt  — 
streut  immer  den  Samen  aus,  zu  neuen  Grossthaten.  An  diesem 
Veteranen  voll  Pflichtgefühl,  Vaterlandsliebe  und  Königstreue  richtete 
ganz  Frankreich  sich  wieder  auf  zu  kräftiger  That. 


1)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Faac.  XIII.  2d. 

«)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  XIII.  2  e. 

')  Saint-Simon,  M(;raoires  IV.  258,  270  und  271;  Memoires  militärcs  (Pelct)  VIII. 
l.")6   und    157. 

Nacli  Saint  Simon,  Memuircs  IV.  258,  erhielt  der  scliwcrverwinidete  Snrville 
eine  Pension  von  10.000  Livres;  de  Lee,  welcher  einer  Schusswunde  halber  zu 
Douai  trepanirt  werden  inusste,  die  Antwartschaft  auf  die  erste  Vacauz  des  Gross- 
kreuzes des  Ludwig-Orden»,  beziehungsweise  die  damit  verbundene  Pension ;  Rannes, 
Ravignau,  Coi'tgen  und  Permangle  wurden  zu  Marechaux  de  Camp,  Maillebnis, 
Belle  Ile,   Martinville,  Tdurotte,   Sourzy  u.   A.  zu   Urigadiereu  Ijcfördert. 


495 

Ein  Mann  von  der  Charaktergrösse  Bouffiers'  war  ein  würdiger 
Gegner  des  Prinzen  Eugen,  der  seit  jenem  denkwürdigen  6.  Juli, 
wo  er  an  der  Spitze  von  einigen  Hundert  Huszaren  im  Hauptquartier 
zu  Assche-la-Chaussce  eingetroffen,  zum  eigentlichen  Mittelpunct  der 
ganzen  Kriegshandlung  in  den  Niederlanden  geworden  war.  Hatte 
die  Kraft  seiner  Persönlichkeit  sich  seither  unbegrenztes  Vertrauen 
erzwungen,  so  hatten  sein  Eintreten  für  wahres  Verdienst,  seine  Leut- 
seligkeit ,  Offenherzigkeit  und  sein  P^delmuth  ihm  im  Laufe  des 
Sommers  die  Sympathien  von  Hoch  und  Nieder,  die  allgemeinste  Ver- 
ehrung errungen  *).  Die  Belagerung  von  Lille,  einer  Welt  von  Schwierig- 
keiten zum  Trotze  unternommen,  hatte  dem  Prinzen  die  Geister  und 
die  Herzen  der  seinen  Befehlen  Unterstellten,  in  noch  höherem  Grade 
zinspflichtig  gemacht.  Seiner  grossen  Willenskraft  hatten  sie  es  zu 
danken,  dass  das  mit  so  vielen  Anstrengungen,  Mühen  und  Nöthen 
verbundene  Unternehmen  so  ruhmvoll  zu  Ende  geführt  wurde.  Seine 
hiebei  bethätigte  Ausdauer,  seine  Beharrlichkeit  fordern  aber  die 
Bewunderung  der  Nachwelt  in  umso  höherem  Grade  heraus,  als  die 
ganze  Richtung  seines  Genies,  ihn  auf  blitzschnelle  und  gewaltige 
Schläge  hindrängte,  welche  der  Festungskrieg  seiner  ganzen  Natur 
nach  ausschliesst. 


*)  Zahlreiche  Belege  hiefür  fiudea  sich  in  deu  Feldacten  des  Kriegs-Archivs, 
in  deu  Berichten  von  Schuleuburg,  Natzmer  und  Grumbkow,  in  den  Memoiren  von 
Goslincra,  bei  Noorden,  welcher  derselben  Erkenntuiss  treffendsten  Ausdruck  gibt, 
(III.  446)  und  bei  Saint-Simon  IV.  180  uud  181. 


Gent  und  Brügg-e. 

Der  am  8.  Deccmber  erfolgte  Fall  der  Citadello  von  Lille  gab 
den  Verbündeten  früher  als  diese  gehofft,  freie  Hände,  den  Schlag 
gegen  Gent  zu  führen. 

Bereits  am  6.  December  hatte  Marlborough  den  thätigen  und 
umsichtigen  Cadogan  nach  Brüssel  gesandt,  auf  dass  er  im  Verei-ne 
mit  Hollands  Feld-Deputirten  die  Verpflegung  und  den  Nachschub 
sicherstelle,  eine  Arbeit,  welche  der  Herzog  in  5  oder  6  Tagen  beendet 
zu  sehen  hoffte.  —  Chanclos  und  Dedera  mussten  vom  8.  December 
ab  von  ihren  Truppen  das  von  du  Mey  veranschlagte  Belagerungs- 
Material  erzeugen  lassen.  Da  die  Franzosen,  wie  es  hiess,  von  den 
benachbarten  Kriegsschauplätzen  alle  entbehrlichen  Truppen  nach  den 
Niederlanden  zogen,  verfügte  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  die  Ueberscbiffung  der 
britischen  Regimenter  Strathnaver  und  Grant  nach  Williamstadt. 

Um  den  Franzosen  keine  Zeit  zu  lassen,  die  von  ihnen  bei  Tag 
und  Nacht  betriebene  Ausrüstung  dieses  Platzes  zu  vollenden,  schritt 
Marlborough  ohne  Säumen  an  seine  Einschliessung.  Zunächst 
ward  Hompesch  von  Menin  nach  Deynze  dirigirt.  Sein  Aufbruch, 
für  den  10.  angesetzt,  verzögerte  sich  aber  bis  zum  13.  —  General-Major 
M  u  r  r  a  y  ward  am  9.  angewiesen,  seine  Truppen  marschbereit  zu 
halten,  um  auf  den  ersten  Wink  über  Termonde  gegen  Gent  zu  rücken. 
General  Dedem  sollte  am  11.  mit  seinem  Corps  —  Fussvolk  und 
Reiterei  —  und  dem  Regimente  Erle,  Zwynacrde  nächst  Gent  erreichen. 
Zehn  Bataillone  der  grossen  Armee  wurden  bestimmt,  am  Morgen  des 
selben  Tages  bei  Eename  über  die  Scheide  zu  gehen  und  zu  Dedem 
zu  stossen.  General  Domprc  sollte  am  11.  von  Lessines  nach  Oombergen 
und  am  12.  nach  Melle-lez-Gand  rücken.  Das  Gros  der  Armee  endlich 
raarschirte  am  11.  in  zwei  Colonnen  gegen  Gent.  Am  Abende  lagerte 
der  rechte  Flügel  mit  dem  grossen  Hauptquartier  zu  Melle-lez-Gand, 
der    linke    zu    Meirelljcke.    Sofort    liess    Till  y,    der    hier    befehligte. 


497 

zur  Verbindung"  mit  D  e  d  e  m  über  die  Scheide  mehrere  Brücken 
schlagen.  Da  die  Truppen  von  Menin  und  Lille  noch  nicht  zur  Stelle 
waren,  musste  Marlborough  das  für  den  12.  beabsichtigte  weitere 
Ausgreifen  in  westlicher  Richtung  vorläufig  aufschieben.  Dagegen  er- 
hielt Murray  Befehl,  mit  4  Fuss-Regimentern  und  10  Schwadronen 
am  13.  zu  Heusden  (am  linken  Scheide-Ufer)  einzutrefien  und  ein 
Lager  zu  beziehen.  An  Murray's  Stelle  hatten  zwei  Regimenter  von 
Antwerpen  zu  rücken  '). 

Prinz  Eugen  am  9.  von  Marlborough's  Bewegungen  ver- 
ständigt, hatte  nicht  gezögert,  seinerseits  Alles  zu  thun,  was  das  Unter- 
nehmen gegen  Gent  fördern  konnte.  Die  mannigfachen  Vorsorgen, 
welche  Lille  erheischte,  hatten  des  Prinzen  Abmarsch  nur  um 
48  Stunden  verzögert.  Schon  am  10.  December  waren  sämmtliche  Be- 
lagerungs-Batterien abgerüstet  und  die  Geschütze  und  Mörser  zu  Schiff 
gebracht,  um  gegen  Gent  abzugehen.  Zwei  Bataillone  und  50  Reiter 
waren  bestimmt  worden,  ihre  Bedeckung  zu  bilden.  Am  11.  hatte 
Prinz  Eugen  20  Bataillone  und  2  Schwadronen  zur  Besatzung  von 
Lille  bestimmt.  Acht  Bataillone  derselben  hatten  die  Citadelle  zu 
beziehen,  welche  dem  holländischen  Brigadier  Huf  fei  anvertraut 
wurde  '■'). 

Hompesch,  welcher  am  12.  noch  im  Lager  von  AUowyn 
(Halluin)  stand,  wurden  als  Ersatz  für  die  zur  Garnison  Lille  abge- 
gebenen 7  Bataillone  vom  Belagerungs-Heer  deren  10  zugeschoben. 
Am  Morgen  des   13.  brach  er  von  Menin  nach  Deynze  auf*). 

Prinz  Eugen's  Truppen,  die  Reiterei  und  der  Rest  des  Fuss- 
volkes  verliessen  gleichfalls  am  13.  das  Lager  vor  Lille  und  rückten 
am  14.,  Courtray  links  liegen  lassend,  über  die  Mühle  von  Ferwicht 
(Vichte)  und  Ansegem  nach  Elsegem.  Folgenden  Tages  in  zwei 
Colonnen  zu  Audenarde  und  Eename  die  Scheide  überschreitend, 
lagerte  die  Armee  zu  Hundelgem,  wo  die  Artillerie  und  die  grosse 
Bagage,  welche  am  Abende  des  12.  nächst  dem  Schlosse  von  Bondues 
parkirt,  inzwischen  über  Courtray  und  Audenarde  marschirt  war,  zu 
ihr  stiessen.  Am  16.  rückte  das  Fussvolk  und  das  Geschütz  über 
Hautem-St.  Lievin  nach  Oordegem,  die  Reiterei  aber  über  Burst  nach 
Alost.  Prinz  Eugen  begab  sich  von  Audenarde  kürzesten  Weges 
nach  Melle-lez-Gand,  wohin  Marlborous-h  sämmtliche  Generale  berufen 


*)  Marlboi-ough  an  Walpole.  Berlegem,  3.,  an  den  Prinzen  Eugen  5.  und  9.,  an 
Dedem  S,  und  10.,  an  Dompre,  Boyle  und  Chanclos  10.  December;  an  Hompesch  und  an 
Munay,  Melle-lez-Gand  12.,  an  Boyle   13.  December  1708.    Murray  IV.  343  bis  355. 

2)  Kriegs-A,,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  4  und  82,  XII.  2  a. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  35. 

feldzüge  des  Prinzen  Eugeu   v.  Savoyen.  II.  Serie,   1.  Baud.  32 


498 

hatte').  Dank  der  Vorsorge  des  Herzogs  hatten  Prinz  Eugen's 
Truppen  die  Brodverpflegung  überall  siehergestellt  gefunden.  Um  so 
schlimmer  stand  es  um  das  Pferdefutter,  dessen  Lieferung  den  Hol- 
ländern oblag.  Bei  der  anhaltend  strengen  Kälte  waren  die  Fourage- 
Schiffe  in  den  Gewässern  und  Canälen  festgefroren,  ein  TTebelstand, 
welcher  die  Operationen  gegen  Gent  nicht  Avenig  erschwerte  ^). 

Marlborough  hatte  inzwischen  am  Morgen  des  13.  die  Scheide 
bei  Melle-lez-Gand  überschreiten  und  Gent  auch  auf  dieser  Seite  ein- 
schliessen  lassen.  Die  Cernirung  erstreckte  sich  jetzt  vom  Canale  von 
Sas  über  Melle-lez-Gand  und  Meirelbeke  bis  an  die  Lys.  Der  Weg  nach 
Brügge  blieb  der  Besatzung  von  Gent  vorläufig  offen,  doch  wurde  der 
Commandant  von  Ostende  angewiesen,  die  erstgenannte  Stadt  scharf  im 
Auge  zu  behalten  und  über  allfällige  Truppenbewegungen  ausführlich  zu 
berichten.  Die  erhöhte  Wichtigkeit  Sas-de-Gands  veranlasste  M  a  r  1- 
borough,  die  holländischen  Feld-Deputirten  zu  bestimmen,  unverzüg- 
lich 3  Bataillone  aus  Holländisch-Flandern  dahin  kommen  zu  lassen. 
Oberst  Ca Id well,  welcher  mit  4  Schwadronen  zu  Ninove  gestanden, 
war  am  14.  angewiesen  worden,  nach  Melle-lez-Gand  einzurücken. 
Hompesch  war  inzwischen  mit  Marlborough  in  Verbindung  getreten. 
Sein  Näherrücken  an  Gent  ward  vom  Wetter  abhängig  gemacht.  Die 
Belagerungs-Artillerie  stand  noch  am  15.  mit  ihrer  Bedeckung  (den 
Bataillonen  Albrecht  und  Stangenberg)  zu  Courtray "). 

Am  15.  Hess  Marlborough  die  vorgeschobenen  Posten  der 
Besatzung  von  Gent  in  den  Platz  zurückwerfen  und  denselben  am 
linken  Scheide-Ufer  vom  Ingenieur  en  chef  du  Mey  recognosciren *). 

Inmitten  dieser  Vorbereitungen  zur  Belagerung  geschah  am 
Nachmittage  des  15.  seitens  der  Bürgerschaft  von  Gent  der  erste 
Versuch,  mit  Marlborough  in  Verhandlungen  zu  treten.  Einige  der 
ersten  Rathsherrn  machten  nämlich  dem  Herzoge  durch  Kundschafter 
zu  wissen,  dass  das  Gubernium  (Baron  C a p r  e  s  und  de  F a i  1 1  e)  die 
Bitte  des  Magistrats,  zum  Belagerer  eine  Deputation  senden  zu  dürfen, 
zurückgewiesen  hätte;  dass  der  Rath  dem  Baron  Capros  erklärt 
hätte,  die  Bürgerschaft  wolle  kein  Bombardement  erdulden  und  dass 
es  ganz  den  Anschein  einer  Erhebung  der  Stadt  gehabt.  Marl- 
borough   antwortete ,     dass    es    bedauerlich    wäre ,     wenn    er    zum 


<)  Kriejrs-A.,  Niederlaiule  1708;  Fase.  XII.  37. 

^)  Prinz  Eugen  an  den  Kaiser.  Audenarde,  16.  December  1708.  Supplement- 
Heft,  S.  387,  Nr.  363. 

^)  Marlborougli  an  Veglin  und  an  Oliurst  Caldvvell.  Melle-lez-Gand,  14.,  an 
Hompesch,  15.  December  1708.  Murray  IV.  357. 

*j   Kriegs-A.,   Niederlande   1708;  Fase.  XIII.   2a,  und  Murray  IV.  357. 


499 

Aeiissersten  sclireiten  müsste,  da  die  Bomben  zwischen  Freund  und 
Feind  nicht  unterscheiden  könnten.  —  Sofort  dachte  der  Herzog  daran, 
die  in  der  Stadt  Hegenden  spanischen  und  wallonischen  Truppen  für 
die  Sache  der  Verbündeten  zu  gewinnen  '). 

So  lagen  die  Dinge,  als  Prinz  Eugen  am  16.  in  Marlborough's 
Hauptquartier  eintraf.  Da  die  Gewässer  in  Folge  des  eingetretenen 
Thau Wetters  wieder  offen  waren,  durfte  man  hoffen,  die  Artillerie  und 
die  Munition  demnächst  zur  Haud  zu  haben  und  den  belagerungs- 
mässigen  Angriff  beginnen  zu  können.  Zu  diesem  Zwecke  sollte  am 
18.  an  die  enge  Einschliessung  des  Platzes  geschritten  werden.  Die 
Leitung  der  Belagerung  übernahm  Marlborough;  den  Befehl  über 
das  Beobachtungs-  und  Deckungs-Heer  Prinz  Eugen.  Das  Gros  seines 
Fussvolkes  sollte  nach  Melle-lez-Gand  und  Concurrenz  kommen,  ein 
Theil  aber  am  Dender,  zu  Alost  und  Grammont,  die  Reiterei  gegen 
Enghien  postirt  werden.  Letztere  hatte  das  Land  am  rechten  Dender- 
Ufer  bis  Brüssel  zu  durchstreifen,  es  in  der  Gewalt  zu  behalten  und 
die  Zuschübe  zu  decken.  Dass  sie  in  dieser  Gegend  leichter  leben 
konnte,  war  nicht  der  letzte  Grund  ihrer  Entsendung. 

Schon  am  17.  brach  ein  Theil  von  Prinz  Eugen's  Fussvolk 
gegen  den  Dender  auf.  Alost,  das  einen  alten,  halbverfallenen  Wall 
hatte,  wurde  in  Vertheidigungsstand  gesetzt.  Die  Reiterei  rückte  nach 
Gammerages  (ST'^'"  südw.  von  Brüssel),  wo  am  23.  FML.  Graf  Fels 
70  Schwadronen  befehhgte.  Prinz  Eugen  selbst  aber  begab  sich 
nach  Brüssel,  iim  mit  dem  General -Kriegscommissär  G.  d.  C.  Graf 
S  c  h  1  i  k  die  Winterquartiere  der  kaisei-lichen  Regimenter  zu  regeln  ^). 

Nicht  geringe  Sorge  verursachte  dem  Prinzen  der  Abzug  der 
churpfälzischen  Truppen  ■*).  Schon  während  des  Marsches  gegen  Gent 
hatte  der  Graf  von  Nassau  ihm  Mittheilung  gemacht,  er  müsse  den 
Befehlen  seines  Landesherrn  gemäss,  da  die  Belagerung  von  Lille  zu 
Ende,  mit  seinen  Truppen,  einschliesslich  der  im  kaiserlichen  Solde 
stehenden  4000  Mann,  in  die  churpfälzischen  Lande,  mit  einem  Theile 
sogar  in  die  obere  Pfalz  abrücken.  Die  Folgen  ihres  Abzuges  möglichst 
abzuschwächen,  wandte  sich  Prinz  Eugen  am  20.  December  an  den 
Kaiser  und  an  den  Churfürsten  von  der  Pfalz*). 

Während  dieser  Vorgänge  bei  Prinz  Eugen's  Armee,  rückte 
Graf  A  t  h  1 0  n  e    zur    Verbindung    zwischen    Beobachtungs-    und    Bela- 


*)  Marlborough  an  die  Geueralstaaten-Deputirten.  Melle-lez-Gand,  15-,  an  Boyle 
17.   December  1708.  Mnrray  IV.  358  und  361. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII,  2  c  und  2d. 

3)  Siehe  Rüstungen  S.  88. 

*)  Supplement-Heft,  S.  388,  Nr.  364  und  S.  392,  Nr.  366. 

32* 


500 

gerungs  -  Heer  mit  20  Schwadronen  am  1!>.  nach  Oosterzeele  *).  Die 
Belagerungs  -  Armee  aber  setzte  sich  —  nachdem  du  Mey  auch 
die  übrigen  Fronten  des  Platzes  recognoscirt  hatte  und  angeordnet 
worden  war,  das  ganze  Belagerungs  -  Materiale  bis  zum  19.  nach 
dem  Friedhofe  von  Zwynacrde  zu  schaffen  —  am  18.  in  BcAvegung, 
um  Gent  gänzlich  einzuschliessen.  Mit  Tagesanbruch  umkreisten  die 
Truppen    der   Verbündeten    den   Platz    fast    im  Kanonenbereiche. 

Graf  Lot  tum,  mit  36  Bataillonen  und  30  Schwadronen  zwischen 
der  Lvs  und  der  oberen  Scheide  Stellung  nehmend  (Stabsquartier 
Zwynaerde),  verlegte  die  Hauptstrasse  nach  Courtray.  An  ihn  schloss 
sich  westlich  der  Erbprinz  von  Hessen-Cassel  mit  20  Batail- 
lonen und  40  Schwadronen;  seine  Position  dehnte  sich  von  der  Lys 
über  den  Canal  von  Brügge  bis  an  jenen  von  Sas-de-Gand;  sein 
Stabsquartier  ward  Tronchiennes  (4-5'""  von  Gent).  Von  Meulestede  bis 
an  die  untere  Scheide  stand  der  Herzog  Alexander  von  W  ü  r  1 1  e  m- 
berg  mit  16  Bataillonen  und  25  Schwadronen,  Stabsquartier  Destel- 
bergen  {p^"^  von  Gent).  Den  Cernirungsring  schloss  Graf  Tilly,  Stabs- 
quartier Abtei  Melle-lez  Gand,  mit  30  Schwadronen*).  Marlborough 
verlegte  sein  Hauptquartier  am  20.  nach  Meirelbeke  ^).  Den  Comman- 
danten  der  einzelnen  Abschnitte  ward  zur  Pflicht  gemacht,  unter 
einander  Verbindungen  herzustellen,  um  sich  im  Bedarfsfalle  rasch 
unterstützen  zu  können. 

An  demselben  Tage  erreichte  der  von  Antwerpen  auf  der  Scheide 
herangezogene  Schiffs-Convoi  (Geschütz,  Munition  und  Verpflegs-Artikel) 
das  von  Gent  16*5'""  entfernte  Wetteren. 

Das  Gros  von  Eugen's  Fussvolk  rückte  nach  Melle-lez-Gand,  wo 
Letzterer  am  21.  Quartier  nehmen  wollte. 

Zur  selben  Zeit  bereitete  Marlborough  die  Wegnahme  des 
Fort  Rouge  (Roodenhuyse)  vor.  An  der  Gabelung  der  Canäle  von  Sas-de- 
Gand  und  Moervaern  gelegen,  von  Gent  nur  9*^"  entfernt,  sperrte  dieses 
Fort  eine  Verbindung,  welche  den  Alliirten  ermöglicht  hätte,  von  Seeland 
und  Holland  Kriegsbedarf  und  Lebensmittel  zur  Belagerung  Gents  zu 
ziehen.  Nachdem  am  19.  December  an  den  Commandanten  von  Sas- 
de-Gand,  an  Graf  H  o  m  p  c  s  c  h  (der  zu  Gomelgem  ein  abgesondertes 
Corps  befehligte)  und  an  den  Herzog  von  Württemberg  die  bezüg- 
lichen Befehle  erlassen  und  die  erforderlichen  Belagerungs-Geschütze 
bereitgestellt  worden,    verlangte  das  Fort  am  27.  zu  capituliren.  Seine 


')  Krieg.s-.\.,  Niederlamlc  170H ;  Kasc.  XIII.  :if. 

*)  Kiiej,'s-A.,  Niederlaude  1708-,  Fase.  XIII.  2c  und  2  <1. 

'•|   .Munav  IV.  'iüö. 


501 

Besatzung  —   1   Oberstlieutenaut  und    182  Mann  —  wurde  zu  Kriegs- 
gefangenen gemacht '). 

Inzwischen  hatte  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  mit  grösster  Energie  die  Vor- 
bereitungen zur  Belagerung  ^)  betrieben.  Die  Zeit  bis  zum  24.  December 
war  vornehmlich  benutzt  worden,  zwischen  den  verschiedenen  Posten 
Verbindungen  herzustellen  ^),  die  Inundations-Kessel  durch  Einschnitte 
in  die  Dämme  der  oberen  und  unteren  Scheide  zu  entleeren,  die 
Strassen,  welche  in  dem  tiefgelegenen  Lande  grundlos  und  gebrochen 
waren,  für  den  Transport  der  Belagerungs-Artillerie  practicabel  zu 
machen  und  diese  von  Melle-lez-Gand  und  Deynze,  wo  sie  ausbarquirt 
wurden,  sammt  dem  Belagerungs-Materiale  vor  den  Platz  zu  schaffen, 
endlich  die  erforderlichen  Schanzbauern  zusammenzubringen.  Die 
grösste  Mühe  aber  verursachte  die  Regelung  der  in  der  letzten  Zeit 
stark  in  Unordnung  gerathenen  Verpflegung. 

Während  dieser  Vorbereitungen  hatte  der  Belagerer  wohl  tags- 
über ab  und  zu  einige  Kanonenschüsse  abgegeben,  ohne  indess  viel 
Schaden  anzurichten.  Am  Abende  des  24.  waren  die  Vorarbeiten  zur 
Belagerung  so  weit  gediehen,  dass  an  die  Eröffnung  der  Trancheen 
geschi'itten  werden  konnte  *). 

Die  Umfassung  von  Gent^)  hatte,  am  gedeckten  Weg  gemessen, 
eine  Ausdehnung  von  13-9''"  (P/e  deutsche  Meilen).  Der  grosse  Nach- 
theil, welcher  aus  diesem  ungewöhnlich  bedeutenden  Umfange  für  die 
Vertheidigung  erwachsen  konnte,  ward  indess  durch  zweckmässige  Be- 
nützung der  Vortheile,  welche  die  Ortsverhältnisse  boten,  grosseutheils 
ausgeglichen.  Durch  das  Zusammentreffen  zweier  bedeutenden  Flüsse,  die 
Scheide  und  die  Lys,  und  das  Ausstrahlen  zweier  grossen  Schifffahrts- 
Canäle,  deren  einer  westwärts  gegen  Brügge,  deren  anderer  nordwärts 
gegen  Sas-de-Gand  führt,  war  es  möglich,  den  Platz  durch  Ueber- 
schwemmungen  soweit  zu  decken,  dass  der  belagerungsmässige  An- 
griff auf  vier  Stellen  beschränkt  wurde:  Die  Porte  de  Bruges,  die  Porte 
St.  Pierre,  die  Porte  de  l'Empereur  und  die  Porte  d'Anvers.  Demgemäss 
war  die  zusammei>hängende,    altartige    und    an    sich    schwache  Haupt- 


')  Murray  IV.  363,  367,  370,  374. 

^)  Quellen  für  deren  Darstellung:  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII. 
2  a  und  2  d.  —  Murray  IV.  872  bis  387.  —  Coxe,  Meinoirs  II.  582  bis  586.  — 
Schulenburg,  Denkwürdigkeiten  366  bis  368.  —  Theati-um  Europaeum  XVIII.  183. 
—  Quincy  V.  604  xmd  605.  —  Saint-Simou,  Memoires  IV.  275  und  276.  Memoires 
uiilitaires  (Pelet)  VIII.  159  bis  166,  526  und  527,  530  iind  533.  —  Noorden  III.  293. 

')  Auch  Cbauclos,  der  Coramandant  von  Audenarde,  musste  mitwirkeu  und 
von  Sclielderode  nach  Seevergem  eine  Brücke  schlagen  lassen. 

*)  Theatrum  Europaeum  XVIII. 

*j  Siehe  Tafel  VI 


502 

Umfassung  auch  nur  an  diesen  Puncten  durch  Aussenwerke  verstärkt. 
Bei  dem  Umstände,  als  das  ganze  Belagerungs-Materiale  theils  auf  der 
Lys,  theils  auf  der  Scheide  herangebracht  wurde,  entfiel  der  Angriff 
auf  die  Porte  de  Bruges.  Dagegen  beschloss  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h,  gegen 
die  Porte  St.  Pierre  und  d'Anvers  je  einen  ernsten,  gegen  die  Porte 
de  I'Empereur  einen  Scheinangriff  führen  zu  lassen*). 

Die  Werke,  welche  der  gegen  die  Porte  St.  Pierre  gerichtete 
Haupt-Angriff  zu  überwinden  hatte,  waren  nicht  sehr  bedeutend.  Im 
Ganzen  boten  sich  ihm  hier  2V2  Fronten  einer  mittelalterlichen  Stadt- 
Umfassung,  welche  durch  neun,  in  deren  trockenem  Hauptgraben 
angelegte  Aussenwerke,  ein  vorgeschobenes  Hornwerk  —  Fort  de 
Monterey  genannt  —  und  endlich  einen  sich  um  das  Ganze  herum- 
ziehenden, mit  Querwällen  und  Waffenplätzen  verstärkten  gedeckten 
Weg  vertheidigt  wurde.  Die  ausspringenden  Winkel  waren  mit  Kleeblatt- 
Minen  versehen.  Wenn  der  Zustand  der  Befestigungen  wirklich  so 
schlecht  war,  wie  Quincy^)  und  Pelet-Vault")  behaupten,  so  war  er  es 
in  Folge  eines  unverantwortlichen  Leichtsinnes,  denn  seit  nahezu  einem 
halben  Jahre    war  der  Platz  in  französischen  Händen. 

.  Der  Belagerer  beschloss,  den  Angriff  in  dem  Raum  zwischen 
dem  Fort  de  Monterey  und  der  Scheide  vorzutreiben  und  schritt  am 
Abende  des  24.  vor  der  Porte  St.  Pierre  zur  Eröffnung  der  Trancheen. 
Die  Oberleitung  des  ganzen  Angriffes  war  dem  Grafen  Lottum  an- 
vertraut. Als  Ingenieur  en  chef  fungirte,  wie  schon  erwähnt,  du 
Mey.  General-Lieutenant  Baron  Fagel  befehligte  mit  dem  General 
Weck  und  dem  Brigadier  North  die  7  Bataillone  und  1500  Arbeiter*), 
welche  die  Trancheen  zu  eröffnen  hatten.  —  300  Schritte  vom  ge- 
deckten Weg  ward  eine  1000  Schritt  lange  Parallele  gezogen  und  durch 
Communications-Linien  mit  dem  Zeugposten  in  Verbindung  gesetzt. 
Eine  halbe  Stunde  ward  gearbeitet,  ohne  dass  die  Belagerten  es 
wahrnahmen;  dann  aber  begannen  sie  ein  mörderisches  Feuer,  das  sie 
die  ganze  Nacht  unterhielten.  Die  Belagerer  verloren  dabei  72  Mann 
an  Todten  und  Verwundeten,  worunter   10  Officiere. 


')  Nach  Scliulenbur<j,  welclieu  M;irllM)iou(;li  in  sein  Ilaiiptqnartior  berufen  und 
zu  Rathe  gezogen  liatte,  wäre  der  Angriff  auf  die  Citadelle  (Porte  d'Auvers)  der 
leichteste  gewesen.  Der  Ingenieur  en  chef  du  Mey,  welcher  alle  drei  Attaquen  leitete, 
gab  aber  —  wie  Schulenburg  berichtet  —  dem  erstgenannten  den  Vorzug,  aus 
Eigensinn  und  weil  er  persfinlich   ihn  fülirte.  Denkwürdigkeiten  .^67  und  308. 

^j  Histoire  militaire  etc.   V. 

■')  Meinoires  militaires  (Pelet)  VIII.  1.59. 

*)  Nach  Coxe  ,  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase  XTII.  2  d,  gibt  an: 
9   l>;itailloue  en  reserve,  400  Kelter  und   1800  Arbeiter. 


503 

Am  Abende  des  folgenden  Tages  eröffneten  die  Verbündeten  die 
Trancheen  gegen  die  Porte  d'Anvers  sowohl,  als  auch  gegen  die  Porte 
de  l'Empereur. 

Die  Citadelle,  ein  altartiges  bastionirtes  Viereck,  hatte  einen 
nassen  Hauptgraben,  ein  Ravelin  und  zwei  Contregarden,  endlich  einen 
gedeckten  Weg  mit  Waffenplätzen  und  Traversen.  Die  Oberleitung 
des  Angriffes  hatte  hier  der  dänische  General  der  Reiterei,  Herzog 
Alexander  von  Württemberg.  Die  Tranchee  eröffnete  General 
M  u  r  r  a  y  mit  dem  Brigadier  B  u  r  c  k,  S  a  s  v  a  n  B  u  r  e  k  und  C  ö  h  o  r  n 
als  leitenden  Ingenieuren,  4  Bataillonen  und  1400  Schanzgräbern; 
600  Pferde  standen  in  Reserve.  Wiewohl  der  Vertheidiger  von  8  Uhr 
Abends  bis  1  Uhr  nach  Mitternacht  ein  mörderisches  Geschütz-  und 
Kleingewehr-Feuer  unterhielt,  gelang  es  dem  Augreifer  doch,  eine 
700  Schritt  lange  Parallele  und  eine  gute  Communications-Linie  her- 
zustellen, wobei  er  angeblich  nur  10  Mann  an  Todten  und  Verwun- 
deten verloren  haben  soll. 

Gleichzeitig  mit  diesem  Angriffe  erfolgte  die  Eröffnung  der 
Tranchee  vor  der  Porte  de  l'Empereur  durch  den  General-Major 
Hohendorf '),  dem  als  leitender  Ingenieur  du  Beauve  (du  Bauff?)  bei- 
gegeben, mit  4  Bataillonen  und  600  Schanzgräbern.  Wiewohl  das  Erdreich 
hier  nicht  so  günstig  war,  wie  vor  der  Citadelle,  brachte  man  doch  eine 
700   Schritt   lange  Parallele  mit  der  Communications-Linie  zu  Stande. 

Das  Hauptgewicht  legte  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  auf  den  Bau  und  die 
Armirung  von  Wurf-Batterien.  Er  hoffte  durch  Beängstigung  der  zahl- 
reichen Bevölkerung  die  Besatzung  derart  zu  beeinflussen,  dass  die 
langwierige  und  beschwerliche  regelmässige  Belagerung  entfiel.  Zudem 
hatte  die  Stadt  durch  den  früheren  Verrath  jedes  Anrecht  auf 
Schonung  verwirkt.  In  Fortsetzung  der  am  15.  December  eingeleiteten 
Unterhandlungen  war  am  Nachmittage  des  17.  eine  Deputation  des 
Clerus,  des  Magistrats  und  des  Volkes  der  Stadt  vor  Marlb  orough 
erschienen,  ihn  um  Mitleid  und  Schonung  ihrer  Kirchen  und  Häuser 
anzuflehen.  „Da  sie  dieses  Unglück  durch  eigene  Thorheit  oder 
Nachlässigkeit  über  sich  gebracht"  - —  hatte  der  Herzog  erwidert  — 
„so  müssten  sie  entweder  die  Verbündeten  gegen  die  französische 
Besatzung  unterstützen,  oder  aber  gewärtig  sein,  dass  die  Alliirten 
alle  Mittel  anwenden  würden,  sie  zu  ihrer  Pflicht  zurückzuführen." 
Er  forderte  sie  übrigens  auf,  die  spanischen  und  wallonischen  Truppen, 
welche  einen  Theil  der  Besatzung:  bildeten,  zu  bestimmen,  die  fran- 
zösische  Sache  unverzüglich  zu  verlassen  ^). 

')  Theatrum  Europaeum  XVIII.   sagt  :   Brigadier  Evans. 

*)  Marlborough  au  Boyle.  Melle-lez-Gaud,   17.  December  1708.  Murray    IV.  3(;i. 


504 

Bei  der  grossen  Uneinigkeit,  welche  zwischen  der  Bürgerschaft 
und  der  Besatzung  platzgegriffen,  erhoffte  Marlborough  von  einer 
Beschiessiing  die  beste  AVirkung;  sie  konnte  jene  Spaltung  nur  er- 
weitern. Also  betrieb  er  den  Bau  der  Batterien  mit  solchem  Eifer, 
dass  er  hoffen  konnte,  sie  am  30.  feuerbereit  zu  haben. 

Der  Vertheidiger  machte  am  Mittage  des  26.,  begünstigt  durch 
den  starken  Nebel,  mit  10  Grenadier-Compagnien,  300  Dragonern  zu 
Fuss  und  500  Pferden  (in  Summe  etwa  2000  j\Iann)  einen  wüthenden 
Ausfall  gegen  den  auf  die  Porte  de  l'Empereur  gerichteten  Angriff, 
sprengte  das  in  der  Tranchee  stehende  englische  Regiment  North 
(und  Gray?)  und  warf  es.  Da  aber  die  Tranchee- Wache  eben  abgelöst 
werden  sollte,  hatte  der  Belagerer  frische  Truppen  zur  Hand.  Bri- 
gadier Evans  führte  die  Regimenter  Nassau- Woudenbourg  und  Hespe 
vor  und  warf  die  Franzosen  in  den  Platz  zurück.  Der  Verlust  der 
Verbündeten  belief  sich  angeblich  nur  auf  einige  Officiere  und  etwa 
30  Mann.  Evans,  welcher  hiebei  mit  mehreren  Officieren  gefangen 
genommen  worden,  wurde  alsbald  wieder  freigegeben. 

Am  Abende  desselben  Tages  machten  die  Franzosen  noch  einen 
zweiten  Ausfall,  dieses  Mal  von  der  Porte  d'Anvers  aus.  Auch  hier 
kräftig  abgewiesen,  verursachten  sie  dem  Belagerer  doch  einen  Ver- 
lust von  2  Stabs-Officieren  und   100  Mann. 

Da  das  Wetter  die  Belagerungs-Arbeiten  über  alle  Erwartung 
begünstigte,  schritten  sie  trotz  des  lebhaften  und  ununterbrochenen 
Kanonen-,  Mörser-  und  Kleingewehr-Feuers  des  Vertheidigers  rasch 
vorwärts.  So  ward  im  Hauptangriffe  am  rechten  Flügel  der  ersten 
Parallele  eine  12  -  (13-)  Kanonen-Batterie  und  nächst  den  Zickzacks 
zur  zweiten  Parallele  eine  6  -  (4-)  Mörser-Batterie  erbaut.  In  der  Nacht 
zum  27.  wurden  die  Annäherungen  in  allen  drei  Angriffen  bedeutend 
vorgetrieben. 

Am  27.  wurde  im  Hauptangriffe  hinter  der  zweiten  Parallele, 
welche  in  der  Nacht  ausgehoben  worden  war,  eine  17 -Kanonen- 
Batterie  angelegt  und  gleichzeitig  der  Scheinangriff'  durch  eine  Redoute 
an  der  Communications-Linie  verstärkt.  In  der  Attaque  auf  die  Cita- 
delle  mussten  die  Verbindungslinien,  welche  grösstentheils  enfilirt 
waren,  dementsprechend  eingerichtet  werden.  Am  28.  ward  im  Haupt- 
angriffe die  zweite  Parallele  trotz  des  feindlichen  Bombenfeuers  ver- 
vollkommnet, nächst  der  17 -Kanonen-Batterie  eine  für  13  Geschütze 
und  hinter  der  ersten  Parallele  eine  für  4  Mörser  und  2  Haubitzen 
aufgeworfen.  Im  Scheinangriffe  wurde  die  erste  Parallele  durch 
zwei  Redouten  gesichert,  während  in  der  Attaque  auf  die  Citadelle  die 
Parallele  mit  Banketen  versehen  und  mit  Batterien  garnirt  wurde;  eine 


505 

für  zwanzig  24-Pfünder  und  acht  12-Pfimder  in  der  Mitte;  rechts  und 
links  derselben  aber  eine  für  je  4  Mörser  und  4  Haubitzen'). 

Am  29.  erfolgte  die  Armiruug  der  Batterien,  deren  Zahl  im  Haupt- 
angriflfe  an  diesem  Tage  noch  um  eine  Mörser-  und  eine  Haubitz- 
Batterie  vermehrt  wurde.  Im  Ganzen  wurden  hier  für  den  folgenden 
Tag  44  Kanonen,  6  Haubitzen  und  15  Mörser  feuerbereit  gestellt.  Im 
Scheinangriffe  ward  nächst  der  rechten  Kedoute  der  ersten  Parallele 
mit  Zickzacks  ausgebrochen,  die  zweite  Parallele  gezogen  und  in  ihr 
der  Bau  einer  6-Kanonen- und  4 -(3-)  Haubitzen-Batterie  begonnen.  In 
der  Attaque  auf  die  Citadelle  wurden  die  Batterien  gleichfalls  armirt; 
die  Parallele  wurde  nach  links  verlängert  und  von  ihren  Flügeln  mit 
Traversen-Sappen  ausgebrochen. 

Am  Morgen  des  30.  December  sollten  82  Kanonen  und  23  Mörser 
gleichzeitig  zu  spielen  beginnen.  Man  war,  wie  Schulenburg 
berichtet,  „en  train  de  reussir  en  tout'',  als  zu  Marlborough's 
grosser  Ueberraschung  am  Abende  des  29.  ein  Trompeter  L am othe's 
einen  Capitulations-Vorschlag  überbrachte.  Dass  eine  Besatzung  zu 
capituliren  verlangte,  ehe  der  Belagerer  den  gedeckten  Weg  genommen 
—  er  war  noch  50  Schritte  von  den  Palissaden  entfernt  —  war 
unerhört ! 

Lamothe,  der  Besiegte  von  Wynendaele,  hatte  geglaubt,  eine  so 
zahlreiche  Besatzung  nicht  der  Kriegsgefangenschaft  aussetzen  zu 
dürfen.  Er  hatte  einen  Kriegsrath  versammelt,  in  welchem  er  darlegte, 
dass  es  an  Waffen,  Blei  und  Feuersteinen  für  die  Gewehre  fehle,  dass 
der  gedeckte  Weg,  zu  dessen  Angriff  der  Belagerer  sich  anschicke,  nicht 
zu  halten  sei  und  dass  auf  seiner  Vertheidigung  bestehen,  Alles  ver- 
derben heisse.  Seine  Beredtsamkeit  hatte  einen  vollen  Triumph  gefeiert. 
„Alle  Officiere  des  Kriegsrathes  waren  der  gleichen  Ansicht  und  man 
beschloss  einstimmig,  die  Chamade  schlagen  zu  lassen  *).*'  Marlborough 


')  Die  Führiing  der  Ingenieur-Arbeiten  in  diesem  Angriffe  scheint  Marlborongh 
nicht  befriedigt  zu  haben.  Am  28.  sclirieb  er  an  den  Herzog  von  Württemberg: 
„Indess  muss  ich  Euer  Hoheit  gestehen,  ich  bin  sehr  überrascht,  dass  Ihre  Ingenieure 
sich  einbilden,  die  Attaqvie  auf  Ihrer  Seite  solle  keine  ernste  sein.  Ich  bitte  Euere 
Hoheit,  sie  davon  abzuljringen  und  sie  mit  der  ganzen  Beschleunigung  i\\id  mög- 
lichsten Kraft  arbeiten  zu  lassen,  so  wie  bei  einer  ernsten  Attaque,  da  sie  eine  solche 
sein  soll  und    wir  zum  Vergnügen    keine  Zeit  verlieren  dürfen."    Murray  IV.  378- 

^)  Memoires  militaires  (Pelet)  VJII.  135.  —  Den  windigen  Entschuldigungen 
Lamothe's  und  seiner  Partisane,  setzte  Villars  in  seinen  Denkschriften  folgende 
treffende  Bemerkung  entgegen:  „Alle  Kirchen  waren  mit  Blei  gedeckt,  da  gab  es 
noch  lange  Vorrath  zum  Schiessen.  Die  erste  Pflicht  des  Commandanten  ist,  den  ihm 
anvertrauten  Platz  dem  Staate  zu  erhalten;  erfüllt  man  diese  recht  kraftvoll  und 
muthig,    so    ergibt    sich    desto    sicherer  die  Erhaltung  der  Besatziing,    denn  noch  im 


50H 

ging  auf  L  am  o  t  h  es  Vorschlag  sofort  ein.  Gegen  8  Uhr  Abends 
erschien  der  Prinz  von  Isenghien,  um  die  Uebergabe  Gents  gegen 
freien  Abzug  in  vier  Tagen  anzubieten,  wenn  bis  dahin  kein  Entsatz 
anlangen  würde.  Marlborough,  welcher  alle  Vorsichtsmassregeln 
ergriffen  hatte,  um  gegen  Ueberraschungen  sicher  zu  sein  '),  nahm 
L  a  m  o  t  h  e's  Hauptbediugung  ruhig  an. 

Seine  Auffassung,  dass  ein  Entsatz  Gents  innerhalb  dieser  Zeit 
nicht  zu  befürchten  sei,  war  in  der  allgemeinen  Lage  vollkommen 
begründet.  Saint-Fremont,  welcher  nach  der  Abreise  der  Prinzen 
und  V  e  n  d  6  m  e's  an  der  französischen  Grenze  zurückgeblieben,  ver- 
kannte zwar  nicht,  wie  wichtig  es  wäre,  Gent  zu  behaupten ;  er  hatte 
aber  kein  Heer,  es  zu  entsetzen.  Zu  spät  erkannte  der  Hof  als  Fehler, 
dass  er  die  eigene  Armee  früher  als  die  feindliche  habe  auseinander- 
gehen lassen.  Er  versuchte  indess,  ihn  gut  zu  machen.  Puiguion 
ward  angewiesen,  nach  Brügge  zu  eilen,  dort  nur  jene  14  Bataillone 
und  9  Escadronen  zurückzulassen,  welche  Grimaldi  als  für  die 
Vertheidigung  dieses  Platzes  erforderlich  bezeichnet  hatte,  den  Rest 
aber  nach  der  französischen  Grenze  zu  senden.  Bo  uff lers,  der  glor- 
reiche Vertheidiger  Lille's,  ward  als  Oberbefehlshaber  nach  Flandern 
gesandt.  Er  traf,  Paris  am  27.  verlassend,  am  28.  zu  Douai  ein. 
Folgenden  Tages  schon,  erstattete  er  dem  Könige  einen  Bericht  über 
die  Sachlage  und  die  zu  treffenden  Massnahmen.  Als  das  wirksamste 
Mittel,  die  Verbündeten  zur  Aufhebung  der  Belagerung  Gents  zu 
zwingen,  erachtete  Bouffiers  eine  Diversion  gegen  Lille.  An  eine 
Belagerung  dieses  Platzes  sei  zwar  nicht  zu  denken,  indess  müsste 
eine  solche  Demonstration  die  Verbündeten  stark  beunruhigen.  Nichts 
aber  wäre  schlimmer,  als  in  der  augenblicklichen  Lage  gar  nichts  zu 
thun.  Die  Diversion  gegen  Lille  ermögliche  sodann,  gegen  Gent  zu 
marschiren,  eine  Bewegung,  welche  vielleicht  die  Feinde  im  Schach 
halten  und  sie  hindern  könnte,  die  Belagerung  fortzusetzen.  Und  wenn 
es  nur  wäre,  L  a  m  o  t  h  e  zu  einer  ehrenvollen  Capitulation  zu  ver- 
helfen, so  erheische  die  Ehre  der  königlichen  Waffen  und  die  der 
Nation,  dass  die  Armee  erscheine  und  sich  zeige.  B  e  r  n  i  e  r  e  s  sei  im 
Stande,  für  86  Bataillone  und  135  Escadronen  Brod,  Hafer  und  Heu 
zu  liefern.    Es    sei    unerlässlich,    im  Falle    man  die  Armee  versammle, 


letzten  Augenblicke  gestattet  der  Angreifer  lieber  freien  Abzug,  als  er  den  Sturm 
gegen  verzweifelte  Truppen  wagt.  Chaiuilly,  Asfeld  und  jüngst  Bouffiers  haben  den 
Beweis  geliefert,  dass.  je  ruhmwürdiger  die  Vertheidigung  war,  desto  ehrenvoller  die 
Capitulation  wird." 

'j  Marlborough  au  Croustrom  und  au  Boyle.    Meirelbeke,  30.  December  1708. 
Murrav   IV.  382. 


507 

sie  so  lange  vereint  zu  lassen,  bis  die  Verbündeten  ihre  Winterquar- 
tiere bezögen.  Da,  abgesehen  von  anderen  dringenden  Erfordernissen, 
der  grösste  Theil  der  Soldaten  augenblicklich  ohne  Schuhe,  der  grösste 
Theil  der  Pferde  ohne  Beschlag  sei,  einem  namhaften  Theil  der  Truppen 
sogar  die  Waffen  fehlen,  müssten  unverzüglich  400.006  Livres  zuge- 
sandt werden,  um  die  Rückstände  und  die  laufenden  Bedürfnisse  zu 
decken.  Anderen  Falls  wäre  es  eine  Unklugheit,  eine  Armee  zu  con- 
centriren,  welche  wegen  mangelnder  Bezahlung  ausser  Rand  imd  Band 
geriethe  und  auseinander  liefe.  „Welchen  Entschluss  Eure  Majestät 
auch  fassen,"  schloss  Bouffiers,  „es  ist  nothwendig,  dass  er  rasch 
gefasst  werde." 

Der  König  genehmigte  den  Entwurf  des  Marschalls  und  erlaubte 
ihm,  86  Bataillone  und  130  Escadronen  zu  versammeln  '). 

Bouffiers  traf  Anordnungen,  die  Truppen  zusammenzuziehen 
—  es  war  Alles  zu  spät,  Gent  zu  retten.  Am  30.  December  unter- 
zeichneten Marlborough,  die  Generalstaaten -Deputirten  und  Graf 
Lamothe  die  Capitulation  des  Platzes.  Sie  setzte  unter  Anderem 
fest,  dass  am  31.,  wenn  die  Stadt  nicht  entsetzt  würde,  den  Verbün- 
deten das  angegriffene  Thor  und  gleichzeitig  das  geheime  Pförtchen 
der  Citadelle  ausgeliefert  werde;  dass  die  ganze  Besatzung  und  im 
Allgemeinen  alle  im  Dienste  der  beiden  Kronen  stehenden  Personen 
ohne  Ausnahme  am  2.  Jänner  1709  die  Stadt  verlassen,  um  nach 
Tournay  zu  ziehen.  Dabei  wurden  der  Besatzung  alle  Kriegsehren, 
wie  der  Besatzung  von  Lille,  zugestanden^).  Schon  am  31.  besetzten 
die  Verbündeten  die  Porte  St.  Pierre  und  d'Anvers  und  noch  an 
demselben  Tage  richtete  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  an  G  r  i  m  a  1  d  i,  den  Comman- 
danten  von  Brügge,  die  Aufforderung,  unter  den  gleichen  Bedingungen 
wie  Lamothe  zu  capitulireu,  widrigenfalls  er  das  Loos  über  sich 
ergehen  lassen  müsse,  welches  das  Kriegsgeschick  über  ihn  verhänge. 
Ein  ähnliches  Schreiben  erging   an  den  Magistrat  der  Stadt. 

Die  Besatzung  von  Gent,  aus  35  Bataillonen  und  19  Escadronen 
bestehend,  zog  am  2.  Jänner  mit  den  üblichen  Kriegsehren  durch 
das  Thor  von  Audenarde  (auch  Porte  de  Bruxelles)  gegen  Tournay 
ab.  31  Bataillone  und  ebensoviele  Schwadronen  der  Verbündeten 
bildeten  in  voller  Parade  Spalier.  Marlborough  und  Eugen,  von 
einem  glänzenden  Stabe  umgeben,  standen  an  der  Spitze.  General- 
Lieutenant  Graf  Lamothe  eröffnete  mit  seiner  zahlreichen  Generalität 


*)  Memoires  militaires  (Pelet)  VJII.   160  bis  165. 

^)  Diese    Capitulation    trug    Lamothe    die    Verbannung    nach  Fayet  bei  Coni- 
piegne  ein.   Saint-Simon,  Memoires  IV.  276. 


508 

und  der  Cavallerie  den  Zug,  der  von  9  Uhr  Morgens  bis  7  Uhr  Abends 
währte.  Alles  war  erstaunt  über  das  vortreffliche  Aussehen  der  fran- 
zösischen Truppen,  welche  den  wichtigen  Platz  in  der  ungünstigsten 
Jahreszeit  den  Verbündeten  so  leichten  Kaufes  überlassen  hatten. 

Der  Abzug  der  Franzosen  wurde  durch  die  bei  ihnen  herr- 
schende Unordnung  und  Verwirrung  derart  verzögert,  dass  sie,  statt 
am  2.  Gavere  zu  erreichen,  nahe  dem  Lager  der  Verbündeten  nächtigen 
mussteu.  Sie  sollen  in  Folge  dessen  2000  bis  3000  Mann  an  Deser- 
teuren verloren  haben. 

Marlborough  und  Eugen  nahmen  am  2.  ihr  Quartier  zu 
Gent.  Am  folgenden  Tage  sollte  der  Herzog  von  Württemberg 
mit  20  Bataillonen  und  "ebensoviel  Schwadronen  gegen  Brügge  raar- 
schiren,  um  diese  Stadt  einzuscbliessen,  —  als  am  Spätabendo  des  2. 
eine  Deputation  des  Käthes  dem  Herzoge  die  erfreuliche  Nachricht 
brachte,  dass  die  Stadt  in  der  Nacht  zum  2.  Jänner  vom  Feinde 
geräumt  worden  war.  —  Gleichzeitig  liefen  Meldungen  ein,  dass  die 
französischen  Truppen  Plasschendaele,  Leffinghe  und  den  Polder  von 
Zandvoorde,  nach  Schleifung  der  Befestigungen,  geräumt  hätten  und 
eiligst  auf  Nieuport  und  Furnes  gewichen  wären. 

So  waren  Gent  und  Brügge,  für  deren  Erhaltung  die  Franzosen 
den  ganzen  Feldzug  hindurch  die  grössten  Opfer  gebracht,  binnen 
8  Tagen  gefallen.  Die  Wegnahme  der  flandrischen  Hauptstadt  hatte 
den  Verbündeten  an  Todten  und  Verwundeten  nicht  mehr  als  582  Mann 
gekostet '). 

Am  Morgen  des  3.  besichtigten  Prinz  Eugen  und  der  Herzog 
von  Marlborough  die  Werke  von  Gent,  welche  sie  in  so  gutem 
Stande  fanden,  dass  sie  weit  mehr  Mühe  und  Opfer  hätten  kosten 
mögen*).  Als  sie  zurückkehrten,  erwartete  sie  vor  dem  St.  Lievin- 
Thor  der  Magistrat  und  überreichte  auf  silberner  Schüssel  die  Schlüssel 
der  Stadt.  Beim  Betreten  der  letzteren  gaben  die  Geschütze  eine  drei- 
fache Salve.  Die  Bürgerschaft  in  Waffen  bildete  bis  zum  Stadthause, 
wo  ein  prunkvolles  Festmahl  bereitet  war,  Spalier.  Am  Abende  war 
der  Thurm  des  Rathhauses  illuminirt  und  alle  Stände  wetteiferten 
durch  laute  Freudenbezeugungen  über  die  Wiederkehr  der  habsburgi- 
schen  Herrschaft,  ihren  früheren  Abfall  vergessen  zu  machen  ^). 

Am  4.  Jänner  begab  sich  Marlborough  nach  Brüssel,  wohin 
Prinz  Eugen  bereits  vorausgegangen  war.  Beide  wollten  zusammen 
nach  dem  Haag,  um  mit  den  Generalstaaten  zu  conferiren. 

'j  Kriegs-A.,  Nierltülaiido   J708;   Fase.   XIII.  ^d. 

*)  Marlborough  an  Boyle.  Gent,  3.  Jänner  1709.  Murray   IW   ;]8'.l. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;    Fase.  XIII.    2d.    —    Coxe,  Meiuoir.s    II.    580. 


509 

Der  Tagesbefehl  abei*  brachte  die  Anurdnungen  zum  Bezüge  der 
so  wohlverdienten  Winterquartiere  *). 

Bouffiers  hielt  nach  dem  Falle  von  Gent  und  Brügge  die 
Versammlung  der  Armee  für  um  so  unerlässlicher.  Er  sehlug  vor, 
sie  nächst  La  Bassee  Stellung  nehmen  zu  lassen,  als  dem  geeig- 
netsten Puncte  das  Artois  und  die  Picardie  zu  decken,  mit  Douai, 
Nieuport  und  Dünldrchen  in  Verbindung  zu  bleiben  und  allenfalls  zur 
Belagerung  Lille's  zu  schreiten.  Das  Gerücht,  die  Verbündeten  wollten 
sich  nicht  früher  auflösen,  bevor  sie  nicht  noch  Mons  genommen,  und 
die  Befürchtung  eines  feindlichen  Anschlages  von  der  Seeseite  her, 
insbesondere  auf  Furnes,  bestärkten  Bouffiers  in  seiner  Wahl.  Der 
König  genehmigte  sie  und  erlaubte  ihm  übrigens  die  Stellung  zu 
beziehen,  welche  er  für  die  geeignetste  hielte. 

Die  strenge  Kälte,  welche  am  5.  Jänner  eintrat,  und  die  Nach- 
richten von  dem  Abrücken  der  Coalitions-Truppen  in  die  Winter- 
quartiere, machten  allen  Concentrirungs-Plänen  der  Franzosen  ein  Ende-)- 


Der  Feldzug  1708  in  den  Niederlanden  ist  unzweifelhaft  einer 
der  denkwürdigsten  des  spanischen  Successions  -  Krieges  und  des 
18.  Jahrhunderts. 

Die  Aufgabe,  Frankreich  auf  dem  Hauptkriegsschauplatze  nieder- 
zuwerfen, schien  zu  Anfang  wenigstens  mit  unbesiegbaren  Schwierig- 
keiten verbunden.  Galt  es  doch  einen  Feind  zu  schlagen,  der  über 
einheitliche  und  von  Anbeginn  numerisch  bedeutend  überlegene  Streit- 
kräfte verfügte,  der  vortrefflich  basirt  und  frühzeitiger  operations- 
bereit war,  und.  Dank  der  Ausbeutungssucht  holländischer  Landes- 
Verwesung,  in  Brabant  und  Flandern  auf  die  werkthätige  Sympathie 
der  Bevölkerung  zählen  konnte. 

Diesen  Schwierigkeiten  gesellten  sich  niclit  zu  unterschätzende, 
aus  der  Natur  des  Coalitions-Krieges  und  der  Schwerfälligkeit  der 
militärischen  Maschinerie  des  Grossen  Bundes  ei'wachsende.  Dass  es 
insbesondere  nicht  gelang,  die  Mosel-Armee  der  Vereinbarung  gemäss 
in  Thätigkeit  zu  bringen,  hatte  jene  der  Seemächte  einer  schrecklichen 
Gefahr  ausgesetzt.  Die  Schwierigkeit,  die  dem  Oberbefehle  nicht 
unbedingt,  sondern  nur  im  Rahmen  engbrüstiger  Conventionen  bot- 
mässigen  Contingente  überhaupt  zur  Wirkung  zu  bringen,  die  ängst- 
liche Vorsicht   der  Feld-Deputirten   Hollands,   endlich  die  drückende, 


*)  Siehe  den  Anhano:. 

2)  Memoires  niilitaires  (Peletj   VIII.    167  imd   WS. 


510 

jedes  geniale  Wagniss  ausschliessende  Verantwortlichkeit,  waren  einer 
freien  Entfaltung    des    feldherrlichen    Geistes    nicht    wenig    hinderlich. 

Indess  erwuchs  den  beiden  Haupt- Heerführern  der  Grossen 
Allianz  dort  ein  hülfreicher  Bundesgenosse,  wo  sie  ihn  am  wenigsten 
suchen  konnten,  im  feindlichen  Lager.  Mit  Recht  führt  eine  franzö- 
sische Feder  aus,  dass  Frankreich  nicht  weniger  durch  sich  selbst? 
als  durch  die  Helden,  welche  es  zu  bekämpfen  hatte,  gedemüthigt 
wurde.  In  der  That  mussten  die  Vermessenheit,  den  Gang  der 
Operationen  von  Versailles  aus  beherrschen  zu  wollen,  die  aller 
Staats-  und  Kriegs  -  Raison  widersprechende  Zusammensetzung  des 
grossen  Hauptquartiers  und  die  Aufstellung  eines  Collectiv-Oberbefehls 
mit  unklaren  Machtsphären  naturnothwendig  dazu  führen,  dass  die 
günstigen  Augenblicke  zum  Handeln  entschlüpften,  Uneinigkeit  und 
Unentschlossenheit  vorherrschten  und  jene  höhere  Disciplin  im  Befehls- 
Apparat  untergraben  wurde,  deren  kein  Heer  entrathen  kann. 

Dass  es  nichtsdestoweniger  des  ganzen  Einsatzes  der  vereinigten 
Talente  Eugen's  und  Marlborough's  bedurfte,  um  zu  erringen, 
was  errungen  wurde,  ist  der  überzeugendste  Beleg  für  die  Kraft 
und  Grösse  des  Widerstandes,  deren  Frankreich  noch  immer  fähig 
gewesen  wäre. 

Das  Handeln  der  beiden  Helden  in  diesem  Feldzuge,  zumeist 
einen  grellen  Gegensatz  zu  dem  ihrer  Feinde  bildend,  ist  im  höchsten 
Grade  lehrreich  und  anziehend.  M  a  r  l  b  o  r  o  u  g  h  unaufhörlich  bemüht, 
die  Verhältnisse  zu  durchdringen,  entwickelt,  wie  in  früheren  Jahren, 
ein  ausgezeichnetes  Urtheilsvermögen.  Alle  Schwierigkeiten  und 
Gefahren  in  der  umfassendsten  Weise  überblickend,  bethätigt  er  eine 
sich  allezeit  gleichbleibende  Vorsicht.  Sein  grosses  Talent  für  scharf- 
sinnige Combinationen  hält  gleichen  Schritt  mit  der  Fähigkeit,  die 
Ausführung  den  Verhältnissen  anzupassen.  Meister  in  der  Kunst  der 
Vorbereitung  von  langer  Hand,  zeichnet  er  sich  in  der  Durchführung 
durch  eine  echt  angelsächsische  Kühnheit  aus. 

Prinz  Eugen  erregt  unsere  Bewunderung  vor  Allem  durch 
seine  unvergleichliche  Kraft  zu  Wollen,  zu  Handeln;  unerschütterhch 
muthig  und  besonnen  unter  den  schwierigsten  Verhältnissen,  erscheint 
er  vermöge  seiner  Geisteskraft,  seines  raschen  und  sicheren  Ueber- 
blickes,  seines  erfinderischen  Sinnes  und  seiner  Fähigkeit,  spielender 
Leichtigkeit  des  Entschlusses,  als  ein  Feldherr,  der  jedem  Unternehmen 
gewachsen. 

Beide  Helden  bethätigen  ein  eisernes  Festhalten  an  dem  Zwecke, 
eine  gänzliche  Concentrirung  aller  Kräfte  auf  das  in's  Auge  gefasste 
Ziel    und    in    unermüdlicher,    mit  jeder    Minute    geizender  Thätigkeit, 


511 

eine  wahrhaft  grossartige  Auffassung  des  kriegerischen  Geschäftes, 
Der  Marsch  der  Mosel-Armee  nach  Brabant,  der  Schlag  von  Aude- 
narde,  die  wiederholten  Einbrüche  in  das  nördliche  Frankreich,  die 
Belagerung  von  Lille,  die  Vorsorgen  für  den  Unterhalt,  der  Succurs 
von  Brüssel,  endlich  die  Wiedereroberung  von  Gent  und  Brügge, 
mitten  im  Winter,  repräsentiren  eine  erstaunliche  Arbeitsleistung. 

Wie  gross  die  Thaten  dieses  schrecklichen  Feldzuges,  von  dem 
Eugen  selbst  sagte,  dass  nichts  erlebt  habe,  wer  ihn  nicht  erlebt, 
dem  Auge  der  Nachwelt  erscheinen,  nicht  einzig  stehen  sie  da  in 
den  Jahrbüchern  der  Geschichte.  Einzig  aber  ist  das  Beispiel  und 
die  Thatsache,  dass  zwei  Feldherren,  zu  denen  eine  Welt  empor- 
schaut, erhaben  über  alle  Schwächen  persönlichen  Ehrgeizes  den  Nutzen 
der  Sache  so  ausschliesslich  im  Auge  halten,  dass  ihre  gemeinsamen 
Thaten  wie  das  Product  Eines  Geistes  und  Eines  Willens  sich  offenbaren. 


Ergebnisse  und  Ausblicke. 

Um  ein  Gewaltiges  hatte  sich  in  nun  achtjährigem,  blutigem 
Kampfe  die  Coalition  ihrem  Ziele  genähert,  aber  Grosses  hatte  sie 
noch  zu  vollbringen. 

Aus  kühnem  Angriffe  war  das  Haus  Bourbon  in  zage  Ver- 
theidigung  zurückgeworfen  und  in  dieser  schwer  geschädigt  worden,  noch 
immer  aber  war  es  im  Besitze  einer  grossartigen  Stellung.  An  Frank- 
reichs Nordfront  hatte  erst  ein  schmaler  Grenzstreifen  die  Schrecken 
des  Krieges  erduldet.  Die  Ostfront  war  nicht  nur  unversehrt  geblieben, 
ihre  Grenzsteine  waren  auf  Nachbarskosten  hinausgerückt  worden. 
Spanien  gehorchte,  in  seinem  ganzen  Umfange  fast,  bourbonischem 
Machtgebot.  Zur  See  hatte  der  Grosse  Bund  sich  allerdings  vereinzelter 
Vortheile  erfreut,  doch  war  nicht  eine  Colonie  bourbonischen  Händen 
entrissen  worden.  Der  Summe  dessen  entgegengehalten,  was  L  u  d  w  i  g  XIV. 
seit  dem  pyrenäischen  Frieden  seinem  Hause  gewonnen,  mochte  die 
erlittene  Einbusse  geringfügig  erscheinen. 

Solch  grossartiger  Besitzstand  entsprach  aber  schon  längst  nicht 
mehr  der  lebendigen,  der  erhaltenden  Kraft  des  Hauses  Bourbon. 
Indess  dem  Grossen  Bunde  noch  unermessliche  Mittel  zu  Gebote  standen, 
war  Frankreich  am  Rande  vollständiger  Erschöpfung  angelangt  und 
waren  Minister,  wie  Höflinge,  endlich  ausser  Stande,  Ludwig  XIV.  das 
grenzenlose  Elend  seines  Volkes  noch  länger  zu  verhehlen.  Der  greise 
König  selbst  war  durch  das  Scheitern  der  schottischen  Expedition, 
die  entscheidende  Niederlage  K  ü  k  o  c  z  i's,  die  Ergebnisslosigkeit  der 
Sendung  Tesscs  und  die  Beugung  des  Papstes  schwer  getroffen 
worden.  Je  gewaltiger  die  Anstrengungen  gewesen,  die  er  dem  nieder- 
ländischen Feldzuge  zugewendet,  desto  schmerzlicher  hatte  er  und  sein 
Hof  die  Demüthigungcn  empfunden,  welche  die  letzte  Ilandrische  Cam- 
pagne  ihm  gebracht.  Noch  trostloser  war  der  Blick  in  die  Zukunft. 
Die  Truppen,  oit  lange  Zeit  ohne  Sold  und  kümmerlichst  verpflegt,  trotz 


513 

Ueberzalil  und  Ta})ferkeit  immer  besiegt,  darol)  von  schuldigen  oder 
unfähigen  Führern  noch  verleumdet  und  geschmäht,  waren  verdrossen 
und  entmuthigt,  die  Officiere  widerwillig,  die  Generale  unentschlossen 
und  Niemand  vorhanden ,  der  es  gewagt  hätte ,  auf  eigene  Verant- 
wortung zu  handeln.  Die  schreckliche  Verarmung  des  französischen 
Volkes,  im  Vorjahre  schon  ein  Hauptmotiv  der  Friedens-Anerbictungen, 
hatte  unter  dem  Drucke  rücksichtsloser  und  grausamer  Besteuerung 
Dimensionen  angenommen,  die  aller  Beschreibung  spotteten.  „Niemand 
vermochte  mehr  seinen  Zahlungsverpflichtungen  nachzukommen", 
berichtet  Saint-Simon.  „Treue  und  Glauben  waren  aus  dem  Ge- 
schäftsverkehre völlig  verschwunden.  Der  König  selbst  hatte  keine 
anderen  Mittel  mehr,  als  den  Schrecken  und  den  Gebrauch  einer 
grenzenlosen  Macht.  Wie  unbeschränkt  diese  auch  war,  auch  sie 
versagte  wegen  Mangels  an  einem  Gegenstande,  auf  den  sie  hätte 
gerichtet,  an  dem  sie  hätte  bethätigt  werden  können." 

Unter  diesen  Umständen,  da  Alles  an  der  Möglichkeit,  den  Kampf 
fortzusetzen,  verzweifelte,  und  der  Friede,  der  am  raschesten  geschlossen 
werden  konnte,  der  Friede  um  jeden  Preis,  als  das  einzige  Rettungs- 
mittel erschien,  entschloss  sich  Ludwig  XIV.  von  Neuem,  den  Weg 
der  Verhandlungen  zu  betreten.  Der  König,  der  bisher  nur  allen 
Mächten  Gesetze  vorgeschrieben,  erbot  sich,  nicht  nur  den  Holländern 
Handelsvortheile  und  die  zu  ihrer  Sicherheit  verlangte  Barriere  anzu- 
bieten, sondern  auch  Spanien,  Mailand,  die  Niederlande  und  beide 
Indien  aufzugeben. 

Aber  selbst  solches,  alle  Erwartung  übertreffendes  Angebot  sollte 
keine  Annahme  finden.  Wie  bedenklich  in  jedem  Gesellschafter  des 
„Grossen  Bundes"  das  Verlangen  vorherrschte,  sein  Sonderinteresse 
über  das  der  Allgemeinheit  zu  stellen;  wie  laut  die  Klagen  abge- 
spannter, ermatteter  Theilnehmer  ertönten;  wie  tief  die  Spalten  und 
Risse  auch  waren,  welche  den  stolzen  Bau  der  ,, Grossen  Allianz" 
zerklüfteten  —  Eugen  und  Marlborough,  durch  den  Glanz  ihrer 
Siege  auch  bei  den  Generalstaaten  von  überwiegendem  Ansehen, 
standen  fest  zusammen  in  dem  Einen  Gedanken,  kräftigster  Fortsetzung 
des  Kampfes  und  „Si  vis  pacem,  para  bellum"  ward  in  höherem 
Grade,  als  je  zuvor,  der  leitende  Wahlspruch  der  Coalition. 

Schon  war  die  Erwartung  in  Erfüllung  gegangen,  dass  das  neu- 
gewählte Parlament  von  Grossbritannien  für  die  Fortsetzung  des  Krieges 
das  Beste  hoffen  lasse.  Nachdem  das  Oberhaus  abermals  ausgesprochen, 
wie  es  immer  mehr  und  mehr  überzeugt,  dass  kein  sicherer  und  ehr- 
licher Friede  sein  könne,  bis  nicht  die  spanische  Monarchie  dem  Hause 
Oesterreich  wieder  abgetreten,  hatte  das  Unterhaus  für  1709  die  bisher 

Feldziige  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  33 


514 

unerreichte  Summe  von  sieben  Millionen  Pfund  Sterling;  hewillig;t, 
auf  dass  Grossbritanniens  Streitmacht  in  Flandern  auf  60.000  Mann 
gebracht  werde. 

Kaum  minderer  Kriegslust  hatte  im  Ausblicke  auf  erweiterte 
Barriere  der  Voranschlag  des  holländischen  Kriegsstaates  für  1709 
Ausdruck  gegeben.  Hatte  sich  für  nachdrückliche  Fortsetzung  des 
Kampfes  überhaupt  ein  grösserer  Eifer,  als  im  Vorjahre,  in  den 
Provinzen  zu  erkennen  gegeben,  so  war  die  wichtigste,  Holland,  im 
December  schon  mit  der  Bewilligung  schwerer  Auflage,  des  doppelten 
hundertsten  Pfennigs  von  allem  liegenden  Gut,  vorangegangen.  Den 
Krieg  im  nächsten  Feldzuge  auf  französisches  Gebiet  tragen  zu  können, 
erklärten  sich  die  Generalstaaten  bald  nach  Jahreswende  zur  höchsten 
Kraftanstrengung  bereit. 

Die  Notificirung  dieser  seemächtlichen  Entschlüsse  fiel  am  Wiener 
Hofe  auf  einen  empfänglichen  Boden.  Zwar  waren  Geld  imd  Recruten 
seit  Jahresfrist  noch  knapper  geworden,  aber  erwärmt  und  belebt  von 
der  Sonne  des  Erfolges,  sah  man  der  Zukunft  guten  Muthes  ent- 
gegen. Die  kriegerischen  Erfolge  der  Coalition,  die  Austragung  des 
Streites  mit  dem  Papste,  der  Niedergang  der  ungarischen  Empörung 
erlaubte  an  die  Fortsetzung  des  Kampfes  gegen  Frankreich  umso 
höher  gespannte  Erwartungen  zu  knüpfen,  als  die  Gefahr  einer  Störung 
von  Aussen  seit  Jahresfrist  in  immer  weitere  Ferne  entrückt  war. 
Hatte  doch  das  Siegesjahr  1708  der  Pforte  alle  Lust  verleidet,  zu 
kriegerischem  Schlage  auszuholen  ;  das  Gewitter  des  nordischen  Krieges 
aber  sich  soweit  nach  Ost  gezogen,  dass  kaum  noch  die  Reflexe  seiner 
Blitze  den  Horizont  von  Mittel-Europa  umleuchteten. 

Ob  Ludwig  XIV.  Friedensangebot  auf  Täuschung  des  Bundes 
und  des  eigenen  Volkes  abzielte,  wie  eine  Minderheit  muthmasste,  oder 
aufrichtig  gemeint  und  dann  nur  das  Widerspiel  der  Schwäche  und 
Bestürzung  des  Versailler  Hofes  war,  wie  eine  Mehrheit  behauptete, 
lief  im  Grunde  genommen  auf  Eines  hinaus.  Jenes  Angebot  musste 
Frankreichs  Feinde  noch  trotziger,  noch  verlangender  machen.  — 
Beide  Theile  bereiteten  sich  zu  ei-neutem,  wie  beide  hofften,  letztem, 
wie  beide  befürchteten,  blutigstem   Waffengange  vor. 


-ooo^cx:»«- 


A  n  li  a  11  g'. 


')  Die    im    Aiiliauo;e    vorkommeiulen    Namen    sind    In    das    „Nanion  -  Rporister" 
nicht  aufgenommen. 

33* 


I 


517 


Verzeichniss 

der  kaiserlichen   Fus.s-    und    Roiter-Kcigimenter. 

Der   Stand  vom   Jahre    1708. 

A.   I  n  f  a  n  t  e  r  i  e. 


Errichtet 

oder  in 
kaiserl. 
Dienst 

Namen  der  Regimenter,  respective 
Inhaber 

Anmerkung 

getreten 

169(3 

Deutschmeister,   Franz   Ludwig   Ffalzgraf 

bei  Rhein,  Herzog  von  Neuburg,   Obrist. 

Jetzt  I.-R.  Nr 

4. 

1691 

Neipperg,  Eberhard  Friedrich  von,  FZM. 

Jetzt  I.-R.   Nr. 

7. 

1647 

Palffy,  Nicolaus  Graf,  Feldmarschall. 

Jetzt  I.-R.  Nr 

8. 

1629 

Hassliugen,  Tobias  Freiherr,  FZM. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

11. 

1702 

D'Aruan,  Dusaix,    Hubert  Dominik  Freiherr, 

FML. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

12. 

1618 

Starhemberg,  Guido  Graf,  Feldmarschall. 

1809    als    I.-R.     Nr.     13   | 

aufgelöst. 

1701 

Osnabrück,  KSrI  Herzog  zu  Lothringen  und 

Bar,  Bischof  zu. 

Jetzt  I.-R.   Nr. 

15. 

1703 

Virmond,  Damian  Hugo  Graf,  FML. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

16. 

1674 

Württemberg,  Alexander  Prinz,  FZM. 

Jetzt  I.-R.   Nr. 

17. 

1682 

Hein  dl,  Johann  Franz  Graf  Sonnberg,  Frei- 

herr von,  GWM. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

18. 

1681 

Thüngen,  Hans  Karl  Freiherr,  Feldmarschall. 

Jetzt  I.-R.   Nr. 

20. 

1672 

Baden-Baden,     Ludwig    Georg     Markgraf, 

1809    als    I.-R.    Nr.    23   | 

Obrist. 

aufgelöst. 

1662 

Starhemberg,  Maximilian  Adam  Graf,  FML. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

24. 

1672 

Bagni,  Scipio  Graf,  FZM. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

25. 

1682 

Zum  Jungen,  Johann  Hieronymus,  Freiherr 

von  und,  FML. 

Jetzt  I.-R.   Nr. 

27. 

1698 

Thürheim    (Thierheimb),     Franz     Sebastian 

Graf,  FZM. 

Jetzt  I.-R.   Nr. 

28. 

1704 

De  Wendt,  Johann  Adam  Freiherr,  GWM. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

29. 

1683 

G  seh  wind,  Freiherr   von  Pöckstein,    Johann 

Martin,  Feldraarschall, 

Jetzt  I.-R.   Nr. 

35. 

1683 

Regal,  Maximilian  Ludwig  Graf,  FML. 

Jetzt  I.-R.  Nr. 

86. 

518 


ErrU-lilet 
oder  in 
kaiserl. 
Dienst 
getreten 


Namen  der  Kegimenter,  respective 
Inhalier 


Auniorkinisr 


1701  Bayreuth    (Brandenburg),    Georg    Wilhelm 

Prinz,  G.  d.  C. 
1G85        Wetzel,  Johann  Adam  Freiherr,  FZM. 
168"2        Salm,  Karl  Tlieodor  Ottn  Fürst,  Feldmarschall. 

I(j82       Harr  ach,  Josef  Graf,  FML. 

1642       Herberstein,  Leopold  Graf,  Feldmarsehall. 

1702  Gyulai,   Franz  Graf,  Olirist. 

1G61       Krieclibaum,  Georg  Friedrich  Freiherr,  FML. 

1684  Dann,  Wirich  Philipp  Lorenz  Graf,  Feld- 
marschall. 

1689  Sickiugen,  Johann  Damian  Philipp  Frei- 
herr, FML. 

1682  Tollet,  Jörger  zu,  Anton  Aegid  Freiherr, 
GWM. 

1682       Heister,  Sigbert  Graf,  Feldmarschall. 

1684        N ehern,  Dietrich  Heinrich  Freiherr,  FZM. 

I(i94    '  Reventlau,  Christian  Detlef  Graf,  FZM. 

1633       Guttenstein,  Wenzel  Hroznata  Graf,   FZM. 

1693  Löffelholz-Colberg,  Georg  Wilhelm  Frei- 
herr, FML. 

1701       Königsegg,  Lothar  Josef  Graf,  FML. 

1682       Wallis,  Georg  Olivier  Graf,  GWM. 


Jetzt  l.-K.  Nr.  41. 
Jetzt  I.-R.  Nr.  42. 
1809    als    I.-R.    Nr. 

aufgelöst. 
Jetzt  I.-R.   Nr.  47. 
1809     als     l.-R.     Nr 

aufgelöst. 
Jetzt  I.-R.   Nr.  51. 
Jetzt  l.-K.  Nr.  54. 

Jetzt  I.-K.   Nr.  56. 

Jetzt  l.-R.  Nr.  57. 

Jetzt  I.-R.  Nr.  59. 
1748  aufgelöst. 
1725  aufgelöst. 

1747  aufgelöst. 

1748  aufgelöst. 

1741  aufgelöst. 
1720  aufgelöst. 
l748  aufgelöst. 


45 


50 


B.   C  a  V  a  11  e  r  i  e. 
1 .   Cürassiere. 


1672 

1672 
1701 

1663 
1618 
1682 
1674 

1682 
1682 
1690 


Hannover  (Braunschweig-Lüneburg)  ,  Max 
Wilhelm  Prinz,  Feldmarschall. 

Uhlefeld,  Leo  Graf,  Feldmarschall. 

Hessen-Darmstadt,  Phili]i]p  Prinz,  Feld- 
marschall. 

La  Tour  und  Taxis,  Amarold  Graf,  G.  d.  C. 

Brenner,  Ferdinand  Graf,  GWM. 

Gronsfeld,  Franz  Graf,  Feldmarschall. 

Pfalz- Ne)i bürg,  Karl  Pliilip]i  Herzog,  Feld- 
marschall. 

Roccaviune,  Karl  Ludwig  Graf,  FML. 

Martigny,  Karl  Graf,  FML. 

Steiuville,  Stephan  Graf,  FML. 


Jetzt  Drag.-R.  Nr.  2. 
Jetzt  Drag.-R.  Nr.  4. 

Jetzt  Drag.-R.  Nr.  6. 

Jetzt  Drag.-R.  Nr.  7. 

Jetzt  Drag.-R.  Nr.  8. 

Jetzt  Drag.-R.  Nr.  9. 

1735  aufgelöst. 
1775  aufgelöst. 
1768  aufgelöst. 
1721  aufgelöst. 


519 


Errichtet 

oder  in 
kaiserl. 
Dienst 

Namen   rler  Kep:imcTiter,  resiiective 
Inhaber 

Anmerkung 

getreten 

1657 

Cnsaui,  Jakob  Joseph  Marqnis,  G.   d.   C. 

1775  aufgelöst. 

1682 

Pälffy,  Johann  Graf,  G.   il.  C. 

1801    als   Cür.-R.     Nr.    4 
aufgelöst. 

1682 

Lobkowitz,  Josef  Anton  Auf^ust  Fürst,  GWM. 

1801    als   Cür.-K.    Nr.    5 

aufgelöst. 

1685 

Hohenzollcrn-Heehin  jjon,  Friedrich  Wil- 

1801 als  leichtes  Drag.-R. 

helm  Fürst,  Feldmarschall 

Nr.  2   aufgelöst. 

1684 

Caraffa,  Johann  Graf,  FML. 

1768  aufgelöst. 

1679 

Falken  st  ein,     Franz      Leopold     Marina  rd. 

Freiherr. 

1775  aufgelöst. 

1626 

Visconti,  Hannibal  Marchesu,  G.   d.   C. 

1735  aufgelöst. 

1643 

Hautois,  Johann  Heinrich  Graf,  GWM. 

1775  aufgelöst. 

1701 

Montecuccoli,  Hercules  Graf,  FML. 

1768  aufgelöst. 

1702 

Mercy,  Claudius   Florimuud  Graf,  FML. 

1801  als   Cür.-R.    Nr.    11 

aufgelöst. 

2.  Dragoner. 

1640 

Rabutin,    Johann    Ludwig    Graf  von  Bussy, 

Feldmarschall. 

Jetzt  Drag.-R.  Nr.   10. 

1688 

Fels,  Karl  Colonna  Graf  von,  FML. 

Jetzt  Drag.-R.  Nr.   11. 

1682 

Savoyen,   Evigen    Prinz    von,    General-Lieu- 

tenant. 

Jetzt  Drag.-R.   Nr.   13. 

1688 

Althann,  Guudacker   Graf,  GWM. 

Jetzt  Uhl.-R.   Nr.  6. 

1701 

Bayreuth,    Christian  Ernst  Markg-raf,    Feld- 

marschall. 

Jetzt  Husz.-R.   Nr.   15. 

1682 

Batte,  Heinrich  de,  GWM. 

1721  aufgelöst. 

1672 

Vehlen,  Otto  Graf,  GWM. 

1748  aufgelöst. 

1683 

Herbeville,  Ludwig  Graf,  Feldmarschall. 

1801  als  leichtes  Drag.-R. 
Nr.  6  aufgelöst. 

1682 

Keising,  Franz  Karl  Graf,  GWM. 

1775  aufgelöst. 

1689 

Vaubonne,  Joseph  Marquis  de,  G.  d.  C. 

1721  aufgelöst. 

1705 

Brenner,  Seyfried  Graf,  GWM. 

1721  aufgelöst. 

3.  Huszaren. 

1702 

Lehoczky,  Martin  von,  Obrist. 

Jetzt  Husz.-R.  Xr.   3. 

1696 

t^plenyi  de  Mihäldy,  Johann  Ladislaus  Baron, 

Obrist. 

Jetzt  Husz.-R.  Nr.  8. 

520 


Errichtet 

1 

oder  in 
kaiserl. 
Dienst 

Namen  der  Kejrinieuter,  respective 
Inhaber 

Anmerkung 

getreten 

1688 

Eberfjdnyi,  Ladislaus  Baron,  FML. 

Jetzt  Husz.-R.  Nr.  9. 

1689 

Kolion its,  Adam  Graf,   FML. 

Nach  dem  Rastatter 
Frieden  aufgelöst. 

1702 

Esterh.-izy,  J<i.sef  Simon  Graf,  Obrist. 

1721  in  das  Reg.  Eber- 
genyi  iucorporirt. 

1708 

Esterbazy,  Josef  Graf,  Obrist. 

Nach  dem  Rastatter 
Frieden  aufgelöst. 

1708 

Nädasdy,  Franz  Graf,  FJVIL. 

1721  aufgelöst. 

4.   Milizen   zu  Pferd. 

1706 

Secula,  Johann,  Obrist. 

Slavonisches  National- 
Husz.-Reg.,  1711  abge- 
dankt. 

1705 

Demetri  (Demetrovich),  Johann,  Obrist. 

Raizisches  Miliz-Reg.  ,1 71 1 
abgedankt. 

C.   M  i  e  t  h  -  T  r  u  p  p  e  n   im   k  a  i  s  e  r  1  i  c 

h  e  n   Solde. 

1.   Schweizer  Infanterie-Regimenter. 

1701 

Erlach,  Hieronymus  Freiherr,  GWM. 

1717  aus  kaiserl.  Dienst 
entlassen. 

1701 

Di  es  b  ach,  Franz  Eoman  Freiherr,  GWM. 

1717  aus  kaiserl.  Dienst 
entlassen. 

1704 

Bnol,  .Johann  Anton  Freilierr,  01)rist. 

Graubündner  Bat.,  1708 
auf  ein  Reg.  ergänzt 
und  in  spanischen 
Dienst  getreten. 

2.  Cavallerie. 

1706 

Schön  born.  Ansehn  l'ranz  Graf,  Obrist. 

Churmainzisches  Drag.-R., 
1710  in  kaiserl.  Dienste 
gänzlich  übergetreten, 
1801  als  leichtes  Dra- 
goner-R.  Nr.  f)  aufgelöst. 

— 

WülfsUelil,   .lubaiin    Willielm   vun,  Olirist. 

Würzburgisches   Drag.-R. 

i 


Cß.^ 


Stand 

der  verbündeten  Truppen  in  Catalonien  am  17. 

März 

1708  '1. 

!••     ..»»Volk 

..!..,.     1                                                                          1 

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1 

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»Ucn  .Kr!flg*.Arcliiv,  Spanien  1708;  Fiuc.  XII.  9't  mi'I  XIII.  S": 

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Guido   Starhemberg. 

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1  General-Feldmarschall   per  se, 

1  General-Feldmarscliall-Lieutenant, 

2  General-Feldwachtmeister,   Einer  zu  Pferd    und   Einer   zu   Fuss, 
2  Ingenieurs, 

(x  ?)   Mineurs, 

1  Kriegs-Secretär, 

2  Kanzellisten, 
1    Commissär, 

1  Commissariatamts-Officier, 

1  Proviant-Commissär   oder   Verwalter, 

1  Proviant-Officier, 

2  General- Adjutanten, 

1  Quartiermeister-Lieutenant  (Von  hier  aus  wüsste  man  keinen,  da  man 
glaubt,  es  werde  feiner  von  der  englischen  Nation  allda  sein,  es 
wäre  denn,  dass  der  Graf  von  Starhemberg  einen  selbst  vorschlagen 
könnte), 

1    Stabs-Kaplan, 

1    Feld-Medicus, 

1    Stabs-Chirurg   (so   in   Neapel   ist), 

1   Wagenmeister-Lieutenant, 

1    General-Auditor-Lieutenant, 

1   Profoss   mit  seinem   Stab, 

12   aggregirte   Officiere. 


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3  b. 
Ordre  de  bataille 

der    AniKic   von    Koussillou '^. 

Cominaiidiuit    eii    cluif:    ( Jeii(!ral-Li(!ut(!ii!int   Herzofij   von    Noailles. 

Marechaux   de   Caiii)) :    Kirniaoon,   Signier,   Masscnbacli,   Guerchy. 

Rrigadiere :   Prevsacli,   Tjcssart,    'i'ournon,    Clourtens    (^Courtance  V),   Planque, 

Hautefort,   Bretouiiiere. 

I  n  f  a  11 1  e  r  i  e. 

Artois 2   Bataillone 

La   Force .     .  2  „ 

Grammont 1  „ 

Bixgey 2  ,, 

Courtens  (^Courtance  V) 3  „ 

Eboli o  „ 

Tournon 1  „ 

Hessy 1  „ 

Milizen 3  „ 

Bergjäger. 

Beiair • 1  Bataillon 

Pan   de   Jaffre 1  ,, 

Carbonel .....  1  „ 

Martinbile ...  1  „ 

Zusammen  22  Bataillone 

C  a  V  a  1 1  e  r  i  e. 

Marsillac 2   Escadronen 

Dufiel 2  „ 

Reigecourt 2  „ 

Montmorency 2  „ 

Bonsols       , 2  ji 

Dragoner. 

Hautefort 3   Escadronen 

Languedoc .        3  „ 

Guienne 3  ,., 

Despaus 3  „ 

Zusammen  22   Escadronen 

')  Quincy,  Histoire  militaive  etc.   V  uud  Heller,  Der  Feidzuo-  1708  iu  Spanien. 


526 


der 


4  a. 
Speciflcation 

am     Ober -Rhein    unter   Connnando     8r.    Churfiiistlirlien    Durclilauclit    zu 
Bauuschweig   und    Lüneburg   zu   stehen   kommenden    Regimenter'). 


Fussvolk. 


D- 


12  Escadronen 


Klinkaustrom      (Klin-         | 

kowström)     ....     ^  (     ^ 
Hodeuberg 1  J 


7  Escadruneu 


Reiterei. 
Kaiserliche. 

Mercy 6 

Lobkowitz 6 

P  r  e  u  s  s  e  n. 

Wartensleben-Carabiuiere     3  Escadronen 

C  h  u  r  -  H  a  n  n  0  V  e  r. 

Garde 1  ^ 

Bataillone       Völkerling-Dragoner  2 

Spiegl 2 

Bretlach 2 

Wolfenbüttel. 

Bevern 1    Bataillon 

Fränkische. 

Grenadiere 1]  Bibra-Dragoner . 

ErflFa 2  I  Kayreuth-Cürassiere 

Boineburg 2)8   Bataillone 

Helmstett 2 

Uten 1 

Zollern 1  ^ 

Tucher  ........     1  [ 

Thalbe  (Thalberg,  Dal-        ( 
berg) IJ 


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10  Escadronen 


3    Bataillone 


Schwäbische. 

Öttincceii-Draffouer 


11    Bataillone 


Grenadiere 1 

Durlach 2 

Reischach 2 

Roth 2 

Enzberg 2 

Baaden 2 

Westphalen. 

8inimern 2    Bataillone        Venninger 

Nagel  .  . 
Bernsau  . 
Hageborn 
C  h  u  r  -  M  a  i  n  z. 


Fugger 4  >  12  Escadronen 

Erbpr.    AVürttemberg    4  j 


6  Escadronen 


Layen  (Leven)  . 
Eis  ...'... 
Harstall     .... 


Garde  (Grenadiere) .    .  2 

Sterufels 2 

Hermens  (Hermann)   .  2 

Anspach-Grenadiere    .  . 


Summe 


3    Bataillone 

Ober-Rheinische. 

Nassau 1  Escadron 

\\'  ü  r  1 1  e  m  1)  e  r  g  i  s  c  h  e. 

Garde  (du   corps)  .    .     2  1     ^  -r.        ■, 
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b    Bataillone        Dragoner  (L.eib-Dr.j.     4) 

1    Bataillon 

Sachsen-Gotha. 

Dragoner 2  Escadronen 

M  e  c  k  1  e  n  b  u  1-  g. 

Reiter 2  Escadronen 

Holstein. 

(jarabiuiere  (sollen  komnien)  2  Escadronen 
Summe  .    .  63  Escadronen 


37    Bataillone 


*)  Krieg.s-A.,  Römisdips  Reidi   170R:  Fasr.  VI.  ad  33. 


527 


4  b. 
Effectiv-Stand 

der   Reichs-Armee   am    17.   August    1708*). 

Reiterei. 
1 5    Regimenter. 


Spiegel-Dragoner, 

Bibra-Dragoner, 

Bretlacli, 

Wartensleben, 

Mecklenburg, 

Bernsau, 

Bayreuth, 

Württemberg-Dragoner, 

Zusammen    7024   Mann 


Venninger, 

Nagel, 

Hageburg   (HagebornV 

Nassau, 

Holstein, 

Erbprinz    Württemberg, 

Fugger. 


F  u  s s  V  ol  k. 
20   Regimenter. 


Eis   (Elz), 

Klingolstrom   (Klinkowström), 

Handeberg  (Hodenberg), 

Beyern, 

Bernstorlf, 

Erffa, 

Boinebourg, 

Helmstett, 

Uten, 

Zollern, 


Tucher, 

Dalberg, 

Durlach, 

Reischach, 

Roth, 

Enzberg, 

Baaden, 

Sternfels, 

Hermann, 

Zimmern. 


Zusammen    21.810   Mann. 

Grenadiere. 
Bataillone   und   Compagnien. 


Fränkische, 
Schwäbische, 
Onolzbach   (Ansbach), 
Württembergische   Garde, 


Hannover, 

Steinfels, 

Hermann. 


Zusammen   2569   Mann. 


<)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.  A^III.  ad  19  d. 


528 


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6. 

Stand  der  Truppen, 

wolc'hc    die    Klii'in-ArincL'    bilden    Pollen  '). 


I  n  f  a  n  t  e  r  i 


Ke^inuMitc 


Batail- 
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Champajrno 3 

Navano  .    .         • 3 

IJourbonuais 2 

MailK-la-Uoussaye 2 

Poitou 2 

Danphiu      3 

Coesquin         2 

La  Reine 3 

Second  et  Yendönif 1 

Condc 2 

Bourbou       1 

Vermandois 2 

Second  et  Rinal-artillerie    ....  1 

Isenghieu 1 

Toulouse 2 

Guyenne     2 

Lorraine 2 

Beain      2 

Saintonge 2 

Second  de  Forest 1 

Foix 2 

Nivernais 2 

Cläre 1 

Pery 1 

Beaufermc 2 

Cbartres 2 

Premier  de  Laonnais 1 

Les  Landes 1 

Dorington 1 

Lassay .  1 

Montboissier  .         1 

Tavannes    1 

La  Cbaux-Montauban 1 

Espagnols   .     • 4 


Total 


60 


C  a  V  a  1 1  e  r  i  e  : 


Regimenter 


Esca- 
dronen 


Gendarmerie 8 

Mestre  de  canij)  gem'ral      ....  3 

Royal  . 3 

Royal-Pii'niont 3 

Daujibiu  utranger 3 

Bourgogne  3 

Orleans 3 

Conde      3 

Prince  Cbarles 3 

Quintin 2 

Montmain 2 

Hendicourt 2 

Aubusson 2 

Saint-Pouanges 2 

Livry 2 

La  Ferronnaye 2 

La  Vaupalliere 2 

Barantin 2 

Massembaek .    .  2 

Fontaine 2 

Choisenl      2 

Conflans      2 

Vivans     2 

La  Baume      2 

Aulezy 


Fonrquevaiix 2 

D'Autanne 2 

Saumery 2 

La  Billarderie 2 

Forsat 2 

D'Estagnols 2 

L'Isle-du-Vigier .    .  2 

Montrevel 2 

Rouvray       2 

Tarnan 2 

DAcosta,  espagnol 2 

Heyder 2 

Dragoner 

Listenois 3 

La  Vrilliere 3 

Fontbeausard 3 

Flavacourt 3 

D'Espaux,    Be.-^atzung    zu    Luxem- 

burrr  und  Thionville 3 


Total  .    .  103 


')  Archives  du  depöt  de  la  guerre,  cojtie,  vul  2091.    Nr.  310.    Memoire.^    niili- 
taires  (Pelet)   VIII.  624. 


Ordre  de  bataille  im  Lager  von  St.  Renelde,  30.  Mai  1708')- 

Se.  Hoheit  der  Herzog  von  Marlliorough,  Geiieral-Capitaiu. 
Se.  Excellenz  Mr.  d'Auverquerque,  General-Feldinarscball. 
(ienerale:  Herzog  von  Württemberg,  Graf  Tilly,  Prinz  von  Uranien. 
General-Lientenauts :  Dompre,  Ostfrise,  Alberraarle,  Henkelom,  Prinz   Holstein-Beck,  Oxenstima,  Withers,  Orkney,  Biilow,  Ross,  Wood,  Lnmley. 
General-Majore:  Athloue,  d'A\ivergue,  Lalek,  Prinz  v.  Hessen,  Scliwartzl,  Wick.  Zontland,  Murray,  Gantlier,  Rantzau,  Meredith,  Webb,  Argyle,  Banditz,  Botbmer,  Scluileuburg,  Ci 


Bri- 
gaile : 


M   I   I    i   1   1   1   I   M   M   '   M   i 


t    I    !    1    I   M   I   I   '   1    I   I    I    M    I   M   I  M   I   M    '    M 


dogan. 
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tC<^c^tCCO>f^CoCOM^ 


I  I  I  IW^M-I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I: ^ : .. 1  I  I  I  I  I  I  I  I  l^M«-!  I  I  I  I  I  I  I  I  ? 


ö 

Graf  Lnttinn. 
Gonoral-Lieuton.mts:   Kanzau,   Ilmnposcb,  (Jy<-ii,   Hopf,   Fagcl,  Sparr,  Dodeni,  Natziiior 
General-Majore;  Vietingbof,   Priii: 
^         '£         X 


Hessen,  Krbai-li,   de   ViUattes,  Colliar,   Weiden.,    I'alland,   Henistorf,  Tfltau,  OHnboff,   St.   Launilit,    Dinno, 


')  Schwourkc,  Goscbiclite  der  Ha 


Truppen  im    spaniscbeu  Erbfolpekricfre   17I>1  — l'H    Ai.lapi-  XI. 


I 


531 


8. 
Ordre  de  bataille 

der  Tiifanterie  der  Armee  von  FlaTidcrn,    coinmandirt    vuni  i [erzog  von  liiirgund, 

16.   Mai    1708  '). 


Generale 

Reo- i  inen  t 

Bataill. 

Generale 

Regimonter 

iatai 

11. 

E 

r  s  t  e   L  i  n  i  c. 

Z 

weite   Linie. 

f  Picardie  .     . 
^«^»^■-      •     •  \Boulonnuis  . 

•31 

5 

Sebret     .     . 

Perche     .     .     . 
.  öparre      .     .     . 

•2 
•2  . 

1 

.^) 

»        •               ) 

Piemont  .     . 

•  A 

Doigny     .     .     . 

Arinijfin        .   < 
Dubarail 

Chartres  .     . 
Le   Uoi    .     . 

.2I 

5 
4 

Baudouin     . 

f  Vendome      .     . 
[  Bouffleurs    .     . 

t\ 

4 

Poitou      .     . 

•  2\ 

Flamarin       .     . 

<   Saint-Valli(!v    . 

Gassion    .     .     . 

Nice    .... 

2 

Mouchy 

Lorraine  .     . 

.2I 

4 

Saint-Pierre 

2- 

5 

La  Marck  .  ' 

'  Charost    .     . 
^  La   Marck    . 

•  2J 

1 

1 
1 

Albergotti  .  ■ 

Gondrin  .     . 
Royal-italien 

9 

5 

Ringraff 

Saint-S(!Cond    . 
Ringraff   .     .     . 

1 
1 

4 

Louvigny      , 

Tilly    .... 

.  1 

Montpezat  ,  ' 

Gardes   fran^a 
^  Gardes   suisses 

ses  6l 
.  3/ 

0 

Pfiffer      .     . 

f  Villars      .     .     . 
\  I^fiffer       .     .     . 

1} 

6 

Gardes   de   Co 

ogne 

3 

Buisson  .     . 

Gredev     .     .     . 

3 

Steekenberg 

Alsace      .     . 

1 

May    .     .     . 

May    .... 

3 

Dauphin 

.   1 

Grenu      .     . 

Surbeck  .     .     . 

3 

Fitzgerald     . 

.    1  , 

Brendle  .     . 

Brendle   .     .     . 

3 

De   Beuil     . 

Montroux 
Deslandes     . 

.   1 
.   1 

4 

Arling     .     . 

f  Guyenne       .     . 
[  Ageuois   .     . 

2] 

4 

Royal       .     . 

.31 

Provence      .     . 
•  Courriei'es    .     . 

2 

T 

Isenghieii    .  • 

Isenghien 

.  ll 

4 

Courrieres  . 

■  ^• 

4 

Bourbonnais 

.  2 

Nassau     ,     .     . 

1) 

Naugis    .     .  ■ 

Morteraar 

2  ' 
.  1 

5 

Conde       .     .     . 
y'  Wenimel  . 

2 

O'Brien    .     . 

Arontmorenc^ 

1  • 

4 

_ 

Beauce     .     . 
Navarre  .     . 

••4 

Laeru  .... 

.  1 

Pionsae  .     . 

.3[ 

5 

La  Fere  .     .     . 

.  Grimaldi .     .     . 

Pantoka  .     .     . 

2 

Total 

e  .     .  ( 

51 

Griinaldi 

.  1  > 

4 

.  1 

Totale  . 

.  52 

R 

e  s 

e  r  v  e. 

f4enerale 

Kegimenter 

Bataill. 

Artillerie. 

'  Lanois     .     . 

•     •  2\ 

Reg 

imenter 

Bataill. 

Diverny  . 

Nivernais 

2 

4 

Royal-artillevifi                  ... 

2 

Bearn       .     . 

G  reder,   allema 

.  .21 

iiul    2/ 

4 

Bombardier 

3 

1 

Montandre 

Totale 

— 

"3 

Crouy      .     . 

Roussillon    , 
Crouy .     .     . 

::l} 

4 

Lamothe 

La  Reine     . 

Total 

e  .     . 

3 

15 

To 

tale   der   Bataillone    13' 

')  Archives    du    de'pot    de    la    guerre ,    piece    originale , 
Memoires  militaires  (Pelet)   VIII.  377. 


vol 


■2080,    Nr. 
34* 


169. 


532 


der   CavalU-rie   der 


9. 
Ordre  de  bataille 

ArmtH'   von    Flaiuloni,    cominandirt    diuHdi    den    Herzog   von 
Hurgund,    16.  Mai    1708  'J- 


1 


Generale 

Moutniain 
Heauvau    .    . 

IJuras     .    . 


Clav; 


Kegiuieuter 

Erste  Linie. 
Maison  dn  Koi 
Gendarmerie 
[  Ivoyal-Roiissilloi 
J  Vifleroy      .    .    . 
[  Diiras     .    .    .    . 
Diirosel  .    .    .    . 


Escadr. 

.       13 

•    .         H 


l  Durc 
Clay 

{  Le^-' 
R. 


ays .     . 

Lctaug   . 

Jonvray 

Vemeuil 


Daulezy 


j  Danlezy "2 

}  Toulouse 3 

I  Colouel-geiieral     .     -  3 
Totale  .    . 


Generale  Regimenter       Escadr. 

Dritte  Linie. 

Bellacueil 2j 

D'Opplestein  .  .  -21^^ 
Harcüurt  .  .  .  .  2|  ' 
Laln-etoclie     .    .    .    .2) 


U'Opplestein 


Fresin 


Barentin 


Lacatoire 


Acosta 


CliaiiiHeur 


(Esclainvilliers    .    .    .2) 
Tourutte 2| 


^  Marsill£ 
I  Fresin 


/  Marteville      .    .    .    .2] 

)  Cayeux 2' 

\  Barentin 2 

l  Danphin 2i 

Cherisy 2 

Biron 2 

Lacatoire 2. 

Soncarricre     ....  2 

Taraeau 2 

Acosta 2 

Gaetano 2 

Saint-Phal     ....  2 

Paon 2 

Hussards  (im    Haupt- 
quartier)    .    .         .    . 
Totale  .    . 


3 
45 


Escadr. 


Le  Vi  dann 


Rosen 


10       Miueur 


Livry 


4G       Nill 


Generale  Regimenter 

Zweite  Linie. 

Bourgogne  ....  3^ 
Baint-Aignan  .  .  .  2> 
Fontaine 2j 

Cravates 3| 

Druhot 2> 

Rosen 2] 

(  Egmont 2| 

'  iiatignoH 2> 

l  Dauphin,  etrauger    .  3j 

[  Orleans 3| 

1  Lamothe 2\ 

I  Livry 2j 

Desmarets      .     .     .     .21 

Coursillou  . 

Forsac    .    . 
I  Du  Maine 
\  Beringhen 

r  Arco 2 

.  J  Dalzau 2 

[  Royal-etrauger      .    .  3 

Totale  .    . 


2     G 


Beringhen 
Mortaiiy 


^ 


47 


Generale 


Uzes 


Cano 


Nugent 


Kruzend)eru" 


Regimenter-      Escad 

Reserve, 
r  Royal-Piemout ,     .    .  :>| 

I  Tarente 2  • 

[  Uzes 21 

f  Cano .     ......  2  I 

'  Bellefonds      .     .    .     .2 

1  Conde 3) 

Nugent  .....  2 1 

La  Tour 2[ 

Ligondez 2} 

(  Roye 2| 

Braquc '^ ' 

I  Royal-allemand     . 

Totale 


31 


27 


')  Arcliives  du  depot  de  la  guerre,  piece  originale,  vol.  2080,   Nr.  IB*.).  Mcmnires 
militaires  (Peletj  VHL   37'.). 


583 


10. 
Stand  der  Truppen, 

welche  am    29.   Juli    1708    die  Besatzung    der   Stadt    und    der   Citadelle   von 

Lille   l)ildeten. 

Infanterie  Bataillone     Eseadronen 

In  der  .«^tadt: 

Tonraine 2  — 

Pcrigord,  2.   Batailluu • 1  — 

Foix 2  — 

De  la  Fond  .     .    .     • 1  — 

Chatean  nenf • 1  — 

Carmant 1  — 

Brancas 1  — 

Dangennes 1  — 

Poyanne 1  — 

Duthil 1  — 

Razilly 1  — 

Ein  Theil  des  Rec^iments  Villars,  Schweizer l 

„  Greder,  „  \         2  — 

.,  rfiffer J 

5  Conipagiiieu  dos  Regimentes  Luxeuibur;;-  mit  zwei  Detacdie- 
ments  der  Reg^imenter  Conflans  nnd  Xoailles  und  alle  Sol- 
daten, Reiter  und  Drao-ouer  der  (bei  Audenarde  o;eschlageuen) 
Armee  oder  Genesende,  welche  sich  nach  Lille  zurückgezogen 

hatten,  zusammen  formirend 1  — 

Cavallerie 

Compagnieu  der  Schutzwachen  des  Königs     .     • —  — 

Dragoner 

Raunes —  3 

4  Frei-Compagnien  der  Dragoner  von  Flandern —  1 

In  der  Citadelle: 

8  Compagnien  Invaliden,  jede  zu  50  Mann 1 

Eine  andere  zu  100  Mann >  1  — 

.200       „ •   •    •_•_] 

Totale      17  4 

Bataillone  Eseadronen 
Am  10.  August  wurden  diese  Truppen  auf  Berwick's 
Veranlassung  verstärkt : 

durch  das  Regiment  Poyanne •             1  — 

durch  das  von  Pratameno 1  — 

durch  Füsiliere  von  Spanien 1  — 

vom  Regimente  der  Dragoner  von  Belle  Isle —  3 

xmd  durch  ein  Detachement  von  200  Pferden.  

Totale     3  3 

Sonach  helief  sich  die  Garnison  am  10.  August  auf  20  Bataillone,  7  Esca- 
dronen  Dragoner  und  200  Pferde  •). 

')  Archives  du  depot  de  la  guerre,  piece  originale,  vol.  2S01,  Nr.  327.  Memoires 
militaires  (Pelet)  VIII.  413. 

Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Ivasc.  XIII.  2a,  ddo.  18.  August,  gibt  im  Ganzen 
22  Bataillone  an,  jedes  zu  13  Compagnien  (darunter  1  Grenadier-Compagnie)  zu  je 
54  Köpfen. 

Derode  IL  228  erwähnt  noch  insbesondere  1  Compagnie  Kanoniere,  1  Com- 
pagnie  Marine-Artillerie,  20  Bombardiere,  21  Mineure  und  60  Arkebnsiere. 

Die  Mineure  gehörten  der  berühmten  Compagnie  Megrigny's  an  und  waren 
von  Dabin  befehligt. 


534 


11. 
Winterquartiere 

der   Bundes-Tnij>iHMi    in    dv.u    NitMlcrliUidcn    nach    Beendigung   des 
Feldzuges   1708*) 

Ober- Hef  elilsliaber:  Feldmarschall   Graf  Tilly. 
Hauptquartier:  Lütticli. 


Bataill. 

Esc. 

Lille 

...      IS 

— 

Menin 

...        G 

— 

Courtray 

...      11 

lOOPf. 

Audeuarde    .... 

...       5 

2 

Ath                    ... 

...       4 

2 

Osteude 

.    .       5 

Brüfsre  .     .        ... 

...       4 

_ 

Geut               .... 

...       8 



Dame 

...       1 

_ 

...     11 

Brüssel 

...     20 

20 

Löwen 

...     15 

13 

Mecheln 

.    .    .       3 

6 

Antwerpen    .... 

...       3 

15 

Dendermoude  ,    .    . 

...        1 

5 

Alost 

Willebroeck 

Vilvorden 

Huy 

Lütticli 

Zut-Lenn 

Holländisch  Flandern.  .  . 
.Seeland  und  Bergen  op  Zorn 
Steinberg  und  Breda  .    .    . 

Herzogenbusch 

Mastricht 

und  wurden    übrigens    alle 

Städte     mit    Garnisonen 

belebt. 


2 

8 
1 
5 
1% 

i'A 

7 


14 

3 
5 

7 
13 


Landorff,  Hesselt,  Werg- 
teren,  Kerekbergen, 
Roiniucton,  Aerschot, 
Haclen,  Herek,  Mel- 
dern, Zeechelen,  Stor- 
kroy,  Hasselt,  Diest, 
Herentlials,  Lier,  Ber 
ningen ,  Tessenderlo , 
Sheel,  Vorst,  Meerholt, 
Ryen ,  Thesseldorn 
Schaffen,  Merlo,  Bette 
kum,  Ruele  (300  M. 
Infanterie  in  d.  Dörfern 
Link  u.  Luine  die  Pas 
sage  zu  bewahren) 

Zu  Cleve,  in  Geldern 
dies-  und  jenseits  der 
Neusse,  die  Herrlich- 
keit v.Boxneer  mitein- 
geschlossen ,  zu  Colin, 
Aaclieu,  Sittaert,  Lin- 
nich,  Honsberg,  l?ein- 
bach,  Siutzig  u.  Zülpich 


K 


18 


30 


I      14 


26 


Lille   .    .    . 
St.  Andries 


Detachirte  Compagnieu 
1 


15 


Stevensvoert 3 

2 
2 


Menas 


{l 


Falais. 

Friesheim, 

Keppel. 

Bouaert. 

Viconse. 

Bruchese. 

de.s    FZM. 


Von    den    kaiserlichen    'l'ruiipen '"')    standen    unter    dem    Connnaud( 
Alexander  Prinz  von  Württemljerg  zu 

Tirlemout   und  Umgebung:  GWM.  v.  Fechenliaeh  mit  2   Bataillonen  Tluhigen 

und  je  2  Bataillonen  Fechenbach  und  Stein. 
Mecheln  und  Umgebung:  GWM.  Graf  Reising  mit  2   Hatailloneu  Baden. 
Gent  und  Umgebung:  die  kaiserliche  Reiterei. 

')  Theatrura  Europaeum  XVIII.  Bd.  1709,  S.  197.  Marlborough's  Schreiben 
an  den  Staatsrath  aus  dem  Lager  von  Meirelbekc;,  1.  Jänner  1709,  welches  die  Ver- 
theilung  der  Trupj»eu  in  die  Wintercpiartic^re  zum  Gegenstande  hat,  ist  in  Murray 
IV.  388,  leider  ohne  die  „Repartition"   veröffentlicht  worden. 

')  Kricg.s-A.,  Niederlande  1708;  Fas<'.  XII.  72. 


531 


Benutzte  öiiellen. 


Acten  des  k.  k.   Hans-,  Hof-  und  S taats- Archive s. 

Acten  des  Hofkammer-  (Finanz-)  Archive«  (Reiclis-Finanz-Archives). 

Acten  des  Kriegs-Archiv  es. 

Acten  des  Ministerium  des  Innern. 

Acten  der  Registratur  des  k.   k.  Reichs -K  ri  egs -Minis  t er ium, 

Acten  des  k.  k.  G  enie- Ar  chi  ves. 

A 1  b  e  r  i.  Le  guerre  del  principe  Eugenii  di  Savoya.  Firenze  1830. 

Alison,  Archibald.  Das  militärische  Leben  des  Herzogs  von  Marlborough.    Ans  dem 

Englischen    übersetzt     von    Dr.    Z.     Bon  mann.     Frankfurt    a.    d.    Oder    und 

Berlin  1848. 
Archiv    für    Kunde    österreichischer    Greschichtsquellen     (später    für    österreichische 

Geschichte).  Hei'ansgegeben  von  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wis.senschaften 

in  Wien.  1853.  IX.,  XVI,  XXII.  XLII.  und  XLIII.  Band. 
Archiv  um  Räkoczianum  I,  siehe  Benicki. 

—  —  II.  Räkoczi  Ferencz  leveltära,   bei -es   külföldi   irattärakböl  bövitve.    Kiadja   a 

magyar  Tudomänyos  Akademia  törtenelmi  bizottsäga.  Budapest.  (Franz  Räköczi- 
sches  Archiv,  aus  in-  und  ausländi.schen  Archiven  erweitert.  Herausgegeben  von 
der  historischen  Commission  der  ungarischen  Akademie  der  Wis.senschaften  etc.) 
Budapest  1873  —  1879. 
Arneth,  Alfred.  Eigenhändige  Currespondeuz  des  Königs  Karl  III.  von  «Spanien 
(nachmals  Kaiser  Karl  VI.)  mit  dem  Obersten  Kanzler  des  Königreiches 
Böhmen,  Grafen  Johann  Wenzel  Wi-atislavv.  (Aus  dem  XVI.  Bande  des  von 
der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  herausgegebenen  Archives  für 
Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  liesonders  abgedruckt.)  Wien  1856. 

—  • —  Das     Leben     des     kaiserlichen     Feldmarschalls    Grafen     Guido     Stai'hemberg. 

Wien  1853. 

—  —   Prinz  Eugen  von  Savoyen.  Wien  1858. 

—  —  Die  Relationender  Botschafter  Venedigs  über  Oesterreich,  Wien  18G3.  XXII.  Band 

der  Fontes  rerum  austriacarum. 
Augoyat  M.,  siehe  Vauban. 
B  e  a  u  m  o  n  t,  siehe  Dufresnoy. 
Benicki  naplöja.  (Tagebuch  Benicki's.)  Archivum  Räkoczianum  I. 


536 

l?ei\vick,  Mt'nioires    <lu  luaroclial  de,  im  VIII.   Bande  der    „Xouvelle    eollection  des 

raemctires    potir    soi'vir    a    riiistoire    de    France"    von    Michand    und    Ponjonlat. 

Paris  1839. 
Bidermann,  Dr.  Herrn.  Ijnaz.   Gescliichte  der  österreichi.sclicn  Ge.'!amnitstaat.-<-Tdoe. 

1526—1804.  Inn.sbrnck  18(57. 
Bis  mark,  Graf   von,  königl.  württemlierü;ischer   General-Lientenant.  Roflexioiicii  zu 

Kansler's:  „Leben  des  Prinzen  Eugen  von  Savoyen",  siehe  Kausler. 
B  run-La  vainue  et  Elle  Brnn.  Les  sept  .sifeges  de  Lille.  Paris,  Lille  1838. 
Campagnen  der  Franzosen  unter  Marschall  Berwick.  Bern  1793. 
Chemel  de,  siehe  Saint-Simon. 
Collection  des    nicmoires    pour    servir    ä    l'histoire    de  France.  III.    Serie  VIII. 

Paris  1839. 
Collection  des  nicmoires  relatifs  ä  l'histoire  de  France  depuis  ravc'ncment  de 

Henri  IV.  jnsqu'/i  la  paix  de  Paris  conclue  en  1763.    Par  messieurs  A.  Potitot 

et  Monnierque. 

—  —  Tome  LXXII.   Paris  1828.  Memoires  du  duc  de  Noailles,  Tome  II. 

_  —  Tome  LXXIV,  LXXV.  Paris  1829.  Memoires  du  comte  de  Forbin.  Tome  I,  II. 

Comte  Fran^ois.  La  princesse  des  Ursins.  Paris  1858. 

Correspondenz  Max  EmanneTs  (Manuscript),  köniti^l.  bayer.  Privatbililiothek, 
Töpferische  Sammlung  1.  und  2.  Band. 

Coxe  Wilhelm.  Herzogs  Johann  von  Marlborough  Leben  und  Denkwürdigkeiten 
nebst  dessen  Original-Briefwechsel.  Uebersetzt  von  F.  A.  v.  H(auer),  Major 
im  k.  k.  österr.  General-Quartiermeister-Stabe.   Wien  18J0 — 1822. 

Coxe  William.  Hi.story  of  the  house  of  Austria.  3.  Auflage.  London  1837. 

—  —  Memoirs  of  Jolm  Duke  of  Marlborough  etc.  London  1818. 

DA  rtan  vill  e.  Memoires  pour  servir  ä  THistoire  du  Prince  Eugene  de  Savoye- 
Marechal  de  camp,  Genei'al   des  armees    de  l'Empereur  etc.  A  la  Haye  1710. 

De  Fer.  Les  forces  de  TEurope.  Paris  1696. 

De  la   Vergne,  Jacques.  Nouveau   exercice  du  gabion  et  de  la  fascine.  Vienne  1696. 

Derode  Victor  (?).  Histoire  de  Lille  et  de  la  Flandre  Wallone.  3  vol.  Lille  1848. 
Vanackere,  Chapitres  complementaires.  Tome  IV.  Lille  1877.  Lelen. 

Dufresnoy  et  Elie  de  Beaumont.  Explication  de  la  carte  gcologique  de  la  France. 
(Erklärung  der  geologischen  Karte  von  Frankreich.)  Paris  1841. 

Dumont.  Baron  de.  Histoire  militaire  du  prince  Eugene  de  Savoye,  du  prince  et 
duc   de  Marlborough   et  du    prince    de   Nassau -Krise.   La   Haye.    1729- — 1747. 

Elek  .lakob.  Görgenyvar  es  a  görgenyi  kastely  a  multakban.    Budapest  188.3. 

Des  grossen  Engenii,  Hertzogs  von  Savoyen  und  kaiserlichen  General-Lieutenants 
Heldenthaten.  4  Bände.  Nürnberg  1736—1739. 

Eugen's  Feldzüge.  Karlsruhe   1807. 

Fenelon.  Archevöque  de  Cambrai,  Oeuvres.  Paris  1827—1829. 

Fessler.  .1.  A.  Geschichte  der  Ungarn.  2.  Auflage,  bearbeitet  von  Ernst  Kloin. 
Leipzig  1867—1878. 

Fiedler  Josef,  siehe  Fontes  etc. 

F II  n  t  e s  r  e r  n  m  a n  s  t  r  i  a  c  a  r  u  m.  Oesterreichische  Geschichtsquellen.  Herausgegeben 
von  der  historischen  Comraission  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien.  IX.  Band.  Actenstücke  zur  Geschichte  Franz  Räk/)czi  II. 
und  seiner  Verbindungen  mit  dem  Auslande.  Aus  den  Papieren  Ladislaus 
Kfikenyesdi'.s  von  Vetos,  seinem  Agenten  in  Bayern,  Frankreich,  Preussen  und 
RusHland  1705—1717  von  Josef  Fiedler.    L  Band.  Wien  1855. 


537 

Fontes  rernm  ans t riaca ru m,  XVII.  JJand.  Aktenstücke  zur  (icsc.liiclito  Franz 
R;ikoczi"R  und  seiner  Verbin(lung:en  mit  fleni  Auslände.  Aus  den  Papieren 
Joliann  Michael  Klement's,  seines  Afjenten  in  Preusscn,  Enp;land,  Hcdland 
und  bei  dem  Utrechtcr  Conp^resse.  IIerausgfep;ebeii  von  Josef  Fiedler. 
2.  Band.  Wien   1858. 

—  —  XXII.  Band.    Die    Relationen    der    J^itschafter  Venedip;s    über  Oesterreiob    im 

18.  Jahrhundert  von  A.   Arneth.  Wien  1863. 
Fnrbin,  Memoires,  siehe  „CoUection  des  Meraoires  etc." 
Gachard  M.    Hi.stoire    de    la  Belgique    au    commencement    du  XVIII.    .siccle.    Bni- 

xelles   1880. 
Girard  H.    Traite  des  applications  tactiques  de  la  fortification.  Paris  1874. 
Goulon.    Memoires    pour    Tattaqne    et    la    defense     d'une    place.     Amsterdam     1706 

(1764). 
Grubern  Job.  Sebastian.  Neuerund  j^vüudlicher  Unterriclit  von  der  heutigen  Forti- 
fication. Nürnberg  1700. 
Guignard,  Chevalier  de.   L'ecole  de  Mars.  Paris  1725. 
Handbibliothek  für  Officiere,  siehe  Roon. 

H  (ardegg),  J.  von,  Vorle.sungen  über  Krieg.sgeschichte.  Stiittgart  1856. 
H(auer),  F.  A.  v.,  Major  im  k.  k.  General-Quartiermei.sterstabe,  siehe    Coxe,  Leben 

und  Denkwürdigkeiten. 
Heller,  Hauptmann.    Der  Feldzug    1708    in  »Spanien  und  Portugal.  Oe.sterreichische 

militärische  Zeitschrift,  herausgegeben  von  J.  B.  Schels.  2.,  3.  und  "4.  Band. 

Wien  1840. 
Histoire  du  Prince  Eugene  de  Savoye.   5  Bände.  Wien  17.55.  (Von  Mauvillon.) 
Histoire  de  Jean  Churchill,  Duc  de  Marlborough  etc.   Paris   1808. 
Hörn,  Franz  Rakoczi  II.  Leipzig  1861. 
Horvath  M.  Geschichte  der  Ungarn.   Pest  18.50. 
J;issay,  Landtags-Almanach.   1843. 
J  o  a  n  n  e  Adolphe.  Dictionnaire  des  communes  de  la  France.   Paris  1864. 

—  —  Itin('raire  descriptif  et  historiqiie  de  la  Savoye.  Paris  1860. 
■ —    —  Itineraire  descriptif  et  historiqixe  du  Dauphine.  Paris  1862. 

K ausler,  F.  von.  Leben  des  Prinzen  Eugen  von  Savoyen.  Freiburg  im  Brexsgau  1838. 
Krön  es,  Dr.  Franz.  Handbuch  der  Geschichte  Oesterreichs  von  der  ältesten  bis  zur 
neuesten  Zeit.  Berlin  187V). 

—  ■ —  Zur    Geschichte    Ungaru.s    im    Zeitalter    Franz  II.  Rakoczi.     Archiv    für    öster- 

reichische Geschichte,  XLII.  und  XLIII.  Band. 
Lamberty.  Memoires  iiour  servir  ä  l'histoire  du  X^^lII.  siecle  etc.  V.  Band.  Amster- 
dam 1735. 
Leben  und  Denkwürdigkeiten  Johann  Mathias,  Reichsgrafen  von  der  S  ch  ulenburg. 

Leipzig  1834. 
Le  Glay.  C.atalogue  descriptif  des  manuscrits  de  la  bibliotheque  de  Lille.  Lille  1848. 

Vanackere. 
Ligne,  Prince  de.  Vie  du  Prince  Eugene  de  Savoj^e,  ecrite  par  lui-meme.  Paris  1809. 
Lüssau.  Ideale  der  Kriegführung  in  einer  Analyse  der  grössten  Feldherren.   Berlin 

1836—1843. 
Macfarlane.  Life  of  the  Duke  of  Marlborough.  London  1884. 
Maf  fei,  Marquis  de,  Lieutenant-gt'ni'ral  des  troupes  de  l'Electeur  de  Baviere,  memoires 

contenant    une    exacte    description  de  plusieurs  des  plus  fameuses  expeditious 

militaires.  La  Haye  1740. 


538 

Mahou,  Lord.  Histnire  of  the  war  of  tho  succession  iu  Spain.  London  1850. 

Mallet,  Allain  Manesson.  Les  travaux  de  luars  ou  la  fortification  nouvelle.  Paria  1G7"J. 

-Maiivillon,  siehe  Histoire  ilii   Priiu-e  Fran?ois  Eug^ene  de  Savoye. 

Memoires  du  inaroclial  de  lierwick  etc.  London  1757. 

Memoires  du  duc  de  Noailles,  siehe   „Collection  des  nieinuircs  etc.'' 

Memoires  du  Prince  Fran^ois  II.  Käköczi.   Amsterdam   17-J8. 

Mensi-Klarbach,  Freilierr  von.  Creditgeschithte.  (Manuscript.) 

Miiliaud  und  Poujoul  at.  Nouvelle  collection  des  memoires  pour  servir  ä  Tliistoire 

de   France  i-tc.  Serie  III.   Tome  VIII.   Paris  1839. 
Micliel,  Histoire  de  Vaultan.  Paris  1879. 

Monmerque,  siehe  Memoires  relatifs  ä  l'hi.stoire  de  France. 
Monumenta  Hungariae  Historien.  XXVII.   Band.  Budapest  1875. 
Murray.  Tlie  letters  and  dispatclies  uf  John  Churchill,  First  Duke  of  Marlborough. 

London   1845. 
Noailles.  Meujoires  du  duc  de.  Siehe   „Collection  des  memoires". 
Noorden,  Karl  von.  Em-opäische  Geschichte  des    18.   Jahrhunderts.  Düsseldurf   und 

Leipzig  1870—1882. 
Nouvelle  fortification.  Amsterdam  1869. 
O'Cahil,    Baron.    Geschichte    der    grössten  Heerführer    unserer    Zeiten.    Frankentlial 

1784-1790. 
Pelet  (de  Vault).  Memoires  militaires  etc.  Tome  VIII.  Paris  1850. 
Petit ot,  siehe  „Memoires  relatifs  ä  l'histoire  de  France." 
Pezzl.  Eugen's  Leben  und  Thaten.  Wien  1791. 

Quincy,  Marquis  de.  Histoire  militaire  du  regne  de  Louis  le  Grand  etc.  Paris   1726. 
Ranke,    Leopold.     Die    römischeu    Päpste,    ihre    Kirche    und    ihr    Staat    im    16.    und 

17.   Jahrhundert.  Berlin   1857. 
Iloon.  Militärische    Länderbeschreibung    von    Phiropa.    Handbibliothek    für    Ofticiere, 

11.  Band.  Berlin  1837. 
Rousset     et    Dumont.     Histoire    militaire    du     prince    Eugene     de     Savoye.     La 

Haye  1729. 
Sa  int- Simon.  Memoires    complets    etc.;    cullationt'.s  sur  le  mauuscrit  originale   par 

M.  Cheruel.  Paris  1856—1858. 
San  vitale.  Vita  del  principe  Eugenii  di  Savoja.  Venezia  1738  —  1739. 
Seh  eis.  Oesterreichische  militärische  Zeitschrift,  siehe  Heller. 
Schöning,    Kurd    Wolfgang    von.     Des    General -Feldmarschalls    Dubislav  Gneoniar 

von  Natzmer  Leben  und  Kriegsthaten.  Berlin  1838. 
Schulenburg,  Johann  Mathias  Reichsgraf,  siehe  Leben  und  Denkwürdigkeiten  etc. 
Schwencke,    Alexander.     Geschichte     der    liannover'scheu    Truppen    im    spanisclien 

Erl)folgekriege.  Hannover  1862. 
Suchet,  Memoires  du  man'chal.   Paris   1828. 
Sybel,  Prinz  Eugen  von  Savoyen.  München    1861. 
Szäzadok,  XVII.  Jahrgang,  5.   Heft.  Siehe  Elek. 

Tarlier,  H.  Royaume  de  B<;lgi(jue.  Dictionnaire  des  connnunes  beiges.  Brnxelles  1877. 
Thaly,  Kaiman.  Die  Schlacht  von  Trencsin   1708.   Fövarusi  Lapuk  1864. 
—   —   Ocskay  Laszlö  elete.  (Das  Leben  L.  Ocskay's.)  Budapest  1880. 
'l'heatrum   Europaeum.    XVIII.    Band.   Frankfurt  am  Main  1720. 
Topographia  Circnli    1!  u  rg  u  n  d  i  c  i,  siehe   ZciUcni. 

Torcy,  Memoires    du    jnarijiiis   de.     Im   VIII.    Bandr     der    III.    Serie    der    „Nouvelle 
Collection"    von   Micliand    iinil    l'oujoul.-it.    I';iris    ls;j9. 


539 

Tsetsi,  Johann  des  Jüngeren  Monats-Chmnik  über  die  Erei<^nisse  im  Rakofzi'schen 
Kriege  1703^ — 1709.  XXVII.  Band  der  Mnnuuienta  llungariae  Histurira.  Buda- 
pest  1875. 

V'anicck,  Fr.  Special-Geschichte  der  Militärgrenze.  Wien   1875. 

N'.iuliaii,  Manschall  von.  Angriff"  und  Belagerung  fester  Plätze.  Einzig  vollständige 
und  ofticielle  Ausgabe  besorgt  durch  M.  Augoyat.  Sinn-  und  wortgetreu  über- 
setzt von  einem  preussischen  Officier.  Berlin  1841. 

Vault,  de,  siehe  Pelet. 

Vie  du  prince  Eugene.  Ecrite  par  lui-meme  (Prince  de  Ligne).  Paris  1839. 

Zastruw,  A.  von,  Geschichte  der  beständigen  Befestiguugskuust.  Leipzig  1854. 

Zeilleru,  M.,  Topographia  Circuli  Burgundiei.  Frankfurt  a.  M.  Merian  1654. 

Zeitschrift,  Oesterreichische  militärische,  siehe  Heller  und  Seh  eis. 


^xC>^OOo- 


541 


^^aineu-ßeRister. 


A. 

Achmed  III.,  Sultau,  26,  27. 

Acton,   kaijierl.  01)nstlieiiteuaiit,   111. 

Albemarle,  Karl  of,  holläud.  General- 
Licutonaiit,  835,  423,  423,  423,423,  465. 

Albergotti,  frauzös.  General-LieTitenant, 
379,  447,  481,  483,  483. 

Albert,  Herzog  von  »Sachsen  -  Teschen, 
kaisei-1.  Felflmarschall,  387. 

Alcantarillä,  Marquis,  Commandant  eines 
Kor):iineutes  im  Heere  Karl  III.,  262. 

Alexander,  Prinz  von  Württemberg, 
kaiserl.  Feldzeugmeister,  160,  394,  398. 

Alexander  III.,  Papst,  211. 

Ali  Pascha,  Clross-Vezier,  26,  26. 

Alleurs,  sielie  Des  Alleurs. 

Althan,  Michael  Johann,  Graf,  Kämmerer 
Karl  III.,  223. 

Amelot,  M.,  französ.  Gesandter  in  Spa- 
nien, 2,  48,  97. 

Amiens,  Vicedom  von,  zweiter  Sohn  des 
Herzogs  von  Chevreuse,französ.Mai-echal 
de  Camp  und  Cap  itain  der  Chevaux- 
legers  der   Garde,  356. 

d'Andourne,  savoy'scher  General-Wacht- 
meister,   171,  179,  179,  180,  181,  182. 

Angennes,  französ.  Obrist,  417. 

Anjou,  Philipp  Herzog  von,  2,  2,  3,  3, 
22,  28,  32,  47,  97,  195,  215,  287,  300, 
300,  301,  301,  310,  328. 

Anna,  Königin  von  England,  4,  5,  5,  18, 
81,  257,  257. 

Aroo,    Graf,    bayer.    Feldmarschall,    301. 

d'Arennes,  fi-anzös.  General -Lieutenant, 
222,  233,  236,  236. 


Argyle,  Herzog,  engl.  General -Majur. 
351,  351,  351,  362,  362,  363. 

d'Armondarez,  Don  Joseplio,  General- 
Lieutenant  im  Dienste  Philipp's  von 
Anjou,  273.  273. 

Armstrong,  engl.  Hauptmann,  321,  321, 
445,  446,  461. 

d'Arnan  ,  siehe  Dusaix. 

Arnheimb,  von ,  preussischer  General- 
Lieutenant,  173,  176,  176,  178,  203, 
205,  205. 

Arnim,  von,  preussischer  General-Lieu- 
tenant, 85. 

ArrogO,  General  im  Dienste  Karl  HL, 
260. 

d'Artaignan,  französ.  General-Lieutenant 
(Westalpen-Armee),  155,  163,  163,  163, 
168,  168, 169,  169,  170,  170,  174,  174, 
174,  174,  175,  175,  177,  188,  188,  189, 
190. 

d'Artaignan,  französ.  General-Lieutenant 
(Armee  von  Flandern),  337,  350,  351, 
.352.  355,  370,  412,  447. 

d'Asfeldt,  französ.  General -Lieutenant, 
50,  99,  99,  222,  232,  234,  237,  237, 
238,  238,  240,  240,  243,  250,  250,  250, 
255,  255,  261,  261,  262,  262,  262,  262, 
266,  266,  267,  506. 

Aspremont,  Graf,   kaiserl.  Officier,  167. 

Assumar,  Graf,  portugiesischer  Gesandter 
am  Hofe  Karl  HL,  223. 

Atalaya,  Graf,  portugiesischer  General- 
Lieutenant,  239,  240,  251. 

Athlone,  Graf,  holländischer  General- 
Major,  409,  499. 


542 


Aubry,  tV.ni/.iis.    Partcicräiiger,  446,  447. 

August  Christian,  Herzog  zu  Sachsen - 
Zeitz,  Cardinal -Erzhischof  von  Gran, 
Primas  Regui,   10. 

August  II.,  (Friedrich),  Clnirfürst  von 
Sachsen,  Ex-König  von  Polen,  13,  13, 
24,  24,  24,  24,  25,  25,  39,  90,  90,  91, 
393,  398,  419,  430,  470. 

d'Auvergne,  Prinz,  liolländ.  (leneral- 
Major,  392. 

d'Avenant,  Minister  Englands  zn  Frank- 
furt 276. 

dAvlla,  Don  Leonardo,  bourhou.  Coni- 
niamlant  des  Fort  S.  Felipe,  257. 

B. 

Babocsay,  Tnippenführer  im  Heere  der 

ungarischen  Conföderation,  113. 
Baden-Durlach,  Karl  Willielm  Markgraf 

von,  kaiscrl.  Feldzeugmeister,  309,  314. 
Bagosy,  Panl,   Truppenführer  im  Heere 

der    ungarischen     Conföderation ,    138, 

139,  139,  139. 
Balassi,    Trnppenführer    im    Heere    der 

ungarischen  Conföderation,   123. 
Balbiani,  päpstlicher  General,  200. 
Balbieri,  päpstlicher  General,  219. 
Balogh,  Adam,  Truppenführer  im  Heere 

der  ungarischen  Conföderation,  100,  111, 

128,  129. 
Balogh,  Stephan,  Truppenführer  im  Heere 

der  ungarischen  Conföderation,  101,  106. 
Bänhäzi,   Truppenführer    im   Heere   der 

uiigaiisclu-n  Confiideration,   140. 
Bannowitz,   preussischer  General-Major, 

178,  178. 
Baptiste,  engl.  Major,  443,  445. 
Barcsai,  Michael,  Truppenfülirer  im  Heere 

dir  ungarischen  Conföderation,  139. 
Barriere,  französ.  Commandant  von  Fe- 

nestrelle,  184,  185. 
Bartholdi,    Friedrich  Heinricli   Freiherr, 

preus.><ischer    Gesandter    in    Wien,    10, 

11,  24. 
BauditZ,  General-.Major,  269,   369,   372. 
Baye,    Marquis  de,    General -Lieutenant 

im    Dienste   Philipp's   von    Anjou,    48, 

99,  269,  270,  270,  271,  271,  273,  273, 

274. 


Bayern,  kaiserl.  Administration  in,  13, 
68,  92. 

Bayern,  siehe  Max  Emanuel. 

du  Beauve,  (du  Bautt'e),  Ingenieur  eu 
chef   im  Heere  der    Verbündeten,   503. 

Beckliers,  Johann  Steplian,  Freiherr, 
kaiserl.  Obrist,  111,   137. 

Le  Begue,  lothring.  Ge.sandter,  300. 

Belancour,  bourbon.  Commandant  von 
Tortosa,  264,  264. 

Belcastel,  holländischer  General  und 
Gesandter  am  Hofe  von  Barcelona,  223. 

Belle-Isle,  französ.  Brigadier,  494. 

Benth.am(Bentheim?  BeuhemVBcthlenV), 
Graf,  General-Major,  392. 

Bercsenyi,  Niklas  Graf,  Truppenführer 
im  Heere  der  ungarischen  Confödera- 
tion, 100,  108,  109,  109,  109,  109,  113, 
114,  117,  117,  119,  120,  122,  122,  123, 
124,  132,  132,  133,  133,  141,  142,  142, 
142, 

Berg,  van  der,  liolländ.  Regierungsver- 
weser, 468. 

Bergeyck,  Graf,  im  Dienste  Philipp's 
von  Anjon,  318,  325,  366,  424,  447, 
467. 

Berneck,  kaiserl.  Hauptmann,  67. 

Bernieres,  von,  französ.  Intendant,  366, 
:372,  506. 

Bernstorff,  von,  hannoverischer  General- 
Major,  351. 

Berry,  Charles  de  France,  Herzog  von, 
Bruder  des  Herzogs  von  Burgund,  318, 
4S4. 

Bertholet,  hannover'scher  Lieutenant, 
362,  362. 

Bertböty,  Stephan,  101. 

Berwick,  Jakob  Herzog  von,  Marschall 
von  Frankreicli,  13,. 48,  48,  49,  49,  196, 
222,  222,  283,  284,  285,  287,  288,  288, 
288,  290,  290,  291,  291,  291,  293,  294, 
294,  294,  295,  299,  300,  300,  300,  302, 
303,  307,  307,  308,  308,  311,  313,  313, 
313,  314,  314,  324,  324,  334,  334,  3.59, 
364,  364,  364,  364,  365,  365,  365,  366, 
368,  369,  371,  372,  372,  373,  373,  373, 
373,  374,  374,  374,  374,  374,  376,  377, 
379,  379,  382,  382,  382,  383,  383,  384, 
384,  393,  405,  405,  405,  406,  406,  406, 


543 


406,  406,  406,  407,  407,  407,  407,  40S, 
408,  408,  408,  409,  401),  40'.»,  409,  41:5, 
414,  414,  414,  414,  414,  415,  423,  437, 
438,  443,  445,  445,  445,  445,  445,  447, 
448,  462,  463,  463,  484. 

Beschefem,  ])ienss.  Christ,  439. 

Besenwald,  tVanzös.  Agent,  200,  202, 
208,  212,  213,  213. 

Bethlen,  (Benhem,  C.  ßeutliam  OylV|, 
siehe  Beutham. 

BettendorfF,  Freiherr,  pfälz.  General- 
Lieutenant,  392,  398. 

Bevern,  Prinz,  siehe  Braunseliweig-Wol- 
fenhüttel-Bevern. 

Bezeredy,  Emerit-li,  'l'nippenfülirer  im 
Heere  der  ungarischen  Contoderation, 
100,  104,  104,  105,  123,  126,  126,  127, 
127,  127,  127,  142. 

B6zons  (Besous),  Graf,  französ.  General- 
Lieutenant,  48,  237. 

Biron,  Marqui.s,  tVauzös.  General-Lieu- 
tenant 327,  342,  342,  343,  343,  343, 
343,  343,  345,  345,  349,  349,  349. 

Bischowitz,  kaiserl.  Hauptmann,  128, 
128. 

Blaskovich,  Trupjjenführer  im  Heere 
der  ungarisclien  Conföderation,  116. 

Boldewin,  holländ.  General,  477. 

Börner,  Christof  Freiherr,  kaiserl.  Feld- 
zeugmeister, 67. 

Boisset,   dänischer  Brigadier  392. 

Bonac,   französ.  Botschafter  iu  Polen,  25. 

Bonet,  preuss.  Resident  in  London,  73. 

Bonneval,  Alexander  Graf,  kaiserl.  Gene- 
ral-Wachtmeister, 191,  191,  192,  192, 
192,  192,  192,  200,  201,  206,  206,  207, 
208,  208,  208,  208,  208,  208. 

Borgo,  savoy'scher  (?)  Diplomat  im  Haag, 
80. 

Borcke  siehe  Burck. 

Borselle  de  Geldermalsen,  siehe  Gel- 
dermal.sen. 

Botlimer,  von,  hannover'scher  General- 
Major,  326,  332,  332,  472. 

Botka,  Adam,  Truppenführer  im  Heere 
der  ungarischen  Conföderation,  127,  142. 

Bottyän,  Johann,  Truppenführer  im 
Heere  der  ungarischen  Conföderation, 
100,  101,  102,  108,  108,  108,  109  109, 


11.5,  115,  121,  122,  123,  124,  125,  126, 
134. 
Bouffiers,  Ludwig  Franz  Herzog,  Mar- 
schall von  Frankreich,  Gouverneur  von 
Flandern,  388,  388,  388,  388,  388, 
389,  390,  390,  390,  391,  393,  395,  395, 
397,  398,  398,  400,  401,  401,  403,  404, 
404,  405,  405,  408,  415,  416,  416,  417, 
420,  424,  424,  427,  427,  427,  428,  429, 
430,  430,  431,  434,  434,  434,  435,  449, 
450,  451,  451,  452,  454,  454,  455,  455, 
457,  486,  487,  488,  488,  491,  491,  492, 

492,  492,  492,  492,  493,  493,  493,  493, 

493,  494,  494,  494,  495,  506,  506,  506, 
507,  507,  507,  509,  509. 

Boulaye,  de  la,  französ.  Commaudant 
von  Exilles,   179,   179. 

Bourbon,  2,  3,  6,  19,  23,  28,  29,  29, 
33,  33,  46,  94,  99,  99,  215,  263,  512, 
512. 

Bourcet,  Commaudant  eiuer  französ. 
Frei-Compagnie,   184. 

du.  Bourg,  Graf,  französ.  General-Lieu- 
tenant, 283,  284,  285,  288,  288,  290,  291, 
291,  294,  300,  301,  301,  306,  306,  308, 
311,  311,  311,  314. 

Boyneburg,  Freiherr,  hessischer  General- 
Major,  314. 

Boyle,  engl.  Staatssecretär,  40,  42,  316, 
322,  323,  324,  325,  333,  336,  337,  337, 
367,  .•]69,  372,  374,  377,  379,  380,  381, 
393,  406,  408,  411,  412,  420,  423,  423, 
425,  427,  465,  466,  474,  475,  479,  482, 
497,  497,  499,  503,  .506,  508. 

Braconniere,  ehemaliger  französ.  Officier, 
293. 

Brancas,  Marquis  de,  General  -  Lieute- 
nant im  Dienste  Philipp's  von  Anjou, 
50,  99,  270. 

Braunscliweig  -  Lüneburg ,  Churfürst, 
siehe  Georg  Ludwig. 

Braunscbweig-Wolfenbüttel  -  Bevern, 
Prinz  von,  14,  65. 

Brenner,  Propst,  132. 

Brentano,  kaiserl.  Ober-Kriegs-Commis- 
sär,   IGl. 

Bretecbe,  französ.  Obrist,  347,  347,  347, 
347,  349. 

du  Breuil,  hanuov.  Brigadier,  473,  477. 


544 


Breuner,    Ferdinand    Graf,    kaiserl.    Ge- 

iicral-Waclitmeister,  187. 
Breuner,  Seyfried  Graf,  kaiserl.  Geueral- 
Waclitmeister,  dann  Feldinarschall-Lieu- 
tenant,  104. 
BrianQon,    Graf,    savoy "scher    Gesandter 

in  England,  80. 
Broglie  (Hroglio),  französ,  General-Lieu- 
tenant (•?),  302,  303,  303. 
Brockliausen,     Wilhelm    von,    kaiserl. 

Feld-Kriegs-Concipist,  IGl. 

Browne     de     Camns,     Georg     Freiherr, 

kaiserl.    Obrist,    dann   General-Wacht- 

mcistor.   I(i7,  171,    173,   180,   180,  181. 

Bruckenthal ,    Georg    Freiherr,    kaiserl. 

OVuist,   110. 
Bruyninx,  siehe   Du  Hamel-Bruyninx. 
Bülow,    hannover'scher  General  -  Lieute- 
nant,  327,   327,   328,  332,    348,    348, 
354,  362,  362,  363,  431,  441. 
Burck,   (Burckc)    von,    preuss.  Brigadinr, 

.")03. 
Burgund,  Ludwig   Herzog   von,  französ. 
Generalissimus,    48,   49,    98,   288,  300, 
318,  318,  318,  319,  320,  322,  322,  324, 
324,  325,  326,  326,  328,  330,  334,  334, 
334,  337,  345,  346,  347,  349,  349,  349, 
350,  350,  360,  360,  365,  368,  372,  374, 
375,  376,  378,  379,  381,  382,  382,  383, 
384,  405,  406,  406,  406,  406,  406,  407, 
407,  407,  408,  408,  408,  408,  409,  409, 
409,  409,  410,  413,  414,  414,  414,  415, 
415,  415,  422,  424,  424,  424,  442,  442, 
442,  443,  443,  447,  458,  458,  458,  462, 
462,  462,  462,  463,  463,  464,  464,  464, 
467.  471,  471,  472,  478,  482,  482,  482, 
482,  483,  483,  483,  483,  483,  484,  484, 
492. 
Bürkly,  J«diaiin    Friedrich    vun,    kaiserl. 
F.ldmarschall-Lieutenant,  277,278,315. 
Bussi,  französ.  Major,  388. 
Butlar,  Obrist,  302. 
Byngs,  Georg,  engl.  Admiral,  76,  76,  76, 
77,  371,  436. 


Cadogan,  engl.  Gencral-Majitr,  323,  335, 
:)36,  336,  338,  342,  343,  343,  343,  344, 
341,  314,  315,  346,  347,  347,  348,  34«, 


350,  350,  353,  369,  377,  377,  377,  379, 
379,  407,  436,  437,  440,  443,  445,  445, 
445,  446,  461,  470,  472,  473,  473,  473, 
496. 
Cadrien,  französ.  Brigadier,  189. 
Caldwell,  engl.  Obrist,  11,  498,  498. 
Cambrai,  Erzbischof  von,  siehe  Fenelon. 
Capres,  Baron,  französ.  General-Lieute- 
nant, 326,  498,  498. 
Caraccioli  de  Santo-Buono,  Prinz,  Grand 

von  Spanien,  französ.  General,  181. 
Caraffa,  Johann  Graf,  kaiserl.  Feldniar- 
schall- Lieutenant,   146,  147,  147,  147, 
147. 
Caravelli,    Graf,    Senator,     im    Dienste 

Karl  III.,  213. 
Cardonnel,    Secretär    des    Herzogs    von 

Marlborough,  322,  335,  335. 
Carpenter,    engl.    General -Major,    226, 

227,  228,  234,  239. 
Carvajal,    Don  Gonzalo,    Truppenführer 

im  Dienste  Fhilipp's  von  Aujou,  274. 
Gasoni,  Lorenz,  C'ardinal-Legat  zu  Fer- 
ra ra,  191,  191,  194,  194,  201,  202. 
Gassei    la    Fiere,    savoy'scher    Obrist, 

179,  18-1. 
Gastelbarco,  .Joseph  Baptist  Graf,  kaiserl. 

Administrator  in  Mantua,  20,  31. 
Gastelbarco,  Joseph  Seipio  Graf,  kaiserl. 
Gesandter  in  Turin,    20,   31,  178,  179, 
189,  205,  205,  212. 
Castelli,  kaiserl.  Hauptmann,  107. 
Gatinat,  Nikolaus,  Marschall  von  Frank- 
reich, 154,  162. 
Gavella,    Graf,  Gouverneur  von  Majorca 

im   Dienste   Karl  III.,  257. 
Ghamarande,    französ.    General  -  Lieute- 
nant, 163,  181,  189,  190. 
Chamillart    fChamiUard),    Michael    von, 
französ.    Kriegsminister,    2,  48,  48,  94, 
95,  95,  95,  98,  319,  365,  414,  414,  422, 
424,  424,  458,  462,  462,  463,  463,  463, 
464. 
Ghamilly,  Marschall  von  Frankreich,  11, 

506. 
Chamlay,    französ.     General-Kriegscom- 

niissär,  463. 
Ghanclos,    holländ.  Cavallerie-Brigadier, 
326,   329,    333,  335,    337,    370,    378, 


545 


411,  425,  426,  465,  465,  4611,  473,  496, 

497,  501. 
Charrier,  Mailämler  Baukier,  59. 
Cllästre,  de  la,  Gcucral-Lieiitenaut,  300, 

374,  425. 
Chateauneuf,  frauzös.  Obiist,  417. 
Chemerault,  Graf  de,  französ.  Geueral- 

I.ieiiteuant,  325,  328,  329,  424. 
Cherisey,  tVauzös.  Truppeu-Commandant, 

408. 
Chetwynd,    eugl.  Minister,    63,    63,    82, 

83,  89,  223. 
Cheyladet,  französ.  General-I^ieutenant, 

361,  371,  373,  374,  464,  464,  471,  471, 

472,  472,  482,  483. 
CienfuegOS,  kaiserl.  Agent  (?)  zu  Lissa- 
bon, 32. 
Clfuentes,  Ferdinand  Sylva  Graf,  Vice- 

König  Karl  III.  anf  der  Insel  Sardinien, 

256,  256. 
Clemens,  Josepli,  Ex-Churfürst  von  Cöln, 

390. 
Clemens   XL,    Papst,  22,   23,    96,    146, 

189,  193,  193,  193,  193,  194,  194,  195, 

195,  195,  196,  196,  199,  199,  200,  202, 

212,  214,  215,  217,  218,  219,  220,  220, 

221. 
Coetgen,  französ.  Brigadier,  388,494,  503. 
Coigny,  de,  französ.  General-Lieutenant, 

383,  424. 
CÖhorn,    Minno     Baron,    General-Lieu- 
tenant und  Inspector  der  Artillerie  und 

Fortificatiou  der  Republik  Holland,  457, 

457,  457. 
Cöhorn,  holländ.  Ingenieur,  503. 
Colbert,  Johann   Baptist,    General  -  Con- 

trolor  der  französ.  Finanzen,  95. 
Colier,  liolländ.  General-Major,  392,  488. 
Collen,    Ferdinand,  holLänd.   Feld-Depu- 

tirter,  44. 
CoUin,    Lambert,    Obrist    im    Heere    der 

Verbündeten,   461,  461,  461,  462,  468, 

468. 
Cöln,    Ex-Cliurfürst    von,    siehe    Clemens 

Joseph. 
Columbus,  Christoph,  256. 
Como,  Franz,  italien.  Kaufmann,  271. 
Contades,   von,    französ.  General-Major, 

462,  462. 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyeu.   II.  Ser 


Contreras,   kaiserl.  Rittmeister,   105. 
Cordova,  Obrist  im  Dienste  Karl  III.,  258. 
Corzana,    Graf    de     la ,    Kriogsminister 

Karl   III.,  249. 
Cosimo  III.,  Grossherzog  von  Florenz,  22. 
Courtance,    Marchese    di,     savoy'scher 

Obrist,  38. 
Croissy,  Chevalier  de,  französ.  Marechal 

-Ic  Camp,  382,  405,  447. 
Cronstrom,  von,  liolländ.  Brigadier  und 

Gouverneur  von  Huy,  317,  468,  506. 
Croy,  Graf,  französ.  Marechal  de  Camp, 

175,  222,  250. 
Csäky,  Michael,  Truppen-Divisi(ms-Com- 

mandant  im  Heere    der    ungar.  Confö- 

deration,  101,   107. 
Cusanl,  Jacob  Joseph,  Marchese,  kaiserl. 

General  der  Cavallerie,  111,    126,   128, 

129,  134,  135,  135,  135,  136,  137. 
Czelder,   Urban,    Truppen  -  Commandant 

im  Heere  der  ungar.  Conföderation,  121. 

D. 

Damont,  kaiserl.  Ingenieur-Obristlieute- 
nant,  131. 

Dänemark,  König  von,  siehe  Friedrich  IV. 

Dänemark,    Prinz  von,    siehe  Georg. 

Das  Minas,  portug.  General,  83,  84,  224, 
269,  271. 

Dann,  Lorenz  Wirich  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall, 20,  21,  21,  21,  21,  38,  38,  46, 
59,  60,  67,  86,  99,  144,  145,  145,  146, 
146,  146,  146,  146,  147,  147,  147,  147. 

148,  148,  148,  148,  149,  149,  149,  149, 

149,  150,  150,  150,  150,  151,  151,  151, 
152,  153,  162,  164,  165,  166,  166,  170, 
171,  171,  172,  174,  176,  176,  176, 183, 
183,  183,  184,  185,  185,  185,  186,  186, 
187,  187,  187,  187,  189,  199,  201,  202, 
202,  203,  203,  203,  203,  203,  204,  205, 
205,  205,  205,  206,  206,  206,  207,  207, 
207,  209,  209,  209,  210,  210,  210,  214, 
214,  215,  217,  217,  217,  218,  218  218, 
219,  219,  220,  220. 

Dedem,  holländ.  General-Lieutenant,  373, 
481,  481,  485,  486,  496,  496,  496,  497. 
497. 

Della  Rocca(üe  la  Rocque),  Graf,  savoy'- 
scher Geueral,  160,  16«,  183,  185,  206. 

■ie,  I.  Band.  35 


546 


Des  Alleurs,  französ.  Geueral-Lieiiteiiant 
iiud  (xesaiidter  bei  Käkcnzi,  51,  51. 

Desarmoire,  Graf,  kaiserl.  Hauptnianu, 
201. 

Desmarets,  General-Controlor  der  fran- 
zösischen Finanzen,  95,  95,  95. 

Dilks,  engl.   Ctintre-Admiral,  82. 

Dillon,  französ.  (icuoral-Lientenant,  1G9, 
174,  189,  190. 

Dirrher,  kaiserl.  Hauptmann,    128,  128. 

Dolphin,  Daniel,  veuetiani.scher  Bot- 
.schafter  am  Wiener  Hofe,    41,   89,  91. 

Dompre,  huUänd.  General  -  Lieutenant, 
372,  471,  472,  479,  481,  481,  481,  48.', 
485,  485,  496,  497. 

DopfF,  liolländ.  General-Lieutenant,  400. 

Dormay,  Johann,  Truppeuführer  im  Heere 
iler  uujxar.  Conföderatiou,  139. 

Dourches,  französ.  Marechal  de  Camp  (?), 
444. 

Drymborn,  holländ.  General,  231. 

Dubois,  französ.  Parteigänger,  446,  447. 

Dufont,  französ.  Oherst,  260. 

Du  Hamel -  Brujminx,  Jacob  Johann, 
h'dländ.  Gesandter  in  Wien,  24. 

Durlacli,  Karl  Wilhelm,  Markgraf,  siehe 
liaden-Durlach. 

Dusaix  d"Arnan,  Hubert  Dominik  Frei- 
herr, kaiserl.  Feldmarschall-Lieuteuaut, 
293,  293,  305,  305,  305,  305,  305,  392, 
426. 

E. 

Ebeczky,  Stephan,  Brigadier  im  Heere 
der  Ungar.  Couföderation,  101,  106,  107, 
118,  119,  119. 

Ebergenyi,  Ladislaus ,  Baron ,  kaiserl. 
Feldmarschall -Lieutenant ,  126,  134, 
136. 

Eberhard  Ludwig,  regierender  Herzog 
von  Württemberg,  kaiserl.  Felduiar- 
schall,  276,  276,  277,  280,  282,  313, 
315. 

Eckh,  Christian  Graf,  kaiserl.  General- 
Wachtmeister,   223,  263. 

Efferen  l  Eifern ),  Graf,  pfälzischer  (iene- 
ral-Wachtmeister,  239,  243,  246,  246, 
246,  247,  247,  247,  263,  392. 

Ehrenberg,  kaiserl.  Hauptmann,  131. 


Elisabeth  Christine ,  Prinzessin  von 
Widffenbüttel  -  Hlankcnburg,  Gemahlin 
Karl  III.,  15,  105,  249,  256. 

Elster,  Albrecht  Freiherr,  kaiserl.  Ge- 
neral-guartiermeister,  279,  280,  280. 

Eltz,  hannover'scher  Oberst,  dann  Briga- 
dier (?),  336,  439. 

England,   König  von,  siehe  Wilhelm   III. 

England,  Königin  von,  siehe  Anna. 

Erbach,  Graf,  holländ.  General->Iajor, 
372,  374. 

Ercolani,  Fürst,  kaiserl.  Hesideiit  in 
Venedig,  207. 

Erffa,  von ,  fränkischer  General ,  292, 
312. 

Erle,  engl.  General-Lieutenant,  317,  371, 
436,  436,  436,  443,  443,  467,  469. 

Erwein  (Erwing),  hannover'scher  Major, 
362. 

d'Estaing,  Graf,  französ.  General-Lieute- 
nant, 222,  229,  229,  229,  232,  233, 
237,  237,  240,  254,  254,  254,  258, 
259. 

Este,  Kainold,  Herzog  von  Modena,  23, 
202,    207,  214,  218. 

d'Este,  Marquis,  223. 

Estrades,  französ.  Marechal  de  Camp, 
443,  477,  477,  482. 

Esze,  Thomas,  Brigadier  im  Heere  der 
Ungar.  Conföderation,  lOl. 

Eszterhäzy,  Anton  Graf,  Corps-Couunan- 
dant  im  Heere  der  ungar.  Conföde- 
ration, 100,  122,  125,  127,  127,  128, 
129,  129,  134. 

Eszterhäzy,  Josef  Graf,  kaiserl.  Obrist, 
120,   120. 

Eugen,  Prinz  von  Savoyeu ,  1 ,  4,  7, 
19,  23,  25,  25,  27,  30,  31,  34,  34,  34, 
34,  34,  34,  35,  35,  36,  36,  36,  36,  36, 
36,  36,  37,  39,  39,  39,  39,  39,  39,  40, 
40,  40,  40,  40,  41,  41,  42,  42,  42,  42, 
42,  43,  43,  43,  43,  44,  44,  44,  44,  45, 
45,  45,  45,  45,  45,  45,  46,  46,  46,  55, 
57,  57,  57,  57,  59,  59,  60,  60,  62,  63, 
63,  64,  65,  67,  67,  68,  68,  69,  70,  78, 
81,  81,  83,  83,  83,  85,  85,  87,  87,  88, 
89,  89,  89,  90,  97,  105,  105,  112, 
112,  123,  124,  126,  127,  129,  130,  130, 
133,  143,  144,  146,  148,  151,  157,  158, 


547 


159,  160,  160,  161,  161,  161,  161,  161, 
165,  166,  171,  176,  178,  182,  is;j,  181, 
185,  186,  186,  186,  187,  187,  187,  195, 
196,  197,  199,  200,  208,  208,  209,  210, 
212,  213,  213,  214,  214,  217,  217,  219, 
219,  220,  223,  227,  227,  227,  230,  235, 
235,  236,  236,  238,  240,  240,  243,  244, 
245,  247,  248,  248,  249,  250,  251,  252, 
252,  252,  255,  255,  256,  256,  257,  258, 
258,  260,  261,  277,  277,  280,  281,  285, 
287,  287,  288,  290,  291,  292,  292,  292, 
292,  293,  293,  293,  293,  294,  294,  294, 
294,  294,  294,  294,  295,  295,  295,  295, 
296,  297,  297,  298,  298,  299,  299,  299, 
299,  299,  300,  302,  303,  304,  304,  305, 
309,  309,  312,  312,  317,  318,  318,  319, 

320,  320,  320,  320,  320,  321,  321,  321, 

321,  322,  323,  324,  324,  324,  324,  324, 
324,  325,  325,  325,  325,  329,  330,  330, 

330,  330,  331,  331,  331,  331,  331,  331, 

331,  331,  331,  331,  332,  332,  332,  332, 

332,  334,  334,  335,  336,  337,  337,  338, 
344,  348,  348,  350,  352,  352,  353,  353, 
353,  353,  354,  354,  356,  357,  358,  359, 
361,  365,  366,  366,  367,  367,  368,  370, 
371,  371,  371,  375,  375,  376,  377,  378, 

378,  378,  378,  378,  379,  379,  379,  379, 

379,  380,  381,  382,  383,  383,  391,  391, 
392,  392,  392,  392,  393,  393,  393,  394, 
394,  395,  395,  400,  400,  400,  400,  401, 
403,  406,  406,  407,  408,  409,  409,  410, 
410,  410,  411,  411,  411,  411,  411,  412, 
413,  414,  417,  417,  419,  423,  423,  423, 
425,  426,  426,  426,  427,  427,  428,  428, 
429,  430,  430,  430,  430,  432,  432,  436, 
436,  443,  443,  444,  444,  444,  445,  445, 
445,  446,  448,  454,  454,  454,  460,  460, 
460,  460,  461,  462,  464,  465,  466,  468, 
468,  468,  469,  469,  470,  470,  470,  470, 
470,  471,  471,  471,  472,  473,  473,  473, 
475,  475,  475,  475,  477,  477,  478,  478, 
478,  478,  478,  478,  479,  479,  480,  480, 
481,  482,  483,  483,  485,  486,  488,  488, 
488,  490,  491,  491,  492,  492,  493,  493, 
493,  495,  495,  497,  497,  497,  497,  497, 
497,  498,  498,  499,  499,  499,  499,  499, 
499,  499,  500,  507,  508,  508,  508,  592. 

Evans,    engl.  Brigadier,    461,    462,  462, 
462,  462,  500,  504,  504. 


Faber,  Franz  Karl  von,  kaiserl.  General- 
Wachtmeister,  140,  140. 

Fabre,  Emerich  Friedrich  von,  Christ  im 
Dienste  Karl  III.,  152. 

Fagel,  Barun,  liolländ.  Geueral-Lieu- 
teuant,  317,  349,  369,  410,  411,  411, 
411,  412,  414,  423,  445,  460,  461,  462, 
462,  465,  465,  465,  465,  465,  468,  468, 
473,  502. 

Faule,  de  la,  0])er- Amt  manu  und  Briga- 
dier im  Dienste  Pliilipp's  von  Aujou, 
325,  328,  498,  498. 

Fajotte,  de,  frauzös.  Cai)itaiu,  399. 

Falkenstein,  Franz  Leopold  Marquard, 
Freiherr,  kaiserl.  Feldmarscliall-Lieu- 
tenant,  392. 

Farnese,  Francesco,  Herzog  von  Parma 
und  Piaceuza,  22,  22,  204,  206,  206,  212. 

Fausseville,  französ.  Brigadier,  251. 

Fechenbach.,  Johann  Richard  Freiherr, 
würzburgiseher  General- Wachtmeister, 
429. 

Federkiel,  hanuover'scher  Lieuteuaut, 
362. 

Fels,  Karl  Colouua  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall-Lieutenant ,  295,  298,  392, 
471,  499. 

Fenelon,  Erzbischuf  von  Cambrai,  349, 
349,  382,  415,  422,  443. 

Ferrara,  Cardinal-Legat  zu,  siehe  Casoui. 

Ferrer,  Oberst  im  Dienste  Karl  III., 
234,  238,  260. 

Ferriol,  Officier  im  Dienste  Karl  III., 
252. 

Feuquieres,  frauzös.  General-Lieutenant, 

:jsi. 

Fischer,    aus    Bern,   Correspondent    des 

Prinzen  Eugen,  81,  161,  243,  244,  250, 

256,  261,  261. 
Florenz ,     Grossherzog    von ,     siehe    Co- 

simo  IIL 
Fomboissard,  französ.  Mart'chaldeCamp, 

dann    General -Lieutenant,    229,    229, 

2.33,  254. 
Fourbin  (Forbin),  Chevalier  de,  frauzös. 

Escadre-Commandant,  48,  96. 
Frankreich,  König  von,  siehe  LudwigX  IV. 

und  Heinrich  IV. 

35* 


548 


Frey,    kaiscrl.  Fähiiricli,  27G. 

Frezeliere,  de  la,  frauzös.  Geneial-Lieiitc- 
uant  der  Artillerie,  388,  388,  416,  4 IG, 
41G,  416,  452. 

Friedrich,  Erlipriiiz  von  Hessen-Kassel, 
huUänd.  Feldzeuj^meister,  295,  296,  298, 
330,  367,  367,  376,  377,  377,  380,  380, 
392,  419,  430,  431,  460,  460,  475,  500. 

Friedricll  I.,  König  vou  Preussen,  12, 
12,  13,  17,  18,  85,  86,  86,  86,  86.  86, 
S6,  313,  323,  330,  477. 

Friedricll  IV.,  König  von  Dänemark, 
16,  16,  93,  337,  347,  367. 

Friedricll  Wilhelm,  Herzog  von  Meck- 
leut)nrg-Selnv('rin,    12,   15. 

Friso,  Jüharm  Wilhelm  Fürst  von,  siehe 
Nassaii-Oranien-Dictz. 

Frontera,  portugiesischer  General-Lieute- 
nant und  Geuei'al  en  chef  der  Verbün- 
deten Streitkräfte  in  Estremadura,  46, 
269,  269,  270,  270,  270,  270,  270,  271, 

272,  272,  272,  272,  272,  273,  273,  273, 

273,  273,  273,  274. 

G. 

Gaetano,  Herzog  von,  General-Lieutenant 
im  Dienste  Philipp's  von  Anjou,  236,  261. 

Gallas,  Joliann  Wenzel  Graf,  kaiserl. 
Gesandter  in  London,  26,  26,  31,  57, 
57,  57,  57,  84,  269,  270,  270,  270,  271, 
271,  271,  272,  331. 

Galoppi.  Major  im  Dienste  Karl  III.,  251. 

Galway  (Gallovay),  Rouvigny  Earl  of, 
englischer  Gesandter  und  commandiren- 
der  General  des  englischen  Contingeuts 
in  Portugal,  40,  83,  224,  272,  272. 

Gamba,  Bamn,  mailänd.  Banquier,  59. 

Gandolfo,  Brigadier  im  Dienste  Philipp's 
von  Anjou,  230,  259. 

Gavazini,  Sigismund  (xraf ,  päpstlicher 
Officier,  208. 

Geldermalsen,  Adrian  Borselle  van,  hol- 
ländisclier  Feld-Deputirter,  44.   344. 

Georg,  Prinz  von  Dänemark,  Gemahl 
der  Königin  Anna    vou  England,    418. 

Georg  August,  Churprinz  von  Hanno- 
ver, 323,  328,  335,  347,  347,  363. 

Georg  Ludwig,  Churfürst  von  Hannover 
(Braunsehweig- l^üneliiirg),   14,   17,    37, 


39,  42,  43,  45,  46,  46,  72,  288,  290, 
291,  292,  292,  292,  293,  293,  294,  294, 
294,  295,  300,  302,  302,  303,  304,  305, 
305,  305,  306,  306,  308,  309,  310,  312, 
312,  313,  314,  314,  321,  325,  337. 
Givry,     frauzös.     Truppen-Commandant, 

181. 

Globis,  kaiserl.  Obristvvachtmeister,  201. 

Godolphin,  Sidney,  Earl  of,  Lordschatz- 

meistor  von  England,  4,   5,  42,   46,   73, 

317,  318,  320,  322,  323,  337,  3.59,  360, 

365,  369,  371,  374,  376,  376,  378,  379, 

480. 

Gondrecourt,    Adam   Graf,   kaiserl.  Ge- 

ncral-Waehtmeister,   152,   223. 
Gonzaga,    Vincenzo,    Herzog   von    Gua- 

stalla,  20. 
Gonzaga-Nevers,    Herzog  von  Mantua, 

siehe  Karl  IV. 
Goslingen  (Goslinga),  G.,  holländ.  Feld- 
Deputirter,  44,  444,  495. 
Grancey,  Graf  (Bruder  Medavi's),französ. 

Marechal  de  Camp  (?),  182. 
Graven,  Ferdinand  von,  kaiserl.  General- 
Wachtmeister,  138,  139,  140,  140,  141. 
Grävendorff,   von,    Sachsen -gotha' scher 

General- Wachtmeister,  172,  205. 
Grignan,  Graf,  französ.  General-Lieute- 
nant, 158,  163,  168,  169,  169, 188, 188, 
190. 
Grimaldi,  Don  Antonio,  Marquis,  französ. 
General-Lieutenant,  325,  328,  328,  329, 
349,  349,  349,  349,  444,  506,  507. 
Grimani ,     Cardinal ,     Vice  -  König     und 
(Jeneral-Capitain    von  Neapel,    21,    21, 
146,  151,  151,  152,  152,  152,  152,  193, 
194,  195,  197,  198,  198,  216,  216. 
Gronsfeld,  Johann  Franz  Graf,  kaiserl. 
Feldmarschall  und  innerösterreichischer 
Hofkriegsraths- Präsident,     276,     276, 
277,  278,  278,  278,  278,  282,  310,  310, 
312,  312,  315. 
Gross,  kaiserl.  Hauptmann,   104. 
Grumbkow,    preussischcr  Brigadier    und 
Commissär  im  Hauptquartier  der  Ver- 
bündeten, 330,  331,  331,  332,  332,  359, 
495. 
Guantieri,  Cardinal,  201. 
Guastalla,  Herzog  von,    siehe  Gonzaga. 


549 


Gükhl,   sielie  Pückol. 

Guerchois  le   (1709   französ.    Man'chal 

de  Camp),  163,  168,  181,  184,  184,  180, 

189. 
Gundel,  Augustm  Anton,  kaiserl.  Kriegs- 

Cummissär,  296. 
Gyulai,  Franz  Graf,  kaiserl.  Obrist,  63, 

181. 

H. 

Habsburg,  9,  22,  23,  198. 

Hackeborn,  preussiscber  Brigadier,  892. 

Hamel-Bruyninx,  siehe  Du  Hamel. 

Hamilton,  Andre  Graf,  königl.  spanischer 
Obrist,  228,  437,  489. 

Hamilton,  Georg,  engl.  Oberst,  437,  439. 

Hannover,  Churfürst,  siehe  Georg  Ludwig. 

Harcourt,  Simon,  Attorney- General, 
(General-Anwalt),  ö. 

Harley,  Robert,  Graf  von  Oxford,  engl. 
Staatssecretär,  4,  5,  5,  6. 

Harräch,  Josef  Philipp  Graf,  kaiserl. 
Feldmarschall-Lieutenant  62,  171,  172, 
183,  183,  187,  203,  206,  206,  206,  206, 
206. 

Harrscli,  Ferdinand  Amadeo  Graf,  kaiserl. 
Feldmarschall-Lieutenant,  67,  276,  276, 
277,  277,  277,  280,  281,  281,  282,  284, 
293,  302,  303,  303,  804,  304,  304,  305, 
309,  309,  312,  315. 

Hartleben,  Philipp  Michael  von,  kaiserl. 
General- Wachtmeister,   105. 

Haslinger ,  kaiserl.  General  -  Adjutant, 
223. 

Hassa,  Marquis,  portugiesischer  Truppeu- 
Commandant,  273. 

Hauben,  Johann  Friedrich  Hartmaim 
Freilierr,  kaiserl.  Obrist,  286. 

d'Hautefort,  Marquis,  französ.  General- 
Lieutenant,  291,  299,  407,  478,  474,  476, 
477,  481,  482,  483,  483,  485. 

Hautois,  Johann  Heinrich  Graf,  kaiserl. 
General-Wachtmeister,  165,  166,  167, 
176. 

Heems,  Arnold  E.  Freiherr,  kaiserl. 
Gesandter  im  Haag,  2,  2,  3,  3,  9, 
26,  30,  76,  77,  78,  78,  78,  78,  79, 
79,  79,  79,  79,  80,  80,  89,  94,  97, 
98,  235. 


Heindl,  Johann  Franz  Freiherr,  Graf  zu 
.Sonnberg,  kaiserl.  (Jeneral  -  Waclit- 
meister,  198. 

Heinrich,  Prinz  von  Hessen-Darmstadt, 
227,  228,  230,  230,  230,  230,  231,  231, 
281,  231,  232,  238,  252,  258,  258,  258, 
258,  259,  259. 

Heinrich  IV.,  König  von  Frankreich, 
345. 

Heinsius,  Rathspensionär  von  Holland, 
3,  40,  309,  376. 

Heister,  Sigbert  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall,  84,  34,  34,  34,  46,  112,  112, 
112,  113,  113,  115,  116,  116,  116,  117, 
118,  118,  118,  119,  119,  119,  121,  122, 
123,  124,  124,  124,  125,  125,  126,  126. 
126,  126,  127,  127,  127,  127,  128,  129, 
129,  129,  129,  129,  1.30,  1.30,  130,  130, 
131,  132,  132,  133,  133,  134,  185,  135. 
185,  135,  143. 

Herberstein,  Leopold  Graf,  kaiserl. 
Feldmarschall  und  Hofkriegsraths- 
Vice-Präsident,  201. 

Hessen-Darmstadt,  Prinz,  siehe  Hein- 
rich  und  Pliilipp   von. 

Hessen-Homburg  (Philippsthal),  Prinz 
von,  hoUänd.  General-Major,  379,  443. 

Hessen-Kassel,  Landgraf  von,  siehe  Karl. 

Hessen-Kassel,  Erbprinz  von,  siehe 
Friedrich. 

Hessy,  französ.  General-Lieutenant,  2.50. 

Heussern,  kaiserl.  Lieutenant,  104. 

Hicks,  engl.  Escadre-Commandant,  83,83. 

Hill,  Abigail,  Hofdame  der  Königin  Anna 
von  England,  4. 

Hirschl,  Jude,  56. 

Hirtzel  (Hirzell),  Obrist,  Commandant 
eines  Schweizer  Regiments  im  hollän. 
Solde,  440. 

Hoffmann,  Johann  Philipp,  kaiserl.  Resi- 
dent in  London,  4,  5,  5,  5,  6,  73,  74, 
74,  74,  74,  75,  75,  75,  76,  84,  271. 

Hofkriegsrath,  kaiserl.,  27,  27,  28,  61, 
61,  64,  81,  92,  98,  93,  176,  192,  198, 
203,  208,  227,  253,  255,  255,  2.56,  266, 
276,  277,  278.  281,  282,  282,  284,  310. 

Hoffmann  von  Löwenfeldt,  General- 
Major  des  oberrheinischen  Kreises,  282, 
284,  284,  289,  301,  802,  307,  313,  315. 


550 


Hohendorff,  (leiuTal-Major,  378,  503. 
Hohenfeld,   Otto  Heinrich  Graf,  kaiserl. 

Hauiitiiimm,   177. 
Hohenzollern,    Graf,    kaiserl.    Feldiuar- 

scliall-Lietitenant,  276. 
Holst,  (länipclier  Olirist-Lieutenant,  347. 
Holstein-Beck,  Friedrieh  "Willielin  Prinz 

Von.  kaiserl.  Ohrist,  488  (?). 
Holstein   (-Beck),    Prinz    von,    hollänrl. 

General-Lieuteuant,  392,  429,  488. 
Hompesch,  Graf,  holländ  Geueral-Lieu- 

teuant.    372.  479,  481,   482,   485,  485, 

49G,  497,  497.  498.  498,  500. 
Huflfel,  hulläiul.  Brigadier,  497. 
Hundheim,    clmrpfälzischer  Ohrist,    297. 
Hurter,  kaiserl.  Hauptniami,  276. 

J. 

Jamaica,  Marquis  de.  Vice-Köuig  von 
Sardinien,  256. 

Janet,  Adjutant  des  Herzogs  von  Yen- 
donie,  350. 

Javelliere,  de  la,  französ.  Brigadier?, 
175. 

Ibrahim,  Paselia  von  Belgrad,  28,  28. 

Jellaschitz,  kaiserl.  Ohrist,  129. 

d'lmecourt,  frauzös.  Truppen-Conunan- 
dant,  299,  300,  300,  301,  301,  311,  311. 

Johann  Wilhelm,  Cliurfürst  von  der 
i^falz.  15,  15.  42,  45,  76,  87,  88.  88, 
296,  297,  499. 

de  la  Jonchere  (la  .Tunquiere?),  französ. 
Capitain,  399. 

Jörger,  Franz  Graf,  kaiserl.  Ohrist,  223, 
255. 

Joseph  I.,  Römischer  Kaiser,  1,  2,  2,  3,  3, 
4,  4,  4.  5,  5,  5,  6,  6,  7,  7,  7,  7,  7,  7, 
8,  8,  9,  9,  10,  11,  11,  11,  11,  12,  13,  13, 
13,  14,  14,  14,  14,  14,  14,  14,  14,  15, 
15.  15,  16,  16,  16.  16,  16,  16,  17,  18, 
18,  19,  19,  19,  19,  19,  20,  20,  21,  21, 
22,  22,  22,  23,  23,  23.  23,  23,  23,  23, 
24,  24,  24,  24,  24,  24,  24,  25,  25,  25, 
26,  26,  26,  27,  27,  27,  27,  27,  27,  30, 
30,  31,  32,  33,  34,  34,  34,  35,  35,  35, 
35,  36,  36,  36,  36,  37,  38,  38,  38,  38, 
38,  39,  39,  39,  40,  40,  40,  40,  42,  45, 
45,  47,  53,  57,  57,  57,  58,  60,  65,  68, 
70,  71.  74,  74,  74,  74,  75,  75,  75,  76, 


76,  77,  78,  78,  79,  79,  80,  80,  83.  83, 
84,  86,  86,  86,  86,  87,  88,  88,  88,  89, 
90,  91,  91,  92,  92,  92,  92,  93,  94,  96, 
98,  103,  105,  126,  133,  133,  139,  143, 
146,  148,  148,  149,  151,  151,  1.52, 152, 
152,  153,  153,  157,  176,  179,  183,  184, 
185,  187,  189,  189,  191,  191,  192,  193, 
193,  193,  194,  194,  194,  191,  196,  196, 
197,  198,  199,  199,  199,  200,  201,  202, 
202,  203,  203,  204,  204,  204,  205,  205, 
205,  205,  205,  206,  207,  210,  211,  211, 
211,  212,  212,  212,  213,  214,  215,  215, 
217,  217,  217,  217,  217,  218,  218,  220, 
220,  220,  220,  261,  263,  263,  265,  266, 
268,  269,  270,  270,  270,  271,  271,  271, 
271,  272,  280,  286,  292,  297,  298,  302, 
305,  305,  306,  309,  309,  314,  330,  331. 
331,  332,  .361,  376,  377,  392,  .394,  406, 
411,  426,  427,  436,  477,  478,  479,  493, 
498,  499. 

Isenghien,  l^rlnz  von,  französ.  General, 
.")()6. 

Isle  (Lisle) ,  Graf,  französ.  Truppen- 
Coramandaut,  442,  464. 

K. 

Kaiser,    römischer,    siehe    Josef   I.    und 

Karl  VI. 
Kalinovics,  119,  121. 
Kallenstein  (V),  Brigadier  im  Heeie  der 

V<-rhündeten,   .392. 

Kara  Mustapha,  27. 

Karl,  Landgraf  von  Hessen-Kas.sel,  15, 
45,  45,  89,  89,  90.  295,  .391,  393,  430, 
470. 

Karl  H.,  KJJnig  von  Spanien,  2. 

Karl  III.,  König  von  Spanien,  2,  6,  15, 
20,  20,  21,  21,  21,  21,  23,  28,  28,  29, 
30,  30,  30,  30,  31,  31,  36,  37,  39,  41, 
41,  42,  80,  80,  80,  81,  81,  81,  81,  82, 
83,  83,  83,  83,  85,  85,  146,  148,  148, 
148,  149,  149,  1.51,  151,  151,  1.51,  152, 
1.59,  194,  195,  211,  213,  214,  214,  215, 
215,  218,  221,  222,  223,  223,  223,  226, 
229,  238,  238,  240,  243,  248,  248,  249, 
249,  249,  256,  256,  2.57,  257,  258,  262, 
262,  267,  479. 

Karl  IV.,  von  Gonzaga-Nevers,  Herzog 
von   M;iiitua,  20. 


551 


Karl  VI.,  Römischer  Kaiser,   110. 

Karl  Xn.,  König  von  Schweden,    1,  l'J, 

15.  2.'),  2;".,  25,  25. 
Karl  Rudolf,   Herzog   von  Württomhcrg 

(Neustadt),  däu.  General  der  Cavallerie, 

379,  380,  381,  392,  486,  500,  503,  50.^, 

508. 
Karl  Wilhelm,  Markgraf,    siehe  Baden- 

Durlach. 
Kärolyl,    Alexander    Graf,    Corps -Cura- 

mandant   im  Heere    der    nngar.  Confö- 

deratiou,  100,  111,  111,  123,  124,  132, 

137,  137,  137.  137,  138,  138,  138,  138, 

142. 
Katten,  i)reuss.  Obrist,  463. 
Kaunitz,  Franz  Karl  Graf,  153,  195,  195, 

litt;,  199,  199,  213,  213,  214,  215. 
Kellum,  engl.  Brigadier,  392. 
Keppel,  holländ.  Brigadier,  392. 
Keppenbeck  (?),  Brigadier  im  Heere  der 

Verhündeten,  392. 
Kercado,  Marquis  de,  Marechal  de  Camp, 

im  Dienste    Philipp"«    von    Aujou,    222. 
Kery,  Johann  Graf,  kön.  ungar.  Hofstall- 

mei.ster,  9. 
Kls,  Truppenführer  im  Heere  der  ungar. 

Conföderatiou,  135. 
Kislar  Agassi  (Olierauf.seher  der  Eunu- 
chen), 27. 
Klement,    J.    M. ,    Agent   Raköczi's    am 

Berliner  Hofe,  110. 
Königsegg,  Lothar  Joseph  Dominik  Graf, 

kaiserl.    Feldmarschall-Lieutenant,    58, 

200,  201,  202,  202,  206,  206,  207,  207, 

207,  207,  208,  208,  208,  209,  209,  210, 

215,  219. 
Kriechbaum,    Georg  Friedrich    Freiherr, 

kaiserl.     Feldmarschall-Lieutenant,     34, 

34,  46, 137, 137,  138,  138, 138,  138,  139, 

139,  139,  139,  140,  140,  140,  178. 
Kufstein,    Johann    Paul     Graf,    kaiserl. 

Obristlieutenaut,  192. 
Kul-Kiajassi    (Commandant    der    Janit- 

scharen),  27. 
Kurandi,    Truppenführer    im    Heere    der 

Ungar.   Conföderation,  139. 
Kurtzrock,  Karl  Max  von,  kaiserl.  Hof- 

kammerrath   und  Resident   zu  Lübeck, 

16. 


L. 

La  Bene,  Major  im  Heere  der  Verbün- 
deten, Commandant  der  Citadelle  von 
Gent,  328. 

La  Blanche,    französ.  Cornot,  362,  362, 

Lalande,  ehemals  Commandant  der 
Citadelle  von  Metz,  388,  388. 

Lalek  (la  Leck),  holländ.  General-M.ijor, 
378,  379. 

Lamberg,  Johann  Philipp  Graf,  Cardinal, 
Principal-Commissär,   105,  195. 

Lambert,  siehe  Collin. 

Lamothe,  Graf,  franz.  General-Lieutenant, 
319,  324,  326,  329,  329,  329,  363,  408, 
425,  426,  437,  437,  437,  438,  438,  438, 
439,  440,  441,  441,  442,  463,  464,  471, 
471,  472,  472,  477,  479,  484,  484,  485, 
505,  505,  505,  506,  506,  506,  507,  507, 
507,  507. 

La  Mothe,  Oberst  -  Brigadier  im  Heere 
der  ungar.  Conföderation,  113,  115,  115, 
116,  131. 

Landsberg,  Müuster'scher  Brigadier,  437, 
439,  439. 

Langeron,  frauzö.s.  General-Lieutenant 
zur  See,  446,  447,  463. 

Langrun,  französ.  Brigadier  und  Ingenieur 
en  Chef,  241. 

Latour  und  Taxis,  Amarold  Graf,  kaiserl. 
General  der  Cavallerie,  278,  281,  285, 
285,  289,  289,  289,  289,  310,  315. 

Leake,  Johann,  englischer  Admiral,  42, 
76,  77,  97,  149,  212,  235,  235,  249, 
249,  256,  256,  258. 

Le  Blanc,  französ.  Intendant,  484. 

de  Lee,  französ.  General-Lieutenant,  293, 
300,  388,  417,  494. 

Lefmann,  Bernatz,  und  Söhne,  Banquiers 
in  Hannover,  56. 

Legal  (Legall),  französ.  General-Lieute- 
nant, 222. 

Leisins,  siehe  Reising. 

Leyen,  Freiherr  von  der,  churraaiu- 
zischer  Feldmarschall-Lientenant,  291, 
303,  303,  304. 

Leyva,  Don  Antonio  de,  Truppen-Com- 
mandant  im  Dien.ste  Philipp's  von  Anjou, 
269,  273. 


552 


Liclitenstein ,  Aiit<m  Florian  Fürst, 
Obeistliofmeister  Karl  III.,  10,  29,  30, 
83,  84,  97,  220,  223,  235,  240,  244, 
245,  252,  253,  255,  256,  -2':^S,  258. 

de  Lisle,  Graf,  fran/.ös.  Man'clial  de 
Camp,  4G0,  4G4. 

Lobkowitz,  Josepli  Anton  Ansjnst  Fürst, 
kaiserl.  Geueral-Waclitnieistor, 310,  315. 

Locher  von  Limloulieim,  Karl,  kaiserl. 
Hofkriegsrath,  127,  130,  208. 

liOdesano,  kais(Ml.  Ilanptmaun,  105. 

Löffelholz-Colberg,  Georg  Wilhelm  Frei- 
lierr,  kaiserl.  Felilnnr.-^chall-Lieutonant, 
133,  134,  136. 

Longchamps,  Lieutenant  des  Könios, 
•J61.  ■i<!5,  265. 

Lothar  Franz,  (,'lnui'iirst  von  Mainz,  72. 

Lothringen,  (Jesandtcr  des  Herzogs  von, 
siebe  Le  Begne. 

Lottum,  Graf,  jtrenss.  Feldzengmeister, 
85,  347,  351,  351,  352,  352,  353,  353, 
354,  368,  368,  368,  368,  438,  439,  444, 
444,  472,  475,  476,  477,  477,  477,  479, 
500,  502. 

Lottum,  der  .lungere,  437,  437,  437,  437, 
438,  438,  439. 

Louvigny,  von,  französ.  Marechal  do 
Camp,  222. 

LOTlvois,  Franz  Michael  Letellier  Mar([nis, 
französ.  Kriegsminister,  449. 

Löwen,  Commandant  von,  .317. 

Löwenburg,  Friedricli  Graf,  kaiserl. 
Feldmarschall-Lieiitenant,   106,  137. 

Löwenstein,  Maximilian  Karl  Graf, 
kaiserl.  Admini.strator  in  Bayern,  13,  13. 

Ludwig  XIV.,  König  von  Frankreich, 
1,  1,  2,  2,  2,  2,  2,  3,  3,  3,  3,  9,  17, 
17,  18,  34,  40,  43,  47,  47,  47,  47,  47, 
47,  48,  48,  51,  76,  94,  96,  96,  97,  98, 
98,  1.55,  158,  158,  159,  160,  163,  180, 
187,  190,  195,  195,  199,  199,  211,  212, 
212,  212,  2.53,  279,  283,  283,  287,  288, 
288,  294,  300,  300,  306,  307,  .307,  318, 
.318,  319,  320,  320,  320,  324,  3.34,  334, 
335,  342,  343,  346,  347,  350,  351,  357, 
.3.57,  370,  375,  381,  382,  383,  388,  388, 
388,  405,  406,  406,  406,  4f>7,  408,  414, 
414,  414,  415,  415,  415,  420,  422,  422, 
442,  447,  447,  458,  458,  462,  471,  481, 


482,  482,  484,  484,  484,  492,  494,  494, 
494,  506,  507. 

Lumley,  engl.  General-Lieutenant,  317, 
317. 

Luxembourg,  Chevalier  de,  französischer 
Marechal  de  Camp,  dann  General-Lieu- 
tenant, 435,  435,  435,  435,  435,  435, 
435,  442,  455. 

M. 

Maffei,  Graf,  savoy'scher  Gesandter,  176, 
186. 

Mahon,  Oljerst  in  hourhonischen  Diensten, 
147,  148,  148. 

Maigret,  Graf,  367. 

Maintenon,  Frau  von,  360,  494. 

Mainz,  Clmrfürst  von,  siehe  Lothar 
Franz. 

Maillebois,  französ.  Oberst,  400,  417,494. 

Mantua,  Herzog  von,  siehe  Karl  IV. 

Maria  Anna,  Erzherzogin  von  Oesterreich, 
dann   KTmigin  von  Poi'tugal,  32. 

Marlborough,  Herzog  von,  Fürst  von 
Mindelheim,  1,  4,  4,  4,  5,  5,  6,  35,  37, 
39,  39,  39,  40,  40,  40,  40,  41,  41,  41, 
41,  42,  42,  43,  44,  44,  44,  45,  45,  45, 
46,  46,  46,  76,  82,  89,  90,  187,  290, 
293,  294,  295,  298,  299,  309,  316,  316, 

316,  317,  317,  317,  317,  317,  317,  317, 

317,  317,  317,  319,  319,  320,  320,  320, 
320,  320,  320,  320,  321,  321,  322,  322, 

322,  322,  322,  322,  322,  323,  323,  323, 

323,  323,  323,  324,  324,  324,  325,  325, 
326,  327,  327,  327,  327,  328,  329,  329, 

330,  330,  330,  330,  3.30,  331,  331,  331, 

331,  331,  331,  331,  332,  332,  332,  333, 
333,  333,  333,  334,  .334,  335,  336,  336, 
336,  336,  337,  337,  337,  337,  3.37,  338, 
344,  346,  347,  347,  348,  3.50,  352,  352, 
352,  352,  355,  356,  357,  358,  359,  360, 
360,  361,  363,  364,  365,  3(55,  367,  367, 
367,  368,  369,  369,  369,  371,  371,  371, 
371,  372,  372,  372,  372,  373,  373,  374, 
374,  375,  375,  375,  376,  376,  376,  376, 
377,  377,  378,  378,  378,  379,  .379,  379, 
380,  381,  381,  381,  382,  383,  384,  391, 
392,  392,  393,  393,  393,  406,  406,  406, 
406,  407,  407,  407,  408,  408,  408,  408, 
409,  409,  409,  409,  409,  409,  409,  410, 


i53 


410,  410,  410,  410,  410,  411,  411,  411, 

411,  411,  411,  41-i,  412,  412,  413,  414, 
41 S,  420,  420,  422,  423,  423,  423,  425, 
425,  425,  425,  425,  425,  425,  426,  426, 
427,  427,  430,  431,  431,  432,  436,  436, 
436,  436,  438,  441,  441,  441,  443,  443, 

443,  443,  443,  443,  443,  444,  444,  444, 

444,  444,  445,  445,  445,  445,  445,  445, 

445,  445,  445,  446,  446,  446,  447,  447, 
447,  448,  449,  454,  458,  459,  460,  460, 
460,  460,  460,  460,  460,  461,  462,  462, 
462,  462,  462,  463,  464,  464,  464,  465, 
465,  465,  465,  465,  466,  466,  467,  468, 
468,  468,  468,  468,  469,  469,  469,  469, 
470,  470,  470,  471,  471,  471,  471,  472, 
472,  473,  473,  473,  474,  475,  475,  475, 
475,  477,  477,  477,  477,  478,  478,  478, 
478,  479,  479,  479,  479,  479,  479,  480, 
480,  480,  480,  481,  481,  481,  482,  483, 
485,  485,  485,  486,  488,  496,  496,  496, 
496,  497,  497,  497,  497,  498,  498,  498, 
498,  498,  498,  498,  499,  499,  499,  500, 
500,  501,  502,  502,  503,  503,  503,  503, 
504,  505,  505,  505,  506,  506,  507,  507, 
507,  508,  508,  508,  508. 

Marsigli,  Graf,  päpstlicher  Ober-General, 
195,  200,  202,  207,  209. 

Martigny,  Karl  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marscliall-Lieutenant,  210,  215. 

Martini,  Johann  Georg  Freiherr  von 
Martinsbero-,  kaiserl.  General  -  AVacht- 
meister  nnd  Obrist-Kriegs-Conimissär, 
59,  60,  69,  161,  161,  161,  161,  161, 
161,  161,  166,  206,  220. 

Martinitz,  Georg;  Adam  Graf,  21,  400. 

Martinville,  französ.  Erigadier,  494. 

Matignon,  Mar.schall  von  Frankreich,  48, 
49,  318,  343,  361. 

Maulevrier,  Marquis  ,  franzö.s.  Marechal 
de  Camp,  175,  254,  254. 

Maiiroy,  frauzö.s.  Truppen-Commandant, 
185,  186,  186. 

Max  Emanuel,  Ex-Churfürst  von  Bayern, 
13,  48,  48,  48,  49,  97,  98,  283,  285,  287, 
287,  287,  287,  288,  288,  289,  290,  291, 
291,  291,  294,  299,  299,  300,  300,  300, 

300,  300,  300,  300,  301,  301,  301,  301, 

301,  301,  302,  302,  302,  302,  303,  306, 
306,  307,  307,  307,  307,  308,  308,  308, 


308,  309,  310,  310,  311,  311,  311,  318, 
320,  322,  324,  325,  465,  466,  467,  467, 
467,  467,  468,  469,  472,  478,  479,  479, 
479,  480,  480,  480,  480,  482,  483. 

Mayer,  Major  im  Dienste  Karl  III.,  462. 

MeadoWS,   sitdic   Meduw, 

MecklenlDurg-Scliwerin,  siehe  Fri(Mlrich 
Wilhelm,  Herzog  von. 

Medavi  (-G-rancey),  Graf,  franzö.s.  Gene- 
ral-Lieutenant, 98,  99,  155,  156,  157, 
159,  162,  163,  164,  164,  164,  166,  166, 
166,  166,  167,  167,  167,  168,  168,  169, 
175,  175,  178,  179,  182,  182,  182,  182, 
185,  187,  188,  190. 

Medici,  päpstlicher  Oberst,  208,  208. 

Medow  (Meadows),  Philipp,  englischer 
Gesandter  in  Wien,  37. 

Meliand,  französ.  Intendant,  235. 

Menager,  französ.  Grosshändler  und 
handelspolitischer  Agent  Ludwig  XIV., 
2,  3. 

Mercy,  Claudius  Florinumd  Graf,  kaiserl. 
Feldmarschall  -  Lieutenant ,  281,  285, 
289,  292,  293,  293,  304,  304,  305,  305, 
305,  306,  306,  306,  306,  306,  307,  307, 
307,  307,  308,  308,  310,  315. 

Mettemich,  preussischer  Gesandter  in 
der  Schweiz,  18,  18,  18,  18. 

Mey,  de,  Obristlieutenant,  490. 

Mey,  du  (auch  May),  Chef-Ingenieur  der 
Verbündeten,  398,  399,  417,  428,  496, 
498,  500,  502,  502. 

Mikes,  Gi-af,  Truppenführer  im  Heere 
der  ungarischen  Conföderation,    111. 

Miklossi ,  Stephan ,  Truppenführer  im 
Heere  der  ungarischen  Conföderation 
131,  131. 

Milkau,  von,  Sachs.  General-Major,   368. 

Minas,  Das,  portiigies.  General,  83,  84, 
224,  269,  271. 

Modena,  siehe  Este,  Herzog  von. 

Molir,  kaiserl.  Proviant- Ad modiator,  286- 

Moles,  Franz  Herzog  von,  kaiserl.  Bot- 
schafter zu  Barcelona,  75,  99,  223,  226, 
228,  228,  2.55. 

Molinari,  Carlo  Bartolomeo  Graf,  kaiserl. 
Resident  zu  Genua,  206. 

Moltenberg,  Johann  Ludwig  von,  kaiserl. 
I         Obrist,   129. 


554 


Monroux,  tVanzös.  Tnippon-Cnmm.'nidmit, 

4G3.  4<)3,  464,  4G4. 
Montane,  kniserl.   Hauptmami,  21ß. 
Montecuccoli ,    Hercules    Graf,    kaiserl. 

Feldiiiarscliall-l.ieuteuaut,     138,     139, 

140. 
Montesq^uieu,  Charles  <le  Secoiidat,  Barmi, 

Präsident  desParlaments  ziiBordeaux,49. 
Monticelli,  kaiserl.  01)ristlieuteuant,  112. 
Montmorency,    Chevalier     de,    französ. 

Oberst,  447. 
Moor,  von.  hiilläud.  Major.  400. 
Moregas,     General  -  Major     im     Dienste 

Karl   III.,  228. 
Mortany,  französ.  General.  374.  382,  383. 
Mothe,  siehe  La  Mothe. 
Motta,   ]>iemoutes.   Unternehmer,  IGl. 
Motteras,  Ingenieur   im  Heere  der  Ver- 

liündeten,  403. 
Moutet,    de,    französ.  Brigadier  (?),   189. 
Münster,  Bisehof  von,  lö,  313. 
Muret,  tle,    französ.    General-Lieutenant, 

1G2,  169,  169,  170,  171,  172,  172,  172, 

173,  173,  173,  173,  174,  174,  17;'),  177, 

181,  181,  182. 
Murray,  General-Major,    324,    327,    328, 

328,  332,  332,  33.5,  335,  335,  336,  367, 

368,  371,  406,  425,  426,  467,  480,  49G, 

497.  497,  503. 
Mustapha,   Kara,  Gross- Yezier,   27. 
Mymer,  (?)  Brigadier  im  Heere  der  Ver- 
bündeten, 392. 

N. 

N&dasdy,  Franz  Graf,  kaiserl.  Feldmar- 
schall-Lieutenant, 65,  104,  104,  105, 
105,  107,  134,  135,  13G. 

Nangis,  französ.  Mareclial  de  Cani]),  3G1, 
472,  474.  474.  475,  47G. 

Nassau-Oranien-DietZj.Juliann  Willielm 
Friso,  Prinz  von ,  holländ.  Feldzeug- 
meister 354,  355,  356,  391,  391,  392, 
392,  392,  392,  394,  394,  394,  395,  400, 
401,  419.  4.'5<>.  4:J1,  470,  471,  478,  493. 

Nasaau-Weilburg,  Joliann  Ernst  Werner 
Graf,  kaiserl.  und  jjfälz.  Feldruarschall, 
29G,  297,  298,  298,  3G7,  367,  :;70,  370, 
370,  370,  372,  378,  392,  470,  470,  475, 
499. 


Nassau-Woudenbourg,  Cornelius  Graf, 
hnlländ.  Brigadier,  43G,  438,  438,  440, 
443,  477. 

Natzmer ,  von  ,  preussischer  General- 
Lieutenant,  71,  85,  331,  344,  344,  34G, 
348,  353,  353,  354,  354,  354,  495. 

Nebot,  Rafael,  General-Major  im  Dienste 
Karl  ni.,  231,  231,  259,  260,  260. 

Nehem,  Dietrich  Heinrich  Freiherr, 
kaiserl.  Feldmarschall-Lieutenant,  28, 
28,  127,  127. 

Nicolotti,  kaiserl.  Oberquartiermeister, 
182. 

Niederlande,  König  der,  siehe  Wilhelm  I. 

Niaas,  de,  französ.  Brigadier  (?),  164, 
168. 

Noailles,  Herzog,  französ.  General-Lieu- 
tenant und  commandirender  General  in 
Ronssillon,  48,  49,  50,  50,  97,  97,  99, 
222,  229,  230,  230,  230,  230,  231,  231, 
231,  231,  231,  231,  232,  238,  239,  240, 
243,  250,  250,  252,  252,  252,  253,  253, 
253,  253,  259,  360. 

North,  Lord,  engl.  Brigadier,  502. 

Noyelles,  Graf,  holländ.  Feldmarscliall, 
40.  224. 

Nuntius,  päpstlicher,  in  der  Schweiz,  19. 

Nyuzö ,  Truppenführer  im  Heere  der 
Ungar.  Conföderation,  138. 

o. 

Ocskay,  Ladislaus,  Brigadier  im  Heere 
der  Ungar.  Conföderation,  100,  101, 
101,  lOG,  106,  lOG,  107.  107,  107,  107, 
107,  108,  108,  108,  108,  109,  109,  109, 
110,  110,  113,  114,  115,  116,  116,  122, 
123,  126,  131. 

Oettingen,  Fürst,  312. 

O'Dwyer,  .Johann  Josef  Anton  Graf, 
kaiserl.  Obrist,  82,  235,  236,  236,  236, 
236,  265. 

Ognon,  Chevalier  de,  französ.  Officier, 
449,  449. 

Oldendorf,  haunover'scher  Lieutenant, 
3G2. 

Oranien,  Prinz  von,  sielie  Nassau- 
Orani(ui-Dietz. 

d'Ordono,  Marquis,  Truitpen-Commandant 
im  Dienste  Philipp's  von  Anjou,  264. 


555 


Orkney,  Earl  of,  enp;!.  Geiieral-LieutenaTit, 

Orleans,  Philippe  do  France,  Herzog  von, 
frauzös.  Generalissimus,  48,  49,  50,  97, 
97,  99,  229,  230,  231,  231,  232,  232, 
232,  232,  238,  233,  233,  233,  234,  234, 
234,  234,  235,  235,  235,  236,  236,  237, 
237,  237,  237,  238,  238,  239,  239,  240, 
240,  240,  241,  243,  246,  246,  246,  248, 
248,  249,  249,  250,  250,  250,  250,  251, 
251,  251,  252,  252,  253,  253,  253,  254, 
254,  254,  254,  254,  254,  255,  255,  259, 
260. 

Orosz,  Paul,  Truppeuführer  im  Heero 
der  Ungar.  Conförleration,  140,  141. 

Osani,    kaiserl.  Hauptmann,   173. 

Ossorio,  Ares  de,   siehe  Villamaue. 

Ossuna,  Herzog  von,  General  im  Dienste 
Philipp's  von  Anjou,  50,  99,  270,  270, 
271,  273. 

Ostfriesland  (Oostfrise),  Erbprinz  von, 
ludläud.  General-Lieutenant,  273. 

Ottam,  päpstlicher  General,  200. 

Ottlyk,  Georg,  Haushofmeister  Franz  II. 
Räküczi,  114,  117. 

Overkirk,  von,  holländ.  Feldmarschall, 
46,  316,  337,  353,  3.54,  354,  3.55,  412, 
444. 

Oxenstierna,  Graf,  holländ.  General- 
Lieutenant,  354,  355,  378. 

Oyen,  hoUäud.  General-Lieutenant,  378. 


Pälffy,  Johann  Graf,  Bauus  von  Croatien, 
kaiserl.  General  der  Cayallerie,  105, 
107,  107,  107,  116,  116,  117,  119,  119, 
119,  119,  119,  119,  124,  125,  125,  126, 
126,  126,  129,  129,  129,  130,  131,  131, 
134,  134,  135. 

Pallandt,  Baron,  holländ.  General-Major, 
320,  469,  469,  480,  482,  482. 

Pallavicini,  Cavaliere,  Commandaut 
kaiserl,   Kriegsschiffe,   150. 

Palmes,  engl.  Brigadier,  dann  General 
und  Gesandter,  41. 

Papst,  siehe  Alexander  III.,  Clemens  XI 
und   Sixtus  Y. 

Parrelth,  kaiserl,  Feld-Kriegscommissär, 
82,  223. 


Parma    und    Piacenza,    Herzog    von, 

siehe  Farnese. 
Pascal,     General  -  Major     im     Dienste 

Karl  III.,  82,  425,  425,  460,  460,  467, 

467,  480,  480,  480,  480,  485. 
Pastor,  französ.  Agent  in  Wien,   15. 
Patigno,  Don  Andrea,  Oberst  im  Dienste 

Philij)p's  von  Anjou,  265. 
Paulucci,    Cardinal ,    päpstlicher    8taats- 

secretär,  194. 
Pavlik,  kaiserl.  Obristlieutenant,   140. 
Peguera    y    Corfit,    Obrist  im    Dienste 

Karl  III.,  252. 
Pekry,     Truppeuführer     iui    Heere     der 

ungaj-.    Conföderation,    100     113,    113, 

114,    114,    114,    114,    118,    118,    119, 

119,  119,  119. 
Pentz,  hannover'scher  Brigadier,  348. 
Perenyi,  Nicolaus  Baron,    Brigadier    im 

Heere    der   ungar.  Conföderation,    101, 

106,  121. 
Perlas,    Don  Ramon   de  Vilana,    Staats- 

secretär  im  Dienste  Karl  III.,  29,  223, 

231,  231,  258,  260,  262. 
Permangle ,    französ.    Brigadier,    später 

Marechal  de  Camp,  388,  417,  494. 
Pery  (Peri),  französ.  General-Lieutenant, 

288. 
Pesme    de    St.  Saphorin,    kaiserl.    Ge- 
neral-Wachtmeister, 305. 
Peter  L,  Zar  aller  Reussen,   24,  24,  24, 

24,  25,  25,  25,  25,  26,  26,  142. 
Petit,  Oberst  im  Dienste  Karl  III.,    243. 
Pfalz,  Churfürst  von    der,  siehe  Johann 

Wilhelm. 
PfifFer,  französ.  General,    345,  346,  347, 

349. 
Pflueg,  kaiserl.  Obristwachtmeister,  127, 

128,  128,  128. 
Pfuel,    Johann    von,    württembergischer 

General-Wachtmeister,  285,  289. 
Philipp,  König  von  Portugal,  32. 
Philipp  V.,  König,  siehe  Anjou. 
Philipp,  Prinz    von    Hessen  -  Darmstadt, 

kaiserl.  Feldmarschan,  38,  46,  82,  151, 

151,  152,  152,  153,  153,  153,  195,  197, 

197,  197,  198,  198,  199,  199,  202,  205, 

210,  215,  215,  216,  217,  217,  219,  229, 

230,  231,  237,  257,  258. 


556 


Piazza,  Julius,  Bischof  von  Faeiiza,  219. 

Piconio,  sn  voy'scher  ( Jesandter  zu  Venedig:, 
80. 

Pierre,  französ.  General-Lieutenant,  241. 

Piombino,  kaiserl.  Rittmeister,  140. 

Piper,  Graf,  sclnvedisclier  Minister,  337. 

Piwoda,  kaiserl.  Kaizen-Capitain,  139. 

Polen,  König  von,  siehe  August  II.,  und 
Stanislaus  Leszczyuski. 

Polignac,  Ahhe  de,  französ.  Diplomat, 
19;-.. 

Pomponne,  Alibi'  de,  französ.  Diplomat, 
200,  208,  209,  212,  213,  213,  213. 

Ponpietain,  haunover'scher  Olierstlieute- 
nanr.  302,  362,  3152,  3G2. 

de  la  Porta,  Don  Lucas  .Jose',  General 
im  Dienste  Karl  IIL,  231,  238,  238, 
258,  259,  259. 

du  Portail,  holländ.  Brigadier,  376. 

Portugal ,  Könitjin  von ,  siehe  Maria 
Anna. 

Posseren,  holländ.  Brigadier,  392. 

Pöstyenyi,  127. 

Pozzo,  Pater,  Kammerpräsident  zu  Bar- 
celona, 223. 

Prade,  de,  französ.  Truppen-Commandant, 
169. 

Prats  y  Bertram,  Ol.rist  im  Dienste 
Karl  IIL,  229,  233,  233,  233,  234.  247. 
251,  251,  252,  260,  261. 

Prendergast,  Sir  Thomas,  engl.  Regi- 
ments-Commandant,  327. 

Preston,  englischer  Oberst,  437,  439. 

Preussen,  König  von,  siehe  Friedrich  I. 

Pri6,  Heracles  .Josef  Ludwig  Turiuetti 
Marquis  de,  kaiserl.  Plenipotentiär  in 
Rom,  .59,  59,  97,  194,  194,  194,  194, 
194,  201,  201,  202,  203,  204,  204,  204, 
205,  210,  210,  211.  212.  212,  213,  213, 
213,  213,  214,  214,  214,  216,  217,  217, 
217,  218,  218,  219,  220,  220. 

Puckel  (richtig  Gükhl),  kaiserl.  Christ. 
111». 

Puebla,  Don  Antfinio  Portugalo  Conde  de-, 
rtldmarsdiall-Lieutenant ,  im  Dienste 
Karl  IIL,  234,  238,  259,  259,  260,  260, 
260.  26 L 

Puyguion.  franziis.  General-Lieutenant, 
361,  444,  447,  463,  506. 


PuysegfUr,  .Taques  Marquis  de,  französ. 
Goneral-Lieutenant,  318,  319,  342,  343, 
346,  346,  360.  361. 

Puy  -  Vauban,  französ.  General-Lieute- 
nant, 38S,  415,  416. 

R. 

Rabutin ,  Jnhann  Ludwig  Graf  von, 
kaiserl.  Feldmarschall,  34,  34,  34,  111, 
112,  151. 

Rainold,  Herzog  von  Modena,  siehe  Este. 

Räköczi,  Franz  IL,  9,  9,  9,  10,  11,  11, 
27,  50,  51,  51,  51,  51,  51,  51,  51,  52, 
52,   97,   100,   100,  100,  101,  109,  109, 

109,  109,  109,  109,  109,  110,  110,  110, 

110,  111,  11.3,  113,  114,  114,  114,  115, 
115,  115,  116,  116,  116,  117,  117,  117, 
118,  118,  118,  119,  119,  120,  120,  120, 
120,  120,  121,  122,  122,  123,  123,  123, 
124,  124,  125,  127,  127,  127,  127,  130, 
131,  132,  132,  132,  133,  133,  1.33.  137, 
141,  141,  142,  143. 

Räkösi,  Valentin,  Tnippenführer  im  Heere 

der  Ungar.  Conföderation,  139,  139. 
Rannes,  de,  französ.  Brigadier,  388,  494. 
Ranzau,    dänischer   General-Lieutenant, 

372. 
Rantzau,    hannov.    General-Major,    335, 

336,  343,  347.  347,  347,  347,  372,  378. 
Raths-Pensionär    von    Holland,    siehe 

Heinsius. 
Ratkovitz-Hadschija,    kaiserl.   Obri.st, 

128. 
Ratoni,  Stefan,  Truppenführer  im  Heere 

der  Ungar.   Cnnföderation,   112. 
Ravignan,    de,    franzfls.    Brigadier,   388, 

400.  494. 
Rechteren,  Graf,  Generalstaaten  -  Depu- 

tirter,    45,    45,    276,    316,    317,    .320, 

321.  321,  322,  322,  323,  325,  444,  460, 

469. 
Redl,  kaiserl.  Lieutenant,  120. 
Reede     von    Renswoude,     holländ.     Re- 

giorungs -Verweser  zu   Brüssel,  468. 
RefFuge,  de,  französ.  Ofticier,  301. 
Regal,     Maximilian     Ludwig      Freiherr, 

kaiserl,  Feldmarschall-Lieutenant,  165, 

166,  167,  171,  175,  179,  179,  180,  181, 

182,  182,  209,  210. 


557 


Reischach,  Freiherr  von,  Feldmarschall- 

Lieutenaiit    des    schwäbisclieu    Kreises, 

285,  285,  315. 
Reising    (nnrichtifr  Leisins),   Franz   Karl 

Graf,    kaiserl.     General -Wachtmeister, 

392. 
RÖvay,  Caspar  Baron,  Tnnipenführer  im 

Heere  der    uiij^ar.    Conföderation,    lü7, 

125. 
Rhebinder,   Bernhard  Otto  von,    savoy'- 

Sfher   Feldmarschall  -  Lieutenant ,    166, 

167,  167,  168,  171,  171,  171,  172,  172, 

173,  173,  173,  173,  176,  176,  177,  177, 

178,  179,  180,  180,  180. 
Richardi,    Don    Juan,    Gouverneur    von 

Alicante,  General-Fcldwachtmeister  im 

Dienste  Karl  III.,  266,  266,  267. 
Rivaroles,  Ablx',  197. 
Rivers,  Lord,    engl.  General-Lieutenant, 

40. 
Rocca,  siehe  Della  Rocca. 
Roccavione,    Karl  Ludwig  Birago  Graf, 

kaiserl.  Feldmarschall-Lieutenant,  165, 

210. 
Rocque,  siehe  Della  Rocca. 
Romeo,     Don    Juan    Antonio ,    Minister 

Karl  III.,  223. 
Ronquillo,  Don  Pedro,  Mai-echal  de  Camp 

im  Dienste    Philipp's    von    Anjou,   261, 

266. 
des    Roques,    Chef-Ingenieur    im    Heere 

der  Verbündeten,  398,  488. 
du   Rosel,   französ.    General-Lieutenant, 

361,  383,  482. 
Ross  ,     engl.     General -Lieutenant,  409, 

410. 
Rossum  d'Ardenbroeck  (Harrenhroul), 

hoUänd.    Feld-Deputirter,  44. 
Roth,    Freiherr,    schwäbischer    General- 
Wachtmeister,  285,  289,  315. 
de  la  Roue,    Marquis    französ.  Escadre- 

Commandant,  212. 
Rovero,  Maria  Graf,  kaiserl.  Obristlieu- 

tenant,  216. 
de  Rubi,  .Stabsofficier  im  Dienste  Karl  III., 

260. 
Ruffey,  Graf,  französ.  Mart'chal  de  Camp, 

325. 
Russland,  Zar  von,  siehe  Peter  I. 


s. 

Sabine,  engl.   Brigadier,  347. 

Sachsen,  Churfiirst  von,  siehe  August  IL, 

Sachsen,  Moriz  Graf  von,  Marschall  von 
Frankreich,  393. 

Sachsen-Teschen,  Herzog,  siehe  Albert. 

Sachsen-Zeitz,  siehe  August  Christian 
Herzog  zu. 

Sacken,  General-Major,  392. 

Saint-Fremont,  französ.  General-Lieu- 
tenant, 48,  285,  287,  287,  288,  288, 
288,  289,  290,  290,  290,  291,  291,  291, 
293,  299,  299,  299,  300,  324,  334,  334, 
365,  373,  382,  383,  384,  463,  471,  484, 
506. 

Saint-Georges ,  Chevalier  de ,  siehe 
Stuart. 

Saint-Germain-Beaupre,  französ.  Bri- 
dier,  233. 

Saint-Hilaire ,  von ,  französ.  General- 
Lieutenant  der  Artillerie,  337,  360,  360, 
361. 

Saint-John,  Heinrich  Viscount  of  Boling- 
broke,  engl.  Staats -Seci'etär,  siehe 
Bolingbroke. 

Saint-Laurant,  hannover'sclier  General- 
Major,  391,  460. 

Saint-Martin,  französ.  Kriegs-Commissär, 
388. 

Saint-Maurice,  Graf,  General-Lieutenant 
Comraandant  der  cölnischen  Truppen 
im  bourbonischeu  Heere,  327. 

Saint-Remy,  savoy'scher  Feldmarschall- 
Lieutenant,   167,    173,    173,    176,    176. 

Salazar,  Obrist  im  Dienste  Karl  III.,  229. 

Salm,  Karl  Theodor  Otto  Fürst,  Feld- 
marschall und  Obersthofmeister  Kaiser 
.Joseph  I.,  8. 

San  Juan,  Graf,  portugies.  Reiterführer, 
273. 

Sanct-Gallen,  Bischof  von,  19. 

Saphorin,  siehe  Pesme. 

Sas  van  Burek,  niederländ.  Ingenieur, 
503. 

Savary,  Major  im  Heere  der  Verbündeten, 
437. 

Savoyen,  Herzog,  siehe  Victor  Amadeus. 

Savoyen,  Prinz  von,  siehe  Eugen. 

Scheneck,  kaiserl.  Rittmeister,  105. 


558 


Schlik,    Leopold    Graf,    kaiserl.   General 

der    Cavallerie    uud    Geueral- Kriegs - 

Commiseär,    286,  392,  425,  480,  499. 
Schober,    Don  F.,      Obrist    im    Dienste 

Karl  III.,  227,  228,  229,  230,  238,  238, 

251,  2151. 
Schonborn,   Damian  Hugo  Grat',  12,   IG, 

16,  16. 
Schöttl,   Armatur-Verleger,  68. 
Schulenburg,   Alexander  von  der,    han- 

noviM'.schertieueral-Major, 327,  333,336. 
Schulenburg,  Johann  Mathias   Freiherr 

von,  General-Feld  Wachtmeister,  90,  164, 

330,  337,  342,  345,  349,  353,  353,  357, 

358,  359,  359,  360,  395,  396,  418,  420, 

420,  429,  430,  431,  433,  452,  4^53,  456, 

456,  457,  457,  457,  465,  469,  470,  470, 

470,  474,  479,  494,  494,  495,  501,  502, 

502.  505. 
Schulenburg,    Lewiu    Friedrieh,  savoy'- 

scher  General-Major,  160,  166,  168,  168, 

168,  171,  173,  176,  176,  181,  182,  187. 
Schwarzenberg,  84. 
Schweden,  König   von,    siehe  Karl  XII. 
Seckendorff ,     Friedrich    Heinrich     von, 

markgräflich  anspach'scher  Obrist,    65, 

399. 
Seguedy  (Szegedy),   Oberstlieutenant  im 

Heere  der   ungar.  Conföderation,    127, 

142. 
Seranno,  Don  Pedro,  Officier  im  Dienste 

Philipp's  von  Anjou,  273. 
Serville,  französ.   Brigadier,  417. 
Seytermann  (f^igtermann),  von,  Comman- 

dant   zu   Audeiiarde,  329. 
Silly,  französ.  General-Lieutenant,    250. 
Sinzendorf,    Graf,  Kanzler    K.   Josef  I., 

14,  24,  25,  45,  82,  82,  112,  320. 
Sixtus  V.,  Papst,  199,  211,  214. 
Soissons,  Emanuel  Prinz  von,   187. 
Somody,  kaiserl.  Rittmeister,  105. 
Soris,   Brigadier  im  Dienste  Philipp's  von 

Anjou,  273. 
Sormani,      General  -  Major     im     Dienste 

Karl  III.,  259. 
Sourzy,  französ.  Brigadier,  494. 
Souternon  fSonstemon),  französ.  General- 

Li.-ut.;nant,    361,  424,    472,    473,    474, 

474,  474,  475. 


Spangenberg,  Gewehr-Fabrikant  in  Suhl 
(Hayern),   68. 

Spanien,  König  von,  siehe  Karl  II.  uud 
Karl  III. 

Sparr,  Freiherr,  holläud.  General-Lieute- 
nant, 381,  392,  470,  471. 

Spiegel  (Spigl),  Graf,  hessischer  Geueral, 
380,  381,  471,  475. 

Stair,  Lord,  engl.  General -Lieutenant, 
461,  461,  461,  462,  462,  462,  462, 
464,  465,  465,  465,  465,  465. 

Stanhope,  Jacob,  Lord,  engl.  General- 
Major  und  Bevollmächtigter  in  Spanien, 
29,  40,  83,  85,  223,  253,  256,  256,  257, 
257,  257,  257,  262,  263,  325. 

Stanhope,  Philipp,  Bruder  des  Jacol) 
Stanhope,  engl.  Officier,  257. 

Stanian,  A.,  engl.  Gesandter  bei  der 
Schweizer  Eidgenossenschaft,  18,  18, 
18,  18. 

Stanislaus  Leszczynski,  König  von 
Polen,  23,  25. 

Stapel,  Brigadier  im  Heere  der  Verbün- 
deten, 392. 

Starhemberg,  Max  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall-Lieutenant, 105,  106,  113. 

Starhemberg,  Guido  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marscliall,  30,  34,  36,  37,  37,  39,  39,  46, 
63,  63,  66,  75,  81,  81,  83,  83,  223,  223, 
223,  223,  224,  224,  224,  225,  225,  226, 
226,  226,  226,  227,  227,  227,  227,  228, 
228,  228,  229,  230,  230,  230,  231,  231, 
231,  231,  232,  232,  232,  233,  233,  233, 
234,  234,  234,  235,  235,  235,  235,  236, 
236,  236,  236,  237,  237,  238,  238,  238, 
239,  239,  239,  240,  245,  246,  247,  247, 
247,  247,  248,  248,  248,  248,  248,  248, 
249,  249,  249,  250,  251,  251,  251,  252, 
252,  253,  253,  253,  254,  254,  254,  254, 
255,  255,  255,  255,  255,  255,  256,  256, 
257,  257,  258,  258,  260,  260,  261,  263, 
263,  263,  263,  263,  263,  263,  265,  265, 
265,  266,  266,  267,  267,  267,  268. 

Starhemberg,  Gundaker  Graf,  kaiserl. 
Ilofkammer-Präsidcnt,  54,  54,  54,  55,55. 

Steinberg,  von,  kaiserl.  Artillerie-Obrist, 
67,  167,  167,  167,  172,  179,  183,  185. 

Steinville ,  Stephan  (Jraf,  kaiserl. 
General- Wachtmeititer,  106,  106,   136. 


559 


Stella,  Kochiis  Graf  vou  Sautaeroce,  Mit- 
fj^lied  der  zu  Barcelona  eingesetzten 
fiiunta  d'Italia,  223. 

Sternfels,    Württemberg;.    General-Majui-, 

.'ur.. 

Stuart,  Jacob  III.    (Chevalier    de  Saiut- 

Georges),  Kron-l'rätendeut  vuii  Schott- 
land, ö,  47,  318,  484. 
Styllen,  von,  preussischer  General-Major, 

171,   17.Ö,  181. 
Suchet,    Ludwig    Gabriel,     Herzog    von 

Albufeni, Marschall  von  Frankreich,  248. 
Sultan,  .«iehe  Achmed  III. 
Sunderland,    Charles    Spencer  Earl    of, 

Staats-Secretär,    317,    317,    406,    432, 

441,  443,  444,  445,  448. 
Survllle,     französ.     General -Lieutenant 

und    Marechal    de  Camp  der  Artillerie, 

388,  388,  417,  491,  494. 
Sury,  französ.  Oberst,  417. 
Syburg    (Seeburg) ,    Brigadier    im    Heere 

der  Verbündeten,  443. 
Szalay,    Truppenführer    im    Heere     der 

Ungar.  Conföderation,  116. 
Szent-Ivänyi,  Commandant  des  Käk(')czi- 

schen  Palast-Kegimeuts,   121. 


Talman  (Tallmanu),  Michael  von,  kaiserl. 

Resident  in  Constautinopel,  26,  26,  27, 

27,  27,  27,  2S,  28. 
Tarazena,     Marquis,     Commandant     zu 

Antwerpen,  332,  406. 
Tarini,    Ignaz    Victor    Graf,    savoy'scher 

Gesandter  in  Wien,  400. 
Tassungen,    Freiherr,    kaiserl.   Diplomat 

(Münster),  15. 
Tattenbach,  Phil.  Rudolf  Graf,  kaiserl.  und 

spanischer  General- Wachtmeister,  260. 
Temple,  Richard,  engl.  Brigadier,  392. 
Tesse,  Rene  de  Froulai  Graf,  Marschall 

von  Frankreich,  155,  212,  212,  212,  212, 

212,  212,  213. 
Tettau,  preuss.  General-Major,  485. 
Thiell  (richtig  Tiell),  Johann  von,  kaiserl. 

Hofkriegsrath,  34,  105,  112,  123,   127, 

129,  129,  129,  130. 
Thierheimb ,     Graf,     kaiserl.     General- 
Adjutant,  309. 


Thoy,  französ.  Geiteral,  163,  164,  167, 
168,  168,  168,  168,  169,  175,  180,  187, 
190. 

Thüngen,  Hans  Karl  Freiherr,  (Ende 
1708  Reichsgraf),  kaiserl.  Feldmar- 
schall, 275,  276,  276,  27V,  278,  278, 
279,  280,  281,  281,  281,  281,  281,  281, 
282,  282,  282,  282,  284,  284,  285,  285, 
285,  285,  289,  289,  289,  289,  290,  292, 

304,  306,  310,  312,  313,  313,  313,  313, 
314,  314,  314,  315,  380. 

Thürheim,  siehe  Thierheimb. 

Thuröczy,  Oberst  im  Heere  der  Tingar. 
Conföderation,   108. 

Tige,  Johann  Karl  de,  kaiserl.  General- 
Wachtmeister,   140,   140,   140. 

Tillier,  Johann  Franz  Chevalier,  kaiserl. 
Obristlieutenant,  276,  276,  277. 

Tilly,  Claiulius  Graf,  holläud.  General  der 
Cavallerie,  dann  Feldmarschall,  354, 
355,  355,  355,  372,  373,  373,  373,  373, 
373,  374,  374,  474,  496,  500. 

Tilson,  (?)  322. 

Tököly  (Popovics),  Johann,  kaiserl.  Obrist 
und  Commandant  der  Raizen,   111. 

Toldo,  Bartholomäus  Beda  von,  kaiserl. 
Obrist,  dann  General -Wachtmeister, 
126. 

Tolvay,  Gabriel,  Palatin-Protouotarius, 
132,  132. 

Torres,  Sigismon,  Truppeu-Commaudant 
im  Dienste  Karl  III.,  234,  252. 

Townsbend,  Karl  Viscount,  englischer 
Staatsmann,  406. 

Traun-Abensberg,  Graf,  kaiserl.  Gene- 
ral-Adjutant,  10,  223. 

TrauttmansdorfF,  Franz  Ehreureich  Graf, 
kaiserl,  Gesandter  bei  der  Schweizer 
Eidgenossenschaft,  14,  18,  18,  18,  18, 
19,    19,   199,    199,  276,  289,  305,  305, 

305,  305,  305. 

Tremoille    (Tremoglia),    Cardinal,     195, 

195,  199,  211. 
Trinite,  Graf,  dela,  savoy'scher  Obrist,  180. 
Troussel,  du,  preussischer  Brigadier,  392, 
Tsetsi,  Johann,  ungar.  Chronist,  120,  121. 
Turicko,  kaiserl.  Obristwachtmeister,  139. 
Tursis,  Herzog,  Commandant   bourboni- 

scher  KriegsschiÖe   149. 


560 


U. 

Uhlefeldt,  Leo  Graf,  kaiserl.  Feldmar- 
siliall,  231,  232,  232,  238,  252,  252, 
250. 

Ujkeri,  127. 

Y. 

Valejo,  l>om,  Offieier  im  Dieuste  Philipps 
von   Anjou,   237. 

Valera,  Gouverneur  von  Denia,  im  Dienste 
Karl  III.  261,  2«1. 

Valory,  de,  frauzös.  Brigadier,  388,  450. 

Vauban,  Sebastian  le  Pretre  de,  Mar- 
schall von  Frankreich,  04,  162,  38G, 
386,  380,  389,  300,  396,  397,  415,  415, 
416,  416,  420,  449,  457,  457,  457,  486. 

Vaubonne,  Joseph  Marquis,  kaiserl. 
Fcldmar.'^chall-Lieutenant,  216. 

Vay,  Ladislaus  Karen,  Truppciiführer  im 
Heere  der  ungar.  Couföderation,  115, 
139,  139,  140. 

Veglin  (Vegelin),  hoUänd.  Brigadier,  498. 

VeMen,  Otto  Graf,  kaiserl.  General- 
Wachtmeister,  372,  372. 

Vendöme,  Ludwig  Joseph  Herzog  von, 
Marscliall  von  Frankreich,  1,  48,  48, 
48,  98,  293,  318,  318,  318,  318,  318, 
319,  319,  319,  320,  320,  322,  323,  323, 
324,  333,  334,  336,  337,  342,  342,  343, 
343,  343,  343,  345,  345,  345,  345,  346, 
346,  346,  346,  347,  347,  349,  349,  349, 
349,  350,  350,  350,  350,  351,  351,  356, 
357,  357,  360,  360,  360,  361,  361,  361, 
361,  361,  363,  363,  364,  369,  374,  374, 
377,  378,  379,  382,  383,  405,  406,  407, 
413,  414,  414,  414,  414,  414,  414,  414. 
415,  424,  442,  442,  443,  443,  443,  444, 
446,  446,  447,  447,  447,  447,  447,  447, 
458,  458,  462,  462,  462,  462,  463,  463, 
463,  463,  464,  464,  464,  465,  471,  471, 
478,  478,  478,  483,  484,  484,  484,  484, 
484,  506. 

Venerie,  de  la,  Melchior  August,  kaiserl. 
Ingcnienr-Oliri.st,   281. 

de  Vennes  (De  Veyne,  Deveyne,  Devnc), 
Freiherr,  preuss.  General-Major,  392. 

Ventadour,  Herzogin  von,  437,  440,  505. 

Verrac ,  französ.  General  -  Lieutenant, 
383. 


Vetes,  Ladislaus  Kökeuyesdi  von,  Agent 
Käköczi's  in  Paris,  51,  51,  52,  52,  100, 
130,  131,  132,  132. 

Viard,  de,  kaiserl.  General-Wachtmeister, 
1(»5,  106,  107,  107,  107,  108,  108,  108, 
110,  110,  113,  113,  113,  113,  114,  114, 
114,  115,  115,  115,  118. 

Victor  Amadeas,  Herzog  von  Savoyen, 
20,  21,  22,  31,  31,  37,  37,  38,  38,  38, 
38,  40,  40,  40,  41,  41,  41,  46,  74,  74, 
79,  80,  154,   155,  156,   156,   157,  157, 

157,  161,  162,  162,  164,  165,  166,  169, 
169,  169,  169,  171,  173,  174,  174,  175, 
177,  177,  178,  178,  180,  185,  185,  186, 
186,  187,  187,  187,  187,  189,  190,  202, 
203,  205,  206,  206,  212,  212,  223,  307. 

Vickenbach  (?  Sclilippeubachj,  General- 
Major  im  Heere  der  Verbündeten,  392. 

Vietinghof  (Vittinghoff),  holländ.  General- 
Major,  378,  378. 

Vieuxpont,  franzö.s.  Truppen  -  Comman- 
daut,  291,  301. 

Vlllamane,  Antonio,  Don  Ares  de 
<  ).ssorio  ,  General  -  "Wachtmeister  im 
Dienste  Karl  III.,  234,  247,  261. 

Villars,  Ludwig  Hcctor  Herzog,  Marschall 
von  Frankreich,    1,    48,   49,  158,   158, 

158,  158,  159,  159,  159,  159,  159,  160, 
160,  162,  162,  162,  162,  162,  162,  162, 
163,  163,  163,  163,  164,  167,  168,  168, 
169,  160,  169,  169,  169,  170,  170,  170, 
174,  174,  174,  175,  175,  175,  176,  176, 
176,  176,  177,  177,  178,  179,  180,  180, 

180,  180,  180,  181,  181,  181,  181,  181, 

181,  181,  181,  181,  181,  184,  184,  184, 
186,  187,  187,  188,  188,  188,  189,  189, 
189,  180,  180,  190,  190,  203,  232,  275, 
275,  276,  276,  277,  277,  277,  277,  278, 
278,  282,  282,  283,  283,  283,  283,  283, 
284,  306,  307,  307,  505. 

Villaverde,  portugiesischer  General,  83, 
84. 

Villemans,  französ.  Diplomat  ('?),  209. 

Villemort,  französ.  General,  438. 

Villier,  französ.   Brigadier,  482. 

Viremont  (Viremond),  Damian  Hugo  Graf, 
kaiserl.   Feldmarschall-Lieutenant,  216. 

Visconti,  Hannibai  Marchese,  kaiserl.  Ge- 
neral der  Cavallerie,    157,  157,  160,  192. 


561 


Vivans,  Marquis  de,  frauzös.  Geueral- 
Licutunaiit,  285,  306,  307,  307,  308. 
308,  308.  309. 

Volkershoffea,  sidie  Wolker.-iln'rt'cu. 

Vooght  (Voigt  ■?),  Olirist  im  vorliüiulotoii 
Hooro,  437.  439. 

W. 
Wackerbarth,    Aug-u.st    Cln-istuph    Graf. 

säclisi.-iclior  Geiieral-Lieutouaiit,  2ö.  25. 

90,  4(51,  461,  4(58,  469. 
Wales,   Priuz  vou,  siolie  Stuart. 
Wallis,  Georg  Olivior  Graf,  kai.sorl.  Ohrist, 

dann  General-Wachtmeister,   149,    149, 

150,  150,  150,  150,  150,  152,  198,  217. 
Walpole,  Sir  R(djert,    englischer  Kricgs- 

Secretär,  497. 
Wartensleben,  von,  prcuss.  (?)  Brigadier, 

367. 
Wassenaer,  von,  Vice-Admiral,  holläud. 

Brigadier  der  Infanterie,  42, 79,  356,  392. 
Webb,  engl.  General-Major,  dann  General- 
Lieutenant,    372,    436,   437,  438,  438, 

438,  439,  439,  439,  440,  440,  440,  440, 

441,  441.  441,  443. 
Weck,  hulländ.  General-Major,  354,  356, 

502. 
Weissenfeis,    sächs.  (?)    General -Major, 

392. 
Weitersbeimb,  Bertliold  Freiherr,  kaiserl. 

General-Wachtniei.ster,  293. 
Wenz,  Agent  des  Marschalls  Villars,  276. 
Wersiers  (auch  Werschur),  von,  hessischer 

General-Major,  Gouverneur  von  Rliein- 

fels,  295.  296. 
Wertheimer,  Wiener  Banquier,  55. 
Wessely,    Truijpenführer   im   Heere   der 

Ungar.  Conföderation,  140. 
Wettiner,  siehe  August  II. 
Wetzel,  Johann  Adam  Freiherr,  kaiserl. 

Feldniarschall  -  Lieutenant,     149,     223, 

249,  251,  263. 
Whitaker,  engl.  Mce-Admiral,  213,  214, 

220,  258. 
Wilckes  (Wilkes),  hessischer  (?)  General- 
Lieutenant,  392. 
Wilhelm  I.,  König  der  Niederlande,  (5,  391. 


Wilhelm  III.,    König  von   England,  391. 

Withers,  engl.  General-Lieutenant,  393. 

Witney,  engl.   (?)  Brigadier,  392. 

Wittenstein  ( Witgenstein),  (iraf,  (ieneral- 
-M.MJnr,  392. 

WolfFenbüttel  -  Blankenburg  ,  Prin- 
zessin,  siehe   Eiis;ilietli   Cliristiue, 

WolkershofFen  (Volkershofleu)  ,  pfäl- 
zisiiier  General,  392. 

Wood,  engl.  General-Lieutenant  391,  392. 

Wrangel,  General  im  Dienste  K;h1  III.. 
4G7.  480. 

Wratislaw,  Johann  Wenzel  Graf,  böhm. 
Hotivanzler,  25,  25,  30,  32,  37,  45,  78, 
79,   99,   217,   226,  317,  322,  406,  446. 

Württemberg,  Herzog,  siehe  Karl  Rudolf 
und  Eberhard. 

Württemberg,    Prinz,    siehe    Alexander. 

Z. 

Zagardschi-Baschi  (d.  i.  Oberst- Jäger- 
meister), 26. 

Zaidlhuber,  Obristlieutenant  im  Dienste 
Karl  III.,  251,  251,  252,  254,  259. 

Zallich,  von,  holländ.  Feld-Deputirter,  44. 

Zar,  ven  Russland,  siehe  Peter  I. 

Zerezeda,  Mareclial  de  Camp  in  bourbon. 
Diensten,  239. 

Zignoni,  Joseph,  kaiserl.  Legations  Secre- 
tär  und  Resident  in  Lissabon,  270,  270, 
271,  272,  273. 

ZinzendorfF,  siehe  Sinzendorff. 

Zinzerling,  Freiherr,  Hofrath  und  Be- 
vollmächtigter Karl  III.  im  Haag,  30, 
30,  30,  81,  85,  85,  85,  227. 

Zobel,  churpfälzischer  General  -  Wacht- 
meister 392. 

Zollern,  Fürst  von,  312. 

Zollern,  Hermann  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall-Lieutenant, 314. 

Zoutland  (Soutlande),  holländ.  General- 
Major,  392. 

Zum  Jungen,  Johann  Hieronymus  Frei- 
herr, kaiserl.  Feldmarschall-Lieutenant, 
160,  160,  165,  166,  171,  172,  174,  181, 
182,  183,  185,  214,  214,  214. 


Feldzüge  dos  Prinzen  Kug'ou  v.   Savoyeu.  II.  .Serie,  I.  üaud. 


36 


MILITÄRISCHE 


CORRESPONDENZ 


DES 


PRINZEN  EUGEN  von  SAVOYEN 


IT'OS. 


-cßG^?^- 


FeldzUge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.  1 


Supplement -Heft 


zTjLnrn.  I.  Ba,n.d.e,  II.  Serie 


Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  von  Savoyen 


1708. 


\ 


1. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Heister.  Wien, 
28.  December  1707  ')• 

Euer  Excellenz  sage  liiemit  schuldigsten  Dank,  dass  Sie  unterm 
11.  dieses  sich  über  meine  glückliche  Hieherkunft  zu  erfreuen  belieben 
wollen.  Ich  weiss  zwar  noch  nicht,  was  Ihro  kaiserl.  Majestät  der 
künftigen  Campagne  halber  für  eine  allergnädigste  Disposition  vorzu- 
kehren belieben ;  Sie  können  aber  versichert  sein,  dass  ich  meinesorts 
nichts  mehrers  als  die  Occasion  zu  haben  wünsche,  Dero  selben  viel 
Angenehmes  erweisen  zu  können,  allermassen  ich  auch  mit  einer 
besonderen  Dienstbegierde  verharre  etc. 

2. 
BericM  an  den  Kaiser.  Wien,  28.  December  1707'). 

Es  hat  der  gehorsamste  Hofkriegsrath  bei  heuriger  Land- 
recrutirung  abermalen  wahrgenommen,  wasmassen  wegen  der  Farben 
der  Montirung  sich  nicht  geringe  Schwierigkeiten  ereignen,  da  nur 
noch  wenige  Regimenter  sich  befinden,  welche,  da  andere  fast  alle 
perlfarbene  oder  weissgraue  Röcke  tragen,  annoch  völHg  grün  oder 
blau,  wie  Osnabrück,  Bayreuth  und  Wetzel  ist,  haben  und  tragen. 

Gleichwie  aber  solches  neben  obangezeigter  Beschwerde  der 
Länder  auch  bei  Abgebung  der  Commandirten  in  ein  und  anderen 
Vorfallenheiten  des  Commando  eine  nicht  wohl  anständige  Vermengung 
der  Mannschaft  verursacht,  so  dem  Feinde  öfters  zu  guter  Mass  dienen 
kann,     dabei  auch  wann  hinkünftig    die  Verpfleg-    und  Bezahlung  der 

»)  Kriegs-A,,  Ungarn  1708;  Fase.  I.  1  b. 

2)  Registr.  des  R.  K.  M.,  Jänner  1708,  Nr.  212, 


Regimenter  auf  den  alten  Fuss  hergestellt  und  wieder  eingerichtet 
werden  solle,  wie  es  zu  Euer  kaiserl.  Majestät  Armaden  Erhaltung 
unumgänglich  sein  muss;  einfolglich  die  Kegimcnter  selbsten  für  die 
alte  sowohl  als  neue  Mannschaft  die  Moutur  zu  verschaffen  haben 
werden,  denenselben  schwer  und  allzu  kostbar  fallen  wird,  solche  in 
dergleichen  theueren  Extra-Farben  zu  geben. 

Opinio   (des  Hofkriegsrathes) : 

Dahero  dann  der  gehorsamste  Hofkriegsiatli  der  uuvorgreiflicheu 
Meinung  wäre,  dass  hinfiiro  durchgeheuds  die  Monturen  auf  das  Mindeste 
von  Röcken  in  lichtgrauem  oder  perlfarbenem  Tuch  bestehen  sollen,  dahin- 
gegen die  von  denen  Regimentern  zu  Fuss  suchende  Unterscheidung,  ura  die 
Mannschaft  gleichwohl  darob  zu  erkennen,  in  denen  Aufschlägen,  Camisolen 
oder  Strümpfen  kann  beobachtet  werden ;  welches  aber  nur  auf  die  Feld- 
Miliz  zu  verstehen  wäre,  dann  denen  in  Garnison  allstets  verbleibenden 
Regimentern,  gleich  zu  Prag  und  Gross-Glogau,  könnten  derlei  Parti cular- 
Extra-Farben  zu  ihrer  Montur,  da  selbige  sonsten  mit  Niemanden  sich  in 
Zug    und  Wachten    zu    stellen,    oder    zu   vermengen  haben,   gestattet   werden. 

Welches  zu  E.  k.  M.  Diensten  der  gehorsamste  Hofkriegsrath  in  Unter- 
thänigkeit  zu  erinnern  der  Noth  und  seiner  Schuldigkeit  zu  sein  ermessen. 
Es  beruht  aber  Alles  bei  E.  k.  M.  Allerhöchstem  Belieben,  hierüber  das 
Weitere  allergnädigst  zu  resolviren,  und  thut  zu  Dero  beharrlichen  kaiser- 
lichen  Hulden  und   Gnaden   er  sich   in   Unterthänigkeit   empfehlen. 

Resolution  des  Kaisers : 
Ich   finde   auf  alle   AVeise   vor  gut,    was   hier   eiugeratheu,    als   thue   Ichs 
auch   in   Allem   approbiren. 

Joseph   m.  p. 

3. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Wien,  5.  Jänner  1708 '). 

Euer  kaiserl.  Majestät  werden  sich  gnädigst  erinnern,  wie  nicht 
allein  bei  der  in  Gott  seligst  ruhenden  kaiserlichen  Majestät,  sondern 
auch  bei  Deroselben  unterschiedliche  Remonstrationes  von  dem  über- 
aus schlechten  Zustand  des  ganz  zu  Boden  sinkenden  Land-  und 
Haus-Zeugamtes  geschehen,  und  weichergestalten  zu  dessen  Aufbringung 
ein  und  andere  Zeugs- Commissiones  erstlich  unterm  Präsidio  des  Herrn 
von  Rappach  und  andertens  unter  dem  Grafen  Max  Ludwig  Brenner 
mit  Beiziehung  gewisser  Hof-,  Kriegs-  und  Hofkammer-Räthe,  dann 
einiger  Officianten  von  ermeltem  Zeugamt  angeordnet,  in  beiden  aber 
nichts  Fruchtbarliches  ausgerichtet  und  dahero  von  E.  k.  M.  zu 
wiederholtenmalen  gnädigst  resolvirt  worden,  dass  Dero  vor  ungefähr 
zwei  Jahren  angestellte  (Jbrist    Marchese  degli  Obizzi  in    die    von 

')  Keffiistr.  des   K.   K.   M..  .länn.T   17()S.   Nr.  47<). 


I 


Alters  her  gewöhnliche  Aintsfunction  rcstituirt,  dann  sein  unterhabendes 
Amt  mit  einem  zulänglichen  jährlichen  Fundo  richtig  dotirt,  damit  er 
aber  in  denen  machenden  Contracten  nicht  zu  viel  oder  zu  wenig 
thuu  könne,  ihm  semel  pro  semper  zwei  Hofkammerräthe  ad  latus 
gegeben  und  in  derenselben  Beisein,  auch  mit  ihrer  Approbation, 
sothaner  Contract  entweder  auf  Baargeld  oder  Credit  (wie  es  etwa 
die  Beschaffenheit  des  Aerarii  erfordern  möchte)  abgehandelt  und 
geschlossen  werden  solle.  Nun  hat  der  gehorsamste  Hofkriegsrath 
nicht  unterlassen,  diese  E.  k.  M.  allergnädigste  Resolution  Dero  kaiser- 
lichen Hofkammer  der  Ordnung  nach  zu  intimiren,  in  gänzlicher 
Hoffnung,  es  würde  Deroselben  (weilen  das  ganze  Werk  bloss  auf 
eine  wirthschaftliche  Oekonomie  pro  aerario  und  Rettung  des  in  Agonie 
liegenden  Zeugswesens,  auch  Abthuung  der  dabei  eingeschlichenen 
Unordnungen  angesehen)  der  schuldige  Vollzug  unfehlbar  geleistet 
werden.  Dessenungeachtet  ist  wider  alles  Vermuthen  die  sub  A  *)  in 
originali  hiebeiliegende  Contradiction  von  gedachter  Hofkammer  dar- 
gegen  ausgefallen,  welche,  weil  sie  in  der  von  dem  Hofkriegsrath 
darauf  gegebenen  und  sub  B  *)  angeschlossenen  Antwort  fundamentaliter 
widerlegt  worden,  man  weiters  nicht  berühren,  sondern  allerdings  sich 
darauf  berufen  und  allein  dieses  in  aller  Unterthänigkeit  beigesetzt 
haben  will,  dass,  wann  E.  k.  M.  obige  zu  Dero  Dienst  geschöpfte 
gnädigste  Resolutiones  durch  Ihre  Allerhöchste  Autorität  nicht  manu- 
teniren  und  mehrberührtes  Obrist-Land-  und  Haus-Zeugamt,  wie  es 
wirklich  an  dem  ist,  zerfallen  lassen,  man  nicht  sieht,  wie  es  möglich 
sein  werde,  in  Kriegs-  und  Militär-Dispositionen  fürohin  fortzukommen, 
massen  alle  Zeughäuser  notorie  völlig  entblösst  sein,  kein  sicherer 
Kreuzer  Geld  zu  Beischaffung  dieser  und  jener  Nothdurften  vorhanden 
ist,  die  in  denen  vorhinigen  Repartitionen  pro  forma  angewiesenen 
Fundi  meistens  ad  alias  usus  verwendet,  mithin  das  Zeugswesen  völlig 
ausser  Acht  gelassen  worden,  dergestalt,  dass  man  sich  nicht  ent- 
halten kann,  E,  k.  M.  in  gebührender,  unterthänigster  Submission  zu 
sagen,  dafern  Deroselben  allhiesige  Residenz-  und  Hauptstadt  das 
Unglück  haben  sollte,  jetzo  von  einem  Feind  angefochten  zu  werden, 
sie  nicht  im  Stande  wäre,  ob  Defectum  der  Munition  und  Zeugs-Noth- 
durften  eine  rechte  Belagerung  auszuhalten,  zu  geschweigen,  dass, 
wann  heute  oder  morgen  die  Conjuncturen  zuliessen,  mit  mehrerem 
Vigor  wider  die  aufgestandenen  Hungarn  zu  operiren,  sonderlich  ein- 
und  anderen  von  denenselben  einbekommenen  Platz  wieder  wegzu- 
nehmen, solches    wegen  Abgang    ermelter    Munition    und  Zeugssachen 


')  Nicht  vorhanden. 


8 

hinterbleiben  müssto;  also  dass  E.  k.  M.  einmal  die  allergrösste  Ursache 
haben,  diesem  Werk  einen  mehreren  Ernst  anzulegen,  mithin  Dero 
Stellen  positive  allergnädigst  zu  befehlen,  dass  Ihre  in  Sachen  geschöpfte 
gnädigste  Resolution  alsobald  und  ohne  weitere  Replica  solle  vollzogen, 
nicht  weniger  Dero  Obrist-Land-  und  Haus-Zeugamt  ein  genügsamer 
Fundus  in  der  heurigen  Repartition  angewiesen  und  solcher  nicht 
mehr,  wie  vorhin,  distrahirt,  sondern  allein  zu  BeischafFung  der  nöthigen 
Zeugsrequisiten  (jedoch  mit  Beiziehuug  der  Cameralräthe)  angewendet 
werde. 

Im  Falle  nun  ein  als  den  anderen  Weg  die  Sache  in  dieser 
Confusion  verbleiben  und  keine  Hülfe  oder  Remedur  erfolgen  sollte, 
so  wollen  E.  k.  M.  wenigst  Dero  gehorsamsten  Hofkriegsrath  von 
allen  zu  Dero  und  des  gemeinen  Wesens  unAviderbringlichem  Schaden 
nothwendig  daraus  erfolgenden  höchst  schädlichen  Undiensten  ent- 
schuldigt haben,  als  welcher  niemalen  unterlassen,  sondern  sovielmahl 
(gleich  auch  anjetzo  geschieht)  der  Sachen  Wichtigkeit  seiner  PÖicht 
und  Schuldigkeit  nach  treu  gehorsamst  erinnert  hat,  womit  etc. 

Resolution   des  Kaisers : 

Der  Hofkriegsrath  thiit  wohl,  dieses  Alles  zu  remonstrii'en,  und  solle 
es  ungeachtet  der  Kammer  Einwendungen  bei  Meiner  Resolution  sein  Be- 
wenden haben,  und  werde  das  Gehörige  anbefehlen,  damit  einmal  diesem 
Uebel   abgeholfen   werde. 

J  0  s  e  j)  h   m.  p. 

4. 

An  den  G.  d.  C  Marquis  Visconti.  Wien,  7.  Jänner  1708'). 

Euer  Excellenz  unterm  21.  passato  habe  ich  abermals  zurechts 
erhalten  und  daraus  ersehen,  was  Sie  zuvörderst  wegen  des  Herrn 
Obristlieutenants  Rovero  auf  dem  päpstlichen  Territorio  gesteckten 
Marsch  haben  melden  und  eines  mit  dem  romanischen  Hof  diesfalls 
gemachten  Contracts  haben  anziehen  wollen. 

Nun  weiss  ich  gar  wohl,  dass  darüber  in  meinen  hinterlassenen 
Instructionspuncten  nichts  gemeldet  worden  sei,  weilen  mir  auch  weder 
damalen  von  einem  dergleichen  Contract,  weder  anjetzo  das  Geringste 
wissend  ist,  dass  von  unserem  Hof  diesfalls  mit  dem  päpstlichen 
etwas  geschlossen  oder  errichtet  worden  wäre,  wohl  aber,  dass  man 
generaliter  geredet  habe,  die  Etapen  zu  bezahlen,  inmassen  auch 
diese  sonsten  nicht  der  italienischen,  sondern  der  neapolitanischen  Cassa 
gutzumachen  obliegen  thun. 


*)  Kriegs-A.,  Italien   1708  :  Fase.  I.  4. 


Ich  appx'obire  zwar,  dass  zu  diesem  Ende  300  Pistolen  nachge- 
schickt und  der  Graf  Rovero  erinnert  worden,  künftig  an  des  Herrn 
General  Daun's  Excellenz  einen  Officier  der  weiteren  Mittel  halber 
vorauszuschicken;  Aveileu  aber  gedachtermassen  diese  Mittel  von  der 
neapolitanischen  Cassa  zu  bestreiten  kommen,  so  wird  auch  von  selbiger 
die  Refusion  wiederum  zu  begehren  sein,  in's  Künftige  aber,  um  derlei 
Inconvenienzien  auszuweichen,  man  die  Dispositiones  ankehren,  dass 
derlei  Marsch  nicht  mehr  über  Land,  sondern  über  Meer  dirigirt 
werde. 

Ich  schliesse  E.  E.  Kürze  willen  in  Abschrift  hiebei,  was  ich 
mit  mehrerer  Ausführlichkeit  unter  heutigem  Dato  an  den  vorbenannten 
Baron  Martini  (Martinsberg)  überschreibe  *),  um  dass  Sie  nicht  allein 
belieben  wollten,  Ein  und  das  Andere  in  die  Execution  bringen  zu 
helfen,  sondern  auch  darob  zu  sein,  damit  es  geschehe  und  hiernächst 
auch  verfügt  werde,  was  von  E.  E.  daran  dependiren  thut;  wessent- 
wegen  mich  dann,  was  Sie  mir  der  Recrutir-  und  Rimontirung  halber 
erinnern  wollen,  auf  vorgemelte  Copia  gänzlich  berufe  und  nur  meines 
Regiments  halber  annectire,  dass  freilich  dasselbe  allein  sein  völliges 
Quantum  überkommen  habe,  und  zwar  darum,  weilen  dies  nicht  ein- 
mal so  viel  vonnöthen  gehabt,  als  man  anderen  Regimentern  ä  conto 
bezahlt  hat. 

Dass  aber  die  Regimenter  sich  beklagen,  dass  ihnen  die  Recrut- 
und  Remontirungsgelder  nicht  in  Gold  bezahlt  werden,  lasse  ich  gar 
gern  zu ;  ich  sehe  aber  auch  nicht,  wie  man  der  Cassa  wohl  aufbürden 
könne,  dass  man  eine  so  grosse  Summe  von  75.000  Pistolen  in  purem 
Gold  allein  darschiessen  solle,  also  dass  die  Regimenter  sich  zu  helfen 
gleichwohl  sehen  müssen. 

Wegen  der  mantuanischen  Verpflegung  und  nicht  weniger  der 
pfälzischen  Cavallerie  werden  E.  E.  eben  durch  das  angeschlossene 
Martini'sche  Schreiben  beantwortet,  wobei  ich  dann  Deroselben  in  par- 
ticulari  bestens  recommandire,  dass  Sie  auch  Ihresorts  Alles  anwenden 
und  darob  sein  wollen,  damit  die  von  dem  Herrn  Obrist-Kriegs-Com- 
missär  Freiherrn  von  Martini  (Martinsberg)  an  die  Hand  gegebene 
Anticipation  nicht  allein  bewerkt,  sondern  anbei  auch  gesehen  werde, 
weilen  demnächsten  gleichwohlen  etliche  Regimenter  herausmarschiren 
und  mithin  nicht  so  viel  mehr  vonnöthen  sein  wird,  dass  ein  Theil 
ersagter  Anticipation  zu  dem  Nachtrag  des  annoch  erforderlichen 
Recrut-  und  Remontirungs-Quanti  angeordnet  und  mithin  dasselbe  in 
totum  bestritten  werde. 

*)  In  den  Feld-Acten  nicht  vurhanden. 


10 

E.  E.  sage  ich  sclilicssliclien  dienstlichen  Dank  für  die  ange- 
schlossene General-TabeUa  ')  und  dass  Sie  mir  anbei  sowohl  zu  denen 
abgewichenen  Weihnachts-Foiertagen,  als  erfolgtem  Jahreswechsel  so 
wohlmeinend  congratuliren  Avollton,  und  verbleibe  etc. 


Schreiben  in  administrativen  Sachen.  Wien,  10.  Jänner  1708^). 

(Orif^iual    in    spanischer  Sprache.) 

Mein  Herr !  In  Beantwortung  Ihres  Schreibens  vom  8.  November 
hinsichtlich  der  Belagerung  von  Lerida  und  der  Gefahr,  welche  die 
Citadelle  lief,  wegen  Verzögerung  des  Entsatzes  in  die  Hände  des 
Feindes  zu  fallen,  rauss  ich  Ihnen  nur  wiederholen,  was  ich  schon  zu 
anderen  Malen  gesagt  habe,  dass  es  nicht  an  mir  lag,  die  dahin 
designirten  Truppen  schon  viel  früher  und  zu  einer  Zeit  einzuschiffen, 
wo  sie  zur  Erhaltung  dieses  wichtigen  Platzes  beitragen  konnten.  Ich 
habe  meinerseits  die  gemessensten  Befehle  wegen  der  schleunigen  Aus- 
rüstung dieser  Leute  gegeben ;  allein  die  von  den  Escadre-Coraman- 
danten  ununterbrochen  erhobenen  ernstlichen  Schwierigkeiten,  sowie 
die  nach  England  gemachten  Propositionen,  deren  Beantwortung  abzu- 
warten, man  jedes  Mal  genöthigt  war,  haben  eine  so  verderbliche 
Verschleppung  herbeigeführt,  dass  ich  sie  als  die  einzige  Ursache  der 
Schädigung  der  königlichen  Interessen  ansehen  muss. 

Sie  dürfen  nicht  zweifeln,  dass  ich  meinerseits  Alles  aufgeboten 
habe,  um  den  besagten  Commandanten  die  Einschiffung  zu  erleichtern, 
entsprechend  der  Disposition  in  dem  Schreiben  an  E  s  t  a  n  h  o  p  e 
(Stanhope)  und  der  Copie  seiner  Antwort  auf  Ihr  Billet,  welche  Briefe 
ohne  Zeitverlust  dem  Admiral  Belchs  (Dilks?)^)  mit  den  dringendsten 
Vorstellungen,  zum  Zwecke  der  Beschleunigung  der  Expedition, 
gesendet  wurden;  was  man  endlich  erreicht  hat,  als  die  Comman- 
danten, von  deren  Willkür  Alles  abhängig  war,  einwilligten. 

Sie  können  hievon  Seiner  Majestät  Mittheilung  machen,  damit 
Höchstselbe  von  den  vorangegangenen  Umständen  in  Kenntniss  sei, 
und  ich  hoffe  dadurch  von  jeder  gegentheiligen  ]\Ieinung  freigesprochen 
zu  werden.  Es  hat  mir  eine  tiefe  Bctrübniss  verursacht,  den  königl. 
Befehlen  nicht  nach  meinem  besten  Willen  nachkommen  zu  können 
—  verharre  aber  in  dem  Wunsche,  diesen  stets  für  den  Allerhöchsten 
Dienst  an  den  Tag  legen  zu  können. 

')  In  den  Feld-Acten  nicht  vorhanden. 
*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  I.  8. 
')  Name  unleserlich. 


11 

Hinsichtlich  der  Reise  der  Königin,  unserer  Allergniidi<^sten  Herrin, 
erwarte  ich  mit  der  Rückkehr  der  Flotte  die  künigl.  Entschliessungen 
über  das,  was  dem  Allerhöchsten  Wunsche  gemäss  zu  veranlassen  sein 
wird.  Gott  erhalte  Sie  viele  Jahre. 

6. 

An   den   GWM.   und   Hofkrieg-srath   Grafen   Lamberg". 
Wien,  21.  Jänner  1708  ')• 

Auf  des  Herrn  General-Wachtmeister  vom  13.  dieses  ist  zu  erwarten, 
was  wegen  Ueberlassung  der  fränkischen  Regimenter  für  eine  Antwort 
erfolgen  werde,  indessen  wäre  es  allezeit  besser,  wann  man  sie  als 
Eigenthum  überkommen  könnte. 

Die  denen  dänischen  Truppen  ausgezahlte  Summa  Geldes  muss 
man  in  allweg  sehen,  dass  es  zu  deren  Remittirung  angewendet  werde, 
wornach  man  sodann  schon  machen  würde,  dass  dieselben  aus  Bayern 
abmarschiren,  gleichwie  man  dann  auch  auf  diejenige  Reflexion,  so 
der  Herr  General-Wachtmeister  wegen  Anordnung  ihres  Marsches  zu 
Wasser  angemerkt  hat,  in  allweg  gedenken  Avird. 

So  lasse  ich  mir  nicht  weniger  dasjenige  gegenwärtig  verbleiben, 
wessen  der  Herr  General-Wachtmeister  mich  advertiren  wollen,  zumalen 
einige  Regimenter  aus  Italien  in  Hungarn  abmarschiren  sollten. 

Der  vertrösteten  Landkarten  bin  ich  gewärtig,  und  das  Uebrige, 
was  mir  Derselbe  über  den  errichteten  Tractat  der  Giesserei  halber 
erinnert,  das  dient  mir  zur  guten  Nachricht.  Womit  etc. 

7. 

An  den  G.  d.  O.  Grafen  Johann  Pälffy.  Wien,  25.  Jänner  1708'). 

Euer  Excellenz  unterm  13.  dieses  an  mich  Erlassenes  ist  mir  zu 
sicheren  Händen  eingelofFen,  und  ich  habe  daraus  des  Mehreren  ver- 
nommen, was  Sie  des  feindlichen  Commissarii  Sluga  halber  an  die 
Hand  geben  wollen. 

Wann  nun  von  diesem  Mann  die  verhoffenden  Dienste  erwartet 
und  dieser  zu  solchem  Ende  gewonnen  werden  könnte,  so  wäre  es 
freilich  eine  gute  Sache;  bevor  man  aber  dessen  nicht  positive  ver- 
sichert ist,  so  glaubte  ich  nicht,  dass  man  die  angetragenen  300  Ducaten 
ihm    vorhinein    geben    sollte,    sondern    ich    wäre    daher    vielmehr    der 


1)  Kriegs-A.,  Römisclies  Reich  1708;  Fase.  I.    19. 
*)  Kriegs-A.,  Ungcaru   1708;   Fase.  I.  5. 


12 

Meinung,  dass  E.  E.  auf  die  erinnerte  Weise  inzwischen  nur  durch 
Versprechungen  Ein-  und  Anderes  zu  erforschen  trachten  und  hin- 
gegen versichern  könnten,  wann  er  Alles  treulich  referiren  würde, 
dass  man  ihm  sodann  diese  oder  eine  andere  Recorapense  widerfahren 
lassen  wollte.  Womit  etc. 

8. 

An  den  Herzog-  Friedricli  von  Sachsen-Gotha. 
Wien,  25.  Jänner  1708')- 

Euer  Liebden  schätzbare  Zeilen  vom  2.  dieses  habe  ich  wohl 
erhalten  und  daraus  ersehen,  wessen  Sie  mich  Dero  vier  in  Italien 
stehenden  Regimenter  halber  belangen  wollen.  Worüber  Euer  Liebden 
in  schuldiger  Antwort  unverhalte,  dass,  gleichwie  ich  auf  ersagte  Dero 
Regimenter  jedesmals  eine  besondere  Consideration  getragen,  also  auch 
unerniangclt  habe,  an  das  kaiserliche  allda  in  Italien  stehende  Kriegs- 
Comniissariat  zu  rescribiren,  damit  dasselbe  nicht  nur  der  Fourage  halber 
die  behörige  Aushülfe  vorkehren,  sondern  auch  die  verlangte  Abrech- 
nung des  durch  zwei  Campagnen  genossenen  Proviants  und  Fourage 
gepflogen  werde;  Euer  Liebden  im  Uebrigen  den  schuldigsten  Dank 
erstattend,  dass  Sie  mir  über  die  glücklich  zurückgelegte  Campagne 
zu  gratuliren  sich  belieben  wollen.  Womit  etc. 

9. 

An  den  Freiherrn  von  Zinzerling.    Wien,  25.  Jänner  1708 'j. 

Aus  Dero  unterm  6.  dieses  abgelassenen  weitläufigen  Schreiben 
habe  ich  zu  einer  grossen  Vergnügung  ersehen,  dass  endlich  der 
Succurs  von  Infanterie  den  1.  detto  mit  gutem  Wind  abgesegelt  sei, 
mich  vom  Herzen  mit  Deroselben  darüber  erfreuend,  dass  Ihre  königl. 
Majestät  andurch  gleich wohlen  eine  etwelche  Hülfe  überkommen,  ein- 
folglich  die  Wohlgesinnten  in  dem  darinnigen  ziemlich  harten  Zustand 
getröstet  werden  und  sehen  mögen,  dass  sie  nicht  gänzlich  abandonnirt 
werden,  sondern  es  an  dem  sei,  Ihro  königl.  Majestät  rechtschaffen 
unter  die  Arme  zu  greifen,  wozu  ich  meinesorts  Alles  in  der  Welt  bei- 
tragen und  aus  alleruuterthänigster  Devotion  Tag  und  Nacht  den  Eflfect 
zu  pressiren  mir  eifrigst  angelegen  sein  lassen  werde.  Sehr  wunderlich 
aber  sind  mir    vorgekommen    die  Chicanen,  so    beide    Herrn  Generals 

')  Krieg.s-A.,  Italien   1708;  Fase.  I.   2. 
*)  Kriegs-A.,  Spanieu   1708;   Fase.  I.   5. 


13 

Schellard  und  Effern  bei  der  P^inschiffung  gemacht  haben,  wobei 
dann  Dieselbe  gar  wohl  gethan,  ersagte  beide  Generals  durch  die 
erinnerte  Bedrohung  von  diesem  ihren  ungereimten  Verfahren  abstehen 
zu  machen. 

Sonsten  wünsche  ich,  nachdem  endlichen  die  Schiff-Capitaine 
dahin  vermöget  worden,  gerade  gegen  Sardegna  abzufahren,  dass  mit 
Aussetzung  des  Taaffischen  Regiments  die  Impresa  glücklich  ablaufen 
möchte,  alswie  man  dann  auch,  nach  der  darinnen  habenden  Ver- 
ständnuss  das  Beste  hoffen  will. 

Hingegen  ist  zu  bedauern,  dass  sowohl  wegen  Transportirung 
der  Cavallerie,  als  anderer  weiters  hineinschickender  Truppen  und  vor- 
nehmlich der  königlichen  Braut  halber  die  erinnerten  Schwierigkeiten 
sich  hervorthun  und  die  Sachen  annoch  in  einem  sehr  ungewissen 
Stande  sich  befinden,  also  dass  die  weitere  Succurirung  Spaniens  allein 
an  dem  hängt,  dass  mit  denen  Alliirten  dero  Transportirung  halber  es 
ohne  geringsten  Zeitverlust  richtig  gestellt  und  von  ihnen  solche  positive 
Ordres  daraufhin  erlassen  werden,  womit  eine  sufficiente  Esquadre 
wiederum  herüberkommen,  die  Zeit  der  Ankunft  renominirt  werden, 
einfolglich  die  zu  überschiffenden  Völker  auf  den  bestimmten  Termin 
gegen  die  Seeküsten  anrücken  können;  zuvörderst  aber  von  denen 
Seepotenzen  ein  autorisirter  mit  sufficientem  Befehl  und  Vollmacht 
versehener  Mann  bestellt  werde,  der  die  absolute  Direction  über 
die  Einschiffung  haben,  alle  Erfordernisse  und  Präparation  dazu  ver- 
schaffen und  wann  sich  ein  oder  andere  Difficultät  ereignen  sollte,  die- 
selbe durch  seine  Autorität  sogleich  heben  möge.  Zu  diesem  Ende  nun 
hat  man  dem  Herrn  Grafen  von  Gallas  in  Holl-  und  Eug-land  mit 
nachdrucksamen  Remonstrationen  abgeschickt  und  denen  Seepotenzen 
anbei  proponiren  lassen,  dass  Ihro  kaiserl.  Majestät  von  Dero  eigenen 
Truppen  noch  eine  Anzahl  dahin  nach  Spanien  destiniren  wollten, 
zum  Falle  dieselben  dagegen  die  Mittel  vorschiessen  möchten,  an  deren 
Statt  hinwiederum  andere  Völker  zu  erhandeln  und  andurch  die  ab- 
gebenden zu  ersetzen,  von  welcher,  der  Seepotenzen  darüber  fassender 
Resolution  das  ganze  Werk  dependiren  thut;  über  welches  zu  Ihrer 
nöthigen  Information,  wann  Sie  im  Haag  eintreffen,  nichts  Anderes 
beizurücken  weiss,  als  dass  sie  allda  sowohl  von  dem  Quiros,  als 
von  dem  Herrn  Grafen  Gallas  selbst  mündlich  des  Mehreren  ver- 
nehmen werden,  was  mau  dahier  in  Ein-  und  Anderem  vor  Resolution 
genommen  und  bei  dickberührten  Seepotenzen  negotiiren  lasse,  wor- 
über ich  Ihnen  zum  Ueberflusse  anschliesse  dasjenige  Gutachten  *),  so 


')  In  flen  FeUl-Acten  nicht  vorhanden. 


14 

ich  von  Seite  des  löbl.  Hofkriegsraths-Mittels  Ihro  kaiserl.  Majestät 
binaufgegeben  habe,  welches  Alles  und  der  weitere  mündliche  Unter- 
richt von  vorgemelten  Ministern  Ihnen  pro  norma  ihrer  Negotiation 
dienen  kann. 

Ich  contirmire  mich  mit  Deroselben  gänzlich,  dass  es  sehr  schwer 
und  eine  gar  ungewisse  Sache  sein  werde,  zur  Completirung  der 
churpfälzischen  Infanterie  die  Recruten  in  tempore  beizubringen ;  zu 
wundern  aber  ist  es,  dass  diese  Truppen  nicht  schon  längstens  hiezu 
die  Hand  angelegt  haben,  alswie  es  auch  an  mir  nicht  ermangelt  hatte, 
dem  General  R  h  e  b  i  n  d  e  r  in  Zeiten  zu  erinnern,  die  zu  diesem  Ende 
benöthigten  Officiers  hinauszuschicken,  so  er  aber,  weiss  nicht  warum, 
unterlassen  hat,  dass  also  bei  gegenwärtig  weit  avancirter  Zeit  auf 
diese  Recrutirung  eine  schlechte  Rechnung  zu  machen  sein  wird. 

Bei  Transportirung  der  Cavallerie  ist  freilich  der  Bagage-Pferde 
halber  nöthig,  ein  Reglement  zu  machen,  dann  sonsten  grosse  Unkosten 
vergebens  aufgewendet,  auch  mehr  andere  Unterschleife  vorbeigehen 
würden. 

Das  Project  über  die  künftigen  Operationen  Seiner  königl.  Majestät 
habe  ich  hier  bei  Händen  und  hoffe,  obschon  Sie  es  nicht  empfangen, 
dass  Sie  es  wenigstens  bei  dem  Quiros  finden  werden. 

Meinerseits  habe  ich  noch  vor  Einlangung  des  Schreibens  die 
Anstalt  schon  gemacht,  dass  die  dem  Reventlau'schen  Regiment  noch 
abgängige  Mannschaft  alsogleich  zusammengeführt,  dem  ohne  das  mit 
einigen  Kranken  zu  Finale  zurückgebliebenen  Hauptmann  übergeben 
und  sodann  mit  erster  Gelegenheit  insgesammt  ihrem  Regiment  nach- 
gesendet werden. 

Das  Hamiltonische  Dragoner-Regiment,  wann  die  Operation  von 
Sardegna  glücklich  von  Statten  geht,  anstatt  Taaffischen  dahin  zu  über- 
schicken und  die  Posten  durch  dasselbe  versehen  zu  lassen,  finde  ich 
nicht  allerdings  zu  Ihro  königl.  Majestät  Dienst  zu  sein,  weilen  es 
Schade  wäre,  dieses  in  schön  und  guter  Mannschaft  bestehende  Regi- 
ment dortenhin  vei-legen  zu  lassen,  sondern  vielmehr  ein  Mittel  aus- 
zusinnen,  womit  man  demselben  heraussen  die  Pferde  verschaffen  und  es 
Ihro  königl.  Majestät  in  vollkommenen  berittenen  Stand  zuschicken  könnte. 

Ich  hätte  Selbsten  gewunschen,  die  Gelegenheit  gehabt  zu  haben, 
dass  mit  Deroselben  im  Haag  mündlich  hätte  sprechen  können;  die 
gegenwärtigen  vielen  Occupationes  aber  häufen  sich  solchergestalten, 
dass  ich  hierüber  nichts  Positives  sagen  kann. 

In  dem  Uebrigen  versichern  Sie  sich,  dass  an  meiner  Sorgfalt, 
Mülie  und  Arljeit  nichts  unterlassen  werde,  was  zu  Beförderung  Ihrer 
königl.  I^Iajestät  Dienstes  immer  geschehen  kann.  Womit  etc. 


15 

10. 

Bericht  an  den  König"  von  Spanien.  Wien  im  Jänner  1708'). 

Euer  könig-1.  Majestät  vom  6.,  8.  und  30.  Novembris  des  abge- 
wichenen Jahres  sind  mir  zu  allerunterthänigsten  Händen  eingeloffen, 
worüber  meine  allergehorsamste  Antwort  sich  darum  bis  liieher  auf- 
geschoben hat,  Aveilen  E.  k.  M.  ehendcr  nichts  Gewiss-  noch  Sicheres 
allerunterthänigst  hätte  beibringen  können.  Nachdem  aber  durch  gegen- 
wärtigen Courier  an  Dieselbe  vom  Hof  aus  eine  ausführliche  Relation 
abgeschickt  wird,  so  thue  mich  zwar  raehrerentheils  auf  Dieselbe  alier- 
gehorsamst  berufen,  nichtsdestoweniger  aber  E.  k.  M.  dabei  allerunter- 
thänigst berichten,  wasgestalten  Ihro  kaiserl.  Majestät  allergnädigst 
resolvirt  haben,  dass  Dero  Feldmarschall  Graf  Guido  von  Starhem- 
b  e  r  g  zur  Besorgung  der  allda  zusammensetzenden  Armada  schleunig 
dahin  abgeschickt  werden  solle. 

Ich  bedauere  über  Alles  in  der  Welt,  dass  ich  andurch  der 
Gnade  beraubt  werde,  mich  zu  E.  k.  M.  Füssen  zu  werfen  und  in 
Dero  Allerhöchsten  Dienst  Leib  und  Leben  aufzustellen,  weilen  Aller- 
höchstgedachte kaiserl.  Majestät  bei  dem  dieserorten  gefährlich  aus- 
sehenden Zustand  für  Dero  Allerhöchsten  Dienst  zu  sein  allergnädigst 
befunden  haben,  sich  meiner  geringen  Person  solchergestalt  zu  bedienen, 
dass  ich  meiner  besitzenden  Charge  wegen  nicht  allzuweit  entfernt 
sei,  dass  also  E.  k.  M.  hiemit  allergehorsamst  bitten  sollen,  auf  mich 
dessentwegen  keine  Ungnade  zu  werfen;  wohingegen  Dieselbe  aller- 
unterthänigst versichern  kann,  dass  ich  meinesorts  bishero  Tag  und 
Nacht  pressirt  und  noch  weiters  pressiren  werde,  damit  E.  k.  M.  eine 
ergiebige  Hülfe  zugeschickt  und  Sie  mit  starker  Gewalt  zu  glück- 
licher Ausführung  des  gegenwärtigen  rechtmässigen  Krieges  unter- 
stützt werden  möchten,  alswie  man  dann  dem  Grafen  von  Gallas 
mit  nachdrücklichen  Remonstrationen  an  die  Königin  von  Grossbri- 
tannien abgesandt  und  anbei  resolvirt  hat,  eine  noch  mehrere  Anzahl 
kaiserl.  Regimenter  zu  E.  k.  M,  abzuschicken,  wann  nur  die  See- 
potenzen mit  so  viel  Geld  beispringen  würden,  dass  man  die  ab- 
schickenden mit  Aufbringung  anderer  Völker  ersetzen,  hiernächst  aber 
man  eben  von  Seiten  gedachter  Seepotenzen  des  Transportes  halber 
solchergestalt  versichert  sein  könnte,  dass  es  sodann  nicht  ergehen 
möchte,  wie  es  mit  denen  unlängst  eingeschifften  Truppen  ergangen, 
da  E.  k.  M.  am  besten  allergnädigst  bekannt  ist,  wie  lange  es  sich 
aufgezogen  habe,  bis  man  endlich  diesen  ersten  Transport  zuwege  zu 


')  Kriegs-A.,  SpnniGii  1708;  Fase.  I.  7. 


16 

bringen    verraöget    habe,    wovon    der    für    die    eben    dahin   destinirte 
Cavallerie  bis  auf  diese  Stunde  nicht  sicher  steht. 

Auf  diese  zwei  Hauptpuncte  nun  kommt  es  an,  wovon  Dero- 
selben  zu  dem  Ende  die  allerunterthänigste  Nachricht  hiemit  ertheile, 
auf  dass  auch  Dieselbe  Ihres  Allerhöchsten  Orts  die  weitere  Mass 
hierüber  allcrgniidigst  abzufassen  belieben  möchten.  Womit  etc. 

11. 

An  den   Grafen   Trauttmansdorff.    "Wien,   1.   Februar   1708  ')• 

Dass  Euer  Excellenz  unterm  7.  dieses  mich  mit  der  Continuation 
Dero  werthesteu  Correspondenz  weiters  beehren  wollen,  darfür  sage 
Deroselben  hiemit  dienstlichen  Dank,  und  unter  einsten  auch  in  Ant- 
wort, dass  ich  mit  E.  E.  einer  gleichen  Meinung  sei,  wenn  es  Frankreich 
wegen  Neufchatel  Ernst  gewesen,  dass  es  schon  lang  geschehen  wäre. 

Wenn  E.  E.  des  bewussten  Passes  halber  für  des  Schultheissen 
P  e  s  w  a  1  d  an  seinen  Sohn  abschickende  zwei  Bediente  kein  Bedenken 
haben,  so  habe  auch  ich  dabei  nichts  zu  erwidern,  weillen  Sie,  was 
zu  Ihre  kaiserl.  Majestät  Dienst  sei,    am  besten  wissen  werden. 

Den  erinnerten  Franzosen  in  Finance-Sachen  in  Mayland  zu 
employiren,  würde  sich  nicht  wohl  bewerken  lassen.  Ich  will  aber  seine 
Projecte  durchgehen  und  sodann  weiters  sehen,  ob  man  sich  seiner 
dahin  bedienen  könnte. 

Dermalen  sind  die  Mittel  nicht  vorhanden,  für  Spanien  ein  Regi- 
ment anzuwerben ;  wann  aber  künftighin  es  gleichwohlen  geschehen 
möchte,  so  will  ich  mir  E.  E.  Erinnerung  gegenwärtig  halten  und 
Ihro  davon  Parte  geben.  Womit  verbleibe  etc. 

12. 

An  den  GWM.   und   Obrist-Kriegs  Commissär  Freilierrn  von 
Martini.  Wien,  den  4.  Februar  1708 '^j. 

Meinem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commis- 
sario  beantworte  hiemit  seine  vom  10.,  11.  und  18.  passato,  dass  wegen 
Verabfolgung  des  zu  Roveredo  depositirten  Gewehrs  die  erforderliche 
Verordnung  an  das  geheime  Wesen  zu  Innsbruck  allbereits  ergangen, 
einfolglich  hierinfalls  keine  Difficultät  mehr  sein  werde. 


•)  H.  II.  u.  St.  A. 

»)  Kripo-s-A.,  Italien  1708;  Fase.   II.  2. 


17 

Wegen  der  sachsen-gothaischen  Truppen  prätendirenden  Douccurs 
weiss  der  Herr  General- Wachtmeister  wohl,  dass  man  denenselben  nichts 
schuldig  sei,  haben  auch  ratione  des  Verflossenen  von  mir  keine  Ver- 
sicherung, und  weilen  vielmehr  wider  ihnen  Klagen  einkomraen,  dass  sie 
keine  sonderliche  Mannszucht  in  Quartieren  hätten,  sondern  ziemlich  exce- 
diren  thäten,  so  ist  vonnöthen,  hierauf  gute  Acht  zu  tragen,  bei  ihren 
commandirenden  Generalen  dagegen  zu  protestiren  und  alle  Excessen 
genau  anzurechnen. 

Dem  Cattenazi  wollte  zur  Bezahlung  seines  Schuld-Kestes  gar 
gern  helfen,  wann  nur  auch  die  Mittel  hierzu  vorhanden  wären,  inmassen 
der  vorgeschlagene  Modus,  wann  einige  Regimenter  in's  Päpstliche 
aus  dem  Mautuanischen  verlegt  würden,  demselben  sodann  mittelst 
einiger  vacanten  auszuhelfen,  so  wenig  zu  approbiren,  als  auch  auf 
diesen  Fall  gleichwohl  die  Mittel  nicht  zur  Genüge  vorhanden  wären, 
die  übrigen  in  gedachtem  Mantuanischen  bleibenden  Regimenter  ver- 
pflegen zu  können.  Indessen  will  ich  dahier  bei  der  löbl.  kaiserl.  Hof- 
kammer nachsehen  lassen,  wie  man  ihm  etwa  helfen  und  retten  möge. 

Die  Modalität,  so  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegs-Commissarius  wegen  des  Nachtrages  der  vorjährigen  Restantieu 
von  dem  parmesanischen  Clero  gebraucht  hat,  approbire  ich  und  wünsche, 
dass  der  verhoffte  Effect  erfolgen  möge. 

Des  Messners  angeschlossene  Rechnung  dient  mir  zur  guten 
Nachricht,  was  aber  die  verlangenden  Interessen  betrifft,  sehe  ich 
nicht,  wie  er  es  auch  mit  sonderlichem  Fug  prätendiren  könne; 
endlichen  aber  würde  hier  das  Beste  sein,  sich  mit  ihm  per  Pausch 
hierüber  zu  vergleichen,  dergestalt  jedoch,  dass  bei  ohnedem  unerkleck- 
lichen Fundo  es  auf  ein  Geringes  ankomme. 

Ueber  das  mantuanische  Quartierwesen  wird  in  einer  heute  ange- 
ordneten Conferenz  deliberirt  und  sodann,  was  darinnen  für  gut 
befunden  wird,  das  Weitere  erinnert  werden. 

Sonsten  thut  mein  Herr  General-AVachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
Commissarius  gar  recht,  dass,  obschon  die  Summa  der  50.000  florentini- 
schen  Pistolen  erst  auf  den  25.  des  abgewichenen  Monats  gefallen  sein 
werde.  Derselbe  gleichwohl  dem  Courier  die  verlangenden  Interessen 
nicht  accordiren  thue. 

Ich  approbire,  was  Derselbe  in  der  Abrechnung  der  preussischen 
Douceurs-Gelder  angeordnet,  und  diese  muss  also  auch  auf  die  erin- 
nerte Weise  beschehen,  gleichwie  es  mit  des  Herrn  Fürsten  von 
Anhalt  Liebden  also  veranlasst  worden  ist  und  ich  dessentwegen  ein 
Schreiben  an  den  Herrn  General-Major  von  Styllen  hiemit  an- 
schliesse, 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugeu  v.  Savoyeii.  II.   Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.      2 


18 

Wegen  der  anderen  zwei  im  Parmesan-  und  Piacentinischen 
logirten  Regimenter  kann  ich  endlich  geschehen  lassen,  dass  man  bei 
der  erinnerten  Beschaffenheit  anstatt  9  nur  8  wällische  Pfund  Haber 
auf  die  Portion  abreiche;  hiervon  ist  aber  auf  den  Staat  von  Mailand 
nicht  zu  exemplificireu,  weilen  man  die  dort  regalirte  Fourage-Portion, 
um  dem  Aerario,  dem  es  sonsten  allzu  hoch  kommen  wäre,  zu  wirth- 
schaften,  also  stipulirt  hat.  Diejenige  Wirthschaft  aber,  so  ersagte  beide 
Regimenter  bei  der  Mund-  und  Pferd-Portion  treiben,  kann  ihnen 
darum  nicht  übel  ausgedeutet,  noch  abgestellt  werden,  weilen  die 
Dienstpferde  bei  solcher  Verringerung  des  harten  Futters,  wann  sie 
in  Quartieren  sich  befinden  und  nichts  zu  thun  haben,  endlichen  noch 
wohl  bestehen  können ;  sonsten  aber  der  Herr  Greneral- Wachtmeister 
weiss,  wie  die  Regimenter  an  Montur  abgerissen  und  dahero  alle  Mittel 
zusammensuchen  müssen,  sich  zu  helfen,  so  gut  sie  können,  um  den 
Reiter  und  Dragoner  in  Stand  zu  setzen;  ausser  mein  Herr  General- 
Wachtmeister  und  Übrist-Kriegs-Coramissarius  wüsste  einen  ergiebigen 
Fundo  hiezu  zusammen  zu  bringen.  Ich  aber  wollte  wünschen,  dass 
auch  die  übrigen  Regimenter  sich  dieser  Wirthschaft  bedienten;  dann 
wann  auch  das  Pferd  ausgemästet,  der  Mann  zerrissen  und  zerlumpt 
ist,  so  wird  doch  der  Kaiser  dadurch  den  Dienst  nicht  also  ver- 
sehener haben,  wie  ein  wohlbewehrter  und  bekleideter  Soldat  prästiren 
solle.  Es  ist  aber  dabei  auch  recht,  wie  der  Herr  General- Wachtmeister 
erinnert,  dass  bei  der  Ersparung  an  der  Mundportion  der  Soldat  nicht 
gleichwohl  unter  der  Hand  die  völlige  Portion  hinwiederum  exigire? 
worüber  an  seine  Gehörde  das  Weitere  rescribire. 

Nächst  diesem  haben  die  Regimenter  auch  Recht,  dass  sie 
das  Geld  von  denen  übel  Berittenen  verkauften  Pferden  nicht  ad 
cassam  liefern,  sondern  eben  zur  Montur  appliciren;  billig  aber 
ist  es  dabei,  dass  sie  es  dem  Commissariat  ordentlich  verrechnen 
und  ihnen  dieses  sodann  ä  conto  ihrer  Rückstände  angerechnet 
werden  solle. 

Die  Difficultät,  so  sich  bei  der  Delogirung  der  zwei  chui-pfälzi- 
schen  Regimenter  bei  Seiner  königl.  Hoheit  ereignet  hat,  habe  ich  alle- 
zeit vorgesehen,  ist  dahero  schon  recht  geschehen,  dass  andere  Orte 
assignirt  werden ;  ersagten  Regimentern  aber  kann  ich  endlichen  nicht 
Unrecht  geben,  wann  sie  dem  Recess  nach  die  6  n.  ö.  Pfund  Haber 
prätendiren  thun.  Mein  Herr  General-Wachtmeister  und  (Jbrist-Kriegs- 
Commissarius  hat  also  hiebei  die  Veranstaltung  anzukehren,  dass  man 
hierinfalls.  um  alle  Excessen  zu  vermeiden,  in  Zeiten  aushelfe,  indem 
sie  den  Haber  ohnedem  wieder  vergüten  und  bezahlen  müssen,  ein- 
folfflich  das  Aerarium   dadurch  nicht  zu  kuiz  koimiit.  worüber  ich   aber 


19 

dem  Herrn  General-Wachtmeister  mit  nächster  Post  etwas  weitläufiger 
schreiben  werde. 

(Die  Fortsetzung  des  Briefes  euthält  Uuwichtiges.) 

P.  s. 

Auch  erhalte  meines  Herrn  General  -  Wachtmeisters  andere 
3  Schreiben  vom  22,,  23.  und  25.  passato ;  weilen  mir  aber  die  Zeit 
zu  kurz  ist,  dieselben  heute  zu  beantworten,  so  sage  allein,  dass,  soviel 
die  suchenden  Anticipationes  betrifft,  die  Nachträge  der  Rimonten-  und 
Recruten-Gelder  bereits  richtig  gestellt  und  also  nicht  mehr  vonnöthen 
sei,  hierauf  zu  reflectiren ;  der  Brentano  aber  könnte  als  Cassier, 
ohne  seinetAvegen  eine  Anticipation  zu  machen ,  sich  in's  Künftige 
hinaus  von  selbsten  bezahlt  machen;  mithin  wäre  sothane  neu  suchende 
Anticipation  um  ein  Merkliches  zu  erleichtern,  womit  nicht  in  infinitu 
Alles  vorhinein  aufgezehrt  werde.  Wann  es  aber  ad  effectum  gebracht 
ist,  so  könnte  man  auf  einen  neuen  Haber-Contract  davon  darangeben, 
denen  Regimentern  im  Mantuanischen  helfen  und  denen  Huszaren  ihre 
Rimonta  bezahlen. 

13. 

An  die  kaiserl.  Administration  in  Bayern.  Wien, 
4.  Februar  1708')- 

Einer  löbl.  Administration  wird  unentfallen  sein,  was  ich  in  specie 
wegen  des  Ausstandes  des  löblichen  in  Italien  stehenden  Hayducken- 
Regiments  kurz  vor  meiner  Abreise  aus  Mailand  geschrieben  habe. 

Wann  nun  ersagtes  löbl.  Regiment  völlig  abgerissen  und  nackt 
und  bloss,  zu  dessen  Montirung  aber  kein  anderer  Fundo  vorhanden 
ist,  als  vorgemelter  in  Bayern  haftender  Ausstand,  so  habe  ich  Eine 
löbl.  Administration  dieses  Regiments  halber  hiemit  in  particulari 
ersuchen  wollen,  die  beliebige  Verfügung  zu  thun,  auf  dass  dasselbe 
sogedachten  Ausstand  erhalten,  einfolglich  zu  Prästirung  dessen  Kriegs- 
dienst in  behörigen  Stand  dadurch  gebracht  werden  möge.  Womit  etc. 

14. 

BericM  an  den  Kaiser.  Wien,  5.  Februar  1708'). 

Demnach  äusserlich  zu  vernehmen  ist,  wasgestalten  bei  Euer 
kaiserl.    Majestät    Regimentern    die    höchstschädliche    Eigennützigkeit, 

')  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  II.  3. 
2)  Registr.  des  R.  K.  M.,  Februar  1708,  Nr.   112. 


20 

dass  die  Obristo  die  Chargen  abcrmalen  um  das  Geld  verhandeln  und 
hingeben,  in  Schwung  zu  gehen  beginne,  hingegen  aber  solchem  Unfug 
kräftigst  zu  steuern,  von  E.  k,  M.  allerseligst  in  Gott  ruhenden  Herrn 
Vaters  Majestät  ein  scharfes  Patent,  wie  es  die  beiliegende  Copia ') 
zeigt,  erlassen;  und  obzwar  solches  von  E.  k.  M.  bishero  nicht  con- 
iirmirt  worden,  gleichwohlen  aber  Dero  Dienst  allerdings  erfordert, 
dass  selbiges  beobachtet  und  dahero  auch  zum  mehreren  Nachdruck 
von  Deroselben  bestätiget  werde*,  also  hat  E.  k.  M.  der  gehorsamste 
Hof  kricgsrath  solches  zu  Dero  allergnädigster  Uebersehung  und  Genehm- 
haltung in  Unterthänigkeit  hiemit  hinaufgeben  wollen,  sich  anbei  etc. 

Resolution   des   Kaisers : 

Ich  approbirc  iu  allweg,  dass  dieses  Patent  wieder  confirmirt  und 
bestätiget   werde. 

Joseph    m.    p. 

15. 

(Während  des  Druckes  ausgeschieden  worden.) 

16. 

Referat  an  den  Kaiser.  Wien,  11.  Februar  1708^). 

Es  hat  der  Churfürst  von  Hannover  durch  eigene  Staffetta 
unterm  10.  Jänner  ersthin  sich  auf  seine  beiden  dem  Generalen  T  h  ü  r- 
heim  mitgegebenen  weitläufigen  Relationen  und  Puncto  vom  8.  Novembris 
erst  abgewichenen  Jahres  sowohl,  als  die  zu  Frankfurt  mit  dem  Grafen 
von  Wratislaw  gehaltene  Unterredung  bezogen,  bedauert  aber,  dass 
die  gehoflFte  Operation  an  der  Mosel  zerfallen  und  nicht  weniger  der 
mit  dem  Churfürsten  von  Mainz  angetragene  Fundus  von  einer  Million 
Reichsthaler  für  die  Kriegs-  und  Operations-Cassa  im  Reich,  um  ein 
und  andere  Nothwendigkeiten  xu  Behufe  der  schweren  Artillerie  und 
Erzeugung  benöthigter  Requisiten,  besonders  aber  einen  guten  Theil 
der  sächsischen  Cavallerie,  wie  auch  einige  Tausend  Mann  Infanterie 
bei  dem  Frankfurter  Kreis  oder  sonst  hier  und  dort  im  Reich  aufbringen 
zu  können,  in  solchen  Anstoss  gediehen  sei,  dass  die  angezielte  gute 
Intention  fast  nicht  mehr  zu  erhoffen  wäre,  so  er,  der  Churfürst, 
ungeachtet  ein  und  anderer  associirter  Kreis  dazu  sich  willfährig 
erklärt,  meistens  der  von  Churpfalz  widrig  gethaner  Declaratiou  zuge- 
muthet,  also  dass  er  bei  sogestalten  Dingen  kein  ferneres  Mittel,  dem 
obwaltenden  Nothstand  zu  steuern,  absehen  könnte,  als  was  Euer  kaiserl. 

')  In  den  Reg^istraturs-Acteu  nicht  vorhanden. 
«)  Kriegs-A.,  Kömisdies  Reich  1708;  Fase.   II.    11. 


21 

Majestät  durch  Dero  höclisterlauchtes  Urtheii  fürsinnen  würden ;  denn 
seinesorts  wüsste  er  nach  obtragender  Schuldigkeit  zu  solchem  Ende 
nichts  Anderes  in  Vorschlag  zu  bringen,  als: 

1.  Ob  nicht  der  Churfürst  von  Pfalz  auf  das  AUerfördersaraste, 
um  seine  Truppen  wiederum    agiren   zu  machen,    zu  befriedigen  wäre. 

2.  Ob  nicht  E.  k.  M.  mit  dem  fränkischen  Kreis,  um  die  ausser 
dessen  Reichscontingent  haltenden  Bataillons  auf  4000  Mann  zu 
errichten  und  solche  der  Reichs- Armada  beizustellen,  und  zwar  baldigst 
tractiren  lassen  wollten. 

3.  Ob  nicht  die  dänischen  in  Bayern  bishero  gewesten  Truppen 
im  completen  Stand  am  Rhein  gebraucht  werden  könnten. 

4.  Dass  zu  Regensburg  nicht  allein  die  zwei  Simpla  zu  200.000  Reichs- 
thaler, sondern  auch  ein  mehrerer  Beitrag  zu  der  Operations-Cassa, 
um  solche  nicht  in  der  Idee,  sondern  im  Werk  zu  stellen,  in  Vertrag 
und  Richtigkeit  gebracht  werden  möchte;  und 

5.  ob  nicht  E.  k.  M.  allergnädigst  geruhen  wollten,  die  Einkünfte 
der  von  dem  gewesten  Churfürsten  von  Colin,  Erz-  und  anderer  Stifte, 
dass  man  darauf  eine  Geldsumma  behandeln  könnte,  zu  assigniren, 
sodann 

6.  wegen  der  von  der  Stadt  Hamburg  anstatt  dero  Reichs- 
Contingents  in  natura  abgebenden  Quanti  zu  verfügen,  was  E.  k.  M. 
durch  seine,  des  Churfürsten,  Residenten  bereits  vorgetragen  worden. 
Uebrigens  hätte  der  Churfürst  noch  vor  seiner  Abreise  veranstaltet, 
dass  zu  Philippsburg  ein  Magazin  von  Haber  und  Heu  auf  400.000  Ra- 
tionen für  die  Truppen,  welche  keiue  Reichs-  noch  Kreis-Contingentien 
sind,  noch  einige  extraordinari  Anstalten  zu  derlei  Nothdurften  machen 
würden,  eingerichtet  werden  möchte ;  es  bleibete  aber  eine  Hälfte 
darvon  wegen  ermangelnder  Bezahlung  zurück  und  wäre  darzu  auch 
in  der  Operations-Cassa  kein  Fundus  besage  der  von  dem  Feld- 
maischall  Baron  von  T  h  ü n g e n  eingeschickten  Berechnung  mehr 
übrig,  ob  welcher  dann  der  Churfürst  auch  den  annoch  erscheinenden 
grossen  Abmangel  an  Perfectionirung  der  Linia  ersehen  hätte,  wor- 
über er  dann  bei  denen  associirten  Kreisen,  als  denen  nächst  an  der 
Gefahr  gelegenen,  der  Nothdurft  zwar  vorgestellt,  gleichwohlen  aber 
darum  keinen  Erfolg  verspürte,  also  dass  er  auch  bemüssigt  worden, 
an  die  Reichsversammlung  zu  Regensburg  all'  solche  Nothdurften  zu 
gemeinsamer  Rettung  zu  erinnern. 

Diesemnächst  hat  er,  der  Churfürst,  auch  unterm  19.  Jänner 
E.  k.  M.  ei'beten,  dass  Selbige  den  Inhalt  seines  erstermelten  Schreibens 
vom  10.  an  das  Reichs-Convent  mittels  Dero  kaiserl.  Commissions- 
Decrets  zu  möglichster  Beförderung  recommandiren,  sodann  mit   Dero 


22 

höchstem  Beifall  dem  Keich  dahin  vorzujo^ehen  allergnädi<jst  ojelieben 
möchten,  auf  dass  die  in  dem  Keichs-Conclusü  verflusseueu  Jahres  zu 
Behuf  der  Operatious-Cassa  dem  österreichischen  Kreis  zugetheilteu 
61.278  Gulden  sammt  der  Quota  der  von  E.  k.  M.  dermalen  inne- 
habenden bayerischen  Landen  zu  denen  in  besagtem  Concluso  dem 
bayerischen  Kreis  angesetzten  18.254,  so  umgesäumt  wirklich  in  die 
Operations-Cassa  erlegt  worden,  woraus  dann  der  willigen  Stände  förder- 
samer  Beitrag  ergeben,  gegen  die  saumseligen  aber  die  Gelegenheit 
mit  desto  grösserem  Beifall  und  Nachdruck  die  nöthigen  Anhaltungs- 
mittel vorkehren  zu  können  öfter n  wird. 

Opinio : 

lieber  diese  beiden  Schreiben  die  behövige  Deliberation  zu  fassen,  was 
dem  Churfürsten  zu  antworten,  oder  sonsten  zu  Wohlfahrt  der  gemeinen 
Sachen  E.  k.  M.  einzurathen,  oder  aber  von  Deroseits  gleich  zu  bewerken 
wäre,  sind  bei  Dero  Obristhofmeister  Fürsten  von  Salm,  Dero  Reicbs-Hofraths- 
Präsideut  Graf  von  Ottingen,  Dero  Hofkriegsraths-Präsident  Prinz  E  u  g  e  n  i  u  s 
von  Savoyen,  österreichischer  Hofkanzler  Baron  von  Seil  lern,  Hofkriegs- 
raths-Vice-Präsident  Graf  von  Herberstein  und  Reichs-Vice-Kanzler  Graf 
von  Schönborn  den  9.  dieses  zusammengetreten,  und  hat  Dero  Hofkriegs- 
raths-Präsident gleich  vorläufig  informirt,  wasgestalten  an  den  gehorsamsten 
Hofkriegsrath  die  von  dem  Churfürsten  eingelangte,  von  dem  Grafen  von 
Thürheim  mitgebrachte  Relation  A'om  8.  Novembris  sehr  spät  herabkommen, 
er,  Hofkriegsraths-Präsident,  aber  kurz  nach  seiner  Ankunft  solche  mit  Dero 
Hofkaramer  und  Commissariat  neben  denen  vom  Grafen  Thürheim  in  Copia 
eingereichten  Puncten  überlegt,  auch  ein  gehorsamstes  Referat  darauf  abgestattet 
hätte,  so  auch  anuoch  bei  E.  k.  M.  uuerörtert  geblieben  wäre,  also  dass  er, 
Hofkriegsraths-Präsident,  um  den  Churfürsten  nicht  so  lange  ohne  Antwort 
zu  lassen,  in  Uuterthänigkeit  für  gut  angesehen,  mit  einem  kleinen  Bericht 
solche  inmittelst  in  generalibus  abzufassen  und  vor  einer  geraumen  Zeit 
E.  k.  M.  hinaufzugehen,  welche  dann  erst  vor  etlichen  Tagen  herabkommen 
und  dem  Churfürsten  per  posta  zugeschickt  worden,  also  dass  von  Seiten 
des  gehorsamsten  Hofkriegsraths  bei  dieser  so  importanten  Sache  man  nichts 
unterhiH.'^en  habe.  Um  aber  auf  des  Churfürsten  angezogenen  Punct  der 
Operation  halber  zu  kommen,  so  hätte  selbiger  zwar  solchen  dahin  erläutert, 
dass  man  von  Seiten  der  Alliirten  von  der  vorgeschlagenen  Operation  an 
der  Mosel  abkommen  wäre,  und  weilen  ex  parte  militari  für  beschwerlich 
angesehen  wird,  ein  verläss-  und  zulängliches  Consilium  sowohl  wegen  einer 
Offensiv-  als  Defensiv-Operation  zu  nehmen,  da  im  ersten  Falle  zwei  Armaden 
mit  allen  erforderlichen  Requisiten  unumgänglich  nöthig,  solche  aber  auf- 
zubringen, der  Alliirten  Beithun  unentbehrlich,  und  dahero  mit  ihm  desshalben 
erst  das  weitere  Concert  zu  nehmen  wäre ;  andertentheils  hingegen  vermittels 
deren  habenden  Truppen  die  beiden  Festungen  Freiburg  und  Landau  mit 
allen  Nothwendigkeiten  versehen,  sodann  die  Linia  von  Philippsburg  aus  längs 
des  Rheins  bis  Daxlanden,  von  dannen  bis  Ettlingen  und  so  fort  weiters 
über  das  Gebirge  am  obern  Schwarzwald,  mithin  ein  District  gegen  die 
50   Meilen   Weges   verwahrt,   wohl    ausgeführt    und   befestigt,   auch   mit    denen 


23 

bedürftigen  Magazinen  versehen  werden  müsste,  um  den  feindlichen  Einbruch 
bestmöglich  abzuhalten,  oder  zu  hintertreiben,  so  doch  auch  hart  allerseits 
zu  bewerken  sein  dürfte.  Also  wäre  dem  Cliurfürsten  diesfalls  zu  bedeuten, 
dass  man  auf  eine  andere  Unterredung  wegen  künftiger  Operationen  mit 
denen  Alliirten  antrage,  und  sich  hienach  zeigen  werde,  was  für  Absehen 
gefasst  werden,  und  dass  E.  k.  M.  Ihresorts  soviel  als  immer  der  Ihnen  hart 
obliegende  anderwärtige  Kriegslast  es  zugestattete,  nach  äusserstem  Vermögen 
beitragen   wollten,   inmassen   dann 

ad  1™'""  -wegen  der  churpfälzischeu  Anliegenheiten  Sie  bereits  all' 
Behöriges  angewendet,  und  wäre  auch  zu  hoffen,  dass  auf  andringenden 
Nothfall  der  Churfürst  mit  seinem  angewendeten  Eifer  dem  Publicum  nicht 
entfallen  werde,  dass  aber  E.  k.  M.  von  selbigem  nicht  mehrers,  als  durch 
eine  Handlung  4000  sammt  dessen  Contingent  von  2500  Mann  zu  hoffen 
hätten. 

ad  2'^"™  wäre  von  E.  k.  M.,  um  die  fränkischen  vier  Bataillons 
eigenthümlichen  an  sich  zu  bringen  und  an  dem  Rhein  zu  gebrauchen, 
schon  der  Antrag  beschehen,  um  die  zwei  eigenen  Regimenter  zu  Fuss,  falls 
solche  über  den  bereits  unentgeltlich  verw^illigteu  Succurs  zu  mehrerer  Hülfe 
nacher  Spanien  verlangt,  die  See-Potenzen  auch  die  Mittel  herschiessen 
würden,  selbige  in  natura  wiederum  zu  ersetzen.  Dafern  aber  solche  auf 
angeregten  Fall  nicht  eigenthümlich  überlassen  werden  wollten,  müssten 
E.  k.  M.  endlichen  sich  um  andere  Tru^ipeu,  die  berührte  Ersetzung  zu 
bewerken,  umsehen,  und  könnten  solchemnach  auf  Dero  Kosten  allein  ermelte 
fränkische  Völker  nicht  über  sich  nehmen,  welche  Beschaffenheit  es  auch  haben 
würde,  wann  der  vermeinte  letztere  Succurs  aus  Abmangel  der  Ersatzungsmittel 
zurückbleiben  sollte,  zumalen  E.  k.  M.  alsdann  in  Beibehaltung  Dero  eigener 
Regimenter  dergleichen  fremde  beizubringen  nicht  wohl  über  sich  nehmen 
könnten ;  insonderheit  da  Sie  ohnedem  daran  wären,  bereits  einige  Regimenter 
aus  Italien  zu  ziehen,  wie  dann  Fels  und  Reising  zu  dem  Herauszug  schon 
beorduet  worden,  und  deren  übrigen  Abforderung  bloss  auf  obangezogener 
Resolution   der   See-Potenzen   wegen   erdeuter  Ersetzuugsmittel   beruhete. 

ad  3''"™  die  dänischen  in  Bayern  stehenden  Truppen  betreffend,  stünde 
noch  dahin,  wessen  gegen  E.  k.  M.  der  König  in  Dänemark  auf  den  letzten 
Courier  sich  eigentlich  erklären  werde ;  jedoch  wäre  dem  Churfürsten  vorzu- 
stellen, dass  auf  gedachter  Truppen  Dienst  im  Reich  wenige  Rechnung  zu 
machen  wäre,  indem  selbige  fast  in  lauter  Bayern  bestünden  und  häufig  daroben 
desertiren  dürften ;  und  hat  man  dahero  auch  allstets  darauf  beharrt,  solche 
in  Hungarn  zu  ziehen,  da  von  diesem  allein  die  hungarische  Armada  unent- 
behrlich könnte  und  müsste  verstärkt  werden ,  so  doch  dem  Churfürsten 
dermalen   noch   nicht   zu   sagen   wäre. 

ad  4*«™  wegen  Verfügung  der  Operations-Cassa,  soviel  als  die  beiden 
Simpla  betragen,  w'ollten  E.  k.  M.  nicht  allein  Ihresorts  sowohl  ratione  des 
dem  österreichischen  Kreis  zugetheilten  Fünftels ,  als  auch  der  auf  dieselbe 
wegen  Bayern  kommenden  Quota  die  Bezahlung  leisten ;  wie  dann  von  Dero 
Hofkammer  die  Hälfte  solcher  Summa  wirklich  würde  Übermacht  werden,  die 
änderte  Hälfte  aber  innerhalb  8  oder  14  Tage  nachfolgen  solle.  Belangend 
aber  die  Million  Reichsthaler  und  den  Erhalt  des  churfürstlichen  Briefes,  so 
hätten  E.  k.  M.  bereits  durch  Dero  kaiserl.  Commission  bei  dem  Reichs-Convent 
desswegen   die   Nothdurft  mit  Nachdruck   erlassen.   Es   könnten   auch    E.  k.  M. 


24 

zu  mehrerer  Beförderung  der  Sachen  die  Verordnung  an  Dero  Hofkammer 
ertheilen,  dass  auf  die  iJOO.OOO  fl.,  so  Dero  Antheil  respective  des  Fünftels 
betrifft,  100-000  fl-  i»  Bereitschaft  gehalten  werden  möchten,  um  solche, 
sobald  als  dieses  Werk  resolvirt,  ungesäumt  erlegen  zu  können ;  die  anderen 
200.000  fl.  aber  wären  erst  alsdann  zu  übermachen,  wann  die  Anderen  ihr 
Quantum  einschaff'en  würden,  angesehen  nicht  billig  wäre,  ehe  und  bevor  die 
Uebrigen  das  Ihrige  leisten,  dass  E.  k.  M-  Ihre  Quotam  beitragen,  und  wäre 
zu  wünschen ,  dass  auch  die  anderen  Potentiorcs  zu  der  Nachfolge  dieses 
Beispiels  sich  bequemen  möchten  oder  zulänglich  beigetrieben  und  augehalten 
werden  könnten.  Die  gehorsamste  Deputation  hat  zwar  hierinfalls  unvorgreiflich 
vermeint,  so  aber  dem  Chuvfürsten  nicht  zu  eröffnen  wäre ,  dass  dergleichen 
morosos  potentiores  zu  ihrer  Schuldigkeit  zu  treiben,  mit  denen  See-Potenzen 
zu  reden  wäre ,  um  mit  ihnen  zu  veranlassen ,  wie  derlei  Executionsmittel 
ergriffen  werden  und  verfangen  möchten,  obzwar  nicht  ohne  sei,  dass  incon- 
veuieut  sein  würde,  auswärtige  Potenzen  in  Eeichsvorfallenheiten  contra  Status 
iuiperii  einzuflechten  ;  es  möchte  aber  auch  der  Churfürst  seinesorts  hicsrunter 
seinen  Credit  und  Kräften  beitragen,  damit  dieses  so  heilsame  Hauptwerk  in 
Gang  und   Stand   gerichtet   werden   möge. 

ad  5'"™  betreffend  die  von  dem  gewesten  Churfürsten  aus  Colin  gehabten 
reditus,  so  wollten  zwar  E.  k.  M.,  obwohlen  solche  jure  imperatorio  unstritt- 
lichen  Ihnen  gebühreten,  darmit  beliebig  zu  schalten  und  zu  walten,  jedoch 
aus  reichsväterlicher  Vorsorge  damit  dem  Publico  nicht  entgehen  und  dahero 
bedacht  sein,  was  etwa  aus  Colin  und  Hildesheim  zu  erwerben  und  zu 
bekommen  sein  werde.  Zu  bedauern  aber  wäre,  dass  aus  Lüttich  nichts,  von 
Regensburg  aber  gar  wenig  zu  hoffen  sei;  es  möchte  aber  E.  k.  M.  aller- 
gnädigst  belieben,  desshalben  eine  Conferenz.  wie  schon  öfters  davon  gemeldet 
worden ,  anzuordnen ,  um  der  Sache  auf  den  Grund  zu  sehen ,  ob  und  was 
eingegangen,  oder  wohin  die  Verwendung  beschehen,  oder  was  da  und  dorten 
eingebracht   werden   könnte. 

ad  6'"™  hätte  E.  k.  M.  Hofkammer  pro  publicis  erogationibus  auf  das 
Lübecksche  und  Bremische  Quantum  bereits  anticipirt,  Hamburg  aber  stünde 
in  Unruhe  und  innerlicher  Empörung,  also  dass  auch  von  heuer  bis  zukünf- 
tiges Jahr  auf  solche  Contingentsgelder  kein  Staat  zu  machen.  Es  will  aber 
die  gehorsamste  Deputation  hiebei  nicht  unangeregt  lassen,  wasmassen  bishero 
gar  unanständig  beschehen  sei ,  dass  derlei  Gelder,  so  anstatt  der  Reichs- 
Contingentien  erlegt  worden,  ad  alios  usus  wären  verwendet  worden,  da  doch 
E.  k.  M.  Allerhöchstes  kaiserl.  Amt  und  die  Gerechtigkeit  von  selbsten 
erforderten,  dass  solche,  wo  nicht  das  Contingent  in  natura  gestellt  worden, 
directe  in  die  Reichs-Casse  gelegt  und  von  dort  aus  ad  communes  puplicos 
usus  gebraucht  werden,  und  dahero  billig  wäre,  wann  E.  k.  M.  entkräftes 
Aerarium    es   zugebete,   dass   sogedachte  Anticipation   wiederum    ersetzt   würde. 

Uebrigens  und  letztlichen  wollten  E.  k.  M.  aus  der  nun  beschehenon 
Bezahlung  Dero  quotae  der  zwei  Simplen  wegen  Perfectionirung  der  Linia 
Alles  angelegentlich  verschaffen  lassen,  sodann  Dero  Hofkammer  und  Commis- 
sariat  gemessen  mitgeben,  dass  der  Abgang  an  Winter  -  Magazin  für  Dero 
Truppen  beigebracht  werde.  Welches  dann  Alles  ist,  so  dem  Churfürsten  auf 
obgeniclte  beide  seine  Briefe  unvorschreiblich  zu  antworten  wäre,  wie  dann  auch 
E.  k.  M.  liiemit  der  Aufsatz  davon  zu  allergnädigstcn  Genehmhaltung  hinauf- 
gegeben   wird,   so    nun   bei   Dero    Allerhöchster   Resolution    beruht.    Womit   etc. 


25 

17. 
An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Wien,  11.  Februar  1708*). 

Euer  Excellenz  schliesse  ich  liicmit  bei,  was  icL  unter  heutigem 
Dato  abermalen  an  den  Herrn  GWM.  und  Obrist-Kriegs-Commissa- 
rium  Ereiherrn  von  Martinsberg  überschreibe  ^),  damit  E.  E.  von 
Ein-  und  Anderem  vollkommen  informirt  seien  und  sich  dessen  zu 
Ihrer  fernweiteren  Direction  bedienen,  sodann  aber  darob  sein  wollen, 
damit  sonderlich  dasjenige,  was  ich  der  churpfälzischen  Regimenter 
Excessen  halber  überschreibe,  meiner  Intention  nach  observirt,  und 
wann  keine  Güte  nicht  mehr  verfangen  wollte,  auch  wirklich  exequirt 
werde.  Zu  welchem  Ende  E.  E.  belieben  wollen,  ersagte  Truppen  noch 
einmal  zu  warnen,  sie  zur  Haltung  scharfer  Kriegs  -  Disciplin  mit 
Nachdruck  anzumahnen  und  endlich  zu  protestiren,  wann  Dieselbe 
gezwungen  sein  würden,  diesem  meinem  ergangenen  Befehl  den  wirk- 
lichen Vollzug  zu  leisten. 

Hiernächst  aber  beantworte  ich  E.  E.  wertheste  drei  Schreiben 
vom  7.,  25.  und  27.  passato  und  approbire,  dass  diesfalls,  wie  man  an 
Sie  verlangt  hat,  kein  Regiment  nacher  Final  di  Spagna  zu  Verstär- 
kung der  dortigen  Garnison  abgeschickt  haben,  massen  von  einer 
solchen  Nothwendigkeit  zu  sein  nicht  finde,  sonsten  aber  ohnedem 
befohlen  habe,  dass  man  die  dem  Reventlau'schen  Regiment  aunoch 
von  anderen  Regimentern  restireuden  206  Mann  dem  Herrn  Haupt- 
mann V  0  d  r  o  p  p  übergeben  solle,  gleich  E.  E.  eben  obangeschlossener 
Copie  dessen,  so  ich  an  den  Herrn  Baron  von  Martinsberg  über- 
schreibe, mit  Mehrerem  beliebig  ersehen  werden,  womit  die  Garnison 
zu  gedachtem  Final  di  Spagna  ohnedem  eine  Verstärkung  überkommt. 
Inzwischen  aber  lasse  ich  es  gleichwohl  dabei  bewenden,  dass  von  der 
Garnison  zu  Pavia  nacher  Tortona  Interim  250  Mann  verlegt  worden. 

Dass  Sie  dem  Herrn  Obristlieutenant  R  o  v  e  r  o  anbefohlen,  die 
nachgeschickten  300  Doppien  dem  Herrn  Kriegs-Coramissario  Fritz 
einzuhändigen,  daran  ist  schon  recht  geschehen;  ins  Künftige  aber 
wird  von  dort  aus  kein  Marsch  nacher  Neapoli  gehen,  sondern  man 
wird  die  Disposition  machen,  dass  die  dahin  gehörigen  Recruten  durch 
die  kaiserl.  Er  blanden  von  hier  aus  directe  an  die  Meer-Porten  befördert 
und  auf  dem  Wasser  hinübergeschickt  werden. 

Was  E.  E.  wegen  des  Recruten-  und  Rimonta-Restes  der  Caval- 
lerie  melden,  werden  Sie  aus  meinem  Letzteren  bereits  ersehen  haben. 


•)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  II.  5. 
^)   Siehe  die  nächste   Nnmmer. 


26 

dass  diese  dahier  richtig  Seemacht  worden,  und  mithin  darinnen  darauf 
zu  gedenken  nicht  mehr  nöthig  sei. 

Betreffend  den  Abmangel  des  Hartfutters  und  die  Subsistenz  der 
im  Mantuanischen  delogirten  Regimenter,  berufe  ich  mich  ebenfalls 
auf  dasjenige,  was  ich  durch  die  Anfangs  angezogene  Copie  hierüber 
au  den  Herrn  Baron  von  M  a  r  t  i  n  s  b  e  r  g  mit  mehrerer  Ausführlich- 
keit schreibe,  und  nicht  weniger  über  das  bei  dem  Herrn  Cardinalen 
Archin to  conforentionaliter  überlegte  päpstliche  Schreiben  ratione 
des  parmesauischen  Cleri  haftenden  Ausstandes  antworte. 

Wann  aber  des  Herrn  Prinzens  von  Württemberg  Liebden 
in  Italien  wieder  zurückkehren  sollten,  so  werden  Sie  ihn  in  einem 
Posto  im  Mailändischen  anstellen  können. 

Was  den  Marsch  der  königl.  preussischen  Truppen  wegen  Neuf- 
chätel  anbelangt,  werden  zwar  E.  E.  aus  meinem  Vorigen  schon  ersehen 
haben,  dass  ich  zweiflete,  ob  es  dazu  kommen  werde.  Zum  Fall  es 
aber  dennoch  geschehen  möchte  und  die  Truppen  absolut  marschiren 
thäten,  so  hätten  E.  E.  eine  Protestation  dagegen  einzulegen,  das 
Brod  aber  wäre  nicht  weiter  als  bis  an  die  Grenze  abzufolgeu,  gleich 
ich  dem  Herrn  Baron  von  M  a  r  t  i  n  s  b  e  r  g  vor  einigen  Posttagen 
dessen  bereits  erinnert  habe.  Womit  etc. 

18. 

An  den   GWM.  Martini  Freiherrn   von  Martinsberg-. 
Wien,  11.  Februar  1708')- 

Was  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Com- 
missarius  unterm  22.,  23.  und  25.  passato,  und  zwar  guten  Theils  in 
Antwort  auf  meine  vorhergegangene  an  mich  in  ziemlich  weitläufigen 
Terminis  erlassen  hat,  das  habe  aus  dem  Enthalt  dessen  mit  Meh- 
rerem  vernommen,  worüber  Demselben  eine  Antwort  hiemit  punctatim 
anfüge,  und  zwar: 

1'°"  approbire  über  mein  Voriges  all'  dasjenige,  was  wegen  Col- 
lectation  des  parmesanischen  Cleri  annoch  haftenden  Ausstands  für 
ein  medius  terminus  erdacht  und  auf  das  darüber  von  Seiner  päpst- 
lichen Heiligkeit  an  den  Herrn  Cardinalen  daselbst  eingeloffene  eigen- 
händige Schreiben  conferentialiter  deliberirt  und  durch  einen  eigenen 
Courier  an  sogedachte  Seine  päpstliche  Heiligkeit  in  Antwort  geschrieben 
worden. 

Ich  wünsche  zwar  mit  meinem  Herrn  General- Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegö-Commissarius,  dass  hierüber  der  verhoffende  gute  Effect 

')  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  II.  6. 


27 

erfolgen  möge;  zum  Fall  es  aber  niclit  geschehen  möchte,  so  muss 
endlich  dasjenige  Mittel,  ohne  weiteren  Ansehen  ergriffen  werden,  wo- 
mit dieser  Ausstand  eingebracht  und  die  darauf  angewiesenen  Preussen 
befriedigt  werden  können.  Sollte  aber  dahier  etwas  in  contrarium 
resolvirt  werden,  so  will  ich  davon  parte  zu  geben  unermangeln. 

2''°  ist  an  Nachschickung  der  württembergischen  Tabelle  schon 
recht  geschehen,  thut  auch  dasjenige  auf  sich  beruhen,  was  mein  Herr 
General-Wachtmeister  und  Christ  -  Kriegs-Commissarius  wegen  später 
Einschickung    der  General-Tabelle    zur  Entschuldigung    annectirt    hat. 

3"°  berufe  mich  wegen  des  Rimont-  und  Recrutirungs-Restes  der 
darinuigen  Cavallerie  auf  dasjenige,  was  ich  in  meinem  mit  jüngst- 
abgegaugenen  Courier  an  Denselben  Erlasseneu  per  P.  S.  (postscriptum) 
beigerückt  habe.  Es  hat  also  damit  seine  Richtigkeit,  mithin  ist  es 
auch  nicht  mehr  vonnöthen,  darinnen  um  einen  Fundum  hiezu  umzu- 
sehen, oder  eine  so  hohe  Anticipation  per  30.000  Doppien  einzugehen, 
da  auch  sonsten  auf  diese  Weise  die  Fondi  in  infinitum  hinein  vor 
der  Zeit  consumirt  würden,  weilen  das  Suppositum  von  sich  selbsten 
zerfallet,  dass  die  von  den  italienischen  Fürsten,  Republiquen  und 
Feudatariis  accordirenden  Anticipationes  über  100.000  Pistolen  be- 
tragen sollten. 

Es  ist  gar  recht,  und  meiner  vorigen  Verordnung  gemäss,  dass 
der  Wechsler  M e s s n e r  bezahlt  werde ;  was  aber  den  Brentano 
betrifft,  vermeinte  ich  umso  unnöthiger  zu  sein,  zu  seiner  Bezahlung 
die  suchende  Anticipation  umsomehr  zu  erhöhen  und  darum  Unkosten 
zu  machen,  als  er  eben  denjenigen  Fondo,  so  mein  Herr  General- 
Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius  hiezu  verpfänden  will, 
in  Händen  hat  und  sich  selbsten  bezahlt  machen  kann.  Gleichwie 
aber  über  dieses  dannoch  ein  und  andere  unentbehrliche  Ausgaben 
zu  bestreiten  kommen,  und  zuvörderst  auf  eine  ergiebige  Lieferung 
an  Haber  zu  reflectiren,  auch  dahin  zu  gedenken  ist,  dass  man  denen 
im  Mantuanischen  nothleidenden  Regimentern  aushelfe;  dann  obschon 
zu  Erzeugung  derenselben  Verpflegung  die  Virgilianischen  Güter  zu 
verkaufen  dahier  resolvirt  und  weiters  an  die  dortige  löbl.  Admini- 
stration geschrieben  worden,  alle  Cameral-Gefälle  und  andere  Ein- 
künfte soweit  hinaus,  als  man  kann,  zu  verpfänden  und  pro  militari 
anzuwenden  :  so  ist  doch  gleichwohlen  zu  zweifeln,  ob  all'  dieses,  so 
schleunig  als  es  vonnöthen  ist,  zu  Stand  und  in  seine  Richtigkeit  ge- 
bracht, auch  das  Geld  darauf  sogleich  erhoben  werden  könne.  Ich  halte 
hierbei  auch  genehm  den  Gedanken,  so  mein  Herr  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegs-Commissarius  hat,  von  der  aufbringenden 
Anticipation  beider  Huszaren-Regimenter  Rimontirung  unter  einsten  zu 


28 

bestreiten ;  dass  aber  hiebei  die  Offieiere  mit  denjenigen  respectiven 
20  und  25  Reicbstbalern,  welcbe  vor  diesen  auf  einen  übel  berittenen 
und  zu  Fuss  befindliehen  Huszaren  ausgezahlt  worden,  sich  nicht  ver- 
gnügen lassen  wollen,  glaube  ich  gar  gern,  indem  die  pure  Unmög- 
lichkeit dessen  gar  leicht  zu  erklären  ist. 

Wäre  solchemnach  des  Dafürhaltens,  dass  man  25  bis  30  Reichs- 
thaler- nebst  einem  Sammelplatz  und  denen  Etapen  auszahlen  und 
assigniren  lassen,  sie  aber  sodann  anhalten  könnte,  gute  und  taug- 
liche Pferde  hineinzuschaffen. 

4'"  finde  ich  bei  der  von  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und 
Obrist  -  Kriegs  -  Commissarius  dem  auch  General- Wachtmeister  Herrn 
Grafen  Königsegg  vorgeschlagenen  Anticipation  per  25.000  Doppien 
das  Beste  zu  sein,  wann  man,  wie  derselbe  meldet,  ungeachtet  der  bis 
in  August  hinein  bereits  verwiesenen  Intraden  nichtsdestoweniger  mit 
denen  proponirten  Wechsel-Negotianten  auf  obgemelte  Anticipation 
schliessen,  die  aufgenommenen  10.000  fl.  und  4000  Doppien  davon 
abstatten  und  sich  also  der  grösseren  Summa  prävaliren  thäte ;  ich 
berufe  mich  aber  in  dieser  Materie  auf  dasjenige,  was  ich  im  vorher- 
gehenden Punct  mit  Mehreren!  gemeldet  habe,  womit  man  dann  wegen 
Bezahlung  der  Artillerie  und  des  dazu  gehörigen  Ochsen-Fuhrwesens, 
endlich  auch  wird  zurecht  kommen  und  mithin  selbige  sammt  denen 
Regimentern,  soweit  als  die  Mittel  zulängig  sein  werden,  bezahlen 
müssen ;  was  aber  deren  Reparirung  belangt,  ist  dahier  darauf  bereits 
retlectirt  und  diese  in  die  Repartitiou  gebracht  worden. 

Dass  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Com- 
missarius  diejenigen  52  Ochsen,  welche  am  Fleisch  gut,  zum  Zug 
aber  nicht  mehr  tauglich,  denen  in  Mantua  stehenden  Regimentern 
ä  conto  ihrer  laufenden  Verpflegung  zum  Aushacken  angewiesen:  da- 
bei hat  es  sein  gutes  Bewenden. 

Die  herauszugehen  habenden  Regimenter  werden  hoffentlich  ihren 
Marsch  schon  angetreten  haben,  oder  wenigstens  schon  antreten,  mit- 
hin wird  auch  die  erinnerte  P^nthebung  bereits  vorhanden  sein,  ein- 
folglich  nicht  nur  die  Regimenter  in  ihren  Stationen  mehreres  erwei- 
tert werden,  sondern  man  auch  mit  der  Fouragc  länger  auskommen 
können,  besonders  wann  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist- 
Ki'iegs-Commissarius  meiner  jüngsten  Erinnerung  nach  anstatt  der 
Reising'schen  im  Gnastalh^sischen  gelegenen  Compagnien  so  viel  andere 
nach  deren  Ausmarsch  dahin  verweisen  und  einquartieren  wird.  Zum 
Fall  aber  mit  der  Fourage  die  völligen  Wintermonate  hindurch  aus- 
zukommen es  endlich  unmöglich  wäre,  so  raüsste  man  sehen,  wie  man 
etwa  aus  dem  benachbarten  Territorio  mit  guter  Manier  eine  Quantität 


29 

derlei  rauher  Fourage  beizubringen  vermöchte,  welches,  wann  man 
die  Bezahlung  verspräche  und  endlich  ä  conto  etwas  darauf  geben 
thäte,  meines  Erachtens  vielleicht  sich  practiciren  lassen  dürfte.  Wor- 
über mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius 
gehörigen  Orts  sich  verstehen,  einfolglich  an  seinem  Fleiss  nichts 
erwinden  lassen  wolle,  diesfalls  die  Aushelfung  zu  bewerken  und  mit- 
hin auch  die  sonsten  unfehlbar  zu  Grunde  gehende  Cavallerie  in 
Stand  zu  erhalten. 

5'°  die  Auskunft  über  des  Bighi  vorgehabte  Haberlieferung, 
und  warum  dieselbe  nichts  weiters  angelangt  habe,  dient  mir  zur 
guten  Nachricht. 

Ich  sehe  bei  der  hieruächst  annectirten  Beschaffenheit  freilich 
eine  Nothwendigkeit  zu  sein,  dass  man  nicht  nur  zur  Conservation 
vorgemeldeter  im  Mantuanischen  liegenden  Cavallerie,  sondern  der 
nächstens  nach-  und  hineinkommenden  Remonta-Pferde  eine  ergiebige 
Qualität  Hartfutter  unverlangt  contrahire,  wobei  mir  dann  gleichgiltig, 
ob  es  mit  dem  Bighi  oder  einem  Anderen  geschehe,  wann  nur  die 
Materie  gut,  der  Preis  leidentlich  und  nicht  excessiv,  auch  solcher- 
gestalten  die  Lieferung  selbsten  verlässlich  gemacht  werde,  dass  man 
derselben  in  tempore  versichert  sei,  und  nicht  geschehe,  wie  es  mit 
vorgemeltem  Bighi  letzthin,  und  zwar  noch  bei  meiner  Anwesenheit, 
zu  Mailand  ergangen  ist.  Worauf  mein  Herr  General- Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegs-Commissarius  vor  Allem  reflectiren  und  dabei  dahin 
antragen  Avolle,  damit  unter  einsten  auch  auf  den  künftigen  Feldzug 
etwas  an  Haber  vorräthig  sei.  Soviel  aber  den  darzu  erforderlichen 
Fundo  belangt,  hat  mein  Herr  General- Wachtweister  und  Obrist-Kriegs- 
Commissarius  in  dem  Anfang  meines  gegenwärtigen  Schreibens  schon 
zu  vernehmen  gehabt,  woher  derselbe  zu  nehmen  sei. 

6'"  was  das  von  der  tyrolerischen  Landschaft  überlassene,  aus 
Innerösterreich  herüberkommende  Proviant  und  Hartfutter  betrifft,  hat 
mein  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius  aus  meinem 
Vorigen  bereits  ersehen,  wie  dass  ich  der  Meinung  sei,  dass  man  von 
dieser  Materie  den  grössten  Theil  nacher  Mantua  bringen  und  nur 
etwas  darvon  an  einen  sicheren  Ort  an  der  Etsch  zusammenführen 
und  davon  ein  Magazin  fourniren  lassen  sollte.  Solchemnach  erinnere 
ich  meinen  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius 
weiters,  dass  sothanes  Magazin  zu  Roveredo  fournirt  und  zu  Bestrei- 
tung der  Kothdurft  für  die  aus-  und  einmarschirenden  Regimenter 
angewiesen  und  applicirt  werden  könnte. 

7™°  belangend  die  Klagen  und  Excease  wider  die  kaiserlichen  und 
preussischen  in  dem  Piacentin-  und  Parmesanischen  liegenden  Truppen, 


30 

item  die  pfälzisch-holländische  Cavalleiic  in  dem  Tortonesischen  und 
denen  kaiserlichen  Keichslehen,  berufe  ich  mich  respectu  der  Kaiser- 
lichen und  vornehmlich  des  9.  Pfund  Habers  halber  auf  mein  Letzteres, 
ingleichen  auch,  was  die  königl.  preussische  Infanterie  betrifft.  Was  aber 
die  churpfälzische  Cavallerie  angeht,  kann  ich  ihnen  eben  so  Unrecht 
nicht  geben,  wann  sie  nach  dem  Recess  15  Pfund  Heu  und  8  Pfund 
Haber  Düsseldorfer  —  oder  aber  10  und  6  Pfund  Wiener  Gewichts 
abzureichen  begehren,  da  sie  es  hingegen,  wie  in  Holland,  gut  thun 
und  boniticiren  müssen.  Weilen  aber  die  Materie  ziemlich  rar,  auch 
sonsten  ein  grosses  Angeld  dazu  erfordert  wird,  so  werden  sie  sich 
wie  die  kaiserl.  Regimenter  mit  10  Pfund  schwerem  Heu  und  einem 
Viertel  Staar  Haber,  nach  der  darinnigen  kaiserlichen  Ordonnanz  conten- 
tiren  mtissen,  so  ihnen  auch  klar  zu  bedeuten  wäre.  Zum  Fall  sie 
sich  aber  gleichwohl  damit  nicht  begnügen  wollten,  so  wäre  denen- 
selben  zu  erinnern,  dass  sie  sich  um  baares  Geld  selbst  versehen 
sollten. 

Die  Anfrage  hingegen,  oder  die  Erläuterung,  so  mein  Herr 
General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius  von  mir  begehrt, 
wie  es  eigentlich  mit  Boniticirung  der  geniessenden  Pferdportionen  zu 
verstehen  und  ob  etwa  ein  neuer  Recess  mit  diesen  Truppen  gemacht 
worden  sei,  weiss  ich  von  keinem  neuen  (Recess)  nichts,  massen  es 
in  dem  alten  schon  exprimirt,  dass  die  geniessenden  Pferdportiones 
in  natura  von  des  Herrn  Churfürsten  Gnaden  gut  gethan  werden 
müssen,  welches,  weilen  mein  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegs-Commissarius  diesen  Recess  in  Händen  hat,  derselbe  daraus 
umsomehr  ersehen  wird. 

Nachdem  sonsten  bei  diesen  Truppen  kein  Befehl  oder  Anmah- 
nung  über  die  gute  Kriegs-Disciplin  nichts  verfangen  will,  sondern 
die  Excesse  und  Erpressungen  gleichsam  noch  ärger  werden,  so 
schreibe  ich  dem  Herrn  G.  d.  C.  Marchesen  Visconti,  dass  er  bei 
deren  weiteren  Continuation  nach  eingelegter  Protestation  einige  von 
denen  in  Mailand  liegenden  kaiserl.  Regimentern  zusammenziehen, 
nach  denen  Quartieren  dieser  churpfälzischen  Cavallerie  anrücken 
lassen  und  sie  mit  Gewalt  zur  Raison  und  Obscrvirung  der  behörigen 
Mannszucht,  auf  Abstellung  aller  Excesse  bringen  und  anhalten  solle, 
womit  diese  Truppen  die  von  einem  commandirenden  Generalen  hinter- 
lassenen  und  weiters  ergehenden  Ordres  behörig  zu  respectiren,  auch 
wissen  mögen,  was  die  militärische  Observanz  und  Ordnung  sei. 

Hiernächst  geschieht  gar  wohl,  dass  mein  Herr  Genei'al- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegs-Commissarius  Alles,  was  besagte  Truppen 
an  Naturalien  geniessen,    baar    erpressen,    oder    sonst    excediren,  auf's 


31 

Genaueste  rescribiren  lassen  werde;  es  ist  aber  dabei  nicht  p^enug, 
derlei  Conscription  mit  Fedi  giurate  legitimiren  zu  lassen,  sondern  in 
allweg  nöthig,  dass  diese  Berechnung  im  Beisein  einiger  von  ihnen 
hiezu  deputirter  Officiere  beschehe,  und  im  Fall  sie  es  zu  thun  ver- 
weigern Avürden,  bei  ihrem  Abmärsche  mit  Gewalt  einige  Geiseln 
zurückgehalten  werden,  in  welcher  Beisein  sodann  vorgemeldete 
Berechnung  gepflogen    und  Alles    der  Ordnung    nach    liquidirt    werde. 

8^°  hat  es  bei  dem  sein  gutes  Bewenden,  was  Dersellic  auf 
mein  Vorhergegangenes  wegen  Contentirung  des  Kaufmanns  Brugnati, 
des  irländischen  Hauptmanns  O'Calaham,  item  der  60  Wallis'schen 
Recruten,  dann  der  Regimenter  Bagage-Pferde  erinnert  und  sonsten 
der  im  Modenes-,  Piacentin-  und  Parmesanischen  stehenden  Regimenter 
geniessenden  Brodes  halber  occasione  der  General-Consumtion,  so  in 
die  Impresa  einlauft,  für  eine  Auskunft  geben  wollen. 

9""  ist  billig,  dass  bei  der  erinnerten  Beschaffenheit  der  Herr 
Obristlieutenant  Graf  Rover o  die  ihm  durch  den  Herrn  Obristwacht- 
meister  Urli  nachgeschickten  300  Doppien  dem  Herrn  Kriegs-Com- 
missario  Fritz  restituire;  mich  wundert  aber,  dass  man  es  gleich 
anfänglich  an  ihn  und  nicht  immediate  an  ersagten  Kriegs-Commissa- 
rium  tibermacht  habe.  Mir  ist  sonsten  selbst  leid,  dass  auf  die  Er- 
satzung  der  50.000  dem  neapolitanischen  Corps  mitgegebenen  Doppien 
und  anderer  zu  demselben  gehörigen  Ausgaben  wenig  Hoffnung  zu 
machen   sei. 

Ich  habe  meinesorts  nicht  ermangelt,  den  Herrn  Feldmarschall 
Grafen  von  Daun  dessentwegen  continuirlich  zu  pressiren  und  wird 
ihm  noch  weiters  vom  Hof  aus  dessentwegen  zugeschrieben  werden ;  er 
hat  sich  aber  bis  anhero  ein-  für  allemal  mit  der  Unmöglichkeit  ent- 
schuldigt. 

IQmo  j)jg  Disposition,  so  mein  Herr  General-Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegs-Commissarius  mit  denen  von  den  nach  Napoli  abgegan- 
genen Leuten  zurückgebliebenen  Kranken  vorgenommen  hat,  approbire 
ich.  Weilen  aber  dem  Reventlau'schen  Regiment  annoch  206  Mann 
von  der  demselben  assignirten  Mannschaft  restiren,  worüber  von  denen 
neapolitanischen  Regimentern  allein  132  Mann  sein,  so  wird  mein 
Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius  nicht  allein 
die  Reconvalescenten  von  vorgemeldeten  zurtickgelassenen  Kranken, 
sondern  auch  die  Wallis'schen  Recruten  dem  zurückgebliebenen  Herrn 
Hauptmann  V  o  d  r  o  p  p  zu  diesem  Ende  assigniren  und  hinüber  geben, 
sondern  zum  Fall  diese  Anzahl  nicht  suflicient  wäre,  mir  anhero  die 
Nachricht  ertheilen,  damit  man  den  Ueberrest  von  denen  neapolita- 
nischen Recruten  dahier  zurückhalten  möge. 


32 

Uebrigens  ist  dasjenige,  so  mein  Herr  General-Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegs-Commissarius  in  seinem  letzteren  Schreiben  der  churpläl- 
zischon  Cavallerie  halber  abermalen  anziehen  wollen,  mit  meinem 
Vorigen  schon  beantwortet. 

Schliesslich  ist  der  Herr  General  FäIL.  Freiherr  von  Kriech- 
baum für  seine  Person  nacher  Siebenbürgen  destinirt,  um  das  Cora- 
mando  zu  übernehmen  und  demselben  vorzustehen.  Wie  nun  derselbe 
zu  diesem  Ende  seine  Bagage  heraus  berufen  hat,  als  wird  auch  der 
Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius  derselben 
die  behörige  Marsch -Route  vorschreiben  und  sie  gerade  nacher  Grätz 
dirigiren,  auch  darauf  die  behörigen  Etapen  anschaffen  und  nicht 
weniger  mit  Vorspann  an  die  Hand  gehen  lassen  ;  wobei  auch  die 
Billigkeit  erfordert,  dass  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist- 
KriesTs-Commissarius  demselben  seine  sechs  wintermonatliche  Gebühr- 
niss  abführen  und  ohne  weiteren  Anstand  umso  schleuniger  baar 
bezahlen  lasse,  damit  sich  derselbe  darum  dahier  über  die  Zeit  nicht 
aufhalten  und  sich  der  mangelnden  Bezahlung  halber  zu  beklagen 
Ursache  habe ;  Avelcher  ohnedem  sich  beschwert,  dass  man  die  ihm 
auf  eine  rechtmässige  Forderung  diesen  Sommer  über  meine  schrift- 
liche Verordnung  gethane  Bezahlung  ä  conto  seiner  gegenwärtigen 
winterlichen  Gebührniss  anrechnen  wolle,  so  weder  meine  Intention 
und  Billigkeit  selbsten  wäre,  einfolglich  in  allweg  zu  unterlassen  wäre. 

An  den   Grafen   Trauttmansdorff".   Wien,  11.  Februar  1708'). 

Ich    bedanke    mich    übrigens    für    die    überschriebenen 

Nachrichten  und  confurmire  mich  mit  Euer  Excellenz,  dass  es  Frank- 
reich wegen  Neufchatel  nicht  rechter  Ernst  sei,  approbire  auch 
danebens  was  E.  E.  wegen  ausgesprengtem  Abmärsche  der  in  Italien 
stehenden  Völker  an  den  Gross-Kanzler  zu  Mayland  erinnert  haben. 
Womit  etc. 

20. 

An  die  kaiserliche  Administration  in  Bayern.  Wien, 
15.  Februar  1708  ^> 

Mir  ist  aus  Deroselben  vom  18.  passato  leid  zu  vernehmen 
gewesen,  dass  die  angesuchte  Indemni.sirung  der  in  Italien  stehenden 


')  H.  H.  u    8t.  A. 

^)  Kriegs-A.,  Komisches  Kuich   1708;  Fase.   II.  14. 


33 

ihres  bei  der  obgewesten  Bauern enipürung  erlitteuen  »Schadens  von 
einer  dahier  nehmenden  Resolutiun  dcpendire,  nachdem  die  Regimenter 
so  viel  Zeit  daroben  vergebens  zugewartet  und  mit  so  grossen  Spesen 
in  denen  Wirthshäusern  ihre  Officiere  leben  müssen,  da  doch  eine 
lübl.  Administration  sich  beliebig  erinnern  wird,  dass  mir  dieselbe 
vor  geraumer  Zeit  nach  Italien  geschrieben  habe,  ersagte  Regimenter 
zu  beordern,  damit  sie  ihre  Gevollmächtigten  zu  diesem  Ende  schleunig 
liinausschicken  möchten,  um  die  Richtigkeit  dessen  zu  empfangen,  mithin 
die  Sachen  damalen  also  beschrieben  gewesen  waren,  das«  sothane 
Indemnisation  bereits  adjustirt  gewesen  sei,  wohingegen  sie,  Regimenter, 
bei  gegenwärtig  ohne  das  mittellosen  Zeiten  so  grosse  Kosten  ohne 
Frucht  haben  aufwenden  müssen. 

Ich  meinesorts  will  nicht  ermangeln,  die  begehrte  Resolution  von 
hier  zu  pressiren,  ersuche  aber  Eine  löbliche  Administration  anbei,  nicht 
weniger  Ihrerseits  dasjenige  beizutragen,  was  zur  schleunigen  Expe- 
dirung  der  zu  diesem  Ende  abgeschickten  Officiere  angedeihen  kann. 
Womit  etc. 

21. 

An  den  englischen  Gesandten  Chetwynd.  Wien, 
15.  Februar  1708  ')• 

Je  me  rejouis  d'avoir  appris  par  la  votre  du  14™''  passe  que  les 
troupes  destin6es  pour  l'Espagne  sc  mirent  ä  la  volle  du  premier  de 
ce  mois,  ne  manquant  point  de  faire  a  l'aveuir  toute  la  reflexion  sur 
ee  que  vous  me  marquez,  Monsieur,  de  la  rade  dangereuse  de  Final; 
ctant  bien  aise  de  la  facilite  que  la  republique  de  Genes  y  contribuait 
et  nous  faisait  rendre  nos  deserteurs. 

On  vous  est  infiniment  oblige,  Monsieur,  que  vous  avez  voulu 
vous  rendre  a  Genes,  pour  vous  aboucher  avec  le  contre-amiral  Dilks, 
taut  pour  concerter  le  trausport  de  cavalerie,  que  du  ble  de  Naples, 
ce  qu'apres  la  fächeuse  mort  de  ce  contre-amiral  vous  avez  voulu 
concerter  avec  tous  les  capitaines  des  vaisseaux,  lesquels,  faute  d'ordres 
et  par  le  manquement  de  provisions  n'y  ont  pas  consenti.  Vous 
n'ignorez  pas,  Monsieur,  la  necessite  que  S.  M.  Catholique  soit  renforce 
de  troupes  et  principalement  de  cavalerie;  ainsi,  je  me  flatte  que 
suivant  votre  zele  pour  la  cause  commune  vous  contribuerez  tout  ce 
qui  depend  de  vous,  afin  que  non  seulement  le  dit  transport  de 
cavalerie    soit    etabli,    mais  qu'on    fasse    en   attendant,    saus    perdre  le 


<)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  II.   11. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.   Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.      o 


34 

teinps,  les  dispositions  poui*  les  vivres  et  fourrages  neccssaires  a 
cette  fin. 

Quant  k  lalFaire  de  Sardaigne,  los  avid  portent  que  eette  ilc 
importante  avait  proelame  lo  roi  Charles  d'abord  que  la  flotte  etait 
arrivee  a  Calari  (^Cagliari),  sur  quoi  on  atteud  la  confirmation. 

Au  reste,  Monsieur,  je  vous  remercie  enoore  une  fois  de  la  peinc 
que  vous  avez  voulu  prendrc  de  m'iuformer  de  tout  ce  qui  s'est  passc 
dans  votre  presence  ä  Genes,  et  vous  assurant  de  ma  veneration,  je 
suis  etc. 

22. 
An  Don  Juan   Antonio   Romeo.   Wien,   20.    Februar   1708  M. 

(Das  Original  siiaiüsch.) 

Von  den  22.000  Lire,  welche  dieser  Staat  (Mailand)  an  täg- 
licher Contribution  vom  1,  November  v.  J.  für  das  ganze  laufende  bis 
Ende  Uctober  d.  J.  bezahlt,  sind  16.000  L.  für  den  Unterhalt  der 
kaiserl,  Truppen,  wie  ich  es  Seiner  Majestät  berichtet,  angewiesen  worden ; 
—  von  den  auf  die  22.000  restirenden  6000  L.  werden  die  Truppen 
unseres  Herrn  und  Königs,  deren  Bequartierung,  Fourage,  die  Plätze 
und  Castelle  des  Staates  bezahlt;  und  damit  Seine  Majestät  in  Kenntniss 
über  die  Vertheilung  dieser  Gelder  sei,  habe  ich  es  für  angemessen 
erachtet,  E.  H.  den  anliegenden  Ausweis  über  den  Betrag  des  Monats 
Januar  zu  übersenden,  welcher  sich  auf  136.388  L.  16*4  Soldi 
belauft.  Obwohl  nun  durch  aussergewöhnliche  Auslagen  an  Vorspann 
und  anderen  extraordinären  Posten  der  regelmässige  Monats-Etat  über- 
schritten wurde,  und  ebenso  jener  des  Monats  December,  indem 
6000  Scudi  an  den  Residenten  Molinari  gesendet  wurden,  ferner  die 
4000  Scudi  für  den  Grafen  Cifuentes,  und  2000  zur  Reparatur  der 
zwei  Fregatten  Seiner  Majestät,  in  deren  königl.  Hände  ich  diesen  Aus- 
weis zu  übergeben  bitte,  damit  Dieselbe  von  unserer  Bedrängniss 
unterrichtet  sei,  —  so  habe  ich  dennoch  verfügt,  dass  das  in  einzelnen 
Monaten  Erübrigte  zur  Remontirung  des  Dragoner-Regiments  des 
Grafen  Hamilton  und  ebenso  der  Compagnie  Garden  von  100  Mann 
verwendet  werde,  welche  den  Dienst  bei  der  Königin,  unserer  Herrin, 
zu  versehen  hat,  wenn  dieselbe  sich  nach  dem  Staate  Mailand  begibt, 
wo  Seine  Majestät  bislang  noch  keine  berittene  Cavallerie- Abtheilung 
besitzt.  Ingleichen  muss  ich  E.  H.  bemerken,  damit  Sie  es  zur  Kennt- 
niss Seiner  Majestät  bringen,  dass  es  der  Kammer  obliege,  das  Dragoner- 


»)  Kriega-A.,  Italien  1708;  Fase.  U.  7',,. 


35 

Regiment  und  die  Corapagnie  Garden  zu  remontiren.  Dieselbe  ist  aber 
gegenwärtig  erseliöpft,  da  sie  an  das  kaiserl.  Connnissariat  300.000  Scudi 
für  Commiss-Brod  und  100.000  8eudi  zur  Remontirung  der  kaiserl. 
Cavallei'ie  abliefern  musste;  nicht  minder  durcli  die  immensen  Aus- 
lagen zur  Herstellung  des  königl.  Palastes,  welcher  bei  der  Feuers- 
brunst in  der  Nacht  zu  heil,  drei  Könige  zerstört  wurde,  wie  ich  es 
bereits  Seiner  Majestät  vorgestellt  habe;  ebenso  durch  die  unvermeid- 
lichen Reparaturen  des  königl.  Castells  zu  Mailand,  welche  so  bedeutend 
sind,  dass  die  Monats-Contribution  der  Stadt  für  diese  einzige  Aus- 
lage nicht  hinreicht,  so  dass  die  königl  Kammer  Seiner  Majestät  sich  in 
die  Unmöglichkeit  versetzt  sieht,  inmitten  der  durch  die  unaufhör- 
lichen und  bei  den  gegenwärtigen  Umständen  sich  täglich  steigernden 
Anforderungen  des  königl.  Dienstes  verursachten  Klemme,  diese  neue 
Auslage  der  Remontirung  zu  bestreiten. 

23. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Wien,  22.  Februar  1708  ')• 

Demnach  dem  Grafen  Guido  von  Starhemberg  das  Decret 
wegen  des  ihm  unter  Ihre  königl.  Majestät  in  Spanien  in  Catalonien 
aufgetragenen  Commando  zugestellt  worden,  hat  derselbe  bei  annoch 
beschehener  Einreichung  eines  und  anderen  Punctes  bevörderist  ange- 
halten, dass  ihm  eine  Instruction  zu  seiner  Verhaltung  ertheilt  werden 
möchte. 

Nun  ist  zwar  nicht  wohl  abzusehen,  was  ihm,  Grafen  Guido,  für 
eine  Instruction  zu  geben  wäre,  zumalen  Euer  kaiserl.  Majestät  mehr  als 
zu  viel  bekannt,  dass  man  aus  Spanien  und  von  dem  alldortigen  Stand 
der  Sachen,  absonderlich  des  Kriegs-Staates  halber  keine  verlässliche 
Nachricht  habe,  ausser  der  dann  und  wann  eingelofFenen  Briefe,  welche 
aber  mehrers  mit  Klagen  und  wehmüthigen  Vorstellungen,  dass  Alles 
zu  Grunde  gehen  werde,  als  denen  hiezu  benöthigten  Nachrichten 
angefüllt  waren.  Jedoch  hat  der  gehorsamste  Hofkriegsrath  beikom- 
mende  Puncten  per  modum  einer  Instruction  *)    zusaramengefasst    und 

*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  II.  17,  18. 

*)  Der  wöi-tliclie  Inhalt  dieser  Instruction  ist  folgender: 

Instruction  für  Unsern  Feldmarschallen  Guibakl  Grafen  und  Herrn 
von  Starb  emb  er  g,  was  selbiger  bei  seiner  zu  Antretnng  des  Commando  in 
Catalonien  fürnehmenden  Reise,  sodann  bei  glücklich  erfolgender  Ankunft  in 
Hispanien   zu  beobachten.   Nun   hat   er,   Unser  Feldmarschall, 

1.  bereits  aus  dem  von  Unserem  Hofkriegsrath  in  Unserem  Namen  ihm 
zugestellten   Decret   sattsam   ersehen,   wasgestalten   Wir  nach   der  mit  Unseres 

3* 


36 

E.  kaiserl.   M.  zu   allcrgniidigstür  Erseli-  und  Genelimbaltung  in  Unter- 
thänigkeit  liinaufgeben  wollen.  Wann    abor    der  Graf  von  iStarbem- 


(Titel)  Königs  in  Hispaiiien ,  auch  denen  Alliiiten  genommenen  Veranlassung 
aus  gnädigst  zu  ihm  gesetzten  Vertrauen,  das  obgemelte  Commando  unter 
und  nach  erdeuter  Seiner,  des  Königs  in  Hispanien,  Liebden  etc.  sei  auf- 
getragen worden,  welches  derselbe  dann  auch  über  alle,  sowohl  Unsere  eigenen, 
als  königlich  spanischen  und  alliirten  Truppen  in  capite  ersterwiihntermassen 
nach  Seiner,  des  Königs,  Liebden  zu  führen  haben  wird,  indem  schon  vorhin 
allerseits  beliebet  und  abgeglichen  worden,  dass  kein  General  in  gleichem 
Charakter  von  einem  Feldmarschall,  sondern  alle  von  niedererem  Rang  bei 
obberührten  Truppen,  mithin  in  Subaltern-Commando  angestellt,  auch  ihm, 
Unseren   Feldmarschall  gebührend   angewiesen   sein   sollen.   Diesemuach 

2.  erfordert  Unser  Dienst  in  allweg,  dass  selbiger  unverweilt  von  hinnen 
abreise  und  solche  seine  Reise  auf  Genua  zu  nehme ;  zuvor  aber  hat  selber 
von  Uns  ein  ostensibles  Kanzleischreiben,  sodann  ein  eigenhändiges  Handbriefl 
an  Seine,  des  Königs  in  Spanien,  Liebden  zu  empfangen.  In  dem  Ersteren 
wird  Seiner  Liebden  angezeiget,  wasmasseu  Wir  ihn.  Unseren  Feldmarschall, 
das  angeregte  Commando  vermöge  des  gefassten  Concerto  und  Unserer 
gnädigsten  Zuversicht  allda  in  Spanien  anzutreten,  abschicken,  aunebens  auch 
Seiner  Liebden  ersuchen ,  ein  gleichmässiges  Vertrauen  in  ihn ,  Grafen  von 
S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g,  besonders  in  militaribus  zu  setzen  ;  im  Änderten  hingegen 
werden  Wir  des  Königs  Liebden  eigenhändig  eröffnen,  was  Wir  mit  dem  neuen 
Succurs  eines  Regiments  zu  Pferd  und  zweier  zu  Fuss  zu  thun  gesinnt  sein, 
wann  auch  die  See-Potenzen  sich  die  Mittel  zu  der  Wiederersetzung  solcher 
Truppen  herzuschiessen  nicht  bequemen  wollten.  Nächst  diesem  wollen  Wir 
auch  ihn,  Unsern  Feldmarschall,  an  Unseren  Botschafter  in  Spanien,  den 
Duca  de  Moles,  mit  einem  Creditiv  begleiten,  um  dass  dieser  demselben  mit 
allem  Vorschub  und  Beistand,  bevörderist  bei  denen  alliirten  Ministris,  ver- 
hilflich  an  die  Hand  gehe ;  um  welches  Wir  auch  die  See  -  Potenzen  selbst 
durch   Unsere    allda    befindliche  Ministros    belangen    lassen    werden.    Hienach 

3.  ist  ihm,  Grafen  von  Starhemberg,  uuverhalten,  wasmassen  Wir  den 
Baron  Wetzel  auf  sein  Verlangen  als  General-Feldmarschall-Lieutenant,  den 
Obristen  Grafen  von  Egg  und  Obristen  von  G  0  n  d  r  e  c  0  u  r  t  aber  als  beide 
Obrist  -  Feldwachtmeister,  respective  zu  Fuss  und  zu  Pferd,  ihm  zugewidmet 
haben  ,  auch  selbige  zumalen  mit  denen  behörigen  Patenten  versehen  und 
beordern  lassen  werden;  wie  dann  der  Baron  von  Wetzel  eigens  solle  befehlet 
werden ,  sich  unverweilt  nacher  Mailand  zu  begeben  und  allda  Seiner  des 
Grafens  von  Starhemberg's  Person,  auch  Ordre  gewärtig  zu  sein,  nämlich  ob 
er  mit  ihm  fortgehen  oder  zurückbleiben  und  die  etwo  noch  weiters  an- 
kommenden  Völker    überführen   lassen     und    commandiren   solle.    Und    weilen 

4.  die  Reise  nacher  Genua  von  Turin  im  geringen  Al)weg  besteht, 
Wir  auch  für  gut  ansehen,  dass  er.  Unser  Feldmarschall,  sich  dahin  verfüge, 
also  wird  er  sich  auch  darnach  zu  richten  haben,  um  dass  er  alldort  sowohl 
mit  des  Herzogs  von  S  a  v  0  y  e  n  Liebden  sich  in  Einem  und  Anderem  unter- 
reden, als  mit  dei'en  See-Potenzen  daselbsten  l)efindHchen  Ministris,  welche, 
da  ersagte  See-Potenzen  die  Unkosten  vom  völligen  Transport  übernommen, 
die  Obsorge  und  Coinmission  davon  haben,  zu  vernehmen,  eiufoiglich  mit 
selbigen    so  gedachten  Transport  zu  veranlassen    und  richtig   zu   stellen,   damit 


37 

berg  vermeinte,  mehrere  Erläuterung  in  Ein-  und  Anderem  nötliig 
zu    haben,    und    niehrers    wollte    instruirt    sein,    solle    er    seine  Puncta 

selbiger  mit  guter  Ordnung  und  aller  Beförderung  erfolgen  möge.  Zu  welchem 
Ende  dann  auch  erspriesslich  sein  würde,  und  er,  Graf  von  Starhemberg, 
darob  zu  halten  hat,  dass  ein  oder  anderer  von  gedachten  Ministris,  wann 
nicht  vielleicht  schon  einer  alldort  wäre,  mit  ihm  zu  Genua  sich  einfinde,  um 
die  Transportsaustalten  desto  sicherer  zu  verfügen.  Und  werden  Wir  auch 
an  Unseren  zu  Turin  befindlichen  Abgesandten,  den  Grafen  Castelbarco, 
sodann  zu  Genua  stehenden  Residenten  M  o  1  i  u  a  r  y  die  Verordnung  ergehen 
lassen,  damit  selbige  ihm,  Grafen  von  S  t  arhemb  erg,  auch  all'  gedeihliche 
Assistenz  beizutragen  sich  befleissen ;  wie  zumalen  auch  obgemelte  Ministri 
der  See-Potenzen  zu  Turin  von  denen  hiesigen  ebenermassen  werden  erinnert 
werden,  dasjenige,  was  oben  gemeldet,  mit  ihm,  Grafen  von  St  arhemb  erg, 
nachdrücklich   bewerken   zu  helfen.   Indessen   aber 

5.  hätte  er,  Graf  von  Starhemberg,  meistens  dahin  zu  sehen,  damit  das 
Herbeville'sche  Regiment,  so  bereits  nacher  Spanien  gewidmet,  neben  der 
chui-pfälzischen  Cavallerie  ehestens  eingeschifi't  werden  möchte ;  gestalten  dann 
auch  Unsern  Generalen  der  Cavallerie  Marchesen  Visconti,  wie  ingleichen  dem 
Commissariat-Amt  schon  mitgegeben  worden,  dass  selbige  darob  sein  sollten, 
gedachtes  Herbeville'sche  Regiment  in  bestmöglichen  guten  Stand  zu  setzen ; 
und   zumalen 

6.  wir  es  bei  denen  vorgetragenen  Stabspersonen,  auch  Mitnehmung 
einiger  aggregirter  Officiern  bewenden  lassen.  Solchemnach  steht  ihm,  Grafen 
von  S  t  ar  h  e  mb  e  r  g,  frei,  wen  er  anjetzo  mit  sich  nehmen  oder  nachfolgen 
lassen  wolle,  welche  alle  neben  obberührten  beiden  Obrist-Feldwachtmeistern 
nacher  Genua  beordert  und  begleitet  werden  sollen,  allwo  dann  auch  für 
selbige  die  benöthigte  Anstalt  zu  ihrem  Transport  allda  zu  verfügen  und  zu 
veranlassen   sein   wird.    Was   hingegen 

7.  er.  Unser  Feldmarschall  Graf  von  Starhemberg,  nach  seiner  Ankunft 
bei  Seiner,  des  Königs  in  Hispanien,  Liebden  in  Catalonien  eigentlich  thun 
solle,  könnte  ihm  zwar  nichts  Verlässliches  zu  seiner  Verhaltung  dermalen 
mitgegeben  werden,  ausser  dass  er  sich  von  Allem  informiren  und  beeifert 
sein  solle,  noch  vor  der  Campagne  ein  Stück  Land  zu  behauj)ten  und 
darinnen  solchen  Posto  zu  fassen,  allwo  er  die  Communication  mit  dem  Meer 
und  Barcelona  gesichert  haben,  auch  die  Fourage,  bis  der  gesammte  Succurs 
darinnen  ankommen  und  beisammen  sein  wird,  daraus  erzeugen  könne. 
Welehemnach   dann 

8.  er  in  loco  weiters  überlegen  und  erwägen  wird,  was  nach  eigenen 
Kräften  der  Gelegenheit  des  Landes,  der  Macht  des  Feindes,  dessen  Vortheilen 
und  anderen  Umständen,  auch  Coujuncturen  zu  thun  oder  zu  lassen  sein  werde, 
so  er  auch  von  denen  ausführlich  hiehero  zu  berichten  hat,  auf  dass  Wir 
daraus  erkennen  und  ermessen  mögen,  was  für  eine  Hoff'nung  vom  spanischen 
Krieg  zu  machen,  was  hinkünftig  für  Mass  und  Anstalten  hierinfalls  zu  ver- 
fassen ;   und   nachdem 

9.  die  Truppen  in  der  Alliirten  Verpflegung  kommen,  hätte  er,  Unser 
Feldmarschall,  auf  wie  viel  die  Betragnuss  sich  belaufe,  einen  Aufsatz  machen 
zu  lassen,  sodann  darob  zu  halten,  damit  der  grosse  und  kleinere  General- 
stab  richtig  bezahlt,    auch   andere   Nothwendigkeiten   verschafi't    werden 5    und 


38 

einreichen  nnd  wird  alsdann  der  gehorsamste  Hofkriegsrath  ohner- 
niaugehi,  darüber  sogleich  sein  Gutachten  abzugeben,  sich  zu  Dero 
beharrlichen  Allhöchsten  kaiserl.  Hulden  und  Gnaden  etc. 


24. 

An  den  General-Quartiermeister  Elster.   Wien, 
25.  Februar  1708'). 

Des  Herrn  General-Quartiermeisters  vom  1.  dieses  habe  wohl 
empfangen  und  erfreue  mich  mit  Demselben  nochmalen,  dass  die 
Gelegenheit  gehabt,  dem  Herrn  General-Quartiermeister  zu  seiner 
Consolation  zu  vei'helfen.  Gleichwie  aber  Derselbe  in  kaiserl.  Diensten 
steht,  als    wird  auch  der    Herr    General-Quartiermeister  hiefiir  gefasst 

10.  ohzwar  Eingangs  enthalten  ist,  dass  er,  Unser  Feldmarschall,  gleich- 
wie über  Unsere  selbsteigene,  also  auch  über  die  königlichen  nnd  anderen 
alliirten  Truppen  das  Commando  führen  solle,  gleichwohl  wegen  des  Vorzugs 
in  Diensten,  Lagern,  Märscheu  oder  sousten,  ungeachtet  solcher  Unseren 
Truppen  aller  Enden  vor  anderen  gebühret,  ein  oder  andere  Schwierigkeiten 
sich  äussern  düi'ften.  eiufolglich  die  königlichen  und  alliirten  Truppen  die 
Unseren  Völkern  zukommende  und  possedirende  Prärogative  nicht  einstehen 
wollten ;  solchemnach  wollen  Wir  dieses  endlich  der  Disposition  Seiner,  des 
Königs  in  Hispanien,  Liebden  anheim  lassen,  dass  sogedachte  Unsere  Völker 
im  Fall  man  obangezogeue  Rangsschwierigkeiteu  nicht  beheben  könnte,  als 
königl.  Truppen  gehalten  werden,  dergestalt  jedoch,  dass  dieses  allein  auf 
den  äussersten  Fall  und  wann  keine  andere  Möglichkeit  aus  der  Sache  zu 
kommen  übrig  wäre,  geschehen  solle,  wie  er.  Unser  Feldmarschall  dann  auch 
hierunter    mit   vernünftigen   Rath  an    die   Hand   zu  gehen   wissen     und   darob 

11.  sattsam  wahrnehmen  wird,  wie  viel  Unseren,  auch  des  Königs  in 
Spanien  Liebden  Diensten  daran  gelegen,  dass  er,  Unser  Feldmarschall,  mehr- 
besagtes Commando  mit  allem  guten  Vernehmen  und  Verständniss  mit  der 
königlich  spanischen  und  anderen  Generalität  vertrete ,  mithin  bei  ein  oder 
anderer  Vorfallenheit  und  Anstoss  sich  jederzeit  Seiner,  des  Königs  Liebden 
Alles  hinterbringe,  auch  Dero  Befehl  und  Entscheidung  darüber  erwarte, 
welcher  dann  Derselbe  auch  hiemit  mit  allen  Pflichten,  Treue  und  Gehorsam 
gleich   Uns   selbsten   untergeben   sein   solle. 

In  diesem  besteht  nun  Alles,  was  Wir  dermalen  ihm,  Unseren  Feld- 
marschallen,  zu  seinem  Unterricht  und  Verhaltung  mitgeben  können,  und  thun 
das  Weitere,  was  etwo  Derselbe  zu  Unseren  oder  Seiner,  des  Königs  in 
Spanien,  Liebden  Diensten  erspriess-  und  gedeihlich  in  Befördernuss  alles 
Frommen  und  Nutzens,  sodann  Wendung  alles  Schadens  ansehen  und  finden 
wird,  dessen  bekannter  Prudeuz,  Eifer,  Valor,  Wachsam-  und  Vorsichtigkeit 
gnädigst  überlassen ;  wie  dann  auch  Unser  gänzliches  Vertrauen  in  ihn  ge- 
setzet ist.   Und   Wir   verbleiben   etc. 

Wien,   den    22.   Februar    1708. 

')  Kriegs-A.,  Komisches  Reich  170S;  Fase.  II.   Iß. 


39 

sein  müssen,  zum  Fall  Ihro  kaiserl.  Majestät  Dienst  erforflern  würde, 
sich  dessen  Person  auf  den  ergebenden  Fall  anderwärts  zu  gebrauchen, 
dass  sodann  auch  Derselbe  sich  allenthalben  hin,  wo  es  vonnöthen  sein 
würde,  begeben  könnte. 

Mich  erfreut  übrigens,  dass  man  auf  der  neuen  Linie  auf 
dem  Schwarzwald,  an  denen  vornehmsten  Passagen  mit  Ernst  zu 
arbeiten  angefangen  habe,  wobei  dann  wünsche,  dass  selbe  auch  in 
tempore,  ehe  die  feindlichen  Operationes  bevorkommen  möchten,  in 
ihre  Perfection  gebracht  werden  könnten,  welches  bei  dem  erinnerten 
grossen  Eifer  der  anliegenden  Herrn  Stände  endlich  noch  zu  hoffen 
sein  wird. 

Wann  übrigens  was  Berichtwürdiges  daselbst  passirt,  so  wird 
mir  allezeit  ein  besonderes  Gefallen  geschehen,  wann  mir  der  Herr 
General-Quartiermeister  davon  wird  Nachricht ertheilen  wollen.  Womit  etc. 

25. 

An  den  G.  d.  C.  Marquis   Cusani.  Wien,  25.  Februar  1708  M. 

Aus  Euer  Excellenz  unterm  13.  December  vorigen  Jahres  ersehe 
ich,  was  Sie  an  mich  wegen  Verleihung  einer  convenablen  Charge  in 
dem  Staate  von  Mailand,  dann  Ertheiluug  der  Licenz,  aus  Sieben- 
bürgen herauszureisen,  und  sonsten  über  die  Beschaffenheit  des  Posto 
Bistritz  überschreiben  wollen. 

Was  nun  das  Erste  anbetrifft,  wird  mich  zwar  allezeit  erfreuen, 
wann  E.  E.  was  Dienstliches  zu  erweisen  vermögen  werde;  Dieselben 
werden  aber  auch  von  selbsten  leicht  ermessen ,  dass  hierzu  die 
Gelegenheit  sein  müsse.  Nachdem  aber  die  vornehmen  und  nöthigsten 
Militär-Chargen  und  Gouverni  in  ersagtem  Staate  bereits  ersetzt  und 
versehen  sind,  sonsten  aber  deren  Verleihung  von  Ihro  königl.  kathol. 
Majestät  allergnädigster  Resolution  immediate  dependirt,  so  ist  mir 
umsomehr  leid,  dass  ich  für  mich  allein  E.  E.  jetzo  in  Ihrem  Ver- 
langen nicht  verhilflich  erscheinen  könne,  Dieselben  aber  gelieben 
dennoch  gesichert  zu  sein,  dass  ich  je  und  allezeit  all'  dasjenige  dazu 
beitragen  werde,  insoweit  meine  Kräfte  vermögend  sind. 

Die  Licenz  herauszugehen,  ist  schon  verwilligt,  welche  Sie  sich 
dann,  sobald  der  Herr  General -FML.  Kriech  bäum  darinnen  in 
Siebenbürgen  anlangen  wird,  bedienen  können. 

Das  Uebrige  dient  mir  zur  guten  Nachricht,  womit  dann  ver- 
bleibe etc. 


')  Krieg.s-A.,    Ungarn    1708;    Fase.    II.    1. 


40 

26. 

An  den  Grafen  Trauttmansdorff.   Wien,   25.  Februar  1708 '). 

Auf  Euer  Excellenz  vom  8.  dieses,  versichere  Dieselbe  hiemit 
nochuialen,  dass  ich  Dero  Anliej^enheit  halber  Ihre  kaiserl.  Majestät 
in  Unterthänigkeit  zu  reden,  umso  weniger  Anstand  habe,  als  nichts 
Mehrers  wünsche,  dann  Deroselben  viel  Dienste  erweisen  zu  können. 
Ich  wollte  aber  E.  E.  dabei  ersucht  haben,  mir  hierüber  eine  nähen- 
dere  Information  einzuschicken. 

Dass  Frankreich  mit  seinen  Grosssprechereien  wegen  Neufchatel 
nachgebe,  habe  allezeit  dafür  gehalten,  hingegen  aber  glaube  ich  aiif 
alle  Weise,  dass  diese  Krone  frühzeitig  gegen  Deutschland  was  zu 
tentiren  vorhabe.  Womit  etc. 

27. 

An  den  Feldmarscliall  Freiherrn  von  Thüng-en.  Wien, 
25.  Februar    1708  % 

Dass  ich  Euer  Excellenz  vom  10.  dieses  empfangen,  berichte 
hiemit,  und  lasse  mir  die  Beschaffenheit  wegen  des  Herrn  Obristlieute- 
nants  Dominique,  auch  die  Ursachen,  warum  der  vermeinte  Streich 
nicht  weiters  hat  secretirt  werden  können,  zur  guten  Nachricht  dienen, 
worüber  E.  E.  durch  das  löbl.  Hofkriegsraths-Mittel  in  Antwort  ein 
Mehreres  zukommen  wird:  und  ich  habe  allein  dabei  zu  erinnern, 
dass  man  denen  Generalen  und  Commandanten  in  Festungen  nicht 
gestatten  solle,  dass  sie  von  derlei  Zufälligkeiten  ohne  Consens  ihrer 
Oberen  an  jemand  Anderen,  als  deren  Instanz  parte  geben  sollen, 
alswie  man  es  in  diesem  passu  an  verschiedenen  (Jrteu  gethan  hat. 
Und  nachdem  aber  auch  er,  Obristlieutenant  Dominique,  an  mich 
geschrieben,  so  schliesse  sub  volanti  hiebei,  was  ich  geantwortet,  damit 
E.  E.  nach  Dero  Gutbeiinden  ihm  den  Brief  behändigen  lassen  können 
oder  nicht. 

Inzwischen  aber  wollte  von  Deroselben  zu  vernehmen  gewärtig 
sein,  wie  Sie  glauben,  dass  der  Herr  Obristlieutenant  Tillier,  der 
Hauptmann  Hurt  er  und  Fähnrich  Frey,  die  sich  hierinfalls  gebrauchen 
lassen,  zu  ihrer  Consolation  belohnt   werden  sollten. 

Uebrigens  hat  mich  der  gefangene  französische  Lieutenant 
Gharabaud  im   beigehenden  Schreiben  gebeten,  dass  ihm   auf  einige 

')  Kriega-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  II.   19. 
*)  Krie<rs-A.,  Rninisches  Reich   170S;  Fase.   II.   20, 


41 

Monat  nach  Hause  zu  gehen,  aus  denen  angefülirten  Ursachen  erlaubt 
werden  möchte.  Wann  ich  nun  meinerseits  in  dieses  sein  Verlangen 
zu  verwilligen  kein  Bedenken  habe,  so  thue  es  an  E.  E.  zu  dem  Ende 
hiemit  remittiren,  um  dass  Sie  gegen  seine  Parola  und  determinirte 
Zeit  seiner  Wiederstelhing  demselben  die  gebetene  Licenz  unbeschwert 
zu  verstatten  belieben  wollten. 

28. 

An   den   Obristlieutenant  Tillier.  Wien,   25.  Februar  1708  *). 

Des  Herrn  Obristlieutenants  unterm  29.  Jänner  an  mich  erlassenes, 
erhalte  erst  anjetzo  und  vernehme  daraus  mit  Mehrerem,  was  mir 
Derselbe  über  die  AfFaire  von  Freiburg  Dessen  sowohl,  als  des  Haupt- 
manns Hurt  er  und  Fähnrich  Frey  dabei  geleisteten  guten  Dienste 
imd  deswegen  erbittenden  Accommodation,  auch  Refusion  der  auf- 
gewendeten Unkosten  überschreiben  wolle. 

Soviel  nun  das  Erste  betrifft,  ist  zu  bedauern,  dass  der  dem 
Feind  dadurch  anzuhängen  vermeinte  Streich  nicht  hat  bewerkt 
werden  können,  im  Anderen  aber  zu  loben,  dass  der  Herr  Obrist- 
lieutenant  sowohl,  als  beide  andern  benannten  Officiere  mit  ihrer 
gänzlichen  Exponirung  sich  hierinfalls  haben  gebrauchen  und  dasjenige 
verspüren  lassen,  was  in  derlei  Fällen  ein  getreu  vernünftig  und 
wackerer  Officier  immer  hätte  prästiren  mögen ;  dannenhero  auch  der 
Herr  Obristlieutenant  nebst  denen  anderen  obgemelten  beiden  Officieren 
gesichert  sein  kann,  dass  man  diesen  von  ihnen  geleisteten  stattlichen 
Dienst  nicht  nur  gebührend  zu  recompensiren ,  sondern  auch  die 
aufgewendeten  Unkosten  zu  refundiren  unermangeln  werde.  Womit  etc. 

\  \ 

29. 

An  den  Obristlieutenant  Dominique.  Wien,  25.  Februar  1708^). 

Wessen  der  Herr  Obristlieutenant  über  die  ihm  beschehene 
Zumuthung  und  darauf  angethane  Arrestir-,  auch  vorgenommene 
Examinirung  sich  bei  mir  beschweren,  zuvörderst  aber  bitten  wollen, 
dass  man  Ihnen  den  Deuuncianten  theilhaftig  machen  möchte,  das 
habe  aus  Dessen  Schreiben  vom  8.  dieses  mit  Mehrerem  ersehen ; 
und  ist  es  nicht  ohne,  als  des  Herrn  Obristlieutenants  geleistete  gute 


M  Kriegs-A.,  Komisches  Reich   1708;  Fase.  II.  23. 
^)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.  II.   24. 


42 

und  lano:wieri.£^e  Dienste  bekannt  sind,  und  nmsomelir  hat  man  sich 
venvundcrt,  wie  Derselbe  in  ein  so  ärgerliches  Unternehmen  sollte 
verfallen  kr»nnen.  Weilen  aber  Derselbe  in  Seinem  Schreiben  in  Allem 
gerecht  zu  "wissen  meldet,  so  wird  auch  des  Herrn  Obristlieutenants 
Unschuld  nicht  besser  als  durch  das  angeordnete  Kriegsreeht  eruirt 
und  der  Welt  kund  gethan  werden  können,  welches,  wann  man  es 
auch  nicht  angeordnet  hätte,  der  Herr  Obristlieutenant  selbst  zu  diesem 
Ende  hätte  begehren  und  dai'inuen  auf  das  Schärfste  zu  procediren 
verlangen  sollen. 

Soviel  sonsten  die  begehrte  EröflFnung  des  Denuncianten  betrifft, 
ist  der  auf  Denselben  geschöpfte  Argwohn  von  dem  Feind  selbsten 
hergekommen  und  daraufliin  dessen  Arrestir-  und  Constituirung  vor- 
genommen worden;  Denselben  übrigens  göttlicher  Bewahrung  erlassend. 

30. 
An  den  Grafen  Hamilton.  Wien,  25.  Februar  1708'). 

Deroselben  noch  unterm  25.  passato  an  mich  Erlassenes  habe 
erst  anjetzo,  und  nicht  weniger  Dero  Voriges,  worauf  Sie  sich  berufen, 
zurecht  erhalten,  das  Letztere  aber  darum  nicht  beantworten  können, 
weilen  mich  eben  damalen  auf  die  Reise  begeben  hatte.  Aus  Beiden 
nun  habe  mehreren  Inhalts  vernommen,  was  Sie  wegen  des  Herrn 
Grafen  von  Heimhausen  an  mich  überschreiben  und  diejenigen 
Behufe  anlegen  wollen,  wodurch  ersagter  Herr  Graf  seines  Gutes 
Kuttenblau  verlustig  sein  sollte. 

Ich  kann  nicht  anders  sagen,  als  dass  ich  raehrwiederholten 
Grafen  bei  Ihro  kaiserl.  Majestät  diesfalls  recommandirt  habe,  weilen  er 
sich  bei  Einräumung  desHerzogthumsBayerninraeiner  dortigen  Anwesen- 
heit nicht  nur  zu  Ihro  kaiserl  Majestät  Dienst  sehr  nützlich  gebrauchen 
lassen,  sondern  mit  seinem  selbsteigenen  Kuin  ein  merkliches  Stück 
Geld  aufgebracht,  auch  in  Allem  gar  devot  und  treu  erwiesen  hat; 
massen  ich  auch  sonsten  nicht  gesehen  hatte,  wie  derselbe  sich  solcher- 
gestalt versündigt,  dass  man  gegen  ihn  allein  eine  so  harte  Procedur 
mit  Confiscirung  obgemelten  seines  Gutes  vornehmen  sollte,  zumalen 
eine  offene  und  bekannte  Sache  annebens  ist,  dass  er  bei  dem  gewesten 
Churfürsten  seiner  gegen  das  allerdurchlauchtigste  Erzhaus  getragenen 
guten  Zuneigung  halber  einen  harten  Arrest  habe  ausstehen  müssen ; 
ja  wann  man  endlich  die  beschehene  Confiscation  seines  Gutes  ver- 
hängter lassen  und  aus  denen  angelegten  Extracten  seiner  intercipirten 


')  Kripgs-A.,  Röniisclios  Koicli   1708;  F.asc.  II.  21. 


43 

Schreiben  den  Anlass  hiezu  nelinien  wollte;  so  müsste  man  durcli  ganz 
Bayern  eine  gleiche  Conliseation  vornehmen .  oder  es  wäre  eine 
Unbilligkeit,  wann  man  gegen  ihn,  Herrn  Grafen  von  Heim  hausen, 
allein  so  rigoros  verfahren  thäte.  Soviel  aber  übrigens  die  von  Dero- 
selben  vor  der  Abtrennung  verlangende  Satisfaction  belangt,  dependirt 
es  von  dem  Allerhöchsten  Ort,  und  ich  wünsche  Ihnen  alles  dasjenige, 
was  Sie  diesfalls  verlangen  werden. 

31. 

An   den   G.  d.  C.    Grafen   Latour.    Wien,  25.  Februar  1708  '). 

Euer  Excellenz  erinnere  hiemit,  zum  Fall  diejenigen  Personen, 
welche  alldort  befindliche  Arrestanten  in  Verhaft  nehmen  lassen,  diese 
Selbsten  zu  examiniren  verlangen  würden,  E.  E.  von  Ihnen  nicht  nur 
solches  Examen  unweigerlich  vornehmen,  sondern  auch  für  sich  selbsten 
darein  sich  nicht  mischen,  noch  eine  Erinnerung  machen,  weniger  aber  von 
dem  dortigen  Stadt-Magistrat  oder  jemand  Anderen,  wer  es  auch  sei, 
sich  darein  zu  mengen,  oder  sothanem  Examen  gegenwärtig  zu  sein, 
keineswegs  gestatten  wollen. 

So  ich  Ihnen  aus  gewissen  Ursachen  unter  meiner  Unterschrift 
als  eine  Ordre  hiemit  bedeute  und  verbleibe  etc. 

32. 
An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Wien,  29.  Februar  1708'). 

Euer  Excellenz  unterm  8.  dieses  an  mich  Erlassenes  war  eine 
Antwort  auf  das  Meinige  vom  28.  passato,  welches  dann  auch  guten 
Theils  auf  sich  beruht,  inmassen,  soviel  das  mantuanische  Quartier- 
wesen belangt,  E.  E.  durch  meine  Letztere  ohnedem  sattsam  beant- 
wortet sind,  also  dass  ich  darüber  nichts  Anderes  zu  erinnern  habe, 
als  dass  ich  ratione  des  Vorschlages  wegen  Erkaufuug  des  Heu  aus 
dem  Lodisanischen  mich  mit  dem  conformire,  wo  man  dem  Aerario 
am  besten  wird  wirthschaften  können,  mit  dem  Anhang,  ob  es  nicht 
etwa  thunlich  wäre,  dass  man  aus  dem  Ferraresischen  eine  gute  Aus- 
hilfe an  sothaner  Fourage  erhalten  könnte. 

Die  Disposition  wegen  der  zum  Reventlau'schen  Regiment  noch 
schuldigen  Mannschaft    approbire    ich  zwar,    ich    repetire    aber  E.  E. 


*)  Kriegs- A.,  Römisches  Reich  1708;   F.asc.  II.  22. 
2)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase  II.   11. 


44 

nochmalen,  dass  Sie  respeetii  der  neapolitanisclien  Regimenter  meine 
vorhinige  diestallsige  Erinnerung  solcbergestalten  genau  observiren 
wollen,  auf  dass  die  annocb  erforderlicbe  und  sebuldige  Anzahl  in 
totum  zu  seiner  Zeit  an  das  Ort  der  Einschiffung  unmangelbar 
abgeschickt  werden  möge. 

Was  übrigens  Dero  Herrn  Bruder  betrifft,  wissen  E.  E.  wohl, 
dass  es  mich  jedesmal  besonders  erfreue,  wann  ich  Ihre  oder  dem- 
selben was  Dienstliches  erweisen  kann. 

Ich  habe  E.  E.  jüngsthin  schon  geschrieben,  dass  man  der  See- 
Potenzen  Ministris  zu  Turin  auf  ihr  Verlangen  den  Statum  des 
d'Herbevillischen  Regiments  nach  dem  completen  Stand  überreichen 
und  ratione  der  Officiers  -  Bagage  -  Pferde  nach  der  Ordonnanz  den 
Antrag  machen  solle,  damit  sie  des  Transportes  halber  ihre  Mesures 
nehmen  und  ausstellen  können.  Wann  nun  vor  der  Hineinkunft  der 
zu  gedachtem  Herbevillischen  Regiment  gehörigen  Recruten  und 
Rimonten  der  Admiral  L  e  a  k  e  mit  seiner  Squadra  und  Transports- 
schiffen anlangen  sollte  und  mithin  das  Regiment  marschiren  müsste, 
so  könnten  E.  E.  sich  hierüber  mit  obgemelten  Ministris  verstehen 
und  hernächst  auch  Seiner  königl.  Hoheit  davon  parte  geben,  ein- 
folglich  ersagtes  Regiment,  was  von  demselben  im  Stand  und  beritten 
wäre,  in  Geleit  Gottes  allgemach  gegen  die  Meer-Porten  abmarschiren 
lassen,  inmassen  der  Transport  der  sämmtlichen  nach  Spanien  destinirten 
Mannschaft  ohnedem  auf  einmal  nicht  wird  geschehen  können.  Bei 
dem  Ansmarsche  aber  wäre  die  Disposition  anzukehreu,  dass  man 
ein  Quantum  Heu  spinnen,  damit  ein  jedweder  Dragoner  auf  5  bis 
6  Tage  Fourage  mit  sich  nehmen  könne,  um  bis  zur  wirklichen 
Einschiffung  mit  solcher  versehen  zu  sein  und  daran  keinen  Mangel 
zu  leiden,  worüber  und  mehr  andere  dieses  Transports  halber  vor- 
zukehrende Anstalten  E.  E.  mit  dem  Herrn  Feldmarschall  Guido 
Grafen  Starhemberg  sich  zuvörderst  zu  verstehen  haben  werden, 
massen  gedachter  Herr  General  in  procinctu  steht,  von  hier  morgen 
nach  Italien  abzureisen. 

Bei  dem  notificirten  Abmärsche  beider  Regimenter  P4lffy  und 
Falkenstein  hat  es  sein  unveränderliches  Verbleiben,  und  wann  solchem- 
nach  E.  E.  nach  meiner  jüngsten  Erinnerung  mit  dem  Herrn  Feld- 
marschall Grafen  von  Daun  das  Concert  genommen  haben  werden, 
so  wollen  Sie  auch  hiernach  ersagte  beide  Regimentor  aufbrechen 
lassen,  und  würde  es  nichts  zu  bedeuten  haben,  wann  man  einmal 
den  Tag  des  Aufbruches  der  neapolitanischen  Regimenter  wissen  wird, 
dass  vorgemeldete  beide,  Palffy  und  Falkenstein,  um  ein  6  Tage 
ehender  abmarschiren  können. 


45 

Schliesslichen  habe  E.  E.  auch  zu  erinnern,  wann  Seine  königl. 
Hoheit,  zum  Fall  der  Feind  gegen  Susa  oder  sonsten  was  zu  tentiren 
willens  wäre,  von  Deroselben  Truppen  anrücken  zu  lassen,  begehren 
würden,  dass  E.  E.  hierinfalls  nachfolgende  Modalität  zu  gebrauchen 
hätten;  und  zwar  ist  ohnedem  bekannt,  dass  Cavallerie  dahin  zu 
ziehen,  dermalen  nicht  nöthig  sei,  einfolglich  hätten  E.  E.  anzutragen, 
dass  diese  in  ihren  Stationen,  bis  nicht  ohnedem  die  Winter-Monate 
verstrichen  und  dessentwegen  das  Weitere  befohlen  werden  würde, 
verbleibe,  sodann  aber  wegen  der  Infanterie  darob  zu  sein,  dass  Seine 
königl.  Hoheit  erstlich  die  Ilirige  auf  erforderlichen  Fall  ausrücken 
und  anmarschiren  lassen  wollten,  als  welche  ohnedem  in  der  Nähe 
sich  befindet;  wann  es  aber  die  Conjuncturen  begehren  und  eine 
unumgängliche  Nothwendigkeit  sein  würde,  dass  auch  von  dem  kaiserl. 
Fussvolk  dahin  was  anmarschiren  müsate,  so  haben  es  E.  E.  in  allweg 
zu  bewerken  und  sich  hierüber  mit  Ihre  königl.  Hoheit  wohl  zu  ver- 
stehen, hiebei  auch  ferners  zu  beobachten ;  weilen  ich  für  gut  befinde, 
dass  man  vor  der  vöUigen  Zusammenziehung  der  Armee  keine  ganzen 
Regimenter  oder  Bataillone  hierzu  gebrauche,  sondern  nur  Commandirte 
von  denen  in  dem  State  liegenden  Infanterie-Regimentern  nehme,  falls 
von  dem  Guido  Starb emberg'-  und  dem  Osnabrück'schen  Regiment 
zuvörderst  kein  Mann  hei'ausgezogen,  sondern  die  beiden  Regimenter 
von  solchem  Commando  befreit  bleiben  sollen. 

Ich  schliesse  zwar  einen  Extract  hievon  an  den  Herrn  Obrist- 
Kriegs-Commissarium  Freiherrn  von  Martinsb.erg  bei,  E.  E.  aber 
wollen  sich  dannoch  wegen  der  ökonomischen  dabei  unterlaufenden 
Dispositionen  mit  ihm  wohl  verstehen.  Womit  etc. 

33. 

An  den  GWM.  Freiherrn  Martini  von  Martinsberg. 
Wien,  29.  Februar  1708')- 

Es  ist  mir  des  Herrn  General-Wachtmeisters  Letzteres  zu  sicheren 
Händen  eingelaufen,  und  weilen  es  meistentheils  in  Beantwortung  meiner 
Vorherigen  bestanden,  so  habe  ich  nichts  Anderes  darüber  zu  erinnern, 
als  dass  ich  erstlichen  das  Delogirungs-Project  der  churpfälzischen 
Cavallerie  für  genehm  halte,  sodann  des  mantuanischen  Quartier- 
wesens halber,  mich  auf  meine  Vorherigen  beziehe  und  zunächst  für 
den  communicirten  Conto  seiner  königl.  Hoheit  zu  Savoye  schönstens 
bedanke,  wobei  ich  zwar  Ein-  und  Anderes  zu  erinnern  hätte,  alswie 


♦)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  II.   12. 


46 

ich  dann  uicht  sehe,  warum  man  unserseits  den  zu  Susa  gefundenen 
Proviant-Vorrath,  so  ein  feindliches  Gut  gewesen,  hinwiederum  er- 
setzen solle. 

Ich  will  es  aber  übergehen  und  meinem  Herrn  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegs-Commissarius  auf  Seine  drei  Anfangspuncte 
generaliter  in  Antwort  bedeuten,  dass  ich  darinnen  umsoweniger  etwas 
decidiren  könne,  als  dieses  Sachen  sind,  welclie  von  dem  Hof  aus- 
gemacht werden  müssen,  wohin  man  es  auch  zu  verweisen  hat. 

Was  weiters  dessen  Satisfaction  in  der  Castelbarco'schen  Sache 
und  den  Juden  Frizi  belangt,  ist  wegen  des  Mantuanischen  der- 
malen eine  Conferenz  gehalten  worden,  worüber  demselben  das  Fernere 
mit  nächsten  bedeutet  werden  wird. 

Ich  habe  übrigens  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegs-Commissarius  jüngsthin  schon  erinnert,  dass  man  den  Herrn 
FjSIL.  Freiherrn  von  Kriechbaum  seine  Generals-,  Obristens-  und 
Hauptmanns-Gage  darum  unverlangt  bezahlen  solle,  weilen  derselbe 
in  Siebenbürgen  destinirt  ist;  damit  es  aber  umso  gewisser  erfolge, 
so  repetire  es  hiemit  nochmalen  und  rücke  dem  auch  bei,  dass  mein 
General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Commissarius  den  ihm  zuge- 
mutheten  Abzug  dessen ,  was  er  an  einer  anderen  seiner  Anfor- 
dei'ungen  empfangen,  als  eine  ohnedem  richtig  geweste  Prätension  in 
allweg  unterlassen  solle.  Uebrigens  lege  ich  hiemit  pr.  extractum  bei, 
was  ich  an  den  Herrn  General  Visconti  in  Einem  und  Anderen 
unter  heutigem  Dato  überschreibe  •),  damit  mein  Herr  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegs-Commissarius  hiernach  auch  seine  amtlichen 
Dispositiones  in  tempore  anstellen  können.   Womit  etc. 

34. 

Anfrag-epuncte,  betreffend   die  im  Reich  und  in  den  Nieder- 
landen  vorzTinehmenden  Kriegs -Operationen   und    die   mit 
England  und  Holland  zu  pfleg-enden  Verhandlung-en  % 

1.  On  doit  proposcr  aux  Allics  les  Operations  de  la  Moselle,  pour 
lesquelles  il  faut  combiner  les  nrmees ,  et  les  pourvoir  des  choses 
necessaires  de  part  et  autre. 

2.  Si  les  Allics  ne  voudront  pas  y  consentir,  on  leur  pourra 
declarer  qu'on  entrera  dans  tous  les  mesures  qu'elles  trouveront  con- 
venables,  mais  qu'on  est  toujours  du  sentiment,  que  sans  combinor  une 

')  Vifle  Supplenn-nt-Heft  Nr.  35. 

«)  Kriegs-A.,  Nierleilande  1708;  Fase.  III.  6. 


47 

armee  formiclable,  on  ne  fera  jamais  rien,  et  l'expericnce  passec  a  fait 
vüir  en  Bavicre    ce    que    les  Forces  combinees  sont    capables  de  faire. 

3.  Eu  cas  que  les  Allies  inclinent  qu'on  doit  faire  venir  plus  de 
troupes  avec  la  personne  de  Mr.  le  Prince  Eugene  aux  Pays-Bas,  on 
y  pourra  donner  le  sentiment  de  l'Empereur,  ä  condition  que  les 
Allies  y  fournissent  le  pain  et  les  fourrages  pour  les  dites  troupes,  et 
Mr.  le  Prince  Eugene  conviendra  pour  le  nombre,  le  temps  et  la 
qualite  des  troupes,  comme  aussi  ä  tout  ce  qui  pourra  avoir  rapport 
au  commandement  entre  les  deux  chefs. 

4.  Ceci  etant  resolu  et  mis  en  execution,  il  est  a  presumer 
que  les  Fran9ais  feront  aussi  les  detacliements  du  Rhin  pour  les  Pays- 
Bas,  et  alors  Tarmee  de  l'Empire  etant  au  commencement  sur  la  defen- 
sive, devra  songer  ä  quelques  Operations  qui  puissent  embarasser  et 
divertir  la  France,  pour  laquelle  le  vieux  projet  contre  la  Bourgogne 
pourrait  etre  tente.  Le  temps  pour  ceci  paraissant  le  plus  propre  ä 
cause  de  Feloignement  des  troupes  fran9aises,  circonstance  toujours 
requise  pour  cette  vue. 

5.  On  doit  de  la  part  de  tous  les  Allies  faire  comprendre  ä 
S.  A.  R.  de  Savoye  la  necessite  de  seconder  avec  le  tout  cette  entre- 
prise,  et  des  aussitot  qu'un  detacbement  de  l'armee  du  Rhin  entrera 
en  Bourgogne,  le  Duc  de  Savoye  doit  faire  son  possible  pour  l'aller 
joindre  avec  son  armee. 

6.  Les  affaires  d'Espagne  etant  dans  un  etat  a  craindre  uu  revers 
fatal,  on  doit  declarer  que  S.  M.  L  s'est  resolue  a  la  fin  d'y  envoyer 
5  m.  horames  de  ses  propres  troupes,  si  les  Allies  voudront  pour  toute 
cette  guerre  donner  un  nombre  pareil  de  troupes  ä  la  disposition 
entiere  de  S.  M.  I.  soit  pour  le  Rhin  ou  l'Italie,  et  ceci  doit  etre 
condition  sine  qua  non. 

7.  On  doit  regier  aussi  la  les  choses  pour  la  subsistence  des  remonts 
et  recrues  des  troupes  imperiales  restant  en  Espagne  pour  toute  cette 
guerre  et  y  reflechir  au  transport. 

8.  On  doit  considerer  et  debattre  ensemble  le  project  apporte 
par  le  Stanhope,  par  rapport  aux  Operations  en  Espagne,  car  si  on  a 
cette  campagne  le  „disinganno"'  des  progres  aux  Pays-Bas,  il  ne  reste 
aux  Allies  qua  faire  les  derniers  eiforts  unanimes  contre  le  continent 
d'Espagne,  et  Mr.  le  Prince  Eugene  aura  la  permission  d'y  entrer 
dans  tout  ce  qui  lui  paraitra  convenable  et  proportionne  a  nos  forces 
devant  pourtant  faire  reflexions  sur  notre  propre  sürete. 

9.  Quand  on  a  resolu  cette  arriere-saison  l'expedition  de  la  Sicile, 
on  ne  croyait  pas  qu'outre  les  3  ra.  envoyes,  on  doit  faire  passer 
encore  5  m.  Imperiaux  en  Catalogne,  ce  qu'etant  pourtaut  determine,  il 


48 

faudra  voir,  si  on  a  cncore  assez  de  troupes  pour  attaquer  la  Sicile, 
si  nou,  il  faudra  toujours  entrepreudro  celle  de  la  Sardaigne,  sans  la- 
quelle  les  troupes  destinees  en  Espagne  periront  faute  de  subsistenee, 
et  cette  entreprise  se  devra  faire  dans  le  temps  que  l'Admiral  L  e  a  k  c 
viendra  pour  transporter  le  dernier  secours. 

10.  II  faut  aussi  remarquer  que  la  conquete  de  la  Sicile  differee, 
pourrait  apporter  un  graud  prejudice  a  la  ville  de  Naples,  laquelle 
faute  de  pain  court  risque  de  se  rcvolter.  Pour  prevenir  donc  ce  coup 
fatal,  il  faut  stipuler  avec  les  Allies  qu'on  enverra  sans  faute  un 
certain  nombro  de  vaissaux  competaut  sur  les  cutes  de  Calabre  pour 
y  transporter  les  grains,  et  il  faudra  avertir  le  Vice-lloy  de  Naples 
incessamont  de  tenir  pret  un  gros  magasiu  dans  la  Calabre,  pour  etre 
incessament  transporte,  quand  les  dits  vaisseaux  de  guerre  arriveront, 
et  de  cette  maniere  on  pourrait  pourvoir  pour  une  annee  a  la  disette 
de  la  dite  Ville. 

(Combien  de  troupes  on  pourra  tirer  de  Naples?  Reflechir  que 
les  Hollandais  donnent  cet  argent  qu'ils  epargnent  dans  la  rcduction 
de  leur  troupes  en  Espagne.) 

1 1.  II  faut  representer  que  le  fort  de  la  France  ne  consiste  point 
tant  dans  la  superiorite,  que  dans  la  disposition  de  ses  affaires ;  que 
si  on  veut  faire  un  effort  aux  Pays-Bas,  les  Etats  se  doivent  entiere- 
ment  reposer  sur  la  fidelite  et  capacite  de  deux  choses :  que  les  Deputes 
n'etait  pas  des  generaux  nes,  et  lesquels  se  laissant  conduire  par 
quelques  generaux  subalternes,  jaloux  ou  ignorants  dans  le  metier, 
les  consultations,  qu'on  est  oblige  d'avoir  avec  eux,  n'apportent  pas 
seuleraent  un  retardement,  mais  exposent  aussi  le  secret, 

12.  Toucbant  les  affaires  interieures,  il  faut  distinguer  l'Erapire 
et  les  Etats  de  S.  M.  I. 

Pour  le  premier,  il  serait  ä  souhaiter  que  S.  M.  I.  pourrait  porter 
les  Princes  d'AUemagne  si  non  k  faire  les  plus  gi-ands  efforts,  ä  moins 
ä  faire  leur  devoir,  mais  que  l'autorite  de  l'Empereur  se  diminue  jour- 
nellement,  partie  par  les  engagements  dans  lesquelles  on  se  trouve, 
et  la  necessitc  dont  on  a  d'eux  dans  les  circoustances  presentes,  partie 
aussi  que  ces  Princes  en  tout  et  par  tout  se  trouvent  toujours  appuyes 
par  les  Allies  contre  la  Cour  Imperiale  dont  les  exemples  du  Roy  de 
Prusse,  Floreuce,  Cassel,  Palatin  et  plusieurs  autres  en  fönt  foi,  que 
ces  maximes  apportent  beaucoup  de  prejudice  a  la  cause  commune^ 
et  rendent  ces  Princes  plus  roides  et  moins  traitables  dans  les  choses  de 
leur  devoir.  (Ce  qu'on  doit  dire  aux  Allies  touchant  les  pretentions  du  Duc.) 

13.  II  sera  necessaire  qu'on  explique  aux  Allies  la  conduite  et  les 
vues  du  Duc  de  Öavoye,  pour  lesquelles  les  puissances  maritimes  sont 


49 

fort  preoccupes,   et    leur  faire    comprendre    de  quelle    maniere   on   doi 
agir    et  so  precautionner  contre  S.  A.  R. 

14.  Quo  la  perto  de  Hongrie  avec  les  mines  qui  ont  toujours  fait 
entrer  des  espcces  nouveaux  dans  les  pays  hcreditaires,  quand  meme 
il  n'y  avait  point  de  protit  ä  les  travailler;  la  depense  qu'on  doit 
faire  pour  continuer  cette  guerre,  la  devastation  que  ces  troubles  et 
Celles  de  Baviere  ont  causee  dans  tous  les  pays  hcreditaires  de 
l'Empereur,  Joint  les  desordres  des  Suedois  en  Silesie  et  la  depense 
immense  qu'on  a  ete  ohlige  de  faire  pendant  les  premieres  anuees  de 
la  guerre  d'Italie  —  ont  non  seuleraent  epuise  entiereraent  les  finances, 
mais  ont  meme  fait  sortir  tant  d'argent  contant  de  nos  pays  qu'on 
n'en  trouve  quasi  plus,  et  le  peu  qu'on  en  trouve  n'est  qu'ä  12  et 
jusqu'ä  20  pour  cent,  quoiqu'on  leur  assigne  des  fonds  süres  et  im- 
mancables  a  son  temps,  qu'a  ceci  il  n'y  a  point  de  remedes  dans  nos 
pays,  ä  moins  qu'on  ne  trouve  des  empruntes  considerables  parmi 
nos  Allies,  situes  sur  des  fonds  süres  et  payables  dans  quelques  annees; 
que  si  les  puissances  maritimes  ne  trouvent  point  un  remede  ä  ces 
inconvenients,  il  sera  purement  impossible  de  pouvoir  continuer  la 
guerre,  et  il  vaudra  mieux  songer  encore  ä  la  paix  des  a  present 
que  quand  les  affaires  de  l'Empereur  devieudront  plus  delabres,  et 
quoique  le  Duc  de  Marlborough  n'aimera  point  qu'on  dise  ceci  aux 
Hollandais,  il  faudra  pourtant  passer  par  la,  et  Souvenir  au  pension- 
naire  ou  ä  la  Deputation  secrete  sur  ce  sujet,  pour  qu'on  y  trouve 
un  remede  de  maniere  ou  autre. 

15.  II  faut  aussi  faire  comprendre  ä  ces  puissances  maritimes, 
que  l'Empereur  par  le  manquement  d'argent  allegue  ne  peut  plus  se 
servir  des  troupes  allies,  lesquelles  n'etant  point  payees  regulierement 
fönt  mille  desordres  sans  se  laisser  rabattre,  et  nulle  service  sur  ce 
pretexte,  que  ce  n'est  pas  de  meme  par  rapport  aux  troupes  imperi- 
ales, auxquelles  on  rabat  les  exces,  et  on  les  fait  servir  quoiqu'ils 
ne  sont  pas  regulierement  payees.  Ainsi  si  on  soubaite  une  fin  heu- 
reuse  de  cette  guerre,  on  doit  donner  son  attention  a  augmenter  les 
Corps  imperiaux,  et  non  ä  les  diminuer,  comme  il  semble  qu'on  ait 
envie  de  faire,  en  voulant  obliger  S.  M.  I.  d'envoyer  toujours  plus  de 
ses  propres  troupes  en  Espagne,  sans  les  vouloir  remplacer. 

Demandes. 

1.  Par  oü  on  doit  faire  ce  voyage,  et  on  croit  que  9a  pourrait 
etre  par  Francfort  et  Düsseldorf. 

2.  Ou  parlera  a  Francfort  au  Marechal  T  h  ü  n  g  e  n,  ou  a  un  autre 
officier  informc  du  tout,    et  on  priera     S.  A.  E.  de  Mayence    pour    so 

Feldzüge  des  Priuzeu  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Supi)lemeiit-Heft.        4 


50 

trouver  aussi  au  dit  Francfort,  duqiielle  on  täcliera  avoir  des  infor- 
matiuns  necessaires,  on  lui  dira  qu'on  insiste  toujours  du  cote  de 
rErapereur  poiir  les  Operations  de  la  Moselle,  et  si  les  AUies  ne  le 
voudront  pas,  on  ecoutera  leur  propositions,  et  on  concertera  ce  qii'on 
trouvera  pour  le  service  de  la  cause  commune. 

3.  Ce  qu'on  dira  a  Mr.  L'Electeur  Palatin,  toucliant  ses  preten- 
tions  du  haut  Palatinat,  et  ce  qu'on  doit  regier  avec  lui  toucliant  les 
troupes  qui  seront  dans  le  service  de  S.  M.  I.  et  les  autrcs  qui 
doivent  sans  subside  servir  en  Allemagne. 

4.  De  quelle  maniere  on  sc  doit  comporter  avec  les  Hollandais, 
si  Marlborough  est  d'avis  qu'on  ne  leur  doit  point  dire  tout. 

5.  Paraissant  par  la  lettre  d'Angleterre  qu'on  n'est  plus  incline 
qu'on  doit  envoyer  des  troupes  imperiales  a  present  en  Espagne,  ce 
qu'on  doit  faire  en  cas  qu'on  insiste  sur  cette  negative. 

En  cas  que  l'operation  de  la  Sicile  ne  se  fasse  pas,  si  on  doit 
tirer  de  l'infanterie  de  Naples  et  encore  le  troisieme  regiment  de 
cavalerie. 

6.  Si  Mr.  le  Priuce  Eugene  ne  retourne  pas  pour  cette  cam- 
pagne  en  Italie,  ä  qui  on  doit  confier  le  commandement  de  l'armee 
de  Lombardie,  et  ce  qu'on  dira  aux  AUies,  ne  doutant  pas  que  les 
ministres    de  Savoye  ne  fassent  leurs  instances  sur  ce  sujet. 

En  retournaut  par  Hanno  vre  —  ce  qu'on  dira  ä  Mr.  l'Electeur 
sur  CCS  matieres  ? 

7.  En  passant  par  Dresde  —  ce  qu'on  doit  dire  au  Roi  Auguste? 

8.  Ce  qu'il  y  a  a  dire  toucliant  les  Moscovites  par  rapport  ä  la 
proposition  de  vouloir  entrer  dans  la  Grrande  Alliance,  que  par  rapport 
ä  l'alliance  defensive  contre  les  Turques. 

9.  Ce  qu'on  doit  dire  aux  AUies  sur  les  plaintes  du  Duc  de 
Savoye,  qu'on  ne  lui  ait  point  donne  encore  l'investiturc  du  Mont- 
ferrat,  ni  paye  ce  qu'il  a  avance  aux  Imperiaux,  et  touchant  l'equi- 
valent  du  Vigevanasco. 

10.  Si  les  Operations  aux  Pays-Bas  ont  leur  efFet,  et  que  les 
AUies  voulussent  que  les  Imperiaux  restent  pendant  l'liiver  de  ce 
cote-lä,  ce  qu'on  doit  repondre  in  questione?  et  de  quelle  maniere 
regier  les  quartiers  d'hiver  par  rapport  ä  leur  subsistence  '). 

(In  der  Original-Iustructiou    steht  ad   11.,  dass  von  diesem  Puucte  nichts  zu  reden? 
Mass  aber  folgender  Gestalt    geändert  werden :  Ad  9.  und    10.    Sind   in    den   vorge- 
henden ersten  Puncten  beantwortet.) 


*)  Kaiserliche  Instruction  für  den  Prinzen,  in  Erledigung  der  Aufrage-Puncte, 
siehe  Anhang. 


51 

35. 

An  den  G.  d.  C.  Marquis  de  Visconti.  Wien,  1.  März  1708  ')• 

Nachdem  des  Herrn  General-Feldmarschalls  Grafen  Guido  von 
Starhemberg  Excelleuz  von  hinnen  nacher  Maiknd  aufbrechen, 
um  von  dannen  dero  Reise  weiters  zu  dem  Ihre  allerg-nädigst  auf- 
getragenen Commando  nacher  Spanien  fortzusetzen,  so  werden  von 
deroselben  Euer  Excellenz  des  Mehreren  zu  vernehmen  haben,  Avas 
Ihre  kaiserl.  Majestät  wegen  Sr.  des  Herrn  Feldmarschalls  Excellenz 
unterhabenden  Osnabrück'schen  Regiments  für  eine  allergnädigste  Reso- 
lution abgefasst  und  des  weiteren  befohlen  haben,  dass  ausser  den 
Dragonern  von  denen  darin  stehenden  7  Cürassier-Regimentern,  inclusive 
der  herausbeorderten  beiden  Pälffy-  und  Falkenstein'schen,  und  zwar 
von  einem  jedweden  Regiment  eine  grosse  complete  Compagnie  und 
also  in  Allem  7  Compagnien  herausgezogen  und  in  Spanien  geschickt 
werden  sollen,  allermassen  auch  mit  der  in  Napoli  (Neapel)  stehenden 
Cavallerie  inclusive  der  Dragoner  ein  Gleiches  unternommen  wird. 

Wann  nun  wiederholten  Herrn  Feldmarschalls  Excellenz  über 
die  Einschiffung  der  obgemelten  beiden  Regimenter  zu  Fuss  dero 
Dispositiones  ankehren  würden,  so  haben  es  E.  E.  nicht  nur  unweigerlich 
geschehen  zu  lassen,  sondern  auch  die  Herausziehung  der  sieben  Com- 
pagnien von  denen  dortigen  Cürassier-Regimentern  solchergestalt  also- 
gleich zu  bewerken,  wie  es  mehrberührten  Herrn  Feldmarschalls  Ex- 
cellenz verlangen  würden,  welchem  Derselbe  sonsten  in  Ein-  und 
Anderem  dergestalt  an  die  Hand  stehen  werden,  damit  weder  sie  in 
Fortsetzung  dero  Reise  gehemmt,  noch  der  Transport  der  nacher 
Spanien  gewidmeten  Truppen  gestecket,  sondern  Alles  mit  möglichster 
Beschleunigung  bewerkt  werde.  Womit  etc. 

P.  S. 

Auch  dient  E.  E.  zur  Nachricht,  dass  die  von  denen  sieben 
Regimentern,  als:  Pälffy,  Visconti,  Roccavione,  Falkenstein,  Martigny, 
Brenner  und  Hautois  herausziehenden  so  viel  Compagnien  nicht  von 
denen  besten  sein  sollen,  sondern  es  kann  ein  jedes  Regiment  fünf  oder 
sechs  Compagnien  zu  der  Herausziehung  benennen  und  diese  spielen 
lassen,  so  ist  es  auch  nicht  nöthig,  dass  solch  herausziehende  Compagnien 
von  alter  Mannschaft  completirt  werden,  weilen  man  bis  auf  die  Ankunft 
der  ersten  Recruten  zuwarten  und  dieselben  sodann  von  diesen 
completiren    kann,     gleich    es    auch  die  Intention    also,    mithin    hierin- 


*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  III.   1. 


52 

falls  nichts  Anderes  zu  thiin  ist.  Eine  gleiche  Beschaffenheit  hat  es 
mit  denen  beiden  Regimentern  zu  Fuss,  als :  Guido  und  Osnabrück, 
welche  gleichmässig  mit  ihren  in  denen  Erblanden  assignirten  Recruten- 
Quanto  sich  completiren  müssen.  Zum  Fall  aber  des  Herrn  Feld- 
marschalls Excellenz  diese  nicht  erwarten  und  inmittelst  einen  guten 
Theil  ersagter  beider  Regimenter  einschiffen  lassen  wollen,  haben  es 
E.  E.  gleichfalls  zu  vollziehen;  wann  sie  aber  auf  die  Gedanken 
fallen  möchten,  dieselben  inzwischen  von  anderen  Regimentern  ergänzen 
zu  lassen,  solches  ohne  von  hier  habende  schriftliche  Ordre  nicht 
einzustehen,  weilen  die  darinnigen  Infanterie-Regimenter  ohnedem  schon 
eine  ziemliche  Anzahl  Mannschaft  zu  Completirung  des  Reventlau'schen 
Regiments  haben  abgeben  müssen.  Womit  etc. 

36. 

BericM  an  den  König  in  Spanien.  Wien,  7.  März  1708 '). 

Euer  königl.  Majestät  allergnädigste  drei  Handbrief el  vom 
30,  December,  13.  Jänner  und  8.  Februar,  dann  die  beiden  Kanzlei- 
schreiben von  vorgemelten  datis  sind  mir  zu  allerunterthänigsten 
Händen  nach  und  nach  wohl  eingeloffen;  dieselben  aber  habe  darum 
nicht  wohl  ehender  allergehorsamst  beantworten  können,  weilen  die 
Gelegenheit  nicht  allemal  sicher  und  ich  auch  sonsten  die  Zeit 
erwarten  wollte,  wo  E.  königl.  M.  mit  mehrerer  Verlässlichkeit  von 
Ein-  und  Anderem  allerunterthänigst  Bericht    zu  erstatten  vermöchte. 

Ich  habe  demnach  daraus  allergehorsamst  vernommen,  was 
E.  königl.  M.  durch  nachfolgende  Puncte  an  mich  allergnädigst  zu 
überschreiben  geruhen  wolle,  dass  nämlichen  Dieselbe 

1.  annoch  der  allergnädigsten  Meinung  seien,  sich  meiner  Person 
auf  den  nächstkünftigen  Feldzug  dortiger  Enden  gebrauchen  zu  können. 

2.  Dass  über  die  abgeführte  noch  eine  grössere  Volkshülfe  über- 
geschifft, E.  königl.  M.  hiernächst  auch  mit  denen  erforderlichen  Geld- 
mitteln aus  HoU-  und  England  oder  Dero  eigenen  Landen  secundirt 
werden  möchten,  und  was 

3.  für  Unordnung,  Uneinigkeit  und  Disturbi  sich  am  allhiesigen 
(Hofe)  befänden. 

4.  Dass  die  Flotte  das  Vorhaben  auf  Sardegna  unterlassen  und 
der  commandirende  Capitain  ungeachtet  aller  Vorstellungen,  auch  von 
E.  königl.  M.  gethanen  Offerte  nacher  Lisbona  (Lissabon)  fortgesegelt  sei. 


«)  Kriegs-A.,  Spauieu   1708;   Fase.  HI.  6. 


53 

5.  Weilen  der  Feldmarschall  Graf  von  Dann  von  Neapel  sollte 
abgerufen  sein,  dass  E.  königl.  M.  bewogen  worden  wären,  dem  Herrn 
Cardinal  Grimani  das  Vice  R6-Patent  zuzuschicken,  um  auf  diesen 
Fall  das  Gouverno  dieses  Königreichs  zu  übernehmen,  dann 

6.  Abrufung  des  FML.  Grafen  Caraffa  aus  vorgedachtem  König- 
reich und  dass  ich  letztlichen  mit  deren  Alliirten  Ministris  zu  Turin 
die  Sache  dahin  zu  veranstalten  gedacht  sein  sollte,  damit  bei  Ankunft 
einer  Flotte  die  Transportschiffe  und  behörige  Provision  fertig  und  in 
vollkommener  Bereitschaft  sei. 

Soviel  nun  den  ersten  Punct  anbelangt,  werden  E.  königl,  M.  aus 
meinen  von  geraumer  Zeit  her  an  Dieselben  erlassenen  allerunter- 
thänigsten  Schreiben  mit  Mehrerem  allergnädigst  ersehen  haben,  dass 
ich  mich  diesfalls  ein-  für  alleraal  dahin  allergehorsamst  resignirt  habe, 
was  Ihre  kaiserl.  Majestät  mein  allergnädigster  Herr  mit  mir  alier- 
gnädigst  werden  disponiren  und  Dero  Dienst  zu  sein  erachten  wollen, 
welche  aber  gleich  E.  königl.  M.  aus  der  durch  eigenen  Courier  in 
dem  abgewichenen  Monat  Januario  abgeschickten  Hofes-Expedition 
und  meinem  beigefügten  allergehorsamsten  Schreiben  allergnädigst 
vernommen  haben  werden,  aus  denen  darin  angezogenen  Ursachen 
allergnädigst  resolvirt  haben,  sich  meiner  Person  solchergestalt  zu 
bedienen,  dass  ich  der  aufhabenden  Charge  willen  und  des  sonsten 
hiesiger  Orten  nicht  zum  besten  aussehenden  Zustandes  halber  nicht 
allzuweit  von  hier  entfernt  sei,  das  römische  Reich  auch,  welches 
mich  zu  Dero  Reichs-Feldmarschallen  und  Allerhöchstgedachte  Ihro 
kaiserl,  Majestät  darauf  zu  Dero  General-Lieutenant  ernannt,  obschon 
die  Declaration  gewisser  Ursachen  halber  bishero  unterlassen  worden, 
mich  bei  sich  zu  haben  verlangt,  so  werden  E,  königl,  M,  von  selbsten 
AUerhöchsterleucht  abnehmen  können,  dass  es  nicht  von  mir,  nacher 
Spanien  abzugehen,  dependire;  darum  auch,  ob  ich  schon  von  ganzem 
Herzen  wollte  gewunschen  haben,  mich  mittelst  dieser  Gelegenheit  zu 
Dero  Füssen  zu  legen  und  in  E,  königl,  M.  Allerhöchsten  Diensten 
meinen  letzten  Blutstropfen  aufzuopfern,  auf  mich  keine  Ungnade  werfen, 
sondern  denen  dagegen  angezogenen  triftigen  Ursachen  so  viel  mehrers 
Dero  allergnädigsten  Beifall  geben,  als  Ihre  kaiserl,  Majestät  Dieselbe 
durch  die  Person  Dero  Feldmarschalls  Grafen  von  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g 
mit  einem  so  berühmten  und  experimentirten  Generalen  versehen, 
Avelcher  bei  dem  Feind  grossen  Respect  hat  und  E.  königl,  M,  erspriess- 
liche  und  stattliche  Dienste  leisten  wird,  wann  er  nur  auch  mit  den 
behörigeu  Requisiten  und  einer  Armee  versehen  ist,  ohne  welchen 
sonsten  ein  Feldherr,  wer  der  auch  sei,  wenig  fruchten  noch  ver- 
richten kann. 


54 

ad    2^^"""    bitte     E.    königl.     M.    alleruntertliänif>:st,     allergnädi2;st 
gesichert  zu  sein,  dass  Ihre  kaiserl.  Majestät  zu  Deroselben  Festsetzung 
in  der  spanischen  Monarchie  dasjenige  thun  und  beitragen  werden,  was 
Dero  Kräften  immer    zulassen ;  es  scheint  aber,    dass  man  Ihre    allein 
Alles    aufzubürden    gedenke    und  unmögliche  Dinge    verlange,  massen 
E.  königl.  M.  von  selbsten  Allerhöchsterleucht  erachten  können,  wann 
die  Soutenirung  gegenwärtigen  Krieges    erstlich  in  Italien    nach    dem 
mit    dem  Herzog    von  Savoyen    geschehenen  Tractat    20.000  Mann 
ohne  der  Besatzung  ins  Feld    erfordert,    in  Neapel    ein    considerables 
Corps  sich    befindet,  Ihre  kaiserl.  Majestät  zu  der  Reichs-Armada    bei 
verlautender  starker  Armirung  des  Feindes  von  Ihren  eigenen  Völkern 
eine  mehrere  Anzahl   anziehen  lassen  müssen,  über    alles    dieses    aber 
bei    der    obhandenen    hungarischeu  Unruhe,    wann    Sie    anders    dieses 
tumultirendc    Königreich    einsmals    wieder    zum    Gehorsam    gebracht, 
oder  die  angränzenden  Erblande  nicht  in  Flammen  sehen  wollen,  das 
Aeusserste  ankehren  müssen,  diesen  gefallenen  Kriegs-Staat  hinwiederum 
in  Stand  zu  setzen  und  mau  anbei  in  Sorgen  und  Ungewissheit  steht, 
was    für    eine    verborgene    widrige    Intention    der  König  in  Schweden 
etwa    führen,    und    ob    nicht    dieselbe  einsmals  ganz  unvermuthet  aus- 
brechen dürfte,  und  was  etwa  bei  einem  solchen  unvorsehenen  Zufall 
die  ottomanische  Porten   (Pforte)    für    eine    Resolution    fassen    möchte, 
wie  es  dann  wohl  möglich  sein  sollte,  bei  dieser  Beschaffenheit  mehrere 
von  Dero  auf  den    Beinen    habende  Völker    in    ein  so  weit  entferntes 
Königreich    zu    entlassen,    da   bei    so    lange    anhaltendem    Krieg   Dero 
gesammte    Erblande    an    Mittel    und    Leuten   jedergestalt    ausgesaugt 
seien  und  abgenommen  haben,  dass  sie  nicht    einmal    die    Regimenter 
zu  completiren,  mit  Ein-  und  Anderem  haben  aufkommen  können.  Um 
damit  aber'E.  königl.  M.  nach  meiner  obigen  allerunterthänigsten  Ver- 
sicherung gleich wohlen    allevgnädigst    sehen    sollen,  mit  was  für  einer 
Anliegenheit  Allerhöchstgedachte  Ihre  kaiserl.  Majestät  Deroselben  der- 
maligen Zustand  zu    Herzen    nehmen    und    was    für    eine    brüderliche 
Sorge  Sie  für  Dero  Allerhöchste  Person  tragen,  so  erinnere  E.  königl.  M. 
in  allem  Vertrauen  allergehorsamst,  dass  resolvirt  sei,  über  das  abge- 
schickte Reventlau'sche  und  das  dahin  bereits  beorderte  Herbeville'sche 
Regiment,  Deroselben  noch  weiters  die  beiden  Regimenter  Guido  Star- 
hemberg    und    Osnabrück,    dann    noch    ein  Regiment    zu  Pferd  zuzu- 
schicken, ob  man  schon  noch  nicht  vergewisset  ist,  dass  dieselben  hin- 
wieder   zu  ersetzen,    die  Seepotenzen    das   Geld    dafür  geben  werden, 
oder  bereits  beisammen  haben ;  inmassen  man  schier  sicher  ist,  dass  sie 
es    nicht    thun    Averden,    auch    ungeachtet    mehr    Allerhöchsternannte 
kaiserl.  Majestät  dieser  Regimenter  selbsten  so  mehrers  nöthig  hätten, 


55 

als  E.  königl.  M.  in  aller  Unterthänio^keit  versichern  kann,  dass  die 
gesammten  Erblande  an  Kriegsvolk  derniassen  entblösster  stehen,  dass 
bei  einem  wider  Vermuthen  entstehenden  Alarm  Alles  der  äussersten 
Gefahr  exponirt  ist. 

An  denen  von  E.  königl,  M.  verlangenden  Gcildmitteln  soll  zu 
Genua  eine  considerable  Summa  in  Bereitschaft  liegen,  mit  welchen 
also  bei  einer  sicheren  Gelegenheit  E.  königl.  M,  auch  versehen  sein 
werden. 

ad  3''"'"  habe  bei  meiner  dahier  beschehenen  Ankunft  die  aller- 
gnädigst  berichtete  Unordnung,  Uneinigkeit  und  Disturbi  zu  meinen 
allergrüssten  Leidwesen  selbsten  erfahren  müssen  und  ich  solle  E.  königl.  M. 
in  aller  Unterthänigkeit,  geheim  und  aus  allertiefster  Devotion  aller- 
gehorsamst  melden,  wasgestalt  die  Confusion  dermassen  anerwachsen, 
dass  es  nicht  grösser  sein  könne,  ja  Alles  in  eine  solche  Extremität 
verfallen  sei,  dass  ich  nicht  sehe,  wie  man  so  leichter  Dinge  heraus- 
kommen werde,  wann  nicht  Ihre  kaisei'l.  Majestät  selbsten  durch 
starke  Resolutiones  diesem  Unwesen  steuern  und  einen  Jeden  beson- 
ders mit  allem  Ernst  dasjenige  zu  thun  anhalten  werden,  was  seine 
Schuldigkeit  nach  sich  bringt,  damit  nicht  ein  Jedweder  sich  in  Alles 
mische,  sondern  auf  dasjenige  Acht  und  Sorge  trage,  was  sein  Thun 
und  Dienst  ist. 

E.  königl.  M,  werden  mir  hieruächst  in  keinen  Ungnaden  auf- 
nehmen, wann  Deroselben  aus  allerunterthänigster  Treue  und  nach 
meiner  obhabenden  Schuldigkeit  allergehorsamst  vorstelle,  wie  eine 
unumgängliche  Nothwendigkeit  es  sei,  dass  mit  Ihre  kaiserl.  Majestät 
E.  königl.  M.  in  einer  beständigen  guten  Verständniss  stehen  und 
nichts  unternehmen  wollen,  wo  Sie  nicht  vorhero  mit  Ihre  kaiserl. 
Majestät  die  Sache  vertraulich  communicirt  und  sodann  erst  nach 
beiderseits  überlegter  und  genehm  gefundener  Meinung  das  Weitere 
allergnädigst  dispouiren  und  in's  Werk  richten  lassen,  also  dass  son- 
derlich bei  denen  Alliirten  Deroseits  durch  Dero  Ministros  nichts 
angebracht  werde,  was  nicht  vorhero  nacher  Hof  hieher,  oder  wenig- 
stens mit  denen  kaiserl.  Ministris  communicirt  und  concertirt  ist,  auf 
dass  keine  Contratempi  oder  andere  schädliche  Consequenzen  daraus 
erwachsen,  zuvörderst  aber  die  gute  Vertraulichkeit  und  Freundschaft 
zwischen  beiden  Allerhöchsten  kaiserl.  und  königl.  brüderlichen  Häuptern 
erhalten  werde. 

ad  4*"™  ist  nicht  weniger  zu  bedauern,  dass  durch  des  comman- 
direnden  Schiffs-Capitains  Hartnäckigkeit  und  Unbeweglichkeit  die 
Operation  auf  Sardegna  unterlassen  werden  müssen,  und  ob  ich  schon 
nicht    zweifle,    dass    auf   E.    königl.    M.    nach    dem  Haag  und  sonsten 


56 

hierüber  getlianer  Vorstellung  ersagter  Capitain  dieses  Eines  began- 
genen Unfuges  halber,  wann  er  die  Ordre  gehabt,  abgestraft  werden 
wird ;  so  ist  aber  dadurch  der  Hauptsache  nicht  geholfen,  daraus  aber 
abzunehmen,  wie  schwer  mit  diesen  Leuten  umzugehen  sei;  welches 
ich  mit  sichrerem  erfahren  habe,  als  man  den  Transport  der  jüngst 
übergeführten  Truppen  mit  ihnen  richtig  gestellt  hat.  Inzwischen 
haben  die  beiden  zu  Turin  anwesenden  der  Seepotenzen  Ministri  ver- 
sichert, auch  aus  Holland  geschrieben  worden,  dass  der  Admiral  Leake 
mit  seiner  Squadra  am  Ende  des  abgewichenen  Monats  an  denen 
genuesischen  Küsten  hätte  anlangen  sollen,  welcher  nicht  nur  die 
erforderlichen  Trausportsschiffe  mitbringe,  sondern  auch  sonsten  andern 
Veranstaltungen  und  der  Provision  halber  es  seine  Richtigkeit  habe. 
Und  weilen  dieser  Tage  der  Feldmarschall  Graf  Guido  S  t  a  r  h  e  m- 
berg  von  hier  nacher  Mailand  abgangen  ist,  um  seine  Reise  weiters 
nacher  Spanien  fortzusetzen,  so  hat  er  nicht  nur  in  commissis,  mit 
gedachten  Ministern  des  weiteren  Transports  halber  sich  zu  verstehen, 
sondern  ist  auch  sonsten  mit  denen  nöthigen  Ordren  und  Anderem 
versehen  worden,  sothanen  Transport  nach  solch  genommenem  Concert 
und  seinem  Gutbefinden  zu  bewerken. 

ad  5*^™  ist  mir  dato  nichts  bewusst,  dass  Ihre  kaiserl.  Majestät 
intentionirt  sei,  anjetzo  den  Feldmarschall  Grafen  von  Daun  von 
Neapel  abzuziehen,  E,  königl.  M.  aber  geruhen  allergnädigst  gesichert 
zu  sein,  dass  wegen  des  Herrn  Cardinalen  Grimani  meinerseits  Dero 
allergnädigste  Meinung  in  allweg  secundirt  sein  solle,  nur  bitte  ich 
dabei  nochmalen  allergehorsamst,  dass  Sie  von  derlei  Anordnung  Ihro 
kaiserl.  Majestät  allemal  vorläufige  Nachricht  zu  geben  allergnädigst 
geruhen  wollen. 

ad  6*"™  werde  wegen  Abrufung  des  FML.  Grafen  Gar  äff  a 
Ihro  kaiserl.   Majestät  das  Fernere  in  aller  Unterthänigkeit  vortragen. 

Ich  schliesse  es  hiemit  und  wiederhole  meine  allerunterthänigste 
Bitte,  dass  E.  königl.  M.  meiner  Person  halber  keine  Ungnade  fassen, 
sondern  allergnädigst  glauben  wollten,  nachdem  die  Gnade  nicht  haben 
kann,  vor  Dero  Allerhöchsten  Gnaden  Thron  zu  erscheinen,  dass 
dagegen  Tag  und  Nacht  beeifert  sein  werde,  Dero  Allerhöchsten  Dienst 
zu  befördern  und  mit  unablässlicher  Sorgfalt  dasjenige  zu  thun,  was 
meine  Treue  und  die  Erhaltung  Dero  Allerhöchster  königl.  Gnaden 
erfordert;  inmassen  dann  auch  hofl"e,  dass  Deroselben  in  meiner 
Anwesenheit  dahier  eben  so  gute  und  nützliche,  auch  vielleicht  noch 
erspriesslichere  Dienste  werde  prästiren  können,  zumalen  mit  Ende 
des  abgewichenen  Feldzuges  veranlasst  worden,  mit  dem  Duc  de 
Marlborough   eine  Unterredung  im  römischen  Reich  zu  pflegen  und 


57 

nun  wegen  des  Tages  der  Zusammenkunft  aus  England  die  Antwort 
erwartet  wird,  um  dabei  über  die  Prosequirung  des  Krieges  allerorten, 
auch  Vornehmung  der  Operation  zu  handeln  und  die  Mass  abzufassen, 
als  werde  von  dem  darüber  nehmenden  Concert,  nicht  nur  allein 
E.  königl.  M.  ausführliche  Nachricht  erstatten,  sondern  auch  Dero 
Particular-Interesse  mir  mit  besonderer  Sorge  auf  das  beste  angelegen 
sein  lassen.  Womit  etc. 

37. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Wien,  8.  März  1708 '). 

Es  hat  der  geweste  Herr  Obristlieutenant  Marchese  Grimaldi, 
nunmehro  Duca  T  e  1  e  s  a,  die  Instanz  gemacht,  dass  wegen  der 
Obristlieutenants-Stelle  und  Compagnie  bis  Ende  Aprilis  gegenwärtigen 
Jahres  Abrechnung  und  Richtigkeit  mit  ihm  gepflogen,  was  demselben 
zugute  komme,  sodaun  bezahlt  und  nicht  weniger  dasjenige  abgeführt 
werde,  so  man  ihm  an  seiner  vorhin  genossenen  Pension  schuldig  ist, 
mit  dem  Beisatz,  er  wüsste  zwar  wohl,  dass  die  Mittel  beklemm  und 
dermalen  nicht  vorhanden,  bäte  aber,  ihm  nichtsdestoweniger  an  die 
Cassa  anzuweisen  und  die  Bezahlung  etwa  im  Sommer  hinaus  solcher- 
gestalten  richtig  zu  stellen,  auf  dass  er  sich  mit  Jemandem  verstehen 
und  seine  Gebühren  per  anticipationem  erheben  könne. 

Wenn  ich  nun  dieses  Begehren  raisonabel  und  an  sich  selbsten 
billig  finde,  dass  man  ersagten  Herrn  Duca  contentire  und  befriedige, 
als  wolle  auch  mein  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
Commissarius  hierüber  das  Weitere  verfügen  und  die  gewöhnliche 
Assignation  ausfertigen  lassen.  Womit  etc. 

38. 

Referat  an  den  Kaiser.  Wien,  14.  März  1708  ^). 

Es  haben  die  ad  Turcica  deputirten  gehorsamsten  Räthe  der 
Ordnung  nach  in  Deliberation  gestellt,  sowohl  die  letztere  von  Euer 
kaiserl.  Majestät  Residenten  Tal  man  eingelangte,  untenn  19.  Januarii 
datirte  Relation,  als  zugleich  auch  die  von  der  Grenz-Commission  bis 
hieher  eingelaufene  vielfältige  Berichtschreiben  und  nach  genauer  Durch- 
suchung alles  dessen,  was  in  Sachen  vorbeigangen  und  deren  ange- 
hörigen  Umständen    einmüthigen  Schluss    gefasst,    E.  k.  M.    dasjenige 


')  Kriegs-A.,  Italien  1708;   Fase.  III.  2. 

2)  Recristr.   des  R.  K.  M.,  März  1708,   Nr.   537. 


58 

in  aller  Unterthänip^keit  einzurathen,  was  vermöti^e  beikommender  zwei 
Aufsätze*)  zu  Gewinnung  der  Zeit  an  den  (Titel)  Nehem  und  den 
(Titel)  Tal  man  zu  rescribiren  und  selbige  mit  eigenem  Courier  zai 
ihrem  ferneren  Verhalt  in  E.  k.  M.  Allerhöchstem  Namen  zu  belehren 
entworfen  ist.  Welches  hauptsächlich  auf  die  Anfangs  drei,  anjetzo 
aber  durch  die  türkischen  Grenz-Commissarios  auf  fünf  extendirte 
Punete  ankommt,  darvon  die  vornehmsten  zwei,  nämlich  der  wegen 
des  vor  etlichen  Jahren  aus  dem  Hafen  von  Durazzo  durch  die 
Zengnaner  Corsaren  weggenommenen  französischen  Schiffes,  und  dann 
wegen  der  verwichenen  Sommer  von  der  Razischen  Miliz  zu  Kecskemet 
mit  Niederhauung  und  Plünderung  einiger  türkischen  Kaufleuten  ver- 
übten Facti  die  beschwerlichsten  sind,  auf  deren  Vergleichung  und 
zuvörderst  Satisfaction  und  Restituirung  alles  Abgenommenen  sie, 
Türken,  unaussetzlichen  stark  dringen  und  selbst  mit  Verwerfung 
all'  diesseitiger  doch  nicht  leerer  Gegensätze  und  Fundamenten  gleich- 
sam mit  Gewalt  zu  erzwingen,  ja  sogar  vor  deren  Abthuung  zu  denen 
übrigen  Puncten,  nämlich  Demolition  deren  seit  und  gegen  denFriedenp- 
schluss  erbauten  Tschardaken  und  Festungswerke,  auch  Examinir- 
und Bestrafung  deren  hin  und  wieder  vielfältig  erklagten  Raubereien 
und  Mordthaten  ehender  nicht  schreiten  zu  wollen,  sich  verlauten 
lassen,  imd  zwar  noch  dazu  mit  Bedrohung  gefährlicher  Repressalien, 
also,  dass  man  diesfalls  zu  einer  positiven  Resolution  sich  gemüssigt 
sieht,  und  nachdem  befunden  worden,  dass  im  Ersten  respectu  des 
Casus  von  Durazzo  man  diesseits  allerdings  in  facto  et  modo  Unrecht 
habe  und  das  Anfangs  zu  Fiume  desshalben  übereilte  Constitutum 
unmöglich  behaupten  könne,  noch  einige  Hoffnung,  die  Porten  von 
ihrem  allzuklaren  Recht  jemalen  abstehen  zu  machen,  übrig,  hingegen 
eine  hohe  Nothwendigkeit  sei,  diesen  lapidem  offensionis  als  von 
welchem  sie,  Porten,  nach  Belieben  allezeit  einen  Prätext  zur  Ruptur 
haben  könnte,  gänzlich  aus  dem  Weg  zu  räumen;  wegen  Kecskemet 
aber  der  Casus  an  sich  selber  so  verwirrt,  auch  die  beiderseitigen 
Relationes  unter  sich  so  contrar  und  different  sind,  dass  man  unmög- 
lich daraus  zu  kommen  vermag,  ohne  durch  eine  vorhergehende 
genaue  Inquisition  die  speciem  facti  klar  zu  machen  und  darnach 
erkennen  zu  können,  wie  gross  eigentlich  der  Schaden  und  von  wem 
zugefügt  worden,  wer  daran  Schuld  habe,  auch  von  wem  und  was 
Mitteln  die  Satisfaction  zu  verschaffen;  so  haben  hierüber  Eingangs 
erwähnte  gehorsamste  Dcputirte  das  beste  Expediens  für  E.  k.  M. 
Dienste    erachtet,  den    ersten  Punct  von    Durazzo    iramediate    an    die 


')  In  den  Acten  niclit   vorlia.ii(leii. 


I 
I 


59 

Porten  zu  remittiren,  und  iliro  durcli  oberdeuten  Residenten  in  denen 
inhemerkten  Terminis  die  Restitution  des  corporis  delicti,  als  sowohl 
Ersetzung  in  billigem  Wertli  der  darauf  gewesten  authentisch-docirten 
Ladung  aus  purer  Generosität  amore  pacis  zu  ofFeriren  und  solches 
mit  Hülfe  deren  Mediatoren  alldorten  imzweifentlich  wohl  gelten  zu 
machen,  in  Hoffnung,  dass  nach  hierdurch  erlangter  favoi'ablen  Dis- 
position, wie  auch  Beistand  deren  neulich  allda  schon  gewonnenen 
Confidenten,  folgends  auch  die  noch  übrigen  Grenz-Differenzien  und 
zuvörderst  der  Punct  von  Kecskemet  (dafern  er  nach  obgedachter 
Inquisition  auf  der  Grenze  nicht  zu  vergleichen  wäre)  ebenmässig 
dahingezogen  und  alldorten  abgethan  können  werde  da  inmittels  die 
Coramissarien  ein  als  anderen  Weg  die  Demolitiones  und  Räuberei- 
Bestrafung  auf  der  Grenze  bewirken  sollen,  von  dem  fünften  Punct 
aber  der  prätendirten  neuen  Grenz-Rectification  in  Syrmien  absolut  zu 
abstrahiren  und  sich  in  Nichts  einzulassen  sei.  Alles  nach  Inhalt  obbe- 
melter  beider  Rescripte. 

So  jedoch  bei  E.  k.  M.  allergnädigster  fernerer  Resolution 
beruhen  thut  etc. 

Resolution   des  Kaisers : 

leli  thue  dieses  Referat  sammt  denen  gemachten  Aufsätzen  in  Allem 
approbiren. 

Joseph   m.  p. 

39. 

Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Wien,   22.  März  1708 '). 

Euer  königl.  Majestät  solle  hiemit  in  aller  Unterthänigkeit  erinnern, 
dass  diejenige  Unterredung  mit  den  Seepotenzen,  von  welcher  Dero- 
selben  bereits  ein  und  das  andere  Mal  allergehorsamste  Meldung 
gethan,  nun  seinen  Fortgang  haben  und  der  Duc  de  Marlborough 
schon  den  26.  dieses  im  Haag  anlangen  werde.  Ich  hätte  also  um 
diese  Zeit  gleichfalls  allda  schon  sein  sollen,  es  ist  aber  der  dessent- 
wegen hieher  abgeschickte  Courier  über  alles  Vermuthen  und  Ge- 
wohnheit um  etliche  Tage  später  angelangt,  dass  also  allererst  morgen, 
geliebts  Gott,  meine  Reise  dahin  antreten  und  mich  solchergestalt  be- 
schleunigen werde,  dass  die  Unterredung  umso  balder  bewerkt  werde, 
wobei  mir  dann  E.  königl.  M.  Allerhöchstes  Interesse  nach  meiner  treu- 
schuldigsten Pflicht  äussersten  Kräften  nach  angelegen  sein  lassen,  auch 
von  allem  dem,  was  abgehandelt  und  geschlossen  Avorden,  eine  ausführ- 
liche Relation  in  aller  Unterthänigkeit  überschicken  werde.  Womit  etc. 


1)  Kriegs-Ä,,  Spanien  1708;  Fase.  III.   11. 


60 


40. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Wien,  22.  März  1708 '). 

Der  Herr  Obrist  Graf  von  V  e  h  1  e  n  hat  mir  Euer  Excellenz  werthes 
Schreiben  vom  29.  passato  wohl  behändigt  und  ich  habe  daraus  gern 
ersehen,  dass  Ihnen  meine  vorigen  wohl  eingelaufen,  Dieselben  endlich 
zu  Kecrut-  und  Rimontirung  der  derortigen  5  Cavallerie-Regimenter 
70.000  Scudi  zusammengebracht,  dabei  aber  nicht  wüssten,  weilen  der 
Ueberrest  vor  Ende  Mai  nicht  fallen  werde,  ob  die  Officiere  die 
Rimont-  und  Recrutirung  nur  insoweit  als  obige  Summa  erkleckt, 
vollführen,  oder  aber  zu  dem  Supplemento  von  der  hiesigen  Kammer 
ein  Fundo  gegen  der  unfehlbaren  Wiederersetzung  ausgesucht  werden 
solle.  Ich  will  E.  E.  hierüber  unverhalten,  dass,  gleichwie  Ihnen  so  gut 
als  mir  der  Stand  des  hiesigen  Aerarii  bekannt,  also  auch  kein  Conto 
zu  machen  ist,  dass  durch  die  löbl.  Hofkammer  der  Ueberrest 
inzwischen  vorgeschossen  werden  könne.  Nachdem  aber  bei  schon 
so  weit  avancirter  Zeit  die  Officiere  auch  nur  um  die  obgedachte 
Summa  mit  denen  Recruten  und  Rimonten  zum  wirklichen  Abmarsch 
schwerlich  vor  dem  Majo  werden  fertig  sein  können,  so  glaubte  ich 
dass  mit  dem,  was  ein  jeder  jetzo  empfangen,  seine  völlige  Rimont- 
und  Recrutirung  wirklich  anfangen,  Mundirung,  Gewehr,  Sattelzeug 
und  Pferde  bestellen  und  wann  nur  E.  E.  den  Ueberrest  der  erfor- 
derlichen Rimessa  in  dem  Majo  verlässlich  und  unfehlbar  heraus 
remittiren,  sich  mit  Credit  solchergestalten  helfen  könnten,  dass,  wann 
sothaner  Ueberrest  per  Wechsel  ankommt,  auch  sie  mit  ihrer  Recrut- 
und  Rimontirung  fertig  sein  und  nichts  Anderes  zu  thun  haben  werden, 
als  den  gemachten  Credit  zu  bezahlen  und  einfolglich  den  Marsch 
insgesammt  anzutreten,  wo  inzwischen  ein  jeder  Officier  gleichwohl 
etwas  an  Rimonten  und  Recruten  wird  vorausschicken  können,  inmassen 
nicht  nöthig  ist,  mit  dem  völligen  Quanto  bis  zur  Einlangung  der 
letzten  Rimessa  zuzuwarten. 

Belangend  das  Partiaulare  von  E.  E.  selbsten,  sage  Deroselben 
schuldigen  Dank,  dass  Sie  fortan  Dero  Vertrauen  zu  mir  nehmen 
wollen,  gleich  Sie  sich  dann  auch  versichern  können,  dass  ich  Ihr  auf- 
richtig und  wahrer  Freund  sei.  Ich  will  mich  zwar  hierüber  auf  das- 
jenige beziehen,  was  ich  etwas  weitläufiger  in  dieser  Materie  mit 
Anfangs  gemeltem  Herrn  Obristen  von  Vehlen  mündlich  geredet 
habe,  dabei  aber  auch  melden,  dass  dieses  eine  Sache  ist,  welche  vor 
langer   Zeit    und    vor    meiner    Ankunft    dahier    schon    beschehen  sein 


1 


')  Kriegs-A.,  Neapel   mid  Sirilieii   1708-,  Fase.  III.  7. 


61 

müsse;  es  haben  aber  Ihre  kaiserl.  IMajestät  sich  erklärt,  hierüber  eine 
Conferenz  anzuordnen,  welche  vor  14  und  mehr  Tagen  schon  hätte 
beschehen  sollen,  die  ich  dann  meinesorts  bei  Deroselben  in  allweg 
pressiren  und  dabei  dasjenige  thun  werde,  was  zu  E.  E.  Behuf  ich 
immer  beitragen  kann. 

Wegen  Herausschickung  zweier  Regimenter  zu  Pferd  ist  es  bereits 
eine  resolvirte  und  E.  E.  Selbsten  intimirte  Sache.  Weilen  aber  diese 
mit  Ende  dieses  Monats  unfehlbar  aufbrechen  sollen  und  hiezu  Neu- 
burg und  Vehlen  beordert  sind,  so  wird  es  sich  schwerlich  ändern 
lassen;  man  wird  aber  schon  gedacht  sein,  wie  beide  benannte  Herren 
Generales  bei  der  erinnerten  Beschaffenheit  herausgezogen  werden 
können.  E.  E.  ersuche  ich  solchemnach,  obgedachte  beide  Regimenter 
nach  Empfang  dessen  ihren  Marsch  unweigerlich  antreten  zu  lassen; 
wie  und  auf  was  Weise  aber  derselbe  anzustellen  sei,  berufe  mich 
auf  dasjenige,  was  durch  das  löbl.  Hofkriegsraths-Mittel  und  durch  das 
hiesige  General-  an  das  darinnige  Commissariat  verfügt  worden. 

41. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Hannover,  3.  April  1708  ')• 

Nachdem  mit  Euer  kaisei  1.  Majestät  allergnädigsten  Befehlen  über 
die  mir  aufgetragenen  Geschäfte  den  26.  des  abgewichenen  Monats  Martii 
von  Wien  abgereist  bin,  langte  ich  gestern  Abends  dahier  an  und  über- 
reichte dem  Herrn  Churfürsten  das  mir  mitgegebene  allergnädigste  Cre- 
ditiv  mit  dem  Beisatz,  dass  nach  E.  k.  M.  Allerhöchstem  Willen  über  die 
vorseiende  Zusammenkunft  im  Haag  der  diesjährigen  Kriegs  Verfassung 
halber  von  demselben  seine  Gedanken  vorläufig  einholen  und  mit  Ihm 
Alles  verabreden  und  berathschlagen  sollte;  wie  ich  dann  auch  gesinnt 
bin,  mich  den  heutigen  Tag  über  zu  dem  Ende  hier  aufzuhalten  und 
meine  Reise  nichtsdestoweniger  oder  auf  den  Abend,  oder  in  der 
Nacht  wieder  fortzusetzen,  da  annebens  auch  heute  Früh  die  hollän- 
dische Post  augelangt  und  mit  selbiger  vielleicht  noch  eine  und  andere 
Materie  eingelaufen  sein  möchte,  worüber  ich  mit  gedachtem  Herrn 
Churfürsten  nothwendig  zu  reden  hätte.  Soviel  ich  aber  bereits 
erfahren,  so  melden  diese  Briefe,  dass  bei  Ablaufung  sothaner  Post 
man  die  Nachricht  gehabt  hätte,  dass  der  Byug  mit  seinen  Schiffen 
nur  etliche  Meilen  von  dem  Feind  gewesen  sei,  sonst  aber  in  England 
solche  gute  Veranstaltungen  angekehrt  wurden,  dass  man  in  voller 
Hoffnung  stehe,    es  werde  der  Krone  Frankreich    diesfälliges  Concept 


»)  Kriegs-A.,  Niederlaude   1708;  Fase.  XIII.   17. 


62 

ohne  Wirkung  ablaufen  und  zu  Wasser  gemacht  werden,  welches 
zwar  verhindert  hat,  dass  der  Duc  de  Marlborough  noch  nicht 
herüberkommen  können;  wie  aber  obige  Briefe  melden,  so  werde  er 
nichtsdestoweniger  demnächst  erwartet. 

Zu  Dresden  bin  ich  den  30.  obgedachten  Monats  Martii  zwischen 
4  und  5  Uhr  Abends  angekommen,  mich  aber  bei  dem  König  keine 
längere  Zeit  aufgehalten,  als  zur  Abwechselung  der  Postpferde  von- 
nöthen  war.  Dieser  versicherte  mich,  dass  er  die  3000  Pferde  in  das  römi- 
sche Reich  hergeben  wollte,  und  mau  dessen  für  gewiss  sein  könnte.  Der 
allda  anwesende  hannoversche  Minister,  Herr  Baron  E 1 1 z  aber,  welcher 
dieses  Werk  von  Seiten  seines  Principalen  pressirt,  hatte,  wie  mir  der 
Herr  Churfürst  selbst  sagte,  hicher  berichtet,  dass  diese  Herstellung  noch 
grossen  Schwierigkeiten  unterworfen  sei,  inmassen  gedachter  König 
über  den  Sold,  auch  die  Werbgelder  und  Rimonta  prätendire,  wozu 
aber  bekannter  Dinge  kein  Fundo  vorhanden  sei.  Ich  habe  mich  mit 
ihm  weiters  in  keinen  particularen  Discurs  eingelassen,  ausser  dass 
ich  demselben  zu  verstehen  gegeben,  weil  er  mit  Ende  dieses  oder 
Anfang  des  Monats  Mai  10.000  Pferde  im  Laude  beisammen  haben 
werde  und  schier  nicht  möglich  sein  könnte,  dass  die  Herstellung 
einer  so  zahlreichen  Reiterei  ohne  Dessein  sein  sollte,  wie  schädlich 
und  nachtheilig  es  der  gemeinsamen  Sache  fallen  würde,  zu  Fall  er 
bei  denen  gegenwärtigen  Zufällen  was  anfangen  möchte ;  worüber  mir 
ersagter  König  in  Antwort  widersetzte,  dass  er  nichts  zu  unternehmen 
gedächte,  was  E.  k.  M.  präjudicirlich  sei. 

Belangend  den  Herrn  Churfüsten  zu  Hannover,  habe  ich  den- 
selben nach  seinem  bekannten  Humor  ganz  kaltsinnig  gefunden,  sonst 
aber  nebst  der  Eröffnung  meiner  Commission  über  die  künftigen 
Üperationes  ihm  weiters  vorgestellt,  ob  nicht  demselben  gefallen  möchte, 
sich  selbst  in  den  Haag  zu  verfügen ;  worauf  er  mir  geantwortet, 
wann  er  wüsste,  dass  seine  Anwesenheit  allda  dem  gemeinen  Wesen 
zur  Beförderung  des  Hauptwerkes  was  fruchten  möchte,  er  willig 
und  parat  wäre,  sich  sogleich  dahin  zu  begeben,  und  erkenne  auch 
gar  wohl,  dass  keine  anderen,  als  die  beiden  projectirten  Operationes 
vorzunehmen  seien,  wäre  aber  versichert,  dass  zu  der  an  der  Mosel 
die  See-Potenzen  kein  Volk  hergeben  würden ;  bei  der  anderen  aber, 
als  ich  mehrberührten  Herrn  Churfürsten  von  der  Liste  der  Truppen 
am  Ober-Rhein  und  der  Recrutirung  redete,  sagte  er  mir,  dass  über 
die  bereits  vorhandenen  keine  mehreren  Völker  zu  verhoffen  seien, 
worüber  ich  ihm  rcplicirte,  dass  von  E.  k.  M.  ich  Befehl  hätte,  zu 
Fall  die  See-Potenzen  vorgemeldeter  beide  Operationen  halber,  das 
ist  an  der  Siosol  und  an  dem  Ober- Rhein,  auf  der  Negativa  beharren 


63 

sollten,  denselben  zu  sagen,  dass  sie  sieh  sogleich  zu  erklären  hätten, 
was  sie  dann  bei  solcher  Beschaffenheit  ihres  Orts  für  eine  Operation 
vorzunehmen  gedächten,  damit  nicht  die  Campagne  abermals  fruchtlos 
verstreiche,  wie  es  verwichenes  Jahr  erfolgt  sei. 

In  diesen  terminis  nun  bin  ich  mit  dem  Herrn  Churfürsten 
geblieben  und  habe  meine  allerunterthänigste  Schuldigkeit  zu  sein  er- 
achtet, E.  k.  M,  hievon  gegenwärtige  Nachricht  einzusenden  und  mich 
anbei  etc. 

42. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Haag",  12.  April  1708  *)• 

Gleichwie  ich  Euer  kaiserl.  Majestät  aus  Hannover  unterm  3.  d.  ^l. 
allergehorsamst  relationirt,  dass  ich  mich  zwar  selbigen  Tag  über 
allda  darum  aufhalten  werde,  um  nicht  nur  nach  Deroselben  Aller- 
höchstem Befehl  mich  mit  dem  Herrn  Churfürsten  über  die  mir  alier- 
gnädigst  aufgetragene  Commission  zu  unterreden,  sondern  zu  Fall 
auch  mit  der  damals  angelangten  holländischen  Post  eine  und  andere 
Materie  eingelaufen  sein  würde,  worüber  ich  mich  gleichfalls  mit 
besagtem  Herrn  Churfürsten  zu  vernehmen  hätte,  es  unter  einsten  zu 
bewerken  und  sodann  noch  selbige  Nacht  meine  Reise  hinwiederum 
fortzusetzen;  als  hatte  ich  es  auch  also  bewerkt  und  habe  ich  über 
dasjenige,  was  in  obgemeldeten  meinem  allergehorsamsten  Schreiben 
E.  k.  M.  der  zwischen  mehrwiederholtem  Herrn  Churfürsten  und  mir 
gepflogenen  Unterredung  halber  und  sonst  allerunterthänigst  berichtet, 
weiters  nichts  allergehorsamst  beizurücken. 

Ich  beförderte  solchemnach  meine  Reise  so  schleunig,  als  ich 
konnte,  und  langte  vorgestern  Früh  zwischen  6  und  7  Uhr  dahier  an, 
allwo  ich  den  Grafen  von  Gallas  auch  antraf  und  demselben  sowohl, 
als  dem  von  Heems  E.  k.  M.  mir  allergnädigst  mitgegebene  zwei 
Schreiben  sogleich  behändigte,  anbei  aber  für  Dero  Allerhöchsten 
Dienst  zu  sein  befand  —  da  gedachter  Herr  Graf  von  Gallas  eben 
in  procinctu  war,  von  hier  hinüber  zu  gehen  und  zu  dem  Ende  sein 
Convoi  angelangt,  auch  der  Wind  gut  war  —  denselben  dahier  auf- 
zuhalten, auf  dass  er  von  Allem  vollkommene  Information  überkommen 
und  mithin  auch  in  seiner  aufhabenden  Commission  umso  besser  für 
sich  gehen  möge,  so  sich  sonst,  wenn  er  seine  Reise  fortgesetzt  und 
hinüberpassirt  wäre,  durch  Schreiben  und  Briefwechsel  niemalen  so 
gut,  als  wenn  er  selbst  gegenwärtig  ist,  würde  haben  thun  und  bewerken 
lassen. 


1)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  18. 


64 

Etliche  wenige  Stunden  nach  meiner  Ankunft  aber  und  sobald 
als  nur  die  Predigt  vorbei  war,  bin  ich  ohne  weitere  Ceremonie 
nüt  dem  von  Heems  zu  dem  Pensionär io  gefahren  und  habe 
denselben  nach  Ablegung  des  gewöhnlichen  Compliments  generaliter 
die  Ursachen  meiner  Anheroreise  beigebracht,  auch  gesagt,  dass  an 
die  Herren  Staaten  ich  ein  Schreiben  mithätte,  so  aber  erst  damalen 
überreicht  werden  würde,  wann  der  Duc  de  Marlborough  allhier 
angekommen  sein  und  mithin  man  anfangen  werde,  von  denen  AfFairen 
zu  reden.  Man  hatte  auch  weiters  geglaubt,  nicht  nöthig  zu  sein,  dass  ich 
es  selbst  übergebe,  sondern  dass  es  durch  den  von  Heems  bestellt 
und  abgelegt  werden  könnte.  Es  geschehe  aber,  wie  es  wolle,  so  werde 
vor  Allem  dahin  gedacht  sein,  damit  keine  Difiicultiit  dabei  unterlaufe- 

Durch  Briefe  vom  3.  dieses,  welche  gestern  aus  England  her- 
übergekommen, hat  man,  dass  ersagter  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  ver- 
gangenen Freitag  den  6.  dieses  wirklich  hätte  abfahren  sollen,  mithin 
erwartet  man  zwar  denselben  dahier  alle  Stund.  Mir  ist  aber  inzwischen 
gleichwohl  leid,  dass  ich  ein-  und  andere  Tage  dahier  fruchtlos  zubringe 
und  andurch  meine  Rückreise  retardiren  müsse. 

Uebrigens  haben  die  Herren  General-Staaten  den  Grafen  Noyelles 
aus  Catalonien  bereits  abgerufen,  womit  dann  der  seinetwegen  in  der 
mir  allergnädigst  ertheilten  Ordre  zuletzt  annectirte  Punct  von  selbst 
cessiren  thut,  und  ich  werde  weiters  nicht  ermangeln,  darob  zu  sein, 
auf  dass  die  gesammten  allda  zu  stehen  kommenden  alliirten  Truppen 
dahin  angewiesen  werden,  dass  sie  nach  Ihre  königl.  katholischen 
Majestät  immediate  des  Feldmarschalls  Grafen  Guido  von  Starhem- 
b  e  r  g  Befehl  unterstehen  sollten. 

Alswie  ich  dann  hievon  sowohl,  als  sonst  mit  dem  Pensionario, 
als  dieser  gestern  Nachmittag  selbst  zu  mir  kommen,  präliminaliter  zu 
reden  anfing,  und  ob  gar  raisonable  fände,  dahero  glaube  deshalb, 
soviel  das  Commando  angeht,  keine  Difficultät  sein  dürfte,  wenn  nur 
die  alliirten  Generales  in  ihrer  detaille  i^V)  blieben,  da  sie  die  Dis- 
positiones  unter  ihre  Truppen  zu  machen  pflegen  und  den  comman- 
direnden  Generalen  allein,  als  das  Obercommando,  zukommt,  gleich 
es  mit  mir,  dem  Duc  de  Marlborough  und  zwischen  den  alliirten 
Truppen  also  zu  geschehen  pfleget  und  gehalten  wird. 

Der  von  Heems  hat  dann  berichtet,  dass  von  England  anstatt 
des  Rivers  der  von  Stanhope  nach  gedachtem  Catalonien  abge- 
schickt werde,  um  nicht  nur  als  Gesandter  allda  dem  Feldzug  beizu- 
wohnen, sondern  unter  einsten  auch  die  dortigen  Truppen  von  dieser 
Krone  zu  comraandiren,  welcher  mit  wiederholtem  Duc  de  Marl- 
borough gleichfalls  herüberkommen  soll. 


65 

Dieses  ist  nun  Alles,  so  E.  k.  M.  ich  hiemit  alleruntertliänigst 
berichten  sollen.  Dieselbe  allergchorsamst  versichernd,  dass  die  mir 
aufgetragene  Coramission ,  insoweit  es  die  Möglichkeit  zulässt  und 
meine  Pflicht  erfordert,  zu  E.  k.  M.  allergnädigstcm  Gefallen  anzu- 
gehen und  auszuführen  auf  das  Eifrigste  angelegen  sein  lassen,  auch 
mich  solchergestalt  beschleunigen  werde,  dass  auf  das  Baldigste  wiederum 
zurückkehren  und  mit  Ablegung  einer  vollkommenen  allergehorsamsten 
Relation  zu  E.  k.  M.  Füssen  mich  in  allerunterthänigster  Submission 
werfen  möge ;  zuvörderst  aber  würde  auf  alle  Weise  sehen,  den  Duc 
de  M  a  r  1  b  0  r  0  u  g  h  dahin  zu  bringen,  dass  er  nicht  mehr  in  England 
zurückgehen,  sondern  bis  zum  Augang  des  Feldzuges  hier  verbleiben 
möchte. 

43. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Haag,  17.  April  1708')- 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  unterm  12.  dieses  unter  Andern 
allergchorsamst  berichtet,  dass  ich  den  10.  detto  dahier  angelangt,  der 
Duc  de  Marlborough  aber  den  6.  ejusdem  aus  England  wirklich 
hätte  abfahren  sollen  und  mithin  alle  Stund  erwartet  werde,  auch 
dass  ich  das  mir  mitgegebene  allergnädigste  Schreiben  an  die  Herren 
Staaten,  aus  denen  damalen  erinnerten  Ursachen,  noch  nicht  über- 
reicht habe,  weilen  man  geglaubt,  damit  zuzuwarten,  bis  man  von  den 
AflFairen  zu  reden  und  zu  handeln  anfangen  werde,  annebens  nicht 
nöthig  zu  sein,  dass  ich  es  selbsten  übergebe,  sondern  dass  es  durch 
den  von  Heems  abgelegt  werden  könnte. 

Seither  nun  war  ersagter  Duc  dahier  angekommen,  worauf  ich 
sogleich  obgemeltes  E.  k.  M.  an  die  Herren  Staaten  lautendes  alier- 
gnädigstes  Schreiben  selbsten  überreicht  und  zu  diesem  Ende  mich 
damit  zu  dem  Wochen-Präsidenten,  wie  man  ihn  nennt,  begeben, 
inmassen  es  nach  der  darüber  eingezogenen  näheren  Nachricht  also 
gewöhnlich,  .  auch  vorgemelter  Duc  de  Marlborough  selbsten  in 
derlei  Fällen  es  auf  gleiche  Weise  zu  observiren  pflegt.  Um  damit 
aber  diese  Leute  nicht  glauben  möchten,  als  ob  man  denenselben  etwas 
hintcrhalten  wollte,  so  habe  ich  unermangelt,  mich  in  ihre  Versamm- 
lung zu  verfügen,  ihnen  aber  nur  generaliter  von  denjenigen  Puncten 
etwas  zu  reden,  welche  von  keiner  besonderen  Consequenz  oder  Geheim- 
nuss  waren;  nach  der  Hand  aber,  und  da  alles  dieses  beschehen,  trat 
ich  mit  dem  Duc  de  Marlborough  und  dem  Pensionario  in  eine 
nähere  Unterredung,  welche  für  gut  befunden  hatten,  künftighin,  theils 


«)   Kriegs-A.,  Niederlaude   1708;   Fase.   IV.  3. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  11.  Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.      O 


66 

um  denen  Staaten,  als  ob  man  ihnen  was  verbergen  wollte,  alle  Jalousie 
aus  dem  Weg  zu  räumeu,  theils  weilen  es  der  Pensionarius  selbsten 
allein  nicht  auf  sich  nehmen  wollte,  auch  Ein  und  Andere  vom  Staat 
in  die  weiteren  Verhandlungen  zu  berufen  und  beizuziehen,  und  zwar 
nämlich  den  Mr.  H  o  p  e,  Graf  Rechteren  und  den  von  S  c  h  1  a  n  g  e  r- 
1  a  n  d  t. 

Ich  redete  solchemnach  vor  Anderm  von  der  spanischen  Sache 
und  wurde  dabei  obligirt,  des  dahin  vermeinenden  Succurses  halber 
die  in  copia  hiebeigehende  schriftliche  Erklärung  von  mir  zu  geben  *). 
Was  ich  aber  hievon  noch  in  meiner  Anwesenheit  zu  Wien  allezeit 
befürchtet  habe,  das  hat  sich  nunmehr  in  dem  Werk  gezeigt,  nachdem 
der  Duc    de  Marlborough    im    Vertrauen    sich    vermerken    lassen, 


*)  Siehe  die  folgende  Beila<^e  A. 

Beilage  A. 

Evkläiuug    des    Prinzen    Eugen    von   Savoyen   an   den  Duc    de 
Marlborough   und  die  General-Staaten.  Haag,  14.  April   1 708  ^). 

Sa  Mtte  la  Reine  d'Angleterre  et  MMssrs  les  Etats  generaux  ayant 
sollicite  plusieurs  fois  par  ecrit  et  de  bouche  par  leurB  Miuistres  S.  M.  I. 
d'envoyer  un  corps  considerable  de  Ses  troupes  en  Espagne,  Sa  dite  Mtte,  qui 
ne  cherche  eu  toutes  les  occasions  que  complaire  k  Ses  allies  en  tout  ce 
qui  peut  etre  humainement  possible,  m'a  ordonne  de  declarer,  que  malgrc 
les  grands  engagenients  oü  Elle  se  trouve,  qui  ne  sont  que  trop  connus  ä 
Ses  allies,  Elle  s'est  resolue  d'y  envoyer  outre  les  3000  hoinmes  qu'P^lle  a 
dejk  accorde  au  Roy  Son  fröre,  et  les  1200  Milauois,  5  autres  mille  hommes, 
ä  savoir   4000  hommes   de   pied   et    1000    chevaux   aux   conditions  suivantes : 

1"  que  S.  M.  I.  daus  ces  conjonctures  ne  pouvaut  se  dcfairc  d'un 
nombre  si  considerable  de  troupes  sans  les  remplacer  aussitöt,  Ton  lui 
donnera   cent   ecus   par   cavalier   et   35   par  fantassin. 

2°  qu'en  cas  que  les  allies  trouvent  des  difficultes  de  donncr  cette 
somme,  S.  M.  I.  se  contentera  qu'on  lui  donne  un  pareil  nombre  de 
troupes,  lesquelles  seront  ä  Sa  disposition  jusqu'ti  la  paix  pour  s'en  sorvir 
dans  l'Empire,  k  coinpte  des  troupes  qu'Elle  y  doit  avoir,  S.  M.  I.  etant 
oblige  d'avoir  un  corps  de  24  ou  25  mille  hommes  en  Lombardie,  pres- 
qu'autant  en  Empire,  un  troisieme  k  Naples,  qu'on  ne  peut  diminuer  avant 
n'avoir  resolu  ce  qu'on  veut  faire  en  Sicilie,  une  guerre  aussi  considerable 
dans  Ses  propres  pays,  dont  pas  un  n'est  exempt,  sans  parier  des  autres 
troubles,  dont  ses  frontiers  pourraient  etre  menacees,  tant  de  cötc  de  Polonie, 
que  de  Turquie.  Elle  espere,  que  S.  M.  la  Reine  d'Angleterre  et  MMssrs  les 
Etats  generaux  seront  d'autant  plus  persuades,  qu'Elle  prefere  en  cette  occa- 
sion  les  avantages  de  la  cause  commune  k  sa  propre  sürete,  y  ayant  peu 
d'exeraple  qu'un  prince  partageant  la  plus  grande  partie  de  ses  troupes  dans 
tant  de  pays  diff6rents  et  si  eloignes,  quaud  il  est  attaque  dans  ses  propres 
etats   et   meme  jusqu'ä  sa  residencc. 

»;  Kriegs- A.,  Niederlande  1708;  Fase.   IV.  art  3. 


67 

man  wäre  nur  wegen  des  Parlaments  bemüssigt  gewesen,  von  E.  k.  M. 
diesen  Succurs  zu  begehren,  weilen  man  nicht  geglaubt  hätte,  dass 
Sie  darein  allergnädigst  consentiren  könnten. 

Solchemnaeh  hat  man  mit  dem  von  Stanhope,  welcher  meinem 
unterm  12.  dieses  eingeschickten  allerunterthänigsten  Bericht  nach, 
anstatt  des  Rivers  nacher  Catalonien  destinirt  worden  und  mit  dem 
Duc  de  M  a  r  1  b  0  r  o  u  g  h  herüberkommen  und  von  dem  spanischen 
Wesen  grosse  Wissenschaft  besitzt,  die  Sache  mehrers  examinirt. 
Dieser  nun  war  der  Meinung,  wann  jetzo  nebst  dem  Hcrbeville'schen 
Regiment  die  churpfälzische  Cavallerie  hinübergeht,  dass  man  sodann 
an  Reiterei  dermalen  genug  haben  werde,  ja  mit  einem  Mehr  er  em 
nicht  wüsste,  was  man  thun  sollte,  bis  und  solange  nicht  die  dortige 
Armee  in  einen  anderen  Stand  gekommen  sei;  bei  welchem  man  es 
auch  also  gelassen,  einfolglich  nur  allein  auf  die  4000  Mann  zu  Fuss 
angetragen  und  selbe  begehrt  hat,  wogegen  ich  meiner  diesfalls  ge- 
thanen  und  oben  aunectirten  Erklärung  inhaerirt,  und  bin  einfolglich 
auf  die  ausgeworfenen  und  verlangten  35  Thaler  für  jeden  Mann 
geblieben.  Der  Duc  de  Marlborough  fertigte  hierauf  einen  Courier 
nach  England  ab,  um  von  der  Königin  die  weitere  Resolution  darüber 
einzuholen,  sagte  aber  dabei,  es  dürfte  wenig  oder  vielleicht  gar  nichts 
zu  hoffen  sein,  wovon  er  innerhalb  8  Tagen  eine  positive  Antwort 
werde  geben  können. 

Meinerseits  habe  ich  zwar  nicht  ermangelt,  Alles  was  möglich 
war,  zu  repräsentireu  und  mit  mehrerer  Weitläufigkeit  vorzustellen, 
welchergestalten  E.  k.  M.  sich  von  Truppen  nicht  entblössen  und 
den  spanischen  Krieg  nicht  auf  sich  laden  könnten,  gleich  es  auch 
wider  den  Tratact  wäre,  nachdem  die  See-Potenzen  denselben  völlig 
auf  sich  genommen  haben,  also  dass  E.  k.  M.,  diese  4000  Mann  hin- 
wiederum zu  ersetzen,  die  Gelder  absolut  haben  müssten,  und  ob- 
schon  keine  Apparenz  wäre,  die  dagegen  neu  aufrichtenden  Regi- 
menter für  gegenwärtige  Campagne  im  Stand  zu  haben,  so  würden  sie 
doch  für  die  künftige  dienen  und  E.  k.  M.  eine  gute  Erleichterung 
Ihres  im  Reich  zu  stellen  habenden  Contingents  geben  können,  mit 
der  Anführung  mehr  anderer  triftigen  Ursachen,  die  ich  hiebeizu- 
rücken  ihrer  Weitläufigkeit  halber,  theils  auch  darum  unterlasse, 
weilen  hievon  E.  k.  M.  nach  meiner  Zurückkunft  eine  ausführliche 
Information  allergehorsamst  abstatten  werde. 

Man  hat  zwar  und  insonderheit  der  Duc  de  Marlborough 
diese  meine  Remonstrationen  gar  wohl  capirt,  allein  sobald  als  es  nur 
auf  die  Mittel  ankommt,  so  ist  nichts  vorhanden,  alswie  man  mir  dann 
replicirt,  man  wollte   zwar  wohl    sehen,    eine    andere  Anzahl  Truppen 

5* 


68 

zu  finden ,  welche  E.  k.  M.  anstatt  der  obigen  haben  könnten ; 
allein  müssten  Sie  es  auch  selbsten  bezahlen,  weilen  England  neben 
melirgemeldeten  nacher  Spanien  abschickenden  Völkern  unter  einsten 
auch  nicht  eine  andere  gleiche  Anzahl  in  dem  römischen  Reich  und 
mithin  anstatt  5000  oder  4000  Mann,  10.000  oder  8000  Mann  bezahlen 
und  unterhalten  könnte.  Vonnöthen  ist  es  dannenhero  in  allweg,  dass 
E.  k.  M,  allergnädigst  geruhen  wollten ,  hierüber  eine  schleunige 
Resolution  zu  fassen  und  Dero  Allerhöchste  Befehle  auszustellen,  was 
hierinfalls  zu  thun  sei,  mit  welchen  sogleich  ein  Courier  nach  der 
Lombardie  und  Napoli  (Neapel)  expedirt  werden  müsste,  im  Falle 
dass  E.  k.  M.  bei  dieser  Proposition  allergnädigst  beruheten,  und 
die  Infiinterie  allein  hinübergeschickt  würde ;  weilen  Deroselben  aller- 
gnädigst wissend  ist,  dass  der  Feldmarschall  Graf  Guido  von  Star- 
hemberg  die  Ordre  wirklich  mitgenommen  hat,  damit  mit  der 
anbefohlenen  Herausziehung  der  12  Compagnien  von  den  in  beiden 
Landen  befindlichen  Cavallerie-Regimentern  und  Formirung  des  ver- 
meinten Regiments  ein-  und  bis  weitere  Ordre  zurückgehalten,  folgsam 
sie  anjctzo  in  Spanien  nicht  abgeschickt  werden  sollen,  weilen  die 
Ersetzung  derselben  von  hier  aus  nicht  zu  hoffen,  sonsten  aber,  wann 
es  über  kurz  oder  lang  geschlossen  und  beliebt  würde,  noch  allezeit 
nachgeschickt  werden  könnten. 

Was  ich  hiernächst  wegen  Bezahlung  jetztbesagter  in  Catalonien 
stehenden  und  weiters  dahin  abgehenden  Regimenter  dahier  richtig 
gemacht  und  daraufhin  zu  Papier  gebracht,  auch  hiernächst  auf  meine 
Puncte  schriftlich  geantwortet  worden,  das  lege  E,  k.  M.  zu  Dero 
allergnädigsten  Wissenschaft  hiebe!  *)  und  von   dem  ersten  gebe  unter 

')  In  den  Acten  nur  die  folgende  Convention  vorhanden: 
Convention*). 

Comme  le  mallicur  de  la  bataille  donnee  k  Almansa  a  rcduit  les 
aflFaires  en  Espagne  h  un  tel  point,  que  sans  un  prompt  secours  de  troupes 
Sa  Majeste  Catholique  pourrait  se  voir  röduite  ä  la  fatale  necessite  de 
(juitter  la  Catalogne,  et  ce  secours  ne  pouvant  se  trouver  si  facilement 
que  par  un  prompt  transport  d'uue  i^artie  de  Celles  de  S.  M.  I.  en  Italic, 
il  est  convenu  pour  ce  sujet  par  les  soussignes  autorises  ;i  cet  effet  des 
conditions   suivantes : 

1.  Que  S.  M.  I.  donncra  un  corps  de  quatre  mille  fantassins  de 
Ses  troupes  a  prdsent  en  Italic,  bicn  armes  et  habilles,  qui  sei'ont  trans- 
portes  au  plutot  du  port  de  Vado,  ou  du  voisinage,  en  Catalogne  aux 
frais   de  S.  M.   la  Reine  de  la  G-rande-Bretagne. 

2.  Que  le  dit  corps  de  troupes  sera  entretenu  aux  depens  de  la  dite 
Majestö  du  jour  de  leur  embarqucment,  moyennant  un  rabat  raisonnable  pour 
les   provisions    qui    leur    seront     fournies   pendant    qu'ils   seront   a   bord,    de   la 

*)  KriegsA.,  Spanien   1708;   Fase.   IV.  !>. 


69 

einsten  auch  Ihro  königl.  Majestät  und  gedachtem  Doro  Feldmarschall 
Grafen  Guido  von  Starhemberg  zu  seiner  weiteren  Richtung  die 
erforderliche  Nachricht. 

Sonsten  hat  man  hier  Kundschaften,  dass  der  Feind  seine  völlige 
Macht  gegen  Portugal  wende,  woi'über  man  dahier  sehr  embarrassirt 
ist.  Bei  dieser  Beschaffenheit  habe  ich  auf  alle  Weise  pressirt,  eine 
mehrere  Anzahl  Truppen  dahin  zu  schicken.  Man  gab  mir  aber  zur 
Antwort,  dass  bereits  mit  dem  Admiral  L  e  a  k  e  zwei  Bataillone  hinüber- 
geschickt wären ;  eine  grössere  Anzahl  für  die  gegenwärtige  oder 
Frühlings  -  Campagne  hineinzusenden,  sei  nicht  möglich,  weilen  die 
englischen  Bataillone,  die  sehr  ruinirt  seien,  noch  nicht  ergänzt  und 
erst  gegen  den  Juni  im  Stande  sein  werden ;  man  wolle  aber  hin- 
gegen im  Monat  Augusto  für  die  andere  Campagne  besser  angreifen 
und  Mehreres  dort  abschicken.  Inzwischen  müsste  man  sich  dahero 
behelfen,  so  gut  man  vermöchte  und  die  Kräfte  zulassen  thäten,  weil 
die  Saison  zu  weit  avancirt  und  weder  Schiffe,  noch  Truppen  jetzt- 
besagtermassen  im  Stande  seien,  wobei  man  zuvörderst  hoch  angezogen, 
dass  ungeachtet  der  Franzosen  gegen  Schottland  vorgenommenen 
Mouvements  man  nichtsdestoweniger  den  Admiral  Leake  nicht  auf- 
gehalten, sondern  vielmehr  befohlen  habe,  seinen  Lauf  nach  der  ihm 
vorhin  ertheilten  Ordre  fortzusetzen,  um  damit  man  sehen  und  erkennen 
möge,  mit  was  Lieb  Ihre  Majestät  die  Königin  der  spanischen  Sache 
beigethan  und  wie  Sie  derselben  Nutzen  Ihrem  eigenen  Interesse 
vorziehen  thäten. 

Der  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  aber  setzte  über  obige  Ursachen 
noch  hinzu  und  sagte  mir  es  im  höchsten  Vertrauen,  dass  die  Intention 


meme    maniere   que    sont    payees   les   troixpes    de   l'etat   en   Esj^agne,    et  joiii- 
ront  pareillement   des   memes   douceurs. 

3.  Que  S.  M.  la  Reine  aura  soiu  que  le  dit  corps  d'infauterie  re^oive 
leur  paye   regulierement   tous   les   mois   selon   les   efFectives. 

4.  La  Reine  s'oblige  de  fournir  k  rEmpereur  de  que  rembarquement 
sera  fait  pour  le  remplacement  de  ee  corps  en  Italie  la  somme  de  vingt 
ecus  par  homme  pour  tous  les  factionnaires  effectifs,  qui  auront  ete  mis 
k  bord,  moyenant  laquelle  somme  S.  M.  I.  s'engage  de  lever  un  nouvel 
corps  de  quatre  mille  fatassins,  et  de  les  avoir  complets,  habilles,  armes 
et  en  etat  de  Service  au  bout  de  quatre  mois  apres  la  recepte  de  la  dite 
somme,   ou   argent   de   levee. 

En  dernier  lieu,  en  cas  que  le  dit  corps  de  quatre  mille  factionnaires 
ne  füt  pas  complet  au  premier  embarquement,  k  mesure  qu'il  arrivera  en 
Catalogne  des  recrues  pour  completer  le  dit  corps,  S.  M.  la  Reine  s'engage 
aussi  de  payer  les  vingt  ecus  pour  les  dites  recrues,  jusqu'a  la  concurrence 
de  quatre  mille  eflfectives.  Ainsi  accorde  de  part  et  d'autre  a  la  Haye  ce 
quatorzieme  jour   du    mois    d'Avril    1708. 


70 

sei,  in  England  die  vorangezogenen  Bataillone  auf  5000  bis  6000  Mann 
mit  etwas  Cavallerie  in  Stand  zu  richten  und  damit  fi:e<ren  die  fran- 
zösischen  Küsten  zu  operiren,  sodann  aber  dieselben  gegen  den  Augusto 
in  Portugal  abzuschicken. 

Belangend  sodann  das  andere  spanische  Project,  werde  E.  k.  M. 
mündlich  darüber  in  aller  Unterthänigkeit  referiren,  wie  weit  man 
darin  gekommen  und  mit  dem  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  geblieben  sei. 

Soviel  aber  weiters  die  Operationes  angeht,  hat  man  endlich 
nach  etlichen  Unterredungen  beigehendes  Project  verfasst ').  Die  dabei 

•)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  25: 

Pr  oje  t. 

Apres  avoir  conf^re  sur  les  Operations  k  faire  ponr  la  campague  de 
I'auuee  1708,  l'ou  est  en  premier  lieu  unanimement  tombe  cl'accord  qii'ou  croyait 
ipie  pour  le  bien  de  la  cause  commune  11  serait  utile  que  des  deux  armees, 
a  savoir  c'elle  de  l'Allemagne  et  des  Pays-bas,  Von  Format  une  troisieme  armee; 
sur  quoi  ayant  ete  mis  en  deliberation  en  second  lieu,  dans  quel  eudroit  on 
ci'ut  que  la  dite  armee  put  agir  avec  le  plus  d'apparence  de  succes  et  au 
quel  nombi-e  de  troupes  11  la  faudra  fixer:  l'on  est  convenu  de  meme  que 
pour  plusieurs  raisons  alleguees  l'on  jugeait  que  l'endroit  de  la  Moselle  etait 
le  plus  propre  et  qu'il  la  fallait  fixer  du  moins  au  nombre  de  quarante  mille 
hommes,  en  prenant  pour  cet  effet  de  l'armee  de  l'Empire,  comme  il  est 
marque  sur  la  liste  de  littera  A,  et  suppleant  le  reste  d'ailleurs,  et  que  pour 
le  commandement  de  la  dite  armöe  l'on  düt  rechercher  le  Prince  Eugene  de 
Savoye  h  sen  vouloir  charger,  que  de  cette  maniere  Son  Altesse  Electorale 
de  B  r  un  s  vi  c  -  L  u  n  eb  0  u  r  g  garderait  eucore  une  armee  au-delä  de  quarante 
mille  hommes  et  que  celle  aux  Pays-bas  ne  serait  pas  aussi  trop  affaiblie  h 
pouvoir  agir,  l'une  et  l'autre  selon  les  occurences  off'ensivement,  et  qu'alors 
S.  A.  E.  de  Brunsvic-Lunebourg  garderait  encore  sous  ses  ordres  les 
troupes    marquees  sur  la   liste   ci-jointe  sub   littera  B, 

Littei-a  A. 

Liste   des   t  r  o  u  p  e  s  q  u  i  d  o  i  v  e  n  t  c  o  m  p  o  s  e  r  l'a  r  m  e  e  d  e  1  a  M  o  s  e  1 1  e. 

Infanterie  :  Cavalerie : 

Du  regt,   de    Bade-Bade   im-                       Merey 1000 

perial 1300      Lobkowitz       1000 

le  reste  demeurera  en  Garnison                      Fels-Dragons        1000 

Thüngen   ad   idem      ....        1300       Reising 1000 

Würzbourg   imperial       .     .     .        3200       Pälffy 1000 

Palatins,  infanterie  et  cavalerie     10000       Falkenstein 1000 

15800       Houssards   un   regiment  .     ,     .  600 

Hessois  10400.  6600 
.Saxons        4400. 

Le  reste  jus(ju(!s  k  quarante  mille  hommes  ä  suppleer  des  troupes  de 
l'Empire. 


71 


befindliche  Lista  aber  ist  etwas  confus,  weilen  es  der  Graf  Rechteren 
Selbsten    haben    machen  wollen    und  ich    auch    umsomehr    zugelassen 

Litt^ra  B. 
Liste   d  (!  s   t  r  o  u  p  e  s  q  u  i  d  o  i  v  e  n  t  c  o  m  p  o  s  e  r  l'a  r  m  ^  e  du  H  a  u  t  -  R  h  i  n. 

Cavalerie : 
Princc      h^reditaire       de 

Württemberg       ...    3   escadrons 
Oettingeii-Dragons       .     .    3  „ 

Fugger 3  „ 


Infanterie  : 
Le   cercle   de  Souabe   , 

Bade-Bade 

Enzberg 2 

Bade-Durlach   ....      2 

Roth 2 

Reischach 2 


2    bataillons 


Nota:   Le   corps   ci-dessus   fait   dix    niilles   liomines. 

L  e   d  u  c    de   W  ü  r  1 1  e  m  b  e  r  g   s  u  r   1  a   s  o  1  d  e   de   l'e  t  a  t. 
Infanterie :  Cavalerie : 


Gardes   Württemberg       .     .     .      1000       Helmstedt 

Sternfeld 1200 

Hermann 1200 


4   escadrons    600 


3400 

Nota:   Le   corps   de   Württemberg   au   service   de   l'etat   fait  ([uatre  mille 
hommes. 

Cavalerie  : 
Gardes     de    Würt- 
temberg k  cheval    1     escadron     120 
Gardes     de    Würt- 
temberg    Grena- 
diers     ....      1  „  120 
2    escadrons    240 


L  e   cercle   de   F  r  a  n  c  o  n  i  e. 


Infanterie : 

Helmstedt  . 

.     .      2   bataillons    2074 

Bavreutli 

Erifa       .     . 

.    .     2           „           20G4 

Bibra-Dri 

.Boyneburg 

.    .     2           „           2035 

Uten   .     .     . 

1000 

Grenadiers 

456 

Cavalerie : 

5    escadrons      957 

s  5  „  955 

10   escadrons    1912 


7629 
Infanterie : 
Hohenzollern 
Jahnus 
Dalberg 
Dugger   (Fugger  oder   Tucher?) 

Nota:  Ces  quatres  bataillons  fönt  trois  mille  hommes  et  pourvu  qu'on 
donne  quelque  douceur  raisonnable  au  dit  cercle,  il  ne  les  laissera  pas  seule- 
ment   agir,   mais  les   augmentera  j'usqu'ä   quatre  mille  hommes. 


72 

habe,  als  es  mit  der    meinigen  in  der  Zahl    allerdings    übereinstimmt. 
Man    hat    hiebei    resolvirt,    dass    der  Duo    de    Marlborough    nicht 

Le   cercle   du   Haut -Rh  in. 

Infanterie :  Cavalerie : 

Nassau-Weilbourg     .     .  "2  bataillons       Nassau  -  Weilbourg     2    escadrons    300 

Saxons       .....  2  J^ 

Hoffmann  (^Darmstadt)  .  2  „ 

Nota:    Les   Etats   du    cercle  du  II.iut-Rliin  ont  promis  que    leur  infanterie 
serait    de   4400   hommcs   et   de   300   chevaux. 

Le   cercle   de   Westplialie. 

Infanterie :  Cavalerie : 

Sinunern  ....      1     bataillon     800       Nagel       ....      3    escadrons      443 

Wenningen-Drag.     2  „  407 

Hachenbourg     .  1 

Westerwald  .     .   J    ^  "  ^^^ 

8    escadrons    1363 
L'E  1  e  c  t  e  u  r   de   M  a  y  e  n  c  e. 

Infanterie : 
Leyen     ....      2   bataillons    1200 
Elz 1  „  600 

Tsoo 

L'E  1  e  c  t  e  u  r   de   B  r  u  n  s  v  i  c  -  L  u  n  e  b  o  u  r  g. 

Infanterie :  Cavalerie : 

Plinkenstrom 700       5    escadrons   conter   ad      .     .     .      750 

Hodenberg 700 

Schratteubacb 800 

Haerstal 700 

'  2900 

Wolfenbüttel. 

Infanterie :  . 

Bevern        ....      1    bataillon    6G5 

Saxe- Weimar   et   Eise  nach. 

Infanterie : 
Uliarisch    (UsslarV) 195 

L  e   U  o  i    de   P  r  u  s  s  e. 

Cavalerie : 

Wartensleben       .      3    escadrons  472 

Sachsen-Gotha     .2  „  256 

Mecklenbourg      .2  „  347 


73 


mehr    in  England    zurückgehen,     sonrlern    mit    mir    naclier  Hannover 
verreisen  sollte,  um    mit    diesem  (Jliuriursten    das   Weitere    abzureden 


Le   cercle   de  Souabe 

S 

u  ni  m  a. 

Infanterie : 
8500 

3400 
7629 
3000 
4400 

800 
1800 
2950 

665 
1095 

Cavalerie ; 
1500 

Prince   de   Württemberg  a 

ses   gardes   k   cheval    . 
Fraiiconie 

la 

solde 

de    Fetut   hormis 

600 
1913 

Les   quatres   bataillons   de 
Le  Haut-Rhin     .     ... 

Franconie 

300 

Westphalie 

1363 

L'Electeur   de  Mayence   . 

L'Electeur   d'Hannovre    . 

750 

Wolfeubüttel  ...... 

Saxe-Weimar   et  Eisenach  , 
Le   Roi   de   Prusse  . 

•     • 

472 

Saxe-Gotha 

256 

Meckleiiboure 

347 

Houssards,    deux   regiments 

ad 

600 

chacun    .... 

1200 

Infanterie 

34239 

8701 
34239 

Cavalerie 

8701 

Total  .    .    .       42940 
Outre  les  Suisses,   contingent  de  Baviere,  le  reste  de  Bade   et  Thüngeu   et 
le  regiment   de  Hildesheim, 

Liste    des    troupes    qui    se    trouveront    dans   Tempi  re  pour    la 

campagne  de  1708- 
Suivant  la  reponse  que  la  cour  de  Vienue  a  donnee  k  l'envoye  de  LL. 
HH.  PP.  le  20  du  mois  de  jauvier  dernier  S.  M.  Imperiale  devait  fournir 
pour  la  campagne  1708  dans  l'empire  24-000  hommes,  ainsi  qu'il  est  exprime 
dans  la  dite  reponse  ci-j einte  sub  Litf^  A.  mais  comme  des  regiments  y 
compris  ils  en  doivent  aller  d'un  commun  concert  cinq  mille  hommes  d'Italie 
en  Espagne  sous  coudition  de  remplacement  des  dits  5000  dans  l'empire, 
seit  en  nature  ou  eu  argent ,  S-  A.  Monsieur  le  Prince  E  u  g  ö  n  e  de 
Savoye  pour  satisfaire  au  nombre  des  dits  24-000  hommes  a  nomme 
les  troupes  qui  s'en  suivent: 
Infanterie : 

Bade-Bade 2080 

Thüugen 2080 


Würzbourg-Fechenbach 

Stein      

Houssards   k   savoir 

Kollonits 

Eszterhazy 

Lehoczky       

Palatins 


1600 
1600 


1500 


.    .    .       3100 

^11960 

Trois    regiments    de    houssards. 


Cavalerie : 

Mercy 1000 

Lobkowitz 1000 

Fels  -  Dragons       qui     viennent 

d'Italie 1000 

Reising -Dragons   qui   viennent 

d'Italie 1000 

PälflFy  viennent    aussi    d'Italie  1000 

Falkenstein    de   meme   cavalei-ie  1000 

Palatins        900 


6900 


74 


und  zu  concertiren ;  er  liat  etwas  Diffictiltät  gemacht,  wird  aber  gleich- 
wohlen  diese  Keise  unternehmen. 


Outre  les  ciuq  milles  qiii  se  trouvent  oucore  cn  Italic  et  doivent  etrc 
envoyes  en  Espagne  sous  conditiou  de  reinplacement  en  nature  ou  en  argeiit 
comuie   il    est   dit    ci-dessus. 

Le  cercle   de  Souabe 
a   piomis   de  fouriiir  10.000  homines  dans  un  etat  coinplet  en  cas  ([u'il  obtenait 
remprunt    d'argeut    demaiide,   le   dit    corps   etant   coinpose    comme   il   s'ensiiit: 

Cavalerie : 
Piince    li6red.    de   Würt- 
temberg          3   escadrons 

Oettingen-Dragons     .     .      3  „ 

Fuggcr-  „  .     .      3  „ 

Gardes   de   Württemberg. 

il   cheval   .      1    esc.   f.    120   maitres 

grenadiers  k 

cheval  .    .     1      „      f.   120       „ 

Troupes   de  Württemberg  :\  la  solde   de  Fe  tat. 
Infanterie :  Cavalerie : 


Infanterie : 

Bade-Bade      .    .     2 

bataillons   1647 

Bade-Durlach      .     2 

„           1600 

Ensberg      ...     2 

„           1600 

Roth 2 

„          1600 

Reischach   ...     2 

„          1600 

Gardes  de  Würt-  Helmstedt      . 

temberg       .     .      2   bataillons    1000 
Sternfels     ...     2  „  1200 

Hermann    ...      2  „  1200 

Le   cercle   de   Francouie 

Infanterie : 

2  bataill.  2074 
2064 
2035 


4    escadrons   600 


Bayreuth 
Bibra-dragoiis 


Cavalerie : 

.     .      5    escadrons      957 

5  „  956 

1913 


456 


1000 


Helmstedt 

Erffa 2       „ 

Boyneburg 2       „ 

Toste  grenadiers  ä  cette 

heure  Truchsess  .     .  1       „ 
Le    regiment    de    Uten 

ayant  servi  autrefois 

de  contingent  pour  les 

comtes   de  Schwarz- 

bourg  et  Reuss   .     .  1       „ 

7629 
Le   dit   cercle   entretient   encore   a  u-d  e  s  s  ii  s  d  e   s  o  n  contingent. 

HohenzoUern. 

Jahnus. 

Dalberg. 

Ducher   (Fugger?). 

Nota:  Ces  quatres  bataillons  sont  de  trois  milles  hommes  et  ils 
ont  j)roniis  que  pourvu  (pi'on  leur  donnera  quelque  douceur  raisonnablc, 
qu'ils  n'einployeraient  non-seulement  les  dits  3000  hommes,  mais  les  augnifin- 
terairiit  jus([u';i    4000   hommes. 


75 

Der  von  Rechteren  ist  benennt  worden,  im  Namen  der  Herren 
Staaten  mitzugehen  und  von  Hannover  nacher  Mainz   und  Trier    sich 
Le   cei'cle   du  Haut-Rhin. 

Infanterie :  Cavalerie : 

Nassau-Weilbourg  .  2  bataillonsl  Nassau-Weilbourg      2    escadrons   300 

Saxons 2       „  i 

Hoffmann   (Darmst.)  1       „  (^^^^ 

L  e   c  e r  c  1  e   de   W e s  t  p  h  a  1  i  e. 

Infanterie:  Cavalerie: 

Simmern     ....      1    bataillon   800       Nagel      ....      3   escadrons      443 

Wenningeu-Drag.     2  „  407 

Hachei 

3  „  513 


enbourgl 
srwald   J 


Westei 

1363 

L'E lecteur   de   Mayence. 

Infanterie :  Le      regiment     Schönborn      de      600 

Leyen 2   bataillons  hommes   sert   en   Hongrie. 

Elz 1  „ 

Pour  memoire.  S.  A.  E.  de  Mayence  a  promis  de  mettre  3  bataillons 
en  campagne,  mais  si  S.  A.  E.  voulait  faire  garder  Mayence  par  la  milice, 
il   y  pourrait  mettre  les   quatres   bataillons. 

L'E  lecteur  Palati  n 
a  promis  d'agir  avec  onze  mille  liommes  en  cas  qu'il  pviisse  obtenir  l'investi- 
ture  du  Haut-Palatiuat,  dans  lesquels  etaut  compris  le  coutingeut  de  S.  A.  E. 
tant  dans  le  cercle  Electoral  que  celui  du  Haut-Rhin,  montant  ensemble 
jusqu'a  trois  mille  hommes,  comme  aussi  les  4000  hommes  pour  le  contingent 
de  S.  M.  I.  il  agirait  en  ce  cas  avec  4000  hommes  k  ses  propres  depens 
et   l'on  croit  qu'au   raoins,    on  le  pourra  compter  jusqu'k  1000  hommes  f.  6000. 

L'E  lecteur    de    Brunsvic-Lunebourg 

a  fourni   la   campagne : 

Infanterie :  Cavalerie : 

Plinkenstrom 700       5   escadrons 770 

Hodenberg       700 

Schrattenbach 800 

Haerstal 750 

Faisant   2950 

Le  Roi   de   Prusse 
a   fourni   la   campagne    1707    un   regiment    de   curassiers : 

Wartensleben    .     .     3    escadrons   472 

Saxe-Gotha 
a  fourni  la   campagne    1707. 

Cavalerie : 
2    escadrons 256 


76 

zu  begeben,  uin  nicht  nur  bei  diesen  beiden  Herren  Chur-,  sondern 
auch  anderen  Fürsten  und  Ständen  des  Reiches  den  Effect  obigen 
Projects  solchergestalten  zu  sollicitiren,  als  wann  von  keiner  anderen 
Operation,  als  an  der  ]SIt)sel  zu  gedenken  wäre,  und  würde  auch  keinen 
Schaden  bringen,  wann  schon  diese  Operation  nicht  geheim  bleibete, 
als  wie  es  ohnedem  die  Apparenz  hat.  Sobald  als  man  aber  mit  dem 
Herrn  Churfürsten  von  Hannover  geredet  haben  wird ,  sobald 
werde  ich  auch  E.  k.  M.  oder  sogleich  schriftlich,  oder  aber  bei  meiner 
Ankunft  mündlich  ausführliche  allergehorsamste  Relation  abstatten, 
weilen  Alles,  und  zuvörderst  der  Alliirten  Truppen  halber,  von  dem 
Concert,  so  man  mit  denenselben  nehmen  wird,  dependirt.  Unterdessen 
wäre  nothwendig,  den  aus  Italien  abmarschirten  zwei  Dragoner-  und 
soviel  Cürassier-Regimentern  Ordre  zu  geben,  sich  in  solch  schleunigen 
Stand  zu  setzen,  auf  dass  sie  gegen  den  20.  künftigen  Monats  Mai 
gegen  Rheinfels  oder  Coblenz    sich  einfinden  sollton,    und    dass    unter 

Mecklenbourg 
a  fourni  la   campagne    1707. 

2    escadrous 347 

Wolfenbüttel. 

Bevein 1    bataillon   665 

Saxe-Weimar   et  Eise  na  eh. 
Uslarisch 109  ö 

Summ  a. 

Infanterie :  Cavalerie : 

Sa  Majeste  Imperiale 11960  6900 

5000   de   remplacement 5000  — 

Le   cercle   de   Souabe •    .     .  10000  — 

Le   duc   de   Württemberg!  q^aa  r(\f\ 

k  la  solde   de  l'^tat  J       

Le   cercle   de  Franconie 7629  1913 

Les   quatres   bataillons   du   mT-me   cercle 3000  — 

Le  cercle  du  Haut-Rhin 4400  300 

Le   cercle   de   Westplialie 800  1363 

L'Electeur   de  Mayence 1800  — 

L'Electeur   Palatin  y   rabattu   les    4000   honimes   ixnir 

le   contingent   de   S.   Majeste   Imperiale 6000  — 

L'Electeur   de  Brunsvic   et  Lunebourg 2950  750 

Le  Roi   de  Prusse ....  —  472 

Saxe-Gotha —  256 

Mecklenbourg - —  347 

Wdlfenbüttel 665  — 

Saxe-Weimar   et  Eisenach 1095  — 

58699  12901' 


Total   71.600. 


77 

einsten  auch  die  unverweilte  Anstalt  verfügt  werde ,  dass  ersagte 
Kegimenter  oder  andere  ankommende  kaiserl.  Truppen,  solange  sie 
allda  stehen  bleiben  würden,  mit  Brod  und  Haber  versehen  seien ; 
sodann  aber  haben  die  See-Potenzen  das  Brod  abzureichen  versprochen, 
lieber  dieses  aber  wäre  eine  gleichmässige  Nothdurft,  einen  Fondo 
auszufinden,  auf  dass  E.  k.  M.  Truppen  währenden  Feldzug  zu  leben 
haben  und  Dero  Allerhöchstem  Decor  keine  Schand  zuwachse,  wann 
Dero  eigene  unter  anderen  Truppen  in  lauter  Elend  und  Miserie 
erscheinen  sollten,  ohne  dass  auch  sonsten  bei  so  beschaffenen  Dingen 
wenig  Dienst  von  ihnen  zu  erwarten  sein  würde,  E.  k.  M.  aller- 
gehorsamst  bittend,  dass  Sie  allergnädigst  geruhen  möchten,  hierüber 
Dero  Allerhöchsten  Befehl  an  den  Hofkriegsrath  und  die  löbl.  Kammer 
sogleich  ergehen  zu  lassen,  auf  dass  der  erstere  mit  dem  General- 
Kriegscommissariat  den  Marsch  der  Regimenter,  und  wann  sie  auf- 
brechen sollen,  concertire,  auch  andere  Anstalten  und  Ordre  ausstelle, 
die  etwa  dabei  mit  unterlaufen  möchten,  die  löbl.  Hofkammer  aber 
die  erforderlichen  Mittel  beischaffe. 

Wegen  der  Operation  von  Sicilien  und  Sardegna  wurde  mir  geant- 
wortet, dass  die  Flotte  bereits  Ordre  hätte.  Alles  zu  thun,  was  Seine 
königl.  katholische  Majestät  begehren  und  in  specie  wegen  Sardegna 
befehlen  würden.  Dessenungeachtet  aber  habe  ich  darauf  gedrungen 
und  gemacht,  dass  noch  eine  andere  positive  Ordre  durch  den  von 
Stanhope,  welcher  zwischen  morgen  und  übermorgen  von  hier 
abreisen  wird,  von  hier  abgeschickt,  oder  aber  gerade  durch  England, 
wie  die  Holländer  bereits  gethan,  geschrieben  werde,  damit  ersagte 
Flotte  wegen  Sicilien  Ihrer  katholischen  Majestät  allergnädigsten  Befehl 
absolut  befolge.  Ich  schreibe  hievon  unter  einsten  an  Höchstgedachtc 
Seine  königl.  Majestät  und  wäre  der  allerunterthänigsten  Meinung, 
dass  auch  von  Seiten  E.  k.  M.  an  Dieselbe  eine  Gleiches  geschehe, 
sodann  aber,  weilen  die  See- Potenzen  wegen  beider  dieser  Impresen  für 
sich  immediate  nichts  resolviren  wollen,  sondern  an  Euer  kaiserl.  und 
königl.  Majestät  sich  diesfalls  völlig  remittiren,  Dero  Feldmarschalls 
Grafen  von  Dann  Meinung  wegen  Sicilien  eingeholt  werden  könnte, 
um,  zum  Fall  bei  dieser  Impresa  einige  Schwierigkeit  sich  hervorthun 
und  mithin  dieselbe  für  unmöglich  befunden  würde,  der  dorten  stehen- 
den Truppen  halber  die  weitere  allergnädigste  Resolution  zu  nehmen ; 
wiewohlen  sehr  gut  und  zu  wünschen  wäre,  wann  es  geschehen  könnte, 
gleichwie  das  Meiste  an  dem  gelegen  ist,  dass  die  Flotte  den  Winter 
über  in  dem  Mediterraneo  verbleibe;  also  habe  ich  auch  die  hohe 
Nothwendigkeit  dessen  mit  allem  Nachdruck  vorgestellt  und  dabei 
von    Seiten    der    Holländer    keine    Difficultät    gefunden;    von    Seiten 


78 

England  aber  haben  sich  verschiedene  Schwierigkeiten  hervorgethan, 
mau  hat  aber  dabei  gleichwohl  versichert,  dass  jetztberührte  Flotta 
bleiben  werde,  und  habe  ich  dem  Grafen  von  Gallas  erinnert,  dass 
er  seinesorts  hierauf  mit  Nachdruck  pressiren  solle,  allermassen  auch 
der  von  Stanhope  ebenfalls  thun  wird,  nachdem  er  die  darunter 
obwaltende  Nothwendigkeit  von  selbsten  begriffen  und  erkannt  hat. 
Ich  reservire  mir  letztlichen,  E.  k.  M.  nicht  nur  über  diesen 
Punct,  sondern  auch  mehr  andern  und  in  specie  der  Moscoviter  und 
des  Königs  A  u  g  u  s  t  i  halber  mündlich  ein  Mehreres  in  allergehor- 
samstem  Respect  beizubringen,  zu  welchem  Ende  ich  dann  gedenke, 
übermorgen  von  hier  wegzugehen  und  die  Zurückkehr  mit  all' 
möglichster  Eile  zu  beschleiTuigeu,  meinen  Weg  aber  über  Düsseldorf 
zu  nehmen,  Avohin  der  Duc  de  Marlborough  den  Grafen  Loche raine 
mit  einem  Brief  an  den  Herrn  Churfürsten,  ich  aber  den  Grafen 
von  Vehlen,  welchen  ersagter  Herr  Churfürst  anhero  gesendet, 
voraus  geschickt  habe,  und  hoffe  diesen  Samstag  oder  Sonntag  allda 
einzutreffen.  Weilen  aber  der  Duc  de  Marlborough  noch  ein  Paar 
Tage  dahier  zu  thun  hat,  so  haben  wir  uns  unter  einander  das  Rendez- 
vous gegeben,  dass  wir  gegenwärtigen  Freitag  über  8  Tage,  oder 
den  27.  dieses  zu  Hannover  eintreffen  wollen.  Womit  etc. 


44. 
Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Haag,  17.  April  1708*). 

Nachdem  Ihre  kaiserl.  Majestät  für  Dero  Allerhöchsten  Dienst 
zu  sein  allergnädigst  befunden  haben,  dass  nach  meiner  an  Euer  königl. 
Majestät  vorläufig  gethanen  allerunterthänigsten  Erinnerung  nach  eine 
Reise  anhero  unternehmen  solle,  um  wegen  der  künftigen  Operationen 
mit  dem  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  und  denen  Herren  Staaten  von 
Holland  eine  Unterredung  zu  pflegen ;  so  habe  meiner  allerunterthä- 
nigsten Schuldigkeit  zu  sein  erachtet,  E.  königl.  M.  hievon,  und  sonder- 
lich in  der  spanischen  Sache,  sowohl  wegen  des  Succurses  nacher  Cata- 
lonien,  als  Portugal,  eine  allergehorsamste  Relation  abzustatten,  und 
zwar  habe  ich  unermangelt,  da  die  Kundschaften  geben,  dass  der 
Feind  seine  völlige  Macht  gegen  gedachtes  Portugal  wende,  stark  zu 
pressiren,  dass  eine  mehrere  Anzahl  Truppen  dahin  geschickt  werden 
möchte.  Man  gab  mir  aber  zur  Antwort,  dass  diejenigen  Völker,  welche 
vor  diese  Campagne  dahin  destinirt  seien,  die  meisten  bereits  in  motu 
wären;    eine  grössere  Anzahl    aber    vor    die    gegenwärtige  oder  Früh- 

»)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.   IV.   11. 


79 

lings-Campa<^ne  dahin  zu  senden,  wäre  niclit  möglicli;  hingegen  wollte 
man  in  Augusto  vor  die  änderte  Campagne  sieh  besser  angreifen 
und  inehreis  dorthin  abschieken;  man  miisste  sich  dahero  inzwischen 
behelfen,  so  gut  man  vermöchte  und  die  Kräfte  zulassen  thäten, 
weilen  theils  die  Saison  zu  weit  avancirt,  kein  Schiff  im  Stand  und 
auch  sonsten  daran  impedirt  sei,  wobei  zuvörderst  sehr  hoch  an- 
gezogen, dass  ungeachtet  der  Fjanzosen  gegen  Schottland  vorge- 
nommenen Mouvement,  man  nichtsdestoweniger  den  Admiral  Leake 
nicht  allein  nicht  aufgehalten,  sondern  ihm  vielmehr  befohlen  habe, 
seinen  Lauf  nach  der  ihm  ertheilten  Ordre  fortzusetzen,  um  damit 
man  sehen  und  erkennen  möge,  mit  was  Eifer  diese  Potenzen  der 
gemeinen  Sache  beigethan  und  wie  sie  derselben  Nutzen  ihrem  eigenen 
Interesse  vorziehen  thäten. 

Wegen  des  Succurses  nacher  Catalonien  aber  war  man  der 
Meinung,  wann  jetzo  nebst  dem  Herbeville'schen  Regiment  die  chur- 
pfälzische  Cavallerie  hinübergehe,  dass  man  sodann  an  Reiterei  der- 
malen genug  haben  werde,  ja  mit  einer  mehreren  nicht  wüsste,  was 
man  thun  sollte,  bis  und  so  lange  nicht  die  dortige  Armada  in  einen 
anderen  Stand  gekommen  sei,  einfolglich  hat  man  allein  auf  die  Ab- 
seudung  400Ü  kaiserl.  Mann  zu  Fuss  angetragen  und  dieselbe  begehrt, 
auch  deren  Wiederersetzung  halber  einen  Courier  an  die  Königin 
von  England  abgeschickt,  wiewohl  man  dazu  schlechte  Hoffnung 
gegeben  hat.  Ich  habe  aber  unter  einsten  einen  gleichmässigen  Courier 
an  Ihre  kaiserl.  Majestät  expedirt,  auf  dass  Sie  Dero  allergnädigste 
Resolution  hierüber  abfassen  und  sodann  durch  eigene  Expresse  Dero 
weitere  allergnädigste  Befehle  an  seine  Gehörde  ablaufen  lassen 
können. 

Was  ich  aber  hiernächst  wegen  Bezahlung  der  in  Catalonien 
stehenden  und  weiters  dahin  abgehenden  Regimenter  dahier  richtig 
gemacht  und  darauf  zu  Papier  gebracht  worden,  das  legeE.  königl.  M.  zu 
Dero  allergnädigster  Wissenschaft  hiebei  *)  und  unverhalte  Deroselben 
beinebens  allergehorsamst,  wasmassen  die  Flotta  nicht  nur  wegen 
Sicilien  und  Sardegna  Ordre  habe.  Alles  zu  thun,  was  E.  königl.  M. 
begehren  und  befehlen  würden;  sondern  ich  habe  noch  weiters  darauf 
gedrungen  und  gemacht,  dass  noch  eine  andere  positive  Ordre  durch 
den  von  S  t  a  n  h  o  p  e,  welcher  zwischen  morgen  oder  übermorgen  von 
hier  abreisen  wird,  abgeschickt  werde.  Nöthig  ist  es  solcheranach,  dass 
E.  königl.  M.  allergnädigst  geruhen  wollten,  wegen  der  Operation  in 
Sicilien    nacher    Napoli    die  weitere  allergnädigste  Ordre  auszustellen; 


^)  Siehe  Anmerkung  zum  Briete  Nr.  43  fies  Supplement-Heftes,  Seite  68. 


80 

zum  Falle  aber  diese  für  anjetzo  nicht  möglich  zu  sein  befunden 
werden  sollte,  wäre  Ihro  kaiserl.  Majestät  davon  sogleich  Nachricht 
zu  ertheilen,  damit  Dieselbe  der  dortigen  Truppen  halber  Ihre  fernere 
allergnädigste  Resolution  abfassen  könnten,  wiewohlen  es  sehr  gut 
und  zu  wünschen  wäre,  wann  sothane  Operation  jetzo  gleich  beschehen 
könnte.  Gleichwie  aber  das  meiste  an  dem  gelegen,  dass  die  Flotta 
den  A^'^inter  über  in  dem  Mediterraneo  verbleibe,  als  habe  ich  auch 
die  hohe  Nothwendigkeit  dessen  mit  allem  Nachdruck  vorgestellt  und 
dabei  von  Seiten  der  Holländer  keine  Difficultät  gefunden;  von  Seiten 
Englands  aber  haben  sich  verschiedene  Schwierigkeiten  hervorgethan 
und  die  Sache  sehr  zweifelhaft  gemacht ;  man  hat  aber  dabei  gleich- 
wohl versichert,  dass  mau  keine  Mühe,  noch  Arbeit  sparen  und  in  all- 
weg  sehen  werde,  damit  alle  Hindernisse  aus  dem  Wege  geräumt  und  die 
Sache  möglich  gemacht  werde,  und  habe  ich  dem  Grafen  von  Gallas 
erinnert,  dass  er  seinesorts  dieses  Werk  mit  Nachdruck  pressiren  solle, 
allermassen  auch  der  vonStanhope  seinesorts  ebenfalls  thun  wird, 
nachdem  er  die  darunter  obwaltende  Nothwendigkeit  von  selbsten 
begriflFen  und  erkannt  hat. 

Was  sonsten  das  bewusste  Project  betriflft,  so  der  Stanhope 
mitgebracht,  habe  ich  darüber  mit  dem  Duc  de  Marlborough  ge- 
redet und  berufe  mich  auf  dasjenige,  was  er  E.  königl.  M.  hievon  referiren 
und  sagen  wird,  alswie  dann  auch  von  der  anderen  Seite  man  an  den 
Gallo vay  (Galway)  darüber  schreiben  Averde.  Man  ist  solchemnach 
darauf  geblieben,  die  Sache  erst  auf  den  anderen  Frühling  zu  unter- 
nehmen; es  müsste  aber  Alles  in  höchster  Geheim  gehalten  werden, 
wie  mehrwiederholter  von  Stanhope  E,  königl.  M.  des  Mehreren 
repräsentiren  wird.  Nächst  diesem  aber  will  nöthig  sein,  dass  man 
diesen  Sommer  fleissig  continuire,  alle  Nachrichten  hieher  einzuschicken, 
um  unter  der  Hand  die  Disposition  zu  machen,  dass  zu  seiner  Zeit 
dem  Werk,  wann  es  anders  sein  kann,  sogleich  Hand  angelegt 
werden  möge. 

Soviel  die  hiesigen  Operationes  betrifft,  ist  mau  der  Meinung, 
noch  eine  dritte  Armee  an  der  Mosel  zu  formiren,  welches  aber,  da  es 
mehrerentheils  von  dem  mit  beiden  Herren  Churfürsten  zu  Düssel- 
dorf und  Hannover  nehmenden  Concert,  wohin  mich  in  ein  Paar 
Tagen  begeben  werde,  beruht,  als  ist  es  auch  noch  nicht  allerdings 
gewiss  oder  sicher,  diese  Armee,  wann's  zu  Stand  gebracht  wird, 
solle  allda  an  der  Mosel  operiren,  oder  eine  Armee  die  andere  nach 
denen  Conjuncturen  und  Erforderniss  secundiren. 

Uebrigens  ist  es  mir  zwar  nicht  mehr  möglich,  dass  mich  vor 
Anfang  gegenwärtiger  Campagne  nach  Mailand   verfügcni    könnte,    ich 


81 

hatte  aber  uuermangclt,  solche  Dispositiouoö  zu  hinterlasbun,  wie  es 
zu  E.  königl.  M.  Allerhöchstem  Dienst  und  zu  Conservation  des  Landes 
nöthig  ist.  Womit  etc. 

45. 
„Relation  über  die  vorgeweste  Unterredung  in  Haag,  Düssel- 
dorf und  Hannover.''  Wien,  8.  Mai  1708  '). 

Ad  1.,  2.  und  3.  ist  resolvirt  worden,  eine  3.  Armee  gegen  der 
Mosel  zwischen  Coblenz  und  Rheinfels  zusammen  zu  ziehen,  worüber 
man  im  Haag  beigehendes  Project  ^)  verfasset  und  noch  zwei  andere 
Projecte  sub  Nr.  1  und  2  beigerückt,  auch  dem  Grafen  von  Rechteren 
committirt  hat,  sich  nach  Hannover,  Mainz  und  Trier  zu  begeben, 
um  bei  diesem  Herrn  Chur-,  auch  anderen  Fürsten  und  Ständen  des 
Reiches  den  Effect  vorgemeldeten  Projects  auf  eine  solche  Art  zu 
sollicitiren,  als  wann  von  keiner  anderen  Operation,  als  an  der  Mosel 
zu  gedenken  wäre,  inmassen  es  nichts  schaden  würde,  wann  schon 
diese  Operation  nicht  geheim  bleiben  sollte. 

Nach  dieser  im  Haag  genommenen  Resolution  aber  hatte  ich  in 
meiner  Rückreise  zu  Düsseldorf  wegen  den  churpfälzischen  dazu  gewid- 
meten 12  Bataillonen  und  15  Schwadronen  mit  diesem  Herrn  Churfürsten 
die  Sache  also  verabredet  und  eingerichtet,  wie  es  der  Aufsatz  zu  lit.  B 
ausweiset;  sodann  aber  wurde  in  Beisein  des  Duc  de  Marlborough 
und  des  Grafen  von  Rechteren  zu  Hannover  mit  diesem,  dem 
Herrn  Churfürsten,  vollends  ausgemacht  und  darüber  das  sub  lit.  C  ^) 

»)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  27. 

2)  Dieses  Project  befindet  sich  als  Beilage  in  der  Anmerkung  zu  Nr.  43  des 
Supplement-Heftes,  Seite  70. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  26. 

Beilage    C. 
C  0  n  c  e  r  t. 

Ayant  ete  projete  h  la  derniere  Conference  de  la  Haye,  que  pour  uuire 
h  la  France  avec  le  plus  d'apparence  de  succes  et  lui  percer  dans  le  coeur, 
Ton  etait  en  premier  lieu  unanimement  d'opinion  que  des  deux  armees  k  savoir 
Celle  d'Allemagne  et  celle  des  Pays-bas,  l'on  dut  former  une  troisieme  armee 
sur  la  Moselle  sous  les  ordres  de  Mr.  le  Prinee  Eugene  de  Savoye  et  que 
les  dites  trois  armees  dussent  etre  en  etat  d'agh-  offensivemeut  selon  les 
occurrences  et  les  demarches  de  l'ennemi  et  qu'elles  se  dussent  preter  la  maiu 
l'une  ä  l'autre  h  une  occasion  favorable  pour  pouvoir  pousser  sa  pointe.  L'on 
a  cru  en  second  lieu  que  poiu-  cet  effet  l'arraee  de  la  Moselle  devait  etre 
composee  des  troupes  comme  il  est  ä  voir  au  dit  projet  sur  la  liste  y  jointe 
sub  lit.  A  et  qu'alors  S.  A.  E.  de  Br  uns  vi  c -L  un  eb  o  ur  g  garderait  encore 
sous    ses   ordres   les  troupes   marquees   sur   la   liste  y  jointe  sub   lit.   B. 

Et  il  a  ete  trouve  k  propos  de  communiquer  non-seulement  le  dit 
projet  ;i    S.   A.   E.     de    B  r  u  n  s  v  i  c  -  Lun  eb  o  ur  g,     mais      de     concerter     lä- 

Feldziige  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.   Band.  Supplement-Heft.      G 


82 

anliegende  Concert  mit  seinen  Beilagen  verfasst,  worüber  auch  der 
Herr  Churfiirst  seine   Antwort    schriftlich   sub  lit.  D  ')  herausgegeben. 

dessus  avec  Elle  et  picmlrc  de  justes  mosures  ot  d'eiivoyer  pour  cet  effet 
Messieurs  le  Princc  Eng  e  n  e  de  S  a  v  o  y  e,  le  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  li 
et    le    Comte   de   R  e  c  b  t  e  r  e  n   k  Hainiovre. 

S.  A.  E.  de  Brunsvic-Lunebourg  a  ti^moigne  qu'k  l'egard  du  premier 
membre  du  dit  projet,  k  savoir  de  faire  une  troisieme  armee  suv  la  Moselle, 
Elle  tomba  d'accord,  mais  qu'k  l'egard  du  second  membre,  si  savoir  le  denombrc- 
imnit  des  troupes,  qu'Elle  croyait  qu'il  lui  eu  resteraient  trop  peu  pour  pouvoir 
agir  offensivoment.  Sur  quoi  ayant  uii  peu  entre  en  matiöre  sur  cette  affaire  et 
Sa  dite  A.  E.  ayant  tdmoignd  qu'Elle  serait  bien  aise  de  garder  encore  avec 
Elle  le  Comte  de  Me  rc  y  et  Priuce  deLobkowitz  avec  leurs  regiments  de 
cavalerie,  l'ou  a  bien  voulu  prouver,  combien  qu'on  täche  a  complaii'e  ä  S.  A.  E. 
et  accorder  cette  demande,  ainsi  que  ces  deux  regiments  doivent  etre  defalquer 
du    denombrement    des   troupes   qui   doivent   composer   l'armee    de  la   Moselle. 

Pour  ce  qu'il  regarde  l'artillerie,  les  munitions  de  guerre  et  d^pendances, 
le  Comte  Recliteren  se  charge  de  presser  les  Princes  et  les  Etats  d'Alle- 
magne  qui  out  promis  de  la  fournir  suivant  les  listes  faites  ä  Coblence 
et  Ueilbronn  et  etaut  ci-joiutes  sub  lit.  C  et  D  k,  les  tenir  prets  ä  pouvoir 
etre  embarques  au  premier  avertissement  oü  la  raison  de  guerre  le  demandera.  De 
meme  pour  avoir  les  cbevaux  tous  prets  suivant  la  liste  ci-jointe  sub  lit.  E 
pour    etre   eraployes   au   premier  avertissement   oü  la  n^cessite    le   demandera. 

L'armee  de  la  Moselle  s'assemblera  entre  le  20  et  25  du  mois  de 
May   entre  Coblence    et  Rbeinfels    et    celle     du    Haut-Rhin    au  meine  temps. 

S.  A.  le  Prince  Eugene  de  Savoye  ne  prendra  que  dix  ou  douze 
pieces  de  campagne  de  l'artillej'ie  de  S.  M.  Imper.,  le  reste  de  la  dite 
artillerie   demeurant   pour    servir    oü  la  necessite  le   requerra. 

Fait  ä  Hannovre  ce  29  Avril  1708. 

Agenda  '). 

1.  L'armee  se  doit  assembler  entre  le  20  et  25  du  mois  de  mai,  entre 
Rbeinfels  et  Coblence  le  Prince  bereditaire  de  Hesse-Cassel  pouvant 
reconnaitre  pour  cet  effet  un  camp  le  plus  propre  oü  la  dite  armee  s'assemblera. 

2.  Vers  le  temps  que  les  troupes  imperiales  pourront  arriver,  l'on  jettera 
un  pont  de  S.  A.  E.  de  Treves  pour  la  Moselle  a  Stliken  (Alken?),  pour  y 
faire  passer  les   troupes   qui   viendront   de  Hollande. 

3.  II  faut  faire  des  magasins  pour  les  troupes  de  Hesse  et  de  Saie 
pour  subsister   au   camp. 

4.  II  faut  prendre  k  Stliken  (Alken  V\  au  passage  du  pont,  pour  cinq  jours 
du    pain. 

5.  II   faut   prendre   encore  pour   cinq  jours   du   pain   k  Duiren  V 

6.  L'on  tächera  k  regier  le  nombre  de  cbevaux  pour  le  transport  de 
l'artillerie  et  autres  nccessites  requises  suivant  la  liste  qui  en  a  cte  faite  autrcfois. 

7.  De   meme  k   regier   l'artillerie   et   les   munitions   de   guerre. 
')  Kriep:s-A.,  Niederlanrle   1708;  Fase.  XIII.  31. 

Beilage   D. 

1.  Ce  29  d'avril  1708. 

S.   A.   E.   ecrira  demaiu  k  Mr.    de   Tbüngen  de   faire   marcher   les  deux 

rdgiments     de    Würzbourg,   Fechenbach   et  Stein,   comme  aussi    1300   hommes 

»)  Kriega-A.,   Niedorl.inde   1708;   Fase.   XIII.   29. 


83 

Hierauf  nun  wäre  alsoglcich  nüthig,  den  Regimentern  Fels, 
Reising,  Pnlffy  und  Falkenstein  die  (Jrdre  zu  sehieken,  sich  in  einen 
so  eilfertigen  Stand  zu  setzen,  dass  sie  nach  dem  Concert  den  20, 
dieses,  weil  man  aber  wohl  sieht,  dass  es  unmöglich  ist,  auf  das 
Späteste  gegen  Ende  dieses  Monats  gegen  Rheinfels  oder  Coblenz  sich 
einfinden  könnten. 

So  lange  als  diese  nun  allda  stehen  bleiben  würden,  müssten 
sie  mit  Brod  und  Hafer  versehen  sein;  in  dem  übrigen  aber  haben 
die  See-Potenzen  das  Brod  zu  geben  versprochen. 

Item  müsste  ein  Fundo  ausgemacht  werden,  dass  obige  Regi- 
menter, dann  der  grosse  und  kleine  Stab  während  des  Feldzuges  zu 
leben  haben,  auf  dass  dem  kaiserlichen  allerhöchsten  Decor  keine 
Schand  zuwachse,  wenn  die  kaiserlichen  Truppen  unter  anderen  fremden 
in  lauter  Elend  und  Miserie  erscheinen  und  leben  sollten,  ohne  dass 
auch  sonst  bei  so  beschaffenen  Dingen  von  denselben  wenig  Dienst 
zu  hoffen  wäre. 

ad  4**^"^   wegen  der  bekannten  Entreprise  in  Burgund. 

ad  5*«°'  Item. 

ad  6.,  7.  und  8.  wurde  ich  obligirt,  des  spanischen  Succurses 
halber  eine  schriftliche  Erklärung,  wie  lit.  E  *)  weiset,  von  mir  zu 
geben.  Es  hatte  sich  aber  dabei  dasjenige  gezeigt,  was  ich  eben  alle- 


du   regimeut   de   Thüugen    et     autant     de    Bade-Bade   imperial     aux   ordres   de 
S.   A.   Mr.   le   Prince   de  S  a  v  o  y  e. 

2. 

S.  A.  E.  gardera  le  Comte  de  Mercy  et  le  Prince  deLobkowitz 
avec  leurs  regiments,  le  geueral  B  ö  r  n  er  avec  rartillerie  de  campagne,  k  la 
reserve  de  10  ä  12  pieces  de  campagne.  S.  A.  E.  garde  aussi  Mr.  H  ar  s  eh 
et  Elster  et  les  generaux  de  8a  Majeste  Imperiale  qu'elle  a  eus  l'ann^e 
passee. 

3. 

S.  A.  Mr.  le  Prince  Eugene  ue  demande  rien  de  la  chancellerie  de 
guerre,  et  fera  ordonuer  par  le  commissariat  general,  que  les  commissaires  de 
guerre   la   devront   suivre. 

4. 

S.  A.  E.  ecrira  ä  Mr.  de  Tliüngen  de  laisser  aller  les  trouj)es  de 
Saxe ,  aux  ordres  de  Mi-,  le  Prince  de  S  a  v  o  y  e  ou  de  Mr.  le  Comte 
de  Rechteren.  Ces  regiments  ne  doivent  partir  que  pour  arriver  le  22  ou 
23  entre  Rheinfels  et  Coblence  selon  les  avis  que  Mr.  de  Thüngen  aura 
de  Mr.  de  Rechteren  et  Mr.  de  T  h  ü  n  g  e  n  aura  sein  de  diriger  les  routes 
d'une  maniere   que   les   marches   ne   se   coui^ent   pas. 

')  Diese  Erklärung  befindet  sich  im  französischen  Texte  als  Anmerkung  bei 
Nr.  43  des  Supplemeut-Heftes,  Seite  66. 


84 

zeit  vorhin  besorgt  habe,  da  mir  im  Vertrauen  zu  verstehen  gegeben 
wurde,  man  wäre  nur  wegen  des  Parlaments  bemüssigt  gewesen,  diesen 
Suecurs  von  Ihrer  kaiserl.  Majestät  zu  begehren ;  denn  man  hätte 
nieht  geghiubt,  dass  diese  darein  allergnädigst  consentiren  könnte. 

Es  wurde  aber  das  Werk  mit  dem  von  S  t  a  n  h  o  p  e,  seiner  in 
dem  spanischen  Wesen  habenden  grossen  AVissenschaft  nach,  mehrers 
examinirt  und  dabei  befunden,  wenn  jetzt  nebst  dem  Herbeville'schen 
Kegiment  die  churpfälzische  Cavallerie  hinübergehe,  dass  man  an 
Reiterei  dermalen  genug  haben  werde,  ja  nicht  wüsste,  was  man  mit 
einer  mehreren  thun  sollte,  bis  nicht  die  dortige  Armee  in  einen 
anderen  Stand  gekommen  sei.  Solchemnach  aber  wurden  allein  die 
4000  Mann  zu  Fuss  begehrt  und  ich  inhaerirtc  dabei  meiner  sub  E 
aunectirten  Erklärung,  verlangte  also  für  jeden  Mann  die  entworfenen 
35  Thaler,  welches  der  Duc  de  Marlborough  ad  referendum 
genommen  und  sich  offerirt,  einen  eigenen  Courier  darum  an  die 
Königin  abzuschicken,  meldete  aber  dabei,  dass  wenig  oder  vielleicht 
gar  nichts  zu  hoffen  sein  dürfte. 

Bei  dieser  Gelegenheit  stellte  ich  durch  eine  weitäufige  Remon- 
stration vor,  wie  Ihre  kaiserl.  Majestät  sich  von  Truppen  nicht  entblössen 
und  den  spanischen  Krieg  auf  sich  laden  könnte ;  ja  es  wäre  wider  den 
Tractat,  nachdem  die  See-Potenzen  denselben  völlig  über  sich  genommen 
hatten;  dass  solchemnach  I.  kaiserl.  M.  die  Ersetzungsgelder  dieser 
4000  Mann  absolut  haben  müsste  und  obschon  keine  Apparenz,  die 
dagegen  errichteten  Regimenter  diese  Campagne  in  Stand  zu  hal)en, 
so  würden  sie  doch  für  die  künftige  dienen  und  I.  kaiserl.  M,  eine 
gute    Erleichterung    ihres  im  Reiche    zu  stellen  habenden  Contingents 

geben  können.  (Fortsetzung  siehe  Eugen's  Bericht  vom  17.  April  1708  au  den 
Kaiser,  Supplement-Heft  Nr.  43.) 

46. 
An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Wien,  16.  Mai  1708'). 

Nach  meiner  Zurückkunft  aus  dem  Haag  empfange  ich  Euer 
Excellenz  beliebte  Schreiben  vom  4.,  25.  und  28.  passato,  worüber 
Deroselben  hiemit  in  Antwort  bedeute,  wasmassen  an  dem  gar  wohl 
beschehen,  dass  E.  E.  die  beiden  Regimenter  Palflfy  und  Falkenstein 
von  dorten  haben  abmarschiren  lassen,  und  weilen  die  bewusste  Heraus- 
ziehung der  nacher  Spanien  destinirten  Compagnien,  nach  Ausweis 
Eines  löbl.  Huficricgsrathcs  abgehender    Expedition,  bis  weitere  Ordre 


')  Krieg.s-A.,  It;ili<-ii    170«:   Vasv.   V.   2. 


85 

ausf]^estellt  bleibt,  so  wollen  E.  E.  die  von  diesen  zwei  Regimentern 
zu  solchem  Ende  ztirückgebliebenen  zwei  Compagnien  ebenfalls  gleicli 
heraus  und  ihren  Regimentern  ohne  den  geringsten  Aufenthalt  nach- 
schicken. 

Soviel  sonsten  E.  E.  Anfrage  belangt,  ob  die  zu  der  königl. 
spanischen  Braut  beorderten  300  Pferde  oder  aber  Mailändische  Leib- 
garde im  Dienstthun  die  Präcedenz  haben  solle,  da  könnten  sich  E.  E. 
hierüber  mit  Dero  Brüdern,  dem  Grrosskanzler,  vernehmen,  und  ich 
habe  Deroselben  meinesorts  nichts  Anderes  dabei  zu  erinnern ,  als 
dass  vorgemeldete  300  Pferde  allein  zur  Escorte  hochgedachter  königl. 
Braut  gewidmet  seien. 

Dass  E.  E,  dem  Herrn  General  Schellard  mein  Deroselben 
angeschlossen  gewestes  Schreiben  zugeschickt,  daran  ist  gar  wohl  be- 
schehen,  wobei  dann  wünsche,  dass  nach  E.  E.  gegebenen  Hoffnung 
anmit  die  Expressen  aufhören  möchten. 

Wegen  der  vermeinten  Vei'änderung  des  Herrn  Feldmarschalls 
Grafen  von  Dann  ist  noch  nichts  resolvirt  und  mithin  kann  ich  auch 
E.  E.  Ihrer  Person  halber  nichts  Anderes  bedeuten,  als  dass  Ihro 
nächstens  notificirt  werden  wird,  was  Ihre  kaiserl.  Majestät  hierinfalls 
anzuordnen    für  Dero  Allerhöchsten  Dienst    zu  sein    befinden  werden. 

Ich  approbire  hiernächst,  dass  E.  E.  den  königl.  preussischen 
Truppen  wegen  ihrer  ermordeten  12  Mann  die  Satisfaction  zu  ver- 
schaffen, auch  zu  denen  ausständigen  5000  Pistolen  zu  verhelfen,  sich 
bemühen  wollen;  Sie  werden  aber  hiebei  auch  gedacht  sein  müssen, 
dass  man  meinem  und  dem  Martigny'schen  Regiment,  wegen  ver- 
schiedener von  dem  Land  bei  ihnen  gleichfalls  begangener  Mordthaten, 
eine  ebenmässige  genügsame  Satisfaction  gebe;  worauf  dann  E.  E. 
fest  dringen,  und  dass  es  auch  absolut  also  geschehe,  sich  in  allweg 
angelegen  sein  lassen  wollen. 

Es  haben  sich  zwar  Ihre  kaiserl.  Majestät  wegen  des  darinnigen 
Commando,  wie  ich  bereits  gemeldet  habe,  allergnädigst  noch  nicht 
entschlossen,  inzwischen  aber  und  bis  darüber  die  behörige  Resolution 
ausfallen  wird,  zum  Fall  Seine  königl.  Hoheit  die  Armee  völlig  oder 
zum  Theil  ausrücken  zu  lassen,  verlangen  würden,  so  hätten  es  E.  E. 
in  allweg  zu  vollziehen  und  der  Infanterie  halber  mit  dem  Herrn 
GWM.  Zum  Jungen  sich  zu  verstehen.  Und  weilen  auf  diesen  Fall 
Ihre  kaiserl.  Majestät  in  Kraft  des  Tractats  verbunden  sind,  14.000  Mann 
zu  Fuss  und  6000  Pferde  in's  Feld  zu  stellen,  die  Zahl  aber  bei 
der  Infanterie,  nach  denen  von  vorgedachtem  Herrn  GWM.  Zum 
Jungen  eingeschickten  Tabellen  über  Abzug  derjenigen  Mannschaft, 
so  in  Garnison   zu  verbleiben  hat,    um  600  Mann  weniger,  einfolglich 


86 

nicht  mehr  als  13.400  Mann  beträgt,  hingegen  aber,  da  die  darinnigen 
7  Cavallerie  -  lleginientcr  in  completen  Stand  gesetzt  werden,  das 
Quantum  der  6000  Pferde  um  1000  Köpfe  mehr  sich  belauft,  so  hätten 
E.  E.  Seiner  königl.  Hoheit,  zum  Fall  sie  der  Infanterie  halber  was 
anregen  sollten,  zu  remonstriren,  dass  durch  die  höher  belaufende 
Anzahl  Reiterei  der  Abgang  der  völligen  14.000  Mann  ersetzt  und 
mithin  das  Totale  der  20.000  Mann  supplirt  werde.  Es  ist  aber  nicht, 
ehe  Seine  königl.  Hoheit  davon  die  Ahnung  thun,  was  zu  melden, 
sondern  man  kann  noch  darneben,  um  damit  man  von  diesem  Abgang 
nichts  wisse,  jedes  Bataillon  um  30  und  mehr  Mann  höher  ansetzen, 
um  den  Calculum  herauszubringen. 

Was  die  Operationes  angeht,  werden  Dieselbe  mit  Seiner  königl. 
Hoheit  zu  concertiren  und  diejenige  vorzunehmen  sein,  welche  sie  am 
besten  zu  sein  befinden  werden.  Dabei  aber  hätten  E.  E.  in  Acht  zu 
nehmen,  dass  die  kaiserl.  Truppen  nicht  mehr  als  andere  hergenommen 
und  auch  sonsten  im  Dienstthun  die  billige  Gleichheit  observirt  werde. 

Wegen  des  Proviants  wissen  E.  E.  vorhin  schon,  dass  die  Impre- 
sarii  dasselbe  bis  an  das  Gebirge  zu  liefern  haben;  wann  man  also 
bei  ein  oder  anderer  vornehmender  Operation  dessen  noch  weiter 
vonnöthen  hätte,  so  müssten  E.  E.  mit  dem  kaiserl.  Kriegs-Commissariat 
sich  hierüber  vernehmen  und  sehen,  wie  etwo  der  Sache  zu  thun  und 
abzuhelfen  sei;  wobei  mich,  soviel  auf  einen  derlei  ankommenden  Casum 
den  Transport  angeht,  auf  dasjenige  bezogen  haben  will,  was  ich  E.  E. 
bereits  erinnert  und  in  Geheim  bedeutet  habe,  dass  Seine  königl. 
Hoheit  hierauf  von  England  eine  Summa  Geld  empfangen  haben. 
Endlich  aber  glaubte  ich  auch,  wann  bei  einem  in  oder  über  das 
Gebirg  vornehmenden  Marsch  man  von  denen  Impresarien  anstatt 
Brod,  Mehl  nehmete,  dass  sodann  die  Verpackungs-Unkosten  ihnen 
abgerissen,  an  ihren  Zahlungen  und  den  Transport,  so  sie  sonsten  bis 
zu  denen  Standorten  zu  thun  hätten,  zurückbehalten  und  anmit  ein 
Theil  des  Transportes  bestritten  werden  könnte;  man  müsste  jedoch 
diesen  Vorschlag  solchergestalt  menagiren,  dass  man  sich  damit  nicht 
zu  früh  bloss  gebe,  sondern  bis  es  nicht  anders  sein  könnte,  zurück- 
halte, üeber  dieses  aber  muss  die  Infanterie  auch  Esel  zum  Zelter- 
tragen absolut  und  ohneweiters  haben. 

Hiernächst  dient  E.  E.  zu  Ihrer  Direction,  wasmassen  der  Bri- 
gadier Palm  es  als  englischer  Minister  zu  Seiner  königl.  Hoheit  abge- 
schickt werde,  mit  welchem  Sie  dann  in  gutem  Vernehmen  leben  und 
sich  mit  demselben  in  Allem  wohl  verstehen  wollen.  Mir  ist  leid,  zu 
vernehmen  gewesen,  dass  die  im  Mantuanischen  liegenden  Regimenter 
in  einem  solchen  Nothstand  verfallen   seien,  und  wollte    dahero  umso- 


87 

mehr  wünschen,  dass  ich  Mittel  und  Wege  ersinnen  könnte,  von  hier 
aus  abhelfen  zu  können.  Allein  ist  man  eben  in  solche  Geldklemmig- 
keit  verfallen,  dass  es  keine  Möglichkeit  scheint,  da  heraussen  die 
erforderlichen  Abhülfsmittel  hinein  zu  verschaffen.  Weilen  aber 
gleichwohlen  die  Resolution  wegen  Verkaufung  der  Virgilianischen 
Güter  die  Expedition  darin  endlich  angelangt  ist,  so  wollen  E.  E. 
auch  Ihresorts  die  löbl.  k.  k.  Administration  unablässig  pressiren 
und  sie  mit  Verkaufung  derselben  in  allweg  sich  beschleunigen,  oder 
aber  hierauf  oder  anderwärts  zu  anticipiren  gedacht  sein  solle.  Ich 
aber  schreibe  an  den  Herrn  GWM.  und  Obrist-Kriegscommissär  von 
Martinsberg  (Martini),  auf  dass  derselbe  auch  seinesorts  alle  ersinn- 
lichen Mittel  ankehren  und  zu  dem  Ende  auch  auf  das  künftige  Jahr 
anticipiren  solle,  damit  nicht  nur  vorbesagten  im  Mantuanischen  liegenden 
Regimentern  mit  Mitteln  an  die  Hand  gegangen  werde,  sondern  auch 
alle  übrige  Regimenter  bei  ihrem  Ausmarsche  in's  Feld  ihre  Löhnungs- 
gelder haben  mögen,  so  sich  nun  umso  leichter  in  Einem  und  Anderem 
dürfte  bewerken  lassen,  als  der  Herr  Marquis  Prie  darinnen  bereits 
angelangt  und  man  nun  der  Contribution  halber  in  seine  Verlässlichkeit 
kommen  werde. 

Diejenige  Ursache,  so  mir  E.  E.  wegen  des  Feudi  Commazzo 
(Comacchio)  anziehen,  finde  ich  gar  erheblich  und  von  nicht  ge- 
ringer Consideration  zu  sein;  ich  kann  aber  E.  E.  mit  gegenwärtig 
abgehender  Gelegenheit  für  heute  nichts  Positives  darüber  antworten, 
weilen  ich  vorhero  mit  Ihro  kaiserl.  Majestät  daraus  in  aller  Unter- 
thänio:keit  reden  muss.  Unterdessen  wollen  E.  E.  dieses  Vorhaben 
nicht  präcipitiren,  und  wäre  das  Beste,  wann  des  Herrn  Herzogens 
von  Mo  de  na  Liebden  selbsten  unter  der  Hand,  ohne  zu  sagen,  dass 
es  von  mir  komme,  zu  verstehen  geben  möchten,  dass  man  sothanes 
Vorhaben  mit  besagtem  Feudo  bis  im  Winter  hinein  zu  retardiren  hätte. 

Uebrigens  werden  E.  E.  aus  der  an  Sie  unter  einsten  ablaufen- 
den Expedition  mit  Mehreren!  ersehen,  wasmassen  mein  unterhabendes 
löbl.  Regiment  sammt  dem  Splenyi'schen  Huszaren-Regiment  heraus 
und  in  Bayern  marschiren  solle.  Ich  habe  Deroselben  auch  meinesorts 
hiervon  Nachricht  geben  und  Sie  erinnern  wollen,  dass  Sie  den  Ab- 
marsch sothaner  beider  Regimenter  alsogleich  und  ohne  einzigen  Auf- 
enthalt, wann  auch  keine  andere,  als  wie  gegenwärtige  Ordre  einge- 
lofFen  wäre,  vollziehen  lassen  und  darob  sein  wollen,  auf  dass  der- 
selbe im  geringsten  nicht  retardirt  werde. 

Schliesslichen  hat  mir  für  nöthig  zu  sein  erachtet,  dass  diesen 
Sommer  über  nebst  der  ordinari  Garnison  auch  100  commandirte 
Pferde  und  50  Huszaren  zu  Mantua  verbleiben  sollen,  um  sich  dieses 


88 

Posto  umsoinehr  zu  versiehern  und  alle  besorgenden  Unruhen  andurch 
abzuwenden.  Worüber  dann  E.  E.  das  Weitere  verfügen  wollen.  Wann 
aber  die  drei  Compagnien  von  denen  neapolitanischen  Regimentern,  so 
nacher  Spanien  destinirt  sind,  mit  denen  beiden  Regimentern,  so  von 
dannen  herausmarsehirt,  ankommen  wären,  so  kihinten  diese  inzwischen 
bis  weitere  Verordnung  dahin  verlegt  werden. 

47. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Wien,  16.  Mai  1708 '). 

Bei  meiner  Ankunft  dahier  aus  dem  Haag  finde  ich  von  meinem 
Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  zwei  Schreiben 
vom  28.  März,  dann  drei  vom  18.,  25.  und  28.  April,  worüber  hiermit 
in  Antwort  unverhalte,  soviel  die  5000  Doppien,  so  denen  preussischen 
Truppen  ausstehen,  anbelangt  und  wessen  mein  Herr  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissär  sich  hiebei  wider  den  Herrn 
General-Major  Styllen  beschwert  hat,  dass  zu  hoffen  sei,  es  werde, 
nach  der  von  dem  Herrn  G.  d.  C.  Marchesen  Visconti  diesfalls 
eingeloffenen  Nachricht,  diese  Sache  bereits  beigelegt  sein.  Zum  Falle 
es  aber  nicht  sein  sollte,  so  wolle  mein  Herr  General- Wachtmeister 
und  Obrist-Kriegscommissär  in  allweg  darob  sein,  damit  es  geschehe, 
inmassen  es  an  sich  selbsten  billig  ist,  dass  ersagte  löbl.  Truppen  das 
Ihrige  bekommen. 

Dass  der  vor  meiner  Abreise  über  die  Contributions- Diaria 
gezogene  Calculus  nicht  bestehen  könne,  das  habe  ich  aus  meines 
Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  darüber  weit- 
läufig gegebenen  Auskunft  derjenigen  Erfordernisse,  welche  hie  von 
zu  bestreiten  und  zu  bezahlen  sind,  des  Mehreren  vernommen  und 
dabei  nichts  Anderes  zu  erinnern,  als  dass  der  Giuseppe  Clerici 
mit  seiner  Prätension  sich  noch  wohl  in  etwas  gedulden,  einfolglich 
dessen  Contentirung  länger  hinausgezogen  werden  könne,  um  damit 
man  die  magis  necessaria  umso  besser  bestreiten  möge;  gleichwie  ich 
dann  demselben  die  gute  und  genaue  Wirthschaft  auf  das  Beste 
recommandire,  ob  mir  zwar  ohnedem  nicht  unbekannt  ist,  dass  meines 
Herrn  General -Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegscommissärs  zu  Ihro 
kaiserl.  Majestät  Dienst  tragender  rühmlicher  Eifer  ohnedem  sein 
einziges  Absehen   dahin  habe. 

Dass  die  Virgilianischen  Güter  verkauft  und  das  Geld  dafür  zu 
Bestreitung  der    im   Ilerzogthum   Mantua    gut  zu  thun   habenden  mili- 


')  Kriegs-A.,  It.ilicn   1708;   Fase.  V.  3. 


89 

tärischen  Ausgaben  angewendet  werden  solle,  ist  die  positive  Ordre 
an  die  dasige  l(3bl.  Administration  ergangen,  nicht  zweifelnd,  dass 
auch  ersagte  Administration  diesem  allergnädigsten  Befehl  die  schul- 
digste Folge  leisten  werde.  Was  aber  mein  Herr  General- Wachtmeister 
und  Obrist-Kriegscommissär  wegen  Bezahlung  desjenigen  Vorschusses, 
so  die  neapolitanische  Cassa  gut  zu  thun  hat,  melden  wollen,  daraus 
ist  keine  Hoffnung  zu  machen,  inmassen  der  Herr  Feldmarschall 
Graf  von  Daun  seinen  vorigen  Remonstrationen  beständig  inhärirt, 
dass  darinnen  eben  die  Mittel  so  rar,  dass  er  fast  nicht  wisse,  wie 
die  Ordinaria  zu  bestreiten  seien. 

Sonsten  dient  mir  zur  guten  Nachricht,  was  mein  Herr  General - 
Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  des  Herrn  Generals  Kriech- 
baum Anforderung  halber  hat  erinnern  wollen. 

Auf  das  beigeschlossene  Memorial  des  Herrn  Conte  F  a  b  r  i  c  i  o 
Pietra  Santa  will  ich  besonders  reflectiren,  bis  dato  aber  ist  die 
wirkliche  Vacanz  nicht  vorhanden. 

Dass  die  in  vorgemeldetem  Herzogthum  Mantua  delogirten 
Regimenter  in  einen  solchen  Nothstand  verfallen,  ist  mir  leid  zu  ver- 
nehmen gewesen,  ich  werde  dahero,  soviel  von  mir  dependirt,  Alles 
was  ich  nur  immer  kann,  anwenden,  um  damit  die  Remedur  erfolgen 
möge,  alswie  dann  zu  diesem  Ende  noch  vor  meiner  Abreise  in's 
Feld  in  dieser  Materie  ein  und  andere  Conferenz  dahier  gehalten 
werden  wird.  Wann  man  aber  alldorten  in  loco  der  Sache  keinen 
Ernst  anthun  und  die  Hand  nicht  rechtschaffen  anlegen  will,  so 
werden  auch  alle  hierinfalls  nehmenden  guten  Consilia  umsonst  und 
vergebens  sein.  Meinen  Herrn  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissär ersuche  solchemnach,  seinesorts  Alles  daranzustrecken,  damit 
diesen  nothl  eidenden  Regimentei'n  geholfen  und  dieselben  in  Stand 
gesetzt  werden  mögen.  Ich  weiss  wohl,  dass  nach  Desselben  sothaner 
Remonstration  es  hierzu  an  dem  Fundo  gebrechen  will ;  wann  aber  die 
Noth  so  gross  und  der  darunter  entstehende  Nachtheil  und  Schaden 
unvermeidentlich,  so  wird  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegscommissär  gedenken  müssen,  da  es  ja  nicht  änderst  sein  könnte, 
auch  auf  das  künftige  Jahr  hinein  eine  Anticipation  anzusuchen  und 
richtig  zu  stellen;  ob  ich  schon  mit  meinem  Herrn  General-Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissär  gar  wohl  begreife,  dass  es  so 
leichterdingen  nicht  zu  bewerken  und  hingegen  die  Nothwendigkeiten 
zu  bestreiten,  ein  Grosses  erfordere,  also  dass  man  sich  so  gut  man 
kann,  behelfen  muss,  und  dürfte,  was  Derselbe  der  anticipirten 
100.000  Doppien  halber  anzieht,  mit  dem  abgeholfen  sein,  dass  der 
Herr  Marquis  Prie  darinnen    abermals    angekommen  ist.    Das  Princi- 


90 

palste  aber  beruht  auf  dem,  dass  nicht  nur  die  mantuanischen  Regi- 
menter hinwiederum  in  Stand  gebracht  werden,  sondern  dass  auch 
hiernächst  noch  eine  andere  Anticipation  richtig  gemacht  werde. 
Womit  die  Regimenter  währenden  Feldzug  ihre  Löhnung  und  Sub- 
sistenz  haben  mögen ;  dann  von  hier  aus  ist  nichts  zu  hoffen,  gleich- 
wohlen  aber  eine  etwelche  Erleichterung,  dass  mehrmalen  mein 
unterhabendes  mit  dem  Splenyischen  Regiment  herauszumarschiren 
resolvirt  worden  und  auch  wirklieh  die  Ordre  dessen  hineingehen 
thut,  welche  darum  ohne  geringste  Difficultät  auf  diese  meine  Erinne- 
rung allein  ohne  einzigen  Aufentlialt  marschiren  müssen. 

Ich  möchte  alier  vornehmlich  von  meinem  Herrn  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissär  gern  haben,  dass  Derselbe  einen 
ordentlichen  wohl  speciticirten  Conto  formiren  lasse,  was  man  in  Italien 
annoch  in  Einem  und  Anderm  schuldig  sei,  und  was  hingegen  für 
Einkünfte  zu  verhoffen  und  aus  dem  Land  zu  beheben  stehen.  (Die 
Fortsetzung  ist  fast  cfleichlautenfl  wie  in  Nr.  4li,  Seite  86  von  Zeile  17  xmi  <>.  bis 
Zeile  7  von  n.) 

Wann  von  denen  parmesanischen  Quartieren  was  erspart  werden 
könnte,  so  müsste  man  damit  denen  mantuanischen  Regimentern  aus- 
helfen. Was  aber  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissär  hiebei  wegen  der  sechs  Unzen  Brod  meldet,  da  ist  es 
freilich  nicht  billig,  wann  es  die  Regimenter  bekommen  haben.  Nach- 
dem aber  dieselben  unter  einsten  mich  berichtet  und  versichert,  dass 
nicht  der  zwanzigste  Mann  weisses  Brod  genossen  habe,  so  wäre 
auch  unbillig,  wann  der  Soldat  nicht  haben  sollte,  was  derselbe  vom 
Mund  erspart  hat,  derowegen  dann  die  Sache  untersucht  und  nach 
dem  wahren  Befund  das  Weitere  vorgekehrt  werden  muss. 

Wegen  Nachlass  des  von  denen  zu  Susa  commandirten  fünf 
Bataillonen  genossenen  Service  an  Seine  königl.  Hoheit  zu  schreiben, 
habe  ich  sonderliche  Bedenken,  zu  geschweigen,  dass  ich  auch  glaube, 
es  dürfte  gar  nichts  fruchten  und  hochgedachte  Seine  königl.  Hoheit 
von  der  Gutmachung  nicht  absehen  wollen,  also  dass  man  ohneweiters 
wird  bezahlen,  und  da  bei  erinnerter  Beschaffenheit  kein  anderes 
Mittel  übrig,  auch  auf  das  Künftige  zu  anticipiren  reflectirt  werden 
müssen. 

Mein  Herr  General  -  Wachtmeister  und  Obrist  -  Kriegscommissär 
hat  zwar  gar  wohl  gethan,  bei  deren  See-Potenzen  Ministris  zu  tentiren, 
dass  sie  aus  der  angegezogonen  Ursache  die  Verschaffung  des  Unter- 
haltes für  die  pfälz-holländische  Cavallerie  über  sich  nehmen  möchten. 
Nachdem  man  aber  damit  nicht  reussirt,  so  ist  auch  kein  anderes  Mittel, 
als  dieselbe    weiters  V)i.s  zu    deren   Einschiffung  zu  besorgen ;    es  wäre 


91 

aber  zunächst  in  allweg  zu  sehen,  class  wenigstens  die  kaiserhchen 
in  Spanien  gehenden  Regimenter  aus  der  Verpflegung  gebracht  werden 
möchten,  und  ist  auch  gar  recht  geschehen,  dass  mein  Herr  General- 
Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  mich  von  dem  avisirt,  was 
Derselbe  unter  der  Hand  vernommen,  dass  nämlichen  ein  Theil  derjenigen 
Spesen,  so  die  königl,  spanische  Braut  erfordert,  auf  die  contribuzioue 
diaria  geschoben  werden  wollen.  Wie  ich  aber  solches,  wann  was 
daran  sein  sollte,  in  kein  Weg  noch  Weise  gestatten  werde,  also 
wolle  auch  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscom- 
missär  in  seiner  vorhabenden  rühmlichen  Disposition,  denen  in's  Feld 
gehenden  Bataillonen  und  Regimentern  mit  einem  Geld-Vorschuss  zu 
helfen,  nicht  hindern   oder  irre  machen  lassen. 

Die  zwischen  dem  Herrn  G.  d.  C.  Marchesen  Visconti  und 
Herrn  Senatore  Polagnos  concertirte  Ordnung ,  wie  sich  nach 
Endigung  der  Quartiere  a  prima  Maji  bis  zum  Ausmarsche  der  Regi- 
menter zu  verhalten  sei,  approbire  ich  und  finde  hiernächst  für  billig, 
was  Derselbe  des  bekannten  Persuini  halber  hat  anziehen  wollen, 
worüber  dann  auch  an  seine  Gehörde  die  weitere  Expedition  ergehen  wird. 

Belangend  die  Anfrage,  wie  sich  mein  Herr  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissär  währender  Campagne  zu  verhalten 
habe,  weiss  ich  Demselben  daraufhin  in  Antwort  nichts  Anderes  zu 
bedeuten,  als  dass  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissär dem  Feldzug  beiwohnen ,  Ihro  königl.  Hoheit  in  Allem  Satis- 
faction  geben,  vor  Anderem  aber  sich  sorgfältig  angelegen  sein  lassen 
solle,  dass  das  Brod  niemalen  ermangle  und  auch  sonsten  denen  Regi- 
mentern geholfen  werde  und  die  Löhnung  denenselben  nicht  ausbleibe. 

Schliesslich  wird  Derselbe  von  dem  Herrn  Ober-Quartiermeister 
Nicolotti,  einen  sicheren  Riss  und  Landkarten  vor  mich  in  Händen 
haben,  welche  mir  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissär je  eilender  je  besser  anhero  überschicken  wolle. 

48. 

An   den  Feldmar schall   Grafen  Dann.  Wien,  16.  Mai  1708 '). 

Nachdem  ich  von  meiner  nach  dem  Haag  vorgehabten  Reise 
dahier  zurück  glücklich  angelangt  war,  habe  ich  Euer  Excellenz 
werthestes  Schreiben  vom  30.  und  20.  Martii,  item  vom  3..  11.  und 
24.  passato  wohl  erhalten,  welche,  dass  ich  dieselben  nicht  ehender 
beantwortet  habe,  E.  E.  aus  obangezogener  Ursache  meiner  Abwesen- 


»)  Krieors-A.,  Neapel  und  8icilien  1708;   Fase.   V.  8. 


92 

heit  mir  nicht  übel  nehmen  werden.  Solchemnach  dient  Deroselben 
in  schuldigster  Antwort,  dass  eine  unumgäno'liche  Sache  sei,  dass  der 
üeberrest  des  Kiniünten-  und  Recruten-Goldes  für  die  dorten  zu- 
sammengewesten  fünf  Regimenter  mit  Ende  dieses  Monats  unfehlbar 
und  so  gewiss  anhero  Übermacht  werde,  als  widrigen s  die  aufbringen- 
den Recruten  und  Rimonten  von  hier  nicht  würden  abmarschiren  können. 

Sonsten  ist  gar  wohl  geschehen^  dannenhero  E.  E.  zu  Beförderung 
Ihrer  kaiserl.  Majestät  Dienst  immer  mehr  und  mehr  continuirender 
rühmlicher  Eifer  zu  loben,  dass  Sie  für  die  beiden  Regimenter  Neuburg 
und  Vehlen  nicht  nur  die  Etapen  durch  Abschickung  des  Kriegs- 
Commissarii  Fritz  haben  einrichten,  sondern  dieselben  noch  dabei 
mit  ihrer  vCdligen  winterlichen  Verpflegung  contentiren  lassen. 

Es  hat  zwar  sein  Bewenden,  dass  Sie  mit  jetztersagten  beiden 
Regimentern  die  dort  gefangen  gewesenen  feindlichen  Officiere  mit- 
geschickt, schwer  fällt  es  aber  gleichwohleu,  eine  solche  Anzahl  der 
Gefangenen  von  Officieren  in  dem  Stato  wegen  der  weitschichtig  und 
nicht  zum  besten  versorgten  Plätze  unterzubringen,  da  auch  Ihre  königl. 
katholische  Majestät  mir  allein  von  Unterbringung  der  vornehmen  dieser 
Gefangenen ,  als  da  ist  der  Vice  -  Re  und  etwelche  wenige  Andere, 
allergnädigst  geschrieben  haben. 

Sie  wissen  hiernächst  von  selbsten,  was  für  eine  besondere 
Consideration  ich  für  Dieselbe,  und  was  Sie  angeht,  mache,  mithin  ist 
auch  Dero  Herr  Bruder  zur  General  -Wachtmeistersstelle  erhoben 
worden,  wozu  ich  ihm  besonders  gratulire  und  mich  mit  E.  E.  zugleich 
erfreue.  Das  De  Wendt'sche  Regiment  aber,  wozu  Sie  ihn  recoraman- 
diren,  ist  nicht  vacant,  da  der  ausgesprengte  Todfall  von  dem  Herrn 
General  D  e  We  n  d  t  falsch  gewesen. 

Dass  die  hineinschickenden  Recruten  von  der  Infanterie  zu 
Manfredonia  in  der  Puglia  (Apulien)  an's  Land  gesetzt  werden,  ist 
von  hier  aus  bereits  disponirt  worden. 

Was  E.  E.  wegen  der  Abschickung  einer  Anzahl  feindlicher 
Officiers,  item  Gewehr  und  gemeiner  Mannschaft  nacher  Sicilieu, 
Palermo  und  Messina  melden  wollen,  das  dient  zur  Nachricht,  und 
hat  man  auch  dahier  eben  dergleichen  Avisen.  Ich  kann  mir  aber 
nicht  wohl  einbilden,  wie  der  Feind  allenthalben  solche  Anzahl  Volks 
sollte  abschicken  können,  zu  geschweigen,  dass  die  vereinigte  See- 
macht allbereits  in  dem  Mediterraneo  sich  befinden  wird. 

Dasjenige,  was  E.  E.  im  Vertrauen  des  Herrn  Marquis  Vaubonne 
halber  erinnern,  ist  nicht  ausser  Acht  zu  lassen  und  würde  daliero  gar 
Wohl  {j^oKchehen,  zum  Fall  ja  was  daran  sein  sollte,  wann  E.  PI  mir 
sogleich    die    behörige  Nachricht   davon  zu  ertheilen  belieben  wollteu. 


93 

Ich  approbire  weiters  dicjonig-c  Disposition,  so  E.  E.  mit  Ab- 
schickung  des  Herrn  Generals  Gar at't'a  samint  seinem  unterhabenden 
und  dem  Wetzlischen  Regiment  in  die  beiden  Provinzen  Calabria 
Ultra  und  Citra  angekehrt  haben. 

Bei  derjenigen  Remonstration ,  so  E.  E.  über  die  schleunige 
Abfassung  einer  Resolution  des  dortigen  Gubernii  anziehen,  kann  ich 
Ihre  im  Vertrauen  nicht  verhalten,  dass  Alles,  was  ich  meinerseits 
darbei  thun  können,  gewesen  sei,  die  Sache  retardiren  zu  machen, 
bis  der  Herr  Fcldmarschall  Gomte  Rabutin  dahier  einsmal  aus 
Siebenbürgen  angelangt  sein,  und  E.  E.  können  sich  dabei  versichern, 
dass,  ob  man  zwar  noch  nicht  weiss,  ob  derselbe  für  heuer  im  Felde 
zu  dienen  im  Stand  sein  werde,  ich  dennoch  alles  Dasjenige  meines- 
orts  beizutragen  unermangeln  will,  was  ich  immer  vermögend  sein  kann. 

Die  schädlichen  Anschläge  von  der  Geistlichkeit  zu  Rom  und  die 
daselbstigc  Werbung,  die  Sie  mit  gehöriger  Weitläufigkeit  deduciren, 
dürften  bei  obgemelter  Ankunft  der  Flotta  nicht  so  sehr  zu  apprehen- 
diren  sein,  besonders  da  auch  dieselbe  über  Winter  beibleiben  wird, 
sonstcn  auch  ein  guter  Theil  der  Recruten  von  der  Infanterie  bereits 
abgefahren  ist  und  noch  andere  zum  Abfahren  allgemach  in  Bereit- 
schaft sicli  befinden,  man  auch  den  Ueberrest  nachdrücklich  pressirt, 
einfolglich  die  dortigen  Regimenter  zu  Fuss  in  einen  besseren  Stand, 
als  die  übrigen  kommen  werden. 

Uebrigens  dient  zur  guten  Nachricht,  was  E.  E.  wegen  Abschickung 
einer  Quantität  Getreid,  Stück-Kugel  und  Pulver  nacher  Barcelona, 
item  einer  Anzahl  Salliter  zu  der  mailändischen  Pulver-Fabrica  haben 
erinnern  wollen. 

Betreffend  schliesslichen  die  Resolution  wegen  der  Operation 
von  Sicilien  berufe  ich  mich  auf  dasjenige,  was  ich  an  E.  E.  aus 
dem  Haag  diesfalls  erlassen  habe  und  hiernächst  auch  von  hier  an 
Dieselbe  besonders  abgeloffen  sein  wird.  Und  weilen  solchemnach  die 
Flotta  die  positive  Ordre  hat,  diesfalls  Alles  zu  thun,  was  Ihre 
kaiserl.  und  Ihre  königl.  katholische  Majestät  verordnen  und  für  gut 
befinden  werden,  so  ist  man  mit  so  mehrerem  Verlangen  gewärtig 
den  Bericht  und  Meinung,  so  man  von  E.  E.  hierüber  abgefordert  hat. 

49. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Wien,  17.  Mai  1708  ')• 

Es  haben  die  behörigen  Stellen,  nämlich  Euer    kaiserl.    Majestät 
Hofkammer,  der  Hofkriegsrath  und  das  General-Kriegs-Commissariats- 

')  Registr.  des   R.  K.  M.,  Mai   1708,  Nr.  411. 


94 

amt  mit  dem  Fcldmarsohall  Grafen  von  Heister  die  Nothdurften 
über  heurigen  Feldzug  und  Kriegs-Operationes  im  Königreich  Hun- 
garn  in  unterschiedlichen  Zusammcntretungcu  überlegt  und  darüber- 
liin  für  Dero  Allerhöchsten  Dienst  gefunden,  dass 

Erstlich  nach  anschlüssigen  drei  Aufsätzen  ')  die  Regimenter  und 
Truppen  zu  Felde  repartirt,  der  Generalstab  versehen  und  die  Garni- 
sonen   der    Plätze  besetzt  werden  sollen. 

An  leichter  Reiterei  sodann 

Andcrtcns  glaubt  man  ihm,  Fcldmarschallen,  über  die  zwei 
hungarischeu  Regimenter  Nadasdy  und  Eszterhazy,  item  beide  Räzische 
Secula  und  Demetri,  annoch  500  Pferde  von  dem  Warasdinischen 
Generalat  nebst  einer  aus  dem  slavonischen  District,  soviel  von  dannen 

*)  Anmerkuiig:. 
A  u  f  t  li  e  i  1  u  11  g   deren   Regiment  e  r   u  n  d   T  r  ii  p  ji  c  u   in   U  n  g  a  r  n   u  ii  d 
Siebenbürgen   pro    anno    1708. 

In  Ungarn. 

Reiterei:  Cürassiere:  Hannover,  Hohenzollern,  Uhlefeld,  La  Tour, 
Steinville;  —  Dragoner:  Bayreuth,  Brenner,  Althann,  Wolfskehl,  Schönborn;  — 
Leichte  Reiterei:  ungarische:  Nadasdy,  Eszterhazy;  räzische:  Secula,  Demetri;  — 
königl.    dänische   Auxiliar-Truppen. 

Infanterie:  Sahn,  Heister,  Nehem,  Hasslingen  (7  Compagnien), 
Thürheim,  Deutschmeister,  d'Arnant  (9  Compagnien),  Sickingen,  de  Wendt 
(13    Compagnien),   Tollet;   —    königl.    dänische   Infanterie. 

An  und  über  der  Theiss  und  Maros :  Cürassiere:  Montecuccoli;  Dragoner: 
Rabutin;   zu   Fuss :   Löffelholz. 

1 11   Siebenbürgen: 

Cürassiere :  Gronsfeld,  Darmstadt,  Cusani.  Leichte  Reiterei :  Obrist- 
lieutenant  Paulik  mit  6  Compagnien  Raizeu.  Zu  Fuss :  Pälffy,  Neipperg, 
Virmond. 

General  st  ab   in   Ungarn   pro   anno    1708. 

Commandireuder    General-Feldmarschall:    Graf  Siegbert    von    Heister. 

Generale  von  der  Cavallerie :  Graf  Johann  P  äl  ffy,  Marchese  Cusani, 
wann   er   aus   Siebenbürgen   kommt   und  zu   Felde   dienen   will. 

General-Feldzeugmeister:   Baron   de   Nehem. 

General-Feldmarschall-Lieutenants  zu  Fuss:  von  Löffelholz,  Max 
Graf  von  Starhemberg,  wann  er  aus  der  Gefangenschaft  zurückkommt, 
Graf  Löwenberg  geht   nach   Grosswardein. 

Gencral-Feldmarschall-Lieutenants  zu  Pferd :  Graf  Steinville,  Graf 
K  o  h  ä  r  y,   Graf  N  ;i  d  a  s  d  y,   von    G  o  m  b  o  s. 

General-Wachtmeister  zu  Fuss:  Baron  Sickingen,  Salzer,  de 
Wendt,   von   der  Lancken,   von    Tollet. 

General  -  Wachtmeister  zu  Pferd :  Graf  Montecuccoli,  wann  er 
aus  Siebenbürgen  kommt,  Graf  Seyfried  Breuner,  Baron  Ebergenyi, 
von   Hart  leben,   Graf  Veterani,   de   V  i  a  r  d. 


95 


zu    entratlien    möglich,    zusammensetzender    Anzahl    Grenzer    zu  Ross 
und  Fuss  beizugehen,  Zumalen  aber  über  dieses  noch 

Drittens  der  Feldmarschall  Graf  von   H  e  i  s  t  o  r  auch  einen    Zu- 
trag   an    Mannschaft    aus    der  kleinen    Walachei    verlangt,    so   ist    auf 

von    denen    K  e  g  i- 


A  u  f  t  h  e  i  1  u  n  g     d  e  r 
Regiment: 


Garnisonen      in     U  n  g  a,  r  n 
m  e n  t e r n   zu  Fuss. 


Salm. 
Heister. 


Nehem. 
Hasslingen. 
Thürtieira. 


Deutsch- 
meister. 

d'Arnant. 


Sickingen. 


de   Wendt. 


Tollet. 


Löffelholz. 


Zu  Felde: 


6  Compagnien. 

7  Compagnien. 
7    Compagnien. 


In  Besatzung: 

In   Ofen    6    Compagnien.  11    Compagni(!n. 

Solle     nach   beschehener  Ablösung    Sodann     der    Ueborrest     in's 
Raab   nebst  denen  Freicompagnien    Feld  gezogen   werden. 
Stuhlweissenburg,  Gran,  Altenburg 
und  Totis   versehen. 
In   Slavonien    11    Compagnien. 
In   Schlesien    10   Compagnien. 
In    Slavonien  (Essegg  und  Szigeth) 
6  Compagnien,  inSteyermark  1  Com- 
pagnien. 

In  Pressbixrg,  Leopoldstadt,  Szereth, 
Sellye  ,  Nagymagyar  17  Com- 
pagnien. 

Gran  und  Stuhlweissenburg  9  Com- 
pagnien pro  temjDore  bis  die 
Heister'schen  ablösen. 
In  Mähren  4  Compagnien,  Oeden- 
burg,  Särvär,  St.  Gotthardt,  Simegh 
6    Compagnien. 

Trentschin,  Neustadtl,  lUova  6  Com- 
pagnien. 

An  der  March  in  Nieder-Oesterreich    13    Compagnien. 
4  Compagnien,  die  Schlösser  Pibers- 
burg,   Smolenitz,   Plassenstein,  Pei- 
lenstein,  Theben    150  Mann. 

Commandirte  Recruten  nebst 
einigen     alten     Leuten     von 
denen    drei  siebenbürgischen 
Regimentern  Pälffy,  Neipperg, 
Virmond,  unter  einem  Haupt- 
mann   von   Pälffy    und    zwei 
Lieutenannts     von    Neipperg 
und   Virmond,    welche    auch 
zu   künftigjähriger  Recruten- 
Uebernahme   gebraucht  wer- 
den  sollen. 
An   und  über  der  Theiss  und  Maros 
(Grosswardein ,     Arad ,      Szegedin, 
Gyula,     Genö    [Jenö]    ixnd     Filial- 
posten). 


7    Compagnien. 


7   Compagnien, 


96 

Befund,  wie  der  Contributions-  oder  Restantien-Nachlass  und  Aufbot 
dieser  Leute  E.  k.  M.  Diensten  und  dem  Publicu  sehr  besorgliche 
luconveuientien  zuziehen  dürfte,  für  besser  erachtet  worden,  dass  von 
20  Familien  ein  I^lann  beständig  gestellt  und  von  allen  Contributions- 
<  >neribus  frei  gelassen  werden,  dahingegen  jedesmal,  so  oft  es  von- 
nötheu,  im  Lande  oder  auf  der  Grenze  zu  dienen  verbunden  sei,  als 
wodurch  gleichwohleu  eine  gute  Quantität  aufzubringen,  Hoffnung. 

Viertens  hat  die  Hofkammer  versprochen,  weilen  mit  der  ordinari 
Bespannung  des  Feld-,  Proviant-  und  Artillerie-Fuhrwesens  aus  Enge 
der  Zeit  sich  nicht  mehr  aufkommen  lässt,  ermeltem  Grafen  von 
Heister  200  bespannte  Ochsenwägen  zu  verschaffen,  womit  man 
supponirct,  er  die  beiderseitig  vorfallenden  Bedürfnisse,  sonderbar 
durch  noch  Beihülfe  deren  bei  denen  zu  Felde  gehenden  Regimentern 
vorhandenen  Proviantwägen  doch  zureichentlich  werde  bestreiten 
können;  gleichwie  vor  ihn  eben 

Fünftens  30  Tschaikeu  sammt  denen  richtig  besoldeten  Nasadisten 
zur  Verwahrung  der  Donau  sowohl  ober-  als  unterhalb  Ofen  gCAvidmet 
werden  sollen;  allein  sehe  man,  um  all'  dieses  in  Gang  zu  bringen 
und  das  Corpo  einmal  mobil  zu  macheu, 

Sechstens  für  eine  unumgängliche  Nothwendigkeit,  dass  hierzu 
in  die  von  ihm,  Feldmarschalien,  anbegehrte  Feldkriegs-Cassa  zu 
Behebung  des  ganzen  Werkes  jetzo  gleich  100.000  Gulden  eingeschafft 
und  dann  nach  denen  commissariatischen  Entwürfen  in  dreien  von 
sechs  zu  sechs  Wochen  nachfolgenden  Terminen  jedesmal  wiederum 
50.000  Gulden  abgereicht  werden  möchten,  umsomehr,  als  auch  täg- 
lich sich  unvermeidliche  Auslagen  äussern  und  über  die  heuer  beim 
Corpo  wegen  der  leichten  Reiterei,  Tschaiken  und  so  mehr  als  audere 
Jahre  ansteigenden  Unkosten  nicht  minder  considerationswürdig  ist, 
dass  denen  in  der  hungarischen  Postirung  abgewichenen  Winter  hin- 
durch gestandenen  Regimentern  (nachdem  sie  allda  ihre  Verpflegs- 
gebühr  vom  Lande  nicht  ordentlich,  noch  zulänglich  empfangen  haben, 
sondern  Noth  halber  die  Öommer-Assignationes  anzugreifen  gezwungen 
gewesen,  jetzo  die  Wochen-  und  Subsistenzgelder  leicht  erachtlich 
fehlen  werden)  aus  der  Cassa  pro  necessitate  beigesprungen  werden 
müssen  wird. 

Auf  vorstehende  Art  und  Weise  nun,  wann  Alles  in  tempore 
bewirkt  wird,  vertröstet  man  sich,  den  Kriegs-Staat  von  Hungarn  auf 
einen  besseren  Fuss  zu  setzen,  die  Erbländer  von  feindlichen  Ein- 
brüchen zulänglicher  zu  verwahren,  das  diesseitige  Donau-Land  sammt 
ermeltem  Hauptstrom  vom  Feinde  gänzlich  zu  befreien,  ja  in  das  Herz 
des    Königreiches    selbsten    tiefer    einzudringen    und    auf    zukünftigen 


97 

Winter  ein  mehreres  Stück  Land  vor  die  Subsistenz  der  Miliz  zu 
gewinnen.  Es  beruht  jedoch  Alles  bei  E.  k.  M.  allerguädigstem 
Belieben  und  weiterem  Befehle,  zuvörderst  dass  Allerhöchstdieselbe 
Dero  Hofkammer  zu  schleuniger  Erzeugung  obberührter  concertirter, 
hierzu  unentbehrlicher  Mittel  nachdrucksam  verhalten,  ihr  auch  solches 
zu  prästiren,  die  nöthige  Assistenz  unvorgreiflichst  verschaffen  möchten; 
wo  anbei  zu  beharrlichen  kaiserl.  Hulden   etc. 

Resolution   des   Kaisers : 

Ic'li  ajiprobiie  in  Allem,  was  hier  eingerathen  und  werde  auch  der 
Hofkamnier  das  Gehörige  anbefehlen,  damit  die  hiezu  nöthigen  Mittel  aus- 
findig  gemacht   werden. 

Joseph   m.   p. 

50. 
An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Wien,  26.  Mai   1708  ')■ 

Euer  Excellenz  werthes  Schreiben  vom  1.  dieses  wird  mir  zu- 
recht und  ich  ersehe  daraus,  was  Sie  wegen  Anlangung  2500  Spanier 
uacher  Palermo,  die  aber  nicht  nach  Sicilien,  wie  die  Kundschaften 
geben,  sondern  gegen  Messina  sich  gewendet,  und  dass  der  Duca 
Tursis  nach  Succurrirung  Longone's  gleichfalls  nacher  gedachtem 
Messina  zu  gehen  Willens  sei,  mit  Mehrerem  melden  und  daraufhin 
weiters  in  Ein-  und  Anderem  anziehen  wollen. 

Nun  dürfte  inmittelst  diese  des  Feindes  Intention  mit  dem  unter- 
brochen worden  sein,  dass  die  vereinigte  Seemacht  sich  bereits  in 
dem  Mediterraneo  befinden  und  diesen  Winter  über  allda  verbleiben, 
mithin  auch  mit  den  unter  Dero  Commando  stehenden  Truppen  man 
umso  besser  werde  zulangen  können,  zumalen  auch  ein  guter  Theil 
Recruten  bereits  abgefahren,  ein  anderer  Theil  dazu  in  Bereitschaft 
steht  und  der  Ueberrest  für  die  dortigen  Regimenter  mit  Nachdruck 
pressirt  wird.  Es  hat  zwar  gegen  diese  Abführung  die  Republik  von 
Venedig  zu  moviren  unternommen,  die  aber  keine  Hinderung  geben, 
sondern  gar  bald  gehoben  sein  wird. 

Uebrigens  erwartet  mau  mit  Verlangen  den  von  E.  E.  wegen  der 
Operation  von  Sicilien  abgeforderten  Bericht,  um  sodann  das  Weitere 
resolviren  zu  können,  nachdem  die  Seepotenzen  Ihro  kaiserl.  und  königl. 
Majestät  dieselbe  völlig  überlassen  und  zu  dem  Ende  der  Flotta  die 
Ordre  ertheilt,  dass  diese  Allerhöchstgedachter  Seiner  kaiserl.  und  Ihro 
königl.  Majestät  Verlangen  und  Ordre  positive  nachkommen  solle 
Womit  etc. 


•)  Kriegs-A.,  Neapel  und  Sicilieu    17ÜH ;   Fase.   V.   10. 
Feldzüge  de.s  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,   1.   Band.   iSupplenient-IteCt        • 


98 

51. 

An  die  Gräfin  von  Starhemberff.  Wien,  26.  Mai  1708')- 

Ich  habe  mit  Mchrereni  vernommen,  was  Sie  abermaleu  wegen 
Eliberinmg  Dero  Herrn  Gemals  an  mich  erlassen  und  der  Meinung 
sein  wollen,  dass  diese  nach  dem  Enthalt  des  errichteten  Cartels  am 
täglichsten  geschehen  könnte. 

Ich  wollte  mir  gewisslich  für  ein  besonderes  Glück  schätzen, 
wann  es  allein  von  mir  dependirte,  gedachtem  Dero  Herrn  Genial 
seine  Freiheit  zu  verschaffen.  Nachdem  aber  die  Rebellen  das  Cartcl 
gebrochen  und  sich  mithin  die  Auswechslung  auf  diese  Weise  nicht 
bewerken  lasset,  so  ist  allein  übrig,  auf  andere  Mittel  und  Wege  zu 
gedenken,  wie  hierinfalls  zu  helfen  sei,  zu  welchem  Ende  ich  an  den 
Herrn  Gemal  selbsten  geschrieben  habe,  dass  er  in  loco  sehen  und 
wie  es  am  leichtesten  zu  vollziehen,  mir  Gelegenheit  an  die  Hand 
geben  sollte.  Dann  ich  kann  Sie  versichern,  dass  ich  meinesorts  gar 
gerne  alle  Kräfte  anspannen  werde,  insoweit  nur  diese  auch  vermögend 
sind,  mehrgemelten  Dero  Herrn  Gemal  seine  Freiheit  zu  verschaffen 
und  Ihnen  andurch  besonders  zu  erzeigen,  mit  was  für  einer  Dienst- 
fertigkeit ich  verbleibe  etc. 

52. 

An  den  GWM.  Grafen  Harrach.  Wien,  26.  Mai  1708 -). 

Beide  des  Herrn  General  -  Wachtmeisters  vom  9.  dieses  habe 
wohl  erhalten.  Soviel  nun  das  recomraandirte  Memorial  des  arrestirten 
Savioni  belangt,  schreibe  ich  an  den  Herrn  General  Visconti,  um 
hierüber  mit  seinem  Herrn  Bruder,  dem  Grosskanzler,  zu  reden,  nach- 
dem derselbe  einen  so  langwierigen  Arrest  ausgestanden  und  der 
Status  Italiae  Zeit  seiner  Arrestirung  sich  völlig  geändert  hat,  dass 
man  denselben  endlich  des  Arrestes  entlassen  könnte. 

S(msten  wollte  wünschen,  die  Gelegenheit  zu  haben,  nach  des 
Herrn  General- Wachtmeisters  Verlangen,  Denselben  sammt  seinem 
Hegiment  bei  mir  zu  haben;  es  sind  aber  für  heuer  die  Dispositiones 
schon  ausgestellt  und  solchergestalt  gemacht,  dass  hierinfalls  keine 
Al)änderung  mehr  vorgenommen  werden  kann.  Darum  aber  darf  sich 
der  Herr  General- Wachtmeister  nicht  bekümmern,  dass  man  Seiner 
vergessen  werde,  gleich  dann  Derselbe  von  Ihro  kaiserl.  Majestät  zu 
Dero  General-Feldmarschall-Lieutenant,  dessen  Ubiister,  der  Herr  Baron 

')  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.   V.   1. 
»)  Krieg8-A.,  Italien   1708;   Fase.   V,  (J. 


I 


99 

Proline  (Browne)  aber  zu  Dero  Genoral -WacUtmciöter  declarirt 
werden,  wodurch  sieh  dann  daöjeniji,c,  was  mir  Derselbe  jetztg-edaehten 
Obristens  halber  meldet,  von  selbsten  heben  thut. 

Wegen  der  ausständigen  Werbgelder  in  Hteyermark  ist  die  nach- 
drückliche Erinnerung  an  seine  Gehörde  ergangen,  nicht  zweifelnd, 
dass  auch  der  Effect  erfolgen  werde. 

Sonsten  hat  der  Herr  General  -  Wachtmeister  gar  wohl  gethan, 
über  des  General-Auditoriatamts  erlassene  Verbescheidung  in  puncto 
des  Herrn  Obristen  G  ü  k  h  l's  machenden  Anforderung  an  die  Kleissi- 
sche  Verlassen  Schaft  einen  ausführlichen  Bericht  an  den  lijljl.  kaiserl. 
HoHvriegsrath  einzuschicken,  worüber  dann  auch  Demselben  von  dorten 
aus  die  behörige  Autwort  zukommen  wird. 

Ich  verwundere  mich  übrigens,  dass  die  K(jcruten  der  Herrn 
General- Wachtmeister  unterhabenden  löbl.  Regimenter  ihren  Zug  über 
Graubünden  genommen,  raassen  es  wider  die  hier  ausgestellten  Dispo- 
sitiones  lauft  und  oder  von  der  Administration  in  Bayern,  oder  von 
dem  Land  Tyn»!  diese  Abänderung  gemacht  sein  muss,  Avelches,  da 
es  bereits  geschehen,   nicht  mehr  vermittelt  werden  kann.  Womit  etc. 

53. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Wien,  26.  Mai  1708'). 

Aus  meines  Herrn  General- Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegscom- 
missärs  unterm  15.  dieses  an  mich  erlassenen  Schreiben  ersehe  ich 
des  Mehreren,  dass  wegen  der  von  denen  preussischen  Truppen  an  den 
parmesanischen  Clero  zu  fordern  gehabten  5000  Doppien  durch  den 
Herrn  G.  d.  C.  Marchesen  Visconti  und  dessen  Herrn  Brüdern,  den 
Gross-Kanzler,  mit  dem  päpstlichen  Interveniente  Abbate  M  e  n  d  o  s  i  o 
die  Sache  abgehandelt  und  verglichen,  den  spanischen  Truppen  aber 
auf  die  übrigen  17.500  Doppien  das  leere  Nachsehen  gelassen  worden 
und  mein  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär 
dahero  der  Meinung  wäre,  dass  bei  dieser  Beschaffenheit  die  Execution 
durch  die  Kaiserlichen  der  jetztgedachten  17.500  Pistolen  halber 
immediate  verhängt  werden  möchte.  Nun  kann  ich  nicht  anders,  als 
meinem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  bei- 
fallen, dass  diese  Sache  dem  Herrn  Gross-Kanzler  nichts  angehe,  glaube 
auch  nicht,  dass  derselbe  sieh  immediate  darein  gemengt  und  obge- 
melten  Vergleich  zu  schliessen,  sollte  geholfen  haben.  Soviel  aber  die 
Bezahlung  der    5000   Doppien  selbst  angeht,  weiss  Derselbe  wohl,  dass 

')    Kriegs-A.,  Italiuu    1708;  Fase.  V.   7. 


100 

solche  an  preussische  Truppen,  vermög-c  des  verwillif^ten  Douceurs  ge- 
bühren, und  sie  consequcutcr  auch  das  Ihrige,  wie  ich  öfters  geschrieben, 
haben  suchen  müssen.  Darum  aber  hat  das  icaiserl.  Aerarium  nicht  zu 
leiden,  sondern  weilen  der  Herr  Marquis  P  r  i  c ,  den  ohne  das  dieses 
Contributionswesen  angeht,  in  loco  ist,  also  wird  auch  durch  ihn  gesehen 
und  die  Auskunft  gefunden  werden  müssen,  wie  der  Rest  obiger 
17.500  Doppien  gleichfalls  auf  ein  oder  andere  Weise  angebracht  werde. 
Uebrigens  beklagt  sich  des  Herrn  Prinzen  von  Württemberg 
Liebden,  dass  sie  den  ganzen  Winter  über  an  ihrer  Gage  nichts 
l)ck()nnnen  hätten.  Gleichwie  nun  meinem  Herrn  General- Wachtmeister 
und  ( )brist-Kriegscommissär  der  Stand  dieses  Prinzen  selbsten  bekannt, 
und  ohne  Mittel  aber  derselbe  nicht  subsistiren  kann,  als  wolle  mein 
Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegsconmiissär  in  allweg  ge- 
dacht sein,  dass  man  ihm  aus  der  Cassa  helfe  und  an  die  Hand  stehe. 

54. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Wien,  30.  Mai  1708 '). 

Nachdem  des  Herrn  FML.  Prinzen  von  Darmstadt  Liebden 
vermöge  Ihrer  kaiserl.  Majestät  allergnädigsten  Resolution  destinirt  sind, 
anstatt  des  Herrn  Feldmarschall  Grafen  von  Dann  im  Königreich 
Neapel  das  Militär-Commando  zu  führen,  und  Dieselbe  gedenken,  zu 
diesem  Ende  ihre  in  der  Lombardie  annoch  habende  Bagage  dahin 
eilfertig  abgehen  zu  lassen,  so  habe  ich  meinem  Herrn  General-Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissär  hievon  zu  dem  Ende  Notification 
thun  wollen,  um  dass  Derselbe  Seiner  Liebden  Bagage  zu  ihrem 
schleunigen  Abmärsche  und  unentgeltlichen  Fortzug  Alles  beitragen, 
auch  in  allweg  geflissen  sein  wolle,  gedachte  Seine  Liebden  für  gegen- 
wärtigen Winter,  um  dass  Sie  dessentwegen  nicht  aufgehalten  werden, 
in  allweg  auf  das  Baldigste  zu  befriedigen.  Womit  etc. 

55. 

An   den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Wien,   30.  Mai  1708')- 

Es  werden  zwar  Euer  Excellenz  aus  der  an  Sie  ablaufenden 
allergnädigsten  kaiserl.  Expedition  mit  Mehreren!  ersehen,  wie  Ihrer 
kaiserl.    Majestät    allerhöchster    Dienst    erfordert    habe,    dass    Dieselbe 

')   Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  V.   10. 

^)  Krieprt-A.,  Neapel  mi.l  Sicilieu   1708:   Fase.   V.    11. 


101 

gegenwärtigen  Feldzug  das  Commando  in   der  Lombardie  führen  und 
haben  sollen. 

Ich  unterlasse  gleichwohlen  nicht,  E.  E.  solches  hicmit  zu  er- 
innern, nicht  aber,  dass  ich  Ihnen  davon  parte  geben  wollte,  sondern 
Sie  zu  versichern,  dass  Ihre  kaiserl.  Majestät  hierbei  Alles  gethan,  und 
ich  nicht  weniger  meinesorts,  Avas  möglich  war,  beigetragen  habe,  um 
dass  Sie  bei  dem  Commando  in  Neapoli  weitershin  gelassen  werden 
möchten,  alswie  man  dann  über  zwei  Monate  lang  diese  Resolution 
aufgeschoben  und  zugewartet  hat,  bis  von  des  Herrn  Feldmarschalls 
Grafen  Rabutin  Excellenz  die  Nachricht  eingeloffen  ist,  ob  sie  diesen 
Feldzug  zu  dienen  im  Stand  seien.  Nachdem  aber  dieser  Tage  der  Bericht 
gekommen,  dass  gedachten  Herrn  Feldmarschalls  Excellenz  in  einen 
solchen  Umstand  verfallen,  dass  sie  diesen  Sommer  unmöglich  zu  Felde 
ziehen  und  dienen  könnten;  so  war  auch  kein  anderes  Mittel  mehr 
übrig,  Anfangs  gemeldete  allergnädigste  Resolution  zu  verschieben 
oder  zu  verändern,  sondern  Ihre  kaiserl.  Majestät,  wie  ungern  Sie  auch 
gewollt,  haben  dieselbe  allergnädigst  abfassen  müssen,  E.  E.  versichernd, 
dass,  obzwar  die  Unmöglichkeit  hierinfalls  nicht  zugelassen  habe,  Dero- 
selben  meine  aufrichtige  Dienerschaft  an  Tag  zu  legen,  mir  es  nichts- 
destoweniger an  weiteren  Gelegenheiten  nicht  ermangeln  werde,  Dero- 
selben  zu  erweisen,  mit  was  für  einer  Freundschaft  ich  Ihro  zugethan  sei 
und  annebst  verbleibe  etc. 


56. 

An  den  Feldmarschan  Grafen  Herbe ville.  Wien,  2.  Juni  1708*). 

Was  mir  Euer  Excellenz  unterm  25.  passato  wegen  des  Abmarsches 
der  Regimenter  und  Huszaren,  auch  sonsten  in  Ein-  und  Anderem 
erinnern  wollen,  das  dient  mir  theils  zur  guten  Nachricht,  theils  aber 
beruht  auf  sich;  und  ich  habe  solchemnach  in  Antwort  nichts  Anderes 
zu  bedeuten,  als  dass  es  bei  Herabbeorderung  des  Herrn  GWM,  de  Wendt 
sein  unveränderliches  Verbleiben  haben  müsse.  Sonsten  aber  hat  man 
die  Disposition  schon  gemacht,  dass  E.  E.  von  Prag  zu  etwelcher 
Verstärkung  einige  Compagnien  zugeschickt  werden  sollen,  oder  wann 
die  Nothdurft  und  Conjuncturen  erforderten,  noch  mehr  Leute  in 
Bayern  zu  commandiren,  wird  man  auch  hierauf  zu  reflectiren  und 
in  Zeiten  das  Behörige  zu  disponiren  unermangeln. 


*)  Kriegs-A.,  Römisclies  Keich  1708 ;   Fase.   VI.  4. 


102 


57. 

An   den  FML.   Freiherrn   von  Wetzel.   Wien,  2.  Juni  1708 '). 

Aus  itieiues  Herrn  General -Feldmarschall-Lieutenant  vom  24. 
passato  habe  gern  ersehen,  dass  wegen  Erabarquirung  der  säramtUchen 
uaeher  Spanien  gewidmeten  kaiserlichen  Truppen  endlich  die  Ordre 
eingelangt  sei,  und  diese  zu  solchem  Ende  in  marschfertigem  Stande 
frehalten  werden.  Worüber  meinem  Herrn  General  -  Feldmarschall- 
Lieutenant  weiters  nichts  zu  bedeuten  habe,  angesehen  Derselbe  von 
dem  Herrn  Feldmarschall  Grafen  Guido  die  behörigen  Befehle  dessent- 
wegen hinterlassen  hat. 

Soviel  aber  dem  Herrn  GWM,  Grafen  von  Eckh  und  Ingenieur- 
Ubristen Herrn Peroni  belangt,  sind  diese  annocli  allhier,  welche,  dass  sie 
sich  schleunig  liineinbegeben  sollen,  in  allweg  werden  angemahnt,  die 
löbl.  Hofkammer  aber,  so  dieselben  mit  ihrer  Abfertigung  bisher  auf- 
gehalten hat,  darum  nachdrücklich  pressirt  worden. 

Das  recommandirte  Memorial  remittire  ich  nach  Mailand,  um  zu 
sehen,  ob  und  wie  etwo  dem  Supplicanten  könnte  geholfen  werden. 
Womit  etc. 

58. 
An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Wien,  2.  Juni  1708'). 

Euer  Excellenz  werthe  Schreiben  vom  20.  und  23.  passato  er- 
halte ich  nacheinander  zurecht.  Was  nun  das  bewusste  Dessein  auf 
Comacchio  belangt,  höre  ich  gern,  dass  dieses  seinen  Foi-tgang  ge- 
nommen habe,  und  die  von  E.  E.  nachgeschickte  Contre-ordre  nicht 
mein-  in  tempore  eingeloffen  sei,  weilen  dasjenige,  was  ich  E.  E. 
unterm  16.  des  obgedachten  verwichenen  Monats  auf  Dero  diesfalls 
angezogene  C«msideration  gemeldet  habe,  relativ  auf  diejenige  Ordre 
geraeint  gewesen  war,  die  in  Sachen  vom  Hof  aus  an  Dieselbe  erlassen 
worden,  und  von  welcher  ich,  da  es  in  meiner  Abwesenheit  beschehcn, 
nicht  vollkommen   informirt  gewesen  bin. 

Was  E.  E.  sonsten  auf  mein  Vorgemeltes  vom  10.  passato  in 
Antwort  erlassen,  das  beruht  auf  sich,  und  ich  habe  dagegen  anders 
nichts  zu  erinnern,  als  dass  Sie  wegen  des  arrestirten  venetianischen 
Wachtmeisters  dasjenige  sogleich  exequiren  lassen  wollen,  was  die 
anbefohlene   Haltung  des  Processes  mit  sich   bringen   wird. 

')  Krieps-A.,  Italien    17()H;   Kasc.   VI.  2. 
»)  Kiic'{rs-A  ,  Itali.ii    17Ü.S;  Fasr-.   VI.   3. 


103 

Uebrigens  werden  Sie  aus  der  kaiserlichen  unter  einsten  ablaufen- 
den Expedition  mit  Mehreren!  ersehen,  wasmassen  resolvirt  sei,  dass 
der  Herr  Feldmarschall  Graf  von  Daun  diesen  Sommer  in  der  Lom- 
bardie  das  Comraando  führen  und  anstatt  seiner  des  Herrn  Prinzen 
von  Darmstadt  Liebden  die  kaiserlichen  Truppen  in  Napoli  com- 
mandiren,  der  Herr  Cardinal  Griraani  hingegen  als  Vice-R6  das 
Land  allda  besorgen  und  E.  E.  vermöge  der  unter  einsten  mitkommen- 
den allergUcädigsten  Ordre  als  der  General  der  Cavallerie  in  Hungarn 
dienen  sollten. 

Nun  ist  mir  zwar  leid,  dass  ich  Deroselben  bei  dieser  Ver- 
änderung nicht  also  habe  dienen  können,  wie  ich  gern  gewollt  und 
gewunschen  hätte,  da  meinestheils  gedachtes  Herrn  Prinzen  von 
Darm  Stadt  Liebden  die  Ueberkommung  dieses  Commandos  so  in- 
ständig pressirt,  anderntheils  aber  Ihre  kaiserl.  Majestät  erfordert  hat, 
Dero  Person  in  Hungarn  zu  gebrauchen.  Um  damit  Sie  aber  gleich- 
wohlen  sehen  sollen,  dass  Dero  wahrer  Freund  sei,  zum  Fall  E.  E.  ein- 
als  den  anderen  Weg,  bei  Anwesenheit  des  Herrn  Generals  Daun,  in 
Italien  zu  bleiben  gedenketen,  so  wollen  Sie  mir  sogleich  an  die  Hand 
geben  und  berichten,  was  für  ein  raedius  terminus  zu  treffen  oder  zu 
finden  sein  werde.  Womit  etc. 

59. 
An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini,  Wien,  2.  Juni  1708'). 

Meines  Herrn  General- Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegscommissärs 
unterm  24.  passato  anliero  abgeschicktes  Schreiben  hatte  in  substantia 
die  Ratification  des  auf  80.000  Pistolen  mit  dem  Gamba  getroffenen 
Contracts  und  zu  was  Ende  diese  Summa  Geldes  anzuwenden,  auch 
wie  weit  sie  zuläng-  und  erklecklich  sei,  in  sich  enthalten.  Soviel 
nun  die  Ratification  sothanen  Contracts  anbelangt,  nachdem  die  Noth- 
wendigkeit  so  gross,  dass  man  nicht  anders,  als  diese  Anticipation 
einzugehen  vermag,  und  dieser  mit  dem  Gamba  errichtete  besser 
und  auch  grösser,  als  diejenige  Anticipation,  so  der  Cassiere  generale 
Brentano  offerirt,  so  habe  ich  darüber  mit  Ihre  kaiserl.  Majestät 
in  aller  Unterthänigkeit  geredet  und  nach  Deroselben  daraufhin  aller- 
gnädigst  gegebenen  Resolution  meinem  Herrn  General -Wachtmeister 
und  Obrist-Kriegscommissär  sothanen  Contract  hiermit  von  mir  ratificirter 
zurücksenden  wollen.  Derselbe  kann  nun  hierauf  nach  denen  gestellten 
Terminen  die  Mittel  eincassiren  und  sie  zu  denen  mir  specificirten 
Nothwendigkeiten  und  Zahlungen  anwenden. 

♦)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  VII.  IIa. 


104 

60. 

An  den  Landmarschall  Grafen  Traun.   Wien,   2.  Juni  1708"). 

Auf  Euer  Excellenz  unterm  20.  und  28.  passato  an  mich  erlassene 
beide  Schreiben  hat  man  erstlich  auf  den  Herrn  Obristwachtmeister 
Grafen  von  S  i  n  z  e  u  d  o  r  f  inzwischen,  bis  der  Casus  wegen  Einrich- 
tung des  Raaber  Generalats  sich  ergibt,  schon  gedacht  und  wird 
hiernächst  auch  auf  den  recommandirten  Herrn  GWM,  Baron  E  b  e  r- 
genyi  alle  Retlexion  zu  machen  unermangeln. 

Den  Herrn  General  Heister  in  balden  Stand  zu  operiren  zu 
setzen,  dependirt  von  Geldmitteln,  welche,  ob  man  schon  selbe  unab- 
lässig pi-essirt,  man  von  der  löbl.  Hofkammer  demungeachtet  bis  anhero 
nicht  haben  können. 

Uebrigens  conformire  mich  mit  E.  E.  Meinung,  was  Sie  wegen 
Citation  der  Rebellen- Capi  und  deren  Anhang  erinnern,  und  ver- 
bleibe etc. 

61. 

An  den  G.  d.  C.  Grafen  Pälffy.  Wien,  2.  Juni  1708'). 

Ich  habe  aus  Euer  Excellenz  an  mich  erlassenen  Averthesten 
Schreiben  sowohl,  als  von  Dero  Adjutanten  mündlich  des  Mehreren 
verstanden ,  was  Sie  mir  wider  des  Herrn  Feldmarschalls  Grafen 
Heister  Beschwerniss  haben  anziehen  und  weiters  antworten  wollen, 
dass  Dero  langwierige  treue  Dienste  derlei  Tractament  nicht  meritiren 
thäten. 

Soviel  nun  diese  in  specie  angeht,  können  E.  E.  gesichert  sein, 
dass  nicht  nur  mir  in  particulari  Dero  Verdienste,  sondern  auch  dem 
Hof  Selbsten  und  der  ganzen  Welt  solchergestalt  bekannt  und  unver- 
borgen seien,  dass  man  auch  darum,  nebst  dem  in  Dero  Person  habenden 
Vertrauen,  alle  erdenkliche  Consideration  habe.  Was  aber  den  Herrn 
General  Heister  belangt,  sollte  Ihnen  sein  Humor  nicht  unbekannt 
sein,  und  ich  berufe  mich  diesfalls  auf  dasjenige,  was  ich  mit  obge- 
dachtem  Dero  Adjutanten  mündlich  des  mehreren  geredet  habe  und 
sage  Ihnen  noch  dabei,  dass  ich  meinesorts  in  allweg  sehen  werde, 
wie  etwa  in  der  Sache  zu  helfen  sei. 

Wegen  Spielrührens  aber  muss  ich  Ihnen  dannoch  unangezogener 
nicht    lassen,    dass    es    sonsten    nicht    gebräuchlich    sei,    wann    der  in 

')  Krieg8-A.,  Ungrani  1708;  Fase.  VI.   1. 
*j  Kriegrrt-A.,  lTiio^.ani   170«;   Fase   VI.   2. 


105 

capite  comraandirende  General  abwesend  sich  l)efindet,  dass  man  selbes 
dem  inzwischen  auf  etliche  wenige  Tage  sul)stituirenden  Generalen 
rühren  lasse. 

Dass  Ihnen  übrigens  Ihre  Bagage  viel  gekostet  und  Sie  sich  in 
Schulden  gesteckt,  glaube  zwar  gern,  und  ich  wollte  auch  nicht  er- 
mangelt haben,  die  Hofkammer,  auch  das  löbl.  Hofkriegsraths-Mittel 
zu  ersuchen  und  zu  dem  Ende  das  Benöthigte  hinüberzugeben,  da- 
mit man  Deroselben  mit  einem  Stück  Geld  an  die  Hand  gehen  kihinte ; 
da  aber  E.  E.  so  gut  als  mir  derenselben  Unvermögen  bekannt,  so 
würde  es  auch  ohne  Wirkung  sein.  Womit  etc. 


62. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Guido  Starhemberg. 
Wien,  2.  Juni  1708 'j. 

Euer  Excellenz  hochschätzbare  Zeilen  vom  3.  passato  sind  mir 
umso  genehmer  gewesen,  als  sie  mir  Dero  glückliche  Ankunft  zu 
Barcelona  zu  vernehmen  gegeben.  Sie  haben  gar  recht  gethan,  den 
Herrn  Grafen  von  Hamilton  mit  sich  zu  nehmen,  und  mich  hat 
erfreut,  dass  er  Ihnen  in  Dero  Hinüberschiffung  so  wohl  gedient  hat. 

Ich  bin  sonsten  in  procinctu,  mich  zu  der  an  der  Mosel  zu- 
sammensetzenden Armee  zu  begeben  und  werde  nicht  ermangeln, 
wann  man  sich  mit  derselben  zu  moviren  und  die  Operationes  anfangen 
wird.  Seiner  königl.  katholischen  Majestät  von  Zeit  zu  Zeit  ausführ- 
lich Bericht  zu  erstatten  und  annebens  auch  E.  E.  in  particulari  zu 
bedienen.  Dieselbe  ersuchend,  dass  Sie  auch  mir  von  denen  dortigen 
Vorfallenheiten  beliebige  Nachricht  dagegen  ertheilen  und  glauben 
wollen,  mit  was  unveränderlicher  Ergebenheit  ich  sei  etc. 

63. 

Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Wien,  3.  Juni  1708'). 

Die  beiden  von  Euer  königl.  Majestät  letzthin  unterm  l(i.  Aprilis 
und  3.  Mai  an  mich  allergnädigst  erlassenen  Schreiben  sind  mir  zu  aller- 
unterthänigsten  Händen  wohl  eingeloffen,  und  nachdem  ich  eben  in 
procinctu  stehe,  von  hier  zu  der  an  der  Mosel  formirenden  Armee 
abzugehen,  so  muss  ich  zwar  mein  gegenwärtig  allergehorsarastes 
Schreiben  in  etwas  abbrechen,  ich  kann  aber  nichtsdestoweniger  noch- 

')  Krieg8-Ä.,  Spanien   1708;  Fase.   VI.   3. 
«)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;  Fase.  VI.   4. 


106 

malen  anzuziehen  nicht  umo;ehen,  wie  sehr  es  mich  heclauert,  dass 
Ihrer  kaiserL  ]^lajestät  und  des  gemeinen  Wesens  Dienst  nicht  zuge- 
hissen  habe,  unter  E.  königl.  M.  allergnädigstem  Befehl  die  in  Cata- 
lonien  zusammensetzende  Armada  zu  commandiren  und  mich  zu  Dero 
allergnädigsten  Füssen  zu  werfen. 

Da  nun  solchemnach  die  sämmtlichen  Truppen  nach  gedachter 
Mosel  in  vollem  Marsche  begriffen  sind,  und  ich  obgemeltermassen,  so 
schleunig  als  möglich  ist,  mich  dahin  befördere,  so  habe  E.  königl.  Äl. 
nichts  Anderes  in  aller  Unterthänigkeit  zu  sagen,  als  dass  ich  von 
dorten  aus  Deroselben  von  Zeit  zu  Zeit  nicht  nur  über  die  sich 
ereignenden  Vorfallenheiten ,  sondern  auch  was  und  welchergestalt 
man  operiren  werde,  ausführliche  und  vollkommene  allergehorsaraste 
Relationes  in  aller  Unterthänigkeit  einsenden  werde. 

Indessen  ist  nicht  nur  die  churpfälzische  Cavallerie,  sondern  auch 
das  Herbeville'sche  und  die  beiden  Guido  Starhemberg'-  und  Usna. 
brück'schcn  Regimenter  in  voller  Bereitschaft,  sobald  nur  die  Flotta 
ankommen  sein  wird,  sogleich  eingeschifft  und  transportirt  zu  werden, 
gleichwie  E.  königl.  M.  von  Mailand  aus  den  mehreren  allcrunter- 
thänigsten  Bericht  schon  haben  werden. 

Sonsten  haben  Ihre  kaiserl.  Majestät  allergnädigst  resolvirt,  dass 
die  gegenwärtige  Campagne  Dero  Feldmarschall  Graf  von  Dann  in 
der  Lombardie  das  Commando  führen,  anstatt  dessen  aber  unter  dem 
Vice-Regat  des  Herrn  Cardinais  Grimani  die  kaiserlichen  Truppen 
in  Neapel  zu  commandiren,  der  Ilerr  Prinz  von  Hessen-Darmstadt 
dahin  abgehen  solle. 

Es  haben  zwar  Ihre  kaiserl.  Majestät  diese  ihre  abgefasste  aller- 
gnädigste  Resolution  über  zwei  Monate  aufgeschoben  und  zugewartet, 
bis  von  dem  Feldmarschall  Grafen  von  R  a  b  u  t  i  n  die  Nachricht 
eingeloffen,  ob  derselbe  diesen  Feldzug  zu  dienen  im  Stande  sei  oder 
nicht;  nachdem  er  aber  dem  darüber  erhaltenen  Bericht  nach  in  einen 
solchen  Umstand  verfallen,  dass  es  eine  Unmöglichkeit  sei,  diesen 
Sommer  in's  Feld  zu  ziehen,  so  wäre  auch  kein  anderes  I^Iittcl  mehr 
übrig,  diese  allergnädigste  Resolution  längerhin  zu  verschieben  oder 
gar  zu  verändern. 

Uebrigens  habe  bei  meiner  Entfernung  von  dem  State  di  Milano 
verordnet,  dass  unter  dem  Grosskanzler  Marchesen  Visconti  mit 
einer  Giunta  von  allen  Präsidenten  und  einigen  Ministern,  wie 
E.  königl.  M.  aus  dem  allerunterthänigsten  spanischen  Schreiben  aller- 
gnädigst zu  ersehen  geruhen  werden,  die  Besorgung  gedachten  Staates 
inmittelst  geschehen,  auch  ül)cr  Ein  und  Anderes  mit  dem  Fcld- 
marschall   Grafen   von   Dann   sich   verstanden   werden   sollte. 


107 

Schliesslich  solle  E.  königl.  M.  mit  allergehorsamsten  Respect 
repriisentiren,  wie  dass  von  dem  jungen  Tor  alba  jetzc»  ein  Regiment 
zu  errichten,  einmal  die  Mittel  nicht  vorhanden  seien ;  inmassen  die- 
selben so  beklemm,  dass  man  nicht  einmal  die  wirklich  anf  den 
Beinen  vorhandenen  Truppen  bezahlen  könne;  dass  solchemnach  meine 
allerunterthänigste  und  un vorgreif lichste  Meinung  wäre,  diese  Auf- 
werbuno-  auf  andere  Zeiten   zu  verschieben.  Womit  etc. 


64. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Wien,  5.  Juni  1708 '). 

Es  haben  bei  neulich  allergnädigst  resolvirter  Promotion,  in  Aus- 
fertigung der  gewöhnlichen  Generals-  und  Obristen-Patenten,  wegen 
der  Anciennität  zwischen  ein  und  anderem  hiebevor  (doch  ohne 
Präjudiz  am  Rang  deren  anjetzo  hinnachgekommenen,  mit  Vorbehalt 
Promovirten)  sich  einige  Difficultäten,  die  man  theils  aus  Abgang  der 
eigentlichen  Wissenschaft  von  Zeit  ihrer  ersten,  lediglich  von  denen 
Obristeu  dependirenden  Vorstellung  zum  Obristlieutenant  -  Amt  (als 
wornach  man  den  Ubristenrang  und  nach  diesem  folgends  den  Generals- 
rang bishero  zu  determiniren  gepflegt)  in  specie  respectu  des  GWM. 
Tollet  und  Obristen  Nessel  rode  hervorgethan ,  denen  der 
gehorsamste  Hofkriegsrath  dermalen  füglicher  nicht,  als  durch  Um- 
schreibung der  hiebeigehenden  Patenten  und  Berufung  auf  den  vorhin 
gehabten  undeterminirten  und  von  ihnen  zu  dociren  kommenden  Rang 
abzuhelfen  weiss;  pro  futuro  aber,  um  dergleichen  dem  Publico 
schädlichen  Disputationen  mit  Bestand  zu  steuern,  Euer  kaiserl. 
Majestät  allerunterthänigst  einzurathen  findet,  dass  in  aller  Obristen 
und  Generalen  Promotion  der  Rang  oder  Anciennität  änderst  nicht,  als 
von  dato  des  Obristen-Patents  anfangen  und  indistincte,  ohne  auf  den 
Obristlieutenants-Rang,  ob  solchen  der  Pi'omovendus  kurz  oder  lang 
vorhero  gehabt  habe,  zu  attendiren,  jetztgemeltermassen  ersagtes  Datum 
des  Obristen-Patents    pro    norma   et  regula  gelialten  werden  solle. 

Es  beruht  jedoch  Alles  bei  E.  k.  M.  allergnädigster  Genehm- 
haltung zu  Dero  beharrlichen  etc. 

Resolution   des   Kaisers : 
„Placet«. 


«)  Reg-istr.   fies  R.   K.  M.,  .luiii   170«,  Nr.   108. 


108 

65. 

An  den  Prinzen  von  Holstein.  Frankfurt,  10.  Juni  1708  *). 

Nachdem  der  Herr  (tW]\I.  Freiherr  von  Fechenbach  bei  der 
iinter  meinem  Oomnumdo  formirenden  Armee  sich  bereits  befinden 
thut,  so  wollen  Euer  Liebden  mit  beiden  unter  Dero  Comraando 
stehenden  Bataillons  des  löbl.  Thüngen'schen  Ke«;imentes  bis  zu  meiner 
anderweiten  Verordnun«;  auf  ihn,  Herrn  GWM.  Fechenbach,  das 
behürigc  Aufsehen  haben  und  allem  dem  nachleben,  was  derselbe  von 
Zeit  zu  Zeit  in  Ihro  kaiserl,  Majestät  Dienst  anordnen  und  befehlen 
wird.  Womit  etc. 

66. 

An  den  Obristen  Dessöfiy  (Dessewffy).  Frankfurt, 
10.  Juni  1708'). 

Nachdem  der  Herr  (Jbrist  mit  dem  seinem  Commando  unter- 
stehenden löbl.  Kollonits'schen  Huszaren-Regiment  nächstens  bei  der 
unter  meinem  Commando  formirenden  Armee  anlangen  wird,  so  habe 
Denselben  erinnern  wollen,  dass  der  Herr  Obrist  mit  gedachtem 
Regiment  bei  seiner  Ankunft  erstlich  auf  den  kaiserlichen  Herrn 
GWM.  Freiherrn  von  W  e  i  t  e  r  s  h  e  i  m  das  gebührende  Aufsehen 
haben  und  hiemit  an  denselben  gewiesen  sein  solle.  Zumalen  aber 
auch  der  Herr  GWM.  von  Fechenbach  sich  ebenraässig  darunter 
befindet  und  sich  ereignen  diü-fte,  dass  beide  diese  Herren  General- 
Wachtmeister  zusammenkommen  möchten,  solchemnacli  aber  von  ihnen 
beiden  auf  denjenigen  das  Commando  fallen  würde,  welcher  von 
denenselben  der  ältere  sein  wird;  als  wird  auch  der  Herr  Obrist  in 
diesem  Fall  sich  hiernach  zu  reguliren  und  bei  derlei  sich  ergebender 
Zusammenkunft  vorgedachter  beider  Herren  General- Wachtmeister  auf 
denjenigen  den  Respect  zu  tragen  haben,  welcher  erinnertcrmassen 
der  ältere  von  ihnen  sein  würde  etc. 

67. 

An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Frankfurt, 

10.  Juni  1708'). 

Fast  eben  den  Augenblick,  als  ich  von  Wien  abgereist  war,  sind 
mir    Deroselben    hochschätzbare    Zeilen    vom    29.    passato  wohl  einge- 

')  Krip.{rs-A.,  Niederlaiide   170H;  Fase.  VI.  9.   —  Das  pjloichc  Sclireihcn  wurde 
aucli   an  den  Übristoii  Haulien   ^ericlitet.  Fase.   VI.   12. 
*)  Krieg.s-A.,  Niederlande   1708;   Fase.   \l.   12. 
")   Krieg.s-A.,  Niederlande   170«;   Fase.   VI.    11. 


109 

liefert  worden,  aus  welclien  ich  diejenigen  DifHenltäten,  so  Euer 
Gnaden  in  dem  oberpfälzischeu  Kestitutionswesen  anziehen,  mit  so 
grösserer  Verwunderung  ersehen,  als  ich  davon  weder  was  gehört, 
noch  sonsten  erfahren  habe  5  ja  ich  muss  viel  ehender  auf  mein  parola 
Euer  Gnaden  hiemit  gehorsamst  versichern,  dass  dieses  Geschäft  seine 
Richtigkeit  umsomehr  habe,  als  auf  die  an  die  übrigen  Herren  Cliur- 
filr.ston  ihres  dazu  erforderlichen  Wesens  halber,  auch  damit  sie  ihre 
Ministros  zu  liegensburg  darnach  instruiren  könnten,  von  Ihre  kaiserl. 
Majestät  abgeschickten  Couriere  nicht  nur  von  Chur-Sachsen  die  Antwort 
eingelangt,  dass  man  nichts  dawider  habe  und  damit  allerdings  zufrieden 
sei,  sondern  es  hat  auch  der  preussische  Ober-Kämmerer  Herr  Graf 
von  Warttenberg  von  Seite  seines  Herrn  Principalen,  dem  Grafen 
von  Diemantstein,  eines  Gleichmässigen  versichert;  und  ich  habe 
bei  meiner  vor  wenig  Stunden  dahier  beschehenen  Ankunft  mit  dem 
Herrn  Churfürsten  von  Mainz  selbsten  gesprochen  und  auch  von 
demselben  zur  Antwort  erhalten,  dass  er  eben  seinerseits  das  Geringste 
nicht  entgegen  habe;  wie  er  mir  dann  auch  von  wegen  des  Herrn 
Churfürsten  von  Trier  ein  Gleiches  versprochen,  auch  diejenige 
Versicherung,  so  vorgedachtermassen  der  Herr  Graf  von  Warttenberg 
dem  Herrn  Grafen  von  Diemantstein  gethan,  ebenmässig  coniirmirt 
hat,  mit  dem  Beisatze,  dass  er  darüber  von  Regensburg  die  Nachricht 
hätte,  dass  also  Euer  Gnaden  bei  so  beschaffenen  Dingen  von  selbsten 
erkennen  werden,  dass  keine  solche  Hindernisse,  wie  Sie  glauben,  mehr 
im  Wege  stehen,  sondern  wirklich  an  dem  sei,  dass  nach  den  von 
Ihrer  kaiserl.  Majestät  erlassenen  allergnädigsten  Befehlen  mit  denen 
sämmtlichen  Herren  Churfürsten-Ministris  zu  Regensburg  dieses  Werk 
als  eine  bereits  richtige  Sache  in  seine  Vollkommenheit  nach  gewöhn- 
licher Art  und  Weise  gebracht  werde.  Euer  Gnaden  gehorsamst  er- 
suchend, dass  Sie  die  an  des  Herrn  Feldmarschalls  Grafen  von 
Nassau  Excellenz  erlassene  Contreordre  hinwiederum  revociren  und 
mithin  die  Truppen  ihren  Marsch  fortsetzen  lassen  wollen. 

Ich  kann  Euer  Gnaden  dabei  unverhalten,  dass  bei  sogestalten 
Dingen  die  wenigen  übern  Rhein  stehenden  Völker  einer  augenschein- 
lichen Gefahr,  vom  Feind  überfallen  zu  werden,  ausgesetzt  seien,  oder 
ich  würde  gezwungen,  sie  wieder  herüberzuziehen;  wohingegen  mich  die 
hohen  Herren  Alliirten  stark  pressiren,  nach  dem  genommenen  Concert 
zu  operiren,  der  ich  aber  dahier  stehe  und  nicht  weiss,  was  nach  dieser 
Anhaltung  der  Truppen  zu  thun  sei,  mich  des  Weiteren  auf  vorge- 
meltes  Herrn  Feldmarschalls  Grafen  von  Nassau  Excellenz  berufend. 

Uebrigens  habe  Euer  Liebden  auch  ersuchen  sollen,  wegen  des 
preussischen  Bataillons  mit  dem  König  die  Sache  auszumachen;    denn 


110 

wann  es  nicht  geschehen  möchte,  so  würde  man  anstatt  der  13  Ba- 
taillons, da  auch  sonstcn  eines  in  Lautern  verbleibt,  nur  11  im  Felde 
und  bei  der  Armee  haben.  Womit  etc. 


68. 
An  den  Hofkriegsrath.  Frankfurt,   11.  Juni  1708'). 

Was  der  Herr  General-FZM.  von  B  ö  r  n  e  r  wegen  des  üblen  und 
harten  Nothstandes  der  hiesigen  Artillerie  an  mich  unter  letzten  des 
verwiclienen  IMonates  geschrieben,  das  lege  Einem  löbl.  Mittel  hiemit 
in  oi-iginali  bei  -),  um  damit  Dasselbe  dahin  gedacht  sein   wolle,  wie  bei 

')  Kiiegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VI.   13. 
-)   Kiiegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.   VI.   13 e. 

(Der  Eingang  des  Briefes  enthält  blus  eine  Gratiilatiim  zur  Firnounuug  zum 
General-Lieutenant.)  Die  Fortsetzung  lautet : 

Amiebst  bitte  unterthänigst,  Dieselbe  geruhen  mir  in  Ungnailcn  iiiclit 
zu  vermerken,  dass  Euerer  hoclifürstlicheu  Durchlaucht  ich  so  oft  mit  denen 
Angelegenheiten  der  Artillerie  vielleicht  beschwerlich  falle  und  hiemit  aber- 
malen berichte,  wie  dass,  iinerachtet  Ihrer  kaiserl.  Majestät  durch  Euerer 
hochfürstlichen  Durchlaucht  Bewirkung  ausgefallene  allergnädigste  Resolution, 
die  von  vorigem  Jahre  noch  völlig  ausstehenden  sechs  Sommer-Monate,  dann 
die  Bezahlung  des  jetztabgewichenen  Winters  in  Richtigkeit  zu  bringen,  einer 
hochlöblichen  kaiserlichen  Hofkammer  sowohl,  als  dem  General-Kriegs-Com- 
missäriat  noch  vor  meiner  Abreise  von  Wien  nachdrucksam  intimirt  worden, 
ich  auch  seither  den  Effect  behöriger  Orten  durch  Schreiben  weiters  urgirt, 
selbiger  gleichwohlen  zu  dato  nicht  erfolgen  wolle,  dergestalt,  dass  annoch 
von  einiger  Anweisung  weder  vorgedachter  sechs  Sommer-^Ionater,  noch  des 
Supplementi  an  heuriger  Winter-Bezahlung  nicht  das  Geringste  zu  vernehmen 
ist,  inmittelst  aber  die  Artillerie  ohne  Kreuzer  Geld  und  der  mehrste  Theil  der 
gemeinen  Leute  ohne  Mundur  ins  Feld  marschiren  müssen,  zumalen  allein  an  erst- 
(frwähnter,  heuriger  Winter-Gebühr,  über  die  genossene  Hausmannskost  und 
empfangenen  rcspectiven  wenigen  baaren  Geld,  laut  der  von  dem  Herrn 
Feldartillerie-Ober-Commissario  mit  denen  schwäbisch-österreichischen  Ständern 
gepflogeneu  Abrechnung,  bis  Ende  Ajiril  eine  Summa  von  31-262  H.  im 
Rückstand  bleibt.  Und  wie  dann  nun  ich  uKiinesorts  ein  Mehreres,  als  von 
mir  schon  vielf^iltig  b(!schehen,  diesfalls  nicht  zu  thun  weiss,  also  habe  mich 
gemüssigt  befunden,  zu  Euenir  hochfürstlichen  Durchlaucht  hohen  Assistenz 
nochmalen  hiermit  zu  recurriren,  Deroselben  das  von  denen  sämmtlichen 
Büchsenmeistern  mir  noch  gestern  übergebene  Memoriale  hiebeizuschliessen 
und  den  wahrhaft  Ijeschriebenen  Nothstand  der  Artillerie  unterthänigst  zu 
recommandireu ;  im  Uebrigen  Euerer  hochfürstlichen  Durchlaucht  weiterem 
hohen  Gutbefinden  gehorsamst  anheimstellend,  was  Selbe  etwo  hierauf  zur 
Abwendung  des  sonsten  girn'ch  anfangs  der  Campagne  bevorstehenden  Unter- 
ganges, und  folglichen  Desperation  dieser  Leute  in  Sachen  gnädigst  vorzu- 
kehren  geruhen   werden    wollen.   Womit   etc. 


111 

dieser  BescliafFenlicit  sothancm  Notlistaiul  abi^'eliolfen,  ciiifoli^lifli  ersai;-te 
Artillerie  conservirt  und  von  der  audrolieuden  Desperation  errettet 
werde. 

Weiters  hat  der  Herr  Feldmarscliall  von  T  h  ü  n  g  e  n  in  seinem 
unterm  1.  abgewiehenen  Monats  an  mieh  erlassenen  und  mir  erst 
dahier  beliändigten  Schreiben  den  Herrn  General  Truchsess  zu  seinem 
Avancement,  welches  er,  da  derselbe  ausser  Stande  zu  dienen  ist, 
allein  als  ein  honorificum  ansucht,  nachdrücklich  recommandirt.  Solchem- 
nach  wolle  Ein  löbl.  Mittel  an  Ihro  kaiserl.  Majestät  seinetwegen  ein 
nachdrückliches  Referat  verfassen  und  in  sein  gebetenes  Avancement 
in  aller  Unterthänigkeit  einrathen. 

Es  schreibt  mir  hierauf  der  Herr  General  Zum  Jungen,  dass, 
wann  die  Gyulai'schen  Hayducken  also  zerrissen  gelassen  und  nicht 
montirt  werden  sollten,  dieselben  gewiss  mehrentheils  desertiren  und 
Schade  sein  würde,  eine  so  schöne,  wackere  Mannschaft  zu  verlieren. 
Ein  löbl,  Mittel  beliebe  daher  zu  beherzigen,  dass  dessentwegen  ein 
Mittel  ausgefunden  und  oder  durch  Credit  oder  sonsten  dieses  Regiment 
montirt  werde. 

Wie  Ein  löbl.  Mittel  aus  des  Herrn  General  Königsegg  bei- 
gehendem Schreiben  vom  25.  Mai ')  ersehen  wird,  so  ist  wegen  Ver- 
kaufung der  Virgilianischen  Güter  von  der  Reichskanzlei  bis  dato 
die  Expedition  nicht  hineinkommen,  sondern  allein  von  der  löbl. 
Hofkammer  ein  Particular- Schreiben  an  den  Herrn  Baron  Tavonat 
derentwillen  ergangen.  Bei  welcher  Beschaffenheit  Ein  löbl.  Mittel 
in  denen  deswegen  haltenden  Conferenzen  stark  davon  reden  und 
anziehen  wolle,  warum  nach  denen    Conferenzschlüssen    und   I.    k.  M. 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VI.  13b.  Dasselbe  lautet: 
Evierer  Durchlaucht  Gnädigstes  vom  15.  currentis  habe  mit  uiiterthänigst(!m 
Respect  erhalten  und  hoffe,  Sie  werden  indessen  aus  meinem  Letzten  vom 
18.  die  weiteren  Verwirrungen  hiesiger  Affairen  und  die  Suite  des  Nothstandes 
der  Truppen  mit  Mehrerem  ersehen  haben,  so  dass  ich  Euer  Durchhiucht 
weiters  vor  diesmal  nicht  mehrers  damit  incommodiren  will.  Es  ist  freilich 
die  grösste  Ursache  an  allen  üblen  Consequenzen,  so  daraus  entstehen,  die 
Retardirung  der  Ordre  zur  Verkaufung  der  Virgilianischen  Güter,  welche  dazu 
noch  nie  durch  die  Reichskanzlei  an  die  gesammto  Administration,  sondern 
nur  durch  ein  Particular-Schreiben  von  der  Hofkammer  an  Herrn  Baron  von 
Tavonat  kommen  ist.  Man  unterlasset  gleichwohl  nicht,  möglichst  unanimirter 
mit  Herrn  Baron  von  Martini  dahin  zu  trachten,  wie  man  solche  verkaufen 
oder  auf  ein  erkleckliches  Darlehen  versetzen  kann ;  allein,  wie  ich  schon 
in  meinem  Oberwähnten  vom  18.  gemeldet  habe,  so  sind  von  der  Kammer 
solche  Conditionen  vorgeschrieben,  dass  sich  kein  Mensch  dazu  finden  wird, 
wann  nicht  der  Zanardi,  der  dessentwegen  expresse  nach  Wien  ist,  sich 
alldort   zu   helfen   weiss.    (Der  Schluss  des  Briefes  enthält  Uuwicliticres.) 


112 

allergniidigsten    Resolutionen    von    Seiten    ersaf^ter    Reichskanzlei    die 
Expeditionen  nicht  ausgefertigt  und  zurückbehalten  wurden. 

Übrigens  wird  Ein  löbl.  Mittel  sich  erinnern,  wie  für  einen 
gewissen  sächsischen  Prinzen  von  Elb  er th  hausen,  der  in  hollän 
dischen  Diensten  sich  damalcn  befunden,  auf  inständiges  Anlangen 
dessen  Herrn  Vaters  und  in  spocie  des  Cardinais  von  Sachscn-Z  ei  tz 
das  General-Wachtraeister-Patent  auf  I.  k.  M.  allergnädigsten  Befehl 
ausgefertigt  Avorden,  und  die  Condition  gewesen,  dass  es  nicht  auf 
das  wirkliche  Dienen  angesehen  sei,  sondern  dass  I.  k.  M.  ihm  diese 
Gnade  allein  ad  honorihcum  allerguädigst  verliehen  haben  wollten. 

Inzwischen  hat  mir  dieser  Prinz  durch  einen  eigenen  Ofticier 
seine  Ankunft  unweit  hier  bedeuten  lassen  und  von  mir  zu  wissen 
verlangt,  wo  er  sich  seine  Charge  zu  exerciren  einfinden  sollte,  als  ob 
es  auch  also  resolvirte  Sache  wäre.  Weilen  aber  dieses  sein  Begehreu 
I.  k.  M.  allergnädigster  Meinung  immediate  entgegen,  so  wolle  Ein 
löbl.  Mittel  sich  zwar  bei  I.  k.  IM.  weiteren  allergnädigsten  Befehl 
erholen,  ich  aber  Aväre  dabei  der  Meinung,  dass  man  hierüber  mit 
dem  Herrn  Cardinalen  reden  und  selbigem  obgedachte  Intention,  gleich 
es  auch  dieses  Avancement  also  selbsten  verlangt  hat,  zu  verstehen 
geben  könnte,  destomehr,  als  ich  gedachtem  Prinzen  generaliter  geant- 
wortet, dass  ohne  I.  k.  M.  allergnädigste  Ordre  ich  nichts  thun 
könnte.  Womit  etc. 

69. 
Bericlit  an  den  Kaiser.  Erfurt,  11.  Juni  1708  M. 

Als  ich  den  abgewichenen  Samstag  Nachmittag  allhier  angelangt, 
habe  ich  auch  die  beiden  Herren  Churfürsten  zu  Mainz  und  Han- 
nover angetroffen,  und  da  ich  sogleich  mit  denenselben  und  sonder- 
lich dem  letzteren  über  Ein-  und  Anderes  geredet,  ist  dieser  darauf 
gestern  Nachmittags  von  hier  wieder  weg  und  zu  der  unter  seinem 
Befehl  stehenden  Armee  nacher  Mühlberg  abgegangen. 

Gegen  die  Mosel  sind  bereits  die  vier  Bataillone  von  Thüngen 
und  Baden,  item  die  würzburgischen  in  Euer  kaiserl.  Majestät  Sold 
stehenden  Infanterie-Regimenter,  dann  die  sächsischen  und  hessischen 
'rruj)pen  angelangt,  welches  den  Feind,  der  bis  dato  nicht  hat  glauben 
wollen,  dass  an  gedachter  Mosel  sich  eine  Armee  versammeln  sollte, 
in  eine  solche  Apprehension  gesetzt,  dass  er  den  Rhein  hinwiederum 
repassirt,  und  wie  sowohl  der  Feldmarschall  von  Thüngen  schreibt, 
als    anderwärts    die    Kundschaften    einhellig    confirmiren,    so    sei    der 

')   Kriegs-A.,   Niü-L-rlaiMlc    17()S;    Fase.    VI.   (Jl. 


113 

gewesene  Churt'ürst  in  Bayern  und  der  Feldmaröuball  de  Berwick 
mit  dem  meisten  Theil  ihrer  Truppen  dahin  gegen  die  Mosel  im  vollen 
Marsche    und    ihre    jenseits     des    Kheins    habenden     Linien    ziemlich 
schlecht    besetzter    hinterlassen    worden ,    also    dass     der    Herr    Chur- 
fürst    zu    Hannover,    wie    man    allezeit    vorgesagt,    durch     diese 
Diversion    mehrere    Gelegenheit    haben    werde,    mit    seiner   Armee  zu 
operiren,  als  wann  er  eine  grössere  Anzahl    Trappen    beisammen  und 
hingegen  diese  Diversion    nicht    hätte ;    iumassen  der  Feind  nicht   nur 
allein  wegen  Formirung  gedachter    Armee,    sondern    auch  darum  weit 
mehrers    embarrassirt    ist,    dass    bisher    kein    Mensch    noch   nicht  hat 
begreifen  oder  penetriren  können,  wohin  man  aus  wolle,  oder  Avas  für 
ein  Dessein  man    vorhabe.  Hierüber  hat  auch  vorbesagter  Herr    Chur- 
t'ürst   von  Hannover  mit   mir  geredet    und  zu  wissen  verlangt,    Avie 
und  auf  was  Weise  ich  dann  zu  operiren  gedenkete;  ich  habe  ihm  aber 
nicht    änderst,  als    in  generaliter  geantwortet,    einfolglich    gesagt,  dass 
ich  es  Selbsten  noch  nicht  wisse,  weilen  die  Armee  dato  nicht  beisammen 
und    ich    mich    sodann    auch  nach  den  Conjuncturen  und  Stärke  des 
Feindes  reguliren  müsste;  ich  würde  aber  nicht  ermangeln,  sobald  als 
die  sämmtlicheu  Truppen  angelangt    und    ich   in  loco  sein  werde,  ihn 
meine  Meinung  wissen  zu  lassen.  Solchergestalten  aber,  allergnädigster 
Herr,  hat  sich  der  Feind  an  dem  oberen  Rhein  sehr  geschwächt  imd 
nicht    wenig    entblösst;    hingegen  aber    zieht    sich    derselbe    und    ver- 
stärkt   sich    umsomehr    gegen  die    Mosel,  mir  hingegen  fehlen    annoch 
die    churpfälzischen    Truppen     und    E.    k.    M.    Cavallerie-Regimenter. 
Wegen  den  ersteren  ist  Deroselben    allergnädigst  schon  bekannt,  Avas 
dessen    die    Hinderniss    sei.    Ich    habe    zAvar   über  dasjenige,  was  ich 
hierüber  mit  dem  Herrn  Cardinal  von  Lamberg  zu  Passau  gesprochen, 
auch  dahier    mit    dem    Herrn  Churfürsten    zu  Mainz    davon    geredet 
und  dieser  mir  geantwortet,  nicht  nur  dass  er  seinesorts  das  Geringste 
nicht    dagegen    habe,    und    \'on    Seiten    des    Herrn    Churfürsten    A'on 
T  r  i  e  r    ein    Gleichmässiges  versichern    könne ;    sondern    er  habe  auch 
von  Regensburg    die    vorläufige    Nachricht,  dass    daselbsten  in  diesem 
Werk  keine  Aveitere  Difficultät  sei,  wann  nur  allda  in  dem  churfürst- 
lichen    Collegio  Alles    in    der    Stille  beschehe,    und    dass    der    König 
in  Böheim  für  diesen  actu  allein  sein  Votum  geben  könnte.  Bei  dieser 
der  Sachen  BcAvaudtniss  habe  ich  nicht  ermangelt,  einen  Expressen  an 
den  Herrn  Churfürsten  zu  Pfalz  mit  einem  nachdrücklichen  Schreiben 
abzuschicken,    gleich    auch    dickberührter    Herr   Churfürst  zu  Mainz 
auch  seinesorts  ebenfalls  gethan  hat,    und  lebe  der  Hoffnung,  dass  er 
hierauf   seine    erlassene    Contreordre    wiederum    relaxiren  und    mithin 
die  Truppen  marschiren  lassen  werde.    Ich    sorge    aber  nicht  unbillig, 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugeu  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.   Band.  .Suiip!emeiu-Heft.   "  8 


114 

wann  mau  ihn  noch  weiter  stecken  lassen  und  nicht  halten  sollte, 
was  man  ihm  versprochen,  dass  man  nntehlljar  inmitten  der  Operationen 
eine  dergleichen  Contreordrc  wiederun\  zu  hefahren  haben  und  der- 
selbe zu  nicht  geringer  Präjudiz  der  vorhabenden  Intention  gedachte 
seine  Truppen  abermals  revociren  oder  anhalten  lassen  dürfte ;  dass 
solchemnach  E,  k.  jM.  ich  hicmit  in  aller  Unterthänigkeit  belange, 
Dero  Allerhöchstenorts  die  ferneren  Befehle  auszustellen,  damit  diese 
Sache  dcrmaleins  vollends  ausgemacht  und  man  andurch  auch  wieder- 
holter churpfälzischer  Truppen  Beibleibung  versichert  Averde. 

E.  k.  ]M.  Regimenter  sind  noch  Aveit  entfernt,  und  da  das  erste 
darvon,  nämlich  das  Fels'sche,  etliche  Meilen  von  hier  zurück  ange- 
langt, so  kann  ich  positive  nicht  wissen,  Avann  und  wie  bald  die 
übrigen  nachfolgen  werden.  Indessen  pressirt  mich  der  Duo  de  Marl- 
borough  sehr  und  hat  einen  eigenen  Oflicier  zu  mir  abgeschickt; 
ich  aber  habe  ihm  noch  nicht  geantwortet  und  werde  auch  ehender 
nicht  antworten  können,  bis  nicht  die  noch  zurückseienden  Regimenter 
ä  portee  kommen  werden,  und  ich  einfolglich  demselben  was  Positives 
erinnern  kann,  indem  sich  zeigt,  dass  er  nicht  im  Stande  sei,  Avas  zu 
thun,  bis  sich  nicht  auch  die  unter  meinem  Commando  stehende  Armee 
movirt. 

Mit  dem  Erbprinzen  von  Hesse n-Cassel  ereignet  sich  im 
Commando  bei  der  Armee  eine  nicht  geringe  Difficultät,  indem  dieser 
unter  dem  Feldmarschall  Grafen  von  Nassau  zu  stehen  recusirt  und 
vorgibt,  England  und  Holland  hätten  ihm  versichert,  dass  er  nach 
meiner  allein  zu  commandiren  haben  Averde.  Nun  Aveiss  ich  zwar  nicht, 
wie  demselben  beide  Potenzen  dieses  haben  versprechen  können,  und 
stehe  daher  nicht  wenig  an,  Avie  diesfalls  abzuhelfen  und  die  Sache 
zu  vergleichen  sein  Averde;  obwohl  endlich  das  Mittel  sein  Avird,  dass 
man  den  Erbprinzen  die  englischen  und  holländischen  Truppen  com- 
mandiren lasse,  so  aber,  wann  die  Armee  einsmals  beisammen,  oder 
mit  dem  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  selbsten   auszumachen  sein  Avird. 

E.  k.  M.  kann  ich  hiernächst  allergehorsamst  nicht  bergen,  Avie 
sehr  disgustirt  der  Herr  Churfürst  von  Hannover  sei,  und  sich 
gegen  mich  beklagt  habe,  dass  seine  Admission  ad  coUegium  electorale 
sich  fortan  stecke  und  so  grosse  Beschwerlichkeiten  unterloffen  seien, 
da  sich  doch  diese  von  selbsten  umso  leichter  hebeten  und  darum 
keine  Difficultät  zu  machen  Aväre,  als  durch  die  Admission  der  Krone 
Böheim  in  obgcmcltes  churfürstliches  Collcgium  und  die  eingCAvilligte 
Substitution  einer  katholischen  (Jliur  auf  den  casum  conjuncturac  den 
Katludischen  in  omnibus  casibus  et  actibus  die  majora  verbleibeten. 
Ich   habe  ihm  zAvar  hierauf  geautAvortet,   dass    ich  glaubete,  alle   diese 


115 

Beschwerden  kämen  von  denen  anderen  Fürsten  des  Reiches  lier ;  er 
gab  mir  aber  sogleich  zu  verstiihen,  wie  er  gar  wohl  wisse,  dass  die 
gesammten  Fürsten  ihren  Consens  bereits  gegeben  hätten ,  solchem- 
nach  diese  Sache  allein  an  Seiten  E.  k.  M.  sich  steekete,  und  liess 
mir  darnach  durch  seinen  Minister  Baron  G  ö  r  t  z,  der  mit  mir  in 
Sachen  weitläufig  geredet,  hierbeigehende  Schrift ')  bohändigen,  Avelcho 
an  E.  k.  M.  ich  hiemit  in  aller  Unterthänigkeit  anlege  und  dabei 
allcrgehorsamst  nicht  verhalte,  dass  ich  über  die  Materi  auch  mit  dem 
Herrn  Churfürsten  zu  Mainz  geredet  und  da  von  ihm  zur  Antwort 
erhalten,  dass  der  anliegenden  Admission  keine  weiteren  Hindernisse 
im  Wege  stünden,  so  habe  E.  k.  M.  auch  hievon  die  weitere  aller- 
unterthänigste  Nachricht  zu  dem  Ende  ertheilen  sollen,  damit  Dieselbe, 
um  dem  Herrn  Churfürsten  zu  noch  einem  mehreren  Missvergnügen 
den  Anlass  zu  benehmen,  diese  Sache  weiters  allergnädigst  überlegen 
zu  lassen  geruhen  möchten,  da  zu  befürchten  steht,  mehrberührter 
Churfürst  möchte  widrigens  andere  Mesur  nehmen  ;  gleichwie  in  specie 
der  Herr  Churfürst  zu  Mainz,  mit  welchem  er  noch  stärker  geredet, 
gesagt  und  versprochen  hat,  mir  hierüber  eine  Schrift  zu  behändigen, 
die  ich,  wann  selbe  noch  vor  ablaufender  Post  erhalte,  E.  k.  M.  aller- 
unterthänigst  anschliessen  werde.  Sein  Minister  Baron  Görtz  aber 
gab  mir  zu  verstehen,  dass  der  Churfürst  wünschte,  diese  Gnade  allein 
von  E.  k.  M.  zu  haben  auf  dass  er  es  anderwärts  zu  suchen,  keinen 
Anlass  nehmen  müsste,  umsomehr,  da  er  alle  katholischen  Fürsten, 
gleich  mir  gedachter  Baron  Görtz  deren  einige  genannt,  auf  seiner 
Seite  habe,  die  damit  zufrieden  seien. 

Uebrigens  (Furtsetzuiig  gleidilautend  wie  iui  Schreiben  au  den  Hofkriegs- 
rath  vom  11.  Juni,  Nv.   68,  Seite  112,  Zeile  3  v.  o.   bis  zum  Sclilu.sse). 

Ich  gedenke  schliesslich,  sobald  Ein-  und  Anderes  von  hier  aus 
disponirt  haben  werde,  in  ein  Paar  Tagen  von  hier  weg-  und  nach 
dem  Schlaugenbad  mich  zu  begeben,  allwo  bis  die  Armee  beisammen, 
a  portee  bin,  in  ein  und  anderen  Stunden  allenthalben  hin,  wo  es  die 
Noth  erfordern  würde,  kommen  zu  können. 

70. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Fechenbach.  Frankfurt, 
11.  Juni  1708  \). 

Gleichwie  der  Herr  General-Wachtmeister  zu  der  unter  meinem 
Commando  formirenden  Armee  destinirt  worden  und  sich  solchemnach 


*)  In   den  Feldacteu  nicht  vorhanden. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VI.  63. 


116 

mit  denen  beiden  unter  Seinem  Commando  stehenden  würzburgischen 
Regimentern  bereits  allda  befinden  tliut,  als  wird  Derselbe  bis  zu 
meiner  Rcächstens  beschelionden  Hinunterkunt't  und  weiters  anord- 
nenden Dispositionen  die  von  beiden  Thüngen-  und  Badischen  Regi- 
mentern bereits  allrla  betindlichen  vier  Bataillone  und  nicht  weniger 
das  im  Anzüge  begrittone  Kollonits'sche  IIuszaren-Regiment  comman- 
diren,  zu  welchem  Ende  dem  Herrn  General- Wachtmeister  sowohl  an 
des  Herrn  Prinzen  von  Holstein  Liebden,  als  an  den  Herrn  Obristen 
von  Hauben  und  den  ersagten  Huszaren-Regiments  Commandanten, 
Herrn  Obristen  Dessöffy  (DessewfFy),  die  behörigen  Anweisungs- 
Befohle  hiemit  anschliesse. 

Im  Ilebrigen  wird  der  Herr  General- Wachtmeister  mit  dem  hessi- 
schen General  8pigl  in  lleissiger  Correspondenz  stehen,  damit,  wann 
dieser  ein  Mouvement,  wie  es  der  Sachen  Umstände  erfordern  möchten, 
vornehmen  würde,  der  Herr  General-Wachtmeister  darvon  vorläufig 
avisirt  sein  und  auch  seinesorts  ein  Gleichmässiges  zu  bewerken, 
seine  Verfügnisse  inzeiten  ausstellen  könnte. 

Ich  habe  schliesslich  gedachten  vier  kaiserlichen  Bataillonen 
anbefohlen,  dass  sie,  um  Geld  zur  Subsistenz  des  gemeinen  Mannes 
zu  erheben,  einen  Officier  sogleich  anhero  schicken  sollen,  welcher 
mit  benöthigter  Carta  bianca  versehener,  sich  darum  bei  dem  kaiserl. 
General-Kriegszahlamts -Cassier  W  a  n  k  o  anzumelden  haben  wird.  Sollten 
es  nun  besagte  vier  Bataillone  noch  nicht  gethan  haben,  so  wäre  ihnen 
das  Behörige  darüber  nochmalen  zu  bedeuten. 

71. 

An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Frankfurt, 
14.  Juni  1708*). 

Nachdem  mir  gleich  den  Augenblick  von  des  Herrn  Cardinais 
Fürsten  von  Lamberg  Eminenz  die  Nachricht  cingeloffen,  wasmassen 
sie  das  ihro  über  das  oberpfälzische  Restitutionswesen  aufgetragene 
kaiserliche  Geschäft  endlich  dahin  gebracht,  dass  bei  der  den  10. 
dieses  ab  electoralil)Urf  apud  Saxoniae  legatum  in  der  Stille  abgehal- 
tenen Versammlung  über  die  Possessertheilung  des  alt-pfälzischen 
Chur-  und  Erbtruchsesscn-Amt,  auch  der  oberen  Pfalz  und  Grafschaft 
Kamp  beliebet  worden,  dem  clmr-trierischen  als  vor  Bölieim  legitimirten 
churfürstlichcn  Gesandten  suo  loco  et  ordine  nach  beschehener  Auf- 
rufung den  Consens  zu  ertheilen    und    von    ihro   demnach  als  kaiserl. 


')  Kric}:8-A.,  Köiiiiseh(;s   Kcicli    1708;   Fa.sc.   VI.   14. 


I 


117 

Principal-Comniissari  (wie  gescliclien)  ex  parte  direetorii  Moguntini 
sab  ejusdem  sigillo  von  diesem  besonderen  aetii  das  gehaltene  Pro- 
tocoll  mit  dem  nomine  praedicti  collegii  au  dieselbe  gestellte  Ersuchen 
über  das  unterm  2.  Mai  verwichenen  Jahrs  ausgefallene  churfürst- 
liehe  Conclusum  die  Uebertragung  Eingangs  erwähnter  Prärogative  und 
Landen  an  Euer  Gnaden  die  allergnädigste  kaiserliche  Ratification 
und  davon  dependireude  Belehnung  zu  bewirken ;  also  hätten  sie  auch 
bei  all'  dieser  der  Sachen  Beschaffenheit  den  11.  hujus  vor  Tags  einen 
eigenen  Courier  mit  behöriger  Relation  an  Ihre  kaiserl.  Majestät  abge- 
schickt und  die  schleunige  Zurückspedirung  mit  vorerwähnter  Rati- 
fication und  Vornehmung  der  Belehuung  eifrigst  recommandirt. 

Wie  nun  nicht  zu  zweifeln,  dass  sothaue  allergnädigste  kaiserl. 
Ratification  auf  das  Baldigste  einlaufen  wird  und  Euer  Gnaden  der 
Richtigkeit  dieses  Restitutionswesens  sich  nunmehro  versichert  sehen, 
also  lebe  ich  auch  der  gehorsamen  Hoffnung,  Dieselbe  werden  nun 
gnädig  belieben,  die  vorhin  von  mir  bei  Deroselben  angesuchte  Re- 
vocirung  der  ertheilten  Contreordre  ohne  ferneren  Anstand  anzube- 
fehlen und  mithin  den  Marsch  Dero  löbl.  Truppen  umsoraehr  vor  sich 
gehen  zu  lassen,  als  ich  widrigens  ausser  Stande  bin,  die  Operationes 
anzutreten,  welches  hingegen,  da  mich  der  Duc  de  Marlborough 
darum  beständig  pressirt,  bei  denen  sämmtlichen  hohen  Herren  AUiirten 
ein  grosses  Geschrei  verursachen  würde,  ohne  dass  ich  an  dieser 
Verweil-  und  Verspätung  die  geringste  Schuld  trage. 

72. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Frankfurt,  15.  Juni  1708 '). 

Seit  meiner  letzten  an  Euer  kaiserl.  Majestät  in  aller  Unter- 
thänigkeit  abgelassenen  Relation  habe  Deroselben  nichts  Anderes  aller- 
gehorsamst  zu  berichten,  als  dass  über  das  Fels'sche  nun  auch  das 
Pälffy'sche  Regiment  in  dieser  Gegend  angelangt  sei;  sie  haben  aber 
zu  wenigsten  noch  5  oder  6  Tage  zuzubringen,  bis  sie  gegen  Rhein- 
fels übern  Rhein  anlangen  können,  Falkenstein  und  Reising  sind  noch 
so  weit  zurück,  dass  ich  von  denenselben  nichts  Positives  sagen  kann ; 
ich  habe  ihnen  aber  gestern  die  Ordre  entgegengeschickt,  dass  sie 
ihren  Marsch,  soviel  als  die  Möglichkeit  zulässt,  befördern  sollen. 

Indessen  pressirt  mich  der  Duc  de  Marlborougli  immer 
stärker,  dass  mich  moviren  sollte,  und  ich  habe  zwar  gehoff"t,  wie 
E.  k.  M.  ich  jüngsthin  gemeldet,  dass  auf  mein  Zusehreiben  der  Herr 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;   Fase.   VI.  26. 


118 

Churfiirst  zu  Pfalz  seine  ertheilte  Contreordre  relaxiren  und  die 
Truppen  niiirsehiren  lassen  werde.  Was  ich  aber  von  demselben 
dagegen  für  eine  unverhofl'te  widrige  Antwort  erhalten  habe,  das 
geruhen  E.  k.  M.  nicht  nur  aus  seinem  in  originali  hiebeikommenden, 
sondern  auch  aus  dem  von  dem  Feldmarschall  Grafen  von  Nassau 
an  mich  erlassenen  Sehreiben  allergnädigst  zu  ersehen.  Und  gleich- 
wie hei  dieser  Beschaffenheit,  solange  ich  mich  nicht  nu)viren  kann, 
auch  gedachter  Duc  de  Marlborough,  nach  meiner  vorigen  aller- 
gehorsamsten  Erinnerung,  nichts  zu  unternehmen  vermag,  diese  Ver- 
weilung aber  bei  denen  hohen  Herrn  Alliirten  ein  grosses  Geschrei 
und  Contratempo  verursachen  werde,  als  habe  E.  k.  AI.  ich  hiemit 
wiederholter  allergehorsamst  bitten  sollen,  auf  dass  das  oberpfälzische 
Ivestitutionswesen,  an  welcher  sich  der  iSIarsch  dieser  Truppen  stockt, 
umso  schleuniger  dermaleius  ausgemacht  werde,  als  widrigens  keine 
Hoö'nuug  ist,  dass  obberührter  Herr  Churfiirst  dickgemelte  seine 
Truppen  ehender  werde  zur  Armee  stossen  lassen. 

Sonsten  bin  ich  eben  in  procinctu,  von  hier  nach  Schlangenbad 
aufzubrechen,  um  allda  besser  in  der  Nähe  und,  wie  allerunterthänigst 
schon  gemeldet,  a  portee  zu  sein,  allenthalben  hin,  wo  es  die  Noth 
und  Conjunctureu  erfordern,  sogleich  kommen  zu  können.  Womit  etc. 

73. 

An  den  FeldmarschaH  Freiherrn  von  Thüngen.   Frankfurt, 

15.  Juni  1708  •)• 

Ich  vernehme,  dass  die  beiden  von  Euer  Excellenz  unterhaben- 
dem Regiment  in's  Feld  destinirteu  zwei  Bataillone  nicht  mehr  als 
1030  i\rann  stark  und  über  dieses  bereits  etlich  und  neunzig  IVIann 
durchgangen  sein  sollen. 

Zumalen  aber,  wie  E.  E.  bekannt,  resolvirt  gewesen,  dass  ersagte 
beide  Bataillone  sammt  der  Grenadier- Compagnie  1300  lilann  efFectiv 
betragen  sollen,  als  habe  Deroselben  hiemit  erinnern  wollen,  dass  Sie 
bei  dieser  Beschaffenheit  mit  der  ohne  das  nachkommenden  Mundirung 
noch  150  oder  200  Mann  nachschicken  wollen,  damit  nach  der  genom- 
menen Resolution  auch  ersagte  beide  Bataillone  ihre  ausgeworfene 
Anzahl  an   Mannschaft  ausmachen  mögen. 

«)  Knet,^.H-A..   K'öniiscli.-s  K.'idi   17(IS:   Fase.   VI.   IG. 


119 


74. 
An  den  Cardinal  Lamberg-.  Frankfurt,  15.  Juni  1708'). 

Ueber  dasjenige,  was  mit  Euer  Eminenz  in  meiner  Durchreise 
zu  Passau  des  oberpfälzisclien  Restitutionswesens  halber  zu  reden,  die 
Ehre  gehabt,  unterliess  ich  nicht,  bei  meiner  dahier  beschehenen  An- 
kunft auch  mit  beiden  zugleich  hier  gewesten  Herren  Churfürsten 
zu  Mainz  und  Hannover  gleichfalls  zu  reden;  und  da  mir  der 
Erstere  in  Antwort  erwiderte,  dass  dieses  Geschäft  nicht  nur  allein  an 
sich  Selbsten,  sondern  auch  des  vor  Röheim  (Böhmen)  legitimirten 
churfürstlichen  Gesandten  halber  keiner  weiteren  Difficultät  unter- 
worfen sei,  wann  nur  Alles  in  der  Stille  abgehandelt  und  geschlichtet 
werde ;  als  habe  E.  E.  ich  hiemit  gehorsamst  ersuchen  wollen,  Sie 
gelieben  ihres  vielvermögenden  Orts  dahin  umso  schleuniger  zu 
cooperiren,  dass  dieses  Werk  auf's  Baldigste  ausgemacht  werde,  als 
widrigens  keine  Hoffnung  ist,  die  churpfälzischen  Truppen  ehonder 
zur  Armee  oder  ad  locum  operationis  zu  bringen,  wohingegen  ich  von 
denen  AUiirten,  mich  zu  moviren,  stark  pressirt  werde,  ohne  diese 
Truppen  aber  fortan  in  der  Inaction  verbleiben  muss,  so  zwar  bei 
ihnen,  denen  AUiirten  grosses  Geschrei  verursachen  dürfte,  obwohl 
ich  meinerseits  an  dieser  Retardiruug  die  geringste  Schuld  oder  An- 
theil  habe.   Womit  etc. 

P.  S. 

Auch  etc.  als  dieses  schon  geschrieben  war,  und  ich  eben  bei 
meiner  Abreise  von  hier  den  Brief  auf  die  Post  schicken  wollte,  lauft 
mir  E.  E.  hochwerthestes  Schreiben  vom  11.  d.  M.  ein  und  ich  bin 
vergnügt,  daraus  zu  ersehen,  dass  das  oberpfälzische  Restitutionswesen 
endlich  durch  E.  E.  starken  Beitrag  und  Vielvermögenheit  bei  dem 
dortigen  Collegio  seine  Richtigkeit  erlangt  habe,  nicht  zweifelnd,  dass 
auch  auf  darüber  nach  dem  kaiserl.  Hof  abgefertigten  Courier  die 
erforderliche  Ratification  und  Belelmuug  schleunig  einlaufen  und  anmit 
alle  bisherige  Hindernuss  gehoben  sein  werde,  Avomit  die  churpfäl- 
zischen Truppen  ihre  Beistossung  zur  Armee  an  der  Mosel  eingestellt 
oder  retardirt  haben. 

Sonsten  hat  nicht  nur  der  kaiserl.  Feldkriegs-Commissarius  von 
Langetl  im  Befehl,  mit  dem  Diario  posttäglich  zu  bedienen,  sondern 
ich    werde    auch    mir    selbsten    die    Ehre    geben,    E.    E.    in    ein    oder 


1)  Kriegs-A..  Römisches  Reich  170S;   Fase.  VI.   17. 


120 

anderen  besonderen  ^'^orfallenheiten  in  particnlari  mit  Schreiben  auf- 
zuwarten, der  ich  in  meiner  ,2;eg;en  Dieselbe  trag^enden  sonderliclien 
Veneration  etc. 

75. 
An  die  kaiserliche  Administration.  Frankfurt,  16.  Juni  1708'). 

Mit  dem  ohne  das  zurückgehenden  Herrn  Kriegs-Commissarium 
Siraonetti  habe  ich  Eine  lübl.  Administration  ansuchen  wollen,  dass 
Sie  die  von  beiden  Kollonits-  und  Lehoczky 'sehen  Huszaren-Regimentern 
annoch  allda  in  Bayern  befindlichen  Huszaren  auf  das  Baldigste  von 
dannen  befördern  und  die  ersten  zu  der  unter  meinem  Commando 
stehenden  Armee  nacher  Coblenz,  die  letzteren  aber  an  den  Ober- 
Rhein  so  schleunig  als  möglich  abschicken  wollen.  Und  weilen  ich 
hiernächst  auch  hoffe,  dass  das  Splenyi'sche  aus  Italien  im  Anmärsche 
geweste  Huszaren-Regiment  ebenfalls  allda  in  Bayern  schon  angelangt 
sein  werde,  so  wolle  Eine  löbl.  Administration  auch  dieses  den  Marsch 
zu  vorgedachter  meinem  Commando  unterstehenden  Armee  antreten 
lassen,  ausser  es  wäre  Sache,  dass  sich  ein  oder  andere  Conjunctur, 
die  mir  nicht  wissend  sein  kann,  ereignet  haben  möchte,  welche  un- 
umgänglich erforderte,  dass  jetzt  berührtes  Splenyi'sche  Regiment  etwa 
auf  eine  Zeit  zurückgehalten  werden  musste,  so  jedoch  nicht  anders 
zu  thun  Aväre,  ausser  es  wäre  die  höchste  Noth  oder  eine  augenschein- 
liche Gefahr  obhanden.  Womit  verbleibe  etc. 

76. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Schlangenbad,  18.  Juni  1708 -). 

Vermöge  meiner  letzten  allerunterthänigsten  Relation  bin  ich 
dahier  angelangt,  ich  gedenke  mich  aber  längers  nicht,  als  bis  den 
bevorstehenden  Donnerstag  aufzuhalten,  sodann  weiters  nacher  Rhein- 
fels oder  Coblenz  abzugehen. 

Von  Euer  kaiserl.  Majestät  noch  zurückseienden  Regimentern 
kann  da.s  Falkenstein'sche  schwerlich  vor  8  Tagen  gegen  Rheinfels 
ankommen,  von  dem  Reisingischen  aber,  welches  noch  weiter  zurück 
i.st,  kann  nichts  Positives  versichern.  Das  Fels'sche  Dragoner-Regiment 
hätte  zwar,  nachdem  es  heute  in  die  Gegend  Rheinfels  zu  stehen 
kommt,  allda  den  Rhein  passiren  sollen,  dem  das  Pälffy'sche  auf  dem 

')  Kriegs-A,  RömisdiPs    li.-icli    1708;  Fase.    VI.  23. 
')  Krieg8-A.,  Niederlande   1708;   Fase.   VI.  3.5. 


121 

Fuss  folgt;  wie  mir  aber  der  Fj\IL.  Graf  von  Fels  unterm  gestrigen 
Dato  berichtet,  so  macht  der  Coramandant  zu  gedachtem  Rheinfels 
dessentwegen  Difficultäten,  also  dass  ersagtes  Regiment  bis  Braubach 
hinuntergehen  und  allererst  daselbsten  passiren  solle,  welches  eine 
abermalige  Verziehung  von  2  bis  3  Tagen  verursachen  thut,  so  mich 
veranlasst  hat,  dem  Herrn  Landgrafen  besage  der  Beilage*)  zuschreiben, 
nachdem  bereits  andere  Truppen  allda  passirt,  dass  er  auch  diesen 
E.  k.  M.  Cavallerie-Regimentern  die  Passage  ebeumässig  verstatten 
und  zu  dem  Ende  an  wiederholten  Commandanten  den  behörigen 
Befehl  ergehen  lassen  möchte. 

Wie  E.  k.  M.  aber  aus  meinem  jüngsten  allergehorsamsten 
Schreiben  und  denen  darinnen  beigelegten  Antworten  sowohl  von  dem 
Herrn  Churfürsten  zu  Pfalz,  als  dem  Feldmarschall  Grafen  von 
Nassau  allerguädigst  zu  ersehen  geruht  haben  werden,  so  hat  ersagter 
Churfürst  seine  Truppen  beordert,  allein  bis  Costheim  unweit  Mainz, 
wo  der  Main  in  den  Rhein  fällt,  zu  marschiren,  daselbsten  aber  sodann 
solange  anzuhalten,  bis  die  wirkliche  Belehnung  geschehen  solle; 
worauf  ich  mich  bemüssigt  gefunden,  an  denselben  ein  nochmaliges 
nachdrückliches  Schreiben  zu  erlassen,  damit  er  bei  nunmehr,  bis 
auf  E.  k.  M.  allergnädigste  Ratification,  in  Richtigkeit  gebrachten 
oberpfälzischen  Restitutionswesen  wiederholte  seine  Truppen  dermaleins 
positive  befehlen  möchte,  dass  sie  ohneweiters  zur  Armee  stossen 
und  allda  dienen  sollten,  so  ich  ersagtem  Herrn  Churfürsten  durch 
noch  ein  anderes  an  ihn  anheute  abgeschicktes  Schreiben  mit  mehreren! 
Nachdruck  wiederholt  und  zugleich  ersucht,  dem  Feldmarschall  Grafen 
von  Nassau  unter  eiusten  eine  andere  Ordre  mitzugeben,  dass  der- 
selbe mit  dickberührten  Truppen  all'  dasjenige  thun  und  ohne  Diffi- 
cultät  marschiren  solle,  wohin  es  für  das  gemeine  Wesen  am  besten 
zu  sein,  befunden  werden  wird,  wann  er  einsmals  bei  der  Armee  ange- 
langt sein  und  Herr  Churfürst  in  Allem  seine  Satisfaction  haben  wird, 
gleich  E.  k.  M.  aus  denen  beiden  Beischlüsseu  mit  mehrerer  Weit- 
läufigkeit allergnädigst  ersehen  haben,  Dieselbe  allerunterthänigst 
bittend,  zum  Falle  es  ja  noch  nicht  geschehen  wäre,  die  Einschickung 
Dero  allergnädigsten  Ratification  umso  ehender  zu  befördern,  als 
widrigenfalls  nimmermehr  zu  verhofi'en  ist,  dass  öfters  wiederholter 
Herr  Churfürst  seine  Truppen  ehender  einen  Schritt  weiters  werde 
avanciren  lassen.  Bei  dieser  der  Sachen  Beschaffenheit  aber  ist  es 
nicht  möglich,  in  dem  Hauptwerk  fortzukommen,  oder  dass  ich  mich 
sollte  moviren  können,  ungeachtet  der  Duc  de  Marl  borough  unab- 


*)  Sielie  Nr.  77  des  Supplement-Heftes.   Seite  123. 


122 

lässig  darum  antreibt  und,  gleich  E.  k.  AI.  ich  bereits  allergehorsamst 
remoustrirt,  es  das  Anscheinen  hat,  dass  er  auch  ohne  und  bevor 
nichts  zu  unternehmen  vermöge,  bis  ich  nicht  im  Stande  sein  werde, 
mich   mit  der  Armee  zu  bewegen. 

Die  eingeloftenen  Kundschaften  vom  Feinde  confirmiren  weiters, 
dass  derselbe  fast  seine  völlige  Macht  gegen  die  Mosel  gezogen  und 
seine  Linien  und  Plätze  am  oberen  Rhein  gänzlich  entblösset  gelassen 
habe;  dass  solchemnach  nicht  zu  zweifeln  ist,  es  werde  der  Herr 
Churfürst  zu  Hannover  von  dieser  Gelegenheit  in  allweg  zu  profi- 
tiren  und  seine  Operationen  anzugehen  trachten.  Sonsten  geht  ein 
Spargiment,  ob  solle  dem  Feind  zu  seiner  Verstärkung  noch  ein 
anderes  Detachement  aus  denen  Niederlanden  an  die  Mosel  zukommen. 
Inzwischen  campireu  E.  k.  M.  item  die  in  Dero  Sold  stehende  würz- 
burgische  Infanterie,  sammt  denen  chursächsischen  und  hessischen 
Truppen  bei  Castelaun,  welche  der  Feind  bei  der  dortigen  waldichten 
und  sonsten  üblen  Situation  des  Landes  mit  Parteien  stets  beunruhigt, 
auch  dort  und  da  bei  denen  Fouragirungen  Schaden  zugefügt  hat, 
worüber  man  zwar  behörige  Obsorge  und  Gegenverfassung  ankehrt; 
solange  aber  als  nicht  alle  Regimenter  ankommen  und  in  specie  man 
der  churpfälzischen  Truppen  gesichert  ist,  kann  ich  in  keiner  Weise 
mich  bewegen,  ja  ich  muss  vielmehrers  besorgen,  wann  der  Feind 
sich  annähern  solle,  dass  man  gar  gezwungen  sein  würde,  sich  gegen 
Coblenz  zurück  zu  wenden ;  obwohleu,  wann  es  auch  geschehete,  nicht 
ehender  würde  vorgenommen  werden,  ausser  es  wäre  die  höchste  Noth 
und  eine  augenscheinliche  Gefahr  obhanden. 

Wegen  der  vorgedachten  würzburgischen  Infanterie  habe  ich 
in  meiner  Ilereiureise  den  Herrn  Bischof  ersuchen  lassen,  die  Recruten 
zu  deren  Completirung  auf  das  Schleunigste  zu  verschaffen,  und  er 
liess  zwar  in  Antwort  bedeuten,  dass  deren  eine  gute  Anzahl  bereits 
abgeschickt  worden,  wegen  des  üeberrestes  aber  aller  Fleiss  ange- 
kehrt werde,  selben  auch  demnächst  beizuschaffen ;  weilen  aber  dieses 
eine  Sache  ist,  so  auf  seinem,  des  Herrn  Bischofs,  blossem  Versprechen 
beruht,  so  wollen  E.  k.  AI.  allergnädigst  geruhen,  damit  es  umso  ehen- 
der beworkt  werde,  denselben  mit  Nachdruck  pressiren  zu  lassen. 

Schliesslich  hat  mir  über  meine  jüngste  Erinnerung  occasione 
des  von  dem  Erbprinzen  von  Hessen  prätendirten  Commando's  der 
Landgraf  selbst  wissen  lassen,  dass  er  auf  den  widrigen  Fall  seine 
Truppen  absolute  nicht  marschiren  lassen  wollte;  ich  bin  aber  gleich- 
wohl der  Hoffnung,  wann  das  bewusste  Dessein  vor  sich  gehen 
sollte,  dass  er  sodann  dieselben  abgehen  zu  lassen,  keine  Difticultät 
machen   werde.  Wumit  etc. 


123 

77. 
An  den  Landg-rafen  zu  Hessen.  Sohlang-enbad,  18.  Juni  1708  ')• 

Nachdem  ich  von  dem  Herrn  General-FML.  Grafen  von  Fels 
sogleich  benachrichtigt  werde,  dass  man  sowohl  seinem,  als  denen 
übrigen  nachkommenden  Regimentern  die  Passirung  des  Rheins  zu 
Rheinfels  difficultire,  so  will  ich  zwar  nicht  glauben,  dass  der  daselb- 
stige Connnandant  von  Euer  Liebden  hiezu  eine  Ordre  haben  sollte, 
da  er  bereits  vorhin  die  Passage  allda  von  der  kaiserl.  Infanterie 
bewerken  lassen  und  auch  sonsten  die  Requisitorien  von  Ihro  kaisorl. 
Majestät  an  Dieselbe,  wie  an  andere  Herrn  Chur-  und  Fürsten,  auch 
Stände  des  Reiches  ergangen  sind.  Weilen  aber  diese  Difiicultät  von 
so  mehrerer  Consequenz  ist,  als  die  Armee  um  etliche  Tage  später  bei- 
sammen sein  kann,  und  sonach,  bevor  nicht  alle  Transporte  ange- 
langt, sich  nicht  wohl  zu  moviren  vermöge,  dergestalten  aber  von 
denen  starken  feindlichen  Streifereien  bei  denen  Fouragirungen,  gleich 
es  schon  beschehen,  verschiedene  Schaden  und  Unglück  zu  befahren 
hat:  so  will  ich  der  festen  Hoffnung  leben,  allermassen  auch  Euer 
Liebden  ich  hiemit  dienstschuldigst  ersuche,  Sie  gelieben  an  den 
Herrn  Commandanten  zu  Rheinfels  solche  Ordre  ergehen  zu  lassen, 
auf  dass  derselbe  die  Passirung  des  Rheins  allda  in  keinem  Weg  diffi- 
cultiren  solle.  Ich  versichere  Euer  Liebden  dabei  der  guten  Disciplin 
und  scharfen  Mannszucht  urasomehr,  als  ich  ohnedem  den  bevor- 
stehenden Donnerstag  mich  in  der  Nähe  dortherum  einzufinden  gedenke. 

78. 

An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Schlang-enbad, 
18.  Juni  1708  ^). 

Gleichwie  Euer  Gnaden  aus  meinen  jüngsthin  an  Dieselben  erlas- 
senen gehorsamsten  Zeilen  bereits  gnädig  ersehen  haben  werden,  so 
hat  es  mit  dem  oberpfälzischen  Restitutionswesen  (wie  ich  Dieselbe  in 
meinen  Vorhergegangenen  auf  meine  Parola  schon  versichert  hatte) 
seine  völlige  Richtigkeit  in  dem  Collegio  electorali  zu  Regensburg 
erreicht,  und  ich  zweifle  solchemnach  auch  nicht,  dass  nicht  der  nacher 
Wien  abgeschickte  Courier  mit  der  allergnädigsten  kaiserl.  Ratification 
umso  gewisser  bereits  unterwegs  sein  werde,  als  Ihro  kaiserl.  Majestät, 
wann  Sie    auch    schon    wollten,    obwohlen    Sie  einmalen  eine  widrige 


1)  Krieg-s-A.,  Nieclerlaude  1708;  Fase.  VI.  36. 
»)  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708:  Fase.   VI.  37.' 


124 

allergnädigste  Intention  gehabt,  jetzo  nicht  mehr  davon  abAveiehen 
oder  zurückgehen  können,  nachdem  Sie  mit  den  sämmtliehen  Herren 
Chnrfürsten  das  Impegno  genommen  und  die  Sache  in  dem  Collegio 
unanimitcr  phicidirt  und  abgehandelt  ^vorden :  Euer  Gnaden  gehor- 
samst ersuchend,  dass  Sie  zu  Befth'derung  des  gemeinen  Wesens 
Besten  an  den  Uerrn  GeneralFeklmarschall  Grafen  von  Nassau  die 
Ordre  erlassen  wollten,  damit  Dero  lübl.  Truppen,  welche  morgen 
insgesammt  zu  Costheim  eintreffen  werden,  nach  Dero  ertheiltem 
Befehl  allda  nicht  anhalten,  sondern  ihren  Marsch  gegen  Coblenz  nach 
der  ihnen  weiters  gebenden  Anleitung  fortsetzen  sollen;  da  Euer 
Gnaden,  obwohlen  es  bei  obberührter  Beschaffenheit  keineswegs  dazu 
konnnen  wird,  allezeit,  wann  Sie  wollen,  wiederholter  Truppen  weiteren 
Fortzug  einstellen  oder  dieselben  gar  zurückziehen  lassen  können. 
Und  wollte  ich  über  mein  wiederholt  gethanes  gehorsamstes  An- 
suchen Euer  Gnaden  hierinfalls  nicht  mehr  überlästig  fallen,  wann 
nicht  I.  k.  M.  und  gemeiner  Sachen  darunter  versirender  Nutzen  und 
Erforderniss  mich  allzu  angelegentlichst  dazu  pressirten,  da  auch 
sonsten  der  Feind  sich  immer  mehr  gegen  die  Mosel  verstärkt  und 
bereits  ein  Llouvement  gemacht  hat,  auch  mit  steten  und  continuir- 
lichen  Parteien  die  dort  stehenden  Truppen  sehr  beunruhigt  und 
wirklich  in  denen  Fouragirungen  Schaden  zugefügt  hat;  wohingegen 
man  unserseits  sich  ehender  nicht  moviren  kann,  bis  nicht  Alles  bei- 
sammen und  consequenter  man  im  Stande  ist,  die  Armee  zu  formiren 
und  die  Operationes  anzugehen,  die  solchergestalten  aber  bei  ziemlich 
avancirter  Zeit,  noch  mehr  ins  Stocken  gerathen  müssten,  ungeachtet 
ich  hieran  keine  Schuld  trage  und  hiernächst  von  dem  Duc  de  M  a  r  1- 
borough  immer  pressirt  werde,  dass  ich  mich  moviren  möchte,  so 
aber  angezogenermassen  ausser  meinem  Vermögen  ist;  ja  es  dürfte  viel- 
inelir  das  Contrarium  erfolgen,  da  es,  zum  Fall  der  Feind  uns  ehender 
auf  den  Hals  kommen  möchte,  geschehen  könnte,  dass  man  gezwungen 
sein  würde,  sich  gar  gegen  Coblenz  zurückzuziehen. 

Schliesslichen  habe  Euer  Gnaden  ich  auch  gehorsamst  ersuchen 
wollen,  an  obgedachten  Herrn  Feldraarschall  Grafen  Nassau  eine 
fei'nweitere  Ordre  ergehen  zu  lassen,  dass  derselbe  mit  Dero  löbl. 
Truppen  ohne  Difficultät  thun  und  marschiren  möchte,  wohin  es  vor 
das  gemeine  Wesen  am  besten  zu  sein  befunden  und  ihm  zu  dem 
Ende  bedeutet  werden  würde;  gleich  ich  die  Gnade  gehabt,  in  meiner 
Anwesenheit  zu  Düsseldorf  hievon  ein  Mehreres  zu  sagen,  Euer  Gnaden 
versichernd,  dass  ich  mir  in  solchem  Falle  auf  das  Nachdrücklichste 
werde  angelegen  sein  lassen,  auf  dass  jetztbemelte  Dero  lold.  Truppen 
an  Subsistenz  keinen  Mangel  leiden  sollten.  Womit  etc. 


125 

79. 
An  die  kaiserliche  Administration  in  Bayern.  Schlangenbad, 

22.  Jimi  1708'). 

Es  will  gesagt  werden,  als  Avann  man  die  beiden  aus  Italien 
naehmarschirenden  Compagnieu  von  den  Palffy-  und  Falkenstein'schen 
Regimentern  allda  in  Bayern  anhalten  wolle.  Zumaleu  ich  es  aber 
absolut  nicht  geschehen  lassen  kann,  so  habe  ich  Eine  löbl.  Admini- 
stration, da  ich  eben  in  procinctu  nacher  Coblenz  zu  verreisen  stehe, 
hiemit  in  aller  Eile  ersuchen  wollen,  8ie  möchte  vorgedachte  beide 
Compagnien  nicht  nur  allein  im  geringsten  nicht  arrestiren,  sondern 
vielmehr  scharf  darob  sein,  dass  dieselben  mit  aller  Behändigkeit 
ihren  Regimentern  geraden  Weges  auf  Coblenz  nachgeschickt  werden. 
Womit  etc. 

80. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Schlangenbad,  22.  Juni  1708'). 

Ueber  dasjenige,  was  Euer  kaiserl.  Majestät  ich  unterm  18.  dieses 
in  puncto  der  churpfälzischen  Truppen  annoch  stockenden  Marsch 
allergehorsamst  gemeldet  habe,  communicirte  mir  der  Feldmarschall 
Graf  von  Nassau  unterm  20.  detto  beigehende  copiam')  eines  von 
dem  Herrn  Churfürsten  von  der  Pfalz  an  mich  erlassenen  Schreibens, 

«)  Kriegs-A.,  Niederlande  170S ;  Fase.  VI.  53. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  VI.  54. 

^)  Kriegs-A.,  Niedeidaude  1708 ;  Fase.  VII.  83.  —   Das  Schreiben  lautet : 

Aus  Euer  Liebdeu  angenehmeu  Schreiben  vom  14.  dieses  habe  ich  des 
Mehreren  vernommen,  wasgestalt  mir  Dieselbe,  von  der  von  des  Herrn  Cardiuals 
von  Lamberg  Liebden  aus  Regensburg,  wegen  dessen,  so  daselbst  im  collegio 
electorali  mittelst  Ablegung  des  königl.  böheimischen  churfürstlicheu  assensus 
in  meinem  chur-  und  oberpfälzischen  ßestitutionsgeschäft  vorgangen  und 
darüber  an  Ihro  kaiserl.  Majestät  von  wohlgedachten  Herrn  Cardinal  Liebden 
referirt  worden,  Communication,  anbei  wegen  Revocirung  bewusster  Contreordre 
nochmalige  freundvetterliche  Ansuchung  thun  wollen.  Nun  ist  mir  mit  letzterer 
Ordinari  von  meiner  Gesandtschaft  zu  gedachtem  Regenslnirg  von  dem  l)eriihrter- 
massen  Vorgangenen  geziemende  Relation  erstattet  worden  und  hoffe  ich 
solchemnach,  man  werde  beim  kaiserlichen  Hof  mir  nunmehr  die  längst  vertröstete 
Wirklichkeit  in  Verleihung  der  reellen  Investitur  und  Possessions-Anweisung 
ohne  weiteren  Aufschub  angedeihen  lassen,  in  welcher  Absicht  und  sonderbaren 
egard  lauerer  Liebden  wiederholter  hoher  Parole  und  für  Dieselbe  tragender 
Hochachtung  ich  höchstgedachter  Ihrer  kaiserl.  Majestät  und  meinem  General- 
Feldmarschall,  Herrn  Grafen  von  Nassau-Weilburg,  meine  dessen  Commando 
anvertrauten  Truppen  ihren  ^larsch  bis  in  die  Gegend  Coblenz;  proseciuiren  zu 
lassen,  die  benöthigten  Ordres  ertheilt  habe,  nicht  zweifelnd,  ehe  und  bevor 
dieselben  allda  angelangt  sein  werden,  die  vollkommen-  und  endliche  Richtigkeit 
berührten    Restitutionsg-eschäftes    zu   vernehmen.    - 


126 

so  ich  aber  zu  dato  uieht  erhalten  habe.  E.  k.  M.  werden  daraus 
allergnädigst  ersehen,  wie  der  Herr  Churfürst  zwar  die  Ordre  gegeben 
habe,  dass  seine  Truppen  bis  Coblenz  niar.schireu  sollten,  dabei  aber 
express  meldet,  dass  er  nicht  zweifle,  es  werde,  ehe  dieselben  allda 
anlangen,  die  vollkommene  und  endliche  Richtigkeit  seines  Restitutions- 
Geschäftes  zu  vernehmen  sein ;  dass  solchemnach  keine  Hoffnung  ist, 
wann  nicht  der  actus  investiturae  erfolgt,  dass  man  dieser  Truppen 
auch  che  und  bevor  versichert  sei,  mich  des  Weiteren  auf  meine  vor- 
herigen allerunterthänigsten  Berichte  beziehend :  als  wie  daim  in  con- 
tinuationera  derselben  E.  k.  M.  nochmalen  in  aller  Uuterthänigkeit 
angehe,  Dieselben  geruhen  allergnädigst,  wann  es  nicht  etwa  ohnedem 
schon  geschehen,  die  Ausmach-  und  Richtigstellung  dieser  Sache  in 
Allerhöchsten  Gnaden  auf  das  Nachdrücklichste  anzubefehlen. 

Inzwischen  habe  ich  obgedachten  Feldmarschall  Grafen  von 
Nassau  bedeutet,  dass  er  nach  Passirung  des  Älains  bei  Costheim 
zu  Mainz  den  Rhein  passireu  und  seinen  ]\larsch  auf  das  Möglichste 
gegen  besagtes  Coblenz  beschleunigen  wolle,  so  er  auch  morgen 
bewerken  werde  und  längst  künftigen  Mittwoch,  das  ist  den  27.  dieses, 
allda   zu  Coblenz  einzutreffen  hoffe. 

Von  E.  k.  M.  ist  allein  das  Reisiugische  Regiment  noch  zurück, 
welches  ich,  um  seinen  Marsch  soviel  als  möglich  und  ohne  Ruin 
geschehen  kann,  zu  beschleunigen,  eine  expresse  Ordre  entgegen- 
geschickt habe :  dann  Palflfv  und  Fels  sind  schon  A'oraus  und  das 
Falkenstein'sche  marschirt  mit  denen  pfälzischen  Truppen.  Indessen 
aber,  wann  ich  nur  einesmals  jetztgedachter  churpfälzischer  Truppen  ver- 
gewissert bin,  gedenke  ich  wegen  jetztgemeldeten  Reisingischen  Regi- 
ments nicht  zu  warten,  sondern  wann  Alles  veranstaltet  und  man  zu 
einem  Mouvement  fertig  ist,  mich  auch  ohne  demselben  zu  bewegen. 
Zu  diesem  Ende  nun  gehe  ich  heute  noch  nach  abgefertigter  Post 
nach  Coblenz,  um  allda  sowohl  wegen  der  Proviantirung,  als  in  specie 
der  Schiffbrücke  halber  und  anderer  nöthiger  Dispositionen  das 
Behörige  inzwischen  anzuordnen. 

Es  ist  zwar  ein  Geschrei  kommen,  als  ob  der  gewesene  Chur- 
fürst in  Bayern  mit  einem  starken  Detachemcnt  wiederum  zurück 
gegen  den  oberen  Rhein  von  der  Mosel  abgangen  sei,  worvon  der 
Herr  Churfürst  von  Hannover  sehr  alarmirt  Avar ;  Avie  aber  ein  von 
wiederholtem  Feldmarschall  Grafen  von  Nassau  aus  Lautern  vom 
19.  dieses  dahier  angeschlossenes  Schreiben,  auch  sonsten  Briefe  von 
Trier  und  anderen  Orten  melden,  so  stehe  das  grosse  Corps  der  Armee 
noch  bei  Saarluis,  und  hätten  nur  einige  Tausend  Mann  Cavallerie  mit 
etwas  Infanterie  wegen  besserer  Commodität  der  Fourage  ein    Mouve- 


127 

raent  nach  Bliescastel  gemacht.  E.  k.  AI.  kann  ich  hior])ei  allergehorsaniöt 
nicht  verhalten,  dass  aus  Holland  und  anderen  Orten  Briete  eingcloffen, 
worinnen  man  über  meine  etwa  vorhabende  Operation  verschiedene 
Argumenta  und  allerhand  Gedanken  gefasst  hat,  deren  unter  anderen 
auch  einige  sind,  welche  sagen :  weilen  man  in  denen  Niederlanden 
mit  Einer  Armee  nicht  operiren  könne,  dass  ich  solchemnach  dahin 
anrücken  Avürde,  um  solchergestalten  mit  zweien  die  Operationiui  anzu- 
gehen. Inzwischen  sind  das  lauter  Discurse  und  j^Iuthmassungen,  wo- 
von doch  weder  der  Feind,  noch  andere  derlei  Critici  das  rechte  Vor- 
haben dato  nicht  haben  penetriren  können,  besonders  da  alle  Nach- 
richten couürmiren,  es  auch  an  sich  selbsten  wahr  zu  sein  scheint, 
dass  der  Feind  darum  nicht  wenig  embarrassirt  sei. 

Unter  Anderem  aber  kam  der  hanuoveranische  Kammer-Präsident 
Baron  von  Gertz,  welcher  sich  allhier  im  Bad  betindetund  bei  dem  Herrn 
Churfilrsten  im  besonderen  Credit  steht,  an  mich  mit  Vermelden,  dass 
er  von  ihm,  Herrn  Cliurfürsten,  Brief  erhalten  hätte,  so  ich  aber  nicht 
wohl  glaube,  sondern  vielmehr  der  Meinung  bin,  dass  er  bei  denen 
vorgemelten  hin  und  wieder  einlaufenden  Muthmassungen  von  selbsten 
dazu  sei  angeregt  worden,  mir  zu  sagen,  wann  ich  mich  auf  solchen 
Fall  hinunterbegeben  und  mit  der  Armee  entfernen  sollte,  was  er, 
Herr  Churfürst,  operiren  zu  können,  ob  er  dem  Feind  gewachsen,  oder 
ob  er  nicht  etwa  zu  schwach  sein  dürfte,  ich  für  einer  Meinung  wäre  ; 
dem  ich  aber  mit  allem  Glimpf  widersetzt:  nachdem  die  Armee  noch 
nicht  beisammen,  ich  auch  positive  nicht  sagen  könnte,  wessen  ich 
mich  unterziehen  werde,  weilen  alle  Vorhaben  von  der  Zeit  und  Ge- 
legenheit, auch  der  Contenance  des  Feindes  dependirten,  und  ich  bei- 
nebcns  nicht  wüsste,  was  für  eine  Artillerie  ich  zur  Hand  und  bei- 
sammen haben  könnte.  Es  hätte  mir  zwar  einsmals  der  Duc  de 
M  a  r  1  b  0  r  0  u  g  h  generaliter  vom  Hinuntergehen  etwas  geschrieben, 
seithero  aber  wäre  mir  davon  nichts  mehr  zu  vernehmen  gewesen,  der 
Herr  Churfürst  aber  könnte  sich  versichern,  wann  ich  zu  Coblenz 
angelangt,  die  Armee  beisammen  sein  und  man  sich  zu  moviren 
anfangen  Averde,  dass  ich  sodann  ihm  von  Allem  ausführliche  Com- 
raunication  zu  thun,  meinesorts  in  allweg  beobachten  wolle.  Womit  etc. 

81. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Ehrenbreitstein,  24.  Juni  1708'). 

lieber  dasjenige,  was  Euer  kaiserl.  Majestät  ich  erst  vor  2  Tagen 
der  churpfälzischen  Truppen  halber  mchrmalen    allergehorsamst  ange- 

')  Kriegs-A.,  Xiederlaude   1708;   Fase-.    VI.   64. 


128 

zogen  und  gemeldet  habe,  dass  sie  endlich  bis  gegen  Coblenz 
marschiren  werden,  anbei  aber  absolut  keine  Hoffnung  übrig  sei, 
dass  sie,  bis  nicht  der  actus  investiturae  erfolgt,  weiters  gehen  würden, 
bin  ich  nun  mit  so  mehrerem  Verlangen  in  aller  Unterthänigkeit 
gewärtig,  dass  diese  Sache  nicht  nur  schon  wirklich  ausgemacht, 
sondern  auch  der  an  E.  k.  M.  von  Regensburg  aus  abgeschickte 
Courier  hinwieder  zurückgefertigt  sein  werde,  als  der  Feldmarschall 
von  Nassau  durch  eigene  Staffetta  wiederholten  Befehl  erhalten  hat, 
ehe  und  bevor  keinen  Schritt  weiter  zu  gehen ;  wohingegen  ich  von 
dem  Duc  de  Marlborough  aus  der  E.  k.  M.  bereits  gehorsamst 
erinnerten  Ursache  unablässig  pressirt  werde,  mich  zu  moviren.  Welches 
der  Graf  von  Rechteren,  dem  ich  bei  meiner  vorgestern  dahier  besche- 
henen  Ankunft  eben  auch  angetroffen  habe,  mir  mehrmalen  wieder- 
holt und  mich  dahero  solchergestalt  angeht,  dass  ich  marschiren 
möchte,  als  widrigens  obgedachter  Duc  allein,  wann  ich  nicht  den 
Marsch  antreten  sollte,  unverzüglich  nichts  operiren  oder  unternehmen 
könnte. 

Nun  ist  zwar  das  Reisingische  Regiment,  welches  noch  allein 
zurück  war,  ziemlich  in  der  Nähe  angelangt,  also  dass  ich  hoffen 
dürfte,  um  den  28.  oder  29.  dieses  mich  zu  moviren.  zu  welchem  Ende 
ich  dann  denen  bereits  anwesenden  sämmtlichen  Truppen  auf  den 
27.  detto,  ohne  zu  sagen  wohin,  die  Bereitschafts-Ordre  ertheilt  und 
anbei  anbefohlen  habe,  dass  diese  von  dem  Tage  des  Aufbruches  auf 
7  andere  Tage  mit  einem  Vorrath  von  Brod  und  hartem  Futter  ver- 
sehen sein  sollen;  wann  mir  aber,  obwohl  ich  noch  diesen  Abend 
einen  eigenen  Oflicier  nacher  Düsseldorf  an  den  Herrn  Churfürsten 
expcdire,  wider  meine  bessere  Hoffnung  die  Churpfälzischen  aus 
Mangel,  dass  etwa  das  Restitutionswesen  alle  Richtigkeit  nicht  haben 
möchte,  eine  Difficultät  macheten,  so  gedenke  ich  auch  ohne  dieselben 
zu  marschiren. 

Uebcr  dasjenige,  was  E.  k.  M.  ich  sonsten  Avegen  des  hanno- 
veranischen  J^linistri  Baron  von  G  ö  r  t  z  mit  mir  gehabten  Discurses 
allerunterthänigst  erinnert,  hat  mich  derselbe  eben  in  dem  Moment,  da 
ich  von  Schlangeubad  abreisen  wollte,  wiederholter  angegangen,  wann 
mich  nach  denen  Niederlanden  verfügen  sollte,  dass  ich  seinem  Prin- 
cipalen,  dem  Herrn  Churfürsten,  einige  Truppen  zurücklassen  möchte. 
Nun  habe  ich  ihm  darauf  eben  in  generalibus  geantwortet,  wie  E.  k.  M. 
bereits  allergehorsamst  berichtet  habe,  wegen  Zurücklassung  einer 
Anzahl  Truppen  aber  geantwortet,  dass  dieses  von  mir  allein  nicht 
dependirte,  inmassen  der  Herr  Churfürst  avoIiI  wüsste,  was  in  An- 
wesenheit   des    Duc    clc    Äla  r  1  b  oro  u  ffh    für    ein    Concert  zur  Aus- 


129 

theilung  der  Truppen  mit  ihm  ^•eiiuieht  und  vergliclien  worden  wäre, 
welches  ich  so  lediger  Dingen  nicht  ändern  könnte;  wobei  ich  dem- 
selben nochmalen  ropetirt,  dass  ich  zwar  noch  nichts  von  einem  der- 
gleichen Mouvement  wUsste,  bei  meiner  Ankunft  in  Coblenz  aber,  oder 
wann  etwa  von  ersagtem  Duc  hiezu  pressirt  oder  ich  sehen  würde, 
wie  die  Disposition  wegen  der  Artillerie  beschaifen  und  was  für  eine 
Diftieultät  bei  der  Operation  an  der  Mosel  sein  dürfte,  da  ich  nichts 
operiren  könnte,  bis  Marlb  or  ough's  coneertirte  Truppen  nicht  habe, 
sonsten  aber  mittelst  einer  starken  Diversion  öfters  mehrere  Gelegen- 
heit zu  gewinnen  sei,  als  wann  man  mehrere  Truppen  hätte,  wollte 
ich  Südann  Deroselben  von  Allem  ausführlich  Communication  zu  thun 
unermangeln. 

Im  Uebrigen  ist  vom  Feind  nichts  Veränderliches  cingelofFen. 

82. 
An  den  Hofkriegsrath.  Ehrenbreitstein,  24.  Juni  1708  0- 

Es  schreibt  mir  der  König  in  Preussen  unterm  3.  dieses,  wie 
dass  die  am  Mosel-Strom  belegene  feindliche  Oerter  gutentheils  an  ihn 
die  Contribution  bezahleten  und  mit  dessen  iSalvaguardes  versehen 
seien,  hat  mich  dahero  ersucht,  bei  der  meinem  Commando  unter- 
stehenden Armee  die  ernstliche  Verfügung  zu  thun,  auf  dass  vorge- 
dachte an  ihn  contribuirendo  und  mit  Salvaguardien  versehene  Orte 
nicht  gebrandschatzt  oder  geplündert  oder  sonst  übel  tractirt  Averden 
möchten,  in  Erwägung,  derselbe  sothane  Contributiones  mit  dem  Staat 
zum  Theil  gemein,  zum  Theil  auch  privative,  und  zwar  aus  der  von 
der  Krone  England  und  dem  Staat  ihm,  König,  gethauen  Cession  vor 
sieh  allein  habe. 

Zumalen  ich  nun  hierüber  einer  mehreren  Erläuterung  von- 
nöthen  habe,  als  wolle  Ein  löbl.  Mittel  mir  berichten,  was  es  damit 
für  eine  Beschaffenheit  habe. 

Der  Herr  G.  d.  C.  Marchese  Visconti  schreibt  mir,  dass  der 
Herr  Obrist  Lattermann  von  Einem  löbl.  Mittel  Licenz  erhalten 
habe,  nacher  Wien  zu  gehen ;  zumalen  aber  dieser  mit  dem  Osna- 
brück'schen  Regiment  nacher  Spanien  destinirt  ist,  als  wolle  Ein  löbl. 
Mittel  demselben  bedeuten,  auf  dass  er  sich  hinwiederum  schleunig 
zurückverfüge,  und  zum  Fall  das  Regiment  schon  embarquirt  und 
abgefahren  wäre,  durch  andere  Gelegenheit  demselben  unverzüglich 
nachgehe. 


V)  Kriegs-A.,   Niederlande   1708;  Fase.  VI.  58. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.   II.  Seriej  I.   Band.  Suppleraent-Ileft.       J 


130 

Nächst  diesem  Inmentirt  sich  vorG^edacliter  Herr  G.  d.  C.  ^Slarchese 
Visconti,  dass  er  dein  Herrn  Feldmarschall  Grafen  von  Dann  das 
Commando  a])treten  und  übergeben  müsse,  vermeint  aber  dabei,  ein 
medius  terminus  zu  sein,  weilen  Seine  päpstliche  Heiligkeit  von  denen 
französischen  Partitanten  aufgehetzt  wurden,  mit  ( )fferirung  Succurses 
wegen  der  Surprise  von  Gomacchio  zu  brechen  und  also  nCtthig  sei, 
ein  gutes  Corps  von  etwa  2000  ISIann  zu  Fuss  und  soviel  zu  Pferd 
über  die  Garnison  v(tn  gedachtem  Comacchio  in  dasiger  Gegend 
zurückzulassen,  um  im  Falle  Seine  Heiligkeit  zu  denen  Waffen  greifen 
sollten,  dieses  zur  nöthigen  Gegenverfassung  in  Bereitschaft  zu  haben ; 
dass  man  solchenmach  ihm  das  Commando  hierüber  und  alle  Garni 
sonen  durch  die  ganze  Lombardie  überlassen,  der  Herr  Feldmarschall 
Graf  von  IJ  a  u  n  aber  das  über  die  Armee  in  Piemont  führen  und  er, 
Herr  G.  d.  C.  Marchese  Visconti  an  diesen  allein  mit  der  siiten 
Verständniss  angewiesen  sei,  oder  aber,  dass  man  ihm  nacher  Hof  zu 
gehen  erlaube  und  für  seine  Equipage  die  behörigen  Posten  im  Mai- 
ländisehen  oder  Mantuanischen  assigoiren  sollte. 

Wann  ich  nun  demselben  daraufhin  geantwortet,  dass  sein  erster 
Vorschlag  sich  nicht  practiciren  lasse,  da  derjenige  General,  so  das 
Commando  über  die  Armada  führt,  auch  absolut  all'  das  Uebrige  unter 
seiner  haben  müsse,  hingegen  aber,  dass  ich  über  sein  anderes  Be- 
gehren keine  Difficultät  findete,  und  dass  solchemnach  an  Ein  löbl. 
Büttel  zu  Verfügung  des  Weiteren  das  Behörige  rescribirt  hätte,  also 
bewerke  ich  es  auch  hiemit  und  Ein  löbl.  Mittel  wolle  daraufhin  das 
Weitere  unschwer  verordnen. 

Ferners  berichtet  mich  des  Herrn  Prinzen  von  Württemberg 
Liebden,  dass  sie  auf  Eines  löbl.  Mittels  an  sie  gestellte  Wahl  sich 
fertig  hielten,  zu  der  unter  meinem  Commando  stehenden  Armee  sich 
zu  begeben  und  allein  die  positive  Ordre  erwarteten.  Nachdem  es  aber 
schon  spät  an  der  Zeit,  ich  mich  auch  dieser  Tage  zu  moviren  anfangen 
werde,  als  ist  es  in  allweg  nöthig,  dass  man  ersagter  Seiner  Liebden 
den   behörigen  eigentlichen  Befehl  sogleich  zuschicke. 

Ueber  dasjenige,  was  ich  Einem  löbl.  Mittel  aus  Frankfurt  wegen 
eines  gewissen  sächsischen  Prinzen  von  Ilperthausen  (Hildburg- 
hausenj,  welcher  bei  mir  als  General-Wachtmeister  zu  dienen  verlangt, 
geschrieben  und  was  ich  demselben  darauf  geantwortet,  beigerückt 
habe,  offerirt  dieser,  zu  Ihre  kaiserl.  Majestät  Dienst  ein  völliges 
Dragoner-Regiment  gratis  und  ohne  Werbgeld  zu  stellen,  worüber  mir 
derselbe  beikomraende  Conditiones  eingereicht.  Zum  Fall  man  nun  ein 
dergleichen  Regiment  ohne  geringste  Unkosten  haben  wollte,  so  findete 
ich,  sein  Offertum  zu  acceptiren.  keinen  anderen  Anstand,  als  dass  ad 


131 

punctum  secundum  man  sich  auf  eine  gewisse  Zeit,  dass  das  Keo-iment 
stehen  bleiben  sollte,  einzulassen  hätte,  nicht  aber,  dass  man  nach  ihm 
auf  seine  Prinzen  Rücksicht  und  mithin  den  Terminum  gar  zu  general 
nehmen  sollte,  und  vernehme  ich  dabei,  als  ob  er  mit  dem  Herrn 
Bischöfen  zu  Wilrzburg  auf  das  AVolfFskehlische  Kegiment  wirklich 
tractiren  sollte. 

Ich  remittire  es  solchemnach  an  Ein  löbl.  Mittel,  auf  dass  es 
darüber  dasjenige  vorkehren  wolle,  was  man  zu  I.  k.  M.  Dienst  zu 
sein  belinden  würde. 

Einem  löbl.  Mittel  lege  auch  hiebei,  was  der  Herr  Obrist  Braun- 
st o  r  f  f  in  Ziffer  an  mich  erlasöen,  weilen  ich  diese  aufzulösen,  keinen 
Schlüssel  bei  der  hiesigen  Kanzlei  habe,  ob  mir  schon  nicht  zweifelt, 
Einem  löbl.  Mittel  Averdc  derselbe  eben  dasjenige,  was  er  mir  dadurch 
berichten  wollen,  erinnert  haben. 

Schliesslichen  kommen  die  kaiserlichen  Regimenter  allgemach  alle 
in  der  Nähe  zusammen,  also  dass  ich  auch  hoffe,  mich  um  den  28. 
dieses  mit  der  Armee  moviren  zu  können,  wann  wider  Verhoffen  von 
denen  churpfälzischen  Truppen  kein  Hinderniss  gemacht  wird,  da 
mich  persuadiro,  es  Avcrde  des  oberpfälzischen  Restitutionswesens 
halber  die  Sache  bei  Hof  nunmehr  richtig  und  alles  adjustirt  sein. 
Womit  etc. 

P.  S. 

Ein  löbl.  Mittel  wolle  auch  verordnen,  dass  die  Commandirten 
von  Reising  und  Fels,  item  die  zwei  Compagnien  von  Pälffy  und 
Falkenstein  nirgends  aufgehalten,  sondern  gleich  nachgeschickt  werden. 

83. 

An  den  Ohurfürsten  von  der  Pfalz.  Ehrenbreitstein, 
25.  Juni  1708  M. 

Nachdem  mein  Gestriges  mit  der  ordinari  Post  schon  abgelaufen 
Avar,    erhalte  ich  beiliegendes  ^),    durch  einen    eigenen    Expressen    von 


»)  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.  VI.  6G. 

2)' Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.  ad  9  c. 

Au  camp  de  Torbart  le  ■2i  Juiii  1708. 
Monsieur, 
Nous  uous  trouvons  depuis  trois  semaiues  daiis  le  meme  cani}»  de 
part  et  d'autre,  et  je  ne  vois  pas  d'apparence  ä  moii  regret  de  faire  graiide 
chosc  ici  sans  quelque  changement.  Et  comrae  j'appreuds  avec  bien  du 
dephüsir,  que  nos  affaires  vout  si  lentement  sur  la  Moselle,  et  que  non- 
obstaiit,   que  l'ennemi   s'y   trouve   dejä    avec   un   si   grand   corps    d'arinee,   Ton 

9* 


132 

dem  Duc  de  Marlborou^h  au  mich  erlassenes  Schreiben,  dessen 
Enthalt  Euer  Gnaden  des  Mehreren  geben  wird,  wie  des  allgemeinen 
Wesens  Dienst,  wann  man  anders  die  Campagne  nicht  fruchtlos 
ablaufen  lassen  wolle,  ohne  weiteren  Anstand  erfordere,  dass  mich 
auf  das  Allerschleuuigste  mit  der  meinem  Commando  untergebenen 
Armee  trejren  die  Niederlande  wende  imd  den  Marsch  dahinwärts  ohne 
weiteren  Zeitverlust  antrete,  weilen  an  dem  Alles  gelegen,  dass,  was 
man  zu  thun  gedenke,  beschehe  und  der  Feind  prävenirt  werde ;  mich 
des  weiteren  auf  dasjenige  berufend,  was  der  eigens  an  Euer  Gnaden 
von  mir  abschickende  General-Adjutant  von  Hob  endo rf  müudUch 
des  Weiteren  beibringen  wird. 

Wie  ich  nun  hiernüchst  aus  Wien  von  dem  Herrn  Grafen  von 
W  r  a  t  i  s  l  a  w  positiv  die  Xachricht  erhalten,  dass  es  mit  dem  ober- 
pfälzischen Restitutionswesen  seine  vollkommene  Richtigkeit  habe  und 
mit  nächsten  die  weiteren  Notificationes  darüber  folgen  sollten,  als  hoffe 
umsomehr.  Euer  Gnaden  werden  in  allweg  geneigt  sein,  nicht  nur  die 
so  oft  gebetene  endliche  Ordre  an  Dero  Truppen  ergehen  zu  lassen, 
dass  sie  sich  nunmehr  mit  der  Armee  wirklich  conjungiren,  sondern 
annebst  auf  obgedachtem  Marsch  allem  dem  sich  ohne  einigen  Anstand 
unterziehen  sollen,  was  zu  des  allgemeinen  Wesens  Bestem  am  nütz- 


u'a  pas  eucore  regle  de  uotre  cnte  le  fouruisseraent  de  rartillerie,  des 
munitions  de  guerre,  iii  des  chevaux,  outre  que  Ton  est  encore  dans  Tiucei- 
titudc,  si  Ics  troupes  palatines  arriveront,  tellemeut  qu'il  me  semble  qu'on 
ne  puisse  encore  faire  beaucoup  de  fonds  sur  la  dite  Operation,  an  moins 
devra-t-elle  commencer  fort  tard,  aiusi  qn'on  n'en  pourra  pas  tirer  grand 
fruit.  Tont  ceci  me  fait  souger  que,  si  Votre  Altesse  ue  voit  pas  jour  de 
pousser  incessament  Ses  desseins  sur  la  Moselle,  s'il  ne  serait  pas  plus  utile 
pour  la  cause  commune,  qu'Elle  fit  uue  marche  subite  avec  toutes  les  troupes 
de  ce  cöte-ci,  avancant  avec  tonte  la  diligence  possible  avec  la  cavalerie, 
pendant  que  linfanterie  suivrait  de  meme,  esperant  que,  si  nons  pouvons 
prevenir  les  ennemis  et  les  surprendre  de  gagner  nne  bataille,  ((ui  deci- 
derait  peut-<'tre  la  campagne.  Si  Votre  Altesse  goüte  ces  sentiments,  je  la 
pric  de  se  mettrt;  \e  plutöt  possible  en  marche,  et  d'eu  faire  part  en  ce 
cas  k  Son  Altesse  Elcctorale  d'Haifnovre,  en  lui  communicant  cette  lettre, 
ne  m'ctant  cominuni<[ue  ä  änn;  vivante  sur  ce  sujet.  Surtout  je  lui  recommande 
en  ce  cas  de  mc  faire  avoir  au  plutöt  de  ses  nouvelles  par  expres,  afiii  que 
j'y  puisse  prcndre  mes  mesures,  le  tout  dependant  de  la  promptitude  et  du 
secret.  Je  suis  avec  unc;  passion  et  respect  des  plus  sinceres,  Monsieur  de 
A^otrc   Altesse,   Ic   tres-lunnblc   et   tres-obeissant  servitcur. 

T.e   Pr.   et  Duc   de   Marleborough. 

J'etaiö  resolu  do  faire  partir  le  Gen<;ral-Major  Cadogan  pour  s'y  aboucher 
avec  V.  A.  et  lui  expliquer  plus  amplement  mes  pensees,  inais  Ic  danger 
des   chemins    m'a   rebute   aussi,   le   courrior  j'fiu'ra  faire  plus    da   diligence. 


133 

liebsten  zu  sein,  würde  befunden  werden,  auf  dass  man  in  der  vor- 
babenden  Operation  nicbt  geliemmt,  sondern  vielmebr  der  allgemeinen 
liündniss  ein  Kennzeicben  Dero  zu  des  publici  Nutzen  tragenden 
uuvorgreiflicben  Eifers  an  Tag  gegeben  würde,  Euer  Gnaden  dessen 
übrigens  versichernd,  dass  ich  meinesorts  dagegen  solche  Sorge  tragen 
werde,  auf  dass  ersagte  Dero  löbl.  Truppen  mit  Proviant  und  Fourage 
der  Nothdurft  nach  versehen  sein  und  daran  keinen  Mangel  zu  leiden 
haben  mögen.  Womit  etc. 

P.  S. 

Auch,  Euer  Gnaden,  als  Dieses  schon  geschlossen  war,  erhalte 
ich  durch  die  gleich  jetzo  angelangte  Wiener  Post  von  dem  Herrn 
Grafen  von  Wratislaw  die  weitere  Nachricht,  dass  den  abgewiche- 
nen Mittwoch  oder  Donnerstag,  d.  i.  den  2.  oder  3.  dieses,  der  actus 
investiturae  wirklich  habe  vor  sich  gehen  sollen,  also  dass  ich  hoffe, 
es  werde  an  Euer  Gnaden  bereits  ein  Courier  dessentwegen  unterwegs 
sein,  mit  dem  auch  das  Restitutionswesen  dermaleins  seine  vollkommene 
Richtigkeit  vmd  mithin  auch  Euer  Gnaden  Ihre  Intention  assequirt 
haben. 

P.  S.  26.  Juni   1708. 

Auch,  Euer  Gnaden,  da  der  Herr  General-Adjutant  von  Hohen- 
d  o  r  f  in  procinctu  war,  an  Euer  Gnaden  abzugehen,  behcändige  ich 
Dero  »Schätzbares  vom  24.  dieses  und  sage  Deroselben  daraufhin  den 
gehorsamsten  Dank,  dass  Sie  des  weiteren  Marsches  halber  an  den 
Herrn  Feldmarschall  Grafen  von  Nassau  die  behörige  (Jrdre  erlassen, 
Avelche  bei  der  in  meinem  Schreiben  Euer  Gnaden  erinnerten  Be- 
schaffenheit eben  ä  propos  eingelaufen  und  ersagtera  Herrn  Feld- 
marschall, den  heute  hier  erwarte,  behändigt  werden  wird. 

Was  die  Subsistenz  belangt,  versichere  Euer  Gnaden  hiemit 
nochmalen,  dass  ich  darum  all'  erdenkliche  Sorge  haben  werde,  damit 
Dero  löbl.  Truppen  hierin  nicht  zu  leiden  haljen.  Was  mir  aber  Euer 
Gnaden  hiernäehst  wegen  des  Agio  anziehen,  habe  ich,  die  AVahrheit 
zu  bekennen,  bei  denen  kaiserlichen  Truppen  nicht  einmal  darauf  ge- 
dacht gehabt ;  dann  ich  supponire,  dass  es  gar  eine  geringe  und  schlechte 
Differenz  sein  dürfte,  nichtsdestoweniger  aber,  wann  man  einmal  in 
loco  sein  wird,  will  ich  nicht  ermangeln,  mit  dem  Herrn  Grafen  von 
Nassau  davon  zu  reden  und  meinesorts,  insoweit  ich  vermögend 
bin,  mich  dessenthalbeu  bei  denen  See-Potenzen  gar  gern  eniployireu 
lassen. 


134 

84. 

An   den  Erbprinzen  Friedrich  von  Hessen.  Ehrenbreitstein, 

25.  Juni  1708  '). 

Ich  berufe  mich  zwar  vollkoinmon  auf  dasjeniö^e  Schreiben,  was 
Euer  Liebden  durch  den  Herrn  Grafen  von  K  echteren  von  dem 
Due  de  ]\Ia  r  Iborou  g^h  behändig't  werden  wird.  Ich  habe  aber  niclits- 
de.stoweniger  Euer  Liebden  auch  meiuesorts  von  dem  vorhabenden 
Marsch  hiemit  parte  geben  wollen,  nicht  zweifelnd,  dass  Si»  dazu  so- 
gleich solche  üispositiones  vorkehren  werden,  damit  die  löblichen 
Dero  Commando  unterstehenden  Truppen  auf  den  27.  dieses,  gleich 
ich  zu  GcAA'innung  der  Zeit  allbereits  an  den  Herrn  General  Spiegel 
darüber  das  Behörige  erinnert  habe,  den  Marsch  ohne  weiteren  An- 
stand antreten  und  von  diesem  Dato  an  auf  7  Tage,  und  zwar  bis 
den  4.  .Tiüi  inclusive  mit  Brod  und  Haber  versehen  sein,  einfolglicli 
A'orräthig  mit  sich  nehmen  sollen. 

Euer  Liebden  dienet  hiernächst  zur  Nachricht,  dass  ich  unter 
einsten  anbefehle,  dass  die  kaiserlichen  4  Bataillone  und  die  in  kaiser- 
lichen Sold  stehenden  würzburgischen  Regimenter  sich  mit  der  kaiser- 
lichen Cavallerie  conjungiren  und  des  Herrn  General-Feldmarschall- 
Lieutenant  Grafen  von  Fels  Commando  unterstehen,  die  chursächsischen 
Truppen  aber,  der  ihnen  bereits  vorhin  gegebenen  Anweisung  nach,  des 
Herrn  Generals  Spiegel  Commando  weiters  angewiesen,  folglich  unter 
Euer  Liebden  Befehl  fernershin  verbleiben  sollen.  Der  ich  übrigens 
verbleibe  etc. 

85. 
An  den  Landgrafen  vonHessen.Ehrenbreitstein,25  Juni  1708'). 

Euer  Liebden  sage  hiemit  den  schuldigsten  Dank,  dass  Sie  über 
mein  unterm  18.  dieses  an  Dieselbe  erlassenes  Schreiben  mir  unterm 
2L  detto  die  beliebige  Nachricht  ertheilen  wollen,  weichergestalten 
Sie  wegen  Passirung  der  kaiserlichen  Cavallerie-Regimenter  zu  Rhein- 
fels an  Dero  dortigen  Commandanten,  den  Herrn  General-Major  von 
Werschur  die  behörige  Ordre  hätten  ergehen  lassen,  und  was  hier- 
nächst die  Ursache  gewesen,  warum  ersagtem  Gouverneur  die  nicht 
gleich  gestattete  Passage  zu  verdenken  sei,  da  an  Dieselbe  die  ge- 
ring.ste  Recjuisition   nicht  abgangen  wäre.  Nun  tliue  ich  zwar  Euer  Lieb- 

»)  Kriegs-A.,   Niederlande   1708:   Faso.   VI.  67. 
*j   Kriecrs-A..   Niederlande   170«;  Fase.   VI.  68. 


135 

den  lioliem  Wort  den  schuldigen  Glauben  Leimessen ;  ich  kann  aber 
mich  dabei  gleichwohl  nicht  genug  verwundern,  dass  an  Dieselbe  die 
behörigen  Requisitoriales  dieses  vorgewesten  Durchmarsches  halber 
nicht  sollten  abgeloffen  sein,  da  doch  mich  zu  wenigsten  versichern 
kann,  dass  dessentwegen  das  Behörige  zu  expediren,  gleich  es  an  andere 
Herren  Chur-  und  Fürsten,  auch  Stände  des  Reiches  beschehen,  anbe- 
fohlen war.  Dem  sei  aber,  wie  ihm  wolle,  so  bin  Euer  Liebden  unend- 
lich verbunden,  dass  Dieselbe  über  mein  gethanes  schuldiges  Ersuchen 
gedachtermassen  durch  eigene  StafFetta  wiederholten  Dero  Gouverneur 
zu  Rheinfels  den  Eventual-Befehl  ertheilt  haben,  den  kaiserlichen 
Regimentern  und  Truppen  den  Uebergang  zu  Rheinfels  zu  gestatten. 
Euer  Liebden  versichernd,  dass  die  passirenden  Regimenter  nicht  nur 
wegen  Observirung  scharfer  Disciplin,  ganz  nachdrückliche  Ordre 
haben,  sondern  auch  befehlt  sind,  sich  jenseits  in  nichts  aufzuhalten, 
sondern  ihren  Marsch  ohne  weitere  Verweilung  nach  dem  Lager  fort- 
zusetzen. 

Euer  Liebden  werden  sonsten  das  Behörige  aus  dem  Anschluss ') 
zu  ersehen  haben,  was  für  einen  unverzüglichen  Marsch  vorzunehmen, 
zu  des  publici  Besten  für  gut  befunden  worden  sei,  und  nachdem  ich 
hierauf  einesorts  nicht  gern  das  geringste  Stocken  verursachen  wollte, 
womit  das  allgemeine  Interesse  gehemmt,  oder  aber  die  vorhabenden 
Operationes  gehindert  werden  und  mithin  gegenwärtige  Campagne 
fruchtlos  ablaufen  möchte,  da  an  dem  allein  Alles  gelegen,  dass  gleich 
beschehe,  was  man  zu  thun  Vorhabens  ist  und  mithin  der  Feind  prä- 
venirt  werde;  so  ermangle  ich  nicht,  hiezu  auch  sogleich  die  Dis- 
position zu  machen  und  hiernächst  ein  solches  Mittel  vor  die  Hand 
zu  nehmen,  womit  des  Herrn  Erbprinzens  Liebden  des  Commando 
halber  allerdings  zufrieden  sein  sollen;  habe  also  meiner  Schuldigkeit 
zu  sein  erachtet.  Euer  Liebden  wie  hiemit  beschieht,  davon  parte  zu 
geben,  Dero  ich  hiernächst  auch  unverhalte,  Avasmassen  Ihro  kaiserl. 
Majestät  mir  allergnädigst  anbefohlen.  Euer  Liebden  in  Ihrem  Namen 
für  Dero  zu  des  publici  Bestem  in  allen  Occasionen  bishero  erzeigten 
Willfährigkeit  und  zu  dessen  Aufnehm-  und  Beförderung  allstets  er- 
weisenden ruhmwürdigen  Eifer  ein  allergnädigstes  Compliment  zu 
machen,  so  ich  dann  zu  allerunterthänigster  Folge  hiemit  bewerke 
und  hiernächst  auch  meinerseits  Euer  Liebden  den  gehorsamsten 
Dank  ablege  und  verbleibe  etc. 

')  Siehe   Anmerkung  za  Nr.  83  des  Supiilement-Heftes.   Seite  131. 


136 

86. 

An  den  Churfürsten  von  Mainz.  Ehrenbreitstein,  26.  Juni  1708  ^ ). 

Nachdem  zu  des  allji;enieinen  Wesens  Bestem  zu  seiu  befunden 
und  auch  sonst  für  nüthig  erachtet  worden,  wann  man  aus  dieser 
Campagne  was  Nützliches  operiren  wolle,  dass  ich  mich  mit  der  unter 
meinem  Commando  stehenden  Armee  nach  den  Niedei'landen  verfügen 
und  mit  des  Due  de  Marlborongh  Liebden  conjungiren  solle,  um  durch 
solchergestalt  vereinigte  und  verstärkte  Kräfte  in  den  Kriegs-Üperationen 
desto  besser  vor  sich  gehen  zu  können ;  so  habe  ich  meiner  Schuldig- 
keit zu  sein  erachtet.  Euer  Gnaden  Liebden  bievon  die  gehorsame 
Notification  zu  thun  und  annebens  auch  zu  berichten,  dass  der  Herr 
Churfürst  zu  Pfalz  durch  eigene  StafFetta  unterm  24.  dieses  erinnert, 
dass  ungeachtet  er  den  erwarteten  Courier  von  Wien  noch  nicht 
erhalten  und  dabei  scheinen  wolle,  dass  das  Restitutions-Geschäft  mit 
der  bisher  verspürten  Langsamkeit  tractirt  werde;  so  hätte  er  nichts- 
destoweniger in  fester  Hoffnung,  dass  doch  ersagter  Courier  nicht  lang 
mehr  ausbleiben  könne,  dem  Feldmarschall  Grafen  von  Nassau  des 
weiteren  Marsches  halber  solche  Ordre  ertheilt,  womit  ich  vergnügt 
sein  werde ;  hat  aber  dabei  expresse  begehrt,  dass  seine  Truppen  Brod 
und  Fourage,  auch  das  Agio  und  Verlust  an  Geld  ersetzt  werde,  wenn 
sie  weiters  raarschiren  sollten. 

Ich  habe  zwar  demselben  hierüber  gemeldet,  dass  des  Brodes 
halber  ich  Sorge  tragen  werde,  wegen  des  Agio  aber  hatte  ich,  die 
Wahrheit  zu  bekennen,  bei  den  kaiserlichen  Truppen  nicht  einmal 
darauf  gedacht  gehabt,  wollte  mich  aber,  wenn  man  einmal  in  loco 
sein  werde,  dessenthalben  bei  den  See-Potenzen,  insoweit  ich  ver- 
mögend wäre,  gar  gerne  employiren  lassen,  mit  welcher  Antwort  ich  den 
Herrn  General- Adjutanten  von  Höhende  rf  an  hochbesagten  Herrn 
Churfürsten  abgeschickt  habe,  und  steht  nun  dahin,  ob  er  damit  zu- 
frieden   sein    werde.  Womit  etc. 

P.  S.  27.  Juni   1708. 

Auch  etc.  Nachdem  mein  Gegenwärtiges  schon  geschlossen  war, 
erhalte  Euer  Gnaden  Liebden  hochschätzbare  Zeilen  vom  27.  dato 
und  bedanke  mich  gegen  Dieselbe  gehorsamst  für  die  darin  gegebene 
Nachricht  über  die  Ankunft  des  erinnerten  churpfälzischen  Kammer- 
Couriers,  wovon  ich  auch  vorher  von  anderwärts  schon  Nachricht 
gehabt  hatte,  dass  es  mit  dem  actu  investiturae  über  das  adjustirte 
pfälzische  Kestitutionswesen  schon  geschehen  und  mithin  seine  Richtig- 
keit habe.  Womit  etc. 

')  H.   H.   11,   St.   A.   Maiu/(-r  Arfliiv,  Alitlifilmi^''   Milltaria,  Fase.  40. 


137 

87. 

An  den  Erbprinzen  Friedrich  von  Hessen.  Ehrenbreitstein, 

27.  Juni  1708  'l. 

Euer  Liebden  erinnere  ich  liiemit,  wasmassen  es  bei  demjenigen 
sein  unveränderliches  Verbleiben  habe,  was  üeroselben  der  Herr 
Graf  von  Rechteren  mündlich  beigebracht  hat,  und  weilen  solchem- 
nach  der  Marsch  den  29.  dieses  seinen  unfehlbaren  Fortgang  hat,  so 
wäre  zwar  gut,  wann  Euer  Liebden  sich  selbsten  bei  Deren  Truppen 
einfinden  könnten.  Da  Sie  sich  aber  sogleich  niciit  daiiin  begebeten, 
so  ersuche  ich  Euer  Liebden,  dem  Herrn  General  Spiegel  darüber 
die  positive  Ordre  zu  ertheilen  und  anbei  nochmalen  zu  befehlen,  dass 
nicht  nur  bis  den  4.  Juli  inclusive  die  Truppen  sich  mit  Brod  und, 
wann  es  vonnöthen,  auch  mit  hartem  Futter  versehen  sollen,  sondern 
dass  sie  noch  um  einen  Tag  mehrers  und  mithin  auch  auf  den  5. 
gewiss,  und  wann  es  möglich  wäre,  auch  auf  den  6.  detto  Brod  mit- 
nehmen möchten. 

Der  Marsch  geht  solchemnach  gegen  die  Brücke  zu  Alken,  welche 
die  Truppen  allda  passiren,  weilen  ich  aber  um  besserer  Commodität 
willen  die  Armee  in  3  Corpi  zertheile,  so  dienet  Euer  Liebden  zur 
Nachricht,  dass  der  Herr  General-FML.  Graf  von  Fels,  welcher  um 
anderthalb  Stunden  besser  hieherwärts  campirt,  mit  der  kaiserlichen 
Oavallerie  und  Infanterie  ein  (Jorpo  ausmachen  und  vor  Euer  Liebden 
die  Brücke  zu  gedachtem  Alken  passiren  und  im  Lagern  jedesmal 
observiren  wird,  dass  er  nach  Beschaffenheit  des  Terrains  oder  eine 
Viertel-,  oder  eine  halbe,  oder  auch  eine  Stunde  weit  von  Euer  Liebden 
campire. 

Das  andere  Corpo  formiren  Euer  Liebden  mit  Dero  Herrn  Vaters 
Liebden  unterhabenden  löbl.  Truppen,  item  denen  sächsischen,  welche 
bekanntermassen  ohnedem  schon  des  Herrn  Generals  Spiegel  Com- 
mando  angewiesen  worden,  in  welcher  Ordnung  sie  dann  Ihren  Zug  eben- 
massig  gegen  wiederholte  Brücke  fortsetzen,  dieselbe  passiren  und  im 
Campiren  dasjenige  beobachten  lassen,  was  ich  vom  Herrn  General 
Fels  gleich  hievor  gemeldet  habe. 

Und  damit  aber  Euer  Liebden  vollkommen  Wissenschaft  haben, 
wie  nach  Passirung  der  Mosel  der  Zug  ferners  fortzusetzen  sei,  so 
schicke  ich  mit  der  concertirten  Route  den  englischen  Capitain  Arm- 
strong dahin,  und  weilen  dieser  des  Landes  kundig,  so  wird  er  nach 
jetztgemeldeter  Route  die  weitere  Anleitung  des  Marsches  geben.  Es  ist 

1)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VI.  80. 


138 

liiebei  die  Intention,  dass  den  2.  Juli  die  (.'avallerie  ^egen  Düren  an- 
langen und  den  3,  allda  einen   Rasttag  machen  solle. 

Die  Infouterie  aber  hat  den  4.  zu  gedachtem  Düren  einzutreffen 
und  den  5.  zu  rasten.  Ich  aht-r  i'iir  meine  Person  hoffe  auf  das  Späteste 
zu  Rlieinbach  bei  denen   hibh  Truppen  zu  sein. 

Welches  dann  xVlles  ist,  was  ich  P]uer  Liebden  zu  Antretung 
dieses  Marsches  zu  erinnern  gehabt  habe,  worüber  mir  allein  übrig 
ist,  Dieselbe  zu  ersuchen,  dass,  gleichwie  Sie  wissen,  durch  was  für 
Landen  man  zu  mar.schiren  habe,  Sie  solchemnach  über  die  Her- 
stellung guter  ^lannszucht  und  genauer  Kriegsdisciplin  eine  solche 
scharfe  Ordre  ergehen  lassen  wollen,  dass  hiebei  alle  Ordnung  gehalten 
keine  Excesse  begangen,  die  Unterthanen  mit  Plündern,  Erpressung 
und  in  anderem  Weg  nicht  beschwert,  einfolglich  zu  Klagen  keine 
Ursache  gegeben  werde.  Womit  etc. 

88. 

Bericht  an  den  König"  von  Spanien.  Ehrenbreitstein, 
28.  Juni  1708  0- 

Euer  königl.  Majestät  unterm  4.  dieses  an  mich  erlassenes  aller- 
gnädigstes  Schreiben  habe  ich  zwar  in  aller  Unterthänigkeit  wohl 
behändigt  und  daraus  allergehorsamst  ersehen,  dass  Sie  einige  meiner 
an  Sie  erlasseneu  allerunterthänigsten  Schreiben  zwar  erhalten,  das- 
jenige aber,  so  ich  an  E.  königl.  jM.  aus  dem  Haag  und  darauf  nach 
meiner  Zurückkuuft  aus  Wien  allergehorsamst  relationirt,  damalen 
noch  nicht  empfangen  hätteu,  so  ich  umsomehr  bedauere,  als  Sie 
daraus  von  meiner  obgehabten  Verrichtung  und  dem,  was  resolvirt 
worden  ist,  die  vollkommene  Nachricht  gehabt  hätten.  Ich  lebe  aber 
der  alleiointerthänigsten  Hoffnung,  dass  Ihro  diese  Schreiben  inzwischen 
wohl  werden  eingeloffen  sein. 

E.  königl.  M.  sage  den  allergehorsamsten  Dank,  dass  Sie  alier- 
gnädigst  zu  begreifen  geruht  haben,  dass  mich  allein  andere  wichtige 
Ursachen  und  zuvörderst  Ihro  kaiserl.  Majestät  Allerhöchster  Dienst  abge- 
halten, die  erwünschte  Gnade  zugeniessen,  mich  persönlich  zuE.  königl.  AI. 
Füssen  in  aller  Unterthänigkeit  werfen  zu  können,  Dieselben  ver- 
sichernd, dass  mir  nichts  mehrers  zu  Gemtith  geht,  als  dass  ich  andurch 
der  Gelegenheit  mich  beraubt  sehe,  in  E.  königl.  M.  Angesicht  und  unter 
Dero  Allerhöchsten  Befehl  meinen  letzten  Blutstropfen  Dero  Diensten 
darzugeben,  und  ob  ich  zwar  diese  Glückseligkeit  nicht  geniessen 
kann,  so  bitte  ich  doch  E.  königl.  M.  allerunterthänigst,  dass  Sie  sich  aller- 

')   Kriegs-A  ,  Spanieu   ITOH:   Fase.   VI    45. 


139 

gnädigst  persnadirt  lullten  wollten,  dass,  wie  es  meine  alleruntertbä- 
nigste  Schuldigkeit  erfordert,  also  auch  hiesiger  Enden,  wo  sich  die 
beste  Occasion  dazu  ergibt,  zu  Beförderung  Dero  Interesse  und 
Angelegenheiten  das  Aeusserste  anwenden  und  Alles,  was  nur  innner 
von  mir  dependirt,  daranstrecken  werde. 

Wie  die  mir  eingeloffenen  Nachrichten  geben,  so  solle  die  A'er- 
einigte  Flotta  an  denen  genuesischen  Küsten  angelangt  sein,  und  ist 
nur  dabei  zu  wünschen,  dass  nebst  Ihro  Majestät  der  Königin  auch 
so  viel  Schiffe  vorhanden  sein  möchten,  womit  unter  einsten  nebst  dem 
Hei'beville'schen  Regiment  und  der  churpfälzischen  Cavallerie,  auch 
die  beiden  Guido  Starhemberg'-  und  (Jsnabrück'schen  Regimenter  auf 
einmal  eingeschifft  und  übergeführt  werden  können. 

Was  aber  E.  königl.  M.  wegen  eines  mehreren  Succurses  von 
8000  Mann  kaiserlicher,  mailändischer  und  neapolitanischer  Truppen 
melden,  wird  es,  soviel  die  Kaiserlichen  anbelangt,  sehr  schwer  sein;  dann 
wann  E.  königl.  M.  allergnädigst  zu  consideriren  geruhen  wollen,  wie 
Ihro  kaiserl.  Majestät  im  Römischen  Reich,  Italien,  Neapoli,  Ungarn 
und  Siebenbürgen  eine  grosse  Anzahl  Truppen  unterhalten  müssen,  so 
werden  Sie  mir  allergnädigst  erlauben,  Deroselben  in  aller  Unterthä- 
nigkeit  zu  sagen,  dass  Ihro  kaiserl.  Majestät  mit  Hineinschickuug  Dero 
eigenen  Truppen  bereits  Alles  gethan,  was  mit  völliger  Eutblössung 
Dero  eigenen  Erblandeu  hat  geschehen  können  und  Ihro  immer  möglich 
gewesen,  also  dass  Sie  eine  mehrere  Anzahl  Truppen  schwerlich  hinüber- 
senden können,  solange  als  man  nicht  neue  Regimenter  zu  werben, 
die  Gelegenheit  haben  werde  *,  wann  aber  das  allergnädigst  bewusste 
Dissegno  vor  sich  gehen  sollte,  muss  man  wohl  sehen,  E.  königl.  M. 
Armee  solchergestalt  zu  reformiren,  damit  auch  diese  in  der  Zeit  offensive 
agiren  könne ;  worüber  Sie  gleichfalls  aus  meiner  wiederholt  oben 
angezogenen  allerunterthänigsten  Relation  das  Mehrere  allergnädigst 
ersehen  haben  werden.  Und  weilen  ich  aber  anjetzo,  wie  ich  hiernach 
mit  Mehreren!  allergehorsamst  melden  werde,  die  Gelegenheit  habe, 
mit  dem  Duc  de  Marlborough  zusammen  zu  kommen,  so  können 
E.  königl.  M.  allergnädigst  versichert  sein,  dass  ich  dieses  Dessein  zu 
foraentiren  in  keinem  Weg  nicht  unterlassen,  auch  mit  denen  See- 
Potenzen  Alles,  was  zu  Dero  Dienst  sein  wird,  concertiren  werde ; 
erwarte  also  von  Deroselben  den  allergnädigsten  Befehl,  wann  Sie  mir 
auch  in  anderen  Fällen  oder  Angelegenheiten  was  zu  committiren 
allergnädigst  belieben  würden. 

Der  von  Stanhope  wird  E.  königl.  M.  alleruuterthänigst  beige- 
bracht oder  aber  Dieselbe  von  dem  Grafen  von  G  a  1 1  a  s  allergnädigst  ver- 
nommen  haben,  was  wegen  Beibleibung  der  Flotte  oder  einer  genug- 


140 

sameii  Eseadre  in  dem  Mediterraneo  im  Haa<^  resolvirt  worden  sei. 
Man  liat  mir  solehemnach  von  Seiten  England  versprochen  und  ich 
will  auch  nicht  zweifeln,  dass  sie  ihrer  Parola  stehen  werden  ;  nichts- 
destoweniger ab(M-  Lei  vorgenielter  jetziger  Gelegenheit  will  ich  anch 
über  diese  Nothwendigkeit  das  Behörige  weiter  zu  urgiron,  mir  be- 
sonders angelegen  sein  lassen.  Inzwischen  aber,  was  Savoyen  und 
Sicilien  belangt,  hat  wiederholte  Flotta  positive  Ordre,  E.  königl.  M. 
allergnädigsten   diesfallsigen  Befehl  absolute   nachzukommen. 

Die  Ersparnuss  von  der  bei  der  Schlacht  zu  Almansa  todt  oder  ge- 
fangen wordenen  Mannschaft  zu  dem  Krieg  in  Catalonien  zu  employiren, 
ist  gleichfalls  von  den  Holländern  angeordnet  und  befohlen  worden, 
und  werde  E.  königl.  M.  bei  Zurück  (Zurückkunft)  des  nach  England 
und  Holland  abgeschickten  Couriers  ein  Mehreies  in  aller  Unter- 
thänigkeit  berichten,  nicht  zweifelnd,  dass  dieser  die  Confirmation  über 
all'  dasjenige  mitbringen  werde,  was  man  mir  in  meiner  Anwesenheit 
im  Haag  versprochen  und  versichert  hat. 

Uebrigens  bin  ich  dahier  dieser  Tage  angelangt,  und  da  nun 
die  Truppen  bereits  beisammen,  so  machte  ich  auch  meine  Disposition, 
mich  zu  moviren,  nachdem  die  Difficultät  wegen  der  oberpfälzischen 
Restitution,  warum  der  Herr  Churfürst  seine  zu  meiner  Armee  desti- 
nirten  Truppen  eheuder  nicht  marschiren  lassen  wollte,  gehoben 
worden.  In  eben  dem  Moment  aber,  da  ich  in  dieser  Verfügung  be- 
griffen war,  erhalte  ich  beigehendes  von  dem  Duc  de  Mar Ib  or ough 
an  mich  abgelassene  Schreiben*),  und  weilen  ich  bei  dieser  Beschaffen- 
heit nicht  gern  auf  mich  nehmen  wollte,  wann  gegenwärtige  Campagne 
fruchtlos  ablaufen  sollte,  dass  man  mir  etwo  eine  Schuld  beimessen 
möchte,  dass  ich  auf  beschehene  Requisition  nicht  sogleich  den  Marsch 
hinunter  angetreten  und  mithin  Zeit  und  Gelegenheit,  wo  etwo  dem 
Feind  durch  die  vereinigten  und  verstärkten  Kräfte  ein  Streich  anzu- 
bringen gewesen  wäre,  versäumt  hätte;  so  gedenke  ich  morgen,  geliebts 
(Jütt,  den  Marsch  hinunter  anzutreten  und  werde  nicht  ermangeln, 
E.  königl.  M.  von  Zeit  zu  Zeit  den  allerunterthänigsten  Bericht  einzu- 
schicken, was  sich  in  Einem  und  Anderem  zutragen  und  wie  man 
nach  Zeit  und  Gelegenheit  operiren  werde. 

Man  hat  zwar  noch  in  meiner  Anwesenlu^it  zu  Wien  resolvirt 
gehabt,  wann  es  an  mich  begehrt  werden  würde,  dass  mich  hinunter 
verfügen  sollte,  nachdem  es  aber  nichts  so  Positives,  noch  Gewisses 
gewesen  war,  so  habe  auch  K.  königl.  M.  davon  ehender  nichts  aller- 
gehorsamst  berichten  können. 


*J  Siehe  Anmerkung  zu  Nr  83  des  Su])plenieiit  Heftes,  Seite   131. 


141 

89. 

An  den  Churfürsten  von  Hannover.  Ehrenbreitstein, 
28.  Juni  1708'). 

Es  haben  zwar  vor  wenig  Tagen  des  Diic  de  M  ar  1  bor  o  iigh 
Liebden  mir  durch  Schrcil)en  zu  verstehen  gegeben,  dass  sie  derniaUni 
in  denen  Niederlanden  wenig  oder  gar  nichts  thun  könnten,  mithin 
zu  sehen  wäre,  ob  man  hier  an  der  Mosel  eine  rechtschaffene  (Operation 
zu  unternehmen  vermöchte,  oder  ob  nicht  etwa  conjunctis  viribus 
allda  in  denen  Niederlanden    mit  mehrerer  Avantage  zu   operiren  sei. 

Und  obschon  Dieselbe  mir  hievon  nur  generaliter  was  gemeldet 
und  auf  nichts  Positives  angetragen  haben,  so  empfange  ich  doch  durch 
eigenen  Courier  diesen  Augenblick  beigebendes  an  mich  erlassenes 
Schreiben  ^),  aus  welchem  Euer  Gnaden  zu  ersehen  belieben  werden, 
Avie  nachdrücklich  mich  Seine  Liebden  pressiren,  dass  ich  mich  mit 
aller  Behendigkeit  mit  gedachter  Armee  in  die  Niederlande  begeben 
und  mit  Ihro  conjungiren  sollte. 

Wann  ich  nun  betrachte,  wie  langsam  es  dahier  mit  Einem  und 
Anderem  zugehet  und  wie  weit  es  sich  mit  der  Artillerie  sowohl,  als 
der  Bespannung  hinausziehe,  und  dass  ich  absonderlich  keine  Operation 
unternehmen  kann,  bis  mir  nicht  mehrgedachtes  Duc  de  Marlborough 
Liebden  die  Euer  Gnaden  bekanntermassen  zu  der  meinem  Com- 
mando  untergebenen  Armee  nach  genommenem  Concert  von  unten 
herauf  destinirto  Anzahl  Volks  überschicket,  der  Feind  hingegen  an- 
durch  Zeit  und  Gelegenheit  gewinnt,  aller  Orten  seine  Präcautiones 
zu  nehmen ;  so  ergibt  sich  von  selbsten,  dass  dahier,  nachdem  mehr- 
wiederholtes Duc  de  Marlborough  Liebden  bei  der  erinnerten 
Beschaffenheit  in  der  Situation,  als  sie  sich  befinden,  nichts  oder  wenig 
unternehmen  könnten,  nicht  viel  zu  operiren  sein  werde.  Und  weil 
ich  aber  auch  nicht  gern  auf  mich  nehmen  wollte,  wann  gegenwärtige 
Campagne  fruchtlos  ablaufen  sollte,  dass  man  mir  etwo  eine  Schuld 
beimessen  möchte,  dass  ich  auf  beschehene  Requisition  nicht  sogleich 
den  Marsch  hinunter  angetreten  und  mithin  Zeit  und  Gelegenheit,  wo 
etwo  dem  Feind  durch  die  vereinigten  und  verstärkten  Kräfte  ein 
Streich  anzubringen  gewesen  wäre,  versäumt  hätte;  so  habe  ich  nicht 
wohl  anders  thun  können,  als  mich  zu  diesem  Ende  alsogleich  in's 
Mouvement  zu  setzen,  wovon  dann  Euer  Gnaden  hiemit  gehorsamst 
Nachricht  erstatte  und  anbei  bedauere,  dass  die  Wichtigkeit  dieses 
]\larsches    mich    so    eilfertig    von     hier    abfordere,     wodurch    mir     die 

»)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  VII.  ad  <,tl.. 

-)  Siehe  Anmerkung  zu  Nr.  83  des  Supplemeut-Heftes,   Seite   1.31. 


142 

Gelegenheit  entgeht,  mit  Euer  Gnaden  vorher  noch  Ein-  und  Anderes 
concertiren  zu  können.  Ich  hoffe  aber  dabei,  dass  sothaner  mein 
Hinabmarsch  dem  Feind  eine  solche  Diversion  machen  werde,  wo- 
durch er  obligirt  sein  werde,  ein  grosses  Detachement  nachzuschicken; 
also  dass  Euer  Gnaden  auch  andurch  umsomehr  Gelegenheit  zu 
operiren,  überkommen  werden,  inmassen  man  vermittelst  einer  starken 
Diversion  öfters  Mehreres  hat  unternehmen  und  gegen  den  Feind 
auswirken  können,  als  wann  mehrere  Truppen  und  hiernächst  von 
anderen  Seiten  keine  Diversion  gehabt  hat. 

90. 
An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Wien,  28.  Juni  1708  '). 

Aus  meines  Herrn  General- Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegs-Com- 
missärs  unterm  13.  dieses  an  mich  erlassenem  Schreiben  habe  mit  so 
mehrerer  Verwunderung  ersehen  müssen,  dass  sich  der  Baron  Gamba 
bei  der  ersteren  rata  seines  Anticipations-Cimtracts  per  80.000  Doppieu 
an  denen  zu  '\^^ien  auf  die  geheimen  Ausgaben  noch  vorlängst  vorge- 
schossenen 17.000  Doppien  zahlhaft  gemacht  habe,  als  weder  in  dem 
Contract,  noch  sonsten  hievon  jemalen  was  gemeldet  worden  ist;  mich 
auch"  dabei  nicht  wenig  befremdet,  dass  es  mein  Herr  General-Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegs-Commisöär  zugelassen  habe,  da  doch  Dem- 
selben nicht  unbekannt  ist,  dass  man  diese  kostbare  Anticipation 
nicht  zur  Bezahlung  ermelter  und  alter  Schulden,  sondern  zur  Ab- 
helfung der  von  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
Commissär  selbsten  so  hoch  angezogenen  Noth  und  Bestreitung  der  auf 
gegenwärtigen  Feldzug  erforderlichen  Nothwendigkeiten,  zuvördcrist 
auch  zu  Contontirung  der  im  Mantuanischen  gelegenen  Regimenter 
vermeint  und  gemacht  hat.  AVas  ich  also  Demselben  darüber  sagen 
muss ,  das  ist ,  dass  ich  von  diesem  Gambaischen  Abzug  per 
17.000  Doppien  weder  wissen,  noch  hören  will,  so  ich  nicht  weniger 
auf  das  anbegehrte  Interesse  dieser  Summa  gleichfalls  verstanden 
haben  will,  indem  ich  es  bei  der  darinnigen  Beschaffenheit,  wo  man 
ohnedem  voller  Schulden  und  noch  dazu  in  grossem  Vorschuss  steckt, 
nicht  zu  verantworten  Avüsste. 

Die  specificirte  Verwendung  der  Rascoirischen  Anticijiation  lasse 
ich  zwar  an  sein  Ort  gestellt  sein,  und  weilen  ich  aber  darinnen 
ersehe,  dass  unter  Anderem  auch  der  Giuseppe  Brentano,  item  der 
Messner  contentirt    und    nicht    weniger  denen    mantuanischen  Regi- 


')   Knctrs-A  ,  Italien    1708;   Fase.   VI.   30. 


143 

meutern  eine  ziemliche  Summa  abo^eftihrt  worden,  so  wird  man  mit 
der  contribuzione  diaria  umso  leichter  zureichen  können,  sodann  aber 
gedachte  Regimenter  anjetzo  fast  bezahlt  sein. 

Wegen  der  allen  Brod-Impresarien  machenden  Differenz  des 
Transports  halber,  muss  meinem  Herrn  General -Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegs-Commissär  durch  des  Herrn  General-Kriegs-Commissarii 
Excellenz  die  Determination  inzwischen  schon  zukommen  sein,  und 
wenn  es  auch  nicht  wäre,  so  determinirt  es  siöli  von  gelbsten  und 
bleibt  solchemnach  dabei,  dass  sie  bis  am  Fuss  vom  Berg  das  Brod 
zu  liefern  schuldig  gewesen,  also  dass  mit  ihnen,  Impresarien,  nicht 
viel  zu  processiren  oder  hierauf  Antwort  zu  geben  ist,  sondern  man 
solle  sie  mit  Kurzem  abweisen  und  weiters  kein  Gehör  geben. 

Sonsten  ist  mir  lieb,  zu  vernehmen  gewesen,  dass,  nach  Vermelden 
des  Intendente  generale  Fontana,  den  heurigen  Transport  durch 
die  Tragthiere  Seine  königl.  Hoheit  bestreiten  werden.  Ist  dahero 
schon  recht,  dass  man  mit  dem  Intendente  die  Sachen  einrichte,  der- 
gestalt jedoch,  dass  man  sich  der  Unkosten  halber  in  nichts  einlasse. 

Betreffend  im  Uebrigen  die  Verpflegung  a  prima  Maji  beider 
nach  Spanien  destinirten  Guido  Starhemberg-  und  Üsnabrückschen 
Regimenter,  nachdem  der  See-Potenzen  Gesandte  auf  das  Herbeville'sche 
Regiment  und  die  Reventlau'sche  Mannschaft  bereits  etwas  gezahlt 
gehabt,  so  wäre  nicht  nachzulassen,  sondern  bei  der  gleichwohlen 
erhaltenen  Aveitläuiigeu  Hoffnung  immer  darauf  zu  dringen,  auf  dass 
sie  auch  dieser  Verpflegung  vom  obigen  Dato  übernehmen  möchten. 
Wobei  meinem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs-Com- 
missär unerinnert  nicht  lassen  kann,  dass  bei  Einschiffung  obgemelter 
Regimenter  man  dieselben  auf  das  Genaueste  mustern,  Kopf  für  Kopf 
annotiren  und  mir  die  Tabellen  davon  zusenden  solle,  auf  dass  ich 
das  von  denen  See-Potenzen  dagegen  zu  bezahlen  verwilligte  Geld- 
quantum umso  genauer  begehren  und  man  hierinfalls  mit  aller  Rich- 
tigkeit vor  sich  gehen  könne.  Womit  etc. 

91. 

An  den  Hofkriegsrath.  Ehrenbreitstein,  28.  Juni  1708'». 

Was  der  Herr  Feldmarschall  Graf  Guido  von  S  t  a  r  h  c  m  borg 
unterm  29.  passato  an  mich  erlassen,  das  zeigt  der  Original-Anschluss  ^) 
des  Mehreren,  so  ich  an  Ein  lr>bl.  Mittel  zu  dem  Ende  remittire,    damit 


«)  Kriegs-A.,  Niederlaudu   1708:  Fase.  VI.  83. 
■^)  In  den  Feldacten  uiclit  eiitlialteu. 


144 

Dasselbe  von  dem,  was  er  mir  von  dem  Stand  in  Spanien  beriehtct, 
behörige  Nachricht  haben  nnd  auch  sonsten  darob  sein  möge,  dass 
derselbe,  warum  er  sich  sehr  beklagt,  gleichwohlen  über  Ein-  und 
Anderes  benachrichtigt  werden  und  anmit  wissen  könne,  was  in  denen 
spanischen  Affairen  zu  Wien  resolvirt  und  gehandelt    worden  sei. 

Hiernächst  schliesse  auch  Einem  löbl.  Mittel  bei'),  was  der  Obrist- 
Wachtmeister  Westermayer  aus  Erfurt  unterm  18.  dieses  wegen 
Verleihung  der  Obrist -"Wachtmeisters-Gage  geschrieben  und  in  tine 
wegen  Asseutirung  der  Leute  zu  denen  zwei  neuen,  nach  Erfurt  auf- 
werbenden Compagnien  beigerückt  hat;  damit  Ein  löbl.  Mittel  in  dem 
Ersten  auf  den  Supplicanten  eine  Retlexiou  machen,  im  Anderen  aber 
die  Sachen  examiniren  und  sodann  dasjenige  verfügen  wolle,  was  es 
zu  Kaisers  Dienst  befinden  wird. 

Uebrigens  wird  Ein  löbl.  Mittel  aus  meiner  an  Ihro  kaiserl. 
Majestät  erlassenen  allerunterthänigsten  Relation  mit  Mehreren!  ersehen, 
aus  was  Ursachen  ich  bemüssigt  worden  sei,  mich  mit  der  meinem  Com- 
mando  unterstehenden  Armee  nach  denen  Niederlanden  zu  wenden 
und  mit  dem  Duc  de  Marlborough  zu  conjungiren,  wozu  ich 
dann  morgen,  geliebt's  Gott,  aufbreche  und  Einem  löbl.  Mittel  dabei 
unverhalte,  dass  ich  währenden  meinen  Marsch,  bis  ich  nicht  gegen 
Mastricht  ankomme,  nicht  werde  schreiben  können,  auf  dass  Ein 
löbl.  Mittel  davon  Wissenschaft  habe  und  Demselben  die  Ursache 
dessen  nicht  unbekannt  sein  möge.  Womit  etc. 
P.  S. 

Auch  etc.  finde  ich  des  Obrist  -Wachtmeisters  W  e  s  t  e  r  m  a  y  e  r 
halber,  dass  man  sein  Begehren  wegen  der  Gage  dilatorie  tractire. 

92. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Ehrenbreitstein,  28.  Juni  1708-». 

Endlich  hat  mir  der  Herr  Churfürst  zu  Pfalz  durch  eigene 
StaflFetta  unterm  24.  dieses  erinnert,  dass  ungeachtet  er  den  erwarteten 
Courier  von  Wien  noch  nicht  erhalten,  und  dabei  scheinen  wolle,  dass 
das  Restitutionsgeschäft  mit  der  bishero  verspürten  Langsamkeit  trac- 
tirt  werde,  so  hätte  er  nichtsdestoweniger  in  fester  Hoffnung,  dass  doch 
ersagter  Courier  nicht  lange  mehr  ausbleiben  könne,  dem  Feldmar- 
schall Grafen  von  Nassau  des  weiteren  Marsches  halber  solche 
Ordre    ertheilt,    womit    ich    vergnügt    sein    werde.    Nachdem    er    aber 


')  In  deu   Feldacteii   blus  ein   Extratt   vorhauden. 
»)  Kriegs-A.,  Xiederlaiide  1708;  FaKc,   VI.  85. 


145 

dabei  expresse  begehrt,  dtiss  seinen  Truppen  uielit  nur  Brud  und 
Fourage,  sondern  aueh  der  Agio  und  Verlust  an  Geld  ersetzt  werde, 
falls  sie  in  die  Niederlanden  marschiren  würden,  so  ist  zu  glauben, 
dass  aus  dem  Raisonniren  und  Argumentiren,  so  durch  Briefe  hin-  und 
hergeloffen,  er  einige  Muthmassungen  dieses  Marsches  halber  genom- 
men haben  müsse ;  ich  habe  aber  darauf  geantwortet,  dass  des  Brodes 
halber  ich  die  behörige  Sorge  tragen  wollte,  von  der  Fourage  hin- 
gegen abstrahirt,  inmassen  sie  dieselbe  wie  andere  Truppen  beschaffen 
werden.  Wegen  des  Agio  replicirte  ich,  dass  die  Wahrheit  zu  bekennen, 
bei  Euer  kaiserl.  Majestät  Truppen  ich  nicht  einmal  darauf  gedacht 
gehabt,  weil  ich  supponirtc,  dass  es  gar  eine  geringe  und  schlechte 
Differenz  sein  dürfte ;  gleichwohl  aber,  wann  man  einsmal  in  loco  sein 
Avürde,  wollte  ich  nicht  ermangeln,  mit  obgedachtem  Feldmarschall 
Grafen  von  Nassau  zu  reden  und  mich  meinesorts,  insoweit  ich  ver- 
mögend wäre,  dessenthalben  bei  denen  See-Potenzen  gar  gerne 
employiren  lassen.  Ich  habe  dabei  für  nöthig  erachtet,  den  General- 
Adjutanten  von  H  o  h  e  n  d  o  r  f  an  ihn,  Herrn  Churfürsten,  mit  dieser  Ant- 
wort eigens  abzuschicken,  und  steht  nun  dahin,  ob  er  darin  also 
zufrieden  sein  werde. 

Das  Reising'sche  Regiment  ist  endlich  gestern  zu  Rheinfels 
passirt,  und  nachdem  ich  beiliegendes  Schreiben*)  von  dem  Duc  de 
Marlborough  erhalten,  so  habe  ich  meine  Dispositioues  dahin  ver- 
fügt, dass  morgen,  geliebtes  Gott,  in  3  Corpi  zertheilter  meinen  Marsch 
gegen  die  Niederlanden  wirklich  antrete,  wovon  eines  E.  k.  M. 
Cavallerie  und  Infanterie,  das  änderte  die  sächsischen  und  hessischen 
und  das  dritte  die  churpfälzischen  Truppen  formircn. 

Dem  Herrn  Churfürsten  zu  Hannover  gebe  ich  durch  eigenen 
Expressen  hievon  die  Nachricht,  gleich  E.  k.  M.  durch  angehende 
Copia*)  allergnädigst  zu  ersehen  geruhen  werden,  und  simulire  mich 
darin,  als  ob  von  diesem  vornehmenden  Marsch  niemaleu  was  Posi- 
tives gewusst  hätte,  gleich  des  Duc  de  Marlborough's  Schreiben 
darnach  eingerichtet  ist,  um  ihm  den  Wahn  und  sich  zu  Klagen  die 
Gelegenheit  zu  nehmen,  als  ob  man  ihm  was  verhehlet  hätte. 

E.  k.  M.  bitte  ich  hiernächst  allergehorsamst,  wann  an  Die- 
selbe während  diesen  Marsch  nicht  so  punctual  als  sonsten  meine 
allergehorsamsten  Berichte  einschicken  könnte,  dass  Sie  es  mir  in 
keinen  Ungnaden  aufzunehmen  geruhen  möchten ;  dann  bis  ich  nicht 
Mastricht  erreicht,  werde  ich  wegen  Unsicherheit  der    Strassen    keine 


*)  öiebe  Anmerkung  zu  Nr.  83  des  Supplement-Heftes,  Seite  131. 
2)  Siehe  Nr.  89  des  Supplement-Heftes,   Seite  141. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.    10 


146 

Briefe  abschicken  können.  Ich  hoffe  also  gegen  den  8.  Juli  allda  ein- 
zutreffen und  gedenke,  soviel  es  die  Sicherheit  zulasset,  mich  voraus 
zu  dem  Duc  de  Marlborough  zu  begeben  und  Ein-  und  Anderes 
mit  ihm  zu  concertireu. 

Im  Ucbrigeu  hat  der  Feind  ein  Detachement  nach  Bliescastcl 
gegen  den  Alsace  (Elsass)  abgeschickt  und  allda  postiren  lassen,  mit 
dem  Ueberrest  seiner  Truppen  aber  steht  derselbe  annoch  zu  Öaarlouis. 
Sousten  sagen  anbei  auch  die  Kundschaften,  dass  gewester  Churfürst 
in  Bayern  für  seine  Person  wiederum  zurück  nach  dem  oberen  Rhein 
abgangen  sein  soll. 

93. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Ohne  Datnm '). 

Aus  Euer  Excellenz  beliebten  Zeilen  vom  13.  passato  habe  mit 
Mehrerem  ersehen,  v^^asraassen  Dieselbe  nicht  undienlich  zu  sein 
o-lauben,  wann  Deroselben  nebst  dem  aufhabenden  Militär-Commando 
auch  die  dermalige  Administration  des  mailändischen  Governo  conferirt 
werden  möchte.  Worüber  ich  dann  E.  E.  nichts  Anderes  sagen  kann, 
dass  ich  dieses  Governo  selbsten  nur  per  Interim  verwalte  und  der 
Meinung  sei,  dass  solches  vielleicht  nicht  gar  lang  dauern  möchte,  wo 
zudem  auch  sonsten  E.  E.  nicht  unbekannt  ist,  dass  die  diesf^llige  Dis- 
position von  Seiner  kaiserl.  und  königl.  Majestät  zu  Hispanien  ledig- 
lich dependiren  thue. 

Wann  E.  E.  den  Humor  Seiner  königl.  Hoheit  nicht  schon 
ehender  mehr  als  Keiner  kennete,  so  würde  man  auch  unermangelt 
haben,  Dieselbe  über  Ein-  und  Anderes  zu  instruiren;  gestalten  aber 
auch  die  Conjuncturen  sich  fast  augenblicklich  verändern  und  eine 
derlei  ertheilende  Instruction  niemalen  positive,  sondern  nur  in  genera- 
libus  verfasst  werden  kann,  so  verlasst  man  sich  auf  E.  E.  Selbe 
werden  Dero  beiwohnender  bekannter  Vernunft  nach  auch  umsomehr 
dasjenige  zu  observiren  wissen,  was  zu  Ihrer  kaiserl.  Majestät  Dienst 
und    Beibehaltung    erstbesagter    Seiner   königl.    Hoheit    gedeihen    thut. 

Sonsten  hat  es  bei  dem  sein  gutes  Bewenden,  dass  E.  E.  Dero 
Hei'rn  Brüdern  mit  sich  in  die  Lorabardie  hinausnehmen.  Belangend 
aber  den  Herrn  Obristen  Hein  dl,  ist  es  weder  mein  Brauch,  noch 
Gewohnheit,  bei  eirier  Promotion  tapferer  und  guter  Officiers  zu  ver- 
gessen und  durch  Hervorziehung  jüngerer  diesen  ein  Unrecht  zu  thun. 
Wann  sich  solchemnach  er,  Herr  (Jbrist  He  in  dl,  durch  seinen  Agenten 


•)  Kriegs-A.,  Italifu  1708;  Fase.  VI.  3:i. 


147 

an  gehöriger  Ort  und  Enden  würde  haben  angehen  hissen,  so  würde 
er  sieh  so  sehr  zu  bekUxgen^  keine  Ursache  gehabt  hal)en.  Ich  mues 
also  E.  E.  sagen,  dass  er  mit  Anderen  in  der  Promotions-Lista 
begriffen  sei. 

Von  dem  Missverständniss  zwischen  dem  Herrn  GWM.  Batte 
und  Herrn  Obrist  Seidlitz  habe  nichts  gewusst,  und  was  aber  den 
Vorschlag  mit  der  Auswechslung  betreffen  thut,  dürfte  derselbe  Diffi- 
cultäten  haben  und  dahero  schwer  fallen.  Inmassen  aber  E.  E.  ohne- 
dem in  die  Lombardie  gehen,  so  konnten  Dieselbe  belieben,  zu  sehen, 
ob  nicht  ohne  weiteren  Bruit  eine  Auswechslung  daselbsten  getroffen 
werden  könnte;  das  Beste  aber  wäre,  wann  man  die  Sache  im  Guten 
vergleichen  könnte.  v 

Wann  ich  von  der  Recommandirung  des  Hauptmann  D  i  e  t  r  i  c  h 
ehender  was  gewusst  hätte,  so  würde  ich  wohl  gesehen  haben,  ob  mög- 
lich gewesen  wäre,  demselben  zu  helfen;  für  jetzo  aber  ist  nichts 
vacant  und  die  Zahl  der  General-Adjutanten  ohnedem  ziemlich  gross. 
Wann  ich  demselben  aber  künftighin  was  werde  dienen  können,  so 
werde  es  zu  thun  unermangeln. 

Zu  Eliberirung  der  Principessa  deUa  Ricita  Ehegemahlen 
ist  vor  dem  Frieden  schlechte  Apparenz,  wann  nicht  Ihre  königl. 
Majestät  einen  Anderen  von  denen  neapolitanischen  Gefangenen  für 
ihn  geben  möchte. 

Uebrigens  hat  man  von  dem  Aufstand  in  Palermo  auch  dahier 
einige  Nachricht  gehabt,  und  ob  man  schon  hierüber  die  Con&mation 
dessen  noch  hat,  so  beschieht  doch  gar  wohl  an  dem,  dass  auf  den  erfor- 
dernden Fall,  diesen  Leuten  die  hilflichen  Hände  zu  bieten,  all'  gute 
Veranstaltungen  gemacht  werden. 

94. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Ehrenbreitstein,  1.  Juli  1708*). 

Ueber  meine  jüngste  allergehorsamste  Erinnerung  habe  mich  bis 
anheute  noch  dahier  aufgehalten,  weilen  ich  in  Einem  und  Anderen  zu 
disponiren  gehabt  habe,  da  indessen  allerunterthänigst  berichteter- 
massen  die  Armee  in  drei  Corpi  den  Marsch  gegen  die  Niederlanden 
den  29.  passato  wii'klich  angetreten  hat,  und  zwar  nachdem  die  Chur- 
pfälzischen  den  28.  die  Mosel-Brücke  zu  Coblenz  passirt  und  sich 
gleich  an  derselben  jenseits  gelagert  haben,  sie  andern  Tags  darauf 
den  Zug    gegen  Andernach    und    so    fort    nach  Sinzig    fortgesetzt,    die 

»)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  1. 

10* 


148 

beiden  unter  Dero  General-FjNLL.  Grafen  von  Fels  und  dem  Erb- 
prinzen von  Hessen  stellenden  Corps  aber  eben  diesen  Tag  gegen 
die  Mosel  herab  nacher  Alken  sich  gezogen.  Das  erste  Corps  ist  zwar 
jedoch  erst  gegen  den  Aliend  völlig  passirt,  die  Bagage  aber  vregen 
der  vielen  Defileen  und  üblen  AVegc  jenseits  geblieben,  also  dass 
ersagter  General  von  Fels  bemüssigt  gewesen,  gestern  einen  Rasttag 
zu  nehmen,  welches  dann  eine  gleichmässige  Ursache  war,  dass  der 
Erbprinz  von  Hessen  eben  erst  gestern  hat  passiren  und  auf  die 
andere  Seite  kommen  können,  unwissend,  ob  die  Bagage  schon  völlig 
passirt  sei,  so  verhindert,  ob  ich  schon  geglaubt,  es  würden  die  Truppen 
zeitlicher  zu  j\Iastricht  eintreffen  können,  dass  die  Cavallerie  vor  dem 
6.  oder  7.,  die  Infanterie  aber  erst  den  8.  oder  9.  dieses  werde  an- 
langen können.  Und  weilen  mich  der  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  aber 
aufs  Neue  pressirt,  dass  wenigstens  mit  der  Cavallerie  schleunig  vor- 
auskommen möchte,  und  mir  zu  dem  Ende  gegen  ersagtes  Mastricht 
den  General-Major  Cadogan  entgegengeschickt,  damit  er  mich  weiters 
zu  ihm  führen  und  von  Einem  und  Anderem  Information  geben  könnte, 
so  bin  ich  intentionirt,  den  4.  oder  5.  zu  obgedachtem  Masti-icht  zu  sein, 
sonsten,  wann  es  die  kSicherheit  der  Strassen  zulasset,  auch  vor  der 
Keitei'ei  mich  voraus  zu  ihm,  Duc,  für  meine  Person  allein  zu  begeben, 
um  inzwischen,  bis  die  Truppen  anlangen,  Ein-  und  Anderes  zu  con- 
certiren;  worüber  Euer  kaiserl.  Majestät  den  weiteren  allerunter- 
thänigsten  Bericht  erstatten  werde. 

Der  Feind  steht  noch  bei  Bliescastel,  und  damit  er  von  diesem 
!Moiivement,  wenigstens  wohin  es  gerichtet  sei,  so  spät  als  möglich 
Nachricht  haben  möge,  so  habe  die  nacher  Trier  vorgestern  abgelof- 
fene  Post  anhalten  lassen,  und  wird  sich  nun  bald  zeigen  müssen, 
was  er  nach  Erfahrung,  dass  ich  mich  gegen  die  Niederlande  gewendet, 
für  Mesures  nehmen,  oder  was  er  sonsten  zu  thun  Willens  sein  werde. 

Schliesslich  gehe  ich  diesen  Augenblick  von  hier  weg  und  hoffe 
gegen  Rheinbach  E.  k.  M.  Regimenter  zu  Pferd  einzuholen  und  thue 
mich  etc. 

95. 
An  den  Hofkriegsrath.  Ehrenbreitstein,  1.  Juli  1708'). 

Ein  löbl,  Mittel  ersieht  aus  der  Beilage  -),  wie  der  Herr  Graf 
MaxBreuner  um  Verleihung  der  General-Feldmarschalls-Stelle  mich 
belangt  und  gebeten  hat,  dass  man  darüber  das  allerunterthänigste  Referat 


')  Kriegs-A.,  Xie.lerlande  1708;  Fase.  VII.  2. 
»)    Kiie..rs-A.,  Niederlaiule   1708:  Fase.  VII.  21». 


149 

liinaufgebeii  möchte.  Wie  nun  ersao-tor  Herr  General  in  Anseluing  sowohl 
seiner  eigenen,  als  seiner  P'aniilia  leiötenden  Dienste  einer  besonderen 
Consideration  würdig  und  Lei  dessen  hohem  Alter  diese  Allerhöchste 
Gnade  in  seinem  noch  übrigen  wenigen  Lebenslauf  zu  dessen  beson- 
derer Consolation  wohl  verdient  hat,  als  könnte  Ein  löbl.  Mittel  hierüber 
das  gebotene  Keferat  verfassen,  bei  Ilorabkommuug  der  allergnädigsten 
Resulotion  aber  mit  der  Publication  /zurückhalten.  Hiernächst  reraittire 
auch  des  Ilerrn  Obristen  Grafen  von  Auers  per  g  Memorial,  welcher 
um  die  General-Wachtmeisters-Stelle  bittet,  und  da  ich  geglaubt  habe, 
er  sei  unter  der  Promotion  schon  begriffen,  mich  aber  auf  diese  meine 
Meinung  positive  nicht  secundiren  könne,  so  wolle  Ein  löbl.  Mittel  in 
Ansehung  seiner  allegirenden  Motive  das  behörige  Referat  gleichfalls 
verfassen. 

Schliesslich  habe  ich  die  zu  meiner  unterhabenden  Armee  destinirte 
Artillerie,  da  diese  fast  den  26.  dieses  von  dem  oberen  Rhein  und 
mithin  zu  spät  aufgebrochen,  und  da  die  Armee  bereits  vorgestern 
sich  movirt  und  gegen  Niederlande  abgegangen  ist,  ersagte  Artillerie 
dieselbe  nicht  mehr  einholen  kann,  contramandirt  und  ihren  Marsch 
wieder  zurückzunehmen,  dem  darzu  commandirten  Hauptmann  B  e  r  n  e  c  k 
anbefohlen. 

So  Einem  löbl.  Mittel  zur  Nachricht  dient  etc. 

P.  S. 
Auch  etc.  was  der  Herr  Churfürst  zu  Hannover  an  mich  für 
den  Freiherrn  von  Bous s ee  erlassen,  das  schliesse  hiemit  bei*).  Und 
weilen  ich  glaubte,  man  soll  in  allweg  sehen,  wie  man  ersagtem  Herrn 
Churfürsten  diesfalls  Satisfaction  gebe,  so  lasse  Einem  löbl.  Mittel  über, 
was  es  hierinfalls  etwa  fürzukehren  für  gut  befinden  möchte,  worüber 
sodann  mehrwiederholtem  Herrn  Churfürsten  parte  zu  geben  wäre. 

96. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Brüssel,  9.  Juli  1708^). 

Nachdem  ich  allergehorsamst  berichtetermassen  meinen  Marsch  mit 
der  Cavallerie  vorausgenommen,  bin  ich  den  3.  dieses  mit  derselben 
zu  Deuren  (Düren)  angelangt,  allwo  man  den  4.  einen  Rasttag  gehalten 
und  die  Infanterie  gleichfalls  daselbsten  den  änderten  Tag  hätte  ein- 
treffen sollen.  Ich  fand  für  gut,  nach  hiuterlassener  Ordre  und  anderen 
behörigen  Dispositionen,  mit  einer  Escorte  von  Huszaren  vorauszugehen, 


<)  Ki-ie(^.s-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.   VII.  2  a. 
-j  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  39. 


150 

und  bin  solclieranacli  den  obgemelten  4.  dieses  zu  Mastriclit  ankommen, 
alhvo  die  Cavallerie  den  6.,  die  Infanterie  aber  den  8.  detto  ebenfalls 
angelangt  war.  Unterwegs  erhielt  ich  Nachricht,  dass  der  Feind 
decampirt  und  mithin  auch  unsere  Armee  marschirt  sei,  und  ich  dachte 
ZAvar  bei  so  beschaffenen  Dingen,  mich  soviel  als  möglich  zu  beschleu- 
nigen, da  aber  der  Weg  gross  und  ich  mit  der  Escorte  so  sehr  nicht 
eilen  konnte,  musste  ich  den  5.  über  Nacht  zu  Aerschot,  nachdem  ich 
allda  sehr  spät  ankommen  war,  verbleiben,  dass  ich  dannenhero  erst 
den  6.  detto  Brüssel  erreichen  konnte,  allwo  dann  mit  mehrerer  Gewiss- 
heit erfahren,  dass  sich  der  Feind  gegen  Gent  gewendet  und  bereits 
in  die  Stadt  hineingangen,  das  Schloss  aber,  worinnen  etwa  300  Mann 
zur  Garnison  sich  befinden,  wirklich  attaquirt  sei  imd  bei  so  beschaffenen 
Dinaren  sich  g-ar  nicht  lang-e  würde  wehren  können.  Und  weilen  ich  bei 
so  beschaffenen  Dingen  glaubte,  dass  es  vielleicht  was  zu  tliun  geben 
dürfte,  da  der  Duc  de  Marlborough  diesen  Tag  abermalen  marschirt, 
habe  ich  mich  dahier  gar  nichts  aufgehalten,  sondern  sogleich  hiedurch 
zur  Armee  begeben ,  um  mit  ersagtem  Duc  mich  zu  unterreden,  was 
etwa  zu  thun  sei,  welchen,  da  ich  ihn  im  vollen  Marsch  angetroffen, 
ziemlich  consternirter  gefunden  habe;  und  nachdem  man  das  Lager  bei 
Asch(^?)  unweit  geschlagen,  erachtete  mau  für  gut,  um  Brüssel  zu  be- 
decken, in  diesem  Lager  zwei  Tage  stehen  zu  bleiben  und  das  kleine 
Wasser,  so  zwischen  uns  und  dem  Feind  ist,  zu  passiren;  auch  die 
schwere  Bagage  mit  einer  Bedeckung  von  vier  Bataillonen  wegzu- 
schicken, heute  aber  zu  decampireu,  alswie  dann  gleich  nach  Mitter- 
nacht auch  der  Marsch  wirklich  angetreten  wurde. 

Der  unter  meinem  Commando  stehenden  Armee  habe  ich  Ordre 
und  Boute  zugeschickt,  was  dieselbe  zu  thun  und  wie  sie  ihren  Marsch 
fortzusetzen  habe,  von  welcher  morgen  die  Cavallerie  in  dieser  Gegend. 
die  Infanterie  aber  den  15.  dieses  anlangen  und  die  Cavallerie  inmittelst 
die  hiesige  Stadt  bedecken  kann. 

Euer  kaiscrl.  Majestät  kann  ich  dabei  allergehorsamst  unerinnert 
nicht  lassen,  wasmassen  man  von  diesem  Marsch  bei  der  Armee  aller- 
hand starke  Discurse  führe,  als  ob  man  nicht  Alles  gethan,  was  möglich 
und  zu  thun  gewesen  wäre.  Indessen  aber  hat  sich  der  Feind  in 
einen  solchen  Posto  gesetzt,  wo  derselbe  sehr  schwer  zu  attaquiren 
sein  wird,  obwohl  gut  wär(^  da  die  Armee  ül)eraus  schön,  und  Lust 
zum  Fechten  hat,  wann  man  das  Geschehene  redressiren  könnte;  dann 
wann  der  Feind  in  seiner  Postur  also  stehen  bleiben  sollte,  wird  es 
liart  und  nicht  wohl  möglich  sein,  das  Land  zu  manuteniren. 

Ich  habe  mich  übrigens  die  zwei  Tage,  als  die  Armee  stehen 
geblieben,    dahier    aufgehalten    und    gehe  sogleich   jetzo,    da  es  6  Uhr 


151 

Früh  ist,  von  liier  weg,  um  die  Avantgarde  von  der  Armee  noch  im 
Marsche  anzutreffen,  muss  solchcmnach  auch  aus  Maugel  der  Zeit 
meine  gegeuwärtige  allergeliorsamste  Relation  abbrechen  und  werde 
dahero  mit  anderer  Gelegenheit  E.  k.  M.  eine  mehrere  allergeliorsamste 
Relation  von   Einem  und  Anderem  abstatten. 

97. 

Bericlit  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Oudenarde, 
12.  Juli  1708'). 

Euer  kaiserl,  Majestät  werden  aus  meiner  aus  Brüssel  an  Dieselbe 
allerunterthänigst  erlassenen  Relation  mit  Mehrerem  allergnädigst 
ersehen  haben,  in  was  Stand  die  Sachen  allhier  gewesen  seien. 

Man  pressirte  nun  unseren  damalen  beschehenen  Aufbruch  mit 
der  Armee  solchergestalten,  dass  man  dem  Feind  einen  Marsch 
abgewinnen  und  nach  passirter  Escaut  zu  Oudenarde,  wohin  auch  er, 
der  Feind,  unter  einsten  im  Anzug  war,  die  Gelegenheit  erreichte, 
mit  demselben  gestern  in  eine  Action  zu  gerathen,  welche,  nachdem 
sie  lange  in  die  Nacht  gedauert  und  sonderlich  die.  Infanterie  viel 
zu  thun  gehabt  hat,  mittelst  göttlichen  Beistand  mit  aller  Glückselig- 
keit abgeloffen  ist.  Worüber  zwar  E.  k.  M.  eine  vollkommene  schrift- 
liche Relation  allergehorsamst  schriftlich  abstatten  sollte,  da  'es  mir 
aber  für  jetzo  unmöglich  ist,  so  habe  ich  Dero  General-Adjutanten 
von  Höhende rf,  welcher  vom  Anfang  bis  zu  Ende  bei  mir  gewesen, 
dahin  instruirt,  dass  Deroselben  er  mündlich  allerunterthänigst  Auskunft 
geben  sollte,  auf  welchen  mich  dann  auch  hiermit  allergehorsamst 
berufe  und  in  generali  allerunterthänigst  beirücke,  dass  der  Streich 
wahrhaftig  gross  und  der  Feind  nicht  nur  allein  völlig  geschlagen 
und  auseinander  gesprengt  worden,  sondern  auch  seine  Flucht  mit 
einer  solchen  Präcipitanz  genommen  habe,  dass  von  ihm  heute  Früh 
ausser  der  Arrieregarde  nichts  mehr  einzuholen  gewesen  war,  von 
welcher,  weilen  die  Infanterie  auch  schon  übern  Haufen  geworfen, 
man  vielleicht,  ehe  vorgedachter  General- Adjutant  von  hier  abreisen 
wird,  ein  Mehreres  wird  wissen  und  sodann  auch  E.  k.  M.  von  dem- 
selben gleichfalls  in  allerhöchsten  Gnaden  zu  vernehmen  haben. 

An  Gefangenen  haben  wir  bereits  4000  bis  5000  Mann,  und 
fast  augenblicklich  werden  deren  mehrere  hereingebracht,  worunter 
verschiedene  Generales  und  die  Menge  anderer  Officiere  sich  befinden, 
sind  auch  eine  grosse  Quantität  Standarten,  Fahnen,  Pauken  und 
andere  Feldzeichen  erobert  worden. 


<)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  YII.  48. 


152 

E.  k.  M.  versichere  ich  übrigens  allergehorsamst,  dass  von  diesem 
glücklichen  Streich  man  in  allweg  profitiren  und  besonders  ich 
meiuesorts  all'  dasjenige  nach  meiner  ohnedem  schuldigsten  Pflicht 
beitragen  werde,  was  Deroselben  Allerhöchster  Dienst  und  des  gemeinen 
Wesens  Nutzen  erfordert.  Womit  etc. 

98. 

An  den  Cardinal  Fürst  Lamberg".  Lager  bei  Werwick, 
15.  Juli  1708'). 

Dass  Euer  Eminenz  durch  beide  Dero  hochwerthe  Schreiben 
vom  28.  passato  und  2.  dieses  von  dem  oberpfälzischen  Restitutions- 
wesen und  der  hanuoverauischeu  Introduction  mir  eine  beliebige 
Nachricht  ertheilen  und  wie  Ein-  und  Anderes  seine  Richtigkeit 
erreicht,  mit  Mehi'erem  anziehen  wollen,  davor  erstatte  gehorsamsten 
Dank.  Wie  zumalen  nun  aber,  sonderlich  an  dem  Letzteren  umso 
besser  geschehen  ist,  als  sonsten  der  Herr  Churfürst  sich  sehr  dis- 
gustirt  befunden  hätte,  so  ist  es  auch  billig,  dass  man  E.  E.  darob 
reelle  Obligation  trage. 

Was  übrigens  den  H.  dieses  der  feindlichen  Armee  für  glück- 
licher Streich  beigebracht  worden,  das  werden  E.  E.  von  dem  General- 
AdjutaJiten  von  Hohendorf  nebst  Ueberreichung  des  ihm  mitge- 
gebenen Schreibens  des  Mehreren  vernommen  haben.  Worüber  nur 
die  darauf  verfasste  Relation  hiemit  anschliesse  und  verbleibe  etc. 

99. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708  ^). 

Ueber  dasjenige,  was  Euer  kaiserL  Majestät  der  von  mir  eigens 
au  Dieselbe  in  aller  ünterthänigkeit  abgeschickte  Gereral- Adjutant 
von  Höh  e  n  dor  f  ob  den  wider  den  Feind  erhaltenen  herrlichen  Sieg 
nach  meiner  ihm  gegebenen  Instruction  mihullich  allergehorsamst 
beigebracht  haben  wird,  schliesse  E.  k.  M.  hiemit  auch  eine  ausführ- 
liche    schriftliche     Relation    hiebei  *),    um    damit    Sie    nicht    nur    eine 


')  Kriegs-A.,  Römisches  Keicli    1708;   Fase.   VI.   15. 
^)  Kiie<,'s-A.,  Niederlaiule  1708;  Fase.   VII.  ad  49. 
«)  Krief^s-A.,  Nipfloilaiide  1708:  Fase.  VII.  49. 

D  i  a  r  i  II  m 
aus   dem   Fr^kllager  boi    Werwick,   den    18.   Juli    1708. 

Naelideiii    man    gOfjlaubt    liat.     wann  sicli    die    an    d(M-   Mosel,    nntfv   dem 
kaiseiliclien  Herrn    General-Lieutenant   forniirendc    .Armee   nach    denen    Nieder- 


153 

mehrere  vollkommene  Xacliriclit  hiervon  aller «^nädirt-cit  haben,  sondern 
annebens  auch  wissen  mitchten .  was  seitdem  weiters  passirt,  auch 
was  für  ein  Mouvement  man   mit  der  Armee  gemacht  habe. 


laiuleu  ziehen  werde,  dass  man  sodann  mit  zusammengesetzt-  und  vereinigten 
Kräften  den  Krieg  mit  so  mehreren!  Ernst  fortführen  und  was  Hauptsäch- 
liches unternehmen  könnte,  so  machte  man  hierauf  die  Disposition,  dass 
ersagte  Armee  den  29.  Juni  in  2  Corpi  vertheilter  ihren  Marsch  v/irklich 
angetreten  hatte ;  sobald  aber  gedachter  kaiserlicher  Herr  General-Lieute- 
nant  mit  der  kaiserlichen  und  churpfälzischen  Cavallerie  zu  Deuren  (Düren) 
angelangt,  begab  er  sich  unter  einem  Convoi  von  Huszaren  voraus,  um 
ein,  zwei  oder  di-ei  Tag  ehender  bei  der  hohen  Herren  Alliirten  Armee  einzu- 
treffen und  sich  mit  dem  Mylord  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  über  Ein- 
und  Anderes  zu  unterreden  und  die  nöthige  Mass  abzufassen ;  erhielt  aber 
unterwegs  die  Nachricht,  dass  der  Feind  decampirt,  mithin  auch  vorgemeldete 
alliirte  Armee  marsehirt  sei.  Er  beschleunigte  hierauf  seine  Reise  so  viel  als 
möglich  war  und  langte  den  6.  Juli  Früh  zu  Brüssel  an,  woselbst  er  weiters 
vernahm,  dass  die  beiden  Armeen  eben  diesen  Tag  abermal  marsehirt  und 
der  Feind  mittelst  eines  vorausgeschickten  Detachements  in  Gent  eingetroffen 
sei.  Oefters  berührter  kaiserlicher  Herr  General  -  Lieutenant  wollte  sich  bei 
dieser  Beschaffenheit  allda  zu  Brüssel  im  geringsten  nicht  auflialten,  sondern, 
da  es  das  Ansehen  hatte,  als  ob  es  zu  einer  Action  kommen  könnte,  eilte  er 
sich  umso  mehrers  zu  der  in  Marsch  befindlichen  alliirten  Armee  und  traf 
auch  dieselbe  unweit  gedachten  Brüssel  an,  und  das  Lager  wurde  bei  Asch 
geschlagen,   woselbsten  man  bis 

den  8-  inclusive  stehen  verblieb,  um  die  Armee  ausruhen  und  sonsten 
nach  einer  gehabten  Unterredung  andere  Veranstaltungen  zu  einem  sichern 
Absehen  aukehreu  zu  lassen,  wurde  auch  der  von  der  Mosel  anmarschirenden 
Armee  die  behörige  Route  entgegengeschickt  und  anbei  befohlen,  dass  sie, 
um  Brüssel  zu  bedecken,  sich  in  der  daselbstigen  Gegend  lagere  und  bis 
weitere   Ordre   allda   stehen   bleiben   solle. 

Den  9.  brach  die  Armee  auf,  nachdem  des  Tags  vorher  die  schwere 
Bagage  unter  Begleitung  4  Bataillons  nach  Brüssel  abgeschickt  und  daselbst 
zu   verbleiben  befehlet   worden. 

Der  Marsch  ging  in  vier  Colonnen  auf  Harfelingen  (HerfiFelingen),  wo- 
selbst man  in  dieser  Ordnung  Halt  machen,  und  zwar  die  Zelter  aufschlagen, 
dabei  aber  befehlen  Hess,  dass  ausser  dem  Lager  nicht  fouragirt  werden,  und 
sobald  man  um  7  Uhr  Abends  die  Retraite  schlagen  würde,  sodann  die  Zelter 
abgebrochen  und  der  Marsch  hinwiederum  in  eben  der  Ordnung,  als  man  ange- 
kommen, fortgesetzt  werden  sollte,  gleichwie  es  auch  geschah,  und  da  man 
die  ganze   Nacht  hindurch   marschirte,   passirte   man 

den  10.  die  Teure  (Dender)  und  schlug  das  Lager  bei  Lessines,  von 
wannen   der   englische   General-Major    Cadogan 

den  11.  vor  Tags  mit  8  Escadrons  und  so  viele  Bataillons,  welch' 
letztere  nach  der  Hand  mit  noch  andere  8  verstärkt,  auch  die  Pontons  mit- 
gegeben worden,  gegen  die  Scheide  oder  Escaut  voraus  detachirt  wurde,  um 
nicht  nur  über  diesen  Fluss  einige  Brücken  in  der  Gegend  Omlenarde  zu 
schlagen,   sondern   auch   ein   Lager  zu   recognosciren   und   anbei   zu   sehen,    was 


154 

Mau  ist  solelieuiuach  nun  im  Werk  Leji^riffen,  die  feiuclliclieu 
Liuicu  einzureissen  und  zu  ruinireu,  aliennassen  es  mit  einem  guten 
Tlieil  derselben  bereits  bescheben  ist;  indessen  aber,  als  man  hiermit 


etwa    vom   Feind,    welcher    den    eingeloffenen   Kundschaften    nach     gleiclifalls 
uiarschiren   sollte,   für   Nachrichten   einzuholen   sein    möchten. 

Da  aber  die  Armee  nicht  eh(!nder  nachfolgen  konnte,  bis  nicht  die 
Wege  reparirt  waren,  brach  man  erst  gegen  7  t  hr  Früh  auf.  Inzwischen 
langte  vorberiihrter  General-Major  deCadogan  mit  seinem  Detachement  zu 
vorgedachten  Oudenarde  an,  passirte  mit  etwas  davon  durch  die  Stadt  vor- 
gemelte  Scheide  und  Hess  sogleich  an  fünf  anderen  Brücken,  ein  wenig  besser 
hinunter,  mittelst  mit  sich  gehabten  Pontons  zu  arbeiten  anfangen,  wo  fast 
zu  gleicher  Zeit  der  Feind  oberhalb  zu  Gauereu  (Gavere)  dickberührte  Scheide 
ebenniässig  passirte,  um  die  Höhe  bei  Oudenarde  zu  gewinnen,  als  wie  er 
dann  auch  sich  in  der  Fläche  vor  derselben  mit  ungefähr  20  Escadrons  und 
in  einem  an  seiner  linken  Hand  gehabten  Dorf  mit  7  Bataillons  postirte. 
Unterdessen  langte  gegen  12  Uhr  die  Tete  von  unserer  Cavallerie  des  rechten 
Flügels  gegen  die  Brückeu  an,  welche  im  vollen  Trott  über  obgemelte  Schiff- 
brücken ;  die  Infanterie  aber,  W-elche  nicht  so  eilfertig  sich  befördern  konnte, 
ein  paar  Stunden  darnach  zu  passiren  angefangen  hatte.  Inzwischen  wurde 
befohlen,  von  des  General  Cadogan  Detachements,  und  zwar  von  denen 
bei  sich  gehabten  8  Escadrons  und  Huszaren,  wozu  man  noch  einige  Truppen 
von  Quartiermeister  und  Fouriers  formirte,  die  in  der  Fläche  sich  gesetzte 
20  feindliche  Escadrons,  und  durch  einige  Bataillons  die  feindlichen,  vor- 
gemeltermassen  in  das  Dorf  sich  postirte  7  Bataillons  attaquiren  zu  lassen  ; 
welches  mit  einer  solchen  Herzhaftigkeit  exequiret  wurde,  dass  die  20  feind- 
lichen Escadrons  nicht  nur  allein  sogleich  über  den  Haufen  geschmissen  und 
völlig  aufgeschlagen  worden,  sondern  es  wurden  auch  von  der  feindlichen 
Infantei'ie  4  Bataillons,  nachdem  sich  3  davon  noch  vor  der  Attaque  retirirten 
mit  ihrem  Brigadier  theils  gefangen  genommen,  theils  niedergemacht  und  von 
denen  3  flüchtigen  noch  einige  eingeholet  und  ebenfalls  niedergehauen ;  bei 
welcher  Action  die  Unsrigen  3  paar  Pauken  und  viel  Standarten  erobert.  Zeit 
während  diesen  Treffen  aber  Hess  man  die  Truppen  immer  über  die  Brücken 
defiliren  und  sich  gegen  die  Plaine,  wo  vorgemeldetes  Treffen  vorbeigegangen, 
anrücken,  inmittelst  aber  die  Infanterie  von  dem  Cadogan'schen  Detachement, 
nebst  2  ]5ataillons  von  dem  englischen  Lcib-Eegiment,  an  das  linker  Hand 
sich  befundene  Gebüsch  postiren,  mit  der  Ordre,  sich  allda  so  lang  zu 
souteniren  und  den  Feind  aufzidialten,  bis  die  Infanterie  von  unsern  rechten 
Flügel  ankommen  könnte,  welche,  obschon  der  Feind  angefangen  hatte,  dieselbe 
zu  attaijuiren,  nichtsdestoweniger  ihre  Ordre  wohl  und  stattlich  exequiret 
haben.  Kaum  aber  war  nur  etwas  niehrer  Fussvolk  angelangt  und  postiret, 
wurde  in  dem  Namen  Gottes  gegen  den  Feind  zu  avanciren  und  das  Feuer 
angefangen;  weilen  aber  derselbe  sehr  vortheilhaftig  zwischen  lauter  Busch 
und  Gräben  postirter  stund,  musste  die  Infanterie  das  meiste  thun  und  durch 
ihren  tapfern  Angriff  der  Feind  aus  seinem  Vortheil  getrieben  und  —  dass 
auch  die  Cavallerie  mit  agircn  könnte  —  Platz  gemacht  werden;  also  dass 
kaum  eine  Stund  vor  Nachts  die  preuss-  und  hannoversche  Reiterei  in  eine 
kleine   Plaine   hat   anrücken    und   von    derselben   nicht   weniger   linker  Hand    in 


155 

umffelit,  liat  man  ein  Detacliement  zu  Pferd  nebst  denen  Huszaren  in's 
Land  hereino^escliickt,  um  dass  es  dasselbe  in  Contribution  setzen  und 
die  Huszaren,  so  weit  sie  können,  hineinlaufen  sollen. 


einem  kleinen  •Feld,  naclulem  man  die  Infanterie  öffnen  nnd  von  2  Bataillons 
Platz  machen  Hess,  sich  10  l)is  12  Escadrons  in  die  Flanke  formiren  können, 
wornach  allererst  mit  Reiterei  und  Infanterie  zugleich  man  an  unserer  rechten 
Hand  den  Feind  chargiret  und  bis  in  die  finstere  Nacht  mit  einer  unglaub- 
liclien    Tapferkeit    unter    einem   starken   immerwährenden  Feuer  poussiret  hat. 

Unser  linker  Flügel  kam  etwas  später  aus  der  Ursach  in's  Feuer,  weil 
die  Infanterie  auch  später  angekommen  inid  die  Cavallerie,  welche  die  Brücken 
durch  die  Stadt  passirte,  da  diese  zweimal  gebrochen,  gegen  zwei  Stund 
aufgehalten  worden ;  dann  es  ist  zu  merken,  dass  die  Armee  bei  dem  ersten 
Augriff  nicht  dritten  Theils  auf  dem  Platz  der  Bataille  war,  sondern  unter 
währenden  Schlagen  bis  in  den  späten  Abend  die  Truppen  immer  über  die 
Scheide    defilirt  haben.  . 

Von  jetzt  gemeldeten  linken  Flügel  musste  die  Infanterie  ebenmässig 
durch  die  Busch  das  Meiste  thun,  und  obschon  dieselbe  vom  Feinde  ein  gav 
grosses  Feuer  auszustehen  haltte,  so  wurde  er  dessenungeachtet  von  ihr  mit 
unglaublicher  Bravour  zurückgetrieben.  Die  Cavallerie  aber  postirte  man 
in  der  Plaine  von  dem  Hochgericht,  von  welcher  eine  grosse  Menge  Feinde, 
die  von  unsern  rechten  Flügel  aufgeschlagen  worden,  in  die  Hände  gejagt 
und  von  derselben,  'ausser  einigen  Hundert,  so  sich  durchgeschlagen  und  gegen 
Toumay  geflüchtet,  von  welchen  aber  andern  Tags  durch  unsere  Parteien 
viel  niedergehauen  und  ein  300  Gefangene  mit  Standarten ,  Fahnen  und 
Pauken  eingebracht  worden,  theils  gefangen  genommen,  theils  massaerirt 
wurden.  Der  Feind  war  also  gezwungen,  sich  von  allen  Seiten  über  Hals  über 
Kopf  ganz  zerstreut,  so  gut  er  konnte,  zu  retiriren.  Wir  aber,  da  es  schon 
tief  in  der  Nacht  war  und  ein  Regen  eingefallen,  blieben  in  eben  der  Positur 
stehen,   wie  sich    die   Truppen   im   Feuer    befunden  haben,    und    kaum    wollte 

den  12.  der  Tag  anbrechen,  Hess  man  zwar  aufs  Neue  allenthalben 
avanciren ;  der  Feind  aber  hat  seine  Flucht  mit  einer  solchen  Präcipitanz 
genommen,  dass  man  von  ihm  nichts  mehr  als  seine  Arriergarde  einholen 
konnte,  welche  ebenmässig  aufgeschlagen  und  eine  ziemliche  Anzahl  Gefangene 
von  derselben  mit  Pauken,  Fahnen  und  Standarten  abermalen  eingebracht 
worden. 

Hierauf  Hess  man  die  Armee  in  der  Gegend  Oudenarde  auf  der  Fläche 
lagern,  um  nicht  nur  dieselbe  in  etwas  ausruhen  zu  lassen,  sondern  auch, 
wegen  Brod  und  anderen  Anstalten   das  Behörige   anzukehren. 

Wir  haben  bei  diesem  ei-fochtenen  herrlichen  Sieg  vom  Feind  an 
Gemeinen  zum  wenigsten  mehr  als  7000,  und  an  Officiers  über  700,  worunter 
acht  Generale,  gefangen  bekommen;  an  Standarten  und  Fahnen  etlich  und 
80  und  12  Paar  Pauken  erobert,  an  Stücken  und  Bagage  aber  nichts  über- 
kommen, weil  der  Feind  die  letztere  zu  Gent  zurückgelassen,  von  Stücken 
aber  nichts  bei  sich  gehabt  hat ;  dann  da,  obschon  diese  um  8  Uhr  Abends 
bei   ihm   angelangt,  hatte  sie   derselbe  sogleich   wiederum  zurückgeschickt. 

Unsern  Verlust  kann  zwar  noch  nicht  positive  wissen,  er  dürfte  sich 
aber   auf  das  Höchste   an  Todteu  und  Blessirten   zwischen   2000  ä  3000  Mann 


15(i 

Der  Feind  stellt  hinter  dem  Caual  von  Brügge,  woselbsteu  er 
sich  verschanzt,  nnd  damit  derselbe  uns  nicht  etwa  amusiren  und 
wann  mau  mit  der  Armee  sich  bewegte,  einen  präcipitanten  I^Iarsch 
machen  möchte,  so  wird  mau  dagegen  die  behörigen  Mesures  solcher- 
gestalten  abzuf^issen,  nicht  unterlassen,  als  es  die  nöthige  Prcäoautiou 
erfordern  wird.  Inmittelst  steht  man  zwar  zwischen  denen  feindlichen 
Festungen  Ypern,  Lille  und  Tournay;  man  hat  aber  ein-  oder  andere  von 
diesen,  ob  sie  schon  von  Garnisonen  fast  völlig  entblösst,  zu  belagern 
darum  zu  dato    nicht  unternehmen  können,    weilen    die  hiezu  nöthi2;e 


belaufen,  wobei  unter  den  ersteren  von  Consequenz  der  hannoverische  General 
von   B  6  r  n  s  t  0  r  f  f  sieh  befindet. 

Es  ist  nicht  genug  auszusprechen  und  zu  rühmen,  mit  was  vor  einer 
Bravour  von  dieser  der  hohen  Herren  Alliirten  Armee  sowohl  Generals,  als 
ander»  hoch-  und  niedere  Ofticiers,  auch  Gemeine  gefochten,  und  mit  was 
vor  einer  Freud-  und  Herzhaftigkeit  Alles  zur  Schlacht  gangen  sei;  ja  es 
ist  merkwürdig,  dass  von  den  letzteren  Truppen  die  Cavallerie  mit  verhängten 
Zügel,  die  Infanterie  aber,  was  sie  nur  gekonnt,  über  die  Brücken  nach  der 
Wahlstatt  gelaufen,  um  noch  zur  Schlacht  zu  kommen;  und  wäre  allein  zu 
wünschen,  dass  es  noch  ein  oder  andere  Stund  Tag  gewesen  wäre,  indem 
man  versichern  kann,  dass  sodann  von  der  feindlichen  Armee  wenig  oder 
gar  nichts  würde  davongekommen  sein ;  welches  aber  nicht  wohl  änderst  hat 
sein  können,  da  man  diesen  Tag  von  Lessines  bis  an  die  Scheide  einen  Marsch 
von  vier  Meilen,  und  nach  Passirung  dieses  Flusses  von  dannen  an  den  Ort 
der   Bataille  noch   eine   andere   gute   Stund  zu   marschiren  gehabt  hat. 

Leute,  so  von  Gent  gekommen,  sagen  aus,  dass  der  Feind  in  einer 
solchen  Consternation  seine  Flucht  dahin  genommen  habe,  dass  wenig  Regi- 
menter beisammen,  sondern  Alles  zerstreut  angekommen,  und  dass  seine  Armee 
von    dem   Tag  der   Schlacht   mehr  als   um    20.000   Mann   schwächer  sei. 

Den    13.  blieb  man  annoch  bei  Oudenarde  stehen,   lun  Brod  zu  erwarten; 

den  14.  aber  marschirte  man  auf  Helchin  und  lagerte  sich  allda,  von 
wannen  aus  der  preussische  General-FZM.  Lothum,  sammt  dem  General 
Dopf  und  dem  General  Fagel  mit  einem  Detachement  von  30  Bataillons 
und  40  Escadrons  vorausgeschickt  wurde,  die  feindlichen  Linien,  so  zwischen 
der  Lis,   von   Commines  und  Ypern   sind,   zu   attaquiren,   welchen   darauf 

den  15.  die  Armee  hinnach  folgte  und  unterwegs  in  der  Gegend  Menin 
die  Nachrieht  erhielt,  dass  der  gestern  gemeldete  General  Lothum  die 
Linien  ohne  sonderlichen  Widerstand  bereits  passirt  hätte,  ausser  zweier  Forts, 
wo  in  einem  ein  übristlieutenant  mit  350  Mann,  in  dem  andern  aber  50  zu 
Kriegsgefangene  und  hiernächst  bei  der  Passirung  ein  und  andere  niederge- 
macht  worden. 

Nun  sind  wir  im  Stand,  von  dieser  glücklichen  Schlacht  rechtschaffen 
zu  profitiren,  und  befinden  uns  zwischen  den  feindlich(!n  Festungen  Ypern, 
Lille   und   Tournay. 

Die  Nachrichten  vom  Feinde  geben,  dass  er  sich  hinter  den  Canal  von 
Brügge  verschanze,  wornach  man  nun  auch  sehen  wird,  unsererseits  die  weitere 
Mesures   zu   nehmen. 


157 

Artillerie  und  andere  Erfordernisse  beizubring^en,  die  Disposition  zu 
Sas  van  Gent  noch  vorhin  ausi^"estellt  p,"ewesen,  welehe  aber,  solange 
der  Feind  öleister  von  Gent  verblei])t,  nicht  kommen  können,  so  uns 
zwar  incommodirt,  und  mau  wird  in  allweg  sehen,  oder  diese  Hindernisse 
aus  dem  Wej^  zu  räumen,  oder  al)er  mit  Beibrina-unj2^  der  ))enöthigten 
Artillerie  auf  dem  Land  andere  Verfügung  anzukehren ;  obwohl  es 
grossen  Beschwerlichkeiten  unterworfen  sein  wird,  da,  wie  E.  k.  j\I. 
allerguädigt  bekannt,  in  diesen  Landen  man  gewohnt  ist,  Alles  in 
Ueberfluss  zu  haben  und  dabei  die  Anstalten  der  Beiführung  jedesmal 
auf  dem  Wasser  zu  machen,  niemals  aber  auf  das  Land  anzutragen. 
E.  k.  M.  aber  bitte  ich  gehorsamst,  allergnädigst  persuadirt  zu  sein, 
dass  ich  es  meinesorts  im  geringsten  nicht  ermangeln  lassen  werde, 
um  damit  man  von  diesem  glücklichen  Streich  rechtschaffen  prolitiren 
und  zu  E.  k.  M.  auch  des  gemeinen  Wesens  Dienst  dasjenige  unter- 
nehmen möchte,  was  zu  thuu  möglich  und  am  nützlichsten  sein  werde. 
Womit  etc. 

P.  S. 

Auch  habe  E.  k.  j\I.  allergehorsamst  erinnern  sollen,  dass  der 
Herr  Graf  Rechteren  befehligt  sei,  als  Gesandter  diesen  Feldzug 
bei  mir  zu  verbleiben,  wann  ich  mich  bei  der  unter  meinem  Com- 
mando  formirten  Armee  befinden  werde,  und  ist  zu  diesem  Ende  von 
Deuren  (Düren)  mit  mir  vorausgangen ;  zu  Brüssel  aber  hat  er  weitere 
Ordre  gefunden,  wann  ich  bei  dem  Duc  de  M'arlborough  sein 
würde,  dass  er  sodann  in  der  Qualitcät  eines  Deputirten  bei  der  alliirten 
Armee  stehen  sollte. 

100. 

Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Lager  bei  Werwick, 

18.  Juli  1708*). 

Was  vermittelst  göttlichen  Beistand  den  11.  dieses  wider  den 
Feind  in  der  Gegend  Oudenarde  für  ein  herrlicher  Sieg  im  freien 
Feld  erhalten  worden,  das  geruhen  Euer  königl.  Majestät  ob  der 
hiernebenliegenden  allerunterthänigsten  Relation  *)  mit  Mehrerem  aller- 
gnädigst zu  vernehmen  und  dabei  weiters  zu  ersehen,  was  seither 
derselben  sich  ferneres  zugetragen  und  wie  man  mit  der  Armee  sich 
bewegt  habe. 

Ich  hätte  zwar  sogleich  nach  dem  Tage  dieser  glückseligen 
Schlacht  E.  königh  M.  inmittelst  mündlich  allergehorsamste  Nachricht 


*)  Kriegs-A.,  iSTiederlande  1708;  Fase.  VII.  bi. 

^)   Siehe  Anmerkniig'  •'')  zu  Nr.   99  des  Supplement- Heftes,  Seite  152. 


158 

davon  erstatten  sollen.  Nacluleni  ich  aber  besser  zu  sein,  allerunter- 
tLünigst  geg^laubt  habe,  Avegen  der  bekannten  Weite  des  Weges  meinen 
Expressen  lieber  ein-  nnd  anderen  Tag  zurückzuhalten,  bis  die  voll- 
kommene Relation  verfasst  sein  wird,  und  da  auch  sonsten  seithero 
noch  wohl  was  hätte  vorbeigehen  können,  so  bemerke  ich  es  nun 
hiemit  und  erfreue  mich  mit  E,  königl.  M.  hierüber  umsomehr  alier- 
gehorsamst,  als  hiesiger  Landen  Dero  Allerhöchstem  Dienst  viel  Er- 
spriesslichkeiten  dadurch  zuwachsen  können. 

Man  ist  solchemnach  nun  im  Werk  begriffen  die  feindichen 
üCCUpirten   Linien   (weiter  wie  in  Nr.  99  des  Supplemeut-IIeftes). 

101. 

An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708 '). 

Ueber  dasjenige,  was  der  Herr  General-Adjutant  von  Hohendorf 
Einem  löbL  Mittel  über  den  wider  den  Feind  allhier  erfochtenen 
herrlichen  Sieg  mündlich  beigebracht  haben  wird,  schliesse  ich 
Demselben  meine  darüber  verfasste  Relation  hiemit  bei  und  lege 
Einem  löbl.  Mittel  hiernächst  weiteres  an,  was  der  Herr  Churfürst 
zu  Hannover  für  den  Herrn  Obristlieuteuant  De  Pilliers  an 
mich  erlassen  hat,  damit  Dasselbe  das  Weitere  verfügen  wolle. 

Der  Herr  GWM.  Freiherr  von  Wachtendonk  bittet  in  hie- 
nebenkommendem  Memoriale  *)  um  eines  von  denen  neu  aufrichtenden 
Regimentern,  welches  dann  Ein  löbl.  Mittel  ad  notam  nehmen  und 
wann  die  Gelder  einmal  gefallen,  neben  Andern  auch  auf  denselben 
alle  Consideration  machen  wird. 

Im  Uebrigen  meldet  zwar  der  Stabs-Chirurgus  ]\I  e  n  a  g  e  o  t  in 
seinem  hiebeiligendem  Schreiben,  dass  er  Hoffnung  habe,  bald  abge- 
fertigt zu  werden.  Damit  aber  dieser  Mann  sich  zu  seiner  Schul- 
digkeit umso  ehender  stellen  und  bei  der  Armee  einfinden  möge,  so 
wolle  Ein  löbl.  Mittel  ihm  hiezu  hilfliche  Hand  leisten  und  darob  sein, 
dass  er  dermalen  abgefertigt  werde.  Womit  etc. 

102. 

An  den  Bischof  von  Würzburg.  Werwick,  18.  Juli  1708  'i. 

Dass  Euer  Liebden  der  beiden  in  kaiserlichem  Sold  stehenden 
löblichen  Regimenter  hieher  genommenen  Marsch  so  willfährig  genehm 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  52. 

*)  In  den  Feldacten  nicht  vorhanden. 

^)   Kriegs-A.,  NiederlaixU;   1708;  Fase.   VII.  88. 


159 

halten,  dafür  sage  Deroselben  hicmit  schuldigsten  Dank,  in  noch- 
maliger Versicherung,  dass  ich  auch  auf  dieselben,  und  besonders  des 
Brodes  halber,  all'  mögliche  Sorge  zu  tragen,  unermangeln  werde, 
Euer  Liebden  des  Weiteren  angelegentlich  ersuchend,  die  Verfügung 
zu  thun,  damit  auch  die  zu  solchen  noch  ermangelnden  Kecruten  in 
Bälde  nachgeschickt  worden  möchten.  In  allsteter  Verharrung  etc. 

103. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Herbeville.  Lager  bei  Werwick, 

18.  Juli  1708 '). 

Euer  Excellenz  werthe  Zeilen  vom  27.  passato  habe  wohl  be- 
händigt und  thue  in  allweg  approbiren,  dass  Selbe  das  löbl.  Splenyi'sche 
Regiment,  dann  die  Palffy'-  und  Falkenstein'schen  zwei  Compagnien 
zur  hierseitigen  Armee  haben  abmarschireu  lassen,  welchemnach  dann 
E.  E.  noch  weiters  unausgesetzt  darob  sein  wollen,  dass  auch  die 
Kollonits'schen  Huszaren  bald  folgen  möchten,  Deroselben  unverhaltend, 
dass  ich  zu  diesem  Ende  an  den  dabei  befindlichen  commandirenden 
Officier  scharfe  Ordre  erlassen  habe,  anmit  verbleibend  etc. 

104. 

An  den  Grafen  Trauttmansdorff.  Feldlager  bei  Werwick, 

18.  Juli  1708'). 

Ich  sage  Euer  Excellenz  schuldigen  Dank  für  die  Communi- 
cation  dessen,  was  Seine  päpstliche  Heiligkeit  durch  Circular-Schreiben 
an  die  katholischen  Orte  und  die  Repiiblique  Wallis  wegen  Aufwer- 
bung von  4500  Mann  gelangen  lassen,  in  Hoffnung,  dass  E.  E.,  wann 
es  schon  damals  noch  nicht  geschehen  gewesen,  inzwischen  doch  die 
behörige  Instruction  darüber  vom  kaiserlichen  Hof  werden  bekommen 
haben. 

.  Sonsten  will  ich  zu  reflectiren  nicht  ermangeln,  dass  die  Ersetzung 
der  Buolischen  Obristlieutenants-Stelle  durch  ein  accreditirtes  Subjec- 
tum  im  Land  geschehe. 

Wie  glückselig  übrigens  Gott  der  Allmächtige  die  hiesigen  alliirten 
Waffen  nächst  verwichenen  1 1.  dieses  in  der  Gegend  Oudenarde  gesegnet 
hat,  darüber  lege  ich  eine  förmliche  Relation  ■*)  hiebei  und  verbleibe  etc. 


')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  89. 
2)  Krieg-s-A.,  Niederlande  1708^  Fase.  VII.  90. 
^)  Siehe  Anmerkung  ^)  zu  Nr.  99  des  Supplement-Heftes,  Seite  152. 


160 

105. 

An  den  General-Lieutenant  Grafen  Wackerbart. 
Feldlager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708')- 

Aus  Dero  vom  6.  dieses  ersehe  ieh,  warum  Dieselbe  iioeh  zu 
(lato  nicht  zur  Armee  haben  konuiien  können.  So  sehr  aber  als  Die- 
selbe dieses  ihr  lletardement  bedauern,  so  leid  ist  mir,  dass  ich  die 
Ehre  anuoch  nicht  habe,  Dieselbe  allhier  bedienen  zu  können,  ich  hoffe 
aber  solches  demnächst  und  versichere  übrig-ens,  dass  ich  sei  etc. 

106. 
An  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  bei  Werwick,  18.  Juli  1708 ')• 

Ich  erhalte  Deroselben  wertheste  beide  Schreiben  vom  29.  pas- 
sato  und  6.  dieses  zurecht,  Avorauf  hiemit  in  Antwort  erinnere,  dass 
mich  erstlichen  hiemit  dienstlich  bedanke  für  die  Mühe,  so  Sie  sich 
der  bewussten  Schlösser  halber  und  sonsten  meinetwegen  nehmen 
mögen.  Sodann  aber  erinnere^  dass  von  dem  hiemit  zurückkommenden 
Dessin  der  drei  Kronen  mir  gleich  gilt,  was  Sie  für  eine  darauf  besser 
und  sicherer  zu  stehen  glauben  und  bereits  zu  machen  ordinirt  haben 
werden.  Was  aber  den  Hauptsclilüssel  betrifft,  wann  man  denselben 
nicht  auf  alle  Schlösser  richten  könnte,  so  belieben  Sie  denselben,  wie 
Sie  melden,  auf  die  ersten  35  richten  imd  für  die  übrigen  nach  Ihrer 
Meinung  einen  besonderen  Hauptschlüssel  machen  zu  lassen. 

Für  die  angeschlossenen  Avisen  sage  Deroselben  nicht  Aveniger 
den  gebührenden  Dank,  und  gleich  Sie  bereits  wissen  werden,  was 
für  eine  herrliche  Victorie  man  allhier  wider  den  Feind  erhalten,  so 
schliesse  Deroselben  mein  hierüber  verfasstes  Diarium-')  hiebei;  das- 
selbe aber  in's  Französische  zu  stellen,  hat  die  Zeit  nicht  zugelassen, 
da  auch  sonsten  Niemanden  hier  habe,  so  es,  wie  es  sollte,  traduciren 
könnte. 

Und  weilen  Sie  nun  wissen,  wohin  Sie  mir  Briefe  zu  adressiren 
haben,  so  werden  Sie  mich  obligiren,  wann  Sie  mir  von  Allem,  was 
dort  passirt,  werden  parte  geben  Avollen,  gleich  ich  auch  meinesorts  ausser 
dem  Journal  mit  aller  Vertraulichkeit  thun,  ja  wann's  vonnöthen, 
mehrere  geheime  Nachrichten  geben  Averde,  was  sich  hier  bei  der 
Armee    für    Leute    befinden    und    in  anderen    Materien    passire;    aller- 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  1)0. 
*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.  91. 
*)  Siehe  Annierkuug  ^)  zu  Nr.  99  de.s  Siipplenioiit-Heftes,  Seite  152. 


161 

masscn  icli  dann  im  Vertrauen  melde,  dass,  als  Icli  bei  der  Armee 
angelangt  bin,  Alles  in  grösster  Consternation  war  und  verschiedene 
harte  Reden  herumgangen  seien,  so  nun  durch  die  gewonnene  Schlacht 
hinwiederum  in  etwas  gestillt  worden. 

Wir  befinden  uns  zwar  dahier  zwischen  den  feindlichen  Festungen, 
können  aber  wegen  Ermanglung  der  Stücke  keine  zu  dato  attaquiren, 
dann  diese  und  andere  Erfordernisse  beizubringen,  ist  auf  der  Scheide 
disponirt  gewesen,  die  man  aber  jetzo,  da  der  Feind  Gent  occupirt, 
nicht  kommen  lassen  kann. 

Inzwischen  ist  man  in  voller  Arbeit  begriffen,  die  feindlichen 
Linien  einzureissen  und  hat  ein  Detachemcnt  zu  Pferd  mit  denen 
Huszaren  in's  Land  geschickt,  um  so  weit  als  möglich  auszulaufen 
und  selbes  in  Contribution  zu  setzen;  wird  auch  nicht  ermangeln,  da 
der  Feind  zu  Brügge  hinter  dem  Canal  sich  verschanzt,  die  weitere 
Mesur  abzufassen.  Womit  etc. 

107. 

An  den  Fürsten  Lieclitenstein.  Lager  bei  Werwick, 
18.  Juli  1708*). 

Euer  Liebden  werden  aus  der  an  Ihre  königl.  katholische 
Majestät  durch  einen  eigenen  Expressen  überschickenden  allerunter- 
thänigsten  Relation  mit  Mehreren!  beliebig  ersehen,  was  allhier  für 
ein  herrlicher  Sieg  wider  den  Feind  im  freien  Feld  erhalten  worden. 
Wie  nun  dieser  glückliche  Streich  von  grosser  Consequenz  ist  und 
Allerhöchstersagter  Ihre  königl.  Majestät  andurch  hiesiger  Landen 
viel  Erspriesslichkeiten  zuwachsen  können,  als  werde  auch  ich  meines- 
orts  um  so  mehrers  beeifert  sein,  dass  mau  hiervon  rechtschaffen  pro- 
fitire,  in  dem  Uebrigen  aber  Euer  Liebden  mir  die  Erlaubniss  geben, 
dass  mich  mit  Deroselben  darüber  hiemit  erfreue  und  in  meiner  immer- 
währenden Dienstergebenheit  verbleibe  etc. 

108. 
An  den  GWM.  Plischau.  Feldlag-er  bei  Werwick,  18.  Juli  1708 '). 

Was  mir  der  Herr  General-Wachtmeister  wegen  des  Commando 
zu    Ingolstadt    und    Älünchen    unterm    21.    passato    anziehen    wollen, 

')  Kriegs-A.,  Spauien  1708;  Fase.  VII.  58.  —  Ein  g^leiches  Schreiben  ist  auch 
an  den  Feldmarschall  Grafen  Starhemberg  ergangen. 

^)  Kriegs-A.,  Kömisches  Reich  1708;  Fase.  VII.   13. 

Feldzüge  des  Priuzeu  Eugeu  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Baud.  Suppleineut-Helt.    11 


162 

darüber  t'olgt  in  Antwort,  dass  sich  Derselbe  nach  demjenigen  aller- 
dings zn  verhalten  habe,  was  diesfalls  an  den  Herrn  General- Wacht- 
meister der  kaiserliche  llofkriegsrath  für  einen  Befehl  ergehen  lassen 
wird,  zumalen  von  hier  aus  Niederlanden  der  allzuweiten  Entfernung 
halber  nicht  wohl  was  disponiren   mag. 

Was  aber  anbei  besc)nders  die  neu  errichteten  Regimenter 
belangen  thut,  ist  dahin  zuzuwarten,  bis  zu  Bewerkung  dieser  neuen 
Werbunir  die  Gelder  wirklich  gefallen  sind. 


109. 

An  den  Grafen  Trauttmansdorff.  Feldlager  bei  Werwick, 

20.  Juli  1708  0- 

Was  Euer  Excellenz  unterm  4.  dieses  wegen  Palermo  mir 
beliebig  erinnern  wollen,  darüber  füge  Deroselben  in  schuldiger  Ant- 
wort hiermit  an,  wasmasseu  ich  nicht  weniger  hiervon  schon  vorhin 
von  anderwiirtsher  benachrichtigt  worden  bin,  und  zwar  mit  der 
Particularität,  dass  die  Inwohner  dieser  Stadt  das  Gewehr  wider  den 
Feind  ergriffen  hätten,  die  Proclamation  Seiner  königl.  katholischen 
Majestät  aber  noch  nicht  wirklich  geschehen  sei,  E.  E.  hiernächst 
Aveiters  beirückend,  dass,  um  hievon  rechtschaffen  zu  profitiren,  man 
nicht  ermangle,  in  allweg  zu  pressiren,  damit  auch  die  Flotta  zu  diesem 
Ende  all'  hülfliche  Hand  bieten  möchte;  woran  ich  auch  umsoweniger 
zweifeln  will,  als  diese  ohnedem  die  Ordre  schon  hat,  all'  dasjenige 
zu  thun,  was  höchstgedacht  Seine  königl.  Majestät  von  ihr  verlangen 
würden. 

110. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  von  Nassau.  Werwick, 
20.  Juli  1708  O- 

Gleichwie  Euer  Excellenz  nach  der  an  Dieselbe  erlassene 
Erinnerung  mit  denen  löbl.  kaiserlichen  und  churpfälzischen  Truppen, 
dann  denen  aus  Brüssel  gezogenen,  item  denen  anderen  4  von  der 
hiesigen  Armee  bei  der  grossen  Bagage  befindlichen  Bataillonen  Ihren 
Marsch  nacher  Angnien  (Enghien)  angetreten  haben  und  selben  weiter 
nacher  Ath  fortsetzen  werde,  allda  aber  bis  weitere  Ordre  stehen 
verbleiben  sollen,  also  hat  es  auch  hiebei  sein  gutes  Verbleiljcn,  nicht 
zweifelnd,  dass  sich  erstgedachte  Tru})pen  zu  Brüssel  mit  doi-  nöthigen 

•)  Kriegs-A.,  Neapel  niul   Sicilieii   1708;  Fase.   VII.   19. 
■^)  Kriegs-A.,  Niederlaudc  1708;   Tasc.  VII.  90. 


I 


I 


163 

Munitiuu  werden  versehen  haberi,  und  weilen,  wie  Ihnen  bereits 
bekannt  ist,  auch  der  Befehl  ergan^-en  ist,  dass  man,  wann  was 
weiters  an  gedachtem  Munitionsvorrath  wäre,  solcher  nicht  nur  /u 
gedachtem  Ath  abgef'olgt,  sondern  auch  einige  Karren  damit  beladener 
mit  denen  Trup[)en  marschircn  werden,  also  können  auch  E.  E.  sich 
diesen  ertheilten  Befehl  nach  ihrer  Gelegenheit  beliebig  bedienen. 

Damit  aber  E.  E.,  wie  es  auch  vonnothen  ist,  von  Allem  genaue 
Information  haben  mögen,  so  ist  die  Intention,  dass  das  Oorpo  etliche 
Tage  allda  zu  Ath,  und  zwar  so  lange  bis  man  sieht,  was  der  Feind 
endlich  zu  tliun  gesinnt  sei,  stehen  verbleiben  solle;  dann  wann  der- 
selbe marschiren  wollte,  so  glaubt  man,  dass  er  keinen  anderen  Marsch 
als  von  Gent  über  die  Tenre  (Dender)  nehmen  könnte,  auf  welchen 
Fall  man  von  hier  aus  die  vorläufige  Disposition  angekehrt,  dass  erst- 
lich ein  gutes  Corpo  von  Cavallerie  nacher  Oudenarde  abgeschickt,  so- 
dann aber  von  der  Armee  aus  zu  E.  E.  die  Wege  allenthalben  reparirt 
und  wohl  zugerichtet  werden  sollen,  auf  dass,  zum  Fall  ersagter  Feind 
den  präsumirenden  Marsch  nehmen  würde,  sowohl  das  nach  Oudenarde 
abschiebende  Corpo  mit  E.  E.  sich  ungesäumt  conjungiren,  als  auch 
von  hier  man  mit  der  Tete  der  Armee  unverzüglich  zu  E.  E.  stossen, 
gleichwie  im  Stande  sein  könnte,  dem  Feind  sich  entgegen  zu  setzen. 
Nachdem  aber  Alles  an  dem  gelegen  ist,  dass  man  unablässig  von 
dem  Feind  Nachricht  habe,  einfolglich  von  dem  geringsten  Mouvement, 
so  derselbe  immer  thun  könnte,  informirt  sei,  um  nicht  nur  diese 
angeordnete  Disposition  a  tempo  in's  Werk  zu  setzen,  sondern  dass 
auch  E.  E.  Selbsten  kein  unversehenes  Unglück  zustosse;  so  ist  nöthig, 
dass  man  längs  des  Wassers  beständige  Patrouillen  und  kleine  Par- 
teien ausschicke,  allermassen  auch  dasjenige  Corpo,  so  zu  mehrwieder- 
holtem Oudenarde  zu  stehen  kommt,  ein  Gleicbmässiges  thun  wird, 
und  werden  E.  E.  belieben,  von  Zeit  zu  Zeit,  auch  beschaffenen 
Dingen,  durch  eilfertige  Expressen  anhero  zu  berichten,  was  Ihnen 
für  Nachrichten  werden  eingebracht  werden. 


111. 

An  den  Obristen  Bärthel  (Bartels).  Lag-er  bei  Werwick, 

20.  Juli  1708'!. 

Ich  habe  des  Herrn  Obristen  beide  unterm  1.  und  7.  dieses  au 
mich  Erlassene  wohl  erhalten  und  daraus  gerne  ersehen,  dass  Derselbe 
mit    denen     beiden    Pälffy-    und    Falkenstein'schen    Compagnien    den 

»)  Kriegs-A.,   Niederlande  1708;  Fase.  VII.  95. 

11* 


164 

Marsch  angetreten  habe,  welchen  Derselbe  dann  auf  alle  mögliche 
Weise  über  Frankfurt  anhero  beschleunigen  und  darbei  sehen  wird, 
dass  nicht  nur  allein  die  Iluszaren,  sondern  was  auch  sonsten  von 
denen  Thüngen-,  Baden-  und  Würzburg'schen  Regimentern  zu  Fuss 
im  Nachmarsch  begriffen  ist,  an  sich  gezogen  und  zusammen  ein 
kleines  Corpetto  formirt  werde,  zu  welchem  Ende  ich  dem  Herrn 
Obristen  eine  offene  Ordre  hiemit  anschliesse,  deren  sich  Derselbe  in 
diesem  Fall  bedienen  und  dann  nicht  Aveniger  zu  Frankfurt  von  dem 
kaiserlichen  Kriegs- Commissariat  Jemanden  linden  wird,  so  die  Truppen 
bis  nacher  Bonn  mit  Brod  zu  versehen  hat;  bei  dessen  Ankunft  da- 
selbsten  aber  hat  der  Herr  Obrist  solche  Provision  von  denen  AUiirten 
zu  empfangen  und  allda  die  weitere  Information  einzuziehen,  wo  die 
Armee  stehen  und  wie  der  sicherste  Weg,  um  zu  derselben  stosseu 
zu  können,  zu  nehmen  sein  Avird.  Womit  etc. 

112. 

An  die  schwäbisclie  Ritterschaft.  Lager  bei  Werwick, 

20.  Juli  1708  '). 

Dass  meine  besonders  geehrten,  auch  freundlich  geliebten  Herren 
auf  meine  unterm  10.  passato  an  Selbe  erlassenes  Schreiben  die  dem 
kaiserl.  Proviant- Admodiatoren  Mohr  assignirten  vmd  erst  auf 
künftigen  Winter  verfallenden  ritterschaftlichen  Subsidial-Gelder  pr. 
75.000  11.  gegen  die  mit  ihm  verglichenen  und  auf  gewisse  Zeit  und 
Ziel  ausgesetzten  Bedingnisse  zu  bezahlen  übernehmen  wollen,  solches 
habe  aus  Derenselben  Schreiben  vom  20.  detto  mit  Mehrerem  wohl 
vernommen,  und  gleichwie  ich  nun  meinen  besonders  geehrten  und 
freundlich  geliebten  Herren  den  dienstlichen  und  freundAvilligen  Dank 
erstatte,  dass  Selbe  zu  Beförderung  dieses  dem  gemeinen  Wesen  zum 
Besten  abzielenden  Anticipationswerkes  sich  so  willfährig  gezeigt  haben 
so  will  auch  im  Weiteren  ausser  allen  Zweifel  stellen,  dass  obge- 
melter  Herr  l'roviant-Admodiator  Mohr  mit  denen  accordirten  Condi- 
tionen  allerdings  zufrieden  sein  werde  etc. 

113. 

An  den  GWM.  und  Artillerie-Obristen  Grafen  Berzetti. 

Feldlag-er  bei  Werwick,  20.  Juli  1708 '> 

Des  Herrn  General  -  Wachtmeister  und  Artillerie-Obristen  Seines 
vom  20.  i)assat()  hat  mir  nicht  allein  zu  vernehmen  gegeben,  wasmassen 

•)  Kriegs-A  ,  Römisches  Reich  1708  ;  Fase.  VII.  18. 
*)  Kriegs-A.,  Kömisches  Reich   1708;  Fase.   VII.  20. 


165 

Derselbe  zu  Wien  o;lüeklicli  angelangt  sei,  sondern  auch  verständigt, 
Avas  für  eine  Ordre  Derselbe  verlangen  tbue;  und  zumalen  nun  ich 
allzuweit  von  dorten  entfernt  bin,  dass  ich  diesfalls  was  disponiren 
könnte,  Derselbe  aber  allda  in  loco  sich  befindet,  so  wolle  bei  Einem 
löbl.  kaiserlichen  Hofkriegsrath  der  Herr  Grenoral  -  Wachtmeister  und 
Artillerie-Obrister  auch  gedachte  Ordre  sollicitiren ;  und  ich  verbleibe  etc. 

114. 

An  den  Churfürsten  zu  Hannover.  Lager  bei  Werwick, 

20.  Juli  1708 '). 

Euer  Gnaden  hochwerthe  Zeilen  vom  6.  dieses  habe  wohl  behändigt 
und  solle  daraufhin  in  gehorsamster  Antwort  nicht  bergen,  was  die 
zwei  neu  zu  errichten  kommenden  Regimenter  betreifen  thut,  deren 
eines  nicht  allein  dem  Herrn  Obristen  PI  i  seh  au  bereits  conferirt 
worden  sei,  sondern  auch  wegen  des  anderen  sich  viele  Prätendenten 
unter  Anerbietung  verschiedener  Conditionen  hervorgethan  haben,  dass 
auch  wegen  dieses  die  Sache  schon  Ziemlichermassen  avancirt  ist. 
Gleichwie  ich  nun  Euer  Gnaden  beliebende  Recommandationes  jederzeit 
als  Befehle  aufnehme,  so  bedauere  umsomehr,  dass  ich  von  dem 
Gesuch  des  Herrn  Prinzen  von  Bevern  Liebden  nicht  ehender 
was  gewusst  habe,  auf  dass  ich  Dieselbe  hierinnen  meinen  Kräften 
nach  hätte  secundiren  können.  Nichtsdestoweniger  werde  jedennoch 
nicht  ermangeln,  hierüber  nacher  Wien  zu  rescribiren  etc. 

115. 

Bericlit  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  22.  Juli  1708'). 

Aus  meinem  hiebeigehenden  allerunterthänigsten  Tagzettel ') 
werden  Euer  kaiserl.  Majestät  allergnädigst  zu  ersehen  geruhen,  was 
seit  meines  Letzteren  dahier  weiters  passirt  sei,  wobei  nichts  anderes 
Veränderliches  vorgefallen,  als  dass  man  allein  eine  kleine  Veränderung 
des  Lagers  an  unserem  linken  Flügel  vorgenommen  hat. 

E.  k.  M.  und  die  churpfälzischen  Truppen  sind,  wie  es  eben  in 
obgemeltem  Tagzettel  enthalten,  nacher  Ath  angerückt  und  der  Erbprinz 
von  Hessen  hingegen  mit  diesen  und  denen  churhessischen  Truppen 
in  der  Gegend  Brüssel  zur  Bedeckung  desselben  stehen  geblieben,  von 

♦)  Krieg:s-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.   VII.  22. 

-)  Kriegs-A.,  Nieflerlaude  1708;  Fase.  VII.  105.  —  Ein  (gleiches  Schreiben 
erging;  auch  an  den  König  von  Spanien. 

•■')  Diarium.  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;   Fase.  VII.   ad   105. 


IGG 

welchen  eiuige  Bataillons  nnd  Escadrons  naclier  Antwerpen  und  sechs 
andere  Bataillons  nach  dem  holländischen  Flandern  detachirt  worden, 
nachdem  der  General-Staaten  hier  anwesende  Deputirte  das  Letztere 
darum  verlangt  haben,  weilen  sie  glauben,  dass  dieses  dem  Feind  ex- 
ponirt  und  nicht  genugsam  bedeckt  sei. 

AVir  stehen  zwar  jüngsthin  allergehorsamst  erinnertermassen 
solchergestalt  mitten  unter  den  feindlichen  Festungen,  dass  es  von  unserer 
Willkür  dependirte,  welche  von  den  Festungen  wir  attaquiren  wollten, 
wann  man  die  schwere  Artillerie  haben  könnte,  so  aber  aus  denen 
vorhin  allerunterthänigst  angezogenen  Ursachen  grossen  Beschwerlich- 
keiten unterworfen  ist  und  uns  daher  obligirt,  dass  man  daliier  solange 
zuwarten  muss,  bis  man  wissen  kann,  ob  man  dieselbe  werde  haben 
können  oder  nicht.  Denn  obschon  die  Anstalten  angekehrt  Avorden, 
dass  diejenigen  schweren  Stücke,  so  zu  Sas  van  Gent  sich  befinden 
nacher  Antwerpen  und  von  da  nacher  Brüssel  auf  dem  Canale,  von  dort  aus 
aber  zu  Land  anhero  gebracht  und  nicht  weniger  von  Mastricht  andere 
beiereführt  werden  sollen ;  so  kann  man  doch  hierüber  dato  noch  nichts 
positive  versichern,  weilen  deren  und  dazugehöriger  Munition  und  anderer 
Requisiten  Beifuhr  etliche  1000  Pferde  erfordern,  die  man  nicht  weiss, 
ob  man  damit  werde  aufkommen  können,  zu  geschweigen,  dass  auch 
der  Feind  von  Sas  van  Gent  aus  auf  dem  Canal  an  unterschiedlichen 
Orten  deren  Beifahr  verhindern  kann.  Dieser,  wie  E.  k.  M.  eben  aus 
oballegirten  Tagzettel  allergnädigst  ersehen  werden,  steht  noch  zwischen 
Brügge  und  Gent  und  verschanzt  sich  hinter  dem  Canal :  er  sagt  zwar, 
dass  er  allda  stehen  bleiben  wolle,  man  haltet  es  aber  für  ein  blosses 
Spargiment,  weilen  er  wohl  weiss,  dass  wir  annoch  keine  Stück  haben, 
und  wann  aber  diese  ankommen  und  man  zu  einer  Belagerung  schreiten 
werde,  dürfte  er  umso  ehender  obligirt  sein,  sich  zu  moviren,  um  sein 
Land  zu  bedecken,  als  uns  dieses  solchergestalt  ofi'en  steht,  dass  man, 
wie  wir  wollten  und  so  weit  uns  beliebte,  in  Frankreich  auslaufen 
und  hineingehen  könnten,  ist  solchemnach  nicht  wenig  zu  bedauern, 
dass  wir  der  schweren  Artillerie  wegen  dahier  so  viel  Zeit  verlieren 
müssen.  Womit  etc. 

116. 

An  den  kaiserl.  Gesandten  Heems  im  Haag.  Lag-er  bei 
Werwick,  22.  Juli  1708  '). 

Auf  Deroselben    vom    11.    dieses    unverhalte    liiemit    in  Antwort, 
dass,    was    die  königlichen    däni.schen  Truppen  belangt,  diese,  der  mir 


•)  Kiie<,'.s-A.,   Spanien    1708;  Fase.   VII,   7G. 


167 

von  anderwJirts  auch  eingelaufenen  Naeliricliten  nach,  dato  zu  marschiren 
nicht  gedenken,  dahero  es  dann  endlich  auch  dahin  ankommen  wird, 
dass  Ihre  kaiserl.  Majestät  ihrethalben  eine  liesolution  werden  nehmen 
müssen. 

Wegen  der  drei  Puncta,  so  die  vereinigte  Flotte  belangt,  habe  ich 
noch  in  meiner  Anwesenheit  im  Haag  die  Xuthdurft  soUicitirt  und  ge- 
glaubt, dass  es  auch  damit  seine  llichtigkeit  habe,  nachdem  die  Holländer 
dessen  keine  Difticultät  gemacht,  die  Engländer  aber  ein  Gleiches 
ihresorts  versprochen  haben ;  worüber,  da  ich  jüngsthin  auf  das  von 
Ihre  königl.  katholischen  Majestät  in  eben  dieser  Materie  an  mich  erlas- 
sene Schreiben  auch  mit  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough  geredet, 
seinesorts  gleichfalls  kein  einziges  Hinderniss  gefunden  habe.  Wann 
man  aber,  wie  Sie  mir  schreiben,  erst  darüber  in  England  deliberiren 
will,  so  fürchte  ich  freilich,  dass  etwa  einige  Schwierigkeiten  darein- 
kommen  dürften. 

Was  Sie  hiernächst  weiters  wegen  der  Macht  zu  Lande  melden, 
dürfte  es  mit  so  balder  Aufbringung  der  churpfälzischen  Recruten, 
dass  sie  gegen  den  Monat  November  zum  Imbarco  bei  der  Hand  sein 
sollten,  schwer  hergehen,  angesehen  die  Zeit  sehr  avancirt,  auch  der 
Weg  weit  ist. 

AVundern  thut  mich,  dass  es  mit  Verwechslung  der  von  Gent 
wegen  ihrer  Mannschaft  in  Catalonien  ersparten  Gelder  solange  ange- 
standen sei,  da  man  mir  doch  positive  zugesagt  hat,  dass  man  sich 
hierüber  mit  dem  Stanhope  verstanden  habe. 

Was  sonsten  die  Completirung  der  von  13  auf  6  reducirten  hol- 
ländischen Bataillone,  item  die  11  Squadronen  betrifft,  will  ich  dafür 
die  Nothdurft  zu  pressiren  und  an  seine  Gehörde  das  Weitere  zu 
reden  gar  gern  thun. 

Auf  die  geklagte  Schwäche  der  kaiserlichen  Infanterie-Regimenter 
dient  Ihnen  zur  Nachricht,  dass  erstlich  das  Reventlau'sche  bei  seinem 
Imbarco  aus  anderen  kaiserlichen  Regimentern  völlig  und  noch  dazu 
mit  aller  Mannschaft  für  dieses  Jahr  recrutirt  worden  sei,  und  sind 
zwar  einige  Leute  davon,  die  weit  zu  marschiren  gehabt,  item  eine  Anzahl 
Kranke,  so  zusammen  nur  300  Mann  ausmachen,  zurückgeblieben; 
diese  aber  gehen  mit  eben  dem  dermaligen  Transport  hinüber,  und 
bei  solcher  Beschaffenheit  aber  kann  man  dieses  Regiment  in  Einem 
Jahr  nicht  zweimal  recrutiren  ;  das  Guido  Starhemberg'sche  Regiment 
muss  zum  wenigsten  1900  Mann  aufnehmen  und  von  Osnabrück  sind 
noch  einige  Recruten  zurück,  die  aber  im  Anmarsch  sind,  dass  also 
in  Allem  kaum  300  Mann  abgehen  werden.  Wann  man  aber  dabei 
consideriren  Avill,  wie  schwer  dem  Kaiser  fallet,  bei  einer  so  zahlreich 


168 

auf  den  Beinen  haltenden  Infanterie  eine  so  grosse  Quantität  Recruten 
aufzubringen,  wie  weit  diese  nacher  Italien  zu  marschiren  Iiaben  und 
was  unterwegs  davon  abgängig  werden  kann,  so  glaubte  ich,  dass 
man  dargegen  kein  so  grosses  Wesen  zu  machen  liätte;  sonderlich 
aber  haben  sich  Ihre  könig!.  Hoheit  von  S  a  v  o  y  e  n  gar  nicht  zu  beklagen ; 
dann  Ihnen  im  Vertrauen  zu  sagen,  sind  Sie  gewohnt,  die  Regimenter 
und  säramtliche  Truppen  keinen  Tag  ehender,  als  Sie  dieselben  brauchen, 
in  Ihren  Territoriis  zu  hal)cn ;  dahero  dann  aucli  erfolgt,  dass  also 
hernach,  wann  man  sie  vonnöthen  hat,  dieselben  wegen  unterschiedlich 
dazwisclien  fallender  Hindernisse  nicht  allezeit  sogleich  haben  könne, 
alswie  es  eben  jetzo  beschehen,  da  die  Regimenter  wegen  der  angeloffenen 
Wässer  anhalten  und  ziemlich  leiden  müssen ;  die  Anzahl  aber  der 
von  Seiten  Ihrer  kaiserl.  Majestät  in's  Feld  zu  stellen  habenden  Truppen 
belauft  sich  auf  ein  Mehreres,  als  die  14.000  Mann  zu  Fuss  und 
6000  Pferde,  so  Sie  zu  stellen  haben  ;  wegen  der  Affaire  von  Comacchio 
aber  dürfte  endlich  wohl  etwas  zurückbleiben,  wovon  Sie  aber  nichts  zu 
melden  hätten. 

Für  die  Erinnerung  des  Herrn  General  Topff  (Dopff)  halber  bin 
Ihnen  obligirt,  werde  auch  observiren,  was  Sie  mir  seinethalben  melden 
und  mich  dessen  in  allem  Fall,  wann's  vonnöthen,  bedienen,  inzwischen 
rede  ohnedem  öfters  mit  ihm.  Ich  beziehe  mich  übrigens  auf  bei- 
gehendes Journal  und  verbleibe  etc. 

117. 

An   den  G.   d.  C.  Marquis  Visconti.  Feldlager  bei  Werwick, 

22.  Juli  1708  'j. 

Euer  Excellenz  vom  27.  Juni  habe  bereits  erhalten,  und  Averden 
Dieselbe  auch  die  Antwort  auf  dasjenige,  was  den  eingeschickten  Vor- 
schlag betreffen  thut,  indessen  schon  bekommen  und  daraus  ersehen 
haben,  dass  es  nicht  practicabel  sei,  dass  die  in  der  Lombardie  stehen- 
den säramtlichen  Truppen  zweierlei  Commandi  untergeben  sein  sollten; 
dahero  auch  sowohl  diejenigen,  so  in  Piemont,  als  die  anderen,  so  in 
der  Lombardie  und  in  dem  Mantuanischeu  verbleiben,  dem  Commando 
des  Herrn  Grafen  zu  D  a  u  n  Excellenz  allein  unterstehen  müssen. 

In  Sachen  der  assignirten  12.000  fl.  auf  jedwedes  Regiment  zu 
Pferd,  kann  es  ebenermassen  nicht  anders  sein,  als  dass  diese  denen 
Regimentern  für  heuer  angerechnet  werden  müssen,  gestalten,  wann 
es  auf   das  künftige  Jahr  geschehete,    solches  denen  Regimentern  nur 

')  Kriegs-A.,  Italien    170«;  Fase.    VII.   17. 


169 

mehr  zum  Scliaden,  als  zum  Nutzen  gereiclien  tluite,  indem  dieses 
ein  vorhinein  gefressenes  Brod  wäre  und  hinwiederum  so  viel  an  der 
künftigen  Verpflegung  abgezogen  würde,  wohingegen  die  Regimenter 
bekannterraassen  für  heuer  ohnedem  nicht  völlig  bezahlt  sind. 

In  der  Klage  der  Fürstin  Montecuccoli  bin  ich  zwar  nicht 
informirt,  ich  will  aber  derentwegen  an  Einen  löbl.  Hofkriegsrath 
resci'ibiren.  und  wollen  E.  E.  auch  ein  Gleiches  mit  Anführung  der 
darunter  seienden  Ursachen  dahin  gelangen  lassen. 

Ratione  Dero  Projectes  wegen  Zusammensetzung  eines  Corpo  in 
dem  Ferraresischen  bin  ich  anjetzo  von  dorten  zu  weit  entfernt,  dass 
ich  was  Positives  darüber  sagen  könnte,  wo  zudem  mich  auch  hierein 
zu  meliren  nicht  gedenke.  E.  E.  wollen  dahero  die  diesfallsige  Noth- 
durft  eben  bei  Hof  anbringen. 

Ueber  dasjenige  aber,  was  der  Herr  GWM.  Graf  Bonne val 
geschrieben  hat,  habe  noch  vor  meiner  Abreise  von  Wien  mit  Ihre 
kaiserl.  Majestät  mündlich  geredet  und  Höchstgedacht  Deroselben  die 
behörige  Information  davon  gegeben,  inmassen  solches  nicht  auf  E.  E. 
Person,  sondern  auf  mich  vermeint  gewesen. 

Dess  übrigens  thun  E.  E.  gar  wohl,  dass  sich  Dieselbe  bei 
Seiner  königl.  Hoheit  beurlauben,  und  ich  verbleibe  etc. 

118. 
An   den  Feldmarschall  Grafen  Dann.    Lager  bei   Werwick, 

22.  Juli  1708  '). 

Den  richtigen  Einlauf  Euer  Excellenz  Beider  vom  5.  und  20. 
passato  habe  Deroselben  hiermit  accusiren  und  anbei,  ungeachtet  das 
iii:stere  ziemlich  alt  und  der  Enthalt  dessen  durch  meine  Vorher- 
gehenden bereits  guten  Theils  beantwortet  worden  ist,  Deroselben 
weiters  unverhalten  wollen,  dass  Selbe  indessen  aus  meinen  Vorigen 
schon  ersehen  haben  \verden,  wasmassen  die  Flotte  Ordre  habe,  wegen 
Abschickung  der  belangten  Kriegsschiffe  all'  dasjenige  zu  thun,  was 
an  selbe  von  Seiner  katholischen  Majestät  würde  begehrt  werden, 
woran  ich  dann  auch  meinesorts  ganz  keinen  Zweifel  trage. 

Was  mir  E.  E.  hiernächsi  über  die  intercipirten  Schreiben  wegen 
des  Feindes  Verstärkung  in  Sicilien  melden,  dem  falle  ich  mit  E.  E. 
auch  bei  und  glaube,  dass  dieses  feindliche  Absehen  bei  gegenwärtigen 
Conjuncturen  sich  so  leichterdingen  nicht  wird  thun  lassen. 

Mit  Communicirung  dessen,  was  hier  passirt,  ist  durch  die  hiesige 
kaiserliche    Feldkriegs-Kanzlei    bereits    der    Anfang    gemacht    worden 


')  Krieg-s-A.,  Italieu  1708;  Fase.  VII.   18. 


170 

iiud  wird  aucli  also  weitersliln  wie  sonsten  damit  coutiniiiit  werden 
nicht  zweifelnd,  dass  E.  E.  auch  Deroorts  ein  Gleichmässiges  zu  ob- 
servireu,  anbefehlen  werden. 

Wegen  Abmarsch  der  in  der  Lombardie  und  Bayern  befindlichen 
lind  zu  denen  alldortigen  Regimentern  gehörigen  Mannschaft,  ist  der 
behürige  Befehl  noch  vorlängst  ergangen. 

Dass  man  übrigens  von  dem  Aufstand  in  Palermo  profitiren, 
mithin  von  der  Flotte  einige  Schiffe  dahin  detachiren  möge,  unter- 
lasset man  nicht,  dahier  nach  Kräften  zu  pressiren,  wie  ich  dann  glaube, 
dass  diesfalls  auch  umsoweniger  Difficultäten  sich  ergeben  werden, 
als  obgedachtermassen  der  Admiral  Leake  ohnedem  beordert  ist, 
nach  Ihro  katholischen  Majestät  Verlangen  Alles  zu  thuii,  was  selbe 
begehren  würden.  Womit  etc. 

119. 

An  den  Obristen  Living-stein.  Feldlager  bei  Werwick, 
22.  Juli  1708  0- 

Dass  Derselbe  wegen  der  von  Ihro  kaiserl.  Majestät  allergnädigst 
verliehenen  Obristen-Stelle  melden  wollen,  da  erfreut  mich,  dass  Dem- 
selben meinesort  dazu  was  habe  contribuiren  können.  Was  aber  sonsten 
die  assignirten  15.000  und  hierauf  per  5000  fl.  bereits  gemachte 
Anticipation  belangen  thut,  darüber  dienet  zur  Nachricht,  dass 
generaliter  für  alle  Regimenter  das  Weitere  gehöriger  Orten  schon 
ergangen,  auf  dass  denenselben  zur  Habhaftwerdung  ihrer  Assigna- 
tionen  an  die  Hand  gestanden  werde. 

So  ich  Demselben  auf  die  Beiden  vom  9.  und  26.  passato  hie- 
mit  erinneren  und  verbleibe  etc. 

120. 

An  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Feldlager  bei  Werwick, 

22.  Juli  1708  0- 

Auf  meines  Herrn  General  -  Feldmarschall  -  Lieutenant  unterm 
29.  passato  an  mich  Abgelassenes,  sage  Demselben  dienstlichen  Dank 
für  die  darinnen  mit  Mohrerem  enthalten  gewesten  Nachrichten  von 
dem  dortigen  Stand,  und  apj)robire,  dass  sich  Derselbe  der  vor- 
habenden Bad-Cur  nicht  ehendor  zu  gcljrauchen  gesinnt  sei,  bis  niclit 


<)  Kriegs-A.,  Itali.'u   1708;  Fa.sc.  VII.   11). 
2)  Kriegs-A.,  Italieu   1708;  Fase.  VII.  20. 


< 


171 

daselbst  uiclits  mehr  zu  tlmn  sein  werde.  Bin  auch  in  dem  mit  meinem 
Herrn  General-Feklmarschall-Lieutenant  einer  gleichen  Meinung,  dass, 
wie  es  besagten  Mantuanischen  halber  zukünftigen  ^\'inter  gehalten 
werden  sollte,  nicht  ungut,  ja  nöthig  wäre,  dass  bei  Ilof  vorläufig  ein 
Grewisses  ausgemacht  werden  sollte,  welches  dann  umso  leichter  wird 
geschehen  können,  als  ohnedem  anheuer  nicht  so  viele  Truppen  als 
verwichenes  Jahr    in    der  Lombardie  sich  befinden  tlmn. 

Ich  schreibe  hierüber  unter  heutigem  nacher  Hof,  damit  mein 
Herr  General-Feldmarschall-Lieutenant  zu  diesem  Ende  dahin  berufen 
werden  möchte  und  verbleibe  in  dieser  Erinnerung  etc. 

121. 

An  den  GWM.  Grafen  Bonneval.  Feldlager  bei  Werwick, 

25.  Juli  1708'). 

Dass  der  Herr  General  -  Wachtmeister  den  Abriss  von  Co- 
macchio  mit  weiterer  Describirung  der  anderen  beiden  Thürme  mir 
einsenden  wollen,  dafür  sage  Demselben  hiemit  dienstlichen  Dank  und 
approbire,  dass  Derselbe  die  Fortifications-Werke  davon  in  Ein-  und 
Anderem  verbessert,  nicht  weniger  auch,  dass  der  Herr  General- 
Wachtmeister  hierüber  eine  Extra-Relation  nacher  Hof  eingeschickt 
habe,  von  wannen  aus  dann  Derselbe  auch  zu  seinem  weiteren  Ver- 
halten die  fernere  Ordre  schon  erhalten  wird.  Allermassen  dermalen 
vom  Hof  allzuweit  entfernt  bin,  dass  ich  dem  Herrn  General- Wacht- 
meister hierüber  was  schreiben  oder  erinnern  könnte,  wird  mir  nichts- 
destoweniger lieb  sein,  wann  der  Herr  General-Wachtmeister  mir 
noch  ferners,    was  etwo  allda    passiren  möchte,    wird  erinnern  mögen. 

122. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  25.  Juli  1708'). 

Euer  kaiserl.  Majestät  allergnädigstes  Handschreiben  vom  11. 
dieses  habe  ich  sammt  dem  Anschlüsse  gestern  Vormittags  in  aller 
Unterthänigkeit  behändigt  und  nach  Dero  allergnädigsten  Befehl  nicht 
ermangelt,  hierüber  sogleich  mit  dem  Mylord  Duc  de  Mar  Ib  or  ough 
ausführlich  zu  reden.  Nachdem  aber  die  Post  heute  gar  zeitlich  von 
hier  abgeht,  so  ist  es  mir  nicht  wohl  möglich,  E.  k.  M.  darüber  meine 


')  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  VII.  27. 

2)   Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.  VII.   113. 


172 

alleruntertliänio-ste  Antwort  mit    derselben    abzusenden,    ich    werde    es 
aber  künftigen  Sonntag  allergehorsamst  bewerken. 

Inzwischen  ist  dahier  nichts  Anderes  vorgefallen,  als  was  aus 
angehendem  Tagzettel  E.  k.  M.  allergnädigst  zu  ersehen  geruhen 
werden,  in  welchem  neben  Anderem  zuvörderst  enthalten,  dass  nun 
der  mehrste  Tlieil  der  schweren  Artillerie  von  Sas  van  Gent  zu  Ant- 
werpen angekommen,  welche  man  durch  die  Canals  weiters  nach 
Malines  oder  Brüssel  abfahren  lassen,  und  nicht  weniger  die  von  Mast- 
richt  beschriebene  gegen  Ende  dieses  Monats  allda  zu  gedachtem 
Brüssel  erwartet  wird.  Es  sind  aber  damit  gleichwohl  nicht  alle  Diffi- 
cultäten  gehoben,  weilen  derselben  Transport  über  Land  eine  überaus 
grosse  Anzahl  Pferde  erfordert,  welche  hingegen  in  dem  Land  so 
leicht  nicht  zu  finden,  daher  es  auch,  diese  zusammenzubringen,  noch 
Mühe  und  Arbeit  kosten  werde. 

123. 

An  den  kaiserlichen  Gesandten   Heems   im  Haag".  Lager  bei 
Werwick,  26.  Juli  1708  M. 

Deroselben  vom  22.  dieses  wird  mir  zurecht,  und  ich  lebe  der 
Hoffnung,  dass  Sie  nicht  nur  meine  Relation  über  die  glückselige  Action 
von  Oudeuarde  wohl  werden  behändigt  haben,  sondern  dass  Ihnen 
auch  von  Post-  zu  Posttag  die  Continuation  meines  Diarii  richtig  werde 
eingelofFen  sein.  Das  Ihrige,  auf  welches  Sie  sich  der  spanischen  An- 
gelegenheiten halber  beziehen,  habe  ich  bereits  vor  zwei  Posttagen 
ausführlich  beantwortet,  auf  welches  dann  ich  mich  nicht  weniger 
berufe  und  Deroselben  anbei  unverhalte,  wasraasson  von  Ihro  kaiserl. 
Majestät  ich  dieser  Tage  einen  allergnädigsten  Befehl  erhalten  habe, 
was  in  meiner  dermaligen  Anwesenheit,  jetztbesagter  Angelegenheiten 
wegen,  mit  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough  in  Einem  und  Anderm 
reden  und  pressiren  solle,  und  weilen  mir  dabei  auch  erinnert  worden 
ist,  dass  man  vom  Hof  aus  imter  einsten  an  Dieselbe  hierüber  ge- 
schrieben und  bedeutet  habe,  dass  Sie  sich  mit  mir  darum  zu  ver- 
stehen haben  würden,  so  werde  ich  auch  Ihnen  mit  nächster  Post  mit 
mehrerer  Ausführlichkeit  in  dieser  Materie  schreiben;  inzwischen  ist 
der  Courier,  auf  den  Sie  sich  beziehen,  nicht  herin  gewesen  und  habe 
ich  Ihr  Obiges  durch  andere  Weg  erhalten. 

Dass  wegen  der  pfälzischen  Recruten  ein  Endliches  geschlossen 
worden,  daran  ist  sehr  wohl  geschehen,  ich  fürchte  aber,  dass  die 
Aufbringung  derselben  ziemlich  spät  hinauslaufen   werde. 

')   Ki-ie<rs-A.,  Spauu-ii    17C8;  Fa.sc.  VII.  85. 


173 

So  ist  nicht  weniger  gut,  dass  von  Seiten  Hollands  mit  lleber- 
machung  der  bewussten  Ersparungsgelder  endlicli  ein  Anfang  gemacht 
wurde,  und  ist  zu  wünschen,  dass  die  völlige  Sunnna  hinaiisfolgen 
möchte,  welches  Sie  dann  zu  pressiren,  sich  voi-nelunlich  angelegen  sein 
lassen  wollen. 

Was  die  Coni])lctirung  der  holländischen  Truppen  anbetrifft, 
Aväre  das  Beste,  wann  man  diese  7ai  recrutiren  und  die  bedürftige 
Anzahl  Leute  zu  diesem  Ende  hinüberzuschicken  verniöchte,  widrigen- 
falls der  noch  übrige  alte  Fuss  völlig  zerfallen  und  abgehen  würde; 
dahingegen,  wann  der  Vorschlag  mit  Anwerbung  neuer  Leute  zu 
Neapoli  und  Mailand  angenommen  werden  sollte,  eine  bekannte  Sache 
ist,  dass  man  mit  diesen  niemalen  solchergestalten  versehen  sein  und 
derlei  gute  Dienste  zu  verhoffen  haben  würde,  als  mau  sich  von  einem 
alten  recrutirten  Corps  promittiren  kann.  Wann  es  aber  nicht  zuwege 
zu  richten  wäre,  so  müsste  man  endlich  die  gemachte  Proposition 
acceptiren,  Ihro  königl.  katholische  Majestät  aber  davon  Nachricht 
ertheilen,  um  zu  sehen,  ob  man  nicht  von  anderwärtsher  die  Mann- 
schaft beiwerben  könnte. 

Der  von  Quiros  hat  mir  der  Königin  von  England  Resolution 
communicirt  und  ich  kann  Ihnen  vorläufig  erinnern,  dass  man  zur 
Ueberwinterung  der  Flotta  oder  einer  genügsamen  Squadra  den  Porto 
Maone  (Mahon)  absolute  haben  wolle,  vorgebend,  dass  derjenige  della 
Specie  (Spezzia)  hier  zu  nichts  nutz  sei.  Mit  dieser  Gelegenheit  nun 
wäre  um  so  mehrers  auf  die  Conquistirung  Siciliens  zu  dringen,  gleich- 
wie dann  ich  bereits  gethan  und  vorgestellt  habe,  dass  sodann  der 
Porto  Messiua  hiezu  am  dienlichsten  und  man  auch  dabei  dieses  ganze 
Land  eiufolglich  zu  fieparirung  ein  und  anderer  Erfordernisse  an  der 
Hand  hätte. 

Was  die  Erklärung  des  Königs  in  Dänemark  wegen  des  Ab- 
marsches dessen  Truppen  nacher  Ungarn  angeht,  kann  ich  Sie  zAvar 
versichern,  dass  Seiner  kaiserl.  Majestät  allergnädigste  Intention  zwar 
nicht  sei,  der  Bürgerschaft  und  des  Magistrats  alte  Rechte  und  Pri- 
vilegien zu  kränken ;  sonsteu  aber  sind  Dieselbe  nicht  weniger  geneigt, 
dass  die  dermalen  allda  liegenden  Kreis-Völker  von  dannen  abziehen 
sollten ;  es  dependirt  aber  nicht  von  Ihro,  hiezu  einen  gewissen  Tag 
zu  benennen,  noch  die  Zeit  zu  determiniren,  wann  eigentlich  diese 
Zwistigkeiten  vollends  beigelegt  sein  sollten,  weilen  den  darin  liegen- 
den Auxiliar-Völkern  an  Prätext  nicht  ermangeln  wird,  ihren  Abmarsch 
zu  trainiren.  Womit  etc. 


174 


124. 


An  den  Churfürsten  von  Bra,unscliweig:  und  Lüneburg". 
Werwick,  28.  Juli  1708'). 

Dureli  den  von  Euer  Gnaden  jinliero  abgeschickten  geheimen 
Kath  Freiherru  von  Eltz  habe  das  ihm  mitgegebene  hochwerthc 
Schreiben  vom  19.  wohl  erhalten  und  erstatte  Euer  Gnaden  gehor- 
samsten Dank  für  die  darin  an  mich  beliebig  gethanen  Glückwünsche 
zu  der  wider  den  Feind  von  der  hierseitigen  Armee  erhaltenen  Vic- 
torie,  mich  übrigens  auf  dasjenige  beziehend,  was  ermelter  Herr  Baron 
von  Eltz  über  den  bei  mir  gethanen  mündlichen  Vortrag  Euer 
Gnaden  darauf  umständlich  nach  meiner  demselben  gegebenen  Antwort 
erinnern  wird,  auf  welches  mich  dann  gehorsamst  berufe  und  ver- 
bleibe etc. 

125. 
Bericht  an  den  Kaiser,  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708^). 

Euer  kaiserl.  Majestät  werden  aus  hiebeigehendem  Extraxt  alier- 
gnädigst  zu  ersehen  geruhen,  wie  der  Conte  UrbanoFiesco  durch 
französische  Machinationen  von  der  Republik  Genua  mit  einem  harten 
Arrest  belegt  worden  und  in  Gefahr  sei,  dass  ihm  der  Process  ge- 
macht werde  und  er  seinen  Kopf  verlieren  dürfte.  Und  nun,  angesehen 
derselbe  der  Einzige  von  dieser  Republik,  welcher  E.  k.  M.  mit  einer 
besonderen  Begierde  beigethan  war,  und  diesen  Krieg  hindurch  unter- 
schiedliche nützliche  Dienste  prästirt,  allermassen  er  dann  nicht  nur 
mit  mir,  sondern  auch  mit  dem  Grafen  Guido  von  Starhemberg 
und  anderen  in  Italien  gestandenen  commandirenden  Generalen  be- 
ständig correspondirt  hat,  welches  auch  die  Ursache  ist,  dass  derselbe  in 
Frankreich  auf  das  Aeusserste  verfolgt  und  durch  diesen  König  endlich 
in  seine  gegenwärtige  Extremität  gestürzt  worden;  also  dass  zum  Fall 
E.  k.  M.  seinethalben  nicht  ein  unverlangtes  impegno  zu  nehmen,  alier- 
gnädigst  geruhen  sollten,  er  wegen  seines  zu  Dero  Allerhöchstem 
Dienst  jedesmals  bezeigten  Eifers  und  in  allen  Vorfallenheiten  ge- 
thanen Vorschubs  seinen  Kopf  unfehlbar  verlieren  würde:  als  bin 
in  meinem  Gewissen  schuldig,  E.  k.  M.  hieven  die  allergehorsamste 
Nachricht  zu  erstatten,  um  dass  Sie  sich  dieses  Cavaliers  ohne  Zeit- 
verlust mit  starkem  Nachdruck  allergnädigst  annehmen  wollten,  in- 
massen  Frankreich  nicht  feiern  wird,  dass  mit  dem  Process  wider  ihn 

*)  Kiiegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  YlII.  ;ul  191). 
^)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.   VII.   129 


175 

solchergestalt    geeilt    werde,    damit  dieser    ehonder    vollendet    sei,  ehe 
von  E.  k.  M.  das  impegno  kommen  möchte. 

AVas  sonsten  den  hiesigen  Stand  der  Sachen  helangt,  werden 
E.  k.  M.  aus  angehendem  Tagzettel  *)  allergntädigst  ersehen,  wie  die 
schweren  Stück  endlich  zu  Brüssel  angelangt,  und  Avas  man  zu  der- 
selben Transport  für  Anstalten  angeordnet  und  wie  hiernächst  der 
Graf  Till y  das  Glück  gehabt,  1000  feindliche  Pferde  aufzuschlagen. 
Worauf  mich  in  allergehorsamsten  Respect  hiemit  berufe  und  anbei  etc. 

126. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708  '). 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  ich  in  meinem  unterm  25.  dieses 
an  Dieselbe  erlassenen  allerunterthänigsten  Bericht  allergehorsarast 
beigebracht,  dass  ich  Dero  allergnädigstes  Schreiben  vom  11.  detto 
zwar  allergehorsamst  behändigt  und  darauf  sogleich  mit  dem  Mylord 
Duc  de  Marlb  oro  ugh  über  ein  und  anderes  der  von  Seiner  königl. 
katholischen  Majestät  formirten  Begehren  in  6  Puncto  abgetheilten 
specialia  geredet  hätte  ;  dass  mir  aber  damalen  wegen  Kürze  der  Zeit 
und  abeilender  Post  unmöglich  gewesen  wäre,  meine  allergehorsamste 
Antwort  und  was  in  Sachen  gehandelt  worden,  unter  einsten  einzu- 
senden. 

Ich  bewerke  es  diesemnach  hiermit  in  aller  Unterthänigkeit,  und 
gleichwie  Sr.  königl.  Majestät  dermaligen  misslichen  Zustand,  so  tief 
derselbe  E.  k.  M.  zu  Herzen  geht,  so  angelegentlich  auch  ich  mir 
zu  Gemüthe  nehme,  umso  nachdrücklicher  habe  ich  mir  anbefohlen 
sein  lassen,  E.  k.  M.  darüber  ertheilten  allergnädigsten  Befehl  auf  das 
Genaueste  allergehorsamst  zu  vollziehen  und  zuvörderst  mit  dem 
Grafen  von  Gallas  und  dem  von  Heems  vertraulich  zu  comrauniciren, 
damit  beide  die  Nothdurft  äussersten  Fleisses  di  concerto  treiben, 
einfolglich  der  Erstere  bei  der  Königin  von  England,  der  Andere  aber 
bei  denen  Generalstaaten  das  Behörige  mit  Nachdruck  vorstellen  könne ; 
und  weilen  mir  aber  auf  solch'  meine  mündlichen  Repräsentationen 
obgemelter  Duc  de  Marlb orough  versprochen,  über  Ein-  imd 
Anderes  an  die  Königin  zu  schreiben,  so  habe  ich  für  nöthig  zu  sein 
erachtet,  ihm  die  angemerkten  6  Puncta  schriftlich  auf  die  Weise  zu 
comrauniciren,  wie  E.  k.  M.  aus  hienebengehender  Anlage  mit  Mehreren! 
allergnädigst  zu  ersehen  geruhen  werden.  Ich  aber  berühre  dieselben 
hiemit  von  Punct  zu  Punct,  und  zwar   soviel 

')   Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XIII.  Diariuin. 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VII.   125. 


17Ö 

den  ersten  belangt,  dass  Ihro  königl.  Majestät  über  die  bereits 
übersandte  und  jetzt  mit  dem  Leake  überschiffeude  Volkshülte,  mit 
noch  8000  Mann  ausgeholfen  werden  sollte,  da  muss  E.  k.  M.  gehorsamst 
uuverhalten,  gleichwie  ich  auch  Deroselben  aus  dem  Haag  Avährendcr 
meiner  dortigen  Anwesenheit  in  aller  Unterthänigkeit  benachrichtigt 
habe,  dass  für  diese  Campagne  von  denen  Öee-Potenzeu  an  Volk  nichts 
zu  hoffen  sei,  dann  sie  den  Ausgang  derselben  erwarten  wollen.  E.  k.  M. 
aber  die  weitere  Aushülfe,  es  sei  an  Volk  oder  Spesen,  zuzuschieben, 
könnte  ich  als  Dero  Kriegs  -  Präsident  und  General  -  Lieutenant  mit 
gutem  Gewissen  so  wenig  einrathen,  als  Dieselbe  aus  denen  angeführten 
imd  gar  wohl  ponderirten  Motiven  die  Unmöglichkeit  dessen  Allerhöchst- 
erleucht  von  selbsten  erkennet  haben,  ausser  es  wäre  Sache,  dass  die 
Seemächte  die  Mittel  so  zeitlich  vorzuschiessen^  sich  bequemen  möchten ; 
womit  man  den  ganzen  Winter  frei  hätte,  solche  Veranstaltungen  zu 
machen,  dass  man  an  Platz  der  abgebenden,  sogleich  wiederum  neue 
Völker  anwerben  oder  durch  treffende  Handlungen  an  der  Stelle 
haben  könnte.  Hingegen  dürfte  sich  E.  k.  M.  allergnädigste  Intention 
vielleicht  bewerken  lassen,  dass  man  aus  Mailand  und  Neapel  zu 
diesem  Ende  was  beitragen  und  errichten  könnte,  massen  ich  aller- 
unmassgebig  glaubte,  dass  aus  einem  jedweden  von  beiden  diesen 
Ländern  und  Königreichen  ein  Paar  Regimenter  und  nicht  weniger 
allhier  in  denen  spanischen  Niederlanden,  wann  nur  Geld  vorhanden 
Aväre,  andere  zwei  aufgestellt  und  zur  Hülfe  abgesendet  werden  könnten, 
wozu,  soviel  Mailand  angeht,  das  Hamilton'sche  Dragoner-Kegiment 
bereits  vorhanden,  und  allein  zu  sehen  sein  würde,  demselben  die 
noch  nicht  bekommenen  Pferde  beizuschaffen ;  nächst  diesem  aber 
könnte  man  auch  von  denen  dort  befindlichen  Graubündnerischen 
Bataillons  etwas  hineinschicken,  einfolglich  die  Mannschaft  in  baldcr 
Bereitschaft  haben,  wann  nur  die  dazu  nöthigen  Geldmittel  nicht 
gebrechen  und  auch  dieselben  unter  cinsten  sogleich  beigebracht 
werden  könnten. 

Dass  im  änderten  die  zur  Unterhaltung  der  Völker,  wie  auch 
der  königl.  Hofstaat  erforderlichen  Geldmittel  sichergestellt,  folglich 
entweder  die  vom  König  in  Portugal  verbotene  Ausführung  der  dahin 
verwechselten  Gelder  aufgehoben,  oder  die  nacher  Spanien  über- 
schickende Nothdurft  durch  versicherte  Wechsel  über  Genua  Über- 
macht, oder  endlich,  wann  es  nicht  sein  könnte,  aus  England  in  natura 
Ihro  königl.  Majestät  zugebracht  werden  möchten,  will  man  von 
Ersterem,  das  ist,  soviel  den  Unterhalt  der  königl.  Hofstaat  belangt, 
von  Seiten  Englands  nichts  wissen,  mit  dem  Vermelden,  nachdem 
Seine    königl.    katholische  Majestät  Mailand  und  Neapel  erobert,    dass 


177 

sie  von  diesem  ihren  Unturhalt  ziehen  und  subsistiren  seilte,  dero- 
wegen  ieh  dann  aueh  in  meinen  dem  ^lylurd  Due  überreichten  Puucten 
hievon  abstrahirt  und  Alles  unter  dem  Namen  Subsidien  zusammen- 
genommen habe, 

Jetztbemelter  Mylord  Duc  gestund  mir  zwar,  dass  im  änderten 
wegen  Ausfuhr  des  Geldes  aus  Portugal  eine  Diffieultät  gewesen  sei; 
man  hätte  aber  darinnen  bereits  remedirt  und  solche  Vorsehung 
gethan,  dass,  wie  ihm  der  Mylord  Tresorier  erst  kürzlich  versichert 
habe,  es  an  Geldmittel  nicht  fehlen  solle,  und  hat  man  durch  einen 
von  dem  Stanhope  ankommenen  Officier,  welcher  über  Genua 
passirt,  die  Nachricht,  dass  man  allda  und  sonsten  in  Italien  eine 
Anticipation  von   100.000  Pistolen  suche. 

Dass  im  dritten  die  Expedition  von  Sicilien  und  Sardinien  fest- 
zustellen sei,  berufete  sich  der  Mylord  Duc  in  der  mir  darüber  gegebenen 
Antwort  auf  dasjenige,  was  oben  aus  dem  Haag  an  E.  k.  M.  ich 
allergehorsamst  benachrichtigt  habe;  dass  nämlich  die  Admiralität  die 
positive  Ordre  bereits  hätte,  dasjenige  zu  thun,  was  Ihre  königl.  katholische 
Majestät  desfalls  verlangen  und  nach  denen  sich  ergebenden  Conjunc- 
turen  für  Dero  Dienst  zu  sein,  allergnädigst  befinden  werden.  Dessen- 
ungeachtet aber  versicherte  er  mich  gleichwohlen,  dass  er  deswegen 
noehmalen  schreiben  wollte,  wiewohlen  man  nach  ihrem  Gebrauch 
unmöglich  eine  positivere  Ordre  geben  könnte,  als  diesfalls  die  Admi- 
ralität schon  hätte.  Was  aber 

Viertens  die  Ueberwinterung  einer  genügsamen  Escadre  im  Mediter- 
raneo  belangt,  zeigt  sieh  dessen  eine  solche  Diffieultät,  dass  es  annoch  im 
Zweifel  steht,  ob  man  hierauf  reussiren  werde ;  dann  ungeachtet  in 
meiner  Anwesenheit  in  dem  Haag  von  Seite  der  Holländer  mir  dessen 
die  Zusage  geschehen,  von  Seite  Englands  aber  versprochen  worden, 
dass  man  die  dagegen  im  Wege  stehenden  Hindernisse  zu  heben 
suchen  wolle,  so  sagte  mir  jedoch  der  Duc  de  Marlborough,  dass, 
als  man  hierüber  ihre  Admiralität  vernommen  hätte,  diese  von  dem 
Porto  della  Specie  (Spezzia),  obwohlen  man  glaube,  dass  er  gut  sei, 
nichts  wissen  wollte,  sondern  zur  Ueberwinterung  einer  Anzahl  Kriegs- 
schifi'e  man  den  Porto  Maone  (Mahon)  absolut  haben  müsste,  ohne 
welchen  sonsten  die  Ueberwinterung  nicht  geschehen  könnte ;  ersuchte 
mich  dabei,  E.  k.  M.  und  Ihre  königl.  katholische  Majestät  zu 
schreiben,  allermassen  auch  aus  England  ein  Gleichmässiges  geschehen 
sei.  Mit  dieser  Gelegenheit  aber  replicirte  ich  demselben  in  Antwort : 
wann  man  von  der  in  Palermo  sich  ergebenden  Conjunctur  anjetzo 
profitiren,  einfolglich  durch  unverlangte  Abschickung  einer  Anzahl 
Kriegsschiffe    Sicilien    reduciren    wollte,    dass    man    sodann    den  Porto 

Feldzüge  des  rrinzcu  Eugen  v.  Savoyen.  II    Serie,  I.  Band.  Sui)i)lemeut-Heft.    1^ 


178 

Messina  zu  überwintern  viel  bequemer  und  noch  dazu  den  Nutzen  hätte, 
dass  mau  das  ganze  T^and  nebst  dem  Königreich  Neapel  und  darinnen 
die  zur  Reparirung  der  Schiffe  erforderlichen  Nothwendigkeiten  an  der 
Hand  habe;  bäte  solchenniach  wiederholter  ihn,  Mylord  Duc,  dass  man 
nicht  nur  wegen  Sicilien  und  kSardiuien  an  die  Admiralität  nochmalen 
positive  schreiben,  sondern  auch  derselben  auftragen  sollte,  dass  die 
Hinterlassung  einer  Öquadra  (^Escadre)  über  Winter  unverlangt  sicher- 
gestellt und  zu  dem  Ende  jetzo  gleich  die  Nothdurft  an  Seilen,  Ankern, 
Provision  etc.,  so  eine  dergleichen  Squadra  währenden  ^Vinter  zu  ihrer 
Wiederausrüst-  und  Keparirung  vonnöthen  habe,  hinüberschicken 
möchte,  auf  dass  sie,  Admiralität,  nicht  Ursache  habe,  derenthalben 
einen  Vorwand  zu  nehmen,  dass  sie  aus  Abmangel  dieser  Requisiten 
zurücklaufen  müsse.  Worauf  er  mir  versprochen,  dass,  gleichwie  er 
dessentwegen  bereits  geschrieben  habe,  also  auch  nochraalen  die  Sache 
repetiren  und  beirücken  wollte,  nachdem  vorgemelte  Requisiten  schon 
in  Bereitschaft  seien,  nach  Livorno  geschickt  zu  werden,  dass  dieselben, 
wann's  die  Möglichkeit  sein  würde,  nicht  dahier  nach  Lisbona,  sondern 
in  das  Mediterraneum  gesendet  werden  möchten,  und  unterliess  ich  dabei 
nicht,  ihm  unter  einsten  auch  diejenigen  triftigen  Motive  vorzustellen, 
welche  E.  k.  M.  in  Ihrem  allergnädigsten  Schreiben  beigerückt  haben, 
dass  nämlichen  die  Hinterlassung  einer  genügsamen  Squadra  von  desto 
grösserer  Consequenz  und  Nothwendigkeit  sei,  als  ohne  dieselbe 
Catalonien  und  mithin  Ihre  königl.  katholischen  Majestät  Allerhöchste 
Person  der  äussersten  Gefahr  exponirt,  das  Commercium  mit  Italien 
unterbrochen  und  das  Königreich  Neapel  beständig  widrigen  Zufällen 
ausgesetzter  bliebe;  inmassen  nur  gar  zu  gewiss  sei,  dass  die  Franzosen 
sechs  Monate  Zeit  hätten,  zu  Wasser  und  Land  zu  thun,  was  sie  wollten, 
gleich  es  anheuer  gescheheii  ist,  da  die  Flotte  ihrem  Versprechen  nach 
im  Februar  hätte  überscliiffen  und  dazu  an  der  Stelle  sein  sollen, 
welches  hingegen  erst  in  diesem  zu  Ende  gehenden  Monat  bewerkt  und 
anmit  Tortosa  verloren  worden  sei. 

Ueber  den  fünften  Punct  wegen  Anweisung  der  alliirten  Völker 
an  den  Grafen  Guido  von  Starhemberg  hat  sicli  mehrerwähnter 
Mylord  Duc  nicht  wenig  verwundert,  da  er  von  dem  Duca  di  Äloles 
mir  einen  Brief  vorgewiesen,  dass  dieses  bereits  geschehen  und  man 
ein  Ijesonderes  Vergnügen  darob  bezeigt  habe,  E.  k.  M.  sich  auch 
allergnädigst  zu  erinnern  geruhen  werden,  wie  Derselben  ich  aller- 
gehorsamst  berichtet,  dass  noch  in  meiner  Anwesenheit  im  Haag  man 
hierüber  von  Seiten  der  Alliiitcn  das  Behörige  ausgestellt  hätte,  welches 
nächst  dem  auch  umso  sicherer  ist,  als  durch  des  Feldmarschalls 
Grafen    Guido    Starhemberg    gemachte    Aus-    und    Eintheilung  die 


179 

Truppen  in  die  Ordre  de  bataille  man  alliirterseits  sich  dessen  aller- 
dings bequemt  hat;  man  dürfte  aber  vielleicht  verlangen,  dass  jetzt- 
gemeldete alliirte  Truppen  solchergestalt  angewiesen  werden  sollten» 
dass  man  damit  wie  mit  eigenen  frei  disponiren  könnte,  Avelches  aber 
imisoweniger  stattfinden  würde,  als  ein  jeder  alliirter  General  zwar 
vorgemeltes  Grafen  Guido  von  Starheraberg  Ordre  unterstehen 
kann,  das  Detail  und  die  Oekonomie  aber  von  seinen  anvertrauten 
Truppen  selbsten  zu  machen  hat,  gleich  ich  es  mit  denen  unter  meinem 
Commando  gestandenen  solch  fremden  Völkern  observirt,  auch  alle 
anderen  commandirenden  Generales  bishero  also  gethan.  Endlich  habe 
ich  auch 

Sechstens  wegen  des  dickberührten  Feldmarschalls  Grafen  Guido 
von  Starhemberg  und  des  grossen  und  kleinen  Stabes  Bezahlung 
bei  dem  Mylord  eine  gleichmässige  Anregung  gethan,  und  er  hat  mir 
dagegen  gemeldet,  dass  er  glaube,  es  sei  wahr,  dass  weder  die  eine, 
noch  die  andere  in  der  Lista  angesetzt  seien ;  man  könnte  aber  E.  k.  M. 
Generales  nicht  aushalten,  und  die  Wahrheit  zu  bekennen,  finde 
ich  es  auch  Dero  Allerhöchsten  Würde  etwas  disreputirlich,  da  ich 
allezeit  der  allerunterthänigsten  Meinung  war,  dass  man  hievon  niemalen 
etwas  melden,  sondern  mit  Eintragung  sein,  des  Feldmarschalls  Gage 
und  des  Stabes  unter  die  Regimenter  geueraliter  das  Totale  ziehen 
sollen,  dass  die  Verpflegung  E.  k.  M.  in  Spanien  stehender  Truppen 
diese  Summe  abwerfe,  womit,  ohne  eine  neue  Präteusion  zu  formiren, 
eine  solche  Bezahlung  richtiggestellt  gewesen  wäre.  Ich  habe  aber 
gleichwohlen  nach  dem  allergnädigsten  Befehl  den  weiteren  Anwurf 
gethan  und  dabei  gemeldet,  es  wäre  eine  ordinaire  Sache,  dass  in  allen 
Tractaten  von  Völkern,  nach  deren  Proportion  man  auch  die  Generalität 
einbegreife,  hiernächst  aber  ohnedem  nicht  weniger  Generales  als 
wirklich  sind,  hätte  ansetzen  können,  zu  gescliweigen,  dass  er  wohl 
wisse,  wie  nachdrücklich  man  insistirt  habe,  dass  oder  ich  selbsten, 
oder  der  Feldmarschall  Graf  Guido  Starhemberg  hinübergehe. 
AVorüber  dann  er,  Mylord,  angesehen  es  nicht  viel  austrage,  gleichwohl 
an  die  Königin  zu  schreiben  versprochen  hat.  Nun  steht  zu  erwarten, 
was  auf  alle  diese  Puncta  von  Ihr,  der  Königin,  für  Resolution  es 
einlaufen  werden,  die  ich  meinesorts  pressiren  und  sodann  unermaugeln 
will,  E.  k.  M.  hievon  die  allerunterthänigste  Nachricht  einzusenden. 
Indessen  gebe  Ihro  königl.  katholischen  Majestät  ich  hievon  unter 
einsten  den  gehorsamsten  Bericht,  damit  Sie  auch  Ihresorts  durch  Ihro 
Ministros  das  Werk  in  gleicher  Conforraität  treiben  lassen  können, 
und  tliue  mich  anbei  etc. 

12* 


180 

127. 
Bericht  an  den  König"  von  Spanien.  Lag'er  bei  Werwick, 

29.  Juli  1708  '). 

Nachdem  Ihre  kaiserl,  Majestät  unterm  11.  dieses  mir  aller- 
gnädigst  anbefohlen,  dass  über  Euer  königl.  Majestät  Angelegenheit 
mit  dem  Duo  de  Marlborough  dahier  reden  und  dieselbe  mit  allem 
Kachdruck  pressiren  sollte,  allermassen  Sie  dem  Grafen  von  Gallas 
und  dem  von  H  e  e  m  s  ein  Gleiches  committirt  und  beinebeus  anbe- 
fohlen hätten,  dass  Sie  hierüber  mit  mir  correspondiren  und  diesfalls 
an  mich  gewiesen  sein  sollten;  als  habe  ich  auch  nicht  ermangelt,  zu 
allerunterthänigster  Befolgung  dieses  allergnädigsten  kaiserlichen  Befehls, 
zuvörderst  aber  zu  Bezeugung  meiner  allerunterthänigsten  Pflicht  in 
Beförderung  E.  königl.  M.  Allerhöchsten  Dienstes  hierüber  mit  ersagtem 
Mylord  ausführlich  zu  reden  und,  weilen  er  mir  versprochen  hatte,  an 
die  Königin  über  Ein-  und  Anderes  zu  schreiben,  demselben  die  in 
copia  anliegenden  Puncta  zu  behändigen,  und  werden  E.  königl.  M.  aus 
der  anderen  Beilage  des  Weiteren  allerguädigst  zu  vernehmen  haben, 
was  ich  inmittelst  auf  solche  mit  ihm,  Mylord,  sothaner  Puncte  halber 
gehabte  Unterredung  an  I.  k.  M.  allergehorsamst  relationirte,  so  Dero- 
selben  ich  zu  dem  Ende  hiemit  auschliesse,  um  dass  E.  königl.  M. 
hievon  die  allergnädigste  Wissenschaft  haben  und  dass  von  Seiten  Dero 
in  England  befindlichen  Ministern  diese  Angelegenheit  in  gleicher 
Conformität  getrieben  werden  möchte,  Sie  dieselben  hiernach  alier- 
gnädigst  instruiren  lassen  wollten.  Ich  werde  nicht  feiern,  durch 
immerwährendes  Pressiren  meinesorts  zu  thun,  was  möglich  ist,  aller- 
massen dann  auch  E.  königl.  M.  von  Ein-  und  Anderem  jedesmal  die 
allergehorsamste  Nachricht  einsenden  werde. 

Was  sonsten  seit  meines  Letzteren  dahier  passirt  ist,  das  geruhen 
E.  königl.  M.  aus  anliegendem  Journal,  allerguädigst  zu  ersehen ;  man 
ist  also  der  schweren  Artillerie  jüngster  Tage  dahier  gewärtig  und 
E.  königl.  M.  geruhen  allerguädigst  gesichert  zu  sein,  dass  ich  gewiss 
Alles  ankehre,  den  Krieg  dahier  mit  allem  Ernst  zu  poussiren  und 
von  der  jüngsthin  erhaltenen  Victorie  rechtschaflfen  zu  profitiren. 

128. 
An   den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708'). 

Auf  Eines  löbl.  ^littel  unterm  14.  dieses  an  mich  Erlassenes  bin 
in  allweg  zufrieden,  dass  auch  wegen  Beförderung  des  Herrn  Obristen 

*)  Kriegs-A.,  Spauien  1708;  Kasc.  VII.  5)2. 

«)  Krieg«-A.,   Niedt'ilaude  1708;   Fase  VII.   12(3. 


181 

Grafen    von  Herb  er  st  ein  das  gewölmliclie   Referat  an  Iliro  kaiscrl. 
Majestät  allergehorsamst  abgegeben  werde. 

Ich  höre  hiernächst,  dass  Ein  löbl.  Mittel  die  KoUonits'schen 
Huszaren  im  Stande,  wie  sie  sind,  alsogleich  anhero  zu  ihrem  Regiment 
abzugehen  befehlt  habe.  Zumalen  aber  die  meisten  annoch  ohne  Pferd 
und  diejenigen,  welche  mit  l'ferden  versehen,  dazu  keine  Sättel  und 
Zeug  haben,  so  wüsste  ich  nicht,  was  ich  mit  diesen  Leuten  dahier 
machen  sollte,  kann  daher  umsoweniger  glauben,  dass  P]in  löbl.  Älittel 
derlei  Ordre  erlassen  habe.  Nichtsdestoweniger  finde  ich  eine  Nothdurft 
zu  sein.  Ein  löbl.  Mittel  zu  erinnern,  wann  es  also  sein  sollte,  dass 
es  sothane  Ordre  hinwiederum  redressiren  und  ersagte  Huszaren  nicht 
änderst  als  in  dienstbaren  Stand  anherschicken  wolle. 

So  vernehme  ich  auch  bis  auf  diese  Stunde  von  denen  Fels-  und 
Reising'schen  Comraandirten  nicht  das  Geringste.  Ein  löbl.  Mittel 
wolle  solchemnach  auch  machen,  dass  diese  Leute  zu  ihren  Regimentern 
einsmals  befördert,  der  commandirende  Officier  aber  mit  Arrest  belegt 
und  solchergestalten  zur  weiteren  Untersuch-  und  Bestrafung  anhero 
geschickt  werde. 

Was  übrigens  seit  meines  Letzteren  passirt  ist,  zeigt  der  Anschluss, 
auf  den  ich  mich  berufe  und  verbleibe  etc. 

129, 

An   den   GWM.  Freiherrn  von  Martini,  Lager  bei  Werwick, 

29.  Juli  1708^). 

Weilen  das  löbl.  Osnabrück'sche  Regiment  bekanntermasscn  ohne 
Erwartung  ihrer  Recruten  bereits  eingeschifft  und  nacher  Spanien 
transportirt  worden  ist  und  nun  aber  diese  mit  nächsten  darinnen 
eintreffen  werden,  so  habe  ich  dem  Herrn  General-Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegs-Commissario  über  dasjenige,  so  ich  hierüber  an  Denselben 
bereits  überschrieben  habe,  weiters  erinnern  wollen,  dass  der  Herr 
General-Wachtmeister  dahin  antragen  und  die  Dispositiones  solcher- 
gestalten ausstellen  lassen  wollen,  auf  dass  ermelte  Recruten  bei  ihrer 
Ankunft  allda  nicht  allein  sogleich  nachgeschickt,  eingeschifft  und 
transportirt  werden  können,  sondern  dass  mir  auch  die  anbefohlene 
Tabelle  über  die  eingeschifften  kaiserlichen  Truppen,  von  dem  englischen 
Herrn  Gesandten  unterzeichneter,  unverlangt  anhero  eingeschickt  werde, 
auf  dass  ich  hier  an  seinem  Ort  auf  die  Bezahlung  der  dafür  accor- 
dirten  Summa  pressiren  möge,  des  übrigen  verbleibend  etc. 


')  Krieg's-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VIF.  93. 


182 


130. 
An  den  GWM.  de  Wendt  Lager  bei  Werwick,  29.  Juli  1708 '). 

Ich  bcduuke  micli  auf  Dessen  vom  18.  dieses,  vor  die  mir  in  Ein- 
und  Anderem  gegebenen  Nacliricliten,  kann  aber  anbei  nicht  begreifen, 
wie  der  kaiserliche  Hofkriegsrath  die  Kollonits'schen  Huszaren  im  Stand, 
wie  sie  sind,  theils  mit  Pferden  ohne  Sättel,  theils  ohne  Pferde  alsogleich 
hereinzumarschiren  habe  beordern  können;  denn  ich  weiss  nicht,  was 
mit  dietien  Leuten  bei  solcher  Beschaffenheit  macheu  solle.  Hiernächst 
verwundere  mich  nicht  weniger,  dass  von  denen  Fels-  und  Reising'schen 
Commandirten  noch  nichts  zu  vernehmen  sei. 

Der  Herr  General- Wachtmeister  bewerbe  sich  hierüber  um  Nach- 
richt, und  da  Derselbe  von  diesen  Wissenschaft  überkommen  würde, 
berichte  es  Derselbe  anhero  und  pressire  deren  Marsch,  wann  sie  in 
Bavern  anlansreu  würden.  Womit  etc. 


131. 

An  den  kaiserlichen   Gesandten  Heems  im  Haag*.  Feldlager 
bei  Werwick,  29.  Juli  1708^}. 

Gleichwie  ich  Deroselben  unterm  26.  dieses  erinnert  habe,  nachdem 
von  Ihre  kaiserl.  Majestät  den  allergnädigsten  Befehl  erhalten,  über 
die  spanischen  Angelegenheiten  mit  dem  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  mich 
zu  unterreden,  ich  Deroselben  mit  nächster  Post  über  diese  Materie 
ausführlicher  schreiben  werde;  so  habe  es  hiemit  bewerken  wollen, 
und  werden  Sie  solchemnach  aus  beigehender  an  I.  k.  M.  von  mir  be- 
schehenen  allerunterthänigstcn  Antwort  des  Älehreren  beliebig  ersehen, 
in  was  für  Puncto  sothane  spanische  Angelegenheiten  abgetheilt  worden 
und  was  ich  hierüber  von  dem  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  zur  Antwort 
erhalten  und  hiernächst  au  I.  k.  M.  beigerückt  habe ;  nach  welchem 
Sie  sich  dann  dirigiren  können,  Dieselbe  anbei  ersuchend,  dass  Sie 
dieses  Werk  solchergestalten  menagiren  wollten,  als  Sie  es  nöthig 
zu  sein,  von  selbsten  vernünftig  ermessen  werden,  wie  ich  dann  von 
Deroselben  weiters  erwarte,  Avas  Sie  mir  von  Zeit  zu  Zeit  darauf  zu 
erinnern  haben. 

Schliesslichen  lege  ich  Deroselben  hiebei,  was  seither  meines 
Letzteren  hier  passirt  ist  und  verbleibe  annebens  etc. 


')  Kriegs-A.,   NieilurlaiKle  1708;  Fase-.  VII.   US. 
2)  Kiiegs-A,,  Spanien.    17()8;   Fase  VII.   94. 


183 

132. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Werwick,  29.  Juli  1708  ')• 

Nachdem  ich  vernoininen ,  class  Euer  Excellenz  zu  Mailand 
o-Iücklich  angelangt,  so  habe  mich  mit  Deroselben  darüber  niclit  allein 
herzlich  erfreuen,  sondern  E.  E.  unter  einsten  ersuchen  wollen,  Selbe 
darob  sein  Avollten,  dass,  weilen  das  löbl.  Osnabrück  sehe  Regiment 
ohne  Erwartung  ihrer  Kecruteu  naclier  Spanien  abgangen,  diese 
aber  mit  nächsten  darinnen  eintreffen  werden,  die  vorläufige  Verfü- 
gung auszustellen,  auf  dass  ermelte  Kecruten  sogleich  bei  ihrer  Ankunft 
eingeschifft  und  transportirt  werden  können,  zu  welchem  Ende  die 
Imbarcation  jedesmal  in  Bereitschaft  zu  stellen  wäre;  E.  E.  anbei 
erinnernd,  wasmassen  ich  bereits  vorhin  dem  Herrn  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegs-Commissario  Freiherrn  von  Martinsberg 
(Martini)  anbefohlen  habe,  was  mit  heutiger  (Post)  an  denselben 
repetire,  dass  er  die  einschiffenden  kaiserlichen  Truppen  nicht  allein 
Kopf  für  Kopf  mustern  und  aufzeichnen,  sondern  auch  zwei  gleich- 
lautende Tabellen  darüber  verfassen,  eine  jede  von  dem  englischen 
Herrn  Gesandten  unterschreiben  und  sodann  eine  ihm  zustellen  lassen, 
die  andere  aber  mir  anhero  einschicken  solle,  damit  ich  hier  auf  die 
dafür  accordirte  Geld-Summa  pressiren  könne.  Welche  Tabella  dann, 
dass  es  mir  schleunig  eingeschickt  und  hiernächst  mit  denen  erwarten- 
den Osnabrück'schen  Recruten  ein  Gleiches  be werkt  werde,  E.  E. 
Ihresorts  darob  sein  wollen. 

Was  sonsten  seit  meines  Letzteren  allhier  weiters  passirt  ist, 
zeigt  der  Anschluss.  Verbleibend  etc. 

133. 

An  den  eng-lischen  Gesandten  Chetwynd.  Lager  bei  Werwick, 

29.  Juli  1708';. 

Je  vous  ai  une  Obligation  particuliere  de  la  Votre  du  10™''  par 
laquelle  vous  m'avez  voulu  avertir  de  l'embarquement  des  trois  regiments 
imperiaux,  et  en  meme  teraps  pretendre  des  recrues,  les  deux  regiments 
ne  faisant  pas  3000  soldats.  Vous  savez  bien,  Monsieur,  qae  Ton  ne 
peut  pas  recrouter  ces  regiments  deux  fois ,  celui  de  Guido  etant 
presque  complet,  et  l'autre  ayant  les  recrues  en  pleine  marche  des 
pays    hereditaires,    nie    Hattant    que    vous    comprendrez    aisement    que 

<)  Kriegs-A.,  Italieu  1708;  Fase.  VII.  32. 
2)  Kriegs-A.,  Bijaiiien  1708;  Fase.  VII.  95. 


184 

les  recrues  ne  peiivent  faire  une  si  longue  raarche  qu'il  n'en  raanque 
toui'ours  qiielque  chose,  tant  par  la  desertioii  que  par  les  inaladies,  et 
iiu'ine  du  corps  du  regimeut  qui  etait  roste  en  Italie  etant  aussi 
impossible  davoir  si  tot  des  recrues  pour  eux  que  vous  le  jugez.  Je 
vous  assure  pourtaut  qua  l'avenir  on  en  aura  de  soiu  particulier, 
ne  doutant  pas  que  S.  M.  la  Reine  ne  donne  les  moyens,  eomme 
cela  a  öte  accorde,  vous  priant,  Monsieur,  de  faire  tenir  pret  tout  ce 
qui  sera  necessaire  afin  que  les  recrues  de  Osnabroug  h  leur  arrivee 
puissent  etre  d'abord  embarquees. 

Je  ne  tous  niarque  rien,  Monsieur,  sur  notre  etat  dici,  nie 
flattant  que  vous  en  serez  informe  d'ailleurs,  et  si  je  pourrais  etre 
capable  de  vous  servir  en  quelque  chose  ici,  je  rae  croirai  lieureux 
d'etre  lionore  de  vos  comraandements,  etant  etc. 

134. 

An  den  Landgrafen  von  Hessen.  Lager  bei  Werwick, 
29.  Juli  1708  •)• 

Euer  Liebden  vom  IL  dieses  habe  erst  anjetzo  erhalten  und 
sage  Deroselben  daraufhin  dienstlichen  Dank,  dass  Sie  von  der  Zurück- 
beorderung  des  bewussten  Bataillons  absti^ahirt  haben,  wie  dann  Euer 
Liebden  nun  selbsten  ersehen  werden,  dass  die  Gefahr  nicht  so  gross  sei, 
als  Sie  vermeint,  ja  wann  auch  einige  sich  zeigen  sollte,  würde  nicht 
nur  vom  obern  Rhein,  sondern  auch  von  dem  Herrn  Churfürsten  zu 
Mainz  mit  Mannschaft  gleich  können  ausgeholfen  werden.  Womit  etc. 

135. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Werwick,  1.  August  1708  ^\ 

Endlich  hofft  man,  dass  in  zwei  oder  drei  Tagen  der  Trans- 
port der  schweren  Artillerie  von  Brüssel  seinen  Anfang  einsmal 
nehmen  werde.  Der  Feind  opiniatrirt  sich  indessen  in  seinem  Posten 
zu  Gent  zu  verbleiben,  wodurch  das  holländische  Flandern  solcher- 
gestalt alarmirt  ist,  dass  man  sich  bemüssigt  befindet,  etliche  Bataillons 
mehr  dahin  zu  detachiren. 

Sonsten  ist  man  im  Werk  begriffen,  die  nöthigen  Veranstaltungen 
zur  Belagerung  auszustellen,  damit  man  bei  Ankunft  obgemelter 
Artillerie  sosrleich  dazu  schreiten  könne. 


1)  Kriegs-A.,  Neapel   iirid   Sicilicii   1708;  Fase.  VII.  23. 
*)  Kriegs-A.,  Xierlerlaud-   1708;  Yasv.  VIII.   1. 


185 

Von  dem  Tilly 'sehen  Detacliement  ersehen  zwar  Euer  kaiserl. 
MajesUit  aus  meinem  allerunterthänigsten  Tagzettel  allergnädigst,  wie 
Huszareu  und  Frei-Compagnien  von  demselben  in  die  Picardie  ab- 
o-anffen  und  unter  dem  lutllandisclien  GWM.  von  E  r  b  a  c  h  mit 
2500  Pferden  soutenirt  worden,  auch  in  zwei  'J'agen  das  gesammte 
Detachement  dahier  wieder  zurück  anlaugen  solle.  Ich  habe  es  aber 
gloichwohlen  hier  anziehen  und  unter  einsten  aucli  beirücken  wollen, 
dass  der  Bouffiers  nebst  dem  C hamill ar d  zu  Lille  ankommen  sei. 

Uebrigens  habe  E,  k.  M.  allerunterthänigst  belangen  sollen, 
weilen  die  Hildesheim'sche  Anweisung  noch  nicht  eingelangt  ist,  dass 
Sie  allergnädigst  geruhen  miiehten,  dieselbe  befördern  zu  lassen. 
Womit  etc. 

136. 
An  den  Grafen  Wratislaw.  Werwick,  1.  August  1708  *). 

Ueber  mein  Eigenhändiges  ersuche  Euer  Excellenz  durch  bei- 
gehendes Billet  dem  Kaiser  in  Geheim  zu  sagen,  dass  die  Holländer 
anjetzo  mehr  als  keinmal  vom  Frieden  redeten,  mit  dem  Vorwand,  es 
wäre  ihnen  unmöglich,  den  Krieg  weiter  zu  übertragen,  so  den  Mylord 
und  mich  nicht  wenig  alarmirt,  wiewohlen  sowohl  er,  als  ich  zwar 
positive  von  einer  Proposition  nichts  zu  sagen  wissen ;  wir  suchen  aber 
fl( issig  nach,  es  unter  der  Hand  zu  erfahren;  dann  da  der  Bouffiers 
und  Chamillard  zu  Lille  ankommen,  verursacht  es  uns  umsomehr 
IVachdenken. 

Lizwischen  trachte  ich  mit  ihm,  Mylord,  von  Einrichtung  der 
künftigen  Kriegs-Dispositionen  zu  reden  und  einfolglich  dahin  zu 
sehen,  dass  man  sie,  Holländer,  mit  eingehen  machen  und  die  Lust 
zum  Frieden  aus  dem  Kopf  bringen  möchte,  so  umso  gewünschter 
wäre,  als  man  audurch  die  gute  Hoffnung  hätte,  Frankreich  einsmals 
rechtschaffen  zur  Raison  zu  bringen. 

137. 

An  den  Obristen  Bärthel  (Bartels).  Feldlager  bei  Werwick, 

1.  August  1708 -). 

Es  ist  schon  recht,  dass  Herr  Obrist  mit  denen  zwei  Palffy'schen 
und  Falkenstein' sehen  Compagnien  auf  das  Splenyi'sche  Regiment  zu 
Bonn  warten,  in  der  Hoffnung,  dass  dieses  bald  kommen  werde,  und 
wird  der  Herr  Obrist  wohl  beobachten,  wann  Derselbe  seinen  Marsch 

1)  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fase.  VIII.  3. 
*)  Kriegs-A.,  Niederlaude  1708;  Fa.sc.  YIII.  4. 


186 

zur  Armee  weiter  antreten  wird,  dass  es  mit  aller  Sicherheit  beschehe, 
damit  Demselben  kein  Uni!:lüek  zustossen  möge.   Womit  etc. 

138. 

An   den   kaiserlichen  Gesandten  Heems  im  Haag*.  Lag-er  bei 
Werwick,  1.  August  1708'). 

Auf  Dero  vom  28.  passato  unverlialte  ich  in  Antwort,  dass,  so- 
viel die  spanische  Affaire  betrifft,  t?ic  aus  dem  mit  jüngster  Post  an 
Dieselbe  abgegangenen  Schreiben  das  Mehrere  ersehen  haben  werden, 
Avas  hierüber  ich  nacher  Hof  berichtet  habe;  worauf  mich  dann  gänz- 
lich beziehe  und  mit  Deroselben  mich  conformire,  dass  wegen  des 
Succurses  von  8000  Mann  für  die  gegenwärtige  Campagne  wenig  mehr 
7Ai  hoffen  sein  werde,  und  damit  ich  aber  sonsten  über  Ein-  und  An- 
deres mich  mit  Deroselben  vertraulicher  und  in  Geheim  herauslassen 
möge,  so  wollte  ich  wünschen,  dass  Sie  mir  unter  sicherer  Hand  einen 
Ziffer- Schlüssel  zuschicken  könnten ;  dann  von  hier  aus  wüsste  ich 
es  nicht  zu  bewerken  und  glaube,  dass  Sie  es  von  dorteu  mit  mehrerer 
Sicherheit  thun  könnten. 

Wegen  der  churpftilzischen  Kecrutiraug  ist  allein  zu  wünschen, 
dass  der  ausgesetzte  Termin  bewerkt  und  sothane  Recruten  um  diese 
Zeit  an  Ort  und  End  sich  einfinden  möchten.  Wann  es  ja  nicht  anders 
sollte  sein  können ,  muss  wegen  Completirung  der  holländischen 
Truppen  freilich  der  letzte  Schluss  amplectirt  werden,  bei  welcher 
Beschaffenheit  aber  der  König  nichts  als  neue  Leute  haben  wird. 

Wegen  der  Operation  von  Sicilien  hat  man  mir  dahier  eben 
geantwortet,  dass  die  Flotta  die  Ordre  schon  hätte,  ich  aber  gleich- 
wohlen  daraufgedrungen,  dass  von  dem  Duc  de  Mar  Ib  or  ough,  um 
diese  Ordre  an  die  Admiralität  nochmalen  zu  reiteriren,  nachdrücklich 
geschrieben  worden.  Dass  übrigens  von  denen  erinnerten  Transports- 
spesen und  dem  Ueberschuss  der  holländischen  Gelder  Seine  königl. 
Majestät  eine  mehrere  Anzahl  Truppen  aushalten  möchten,  l)in  mit 
Ihnen  gleicher  Meinung.  Womit  etc. 

139. 
An  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  bei  Werwick,  1.  August  1708  '^). 

Dass  Dieselben  mir  zu  der  jüngst  wider  die  Feinde  gewonnenen 
Bataille    unterm    20.    passato    so    wohlmeinenden    Glückwunsch    haben 

V)  Kriegs-A.,  Si.aiiien   1708;  Fase.  VIII.   9. 
"j   Kriegs-A.,   Spanien    1708;  Fa.sc-.   Vlll.    10. 


187 

erstatten  wollen,  bedanke  mich  schönstens,  und  die  mir  beigeschlossene 
Antwort  der  Königin  von  England  ist  vorhin  schon  von  D  on  Quiro  s 
commuuicirt  worden,  und  werden  Dieselbe  auch  aus  meinem  mit 
letzter  Post  Abgelassenen  weitläufig  ersehen  haben,  was  ich  auf  des 
Uofes  Befehl  dem  Mylord  in  verschiedenen  Puncten  über  die  spanische 
Affaire  vorgestellt,  auch  nacher  Hof  darüber  relationirt  habe ;  worauf 
ich  mich  dann  berufe  und  Dieselbe  annebst  ersuche,  dass  Sie  Ihresorts 
dus  Werk  pressiren  und  von  Zeit  zu  Zeit  darüber  berichten  wollten. 
Uebrigens  habe  Deroselben  bei  dem  Mylord  Stair  darum 
nicht  geschrieben,  weilen  damals  die  Gelegenheit  nicht  gehaljt,  ich 
hoffe  aber,  dass  Sie  von  Demselben  mündlich  Ein-  und  Anderes  vei-- 
nommen  haben  werden.  Womit  etc. 

140. 

An  den  Grafen  Trauttmansdorff.  Feldlager  bei  Werwick, 
1.  August  1708*). 

Ich  sage  Euer  Excellenz  den  schuldigen  Dank,  dass  Dieselbe  mit 
Einschickung  ein-  und  anderer  Nachrichten  über  die  dortigen  Vorfallen- 
heiten  unterm  18.  Juli  mich  abermaleu  beehren  wollen.  Ich  habe  hin- 
gegen nichts  Anderes  zu  erinnern,  als  dass  gut  sei,  wann  der  Papst 
wegen  ansuchender  Anwerbung  einer  Anzahl  Schweizer  nicht  reus- 
siren  würde.  Uebrigens  berufe  mich  auf  ein  inliegendes  Journal  und 
verbleibe  etc. 

141. 

BericM  an  den  Kaiser.  Lager  bei  "Werwick,  4.  August  1708^). 

Wie  Euer  kaiserl.  Majestät  aus  meinem  unterm  1.  dieses  an  Die- 
selbe abgeloffenen  allergehorsarasten  Schreiben  allergnädigst  zu  ersehen 
werden  geruht  haben,  so  solle  auch  morgen  oder  übermorgen  von  Brüssel 
die  schwere  Artillerie  aufbrechen.  Nachdem  aber  die  vom  Feind  einkom- 
menen  Nachrichten  confirmiren,  dass  nicht  nur  der  Vendome  in  seinem 
Lager  grosse  Mouvements  gemacht,  sondern  auch  der  Duc  de  B  e  r- 
w  i  c  k  sich  gleichermassen  bewegen  und  im  Anmärsche  sein  solle ;  so 
hat  man  sich  nmsomehr  besorgt,  dass  derselbe  sogedachte  Artillerie 
anfallen  und  ein  Unglück  geschehen  möchte,  und  dannenhero  für 
gut  befunden,  dass  oder  der  Mylord  Duc  de  Marlbor ough  oder  ich 
mit  einem  Detachement  von  25  Bataillons  und  35  Escadronen  zu  dem 


')  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.   VIII.  2. 

-j   Kriegs-A.,  Niederlaude   1708;  Fa.sc.  VIII.  20. 


188 

bei  Atli  stellenden  Corps  stossen  und  anmit  tracliten  sollen,  dass  des 
Feindes  Vorhaben  verhindert,  einfolglich  ersagte  Artillerie  sicher  hie- 
her  gebracht  weide. 

Diesem  zufolge  nun  ist  vorgedachtes  Detacheraent  gestern  Abends 
von  hier  aufgebrochen  und  ich  für  meine  Person  gehe  den  Augen- 
])lick  liinnach  und  werde  an  meiiien  Kräften  nichts  erwinden  lassen, 
Alles  zu  thun,  was  innner  menschenmöglich  ist;  wiewohlen  es  schwer, 
und  nicht  so  leicht  sein  wird,  derlei  feindlichem  Beginnen  entgegen- 
zustehen, da  von  Brüssel  bis  hieher  die  Stück  gleichwohlen  einen 
Weg  von  25  hiesigen  Meilen  zu  machen  haben,  und  der  Feind  von 
oben  und  unten  darauf  ankommen  und  dieselben  in  die  Mitte  nehmen 
kann;  dann  der  Duc  de  Marlborough  hier  verbleiben  und  die  ge- 
nommenen Posten  behaupten  muss,  damit  nicht  etwa  der  Feind,  wann 
man  sich  von  hier  entfernen  oder  gar  zu  sehr  schwächen  sollte,  sothane 
unsere  Posten  occupiren  und  uns  einfolglich  die  Belagerung  Lille  im- 
pediren  könnte. 

Sonsten  ist  nichts  Veränderliches  passirt,  mithin  habe  ich  auch 
F.  k.  M.  weiter  nichts  allergehoi'samst  zu  berichten,  als  dass  ich  mich 
in  aller  Eile  zu  Deroselben  Allerhöchsten  kaiserl.  Huldeu  und  Gnaden  etc. 

14S. 

An  den  GWM.  de  Wendt.  Feldlager  bei  Werwick, 
4.  August  1708  '). 

Ich  sage  dem  Herrn  General- Wachtmeister  dienstlich  Dank  für 
den  mir  unterm  21.  passato  zur  jüngst  wider  den  Feind  gewonnenen 
Bataille  gethanen  Glückwunsch  und  hiernächst  in  Dessen  Schieiben 
enthaltenen  Nachrichten,  und  repetire  dem  Herrn  General- Wachtmeister 
nochmalen,  dass  ich  nicht  begreifen  könne,  wie  der  kaiserliche  Hof- 
kriegsrath  die  KoUonits'schen  Huszaren  theils  mit  Pferden  ohne  Sättel 
und  theils  zu  Fuss  habe  marschiren  lassen  können,  auch  was  ich 
Demselben  sonsten  wegen  der  Fels-  und  Reising'schen  Commandirten 
geschrieben  habe.  Womit  etc. 

143. 

An   den  FML.   Freiherrn  Zum  Jungen.  Lager  bei  Werwick, 

12.  August  1708 'J. 

Was  mein  Herr  General  -  Feldmarschall -Lieutenant  unterin 
7.  passato  über  Ein-  und  Anderes  berichtet  hat,  dient  mir  zur    Nach- 

»)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  .'). 
2j  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fa.sc.   VIII.    14. 


189 

rieht,  und  ist  auch  schon  recht,  dass  Derselbe  die  von  Seiner  königl. 
Hoheit  verhmgte  Tabelle  von  der  Infanterie  auf  14.000  Köpfe  richten 
werde. 

Die  Desertion  belangend,  kann  ich  nicht  begreifen,  M^as  dessen 
die  Ursache  sein  müsse,  da  doch  die  Leute  anjetzo  ihr  Brod  und 
Wochengeld  richtig  bekommen.  Ich  glaube  also,  dass  sie  dcbauchirt 
■werden  dürften,  Avorüber  man  nachzufragen  und  gute  Acht  zu  tragen 
hätte.  Womit  etc. 

144. 
An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  15.  August  1708  ')• 

Die  Zeit  pressirt  mich  und  die  Occupationes  sind  so  gross,  dass 
ich  Einem  lobl.  Mittel  für  heute  kein  Journal  anschliessen  kann  und 
auch  solches  bei  voriger  Post  aus  dieser  Ursache  unterlassen  müssen, 
so  aber  mit  nächster  Ordinari  bewirkt  werden  solle. 

Inzwischen  erinnere  Demselben  in  aller  Eile,  nachdem  ich  die 
schwere  Artillerie  glücklich  und  ohne  den  geringsten  Anstoss  vom 
Feind  erlitten  zu  haben,  nacher  Menin  geführt,  dass  ich  darauf  mit 
der  meinem  Commando  untergebenen  Armee,  wozu  der  Mylord  Duc 
von  seiner  auch  eine  Anzahl  Truppen  beigegeben  hat,  vorgestern  dahier 
ankommen  sei.  Man  ist  nun  im  Werk,  die  Circumvallations-  und  Contra- 
vallations-Linie  zu  machen  und  sodann  die  Belagerung  anzufangen, 
worüber  Einem  lobl.  Mittel  von  Zeit  zu  Zeit  das  Weitere  berichten 
werde,  und  verbleibe  etc. 

145. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  15.  August  1708'). 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  ich  mit  letzterer  Ordinari  in  aller 
Unterthiinigkeit  darum  nichts  berichten  können,  weilen  ich  in  conti - 
nuirlichem  Marsch  und  Bewegung  und  mithin  solchergestalt  occupirt 
gewesen,  dass  mir  kein  Augenblick  übrig  war,  schreiben  zu  können. 
Öolchemnach  aber  solle  E.  k.  M.  allergehorsamst  erinnern,  nachdem 
die  schwere  Artillerie  von  Brüssel  den  7.  dieses  zu  Soig-nies  zu  mir 
gestossen,  dass  ich  mit  derselben  daraufhin  den  11.  detto  zu  Helchin 
ankommen  und  sie,  ohne  den  geringsten  Anstoss  vom  Feind  gehabt 
zu  haben,  glücklich  nacher  Menin  gebracht  habe ;  obwohlen  man  be- 
sorgt, dass  es  so  leer    nicht    abgehen    dürfte,    da  von  einer  Seite    ein 


')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  i2. 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  VIII.  4a. 


190 

starkes  Detachement  sowohl  von  dem  Duc  de  V  e  n  d  o  m  e,  als  von 
der  anderen  Seite  der  Duc  de  Berwick  selbsten  im  Anmärsche 
gewesen  sind. 

Ich  })liel)  mit  den  bei  mir  gehabten  Truppen  zu  vorgemeltem 
Helchin  stehen,  und  nachdem  mich  den  12.  darauf  mit  dem  Duc  de 
^larlbo  r  o  ugh.  der  mit  seiner  Armee  von  Werwick  dahin  gerückt, 
in  der  Früh  unterredet  und  von  seiner  zu  der  meinem  Comraando 
untergebenen  Armee  noch  eine  Anzahl  Truppen  beigegeben  worden, 
marschirte  ich  gerade  gegen  Lille,  allwo  ich  auch  vorgestern  Früh 
angelangt  war  und  diesen  Tag  den  Platz  ringsherum  einschliessen, 
gestern  aber  die  Circumvallations- Linie  auszustecken  anfangen  Hess, 
welche,  weilen  sie  eine  Weite  von  scchsthalb  Stunden  in  sich  be- 
greift, so  hatte  ich  auch  die  Armee,  die  in  53  Bataillons  und  89  Esca- 
dronen  besteht,  nur  in   einer  Linie  postiren  können. 

Sobald  man  nun  mit  ermelter  Circumvallations-  und  der  Contra- 
vallations-Linie  Alles  vollkommen  disponirt  haben,  auch  die  Artillerie 
von  Menin  hier  ankommen  und  andere  Vei-anstaltungen  vorgekehrt 
sein  werden,  sobald  wird  auch  mit  der  Belagerung  der  Anfang  ge- 
macht werden. 

E.  k.  M.  werden  mir  hiernächst  in  keinen  Ungnaden  aufnehmen, 
Avann  meine  gegenwärtige  allergehorsamste  Relation  kurz  abbreche 
und  annebens  mein  gewöhnliches  Journal  in  aller  Unterthänigkeit 
anzuschliessen  imterlasse,  weilen  ich  keinen  Augenblick  Zeit  habe,  so 
aber  mit  nächster  Post  allergehorsamst  bewerket  und  unter  einsten 
auch  die  durch  den  General- Adjutanten  von  Hohend(M"f  mir  ein- 
geschickte Expedition  allerunterthänigst  beantwortet  werden  solle. 
Womit  etc. 

146. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 
19.  August  1708'). 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  ich  zwar  unterm  15.  dieses  iu  aller 
Unterthänigkeit  berichtet,  dass  Ihro  ich  mit  der  heutigen  Ordinari 
das  gewöhnliche  Journal,  welches  der  vielen  Occupatiouen  willen 
nicht  hätte  verfertigt  und  dannenhero  ausgelassen  werden  müssen, 
allergehorsamst  überschicken  wollte.  Nachdem  aber  diese  mehrers  zu-, 
als  abgenommen,  da  ich  annoch  der  Belagerung  halber  mit  ein  und 
anderen  Anstalten  sehr  beschäftigt  bin,  so  habe  auch  diesesmal.  wie 
gerne  ich  schon  wollte,  ersagtes  Journal  nicht  verfertigen  lassen  und 
anschliessen  können   und  muss    es  daher  auf  eine  andere  Post  hinaus 


')  Kriegs-A.,  Nie<l.Tl;iii.l.'   1708;    F'asc.  VIII.  44. 


191 

sparen  und  solcliemnach  E.  k,  M.  iumittelst  zu  Dero  allergnädigster 
Nachricht  allergehorsarast  berichten,  das8  die  schwere  Artillerie  meisten- 
theils  hier  im  Lager  schon  angelangt  und  der  Ueberrest  lieutc  noch 
erwartet  werde;  man  auch  mit  der  Cii-cumvallations-Linie  ziemliclier 
massen  avancirt  und  eine  grosse  Quantität  Faschinen  und  Schanz- 
körbe fertig,  auch  mit  anderen  Anstaltc^n  so  weit  gekommen  sei, 
dass  ich  hoffe,  morgen  in  dem  Namen  Gottes  die  Trancheen  zu 
eröffnen,  zu  welchem  Ende  zwar  der  Platz,  wo  der  Attaque  beschehen 
solle,  bereits  recognoscirt;  ehe  man  aber  wirkliche  Hand  anlegen 
wird,  gedenke  ich,  selben  zum  Ueberfluss  nochmalen  zu  besehen,  und 
bedauere  nur,  dass  es  nicht  schon  geschehen  und  die  Belagerung 
angefangen  sei.  Allein  nachdem  der  Platz  weitläufig  und  gross,  mit 
Stücken  und  anderer  Munition  überflüssig  versehen,  auch,  wie  die 
Deserteurs  sagen,  20  bis  23  Bataillone  nebst  dritthalb  Regimentern 
Dragoner  und  ein  Detachement  von  Cavallerie,  so  mit  den  Bouffiers 
hineingekommen,  darinnen  sich  befinden  sollen ;  so  hat  man  sothane 
Belagerung  nicht  ehender  angehen  können,  bis  man  nicht  auch  unser- 
seits solche  Anordnung  gemacht  hat,  dass  Alles  zur  Genüge  vor- 
handen, einfolglich  mit  allem  Ernst  und  Gewalt  die  Attaque  angefangen 
werden  möge,  um  destomehr,  als  ich  keine  überflüssige  Truppen  bei 
mir  habe,  der  Feind  aber,  wie  man  abnehmen  kann  und  die  Deserteurs 
referiren,  sich  zu  einer  grossen  Gegenwehr  bereiten  und  in  dem  Platz 
unablässlich  arbeiten   thut. 

Der  Duc  de  Marlborough  steht  mit  seiner  Armee  annoch 
zu  Helchin,  und  wie  die  Nachrichten  geben,  so  solle  der  Duc  de 
Bourgogne  Willens  sein,  ein  Mouvement  zu  thun.  Zum  wenigsten 
ist  gewiss,  dass  derselbe  bis  auf  Gramont  die  Wege  habe  zurichten 
lassen,  der  Duc  de  Berwick  aber  sei  denen  Kundschaften  nach 
mit  seiner  völligen  Armee  bis  Tournay  angerückt,  um  sich  mit 
einander  zu  conjungiren  und  weiter  zu  sehen,  was  zu  thun  sei. 

Bei  dieser  Beschaffenheit  nun  haben  zwar  vorhin  schon  der 
Mylord  Duc  und  ich  untereinander  das  behörige  Concert  genommen, 
was  in  derlei  Fall  zu  thun;  er  hat  aber  gestern  auch  den  General 
Cadogan  zu  mir  geschickt,  um  dass  ich  durch  denselben  mich 
weiters  mit  ihm  verstehen  möchte,  gleich  es  auch  geschehen,  also 
dass,  wann  der  Duc  de  Bourgogne  allein  marschiren  würde,  er 
Mylord,  ihm  mit  seiner  Armee  folgen  solle;  da  aber  zugleich  auch 
der  Duc  de  Berwick  sich  moviren  thäte,  so  würde  ich  mit  50  Esca- 
drons  von  hiesiger  Armee  unverlangt  zu  ihm  stossen  und  mit  der  In- 
fanterie und  dem  Rest  der  Cavallerie  dannoch  die  Belagerung  Lille 
fortgesetzt  werden.  Womit  etc. 


192 

147. 
An  den  Chevalier  Croissy.  20.  August  1708 '). 

On  a  reyii  la  vutre  du  18,  avec  le  cavalier  trouvc  dans  les 
cliamps,  doDt  vous  faites  question  s'il  soit  de  Lonnc  prise  ou  s'il  doit 
i'tre  ramene.  L'affairc  se  dccide  de  soi-nicme,  car  vous  en  counaitrez 
autant  la  raisuii,  t^i  je  vous  dirai  que  ee  meine  cavalier  a  ete  avec 
un  autre  eu  sauvegarde  k  Templeuiais,  pourvu  d'une  sauvegarde  par 
ecrit,  Selon  la  coutüme  pratiquee  autrefois,  qu'on  a  donne  dans  des 
eudroits  plus  etendus  (a)  deux  ou  trois  cavaliers.  Etaut  donc  sorti  ce 
cavalier  du  dit  Teinplcmarä  escorter  un  cliariot  ä  Seclin,  et  n'ayant 
qu'une  sauvegarde  seule  par  ecrit,  il  l'a  laisse  ä  son  caniarade,  croyant 
d'etre  autant  plus  sür  qu'il  ne  s'est  pas  eloigne  que  200  pas  de 
Tcmplemars,  etant  aussi  une  chose  naturelle  qu'un  cavalier  seul  dans 
des  occasions  semblables  ne  sortira  qu'en  boune  foi  de  no  pouvoir 
pas  etre  pris.  On  vous  est  neanmoins  oblige,  Monsieur,  de  l'honetete 
que  vous  temoignez,  vous  assurant  que  je  suis  etc. 

148. 

An  den  Grafen  Gallas.  Hauptquartier  zu  Loos  vor  Lille, 
21.  Aug-ust  1708'). 

Mir  ist  Deroselben  vom  7.  dieses  wohl  eingeloffen  und  hat  es 
dabei  sein  gutes  Bewenden,  dass  Sie  aus  Mangel  der  Materie  eine 
Zeit  her  mir  nicht  geschrieben  haben. 

Betreffend  die  Expedition  des  Admirals  B  y  n  g  habe  ich  auch 
dahier  gewusst,  dass  derselbe  aus  Mangel  guten  Windes  in  seinem 
Dessein  aufgehalten  Averde;  was  aber  dieses  an  sich  selbsten  angeht, 
haben  Sie  gar  Eecht,  dass  mir  selbes  bereits  bekannt  sei. 

Was  Sie  wegen  der  päpstlichen  Affaire  melden,  das  dient  nn'r 
zur  guten  Nachricht;  und  wie  ich  vom  Hof  den  Bericht  habe,  so  ist 
ohnedem  die  Intention,  dass  man  in  keine  feindthätigen  Weitläufig- 
keiten sich  einlasse,  sondern  einer  billigmässigen  Handlung  in  allweg 
stattgeben,  doch  um  solche  zu  unterstützen,  die  Waffen  insoweit 
ergreifen  und  anwenden  wollte;  indessen  ist  es  doch  gut,  dass  der 
Herzog  von  Savoye    seine  Prätension    mit    den  unserigen  vereinige. 

Betreffend  die  Affaire,  von  Catalonien,  referire  ich  mich  auf  das- 
jenige,   was   ich  an  Sie  eben  auf  des  Hofes  Erinnerung  mit  mehrerer 

')  Kric-gs-A.,  Komisches  Reich   1708;  Fase.   VIII.  24. 
^)  Kriegs-A.,  Si>aiiiou   1708;  Fase.   VIII.  56. 


193 

Weitläufigkeit  geschrieben  und  angemerkt  habe,  Avas  ich  für  Punete 
dem  M  a  r  1  b  o  r  0  u  g  h  übergeben  hätte,  worüber  ich  Deroselben 
hiemit  zu  Ihrer  Nachricht  anschiiesse,  was  mir  hierauf  für  eine  Ant- 
wort gegeben  worden  sei. 

Der  Casus  mit  dem  moskovitischen  Ambassadeur  ist  freiUch 
was  extraordinari,  und  ist  zu  erwarten,  was  ersagter  Gesandter  hier- 
über zu  seiner  privaten  und  seines  Principalen  Satisfaction  verlangen 
Averde. 

Wann  ich  in  Ansehung  Dero  Vorworts  dem  recommandirten  von 
Rosenthal  auf  ein  oder  andere  Weise  was  Dienstliches  werde 
erweisen  können,  würde  es  mir  eine  besondere  Freud,  eine  weit  mehr 
erwünschte  Gelegenheit  aber  sein,  wann  ich  Sie  meiner  allsteten 
Dienstergebenheit  versichern  könnte,  es  wird  Ihnen  aber  schon  be- 
kannt sein,  dass  Sie  Ihren  Meriten  nach  am  kaiserlichen  Hof  einen 
Posto  bereits  erhalten  haben. 

149. 
An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Loos,  21.  Aug-ust  1708  '). 

Meines  Herrn  General- Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegscommissärs 
unterm  16.,  18.,  21.,  24.  und  28.  passato  an  mich  Erlassene  sind  mir 
wohl  eingelofFen ,  welche ,  weilen  die  vorgehabten  Mouvements  und 
continuirHchen  Operationes  es  ehender  nicht  zugelassen,  hiemit  punc- 
tatim  beantworte,  und  zwar : 

1.  Wird  bei  der  erinnerten  Beschaffenheit  die  Richtigstellung 
der  Conti  wegen  der  dem  Herbeville'schen  Dragoner-Regiment  und 
der  Reventlau'schen  in  Finale  gebliebenen  Mannschaft  per  Abschlag 
gegebenen  Subsistenzgelder,  item  dass  die  Verpflegung  der  Regimenter 
Guido  Starhemberg  -und  Osnabrück  a  prima  Maji  in  Verlässlich- 
keit  gebracht  wurde,  durch  den  Herrn  Feldmarschall  Grafen  Guido 
Starhemberg  mit  dem  vonStanhope  in  loco  geschehen  müssen. 
Es  dürfte  aber  wenig  Hoffnung  sein,  dass  der  Cassa  was  refundirt 
werden  möchte. 

2.  Erfreut  mich  zu  vernehmen,  dass  sowohl  mit  dem  Brod,  als 
anderen  Dispositionen  bei  der  Armee,  item  Bezahlung  der  Regimenter 
bis  Ende  gegenwärtigen  Monats  es  seine  vollkommene  Richtigkeit  und 
Ihre  königl.  Hoheit  darob  ein  Vergnügen  gezeigt  haben. 

3.  Ist  es  mit  dem  Gambaischen  Contract  nunmehr  eine  geschehene 
Sache,  und  ist  zwar  gar  wahr,  dass  ich  sothanen  Contract  ratificirter 
meinem    Herrn    General- Wachtmeister    zurückgeschickt    habe^    es    war 

1}  Kriegs-A.,  Italieu   1708;  Fase.  VIII.  26. 
Feldzüge  des  Priuzea  Eugeu  v.  Savoyen.  II.  Serie,   1.  Bauil.  Supiilement-Heft.     13 


194 

aber  dabei  nicht  meine  Intention,  dass  auch  die  ausser  dem  Contract 
in  dessen  Schreiben  anjresetzten  17.000  Doppien  mit  darunter  begriffen 
sein  sollten,  und  zwar  umsoweniger,  als  mein  Herr  General- Wacht- 
meister und  Obrist  -  Kriegscommissär  in  seinem  allegirten  Schreiben 
vom  24.  Mai  ausdrücklich  folgende  Formuli  angesetzt  hat,  von  deren 
Gutmachung  an  dieser  Anticipation  ich  mich  im  Geringsten  nicht 
einffelassen  habe.  Sonsten  aber  ist  es  nicht  mehr  an  der  Zeit,  den 
Contract  zu  ändern,  wohl  aber  repetire  mein  Voriges  und  was  in 
specie  noch  aus  Wien  Demselben  abgelassen  habe,  dass  man  dem  Gamba 
in  die  prätendirenden  Interessen  absolut  nicht  couscntiren  solle;  für 
das  Künftige  aber  wird  es  gut  sein,  wann  derlei  mehr  errichtende 
Contracte  klar  stilisirt  und  nicht  ausser  derselben  gehandelt,  sondern 
Alles,  wie  es  an  sich  selbsten  ist,  inserirt  werde,  auf  dass  man  positive 
wissen  möge,  was  gehandelt  worden  sei.  Wobei  auch  zu  beobachten  sein 
wird,  dass  auch  die  Interessen  künftighin  weiter  herabgebracht  und 
auf  das  Meiste,  so  man  sich  einlassen  könnte,  auf  12  per  cento  sei,  so 
ein  Ehrliches  ist,  und  ich  meinem  Herrn  General- Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegscommissär  versichern  kann,  dass  man  dahier  auch  noch 
auf  ein  Ringeres  (Geringeres)  tractire. 

Der  Herr  Marquis  Prie  aber  hat  mir  von  obgedachtem  Gamba- 
ischen  Tractat  nichts  geschrieben,  sondern  nachdem  ich  in  meiner 
Rechnung,  so  ich  auf  diese  Anticipation  gemacht  und  geglaubt  habe, 
dass  andurch  die  Regimenter  bezahlt  und  mithin  die  Campagne  hindurch 
Alles  damit  bestritten  werden  könnte,  einen  so  grossen  Verstoss  wider 
mein  Vermuthen  gefunden,  habe  ich  wohl  nicht  anders  gekonnt,  als 
hierüber  an  meinen  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissär zu  rescribiren. 

4.  Geschieht  gar  wohl,  wann  der  Benedetto  Magni  richtig  wird 
bezahlt  werden,  da  dieser  seiner  gut  geleisteten  Dienste  halber  und 
dass  er  aus  Liebe  zu  dem  allerdurchlauchtigsten  Erzhause  Alles 
verlassen,  einer  Particular  -  Consideration  würdig  ist  und  in  allweg 
verdient  hat,  dass  man  selben  seinen  Unterhalt  gebe  und  niclit 
crepiren  lasse. 

5.  Bin  ich  zu  weit  entfernt,  wegen  der  von  dem  parmesanischen 
Clero  noch  ausständigen  17.000  Doppien  meinem  Herrn  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissär  was  zu  melden,  man  wird  also  vom 
Hof  aus  hierüber  die  weitere  Resolution  einholen  und  erwarten  müssen. 

6.  Hat  es  zwar  sein  Bewenden,  dass  die  Tabellen  über  die  ein- 
geschifften kaiserlichen  Völker  mir  anhero  überschickt  worden ;  besser 
aber  wäre  es,  wann  diese,  wie  ich  es  erinnert  habe,  von  dem  englischen 
Gesandten  unterzeichnet  gewesen  wären. 


195 

Hicrnäclist  approbiro  ich  zwar,  dass  mein  Plerr  Geneial-W^iclit- 
meister  Seinesorts  pressirt,  damit  wegen  Nachschickung  der  von  dem 
Osnabrück'schen  Regiment  anmarschirenden  Recruten  Alles  zeitlich 
veranstaltet  werde.  Ich  kann  aber  nicht  approbiren,  dass  ersagte 
Recruten  interim  in  Mantua  verlegt  werden,  woselbsten,  als  in  einem 
ungesunden  Ort,  die  neuen  des  Landes  gar  nicht  gewohnten  Leute 
erkranken  und  mithin  ausser  Stand  zu  Trans})ort  kommen  oder  hin- 
sterben werden.  Besser  ist  es  also,  dass  man  selbe  gegen  Pavia  oder 
daherum  interim  eintheile,  bis  der  Trausport  parat  sein  werde. 

7.  Wessen  mein  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissär  occasione  des  der  beiden  Herzogthümer  Parma  und  Pia- 
cenza  herausgegebenen  kaiserlichen  Manifests,  wegen  derjenigen  Ein- 
künfte von  denen  geistlichen  Gütern,  welche  sonsten  nacherRom  gezogen 
werden,  sich  anfragen  wollen,  ist  eine  Sache,  worüber  ich  von  hier 
aus  nichts  sagen  kann;  der  Herr  General -Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegscommissär  hat  gar  wohl  gethan,  hierüber  nacher  Hof  zu  schreiben, 
von  wannen  aus  Demselben  das  Weitere  schon  zukommen  wird. 

8.  Schreibe  ich  eben  unter  heutigem  Dato  an  den  kaiserl.  Hof- 
kriegsrath  nacher  Wien,  dass  selber  darob  sein  wolle,  dass  der  Kauf- 
schilling der  Virgilianischen  Güter  zu  nichts  Anderem  als  zu  dem 
Militare  in  der  Lombardie  employirt  werden  solle. 

9.  Dient  mir  der  angelegte  Extract  dessen,  was  denen  darin 
stehenden  Regimentern  zu  Fuss  und  Pferd  a  prima  Novembris  1707 
bis  Ende  Aprilis  1708  an  Verpflegung  gebühre,  dieselben  darauf  an 
baarem  Geld  und  Naturalien  empfangen  und  annoch  restire,  zur  guten 
Nachricht.  Und  übrigens  sage  Deroselben  dienstlichen  Dank  vor  den 
gethanen  Glückwunsch  zur  Bataille  von  Oudenarde  und  anderen 
angemerkten  Nachrichten. 

150. 

An  den  Grafen  TrauttmansdorflT.  Hauptquartier  zu  Loos  vor 
Lille,  21.  August  1708'). 

Euer  Excellenz  Beide  vom  1.  und  8.  dieses  sind  mir  wohl  eiu- 
geloffen,  worauf  Deroselben  hiemit  den  schuldigsten  Dank  sage,  dass 
Sie  über  die  Bataille  zu  Oudenarde  sich  erfreuen  und  mir  zu  gratuliren 
belieben  wollen. 

Dass  die  bewusste  Entreprise  sich  entdeckt  hat,  ist  zu  bedauern 
und  ich  zweifle  nicht,  E.  E.  werden  hievon  dem  Herrn  Churfürsteu 
zu  Hannover  sogleich  parte  gegeben  haben,  damit  er  seine  weitere 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708  ;  Fase.  VIII.  25. 

13* 


196 

^lass  hierüber  abfassen,  eiut'olglich  verhütet  werden  möchte,  dass  von 
der  bereits  im  klarsehe  gewesenen  Mannschaft  nichts  vei'luren  gehe. 
Sonsten  aber  ünde  ich  gleichwohl  nötliig  zn  sein,  dass  mau  unter  der 
Hand  nachfragen  und  exarainiren  solle,  wie  und  auf  was  Weise  die 
Sache  offenbar  worden  sei.  Ich  berufe  mich  übrigens,  soviel  dahier 
passirt,  auf  den  Auschluss  und  etc. 

151. 

An  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 

21.  August  1708'). 

Die  Zeit  hat  mir  nicht  zugelassen,  dass  ich  des  Herrn  Hofkriegs- 
raths  vom  25.  passato  jüngsthin  hätte  beantworten  können;  ich  bewerke 
es  also  hiemit  und  sage  Demselben  dienstlichen  Dank  für  den  mir  so 
wohlmeinend  gethanen  Glückwunsch  über  die  erfochtene  Bataille 
von  Oudenarde. 

Was  den  ungai'ischen  Krieg  betrifft,  ist  sich  nicht  zu  verwundern, 
dass  die  Sachen  nicht  besser  gehen,  wann  ein  Jeder  thut,  was  er  will, 
und  Einer  dort,  der  Andere  dahin  lauft;  obschon,  da  nun  mein  Regiment 
und  die  Dänen  daselbsten  ankommen,  gleichwohl  eine  solche  Macht 
beisammen  sich  befindet,  als  noch  nie  gewesen  ist.  Ein  löbl.  Mittel 
muss  solcheranach  nicht  leiden,  das  einmal  concertirte  Sistema  nach 
eines  Anderen  Einfall  zu  ändern,  sondern  Ihre  kaiserl.  Majestät  ein 
starkes  Referat  hinaufgeben  und  dem  Herrn  Feldmarschall  Grafen 
von  Heister  Puncta  vorschreiben,  was  er  zu  thun  und  zu  lassen 
habe;  dann  sonsten  auf  diese  Weise  die  Confusionen  ärger  als  nie- 
mal, und  die  Truppen  ohne  Operation  zu  Grunde  gehen  werden.  Wobei, 
wie  der  Herr  Hofkriegsrath  meldet,  mir  umso  lieber  sein  würde,  wann 
Derselbe  alle  Wochen  einen  ausführlichen  Bericht  erstatten  möchte,  als 
ich  ausser  dessen  Obangezogenen  nichts  gesehen  und  hingegen  viel 
Particular-Briefe  vorhanden  sind,  welche  melden,  als  ob  der  Herr 
General  Heister  eine  glückliche  Action  gehabt  haben  solle. 

Dass  in  Arad  von  der  Contagion  fast  Alles  ausgestorben,  bedauere 
ich  und  zweiffe  dabei  nicht.  Ein  löbl.  Mittel  werde  solche  Vorsehung 
gethan  haben,  womit  dieses  Uebel  nicht  Aveiter  einreissen  und  sich 
etwo  bis  an  die  deutschen   Grenzen  extendiren  möchte. 

Was  übrigens  die  Streitigkeiten  mit  denen  Türken  belangt,  dürfte 
vielleicht  am  leichtesten  darauszukommen  sein,  wann  man  den  Pascha 
von  Belgrad  mittelst  eines  Stücks  Geld  gewinnen  könnte,  so  der 
kürzeste  und  leichteste  Weg  sein  dürfte. 

')  Kriegs-A.,  Ungarn   1708;  Fase.   VIII.   10. 


197 


152. 


An  den  dänischen  Gesandten  Friedrich  Freiherrn  v.  Weyberg. 
Hauptquartier  zu  Loos  vor  Lille,  21.  August  1708 'j. 

Ich  bin  Deroselben  nicht  wenig  ohligirt,  dass  Sie  ob  der  glück- 
lichen Bataille  von  Oudenarde  einen  Theil  nehmen  und  mir  unterm 
1,  dieses  darzu  so  wohlmeinend  gratuliren  wollen. 

Hiernächst  aber  erfreue  ich  mich,  dass  endlich  die  Sachen  mit 
Iliro  königl.  Majestät  zu  Dänemark  beigelegt,  anmit  auch  Ihre  Truppen 
nacher  Ungarn  marschirt  sind,  nicht  zweifelnd,  Sie  werden  Selbsten 
vernünftig  erkennen,  dass  dieser  Marsch  anzutreten,  es  einsmals  Zeit 
gewesen  sei. 

Ich  wünsche  Ihnen  sonsten  alles  Glück  zu  Ihrer  vorhabenden 
lieise  und  erwarte  bei  meiner  Zurückkunft,  wie  Sie  mir  melden,  die 
Ehre  zu  haben,  von  Ihnen  darüber  weitläufiger  unterhalten  zu  werden. 

Schliesslich  erfreut  es  mich  nicht  weniger,  wann  mein  mithabendes 
Regiment  in  einem  solchen  Stand  sich  befunden,  dass  man  darum  eine 
Vergnügung  gehabt  habe.  Womit  etc. 

153. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 
22.  August  1708  0- 

Euer  kaiserl.  Majestät  berichte  hiemit  allergehorsamst,  dass  heute 
Nacht  in  dem  Namen  Gottes  die  Trancheen  vor  hiesiger  Festung 
werden  eröffnet  werden,  wozu  10  Bataillone  mit  4  bis  5  Tausend 
Arbeiter  destinirt  und  hiernächst  zur  Soatenirung  5  andere  Bataillone 
mit  800  Pferden  gewidmet  seien. 

Der  Mylord  Duc  schickte  heute  früh  den  General  C  a  d  o  g  a  n 
zu  mir  und  Hess  mir  wissen,  dass  er  gesinnt  wäre,  ein  Mouvement  über 
die  Scheide  zu  machen  und  dem  Duc  de  V  endo  nie  zu  verwehren, 
dass  er  sich  mit  dem  Duc  de  Berwick  so  leicht  nicht  conjungiren 
könnte,  so  ich  nicht  allein  approbirt,  sondern  auch  de  novo  versichert, 
dass  nach  dem  genommenen  Concert  jüngsthin  allergehorsamst  erin- 
nertermassen,  auf  den  Fall  sich  beide  feindlichen  Armeen  zugleich 
moviren  sollten,  ich  unverzüglich  mit  50  Escadronen  zu  ihm  stossen 
würde. 

Uebrigens  hat  ersagter  Mylord  durch  einen  eigenen  Courier  die 
erfreuliche    Nachricht    erhalten,    dass    4    englische    Kriegsschiffe,    die 

<)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  VIII.  11. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  4ß. 


198 

in  4  grossen  und  10  kleinen  Galiouen  bestandene  Silber-Flotta 
attaquirt  und  3  der  grösseren  nebst  dem  Contre-Admiral  genommen, 
der  Admiral  aber  habe  sich  mit  seinem  Schiff,  das  ist  das  vierte,  und 
800  Mann  in  die  Luft  gesprengt,  welches,  gleich  es  eine  Zeitung  von 
guter  Consequonz  ist,  als  habe  es  auch  E.  k.  M.  hiemit  allergehorsamst 
beirücken   und  mich  zu  Allerhöchsten  kaiserl.  Huhlen  und  (Inaden  etc. 


154. 

An  den  Hofkriegsrath.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 
22.  August  1708'). 

Nachdem  ich  ein  Paar  Posttage  her  so  sehr  occupirt  gewesen, 
dass  es  mir  unmöglich  war,  Dero  durch  den  General- Adjutanten  von 
Hohen  dort"  an  mich  erlassenes  Schreiben  zu  beantworten,  so  bewerke 
ich  es  hiemit,  und  gleichwie  solches  zum  Theil  in  Nachrichten  be- 
standen, so  berühre  ich  auch  allein  Dasjenige,  was  von  Consequenz 
und  einer  Antwort  uöthig  hat,  und  zwar: 

jmo  will  in  allweg  erfordern,  dass  Ein  löbl.  Mittel  nicht  nur 
von  dem  Virgilianischen  Kauf  vollkommen  informirt,  sondern  auch 
darob  sei,  dass  der  Kaufschilling  darvon  umso  gewisser  für  die  Armee 
in  der  Lombardie  verwendet  werde,  als  widrigens  dieselbe  nicht  würde 
subsistiren  können  und  zu  Ihro  kaiserl,  Majestät  höchstem  Schaden 
merklich  leiden  und  zu  Grunde  gehen  müssen.  Wovon  dann  Ein  löbl. 
Mittel  in  der  Deputation  reden  und  auf  den  Effect  dringen  wolle. 

2^°  Steht  es  bei  Ihro  kaiserl.  Majestät  allergnädigster  Intention,  ob 
Sie  mehrere  Regimenter  haben  und  mithin  das  von  dem  Prinzen  von 
Hilperts  hausen  (Hildburghausen)  offerirte  Regiment  Dragouer 
acceptiren  wollen.  Was  aber  Ein  löbl.  Mittel  wegen  dessen  Wiuter- 
verpHegung  meldet,  steht  dieses  Regiment  ohnedem  schon  darin, 
weilen  es  das  in  Ungarn  sich  befindliche  Würzburg'sche  Regiment 
sein   sollte. 

3'"  Schliesse  ich  Einem  löbl.  Mittel  zur  verlangten  Auskunft 
über  des  Herrn  Feldmarschalleu  Graf  Guido  von  Starhemberg 
mir  communicirten  Schreiben  hiemit  bei,  was  ich  demselben  auf  ein 
dergleichen  eben  an  mich  Erlassenes  geantwortet  habe. 

4'"  Conformire  ich  mich  wegen  des  Herrn  Obristen  Boussee 
Prätension  mit  demjenigen,  was  Ein  löbl.  Mittel  an  mich  geantwortet 
hat.  Ich  vermeinte  aber  dabei,  dass  man  den  Herrn  Churfürsten  zu 
Hannover  darvon  capace  machen  sollte. 


';   Kiienrs-A.,   Ni.Ml.'ilaiHle   1708;  Fa.sc   VIII.  62. 


199 

5'°  Hat  Ein  löbl.  Mittel  gar  recht  gethan,  dass  es  wegen  Subsistenz 
der  im  Ferraresischen  stellenden  Truppen  die  behörige  Disposition 
ausgestellt  habe,  weilen  ich  ohnedem  vernommen,  dass  die  Regimenter 
zu  Pferd  nichts  hätten  und  Noth  leiden  thäten. 

6*'^  Hat  Ein  löbl.  Mittel  gar  Recht,  dass  es  sich  wider  die  Promotion 
des  Herrn  Grafen  von  Grronsfeld  zur  innerösterreichischen  Kriegs- 
Präsidentenstelle,  auf  die  Art,  wie  er  es  erhalten  hat,  beklagt,  und  in 
das  Künftige,  wann  wider  Verhoffen  dergleichen  Casus  mehr  geschehen 
sollten,  wolle  Ein  löbl.  jMittel  jedesmals  Ihre  kaiserl.  Majestät  das 
Präjudiz,  so  Demselben  zuwachst,  und  die  Unmanier,  mit  welcher  die 
Präsidenten  umzugehen  pflegen,  in  aller  Unter thänigkeit  vorstellen. 

7™°  Betreffend  die  Landrecruten  wolle  Ein  löbl.  Mittel  in  allweg 
daran  sein,  damit  dasjenige,  was  zu  werben  gewesen,  gestellt  und  je 
eher  je  besser  vollendet  werde. 

Wegen  der  neuen  Landrecruten  aber  habe  ich  Nachricht,  dass 
Böheim  (Böhmen)  darein  bereits  verwilligt  und  nur  allein  verlangt 
hätte,  dass  man  die  Regimenter  zeitlich  herein  verweisen  sollte,  damit 
mau  die  Farbe  der  Montirung  wissen  könnte.  Worüber  dann  Ein  löbl. 
Mittel  das  Weitere  verfügen,  und  dass  auch  respectu  der  anderen 
Länder  ein  Gleiches  geschehe,  darob  sein  und  nicht  weniger  denen 
Regimentern  nochmalen  intimiren  wolle,  wo  ein  jedwedes  angewiesen 
sei,  auch  dass  sie  allgemach  die  Ober-  und  Unterofficiere  sothaner 
Recruten  halber,    in    die   ihnen  assignirteu  Länder  abschicken  sollten. 

Was  hiernächst  der  G WM.  Baron  Broun  (Browne)  Avegen  seiner 
Gage  an  mich  schreibt,  das  zeigt  der  Auschluss.  Wie  nun  derselbe  ohne 
Gage  nicht  dienen  kann,  auch  unbillig  wäre,  wann  man  es  ihm  auf- 
tragen sollte,  da  er  bei  dem  Harrach'schen  Regiment  nichts  mehr  zu 
geniessen  hat,  als  vermeinte  ich,  dass  ihm  sogleich  die  General- Wacht- 
meisters-Gage, oder  zum  wenigsten  die  Obristen-Gage  mit  dem  Haupt- 
manns Tractament  assignirt  werden  sollte,  worüber  Ein  löbl.  Mittel  das 
Weitere  verfügen  wolle. 

So  beschwert  sich  weiters  der  Herr  Obristlieutenant  Renaud, 
dass  er  bei  vorgewester  Promotion  ausgelassen  worden  sei.  Ich  weiss 
zwar  nicht,  dass  ihm  als  Obristlieutenant  ein  Torto  geschehen,  obwohlen 
es  sein  kann,  dass  er  als  Obristwachtmeister  lange  dient,  habe  dahero 
seine  Listanz  an  Ein  löbl.  Mittel  remittiren  wollen,  damit  selbes  auf 
ihn  bei  weiterer  Gelegenheit  zu  reflectiren  nicht  ermangeln  wolle. 
Womit  etc. 


200 


155. 

An  den  FML.  Grafen  Joseph  Philipp  Harrach.  Hauptquartier 
Loos  vor  Lille,  22.  August  1708 ' ). 

Was  mein  Ilerr  General  -  Felclmarscliall  -  Lieutenant  wegen  des 
Savioni  unterm  12.  passato  melden  thut,  wird  Derselbe  seines  Arrestes 
indessen  schon  entlassen  sein.  Sonsten  ist  zwar  zu  l^edauern,  dass 
die  ansrefancrene  Werbunpr  wegen  mane-elnder  Werbg-elder  habe  unter- 
brechen  werden  müssen;  mein  Ilerr  General-Feldraarschall-Lieutenant 
aber  hätte  ehender  davon  berichten  sollen,  auf  dass  auf  Mittel  und 
Remedur  gedenken    können,  sothane  Werbung  befördern    zu    maclien. 

Nachdem  übrigens  der  Baron  Broun  (Browne)  die  General- 
Feldwachtmeisters-Stelle  erhalten,  wird  mit  dessen  habender  Compagnie 
anderwärtige  Disposition  gemacht  werden  können,  gleich  auch  dem  Obrist- 
lieutenant  Gay  er  die  Obristlieutenants-  und  dem  Obristwachtmeister 
Lippe  die  Obristwachtmeisters-Gage  abzureichen  ist,  da  ich  eben 
unter  heutigem  Dato  nacher  Wien  schreibe,  ersagten  Herrn  GWM. 
Broun  (Browne)  mit  behöriger  Gage  zu  versehen.  Womit  etc. 

156. 

An  den  GWM.  Plischau.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 
22.  August  1708  0- 

Ich  bedauere  selbsten,  dass  die  Errichtung  des  neu  dem  Herrn 
General- Wachtmeister  gewidmeten  Regimentes  bis  anhero  sei  aus- 
gestellt verblieben,  so  sich  darum  verzogen  hat,  bis  die  hierzu  nöthigen 
Gelder  von  England  bezahlt  sein  werden,  welclie  zu  pressireu,  icli 
uncrmano:lc,  in  Verbleibune:  etc. 


157. 

An  den  G.  d.  C.  Grafen   Johann   Päliiy.  Hauptquartier  Loos 
vor  Lille,  22.  August  1708'). 

Euer  Excellenz  ist  bekannt,  dass  die  Formirung  eines  Regiments 
zu    Pferd    nacher    Spanien    mit    Hcrauszieliung    einer  Compagnie    von 


1)  Kricgs-A.,  NioderlaiKlo  1708;  Fase.  VIll.  G4. 
2j  Kiicgs-A.,  Nie.lerlaiide  1708;  Fase.  VIII.  65. 
^)  Kri('jr8-A.,  Nie.lerlaud«   1708;  Fa.sc.  VIII.  (jG. 


201 

jedem    der    in    der  Lombardie     und     Neapel    g'estandenen    Regimenter 
liiiiwiederum  zurückgangen   sei. 

Wie  nun  die  von  E.  E.  löbl.  Regiment  zu  diesem  Ende  gewid- 
mete Compagnie  vor  einigen  Tagen  daliier  wiederum  angelangt  und 
bei  dem  Regiment  eingerückt  ist,  so  hat  man  den  alten  dabei  gewesten 
Rittmeister  wiederum  dazu  gestellt,  und  weilen  aber  derjenige  Ritt- 
meister, so  in  Spanien  hätte  gehen  sollen,  ein  gar  wackerer  Officier 
ist  und  hingegen  bei  dieser  Beschaffenheit  ohne  Compagnie  steht,  so 
habe  ich  dem  Herrn  Obristen  Locatelli  bedeutet,  dass  er  ihn  bei 
der  durch  den  unglückseligen  Todesfall  des  Rittmeisters  F  ö  r  s  t  e  r 
vacant  wordenen  Compagnie  vorstellen  solle,  in  Hoffnung,  dass  es 
E.  E.  allerdings  genehm  halten  und  damit  zufrieden  sein  werden, 
welches  ich,  wanns  nicht  der  allzugrossen  Entferntheit  willen  geschehen 
wäre,  sonsten  ohne  E.  E.  Vorwissen  nicht  gethan  haben  würde. 
Womit   etc. 

158. 

An  den  FML.  Freiherrn  von  Kriechbanm.  Hauptquartier 
Loos  vor  Lille,  22.  Ang-ust  1708'). 

Meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenants  beide  unterm  IL 
und  17.  passato  an  mich  abgelassene  Schreiben  habe  rechts  erhalten 
und  bedanke  mich  für  die  darinnen  gegebene  Nachricht  über  den  Stand 
des  neu  angetretenen  siebenbürgischen  Commando,  und  gleichwie  ich 
aber  meinem  Herrn  General-Feldmarschall- Lieutenant  von  hier  aus  in 
Antwort  nichts  bedeuten  kann,  indem  ich  vom  Hof  allzuweit  entfernt 
bin  und  mithin  nicht  unbillig  zu  besorgen  habe,  dass  ich  vielleicht 
was  erinnern  möchte,  wo  vom  Hof  aus  ein  Anderes  anbefohlen  sein, 
und  mithin  Contrarietäten  herauskommen  dürften,  als  will  ich  meinem 
Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenaut  allein  ersuchen,  von  Zeit  zu 
Zeit  von  denen  darinnigen  Begebenheiten  mir  Communication  zu  geben. 

Hiernächst  aber  glaubete  nötliig  zu  sein,  dass  die  Sache  wegen 
des  Hauptmann  Varenbühler  recht  examinirt  werde. 

Was  übrigens  meines  Herrn  General- Feldmarschall -Lieutenant 
Promotion  belangt,  kann  sich  Derselbe  versichern,  dass  Demselben  kein 
Torto  geschehen  und  ich  in  allweg  reflectiren  werde,  dass  meinem 
Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  Seine  Consolation  angedeihen 
solle.  Womit  etc. 

')  Kriegs-A.,  Uno-arn  1708;  Fase.  VIII.   12. 


202 

159. 

An  den  Hofkrieg-srath  Locher.  Loos  vor  Lille, 
22.  August  1708  'j- 

Meinem  Herrn  Hofkrieg-srath  saj^e  liiemit  freundlielien  Dank  vor 
dessen  zu  der  glüokliclien  Action  von  Öudenarde  mir  so  wohlmeinend 
getlianen  Glückwunsch  und  andere  dabei  gegebene  Nachrichten. 

Mir  ist  leid,  dass  die  Sachen  in  Ungarn  einen  so  schlechten 
Vorgang  haben,  worab  ich  mich  nicht  verwundere,  wann  ein  Jeder 
thut,  was  er  will,  Einer  da  und  der  Andere  dort  auslauft,  mithin  der 
Krieg  solchergestalt  geführt  wird,  dass  das  Uebel  alle  Tage  ärger  und 
die  Confusion  immer  grösser  werden  muss.  Ich  kann  aber  dabei  nicht 
begreifen,  warum  es  dann  nicht  möglich  sein  sollte,  Einen  dahin  zu 
obligiren,  dass  er  präcise  dasjenige  thun  und  exequiren  solle,  was 
mau  einmal  contrahirt  und  zu  Kaisers  Dienst  befunden  hat,  zuvörderst 
anjetzo,  da,  nachdem  die  Dänen  und  mein  unterhabendes  Regiment  in 
Ungarn  aukonmien,  die  Armee  weit  stärker,  als  sie  niemalen  gewesen  ist. 

A\'ari  man  inzwischen  wegen  der  zwei  französischen  Raubschiffe 
vorgekehrt,  dabei  hat  es  sein  Bewenden,  man  rauss  aber  gleichwohl 
weiter  retlectiren,  damit  nicht  etwo  denen  nach  Neapoli  abschickenden 
Recruten  ein  Unglück  zustossen  möchte. 

Den  commissariatiöchen  Aufsatz  bin  ich  gewärtig  und  im  Uebrigen 
wird  zwar  der  Herr  Hofkriegsrath  aus  dem  an  das  löbl.  Mittel  erlas- 
senden Schreiben  mit  Mehreren!  ersehen,  was  ich  der  heurigen  Land- 
Recruten  halber  Demselben  erinnere;  ich  repetire  es  aber  auch  dem 
Herrn  Hofkriegsrath,  damit  Derselbe  seinesorts  nicht  nur  die  Land- 
Recrutirung,  sondern  auch  die  Rimonta  ebenmässig  nachdrücklich 
pressiren  und  den  Regimentern  nochmalen  reiteriren  wolle,  was  an 
dieselben  vorhin  schon  ergangen  ist.  Womit  etc. 

160. 

An  den  FML.   Grafen  Mercy.   Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 

22.  August  1708  M. 

Ich  habe  zwar  aus  meines  Herrn  General-Feldmarschalls  vom 
1.  dieses  ersehen,  da.ss  zu  der  bewussten  Entreprise  Alles  in  motu 
sei;  wie  ich  aber  seithero  aus  der  Schweiz  Brief  erhalten,  so  ist  das 
ganze  Werk  decouvrirt  und  also  zu  bedauern,  dass  es  zu  seinem 
Effect  nicht  habe  gelangen  können. 

«)  Kriegs-A.,  Ungarn   170«;  Fase.  VIII.   13. 

^)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.   VIII.   "U. 


203 

Was  sousten  den  Rang  des  Herrn  Grafen  Fugger  anbetrifft 
kann  sieh  derselbe  dagegen  umsoweniger  beklagen,  als  man  in  denen 
l^romotionen  den  Rang  observiren  muss,  womit  verbleibe  etc. 

161. 

An  den  FML.  Grafen  König-seg-g.  Hauptquartier  Loos, 
22.  August  1708 'j. 

Meines  Herrn  General -Feldmarscliall-LIeutenant  Werthes  vom 
20.  passato  ist  mir  wohl  eingelangt,  und  gleichwie  daraus  den  ankehrenden 
Eifer  zum  Besten  des  gemeinsamen  Wesens  mit  Mehreren!  ersehen,  so 
kann  auch  nicht  umhin,  solchen  gegen  Denselben  besonders  hiemit 
anzurühmeu. 

Mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieutenant  hat  hiernächst  auch 
gar  Recht,  dass  es  nrJthig  sei,  dass  in  Mantua  sich  ein  General  von 
Experienz  befinde;  ich  stelle  aber  diesfalls  meinem  Herrn  General- 
Feldmarschall-Lieutenant  wegen  Dessen  obhabender  Bade-Cur  gänzlich 
frei  und  anheim,  dasjenige  zu  thun,  was  Dessen  Gesundheit   erfordert. 

Des  übrigen  finde  ich  auch  die  mir  überschriebeneu  Gedanken 
über  den  dortigen  Statum  gar  vernünftig,  kann  aber  meinerseits  umso- 
Aveniger  was  Positives  darüber  antwortlichen  melden,  als  ich  dermalen 
von  dorten  allzuweit  entfernt  bin.  Li  Verbleibung  etc. 

162. 

An  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Vor  Lille, 
22.  August  1708  '). 

Deroselben  sage  ich  hiemit  dienstlichen  Dank  vor  die  unterm 
14.  d.  M.  in  Ein-  und  Anderem  erstatteten  Nachrichten  und  Coramuni- 
cirung  dessen,  was  an  Iliro  kaiserl.  Majestät  Sie  unter  ebendemselben 
Dato  allergehorsamst  relationirt  haben. 

Was  die  noch  ermangelnden  'Recruten  anbetrifft,  so  haben  Sie 
Seiner  königl.  Hoheit  gar  wohl  geantwortet,  in  dem  Uebrigen  aber 
will  ich  nicht  zweifeln,  dass  Seine  königL  Hoheit  wegen  der  Investitur 
des  Montferrats  nunmehr  vollkommen  zufrieden  sein  werden,  und  ist 
hiebei  ein  Glück,  dass  der  Herzog  von  Mantua  mit  Tod  abgaugen. 

Was  sonsten  hier  passirt,  zeigt  Ihnen  der  Anschluss,  auf  welchen 
mich  berufe  und  etc. 


«)  Kriegs-A.,  Italien  1708;   Fase.   VIII.  27. 
2j  Kriegs-A.,  Italieu  1708;  Fase.  VIII    28. 


204 

163. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Loos  vor  Lille, 
22.  August  1708 'j. 

Euer  Excellenz  unterm  K).  und  28.  passato  an  mich  erlassene 
drei  Schreiben  sind  mir  wohl  worden  und  dient  mir  in  dem  ersten 
zur  guten  Nachrieht,  was  Sie  mir  über  Eröffnung  der  dortigen  Campagne 
erinnern  wollen,  bedaure  aber  darbei  unter  einsten  ersehen  zu  haben, 
dass  E.  E.  Uupässlichkeits  halber  auf  einige  Tage  zurück  bleiben  müssen. 

Was  Sie  sonsten  der  verlangenden  Instruction  halber  melden, 
berufe  ich  mich  zwar  auf  dasjenige,  was  ich  Iliro  in  dieser  Materie 
jüngsthin  gemeldet  habe;  ich  repetire  Ihnen  aber  dabei  nochmalen, 
dass  erstlich  eine  Instruction  zu  verfassen,  avo  sich  die  Conjuncturen 
augenblicklich  ändern  und  nach  deren  Mass  man  sich  dirigiren  muss, 
sehr  schwer  sei;  andertens  aber  hat  man  es  für  unnöthig  erachtet, 
weilen  man  sich  auf  E.  E.  bekannte  Conduite  und  Kriegserfahi-enheit 
völlig  verlasset,  als  welche  nach  der  Ihro  beiwohnenden  Vernimft 
und  habenden  Erkenntniss  vom  Land,  auch  dass  Sie  mit  Ihro  köuigl. 
Hoheit  am  besten  umzugehen  wissen,  von  sich  selbsten  dasjenige  thun. 
vorkehren  und  veranstalten  werden,  was  Sie  Ihro  kaiserl.  Majestät 
Dienst  am  nützlichsten  und  in  facie  loci  nach  denen  sich  ereignenden 
Ergebenheiten  am  besten  zu  sein  befinden  werden. 

Was  Sie  wegen  des  General  Königs  egg  melden,  hat  es  den 
Verstand  nicht,  dass  er  an  E.  E.  nicht  verwiesen  sein  solle,  massen 
er  als  General- Wachtmeister  Deroselben  Commando  wie  alle  Anderen 
unterstehen  muss,  und  ist  allein  die  Distinction  dabei,  insoweit  er  als 
ein  Deputirter  von  dem  lübl.  kaiserlichen  Hofkriegsrath  die  Admini- 
stration von  Mantua  ausmachen  hülfet.  Betreffend  aber  das  von  ihm 
ansuchende  absolute  Commando  über  die  Truppen  im  Ferraresischen, 
will  ich  darüber  mich  auf  dasjenige  berufen,  was  von  dem  kaiserlichen 
Hofkriegsrath  E.  E.  unterm  30.  passato  zukommen  sein  wird,  woraus 
Sie  hoffentlich  das  Contrarium  ersehen  haben  werden. 

Belangend  Dero  andertes  Schreiben,  erfreut  mich,  daraus  ver- 
nommen zu  haben,  dass  nicht  allein  E.  E.  bei  der  Armee  sich  wieder 
eingefunden,  sondern  auch  die  Operation  selbsten  einen  so  glückliehen 
Anfang  genommen  habe ;  wobei  ich  dann  das  Vorhaben,  von  welchem 
E.  E.  über  den  Attaque  der  beiden  Place  Exilles  und  Fenestrelle  melden, 
der  davon  entspringenden  guten  Consequenzen  halber  meinesorts  in 
allwog  approbire,  massen  mit  derselben  Emportirung  Piemont  geschlossen 


')   Krie?s-A.,  Italien    1708;  Fase.  YlII.  .'30. 


205 

und  dadurch  der  Weg  geöffnet  ist,  wann  aucli  sclion  heuer  weiter 
nichts  mehr  zii  thun  wäre,  klinftigcö  Jahr  umso  zeitlicher  und  desto 
freier  in  Frankreich  operircn  zu  können,  gleich  es  E.  E.  auch  selLstcn 
gar  vernünftig  erkennen  und  melden  thun. 

Uebrigens  sage  Deroselben  den  schuldigen  Dank,  dass  Sic  über 
die  jüngste  Bataille  mir  so  wohlmeinend  zu  gratuliren  belieben  wollen, 
Dieselbe  versichernd,  dass  ich  sicherlich  nichts  mehrers  wünsche,  als 
von  der  geringsten  Gelegenheit  zu  profitiren,  wo  ich  Sie  (filmen)  ein 
Kennzeichen  meiner  unveränderlichen  Dienerschaft  geben  könne. 

Es  hat  mich  schliesslich  der  Herr  General-FML.  Graf  Rocca- 
vione  ersucht,  sein  unterhabendes  Regiment  an  E.  E.  dahin  zu  re- 
commandiren,  damit  bei  künftiger  Winter-Repartition  auf  dasselbe  eine 
besondere  Regard  gemacht  werden  möchte,  angesehen  es  verwichenen 
Winter  viel  gelitten  habe,  so  ich  dann  hiemit  auch  bewcrke  und 
hiernächst  verbleibe  etc. 

164. 

An   den  Feldmarschall  Grafen   Guido   Starliemberg".  Haupt- 
quartier Loos  vor  Lille,  22.  August  1708'). 

Euer  Excellenz  sage  schuldigen  Dank,  dass  Sie  mich  mit  Dero 
Averthesteu  Zeilen  vom  23.  Juni  haben  beehren  wollen,  worüber  Dero- 
selben hierait  in  schuldiger  Antwort  unverhalte,  dass  soviel  die  Be- 
zahlung der  darin  sich  befindlichen  kaiserlichen  Regimenter  belangt,  ich 
allzeit  darauf  gedrungen  und  immer  soUicitirt  habe,  dass  diese  a  prima 
Maji  ihren  Anfang  nehmen  sollte,  welches  dann  E.  E,  auch  Ihrerseits 
also  thun  und  mit  dem  von  S  t  a  n  h  o  p  e  hierüber  reden  wollen. 

Zu  mehrerer  E.  E.  Direction  aber  schliesse  ich  Ihnen  hiebei, 
Avas  ich  dem  Duc  de  Marlborough  dahier  für  Puncta  überreicht, 
dieser  darauf  dieselben  an  seine  Königin  abgeschickt  und  mir  zur 
Antwort  gegeben  worden,  dem  ich,  was  Sie  des  Generalstabs  halber 
melden,  weiters  anuectire,  dass,  gleich  ich  es  auch  nacher  Hof  ge- 
schrieben habe,  ich  meinesorts  der  Meinung  sei,  dass  man  nun  desto 
geschwinder  aus  der  Sache  kommen  und  alle  Weitläufigkeiten  zu  ver- 
meiden, die  Betragnuss  E.  E.  und  des  gesammten  Stabs  Portionen 
unter  die  Erfordernussen  der  Regimenter  eintheilen  sollte.  Was  aber 
die  Recruten  angeht,  müssen  dieselben  in  allweg  bezahlt  werden ;  ich 
aber  will  dabei  sehen,  wie  die  Leute  beigeschafi"t  und  gegen  Geld 
abgegeben  werden  können. 


*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  VlII.  56. 


206 

Dass  die  Kaiserlichen  aber  auf  dem  Fuss  wie  die  holländischen 
Truppen  bezahlt  werden  sollen,  darüber  haben  E.  E.  mit  dem  von 
Stanhope,  der  von  Allem  Commission  hat,  zu  reden. 

Mir  ist  übrigens  leid,  dass  der  Herr  Obrist  O'Dwyer  in  das 
erinnerte  Unglück  verfallen  und  erfreue  mich  zugleich  mit  E.  E.,  dass 
der  mit  Ihro  Majestät  der  Königin  hineingeschickte  Succurs  nunmehro 
glücklieh  ankommen  sei. 

Was  dahier  passirt,  roferire  ich  mich  auf  mein  an  Ihro  königl. 
^Majestät  abschickendes  Journal,  aus  welchem  Sie  Ein-  und  Anderes 
mit  jMehrerem  vernehmen  werden,  und  ich  verbleibe  etc. 

165. 

An  den  Grafen  MafFei.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 

22.  Aug-ust  1708  V). 

Monsieur, 

Jai  recu  la  votre  du  lö  de  ce  mois  avec  l'incluse  de  S.  A.  K. 
dont  je  vous  envoie  ma  reponse,  vous  remerciant  en  meme  temps 
des  nou volles  de  Piemont,  ({ue  vous  avez  voulu  y  joindre.  Ces  favo- 
rables  comraencements,  Monsieur,  ne  sont  que  de  grandes  consequences, 
et  S.  A.  R.  n'aurait  pu  entreprendre  une  chose  plus  profitable  que 
d'assieger  Exilles  et  Fenestrelle,  en  fermant  par  cette  prise  tout  le 
Piemont  et  faisaut  le  cliemin  libre  d'aller  plus  avant  ou  au  moins,  en 
cas  que  la  saison  ne  le  permettrait,  d'en  profiter  la  Campagne  prochaine 
de  boune  heure. 

Le  roi  de  Pologne  arriva  avant-hier  ici,  et  ce  soir  on  va  ouvrir 
les  tranchees  et  commencer  le  siege,  ne  manquant  point  de  vous  in- 
former  du  succes,  etant  etc. 

166. 

An  den  Bischof  von  Tournay.  Abtei  von  Loos, 

23.  August  1708  ^). 

Monsieur, 

J'ai  re9U  la  lettre  que  vous  m'avez  fait  Ihonneur  de  mccrire,  je 
suis  tres-fache  qu'il  suit  arrive  (juelque  desordre  dans  les  eglises  de 
votre  Diocese. 

On  ne  peut  donner,  Älonsieur,  d'ordres  plus  prccis  quo  ceux  que 
j'ai    donnes  pour  toute  sortes  de  desordres,  et  particulierement  le    res- 

")  Krieg8-A.,  Italien   1708;   Kasi.  VIII.  -JO. 

*)  Kriegs-A.,  Kömisches  Reich   1708;  Fase.   VIII     32. 


207 

pect  aux  eglises  et  lieux  sacrcs.  Je  n'ai  eii  jusqu'ä  prcsent  aucuno 
plainte  qua  par  votre  lettre,  mais  vous  savcz,  ^loiisieur,  que  les 
Premiers  jours  qu'on  arrive  dans  un  pays  ennenii  avec  une  arinee 
composee  de  tant  de  nations  quo  Test  celle-ci,  il  est  presque  inipos- 
sible  d'enipecher  le  premier  libertinage  du  soldat.  J'y  ai  mis  ordre.  Je 
vüus  renvoie  les  lettres  que  vous  m'avez  fait  riionneur  de  lu'envoyer 
pmir  les  eures  de  Lille.  Si  vous  ne  recommandiez,  Monsieur,  ;i  leurs 
priores  que  la  personne  du  Roy,  je  n'aurais  fait  aucune  difficulte;  mais 
V  ayant  Joint  la  prosperite  de  ses  armees,  vous  jugez  ])ien  que  pen- 
dant  une  aussi  sanglante  guerre  cela  n'est  pas  de  saison.  Je  ne  doutc 
pas,  Monsieur,  que  vous  approuviez  cette  reflection  et  que  vous  serez 
persuadc    qu'on    ne    peut    etrc  avec  plus  de  veneration,  Monsieur,    etc. 

167. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 
26.  August  1708 'j. 

Gleichwie  Euer  kaiserl.  Majestcät  aus  beigehendem  allerunter- 
tbänigsten  Journal  des  Mehreren  allergnädigst  zu  ersehen  geruhen 
werden,  was  dahier  seit  meines  Letzteren  passirt  und  wie  die  Belage- 
rung Lille  angegangen  worden,  als  remittire  ich  mich  auch  darauf 
in  aller  Unterthänigkeit. 

Sonsten  habe  für  diesmalen  weiters  nichts  allergehorsamst  anzu- 
rücken, dann  da  der  Mylord  Duo  abwesend  ist  und  ich  mithin  münd- 
lich mit  ihm  nicht  reden  kann,  so  zweifle  nicht,  es  werde  E.  k.  M. 
von  dem  Grafen  Gallas  Ein-  und  Anderes  directe  überschrieben 
und  berichtet  werden.  Ersagter  Mylord  hat  mir  jüngst  erinnert,  von 
dem  Mylord  Tresorier  die  Nachricht  zu  haben,  dass  die  Werbgelder 
für  beide  Guido-  und  Osnabrück'sche  Regimenter  schon  in  Bereitschaft 
und  allein  um  das  zu  thun  wäre,  dass,  wie  es  der  Gebrauch  dorten 
sei,  man  dessentwegen  Instanz  machen  müsste,  welches,  wie  mir  be- 
rührter Graf  Gallas  berichtet,  derselbe  auch  bereits  gethan  habe. 
►Solchemnach  aber  werde  E.  k.  M.  demnächst  ein  allerunterthänigstes 
Project  allergehorsamst  einschicken,  wie  die  neuen  Regimenter  zu 
formiren  wären. 

Als  ich  aber  mein  Gegenwärtiges  schliessen  wollte,  erhalte  ein 
anderes  Schreiben  von  dem  Grafen  von  Gallas  vom  14,  dieses,  worin 
er  mir  communicirt,  was  an  E.  k.  M.  derselbe  unter  eben  diesem 
Dato  allergehorsamst  relationirt  hat,  dem  ich  geantwortet,  dass  es  nicht 
ohne    sei,    es    dürften  gegen    700    ]\[ann  an  obbenennten  beiden  Regi- 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  YlII.  4b. 


208 

menteru  ermangeln,  es  wären  aber  500  vom  Osnabrück'scheu  Regiment 
unterwegs,  und  wann  man  von  Seite  Englands  das  Geld  nielit  völlig 
auf  einmal  hergeben,  sondern  was  zurückhalten  wollte,  so  wäre  es  nicht 
möglich,  dass  mau  solchergestalt  eine  richtige  Disposition  machen 
könnte.  "Womit  etc. 

168. 

Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Hauptquartier  Loos  vor 
Lille,  26.  August  1708  \). 

Aus  Euer  königl.  jMajestät  unterm  11.  passato  an  mich  abge- 
lassenen allergnädigsten  Schreiben  habe  ich  allergehorsamst  ersehen, 
dass  Sie  seit  dem  17.  April  von  mir  nichts  erhalten  hätten,  so  mich 
umsomehr  kränkt,  als  E.  königl.  ^I.  leichtlich  in  Gedanken  gerathen 
könnten,  als  ob  ich  an  meiner  unterthänigsten  Pflicht  und  Schuldig- 
keit abweichen  thäte  und  mithin  auf  mich  eine  Ungnad  werfen 
möchte,  da  ich  doch  Dieselbe  allergehorsamst  versichern  kann,  dass 
an  E,  königl.  M.  ich,  wie  es  die  Zeit  zugelassen  und  die  Triftigkeit 
der  Materie  erfordert  hat,  Deroselben  jedesmal  allergehorsamst  Nach- 
richt erstattet  habe. 

Ich  beziehe  mich  in  specie  aller imterthänigst,  was  Deroselben 
ich  auf  Dero  vom  4.  Juni  allergehorsamst  geantwortet  und  hiernächst 
aus  Werwick  mit  mehrerer  Weitläufigkeit  allerunterthäuigst  relationirt 
habe,  wie  ich  auf  des  Hofes  an  mich  ergangenen  Befehl  mit  dem 
Duc  de  M  a  r  1  b  0  r  o  u  g  h  über  den  Zustand  in  Catalonien  abgeredet 
und  was  ich  ihm  für  Puncta  behändigt  hätte,  worüber  E.  königl.  M. 
hiemit  die  mir  darauf  zukommene  Antwort  allergehorsamst  anschliesse 
und  des  Weiteren  nicht  unterlassen  werde,  bei  dem  Duc  de  Marl- 
borough  und  sonsten  Dero  Allerhöchstes  Interesse  ohne  Unterlass 
zu  pressiren.  Mit  welchem  dann  der  Enthalt  Dero  Anfangs  gemeldeten 
allergnädigsten  Schreibens  hiemit  allerunterthäuigst  beantwortet  ist. 

Schliesslichen  sage  Deroselben  allergehorsamsten  Dank,  dass 
Sie  mich  durch  ein  Postscriptum  von  eigener  Hand  allergnädigst 
begnaden  und  zu  instehender  Campagne  Glück  wünschen  wollen.  Sie 
Averden  aus  meiner  überschickten  allergehorsamsten  Relation  den 
Verlauf  der  glücklichen  Action  von  Oudenarde  mit  Mehrerem  aller- 
gnädigst schon  vernommen  haben  und  was  aber  seithero  passirt,  wie 
ich  mit  einer  Armee  vor  Lille  gerückt,  das  werden  E.  königl.  M. 
aus  meinem  anliegenden  allergehorsamsten  Journal  allergnädigst  zu 
vernehmen  geruhen. 

')  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.   Ylll.  71. 


209 

►       169. 

An  den  Hofkrieg-sratli.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 
26.  Aug-ust  1708 'j. 

Einem  lübl.  Mittel  schlicssc  liiemit  das  bishero  wegen  Fülle  der 
Arbeit  unterbrochene  Journal  hiebei  und  berufe  mich  vollständig  auf 
dasselbe,  erinnere  aber  Einem  löbl.  Mittel  hiermit  weiters,  wasmassen 
es  nunmehr  mit  denen  engländischen  Geldern  für  die  beiden  Guido- 
und  ( ).snabrück'schen  Regimenter  insoweit  seine  Kiehtigkeit  habe,  dass 
man  nur  die  effective  eingeschiffte  Mannschaft  bezahlen  avoIIo,  wo- 
gegen ich  aber  an  den  Herrn  Grafen  von  G  a  1 1  a  s  das  Weitere  dies- 
falls zu  repetiren  schon  zugeschrieben  habe. 

Bei  dieser  Beschaffenheit  nun  wolle  Ein  löbl.  Mittel  von  denen 
beiden  zu  errichten  vorhabenden  Regimentern  ein  Project  formiren 
und  mir  anhero  einschicken.  Es  bleibt  sonsten  dabei,  dass  eines  davon 
dem  Herrn  General  Plischau  conferirt  werde,  zu  dem  anderen  aber 
wäre  oder  der  Prinz  B  e  v  e  r  n  oder  der  W  a  c  h  t  e  n  d  o  n  k  zu  pro- 
poniren  und  dabei  zu  sehen,  dass  der  Prinz  Bevern,  wie  er  sich 
bereits  herausgelassen,  dahin  zu  obligiren  wäre,  dass  derselbe  etliche 
alte  Compagnien  dazustellen  möchte,  die  er  von  den  Wolfenbütterschen 
Häusern  wohl  wird  haben  können;  sonsten  aber  müssten  an  sich 
Selbsten  diese  beiden  Regimenter  völlig  von  ihren  Christen  gestellt 
werden  und  sodann  erst,  wann  sie  gestellt,  die  Verwechslung  mit 
alter  Mannschaft,  um  einen  Fuss  zu  haben,  vorgenommen  werden. 
Wegen  der  dabei  befindlichen  Obristlieutenantsstelle  ist  Einem  löbl. 
Mittel  schon  bekannt,  was  ich  in  meiner  Anwesenheit  diesfalls  für 
eine  Nota  gemacht  habe.  Sollte  man  aber  denen  Obristen,  die  Obrist- 
lieutenants  und  Obristwachtmeister  selbsten  zu  machen,  überlassen, 
so  wäre  dagegen  auf  das  Werbgeld  zu  schlagen  und  selbes  zu  ver- 
ringern. Womit  etc. 

170. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  Loos  vor  Lille, 
29.  August  1708 'j. 

Was  die  Belagerung  Lille  für  einen  Fortgang  habe  und  wie 
man  mit  derselben  avancirt  sei,  das  geruhen  Euer  kaiserl.  Majestät 
ob  den   nebenliegenden  allergehorsamsten  Journal  mit  Mehrerem  aller- 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  VIII.  47. 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  Till.  49. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyeu.  II.   Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.    14 


\ 


210 

gnädigst  zu  vernelimeu  und  anbei  aucli  zu  crrfchen,  was  die  feind- 
lichen Armeen  für  Mouvcments  gemacht  haheu. 

In  etlichen  Tagen  wird  es  sich  zeigen  mü:>sen,  Avie  es  mit  obge- 
melter  belagerten  Stadt  ergehen  und  was  hiernächst  der  Feind  nach 
seinen  Bewegungen  Willens  sei;  worüber  E.  k.  M.  durch  einen  eigenen 
Courier  die  weitere  allerunterthänigste  Nachricht  einsenden  werde. 

In  dem  Uebrigen  repetire  hiemit  nochmalen  allergehorsamst, 
nachdem  von  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough  einige  "Wochen 
abgesondert  sei,  dass  E.  k.  M.  ich  ferners  allerunterthänigst  nichts 
zu  berichten  hatte.  "Womit  etc. 


171. 

An   den  Prinzen  Philipp   von   Hessen -Darmstadt.   Feldlager 
vor  Lille,  31.  August  1708 'j. 

Ich  erhalte  Euer  Liebden  Beide  vom  17.  und  24.  passato  zurecht 
und  bedanke  mich  im  Ersten  vor  die  Nachricht,  so  mir  von  der 
päpstlichen  Armatur  haben  geben  wollen ;  im  Änderten  aber  conformire 
mich  mit  Derselben,  dass  bei  gegenwärtigen  Conjuncturen  die  Recruten 
und  Eimouta  über  Land  hineinzuschicken  nicht  practicabel  sei.  Was 
aber  im  Dritten,  in  specie  die  sicilianische  Operation,  item  die.  begehrte 
Abschickung  3000  Croatier  und  mehr  Anderes  belangt,  sind  dieses 
lauter  Sachen,  woraiif  ich,  weilen  die  Briefe  spät  eingeloffeu,  theils 
auch  darum  nichts  Positives  sagen  kann,  als  ich  vom  Hof  zu  weit 
entfernt  bin  und  ich  Euer  Liebden  bald  etwas  erinnern  möchte,  wo 
Deroselben  von  dorten  aus  das  Contrarium  anbefohlen  werden    dürfte. 

Belangend  übrigens  die  Tafelgelder  (der  weitere  lulialt  des  Briefes 
ist  ganz  uiiwithtig). 

172. 
An  den  Hofkriegsraths-Vice-Präsidenten  Feldmarschall  Graf 
Leopold  Herberstein.  Feldlager  vor  Lille,  2.  September  1708  ')• 

Euer  Excellcnz  Ijeide  vom  2.  und  11.  passato  an  mich  erlassene 
wertlie  Schreiben  habe  wohl  erhalten,  und  was  den  Herrn  Grafen  von 
Gronsfeld  betrifft,  berufe  ich  mich  auf  dasjenige,  so  an  das  lr>bl. 
^Mittel  diesfalls  geschrieben  habe.  Solchemnach  ist  Ihre  kaiserl.  Majestät 
der   L'^ndienst,    so  Ihro    durch    derlei   abseitige   Kesolutiones    zuwachse, 

')  Kriegs-A.,  Neapel  und  Sicilieu  1708;   Fase.  VIII.   18. 
^)  Kriegs-A.,  Neapel  und  Sicilieu  17U8;  Kasc.  IX.   3. 


211 

umso  beweglicher  zu  remonstriren,  als  gewiss  ist,  dass  ersagtcr  Herr 
Graf  von  Gronsfeld  zu  dieser  Charge  nichts  verstehe. 

Die  Entreprise  von  Sicilien  belangend,  scheint  es,  als  ob  für 
heuer  schwerlich  dieselbe  unternommen  werden  dürfte;  massen  es  das 
Ansehen  gewinnen  will,  als  ob  die  Flotta  dazu  keine  rechte  Lust  hätte. 

Sonsten  sage  E.  E.  den  schuldigen  Dank,  dass  Sie  auf  mein 
Kegiment  so  sorgfältig  reflectiren  wollen,  bitte  auch  Dieselbe,  auf 
Erlag  des  Ueberrestes  der  30.000  Gulden  bedacht  zu  sein  und  bei 
künftigem  Winterquartier,  im  Falle  ein  Kegiment  in  die  Erblande 
verlegt  werden  solle,  solches  dazu  zu  benennen,  damit  gedachtes  mein 
Regiment  im  Stande  erhalten  werde,  wohin  man  selbes  nach  so  viel 
ausgestandenen  Miserien  mit  so  grosser  Beschwerlichkeit  gebracht 
und  gesetzt  hat.  Uebrigens  zweifle  ich  nicht,  man  werde  von  dem 
glücklichen  Heister'schen  Streich  zu  profitiren  in  allweg  bemüht  sein ; 
nöthig  ist  aber,  dass  man  dem  Herrn  Grafen  Heister  positive  vor- 
schreibe, was  er  operiren  solle,  allermassen  ich  an  Ein  lobl.  Mittel 
hierüber  was  Mehrerers  jüngsthin  gemeldet  habe.   Womit  etc. 

173. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Hauptquartier  zu  Loos  vor  Lille, 
2.  September  1708  •). 

Euer  kaiserl.  Majestät  werden  mir  in  keinen  Ungnaden  auf- 
nehmen, wann  Deroselben  ich  ausser  dem  hiebeigehenden  allerunter- 
thänigsten  Diario  nichts  Weiteres  allergehorsamst  erinnere,  weilen 
Sie  einestheils  aus  selbigem,  wie  die  Sachen  allhier  beschaffen,  mit 
allen  Umständen  allergnädigst  ersehen  werden,  sich  auch  darauf 
umsomehr  verlassen  können,  als  es  ganz  accurat  verfasst  ist;  sonsten 
aber,  nachdem  der  Mylord  Duc  de  Marlborough  gestern  allhier 
bei  mir  gewesen,  so  setze  ich  mich  den  Augenblick  zu  Pferde,  um 
zu  selbem  abzugehen  und  mit  einander  einen  Posto  zu  recognosciren, 
wo  man  den  Feind  erwarten  könnte;  nachdem  derselbe  durch  das 
ganze  Land  spargirt,  dass  er  Lille  entsetzen  wolle,  und  zu  dem  Ende 
an  Volk  Alles,  was  er  gekonnt,  an  sich  gezogen  und  zusammengeklaubt 
habe;  wiewohlen  ich  mir  bis  dato  noch  nicht  einfallen  lassen  kann, 
dass  er  sich  dessen  unterziehen  sollte.  Es  sei  aber  wie  es  Avill,  so 
werde  ich  nicht  ermangeln,  E.  k.  M.  von  dem  weiteren  Erfolg  die 
allerunterthänigste  Nachricht  abzustatten. 


')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  13. 

14* 


212 

Ich  habe  zwar  mit  ohfi^emeltem  Mylord  Duc  noch  nichts  Be- 
sonderes reden  können,  soviel  aber  hat  er  mir  doch  in  Eile  gesagt, 
dass  der  j\[ylord  Trcsorier  wirklich  an  dem  sei,  das  Werbgeld  für 
beide  nun  errichtende  Regimenter  nacher  Frankfurt  zu  übermachen. 
Wobei  ich  dann  der  alleruntcrthänigsten  und  nnvorgreiflichsten 
]\Ieinung  wäre,  dass  das  erste  davon  Dero  Obrist-Feldwachtmeister  von 
Plischan,  das  andere  aber  dem  Prinzen  von  Bevern  oder  dem 
Baron  von  W  a  c  h  t  e  n  d  o  n  k  allergnädigst  conferirt  werden  könnte. 
Es  dependirt  aber  von  E.  k.  M.  allergnädigster  Resolution,  wen  Sie 
von  beiden  Letzteren  allergnädigst  zu  begnaden  Averden  geruhen  wollen; 
inmassen  es  sein  könnte,  dass  E.  k.  M.  etwa  für  ersagteu  Prinzen 
eine  particulare  allergnädigste  Reflexion  tragen  möchten ;  bei  dem  von 
Wachten  denk  aber  wäre  erstlich  zu  sehen,  ob  er  auch  im  Stande 
sich  befinde,  im  Feld  zu  dienen,  E.  k.  M.  des  Weiteren  allerunter- 
thänigst  bittend,  dass  Sie  Dero  allergnädigste  Resolution  unverlangt 
hierauf  abzufassen  und  hierauf  die  weiteren  Befehle  auszustellen 
geruhen  möchten,  auf  dass,  sobald  die  Gelder  erlegt,  sogleich  auch 
die  Werbung  angegangen  werden  könnte.  Womit  etc. 


174. 

An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Vor  Lille, 
2.  September  1708 'j. 

Euer  Gnaden  gnädige  Zeilen  vom  17.  passato  hat  mir  der  Herr 
Feldmarschall  Graf  von  Nassau  wohl  behändigt  und  ich  habe  mit 
Mehrerem  daraus  gehorsamst  ersehen,  was  Sie  wegen  Ersetzung  des 
Unterschieds  an  Geld  hiesiger  Währung  mir  haben  anbefehlen  wollen. 
Nun  werde  ich  zwar,  wie  ich  Euer  Gnaden  vorhin  zugesagt,  mich 
diesfalls  gar  gern  employiren  lassen  und  mit  dem  heute  dahier  er- 
wartenden Mylord  Duc  de  Marlborough  darüber  reden.  Ich  kann 
aber  Euer  Gnaden  dabei  nicht  verhalten,  dass,  gleich  es  Deroselben 
am  besten  bekannt  ist,  an  Difficultäten  und  Obstaeuln  kein  Mangel  sein 
werde,  inmassen  man  gar  viel  zu  thun  glaubt,  wann  man  denen  Trappen 
das  Brod  abreichen  thut.  Euer  Gnaden  aber  können  gesichert  sein, 
dass  ich  demungeachtet  meinesorts  Alles  thun  werde,  was  möglich  ist. 
um  Deroselben   zu  zeigen,  dass  ich  mit  allem  Respect  sei  etc. 

')  KiiegM-A.,  Römisclies  Reich  1708;  Fase.  IX.  b. 


213 

175. 
An  den  FZM.  Gschwind.  Vor  Lille,  2.  September  1708 'j. 

Ich  ersehe  aus  Euer  Excellenz  unterm  12.  passalo  an  mich  Erlas- 
senem gern,  dass  mein  an  die  lübl.  Militär-Commission  abschickendes 
Diarium  richtig  einlaufe,  und  bedanke  mich  hiernächst  für  Dero- 
selben  mir  gethanen  Glückwunsch   zur  Bataille  von  Gudenarde. 

Was  mir  E.  E.  sonsten  über  die  obhabende  Commission  selbsten 
melden,  bedauere  ich  die  Diflicul täten  und  Schwierigkeiten,  so  Ihro 
darum  gemacht  und  Sie  mithin  in  denen  Verrichtungen  von  allen  Seiten 
gehindert  und  aufgehalten  werden,  und  ich  wollte  wünschen,  all'  diese 
Ubstaculn  heben  zu  können.  Gleichwie  E.  E.  aber  von  selbsten  leicht 
errat hen  werden,  dass  es  sich  vom  Weiten,  wie  ich  dermalen  entfernt 
bin,  nicht  practiciren  lasse,  so  muss  ich  Ihnen  dabei  auch  anziehen, 
dass  es  eben  von  dem  löbL  Hofkriegsraths-Mittel  nicht  allezeit  depen- 
dire,  in  derlei  Fällen  remediren  zu  können ;  Sie  haben  aber  nichts- 
destoweniger sehr  wohl  gethan,  dass  E.  E.  an  vorgedachtes  löbl.  Hof- 
kriegsraths-Mittel die  Nothdurft  nachdrücklich  remonstrirt  haben. 

Ich  berufe  mich  übrigens  auf  mein  beigehendes  Journal  und 
verbleibe  etc. 

176. 

An  den  G.  d.  O.  Grafen  Johann  Pälffy.  Vor  Lille, 
2.  September  1708'). 

Ich  sage  Euer  Excellenz  schuldigen  Dank,  dass  Sie  mir  unterm 
13.  passato  von  der  Heister'schen  glücklichen  Action  ausführliche 
Nachricht  zu  ertheilen  haben  belieben  wollen,  und  allermassen  ich 
anbei  von  anderwärts  vernommen,  dass  Sie  nicht  nur  den  Anfang 
hieran  gemacht,  sondern  auch  sonsten  grossen  Theil  daran  haben,  als 
thue  mich  mit  Deroselben  hierüber  vom  Herzen  erfreuen  und  nicht 
zweifeln,  man  werde  von  diesem  glücklichen  Streich  rechtschaffen  zu 
prolitiren,  in  keinem  Weg  unterlassen. 

Ich  meinesorts  wäre  des  Dafürhaltens,  dass  keine  Gperation 
besser  sein  könnte,  Neuhäusel  wegzunehmen  5  es  wäre  aber  dabei 
ei'nstlich  zu  sehen,  ob  zu  einer  solchen  Belagerung  die  Erfordernisse 
beigebracht  werden  können  und  andere  Nothwendigkeiten  dazu  in 
Bereitschaft,  oder  keine  andere  Obstaculen  dagegen  im  Wege  seien, 
so  ich  vom  Weiten  nicht  judiciren,  noch  vorsehen  kann. 


*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IX.  4. 
-)   Kriegs-A.,  Uugaru  1708;   Fase.  IX.    1. 


214 

Naeliclem  üLrigens  die  Cavalleric  so  sehr  abgemattet  ist,  so  wäre 
besondere  Reriexion  zu  machen,  wie  man  dieselbe  in  etwas  respiriren 
lind  ausrasten  lassen  könne.  Womit  etc. 


177. 

An  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Vor  Lille, 
2.  September  1708  '> 

Ich  erhalte  Deroselbeu  vom  4.  passato  zurecht  und  bedanke 
mich  über  die  Xaclirichteu,  so  mir  von  der  dortigen  Armee  geben 
wollen,  welche  mir  auch  directe  von  derselben  berichtet  worden. 

Die  Uebergabe  Tortosa's  ist  nur  allzuwahr,  gleich  Sie  es  seithero 
ohnedem  vernommen  haben  werden. 

Sonsten  zweifle  ich  nicht,  es  werden  Seine  königl.  Hoheit  nach 
nunmehr  erhaltener  Investitur  in  Montferrat  zufrieden  und  content  sein, 
und  bedanke  mich  hiernächst  vor  den  Glückwunsch,  so  Sie  mir  zur 
Bataille  von  Oudenarde  haben  ablegen  wollen.  Uebrigens  werde  ich 
Sie,  so  viel  als  möglich  ist,  mit  dem  Journal  von  hier  bedienen 
lassen  und  verbleibe  etc. 

178. 

An  den  Grafen  Franz  Karl  Kaunitz.  Vor  Lille, 
2.  September  1708'). 

Ich  sage  Deroselben  hiemit  dienstlichen  Dank  vor  die  unterm 
4.  passato  über  Ein-  und  Anderes  gegebenen  Nachrichten  und  bedanke 
mich  unter  einsten  für  die  wohlmeinende  Gratulation  zur  Bataille  von 
Oudenarde. 

Sie  werden  schon  wissen,  dass  der  Herr  Marquis  de  Prie  nacher 
}lom  zu  gehen,  von  Ihro  kaiserl.  IMajestät  allergnädigst  intentionirt  sei, 
wornach  sich  Ein-  und  Anderes  etwas  mehrers  zeigen  werde.  Inzwischen 
ist  dieses  Hofes  üble  Intention  allezeit  zu  sorgen,  weilen  dieselbe  nicht 
so  viel  auf  den  Nutzen  der  Kirchen,  als  auf  ihr  Particiliare  ab- 
zielen thut. 

Sonsten  ist  es  eine  rechte  Schand  die  Execution,  so  man  an  den 
Abbate  Rivarolo  verübt  hat,  da  dieser  zwar  mit  mir  correspondirt, 
aber  niemalen  was  Anderes  berichtet  hat,  als  was  die  öffentlichen 
Foglietti  in  sich  enthalten  und  alle  Zeitungsschreiber  zu  Rom  geschrieben 

«;  Kriegs-A.,  It.aliou   1708;  Fase.  IX.  4. 
^)  Kriegs-A.,  Ttalieu   1708;  Fase.   IX.   5. 


215 

und  berichtet  haben.  Ich  wäre  solchemnach  in  allwep;  der  Meinung, 
dass  man  sich  seiner  anneinnen  und  Sie  darüber  nacher  AVien 
schreiben  sollten,  welches  ich  auch  meinerseits  ebenfalls  thun  werde. 
Was  übrigens  hier  passirt,  zeigt  der  Anschluss,  aui"  welchen 
ich  mich  berufe  und  verbleibe  etc. 

179. 

An  den  Cardinal  Johann  Philipp  Grafen  Lamberg.  Feldlager 
vor  Lille,  2.  September  1708';. 

Euer  Liebden  werden  mir  in  keinen  Unguten  aufnehmen,  wann 
theils  durch  die  obgewesteu  Mouvements  und  theils  durch  die  jetzigen 
überhäuften  Occupationen  verhindert  gewesen,  Euer  Liebden  hoch- 
schätzbares Schreiben  vom  30.  passato  ehender  zu  beantworten. 

Solchemnach  sage  Ihnen  den  gehorsamsten  Dank  vor  Dero 
wohlmeinenden   Glückwunsch  zu  der  Bataille  von  Oudenarde. 

Was  die  3000  chursächsischen  Pferde  anbelangt,  ist  der  König 
dermalen  Selbsten  allhier;  ich  aber  bin  mit  Euer  Liebden  gleicher 
Meinung,  dass  ohne  richtig  gestellte  Verpflegung  nichts  zu  ei'halten 
sein  werde.  Es  ist  aber  unmöglich,  solchergestalten  fortzukommen, 
wann  das  Römische  Reich  sich  mit  dem  rechten  Ernst  nicht  angreifen 
will,  gleich  es  dermalen  mit  der  Million  Thaler  thut. 

Ueber  die  hannoverische  Chur-Sache  habe  ich  die  Nachricht,  dass 
es  am  kaiserlichen  Hof  damit  seine  Richtigkeit  haben  solle,  mit  dem 
Beisatz,  dass  der  junge  Herr  Graf  Kinsky  dessentwegen  werde 
hingeschickt  werden.  Womit  etc. 

180. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlag-er  vor  Lille,  5.  Sep- 
tember 1708'). 

Nachdem  ich  gestern  den  ganzen  Tag  daraussen  und  Alles 
im  Marsch  war,  mithin  erst  auf  den  Abend  zurückkonmien  bin, 
mich  aber  gleich  jetzo  wiederum  zu  Pferd  setze,  einfolglich  die 
geringste  Zeit  nicht  habe,  Euer  kaiserl.  Majestät  ausführlich  aller- 
gehorsamst  zu  schreiben,  so  berufe  ich  mich  allerunterthänigst  auf 
das  angehende  Journal. 

Es  wird  sich  nun  weisen,  ob  es  dem  Feind  seinem  Spargament 
nach  ernst  sei,  den  Entsatz  von  Lille  zu  unternehmen.  Die  Armee    ist 


*)  Krieg-s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.   15. 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase,  IX.  23. 


216 

inzwischen  ausgerückt  und  hat  sich  an  dem  Ort  postirt,  wo  man 
ihn  erwarten  Avill ;  ich  meinesorts  werde  nichts  unterlassen ,  was 
meine  Schukligkeit  und  K.  k.  M.  Allerhöchster  Dienst  erfordert. 
AVoniit  mich  etc. 

181. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Heindl.  Loos  vor  Lille, 
7.  September  1708  *j. 

Ich  sage  dem  Uerrn  General-Wachtmeister  dienstlichen  Dank 
vor  den  unterm  0.  passato  gethanen  Glückwunsch  zur  Bataille  von 
Oudenarde, 

Was  den  Geldmangel  anbelangt,  bedauere  ich,  dass  noch  zur 
Stunde  die  Mittel  hiezu  nicht  gefunden  worden,  und  unterlasse  darum 
nicht,  nacher  Hof  zu  rescribiren,  damit  man  auch  von  dort  aus  die 
jSothdurft  pressire;  dann  solchergestalten  keine  Möglichkeit  ist,  dass 
die  Truppen  bestehen  können,  und  wird  endlich  die  Resolution  fassen 
müssen,  in  dem  widrigen  Fall  die  Truppen  zurückzuziehen ;  dann 
oder  des  Herrn  Cardinais  G  r  i  m  a  n  i  Eminenz  müssen  diese  absolut 
bezahlen,  oder  aber  dieselben  abmarschiren  oder  andere  errichten  lassen. 

Vor  die  übrigen  Nachrichten  bin  ich  dem  Herrn  General-Wacht- 
meister sehr  obligirt  und  ersuche  Denselben,  damit  zu  coutinuiren. 
Womit  etc. 

182. 

An  den  Hofkrieg-srath  Locher.  Loos  vor  Lille,  7.  Sep- 
tember 1708 'i. 

Ich  erhalte  des  Herrn  Hoflcriegsraths  vom  18.  passato  und 
ersehe  daraus  des  mehreren  Inhalts,  was  mir  Derselbe  wegen  des 
Herrn  GWM.  von  Toldo  wiederholter  hat  anziehen  wollen,  wogegen 
ich  mich  an  Antworts  Statt  auf  dasjenige  berufe,  was  ich  an  Ein 
löbl.  Älittel  wegen  der  zwei  neu  errichtenden  Regimenter  jüngstliin 
mit  Mehrerera  geschrieben  habe,  bei  dem  es  dann  auch  sein  unverän- 
derliches Verbleiben  hat. 

Was  mir  Derselbe  wegen  der  päpstlichen  Sachen  meldet,  das 
dient  mir  zur  Nachricht,  ich  antworte  aber  dem  Herrn  Hofkriegsrath 
darum  nichts  darauf,  weilen  ich  mich  in  die  Händel  zu  ]nisclien 
nicht  gedenke. 

»)  Kriegs-A.,  Italion   1708;  Fase.   IX.   11. 
*J   Kripg;s-A.,  Ungarn   1708;   Fase.   IX.  5. 


217 

Soviel  aber  den  Abgang  der  Mittel  in  Neapel  betrifft,  miiss  der 
Herr  Cardinal  Grimani  die  allda  stehenden  Truppen  absolut  be- 
zahlen oder  sie  müssen  zurückgezogen  werden,  und  ersagter  Herr 
Cardinal   solle  dagegen  andere  machen. 

Die  Säuberung  dos  anderseiten  Donau-Landes  in  Ungarn  appro- 
bire  ich  und  wäre  zu  wünschen,  dass  es  vor  zwei  oder  drei  Monaten 
schon  geschehen  wäre. 

Für  den  Herrn  Obrist  Praunstorff  ist  mir  sehr  leid  und 
bedauere  ich  auch  hiernächst  die  Gefangennehmung  des  Herrn  Obristen 
Tököly.  Worüber  ich  an  Ein  lübl.  Mittel  schreibe,  in  allweg  darob 
zu  sein,  dass  mau  selben  auf  ein  oder  andere  Weise  eliberire. 

Was  übrigens  das  Vorhaben  des  Herrn  General-FML.  Baron 
von  Kriechbaum  anbelangt,  ist  zu  hoffen,  dass  derselbe  darinnen 
reussiren  werde.  Womit  etc. 

183. 

An  den  Freiherrn  von  Heems.  Lager  vor  Lille, 
7.  September  1708  > 

Deroselben  vom  25.  passato  und  1.  dieses  werden  mir  zurecht 
und  was  die  spanischen  Angelegenheiten  betrifft,  ist  der  DonQuiros 
hier  eingelangt,  mit  Avelchem  ich  dann  sowohl  als  mit  dem  Duc  de 
Marlborough  über  Ein-  und  Anderes  geredet,  es  scheint  aber,  dass 
über  dem  Herrn  Grafen  von  G alias  und  mir  dahier  ertheilten  Aut- 
wort weiters  nichts  zu  erhalten  sei. 

Was  die  Recrutirung  der  in  Catalonien  stehenden  holländischen 
Truppen  betriffst,  scheint  es  nach  Deroselben  Erinnerung,  dass  die 
Herrn  Staaten  hierzu  wenig  Lust  haben,  einfolglich  sich  darum  wenig 
bekümmern.  Ich  glaube  zwar  meinesorts  gar  gern,  dass  ihnen  diese 
mehr  als  andererorten  kosten ;  es  ist  aber  mit  dem  nicht  genug  gethan, 
sondern  ein  Jedweder  muss  sorgen  und  auf  seine  Truppen  gedenken, 
dann  auf  solche  Weise  Ihro  kaiserl.  Majestät  unmöglich  wäre,  dass  Sie 
allein  den  Krieg  führen  und  souteniren  sollten  können. 

Betreffend  die  50  Officiere,  welche  zu  Ersetzung  bei  der 
königlichen  Garde  hinüber  gehen  sollen,  sagt  mir  obberührter  Don 
Quiros,  dass  man  sie  zwar  suche,  aber  noch  nicht  beisammen  habe. 

Ich  bin  Ihnen  sehr  obligirt,  wann  Sie  das  au  Sie  adressirte 
Paquet  mit  sicherer  Gelegenheit  und  wohl  einballirter  nacher  Wien 
befördern  werden. 


')  Kriegs-A.,  Spaiiieu  1708;  Fase.  IX.   20. 


218 

AVas  Sie  scliliesslic-li  wegen  des  Pass  für  die  kaiserlichen  Be- 
dienten abermalen  anführen,  werde  ich  selben  zu  überkoniraen  sehen. 
Mich  annebst  auf  beigehendes  Diarium  berufend,  verbleibe  etc. 

184. 

An  den  Grafen  Johann  Wenzel  Gallas.  Loos  vor  Lille, 
7.  September  1708')- 

Ich  erhalte  Deroselben  vom  24.  passato  und  sage  Ihnen  dienst- 
lichen Dank,  dass  Sie  durch  Ihre  Mühe  annoch  ein  Dutzend  porcel- 
lainerne  Teller  denen  ersteren  gleich  gefunden  haben. 

Der  Mylurd  Marlborough  hat  mich  versichert,  dass  der 
Mylord  Tresorior  an  dem  sei,  die  Gelder  vor  die  zwei  Regimenter 
nacher  Frankfurt  zu  übermachen ;  wann  sie  aber  den  Abgang  davon 
abziehen  wollen,  so  müssen  doch  gleicliwohlen  die  Osnabrück'schen 
Recruten,  welche  bereits  in  Italien  ankommen  sein  werden,  gut  gemacht 
werden ;  dann  ohne  diesen  wüsste  ich  nicht,  wie  man  in  der  neuen 
AVerbung  bei  einem  so  grossen  Abmangel  fortkommen  könnte,  so 
Sie   Ihresorts  in  allweg  pressiren  wollen. 

Was  sonsten  hier  passirt,  zeigt  der  Auschluss,  und  ich  ver- 
bleibe etc. 

185. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  9.  September  1708  -). 

Aus  Euer  kaiserl.  Majestät  unterm  18.  passato  an  mich  abge- 
lassenem allergnädigsten  Handschreiben  habe  ich  mit  Mehrerem  alier- 
gehorsamst  ersehen,  dass  Dieselbe  nicht  nur  vom  czarischen  Ministro 
Urbich  wegen  Eiunehmung  seines  Principals  in  die  grosse  Allianz 
beständig  angegangen  wurden,  sondern  dass  auch  nach  des  Duc  de 
Marlborough  dem  in  England  anwesenden  czarischen  Botschafter 
ertheilten  Erklärung,  die  Ausmachung  dieses  Werks  E.  k.  ^1.  allein 
zugeschoben  werden  wolle. 

Nun  ist  dieses  freilich  eine  Sache  von  grosser  Consequenz,  durch 
den  angeschlossenen  Brief  des  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  ')  aber  alier- 
gnädigst  zu  ersehen,  dass,  wie  E.  k.  ^l.  ohnedem  nicht  unbekannt 
sein  kann,  ersagter  Duc  andurch  nichts  Anderes  suche,  als  sich  aus 
der  Sache  zu  bringen  und  hingegen   die  Schuld  auf  Andere  zu  wälzen ; 

•)  Kriegs-A.,  .Spanien   1708;  Fase.  IX.    21. 
^)  Krieg8-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  IX.  28. 
'j  In  den   Feldacten  nieht  vorhanden. 


219 

dnnnenliero  ich  allergehorsaiiist  nicht  cnuaugcln  werde,  es  ilim  zu 
reprocbiren,  sobald  ich  nur  ein  wonig  die  Gelegenheit  hierzu  üher- 
komme,  weilen  jetzo  mit  dem  Feind  allzu  selir  occupirt  und  alle 
Augenblick  gewärtig  bin,  dass  derselbe,  wie  er  durch  das  ganze  Land 
spargirt,  den  Entsatz  von  Lille  unternehmen  werde.  Inzwischen  aber 
muss  E.  k.  M.  ich  gleichwohlen  unangemerkter  nicht  lassen,  dass  der 
moskowitische  Minister  von  Urbich  ein  gar  wunderlicher  Mann  sei, 
der  ein  jedes  Wort  vor  eine  Resolution    zu  nehmen  pflegt. 

Betreffend  die  angezogeiie  Unterhandlung  des  Friedens  zwischen 
dem  Czar  und  Schweden  durch  den  König  Augusto  und  die 
daraus  besorgende  Inconvenienz  und  Gefahr,  solle  E.  k.  M.  in  aller 
Unterthänigkeit  darüber  nicht  verhalten,  wie  dass  ich  mit  allergehor- 
samsten  Respect  nicht  wohl  glauben  könne,  dass  der  König  Augustus 
sothanen  Friedens  ein  Unterhändler  sein  sollte;  weilen  es  vielmehr 
das  Ansehen  hat,  dass  er  selbst  in  Polen  wiederum  zurückgehen 
dürfte,  sonsten  aber,  wann  was  daran  sein  sollte,  sich  schwerlich  hie- 
lier  zur  Armee  begeben   haben  würde. 

Dessenungeachtet  aber  werde  ich  in  allweg  trachten,  ersagten 
König  hierinfalls  zu  sondiren  und  E.  k.  M.  sodann  das  Weitere  in 
aller  Unterthänigkeit  zu  erinnern. 

Als  eben  dieses  im  Schluss  war,  traf  ich  eine  Gelegenheit,  mit 
dem  M  a  r  1  b  0  r  o  u  g  h  über  den  Punct  der  czarischen  Allianz  zu  reden. 
Er  entschuldigte  sich  gegen  mir  mit  starken  Expressionen  und  prä- 
tendirt  dagegen  das  Contrarium,  vorgebend,  dass  E.  k.  M.  es  auf  die 
Krone  Englands  verschoben  hätten,  mit  dem  weiteren  Vermelden,  er 
habe  hierüber  die  Briefe  bei  Händen  und  wolle  sie  mir  communiciren. 

So  E,  k.  M.  ich  heute  allergehorsamst  beirücken  und  mich 
anbei  etc. 

186. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  9.  September  1708  '). 

Es  haben  zwar  nach  des  Feindes  starkem  Aussprengen  die  Meisten 
allezeit  geglaubt,  dass  derselbe  gleich  nach  seiner  Ankunft  mit  der 
Armee  den  Entsatz  von  Lille  tendiren  und  uns  angreifen  würde,  zu 
welchem  Ende  man  ihn  in  voller  Bereitschaft  erwartete.  Nachdem  aber, 
ungeachtet  derselbe  ganz  nahe  an  uns  gestanden,  er  es  nichtsdesto- 
weniger nicht  vornahm,  und  hingegen  man  an  hiesiger  Belagerung  sehr 
retardirt  würde,  wenn  man  alle  Augenblick  auf  ein  jedwedes  Mou- 
veraent    die  Truppen    ausrücken    lassen  müsste,  so  habe    für    gut    und 

•)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  29. 


220 

nötliig  Lcfimdeu,  um  nicht  nur  die  Leute  und  Pferde  vergebens  nicht 
zu  fatig-uiren,  sondern  auch  ersagte  Belagerung  mit  so  besserem  Ernst 
fortzusetzen,  vor  der  Armee  des  Mylord  Duc  de  Marlborough  ein 
Retranchemeut  autzuwerfen,  welches  .auch  geschehen. 

Inzwischen  hat  man  den  7.  dieses  auf  die  feindliche  Contre- 
Escarpe  einen  Sturm  gegeben,  den  Feind  von  selber  verjagt  und  sich 
darauf  postirt,  wie  Euer  kaiserl.  Majestät  aus  dem  angehenden  Journal 
des  Mehreren  allergnädigst  ersehen  werden;  worauf  ich  mich  Kürze 
halber  in  allerunterthänigstem  Respect  beziehe. 

Bei  diesen  vorgewesten  Bewegungen  und  Occupationeu  konnte 
ich  zwar  mit  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough  nichts  Ausführliches 
reden;  er  vertröstete  mich  aber  fortan,  dass  die  Gelder  für  beide  in 
Spanien  abgegangenen  Regimenter  seine  Richtigkeit  hätten.  Es  will 
aber  ersagtes  Geld  bis  diese  Stunde  gleichwohlen  nicht  ankommen, 
daher  ich  dann  den  Grafen  von  G  a  1 1  a  s  wiederholter  geschrieben, 
selbes  ohne  Unterlass  zu  pressireu. 

Bei  jetztersagtem  Mylord  Duc  langte  von  dem  von  Stanhope 
ein  Secretarius  an,  Avelcher  unter  Anderem  auch  von  Ihre  königl. 
katholischen  Majestät  Briefe  an  denselben  mitbrachte.  Ich  hatte  zwar 
dabei  nichts  bekommen,  obbesagter  Secretarius  aber  meldete,  dass  ein 
mit  ihm  von  dorten  abgegangener  Obristlieutenant  meine  Briefe  mit 
sich  nach  Wien  genommen  habe.  Inzwischen  weiss  ich  von  seinem 
Mitbringen  nichts  Anderes,  als  dass  mir  der  Mylord  Marlborough 
sagte,  Allerhöchstgedachte  Seine  königl.  Majestät  verlangten,  dass  von 
denen  in  Napoli  (Neapel)  sich  beündlichen  E.  k.  M.  Regimentern  zu 
Fuss  zwei  dahin  in  Spanien  transportirt  werden  möchten,  und  hätten 
ihn,  Mylord,  dabei  nachdrücklich  ersucht,  dass  er  es  seinesorts  stark 
pressiren  und  sollicitiren  möchte,  und  zwar  umsomehr,  als  man  Ver- 
sicherung gebe,  dass  die  Königin  deren  Verpflegung  über  sich  nehmen 
würde;  bitte  ihn,  Mar  Ib  orough,  solchemnach  hierauf  auch  seinesorts 
allein  zu  dringen,  ohne  von  den  Werbgelderu  zu  deren  Wiederersetzung 
Avas  zu  melden. 

Ich  replicirte  darauf,  dass  ich  zwar  hievon  noch  nichts  wüsste, 
ich  könnte  aber  vorläuHg  versichern,  dass  ohne  deren  Ersetzung  imd 
Abreichung  der  Werbgelder  E.  k.  M.  die  Abfolglassung  keineswegs 
würden  einstehen  können,  massen  es  Dero  Kriegs-Staat  nicht  zuliesse, 
über  die  bereits  nach  Spanien  geschickten,  noch  zwei  Regimenter  zu 
Fuss  wegzugeben,  ohne  dass  Sie  nicht  andere  an  deren  Stelle  haben 
oder  setzen  könnten ;  Dieselbe  allergehorsamst  bittend,  E.  k.  jM.  möchten 
allergnädigst  geruhen,  mich  zu  belehren,  was  ich  in  dieser  Sache  zu 
thun   und   wie  ich  mich   zu   verhalten  haben  solle. 


221 

P.  S. 

Auch  ist  E.  k.  M.  allergnädigst  bekannt,  dass  mir  vor  meiner 
Abreise  unter  Anderem  auch  sichere  Hiklesheim'sche  Assignationen 
hätten  mitgegeben  werden  sollen.  Wie  ich  aber  diese  nicht  erwartet, 
so  habe  ich  gehofft,  es  würde  es  der  Graf  Schlik  mit  sich  bringen. 
Da  sie  auch  diesem  nicht  behändigt  worden,  und  hingegen  kein  Kreuzer 
Gehl  mehr  in  der  Cassa  ist,  so  habe  E.  k.  M.  um  deren  schhjunige 
Anherschickung  hierait  allerunterthänigst  belangen  Avollen. 

187. 

An  den  Marqnis  Prie.  Feldlager  vor  Lille,  9.  September  1708  'h 

V.  E.  me  pardonnera  si  je  ne  Lui  reponds  sur  Sa  lettre  du  7 
du  mois  passe  qn'aujourd'hui,  les  mouvements  et  les  occupations  con- 
tinuelles  m'en  ayant  empeche,  je  Lui  rends  mille  gräces  qu'Elle  vou- 
lut  prendre  part  de  la  bataille  d'Oudenarde,  souhaitant  avec  Elle  qu'on 
en  puisse  ressentir  les  effets  parmi  les  princes  d'Italie,  dont  je  ne 
doute  pas. 

Je  suis  oblige  du  compte  des  affaires  qu'Elle  m'a  rendu  par  la 
copie  jointe,  et  m'etant  trop  eloigne,  Elle  ne  prendra  pas  en  mauvais, 
si  je  ne  Lui  reponds  rien  la-dessiis,  n'ayant  pas  manque  de  faire  tenir 
IMylord  Duc  la  lettre  qu'Elle  m'a  enfermee  a  cacliet  volant. 

Au  reste,  Monsieur,  S.  M.  L  a  fort  bien  songe  a  la  personne 
de  V.  E.  pour  la  commission  de  Rome,  sachant  bien  qu'Elle  ne  pour- 
rait  pas  etre  mieux  servi  que  par  la  couduite  comme  de  V.  E.  etant  etc. 


188. 

An  den  Hofkrieg-srath  Thiell.  Feldlager  vor  Lille, 
9.  September  1708  "t. 

Ich  unverhalte  dem  Herrn  Ilofkriegsrath  auf  Seines  vom  18.  pas- 
sato  hieniit  in  Antwort,  dass  es  bei  der  Bombardirung  Neutra,  als 
einer  geschehenen  Sache,  sein  Bewenden  habe,  Aviewohl  ich  nicht 
weiss,  ob  es  auch  der  Mühe  werth  gewesen  sei. 

Hingegen  approbire  ich  die  Säuberung  des  anderseiten  Donau- 
Landes  und  repetire  nochmalen,  was  ich  erst  jüngsthin  geschrieben 
habe,    dass  man    dem  Herrn  Feldmarschall  Grafen  Heister    positive 

•)  Kiiegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.   17  li. 
2)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  IX.   7. 


222 

vorschreiben  müsse,  was  er  zu  thim  habe,  damit  man  von  dem  ge- 
thanen  glücklichen  Streich  recht  profitire. 

Dass  die  Contagiun  in  Arad  nachgelassen,  veruelune  ich  gern  und 
bedauere  aber  hiernächst  den  Todesfall  des  Herrn  Baron  Praun- 
storff,  wodurch  Ihro  kaiserl.  Majestät  einen  wackeren  Ofücier  ver- 
loren haben. 

An  dessen  Platz,  wie  ich  an  Ein  löbl.  Mittel  schreibe,  sollte  oder 
der  Herr  Christ  Leithraann,  oder  zum  Fall  der  Herr  GWM.  Scherzer 
dahin  gehen  wollte,  dieser  Ihro  kaiserl.  Majestät  allerunterthänigst  })ro- 
ponirt  werden.  Was  aber  der  Herr  Hofkriegsrath  anbei  meldet,  dass 
man  vermeine,  den  Herrn  Christen  Grafen  von  Herb  er  stein  als 
Interims-Commandanteu  dahin  zu  bestellen,  finde  ich  gar  nicht  nöthig 
zu  sein. 

Uebrigens  bedauere  ich  die  Gefangenschaft  des  Herrn  Obristen 
T  ö  k  ö  1  y  sammt  seinem  Bruder  und  schreibe  dessentwegen  an  Ein 
löbl.  Mittel,  dass  dasselbe  darob  sein  wolle,  damit  er  auf  ein  oder 
andere  Weise  hinwieder  eliberirt  werde,  darob  auch  der  Herr  Hof- 
kriegsrath sein  Avird,  und  ich  verbleibe  etc. 

189. 

An  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Feldlager  vor  Lille, 
9.  September  1708 'j. 

Ich  sage  Ihnen  dienstlichen  Dank,  dass  Sie  mir  unterm  11.  pas- 
sato  abermalen  communiciren  wollen,  was  Sie  an  Ihro  kaiserl.  ]\Iajestät 
relationirt  haben. 

Was  Sie  aber  sonsten  mir  anneben  annectirt,  dass  die  Herzogin 
jüngsthin  in  der  Person  wegen  der  Possess-Gebung  von  Montferrat 
sich  geirrt  habe,  da  diese  Dero  Herrn  Brüdern  aufgetragen  sei,  dabei 
hat  es  sein  Bewenden.   Uebrigens  etc. 

190. 

An  den  FML.  Grafen  König-segg*.  Feldlager  vor  Lille, 
9.  September  1708^). 

Gegen  meinen  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  erstatte 
ich  den  dienstlichen  Dank  für  den  gethanen  Glückwunsch  zur  Bataille 

•)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  14. 
^)  Kriegs-A.,  Italieu  1708;  Fase.  IX.   15. 


223 

von  Ouflenarde  und  bedauere  unter  einsten  den  Anstot^s,  so  Derselbe 
abornialen   von  einem   dreitägigen    Fieber  hat. 

Wegen  der  Kepartitionsgcldcr  der  dortigen  Fortification  und 
Garnirung  der  dismontirten  Artillerie,  sclireil)t  mir  der  kai.serliche  Ilof- 
kriegsrath,  dass  er  die  Notlidurft  bei  dem  Verkauf  der  Virgilianisehen 
Güter  pressire,  dass  soleliemnach  aueli  zu  hoffen  ist,  es  werde  der 
Effect  erfolgen.  Ich  biu  mit  meinem  Herrn  General-Feldmarschall- 
Lieutenant  der  Meinung,  dass  es  bei  so  weit  avancirter  Zeit  frcülich 
zu  spät  sein  dürfte,  dass  sich   Derselbe  nacher  Wien  begebe. 

Was  mir  mein  tlerr  General-Feldraarschall-Lieutenant  übrigens  mit 
mehrerer  Weitläufigkeit  vom  Herrn  Baron  Martini  meldet,  hat  mir 
derselbe  das  Geringste  nicht  davon  geschrieben;  ich  rauss  aber  appro- 
biren  und  loben  die  Intention,  so  mein  Herr  General-Feldmarsehall- 
Lieutenant  geführt  hat,  ihn  mit  dem  Herrn  Grafen  Castelbarco 
hinwiederum  zusammen  zu  bringen.  Ich  recommandire  es  meinem 
Herrn  General- Feldraarschall-Lieutenant  weiters  imd  ersuche  Den- 
selben, auf  alle  Weise  darob  zu  sein,  damit  zwischen  ihnen  das  gute 
Vernehmen  hergestellt  werde;  dann  ich  von  hier  aus  zu  weit  entfernt 
und  auch  anderer  Verrichtungen  halber  nicht  alle  Augenblick  schreiben 
kann,  massen  auch  sonsten  mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieute- 
naut  von  obigen  Beiden  einen  so  gut  als  den  anderen  kennt.  Womit  etc. 

191. 

An   den  Feldmarschall  Freiherrn   von  Thüngen.   Lager  vor 
Ryssel'),  15.  September  1708 -j. 

Nachdem  der  Herr  Minier-Ubristlieutenant  St.  Martin  mit  seinem 
unterhabenden  Corpo  und  dem  erforderlichen  Zeug  dahier  unumgäng- 
lich nöthig  ist,  so  habe  ich  Euer  Excellenz  hiemit  ersuchen  wollen, 
dass  Dieselbe  belieben  möchten,  ihn  alsogleich  sammt  seinem  Corpo 
anhero  abzuschicken,  und  dient  Ihro  zur  Nachricht,  dass  das  kaiser- 
liche Commissariat  unter  einsten  erinnert  werde,  ihn  mit  einem  Schiff' 
und  denen  sonst  benöthigten  Reisegeldern  zu  versehen. 

Ich  ersuche  dessenthalben  Ihro  Gnaden  den  Chnrfürsten  gleich- 
falls, dass  sie  hierein  verwilligen  möchten  und  schliesse  E.  E.  das  au 
dieselbe  erlassende  Schreiben  zu  dem  Ende  hierbei ,  damit  Sie  es 
Ihro,   wann  sie  sich  bei  der  Armee  befinden,  behändigen  wollen. 


*)  Ryssel  flaniisch,  frauzösisch  Lille. 

2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.  IX.  2-i. 


224 

192. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  16.  Sep- 
tember 1708 ' ). 

Das  von  Euer  kaiscrl.  ]\Iajestät  unterm  30.  Juli  an  mich  alier- 
gnädigst  abgelassene  Befehlschreiben  ist  mir  erst  dieser  Tage  zu 
allergehorsamsteu  Händen  eingeloffen,  und  gleichwie  es  ohnedem  meine 
Pflicht  und  Schuldigkeit  erfordert,  Dero  Allerhöchsten  Befehlen  die 
allergehorsamste  Folge  zu  leisten,  so  -werde  auch  in  aller  Uuterthänig- 
keit  unermangeln,  wann  sich  eine  Gelegenheit  ergeben  sollte,  durch 
Repressalien  oder  in  anderer  Weise  Dero  und  des  Reichs  Stadt  Augs- 
hnrg  zu  der  angesuchten  billigmässigen  Satisfaction  bei  dem  Feind 
die  hülfliche  Hand  zu  bieten.  Womit  etc. 

193. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  16.  September  1708 '). 

Die  feindlichen  Bewegungen  haben  mich  jüngsthin  verhindert, 
dass  Euer  kaiserl.  Majestät  die  abgewichene  Post  in  aller  Unter- 
thänigkeit  nicht  habe  bedienen  können,  weilen,  wie  Dieselbe  aus  dem 
angehenden  allergehoi  samsten  Journale  allergnädigst  zu  ersehen  geruhen 
werden,  der  Duc  de  Bourgogne  einen  Musketenschuss  gegen  den 
]^Iylord  Duc  de  Marlbourough  angerückt,  und  ich  daraufhin  auf 
das  von  ihm  beschehene  Ersuchen  mich  nicht  allein  selbsten  urplötzlich 
zu  ihm  verfügt,  sondern  auch  die  Truppen  von  der  hiesigen,  meinem 
Commando  unterstehenden  Armee  hinausrücken  lassen.  Man  ist  solchem- 
nach  zwei  Tage  allezeit  in  Waffen  gestanden  und  hat  den  Feind  er- 
wartet, welcher  aber,  ausser  dass  er  gegen  den  linken  Flügel  mit 
etlichen  30  schweren  Stücken  und  mit  etlichen  anderen  gegen  den 
rechten,  jedoch  unglaublich  ohne  Schaden  kanonirte,  weiter  nichts  vor- 
nahm, sondern  gestern  wiederum  decampirte  und  seinen  Weg  auf 
Orchies,  wovon  er  anhero  kommen,  zurücknahm  und  wie  alle  Kund- 
schafter sagen,  suchen  wolle,  uns  die  Communication   zu  benehmen. 

An  dem  Attaque  sind  die  Breschen  auf  die  Tenaille  und  das 
Hornwerk  bereits  gelegt  und  die  Descente  im  Graben  fertig  und 
man  mithin  im  Stande,  zwischen  heute  und  morgen  auf  gedachte 
Tenaille  einen  Sturm  zu  unternehmen,  wodurch  bei  dem  glücklichen 
Ausschlag  die  Stadt  ziemlich  pressirt  sein  wird. 


')  Kriegs-A.,  Römisches  Keicli  1708;  Fase.  IX.  26. 
')  Krieg-s-A.,  Niederlaiifle    1708;  P\nsc.  IX.   39. 


225 

Unmöglich  war  es  zu  veränduiu,  dnss  es  hei  dieser  BeUxgerung 
nicht  etwas  langsam  zugehe,  wasmassen  man  bei  einem  so  grossen  Werk 
nicht  allezeit  Alles  zur  Genüge  und  der  Nothdurft  nach  beisammen 
haben  kann,  zuvörderst  aber,  da  der  Marechal  de  Bouffiers  sich 
resolvirt,  die  Festung  bis  auf  die  Extremität  zu  defendiren,  so  ihm 
umso  leichter  fallen  wird,  weilen  er  sich  nach  Belieben  allezeit  in  das 
Citadelle  retiriren  kann.  Er  disputirt  solchemnach  Alles,  was  er  nur 
kann,  vornehmlich  da  er  die  feindliche  Armee  von  der  Stadt  aus 
im  Gesichte  gehabt  und    dadurch  umsomehr    angefrischt    gewesen  ist. 

Hiernächst  ist  es  schon  an  der  Zeit,  sowohl  dahier,  als  anderwärts 
auf  die  Ueberwinterung  der  Truppen  zu  gedenken. 

Wegen  der  hiesigen  E.  k.  M.  Regimenter  kann  Deroselben  ich, 
ungeachtet  ich  schon  etlichemal  davon  zu  reden  angefangen,  bis  nicht 
die  Belagerung  vollendet,  nichts  Positives  sagen,  da  auch  sonstcn 
dieses  Werk  mehr  als  eine  Unterredung  vonnöthcn  haben,  mithin  auf 
einmal  nicht  wird  ausgemacht  werden  können. 

Wegen  Italien  aber  wäre  ich  der  allerunterthänigst-  und  unmass- 
gebigsten  Meinung,  dass  E.  k.  M.  von  denen  dortigen  7  Cavallerie- 
und  Dragoner-Regimentern  zwei  gar  füglich  herausmarschiren  lassen 
könnten,  und  zwar  solch  ergestalten,  dass  dagegen  von  denen  in  Napoli 
befindenden  Regimentern  ein  anderes  heraus  und  dahin  nacher  Italien 
marschiren,  mithin  daselbsten  allezeit  6  complete  Cavallerie-Regimenter 
gelassen  werden  sollten,  und  sobald  ich  nun  in  aller  Unterthäuigkcit 
wissen  werde,  dass  E.  k.  M.  diesen  meinen  allergehorsamsten  Vorschlag 
allergnädigst  approbirt  haben,  so  will  sodann  des  Weiteren  allerge- 
horsamst  berichten,  was  hiezu  vor  zwei  Regimenter  zu  benennen  wären. 

Bei  dem  Mylord  Duc  de  Marlb  orough  pressire  ich  fortan 
den  Erlag  des  Geldes  für  beide  nach  Spanien  abraarschirte  Regimenter, 
und  er  versichert  mich  dargegen  positive,  dass  es  damit  seine  Richtigkeit 
habe  und  begehrt,  dass  ich  dessentwegen  eine  Schrift  unterschreiben 
sollte,  so  dieser  Tage  geschehen,  und  unter  einsten  an  E.  k.  M.  die 
allergehorsamste  Communication  davon  wird  eingeschickt  werden. 
Unterdessen  wundert  mich  doch,  dass  ersagtes  Geld  bis  diese  Stunde 
zu  Frankfurt  noch  nicht  ankommen  sei. 

Belangend  aber  die  Errichtung  der  neuen  Regimentei',  beziehe 
ich  mich  auf  dasjenige  allerunterthänigst,  was  an  Dero  gehorsamsten 
Hofkriegsrath  bereits  geschrieben  und  nicht  weniger  ersagten  Mittels 
Vice-Präsidenteu  weiters  bedeutet  habe,  zum  Fall  etwa  E.  k.  M.  aller- 
gnädigst gedenken  möchten,  die  drei  fränkischen  Regimenter  zu  Fuss 
in  corpore  zu  erhandeln  und  davon  diese  zwei  neuen  errichtenden 
Regimenter  formiren  zu  lassen. 

Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoycn.  II.  Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.     15 


226 

Ich  unterlasse  im  Ueljri<j^on  aucli  nicht,  mit  ersagtem  Mylord  Diic 
die  übrigen  von  E.  k.  iE.  mir  allergnädigst  aufgetragenen  Puncte 
öfters  zu  rcpetiren,  Avorübcr  Deroselben  den  allergehorsamsten  Bericht 
bereits  erstattet  habe.  Ich  kann  aber  E.  k.  M.  hiebei  in  aller  Unter- 
thänigkeit  anzuziehen  nicht  crmangeln,  dass,  w^as  die  Abfolgung  der 
von  Ihre  königl.  katholischen  Majestät  aus  Napoli  verlangten  Regi- 
menter zu  Fuss  betrifft,  Höchstgedachte  Seine  königl.  Majestät  sich 
gegen  den  von  Stanhopc  dahin  erklärt  hätten,  dass,  wann  seine 
Königin  die  Verpflegung  ersagten  Regimentern  abreichen  würde.  Seine 
katholische  Majestät  über  sich  nehmen  wollten,  mit  E.  k.  j\[.  der  Ueber- 
lassung  und  des  Transportes  halber  sich  zu  verstehen  und  die  Sache 
auszumachen;  worauf  ersagter  von  Stanhopc  seinen  Secretarium 
hiehergeschickt  und  weiters  nacher  England  über  diese  Materi  geschrieben 
hat.  Als  ich  nun  mit  dem  Marlborough  von  der  Ersetzung  dieser 
Regimenter  und  Erlag  des  Werbgeldes  geredet,  fangte  er  zu  lachen 
an  und  berufte  sich  auf  das  Obige,  bei  welcher  Beschaffenheit  hierin- 
falls  was  zu  thun,  kein  Gedanken  zu  machen  ist.  Ich  wäre  daher  der 
allerunterthänigsten  und  unmassgeblichsten  Meinung,  dass  Allerhöchst 
gedachte  Seine  katholische  Majestät  nicht  so  frei  mit  denen  alliirten 
Ministris  umgehen  sollten,  wann  Sie  nicht  vorhero  mit  E.  k.  M.  die 
Sache  concertirt  haben.    Womit  etc. 


194. 

An   den  Hofkrieg-srath.  Feldlager  vor  Lille,   16.   Sep- 
tember  1708'). 

Nachdem  mir  die  Nachricht  eingeloffen,  dass  in  Neapel  die  Mittel 
und  Verpflegung  abgingen  und  darum  unsere  Leute  auch  durchzu- 
gehen anfingen,  zuvörderst,  da  der  Papst  öffentlich  die  Trommel 
rührt  und  man  auf  denen  Grenzen  Billeten  gefunden,  worinnen  der- 
selbe einem  jeden  Mann  neue  Mundur  (Montur)  und  raisonables 
Handgeld  verspricht,  so  habe  ich  für  nöthig  erachtet,  Einem  löbl. 
^Mittel  zu  erinnern,  dass  es  an  seiner  Gehörde  die  weitere  nachdrück- 
liche Remonstration  mache,  auf  dass  der  Herr  Cardinal  G  r  i  m  a  n  i 
die  in  gedachtem  Neapel  stehenden  kaiserlichen  Truppen  oder  bezahle, 
odc]'  aber  dieselben  zurückgezogen  werden  und  er  dagegen  andere 
formiren  solle. 

Es  ist  hiernächst  der  Herr  <Jbrist  von  Braunst  orff  mit  Tod 
abgegangen,    welcher    umsomehr    zu    l^edauern    ist,    als    Ihre    kaiserl. 


')  Kriegs-A.,  Neapel  und  Sicilien  17(J8;  Fase.  IX.  10. 


227 

Majestät  andurch  einen  wackeren  ( )fficier  verloren  haben.  Wie  nun 
dessen  obgeliabtes  Coraraando  zu  Szegedin  seiner  Importanz  wegen 
sogleich  wiederum  zu  ersetzen  ist,  so  wolle  Ein  löbl.  Mittel  I.  k.  M. 
hiezu  den  Herrn  Christen  Leithmann  von  Guido  Starhemberg  in 
aller  Unterthänigkeit  proponiren;  zum  Fall  aber  auch  der  Herr 
GWM.  Scherz  er  dahin  gehen  wollte,  könnte  auch  dieser  dazu 
vorgeschlagen  werden. 

Ein  löbl.  Mittel  wolle  hiernächst  belieben,  weilen  der  Herr  Obrist 
Tököly  mit  seinem  Bruder  von  denen  Rebellen  gefangen  worden,  dass 
derselbe  demnächst  wieder  eliberirt  werde,  auf  dass  diese  Nation  den  Muth 
nicht  verlieren  und  sehen  möge,  dass  man  sich    ihrer  annehmen  thue. 

Was  mir  hiernächst  der  kaiserliche  Herr  Gcneral-FML.  Graf 
Nadasdy  wegen  des  herübergetretenen  rebellischen  Parteigängers 
Baron  Ghillanyi  schreibt,  das  zeigt  beikommender  Extract  *),  so  ich  an 
Ein  löbl.  Älittel  darum  remittire,  um  dass  Dasselbe,  wann  dem  Aerario 
dadurch  kein  besonderes  Aggravio  zuwachsete  und  es  auch  sonsten 
Dasselbe  für  nöthig  erachtete,  das  Weitere  unschwer    verfügen  wollte. 

Was  sonsten,  nachdem  dem  Herrn  Obristen  St.  Amour  die  Gage 
noch  vorlängst  conferii't  worden,  die  bei  diesem  Regiment  befindliche 
Obristlieutenant  und  Obrist  -  Wachtmeister  für  eine  Instanz  machen, 
diesem  ebenmässig  in  der  Gage  zu  succediren  und  mir  daraufhin  von 
dem  General  der  Cavallerie  und  General-Kriegs-Commissario  Herrn 
Grafen  Schlik  herübergegeben  worden  ist,  das  zeigt  der  Anschluss  *) 
des  Mehreren,  welches  an  Ein  löbl.  Mittel  hiemit  remittire,  um  dass 
Dasselbe  an  mich  hieher  die  sonsten  gewöhnliche  lutimation  ergehen 
lassen  wolle.  Dem  hiernächst  weiters  anlege,  was  der  Herr  Obrist 
GrafLamberg  wegen  der  Vaubonne'schen  in  Steyermark  stehenden 
Commandirten  bei  mir  angebracht  hat.  Wie  nun  das  Begehren  billig, 
auch  zu  I.  k.  M.  Dienst  ist,  dass  diese  Commandirten  nicht  länger 
also  von  dem  Regiment  abgesendet  verbleiben,  so  wolle  auch  Ein  löbl. 
Mittel  das  Weitere  hierüber  beliebig  verfügen.  (Die  Fortsetzimg  des  Schreibens 
enthält  Unwichtiges.) 

195. 

An  den  Feldmar  schall  Grafen  Herber  stein.  Feldlag-er  vor  Lille, 
16.  September  1708  -j. 

Euer  Excellenz  werthestes  Schreiben  vom  29.  passato  wird  mir 
zurecht,  woraus  und  dem  angeschlossenen  Project,    ich  mit  Mehrerem 


*)  Nicht  Toi-handen. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  37. 


228 

ersehen,  was   Sie  wegen  Erhandlung  der  drei  fräukisehen    Regimenter 
melden  wollen. 

Nun  wäre  der  Vorsehlag  au  sich  selbsten  wohl  Avürdig,  in  Reflexion 
gezogen  zu  werden,  ieh  fürchte  aber,  es  dürfte  dabei  gleichwohlen  ein 
und  andere  Difticultät  mit  unterlaufen ;  wann  mau  also  zu  Ihre  kaiscrl. 
Majestät  Dienst  hierinfalls  mit  Nutzen  und  Vortheil  reussiren  könnte, 
so  wäre  dieses  Project  anzugehen,  man  müsste  sich  aber  damit  nicht 
amusiren  und  die  Zeit  verlieren,  sondern  was  man  thun  wollte,  gleich 
vor  die  Hand  nehmen,  dass,  sobald  das  Geld,  welches  ich  auf  Frankfurt 
dirigiren  lasse,  ankommen  sein  wird,  man  sodann  gleich  richtig  sein 
könnte.  Ich  finde  aber  E.  E.  dabei  zu  melden  nöthig,  dass  40  Gulden 
für  Einen  Mann  zu  geben,  zu  viel  sei,  und  dahero  dahin  angetragen 
werden  müsste,  sieh  auf  Einen  Mann  nicht  höher  als  36  Gulden 
einzulassen,  welches  jedoch  nur  eventuahter  zu  schliessen  und  mir,  ehe 
man  die  Proposition  an  I.  k.  M.  abgibt,  das  Behörige  vorhero  zu 
erinnern  wäre,  damit,  wann  ich  dabei  was  ab-  oder  zuzusetzen  hätte, 
ich  meine  Meinung  unter  einsten  beirücken  könnte;  zuvörderst  aber 
wäre  auch  zu  sehen,  wie  man  den  Herrn  Obrist  Plischau,  welchem 
man  bereits  eines  von  denen  zwei  neu  errichtenden  Regimentern  conferirt 
hat,  zufrieden  stellen  möchte. 

Ich  will  also  das  Weitere  demnächsten  erwarten,  damit  man  in 
der  neuen  Werbung  umso  viel  schleuniger  den  Anfang  mache,  als  die 
Krone  England  die  Gelder  mit  dieser  Condition  herschiesst,  dass 
anstatt  der  nach  Spanien  abgegangenen,  diese  zwei  neue  Regimenter 
dagegen  errichtet  werden  sollen;  worüber  E.  E.  Ihresorts  Rath  halten 
und  durch  ein  hinaufgehendes  allerunterthänigstes  Referat  nicht  ge- 
statten wollen,  dass  man  a  parte  oeconomica  ein  Arbitrium  mache, 
ob  sothane  Aufriebt-  und  Erstehung  rathsam  sei  oder  nicht,  massen 
dieses  allein  von  dem  Gutachten  des  löbl.  kaiserliehen  Hofkriegs- 
rathes  dependirt,  pars  oeconomica  aber  dabei  nichts  Anderes  zu  thun 
hat,  als  sich  um  die  Mittel  zur  Verpfleg-  und  Unterhaltung  zu  sorgen, 
umso  vielmehr  als,  wie  E.  E.  melden,  das  Wetzel'sche  Regiment  aus 
Kapoli  ebenmässig  nacher  Spanien  abgeschickt  werden  solle,  wobei 
E.  E.  gar  vernünftig  anziehen,  wie  bedenklich  es  sei,  dass  I.  k.  M. 
Ihren  Kriegs  -  Staat  schwächen  sollten,  wann  andere  Potenzen  ihre 
Truppen  vermehren. 

Ich  meincsorts  habe  wider  diesen  allergnädigsten  Befehl  ersagten 
Wetzel'schen  Regiments  halber  mich  immediate  im  Geringsten  nicht 
zu  setzen,  sondern  vielmehr  die  allergehorsamste  Folge  zu  leisten; 
finde  aber  gleichwohlen  dabei  zu  remonstriren,  dass  man  diese  Ab- 
schickung  nicht  anders  als  gegen  die  Condition   thun  solle,  dass  dieses 


I 


229 

Regiment  gleich  die  vorigen,  clurcli  den  Erlag  der  Geldmittel  von 
der  Krone  England  liinwiederum  ersetzt  werde.  Weilen  aber  dabei 
ermeltes  Wetzel'sches  Regiment  eines  von  unseren  besten  Infanterie- 
Regimentern  dermalen  ist,  so  wäre  auch  Schade,  wann  I.  k.  M.  das- 
selbe verlieren  sollten,  und  dahero  besser,  damit  nichtsdestoweniger 
der  allergnädigste  kaiserliche  Befehl  in  seine  Executiou  gebracht 
werde,  dass  man  von  allen  fünf  in  Napoli  stehenden  Regimentern 
ein  ganzes  Regiment  herausziehen  und  formiren,  mithin  dieses  neu  zu- 
zusammensetzende dahin  nach  Spanien  abgehen  lassen  sollte. 

Worüber  dann  E.  E.  ebenfalls  die  weitere  Remonstration  an  seine 
Gehürde  thun  wollen.  Womit  etc. 


196. 

An  den  Prinzen  Carl  von  Neuburg-.  Feldlager  vor  Lille, 
16.  September  1708  '). 

Euer  Liebden  Hochschätzbares  vom  25.  passato  habe  wohl  be- 
händigt, und  was  die  von  spanischer,  englischer  und  holländischer 
Generalität  mit  Pässen  versehenen,  nach  Italien  abgehenden  Deserteurs 
betrifft,  vermag  ich  meinesorts  selbiges  dermalen  nicht  wohl  zu  ver- 
hindern, glaube  aber,  dass  die  mehrsten  Piemontesen  und  Savoyarden 
sein  dürften,  welche  in  ihr  Vaterland  zurückkehren  wollen.  Womit  etc. 


197. 

An  den  Obristen  Grafen  Lamberg.  Feldlager  vor  Lille, 
16.  September  1708 -). 

Ich  sage  dem  Herrn  Obristen  auf  Seines  vom  8.  passato  hiemit 
in  Antwort,  dass  es  gar  recht  sei,  was  Derselbe  wegen  Uebernehmung 
der  für  die  drei  Regimenter,  als :  Vaubonne,  Batte  und  Caraffa,  desti- 
nirten  Recruten  erinnert  hat,  und  ist  hiernächst  auch  billig,  dass  die 
Commandirten  von  dem  Vauboune'schen  Regiment,  so  sich  dermalen 
in  Steyermark  befinden,  hinwiederum  zu  Demselben  stossen  sollen, 
wessentwegen  ich  unter  einsten  an  Einen  löbl.  kaiserlichen  Hofkriegs- 
rath  schreibe  und  verbleibe  etc. 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  38. 
2)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  28. 


230 

198. 
An  den  Grafen  Gallas.  Vor  Lille,  16.  September  1708'). 

Derosclben  vom  21.  passato  ist  mir  wohl  eing'elaut'cu,  worauf 
nicht  crmaiiffeln  will,  alle  an  Sie  abfassende  Schreiben  directe  über 
Haag  nach  Londres  adressiren  zu  lassen. 

Die  Gelder  für  die  zwei  nach  Spanien  abgeschickten  Regimenter 
betreffend,  versichert  je  und  allezeit  der  Mylord  Duc,  dass  es  mit 
solchen  seine  Richtigkeit  habe.  Weilen  aber  der  Erlag  noch  zu  dato 
nicht  erfolgen  will,  so  gelieben  Sie  solchen  unablässlich  zu  pressiren, 
anerwogen  solchergestalt  die  neuen  Regimenter  nicht  in  tempore  zu 
richten  wären.  Womit  etc. 

199. 

An  den  FML.  Grafen  König-seg-g*.  Feldlager  vor  Lille, 
18.  September  1708'). 

Ich  erfreue  mich  mit  meinem  Herrn  General-Feldmarschall- 
Lieutenant,  aus  Dessen  Schreiben  vom  24.  passato  vernommen  zu  haben, 
dass  Demselben  von  Ihrer  kaiserl.  Majestät  das  Commando  im  Ferrare- 
sischen  allergnädigst  aufgetragen  worden  ist,  in  Erwartung,  was  mir 
mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieutenant  über  selbigen  Stand  wird 
weiters  communiciren  wollen. 

Sonsten  ist  es  nicht  ohne,  dass  dem  mantuanischen  Lande  eine 
grosse  Sublevation  geschehete,  wann  selbes  küuftigen  AVinter  mit  der 
Personal-Einquartierung  verschont  würde,  womit  man  auch  die  Contri- 
butionen  umso  höher  würde  hinauftreiben  und  mithin  dem  Aerario 
einen  grösseren  Nutzen  verschaiFen  können. 

200. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Lille,  19.  September  1708'). 

Seit  meiner  letzteren  an  Dieselbe  in  aller  Unterthänigkeit  er- 
lassenen Relation  ist  der  Feind  noch  immer  im  Mouvement,  gleichwie 
mein  allergehorsamstes  hiebeigehendes  Tagzettel  mit  Mehrerem  weisen 
wird.  Es  will  hiebei  scheinen,  als  ob  er  die  Scheide  besetzen  und 
etwo  gegen  Ath  oder  Brüssel  rückwärts  was  zu  tontiren,  oder  uns 
allein  die  Zufuhr  zu  sperren  intentionirt  sei,  welches,  wann  er  es 
ehender  gethan  hätte,    uns  dahier  sehr  incommodirt  haben    würde.    Es 

')  Krieg8-A.,  Spanien  1708;  Fase.  IX.  43. 

^)  Ki-iegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  30. 

■'j   Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  41. 


231 

ist  aber  zu  fürcliten,  dass  er  es  vielleicht  annocli  thun  dürfte,  bei 
welcher  Beschaffenheit  man  mit  der  Belagerung  umso  mehreres  em- 
barrassirt  wäre,  als  ohnedem  wenig  Pulver  vorhanden,  und  dieselbe 
bis  anhero  nicht  also  wie  man  gemeint  hat,  ergangen  ist,  massen 
Euer  kaiserl.  Majestät  ich  allerunterthänigst  wohl  sagen  kann,  dass 
es  dahier  eben  wie  anderwärts  zu  geschehen  pflegt  und  dass  man 
bald  in  diesem,  bald  in   jenem  Mangel  leidet. 

Ich  kann  aber  von  sothaner  Belagerung  positive  noch  nichts 
allergehorsamst  melden,  weilen  Alles  von  der  feindlichen  Defension 
und  der  dazu  nöthigen  Munition  und  Zeugs-Requisiten  dependirt, 
massen  der  Feind,  wie  E.  k.  M.  jüngsthin  allergehorsamst  berichtet 
habe,  einen  jedweden  Schritt  disputiren  thut. 

Man  hat  zwar  eben  jüngsthin  allerunterthänigst  erinnertermassen 
geglaubt,  abgewichener  Tage  auf  die  Tenaille  und  etwa  unter  einsten 
auch  auf  das  Hornwerk  einen  Sturm  zu  geben,  hat  aber  dabei  solche 
Schwierigkeiten  gefunden,  dass  man  es  noch  nicht  effectuiren  können, 
inmassen  das  Wasser  weit  tiefer,  als  man  sich  eingebildet,  der  Feind 
auch  sonderlich  mit  Bomben  auf  unsere  angefangene  Grallerie  ein  so 
grosses  und  starkes  Feuer  bishero  gemacht,  dass  uns  dieselbe  öfters 
ruinirt  worden  und  man  auch  an  Mannschaft  Schaden  gelitten  hat,  die 
Ingenieure  aber  fast  nicht  wissen,  was  sie  zu  thun  haben.  Man  hoff't 
aber  gleichwohl,  zwischen  heute  oder  morgen  sothane  Gallerie  in  Per- 
fection  zu  bringen  und  daraufhin  auf  die  Tenaille  einen  Sturm  zu  geben. 

Uebrigens  lege  E.  k.  M,  in  originali  bei  ')  diejenige  Schrift,  von 
welcher  Deroselben  ich  jüngsthin  allergehorsamst  Meldung  gethan, 
und  die  wegen  der  englischen  Gelder  verfasst  worden  ist.  Es  ist 
zwar  eine  Clausel  darinnen  enthalten,  dass  man  den  Ueberrest  der 
4000  Mann  nicht  ehender  bezahlen  solle,  bis  sie  nicht  wirklich  in 
Catalonien  angelangt  sein  werden;  der  Duc  de  Marlborough  aber 
hat  mich  dagegen  gesichert,  dass  es  nichts  zur  Sache  thue,  und  dass 
er  das  Geld  sogleich  bezahlen  lassen  wollte,  sobald  die  noch  abgän- 
gigen Recruten  in  Italien  ankommen  und  allda  gemustert  sein  würden. 

In  dem  Uebrigen  aber  ist  man  wegen  der  weiteren  Kecrutirung 
bei  dem  geblieben,  dessen  man  sich  vorhin  schon  unter  einander  ver- 
standen und  E.  k.  M.  die  allergehorsamste  Nachricht  noch  vorlängst 
erstattet  hat.  Und  nachdem  nun  diese  Gelder  seine  vollständige  Rich- 
tigkeit haben,  so  berufe  mich  in  allerunterthänigstem  Respect  auf  das- 
jenige, was  der  zwei  errichtenden  Regimenter  halber  E.  k.  M.  durch 
Dero  löbl.  Hofkriegsrath  projectiren  lasse.  Womit  etc. 


*)  Nicht  vorhaiideu. 


232 

201. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Lille,  19.  September  1708  ' ). 

Aus  Euer  kaiserl.  Majestät  unterm  22.  passato  an  mich  erlassenen 
allergnädigsten  Befeblsclireibeu  habe  ich  in  aller  Unterthänigkeit  er- 
sehen, wie  Dieselbe  allergnädigst  zu  wissen  verlangen,  was  es  mit 
der  von  der  Königin  in  England  über  sich  genommenen  Ersetzung 
Dero  in  Spanien  abgeschickten  zwei  Regimenter  zu  Fuss  für  eine 
Beschaffenheit  und  wie  weit  die  Bezahlung  ihre  Richtigkeit  erreicht  habe. 

Mich  muss  es  nicht  wenig  wundern,  dass  E.  k.  M.  hierüber 
keine  Information  zugekommen  sei,  da  ich  doch  von  etlichen  Post- 
taeren  her  über  diese  Materi  den  ausführlichen  Bericht  erstattet  und 
jedesmal  allergehorsamst  berichtet  habe,  wie  weit  ich  darinnen  ge- 
kommen vmd  was  mir  darüber  für  positive  Antworten  und  Versiche- 
rungen gegeben  worden  seien.  Worbei  dann  E.  k.  M.  in  aller  Unter- 
thänigkeit  bitte,  allergnädigst  zu  glauben,  dass  ich  weder  in  diesen, 
noch  anderen  zu  Dero  Allerhöchstem  Interesse  gereichenden  Dingen 
das  Geringste  nicht  unterlassen,  sondern  mich  vielmehr  Tag  und 
Nacht  beeifere,  dasjenige  zu  leisten,  was  meine  Pflicht,  Treue  und 
Schuldigkeit  mit  sich  bringt. 

Bishero  habe  ich  die  positive  Versicherung  allezeit  gehabt,  dass 
es  mit  dem  Geld  richtig  und  dasselbe  auf  mein  Verlangen  nacher 
Frankfurt  würde  dressirt  werden,  und  hat  allein  an  dem  geraangelt, 
dass  man  eine  gewisse  Schrift  verfasst  und  von  mir  nebst  dem  Duc 
de  Marlborough  zu  unterzeichnen  begehrt  hat,  mit  dem  Enthalten, 
als  ob  diese  Ersetz-  und  Darschiessung  der  Gelder  eine  zwischen 
mir  und  ersagtem  Mylord  Duc  auf  meiner  Reise  nach  dem  Haag  trac- 
tirt-  und  abgehandelte  Sache  sei,  um  selbe  dem  Parlament  einreichen 
und  sich  andurch  legitim  iren  zu  können,  allermassen  E.  k.  M.  hie  von 
in  meiner  anderen  allerunterthänigsten  Relation  das  Originale  aller- 
gehorsamst anlegen  und  unter  einsten  Ihre  königl.  katholische  Majestät 
zu  Hispanien  und  dem  Grafen  von  G alias  hievon  Communication  thue. 
(Fortset/amg  aus  dem  vorhergehenden  Stlireibeu  Nr.  200  von  „Es  ist",  Zeile  14  v.  u., 
bis  „erstattet  haf-.) 

202. 
An  denHofkriegsratlL.  Feldlager  vor  Lille,  19.  September  1708  ')• 

Eines  löbl.  Mittels  unterm  18.,  21.  und  22.  passato  sind  mir  nach 
und  nach    wohl    eingelaufen,    worüber  Demselben    hiemit    in    Antwort 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;   Fase.  IX.  42. 
^)  Krieg.s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  44. 


233 

unverlialte,  dass  wegen  Ersetzung  beider  neu  aufrichtender  Regimenter 
mich  auf  dasjenige  beziehe,  was  Einem  löbl.  Älittel  in  dieser  Materi 
schon  öfters  und  zuvörderst  erst  letzthin  an  des  Herrn  Vice-Präsidenten 
Excellenz  mit  mehrerer  Ausführlichkeit  berichtet  und  eben  mit  heutiger 
Ordinari  abermalen  repetirt  habe,  dem  ich  meinesorts  nichts  Anderes 
beizurückeu  weiss,  als,  weilen  ich  die  Gelder  von  der  Krone  England 
täglich  gewärtig  bin,  dass  man  sothaner  Regimenter  halber  einen 
schleunigen  Schluss  und  Ende  machen  solle;  es  möge  hernach  sein, 
dass  man  neue  errichte,  oder,  wie  mir  ersagtes  Herrn  Vice-Präsidenten 
Excellenz  gemeldet,  mit  dorn  fränkischen  Kreis  seiner  drei  Regimenter 
halber  zum  Streich  kommen  möchte ;  massen  an  der  Zeit  Alles  gelegen, 
und  dass  man  sich  nicht  etwa  mit  Ein-  und  Anderem  amusirc  und  mithin 
dieselbe  vergeblich  verstreichen  lasse. 

Nachdem  sonsten  die  Saison  schon  weit  avancirt  und  auch  der 
Herrr  FML.  Graf  von  Königs  egg  zu  Commandiruug  der  Truppen 
im  Ferraresischen  destinirt  ist,  so  wird  derselbe  zur  Einrichtung  des 
Hybernalis  im  Mantuanischen  sich  schwerlich  nacher  Wien  begeben 
können;  er  schreibt  mir  aber,  dass  er  sich  in  gedachtes  Ferraresische 
verfüge  und  ein  Project  darüber  formiren  wolle,  glaubte  dabei,  wann 
ersagtes  Mantuanisches  bei  diesen  Conjuncturen  von  der  Personal- 
Belegung,  ausser  der  Festung  Mautua,  verschont  werden  könnte,  dass 
sodann  umso  leichter  die  Contribution  in  Baarschaft  zu  erheben  sein 
Avürde. 

Die  löbl.  Hofkammer  kann  mein  Regiment  mit  denen  hiesigen 
umsoweniger  in  eine  Gleichheit  ziehen,  als  dieselben  bekanntermassen 
nicht  nur  allein  30.000  Gulden  in  denen  Ländern  angewiesen  bekommen, 
sondern  auch  dahier  etliche  1000  Gulden  aus  der  Cassa  baar  empfangen 
haben.  Ein  löbl.  Mittel  wolle  solchemnach  darob  sein,  auf  dass  das- 
selbe das  annoch  restirende  Geldquantum  überkommen  möge. 

Was  die  Kollonits'schen  Huszaren  und  Fels-  und  Reisingischen  Com- 
mandirten  betrifft,  sind  diese  bereits  hier  in  der  Nähe  angelangt,  und 
erwarte  ich  sie  demnächst  bei  der  Armee ;  mithin  ist  es  mit  einem 
sowohl,  als  dem  anderen  in  einen  anderen  Stand  kommen.  Soviel  aber 
den  occasione  der  ersteren  angeschlossenen  commissariatischen  Auf- 
satz der  künftigen  militärischen  Erfordernisse  angeht,  ist  nicht  ohne,  dass 
die  dazu  benöthigten  22  Millionen  eine  übermässige  Summam  abwerfen; 
ich  glaube  abei*,  wann  man,  wie  ich  denselben  obiter  hin  in  etwas 
durchgangen,  recht  examiniren  und  Punct  für  Punct  zu  übersehen, 
sich  die  Mühe  nehmete,  dass  noch  gar  viel  würde  herabgebracht 
werden  und  man  endlich  noch  zurecht  kommen  könne;  weilen  zu- 
vörderst die  Regimenter  in  Wälschland  und  Napoli  das  Ihrige,  wo    sie 


234 

sind,  ohne  Aggravio  des  Aerarii  zu  gewärtigen  haben  und  hiernächst 
auch  sonsteu  von  anderwärts  noch  ein  und  anderer  Beitrag  zu  hoffen 
steht,  welches,  wann  man  es  von  der  Haupt-Summa  decuntiren,  auf  ein 
und  andere  Pensionen  und  mehrere  derlei  Assignationen  dem  Militari 
nachsetzen  thäte,  so  persuadire  ich  mich  immer  mehrers,  dass  ich  mich 
in  meiner  Meinung  nicht  betrogen  linden  dürfte.  Unter  Anderem  aber 
ersuche  ich  in  sothanem  Aufsatz,  dass  .  man  die  neapolitanischen 
Cavallerie-Regimenter  mit  übel  Berittenen,  zu  Fuss  und  völlig  Ab- 
gängigen jedes  auf  500  Mann  ansetzen,  da  doch  dieselben  erst  für 
heuer  zu  völliger  Completiruug  die  Gelder  empfangen  und  ich  danuen- 
liero  nicht  Aveiss,  nachdem  sie  diesen  Sommer  nichts  zu  thun  gehabt 
haben,  woher  ein  so  grosser  Abgang  gekommen  sein  solle. 

Ueber  den  Punct  der  Verpfleg-  und  Kecrutirung  der  in  gedachtem 
Napoli  stehenden  Soldatesca  bleibt  es  im  Ersten  bei  meinem  Vorigen, 
dass  oder  die  Truppen  daselbst  richtig  bezahlt  oder  herausgezogen 
werden  und  sich  der  Cardinal  Grimani  sodann  andere  formiren  müsse. 
Wegen  der  Recrutirung  aber  wird  es  grossen  Schwierigkeiten  unter- 
worfen sein,  die  Recruten  und  Rimonta  der  Cavallerie  auf  dem  Wasser 
hineinzuschaffen ;  bei  denen  zu  Fuss  aber  approbire  ich,  dass  mau 
die  Commaudirten,  bis  die  Werbgelder  völlig  fallen,  heraust  anhalte 
und  ihnen  sodann  unter  einsten  die  bevorstehende  neue  Werbung 
committire.  Ein  löbl.  Mittel  aber  wolle  darob  sein,  dass  von  denen 
Ländern  die  ausständigen  Gelder  unverlangt  und  umso  gewisser  er- 
ledigt werden,  als  ihnen  dieselben  von  Ihro  kaiserl.  Majestät  bereits 
bonificirt  und  an  deren  Verwilligung  abgeschrieben  worden;  so  Ein 
löbl.  Mittel  bei  I.  k.  M.  in  der  Deputation  nachdrücklich  rathen  und 
bei  Deroselben  die  Remedur  allergehorsamst  ansuchen  wolle. 

So  wären  nicht  weniger  von  denen  Regimentern  in  der  Lombardie 
die  Officiere  zeitlich  herauszurufen  und  wegen  der  von  der  alten 
Stellung  beiläufig  noch  restirenden  1000  Manu  fleissig  anzukeliren, 
damit  man  auch  diese  erhalten  möchte. 

In  puncto  der  neuen  Recrutirung  werde  ich  zwar  Einem  löbl. 
Mittel  hierüber  auf  Desselben  unterm  22.  obengeraeldeten  Monats  des 
Mehreren  antworten,  ich  habe  aber  Demselben,  gleichwohleu,  weilen 
es  in  dem  11.  Punct  Dero  ersten  Schreibens  eine  etwelche  Erinnerung 
thiit,  in  Antwort  nicht  verhalten  wollen ,  dass  ich  die  Abtheiluug 
sothaner  Recruten  in  die  Halbscheid  der  Naturalsteilung  und  Halb- 
scheid in  Baarschaft  insoweit  approbire,  wann  die  Mittel  von  denen 
Ländern  alsogleich  zusammengebracht  und  bezahlt  würden ;  dann 
sonsten  wäre  es  eine  unmögliche  Sache,  da  zumalen  auch  die  ^Verbung 
der  zwei  neu  errichtenden  Regimenter  darunter  kommt. 


235 

Wider  die  Assentirung  jedesmals  fünf  Miinn  habe  ieli  kein 
Bedenken,  wider  die  Kxeeption  der  Franzosen  aber  wäre  beizurücken, 
dasö  allein  die  tauglielie  Maunsehaft  von  deutscher  Nation  angenonnnen 
Averden  solle,  sonsten  würden  die  Länder  auch  Burgunder,  Lothringer 
und  derlei  Nationes  darunter  mischen  wollen. 

Mit  dem  Offerte  des  Prinzen  von  Sachse  n-ll  i  1  j)  ershau  s  en 
(Hildburghausen)  Liebden  kann  es  in  suspenso  gelassen  werden.  Wegen 
der  Quartiere  der  hier  unter  meinem  Commando  stehenden  oder  in 
kaiserlichem  Sold  seienden  Regimenter  aber  kann  ich,  bis  nicht  die 
Belagerung  hiesiger  Festung  vorbei  sein  Avird,  nichts  Positives  melden, 
wiewohl  allem  Ansehen  nach  von  hier  aus  wenig  zu  hoffen  sein  wird. 

Den  von  dem  Herrn  Feldmarschall  Grafen  von  Dann  recom- 
mandirten  Carminati  kenne  ich  zwar  wohl,  und  wird  Einem  löbl. 
Mittel  auch  annoch  im  Gedächtnisse  sein,  dass  selbiger  gewisser 
Inzichteii  halber  zu  Neustadt  im  Arrest  gewesen  sei;  wiewohl  ich 
supponiren  will,  dass  nichts  daran  war,  dahero  ich  auch  diesem  Suppli- 
canten  meinesorts  zu  helfen  nicht  ungeneigt  stehe.  Ich  finde  aber 
dabei  nöthig,  Einem  löbL  Mittel  zu  bedeuten,  dass  man  mit  Verleihung 
der  Feldkriegs-Secretarii-Stellen  nicht  mehr  so  freigebig  sein  und  diese 
Charge  so  gemein  und  gering  machen  solle,  angesehen  ohnedem 
dermalen  etliche  vorhanden,  und  man,  wann  noch  mehrere  gemacht 
werden  sollten,  heute  oder  morgen  mit  diesen  Leuten  embarrassirt 
sein  wird,  da  zudem  auch  die  Noth  nicht  ist,  dass  man  bei  einem 
jedweden  Corpo  sogleich  einen  Secretarium  anordnen  sollte,  wo  es 
durch  einen  guten  Coneipisten  eben  füglich  und  öftermalen  wohl  besser 
versehen  werden  kann.  Meine  Meinung  wäre  solchemnach,  dass  man  in 
das  Künftige  nicht  mehr  als  zwei  der  Feldkriegs  -  Secretarien  halten 
sollte,  deren  der  Eine  jedesmals  bei  der  Haupt- Armee,  der  Andere  aber 
bei  einer  anderen  von  den  grösseren  Armeen  die  Dienste  zu  verrichten 
hätte.  Um  dass  aber  dem  Carminati  gleichwohlen  geholfen  sei,  so 
könnte  man  ihn  in  Napoli  als  Coneipisten  mit  der  Gage  anstellen  und 
daraufhin  die  gewöhnliche  Expedition  ausfertigen. 

Dero  andertes  Schreiben  vom  21.  ist  ein  Vorschlag  der  vacanten 
Commandanten-Stelle  zu  Szegedin,  worauf  ich,  was  Ein  löbl.  j^Iittel 
des  Herrn  Obristen  B  e  c  k  h  e  r  s  halber  anzieht,  die  Sache  gar  wohl 
genommen  zu  sein  erkenne.  Wegen  des  Herrn  Obristen  Brück  en- 
thal  aber  approbire,  dass  derselbe  zu  einem  beständigen  Comman- 
danten  zu  Hermannstadt  in  Siebenbürgen  angestellt  werde,  woselbst 
ein  guter  Officier  höchst  nöthig  ist,  Weilen  aber  dessen  Erklärung 
noch  nicht  eingelangt,  so  wäre  sie  von  ihm  abzufordern,  obschon  ich 
dabei  nicht  abnehme,  warum   es  derselbe  difficultiren  sollte. 


236 

So  lasse  icli  es  auch  bei  rlerjenigeu  Reflexion  bewenden,  die  Ein 
löbl.  Mittel  des  Herrn  Obristlieutenants  Ren  au  d  halber  geniaeht  hat. 
Was  aber  den  Herrn  Obristen  Leithmann  angeht,  hindert  ihn  das 
Vice-Commaudo  zu  Ofen  an  seiner  Prätension  gar  nicht,  massen  Einem 
löbl.  Mittel  wohl  bekannt,  dass  dieses  nichts  Beständiges,  und  ersagter 
Herr  Obrist  bloss  und  allein  ad  interim  dahin  gesetzt  worden  sei. 
Solchemnach  wäre  ich  der  Meinun«;,  dass  zu  ersag^ter  vacanten  Com- 
mandanteu-Stelle  der  Herr  Obrist  Graf  von  Herb  er  stein  nebst 
jetztgemeldetem  Herrn  Obristen  Leithmann  vorgeschlagen  werden 
sollte;  da  es  aber  der  Letztere  nicht  erhalten  würde,  so  könnte  man 
denselben  bei  Uebergabe  Neuhäusel  accommodiren,  zum  Falle  mau 
nicht  auf  den  Gedanken  fallen  möchte,  diesen  Platz  zu  rasiren,  welches 
aber  ehender  nicht  geschehen  müsste.  bis  nicht  Leopoldstadt  in  einen 
guten  und  rechtschaffenen  Stand  gesetzt  sei. 

Uebrigens  approbire  ich,  was  Ein  löbl.  Mittel  bei  vorkommener 
Schwierigkeit  in  Assignirung  der  Landrecruten,  wegen  Farbe  der 
Montirung  für  ein  Expediens  gefunden  hat,  und  wäre  aber  dabei 
der  Meinung,  dass  man  endlich  die  Strümpfe  durchgehends  perlfarb 
verschaffen,  item  für  das  Badische  Regiment  noch  dieses  Jahr  die  blaue 
Montur  passiren  lassen  könnte,  bis  nach  L  k.  M.  allergnädigsten  Reso- 
lution bei  denen  sämmtlichen  Regimentern  die  Gleichheit  der  Montur 
eingeführt  werde.  Und  nachdem  aber  ersagtes  Badisches  Regiment  hier 
bei  der  Belageruug  bereits  ziemlich  gelitten,  so  wäre  auch  für  dasselbe 
bei  der  Repartition  der  Recruten  ein  so  mehrerer  Antrag  zu  macheu. 

Weilen  aber  hiernächst  die  in  Spanien  und  Napoli  befindlichen 
Regimenter  in  solchen  Ländern  angesetzt  sind,  wo  die  Xatural-Stellung 
schwerlich  zu  vermuthen,  so  wäre  in  allweg  darob  zu  halten,  damit 
sie  nicht  ohne  Recruten  verbleiben  möchten. 

^Vie  nachdrücklich  der  Herr  Palatinus  Hungariae  seines  Herrn 
Sohnes  unterhabenden  Regiments  bestellten  Obristlieutenant  zur  Obristens- 
Stelle  recommandirt  hat,  das  zeigt  der  Anschluss,  so  ich  an  Ein  löbl. 
Mittel  zu  dem  Ende  remittire,  damit  es  auf  denselben  mittler  Zeit 
Reflexion  machen  wolle. 

In  dem  weiteren  Anschlüsse  bittet  der  Herr  Obrist  Latter  mann 
um  die  General- Wachtmeistei'S- Stelle,  oder  dass  er  sich  in's  Reich, 
das  Wildbad  zu  gebrauchen,  begeben  dürfte.  Auf  das  Erste  habe  ich 
ihm  geantwortet,  dass  ich  dermalen  vom  Hof  entfernt  sei  und  nicht 
wissen  könnte,  ob  es  L  k.  M.  convenient  wäre,  eine  weitere  Promotion 
vorzunehmen ;  wann  er  aber  zur  Pflegung  seiner  Gesundheit  ersagtes 
Bad  nöthig  hätte,  so  wollte  ich  ihm  auch  die  Licenz  ertheilt  haben. 
So  Einem  löbl.  Mittel  zur  Nachricht  dient. 


237 

Schliesslichen  hat.  mich  der  Herr  Graf  von  Hohen  fei  fl  in  dem 
dritten  Beischluss  gebeten,  dass  er  bei  den  zwei  neu  aufrichtenden 
Regimentern  considerirt  werden  möchte.  Einem  \i)\)\.  Mittel  wird  er- 
innerlich sein,  was  annoch  in  meiner  Anwesenheit  zu  Wien  seinet- 
halben  in  Vorschlag  kommen. 

Sollte  nun  der  Handel  mit  den  fränkischen  Regimentern  nicht 
vor  sich  gehen  und  obige  zwei  Regimenter  von  Neuem  errichtet 
werden,  so  bleibt  es  auch  dabei,  dass  ersagter  Herr  Giraf  von  Hohen- 
f e  1  d  bei  einem  von  denenselben  als  wirklicher  Obristlieutenant  an- 
gestellt werden  solle.  Womit  etc. 

203. 

An  den  Prinzen  Philipp    von   Hessen  -  Darmstadt.   Feldlager 
vor  Lille,  19.  September  1708*)- 

Euer  Liebden  sage  schuldigsten  Dank  für  den  mir  zur  Bataille 
von  ( )udenarde  unterm  14.  passato  gethaueu  Glückwunsch  und  er- 
freue mich,  dass  die  dahin  posttäglich  abgehenden  Diaria  zu  sicheren 
Händen  einlaufen. 

Hiernächst  gratulire  Euer  Liebden  vom  Herzen  zu  demjenigen 
Patent,  welches  Ihre  königl.  Majestät  Deroselben  als  Gubernator  generale 
degli  armi  zuschicken,  und  mir  Dieselbe  unterm  21.  passato  davon 
haben  parte  geben  wollen,  so  der  kaiserliche  Hof  auch  umso  genehmer 
halten  wird,  als  es  seiner  Intention  conform,  für  Euer  Liebden  aber  eine 
iSache  ist,  welche  Dero  Meriten  und  beiwohnenden  Qualitäten  schon 
vorlängst   verdient   haben.  (Der  Schluss  des  Schreibens  enthält  Unwichtiges.) 

204. 

An    den  Churfürsten    von    der    Pfalz.    Feldlager    vor  Lille, 
19.  September  1708-)- 

Ich  habe  aus  Euer  Gnaden  vom  7.  dieses  an  mich  abgelassenen 
gnädigen  Zeilen  mit  Mehreren  ersehen,  was  Sie  wegen  Befreiung  von 
heurigen  Winterquartieren  des  löbl.  oberrheinischen  Kreises  haben 
anziehen  wollen.  Nun  wollte  ich  wünschen,  in  diesem  wie  allem  Anderen 
Deroselben  gnädigen  Befehl  exequiren  zu  können;  es  werden  aber  Euer 
Gnaden  von  selbsten  erkennen,  dass  dieses  nicht  von  mir,  sondern 
von  des  Herrn  Churfürsten  zu  Hann  over  Gnaden  depeudire,  welche, 


')  Kriegs-A.,  Neapel  und  Sicilien  1708;  Fase.  IX.   15. 
2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IX.  27. 


238 

wenn  ich  mich  hierein  mengen  würde,  nicht  gern  sehen  und  mir  ein- 
folglich  vor  übel  haben  möchten',  dahero  ich  der  unmassgeblichen 
Meinung  wäre,  dass  man  hierüber  an  Ihre  directe  schreiben  sollte. 
Womit  etc. 

205. 

An    den  Feldmarschall    Grafen   Herberstein.    Feldlager    vor 
Lille,  19.  September  1708  '). 

Kuer  Excellenz  Werthes  vom  25.  passato  ist  mir  wohl  einge- 
loffen,  und  was  die  zwei  neu  errichtenden  Regimenter  angeht,  berufe 
ich  mich  auf  dasjenige,  was  an  E.  E.  ich  letzthin  erlassen,  und 
weilen  ich  nun  die  Gelder  täglich  erwarte,  so  gelieben  Dieselbe  die 
Sache  alsogleich  auszumachen,  es  mag  hernach  sein,  dass  die  fränkischen 
Truppen  erhandelt  werden,  oder  dass  man  auf  Errichtung  zwei  neuer 
Regimenter  capitulire.  Zum  Falle  aber  das  letztere  geschieht,  Averden 
E.  E.  nicht  weniger  sehen,  dass  die  zwei  neu  hiezu  resolvirendeu  Obriste 
zum  Avenigsten  zwei  Compagnien  ex  propriis  beistellen,  gleichwie  es  des 
Herrn    Prinzen    von  Bevor  n    Liebden    bereits    sollen    oiferirt   haben. 

Was  schliesslichen  das  vacante  Commando  zu  Szegedin  anbe- 
trifft, berufe  mich  auf  dasjenige,  so  ich  unter  einsten  an  Ein  löbl. 
Mittel  erlassen  und  verbleibe  etc. 


206. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Gronsfeld.  Feldlager  vor  Lille, 
19.  September  1708  '). 

Euer  Excellenz  sage  ich  auf  Dero  mir  wohl  eingelangtes  Schreiben 
vom  3.  dieses  schuldigen  Dank,  dass  Sie  mir  von  Dero  allda  ver- 
tretendem Interims-Commando  parte  geben  wollen.  Und  AA^as  aber  das 
verlangende  Journal  betrifft,  da  werden  sich  Euer  Excellenz  persuadiren, 
dass  mir  allezeit  eine  Freude  sei,  wann  die  Gelegenheit  habe,  Dero- 
selben  was  Gefälliges  zu  erweisen.  Ich  würde  dahero  auch  unermangeln, 
E.  E.  damit  von  der  hiesigen  Kriegs-Kanzlei  aus  bedienen  zu  lassen, 
AA'ann  sich  die  zusammenkommende  Arbeit  je  zuweilen  nicht  solcher- 
gestalten  häufte,  dass  man  damit  unmöglich  gefolgen  k(5nne.  Indessen 
schicke  ich  solches  posttäglich  zur  dortigen  Armee  und  zAveifle  nicht, 
es  werde  E.  E.  auch  connnunicirt  werden,  in  Verbleibung  etc. 


<)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IX.  28. 
^)  Kriegs-A.,  Römi.sche.s  Reich   1708:  Ynsv.  IX.  30. 


239 

207. 

An  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  vor  Lille, 
19.  September  1708'). 

Dem  Herrn  Hofkriegsrath  sage  schönen  Dank  t'iu-  die  mir  unterm 
25.  und  29.  passato  gegebenen  Nachrichten  und  hoffe,  dass  nach  der 
glücklich  erfolgten  Eroberung  Neutra  es  mit  Ncuhäusel  ein  gleich- 
massiges  Ende  nehmen  werde,  gleich  ich  dann  auch  hoffe,  wann  der 
Bezeredy  die  kaiserliche  Gnade  angenommen,  dass  nicht  nur  das 
anderseitige  Donau-Land  von  denen  Rebellen  werde  gesäubert,  son- 
dern auch  die  völlige  Unruhe  in  eine  ziemliche  Enge  zusammen- 
gebracht werden  können. 

Was  die  Prätendenten  wegen  des  Commando  zu  gedachtem  Neu- 
häusel belangt,  wäre  vor  Allem  auf  den  Leithmann  zu  reflectiren, 
zum  Fall  derselbe  zum  Szegediner  Commando    nicht    gelangen    sollte. 

Was  aber  den  Herrn  Obristen  Bruckenthal  angeht,  wird 
man  ilun  kein  besonders  machen,  und  hat  sich  solchemnach  gleich  zu 
declarireu,  ob  er  in  Siebenbürgen  gehen  wolle  oder  nicht.  Worüber 
mich  mehrers  auf  dasjenige  beziehe,  was  an  Ein  löbl.  Mittel  unter 
einsten  erlasse. 

Als  ich  eben  im  Schlüsse  dieses  war,  erhalte  ich  des  Herrn  Hof- 
kriegsraths  vom  5.  dieses  und  sehe  daraus  die  gute  Folge,  so  die 
Bataille  von  Trentschin  und  Eroberung  von  Neutra  nach  sich  gezogen. 
Ich  wünsche  nur,  dass  man  hievon  rechtschaffen  profitire  und  der 
vorhabende  Streich  mit  Säuberung  des  anderseitigen  Landes  wohl 
ablaufe,  woran  ich  nicht  zweifeln  will. 

Der  Herr  Feldmarschall  Graf  Heister  hat  Recht,  wann  er  Con- 
gregationen  in  denen  Gespanschaften  ausschreibt,  welches  der  leich- 
tere Weg  zu  einem  Accommodement  wäre,  wann  man  dadurch  eine 
Gespanschaft  nach  der  anderen  an  sich  ziehen  könnte ;  massen  dem 
Herrn  Hofkriegsrath  wohl  bekannt,  was  meine  Meinung  allezeit  ge- 
wesen ist,  dass  man  nämlich  trachten  sollte,  Ungarn  durch  die  Waffen 
und  nicht  durch  Tractate  zum  Gehorsam  zu  bringen,  und  dass  die 
Fideles  dabei  nicht  viel  zu  thun  haben  möchten,  welches  nicht  wenig  be- 
fördern könnte,  wann  man  einen  und  anderen  Rebellen-Officier,  gleich 
es  mit  dem  Ocskay  und  Bezeredy  geschehen,  nach  und  nach  auf 
unsere  Seite  zu  bringen  vermöchte  ;  die  Häupter  dieser  Unruhe  aber 
müssten  ein-  für  allemal  ausgeschlossen  verbleiben. 

Ich  sehe  nicht,  was  dann  der  Herr  Baron  Bruckenthal  in 
Siebenbürgen  zu  gehen,  für  Difficultäten  machen  kann  und  als  General- 

*)  Kriegs-A.,  Ungani  1708;  Fase,  IX.  15. 


240 

AVaclitmeister  im  Felde  zu  dienen,  wie  der  Herr  Hofkriegsrath  meldet, 
würde  er  endlich  so  gar  übel  nicht  sein,  da  hiernächst  auch  der  Herr 
General  Kriech  bäum  einen  derlei  General  immer  zu  sich  ver- 
langen thut. 

Wann  die  Kecruten  und  Rimonten  in  Siebenbürgen  anlangen,  so 
halte  ich  immer  dafür,  dass  man  zwei  Regimenter  zu  Pferd  von  dannen 
herausziehen  kiumte,  worauf  der  Herr  Hofkriegsrath  reflectiren  wolle. 

Im  Uebrigen  aber  ist  mir  lieb  zu  vernehmen  gewesen,  dass  in 
der  Türkei  nichts  Veränderliches  vorgangen  und  bei  der  Grenz-Com- 
mission  eine  gütliche  Beilegung  zu  hoffen  sei. 

208. 
An  den  GWM.  Tige.  Feldlager  vor  Lille,  19.  September  1708')- 

Des  Herrn  General- Wachtmeister  an  mich  abgelassenes  Schreiben 
vom  20.  passato  ist  mir  rechts  worden,  und  sage  Demselben  dienst- 
lichen Dank  für  den  darinnen  enthalteneu  wohlmeinenden  Glückwunsch 
zu  der  Bataille  von  Oudenarde,  nicht  zweifelnd,  der  Herr  General- 
Wachtmeister  wird  indessen  mit  denen  erwarteten  Recruten  den  Marsch 
nach  Siebenbürgen  angetreten  haben ;  von  dem  dann  und  was  auch 
sonsten  Berichtwürdiges  passiren  möchte,  mir  der  Herr  General- 
Wachtmeister  parte  geben  wolle. 

209. 

An   den   Feldmarscliall  Grafen   Dann.   Feldlager   vor   Lille, 
19.  September  1708^). 

Aus  Euer  Excellenz  unterm  14.  passato  an  mich  abgelassenem 
Schreiben  habe  gern  vernommen,  dass  Dieselbe  den  Transport  der 
Osnabrück'schen  Recruten  Ihresorts  bereits  pressirt  haben,  ersuche 
E.  E.  anbei,  solches  noch  weiters  zu  thun. 

Betreffend  die  AnAveisuug  des  Commissariats,  wird  E.  E.  das- 
selbe auf  eben  diejenige  Art  und  Weise  angewiesen  sein,  wie  selbes 
mir  vorhin  angewiesen  war,  und  man  sonsten  einem  jeden  comman- 
direnden  General  anzuweisen  pflegte. 

Hiernächst  approbire  die  Antwort,  so  E.  E.  dem  Baron  Mar- 
tini in  puncto  der  aufgebrachten  Anticipation  des  Interesse  halber 
gegeben  haben.    Dieselbe    werden    weiters    darob    sein,    dass  sothancs 


1)  Kriegs-A.,  Ungarn    1708;   Fase.  IX.   IG. 
')  Kriegs-A.,  Italien    1708;   Fase.  IX.  32. 


241 

Interesse  nicmalen  höher  als  zu  Ein  per  cento  eingestanden  und  ver- 
Avillii,^  werde.  Die  Diaria  hat  in  ihrem  alten  Stand  zu  verbleiben, 
nämlieh  für  die  kaiserlichen  Truppen  16.000  Lire  des  Tags,  zum  Fall 
von  Ihre  katholischen  jMajestät  nicht  was  Anderes  befohlen  wurde, 
woran  ich  aber  billig  zweifle,  da  ich  Deroselben  die  Nothdurft  bereits 
hierüber  reraonstrirt  habe. 

Was  hiernächst  die  Verpflegung  der  in  Napoli  stehenden  Regi- 
menter belangt,  habe  ich  vorhin  schon  davon  Nachricht  gehabt  und 
nacher  Hof  hierüber  geschrieben,  dass  der  Herr  Cardinal  Grimani 
oder  dieselbe  absolut  bezahlen  solle,  oder  man  werde  sie  zurück- 
ziehen und  er  andere  Truppen  formiren  müssen. 

Nachdem  dieses  geschlossen  war,  lauft  E.  E.  Schreiben  vom 
24.  dotto  ein,  worüber,  weilen  es  in  mehreren  Nachrichten  besteht, 
ich  nichts  Anderes  in  Antwort  zu  sagen  habe,  als  dass  ich  dafür  E.  E. 
dienstlichen  Dank  sage  und  verbleibe  etc. 

210. 

An  den  GWM.  Grafen  Alexander  Bonneval.  Feldlager  vor  Lille, 
19.  September  1708  *> 

Ich  sage  dem  Herrn  General- Wachtmeister  dienstlichen  Dank 
für  den  mir  unterm  21.  passato  zur  Bataille  von  Oudenarde  gethanen 
Glückwunsch,  und  erkenne  ich  solches  nicht  als  ein  Compliment,  son- 
dern als  einen  Wunsch,  welcher  von  gutem  Herzen  entspringt.  Ich 
ersehe  hiebei  auch  gern,  dass  Derselbe  die  Fortification  zu  Comacchio 
zu  augmentiren  sich  angelegen  sein  lasst,  mit  Avelchem  der  Herr 
General- Wachtmeister  ferners  fortfahren  und  mir  hiernächst  den  Stand 
darüber  sammt  denen  Aveiteren  Nachrichten  einschicken  wolle,  gleich 
mich  der  Herr  General- Wachtmeister  dessen  vertrösten  thun. 

Im  Uebrigen  aber  werde  diejenige  Adresse  observiren  lassen, 
welche  der  Herr  General-Wachtmeister  zu  sicherer  Ueberkommung 
seiner  Briefe  erinnert  hat.  Womit  etc. 

211. 

An  den  GWM.   Freiherrn  von  Martini.   Feldlager  vor  Lille, 
19.  September  1708^). 

Nachdem  es  mit  der  von  der  Krone  England  accordirten  Geld- 
summa  für  die  nacher  Spanien  abgegangenen  Regimenter    seine  Rich- 

')  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  34. 
2)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  IX.  48. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Supplement-Heft.    16 


242 

tigkeit  hat,  dabei  aber  wegen  der  nocli  zurückseienden  Recrutcn  vom 
Osnabrück'schen  Regiment  eine  Difficultät  gemacht  werden  will,  so- 
lange nicht  diese  in  Italien  ankommen  und  gemustert  sein  werden;  als 
wolle  der  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist-KriegscommisScär  vor- 
hin anbefohlenermassen  die  Musterung  sothaner  Recrutcn  im  Beisein 
eines  englischen  Ministers  alsogleich  vornehmen  und  darüber  authen- 
tische Tabellen  formiren  lassen,  wovon  eine  mir  anhero  zu  schicken 
wäre,  damit  ich  dieselbe  gehöriger  Orten  vorweisen  und  wegen  des 
für  ersagte  Recruten  betragenden  Quanti  nicht  aufgehalten  werden 
möchte.  Womit  etc. 

212. 

An  den  Hofkriegsrath  Locher.  Feldlager  vor  Lille, 
19.  September  1708  0- 

Aus  des  Herrn  Hofkriegsraths  vom  29.  passato  habe  gern  er- 
sehen, dass  sich  die  Festung  Neutra  ergeben  habe,  und  wäre  der  Mei- 
nung, dass,  wann,  w^ie  der  Graf  Palffy  sich  persuadirt,  der  Bot- 
tyän  herüber  gebracht  Averden  könnte,  etliche  1000  fl.  nicht  anzu- 
sehen wären. 

Indessen  will  ich  die  Abschrift  der  General  Thürheim'schen 
Commissiou  vertröstetermassen  erwarten,  und  was  aber  das  Wetzel'sche 
Regiment  anbelangt,  berufe  ich  mich  auf  dasjenige,  was  ich  dessent- 
wegen an  Ihre  kaiserl.  Majestät  mit  letzter  Post  geschrieben  und 
Einem  löbl.  Mittel  angeschlossen  habe. 

Das  Uebrige  dient  mir  zu  guter  Nachricht,  wofür  auch  dem 
Herrn  Hofkriegsrath  dienstlich  Dank  sage  und  verbleibe  etc. 

213. 

An  den  Ober-Quartiermeister  Nicolotti.  Feldlager  vor  Lille, 
19.  September  1708')- 

Auf  Desselben  vom  14.  passato  approbire  ich  in  all  weg,  dass 
mit  dem  Mahler  (?i  der  Anfang  gemacht  worden  sei.  Was  aber  die 
Brünette  (La  Brünette,  Vorwerk  von  Susa)  belangt,  wird  es  damit 
niemalen  einen  vollkommenen  Bestand  haben,  wann  mau  nicht  unter 
cinsten,  wie  meine  Intention  war,  den  ganzen  Berg  fortificire.  Sonsten 
erwarte  ich  von  Demselben    die    vertröste    Plan    (Pläne)   und    repetire 


')   Kiie-rs-A.,  i;n<?arn  1708;   Fase.  IX.  17. 
^)  Kriegs-Ä.,  Italien  1708:  Fase.  IX.  33. 


243 

dabei  iioclnnalcn,  dass  der  Herr  ()bcr-(^uartierni(;ister  eine  Karten 
vom  Land  und  niclit  weniger  die  Riss  von  allen  Campements  und 
Märschen,  so  heuer  geschehen,  mache,  damit  icli  hievon  ausführliche 
Information  habe. 

214. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  vor  Ryssel,  23.  September  1708  *). 

Endlich  ist  man  mit  unserem  Gallerie-Bau  .soweit  zu  kStande 
gekommen,  dass  man  rechter  Hand  auf  die  Tenaille  einen  Sturm 
gegeben  und  sich  sowohl  darauf,  als  linker  Hand  auf  dem  Chemin 
couvert  logirt  hat,  gleich  Euer  kaiserl.  Majestät  und  was  auch  hier- 
nächst  sonsten  passirt,  aus  meinem  allerunterthänigsten  Journal  des 
Mehreren  allergnädigst  zu  vernehmen  haben  werden. 

Sonsten  continuirt  die  feindliche  Armee,  uns  die  freie  Communi- 
cation  und  die  Zufuhr  immer  mehr  zu  benehmen,  und  weilen  man 
aber  ohnedem  an  Munition  und  anderen  Requisiten  bei  hiesiger  Bela- 
gerung nicht  nach  Genüge  versehen  ist,  auf  diese  Weise  auch  von 
Brüssel  keine  mehr  zu  gewärtigen  hätte,  so  habe  ich  proponirt,  dass 
man  selbe  von  Ostende  nehmen  und  einen  mehreren  Vorrath  zu 
weiterer  Nothdurft  dahin  bringen  lassen  solle;  welches  man  auch  von 
Seiten  der  Alliirten  approbirt  und  hiezu  die  fernere  Veranstaltung  aus- 
gestellt, thut  mich  aber  dabei  nicht  wenig  wundern,  dass  sie  hierauf 
deroseits  nicht  ehender  reflectirt  und  die  Disposition  hiezu  gemacht 
haben. 

Man  hat  solchemnach  gestern  in  der  Nacht  sogleich,  um  eine 
gute  Lieferung  anhero  zu  bringen,  600  Wägen  nach  gedachtem 
Ostende  abgeschickt.  Es  scheint,  dass  der  Feind  Alles  zu  hazardiren 
gedenke  und  die  so  belagerte  Festung  auf  das  Aeusserste  zu  defen- 
diren  gesonnen  sei,  inmasseu  dann  derselbe  sich  dermassen  opiniatrirt, 
dass  man  fast  einen  jeden  Schritt  mit  dem  Degen  in  der  Hand  weg- 
nehmen muss,  so  Leute  und  Mühe  kostet,  gleichwie  auch  die  hiesigen 
Truppen  merklich  gelitten  haben,  also  dass  man  bemüssigt  sein  werde, 
von  der  anderen  Armee  herüber  Volk  zu  Hülfe  zu  nehmen,  gleich  es 
heute  eben  geschehen  wird. 

Die  Kundschaften  confirmiren  sonsten,  dass  der  B  o  u  f  f  l  e  r  s  sich 
bis  auf  den  letzten  Mann  zu  wehren  Ordre  habe,  zu  welchem  Ende 
er  hinter  der  Bresche  zAvei  Retranchements  verfertigt  hätte. 

Nachdem  es  übrigens  nothig  gewesen,  dass  ich  mich  1)ei  vor- 
gemeltera  Sturm  in  denen  Trancheen    eingefunden,    so    hatte    mir  das 


1)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  53. 

16^ 


244 

Unii,liick  gewollt,  dass  ich  durch  eine  kleine  Kugel  linker  Iland  am 
Kopf  vorwärts  von  der  Hirnschale  hinauf,  jedoch  ohne  Fractur  der- 
selben, da  sich  die  Kugel  hievon  abgeschlagen  hatte,  ohne  Gefahr 
blessirt  worden  bin.  Ich  hoffe  also  in  wenig  Tagen  wiederum  aus- 
gehen zu  können,  wiewohl  mau  es  mir  nicht  zulassen  und  haben  will, 
dass  ich  mich  etwas  längers  zu  Hause  halten  solle. 

Schliesslichen  haben  die  staatischen  hier  anwesenden  Deputirten 
besage  ihres  an  mich  erlassenen  Schreibens  von  mir  verlangt,  weilen 
der  Feind  ein  starkes  Detachement  hieherschicken  solle,  und  nicht 
nur  hiesige  Belagerung,  sondern  auch  die  nach  geendigtem  Feldzug 
nehmenden  Q.uartiere  nach  allen  Kräften  zu  impediren  trachte,  dass 
ich  an  den  Herrn  Churfürsten  zu  Hannover  der  beiden  E.  k.  M. 
dortigen  Cavallerie-Regiraenter  halber  schreiben  möchte,  um  selbe  au- 
hero  marschiren  zu  lassen;  welchen  ich  daraufhin  beigehendes  an 
ersagten  Herrn  Churfürsten  lautendes  Schreiben  ')  behändigt  um  selbes 
mit  einem  von  ihnen  eigens  spedirten  Expressen  an  denselben  zu 
überschickeu,  allergehorsamst  nicht  zweifelnd,  E.  k.  M.  werden  es 
nicht  nur  allein  allergnädigst  approbiren,  sondern  auch  der  Herr  Chur- 
fttrst  Selbsten,  Avann  er  keine  Offensiv  -  Operation  mehr  zu  unter- 
nehmen gedenket,  in  die  Abfolglassung  sothaner  Regimenter  immediate 
verwilligen.  "\\^omit  etc. 

215. 
An  den  Churfürsten  von  Hannover.  Loos,  21.  September  1708 '). 

Nachdem  alle  Nachrichten  sagen,  dass  der  Feind  zur  Verstär- 
kung seiner  hiesigen  Armee  von  dem  oberen  Rhein  alle  bayerischen 
lind  spanischen  Truppen  hieher  detachire,  so  haben  die  staatischen 
Herrn  Deputirten,  gleich  Euer  Gnaden  aus  ihren  an  mich  gerichteten 
Schreiben*)  des  Mehreren  beliebig  ersehen  werden,  von  mir  verlangt, 

*)  Siehe  Nr.  215  des  Supplemeut-IIeftes. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IX.  32. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  52. 
Monseigiieur, 

Les  difficultes,  que  Ton  roncontie  dans  ce  siege  et  daiis  rcxeciition 
des  desseins  projetes,  sout  trop  coiniues  ä  Votre  Altesse  pour  Lui  eu  representer 
le  detail,  d'ailleuis  les  nouvelles  que  Ton  a,  que  les  eniiemis  fönt  venir 
eiicore  uii  d6tacheinent  du  haut  Rliiii  vers  les  Pays-bas,  nous  obligent  k 
representer  vivemeut  ii  V.  A.  la  necessite,  dans  laquelle  nous  croyons  etre 
pour  emiiloycr  toutcs  les  forces  possibles  pour  s'opposer  ä  TelFort  des  enueiuis. 
Dans  cettc  vue  nous  avons  l'honneur  de  La  prier  de  vouloir  emjjloyer  Son 
credit   et   Ses  bons   offices   ä   ce   (|ue  les   troujjes   de   S.  M.  Imp.   puissent  avoir 


245 

Euer  Gnaden  zu  vermögen,  dass  auch  die  Leiden  kaiserlichen  Mercy- 
iind  Lobkowitz-Reginienter  und  auch  noch  mehrere  Truppen,  die  ich 
dazu  contribuiren  könnte,  liieher  marscliircn  möcliten ;  denen  ich  ge- 
antwortet, dass  icli  hierüber  umsoweniger  etwas  Positives  zu  sagen 
Avisse,  als  mir  nicht  bekannt  sei,  ob  und  was  Euer  Gnaden  etwa  für 
heuer  noch  zu  unternehmen  vorhaben  möchten,  hiernächst  aber  ersagte 
Regimenter  an  Sie  angewiesen  wären,  von  welcher  dann  auch  diese 
Abschickung  lediglich  dependiren  thäte.  Im  Falle  aber  Euer  Gnaden 
für  heuer  eine  Offensiv-Operation  anzugehen  nicht  mehr  gedenketen,  so 
wollte  ich  endlich  an  Dieselbe  hierüber  zu  schreiben  unermangeln, 
allermassen  ich  es  auch  hiemit  bewerke  und  nicht  zweifle,  wann  Euer 
Gnaden  aus  der  vorbedeuteten  Ursache  sothane  Regimenter  anhero 
abschicken  würden,  dass  auch  Ihre  kaiserl.  Majestät  ob  Dero  und  des 
Publici  darunter  waltenden  Dienstes,  insonderheit  aber,  dass  die  hohen 
Herrn  Alliirten  sehen  möchten,  wie  Allerhöchstgedachte  kaiserl.  Majestät 
Ihresorts  Alles,  was  von  Deroselben  und  annebst  auch  von  Euer 
Gnaden  selbsten  dependirt,  williglich  beitragen,  allergnädigst  darin 
consentiren  und  es  für  genehm  halten  würden. 

Sollten  nun  Euer  Gnaden  nicht  intentionirt  sein,  eine  solche 
Operation  vorzunehmen,  die  den  Feind  obligiren  könnte,  seine  deta- 
chirenden  Truppen  zurückzuhalten,  so  wollte  ich  Dieselbe  hiemit  ge- 
horsamst belangt  haben,  dass  Sie  die  unbeschwerte  Verfügung  solcher- 
gestalt ausstellen  möchten,  auf  dass  berührte  zwei  Regimenter  sogleich 
ihren  Marsch  hieherwärts  antreten,  damit  dieselben,  wenn  Euer  Gnaden 


ordre  de  marclier  iucessamment  vers  ici,  et  comine  il  semble  que  les  ennemis 
retirent  toutes  leurs  forces  du  haut  Rhin,  qii'Elle  veuille  coutribuer  avec  lems 
H.  P.  il  faire  marclier  de  \k  vers  ici  toutes  les  troupes  dont  oii  se  pourrait 
passer  h  moins,  que  S.  A.  E.  d'Hannovre  ne  se  trouvät  en  etat  d'agir  offen- 
sivement  par  diversion  avec  tant  d'effet,  que  par  lä  les  ennemis  fussent  Obligos 
k  garder  leurs  troupes  au  haut  Rhin  pour  la  defense  de  leurs  frontieres ; 
nous  nous  trouvons  d'autant  plus  oblig^s  h  faire  cette  representation  a  V.  A. 
puisqu'on  prevoit  que  cette  campagne  se  trainera  en  longueur  y  ayant 
encore  apres  le  siege  de  Lille  ä  executer  les  desseins  sur  Bruges  et  Gand. 
Nous   sommes,   Monseigneur, 

Au  camp    devaut   Lille    ce    21    de    Septembre    1708. 

de    V.    A.    les  trüs-luinibles  et   obeissants 
serviteurs. 

F  e  r  d  i  n  a  n  d   v  a  n    C  o  1 1  e  u.  V  a  n    R  o  s  t  e  m   T  y  t. 

G.    V.    G  o  s  1  i  n  g  e  n.  H  a  r  r  e  n  b  r  o  u  1. 

W  e  1  V  e  1  d  e.  L  e   c  o  m  t  e   d  e   R  e  c  h  t  e  r  e  n. 

Adr  :   van   P  r  o  s  s  e  1  e. 
M.   G  el  de  r  M  alsen. 


246 

sie  änderst  schicken  wollen,  zu  rechter  Zeit  hier  eintreffen  mögen. 
Und  weilen  es  nicht  allein  dariun  zu  thun  ist,  dass  man  die  ange- 
fangene Belagerung  Lille  glücklich  ausführe,  sondern  dass  man  auch 
noch  vor  Ende  dieser  Canipague  Gent  und  Brügge  recuperire,  so 
wäre  vielmehr  nöthig,  dass  Euer  Gnaden  auch  noch  mehrere  Truppen, 
wann  Sie  es  nicht  brauchen,  unter  einsten  mit  anhero  zu  detachiren 
sich  gefallen  liessen. 

216. 
An  den  Hof  kriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  23.  September  1708  ')• 

Nachdem  die  staatischen  hier  anwesenden  Herrn  Deputirten  von 
mir  verlangt  haben,  da  ein  feindliches  Detachement  hieher  im  Zug 
sein  sollte,  der  Feind  auch  sonsten  die  hiesige  Belagerung  und  künf- 
tigen Quartiere  nach  allen  Kräften  zu  impediren  sucht,  dass  ich  an 
den  Herrn  Churfürsten  zu  Hannover  schreiben  sollte,  zum  Falle 
er  keine  Offensiv-Operation  mehr  vorzunehmen  gedenkete,  dass  er 
solchenfalls  die  beiden  Regimenter  Mercy  und  Lobkowitz  anhero 
marschiren  lassen  wollte,  als  habe  ich  es  auch  in  dieser  Conforraität 
gethan  und  Einem  löbl.  Mittel  hiervon  behörige  Nachi-icht  hiemit 
erstatten  wollen. 

Uebrigens  wird  zwar  Dasselbe  aus  angehendem  Journal  ersehen, 
dass  ich  bei  dem  letzten  Sturm  eine  Blessur  überkommen  habe ;  nach- 
dem ich  aber  weiss,  dass  Ein  löbl.  Mittel  hieran  seinesorts  theilnehmen 
wird,  so  habe  ich  auch  in  gegenwärtigem  Schreiben  Deroselben  davon 
parte  geben  und  beinebens  melden  wollen,  dass  ich  mittelst  göttlichen 
Beistand  verhoffe,  nächster  Tage  wiederum  ausgehen  zu  können. 
Womit  etc. 

217. 

An  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Vor  Ryssel, 
25.  September  1708^. 

Ich  sage  Deroselben  dienstlichen  Dank  ob  der  mir  unterm  1. 
dieses  ül^er  die  dortigen  Operationes  angezogenen  Nachrichten  und 
bin  mit  Deroselben  der  Meinung,  dass,  was  die  zwei  herzogliclien 
Bataillons  zu  dem  Corps  in  das  Ferraresische  betrifft,  es  nichts  An- 
deres gewesen  sei,  als  Seiner    königl.  Hoheit  Intention    zu  erforschen, 


1 


')  Kriegs-A.,  Italien    1708;   Fase.   IX.  47. 

2j  Kriegs-A.,  Me.l.^rlan.lc   1708;  Fase.   IX.  fjl. 


247 

derowegen  Sie  gar  wohl  gethaii  liabeu ,  hierüber  crinnertermassen 
nacher  Uof  zu  rescribiren. 

Was  aber  dasjenige  angeht,  dessen  sieh  Seine  königl.  Hoheit  so 
sehr  besehwert,  dass  man  nämlich  nacher  Mailand  wegen  der  Com- 
missiou  ratioue  des  Aequivalents  für  Vigevanasco  geschrieben  habe, 
da  muss  ich  Deroselben  sagen,  dass  ich  nicht  glaul^en  könne,  Avie 
etwas  Solches  würde  geschrieben  worden  sein,  ohne  mir  davon  parte 
zu  geben.  Es  kann  zwar  wohl  sein,  dass  man  vergessen,  mir  liievon 
zu  schreiben ;  allein  wann  schon  auch  dieses  wäre,  so  würde  man  mir 
doch  aus  Mailand  von  dergleichen  Schreiben  Nachricht  gegeben  haben. 
Ich  glaube  es  solchemnach  nicht,  sondern,  gleichwie  Sie  selbsten  Seine 
kcinigl.  Hoheit  kennen,  so  ist  es  nichts  als  ein  Prätext,  sich  zu  be- 
klagen, weilen  erstgedachte  Seine  königl.  Hoheit  Alles  aufsuchen  und 
hervorwickeln  werden,  um  klagen  zu  können. 

Nachdem  sonsten  die  Campagne  allda  mit  gutem  Success  ge- 
schlossen worden,  so  gelieben  Sie  unter  der  Hand  nachzuforschen, 
was  nun  oftgedachte  Seine  königl.  Hoheit  nach  Eroberung  Fenestrelle's 
und  Exilles'  künftighin  zu  thuu  gedenken,  ob  Sie  den  Krieg  weiter 
offensiv  oder  defensiv  führen  wollen.  Womit  etc. 

218. 

An  den  kaiserlichen  Gesandten  in  Granbünden,  Johann 

Baptist  Wenser  von  und  zu  Freienthurn.  Feldlager  vor 

Lille,  26.  September  1708 '> 

Dero  vom  12.  passato  habe  wohl  erhalten  und  bedanke  mich 
zuvörderst  für  den  Glückwunsch  zur  Bataille  von  Oudenarde. 

Die  Reflexion,  so  Sie  wegen  der  dort  passirenden  feindHchen 
Deserteure  machen,  ist  zwar  gar  gut,  kann  aber  nicht  umhin,  Dero- 
selben dagegen  zu  versetzen,  dass  solches  von  hier  aus  nicht  wohl 
geändert  werden  mag,  zumalen  man  sie,  Deserteure,  allhier  nicht  be- 
halten kann  und  einfolglich  nothwendigerweise  anderwärtshin  gehen 
lassen  müsste. 

Dass  Ihre  dasjenige,  so  Sie  unseren  dort  durchpassirten  Recruten 
vorgeschossen  haben,  wiederum  ersetzt  werde,  ist  der  Billigkeit  ge- 
mäss, und  will  nicht  zweifeln,  es  wird  die  Bonificirung  durch  den 
darinnigen  Commissär  geschehen. 

Dass  die  Differenz  mit  dem  Bischof  zu  Como  und  der  Republik 
in  der  Güte  verglichen  werde,  ist  in  allweg  zu  wünschen ;  wann  aber 
bei  dem  vorstehenden  Bundestag    auch    von    der  Renovation    des  mai- 


*)  Krieg3-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  IX.  40. 


248 

länJisclien  Capitulats  was  sollte  gemeldet  werdeiij  so  wollen  Sie  es 
suchen  zu  trainireu. 

Von  der  Toggenburgischen  Sache  aber  glaube  nicht,  dass  diese 
weiter  gehen  und  dass  es  damit  zu  einer  lluptur  kommen  sollte. 

Sonsten  habe  ich  kein  Bedenken,  wann  der  Herr  Obrist  B  u  o  l 
bei  der  erhaltenen  Bundcs-Chai'ge  auf  eine  kurze  Zeit  allda  vounüthen 
wäre,  derselbe  auch  daselbst  verbleiben  könne;  doch  ist  es  nöthig, 
dass  er  hierüber  auch  an  den  Grosskanzler  zu  Mailand  schreibe, 
gleich  es  an  selben  von  hier  aus  zu  thun,  nicht  ermangelt  hcabe. 

Bei  Ersetzung  der  Buol'schen  Obristlieutenautsstelle  werde  auf 
den  recommandirten  Plouta(?)  zu  reflectiren  unvergessen  und  nicht 
weniger  bei  Ersetzung  der  vacanten  Compagnien  eine  gleiche  Conside- 
ration  haben,  auch  sonsten  gedenken,  einen  Fundo  zu  finden,  dass 
die  Compagnien  von  dem  vorm  Jahr  errichteten  Bataillon  in  cora- 
pleten  Stand  gesetzt  werden  etc. 

219. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlag-er  vor  Lille,  26.  September  1708  ')• 

Nachdem  der  Feind  uns  die  Communication  derart  abgeschnitten, 
dass  sogar  die  Ordinari,  welche  gestern  hätte  anlangen  sollen,  aus- 
geblieben, so  stehe  ich  an,  ob  mein  gegenwärtiges  allergehorsamstes 
Schreiben  werde  durchkommen  können,  so  mich  dann  auch  verhin- 
dert, dass  Euer  kaiserh  Majestät  dieser  Unsicherheit  halber  nichts 
Anderes  allerunterthänigst  berichten  kann,  als  was  das  hiebeigehende 
allergehorsamste  Journal  in  sich  enthaltet. 

Der  Marchese  de  Solares  hat  mir  Dero  allergnädigste  beide 
Befehlschreiben  vom  29.  August  und  1.  dieses  gestern  Früh  einge- 
liefert, welche,  ob  sie  schon  grossentheils  durch  meine  Vorhergegan- 
geneu beantwortet  sind,  so  werde  nichtsdestoweniger  über  einen  jeden 
Punct  allergehorsamst  antworten ;  vorhero  aber  mit  Ein-  und  Anderem 
darüber  reden  und  geflissen  sein,  durch  sichere  Gelegenheit  solch' 
meine    alleruntcrthänigste  Antwort    ehestens     einzusenden.    Womit  etc. 

220. 
An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  26.  September  1708  -). 

Ich  stehe  zwar  an,  ob  mein  Gegenwärtiges  durch-  und  Einem 
löljj.  ]\Iittel    zu  Händen    kommen    werde,    weilen    der  Feind    uns    die 


')  Kriegs-A.,   Niedeilaii«l('   1708;  Fase.   IX.   fy>'-. 
*)   Krieors-A  ,  Niederlaiule   1708;   Fa.sc.   IX.    57. 


I 


249 

Coramunication    solchergestalteu    benimmt ,    dass    sogar    die    ( )i'dinari, 
Avelche  gestern  hätte  kommen   sollen,  ausgeblieben   ist. 

Einem  löbl.  Mittel  schliesse  solchemnacli  allein  mein  gewöhn- 
liches Journal  hiemit  bei,  aus  welchem  Dasselbe,  wie  die  Saelic  dahier 
beschaffen,   mit  Mehierem  ersehen   wird. 

Sonsten  hat  mir  der  Herr  General-FML.  Freiherr  von  Kriech- 
b  a  u  m  dasjenige  communicirt,  was  er  an  Ein  löbl.  Mittel  geschrieben 
hat,  worüber  ich  Demselben  hiemit  erinnern  wollen,  dass  man  auf 
alle  Weise  gedenken  müsste,  oder  den  Herrn  Obristen  T  ö  k  ö  l  y  zu 
eliberiren,  oder  wann's  nicht  gleich  geschehen  könnte,  der  razischen 
Nation  inzwischen  ein  anderes  Haupt  vorzustellen. 

Hiernächst  approbire  ich  seinen,  des  Herrn  Generalen  Kriech- 
baum, Vorschlag,  dass  man  die  Pferde  künftighin  in  loco  erzeugen 
solle ;  hingegen  aber  möchten  ein  als  den  anderen  Weg  zu  Aufwer- 
bung der  Recruteu  die  Officiere  von  Cavallerie  und  Infanterie  heraus- 
gesehickt  werden. 

Der  Herr  GWM.  Browne  beschwert  sich,  dass  er  ohne  Gage 
stehe.  Wie  ich  nun  an  Ein  löbl.  Mittel  hierüber  vor  einer  geraumen 
Zeit  bereits  geschrieben  habe,  so  repetire  ich  es  hiemit  nochmalen, 
auf  dass  Dasselbe  das  Weitere  dessenthalben  verfügen  wolle,  inmassen 
man  ersagtem  Herrn  General-Wachtmeister  und  anderen  in  diesem 
Charakter,  welche  kein  Regiment  haben,  nicht  auftragen  kann,  dass 
sie  ohne  Gage  dienen  sollten. 

So  beschwert  sich  nicht  weniger  im  beigebenden  Memorial  der 
Herr  Obrist  Freiherr  von  E  c  k  h,  dass  er  seine  Pension  weder  vor 
das  Verflossene  noch  vor  das  Gegenwärtige  erhalten  könne.  Dieser 
Mann  ist  bekanntermassen  ohne  Mittel,  mithin  seines  Zustandes  halber 
zu  erbarmen,  und  wann  ihm  seine  Pension  noch  weiters  ausbleiben 
sollte,  so  ist  es  gewiss,  dass  er  sammt  seiner  Familie  crepiren  müsste. 
Ein  löbl.  Mittel  wolle  solchemuach  ihm  zu  helfen,  sich  angelegen 
sein  lassen. 

Demselben  wird  erinnerlich  sein,  dass  ich  vor  langer  Zeit  noch 
resolvirt  habe,  für  den  Herrn  Obristlieutenant  Steinlöffel  das  Referat 
seiner  Promotion  halber  zur  Obristenstelle  hinaufzugeben.  Nachdem 
er  aber  darum  auf  das  Neue  insistirt,  so  habe  ich  auch  Einem  löbl. 
Mittel  es  zu  wiederholen  für  nöthig  erachtet,  damit  Dasselbe,  wann's 
noch  nicht  geschehen  wäre,  das  Weitere  verfügen  wolle. 

In  dem  weiteren  Anschlüsse  hat  der  Herr  General-Adjutant 
Graf  Wurmbrand  gleichergestalten  um  die  Obristen-Charge  Instanz 
gemacht,  welche  der  Herr  Churfürst  zu  Hannover  mit  einem  nach- 
drückliehen Recommandations-Schreiben  begleitet.  Was  ich  aber  Einem 


250 

sowohl  als  dem  Anderen  darauf  geantwortet,  das  zeigen  die  An- 
schlüsse *),  so  ich  Einem  löbl.  Mittel  zu  dem  Ende  communicire,  dass 
wann  auch  die  Sache  hei  Demselben,  oder  bei  Hof  angebracht  würde, 
Ein  löbl.  Mittel,  eine  gleiche  Verbescheidung  hinausgehen  könnte. 

Ich  habe  übrigens  in  meinem  Letzteren  zwar  gemeldet,  dass  man 
die  Feldkriegs-Secretärs-Chargen  nicht  so  frei  vergeben  und  künftig 
nicht  mehr  als  zwei  halten  sollte.  Nachdem  aber,  wie  Einem  löbl. 
Mittel  bekannt,  der  Feldkriegs-Concipist  Brockhausen  noch  vor- 
längst beweglich  darum  gebeten  uud  von  Seiner  königl.  Hoheit  gar 
nachdrücklich  hierzu  recommandirt  worden,  sonsten  aber  in  Ansehung 
seiner  Capacität  und  etliche  Jahre  her  bezeugten  besonderen  Fleiss 
und  Eifer  wohl  meritirt  hat,  consolirt  zu  werden,  so  wolle  Ein  löbl. 
Mittel  für  ihn  das  Decret  als  Feldkriegs-Secretär,  jedoch  ohne  Gage 
ausfertigen  lassen.    Womit  etc. 

221. 

An  den  FML.  Freiherrn  von  Kriechbaum.  Feldlager  vor  Lille, 
26.  September  1708;). 

Dass  mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieutenant  unterm  2 L  pas- 
sato  mir  zu  der  wider  die  Feinde  erfochtenen  Bataille  von  Oudenarde 
gratulireu  wollen,  sage  dienstlichen  Dank  uud  erfreue  mich  unter 
einsten  mit  meinem  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant,  dass  Der- 
selbe den  Kdrolyi  aus  dem  Land  zu  gehen  gezwungen  hat. 

Ueber  dasjenige,  was  mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieute- 
nant an  den  löbl.  kaiserlichen  Hofkriegsrath  rescribirt,  wird  Dem- 
selben hierüber  auch  die  Antwort  von  dorten  zukommen,  worüber  ich 
meinem  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  solchemnach  allein 
anziehen  will,  dass  ich  die  Erzeugung  der  Rlmonta-Pferde  darinnen 
in  loco  approbire,  wobei  doch  zur  Werbung  der  Leute  ein-  als  anderen 
Weg  die  Officiere  herausgeschickt  werden  müssen.  Womit  etc. 

222. 

An    den  Hofkriegsrath   ThieH.   Feldlager  vor  Lille,  26.  Sep- 
tember 1708  '-"). 

Des  Herrn  Hofkriegsraths  vom  8.  dieses  erhalte  ich  zurecht,  und 
wird  Derselbe    mit    denen  Nachrichten    aus   Ungarn,    wann    sie    auch 


I 


')  Nicht  voihauden. 

2)  Kriegs-A.,  Ungarn   1708;  Fase.  IX.  23. 

3j   Kriegs-A.,  Ungarn   1708;  Fase.   IX.  22. 


251 

spät  kommen,  umso  mehr  continiiiren,  als  durch  Particular-Briefe  keine 
solche  Information,  wie  der  Herr  Hofkriegsrath  glaubt,  von  dem 
dortigen  Statu  überkomme. 

Sonsten  kann  es  freilich  nicht  anders  sein,  als  dass  die  bewusste 
Sache  hat  fehlschlagen  müssen,  wann  nuin  sie  nicht  in  der  erforder- 
lichen Geheim  und  benöthigten  Präcaution  tractirt,  sondern  in  öffent- 
lichen Zeitungen  gedruckter  ausgehen  lasset,  da  sogar  auch  Particulares 
vor  drei  AVochen  schon  IVIeldung  davon  gemacht  haben,  so  gegen  uns 
Trauen  und  Glauben  verlieren  machen  wird. 

Von  dem  was  der  Herr  General  Kriechbaum  an  den  lübl.  kaiser- 
lichen Hofkriegsrath  geschrieben,  hat  derselbe  auch  mir  Communication 
gethan,  worauf  ich  mich  auf  dasjenige  berufe,  was  unter  heutigem 
Dato  an  ersagtes  löbl.  Mittel  erlasse  und  mich  hiernächst  dahin  referire, 
so  ich  des  Herrn  Barons  Brücken thal  halber  bei  voriger  Post 
geschrieben  habe. 

Dass  die  Contagion  zu  Arad  nachlasse,  höre  ich  gern,  und  wann 
im  Uebrigen  nach  des  Pascha  von  Belgrad  Einrathen  die  Sache  von 
Durazzo  mit  einem  Regal  an  den  Gross-Vezier  zu  schlichten  ist,  wäre 
es  schier  das  beste  Mittel,  inmassen  man  bei  allen  derlei  Fällen  vor- 
nehmlich sehen  sollte,  diese  und  weitere  Zwistigkeiten  in  der  Güte 
beizulegen.  Womit  etc. 

223. 

An  den  Hofkriegsrath  Locher.  Feldlager  vor  Lille,   26.  Sep- 
tember 1708  '). 

Des  Herrn  Hofkriegsraths  vom  8.  dieses  erhalte  ich  zurecht, 
und  kann  Derselbe  mit  denen  Nachrichten  (weiter  wie  iu  dem  Briefe 
Nr.  222,  Seite  250,  Zeile  1  v,   u.  bis  „machen  wird",  Seite  251,  Zeile  9  v.  u.). 

Dem  Herrn  General  Heister  eine  positive  Ordre  wegen  Prose- 
quirung  der  Operationen  in  Ungarn  zu  geben,  ist  eine  nöthige  Sache, 
umsomehr,  als  die  Zeit  sonsten  verlaufen,  auch  der  Winter  herbei- 
kommen möchte,  ehe  man  wissen  würde,  wo  die  Armee  zu  bequartieren 
sein  werde. 

Sonsten  ist  zwar  vor  Allem  keine  bessere  und  nützlichere  Opera- 
tion, als  die  Hinwegnehmung  Neuhäusel's,  nöthig  aber  dabei,  dass  man 
auch  die  dazu  gehörigen  Requisiten  vorher  beisammen  habe  und  mit 
einem  Wort  von  der  jetzigen  Consternation  der  Rebellen  recht- 
schaffen profitire. 


')  Krieg-s-A.,  Uug-aru  1708;  Fase.  IX.  24. 


252 

Ob  der  Comniunication  der  durch  den  Ilerrn  General  T  hur  he  im 
mitgebrachten  Rehition  bedanke  mich  und  halte  für  gut,  dass  solche 
mit  einer  General-Approbation  beantwortet  worden  sei. 

In  dem  Uebrigen  ist  wohl  nöthig,  dass  der  preussischen  Sache 
einsmals  ein  Ende  gemacht  werde,  und  dasjenige  Schreiben,  von 
Kinem  löbl.  Mittel,  worauf  sich  der  Hei-r  Hoficriegsratli,  der  heurigen 
Recruten  halber  bezieht,  habe  ich  nicht  zu  Händen  bekommen. 
Womit  etc. 

224. 

An  den  Obristlieutenant  Grafen  Ottokar  Starhemberg.  Feld- 
lager vor  Lille,  26.  September  1708  '). 

Auf  des  Herrn  Obristlieutenauts  ohne  Datum  an  mich  abgelassenes 
Schreiben  habe  mit  Mehrei'em  yernommen,  was  Derselbe  wegen 
Montirung  der  alten  Mannschaft  des  löbl.  Max  Starhemberg'schen 
Regiments  remonstriren  wollen.  Ich  weiss  gar  wohl,  dass  der  Obrist 
davon  gefangen,  dahero  dem  Herrn  Obristlieutenant  zusteht,  sich  des 
Regiments  bestens  anzunehmen.  Nachdem  aber  auch  dasselbe  für  das 
Verflossene  in  dem  Mailändischen  ihre  Subsistenz  richtig  empfangen, 
auch  diese  Campagne  aus  der  Cassa  Geld  bekommen  und  noch  darüber 
15.000  fl.  in  Böhmen  assignirt  worden,  so  wird  nicht  viel  fehlen, 
dass  es  nicht  beinahe  vollkommen  bezahlt  sei.  Und  weilen  es  auch 
für  das  Künftige  nicht  schlechter  als  andere  gehalten,  sondern  gleich 
tractirt  werden  wird,  als  muss  auch  der  Herr  Obristlieutenant  auch 
machen,  was  Andere  thun.  Womit  etc. 

225. 

An  den  FML.  Grafen  Königseg-g.  Feldlag-er  vor  Lille, 
26.  September  1708  '). 

Meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  vom  2.  dieses 
erhalte  ich  zurecht  und  bedanke  mich  für  die  darin  beschehene 
Communication  dessen,  so  Derselbe  von  der  Festung  Comacchio  und 
sonsten  über  den  dortigen  Stand  der  Sachen  an  Einen  löbl.  Hofkriegs- 
rath  geschrieben  hat.  Ich  kann  aber  meinem  Ilerrn  General-Feld- 
marschall-Lieutenant darüber  nichts  Anderes  in  Antwort  bedeuten,  als 
dass  ich  Alles  dieses  approbire,  was  Derselbe  mit  Versehung  ge- 
dachter Festung  mit  Artillerie  und  sonsten  gemacht    und    sich    zu  dem 

<)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.    T)ö. 
*j  Krieg3-A.,  Italieu   1708;  Fase.   IX.  5G. 


253 

Ende  Selbsten  dabin  begeben  habe ;  inmassen  icb  vom  Ibjf  allzuweit 
entfernt  und  suieb  bald  sein  könnte,  dass  ieh  meinem  Herrn  Gcncral- 
Feldmarschall-Lieutenant  was  befchlete,  wohingegen  der  Hof  was 
Anderes  anordnen  könnte.  Womit  etc. 

226. 
An  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  vor  Lille,  26.  September  1708  'j. 

Deroselben  Wertlics  vom  11.  September  habe  Avohl  behändigt, 
und  was  die  Bezahlung  der  Werbgelder  für  die  nach  Catalonien  ab- 
marschirten  Regimenter  betrifft,  werden  Dieselbe  aus  meinem  Vorigen 
ersehen  haben,  was  diesfalls  zwischen  mir  und  dem  Mylord  Duo  de 
Marlborough  dahier  für  eine  Schrift  verfasst  worden  sei  und  dass 
hiernächst  ersagter  Marlborough  versprochen,  sobald  nur  die  er- 
mangelnden Recruten  in  Italien  angelangt  und  zum  Embarquement 
an  Ort  und  End  sein  werden,  dass  auch  für  diese  der  Erlag  der 
Gelder  ohne  Anstand  erfolgen  solle;  worüber,  da  ersagte  Recruten  in 
Italien  schon  ankommen  sind,  ich  die  Verordnung  dahin  ergehen 
lassen,  dieselben  im  Beisein  eines  englischen  Ministers  zu  mustern,  bei 
welcher  Beschaffenheit  nun  auch  Sie  den  völligen  Erlag  der  Gelder 
nachdrücklich  zu  pressiren  gelieben  wollen. 

Was  die  übrigen  angemerkten  Nachrichten  betrifft,  das  dient 
mir  zu  meiner  weiteren  Direction,  glaube  auch  schon,  dass  der  Admiral 
L  e  a  k  e  mit  dem  Marquis  de  P  r  i  e  di  concerto  zu  gehen.  Ordre  habe, 
bin  aber  auch  dabei  der  Meinung,  dass  derselbe  mehrers  zurück  nacher 
Haus    gedenke.     (Der  Schluss  des  Schreibens  eutliält  Unwichtiges.) 

227. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Ryssel, 
30.  September  1708  0- 

Ich  habe  zwar  meine  Antwort  über  Euer  kaiserl.  Majestät  jüngst 
gemeldete  beide  allergnädigste  Handschreiben  bereits  fertig.  Da  es 
mir  aber  an  sicherer  Gelegenheit  aus  der  allerunterthänigst  erinnerten 
Ursache  ermangelt,  selbe  abschicken  zu  können,  so  muss  ich  auch 
damit  solange  zuwarten,  bis  sich  etwo  eine  ereignen,  oder  aber  ich 
einen  Expressen  werde  durchbringen  mögen.  Aus  dieser  Ursache  nun 
kann  E.  k.  M.  sonsten  mit  nichts  Anderem  allergehorsamst  bedienen, 


')  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  IX.  73. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  64. 


254 

massen.  soviel  den  hiesigen  Stand  anbetrifft.  Dieselbe  aus  dem  an- 
gehenden Journal  die  vollkommene  Information  zu  nehmen  aller- 
gnädigst  geruhen  Averden.  Worauf  ich  mich  beziehe  und  zu  Dero 
kaiserlichen  Hulden  und  Gnaden  etc. 

228. 

An  den  GWM.  und  Hofkriegsrath  Grafen  Lamberg:.  Feldlager 
vor  Ryssel,  30.  September  1708  '). 

Aus  des  Herrn  General- Wachtmeisters  vom  15.  dieses  und  denen 
Anlagen  habe  ich  ersehen,  wie  dass  des  Herrn  Gubernatoris  in  Tyrol 
Liebden  an  die  dasigen  Grenzen  die  Ordre  gestellt,  in's  Künftige  weder 
Miliz  noch  Montur  durch  ersagtes  Tyrol  nacher  Italien  passiren  zu 
lassen. 

Der  Herr  General- Wachtmeister  hat  gar  recht  gethan,  dass  Der- 
selbe die  Nothdurft  hierüber  nacher  Hof  rescribirt,  und  ich  muss  mich 
aber  nicht  wenig  verwundern,  dass  man,  wann  es  nicht  Ihre  kaiserl. 
Majestät  absoluter  Befehl  gewesen,  eine  solche  Ordre  zu  erlassen 
sich  unterstanden  habe,  und  zwar  umsomehr,  als  man  auch  fremden 
Truppen  durch  das  ganze  Römische  Reich  und  sonsten,  wann  sie  den 
iunoxium  transitum  begehren,  solchen  nicht  abschlagen  kann. 

Ich  unterlasse  dahero  auch  nicht,  das  Behörige  an  Einen  löbl. 
kaiserlichen  Hofkriegsrath  zu  erinnern,  wobei  absonderlich  zu  reÜec- 
tiren,  dass,  wann  solchergestalten  ein  Jeder  thun  wird,  was  er  will, 
keine  Möglichkeit  sei,  in's  Künftige  in  Einem  als  Anderem  zu  reussiren. 
Womit  etc. 

229. 

An  den  Ohurfürsten  von  Mainz.  Feldlag-er  vor  Lille, 
30.  September  1708'). 

Aus  Euer  Gnaden  Liebden  unterm  17.  dieses  an  mich  abge- 
lassenem, hochschätzbarem  Schreiben  habe  ich  vernommen,  was  Die- 
selbe für  den  Herrn  General-FML.  Freiherrn  von  Leyen  wegen 
Ausfertigung  seines  Generals-Patentes  an  mich  zu  schreiben  gnädig 
beliebt  haben. 

Ich  unterlasse  nicht,  zufolge  dessen  unter  einsten  Einem  löbl. 
kaiserlichen  Hofkriegsrath  hievon  zu  erinnern,  kann  mir  aber  nicht 
einbilden,   dass     dieses    Patent,    wann     die    kaiserliche    allergnädigste 

')  Krieg8-A.,  Römisches  Reich  1780;  Fase.  IX.  44. 
^)  Krie^s-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase.   IX.   47. 


255 

Resolution  hierüber  erganj^en ,  annoch  imausgefcrtigter  sein  sollte; 
glauljo  daher,  dass  evsagter  Herr  Generals-Agent  sich  vielleicht  an 
gehörigen  Orten  und  Enden  nicht  insinuirt  haben   werde.  Womit    etc. 

230. 

An  den  Hofkriegsrath  Thiell.   Feldlager  vor  Lille,   30.   Sep- 
tember 1708'). 

AVas  der  Herr  Hotkriegsrath  in  seinem  vom  12.  dieses  wegen 
des  Herrn  Feldraarschalls  Grafen  von  Heister  meldet,  ist  eben  dieses, 
was  ich  allezeit  gefurchten  und  öfters  repetirt  habe,  inmassen  ich  fortan 
dabei  bleibe,  dass  Seine  kaiserl.  Majestät  ihm,  Herrn  Feldmarschall, 
absolut  anbefehlen  müssen,  was  er  positive  zu  thun  und  zu  operiren 
habe,  wo  er  sich  in  Person  selbsten  einfinden  und  wo  er  die  Vor- 
haben durch  andere  Generales  ausüben  lassen  solle;  dann  er  sonsten, 
wie  es  jetzo  geschieht,  mit  einem  wenigen  Theil  der  Truppen,  ohne 
was  Hauptsächliches  zu  thun,  herumlaufen  und  das  grösste  Corps, 
ohne  was  zu  unternehmen,  müssig  stehen  lassen  wird;  wo  inzwischen 
die  Zeit  immer  mehr  verlauft  .und  solchergestalten  man  zuletzt  nicht 
wissen  werde,  wohin  die  Truppen  verlegt  werden  sollen,  einfolglich 
das  ganze  Onus  zu  nicht  geringer  Beschwerlichkeit  und  Confusion  in 
dem  Repartitionswesen  auf  die  kaiserlichen  Erblande  zurückfallen 
dürfte. 

Das  Unglück,  so  denen  Räzen  zugestossen,  bedauere  ich,  und 
zwar  umsomehr,  als  es  eben  in  der  Zeit  geschehen,  wo  die  Rebellen 
am  meisten  consternirt  und  man  der  Hoffnung  gewesen,  dieses  Land 
von  ihnen  zu  säubern. 

Das  übrige  Alles  dient  mir  zur  Nachricht,  und  ich  sage  auch 
dem  Herrn  Hofkriegsrath  schönen  Dank  für  die  Communication 
dessen,  so  Derselbe  von  dem  tüi-kischen  Statu  über  die  Walachei 
erhalten  hat.  Womit  etc. 

231. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.   Feldlager   vor  Lille, 
30.  September  1708 'j. 

Aus  des  Herrn  General-Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegscommissarii 
unterm  25.  passato  abgelassenem  deutschen   und  französischen  Schreiben 


')  Kriegs-A.,  Ungani  1708;  Fase.  IX.  2t3. 
»)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  IX.  64. 


256 

habe  ich  die  ang"ezogeuen  Ursaclien  ersehen,  welche  Dieselbe  bc- 
niüssigt  haben,  mit  dem  C  h  a  r  r  i  o  r  den  angelegten  Contract  auf  2  pro 
cento  zu  schliesseu.  Ich  lasse  zwar  sothane  Ursachen  als  ein  Motivum 
der  Anticipatiou  auf  sich  beruhen,  kann  aber  den  geschlossenen  Con- 
tract an  sich  selbsten  mit  dem  Interesse  der  2  pro  cento  nicht  ratifi- 
ciren,  einfolglich  selben  auch  nicht  gutheissen,  weilen  ich  nicht  zu 
verantworten  wüsste,  auf  einen  so  sicheren  und  gcAvissen  Fundum 
dem    Aerario    ein    Interesse    von  24    pro    cento   jährlich    aufzubürden. 

Der  Herr  General -Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär 
weiss  Selbsten  wohl,  was  ich  Demselben  dessentwegen  schon  oft  vor- 
gestellt und  ein-  für  allemal  geschrieben  habe,  dass  auf  nichts  Anderes 
als  zu  Ein  pro  cento,  oder  wann  die  Noth  so  gross  Aväre,  dass  es  keine 
moram  leidete,  endlich  (jedoch  ohne  Consequenz)  auf  IV2  pi'O  cento 
tractirt  werden  solle;  worüber  dann  mich  umsomehr  wundere,  als 
ich  weiss,  dass,  wann  auch  mit  dem  C  h  a  r  r  i  e  r  und  anderen  Turineser 
Wechslern  nichts  zu  thuu  gewesen  wäre,  man  eine  dergleichen  An- 
ticipation  von  denen  mailäudischen  Negocianten  um  diesen  Preis 
wohl  würde  erhalten  haben,  inmassen  es  nicht  das  erstemal  gewesen 
wäre,  dass  sie  anticipirt  und  sich  auf  ein  dergleichen  raisonnables 
Interesse  verstanden  hätten.  Aus  welcher  Ursache  nun  ich  dem  Herrn 
General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  auf  die  beigelegte 
Repartition  nichts  antworten  kann. 

Sonsten  conformire  ich  mich  mit  Dessen  Meinung,  dass  der  Hof 
die  eigenen  Mittel  nicht  entziehen  und  der  Virgilianische  Kaufschilliug 
dem  Militari  applicirt  werden  solle;  worüber  ich  dann  auch  unter 
einsten  nacher  Hof  schreibe,  und  dass  dieses  Werk  pressirt  werde, 
dem  löbl.  Hofkriegsrath  das  Weitere  vorzukehren  überlasse,  und  bei 
meiner  dermaligen  Entferntheit  aber  nicht  wissen  kann,  was  es  für 
einen  Effect  haben  werde. 

Der  communicirte  Stand  der  Diaria  dient  mir  zu  guter  Nach- 
richt, und  dass  diese  in  das  Künftige  in  statu  quo  gelassen  werde, 
habe  ich  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscom- 
missär vorhin  schon  erinnert,  worüber  unter  einsten  an  Ihre  königl. 
katholische  Majestät  selbsten  schreibe. 

Was  sonsten  die  bcwusste  Geld-Summa  von  dem  Herzog  von 
Guastalla  betrifft,  habe  ich  davon  keine  Nachricht,  der  Herr  General- 
AVachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  aber  wird,  da  Aveiters  was 
Positives  davon  einkommt,  mir  davon  parte  geben.  Ich  werde  in- 
zwischen gleichwohl  eventualiter  darüber  nacher  Hof  schreiben. 

Was  hiernächst  das  romanische  Wesen  betrifft,  dient  mir  solches 
zur  Nachi'icht,  kann  aber  nichts  in  Antwort  bedeuten,  weilen  ich  mich 


257 

darein  zu  mengen  nicht  gedenke  und  auch  dermalen  zu  weit  entfernt 
bin,  aus  welcher  Ursache  ich  auch  auf  dasjenige,  so  der  Herr  General- 
Wachtmeister  und  Christ  -  Kriegscommissär  des  Marquis  de  P  r  i  e 
halber,  wie  auch  wegen  der  Administration  zu  Mantua  anzieht,  nichts 
zu  antworten   habe. 

In  dem  Uebrigen  hat  das  löbl.  Roccavionische  Regiment  gebeten, 
für  gegenwärtigen  Winter  auf  dasselbe  eine  Particular-ReÜexion  zu 
machen.  Wann  ich  es  nun  vor  billig  erachte,  als  wird  mein  Herr 
General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  hierauf  Sorge  haben. 
Womit  etc. 

232. 

An  den  Freiherrn  von  Heems.  Vor  Ryssel, 
30.  September  1708')- 

Auf  das  von  Deroselben  wohl  erhaltene  vom  19.  passato  sage 
hiemit  in  Autwort,  wasmassen  das,  was  die  Recrutirung  der  hullän- 
dischen  in  Catalonien  stehenden  Truppen  betreffen  thut,  ich  immerdar 
im  Zweifel  stehe,  ob  diese  erfolgen  werde,  zumalen  vielmehr  glaube, 
dass,  wiewohlen  man  von  Seiten  Englands  hiezu  allen  Eifer  zeigt, 
man  jedoch  dadurch  nichts  Anderes  suche,  als  die  Zeit  zu   gewinnen 

In  spanischen  Sachen  bin  ich  von  Ihre  gewärtig,  was  Sie  mir 
darüber  berichten  werden,  und  belangend  aber  Dero  Herrn  Bruder, 
erfreue  ich  mich,  wann  demselben  was  habe  dienen  können. 

Hiernächst  bin  ich  Deroselben  auch  obligirt,  dass  Sie  die  zwei 
Verschlägel  von  dem  Herrn  Grafen  G alias  nacher  Wien  befördert 
haben  und  zweifle  nicht,  dass,  weilen  Pörcellain  darinnen,  Sie  werden 
die  Präcaution  genommen  haben,  damit  nichts  zerbreche,  Sie  anbei 
ersuchend,  dass,  wann  von  ersagtem  Herrn  Grafen  Gallaslhro  mehreres 
dergleichen  zugeschickt  werden  würde,  Sie  es  allezeit  mit  sicherer 
Gelegenheit  nacher  Wien  befördern  wollen. 

Betreffend  die  bewusste  Materie  wegen  des  Königs  Augusti 
zweifelt  mir  nicht,  Sie  werden  hierüber  bereits  nacher  Hof  geant- 
wortet haben;  dann  ich  verbleibe  diesfalls  bei  demjenigen,  was  ich 
in  der  angezogenen  Conferenz  noch  vor  meiner  Abreise  aus  dem 
Haag  gemeldet  und  eben  auch  jetzo  von  dem  Pensionario  angezogen 
worden.  Seitdem  hat  man  auch  vom  Hof  in  dieser  Materie  an  mich 
geschrieben  und  ich  habe  mit  dem  Duc  de  Marlborough  darauf 
geredet,  welcher  .sich  dann  gleichfalls  sothaner  Äleinung  conformirt,  so 
ich  auch  in  diesen  Terminis  nacher  Hof  antworte;  ich  will  aber  erwarten. 


')  Kriegs-A.,  Spauieu  1708;  Fase.  IX.  92. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Supplement-lleft,    17 


258 

wann    hiervon    oder    sonsten    was  Neues  passiren    sollte,    was  Sie    mir 
weiters  werden  erinnern  wollen. 

Hiernäclist  aecusire  ich  auch  den  richtigen  Empfang  Deroselben 
vom  22.  passato,  und  zumalen  aber  das  Mehrste  und  die  Hauptsache 
ich  hier  oben  schon  beantwortet,  so  habe  darüber  nichts  Anderes 
beizuriicken,  als  dass  ich  mich  in  Sachen  des  spanischen  Succurses 
mit  Ihrer  darüber  führenden  Meinung  gänzlichen  conformire,  in  Ver- 
bleibung Deroselben  etc. 

233. 

An  den  Freiherrn  von  Weyberg.  Feldlager  vor  Lille, 
30.  September  1708'). 

Dass  Dieselbe,  wie  ich  aus  Dero  Averthem  Schreiben  vom  12. 
dieses  ersehen,  wieder  nacher  Wien  gehen  werden,  erfreue  mich  um- 
somehr,  als  dadurch  nicht  nur  des  Königs  eigener  Dienst  wohl  ver- 
sehen, sondern  auch  durch  Dero  Anwesenheit,  mittelst  Dero  berühmter 
Conduite  Ihre  kaiserl.  Majestät  selbsten  viele  Erspriesslichkeiten  zu 
hoflfen  haben. 

Es  ist  nicht  ohne,  dass  die  Kreis-Directores  geglaubt,  eine  Direc- 
torial-Commission  aus  der  Sache  zu  machen;  ich  zweifle  aber,  dass 
es  angehen  werde.  Inzwischen  tragt  der  kaiserliche  Hof  keine  Schuld, 
weilen,  wie  ich  bei  unserer  Zusammenkunft  mündlich  zu  sprechen 
mit  Deroselben  die  Ehre  haben  werde,  man  seinerseits  öfters  viel 
Sachen  dissirauliren  muss. 

Uebrigens  werde  ich  verlangtermassen  an  die  Herren  de  Star- 
toghe  (?),  Agenten  von  Seiner  königl,  Majestät,  die  Adresse  machen 
lassen,  in  Verbleibung  etc. 

234. 

An  den  FML.  Grafen  Königseg'g.  Feldlag-er  vor  Lille, 
1.  October  1708 'j. 

Meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  unterm  28.  passato 
an  mich  Erlassenes  habe  wohl  empfangen ;  dass  aber  darauf,  und  zwar  in 
dem  romanischen  Wesen,  nichts  Positives  antworte,  weiss  mein  Herr 
General-Feldmarschall-Lieutenant  aus  meinem  Vorigen  die  Ursachen; 
wobei     doch    verhoffe,    es    werde    inzwischen    vom    Hof    die     positive 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  IX.  60. 
■•*)  Kriegs-A.,  Italien  1708:  Fase.  X.  3 


259 

Resolution  eingcloffon   sein,  weilen  ich  Nnehriclit   liabc,   dass  (luiiiit    ein 
eigener  Courier  abgeschickt  worden  sei. 

In  dem  bewussten  Rangs-Disput  kann  ich  niciiieni  Herrn  General- 
Foldinarschall-Lioutenant  nicht  TTnrecht  gel)cn,  und  gleichwie  ich  aber 
hievon  nichts  g(;wusst  hübe,  als  schreibe  i<di  auch  hierüber  unter 
einsten  an  den  löbl.  kaiserlichen  Hotkriegsrath  und  verbleibe  etc. 


235. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  3.  October  1708  ')• 

Aus  Euer  kaiserl.  Majestät  unterm  29.  August  au  mich  erlassenem 
und  mir  erst  den  25.  dieses  zugekommenen  allergnädigsten  Schreiben 
habe  ich  sowohl  als  aus  denen  Anlagen  mit  allergehorsamsten  Respect 
ersehen,  was  Sie  wegen  der  von  Ihre  katholischen  Majestät  verlangten 
schleunigen  Ueberschickung  einer  mehreren  Aushülfe  an  Volk,  auf 
meine  unterm  29.  Juli  an  Dieselbe  erlassene  allcrunmassgebig-unter- 
thänigste  Meinung  für  eine  allergnädigste  Resolution  abfassen  und  hier- 
nächst  anziehen  wollen,  wie  Sie  gleich wohlen  mit  diesem  und  der 
gleichen  geringen  Succurs  nicht  selieten,  dass  gegen  den  feindlichen 
Gewalt  in  Spanien  etwas,  oder  doch  wenig  ausgerichtet  werden  konnte, 
folglich  es  auf  die  Execution  des  Stanhope'schen  Projectes  ankomme 
und  man  sieh  von  Seiten  der  Alliirten  resolvircu  müsse,  eine  Macht 
von  20.000  Mann  zu  überschiffen,  damit  das  Werk  auf  einmal  gehoben 
werden  möchte;  dass  ich  diesemnach  beflissen  sein  sollte,  solchen  Vor- 
schlag mit  Beistand  des  Duo  de  Marlborough  bei  der  Königin  von 
England  und  Generalstaaten  zur  Approbation  zu  bringen,  hiernächst 
aber  es  dahin  in  die  Wege  zu  richten,  damit  für  das  abschickende 
Wetzersche  Regiment  nach  dem  verglichenen  Preis  das  Wcrbgcld 
erlegt  und  baldest  ausgezahlt  werde. 

Soviel  nun  die  Execution  des  Stanhope'schen  Projectes  belangt, 
wird  hievon  nicht  wohl  ehender  was  zu  melden  oder  dariufalls  zu 
thun  sein,  bis  nicht  die  hiesige  Campagne  geendet  sein  wird,  welche, 
wie  E.  k.  M.  nächstens  mit  mehrerer  Ausführlichkeit,  so  ich  jetzo 
nicht  wohl  bewerken  kann,  allorunterthäuigst  erinnern  werde,  sehr 
imbroglirt  ist,  inmassen  dieselbe  beiweitem  nicht  so  gut  geht,  als 
man  geglaubt  und  E.  k.  M.  ich  generaliter  allergehorsamst  bereits 
berichtet  habe,  dass  es  dahier  eben  sowohl,  als  anderwärts,  an  P^inem 
und  Anderem  mangle  und  niemalen  Alles  zur  Genüge  vorhanden  sei, 
da  man  auch  sonsten  solchei'gestaltcn  beschaffen,  dass,    sobald  es  nur 


')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;   Fase.   X.  17. 

17* 


2t)0 

ein  wenig  nicht  rocht  gehen  will,  man  nicht  auf  Hülfe  und  Auskunft 
gedenkt,  sondern  gleichsam  Hände  und  Kräfte  sinken  lässt.  Um  aber 
die  AUiirten  zur  Resolution  schi'citen  zu  machen,  einen  Succurs  von 
20.000  Manu  in  Spanien  abzuschicken,  solle  E.  k.  M.  erstlich  in  aller 
LTnterthänigkeit  vorstellen,  dass  eine  so  zahlreiche  Macht  ein-  und 
überzuschifFen  ein  nicht  Schlechtes  und  Geringes  sei;  sodann  aber 
werde  zwar,  wie  ich  schon  gethan,  mit  dem  Mylord  Duc  hiervon 
nachdrücklich  reden  und  mit  weiterer  dessen  Wiederholung  denselben 
beständig  angehen;  bis  aber  der  Feldzug  sich  nicht  geendigt,  werde 
E.  k.  M.  hierüber  nichts  Verlässliches  in  allergehorsamster  Antwort 
sagen  können.  Respectu  der  Generalstaaten  aber  finde  ich  vorträglicii 
zu  sein,  mit  deren  hier  anwesenden  Deputirten  aus  der  Sache  nicht  eher 
zu  reden,  bis  man  nicht  mit  vorgedachtem  Mylord  Duc  di  concerto  sein 
werde,  wiewohl  ich  vielmehrers  des  allergehorsamsteu  und  unvorgreif- 
lichen  Gutachtens  wäre,  weit  ehender  auf  die  Completirung  des  bereits 
in  Catalonien  sich  befindlichen  ansehnlichen  Fusses  der  daselbstigen 
Truppen  jetzo  gleich  zu  gedenken,  als  mit  Einschickung  eines  so 
numerosen  Succurses  sich  aufzuhalten  und  die  Zeit  zu  verlieren,  in- 
massen  gewiss  und  unvermeidentlich  ist,  bis  man  die  darunter  waltenden 
Schwierigkeiten  heben  und  mit  Hin-  und  Herschreiben  das  Werk  nur 
in  wenigen  Vorschein  bringen  werde,  die  beste  Zeit  fruchtlos  ablaufen 
und  man  sich  mit  leerem  Aufziehen,  Versprechen  und  Deliberiren  end- 
lich so  weit  hinaustrainiren  Averde,  bis  man  gegen  die  Letzt  das  Tempo 
gewinnen  und  die  Unmöglichkeit  vorschützen,  einfolglich  in  Spanien 
Aveder  Succurs  noch  Recruten,  consequenter  keine  Macht  in  Händen 
haben  werde;  zu  geschweigen,  Avann  man  auch  reussiren  sollte,  dass 
allda  auf  diese  Weise  mit  denen  darinnen  obgedachtermassen  bereits 
befindlichen  Truppen  ein  Fuss  von  70.000  Mann  vorhanden  sein,  der 
Unterhalt  ein  Grosses  betragen  und  hingegen  Alles  in  lauter  Stab, 
wenig  aber  in  Soldaten  bestehen  Averde. 

Wann  man  also  die  dermaligen  Eurer  kaiserl.  Majestät-,  die 
englischen,  Portugieser,  churpfälz-  und  holländischen,  auch  letztlicheu 
Seiner  königl.  katholischen  Majestät  eigenen  spanisch-,  mailändisch-  und 
neapolitanischen  National-Regimenter  zu  completiren  Hand  anlegte 
und  die  AUiirten,  welches  sie  nicht  versagen  oder  difficultiren  können, 
dazu  ebenmässig  anhalten  und  anbei  pressiren  Avürde,  Allerhöchst- 
gedachter Seiner  königl.  Majestät  hierzu  mit  einem  namhaften  Stück 
Geld  an  die  Hand  zu  gehen,  so  geruhen  E.  k.  M.  aus  dem  hiebei- 
kommenden  von    mir  allerunterthänigst    verfassten  Aufsatz  ')  in  Aller- 

'j   Nidit    vciiliuiuJeii. 


2(;i 

höchsten  Gnad(3n  zu  ersehen,  class  man  auf  diesen  Fall  an  Infanterie 
mehr  als  30.000  Mann  und  über  13.000  Pferde  zusammenbringen, 
mithin  eine  considerable  Armee  formiren  könnte,  ohne  dass  der  von 
mir  projeetirte  Aufsatz    zu    hoch  verfasst  und  angesetzt  wäre. 

Sollte  man  aber  dieser  meiner  allerunterthänigsten  jMeinung  nicht 
beifallon,  sondern  auf  die  Hineinschickung  der  20.000  Mann  beharren 
wollen,  so  würde  man  damit  gleichwohlen  nicht  nur  keine  mehreren 
Truppen  allda  in  Spanien  beisammen  haben,  als  in  meinem  öfters  be- 
rührten Aufsatze  enthalten,  sondern  noch  dabei  durch  die  Abschickung 
sothaner  20.000  bei  denen  anderen  heraustigen  Armeen  umso  viel 
schwächer  sein.  Ich  glaube  also,  dass  meinem  allerunterthänigsten 
Erachten  nach,  dieser  mein  Vorschlag  umso  leichter  in's  Werk  zu 
setzen  und  auch  noch  mit  mehreren  Truppen  zu  vermehren  wäre,  als 
Frankreich  selbsten  den  Krieg  mit  Spaniern  gegen  uns  führet  und 
darinnen  der  mehrste  Theil  seiner  Truppen  bestehe.  Solchemnach  sehe 
ich  nicht,  kann  auch  noch  weniger  die  Ursache  dessen  begreifen, 
warum  Seine  königl.  katholische  Älajestät  mehrers  auf  die  Beibe- 
haltung fremder  Völker,  als  den  Krieg  mit  Ihren  eigenen  Truppen 
und  Unterthanen  zu  führen,  allergnädigst  gedenken,  da  Sie,  wann 
Dero  oben  specificirte  National-Regimenter  in  Stand  gerichtet,  zum 
wenigsten  ein  eigenes  Corps  von  10.000  Mann  zu  Fuss  und  etwa 
5000  Pferde  haben  könnten,  zu  geschweigen  dass  die  Politik  an  sich 
Selbsten  erforderte,  zur  Continuirung  gegenwärtigen  Krieges  Ihrerseits 
die  Unterthanen  soviel  es  möglich  zu  gebrauchen,  um  andurch  die 
Gemüther  an  sich  und  hingegen  vom  Feind  wegzuziehen,  einfolglich 
auch  dessen  Macht  umsomehr  zu  verringern ;  wo  im  Widerspiel,  wann 
Sie  von  fremden  Nationen  Truppen  hineinbekommen,  dem  Feind  eine- 
so  grössere  Gelegenheit,  die  Unterthanen  auf-  und  an  sich  zu  bringen, 
frei  und  offen  gelassen,  dadurch  aber  die  Recrutirung  der  eigenen 
Völker  Ihro  allezeit  unmöglich  fallen  wird. 

Was  hiernächst  das  Wetzel'sche  Regiment  angeht,  und  E.  k.  M.  mir 
dessentwegen  bei  England  zu  negotiiren  allergnädigst  aufgeben  wollen, 
muss  Deroselben  ich  in  aller  Unterthänigkeit  nicht  bergen,  wasmassen 
es  eine  bei  meiner  Anwesenheit  im  Haag  geschlossene  und  accordirte 
Sache  war,  dass,  so  viel  von  Seiten  E,  k.  M.  Völkern  in  Spanien 
transportirt  werden  würde,  so  viel  von  England  auf  demjenigen  Fuss 
verpflegt  und  es  sonsten  mit  ihnen  gehalten  werden  sollte,  was  man 
für  die  beiden  Guido  Starhemberg'-  und  Osnabrück'schen  Regimenter 
eingestanden  und  verglichen  habe.  Und  gleichwie  ich  Seiner  königl. 
katholischen  Majestät  die  vollkommene  allerunterthänigste  Auskunft 
gegeben,  so  befremdet  es  mich  umsomehr,  dass  Dieselbe  hierauf  nicht 


262 

reflectirt  haben,  also  class  E.  k.  M.  mir  allergnädigst  erlauben  weiden, 
aus  purem  Antrieb  meiner  schuldigsten  Treue  Deroselben  in  aller  Sub- 
mission zu  reraonstriren,  dass  Seine  königl.  Majestät  mit  deren  AUiirten 
Ministris  nicht  so  frei  umgehen  und,  ohne  mit  E.  k.  M.  die  Sache 
vorhero  zu  concertiren,  für  sich  selbsten  einzelnweise  derlei  Dinge 
nicht  handeln,  noch  tractiren  oder  vergleichen  sollten;  massen,  wie 
jetzo  geschieht,  nichts  als  Inconvenientien  daraus  entstehen  und  wann 
man  diesorts  mit  denen  AUiirten  davon  reden  und  zu  E.  k.  M. 
Nutzen  die  Sache  in  Stand  zu  bringen  vermeint,  sich  dabei,  gleich  es 
mir  in  dieser  Materie  begegnet,  und  E.  k.  M.  ich  in  allerunterthänigster 
Submission  bereits  berichtet  habe,  ihrer,  der  AUiirten,  Gelächter 
exponirt  sehen  muss ;  dann  als  ich  mit  dem  Mylord  Duc  de  M  a  r  1- 
b  0  r  0  u  g  h  von  dem  Erlag  der  Ersetzungsgelder  reden  Avollte,  hebte 
er  zu  lachen  an  und  gab  mir  zur  Antwort,  dass  der  König  allein 
die  Verpflegung  zu  übernehmen  angesucht  hätte,  gleich  mir  derselbe 
den  Brief  von  Seiner  königl.  Majestät  selbsten  vorgewiesen;  der 
Stanhope  aber,  welcher  vorangezogenen  Tractat  oder  Vergleich 
wohl  gewusst,  darum  mit  harter  Mühe  auf  die  Verpflegung  accordirt 
hat,  weilen  er  dabei  seinen  Vortheil  ersehen  und  wahrgenommen, 
dass  man  mit  DIfficultiren  Alles,  was  man  will,  machen  könne.  Weit 
mehrei's  wundert  mich  des  Duca  Mol  es,  dass  derselbe  den  abge- 
schickten Marchesen  Solares  hierauf  instruirt,  da  er  doch  durch 
die  ihm  beschehene  Commuuication  von  Allem  vollkommene  Wissen- 
schaft gehabt.  Dessenungeachtet  aber  habe  ich  gleichwohlen,  und 
zwar  noch  vor  14  Tagen  an  den  Grafen  von  Gallas  nachdrücklich 
geschrieben,  dass  derselbe  ein-  als  den  anderen  Weg  sothane  Er- 
setzungsgelder zu  begehren,  mit  allem  Nachdruck  insistiren  solle, 
wiewohlen  ich  vorsehe,  dass  es  umsonst  sein  werde.  Alles  dieses  aber 
rührt  allein  von  dem  her,  dass  Seine  königl.  Majestät,  wie  ich  alier- 
gehorsamst  remonstrirt,  derlei  Sachen  für  sich  allein  thun  und  solche 
Leute,  die  um  Ihro  sich  stets  befinden,  anhören,  welche  oder  das 
Werk  nicht  recht  capiren  und  mithin  der  Sache  nicht  gewachsen 
sind,  oder  aber  an  sich  selbsten  nicht  viel  Gutes  unter  ihnen  steckt ; 
E.  k.  M.  in  aller  Unterthänigkeit  bittend,  was  mich  meine  Pflicht  zu 
sagen  obligirt,  allergnädigst  in  Geheim  zu  halten. 

Es  wäre  also  zu  wünschen,  dass  Allerhöchstgedachte  Seine  königl. 
Majestät  in  nicht  mehrere  derlei  Dinge  verfallen,  sondern  vorhero 
mit  E.  k.  M.  Alles  getreulich  communiciren  möchten,  auf  dass,  wann 
Sic  sich  gehörig  unter  einander  verstanden,  sodann  mit  beiderseitigen 
Kräften  dasjenige  angegangen  werde,  was  auch  zu  beiderseitigem  Aller- 
höchsten Nutzen  für  gut  und  conveniont  zu  sein  befunden  werden  wird. 


203 

Was  schliessliehen  E.  k.  M.  weo^en  der  päpst-  und  wällischen 
Angelegenheit  in  Dero  allergnädigstem  Handschreiben  an  Seine  königl. 
Majestät  angezogen,  daran  ist  zwar  sehr  wohl  beschehen ;  Sie  werden 
aber  bei  diesen  der  Sachen  Umständen  nnr  allergnädigst  erkennen, 
dass  weit  geschwinder  eine  Sache  angefangen  als  ausgeführt  sei,  sich 
dahero  allergnädigst  znrückzuentsinnen  belieben,  was  ich  in  meiner 
Anwesenheit  mündlich  allergehorsamst  gesagt  habe,  und  ist  zwar 
endlichen  zu  wünschen,  dass  dieses  Wesen,  so  gut  es  sein  kann,  ver- 
glichen und  abgethan  werde.  Es  möge  sich  aber  schlichten  lassen, 
wie  es  wolle,  so  wird  es  gleichwohlen  niemalen  solchergestalten  be- 
schehen können,  dass  nicht  dadurch  dannoch  Dero  Allerhöchstem 
Decor  etwas  zu  nahe  gegangen  werde.  Womit  etc. 

236. 
Bericlit  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  3.  October  1708  *). 

Euer  kaiserl.  Majestät  hatte  ich  bereits  mit  letztabgegangener 
Post  den  Empfang  Dero  Allerhöchsten  Befehlschreibens  vom  1.  dieses 
in  aller  Unterthänigkeit  benachrichtigt. 

Seithero  nun  habe  ich  nicht  nur  die  von  des  Königs  Augusti 
Ministro,  dem  Grafen  von  Wackerbart,  verfasste  und  allergnädigst 
angeschlossene  Vorstellung  durchgelesen,  sondern  auch  diejenigen  Be- 
denken und  Ursachen  allergehorsamst  vernommen,  die  E.  k.  M.  in 
sothanem  Dero  allergnädigsten  Schreiben  gegen  dieses  des  Königs 
Augusti  Gesuch  angezogen  und  mich  dahero  allergnädigst  zu  befehlen 
geruhen  wollen,  wie  mich  sowohl  gegen  mehrberührten  König,  als  seinen 
Ministro,  dem  Grafen  von  Wackerb art,  verhalten  und  in  unverfäng- 
lichen Termlnis  antworten,  den  völligen  Verlauf  aber  dem  Fürsten 
von  Mindelheim  vorstellen  sollte,  mit  der  ferneren  Erinnerung, 
dass  E.  k.  M.  beständig  festgesetzt  hätten,  sich  bei  ohnedem  allerseits 
habenden  Impegni,  eines  neuen  mit  Schweden  auf  alle  mögliche  Art 
zu  entschlagen. 

Die  von  E.  k.  M.  in  dieser  so  wichtigen  und  von  grosser  Folge 
sich  findenden  Sache  abgofassten  und  angezogenen  Fundamente  sind 
nach  Dero  Allerhöchsterleuchtem  Urtheil  gar  wohl  genommen,  und 
ich  thue  mich  auch  damit  in  aller  Unterthänigkeit  durchgehends 
conformiren,  solchemnach  allergehorsamst  beistimmen,  dass  es  Dero 
Dienst  jetzo  nicht  sei,  sich  des  Königs  Augusti  halber  in  ein  Impegno 
einzulassen;  inmassen  auch  nicht  nur    der    Fürst    von    Mindelheim 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.   15. 


264 

und  Dtic  de  IM.arlb  o  rough,  mit  dem  ich  aus  der  Sache  geredet, 
soudern  auch  der  Pcnsionarius  von  Holland,  gleich  E.  k.  M.  von  dem 
von  Heems  allergnädigst  schon  verstanden  liahen  werden,  mit  mir 
der  hcständigen  und  unumgänglichen  Meinung  bleiben,  dass  man  sich  in 
das  Gei-ingste  nicht  verwickeln  oder  anhängig  machen  sollte,  was  die 
Krone  Schweden  zu  einer  Feindseligkeit  oder  offenen  Krieg  verleiten 
könnte;  es  wäre  dann,  dass  dieser  König  von  sich  selbsten  und  ohne 
genügsame  Ursache  seine  Waffen  gegen  Deutschland  wenden  und  das- 
selbe aus  eigenem  Antrieb  unter  leerem  Vorwande  angreifen  wollte. 
Es  hatte  der  König  Augustus  mir  zwar  noch  vorhin,  jedoch 
in  mehreren  Generalien  von  der  Sache  geredet,  dem  ich  aber  auf 
gleiche  Weise  geantwortet. 

237. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  vor  Ryssel,  3.  October  1708  ')• 

Ich  berufe  mich  auf  meine  beiden  anderen  an  Euer  kaiserl. 
Majestät  erlassenden  allerunterthänigsten  Relationes  und  schliesse 
solchemnach  in  Gegenwärtigem  allein  bei,  was  seit  meines  Letzteren 
bei  hiesiger  Belagerung  sich  zugetragen,  auf  dass  E.  k.  M.  davon  die 
allergnädigste  Wissenschaft  haben  mögen. 

In  dem  Uebrigen  aber  repetire  ich  hiemit  nochmalen  allergehor- 
samst  den  Punct  wegen  der  Hildesheim'schen  Assignation ;  die  Truppen 
sind  ohne  Geld  und  im  hiesigen  Land  kann  man  ohne  dieses  nicht 
subsistiren,  also  dass  dieselben  bei  solcher  Beschaffenheit,  wo  man 
sich  sonsten  von  anderwärts  her  nichts  zu  schaffen  weiss,  nothwendig 
zu  Grund  gehen  müssen. 

Da  ich  aber  so  lange  Zeit  weder  Antwort,  noch  sonsten  was 
Positives  dieser  Assignation  halber  erhalten,  obschon  man  noch  vor 
meiner  Abreise  dieselbe  mir  zu  behändigen,  nachgehends  aber  durch 
den  Grafen  Schlik  nachzuschicken  versprochen  hatte,  so  bin  ich 
gezwungen,  E,  k.  M.  mit  allergehorsarasten  Respect  klar  zu  sagen,  dass 
damit  was  unter  der  Decke  stecken  müsse.  Womit  etc. 

238. 

An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  3.  October  1708'). 

Eines  lübl.  Mittels  unterm  8.  und  12.  passato  an  mich  erlassene 
beide  Schreiben  sind  mir  sammt  denen  Anschlüssen  zurecht  eingelaufen, 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.   17. 
')  KriefTS-A.,  Nlpdfilmid.-   1708;  Fase.   X.  16. 


265 

worauf  liierait  iu  Antwort  unverlialte,  dass,  soviel  den  Kaufscliilling 
der  Virgilianisclien  Güter  betrifft,  Kin  löbl.  Mittel  sich  zu  erinnern 
belieben  wird,  was  in  einer  bei  mir  in  meiner  daraustigen  Anwesen- 
heit gehaltenen  Conferenz  derentwillen  geschlossen  und  resolvirt  worden 
sei,  ob  dem  dann  Ein  löbl.  Mittel  halten  und  dringen,  einfolglich  in 
Conferenzen  und  Deputationen  davon  nachdrücklich  reden  und  zugleich 
protestiren  wolle,  dass  es  widrigenfalls  eine  pure  Unmöglichkeit  sei, 
in  Italien  eine  Armee  in  Stand  zu  haben. 

Was  den  Punct  wegen  des  Prinzen  von  Sachsen-Hilpers- 
hausen  (Hildburghausen)  offerirten  Dragoner-Regiments  belangt,  da- 
bei hat  es  sein  gutes  Bewenden. 

Wegen  des  Herrn  Obristlieutenants  De  P i  1 1  i e r s  wird  Ein 
löbl.  Mittel  meine  Approbation  Dero  darüber  geführten  Meinung  schon 
erhalten  haben,  worauf  ich  mich  beziehe  und  ingleichen  auch  auf 
dasjenige  referire,  was  ich  Einem  löbl.  Mittel  des  Herrn  General - 
Adjutanten  Grafen  Wurmbrand  angesuchter  Obristens -Promotion 
halber  communicirt  habe.  Inzwischen  aber  ist  gar  gut  geschehen,  dass 
Dasselbe  auf  die  erinnerte  Weise  der  für  ihn  von  dem  Herrn  Chur- 
fürsten  zu  Hannover  eingelegten  Recommandation  begegnet  hat. 

Die  communicirte  Expedition  wegen  des  römischen  Unwesens 
und  sonderlich  wegen  Abschickung  des  Wetzel'schen  Regiments  nacher 
Catalonien,  dienen  mir  zur  guten  Nachricht,  habe  auch  meinesorts 
nichts  Anderes  zu  erinnern,  als  dass  ich  bei  meiner  vorigen  Meinung 
beharre,  man  sollte  nicht  das  Wetzel'sche  Regiment  aus  der  ange- 
führten Ursache  dahin  nacher  Catalonien  abgehen  lassen,  sondern 
viel  eilender  von  denen  sämmtlichen  in  Napoli  stehenden  Regimentern 
zu  Fuss  eines  herausziehen,  um  zu  diesem  Ende  zusammenzusetzen. 
In  dem  Uebrigen  aber  werden  Ihre  kaiserl.  Majestät  allergnädigst 
schon  wissen,  was  Sie  anbefehlen,  dann  ich  meinesorts  will  mich 
weiter  darein  nicht  mischen,  wohl  aber  Einem  löbl.  Mittel  hiemit 
nochmalen  repetiren  und  zugleich  ausdrücklich  recommandiren,  dass 
Dasselbe  in  allweg  pressiren  wolle,  damit  die  säramtliche  in  Napoli 
stehende  Soldatesca  oder  richtig  bezahlt,  oder  aber  zurückgezogen 
werde  und  sich  der  Herr  Cardinal  Grimani  gleichwohl  selbsten 
andere  Truppen  formire;  dann  diese,  ohne  auf  ihren  Unterhalt  zu 
gedenken  oder  die  Hand  dazu  anzulegen,  zu  Grunde  gehen  zu  lassen, 
wäre  nicht  zu  verantworten. 

Auf  den  Punct  der  Landrecruten  habe  ich  eben  schon  geant- 
wortet, nicht  zweifelnd,  Ein  löbl.  Mittel  werde  seinesorts  nichts  er- 
winden  lassen,  dieses  Recrutirungswerk  in  seine  Verlässlichkeit  zu 
setzen,  hiernächst  aber  auch  dahin  gedenken,  wie  man  der  spanischen 


266 

Kegimenter  Recruten  halber  mit  dem  Ileriri  Feldmavschall  Grafen 
Guido  von  Star  hemberg  sich  vernehme,  dass  diese  abgeholt,  über- 
nommen und  hineingeführt  werden.  Was  aber  die  Recruten  für  die 
neapolitanischen  Regimenter  angeht,  ist  es  zwar  nicht  ohne,  dass  sich 
deren  Hineinlieferung  halber  grosse  Schwierigkeiten  erzeigen;  dessen- 
ungeachtet aber  ist  es  gleichwohlen  nöthig,  dass  man  Sie  übernehmen 
lasse,  dann  wann  es  schon  nicht  möglich  wäre,  die  obschwebenden 
Difticultäten  zu  heben,  so  wären  doch  allezeit  die  Recruten  schon 
vorhanden,  um  selbe  bei  ereignender  Gelegenheit  gleich  hineinzusenden, 
oder  inzwischen  sich  deren  anderwärts  zu  bedienen,  oder  wohl  gar 
unter  andere  Regimenter  zu  thun. 

Wegen  des  Herrn  GWM.  Baron  Browne  und  anderer  derlei 
General- Wachtmeister  assignirter  Ubristensgage  hat  es  sein  gutes 
Bewenden. 

In  puncto  der  zwei  neu  zu  errichten  kommenden  Regimenter 
von  denen  für  die  nach  Spanien  abgeschickten  beiden  Guido-  imd 
Osnabrück'schen  Regimenter,  von  der  Krone  England  bezahlenden 
Ersetzungsgeldern  ist  kein  quaestio  deren  Aufrichtung  halber  zu 
machen,  weilen  sothane  Ersetzungsgelder  mit  dieser  Coudition  bezahlt 
und  also  tractirt  worden  ist;  dann  soviel  deren  Verpflegung  belangt, 
wird  dem  Aerario  dadurch  kein  neues  onus  aufgebürdet,  weilen,  wann 
gedachte  beide  Guido-  und  Osnabrück'sche  Regimenter  nicht  hinein- 
geschickt worden  wären,  deren  Verpflegung  niemalen  hätte  difficultirt 
werden  können,  sondern,  wie  vorhin,  also  auch  jetzo  assignirt  werden 
müssen. 

Ein  lübl.  Mittel  wolle  sich  solchemnach  diesfalls  nicht  aufhalten 
lassen,  sondern  Ihre  kaiserl.  Majestät  meiner  Erinnerung  nach  den 
alleruntertliänigsten  Vorschlag  darüber  hinaufzugeben,  damit,  nachdem 
ich  die  Gelder  täglich  erwarte,  man  nach  deren  Ankunft  sogleich 
zur  Werbung  schreiten  könne;  mit  welchem  dann  auch  die  Difficultät 
der  Sammelplätze  in  Bayern  „abzuleynen'',  einfolglich  dieselben  unver- 
weigerlich  zu  eröflnen  sind. 

Ein  löbl.  I^littel  wird  durch  den  GWM.  Grafen  von  Lamberg 
schon  vernommen  haben,  was  des  Herrn  Gubernatoris  in  Tyrol 
Liebden  an  diese  Grenzen  für  Ordres  ausgestellt  haben.  Worüber 
ich  Einem  löbl.  Mittel  hiemit  communicire,  was  ich  an  denselben  in 
Antwort  bedeutet  habe,  um  dass  solchemnach  Ein  löbl.  Älittcl  auch 
seinesorts  die  weitere  Nothdurft  handeln  und  vorkehren,  auch  die 
Sache   hoch  anziehen  wolle. 

So  lege  ich  Einem  löbl.  Mittel  nicht  weniger  hiebei,  was  der 
Herr  Baron    von  derLeyen  wegen  Ausfertigung   seines  General-Feld- 


267 

marschall-Lieutenants-Patents  an  micli  ^esclirieben  ')  und  niclit  wenij!;er 
des  Herrn  Clmrfiirsten  zu  IVIainz  Gnaden  LieLden  in  seinon  Favor 
erlassen  -),  ich  aber  an  Jieide  in  Antwort  zurück  bedeutet  babe.  Wann 
nun  es  eine  von  Ibro  kaiserl.  Älajestät  a]>^efasste  allergnädif^ste  Reso- 
hition  wäre,  wie  ich  glaube,  so  habe  ich  meinesorts  wider  die  Aus- 
fertigung   dieses  Patents  nichts  zu  sagen  und   könnte  also  geschehen. 

Was  hiernächst  der  Herr  Graf  von  T  a  t  t  e  n  b  a  c  b  inr  eine 
Attestation  von  mir  verlangt  hat,  das  ersieht  Ein  löbl.  i^Iittel  gleich- 
falls aus  dem  Anschlüsse),  welche  ihm  zuzuschicken,  Dasselbe  die 
weitere  Verordnung  ausstellen  wolle. 

Endlich  hat  der  Herr  Graf  von  Königsegg  in  dem  hieneben- 
liegenden  Schreiben  *)  um  den  Obristen-Charakter  angesucht,  so  ich  an 
Ein  löbl.  Mittel  hiemit  zu  dem  Ende  remittire,  dass  Dasselbe  diese 
Instanz  ad  notam  zu  nehmen  belieben,  oder  aber,  wann  Es  darwider 
kein  Bedenken  findete,  mir  berichten   wolle.  Womit  etc. 

239. 

An  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  vor  Lille,  3.  October  1708 ')• 

Aus  Deroselben  vom  18.  passato  ist  mir  leider  zu  vernehmen 
gewesen,  dass  Sie  bei  zwei  angelangten  holländischen  Posten  von 
mir  nichts  erhalten  haben,  da  ich  doch  keine  Ordinari  unterlasse,  wo 
ich  nicht  Deroselben  schreibe  oder  zum  wenigsten  das  Journal  ttber- 
schicke  ;  ich  will  also  nicht  hoffen,  dass  die  Briefe  verloren  gangen  sind. 

Was  die  Ersetzungsgelder  für  beide  Regimenter  belangt,  werden 
Sie  inmittelst  die  von  dem  errichteten  Instrument  mit  dem  Mylord 
Duc  Ihnen  zugeschickte  Copiam  erhalten  und  hiernächst  auch  ersehen 
haben,  was  ich  der  Osnabrück'schen  Recruten  halber  Ihnen  erinnert 
und  ich  auch  sonsten  dessentwegen  für  eine  Verordnung  ausgestellt  habe. 

Sie  wollen  solcheranach  belieben,  bei  dieser  Beschaffenheit  auf 
die  schleunige  Uebermachung  der  Gelder  mit  Nachdruck  zu  dringen, 
weilen  dadurch  alle  bishero  obgeweste  Difficultät  gehoben  ist. 

Wegen  des  Wetzelischen  Regiments  habe  ich  Ihnen  schon  ge- 
schrieben und  zugleich  angezogen,  dass  man  bei  solchen  von  Ihnen 
selbst  gar  wohl  genommenen  Umständen,  in  Sachen  nicht  gar  wohl 
vorzukommen  vermöge ;  Sie  belieben  aber  einen  als  anderen  Weg  aus 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X    ad  !•). 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.   16  c. 
')  Nieht  vorhaiiden. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.  161). 
•^)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  X.  5. 


2H8 

Ihneu  darinnen  angeführten  Ursachen  auf  die  Ersetzungsgelder  dieses 
Regiments  zu  dringen,  und  vom  Uebrigen,  was  ich  Ihnen  geschrieben, 
nichts  dergleichen  zu  thun,  als  ob  Sie  davon  Wissenschaft  hätten. 

In  puncto  der  für  mich  angefrimten  Messer,  habe  ich  mich 
gegen  Sie  gleichfalls  schon  explicirt,  wasmassen  ich  nämlich,  weilen 
es  die  Mode  also  ist,  eine  Klinge  von  Silber,  die  andere  aber  von 
Eisen  und  mithin  zwei  Messer  haben  wolle,  welche  dann  also  machen 
zu  lassen,  ich  Sie  hiemit  dienstlich  ersuche.  A^'as  aber  die  Wappen  darauf 
zu  stechen  anbelangt,  weilen  der  Platz  zu  klein  ist,  so  vermeinte  ich, 
dass  man  oder  ein  blosses  Kreuz  und  in  die  Mitte  nur  etwas  weniges 
vom  savoyischen  Wappen  stechen,  oder  aber  allein  ein  simples  S 
darauf  graben  lassen  könnte.  Womit  etc. 


240. 

An  den  GWM.  Grafen  Brenner.  Feldlager  vor  Lille, 
3.  October  1708  ')• 

Aus  des  Herrn  General- Wachtmeisters  vom  25.  passato  habe  ich 
Dessen  glückliche  Ankunft  zu  Breslau  ersehen.  Ich  erwünschte,  dass 
ich  Deroselben  vollends  hieherzukommen,  die  Sicherheit  zu  procuriren 
vermöchte,  muss  aber  bedauern,  dass  ich  solche  hier  zu  verschaffen 
dermalen  nicht  weiss,  glaube  aber,  wann  der  General  von  Wacker- 
bart  einen  feindlichen  Passe-port  hat  und  zwei  Stund  weit  von  ihrer 
Armee  und  Festung  passiren  würde,  dass  sich  endlich  die  Passage 
bewerken  lassen  dürfte.  Womit  etc. 


241. 

An  den  Grafen  Wackerbart.  Feldlager  vor  Lille, 
3.  October  1708 -). 

Aus  Dero  vom  25.  passato  erfahre  ich  Dero  glückliche  Ankunft 
zu  Breslau  und  wünschte,  dass  Deroselben  vollends  hieher  zu  kommen, 
die  Sicherheit  zu  procuriren  vermöchte,  so  ich  von  hier  aus  zu  verhoffen 
dermalen  nicht  weiss,  glaube  aber,  wann  Sie  einen  Passe-port  vom 
Feind  haben  und  zwei  Stund  weit  von  ihrer  Armee  und  Festung 
passiren,  dass  endlich  die  Passage  noch  zu  bewerken  sein  dürften 
Womit  etc. 


')  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;  Fase,   X.  5. 
*)   Kiipgs-A.,   liöniischf-s   Roich    1708;   Fase.   X.   3. 


269 


242. 

An  den  Grafen  Georg-  Adam  Martinitz.  Feldlager  vor  Lille, 

3.  October  1708'). 

Euer  Excellenz  sage  schuldigen  Dank  vor  die  Nachricht,  so 
Dieselbe  mir  uutenu  19.  passato  des  bewussten  Briefes  halber  haben 
geben  wollen.  Es  ist  nicht  ohne,  dass  dieser  durch  die  holländische 
Post  eingeloffen,  worüber  dann  an  seine  Gchörde  schreiben  werde. 
Inzwischen  bin  ich  E.  E.  unendlich  obligirt  vor  den  Theil,  so  Sie  an 
diesen  Vorgängen  facto  haben  nehmen  wollen,  obwohlen  ich  nicht 
glaube,  dass  Jemanden  in  der  Welt  zu  einer  so  ärgerlichen  That 
Ursache  gegeben  habe.  Womit  etc. 

243. 

An  den  Freiherrn  von  Heems.  Vor  Ryssel,  6.  October  ITOS'*). 

Ich  sage  Ihnen  auf  Dero  vom  29.  passato  hiemit  dienstlichen 
Dank,    dass  Sie  an  meiner    empfangenen  Blessur    theilnehmeu    AvoUen. 

Dass  die  Herren  Staaten  endlich  dero  in  Catalonien  stehenden 
Truppen  zu  recrutiren  resolvirt  und  wo  nicht  alle,  wenigstens  einen 
guten  Theil  noch  in  diesem  Monat  dahin  schicken  werden,  daran 
geschieht  eine  gar  gute  Sache,  inmassen  Aveit  besser  Aväre,  wann  die 
sämmtlichen  allda  stehenden  Truppen  in  completen  Stand  gesetzt 
Avürden,  als  Avann  wiederum  neue  zum  Succurs  hineingeschickt  werden 
sollen ;  Aveilen  auf  diesen  letzteren  Fall  die  Hülfe  gleichAvohlen  nie- 
malen stärker  oder  grösser  sein  Avürde,  als  wann  man  nach  meiner 
Meinung  die  daselbstige  Armada  \^orgedachtermassen  in  ihrem  com- 
pleten Stand  herstellete,  zu  geschweigen,  auch  andurch  anderwärts  an 
denen  heraussigen  Kräften  um  so  viel  entgehen  und  man  geschwächt, 
mit  der  Zeit  aber  gleichwohlen  keine  Armee,  sondern  lauter  P.  P.  (Prima 
plana)  darinnen  haben  würde.  Welche  meine  Meinung  Sie  zu  Ihrer 
Direction  nehmen  und  bei  sich  ereignenden  Fällen  hiernach  rcguliren 
könnten. 

Dass  von  denen  bewussten  Geldern  82.000  fl.  überwechselt  und 
mit  dem  Ueberrest  eine  gleiche  Disposition  Aorgekehrt  werde,  ist  dem 
gethanen  Versprechen  gemäss,  nicht  zweifelnd,  Sie  werden  Ihresorts 
nachdrücklich  daran  sein,  damit  es  auch  effectuirt  Averde. 


')  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  X.  4. 
2)  Kriegs-A.,  Spanieu  1708;  Fase.  X.   14. 


270 

8u  ist  nicht  weniger  gut,  duas  für  die  Cliiirpfälzischen  eben  in 
wieilcrholteni  Catalunicn  üOO  bis  700  Kecruten  beisammen  seien,  um 
gleicblalls  in  diesem  Monat  dahin  transportirt  zu  werden;  zu  wünschen 
wäre  es  aber,  dass  das  völlige  Quantum  schon  beisammen  sein  möchte, 
dann  den  üeberrest  von  denen  anderen  in  der  Alliirten  Dienst  stehenden 
churplalzischen  Keginientern  herauszuzielien ,  wird  sich  umsoweniger 
thun  lassen,  als  die  bei  der  hiesigen  Belagerung  ohnedem  viel  gelitten 
und  mithin  noch  schwerer  sein  würde,  nach  Auszug  sothaner  Recruten 
dieselben  hinwiederum  in  Stand  zu  setzen. 

Ueber  dasjenige,  wessen  der  Herr  Raths-Pensionarius  wegen 
Augmentation  und  Uebernehmung  eines  Theiles  der  Unkosten  des 
hinein  vermeinenden  Succurses  sich  entschuldiget  und  es  auf  die  Krone 
England  verschoben,  wundere  ich  mich  nicht,  weilen  man  es  mir  auch 
in  meiner  Anwesenheit  im  Haag  zu  vernehmen  gegeben  hat.  Inzwischen 
wird  bei  so  beschaffenen  Dingen  freilich  ersagte  Krone  England, 
sonderheitlich  des  Transportes  halber  das  Beste  thun  müssen. 

Was  sonsten  dahier  passirt  und  Avic  weit  man  gekonnnen  sei,  das 
zeigt  der  Anschluss,  worauf  ich  mich   beziehe  und  verbleibe  etc. 

244. 
BericM  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  7.  October  1708'). 

Ich  habe  zwar  geglaubt,  Euer  kaisei'L  Majestät  bei  heutiger  Post 
mit  etwas  Mehrerem  in  aller  Unterthänigkeit  zu  bedienen,  weilen  aber 
wegen  gestörter  Commuuication  und  Unsicherheit  der  Strassen  man 
alles  in  Ziffer  setzen  niuss  und  damit  nicht  fertig  werden  konnte,  so 
schliesse  E.  k.  M.  allein  meinen  allergehorsamsten  Tagzettel  hiebei, 
was  seit  meines  Letzteren  passirt  ist,  und  thue  mich  annebens  zu 
Dero  etc. 

245. 

An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  7.  October  1708')- 

Einem  löbl.  Mittel  gebe  auf  beide  Dessen  unterm  17.  und  19. 
passato  an  mich  erlassene  Schreiben   hiemit  in  Antwort,  dass  ich: 

1,  Den  Vorschlag  mit  Einsetzung  eines  beständigen  Comman- 
dantens  nacher  Hermannstadt  approbire,  einfolglich  der  Herr  GWM. 
Baron  S  a  1  z  e  r  dahin  geschickt  und  annebst  die  erinnerte  schriftliche 
Verbescheidung  für  ilui  ausgefertigt  werd(!n   könnte.  Was  aber  sodann 


*)  Kriegs-A  ,  Komisches   h'eiili    17()S;   Fa.sc   X.  30. 
«)  Kriegs-A.,   Niefli-rlaiidc    17()S;   Fase.   X.   22. 


271 

das  Coininaurlo  zu  Coinorn  angeht,  Hiide  ich  das  Beste  zw  sein,  an 
dessen  Stelle  den  Herrn  Obristlieutenant  Dominique  allda  an/Ai- 
stellen;  belangend  aber 

2.  den  erinnerten  Couferenzschluss  beider  neu  aufzurichten  vor- 
habenden Regimenter,  berufe  mich  guten  Theils  auf  dasjenige,  was 
ich  Einem  löbl.  Mittel  diesfalls  erst  mit  jüngster  Post  geantwortet 
habe  und  rücke  dem  noch  weiters  bei,  wasgestalten  es  nicht  allein 
um  die  Quaestion  zu  thun  sei,  dass  Ihre  kaiserl.  Majestät  an  Ihren 
Waffenkräften  nicht  geschwächt  werden  sollte ;  sondern  es  ist  diese 
Aufrichtung  sothaner  beider  Regimenter  eine  tractirte  und  solcher- 
gestalten  geschlossene  Sache,  dass  die  Krone  England  auf  diese  Con- 
dition  allein  die  Ersetzungsgelder  herzugeben,  mit  grosser  Mühe  und 
Arbeit  verleitet  worden,  solchemnach  ein  Wesen  ist,  welches  absolute 
dem  Vergleich  nach  befolgt  und  nicht  mehr  umgestossen  oder  unbe- 
wirkt  gelassen  werden  kann,  zu  geschweigen,  dass  auch  sothane  Er- 
setzung umso  unumgänglicher  wäre,  als  Ihre  kaiserl.  Majestät  iiber 
die  Guido-  und  Osnabrück-,  auch  das  Herbeville-  und  Reventlau'sche 
Regiment  in  Spanien  abgeschickt  und  jetzo  wiederum  das  Wetzel'sche 
Regiment  hineingehen  zu  lasseu  allergnädigst  resolviret  haben,  und 
solchergestalten  Dero  Kriegsstaat  um  fünf  Regimenter,  wann  die 
Ersetzung  nicht  geschehen  sollte,  verringern  und  einen  merklichen 
Fuss  ihrer  Kräfte  verlieren  würden. 

Was  sonsten  in  quaestione  quomodo  ratione  der  Stell-  und  Wer- 
bung erwogen  worden,  es  sei  solche  mit  20  Species-Reichsthaler,  wo 
nicht  unmöglich,  doch  niemalen  in  Zeiten  zu  bewerken,  da  von  andcr- 
wärtigen  Potenzen  ohne  Montur  und  Obergewehr  fast  so  viel  Haud- 
als  dieses  Werbgeld  abgereicht  werde,  ist  man  bei  der  diesfalls  vor- 
gewesten  Conferenz  in  einem  ganz  irrigen  Supposito,  weil  40  fl.  auf 
den  Mann  ein  Ehrliches,  und  gewisslich  Niemand  mehr  an  Werbgeld 
passiren  und  bezahlen  thut.  Ich  lasse  wohl  zu,  dass  jezuweilen  denen 
werbenden  Oflicieren  die  Mannschaft  höher  zu  stehen  kommt,  Aveil 
die  Leute  beklemm  und  ein  jedweder  sich  zu  beschleunigen  trachtet; 
dieses  aber  ist  der  Obristen  ihre  Sorge,  und  sie  werden  schon  wissen, 
woher  die  Leute  zu  nehmen,  da  hiernächst  auch,  wie  ich  Einem  löbl. 
Mittel  bereits  erinnert,  man  daliin  trachten  müsse,  dass  in  denen  er- 
richtenden Capitulationen  man  antrage,  dass  die  Obriste  dieser  Regi- 
menter ein  oder  andere  Compagnieu  gratis  zu  stellen  hätten.  Alle 
diese  Schwierigkeiten  aber  zu  heben,  wäre  freilich  der  abgefasste 
Gedanke  der  beste,  wann  man  die  vier  fränkischen  Bataillone  zu  diesem 
Ende  erhandelte,  allermassen  Einem  löbl.  Mittel  hiervon  vor  einigen 
Posttagen    schon    geschrieben    und    hiernächst    auch    beigerückt    habe, 


272 

dass  man  mit  denen  beiden  liiersciendcn  würzburgischen  Regimentern 
Feclieubacli  und  Stein  ein  Gleiehmäösiges  tentiren  könnte,  worauf  ieh 
mieh  dann  annoeh  bezogen  haben  will. 

Dass  aber  über  alle  obsteliende  Difficultäten  die  löbl.  Hofkammer 
sieh  erklärt,  sie  hätte  für  diese  neuen  Regimenter  so  wenig  verläss- 
lieheu  Verlag,  als  für  alle  übrigen  die  hinlängliche  Verpflegung  er- 
mangelt, ist  leieht  zu  glauben,  noch  weniger  aber  sich  darüber  zu 
verwundern,  weil,  wann  sie  nur  könnte,  oder  es  an  ihro  allein  gelegen 
wäre,  dieselbe  heute  noch  alle  Regimenter  abthun,  oder  ihnen  nichts 
geben  würde.  Gleichwie  aber  im  offenen  Krieg,  und  sonderlich  bei  den 
jetzigen  Conjuncturen,  es  nicht  bei  ihrem  Arbitrio  steht,  ob  der  Kriegs- 
staat vermindert  oder  vermehrt  werden  sollte,  sondern  das  löbl.  Mittel 
dabei  dasjenige  zu  thun  hat,  was  man  zu  Ihro  kaiserl.  Majestät  Dienst 
beflndet  und  vorträglich  zu  sein  erachtet,  also  wird  auch  Dasselbe  an 
dem  Allerhöchsten  Ort  den  allerimterthäuigsten  Vortrag  thun,  damit 
die  Sache  dieser  zwei  Regimenter,  es  mögen  hernach  neue  errichtet 
oder  die  specificirten  alten  erhandelt  Averden,  umso  schleuniger  ausge- 
macht werden  möchte,  als  ich  fast  alle  Stund  den  AVechsel  sothaner 
Ersetzungsgelder  gewärtig  stehe. 

AVas  den  Herrn  GWM.  von  Wachten  denk  anbelangt,  nach- 
dem er  im  Felde  zu  dienen  im  Stande  ist,  so  bleibt  es  auf  diesen  Fall 
bei  dem,  was  ich  für  ihn  noch  vorlängst  geschrieben  habe,  zum  Fall 
man  nicht  etwa  alte  Regimenter  in  corpore  erhandeln  dürfte. 

Wegen  des  Herrn  Obristlieutenauts  Dominique  habe  ich  hier 
oben  schon  geantwortet,  dass  ich  meinesorts  das  Beste  erachtete,  den 
Herrn  GWM.  Salz  er  nacher  Hermannstadt  und  ihn  nach  Comorn  zu 
setzen ;  was  aber  die  von  ihme  hiernächst  prätendirende  Obristenstelle 
und  Gage  angeht,  weiss  ich  zwar  wohl,  dass  er  ein  guter  und  lange 
Jahre  dienender  Üfficier  gewesen  sei ;  mir  ist  aber  unbekannt,  ob  er 
sich  nicht  etwa,  da  er  sich  verehelicht,  geändert  und  durch  seine  Ehe- 
Consortin  verführt  worden  sei.  Ich  könnte  aber,  wann  er  nicht  nacher 
Comorn  kommen  sollte ,  in  dieses  sein  Ansuchen  des  Avancement 
mit  der  Gage  nicht  einrathen,  sondern  ich  muss  Einem  löbl.  j\littel 
dagegen  sagen,  dass  Selbiges  keineswegs  gestatten  wolle,  dass  die  Com- 
mandanten  der  Plätze  die  Erhöhung  der  Gagen  begehren  und  an- 
suchen sollten,  weil  sodann  bei  denen  hernachfolgenden  Vacanzen  die 
Successores  nicht  desistiren  und  ein  jeder  die  gleichmässige  Augmen- 
tation haben  will,  dadurch  aber  schädliche  Consequenzen  und  Be- 
schwernisse des  Aerarii  eingeführt  werden. 

Und  weil  wiederholter  Herr  Obristlieutenant  auch  hiernächst 
anderweite     In. stanz-    gemacht,    dass     er    wieder    in's    Feld    zu    einem 


I 


273 

Rcft'iiiient  gezogen  werden  möchte;  so  diene  Einem  löbl.  Mittel  ein-  für 
allemal  zu  dessen  Direetion,  dass  derlei  Ofticiers,  welche  die  Feld- 
dienste einmal  quittirt,  nicht  mehr  dazu  gelassen  werden,  sondern  in 
denen  ihnen  verliehenen   Posten  verbleiben  sollen. 

Was  übrigens  der  Herr  Obrist  Gyulai  an  mich  geschricljen 
und  ich  selbem  geantwortet,  zeigen  die  Anscldüsse').  Einem  löbl.  Mittel 
ist  vorhin  bekannt,  was  für  gute  Dienste  dieses  Regiment  bishero 
geleistet  und  in  was  für  einem  tapferen  Kern  von  guter  Mannschaft 
es  bestehe.  Solchemnach  finde  ich  vorträglich,  dass  man  nicht  nur  in 
allweg  trachten  sollte,  selbes  mit  Ungarn  oder  Croaten  zu  completiren, 
sondern  dass  man  auch  hiernächst  weiters  reÜectiren  möchte,  ersagtes 
Regiment,  wie  es  gedachter  Herr  Obrist  Gyulai  ansucht  und  die 
Officiers  ohnedem  schon  vorhanden  sind,  auf  2000  Mann  zu  setzen, 
Avomit,  zum  Fall  man  heute  oder  morgen  gedenken  würde,  eine  Anzahl 
ungarischer  Miliz  zu  errichten  oder  zu  halten,  man  hierzu  einen  gar 
guten  Fuss  an  der  Hand  hätte.  Womit  etc. 

246. 

An  den   Obristen  Grafen  Franz  Gyulai.  Feldlager   vor  Lille, 

7.  October  1708^). 

Aus  des  Herrn  Obristens  Beiden  vom  28.  August  und  7.  passato '') 
sage  in  Antwort,  dass,  soviel  die  vacante  Obristlieutenants-Stelle  anbe- 
langt, ich  ersehen  habe,  was  für  drei  Subjecta  der  Herr  Obrist  hierzu 
hat  proponiren  wollen,  und  weil  ich  aber  inzwischen  den  Herrn  Obrist- 
wachtmeister  Suhajda  bereits  recommandirt,  so  bleibe  auch  annoch 
dabei,  dass  dieser,  in  Ansehung,  dass  er  ein  bekannter  wackerer  und 
braver  Officier  sei,  hiezu  avancirt  werde;  inmassen,  was  der  Herr 
Obrist  wegen  des  deutschen  Exerciren  anzieht,  dieser  Difficultät  durch 
Anstellung  eines  guten  Obristwachtmeisters  dessen  Thun  es  auch  ist, 
abgeholfen,  sonsten  aber,  was  die  Oeconomie  und  die  Aufrechthaltung 
des  Regiments  belangt,  der  Herr  Obrist  von  demselben  niemalen  so 
weit  entfernt  sein  Averde,  dass  nicht  derselbe  die  Obsicht  darob  und 
es  in  Stand  erbalten  könne.  Auf  des  Herrn  S  u  h  a j  d  a  erfolgtes 
Avancement  nun  könnte  alsdann  der  aggregirte  Obristwachtmeister 
Szekely  in  dessen   Stelle  eintreten. 

Belangend  die  verlangte  Recrutirung  des  Regiments  mit  Böhmen, 
Mährern    oder  Schlesingern,    weil    erstlicheu    dasselbe   ein   ungarisches 

*)  Siehe  die  folgende  Nuuimer. 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.  22a. 
»)  Ki-iegs-A.,   Niederlande  1708;  Fase.  X.   ad  22. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,  I.  Band.  Sui)i)lemeiit-llet't.    lo 


274 

Regiment  ist  und  verbleiben  muss,  sonsten  aber  die  Leute  so  beklemm, 
dass  man  aus  diesen  Ländern  für  die  deutschen  Regimenter  die  benü- 
tliigte  Mannschaft  kaum  aufzubringen  vermag,  als  kann  man  dem 
Herrn  Obristen  aus  beiden  vorangefiilirten  Ursachen  hierinnen  umso 
weniger  willfahren,  und  würde  solchemnach  ersagtes  Regiment  oder 
mit  Ungarn,  oder  mit  Croaten  recrutirt  werden  müssen.  Worüber  an 
Einen  löbl.  kaiserlichen  Hofkriegsrath  unter  einsten  schreibe,  damit 
ein  Modus  ausfindig  gemacht  werden  möchte,  wie  sothane  Recruten 
zu  verschaffen  seien. 

Wegen  Stellung  mehrwiederholten  Regimentes  auf  14  Compagnien, 
wird  man,  wann  das  Regiment  erstlich  auf  seinen  jetzigen  Fuss  com- 
pletirt  sein  wird,  darauf  reflectiren  und  unter  einsten  sehen,  was  wegen 
Errichtung  der  verlangten  Grenadier-Compagnie  gleichfalls  zu  thun 
sein  werde.  Womit  etc. 

247. 

An  den  Fürsten  Anton  Florian  von  Liechtenstein.  Vor  Ryssel, 

7.  October  1708  M. 

Nachdem  ich  von  Euer  Liebden  eine  geraume  Zeit  nichts  ge- 
sehen, auch  von  Ihro  königl.  katholischen  Majestät  keine  allergnädigste 
Befehle  erhalten  und  mir  weder  der  Stanhope'sche  Secretarius,  noch 
der  Marchese  Solares  was  mitgebracht  haben,  so  empfange  ich  end- 
lich Euer  Liebden  hochschätzbare  Zeilen  vom  25.  Augusti;  das  vom 
5,  detto  und  auch  dasjenige  Allerhöchste  Handschreiben  aber,  worauf 
Sie  sich  beziehen,  sind  mir  nicht  eingeloffen. 

Aus  dem  Obigen  ersehe  ich  mit  Vergnügen,  dass  Euer  Liebden 
drei  der  Meinigen  accusiren,  nicht  zweifelnd,  dass  auch  inzwischen  all' 
meine  übrigen  von  Zeit  zu  Zeit  abgeschickten  Briefe  und  posttäglich 
ablaufenden  Dienst -Zettel  Ihro  königh  Majestät  sowohl,  als  Euer 
Liebden  gleichmässig  zu  sicheren   Händen  werden  gekommen  sein. 

Ich  erstatte  Euer  Liebden  den  dienstschuldigen  Dank  vor  den 
Theil,  so  Sie  an  der  glücklichen  Bataille  von  Oudenarde  nehmen  und 
mir  mit  so  grossen  Expressionen  dazu  gratuliren  wollen,  und  erfreue 
mich  mit  Euer  Liebden  wegen  Eroberung  Sardegna  mit  eben  solcher 
Vergnügenheit,  als  meine  gegen  Ihro  königl.  Majestät  bis  in's  Grab 
tragende  unveränderliche  Devotion   es  an  sich  selbsten  erfordern   will. 

Bei  diesem  so  glücklichen  Erfolg  nun  stimme  ich  mit  des  von 
S  t  a  n  h  o  p  e    gethanem  Vorschlag    überein,    dass  das  Beste  wäre,    den 


')  Kriega-A.,    Spanien   1708;  Fase.   X.   17. 


275 

Porto  Maonc  (Mahon)  g-lcicliniüösig  zu  rcduciron,  uin  die  See  Potenzen 
audiirch  zu  üeberwinterung  einer  Esquadra  umsoniehr  zu  vermögen. 
Was  übrigens  den  darinnigen  Zustand  der  Saehen  Ijetrifft,  weilen 
die  Posten  uusieher  und  mithin  die  Briefe  leiclitlieh  verloren  gehen 
können,  so  habe  ich  an  Ihro  königl.  katholische  Majestät  mit  Annec- 
tirung  meiner  allerunterthänigsten  Meinung  eine  weitläufige  allerunter- 
thänigste  Relation  abgefasst  und  selbe  in  Ziffer  setzen  lassen,  aus  welcher, 
gleich  ich  mich  darauf  gänzlich  beziehe,  Euer  Liebdcn  Ein-  und 
Anderes  des  Mehreren  vernehmen  werden.  Womit  etc. 


248. 
An  den  Grafen  Tarini.  Feldlager  vor  Lille,  7.  October  1708  ';. 

Monsieur, 

J'ai  recu  les  votres  du  12  et  15  du  mois  passe,  et  je  vous  suis 
infiniment  oblige  d'avoir    voulu  prendre    part  de    la  lettre    envenimee. 

Quant  au  Prince  Emanuel,  il  n'y  n'est  pas  ädouter  que  l'Empereur 
ne  Taccommodera  dans  ses  Services,  selon  sa  parole  Imperiale  et  la 
resolution  prise  lä-dessus,  mais  il  y  faut  aussi  de  l'occasion,  ainsi 
s'attendre  ä  quoi  je  contribuerai  de  ma  part  tout  ce  qui  depend  de  moi. 

Je  savais  deja  ce  que  vous  me  marquez  du  gouvernement  de 
Milan,  n'ayant  jamais  songe  de  la  garder;  en  attendant  vous  auriez 
bien  pu  concerter  cette  affaire-lä  avec  le  comte  Wratislaw  si  bien 
qu'avec  moi. 

Au  reste  je  suis  fache  que  vous  vous  trouvez  incommodc  de  la 
goutte  et  en  vous  souhaitant  bientöt  votre  restitution,  je  suis  etc. 

249. 

An    den    französischen    Obersten    und    Commandanten    zu 
Betbune,   Chevalier   de   Giraud.   Feldlager   vor   Lille,   7.  Oc- 
tober 1708  0- 

J'ai  i-ecu  votre  lettre  du  5™®  de  ce  mois;  j'ai  fait  d'abord  exa- 
miner  l'affaire  dont  je  vous  envoie  la  ci-jointe  Information,  ce  que 
l'officier  j  signe  prend  sur  son  honneur.  Ce  n'est  pas  ni  mon  Intention, 
ni  la  maniere,  Monsieur,  de  traiter  les  gens  avec  la  derniere  inhumanite 
daus  notre  armee  si  bien  que  dans  des  autres,  etant  etc. 

')  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  X.  13. 

2)  Kricgs-A.,  Komisches  Reich  1708;  Fase.   X.   19. 

18* 


276 


250. 
An  den  Herrn  Charrier.  Vor  Ryssel,  7.  October  1708  '). 

Dans  le  temps  qiie  vous  aurez  re9u  ma  reponse  sur  vos  lettres 
precedentes,  je  viens  h  recevoir  aussi  la  vötre  du  12  du  mois  passe, 
nie  remettaiit  sur  ma  dite  reponse  poui*  ce  qui  regarde  l'anticipation 
des  45.000  Louis  et  votre  rembourse  par  des  assignations  sur  la  diaria. 

Je  me  rejouis  de  vous  avoir  obtenu  les  ferraes  du  datio  '^),  ne 
doutant  pas  que  vous  aurez  tout  le  soin  pour  reformer  les  aLus,  sur 
quoi  i'ai  aussi  fait  ecrire  ä  Mr.  le  President  Clerici. 

Quant  u  la  munition  du  pain,  vous  n'avez  que  vous  adresser  a 
Mons.  le  Baron  Martini,  a  qui  j'ecris  par  cette  poste  d'en  avoir  une 
reflexion  toute  particuliere  pour  votre  personne,  et  je  suis  .... 

251. 

An  den  Grafen  Franz  Ehrenreich  Trauttmansdorff.  Feldlager 
vor  Lille,  7.  October  1708  =M. 

Ich  sage  Euer  Excellenz  hiemit  dienstlichen  Dank  für  dasjenige, 
was  Sie  in  Dero  Schreiben  unterm  19.  passato  erinnern  wollen.  Was 
nun  die  französischen  Machinationen  betrifft,  wüsste  ich  nicht,  Avas 
diese  Krone  dermalen  für  grosse  Werke  unter  Händen  haben  sollte; 
gut  wäre  es  jedoch,  wann  man  hievon  Einiges  leicht  haben  konnte, 
und  wollte  ich  solchemnach  E.  E.  hiemit  ersucht  haben,  wann  Ihnen 
hievon  etwas  Mehreres  kund  werden  sollte,    mir  es  zu  communiciren. 

Belangend  die  in  päpstlichen  Dienst  gehenden  Deserteurs  habe 
ich  Ihnen  jüngst  schon  geantwortet,  dass  es  schwer  zu  impediren  sei, 
dass  nicht  von  hier  aus  einige  dahin  abgehen  thun,  und  im  Uebrigen 
wollte  ich  Ihnen  meinesorts  in  allweg  beizutragen  suchen,  damit  denen 
bewussten  schweizerischen  Officieren  die  Licenz  auf  Parola  nacher 
Haus  zu  gehen,  ertheilt  werden  möchte.  Ich  muss  Ihnen  aber  hierüber 
unverhalten,  dass  auf  Seite  der  Alliirten  derlei  Willfahren  und  alle 
Auswechslung  mit  dem  Feind  aufgebebt  worden,  weilen  dieser  hier- 
innen gebrochen  und  viele  seiner  Officiers,  denen  man  auf  Parola 
zurückerlaubt,  ihren  ausgesetzten  Termin  nicht  halten  und  zurück- 
kommen thun. 


•)  Kriegs-A.,  Italieu  17Ü8;  Fase.  X.  Ki. 
*)  Verzeliruiigssteuer- Pacht  (ital.  daziu). 
')  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  X.    1  i. 


277 

Was  sonsten    daiiier  pnssirt,    und    wie    weit   rann  gekommen   sei, 
das    zeio:t  der  Anschluss,  worauf  ich  mich  beziehe  und  verbleibe    etc. 


252. 

An  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  vor  Lille, 
7.  October  1708 '). 

Ich  sehe  aus  des  Herrn  Ilofkriegsraths  vom  19.  passato  aberraalen, 
dass  immer  mehr  erfolge,  was  ich  gleich  nach  der  glücklichen  Action 
mit  den  Rebellen  vorgesagt  und  befürchtet  habe ;  dannenhero  dann 
hiemit  nochmalen  repetire,  dass  bei  so  beschaffenen  Dingen  nien)alen 
was  Gutes  zu  hoffen  sein  werde,  wann  man  nicht  durch  expressen 
kaiserlichen  allergnädigsten  Befehl  dem  Herrn  General  Heister  klar 
und  positive  vorschreiben  wird,  was  er  zu  operiren  und  zu  unter- 
nehmen habe,  und  ist  nur  zu  bedauern,  dass  mit  seinem  Herumlaufen, 
wie  er  jetzo  gethan,  die  beste  Zeit  verloren  gangen,  ohne  dass  derselbe 
eine  Operation,  wie  er  wohl  gekonnt,  unternommen  hätte. 

Ich  sorge  daher  nicht  unbillig,  dass  bei  nun  bevorstehender  übler 
Saison  auch  nichts  mehr  zu  thun  sein  und  Alles  auf  die  deutschen 
Erbländer  zurückfallen  werde. 

Dass  solchemnach  Ein  löbl.  Mittel  Ihro  kaiserl.  Majestät  die 
Nothdurft  hierüber  mit  allem  Nachdruck  remonstrire  und,  wie  oben 
gedacht,  dahin  antragen  wolle,  auf  dass  derlei  positive  Ordres  ohne 
weiteren  Anstand  erfolge  und  dariimen  augemerkt  werde,  was  er  für 
seine  Person  zu  thun  und  hingegen  durch  andere  Generales  exequiren 
lassen  sollte.  Widrigenfalls  würde  das  Herumlaufen  mit  der  Cavallerie 
niemalen  sich  enden  und  ohne  was  zu  operiren,  dieselbe  ruinirt  werden; 
womit  sodann  freilich  das  Hauptwerk  niemalen  gerichtet  sein  und 
dieses  Jahr,  ungeachtet  man  alle  Vortheile  gehabt,  nicht  besser  als 
die  vorigen  ergehen  würde. 

253. 

An  den  Hofkriegsrath  Locher.  Feldlager  vor  Lille, 

7.  October  1708  0- 

Der  Herr  Hofkriegsrath  hat  auf  Seines  vom  19.  passato  hiemit 
in  Antwort,  dass,  soviel  die  Zurückfertigung  des  Herrn  Generals  Thür- 
heim    und    die  anderen    hiernächst    gegebenen   Nachrichten    betreffen, 


*)    Krieo:s-A.,   Ungarn   1708;  Fase.  X.   7. 
2)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  X.   15. 


278 

es  dabei  sein  gutes  Bewenden  Labe.  Bei  dem  verwirrten  Zustand  in 
Ungarn  aber  sehe  ich,  dass  immor  mehr  erfolge,  was  ich  gleich  nach 
der  glücklichen  Action  (Fortsetzung  wie  in  Nr.  252,  Seite  277,  Zeile  3  v.  o. 
liis  zum  Schlüsse  des  Sclireibeiis). 

Sonsten  beruht  dasjenige,  was  mir  der  Herr  Hofkriegsrath  von 
dem  päpstlichen  Unwesen  meldet,  auf  sich;  dann,  da  ich  mich  darein 
zu  mischen  nicht  gedenke,  weiss  ich  auch  Demselben  nichts  Anderes 
darauf  zu  sagen,  als  dass  zuweilen  eine  Sache  Aveit  geschwinder  ange- 
fangen, als  ausgeführt  sei. 

Die  Nouvellen  aus  Spanien  wegen  Sardegna  und  sonsten,  sind 
mir  auch  von  anderwärtsher  dahier  eingeloffen. 

Wider  die  angesuchte  Licenz  des  Herrn  Feldmarschall  Grafen 
von  Dann  finde  zwar  auch  ich  kein  sonderliches  Bedenken;  ich  habe 
aber  dabei  zu  sagen,  dass  zwar  die  Gedanken,  so  man  diesfalls  auf  den 
Herrn  Grafen  Rabutin  hat,  nicht  zu  verwerfen  seien;  er  könnte  aber 
diesem  Commando,  wie  der  Herr  Hofkriegsrath  meldet,  nicht  substituirt 
werden,  weilen,  wann  er  einmal  hineingegangen  und  angestellt  ist,  er 
auch  darinnen  würde  verbleiben  müssen,  zumalen  derselbe  als  älterer 
Feldmarschall  einem  jüngeren  nur  ad  tempus  nicht  substituirt  sein 
kann.  "Wann  man  aber  auch  diesen  nicht  hineinnehmen  sollte,  wäre 
gar  leicht  einen  zu  substituiren,  inmassen  bei  Herauskunft  wiederholtes 
Herrn  Feldmarschalls  man  es  solchergestalten  observiren  und  halten 
lassen  könnte,  dass  ein  jedweder  der  darinnigen  subalternen  Generales 
in  seinem  District  comraandiren,  die  untereinander  sich  allezeit  wohl 
vernehmen  und  wie  vorhin ,  also  auch  in  Abwesenheit  ihm,  Herrn 
Feldmarschall  Grafen  von  Dann,  allezeit  angewiesen  verbleiben  sollten. 


254. 
An  Herrn  Mayer.  Feldlager  vor  Lille,  7.  October  1708 '). 

Dass  ich  des  Herrn  Agenten  bis  den  19.  passato  inclusive  an 
mich  eingeschickte  Nouvellen  wohl  behändigt  habe,  berichte  Dem- 
selben hiemit  und  bedanke  mich  zugleich  für  diese  so  punctuale  Conti- 
nuatioD,  also  nicht  zweifelnd.  Derselbe  werde  mich  noch  weiters  wie 
bishero,  auch  fernerhin  damit  beehren,  allermassen  auch  ich  dagegen 
nicht  unterlassen  werde.  Demselben  zu  seiner  bewussten  Prätension 
zu  verhelfen.  Der  Herr  Agent  wird  aber  auch  wissen,  dass  man  es 
nicht    allezeit,    wie    man    will,    bewerken    kann,    inmassen    es    hiezu- 

')  Krieps-A.,  Nieflerlande  1708;  Fase.  X.  23. 


279 

weilen  an  Mitteln  gebrächet.  (Der  weitere  Text  dieses  Briefes  stimmt  fast  wört- 
lich mit  dem  folgenden  Schreilien  Nr.  255,  von  Zeile  11  v.  ii.  bis  zum  Sclilu.sse, 
übereiii.) 

255. 

An   den  G.   d.  C.   Grafen  Johann  Pälfiy.  Feldlager  vor  Lille, 

7.  October  1708')- 

Euer  Excellenz  sage  hicmit  schuldigen  Dank,  dass  Sie  durch 
Dero  unterm  12.  passato  an  mich  Erlassenes  mir  die  völlige  Disposition 
bei  Dero  unterhabenden  löbl.  Regiment  zu  überlassen  belieben  wollen, 
Dieselbe  versichernd,  dass,  was  ich  zu  Behuf  und  Conservation,  auch 
Erhaltung  desselben  meinesorts  dagegen  beitragen  kann,  niemalen 
ermangeln  werde. 

Mir  ist  nicht  wenig  leid,  dass  bei  der  erinnerten  Beschaffenheit 
die  meisten  Truppen  in  einer  Inactiou  stehen  bleiben  und  man  von 
dem  erhaltenen  so  stattlichen  Streich  und  der  Kebellen  Consternation 
nicht  besser  profitire.  Wann  man  aber  die  Sachen  nicht  anders  nehmen 
will,  so  kann  man  auch  niemalen  was  Gutes  efFectuiren,  und  ich  besorge 
nur,  dass  bei  schon  so  weit  avancirter  Zeit  man  nicht  einmal  wissen 
wird,  die  Regimenter  unter  Dach  zu  bringen,  einfolglich  dieselben 
nicht  ohne  Confusion  und  grosse  Beschwerlichkeit  auf  die  deutschen 
Erblande  werden  zurückfallen  müssen. 

Uebrigens  habe  ich  Ihnen  jüngst  schon  erinnert,  dass  alle  guten 
Vorhaben  sich  zerschlagen  und  man  dadurch  Trauen  und  Glauben 
verlieren  werde,  wann  man,  was  man  in  höchster  Stille  und  geheim 
tractiren  solle,  in  öffentlichen  Zeitungen  in  Druck  ausgehen  lasset. 

Schliesslich  ist  man  mit  hiesiger  Belagerung  so  weit  avancirt, 
dass  man  an  unserem  Attaque  von  der  völligen  Tenaille,  dem  Ravelin 
und  der  Contrescarpe,  bis  auf  zwei  Places  d'armes,  rechts  und  links 
darinnen  völlig  Meister  und  nun  an  dem  beschäftigt  ist,  gegen  die 
Haupt-Breche  au  corps  de  la  place  den  Graben  auszufüttern. 

Sonsten  aber  ist  von  der  feindlichen  Armee  nichts  anderes 
Veränderliches,  als  dass  der  Feind  gegen  Gent  und  Brügge  immer 
mehrere  Truppen  abschicke  und  jüngsthin  dem  General  -  Lieutenant 
Lamothe,  als  er  unseren  Convoi  von  Ostende  verhindern  wollte, 
ungeachtet  derselbe  an  Truppen  weit  stärker  war,  ein  guter  Streich 
versetzt  worden  sei.  Womit  etc. 


')  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  X.  8. 


280 


256. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Vor  Ryssel, 
7.  October  1708'). 

Des  Herrn  General- Wachtmeisters  und  ( )brist-Kriegscommissärs 
nnterni  12.  passato  an  mich  Erlassenes  habe  wohl  erhalten  und  hat 
es  bei  dem,  was  Derselbe  über  Ein-  und  Anderes  mir  nachrichtlich 
erinnert,  sein  gutes  Bewenden. 

Wegen  der  letzten  Charrierischen  Anticipation  berufe  ich  mich 
auf  mein  jüngst  über  diesen  Punct  Abgelassenes,  woraus  das  Mehrere 
zu  ersehen  gewesen  sein  wird.  Inzwischen  sehe  gern,  wann  der  Herr 
General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommisär  den  Benedetto 
Magni  richtig  bezahlen  wird. 

Des  von  dem  parmesanischen  Clero  rückstehenden  Ausstands 
halber  wird  sich  Derselbe  nach  der  vom  Hofe  einschickenden  Ordre 
dirigiren. 

In  Sachen  der  Virgilianischen  Expedition  habe  bereits  vorhin 
dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  über- 
schrieben, dass  ich  dessentwegen  an  den  kaiserlichen  Hof  das  Weitere 
erinnere. 

Der  Herr  GWM.  Graf  Brenner  ist  zwar  zu  Brüssel  angelangt, 
hat  aber,  wegen  gesperrter  Communication  vom  Feind,  nicht  anher 
kommen  können. 

Sonsten  wird  sich  der  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegscommissär  mit  dem  Herrn  Feldmarschall  Grafen  Guido  von 
Starhemberg  verstehen  und  das  AVeitere  mir  anhero  erinnern, 
was  für  eines  Sentiments  Derselbe  wegen  künftiger  Ueberschiffung 
der  Recruten  sei,  um  sich  in  denen  hierseitigen  Dispositionen  darnach 
richten  zu  können. 

Der  Stato  di  Milano  hat  die  Compensation  der  subministrirten 
Wägen  und  Schiffe  verlangt.  Wann  nun  dieses  an  sich  selbsten  billig, 
als  wird  der  Herr  General -Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär 
hierin  auch  das  Weitere  zu  verfügen  wissen. 

Im  Uebrigen  sehe  ich  gern,  dass  der  C harrier  mit  seiner  Com- 
pagnie  in  der  Brod-Impresa  continuirte,  dergestalt  jedoch,  dass  die 
Capitulation  sowohl  zu  Behuf  der  Armee,  als  des  kaiserl.  Interesse 
avantageuse  sei.  Womit  etc. 


♦)  Kriegs-A.,  Italien    1708;  Fase.  X.   12. 


281 


267. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  10.  October  1708  *). 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  ich  zwar  unterm  ItJ.  September 
allergehorsamst  erinnert,  wie  es  schon  an  der  Zeit  wäre,  sowohl  dahier 
als  anderwärts  auf  die  Ueberwinterung  Deru  Kriegsvolks  zu  gedenken, 
dass  man  aber  respectu  der  hiesigen,  ungeachtet  ich  schon  ein  und 
das  andere  Mal  davon  zu  reden  angefangen,  bis  nicht  der  Feldzug 
geendet  sei,  auch  nicht  wohl  was  Yerlässliches  sagen  oder  ausmachen 
könnte.  Nachdem  aber  die  hiesige  Belagerung  sich  viel  weiter  hinaus- 
zieht, als  man  anfänglich  geglaubt  hat,  solchergestalten  aber  auch 
durch  das  hiesige  lange  Stillliegen  und  die  Fouragirung  das  herum- 
seiende Land  und  Frontiere  gänzlich  ausgefressen  und  consurairt  sind, 
einfolglich  kein  Anschein  ist,  dass  die  Regimenter  in  diesem  Revier 
herum  stehen  bleiben  und  subsistiren  könnten,  hingegen  aber  ander- 
wärts wenig  Ort  und  Gelegenheit  hiezu  zu  finden;  ja  wann  schon 
etwo  zur  Logirung  ein  Anschein  wäre,  so  würde  es  doch  an  der 
Verpflegung  fehlen,  da  man  uns  den  geringsten  Genuss  nicht  lassen 
würde  und  die  Geldmittel  aber  aus  Deutschland  herein  zu  verschaffen, 
da  die  Verpflegung  ob  des  allzu  hoch  angestiegenen  pretium  rerum 
über  den  ordinari  reglementmässigen  Auswurf  erhöht,  auch  wegen  der 
Münz-Differenz  viel  verloren  werden  müsste,  würde  sich  auf  ein  sehr 
Hohes  hinausbelaufen,  und  solchemnach  allein  übrig  sein,  dass  mau 
auf  anderweite  Auskunft  gedenkete  und  sehe,  wie  die  Truppen,  soviel 
möglich,  in  der  Nähe  beibehalten,  der  weite  Zurückmarsch  vermieden 
und  mithin  die  Regimenter  vor  Ruin  errettet,  sodann  aber  mit  mög- 
lichster Ersparniss  und  Wirthschaft  des  Aerarii  logirt  werden;  als 
habe  bei  diesen  angezogeneu  Umständen  für  E.  k.  M.  Dienst  zu  sein 
erachtet,  mich  hierüber  mit  Dero  Generalen  der  Cavallerie  und  General- 
Kriegs-Commissario  Grafen  Schlik  zu  vernehmen  und  Mittel  und 
Gelegenheit  auszusinnen,  wie  etwo  sothane  Logirung  bewerkt,  zugleich 
auch  die  Verpflegung  erzeugt  werden  möchte.  Hierzu  nun  hat  man 
die  Hildesheim'-,  Cöln'-  und  Lüttich'sche  Lande  in  Vorschlag  gebracht, 
die  Sache  pro  et  contra  fundamentaliter  examiuirt  und  dabei  befunden, 
dass  es 

1.  bei  Hildesheim  sich  gleich  in  principio  stecke,  weilen  mit 
diesem  Stift  ein  Tractat  gemacht  und  vorhanden  sein  solle,  wiewohlen 
man  nicht  weiss,  wie  dieser  beschaffen  und  wie  weit  derselbe  etwo 
hinausgehe.  Solchemnach    gedenkt    mau    zwar   nicht,    einen  Anlass  an 


*)  Kriegs-A.,  Niederlaude   1708;  Fase.  X. 


2G. 


909 


die  Ilaud  zu  geben,  denselben  unizustossen,  man  wollte  aber  sich 
auch  nicht  gern  eine  Verantwortung  auf  den  Hals  laden,  wann  die 
Truppen  zu  E.  k.  M.  höchstem  Schaden  zu  Grunde  gehen  und  man 
dabei  zusehen  und  die  Hand  in  Sack  stecken  sollte.  Gleichwie 
aber  die  raison  de  guerre  und  die  Veränderung  der  Conjuneturen 
auch  jezuweilen  pacta  et  tractata  mutiren,  da  die  Noth  kein  Gesetz 
leidet;  also  war  man  der  allerunterthänigsten  Meinung,  dass  es  vielleicht 
sein  könnte,  dass  man  mit  ersagtem  Stift  in  eine  Handlung  kommen 
und  gegen  Uebernehmung  der  Winterquartiere  eine  anderwärtige 
Ersetzung  promittiren  und  geben  könnte,  wiewohlen  man  allerunter- 
thänigst  glaubete,  dass  man,  soviel  das  mensa  episcopalis  austraget, 
die  Logirung  zu  begehren  ohnedem  befugt  und  dahin  zwei  Regimenter 
einzuquartieren  seien. 

2.  Hat  es  mit  dem  Cölnischen  eine  gleiche  Beschaffenheit,  weilen 
auch  zwischen  diesem  Stift  und  dem  König  in  Preussen  ein  mit  den 
Alliirten  unter  der  Hand  concertirter  Tractat  ebenmässig  errichtet 
ist.  Ich  meines  allerunterthänigsten  Orts  sowohl,  als  vorgemeldter 
General  -  Kriegscommissarius  Graf  S  c  h  1  i  k  haben  denselben  nicht 
gesehen,  wissen  auch  allergehorsamst  nicht,  ob  vorgesagter  Tractat 
mit  E.  k.  M.  allergnädigster  Genehmhaltung  vorhero  oder  nachgehends 
geschehen  sei,  wäre  also  nöthig,  dass  man  hievon  die  schleunigste  Com- 
munication  haben  möchte;  dann  wann  man  in  diesen  Landen  sich  end- 
lich logiren  und  die  preussischen  Truppen  besser  hinunter  drücken 
könnte,  so  bliebe  erst  daselbsten  das  obere  Westphalen,  das  ist  Stehlings- 
hausen  und  Arnsberg,  zu  Statten,  worin  man  nebst  einem  Regiment 
zu  Fuss  auch  den  Generalstab  bequartieren  könnte. 

Es  ist  hiernächst  bekannt,  dass  zwischen  der  Stadt  Cöln  und 
ersagtem  König  in  Preussen  ratione  des  exercitii  religionis  einige 
Differenzen  obschweben ;  vielleicht  dürfte  es  sein,  dass  sie  von  E.  k.  M. 
gern  einige  Truppen  haben  möchten,  man  müsste  aber  die  Sache 
solchergestalten  menagiren,  dass  sie  es,  nachdem  dieselbe  eine  Reichs- 
Stadt,  Selbsten  an  E.  k.  M.  begehrete;  auf  welchen  Fall  etwas  an 
Infanterie  hineinzulegen,  von  ihre,  der  Stadt,  aber,  als  welche  be- 
kanntermassen  sehr  reich  und  vermöglich  ist,  zum  Unterhalt  des 
hineinlegenden  Fussvolkes  der  gute  Willen  beizutragen  wäre. 

3.  Kann  man  ratione  des  Lüttichischen  positive  darum  nichts 
anziehen,  weilen  es  von  dem  dependirt,  wie  weit  man  mit  denen  Staaten 
diesfalls  zurechtkommen  und  was  sie  uns  etwo  in  diesem  Land  gut- 
willig einstehen  und  überlassen  möchten.  Man  ist  ebenfalls  auf  die 
Gedanken  gefallen,  wann  die  Franzosen  Gent  und  Brügge  behaltetcn 
und  man    in    dem   Land    von   Waas    eine    Postirung    formiren    müsste. 


283 

claös  man  tlaliin  einen  Tlieil  von  E.  k.  M.  Truppen  hiezu  nehmen  und 
allda  unterbringen  könnte,  wann  vorgedaehte  vStaaten  eine  Zubusse 
zu  deren  Verpflegung  beitrageten.  Es  hat  aber  ebenfalls  die  Beschaflfen- 
heit,  wie  mit  dem  Lüttichischen,  und  hanget  ob  dem,  dass  man  mit 
ihnen  hierüber  rede  und  nach  denen  sich  hiezu  äussernden  Conjunc- 
turen  das  Weitere  abgleiche. 

So  ist  auch  eine  Frage,  ob  man  nicht  von  dem  auf  Kaiserswerth 
geschlagenen  Sequester  profitiren  und  dahin  ein  Regiment  zu  Fuss  oder 
zwei  Bataillone  verlegen  und  die  Einkünfte  vorbesagten  Sequesters 
hiezu  verwenden  dürfte;  worüber  E.  k.  M.  allergnädigster  weiterer 
Befehl  zu  erwarten  steht,  welche,  wann  Sie  unter  einsten  auch  aller- 
gnädigst  erlauben  möchten,  das  Land  Limburg,  zum  Fall  es  vonnöthen, 
zu  logiren ;  so  wollte  ich  Dieselbe  hiemit  in  aller  Unterthänigkeit 
belangt  haben,  hierüber  die  schriftliche  Vollmacht  in  Allerhöchsten 
Gnaden  unverlangt  einzuschicken  und  nicht  weniger  Dero  weiteren 
allergnädigsten  Befehl  durch  einen  eigenen  Courier  mir  zukommen  zu 
lassen,  wie  man  sich  der  bevorstehenden  Winterquartiere  halber  zu 
verhalten  und  was  Sie  über  diese  allerunterthänigsten  und  nnvor- 
greiflichsten  Gedanken  allergnädigst  anzubefehlen  geruhen  wollen;  auf 
welchen  Fall  mir  unter  einston  die  positive  Gewalt  überlassen  werden 
raüsste,  mit  Beiziehung  Dero  kaiserlichen  Kriegs-Commissariats  die 
Logirung  einzurichten  und  unter  einsten  auszuwerfen,  wie  nach  dieser 
Landen  Beschaffenheit  Ein-  und  Anderes  sollte  taxirt  und  die  Ver- 
pflegung eingerichtet  werden.  Zu  gleicher  Zeit  aber  wollte  ich  auch 
die  erforderlichen  Requisitoriales  und  andere  zur  Einrichtung  der  Quar- 
tiere nöthigen  Behelfe  erwarten,  damit  man  ungehindert  vor  sich  gehen 
und  das  Werk  nicht  stecken  und  erliegen  bleiben  möchte,  wann  man 
bei  so  weitem  Weg  mit  Hin-  und  Hei'schreiben  die  Zeit  verlieren  müsste. 

Sollten  E.  k.  M.  alles  dieses  allergnädigst  genehm  halten  und 
approbiren,  so  wäre  gleichwohlen  eine  unumgängliche  Nothwendigkeit, 
dass  Sie  allergnädigst  anbefehlen  wollten,  in  der  General-Repartition 
300.000  fl.  im  Königreich  Böheim  und  andere  300.000  fl.  in  Bayern 
vorbehalten  und  in  Zeiten  versichern  zu  lassen,  damit  die  Regimenter 
vollständig  bezahlt  werden ,  einfolglich  ihre  Wirthschaften  darnach 
anstellen  und  sich  die  nöthige  Montirung  verschaffen  könnten;  wie 
aber  oben  allergehorsamst  schon  gedacht,  so  müssten  diese  Summen 
in  beiden  Ländern  zeitlich  in  ihre  Richtigkeit  gestellt  sein,  widrigen- 
falls die  Regimenter  ohne  Montur  und  im  künftigen  Sommer  ohne 
Subsistenz  sein  würden. 

So  wären  auch  hiernächst  in  vorgedachtem  Königreich  Böheim 
1200    Rimonta-Pferde,    und    zwar    die    Halbscheid    in   Cürassier-    und 


284 

die  Halbscheid  in  Dragoner-Pfei'den  für  die  hiesige  Cavallerie  zu 
assigniren. 

Wann  nun  nach  E.  k.  M.  erfolgter  allergnädigster  Ratification 
diese  Gedanken  in's  Werk  gesetzt,  auch  die  von  draussen  herein 
begehrte  Geldsumnia  der  (500.000  fl.  verwilligt  würde,  so  glaubete  ich, 
dass  kein  Zweifel  sei,  sodann  die  Truppen  über  Winter  zu  erhalten 
und  vielleicht  auch  auf  einen  Theil  des  künftigen  Sommers.  Sollte  es 
aber  obstacula  geben  und  die  Geldsummen  in  Böheim  und  Bayern 
nicht  erfolgen,  so  wäre  es  auch  unmöglich,  dass  die  Regimenter  hier 
bleiben  könnten,  und  in  diesem  casum  würden  E.  k  M.  allerguädigst 
geruhen,  mir  anzubefehlen,  wo  sie  sonsten  hingehen  sollten.  Es  möchte 
aber  sodann  der  Marsch  in  was  für  ein  Land  er  wolle  dirigirt  werden, 
so  ist  es  gewiss,  dass  die  Truppen  weit  mehr  Schaden  und  Ruin  leiden 
würden,  als    die    von  draussen  herein  verlangten  600.000  fl.  betragen. 

Uebrigens  will  auch  eine  Nothwendigkeit  sein,  dass  der  Bischof 
zu  Würzburg  ohne  weiteren  Zeitverlust  erinnert  werde,  was  derselbe 
wegen  des  Unterhalt  beider  seiner  hiesigen  Regimenter  zu  Fuss  zu 
disponiren  gedenke,  so  er  bishcro  ziemlich  schlecht  gethan  und  nicht 
Einmal  recrutirt  hat.  Mir  aber  fallet  dabei  zu  wissen  nöthig,  ob  der  mit 
ihm  errichtete  Tractat  noch  weiters    fortgehen   oder  exspiriren  werde. 

Weilen  schliesslichen  die  Cassamittel  völlig  zusammengangen  und 
man  mithin  genöthigt  war,  Mittel  aufzusuchen,  wo  man  konnte,  so  hatte 
mich  unterstanden,  in  copia  beigehendes  Schreiben  ^)  an  das  Capitel 
zu  Hildesheim  abgehen  zu  lassen,  zumalen  da  Dero  General-Kriegs- 
Commissarius  Graf  Schlik  von  Wien  Brief  erhalten,  dass  es  auf 
eben  diese  Weise  an  E.  k.  M.  Hof  also  einverstanden  sei,  allerge- 
horsamst  nicht  zweifelnd,  E.  k.  M.  werden  es  allerguädigst  genehm 
und  mir  in  keinen  Ungnaden  aufnehmen.  Womit  etc. 

258. 

An  das  Dom-Capitel  zu  Hildesheim.  Vor  Ryssel, 
10.  October  1708^). 

Nachdem  mir  von  dem  kaiserlichen  Hof  eine  Anweisung  auf 
diejenigen  50.000  fl.  zugeschickt  worden,  wegen  welcher  man  sich 
mit  Deren  allda  befindlichen  Abgeordneten  pro  mensa  episcopali  ver- 
standen hatte,  um  dieselben  durch  das  kaiserliche  General  -  Kriegs- 
Commissariat  abzufordern  und  zu  denen  hiesigen  des  gemeinen  Wesens 
Bestem  so  nützlichen  Kriegsoperationen  zu  verwenden;  da  wegen  der 

')  Siebe  das  nächste  Schreiben  Nr.  258. 

«)  Kriefrs-A.,  Niorlerlan<le  1708;  Fase.  X.  28. 


285 

andcron  bewusstcn  50.000  fl.,  so  man  von  Seiten  Ihro  kaiserl.  Majestät 
des,  dem  in  Italien  gestandenen  Regiment  vorgeseliossenen  Genusses 
halber  zu  fordern  hat,  die  Sache  bis  weiter  in  suspenso  gelassen 
worden  ist,  weilen  dieser  Punct  annoeh  nicht  vciilig  ausgeglichen  war; 
als  habe  ich  auch  zufolge  obg(;melter  mir  zugekomnu'uor  Assigiiation 
dem  kaiserlichen  Geueral-Kriegs-Commissariat  die  Verordnung  ertheilt, 
dass  es  zu  diesem  Ende  einen  Feldkriegs-ZahlamtsÜfficier  zu  meinen 
insonders  geehrten  und  freundlich  geliebten  Herren  abschicken  sollte, 
welcher  sothane  50.000  Ü.  pro  mensa  episcopali  erhebe  und  dafür 
gebührend  quittire. 

Ersuche  solchemnach  meine  p.  t.  Herren,  Sie  wollen  belieben, 
über  das  bereits  ohnedem  schon  geraume  Zuwarten  den  Erlag  öfters- 
berührter Summa  an  Ueberlieferer  dieses  ohnewcitcrs  tliun  zu  lassen, 
damit  man  bei  längerer  Verzögerung  auch  diesseits  mit  dieser  gleich- 
wohlen  ziemlich  moderirten  Summa  sich  nicht  vergnügen  zu  lassen 
keine  Ursache  haben  möge.  Womit  etc. 

259. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  14.  Oetober  1708  *). 

Nachdem  der  Feind  die  vorletztere  von  hier  abgeloffene  Post 
aufgehalten  und  alle  Briefe  eröffnet  hat,  ich  auch  dato  nicht  weiss,  ob 
es  nicht  mit  der  letzteren  gleichmässig  ergangen  sein  möchte,  so  habe 
für  nöthig  erachtet.  Euer  kaiserl.  Majestät  hiemit  per  duplicatum 
allergehorsamst  anzuschliessen,  was  an  Dieselbe  ich  damalcn  in  Ziffern 
allerunterthänigst  erlassen  habe  -),  Dero  ich  hiernächst  mein  gewöhn- 
liches Tagzettel  weiters  allergehorsamst  anlege  und  mich  im  Uebrigen  etc. 

260. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  14.  October  1708 '*). 

Aus  Euer  kaiserl.  Majestät  unterm  23.  passato  an  mich  erlassenem 
allergnädigstem  Handschreiben  hatte  ich  in  aller  Unterthäuigkeit  er- 
sehen, was  Sie  mir  wegen  Ueberwinterung  einer  Squadra  Kriegsschiffe 
und  Werkstelligmachung  des  Stauhope'scheu  Projects  allergnädigst 
haben  aufgeben  wollen,  und  ich  werde  diesemnach  allergehorsamst 
nicht  ermangeln,  hierüber  vornehmlich  mit  dem  Mylord  Duc  de  Marl- 
borough  zu  reden  und  ihm   nebst  der  zu  hoffen  stehenden  Eroberung 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  KeLcli   1708;   Fase.   X.  32. 

^)  In  den  Acten  nicht  vorhanden. 

3)  Kriegs-A.,  "Niederlande   1708;   Fase.   X.  33. 


286 

des  Porto  Maone  auch  weitei's  vorzustellen,  Avie  er  mir  diesfalls  seine 
Parola  bereits  gegeben  hätte,  der  allerunterthäuigsten  Hoffnung  lebend, 
dass  die  Königin  von  England  bei  glüeklich  erfolgter  Eroberung  vor- 
gedaehten  Meerhafens  hiezu  Ihre  Einwilligung  nicht  abschlagen  werde, 
da  zuvörderst  von  Seiten  der  Holländer  noch  vorhin  keine  grossen 
kSchwierigkeiten  zu  diesem  Werk  gemacht  worden  seien. 

Was  aber  das  Stanhope'sche  Project  belangt,  berufe  ich  mich 
auf  dasjenige,  so  E.  k.  M.  erst  nächsthin  neben  Anderem  auch  dessent- 
halben  allergehorsamst  angezogen  habe. 

261. 

An  den  Hofkriegsrath.  Feldlag:er  vor  Lille,  14.  October  1708  *). 

Nachdem  der  Feind  eine  von  den  letzteren  Posten  zurückbe- 
halten und  eröffnet,  so  getraue  mich  nicht,  mit  Gegenwärtigem  Einem 
löbl.  Mittel  etwas  zu  schreiben,  sondern  remittire  mich  auf  das,  was 
bei  letzterer  Post  an  Ihre  kaiserl.  Majestät  in  Ziffern  erlassen  und 
anheute  per  duplicatum  repetire,  Demselben  anbei  per  extractum  com- 
niuuicirend,  was  der  Herr  General-FML.  Graf  Königs  egg  an  mich 
berichtet  hat,  auf  dass  Ein  löbl.  Mittel  hierauf  refiectiren  und  das 
Weitere  an  seine  Gehörde  verfügen  wollte,  was  Dasselbe  zu  Herrn- 
dienst zu  sein  befinden  wird. 

Der  Herr  General-Adjutant  Marquis  P  a  n  c  a  1  i  e  r,  ein  Sohn  vom 
Marquis  Prie  bittet  um  die  wirkliche  Gage.  Es  sind,  wie  ich  glaube, 
deren  eine  oder  zwei  vacant,  und  da  ersagter  Marquis  Pancalier 
schon  ein  oder  zwei  Jahre  ohne  Genuss  dient,  so  ist  eine  an  sich 
selbst  billige  Sache,  dass  er  auch  die  Gage  habe.  Ein  löbl.  Mittel 
wolle  solchemnach  belieben,  hierüber  das  behörige  Referat  Ihre  kaiserl. 
Majestät  in  aller  Unterthänigkeit  hinaufzugeben. 

Schliesslich  hat  der  Herr  Obrist  von  Bartels  gebeten,  dass  man 
ihm,  weilen  der  Herr  General  Lapazeck  von  Eger  abberufen  worden 
sei,  anstatt  seiner  dahin  setzen  möchte,  da  er  ohnedem  die  Gage  als 
Obrister  habe  und  mithin  kein  neues  Onus  machet.  Wie  ich  aber 
nicht  weiss,  was  es  mit  ersagtem  Commando  eigentlich  für  eine  Be- 
schaffenheit habe,  so  wolle  mich  Ein  löbl.  Mittel  hierüber  berichten; 
im  Uebrigen  aber  wäre  ersagter  Herr  Obrist  in  solche  Consideration  zu 
nehmen,  dass,  wann  man  ihm  hierinfalls  nicht  helfen  könnte,  man  selben 
ad  notam   nehme,  um   seiner  bei  anständiger  Apertur    zu  gedenken. 

Was  sonsten  dahier  passirt,  zeigt  der  Anschluss,  auf  den  mich 
berufe. 

•)  Kriegs-A.,  Nie^lerlaiuU;    170,S;   Fase.  X.  34. 


287 


262. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von   Martini.   Feldlag-er   vor  Lille, 

14.  October  1708')- 

Was  mir  der  Herr  General  -  Wachtmeister  und  Obrist  -  Kriegs- 
commissarius  unterm  19.  passato  abermalen  wegen  der  Diaria  und 
denen  königlichen  Kammer-Gefällen  geschrieben  hat,  da  habe  ich  jüngst 
schon  erinnert,  dass  ich  dessentwegen  in  nachdrücklichen  Terminis 
an  Ihro  königl.  katholische  Majestät  die  Nothdurft  remonstrirt  hätte, 
und  ich  würde  zwar  diesfalls  an  mir  nichts  erwinden  lassen,  ich 
kann  aber  gleichwohlen  nicht  wissen,  was  etwa  in  specie  der  Cameral- 
Gefälle  halber  Ihre  königl.  katholische  Majestät  allergnädigst  resol- 
viren  möchten.  Inzwischen  kann  mau  diesfalls  nach  dem  alten  Fuss 
sich  dirigiren,  solange  nicht  wirklich  was  in  contrarium  einlaufen 
möchte,  wobei  dann  der  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kricffs- 
commissarius  gar  wohl  gethan,  hierüber  etwas  weitläufiger  an  den 
Herrn  Grafen  von  W  r  a  t  i  s  1  a  w  zu  schreiben. 

Was  mir  der  Herr  General  Wachtmeister  und  Obrist-Kriesrs- 
commissarius  sonsten  wegen  des  päpstlichen  Unwesens  meldet,  und 
dass  hiezu  Mittel  vonnöthen  seien,  will  ich  nicht  in  Abrede  stellen, 
dass  es  anfänglich  Geld  kosten  werde;  es  ist  aber  auch  zu  hoffen, 
wann  man  einmal  mit  mehr  Truppen  in  das  Päpstliche  eingerückt 
und  Quartiere  genommen  hat,  dass  mau  hiervon  merklich  wird  pro- 
fitiren  können. 

Im  Uebrigen  wolle  der  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegscommissarius,  nachdem  das  Huszaren-Regiment  mit  dahin  mar- 
schirt,  gedacht  sein,  dass  dasselbe,  da  sich  der  Herr  Graf  Csaky 
über  dessen  Nothstand  sehr  beklagt,  wieder  in  Stand  gebracht  werde 
und  zu  dessen  Recrut-  und  Rimontirung  etwas  an  Geld  bekommen 
möge.  Womit  etc. 

263. 

An  den  Churfürsten  von  Hannover.  Feldlag-er  vor  Lille, 
14.  October  1708  O- 

Euer  Gnaden  unterm  28.  passato  auf  mein  vom  21.  detto  an 
Dieselbe  erlassenes  Gesuchschreibeu  gnädigst  überschickte  Antwort 
habe  ich  wohl  erhalten  und  daraus  die  Ursachen  und  Umstände  ersehen, 


»)  Kriegs-A.,  Italieu  1708;  Fase.  X.  26. 

2)  Kiiegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  X.  31. 


288 

warum    Euer    Gnaden    die  ,verlaiig*ten    Regimenter    nicht    liielierwärts 
abmarseliireu  lassen  können. 

Gleichwie  nun  Euer  Gnaden  gnädig  ersehen  haben  werden,  dass 
ich  ersagter  Regimenter  halber  allein  auf"  der  Alliirten  an  mieli 
gestelltes  Verlangen  an  Sie  geschrieben  habe,  liiernächst  auch  ersagter 
Marsch  auf  dem  Supposito  gegründet  war,  wann  der  Feind  ein  Detache- 
ment  hieher  abschicken  und  Euer  Gnaden  auf  diesen  Fall  keine  solche 
Offensiv-Operation  vorzunehmen  im  Stande  sein  würden,  dass  der  Feind 
andurch  obligirt  sein  könnte,  sothanes  Detachement  hinwiederum  zurück- 
zuziehen ;  als  hat  es  auch  dabei  sein  gutes  Bewenden,  und  ich  thue 
mich   im  Ucbrigen  zu  Dero  hohen   Gnade  empfehlen  etc. 

264. 

An  den  FML.  Grafen  Harrach.  Feldlager  vor  Lille, 
14.  October  1708')- 

Meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  unterm  22.  passato 
an  mich  Abgelassenes  ist  mir  rechts  worden,  worauf  in  Autwort  sage, 
dass  der  Herr  GWM.  Graf  von  B  r  e  u  n  e  r  ob  gestörter  Communication 
noch  nicht  allhier  angelangt  sei,  mithin  auch  die  demselben  mitgegebenen 
Commissiones  weder  vornehmen,  noch  weniger  meine  Meinung  darüber 
erstatten  können.  Ich  muss  denselben  solchemnach  erwarten  und  sodann 
aber  werde  ich  ohne  Verzug  nach  der  von  demselben  aufhabenden 
Commission  auch  meine  Gedanken   eröffnen.  Womit  etc. 

265. 

An  den  Freiherrn  von  Heems.  Feldlag-er  vor  Lille, 
14.  October  1708  ■")• 

Dero  vom  6.  dieses  wird  mir  zurecht  und  ich  will  hoft'en,  dass 
Ihnen  meine  Antworten  auf  Dero  Vorhei-igen  richtig  werden  eingeloffen 
sein,  o])Wohlen  die  Posten  ziemlich  unsicher  laufen,  da  der  Feind  erst 
jüngsthin   von  einer  die   Briefe   eröffnet  hatte. 

Was  die  pfälzischen  Recruten  angeht,  Aväre  zu  wünschen,  dass 
die  erwartende  Antwort  von  Düsseldorf  eine  Verlässlichkeit  wegen 
vollständiger  Recrutirung  nacher  Catalonien  mitbringen  möchte.  Was 
aber  die  Mundirung  für  dieses  völlige  Corps  belangt,  wann  man  diesfalls 
und  sonsten   des  Transports  halber  Alles  difticultiren  will,  so  wird  auch 


*)  Krieg.s-A.,   Köiiiisclics  Kuicli   1708;  Fase.   X.  3:5. 
*)  Krierrs-A.,  Spaiiimi    170K;   Fase.   X.  y.'J. 


289 

auf  solche  Weise  nicht  wohl  forticukommcn  sein,  wicwohlcn  ich  tlarhei 
nicht  in  Abretl  stollon  will,  dass  auch  tler  Herr  Cluirturst  Selbsten 
wegen  Transportirung  der  Mundur  umsehen  und  darauf  rcHectireu  solle. 

Öonsten  ist  sich  zu  erfreuen,  dass  die  Herren  Staaten  wegen 
Ergänzung  deren  in  ersagtem  Catalonien  stehenden  Regimenter  die 
endliche   Resolution  abgefasst  haben. 

Wegen  der  Cavallcrie  bin  ich  einer  gleichen  Meinung,  und  Sic 
wollen  im  Uebrigen  zu  pressiren  nicht  nachlassen,  dass  die  ersparten 
bewussten  Gelder  nach  und  nach  nacher  Barcelona  transportirt  werden. 

Was  sonsten  hier  passirt,  berufe  ich  mich  auf  angehendes  Journal. 
Womit  etc. 

266. 

Bericht  an  den  König  von  Spanien.  Vor  Ryssel, 
14.  October  1708'). 

Gleichwie  ich  allergehorsamst  nicht  zweifle,  es  werden  Euer  königl. 
Majestät  meine  von  Zeit  zu  Zeit  abgelassenen  allerunterthänigsten 
Berichte  zu  Dero  allergnädigsten  Händen  eingeloffen  sein,  also  lebe 
auch  der  allergehorsamsten  Hoffnung,  Sie  werden  aus  den  posttäglich 
an  den  Herrn  Fürsten  von  Liechtenstein  abschickenden  Tagzettcl 
allergnädigst  vernommen  haben,  in  was  Stand  die  hiesigen  Kriegsopera- 
tionen sich  befinden  und  wie  weit  man  damit  gekommen  sei,  deren  ich 
E.  königl.  M.  hiemit  weiters  allergehorsamst  anlege,  was  seit  des  Letzteren 
sich  ferners  begeben  und  wie  man  nunmehro  an  unserer  Attaque  von 
denen  Vorwerken  der  Stadt  sich  Meister  gemacht  habe.  Es  ist  aber 
eine  gar  geraume  Zeit,  wo  von  E.  königl.  M.  mit  Dero  allergnädigsten 
Befehlen  nicht  begnadet  worden  und  auch  letzthin  weder  durch  den 
abgeschickten  Stanhope'schen  Secretarium,  weder  durch  den  Marchesen 
Solares  das  Geringste  nicht  erhalten,  sondern  allein  durch  den  Mylord 
Duc  de  Marlborough  vernommen,  was  E.  königl.  M.  mit  dem  von 
Stanhope  des  Wetzelischen  Regiments  halber  abgeredet,  auch  ver- 
glichen haben  und  hiernächst  mir  weiters  von  Ihro  kaiserl.  Majestät 
mit  mehrerer  Ausführlichkeit  unterm  29.  August  durch  ein  aller- 
gnädigstes  Handschreiben  bedeutet  und  commuuicirt  worden,  was 
E.  königl.  M.  eines  mehreren  und  grösseren  Succurses  allergnädigst 
verlangt  und  angesucht  haben. 

Soviel  nun  das  Wetzelische  Regiment  belangt,  werden  E.  königl.  M, 
aus  der  an  Dieselbe  abgegangenen  allergnädigsten  kaiserlichen  Antwort 
von  obgedachten  Dato  des  29.  August  mit  Mehrerem  allergnädigst  schon 


*)  Kriegs-A.,  Spanien   1708;   Fase.   X.  34 
Feld/.iige  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II.  Serie,   I.  liaml.  Supplement-IIett.     I  J 


290 

vernuiinnen  Laben,  dass  I.  kaiserl.  M.  die  Ueberschiffung  vorgemelten 
Regiments  allergnädigst  resolvirt  und  nächst  diesem  auch  das  sogenannte 
Feverische  (Faber)  neapolitanische  Regiment  nebst  denen  Osnabrück'- 
öchen  Recruten  und  was  etwo  noch  von  denen  Guido  Starhcmbergi- 
schen  zurück  sein  möchten,  sammt  600  sicilianischen  Recruten  nachcr 
Catalonien  unter  einsten  transportirt  werden  sollten.  E.  königl.  M.  kann 
ich  aber  dabei  allergehorsamst  nicht  verhalten,  dass  Allerhöchstge- 
dachte Seine  kaiserl.  Majestät  mir  allergnädigst  aufgetragen  haben, 
respectu  des  öfters  berührten  Wetzelischen  Regiments  die  Ersetzungs- 
gelder,  gleich  vor  die  beiden  Guido-  und  Osnabrück'schen  Regimenter 
accordirt  worden,  nach  den  verglichenen  Preisen  zu  begehren  und  zu 
pressiren,  allermassen  ich  auch  diesen  allergnädigsten  Befehl  zu  aller- 
gehorsamster  Folge  mit  ermeltem  Mylord  Duc  hierüber  gesprochen  und 
daran  umsoweniger  gezweifelt  habe,  als  es  eine  in  meiner  Anwesenheit 
im  Haag  geschlossene  Sache  war,  dass,  so  viel  von  Seiten  I.  kaiserl.  AI. 
Völkern  in  Spanien  transportirt  werden  würden,  so  viel  von  England 
auf  demjenigen  Fuss  verpflegt  und  es  sonsten  mit  ihnen  gehalten 
werden  sollte,  was  man  obgedachtermassen  für  die  beiden  Guido  Star- 
hemberg'-  und  Osnabrück'schen  Regimenter  eingestanden  und  verglichen, 
ich  auch  hiervon  noch  damalen  E.  königl.  M.  die  vollkommene  aller- 
untei'thänigste  Auskunft  gegeben  hatte.  Ich  habe  aber  dagegen  in 
Antwort  vernehmen  müssen,  dass  E.  königl.  M.  bloss  und  allein  die  Ver- 
pflegung dieses  Regiments  angesucht  und  ohne  von  diesen  Ersetzungs- 
geldern was  zu  melden,  auf  sich  genommen  hätten,  mit  I.  kaiserl.  M. 
sich  hierüber  zu  verstehen,  wie  mir  derselbe  dann  von  E.  königl.  M. 
ein  allergnädigstes  Schreiben  vorwies  und  zu  lachen  anfing;  also  dass 
bei  dieser  Beschaifenheit  hierinfalls  wenig  mehr  zu  thun  sein  und 
E.  königl.  M.  mir  allergnädigst  erlauben  werden,  Deroselben  meine 
noch  im  vorigen  Winter  in  aller  Unterthänigkeit  überschriebene 
Meinung  hiemit  abermalen  mit  allergehorsamsten  Respect  zu  wieder- 
holen, dass  Deroselben  Allerhöchstes  Interesse  selbsten  daran  depen- 
dire,  dass  alle  derlei  und  in's  Künftige  mit  denen  Alliirten  machenden 
Handlungen  und  Vergleiche  vorhero  mit  I.  kaiserl.  M.  oder  zum 
wenigsten  mit  Dero  und  E,  königl.  M.  Ministris  concertirt  und  sodann 
erst  mit  denen  Alliirten  die  weiteren  Handlungen  angegangen  werden, 
was  man  zu  beiderseitigem  Nutzen  und  Aufnehmen  für  gut  und  am 
vorträglichsten  befunden  haben  wird,  auf  dass  keine  Disconcerti,  wie 
es  eben  mit  der  jetzigen  Abhandlung  der  Ersetzungsgelder  geschieht, 
daraus  entstehen  und  auch  sonsten  die  gute  Vcrst/indigung  zwischen 
zweien  Allerhöchsten  brüderlichen  Häuptern  in  ihrer  Aufrichtigkeit 
conservirt  und  festgestellt  bleibe. 


291 

Was  aber  den  mehrs  liincinverlangenden  Siiccurs  anjj^ebt  imd 
da.ss  mau  die  AUiirten  zu  diesem  Ende  dahin  persuadiren  möchte, 
20.000  Mann  nacher  Spanien  abzuschicken,  solle  E.  köuigl.  M.  erstlich 
in  aller  Unterthänigkeit  vorstellen,  dass  eine  so  zahlreiche  Macht  ein- 
und  überzuschifFen,  ein  nicht  Schlechtes  und  Geringes  sei,  und  werde 
ich  zwar  meines  allerunterthänigsten  Orts  die  Nothdurft  dessen  meiner 
allergehorsamsten  Pflicht  und  Schuldigkeit  nach  mit  unablässlichem 
Nachdruck  bei  dem  Mylord  Duc  zu  treiben  imermangeln,  gleich  ich 
ohnedem  schon  gethan  hatte;  allein  bis  aber  der  Feldzug  sich  nicht 
geendigt,  gleich  er  mir  positive  zur  Antwort  gab,  werde  auch  hierüber 
schwerlich  was  Verlässliches  allergehorsamst  berichten  können ;  dann 
respectu  der  Generalstaaten  finde  ich  nicht  vorträglich  zu  sein,  mit 
denen  hier  anwesenden  Deputirten  aus  der  Sache  ehender  zu  reden, 
bis  man  nicht  mit  vorgenanntem  Mylord  Duc  di  concerto  sein  werde,  wie- 
wohl ich  des  allergehorsamsten  und  unvorgreiflichen  Gutachtens  wäre, 
vorhero  auf  die  Completirung  des  bereits  in  Catalonien  sich  befindlichen 
ansehnlichen  Fusses  der  daselbstigen  Truppen  zu  gedenken  und  sodann 
auch  auf  die  Hineinschafi"ung  eines  grösseren  Succurses  zu  dringen, 
damit  man  nicht  etwo  mit  dem  abzielenden  Succurs  allein  die  Zeit 
verlieren  und  zuletzt  in  Spanien  weder  Succurs,  noch  Recruten,  con- 
sequenter  keine  Macht  in  tempore  bei  Händen  haben  dürfte. 

Wann  man  also  die  dermaligen  kaiser-,  engl-,  portugieser-,  chur- 
pfälz-  und  holländischen,  auch  letztlichen  E,  königl.  M.  eigenen  spanisch-, 
mailändischen  und  neapolitanischen  Natioual-Regimenter  zu  completiren 
Hand  anlegete  und  die  AUiirten,  welches  sie  nicht  versagen  oder 
flifficultiren  können,  dazu  ebenmässig  anhalten  und  anbei  pressiren 
würde,  E.  königl.  M.  hiezu  mit  einem  namhaften  Stück  Geld  an  die 
Hand  zu  gehen ;  so  wäre  zu  hoffen,  dass  mit  Beibringung  eines  noch 
mehreren  Succurses,  welchen  man  mit  denen  AUiirten  annoch  zu 
concertiren  und  sie  dazu  zu  vermögen  all'  Erdenkliches  anzuwenden 
hätte,  man  die  künftige  Campagne  offensiv  agiren  könnte. 

Es  haben  zwar  mehr  Allerhöchstberührte  I.  kaiserl.  M.  von  der 
Exccution  des  Stanhope'schen  Projects  mir  hiernächst  auch  eine  aller- 
gnädigste  Meldung  gethan;  allein  Avird  hievon  nicht  wohl  ehender  was 
zu  reden  oder  darinfalls  zu  thun  sein,  bis  nicht  die  gegenwärtige 
Campagne  geendet  sein  werde,  wie  E.  königl.  M.  oben  allergehorsamst 
bereits  remonstrirt  und  mir  der  Mylord  Duc  klar  in  Antwort  wider- 
setzt hat,  da  in  Wahrheit  die  Sachen  dahier  Ziemlichermassen  imbro- 
glirt  sein. 

Nachdem  sonsten  die  Campagne  in  Piemont  sich  bereits  geendet 
und  nun  an  dem  ist,  dass  man  in  Italien  für  die  Armee  die  Quartiere 

19* 


292 

stal>ilirc  und  sowohl  bei  denen  wällischen  Fürsten  die  Contributioncn 
einrichte,  als  auch  respcctu  der  mailändischcn  Diarii  die  Sache  in 
seine  Verlässlichkeit  setze,  so  habe  ich  eine  Ununigänglichkeit  zu  sein 
befunden,  E.  königl.  M.  in  aller  Unterthänigkeit  vorzustellen,  wie  bei 
der  letztcoucertirten  Diaria  der  22.000  Pfund  täglich  auch  für  heuer 
umsomehr  sein  absolutes  Verbleiben  haben  müsse  und  davon  das 
Geringste  nicht  defalcirt  werden  könne,  als  ohnedem  diese  Summa 
kaum  ausmacht,  was  die  erforderlichen  Spesen  der  kaiserlichen  und 
E.  königl.  M.  eigenen  Truppen  und  anderer  von  Deroselben  gegebenen 
Assignationen  und  Anweisungen  betragen,  einfolglich  widrigenfalls 
eine  pure  Unmöglichkeit  wäre,  in  Sachen  fortkommen  zu  können, 
nicht  zweifelnd,  E.  königl.  M.  werden  es  hiebei  umsomehr  allergnädigst 
bewenden  lassen  wollen,  als  der  State  respectu  der  französischen 
vorigen  Dominatio  ohnedem  eine  grosse  Erleichterung  hat,  dieses 
Quantum  mit  einer  ungekränkten  Willfährigkeit  erlegt  und  E,  königl.  M. 
ich  in  aller  Unterthänigkeit  versichern  kann,  dass  jeder  dabei  gar  wohl 
zufrieden  und  sich  darüber  im  Geringsten  nicht  beschwere,  gleich 
man  dazu  auch  keine  Ursache  hat. 

Uebrigens  werden  E.  königl.  M.  vielleicht  vor  Einlaufung  meiner 
gegenwärtigen  allerunterthäuigsten  Relation  allergnädigst  schon  wissen, 
dass  der  Senator  C  a  r  a  v  e  1 1  i  nach  I.  kaiserl.  M.  allergnädigstem 
Befehl  mit  dem  Marquis  Prie  nach  dem  römischen  Hof  habe  abgehen 
müssen,  und  weilen  aber  die  Zeit  und  der  Sachen  Umstände  nicht 
zugelassen,  hierüber  E.  königl.  M.  allergnädigste  Einstimmung  zu 
erwarten,  so  werden  Dieselbe  allergnädigst  geruhen,  ihm  solch  seinen 
dem  allergnädigsten  Befehl  geleisteten  Gehorsam  in  keinen  Ungnaden 
aufzunehmen. 

Schliesslichen  habe  E.  königl.  M.  allergehorsamst  anzurücken 
nicht  unterlassen  sollen,  mit  was  für  einem  Eifer,  Conduite  und  Capa- 
cität  der  Conte  Don  Giulio  Visconti  Dero  darinniges  Commissariat 
verwalte  und  dabei  mit  einer  solchen  Attention  Dero  Allerhöchstes 
Interesse  observire,  als  es  seine  Schuldigkeit  erfordert  und  mit  sich 
bringen  thut.  Womit  etc. 

267. 
An  den  Marquis  Pri6.  Feldlag-er  vor  Lille,  14.  October  1708  ')• 

.Je  viens  ä  recevoir  les  deux  lettres  dont  l'une  etait  du  19,  et 
lautre  sans  date.  Je  suis  trcs-oblige  de  la  peine  que  V.  E.  s'a  voulu 
donner    de    me    communiquer    ce    qu'il    se    passe    touchant    les  affaires 

*)  Kricfrs-A.,  Italien   1708;  Fase.  X.  28. 


I 


293 

roinaines,  mais  Elle  ne  prcndra  pas  en  manvais,  si  je  no  rcponds  rien 
lä-de.ssus,  etant  daus  la  Situation  preseute  tellcment  eloigne  de  la 
cour,  que  je  ne  viens  sans  raison  a  craindre  que  je  pourrais  bien 
dire  quelque-ehose  qiii  serait  tout-a-tait  contraire  h  la  resolution  de 
la   cour. 

All  reste  Elle  saura  (pie  je  me  sers  de  toutes  les  occasions,  oü 
je  Lni  puisse  donner  des  marqiies  de  mon  amiti<^  sincere,  ainsi  je  n'ai 
pas  manqiie  d'ecrire  au  Conseil  de  giierre  touchant  la  gage  de  Monsieur 
le  marquis  de  P  a  n  c  a  1  i  e  r  votre  fils,  etant  .  .  . 

268. 
An  den  Grafen  Mafiei.  Vor  Ryssel,  15.  October  1708*). 

J'ai  recii  la  votre  du  l*"'"  de  ce  niois;  je  ne  saurais  aussi  conseiller 
ä  Mr.  le  Baron  de  Schiilenb  iirg  de  se  risquer  sans  passe-ports; 
ainsi  je  croirais  plutut  qu'il  y  pourrait  rester,  ne  se  pouvant  ä  rien 
determiner  oii  forraer  les  idees  des  Operations  prochaines,  avant  que 
la  campagne  dans  ce  pays  ci  sera  terraine,  comrue  vous  l'avez  aussi 
bien  marqiie  dans  votre  lettre ;  vous  etant  au  reste  bien  oblige  des 
nouvelles  que  vous  me  marquez  touchant  le  secoiirs,  que  le  Marechal 
de  Villars  devrait  detacher  pour  le  Pays-bas  par  ordre  de  la  cour, 
et  le  mouvement  que  S.  A.  R.  a  fait  la-dessus.  De  notre  convoi  la 
plus  part  de  poudre  a  dejä  passe  l'inondation,  et  je  suis  etc. 

269.       . 

Bericht  an  den  Kaiser.  Vor  Ryssel,  17.  October  1708'). 

Ich  will  der  allerunterthänigsten  Hoffnung  leben,  Euer  kaiserl. 
Majestät  werde  meine  abgeschickte  allergehorsamste  Relation  sammt 
dem  Duplicat  mit  der  letzt-  und  vorhergegangenen  Post  wohl  einge- 
loffen  sein.  Wie  nun  der  Enthalt  derselben  Dero  schleunige  aller- 
gnädigste  Resolution  in  allweg  erfordert,  als  habe  E.  k.  M.  hiemit 
nochmalen  allerunterthäuigst  anlangen  sollen,  mir  dieselbe  durch  einen 
eigenen  Courier  in  Allerhöchsten  Gnaden  je  eher  je  besser  zuzu- 
schicken. 

Wie  es  übrigens  mit  hiesiger  Belagerung  beschaffen,  da  berufe 
mich    dermalen    noch    auf  das    beigehende  allergehorsamste  Tagzcttel. 


»)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  X.  27. 

2)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  X.  36. 


294 

270. 

An  den  Hofkriegsrath.  Feldlager  vor  Lille,  17.  October  1708'). 

Eiucm  löLl.  Mittel  ist  bekannt,  was  für  eine  Resolution  ergangen 
sei,  in  puncto  Empfang  und  Verwendung  der  Kegiments-Gelder,  wo 
die  Herren  Generales  und  Obriste  der  Regimenter  selbsten  nicht  zu- 
gegen sind. 

Zumalen  es  sich  nun  bei  dem  hier  anwesenden  löbl.  KoUonits'schen 
Huszaren-Regiment  gezeigt,  dass,  als  dieses  verwichenes  Jahr  in  Bayern 
gelegen  und  seine  völlige  Bezahlung  bekommen  hat,  der  Herr  General- 
FML.  Graf  von  Kollonits,  unter  dem  Vorwand,  die  Montur  zu  ver- 
schaffen, alle  Gelder  nacher  Wien  sich  übermachen  lassen,  demunge- 
achtet  aber  nicht  nur  keine  Montur  geschickt,  sondern  auch  das 
Regiment  ohne  einen  Kreuzer  Geld  auf  die  sommerliche  Subsistenz 
gelassen  hat;  ja,  da  ich  demselben  aus  der  Cassa,  damit  es  nicht  zu 
Grunde  gehe,  mit  etwas  helfen  lassen,  abermalen  dem  Herrn  Obristen 
Dessewffy  eine  Ordre  zugeschickt,  dass  er  ihm  auch  von  diesem 
Geld  etwas  nacher  Wien  übermachen  sollte,  so  sich  bei  nächst  vor- 
nehmender Musterung  zeigen  und  sodann  auch  das  Weitere  vorge- 
kehrt werden  wird.  Damit  aber  bei  anderen  Regimentern  nicht  ein 
Gleiches  erfolge  und  der  ergangenen  Resolution  die  schuldigste  Parition 
geleistet  werde :  so  wolle  Ein  löbl.  Mittel  dieselbe  an  alle  Regimenter 
nochmalen  repetiren  und  denen  sämmtlichen  Commandanten,  wo  die 
Herren  Generales  oder  Obriste  nicht  anwesend,  bei  schwerer  Strafe 
und  Verantwortung  anbefehlen,  dass  sie  von  denen  auf  die  Regimenter 
fallenden  Geldern,  es  mögen  auch  ersagte  Herren  Generales  und 
Obristen  befehlen  oder  strepitiren,  wie  sie  wollen,  keinen  Kreuzer 
anderswohin  verwenden  oder  abfolgen  lassen,  sondern  selbe  allein  und 
immediate  zu  der  Regimenter  Nutzen  so  gewiss  anwenden  sollen,  als 
sie  sich  widrigens  einer  grossen  und  schweren  Verantwortung  unter- 
werfen würden,  dergestalt  jedoch,  dass  ihnen,  Obristen,  auch  ihre 
Gage  nicht  anders,  als  nach  der  Proportion,  dass  die  Gelder  fallen 
würden,  ausgezahlt  werde. 

Der  Anschluss  *J  zeigt  hiernächst,  was  der  Herr  General-FML. 
Graf  von  Königsegg  wegen  seines  ihm  erst  anjetzo  disputirenden 
Ranges  an  mich  geschrieben  hat. 

Wann  ich  auch  demselben  nicht  Unrecht  geben  kann,  sondern 
gestehen  rauss,  dass  seine  adducirenden  Behelfe  allerdings  fundirt 
seien,  da  zudem  auch  Ein  löbl.  Mittel  wissen   wird,  wie  man  resolvirt 

')  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  X.  35. 
")  Krieg8-A.,  Italien   1708;  Facs.  X.  ad  35. 


295 

habe,  des  Ranges  halber  nach  der  Obristlieutenants-Charge  sich  nicht 
mehr  binden  zu  lassen,  als  habe  ich  es  an  Dasselbe,  allwo  das  Mehrere 
schon  angebracht  sein  wird,  hierait  zu  Verfügung  des  Weiteren  remittiren 
wollen.  Womit  etc. 

271. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Feldlager  vor  Lille, 
17.  October  1708')- 

Euer  Excellenz  sage  den  schuldigen  Dank  für  dasjenige,  was 
Sie  mir  unterm  21.  passato  über  das  romanische  Unwesen  und  andere 
dortige  Veranstalt^^ngen  haben  erinnern  wollen.  Ich  raeinesorts  appro- 
bire  im  Ersten  das  Mouvement,  so  man  gemacht  hat,  um  den  Feind 
zu  verhindern,  einen  Succurs  hierherwärts  abzuschicken ;  in  dem  Anderen 
aber  kann  ich  nicht  weniger  als  allerdings  gut  heissen,  was  E.  E. 
nach  Dero  beiwohnenden  bekannten  Kriegs-Experienz  bei  den  vor- 
gemeldeten romanischen  Affairen  disponirt  haben;  ich  kann  aber  dar- 
über Positives  nichts  bedeuten,  weilen  ich  nicht  weiss,  was  der  Hof 
für  eine  Resolution  abgefasst  habe,  mit  welcher  ein  eigener  Courier 
zu  E.  E.  solle  abgeschickt  worden  sein,  gleich  ich  dessen  die  Parti- 
cular-Nachricht  habe. 

Es  ist  zwar  der  Herr  Graf  Brenner  hier  angelangt,  da  dieser 
aber  verstellterweise  als  ein  Bedienter  von  denen  Staaten  passirt,  als 
hat  er  auch  seine  mitgehabten  Schriften  bei  dieser  Beschaffenheit 
zurücklassen  müssen,  und  wann  er  es  auch  bei  sich  gehabt  hätte,  so 
erkennen  E.  E.  selbsten  wohl,  dass  die  darinnigen  dermaligen  Con- 
juncturen  die  ganze  Ideam  der  vermeinenden  Quartiere  ändern.  Wegen 
der  Operationen  aber  kann  man  ehender  nichts  sagen,  bis  nicht  die 
Campagne  dahier  gänzlich  vollendet  sei  und  man  sodann  mit  gemein- 
schaftlichem Vernehmen  allererst  sehen  und  für  gut  erkennen  werde, 
was  des  gemeinen  Wesens  Beste  erfordern  werde.  Womit  etc. 

272. 

An  den  FML.  Grafen  Roccavione.  Feldlager  vor  Lille, 
17.  October  1708 '> 

Meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  unterm  19.  pas- 
sato an  mich  Erlassenes  habe  wohl  behändigt,  und  gleichwie  mir  aber 
bekannt,  dass  Derselbe  seinerseits  nichts  habe  erwinden  lassen,  Dessen 

1)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  X.  37. 
2;  Kriegs-A.,  Italieu  1708;  Fase.  X.  38. 


296 

imterliabendes  lobl.  Regiment  in  guten  Stand  zu  setzen,  also  habe 
aueli,  um  meinem  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  zu  assistiren, 
dasselbe  an  den  Herrn  General  Grafen  von  Dann  recommandirt, 
und  weiss  übrigens  nicht,  dass  in  meines  Herrn  Geueral-Feldmar- 
sehall-Lieutenants  Präjudiz  man  mir  jemals  was  geredet  habe,  wird 
auch  Derselbe  vielmehr  glauben,  dass  ich  gegen  Seine  Person  das  alte 
Vertrauen  und  alle  Keflcxion  habe,  inmassen  ich  nicht  wenig  bedauere, 
dass  Dessen  und  das  Hautois'sche  Regiment  vom  vorigen  Jahr  einen 
so  grossen  Ausstand  haben ;  ich  habe  aber  öfters  dem  darinnigen 
Kriegs  Commissariat  committirt,  von  dem  Virgilianischen  Kaufschilling 
die  in  dem  Mantuanischen  gelegenen  Regimenter  zu  contentircn. 
Womit  etc. 

273. 

An  den  Churfürsten  von  Hannover.  Feldlag-er  vor  Lüle, 
17.  October  1708  '). 

Dass  Euer  Gnaden  mir  unterm  6.  dieses  die  dortigen  heurigen 
Quartier-  und  Postirungs-Dispositionen  gnädig  haben  communiciren 
wollen,  dafür  erstatte  gehorsamsten  Dank.  Was  aber  die  Würzburger 
zwei  Regimenter  und  die  kaiserlichen  vier  allhier  seienden  Bataillone 
belangt,  kann  ich  Euer  Gnaden  darüber  umsoweniger  was  Positives 
antworten,  als  die  Campagne  dahier  noch  nicht  vorbei  und  ich 
einfolglich  nicht  weiss,  was  die  raison  de  guerre  erfordern  werde. 
Womit  etc. 

274. 

An    den  Grafen  Josepli  Scipio  Oastelbarco.  Feldlager    vor 
Lille,   17.  October  1708^). 

Ich  sage  Deroselben  Dank,  dass  Sie  mir  unterm  25.  passato 
nachrichtliche  Communication  dessen  haben  thun  wollen,  so  Sie  an 
Ihie  kaiserl.  Majestät  über  Ein-  und  Anderes  unterm  21.  detto  be- 
richtet haben;  ich  kann  aber  darüber  in  Antwort  nichts  erinnern, 
weilen  einestheils  die  Briefe  unsicher  laufen,  anderentheils  aber  ich 
nicht  weiss,  was  höchstgedachte  Seine  kaiserl.  Majestät  der  romanischen 
Affaircn  halber  für  eine  allergnädigste  Resolution  abgefasst  haben, 
mit  welcher,  wie  ich  vernehme,  ein  eigener  Courier  in  Italien  abge- 
schickt Avorden  sei.  Womit  etc. 


')  Kiiegs-A.,  Römi.sclios  Rcicli  1708:  Fase.  X.   .'57. 
«)  Kriejrs-A.,  Itnlion   1708:   Fase.  X.  .39. 


297 


275. 
An  den  Grafen  Gallas.  Feldlager  vor  Lille,  17.  October  1708'). 

Auf  Deroselbcu  Werthes  vom  2.  dieses  sa^^e  ich  in  Antwf)rt, 
dass  Sie  mit  stetem  Pressiren  zu  continuircn  belieben  möchten,  damit 
die  für  die  zwei  nacher  Spanien  abgegangenen  Regimenter  accordirten 
Gelder  einsmals  Übermacht  werden,  inmassen  die  Zeit  immer  melirers 
avaneirt  Tind  mithin  die  Werbung  umso  viel  grr)sscren  Schwierigkeiten 
unterworfen  sein  wird. 

Dieselbe  haben  gar  Recht,  was  Sie  wegen  des  Wetzelischen 
Regiments  erinnert  haben,  und  ist  freilich  nichts  als  Confusion  und 
Disconcerti  zu  besorgen,  wann  die  beiden  Höfe  sich  nicht  besser  mit 
einander  verstehen.  Ob  ich  aber  schon  weiss,  dass  an  Werbgeldern 
für  ersagtes  Regiment  nichts  zu  erhalten  sein  werde,  so  wollen  Sie 
doch  demungeachtet,  wie  ich  bereits  vorhin  geschrieben,  nichts  der- 
gleichen thun,  dass  Sie  es  wüssten,  sondern  ersagte  Werbgelder  alle- 
zeit begehren  und  darauf  beharren. 

Was  sich  seithero  bei  hiesiger  Belagerung  Veränderliches  zu- 
getragen und  wie  weit  man  gekommen,  zeigt  der  Anschluss  meines 
gewöhnlichen  Journals,  auf  das  mich  beziehe  und  verbleibe  etc. 

276. 

An  den  Obristen  Johann  Anton  Baron  Buol.  Feldlager  vor 
Lille,  17.  October  1708  0- 

Aus  des  Herrn  Obristen  vom  25.  passato  ersehe  ich,  dass  dessen 
unterhabendes  Regiment  in  Spanien  marschiren  solle. 

Ich  reflectire  mich  gar  wohl,  dass  ich  das  abgewichene  Jahr 
mit  dem  Herrn  Obristen  hievon  geredet ,  von  dem  vorgedachten 
Marsch  aber  habe  ich  nichts  gewusst,  weilen,  wie  Derselbe  selbst 
wohl  weiss,  allzuweit  entfernt  bin  und  Ihre  königl.  katholische 
Majestät  denselben  immediate  an  das  dortige  Gouverno  anbefohlen 
haben. 

Dass  übrigens  der  Herr  Obrist  Conditiones  nacher  Wien  ge- 
schickt, dabei  hat  es  sein  Bewenden,  und  hoffe  ich.  Derselbe  werde 
sich  dabei  solchergestalten  declariren,  dass  dessen  Begehren  practi- 
cabel  sei  und  man  es  umso  viel  ehender  thun   könne. 


1)  Kriefjs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  X.  40. 

2)  Kneg:s-A.,  Spanien   1708;  Fase.  X.  41. 


298 

Was  sonsten  den  Vailler  anbetrifft,  beruht  es  auf  sich  und 
ich  kann  dem  Herrn  Obristen  sagen,  dass  ich  geglaubt,  von  dieser 
Sache  wäre  nichts  mehr  zu  gedenken,  weilen  ich  lange  Zeit  davon 
nichts  gehört  habe.  Womit  etc. 


277. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlag-er  vor  Lille,  21.  October  1708'). 

Euer  kaiserl.  Majestät  werden  mir  in  keinen  Ungnaden  auf- 
nehmen, wann  Deroselben  über  mein  Jüngsteres  abermalen  in  aller- 
gchorsamsten  Respect  repetire,  dass  Sie  allergnädigst  geruhen  möchten, 
mir  Dero  Resolution  über  mein  unvorgreifliches  Project  wegen  Ueber- 
winterung  Dero  hiesigen  Regimenter  zu  Fuss  und  Pferd  mit  einem 
eigenen  Courier  je  ehender  je  besser  bedeuten  zu  lassen;  dann  die 
Zeit  avancirt  immer  mehr  und  das  kalte  Wetter  fallt  mit  solcher 
Gewalt  ein,  dass  es  unumgänglich  nöthig  ist,  sobald  die  Campagne 
hiesiger  Enden  vollendet,  zur  Conservation  ersagter  Regimenter  ohne 
Anstand  zu  wissen,  wohin  dieselben  unter  Dach  zu  bringen  sein 
werden,  derowegen  dann  Dieselbe  darum  hiemit  nochmalen  allerunter- 
thänigst  belange. 

Wie  weit  man  sonsten  mit  unserem  Attaque  vor  hiesiger  Festung 
avancirt,  und  wie  es  damit  allgemach  auf  die  letzte  komme,  das 
geruhen  E.  k.  M.  aus  dem  ordinari  Tagzettel  allergnädigst  zu  ersehen. 
Ich  rücke  dem  allergehorsamst  hiebei,  dass  man  hiemit  aus  allen 
Batterien  und  Kesseln  auf  der  Contre-escarpe  au  corps  de  la  place 
zu  spielen  angefangen  habe,  also  dass  sich  nun  in  etlichen  Tagen 
wird  zeigen  müssen,  ob  die  Belagerten  einen  Hauptsturm  zu  erwarten 
sich  opiniatriren,    oder  aber  auf   die  Stadt    werden  capituliren  wollen. 

Es  ist  zwar  Dero  GWM.  (xraf  Brenner  aus  Italien  bei  mir 
angelangt,  weilen  er  aber  unter  einem  verdeckten  Namen  eines 
Bedienten  durchgekommen,  so  hat  er  auch  seine  mitgehabten  Sclu'iften 
zurücklassen  müssen ,  und  lebe  ich  zwar  der  allerunterthänigsten 
Hoffnung,  E.  k.  M.  werden  durch  Dero  Feldmarschall  Grafen  von 
Dann  über  den  dortigen  Zustand  die  vollkommene  Information  über- 
kommen haben;  ich  aber  kann  von  hier  aus  vorbedeuten  Grafen 
Brenner  mit  nichts  Positivem,  ob  man  von  mir  schon  meine  Meinung 
verlangt  hat,  abfertigen,  weilen  mir  unbekannt  ist,  was  für  eine  aller- 
gnädigste  Resolution  E.  k.  M.  in  der  romanischen  Sache  abgefasst 
haben  möchten.    Ich  wäre  aber    dabei  des  allerunterthäniürsten  Dafür- 


')  Kriegs-A,,  Nieflerlaiule  1708;  Fase.  X.  4G. 


299 

haltenSj  dass  man  in  allwe«^  beachten  sollte,  bei  dieser  Bewandtniss  den 
melirsten  Tlieil  der  Truppen  in  das  Ferraresische  oder  in  das  päpstliche 
Territorium  zu  logiren,  um  mit  dieser  Gelegenheit  die  anderen  Lande 
und  Districte  von  der  Pex'sonal-Logirung  zu  befreien  und  andurch 
die  Mittel  an  die  Hand  zu  bringen,  Dero  darinnigen  Kriegs- Staat 
umso  leichter  subsistiren  und  die  Erfordernisse  bestreiten  zu  machen. 

Der  Herzog  von  S  a  v  o  y  e  n  hat  zwar  unter  einsten  seinen 
GrWM.  von  Schulenburg  an  den  Mylord  Duc  abgesendet,  um, 
wie  mir  vorberührter  Feldmarschall  Graf  von  Dann  berichtet,  zu 
wissen,  ob  man  künftiges  Jahr  in  Piemont  den  Krieg  offensiv  oder 
defensiv  zu  führen  gedenke,  und  begehrt  in  dem  ersten  Fall  die 
Verstärkung  der  für  heuer  darinnen  gestandenen  Armee.  Weilen  aber 
jetztgemelter  von  Schulenburg  wegen  gesperrter  Communication 
nicht  vollends  anhero  kommen  können,  sondern  im  Haag  verblieben 
ist,  so  kann  ich  zwar  allergehorsamst  nicht  wissen,  ob  er  nicht  viel- 
leicht eine  particulare  geheime  Commission  an  vorbesagten  Mylord 
aufhaben  möchte;  ich  hoffe  aber,  wann  was  daran  sein  sollte,  dass 
mir  es  dickberührter  Mylord  nicht  verhalten,  sondern  vertrauen  werde, 
E.  k.  M.  allerunterthänigst  versichernd,  dass  ich  solchenfalls  genaue 
Obsicht  darob  haben  und  mir  nach  meiner  Pflicht  angelegen  sein 
lassen  werde ,  Dero  AUei'höchstes  Interesse  meiner  ungekränkten 
Treue  und  Schuldigkeit  nach  zu  observiren. 

Was  aber  die  künftigen  Operationen  angeht,  haben  E.  k.  M. 
aus  meinem  Vorhergegangenen  allergnädigst  zu  ersehen  geruht,  dass 
dermalen  nichts  davon  zu  gedenken,  noch  ehender  was  zu  reden 
sein  werde,  bis  sich  nicht  die  Campagne  dahier  vollends  geendigt 
habe.  Es  möge  aber  sodann  in  Vorschlag  kommen,  was  da  wolle,  so 
ist  eine  unumgängliche  Nothwendigkeit,  dass  E.  k.  M.  Ihres  Aller- 
höchsten Orts  mit  allem  Nachdruck  allergnädigst  anbefehlen  wollten, 
dass  das  Recrutir-  und  Rimontirungs-Werk  in  eine  solche  Verlässlich- 
keit  unanständig  gesetzt  werde,  damit  man  diesfalls  in  voller  Sicher- 
heit und  mit  künftig  angehender  Campagne  Alles  gestellt  sei,  auf 
dass  nicht  erfolge,  was  diese  Jahre  her  zum  grossen  Abbruch  Dero 
Allerhöchsten  Dienstes  darinfalls  geschehen  ist.  Womit  etc. 

278. 
An  den  Hofkrieg-srath.  Feldlag-er  vor  Lille,  21.  October  1708  % 

Gleichwie  Einem  löbl.  Mittel  meine  vor  zwei  Posttagen  an  Ihre 
kaiserl.    Majestät    in    Ziffer    allerunterthänigst    eingeschickte    Meinung 

<)  Kriegs-A.,  Niederlande  170S;  Fase.  X.  5. 


300 

über  die  winterliche  Einquartierung  der  hiesigen  kaiserlichen  Regimenter 
inzwischen  zugekommen  sein  wird,  also  habe  ich  Demselben  darüber 
erinnern  wollen,  dass  es  die  allergnädigste  schleunige  Resolution  hierauf 
nachdrücklich  zu  pressiren  und  mir  durch  einen  eigenen  Courier  also- 
gleich hereinzuschicken  sich  belieben  möchte,  damit  ich  hiernach 
meine  weitere  Mass  abfassen  könne. 

Wie  es  mit  hiesiger  Belagerung  steht,  zeigt  mein  gewöhnliches 
Tagzettel ,  dem  ich  weiters  beirücke ,  dass  man  heute  aus  allen 
Batterien  von  der  Contre  -  escarpe  zu  schicssen  angefangen  habe 
und  sich  nun  in  wenig  Tagen  zeigen  müsse,  ob  die  Belagerten  den 
Hauptsturm  erwarten  oder  ob  sie  werden  capituliren  wollen. 

Wessen  mich  der  Herr  GWM.  Graven  seiner  Generalsgage 
halber  belangt  hat,  das  zeigt  der  Anschluss,  und  ich  habe  ihm  darauf 
geantwortet,  dass  ich  demselben  hierinfalls  umsoweniger  dienen 
könnte,  als  es  eine  also  gewöhnliche  Sache  und  nicht  darüber  zu 
schreiben  sei,  inmassen  man  das  erste  Jahr  denen  neupromovirten 
Generalen  uiemalen  keine  Gage  abreichen  lasse;  weilen  aber  seine 
adducirende  Motive  gleichwohlen  einer  Reflexion  würdig,  so  wäre  ich 
der  Meinung,  dass  man  ihm  in  der  Zeit,  solange  er  ersagte  seine 
Generalsgage  cariren  muss,   den  Genuss  der  Compagnie  lassen  könnte. 

Weiters  bittet  der  Herr  Obristlieutenant  .lentis  in  dem  gleich- 
falls hienebenliegenden  Memorial  um  die  Obristen-Stelle.  Der  Supplicant 
ist  ein  bekannter  guter  Officier,  welcher  ungeachtet  man  ihn  in  Nichts 
hat  schuldig  finden  können,  durch  den  obgeschwebten  Process  und 
ausgestandenen  langwierigen  Arrest  eine  Consolation  meritirt  hat, 
also,  dass  ich  wohl  glaubte,  Ein  löbl.  Mittel  könnte  seinem  Petito, 
jedoch  allein  was  den  Titel  und  Rang  belangt,  deferiren  und  an  Ihre 
kaiserl.  Majestät  das  gewöhnliche  Referat  hinaufgehen,  wann  nicht 
etwa  gar  zu  grosse  Bedenken  darüber  sein  möchten.  Womit  etc. 

279. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Feldlager  vor  Lille, 
21.  October  1708')- 

Des  Herrn  General- Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegscommissärs 
beide  in  deutscher  und  französischer  Sprache  unterm  2H.  passato 
an  mich  erlassene  Schreiben  habe  wohl  erhalten,  und  zwar  was  das 
erste  anbetrifft,  gilt  mir  zur  guten  Nachricht,  was  der  Herr  General- 
Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissär  von  Abschickung  einiger 
Infanterie  in  das  Ferraresische  melden  thut. 

')  Krief»s-A.,  Italien  1708;  Fase.  X.  47. 


301 

Inzwischen  wird  der  Herr  General  Harracli  mit  der  allergnä- 
digsten  Resolution  der  heurigen  Winterquartiere  halber  darinnen  un- 
fehlbar schon  angelangt  sein,  inmasscn  ich  die  Nachricht  habe,  dass 
derselbe  vom  Hof  wirklich  abgefertigt  worden  sei.  Ich  aber  kann 
meinerseits  der  dortigen  Quartiere  halber  umsoweniger  was  melden, 
weilen  die  Conjuncturen  sich  geändert  und  auch  nicht  weiss,  was 
Ihre  kaiserl.  Majestät  in  der  romanischen  Sache  für  eine  allcrgnä- 
digste  Resolution  abgefasst  haben. 

Was  hiernächst  der  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Krieffs- 
commissarius  über  das  Demselben  von  der  Amts-Substitution  zuge- 
kommene Intimatum  Avegen  des  allzu  hohen  Interesse  der  bishero  in 
Italien  aufgebrachten  Anticipation  meldet,  will  ich  mich  weiters  darein 
nicht  einmengen;  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissarius  aber  ist  bekannt,  was  ich  Demselben  wiederholt  geschrieben 
habe,  wie  nämlich  die  Interessen  mehr  heruntergebracht  und  so  viel 
als  immer  möglich  verringert  werden  möchten,  inmassen  ich  nicht 
sehen  kann,  wo  der  Fundo  sicher  ist,  die  Anticipationes  nicht  um 
ein  Leichteres  sollten  aufgebracht  werden  können. 

Ich  lasse  den  Herrn  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissarius  erachten,  was  24  pro  cento  für  eine  Summa  abwerfen 
und  wie  beschwersam  solches  bei  denen  ohnedem  beklemmen  Zeiten 
dem  Aerario  fallen  müsse,  nicht  zweifelnd,  Derselbe  werde  es  Selbsten 
zu  Gemüthe  nehmen  und  eifrig  dahin  trachten,  um  sich  herauszubringen, 
auch  sonsten  nicht  ermangeln,  dass  alle  derlei  Anticipationes  oder  Geld- 
aufnehmung  mit  Wissen  und  Approbation  der  commandirenden  Generale 
geschehen. 

Wider  die  Repartition  der  neu  aufgebrachten  4000  Doppien 
habe  ich,  als  einer  geschehenen  Sache,  dargegen  nichts  zu  sagen, 
sondern  es  dient  mir  blos  zu  einer  Nachricht.  Das  Uebrige  aber,  was 
der  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissarius  wegen 
der  grossen  Ausgaben  anzieht,  weiss  ich  vorhin  wohl  und  stelle  auch 
nicht  in  Abrede,  dass  zu  dem  romanischen  Unwesen  anfänglich  Mittel 
vonnöthen  sein  werden;  wie  ich  aber  dem  Herrn  General-Wacht- 
meister und  Ubrist-Kriegscommissarius  jüngsthiu  schon  erinnert,  so 
ist  dabei  auch  zu  hoffen,  wann  man  nach  der  vom  Hof  einmal  einge- 
loffenen  Resolution  die  Truppen  in  gedachtem  Ferraresischen  ein- 
rücken und  darinnen  bequarticren  lassen  werde,  dass  man  sodann  merk- 
lich davon  wird  profitireu  und  sich  eine  Erleichterung  geben  können. 

Sonsten  ist  mir  leid,  dass  von  dem  Virgilianischen  Kaufschilling 
bishero  nichts  eingegangen,  weiss  auch  nicht,  warum  es  nicht  geschehen 
sei.  Inzwischen  lasse  ich  es  an  mir  nicht  erwinden,  die  fortwährenden 


302 

Remonstrationen  dessentwegen  nacher  Hof  zu  tliun,  und  wann  dem- 
nach der  Erfolg  geschehen  sollte,  so  wird  der  Herr  General-Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissarius  vor  Allem  gedenken,  denen 
Regimentern,  welche  verwichenes  Jahr  im  Mantuanischen  gelegen, 
ihren  Nachtrag  aus  ihrer  verflossenen  winterlichen  Erforderniss  zu  thun. 
Das  änderte  und  französische  Schreiben  dient  mir  theils  zur 
Nachricht,  theils  ist  es  hier  oben  schon  beantwortet  und  habe  also 
nichts  Anderes  anzuziehen,  als  dass  ich  nicht  weiss,  was  man  dann 
denen  sachsen-gothaischen  Regimentern  für  ein  Douceur  schuldig  sei, 
da  sie  bewusstermassen  in  anderer  Verpflegung  stehen.  Womit  etc. 

280. 

An  den  Feldmarscliall  Grafen  Dann.  Vor  Ryssel. 
21.  October  1708  ')• 

Euer  Excellenz  mit  der  Gelegenheit  des  Herrn  GWM.  von 
Schulenburg  unterm  13.  passato  an  mich  abgelassenes  Schreiben 
erhalte  ich  allererst  anjetzo,  da  ich  bereits  mit  voriger  Post  Dero 
jüngeres  vom  21.  detto  beantwortet  habe;  ersagter  Herr  GWM.  von 
S  c  h  u  1  e  n  b  u  r  g  aber  ist  wegen  gesperrter  Communication  im  Haag 
zurückgeblieben. 

Nun  habe  ich  E,  E.  in  meiner  unterm  17.  dieses  auf  Ihr  Obge- 
meltes  abgelassenen  Antwort  bedeutet,  wie  nämlich  der  Herr  GWM. 
Graf  Brenner  dahier,  jedoch  verstellter  Weise  ankommen  sei  und 
bei  dieser  Beschaffenheit  aber  seine  mitgehabten  Schriften  zurück- 
lassen müssen ;  ja  wann  er  es  auch  mitgehabt  hätte,  so  konnte  ich 
E.  E.  ein  als  den  anderen  Weg  die  von  mir  verlaugte  Meinung  um- 
soweniger  eröffnen ,  als  sich  bei  denen  gegenwärtigen  darinnigen 
Conjuncturen  der  Status  völlig  geändert,  und  hiernächst  sich  nach 
dem  dirigirt  werden  müsse,  was  der  Hof  für  eine  Resolution  in  Sachen 
abgefasst  haben  wird,  so  mir  annoch  nicht  bekannt,  einfolglich  nichts 
bewusst  ist,  als  was  ich  extrajudicialiter  vernommen  habe.  Was  ich 
aber  E.  E.  respectu  der  Winterquartiere  meinerseits  sagen  kann,  das 
ist,  dass  die  meisten  Truppen  bei  sich  solchergestalt  geänderten  Um- 
ständen in  das  Ferraresische  werden  verlegt  werden  müssen  und  sie 
ausser  den  Recrut-  und  Kimunten  sonsten  vom  Hof  wenig  zu  hoffen 
haben,  auch  mithin  ihrerseits  sehen  und  antragen  werden  müssen,  wie 
sie  sich  helfen,  so  gut  als  sie  können. 

Was  aber  die  von  Seiner  königl.  Hoheit  Anfangs  gemeldeten 
Herrn    GWM.    von     Schulen  bürg     aufgetragene     Coramission     der 

')   Krie<rs-A.,  Italien    1708;   Fase.   X.   53. 


303 

künftigjälirigcn  Operationen  und  E.  E.  dabei  aiuiectirte  Ketlcxiun  an- 
geht, habe  ich  Deroselben  eben  in  meinem  Obangezogenen  schon  be- 
deutet, dass,  bis  nicht  der  Foldzug  hier  vorbei,  mau  hicrinfalls  weder 
was  Positives  sagen,  noch  einmal  davon  zu  reden  anfangen  kann ; 
kommt  also  dahin  an,  dass  der  Ausschlag  gegenwärtigen  Feldzuges 
abgewartet  und  sodann  auch  nach  demselben  für  das  Künftige  die 
weitere  Mass  genommen  werde.  Inzwischen  ist  E,  E,  dabei  gemachte 
Reflexion  gar  vernünftig,  worüber  auch  meinesorts  Ein-  und  das  Andere 
anziehen  wollte ;  die  Posten  aber  sind  so  unsicher,  dass  man  nicht 
trauen  darf  und  ich  nicht  einmal  vergewisset  bin,  ob  mein  Gegen- 
wärtiges durchkommen  werde. 

Wie  es  mit  der  hiesigen  Belagerung  steht,  ersehen  Sie  aus  bei- 
gehendem Tagzettel,  dem  ich  noch  weiters  beirücke,  dass  man  heute 
aus  allen  Batterien  auf  der  Contre-escarpe  au  corps  de  la  place  zu 
schiessen  angefangen  und  sich  nun  in  wenigen  Tagen  zeigen  werde, 
ob  die  Belagerten  einen  Hauptsturm  auf  die  Stadt  abwarten  oder  aber 
werden  capituliren  wollen.  Womit  etc. 

281. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel, 
24.  October  1708  0- 

Es  ersehen  Euer  kaiserl.  Majestät  aus  dem  neben  findigen  Tag- 
zettel allergnädigst,  dass  der  Feind  nach  gelegter  Breche  zu  accor- 
diren  angefangen,  auch  daraufhin  die  Capitulation,  jedoch  nur  auf 
die  Stadt  allein,  wirklich  geschlossen  worden  sei.  Man  ist  nun  an 
dem,  die  feindliche  Cavallerie  herausmarschiren  zu  lassen,  und  nach- 
dem sich  die  übrige  Garnison  in  die  Citadelle  retirirt  haben  wird, 
die  Stadt  in  Possess  zu  nehmen  und  zu  sehen,  wo  man  sobald  als 
möglich  die  Attaque  gegen  ersagte  Citadelle  anfangen  und  die  Tran- 
cheen    eröffnen    möge. 

Die  Zeit  ist  mir  zu  kurz,  E.  k.  AI.  was  Mehreres  allergehorsamst 
zu  berichten,  ich  gedenke  aber  meinen  Vetter,  den  Prinzen  Maurice, 
an  Dieselbe  mit  der  getroffenen  Capitulation  abzuschicken  und  sodann 
durch  ihn  in  aller  Unterthänigkeit  zu  berichten,  sobald  als  man  nur 
ob  der  gesperrten  Communication  ein  wenig  werde  Luft  bekommen 
und  passiren  können. 


•)  Kriegs-A.,    Römisches    Reiih    1708;    Fase.    X.    45-    —  Kin    gleidier    Berieht 
wurde  auch  dem  Könior  von   Spanien   erstattet. 


304 

282. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  25.  October  1708 '). 

Aus  lueincm  güstcni  an  Euer  kaiserl.  Majestät  abgelassenen 
allergehorsanistcu  Schreiben  werde  Dieselbe  allergnädigst  zu  erselien 
geruht  haben,  dass  die  belagerte  Stadt  Lille,  ausser  der  Citadelle, 
capitulirt  und  ich  allcrunterthänigst  angemerkt  habe,  dass  zu  E.  k.  M. 
meinen  Vettern,  den  Prinzen  Maurice,  sobald  man  nur  den  gering- 
sten Anschein  haben  werde,  bei  der  vom  Feinde  bishero  gesperrt 
gehaltenen  Communication  durchkommen  zu  können,  mit  der  errich- 
teten Capitulation  abordnen  würde.  Ich  wage  es  aber  demungeachtet 
und  fertige  denselben  dannenhero  zu  E.  k.  M.  hiemit  allergehorsamst 
ab,  ob  ich  schon  nicht  sicher  bin,  dass  derselbe  durchkommen  und 
ihn  der  Feind  mit  dem  aufhabenden  Passe-port  passiren  lassen  werde. 
Li  dieser  Ungewissheit  aber  finde  ich  nicht  rathsam,  was  Mehreres 
hiebei  anzuziehen,  mithin  referire  mich  eincstheils  auf  seine  münd- 
liche Ivelation,  anderutheils  aber  sage  E.  k.  M.  zu  Dero  allergnädigsten 
Nachricht,  dass  nicht  nur  der  Feind  die  Stadt  heute  wirklich  evacuiren, 
sondern  auch  unter  einsten  seine  Cavallerie  abmarschiren  werde. 

Man  wird  also  gegen  die  Citadelle  die  weitere  Mesur  nehmen 
und  dasjenige  vorkehren,  was  Dero  und  der  gemeinsamen  Bünduiss 
Allerhöchster  Dienst  erfordert,  anmit  zu  E.  k.  M.  Allerhöchsten 
Hulden  etc. 

283. 
An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Loos,  26.  October  1708'). 

Nachdem  Euer  Gnaden  jüngsthin  gehorsamliche  Nachricht 
ertheilt,  dass  der  Feind  auf  die  Stadt  Lille  zu  capituliren  angefangen 
habe,  so  fertige  ich  nun  zu  Deroselben  mit  der  getroficnen,  hierneben- 
liegenden  Capitulation')  den  Baron  Kössel  hiemit  ab  und  unterstehe 
mich,  ihn  unter  einsten  in  Dero  hohen  Grnaden  zu  recommandiren, 
angesehen  er  ein  Officier  vori  gar  gutem  Comportement,  voller  Eifer 
und  auch  sonsten  gar  wacker  und  unverdrossen  ist,  dass  er  solchem 
nach  urasomehr  verdient  hat,  in  dieses  sein  an  mich  gestelltes  Ver- 
langen einzuwilligen,  ich  aber  tliue  mich  im  Uebrigen  etc. 


')  Kriegs-A.,  Niodurlaude  1708;  Fase  X.  9.  —  Ein  j^leichor  Itericht  wurde 
aucli  an  den  Köiiif^  von   Spanien  erstattet.. 

^)   Kriegs-A.,  Krunisclies  Reich  170«;  Fa.sc.   X.  4«, 

•')  Krie}^s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.  G.  lunl  Meinoircs  milifaires  (l'clet) 
VIII  ,  Seite  i)20. 


305 


284. 
BericM  an  den  Kaiser.  Loos,  28.  October  1708'). 

In  allcrgehorsamster  Hoffnung,  dass  bei  Euer  kaiserl.  Majestät 
mein  Vetter,  der  Prinz  Maurice,  bereits  ankommen  und  nebst  Ueber- 
reichimg  der  Capitulation  von  Lille  Deroselben  über  Ein-  und  Anderes 
mündlich  allcrunterthänigst  Bericht  abgestattet  haben  wird,  thue  ich 
mich  auf  selben  hiemit  allergehorsamst  berufen  und  Deroselben  die 
Continuation  meiues  allerunterthänigsten  Journals  weiters  allergehorsamst 
anschliessen,  auf  dass  E.  k.  M.  von  dem,  was  seithero  passirt,  Wissen- 
schaft haben  möchten. 

Sonsten  habe  ich  mit  dem  Marn)orough  und  denen  Deputirten 
von  denen  Greneralstaaten  über  das  päpstliche  Wesen  eine  weitläufige 
Unterredung  gehabt,  allermassen  dieselben  eben  befehlt  waren,  mit 
mir  in  dieser  Materie  zu  sprechen,  hiernächst  auch  der  Pensiona- 
rius  von  Holland  vorberührtes  Duc  Meinung  hierüber  begehrt  hatte. 
Man  ist  nun  von  ihrer,  der  AUiii-ten,  Seite  des  einhelligen  Dafür- 
haltens geblieben,  dass  E.  k.  M.  oder  in  allweg  suchen  sollten,  die 
Sache  mit  dem  päpstlichen  Stuhl,  zum  Fall  es  nicht  etwa  zu  weit 
kommen  wäre,  in  der  Güte  beizulegen,  oder  aber,  wann  es  ja  zu  einer 
Weitläufigkeit  kommen  sollte,  mit  einem  solchen  Ernst  anzugehen,  dass 
durch  die  Gewalt  der  Waffen  noch  diesen  Winter  dieser  Zwistigkeit 
ein  Ende  gemacht  werden  möchte. 

Ich  meines  allerunterthänigsten  Orts  habe  E.  k.  M.  die  aller- 
unterthänigste  Nachricht  davon  zu  erstatten  für  nöthig  erachtet  und 
weiss  Ihre  meinerseits  in  particulari  nichts  Anderes  beizurücken,  als 
dass  ich  mich  solch'   der  Alliirten  Opinion  allergehorsamst  conformire. 

Mit  dieser  Gelegenheit,  nachdem  der  von  dem  Herzog  von 
Savoyen  im  Haag  angelangte  GWM.  von  Schulenburg  wegen 
gesperrter  Communication  noch  nicht  anhero  kommen  können,  sagte 
mir  dickberührter  Mylord,  wasmassen  ihm  er,  der  Herzog,  geschrieben 
hätte,  wie  er  Willens  sei,  nacher  Frankfurt  zu  kommen,  um  sich  mit 
demselben  und  mit  mir  daselbsten  zu  unterreden;  dem  er  aber  in 
Antwort  hinwieder  zurück  bedeutet  hätte:  weilen  er  noch  nicht  ver- 
gewisset  sei,  wann  bei  gegenwärtiger  später  Jahreszeit  die  Campagne 
sich  hiesiger  Landen  endigen  werde,  dass  es  ihm  nicht  möglich  falle, 
sich  länger  dahier  aufzuhalten  und  auf  Frankfurt  zu  begeben,  da 
er  nach  vollbrachtem  Feldzug  sogleich  nacher  England  zurückgehen 
müsste.    Wie  ich  aber  von  ihn    des  Weiteren  verstanden,    so    gedenkt 


*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  X.  56. 
Feldzüge  des  Priuzeu  Eiigeu  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.  Band.  Supplemeiit-Heft.     «sü 


306 

man  den  Brigadier  Palm  es  und  noch  einen  Anderen  mit  neuen  Com- 
missionen  zu  erdeutem  Herzog  abzuordnen,  und  ich  hoffe,  dass  er, 
der  Mylord,  mir  von  sothanen  Comraissionen  Communication  thun  werde. 
Es  scheint,  dass  diese  Leute  allgemach  müde  zu  werden  anfangen, 
über  die  so  grossen  Geldsummen  weitere  extraordinari  Mittel  dahin 
beizutragen,  wo  die  Operationen  gegen  denenselben  bei  weitem  nicht 
proportionirt  wären.  Womit  etc. 

285. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Loos,  31.  October  1708 '). 

Nachdem  die  Post  allerst  gestern  Nachmittag  dahier  angekommen, 
und  mithin  3  Tage  über  ihren  sonsten  gewöhnlichen  Terminum  ausge- 
blieben ist,  so  habe  Euer  kaiserl.  Majestät  für  heute  mit  nichts  Anderem 
in  aller  Unterthänigkeit  zu  bedienen,  als  was  mein  nebengehendes 
allergehorsamstes  Journal  ausweiset,  worauf  mich  auch  in  aller  Sub- 
mission beziehe  imd  annebst  zu  Dero  Allerhöchsten  kaiserlichen 
Hulden  etc. 

286. 

An  den  König  von  Preussen.  Feldlager  vor  Lille,  • 
2.  November  1708-)- 

Euer  königl.  Majestät  werden  mir  in  keinen  Ungnaden  auf- 
nehmen, wann  mich  mit  Gegenwärtigem  unterstehe,  Derosell)en  den 
Obristen  von  Weekkerst  hiemit  allergehorsamst  zu  recomraandiren. 
Die  Justiz  selbsteu  erfordert  es,  dieses  tapferen  Officiers  besitzende 
Verdienste  E.  königl.  M.  in  aller  Submission  anzurühmen,  und  ich 
muss  ihm  das  allerunterthänigste  Gezeugniss  geben,  mit  was  vor  einer 
Herzhaftigkeit  bei  Stürmuug  des  feindlichen  Ravelins  vor  der  belagert 
gewesenen  hiesigen  Stadt  sich  derselbe  vornehmlich  distinguirt  und 
auch  im  Uebrigen  die  ganze  Zeit  über  sothaner  Belagerung  sich  der- 
massen  signalirt  und  eine  solche  Conduite  und  Kriegs-Experienz  ver- 
spüren lassen,  dass  er  sich  dadurch  nicht  nur  E.  königl.  M.  Aller- 
höchster Gnadens-Erkenntniss  würdig  gemacht,  sondeim  mir  in  parti- 
culari  zu'  meiner  besonderen  Satisfaction  umsomehr  Anlass  gegeben 
hat,  dass  mich  dieser  allergehorsamsten  Vorschrift  vor  denselben  unter- 
nehme, des  allerunterthänigsten  Hoffens,  E.    königl.    M,    werden    aller- 

»)  Krieg8-A.,  NicdorlaiKle   1708;   Kasc.  X.   12. 
*(   Kriejrs-A  ,  Niederlaucln   1708;  Fase.  XI.  7. 


307 

gnädigst  geneigt  sein,  wiederholten  Obristen  seiner  stattlichen  Meriten 
halber  nicht  uuconsolirter  /u  lassen,  mich  aber  iu  den  Allerhüchsten 
IIiiMcu  und  Gnaden  noch  fernerhin  /u  erhalten,  wohin  mich  dann 
allergehorsamst  empfehlend  ersterbe. 

287. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  4.  November  1708  '). 

Euer  kaiserl.  Majestät  sage  hiemit  den  allerunterthänigsten  Dank, 
dass  Sie  in  Dero  vom  13.  passato  wegen  meiner  bei  Stürmung  der 
Tenaille  empfangenen  Wunden  ein  allergnädigstes  Mitleiden  haben 
bezeigen  wollen,  welches  mir  zu  meiner  so  grösseren  Consolation 
gereicht,  als  ich  andurch  Dero  Allerhöchster  Gnaden  umsomehr  verge- 
wisset  bin.  Dieselbe  allergehorsamst  versichernd,  dass  mich  gewisslich 
niemalen  glückseliger  glauben  werde,  als  wann  zu  Bezeugung  meiner 
schuldigsten  Pflicht  und  Treue  in  E.  k.  M.  Diensten  Leib  und  Leben 
aufopfern  möge. 

Was  Sie  hiernächst  wegen  der  auf  Veranlassung  der  staatischen 
Deputirten  von  dem  obern  Rhein-Strom  herab  verlangten  Volkshülfe 
allergnädigst  anbefehlen  wollen,  dem  solle  meinerseits  der  schuldigste 
Vollzug  in  aller  Unterthänigkeit  geleistet  und  dasjenige  genau  obser- 
virt  werden,  so  E.  k.  M.  mit  aller  Ausführlichkeit  hierüber  aller- 
gnädigst angeführt  haben. 

Sonsten  hatte  mir  der  Mylord  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  die  Nachricht 
gegeben,  dass  das  Werbgeld  der  zwei  Regimenter  halber  zu  Amster- 
dam bereits  ankommen  sein  solle,  und  mich  gefragt,  ob  ich  dasselbe 
allda  oder  nacher  Frankfurt  oder  wohin  es  sonsten  verlangete.  Wovon 
E.  k.  M.  ich  hiemit  den  allerunterthänigsten  Bericht  ertheilen  und 
dem  weiters  beirücken  wollen,  dass  ich  nun  auch  den  Ueberrest  für 
die  Osnabrück'schen  Recruten,  welche,  wie  ich  benachrichtigt  bin, 
jetzt  wirklich  embarquirt  sein  sollen,  erhalte,  um  dass  man  wegen 
der  neu  errichtenden  Regimenter  ein  Endliches  ausmachen  möge. 

E.  k.  M.  werden  hiernächst  allergnädigst  schon  ersehen  haben, 
was  an  Dieselbe  das  Governo  von  Mailand  über  die  von  dem  Grafen 
Castelbarco  vorgenommene  Investitur  des  Herzogs  von  Guastalla 
in  Sabbioneta  in  aller  Unterthänigkeit  gelangen  lassen.  Wie  nun  dieser 
Actus  zu  nicht  geringer  Präjudiz  Ihre  königl.  spanischen  und  E.  k.  M. 
Selbsten  gereicht,  und  da  der  State  von  Mailand,  ohne  dieser  Festung 
zuvörderst  bei  gegenwärtiger    Conjunctur   nicht  wohl  bleiben  kann,  so 


')  Kriegs-Ä.,  Niederlaude  1708;  Fase.  XI.  11. 

20' 


308 

muss  ich  mir  auch  nichts  Anderes  einbilden,  als  dass  die  Sache  hei  Hof 
einestheils  durch  Cabalen,   anderentheils  aber  durch  seine,  des  Grafen 
Castelbarco,  bekannte  Schwachheit  erfolgt  sei;  weilen  anderenfalls 
von  E.  k.  M.  ich  als  Gubernator  von  Mailand  mit  einem  allergnädigsten 
Befehl  darüber  würde  begnadet  oder  wenigstens  ersagter  Graf  C  a  s  t  e  1- 
barco  befehlt  worden  sein,  die  Sache  mit  dem  Governo  zu  Mailand  zu 
concertiren,  so  mich  dann  veranlasst  hat,  an  den  Feldmarschall  Grafen 
von   Daun    die    Ordre    zu    stellen,    dass    derselbe  dem  in  Sabbioneta 
gelegenen  Regal'schen  Hauptmann  von  K  o  r  n  t  h  a  1,  zum  Fall  er,  Graf 
von  Daun,  nicht  von  E.  k.  M.  den  allergnädigsten  Befehl  und  darauf- 
hin   er,    Hauptmann,  nicht  von  ihm  die  positive    Ordre    gehabt    hätte, 
alsogleich  beim  Kopf  nehmen  und  um  dass  er  dieser    Investitur    statt 
gethan,  wider  ihn  ein  Kriegsrecht  nach  aller  Schärfe  besetzen   lassen 
sollte;  dann  wann  ich  darinnen  in   loco  gewesen    wäre,    so    würde    es 
gewisslich  niemalen  beschehen  sein;  ausser  es  wäre  von  E.  k.  M.  ein 
expresser    Befehl    dessentwegen    an    mich     eingeloffen,    wobei   jedoch, 
wann    es    nicht    unter  einsten  mit  Allerhüchstgedachter  Seiner  königl. 
katholischen  Majestät  concertirt  gewesen  wäre,  aus    meiner    Obliegen- 
heit   mich    gleichwohlen    unterstanden    haben    würde,    E.     k.    M.    als 
Gubernator    von    Mailand   die  Nothwendigkeit   dessen   allergehorsamst 
zu  repräsentiren,  damit  derlei  von  so  grosser  Consequenz  seiende  Sachen 
in    ihrer    Form    und    Ordnung    gerichtet    und    nicht    bei  Hof  obange- 
zogener  allerunterthänigstermassen  durch    Cabalen  präeipitirt  und    so- 
dann   durch    dem    Werk    nicht    gewachsene    Minister    ohne    geringste 
Participation    Festungen    an    andere    Fürsten    eingeantwortet    werden. 
Ich    recusire   aber  weder  das    Ministerium,  noch  den  Grafen  C  a  s  t  e  1- 
barco,    sondern    mein    Eid    und    Pflicht  verbindet  mich,  E.  k.  M.    es 
allergehorsamst  zu  repräsentiren,  und  mein  treuer  Eifer  macht  mir  das 
Gemüth  übergehen,  Deroselben  in   aller  Submission    uud    schuldigsten 
Respect  zu  sagen,  dass  derlei  Actus  der  ganzen  Welt  zu  einer  Aerger- 
niss  dienen,  in  particulari  aber  Italien  lachen  und  Jedermann   glauben 
machen,     dass    bei     solchen    Beschaffenheiten    zwischen    denen    beiden 
gekrönten    Allerhöchsten    brüderlichen    Häuptern    nichts    Anderes    als 
Missverständnisse  und  keine  gute  Harmonie  sein  müsste;  welches,  was 
es    bei    gegenwärtigen    Conjuncturen    in    der    Situation,     als    man    sich 
jetzo  befindet,  für  Uebel  creiren  könnte,  das  werden  E.  k.  M.  von  selbsten 
Allerhöchsterleucht    des    Mehreren    erwägen ;    ich    will    aber    Dieselbe 
hierinfalls  nicht  weiters  behelligen  sondern  allein  in  aller  Unterthänig- 
keit   bitten,    dass   Sie    mir    in    keinen  Ungnaden    zu    nehmen    geruhen 
möchten,  wann  mich  etwas  zu  frei  herausgelassen  habe,  nicht  zweifelnd, 
E.  k.  IM.  werden  in  diesem  passu  nicht  nur  allein  die  Nothdurft  an  Seine 


309 

königl.  Majestät,  gleich  icli  meinerseits  besage  angehender  Copia  *)  in 
aller  Unterthänigkeit  thue,  allergnädigst  ergehen  lassen,  in  das  Künftige 
aber  ein  Werk  von  solcher  Importanz,  welches  grosses  Uebel  und 
schädliche  Dinge  nach  sich  ziehen  kfinnte,  mit  besserer  Form  tractiren 
lassen. 

Bei  solch'  der  Sachen  Beschaffenheit  aber,  da  von  E.  k.  j\I.  in 
dieser  Materie  die  geringste  Ordre  nicht  erhalten,  so  habe  ich  anbe- 
fohlen, dass  der  k(3nigl.  spanische  Gubernator  zu  gedachtem  Sab- 
bioneta, jMarchese  d  e  1  P  o  z  z  o,  sich  wiederum  dahin  begeben  und  die 
Garnison  wie  vorhin  an  ihn  gewiesen  sein  solle,  bis  von  E.  k.  IVI.  mir 
ein  Anderes  allergnädigst  wird  anbefohlen  werden.  Womit  etc. 

288. 

Bericht  an  den  König-  von  Spanien.  Bei  Ryssel, 
4.  November  1708'). 

Von  Mailand  aus  werden  Euer  königl.  Majestät  mit  Mehreren! 
allergnädigst  schon  ersehen  haben,  was  für  einen  präcipitanten  und 
unbesonnenen  Actum  Dero  Graf  Gaste Ibarco  mit  Sabbioneta  unter- 
nommen habe,  dem  ich  in  meinem  gegenwärtigen  allerunterthäuigsten 
Schreiben  nichts  Anderes  beizurücken  habe,  als  dass  E.  königl.  M. 
allergehorsamst  belange,  Sie  möchten  die  Sache  nicht  allzu  sehr  zu 
Gemüth  nehmen,  inmassen  es  gewiss  ist,  dass  Ihro  kaiserl.  Majestät, 
ohne  E.  königl.  M.  hievon  die  behörige  Nachricht  zu  geben,  oder  mir 
als  Gubernatoren  von  Mailand  den  allergnädigsten  Befehl  darüber  ein- 
zuschicken, es  nicht  also  gemeint  haben  werden  und  allein  gedachter 
Graf  Castelbarco,  wie  er  nicht  in  diesem  zum  ersten  Mal,  sondern  in 
vielem  Anderen  bereits  gethan,  durch  seinen  Unverstand  und  schlechtes 
Judicium,  ohne  mit  Jemandem  zu  participiren,  ganz  blinderweise  diese 
Investitur  vorgenommen  habe. 

Ich  schreibe  dahero  an  Ihro  kaiserl.  Majestät  selbsten  in  aller- 
unterthänigstem  Respect,  was  ich  glaube,  dass  Dero  und  E.  königl.  M. 
Dienst  sei,  auf  dass  derlei  Sachen  in  ihrer  Ordnung  und  Form  künftig- 
hin tractirt,  mithin  zwischen  beiden  gekrönten  Allerhöchsten  brüder- 
lichen Häuptern  die  gute  Verständigung  und  Particularität  in  Italien 
erhalten  werde,  so  bei  gegenwärtigen  Conjuucturen  umso  viel  nöthiger 
sein  will,  als  in  der  Situation,  wo  man  steht,  die  geringste  Zwistig- 
keit  oder  übles  Vernehmen  zwischen  I.  kaiserl.  und  E.  königl.  M. 
einen  uneinbringlichen  Schaden  nach  sich  ziehen  könnte. 

*)   Siehe  die  folgende  Nummer. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  XI.  .ad    11. 


310 

289. 

An  den  Hauptmann  Kornthal.  Feldlager  vor  Lille, 
4.  November  1708'). 

Ich  habe  des  Herrn  Uauptmanns  vom  8.  passato  erhalten  und 
daraus  ersehen,  was  mit  Sabbioneta,  Bozzolo  und  anderen  Orten 
erfolgt  sei. 

Wie  ich  nun  dato  noch  nicht  weiss,  nachdem  der  königl.  spanische 
Gouverneur  zu  gedachtem  Sabbioneta,  Herr  Marchese  del  Pozzo, 
gegen  diese  Einräumung  protestirt,  der  Herr  Hauptmann  aber  manu 
militari  dazu  Hülfe  und  Vorschub  geleistet  haben  solle,  ob  Derselbe 
von  dem  darinnen  commandirenden  Herrn  Generalen  die  Ordre  und 
den  Befehl  hierauf  gehabt  habe,  woran  ich  doch  meinesorts  wegen 
der  darunter  waltenden,  verschiedenen  nachdenklichen  Ursachen  nicht 
wenig  zweifle ;  so  erlasse  ich  mit  heutiger  Post  die  weitere  Verfügung : 
zum  Fall  der  Herr  Hauptmann  sothane  Einräumung  ohne  gehabte 
Ordre  seiuesorts  willig  geschehen  lassen  oder  aber  noch  dazu  hülfliche 
Hand  sollte  geboten  haben,  dass  man  den  Herrn  Hauptmann  also- 
gleich beim  Kopf  nehmen  und  nach  aller  Schärfe  über  Denselben 
unverlangt  Kriegsrecht  halten,  auch  den  Sentenz  ohneweiters  exequiren 
solle,  auf  dass  Derselbe,  wann  er  es  etwo  durch  seine  langen 
Dienste  noch  nicht  gelernt  hätte,  wissen  möge,  was  die  Uebergabe 
und  Einräumung  einer  Festung,  ohne  von  seiner  Instanz,  dem  com- 
mandirenden General,  habenden  Befehl  nach  den  Kriegs-Artikuln 
verdiene  und  nach  sich  ziehe. 

290. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Vor  Ryssel, 
4.  November  1708  0- 

Was  für  eine  unbesonnene  Narrheit  der  Graf  Castelbarco  mit 
Einräumung  Sabbioneta,  ohne  mit  jemandem  das  Geringste  davon  zu  par- 
ticipiren,  begangen,  das  wissen  Euer  Excellenz  ohnedem  schon;  ich  muss 
mich  aber  dabei  noch  mehrers  verwundern,  dass  der  Regal'sche  Haupt- 
mann Kornthal  sich  unterstanden,  diesen  Actum  geschehen  zu  lassen, 
dann,  nachdem  mir  der  E.  E.  beiwohnende  Vernunft  und  berühmte 
Conduite  bekannt  ist,  so  kann  ich  mir  destoweniger  einbilden,  dass 
Sie  demselben  eine  Ordre  würden  gegeben  haben,  ausser  es  wäre 
Ihro    von    Ihro    kaiserl.    Majestät    ein    allergnädigster    Befehl    darüber 

')  KriejT8-A.,  Italieu  1708;   Fase.   XI.  7. 
*j   Knegs-.\.,  Italien   17« '8;   Fase.   XI.   8. 


311 

zugekommen,  inmassen  ich  allerdings  glau])e,  dass  dieses  ein  zwischen 
dem  Grafen  Castelbarco  und  dem  Herzog  von  Guastalla  machi- 
nirtes  Werk  gewesen  sei;  dann,  nachdem  mir  ersagter  Hauptmann 
besage  seines  hieneben  gehenden  Original -Schreibens ')  erinnert,  dass 
er  zum  Gouverneur  zu  kSabbioneta  von  erstgedachtem  Herzog  gemacht 
worden,  so  steift  es  mich  in  meiner  Opinion  umsomehr  und  dass  eben 
dieses  der  Modus  gewesen  sei,  mehrwiederholten  Hau])tmann  zu  ge- 
winnen. Wann  nun  E.  E.  in  dieser  Materie  einen  allergnädigsten 
Befehl  gehabt  haben  sollte,  so  will  von  Deroselben  der  weiteren 
Nachricht  gewärtig  sein;  da  aber  Dieselbe  von  dem  Werk  nichts 
gewusst,  und  der  von  Kornthal  diese  Investitur  connivendo,  ohne 
sich  zu  widersetzen  und  die  weitere  Ordre  einzuholen  oder  E.  E. 
davon  zu  berichten,  sollte  haben  geschehen  lassen,  so  wollen  Sie 
alsogleich  die  Ordre  ausstellen,  damit  vorgedachter  Hauptmann  Korn- 
thal beim  Kopf  genommen  und  wider  ihn  ein  Kriegsrecht  bestellt, 
auf  das  Schärfste  darinnen  procedirt  und  der  ausfallende  Sentenz 
ohne  weiteres  Zuwarten  exequirt  werde.  Und  weilen  ich  aber  im 
Uebrigen  weder  jetzo,  noch  vorhin  von  I.  k.  M.  nicht  den  geringsten 
Befehl  überkommen,  wie  es  als  Gubernator  von  Mailand  in  ordine 
noth wendig  hätte  sein ,  oder  zu  wenigsten  an  das  dortige  Governo 
geschehen  und  mit  selbem  die  Sache  concertirt  werden  sollen ;  so  habe 
ich  befohlen,  dass  der  vorige  Gubernator  Herr  Marchese  del  Pozzo 
sich  wieder  dahin  begeben  und  bis  nicht  mir  von  I.  k.  M.  ein  anderer 
allergnädigster  Befehl  einlaufe,  in  seine  Charge  wieder  eingesetzt, 
einfolglich  auch  an  denselben  die  Garnison  gewiesen  sein  solle. 

So    E.  E.  zu    Ihrer  weiteren  Direction  und  gehöriger  Verfügung 
hiemit  unverhalte  und  verbleibe  etc. 


291. 

An  den  Grafen  Gallas.  Vor  Ryssel,  5.  November  1708'). 

Dero  vom  19.  passato  wird  mir  zurecht  und  erfreut  mich,  daraus 
ersehen  zu  haben ,  dass  Ihnen  auch  die  Meinigen  richtig  eingelaufen 
seien,  hiernächst  aber  das  Volk  an  meiner  Genesung  einen  so  grossen 
Theil  nehmen  wollen. 

Dass  die  Königin  von  Portugal  von  Portsmouth  abgereist,  dient 
mir  zur  guten  Nachricht. 


*)  Fehlt  in  den  Aoten, 

•■*)  Kriegs-A.,   Spanien  1708;  Fase.  XI.  4. 


312 

Das  Geld  für  die  zwei  Regimenter  solle ,  wie  mir  der  Mylord 
Diic  gesagt,  zu  Amsterdam  ankommen  und  auf  mich  dressirt  sein; 
ich  weiss  aber  selbsten  noch  nicht,  wie  hoch  eigentlich  die  Summa  sei. 

Was  die  Recruten  angeht,  dient  Ihnen  zur  Nachricht,  dass  man 
freilich  nicht  auf  das  Wetzelische  Regiment  vergessen  müsse,  weilen, 
wie  man  in  meiner  Anwesenheit  im  Haag  sich  verstanden  hat,  England 
das  Werbgeld  vor  die  Recruten  der  sämmtlichen  dahin  kommenden 
kaiserl.  Regimenter  bezahlen  müsse ,  wie  beigehende  beide  Artikel 
ausweisen.  Ich  wäre  also  der  Meinung,  dass  es,  was  die  Anzahl  sothaner 
Recruten  selbsten  angeht,  genug  sei,  wann  man  bei  denen  darinnigen 
vier  kaiserl.  Regimentern  einem  jeden  500  Mann  und  also  in  Allem 
2000  Recruten  anrechnete,  die  ich  auch  in  tempore  zu  liefern  über- 
nehme ;  allein  müsste  man  von  kSeiten  England  wegen  der  Werbgelder 
es  unverlangt  richtig  machen  und  die  gewisse  Veranstaltung  thun, 
dass  diese  verlässlich  und  ohne  weiteren  Anstand  zu  Händen  gebracht 
werden ;  wobei  anzutragen  wäre ,  dass  zum  Fall  nicht  ein  Mehreres 
für  einen  stellenden  Recruten  zu  erhalten  sein  würde,  auf  das  wenigste 
dasjenige  bezahlt  werde,  was  man  für  die  zwei  Regimenter  Guido  und 
Osnabrück  accordirt  hat. 

Ein  Mehreres  an  Recruten  wird  nicht  wohl  gegeben  Averden 
können,  weilen  durch  den  langwierigen  Krieg  die  Mannschaft  ziemlich 
abgangen  und  auch  sonsten  für  die  heraussigen  kaiserl.  Regimenter 
allenthalben  eine  grosse  Anzahl  Recruten  erforderlich  ist. 

Bei  der  Reiterei  glaubte  ich  das  Beste  zu  sein,  dass  man  sich 
in  loco  mit  dem  Herrn  Feldraarschall  Grafen  Guido  von  Starhem- 
berg  vergleiche.  Worüber  von  Deroselben,  wie  Ein-  und  Anderes 
gerichtet  worden,  die  fernere  Nachricht  erwarten  will. 

In  der  päpstlichen  Sache  habe  mit  dem  Mylord  und  denen 
Deputirten  geredet,  wobei  dieser  der  Meinung  gewesen,  dass  man 
oder,  wann  es  nicht  schon  zu  weit  gekommen,  die  Sache  in  Güte 
vergleichen,  oder  aber  mit  solchem  Ernst  angehen  sollte,  dass  durch 
die  Gewalt  der  Waifen  darinnen  noch  diesen  Winter  ein  End  ge- 
macht werde.  Wegen  der  neuen  Convoy  nacher  Ostende  bin  ich 
schon  informirt.  Meine  übrige  Commission  recomniandire  ich  Ihnen 
auf's  Beste,  und  bleibt  es  wegen  der  Messer  darbei,  dass  deren  zwe 
gemacht  werden,  conformire  mich  auch  demjenigen,  was  Sie  mit  dem 
Meister  der  Gravüre  halber  schliessen  werden.  Bedanke  mich  übrigens, 
dass  Sie  inzwischen  a  conto  die  320  Pfund  Sterling  gegeben  haben, 
und  weilen  Sie  glauben,  dass  all'  und  jedes  auf  460  Pfund  Sterling 
hinauflaufen  werde,  so  will  ich  Ihnen  auch  die  Summam  übermachen 
lassen. 


313 

292. 

An  den  FML.  Grafen  Königseg-g".  Feldlager  vor  Lille, 
6.  November  1708 ')• 

Meinem  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  sage  dienstlichen 
Dank  für  die  mir  unterm  11.  passato  gethane  Communication  dessen, 
was  Ihre  kaiserl,  Majestät  an  Denselben  geschrieben  und  mein  Herr 
General-Feldmarschall-Lieutenant  daraufhin  geantwortet  hat.  Ich  finde 
hierüber  nichts  Anderes  zu  bedeuten,  als  dass  Deroselben  Antwort  in 
Allem  approbire. 

Was  sonsten  die  Differenzen  zwischen  dem  Grafen  Castelbarco 
und  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  ObristKriegscommissario 
Baron  Martini  betrifft,  habe  ich  allezeit  gezweifelt,  dass  man  dieser 
zwei  und  sonderlich  des  ersteren  harten  Kopf  werde  zwingen  und 
zusammenbringen  können.  Schliesslichen  ist  mir  leid,  dass  dem  Herrn 
Grenadier-Hauptmann  von  Gibbon  darum  nicht  dienen  könne,  weilen 
ich  bereits  für  den  Herrn  Obristlieutenant  S  u  h  a j  d  a  an  den  Herrn 
Obristen  Gvulai  geschrieben  habe.  Womit  etc. 

293. 
An  den  GWM.  Plischan.  Feldlager  vor  Lille,  6.  November  1 708  '^) . 

Des  Herrn  General-Wachtmeisters  vom  4.  und  25.  passato  habe 
wohl  erhalten  und  bedanke  mich  im  ersten,  dass  Derselbe  an  meinen 
empfangenen  Wunden  theil  hat  nehmen  wollen,  sage  auch  dem  Herrn 
General- Wachtmeister  übrigens  in  Antwort,  wasmassen  die  Werbgelder 
zur  Errichtung  der  neuen  Regimenter  bereits  eingelangt  seien,  und 
weilen  ich  solchemnach  darvon  nacher  Hof  schreibe,  um  dass  man 
sothaner  Regimenter  halber  nunmehr  ein  Ende  machen  möchte,  als 
wird  sich  auch  Derselbe  deshalb  des  Weiteren  anzumelden  haben. 
Womit  etc. 

294. 
BericM  an  den  Kaiser.  Lager  vor  Lille,  7.  November  1708^). 

Nachdem  ich  keine  Materie  habe,  Euer  kaiserl.  ÄLijestät  heute 
mit  mehrerer  Ausführlichkeit  in  aller  Unterthänigkeit  zu  Ijerichten,  so 


')  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  XI.   11. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708 ;  Fase.  XI.   7. 

^)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  ad  1. 


314 

habe  ich  docli  allerp^ehorsamst  nicht  umgehen  sollen,  Deroselben  die 
allernnterthänigste  Nachricht  abzustatten,  wie  weit  man  seit  meines 
Letzteren  mit  der  Attaque  des  Citadells  gekommen  sei.  Ich  schliesse 
solchenmach  das  gewöhnliche  Tagzettel  bei  und  thue  mich  annebons  etc. 

295. 
An  den  Hof  krieg  srath.  Vor  Lille,  7.  November  1708 '). 

Einem  löbl.  Mittel  beantworte  ich  hiemit  Dero  an  mich  abge- 
lassene drei  Rescripta  vom  2.,  6.  und   15.  passato,  und  zwar  kann  ich 

1™°  in  die  Aggregation  des  Lieutenants  S  c  h  w  e  i  d  l  e  r  bei  meinem 
unterhabenden  Dragoner -Regiment  darum  nicht  einwilligen,  weilen 
dieser  Officier  nach  86jährigen  Diensten  und  aufhabenden  drei  abson- 
derlich schweren  Wunden,  wie  Ein  löbl.  Mittel  selbsten  meldet,  zu 
ferneren  Felddiensten  nicht  mehr  tauglich  sein  kann ;  wäre  daher  weit 
besser,  denselben  in  einer  Festung  unterzubringen,  wo  er  seinen  Unter- 
halt eben  haben  und  davon  subsistiren,  Ihro  kaiserl.  Majestät  aber 
bessere  Dienste  zu  prästiren  vermag. 

2*^"  Sage  Einem  löbl.  Mittel  den  schuldigen  dienst-  und  freund- 
willigen Dank  vor  das  Mitleiden,  so  Dasselbe  über  meine  empfangene 
Blessur  contestiren  wollen,  wohl  wissend,  dass  Ein  löbl.  Mittel  in  Freud 
und   Leid  mit  mir  gleichen  Antheil  habe. 

3''"  Habe  ich  gern  ersehen,  dass  der  Recruten  halber  von  Ihro 
kaiserl.  Majestät  in  einer  Deputation  die  endliche  Resolution  abgefasst 
worden.  Einem  löbl.  Mittel  recommandire  ich  das  Werk  ob  seiner 
Importanz  bestens  und  ersuche  Dasselbe  beinebens,  auf  die  vier  in 
Catalonien  stehenden  Regimenter  keineswegs  zu  vergessen;  wobei  ich 
der  Meinung  wäre,  dass  man  zum  wenigsten  für  ein  jed weders  auf 
500  Mann,    und  also    in  Allem  dahin  auf   2000  Mann    antragen    solle. 

4'"  Habe  ichmeinesorts  wider  die  von  dem  Herrn  Hof-Kriegssecretär 
von  Rechkron  ansuchenden  völligen  Feldkriegs-Secretariats-Portiones 
kein  sonderliches  Bedenken,  wann  nur  die  l()bl.  Hofkammer  dagegen 
nicht  schreien  und  excipiren  möchte. 

5**^  Habe  ich  Einem  löbl.  jMittel  noch  vorlängst  wegen  Ausferti- 
gung der  Hauptmanns-Aggregatiüu  bei  dem  Dietrichsteinischen  Regi- 
ment, für  den  Herrn  Grafen  von  S  t  u  b  e  n  b  e  r  g  geschrieben ;  so  ich 
demselben  hiemit  nochmalen  repetire,  mit  der  weiteren  Erinnerung, 
Ein  löbl,  Mittel  wolle,   zum  Falle  es  noch    nicht    geschehen  wäre,    die 


')  Krie^s-A.,  NiederlaTide     1708;  Fase.  XI.   17. 


315 

behörige    Expedition    darüber    sogleich    ausfertigen    und    dieselbe    von 
der  Zeit,  als  ich  von  Wien  abgereist,  datiren. 

6*"  Hat  mir  der  Lieutenant  Bodar  beigehendes  Memorial  anhero 
eingeschickt,  und  weilen  ich  aber  von  Einem  löbl.  Mittel  über  die 
Vacanz  der  ansuchenden  Compagnie  noch  nichts  vernommen,  so  wolle 
mich  Dasselbe  hierüber  berichten.  Womit  etc. 

296. 

An  den  Feldmarschall  und   Hofkrieg-sraths-Vice-Präsidenten 
Grafen  von  Herber  stein.  Vor  Lille,  7.  November  1708  'j. 

Aus  Euer  Excellenz  unterm  0.  passato  an  mich  abgelassenen 
werthestem  Schreiben  ersehe  ich  den  richtigen  Empfang  meiner  von 
hier  an  Dieselbe  Erlassenen  und  bedanke  mich  gegen  E.  E.  für  das 
Leidwesen,  so  Dieselbe  meiner  empfangenen  Blessur  wegen  haben 
contestiren  wollen, 

Dass  an  den  Herrn  Grafen  von  Löwenstein  wegen  Erhandlung 
der  fränkischen  Truppen  geschrieben  worden,  daran  ist  zwar  sehr 
wohl  beschehen,  da  nuumehro  auch  das  Geld  ankommen  ist,  gleich 
ich  mit  abgewichener  Post  Ihre  kaiserl.  Majestät  hiervon  die  schul- 
digste Nachricht  erstattet  und  Sie  anbei  gebeten  habe,  die  Sachen  der 
zwei  zu  errichten  habenden  Regimenter  willen,  bei  so  beschaffenen 
Dingen  umso  schleuniger  auszumachen ;  unverhalte  aber  E.  E.  dabei, 
wasmassen  ich  dahier  einen  gar  wackeren  und  tapferen  Officier  ge- 
funden habe,  welcher  als  General  -  Wachtmeister  in  I.  kaiserl.  M. 
Dienst  herübergezogen  werden  könnte,  und  Hoffnung  hat,  von  dem 
Herrn  Markgrafen  von  A  n  s  p  a  c  h  ein  Bataillon  Grenadiers ,  so 
derselbe  annoch  zu  Hause  hat,  um  ein  Leichtes  zu  überkommen,  um 
mit  diesem  eines  von  denen  neu  errichtenden  Regimentern  zu  formiren, 
so  nicht  allein  ein  guter  Vorschub  und  Fuss  des  Regiments  wäre, 
sondern  anbei  auch  L  kaiserl.  M,  den  Vortheil  hätten,  einen  wackeren 
Officier  von  Infanterie  in  Dero  Dienste  zu  bekommen,  den  ich  specia- 
liter  kenne  und  bei  obgewester  hiesiger  Belagerung  selbsten  gesehen 
habe,  was  unter  ihm  sei.  Ich  will  mit  ihm  weiters  hierüber  reden  und 
E.  E.  sodann  das  Fernere  erinnern.  Inzwischen  aber  bleibt  es  dabei, 
dass  der  Herr  GWM.  Plischau  eines  von  diesen  beiden  Regimen- 
tern haben  sollte. 

Wegen  des  Recrutenwesens  ist  es  unumgänglich,  dass  dieses 
\\'erk  einsmals  völlig  ausgemacht  sei,  E,  E.  belieben  Sorge  zu  tragen. 


*)   Krieg-s-A,,  Niederlande   1708;  Fase.  XI.  19. 


damit  dabei  auf  die  vier  in  Spanien  stehenden  Regimenter  nicht  ver- 
gessen, sondern  positive  dahin  angetragen  werde ,  dass  einem  jeden 
derselben  auf  das  Wenigste  50.0  Recruten  und  also  zusammen  in 
Allem  2000  Mann  angewiesen  werden. 

Was  das  Wetzl'sche  Regiment  anbetrifft,  dabei  hat  es  sein  Bewenden. 

Belangend  endlich  den  Herrn  General  Heister,  ist  zu  bedauern, 
dass  durch  seine  Capricc  die  beste  Zeit  verloren  gangen.  Grleichwie 
aber  seithero  der  Status  in  Ungarn  zu  einem  anderen  Anschein  ge- 
kommen, so  habe  ich  E.  E.  darüber  weiter  nichts   zu  annectiren. 

Womit  etc. 

297. 
An  den  Bischof  zu  Würzburg".   Vor  Lille,  7.  November  1708  0- 

Euer  Liebden  sage  ich  den  schuldigen  Dank  vor  die  unterm 
28.  passato  mir  gethane  Aggratulation  zur  Eroberung  der  Stadt  Lille 
und  erfreue  mich  mit  Deroselben  hierüber  umsomehr,  als  Dero  beide 
dahier  stehende  Regimenter,  sowohl  Officiere,  als  Gemeine  das  Ihrige 
dazu  wohl  contribuirt  und  dasjenige  gethan  haben,  was  wackeren  und 
braven    Kriegsleuten    zukommt    und  von    ihnen    gehofft   werden  kann. 

Euer  Liebden  persuadiren  sich,  dass  ich  zu  derenselben  Behuf 
Alles  contribuiren  will;  was  aber  die  Winterquartiere  angeht,  kann 
ich  Deroselben  darüber  weder  was  versichern,  noch  Positives  sagen, 
weilen  noch  nicht  einmal  ein  Anschein  ist,  wo  die  kaiserlichen  Regi- 
menter zu  logiren  sein  werden. 

Im  Uebrigen  kann  ich  Euer  Liebden  nicht  verhalten,  wasmassen 
ersagte  Dero  beide  Regimenter  mit  Anfang  der  Campagne  nicht  nur 
nicht  complet  gewesen,  sondern  einen  Abgang  gegen  1000  Mann 
gehabt  haben.  Gleichwie  aber  solchergestalten  eine  Unmöglichkeit  ist, 
dass  die  Regimenter  sich  conserviren  können  und  nicht  zu  Grund 
gehen  müssen,  Euer  Liebden  aber  sonsten  wohl  wissen,  dass  Sie  ein- 
gestanden haben,  dieselben  complet  zu  stellen,  als  habe  Euer  Liebden 
hiemit  ersuchen  wollen ,    diesfalls  auf  Remedur  gedacht  zu  sein. 

Womit  etc. 

298. 

An  den  General-Lieutenant  Grumbkow.  Vor  Lillß, 
7.  November  1708'). 

Ich  erhalte  Dero  werthes  Schreiben  sanimt  dem  Einschluss  Seiner 
königl.  Majestät  zu  Preussen  zurecht,  und  nebstdem  dass  Deroselben 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.   18. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  XI.  11. 


317 

vor  dessen  Communication  liiemit  den  dienstlichen  Dank  sage,  ersuche 
Dieselbe  auch  /ugleich,  in  meinem  Namen  AUcrliöchstgedachter  Seiner 
königl.  Majestät  den  allerunterthänigsten  Dank  abzustatten  vor  die  hohe 
königliche  Gnade,  so  Sie  in  dem  erwiesen,  dass  Sie  meiner  empfangenen 
Blessur  halber  ein  allergnädigstes  Mitleiden  haben  tragen  wollen.  Und 
gleichwie  dieses  zu  meiner  besonderen  Consolation  gereicht,  umsomehr 
werde  ich  in  allen  Occasionen  beeifert  sein,  dieselbe  allei'gehorsamst 
zu  verschulden. 

299. 

An  den  Erzbischof  von  Mecheln  (Malines).  Lager  vor  Lille, 
7.  November  1708'}. 

Monsieiir,  quoiqu'il  m'est  fort  sensible  d'apprendre  par  la  votre 
du  10  d'octobre  la  mort  de  Madame  la  Comtesse,  ma  mere,  je  rae 
console  neanmoins  qu'elle  est  dccedce  administree  des  sacraments  de 
l'eglise,  vous  etant  beaucoup  obligc ,  Monsieur,  de  la  part  que  vous 
y  avez  voulu  prendre,  vous  assurant  en  mcme  temps  que  je  suis  plus 
que  nul,  Monsieur,  etc. 

300. 

An  den  Hofkrieg-srath  Thiell.  Feldlager  bei  Lille, 
7.  November  1708*). 

Des  Herrn  Hofkriegsraths  vom  ö.,  13.,  17.  und  20.  passato  habe 
nach  und  nach  wohl  behändigt  und  bedanke  mich  vor  die  in  Einem 
und  Anderem  so  punctual  gebenden  Nachrichten. 

Dass  nunmehr  die  Recruten  und  Rimonten  nachcr  Siebenbürgen 
im  wirklichen  Marsche  zu  sein  supponirt  werde,  vernehme  ich  gern 
und  conformire  mich  unter  einsten  mit  dem,  dass  wegen  später  Jahres- 
zeit der  Herauszug  beider  Regimenter  Rabutin  und  Montecuccoli  nebst 
denen  11  Löifelholzischen  Compagnien  auf  künftiges  Frühjahr  ver- 
schoben werde,  dergestalt  jedoch,  dass  derselben  Abmarsch  sodann 
ohne  weiteren  Anstand  erfolge,  wobei  aber  vornehmlich  die  Disposition 
angekehrt  werden  muss,  dass  wegen  derselben  heurigen  Recrutir- 
und  Rimontirung  das  Behörige  in  seine  Richtigkeit  gebracht  werde. 

Was  der  Herr  Hofkriegsrath  sonsten  von  der  Raab-  und 
Komorn'schen  Einrichtung  erinnert,  weilen  diese  vor  dem  Schlüsse 
des  ungarischen  Landtages  nicht  wohl  geschehen  kann,  falle  ich  der 
überschriebenen   Meinung    allerdings    bei,    dass    die    daselbstigen  Frei- 


')  Kriegs- A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  XI.  12. 
^)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  XI.   '6. 


318 

Compagnien  inzwischen  von  denen  heurigen  Land-Kecrnten  completirt 
lind  deren  Verpflegung  in  dem  Quanto  der  beiden  Heister-  und 
Tollet'schen  Regimentor  zugeschlagen  werden  könnten. 

Nachdem  der  Ibrahim  Pascha  gestorben,  so  ist  zu  wünschen, 
dass  an  dessen  Platz  ein  besserer  und  ruhigerer  Nachbar  gesetzt  werde ; 
wobei  dann  auch  nicht  so  schlimm  sein  würde,  denselben,  wer  es  auch 
ist,  gleich  bei  dem  Antritt  dieser  Charge  durch  ein-  oder  andere 
erweisende  Höflichkeit  mehr  auf  unsere  Seite  zu  bringen. 

In  Sachen  des  ungarischen  Quartierwesens  und  die  durch  den 
T o  1  V a y  von  dem  Bercsenyi  mündlich  gemachte  Proposition  eines 
armistitii  flnde  ich  quoad  primum  des  Feldmarschalls  Graf  von  Heister 
Gedanken,  sich  an  der  Gran  hinauf  und  in  die  Bergstädtc  zu  postiren, 
um  sodann  das  anderseitige  Donau-Land  zu  säubern,  nicht  übel;  weit 
besser  aber  wäre  es  gewesen,  wann  solches  gleich  nach  der  glücklichen 
Action  vorgenommen  worden  wäre. 

Die  angeschlossenen  Conditionen  habe  ich  durchgelesen  und 
dabei  ad  secundum  gradum  zu  erinnern,  dass  man  in  allweg  trachten 
solle,  die  Bergstädte  zu  manuteniren,  worüber,  was  für  eine  Antwort 
von  dem  B  e  r  c  s  e  n  y  i  zurückgekommen  und  wie  hiernach  die  Postirung 
regulirt  werden  wird,  ich  von  dem  Herrn  Hoflcriegsrath  der  weiteren 
Nachricht  gewärtig  sein  will. 

Ich  wäre  aber  hiebei  ein-  für  allemal  meiner  vorhin  allezeit 
gefassten  Meinung,  dass  nämlich  zu  des  Kaisers  Dienst  viel  besser 
wäre,  Hungarn  mit  der  Gewalt  der  Waffen  zum  Ruhestand  zu  bringen, 
als  zu  Stabilirung  desselben  sich  in  Conditiones  einzulassen,  weilen  hiebei 
nicht  unbillig  zu  besorgen,  dass  sich  die  Fideles  mit  denen  Untreuen 
unter  der  Hand  verstehen  dürften. 

Schliesslich  dient  mir  zur  Nachricht,  was  der  Herr  Hofkriegs- 
rath  wegen  des  resolvirten  Commaudo  zu  Szegedin,  Brood  und  sonsten 
erinnern  wollen.  Womit  etc. 

301. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Feldlager  bei  Lille, 
7.  November  1708  •)• 

Ich  habe  des  Herrn  General  -  Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegs- 
commissarii  vom  10.  und  17.  passato  an  mich  Abgelassene  wohl 
empfangen,  und  da  ich  in  dem  Ersteren  zwar  ersehen,  dass  Derselbe 
ein  meiniges  Schreiben  vom   19.  Novembris  anzieht,    in  dem  Anderen 

*)  Krieg8-A.,  Italien  1708;  Fase.  XI.   12. 


319 

auch  zwei  vom  9.  und  30.  detto  accusirt,  umso  befremdender  vernommen, 
dass  eine  Zeit  von  meinen  Vorhergangenen  nichts  eiugeluffen  sei,  wo 
ich  doch  kein  einziges  Schreiben  von  dem  Herrn  General-Wachtmeister 
und  Obrist-Kriegäcommissario  unbeantwortet  gelassen  habe.  Ich  werde 
solchemnach,  weilen  es  für  heute  zu  spät,  bei  der  Kauzlei  nachsuchen 
und  Duplicate  verfertigen  lassen. 

Die  eingeschickte  Interims-Tabelle  von  denen  Osnabrück'schen 
Recruten  dient  mir  inzwischen  zur  Nachricht ;  weilen  aber  die  verlangte 
authentische  Tabelle  bei  der  erinnerten  Beschafienheit  von  dem  engli- 
schen Minister  nicht  unterschrieben  werden  kann,  so  wird  der  Herr 
General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissarius  den  von  dem 
englischen  Gesandten  von  P  a  1  m  e  s  vorgeschlagenen  Modum  exequiren 
lassen;  und  weilen  aber  ersagte  Recruten  noch  nicht  völlig  beisammen, 
hingegen  aber  nach  dessen  Erinnerung  es  scheinen  will,  dass  sich 
auch  deren  Transport  noch  wohl  etwas  verschieben  werde,  so  wäre 
zu  wünschen,  dass  der  Ueberrest  in  tempore  eintreffen  und  Alles 
insgesammt  überschifft  werden  möchte.  Es  geschehe  aber  in  corpore 
oder  nicht,  so  habe  ich  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegscommissarius  zu  erinnern  für  nöthig  erachtet,  dass  die  noch 
Zurückseienden  bei  ihrer  Ankunft  keineswegs  zu  Mantua  aufgehalten, 
sondern  directe  gegen  Final  d'Espagne  befördert  werden  sollen,  damit 
sie  nicht  etwo  durch  ihren  Aufenthalt  in  Mantua  von  einer  Krankheit 
angesteckt  werden. 

Was  den  letzten  Contract  mit  dem  Charrier  angeht,  bleibe 
ich  bei  meinem  Vorigen,  dass  ich  mich  hierein  nicht  mengen,  sondern 
dem  Herrn  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissarius  über- 
lassen will,  wie  Derselbe  der  von  Seite  des  Hofes  nicht  approbirenden 
Interessen  halber  sich  herausziehen  werde,  obwohlen  ich  mir  jedesmal 
für  eine  Freud  halte,  wann  ich  Demselben  was  dienen  kann. 

Die  Remonstration  und  die  Verantwortung,  so  der  Herr  General- 
Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissarius  des  Herrn  General-Kriegs- 
commissärs  Excellenz  eingeschickt,  habe  ich  nicht  gesehen,  weilen  diese 
erkrankt  und  bereits  von  der  Armee  weggereist  sind;  ich  glaube  aber, 
nachdem  von  Ihro  kaiserl.  Majestät  die  von  Demselben  gemeldete 
Deputation  zu  Mailand  angeordnet  ist,  dass  der  Herr  General- Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissär  dabei  Gelegenheit  genug  haben 
werde,  nicht  nur  Seine  Behuf,  sondern  auch  die  Nothdurft  der  noch 
weiters  und  vornehmlich  anjetzo  erforderlichen  Mittel  remonstriren 
zu  können. 

Für  das  communicirte  Project  der  heuerigen  Winterquartiere  sage 
Demselben   dienstlichen  Dank,   nachdem  aber  der    Herr  General-FML. 


320 

Graf  von  Harr  ach  mit  der  allergnädigsten  kaiserlichen  Resolution 
darinnen  schon  ankommen  ist,  so  werden  wohl  die  mehrsten  kaiserlichen 
Truppen  in  dem  Päpstliciien  unterkommen  k(3nnen,  dabei  aber,  wie 
des  Herrn  Feldmarschall  Grafen  von  Daun's  Excellenz  in  einem  an  mich 
abgelassenen  Schreiben  gar  vernünftig  melden,  gesehen  werden  müssen, 
dass  die  Regimenter  nicht  nur  Subsistenz  haben,  sondern  auch  hier- 
nächst  zu  Behuf  anderweiter  Erfordernuss  einige  Contribution  gezogen 
werden  möge. 

Die  mit  denen  zwei  sachsen-gothaischen  Regimentern  insoweit 
errichtenden  Puncta  über  den  von  ihnen  angesuchten  Douceur,  dienen 
mir  zur  Nachricht,  und  ist  gar  wohl  geschehen,  dass  diese  und  alle 
derlei  Sachen  zur  allergnädigsten  kaiserlichen  Ratihcation  eingeschickt 
worden, 

AVas  der  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscom- 
missarius  wegen  der  Roccavion'-  und  Hautois'schen  Regimenter  meldet, 
dabei  hat  es  sein  gutes  Bewenden. 

Vor  den  Theil,  so  Derselbe  meiner  Blessur  wegen  hat  nehmen 
wollen,  bin  dem  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscom- 
missario  sehr  obligirt. 

Dass  Derselbe  übrigens  dem  bewussteu  Maler  auf  Farben, 
Leinwand  und  sonsten  Geld  gegeben,  dafür  thue  ich  mich  hiemit 
bedanken  und  ersuche  zwar  den  Herrn  General- Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegscommissarius,  ihm  damit  noch  weiters  zu  secundiren,  vorhero 
aber,  ehe  man  viel  Geld  hinausgibt,  mit  ihm  ordentlich  zu  tractiren 
und  zu  sehen,  wie  er  das  Seinige  mache  und  ob  es  nicht  etwo  Mängeln 
unterworfen  sein  möchte;  inmassen  ich  wünschen  wollte,  wann  ich 
vorhero  etwas  Weniges  von  seiner  Hand  sehen  könnte,  oder  dass  er 
mir  ein  kleines  Project  von  einem  oder  anderen  der  zu  machen 
habenden  Bilder  formirete,  so  ich  dem  Herrn  General-Wachtmeister  und 
Obrist-Kriegscommissarius,  als  welcher  die  Sache  am  besten  versteht, 
überlasse. 

302. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.    Vor  Lille, 
7.  November  1708  Vi. 

p]uer  Excellenz  sage  ich  hiemit  den  schuldigen  Dank,  dass  Sie 
mich  mit  Dero  werthem  Schreiben  vom  17.  passato  beehren  und 
unter  einsten  dasjenige  communiciren  wollen,  was  Sie  sowohl  über 
die    in     Piemont     zurückgelassenen     Truppen ,     als     des    päpstlichen 


»)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase  XI.   14. 


321 

Unwesens  halber  an  Ihre  kaiserl.  JMajcstät  mit  aller  Ausführlichkeit 
relationirt  haben.  Ich  kann  nicht  anders,  als  diesen  Ihren  erstatteten 
Bericht  durchgehends  approbiren,  inmassen  Sie  Ihrer  beiwohnenden 
bekannten  Vernunft  nach  die  Sache  gar  wohl  und  solchergestalt  ge- 
nommen haben,  wie  es  ein  Genoral   thun  und  nehmen  solle. 

Wegen, der  preussischen  Truppen  allein  habe  ich  Ihnen  annectiren 
wollen,  dass  die  Schwierigkeit  mit  denenselben,  sich  wider  die  Päpst- 
lichen gebrauchen  zu  lassen,  allerdings  gehoben  ist,  gleich  ich  dahier 
nicht  nur  von  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough,  sondern  von 
einem  preussischen  General  selbsten  die  Nachricht  habe ,  wasmassen 
hierüber  von  dem  König  die  Ordre  wirklich  ergangen  sei. 

Ich  ersehe  sonsten,  dass  E.  E.  um  die  Erlaubniss  Ihrer  Hinaus- 
reise weiters  insistiren,  welche,  wann  es  Dero  Zustand  nicht  anders 
zulasset,  ich  Ihnen  vom  Herzen  gönne;  wiewohlen  Dero  Person  zu 
Beförderung  Kaisers  Dienste  bei  gegenwärtigen  Conjuncturen  in  Italien 
unumgänglich  wäre  und  gar  schwer  sein  wird,  jemanden  Anderen  zu. 
finden,  so  man  Deroselben  substituiren  kann. 

E,  E.  melden  mir  hiernächst,  dass  Sie  einige  Zeit  von  mir  kein 
Schreiben  erhalten,  ich  kann  Sie  aber  versichern,  dass  ich  nicht  nur 
auf  die  Ihrigen  jedesmals  punctual  geantwortet,  sondern  auch  a  parte 
alle  Wochen  zweimal  mein  gewöhnliches  Tagzettel  an  Sie  abgeschickt 
werde,  dass  also  oder  die  Briefe  verloren  gangen,  oder  aber  eine  Zeit 
verliegen  blieben  sein  müssen. 

Uebrigens  ersuche^  ich  E.  E.,  um  mich  in  dem  Recrutirungswerk 
und  sonsten  dirigiren  zu  können ,  mir  von  dem  darinnigen  Stand  der 
sämmtlichen  Truppen  eine  General-Tabelle  zu  überschicken  und  hier- 
nächst auf  die  Rimont-  und  Recrutirung  der  darinnigen  Cavalieria  zu 
reflectireu.  Dem  Herrn  GWM.  und  Obrist-Kriegscommissär  Freiherrn 
von  M  a  r  t  i  n  s  b  e  r  g  (Martini)  ist  schon  bekannt,  was  ich  hierzu  für 
einen  Fundo  in  meinem  Darinsein  applicirt  und  gesucht  habe,  worauf 
dann  auch  E.  E.  beliebig  antragen  und  weiters  unbeschwert  sehen 
wollen,  wie  man  sothane  Rimont-  und  Recrutirung  bewerken  möge, 
umsomehr,  als  die  sonsten  in  Italien  gestandene  Cavallerie  merklich 
verringert  worden.  Womit  etc. 

303. 

An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti.  Vor  Lille,  7.  November  1708')- 

Euer  Excellenz  Beide  vom  13.  und  20.  passato  Averdcn  mir 
zurecht.    Ich  weiss  nicht,  ob,  wie    Sie    zwar  melden,  nacher  Mailand 

»)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  XI.  16. 

Feldziige  des  Priuzeu  Eugeu  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.  Baud.  Supplement-Ueft.      -^1 


322 

abgehen  werde,  angesehen  die  Campagne  dahier  noch  dauert  und 
man   das  Ende  davon  noch  nicht  wissen  kann. 

Was  das  Commando  in  Italien  betrifft,  wann  der  Herr  General- 
Feldmarschall  Graf  von  Dann  herausgehen  solle,  referire  ich  mich 
auf  die  Vorigen ,  in  welchen  E.  E.  bedeutet,  dass,  gleichwie  ich  nicht 
wisse,  was  des  Hofes  Intention  sei,  einfolglich  nicht  my  wegen  Ab- 
raangel  derselben,  sondern  auch  wegen  der  weiten  Entferntheit  diesfalls 
nichts  zu  thun  vermöge. 

Ich  habe  E.  E.  nicht  weniger  des  ansuchenden  Billets  halber  bereits 
geantwortet,  weilen  Sie  aber  davon  nochmalige  Meldung  thun,  so  will 
ich  Ihnen  auch  hiemit  gleichfalls  wiederholen,  dass  ich  darum  darzu 
nicht  einrathen  könne,  weilen  ich  Ihro  kaiserl.  Majestät  in  aller  Unter- 
thänigkeit  proponirt  und  gebeten,  dass  Sie  derlei  Billeten  nicht  mehr 
geben  möchten. 

Belangend  den  Actum  mit  Sabbioneta,  darüber  habe  ich  nacher 
Hof  bereits  geschrieben  und  bedanke  mich  gegen  E,  E,  für  die  davon 
ertheilte  Nachricht. 

Wegen  des  klagenden  commissariatischen  Abzuges  werden  E.  E. 
in  Dero  Anwesenheit  zu  Wien  das  Weitere  zum  besten  ausmachen 
können,  dann  von  hier  aus  kann  ich  diesfalls  nichts  thun. 

Uebrigens  habe  ich  E.  E.  nach  und  nach  an  mich  erlassene 
Schreiben  beantwortet  und  hoffe,  dass  sie  inzwischen  eingeloffen  sein 
werden,  allein  braucht  es  auch  dazu  Zeit,  weilen  die  Briefe  anhero 
und  zurück  gegen  4  Wochen  zubringen.  Womit  etc. 

304. 

An  den  Grafen  Joseph  Scipio  Castelbarco.  Vor  Lille, 
7.  November  1708')- 

Beide  Deroselben  vom  13.  und  16.  passato  haben  mir  über  die 
dortigen  Begebenheiten  vollkommenes  Licht  gegeben,  wofür  Deroselben 
auch  den  geziemenden  Dank  erstatte  und  nicht  zweifle,  es  werden 
Ihnen  auch  die  meinigen  unter  der  Zeit  Abgeloffenen  wohl  zukommen 
sein  und  Dieselben  daraus  ersehen  haben,  dass  die  hiesige  Stadt  capi- 
tulirt  und  davon  vollkommen  Possess  genommen  und  darauf  die  Attaque 
gegen  den  Citadelle  angegangen  sei,  welche,  wie  weit  sie  avancirt,  Sie 
aus  dem  angehenden  Journal  des  Mehreren  beliebig  ersehen  werden. 
Worauf  mich  dann  Kürze  halber  beziehe  und  hiernächst  verbleibe  etc. 

«)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  XI.   17. 


323 

305. 
An  denselben.  Bei  Ryssel,  7.  November  1708  '). 

(Als  cliiÖVirtes  Billet  dem  voihergeheuden  Schreiben  beigeschlossen  gewesen.) 

Was  das  Vigevanascische  angeht,  kann  ich  Ihnen  darüber  meiner- 
seits nichts  Positives  sagen,  weilen  ich  nicht  weiss,  was  Ihro  königh 
katholische  Majestät  etwan  anbefohlen  haben  möchten,  so  mir  meiner  so 
weiten  Eutferntheit  halber  nicht  allezeit  zukommen  kann.  Sie  kennen 
hiernächst  auch  unseren  Hof,  demungeachtet  zweifle  ich  doch  nicht, 
dass  man  Seiner  königl.  Hoheit  auf  alle  Weise  zu  vergnügen  suchen  werde. 

Ich  weiss  wohl ,  dass  der  Herzog  gesucht  habe ,  der  hiesigen 
Unterredung  von  künftiger  Campagne  beizuwohnen,  es  hat  aber  der 
Mylord  Duc  sich  entschuldigt,  dass  er  gleich  nach  geendetem  Feld- 
zug in  England  übergehen  müsste  und  sich  im  Geringsten  nicht  auf- 
halten könnte. 

Was  aber  sonsten  das  bewusste  Absehen  belangt,  kann  man 
hievon  weder  reden,  noch  was  proponiren,  bis  man  nicht  von  denen 
künftigen  Operationen  handeln  wird ,  allermassen  sich  dann  auch  der 
von  S  c  h  u  1  e  n  b  u  r  g  annoch  im  Haag  befindet  und  wegen  gesperrter 
Communication  nicht  vollends  hat  anhero  kommen  können. 

306. 

An  den  Grafen  Franz  Karl  Kannitz.  Feldlager  vor  Lille, 
7.  November  1708'). 

Aus  Deroselben  vom  13.  passato  habe  ich  gern  ersehen,  dass  das 
von  hier  aus  posttäglich  communicirende  Journal,  wovon  die  Continuation 
hiemit  abermalen  beschieht,  richtig  einlaufe. 

Dass  der  Marschall  T  e  s  s  e  zu  Rom  angelangt ,  dient  mir  zur 
Nachricht;  ich  zweifle  aber  allezeit,  dass,  wie  Sie  melden,  derselbe  die 
päpstliche  Armee  bei  erfolgender  Ruptur  commandiren  solle.  Indessen 
thun  Sie  gar  wohl,  dass  Sie  auf  Alles  genau  Obsicht  tragen  und  sowohl 
des  Hferrn  Cardinalen  Grimani  Eminenz,  als  des  Herrn  Prinzen  von 
Darm  Stadt  Liebden  davon  parte  geben. 

Der  Herr  Marquis  Prie  muss  indessen  allda  zu  Rom  schon  an- 
gelangt sein,  und  weilen  auch  die  kaiserlichen  Truppen  um  diese  Zeit 
in  dem  Ferraresischen  wirklich  eingetrofi'en  haben  werden,  so  ist  zu 
hofl'en,  dass    ersagtes  Herrn  Marquis    Comraission    mit   der  Macht  der 


•)  Kiiegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  XI.  IT'/j. 
2)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  XI.  18. 

21^ 


324 

Waffen  wohl  wird  unterstützt  und  befordert  werden,  und  zwar  umso 
viel  mehr,  als  auch  die  in  Italien  stehenden  königl.  preussischen 
Truppen  allbereits  die  Ordre  erhalten  haben,  bei  erfolgender  Ruptur 
sich  gebrauchen  zu  lassen.  Womit  etc. 

307. 

An  den  FML.  Grafen  König-seg^.  Feldlager  bei  Lille, 
7.  November  1708'). 

Aus  meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieuteuants  Beiden  vom 
10.  passato  habe  mit  Mehrerem  ersehen,  was  Derselbe  in  Einem  für  den 
Herrn  Hof-  und  Feldkriegs-Secretär  Li  dl,  in  dem  Anderen  aber  für  den 
Administrations  -  Kanzellisten  Jane  bürg  recommandando  hat  melden 
wollen.  Was  nun  den  Ersteren  belangt,  muss  derselbe  das  Weitere  mit  dem 
löbl.  kaiserlichen  Hofkriegsrath  ausmachen  und  das  Beliörige  solchem- 
nach  dahin  gelangen  lassen.  Wegen  des  Änderten  aber,  nachdem  derselbe 
bewusstermassen  aus  dem  Kriegs-Staat  ausgethan  und  mit  seiner  Gage 
zur  Administration  von  Mantua  gegeben  worden ,  als  muss  derselbe 
auch  daselbsten  seine  Besoldung  sollicitiren  und  angewiesen  haben, 
gleichwie  darüber  die  behörige  Expedition  ergangen  und  nicht  zu 
zweifeln  ist,  dass  er  daselbsten  wird  bezahlt  werden  und  wozu  dem- 
selben mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieutenant  zum  besten  wird 
helfen  können.  Womit  etc. 

308. 

An  den  spanischen  Gesandten  Don  Francisco  Bernardo   de 
Quiros.    Lager  bei  Lille,  7.  November  1708')- 

J'ai  re^u  les  deux  lettres  dont  Votre  Excellence  a  plu  de 
m'honorer  du  23  et  26  passe.  Je  Lui  remercie  de  la  communication 
des  deux  lettres  qu'Elle  avait  ecrit  au  Milord  Duc;  j'ai  aussi  de 
bonne  esperance  que  toutes  les  troupes,  qui  se  trouvent  eu  Catalogue, 
seront  recroute,  ne  raanquant  poiut  de  le  presser  vivement  et  d'attri- 
buer  de  mon  cote  pour  le  Service  de  Sa  Mtc  Catholique  tout  ce  qu'il 
pourra  dependre  de  moi  ou  etre  possible. 

Je  connais  Ackinheait  (Aikenhead)  dont  V.  E.  a  envoye  la 
copie  de  sa  lettre;  c'est  un  veritable  fripon,  qui  ne  cherche  que 
tromper  le  monde.  Je  souhaiterais  de  le  prendre  par  la  tete,  et  je 
prie  V.  E.  si  Elle  en  aurait  l'occasion,  de  ne  la  pas  negliger. 

»)  Kriegs-A.,  Italien   1708;   Fase.  XI.   19. 
*)  Kriejrs-A  .  .Spanien   1708;   Fase.  XI.   12. 


325 

J'ai  fait  reponclre  an  beaufils  de  Monsieur  Tleems,  en  cas  qu'il 
n'anrait  point  de  passe-port  valable,  qu'il  m'envoie  les  dcpeches  de 
Vienne  par  l'ordinaire.  Je  suis  fache  qiie  mon  neveu  a  manque 
d  avertir  V.  E.  a  son  arrivee  de  la  reduction  de  cette  ville  et  de  Lui 
faire  en  meme  temps  ses  corapliments ,  l'ayant  ordonne  expressement. 
En  attendant  j'espere  qu'ElIe  aura  re9u  la  capitulation  iraprimee  qu'on 
a  envoye  ä  son  secretaire  par  la  Chancellerie  de  guerre,  et  je  suis  tres  .  . 

309. 

An  den  Herzog  von  Savoyen.  Bei  Lille,  8.  November  1708 '). 

C'est  avec  beaucoup  de  joie  que  j'ai  reyu  la  lettre  de  V.  A.  K,. 
du  17^™''  d'octobre,  par  laquelle  Elle  deigna  de  prendre  part  h,  ma 
blessure  et  de  vouloir  entendre  en  meme  temps,  qu'on  soit  eniin  venu 
ä  beut  de  l'entreprise  de  cette  ville.  Je  Lui  rends  milles  gräces  de 
Son  Souvenir,  et  je  suis  entierement  gueri  de  ma  blessure,  ne  doutant 
point  que  V.  A.  R.  aura  non  seulement  re9u  ma  precedente,  oü  je  Lui 
ai  marque  la  reduction  de  la  dite  ville,  mais  que  Lui  en  sera  aussi 
rendue  la  capitulation  par  la  meme  voie  dont  on  se  sert  pour  le  Journal. 

Le  general  Schulenburg  n'est  encore  arrive  ici,  etant 
oblige  de  rester  ä  la  Haye  a  cause  de  la  communication  coupee  par 
les  ennemis;  en  attendant  on  ne  peut  aussi  commencer  a  parier  des 
Operations  prochaines,  jusqu'ä  ce  que  la  campagne  sera  terminee,  et 
croyant  qu'on  sera  alors  oblige  d'aller  dans  ces  voisinages  pour  s'y 
entendre  sur  ce  point,  ainsi  j'aurai  aussi  l'occasion  d'entendre  de  bouche 
du  dit  general  ce  que  V.  A.  R.  me  voudra  ordonner,  l'assurant  qu'il 
n'y  a  rien  au  monde,  qui  m'est  plus  au  coeur  que  l'interet  de  V.  A.  R. 
Pour  les  recrues  d'infanterie  on  a  deja  donne  les  assignations  aux 
officiers  dans  les  pays,  dont  la  moitie  doit  etre  en  etat  et  rendue  sur 
la  fin  du  mois  de  decembre,  et  le  reste  au  mois  de  fevrier;  et  pour 
ce  qui  regarde  les  recrues  et  remontes  de  cavalerie,  je  les  presserai 
de  ma  part  autant  qu'il  sera  possible  et  le  service  et  la  conservation 
des  regiments  memes  l'exigent. 

Au  reste  V.  A.  R.  a  bien  juge  d'avoir  laisse  partir  toute  la  cava- 
lerie pour  le  Ferrarois  avec  quelque  Infanterie,  sachant  bien,  com  bien 
la  cause  commune  exige  que  dans  les  conjonctures  presentes  on  y 
mette  enserable  un  bon  corps  de  troupes,  pour  etre  en  etat  de  promover 
l'accommodement  des  affaires,  ou  de  les  commencer  en  cas  du  besoin 
avec  toute  la  vigueur  et  y  mettre  fin  avant  le  printemps,  et  je  suis 
avec  tres-profond  respect.  .  .  . 

1)  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  XI.  22. 


326 

310. 

An  den  Marschall  Vendöme.  Loos,  10.  November  1708 '). 

Jai  regu  hier  au  soir  votre  lettre  du  7  iiovembre.  Tous  les 
generaux  ä  qui  j'ai  eu  a  faire,  me  rendront  la  justice  a  ce  que  j'espere 
que  jamais  honinie  n'a  garde  plus  religieusement  sa  parole,  sans  que 
jamais  les  tenips,  les  coujonctures,  ni  queUpies  raisons  que  ce  soit,  m'en 
aient  empeche.  Le  Sr.  Vendrelinde  (Vau  der  Linden)  receveur  des 
contributious  et  passeports,  a  ete  arrete  parcequ'un  certain  L'Esveque 
s'est  sauve  malgre  la  parole,  qu'il  avait  doune  de  rester.  Je  ferai 
cependant  relacher  le  Sr.  Vendrelinde.  C'est,  Monsieur,  tout  ce 
que  je  vous  puis  dire  sur  ce  chapitre  et  suis  Lien  aise  de  trouver 
cette  occasion  etc.  etc. 

311. 
BericM  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  11.  November  1708*"). 

Aus  Euer  kaiserl.  Majestät  unterm  20.  passato  an  mich  erlassenem 
allergnädigstem  Handschreiben  habe  ich  in  aller  Unterthänigkeit  mit 
Mehrerem  ersehen,  was  Sie  mir  über  die  Unbeständigkeit  der  königl. 
preussischen  beschwerlichen  Anforderungen  allergnädigst  anzubefehlen 
und  davon  zugleich  vollkommenen  Unterricht  zu  ertheilen  geruhen 
wollen. 

AVie  ich  nun  bei  denen  in  meiner  Anwesenheit  zu  Wien  öfters 
über  diese  Materie  gehaltenen  Conferenzen  hiervon  ohne  das  (ohne- 
dies) die  nöthige  Auskunft  überkommen  habe,  so  hatte  ich  noch  vor 
Eiulaufung  dieses  E,  k.  M.  allergnädigsten  Befehls  conversationsweise 
bereits  die  Gelegenheit  gehabt,  hiervon  mit  dem  Mylord  Duc  de  Marl- 
borough  zu  sprechen  und  werde  solchemnach  umso  weniger  uner- 
mangeln,  wann  ich  der  künftigen  Prorogation  dieses  Tractats  bei- 
wohnen und  mich  noch  dahier  befinden  sollte ,  bei  dem  Fürsten  und 
Duc  de  Marlborough  noch  zuvor  gleichfalls  dahin  anzutragen  und 
mich  hierzu  derjenigen  Ursachen  zu  bedienen,  welche  E.  k.  M.  aller 
gnädigst  beigerückt  haben. 

Was  aber  übrigens  das  von  dem  pi'eussischeu  Residenten  der 
in  Italien  stehenden  Völker  halber  E.  k.  M.  eingereichte  und  mir 
allergnädigst  angeschlossene  Memoriale  ])etrifft,  da  wird  Deroselben 
inmittelst  zu  allergnädigsten  Händen  gekommen  sein ,  was  der  Feld- 
raarschall  Graf  von  Dann  mit  denenselben  bis  zu  Dero  allergnädigsten 


•)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  ad  24. 
2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708  ;  Fase.  XI.  27. 


327 

Genehmlialtung  erriclitet  haljc,  und  ich  tliue  mich  dubei  mit  E.  k.  j\[. 
allergnädi^ster  Meinung  in  aller  Unterthänigkoit  conformiren ,  dass 
man  ersagten  löbl.  königl.  preussischen  Völkern  in  allweg  vergnüglich 
begegnen  solle,  weilen  es  weit  besser  ist  und  E.  k,  ^l.  viel  vorträg- 
licher fallet,  ihnen  was  Gewisses  und  Leidentliches  einzustehen,  als 
deuenselben  Alles  abzuschlagen  und  sie  gar  zu  genau  zu  halten,  da 
sie  auf  solchen  Fall  einen  als  den  anderen  Weg  unter  allerhand  Namen 
und  Vorwand  vom  Land  nehmen  und  leben  würden,  so  gut  sie  können, 
auf  diese  Weise  aber  ein  weit  Mehreres  herauspressen  und  excediren 
dürften,  als  wenn  man  ihnen  etwas  Gewisses  einwilligen  würde.  Womit  etc. 

312. 

An    den    kaiserliclien    Gesandten    in    Graubünden,    Johann 

Baptist  Wenser  von  und  zu  Freienthurn.  Feldlag-er  bei  Lille, 

11.  November  1708'). 

Auf  Deroselben  Beide  vom  ö.  und  7.  passato,  saramt  dem  An- 
schlüsse, sage  ich  hierait  punctatim  in  Antwort,  wasmassen 

1™°  mir  zur  guten  Nachricht  diene,  was  die  Republik  Bünden 
an  die  gegen  einander  streitenden  Schweizer  wegen  der  begehrten 
Assistenz  geantwortet  habe. 

2'^°  Geschieht  sehr  wohl,  wann  die  Differentien  mit  dem  Herrn 
Bischof  zu  Como  amicabiliter  beigelegt  werden ,  iumassen  bei  gegen- 
wärtigen Conjuncturen  man  in  Keligionssachen  wenig  gewinnen  wird, 
nicht  zweifelnd,  Dieselbe  werden  hiervon  allezeit  mit  dem  Gouverneur 
von  Mailand  correspondiren  und  mit  demselben  diesfalls  in  gutem 
Vernehmen  stehen. 

3*'"  Hat  es  wegen  der  denen  P.  P.  Kapuzinern  abgenommenen 
und  wieder  restituirten  Pfarren  sein  gutes  Bewenden,  gleichwie  es 
dann  auch 

4'"  bei  dem  beruht,  was  man  wegen  verlangter  Renovation  des 
mailändischen   Capitulats  geantwortet. 

510  Was  hiernächst  wegen  der  Titulatur,  so  der  König  in  Frank- 
reich der  Republik  gegeben  imd  sie  hingegen  wiederum  gebraucht, 
gemeldet  worden,  so  ist 

6'°  gut  geschehen,  dass  Sie  sich  wegen  der  verbotenen  Ausfuhr 
des  Getreides  mit  dem  Gross  -  Kanzler  Herrn  Marchesen  Visconti 
verstehen,  und  ist  gar  wahr,  dass  sothanes  Verbot  nicht  auf  die  Republik 
Bünden     gemeint     sei,    allermassen    auch    dasselbe    darum    mit    einer 


1)  Kriegs-A.,  Italien  1708:  Fase.  XI.  29. 


328 

solchen  Schärfe  erf^angen ,  weilen  in  dem  Mailändischen  selbsten  ein 
o-rosser  Misswachs  gewesen;  es  ist  aber  ratioue  Bünden  dabei  gleich- 
wohlen  eine  solche  Modalität  zu  gebrauchen,  dass  ein  Mehreres  nicht 
verführt  werde,  als  was  der  diesfällige  Tractat  mit  sich  bringt. 

•j-TOo  Belangend  die  Difficultät,  so  der  Herr  Obrist  Buol  und  die 
bündnerischen  Officiers  wegen  Ueberschiffung  seines  Bataillons  gemacht 
haben,  da  will  Ihnen  zu  Dero  Direction  unverhalten ,  wasmassen  ich 
ihrer  gestellten  Conditionen  halber  bereits  nacher  Mailand  geschrieben, 
ihnen  auch  bereits  so  viel  eingestanden  worden  sei,  dass  sie  damit 
wohl  zufrieden  sein  können;  wiewohlen  man  hierzu  umsoweniger  ge- 
bunden gewesen  wäre,  als  dieses  Bataillon  nach  seiner  Capitulation 
aller  Orten  hin  ohne  Widerrede  sich  gebrauchen  zu  lassen  obligirt 
ist.  Mich  befremdet  dahero  sehr,  dass  diese  Leute  ihrer  Gewohnheit 
nach  bei  all'  und  jedem  Difficultäten  machen  und  dadurch,  was  sie 
ihnen  einfallen  lassen,  zu  erzwingen  glauben,  da  sie  doch  hiezu  umso 
weniger  Ursache  haben,  als  sie  nirgends  besser,  als  in  kaiserlichen 
Diensten  stehen,  und  wäre  ihnen  solchemnach  nicht  zu  gestatten,  dass 
sie  alle  Augenblick  aufbrechen  und  wegzugehen  Verstössen  sollen;  ja 
wann  sie  solchergestalten  continuiren  sollten,  so  würde  endlich  weit 
besser  sein,  dass  man  sie  gehen,  als  sich  continuirlich  neue  Conditionen 
aufbürden  Hesse,  nicht  zweifelnd,  dass,  wann  sie  unserseits  den  Ernst 
sehen,  dass  selbe  von  derlei  ungereimten  Dingen  auch  umso  ehender 
herunterzubringen  sein  werden;  dann  wann  sie  auch  in  genuesische 
Dienste,  wie  sie  vorschützen,  gehen  sollten,  so  würden  dieselben  gleich- 
wohlen  niemalen  den  Avantage,  welchen  sie  unsererseits  haben,  finden, 
inmassen  ein  grosser  Unterschied  ist,  in  einen  Dienst  zu  treten,  der 
auf  eine  wenige  Zeit  angesehen,  und  herentgegen  in  einem  anderen 
zu  stehen,  der  fortan  dauert. 

Dass  übrigens  die  Commandirten  aus  Bayern  und  die  auf  die 
Werbung  hinausgeschickte  Mannschaft  glücklich  passirt,  habe  ich  gern 
vernommen.  Womit  etc. 

313. 

An  den  Churfürsten  von  Hannover.  Feldlager  vor  Lille, 
11.  November  1708'). 

Aus  Euer  Gnaden  unterm  27-  passato  an  mich  Erlassenem  sowohl, 
als  dem  angelegten  Extract  habe  ich  mit  Mehrerera  vernommen,  was 
8ie  mir  zuvörderst  wegen  der  Postirung  des  Herrn  Feldmarschalls 
Grafen  vonGronsfeld  anziehen  und  anbei  verlangen  wollen,  dass  ich 


'j  Kriegs-A.,  Römisches  Keicli  1708;  Fase.  XI.  21. 


329 

sobald  es  immer  möo'lich,  die  Thüng-  und  Badisclicii  Bataillone  hin- 
wiederum hinaufscliicken  möchte,  um  sich  davon  bei  der  erinnerten 
Beschaffenheit  auf  ein-  oder  anderen  sich  ereignenden  Zufall  zu  bedienen. 

Euer  Gnaden  können  sich  von  mir  sicherlich  versprechen,  dass, 
gleichwie  ich  meinerseits  den  alleinigen  Zweck  dahin  habe ,  dass  des 
Publici  Wohlfahrt,  hauptsächlich  aber  Ihro  kaiserl.  Majestät  Dienst 
nach  Kräften  befördert  und  hiernächst  Dero  alldortigen  Landen  Sicher- 
heit hergestellt  werde ,  also  auch  umsomehr  wünschen  wollte ,  Euer 
Gnaden  diesfallsigem  Verlangen  das  gehorsamste  Vergnügen   zu  geben. 

Nachdem  man  aber  dahier  auuoch  in  voller  Operation  steht  und 
nicht  weiss,  wie  lang  etwa  sich  diese  hinausziehen  dürfte,  zu  geschweigen 
dass  von  ersagten  Bataillons  die  Badischen  bei  der  obgewesten  und 
annoch  dauernden  Belagerung  sehr  viel  gelitten ,  die  Thüngen'schen 
aber  durch  Desertion  und  Krankheit  ziemlich  abgenommen,  und  dieses 
hiernächst  eine  Sache  ist,  so  vorhero  mit  denen  hohen  Herrn  Alliirten 
concertirt  werden  muss ,  welche  hingegen ,  nachdem  die  bayerische 
Cavallerie,  wie  die  Kundschaften  geben,  dahier  bereits  angelangt  oder 
anlangen  solle,  vielmehr  darauf  dringen,  dass  man  solchenfalls  auch 
von  der  Euer  Gnaden  (Jommando  imterstehenden  Armee  ein  Gleiches 
thun  möchte;  ja  gesetzt,  man  Hesse  auch  nach  vollbrachten  Operationen 
sothaue  Bataillons,  ungeachtet  der  oben  adducirten  und  im  Wege 
stehenden  Ursachen  von  hier  aufbrechen,  würde  doch  der  Winter 
fast  verstreichen,  ehe  sie  einmal  an  Ort  und  Ende  anlangen  könnten, 
bei  so  später  und  rauher  Jahreszeit  aber  während  des  Marsches  sich 
solchergestalt  ruiniren,  dass  man  von  ihnen  wenig  oder  wohl  gar 
keinen  Dienst ,  mithin  auch  die  vermeinte  Aushülfe  nicht  zu  hoffen 
hätte;  so  werden  Euer  Gnaden  von  selbsten  hochvernünftig  ermessen, 
dass  bei  dieser  der  Sachen  Bewandtniss  sothane  Bataillone  von  hier 
zu  entlassen,  nicht  bei  mir  allein  stehe,  obwohl  ich  vom  Herzen 
wünschen  wollte ,  Euer  Gnaden  nicht  nur  hierinfalls,  sondern  in  all' 
anderen  Begebenheiten  zu  erweisen,  wie  mit  allem  Respect  ich  sei  etc. 

314. 

Bericht   an   den  Kaiser.    Feldlager  bei  Ryssel, 
11.  November  1708 'j. 

Euer  kaiserl.  Majestät  lege  ich  hiemit  in  aller  Unterthänigkeit 
bei,  was  der  Herr  Churfürst  zu  Hannover  unterm  27.  passato  Avegen 
Zurückschickung    der     Thüng-    und    Badischen    Bataillone     an     mich 


*)  Kriegs-A.,   Römisches  Reich   1708;   Fase.  XI.  20. 


330 

geschrieben  und  ich  demselben  daraufhin  in  Antwort  zurückerinnert 
habe,  allergehorsamst  nicht  zweifelnd,  es  wei'den  E.  k.  M.  aller- 
firnädiffst  sreruhen,  sothaner  meiner  Antwort  umso  ehender  Beifall  zu 
geben ,  als  diese  Bataillons ,  wann  man  sie  auch  nach  vollbrachten 
Operationen  raarschiren  lassen  sollte,  bei  so  später  Jahreszeit  sich  auf 
dem  jMarsche  fast  gänzlich  ruiniren,  langsam  darobeu  im  Reich  anlangen 
und  in  einen  solchen  Stand  kommen  würden,  dass  man  von  ihnen 
weniir  oder  sar  keine  Dienste  zu  hoffen,  solchemnach  die  vermeinende 
Aushilfe  von  ihnen  beiweitem  nicht  haben  würde;  wohingegen  ich 
meines  allerunterthänigsten  Orts  weit  ehender  hoffen  will,  dass  gedachter 
Herr  Churfürst  zu  seiner  Postirung  umsomehr  Truppen  genug  haben 
werde,  als  bekannt,  dass  zwischen  jetzo  und  denen  vorigen  Jahren 
im  römischen  Reich  ein  grosser  Unterschied  sei,  wo  der  Feind  damalen 
nicht  nur  eine,  sondern  zwei,  ja  wohl  auch  drei  Armeen  auf  den 
Beinen  hatte,  heuer  aber,  wie  es  zur  Genüge  bekannt  und  noch  wirklich 
nicht  anders  ist,  eine  sehr  schwache  und  ringe  (geringe)  Macht  beisammen 
gehabt  hat.  Ich  kann  mir  also  nicht  einbilden  die  Ursachen,  so  mehr- 
wiederholter Herr  Churfürst  haben  muss,  dass  er  seine  Infanterie  nicht 
nach  der  Raison  de  guerre  ausgetheilt  habe,  zu  geschweigen,  dass  die 
AUiirten  vielmehr  darauf  dringen,  dass,  nachdem  die  bayerische 
Cavallerie  dahier  schon  angelangt  sei,  oder  doch  anlangen  solle,  dass 
man  aus  dem  römischen  Reich  Gleiches  thun  und  von  der  dortigen 
Armee  ebenfalls  Truppen  anhero  schicken  möchte. 

Wie  es  übrigens  mit  der  Belagerung  des  Citadells  stehe,  das 
zeigt  Deroselben  mein  allergehorsarastes  Tagzettel,  und  nachdem  ich 
E.  k.  M.  nichts  Anderes  allerunterthänigst  zu  berichten  habe,  so 
thue  mich  annebens  zu  Dero  Allerhöchsten  kaiserlichen  Hulden  und 
Gnaden  in  Unterthänigkeit  empfehlen  etc. 

315. 

An  den  FML.  Bürkly.  Feldlager  bei  Lille,  11.  November  1708  ')• 

Meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenants  Beide  vom  17. 
und  24.  passato  habe  wohl  behändigt  und  bedanke  ich  mich  erstlich 
für  die  mir  darinnen  gegebenen  Nachrichten,  so  Derselbe  über  den 
Stand  und  die  Begebenheiten  der  Desselben  Comraando  unterstehenden 
Postirung  hat  erinnern  wollen. 

Belangend  das  von  dem  Canton  Zürich  meinem  Herrn  General- 
Feldmarschall-Lieutenant    offerirende  Commando    über    dero   Truppen, 

^)  Kriegs-A.,  Römisi-hes  Reich   1708;  Fase.  XI.  "^2. 


331 

zum  Fall  es  zm-  Ruptur  kommen  sollte,  darüber  kann  ich  Demselben 
als  eine  Sache,  so  immediate  vom  Ilof  dependirt,  nichts  sagen,  und  hat 
sich  solcheranach  Derselbe  allda  des  weiteren  Bescheids  zu  erholen. 

Sonsten  ist  es  nicht  ohne,  dass  zwei  Regimenter  aufgerichtet 
werden  sollen,  Ihre  kaiscrl,  Älajestät  aber  haben  damit  bereits  dis- 
pouirt;  wobei  ich  dann  gewunschen,  dass  meinem  Herrn  General-Feld- 
raarschall-Lieutenant  hierzu  was  zu  dienen  vermögt  hätte.  Was  aber 
mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieutenant  unter  Anderm  dabei  anzieht, 
dass  nämlich  Selbem  das  erste  vacante  Regiment  zugesagt  worden  sei, 
dieses  kann  ich  aus  dem  angelegten  Rescript  nicht  abnehmen,  indem 
dasselbe  allein  dahin  geht,  wie  man  bedacht  sein  wolle,  dem  Herrn 
General-Feldmarschall-Lieutenant  seine  Consolation  anderwärtig  als  bei 
einem  schweizerischen  Regimente  zu  verschaffen  und  Denselben  zu 
gebrauchen.  Womit  etc. 

316. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Guido  Starhemberg.  Vor  Lille, 

11.  November  1708 'j. 

Ob  ich  zwar  ausser  Zweifel  setze,  es  werde  Euer  Excellenz  mein 
jüngsthin  an  Dieselbe  Abgelassenes  richtig  zukommen  sein,  so  habe 
ich  nichtsdestoweniger  eine  Nothdurft  zu  sein  erachtet,  Deroselben 
hiemit  nochmalen  zu  repetiren,  dass  Sie  unbeschwert  an  die  Hand 
zu  geben  belieben  möchten,  wie  Sie  vermeinen,  zu  Uebernehm-  und 
Abholung  der  für  die  in  Catalonien  stehenden  vier  kaiserlichen  Regi- 
menter zu  Fuss  widmenden  Recruten  die  Ober-  und  Unterofficiers, 
auch  gemeine  Mannschaft  herauszuschicken,  oder  was  Sie  etwa  sonsten 
diesfalls  für  einen  Vorschlag  an  die  Hand  zu  geben  wüssten.  Es 
müsste  aber  solches  umso  ehender  geschehen,  als  der  erste  Termin 
wegen  Stellung  sothaner  Recruten  denen  Ländern  zu  Ende  künftigen 
Monats,  der  letzte  aber  im  Februar  angesetzt  ist ;  wobei  E.  E.  zu 
Ihrer  weiteren  Direction  dient,  dass  man  dahin  angetragen  habe,  einem 
jedweden  von  ersagten  vier  Regimentern  auf  das  wenigste  500  und 
also  zusammen  2000  Recruten  anzuweisen. 

E.  E.  ersuche  ich  solchemnach,  mir  hierüber  je  ehender  je  besser 
eine  Antwort  zukommen  zu  lassen,  Dero  ich  übrigens  nichts  Anderes 
beizurücken  habe,  als  dass  nach  der  eroberten  Stadt  Lille  man  nun 
den  Attaque  auf  das  Citadelle  mit  allem  Eifer  poussire  und  Hoffnung 
habe,  von  denen  zwei  Contrescarpen  sich  der  ersten,  wo  man  bereits 
darinnen  Posto  gefasst  hat,  in  ein,  zwei  oder  drei  Tagen  gänzlich 
Meister  zu  sein.  Womit  etc. 


*)  Kriegs-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XI.  21. 


332 


317. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lag-er  bei  Lille,  14  November  1708*). 

Nachdora  der  Feind  nocliiiialen  anfanfi^t,  unsere  Ordinari  aufzu- 
halten und  zu  eröffnen,  so  habe  Euer  kaiserl.  Majestät  für  heute  allein 
mein  hiebeigehendes  alleruuterthänigstes  Tagzettel  anschliessen  und 
hiernächst  zu  Dero  allergnädigster  Nachricht  allergehorsamst  communi- 
ciren  sollen,  was  mir  das  löbl.  Thumb  Capitel  (Domcapitel)  zu  Hildes- 
heim Avegeu  des  Erlages  der  accordirten  5Ü.000  fl.  geantwortet  hat. 

Ich  bin  zwar  nicht  inforrairt,  was  dasselbe  wegen  meiner  Bei- 
wirkung zu  der  ihro  zugesagten  allergnädigsten  Garantie  gemeldet, 
habe  jedoch  demselben  generaliter  in  Antwort  widersetzt,  dass  bei 
E.  k.  M.,  wann  ermeltem  Capitel  was  versprochen  worden  wäre,  ich 
meines  allerunterthänigsten  Orts,  was  ich  vermögend  sei,  gar  gern 
contribuiren  wollte.  AVomit  etc. 

P.  S. 

Auch  allergnädigster  Kaiser  und  Herr  Herr  etc.  werden  Dieselbe 
aus  meinem  jüngsteren  allergnädigst  zu  ersehen  geruht  haben,  was 
ich  occasione  der  von  dem  Herrn  Churfürsten  zu  Hannover  zurück 
hinauf  verlangten  Thüngen-  und  Badischen  Bataillone  neben  Anderem 
beigerückt  habe,  dass  die  Alliirten  dahier  viel  mehrers  darauf  dringen, 
nachdem  der  Feind  die  bayerische  Cavallerie  hieherwärts  detachirt 
haben  solle,  auf  dass  man  unsererseits  von  dem  oberen  Rhein  ein 
Gleiches  thun  möchte. 

Seithero  nun,  nachdem  man  die  Nachricht  erhalten,  dass  obge- 
dachter  Herr  Churfürst  von  der  Armee  zurück  nacher  Hause  und 
diese  völlig  auseinandergangen  sei,  so  hatte  nicht  nur  der  Mylord 
Duc  de  Marlborough  und  die  Deputirten  von  denen  Herrn  General- 
Staaten  mit  mir  abermalen  stark  davon  geredet,  sondern  auch  sich 
sehr  disgustirt  gezeigt,  dass  sich  gesagte  Armee  separirt  habe,  unge- 
achtet sie  wiederholten  Herrn  Churfürsten  unablässlich  ersucht,  die 
Campagne  dasiger  Orten  soweit  es  möglich  hinauszuziehen,  um  andurch 
den  Feind  im  Zaum  zu  halten,  dass  er  von  dorten  aus  nichts  deta- 
chiren  möchte.  Und  da  mir  über  dieses  vorgemelte  Deputirte  das 
nebengehende  Schreiben  *)  nach  der  Hand  übergeben,  so  habe  ich 
zwar  bei  mir    lang  balancirt,    ob  E.  k.   M.    ich    selbes    allergehorsamst 


«)  Kriegs-A.,  Niefleilande  1708;  Fase,   XI.  34,  ad  34. 
*)  Ki-ieg.s-A.,   Niedf-ilaiule   1708;   Fase.   XI.  34a. 


338 

communiciren  und  auch  sonsten  von  dieser  Sache  wa^  melden 
solle.  Weilen  aber  ersagto  Deputirte  sehr  darauf  dringen,  dass  nach 
denen  eingeloffenen  Nachrichten,  als  ob  der  Feind  ein  starkes 
Detachement  hieherwärts  gemacht  habe,  man  solchemnach  auch 
von  dem  oberen  Rhein  eine  Anzahl  Truppen  hieherwärts  abschicken 
möchte;  so  bin  ich  aus  dieser  und  denen  folgenden  Ursachen  be- 
wogen worden,  an  E.  k.  M.  sothanes,  der  Deputirten  Schreiben,  wie 
es  ist,  hiemit  per  Postscriptum  allergehorsamst  zu  übersenden,  weilen 
nämlich  die  Campagne  dahier  noch  eine  gute  Zeit  dauern,  man  ver- 
schiedene Mouvements  annoch  zu  machen  haben  werde,  und  wann  es 
wahr  sein  sollte,  dass  sich  der  Feind  hier  noch  mehrers  verstärken 
wollte,  eine  unumgängliche  Nothwendigkeit  wäre,  auch  unserseits  ein 
Gleiches  zu  thun,  inmassen  es  scheinen  will,  als  ob  des  Feindes  Inten- 
tion allein  auf  dieses  Land  gerichtet  sei. 

Bei  dieser  Beschaffenheit  nun  pressiren  und  verlangen  die  Alliirten, 
dass  von  E.  k.  M.  beide  Dero  Cavallerie-Regimenter  alsogleich  und 
dann  die  württembergischen,  welche  ohnedem  im  holländischen  Sold 
stehen,  und  auch  noch  andere  Truppen,  wann 's  möglich,  anhero  ge- 
zogen werden;  wobei  ich  aber  der  allerunterthänigsten  unmassgeblich- 
sten  Meinung  wäre,  dass  Dero  beide  Cavallerie-Regimenter  etwa  nur 
gegen  dem  Cölnischen  anzurücken,  allda  aber  bis  weiteren  Befehl 
anzuhalten  beordert  werden  sollten,  auf  dass  man,  wann  es  nach  denen 
weiteren  Kundschaften  und  Conjuncturen  nöthig  und  sein  müsste, 
dieselbe  solchenfalls  a  portee  hätte,  alsogleich  vollends  anhero  zu 
ziehen,  E.  k.  M.  anbei  in  aller  Unterthänigkeit  bittend,  Sie  belieben 
Dero  allergnädigste  Resolution  hierüber  schleunigst  abzufassen  und 
mir  dieselbe  je  ehender  je  besser  in  Allerhöchsten  Gnaden  wissen  zu 
lassen.  Womit  ut  in  literis. 

318. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Vor  Lille, 
14.  November  1708')- 

Euer  Excellenz  unterm  24.  passato  an  mich  Abgelassenes  habe 
ich  empfangen  und  das  Andere,  worauf  Sie  sich  beziehen,  mit  jüngster 
Post  schon  beantwortet  '). 

Dass  Sie  sich  in  Ihrer  dermaligen  Anwesenheit  zu  Mailand  die 
Proviant-Impresa  de  novo  mit  guter  Wirthschaft  einzurichten  und  hier- 


')  Kriegs-A.,  Italien  1708;  Fase.  XI.  31. 
^)  Siehe  Supplement-Heft  Nr.  302. 


334 

nächst  einige  Mittel  aufzubringen  angelegen  sein  lassen,  nm  die  nöthige 
Löhnung  abzureichen,  auch  den  gemeinen  Mann  mit  Schuh  und 
Strumpf  zu  verschon,  daran  geschieht  sehr  wohl,  und  zwar  bei  dem 
letzteren  umsomehr,  als  audurch  der  obseienden  Desertion  hoffentlich 
wird  gesteuert  werden. 

Ich  wünsche  Ihnen  übrigens  alles  Glück  zu  Ihrer  vorhabenden 
Reise  zur  Armee  und  bitte  Sie  darbei,  mir  von  Zeit  zu  Zeit  zu  be- 
richten, in  was  Stand  sich  die  Sachen  daselbsten  hnden  werden,  gleich 
ich  auch  meinerseits  Deroselben  hiemit  mein  gewöhnliches  Tagzettel  an- 
schliesso  und  verbleibe  etc. 

319. 

An  den  FML.  Grafen  Königseg-g.  Feldlager  bei  Lille, 
14.  November  1708'). 

Meinem  Herrn  General-Feldmarschall-Lieuteuant  sage  dienstlichen 
Dank,  dass  Derselbe  unterm  25.  passato  an  meinen  empfangenen 
Wunden  einen  Theil  hat  nehmen  wollen,  erfreue  mich  zugleich  mit 
meinem  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  dass  der  obgeweste 
Rangs-Disput  in  Dessen  Favor  decidirt  worden.  Und  gleichwie  ich  hoffe, 
dass  der  iVttaque  mit  Bondeno  inzwischen  werde  ausgeführt  sein,  als 
ersuche  meinen  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  von  denen 
weiteren  Begebenheiten  mir  parte  zu  geben.  Womit  etc. 

320. 

An  den  GWM.  de  Wendt.  Feldlager  bei  Lille, 
14.  November  1708')- 

Dass  der  Herr  General- Wachtmeister  unterm  31.  passato  mir  von 
Einem  und  Anderem  Nachricht  hat  geben  und  sonderlich  an  meiner 
empfangenen  Blessur  einen  Theil  nehmen  wollen,  dafür  sage  Demselben 
dienstlichen  Dank. 

Was  aber  hiernächst  der  Herr  General- Wachtmeister  der  Ihm 
aufgetragenen  Werbung  halber  erinnert  hat,  darinnen  wollte  ich  dem- 
selben gar  gern  dienen,  obwohleu  von  dem  kaiserlichen  Hofkriegsrath 
diesfalls  noch  nichts  vernommen  habe.  Weilen  aber  diese  Werbung 
eine  vom  Hof  resolvirte  Sache  sein  dürfte,  als  wird  gar  schwerlich  darin- 
falls  was  zu  ändern   sein.  Womit  etc. 

')  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  XI.  32. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reicli  1708;  Fase.  XI.  27. 


335 

321. 

An  das  Domcapitel  zu  Hildesheim.  Vor  Ryssel, 
14.  November  1708  '). 

Dass  Sie  mir  unterm  1.  dieses  von  dem  Erlas;  derjenigen 
50.000  fl.  l)eliebige  Nachricht  ertheilen  wollen,  welche  meine  (p.  t.)  auf 
das  von  mir  an  Dieselben  überreichte  Schreiben  dem  kaiserlichen 
Kriegs-Zahlamts-Officier  abf'olgen  lassen,  dafür  sage  ich  meinen  (p.  t.) 
hiemit  den  dienstlichen  Dank  und  versichere  Sie  dagegen,  dass  ich 
diese  Dero  bisherige  Willfährigkeit  nicht  nur  allein  an  den  Aller- 
höchsten Ort  anrühmen,  sondern  auch  wessen  Sie  mich  der  aller- 
gnädigsten  Garantie  halber  belangt  haben,  bei  Ihro  kaiserl.  Majestät 
das  Meinige,  soweit  ich  vermögend  bin,  in  allweg  contribuiren  werde. 
Womit  etc. 

322. 

An  den  General-Kriegscommissär   Grafen   Schlik.   Feldlag-er 
bei  Lille,  14.  November  1708'). 

Euer  Excellenz  communicire  ich  hiemit,  was  mir  das  löbl.  Dom- 
capitel zu  Hildesheim  unterm  1.  dieses  der  50.000  fl.  halber  geant- 
wortet hat.  Ich  ersuche  E.  E.,  gleichwie  ich  nicht  zweifle,  der  zu  ersagtera 
Domcapitel  abgeschickte  Kriegs-Zahlamts-Oflicier  werde  bei  Ihro  bereits 
zurück  angelangt  sein,  Sie  möchten  belieben,  durch  Wechsel,  oder  wie 
Sie  es  am  besten  vermeinen,  sogleich  eine  solche  Rimessa  anhero  zu 
überraachen,  dass  man  nicht  nur  denen  sämmtlichen  Regimentern  dar- 
von  eine  Zahlung  thun,  sondern  hiernächst  auch  dem  grossen  und 
kleinen  Generalstab,  was  sie  etwa  annoch  auf  den  Sommer  zu  fordern 
haben,  abreichen  könne. 

Es  sind  hiernächst  die  englischen  Gelder  für  die  beiden  nacher 
Spanien  abgegangenen  Guido  Starhemberg'-  und  Osnabrück'schen 
Regimenter  angelangt,  gleich  ich  E.  E.  ein  oder  anderen  Tag  vor 
Dero  Abreise  schon  habe  Nachricht  davon  geben  lassen.  Nachdem 
ich  aber  von  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough  befragt  worden,  an 
was  vor  einem  Ort  ich  die  Summe  und  in  was  vor  einer  ]\Iünzsorte 
bezahlter  haben  wollte,  so  habe  ich  ihm  meine  Erklärung  darüber  noch 
nicht  gegeben,  sondern  vorhero  von  E.  E.  erwarten  wollen,  was  Sie 
hierbei  für  einer  Meinung  sein  möchten.  Dieselbe  ersuchend,  dass  Sie 
mir  solche  je  ehender  je  besser  zukommen  lassen  wollten. 

*)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich   1708;   Fase.  XI.  29. 
2)  Kriegs-A  ,  Römisclies  Reich  1708 ;   Fase.  XI.  30. 


336 

Uebrigens  bin  ich  belangt  worden,  dass  der  bekannte  Obrist- 
lieiitenant  Conrchetet  niclit  allein  pro  praeterito,  wann  ihm  was 
ausständig,  sondern  auch  in  futurum  richtig  l^ezahlt  und  ihm  hier- 
nächst  dasjenige  gutgemacht  werden  möchte,  Avas  er  an  Atzungs- 
Unkosten  der  bewussten  zwei  Arrestanten  zu  Constanz  ausgelegt  hat. 
E.  E.  ist  nicht  unbekannt,  was  es  mit  diesem  Mann  für  eine  Beschaffen- 
heit habe,  und  dessentwegen  wäre  es  auch  um  so  viel  erfreulicher, 
dass  er  contentirt,  nicht  weniger  der  Unterhalt  gemeldeter  Arrestanten 
richtig  gestellt  werde.  Womit  etc. 

323. 

An  den  Hofkriegsrath.  Vor  Ryssel,  14.  November  1708  ')• 

pjinem  löbl.  Mittel  communicire  ich  hiemit,  was  der  Herr  Bischof 
von  Wiirzburg  seiner  hier  stehenden  Regimenter  halber  an  mich  ge- 
schrieben und  ich  ihm  in  Antwort  geschrieben  habe,  um  dass  Ein 
löbl.  Mittel  hiervon  zu  diesem  Ende  Wissenschaft  haben  möchte,  damit 
wann  ersagter  Bischof,  wie  er  es  gewohnt  ist,  obersagter  seiner  Regi- 
menter halber  bei  Hof  schreien  und  klagen  wollte.  Dasselbe  ihm  um 
so  besser  begegnen  könne. 

In  dem  Uebrigen  ist  mir  Dero  unterm  27.  passato  an  mich 
Abgelassenes  richtig  eingeloffen,  und  gleichwie  ich,  was  Ein  löbl.  Mittel 
darinnen  des  Herrn  Hof-  und  Kriegs-Secretarii  L  i  d  1  halber  meldet, 
noch  vorhero  den  Herrn  General-FML.  Grafen  von  Königsegg  an 
Dasselbe  dessentwegen  gewiesen  habe,  so  thue  ich  mich  auch  hiemit 
mit  Dero  diesfallsigen  Meinung  conformiren,  und  nebst  Anschliessung 
meines  gewöhnlichen  Journals  verbleibe  etc. 

324. 

An  den  Hofkriegsrath  Thiell.  Feldlager  bei  Lille, 
14.  November  1708  0- 

Des  Herrn  Hofkriegsraths  vom  27.  passato  wird  mir  zurecht 
und  ich  ersehe  daraus,  dass  die  Affairen  in  Hungarn  in  ihrem  alten  Stand 
seien  und  sich  nicht  nur  in  nichts  gebessert,  sondern  vielmehr  zu 
besorgen  steht,  dass  die  sämmtlichcn  Truppen  in  die  kaiserlichen  Erb- 
lande zurückfallen  dürften.  Geschieht  dieses,  so  wird  es  nicht  nur 
grosse  Confusion   in   dem  Repartitionswosen  verursachen,  sondern  auch 

•j  Krie^rs  A.,  Römisclics  Reich  1708;  Fase.  X[.  31. 
2)  KriejTs-A.,  Uiirrani   1708;  Fase.  Xf.  8.* 


337 

Alles  solcliergcstalt  absorbiren,  dass  man  bei  ohne  das  bekannter  Wenig- 
keit der  Mittel  nirgends  wird  getolgon  und  hoffen  können.  Besser 
wäre  es  solchemnaeh,  dem  Herrn  General  Heister  das  Commando 
abzunehmen,  oder  es  dahin  in  die  Wege  zu  richten,  dass  ersagter 
Herr  General  nichts  Anderes  unternehmen,  sondern  allein  dasjenige 
vollziehen  solle,  was  man  demselben  vom  Hofe  aus  vorschreiben  und 
anbefehlen  würde. 

Dass  die  Darmstädter  Recruten  in  Steyermark  aufgehalten  worden, 
habe  ungern  vernommen;  nöthig  wäre  es  also,  damit  derlei  Incon- 
venientien  nicht  mehr  erfolgen  und  nicht  ein  jedweder  Officier  sich 
unterstehe,  wider  die  von  Einem  löbl.  Mittel  machenden  Dispositionen 
Truppen  an-  und  zurückzuhalten,  dass  Ein  löbl,  Mittel  solche  Ver- 
fügniss  ausstelle,  auf  dass  sich  künftighin  keiner  nicht  mehr  anmasse, 
dergleichen  zu  thun. 

Wann  man  übrigens  die  Kecskemeter  Sache  mit  100  Beuteln 
ausmachen  und  vergleichen  könnte,  wäre  nichts  zu  unterlassen,  das 
Geld  zusammenzubringen,  um  denen  Türken  alle  immer  erdenklichen 
Prätexte  zu  benehmen,  welcher  sie  sich  zu  einer  Ruptur  oder  einem 
Krieg  bedienen  könnten.  Womit  etc. 

325. 

An  den  Grafen  Gallas.  Vor  Ryssel,  14.  November  1708  'l 

Deroselben  Schreiben  ohne  Dato  habe  wohl  behändigt,  und  ob 
ich  schon  selbsten  zweifle,  dass  wegen  des  Wetzelischen  Regiments 
etwas  zu  erhalten  sein  werde,  gleich  Dieselbe  aus  meinen  dahin  Abge- 
lassenen des  Mehreren  schon  ersehen  haben  werden ,  und  worauf  ich 
mich  auch,  zuvörderst  aber  auf  mein  Letzteres,  berufe;  demungeachtet 
jedoch  belieben  Dieselbe  gleichwohlen  nichts  dergleichen  zu  thun, 
sondern  bono  modo  immer  darauf  zu  verharren  und  zu  urgiren,  dass 
man  dafür  das  Werbgeld  bezahlen  möchte. 

Eben  aus  meinem  obigen  Accusirten  werden  hieruächst  Sie  neben 
Anderem  auch  vernommen  haben,  was  Deroselben  der  wällischen  Affaire 
halber  in  Ziffer  überschrieben,  auf  welches  mich  nicht  weniger 
beziehe  und  zu  Dero  besseren  Nachricht  hiemit  nochmalen  repetire, 
wie  dass  ich  durch  den  Mylord  die  Nachricht  habe ,  dass  das  Geld 
für  beide  Regimenter  Guido  und  Osnabrück  schon  ankommen  sei,  und 
weilen  von  dem  letzteren  auch  die  rückständigen  Recruten  zur  Ein- 
schiffung an  denen  Meer-Porten    wirklich    in  Bereitschaft    stehen,    als 


*)  Kriegs-A.,  Spauieu   17ÜS;  Fa.sc.   XI.   26. 
Fekizüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.   II.  Serie,  I.   Band    Suppleiuenllleft,    •a^ 


3:^8 

ist  auf  den  Effect  zu  dringen,  damit  auch  für  diese,  sobald  es  miig-lich, 
das  Geld  Übermacht  werden  möchte. 

Schliesslichen  weiss  ich  gar  wohl,  dass  Sie  mit  mir  in  Freud  und 
Leid  gleichen  Antheil  nehmen  und  bedanke  mich  solchemnach  dienstlich, 
dass  Sie  belieben  wollen .  mir  über  den  Todfall  meiner  Frau  Mutter 
seligen  zu  condolircu.  Womit  etc. 

326. 

An  den  französischen  Commandanten  in  Marchiennes.  Lag-er 
bei  Ryssel,  14.  November  1708'). 

Votre  tambour  m'a  rendu  celle  du  12.  de  ce  mois,  par  laquelle 
vous  avez  voulu  rcpeter  les  prisonniers  d'un  detachemcnt  de  votre 
garnison,  faits  le  10  ä  neuf  heures  du  matin.  Je  n'ai  aucune  difficulte, 
Monsieur,  de  vous  les  renvoyer  sur  votre  offre  que  vouö  me  faites  de 
me  faire  fournir  le  meme  nombre  de  nos  prisonniers.  Vous  n'avez 
donc ,  Monsieur,  qu'en  envoyer  ceux  que  vous  verrez  dans  la  specifi- 
cation  ci-jointe,  vous  assurant  que  dans  le  meme  instant,  qu'ils 
arriveront  ici,  on  vous  renvoyera  aussi  les  votres,  et  je  suis  .  .  . 

327. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  18.  November  1708  ')• 

Nachdem  die  Posten  je  mehr  und  mehr  unsicher  werden,  da 
der  Feind  fast  keine  weiters  hinpassiren  lassen  will,  so  habe  mit 
Heutigem  Euer  kaiserl.  Majestät  allein  mein  allergehorsamstes  Tag- 
zettel hierait  in  aller  Unterthänigkeit  anscliliessen  wollen,  aus  welchem 
Sie  allei'gnädigst  zu  ersehen  geruhen  werden,  dass  man  nunmehr  der 
ersten  Contre-escarpe  völlig  Meister  sei  und  zu  Attaquirung  der  anderen 
die  vergangene  Nacht  den  dazwischen  seienden  Graben  passirt  und 
Posto  gefasst  hätte.  Womit  etc. 

328. 
An  den  Hofkriegsrath.  Bei  Ryssel,  den  18.  November  1708 '). 

Es  hat  nun  mit  den  englischen  Geldern  der  zwei  Regimenter 
halber  seine  völlige  Richtigkeit,  und  gleich  ich  jüngsthin  an  dieses 
Mittels  Herrn  Präsidenten  Excellenz  gemeldet,    dass  ich  dahier  einen 


M  Kriegs-A,,  Niedeilaiifle  1708;  FaHc.   XI.  87. 
2j  Krie;.'s-A.,  Niederlaiulo  1708;  Fase.  XI.  4. 
=»;   Krieg.s-A.,   Niederlande   1708;  Fa«f.   XI.   50. 


339 

gar  wackeren  Officier  lial)c,  mit  welchem  auf"  leidentliclie  Conditiones 
auf  eines  von  beiden  Regimentern  tractiren  wollte ,  angesehen  man 
auch  sicher  wäre,  dass  es  derselbe  in  dem  erforderlichen  Termin  mit 
einem  guten  alten  Fuss  stellen  würde ;  als  will  ich  auch  sehen ,  die 
Sache  mit  ihm  weiters  auszumachen,  und  Ein  löbl.  Mittel  wolle  solchem- 
nach  ratione  des  anderen  Regimentes  mit  dem  Herrn  GWM.  Plischau 
das  Weitere  veranstalten,  weilen  mir  bei  Uebergebung  der  Wechsel 
cum  protestatione  gemeldet  worden,  dass  dieses  Geld  immediate  zu 
dieser  Werbung  applicirt  werden  solle,  und  es  sonsten  conditio  sine 
qua  non  sei. 

In  dem  Beischlusse  klagt  der  Herr  Obrist  Bärthel  (Bartels), 
dass  man  ihm  die  in  Bayern  verliehene  Pflege  wieder  genommen 
habe.  Gleichwie  er  aber  ein  gar  guter  Officier  und  sehr  wohl  dient, 
so  ist  es  auch  eine  Schande,  wann  ihn  solchergestalten  prostituiren 
sollte;  remittire  daher  sein  Memorial  an  Ein  löbl.  Mittel  zu  dem  Ende, 
dass  es  an  seine  Gehörde  das  Weitere  verfügen  und  ersagten  Herrn 
Obristen  bei  seiner  verliehenen  Pflege  umsomehr  zu  manuteniren  trachten 
wolle,  als  derjenige,  dem  es  gegeben  sein  solle,  in  feindlichen 
Diensten  sich  wirklich  befinde. 

329. 

An  den  General-Kriegscommissär  Grafen  Schlik.    Lager  bei 
Ryssel,  18.  November  1708  'j. 

Euer  Excellenz  habe  ich  zwar  jüngsthin  geschrieben,  nachdem 
die  Wechsel  wegen  beider  in  Spanien  abgegangenen  Regimenter 
ankommen  seien,  dass  ich  von  Ihnen  Ihre  Gedanken  erwarten  wollte, 
wohin  Sie  glauben ,  dass  man  sothane  Wechsel  zu  erheben ,  dressireu 
lassen  und  in  was  vor  Münzsorten  dieselben  empfangen  sollte. 

Wie  nun  der  Mylord  Duc  de  Marlborough  mir  in  seiner 
heutigen  Anwesenheit  sothane  Wechsel  behändigt,  so  habe  ich  zu 
Gewinnung  der  Zeit  auch  dieselben  acceptirt  und  mich  mit  ihm  dahin 
verstanden,  dass  diese  Geldsummen  dem  Wechsler  Rost  in  Frankfurt 
bezahlt  werden  sollten. 

Ich  schicke  E.  E.  solchemnach  sothane  Wechsel  zu  dem  Ende 
hiemit  zu,  um  dass  Sie  sich  unbeschwert  belieben  wellten,  nicht  nur 
mit  ersagtem  Wechsler  Rost  die  Sache  dieser  Geldsumma  halber 
weiters  einzurichten,  sondern  auch  unter  einsten  zu  vergleichen,  in 
was  für  Münzsorten  man  selbe  zu  erheben  haben  werde;  Sie  weiters 
ersuchend,  mir  von  Ein-  und  Anderem  zu  meiner  Direction    beliebige 

')  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  XI.  39. 

22* 


340 

Nachricht  ertheilen  und  ihm,  Rost,  imter  einsten  niitg-eben  Avollen, 
dass  ohne  mein  Wissen  von  dieser  Ocklsumma  das  Geringste  nicht 
angegriißFen  oder  ausgegeben  werden  solle,  unisomehr  als  die  Königin 
von  England  conditionem  sine  qua  non  macht,  dass  diese  Gelder  im- 
mediate  zu  Errichtung  zwei  anderer  Kegimeutcr  applicirt  werden  sollten. 
Ich  bin  übrigens  sehr  begierig,  nachdem  die  Hildesheim'schen 
Gelder  augekommen,  von  E.  E.  nächstens  einen  Wechsel  hieher  zu 
erhalten,  denn  Generales,  Stab,  OfHciere  und  Gemeine  sind  ohne 
Kreuzer  Geld  und  mithin  Alles  in  grosser  Noth,  dass  ich  Ihnen 
also  nochmalen  zu  repetireu  bemüssigt  bin,  wann's  nicht  schon 
geschehen,  damit  weiters  keine  Zeit  zu  verlieren.    . 

330. 

An  den  Banquier  Rost  in  Frankfurt.  Feldlager  bei  Lille, 

18.  November  1708'). 

Nachdem  zu  Amsterdam  von  der  Krone  England  eine  gewisse 
Summa  Geld  per  53.900  specie  Thaler  in  Bereitschaft  liegt,  welche  zu 
Behuf  Ihrer  kaiserl.  Majestät  Dienstes  an  mich  bezahlt  werden  sollten, 
und  ich  nun  diese  Summa  nacher  Frankfurt  an  Denselben  dressiren  lassen, 
als  schicke  die  benöthigten  Wechselbriefe  an  des  Herrn  General-Kriegs- 
commissari  Grafen  Schlik  Excellenz,  dass  dieselbe  mit  dem  Herrn 
die  Sache  wegen  Uebernehmung  dieses  Wechsels  und  in  was  für  Münz- 
sorten  die  Gelder  empfangen  werden  sollten,  weiters  ausmachen  sollten. 

Ich  berufe  mich  dahero  auf  gedachte  Seine  Excellenz  und  habe 
dem  Herrn  dabei  nichts  Anderes  anzumerken,  als  dass  ohne  meine 
expresse  Erinnerung  von  dieser  Geldsumma  das  Geringste  nicht  an- 
gegriffen, oder  ausgegeben  werden  sollte. 

331. 
Bericht    an   den   Kaiser.   Vor  Ryssel,   21.  November  1708 ')• 

Ob  ich  zwar  sehr  zweifle,  nachdem  der  Feind  uns  bereits  zwei 
Posten  zurückhaltet  und  man  dahero  aus  Deutschland  keine  Briefe 
haben  kann,  ob  Euer  kaiserl.  Majestät  mein  Gegenwärtiges  zukommen 
werde,  so  habe  ich  es  nichtsdestoweniger  ablaufen  lassen  wollen, 
weil  einestheils  nichts  als  das  gewöhnliche  Tagzettel  darin  begriffen, 
wann  es  aber  zu  den  allergnädigsten  Händen  kommen  sollte,  E.  k.  M. 
gleichwohlen  zu  Dero  allergnädigsten  Nachricht  wissen  würden,  wie  es 
mit  der  Belagerung  der  Citadelle    und  sonsten    dahier    beschaffen    sei, 

*)  Krieps-A.,  Küiiiisches  Keich   1708;  Fa^sc.  XI.   40. 
2)  Kriefjs-A,   Köiuisclies  Reiili   1708;  Fa.sc.  XI.  40. 


341 

332. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Feldlag-er  bei  Lille, 
21.  November  1708  ')• 

Beide  des  Herrn  General-Wachtmeisters  und  ()brist-Krie<:^scounnis- 
sarii  unterm  28.  und  29.  passato  an  mich  Erhissene  habe  richtig 
empfangen  und  aus  dem  ersteren  durch  die  weitläufig  angezogenen 
Umstände  mit  Mehrerem  vernommen,  wie  die  neue  Brod-Impresa  ein- 
gerichtet, die  Anticipation  der  100.000  Doppien  gemacht  und  dass 
hingegen  die   100.000  Scudi   zur  Kimonta  noch  nicht  verlässlich  seien. 

Nun  findete  ich  zwar  bei  der  neuen  13rod-Impresa  Ein-  und 
Anderes,  so  ich  anzuziehen  hätte,  ich  will  aber  dem  Herrn  General- 
Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommissario  überlassen,  die  Ursachen 
und  Circumstantien  naclier  Hof  zu  berichten,  welche  solchergestalten 
zu  tractiren  den  Anlass  gegeben  haben;  dann  ich  kann  nicht  begreifen, 
warum  man  erstlich  für  Ueuer  den  Preis  des  Brodes  erhöht  habe,  wo 
man  wider  den  vorjährigen  so  grosses  Geschrei  hat  machen  wollen. 
Andertens  finde  ich  eben  nicht,  aus  was  Ursachen  für  die  Comman- 
dirten  auf  der  Postirung  in  Pieraont  man  es  auf  den  Preis  wie  in 
der  Campagne  ansetzt,  da  man  diesen  Brodgenuss  eben  nach  dem 
Fuss,  wie  Seine  königl.  Hoheit  denen  Ihrigen  abreichen  lassen,  hätte 
abfassen  sollen.  Drittens  aber  kann  ich  mir  eben  nicht  einbilden, 
warum  man  weiters  in  dem  Päpstlichen  eine  Differenz  und  Unterschied 
zwischen  dem  Mailändischen  und  anderen  Landen  gemacht  hat,  da 
notorie  bei  Eindringung  in  das  Land  das  Getreide  in  loco  zu  haben, 
oder  wenigstens  aus  dem  Mantuanischen  eine  gute  Beihülfe  gezogen 
werden  kann. 

Die  Rimonta  muss  in  allweg,  es  sei  wie  es  wolle,  ausgemacht 
und  was  dabei  möglich  oder  nicht,  wohl  untersucht  werden.  Ich 
schreibe  der  annoch  difficultirenden  100,000  Scudi  halber  nacher 
Mailand  und  kann  dem  Herrn  General -Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissarius  dabei  unerinnerter  nicht  lassen,  dass,  wie  Derselbe  wohl 
weiss,  man  das  verwichene  Jahr  eben  von  der  aufgebrachten  Anti- 
cipation 50.000  Doppien  zu  diesem  Ende  angcAvendet  habe ;  sollte 
aber  mit  denen  100.000  Scudi  nicht  zurechtzukommen  sein,  so  müsste 
man  auf  neue  Anticipation  hiezu  antragen. 

Dass  der  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommis- 
sarius  sich  noch  ein  paar  Tage  länger  in  Mailand  aufgcdialten  habe, 
um  vornehmlich  mit  dem    Herrn  Senator  Conte  Polagnos  Ein-    und 


<)  Kriegs-A.,   Italien  1708;  Fase.  XI.  A2. 


342 

Anderes  in  Rechnungssachen  auszumachen,  daran  ist  gar  wohl  ge- 
schehen, dabei  aber  zu  wünschen,  dass  dadurch  Alles  solchergestalt 
ausgemacht  sein  möchte,  auf  dass  man  weiters  in  denen  Rechnungen 
kein  imbroglio   habe. 

Soviel  die  kleineren  Feudatarios  anbelangt,  muss  man,  was  auf 
dieselben  ausgeschrieben,  in  allweg  eiuzucassiren  trachten,  und  wann 
ja  kein  anderes  Mittel,  ihre  Quotam  zu  bekommen,  übrig,  da  die 
Güte  nichts  verfangen  wollte,  so  könnte  man  endlich  die  Regimenter 
Selbsten  dahinein  verweisen  oder  wohl  gar  dahin  verlegen. 

Was  der  Herr  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscommis- 
sarius  weiters  des  Herrn  Marquis  de  Prie  halber  obhabenden  Pieni- 
potenz und  Reichs-Commissariat  halber  anziehen  wollen,  wird  Derselbe 
freilich  von  Rom  aus  die  Sachen  nicht  ausmachen  können ;  ich  habe 
aber  geglaubt,  dass  hierinfalls  in  der  vom  Hof  allda  zu  Mailand 
angeordneten  Commission  eine  Vorsehung  geschehen  sei;  wann  es 
also  nicht  wäre,  so  müsste  von  sothaner  Commission  aus  in  dieser 
Materie  ein  Project  formirt  und  nacher  Hof  zu  weiters  abfassender 
Resolution  remittirt  werden. 

Auf  das  französische  Schreiben  habe  ich  weiter  nichts  zu  ant- 
worten, weilen  es  hier  oben  schon  geschehen  ist,  übrigens  aber  ist 
es  nicht  ohne,  dass  man  mir  von  Wien  geschrieben,  nacher  Italien 
zu  gehen.  Nachdem  aber  die  Campagne  dahier  noch  nicht  terminirt, 
man  auch  dato  nicht  weiss,  wann  es  sich  etwo  enden  dürfte,  so  wird 
es  wohl  zu  spät  und  mir  hiezu  keine  Zeit  übrig  sein,  wiewohlen  ich 
es  noch  nicht  gewiss  sagen  kann,  sondern  Alles  von  dem  Ausgang 
der  Campagne  dependirt. 

Schliesslich  habe  ich  zwar  wohl  gehofft,  gleichwohl  einmal  eine 
Tabelle  von  dem  Stand  der  darinnigen  Regimenter  zu  erhalten;  nach- 
dem es  aber  bis  anhero  nicht  geschehen,  so  will  ich  derselben  annoch 
gewärtig  sein  etc. 

333. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Bei  Ryssel,  25.  November  1708  ')• 

Nachdem  Euer  kaiserl.  Majestät  allergnädigste  Handschreiben 
vom  2.,  4.  und  24.  October  bis  aujetzo  wegen  Unsicherheit  der 
Strassen  zu  Brüssel  liegen  geblieben  und  die  Communication  je  länger 
je  beschwersamer  zu  werden  beginnt,  also  dass  ich  mein  Gegen- 
wärtiges auf  gerad  Wohl  fortlaufen  lasse,  einfolglich  ohne  Ziffer  an 
E.  k.  ^I.  zu  schreiben,  gar  nicht  rathsam  ist,  die  Zeit  aber  für  heute 

')  Kiiej?s-A.,  Kömisc-lies  Reich  1708;  Fase.   XI.  .03. 


343 

zu  kurz  und  nicht  zulassen  will,  meine  auf  Dero  obige  allergnädigste 
Befehle  bereits  verfasste  Antwort  vollends  in  Ziffer  überzusetzen,  so 
habe  Deroselben  hieniit  allein  den  allergehorsamsten  Empfang  avisiren 
und  mich  hiernächst  auf  dasjenige  allerunterthänigst  berufen  wollen, 
was  beigehender  Tagzettel  in  sich  enthalten  thut. 

334. 

An  den  Hofkrieg-srath.  Feldlager  bei  Ryssel, 
25.  November  1708  0- 

Einem  löbL  Mittel  habe  ich  mit  jüngster  Post  die  Nachricht 
ertheilt,  wasmassen  es  mit  denen  Werbgeldern  für  die  beiden  nach 
Spanien  abgangene  Regimenter  seine  vollkommene  Richtigkeit,  und 
ich  gegen  Extradirung  meiner  Quittung  die  Wechselzettel  bis  auf  die 
Osnabrück'schen  Recruten,  weilen  man  über  deren  Stand  und  be- 
schehene  Einschiffung  annoch  keine  Verlässlichkeit,  dann  die  Fouriere, 
Musterschreiber,  Feldscherer  und  Fourierschützen,  worauf  sie  kein 
Werbgeld  bezahlen  wollen,  ich  aber  darob  beständig  beharre  und  es 
unablässig  pressiren  werde ,  wirklich  empfangen ,  bei  Einlieferung 
derenselben  aber  man  mir  conditionem  sine  qua  non  gemacht  habe, 
dass  sothane  Grelder  immediate  zu  Formirung  zwei  anderer  Regimenter 
verwendet  werden  sollten. 

Wie  ich  nun  hiernächst  unterm  7.  de  currentis  dieses  Mittels 
Herrn  Vice-Präsidentens  Excellenz  erinnert,  dass  ich  dahier  einen  s-ar 
wackeren  und  tapferen  Officier  gefunden  habe,  welcher  Hoffnung  hätte, 
zu  Aufwerbung  eines  ersagter  beider  Regimenter  von  des  Herrn 
Markgrafen  von  Anspach  Liebden  einen  alten  Bataillon  Grenadiers 
zu  tiberkommen,  der  in  600  Mann  mit  Ober-  und  Unterofficiers  be- 
stehen und,  wie  ich  glaube,  ohne  oder  doch  um  ein  geringes  Werb- 
geld zu  erhalten  sein  würde :  so  habe  ich  mit  diesem  Officier  darüber 
weiters  geredet  und,  angesehen  derselbe  bei  hiesiger  Belagerung,  wo 
er  als  Tranchee-Major  beständig  gedient,  ungeachtet  er  zweimal  ver- 
wundet worden  ist,  sich  dergestalt  signalirt  und  eine  besondere  Kriegs - 
Experienz  und  Bravour  erwiesen  hat,  dass  ich  zu  Ihro  kaiserl.  Majestät 
Dienste  zu  sein  erachte:  wann  man  mit  ihm  auf  leideutliche  Con- 
ditiones  zusammenkommen  könnte,  es  nicht  nur  nicht  zu  unterlassen, 
sondern  um  ihn  in  der  Werbung  umsomehr  auzueifern  und  eine 
leichtere  Capitulation  zu  schliessen,  denselben  unter  einsten  zum 
Greneral- Wachtmeister  zu  declariren,  wozu  er  ohnedem  in  gradu  promo- 
tionis  steht. 


«)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  Gl. 


344 

Wie  nun  dieser  Officier  der  Christ  von  Seckendorff  ist.  der 
bei  obgedachtem  Herrn  Markgrafen  von  A  n  s  p  a  c  h  Liebden  ein 
Regiment  zu  Fuss  hat,  so  hei  hiesiger  Armee  sich  befindet  und  der 
best-  und  schönsten  eines  ist,  als  hat  er  mir  hierauf  beigehendes 
Project  einer  Capitulation  'j  eingebracht.  Ich  aber  habe  ihm  darauf 
geantwortet,  dass  ich  dasselbe  nacher  Wien  remittiren  und  von  da  das 
Weitere  darüber,  um  ihn  zu  verbescheiden  und  das  Fernere  mit  dem- 
selben auszumachen,  erwarten  wollte ;  inraassen  ich  dann  auch  in  dieser 
Sache  für  mich  allein  nichts  habe  thun,  sondern  Einem  löbl,  Mittel 
hievon  darum  Communication  geben  wollen,  auf  dass  mir  Dasselbe 
über  einen  jeden  Punct,  besonders  wie  zu  I.  k.  M.  Dienst  am  besten 
sothaue  Capitulation  zu  schliessen  wäre,  über  gehöriger  Orten  abgefor- 
derten Bericht  das  Eigentliche  erinnern  möchte,  um  dass  man  sodann 
dahier  mit  ersagtem  Herrn  Obristen  die  Sache  obgedachtermassen 
ausmachen  und  der  Werbung  einen  unverlangten  Anfang  geben  könnte, 
im  Fall  man  nicht  etwo  inzwischen  wegen  der  Franken  zum  Schlüsse 
jrekommen  und  dieserhalb  favorablere  Conditiones  erreicht  haben  möchte. 

Soviel  aber  vorangezogenes  Project  angeht,  wäre : 

ad  P'"  bei  dem  Termino  der  Stellung  5  bis  höchstens  6  Monate 
zu  setzen. 

ad  2"™  Weilen  I.  k.  M.  das  Uber-Gewehr  abzureichen  pflegen,  so 
könnte  man  anstatt  der  begehrten  45  fl.  auf  36  bis  38  fl.  für  jeden 
mit  völliger  Montur  stellenden  Mann  antragen. 

ad  3»"'  Ist  es  billig. 

ad  4"'"  Glaube  ich,  dass  man  die  verlangenden  Quartiere  nach 
dem  effectiven  Stand  in  Bayern  anweisen  könnte. 

ad  5""^  Muss  die  gewisse  Zahl,  wie  viel  auf  einmal  von  der  wer- 
benden Mannschaft  assentirt  werden  sollten,  benennt  werden. 

ad  6"™  Lasse  ich  dem  Gutbefinden  Eines  löbl.  Mittels   über. 

ad  7"""  Wäre  der  Obriste  dahin  gebunden,  dass  derselbe  so  viele 
Leute,  als  er  Geld  empfangen,  stellen  müsste. 

ad  8'""  Könnte  man  endlich  geschehen  lassen,  was  alte  vor  einem 
und  mehr  Jahren  desertirte  Leute  betrifft ;  was  aber  erst  diesen  Winter 
durch-  und  zu  ihm  gehen  möchte,  sollte,  und  particulariter  die  von 
denen  kaiserlichen  Kegimentern,  anzunehmen  verboten  sein,  und  könnte 

ad  9"°*  eben  nicht  sein,  solange  die  Anwerbung  der  Land-Recruten 
in  denen  Erbländern  nicht  vollendet  sein  würde. 

ad  10'^'"  Hätte  es  ratione  der  Privilegien,  P^molumente  und  Frei- 
lieiten  sein  Bewenden.  Was  aber  die  Reduction  anbelangt,    wann    der 

'j   Kricgs-A.,  Nir-dfilaiule  1708;  Fase-.  XI.  ad  Ol. 


345 

Obriste  den  Bataillon,  von  dem  ich  liieroben  J\leldun<2^  «^ctlian,  liergel)en 
Tviirde,  könnte  man  ihm  endlich  eine  gev^Msse  Zeit,  unter  welcher  das 
Regiment  nicht  reducirt  werden  sollte,  einstehen. 

ad  ir"'"Muss  eben  dieses  die  Ursache  sein,  dass,  wann  der  Ba- 
taillon umsonst  gestellt  wird,  man  mit  ihm,  Obriston,  auf"  das  Regi- 
ment capitulire,  und  zwar  umsoniehr,  als  ohnedem  Verschiedene  vor- 
handen, die   bereits  300  bis  400  Mann  gratis  zu  stellen  ofFerirt  haben. 

ad  12"™  Wird  ihm  darum  in  seiner  Disposition  gelassen  werden, 
um  dass  er  ein  umso  geringeres  Werbgeld  annehmen  sollte. 

ad  13'*™  Wäre  zwar  meine  Meinung,  da  er  ohnedem  in  gradu 
promotionis  steht  und  Avidrigens  sehr  disgustirt  werden  würde,  ihn  mit 
diesem  Avancement  zu  begnaden;  es  ist  aber  kein  Punct,  so  der  Capi- 
tulation  zu  inseriren  wäre. 

Worüber  dann  Ein  löbL  Mittel  mir  umso  ehender  das  Fernere 
erinnern  wolle,  als  der  König  Augustus  Alles  anwendet  und  sehr 
favorable  Conditiones  offerirt,  diesen  Officier  in  seine  Dienste  zu  bringen, 
solchemnach  nicht  zu  verantworten  wäre,  wann  dickberührter  Obrist 
von  S  ecken  dor  ff  unsererseits  vergeblich  aufgezogen  und  anmit 
andei'seits  seines  Glückes  verlustio;t  würde.  Weo;en  des  einen  von 
diesen  Regimentern  aber,  wie  ich  in  meinen  von  Zeit  zu  Zeit  Abge- 
lassenen gemeldet,  könnte  man  ebenfalls  das  Behörige  ausmachen,  um 
dass  die  Werbungen  sogleich  angefangen,  einfolglich  auch  sothane  neu 
errichtende  Regimenter  mit  Anfang  der  Campagne  gestellt  und  sogleich 
zu  Diensten  gebraucht  werden  möchten. 

Was  hiernächst  der  Herr  General-FML.  Graf  Z  ollem  wegen 
richtiger  Anweisung  seiner  Wiuter-Monater  an  mich  geschrieben,  das 
zeigt  der  Original-Anschluss  des  Mehreren,  und  gleichwie  Einem  löbL 
Mittel  Selbsten  bekannt  ist,  dass  er  ausser  seiner  Gage  sonsten  nichts 
zu  subsistiren  habe,  also  finde  ich  sein  Begehren  umsoviel  billiger, 
und  Ein  löbl.    Mittel   wolle  dahero  das  Weitere  zu  verfügen  belieben. 

Endlichen  bittet  der  Hauptmann  Eger  mn  die  durch  Absterben 
des  aggregirten  Wienerischen  Stadt-Guardi  Hauptmanns  von  Z  ö  p  p  e  1 
vacirende  Charge.  Ich  habe  Einem  löbl.  Mittel,  mich  hierüber  zu  in- 
formiren,  schon  einmal  erinnert,  will  solchemnach  von  Demselben  Dessen 
Bericht  demnächst  gewärtig  sein. 

Schliesslichen  repetire  Einem  löbl.  Mittel,  auf  die  Rimonta  und 
Recrutirung  der  hiesigen  Regimenter  zu  reflectiren  und  hiernächst 
auch  auf  die  in  Italien  gleichermassen  zu  gedenken,  da  zuvörderst 
man  mich  berichtet,  dass  allda  der  dazu  verhoffte  Fundo  solchen 
Schwierigkeiten  unterworfen,  dass  darauf  wenig  Hoffnung  zu  machen 
sei;  wann  aber  hiernächst  das  päpstliche  Unwesen   zu  keiner  weiteren 


346 

Weitläufigkeit,  sondern  vielmehr  zu  einem  Vergleich  kommen  sollte, 
so  wolle  Ein  löbl.  Mittel,  wie  ich  schon  einmal  darvon  geschrieben 
habe,  dahin  antragen,  dass  aus  der  Lombardie  ein  Regiment  zu  Pferd, 
und  benanntlichen  das  Breunerische  und  ein  anderes  aus  dem  Neapoli- 
tanischen, wann's  daselbst  anders  möglich  wäre,  zeitlich  heravisgezogeu 
werden,  um  dieselben  zur  künftigen  hcraustigeu  Kriegs-Operation  ge- 
brauchen zu  können.  Womit. 

335. 

An  den  Hofkrieg-srath.  Feldlag-er  bei  Lille,  25.  November  1708 '). 

Eines- IöIjI.  Mittels  an  mich  erlassene  drei  Schreiben  vom  2.  und 
3.  dieses  sind  mir  anjetzo  zukommen,  weilen  dieselben  wegen  Unsicher- 
heit der  Communication  zu  Brüssel  liegen  geblieben  und  ehender  nicht 
haben  durchgebracht  werden  können. 

Soviel  nun  dasjenige  anlaugt  was  mir  Ein  löbl.  Mittel  zu  meinem 
weitereu  Unterricht  über  das  romanische  Wesen  hat  coiumuniciren 
wollen,  darüber  habe  ich  in  Antwort  nichts  Anderes  anzurücken, 
als  dass  ich  Eines  löbl.  Mittels  abgefasste  und  an  Ihro  kaiserl. 
Majestät  hinaufgegebene  Referata  als  wohl  eingerichtet  zu  sein  hicmit 
gänzlich  approbire,  dabei  aber  zu  melden  vor  nöthig  erachte,  dass 
dasselbe  wegen  Rimontir-  und  Recrutirung  der  in  Italien  stehenden 
Cavallerie  in  allweg  geflissen  darob  sein  wolle,  damit  diese  allda  durch 
aufbringende  Auticipation  oder  sonsten  richtig  gestellt  und  die  hiezu 
erforderlichen  Mittel  auf  ein-  oder  andere  Weise  ausfindig  gemacht 
werden,  gleichwie  ich  hierüber  selbsten  bereits  vor  einigen  Wochen 
und  erst  kurzhin  äbermalen  dahier  an  seine  Gehörde  mit  allem  Nach- 
drucke geschrieben  habe;  wobei  ich  Einem  löbl.  Mittel  hiemit  nocli- 
malen  repetire,  was  ich  Demselben  ebenfalls,  und  zwar  erst  mit  letzterer 
Post  wegen  Herausziehung  zweier  Regimenter  zu  Pferd  erinnert  habe, 
dem  ich  hiemit  weiters  beirücke,  wann  zu  Beilegung  des  romanischen 
Unwesens  ein  Anschein  wäre,  auch  die  Recruten  zu  denen  Regimentern 
zu  Fuss  zeitlich  hineinbefördert  und  diese  completirt  würden,  dass 
Ein  löbl.  Mittel  auf  diesen  Fall  über  obige  zwei  Regimenter  zu  Pferd, 
auch  auf  ein  oder  zwei  Regimenter  zu  Fuss,  um  selbe  ebeumässig 
herausgehen  zu  lassen,  den  Antrag  machen  könnte. 

Wegen  der  beiden  neu  aufrichtenden  Regimenter  liabe  ich  eben 
nichts  Anderes  anzuziehen,  als  was  ich  erst  mit  letzterer  Post  erinnert 
habe,  und  wann  solchemnach  mit  denen  fränkischen  Truppen  man 
noch  nicht  zurechtkommen  wäre,  oder  die  Sache  in  eine  Weitläufigkeit 

')  KriHgs-A.,   K.•.lllis(•h(^H   Reich  1708;  Fase.  XI.  49. 


347 

sich  ziehen  sollte,  so  findete  ich  zu  Ihro  Majestät  Dienst  keine  vor- 
träglichere Capitulation,  als  diejenige,  so  ich  von  dem  Herrn  Obrist 
S  eckender  ff  überschickt  habe,  insonderheit,  wann  man  den  alten 
angemerkten  Bataillon  gratis  überkommen  könnte. 

Die  Nachricht  von  dorn  Recrutenwesen,  dessen  mich  Ein  löbl.  Mittel 
getröstet,  bin  ich  umsomehr  gewärtig,  als  ich  es  zu  meiner  Dircction 
höchst  nöthig  hätte,  und  zwar  vornehmlich  darum,  weilen  verschie- 
dene Particulares  den  Bericht  haben,  dass  für  heuer  zu  denen  Rimonta- 
Pferden  auch  die  Mannschaft  von  denen  Ländern  gestellt  worden  solle. 

Den  Vorschlag  wegen  Verleihung  der  vacanten  Thürhüterstelle 
approbire  ich  hiemit  solchergestalt,  dass  dem  Andrä  Märkhl  dieselbe 
conferirt  werden,  der  Johann  Richter  sodann  diesem  in  der  Kanzlei- 
dienerstelle succediren,  mein  gewester  Bedienter,  der  hiesige  Feld- 
kriegskanzlei-Diener Adam  Baumeister  aber,  welcher  ohnedem  das 
Jurament  schon  abgelegt,  interim  mit  der  Heizersbesoldung  anstatt  des 
ausser  Stand  zu  dienen  sich  befindlichen  Kanzleidieners  Mathiä 
Schwertfeger  an-  und  hineingenommen,  der  Andreas  Kraus  aber 
in  Ansehung  seiner  bei  dem  Herrn  Hofkriegsrath  und  Referendario 
Locher  schon  einige  Jahre  her  geleisten  Dienste  als  Heizer,  jedoch 
bis  zur  wirklichen  Apertur  dermalen  ohne  Besoldung  angestellt  werden 
solle;  allermassen  dann  auch  Ein  löbl.  Mittel  die  behörigen  Expedi- 
tiones  darüber  auszufertigen  anbefehlen  wolle. 

Schliesslichen  remittire  an  Ein  löbl.  Mittel,  was  der  Herr  Obrist- 
wachtmeister  S  z  e  k  e  1  y  i  über  die  Promotion  des  Herrn  Obristwacht- 
meisters  Suhajda  an  mich  geschrieben  hat.  Es  ist  nicht  ohne,  dass 
er  älter  als  der  Letztere  sei,  nachdem  aber  dieser  in  der  Wirklichkeit 
und  schon  einige  Jahre  bei  dem  Regiment  o-estanden,  auch  ein  wackerer 
Officier  ist,  so  wäre  es  wider  die  Ordnung,  wann  man  dem  ersten, 
der  nur  aggregirt  war,  dem  letzteren  hätte  vorziehen  sollen.  Wie  es 
aber  auch  die  Politique  erfordern  will,  dass  man  bei  gegenwärtigen 
Conjuncturen  die  getreuen  Ungarn  recompensire,  so  lasse  ich  Einem 
löbl.  Mittel  über,  ob  man  ihm  den  blossen  Charakter  eines  Obrist- 
lieutenants  mit  der  jetzo  geniessenden  Obristwachtmeisters-Gage  con- 
feriren  könnte.  Womit  etc. 

336. 

An  den  FML.  Grafen  Harrach.  Bei  Ryssel,  25.  November  1708  ')• 

Meines  Herrn  General-Feldmarschall- Lieutenants  vom  3L  Octobris 
erhalte  erst  anjetzo  und  bedanke  mich    für  die  in  Ein-  und  Anderem 


<)  Kriegs-A.,  Itaüeu  1708;  Fase.  XI.  46. 


348 

ji^egebenen  Xachrichten,  insonderheit  aber,  dass  Derselbe  von  des 
Feldniarschall  Herrn  Grafen  Dann  ExccUenz  in  dem  Mailändischen 
zuriiekgeUisseu  Avorden  sei.  Mein  Herr  Genej  al-Fcldmarschall-Lieutenant 
wird  Selbsten  die  Nothdurft  erkennen,  dass  allda  ein  General  habe  be- 
stellt werden  müssen,  welcher  bei  dem  weiteren  Abmarsch  der  Truppen 
in  das  Ferraresische  mit  guter  Vigilanz  und  Vernunft  bei  gegen- 
Av artigen  Conjuncturen  auf  Alles  genaue  Obsicht  habe. 

^Vas  sonsten  meines  Herrn  General-Feldmarschall -Lieutenants 
l'artieular-Verlangen  betrifft,  kann  ich  zwar  von  dem  Künftigen 
nichts  \'erlässliches  sagen,  wann  es  aber  die  Occasion  sein  würde, 
so  kann  sich  mein  Herr  General-Feldmai'schall-Lieutenant  versichern, 
dass  ich  allezeit  eine  Freud  haben  werde,  Denselben  unter  meinem 
Commando  zu  sehen.  Womit  etc. 


337. 

An  den  Freiherrn  von  Zinzerling-.  Feldlager  bei  Lille, 
25.  November  1708'). 

Dass  Sie  an  der  glücklichen  Eroberung  Lille  unterm  2.  dieses 
einen  Theil  haben  nehmen  wollen,  dafür  bin  ich  Ihnen  höchlich  ver- 
bunden ixnd  erfreue  mich  zugleich,  dass  ich  von  Deroselben  was  zu 
sehen  überkommen  habe. 

Ich  wollte  wünschen,  was  das  königliche  Interesse  angeht,  dass 
ich  Kräfte  genug  hätte,  selbes  dergestalt  befördern  und  in  solchen 
Aufnahm  bringen  zu  können,  als  ich  es  nach  Pflicht  ohnedem  schuldig 
und  hiernächst  bereit  bin,  es  mit  williger  Darstreckung  Leib  und  Lebens 
zu  bewerken. 

Der  Vortheil,  so  Ihro  königl.  Majestät  mit  Reduction  Sardegna 
und  Porto  Mahone  zugewachsen,  ist  freilich  gross  und  von  so  mehrerer 
Importanz,  als  Sie  wohl  wissen,  dass  zwar  die  See-Potenzen  mich  von 
der  Ueberwinterung  einer  sufficienten  Squadra  versichert  hatten,  es 
wäre  aber  ohne  Eroberung  obgedachten  Porto  die  Hoffnung  allezeit  so 
gering,  dass  sich  wenig  darauf  zu  verlassen  gewesen. 

Die  über  die  königlichen  Anliegenheiten  formirten  Puncta  will  ich 
Ihnen  hiemit  auch   punctatim  beantworten,  und  zwar  was 

ad  1"™  die  Kecrutir-  und  Rimontirung  der  in  Catalonien  befindlichen 
ka'iserlichen  Truppen,  item  die  Churpfälzischen  betrifft,  hatte  ich,  was 
diesfalls  meinerseits  zu  disponiren  kommt,  um  meinen   zu  I.  königl.  M- 

')  Kriegs-A.,  S])anif'ii    1708:   Fase.  XI.  41. 


349 

Dienst  tragenden  Eifer  unisomehr  zu  erkennen  zu  geben,  noeh  vor 
etlichen  AVoelien  darauf  gedacht  und  nicht  nur  nacher  Hof  das  Behörige 
darüber  erinnert,  dass  nuxn  bei  obgewester  Austiieihmg  der  heuerigen 
Landrecruten  auf  die  in  Catah>nien  stehenden  vier  Regimenter  zu  Fuss 
zuvörderist  refieetiren  und  für  jedes  derselljcn  wenigstens  500,  ein- 
folglich  in  Allem  2000  Recruten  assigniren  solle,  sondern  auch  des 
Herrn  Grafen  Guido  von  Starb  ernberg  Excellenz  davon  behörigo 
Nachricht  gegeben  und  von  ihro  zu  wissen  verlangt,  wie  sie  die 
Uebernehm-  und  Einführung  ersagter  Recruten  zu  disponiren  gedenken. 
Sie  haben  gar  Recht,  dass  zur  Bestreit-  und  Bezahlung  dieser  Recruten 
ein  Fundo  erzeugt  und  unverlangt  richtig  gestellt  werden  müsse, 
allermassen  ich  hievon  nicht  nur  bereits  mit  dem  Mylord  Duc  geredet, 
sondern  auch  dem  Herrn  Grafen  von  Gallas  davon  parte  gegeben, 
um  dass  auch  dieser  sothane  Werbgelder  seinesorts  in  loco  pressire, 
welches  Sie  nicht  weniger  Ihrerseits,  einfolglich  gesamniter  Hand  thun 
wollen,  und  dient  Ihnen  zur  Nachricht,  dass  für  einen  derlei  stellenden 
Recruten,  weilen  sich  seithero  mehrere  Difficultäten  erzeigt,  zum 
wenigsten  24  bis  30  Species-Thalei-,  wann  man  sich  doch  zu  einem 
Mehreren  nicht  verstehen  wollte,  zu  bezahlen,  item  wegen  des  Trans- 
ports alle  Richtigkeit  anzukehren  wäre. 

Wegen  der  churpfälzischen  Recruten  habe  ich  Nachricht,  dass 
deren  bereits  1000  Mann  gestellt  seien,  mit  dem  Ueberrest  aber  dürfte 
es  grosse  Beschwernussen  geben.  Es  beruht  aber  Alles  an  dem,  dass 
man  nicht  nachlasse,  unablässlich  zu  pressireu,  damit  dieselben  gehoben 
und  der  Herr  Churfürst  getrieben  und  animirt  werde,  das  Residuum 
gleichfalls  beizuschaffen. 

Des  Herbeville'schen  Regiments  halber  wäre  ich  der  Meinung, 
dass  in  loco  zuvörderist,  da  man  nach  Eroberung  Sardegna  die  Pferde 
von  dorten  haben  kann,  man  vor  einen  völlig  abgängigen  Dragoner 
auf  200  Thaler  accordiren  und  antragen  könnte. 

ad  2*^^^  Wäre  gut  und  zu  wünschen,  wann  I.  königl.  M.  von  Ihren 
eigenen  Truppen  6000  Mann  zu  Fuss  und  3000  Pferde  künftiges  Früh- 
jahr in  loco  in's  Feld  stellen  würden,  worüber  ich  mit  dem  Duc  de 
Marlborough  zu  reden  meinesorts  nicht  ermangeln  will,  und  Sie 
wollen  auch  Ihrerseits  umsomehr  darauf  insistiren,  als  Ihnen  die  Schwierig- 
keit und  dabei  sich  äussernde  Difficultäten  nicht  unbekannt  sein  werden. 
Ich  sorge  aber,  dass  von  ersagtem  Mylord,  wie  Sie  selben  Selbsten 
kennen,  niemalen  keine  positive  Antwort  zu  haben  sein  Averde,  sondern 
er  wird  seiner  Gewohnheit  nach  die  Sache  auf  die  Resolution  der 
Königin  und  des  Parlaments  verschieben,  dass  es  solchcmnach  allein 
dahin    ankommen    werde,    dass    Sie    in    loco    die    Nothdurft    mit  allem 


350 

Naclulnick  prcssiron  mUssten,  so  ich  meinerseits  von  hiev  aus  zu  secun- 
dircn  nicht  ermangeln  will. 

ad  3'"'"  Hat  es  mit  der  Magaziuirung  und  denen  Subsistenzgeldern 
fast  eine  gleiche  Bewaudtnuss  und  werde  ich  eben  auch  meinerseits  an 
Demonstriren,  Vorstellen  und  Unterreden  nichts  erwinden  lassen,  sorge 
aber,  dass  es  eben  nach  dem  Hof  von  England  werde  verschoben 
werden,  dass  also  auch  dieser  Punct  allda  in  loco  ausgemacht  werden 
muss.  So  will  ich  auch 

ad  4'"'"  die  Kothwendigkeit  repräsentiren,  dass  von  Seiten  Portugal 
die  angezogene  Diversion  in's  Werk  gesetzt  werden  möchte,  und  ich 
glaube,  dass  man  dieselbe  zu  versprechen,  keine  Difficultäten  machen 
werde;  die  P^xecution  dessen  aber  kommt  eben  dahin  an,  dass  in  loco 
durch  stetes  SoUicitiren  und  Pressiren  das  Werk  in  seine  Richtigkeit 
gestellt  werde. 

ad  5^"™  Kann  ich  nicht  umhin,  meine  innerliche  Vergnügung  zu 
bezeigen,  dass  nicht  nur  das  dortige  Ministerium,  sondern  die  gesammte 
Nation  zu  I.  köuigl.  M.  Bestem  eine  so  besondere  Inclination  verspüren 
lassen,  und  Avollte  wünschen,  dass  man  zur  Verstärkung  AUerhöchst- 
2cedachter  Seiner  königl.  Majestät  von  Seiten  Ihro  kaiserl.  Majestät  einen 
weiteren  Beitrag  zu  thun  vermögte.  Wie  Ihnen  aber  zur  Genüge  bekannt, 
so  hat  man  diesesorts  nicht  nur  allein  bereits  Alles,  was  die  Kräfte  zu- 
gelassen, sondern  noch  ein  Mehreres  gethan. 

Wcffen  eines  wolfenbüttelischen  Renfort  habe  ich  noch  vor  einem 
Jahr  pressirt  und  die  Nothdurft  hierin  gehandelt;  es  Avar  aber  nichts 
zu  erhalten,  mithin  kommt  es  auf  I.  königl.  M.  selbsten  an,  welche 
wegen  der  nahen  Anverwandtschaft  mit  diesem  Herzog  das  Benöthigte 
Selbsten  auszumachen  haben,  nicht  zweifelnd,  dass  auch  derselbe  in 
Ansehung  dessen  I.  königl.  M.  nach  seinem  Vermögen  mit  Mannschaft 
an  die  Hand  zu  stehen  nicht  unterlassen  werde. 

Wie  die  Sachen  übrigens  dahier  beschaffen,  remittire  ich  mich 
auf  das  dem  Herrn  Grafen  von  Gallas  einschickende  Journal, 
Womit  etc. 

338. 

An  den  General-Kriegscommissär  Grafen  ScMik.  Vor  Ryssel, 
25.  November  1708  ')• 

Euer  Excellenz  wertheste  Zeilen  vom  15.  dieses  haben  mich 
umsomehr  erfreut,  als  Sic  mich  nicht  nur  Dero  glückliche  Ankunft 
zu    Brüssel,    sondern    anncbst    auch    verständigt  haben,    dass    Sie    sich 

')  Kriegs-A.,  Niedeilandu   1708;  Fase.  XI.  78. _ 


351 

von  Tag  zu  Tag  mehrers  erholen,  woran  ieh  ob  meiner  gegen  Sie 
tragenden  unveränderlielien  Freundschaft  einen  nicht  geringen  Theil 
nehme. 

Was  Sie  mir  des  Thüngen'schen  Regiments  hall^cr  meklen,  dessen 
bin  ich  mit  Ihnen  gänzlichen  einstimmig,  und  ich  Avill  zwar  nicht 
unterlassen,  dem  Herrn  Feldmarschall  Freiherrn  von  Thiingen  in 
nachdrücklichen  Terminis  zuzuschreiben;  das  Meiste  aber  wird  sich 
bei  einer  genauen  Durchsuchung  und  Berechnvmg  mit  dem  Regiment 
hervorthun  und  hieruächst  des  Herrn  Fürsten  von  Holstein  Licbden 
aufgetragen  werden  müssen,  dass  sie  nach  der  vom  Hof  ergangenen 
Resolution  künftighin  von  denen  auf  das  Regiment  fallenden  Geldern 
Rede  und  Antwort  zu  geben,  einfolglich  zu  sehen  haben  werden, 
wann  sothane  Gelder  zu  Nutzen  desselben  nicht  employirt  werden 
sollten. 

Was  die  Fels-  und  Reising'schen  Commandirten  angeht,  weilen 
E.  E.  dermalen  in  loco  sind,  so  glaubte  ich,  dass  man  die  Berechnung 
auf  keine  Weise  in  das  Künftige  und  auf  die  lange  Bank  ziehen, 
sondern  dieselbe  aufs  Genaueste  nach  Recht  und  Billigkeit  vornehmen 
lassen  sollte,  massen  ich  gar  nicht  gewillt  bin,  nach  dem  Verdienen 
die  Demonstration  zu  versparen,  einfolglich  zum  weiteren  Sündigen 
und  von  einer  in  die  andere  Unrichtigkeit  zu  verfallen  Ursache  zu 
geben. 

Dass  die  Hildesheim'schen  Gelder  eingegangen,  habe  ich  auch 
meinesorts  voi'hin  schon  gewusst,  gleichwie  E.  E.  aus  meinen  Ihro 
inzwischen  Zugekommenen  des  Mehreren  unbeschwert  ersehen  haben 
werden,  dem  ich  dann  hiemit  nochraaleu  beirücke,  wann  es  durch 
E.  E.  beiwohnender  Dexterität  anders  möglich  wäre,  dass  nicht  nur 
der  grosse  und  kleine  Stab  auf  ihre  Sommer  -  Erforderniss  bezahlt, 
sondern  auch  denen  Regimentern  selbst  mit  wirthschaftlicher  Ueber- 
machung  eines  Wechsels  Geld  gegeben  werden  möchte,  und  sage  ich 
Ihnen  hiernächst  den  schuldigen  Dank,  dass  Sie  meine  Forderniss  in 
particulari  anzuweisen  sich  beliebt  haben. 

Was  den  von  Wien  angelaugten  Courier  anbetrifft,  ist  es  nicht 
ohne,  dass,  wie  die  Conjuncturen  jetzo  beschaffen  und  Sie  in  loco  am 
besten  wissen  werden,  durchzukommen  sehr  beschwerlich  sei. 

Ich  weiss  dahero  auszuhelfen,  kein  anderes  Mittel,  als  dass  man, 
wann  anders  die  Posten  weitershin  noch  laufen  würden,  mit  der  ohne- 
dem abgehenden  Ordinari  die  mitgebrachte  Expedition  unter  einsten 
remittire.  Sollte  nun  darinnen  wegen  der  winterlichen  Unterbringung 
der  Regimenter  was  begriffen  sein,  so  können  sich  E.  E.  versichern, 
dass    ich    Deroselben    nicht    nur    unverlangte    Communication    darvon 


352 

tlniii.  öondern  auch  das  Werk  an  sich  selbsten  mit  Ihnen  weiters 
conccrtiren  werde,  zu  welchem  Ende  dann  Dieselbe  sehr  wohl 
gedenken ,  bei  Ilirer  guten  Theil  schon  erhaltenen  Restitution  zu 
Brüssel  zu  verbleiben. 

Es  ist  nicht  ohne,  dass  ich  geglaubt  habe,  um  denen  Regimentern 
nach  Kräften  zu  assistiren,  die  bewussten  englischen  Gelder  anzugreifen; 
da  aber  die  iSache  scithero  in  einen  anderen  Stand  gekommen  und 
man  mir  cum  protestatione  conditionem  sine  qua  non  gemacht  hat, 
wann  nuin  ersagte  Gelder  zu  Aufrichtung  zweier  neuen  Regimenter 
nicht  appliciren  sollte,  ich  auch  dagegen  meine  Parola  impegniren 
müssen,  so  sind  mir  nun  die  Hände  gebunden,  dass,  wann  ich  auch 
schon  wollte,  mit  diesen  Geldern  ein  Anderes  nicht  disponiren  möge, 
ob  mir  freilich  gar  Avohl  wissend  ist,  dass  sonsten  kein  Fundus,  wo 
etwas  zu  erhalten,  vorhanden  sei. 

Ich  habe  des  winterlichen  Unterkommens  halber  für  die  kaiser- 
lichen Regimenter  zwar  discursive  mit  dem  Mylord  Duc  gesprochen, 
und  da  mir  die  Unsicherheit  der  Posten  aber  nicht  zulasset,  E.  E, 
iiiervon  viel  zu  sagen,  so  muss  ich  wider  meinen  Willen  präscindiren, 
Deroselben  in  dieser  Materie  was  Weitläufiges  zu  melden,  und  zwar 
umsomehr,  als  ohnedem  die  gegenwärtigen  Conjuncturen  also  beschaffen, 
wo  man  ein  dergleichen  Werk  mit  keiner  Verlässlichkeit  noch  abfassen 
kann:  die  Praecaution  aber,  die  Sie  mir  bei  Auseinandergehung  der 
Armee  anmerken,  will  ich  ad  notam  zu  nehmen  nicht  ermangeln. 

Euer  Excellenz  judiciren  gar  vernünftig,  dass,  wann  nur  baares 
Geld  zu  Händen  gebracht  werden  könnte,  man  endlich  noch  wohl 
finden  dürfte,  wie  maii  sich  den  Rest  des  Winters  durchfressen  möchte; 
ich  falle  Ihnen  also  bei ,  dass  es  nothwendig  hierauf  ankommen  und 
man  bei  so  bcAvandten  Umständen  trachten  müsse,  dergleichen  auf- 
und  zusammenzubringen.  Hierinfalls  nun  zurecht  zu  kommen,  wären 
die  bewussten  beiden  Abgeordneten,  item  das  bekannte  Stift  und  allen- 
falls, wo  man  was  zu  erhalten  glaubt,  positive  zu  drohen,  dass  man 
unmittelbar  kommen  und  die  Quartiere  beziehen  werde,  um  diese 
Leute  dadurch  umsomehr  zu  bezwingen,  dass  mau  von  ihnen  an  Baar- 
schaft  desto  grössere  Sunmien  ziehen  möge,  nachdem  sie,  um  sich  von 
denen  Quartieren  zu  befreien,  wann  sie  sehen  werden,  dass  es  Ernst 
sei,  desto  grössere  Offerte  thun  werden ;  dann  soviel  ich  E.  E.  weiters 
sagen  kann,  so  dürfte  es  mit  Abreichung  von  Brod  und  Fourage,  wie 
ich  in  etwas  schon  verspürt  habe,  keine  Difficultät  haben. 

Sonsten  ist  mir  an  E.  F.  von  dem  Stift  llildesheim  kein 
Schreiben  zukommen,  massen  ich,  wann  mir  deren  eines  eingeloffen 
wäre,   F.  F.  selbes  sogleich  zugeschickt    haben   würde;  sollte   es    aber 


353 

auf  der  Post  sich  befunden  haben,  so  würde  von  dem  hiesigen  Post- 
meister ein  Gleiches  bewerkstellig't  worden  sein. 

An  unseren  Proviant-Ausstand  habe  ich  niemalen  gedacht,  den 
geringsten  Nachlass  zu  thun;  was  Sie  mir  aber  wegen  der  machenden 
Prätension  des  auf  unserem  Marsche  nacher  Ath  gereichten  Proviants 
und  Fourage  melden,  finde  ich  mit  nichten,  dass  wir  Eines  und  das 
Andere  zu  bezahlen  schuldig  sein  sollten. 

E.  E.  muss  ich  hiernächst  anziehen,  dass  ich,  wie  Ihnen  nicht 
unbekannt  sein  kann,  für  die  von  der  Krone  England  vor  einigen 
Jahren  nach  Italien  vorgeschossene  Summa  Geld  quittirt  habe,  derge- 
stalt jedoch,  dass  nach  gepflogener  Berechnung  und  Richtigkeit  sothane 
meine  Quittung  hinwiederum  retiriren  sollte.  Nachdem  aber  bis  auf 
diese  Stunde  ich  dieselbe  nicht  habe  erhalten  können  und  nicht  gern 
wollte,  dass  die  Sache  in  weiterer  Unrichtigkeit  verbleibe,  und  ich 
etwo  damit  heute  oder  morgen  angesprochen  werden  möchte,  so  habe 
ich  E.  E.  hiemit  ersuchen  wollen,  hierüber  die  weitere  nachdrückliche 
Verordnung  auszustellen. 


P.  S. 

Auch,  nachdem  unsere  Kranken  und  Blessirten  ohne  Kreuzer 
Geld  gestanden,  so  war  ich  gezwungen,  dahier  439  Doppien,  mit  ein- 
gerechnet den  9  7;^  darauf  accordirteu  Agio,  wovon  E.  E.  der  Herr 
Proviant-Obristlieutenant  Harrucker  ein  Mehreres  berichten  wird,  zu 
anticipiren,  und  da  ich  solches  Geld  auf  keine  andere  Weise  über- 
kommen können,  unter  meiner  Hand  Wechsel-Briefe  zu  extradiren. 
Wann  sie  also  Deroselben  zukommen  werden,  so  wollen  Sie  unschwer 
belieben,  es  sogleich  bezahlen  zu  lassen.  Von  diesem  Geld  nun  hat 
man  350  Doppien  für  ersagte  Kranke  und  die  übrigen  50  aber  für 
die  Fuhrwesens-Knechte,  da  sie  zwei  Monate  ohne  Geld  stehen,  ver- 
wendet. Und  weilen  man  dahier  weiters  fast  unmöglich  Geld  finden 
und  aufbringen  kann,  ohne  dass  man  nicht  obgemeltes  und  ein  noch 
höheres  Agio  bezahle;  so  wollen  E.  E.,  da  Sie  ohnedem  Niemanden 
finden  können,  der  Ihnen  hieher  Geld  übermachen  will,  zwar  die 
Gebührniss  der  Regimenter  und  des  Stabes  an  die  Cassa  anweisen, 
das  Geld  aber  daselbst  an  gedachter  Cassa  depositirter  behalten,  und 
allein  die  Entwürfe  anhero  überschicken,  damit  ein  Jeder  inzwischen 
wissen  möge,  was  er  zu  holen  habe,  einfolglich  bis  die  Communication 
offen,  oder  ein  anderes  Mittel  gefunden  werden  möchte,  sich  durch 
Credit,  oder  wie  man  kann,  helfen  möge. 

Feldzüge  des  Piiuzeu  Eugeu  v.   Savoyeu.  II.   Serie,  I.  Baud.  Siipplement-Hefl,    «o 


354 

339. 

An  den  Feldmarschall  Grafen   Maximilian  Ludwig-  Brenner. 
Bei  Ryssel,  25.  November  1708 '). 

Euer  Excelleuz  vom  3.  dieses  ist  mir  wohl  eingelofFen  und  erfreue 
mich  mit  Ihueu,  daraus  ersehen  zu  haben,  dass  Ihre  kaiserL  Majcstiit 
Dieselbe  mit  der  Feldmarschalls-Stelle  begnadet  und  E,  E.  die  Justiz 
angedeihen  lassen,  welche  Dero  langer  Dienst  und  bekannten  statt- 
liehen Meriten  verdient  haben.  Ich  aber  habe  ein  so  grösseres  contento 
daran,  als  ich  hierbei  die  Gelegenheit  gehabt,  E.  E.  im  Werk  zu  er- 
weisen, wie  unveränderlich  sei  etc. 

340. 

An  den  Hofkriegsratli  Thiell.  Feldlager  bei  Lille, 
25.  November  1708  ')• 

Des  Herrn  Hofkriegsraths  abermaliges  vom  7.  dieses  Avird  mir 
zurecbt,  und  was  mir  Derselbe  des  Herrn  Generals  Heister  halber 
meldet,  wie  endlich  sein  Gedanken,  die  Postirung  an  der  Gran  in 
die  Bergstädte  zu  formiren  imd  dem  Herrn  General  Palffy  das 
Commando  darüber  zu  überlassen,  und  dass  sodann  er  in  Person  mit 
denen  specificirten  Truppen  die  Rebellen  in  dem  Bakonyer-Wald  aut- 
suchen wolle,  finde  nicht  gar  uneben,  wann  er  nur  dieses  sein  Vorhaben 
nicht  etwo  seithero  wieder  geändert  haben  und  zu  sothaner  Postirung, 
wie  der  Herr  Hofkriegsrath  in  Seinem  Schreiben  weiters  meldet,  die 
Truppen  sufficient  und  genug  sein  möchten.  Es  wäre  zu  wünschen 
gewesen,  dass  derlei  Absehen  gleich  nach  der  glücklichen  Action  vor 
die  Hand  genommen  und  die  Zeit  mit  leerem  Herumlaufen  und  Bom- 
bardirung  Neuhäusel  nicht  vergeblich  verloren  worden  wäre,  wo  ich 
sonderlich  das  Letztere  umsoweniger  gut  heissen  kann,  als  ich  nicht 
weiss,  was,  ohne  Belagerung  Neuhäusel  zu  bombardiren  und  Munition, 
deren  wir  ohnedem  wenig  haben .  umsonst  zu  verschiessen ,  hätte 
heissen  sollen. 

Es  ist  eine  Schande,  dass  Ihre  kaiserl.  Majestät  in  Ihrem  Aller- 
höchsten Angesicht  gestattet,  dass  aus  Mangel  der  Fourage  Postirungen 
aufgehoben  und  dem  Feind  andurch  allenthalben  auszulaufen,  die 
Freiheit  gelassen  werde,  wo  doch  ganz  Oesterreich  mit  Fourage  an- 
gefüllt ist 

•)  Kriegs-A.,  Nieflerlande  1708;  Fase.  XI.  83. 
«)  Kriegs-A.,  Ungarii  1708;  Fase.   XI.   11. 


355 

Was  der  Herr  Hofkriegsratli  wegen  Zuriicklialtung  der  sieben- 
biirgischen  Recruten  und  deren  Verlegung  halber  meldet,  finde  ich 
meincsorts  nicht  uneben  zu  sein ;  dann  die  zwei  Regimenter,  so  man 
aus  gedachtem  Siebenbürgen  hat  abziehen  wollen,  bleiben  ohnedem 
darinnen,  und  ist  hiernächst  auch  gut,  dass  einige  Cavallerie  um  Fünf- 
kirchen, Silvios  und  der  Orten  verlegt  sei,  welche  das  Heisterische 
Vorhaben  facilitiren  und  diese  sowohl,  als  die  zu  Fuss  die  heurigen 
Recruten  nach  ihrer  Stellung  an  sich  ziehen  und  künftiges  Frühjahr 
in  corpore  zusammen  hineinmarschiren  können. 

Wann  der  Ali  Pascha  von  Temesvar,  nachdem  er  jetzo  zum 
Seraskier  von  Belgrad  ernannt  worden,  gegen  uns  noch  so  geneigt 
wäre,  als  vorhin,  so  könnte  man  sich  über  seine  Promotion  billig 
erfreuen ;  da  er  aber,  wie  mir  der  Herr  Hofkriegsratli  erst  jüngsthin 
berichtet,  sich  eines  ganz  widrigen  Gemüthes  zu  zeigen  anfangt,  hin- 
gegen aber  eine  gemeine  Sache  ist,  wie  mit  denen  Türken,  deren 
interessirtes  Gemüth  zur  Genüge  bekannt,  mit  Geschenken  Alles  zu 
richten  ist;  so  wäre  nicht  zu  unterlassen,  ihm,  wie  ich  jüngsthin  schon 
gemeldet  habe,  mit  einem  stattlichen  Präsent,  und  zwar  mehrers  als 
sonsten  gewöhnlich  ist,  zu  regaliren,  um  denselben  auf  unsere  Seite 
zu  bringen,  ein  folglich  durch  gute  Nachbarschaft  die  Türken  solcher- 
gestalten  zu  cultiviren,  dass,  wie  meine  Meinung  allezeit  dahin  geht, 
sie  zu  einer  Ruptur  den  geringsten  Prätext  oder  Anlass  nicht  haben 
mögen.  Und  hat  mich  nicht  wenig  zu  vernehmen  erfreut,  die  Resolution, 
so  der  türkische  Kaiser  mit  Abschaffung  aller  Rdkoczischen  Agenten 
von  Constantinopel  vorgenommen,  ja  der  Gross-Vezier  selbsten  auf 
dem  Sprung  gestanden  sei.  Es  dürfte  zwar  ohnedem  schon  geschehen 
sein,  ich  will  aber  nichtsdestoweniger  zum  Ueberflusse  den  Herrn  Hof- 
kriegsrath  erinnern,  dass  man  darüber  an  den  Tallman  zu  rescribiren 
hätte,  die  Porten  (Pforte)  bei  dieser  Resolution  zu  erhalten  und  dahin 
zu  vermögen,  dass  diesen  Leuten  kein  Gehör  mehr  gestattet  werde. 
Womit  etc. 

341. 

Bericht  an  den  Kaiser.    Oudenarde,  28.  November   1708 '). 

Nachdem  der  Feind  mit  dem  unter  dem  gewesten  Churfürsten 
aus  Bayern  zusammengesetzten  Corps,  gleich  Euer  kaiserl.  Majestät  aus 
meinem  allergehorsamsten  Tagzettel  mit  Mehrerem  allergnädigst  vorläufig 
ersehen  haben  werden,  Brüssel  wirklich  attaquirt  hatte,  wie  es  alle 
Kundschaften  versicherten,  hiernächst  aber  auch  ohnedem  die  Commu- 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fa.sc,  XI.  87. 

23* 


356 

nicatiüii  über  den  Eseaut  (Scheide)  einmal  hätte  eröffnet  werden  müssen ; 
so  bin  ich  mit  dem  Mylord  Duo  di  concerto  worden,  dass,  um  das  Erstere 
zu  succurriren  und  zu  diesem  Ende  auch  das  Letztere  zu  bewerken, 
da  zuvörderst  der  Feind  spargirt  hatte,  dass  er  uns  wegen  sothaner 
gesperrter  Communication  erhungern  wollte,  sowohl  er  mit  seiner  Armee, 
als  ich  mit  dem  grössten  Theil  der  unter  meinem  Commando  stehenden 
uns  zugleich  moviren  wollten,  so  auch  vergangenen  Sonntag  geschah. 
Da  aber  der  Weg  sehr  schlimm,  dass  die  Pontons  und  Anderes  nicht 
wohl  folgen  können,  hatte  man  die  Passage  des  Eseaut  erst  gestern 
ohne  weiteren  Verlust  glücklich  bewerkt.  Der  Feind  hatte  sich  so- 
gleich retirirt,  dass  es  solchemnach  zu  keiner  Hauptaction  kommen 
können;  man  hatte  jedoch  gleichwohl  über  eine  Stunde  seine  Arriere- 
Garde  verfolgt,  eine  ziemliche  Anzahl  Gefangene,  auch  Bagage  und 
etliche  Standarten  eingebracht,  und  ich  kann  E.  k.  M.  für  heute  die 
ausführliche  Relation  unmöglich  darüber  erstatten,  sondern  werde  es 
auch  durch  den  Grafen  C  z  o  b  o  r ,  den  ich  in  ein  zwei  oder  drei 
Tagen  nachschicke,  thun. 

Der  Mylord  setzt  heute  seinen  Marsch  auf  Brüssel  fort,  ich  aber 
kehre  den  Augenblick  wieder  zurück  nach  Lille,  E.  k.  M.  allergehor- 
samst  bittend,  dass  Sie,  weilen  mir  die  Zeit  ein  Mehreres  nicht  zu- 
lasset, in  keinen  Ungnaden  aufnehmen  wollen,  dass  Dieselbe  nicht  mit 
Mehrerem  allerunterthänigst  bediene.  Der  mich  übrigens  etc. 

342. 

An  den  Hofkammer-Präsidenten  Grafen  Gnndacker  Thomas 
Startieniberg".  Feldlag-er  bei  Lille,  29.  November  1708 '). 

Nachdem  ich  den  abgewichenen  Sonntag,  wegen  des  damaligen 
gählichen  Aufbruches  mit  einem  guten  Theil  der  unter  meinem  Com- 
mando -stehenden  Armee,  verhindert  war,  an  Euer  Excellenz  meine 
gegenwärtigen  Zeilen  abzulassen,  so  habe  ich  es  hiemit  bewerken  und 
Deroselben  durch  den  Anschluss  communiciren  wollen,  was  vor  eine 
Vorschrift  an  Ihro  kaiserl.  Majestät  ich  für  den  Herrn  Proviant-Obrist- 
lieutenant  H  a  r  r  u  c  k  e  r  allergehorsamst  eingeschickt  habe.  Die  Motive, 
so  mich  hiezu  bewogen,  ersehen  E.  E.  zwar  aus  obgedachtem  An- 
schlüsse; nachdem  aber  ersagter  Herr  Proviant-Obristlieutcnant,  solange 
er  noch  von  Hungarn  her  und  diesen  ganzen  Krieg  hindurch  bei 
denen  unter  meinem  Commando  gewesten  Armeen  gestanden,  sich 
solchergestalten   verhalten    und    nicht    nur    seine  Schuldigkeit,    wie    es 

')  Kriegs-A.,  Köiniaclies  Keieli    llOH;  Fase.  XI.   :")!). 


357 

dessen  aufliabende  Pliicht  mit  sich  bringt,  erwiesen,  sondern  auch  mit 
tag-  und  nächtliclier  Sorge  und  Mühe  bei  dem  obgewesten  Al)mangol 
der  Mittel  die  Proviantirung  durch  seinen  Credit  und  Fleiss,  soviel 
jemand  immer  miiglich  hätte  thun  können,  bestritten,  aiich  dem  Aorario 
grosse  Ersparniss  und  Wirthschaft  gemacht,  wie  es  seine  raehrereu- 
theils  gelegten  Rechnungen  erweisen  werden;  so  bin  ich  umsomehr 
schuldig,  mich  seinethalben  solchergestalten  zu  impegniren,  damit  ein 
so  getreuer  und  ehrlicher  Officier  auch  seine  billige  Consolation  über- 
kommen möge. 

"  Ersuche  solchemnach  E.  E.  hiemit,  Sie  wollen  demselben  auch 
Ihresorts  Dero  Gnadens-Protection  angedeihen  lassen,  auf  dass  ersagter 
Herr  Proviant  -  Obristlieutenant  durch  Dero  Vielvormögenheit  von 
I.  k.  M.  in  seinem  Gesuche  begnadet  werden  und  aumit  auch  diese 
meine  Vorschrift  ihren  Effect  erreichen  möchte. 

343. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel, 
30.  November  1708')- 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  ich  in  meinem  unterm  28.  aus 
Oudenarde  an  Dieselbe  nur  mit  Wenigem  in  höchster  Eile  aller- 
unterthänigst  abgelassenen  allergehorsamst  angemerkt,  dass  ich  den 
Grafen  C  z  o  b  o  r  mit  der  ausführlichen  Relation  über  die  Passage 
der  Scheide  hinachschicken  wollte.  Ich  bewerke  es  hiemit  allerunter- 
thänigst,  und  E.  k.  M.  wollen  solchemnach  allergnädigst  geruhen,  aus 
dem  anschliessigen  ausführlichen  Tagzettel  Ein-  und  das  Andere  des 
Mehreren  allergnädigst  zu  vernehmen. 

Was  aber  die  Abandonnirung  der  Belagerung  Brüssel  angeht, 
habe  ich  hievon  keine  andere  Nachricht,  als  was  mir  der  Mylord 
Duc  de  Marlborough  in  Eile  mit  einem  paar  Zeilen  erinnert  und 
ich  es  eben  auf  die  Weise  in  mein  Tagzettel  setzen  lassen.  Ich  zweifle 
aber  allergehorsamst  nicht,  obgedachter  Graf  C  z  o  b  o  r  werde  E.  k.  M. 
die  mehreren  Particularia  erzählen  können,  nachdem  ich  denselben 
mit  ersagtem  Mylord  gegen  gedachtes  Brüssel  habe  marschiren  lassen, 
mit  dem  Befehle,  dass  er  Alles  wohl  ad  notam  nehmen  und  allda 
meine  gegenwärtige  Expedition  erwarten  sollte. 

E.  k.  M.  kann  ich  nicht  genug  beschreiben,  in  was  Consternation 
der  Feind  nach  denen  von  allen  Orten  einlaufenden  einhelligen  Nach- 
richten  sich  befinden  solle,    von  welcher  zu  profitiren,  ich  meinesorts, 


<)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  91. 


358 

was  iinraei*  von  mir  dependirt,  gewiss  nicht  vergessen  werde,  umso- 
melir,  als  ohnedem  die  Belagerung  des  hiesigen  Citadells  nicht  lange 
mehr  dauern  kann  und  hiernächst  auch  die  Deputirten  im  Namen 
der  Herrn  Generalstaaten  darauf  dringen,  noch  diesen  Winter  zu 
unternehmen,  was  gegen  Gent  und  Brügge  zu  operiren  sein  möchte. 
Gleich  es  aber,  ohne  dass  ich  oder  der  Mylord  hier  verbleiben, 
unmöglich  zu  bewerken  sein  wird,  so  verlangen  dieselben,  dass  Einer 
von  uns  den  Winter  allhier  abwarten  und  sothane  Operation  vollführen 
sollte;  wogegen  wir  aber  replicirt,  gleichwie  sowohl  er  an  dem  könig- 
lichen, als  ich  an  E.  k.  M.  Hof  uothwendig  zu  thun  hätten  und  dahero 
sich  ein  Jedweder  zu  seinem  allerhöchsten  Haupt  in  aller  Unterthänig- 
keit  verfügen  müsste;  so  wollten  wir,  wann  Alles  vorbei  und  man  die 
winterliche  Postirung  einzurichten  anfangen  würde,  uns  mit  einander 
unterreden  und  dahin  verstehen,  dass,  wenn  es  möglich.  Einer  von 
uns  dahier  verbleiben,  der  Andere  aber  nacher  Haus  gehen,  jedoch 
in  etlichen  Wochen  wiederum  zurück  sein  und  den  Anderen  ab- 
lösen solle. 

Was  die  vorhabende  winterliche  Postirung  angeht,  kann  E.  k.  M. 
ich  zwar  noch  nichts  Positives  davon  melden,  ich  werde  aber,  wann 
man  die  Sache  einsmal  vornehmen  und  in  seine  Richtigkeit  setzen 
wird,  mich  mit  Dero  General-Kriegs- Commissario  Grafen  Schlik  sodann 
verstehen  und  nach  eingerichtem  Werk  an  E.  k.  M.  denselben  mit 
aller  Information  abordnen. 

Inzwischen  wäre  mein  unvorgreiflicher  Gedanken,  weilen  die 
Alliirten  stark  darauf  dringen,  dass  E.  k.  M,  und  die  churpfälzischeu 
Regimenter  dahier  beibleiben  sollen,  dass  zwar  erstlich  man  sich,  so- 
viel Dero  eigene  Regimenter  angeht,  in  etwas  spreizen,  um  dadurch 
von  ihnen  desto  mehr  zu  haben  und  folglich  dahin  antragen  solle, 
dass  E.  k.  M.  Truppen  nebst  der  Fourage  und  Brod  noch  ein  anderer 
Beitrag  gegeben,  hingegen  in  dem  Reich,  als  da  ist :  das  Cöln-,  Hildes- 
heimische und  andere  Landen,  wo  man  vorhin  geglaubt,  die  Winter- 
quartiere zu  nehmen,  beständig  androhen  solle,  dass  die  Truppen  gewiss 
dahin  anmarschiren  und  sich  allda  logiren  würden,  um  durch  dieses 
Mittel  diese  Stifte  und  Landen  dahin  zu  vermögen,  dass  sie,  um  sich 
der  Personal- Logirung  zu  befreien,  ihre  Offerta  von  sich  selbsten  desto 
mehr  erhöhen  müssen  und  man  auf  diese  Weise  zur  Subsistenz  ersagter 
Dero  Regimenter,  item  des  grossen  und  kleinen  Stabes  ein  namhaftes 
Stück  Geld  auf-  und  zusammenbringen  möge,  ohne  welchen  es  sonsten 
eine  so  grössere  Unmöglichkeit  wäre,  dass  dieselben  erhalten  und  zu 
Diensten  hinwiederum  in  Stand  gesetzt  werden  könnten,  als  sie  auch 
bei    dem   Erfolg    dessen    davon    allein    nicht    zu   sul)siätiren    vormögen. 


359 

Was  aber  liiernächst  die  Beibloibung  der  churpfälzischen  Truppen 
belangt,  steht  dahin,  ob  und  wessen  sieh  der  Herr  Churfürst  hierüber 
resolviren  werde;  auf  allen  Fall  aber  könnte  von  E.  k.  M.  derselbe 
zum  wenigsten  dahin  obligirt  werden ,  dass  die  in  Dero  Diensten 
stehenden  4000  Mann  dahier  verbleiben  raüssten,  gegen  der  ihm 
gebenden  Versicherung,  dass  dieselben  eben  denjenigen  Douceur  zu 
gemessen  haben  sollten,  welcher  E.  k.  M.  Truppen  /ai  Statten  kommen 
würde. 

Und  weil  übrigens  die  Alliirten  künftiges  Frülijahr  einen  grossen 
Effort  dahier  gegen  Frankreich  zu  thun  gedenken,  so  pressiren  sie 
mich,  dass  auch  von  Seiten  E.  k.  M.  ein  Gleiches  bewerkt  werden 
und  zu  dem  Ende  erstlichen  die  zwei  neu  errichtenden  Regimenter 
sogleich  formirt,  sodann  mit  zwei  alten  verwechselt  und  mit  noch 
einem  anderen  alten,  also  in  Allem  drei  Regimenter  zu  Fuss  und  noch 
zwei  Regimenter  zu  Pferd  gar  zeitlich  im  Frühjahr  anhergeschickt 
werden  möchten,  weilen,  wie  E.  k.  M.  auf  der  Alliirten  Pressiren  in 
meinem  Vorigen  allergehorsamst  angezogen,  jetzo  gleich,  bei  gegen- 
wärtig veränderten  Umständen,  einige  Truppen  anhero  zu  schicken, 
nicht  mehr  nöthig  ist. 

Ob  ich  nun  zwar  nicht  unterlasse,  hierauf  zu  remonstriren,  wie 
schwer  es  E.  k.  M.  fallete,  allenthalben  so  viel  Volk  abzuschicken 
und  zu  unterhalten,  so  wäre  ich  doch  dabei  der  allerunterthänigsten 
unvorgreiflichsten  Meinung,  dass  man  sich  dieser  Gelegenheit  in  allweg 
zu  bedienen,  Euer  kaiserl.  und  Ihro  königl.  katholischen  Majestät 
Allerhöchster  Dienste  Nutzen  und  Interesse  erfordere,  inmassen  mau 
auf  diese  Weise  mit  Einrechnung  der  würzburgischen  Truppen  und 
churpfälzischen  4000  Mann  ein  gar  considerables  Corps  zusammen- 
bringen, einfolglich  mit  so  höherer  Raison  von  E.  k.  M.  Anliegen- 
heiten  sprechen  und  zuvörderst  auf  die  Guarnirung  ein  und  anderen 
Platzes  unvermerkter  antragen  und  dadurch  denen  Holländern  bei 
erfolgendem  Frieden,  welche  fast  alle  Plätze  besetzt  haben,  ihr  Ab- 
sehen, ein  und  andere  davon  zu  behalten,  wohin  sie  einzig  und  allein 
abzielen,  unterbrochen  werden  könnte,  und  glaube  ich,  dass  E.  k.  M. 
die  Abschickung  sothaner  Regimenter  umso  leichter  würden  bewerken 
können,  als  es  bei  gegenwärtigen  Conjuncturen  ohnedem  das  Ansehen 
hat,  dass  es  mit  dem  päpstlichen  Unwesen  zu  seiner  Endschaft  kommen 
werde.  Sollte  es  nun,  wie  zu  hoffen,  geschehen,  so  habe  E.  k.  M.  zu 
Dero  allergnädigster  Reflexion  allergehorsamst  erinnern  sollen,  dass 
zuvörderst  bei  einem  derlei  errichtenden  Vergleich  unter  Anderem 
auch  stipulirt  werden  müsste,  dass  E.  k.  M.  allezeit  frei  sei,  durch 
das  Päpstliche  nacher  Napoli  und  von  dannen  wieder  zurück  Truppen 


360 

abzuschicken,  wie  viel  auf  einmal  in  corpore  passiren  und  in  was 
pretio  ihnen  der  Unterhalt  in  diesem  Territorium  abgereicht  werden 
solle.  Womit  etc. 

P.  S. 
Auch  allergnädigster  Kaiser  und  Herr  etc.  hat  mich  vorgemelter 
Graf  C  z  0  b  o  r  nachdrücklich  belangt,  dass  ich  in  gegenwärtiger  seiner 
Abschickung  ihn  mit  meinem  allerunterthänigsten  Vorwort  begleiten 
wollte,  so  ich  auch  demselben  umso  weniger  habe  abschlagen  können, 
als  er  sich,  soviel  mir  wissend  ist,  ziemlich  wohl  comportirt  und  zu 
wünschen  wäre,  dass  er  also  continuiren  möchte.  Es  war  ihm  zwar, 
da  er  eine  Blessur  empfangen,  ein  Unglück  zugestossen,  so  ihm  aber, 
accidentaliter  geschehen  ist.  Womit  ut  in  litteris. 

344. 
An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Lille,  30.  November  1708  ')• 

Einem  löbl.  Mittel  schliesse  ich  hiemit  an,  mit  was  für  einen  glück- 
lichen Success  wider  des  Feindes  ausgesprengte  Unmöglichkeit  man 
die  Scheide  den  27.  dieses  passirt  und  denselben  dadurch  obligirt 
hatte,  mit  einer  sobald  nicht  erhörten  präcipitanteu  Flucht  die  Bela- 
gerung Brüssel's  nach  Hinterlassung  mehrentheils  der  davor  gehabten 
Stück  und  Mörser  zu  abandonniren. 

Was  ich  hiernächst  aber  mit  dieser  Gelegenheit  an  Ihro  kaiserl. 
Majestät  schreibe,  das  zeigt  der  Anschluss  *)  ebenmässig;  Einem  löbl. 
Mittel  dienet  ein  guter  Theil  darum  zur  Nachricht,  zum  Theil  aber 
wolle  Dasselbe  seiuesorts  zu  pressiren  sich  vornehmlich  angelegen  sein 
lassen,  damit  der  ansuchende  Effect  darauf  erfolge.  Solohemnach  aber 
wäre  vornehmlich  die  Sache  wegen  der  hereinzuschicken  antragenden 
Regimenter,  wie  ich  Einem  löbl.  Mittel  schon  ein  und  anderes  Mal 
bereits  erinnert,  zu  pressiren,  in  Hoffnung,  dass  das  päpstliche  Unwesen 
bei  gegenwärtigen  Conjuncturen  seine  Endschaft  unfehlbar  erreichen 
werde  —  und  weil  es  auch  guten  Theils  an  dem  hanget,  dass  die  zwei 
neu  errichtenden  Regimenter  ohne  weiteren  Zeitverlust  aufzurichten 
Hand  angelegt  werde;  so  bin  ich  von  Einem  löbl.  Mittel,  sobald  nur 
immer  möglich,  hierüber  gewärtig,  was  es  der  französischen  Truppen 
halber  für  eine  Beschaffenheit  habe,  dann  ich  meinesorts  immer  auf 
der  Meinung  beharre,  dass  man  zu  Ihro  Majestät  Dienst  keine  nütz- 
lichere Capitulation  amplectiren  könnte,  als  diejenige,  so  ich  von  dem 

•)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XI.  92. 
*)  Siehe  die  vorhergelioiido  Ntninuer. 


361 

Herrn  Obristen    Seckendorff  eingeschickt  habe,   in  dem  Fall,  dass 
man  den  alten  Bataillon  gratis  überkommen  möchte. 

Dasselbe  mache  mich  Ein-  und  das  Andere,  sobald  es  möglich, 
wissen,  und  ich  thue  übrigens  wegen  Kürze  der  Zeit  nichts  Anderes 
beirücken,  als  dass  ich  sei  etc. 

345. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Ryssel,  2.  December  1708  0- 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  ich  unterm  25.  passato  den  Empfang 
Dero  unterm  2.,  4.  und  22.  October  an  mich  abgelassenen  allergnä- 
digsten  Handschreiben  allerunterthänigst  berichtet  und  anbei  zu  Dero 
allergncädigsten  Nachricht  angemerkt,  wasmassen  sothane  Dero  Schreiben 
wegen  Unsicherheit  der  Strasse  zu  Brüssel  liegen  geblieben  und  mir 
aus  dieser  Ursache  erst  damalen  zu  allergehorsamsten  Händen  ge- 
kommen seien,  die  ich  aber,  in  gleichmässiger  Betrachtung  ersagter 
Unsicherheit  und  weilen  auch  sonsten  mir  die  Zeit  zu  kurz  war,  eben 
selbigen  Dato  allergehorsamst  nicht  beantworten  konnte.  Nachdem 
aber  gleich  nach  abgeloffener  Post  das  Mouvement  gegen  der  Scheide 
vorgenommen  worden,  so  hatte  ich  meine  allergehorsamste  Antwort 
bis  anheute  verschieben  müssen,  weilen  es  hiernächst  auch  mit  dem 
Grafen  Czobor  darum  nicht  be werkt  werden  konnte,  da  man  allererst 
von  dem  Marsche  zurückgekommen  und  mit  Verfassung  der  ihm  mit- 
gegebenen ausführlichen  Relation  allzusehr  occupirt  gewesen  war. 

Solchemnach  nun  solle  E.  k.  M.  auf  die  beiden  vom  7.  und 
22.  obbesagten  Monats  hiemit  in  allergehorsamstem  Respect  anziehen, 
wie  dass,  soviel  das  römische  Unwesen  an  sich  selbsten  angeht,  nach 
meiner  vor  meiner  Abreise  von  Wien  allerunterthänigst  eröffneten 
Meinung  Aveit  besser  gewesen  wäre,  wann  man  bei  gegenwärtigen 
Conjuncturen  in  dieses  Impegno  niemalen  verfallen  und  die  Sache 
angefangen  hätte.  Nachdem  es  aber  bereits  beschehen  und  in  wirkliche 
Thätlichkeiten  ausgebrochen,  so  ist  auch  kein  anderes  Mittel  übrig,  als 
dass  man,  gleich  E.  k.  M.  ich  unterm  28.  mehrberührten  Monats  Octobris 
allerunterthänigst  berichtet,  nach  dem  mit  dem  Mylord  Duc  und  denen 
Deputirten  der  General-Staaten  in  dieser  Materie  gehabten  weitläufigen 
Discurs  und  darüber  ausgefallenen  Gutbefinden,  mit  welchem  auch  ich 
mich  allergehorsamst  conformirt,  in  allweg  suchen  sollte,  diese  Sache, 
zum  Fall  es  nicht  etwo  zu  weit  gekommen  wäre,  mit  dem  päpstlichen 
Stuhl    in    der    Güte    beizulegen    oder    aber,    wann    es   ja    nicht  anders 


1)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  XII.    12. 


362 

sein  könnte,  mit  einem  solchen  Ernst  anzugehen,  dass  durch  die 
Gewalt  der  Waflfen  noch  diesen  Winter  sothaner  Zwistigkeit  ein  Ende 
gemacht  werden  möchte. 

Belaugend  aber  die  hiebei  sich  ereignenden  zwei  Anstösse,  hat 
sich  der  erste,  ob  die  königlich  preussischen  Truppen  den  Zug  mit 
werden  angehen  wollen,  wie  E.  k.  M.  allergnädigst  schon  bekannt 
ist,  bereits  gehoben;  wegen  der  von  ihnen  prätendirenden  Douccurs 
aber  werden  Dieselbe  aus  meiner  unterm  11.  passato  allerunterthänigst 
erlassenen  Antwort  allergnädigst  zu  ersehen  geruht  haben,  wie  ich 
nämlich  zu  Dero  Allerhöchstem  Dienst  weit  besser  und  vorträglicher 
zu  sein  finde,  ersagten  Truppen  etwas  Gewisses  und  Leideutliches 
einzustehen,  als  deneuselben  Alles  abzuschlagen  und  sie  gar  zu  genau 
zu  halten,  dass  sie  auf  solchen  Fall  einen  als  den  auderen  Weg  unter 
allerhand  Namen  und  Verwand  vom  Land  nehmen  und  leben  würden, 
soviel  sie  könnten,  auf  diese  Weise  aber  ein  weit  Mehreres  heraus- 
pressen und  excediren  dürften,  als  wann  man  ihnen  was  Gewisses 
einstehen  und  verwilligen  würde. 

Dass  sonsten  bei  dem  änderten  Anstoss,  in  der  Ungewissheit,  ob 
dem  Feldmarschall  Grafen  von  D  a  u  n  seine  noch  immer  anhangende 
Unpässlichkeit  gestatten  werde,  dem  Commando,  wie  es  E.  k.  M.  Dienst 
und  die  Wichtigkeit  der  Sachen  erfordert,  abzuwarten,  Dieselbe  mir 
solches  in  Allerhöchsten  Gnaden  auftragen  wollen,  darüber  erstatte 
E.  k,  M.  nicht  nur  allein  den  allernnterthäuigsten  Dank,  sondern  ich 
wollte  diesen  Dero  allergnädigsten  Befehl  umso  viel  puuctualer  zu 
exequiren  keine  Minute  verstreichen  lassen,  als  es  mir  gleichgültig  ist, 
ob  E.  k.  M.  sich  meiner  Person  dahier  oder  in  anderen  Landen  zu 
gebrauchen  allergnädigst  geruhen  wollen ;  gleich  ich  auch  dessen  weder 
Winter,  noch  Sommer  nieraalen  einige  Difficultät  gemacht,  wiewohl  es 
schwer  wäre,  bei  einer  so  langen,  harten  und  noch  dauernden  Campagne 
gleich  wiederum  so  beschwersame  Reisen  anzugehen. 

Nachdem  man  also  annoch  in  voller  Operation  begriffen  und 
nicht  wissend  ist,  wie  lange  es  etwo  sich  noch  hinaustrainiren  möchte, 
sonsten  aber  E.  k.  M.  in  meiner  durch  den  Grafen  C  z  o  b  o  r  einge- 
schickten allergehorsamsten  Relation  allergnädigst  ersehen  haben  werden, 
was  die  Generalstaatcn  durch  ihre  Deputirten  mein-  und  des  Mylord 
Duc  Person  halber  für  ein  Begehren  gestellt  hatten,  hiernächst  aber 
noch  unwissend  ist,  auf  was  AVeise  und  Art  E.  k.  M.  allergnädigst 
gedenken,  das  Politicum  und  Militare  allda  in  Italien  einzurichten,  so 
glaube  ich,  dass  eudlich  noch  wohl  Ein-  und  Anderer  zu  finden  sein 
werde,  der  sothanem  Connuando  vorstehen  könnte,  umsomehr,  als  es 
vielleicht  vorbesagter  Feldmarschall  Graf  von  D  a  u  n,  der  der  Sachen 


363 

bereits  einen  Anfang  gemacht,  vielleicht  selbsten  wohl  Avird  ausfühnni 
können;  zu  geschweigen,  dass  die  Zeit  sehr  weit  avancirt  und  mich 
dahinein  zu  begeben,  es  fast  7ai  spät  sein  will. 

Sollte  aber  ersagtes  Feldmarschalls  Gesundheit  nicht  zulassen, 
dem  Werk  weiter  abzuwarten,  so  wüsste  ich  anstatt  seiner  Niemanden 
übrig,  als  den  Feldmarschall  Grafen  von  Rabutin;  dann  E.  k.  M. 
werden  von  selbsten  die  übrigen  Dero  Generales  allergnädigst  kennen, 
Ihro  dabei  aber  auch  vorhin  nicht  unwissend  sein,  dass  Sie  zwar  eine 
grosse  Generalität  bezahlen,  wenig  aber  darunter  zum  Commandircn 
haben,  viele  hingegen,   die  als  Subalterne  das  Ihrige  thuii   können. 

Die  Operationen,  wann  der  päpstliche  Zug  zu  der  rechten  Gewalt 
ankommen  sollte,  wären  der  Prudenz  des  commandirenden  Generals 
zu  überlassen,  als  welcher  diese  nach  denen  in  loco  sich  ergebenden 
Conjuncturen  dirigiren  und  unternehmen  muss.  Es  steht  aber  zu  hoffen, 
dass  dieses  Unwesen  nach  dem  glücklichen  Success  der  hiesigen 
Unternehmung,  da  bei  solchen  beschaffenen  Dingen  der  römische 
Hof  von  Frankreich  keine  oder  doch  wenig  Hülfe  zu  hoffen  hat,  und 
dass  es,  wie  ich  sonderlich  von  Venedig  vergewisset  werde,  sicher  ist, 
dass  die  wällischen  Fürsten  sich  niemalen  in  die  Sache  mischen 
werden,  solange  von  E,  k.  M.  dieselbe  mit  dem  Ernst  der  Waffen 
prosequirt  und  der  Papst  die  Oberhand  nicht  gewinnen  würde,  an 
sich  Selbsten  sich  ändern  und  zu  einem  gütlichen  Vergleich  kommen 
werde. 

Was  aber  den  Zug  nacher  Rom  betrifft,  werden  E.  k.  M.  Dero- 
selbeu  in  allerunterthänigstem  Respect  vorzustellen  mir  erlauben,  dass 
Seine  päpstliche  Heiligkeit  nicht  nur  allein  als  ein  weltlicher  Fürst, 
sondern  auch  als  das  Haupt  der  katholischen  Kirche  zu  consideriren 
sei,  und  aus  dieser  Ursache  glaubete  ich,  dass  es  wohl  zu  ponderiren 
und  weit  besser  sein  mochte,  wann  in  der  vorrecensirten  Hoffnung 
und  bei  den  gegenwärtigen  favorablen  Conjuncturen  E.  k.  M.  Truppen 
nicht  gar  bis  auf  Rom  avanciren  möchten,  ausser  es  wäre  kein  anderes 
Mittel  und  der  Sachen  Umstände  wollten  es  also  erfordern. 

Was  E.  k.  M.  weiters  wegen  der  von  dem  Herrn  Churfürsten 
zu  Hannover  zu  der  am  oberen  Rhein  errichteten  winterlichen 
Postirung  verlangenden  Dero  eigenen  hier  stehenden  und  der  würz- 
burgischen  Mannschaft  zu  Fuss,  allergnädigst  anbefehlen  wollen,  da 
werden  zwar  Dieselbe  aus  meinem  unterm  11.  und  14.  passato  aller- 
unterthänigst  erlassenen  Berichten  die  Ursachen  mit  Mehrerem  aller- 
gnädigst ersehen  haben,  welche  diese  Abschickung  dahin  verhindern 
und  im  Weg  stehen  thun.  Ich  will  also  dieselben,  um  Ihro  nicht 
molest  zu    sein,    allerunterthänigst  zu  wiederholen  umgehen;  E.  k.  M. 


364 

aber  werden  mir  gleichwolilen  allergnädigst  erlauben,  beizurücken, 
dass  ich  nicht  begreife,  warum  der  Herr  Churlurst  zu  Hannover 
sothane  Postirung  nicht  auch  durch  andere  Truppen  sollte  bestreiten 
können,  und  zwar  umsomehrers,  als  gegen  der  jetzigen  und  vorigen 
feindlichen  Macht  daselbsten  nicht  nur  ein  grosser  Unterschied,  sondern 
die  Conjunturen  solchergestalten  beschaffen  sind,  dass  der  Feind  viel 
mehr  obligirt  ist,  wie  es  ohnedem  nach  meinen  vorigen  allerunter- 
thänigsten  Berichten  die  Nachrichten  bestätigt  haben  und  wirklich 
geschieht,  sich  allda  weit  ehender  zu  schwächen,  als  zu  verstärken ; 
wohingegen  die  See-Potenzen  immer  darauf  dringen,  dass  vielmehr 
künftiges  Frühjahr  so  viel  Truppen  als  möglich  hiehergeschickt  werden 
sollten,  um  nicht  nur  dem  Feind,  welcher  seine  völlige  Macht  da 
herabzieht,  um  seine  Grenzen  zu  bedecken,  der  Nothdurft  nach  zu 
widerstehen,  sondern  den  Krieg  weiters  mit  allem  Vigor  offensive 
fortzusetzen. 

Schliesslich  berufe  mich  hiemit  nochmalen  auf  die  dem  Grafen 
Czobor  sowohl  von  mir  mitgegebenen,  als  seine  mündliche  Relation, 
die  er  wegen  Aufhebung  der  Belagerung  Brüssel  E.  k.  M.  in  aller 
Unterthänigkeit  überbringen  wird. 


346. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Dann.  Lager  bei  Ryssel, 
2.  December  1708')- 

Allermassen  ich,  soviel  an  mir  gelegen.  Alles  anwende,  um  die 
kaiserlichen  Truppen  nicht  nur  im  Stand  zu  erhalten,  sondern  auch 
für  die  künftige  Campagne  solchergestalten  herzustellen,  dass  sie  ihre 
Dienste  der  Nothdurft  nach  verrichten  können;  so  habe  ich  unermangelt, 
den  behörigen  Befehl  an  seine  Gehörde  nacher  Mailand  zu  erlassen, 
damit  diejenigen  100.000  Scudi,  welche  das  abgewichene  Jahr  zur 
Kimont-  und  Recrutirung  der  alldortigen  Cavallerie  applicirt  worden, 
anheuer  wiederum  assignirt  und  ausgezahlt  werden  sollen.  Es  dürften 
sich  zwar  dabei  ein-  oder  andere  Beschwernisse  ereignen,  ich  bin  aber 
des  ungezweifelten  Dafürhaltens,  dass  sothane  Summa  seine  Richtigkeit 
haben  werde. 

Erinnere  es  Euer  Excellenz  solchemnach  hiemit  zu  dem  Ende, 
um  dass  es  Deroselben  zu  Dero  weiterer  Direction  dienen,  und  Dieselbe 
hiernächst  darob  sein  wollen,  damit  diese  Mittel  je  eher  je  besser  zur 
Hand  gebracht  und  präcise  zu  diesem  Ende  verwendet  werden. 


')  Krip{rs-A.,  Nio.lorlandn   1708;  Fase.  XII.   10. 


365 

E.  E.  werden  des  Uebrigen  aus  anliegendem  Tagzettel  ersehen, 
mit  was  für  einem  glücklichen  »Siiccess  mau  die  Cummunicatiun  über 
die  Scheide  eröffnet  und  den  Feind  obligirt  hat,  die  Belagerung  Brüssels 
mit  Hinterlassung  Stück  und  Mörser  zu  abandonniren. 

Dieser  Streich  ist  von  so  grösserer  Conscquenz,  als  ihn  der  Feind 
vor  unmöglich  ausgeschrien,  und  zu  Dämpfung  des  päpstlichen  Un- 
wesens merklich  contribuiren  wird. 


347. 

An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Lag-er  bei  Ryssel, 
2.  December  1708  '). 

(Der  Text    dieses    Schreilieiis    ist    inutatis  iiiutaudis    mit    doiii    Eiiig'ansi^e    des    vorlier- 
gelieudeu,    bis  zum   Sclilusse  des  zweiten  Alinea  übereinstimmend.) 


348. 
An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Ryssel,  2.  December  1708'). 

(Wie  Nr.   347.) 

349. 

BericM  an  den  Kaiser.  Feldlager  bei  Ryssel, 
2.  December  17O8  0- 

Obzwar  auf  Euer  kaiserl.  Majestät  unterm  4.  Oetober,  Avegen 
der  königlich  preussischen  Hülfsvölker,  sich  es  mit  dem  Anstand, 
den  Zug  gegen  den  Papst  mitzumachen,  seithero  von  selbsten  gehoben, 
auch  des  ansuchenden  Douceurs  halber,  in  specie  aber  wegen  des  mit 
diesen  Truppen  zu  Ende  gehenden  Tractates,  E.  k.  M.  aus  meinem 
vorhin,  dann  einem  anderen  eben  unter  heutigem  Dato  allergehorsamst 
Erlassenen  das  Mehrere  allergnädigst  vernommen  haben  werden ;  so  solle 
ich  nichtsdestoweniger  Deroselben  in  aller  Unterthänigkeit  wiederholen, 
dass,  obzwar  der  König  ersagten  Tractats  halber  Beschwernussen  macht, 
ich  nichtsdestoweniger,  wann  die  Campagne  einmal  aus  sein  werde, 
an  seiner  Gehörde  das  Weitere  dessentwegen  zu  beobachten,  alier- 
gehorsamst  nicht  ermangeln  werde,  mich  anmit  zu  E.  k.  M.  Allerhöchsten 
Hulden  und  Gnaden  in  Unterthänigkeit  empfehlend  etc. 


1)  Kriegs-Ä.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.   10. 

2)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  10. 

*)  Kriegs-A.,  Römisclies  Reich  1708;  Fase.  XII.  5. 


366 

350. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Bei  Ryssel,  5.  December  1708 '). 

Da  Euer  kaiserl.  Majestät  allergnädigste  beide  Handschreiben 
vom  7.  passato  erbalte,  cümmimicirte  mir  unter  einsten  Dero  Geueral- 
Kriegscommissarius  Graf  Schlik  eine  copiam  Dero  anderweiten 
allerji;nädigsten  Schreibens  vom  3.  detto,  wovon  das  Original  mir  noch 
nicht  zukommen  ist,  weilen  wegen  Unsicherheit  der  Strassen  der 
Courier  damit  zu  Brüssel  anhalten  müssen,  bei  vorgekommener  Bela- 
gerung dieses  Ortes  aber  ersagter  General-Kriegscommissarius  den- 
selben sammt  der  Expedition  mit  sich  nacher  Antwerpen  genommen  hat. 

Soviel  nun  das  Eine  von  obge dachten  Schreiben  wegen  des  neu 
ansuchenden  Darlehens  in  England  in  sich  enthaltet,  werde  ich  nicht 
nur  nach  Dero  allergnädigstem  Befehl  mit  dem  Mylord  Duc  de  M  a  r  1- 
b  o  r  o  u  g  h  darvon  nachdrücklich  reden,  sondern  auch  darüber  mit  dem 
Grafen  von  G alias  in  engerem  Verständniss  stehen. 

Belangend  nun  das  Andere  und  in  speeie  das  vom  3'""  habe  ich 
in  aller  Unterthänigkeit  vernommen,  w^as  E.  k.  M.  auf  Meines  vom 
10.  October  über  die  Bequartierung  Dero  hiesigen  Regimenter  in  aller- 
gnädigster  Antwort  mir  haben  bedeuten  wollen.  Diesem  zu  schuldigster 
Folge  nun  wird  dasjenige  allerunterthänigst  beobachtet  werden,  was 
E.  k.  M.  allergnädigst  angemerkt  haben,  aus  was  Ursachen  das  Stift 
Hildesheim  mit  der  Logirung  umso  viel  weniger  zu  bedenken  sei,  als 
die  bischöflichen  Tafel-Gefälle  nach  Abzug  der  Besoldung  und  Schulden 
zur  Bestreitung  sothauer  Logirung  beiweitem  nicht  erklecken,  die 
Contributiones  des  Landes  aber  ohne  Destruiruug  des  stiftischen  Regi- 
meutes und  Reichs-Contingents  nicht  angegriffen  werden  könnten. 
Weilen  aber  E.  k.  M.  allergnädigste  Intention  dabei  ist,  dass  ersagte 
Tafel-Gelder  pro  futuro  für  die  hiesigen  Truppen  angewendet  und 
mich  darüber  mit  dem  Dom-Capitel,  so  gut  ich  kann,  vernehmen  solle ; 
so  habe  ich  auch  demselben  bereits  erinnert,  dass  es  nicht  nur  zu 
diesem  Ende,  sondern  auch  zu  Verrechnung  des  ersagtem  Regimente 
auf  dem  Marsche  aus  Italien  gethanen  Vorschusses  jemanden  Gevoll- 
mächtigten  hieherwärts  abordnen  wolle. 

Bei  der  angetragenen  Belegung  des  Frei-Stiftes  Cöln  werde  ich 
mit  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough  der  preussischen  Truppen 
halber  zu  reden  allergehorsamst  nicht  ermangeln  und  mit  den  Deputirten 
der  vereinigten  Niederlanden  ein  Gleiches  thun.  Es  dürfte  zwar  nicht 
viel  Mühe  brauchen,  dieselben  dazu  zu  vcrmcigen,  weilen  ratio  belli 
ohnedem  erfordert,  dass  die  Trujipcn  aus  der  E.  k.  M.  jüngsthin  aller- 

•)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  Xll.   18. 


367 

untcrtliänigst  erinnerten  Ursache  daliier  in  der  Nähe  bciboluilton 
werden  müssen ;  dass  aber  von  dortcn  aus  diesen  Truppen  nicht  contri- 
buirt  werden  solle,  zweifle  ich,  ob  sich  die  AUiirten  darein  mischen 
werden.  Ich  habe  von  sicherer  Hand  "-ehört,  dass  dieses  Stift  an  den 
König  in  Preussen  abgeschickt  und  gebeten  hiibe,  nachdem  dem  Ver- 
nehmen nach  E.  k.  M.  Truppen  dahin  verlegt  werden  sollten,  dass 
ersagter  König  dasselbe  dagegen  schützen  wolle.  Ich  kann  es  zwar 
für  keine  gewisse  Wahrheit  sagen,  will  mich  aber,  um  auf  den  rechten 
Grund  zu  kommen,  weiters  informiren.  Sonsten  wäre  meine  allerunmass- 
gebigste  Meinung,  wie  ich  unterm  30.  November  schon  gemeldet 
mehrers  dahin  gerichtet,  Alles,  was  man  nur  glaubt  belegen  zu  kiinnen, 
mit  der  Bequartierung  zu  bedrohen,  um  andurch  diesen  Leuten  Anlass 
zu  geben,  dass  sie  von  selbsten  kommen  vmd,  um  sich  von  der  wirklichen 
Einlogirung  zu  befreien,  Offerten  thun  müssen,  auf  dass  man  durch 
dieses  Mittel  einen  so  mehreren  Beitrag  in  Geld  erhalten  möge,  wo 
inzwischen  ich  bei  denen  AUiirten  dahin  antragen  und  die  von  E.  k.  M. 
angezogenen  Motive  vorschützen  werde,  um  die  Logirung  ersagter 
Regimenter  mit  Abreichung  Brod  und  Fouragc,  nebst  noch  eines 
etwelchen  Beitrags  zu  erhalten  und  nicht  weniger  die  von  E.  k.  M. 
specificirten  Städte  und  Landen  beizuziehen. 

Der  M  y  1  o  r  d  Duc  schickte  gestern  den  General  C  a  d  o  g  a  n  zu 
mir,  um  sothaner  Quartiere  halber  die  Unterredung  zu  pflegen;  ich 
hatte  ihn  aber  an  obgemelten  Dero  General- Kriegscommissarium  ver- 
wiesen und  diesen  erinnert,  dass  er  die  Sache  mit  ihm  vornehmen 
und  ausmachen  solle,  wie  ich  dann,  wann  Alles  geschehen  und  stabilirt 
ist,  mehrernennten  Dero  Geueral-Kriegscommissarium  an  E.  k.  M. 
mit  aller  ausführlichen  Information  allergehorsamst  abordnen  werde ; 
wie  aber,  wann  mau  auch  einen  guten  Schluss  macht,  und  noch  darüber 
nach  meinem  Antrag  durch  das  hier  oben  bemerkte  Mittel  eine  Simima 
Geld  überkommen  sollte,  es  dannoch  nicht  sufticient  sein  würde,  die 
Regimenter  subsistiren  zu  machen  und  hinwiederum  in  Stand  zu 
bringen,  wann  zuvörderst  nach  geendeter  Belagerung  noch  was  Anderes 
unternommen  werden  und  der  künftige  Feldzug  gar  frühzeitig  angehen 
sollte,  so  werden  E.  k.  M.  von  selbsten  höchsterleucht  ermessen,  dass 
wann  in  die  begehrten  600.000  nicht  völlig,  wenigstens  so  viel  für  die 
hiesigen  Regimenter  in  die  Repartition  eingetragen  werden  müsstc,  als  es 
der    Zustand  der  Erforderniss    und    die  Kräfte  Dero  Aerarii  zulassen. 

Was  die  würzburgischen  Regimenter  anbelangt,  kann  E.  k.  AI. 
in  aller  Unterthänigkeit  nicht  verhalten,  wasmassen  der  Herr  Bischof 
dieselben  sehr  schlecht  besorge  und  anheuer  nicht  recrutirter  mit 
einem  Abgang  gegen   1000  Mann  in's  Feld  gestellt    habe,    allermassen 


368 

ich  Dero  löbl.  Hofkricgsrath,  um  hierüber  an  seine  Geliörde  das  Weitere 
zu  erinnern,  noch  vorläugst  das  Behürigc  dessentwegen  bedeutet  habe, 
dass  also  ersagter  Bischof,  nachdem  er  auf  den  completen  Stand  die 
Bezahlung  zieht,  mit  Fug  angehalten  werden  niüsste,  dem  Tractat 
künftighin  ein  besseres  Genügen  zu  thun.  E.  k.  j\[.  habe  zwar  nächst- 
hin  allerunterthänigst  gemeldet,  nachdem  die  Alliirten  verlangen,  dass 
die  churpfälzischen  sämmtlichen  Truppen  hier  beibehalten  werden 
möchten,  dass  man  den  Herrn  Churfürsten  wenigstens  dahin  anhalten 
könnte,  die  4000  in  E.  k.  M.  Sold  stehenden  Mann  beizulassen;  wie 
mir  aber  der  Graf  von  Nassau  seithero  berichtet,  so  hätte  ersagter 
Herr  Churfürst  ihm  die  Ordre  ertheilt,  wann  die  Belagerung  des 
Citadells  vollendet  sein  werde,  dass  er  sodann  mit  allen  Truppen  zurück- 
kommen sollte,  weil  der  Tractat  mit  E.  k.  M.  nicht  geschlossen  sei. 
Ich  habe  nöthig  erachtet,  E.  k.  M.  hiervon  die  allergehorsamste  Nach- 
richt zu  erstatten,  welche  dann,  was  diesfalls  weiters  zu  thun,  mir 
Dero  allergnädigsten  Befehl  einzuschicken  geruhen  werden. 

351. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlag-er  bei  Lille,  5.  December  1708  *). 

Nachdem  Euer  kaiserl.  Majestät  ich  in  meinem  anderen  aller- 
unterthänigsten  Schreiben  Dero  allergnädigsten  Rescripta  beantwortet, 
so  habe  ich  in  Gegenwärtigem  nichts  Anderes  allergehorsamst  zu  erinnern, 
als  was  mein  hiebeigeheudes  Tagzettel  über  den  Attaque  des  hiesigen 
Citadells  in  sich  enthaltet,  auf  welches  ich  mich  in  allergehorsamstem 
Respect  berufe  und  Deroselben  weiters  allerunterthänigst  beirücke, 
wasgestalten  es  sein  könnte,  dass,  um  von  der  grossen  Consternation 
des  Feindes  zu  profitircn,  man  noch  vor  Eingang  in  die  Quartiere 
eine  Operation  vornehmen  dürfte,  gleich  man  mit  dem  Mylord  Duc 
und  denen  Deputirten  der  General- Staaten  bereits  projectirt  hat,  und 
worüber  E.  k.  M.  die  fernere  allergehorsamste  Nachricht  demnächst 
mit  mehrerer  Ausführlichkeit  werde  erstatten  können.  Womit  etc. 

352. 

An    den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.   Feldlager   bei  Lille, 
5.  December  1708 'J. 

Auf  meines  Herrn  General- Wachtmeisters  und  Obrist-Kriegscom- 
missärs    unterm    12.  passato    an    mich    Erlassenes    hat    es    sein    gutes 

')  Krie?8-Ä.,  Niederlai.fle  1708;  Fase.  XII.  2. 
^)  Kriegs-A.,  Italien   170H;  Fase.  XII.  3. 


369 

Bewenden,  tLass  Derselbe  aus  denen  angezogenen  Ursachen  meine 
beiden  Schreiben  vom  7.  und  14.  October  nicht  ehender  beantwortet 
habe;  dient  mir  auch  zur  guten  Nachricht  die  angeschlossene  Re- 
partition  der  Regimenter  und  was  Derselbe  sonsten  diesfalls  bei- 
gerückt hat. 

Die  Assegni  auf  die  300.000  Scudi  sind,  wie  mir  der  Herr 
Marchese  C  1  e  r  i  c  i  berichtet,  bereits  ausgefertigt,  und  weilen  nach 
meinem  letzteren  an  meinen  Herrn  General-Wachtmeister  und  Obrist- 
Kriegscommissär  Abgegangenen  ich  nun  auch  hoffe,  dass  die  anderen 
100.000  Scudi  zu  Rimont-  und  Rccrutirung  der  Cavallerie  nicht  weniger 
ihre  Richtigkeit  erreicht  haben  werden,  so  wiederhole  ich  Demselben 
hiemit  nochmalen,  dass  diese  Summa  Geldes  absolute  nirgends  ander- 
wärtshin,  als  präcise  zu  diesem  Ende  allein  verwendet  und  assignirt 
werden  solle,  dergestalt  jedoch,  wann  die  dortigen  Cavallerie-Regi- 
menter  ihre  Rimonta  aus  den  Erblanden  in  natura  bekommen,  dass 
sogedachte  Summa  Geldes  vor  die  Recruten,  insoweit  sie  zulangen 
wird,  unter  ersagte  Regimenter  eingetheilt  werde. 

Es  wäre  aber  hierbei  auch  auf  das  Ebergenyi'sche  Huszaren- 
Regiment  nicht  zu  vergessen  und  demselben  a  proportione  soviel  zu- 
zutheilen,  damit  sich  auch  dasselbe  in  Stand  setzen,  die  deutschen 
Cavallerie-Regimenter  aber  sich  völlig  complettiren  können. 

Ich  schreibe  hiernächst  an  den  löbl.  kaiserlichen  Hofliricgsrath, 
um  dass  derselbe  Mittel  und  Wege  fürsinnen  möge,  wie  dem  Gyulai'schcn 
Hayducken  -  Regiment  mit  Aufbringung  einer  Anzahl  Recruten  und 
sonsten  ebenmässig  aufgeholfen  würde.  Mein  Herr  General-Wachtmeister 
und  Obrist-Kriegscommissär  wolle  auch  Seinesorts  demselben  nach 
Kräften  assistiren,  auf  dass  dieses  Regiment,  welches  bishero  in  aller 
Occasion  so  gut  gethan  und  annoch  eine  so  wackere  und  brave 
Mannschaft  hat,  in  behörigen  Stand  hergestellt  werde. 

Was  es  mit  der  Diaria  für  eine  Beschaffenheit  habe,  wäre  aus 
dem  angeschlossenen  Aufsatz  mit  Mehrerem  zu  ersehen,  ich  will  aber 
hoffen,  wann  die  Contributionen  der  wällischen  Fürsten  eingebracht 
und  dazu  in  Zeiten  Hand  angelegt  wird,  dass  man  noch  wohl  aus  der 
Sache  werde  kommen  können. 

In  Sachen  der  Contributionen  in  dem  Päpstlichen  muss  des 
Hofes  Resolution  erwartet  und  nach  dieser  die  weitere  Mass  abge- 
fasst  werden.  Inzwischen  aber  hätte  ich  wohl  geglaubt,  dass  man.  unter 
dem  Namen  der  Naturalien  dieselben  unterdessen  wohl  hätte  aus- 
schreiben und  einbringen  können;  dann  gleichwie  ein  Stand  für  den 
anderen  solche  zu  geben  vermag,  also  hätte  man  auch  von  Anderen 
im    Namen    sothaner    Naturalien     das    Geld    eincassiren     und    nehmen 

Feldziige  des  Prinzen  Eugeu  v.  Savoyeu.  II.  Serie,  I.   Band.  Supplemeut-Ueft.    ''ii 


370 

künneu.  nicht  zweifelnd,  dass,  ehe  mein  Gegenwärtiges  einlauft,  die 
allergniidigste  kaiserliche  Resolution,  wie  sich  diesfalls  eigentlich  zu 
verhalten,  schon  eingelangt  sein  werde.  Womit  etc. 

353. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Feldlager  vor  Ryssel, 
9.  December  1708'). 

Nachdem  Euer  kaiserl.  Majestät  mit  jüngster  Post  vom  3.  No- 
vember an  mich  allergnädigst  abgelassenes  Befehlschreiben  auf  die  von 
Dero  General-Kriegscommissario  Grafen  S  c  h  1  i  k  mir  davon  commu- 
nieirte  Copia  beantwortet  hatte,  lauft  mir  den  Tag  darnach  das  Original 
sammt  denen  Beilagen  ein,  worüber  E.  k.  M.  solchemnach  in  aller 
ünterthänigkeit  weiter  nichts  Anderes  anzumerken  habe,  als  dass  ich 
das  Coercitiv  für  das  Freistift  Cöln  an  seine  Gehörde  abgeschickt  und 
mit  einem  Schreiben  von  mir  nach  dem  Tenor  Dero  allergnädigsten 
Befehls  begleitet  habe;  worauf  nun  mit  Verlangen  gewärtig  bin,  ob 
und  zu  was  sich  ersagtes  Freistift  declariren  werde,  allergehorsamst 
nicht  ermangelnd,  bei  Einlaufung  sothaner  Erklärung  E.  k.  M.  davon 
die  weitere  allerunterthänigste  Nachricht  abzustatten. 

354. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Bei  Ryssel,  9.  December  1708'). 

Euer  kaiserl.  Majestät  allergnädigstes  Handschreiben  vom  letzten 
October  ist  mir  allererst  den  5.  dieses  zu  allergehorsamsten  Händen 
eingeloflFen,  aus  welchen  soAvohl,  als  dem  angeschlossenen  Intimato 
allerunterthänigst  ersehen  habe  die  Ursachen,  so  Dieselbe  die  in  Mailand 
unter  meinem  Präsidiu  angeordnete  Deputation  zu  resolviren  bewogen 
hatten. 

Ich  werde  zu  allergehorsamster  Folge  dieses  allergnädigsten 
Befehls  denen  erinnerten  mailändischen  Ministris  hiernach  das 
Benöthigte  zu  überschreiben,  sogleich  vollziehen,  ob  mir  schon  dieselben 
noch  vorhin  bedeutet,  wasmassen  sie  von  E.  k.  M.  die  allergnädigste 
Ordre  bereits  empfangen  hätten.  Dieselbe  werden  mir  in  keinen  Un- 
gnaden aufnehmen,  wann  E.  k.  ^l.  hiemit  allorgehor.samst  belange, 
dass  Sie  mir  in  aller  Submission  und  schuldigstem  Respect  zu  sagen 
allergnädigst  gönnen  möchten,  wasmassen  derlei  Anstell-  und  Verord- 

')  Krieg8-A.,  Niederlande  170H;  Fase.  XI [.   2(5. 
«)  Kriegs-A.,  Italien   1708;  Fase.  X.  5'Jb. 


371 

nungen  vorhero  mit  Ihrer  künig;!.  kutliolisehen  Majestät  luitten  concertirt 
und  ausgemacht  werden  sollen,  auf  dass,  nachdem  E.  k,  M.  den 
spanischen  Hof  ohnedem  Allerhöchsterleucht  zum  besten  kennen,  keine 
Contrar-Ordres  ergehen  und  eine  Prostitution  heider  Allerhöchsten 
Seiten  erfolgen  möchte. 

Mich  erfreut,  wann  durch  sothane  angestellte  Deputation  die 
Mittel  der  mailändischen  Kammer,  wie  es  die  allergnädigste  Intention 
aller  Einkünfte  ist,  werden  untersucht  Averden,  dass  sich  sodann  zeigen 
und  ergeben  wird,  wie  ersagte  Kammer  anjetzo  ein  weit  Höher-  und 
Mehreres,  als  sonsten  alle  Jahr  und  zu  Zeiten  Caroli  V.  bezahlt, 
heuer  mehrmalen  die  300.000  Scudi  zur  Brod-Impresa  verwilligt,  auch 
die  Assegni  darauf  extradirt  habe,  und  dass  auch  hiernächst  zu  hoffen 
stehe,  wie  ich  meinerseits  die  weitere  Erinnerung  ergehen  lassen,  auch 
die  anderen  100.000  Scudi  zur  Rimont-  und  Recrutirung  der  alldortigen 
Cavallerie  zu  erhalten. 

Mich  wundert  aber,  dass  in  obgemeltem  allergnädigst  angelegt 
gewesten  Intimato  allein  von  vorgedachter  mailändiseher  Kammer,  so 
jedoch  ein  Geringes  respectu  der  Erfordernisse  betragt,  Meldung 
geschieht,  da  die  Diaria,  wie  ich  benachrichtigt  werde,  schon  auf  ein 
ganzes  Jahr  hinaus  anticipirt  und  verschrieben  ist;  womit  sich  aber 
erweisen  wird,  dass  Mailand  zu  Behuf  Dero  Truppen  alle  Jahr  mehr 
dann  zwei  Millionen  contribuirt  habe  und  dass  hingegen  von  denen 
Contributionen  der  wälschen  Fürsten,  Stände  und  Lehen  keine  vollkom- 
mene Meldung  gemacht,  einfolglich  nicht  angesetzt  oder  belehret  wird, 
wie  sich  diesfalls  respectu  E.  k.  M.  beider  Reichs-Commissarien,  dem 
Marquis  de  Prie  und  dem  Grafen  Castelbarco,  zu  verhalten  sei, 
weilen  von  deren  Amtsverwaltung  die  grössten  Summen  einkommen  und 
beigebracht  werden  müssen. 

Ich  finde  solchemnach  eine  unumgängliche  Nothwendigkeit  zu 
sein,  dass  diesertwegen  Alles  solchergestalt  debattirt  und  in  seine 
Richtigkeit  unanständig  gesetzt  werden  möchte,  damit  durch  Compe- 
tenzen  und  andere  Strittigkeiten  man  in  dem  Werk  nicht  gehemmt 
werde,  mit  Hin-  und  Herschreiben  und  Beilegung  derselben  die  Zeit 
fruchtlos  verlieren,  in  dem  ZAveck  E.  k.  M.  allergnädigsteu  Intention 
nicht  stecken  bleiben  und  alle  zu  Etablirung  Dero  Kriegs-Staats  auf 
die  künftige  Campagne  nöthigen  Dispositiones  und  Veranstaltungen 
durch  derlei  Competenz-Strittigkeiten  gehemmt  sein  mögen;  wessent- 
wegen  dann  um  E.  k.  M.  weiteren  allergnädigsteu  Befehl  hiemit  aller- 
gehorsamst  angelangt  und  hiernächst  ohne  allerunterthänigstes  Mass- 
geben vermeint  haben  will,  waim  unter  dem  Vorwaud  der  päpstliclien 
vorseienden  Feindseligkeiten  die  Quartiere  nicht  genommen    und    den 

24* 


372 

Truppen  angewiesen,  auch  unter  anderem  Vorschein  Contri])utionen 
gezogen  werden,  dass  es  eine  pure  Unmöglichkeit  sein  werde,  die 
Armee  subsistiren  zu  machen :  welches  sich,  wann  man  nicht  gleich  vom 
Anfang  Geld  begehren,  sondern  unter  dem  Prätext  der  ausschreibenden 
Naturalien  darauf  antragen  und  diese  nach  der  Hand  zu  Geld  schlagen 
würde,  so  in  effectu  alles  eins  wäre,  endlich  noch  wird  thun  lassen, 
ohne  dass  es  ein  so  grosses  Geschrei  machen  würde,  als  wann  man 
immediate  die  Geldbeiträge  ausgeschrieben  hätte. 

355. 
An  den  Hofkrieg-srath.  Lager  bei  Lille,  9.  December  1708')- 

Eines  löbl.  Mittels  unterm  3.  passato  an  mich  Erlassenes,  so 
mehrentheils  eine  Antwort  auf  verschiedene  meine  Vorhergegangenen 
waren,  beantworte  ich  erst  hiemit,  weilen  wegen  damalen  noch  nicht 
geöffnet  gewesener  Communication  über  die  Scheide  der  Courier  zu 
Brüssel  angehalten,  sodann  aber  bei  dem  Attaque  dieses  Ortes  von  des 
Herrn  General-Kriegscommissarii  Grafen  Öchlik  Excellenz  nacher  Ant- 
wei*pen  mitgenommen  worden,  also  dass  mir  sothanes  Schreiben  aller- 
erst anjetzo,  und  zwar  durch  die  Post  zukommen  war.  Belangend  nun 

ad  1"'°  die  Communication  dessen,  was  der  Herr  Churfürst  zu 
Hannover  an  Ihro  kaiserl.  Majestät  erlassen  und  demselben  darüber 
geantwortet  worden,  wie  nicht  weniger  dem  Herrn  Feldmarschall  Baron 
von  T  h  ü  n  g  e  n  auf  seine  eingelegte  Protestation  des  Commando  halber 
geantwortet  worden  —  solch'  Alles  dient  mir  zur  guten  Nachricht, 
und  thue  ich  hiernächst  die  ergangenen  Antworten  umsomehrers, 
sonderlich  aber  des  Commando  halber  approbiren ,  als  Einem  löbl. 
Mittel  die  Beschaffenheit  der  anderen  beiden  Herrn  Feldmarschälle 
so  gut  als  mir  bekannt  ist. 

Ich  finde  nicht  weniger  weitors  gar  gut  geschehen  zu  sein, 
dass  ein  Theil  der  Truppen  in  die  Quartiere  nach  Bayern  repartirt 
worden,  weilen  ich  umsoweniger  am  oberen  Rhein  was  Besorgliches 
vorsehe,  als  der  geweste  Churfürst  in  Bayern  mit  dem  mehrsten 
Theil  seiner  Truppen  dahier  angelangt  und,  wie  nicht  nur  die 
Nachriciiten  eben  dahier,  sondern  auch  in  dem  römischen  Reich  selbsten 
geben,  der  Uebcrrest  derselben  hinnachfolgen  solle.  Nachdem  aber 
nach  vorgemelter  Repartition  nur  Ein  Regiment  in  die  Vorlanden 
bequartiert,  mithin  dieselben,  soviel  die  Pcrsonal-Logirung  anbelangt, 
gar  nicht  aggravirt  werden,    so  steht  so  ehender  au  hoffen,  dass  man 

')  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  Xll.  i>4. 


373 

solchergestalten  umsomehr  an  Buarscliaft  daraus  zielien ,  einfolglich 
auch  die  Truppen  umso  leichter  wird  erhalten  können. 

Was  aber  die  ausgeschriebene  Contribution  in  specic  anbetrifft, 
ist  gar  nicht  zu  zweifeln,  dass  diese  Länder  durch  deren  üeputirten 
die  Unmöglichkeit  der  ihnen  auftragenden  Prästanden  vorstellen  werden; 
es  ist  aber  auch  bekannt,  dass  dieselben  ihrem  alten  Brauch  nach 
allzeit  gewohnt  sind,  durch  die  Vorschützung  der  Impossibilität  sich 
derlei  Bürde  zu  entheben;  ich  will  aber  der  Hoffnung  loben,  dass, 
wo  nicht  die  ihnen  zuropartirten  Quanta  völlig,  wenigstens  mehreren- 
theils  zu  erheben  sein  werden. 

ad  2^^'"  Approbire  ich  ebenraässig  die  über  das  eingereichte 
Rccruten-Werk  mir  communicirte  Tabellen  und  erinnere  Einem  löbl. 
Mittel  dabei  unter  einsten,  weilen  ich  occasione  der  Recrutirung  der 
in  Spanien  stehenden  Regimenter  darauf  dringe,  dass  diese  nach  dem 
zwischen  mir  und  dem  Mvlord  Duc  de  Marl  b  o  r  o  u  g  h  im  Jlaag 
gemachten  Accord,  gleich  mit  denen  Regimentern  Guido  und  Osnabrück 
geschehen,  von  der  Krone  England  bezahlt  werden  sollen  und  darüber 
hin  beigehenden  Aufsatz  ')  verfasst  und    solchen  an  den  Herrn  Grafen 


1)  Kriegs-A.,  NiederlaiKk-   1708;  Fase.  XII.  ad  24. 

Aufsatz 

über  die  Recrutiruug  der  in  Spanien  stehenden  vier  kaiserlichen  Re<?imenter 
zu  Fuss,  was  zu  derenselbeu  Completirung  anzuwerben  und  mit  was  für 
Conditionen  die  Recruteu  an  die  Meer-Porten  zu  stellen  und  bis  dahin  für 
einen  jedweden  Kopf  zu   bezahlen   sein   werde. 

1™°  Glaubt  man,  dass  zu  sothaner  Regimenter  nach  deren  beiläufig 
efiPectiven   Stand   erforderlichen   Completirung   nöthig   wären : 

Guido  Starhemberg  488,  Reventlau  580,  Wetzel  668,  Osnabrück  731 ; 
zusammen   2467   Mann. 

2^^  Offerirt  man  sich,  diese  Anzahl  Recruten  mit  völliger  Mundur,  auch 
dem  Seiten-  und  Ober-Gewehr  versehener,  zur  Hälfte  in  dem  Monat  Martio 
und  zur  anderen  Hälfte  im  Monat  Majo  auf  Ihrer  kaiserlichen  Majestät  Ver- 
pflegung und   Gefahr   an   die   Seeküsten   zu  liefern;   herentgegen   würden 

3"°  nachdem  die  Recrutirung  bekanntermassen  wegen  Abgang  der  Leute 
je  länger  je  beschwerlicher  werde,  auch  die  Beischaffung  der  Mundur  und 
Gewehr  nicht  weniger  kostbar  ist,  und  da  hieruächst  die  Abführung  solcher 
Recruten  aus  denen  kaiserlichen  Erblanden  bis  an  die  Meer-Porten  einen  sehr 
weiten  und  beschwerlichen  marche  erfordern,  in  welchem,  wie  es  bekannter- 
massen mit  neuen  Leuten  zu  geschehen  pflegt,  zu  grossem  Schaden  des 
kaiserlichen  Aerarii  viel  durch-  und  verloren  gehen  werden,  für  einen  jeden 
solchen  stellenden  Recruten  wenigstens  30  Thaler  in  gutem  Geld  auszuzahlen 
sein,   und  zwar   dergestalt,    dass 

4*0  die  Hälfte  davon,  durch  sichere  Wechselbriofe  alsogleich  richtig 
gestellt    und    dieselben    dem    kaiserlichen   Gesandten,   Herrn    Grafen   G alias, 


374 

von  G alias  nacher  London  zu  dem  Ende  abgeschickt  habe,  auf  dass 
derselbe  in  loco  die  Sache  vorläufig  incaminiren  und  pressiren  könne, 
soviel  zur  Beförderung  des  Werkes  nöthig  sei,  dass  in  Confonnität  des 
ersagten  Aufsatzes  mir  Ein  löbl.  Mittel  ein  ostensibles  Schreiben  ein- 
schicke und  unter  Anderem  mit  Beirückung  der  demselben  seinem 
Gutbefinden  nach  vorkommenden  Motive,  in  specie  darunter  anmerke, 
dass  für  einen  Recruten  weniger  nicht  als  35  gute  Thaler  angenommen 
werden  könnten. 

Ein  löbl.  Mittel  wolle  dabei  nicht  vergessen,  das  Wetzelische 
Regiment,  als  ob  es  schon  wirklich  in  Spanien  wäre,  gleichfalls 
darunter  zu  setzen,  allermassen  ich  es  meinesorts  bereits  gethan  habe, 
um  dass  ich  dem  Mylord  Duc  de  M  a  r  1  b  o  r  o  u  g  h  sothanes  Schreiben 
vorweisen  und  mich  zudem  legitimiren  könne,  was  ich  inzwischen 
einen  als  den  anderen  Weg  mit  ihm  hierüber  zu  handeln  angefangen 
und  soviel  als  möglich  ist,  trachten  werde,  die  Sache  I.  k.  M,  Aerario 
zum  besten  einzurichten. 


eingeliäiidigt  werden  sollen,  um  der  Werbung  andurcb,  bei  so  weit  scbon 
avancirter  Zeit,  den  unverlangten  Anfang  macben  zu  können,  gegen  dem 
Erbieten,   dass   man 

5^°  wann's  vorlangt  werden  sollte,  von  des  kaiserlicben  Herrn  General- 
Lieutenants  bocbturstlicben  Durcblaucbt  eine  Caution  verfasst  und  gegen  dem 
Empfang  sotbaner  ersten  Hälfte  der  Werbgelder  extradiren  lassen  wollte. 
Die  änderte  Hälfte  erstgesagter  Werbgelder  bingegen  wäre  in  zwei  Terminen 
zu  entricbten,  und  zwar  die  erste  Hälfte  sogleicb  als  der  erste  balbe  Tbeil 
der  Recruten  wird  übernommen  sein;  die  andere  Hälfte  oder  der  Rest  der 
völligen  Summa  aber  solle  nicbt  eber  bezalilt  werden,  bis  nicbt  die  letzte 
Anzahl  der  Recruten  völlig  gestellt  ist,  um  zum  Fall  an  der  oben  speci- 
ficirten  Anzahl  der  2467  Recruten  was  ermangeln  sollte,  man  sodann  die 
Berechnung  gegen  einander  macben  und  soviel  an  gedachten  Werbgeldern 
decurtiren   könnte,    als    an    jetztgedacbter   Anzahl   ermangeln   würde. 

6^°  Müsste  von  Seiten  England  an  denen  Meer-Porten  ein  eigener  Com- 
missarius  oder  jemand  anderer  Bevollmächtigter  angestellt  werden,  welcher 
die  ankommende  Mannschaft  sogleich  nach  ihrer  Ankunft  über-  und  in  die 
engländiscbe  Verpflegung,  einfolglich  in  der  Krone  England  Gefahr  über- 
nehme; weilen  der  Transport  allem  Vermutben  nach  nicbt  sogleicb  vor  sich 
gehen,  sondern  sich  in  etwas  retardiren  werde,  man  also  von  Seiten  Seiner 
kaiserl.  Majestät  allein  gehalten  sein  solle,  die  \'erpfleguiig  bis  dahin  an  die 
Seeküsten   zu  verschaffen. 

7'""  Hätte  ein  derlei  anstellender  Commissarius  oder  Gevollmächtigter 
auf  die  Unkosten  Ihrer  königl.  britannischen  Majestät  den  Tmbarco  oder 
Transport  nebst  Beisobaffung  der  erforderlichen  Subsistenzmittel  während 
desselben  zu  bestreiten ;  allermassen  solcher  Ihro  kaiserl.  Majestät,  welche 
olnuulem  zur  Führung  des  Krieges  in  Spanien  sich  auf  das  Aeusserste  ange- 
griffen und  mit  gänzlicher  Entblössung  Ihrer  Erblandcn  eine  so  namhafte  Anzahl 
Mannschaft    bertüts     dahin   abgeschickt,    nicht    wulil    aufgcl)ür(let    werd(Mi    kann. 


:i75 

Weg^en  des  Herbeville'schen  Regiments  muss  von  dem  Herrn 
Feldmarscball  Grafen  Guido  allererst  erwartet  werden,  ob  die  Pferde 
in  loco  zu  baben  oder  nicbt;  inzwisehen  aber  glaubte  ich,  man  könnte 
für  einen  Dragoner  um  15  Thaler  mehr,  als  vor  einen  Recruten  zu 
Fuss  begehren,  angesehen  davon  Mäntel,  »Sattel  und  Zeug  zu  ver- 
schaffen sind. 

Bei  der  gemachten  Veranlassung  wegen  der  Farbe  dero  Moutur 
hätte  man  der  Camisol  und  Hosen  halber  die  Regimentsfarben  umso 
ungehinderter  nehmen  lassen  können,  als  dieselben  die  Länder,  da 
die  Officiers  schon  längstens  hinauskommen,  wohl  hätten  wissen  sollen 
und  einfolglich  dessentwegen  sich  nicht  entschuldigen  dürfen. 

Die  Condition,  so  Ein  löbl.  Mittel  bei  der  denen  innerösterreichi- 
schen Ländern  nachgesehenen  Hälfte  der  in  natura  zu  stellen  habenden 
Mannschaft  angesetzt,  dass  das  Geld  sogleich  entrichtet  werden  solle, 
ist  eine  ganz  gute  und  löbliche  Versorge;  ich  fürchte  aber,  es  dürfte  in 
diesen  Ländern  nach  dem  alten  Fuss  laufen ;  dann  gleichwie  ich  glaube, 
dass  sie  nicht  einmal  vor  das  verflossene  Jahr  völlig  bezahlt  haben, 
so  werden  sie  für  heuer  nicht  weniger  thun ;  einfolglich  will  in  allweg 
nöthig  sein,  dass  Ein  löbl.  Mittel  an  dem  Allerhöchsten  Ort  den  nach- 
drucksamen Beistand  ansuche,  damit  diese  Länder  zu  Prästirung  ihrer 
Schuldigkeit  alsogleich  angehalten  und  sothane  Werbgelder  ohne 
weiteren  Anstand  entrichtet  werden  mögen. 

ad  3""^  Beruht  es  wegen  des  Kriechbaum'schen  Vorschlages  auf 
sich,  und  nicht  weniger  was  Ein  löbl.  Mittel  des  Herrn  GWM.  Browne 
Gage  halber  erinnert  hat. 

Ich  verlange  nicht,  dass  Ein  löbl.  Mittel  Sollicitatorem  der  Par- 
teien abgebe,  so  gegen  Desselben  Autorität  laufe ;  ich  finde  aber  in 
meinem  Gewissen  und  als  das  Haupt  von  Einem  löbl.  Mittel  mich 
schuldig,  der  armen  Parteien  einreichende  Suppliquen  und  Memorialien 
nicht  sollicitando,  sondern  vermöge  meines  Amtes  an  seine  Gehörde 
zu  remittiren,  inmassen  es  unverantwortlich  und  I.  k.  M.  Allerhöchster 
Autorität  selbsten  disreputirlich  wäre,  Avann  man  derlei  arme  Suppli- 
canten  in  Noth  und  Elend  fast  Hunger  sterben  lassen  solle. 

Ein  löbl.  Mittel  wolle  solchemnach  belieben,  hierüber  nicht  nur 
allein  scharfe  Intimationes  ergehen  zu  lassen,  wann  die  löbl.  Hof- 
kammer die  allergnädigste  kaiserliche  Resolutiones  zu  exequiren  ansteht, 
sondern  auch  in  der  Deputation  selbsten  oder  durch  Referata  von 
diesen  Materien  den  allerunterthänigsten  Vortrag  zu  thun  und  I.  k.  M. 
um  die  allergnädigste  Remedur  anzusuchen. 

Was  Dasselbe  wegen  des  Obristlieutenants  Stein  löffel  und  des 
Concipisten  Brockhausen  meldet,  das  dient  mir  zur  guten  Nachricht. 


376 

Ich  habe  Einem  löbl.  Mittel  wiederholter  geschrieben,  ist  auch 
noch  im  Winter  resolvirt  worden,  sobald  der  Herr  Obrister  Gyulai 
vom  Regiment  weg  sein  würde,  wegen  des  Ebergenyi'schen  Obrist- 
lieutenants,  Herrn  Grafen  Csäky,  Beförderung  zur  Obristenstelle  das 
gewöhnliche  Referat  an  I.  k.  M.  hinaufzugeben.  Nachdem  es  aber  noch 
nicht  geschehen  sein  solle,  und  ich  darum  weiters  angegangen  werde,  so 
habe  Einem  löbl,  Mittel  zu  dem  Ende  nochmalige  Erinnerung  davon 
thun  wollen,  dass  es  das  Weitere  hierüber  zu  verfügen  sich  gefallen 
lassen  wolle. 

ad  4^™  Ist  an  dem  sehr  gut  geschehen,  was  Ein  löbl.  Mittel  des 
Virgilianischen  Kaufschillings  halber  an  die  löbl.  kaiserliche  Hof- 
kammer hinübergegeben  hat,  nicht  zweifelnd,  Ein  löbl.  Mittel  werde 
Dero  ohnedem  bekannten  Eifer  nach  geflissen  sein,  auch  den  Effect 
loszuwirken. 

Weiters  conformire  ich  mich  mit  dem,  was  Ein  löbl.  Mittel  über 
des  Herzogs  von  Sachsen-Hilpertshausen  (Hildburgshausen) 
angeschlossenes  Anliegen  anbringen  beigerückt. 

In  puncto  der  zwei  neuen  zu  errichten  stehenden  Regimenter 
habe  ich  nichts  Anderes  darüber  anzuführen,  als  was  ich  Einem  löbl. 
Mittel  erst  nächsthin  in  dieser  Sache  mit  mehrerer  Ausführlichkeit 
geschrieben  und  nun  Desselben  Antwort  darauf  demnächsten  gewärtig 
bin.  Ich  repetire  aber  Demselben  hiemit  nochmalen,  was  ich  dabei 
zuvörderst  des  Herrn  Obristen  S  eckender  ff  halber  gemeldet   habe. 

Dass  der  gesperrt  geweste  Durchzug  in  Tyrol  nicht  dem  Guberno, 
sondern  des  Landes  Unvermögen  und  Unmöglichkeit  zuzuschreiben, 
will  ich  nicht  disputiren,  dann  ich  weiss  nicht,  ob's  möglich  sei  oder 
nicht.  Ich  weiss  aber  wohl,  dass  es  I.  k.  M.  Allerhöchsten  Autorität 
allein,  nicht  aber  der  Länder  Willkür  zukomme,  Pass  zu  sperren, 
sonderlich  wo  im  offenen  Krieg  Dero  Miliz  durchzugehen  hat.  Ein 
löbl.  Mittel  wolle  solchemnach  in  diesen  Fällen  vor  Niemandem  keinen 
Egard  haben,  sondern  wann  es  öfters  geschehen  sollte,  bei  I.  k.  M. 
durch  starke  Referata  die  allergnädigste  Ein-  und  Abstellung  ansuchen. 

Die  Auskunft,  so  mir  Ein  löbl.  Mittel  des  Herrn  Baron  von  der 
Leyen  Patents  halber  gegeben,  item  wegen  des  Hermannstädter 
Commando  erinnern  wollen,  dient  mir  zur  Nachricht. 

Wegen  des  Gyulai'schen  Regiments  referire  ich  mich  auf  mein 
Letzteres  und  approbirc  Eines  löbl.  Mittels  dessenthalben  an  die  löbl. 
kaiserliche  Ilofkammer  und  Commissariat  erlassene  Intimationes; 
Dasselbe  wolle  solchemnach  auf  den  Effect  umsomehr  dringen,  als 
bei  dermaligem  Stand  der  Sachen  in  Ungarn  gar  nicht  schwer  sein 
Bulle,    eine    Anzahl    Uayducken    zur    Recrutirung    ersagten    Regiments 


377 

um  ein  gerinji^es  Geld  aufzubringen,  wann  nur  die  dazu  erforderlichen 
Mittel  in  Zeiten  zusammen-  und  beigebracht  werden,  zu  gesehweigen,  dass 
es  die  Politik  an  sich  Selbsten  erfordern  will,  bei  gegenwärtigen  Con- 
juncturen  die  ungarischen  Regimenter  nicht  zu  Grunde  gehen  zu  lassen, 
und  man  hiernächst  auch  den  Vorthcil  hätte,  wann  sothanes  Regiment 
recrutirt  und  in  solchen  Stand  gebracht  werden  könnte,  dagegen  ein 
anderes  deutsches  Regiment  künftigen  Feldzug  aus  ItaUen  herauszuziehen. 

Ich  recommandire  Einem  löbl.  Mittel  dieses  Werk  hiemit  bestens, 
inmassen  es  auch  sonsten  an  sich  selbsten  schade  und  unverantwort- 
lich wäre,  ein  so  wackeres  Regiment,  welches  in  allen  üccasionen  so 
brav  gefochten,  zu  I.  k.  M.  grossem  Undienst  unrccrutirter  und  gar 
zu  Grund  gehen  zu  lassen. 

Ratione  des  von  dem  Herrn  Obrist  P  a  r  t  h  e  1  (Bartels)  angesuchten 
Commando's  zu  Eger,  lasse  ich  es  bei  dem  bewenden,  was  Ein  löbl.  Mittel 
mir  hierinfalls  zu  meiner  guten  Auskunft  gegeben  hat;  ich  repetire 
aber  nochmalen,  dass  Dasselbe  ersagtem  Herrn  Obristen  ratione  seiner 
Pflege  mit  einem  solchen  Nachdruck  assistiren  und  zu  solchem  Ende 
I.  k.  M.  das  Benöthigte  remonstriren  wolle,  damit  er  auch  dieselbe, 
nachdem  es  ihm  einsmal  conferirt  ist,  behalten  möge. 

ad  6'"'"  Will  ich  gewärtig  sein,  was  Ein  löbl.  Mittel  mir  dem- 
nächst über  das  päpstliche  Wesen  wird  erinnern  wollen. 

Ich  habe  Einem  löbl.  Mittel  im  Uebrigen  nächsthin  meine  Meinung 
über  die  Recrut-  und  Rimontirung  der  in  Italien  stehenden  Cavallerie 
erinnert,  bei  welcher  ich  auch  bis  dato  noch  verbleibe,  einfolglich 
Einem  löbl.  Mittel  dieses  Werk  hiemit  nochmalen  bestens  empfehle.  Ich 
habe  aber  auch  noch  vorlängst,  occasione  der  hier  unter  meinem 
Commando  stehenden  Regimenter,  Demselben  bedeutet,  dass  bei  vor- 
seiender Repartition  der  erbländischen  Rimonta-Pferde  dahin  ange- 
tragen werden  möchte,  dass  sothanen  Regimentern  zur  Rimonta  eine 
Anzahl  Pferde  angewiesen  und  zugetheilt  werden  solle. 

Nachdem  ich  aber  seithero  das  Geringste  nicht  vernommen  habe, 
was  man  dieser  Anzahl  Rimonta-Pferde  halber  disponirt  und  wie  man 
auch  hiernächst  gedenke,  die  Recrutirung  gedachter  Regimenter  zu 
veranstalten  und  zu  bewerken,  so  wolle  mich  Dasselbe  nicht  nur  allein 
hierüber  unverlangt  berichten,  sondern  auch  Deroorts  mit  allem  Nach- 
druck daran  sein,  auf  dass  zu  sothaner  Recrutirung  die  Mittel  also- 
gleich aufgefunden  und  mir  zur  weiteren  Verfügung  das  Behörige 
erinnert  werde. 

Schliesslichen  hat  das  Citadelle  gestern  dahier  zu  capituliren 
begehrt,  wovon  ich  Einem  löbl.  Mittel  nächstens  die  Capitulation 
schicken  werde,  ungeachtet  man    aus  Stücken  noch  nicht  geschossen. 


378 

Die  Garnison  wird  abziehen,  so  man  umso  eheuder  accordirt, 
als  man  noch  12  oder  14  Tage  zu  thun  gehabt,  andurch  aber  Zeit 
gewonnen  hat,  vor  Ende  der  Campagne  noch   etwas    zu  unternehmen. 

Wann  das  vor  die  Recruten  für  die  in  Spanien  stehenden  kaiser- 
lichen Regimenter  begehrende  Quantum  in  seine  Richtigkeit  gesetzt 
und  zwischen  dem  Mylord  und  mir  was  Schriftliches  errichtet  sein 
wird,  so  will  ich  Einem  löbl.  Mittel  davon  behörige  Communication 
zu  geben  unermangeln,  mit  welcher  gleichwohl  dadurch  ziemlich  über- 
kommenden Geld-Summa  man  sodann  ein  und  andere  Erforderniss 
wird  bestreiten  können;  worüber  aber  keine  andere  Disposition  ehender 
anzukehren  oder  vorzunehmen  sein  wird,  bis  ich  nicht  meine  fernere 
Erklärung  darüber  eingeschickt  und  das  Weitere  erinnert  haben  werde. 
Womit  etc. 

356. 

An  den  Feldmarschall  Grafen  Guido  Starhemberg.  Feldlager 
bei  Lille,  9.  December  1708  •)• 

Euer  Excellenz  habe  ich  vor  einigen  Wochen  die  schuldige 
Nachricht  ertheilt,  wasmassen  ich  zu  Recrutirung  der  in  Catalonien 
stehenden  kaiserlichen  Regimenter  den  Antrag  gemacht  und  zu  dem 
Ende  an  den  löbl.  kaiserlichen  Hofkriegsrath  erinnert  hätte,  dass  für 
ein  jedes  derselben  500  Recruten  und  in  Allem  2000  angewiesen 
worden,  E.  E.  aber  sich  belieben  lassen  möchten,  mir  zu  erinnern,  wie 
Sie  glauben,  dass  sothane  Recruten  übernommen  und  weiter  zu  ihren 
Regimentern  in  Spanien  abgeführt  werden  möchten.  Wie  aber  von 
Ihnen  noch  keine  Antwort  eingelangt  ist  und  hingegen  merklich  daran 
gelegen,  dass  sothane  Recruten  in  tempore  allda  in  Spanien  eintreffen 
sollten,  so  hat  man  inmittelst  die  Sache  dahin  disponirt,  dass  mehr- 
wiederholte Recruten  denen  in  der  Lombardie  stehenden  Regimentern 
zugetheilt  von  derenselben  auf  der  Recrutirung  heraust  sich  befind- 
lichen Officieren  übernommen  und  also  unter  dem  Namen  anderer 
Regimenter  dahin  nacher  Italien  abgeführt  werden  sollen,  auf  dass 
man  durch  dieses  Mittel  zugleich  auch  die  Desertion  verhindern  möge, 
welche,  wann  die  Leute  wüssten,  dass  sie  in  Spanien  abgeführt  werden 
sollten,  nicht  gering  sein  würde.  Und  damit  aber  zugleich  auch  in 
Zeiten  deren  Transport  stabilirt,  Ihro  kaiserl.  Majestät  aber  sothane 
^lannschaft  von  der  Krone  England  vergütet  werde,  so  habe  ich,  was 
vorgemeldete  Recruten  zu  Fuss  belangt,  den  hiebeigehenden  Aufsatz  ') 

•)  Krieg8-A.,  Spanien  1708;  Fase.  XII.  8. 

*)  yiehe  Aunierkung  zu  dem  voiliergelieurleii  Schreiben  Seite  373. 


379 

verfasst  und  dem  Herrn  Grafen  von  Gallas  in  En<)jland  zugescliickt, 
auf  dass  Derselbe  dies  Werk  allda  vorläufig  nogociiren  wolle,  wo  in- 
zwischen ich  dahier  mit  dem  Mylord  Marl  bor  ougii  das  Weitere 
darüber  verabreden  und  bis  zur  königlichen  Ratification  inzwischen 
etwas  Schriftliches  zwischen  uns  aufsetzen  lassen  werde. 

E.  E.  werden  neben  Anderm  daraus  ersehen  haben,  dass,  um 
Anfangs  gemeldete  Regimenter  desto  mehrers  zu  completiren,  die  Anzahl 
der  2000  Kecruten  um  4ö7  Mann  erhöht  worden.  So  ich  Ihnen  Alles 
zu  Ihrer  Nachricht  hiemit  communiciren  wollen,  nicht  unterlassend, 
wann  das  Werk  des  weiteren  vollkommen  adjustirt  sein  wird,  E.  E. 
auch  davon  ferner  parte  zu  geben,  welche  dann  auch  Ihresorts  belieben 
wollen,  dasselbe  von  dorten  aus  ebenmässig  zu  prossiren,  inzwischen 
aber  geht  die  Werb-  und  Uebernehmung  der  Leute  fort. 

Von  dem  Herbeville'schen  Dragoner-Regiment  habe  ich  darum 
nichts  angezogen,  weilen  ich  vorhero  E.  E.  Intention  gewärtig  sein 
wollte,  ob  die  Pferde  in  loco  zu  haben  oder  nicht,  und  glaubete  ich 
in  allweg  nöthig  zu  sein,  dass,  um  von  dem  deutschen  Fuss  das 
Regiment  nicht  abkommen  zu  lassen,  die  Mannschaft  in  Deutschland 
beigeworben  und  mit  Gelegenheit  der  ohnedem  iiberschiffenden  Recruten 
zu  Fuss  hineingeführt  und  transportirt  werden  sollte. 

In  dieser  Conformität  nun  hatte  ich  unter  einsten  an  den  Grafen 
Gallas  geschrieben  und  ihn  erinnert,  dass  man  solchemuach  E.  E. 
Meinung  diesfalls  erwarten  müsste;  ich  aber  will  zur  Gewinnung  der 
Zeit  bei  dem  Mylord  Duc  meinen  Antrag  auf  80  bis  100  Mann  zu 
Recruten  machen,  im  Fall  ich  mit  demselben  d'accord  sein  kann. 
Womit  etc. 

357. 

An  den  Grafen  Gallas.  Bei  Ryssel,  9.  December  1708'). 

Gleichwie  ich  Deroselben  jüngsthin  per  Postscriptum  den  Empfang 
Dero  fünf  Schreiben  vom  30.  October,  auch  2.,  9.,  13.  und  lO. 
passato  accusiret  und  dabei  gemeldet  habe,  dass  ich  Ihnen  dieselbe 
mit  heutiger  Post  beantworten  wollte,  als  bewerke  ich  es  auch  hiemit 
und  sage  Ihnen  solchemnach  darauf  punctatim,  dass: 

auf  das  Erste  für  den  zur  Eroberung  der  Stadt  Lille  gethanen 
Gluckwunsch  Deroselben  hiemit  den  gebührenden  Dank  sage  und 
hiernächst  hoffe,  dass  sothaner  Eroberung  das  Citadelle  bald  hinnach- 
folgen werde,  worauf  man  sodann  auch  zu  sehen  uncrmangeln  wird, 
ob  und  was  etwo  weitershin  zu  thun  sein  möchte. 


<)  Krieg.s-A.,  Spauieu  1708;  Fase.  XII.     9. 


380 

Was  die  Gutraachung  des  Wetzelisclien  Regiments  betrifft,  kommt 
es  eben  dahin,  was  icli  wohl  vorgesehen  und  Ihnen  erinnert  habe, 
dass  man  ungeachtet  dessen  gleichwohlen  darum  insistiren  und  ti-achteii 
sollte,  ob  etwas  zu  erhalten  sein  möchte.  Ich  zweifle  aber,  dass  mehr 
was  zu  thun  sei,  dann  mit  dem  Mylord  ]\I  a  r  Ib  or  ou  gh  was  zu 
machen,  ist,  wie  Sie  ihn  selbst  wohl  kennen,  keine  Hoffnung  übrig. 

Es  hat  aber,  so%  iel  die  Recrutirung  ersagten  Regiments  angeht,  eine 
andere  Beschaffenheit,  welche  absolut  bezahlt  und  giit  gemacht  werden 
müssen,  und  werden  Sie  hierunter  und  sonderlich  aus  dem  beiliegenden 
Autsatz  ')  des  Mehreren  ersehen,  wie  sich  nicht  nur  allein  dieses  Regi- 
ments halber,  sondern  auch  der  übrigen  in  Spanien  stehenden  kaiserlichen 
Infanterie-Regimenter  zu    verhalten  und  das    Werk    zu  negociiren  sei. 

Auf  das  Änderte  habe  ich  Ihnen  wegen  des  Wetzelischen  Regi- 
ments hieroben  schon  geantwortet,  die  Rimessa  wegen  Guido  Star- 
hemberg  und  Osnabrück  aber  ist,  wie  Sie  melden,  ankommen,  und  ich 
habe  dieselbe  nacher  Frankfurt  an  den  Wechsler  Rost  dressiren  lassen, 
schliesse  Ihnen  auch  hiemit  bei,  auf  was  Weise  ich  dafür  quittirt,  wie 
hoch  sich  diese  Summa  betrage  und  was  sich  wegen  Bezahlung  einiger 
Unterofflciere  von  Seiten  England  für  ein  Anstand  gezeigt  und  ich 
darüberhin  an  den  Mylord  Duc  geschrieben  und  demselben  davon  für 
eine  Auskunft  gegeben  habe.  Er  hat  es  für  billig  erkannt  und  darüber 
in  Enjrland  geschrieben,  dahero  ich  Sie  ersuche,  die  Sache  weiters  zu 
pressiren,  auf  dass  für  sothane  difticultirende  Unterofficiere,  gleich  Sie 
in  obiger  Beilage  mit  j^Iehrerem  ersehen  werden,  aus  den  angeführten 
billigen  Ursachen,  wie  es  auch  nicht  anders  sein  kann,  das  Werbgeld 
ebenmässig  gut  gemacht  werde.  Und  nachdem  ich  weiters  die  Nachricht 
habe,  dass  die  Osnabrück'schen  Recruten  nunmehr  werden  übergeschifft 
sein,  so  wollen  Sie  unter  einsten  belieben,  auch  für  dieselben  den 
Wechsel,  gleich  Sie  mich  versichert,  zu  vergüten,  inmassen  über  deren 
effectiven  Stand,  nach  der  zwischen  dem  königl.  Ministro  zu  Turin  und 
dem  kaiserl.  General  -  Kriegs  -  Commissariat  gemachten  Veranlassung 
durch  den  Schiffs  -  Capitain,  der  sie  embarquirt,  die  Attestation  ihres 
effectiven  Standes  bereits  eingeschickt  sein  wird. 

Auf  das  Dritte  bedauere  ich  den  Todfall  des  Prinzen  von  Däne- 
mark, als  welcher  ein  Herr  war,  der  weiters  nichts  gethan  oder  sich 
viel  in  Sachen  gemischt  hat.  Es  ist  freilich  zu  fürchten,  dass  die 
Ersetzung  der  Charge  eines  Grand  Admirals  in  dem  Ministerio  einige 
Confusion  verursachen  dürfte,  dahero  das  Beste  wäre,  wann,  wie  Sie 
melden,  dieselbe  in  Commission  gegeben  würde. 

*)  .Siehe  Aiimerkiiiig  zu  Nr.  355,  Seite  373. 


381 

Was  die  Affairen  von  Italien  belangt,  habe  ich  hierüber  mit 
dem  Mylord  Due  und  denen  Deputirten  der  General  -  Staaten  schon 
vorlängst  erinnertermassen  einen  langen  Discurs  gehabt,  welche  mir 
zum  Schluss  darüber  gesagt,  dass  es  weit  besser  sein  würde,  wann  die 
Sache  nicht  angefangen  wäre;  da  es  aber  schon  geschehen,  so  hätten  Ihre 
kaiserl.  Majestät  es  mit  einem  solchen  Ernst  der  Wafifen  zu  prosequiren, 
dass  hiedurch,  zum  Fall  es  nicht  zu  vergleichen  wäre,  noch  diesen 
Winter  über  ein  End  gemacht  werde. 

Aus  dem  Vierten  ersehe  ich,  was  Sie  mir  der  Kecrutirung 
halber  der  kaiserlichen  in  Catalonien  stehenden  Regimenter  zu  er- 
innern belieben  wollen.  Ich  schliesse  Ihnen  dagegen  einen  Aufsatz  ') 
bei,  was  von  sothanen  vier  in  Catalonien  stehenden  Regimentern  einem 
jedweden  an  Recruten  angewiesen,  wie  bald  die  Lieferung  derselben 
geschehen  und  was  für  jeden  Mann  bezahlt  werden  sollte. 

Die  Differenz,  warum  für  einen  Recruten  bis  35  Thaler  begehrt 
worden,  wovon  aber,  wann  es  nicht  änderst  sein  oder  ein  Mehreres 
erhalten  werden  möchte,  endlich  auf  die  Letzt  30  Thaler  angenommen 
werden  könnten,  besteht  in  dem,  dass  der  Mann  in  denen  Erblanden 
Selbsten  I.  k.  M.  sehr  hoch  zu  stehen  kommt  und  dieselben  einen 
so  weiten  Weg  bis  an  die  Meer-Porten  abgeführt  werden  müssen, 
wo  unmöglich  zu  verhüten,  dass  nicht,  wie  gemeiniglich  zu  geschehen 
pflegt,  eine  grosse  Anzahl  derselben  desertirt  und  I.  k,  M.  dadurch 
ein  gar  grosser  Schaden  zuwachst. 

So  müsste  auch  zugleich  die  Hälfte  des  Werbgeldes,  um  so- 
thane  Werbung,  auch  die  Beischaffung  Gewehr  und  Mundur  zu 
bestreiten,  erlegt  und  ausgezahlt  werden;  wohingegen  ich  meine  Parola 
dafür  impegnire  und  wie  man  will,  auch  Caution  zu  geben  offerire, 
dass  sothane  Recruten  würden  gemacht  und  an  denen  Meer-Küsten 
gestellt  werden ;  wegen  der  anderen  Hälfte  und  sonsten  aber  berufe 
mich  auf  dasjenige,  so  im  obigen  Aufsatz  enthalten  ist. 

Ich  werde  in  dieser  Conformität  mit  dem  Mylord  Due  de  Marl- 
borough  die  Sachen  dahier  ausmachen  und  veranlassen,  auch 
darüber  etwas  Schriftliches  unter  uns  aufrichten  und  Ihnen  so- 
dann davon  weitere  Communication  geben.  Ich  erinnere  Ihnen 
aber  Alles  dieses  inzwischen  darum  vorläufig,  um  damit  Sie  unter- 
dessen das  Werk  gehöriger  Orten  anbringen  und  solchergestaltcn 
befördern  wollen,  dass  sodann  dasselbe  umso  schleuniger  in  seiner 
Richtigkeit  sei,  allermassen  die  Zeit  sehr  weit  avancirt  und  dem- 
nach   umso    nöthiger  ist,    dass    der  erste  Erlag  der    Werbgelder  ohne 


♦)  Wie  auf  Seite  373. 


382 

läufigeren  Anstand,  um  der  AVerbimg  den  Anfang  machen  zu  können, 
beschehe. 

Was  Sic  mir  von  dem  neuen  Darlehen  melden,  darüber  berufe 
ich  mich  auf  mein  Letzteres  und  will  darüberhiu  von  Ihnen  gewärtig 
sein,  ob  und  was  Sie  mir  darinfalls  näher  an  die  Hand,  zu  geben 
hätten.  Ich  ermangle  aber  unterdessen  nicht,  mit  dem  Mylord  Duc 
mit  demjenigen  Nachdruck  zu  reden ,  der  zur  Beförderung  des 
Werkes  erforderlich  und  von  I.  k.  M.  mir  allergnädigst  anbefohlen 
worden  ist. 

Auf  das  letztere  Dero  Schreiben  habe  ich  Ihnen  nicht  viel  zu 
erinnern,  weilen  gleich  hier  oben  der  Recruten  halber  ausführlich 
geantwortet.  Die  Vermehrung  derselben  ist  ohnedem  geschehen,  da 
über  die  vorhin  angetragenen  2000  Mann  um  467  mehrers  ange- 
setzt sind. 

Was  die  Cavallerie  betrifft,  wäre  die  Sache  vorhero  mit  dem 
Feldmarschall  Grafen  Guido  zu  adjustireu  und  von  ihm,  was  er 
darüber  melden  würde,  zu  erwarten.  Ich  gebe  ihm  von  Allem  diesen 
unter  einsten  die  Nachricht,  und  wann  aber  die  Pferde  in  loco  zu 
bekommen  wären,  so  vermeinte  ich,  dass  man  für  einen  blossen  mit 
guter  Mundur  versehenen  Recruten  um  ein  15  Thaler  mehr,  als  für 
die  zu  Fuss  verlangen  sollte,  weilen  hiervon  auch  Mäntel,  Sättel  und 
Zeug  bestritten  werden  müssten.  Inzwischen  haben  Sie  gar  Recht,  dass 
die  Recruten  der  Cavallerie  heraussen  gemacht  werden  müssen,  um 
den  deutschen  Fuss  darbei  zu  erhalten  und  dass  der  Transport  der- 
selben ein  Geringes  austrage,  da  solcher  mit  denen  ohnedas  hinüber- 
gehenden Recruten  zu  Fuss  geschehen  kann. 

Auch  erhalte  Deroselben  vom  20.  passato.  Wegen  des  preussi- 
schen  Wesens  ist  noch  nichts  geredet  worden,  ich  werde  aber  meines- 
orts  mit  dem  Mylord  darüber  reden,  ich  fürchte  aber  einestheils 
grosse  Schwierigkeiten,  anderntheils  aber  kennen  Sie  den  Mylord 
Selbsten,  wovon  ich  Ihnen  das  Weitere  zu  communicircn  unermangeln 
werde. 

Für  den  Anschluss  von  Portugal  und  die  Nachricht  der  für  mich 
verfertigten  Schlösser  halber  sage  ich  Ihnen  dienstlichen  Dank. 

Schliesslichcn  hat  das  Citadelle  dahior  gestern  zu  capituliren 
begehrt,  wovon  ich  Ihnen  nächstens  die  Capitulation  schicken  werde, 
ungeachtet  man  aus  Stücken  noch  nicht  geschossen.  Die  Garnison 
wird  abziehen,  so  man  umso  ehender  accordirt,  als  man  noch  12  oder 
14  Tage  zu  thun  gehabt,  andurch  aber  Zeit  gewonnen  hat,  vor  Ende 
der  Campagne  noch  etwas  zu  unternehmen. 


383 


358. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Lille,  10.  December  1708  '\ 

Nachdem  die  feindliche  Garnison  in  dem  hiesigen  Citadelle 
vorgestern  Früh  die  Chamada  geschlagen  und  zu  capituliren  begehrt, 
so  ist  man  nach  denen  von  derselben  eingereichten  Puncten  insoweit 
übereingekommen  und  schlüssig  worden,  wie  Euer  kaiserl.  Majestät  aus 
nebengehender  Abschrift  der  errichteten  Capitulation  ^)  mit  Mehreren! 
allergnädigst  zu  ersehen  geruhen   werden. 

Ich  habe  meiner  allerunterthänigsten  Schuldigkeit  zu  sein  erachtet, 
E.  k.  M.  durch  den  eigens  damit  abschickenden  General-Adjutanten 
Grafen  von  Rabutin  die  allergehorsamste  Nachricht  davon  zu  ertheilen. 

Es  ist  nicht  ein  Geringes  und  sobald  nicht  zu  hören  gewesen, 
dass  man  eine  Festung  ohne  Stückschuss  bezwungen  und  erobert  habe, 
vor  welcher,  wann  es  der  Feind  auf  die  Extremität  hätte  wollen  an- 
kommen lassen,  bis  man  alle  nöthigen  Bresch-Batterien  in  Stand 
gebracht,  die  Descente  im  Graben  gemacht,  das  Wasser  aus  demselben 
abgezapft,  die  Galierie  verfertigt  und  die  Bresche  gelegt  haben  würde, 
man  noch  wohl  ein   12  oder   14  Tage  zugebracht  hätte. 

Eben  dieses  war  eine  Ursache,  dass  man  ersagter  Garnison  den 
freien  Abzug  eingestanden  habe,  iumassen  gewiss  ist,  wann  man  es 
derselben  abgeschlagen  hätte,  dass  sie  es  zu  einem  Sturm  würde 
haben  ankommen  lassen;  wohingegen  man  solchergestalt  die  Zeit  ge- 
wonnen und  den  Vortheil  überkommen  hat,  vor  dem  Schluss  gegen- 
Avärtiger  Campagne  noch  etwas  unternehmen  zu  können,  von  welcher 
E.  k.  M.  demnächst  mit  Mehrerem  in  aller  Unterthänigkeit  was  werde 
hinterbringen  können;  vorläufig  aber  allergehorsamst  anmerke,  ob  es 
schon  grimmig  kalt  sei,  dass  man  gleichwohl  die  Dispositiones,  Gent 
und  Brügge  zu  attaquiren,  ankehre.  Womit  etc. 

359. 

An  den  Churfürsten  von  Mainz.  Lager  bei  Lille, 
20.  December  1708'). 

(Meldet  ihm  die  Capitulation  von  Lille;  —  die  Fortsetzun«'  crleit'lilautend  mit 
Nr.  358  von:   „Es  ist  nicht  ein  Geringes"  bis:   „noch  etwas  nnternehmen  zu  können". 


<)  Kriegs-A.,  Niederlande  170H;  Faso.  XII.  3. 

2)  Kriegs-A.,    Niederlande    1708;    Fase.  XII.    ad   3    -  und  Memoire.^  militaires 
(Pelet)  VIU.  pag.  520  bis  526. 
*)  H.  H.  u.  St.  A. 


384 

360. 
An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Lille,  10.  December  1708  0* 

Nachdem    das    hiesige    Citadelle    endlich    ohne    Stückschuss   be- 
zwungen   worden,    den    8.    dieses    die    Chamada    zu    schlagen    und  zu 
i'iipituliren,    so  schliesse  Einem  löbl.  Mittel  liiermit  bei,  auf  was  Weis 
die  darüber  gerichtete  Capitulation  geschlossen  Avordcn. 
(Die  Fortsetzung  wie  Nr.  359.) 

P.  s. 

Auch  habe  ich  in  meinem  letzten  Schreiben  vergessen,  Einem  h>bh 
Älittel  zu  sagen,  dass  ich  in  der  Rccruten-Rcpartition  etliclier  Regimenter 
eine  ziemliche  Zahl  angesetzter  linde,  die  hingegen  alle  Jahre  zu  Grunde 
gehen  thun,  als  wie  in  specie  das  Bayreuth'sche  eines  ist.  Solchemnach 
vermeinte  ich  besser  zu  sein,  400  Manu  abzunehmen  und  die  Hälfte 
davon  dem  Badischen  Regiment,  welches  bei  der  obgewesten  hiesigen 
Belagerung  merklich  abgenommen,  die  andere  Hälfte  aber  dem 
Thüngenschen,  so  durch  die  bei  diesem  Regiment  obhandene  üble 
AVirthschaft  und  daraus  eingerissene  Desertion  viel  gelitten,  zugetheilt 
werde,  um  dass  hiedurch  das  vorhin  ihnen  angewiesene  Quantum  um- 
somehr  erhöht  werde. 

361. 

An  den  Herzog  von  Savoyen.  Lager  bei  Ryssel, 
10.  December  1708'). 

IMonseigneur, 

La  garnison  de  la  citadelle  ayant  battu  la  chamade  le  8  de  ce  mois, 
]»our  demander  ä  capituler,  j'ai  cru  d'etre  mon  devoir  d'en  donner  part 
a  V.  A.  R.  et  Lui  joindre  la  capitulation  faite  ^)  avec  la  dite  garnison. 
II  y  a  peu  d'exemple  qu'une  place  de  cette  consequcnce  ait  etc 
oblige  de  se  rendre  sans  que  nous  ayons  tire  un  coup  de  canon. 

V.  A.  R.  ne  s'ctoiinera  donc  pas,  si  Elle  verra  par  la  dite 
f-apitulation,  qu'on  a  accordc  la  sortie  libre  avec  toutes  les  honneurs 
militaires,  etant  tres-sür,  si  Ton  avait  refuse,  que  la  dite  garnison 
s'aurait  aussi  opiniätree  d'attendrc  un  assaut  general  et  de  nous  faire 
perdre  par  9a  douze  ou  quatorze  jours,  ce  qui  nous  a  oblige  d'y  con- 
sentir  ä  raison  de  gagner  du  temps  d'entroprendre  encore  quelque 
chose  avant  la  lin  de  la  campagne. 


')  Kriegs-A.,  Niederl.-iiifle  1708;   Fmsc.   XII.  4. 
*)  Kriegs-A.,  Niederljinde   1708;   Fase.   XU.   27. 
')   Krieg.s-A.,  Niederlaii.le   1708;   Fa.sc.   XII. 


385 

362. 

An  den   General-Kriegscommissär   Grafen  Schlik.   Lager  bei 
Ryssel,  12.  December  1708  ')• 

Euer  Exeellenz  habe  durch  den  Herrn  Grafen  Rabutin  den 
Empfang  Deroselben  Schreiben  vom  4.,  5.  und  6.  dieses  erinnert,  da- 
malen  aber  dieselben  zu  beantworten  keine  Zeit  übrig  gehabt,  bewcrke 
es  solchemnach  hiemit  und  sage  E.  E.  den  schuldigen  Dank,  dass  Sie 
an  der  glücklichen  Passage  der  Scheide  einen  Theil  nehmen  und  mir 
solchemnach  dazu  so  wohlmeinend  gratuliren  wollen. 

Ueber  die  artliche  ^)  Wirthschaft  bei  dem  Thüngen'schen  Regiment 
wundere  ich  mich  je  länger  je  mehr,  und  ob  ich  gleich  vor  ungefähr 
vier  Posttagen  an  den  Herrn  Feldmarschall  Freiherrn  von  Thüngen 
ein  nachdrückliches  Schreiben  dessentwegen  erlassen,  so  repetire  ich 
es  mit  heutiger  Ordinari  nichtsdestoweniger  und  schreibe  unter  einsten 
an  den  löbl.  kaiserlichen  Hoflvriegsrath,  damit  sothaner  Unwirthschaft 
mit  allem  Nachdruck  gesteuert  werde. 

E.  E.  haben  gar  Recht,  wessen  Sie  sich  über  die  Fels-  und  Reisingi- 
schen  Commandirten  bei  der  erinnerten  Beschaffenheit  beklagt  haben ; 
es  muss  bei  diesen  Leuten  eben  eine  wunderseltsame  Wirthschaft  sein 
und  meritirt  daher  examinirt  und  untersucht  zu  werden.  Sie  sind, 
ohne  dass  ich  davon  was  gewusst,  oder  mir  bekannt  war,  wer  ihnen 
die  Ordre  ertheilt,  bis  nacher  Menin  abmarschirt ;  worauf  ich  sie 
befehlen  lassen,  sogleich  wiederum  nacher  Ath  zurückzukehren  und 
inmittelst  ihr  Aufsehen  auf  den  dortigen  Gouverneur  zu  haben,  welcher 
ihnen  auch  Brod  und  Fourage  abreichen  lassen  würde. 

Die  durch  den  Courier  eingebrachte  Expedition  ist  mir  zu  sicheren 
Händen  eingeloffen;  nachdem  Sie  aber  von  dem  kaiserlichen  Schreiben 
Selbsten  bereits  eine  Copiam  haben,  so  habe  ich  E.  E.  von  denen 
darneben  begriffen  gewesten  Anlangen  hiemit  Abschriften  beilegen 
wollen,  um  dass  E.  E.  nicht  nur  vollkommene  Wissenschaft  davon  haben, 
sondern  demnächst  Ihre  Meinung  eröffnen  möchten,  nachdem  ich  das 
kaiserliche  Creditiv  an  das  Erzstift  Cöln  abzuschicken  und  mit  einem 
Schreiben  von  mir  zu  begleiten  gedenke,  was  Sie  etwo  Ihresorts  für 
gut  befindeten,  dass  ich  in  sothanem  Schreiben  anzuziehen  hätte,  auf 
dass  dasselbe  mit  beiderseitigem  Vernehmen  eingerichtet  und  der  damit 
eigens  Abschickende  sodann  in  seiner  aufhabenden  Commission  umso 
vollkommener  instruirt  werden  könnte. 


1)  Krie<?s-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  33 
*)  Dieser  Art,   derartig;. 
Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  v.  Savoyen.  II    .Serie,  l   Band.  Supplement-Heft.    -Ö 


386 

Wegen  der  bewussten  englischen  Gelder  li.at  es  nicht  anders 
sein  können,  und  bedauere  ich  selbsten,  dass  man  diese  Baarschaft 
zu  dem  angezogenen  Ende  nicht  angreifen  möge.  Ich  habe  aber  einen 
anderen  Gedanken,  und  zwar  folgenden : 

E.  E.  ist  bekannt,  dass  England,  vermöge  des  zwischen  mir  und 
dem  Duc  de  Marlborough  im  Haag  gemachten  Accords,  für  die 
zur  Completirung  der  in  Spanien  stehenden  kaiserlichen  Regimenter 
abschickenden  Recruten  die  Werbgelder  bezahlen  müsse,  und  da  ich 
dannenhero  mit  dem  Mylord  bei  unserer  nächsten  Zusammenkunft  das 
Pretium  eines  jeglichen  Recruten  tractiren  und  veraccordiren  werde, 
darüber  auch  bereits  vorläufig  an  den  Herrn  Grafen  von  G  a  1 1  a  s  in 
England  geschrieben  habe,  so  wird  man  die  für  sothane  Recruten, 
welche  inclusive  des  Wetzelischen  Regiments  2467  Mann  betragen, 
ziehende  gleichwohl  ziemliche  Summa  Geld  zu  Behufe  der  hiesigen 
Erfordernisse  verwenden  können.  E.  E.  ersuche  ich  aber,  es  bei  sich 
zu  behalten,  da  ich  sowohl  an  Ihre  kaiserl.  Majestät,  als  dem  kaiser- 
lichen Hofkriegsrath  davon  nur  generaliter  was  gemeldet  habe. 

E.  E.  bin  ich  hoch  obligirt,  was  Sie  meiner  Versicherung  halber 
wegen  der  ausgehändigten  Quittung  für  die  von  der  Krone  England 
anno  1706  auticipirten  Gelder  an  die  Hand  geben  wollen.  Ich  ersuche 
Sie,  Sie  wollten  belieben,  in  dieser  Conformität  das  Weitere  unschwer 
zu  verfügen. 

Dass  die  dahier  auf  meine  Versicherung  für  das  Spital  auti- 
cipirten 400  Doppien  refundirt  worden,  dient  mir  zur  guten  Nach- 
richt, und  was  E.  E.  aber  wegen  des  Herrn  Grafen  C  z  o  b  o  r  anziehen, 
ist  sich  über  ihn  nicht  zu  verwundern,  dann  Sie  ihn  so  gut  wie  ich 
kennen. 

Ueber  dasjenige,  so  E.  E.  wegen  der  winterlichen  Unterbringung 
der  kaiserlichen  Regimenter  melden,  will  ich  hoffen,  dass  Sie  inzwischen 
mit  dem  General  Cadogan  hievon  ein  Mehreres  schon  werden 
gehandelt  haben.  Mit  dem  Land  von  Waas  aber  wird  es  sich  anjetzo 
darum  verändern,  weilen  man  Gent  und  Brügge  zu  attaquiren  im 
Werk  ist.  Es  ist  zwar  ersagter  Herr  General  Cadogan,  als  er  bei 
mir  gewesen,  herausgebrochen,  dass  man  uns  Quartier  geben  wollte ; 
ich  habe  mich  aber  allezeit  angestellt,  als  ob  wir  nichts  begehren 
thäten,  aus  Politik,  um  diese  Leute  umsoniehr  in  dem  Wahn  zu  erhalten, 
dass  man  dahier  zu  verbleiben  nicht  gedenkete,  einfolglich  sodann 
umso  höher  unsere  Anforderungen  an  sie  spannen  könnte;  mein 
Gedanken  wäre  dabei  vor  Allem,  dahin  anzutragen,  dass  die  Truppen 
nicht  weit  von  einander  separirt,  sondern  in  der  Nähe  beisammen 
gelassen  und  nach  Beschaffenheit  des  Landes  oder  Standes,  wohin  man 


387 

zu  stehen  kommt,  die  Subsistenz  eingerichtet  werde.  Ich  denke  morgen 
von  hier  mit  der  Armee  zu  marschircn,  womit  dann  mehr  ä  portee 
von  Brüssel  kommen  werde,  und  kann  solchemnach  leicht  sein,  dass, 
um  mit  E.  E.  mündlich  zu  reden,  die  Gelegenheit  überkommen  dürfte. 

Wann  auch  Gent  und  Bruges  (Brügge)  Aveggenommen  werden 
sollten,  so  darf  man  unserseits  hierauf  keine  Gedanken  machen,  massen 
die  Engländer  für  ordinari  ihre  Garnison  darinnen  gehabt,  wegen  der 
Bequemlichkeit,  dass  sie  ihre  Nothdurften  über  Meer  aus  England  zum 
füglichsten  haben  an  sich  ziehen  können ,  wiewohl  E.  E.  diesfalls 
geführte  Intention  gar  gut  genommen  ist. 

Ich  weiss  gar  wohl,  dass  nach  Auszahlung  der  anhero  geschickten 
Kimessa  nicht  nur  kein  Kreuzer  mehr  übrig,  sondern  auch  anderswoher 
nichts  zu  hoffen  sei;  das  Expediens  aber,  so  E.  E.  diesfalls  vorschlagen, 
ist  mehrers  zu  wünschen,  als  in  effectu  davon  was  zu  hoffen;  dann  ich 
will  zwar  mit  denen  Deputirten  darvon  gar  gern  reden,  E.  E.  kennen 
aber  diese  Leute,  wie  hart  und  schwer  mit  ihnen  umzugehen  sei. 

Wann  der  vo  n  Si  er  s  tor  ff  sich  bei  mir  anmelden  wird,  werde 
ich  mit  ihm  aus  der  Sache  klar  und  stark  reden,  E.  E.  auch  das 
Weitere  davon  zu  Ihrer  Direction  bedeuten.  Inzwischen  erwarte  ich 
die  von  Ihnen  begehrte  Meinung,  die  ich  hieroben  von  Derselben  mir 
ausgebeten  habe. 

Was  Sie  mir  im  Postscript  im  Vertrauen  wegen  der  Alliirten 
weiters  anziehen  wollen,  das  ist  eben  die  Ursache,  dass  ich  mich,  wie 
ich  Ihnen  eben  in  meinem  gegenwcärtigen  Schreiben  schon  gemeldet, 
gegen  den  General  Cadogan  in  nichts  herausgelassen  habe. 

Der  vorgeschlagene  Vorschuss  der  24.000  Reichsthaler  bei  dem 
Wechsler  Rost  dürfte  in  dieser  Conjunctur  das  einzige  Rettungsmittel 
übrig  sein. 

Mit  denen  36.000  fl.  habe  ich  bereits  disponirt  und  nach  E.  E. 
Verlangen  dem  Cassa-Officier  unter  meiner  Hand  ordentliche  Auschaf- 
funo-en  fjeo-eben,  wie  Sie  durch  den  Herrn  Proviant-übristlieuteuant 
Ha  r  ruck  er  das  Mehrere  überkommen  werden. 

363. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Oudenarde,  16.  December  1708'). 

Nach  meinem  an  Euer  kaiserl.  Majestät  letzthin  abgelassenen 
Bericht  hat  der  Mylord  Duc  de  Marlborough  mit  seiner  Armee 
sich  gegen  Gent  gewendet,  um  nach  dem  genommenen  Schluss  diesen 


1)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  Xll.  41. 

35^ 


388 

Ort  zu  attaquiren,  wo  die  Deputirten  der  General-Staaten  die  Zusage 
und  Veranstaltung  getlian,  dass  sie  die  nöthige  Fourage  Avährender 
dieser  Operation  aus  Holland  beibringen  lassen  wollten.  Heute  ist  es 
solchemnach  der  vierte  Tag,  wo  auch  ich  bei  gegenwärtig  anhaltender 
starker  Kälte  mit  der  Armee  ohne  Fourage  marschirt  und  die  Scheide 
bei  Oudenarde  passirt  bin,  in  meinem  Durchmarsch  aber  allergehor- 
samst  nicht  ermangeln  sollen,  weilen  die  Post  ohnedem  morgen  ablauft, 
E.  k.  M.  mit  gegenwärtigen  allerunterthänigsten  wenigen  Zeilen  den 
allergehorsamsten  Interims-Bericht  abzustatten,  wo  ich  mich  mit  der 
Armee  befinde. 

Soviel  aber  vorgemelte  Operation  von  Gent  in  specie  anbelangt, 
so  ereignet  sich  dabei  in  dem  eine  nicht  geringe  Schwierigkeit,  dass 
die  Canäle  und  Wässer  und  mit  denselben  auch  die  Schiffe  zur  Trans- 
portirung  der  Fourage  eingefroren  sind,  welches  mich  bewogen,  dass 
mich  gleich  selbsten  zu  dem  Mylord  Duc  de  Marlborough  dahin 
gegen  Gent  begebe,  um  zu  sehen,  in  was  für  einen  Stand  die  Sache, 
auch  ob  und  was  etwo  für  Mittel  dagegen  anzukehren  sein  möchten, 
zum  Falle  es  änderst  die  Möglichkeit  zulasset. 

E.  k.  M.  werde  ich  dahero  demnächst  was  mehreres  allerunter- 
thänigst  erinnern,  und  thue  mich  anbei  etc. 

364. 
Bericht  an  den  Kaiser.  Brüssel,  20.  December  1708  *)• 

In  meinem  Durchmarsche  zu  Oudenarde  habe  ich  Euer  kaiserl. 
Majestät  in  aller  Unterthänigkeit  berichtet,  dass  ich  mit  der  Armee 
etliche  Tage  im  Mouvement  damalen  gewesen  und  wegen  Attaquirung 
Gent  ob  der  angehaltenen  Kälte  und  dadurch  zugefrorenen  Wässer 
grosse  Schwierigkeiten  sich  hervorgethan  hätten,  ich  aber  mich  zum 
Mylord  Duc  de  Marlborough  für  meine  Person  begeben  und  sodann 
in  loco  sehen  wollte,  wie  die  Sachen  beschaffen  und  ob  die  Schwierig- 
keiten, die  den  Attaque  verhinderten,  zu  beheben  eine  Möglichkeit  wäre. 

Ich  habe  es  also  vollzogen  und  da  sich  aber  gezeigt,  dass  sich 
das  Wetter  verändere  und  wiederum  völlig  aufzugehen  beginne,  auch 
die  Nothwendigkeit,  so  man  zur  bevorhabenden  Belagerung  nöthig 
hatte,  gefunden  und  hiernächst  zur  Subsistenz  der  Armee  die  Nothdurft 
sowohl  an  Lebensmitteln,  als  an  Fourage  füglich  beigeführt  werden 
konnte;  so  ist  nun  der  Attaque  solchergestalten  festgestellt  worden, 
dass  dieser  Tage  die  Tranch6eu  wirklich    eröffnet  werden  sollen,  und 

')  Krie{rs-A.,  Niederlande  1708:  Fase.  XII.  46. 


389 

mich  er,  der  Mylurd  Duc,  dahero  gebeten  hatte,  sothaner  Belagerung 
mit  beizuwohnen,  so  ich  umso  lieber  zusagte,  als  ich  es  einestheils 
Selbsten  für  uöthig  erachtete,  anderntheils  aber  aiimit  die  bessere 
Gelegenheit  habe,  mit  demselben  von  Ein-  und  Anderem  reden  zu 
können. 

Indessen  ist  von  der  meinem  Commando  unterstehenden  Armee 
E.  k.  M.  und  andere  alliirte  Cavallerie  gegen  Enghien  postirt,  die 
Infanterie  aber  in  Alost  und  Grammout  gelegt  worden. 

E.  k.  M.  werden  aus  meinem  Vorigen  allergnädigst  ersehen  haben, 
wasmassen  der  Herr  Churfürst  zu  Pfalz  seine  hier  befindlichen  Truppen 
insgesammt  hinausgehen  lassen  wollte.  Als  ich  mich  nun  ersagter- 
massen  movirt  hatte,  sagte  mir  der  Feldmarschall  Graf  von  Nassau, 
gleichwie  er  Ordre  hätte,  sobald  die  Belagerung  Ryssel  völlig  vorbei 
sein  würde,  mit  ersagten  Truppen  ziu'ück  in  die  churfürstlichen  Landen 
und  mit  einem  Theil  gar  in  die  obere  Pfalz  abzumarschireu ;  dass  er 
dahero  mit  denselben  jetzo  seinen  Hinausmarsch  wirklich  antreten 
müsste,  ohne  dass  ersagter  Herr  Churfürst  mir  hievon  die  geringste 
Notification  gethan  hätte,  wie  es  gleichwohl  der  Ordnung  nach  an  sich 
Selbsten  wohl  hätte  sein  sollen.  Und  ob  ich  zwar  bei  dieser  Beschaffenheit 
ersagte  Truppen,  in  specie  aber  die  4000  in  E.  k.  M.  Sold  stehenden 
Mann  wohl  hätte  anhalten  können,  allermassen  ich  es  auch  Ihro  Gnaden 
von  Nassau  also  bedeutet,  und  nicht  weniger  an  den  Herrn  Churfürsten 
Selbsten  darüber  geschrieben  habe,  so  replicirte  mir  hingegen  dieser, 
dass  jetztgemelter  Herr  Churfürst  ihm  positive  berichte,  es  wäre  der 
Tractat  wegen  der  4000  Mann  zu  keinem  Schluss  gekommen;  zumalen 
aber  derselbe  noch  vor  meiner  Abreise  von  Wien  solchergestalt  avancirt 
gewesen,  dass  ich  niemalen  gezweifelt,  es  würde  damit  seine  vollständige 
Richtigkeit  haben,  so  kann  ich  diesen,  des  Herrn  Churfürsten  Einwurf, 
umsoweniger  capiren,  als  nach  der  Hand  von  E.  k.  M.  sothaner  Tractat 
völlig  accomplirt  und  der  Herr  Churfürst  in  vollkommene  Possess  der 
oberen  Pfalz  und  Lehen  eingesetzt  worden.  Ich  finde  solchemnach 
nöthig,  E.  k.  M.  hiemit  die  allergehorsamste  Nachrieht  von  diesem 
Abmärsche  zu  erstatten  und  Dieselbe  dabei  allerunterthänigst  zu 
ersuchen,  dem  Herrn  Churfürsten  durch  ein  starkes  Schreiben  nach- 
drücklich zu  Gemüthe  zu  führen,  wie  hart  dieser  unverhoffte  Abzug 
bei  jetzigen  Conjuncturen  dem  gemeinen  ^Vesen  falle  und  wie  sehr 
die  AUiirten,  da  der  Marsch  eben  in  der  Zeit,  als  die  Operationes  noch 
nicht  vollends  ausgeführt,  und  an  deren  glücklichen  Endigung  das 
Hauptwerk  liegt,  sich  darob  alterirt  und  alarmirt  haben :  in  specie 
aber  wäre  eine  hohe  Nothdurft,  wegen  mehrwiederholter  4000  Mann, 
zum  Fall,    ja    wie    er,    der    Herr  Churfürst,    beständig    beibringt,    der 


390 

Tractat  seine  Richtigkeit  noch  nicht  erreicht  hätte,  denselhen  einsmals 
in  die  VoUkummenheit  zu  bringen  und  sodann  den  Herrn  Chiirtursten 
dahin  zu  halten,  dass  er  diese  Anzahl  Truppen,  was  es  eigentlich  für 
eine  seien,  was  für  Generales  dabei  angestellt,  namhaft  machen  und  so- 
dann E.  k.  M.  anderen  hier  stehenden  (Truppen)  incorporiren  lassen  solle. 

Es  dürfte  sein,  dass  mehrwiederholter  Herr  Churfürst  mit  dieser 
Gelegenheit,  der  verlangenden  Incorporation  seiner  Truppen,  den  Rang 
begehren  möchte,  so  findete  ich  denselben  zu  verwilligen,  meines  aller- 
unterthänigsteu  Orts  umsoweniger  Bedenken,  als  durch  diese  Einver- 
leibung E.  k.  M.  hiesiger  Landen  ein  stärkeres  Corps  zusammensetzen 
und  davon  denjenigen  Vortheil  haben  könnte,  wie  denselben  ich 
bereits  allerunterthänigst  erinnert  habe;  dann  es  ist  gewiss,  dass  Sie 
auf  solche  AVeise  in  denen  sich  ereignenden  Begebenheiten  dahier  zu 
Ihre  und  Ihro  königl.  katholischen  Majestät  Allerhöchstem  Interesse 
viel  höher  sprechen  konnten,  zu  geschweigen,  dass  es  erstlich  die 
Politik  an  sich  selbsten  erfordert,  weilen  England  in  allen  acquistirten 
Orten  von  Ihren  Truppen  Garnisonen  hat;  andertens  aber  die  ratio 
belli  zugleich  haben  wolle,  nachdem  der  Feind  dahier  seinen  mehresten 
Efi'ect  macht,  alle  Truppen,  was  er  nur  kann,  von  anderwärts  anhero 
zieht,  und  die  Alliirten  dahero  auch  ihrerseits  hiernach  dero  Mass 
solchergestalten  abfassen,  damit  ihre  Völker  ebenfalls  verstärkt  werden, 
dass  E.  k.  M.  auch  Ihresorts  ein  Gleiches  allergnädigst  thun  möchten. 

Wie  nun  die  Unternehmung  der  Belagerung  Gent  fest  beschlossen 
und  bis  die  Requisiten  dazu  zur  Hand  gebracht,  ein  etliche  Tage 
nichts  zu  thun  ist,  so  habe  ich  hievon  profitirt  und  mich  darum  anhero 
begeben,  um  dass  ich  mit  Dero  General-Kriegscommissario  Grafen 
Schlik  die  winterliche  Verlegung  E.  k,  M.  Regimenter  endlich  in  eine 
Richtigkeit  zu  bringen  vermöchte,  inmassen  auch  zu  diesem  Ende  von 
dem  Mylord  Duc    der  General  Cadogan  hieher  abgeschickt  worden. 

Man  ist  solchemnach  gestern  Früh  zusammengetreten  und  hat 
gegen  einander  verschiedene  Propositiones  gemacht,  nichts  aber  zum 
Schlüsse  bringen  können,  weilen  ersagter  General  Cadogan  Alles 
ad  referendum  genommen  vmd  sich  nach  Leuze,  um  mit  dem  Feind 
eine  Unterredung  wegen  Auswechseins  der  beiderseits  Gefangenen  zu 
pflegen,  begeben  hatte,  mit  der  Vertröstung  jedoch,  dass  er  darüber 
die  unverlangte  Resolution  bringen  wollte,  welche  dann  zu  erwarten 
steht,  an  mir  aber  nichts  erwunden  Averden  soll,  E.  k.  M.  mit  einem 
eigenen  Courier  zu  Dero  allergnädigstcn  Nachricht  die  allergehorsamste 
Information  einzusenden. 

Ich  kann  also  E.  k.  M.  dermalen  nichts  Anderes  allerunterthänigst 
erinnern,  als    dass    man    noch    sehr    weit    von  einander    sei    und  man 


391 

Alliirterseiten  glaube,  eiu  gar  Grosses  zu  thun,  wann  man  Brod  uud 
Fourage  reichen  würde,  welches  sie  vor  die  vier  Monater  auf  400.000 
hiesige  Gulden  und  mehrers  hinausrechnen  wollen.  Bei  dieser  der 
Sachen  Bewandtnuss  und  da  noch  nicht  eigentlich  bewusst,  ob  und 
auf  was  man  sich  positive  zii  verlassen  habe,  werden  E.  k.  M.  von 
Selbsten  allergnädigst  urtheilen  können,  wie  nöthig  es  sei,  dass,  um 
Dero  hierseitige  Regimenter  nicht  nur  subsistiren  zu  machen,  sondern 
zur  nächstkünftigen  Campagne  bei  so  weit  avancirter  Zeit  unverlangt 
in  Stand  zu  bringen,  erstlichen  für  dieselben  eine  erkleckliche  Summe 
Geld  in  die  Erblande  assignirt,  sodann  aber  auf  eine  zulängliche 
Anzahl  Rimonta-Pferde  ein  so  sicherer  Staat  gemacht  werde,  dass  die 
hinavis  detachirendeu  Officiere  solche  gleich  empfangen  und  die  Länder 
damit  nicht  in  mora  sein  möchten.  Und  damit  man  aber  dahier  mit 
der  Logirung  und  zuvörderst  mit  der  Subsistenz  umso  leichter  gefolgen 
könne,  so  habe  ich  mit  Gutbetinden  obengemeltes  Dero  General-Kriegs- 
commissarii  Grafen  S  c  h  1  i  k  unumgänglich  zu  sein  erachtet,  nebst  dem 
General  d'Arnan,  welcher  ohne  das  einen  Theil  seines  Regiments 
in  Bavern  hat,  auch  das  Mehrste  von  dem  kleinen  Stab  alldahin  hinaus- 
zusenden, die,  weilen  diese  Leute  in  dem  Winter  ohnedem  so  sehr 
nicht  nothwendig  sind,  bei  angehendem  Frühling  mit  denen  ohne  das 
hereingebenden  Recruten  und  Rimonta-Pferden  in  Zeiten  bei  der  Armee 
eintreffen  können. 

E.  k.  M.  ist  schliesslich  allergnädigst  nicht  unbekannt,  dass  die 
Huszaren  -  Regimenter  wegen  Abgang  der  Mittel  viele  Jahre  nicht 
haben  recrutirt  werden  können.  Nachdem  aber  dieselben,  und  zuvörderst 
die  hier  seienden,  gleichwohl  in  etwas  ergänzt  und  remittirt  zu  sein, 
E.  k.  M.  Allerhöchster  Dienst  vornehmlich  erfordern  will,  so  glaubte 
ich,  dass  bei  gegenwärtigem  Stand  der  Sachen  im  Königreich  Hungarn 
mit  keinen  allzugrossen  Unkosten  man  soviel  endlich  wohl  in  die  Wege 
richten  könnte,  dass  ein  jedwedes  von  ersagten  beiden  Huszaren- 
Regimentern  auf  600  Köpfe  gestellt  werden  möchte,  E.  k.  M.  aller- 
unterthänigst  bittend,  Sie  geruheten,  allergnädigst  das  Weitere  darüber 
nachdrücklich  anzubefehlen.  Womit  etc. 

365. 

An  den  Hofkriegsrath.  Brüssel,  20.  December  1708 '). 

Wasmassen  ich  mich  nach  etlichtägigem  Mouveraent  zum  Myloi-d 
Duc  begeben,  dass  die  Belagerung  Gent  resolvirt,  die  churpfälzisch  en 


•)  Kriegs-A.,  Niederlande   1708;  Fase.  XII.  45. 


392 

Truppen  nach  ihren  Landen  ahmarschirt  seien  und  wie  ich  mich  zu 
des  Herrn  General  -  Kriegscomiuissarii  Grafen  Schlik's  Excellenz  an- 
hero  verfügt  und  mit  Beisein  des  englischen  Herrn  Generals  Cadogan 
von  denen  künftigen  Winterquartieren  in  einer  eigens  dessentwegen 
gewesten  Zusammenkunft  zu  reden  angefangen  und  darüber  mit  heutiger 
Post  an  Iliro  kaiserl.  Majestät  mit  mehrerer  Ausführlichkeit  geschrieben 
habe ,  solches  Alles  wird  Ein  löbl.  Mittel  aus  dem  Anschlüsse 
mit  ]^[ehrerem  beliebig  ersehen;  so  ich  Demselben  zu  dem  Ende 
cummunicire,  um  dass  es  zum  Theil  die  behörige  Wissenschaft  zu 
Dero  weiteren  Direction  haben,  zum  Theil  aber,  als  da  ist:  der  Ab- 
marsch ersagter  churpfälzischer  Truppen,  die  Assignirung  der  Rimonta- 
Pferde  und  einer  ergäbigen  Summa  Geld  in  Erb-Landen,  die  Recru- 
tirung  der  Huszaren  -  Regimenter  auf  600  Manu,  item  die  Hinaus- 
schickung des  Herrn  Generals  d'A  r  n  a  n  und  des  Mehrsten  vom 
kleinen  Stab  in  Bayern,  an  seiner  Gehörde  das  Weitere  pressiren  und 
erinnern  möge.  Womit  etc. 

366. 

An  den  Chiirfürsten  von  der  Pfalz.  Brüssel, 
20.  December  1708*). 

Da  ich  jüngsthin  nach  vollbrachter  Belager-  und  Eroberung  des 
Citadells  von  Ryssel  mit  der  meinem  Commando  unterstehenden  Armee 
aufgebrochen  imd  einen  Theil  derselben  in  die  Gegend  Enghien,  einen 
Theil  aber  in  die  Gegend  Alost  abmarschiren  Hess,  sagte  mir  der 
Feldmarschall  Graf  von  Nassau,  dass  er  von  Euer  Gnaden  Ordre 
hätte,  mit  dem  sämmtlichen  dahier  stehenden  Corps  der  löbl.  Truppen, 
inclusive  der  4000  in  kaiserlichem  Sold  befindlichen  Mann,  in  Deutsch- 
land abzumarschiren. 

Obwohlen  nun  ich  wohl  geglaubt  hätte,  von  Euer  Gnaden  dieses 
ihm,  Grafen  von  Nassau,  gegebenen  Befehls  halber,  gleich  es  der 
Ordnung  gemäss  wäre,  mit  einer  etwelchen  Nachricht  begnadet  zu 
werden,  und  solchemnach  mit  gutem  Fug  den  Marsch  ersagter  Truppen 
hätte  aufhalten  können,  so  habe  ich  es  doch  aus  der  gegen  Euer  Gnaden 
tragenden  grossen  Veneration  in  keine  Weg  thun,  dabei  aber  uuer- 
innert  nicht  lassen  wollen,  dass,  soviel  die  4000  Mann  belangt,  mir 
mehrwiederholter  Herr  Graf  von  Nassau  beigebracht,  dass  ihrethalber 
der  Tractat  mit  Ihro  kaiserl.  Majestät  nicht  geschlossen  sei.  Gleichwie 
ich  aber    mich    allzu    wohl    zurück    entsinne,    dass,    als  ich  von    Wien 

')  Kriegs-A.,  NiederlÄn.le   1708;   Fase.   XII.    47. 


393 

abgereist,  Euer  Gnaden  ersagten  Tractats  halber  bereits  Alles  accordirt 
gewesen  Avar,  allermassen  nach  der  Hand  die  Einräumung  der  oberen 
Pfalz  und  Anderes  wirklich  erfolgt  ist,  so  kann  icli  bei  mir  nicht 
begreifen,  warum  derselbe  seine  Richtigkeit  nicht  erreicht  haben  und 
zum  vollkommenen  Effect  kommen  sein  sollte. 

Solchemnach  aber  will  ich  gar  nicht  zweifeln,  Euer  Gnaden  auch 
allenfalls  gehorsamlich  belangt  haben,  dass  Sie  zum  wenigsten  solche 
Verfügnisse  ankehren  zu  lassen  geruhen  möchten,  auf  dass  ersagte 
Truppen  nicht  zu  weit  von  denen  hiesigen  Landen  entfernt  und  dabei 
vorgesehen  und  veranstaltet  werden  möchte,  dass  sie  auf  den  bedürftigen 
Fall  gleich  an  der  Hand  sein  und  zu  dem  Ende  auf  I.  k.  M.  oder 
mein  Verlangen,  wohin  es  des  gemeinen  Wesens  Dienst  erfordert,  ohne 
weitere  Verweigerung  anziehen  und  unanständig  in  vollkommenen  imd 
guten  Stand  gesetzt  werden  möchten,  umsomehr,  als  Euer  Gnaden  von 
dem  Feldraarschall  Herrn  Grafen  von  Nassau  Selbsten  ernädig-  zu 
vernehmen  haben  werden,  wie  sehr  sich  die  hohen  Herrn  Alliirten 
alterirt  haben,  dass  ersagte  Truppen  eben  zu  einer  Zeit,  wo  man  durch 
eine  neue  Operation  die  Campagne  zu  schliessen  glaubt  und  vielmehr 
sucht,  alle  Truppen  beizubehalten,  den  Abzug  genommen.  Womit  etc. 

367. 

An  den  Hofkriegsrath.  Lager  bei  Gent,  26.  December  1708  *). 

Es  hat  der  Herr  General -FML.  von  Kriech  bäum  unterm 
17.  October  bei  mir  seiner  Promotion  halber  eine  Anregung  gethan ;  wie 
zumalen  nun  derselbe  wegen  seiner  bekannten  Dienste  umso  ehender 
zu  consideriren  und  in  allweg  zu  consoliren  wäre,  als  er  bei  dem 
aufhabenden  mühsamen  Commando  in  Siebenbürgen  eine  Extra-Conso- 
lation  in  allweg  meritirt,  so  glaubte  ich,  dass  Ein  löbl.  Mittel  seinet- 
halben  an  Ihro  kaiserl.  Majestät  das  gewöhnliche  Referat  abgeben 
könnte. 

Der  Herr  GWM.  de  Wandt  schreibt  mir,  er  habe,  um  sein 
unterhabendes  Regiment  zeitlich  in  Stand  zu  setzen,  §x  propriis  die 
Recrutirung  anfangen  lassen,  beklagt  sich  aber  dabei,  dass  er  von 
denen  ihm  assignirten  Werbgeldern  noch  keinen  Kreuzer  überkommen 
hätte.  Nun  weiss  ich  zwar  gar  wohl,  wie  langsam  es  diesfalls  mit  denen 
Ländern  hergehe  und  was  dieselben  für  Aufzüge  zu  machen  pflegen, 
und  dass  es  solchemnach  an  stetem  Pressiren  Eines  löbl.  Mittels  nicht 
erwinde ;  ich  wollte  aber  Dasselbe  gleichwohl  ersucht  haben,  die  Noth- 
durft  auch  in  der  Deputation  vor  L  k.  M.  zu  urgiren. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  58. 


394 

Der  Herr  Obrist  H  an  st  ein  bescliwcrt  sicli,  dass  er  seinen  Sold 
nicht  bekomme,  weilen  aber  derlei  Sachen  von  hier  aus  zu  rcmediren, 
nicht  von  mir  dependirt,  so  habe  ich  an  Ein  löbl.  Mittel  sein  an  mich 
erlassenes  Schreiben  hiemit  zu  dem  Ende  remittiren  wollen  *),  um  dass 
Dasselbe  an  seine  Gehörde  das  Weitere  verfugen,  hiernächst  aber  bei- 
gehendes des  Herrn  Obristen  von  Hauben  Memoriale  *),  bis  zu  meiner 
Zurückkunft  ad  notam  nehmen  Avolle. 

Uebrigens  schreibt  mir  des  abgestorbenen  Thüngen'schen  Haupt- 
manns Hogan  hinterlassene  Wittib  aus  Philippsbui'g  unterm  30.  No- 
vembris  *)  und  bittet  mich  wehmüthig  um  die  gewöhnlichen  drei 
Gnaden-Monater,  welcher  darauf  geantwortet,  dass  sie  diese  bei  dem 
Regiment  suchen ,  ich  aber  nichtsdestoweniger  an  Ein  löbl.  Mittel 
schreiben  wollte,  auf  dass  sie  dieselbe  umso  sicherer  erhalten  könnte. 
Ein  löbl.  Mittel  beliebe  derohalben,  ersagter  Wittib  ex  commiseratione 
in  ihrem  Petito  zu  assistiren.  Womit  verbleibe  etc. 

368. 

An  den  General-Krieg-scommissär  Grafen  Schlik.  Vor  Gent, 
26.  December  1708*). 

Auf  Euer  Excellenz  unterm  22.  dieses  an  mich  Erlassenes  appro- 
bire  ich,  dass  Sie  denen  dort  befindlichen  20  Keisingischen  Dragonern 
und  einem  von  dem  Fels'schen  Regiment,  sammt  denen  gesammten 
gleichfalls  dort  stehenden  Huszaren  eine  wöchentliche  Löhnung  ab- 
reichen und,  um  es  zu  bewirken,  Alles  haben  zusammensuchen  lassen. 

So  ist  nicht  weniger  gar  gut  geschehen,  dass  E.  E.  beliebet 
haben,  an  die  Stände  von  Lüttich  wegen  Absendung  ihres  Gesandten 
zu  rescribiren. 

Sonsten  lasse  ich  nach  der  unterm  19.  dieses  gepflogenen  Abrede 
an  die  sämmtlichen  Regimenter  zu  Fuss  und  Pferd  die  Notification 
ergehen,  dass  die  letzteren  die  behörigen  Ober-  und  Unterofficiers, 
auch  Gemeinen  in  Bereitschaft  setzen  sollen,  um  selbe  zu  Ueberneh- 
mung  der  Rimonta  und  Bewerkung  der  Recrutirung  in  die  deutschen 
Erblanden  abzusenden ;  denen  Infanterie-Regimentern  aber  befehle  ich, 
dass  dieselben  über  die  von  ihren  Garnisonen  aus  dem  römischen 
Reich  bereits  abgeschickte  Mannschaft,  auch  von  hier  zu  Uebernehraung 
der  Recruten    das    behörige  Quantum    beordern    und    hinaus    abgehen 

')  Kriegs-A.,  Nieflerlaude  1708;   Fase.  XII.  58a. 

*)  Kriegs- A.,  Niederlande  1708;   Fase.   XII.  ad  58. 

")  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;   Fase.  XII.  58  c. 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  60. 


395 

lassen  sollen,  mit  dem  weitereu  Betleuten,  dass  künftiffhin  die  hier 
stehenden  Bataillone,  inelusivc  der  Grenadiers,  11  Compagnien  stai-k 
sein  und  jedwede  Compagnie  auf  130,  die  Grenadiere  aber  auf  100, 
und  also  zusammen  1400  Mann  gesetzt  werden,  einfolglich  der  Abgang, 
zum  Fall  das  angewiesene  Landrecruten-Quantum  zu  völliger  Coraple- 
tirung  des  Regiments  nicht  erklecklich  wäre,  bei  denen  in  Garnison 
in  gedachtem  Roraischen  Reich  bleibenden  Compagnien  sein  solle. 

Nachdem  ich  aber  glaube,  dass  das  Badische  Regiment  bereits 
12  Compagnien,  mithin  um  eine  mehr,  als  der  abzielende  Fuss  aus- 
tragt, hier  habe,  so  thäte  es  in  der  obseienden  Intention  nichts  ändern, 
sondern  man  könnte  die  12.  Compagnie,  weil  sie  schon  in  loco  ist, 
beibleiben  und  passiren  lassen. 

Schliesslich  ist  man  mit  dem  Feind  der  Auswechslung  halber 
eins  worden,  und  weilen  solchemuach  dieser  Tage  eine  Anzahl  aller- 
hand unserer  Gefangenen  nacher  Brüssel  geliefert  werden  wird  und 
dabei  für  gut  befunden  worden  ist,  dass  von  einer  jeden  Nation  zu 
Uebernehmung  der  seinigen  ein  Ofiicier  in  loco  sich  einfinden  solle; 
so  wollen  E.  E.  respectu  der  Kaiserlichen  und  Würzburgischen  den 
Herrn  Obristlieutenant  Betten dorff  zu  diesem  Ende  benennen,  ein- 
folglich ihm  befehlen,  dass  derselbe  bei  Ankunft  sothaner  Gefangenen 
die  Unserigen  empfangen,  E.  E.  aber  dieselben  sodann  zu  ihren  Regi- 
mentern absenden,  oder  aber  inzwischen  daselbsten,  wie  Sie  es  am 
besten  zu  sein  vermeinen,  verbleiben  lassen  wollen. 

Ich  weiss  nicht,  ob  von  den  churpfälzischen  Truppen  etwo  ein 
oder  anderer  Officier  noch  zurück  sein  möchte,  welcher  bei  diesem  actu 
ihre  Gefangenen  übernehmen  könnte.  Wann  also  Jemand  von  ihnen 
vorhanden,  so  wollte  ich  E.  E.  ersucht  haben,  demselben  das  Behörige 
diesfalls  zu  bedeuten,  widrigenfalls  aber  vorgemeldetem  Herrn  Obrist- 
lieutenant Bettender  ff  unter  einsten  auch  der  Churpfälzischen  halber 
die  Commission  auftragen.  Womit  etc. 


P.  S. 

Nach  Schliessung  dieses  erhalte  E.  E.  weiteres  Schreiben  vom 
25.  dieses,  worüber  mit  heutiger  Post  an  Ihre  kaiserl.  Majestät  das 
Behörige  allergehorsamst  erlasse  und  E.  E.  dabei  unverhalte,  wie  ich 
heute  zu  Mittag  mich  zu  dem  Mjlord  Duc  express  begebe,  um  der 
Quartiere  halber  die  Sache  einstens  auszumachen.  Wann  man,  wie  hoflfe, 
eins  sein  wird,  so  gedenke  mich  mit  dem  General  Cadogan  nacher 
Brüssel  zu  verfügen,  um  sodann  mit  E.  E.  das  Bedürftige  voUkom- 
mentlich  einzurichten.  AVomit  etc. 


396 

369. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  zu  Melle,  unweit  Gent, 
27.  December  1708'). 

Euer  kaiserl.  Majestät  habe  ich  aus  Brüssel  in  aller  Unterthäuigkeit 
erinnert,  was  bei  Dero  General-Kriegscommissär  Graten  Schlik  mit 
dem  englischen  General  Cadogan  über  die  Bequartierung  Dero 
hierseitigen  Regimenter  abgeredet  worden  sei.  Wie  aber  dieser  da- 
malen  Alles  ad  referendum  genommen  und  darauf  dato  keine  positive 
Antwort  erfolgt  ist,  so  gedenke  ich  mich  nach  abgefertigter  Post 
heute  noch  zum  Mylord  Duc  zu  begeben,  um  die  Sache  mit  ihm 
endlich  auszumachen,  sodann  aber,  wann  man  sich  vergleichen  kann, 
zu  sehen,  die  Regimenter  unter  Dach  bringen  und  einrücken  zu  lassen. 
Inzwischen  habe  ich  klar  zu  verstehen  gegeben,  wann  man  sich  alliirter- 
seits  zu  gar  Nichts  verstehen  oder  einlassen  wollte,  dass  man  bei 
solcher  Beschaffenheit  bemüssigt  sein  würde,  mit  denen  Regimentern 
von  hier  nicht  nur  völlig  abzuziehen,  sondern  auch  künftighin  gar 
keine  Truppen  mehr  hieherwärts  abzuschicken,  weilen  sie  E.  k.  M. 
unglaublich  viel  kosteten,  die  Alliirten  aber  von  anderen  zu  dem 
Römischen  Reich  gehörigen  Landen,  als  da  ist  das  Cöln-  und  Lüttichische, 
ganz  frei  disponiren  thäten,  wohin  man  sonsten  wiederholte  Regimenter 
gar  füglich  logiren  könnte,  mit  dem  weiteren  Beisatz,  was  grosse 
Benefiz  Ihre  Auxiliares  hingegen  von  E.  k.  M.  wirklich  geuiessen  und 
Ihre  fast  soviel,  als  ihnen,  Alliirten,  selbsten  kosten  thäten,  allermassen 
es  mit  denen  königl.  preuss-  und  sachsen-gothaischen  in  Italien  wirklich 
beschehe,  auch  vor  etlichen  Jahren  mit  denen  im  Römischen  Reich 
gewesten  12  Bataillonen  eben  also  erfolgt  ist. 

Es  scheint  zwar,  dass  sie,  die  Alliirten,  die  Raison  gar  wohl 
begriffen;  bis  dato  aber  kann  ich  gleichwohlen  nichts  Positives  alier- 
gehorsamst  erinnern,  sondern  werde  E.  k.  M.  mit  nächsten  den 
au.sfiihrlichen  allerunterthänigsten  Bericht,  was  in  Sachen  geschehen, 
einschicken. 

Als  ich  un  Schlüsse  meines  Gegenwärtigen  bereits  war,  erhalte 
ich  das  in  Copia  hienebenliegeude  Schreiben  *),  allermassen  auch  ein 
anderes  der  Mylord  Duc  in  eben  dieser  Conformität  bekommen  hat. 
Wir  werden  solchemnach  pressirt,  dass  einer  von  uns  beständig 
allhier  verbleiben  solle,  und  ich  will  zwar  die  Antwort  auf  sothanes 
Schreiben  mit  ihm,  Mylord,  concertiren ;  es  scheint  aber  fast  unmöglich 
zu    sein,    dass    man     dieses     an    uns     gestellte    Verlangen    abschlagen 

')  Krieg8-A.,  Nierlerlandc  1708;  Fase.  XII.  63. 
*)  Nicht  vorhanden. 


J 


397 

könne,  iimsomolir,  als  wir  es  selbsten  für  eine  Notli  zu  sein  erkennen 
und  sonst  Niemand  von  Autorität  vorhanden  ist,  welcher  diesem  so 
grossen  Werk  gewachsen  wäre.  Ich  gedenke  solchemnach,  den  Mylord 
dahin  zu  disponiron,  dass  er  bis  in  Martio  dahier  verbleiben  möclite, 
um  damit  ich,  sobald  die  Belagerung  Gent  vorbei,  mich  nacher  Wien 
begeben  und  E.  k.  M.  in  aller  Unterthänigkeit  zu  Füssen  werfen 
möge,  der  allergehorsamsten  Zuversicht  lebend,  E.  k.  M.  werden  mir 
in  keinen  Ungnaden  aufnehmen,  nachdem  Sie  die  Campagno  dahier  zu 
machen,  mir  in  Allerhöchsten  Gnaden  bewilligt  haben,  wann  ich  mich 
auf  vorgemelte  Weise  mit  ihm,  Mylord,  verstehen  werde,  inraassen  die 
Zeit  zu  kurz,  dass  ich  Dero  allergnädigsten  Befehl  darüber  vorhero 
einholen  könnte. 

Sowohl  er,  der  Mylord,  als  dio  Deputirten  von  Holland  haben 
mir  hiernächst  von  dem  päpstlichen  Wesen  sehr  stark  gesprochen, 
weilen  sie  aus  Frankreich  und  anderen  Orten  die  Nachiücht  erhalten 
hätten,  dass  diese  Zwistigkeit  ein  weites  Aussehen  gewinnen  wolle 
mit  dem  Vermelden,  dass  sie  bei  so  beschaffenen  Dingen,  wann  E.  k.  M. 
Macht  daselbsten  impegnirt  sein  solle.  Alles  allein  dahier  nicht  thun 
könnten  und  man  dahero  beiderseits  an  Dieselbe  selbsten  schreiben 
wollte,  auf  dass  durch  dieses  Unwesen  in  der  bevorstehenden  Campagne 
kein  Hinderniss  geschehen  möchte,  von  welcher  man  sich  hingegen 
eine  so  gute  Hoffnung  zu  machen  hätte,  dass  sie  wohl  die  beste  sein 
dürfte,  angesehen  man  alliirterseits  hiezu  allen  Effort  thun  wollte, 
einfolglich  nicht  billig  wäre,  dass  E.  k.  M.  Waffen  anderwärts  in  einer 
Sache,  die  von  keiner  sonderlichen  Consequenz,  gebraucht  und 
angewendet  würden. 

Ich  that  zwar  meinerseits  alle  ersinnliche  Motive  einwenden, 
um  sie  einestheils  bei  ihrem  guten  Vorhaben  zu  erhalten,  anderentheils 
aber  dieselben  zu  versichern,  dass  man  von  Seiten  E.  k.  M.  Alles  vor 
die  Hand  nehmen  und  appliciren  würde,  dieses  Werk  noch  gegen- 
wärtigen Winter  auszumachen.  Sie  haben  mich  aber  nichtsdestoweniger 
ersucht,  E.  k.  M.  in  ihrem  Namen  gleichwohl  in  aller  Unterthänigkeit 
darum  zu  belangen,  welches  ich  dann  auch  hiemit  allergehorsamst 
bewerken  und  Deroselben  allerunterthänigst  zu  erinnern  unerraangeln 
solle,  wie  man  bereits  an  dem  Monat  Januario  und  mithin  keine  Zeit 
mehr  übrig  sei,  sich  ferners  mit  leeren  Worten  speisen  und  aufziehen 
zu  lassen.  Dahero  dann  E.  k.  M.  aus  dem  Vorhergehenden  selbsten 
Allerhöchst  erleucht  erachten  werden,  dass  kein  Augenblick  mehr  zu 
verlieren  sei,  die  päpstlichen  Streitigkeiten  oder  unverlangt  dui'ch 
einen  Tractat  beizulegen,  oder  die  Sache  mit  der  Gewalt  der  Waffen 
auszuführen  und    zur  Raison  zu  bringen.    Das  Principalste  aber  wäre. 


398 

dahin  zu  gedenken,  die  Truppen  in  Italien  subsistircn  zu  machen  oder 
denenselben  mit  einem  erklecklichen  Stück  Geld  aufzuhelfen,  weilen, 
wie  E.  k.  M.  allergnädigst  bekannt,  allda  auf  Jahr  und  Tag  fast  Alles 
anticipirt,  und  die  Regimenter  unfehlbar  zu  Grunde  gehen  müssten, 
wann  man    nicht  von  der  Gelegenheit    rechtschaffen    profitiren  wollte. 

Was  sonsten  dahier  passirt,  geruhen  E.  k.  M.  aus  der  Anlage 
allergnädigst  zu  ersehen. 

Schliesslichen  habe  auf  E.  k.  M.  allergnädigsten  Befehl  sowohl 
Dero  General-Kriegscommissario  Grafen  S  c  h  1  i  k  unterm  26.  passato, 
als  auch  unterm  6.  dieses  dem  Domcapitel  zu  Hildesheim  zuge- 
schrieben, dass  solches  Jemanden  anhero  abordnen  möge,  um  mit 
demselben  sowohl  ratione  mensae  episcopalis,  als  sonsten  zu  tractiren; 
nachdem  aber  von  demselben  weder  eine  Antwort  erfolgt,  noch  von 
einem  derlei  Abgeordneten  das  Geringste  zu  vernehmen  ist,  so  habe 
E.  k.  M.  allergehorsamst  belangen  sollen,  an  ersagtes  Domcapitel  ein 
ernstes  und  bedrohliches  Rescript  hierüber  allergnädigst  ausfertigen 
zu  lassen.  Womit. 

370. 

Bericht  an  den  Kaiser.  Lager  bei  Melle,  27.  December  1708  '). 

Es  sagte  mir  jüngsthin  der  Mylord  Duc,  wasmassen  Frankreich 
denen  Holländern  die  Proposition  thun  lassen,  dass  es,  um  zum  Frieden 
zu  gelangen,  oder  Spanien  und  Indien,  oder  aber  Italien  cediren  wollte. 
Dieser  Vortrag  hätte  zwar  bishero  kein  Gehör  gehabt  und  hoffete  er, 
Mylord  Duc,  auch  den  Krieg  noch  weiters  fortzuführen  und  das  Werk 
hinauszutrainiren,  bis  man  zur  völligen  spanischen  Monarchie  gelangen 
könne;  es  sei  aber  solches  zu  bewerken  unumgänglich  nöthig,  dass 
man  sowohl  alliirterseits  die  Armee  allhier  soviel  als  möglich  verstärke, 
als  auch  von  Seiten  Euer  kaiserl.  Majestät  ein  Gleiches  bewerke, 
damit  er  mit  so  stärkerer  Raison  sprechen  könne;  mit  welcher 
Meinung  dann  auch  ich  mich  conformirte  und  mit  ihm,  Mylord,  also 
di  concerto  blieb. 

Seithero  erhalte  ich  aus  dem  Haag  beigehende  Nachricht  *),  und 
da  das  Werk  bei  dieser  Beschaffenheit  von  Importanz,  so  habe  ich 
für  nöthig  erachtet,  E.  k.  M.  davon  die  allergehorsamste  Nachricht  zu 
erstatten.  Ich  werde  nicht  ermangeln,  hierob  genaue  Obsicht  zu  tragen 
und  wann  es  die  Noth  erforderte,  E.  k.  M.  durch  eigenen  Courier 
davon  zu  berichten,  sonsten  aber  bei  meiner  Ankunft  den  allerunter- 
thänigsten  weiteren  Vortrag  mündlich  zu  thun. 

*)  Krieg8-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.  ;m1  G3. 
')  Nicht  vorhanden. 


399 

371. 

An  den  Churfürsten  von  der  Pfalz.  Lager  vor  Gent, 
27.  December  1708  0- 

Euer  Gnaden  sage  liieniit  den  gehorsamen  Dank,  dass  Sie  mir 
unterm  18.  dieses  zu  der  eroberten  Citadelle  von  Ryssel  gnädig  zu 
gratuliren  belieben  wollen. 

Was  den  Abmarsch  Euer  Gnaden  hier  gestandener  Truppen 
angeht,  da  werden  Dieselbe  aus  meinem  Jüngsteren  bereits  gnädig 
ersehen  haben,  dass  ich  derselben  Abmarsch  nicht  nur  allein  habe 
geschehen  lassen,  sondern  sie  sind  auch  bereits  einen  guten  Weg  von 
hier  avancirt,  Euer  Gnaden  des  Weiteren  den  gehorsamen  Dank 
erstattend,  dass  Sie  dieselben  diese  Campagne  über  meinem  Commando 
unterstehen  lassen,  nicht  zweifelnd,  gleichwie  ich  ihnen  das  Gezeugniss 
geben  muss,  dass  sowohl  Officiere,  als  Gemeine  bei  der  obgewesten 
Belagerung  und  sonsten  dasjenige  gethan  haben,  was  wackeren,  uner- 
schrockenen und  unverdrossenen  Kriegsleuten  zusteht;  dass  also  auch 
wiederholte  Truppen  mit  mir  alle  Zufriedenheit  haben  und  erkennen 
werden,  dass  dagegen  auch  ich  meinerseits  Alles  dasjenige  gethan  und 
beigetragen  habe,  was  immer  zu  ihrem  Behufe  sein  konnte. 

Ich  repetire  Euer  Gnaden  dabei  gehorsam,  dass  aus  der  jilngst- 
hin  angeführten  Ursache  Sie  diese  Ihre  Truppen  nicht  allzuweit  ent- 
fernen, sondern  in  der  Nähe  verlegen,  dieselben  schleunig  wiederum  in 
Stand  setzen  und  anbei  gnädig  befehlen  lassen  möchten,  dass,  wann's 
die  Conjuncturen  und  des  gemeinen  Wesens  Beste  erforderten,  Sie 
auf  Ihre  kaiserl.  Majestät  allergnädigstes  Verlangen,  oder  auf  mein 
Ersuchen  sogleich  aufbrechen  und  wohin  es  verlangt  werden  würde, 
hinwiederum  anziehen  möchten;  Euer  Gnaden  dagegen  gehorsamlich 
versichernd,  dass  man  dabei  sich  vor  Allem  angelegen  sein  lassen  werde, 
sothane  Truppen  nicht  vergeblich  zu  strapaziren  oder  vor  der  Zeit 
aus  denen  Quartieren  zu  ziehen,  wann  es  nicht  die  höchste  Noth 
erfordern  würde.  Womit  etc. 

372. 

An  den  Feldmarscliall  Freiherrn  von  Thüngen.    Feldlager 
bei  Gent,  27.  December  1708 'j. 

Euer  Excellenz  sage  dienstlichen  Dank  für  die  unterm  I.,  8., 
11.  und  15.  dieses   mir  in  Ein-  und  Anderm  gegebene  Nachricht  und 

1)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XII.   64. 

^)  Kriegs-A.,  Römisches  Keicli    1708;  Fase.   XII.   20. 


400 

bin  Deroselben  zuvörderst  obligirt,  dass  Sie  über  die  glückliche  Passage 
der  Scheide  einen  Theil  nehmen  und  mir  dazu  so  Avohlmeinend  gratu- 
liren  wollen. 

Ich  habe  nie  gezweifelt,  dass  nicht  occasione  Dero  unterhabenden 
lübl.  Regimentes  über  die  empfangenen  Gelder  die  behörige  Berech- 
nung und  Richtigkeit  gelegt  werden  könne,  auch  dieselben  allein  zu 
Nutzen  des  löbl.  Regimentes  verwendet  worden  seien.  E.  E.  aber  werden 
von  Selbsten  erkennen,  Avie  bei  denen  erinnerten  Beschaffenheiten 
gleichwohlen  nöthig  gewesen  ist,  die  Sache  zu  untersuchen  und  zu 
sehen,  woher  dann  der  Fehler  rühre,  dass  die  Leute  zu  grosser  Dis- 
reputation  Ihrer  kaiserl.  Majestät  Allerhöchster  Autorität  in  E.  E. 
Selbsten  und  meiner  nicht  geringen  Prostitution  auf  öffentlichen  Gassen 
gebettelt  haben.  Wobei  ich  der  festen  Zuversicht  leben  will,  E.  E. 
werden  künftighin  diesem  inconvenienti  mit  solchem  Nachdruck  zu  steuern 
belieben,  dass  dasselbe  nicht  nur  allein  eingestellt,  sondern  auch  die 
hiesigen  Bataillone  in  Mundur  und  sonsten  in  einen  solchen  Stand 
gesetzt  werden,  auf  dass  sie  auch  die  behörigen  Dienste  zu  prästiren 
ehebaldigst  im  Stande  sein  mögen. 

Im  Uebrigen  habe  ich  verordnet,  dass  von  denen  hiesigen 
Bataillonen  auch  die  behörige  Mannschaft  zu  Uebernehmung  ihres 
Recruten-Quanti  hinausgeschickt  werde,  und  weilen  künftighin  dieselben 
mit  denen  Grenadieren  in  II  Compaguien  bestehen,  jedwede  derselben 
130  Köpfe  stark  und  auf  diese  Zahl  völlig  complet  sein  sollen,  also 
dass  von  denen  übernehmenden  Recruten  zuvörderst  ersagte  1 1  Com- 
paguien völlig  ergänzt  und  der  Abgang,  wann  die  angewiesenen 
Recruten  nicht  sufficient  sein  sollten,  bei  denen  im  Römischen  Reich 
in  Garnison  zurückseienden  Compaguien  verbleiben  solle. 

Ersuche  E.  E.  solchemnach  hierüber  Ihresorts  das  Beliebige  zu 
disponiren.  Womit  etc. 

373. 

An   den  Feldmarschall  Grafen  Herberstein.   Lag-er  bei  Gent, 
27.  December  1708'). 

Was  der  FZM.  Herr  Graf  von  Guttenstein  seiner  in  Bayern 
stehenden  Bataillone  halber  an  mich  erinnert,  das  ersehen  Euer 
Excellenz  aus  der  Anlage  ^)  des  Mehreren. 

Nun  wird  zwar  ermelter  Herr  General-Feldzeugmeister  nicht 
hiegegen    sein    können,   wann    es  Ihro   kaiserl.  Majestät  Dienst    erfor- 

')  Krieg8-A.,  Kömisclies  Reich  1708;  Fase.  XII.  21. 
*)  Nicht  vorliaiideii. 


401 

derte,  zu  Aufwerbung  der  beiden  vorhabenden  Regimenter  ein-  und 
andere  Compagnien  von  seinem  unterhabenden  Kegimente  abfolgen 
zu  lassen;  ich  finde  aber  gleichwohlen  dessen  Begehren  ali/.eit  biüig, 
dass  man  ihm  das  völlig  in  Bayern  stehende  Bataillon  nicht  ab- 
nehmen solle. 

So  ich  an  E.  E.  zu  dem  Ende  hiemit  remittiren  wollen,  um  dass 
Sie,  wann  sich  der  Casus  ereignen  sollte,  hierauf  zu  halten  belieben 
wollten.  Womit  etc. 

374. 

An  den  Hofkriegsrath  Thiell,  Lager  vor  Gent, 
27.  December  1708 '). 

Des  Herrn  Hofkriegsraths  an  mich  Abgelassene  sind  mir  bis 
auf  das  vom  8.  dieses  inclusive  richtig  eingelaufen,  ich  habe  aber 
dem  Herrn  Hofkriegsrath  darauf  darum  nicht  ehender  als  anheute 
antworten  können,  weilen  das  obgeweste  Mouvement  und  eine  kleine 
Reise,  so  ich  nach  Brüssel  gethan,  mich  daran  verhindert  hatte. 

Demselben  sage  ich  solchemnach  freundwillig  Dank  für  die  über 
die  ungarischen  Affairen  so  punctual  abstattende  Nachrichten,  welche 
mir  zu  meinem  guten  Unterricht  dienen.  Ich  zweifle  nicht,  weilen 
der  Herr  Feldmarschall  Graf  von  Heister  bei  Hof  ankommen,  man 
werde  wegen  der  Postirung  in  den  Bergstädten  und  Unterbringung 
der  Truppen  auf  der  anderen  Seite  die  Mass  solchergestalten  abge- 
fasst  haben,  dass  das  Eine  manutenirt,  das  Andere  aber  bewerkt 
werden  möge,  wann  anders  die  Weitläufigkeit  ersagter  Postirung  es 
zulassen  und  gestatten  wird. 

Ich  approbire  hiernächst  den  Schluss  wegen  Unterbringung  der 
dänischen  Truppen  und  vornehmlich,  dass  die  Präcaution  genommen 
worden,  damit  zu  Erzeugung  der  nöthigen  Subsistenz  die  Naturalien 
nicht  in  Confusion  verzehrt,  sondern,  um  damit  zuzulangen,  mit  denen 
Gespanschaften  das  Benöthigte  eingerichtet  werde. 

Es  wäre  freilich  von  dem  Offerte  des  Lubomirski  in  alhveg 
zu  profitiren,  und  eine  Hauptsache,  wann  man  sich  dadurch  in  denen 
Bergstädten  mehr  vorwärts  erweitern  könnte ;  es  ist  aber  mit  dem 
noch  nicht  genug,  noch  geholfen,  dass  der  Herr  Feldmarschall  Graf 
Heister  diesfalls  nichts  thun  zu  wollen,  sich  erklärt,  sondern,  wann 
es  der  Hof  und  Ein  löbl.  Mittel  für  practicabel  und  anständig  zu 
sein  erachtet,  wäre  ihm  diesfalls  der  positive  Befehl  zu  ertheilen  oder 
aber  die  allda  commandirende  Generalität  dessen  zu  instruiren ;  dann 


*)  Kriegs-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  XII.  9. 

FeldzUge  des  Prinzen  Eugen  v.  .Savoyen.  II.   Serie,  I.  Band.   Snpplementneft.    26 


402 

dass  ersagter  Herr  Feldmarschall  die  Ordre  von  Wien  aus  hinunter 
ertheilen  und  das  Cummando  von  dorteu,  wie  im  Sommer,  führen 
wolle,  muss  ihm  umsoweuiger  gestattet  werden,  als  es  eine  Neuerung 
wider  des  löbl.  Mittels  Autorität  und  von  keinem  in  Ungarn  com- 
raandirenden  Generalen  niemalen  also  bewerkt  worden  ist;  dann 
gleichwie  es  zu  meinen  und  der  vorigen  beiden  General-Lieutenants 
sei.  Zeiten  geschehen ,  so  hat  das  löbl.  Mittel ,  wann  die  Armee 
einsmals  auseinander  gegangen  und  in  die  winterliche  Postirung 
eingerückt  war,  die  ferneren  Befehle  und  Verordnungen,  wie  es 
dasselbe  zu  Ihro  kaiserl.  Majestät  Dienst  zu  sein  befunden  hat,  er- 
gehen lassen. 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  in  dieser  Confusion  alle  gute  Gelegen- 
heit aus  Händen  gelassen  werden  müsse  und,  wie  man  konnte,  von 
der  Rebellen  Confusion  proiitirt  werden  möge.  Ich  fürchte  dahero  viel- 
mehr, dass  sie  daraus  unsere  Schwachheit  erkennen  und  man  ihnen 
dadurch,  anstatt  derselben  Unfähigkeit  und  Consternation  zu  ver- 
grössern,  mehrers  einen  neuen  Muth  machen  werde. 

Ich  vernehme  übrigens,  dass  die  Rebellen  häufig  um  Pardon 
anlangen,  welcher,  um  ihre  Partie  umsomehr  zu  schwächen ,  ihnen 
auch  in  allweg  zu  verwilligen,  dabei  aber  gleichwohlen  zu  observiren 
wäre,  dass  die  Häupter  davon,  aus  der  von  mir  schon  öfters  ange- 
führten Ursache,  allezeit  ausgeschlossen  bleiben.  Womit  etc. 

375. 

An  den  FML.  Freiherrn  von  Kriechbaum.  Lager  vor  Gent, 
27.  December  1708*). 

Dass  mir  meines  Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenants  vom 
17.  und  29.  October  wohl  eingeloffen  seien,  berichte  ich  hiemit  und 
sage  Deroselben  dienstlichen  Dank  vor  die  Communication  desjenigen, 
was  Derselbe  über  den  dortigen  Stand  an  den  löbl.  kaiserlichen  Hof- 
kriegsrath  erlassen  hat.  Worüber  ich  wegen  der  weiten  Entferntheit 
und  auch  darum  nicht  wohl  was  Positives  antworten  kann,  weilen 
mein  Herr  General-Feldmarschall-Lieutenant  inzwischen  von  ersagtem 
löbl.  Hofkriegsrath  gehörig  schon  verbescheidet  sein  wird. 

Betreflfend  aber  Deroselben  Promotion,  kann  mein  Herr  General- 
Feldmarschall-Lieutenant  versichert  sein,  dass  ich  daran  nicht  ver- 
gessen, sondern  die  Nothdurft  an  mehrwiederholten  löbl.  kaiserlichen 
Hofkriegsrath    erinnert  habe,    inmassen   es  für  eine  besondere  Freude 

'I  Krieg8-A.,  Ungarn  1708;  Fase.  XII.   10. 


403 

halte,  wann  ich  Deroselben,  wie  es  die  Billigkeit  an  sich  selbsten  ist, 
zu  Dessen  Consolation  zu  verhelfen  und  anbei  zu  zeigen  vermag,  dass 
ich  sei  etc. 

376. 
An  den  GWM.  de  Wendt.  Lag-er  bei  Gent,  27.  December  1708  '). 

Dem  Herrn  General- Wachtmeister  sage  dienstlichen  Dank  für 
die  unterm  1.  und  12.  dieses  in  Einem  und  Anderm  überschriebenen 
Nachrichten.  Soviel  aber  das  Dessen  Regiment  assignirte  und  annoch 
ausständige  Werbgeld  betrifft,  ist  gar  löblich,  dass  der  Herr  General- 
Wachtmeister  inzwischen  von  dem  Seinigen  die  Werbungen  anzufangen 
den  Vorschuss  thut.  Ich  schreibe  nacher  Wien  und  lasse  den  baldigen 
Erlag  sothaner  Werbgelder  durch  den  löbl.  kaiserlichen  Hofkriegsrath 
pressiren ;  der  Herr  General-Wachtmeister  kennt  aber  auch  die  Länder, 
dass  sothane  Werbgelder  zwar  sicher,  der  Erlag  aber  sich  gemeiniglich 
in  etwas  verziehen  thue.  Womit  etc. 

377. 

An  den  FML.  Grafen  Königsegg.  Lager  bei  Gent,  ' 
27.  December  1708 '). 

Dass  mein  Herr  General -Feldmarschall -Lieutenant  mich  mit 
Seinem  vom  25.  Novembris  abermalen  hat  beehren  wollen,  dafür  sage 
ich  den  dienstlichen  Dank  und  versichere,  dass,  was  Dero  obhabendes 
Commando  zu  Mantua  anbetrifft,  ich  niemalen  ermangeln  werde,  meinen 
Herrn  General-Feldmarschall-Lieutenant  dabei,  soweit  es  die  Kräfte 
zulassen,  zu  manuteniren,  wie  ich  dann  bishero  noch  nichts  gehört 
habe,  dass  man  jemand  Anderen  dahin  zu   senden  Willens  sein   solle. 

Was  inzwischen  meine  Hineinreise  anbelangt,  dürfte,  nachdem  die 
Campagne  dahier  noch  nicht  vollendet  und  mithin  die  Zeit  zu  weit 
avancirt  ist,  es  gar  schwer  sein,  dass  ich  mich  nacher  Mailand  sollte 
begeben  können.  Womit  etc. 

378. 

An  den  Herzog  Ernst  zu  Sachsen-Hildburgliausen. 
Im  December  1708'). 

Auf  Euer  Liebden  vom  28.  passato  wohl  Erhaltenes  sage  Dero- 
selben  in  schuldigster  Antwort,  wasmassen,  soviel  das  von  Dero  Herrn 

«)  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  XII.  22. 

2)  Kriegs-A.,  ItaUen  1708;  Fase.  XII.   19. 

3)  Kriegs-A.,  Niederlande  1708;  Fase.  XU.  73. 

26* 


404 

Sohns  Liebden  offcrirte  Dra,2:onei-Re<:jimeut,  als  auch  die  verlangte 
Dienstleistung  bei  der  meinem  Commando  unterstehenden  Armee 
betrift't.  ich  nicht  ermangelt  habe,  das  Behürige  naehcr  Hof  zu  rescri- 
biren ;  dann,  nachdem  der  bei  ersagter  Armee  bedürftigen  Generalität 
halber  bereits  vorhin  die  Dispositiones  sind  ausgestellt  worden  und 
mithin  diese  in  der  erforderlichen  Anzahl  schon  vorhanden  sind,  also 
dependirt  auch  dieses  Gesuch  immediate  von  der  von  Ihrer  kaiserl 
Majestät  darüber  abfassenden  allergnädigsten  weiteren  Resolution,  die 
ich  also  erwarte  und  Euer  Liebden  ansonsten  versichere,  dass  ich 
nichts  mehrers  als  die  Gelegenheit  wünsche,  Euer  Liebden  zu  bezeugen, 
dass  ich  sei  etc. 

379. 
An  den  G.  d.  C.  Marquis  Visconti '). 

(Ohne  Datum.) 

Ich  erhalte  Euer  Excellenz  vom  1 4.  dieses  zurecht  und  approbire, 
dass  Sie  sich  nacher  Mantua  begeben  haben,  um  nicht  nur  die  hessi- 
schen Truppen  mobil  zu  machen,  sondern  auch  die  mehreren  Excessen 
zu  verhüten  und  sodann  eine  neue  Logirung  der  kaiserlichen  Regi- 
menter und  Artillerie  einzurichten,  bei  dem  es  dann  auch  sein  Be- 
wenden hat. 

AVas  den  Mangel  der  Fourage  anbelangt,  schreibe  ich  des  harten 
Futters  wegen  an  den  Herrn  General- Wachtmeister  und  Obrist-Kriegs- 
commissario  Freiherrn  von  Martinsberg  (Martini),  und  wegen  des 
Heu  aber  muss  man  sich  zu  behelfen  suchen,  so  gut  als  es  die  Möglich- 
keit zulasst,  und  wann  es  ja  nicht  anders  sein  könnte,  so  müsste  man 
auch    aus    dem  Venezianischen   eine  Beihülfe  zu  überkommen  suchen. 

Sonsten  thun  E.  E.  gar  wohl,  dass  Sie  ersagte  Regimenter  sub- 
sistirend  zu  machen,  sich  angelegen  sein  lassen,  wobei  Derosclben 
hiemit  in  aller  Geheim  erinnere,  dass  resolvirt  sei,  einige  kaiserliche 
Regimenter  aus  Italien  herauszuziehen,  und  mithin  zuvörderst  aus  dem 
Mantuanischen  und  etwa  Mirandola  einige  weggehen  zu  lassen,  Avomit 
dann  die  übrigen  umso  leichter  werden  subsistiren  können;  dessenun- 
geachtet muss  man  dennoch  den  Antrag  für  alle  zu  machen  fortfahren, 
damit  man  sodann  nach  Abmarsch  der  herausgehenden  mit  denen 
anderen  umso  leichter  zurecht  kommen  möge.  Wann  aber  das  Württem- 
bergische Regiment  auch  darunter  begriffen  werden  würde,  so  glaubte 
ich,  dass  man  von  Cremona  aus  ein  anderes  Regiment  dahin  abschicken, 
selbes  aber  mit  ihrer  Bezahlung  in  stato  angewiesener  lassen  könnte. 

')  Krieg8-A.,  Italieu   1708;  Fase.  XII.  21. 


406 

Ich  erinnere  dieses  E.  E.  gedachtermassen,  damit  Dieselbe  umsomehr 
darob  sein  möchten,  dass  die  Kaiserliclion  das  Ihrige  bekommen  und 
sich  umso  besser  hiezu  in  Stand  setzen  können,  womit  dann  auch 
dem  Württembergischen  Regiment  eo  ipso  geholten  sein  würde.  Was 
aber  das  Memorial  der  recrutirenden  Offieiero  von  der  Cavallcrie 
betrifft,  darüber  schliesse  die  Antwort  punctatim  bei. 

Uebrigens  ist  schon  recht  geschehen,  dass  dem  Herrn  GWM. 
Freiherrn  von  Falkcnstein  die  angesuchte  Licenz  verwilligt  worden, 
welche  ich  ihm  auch  meinesorts  ertheilt  habe.  Womit  etc. 

380. 
An   den  Feldmarschall  Grafen  Nassau.  Wien,  1.  Juni  1708  'j. 

Nachdem  ich  höre,  dass  Euer  Excellenz  allbereits  zu  Frankfurt 
angelangt  seien,  so  habe  ich  Dieselbe  mit  Gegenwärtigem  erinnern 
wollen,  dass  auch  ich  demnächst  alldort  einzutreffen  verhoffe  und  mich 
zu  diesem  Behufe  morgen  von  hier  wegzubegeben  gedeidce,  wobei 
E.  E.  dienstlich  ersuche,  dass  Sie  die  gesammten  löblichen  churpfälzischen 
Truppen  gegen  der  Mosel,  so  schleunig  als  es  möglich  ist,  avanciren 
und  gegen  Coblenz  oder  dortherum  ein  bequemes  Ort  aussuchen  lassen 
wollen,  wo  die  gesammten  Truppen  zusammenstossen  und  sich  ver- 
sammeln können,  E.  E.  des  Weiteren  ersuchend,  dass  Sie  respective 
vorgedachter  löblicher  pfälzischer  Völker  beliebig  disponiren  wollten, 
damit  diese  jedesmal  mit  Proviant  bis  zu  deren  weiterem  Aufbruch 
solchergestalt  daselbst  versehen  sein  möchten,  dass  sie,  Avann  die  Armee 
völlig  beisammen  und  sich  in  das  Mouvement  setzen  würde,  einen 
viertägigen  Vorrath  sowohl  an  Brod  und  Haber  mit  sich  nehmen  können. 
Welches  ich  Deroselben  nur  zu  Dero  beiläufigen  Disposition  erinnere, 
bei  meiner  Ankunft  aber  mit  E.  E.  das  Weitere  zu  concertircn  un- 
ermangeln  werde,  und  weilen  übrigens  keinen  General-Quarticrmeister 
bei  denen  kaiserlichen  Truppen  habe,  so  ersuche  ich  Sie,  den 
Wolkershoffen,  welcher  ein  hierinfalls  capables  und  gutes  Subjectum 
sein  soll,  hierzu  zu  gebrauchen.  Womit  etc. 

381. 
An  den  FML.  Marchese  de  Vaubonne.  Im  Juni  1708'). 

Euer  Excellenz  an  mich  Abgelassenes  vom  11.  dieses  ist  mir 
rechts  worden  und  gebe  daraufhin  Derselben  zurück  in  Antwort,  dass, 

*)  Kriegs-A.,  Niederlande    1708;   Fase.   VI.   1. 
2)  Kriegs-A.,  Ualieu   1708;    Fase.  XII.  30. 


406 

weilen  das  besondere  Commaudo,  als  auch  das  verlangende  Gouverho 
nicht  von  mir,  sondern  immediate  von  Seiner  katholischen  Majestät 
darüber  abfassender  Resolution  dependiren  thut,  ich  für  mich  auch 
diesfalls  nichts  disponiren  könne,  E.  E.  jedoch  anbei  versichernd,  dass, 
wann  ich  hierinfalls  zu  Dero  Avantage  auf  ein-  und  andere  Weise 
was  contribuiren  könne,  ich  Deroselben  nicht  entfallen  werde  als 
E.  E.  etc. 

382. 
An  den  GWM.  Freiherrn  von  Martini.  Im  Juli  1708 '). 

Was  mir  der  Herr  General-Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscom- 
missarius  in  Seinem  vom  20.  passato,  betreffend  die  Proviantirung  über 
das  Gebirg,  anerinnern  wollen,  solches  habe  ich  aus  gedachtem  Dessen 
Schreiben  wohl  vernommen,  worgegen  ich  aber  Demselben  in  Antwort 
nichts  weiters  melden  wollen,  als  dass,  weilen  inzwischen  diese  Sache 
in  seine  vollkommene  Verlässlichkeit  schon  muss  gebracht,  auch  in 
Erwägung  der  schon  so  weit  avancirten  Zeit  der  Anfang  damit 
gemacht  worden  sein,  ich  nicht  zweifeln  wolle,  der  Herr  General- 
Wachtmeister  und  Obrist-Kriegscomraissarius  wird  hiebei  dasjenige  ob- 
servirt  haben,  was  zu  Kaisers  Dienst  und  dessen  Aerario  zum  besten 
gedeihen  mag,  gleich  es  auch  des  Herrn  General- Wachtmeisters  und 
Obrist-Kriegscommissari  aufhabende  Pflicht  mit  sich  bringen  thut. 
Wegen  der  Tragthiere  aber  sonsten  hat  es  sein  gutes  Bewenden. 

Weiters  dient  mir  auch  zur  guten  Nachricht,  auf  was  für  einen 
Fuss  die  wälschen  Contributionen  errichtet  worden,  occasione  deren 
ich  auch  gegen  dem  nichts  einzuwenden  habe,  wann  der  kaiserliche 
Hof  die  4500  von  Lucca  und  was  noch  von  anderen  kleinen  Feudis 
zu  erhalten,  zur  Subsistenz  des  Herrn  Marquis  P  r  i  e  Excellenz  gewidmet 
hat;  in  Betreffung  aber  der  Ersetzung  des  Ueberrestes  auf  die  anti- 
cipirten  100.000  Doppien,  da  habe  ich  dem  Herrn  General-Wacht- 
meister und  Obrist-Kriegscommissario  bereits  vorigermalen  positive 
geschrieben,  was  diesfalls  zu  thun  sei,  auf  welches  mich  berufend  ver- 
bleibe etc. 


•)  Krieg8-A.,  Italien   1780;  Fase.  XII.  20. 


407 
ISraohttrag-. 


383. 

An  den  kaiserlichen  Gesandten  im  Haag-,  Freiherrn  von  Heems. 
Feldlag-er  vor  Lille,  3.  October  1708 '). 

Deroselben  ist  vorhin  bekannt,  was  sich  durch  einen  sicheren 
Urief  mit  mir  für  Casus  ereis^net  habe.  Wann  mir  nun  hierüber  die 
in  dem  Original- Anschluss  enthaltene  Nachricht '^l  /ukommen,  so  habe 
ich  sie  Deroselben  hierait  übersenden  und  zugleich  das  Couvert 
anschliessen  wollen,  unter  welchem  mir  das  vermeinte  Gift  zugesendet 
worden ,  damit  Sie  dem  argwohnenden  Thäter  nachforschen  und, 
was  sousten  hierinfalls  etwa  zu  thun,  sehen  wollen.  Womit  etc. 


')  Kriegs-A.,  Römisches  Reich  1708;  Fase.  X.  5. 
*)  In  den  Acten  nicht  vorlianclen. 


^^amcii-Register 


„Militärischen  Correspondenz  des  Prinzen  Eugen  von  Savoyen" 

IT'OS. 


A. 

Ackinheait,  siehe  Aikenbeafl. 
Administration,  kaiseil.,  iu  Bayeiu,  19, 

32,  120,  125. 
Aikenhead  (Ackiuheait),  324. 
Alexander,   Prinz,  siehe  Württemberg. 
Ali,  Pascha,  Gross-Vezier,  251,  355. 
Ali,  Pascha  von  Temesvär,  355. 
Anhalt-Dessau,  Leopold  I.,  Fürst  von,  17. 
Anna,  Königin  von  England,  66,  66,  67, 

68,  69,  69,  69,  69,  79,  232. 
Anspach,    AVilhelm    Friedrich  Markgraf, 

315,  343,  344. 
Anton    Ulrich,    Herzog,    siehe    IJrauu- 

scliweig- W(  dffeubüttel. 
Archinto,  Cardinal,  26. 
Armstrong,  englischer  Hauptmann,  137. 
Auersperg,    Wolf   Georg    Graf,    kaiserl. 

Obrist,  149. 
August    II.    (Friedrich),    Churfürst    von 

Sachsen,  Ex-König   von  Polen,  50,  78, 

206,  210,  219,  257,  263,  263,  263,  264, 

345. 

B. 

Bartels  (Bärthel),  Johann  Heinrich  Frei- 
herr, kaiserl.  Obrist,  163, 185,  286,  339, 
377. 

Batte,  Heinrich  von,  kaiserl.  GWM.,  147. 

Bayern,  siehe  Administration. 

Bayern,  Max  Emanuel,  Ex-Churfürst  von, 
113,  126,  146,  355,  372. 

Feldzüge  des  Priuzeu  Eugen  v.  Savoyeu.  II.   Ser 


Beckhers,    Joliaun     Stephan     Freiherr, 

kaiserl.  Obrist,  235. 
Belchs,   siehe  Dilks. 
Bercsenyi,    Nikolaus    Graf,     Truppen- 

l'ührer  der    uugarisclien    Conföderation, 

318,  318. 
Berneck,   kaiserl.  Artillerie-Haui)tiiiaiui, 

149. 
Bernstorff,  von,  liannover'scher  General- 
Major,   156. 
Berwick,    .Jacob    Herzog  von,    Marschall 

von    Frankreich,    113,    187,    190,    191, 

191,  197. 
Berzetti,  Cesare   Conte,   kaiserl.    GWM. 

und  Artillerie-Obrist,   164. 
Bettendorf,    Philipp    Ludwig    Freiherr, 

kaiserl.  Obristlieutenant,  395,  395. 
Bevern,     siehe     Braunsclnveig-Wolffen- 

Ijüttel-Bevern. 
Bezeredy,  Emerich,    Truppenführer    der 

ungarischen  Conföderation,  239,  239. 
Bighi,  Haferlieferant,  29,  29,   29. 
Bodar,  kaiserl.  Lieutenant,  315. 
Bonneval,  Alexander  Graf,  kaiserl.  GWM., 

169,  171,  241. 
Börner,    Christoph      Freiherr,      kaiserl. 

FZM.,  83,  110. 
Bottyän,     Johann,     Truppenführer     der 

ungarischen  Conföderation,  242. 
Bouffiers     (Bouflers),       Ludwig     Franz 

Herzog  von,  Marschall  von  Frankreich. 

185,  185,  191,  225,  243. 

•ie,  I.  Band.  Xameu-Rcgister.       1 


Boussee,    Freiherr,    Obrist    des   schwäb. 
Kreises,    14i>,   198. 

Braunschweig  -  Lüneburg   (Hauuover), 

Georg    Ludwig     Cliurfürst    vuu,     siehe 

Hannover. 
Braunschweig-Wolflfenbüttel-Bevern, 

Ferdiuaud  Albert   Prinz  von,    1G5,  2ü9, 

•212,  238. 
Braunschweig  -  Wolffenbüttel,  Anton 

riricli   Herzog-  von.   12,   35ü. 
Braunstorff,  siehe  Prauustorff. 
Brentano,  Giuseppe,  Haupt-Cassier,  19, 

27,  103,  142. 
Brenner,  Ferdinand  Graf,  kaiserl.  GWM., 

•Jb^,  2b0,  288,  295,  298,  302. 
Brenner,    Max    Ludwig     Graf,    kaiserl. 

FZM.,  dann  Feldmarschall,    5,   6,   148, 

354. 
Brenner,  S(  yfried  Graf,  kaiserl. GWM.,  94. 
Brockhausen,  Wilhelm  von,  kaiserl.  Feld- 

kriegs-Concipist,  250,  375. 
Broun,  siehe  Browne. 
Browne  (Broun)  de  Camus,  Georg  Freiherr, 

kaiserl.    Obrist,    dann  GWM.,  99,   199, 

200,  200,  249,  266,  375. 
Bruckentlial,    Georg   Freiherr,    kaiserl. 

Obrist,  235,  239,  239,  251. 
Bmgnati,  Kaufmann,  31. 
Brunsvic  -  Lunebourg,     siehe     Braun- 

schweig-Lüneburg. 
Buol,  .Johann  Anton  Freiherr,  graubünd. 

Obrist  im  kais.  Dienste,  248,  297,  328. 
Burgund,  Ludwig  Herzog   von,  französ. 

Generalissimus,  191,  191,  224. 
Bürkly,    Johann   Heinrich    von,   kaiserl. 

FML.,  330. 
Byng,  Georg,  englischer  Admiral,  61,  192. 

c. 

Cadogan,  englischer  General-Major,  132, 
1  IS,  153,  154,  154,  191,  197,  367,  386, 
386,  387,  390,  390,  392,  395,  396. 

Camus,  siehe  Browne. 

Caraffa,  Joannes  Graf,  kaiserl.  FML., 
53,  56,  93. 

Caravelli.  fJraf,  Senator,  292. 

Carminati,  Concipist  iu  Neapel,  235,  235. 

Castelbarco,  Joseph  Baptist  Graf, 
kaiserl.  Administrator    zu    Mantua,    46, 


223.  307,  308,  308,  308,  309,  309,  310, 

311,  313,  371. 
Castelbarco,  Joseph  8cipio  Graf,  kaiserl. 

Gesandter  iu  Turin,  37,  203,  214,  222, 

246,  296,  322,  323. 
Cattenazzi,  17. 

Chambaud,  französischer  Lieutenant,  40. 
Chamillart,  Michael  von,  franz.   Kriegs- 
Minister  etc.,   185,  185. 
Charrier,  Turineser  Wechsler,   256,  256, 

276,  280,  319. 
Chetwynd,  englischer  Minister,  33,   181, 

183,  183,  194. 
Cifuentes,  Ferdinand  Sylva  Graf,  34. 
Clemens  XL,  Papst,  159,  359,  361,  363, 

397. 
Clemens    Joseph,  Churfürst,   siehe  Cöln. 
Clerici,  Giuseppe,  88. 
Clerici,   Giorgio  Marchese,    Mitglied    der 

^Mailänder  Regierungs-Junta   uud    Chef 

des    dortigen  Finanzwesens,    276,  369. 
Collen,  Ferdinand  van,    Generalstaateu- 

Deputirter,  245. 
Cöln,  Clemens  Joseph  Churfürst  von,   21. 
Courcbetet,     kaiserl.      Olnistlieutenaut, 

336. 
Croissy,  Chevalier  de,  französ.  Trujiitcu- 

Commaudant,  192. 
Csäky,    Georg    Graf,    kaiserl.  Oliristlieu- 

tenaut,  287,  376. 
Cusani,  Jacob  Joseph    Marquis,    kaiserl. 

G.  d.  C,  39,  94. 
Czobor,  Graf,  kaiserl.  General-Adjutant. 

356,  357,  357,  360,  .-361,  362,  364,  386. 

D. 

Dänemark,  Friedrich  IV.,  König  von,  173. 

Dänemark ,  Georg  Prinz  von ,  Genial 
der  Königin  Anna  von  England,  380. 

Darmstadt,  siehe  Hesseu-Darmstadt. 

DArnan,  siehe  Dusaix. 

Dann,  Wirich  Lorenz  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall, 9,  31,  44,  53,  56,  60,  77, 
85,  89,  91,  97,  100,  100,  103,  103, 
106,  106,  130,  130,  146,  168,  169, 
183,  204,  235,  240,  278,  278,  295, 
296,  298,  299,  302,  308,  308,  310, 
320,  320,  322,  326,  333,  348,  362, 
.362,  364. 


3 


Dessewfly  (Dossöffy),  Steplmn  von,  kaisorl, 
Ol.rist,  108,   llß,   '394. 

Diemantstein,  Graf,  109,  109. 

Dietrich,  kaiserl.  Hauptmann,  147. 

Dilks  (IJolchsJ,  englischer  Contr(>-A(l- 
miral,  10,  o3. 

Dominique,  Jacob  Ferdinand,  kaiserl. 
Ol.ristlioutenaut,  40,  40,  41,  271,  272. 

Dopf  (Dopff,  auch  Topf),  holländischer 
General-Lieutenant,  156,  168. 

Dusaix  d'Arnan,  Hu1)ert  Dominik  Frei- 
herr, kaüsorl.  FML.,  291,  392. 

E. 

.Ebergenyi,  Ladislaus  Baron,  kaiserl. 
(aVM.,  94,   104. 

Eberhard  Ludwig,  Herzog-,  siehe  Würt- 
temberg. 

Eckh,  Georg  Freilierr,  kaiserl.  Obrist, 
249. 

Eckh,  Christian  Graf,  kaiserl.  GWM., 
.36,  102. 

Effern  (Effereu),  Graf,  cliurpfälzischer 
GWM.,  13. 

Eger,  kaiserl.  Hauptmann,  345. 

Egg,   sielie  Eckh. 

Elberthhausen,  Prinz  von,  siehe  Sachsen- 
Hildburghauseu. 

Elster,  Albrecht  Freiherr,  kaiserl.  General- 
Quartiermeister,  38,  83. 

Eltz,  Freiherr,  hannoverischer  Minister 
und  geheimer  Kath,  62,  174. 

Emanuel,  Prinz  von  Savoyen,  275. 

England,  Anna  Königin  von,  siehe  Anna. 

Erbach,  Graf,  holländischer  General- 
Major,  185. 

Estanhope,  siehe  Stanhope. 

Este,  Rainold  von,  Herzog,  siehe  Modena. 

Esterhäzy,  Paul  Fürst,  Palatinus  Hun- 
gariae,  236. 

Eugen  von  Savoyen,  Prinz,  kaiserl. 
General-Lieutenant  und  Hofkriegsraths- 
Präsident,  22,  47,  47,  47,  50,  66,  70, 
73,  81,  82,  82,  83,  83,  129,  152,  153, 
153,  374. 

F. 

Fabrico,  Pietra  Santa  Conte,  89. 
Fagel,  I'aron,  holländischer  General-Lieu- 
tenant,  156. 


Falkenstein,  Franz  Leopold  Mar([uard 
Freiherr,   kaiserl.   GWM.,  405. 

Fechenbaoh,  Johann  Reichard  Freilierr, 
wiirzburgischer  GWM.,   108,    115. 

Fels,  Karl  Colonna  Graf,  kaiserl.  FML., 
121,  123,  134,  137,  137,  148. 

Fiesco,  Urbano  Conte,  174. 

Fontana,  General -Intendant,  143. 

Förster,  kaiserl.  Rittmeister,  201. 

Frey,  kaiserl.  Fähnrich,  40,  41. 

Friedrich,  Erbprinz,  siehe  Hessen-Cassel. 

Friedrich,  Herzog  vonSachsen-Gotha,  12. 

Friedrich  L,  König,  siehe  Prenssen. 

Friedrich  IV.,  König,    siehe  Dänemark. 

Friedrich  Wilhelm,  Prinz,  siehe  Hol- 
stein. 

Fritz, kaiserl. Kriegs-Commis.sär,  25, 31, 92. 

Frizi,  Jude,  46. 

Fugger,  Eustachius  Maria  Graf,  kaiserl. 
FML.  203. 

G. 

Gallas,  Johann  Wenzel  Graf,  kaiserl. 
Gesandter  in  London,  13,  13,  15,  63, 
63,  78,  80,  139,  160,  175,  180,  186, 
192,  207,  207,  207,  209,  217,  218, 
220,  230,  232,  253,  257,  257,  262, 
267,  297,  311,  337,  349,  850,  366, 
373,  374,  379,  379,  379,  386. 

Gallovay,  siehe  Gahvay. 

G-alway  (Gallovaj'),  Rouvigny,  Earl  of, 
englischer  Gesandter  und  comman- 
dirender  General  des  britischen  Con- 
tingents   in  Portugal,  80. 

Gamba,  Baron,  103,  103,  142,   194. 

Gayer  (Geyer),  Ferdinand  Leopidd  Frei- 
herr, kaiserl.  01)ristTieutenant,  200. 

Gelder  Malsen  (Geldermalsen),  M.,  Ge- 
neralstaaten-Deputirter,  245. 

Georg,  Prinz,  siehe  Dänemark. 

Georg  Ludwig,  Clmrf,,  siehe  Hannover. 

Ghillänyi,  Johann  Baron,  Parteigänger, 
227. 

Gibbon,  von,  kaiserl.   Hauptmann,    313. 

Giraud,  Clievalier  de,  französ.  Oliorst 
und  Commandant    zu  Bethune,   275. 

Godolphin,  8iduey,  Enrl  of,  Loi-dschatz- 
meister  von  England,  177,  207,  212, 
218. 

Gombos,  Emerich  von,  kaiserl.  FML  ,  94. 
1* 


Gondrecourt,  Adam  (Iraf,  kaisorl.  Obrist, 

3(5. 
Görtz,  Freiherr,  liainiover'sclior  Minister 

und  Kamnier-Präsidoiit,    11"),   115,   115, 

1-27,  1-28. 
Goslingen  (Gosliiijra),  G.    vau,  General- 

staateii-Dejnitirter,  245. 
Graven,  Ferdinand  von,  kaiserl.  GWM., 

300. 
Grimaldi,  Marcheso  (Duc-a  Telcsa),  ehe- 

malicrer    kaiserl.    Obristlieutenant ,   57. 
Grimani,  Cardinal  nnd    Vice-König    von 

Xeai^el,  56,   103,  106,    216,    217,  226, 

234.  241,  265,  323. 
Gronsfeld,  Johann  Franz  Graf,  kaiserl. 

Feldmarschall  und  innerösterreichischer 

Hofkriegsraths-Präsident,  199,  210,  211, 

238,  328. 
Gross-Vezier,  siehe  Ali  Pascha. 
Grumbkow,    königl.   preiissischer  Obrist 

und     Brigadier,     Commissär      im     ver- 
bündeten Hauptquartier,  316. 
Gschwlnd,  Martin  Johann  Freiherr  von 

Pöckstein,  kaiserl.  FZM.,  213. 
Guastalla   (Vincenzo  Gouzaga),   Herzog 

von,  256,  307,  311. 
Güklll  Villi  Weiubruch,  kaiserl.  Obrist,  99. 
Guttenstein,    Wenzel     Hroznata     Graf, 

kaiserl.  FZM.,  400. 
Gyulai,  Franz  Graf,  kaiserl.  Oljrist,  273, 

273,  273,  313,  376. 

H. 

Hamilton,  Andre  Graf,  königl.  span. 
Oberst,  34,  42,  105. 

Hannover,  Georg  Ludwig  Churfürst  von, 
20,  21,  50,  61,  62,  63,  70,  72,  73,  75, 
76,  80,  81,  82,  112,  113,  113,  114,  119, 
122,  126,  132,  141,  145,  149,  158,  165, 
174,  195,  198,  237,  244,  244,  245,  246, 
249,  265,  287,  296,  328,  329,  332,  333, 
364,  372. 

Hanstein,  .Jnliann  Rcinliard  von,  kai.serl. 
Obrist,  394. 

Harrach,  Joseph  Philipp  Graf,  kaiserl. 
GWxM.,  dann  FML,,  98,  200,  288,  301, 
:i20,  :j47. 

Harrenbroul  (IJossnm  d'Ardenbroeck?), 
Generalstaaten-Deputirter,  245. 


Harrucker,  Johann    Georg  von,  kaiserl. 
Proviant  -  Obristlieutenant ,    353,    356, 
387. 
Harsch      (recte      llarrsch),     Ferdinand 
Amadoc.  Graf,  kaiserl.  FML.,  83. 

Hartleben,  Philipp  Michaol  von,  kai.serl. 
GWM.,  ^»4. 

Hauben,  Julmim  Friedrich  Hartmann 
Frciliorr,  kaiserl.  Obrist,  116,  394. 

Heems,  Arnold  Freiherr,  kaiserl.  Ge- 
sandter im  Haag,  63,  64,  64,  64,  65, 
166,  172,  175,  180,  182,  186,  217,  257, 
264,  269,  288,  407,  Schwieger-  (Stief-) 
Solm,  325. 

Heimhausen,  Graf,  42,  43. 

Heindl,  Johann  Franz  Freiherr,  Graf  zu 
Sonnberg,  kaiserl.  Obrist,  dann  GWM., 
146,  146,  216. 

Heinsius,  Rathspensiouär  von  Holland, 
64,  G4,  66,  270,  305.  .._ 

Heister,  Siegbert  Graf,  kaiseri.  Foldmar- 
schall,  5,  94,  94,  95,  96,  104,  104,  105;- 
196,  196,  211,  239,  251,  255,  256,  277, 
316,  318,  337,  354,  401,  401. 

Herberstein,  Ernst  Gundacker  Graf, 
kaiserl.  Obrist,  181,  222,  236. 

Herberstein,  Leopold  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall und  Hofkriegsraths-Vice-Prä- 
sident,  22,  210,  227,  238,  315,  400. 

Herbeville,  Ludwig  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marscliall,   101,  159. 

Hessen-Cassel,  Karl  Landgraf  zu,  123, 
134,  184. 

Hessen-Cassel,  Friedrich  Erbprinz  von, 
82,  114,  122,  134,  137,  148,  148,  165. 

Hessen-Darmstadt,  Philipp  Prinz  von, 
kaiserl.  Feldmarschall,  100,  103,  103, 
106,  210,  237,  323. 

Hildburghausen,  siehe  Sachsen-Hild- 
liurgliaiiscn. 

Hilpertshausen,  siehe  Sachseu-lliblburg- 
haiiscn. 

Hildesheim,  Dom-Capitel  zu,  284,  332, 
335,  335,  352,  398. 

Hofkriegsrath,  110,  129,  143,  148,  158, 
180,  1S9,  198,  209,  226,  232,  246,  248, 
264,  270,  286,  294,  299,  314,  336,  338, 
343,  346,  360,  365,  372,  384,  391,  393. 

Hogan,   kaiserl.  llauj)tuiann,  394. 


Hohendorf  (Hocliondorff),  Gcor;^  ■Wilhelm 
FroiliPi-r  ,  kaiserl.  General  -  Adjutant, 
132,  133,  136,  145,  ir)l,  ir.i,  152,  15S, 
190,  198. 

Hohenfeld,  Otto  Heiuricii  Graf,  kaiserl. 
llniiptmanii,  2o7,  237. 

Holstein  (-Beck),  Friedrich  Wilhelm 
Prinz,  kaiserl.  Obrist,  108,   116,  351. 

Hope,  Goneralstaaten-Depntii-ter,  66. 

Hurter,  kaiserl.  Hauptmann,  40,  41. 

I. 

Ibrahim,  Pascha,  318. 
Ilperthausen,    siehe    Sachsen-Hildljuri;-- 
hausen. 

J. 

Janeburg,  kaiserl.  Administrations-Can- 
cellist,  334. 

Jentis,  kaiserl.  Obristlieuteuant,  300. 

Johann  V.,  König,  siehe  Portugal. 

Johann  Wilhelm,  Churfürst,  siehe  Pfalz. 

Joseph  I.,  römischer  Kaiser,  5,  6,  8,  19, 
■JO,  35,  57,  59,  61,  63,  65,  69,  93,  97, 
107,  107,  112,  117,  120,  125,  127,  144, 
147,  149,  151,  152,  165,  167,  171,  174, 
175,  184,  187,  189,  190,  197,  207,  209, 
211,  215,  218,  219,  224,  224,  230,  232, 
243,  248,  253,  259,  263,  264,  270,  281, 
285,  285,  293,  298,  303,  304,  305,  306, 
307,  313,  326,  329,  332,  338,  366,  368, 
340,  342,  355,  357,  361,  365,  370,  370, 
383,  387,  388,  396,  398. 

K. 

Kaiser,  siehe    Joseph  I. 

Karl,  Landgraf,  siehe  Hessen-Cassel. 

Karl  III.,   König   von   Spanien,    15,    34, 

52,   59,   78,   105,   138,   157,   165,  180, 

20S,  289    .304,  309. 
Karl  IV.,  von  Nevers  (Gonzagaj,  Herzog, 

siehe  Mantua. 
Karl  V.,  Kaiser,  371. 
Karl  Xn.,  König  von  Schweden,  54. 
Karl  Philipp,  Pfalzgraf  bei  Rhein,  Gu- 

bernatiir  in   Tyrol,   2.54. 
Kärolyi,  Alexander  Graf,  Truppenführer 

im  Heere  der  ungar.  Conföderatiou,  250. 
Kannitz,  Franz  Karl  Graf,    214,  323. 
Kinsky,  Graf,  215. 


Kohäry,  Stcj.han  (Jraf,  kaiserl.  FJNIL..  94. 

Kollonits,  Adam  (Jraf,  kaiserl.  FML.,  294. 

Königsegg,  Lothar  Joseph  Dcnninik 
Graf,  kaiserl.  GVVM.,  dann  FML.,  28, 
111,  170,  203,  204,  222,  230,  233,  252, 
258,  267,  286,  294,  313,  324,  334,  336, 
403. 

Kornthal,  von,  kaiserl.  Hauptmann,  308, 
310,  310,  311,  311. 

Kössel,  Baron,  304. 

Kraus,  Andreas,  Heizer,  347. 

Kriechhaum,  Georg  Friedrich  Freiherr, 
kaiserl.  FML.,  32,  39,  46,  89,  201,  217, 
240,  249,  249,  250,  251,  393,  402. 


Lamberg,    Franz    Anton    Graf,    kaiserl. 

Obrist,  227,  229. 
Lamberg,  Franz  Signnuid  Graf,  kaiserl. 

GWM.,  Hofkrieg.srath,  11,  254,  266. 
Lamberg,  Johann  Philipp  Graf,  Cardinal, 

113,  116,  116,  125,  152,  215. 
Lamothe ,    Graf,    französischer    General- 
Lieutenant,  279. 
Lancken,  Philipp  Ernst  von  der,  kaiserl. 

GWM..  94. 
Langetl,    Johann    Michael    von,    kaiserl. 

Feldkriegs-Commissarius,  119. 
Lapazeck,  Leonhard  Alexander  Freiherr, 

kaiserl.  GWM.,  286. 
Latour     (und    Taxis) ,    Lamarold    Graf, 

kaiserl.  G.  d.  C,  43. 
Lattermann,     Georg     Ludwig,     kaiserl. 

Obrist,  129,  236. 
Leake,  J(diann,    englischer  Admiral,    44, 

48,  56,  69,  69,  79,  170,  176,  253. 
Lecheraine    (Lescheraine),    Graf,     pfäl- 
zischer Gesandter,  78, 
Leithmann,     Mathias,     kaiserl.     Obrist, 

222,  227,  236,  236,  239. 
Leopold  I.,  Fürst,    siehe  Anhalt-Dessau. 
L'Esveque,  326. 
Leyen,     Freiherr     von     der,     churmain- 

zischer   FML.,  254,  266,  376. 
Lidl    von    Schwanau,    Matthäus,   kaiserl. 

Hof-    und    Feld- Kriegs -Secretär,    324, 

336. 
Liechtenstein,     Anton     Florian     Fürst, 

Obersthofuieister  Karl  III.;  161,  274,289. 


6 


Lippe,    kaiserl.    Obristw.ichtmeister,  200. 
Livingstein,  Alaim  Oraf,  kaiserl.  01)rist, 

170. 
Lobkowitz,  .losepli  Fürst,  kaiserl.  Obrist, 

•laini  GWSL,  S2,  83. 
Locatelli,  Antonio  Conte,  kaiserl.  Obrist, 

•JOl. 
Locher    von    Liudonheim,    Karl,    kaiserl. 

Hufkriegsralh,  202,  216,  2-4-i.  2.51,  277, 

347. 
Löflfelliolz ,     (ii'or«;-     AVillielni     Freiherr, 

kaiserl.  FML..  94. 
Lothar,  Franz  Chiirfiirst,  siebe  Mainz. 
Lothum  frielitig:  Lottnm),  Graf,    preiissi- 

scber  FZM.,   156,   l.öG. 
Löwenburg,     Friedrieb     Graf,     kaiserl. 

FML,,  94. 
Löwenstein ,     Maximilian     Karl     Graf, 

kaist-rl.  Aduiinistrator  in  Bayern,    315. 
Liabomirski,  Theodor  Fürst,  401. 

M. 

MaflFei,  Graf,  herzoglich  savoyischer  Ge- 
sandter, 206,  293. 

Magni,  Benedetto,  194,  280. 

Mainz,  Lothar  Franz  Chnrfürst  von,  20, 
72,  7.5,  109  112,  113,  113,  115,  115, 
119,  136,  184.  254,  267,  383. 

Mantna  (Karl  IV.  von  Nevers),  letzter 
Herzog    von  —  imd    Montferrat,    203. 

Maria  Anna,  Königin,  siehe  Portugal. 

Märkhl,  Andrä,  Thürbüter,  347. 

Marlborough,  Herzog  von,  Fürst  von 
Mindelheim,  49,  50,  56,  59,  62,  64,  64, 
64,  64,  65,  65,  65,  65,  66,  66,  67,  67, 
67,  69,  70,  72,  78,  78,  78,  80,  81,  82, 
84,  114,  114,  117,  117,  118,  121,  124, 
127,  128,  128,  129,  132,  132,  134,  136, 
139,  140,  141,  141,  141,  144,  145,  145, 
146,  148,  150,  153,  157,  167,  171,  172, 
175,  175,  177,  177,  177,  177,  178,  178, 
179,  179,  180,  180,  180,  182,  182,  185, 
185,  186,  187,  187,  188,  189,  190,  191, 
191,  191,  193,  197,  197,  205,  207,  207, 
208,  208,  210,  211,  212,  212,  217,  218, 
218,  218,  219,  220,  220,  220,  220,  220, 
220,  221,  224,  225,  226,  226,  230,  231, 
232,  232,  2.53,  253.  257,  259,  260,  260, 
262,  263,  263,  264,  267,  285,  289,  290, 


291,  291,  291,  299,  299,  299,  305,  305, 
306,  307,  312,  312,  321,  323,  324,  326, 
326,  332,  335,  337,  339,  339,  349,  352, 
356,  357,  358,  361,  366,  366,  367,  368, 
373,  374,  378,  379,  379,  380,  380,  381, 
381,  382,  382,  386,  387,  388,  388,  389, 
390,  395,  396,  396,  396,  397,  398. 

Martini,  .Johann  Georg,  Freiherr  von 
Martinsberg,  kaiserl.  GAVM.  und  Übrist- 
Kriegs-Commissär,  9,  9,  16,  25,  26,  26, 
26,  45,  57,  87,  87,  88,  99,  100,  103, 
111,  142,  181,  183,  183,  193,  223,  240, 
241,  255,  276,  280,  287,  300,  313,  318, 
319. 3-21, 321, 341, 365, 368,  404,404, 406. 

Martinitz,  Georg  Adam  Graf,  ehemaliger 
kaiserl.  Botschafter,  269. 

Maurice,  siehe  Moriz,  Prinz  von  Savoyen. 

MaxEmanuel,Ex-Chnrfürst,  siehe  Bayern. 

Mayer,  Agent,  278. 

Menageot,  Stabs-Chirurgus,  158. 

Mendosio,  Abbate,  99. 

Meroy,  Claudius  Florimuud  Graf,  kaiserl. 
FML.,  82,  83,  202. 

Messner,  Wechsler,  17,  27,  142. 

Modena  (Rainold  von  Este),  Herzog  von,  87. 

Mohr,  kaiserl.  Proviaut-Admodiator,  164, 
164. 

Moles,  Francesco  Duca  de,  kaiserl.  Bot- 
schafter in  Barcelona,  36,  178,  262. 

Molinari,  Carlo  Borromeo,  kaiserl.  Resi- 
dent in  Genua,  34,  37. 

Montecuccoli,  Hercules  Graf,  kaiserl. 
GWM.,  94, 

Montecuccoli,  Fürstin,  169. 

Moriz,  Prinz  von  Savoyen,  303,  304,  305. 

N. 

Nädasdy,  Franz  Graf,  kaiserl.  FML.  94, 
227. 

Nassau -Weilburg,  .Johann  Ernst  Graf, 
kaiserl.  und  pfälzischer  Feldmarschall, 
109,  109,  114,  118,  124,  124,  125, 
125,  126,  126,  128,  133,  133,  136,  144, 
145,  162,  212,  221,  221,  368,  389,  389, 
392,  392,  392,  393,  405. 

Nehem ,  Dietrich  Heinrich  Freiherr, 
kaiserl.    FZM.,  .58,  94. 

Nesselrode,  Hermann  Franz  Graf, 
kaiserl.   Obri.st,    107. 


Neuburg,  Prinz  Karl  von,  229. 
Nicolotti,   kaiserl.    01)er-Qiiartiermeistcr, 

yi,  242. 
Noyelles,    Graf,    liullüuil.  Fclduuirseliall, 

Gl. 

O. 

Obizzi,  Ferdiuanil  Marchcse  dej^li,  kai.->erl. 

Felduiarschall    imtl    Obrist-Laud-    und 

Haus-Zeugraeister,  6. 
O'Calaham,  Ilauptnumn,  31. 
Ocskay,    Ladislans,    TruppentÜhrer    der 

unirarischen  Confödcratiou,  239. 
ODwyer,    Johann    Josepli    Autou    Graf, 

kaiserl.  Obrist,  206. 
Oettingen,    Wolfgang  Graf,  Keichs-Hof- 

ratlis-Präsideut,  22. 

P. 

Palatinus  Hungariae,  sielie  Paul  Fürst 

Estorliazy. 
PälflFy,  Johann  Graf,  Banu.s  von  Croatieu, 

kaiserl.  G.  d.  C,  11,  94,  104,  200,  213, 

242,  279,  354. 
Palmes,    engl.    Brigadier,  dann    General 

nnd  (iesandter,  86,  306,  319. 
Pancalier,  Johann  Anton  Prie-Turiuetti, 

Marqnis    de    (Sohn    des   Marquis   Prie), 

kaiserl,  General-Adjutant,  286,  286,  293. 
Paumeister,  Adam,  347. 
Peroni,  kaiserl.  Ingenieur-Obrist,  102. 
Persuini,  91. 
Peswald,  Schnltheiss,  16. 
Pfalz,  Johann  Wilhelm  Cliurfürst  von  der, 

21,  50,  75,  80,  108,  113,  116,  118,  121, 

123,  125,  131,  136,  144,  212,  237,  304, 

359,  368,  389,  390,  392,  399. 
Pfalzgraf  bei  Rhein,  siehe  Karl  Philipp. 
Philipp,  Prinz,  siehe  Hessen-Darmstadt. 
Pilliers,  de,  Theodor  Franz  Graf,  kaiserl, 

Obristlieutenant,    158,  265. 
Plischau,  Engelhard  von,  kaiserl.  Obrist, 

dann  GWM.,  161,  165,  200,    209,  212, 

228,  313,  315,  3.39. 
Plouta,  248. 

Polagnos,  Coute,  Senator,  91,  341. 
Portugal,    Johann  V.,    König   von,    176. 
Portugal,    Maria    Anna,    Erzherzogin    v. 

Oesterreich,  Königin   von,  311. 


Pozzo,  Marcdiese  dol,  königl.  spanisidier 
Gubernator  in  Sablnoneta,  309,  310, 
311. 

Praunstorff  (Brauusturtl'j,  kaiserl.  Obrist, 
217,  222,  226. 

Preussen,  (Friedrich  I.)  König  von,  48, 
72,  75,  129,  306,  367. 

Prie,  Heracles  Marquis,  kaiserl.  Goncral- 
Comuiissär  und  Plenipoteutiär  zu  Koiu, 
87,  89,  100,  194,  214,  221,  253,  257, 
2>^r>,  292,  292,  323,  342,  371,  406. 

Proune,  sielie  Browne. 


Quiros,  Don  Franciseo  Bernardo  de, 
Bevollmächtigter  Karl  III.  in  den  Nieder- 
landen, 13,  14,  173,  217,  217,  324. 

R. 

Rabutin,  Johann  Ludwig  Graf,  kaiserl. 
Feldmarschall,  93,  101,  106,  278,  363. 

Rabutin,  Amadeus  Graf,  kaiserl.  General- 
Adjutant,  383,  385. 

Rainold  von  Este,  Herzog,  siehe  Modena. 

Rappach,  Karl  Ernst  von,  kaiserl. 
FML.  und  Präsident  der  Zeugs-Com- 
missiou,  6. 

Rechkron,  von,  Hof- Kriegs  -  Secretär, 
314. 

Rechteren,  Graf,  Generalstaaten-Üepu- 
tirter,  66,  7.5,  81,  81,  82,  82,  83,  83, 
128,  134,  137,  157,  245. 

Renaud,  kaiserl.  Obristlieutenant,  199, 
236. 

Rhebinder,  Bernhard  Otto  von,  herzog- 
lich savoyischer  FML.   14. 

Richter,  Johann,  347. 

Ricita,  Principessa  della,  147. 

Ritterschaft,  schwäbische,  164. 

Rivarolo,  Abbate,  214. 

Rivers,  Lord,  englischer  General,  64,  (57. 

Roccavione,  Karl  Ludwig  Birago  Graf, 
kaiserl.  FML.,  205,  295. 

Romeo,  Don  Juan  Antonio ,  Minister 
Karl  III.  34. 

Rosenthal,  v..n,  193. 

Rossum  d'Ardenbroeck,  siehe  Ilarren- 
br.ml. 


8 


Rost,  Cliiistian,  Haiiquier  in  Fiaiikfuit, 
:)39,  339,  310,  UO,  380,  387. 

Rovero,  Maria  Graf,  kaiserl.  Obristlieii- 
tciiaiit,  8,  9,  25,  31. 


Sachsen,  ClmrtÜrst  von,  siehe  August. 
Sachsen-Gotlia,  Herzog:,  siehe  Friedrieh. 
Sachsen  -  Hildburghausen     (HiljK'rts- 

lianseii),  Ernst  llerznp-  zu,  403,  37G. 
Sachsen  -  Hildburghausen      (Elberth- 

hauseu,  Hilpertshausen),  Priuz  vou,  112, 

130,  198,  235,  265. 
Sachsen-Hilpertshausen,  Herzog,  siehe 

Sai-hsen-llil(lhurp;liauseii. 

Sachsen-Weimar-Eisenach,  72. 
Sachsen -Zeitz,    Cardiual    von,    Primas 

Koo-iii,  112. 
Saint- Amour,  Johann  Peter  vou,  kaiserl, 

Obrist,   227. 
Salm,    Karl    Theodor    Otto    Fürst,    Feld- 

uiarsfhall  und    Obristhofmeister   Kaiser 

Joseph  I.,  22. 
Salzer,   Johann    Melchior,    Freiherr    von 

Kosenstein,    kaiserl.    GWM.,    94,    270, 

272. 
Saint-Martin,  Hubert  de,  kaiserl.  Miueur- 

( )bristlieutenant,  223. 
Savioni,  98,  200. 
Savoyen,    Victor   Aniadeus    Herzog,    3ü, 

45,  48,  50,  54,  168,  192,  247,  299,  305, 

310.  323,  325,  384. 
Schellard,  Graf,  chnrpfälzischer  General, 

13,  85. 
Scherzer,  Albert  Franz  Freiherr,  kaiserl. 

GWM.,  222,  227. 
Schlangerlandt,  von,  (36. 
Schlik,   L<M,p<dd  Graf,    kaiserl.    G.   d.  C. 

und    General- Kriegs -Commissär,    221, 

227,  264,  281,  282,  284,  335,  339,  340, 

350,  358,  366,  370,  372,  385,  390,  391, 

392,  394,  396,  398. 
Schönborn,  Friedricli  Karl  firaf,  Keichs- 

Vifc-Kanzler,  22. 
Schulenburg,  Lewin  Fiiedri^h  Freiherr 

von  der,  herzogl.  aavoy'scher  GWM.,  293, 

299.  299,  302,  302,  302,  305,  323,  325. 
Schweidler,  kaiserl.   Lieutenant,  314. 
Schwertfeger,  .Matliiä,  347. 


Seckendorff,  Friedrich  Heinrich  von, 
markgrällich  anspach'scher  Ubrist,  344, 
345,  347,  361,  376. 

Seidlitz,  Christoph  Heinrich  von,  kaiserl. 
Obristlieutenant,   147. 

Seillern  (richtig  Seilern),  Joh.  Friedrich 
Freiherr,  kaiserl.  Hofkanzler,  22. 

Sickingen ,  Johann  Damian  Pliilipp 
Freilierr,   kaiserl.   GWM.,  94. 

Sierstorflf,  von,  387. 

Simonetti,  kaiserl,  Kriegs -Conunissarius, 
120. 

Sinzendorf,  Ferdinand  Graf,  kaiserl. 
Obrist-Wachtmeister,   104. 

Sluga,  Commissarins  im  Heere  der  un- 
garischen Conföderatiou,  11. 

Solares,  Don  Andrea  Emanuele,  Marchese 
de  Campo,  248,  262,  274,  289. 

Spanien,  König  von,  siehe  Karl  III. 

Spiegel  (Spigl),  Graf,  hessischer  General, 
116,  134,  134,  137,  137. 

Stair,  Lord,  englischer  General-Lieute- 
naut,  187. 

Stanhope,  Jacob  von,  englischer  General- 
Mniorund  Bevollmächtigter  in  Spanien, 
10,  47,  64,  67,  77,  78,  79,  80,  80,  80, 
84,  139,  167,  177,  193,  205,  206,  220, 
226,  226,  262,  274,  289. 

Starhemberg,  Gräfin,  98. 

Starhemberg,  Guido  Graf,  kaiserl.  Feld- 
mar.schall,  15,  35,  35,  36,  36,  36,  36, 
37,  37,  37,  37,  37,  37,  44,  51,  53,  56, 
64,  68,  69,  102,  105,  143,  174,  178, 
178,  179,  179,  179,  193,  198  205,  266, 
280,  312,  331,  349,  375,  378,  382. 

Starhemberg,  Gundacker  Thomas  Graf, 
1  [i it'k;i uiMier-Präsideut,  356. 

Starhemberg,  ]Max  Graf,  kaiserl.  FML., 
94. 

Starhemberg,  üttokar  Graf,  kaiserl. 
Obrislieutenant,  252. 

Startoghe,  Agent  des  Königs  von  Däne- 
iiiarlv,  2.J8. 

SteinlöfFel,  Franz  Anton,  kaiserl.  Obrist- 
lieutcniant,  249,  375. 

Stein ville,  Stephan  Graf,  kaiserl.  FML., 
94. 

Stubenberg,  Cliristiau  Graf,  kaiserl. 
llauptiiiauu,   314. 


Styllen,  vou,  preussischer  Gentral-Major, 

17,  8S. 
Suhajda,    kaisorl.     ()l)rist-Waclitmeister, 

dann  (H.iistlieuteuaiit,  273, 273, 313, 347. 
Szekely,    kaiserl.    Obrist  -  Waclitmeister, 

273,  347. 

T. 

Talman  (Tallman),  Micliael  von,    kaiserl. 

Resident  in  Constautiuopel,  57,  .58,  355. 
Tarini,    Ie:uaz    Victor    Graf,    savoy'sclier 

Gesandter  in  Wien,  275. 
Tattenbach,  Philipp  Rudolf  Graf,  kaiserl. 

nnd  königl.  spanischer  GWM.,  267. 
Tavonat,  Freiherr,  kaiserl.  Administrator 

zu  Mantua,   111,   111. 
Telesa,  Duca,  siehe  Grimaldi. 
Tesse,  Rene  de  Froulai  Graf,  Marschall 

von  Frankreich,  323. 
Thiell  (richtig  Tiell).  Johann  vou,  kaiserl. 

Hofkriegsrath,  196,  221,  239,  250,  255, 

277.  317,  336,  354,  401. 
Thüngen,    Hans     Karl    Freiherr     (Ende 

1708  Reichsgraf),  kaiserl.  Feldmarschall, 

40,  49,  82,  83,  83,  83,  112,   118,  223, 

351,  372,  385,  399. 
Thürheim,  Franz  Sebastian  Graf,  kaiserl. 

FML.,  dann  FZM.,  20,  22,  252,  277. 
Tige,  Johann  Karl  de,  kaiserl.  GWM.,  240. 
Tillier,  Johann  Franz  Chevalier,   kaiserl. 

Obristlieutenant,  40,  41. 
Tilly,    Claudius    Tserclaes    Graf,    hollän- 
discher G.  d.  C,  175. 
Tököly  (-Popovics),  Johann,  kaiserl.  Obrist 

und  Commaiidant  der  raizischen  Miliz, 

217,  222,  227,  249. 
Toldo,  Bartholomäus  Beda    vou,    kaiserl. 

GWM.,  216. 
Tollet,  Anton  Aegidius  Freiherr,  kaiserl. 

GWM.,  94,  107. 
Tolvay,  Gabriel,  königl.  Palatin-Protono- 

tarius,  318. 
Topff,  siehe  Dopf. 
Toralba,  107. 
Traun,  Otto   Ehrenreich  Graf  vou  Abens- 

perg  und    — ,    uiederösterr.     Landmar- 
schall.  104. 
Trauttmansdorff,  Franz  Ehrenreich  Graf, 

kaiserl.     Gesandter    bei   der   Schweizer 


Eidgenossenschaft,  16,  32,  40,  159,  162. 

187,  195,  276. 
Trier,  Johann  Hugo  von  Orsbeck,  Chur- 

fürst  von,   109,  113. 
Truchsesa  von  Wetzhausen,  Veit  Hein- 

ricli,     kai.seri.    FML.,    dann    G.     d.    C  , 

111. 
Tursis,   Herzog  von,  Cominandant  Jjour- 

lii'uischor  Kriegsschiffe,  97. 
Tyrol,  Gubernator  in,  siehe  Karl  Pliilipii, 

Pfalzgraf  bei  IJhein. 

U. 

Urbicll,  Johann  Christopli ,  russischer 
Minister  und  Plenipotentiär  zu  Wien, 
218,  219. 

Urli,   kaiserl.  Obrist-Waclitmeister,  31. 


Vailler,  298. 

Van  der  Linden  ^Vendrelinde),  326,  326, 

326. 
Van  Prossele,   Adrian,    Generalstaaten- 

Deputirl^r,   245. 
Van  Roatem,  Tyt.,  Generalstaaten-Dei)U- 

tirt.-r,   245. 
Varenbühler,   kaist-rl.  Haui)tmanu,  201. 
Vaubonne,  .luseph  Marquis,  kaiserl.  FML., 

92,  405. 
Vehlen,    Otto    Graf,    kaiserl.    Oltrist,    GO, 

60,  78. 
Vendöme,  Ludwig  Herzog  von,  Marsdiall 

von   Frankreich,   187,  1^0,  197,  326. 
Vendrelinde,    siehe  Van  der  Linden. 
Veterani,  Julius  Graf,  kaiserl.  GWM.,  94. 
Viard,  de,  kaiserl.  GWM.,   94. 
Villara,    Ludwig     Hector    Herzog     von, 

Marschall  von  Frankreich,  293. 
Viaconti,    Hannil)al   Marchese,    kaiserl. 

G.  d.  C,  8,  25,  30,  .37,  43,  46,  51,  84, 

88,  91,  98,  99,  102,  106,  129,  130,  130, 

168,  321,  404. 
Viaconti,    Don     Giulio     Conte,     königl. 

si)auischer  Commissär,  292. 
Viaconti,  Piere  Marchese,  Gros.s-Kanzler 

von  Mailand,  327. 
Vodropp,    kaiserl.    Hauptmann,    25,    31. 
Volkershoffen,  siehe  Wolkershoffen. 


Feldziige  des  Prinzen  Eugen  v.  .Savoyen.  II.  Serie,  I    llaii'l.   Xiiiaen-Rei^ister. 


10 


w. 

Wachtendonk,   15ertrani  Anton  Freilierr, 

kaisorl.  GWM.,  158,  "209,  212,  212,  272. 
Wackerbarth,    August    Christoph    Graf, 

säclisischer    Goneral -Lienteiiant,     IGO, 

2G3,  263,  2b8,  268. 
Wanko,  "Wenzel,  kaiserl.  Geiural-Krieos- 

zahlamts-Cassier,   116. 
Warttenberg,    Graf,    proussischer    Ober- 

Käiiiinerer,    1(^9,   109. 
Weekkerst,    von,    preussischer      Obrist, 

306. 
Weitersheim,  Borthold  Freilierr,  kaiserl. 

GWM,,  108. 
Welvelde,  Geueralstaaten-Deputirter,  245. 
Wendt,  de,  Johann  Adam,  kaiserl.  GWM., 

92,  94,  101,    182,  188,   334,  393,  403. 
Wenser  von  und  zu  Freienthurm,  Johann 

Baptist,     kaiserl.    Gesandter    in    Grau- 

bün.len,  247,  327. 
Werschur  (auch  "Wersiers),  von,  hessiscdier 

General-Major,   134 
Weatermayer ,    Johann    Georg,    kaiserl. 

Obrist- Wachtmeister,  144,   144. 
Wetzel,  Johann  Adam  P'reihfrr,  kaiserl. 

FML.,  36,  36,  102. 
Weyberg,  Friedrich   Freiherr,    dänischer 

Gesandter  in  Wien,  197,  258. 


Wilhelm  Friedrich,  Markgraf,  siehe 
Anspacli. 

Wolfenbüttel,  Herzog  von,  sielie  Brauu- 
schwfio-Wolffeubüttel. 

Wolkershoffen  (auch  Volkcr.shoffeu),  pfäl- 
zischer General,  40.'). 

Wratislaw,  Johann  AVenzel  Graf,  böh- 
uiLsciier  Hofkanzler,  20,  132,  133,  185, 
275,  287. 

Wurmbrand,  Heinrich  Casimir  Graf, 
kaiserl.  General-Adjiitant,  249,  265. 

Württemberg,  Eberhard  Ludwig,  regie- 
render  Herzog,    71. 

Württemberg,  Alexander  Prinz,  kaiserl. 
FML.,  dann  FZM.,  26,  100,  130. 

Würzburg,  Bischof  zu,  181,  158,  316, 
336,  367. 

Z. 

Zanardi,  111. 

Zinzerling,  Freiherr,  Bevollmächtigter 
Karl  III.  im  Haag,  12,  348. 

Zollern,  Hermann  Graf,  kaiserl.  FML., 
345. 

Zöppel,  von,  Wiener  Stadt-Guardi-Haupt- 
maiiu,  315. 

Zum  Jungen,  Johann  Hieronymus  Frei- 
herr von  und  • — ,  kaiserl.  GWM.,  dann 
FML.,  85,  85,  111. 


0 


( 
D  Austro-Hungarian  Monarchy. 

27^  Kriegsarchiv 

E8A8  Peldzuge  des  prinzen 

Bd.  10  Eugen  von  Savoyen 


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