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Full text of "Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom"

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FÜHRER 

DUKCH  DIE  ÖFFENTLICHEN  SAMMLUNGEN 

KLASSISCHER  ALTERTÜMER  IN  ROM 

VON 

WOLFGANG  HELBIG 


DRITTE  AUFLAGE 

HEBAUSGEGEBEN  UNTEB  MITWIBKUNG  VON  « 

WALTHER  AMELUNG  .  EMIL  RE1SCH  •  FRITZ  WEEGE 


ZWEITER   BAND 

DIE  PÄPSTLICHE  SAMMLUNG  IM  LATEBAN  •  DIB 
STAATLICHEN  SAMMLUNGEN  IM  THEBMENMUSEUM 
VILLA  BOBGHESE,  DEM  COLLEGIO  BOMANO  UND  DEM 
MUSEO  DIVILLAPAPA  GIULIO  .  PBIVATSAMMLUNGEN: 
PALAZZO  SPADA,  PALAZZO  BABBEBINI,  VILLA  ALBANI 


DRÜCK  UND  VERLAG  VON  B.G.TEUBNER  LEIPZIG  1913 


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.Hm 


COPYRIGHT  1915 
BY  B.  G.  TEUBNER  IN  LEIPZIG. 


ALLE  RECHTE, 
EINSCHLIESSLICH  DES  OBERSETZUNGSRECHTS,  VORBEHALTEN 


INHALT. 

Seite 

Das  lateranische  Museum l 

Das  Thermenmuseum: 

Der  Hof 66 

Museo  Boncompagni-Ludovisi 75 

Oberes  Stockwerk 111 

Antiquarium  romanum     . 210 

Thermensäle 221 

Villa  Borghese: 

Erdgeschoß 229 

Oberes  Stockwerk 263 

Das  Kirchersche   und   prähistorische  Museum  im 

Collegio  Romano .  254 

Das  Museum  der  Villa  Papa  Oiulio: 

Sammlung  Barberini 312 

Erdgeschoß 330 

Oberes  Stockwerk 356 

Palazzo  Spada 382 

Palazzo  Barberini 393 

Villa  Albani: 

Vorhalle  des  Hauptgebäudes 398 

Das  Innere  des  Hauptgebäudes 403 

Der  Hauptsaal 426 

Die  an  das  Hauptgebäude  anstoßende  Halle  435 

Zimmer  nach  der  Halle 436 

Garten 446 

Bigliardo 449 

Kaffeehaus 449 

Galleria  del  Canopo 456 

Nachträge 466 

Vergleichende  Tabelle   der  Nummern  in  der 

zweiten  und  dritten  Auflage 483 

Namen-  und  Sachregister 489 

Chronologisches  Register 528 


O 


53427 


VERZEICHNIS  DER  ABBILDUNGEN. 

18  Fig.  30  nach  Overbeck  Geschichte  d.griech.  Plastik  I*  p.  269 
Fig.  73  c. 

18  „  31  nach  Overbeck  a.a.O.  I4  p.  269  Fig.  73d. 

26  „  32  nach  einem  Exemplare  der  Sammlung  Martinetti. 

85  „  33  nach  einem  Exemplare  der  Sammlung  Martinetti. 

96  „  34  nach  Monum.  dell*  Instituto  IV  T.  48. 

„  134  „  35  nach  Wulff  Alexander  mit  der  Lanze  T.  II. 

„  166  „  36,  37  nach  Klein  Praxiteles  p.404f.  Fig.  83,  84. 

174  „  38  Faksimile  der  Inschrift  auf  n.  1405. 

„  402     „    39  nach  Michaelis  ancient  marbles   in  Great-Br itain, 

Tafel  zu  p.  242  n.  1. 

„  447     „    40  nach  Monum.  ant.  pubbl.  per  cura  dell'  Accad.  dei 

Lincei  I  1892  n.  1  auf  der  Tafel  zu  p.  673  ff. 

„  461     „     41  nach  Monum.  ant.  pubbl.  per  cura  dell'  Accad.  dei 

Lincei  VIII  1898  T.  XII. 


Das  lateranisclie  Museum. 

Da  die  auf  die  Denkmäler  dieses  Museums  bezügliche  Literatur,  Boweit  sie  i.  J. 
1867  vorlag,  in  dem  Kataloge  von  Benndorf  und  Schöne  „die  antiken  Bildwerke  des 
lateranischen  Museums"  (Leipzig  1867)  zusammengestellt  ist,  so  verzichte  ich  darauf 
sie  unter  den  einzelnen  Nummern  anzuführen.  Vielmehr  verweise  ich  dafür  einfach 
auf  den  genannten  Katalog,  den  ich  durch  die  Abkürzung  B.  S.  p.  .  .  n.  .  .  bezeichne, 
und  zitiere  außerdem  nur  das,  was  seit  dem  Jahre  1867  hinzugekommen  ist.  Eine 
Ausnahme  von  dieser  Regel  wird  nur  gemacht,  wenn  ein  Denkmal  in  einem  leicht 
zugänglichen  Werke  Veröffentlichung  gefunden  hat.  In  diesen  Fällen  füge  ich,  um 
das  Nachschlagen  zu  erleichtern,  das  Zitat  des  betreffenden  Werkes  bei,  auch  wenn 
es  bereits  in  der  Literaturangabe  von  Benndorf  und  Schöne  enthalten  ist. 

« 

Erstes  Zimmer. 

In  der  Mitte  dieses  Zimmers  ist  ein  Mosaik  eingelassen,  das  zu 

dem  großen,  1824  in  den  Thermen  des  Caracalla  entdeckten  und 

gegenwärtig  in  dem  oberen  Stockwerke  des  lateranischen  Palastes 

aufbewahrten  Mosaikfußboden  (n.  1240)  gehörte.    Man  sieht  darauf 

drei  stehende  Athleten,  von  denen  einer  durch  die  mit  dem  Oaestus 

umgebenen  Hände  als  Faustkampfer  kenntlich  ist.    Vgl.  n.  1350. 

B.  S.  p.  36  n.  55.  Nogara  I  mosaici  ant.  conserv.  nei  pal.  pontef .  del.  Vatic.  e  del 
Later.  T.  IV.  piff. 

1141  (8)  Relief,  die  Entführung  der  Helena. 

Vielleicht  gefunden  in  der  Villa  Palombara;  vormals  in  den  Apparta- 
menti  Borgia  des  Vatikans. 

Paris  sitzt  in  dem  Schiffe  und  streckt  mit  freudiger  Hast  beide 
Arme  nach  Helena  aus,  um  ihr  beim  Einsteigen  behilflich  zu  sein. 
Die  Gattin  des  Menelaos  wird  in  dem  entscheidenden  Momente 
schwankend,  ob  sie  ihrem  Verführer  folgen  soll;  sie  hemmt  ihren 
Schritt  und  blickt  nachdenklich  vor  sich  hin.  Ein  Begleiter  des 
Paris  gibt  der  Bewunderung,  die  ihm  die  Schönheit  der  Helena 
einflößt,  durch  seinen  erstaunten  Blick  wie  durch  die  Bewegung  der 
r.  Hand  Ausdruck.  Die  Gefühle,  denen  die  drei  Personen  unter- 
liegen, sind  mit  geringen  Mitteln  auf  das  treffendste  vergegenwärtigt. 
Die  Arbeit  ist  nur  dekorativ  aber  doch  wohl  griechisch.  Leider  hat 
die  Oberfläche  stark  durch  Feuchtigkeit  gelitten« 

Ann.  dell'  Inst.  1860  Tav.  d'agg.  C  p.  121—128.  —  B.  S.  p.  4  n.  8. 

1142  (10)  Grabrelief. 

Gefunden,  wie  es  scheint,  an  der  Via  Flaminia,  unweit  des  Monte 
Pincio,  dann  im  Falazzo  Kuspoli,  später  in  den  Appartamenti  Borgia. 
Ergänzt  die  r.  Vorderarme  der  beiden  Hauptfiguren,  an  der  männlichen 
auch  das  r.  Knie,  außerdem  ein  Teil  des  Speeres.  Die  Köpfe  der  beiden 
Hauptfiguren  sind  antik,  aber  nicht  zugehörig.  Der  Kopf,  den  man 
der  männlichen  Figur  aufgesetzt  hat  (ergänzt  der  Helmbusch),  ist  der 
einer  Pallas. 

Heibig:  Führer.  II.  3  Aufl  1 


2  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1143-1146 

Der  Tote  ist  nach  griechischer  Weise  als  Heros  neben  seinem 
Hengste  dargestellt.  Er  reicht  seiner  vor  ihm  sitzenden  Frau  die  Hand, 
während  neben  ihm  ein  Diener  steht,  der  den  Speer  seines  Herren 
hält.  L.  oben  hängen  der  Schild  und  das  Schwert  des  Helden.  R. 
erhebt  sich  ein  Lorbeerbaum,  um  dessen  Stamm  sich  eine  Schlange 
windet  und  auf  dem  ein  Vogel  mit  geöffnetem  Schnabel  sitzt.  Die 
Schlange  ist  hier,  wie  es  scheint,  als  ein  heiliges,  die  Heroisierung 
des  Toten  andeutendes  Tier  aufzufassen.  Das  Belief  erinnert  in  der 
Weise  seiner  Komposition  auffällig  an  eine  gewisse  Gattung  von 
Grabreliefs,  die  in  den  beiden  letzten  Jahrhunderten  v.  Chr.  nament- 
lich auf  den  Inseln  des  ägäischen  Meeres  beliebt  war  und  die  man 
demnach  als  die  Gattung  des  Inselstiles  zu  bezeichnen  pflegt.  Jeden- 
falls lassen  die  Auffassung  wie  der  Charakter  der  Ausführung  darauf 
schließen,  daß  das  Relief  vor  der  Kaiserzeit  und  im  östlichen  Be- 
reiche des  Mittelmeergebietes  gearbeitet  ist. 

B.  8.  p.  5  ii.  10.  Vgl.  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1818.  Furtwängler  Samm- 
lang Sabouroff  I  Einleitung  zu  den.  Skulpturen  p.  47.  Über  die  Schlange:  Deneken 
de  Theoxeniis  (Berolini  1881)  p.  51.  Koscher  Lexikon  I  2  p.  2466 ff.,  p.  2582.  Über 
den  sog.  Inselstil:  Archaol.-epigr.  Mitteilungen  aus  Österreich  XI  p.  171. 

1143  (6)  Kopflose  weibliche  Statuette. 

Die  Statuette  ist  mit  glatter  Sorgfalt  nach  dem  Vorbilde  eines 
pheidiasischen  Götterbildes  in  der  Art  der  Athena  Parthenos  ge- 
arbeitet. Selbst  die  eigenartigen,  für  eine  Kolossalstatue  not- 
wendigen Proportionen  —  die  Verkürzung  der  unteren  Teile  im 
Verhältnis  zu  den  oberen  —  sind  festgehalten;  dagegen  konnte  die 
Gewandung  natürlich  nur  in  den  allgemeinsten  charakteristischen 
Zügen  wiedergegeben  werden.  Es  fehlt  jeder  Anhalt,  die  Statuette 
auf  ein  überliefertes  Götterbild  zu  beziehen. 

B.  S.  p.  3  n.  6.  Neue  Jahrbücher  f.  d.  klase.  Altertum  XXV  (1910)  p.  620  mit 
Tafel. 

1144  (11)  Brunnenrelief. 

Gefunden  1822  unter  den  Ruinen  von  Falerii,  vormals  in  den  Apparta- 
menti  Borgia.  Ergänzt  an  der  Figur  des  Mannes  der  untere  Teil  des 
herabfallenden  Mantelstückes,  Splitter  an  der  1.  Hand,  dem  1.  Arme, 
dem  Kantharos  und  dem  Trinknorne,  am  Knaben  der  obere  Teil  des 
Schädels,  die  Nase,  die  r.  Hand  nebst  dem  angrenzenden  Stücke  des 
Armes,  das  r.  Bein,  außerdem  der  obere  Teil  des  Schädels  der  Taube 
und  verschiedene  Stücke  des  Reliefgrundes. 

Ein  bärtiger  Mann,  der  in  dem  Typus  wie  in  der  Tracht  an  den 
bärtigen  Dionysos  erinnert,  steht  da,  in  der  R.  ein  Trinkhorn,  in 
der  L.  einen  Kantharos  haltend,  und  blickt  abwärts  nach  einem 
nackten  Knaben,  der,  vor  ihm  auf  dem  Felsboden  sitzend,  die  R. 
emporstreckt,  als  ob  er  nach  dem  Hörne  oder  dem  Kantharos  ver- 
lange. Die  Öffnungen  beider  Gefäße  sind  durchbohrt,  um  Wasser- 
strahlen Durchgang  zu  gestatten.  L.  ragt  ein  Felsen  hervor,  auf 
dessen  oberer  Fläche  sich  ein  Eichbaum    erhebt  und  eine  Taube 


ERSTES  ZIMMER  3 

sitzt.  Die  Darstellung  stimmt  zu  der  arkadischen  Überlieferung, 
der  zufolge  der  ausgesetzte  Asklepiosknabe  von  Trygon  (Turtel- 
taube) ernährt  und  von  dem  Sohne  des  Arkas,  Autolaos,  aufgefunden 
wurde.  Was  an  dem  Relief  besonders  auffällt,  ist  die  merkwürdige 
Stilmischung.  Während  die  flache  Behandlung  des  Mannes  an  das 
Relief  der  Blütezeit  erinnert  und  das  Auge  dieser  Figur,  obwohl  sie 
im  Profil  dargestellt  ist,  nach  altem  Kunstgebrauche  in  der  Vorder- 
ansicht wiedergegeben  ist,  setzt  die  Knabenfigur  sowohl  in  der 
Behandlung  des  Reliefs  wie  in  der  naturalistischen  Durchbildung 
des  Kinderkörpers  Kunstrichtungen  voraus,  die  erst  in  der  helle- 
nistisch-römischen Zeit  zur  Ausbildung  kamen;  die  Art,  wie  das  land- 
schaftliche Beiwerk  behandelt  ist,  verweist  die  Entstehung  des  Reliefs 
in  die  spätere  Kaiserzeit. 

B.  S.  p.  6  n.  11.  Schreiber  die  hellenistischen  Reliefbilder  T.  XIV.  Vgl.  Arch. 
Zeitung  XXXVIII  (1880)  p.  153—154.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus 
Pal.  Grimani  p.  10.    Papers  of  the  Brit.  school  at  Borne  V  1010  p.  193. 

1145  (13)  Hochrelief  mit  zwei  Faustkämpfern. 

Da    der    jugendliche  Faustkämpfer    eine   moderne    Überarbeitung 

erfahren  hat,  läßt  es  sich  nicht  mit  Sicherheit  feststellen,  inwieweit  er 

antik  ist.   An  dem  bärtigen  Kämpfer  könnte  der  r.  Oberschenkel  modern 

sein. 

Dieses  Relief,  das  sich  vormals  in  der  Villa  Aldobrandini  befand, 

war  bereits  zur  Zeit  Rafaels  bekannt,  der  davon  eine  Zeichnung 

entwarf.    Es  scheint  nach  seinem  Stile  unter  Trajan  gearbeitet. 

B.  S.  p.  8  n.  13.  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Altertums  I  p.  524  Fig.  566. 
Jüthner  über  antike  Turngeräte  (Abhandl.  des  archäol.-epigr.  Seminars  der  Universität 
Wien  XII,  1896)  p.  85  Fig.  68. 

1146  (20)  Relief fragment,  Kaiser  und  Liktoren. 

Die  Überlieferung,  daß  dieses  Fragment  zusammen  mit  den  drei 
Friesfragmenten  n.  1148 — 1150  unter  Clemens  VIII.  Aldobrandini  unweit 
des  Trajansforums,  als  man  den  Grund  für  die  Kirche  S.  Eufemia  grub, 
gefunden  sei,  ist  ungenügend  bezeugt.  Die  vier  Stücke  befanden  sich 
bis  1812  in  der  Villa  Aldobrandini,  wurden  in  diesem  Jahre  von  Camuccini 
erworben  und  gingen  aus  dessen  Besitz  um  1825  in  die  Appartamenti 
Borgia  Über.  Ergänzt  der  Kopf  und  die  r.  Hand  der  zweiten  Figur  von 
r.,  der  Kopf  der  zweiten  Figur  von  1. 

Der  Ergänzer,  der  kein  anderer  als  Thorwaldsen  gewesen  sein 
soll,  hielt  die  Überlieferung,  daß  dieses  Fragment  aus  der  Umgegend 
des  Traiansforums  stamme,  für  gesichert  und  gab  daher  der  zweiten 
Figur  von  r.  den  Kopf  des  Traian.  Vgl.  dagegen  die  Bemerkungen 
zu  n.  1412,  einem  im  Thermen -Museum  befindlichen  Fragment,  das 
zu  derselben  Platte  gehörte  wie  das  lateranische  und  auf  dem  sich 
der  obere  Teil  eines  Tempels  erhalten  hat.  Die  Zusammengehörig- 
keit der  beiden  Fragmente  ergibt  sich  deutlich  daraus,  daß  die  auf 
ihnen  vorhandenen  Säulenteile  genau  aufeinander  passen,  daß  die 
Quaderwände  des  Tempels  hier  wie  dort  in  der  gleichen  Weise  be- 
handelt sind  und  die  hier  geschulterten  Fasces  der  Liktoren  dort  ihre 
Fortsetzung  finden. 

1* 


4  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1147— 1H9. 

B.  S.  p.  13  n.  20.  Römische  Mitteilungen  X  (1895)  T.  V  p.  244—251.  Petersen 
vom  alten  Rom*  p.  86  f.  Abb.  54.  Courbaud  le  bas-relief  romain  p.  177  f.  Neuere 
Literatur  8.  unter  n.  1412. 

1147  (26)  Brunnenrelief. 

Anfänglich  im  Palazzo  Giustiniani,  dann  im  Besitze  von  Luciano 

Bonaparte,  principe  di  Canino,  von  dem  es  Plus  VII.  erwarb.    Ergänzt 

die  1.  obere  Ecke  der  Platte,  die  Nasenspitze  und  die  1.  Ferse  der  Nymphe, 

an  dem  Satyrknaben  die  Nasenspitze,  die  1.  Schulter,  der  1.  Arm  vom 

,    ■         Biceps  bis  zur  Handwurzel,  die  untere  Hälfte  des  1.   Unterschenkels, 

1      an  dem  Panisken  die  Nasenspitze,  der  1.  Vorderarm,  beinahe  sämtliche 

Finger,  das  Pedum  abgesehen  von  einem  kleinen  über  dem  Ellenbogen 

anhaftenden  Stücke,  der  1.  Unterschenkel  mit  Ausnahme  des  Hufes, 

der  größte  Teil  der  Syrinx,  außerdem  der  Band  des  Hornes,  der  r.  Flügel 

des  Adlers,  allerlei  Stücke  an  den  Köpfen  der  beiden  Ziegen,  beinahe 

sämtliche  Köpfe  der  Raben,  der  Kopf  und  der  Hals  der  Schlange. 

Dargestellt  ist  eine  Nymphe,  die  einem  vor  ihr  auf  einem  Felsen 
sitzenden  Satyrknaben  (vgl.  n.  376)  aus  einem  großen  Hörne  zu 
trinken  reicht.     Das  in  dem  Hörne  angebrachte  Loch  diente  zur 
Einfügung  des  Rohres,  aus  dem  der  Wasserstrahl  heraussprudelte. 
Hinter  dem  Satyrknaben  steht  innerhalb  einer  Öffnung  des  Felsens 
ein  Panisk,  der  die  Syrinx  bläst  und   in  der  L.  ein  Pedum  hält. 
Vorn  sieht  man  eine  liegende  und  eine  grasende  Ziege,  auf  dem  Felsen 
einen  Adler,  der  einen  Hasen  zerfleischt.    Hinter  dem  Felsen  ragt 
ein  wilder  Feigenbaum  hervor,  auf  dem  sich  ein  Nest  mit  vier  jungen 
Eaben  befindet.    Eine  Schlange  windet  sich  an  dem  Stamme  empor 
und  richtet  den  Kopf  begehrlich  nach  dem  Neste,  während  die 
beiden  alten  Vögel  mit  ausgebreiteten  Flügeln  von  den  nahen  Ästen 
aus  ihre  Brut  verteidigen.    Die  Darstellung  ist  von  der  idyllischen 
Stimmung  durchdrungen,  die  sich  so  häufig  in  der  hellenistisch- 
römischen Kunst  ausspricht.   Diese  Richtung  erstreckt  sich  auch  auf 
das  Beiwerk,  in  dem  sich  das  Naturleben  in  der  Umgebung  der  Haupt  - 
handlung  mit  Zügen  friedlichen  Behagens  und  wilden  Kampfes  dar- 
stellt.   Man  hat  vermutet,  daß  auf  diesem  Relief  nicht  die  Pflege  eines 
gewöhnlichen  Satyrknaben,  sondern  nach  arkadischer  Überlieferung 
die  des   Pan  dargestellt  sei,  und  daß  der  Künstler  diesem  Diopan 
einen  bocksbeinigen   Gefährten  (Aigipan)  beigegeben   habe.    Aber 
der  menschlich  gestaltete  Pan  ist  stets  durch  kleine,  über  der  Stirn 
emporsprießende  Bockshörner  bezeichnet.     Wir  haben  also  in  dem 
getränkten  Kinde  einfach  ein  Satyrknäblein  zu  erkennen.    Die  ele- 
gante, aber  leblose  Ausführung  beweist,  daß  dieses  Relief  keine  helle- 
nistische Arbeit  ist»  sondern  aus  der  römischen  Kaiserzeit  stammt. 
Kürzlich  hat  man  seine  Entstehung  nach  der  charakteristischen  Be- 
handlung des  Baumschlages  und  des  Felsens  in  die   aurelianisohe 
Periode  datiert.     Doch  scheint  ein  älteres   Original  zugrunde   zu 
liegen.  Im  Vatikan  befinden  sich  zwei  Fragmente  von  leicht  variierten 
Wiederholungen  der  gleichen  Komposition  (n.  178,  376);  von  ihnen 
hat  man  das  eine  (n.  178)  in  die  gleiche  Periode,  wie  das  lateranische 
Relief  datiert,  das  andere  in  hadrianische  Zeit.    Ferner  beachte  man 


ZWEITES  ZIMMER.  5 

die  Art,  wie  auf  dem  lateranischen  Relief  die  Haare  der  Ziegen  und 
die  an  den  Bocksbeinen  des  Pan  stilisiert  sind;  sie  entspricht  der 
sauberen  zeichnerischen  Gepflogenheit  der  augusteischen  Kunst, 
ebenso  wie  die  elegante,  aber  etwas  magere,  lineare  Gewandbehand- 
lung an  der  Figur  der  Nymphe.  So  scheint  das  Original  der  verschie- 
denen Repliken  in  der  ersten  Kaiserzeit  entstanden  zu  sein. 

B.  S.  p.  16  n.  24.  Schreiber  die  hellenistischen  Reliefbilder  T.  XXI.  Boscher 
mythol.  Lexikon  s.  v.  Pan  p.  1451  f.  Fig.  20.  Löwy  griech.  Plastik  p.  127  T.  160.  Vgl. 
von  Wilamowitz-Moellendorff  Isyllos  p.  88  Anm.  63.  Aren.  Zeitung  XXXVIII  (1880) 
p.  153 — 154.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  Pal.  Grimani  p.  10.  Philologus 
LIII  (n.  F.  7)  p.  363  ff.  Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  24  Anm.  2  =  Wickhoff 
Schriften  III  p.  43  Anm.  Papers  of  the  British  school  at  Borne  V  1910  p.  192 f.  —  Zu 
der  Haarbehandlung  vgl.  die  Wiener  Brunnenreliefs  (zuletzt  publiziert  bei  Bruira- 
Bruckmann  Denkmäler  n.  621)  und  augusteische  männliche  Porträts. 

Man  beachte  ferner  rechts  von  dem  Durchgange  ins  zweite  Zim- 
mer n.  45  einen  jugendlichen  männlichen  Torso,  eine  vorzügliche 
Wiederholung  der  Figur  des  Stephanos  in  Villa  Albani  (B.  s.  p.  29  n.  46; 

vgl.  unsere  n.  1846,  für  den  Kopf  des  Typus  hierselbst  n.  1158),  und  weiter  rechts 

n.  51  den  Oberleib  einer  Artemisstatue  (B.  s.  p.  34  n.  52;  die  Göttin  trug 
ein  Beh  auf  dem  1.  Unterarme);  das  Fragment  stammt  von  der  Replik  einer 
Statue,  die  sich  ebenfalls  in  Villa  Albani  befindet  (unsere  n.  1933;  vgl. 
auch  n.  1293N;  auch  in  diesem  Falle  ist  die  Arbeit  der  lateranischen 
Replik  weit  besser  als  die  der  vollständiger  erhaltenen  in  Villa  Albani, 
so  viel  besser,  daß  man  gemeint  hat,  hier  einen  Rest  des  Originales 
erkennen  ZU  dürfen  (Brunn-Bruckmann  Denkmäler  Text  zu  n.  606  Fig.  2,  3). 

Zweites  Zimmer. 

Der  Inhalt  dieses  Zimmers  besteht  vorwiegend  aus  Architektur-  und  Ornament- 
stücken, unter  denen  ich  nur  drei  angeblich  vom  Trajansforum  stammende  Exemplare 
(n.  1148 — 1150;  über  die  Provenienz  vgl.  n,  1146)  hervorhebe.  Man  vergleiche  das 
schöne  Werk  von  P.  Gusman  l'art  decoratif  de  Borne,  in  dem  verschiedene  von  den 
hier  aufbewahrten  Architektlirfragmenten  abgebildet  sind. 

1148,  1149  (86,  168)  Zwei  Friesfragmente. 

Die  beiden  Fragmente  ergänzen  sich  gegenseitig,  da  offenbar 
die  auf  n.  86  dargestellten  Eroten  wie  auf  n.  168  mit  Greifen  ge- 
paart waren  und  der  Eros  auf  n.  168  zu  einem  Motive  gehörte,  wie  es 
auf  n.  86  ersichtlich  ist.  Der  Fries,  von  dem  die  beiden  Fragmente 
herrühren,  zeigte  demnach  eine  Reihe  von  je  zwei  Eroten,  die  von 
den  Hüften  an  in  Bankenwerk  ausliefen  und  von  denen  jeder 
einen  Greifen  tränkte.  Die  Eroten  erscheinen  durch  die  Stilisie- 
rung der  Körper  wie  der  Flügel  dem  dekorativen  Ganzen  ein- 
geordnet. Auf  n.  86  ist  zwischen  den  beiden  Eroten  eine  Amphora 
angebracht,  auf  deren  Behälter  man  drei  Relieffiguren,  einen 
Satyr  und  zwei  Bacchantinnen,   wahrnimmt. 

B.S.p.38  n.  59,  68.    Vgl.  Hauser  die  neu-attischen  Reliefs  p.  43,  p.  107. 


6  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1150     1154. 

1150  (130)  Fragment  eines  Frieses  mit  Blätter-  und  Blumen - 

Ornamenten. 

Die  Ornamente  machen  trotz  ihrer  üppigen  Fülle  einen  ebenso 
klaren  wie  großartigen  Eindruck. 
B.  S.  p.  43  n.  64  b. 

Interessant  ist  es,  die  in  diesem  Zimmer  befindlichen  antiken 
Dekorationsstücke  zu  vergleichen  mit  einer  Kaminplatte  aus  dem 
Ende  des  15.  oder  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  rechts  vom 
Ausgange  (Museumsnummer  178). 

Der  Mittelpunkt  des  Frieses  wird  durch  einen  aus  Blumen  und 
Früchten  zusammengesetzten  Kranz  gebildet,  während  die  Felder 
zu  beiden  Seiten  des  Kranzes  mit  Arabesken  und  je  zwei  um  eine 
szenische  Maske  und  ein  Fruchtgefäß  gruppierten  Greifen  verziert 
sind.  Die  Ausführung  ist  sorgfältiger  und  feiner  als  an  den  antiken 
Arbeiten.  Während  an  den  letzteren  das  Wesentliche  nachdrücklich 
hervorgehoben,  das  Nebensächliche  weggelassen  oder  nur  ange- 
deutet ist,  hat  der  Renaissancebildhauer  sämtliche  Motive  bis  zu 
den  geringfügigsten  Einzelheiten  in  gleichmäßiger  Weise  durch- 
gebildet und  hiermit  vielfach  die  Grenzen  der  Märmortechnik  über- 
schritten. Infolgedessen  machen  seine  Ornamente  einen  weniger 
klaren  und  ruhigen  Eindruck  als  die  antiken. 

Pistolesi  il  Vaticano  descritto  ed  illustrato  III  24  (unten)  p.  76. 

1151  (199)  Weiblicher  Kopf. 

Ergänzt   Büste  und  Nase. 
Gute  Kopie  eines  strengen  Typus  der  argivischen  Kunst  aas  der 
Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.   Vgl.  über  den  zugehörigen  Statu- 
entypus n.  1287. 

B.  S.  p.  45  f.  n.  70. 

Drittes  Zimmer. 

1152  (256)  Statue  des  Antinoos. 

Gefunden  1798  zu  Ostia  bei  Tor  Bovacciana,  bis  1863  im  Vatikan. 
Ergänzt  der  Kopf,  der  Hals,  sämtliche  Finger,  abgesehen  vom  r.  Daumen, 
entweder  ganz  oder  zum  Teil,  beinahe  der  ganze  mit  Blumen  gefüllte 
Gewandbausch,  der  jedoch  durch  ein  von  dem  hinteren  Teil  noch  er- 
haltenes schmales  Fragment  gesichert  ist. 

Daß  die  Statue  richtig  als  Antinoos  ergänzt  ist,  beweisen  die 
für  den  Liebling  des  Hadrian  charakteristischen  Körperformen, 
vornehmlich  der  hoch  gewölbte  Brustkasten.  Wie  es  scheint,  ist 
Antinoos  hier  als  Vertumnus  dargestellt,  ein  ursprünglich  etrus- 
kischer  Gott,  der  den  Wechsel  und  die  verschiedenen  Gaben  der 
Jahreszeiten  vertrat  und  dessen  Kultus  in  früher  Zeit  auch  in  Rom 
Eingang  fand.  Der  Gewandbausch  wird  nicht  nur  Blumen,  sondern 
auch  die  für  die  einzelnen  Jahreszeiten  bezeichnenden  Früchte  ent- 
halten haben. 

B.  S.  p.  51  n.  79.    Dietrichson  Antinoos  T.  IV  11  p.  187  n.  20. 


VIERTES  ZIMMER.  7 

1153  (258)  Kindersarkophag  mit  athletischen  Darstellungen. 

Vormals  in  der  Sakristei  von  S.  Stefano  in  Piacinola. 

Rechts  sieht  man  die  Schlußszene  eines  Faustkampfes.  Der 
Überwundene  sitzt  auf  dem  Boden,  während  der  daneben  stehende 
Sieger  von  dem  Kampfordner  als  Preis  einen  Kranz  empfängt. 
Der  besiegte  Faustkämpfer  hält  in  jeder  Hand  einen  zylinder- 
förmigen, offenbar  metallenen  Boxer,  der  die  Wirkung  der  Schläge 
in  furchtbarer  Weise  steigern  mußte  und  nur  auf  wenigen,  der 
vorgerückten  Kaiserzeit  angehörigen  Denkmälern  nachweisbar  ist. 
Es  folgt  weiter  links  eine  Gruppe  von  zwei  Athleten,  die  unter 
der  Aufsicht  eines  Kampfordners  ringen.  Zwischen  ihnen  liegt 
das  den  Sandboden  der  Palästra  bezeichnende  Gefäß  (vgl.  330 — 332, 
1907).  Der  Kampfordner  hält  in  der  L.  den  Siegespreis,  einen  Palmen- 
zweig, und  erhebt  die  R.,  wie  um  irgendwelche  Anweisung  zu  geben. 
An  die  Gruppe  der  Ringer  schließt  sich  die  zweier  Prankatiasten 
an,  auch  diese  beaufsichtigt  von  einem'  Kampf ordner,  der  einen 
Palmenzweig  hält.  Beide  stehen  fest  auf  dem  r.  Fuße,  haben  das 
1.  Bein  erhoben,  um  dem  Gegner  damit  einen  Stoß  zu  versetzen, 
und  liegen,  während  jeder  die  eine  Hand  seines  Gegners  angefaßt 
hält,  mit  der  anderen  Hand  zum  Angriff  aus.  Rechts  ist  die  Be- 
kränzung eines  siegreichen  Athleten  dargestellt.  Der  Sieger  hält 
in  der  L.  einen  Palmenzweig  und  greift  mit  der  R.  nach  dem  Kranze, 
den  ihm  der  neben  ihm  stehende  Aufseher  auf  den  Kopf  setzt.  Der 
Aufseher  hält  in  der  L.  einen  zweiten  Kranz.  Links  vom  Sieger 
steht  ein  bärtiger  Mann,  der  zur  Verkündung  des  Sieges  die  Tuba 
bläst. 

B.  S.  p.  54  n.  81.    Jüthner  über  antike  Turngeräte  p.  92  Fig.  73. 

Viertes  Zimmer. 

1154  (278)  Attisches  Relief,  Medeia  und  die  Pel laden. 

Gefunden  1814  im  Hofe  der  alten  französischen  Akademie  (Palazzo 
Simonetti)  am  Corso. 

Um  sich  an  Pelias  zu  rächen,  redete  Medeia  seinen  Töchtern 
ein,  daß  sie  ihren  Vater  verjüngen  könnten,  wenn  sie  ihn  zerstücken 
und  in  einem  Kessel  aufkochen  würden.  Die  verblendeten  Mädchen 
schenkten  ihr  Glauben  und  richteten  ihren  Vater  jämmerlich  zu- 
grunde. Das  Belief  vergegenwärtigt  die  Vorbereitungen  zu  der 
verhängnisvollen  Kur.  Die  eine  der  Peliaden  ist  beschäftigt  den 
Dreifuß  hinzustellen,  in  dessen  Kessel  Pelias  aufgekocht  werden 
soll.  Die  andere  Schwester  erscheint  in  trübes  Nachdenken  ver- 
sunken, ob  wirklich  das  schreckliche  Unternehmen  den  von  Medeia 
verheißenen  Erfolg  haben  wird;  sie  stützt  den  Kopf  auf  die  erhobene 
R.,  in  der  sie  das  zur  Zerstückung  des  Pelias  bestimmte  Schwert, 
und  den  r.  Ellenbogen  auf  die  1.  Hand,  in  der  sie  die  Schwertscheide 


8  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1155-1158. 

hält.     Ihr  gegenüber  steht  Medeia,  kenntlich  durch  die  asiatische 
Tracht,  ein  Gefäß  mit  Zaubermitteln  in  den  Händen.     Sie  lüftet 
den  Deckel,  um  den  Inhalt  des  Gefäßes  in  den  Kessel  zu  werfen, 
und  richtet  dabei  ihren  Blick  fest  auf  die  zaudernde  Peliade.    Der 
Stil  deutet  auf  die  an  Pheidias  anknüpfende  attische  Kunst,  und  auch 
die  Ausführung  ist  so  frisch,  daß  man  in  diesem  Belief  recht  wohl 
eine  griechische  Arbeit  erkennen  kann,  wenn  auch  nicht  das  Original 
aus  jener  Zeit,  weil  die  ganze  Zeichnung  etwas  schief,  nach  links' 
hängend,  auf  die  Tafel  gebracht  ist.    Da  von  den  Sandalen  nur  die 
Sohlen,  nicht  aber  die  Kiemen  plastisch  ausgedrückt  sind  und  die 
von  der  Mütze  der  Medeia  unter  dem  Kinne  herabfallende  Lasche 
nur  ganz  leicht  mit  dem  Meißel  umrissen  ist,  so  müssen  wir  annehmen, 
daß  das  Relief  an  mehreren  Stellen  bemalt  war.    Es  steht  hinsicht- 
lich der  Komposition,  der  Auffassung,  des  Stiles  und  der  Dimen- 
sionen in  enger  Beziehung  zu  Reliefs,  die  Orpheus  und  Eurydike 
(vgl.  n.  1883),  und  anderen,  die  Theseus  und  Peirithoos  in  der  Unter- 
welt (vgl.  n.  1908)  darstellen.    Der  Versuch,  diese  Exemplare,  be- 
ziehungsweise ihre  Originale,  für  Grabreliefs  zu  erklären,  ist  bedenk- 
lich, weil  mythische  Szenen  auf  den  sicher  beglaubigten  Grabreliefs 
der  attischen  Blütezeit  nicht  nachweisbar  sind.    Ein  Gelehrter  hat 
demnach  die  Frage  aufgeworfen,  ob  nicht  die  Originale  dieser  Re- 
liefs Weihgeschenke  waren,  die  von  Choregen  oder  Dichtern  zum 
Andenken  an  die  bei  dramatischen  Aufführungen  gewonnenen  Preise 
dargebracht  wurden.     Die  Darstellung  würde  unter  dieser  Voraus- 
setzung auf  die  preisgekrönte  Tragödie  hinweisen  und  deren  Stoff 
in  unserem  Falle  der  Mythos  der  Peliaden  gewesen  sein,  ein  Mythos, 
den  Euripides  in  einer  gleichnamigen  Tragödie  behandelte.      Be- 
finden wir  uns  aber  bei  dieser  Annahme  schon  auf  dem  schwankenden 
Boden  der  Hypothese,  so  wird  dieser  ganz  unsicher  bei  einem  neuer- 
dings gemachten  Vorschlage,  nach  dem  die  drei  Reliefs  ein  En- 
semble in  architektonischem  Rahmen  gebildet  hätten  in  Anspielung 
auf  die  drei  Dramen  einer  Trilogie,  und  das  Ganze  ein  Werk  des 
Panainos,  des  Bruders  des  Pheidias,  gewesen  wäre. 

B.  S.  p.  61  n.  92.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  341b.  Bullet,  della  com- 
missione  archeologica  comunale  XXV  (1897)  T.  III,  IV  E.  p.  42 — 50.  Petersen,  ein 
Werk  des  Panainos  Abb.  la,  p.  15 ff.;  ders.  Vom  alten  Born4  p.  154 f.  Abb.  120.  Mo- 
derner  Cicerone  Born  I  p.  333  ff.  Buesch  Ouida  illustrata  del  Museo  di  Napoli  p.  47 
Fig.  14.  Vgl.  FriederichB-Wolters  Bausteine  n.  1200.  Sitzungsberichte  der  bayr.  Aka- 
demie 1881,  II,  phil.-hist.  XI.  p.  95 ff.  Jahrbuch  des  arch.  Instituts  III  (1888)  p.  68 ff., 
p.  225 ff.;  XII  (1897)  p.  96 ff.,  arch.  Anzeiger  p.  137.  Abhandl.  des  arch.-epigr.  Semi- 
nares  in  Wien  VIII  (1890)  p.  130  ff.  Boscher  mythol.  Lexikon  II  p.  2506.  Bloch, 
griech.  Wandschmuck  p.  48ff.     Xekule  v.  Stradonitz  griech.  Xunst  p.  174. 

1155  (291)  Statue  des  Germanicus  (?). 

Gefunden  1819  in  Veji.  Ergänzt  das  1.  Ohr,  Stücke  am  r.  Ohr,  der 
r.  Arm,  der  1.  Arm  vom  Biceps  abwärts  nebst  dem  darüber  fallenden 
Stücke  des  Gewandes  und  dem  Stabe,  der  1.  Unterschenkel,  die  untere 
Hälfte  des  r.  Unterschenkels  mit  dem  Stamme,  die  Füße,  die  Plinthe 


VIERTES  ZIMMER.  9 

Die  Figur  ist  nach  griechisch -heroischer  Weise  dargestellt  mit 
einem  um  die  Oberschenkel  und  den  1.  Arm  geschlagenen  Hima- 
tion.  Offenbar  war  sie  redend  gedacht;  doch  ist  die  Geherde  des 
Redners  weniger  lebhaft  als  bei  den  Statuen  n.  6  und  1166.  Die 
L.  wird  einen  Speer  oder  ein  Schwert  gehalten  haben,  die  R.,  un- 
gefähr wie  sie  der  Ergänzer  wiedergegeben  hat,  etwas  zur  Seite 
gestreckt  gewesen  sein.  Der  Kopf  zeigt  in  der  Vorderansicht  eine 
auffällige  Ähnlichkeit  mit  dem  am  besten  beglaubigten  Porträt 
des  Germanicus,  der  bekannten  zu  Gabii  gefundenen  Statue,  wogegen 
das  Profil  durch  die  stark  gebogene  Nase  von  dem  des  Germanicus 
abweicht  und  an  die  Porträts  des  jüngeren  Drusus,  Sohnes  des 
Tiberiua,  erinnert. 


1156  (319)  Männliche  Statue  mit  Kopf  des  Ares. 

Vormals  Im  Museum  Hamilton,  spater  zu  Fraseati  In  der  Samm- 
lung Marcolli.  Ergaijat  an  dem  Bntiken,  aber  nicht  zu  dem  Kttrper  ge- 
hörigen Kopfe  der  Helm  buach,  die  Hase,  die  Lippen;  an  dem  Körper 
beide  Arme,  die  I.  Schulter  nebst  dem  darauf  liegenden  QewandstOcfce, 
der  die  Brust  bedeckende  Teil  des  Gewandes  mit  der  aal  der  r.  Schulter 
angebrachten  Spange,  auQerdem  mehrere  andere  unbedeutende  Stücke; 
die  Bänder  der  Plintne. 

Die  Formen  des  Kopfes  erinnern  an  den  polykletischen  Typus, 
zeigen  jedoch  eine  weichere  Formengebung.  An  dem  Helme  wie  an 
dem  Haare  haben  sich  Reste  einer  rötlichen  Bemalung  erhalten,  die 
vielleicht  einer  Vergoldung  als  Unterlage  diente.  Da  das  Motiv  des 
Körpers  an  einer  in  Lansdownhouse  befindlichen  Figur  des  jungen 
Marc  Aurel  wiederkehrt  und  die  lateranische  Statue  nach  dem  Cha- 
rakter ihrer  Ausführung  recht  wohl  zur  Zeit  der  Antonine  gearbeitet 
sein  kann,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  daß  anch  sie  ein  Mitglied 
dieses  Kaiserhauses  darstellte.  Die  Körperbildung  läßt  zu  wünschen 
übrig.  Der  Oberleib  erscheint  im  Verhältnis  zu  den  Beinen  zu  lang, 
während  die  Unterschenkel  im  Vergleich  mit  den  Oberachenkeln 
zu  kurz  ausgefallen  sind. 

B.  S.  p.  78  n.  127.  Reinach  repertoire  de  la  etat.  II  1  p.  178  n.  2.  Vgl.  Jahrbuch 
des  Vereins  von  Altertumafreunden  im  Bheinlande  LII1  (1873)  p.  29d.  FurtwAngler 
Meisterwerke  p.  124—128. 

1157  (352)  Porträtkopf  eines  Claudlers. 

Ergänzt  die  Nase,  die  oberen  Rander  der  Ohren,  die  Huste. 

Die    Benennung    dieses    fein    ausgeführten    Kopfes    schwankte 

ehemals  zwischen  Octavianus  und  Tiberius.      Doch  ist  weder  der 

eine  noch  der  andere  dargestellt.      Der  physiognomische  Typus 

deutet  auf  einen  dem  julischen  Kaiserhause  Angehörigen  Clandier. 

B.  S.  p.  94  n.  153.  Bernoulll  römische  Ikonographie  II  1  p.  170  n.  8,  p.  171  Fig.  25. 
Auf  der   darüber  angebrachten  Konsole: 

1158  (356)  Kopf  eines  griechischen  Athleten. 

Ergänzt  der  grOBte  Teil  der  Nase,  Hals  und  Büste. 


10  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1169—1162. 

Der  Kopf  gehörte  zu  einer  recht  gut  gearbeiteten  Wiederholung 
des  Athletentypus,  den  wir  durch  die  in  der  Villa  Albani  befindliche 
Statue  des  Stephanos  (n.  1846)  kennen. 

B.  S.  p.  05  ii.  157.    Furtw&ngler  Meisterwerke  p.  405  Fig.  62,  p.  404. 

1159  (371)  Fragment  einer  Marmorvase. 

Es  zeigt  die  vortrefflich  ausgeführten  Figuren  eines  gehörnten 
und  geschwänzten,  aber  sonst  menschlich  gebildeten  Pans  (vgl. 
n,  377)  und  eines  jugendlichen  Satyrs,  die  unter  lebhaften  Be- 
wegungen nach  rechts  tanzen.  Pan,  über  dessen  1.  Arm  ein  Panther- 
fell herabfallt,  schlägt  die  Becken;  der  Satyr  faßt  mit  beiden  Händen 
das  ihn  umflatternde  Pantherfell  und  hält  in  der  erhobenen  L.  zugleich 
einen  Thyrsos. 

B.  S.  p.  99  n.  167.  Ann.  dell*  Inst.  1877  p.  212  not.  1.   Hauser  die  neu-attischen 
Reliefs  p.  51  n.  08. 

Fünftes  Zimmer. 
1160,  1161  (396,  405)  Männliche  und  weibliche  Herme. 

Angeblich  gefunden  bei  Nettuno.  Ergänzt  an  der  männlichen  Herme 
der  größte  Teil  der  Hörner  und  der  Ohren,  das  auf  die  1.  Schulter  herab- 
reichende Band,  der  1.  Arm  mit  der  Traube  vom  Biceps  abwärts,  der 
Oberkörper  und  der  r.  Unterschenkel  des  Knaben,  der  Schaft  von  dem 
Ende  des  Gewandes  an  und  andere  unbedeutende  Stücke,  an  der  anderen 
Herme  der  Kopf,  der  Hals,  die  1.  Hand,  der  r.  Arm  vom  Biceps  abwärts 
mit  der  Fruchtschwinge,  der  untere  Teil  des  Hermenschaftes  mit  einem 
Stücke  des  Gewandes;  von  dem  auf  der  1.  Schulter  sitzenden  Kinde 
sind  nur  der  Ansatz  des  Gesäßes  und  ein  Stück  des  1.  Fußes  antik. 

Die  beiden  Hermen  sind  entschieden  von  derselben  Hand  und 
als  Gegenstücke  gearbeitet.    Ihre  Schäfte  zeigen  die  schlanke,  ele- 
gant geschweifte  und  sich  unten  etwas  verjüngende  Form,  die  als 
Erfindung    der    hellenistischen   Kunst    nachgewiesen    worden  ist. 
Während   die   eine    Herme    in   unzweideutiger   Weise    männliches 
Gesohlecht  bekundet,  scheint  die  andere  nach  dem  mit  geschlitzten 
Ärmeln  versehenen  Chiton  und  nach  den  runden,  weichen  Formen 
des  erhaltenen  1.  Vorderarmes  ein  weibliches  Wesen  darzustellen. 
Das  auf  der  Schulter  jeder  der  beiden  Hermen  sitzende  Kind,  die 
sicher  antike  Fruchtschwinge  auf  der  R.  der  männlichen  Figur  und 
die  Fruchtschnur,    die  an  dem  Gegenstücke,   von  der  1.  Schulter 
herabreichend,  in  der  Hüftengegend  aus  dem  Gewände  hervortritt, 
alles  dies  deutet  auf  ein  Götterpaar,  dem  der  Kinder-  und  Frucht- 
segen oblag.    Der  erhaltene  Kopf  der  männlichen  Herme  zeigt  eine 
orientalisierende  Physiognomie,  die  unter  den  sicher  bestimmten 
Göttertypen  am  meisten  an  den  des  Priapos  erinnert.    Doch  wird 
die  Deutung  auf  Priap  durch  die  diesem  Gotte  -fremden  Hörner 
wie  durch  das  weibliche  Gegenstück  ausgeschlossen.    Der  Versuch, 
die  beiden  Hermen  einfach  für  Pan  und  Paniska  zu  erklären,  stößt 
auf  die  Schwierigkeit,  daß  der  erhaltene  Kopf  keine  Ähnlichkeit 
mit  irgendwelchem  sicher  beglaubigten  Panstypus  erkennen  läßt. 


FÜNFTES  ZIMMER.  H 

Immerhin  könnte  man  doch  mit  der  Möglichkeit  rechnen,  daß  ein 
Künstler  hier  einmal  einen  eigenen  neuen  Panstypus  geschaffen 
habe.  Vielleicht  aber  haben  wir  auch  in  diesem  Falle  (vgl.  n.  351) 
anzunehmen,  daß  italische  Gottheiten  unter  griechischen  Formen 
dargestellt  sind.  Der  Künstler,  der  den  Typus  des  italischen  Gottes 
gestaltete,  legte  den  des  Priapos  zugrunde,  stattete  ihn  jedoch  mit 
den  für  Pan  bezeichnenden  Hörnern  aus  —  ein  Verfahren,  das 
z.  B.  nahe  genug  lag,  wenn  es  galt,  einen  für  den  altlatinischen  Feld- 
gott Faunus  geeigneten  Typus  zu  schaffen.  Erklären  wir  die  männ- 
liche Herme  für  Faunus,  dann  würde  die  andere  Herme  auf  sein 

weibliches  Pendant,  Fauna,  zu  deuten  sein. 

Reinach  repertoire  II  2  p.  525  n.  7,  8.  Die  männl.  Herme:  Annual  of  the  British 
school  at  Athens  X  (1903—1904)  p.  146  Fig.  3.  B.  S.  p.  105  n.  181,  188.  Über  die 
hellenistische  Hermenform:  Abhandlungen  der  philol.-hist.  Kl.  der  sächs.  Ges.  der 
Wissenschaften  XIV  (1894)  p.  452  Anm.  71. 

1162  (408)  Aschenkiste. 

Sie  wurde  1825  in  der  Vigna  Ammendola  an  der  Via  Appia  gefunden 
und  stammt  vermutlich  aus  dem  in  dieser  Gegend  gelegenen  Grabmale 
der  Volusier. 

Der  Steinmetz  hat  diese  Aschenkiste  auf  Vorrat  gearbeitet; 
denn  die  zur  Aufnahme  der  Inschrift  bestimmte  Tafel  ist  nur  mit 
den  ständigen  Anfangsbuchstaben  der  lateinischen  Grabschriften 
D(is)  *  M(anibus)  bezeichnet  und  sonst  leer.  In  Übereinstimmung 
mit  den  in  dem  Grabe  der  Volusier  gefundenen  Inschriften  deutet 
der  geschmackvoll  angeordnete  und  sorgfältig  ausgeführte  Relief- 
schmuck auf  das  erste  Jahrhundert  der  Kaiserzeit.  Er  besteht  nicht 
nur  aus  ornamentalen,  sondern  auch  aus  figürlichen  Motiven.  Auf 
der  Vorderseite  ist  unter  der  Fruchtgirlande  der  Abschluß  eines 
Hahnenkampfes  dargestellt.  Ein  Knabe,  dessen  Hahn  den  Sieg 
davongetragen,  hat  seinen  Vogel  fröhlich  zu  einem  Tische  geleitet, 
auf  dem  sich  die  Siegespreise,  Kränze  und  Palmenzweige,  befinden. 
Der  Hahn  hält  bereits  in  der  1.  Kralle  einen  Kranz,  den  er  offenbar 
von  dem  Tische  weggenommen  hat.  Links  sieht  man  einen  anderen 
Knaben,  der  seinen  in  dem  Kampfe  getöteten  Hahn  weinend  davon- 
trägt. Auf  jeder  der  beiden  Seitenflächen  ist  über  der  Fruchtgir- 
lande ein  Nest  junger  Haben  angebracht.  Auf  der  r.  Seite  füttert 
einer  der  alten  Vögel  die  kleinen,  während  der  andere  gegen  eine 
Schlange  kämpft,  die  sich  um  seine  Beine  und  seinen  Leib  geringelt 
hat.  Das  entsprechende  Relief  der  1.  Seite  scheint  ähnlich  gewesen 
zu  sein,  ist  aber  zu  sehr  verstümmelt,  um  die  Einzelheiten  deutlich 
erkennen  zu  lassen.  Unter  der  Girlande  sind  auf  der  1.  Seitenfläche 
zwei  Eroten  dargestellt,  die  ein  Pantherweibchen  quälen,  auf  der  r. 
die  Gruppe  eines  trunken  einher  taumelnden  Knaben,  der  von 
einem  anderen  Knaben  gestützt  wird. 

B.  S.  p.  110  n.  189.  —  Zu  dem  Columbarium  der  Volusier  vgl.  zuletzt  Altmann 
die  röm.   Grabaltäre  d.  Kaiserzeit  p.  49  ff. 


12  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1163-1166. 

1163  (391)  Mithrasgruppe. 

Gefunden  kurz  vor  1853  an  der  Scala  santa. 
Mithras  war  ein  alt -arischer  Lichtgott,  der  besonders  in  Persi« 
verehrt  wurde.  Im  Zusammenhange  mit  der  religiösen  Gärui 
und  Göttermischung,  die  in  den  hellenistischen  Reichen  stat 
fanden,  nahm  sein  Kultus  allmählich  einen  mystischen  Gharakfe 
an.  Auf  italischem  Boden  sind  seine  ältesten  Spuren  unter  Domitia 
nachweisbar.  Zu  den  Zeiten  Hadrians  und  der  Antonine  tritt  < 
bedeutsam  hervor  und  seit  Septimius  Severus  begegnen  wir  ihi 
unter  den  Kulten  der  Domus  Augusta.  Im  Gefolge  der  Legione 
verbreitete  er  sich  allmählich  über  alle  von  den  Römern  beherrschte 
Länder.  Die  in  der  römischen  Zeit  übliche  Verkörperung  de 
Gottes  ist  durch  eine  häufig  wiederkehrende  griechische  Kom 
Position  bestimmt,  die  eine  Siegesgöttin  darstellt,  wie  sie  eine] 
Stier  opfert.  Unsere  Gruppe  zeichnet  sich  vor  den  anderen  in  de] 
römischen  Museen  befindlichen  Wiederholungen  durch  ihre  vortreff 
liehe  Erhaltung  aus.  Mithras  ist,  wie  gewöhnlich,  dargestellt  al 
asiatisch  gekleideter  Jüngling,  der  einen  Stier  niederstößt.  „Ei 
scheint  sicher,  daß  diese  Darstellung  des  stiertötenden  Mithras  ii 
Beziehung  zu  den  kosmogouischen  Sagen  der  alten  Perser  steht 
Nach  diesen  Überlieferungen  ist  der  Stier  das  erste  lebende  Wesen 
das  Ahura  -  Mazda  bildete,  und  der  Tod  dieses  Urstieres  der  Ursprung 
der  ganzen  Schöpfung:  verschiedene  Teile  seines  Körpers  wurden 
zu  den  verschiedenen  Pflanzenarten  (s.  die  Ähren,  in  die  der  Schweii 
endigt),  während  sein  durch  Luna  gereinigter  Samen  den  Tieren 
das  Dasein  verlieh.  Der  Geist  des  Bösen  sucht  die  wohltätigen 
Wirkungen  dieses  wunderbaren  Todes  zu  verhindern:  darum  sehen 
wir  den  Skorpion,  das  heilige  Tier  Ahrimans,  die  Hoden  des  schöpfe- 
rischen Stieres  verzehren.  Die  Schlange,  die  das  rieselnde  Blut 
trinkt,  ist  das  Sinnbild  der  Erde,  die  durch  diese  heilige  Flüssigkeit 
befruchtet  wird.  Der  Hund,  der  gegen  die  Wunde  springt,  muß  ohne 
Zweifel  im  Einklang  mit  den  iranischen  Vorstellungen  die  Seele 
des  Stieres  auffangen,  die  zu  neuen  und  sonderbaren  Bestimmungen 

berufen  ist."  (Cumont  bei  Röscher  mythol.  Lexikon  unter  Mithras.) 
B.  S.  p.  117  n.  109.  Cumont  textes  et  monument*  figores  rel.  ans  mysteres  de 
Mithra  II  p.  206  n.  20.  — Vgl.  Cumont  Die  Mysterien  des  Mithras  (übers,  von  G. Gehrich), 
die  betreffenden  Kapitel  in  dem  Buch  des  gleichen  Verfassers:  „Die  orientalichen  Reli- 
gionen im  römischen  Heidentum"  (übers,  von  Gehrich)  und  Dieterich  Kleine  Schriften 
p.  252ff.  und  504 ff. 

1164  (399)  Hirsch  aus  Basalt. 

Gefunden  1822  oder  1823  vor  Porta  Portese  in  der  Vigna  dei  Signori 
della  Missione,  also  im  Bereiche  der  Gärten  des  Caesar.  Ergänzt  das 
Geweih,  beide  Ohren,  die  aus  bemaltem  Gipse  eingesetzten  Augen,  die 
Schnauze,  ein  Stück  des  Schwanzes,  das  ganze  1.  Vorderbein,  von  den 
übrigen  Beinen  die  Unterschenkel.  Doch  sind  der  r.  Vorderfuß  und 
die  unter  dem  1.  Vorderfuß  angebrachte  Stütze  antik.  Von  der  Plinthe 
hat  sich  nur  der  vordere  Teil  erbalten,  an  dem  dieser  Vorderfuß  und 
diese^Stütze  haften. 


SECHSTES  ZIMMER.  13 

Ein  an  der  r.  Seite  des  Leibes  angebrachtes  viereckiges  Loch 
und  ein  darunter  vorstehendes  Stück  beweisen,  daß  der  Hirsch 
an  dieser  Stelle  mit  einer  anderen  Figur  verbunden  war.  Man  hat 
deshalb  vermutet,  daß  er  zu  der  Kolossalstatue  einer  Gottheit, 
etwa  des  Apoll  oder  der  Artemis,  gehört  habe.  Doch  widerspricht 
dieser  Vermutung  die  Plinthe,  deren  ursprüngliche  Form  und 
Breitenausdehnung  durch  den  erhaltenen  vorderen  Teil  angezeigt 
sind  und  die  nur  für  den  Hirsch,  nicht  aber  für  eine  neben  ihm  stehende 
Figur  Raum  bot.  Hingegen  lassen  sich  jene  Ansatzspuren  und  die 
Beschaffenheit  der  Plinthe  auf  das  beste  in  Einklang  bringen,  wenn 
wir  voraussetzen,  daß  auf  dem  Rücken  des  Hirsches  eine  Figur 
saß,  etwa  Artemis,  die  bisweilen  (vgl.  z.  B.  n.  5)  seitwärts  auf  einem 
Hirsche  reitend  dargestellt  ist. 

B.  S.  p.  118  n.  200.  Reinach  repertoire  de  lastat.  II  2  p.  754  n.  6.  Über  Artemis 
auf  dem  Hirsche  reitend:  Stephani  Compte-rendu  pour  1868  p.  6 — 7. 

Sechstes  Zimmer. 

Sämtliche  in  diesem  Zimmer  aufgestellte  Skulpturen  wurden  in  den  Jahren  1840 
und  1840  zu  Cervetri  (Caere)  im  Bereiche  des  dortigen  Theaters  gefunden,  eines  Ge- 
bäudes, das,  soweit  die  Beobachtung  der  Bautrümmer  einen  Schluß  gestattet,  in 
der  ersten  Kaiserzeit  aufgeführt  zu  sein  scheint.  Die  zugehörigen  Statuen  (n.  1166 — 1171, 
1174)  müssen,  da  sie  auf  der  Bückseite  durchgängig  flüchtig  bearbeitet  sind,  in  Nischen 
oder  an  Wänden  gestanden  haben.  Vielleicht  diente  ein  Teil  von  ihnen  zur  Dekoration 
der  Bühnenwand.    Vgl.  B.  S.  p.  121—122. 

1165  (428)  Kolossalkopf  des  Augustus. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  ein  Stück  am  Hinterkopfe,  die  Büste. 
Der  Kopf  war,  wie  sich  aus  der  runden  Bearbeitung  des  unteren 
Halsabsohnittes  ergibt,  dazu  bestimmt,  in  eine  Statue  eingelassen  zu 
werden.  Die  etwas  gedrungenen  Verhältnisse,  die  er  im  Vergleich 
mit  anderen  Porträts  desselben  Kaisers  zeigt,  erklären  sich  hin- 
länglich daraus,  daß  er  darauf  berechnet  war,  aus  größerer  Ferne 
gesehen  zu  werden. 

B.  S.  p.  124  n.  203.    Bernoulli  II  1  p.  Sl  n.  20. 

1166  (433)  Geharnischte  Statue. 

Ergänzt  aus  Gips  der  Kopf,  der  die  Züge  des  Germanicus  zeigt,, 
der  r.  Arm,  das  obere  Ende  des  Schwertgriffes,  ein  großer  Teil  des  Ge- 
wandes, Splitter  an  den  Panzerklappen,  die  große  Zehe  des  r.  Fußes, 
der  größte  Teil  der  Plinthe. 

Da  die  meisten  der  in  dem  Bereiche  des  oaeretaner  Theaters 
gefundenen  Statuen  Porträts  von  Mitgliedern  des  julischen  Kaiser- 
hauses sind  und  der  Stil  der  Statue  wie  die  Anordnung  des  Panzers 
und  seines  Reliefschmuckes  auf  den  Anfang  der  Kaiserzeit  hinweisen, 
wird  auch  diese  Statue,  deren  Kopf  abhanden  gekommen  ist,  eine 
dem  julischen  Geschlechte  angehörige  Persönlichkeit  dargestellt 
haben.  Der  Mann  war,  wie  Augustus  in  der  Statue  aus  der  Villa 
ad  Gallinas  (n.  5),  die  Truppen  anredend  gedacht.  Die  1.  Hand  hält 
den  Griff  des  unter  dem  Mantel  verborgenen  Schwertes;  der  r.  Arm 


14  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1167-1173. 

war  in  der  Höhe  der  Schulter  nach  links  vorgestreckt,   eine    B 

wegung,  der  diese  ganze  Seite  des  Körpers  folgt.   Der  Reliefschmu< 

des  Panzers  zeigt  oben  den  Sonnengott,  wie  er  mit  seinem  Viergespar 

aus  dem  Meere  emportaucht,   weiter  unten  zwei  kniende,  asiatisc 

gekleidete  Barbaren,  die  zwei  Greifen  aus  einer  Schale  zu   trinke 

geben.    Die  Anlage  und  die  Ausführung  der  Figur  sind  gleich  vo 

trefflich. 

B.  S.  p.  124  n.  204.    Bonner  Stadien  (Berlin  1890)  T.  I  2  p.  10. 

1167  (435)  Kolossalstatue  des  Tiberius. 

Ergänzt  die  Nase. 

Das  Motiv  entspricht  dem  der  Statue  des  gleichen  Kaisers  vo: 

Piperno   (n.  90).     Doch  umgibt  den  Kopf  die  aus  Eichenlaub  ge 

flochtene  Bürgerkrone  (corona  civica),  wie  an  einer  vejenter  Statut 

des  Tiberius  (n.  84);  auch  ist  der  ganze  Rücken  vom  Mantel  bedeckt 

B.  S.  p.  126  n.  206.  Bemoulli  II 1  p.  148  n.  8.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  IIS 
p.  584  n.  1. 

1168  (436)  Mutmaßliche  Statue  der  Jüngeren  Oetavia  (f  62  n.  Chr.) 

Tochter  des  Claudius. 

Ergänzt  die  Nase,  das   1.  Ohr,    beide  Vorderarme  mit  Zepter  und 
Schale,  Stücke  am  Gewände. 

Da  die  Statue  zugleich  mit  Bildnissen  von  Mitgliedern  des  julisch- 
claudischen   Kaiserhauses    gefunden   wurde,    ihr    Gesicht   an   den 
Familientypus  der  Claudier  erinnert  und  das  Profil  wie  die  Anordnung 
des  Haares  mit  einem  wiewohl  nur  mittelmäßig  ausgeführten  Münz- 
porträt  der  jüngeren  Oetavia  übereinstimmt,  so  hat  man  sie  nicht 
ohne  Wahrscheinlichkeit  auf  diese  durch  Tugend  wie  durch  Be- 
scheidenheit ausgezeichnete  Prinzessin  gedeutet,  deren  durch  ihren 
Gemahl  Nero  herbeigeführter  Tod  in  Rom  allgemeines  Bedauern 
erregte.    Sie  ist  durch  die  wollene,  perlenartig  abgeschnürte  Kopf- 
binde als  Priesterin  bezeichnet,  sei  es  der  gens  Iulia  im  allgemeinen, 
sei  es  im  besonderen  des  Divus  Iulius.     Die  Ergänzung  der  Arme 
mit  Zepter  und  Schale  scheint  richtig.    Die  Ausführung  ist  ungleich 
geringer  als  die  der  meisten  anderen  an  derselben  Stelle  gefundenen 
Statuen  von  Mitgliedern  des  kaiserlichen  Hauses. 

B.  S.  p.  127  n.  207.  Bemoulli  römische  Ikonographie  II  1  T.  XIX  p.  183  n.  10. 
p.  366—367.    Vgl.  Römische  Mitteilungen  VII  (1892)  p.  237—238. 

1169  (437)  Kolossalstatue  des  Claudius. 

Der  Kaiser  ist  unter  dem  Typus  der  sitzenden  Zeusbilder  und 
mit  dem  Eichenkranze  (corona  civica)  dargestellt.  Sein  Kopf  zeigt 
eine  ähnlich  stark  idealisierende  Auffassung  wie  der  Kolossalkopf 
von  Otricoli  (n.  300).  Der  vom  1.  Schulterblatt  senkrecht  herab- 
reichende unausgeführte  Streifen  und  die  dahinter  angebrachte 
Eintiefung  scheinen  dadurch  veranlaßt,  daß  der  Körper  an  dieser 
Stelle  von  der  Lehne  des  Thronsessels  (vgl.  n.  1173)  berührt  war. 

B.  S.  p.  128  n.  208.     Bemoulli  II  1  p.  333  n.  7. 


SECBSTES  ZIMMER.  15 

1170  (438)  Togastatue. 

Ergänzt  die  Nispnspltip,  Stücke  an  beiden  Ohren,  die  L  Hand  mit 
der  Rolle  (diese  wohl  richtig),  der  r.  Vorderarm,  der  r.  FuB,  der  vordere 
Teil  des  1.  Fußes,  ein  Stück  am  unteren  Gewandsaume,  die  Plinthe. 

Die  Deutung  auf  den  älteren  Drusus  ist  unbegründet. 

B.  S,  p.  vm  n.  20«. 

1171  (439)  Geharnischte  Statue  des  älteren  Drusus  «der  Ger- 

maniens. 

Krglnzt  die  Nase,  das  1.  Ohr,  der  r.  Arm,  der  1.  Vorderarm  mit  Ge- 
wand und  Schwert,  ein  Stück  auf  der  Innenseite  der  i.  Wade,  der  1.  Fu8 
nebst  einem  Stücke  des  Unterschenkels.,  der  Stamm,  die  Plinthe. 
Der  Mann  ist  redend  gedacht  und  mit  ähnlicher  Haltung  der 
Arme  wiedergegeben  wie  n.  1155.     Der  edle  Kopf,  dessen  Formen 
und  Ausdruck  auf  Intelligenz   wie  auf   Tatkraft  schließen   lassen, 
erinnert  an  die  Münzporträte  des  älteren  Drusus  wie  an  diejenigen 
seines   Sohnes    Germanicus.      Welcher   von   beiden   dargestellt  sei, 
wage   ich   bei  der  großen    Ähnlichkeit  zwischen   Vater   und   Sohn 
nicht  zu  entscheiden.      Die  geläufige  Deutung  anf  den  jüngeren 
Drusus  ist  unbegründet. 

B.  S.  p.  129  n.  210.  Bemoulll  II 1 T.  XIII  p.  170  n.  0,  p.  205— BOB,  p.  214,  p.  230. 
Aradt-Bruckmann  griech.  u.  rem.  Porträt«  n.  81.  Belnach  repertoire  de  la  »tat.  II 
2  p.  5TB  n.  S.  Bonner  Studien  (Berlin  1890)  p.  10.    Rom.  Mitteilungen  V  (1801)  p.  314. 

1172  (444)  Männliche  Porträtbüste. 

Ergänzt  die  Sasenspitse  und  Stücke  an  den  Ohren. 

Die  geläufige  Benennung  auf  Caligula  ist  unbegründet  Der 
Kopf  unterscheidet  sich  in  der  Form  des  Schädels,  in  der  Linie 
des  Profils  wie  im  Haarschnitt  ebenso  wesentlich  von  den  bisher, 
wie  von  den  neuerdings  auf  diesen  Kaiser  bezogenen  Bildnissen. 

B.  8.  p.  ISO  n.  211.  Bemoulll  II 1  p.  805  n.  i  Fig.  46,  p.  318.  —  Vgl.  Aren.  Anzeiger 
XXV  1910  p.  532i. 


Erhalten  sind  die  Vertreter  dreier  Städte,  alle  drei  durch  Unter- 
schriften bezeichnet.  Der  Vertreter  von  Tarquinii  erscheint  als 
ein  bärtiger  Mann,  der,  wie  es  beim  Opfer  vorgeschrieben  war, 
die  Toga  über  den  Hinterkopf  gezogen  hat.  Er  wird  mit  größter 
Wahrscheinlichkeit  auf  Tarchon  gedeutet,  den  tarquinischen  Heros, 
dem  die  Etrusker  die  Begründung  ihrer  Religion  und  Kultur  zu- 
schrieben. Es  folgt  die  Schutzgöttin  von  Vulci,  auf  einem  Throne 
sitzend  und  in  der  vorgestreckten  R.  eine  Blume  haltend,  eine 
Figur,  die  ein  Römer  Venus,  ein  Etrusker  Turan  benannt  haben 
würde.  Vetnlonia  ist  durch  einen  kräftigen  Mann  vertreten,  der  in 
der  L,  ein  Ruder  hält  und  hinter  dem  sich  eine  Pinie  erhebt.  Noch 
heutzutage  sind  die  Abhänge  des  Berges,  auf  dem  Vetulonia  lag  (bei 
Colonna  a  mare),  auf  der  Seeseite  reichlich  mit  Pinienwäldern  be- 


16  DAS  LATERANISCHE  MÜSEÜM.  1174-1178. 

deckt.  Da  auch  auf  der  Rückseite  der  Platte  ein  Belief  angebrac 
ist,  das  ein  auf  einem  Altar  oder  einer  Basis  stehendes  Schwc 
darzustellen  scheint,  so  muß  auch  diese  Seite  teilweise  sichtb 
gewesen  sein.  Doch  läßt  sich  die  ursprüngliche  Anordnung  nicht  ir 
Sicherheit  feststellen.  Man  hat  vermutet,  daß  das  Relief  von  einem  vie 
eckigen  Sitze  herrühre,  auf  dessen  drei  Außenseiten  je  vier  etruskiscJ 
Städte  dargestellt  gewesen  wären,  und  daß  dieser  Sitz  zu  der  b 
derselben  Ausgrabung  gefundenen  Statue  des  Claudius  (n.  1161 
gehört  habe.  Da  sich  dieser  Kaiser  vielfach  um  Etrurien  verdiei 
gemacht  und  auch  eine  etruskische  Geschichte  in  griechischer  Sprach 
geschrieben  hatte,  so  würde  ein  derartig  verzierter  Sitz  für  ihn  rech 
wohl  passen.  Nach  einer  anderen  Vermutung  hätte  das  Relie 
zur  Dekoration  eines  Sockels  oder  Altars  gehört,  der  auf  zwei  ent 
gegengesetzten  Seiten  mit  parastadenartigen  Vorsprüngen  ver 
sehen  war,  und  zwar  wäre  es  an  einem  dieser  Vorsprünge  angebrach 
gewesen. 

Ann.  dell'  Inst.  1842  Tav.  d'agg.  0  p.  37 — 40.  Strong  roman  sculpture  p.  96  PI 
XXXII.  B.  S.  p.  130  n.  212.  Vgl.  Archäol.-epigr.  Mitteilungen  aus  Österreich  XI 
(1887)  p.  104ft\,  p.  124—125.  Sordini  Vetulonia  (Spoleto  1894)  p.  13—15.  Hartel- 
Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  41  =  Wickhoff  Schriften  III  p.  81. 

1174  (445)  Weibliehe  Porträtstatue. 

Ergänzt  der  r.  Vorderarm  und  die  Ränder  der  Plinthe.    Der  Kopf 
(erg.  die  Nasenspitze)  ist  antik,  aber  nicht  zugehörig. 

Da  gleichzeitig  und  an  derselben  Stelle  eine  auf  Drusilla  be- 
zügliche Inschrift  gefunden  wurde,  so  scheint  die  Statue  diese  Tochter 
des  Germanicus  und  Schwester  des  Caligula  dargestellt  zu  haben. 
Die  Weihrauchbüchse  (acerra),  die  sie  in  der  L.  hält,  könnte  an  die 
vestalischen  Rechte  erinnern,  die  Caligula  seinen  Schwestern  zu- 
erkannt hatte.    Der  antike  aber  nicht  zugehörige  Kopf  wurde  früher 
ohne  Grund  auf  Li  via  gedeutet;  er  gibt  vielmehr  einen  hohlen  Ideal- 
typus späten  Ursprungs  wieder,  für  den  sich  keine  bestimmte  Be- 
nennung vorschlagen  läßt,  da  ihn  die  griechisch-römische  Kunst  zur 
Darstellung   verschiedener    Göttinnen  und   Personifikationen  ver- 
wendete. 

B.  S.  p.  132  n.  213.   Bernoulli  II  1  p.  326.    Reinach  repertoire  de  lastat. II  2  p. 
655  n.  8.  Über  die  Porträts  der  Li  via  vgl.  n.  241. 

1175,  1176  (447,  450)  Zwei  Silene  auf  ihren  Schläuchen  schla- 
fend. 

Ergänzt  an  n.  447  die  Nase,  das  1.  Ohr,  die  vordere  Hälfte  des  1. 
Fußes,  an  n.  450  die  Nase,  das  r.  Ohr,  der  r.  Fuß  abgesehen  von  der  Ferse. 
außerdem  Stücke  der  Plinthe. 

Die  in  den  Schläuchen  angebrachten  Öffnungen  beweisen,  daß 
die  beiden  Statuen  als  Brunnenfiguren  dienten.  Im  Begriff,  einen 
Rausch  auszuschlafen,  haben  die  Silene  ihre  Schläuche  als  Kopf- 
kissen untergelegt,  dabei  aber  vergessen,  daß  die  Mündungen  nicht 
zugebunden  sind.     Infolgedessen   wird  die  Flüssigkeit   unter  dem 


SIEBENTES  ZIMMER.  17 

Drucke  der  Köpfe  aus  den  Schläuchen  herausgetrieben.  Je  ein 
Paar  ähnlicher  Brunnenfiguren  hat  sich  auch  unter  den  Ruinen 
des  Theaters  von  Arles  und  desjenigen  von  Civita  Castellana  (colonia 
Iunonia  Faliscorum)  gefunden.  Die  Ausführung  unserer  Exemplare 
ist  nur  dekorativ.    Vgl.  n.  340  u.  942. 

B.  S.  p.  133  n.  214,  215.    Reinach  repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  62  n.  5. 

1177  (448)  Ära  des  Manlius. 

Sie  ist  nach  der  auf  der  Vorderseite  angebrachten  Inschrift 
dem  Censor  perpetuus  Gaius  Manlius  von  seinen  Klienten  geweiht. 
Unter  der  die  Inschrift  umgebenden  Girlande  sieht  man  die  Dar- 
stellung eines  Stieropfers,  die  uns  über  mancherlei  Einzelheiten  der 
römischen  Sakralaltertümer  belehrt.  Der  Römer,  der  das  Opfer 
darbringt,  steht  rechts  von  dem  Altar,  im  Begriffe  aus  einer  Schale 
zu  libieren.  Neben  ihm  steht  ein  Camillus  (vgl.  n.  957),  in  der  R. 
einen  Krug,  über  der  1.  Schulter  ein  mit  Fransen  versehenes  Tuch 
(mappa).  Links  von  dem  Altar  wird  der  Stier  von  zwei  knienden, 
nur  mit  einem  Schurze  (limus)  bekleideten  Jünglingen  (cultrarii) 
an  dem  Kopfe  niedergehalten.  Ein  ebenfalls  nur  mit  einem  Schurze 
bekleideter  Mann  (popa)  holt  mit  dem  Beile  aus,  um  gegen  den  Kopf 
des  Tieres  den  tödlichen  Schlag  zu  führen.  Hinter  dem  Stiere  sieht 
man  einen  zweiten  Popa,  der  mit  der  R.  eine  .Opferkeule  (malleus) 
schultert  und  auf  der  L.  eine,  wie  es  scheint,  mit  Blumen  und  Früch- 
ten gefüllte  Schüssel  hält,  vor  ihm  den  Flötenspieler,  der  mit  seiner 
Musik  die  heilige  Handlung  begleitet.  Auf  jeder  der  beiden  Neben- 
seiten ist  ein  Lar  mit  Rhyton  und  Schale  dargestellt  (vgl.  n.  1003). 
Die  Rückseite  zeigt  eine  thronende  Göttin,  umgeben  von  drei  männ- 
lichen und  drei  weiblichen  Figuren,  von  denen  die  weiblichen  ihre 
Hände  anbetend  erheben.  Das  Füllhorn,  das  sie  in  der  L.,  und  die 
Schale,  die  sie  in  der  R.  hält,  bezeichnen  diese  Göttin  als  Fortuna, 
die  hier  wohl  in  engerem  Sinne  als  Stadtgöttin  von  Caere  aufzu- 
fassen ist.     Ihr  gilt  offenbar  das  auf  der  Vorderseite  dargestellte 

Stieropfer. 

Mon.  dell'  Inst.  VI  13;  Ann.  1858  p.  1— 17,  L'arte  II  1899  p.  66  K.  Fig.  32  (auf 
p.  49).  Altmann  die  röm.  Grabaltäre  p.  177  f.  n.  235  Fig.  143.  B.  S.  p.  134  n.  216. 
CIL  XI  3616.  Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  41  =  Wickhoff  Schriften  III 
p.  81.  Für  den  Popa  vgl.  Babelon  et  Blanchet  bronzes  de  la  bibliotheque  nationale 
n.  883—886. 

Siebentes  Zimmer. 

1178  (460)  Fragment  einer  Belief gruppe. 

Die  Größe  der  Figuren  beweist,  daß  es  sich  um  das  Fragment 
eines  öffentlichen  Monumentes  handelt.  Das  Kostüm  der  stehenden 
Figur  ist  römisch.  Dem  Stil  seiner  außerordentlich  wirksamen  Aus- 
führung nach  zu  urteilen,  ist  das  Relief  in  trajanischer  oder  hadriani- 
scher  Zeit  gearbeitet  worden. 

B.  S.  p.  140  n.  223.  Papers  of  the  British  school  at  Äome  IV  (1907)  p.  244f.  Fig.2. 
Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  2 


IS  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1179. 

1179  (462)  Marsyaastatue,  nach  Myron. 

Gefunden  im  April  1SS3  in  einer  antiken  BlldhauerwerHstatte  a 
äem  Esqullin  in  der  Via  dei  Qusttro  Canluni  n.  46—48.  Ergünit  < 
Ohren,  beide  Arme,  der  i.  UntOTBClimltcl.  .11.-  vordre  Halft*  des  r.  Fun 
mit  der  entsprechenden  Ecke  der  Pllnthe,  die  im  übrigen,  bis  auf  bb 
kleine  Flicken  rechte  vorne,  samt  dem  Stamme  antik  ist;  nur  war  sie 
drei  Stocke  gebrochen. 

Während  die  Flöte  dereinst  zu  Athen  ein  allgemein   beliebt« 

Instrument  war,  das  auch  in  dem  musikalischen  Unterrichte  de 
Jugend  zur  Anwendung  kam,  wurde  in  der  auf  die  Perserkrie^ 
folgenden  Periode  eine  entschiedene  Antipathie  gegen  Flötenmusi 
rege,  die  im  beson 
deren  dadurch  Steige 
rung  empfing,  daß  mai 
die  Flöte  für  das  na- 
tionale Instrument  dei 
verhaßten  böotischei 
Nachbarvolkes  hielt. 
Diese  Auffassung  lag 
auch  einer  Bronze  - 
gruppe  des  Myron  zu 
gründe,  iu  der  die 
Hauptgotthait  Atti- 
kas,  Athena,  demSilen 
Marsyaa  gegenüber 
ihrer  Verachtung  der 
Flöte  Ausdruck  gab 
und  von  der  Nach- 
bildungen auf  drei  at- 
F1«-M  tischen     Denkmälern, 

einer  mit  Reliefs  verzierten  Marmorvase,  einem  rotfigurigen  Kruge 
(Fig.  30)  und  einem  Münzstempel   (Fig.  31)  erhalten  sind,     Athen» 
scheint  soeben  die  ihr  liesicht  entstellenden  Flöten  unwillig  von  sich 
geworfen  zu  haben;   Marsyas,   der  neugierig  herangeschlichen  war, 
um  den  unbekannten  Tönen  zu  lauschen,  prallt 
vor  der  heftigen  und  unerwarteten  Bewegung  der 
Gottin  erschreckt  zurück,  fährt  jedoch  fort,  seinen 
i    Bliek  begehrlieh  auf  die  Flöten  EU  richten.  Unsere 
1  |    Statue  isteineKopie  nach  dieser  Figur  des  Marsyas. 

Der  Ergänzer  hat  die  Arme  fälschlich  mit  Klapper- 
blechen (xpötBlß)  ausgestattet.  Ohne  ein  Attribut 
,  zu  halten,  drückten  sie  vielmehr,  in  Übereinstim- 

mung mit  der  Bewegung  des  Körpers,  die  Be- 
stürzung aus,  die  das  Gebaren  der  Göttin  dem  Marsyas  einflößt. 
Der  r.  Arm  war  steil  emporgestreckt,  der  1.  zur  Seite  bewegt.  Wie 
der   Diskobol  desselben   Künstlers  (vgl.  n.  1363)   fixierte  auch  der 


SIEBENTES  ZIMMER.  19 

Marsyas  die  menschliche  Gestalt  in  dem  prägnantesten  Momente 
einer  alle  Körperteile  beherrschenden  Bewegung.  Da  er  aus  Bronze 
ausgeführt  war,  so  hat  man  sich  den  Baumstamm  und  die  unter 
den  Füßen  angebrachten  Stützen  hinweg  zu  denken,  die  in  der 
Marmorfigur  den  Eindruck  der  lebhaften  Bewegung  empfindlich 
beeinträchtigen.  Die  Durchführung  unserer  Statue  stimmt  vor- 
trefflich zu  den  Nachrichten,  die  uns  über  die  Kunstweise  des 
Myron  vorliegen.  Die  Körperformen  sind,  wenn  auch  in  herber 
Weise,  doch  mit  wunderbarer  Klarheit  und  Bestimmtheit  wieder- 
gegeben, wogegen  der  Ausdruck  des  Gesichtes  noch  einen  starren 
Charakter  zeigt  und  die  Behandlung  des  Haares  recht  eigentlich 
als  archaisch  bezeichnet  werden  darf  (vgl.  n.  1104). 

Vor  kurzem  ist  es  nun  gelungen,  auch  verschiedene  Kopien 
der  Athena  nachzuweisen,  die  mit  dem  Marsyas  eLie  Gruppe  bildete, 
darunter  eine  mit  dem  besonders  gearbeiteten,  aber  zugehörigen 
Kopfe.  Die  Göttin  ist  als  ganz  junges  Mädchen  dargestellt,  im  ein- 
fachen Peplos,  mit  dem  korinthischen  Helm  auf  dem  Haupte.  Die 
erhaltene  R.  umfaßt  ein  stabartiges  Attribut,  von  dem  nur  ein  Stück 
in  der  Hand  übrig  geblieben  ist.  Man  hat  es  zunächst  als  Lanze  er- 
gänzt, ohne  damit  zu  einer  ganz  befriedigenden  Lösung  zu  gelangen. 
Jetzt  wird  eine  neue  Ergänzung  versucht,  in  der  man  den  Rest  zu 
einer  der  beiden  Flöten  ausgestalten  will.  Die  1.  Hand  war  jeden- 
falls seitlich  abwärts  gestreckt  und  in  der  gleichen  Richtung  wendet 
und  neigt  sich  der  Kopf,  während  der  Körper  augenscheinlich  so  ge- 
stellt war,  daß  man  den  Eindruck  gewann,  die  Göttin  habe  soeben 
den  ersten  Schritt  gemacht,  um  davonzueilen,  halte  nun  aber  inne, 
da  sie  den  Marsyas  bemerkt.  Wir  erkennen,  daß  nur  die  Münzbilder 
uns  ein  verhältnismäßig  treues  Bild  der  Gruppe  überliefern,  die  in 
ihrer  ganzen  Konzeption  und  Durchführung  durchaus  der  künstle- 
rischen Eigenart  des  Myron  entspricht.  Wenn  es  schwer  hält,  in 
den  Einzelformen  der  beiden  Figuren  Beziehungen  zu  dem  einzigen 
weiteren,  sicher  beglaubigten  Werke  des  Myron,  dem  Diskobolen 
(n.  1363),  zu  entdecken, 'so  wird  der  Grund  darin  zu  suchen  sein, 
daß  dieser  Künstler  seiner  ganzen  Anlage  nach  weniger  als  andere 
darauf  bedacht  war,  typische  Formen  zu  suchen  und  festzuhalten, 
vielmehr  in  jedem  einzelnen  Falle  dem  neuen  Inhalt  neue  Formen 
gab.  Ganz  aber  fehlen  jene  Beziehungen  auch  hier  nicht.  Die  Gruppe 
war  zweifellos  in  Bronze  ausgeführt  und  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  eben  die,  von  der  uns  Pausanias  (I  24,  1)  berichtet,  daß  sie  auf 
der  athenischen  Akropolis  stand.  Dagegen  hat  man  ohne  überzeu- 
gende Gründe  die  Existenz  von  zwei  verschiedenen  Gruppen  an- 
nehmen wollen,  von  denen  uns  die  eine  durch  die  erhaltenen  Fi- 
guren, die  andere  durch  die  Münzbilder  und  die  Beschreibung  des 
Pausanias  überliefert'  wäre. 

2* 


20  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1180-1182. 

B.S.  p.  141  n.  225.  Bayet  monuments  derart  antique  I  pl.33.  Overbeck  Gtoschicl: 
der  griechischen  Plastik  I4  p.  269  a,  p.  268—271,  209  Anm.  1.  Baumeister  Denkmal 
d.  kl  .Altertums  II  p.  1002  Fig.  1210.  Collignon  hiat.  de  la  sculpture  grecque.  I  p.  467 — 4 
Fig.  234.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  208.  Beinach  repertoire  de  la  stat. 
1  p.  15  n.  6.  Petersen  vom  alten  Born4  p.  145 f.  Abb.  109.  Löwy  griech.  Plastik  p.  li 
T.  131  Abb.  227.  Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  95  u.  119  p.  243ff.  Vgl.  Fri 
derichs- Wolters  Bausteine  n.  454.  Gazette  archeologique  XI  (1896)  p.  304 ff.  Sau 
die  Anfänge  der  statuarischen  Gruppe  p.  68  ff.  Melanges  d'archebl.  et  d'histoire  put 
par  l'ßcole  francaise  de  Borne  X  (1890)  p.  1 18 — 122.  Boschermythol.  Lexikon  II  p.  2445  i 
Furtwängler  Meisterwerke  p.  357 — 359.  —  Über  die  Figur  der  Athena  und  die  Grupi 
s.  Wochenschrift  f.  klass.  Philologie  XXIV  (1907)  n.  45  Sp.  1240—46.  Jahrbuch  < 
arch.  Instituts  XXIII  (1908)  p.  125  ff.  T.  3—4.  Ebenda  p.  342 f.  mit  Beilage.  Bulleti 
de  la  soc.  des  antiquaires  de  la  France  1908  p.  335  ff.  Jahreshefte  des  österr.  Institut 
Xn  (1909)  p.  154  ff  T.  II— V.  Ebenda  Beiblatt  Sp.  221—22.  Neue  Jahrbücher  f.  c 
klass.  Altertum  1909  p.  381  ff.  Löwy  a.  a.  O.  T.  131 ;  228.  Bulle  a.  a.  O.  T.  119  u.  Abb.  55 
Neue  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altert.  1911  p.  551  ff.  T.  I— II.  Kunstwart  XXV  1911  p.  210  fi 
mit  Tafel  (es  würde  zu  weit  führen,  die  verschiedenen  bisher  veröffentlichten  Bestau 
rationsversuche  der  Gruppe  hier  zu  kritisieren;  befriedigend  ist  keine  von  ihnen;  vgl 
übrigens  den  Nachtrag  zu«.  364  im  II.  Bande).  Antike  Denkmäler  III  T.  9  p.  8ff.  Abb 
1 — 3.  —  Eine  sehr  schöne  Wiederholung  des  Athena-Xopfes  in  Dresden  s.  bei  Brunn 
Bruckmann  Denkmäler  n.  591.  Zu  dem  Kopfe  des  Marsyas  vgl.  Museo  Barracco  n.  1104 

1180  (476)  Statue  des  Sophokles* 

Gefunden  zu  Terracina  und  1839  von  der  Familie  Antonelli  dem 
Papste  Gregor  XVI.  geschenkt.  Ergänzt  von  Tenerani  die  über  der  r. 
Seite  der  Stirn  befindliche  Haarpartie,  der  größte  Teil  der  Augenknochen, 
die  Nase,  ein  großer  Teil  der  r.  Backe,  die  untere  Hälfte  des  r.  Schnui  r- 
bartes,  Splitter  am  Backenbarte,  beinahe  die  ganze  r.  Hand  (doch  ist 
ein  Teil  der  Handfläche  bis  zum  Ansatz  des  Daumens  antik),  das  Gewand 
auf  der  Bückseite  bis  zur  halben  Höhe  der  Unterschenkel,  die  Füße, 
das  Scrinium,  die  Plinthe. 

„Die  Statue  an  sich  macht  völlig  den  Eindruck  eines  Originals; 
sie  scheint  durchaus  für  das  Material  gedacht,  in  dem  sie  ausgeführt 
ist,  und  das  Werk  eines  freien  griechischen  Meißels"  (B.  S.  p.  159). 
Größere  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  daß   sie   das  bronzene 
Standbild  des    Sophokles  wiedergibt,  das  auf  den  Vorschlag  des 
Lykurgos  zwischen  350  und  330  v.  Chr.  im  athenischen  Dionysos - 
theater    aufgestellt    wurde;    denn    sie   trägt   „den  entschiedenen 
Charakter  eines    öffentlichen   Monuments"   und    erinnert    in  der 
Auffassung  wie  in  dem  Stile  an  die  Kunstweise  der  damals  tätigen 
attischen    Bildhauer    (vgl.    n.    1129).     Ein   Künstler,    der   mehr 
als  fünfzig  Jahre  nach  dem  Tode  des  Sophokles  ein  Porträt  des 
großen  Dichters  bildete,   konnte  dabei  die  Statue,   die  der  Sohn 
des  Sophokles,  Iophon,  seinem  Vater  unmittelbar  nach  dessen  Tode 
errichtet  hatte,  und  ein  Gemälde  in  der  Poikile  benutzen,  auf  dem 
Sophokles  die  Kithara  spielend  dargestellt  war.      Jedenfalls  gibt 
die  Statue  ein  in  allem  Wesentlichen  richtiges  und  erschöpfendes 
Bild  der  dargestellten  Persönlichkeit.     Sophokles  steht  vor  unö  in 
der  Blüte  der  Mannes  jähre,   mit  dem   ungezwungenen  Anstände 
des  harmonisch  durchgebildeten  Atheners,  eine  in  jeder  Hinsicht 
vornehme  Erscheinung.    Der  eingestemmte  1.  Arm  und  die  leichte 
Fülle  des  Unterleibes  sind  in  einer  Weise  behandelt,  die  den  Charak- 
ter ruhiger  Würde  nur  zu  steigern  vermag.    Das  Gesicht  vereinigt 
in  unvergleichlicher  Weise  den  Ausdruck  von  Intelligenz,  phantasie- 


SIEBENTES  ZIMMER.  21 

vollem  Ernst  und  Liebenswürdigkeit.  Ein  wahres  Meisterstück 
ist  das  Gewand,  das  allenthalben  die  Formen  des  darunter  befind- 
lichen Körpers  auf  das  klarste  erkennen  läßt  und  sich  dabei  in 
zugleich  ungezwungener  wie  den  künstlerischen  Anforderungen 
entsprechender  Weise  entwickelt.  Die  Feinheit,  mit  der  der  Künstler 
den  Gang  der  Falten  abgewogen  hat,  erhellt  im  besonderen  aus  dem 
Überschlage,  den  er  das  Gewand  über  der  1.  Hand  bilden  läßt. 
Hierdurch  wird  der  verworrene  Eindruck,  den  die  vielen  auf  einen 
Punkt  zusammenlaufenden  Linien  hervorrufen  würden,  auf  das 
glücklichste  vermieden.  Ein  dem  Geiste  des  5.  Jahrhunderts  und 
somit  dem  Wesen  des  Sophokles  zuwiderlaufendes  Element  kann 
man  höchstens  darin  erkennen,  daß  die  Statue  einen  leichten  Anflug 
von  der  dandyhaften  Richtung  zeigt,  die  während  des  4.  Jahr- 
hunderts in  den  vornehmen  athenischen  Kreisen  herrschte  und  viel- 
fach auch  die  plastische  Darstellung  bestimmte  (vgl.  n.  261,  262). 
Diese  Richtung  äußert  sich  in  der  nicht  ganz  ungekünstelten  Haltung 
des  Kopfes,  wie  in  der  Anordnung  des  Bartes,  die  man  mit  Recht 
als  beinahe  zierlieh  bezeichnet  hat.  (Vgl.  n.  1129  u.  1401). 

B.  8.  T.  XXIV  p.  IS*  d.  237.  Baumeister  Denkm.  d,  kl.  Altertums  III  p.  1B86 
Fig.  1767.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  427.  Amdt-Bruckmann  griech.  u. 
röm.  Portrtts  n.  118—116.  Collignon  hiatolre  de  ia  sculpture  grecque  II  p.  349  flu. 
179.  Petersen  vom  alten  Kom'  p.  170  Abb.  133.  Lötry  griech.  Plastik  p.  01  T.  117. 
Vgl.  Fricderichs-Vt'oltere  Bausteine  n.  isuj.  Alben.  Mii-tcilungm  X  HUBS)  p,  1«), 
Jahrbuch  des  arch.  Instituts  V  (1890)  P-  158 — 180,  XI  (1896)  p.  170fl.  Studniczba 
da»  Blldn.  d.  Arbtotda  p.  18.  Memorie  della  B.  Accademia  iel  Llnoei  XIV  (1910) 
3er.  9  (Cl.  delle  scienze  mor.,  stor.  e  filol.)  p.  279  [hier  wird  die  Statue  ohne  zu- 
reichende Gründe  mit  dem  Kreise  den  Skopas  In  Beziehung  gesetzt). 

Rechts  von  der  Statue  des  Sophokles  an  der  Wand: 

1181  (475)  Kopt  eines  Dlsdochen. 

Ergänzt  die  Büste,  die  Nase,  die  Oberlippe,  ein  Teil  der  Unterlippe. 

Der  Kopf,  der  an  seinen  individuellen  Zügen  als  Forträt,  an  der 
Königsbinde  als  hellenistischer  Herrscher  kenntlich  ist,  stellt,  wie 
der  künstlerisch  überlegene  Kopf  im  Vatikan  n.  245,  einen  Diadochen 
als  „neuen  Dionysos"  mit  kurzen  Stierhörnern  dar  (vgl.  n.  406). 
Man  hat  beide  Köpfe  kaum  mit  Recht  für  Porträts  derselben  Persön- 
lichkeit erklärt,  in  der  man  Demetrios  Poliorketes  hat  erkennen 
wollen.    Vgl.  auch  das  Porträtrelief  in  diesem  Zimmer  n.  479. 

B.  8.  p.  153  n.  2S8.   Amdt-B  ruck  mann  griech.  u.  rom.  Portrats  n.  351.  352.    V.l. 
Bureiana  Jahresberichte  CXI1901)  III  p.  139. 
seh.  XXI  11903)  p.  88  n.  28.   Journal  o(  n< 
PortratrelieE  s.  bei  Arndt-Bruckra&nn  a.  a. 

Neben  der  Ausgangstür: 

1182  (465)  Kopf  eines  Jünglings. 

Ergänzt  die  Sasenspitic,  ein  Teil  der  Unterlippe,  Büste  und  Haie. 

Der  Kopf  wiederholt  in  harter  Arbeit  ein  schönes  Bronze -Original 

aus  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.    Er  ist  mit  dem 


22  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1183. 

Kopf  des  sog.  Phaon  der  bekannten  Madrider  Doppelbüste  un< 
einem  ähnlichen  Knabenkopfe  dergleichen  Epoche  zeitlich  und  typiscl 
verwandt,  aber  nicht  identisch,  auch  stilistisch  von  beiden  ver 
schieden. 

B.  S.  p.  143  n.  228  T.  IX  2.  —  Die  Madrider  Doppelbüste  s.  bei  Furtwftnglei 
Meisterwerke  p.  98  ff.  Fig.  11, 12,  den  anderen  Typus  bei  Arndt  collection  Ny-Carlsberg 
p.  33 ff.  T.  23,  24  Fig.  14,  15. 

Achtes  Zimmer. 

1183  (487)   Belief bild,  Menander  und  die  Personifikation   der 
Komoedie  (?). 

Ehemals  im  Pal.  Rondanini;  für  den  Vatikan  erworben  am  21.  Juli 
1838  (Atti  del  Camerlengato  Tit.  IV  fasc.  213;  nach  Mitteilung  von 
Th.  Ashby).   Ergänzt  die  Nase  der  männlichen  Figur. 

Ein  Mann  reifen  Alters  mit  sehr  individuell  gebildetem,   voll- 
ständig rasiertem  Gesichte  sitzt  vor  einem  Tische,  auf  dem  zwei 
komische  Masken  und  eine  halb  aufgewickelte  wollene  Binde  liegen 
(keine   Schriftrolle,   wie   man  früher  erklärte),   deren  eines    Ende 
über  den  Tisohrand  niederhängt.    Eine  dritte,  ebenfalls  der  Komoedie 
angehörige  Maske,  die  er  soeben  von  dem  Tische  weggenommen 
zu  haben  scheint,  hält  der  Mann  auf  der  erhobenen  L.    Hinter  dem 
Tische  sieht  man  von  einer  hohen  Stütze  getragen  eine  Tafel,  auf 
der  eine  geöffnete  Pergamentrolle  befestigt,  ist.     Die  r.  Seite  der 
Tafel  ist  abgebrochen  und  die   Bruchstelle   von   moderner  Hand 
verglättet.     Augenscheinlich  ist  ein  Lesepult  dargestellt,  nach  Art 
unserer  Notenpulte,   wie  es  ähnlich  gelegentlich  auf  Nebenseiten 
von  Sarkophagen  vorkommt,   auf  denen,  wie  auf  dem  lateranen- 
sischem  Relief  Szenen  aus  dem  Leben  literarisch  -  tätiger  Männer 
wiedergegeben  sind  (vgl.  im  Museo  Chiaramonti  Museumsnummer 
661   u.   663).     Den  Hintergrund  bildet  eine  girlandengeschmückte 
Mauer,  auf  der  oben  Gefäße  und  runde  Scheiben  aufgestellt  sind; 
r.  ein  reichverzierter  Torbau.     Vor  diesem  steht,  dem  Manne  zu- 
gewendet,    eine    vollständig    bekleidete    weibliche    Figur,     deren 
erhobene    B.    abgestoßen    ist.      Den   älteren   Abbildungen  zufolge 
war  diese  Hand  einstmals  mit  einer  Rolle  oder  einem  Stäbchen 
ergänzt.    Man  hat  früher  diese  Ergänzung  als  berechtigt  zugegeben 
und  in  dem  Attribute  einen  Griffel  erkennen  wollen,  mit  dem  die 
Gestalt  sich  anschicke,   die  auf  dem  Pulte  ausgebreitete  Rolle  zu 
beschriften.  Man  berief  sich  dabei  auf  ein  zu  Herculanum  gefundenes 
Wandgemälde,  auf  dem  die  Weihung  einer  szenischen  Maske  dar- 
gestellt ist:  neben  dem  siegreichen  Schauspieler  kniet  dort  ein  weib- 
liches Wesen,  das  eine  Inschrift  auf  eine  unter  der  Maske  angebrachte 
Tafel  schreibt.     Dort  aber  ist  von  einer  Schriftrolle  keine  Spur  zu 
sehen;  ja,  es  ist  ganz  unwahrscheinlich,  daß  man  je  ein  so  vergäng- 
liches Material  zur  Trägerin  einer  Weihinschrift  bestimmt  hätte. 
Anderseits  wäre  es  unbegreiflich,  weshalb  der  Künstler  des  Reliefs 


ACHTES  ZIMMER.  23 

nicht  Figur  und  Bolle  in  sichtbare  Beziehung  zueinander  gesetzt 
hätte.  Zudem  hat  vor  einigen  Jahren  ein  Gelehrter  darauf  hin* 
gewiesen,  daß  sich-  rings  um  die  Bruchstelle  der  Hand  ein  kreis- 
förmiger Ansatz  erkennen  läßt;  wenn  er  allerdings  vermutete,  die 
Hand  habe  eine  Maske  mit  dem  Gesichte  dem  Manne  zugekehrt 
gehalten;  so  werden  wir  ihm  darin  nicht  folgen  können;  miß- 
verständlich hielt  der  gleiche  Gelehrte,  einer  ehedem  verbreiteten 
Annahme  folgend,  den  Torbau  für  einen  Schrank,  aus  dem  die 
Frau  eine  Maske  nach  der  andern  hervorhole,  um  sie  dem  Manne 
zu  reichen.  Aber  abgesehen  davon,  daß  diese  Handlung  viel  zu 
bedeutungslos  wäre,  als  daß  man  sie  als  Gegenstand  des  Reliefs  gelten 
lassen  könnte,  hätten  von  der  Maske  zweifellos  sichtbarere  Spuren 
bleiben  müssen.  Auch  würde  die  Komposition  an  jener  Stelle  zu 
überfüllt  und  die  Maske  zudem  gerade  so  zu  stehen  kommen,  daß 
sie  den  Blick  der  Frau,  der  dem  Gesichte  des  Mannes  gilt,  be- 
hindern müßte.  Man  hat  deshalb  mit  größerer  Wahrscheinlichkeit 
einen  Kranz  an  Stelle  der  Maske  vermutet,  wird  aber,  falls  nicht 
eine  Replik  einmal  weiterhilft,  kaum  je  zu  einem  sicheren  Schlüsse 
gelangen.  Der  ganze  Habitus  der  Frau  ist  so  würdevoll,  so  statuarisch 
in  sich  abgeschlossen,  daß  man  mit  Recht  in  ihr  eine  Erscheinung 
aus  dem  Kreise  der  Unsterblichen  vermutet  hat;  eine  menschliche 
Vertraute  des  Mannes,  an  die  von  Andern  gedacht  wurde,  hätte  der 
Künstler  sicher  in  lebendigerer  Bewegung  gebildet.  Bei  dem  Manne 
schwankte  man  früher,  ob  er  einen  Dichter  oder  Schauspieler  darstelle, 
nur  der  Bezug  zur  Komoedie  war  durch  den  Charakter  der  Masken 
sichergestellt.  Nachdem  wir  nun  das  Porträt  des  Menander  kennen 
gelernt  haben,  kann  wohl  kein  Zweifel  sein,  daß  auch  dieser  kleine 
Kopf  das  Bild  des  hervorragendsten  Vertreters  der  jüngeren  attischen 
Komoedie  in  den  hauptsächlichsten  seiner  charakteristischen  Züge 
wiedergeben  soll.  Der  Dichter  sitzt  und  betrachtet  mit  prüfendem 
Blicke  die  Masken  einer  neuen  Komoedie;  da  tritt  die  Erscheinung 
—  am  ehesten  dürfen  wir  sie  wohl  die  Personifikation  der  Ko- 
moedie nennen  —  mit  verheißungsvoller  Gebärde  zu  ihm  ein  und 
bringt  ihm  die  Sicherheit  des  Sieges.  Wenn  man  früher  annahm, 
die  Szene  gehe  in  dem  Arbeitszimmer  des  Dichters  vor  sich,  so 
übersah  man,  daß  der  Boden  zum  Teil  deutlich  als  Felsboden 
charakterisiert  ist.  Ferner  hat  man  mit  Recht  darauf  hingewiesen, 
daß  eine  derartige  Mauer  mit  ebensolchen  runden  Scheiben  und 
einem  entsprechenden  Torbau  auf  einem  anderen  antiken  Relief  als 
Begrenzung  eines  heiligen  Bezirkes  wiederkehrt.  In  einer  russischen 
Privatsammlung  (ehemals  in  Rom)  befindet  sich  das  Fragment  einer 
Replik  des  lateranensisohen  Reliefs  mit  der  Figur  des  Dichters;  den 
Hintergrund  bildet  wiederum  eine  Mauer,  die  allerdings  etwas  anders 
gestaltet  ist  als  auf  unserm  Exemplare.  Das  legt  den  Verdacht  nahe, 


24  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1184-1188. 

daß  uns  auch  in  diesem  nicht  die  originale  Fassung  erhalten  sein  könntf 
Jedenfalls  aber  sind  wir  zu  einer  Erklärung  der  Komposition,  wl 
sie  uns  vorliegt,  verpflichtet,  und  da  scheint  sich  ein  erträgliche* 
Sinn  nur  zu  ergeben,  wenn  wir  annehmen,  der  Bildhauer  habe,  eine« 
verbreiteten  Vorstellung  folgend,  einen  Vorgang  aus  dem  Leben  dei 
Verstorbenen  mit  all  seinem  Zubehör  in  dessen  heiligen  Grabbezirl* 
versetzt.  Wir  hätten  demnach  anzunehmen,  die  Komposition  sei  füi 
ein  Weihgesohenk  an  den  heroisierten  Dichter  geschaffen  worden,  für 
dessen  Figur  sehr  wohl,  wie  man  angenommen  hat,  seine  Porträt»! 
statue  im  Dionysos-Theater  zu  Athen,  das  Werk  der  Söhne  des 
Praxiteles,  als  Vorbild  gedient  haben  könnte.  Das  lateranensische 
Relief  ist  vielleicht  noch  eine  hellenistische  Arbeit  aus  dem  1.  Jahr- 
hundert v.  Chr.  Die  Ausführung  ist  ebenso  fein  wie  charaktervoll 
und  unterscheidet  sich  in  ihrer  flotten,  hie  und  da  etwas  nachlassigen 
Frische  wesentlich  von  der  glatten  sauberen  Eleganz  augusteischer 
Reliefs.  —  S.  die  Nachträge. 

B.  8.  p.  163  n.  245.   Die  älteste  Abbildung  bei  Bellori  illustrium  philoeophoram, 
poetarum,  rhetorum  et  oratorum  imaglnes  (Romae  1685)  T.  69.    Schreiber  die  helle- 
nistischen Reliefbilder  T.  84;  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  Palazzo  Grimani  p.   8 
Fig.  3,  4   (vgl.  p.  67  Anm.   25).    Reisen    griech.    Weihgeschenke  p.   54.  Hartel- 
Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  25  =  Wickhoff  Schriften  111  p.  44.  Rom.  Mitteil.  XIX 
(1904)  p.  38 — 40.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  II  p.   114ff.  n.  25  T.  XV.    Birt 
die  Buchrolle  in  der  Kunst  p.  178 f.  Abb.  113  (B.  nimmt  an,  das  Pult  sei  zum  An- 
hängen eingerichtet   gewesen,    da    sich    die    Mittelstatze    nicht    bis    zum  Boden 
fortsetzt;    diese    Fortsetzung   aber    konnte    sehr    wohl   durch   Malerei   angedeutet 
sein,  wenn   der  Künstler    das   überhaupt   für   notwendig   hielt,    denn   der   ganze 
Raum  unterhalb  der  Tischplatte  war  ursprünglich  nicht  so  offen  sichtbar  wie  jetzt). 
Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XX  (1905)  p.  153.    Neue  Jahrbücher  f.  d.  klass.  Altert.  1905 
p.  126.  Gultrera  saggi  dell'arte  ellenistica  I  p.  219.   Klein  Gesch.  d.  griech.  Kunst  III 
p.  144.    Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  626  a  (Text  von  Sieveking).    Petersen  Vom 
alten  Rom4  p.  172f.  Abb.  136.    Revue  des  etudes  anciennes  (Bordeaux)  XIII  1911 
p.  152 f.  mit  Abb.  Robert  25.  Hallisches  Winkelmannsprogramm  p.  77 ff.  Fig.  96  (vgl. 
p.  4  Fig.  5  u.  6;  p.  44  Fig.  78).    Vgl.  Benndorf  Beiträge  zur  Kenntnis  des  attischen 
Tneaters  p.  36.   Abhandlungen  des  arch.-epigr.  Seminars  in  Wien  VI11  (1890)  p.  54  n., 
p.  149.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1895  p.  1627.  Dieterich  Pulcinella  p.  50.  Athen. 
Mitteil.  XXVI  (1901)  p.  137.    J.  W.  Clark  the  care  of  books  (1901)  p.  36.    Journal 
of  hell,  studies  XXIII  (1903)  p.  359.     Watzinger  das  Relief  d.  Archelaos  v.  Priene 
(63.  Berl.  Winckelmannsprogramm)  p.  8,  p.  16.    Hock  griech.  Weihegebräuche  p.  105. 
Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXIV  (1909)  p.  59.    Rom.  Mitteil.  XXVT  1911  p.  225  Anm. 
Über  das  Porträt  des  Menander  vgl.  Bernoulli  a.  a.  O.  p.  111,  zu  dem  Motiv  des  Be- 
trachtens  einer  Maske  Vatikan-Katalog  I  p.  312  n.  3  mit  der  dort  angeführten  Literatur 
Journal  of  hell,  studies  a.  a.  O.  p.  358  f.  T.  XIII  und  Robert  a.  a.  O.  —  Die  Replik  s. 
bei  Brunn-Bruckmann  n.  626  b.    Zu  der  Form  der  Mauer  und  des  Torbaues  vgl.  das 
Bauernrelief  in  München  (Furtwaengler  Glyptothek  n.  455).  Das  Wandgemälde:  Heibig 
Wandgemälde  der  vom  Vesuv  verschütteten  Städte  Kampaniens  n.  1460  u.  Baumeister 
Denkm.  d.  kl.  Altertums  III  p.  1574  Abb.  1634. 

1184  (496)  Statuenfragment  einer  schlafenden  Nymphe. 

Ergänzt  die  Nasenspitze  und  der  Hinterkopf. 
Die  Statue,  von  der  dieses  Fragment  herrührt,  gehörte  zu  einer 
Gattung  von  Figuren,  die  von  den  antiken  Kunstkritikern  als  „die 
Ruhenden"  (&vccitav6psvai)  bezeichnet  wurden.  Ihr  ursprüngliches 
Motiv  ergibt  sich  aus  vollständiger  erhaltenen  Wiederholungen, 
die  als  Brunnenfiguren  kenntlich  sind.     Die  Nymphe  ruhte  aus- 


,      ACHTES  ZIMMER.  25 

gestreokt  auf  dem  Boden,  indem  sie  sich  auf  den  1.  Ellenbogen  stützte 
und  den  im  Schlaf  geneigten  Kopf  auf  der  über  die  1.  Schulter  ge- 
legten r.  Hand  ruhen  ließ.  Unter  ihrem  1.  Arm  war  ein  Gefäß  an* 
gebracht,  das  als  Brunnenmündung  diente.  Die  Ausführung  ist 
fein,  aber  etwas  ungleich.    Vgl.  n.  1355. 

B.  S.  p.  169  n.  262.  Über  die  Wiederholungen:  B.  S.  p.  247—248.  Über  die 
Itvanavöfxevat:  Rheinisches  Museum  XXV  (1870)  p.  153 — 155. 

1185  (520)  Kopf  einer  Satyriskin. 

Ergänzt  ein  Stück  an  der  1.  Wange,  das  Kinn,  die  Büste. 
Die  Benennung  wird  dadurch  gerechtfertigt,  daß  der  Kopf 
spitze  Ohren  und  über  der  Stirn  zwei  kleine  Hörner,  aber  dabei 
entschieden  weibliche  Formen  und  auf  dem  Scheitel  einen  Zopf 
zeigt.  Das  Haar  ist  durch  ein  Band  zusammengehalten  und  von 
einem  Pinienkranze  umgeben.  Die  Bohrlöcher  in  dem  Kranze 
scheinen  zur  Befestigung  von  Pinienbüscheln  aus  Bronze  gedient  zu 
haben.  Der  Mund  ist  zu  herzlichem  Lachen  geöffnet  und  läßt 
beide  Zahnreihen  sehen. 

B.  S.  p.  177  n.  273. 

1186,  1187  (502,  515)  Zwei  Fragmente  eines  Hochreliefs. 

Auf  beiden  Fragmenten,  die,  nach  der  Qualität  des  Marmors, 
Reliefhöhe,  Stil  und  Größenverhältnissen  zu  urteilen,  von  dem 
gleichen  Monumente  stammen,  ist  je  ein  männlicher  Kopf  er- 
halten, der  eine  mit  einem  kurzen  Spitzbart,  der  andere,  künst- 
lerisch weit  bedeutendere,  bartlos.  Beide  Physionomien  sind  römisch. 
Die  des  Bartlosen  kehrt  sehr  ähnlich  auf  verschiedenen  unter 
den  Rundreliefs  am  Konstantinsbogen  wieder,  über  deren  genaue 
Datierung  man  sich  bisher  noch  nicht  hat  einigen  können.  Man  hat 
bei  den  einzelnen  Stücken  zwischen  flavischer,  trajanischer  und  hadri- 
anischer  Zeit  geschwankt,  letzthin  aber  doch  die  ganze  Reihe  mit 
größter  Wahrscheinlichkeit  der  Zeit  des  Hadrian  zugeschrieben. 
Mit  vier  anderen  Fragmenten  römischer  Reliefs  im  nächsten  Zimmer 
(n.  544,  545,  549,  558)  haben  diese  beiden  nichts  zu  tun;  jene  haben 
andere  Verhältnisse  und  stammen  aus  früherer  Zeit. 

B.  S.  p.  170  n.  258.  266.  Papers  of  the  British  school  at  Rome  III  (1905)  p.  250 
und  285 f.  n.  A,  B,  PI.  XXX  1, 2.  Born.  Mitteil.  XII  (1907)  p.  357;  XXVI  (1911)  p.  218. 
Vgl.  über  die  Bundreliefs  am  Konstantinsbogen  zuletzt:  Revue  archeologique  XV 
(1910,  1)  p.  118ff.  T.  I— XVII.    Rom.  Mitteil.  XXVI  (1911)  p.  214ff.  T.  XIV. 

1188  (534)  Kolossale  Poseidonstatue. 

Gefunden  1824  in  Porto  im  Bereiche  eines  größeren  Gebäudes,  in 
dem  man  eine  Thermenanlage  erkennen  will.  Ergänzt  die  Nase,  der  ganze 
1.  Arm  mit  dem  Dreizack,  die  vordere  Hälfte  des  r.  Unterarmes  mit  dem 
Aplustre,  beide  Unterschenkel,  Splitter  am  Bart  und  Haupthaar,  das 
Schiff,  der  Delphin,  die  Plinthe. 

Die  Statue  gibt  einen  Typus  wieder,  der  in  der  zweiten  Hälfte  des 
4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  seine  Ausgestaltung  erhalten  hat  und  von 


26 


DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1139—1190 


der  späteren  Kunst  unter  mancherlei  Modifikationen  reproduzie 
wurde.  Poseidon  setzt  das  rechtwinklig  gebogene  r.  Bein  auf  d; 
Vorderteil  eines  Schiffes  oder  einen  Felsen,  lehnt  den  r.  Ellenboge 
auf  den  r.  Schenkel  und  stützt  sich  mit  der  L.  auf  seinen  Dreizacl 
Die  lässig  bequeme  Stellung  und  der  Ausdruck  des  Gesichts,  der  eir 
gewisse  Abgespanntheit  erkennen  läßt,  erwecken  den  Eindruck,  als  o 
der  Gott  nach  einer  vorhergehenden  Anstrengung  ausruhe.  Der  Typu 
des  Kopfes  steht  dem  Zeusideal  näher  als  in  n.  106,  wiewohl  auch  hie 
das  Haar  von  Meeresfeuchte  durchdrungen  scheint.  Der  Körper  i& 
untersetzter  als  der  des  Bruders.  Die  Schärfe,  mit  der  die  Hauptum 
risse  des  Kopfes  durch  Unterarbeitung  hervorgehoben  sind,  und  de 
stark  abwärts  gerichtete  Blick  deuten  auf  eine  hohe  Aufstellung.  D; 
das  von  der  B.  gehaltene  Aplustre  den  einfach  schönen  Fluß  der  Um 

risse  beeinträchtigt,  so  scheint  es  vomErgän 
zer  irrtümlich  beigefügt  und  die  r.  Hand  ohne 
Attribut  längs  des  Schenkels  herabgehanger 
zu    haben,  wie  auf  Münzbildern,  die  densel 
ben  Poseidontvpus  wiedergeben.    Als  Beispiel 
diene  diebeifolgend  (Fig.  32)  abgebildete  Münze 
des  Demetrios  Poliorketes.  Ob  der  r.  Schenkel 
gerade  durch  einen  Delphin  gestützt  war,  bleibt 
zweifelhaft;  alle  sonstigen  Ergänzungen  sind 
durch  besser  erhaltene  Wiederholungen  hin- 
länglich gerechtfertigt.    Man  hat  lange  Zeit  geglaubt,  das  bronzene 
Kultbild  des  Poseidon  in  dem  Tempel  des  Gottes  auf   dem  korin- 
thischen Isthmos,  eine  Schöpf ung  desLysippos,  sei  in  diesem  Typus 
gebildet  gewesen,  und  die  lateranische  Statue  geradezu  für  eine 
Kopie  nach  jenem  Werke  erklärt.   Kürzlich  aber  hat  man  mit  Recht 
darauf  hingewiesen,  wie  unpassend  Motiv  und  Gestaltung  für  ein  im 
Tempel  eingeschlossenes,  nur  von  einer  Seite  sichtbares  Bild  gewesen 
wäre,  und  daß  die  Formen  der  lateranischen  Statue  keine  Spur 
lysippischen  Stiles  tragen.    Anderseits  ist  es  sicher,  daß  ein  Bild 
dieses  Typus  auf  dem  Isthmos,   aber  augenscheinlich  im  Freien 
aufgestellt  war;  das  wird  denn  auch  das  Vorbild  unserer  Statue 
gewesen  sein,  deren  Formen  auf  einen  Meister  raten  lassen,  der  viel- 
mehr dem  Bryaxis  (vgl.  n.  237,  288,  770  u.  1919),  als  dem  Lysippos 
nahestand. 

B.  S.  p.  182  n.  287.  Overbeck  Kunstmythologie  III  p.  251,  p.  255,  p.  259  n.  2, 
p.  279  n.  1,  p.  280;  Atlas  XI  1,  2,  XII  29.  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altertums  III 
p.  1392  Fig.  1540.  Brunn -Bruckmann  Denkmäler  n.  248.  Collignon  histoire  de  la 
sculpture  grecque  II  p.  419  Fig.  219.  Reinach  repertoire  de  la  statuatre  II  1  p.  27 
n.  1.  Boscher  mythol.  Lexikon  III  2  p.  2888ff.  Abb.  18.  Löwy  griech.  Plastik  p.  105 
T.  127;  219.  Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.73.  Vgl.  Lange  das  Motiv  des  auf- 
gestützten Fußes  p.  31  ff.  Löwy  Lysipp  und  seine  Stellung  in  der  griech.  Plastik  p.  10. 
Memorie  della  B.  Accademia  dei  Lincei  XIV  (1910)  Ser.  5  (Cl.  delle  scienze  mor.,  stör. 
e  filol.)  p.  239 f. 


Fig.  38. 


NEUNTES  ZIMMER.  27 

Neuntes  Zimmer. 

1189  (579)  Behelmter  hellenistischer  Porträtkopl. 

Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Nase  und  Stücke  am  1.  Ohre. 
Der  Kopf  kann  nicht,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird,  ein 
römisches  Porträt  sein;  denn  wir  würden  ihn  in  diesem  Falle,  da 
er  mit  einem  schwachen  Vollbarte  versehen  ist,  frühestens  der 
Zeit  Hadrians  zuzuschreiben  haben.  Hiergegen  sprechen  jedoch 
der  Stil  und  die  sorgfältige»  aber  zugleich  von  jeglicher  Prätention 
freie  Ausführung,  die  vielmehr  auf  die  hellenistische  Zeit  deuten. 
Dem  melancholischen  Ausdruck,  der  dem  Kopfe  eigen  ist,  begegnen 
wir  bei  zahlreichen  Porträts  aus  dieser  Zeit.  Daß  man  damals 
bisweilen  Vollbarte  trug,  beweisen  die  Münzbilder  der  makedonischen 
Könige  Philippos  V.  und  Perseus,  die  der  Seleukiden  Antiochos  III., 
Demetrios  II.  und  III.,  die  der  beiden  Prusias  von  Bithynien  und 
anderer  hellenistischer  Herrscher.  Nach  der  Auffassung  eines  Ge- 
lehrten hätte  der  Künstler  die  darzustellende  Persönlichkeit  dadurch 
zu  idealisieren  versucht,  daß  er  ihre  Gesichtszüge  mit  denen 
eines  bekannten  Arestypus  vermischte. 

B.  S.  p.  193  n.  304.   Furtwängler  über  Statuenkopien  im  Altertum  I  p.  43  Anm.  1. 
—  Über  den  Bart  in  der  hellenistischen  Epoche:  Rom.  Mitt.  IX  (1894)  p.  113. 

An  der  Ausgangswand: 

1190  (625)  Pfeilerfüllung. 

Erhalten  sind  zwei  Fragmente,  die  wahrscheinlich  einst  ein 
Ganzes  bildeten  und  zur  Dekoration  eines  Pfeilers  bestimmt  waren. 
Links  und  rechts  sind  sie  von  Ornamentleisten  eingefaßt.  Im  Felde 
ist  unten  eine  mit  Weinranken  bedeckte  Urne  dargestellt,  aus  der 
eine  Rebe  emporwächst,  die  mit  ihren  Zweigen  den  ganzen  Raum 
erfüllt.  Zu  beiden  Seiten  der  Urne  und  in  den  Ranken  ist  allerlei 
Getier  dargestellt.  Auf  dem  einen  Fragment  ragt  eine  Leiter  empor; 
man  bemerkt  noch,  daß  einst  auf  den  Sprossen  ein  Putto  mit  einem 
Korbe  emporstieg.  Man  hat  ihn  weggemeißelt,  ebenso  wie  zwei 
kelternde  Putti  auf  dem  anderen  Fragmente.  Beide  Stücke  sind 
künstlerisch  interessant  als  besonders  schöne  Zeugen  einer  eigenen 
Richtung  in  der  römischen  dekorativen  Kunst,  die  im  Beginn  des 
3.  Jahrhunderts  allgemein  wird,  aber  schon  früher  einsetzt:  die 
Flächen  werden  ganz  mit  Ornament  übersponnen,  das,  ebenfalls 
flächig  gehalten,  wie  ein  reichdurchbrochenes  Gitterwerk  gestaltet 
wird,  so  daß  es  licht  auf  dunklem  Schatten  steht,  und  alle  Konturen 
in  außerordentlich  scharfer  Zeichnung  zur  Geltung  kommen.  Vgl. 
dagegen  n.  1198. 

B.  8.  p.  199  f.  n.  320,  320  a.  Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  38,  41 
Fig.  11  =  Wickhoff  Schriften  III  p.  74  Fig.  11.  Riegl  spätrömische  Kunstindustrie 
P.  71  f.  Fig.  10. 


28  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1191. 

In  der  Mitte: 
1191  (656)  Dreiseitige  Basis. 

Gefunde.i  1844  auf  dem  Forum  zwischen  dem  Saturntempel  und 
der  Phocassaule.  Man  darf  den  ursprünglichen  Aufstellungsort  am  wahr- 
scheinlichsten auf  dem  Treppenvorbau  des  Saturntempels  vermuten. 

Da  die  stark  nach  einwärts  geschwungenen  Seitenflächen  eine 
Analogie  nur  an  den  Basen  der  Dreifüße  finden,  die  von  athenischen. 
Choregen  im  Namen  siegreicher  Phylenchöre  geweiht  wurden,   da 
ferner  die  lateranische  Basis  mit  einem  zu  Athen  befindlichen  Exem  - 
plare  dieser  Art  in  den  Maßen  übereinstimmt,  ihre  Reliefs  dadurch, 
daß   sie   dionysische   Festfreude    vergegenwärtigen    einen   für   ein 
derartiges   Denkmal    geeigneten   Schmuck    abgeben     und    endlich 
auch  die  Ausführung  einen  entschieden  attischen  Charakter  zeigt, 
so  dürfen  wir  dieses  Marmorwerk  jenen  Dreifußbasen  zurechnen 
und  annehmen,  daß  es  in  Athen  gearbeitet  und  von  dort  nach  Rom 
übertragen  worden  ist.    Ja  es  scheint  fast,  als  habe  es  seinen  Weg 
erst  über  Pergamon  genommen,  durch  die  Sammlungen  der  kunst- 
sinnigen Attaliden,  aus  denen  es  dann  mit  der  ganzen  übrigen  perga- 
menischen  Erbschaft  nach  Rom  gelangt  sein  könnte;  hat  sich  doch 
gerade  in  der  Nähe  von  Pergamon  eine  Reliefplatte  mit  der  äußerst 
sorgfältig  ausgeführten  Wiederholung  einer  Figur  der  lateranischen 
Basis  —  des  Mädchens  mit  der  Lyra  —  gefunden,  augenscheinlich 
eine  Arbeit  aus  der  Zeit  der  Blüte  pergamenischer  Kunst.    Da  nun 
verschiedene  von  den  Figuren  der  Basis  auf  dekorativen  Reliefs 
der  römischen  Zeit  wiederkehren,  glaubte  man  früher  auch  in  der 
Basis    selber   eines    jener    sogenannten   neu -attischen    Machwerke 
zu  besitzen.    Während  aber  die  einzelnen  Motive  dort  mechanisch, 
ohne  innere  Beziehung,   nebeneinandergestellt  werden  und  dadurch 
äußerliche    Nachahmung    und    Kombination    verraten,    erscheinen 
sie    hier    in     der     lebendigen    Verbindung     der     einheitlich    ge- 
schlossenen Gruppen  wohl  begründet.     Zudem  ist  die  Ausführung, 
soweit  sie  nicht  durch  die  Eingriffe  eines  antiken  Restaurators  ver- 
dorben ist,  von  einer  solchen  Frische  und  Feinheit,  so  weit  entfernt 
von  der  eleganten  Glätte  jener  späteren  Skulpturen,  daß  man  jetzt 
wohl  allgemein  übereingekommen  ist,  in  dieser  Basis  ein  Werk  des 
4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  und  eines  der  Originale  zu  erkennen,  aus 
denen  die  neu -attischen  Bildhauer  je  nach  Bedürfnis  ihre  Vorlagen 
entnahmen.  Sehr  bedeutsam  ist  es,  daß  sich  die  älteste  Wiederholung 
einer  der  neun  Figuren  gerade  bei  Pergamon  gefunden  hat;  damit 
bestätigt  sich  eine  bereits  in  früherer  Zeit  als  Hypothese  geäußerte 
Ansicht,  daß  jene  neu -attische  Richtung  zunächst  in  Pergamon, 
begünstigt  durch  die  kunsthistorischen  Studien  am  Attaliden  -  Hofe, 
aufgekommen  sei.      Ursprünglich  hat  auf  der  lateranischen  Basis 
natürlich  ein  bronzener  Dreifuß  gestanden,   eben  der  Siegespreis 
des  Choregen,  von  dem  die  Weihung  ausging.     Es  wäre  möglich, 


NEUNTES  ZIMMER.  29 

daß  mau  in  Born  an  Stelle  des  bronzenen  einen  marmornen  Dreifuß 
gesetzt  habe,  von  dem  sich  Beste  imTabularium  befinden,  und  der  eben- 
falls von  dem  Forum  stammt  und  in  seinen  Maßen  zu  der  Basis 
passen  würde. 

Auf  der  einen  Seite  sieht  man  in  der  Mitte  eine  weibliche  Figur, 
die  mit  den  Fingern  und  dem  Plektron  eine  sechssaitige  Lyra  rührt. 
Sie  ist  umgeben  von  zwei  Mädchen,  von  denen  ihr  das  eine  mit 
leichtschwebenden  Schritten  folgt,  indem  sie  mit  den  Fingern  der 
L.  den  wehenden  Mantelzipfel  der  mittleren  faßt.  Das  andere  Mädchen 
tanzt  den  beiden  augenscheinlich  rückwärts  voraus,  indem  sie  große 
Krotalen  schwingt,  von  denen  sich  nur  die  in  der  r.  Hand  deutlich 
erhalten  haben.  Die  rechts  folgende  Seite  zeigt  drei  Mädchen  in 
wirbelndem  Tanze.  Der  Kopf  der  Mittelfigur  war  im  Altertum 
restauriert  worden,  wie  das  an  seiner  Stelle  angebrachte  Loch  be- 
weist; auch  sonst  sind  hie  und  da  Eingriffe  eines  antiken  Restaurators 
bemerkbar  (z.  B.  an  dem  1.  Oberarm  der  r.  Figur).  Die  Reliefs  der 
dritten  Seite  stellen  einen  tanzenden  Satyr  zwischen  einem  in  wil- 
dester Erregung  tanzenden  und  einem  ruhig  stehenden  Mädchen 
dar,  das  jetzt  mit  der  vom  Gewände  bedeckten  1.  Hand  irgendetwas 
vor  der  Brust  zu  halten  scheint;  auch  hier  ist  jener  Bestaura tor 
verständnislos  vorgegangen.  Andere  Wiederholungen  der  Figur 
belehren  uns,  daß  das  Mädchen  ursprünglich  die  Doppelflöte  zu  dem 
Tanze  der  beiden  anderen  blies.  Auch  bei  der  Herstellung  der  be- 
schädigten Figur  des  Satyrs  hat  der  antike  Bestaurator  einen  Fehler 
begangen.  Wie  sich  nämlich  aus  dem  Falle  der  Nebris  und  der 
Stellung  des  Thyrsos  und  außerdem  aus  mehrfachen  Wiederholungen 
der  Figur  ergibt,  müßte  dieser  Satyr  mit  der  zurückgreifenden  L. 
wie  mit  der  vorgestreckten  B.  das  längs  seiner  Schenkel  ausge- 
breitete Pantherfell,  mit  der  R.  zugleich  den  Thyrsos  fassen.  Sein 
1.  Ann  und  sein  r.  Vorderarm  sind  auf  der  Basis  entweder  beinahe 
vollständig  weggemeißelt  oder  nur  skizziert.  Doch  lassen  die  vor- 
handenen Spuren  deutlich  erkennen,  daß  der  r.  Vorderarm  eine 
falsche  Richtung  erhalten  hat;  denn  er  ist  nach  oben  gerichtet, 
ohne  das  Fell  und  den  Thyrsos  zu  berühren,  die  infolgedessen  voll- 
ständig in  der  Luft  schweben.  In  den  Darstellungen  der  drei  Seiten 
sind  deutlich  drei  verschiedene  Arten  des  dionysischen  Tanzes 
wiedergegeben:  der  ruhige  feierliche  reigenartige  Tanz  zum  Klange 
der  Lyra,  das  Wirbeln  und  Sich-Heben  und  -Werfen  in  der  höchsten 
Erregung,  aber  noch  in  tiefster  Verhüllung,  endlich  das  sinnliche 
Gegeneinandertanzen  von  Satyr  und  Mänade  zum  aufreizenden 
Klange  der  Flöten. 

Die  Art  der  Gewandbehandlung  erinnert  an  den  eigentümlichen 
Stil  der  Nike-Ballustrade  in  Athen  mit  ihren  florartig  durchscheinen- 
den, lebhaft  flatternden  Gewändern,  einen  Stil,  wie  er  im  4.  Jahr- 


30  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1192 

hundert  hauptsächlich  von  dem  attischen  Bildhauer  Timothec 
weiter  entwickelt  wurde.  Anderseits  erinnern  einige  Figuren  de 
Basis  lebhaft  an  einzelne  Gestalten  auf  den  Reliefplatten  vor 
Mausoleum  zu  Halikarnaß,  die  man  kürzlich  mit  überzeugende: 
Gründen  dem  Leochares  zugeschrieben  hat.  Der  Künstler  der  Basi 
wird  ein  Zeitgenosse  beider  gewesen  sein,  Anregungen  hierher  um 
dorther  empfangen  haben.  Aus  dem  gleichen  Atelier  sind  äugen 
scheinlich  die  Originale  der  beiden  Reliefs  hervorgegangen,  die  wi 
unter  n.  J10 — 111  besprochen  haben. 

Revue  des  6t.  gr.  1900  p.  11  (mit  Umrißzeichnung).  Bullettino  comunale  XXO 
(1901)  p.  219  ff.  Fig.  2  (Abbildung  der  an  erster  Stelle  beschriebenen  Seite).  Brunn 
Brackmann  Denkmäler  n.  599  (mit  Text  von  Hauser).  Vgl.  B.  S.  p.  201  n.  323.  Hausei 
die  neu-attischen  Reliefs  p.  25  n.  33,  p.  146 — 147,  p.  179.  Abhandlungen  des  arch.-epigr 
Seminars  in  Wien  VIII  (1890)  p.  92 — 94.  Über  den  Mausoleumsfries  vgl.  zuletzt  Jahr 
buch  d.  arch.  Inst.  XXIV  1909  p.  171ff. 

Zehntes  Zimmer. 

Besondere  Beachtung  verdient  in  diesem  Saale  eine  Reihe  von 
Skulpturen,  die  im  J.  1 848  drei  Miglien  vor  Porta  Maggiore  an  der  Via 
Labicana  nicht  weit  vonCentocelle  gefunden  wurden  (n.  1192— 1197). 
Der   Inhalt  der   Darstellungen  läßt   darauf   schließen,    daß   diese 
Skulpturen  zur  Dekoration  eines  Prachtgrabes  dienten,  das  nach 
zwei  an  derselben  Stelle  entdeckten  Inschriften  einem  Zweige  der 
Haterier  gehört  haben  muß,  einer  Familie,  die  während  der  ersten 
Kaiserzeit  eine  nicht  unbedeutende  Rolle  spielte.      Der  Stil  der 
meisten  Reliefs  und  die  Buchstabenformen  der  Inschriften  deuten 
auf  das  vorgerückte  1.  Jahrhundert  n.  Chr.,  doch  hat  man  augen- 
scheinlich auch  im  folgenden  Jahrhundert  noch  manche  Teile  der 
Dekoration  hinzugefügt.      Wir  beginnen  unsere  Betrachtung  mit 
drei  Reliefs,  die  den  Pomp  eines  vornehmen  römischen  Leichen- 
begängnisses veranschaulichen. 

Vgl.  Hartel  und  Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  30  =  Wickhoff  Schriften  III 
p.  56  ff.    Altmann  die  römischen  Grabaltäre  p.  24 — 27. 

Den  Fenstern  gegenüber: 
1192  (691)  Relief,  Ausstellung  eines  Leichnams. 

War  ein  Römer  oder  eine  Römerin  aus  den  wohlhabenden  Ständen 
gestorben,  so  wurde  die  Leiche  zunächst  von  dem  Pollinctor  ge- 
badet, gesalbt  und  so  hergerichtet,  daß  sie  einen  möglichst  würdigen 
Eindruck  machte.  Dann  stellte  man  sie  im  Atrium  des  Hauses 
auf  einem  Paradebette  (lectus  funebris)  aus.  Das  Relief  vergegen- 
wärtigt eine  derartige  feierliche  Ausstellung  (collocatio).  Die  Ver- 
storbene liegt  steif  ausgestreckt  auf  dem  Paradebette.  Die  vier 
zu  ihren  Füßen  übereinander  gelegten  tafelförmigen  Gegenstände 
scheinen  Schreibtafeln  (pugillares)  zu  sein,  von  denen  wir  vielleicht  an- 


ZEHNTES  ZIMMER.  31 

nehmen  dürfen,  daß  sie  das  Testament  der  Verstorbenen  enthalten. 
Über  das  Kopfkissen  hängt  ein  Tuch  in  Form  einer  breiten,  um- 
säumten und  gefransten. Schärpe  (wohl  das  orarium,  sudarium  oder 
mappa  genannte  Tuch,  wie  es  sich  auch  in  der  Ausstattung  der 
Camilli  findet;  vgl.  n.  1 177).  Hinter  dem  Bette  sieht  man  zwei  Klage- 
weiber (praeficae)  mit  aufgelöstem  Haare,  die  mit  den  Händen  auf 
ihre  Brüste  schlagen,  und  einen  Mann,  vielleicht  den  Pollinctor,  der 
im  Begriff  ist,  die  Leiche  oder  das  Paradebett  mit  einer  Girlande  zu 
schmücken.  Links  wie  rechts  brennende  Kandelaber  und  Lampen. 
Links  unten  sitzt  vor  dem  Bette  eine  Flötenspielerin,  die  mit  ihrer 
Musik  den  Jammer  der  Klageweiber  begleitet.  Hinter  ihr  steht  eine 
andere  Frau,  die,  ihre  Hände  faltend,  zu  der  Verstorbenen  emporblickt. 
Rechts  vor  dem  Bette  sitzen  drei  trauernde  Frauen,  jede  mit  einer 
steifen  spitzen  Mütze  auf  dem  Kopfe.  Da  eine  derartige  Mütze  (pileus) 
bei  den  Römern  für  das  Symbol  der  Freiheit  galt  und  sie  bei  dem 
Akte  der  Freilassung  den  Sklaven  aufgesetzt  wurde,  so  haben  wir 
vielleicht  in  den  drei  Figuren  Sklavinnen  zu  erkennen,  die  durch 
testamentarische  Verfügung  der  Verstorbenen  freigelassen  worden 
sind.  Die  vier  Figuren,  zwei  Männer  und  zwei  Frauen,  die,  ihre 
Hände  auf  die  Brust  legend,  vor  dem  Unterbau  des  Paradebettes 
stehen,  scheinen  Verwandte  der  Toten  zu  sein.  Außerdem  sieht  man 
unterhalb  des  Unterbaues  zwei  Gefäße,  in  denen  Räucherwerk  brennt, 
und  rechts  einen  Mann,  der  einen  rundlichen  Gegenstand  (einen  Weih- 
rauchklumpen ? )  heranträgt. 

Mon.  dell*  Inst.  V  6,  Ann.  1849  p.  365 — 370.  Brunn  kleine  Schriften  I  p.  72—76 
Abb.  25.  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Altertums  I  p.  239  Fig.  218.  L'arte  II  1899 
p.  61  f.  Fig.  31  (auf  p.  48).  Blümner  die  röm.  Privataltertümer  (J.  Müller  Handbuch 
d  klass.  Altertumswissenschaft  IV  2,  2)  p.  485  f.  Fig.  75.  Vgl.  B.  S.  p.  221  n.  348. 
Altmann  die  röm.  Grabaltäre  p.  25. 

Nachdem  die  Leiche  eine  gewisse  Zeit,  gewöhnlich  drei  Tage,  im 
Atrium  des  Hauses  ausgestellt  gewesen  war,  wurde  sie  in  feierlichem 
Zuge  zunächst  nach  dem  Forum  gebracht.  Der  Zug  zeigte  einen 
besonders  bedeutungsvollen  Charakter,  wenn  der  Tote  einer  Familie 
angehörte,  deren  Mitglieder  curulische  Ämter  bekleidet  hatten.  Dann 
schritten  der  Bahre  Personen  voran,  die  Porträtmasken  jener  Ahnen 
vor  das  Gesicht  gebunden  hatten  und  die  betreffende  Amtstracht 
trugen.  Die  Bahre  wurde  auf  dem  Forum  vor  der  Rednerbühne 
niedergesetzt;  die  als  Ahnen  maskierten  Personen  nahmen  auf 
curulischen  Sesseln  Platz;  ein  Verwandter  hielt  die  Leichenrede. 
Hierauf  wurde  die  Leiche,  je  nachdem  sie  verbrannt  oder  beigesetzt 
werden  sollte,  entweder  nach  dem  für  die  Verbrennung  bestimmten 
Platz  oder  direkt  in  das  Familiengrab  gebracht.  Der  Weg,  den  der 
Leichenzug  der  Haterier  vom  Forum  aus  durch  die  Via  sacra  ein- 
schlug, wird  durch  ein  Relief  vergegenwärtigt,  das  an  der  Ausgangs - 
wand  des  Zimmers  aufgestellt  ist. 


i 


32  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1193—1194. 

1193  (719)  Belief,  einen  Teil  der  Via  saera  darstellend« 

Fünf  Gebäude  folgen  von  rechts  nach  links  so  aufeinande 
1.  Ein  Tempel,  innerhalb  dessen  ein  Sitzbild  des  Juppiter  mit  Donne 
keil  und  Zepter  aufgestellt  ist.  2.  Ein  Triumphbogen,  den  die  a 
der  oberen  Attica  angebrachte  Inschrift  bezeichnet  als  „Bogen  an 
dem  höchsten  Punkte  der  sacra  Via".  Innerhalb  des  Durchgange 
sitzt  die  Dea  Borna,  zu  deren  Füßen  allerlei  Rüstungsstücke  liegen 
3.  Ein  Janus,  gekrönt  von  einer  Quadriga,  die  im  Profil  nach  link 
gerichtet  dargestellt  ist;  innerhalb  des  Durchganges  auf  einer  Trepp 
die  Mater  magna,  umgeben  von  ihren  Löwen;  vor  ihr  ein  Altar 
dessen  Feuer  von  einem  kuppeiförmigen  Schirmdache  überspann 
ist.  4.  Eine  verkürzte  Darstellung  des  Kolosseums.  5.  Ein  Triumph 
bogen,  den  die  auf  der  Attica  angebrachte  Inschrift  als  neben  eineni 
Heiligtume  der  Isis  gelegen  bezeichnet.  Im  mittelsten  Durchgang 
eine  Statue  der  Minerva,  in  den  beiden  anderen  nicht  deutlich  aus- 
gearbeitete Figuren  (Sarapis?    Isis?    Aion?). 

Da  das  Kolosseum  bestimmt  erkennbar  ist  und  der  auf  der 
höchsten  Stelle  der  sacra  Via  gelegene  Bogen  nur  der  Titusbogen 
sein  kann,  so  haben  wir  in  dem  Belief  eine  allerdings  freie  und  viel- 
fach verkürzte  Darstellung  der  wichtigsten  Gebäude  zu  erkennen, 
die  an  dem  östlichen  Teile  der  sacra  Via  standen.    Hiernach  ist  der 
Juppitertempel  der  vor  dem  Palatin  gelegene  Tempel  des  Juppiter 
Stator.   Die  Inschrift  des  dritten  Bogens,  die  ein  Isisheiligtum  nam- 
haft macht,  kann  sich  auf  den  Tempel  der  Isis  und  des  Serapis  be- 
ziehen, der  unweit  der  Thermen  des  Titus  bei  der  Kirche  S.  Pietro  e 
Marcellino  lag  und  nach  dem  die  dritte  Begion  der  Stadt  Born  be- 
nannt wurde.  Wenn  der  Bildhauer  innerhalb  der  Bögen  Götterbilder 
angebracht  hat,  so  wollte  er  offenbar  auf  die  Gottheiten  hinweisen, 
deren  Tempel  dem  betreffenden  Teile  der  sacra  Via  benachbart 
waren.     Diese  Gottheiten  sind  aus  ihren  Tempeln  zu  der  Straße 
herabgestiegen  und  erweisen  dem  Haterius  oder  der  Hateria,  deren 
Leichenzug  vorbeigeht,  die  letzte  Ehre.    So  nimmt  man  an,  die  Dea 
Borna  habe  zu  diesem  Zwecke  den  dem  Titusbogen  benachbarten 
Tempel  der  Venus  und  Borna  verlassen  und  unter  dem  Bogen  Platz 
genommen.  Wenn  man  von  anderer  Seite  dagegen  eingewendet  hat,  das 
Belief  müsse  vor  der  Erbauung  jenes  Tempels  gearbeitet  worden  sein,  so 
bleibt  bei  dieser  Annahme  die  Anwesenheit  der  Göttin  gerade  an  diesem 
Orte  schwer  zu  erklären.    Eine  Kapelle  der  Mater  magna,  auf  deren 
Nähe  die  unter  dem  zweiten  Bogen  angebrachte  Figur  schließen 
läßt,  ist  an  der  Stelle  nachgewiesen,  wo  der  Clivus  Palatinus  von  der 
sacra  Via  abbog.   Ein  Heiligtum  der  Minerva,  deren  Figur  wir  unter 
dem  zweiten  Triumphbogen  wahrnehmen,  lag  hinter  dem  Kolosseum 
nach  dem  Lateran  zu  in  der  Nähe  der  Kirche  SS.  Quattro  Coronati. 

Mon.  dell'  Inst.  V  7,  Ann.  1849  p.  370—382.    Brunn  kleine  Schriften  I  p.  77—84 
Abb.  26.    B.  S.  p.  230  n.  358.  Atti  dell'  Accademia  di  archeol.  di  Napoli  XXIV  (1906) 


ZEHNTES  ZIMMER.  33 

p.  227ff.  mit  Tafel  (in  dieser  Arbeit  wird  die  frühere  Datierung  des  Reliefs  verfochten 
und  die  Anschauung  vertreten,  nicht  eine  mit  kindlicher  Naivität  aufgerollte  Reihe 
von  Gebäuden  längs  der  Straße  sei  dargestellt,  sondern  eine  bestimmte  bildmäßige 
Ansicht  von  einem  Standpunkte  aus.  Doch  sind,  um  zu  diesem  Schlüsse  zu  gelangen, 
verschiedene  Voraussetzungen  notwendig,  die  jedes  Fundamentes  entbehren,  und, 
wenn  wir  auch  zugeben  müssen,  daß  mit  der  oben  befolgten  Erklärung  nicht 
alle  Bätsei  gelöst  werden,  bleiben  deren  doch  weniger  bei  ihrer  Annahme,  als  bei 
der  neuen  Deutung).  Vgl.  Jordan  Topographie  der  Stadt  Rom  I  2  p.  277.  Hermes 
XX  p.  418  ff.  Altmann  die  röm.  Grabaltäre  p.  25.  —  Über  den  Tempel  der  Isis  und  des 
Serapis  bei  S.  Pietro  e  Marcellino:  Notizie  degli  scavi  1888  p.  626.  —  Über  die  Kapelle 
der  Mater  magna:  Römische  Mitteilungen  X  (1895)  p.  27. 

Durch  das  dritte  Relief,  das  an  der  Eingangswand  rechts  von 
der  Tür  aufgestellt  ist,  wird  das  Endziel  des  Leichenzuges  vergegen- 
wärtigt, das  Grab,  in  dem  das  verstorbene  Mitglied  der  Familie 
Hateria  seine  letzte  Ruhestätte  fand. 


1194  (676)  Relief  mit  Darstellung  eines  Grabes. 

Das  reichgeschmückte  tempelartige  Grab,  das  auf  diesem  Belief 
dargestellt  ist,  eignet  sich  vortrefflich  dazu,  die  ursprüngliche  Aus- 
stattung mancher  an  den  römischen  Heerstraßen  gelegenen  Gräber 
zu  veranschaulichen,  deren  Marmor-  oder  Stuckbekleidung  verloren 
gegangen  ist  und  von  denen  sich  nur  die  aus  Ziegeln  oder  Quader- 
steinen aufgeführten  Mauern  erhalten  haben.  Der  auf  der  Vorder- 
seite mit  einer  Treppe  versehene  Unterbau  diente  als  Grabkammer, 
der  sich  darüber  erhebende,  vermöge  der  Treppe  zugängliche  korin- 
thische Tempel  als  Lokal  für  den  Totenkultus.  Von  der  als  Quader- 
werk charakterisierten  Treppenwange  springt  ein  Bau  vor,  der  auf' 
der  Vorderseite  sechs  in  geringen  Zwischenräumen  nebeneinander 
gestellte  Pfeiler  erkennen  läßt,  eine  Vorrichtung,  die  den  Zweck  ge- 
habt zu  haben  scheint,  der  im  Unterbau  befindlichen  Grabkammer 
Luft  zuzuführen.  Auf  diesem  Bau  steht  ein  Altar,  auf  dem  ein  Opfer 
brennt  und  der  mit  einem  kuppeiförmigen  geschuppten  Schirmdache 
überspannt  ist  (vgl.  n.  1193,  3).  Daß  die  Stelle,  an  der  der  Bildhauer 
den  Altar  angebracht  hat,  der  Wirklichkeit  entspreche,  ist  unwahr- 
scheinlich. Vielmehr  haben  wir  nach  allen  Analogien  anzunehmen, 
daß  sich  der  Altar  vor  der  Treppe  in  der  Achse  des  Grabtempels . 
befand.  Das  ganze  Gebäude  ist  reich  mit  Skulpturen  verziert.  In 
dem  Giebel  des  Tempels  sieht  man  eine  weibliche  Büste,  wohl  das 
Porträt  einer  in  dem  Grabmale  beigesetzten  Hateria,  an  der.  Vorder- 
wand drei  Reliefs,  auf  denen  Knabenfiguren  mit  Attributen  der 
Jahreszeiten  dargestellt  sind.  Die  Seitenwand  des  Tempels  zeigt  drei 
in  Muscheln  eingesetzte  Büsten  von  Haterierkindem,  weiter  unten 
Reliefs  mit  den  Figuren  der  drei  Parzen.  An  dem  Unterbau  ist  links 
von  der  Tür  eine  kleine  Tempelfront  und  innerhalb  deren  eine 
Figur  des  Hercules  angebracht,  der  auf  einem  umgestürzten  Korbe 
sitzt.  Die  Attribute  des  Heros,  Skyphos,  Bogen  und  Keule,  füllen 
•den  Giebel  und  die  darüber  befindlichen  dreieckigen  Felder. 

H eibig:  Führer.  II.  3. Aufl.  3 


i 


34  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1195-1197. 

Sehr  schwierig  zu  erklären  sind  die  auf  dem  Dache  des  Tempe 
angebrachten  Darstellungen.  Man  sieht  daselbst  eine  auf  eine: 
Pfühle  gelagerte  Frau,  die  in  der  R.  einen  Vogel  hält,  vor  dem  Pf üh 
eine  Gruppe  von  drei  spielenden  Kindern  und  eine  Alte,  die  in  d< 
L.  eine  Schale  (thymiaterion?)  hält  und  beschäftigt  ist,  mit  der  I 
irgend  etwas  (Weihrauchkörner?)  in  das  Feuer  eines  kleinen  vor  il: 
stehenden  Altars  zu  werfen.  Links  von  dem  Pfühle  ein  großer  brenner 
der  Kandelaber,  rechts  ein  nach  Art  der  einfachen  Triumphböge 
angeordneter  Bau,  dessen  Mitte  eine  Nische  mit  einer  nackten  weib 
liehen  Figur  einnimmt  und  auf  dem  drei  von  dem  Bildhauer  nu 
skizzierte  Masken  stehen.  Eine  befriedigende  Erklärung  ist  fü 
diesen  Bau  noch  nicht  gefunden.  Hingegen  scheint  die  auf  den 
Pfühle  gelagerte  Frau  eine  in  der  Grabkammer  beigesetzte  Hateri* 
darzustellen.  Da  es  dem  Bildhauer  unmöglich  war,  diese  Figur  aL 
im  Inneren  der  Kammer  befindlich  wiederzugeben,  hat  er  sie  auf  das 
Dach  des  Gebäudes  versetzt.  Von  hier  aus  begrüßt  sie  die  Mitglied  ei 
ihrer  Familie,  die  herangebracht  werden,  um  in  demselben  odei 
einem  anderen  benachbarten  Grabe  ihre  Ruhestätte  zu  finden, 
Links  von  dem  Grabmonumente  sieht  man  eine  zur  Hebung  von 
Lasten  bestimmte  Maschine,  die  durch  ein  Tretrad  in  Bewegung 
gesetzt  wird.  Es  bleibt  unklar,  weshalb  der  Bildhauer  diese  Maschine 
neben  dem  Grabe  dargestellt  hat.  Eine  Beziehung  zwischen  ihr  und 
dem  Gebäude  ist  nicht  erkennbar.  Außerdem  erscheint  dieses  bereits 
vollendet,  und  man  begreift  auch  nicht,  wozu  bei  einem  Bau  von 
mäßigen  Dimensionen,  wie  wir  uns  diesen  Grabtempel  zu  denken 
haben,  eine  so  gewaltige  Maschine  Verwendung  fand. 

Man.  dell'  Inst.  V  8,  Ann.  1849  p.  382—407.  Brunn  kleine  Sehr.  I  p.  84—99 
Abb.  27.  Springer-Michaelia  Handbuch  d.  Kunstgesch.  I  p.  445  Abb.  837.  P.  Gusman 
l'art  d&oratif  de  Rome  I  pl.  27.  Vgl.  B.  S.  p.  211  n.  344.  Altmann  die  röm.  Grabaltäre 
p.  26 — 26.  Die  Hebemaschine:  Bltimner  Technologie  und  Terminologie  der  Gewerbe 
III  Fig.  11  p.  118  ff. 

Daneben: 
1195,  1196  (675,  677)  Porträtbüsten   eines   Römers    und  einer 
Römerin. 

Die  beiden  Büsten,  in  denen  wir  offenbar  die  Porträts  eines 
Haterius  und  einer  Hateria  zu  erkennen  haben  —  nach  der  Form  der 
Büsten  und  dem  Stile  der  Ausführung  zu  urteilen  haben  beide  zur 
Zeit  der  Flavier  oder  im  Beginn  der  Regierung  Trajans  gelebt  — , 
sind  beachtenswert,  weil  sie  uns  einen  Begriff  von  der  Aufstellung 
der  römischen  Ahnenbilder  geben.  Die  aus  Wachs  geformten  Ahnen- 
bilder wurden  nach  der  Angabe  des  Polybios  (VI  53,  4)  in  hölzernen 
Tempelchen  (£vlwcc  vatdia)  aufbewahrt.   Die  Gehäuse,  die  unsere 
Büsten  umgeben,   entsprechen  vollständig  dieser  Bezeichnung.    Die 
Schlange,  die  sich  um  die  männliche  Büste  ringelt,  hat  man  daraus 
erklären  wollen,   daß  dieser  Haterius  ein  Arzt  gewesen  sei.    Doch 


ZEHNTES  Z1MMEB.  35 

wird  sie  wohl  wie  auf  n.  1142  als  ein  Symbol  der  Heroisierung  des 
Toten  aufzufassen  sein. 

Mon.  dell"  Inst.  V  7,  Ann.  184B  p.  407—408.  Bruno  kl.  Solu.  I  p.  101,  Abb.  31), 
auf  p.  100.  Amdt-Bruckmann  grlech.  u.  rSm.  Porträts  n.  747,  !48.  Strong  roman  sculpture 
p.  365  Fl.  CXIV.  Die  weibliche  Büste  auch  bei  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Alter- 
tums I  p.  28  Flg.  29.  Vgl.  B.  8.  p.  208  n.  343,  315.  Journal  Ol  hell.  Btudies  XX  (1900) 
p,  38.  AitmanndlE  *ö'».  Qrabaltarep,  23.  —  Kürzlich  hat  man  in  einem  Grabe  an  der 
Via  Osticnsis  vor  den  Toren  von  Ostia  die  Bunte  eines  bärtigen,  bekr&niten  Manne« 
mit  einer  Schlange  auf  der  r.  Bruat  gefunden  (Hot,  d.  sc,  1810  p.  22  n.  8  Flg.  8);  auch 
in  diesem  Falle  hat  die  Schlange  augenscheinlich  ohthonischc  Bedeutung, 

An  der  Ausgangswand: 
1197  4721)  Hochrelief  mit  den  Brustbildern  von  vier  Gottheiten. 

Der  links  dargestellte  Gott  ist,  obwohl  sein  Kopf  fehlt,  durch 
den  Caduceus  als  Merkur  kenntlich.  Neben  ihm  sieht  man  eine 
jugendliche  Gottin,  die  im  Bausche  ihres  Gewandes  Früchte  hält; 
eine  Blütengirlande  reicht  von  ihrer  r.  Schulter  über  die  Brust 
herab.  Es  folgt  ein  bärtiger  Gott  mit  dem  Zepter  und  schließlich 
eine  Göttin,  die  ihre  B.  mit  einem  Ährenbüschel  auf  die  Schulter 
des  Gottes  legt  und  mit  der  L.  eine  brennende  Fackel  aufstützt. 
Dies  Attribut  könnte  für  Proserpina  oder  Ceres  passen;  das  Ahien- 
biischel  entscheidet  für  die  Mutter.  Der  Gott  mit  dem  Zeus -ähnlichen 
Kopfe  und  dem  Gewände  kann  in  dieser  Umgebung  nur  Pluton  sein. 
Dann  aber  bleibt  für  die  jüngere  Göttin  mit  Blumen  und  Früchten  nur 
der  Name  der  Proserpina,  so  seltsam  es  ist,  daß  nicht  sie,  sondern  Ceres 
mit  dem  Unterweltsgott  in  nähere  Beziehung  gesetzt  ist.  Deshalb 
nahm  der  erste  Herausgeber  des  Denkmals  an,  die  Hand  mit  den 
Ähren  gehöre  nicht  zu  der  Göttin  mit  der  Fackel,  sondern  zu  einer 
fünften  verlorenen  Büste  der  Ceres,  die  ihre  Tochter  umarme;  jene 
Göttin  mit  Blumen  und  Früchten  aber  sei  die  Höre,  unter  deren 
Auspizien  Proserpina  von  Merkur  geleitet  wieder  an  die  Oberwelt 
steige.  Aber  das  Belief  ist  zweifellos  vollständig  erhalten  und  die 
Hand  mit  den  Ähren  gehört,  so  ungeschickt  auch  ihre  Bewegung 
wiedergegeben  ist,  dennoch  der  Göttin  mit  der  Fackel.  Neuerdings 
hat  ein  Gelehrter  eine  ganz  abweichende  Meinung  aufgestellt,  ohne 
sie  doch  mit  durchschlagenden  Gründen  beweisen  zu  können:  die 
Dargestellten  seien  die  vier  Hauptgötter  der  samothrakischen  My- 
sterien, die  in  ihrer  Bedeutung  übrigens  denen  entsprechen,  die  man 
bisher  auf  dem  Relief  zu  erkennen  gemeint  hat:  Axieros  (Ceres), 
Axiokersos  (Pluto),  Aziokersa  (Proserpina),  Kadmilos  (Mercurius). 
Da  die  Unterflache  des  Marmors  mit  Ornament  verziert  ist  (Ähren 
und  Mohn),  hat  man  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  angenommen, 
das  Ganze  habe  als  Querbalken  Über  einer  Grabtüre  gelegen,  so  daß 
auch  seine  Unterseite  sichtbar  war.  Seinem  Stile  nach  dürfte  das 
Relief  erst  aus  dem  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  stammen.  Man  hat  in 
den  etwas  mißglückten  Köpfen  kaum  mit  Recht  Porträtzüge  er- 
kennen wollen. 


36  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1198—1201. 

Mon.  dell*  Inst.  V  7,  Ann.  1849  p.  405—407.  Brunn  kl.  8chr.  I  p.  99—101,  Abb.  £ 
Boscher  Lexikon  II  p.  1371 — 1372  n.  18.  Ov  erb  eck  Kunstmythologie  III  p.  510  n.  2 
Atlas  XIV  15.  Ausonia  III  (1908)  p.  79 ff.  mit  Abb.  Vgl.  B.  S.  p.  2S6  n.  350.  Altmai 
die  röm.  Grabaltäre  p.  25. 

Rechte  neben  der  Ausgangstür: 

1198  (722)  Fragment  einer  Reliefpiatte  mit  Fruchtzweigren. 

Das  Fragment  stammt  von  einer  großen  rechteckigen  Marmor 
platte  mit  ornamentiertem  Rahmen.  In  dem  Felde  sind  Zweige  mi 
Zitronen  und  Quitten  dargestellt,  alles  in  einem  Stile  voller  Emp 
findung  für  den  lebendigen  Organismus  der  Pflanzen  und  die  Reiz« 
ihrer  natürlichen  Erscheinung.  Die  Anordnung  ist  scheinbar  dem 
Zufall  überlassen,  tatsächlich  das  Resultat  feinster  künstlerischei 
Berechnung.  Das  Fragment  vertritt  die  gleiche  Richtung  römischei 
dekorativer  Kunst,  wie  die  folgende  Nummer,  in  etwas  weiterer  Ent- 
wiokelung  zu  größerem  Naturalismus  und  lebhafterem  malerischen 

Effekt. 

Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  n.  28  Fig.  8  p.  38  =  Wickhoff  Schriften  III 
p.  52  Fig.  9;  p.  73.    F.  Gusman  l'art.  decoratif  de  Borne  I  pl.  41. 

Zwischen  Tür  und  Fenster: 

1199  (686)  Dreiseitiger  Pfeiler. 

Die  Zugehörigkeit  dieses  Pfeilers  zu  den  Funden  aus  dem  Haterier- 
grabe  läßt  sich  nicht  mit  absoluter  Sicherheit»  aber  mit  größter  Wahr- 
scheinlichkeit behaupten. 

Auf  zwei  Seiten  dieses  Pfeilers  ist  in  Relief  je  ein  von  Rosen  um- 
rankter  Kandelaber  dargestellt,  auf  dem  oben  zwei  Vögel  mit  langen, 
am   Ende   aufgebogenen  Schwanzfedern  sitzen.      Außerordentlich 
schön  wirkt  der  Kontrast  des  massigen  Kandelabers  und  der  zarten 
Rosenranken,  die  mit  einer  selten  feinen  Empfindung  und  frappieren- 
der Naturwahrheit  dargestellt 'sind.    Die  beiden  Reliefs  gehören  zu 
den  vollendetsten  Beispielen    jener  illusionistischen  Richtung  der 
römischen  Plastik,  die  sich  zur  Zeit  der  flavischen  Dynastie  ent- 
wickelt hat.     Vgl.  die  Ornamente  an  n.  1195,  1196. 

Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  31  ff.  Fig.  9, 10  =  Wickhoff  Schriften  III 
p.  58  ff.  Fig.  10.  P.  Gusman  l'art  decoratif  de  Korne  I  pl.  15.  Strong  roman  sculpture 
p.  124  PI.  XXXV.    Vgl.  B.  S.  p.  220.  n.  346.    Altmann  die  röm.  Grabaltäre  p.  24. 

Elftes  Zimmer. 

Die  drei  Sarkophage  n.  1200, 1202  u.  1203  stammen  aus  dem  an  der  Ostseite  der 
Via  Latina  gelegenen,  noch  heute  zugänglichen  Grabe,  dessen  Hauptgemach  reich 
mit  Stuckreliefs  und  Wandgemälden  ausgeschmückt  ist  (B.  S.  p.  244). 

1200  (751)  Sarkophag,  Dionysos  und  Ariadne; 

In  der  Mitte  der  auf  dem  .Behälter  angebrachten  Reliefs  sind 
zwei  Satyrn  dargestellt,  die  einen  vermutlich  zur  Aufnahme  der 
Inschrift  bestimmten  Rundschiljl  halten.  Links  davon  sehen  wir 
Dionysos,  auf  einen  Satyr  gestützt,  rechts  Ariadne;  beide  stehen 


ELFTES  ZIMMER.  87 

auf  Wagen,  deren  jeder  von  zwei  Kentauren  gezogen  witd.  Der 
vordere  von  den  beiden  an  dem  Wagen  des  Gottes  angespannten 
Kentauren  spielt  die  Kithara,  der  entsprechende  am  Wagen  der 
Aiiadne  die  Doppelflöte.  Auf  dem  Bücken  des  Kentanren  mit  der 
Kithara  steht  ein  Eros,  auf  dessen  Kopf  eine  Pansmaske  liegt ;  er  hält 
in  der  K.  ein  l'edum  und  berührt  mit  der  L.  die  Schulter  des  Kentau- 
ren, als  ob  er  ihn  auf  irgend  etwas  aufmerksam  machen  wolle.  Ein 
anderer  Eros,  der  in  der  L.  ein  Pedum  hält,  kniet  auf  dem  Rücken  des 
Kentauren  mit  den  Flöten  und  greift  mit  der  R.  nach  einer  Silenmaske, 
die  ihm  Ariadne  reicht.  Der  Deckel  ist  mit  einem  bakchischen  Ge- 
lage verziert,  dessen  Mittelpunkt  von  den  einander  küssenden  Figuren 
des  Dionysos  und  der  Ariadne  gebildet  wird.  Am  1.  Ende  sieht  man 
einen  mit  einem  Lendenschurz  umgürteten  Satyr,  der  vor  einem 
kleinen  Ofen  kniet.  Auf  dem  Ofen,  aus  dem  Feuer  herausschlägt, 
steht  ein  Kessel.  Der  Satyr  ist  im  Begriff,  ein  Scheit  Holz  in  den 
Ofen  nachzulegen  und  bläst  dabei,  wie  sich  aus  seinen  aufgeblähten 
Backen  und  der  Bewegung  des  Mundes  ergibt,  das  Feuer  an.  Viel- 
leicht haben  wir  in  dieser  Darstellung  eine  hellenistische  Umbildung 
des  von  Lykios,  dem  Sohne  des  Myron,  in  Erz  gearbeiteten,  feuer- 
anblasenden Knaben  zu  erkennen. 

B,  S.  p.  251  d.  373.  Strang  roman  sculpture  p.  203.  über  den  FeueranbUser 
Rhein.  Mus.  XXXIX  (1884)  p.  82fl. 

1201  (761)  Herme  des  bärtigen  Hermes. 

wabrechslullcn  einer  Villa,  in  nächst«  Nähe  i .......... 

genannten  Grabes  an  der  ViaLatina  (B.  B.  p.  241t.).  Auf  den  Ziegeln 
und  Bleiröhren  des  Hebendes  landen  sich  Stempel  von  der  Zelt  Domltians 
bis  gegen  Ende  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr.  Die  Ausführung  der  Herme 
ist  »weilellos  in  die  früheste  Zelt  dieser  Bauperiode  iu  daueren. 

Der  Kopf  der  Herme  gibt  in  vorzüglicher  Ausführung  einen  oft 
wiederholten  Typus  des  bärtigen  Hermes  wieder  (vgl.  in  dem- 
selben Zimmer  Museumsnummer  752  und  in  unserem  Führer  n.  402). 
Die  edlen,  ernsten  Züge  des  Gesichtes,  die  wundervolle  Form  des 
Kopfes  tragen  durchaus  den  Stempel  der  späteren  pheidiasischen 
Kunst,  und  damit  steht  der  Charakter  der  Haartracht,  in  der  die 
schlichten  Wellen  der  langen  Strähnen  mit  dem  kunstvollen  Reich- 
tum der  krausen  Locken  einen  schönen  Kontrast  bilden,  in  vollstem 
Einklänge.  Die  ganze  Erscheinung  erinnert  an  den  Kopf  des  Zeus 
zu  Olympia,  wie  wir  ihn  auf  elischen  Münzen  abgebildet  sehen 
(Bd.  I.  Fig.  13),  nur  daß  dort  vor  allem  die  Locken  neben  den  Schläfen 
einfacher  gehalten  waren,  die  Stirn  weniger  hoch  emporstieg.  Ander- 
seits erinnern  jene  Locken  an  die  entsprechende  Partie  eines  Aphro- 
ditetypus, den  man  mit  Grund  dem  Pheidias  zugeschrieben  hat 
(n.  1544).  So  dürfen  wir  mit  Sicherheit  ein  Vorbild  jener  Zeit  für 
unaera  Kopf  voraussetzen,  ein  Vorbild,  das  augenscheinlich  in  Bronze 


38  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1202-1203. 

gegossen  war;  haben  sich  doch  an  den  Marmorkopien,  und  besondei 
an  dieser,  in  den  Locken  neben  den  Schläfen  und  den  geringelte; 
Endungen  der  Bartsträhnen  die  Eigentümlichkeiten  der  Bronze techniJ 
unverkennbar  erhalten.  Man  möchte  deshalb  annehmen,  das  Vor 
bild  sei  eher  eine  Statue  als  eine  Herme  gewesen. 

B.  S.  p.  256  n.  380.  —  Vgl.  Moderner  Cicerone  Born  I  p.  350,  Ausonla  II  (1907 
p.  42 f.  und  Altertümer  v.  Pergamon  VII  p.  55  f.  n.  31,  32. 

1202(769)  Sarkonhag:  Adonilmythos;  Sarkophagdeckel:  Szenex 
aus  dem  Oidipusmythos. 

Auf  der  Vorderseite  des  Behälters  sind  drei  Szenen  aus   dem 
Adonismythos  dargestellt.     Links  sieht  man  Adonis,  wie   er  von 
Aphrodite  Abschied  nimmt,  um  zu  der  verhängnisvollen  Jagd  auf- 
zubrechen.    Die  Göttin  sucht,  von  trüben  Ahnungen  befallen,  den 
scheidenden  Jüngling  zurückzuhalten.    Adonis  hält  in  der  auf  dem 
Sohoße  der  Göttin  ruhenden  R.   einen  Zweig,   dessen  Bedeutung 
sich  schwer  feststellen  läßt.   Man  will  darin  das  Mittel  erkennen,  das 
den  Jüngling  in  den  Stand  setzen  wird,  nachdem  er  dem  Tode  ver- 
fallen ist,  die  Pforten  des  Hades  zu  erschließen  und  wiederum  auf 
die  Oberwelt  zurückzukehren.    Hinter  Aphrodite  schwebt  ein  Eros, 
der,  wie  es  scheint  liebkosend  und  tröstend,  das  r.  Händchen  an 
ihr  Haar  legt.    Ein  anderer  Eros,  der  neben  dem  Sessel  der  Göttin 
steht,  blickt  besorgt  zu  dem  Paar  empor  und  deutet,  indem  er  nach 
der  Weise  des  Thanatos  die  Arme  auf  eine  umgedrehte  Fackel  stützt 
(vgl.  n.  318, 381, 1203),  darauf  hin,  daß  der  Tod  die  Liebenden  baldigst 
trennen  wird.   Logischerweise  müßte  auf  diese  Szene  die  Darstellung 
der  Jagd  folgen.    Doch  hat  der  Bildhauer  daran  vielmehr  die  Pflege 
des  verwundeten  Adonis  angeschlossen,  weil  ihm  dies  Gelegenheit 
gab,  die  Figuren  des  Adonis  und  der  Aphrodite,  deren  Köpfe  die 
Porträtzüge  des  in  dem  Sarkophage  beigesetzten  Paares  zeigen,  zu 
einer  Gruppe  vereinigt,  in  der  Mitte  des  Reliefs  anzubringen.    Der 
am  r.  Oberschenkel  verwundete  Adonis  und  Aphrodite  sitzen  neben- 
einander,  er  den  1.  Arm  um  den  Nacken  der  Göttin  schlingend 
und  das  verwundete  Bein  über  ein  Becken  haltend.    Ein  Diener  oder 
ein  Arzt  drückt  einen  Schwamm  an  die  Wunde,  während  ein  auf  dem 
Boden  kniender  Eros  beschäftigt  ist,  das  über  die  Wade  herab- 
riaselnde  Blut  abzuwaschen.     Es  folgt  die  Darstellung  der  Jagd. 
Adonis  ist  vor  dem  aus  einer  Höhle  hervorbrechenden  Eber  auf  das 
r.  Knie  zusammengesunken.     Ein  über  ihm  schwebender  Eros  er- 
hebt die  R.,  wie  um  das  Tier  zurückzuscheuchen.     Aphrodite  eilt 
mit  dem  Ausdrucke  der  Angst  zu  dem  bedrohten  Liebling.    Rechts 
im  Hintergrunde  ein  Berggott,  der  die  R.  mit  einer   Geberde  des 
Schreckens  an  die  Stirne  legt. 

Der  Deckel,  der  dem  Sarkophag  aufgesetzt  ist,  kann  nioht  für 
diesen  gearbeitet  sein,  da  beide  weder  der  Länge  noch  der  Tiefe  nach 


ELFTES  ZIMMER.  39 

zu  einander  passen.  Die  Reliefs  des  Deckels  stellen,  beinah  durchweg 
im  Anschluß  an  die  Phoinissen  des  Euripides,  sieben  Szenen  aus  dem 
Mythos  des  Laios  und  Oidipus  dar.  Die  erste  Szene  von  links:  Der 
junge  Laios,  begleitet  von  einem  Diener  mit  Opfergaben,  bittet  den 
delphischen  Apoll  um  Nachkommenschaft.  Die  zweite  Szene:  Laios, 
der  gegen  die  Mahnung  xdes  Gottes  ein  Kind,  den  Oidipus,  gezeugt 
hat,  sitzt,  über  das  drohende  Unheil  nachsinnend,  einsam  auf  einem 
Felsen.  Die  dritte  Szene:  Der  kleine  Oidipus  wird  auf  dem  Kithairon 
ausgesetzt.  Die  vierte  Szene:  Oidipus  verläßt  Korinth,  nachdem  er 
erfahren  hat,  daß  er  nicht  der  Sohn  des  dortigen  Königs  Polybos  ist; 
ein  bärtiger  Mann,  vermutlich  der  korinthische  Hirt,  der  ihn  auf 
dem  Kithairon  gefunden,  sucht  ihn  zurückzuhalten.  Jenseits  des 
neben  der  letzten  Gruppe  angebrachten  Pilasters  laufen  die  Szenen 
nicht  mehr  von  links  nach  rechts,  sondern  in  entgegengesetzter 
Richtung.  Die  erste  Szene  von  rechts:  Oidipus  tötet  den  Laios.  Die 
zweite  Szene:  Oidipus  vor  der  Sphinx.  Die  dritte:  Oidipus  verhört 
den  thebanischen  Hirten,  der  ihn  ausgesetzt  hat,  eine  Unterredung, 
die  ihn  über  seine  Herkunft  aufklärt  und  die  Katastrophe  herbeiführt» 

Der  Behälter:  Robert  die  antiken  Sarkophagreliefs  III  T.  V  n.  21 — 21b  p.  22 — 24; 
z.  T.  abgeb.  bei  Riegl  spätröui.  Kunstindustrie  p.  77  Fig.  15.  Der  Deckel:  Robert  a.  a. 
O.  II  T.  LX  183  p.  191;  HI  p.  22.    B.  S.  p.  261  n.  387. 

1203  (777)  Hippolytossarkophag. 

Rechts  ist  Hippolytos  dargestellt,  wie  er  seiner  Lieblings- 
beschäftigung, der  Jagd,  obliegt.  Er  stößt,  zu  Pferde  sitzend,  mit 
dem  Speere  gegen  einen  aus  einer  Höhle  hervorbrechenden  Eber. 
Die  ihn  begleitende  amazonenartige  Gestalt  ist  die  Göttin  der  männ- 
lichen Tüchtigkeit,  Virtus  (vgl.  n.  895).  Darüber  sitzt  ein  jugend- 
licher Berggott,  einen  Pinienzweig  in  der  L.  Die  1.  Seite  der  Dar- 
stellung zeigt  Phaidra,  in  Liebesschmerz  versenkt,  und  Hippolytos, 
wie  er  den  Antrag,  den  ihm  die  Amme  der  Phaidra  im  Namen  ihrer 
Herrin  macht,  entrüstet  zurückweist.  Die  Gedanken,  denen  sich 
Phaidra  hingibt,  werden  durch  die  neben  ihrem  Sessel  angebrachte 
Gruppe  des  Eros  und  der  Psyche,  die  sich  gegenseitig  umarmen, 
verdeutlicht,  während  der  vor  Phaidra  stehende,  sich  auf  eine  um- 
gekehrte Fackel  stützende  Eros  (vgl.  n.  318,  381,  1202)  auf  die  tod- 
bringenden Folgen  ihrer  Leidenschaft  hinweist.  Auf  der  1.  Seiten- 
fläche: Hippolytos  bringt  der  Artemis  ein  Spendeopfer  dar.  Auf 
der  r.  Seitenfläche:  ein  Reiter,  den  man  offenbar  zu  der  auf  der 
Vorderseite  dargestellten  Jagdszene  in  Beziehung  zu  setzen  hat. 
Auf  dem  fragmentierten' Deckel  sind  Reste  von  Jagdszenen  erhalten. 

Hon.  dell'  Inst.  VIII  38,  Ann.  1867  p.  109  ff.  Robert  die  antiken  S&rkophagreliefs 
III  2  T.  LIV  n.  167— 167b  p.  208f.  Vgl.  B.  S.  p.  269.  n.  394.  Puntoni  le  rappresentanze 
relative  al  mito  di  Ippolito  (Pisa  1882)  p.  10  D.  Arch.  Zeitung  XLI  (1883)  p.  65  Anm. 
81  H.    Strong  roman  sculpture  p.  263. 


40  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1204-1207. 

1204  (783)  Griechisches  Belief. 

Die  ebenso  einfache  wie  fein  empfundene  Komposition  zei 
einen  bärtigen  Mann,  der  in  der  R.  einen  Speer  hält,  vor  ihm  ein« 
in  kleineren  Dimensionen  dargestellten  Jüngling,  der  die  R.  mit  cL 
beim  Gebete  üblichen  Geberde  zu  dem  Bärtigen  erhebt,  und  hint* 
dem  Jünglinge  einen  unbärtigen  Mann,  dessen  Dimensionen  dene 
der  bärtigen  Figur  entsprechen  und  der  in  der  R.  ebenfalls  eine; 
Speer  zu  halten  scheint.  Wir  werden  demnach  in  diesem  Denkma 
ein  Votivrelief  zu  erkennen  und  die  beiden  in  größeren  Dimensionei 
dargestellten  Figuren  für  Heroen,  den  betenden  Jüngling  für  dei 
Dedikanten  zu  erklären  haben.  Am  Gesichte  des  Jünglings  ist  eine 
Korrektur  bemerkbar;  der  Kopf  dieser  Figur  war  in  der  Anlage 
zu  breit  geraten  und  der  Bildhauer  hat,  um  diesen  Fehler  zu  ver- 
bessern,  das  Profil  eingerückt.  Der  Marmor  ist  griechisch;  der  Stil 
deutet  auf  das  Ende  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Da  sich  ein  hin- 
sichtlich der  Anlage  wie  hinsichtlich  des  Stils  verwandtes  Relief 
bei  Syrakus  gefunden  hat,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  daß  das  late- 
ranische Exemplar  in  einem  sikeliotischen  Atelier  gearbeitet  ist. 

B.    S.    p.    273   n.    399.      Arndt  •  Amelung   photographische   Einzelaufnahmen 
Serie  III  p.  31  n.  757. 

1205  (785)  Fragment  einer  Gruppe,  Eros  und  Psyche. 

Vormals  im  Besitze  des  Bildhauers  Canova. 
Die  Gruppe  stellte  Eros  dar  im  Begriffe,  Psyche  zu  quälen. 
Diese  liegt  am  Boden,  die  R.  erhebend  und  die  L.  auf  einen  Blumen- 
kranz legend.  Von  dem  in  beträchtlich  größeren  Dimensionen  ge- 
bildeten Eros  hat  sich  nur  der  1.  Unterschenkel  erhalten,  der  auf 
den  Leib  der  Psyche  tritt. 

Müller- Wieseler  Denkm.  d.  alten  Kunst  II  54,  686.  Reinach  repertoire  de  la 
stat.  II  2  p.  461  n.  3.  B.  S.  p.  274  n.  401.  Vgl.  Stephani  Compte-rendu  pour  1877 
p.  210. 

1206  (792)  Sarkophag,  Triumph  des  Dionysos. 

Gefunden  auf  der  Westseite  der  Via  Latina  in  einer  kleinen,  von 
der  Straße  ziemlich  weit  entfernten  Grabkammer  (B.  S.  p.  243). 

Der  Mythos,  der  Dionysos  das  ferne  Indien  erobern  läßt,  ent- 
stand und  empfing  seine  poetische  Ausschmückung  unter  dem  Ein- 
drucke der  Expedition,  die  der  große  Alexander  nach  jener  Gegend 
unternommen  hatte.     Die  Reliefs  unseres  Sarkophages  stellen  den 
Triumph  des  siegreich  heimkehrenden  Gottes  dar.     Dionysos  steht 
auf  einem  von  zwei  Elefanten  gezogenen  Wagen,  in  der  R.  den 
Thyrsos,  in  der  L.    einen   umgedrehten    Kantharos,    zu  dem  die 
unter  den  Elefanten  hervorkriechende   Päntherin  lüstern  empor- 
blickt.  Neben  ihm  steht  Nike,  die  einen  Kranz  über  dem  Kopfe  der 
Siegers  hält.     Auf  dem  Rücken  der  Elefanten  sitzen  als  Lenker 
indische  Jünglinge,  während  ein  am  Buge  des  vorderen  Tieres  ange- 


ZWÖLFTES  ZIMMER.  41 

bundener  Elefantenzahn  auf  das  bei  dem  Feldzuge  erbeutete  Elfen- 
bein hinweist.  Zwischen  den  beiden  Tieren  schreitet  ein  Lowe  vor- 
wärts, vor  dem  sich  ein  am  Boden  liegender  Knabe  erschreckt  ab- 
wendet. Der  Thiasos  bewegt  sich  in  buntem  Gemisch  vor  dem 
Wagen  des  Gottes.  Silen  schwankt  trunken  einher.  Über  ihm  ragt 
eine  Giraffe  hervor,  offenbar  wiederum  ein  Beutestück.  Vor  ihm 
sprengt  ein  Kentaur,  der  die  Lyra  rührt  und  auf  dessen  Rücken  ein 
auf  der  Querflöte  blasender  Satyr  sitzt.  Unter  dem  Kentauren 
lagert  ein  kleiner  Pan  und  öffnet  mit  der  L.  den  Deckel  einer  Cista,  aus 
der  eine  Schlange  hervorkriecht.  Ganz  rechts  sieht  man  einen  Satyr, 
der  einem  auf  den  Fußspitzen  stehenden  Satyrknaben  aus  einem 
Krater  zu  trinken  gibt,  während  ein  Ziegenbock  spielend  an  dem 
Knaben  emporspringt.  Der  weibliche  Teil  des  Thiasos  wird  durch 
die  Figuren  von  drei  musizierenden  Bakohantinnen  und  einer 
Satyriskin  vergegenwärtigt,  die  mit  einer  Fackel  in  der  R.  unweit 
des  r.  Endes  der  Darstellung  sichtbar  ist.  Paare  tanzender  Satyrn 
und  Bakchantinnen  sind  auf  den  Seitenflächen  dargestellt. 

Mon.  dell'  Inst.  VI  80, 1;  Ann.  1863  p.  372 ff.  B.  S.  p.  280  n.  408.  Graef  de  Bacchi 
expeditione  indica  (Berolini  1886)  p.  29  n.  14,  p.  23.  Jahrbuch  d.  arch.  Instituts  XV 
1900)  p.  217  n.  21. 

Zwölftes  Zimmer. 

Die  drei  in  diesem  Zimmer  aufgestellten  Sarkophage  n.  1207 — 1209  stammen  aus 
einem  Grabmale,  das  im  Januar  1839  in  der  Vigna  Lozano-Argoli  unweit  der  Porta 
Viminalis  entdeckt  wurde.  Unter  den  Ziegeln,  aus  denen  dieses  Grabmal  aufgebaut 
war,  befanden  sich  zwei  mit  Stempeln,  von  denen  der  eine  auf  das  Jahr  134,  der  andere 
auf  die  Zeit  nach  132  n.  Chr.  hinweist.  Hiernach  scheint  das  Grabmal  unter  Hadrian 
errichtet. 

1207  (799)  Orestessarkophag. 

Er  ruht  auf  zwei  Marmorbalken,  deren  jeder  auf  der  Vorderseite 
mit  dem  Relief  eines  bärtigen  Atlanten  verziert  ist.  Beide  Atlanten 
umfassen  mit  den  erhobenen  Händen  runde  Gegenstände,  die,  wie 
es  scheint,  Köpfe  von  Tragstangen  darstellen  sollen.  Die  Reliefs  der 
Hauptseite  stimmen  im  wesentlichen  mit  denen  des  vatikanischen 
Sarkophages  n.  338  überein.  Während  jedoch  der  Bildhauer  dort 
sich  darauf  beschränkt  hat,  am  1.  Ende  den  von  schlafenden  Erinyen 
umgebenen  Grabhügel  des  Agamemnon  darzustellen,  sehen  wir  hier 
Orestes  und  Pylades,  wie  sie  an  diesem  Grabe  beten,  eine  Szene,  die 
offenbar  dureh  die  Choephoren  des  Aisohylos  bestimmt  ist.  Unter 
dem  Torbogen  der  Grabkammer  steht,  in  das  Leichentuch  gehüllt, 
der  Schatten  des  Agamemnon.  Auf  ihn  zu  schreitet  Orestes,  der, 
wie  gerührt,  beide  Arme  ausbreitet,  hinter  Orestes  Pylades,  der  die 
R.  mit  der  bei  dem  Gebete  üblichen  Geberde  erhebt.  Auf  der  r. 
Seitenfläche  ist  unter  einer  Pinie  eine  Erinys  gelagert,  die  mit  der 
R.  eine  brennende  Fackel  aufstützt  und  die  L.  auf  eine  sich  neben 
ihr  emporbäumende  Schlange  legt,  eine  Figur,  die  offenbar  in  Zu- 
sammenhang mit  der  benachbarten  Szene  der  Vorderseite  steht. 


i 


42  DAL  LATERANISCHE  MUSEUM.  1208-1210. 

Auf  der  1.  Seitenfläche:  die  Schatten  des  Aigisthos  und  der  Kly- 
taimnestra  treten,  in  Leichentücher  gehüllt,  an  den  Nachen,  des 
Charon  heran.  Das  Relief  des  Deckels  bezieht  sich  auf  die  späteren 
Schicksale  des  Orestes  im  Lande  der  Taurier.  Die  erste  Szene  links 
zeigt  das  Heiligtum  der  taurischen  Artemis  und  davor  Iphigeneia, 
wie  sie  ihren  mit  Pylades  an  sie  herantretenden  Bruder  erkennt. 
Die  dabei  gegenwärtige  skythische  Wache  ist  wohl  nur  einer  Ge- 
dankenlosigkeit des  ausführenden  Steinmetzen. zuzuschreiben.  Die 
zweite  Szene  stellt  den  Gang  zum  Meere  dar,  der  angeblich  um  das 
Götterbild  zu  reinigen,  in  Wahrheit  um  es  zu  entführen,  unter- 
nommen wurde.  Voran  schreitet  Iphigeneia  mit  dem  Artemisidole; 
ihr  folgen  Orestes  und  Pylades,  gefesselt  und  begleitet  von  einem 
skythischen  Wächter.  Die  dritte  Szene:  der  Kampf  am  Meeresufer 
vor  der  Abfahrt;  Iphigeneia  befindet  sich  bereits  in  dem  Schiffe, 
in  ein  weites  Gewand  gehüllt,  das  Götterbild  in  der  R. 

B.  S.  p.  286  n.  415.  Robert  die  antiken  Sarkophagreliefs  II  T.  LIV  155  p.  168. 
Strong  roman  sculpture  p.  256 f.  PI.  LXXVIII.  Röscher  mythol.  Lexikon  III  1  p. 
974,  1001  B. 

1208  (806)   Sarkophag    mit  Fruchtgirlanden    und    Oorgonen- 

masken. 

Die  Vorderseite  des  Behälters  zeigt  zwei  reiche  Fruchtgirlanden, 
die  an  den  beiden  Ecken  von  zwei  Eroten,  in  der  Mitte  von  einem 
Satyr  mit  einer  Syrinx  getragen  werden,  während  jedes  der  beiden 
Felder  über  den  Einsenkungen  der  Girlanden  durch  eine  Medusen- 
maske ausgefüllt  ist.  Auf  den  beiden  Nebenseiten  sieht  man  zwei 
um  einen  brennenden  Kandelaber  gruppierte  Greife,  auf  der  Vorder- 
seite des  Deckels  ein  ebenso  lebendig  wie  anmutig  komponiertes 
Wettrennen  von  acht  Knaben  auf  allerlei  wilden  und  zahmen  Tieren. 
Der  erste  Knabe  von  links  reitet  auf  einem  Bären.  Das  fc  Tier  des 
zweiten,  ein  Stier,  ist  auf  die  Kniee  gestürzt  und  der  Reiter  sucht  es 
am  Schwänze  wieder  in  die  Höhe  zu  ziehen.  Der  dritte  reitet  auf 
einem  Rehkalbe.  Der  vierte  ist  von  seinem  auf  die  Hinterbeine  zu- 
sammengebrochenen Pferde  abgeworfen  worden.  Der  fünfte  gleitet 
seitwärts  von  einem  Panther  herab.  Der  sechste  sprengt  auf  einem 
Esel  einher,  der  siebente,  der  allein  durch  Beifügung  der  Flügel  als 
Eros  charakterisiert  ist,  auf  einer  Löwin,  der  achte,  der  mit  der  R. 
einen  Palmenzweig  schwingt  und  dadurch  als  Sieger  bezeichnet  ist, 
auf  einem  Löwen. 

B.  S.  p.  293  n.  421.     Strong  roman  sculpture  p.  264. 

1209  (813)  Niobidensarkophag. 

An  den  beiden  Enden  des  Deckels  sieht  man  Apoll  und  Artemis 
im  Begriffe,  Pfeile  nach  unten  abzuschießen.  Der  Zweck  und  die 
Wirkung  ihrer  Handlung  werden  durch  die  Reliefs  des  Behälters 
ersichtlich,  die  den  Untergang  der  Niobiden  darstellen  und  ähnliche 


ZWÖLFTES  ZIMMER.  43 

Eigentümlichkeiten  aufweisen  wie  die  des  vatikanischen  Sarko- 
phages  n.  382.  Die  Anordnung  der  Komposition  wie  ihrer  Beetand- 
teile läßt  auch  hier  auf  die  Benutzimg  malerischer  Vorbilder  schließen. 
Da  die  Söhne  der  Niobe  größtenteils  beritten  sind,  bo  dürfen  wir 
annehmen,  daß  eines  dieser  Vorbilder  ein  Gemälde  war,  das  darstellte, 
wie  die  Jünglinge,  auf  der  Jagd  begriffen,  vom  Verderben  ereilt 
werden.  Doch  sind  die  Söhne  nicht  von  den  Töchtern  geschieden, 
sondern  beide  bunt  durcheinander  gemischt.  Die  Töchter  sind  meist 
mit  nacktem  Oberkörper  wiedergegeben,  ein  sinnlich  reizender  Zug, 
der  uns  schon  in  einer  Niobidengruppe  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
begegnet.  Am  r.  Ende  sieht  man  Niobe,  wie  sie  ihre  beiden  jüngsten 
Töchter,  um  sie  zu  schützen,  an  sich  zieht,  eine  Darstellung,  für 
die  der  Steinmetz  eine  malerische  Umbildung  der  bekannten  plasti- 
schen Gruppe  benutzt  hat.  Am  1.  Ende  steht  Amphion  ge- 
harnischt, den  Schild  erhebend  und  mit  der  R.  den  jüngsten 
Sohn  unterstützend,  der  tödlich  verwundet  vor  ihm  niedersinkt. 
Von  besonderer  Schönheit  ist  die  in  der  Mitte  angebrachte  Gruppe 
eines  Jünglings,  der,  am  Unterleib  verwundet,  von  seinem  sich 
hoch  aufbäumenden  Pferde  herabgesunken  ist  und  mit  der  R. 
den  Pfeil  aus  der  Wunde  zu  ziehen  sucht.  Die  r.  Nebenseite  zeigt 
Niobe,  wie  sie,  in  ein  weites  Gewand  gehüllt,  trauernd  neben  dem 
Grabmale  ihrer  Kinder  sitzt.  Der  links  stehende  bärtige  Mann  wird 
mit  größerer  Wahrscheinüchkeit  für  den  Pädagogen  der  Niobiden 
als  für  den  Berggott  Sipylos  erklärt.  Auf  der  1.  Nebenseite  sitzt  rechte 
unten  ein  jugendlicher  Hirt,  vor  dem  zwei  Rinder  lagern  und  den 
man  für  den  jugendlichen  Amphion  erklärt  hat;  wahrscheinlicher 
aber  ist  er  namenlos  zu  belassen  und  in  der  Darstellung  nur  der 
Schauplatz  der  Haupthandlung,  das  thebaniscbe  Gefilde,  angedeutet. 
Er  erhebt  die  R.,  wie  im  Gespäche,  zu  einer  Bergnymphe,  die  im 
Hintergrunde  auf  einem  erhöhten  Terrain  liegt  und  mit  der  R.  den 
Ast  eines  hinter  ihr  befindlichen  Baumes  erfaßt.  Auf  der  1.  Neben- 
seite des  Deokels  sind  Attribute  dos  Apoll,  ein  Rabe,  der  an  einer 
Kithara  pickt,  ein  Bogen,  ein  Köcher  und  ein  Diskos  dargestellt, 
auf  der  rechten  die  der  Artemis,  ein  Bogen,  ein  Köcher,  zwei  Spieße, 
ein  Diadem  mit  Zacken,  ein  Reh  und  ein  Hund.  Der  Sarkophag 
steht  auf  zwei  Marmorbalken,  die  ähnlich  verziert  sind  wie  an 
n.  1207  (799). 

B,  8.  p.  2ufl  n.  427.  Stark  Niobe  T.  XIX  2.  Strang  »man  sculpturc  p.  25Sf. 
W.  LXXIX.  Dl«  1.  Nebenseite  auch  bei  Eoachci  Lexikon  II  2  p.  21261.  n.  1  Abb.  8. 
—  Über  die  niobidengruppe  des  5.  Jahrhunderts  vgl.  Hdets  Bttaiugabertdite  d. 
kgl.  bsyer.  Akad.  d.  Wisseusch.  phllos.-phllol.  Klasse  1907  p.  2079.  mit  2  Tafeln. 

1210  (831)  Runde  Basis. 

Gefunden  in  Vejl  In  den  Jahren  1811—1». 
Sie  trug  nach  der  darauf  angebrachten  Insohrift  einen  der  Pietas 
geweihten  Gegenstand.      Der  Reliefschmuck,  der  vie 


44  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1211—1218. 

Kitharn,  zwischen  ihnen  eine  rings  um  die  Basis  laufende  Frucht 
girlande  und  unter  dieser  vier  Attribute  des  Vulcan,  Ambos 
Hammer,  Zange  und  Pileus  (vgl.  n.  86)  zeigt,  stimmt  mit  de] 
Dekoration  des  Puteal  Libonis  überein,  das  auf  dem  römischer 
Forum  aufgestellt  war  und  uns  durch  Münzbilder  bekannt  ist.  Dieses 
Puteal  muß  nach  der  Bedeutung,  die  das  betreffende  Substantiv 
in  der  lateinischen  Sprache  hat,  entweder  ein  eingefriedigter  Brunner 
oder  ein  eingefriedigter  heiliger  Ort  gewesen  sein.  Wie  man  darauJ 
verfiel,  die  Motive  seiner  Dekoration  auf  eine  massive  Basis  zu  über- 
tragen, die  zur  Aufnahme  eines  der  Pietas  dargebrachten  Weih.- 
geschenkes  bestimmt  war,  ist  noch  nicht  befriedigend  erklärt  worden. 
Die  Verwandtschaft  der  Dekorationsweise  mit  Motiven  in  der  Deko- 
ration der  Ära  Pacis  (n.  1276)  berechtigt  uns,  auch  die  Ausführung 
dieser  Basis  der  ersten  Kaiserzeit  zuzuschreiben. 

Mon.  dell'  Inst.  IV  36;  Ann.  1846  p.  244  ff.  Koscher  mythol.  Lexikon  III  2  p. 
2506  Abb.  6.  Vgl.  B.  S.  p.  807  n.  440.  Jordan  Topographie  der  Stadt  Born  II  2  p. 
403 — 404.  Jahrbuch  des  arch.  Inst.  VI  (1891),  arch.  Anzeiger  p.  15.  Köm.  Mittel  1 
XXIII  (1908)  p.  135b. 

Dreizehntes  Zimmer. 

1211  (842)  Friesfragment  mit  Gigantenkampf. 

Der  Gigant  fällt  heftig  aus  gegen  einen  Gott,  den  wir  uns  auf  der 
nächstfolgenden  Friesplatte  dargestellt  zu  denken  haben.  Der 
zurückgestreckte  r.  Arm  macht  den  Eindruck,  als  sei  er  im  Begriff, 
einen  Gegenstand,  etwa  einen  Steinblock,  zu  schleudern.  Die  Be- 
wegung des  vorgestreckten  1.  Armes,  über  den  ein  Tierfell  herab- 
hängt, bleibt  unklar.  Man  hat  angenommen,  daß  er  den  Baum- 
stamm geschwungen  habe,  der  den  oberen  Teil  des  Feldes  durch- 
schneidet. Doch  ergibt  sich  hierbei  die  Schwierigkeit,  daß  der  Gigant 
den  Stamm  in  unnatürlicher  Weise  an  einem  daraus  hervorragenden 
Aste  angefaßt  haben  würde.  Vielleicht  war  der  1.  Arm  einfach  vor- 
gestreckt, um  zu  parieren,  und  wurde  der  Baumstamm  von  einem 
anderen  vor  unserer  Figur  dargestellten  Giganten  gehandhabt.  Vgl. 
die  Ausführungen  zu  n.  138  und  n.  1013,  1014. 

B.  S.  p.  316  n.  450,  T.  VIII  2.  Overbeck  Kunstmythologie  II  p.  381  A;  Atlas 
V  2b.  Rom.  Mitteil.  XX  (1905)  p.  123  T.  V.  Vgl.  Mayer  die  Giganten  und  Titanen 
p.  364  n.  9,  p.  386. 

1212  (868)  Belief,  Orestes  und  Pylades. 

Vormals  im  Falazzo  Eondanini,  1824  erworben.  Ergänzt  an  der 
Figur  des  Orest  die  Nase,  beide  Vorderarme,  das  1.  Knie  nebst  dem  be-  I 
nachbarten  Stücke  des  Oberschenkels,  die  Unterschenkel  bis  beinahe 
zu  den  Fußknöcheln,  an  der  des  Pylades  die  Nasenspitze,  außerdem 
das  Stück  Felsen,  auf  dem  der  r.  Fuß  des  Pylades  steht,  der  größte  Teil 
des  Reliefgrundes,  mancherlei  Stücke  an  den  Rändern  der  Platte. 

Dargestellt  ist,  wie  Orestes  im  Lande  der  Taurier  nach  wahn- 
sinnigem Basen  ohnmächtig  zusammensinkt  und  ihn  sein  Freund 


DREIZEHNTES  ZIMMER.  45 

Pylades,  um  ihn  zu  stützen,  mit  beiden  Armen  umfaßt.  Die  Kom- 
position scheint  erfunden  für  die  Darstellung  eines  Niobiden,  der 
einen  verwundeten  Bruder  mit  den  Armen  auffängt  (vgl.  n.  383), 
und  erat  später  auf  Orestes  und  Pylades  übertragen.  War  die  Gruppe 
in  dei  ursprünglichen  Bedeutung  verwendet,  so  blickte  die  stehende 
Figur  naturgemäßerweise  empor  nach  der  Gegend,  aus  der  die  tät- 
lichen Geschosse  herabfliegen.  Dieses  Motiv  hatte  bei  der  Darstellung 
des  Pylades  keinen  Sinn  und  wurde  demnach  dahin  abgeändert, 
daß  der  Jüngling  den  Kopf  abwärts  neigt  zu  dem  Freund,  um  den 
er  sich  sorglich  bemüht. 


1213—1217  (851,  853,  854,  856,  858)   Fünf  Fragmente  kolossaler 
Porphyrs  tatuen, 

Torao  n.  1216  (85*),  der  nach  Aj 
logegeben  wird,  daB  ei 
bei  ilnr  BesUuntiOD  d 
deckt  wurde. 

Museumsnummer  851:  Die  obere  Hälfte  des  Torso  einer  Toga- 
statue. Wie  die  Höhlung  und  das  Zapfenloch  beweisen,  die  zwischen 
den  Schultern  angebracht  sind,  waren  der  Kopf  und  der  Hals  aus 
einem  besonderen  Stücke  gearbeitet  und  in  den  Körper  eingelassen. 
—  853:  Brustfragment  einer  Togastatue.  —  854:  Torso  einer  Panzer- 
statue; er  zeigt  ähnliche  zum  Einlassen  eines  Kopfes  dienende  Vor- 
richtungen wie  n.  851 .  —  856 :  Mittelstück  einer  Togastatue  mit 
vorgesetztem  r.  Beine.  —  858:  Gewandfragment.  —  Die  Fragmente 
gehören  zu  den  besten  und  demnach  wohl  ältesten  Skulpturen  aus 
Porphyr,  die  uns  die  griechisch-römische  Kunst  hinterlassen  hat 
(vgl.  n.  228).  Die  Bildhauer  haben  dem  spröden  Stoffe  dadurch 
Rechnung  getragen,  daß  sie  auf  die  Wiedergabe  nebensächlicher 
Motive  verzichteten  und  nur  die  Hauptformen,  aber  diese  mit  großer 
Energie  zum  Ausdrucke  brachten. 
B.  S.  p.  321  d.  467— 403. 

In  der  Mitte  auf  einem  ovalen  Sarkophage: 
1218  (885)  Dreiseitige  Kandelaberbasis. 

Die  Basis  trug  ursprünglich  einen  marmornen  Schaft,  auf  dessen 
oberstem  tetlerartig  verbreiterten  Teile  die  Pfanne  mit  dem  Brenn- 
stoff ruhte  (vgl.  n.  334, 335 ).  Die  Dekoration  ist  an  diesem  Exemplare 
besonders  fein.  Zur  Füllung  der  Seitenflachen  hat  der  Bildhauer  drei 
Götterfiguren  verwendet,  die  neben  anderen  auch  auf  einem  Fries- 
Fragmente  wiederkehren,  das  sich  früher  in*  Villa  Albani  befand: 
Poseidon  mit  hochauf gestütztem  1.  Fuß  und  Dreizack  (von  dem  hier 
nur  das  untere  Ende  erhalten  ist),  Pluton  mit  Füllhorn  (deutlicher 


46  DAS  LATERANIÖCHE  MUSEUM.  1219-1227. 

erhalten  auf  dem  anderen  Belief)  und  einem  stabartigen  Attribute 
das  hier  eingesetzt  war,  vielleicht  einem  Schlüssel,  mit  dem  Kolotes 
ein  Schüler  des  Pheidias,  den  Gott  an  dem  Goldelfenbeintisch  in 
Zeustempel  zu  Olympia  dargestellt  hatte  (Paus.  V  20,  1),  und  ein« 
Göttin  ohne  bestimmten  Charakter,  die  man  Persephone  ode 
Amphitrite  nennen  könnte;  doch  ist  nach  dem  Zusammenhang,  ii 
dem  die  Figur  auf  dem  Friese  erscheint,  die  erste  dieser  Benennunger 
die  gegebene.  Nach  Formen,  Motiven  und  Gewandbehandlun^ 
zu  urteilen,  liegt  beiden  Monumenten  ein  Original  von  der  Wende 
des  5.  zum  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  zugrunde,  das  wir  uns  zweifellos 
auch  als  Fries  zu  denken  haben.  Dargestellt  waren  voraussichtlich 
zwölf  Götter.  Daß  unter  diesen  hier  auch  Pluton  und  Persephone 
erscheinen,  hat  nichts  Befremdliches,  waren  doch  die  Künstler  in  dei 
Auswahl  der  zwölf  Gestalten  an  keinen  Kanon  gebunden. 

B.  S.  p.  324  n.  460*.   Der  Fries  ist  abgeb.  bei  Zoega  bassirilievi  1 1,  Welcker  ant. 
Denkmäler  II  T.  IV  7  (p.  85)  und  Müller-Wieseler  Denkm.  d.  a.  Kunst  II  7,  76. 

Vierzehntes  Zimmer. 

1219  (887)  Relief  fragment. 

Der  aufgesetzte  Kopf  ist  antik,  aber  nicht  zugehörig. 
Erhalten  ist  die  r.  untere  Ecke  eines  mäßig  großen  Reliefs.  Eine 
weibliche  Gestalt  lehnt  sich  mit  dem  1.  Ellenbogen  auf  den  Modius 
einer  weiblichen  Herme.  Wir  können  sie  nicht  benennen.  Das 
Fragment  ist  deshalb  bemerkenswert,  weil  es  von  einer  griechischen 
Originalarbeit  stammt,  wahrscheinlich  einem  Votivrelief. 

B.  S.  p.  842  n.  482*. 

1220  (891)  Kopf  eines  Jünglings. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  Hals  und  Büste. 
Der  Kopf  stammt  von  einer  Figur,  von  der  eine  bis  auf  die  Arme 
vollständig  erhaltene  Wiederholung  im  britischen  Museum  steht. 
Dargestellt  ist  wahrscheinlich  ein  junger  Heros.  Der  feste  aufrechte 
Stand  und  die  harten  strengen  Formen  lassen  ein  bronzenes  Vor- 
bild aus  dem  dritten  Viertel  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  erkennen, 
das  Werk  eines  attischen  Künstlers,  dessen  Muster  augenscheinlich 
der  sog.  Omphalos-Apollon  war  (vgl.  n.  859).  Man  beachte  an  dem 
Kopfe  die  strenge  Stilisierung  der  Lippen,  Augen  und  Haare. 

B.  S.  p.  344  n.  485.    Furtw&ngler  Meisterwerke  p.  517  Anm. 

1221  (900)  Fragment  eines  römischen  Reliefs. 

Der  untere  Teil  ist  aus  Gips  ergänzt. 

Links  ist  ein  StücJ^des  Randes  erhalten.    Im  Hintergrunde  sind 

Reste  von  zwei  Togati  kenntlich;  vor  ihnen  zwei  Camilli,  deren 

Kopf  mit  einer  geknoteten  Wollbinde  umwunden  ist.   Der  linke  trägt 

mit  der  R.  eine  kleine  Larenstatuette  auf  viereckiger  Basis;  das 


VIERZEHNTES  ZIMMER.  47 

Gegenstück  befand  sich  zweifellos  in  den  Händen  des  andern  Camillus. 
Die  Darstellung  muß  sich  auf  irgendeinen  feierlichen  Akt  in  dem 
von  Augustus  neubelebten  Kult  der  lares  compitales  bezogen  haben 
(vgl.  n.  901),  und  so  werden  wir  in  den  Togati  Vicomagistri  zu  sehen 
haben,  denen  die  Sorge  für  diesen  Kultus  anvertraut  war.  Das  Relief 
muß  in  der  ersten  Kaiserzeit  entstanden  sein. 

B.  S.  p.  344  n.  486*  T.  XIII  1.  Röscher  mythol.  Lexikon  II  2  p.  1896  E.  —  Vgl. 
das  Fragment  einer  entsprechenden  Darstellung,  das  man  früher  mit  Unrecht  zu  den 
Resten  der  Ära  Pacis  zählte:  Petersen  Ära  Pacis  Augustae  p.  101  f.  T.  VI  n.  XVIII b. 
Jahreshefte  d.  österr.  Instituts  X  (1907)  p.  179  ff.  Abhandl.  d.  kgl.  sächs.  Ges.  d. 
Wissensch.  (phüol.-hist.  Klasse)  XXVI  (1909)  p.  9  u.  23  T.  I  1. 

1222  (902)  Kolossalstatue  eines  Barbaren. 

Gefunden  1841  in  der  Via  dei  Coronari  n.  211  nicht  weit  von  S.  Sal- 
vatore  in  Lauro,  einer  .Gegend,  in  der  während  der  Kaiserzeit  Bildhauer- 
werkstätten lagen.  Ergänzt  der  r.  Fuß,  der  vordere  Teil  des  1.  Fußes,  der 
vordere  Teil  der  Plinthe. 

Der  Barbar,  der  durch  Tracht  und  Gesichtstypus  als  Dacier 
kenntlich  ist,  steht  da  mit  resigniertem  Ausdrucke,  die  r.  Hand  über 
das  1.  Handgelenk  legend.  Da  die  Statue  im  Stile  wie  in  der  Anord- 
nung mit  den  von  einem  traianischen  Monument  an  den  Konstantins- 
bogen  versetzten  Barbarenfiguren  übereinstimmt,  war  sie  offenbar 
dazu  bestimmt,  ein  unter  Traian  errichtetes  öffentliches  Gebäude 
zu  schmücken.  Doch  blieb  sie  unvollendet.  Zwischen  der  Plinthe 
und  dem  unteren  Bande  des  Mantels  ist  der  Marmorgrund  gar  nicht, 
zwischen  der  1.  Hand  und  dem  Körper  nur  zum  Teil  weggearbeitet. 
Die  Kopierpunkte  sind  stehen  geblieben. 

B.  S.  p.  349  n.  492. 

1223  (909)  Torso  einer  geharnischten  Porphyrstatue. 

Vormals  in  den  Appartamenti  Borgia. 
Die  Arbeit  ist  vortrefflich  angelegt,  aber  unvollendet.    Auch  hier 
sind  die  Kopierpunkte  stehen  geblieben.    Der  Kopf  sollte  aus  einem 
besonderen  Stücke  gearbeitet  und  in  den  Körper  eingelassen  werden 
(vgl.  n.  1213—1217). 

B.  S.  p.  352  n.  496. 

Früher  befanden  sich  in  diesem  Räume  zwei  Säulen  aus  phrygi- 
sche  n  Marmor  (ponazzetto),  die  1844  auf  der  Marmorata  am  Tiber- 
ufer gefunden  wurden  und  auf  den  horizontalen  Flachen  der  Schäfte 
mit  Inschriften  versehen  waren.  Papst  Leo  XIII.  ließ  die  Scheiben, 
auf  denen  die  Inschriften  stehen,  absägen  (n.  1224—1227),  und  die 
Schäfte  zur  Dekoration  eines  Altars  verwenden,  der  in  dt>r  Kirche 
S.  Andrea  della  Valle  nach  dem  Plane  des  Architekten  Raffaele 
Francis!  aufgeführt  und  dem  S.  Andrea  Avellino  geweiht  wurde. 

1224—1227  (886, 889, 899, 903)  Vier  Säulenscheiben  mit  Inschriften. 

Die  Inschriften  sind  für  den  Geschäftsgang  wichtig,  der  in  der 
Kaiserzeit  bei  der  Lieferung  ausländischen  Marmors  beobachtet 
wurde.  Wir  erfahren  daraus,  daß  diese  Säulen  unter  dem  Konsulate 
des  Lucius  Aelius  Veras  und  Publius  Caelius  Balbinus  Vibullius  Pius 


48  DAS  LATERANISCHR  MUSEUM.  1228-1231. 

(137  n.  Chr.),  also  zur  Zeit  Hadrians,  der  Kommission  geliefert  wurden 
die  mit  der  Leitung  der  städtischen  Bauten  beauftragt  war.  Als 
Empfänger  wird  der  Exekutivbeamte  dieser  Kommission,  der  Pro 
kurator  Irenaeus,  namhaft  gemacht,  als  Vorsteher  des  Steinbruches 
und  Absender  der  Säulen  der  Centurio  Tullius  Satuminus,  außerdem 
noch  die  Werkstätte  des  Steinmetzen,  dem  die  Vollendung  der  Säulen 
übertragen  war,  und  die  Stelle  des  Landungsplatzes,  an  der  die 
Säulen  lagerten. 

B.  S.  p.  35a— 355.    Ann.  dell*  Inst.  1870  p.  190—191  n.  258,  259. 

1228  (845)  Sarkophag  mit  abboz  zierten  Reliefs. 

Gefunden  um  1828  bei  Gasal  rotondo  an  der  Via  Appia. 
In  den  Reliefs  sind  um  die  Figur  des  Verstorbenen  Szenen  des 
täglichen  Lebens  dargestellt:  Pflügen,  "Lockern  der  Erde,  Ernte; 
Wagentransport,  Mahlen,  Backen.  Die  Inschrift  enthält  den  Namen 
des  Verstorbenen  und  ein  Distichon,  die  lateinische  Übersetzung 
eines  griechischen  Epigrammes,  folgenden  Inhalts:  „Ich  bin  ent- 
ronnen; Hoffnung  und  Glück,  lebt  wohl!  Nichts  habe  ich  mehr  mit 
euch  zu  schaffen;  treibt  jetzt  euer  Spiel  mit  andern!" 

B.  S.  p.  345  n.  488*.   Blümner,  .Technologie  der  Gewerbe,  2.  Aufl.,  T  Fig.  9. 

Auf  dem  Sarkophage: 

1229  (898)  Hermenbüste  des  Dionysos« 

Ergänzt  die  Nase,  die  Lippen,  Stücke  an  den  Bändern  und  an  dem 
Schafte. 

Der  Kopf  ist  eine  geringe,  schlecht  erhaltene  Wiederholung  des 
Typus,  den  wir  unter  n.  406  eingehend  besprochen  haben.  Die  be- 
schädigten Hörner  hat  der  Ergänzer  zu  kleinen  Efeutrauben  umge- 
wandelt, trotzdem  kein  Kranz  vorhanden  ist.  Wenn  die  Formen  des 
Gesichtes  hier  etwas  länglicher  und  schmächtiger,  die  Augen  weniger 
geöffnet  sind  und  der  Ausdruck  statt  der  Hebenswürdigen  Schelmerei 
jenes  Kopfes  etwas  Sentimentales  hat,  so  sind  diese  Abweichungen 
nur  der  Laune  des  unbedeutenden  Kopisten  zuzuschreiben,  nicht 
etwa,  wie  früher  geschehen,  auf  ein  anderes  Original  zurückzuführen. 

B.  S.  p.  348  n.  489.  Ann.  dell*  Inst.  1875  p.  39.  Boscher  Lexikon  I  1  p.  1131. 
Jahrbuch  der  Kunstsammlungen  des  Allerh.  Kaiserhauses  II  (Wien  1883)  p.  49,  50. 
Amelung  Florentiner  Antiken  p.  21 — 23  (abgebildet  p.  22).  Furt*  ftngler  Meisterwerke 
p.  590.    Klein  Praxiteles  p.  415  Anm. 

1230  (896)  Ephebenherme. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  der  über  dem  r.  Ohr  befindliche  Teil  des 
Reifens,  Splitter  am  Hinterkopfe  und  an  den  Bändern,  die  unterste 
Schicht  des  Schaftes. 

Der  flau  gearbeitete  und  schlecht  erhaltene  Kopf  zeigt  einen 
Typus,  der  dem  des  polykletischen  Doryphoros  (vgl.  n.  45)  nahe  ver- 
wandt ist.  Wir  haben  eine  Statuette  mit  einem  Kopfe  des  gleichen 
Typus  im  Museo  Barracco  (n.  1100)  kennen  gelernt  (vgl.  auch  n.  1021 


VIERZEHNTES  ZIMMER.  49 

u.  1343).  Der  Haarschmuck  besteht  aus  einem  Reifen,  um  den  ein  Band 
gewunden  ist.  Über  dem  1.  Ohre  bemerken  wir  eine  kleine  Blume; 
eine  ähnliche  Blume  haben  wir  offenbar  an  dem  entsprechenden 
ergänzten  Teile  über  dem  r.  Ohre  anzunehmen.  Man  glaubte  früher, 
an  solch  einem  Schmucke  sei  Herakles  zu  erkennen;  doch  ist 
diese  Meinung  hinfällig  geworden  durch  den  Kachweis,  daß 
sowohl  in  dem  vorliegenden  Falle  wie  auch  in  anderen  Fällen 
Wiederholungen  des  gleichen  Typus  mit  oder  ohne  diesen  Kopf- 
schmuck erhalten  sind.  Demnach  ist  darin  lediglich  eine  Zutat  der 
Kopisten  zu  sehen,  und  es  ist  bezeichnend,  daß  diese  das  Bild  des 
Originals,  wie  es  scheint,  nur  dann  damit  bereicherten,  wenn  sie  den 
betreffenden  Kopftypus  zur  Herstellung  einer  Herme  benutzten: 
der  Keifen  gab  dem  Oberkopfe  größere  Fülle,  während  die.  beiden 
symmetrisch  auf  die  Schultern  niederfallenden  Bänder  den  Vorteil 
boten,  daß  sie  die  Masse  der  Halspartie  vergrößerten,  die  Vorder- 
ansicht betonten  und  formell  zu  der  breiten  Vorderfläche  der  Büste 
überleiteten. 

B.  S.  p.  349  n.  491.  Furtw&ngler  Meisterwerke  p.  429  Anm.  1.  Brunn-Bruck- 
mann  Denkmäler  griech.  u.  röm.  Skulptur  Text  zu  n.  545  Fig.  6.  Jahrbuch  des  arch. 
Inst.  XXIII  (1908)  p.  204  Anm.  12  unter  n.  13/4.  Vgl.  Revue  des  6tudes  anciennes  XII 
1910  p.  lff. 

1231  (892)  Stücke  eines  Mosaikfußbodens. 

Der  Fußboden,  von  dem  diese  Fragmente  herrühren,  stammt 
aus  einem  Gemache,  vielleicht  dem  Speisesaale,  eines  umfangreichen 
antiken  Gebäudes,  von  dem  ein  Teil  zu  Anfang  d.  J.  1833  in  der 
Vigna  Lupi  auf  dem  Aventin  ausgegraben  wurde  und  das  man  zu 
den  in  jener  Gegend  gelegenen  Horti  Serviliani  in  Beziehung  gesetzt 
hat.    Der  Fundbericht  beschreibt  die  Anordnung  der  Dekoration  in 
folgender  WeiBe:  »In  der  Mitte  des  Fußbodens  war  ein  von  erhöhten 
Marmorleisten  umgebenes  Mosaikbild  eingelassen,  das  vollständig 
zerstört  vorgefunden  wurde,  da  eine  in  späterer  Zeit  durch  den  Saal 
gezogene  Mauer  gerade  auf  dieses  Bild  aufsetzte.    Um  das  zerstörte 
Mittelbild  liefen  vier  schmale  Mosaikbilder  herum,  die  auf  schwarzem 
Grunde  das  Treiben  der  Tiere  im  Nilstrome  darstellten  und  an  den 
vier  Ecken  durch  Telamone  ägyptischen  Stils  voneinander  getrennt 
waren.«   Erhalten  haben  sich  hiervon  nur  die  sechs  gegenwärtig  auf 
dem  Fußboden  stehenden  Fragmente.     An  diese  Tierlandschaften 
schloß  sich  dann  auf  allen  Seiten  das  weiße,  mit  Speiseresten  be- 
deckte Feld  an.    Die  Reste  bestehen  namentlich  aus  Vögelknochen, 
Fischgräten,  Teilen  von  Krebsen,  Seeigeln,  Sepien,  aus  Muscheln  und 
Schnecken  der  verschiedensten  Art,  wie  aus  Schalen  von  Äpfeln  und 
Nüssen,  abgenagten  Weintrauben,  endlich  aus  mancherlei  Gemüsen, 
unter  denen  Lattichblätter  deutlich  erkennbar  sind.    Um  Leben  in 
die  Darstellung  zu  bringen,  hat  der  Künstler  ein  Mäuschen  beigefügt, 

Heibig:  Fahrer.  II.  S.  Aufl.  4 


50  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1232-1236. 

das  an  einer  Nuß  nagt.  Ein  anderer  Teil  des  Mosaiks,  der  neben  einer 
der* Wände  angebracht  war,  zeigt  sechs  szenische  Masken  und  zwischen 
diesen  allerlei  Vasen  wie  andere  Geräte.    Eine  derartige  dekorative 
Zusammenstellung  von  Masken  scheint  von  der  alexandrinischexi 
Kunst  erfunden  zu  sein,  die  vielleicht  damit  auf  bestimmte  Dramen 
hinwies.  Man  liest  auf  diesem  Teile  eine  Inschrift,  die  einen  gewissen 
Heraklitos  als  Verfertiger  des  Mosaiks  namhaft  macht.  Seine  Wieder- 
gabe des  mit  Speiseresten  bedeckten  Fußbodens  war,  wie  es  scheint, 
durch  das  berühmte  Mosaik  des  Sosos  bestimmt,  das  den  ungefegten 
Boden  eines  Speisesaales  darstellte,  das  verloren  gegangene  Mittel- 
stück vielleicht  eine  Kopie  nach  dem  Taubenbilde,  das  Sosos  in  diesen 
Fußboden  eingefügt  hatte  (vgl.  n.  793).     Die  Ausführung  ist  sehr 
sorgfältig.  Die  teils  aus  farbigen  Steinen,  teils  aus  Glasfluß  gearbeiteten 
Stifte  sind  feiner  als  die  bei  dem  tiburtiner  Taubenmosaik  n.  793 
verwendeten. 

Nogara  I  moaaici  ant.  conserv.  nei  pal.  pontef.  del  Vatic.  e  del  Later.  T.  V — VII 
p.  3 ff.  Vgl.  Bull,  dell'  Inst.  1833  p.  81  ff.  Corpus  inscr.  gr.  III  n.  6153.  Braun  Ruinen 
und  Museen  p.  750  n.  22.  Brunn  Geschichte  der  griech.  Künstler  II  p.  311  f.  Aren. 
Zeitung  XXIV  1866  p.  229.  Overbeck  Schriftquellen  n.  2158—2160.  Schreiber 
die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  Pal.  Grimani  p.  78  Anm.  69.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst. 
XXVI 1911  p.  8  Anm.  7.  Über  die  dekorative  Zusammenstellung  szenischer  Masken: 
Abhandlungen  der  pkilol.-hist.  Cl.  der  Bachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  XIV 
(1894)  p.  451.  Die  Literatur  über  den  Künstlernamen  s.  Rom.  Mitteil.  XVII  (1902) 
p.  127  n.  3. 

Fünfzehntes  Zimmer. 

Die  in  diesem  und  dem  folgenden  Zimmer  vereinigten  Monumente   stammen 
alle  aus  den  in  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  in  Ostia  veranstalteten  Ausgrabungen. 

■ 

An  der  Südwand: 

1232  (970)  Kopf  des  Hermesknaben. 

Gefunden  1862.    Ergänzt  der  ganze  Band  des  Petasos,  die  Nasen- 
spitze, die  Lippen. 

Der  Charakter  des  mutwilligen  Jungen  ist  vortrefflich  wieder- 
gegeben. Der  Mund  ist  zu  einem  verschmitzten  Lächeln  geöffnet  und 
läßt  beide  Zahnreihen  sichtbar  werden.  Die  Ausführung  ist  flüchtig, 
aber  voll  Leben. 

B.  S.  p.  379  n.  539.  Vgl.  Archaol.  Zeitung  XLIII  (1885)  T.  9  p.  151—152. 

1233  (972)  Kopf  des  Attis. 

Gefunden  1861  im  Heiligtume  der  Mater  magna  unweit  des  Altares. 
Ergänzt  die  in  die  phrygische  Mütze  eingelassenen  Strahlen. 

Der  Fundort,  die  phrygische  Mütze,  der  Strahlenkranz,  dessen 
Beifügung  durch  die  an  dem  unteren  Bande  der  Mütze  angebrachten 
Bohrlöcher  bezeugt  ist,  der  schmerzlich  bewegte  Ausdruck  des  Ge- 
sichtes (vgl.  n.  1236)  —  alles  dies  beweist,  daß  der  Kopf  den  von  der 
Göttermutter  geliebten  Attis  darstellt.  Der  Typus  des  Gesichtes 
scheint  aus  einem  nachlysippischen  Heliosideal  abgeleitet. 

Mon.  dell'  Inst.  VIII  60,  4;  Ann.  1868  p.  411—412.  Der  Kopf  ist  hier  ohne  Mütze 
publiziert.  Die  aus  einem  besonderen  Stücke  gearbeitete  Mütze  wurde  einer  Mittei- 
lung C.  L.  Viscontis  zufolge  nachtraglich  gefunden  und  an  den  Kopf  angefügt. 


SECHZEHNTES  ZIMMER.  51 

1234  (975)  Mädchenkopf. 

Gefunden  1862  in  einem  antiken  Gebäude,  aus  dem  Ziegelstempel 
zutage  kamen,  die  auf  die  Jahre  117  und  143  n.  Chr.  hinweisen.  Er- 
gänzt die  Nasenspitze  und  das  Kinn. 

Dieser  höchst  anmutige,  vortrefflich  ausgeführte  Kopf  erhält 
einen  besonderen  Beiz  durch  den  goldig  warmen  Ton  des  Marmors, 
in  dem  er  gearbeitet  ist.  Da  die  starke  Biegung  des  Halses  beweist, 
daß  er  von  einer  bewegten  Figur  herrührt  und  der  leise  geöffnete 
Mund  den  Ausdruck  eines  feinen  Lächelns  zeigt,  so  liegt  es  nahe, 
anzunehmen,  daß  der  Kopf  von  einer  Mädchenfigur  herrührt,  die 
zu  einer  erotischen  Gruppe  gehörte. 

B.  S.  p.  381  n.  544. 

An  der  Ostwand: 

1235  (1006)  Nische  mit  Silvanmosaik. 

Gefanden  1861  in  einem  an  das  Mithraeum  anstoßenden  Baume. 
Silvanus  ist  wie  gewöhnlich  dargestellt,  in  der  L.  einen  Pinien- 
zweig, in  der  B.  ein  sichelförmiges  Messer.  Seinen  Kopf  umgibt  ein 
bläulicher  Nimbus,  ein  Symbol,  das  in  der  christlichen  Kunst  zum 
Heiligenschein  wurde.  Links  von  dem  Gotte  sitzt  sein  Hund;  rechts 
steht  ein  brennender  Altar.    Die  Ausführung  ist  roh. 

Ann.  deir  Inst.  1864  Tav.  d'agg.  LM  3  p.  174 ff.  Nogara  I  mosaici  antichi  oonserv. 
nei  pal.  pontet  del  Vatic.  e  del  Later.  T.  LXVII  p.  32.   B.  S.  p.  384  n.  551. 

Sechzehntes  Zimmer. 

1236  (1061)  Statue  des  Attis. 

Gefunden  im  Winter  1867 — 1868  in  der  vor  dem  Heiligtum  der 
Mater  magna  gelegenen  Halle.  Ergänzt  die  fünf  in  den  Eopf  eingelassenen 
Strahlen,  die  jedoch  durch  fünf  in  dem  Marmor  angebrachte  Bohrlöcher 
gesichert  sind. 

Die  Statue  ist  nach  der  auf  der  Plinthe  angebrachten  Inschrift 
dem  Attis  auf  Antrieb  der  Göttin  (d.  i.  der  Mater  magna)  von  Gaius 
Cartilhis  Euplus  geweiht.  Die  Buchstabenformen  der  Inschrift  wie 
die  Ausführung  der  Statue  deuten  auf  hadrianische  Zeit.  Der  Körper 
zeigt  zarte,  an  das  Weibliche  erinnernde  Formen;  der  Ausdruck 
erscheint  nicht  schmerzvoll  wie  bei  n.  1233,  sondern  melancholisch 
resigniert.  Der  Geliebte  der  Kybele  ist  als  All-Gott  dargestellt.  Die 
Sonnenstrahlen,  die  sein  Haupt  umgeben,  bezeichnen  ihn  als  Sonnen- 
gott, der  Kranzaus  Pinienzapfen,  Granatäpfeln  und  anderen  Früohten 
auf  seinem  Kopfe,  der  Strauß  aus  Ähren  und  Früohten,  den 
er  in  der  R.  hält,  und  die  von  der  Spitze  der  phrygisohen  Mütze  empor- 
ragenden Ähren  symbolisieren  seine  Beziehung  zur  Vegetation.  Die 
anter  den  Ähren  angebrachte  Mondsichel  ist  ursprünglich  das  Attri- 
but des  Men,  eines  in  Kleinasien  verehrten  Mond-  und  Unterwelts- 
gottes,  den  man  später  mit  Attis  identifizierte.  Die  bärtige  Büste,  auf 
die  sich  der  Jüngling  stützt,  scheint  den  idäischen  Zeus  darzustellen, 
dessen  Gebiet  der  Ausgangs-  und  Mittelpunkt  des  Kybele kultus  war, 


52  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1237—1240. 

Am  Mantel  und  an  der  Mütze  haben  sich  Spuren  roter  Farbe,  an 
den  Haaren,  der  Mondsichel  und  den  Ähren  Beste  einer  ehemaligen 
Vergoldung  erhalten. 

Mon.  dell'  Inst.  IX  8a,  2;  Ann.  1869  p.  224  ff.  Boscher  Lexikon  1 1  p.  727.  Darem- 
berg  et  Saglio  dictionnaire  I  2  p.  1688  Fig.  2248.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II  2 
p.  472  n.  6.  Corpus  inscr.  lat  XIV  n.  38.  Cumont  die  oriental.  Religionen  im  röm. 
Heidentum  (übers,  von  Gebrich)  p.  75.  84. 

Die  drei  in  diesem  Zimmer  befindlichen  Wandgemälde  n.  1237 — 1239  (Museums- 
nummern  1063 — 1065)  stammen  aus  zwei  Gräbern,  die  1865  an  der  von  Ostia  nach 
Laurentum  fahrenden  Straße  entdeckt  wurden  (Nogara  Le  nozze  Aldobr.,  i  paesaggi 
dell' Od.  ed  altre  pitture  mur.  ant.  conservati  nella  bibliot.  Vatic.  e  nei  Musei  Pontef. 
p.  63«.). 

1237  (1064)  Orpheus  und  Eurydike. 

Das  Grab,  in  dem  dies  Gemälde  angebracht  war,  gehört  nach  seiner 
Bauweise  wie  nach  den  ältesten  darin  gefundenen  Inschriften  dem  ersten 
Jahrhundert  n.  Chr.  an  und  auch  das  Gemälde  scheint  nach  seiner  Kunst- 
weise noch  aus  demselben  Jahrhundert  zu  stammen. 

Da  beinah  alle  Figuren  durch  Inschriften  bezeichnet  sind,  so 

kann  über  die  Deutung  kein  Zweifel  obwalten.    Dargestellt  ist  der 

Moment,  wie  sich  Orpheus,  im  Begriff  Eurydike  auf  die  Oberwelt 

zu  führen,  nach  seiner  Gattin  umsieht  und  diese  dadurch  für  immer 

verliert  (vgl.  n.  1883).  Links  sieht  man  das  Tor  der  Unterwelt,  davor 

den  dreiköpfigen  Kerberos  und  den  jünglingshaft  gebildeten  Wächter 

des  Tores  (IANITOB),  rechts  Oknos,  dessen  Binsenseil  von  einer 

Eselin  aufgenagt  wird  (vgl.  n.  359),  darüber  Reste  einer  Gruppe  des 

Pluto  und  der  Proserpina. 

Mon.  dell'Inst.  VIII 28, 1;  Ann.  1866  p.  203.  B.  S.  p.  401  n.  500.  Boscher  mythol. 
Lexikon  m  p.  1176f.  Abb.  1.  Nogara  T.  XLIII  p.  68.  Eine  ähnliche  Darstellung  auf 
einem  im  Gebiete  von  Tunis  gefundenen  Belief:  Gomptes  rendus  de  l'Acad.  des  In- 
scripUons  XXII  (1804)  p.  470. 

Die  Wandgemälde  n.  1238  (1065)  und  1230  (1063)  waren  an  der  Rückwand  des 
anderen  zwischen  Ostia  und  Laurentum  gelegenen  Grabes  angebracht,  rechts  n.  1238 
links  n.  1230.  Da  ihre  Ausführung  beträchtlich  geringer  ist  als  die  von  n.  1237  (1064), 
so  scheinen  sie  einer  späteren  Zeit,  etwa  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderte 
anzugehören. 

1238  {1065)  Raub  der  Proserpina. 

Die  Deutung  scheint  durch  die  Symbole  der  Proserpina,  einen 
Granatapfel  und  einen  Mohnkopf,  die  links  auf  dem  Boden  liegen, 
hinlänglich  gesichert.  Wenn  der  Maler  den  Wagen  des  Pluto  und  die 
mythischen  Figuren,  die  sonst  bei  dem  Raube  der  Proserpina  gegen- 
wärtig zu  sein  pflegen,  ausgelassen  und  sich  auf  die  Darstellung  des 
Pluto  und  der  Proserpina  beschränkt  hat,  so  wird  dies  daraus  zu 
erklären  sein,  daß  die  göttliche  Jungfrau  nach  seiner  Auffassung 
die  Verstorbene  symbolisierte  und  er  diese  Beziehung  nicht  durch 
weitere  Zutaten  verdunkeln  wollte. 

Mon.  dell'  Inst.  VIII  28,  2;  Ann.  1866  p.  300 ff.  B.  S.  p.  401  n.  501.  O verbeck 
Kunstmythologie  III  p.  655a,  Atlas  XVIII  6.  Boscher  Lexikon  II  p.  1375.  Nogara  T. 
XLIV  A  p.  60  ff. 

1239  (1063)  Szene  aus  einer  Tragödie. 

Sie  ist  als  solche  kenntlich  durch  den  Onkos  (vgl.  n.  267),  mit 
dem  der  in  der  Mitte  sitzende  bärtige  Mann  und  die  auf  ihn  zueilende 


3 


OBERES  STOCKWERK.  53 

Frau  ausgestattet  sind.  Vielleicht  handelt  es  sich  um  die  Erkennung 
des  Knaben,  der  vor  dem  in  der  Mitte  sitzenden  Manne  auf  das  1. 
Knie  gesunken  ist  und  den  dieser,  heftig  bewegt,  mit  beiden  Händen 
anfaßt.  Die  Gebärde  der  heraneilenden  Frau  und  die  Aufmerksam- 
keit, mit  der  der  Mann  oberhalb  des  Knaben  ihrer  Rede  zuhört, 
würden  recht  wohl  zu  der  Annahme  stimmen,  daß  jene  über- 
raschende Mitteilungen  macht,  die  den  Knaben  betreffen.  In 
dem  gelben  undeutlichen  Gegenstand,  den  sie  mit  beiden  Händen 
vorhält,  konnte  man  ein  Zeichen  erkennen,  das  über  den  Ursprung 
des  Knaben  Aufschluß  gibt. 

Mon.  dell'  Inst.  VIII 28, 3;  Ann.  1866  p.  312  ff.  Boscher  Lexikon  II  p.  1570  Fig.  8. 
B.  S.  p.  400  n.  589.  Nogara  T.  XLV  A  p.  69  ff.  Vgl.  Berichte  der  Sachs.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  1878  p.  124. 

In  dem  oberen  Stockwerke. 

1240  Athletenmosaik. 

Die  Bilder,  aus  denen  dieses  Mosaik  zusammengesetzt  ist,  wurden 
1824  bei  Gelegenheit  einer  von  dem  Grafen  Velo  unternommenen 
Ausgrabung  in  den  Caracallathermen  entdeckt.  Sie  dienten  daselbst 
mit  anderen  Bildern,  die  zerstört  vorgefunden  wurden,  als  Fuß- 
bodenschmuck in  den  beiden  halbkreisförmigen  Anbauten  des 
großen  Mittelsaales.  Die  erhaltenen  Stücke  wurden  auf  Befehl 
Gregors  XVI.  in  den  Lateran  gebracht  und  daselbst  aneinander 
gefügt.  Der  hiermit  beauftragte  Mosaicist  nahm  von  der  Anord- 
nung der  Bilder  in  den  Caracallathermen  Abstand  und  ging  bei 
der  Zusammensetzung  lediglich  darauf  aus,  einen  vollständigen 
Fußboden  herzustellen,  der  den  Dimensionen  des  gegebenen  Baumes 
entsprach.  Zwei  Stücke,  die  dieser  Absicht  zuwiderliefen,  wurden  in 
dem  ersten  Zimmer  des  lateranischen  Museums  untergebracht  (oben 
Seite  1).  Mehrere  unter  den  Namen,  die  den  dargestellten  Figuren 
beigefügt  sind,  und  die  Orthographie  der  Beischriften  lassen  darauf 
schließen,  daß  das  Mosaik  nicht  zur  Zeit  des  Caracalla,  sondern 
erst  im  4.  Jahrhundert  n.  Chr.  ausgeführt  wurde.  Die  meisten  der 
Bilder  zeigen  Athleten,  die  sich  damals  in  Rom  überhaupt  oder  im 
besonderen  auf  den  mit  den  Thermen  des  Caracalla  verbundenen 
Übungsplätzen  hervorgetan  hatten.  Zwanzig  Athleten  sind  in  ganzer 
Figur  dargestellt,  sechsundzwanzig  in  Brustbildern.  Jene  halten 
größtenteils  Siegespreise,  Palmenzweige  und  Kränze,  in  den  Händen; 
einzelne  sind  mit  den  für  ihre  Kampfart  bezeichnenden  Attributen 
ausgestattet,  vier  Faustkämpfer  mit  dem  Caestus,  zwei  Diskoswerfer 
mit  dem  Diskos;  ein  Speerwerfer  mit  drei  Speeren.  An  einem  der 
Faustkämpfer  (in  der  vorletzten  Reihe  oben)  erscheint  der  Caestus 
durch  ein  ähnliches  Boxinstrument  verstärkt,  wie  wir  ihm  auf  n.  1153 
begegneten.  Während  die  in  ganzer  Figur  abgebildeten  Athleten 
durchweg  als  junge,  bartlose  Männer  charakterisiert  sind,  bekunden 


54  DAS  LATERANISCHE  MUSEUM.  1240. 

die  zum  Teil  bärtigen  Brustbilder  ein  reiferes  Alter  und  scheinen  somit 
Porträts  von  berühmten  Veteranen  der  Palästra  zu  sein.   Außerdem 
sind,  ebenfalls  in  ganzer  Figur,  acht  Gymnasiarchen  dargestellt,  die 
sich  offenbar  um  die  Ausbildung  der  Athleten  und  um  die  Leitung 
ihrer  Kämpfe  besondere  Verdienste  erworben  hatten.    Man  erkennt 
sie  daran,  daß  sie  im  Gegensatze  zu  den  nackten  Athleten  mehr  oder 
minder  bekleidet  und  als  Greise  oder  dem  Greisenalter  nahestehende 
Männer  charakterisiert  sind.     Andere  quadratförmige  Bilder  ent- 
halten Gegenstände,  die  für  die  Palästra  bezeichnend  waren,  eine 
Herme    (vgl.  n.  1294),    eine  Striegel   (vgl.  n.  23),  ein  ölfläschchen 
(Lekythos),  Sprunggewichte  (Halteres),  Disken,  einen  Kranz  und 
Palmenzweige,  wie  sie  als  Preise  verliehen  wurden,  ein  zweihenkliges 
Gefäß,  das  zu  dem  gleichen  Zwecke  oder  zur  Aufnahme  des  feinen 
Sandes  diente,  mit  dem  sich  die  Ringkämpfer  einrieben  (vgl.  n.  23). 
Die  Athleten  scheinen  nach  ihren  Typen  größtenteils  barbarischer 
Herkunft.     Sie  haben  ebenso  häßliche  wie  gemeine  Gesichter  und 
einen  Ausdruck,  den  man, geradezu  als  einen  viehischen  bezeichnen 
darf.    Die  Ausführung  ist  roh.    Doch  läßt  sich  dem  Mosaicisten  das 
Verdienst  nicht  absprechen,  daß  er  die  Entwicklung  des  Muskel - 
Systems,  auf  der  die  Stärke  der  einzelnen  Athleten  beruhte,  in  natur- 
wahrer Weise  vergegenwärtigt  hat. 

Secchi  11  musaico  Antonlniano  rappr.  la  scuola  degli  atleti,  Borna  1843.  Blouet 
restauration  des  thermes  de  Caracalla  pl.  IV,  V,  XIV.  Iwanoff  architektonische 
Studien  III  Taf.  T  V  (vgl.  dazu  die  Erläuterung  von  Huelsen  p.  73 — 75).  Nogara  I 
mosaici  ant.  conserv.  nei  pal.  pontef.  del  Vatic  c  del  Later.  T.  I — IV  p.  1  ff.  Ein 
Stück  des  Mosaiks  bei  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altertums  I  p.  223  Fig.  174.  Der 
Caestus  mit  dem  Boxinstrument:  Jüthner  über  antike  Turngeräte  p.  93  Fig.  74.  Vgl. 
Braun  Ruinen  und  Museen  p.  753  n.  23.  Friedender  Darstellungen  aus  der  Sitten- 
geschichte Borns  II3  p.  452.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXVI  1911  p.  8  Anm.  7.  Es 
ist  interessant,  mit  den  Athleten  unseres  Mosaiks  die  Urteile  zu  vergleichen,  die 
verschiedene  Schriftsteller  der  Eaiserzeit  über  diese  Berufsklasse  fallen:  Friedländer 
a.  a.  O.  II5  p.  448—449. 

In  einem  anderen  Saale  des  oberen  Stockwerkes  sind  die  Ab- 
güsse der  sämtlichen  Belief s  der  Trajanssäule  ausgestellt,  die  auf 
Napoleons  I.  Befehl  ausgeführt  wurden.  Man  kann  die  Darstellungen 
hier  bequemer  studieren,  als  auf  dem  Trajansforum  vor  dem  Originale. 
Es  würde  den  Rahmen  unseres  Führers  weit  überschreiten,  wollten 
wir  auf  all  die  Fragen  antiquarischer  und  historischer  Art  eingehen, 
die  sich  an  die  einzelnen  Bilder  knüpfen.  Wer  sich  näher  orientieren 
will,  sei  vor  allem  auf  die  vollständige  Publikation  dieser  Reliefs  von 
Cichorius  verwiesen  (die  Reliefs  der  Trajanssäule;  Berlin  1896  und 
1900),  auf  das  Buch  von  E.  Petersen  Trajans  dakische  Kriege  nach 
dem  Säulenrelief  erzählt  (Leipzig  1899  u.  1903)  und  auf  E.  Strong 
Roman  sculpture  p.  166 — 213  PI.  LI — LXII  (vegl.  auch  Kekule  von 
Stradonitz  die  griech.  Skulptur2  p.  357  ff.). 


Das  Thermenmnsenm. 

B.  Musoo  nationale  romano. 

Sie  tau  Jahre  1911  erschienene  Gulda  del  Museo  nationale  romano  tob  Bob.Parlbeni 
iat  bereits  mit  Rücksicht  auf  die  Neuordnung  des  Museums  vertäut,  soweit  sie  bis  mm 

'  —    loch  beabsichtigt  man,  der  Sammlung  Ludovisi  neue 

von   der  Mostra  arcbeologlca  okkupierten  Teilen  der 

Der  Hof. 

tt  den  längs  der  linken  Seitenwand  aufgestellten  Skulp- 

1241  (77)  Kopflose  Statue  eines  Athleten. 

Ostiensis.  Erganz 
i  darunter  befindlii 
■Die  Statue  scheint,  soweit  ihre  geringe  Ausführung  ein  Urteil  g( 
stattet,  ein  Bronze  original  aus  dem  letzten  Viertel  des  fünften  Jahi 
hunderte  v.  Chr.,  das  Werk  eines  Künstlers  aus  der  Schule  des  Polj 
klet  wiederzugeben.  Sie  läßt  sieh  in  ungezwungener  Weise  nach  Bild- 
werken ergänzen,  die  siegreiche  Athleten  darstellen  im  Begriffe,  sich 
mit  der  r.  Hand  einen  Kranz  aufzusetzen  (vgl.  n.  1 083).  Die  auf  der  r. 
Schulter  sichtbare  Ansatzspur  würde  dann  von  dem  Bande  (lemniscus) 
herrühren,  mit  dem  Siegeskränze  häufig  verziert  waren.  Die  L.  hat 
jedenfalls  auch  irgendein  Attribut  gehalten,  schwerlich,  wie  in  der 
2.  Auflage  dieses  Führers  vermutet  worden  ist,  einen  Palmenzweig,  da 
dieser  auch,  wenn  er  in  Bronze  gearbeitet  war,  Spuren  am  Arme 
oder  an  der  Schulter  hinterlassen  haben  müßte. 

Vgl.  ESm.  Mittelt.  VI  1801  p.  30*  n.  S.  —  Vgl.  auch  I  monnm.  del  museoTotloula 
rinrod.  In  (ototipla  n.  470  =  8.  Relnach  repert.  de  la  etat.  TT  2  p.  518  n.  1. 

1242  (12)  Statue  eines  sitzenden  Mädchens. 

Gefunden  1SÖ5  oder  18ÖÖ  in  dem  sogenannten  Stadium  des  Palatin 
(Catalogo  dclgi  oggetti  trov.  1™  11  4  sett.  1866  ed  il  5  glugno  1866  al 
Palatino  n.  132).  Die  abweichende  Angabe  in  der  vorigen  Auflage  unseres 
FUhren  beruht  auf  einer  Verwechselung  mit  dem  auf.  dem  Palatin  ver- 
bliebenen Gegenstück.    Ergänzt  ein  Stück  des  1.  Oberannes, 

Ein  Mädchen  sitzt  in  lässiger  Haltung  auf  einem  Felsen,  mit  über- 
einander geschlagenen  Beinen,  die  1.  Hand  auf  den  Felsen  stützend. 
Die  Figur  gleicht  in  dem  Motive  ihrer  Körperhaltung  und  in  allen 
wesentlichen  Gewandmotiven  einem  Statuenfragmente-  im  Vatikan 
n.  127.  Die  Unterschiede  bestehen  darin,  daß  die  Dargestellte  dort 
auf  einem  Sessel  sitzt,  daß  sie  unter  dem  Mantel  einen  Chiton  ans 
leichtem  Stoffe  und  Sandalen  an  den  FüQen  trägt.   Die  gleiohe  Ge- 


56  DAS  THERMENMUSEUM.  1242—1247. 

stalt  begegnet  uns  noch  einmal  in  den  Uffizien  zu  Florenz;  dort  ent 
spricht  sie  in  ihrer  äußeren  Erscheinung  der  Statue  im  Thermen 
Museum,   nur  sitzt  sie  nicht  auf  einem  Felsen,  sondern  auf    den 
Schwanzwindungen  eines  seltsam  geformten  Seepferdes.    Daß   aber 
dies  nicht  das    Ursprüngliche   war,    errät  man   daraus,    daß    die 
Falten  des  Mantels  außen  neben  den  Beinen  rechtwinklig  geknickt 
sind,  wie  es  nur  durch  die  Kante  eines  Sitzes  motiviert  sein  kann ;  der 
Bildhauer  hat  sich  gar  nicht  die  Mühe  gegeben,  die  Schwanzwindungen 
des  Tieres  bis  unter  diese  Stellen  zu  führen  und  mit  ihnen  die  fehlende 
Kante  des  Sitzes  zu  ersetzen.   Dadurch  ergibt  sioh  klar,  daß  wir  es 
dort  mit  einer  späten  gedankenlosen  Variation  zu  tun  haben*    Aber 
auch  die  Fassung  des  Typus,  wie  wir  sie  hier  vor  uns  sehen,  kann  nicht 
die  ursprüngliche  gewesen  sein.   Der  Mantelzipfel  außen  neben  dem 
r.  Bein,  der  nur  hier,  nicht  an  den  beiden  anderen  Exemplaren  vor- 
handen ist  und  dessen  Zusammenhang  mit  dem  übrigen  Mantel  man 
sich  umsonst  klarzumachen  sucht,  ist  so  viel  schlechter  als  das  übrige 
Gewand  und  in  einem  so  abweichenden  Stile  gearbeitet,  daß  wir  in 
ihm  ohne  Mühe  eine  Zutat  des  späten  Kopisten  erkennen,  einzig  dazu 
bestimmt,  die  Masse  des  Felsensitzes  zu  beleben.  Nicht  anders  steht 
es  mit  den  lang  herabhängenden  Zipfeln  auf  der  andern  Seite.  Daraus 
scheint  sich  zu  ergeben,  daß  nur  das  Fragment  im  Vatikan  das  Ori- 
ginal unverändert  reproduziert,  daß  in  den  beiden  andern  Fällen  aber 
dieses  Original  zu  dekorativen  Zwecken  umgewandelt  wurde.  Für  die 
hiesige  Figur  können  wir  die  Veranlassung  zu  einer  derartigen  Um- 
wandelung  daraus  entnehmen,  daß  in  derselben  Gegend  des  Palatin 
i.  J.  1893  eine  andere  Statue  entdeckt  wurde,  die  ebensfalls  ein  weib- 
liches Wesen  auf  einem  Felsen  sitzend  darstellt.  Man  hat  darin  die  ge- 
naue Replik  einer  in  mehreren  Kopien  erhaltenen  Figur  erkannt,  die 
man  früher  für  Ariadne,  neuerdings  überzeugend  für  eine  Muse  erklärt 
hat.    Augenscheinlich  handelte  es  sich  nur  darum,  für  diese  Statue 
ein  entsprechendes  Gegenstück  zu  schaffen,  und  der  römische  Bild- 
hauer, dem  die  Arbeit  in  Auftrag  gegeben  war,  half  sich  in  seinem 
Mangel  an  eigener  Erfindung  oder  besseren  Vorbildern  durch  eine 
Anleihe  bei  einem  ihm  sonst  bekannten  hellenistischen  Werke  aus. 
Möglich,  daß  er  dabei  auch  diese  Figur  durch  ein  Attribut  in  ihrer  R. 
zur  Muse  stempelte,  möglich  auch,  daß  beide  an  ihrem  Standort  auf 
dem  Palatin  nur  allgemein  als  Nymphen  gelten  sollten. 

Monum.  dei  Lincei  V 1895  p.  77  ff .  Fig.  34  (p.  82  b).  S.  Reinach  repert.  de  la  stat. 
II  2  P.  690  n.  6.  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  XIII  1910  p.  133  Fig.  66,  p.  135 
(die  Ähnlichkeit  mit  der  Andromeda  des  verglichenen  Wandbildes  ist  zu  allgemein, 
als  daß  sie  uns  nötigte,  an  Abhängigkeit  des  Malers  von  dem  Tpyus  der  palatinischen 
Statue  zu  glauben).  Vgl.  Bull,  dell*  Inst.  1866  p.  162.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in 
Born  I  n.  835.  Amelung  Führer  durch  die  Ant.  in  Florenz  n.  108.  Gultrera  saggi  sull' 
arte  ellenistica  e  greco-rom.  p.  166ff.  —  Das  mutmaßliche  Gegenstück:  Mon.  dei  Lincei 
a.  a.  O.  p.  75  ff.  Fig.  33  (p.  81a).  Beinach  a.  a.  O.  p.  690  n.  5.  Vgl.  Hörn.  Mitteil.  VHI 
1893  p.  96  n.  8.  Über  die  Deutung  der  Gestalt  als  Muse:  Rom.  Mitteil.  XVII 1902 
p.  173 ff.  T.  VI  (vgl.  auch  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  X  1907  p.  318). 


DER  HOF.  57 

1248  (16)  Statue  einer  Yestalin  (vgl.  n.  1528  Anm.). 

Die  Dargestellte  ist  als  Vestalin  kenntlich  an  der  Binde  (infula), 

die  das  Haar  in  fünf  Windungen  umgibt.    Näheres  über  die  Tracht 

der  Vestalinnen  s.  in  den  Vorbemerkungen  zu  n.  1357 — 1361. 

Jordan  der  Tempel  der  Vesta  u.  das  Haus  der  Vestalinnen  T.  VIII 3  p.  44.  g.  Bei- 
nach r6pertoire  de  la  stat.  II  2  p.  660  n.  10.  Vgl.  Notizie  d.  scavi  1883  p.  434.  Americ. 
Journal  of  archaeol.  1008  p.  336. 

1244  (20)  Torso  einer  Statuette  des  Diomedes* 

Gefunden  an  dem  Palatin.    Ergänzt  ein  Teil  des  1.  Oberarms. 
Die  Statuette  war  eine  sauber  gearbeitete  verkleinerte  Wieder- 
holung eines  besonders  durch  eine  Münchener  Statue  bekannten 
Typus,  der  Diomedes  darstellte  im  Begriffe,  das   Paladium   aus 
Troia  fortzutragen.   Köpfe  des  Typus  sind  besprochen  unter  n.  1027 

und  1275. 

Furtw&ngler  Meisterwerke  p.  316.  —  Über  die  Münchner  Statue:  Furtwängler- 
Wolters  Bildw.  d.  Glyptothek  n.  304. 

1245  (25)  Statue  eines  Jünglings. 

Ergänzt  die  Nase,  kleine  Flicken  in  den  Lippen,  der  vordere  Teil  des 
Halses  mit  dem  unteren  Teile  des  Hinterkopfes,  der  r.  Fuß  mit  dem 
daran  ansetzenden  Stücke  des  Stammes  und  dem  darunter  liegenden 
Teil  der  Plinthe,  der  obere  Teil  des  1.  Fußes  und  ein  Teil  des  1.  Unter- 
schenkels da,  wo  er  gebrochen  war. 

Der  Körper  wurde  in  dem  Tablinum  der  unterhalb  Marino  ge- 
legenen Villa  des  Quintus  Voconius  Pollio,  der  Kopf  an  einer  mehrere 
Meter  von  dem  Tablinum  entfernten  Stelle  derselben  Villa  gefunden. 
Doch  scheinen  sie  zasammenzagehören,  da  die  beiden  Brüche  auf 
der  Bückseite  des  Halses  genau  aufeinander  passen  und  auch  die 
Ausführung  sowie  die  Qualität  des  Marmors  hier  wie  dort  gleichartig 
erscheint.    Das  Gesicht  erinnert  an  bekannte  Apollontypen.    Man 

wird  in  dem  Dargestellten  einen  Genius  erkennen  dürfen. 

Bullettino  comunale  XII 1884  T.  XVn— XIX 11  p.  158,  p.  215  n.  11.  Vgl.  Notizie 
d.  scavi  1884  p.  107,  p.  159.  Rom.  Mitteilungen  VII 1802  p.  337.     , 

1246  (29)  Kopflose  Statue  des  Herakles. 

Gefunden  in  der  Villa  des  Voconius  Pollio  (vgl.  n.  1245).  Erg&nzt 
der  ganze  r.  Fuß,  der  1.  abgesehen  von  dem  hinteren  Teile,  beinah  die 
ganze  Plinthe. 

Die  Statue  erinnert  in  ihrem  Motive  an  die  kolossale  vatikanische 
Bronzestatue  n.  293;  doch  ist  ihr  Körper  etwas  schlanker.  Daß  sie 
auf  ein  Bronzeoriginal  zurückgeht,  beweist  im  besonderen  die  starke 
Herausarbeitung  der  Löwenhaut. 

Monum.  dei  Lincei  XIV  1910  p.  183 ff.  Fig.  2.  Vgl.  Notizie  degli  scavi  1884  p.  107. 
Bullettino  comunale  XII  1884  p.  158.  Köm.  Mitteilungen  VII  1892  p.  337. 

1247  (38)  Statue  des  Apollon. 

Gefunden  in  der  Villa  des  Voconius  Pollio  (vgl.  n.  1245).  Erg&nzt 
ein  Stück  am  Schädel. 

Der  Gott  ist  in  ruhig  gesammelter  Haltung  dargestellt,  sinnend 

den  Blick  ins  Weite  gerichtet.    Seine  Kithara  war  in  die  Vertiefung 


58  DAS  THERMENMUSEÜM.  1248—1263. 

eingesetzt,  die  man  in  dem  Gewandstücke  auf  dem  Kessel  des  T>n 
fußes  wahrnimmt.  Wie  der  erhaltene  Best  der  Oberarmes  beweis 
war  der  1.  Arm  vorgestreckt;  seine  Hand  ruhte  lassig  auf  de: 
Stege  oder  hielt  eines  der  Hörner  gefaßt;  dooh  könnten  die  Fing* 
auch  spielend  in  die  Saiten  gegriffen  haben.  Die  Hand  des  abwärt 
hängenden  r.  Armes  hielt  vermutlich  das  Plektron.  In  stilistischer  Hir 
sieht  scheinen  sich  in  der  Figur  verschiedene  Richtungen  zu  kreuzet 
Körper  und  Gewand  sind  nicht  vor  der  Mitte  des  4.  Jahrhundert 
v.  Chr.  denkbar,  während  der  Kopf  mit  seinen  ernsten  großen  Zügei 
vielmehr.  Werken  des  5.  Jahrhunderts  entspricht.  Deshalb  läßt  siel 
vorläufig  ein  sicheres  Urteil  über  die  Datierung  des  Originals  diese) 
technisch  geschickt,  aber  ohne  Geist  gearbeiteten  Kopie  nicht  fällen 
Das  aber  läßt  sich  auch  aus  dieser  Wiederholung  erkennen,  da£ 
es  dem  Schöpfer  des  Originales  nicht  so  sehr  auf  Verkörperung  see- 
lischen Gehaltes  als  auf  äußerlich  vollendete  Erscheinung  ankam. 
Die  Stilisierung  der  Haare  wie  der  Falten  und  die  freie  Herausarbei- 
tung der  Dreifußstützen  mit  der  mannigfach  gewundenen  Schlange 

lassen  darauf  schließen,  daß  jenes  Original  in  Bronze  gegossen  war. 

Bullettino  comunale  XII  1884  T.  XVII— XIX  n.  10  p.  158,  p.  215  n.  10.  Vgi. 
Notizie  d.  seavi  1884  p.  107.  Overbeck  Kunstmythologie  IV  p.  102  n.  7.  Rom.  Mit- 
teilungen VII  1892  p.  337. 

1248  (52400)  Torso  einer  Knabenstatue.  , 

Gefunden  im  Hochsommer  1002  in  Via  Tasso. 

Der  Torso  stammt  von  einer  lebendig  gearbeiteten  Wiederholung 

jener  polykletischen   Siegerstatue,   deren   vollständigste   Kopie    im 

Dresdner  Museum  erhalten  ist;   Vgl.  n.  56  (einen  Torso  der  gleichen 

Figur  in  härterer,  schematischer  Ausführung),  93  und  1112  (zwei 

Köpfe  des  gleichen  Typus). 

Bullettino  comunale  XXXIV  1006  T.  II  p.  11  ff. 

1249  (51)  Kopflose  Statue  der  Hera  (vgl.  n.  1528  Anm.). 

Gefunden  1878  in  dem  sogenannten  Stadium  des  Palatin. 
Die  Statue  ist  eine  Wiederholung  der  mit  der  Hera  Barberini 
(n.  295)  nächstverwandten  Hera  Borghese- Jacobson  (vgl.  n.  26). 
Aber  die  Gewandmotive  sind  hier  in  einer  effektvollen  Weise  und 
mit  einem  technischen  Raffinement  vorgetragen,  wie  es  erst  seit 
der  Begierungszeit  des  Hadrian  und  vor  allem  zur  Zeit  der  Anto- 
nine ausgebildet  wurde  (vgl.  n.  930 — 932).  In  jener  Zeit  also  muß 
diese  Kopie  gearbeitet  sein.  Auf  beiden  Schultern  haben  sich  Beste 
von  Locken  erhalten;  entweder  hatte  der  Bildhauer  mit  ihnen  die 
einfache  Frisur  des  Originales  bereichert  oder  sein  Werk  mit  einem 
im  Typus  abweichenden  Kopfe,  vielleicht  mit  einem  Porträtkopfe 

ausgestattet. 

Notizie  d.  seavi  1870  T.  I  2  p.  40  (vgl.  1878  p.  03).  Vgl.  Matz-Duhn  zentreute 
Bildw.  fn  Roml  n.  583.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  117.  Monum.  deiLinceiV  1895 
p.  77  ff.   Klein  Praxiteles  p.  64  n.  5.   Arndt  la  glyptotheque  Ny-Carlsberg  p.  92. 


DER  HOF.  59 

1250  (105)  Mädchenstatue  als  Brunnenfigur« 

Gefunden  1889  innerhalb  der  Ruinen .  eines  umfangreichen,  antiken 
Gebäudes,  die  auf  den  Prati  di  Gastello  zwischen  Ponte  Cavour  und  der 
Engelsburg  zutage  kamen. 

Das  Mädchen  hat  sich  in  einen  weiten  faltenreichen  Mantel  ge- 
hüllt, der  über  den  Hinterkopf  gezogen  ist  and  die  Arme  vollständig 
bedeckt.  In  dem  Kruge  neben  dem  1.  Beine  war  die  Leitung  des 
Wassers  angebracht.  Das  anmutige  Motiv  ist  von  der  Kunst  des 
4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  geschaffen  worden.  Die  Oberfläche  hat  reich- 
liche Spuren  der  ursprünglichen  Polychromie  bewahrt.  Man  erkennt, 
daß  Blau  die  Grundfarbe  des  Chitons  war.  Die  Borten  dieses  Ge- 
wandes und  des  Mantels  sind  dunkelrot.  An  den  Haaren,  den  Schuhen 

und  dem  Kruge  haben  sich  Reste  gelber  Farbe  erhalten. 

Notizie  d.  scavi  1880  p.  188  f.  —  Man  vergleiche  die  ebenfalls  gut  erhaltenen 
Beste  der  Bemalung  an  der  Aphroditestatue  im  nächsten  Gange  mit  der  Museums- 
nummer 125. 

1251  (66)  Kopflose  Statuette  der  Siegesgöttin. 

Früher  im  Museo  Kircheriano. 
Als  Nike  war  dieses  in  seiner  Einfachheit  so  reizvolle  Figürchen 
durch  die  Flügel  bezeichnet,  deren  Ansatzspuren  sich  im  Bücken 
erhalten  haben.    Das  Werkohen  —  zweifellos  ein  griechisches  Origi- 
nal —  stammt  aus  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 

1252  (68)  Statue  einer  Adorantin. 

Früher  im  Palazzo  Sciarra.  Ergänzt  die  Nase,  der  Hals  mit  den  ent- 
sprechenden Teilen  des  Himation,  beide  Unterarme,  die  Füße  und  die 
Plinthe. 

Die  Figur  gibt  in  harter  sorgfältiger  Arbeit  den  gleichen  Typus 

wieder,  über  den  wir  bereits  unter  n.  241  u.  1038  gehandelt  haben. 

Die  Hände  müßten  erhoben  und  mit  der  Innenfläche  dem  Beschauer 

zugewendet  sein.    Der  Kopf  gehört  nicht  zu  der  Statue;  er  ist  ein 

Porträt  der  Lucüla,  der  Gemahlin  des  Lucius  Veras.    Ursprünglich 

war  an  der  Statue  der  Mantel  über  den  Hinterkopf  gezogen. 
Matz-Duhn  zerstreute  Bildw.  in  Born  I  n.  1421. 

1253  (237)  Kopflose  Statuette  der  Hygieia, 

Sie  war  mitten  durchgebrochen.   Am  Bruch  ist  allerlei  geflickt. 

Die  Statuette  gibt  einen  Typus  der  Heilgöttin  wieder,  der  unter 

dem  Namen  der  Hygieia  Hope  bekannt  ist.     Näheres  über  ihn  s. 

unter  n.  1341. 

Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XIX  1904  p.  66. 

Nordwestwand  (Ala  II). 

In  dieser  Wand  öffnen  sich  sechs  Türen  auf  ehemalige  Wohn- 
ungen der  Karthäusermönche.  Von  diesen  wird  die  erste  (A)  die 
Münzsammlung  des  Museums  beherbergen,  die  zweite,  fünfte  und 
sechste  (B,  E,  F)  Sammlungen  von  gestempelten  Bleiröhren,  Ge- 


60  DAS  THERMENMUSEUM.  1264—1256. 

wichten  und  Tonstempeln;  doch  sind  diese  Abteilungen  zurzeit  noch 
nicht  dem  Publikum  geöffnet.     Die   dritte   und   vierte  Wohnung 
(C,  D)  enthalten  interessante  Inschriften,  vor  allem  die  Fragmente 
der  Arvalakten,  d.  h.  der  Protokolle,  die  im  Auftrage  der  Arval- 
brüderschaft  über  die  von  ihr  vorgenommenen  sakralen  Funktionen 
aufgenommen  wurden  (vgl.  n.  1528  Anm.).    Der  Mittelpunkt  dieser 
Brüderschaft  war  der  von  einem  Haine  umgebene  Tempel  einer  Acker- 
göttin, der  Dea  Dia,  der  auf  dem  rechten  Tiberufer  an  der  Westgrenze  der 
römischen  Feldmark  fünf  Miglien  vor  der  Porta  Portuensis  lag.  Das 
dreitägige  Fest  der  Göttin  fiel  in  den  Monat  Mai.  Eine  besonders  bedeu- 
tungsvolle Handlung  fand  an  dem  zweiten  Tage  statt,  nämlich  ein  Tanz, 
den  die  Arvalen  in  dem  für  das  Volk  verschlossenen  Tempel  der 
Göttin  aufführten.  Sie  schürtzen  ihre  Toga  praetexta  auf  (vgl.  n.  388), 
nahmen  Textbücher  (libelli)  zur  Hand  und  skandierten,  im  Drei- 
schritt stampfend  (tripodaverunt),  das  in  den  Textbüchern  enthaltene 
uralte  Lied,  das  uns  in  einem  Protokolle  aus  dem  Jahre  218  n.  Chr. 
(in  dem  ersten  der  in  der  Behausung  D  zugänglichen  Zimmer)  er- 
halten ist  und  dessen  Sinn  für  die  Arvalen  der  Kaiserzeit  gewiß  ebenso 
unverständlich  war,  wie  er  es  für  die  modernen  Philologen  ist.    Ur- 
sprünglich scheint  die  Brüderschaft,  vermutlich  im  Zusammenhange 
mit  dem  Feste  der  Dea  Dia,  auch  den  sühnenden  Umgang  um  die 
römisohe  Feldmark  (lustratio  agri),  die  Ambarvalia,  vorgenommen 
zu  haben.    Dem  Charakter  der  Korporation  entsprechend  war  das 
Attribut  ihrer  Mitglieder  der  Ährenkranz  (corona  spicea.  Vgl.  n.  217). 
Das  hohe  Alter  der  Brüderschaft  ergibt  sich  nicht  nur  aas  der  Sprache 
des  Arvallieddb,  sondern  auoh  aus  anderen  Tatsachen,  von  denen  ich 
nur  zwei  besonders  schlagende  anführe.  Wir  erfahren  aus  den  Proto- 
kollen, daß,  wenn  es  nötig  wurde,  ein  eisernes  Instrument  in  den  der 
Dea  Dia  geheiligten  Bezirk  einzuführen,  dies  durch  besondere  Opfer 
(piacula)  gesühnt  werden  mußte.     Ferner  sind  die  Tongefäße,  die 
bei  den  Aasgrabungen  in  diesem  Bezirke  gefunden  wurden  und  offen- 
bar zu  dem  Kultusapparate  der  Arvalen  gehörten,  entweder  einfach 
mit  der  Hand  oder  unter  Beihilfe  eines  ganz  primitiven  Surrogates 
für  die  Drehsoheibe  gearbeitet.  Wir  dürfen  hieraus  den  Schluß  ziehen, 
daß  die  Stiftung  der  Brüderschaft  in  eine  Periode  hinaufreicht,  wäh- 
rend deren  der  Gebrauch  eiserner  Instrumente  wie  der  Drehscheibe 
den  Latinern  noch  unbekannt  war. 

Da  die  Literatur  vor  der  Zeit  des  Augustus  über  die  Arvalen 
schweigt,  so  scheint  es,  daß  die  Brüderschaft  während  der  letzten  Zeit 
der  Bepublik  entweder  vollständig  eingegangen  war  oder  jegliche  Be- 
deutung verloren  hatte.  Unter  der  Regierung  des  Augustus  erwachte  sie 
zu  neuem  Leben.  Der  Kaiser  wurde  selbst  Arval  und  wirkte  dahin, 
daß  Mitglieder  seiner  eigenen  wie  überhaupt  der  vornehmen  römischen 
Familien  kooptiert  wurden»   Infolgedessen  besorgte  die  Brüderschaft 


DER  HOF.  61 

nicht  mehr  ausschließlich  den  Kultus  der  Dea  Dia,  sondern  wurde 
zugleich  ein  Organ  des  Kaiserkultus.  Sie  feierte  die  Geburtstage  der 
Herrscher,  legte  Gelübde  für  deren  Wohl  ab,  pflegte  den  Kultus  der 
vergötterten  Kaiser,  deren  Zahl  im  Jahre  183  sechzehn,  218  zwanzig 
betrug,  und  verrichtete  mancherlei  andere  Funktionen  ähnlicher  Art. 
Außerdem  ließen  die  Arvalen  seit  der  Zeit  des  Augustus  ihre  Proto- 
kolle auf  Marmorplatten  einmeißeln  und  diese  an  oder  in  dem  Tempel 
der  Dea  Dia  anbringen.  Die  meisten  erhaltenen  Stücke  wurden  in  der 
fünf  MigÜen  vor  der  Porta  Portese  gelegenen  Vigna  Ceocarelli,  die 
den  größten  Teil  des  Bezirkes  der  Dea  Dia  umfaßt,  einige,  die  ver- 
schleppt worden  waren,  an  verschiedenen  anderen  Stellen  gefunden. 
Das  älteste  Stück  datiert  aus  der  Zeit  des  Augustus,  dem  Jahre 
21  v.  Chr.  (in  dem  ersten  Zimmer  der  Behausung  0  die  erste  Tafel 
an  der  L  Wand  oben),  das  jüngste  aus  der  Zeit  des  Gordianus  III., 
dem  Jahre  241  n.  Chr.  (im  ersten  Zimmer  der  Behausung  D).  Die 
Protokolle  sind  so  ausführlich,  daß  wir  die  Funktionen  der  Arvalen 
genauer  kennen  als  die  irgendwelcher  anderen  religiösen  Körperschaft. 
Der  zylinderförmige,  von  einem  kuppeKÖrmigen  Aufsatze  ge- 
krönte Gegenstand  aus  Travertin,  der  in  dem  ersten  Zimmer  der 
Behausung  C  aufgestellt  ist,  stammt  aus  der  Vigna  Ceccarelli  und 
lag  daselbst  lange  unbeachtet  auf  dem  Hügel,  der  sich  im  Haine  der 
Dea  Dia  erhob.  Sein  Reliefschmuck  besteht  unten  aus  Bukranien, 
die  durch  Girlanden  verbunden  sind,  oben  aus  einer  Schlange,  die 
sich  um  die  Kuppel  des  Aufsatzes  windet.  Die  geläufige  Annahme, 
daß  dieser  Gegenstand  als  Altar  gedient  habe,  ist  unzulässig,  da  ein 
Altar  notwendig  eine  horizontale  Oberfläche  haben  mußte.  Viel- 
mehr haben  wir  darin  ein  Kultusmal  des  durch  die  Schlange  sym- 
bolisierten Genius  loci  zu  erkennen,  dem  von  den  Arvalen,  wie  die 
Protokolle  berichten,  bisweilen  Schafe  geopfert  wurden. 

Henzen  acta  Arvalium  quae  supersunt,  Berol.  1874.  CIL  VI  n.  2033 — 
2119,  n.  82838—32308.  Ephemeris  epigrafica  VIII  1892  p.  316—350.  Weiteres  bei 
Mommsen  Beden  und  Aufsätze  p.  270 ff.,  Boscher  Lexikon  d.  gr.  u.  röm.  Mythologie  1 1 
p.  964ff.  und  Pauly-Wissowa  Real-Encyclopädie  IV  p.  1463 ff.  Der  angebliche  Altar: 
Henzen  scavi  nel  bosco  eacro  dei  fratelli  Arvali  T.  V  5  p.  IX,  p.  106. 

In  dem  größeren  Nebenraum  der  Behausung  D  befinden  sich 
noch  einige  besonders  interessante  Inschriften: 

1254    (£43)    Travertinplatte    (gefunden  beim  Bau  des  Finanzministeriums) 

mit  einer  Inschrift  aus  dem  Jahre  115  v.  Chr.  (Arbeitsvertrag  über 
Wiederherstellung  der  Via  Caecilia,  einer  südöstlichen  Zweigstraße 
der  Via  Salaria,  verdungen  durch  den  Censor  L.  Caecilius  Metellus). 

ffotizie  d.  scavi  1896  p.  87ff.  mit  Abb.   CJL  VI  3824  u.  31603.   Pauly-Wissowa 
Beal-Encyklopadie  IH  p.  1213  n.  93  Z.  52ff. 

1255  (445)  Ehreninschrift  des  L.  Iulfus  Vehillus  Gratus  Iulfanug, 

der  zur  Zeit  des  Kaisers  Commodus  nach  glänzend  absolvierter  Lauf- 
bahn im  Zivil-  und  Militärdienste  und,  nachdem  er  sich  in  Kriegen 


62  DAS  THERMENMUSEUM.  1256-1263. 

gegen  die  Parther,  die  Germanen  und  die  Briten  ausgezeichnet 
hatte,  Prätorianerpräfeet  geworden  war,  aber  kurze  Zeit,  nachdem  er 
diese  Stellung  angetreten  hatte,  im  Jahre  189  n.  Chr.  auf  Befehl  des 
Kaisers  ermordet  wurde.  Damals  muß  man  sein  Ehrendenkmal  zer- 
stört und  in  den  Tiber  geworfen  haben,  aus  dem  die  Inschrift  L  J.  1 887 
.  wieder  herausgefischt  worden  ist.  Sie  berichtet  unter  anderm  von 
Kämpfen  gegen  die  Kostoboker  (in  der  Inschrift  sind  sie  Castabocae 
genannt).  Den  Einfall  dieser  barbarischen  Völkerschaft  in  Griechen- 
land erwähnt  Pausanias  im  10.  Buche  seiner  Periegese  (34,  5)  als  zu 
seiner  Zeit  geschehen.  Daraus  ergibt  sich  ein  terminus  post  quem 
für  die  Zeit,  in  der  Pausanias  sein  Werk  vollendete;  allerdings  wird 
jener  Einfall  von  einem  Gelehrten  in  das  Jahr  169,  von  einem  anderen 
in  die  Zeit  kurz  nach  175,  von  einem  dritten  in  das  Jahr  178/179 
datiert. 

Notizie  d.  acavi  1887  p.  536 ff.  Archflol.-epigr.  Mitteil,  aus  Österreich  XIII  1890 
p.  186 ff.  Jahrbücher  für  Fhilol.  1890  p.  375.  Hitzig-  Blümner  Pausanias  III  p.  818  f. 
Robert  Pausanias  als  Schriftsteller  p.  269. 

1256 — 1258  Drei  Säulchen  aus  Peperin  (vom  Paiatin),  auf  deren 
einer  des  Fertor  Erresius,  Königs  der  Aequicoli,  gedacht  wird, 
dem  die  Legende  die  Institution  des  Ius  fetiale  zuschrieb;  auf  den 
beiden  anderen  werden  Gottheiten  genannt  —  Anabestae  und  Remu- 
reina  — ,  deren  Namen  uns  nur  hier  begegnen. 

Pauly-Wissowa  Real-Encyclopadie  I  p.  597,  60  ff.  p.  2015,  47  ff.  VI  p.  2222,  29 ff. 
p.  2259,  44 ff.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  p.  329,  64 ff.  IV  p.  74,  36ff. 

1259  Marmorplatte   in   Form   der   Schmalwand   einer   Truhe 

für  Brot  und  Mehl,  wie  sie  heute  noch  bei  der  Landbevölkerung 
Italiens  in  Gebrauch  sind.  Die  Platte  stammt  von  dem  Grabgebäude 
des  Bäckermeisters  C.  Vergilius  Eurysaces  (dicht  vor  Porta  Maggiore), 
für  dessen  Frau  Atistia  der  Inschrift  zufolge  dieses  seltsame  Grab- 
mal bestimmt  war. 

CJL  I  p.  222.  Vgl.  E.  Caetaui-Lovatelli  passeggiate  nella  Borna  antica  p.  169. 

In  dem  Gange: 

1260  (12789)  Statue  einer  sitzenden  Göttin. 

Früher  im  Palazzo  Giustiniani.  Ergänzt  das  r.  Schienbein,  die  Füße 
und  Kleinigkeiten.  Der  Kopf  und  beide  Arme  waren  besonders  gearbeitet 
und  eingesetzt. 

Auf  einem  Stuhle,  dessen  Beine  abgebrochen  sind,  sitzt  eine  weib- 
liche Gestalt  mit  vollen  matronalen  Formen,  umhüllt  mit  Peplos  und 
Mantel.  Auffallend  ist  das  Bestreben  des  Bildhauers,  die  Körper- 
formen, besonders  die  der  Brust,  durch  die  etwas  überreich  und  kraus 
behandelte  Gewandung  sichtbar  werden  zu  lassen.  Die  Art,  wie  das 
geschehen  ist,  und  der  monumentale  Wuchs  der  Gestalt  lassen  uns 
auf  ein  attisches  Original  aus  dem  Ende  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
schließen. 


DER  HOP. 


63 


Galleria  Giustiniani  I  T.  4.  Clarac  468,  882.  Bullettino  comunale  XXXII  1904 
p.  50 ff.  Fig.  9—10.  Vgl.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildwerk,  in  Rom  I  n.  607  (der  Kopf,  den 
die  Statue  früher  trog,  ist  jetzt  links  neben  ihr  aufgestellt,  da  er  von  einem  anderen 
Werke  stammt). 

1261  (103)  Kopf  des  jugendlichen  Asklepios. 

Gefunden  auf  dem  Falatin  (die  Angabe  in  der  Guida,  daß  der  Kopf 
aus'  dem  Kircherianum  stammt,  ist  irrtümlich;  er  ist  auf  einer  alten 
Photographie  des  kleinen  Museums  auf  dem  Palatin  deutlich  zu  er- 
kennen). 

Der  Kopf  ist  als  Asklepios  an*  der  starken  Bolle  kenntlich,  die 
den  üppigen  Lockenkranz  des  Vorderkopfes  und  des  Nackens  von 
den  strenggescheitelten  Haaren  des  Hinterkopfes  sondert.  Das  Ge- 
sicht ist  mit  lebendigem  Ausdruck  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet. 
Augenscheinlich  liegt  ein  nicht  reizloses  Bronzeoriginal  des  4.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  zugrunde,  interessant  schon  wegen  der  Seltenheit 
jugendlicher  Asklepios  typen,  zumal  aus  einer  Zeit,  in  der,  wie  uns 
überliefert  ist,  Skopas  und  Timotheos  den  Gott  un bärtig  gebildet 
haben,  auch  Kaiamis,  wenn  wir  annehmen,  daß  es  einen  jüngeren 
Künstler  dieses  Namens  gegeben  hat  (vgl.  n.  6).  Unser  Interesse 
wächst,  wenn  wir  erfahren,  daß  unter  den  römischen  Antiken  außer 
einer  Wiederholung  (im  15.  Zimmer  des  lateranischen  Museums)  auch 
ein  verwandter  Typus  in  drei  Exemplaren  vertreten  ist,  deren  bestes 
sich  in  Villa  Albani  befindet  (n.  1822),  zumal  es  nicht  unwahrscheinlich 
ist,  daß  wir  auoh  in  diesem  Typus  einen  jugendlichen  Asklepios  zu 
erkennen  haben.  Freilich  gibt  sich  die  Verwandschaft  nur  in  der  sehr 
eigenartigen  Haarbehandlung  —  hie  und  da  stimmen  Locke  für 
Locke  überein  —  und  der  charakteristischen  dreieckigen  Form  der 
Stirn  zu  erkennen,  während  die  Gesichtszüge  beider  Typen  stark 
voneinander  abweichen.  Spätere  Studien  werden  vielleicht  dazu 
gelangen,  dieses  seltsame  Verhältnis  zwischen  beiden  Schöpfungen 
zu  erklären.  Zu  ihnen  hat  sich  seit  kurzem  auoh  das  Oberteil  einer 
Statue  gesellt,  abermals  einer  Darstellung  des  jugendlichen  Asklepios, 
das  bei  den  englischen  Ausgrabungen  in  Sparta  zutage  trat;  leider  han- 
delt es  sich  auch  dort  nur  um  eine  ziemlich  späte  Kopie  römischer  Zeit. 

Jahreshefte  d.  Osten*,  arch.  Inst.  XI  1908  p.  111  ff.  Abb.  16,  17  (ebenda  Abb.  18 
die  Kopie  im  Lateran).  Vgl.  Ausonia  III  1908  p.  114.  Das  Statuenfragment  in 
Sparta:  Annual  of  the  Brit.  school  at  Athens  XII 1905 — 6  p.  435 f.  Fig.  2. 

1262  (112)  Kopf  der  Athena. 

Vormals  im  Museo  Eircheriano.  Ergänzt  die  Spitzen  des  Helmvisiers, 
die  Nase,  Splitter  an  der  Lippe. 

Der  Kopf  ist  eine  hart  gearbeitete  Wiederholung  des  Kopfes 
der  Minerva  Giustiniani  (n.  38  und  782). 

Furtwängler  Meisterwerke  p.  593  Anm.  2. 

1263  (114)  Fragment  eines  Marmorgebälks« 

Gefunden  im  sog.  Stadium  auf  dem  Falatin. 
Der  Fries  ist  mit  einer  tragischen  Maske,  Lorbeerzweigen  und  einem 
Vogel  in  Hochrelief  verziert.    Aus  der  leichten  Biegung  im  horizon- 


64  DAS  THERMENMUSEUM.  1264-1267. 

talen  Sinne  erkennt  man,  daß  das  Gebälk  von  einem  Gebäude  mit 
gerundetem  Grundriß  stammen  muß.  Auf  einem  anderen  Fragmente 
gleicher  Provenienz,  das  bereits  im  16.  Jahrhundert  zutage  ge- 
kommen war;  ist  an  Stelle  der  Maske  eine  Lyra  dargestellt.  Augen- 
scheinlich  haben  beide  Fragmente  zu  einem  kleinen  Bundbau  gehört, 
den  eine  Ausgrabung  um  1545  inmitten  des  Peristyls  des  Flavier- 
palastes  bloßgelegt  hatte.  Natürlich  kann  es  sich  da  in  keinem  Falle 
um  den  Tempel  des  Apollon  gehandelt  haben,  wie  die  ersten  Aus- 
graber nach  den  Ornamenten  des  Frieses  geschlossen  hatten,  eben- 
sowenig um  das  Sacellum  der  Vesta  auf  dem  Palatin  oder  seinen 
Saulenhof .  Die  Auswahl  der  Ornamente  erklärt  sich  leicht  bei  einem 
Gebäude,  das  mit  dem  Palaste  des  Augustus  in  Verbindung  stand ; 
war  doch  Apollo  der  Schutzgott  der  Kaiserwohnung. 

Monum.  d.  Lincei  V  p.  70.  Fig.  35.  Vgl.  Bullettino  comunale  XI  1883  p.  201  f. 
T.  XVn/XVIII  4.  Rom.  Mittel.  X  1895  p.  28ff.  Jordan-Hülsen  Togographie  d.  Stadt 
Rom  I  3  p.  76  Anm490. 

1264  (520)  Marmorwerk,  eine  antike  Bühne  (Skene)  darstellend. 
Das  eigenartige  Marmorwerk  —  vielleicht  ein  Baumodell,  das 

als  Anathem  des  Architekten  geweiht  war,  —  stellt  eine  Bühnen- 
wand mit  den  drei  obligaten  Türen  dar  und  deutet  den  vor  ihr  liegen- 
den Platz,  auf  dem  sich  die  Schauspieler  bewegten,  durch  die  unten 
vortretende  Leiste  an.  Die  viereckigen  Nischen  zwischen  den  Türen 
werden  bestimmt  gewesen  sein,  mit  gemalten  Tafeln  gefüllt  zu 
werden.  Das  kleine  Denkmal  gibt  uns  einen  Begriff  von  der  spät* 
hellenistischen  und  früh-römischen  Bühne.    Vgl.  n.  1481. 

Notizie  d.  scavi  1896  p.  67  ff.  Dörpfeld-Reisch  das  griechische  Theater  p.  333  f. 
Fig.  84.    Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  V  1902  p.  188  ff.  Fig.  53—55. 

Man  beachte  und  vergleiche  die  beiden  Torsen  Museumsnummer 
652,  653;  der  eine  stammt  von  einer  Wiederholung  der  Statue,  die 
uns  durch  die  Kopie  des  Stephanos  in  Villa  Albani  (n.  1846)  am 
bekanntesten  ist,  der  andere  von  einer  polykletischen  Knabenstatue, 

1265  (47808)  Vorderseite  eines  Altars  der  Lares  August}. 

Gefunden  auf  der  Tiber-Jnsel. 
Vgl.  n.  901,  1040  und  1528  Anm. 

CIL  VI  446. 

1266  (1023)  Pfeiler  mit  Inschrift 

Die  Fragmente,  aus  denen  dieser  Pfeiler  wieder  zusammengesetzt 
werden  konnte,  wurden,  in  eine  Mauer  verbaut,  am  äußersten  Bande  des 
Marsfeldes  bei  S.  Giovanni  dei  Fiorentini  gefunden,  in  der  Gegend,  die  im 
Altertum  Tarentum  hieß. 

Die  Inschrift  gibt  den  Rechenschaftsbericht  über  die  Sakular- 

feier  der  Stadt  Born  wieder,  die  der  Kaiser  Augustus  i.  J.  17  v,  Chr. 

abgehalten  hatte.  Der  Pfeiler,  in  den  die  Inschrift  eingegraben  ist,  war 

an  ebendem  Orte,  an  dem  die  Fragmente  gefunden  wurden,  aufgestellt, 


DEÄ  HOF. 


60 


da  in  diesem  Teil  des  Marsfeldes  die  mit  der  genannten  Feier  verbun* 
denen  Spiele  stattgefunden  hatten.  Das  Aktenstück,  so  trümmerhaft 
es  überliefert  ist,  wirft  ein  interessantes  SchJaghoht  auf  die  Weise,  in 
der  Augustus  unter  möglichster  Schonung  der  republikanischen 
Formen  jenes  Fest  dazu  benutzte,  um  der  von  ihm  neu  eingeführten 
Staatsordnung  eine  religiöse  Weihe  zu  geben.  Die  Feier  wurde  von 
dem  Kollegium  der  quindecimviri  saoris  faoiundis  geleitet.  Da  Au- 
gustus und  sein  Reichsverweser  Agrjppa  Mitglieder  dieses  Kollegiums 
waren,  so  hatte  es  züchte  Anstößiges,  wenn  sie  bei  der  Feier  allenthalben 
in  den  Vordergrund  traten.  Gewisse  Gebete,  die  zum  Teil  von  Augustus 
vorgesprochen  wurden,  erinnern  auffällig  an  die  von  den  modernen 
Monarchien  vorgeschriebenen  Barchengebete.  Man  betete  für  das  Wohl 
des  römischen  Volkes,  für  dessen  Legionen  —  offenbar  eine  von  dem 
nunmehrigen  obersten  Kriegsherrn  eingeführte  Neuerung  — ,  für  die 
quindecimviri,  unter  denen  Augustus  einbegriffen  war,  für  deren 
Verwandte  und  Diener.  Selbst  ein  ganz  kurze*  Auszug  aus  dem 
Festprogramme  würde  zu  weit  führen.  Es  sei  hier,  nur  darauf  hin- 
gewiesen, daß  darin  auch  des  Carmen  saeculare  gedacht  wird,  das 
Horaz  für  die  Feier  verfaßte.  Es  wurde  am  dritten  Tage  des  Festes, 
am  3.  Juni  des  Jahres  17  v,  Chr.,  auf  dem  Palatin,  nachdem  daselbst 
dem  Apoll  und  der  Diana  ein  unblutiges  Opfer  dargebracht  worden 
war,  von  siebenundzwanzig  Knaben  und  siebenundzwanzig  Mädchen 
gesungen  und  danach  auf  dem  Kapitol  wiederholt.  Man  liest  in  der 
zwanzigsten  Zeile  von  unten 

Carmen  composuit  Q.  Horatius  Flaccus. 

Die  Fragmente  des  anderen  Pfeilers,  der  an  der  rechts  an- 
stoßenden Wand  wieder  aufgebaut  worden  ist,  wurden  gleichzeitig 
und  an  derselben  Stelle  gefunden  wie  die  augusteischen.  Die  Inschrif- 
ten dieses  Pfeilers  enthalten  das  Programm  des  unter  Septimius  Seve- 
rus  2Q4  n.  Chr.  gefeierten  Säkularfestes. 

Monumenti  pubbl.  dalla  r.  Acc.  dei  Lincei  I  fasc.  3  (1801)  p.  617—672.  Ephe- 
meris  epigraphica  VIII  1892  p.  225—309.  Diehl  inscr.  latinae  n.  9,  10.  Vgl. 
Mommsen  in  der  Wochenschrift  „Die  Nation"  1891  p.  161—163. 

1267  (171)  Mosaik,  Nillandsehaft. 

Gefunden  1858  auf  dem  Aventin  bei  S.  Saba  in  der  Vigna  Macca- 
rani,  heute  Torlonia.    Vormals  im  Museo  Kircheriano. 

Es  sind  Anzeichen  vorhanden,  daß  sich  in  Ägypten  unter  der 
Herrschaft  der  Ptolemaer  eine  Landschaftsmalerei  entwickelte,  die 
den  Nil  und  seine  Umgebungen  darstellte  und  Pygmäen  als  Staffage- 
figaren verwendete.  Mit  den  zahlreichen  ILultureinflussen,  die 
Alexandreia  nach  dem  Westen  ausstrahlte,  fand  diese  Kunstgattung 
auch  in  Italien  Eingang.  Das  Interesse,  das  man  ihr  in  Born  ent- 
gegenbrachte, mag  im  besonderen  dadurch  gefördert  worden  sein, 
daß  das  alte  Wunderland  Ägypten,  seitdem  es  durch  die  Siege  des 

H  e  1  b  i  g :  Führer.  II.  3.  Aufl.  5 


\ 


66  DAS  THERMENMUSEUM.  1268—1269. 

Ootavian  dem  römischen  Reiche  einverleibt  worden  war,  ein  beliebtes 
Reiseziel  der  gebildeten  Römer  wurde.  So  begegnen  wir  seit  dem 
Beginn  der  Kaiserzeit  in  den  römischen  Häusern  häufig  Wandge- 
mälden und  Mosaikfußboden,  die  Nillandschaften  darstellen. 

Unser  Mosaik  zeigt  links  im  Hintergrunde  eine  Mauer,  über  die 
eine  Palme  und  zwei  hohe  viereckige  Türme  emporragen.   Vielleicht 
soD  hierdurch  eine  von  einer  Mauer  umgebene  Villenanlage  vergegen- 
wärtigt werden;  denn  wir  wissen,* daß  während  der  Kaiserzeit  in  den 
Villen  vielfach  Türme  angebracht  wurden,  die  eine  weite  Aussicht 
gewährten.    Rechts  liegt,  von  Palmen  beschattet,  ein  Gartenhaus 
ägyptisch-hellenistischen  Suis.    Vor  diesen  Gebäuden  fließt  der  Nil, 
aus  dessen  Gewässer  Schilf  Stengel,  Papyrusstaaden  und  Lotuspf laneen 
emporragen.    Ein  Hippopotamos  schreitet  darin  auf  einen  Nachen 
los,  in  dem  sich  zwei  Pygmäenweibohen  befinden,  während  von  oben 
zwei  Pygmäen  mit  gesohwungenen  Speeren  auf  das  Ungeheuer  zu- 
eilen. Ein  dritter  Pygmäe  schreitet  unterhalb  des  Hippopotamos  ein- 
her, auch  dieser  mit  einem  Speer  in  der  Rechten.  Anstatt  der  Schilde 
bedienen  sich  diese  drei  Pygmäen  der  Oberstüoke  tönerner  Ampho- , 
ren,  durch  die  sie  die  1.  Arme  durchgesteckt  haben.   Rechts  unten 
sieht  man  ein  zweites  Hippopotamos  und  links  ihm  gegenüber  ein 
Krokodil  mit  aufgesperrtem  Rachen,  das  bereit  scheint,  mit  jenem 
den  Kampf  zu  beginnen.   Oberhalb  des  Hippopotamos  schreitet  ein 
Pygmäe,  der  in  jeder  Hand  zwei  gelbe  Stäbchen  hält,  nach  rechts, 
eine  Figur,    deren  Beziehung   zu   den  übrigen  nicht  mit  der  er- 
wünschten Klarheit  hervortritt.  Über  der  Landschaft  sohweben  zahl- 
reiche Vögel.  Die  Felder,  in  die  der  Rahmen  des  Bildes  eingeteilt  ist, 
-sind  mit  Gruppen  von  szenischen  Masken  und  Vögeln  ausgefüllt. 

Bull,  dell'  Inst.  1870  p.  80.  De  Buggiero  Catalogo  del  Museo  Kircheriano  I  (Borna 
1878)  p.  265  n.  1.  Römische  Mitteilungen  VII  1892  p.  337.  Jahrbuoh  d.  arch.  Inst. 
XXVI  1911  p.  8  Anm.  7.  Über  die  ägyptische  Landschaftsmalerei:  Heibig  Unter- 
suchungen über  die  campanische  Wandmalerei  p.  101,  p.  302 — 308.  Lumhroso  FEgitto 
al  tempo  dei  Oreci  e  dei  Bomani  2.  ed.  p.  11  ff.  Rom.  Mitteü.  XXVI 1911  p.  55  ff. 
p.  78 ff.  p.  127 ff.  (Rostowzew).  Über  die  Reisen  nach  Ägypten:  Friedländer  Dar- 
stellungen aus  d.  Sittengeschichte  Roms  II  p.  92 f.,  p.  124  ff.  Über  die  in  den  römisches 
Villen  angebrachten  Türme:  Heibig  a.  a.  O.  p.  107.  Man  vergleiche  die  Masken] in 
der  Umrahmung  des  Mosaikbodens  im  Lateran  n.  1231. 


Nordostwand  (Ala  III). 

Auf  der  Brüstung  nach  dem  Garten  zu: 
1268  (656)  Statuenfragment. 

Gefunden  auf  dem  Palatin» 

Erhalten  ist  das  r.  Bein  einer  Jünglingsfigur,  daneben  ein  Stamm, 

an  dem  ein  Köcher  aufgehängt  ist.  Das  Fragment  stammt  von  einer 

guten  Wiederholung  des  sog.  Apollon  auf  dem  Omphalos  und  ist 

insofern  wiohtig,  als  durch  den  Köcher,  eine  Zutat  des  Kopisten,  die 


i 

i 


DER  HOF.  67 

Bedeutung  der  Statue  als  Apollon  gegen  abweichende  Erklärungen  be- 
stätigt wird. 

Journal  of  hell.  stud.  XXVI 1906  p.  278«.  Abhandl.  d.  phil.-hist.  Klasse  d.  sachs. 
Gesellach.  d.  Wiss.  XXV,  IV  1907  p.  66. 

An  der  Wand: 
1269  (907)  Medeiasarkophag. 

Er  war  bereits  gegen  Ende  des  .16.  Jahrhunderts  in  Rom  bekannt. 
Hierüber  und  über  seine  weiteren  Schicksale  vgl.  Robert  die  ant.  Sarko- 
phagreliefs II  p.  215. 

Links  sieht  man,  wie  die  Kinder  des  Iason  und  der  Medeia  der 
Braut  des  Iason,  Glauke  oder  Kreusa,  die  verhängnisvollen  Geschenke 
darbringen,  die  den  Tod  der  Jungfrau  zur  Folge  hatten.  Die  Szene 
erscheint  ähnlich  behandelt  wie  auf  dem  vatikanischen  Fragmente 
n.  318.  Doch  ist  am  1.  Ende  der  Platte  die  Figur  des  Iason  beigefügt, 
der  die  Knaben  offenbar  seiner  Braut  zugeführt  hat.  Die  rechts  fol- 
gende Szene  zeigt  die  todbringende  Wirkung  jener  Geschenke.  Von 
wildem  Schmerze  gepeinigt,  springt  die  Braut  von  einer  A't  Podium 
herab,  hinter  dem  eine  Kline  steht  (gemeint  ist  vielleicht  das  Ehe- 
lager). Ihr  Vater  Kreon  blickt  ihr  verzweifelt  nach,  mit  der  R.  in 
seinen  Haaren  wühlend  und  den  1.  Arm  vorstreckend.  Hinter  ihm 
stehen  zwei  Trabanten;  vor  dem  linken  liegt  auf  dem  Boden  sein 
Helm.  Es  folgt  eine  Szene,  die  darstellt,  wie  sich  Medeia  zum  Morde 
ihrer  Kinder  anschickt.  Die  zugehörigen  Figuren  haben  stark  ge- 
litten, lassen  sich  aber  mit  Hilfe  anderer  besser  erhaltener  Sarkophag- 
reliefs ergänzen.  Medeia  hält  in  der  R.  das  blanke  Schwert,  in  der  L. 
die  Scheide.  Die  vor  ihr  befindlichen  Knaben  sind  sich  der  Gefahr, 
die  ihnen  droht,  nicht  bewußt,  sondern  streiten  sich  arglos  um  einen 
Ball.  Der  vordere  Knabe  springt,  um  seinem  ihn  verfolgenden  Bru- 
der zu  entgehen,  über  eine  jener  Walzen,  deren  sich  die  Alten  zur  Ebe- 
nung  des  Bodens  bedienten  (vgl.  n.  1924),  und  hält  den  Ball  mit  beiden 
Händen  weit  von  sich  ab,  während  der  andere  beide  Hände  auf  die 
Schultern  des  Bruders  legt,  um  ihn  festzuhalten.  Am  r.  Ende  der 
Platte  sieht  man  Medeia,  wie  sie  ihren  Drachenwagen  besteigt,  um  dar- 
auf das  Weite  za  suchen.  Sie  hat  den  einen  der  getöteten  Knaben 
über  die  Schulter  geworfen;  die  andere  Leiche,  von  der  nur  das  1.  Bein 
und  der  r.  Fuß  sichtbar  sind,  liegt  im  Wagenkasten.  Vor  dem  Ge- 
spann ist  die  Personifikation  der  Erde  (Gaia,  Tellus)  gelagert,  die  ihre 
R.  mit  einer  bedauernden  Geberde  erhebt.  Die  1.  Schmalseite  ist  mit 
zwei  Figuren  verziert,  die  in  verständnisloser  Weise  aus  einer  auf 
einem  anderen  Sarkophage  angebrachten,  die  Hochzeit  des  Iason  mit 
Glauke  oder  Kreusa  darstellenden  Komposition  herausgelöst  sind. 
Iason  libiert  über  einen  brennenden  Altar  in  Gegenwart  eines  Opfer- 
dieners (camillus.  Vgl.  n.  957),  der  eine  Mulde  mit  Opfergaben  hält. 
Das  Relief  der  r.  Schmalseite  zeigt  zwei  in  einer  Unterredung  begrif- 


68  DAS  THERMENMÜSEÜM.  1270—1273. 

fene  Jünglinge,  eine  Szene,  für  die  eine  befriedigende  Erklärung  noch 
nicht  gefunden  ist  und  die  man  versuchsweise  auf  eine  Episode  aus  dem 
Argonautenmythos  bezogen  hat. 

Bobert  die  antiken  Sarkophag-Reliefs  II  T.  LXV  201— 201b  p.  215 f.  Röscher 
mythologisches  Lexikon  II  p.  2508  n.  2.  —  Links  von  dem  eben  beschriebenen  Sarko- 
phage steht  ein  anderer  mit  einer  nur  in  Einzelheiten  abweichenden  Darstellung  des 
gleichen  Mythus  (Museumsnummer  222;  ehemals  in  dem  Hofe  der  Regia  Calcografia). 
Zu  bemerken  ist  die  Reliefdarstellung  auf  dem  Podium,  auf  das  Kreon  den  1.  Faß  ge- 
setzt hat;  da  sehen  wir  Jason,  wie  er  zwei  der  feuerschnaubenden  Stiere  bändigt;  in 
der  Szene  des  Kindermordes  steht  neben  Medeia  die  Wärterin  der  Kinder  (Robert  a.  a.  0. 
n.  109;  Röscher  a.  a.  O.  n.  4). 

1270  Deckel  eines  Sarkophages  in  Form  einer  KHne. 

Ehemals  im  Palazzo  Rondinini.  Die  Köpfe  des  Mannes  und  der 
Büste,  sowie  die  L.  des  Mannes  und  Teile  des  Lagers  waren  abgebrochen. 
Ergänzt  die  Nase  des  Mannes,  das  Kinn  der  Büste  (ihre  Nase  war  ergänzt), 
Stücke  am  Halse  des  Mannes  und  der  Büste,  Kleinigkeiten  am  Lager. 

Der  Verstorbene  ruht  auf  der  Kline  und  hält  im  Schoß  eine  kleine 
weibliche  Büste,  auf  die  er  mit  ernsten  Mienen  niederbückt.  Zweifel- 
los ist  es  die  Büste  seiner  Gattin  und  derselben  Julia  Attica,  deren 
Asche  in  der  urnenartigen  Höhlung  des  hochgeführten  Teiles  der 
Bückenlehne  geborgen  war,  wie  uns  die  Inschrift  auf  ihrem  Deckel 
meldet,  während  der  Gatte  selbst  un verbrannt  in  dem  Sarkophage  bei- 
gesetzt war.  Das  Monument  ist  also  ein  interessanter  Zeuge  für  das 
gleichberechtigte  Nebeneinanderbestehen  beider  Begräbnisarten.  Die 
Büste  ist  augenscheinlich  aus  leichtem  Stoffe  gedacht;  wir  haben  in 
ihr  eine  jener  Wachsbüsten  zu  erkennen,  die  nach  dem  Ableben  einer 
Person  gefertigt  und  in  eigenen  hölzernen  Tempelchen  im  römischen 
Hause  aufbewahrt  wurden  (vgl.  n.  1495,  1196  und  1862).  Nach  der 
Frisur  der  Büste  und  ihrer  Form  zu  schließen,  ist  der  Sarkophagdeckel 
in  der  Zeit  der  Flavier  gearbeitet  -worden. 

CLL  VI  20383. 

1271  (203)  Vorderseite  eines  Sarkophages« 

Gefunden  an  der  Via  Appia. 
Vier  spiralförmig  kanellierte  Säulen  teilen  die  Fläche.  In  dem  mitt- 
leren Interoolumnium  wird  ein  römisches  Ehepaar  von  der  Juno  Pro- 
nuba  im  Beisein  des  kleinen  Hymen aeus  kopuliert.  B.  and  1.  stürmen 
die  Dioskaren  nach  vorne,  der  1.  über  den  ruhenden  Oceanus,  der  r. 
über  die  gelagerte  Tellus.  Sie  erscheinen  auf  römischen  Sarkophagen 
oft  als  Symbole  der  Liebe,  die  der  Tod  nicht  brechen  kann,  und  des  ewi- 
gen Wechsels  zwischen  Leben  und  Sterben.  Man  wählte  sie  wohl  auch 
deshalb  gerne,  weil  sie  die  Schutzgötter  der  römischen  Ritterschaft 
waren.  Im  Verein  mit  Oceanus  und  Tellus  repräsentieren  sie  außer- 
dem hier  den  ganzen  Umkreis  der  Natur:  Himmel,  Meer  und  Erde. 
Der  Sarkophag  stammt  aus  antoninischer  Zeit;  in  handwerksmäßiger 
Ausführung  gibt  er  ein  Beispiel  der  gleichen  Stilentwickelung,  wie  wir 
sie  in  höchster  technischer  Bravour  an  n.  1249  gefunden  haben.  Zu  der 


DER  HOF.  69 

architektonischen  Gliederung  der  Platte  vgl.  n.  146  und  150,  die  beide 

einer  spateren  Zeit  angehören. 

Rom.  Mitteilungen  XV  1906  p.  323ff.  Fig.  1.    Vgl.  Furtwängler  Meisterwerke 
p.  136  Anm.  1. 

1272  (184)  Sarkophag  mit  griechischer  Inschrift 

Gefunden  in  Ostia. 
Wie  die  Inschrift  meldet,  hat  ein  Ehepaar,  Lucius  Atilius  Artemas 
und  Claudia  Apphias,  diesen  Sarkophag  seinem  Freunde  Titus  Fabius 
Trophimas  gestiftet,  mit  dem  es  das  ganze  Leben  geteilt  hatte.   Das  1. 
Relief  zeigt  uns  die  beiden  Männer  an  der  Arbeit:  der  eine  ist  da- 
mit beschäftigt,  einen  Schuh  zu  fertigen,  der  andere  einen  Faden  aus 
einem  aufgehängten  Ballen  zu  ziehen  und  um  ein  spindelartiges  Stäb- 
chen zu  wickeln.  Neben  dem  Schuster  steht  ein  Schrank,  auf  dem  wir 
oben  zwei  Paar  Leisten  oder  fertige  Stiefel  bemerken.   Das  r.  Relief 
zeigt  beide  Freunde  —  augenscheinlich  sind  doch  dieselben  gemeint  — 
tanzend  zum  Klange  eines  Tamburins,  das  der  eine  von  ihnen  schlägt, 
während  der  andere  —  er  ist  zum  Unterschiede  von  dem  ersten,  der 
eine  lose  hängende  Tunika  trägt,  nur  mit  einem  Schurz  umgürtet  — 
in  jeder  Hand  ein  Paar  Doppelfloten  hält;  zwischen  ihnen  hegt  auf 
einem  würfelförmigen  Untersatz  ein  länglicher  Gegenstand  von  der 
Gestalt  eines  Kastens  und  darauf  wieder  eine  Flöte.     Man  hat  aus 
der  gemessenen  Bewegungsart  der  Beiden  Wohl  mit  Recht  geschlossen, 
daß  sie  einen  religiösen  Tanz  aufführen. 

Kaibel  inscr.  gr.  Sic.  et  Italiae  n.  929.  —  Man  vergleiche  Kaibel  n.  930,  eine  eben- 
falls in  Ostia  gefundene  Inschrift,  die  augenscheinlich  von  dem  gleichen  Lucius  Atilius 
Artamas  zum  Andenken  an  sein  Weib  Claudia  Apphias  und  eine  andere  Frau,  vielleicht 
seine  Mutter,  gestiftet  ist.  Sie  ist  noch  überschwenglicher  als  die  des  Sarkophages 
und  höchst  ergötzlich  durch  ihren  ganz  konfusen,  planlos  zusammengelesenen  Inhalt. 

1273  (40799)  Sarkophag  eines  hohen  Beamten  der  Annona. 

Gefunden  i.  J.  1877  in  der  Vigna  Aquari  vor  Porta  Latina.  Der  obere 
Band  ist  stark  beschädigt,  und  der  Deckel  war  sehr  roh  mit  Eisenklammern 
befestigt,  die  verschiedene  Löcher  in  den  Köpfen  der  Figuren  hinter- 
lassen haben. .  Beides  läßt  darauf  schließen,  daß  der  Sarkophag  zweimal 
verwendet  wurde. 

In  der  Mitte  sehen  wir,  wie  auf  n.  1271,  ein  Ehepaar  von  der  Juno 
Pronuba  verbunden;  Mann  und  Frau  reichen  einander  die  Rechte 
(dextrarum  iunctio).  Zu  Füßen  des  Mannes,  der  an  der  Art  seiner 
Stiefel  als  Angehöriger  des  Ritterstandes  kenntlich  ist,  hegt  im  Hinter- 
grunde ein  Bündel  Schriftrollen,  mit  dem  man  wohl  auf  seine  amt- 
lichen Würden  anspielen  wollte  (für  den  Ehe  vertrag  hätte  eine  Rolle 
genügt) ;  außerdem  ist  er  durch  einen  bärtigen  Begleiter  ausgezeichnet, 
der  zwar  ebenfalls  die  Toga  trägt,  dessen  Kopf  aber  nicht  porträthaft 
gestaltet  ist.  In  ihm  haben  wir  wahrscheinlich  eine  Personifikation 
des  Senatus  zu  erkennen,  die  uns  über  den  hohen  Rang  der  Haupt- 
person aufklären  soll  (vgl.  n.  146).  R.  und  1.  von  dieser  Gruppe  stehen 
je  zwei  weibliche  Figuren,  von  denen  die  am  meisten  rechts  befindliche 


70  DAS  THERMENMÜSEUM.  1274. 

durch  die  Elefantenexu vien  auf  ihrem  Kopfe  deutlich  als  Africa  charak- 
terisiert ist;  sie  hält  einen  Strauß  von  Ähren  über  einen  schon  gefüllten 
Getreidescheffel  zum  Zeichen  dafür,  daß  sie  es  ist,  die  den  Inhalt 
des  Scheffels  spendet.  Augenscheinlich  war  sie  am  oberen  Bande  auch 
inschriftlich  bezeichnet;  man  erkennt  jetzt  noch  deutlich  ein  A,  wäh- 
rend man  in  früheren  Zeiten  weiter  links  auch  noch  ein  F  hat  konsta- 
tieren können.    In  der  Figur  links  von  ihr  mit  den  Attributen  der 
Fortuna  hat  man  eine  Personifikation  der  Insel  Sizilien,  mit  größerem 
Rechte  aber  die  der  Annona  erkannt,  jener  Einrichtung,  die  Born  und 
das  Beich  mit  ausreichenden  Getreidesendungen  zu  versehen  hatte. 
Am  1.  Ende  sehen  wir  eine  Figur,  die  durch  ein  Schiff,  das  hinter  ihr 
auf  Wellen  angegeben  ist,  und  den  Leuchtturm  auf  ihrer  Rechten 
deutlich  als  Hafenstadt  charakterisiert  ist.    Man  hat  in  ihr  eine  Per- 
sonifikation des  Portus  Traiani,  neuerdings  Alexandreia  oder  eine 
Personifikation  der  Insel  Pharos  erkennen  wollen,  aber  die  Beste  der 
Inschrift  am  oberen  Bande  —  ein  B  und  rechts  davon  der  oberste  Teil 
eines  T,  weiter  links  eine  Spur  von  dem  senkrechten  Striche  eines  P  — 
zwingen  uns,  an  der  früher  gegebenen  Deutung  festzuhalten.    Für 
die  an  der  Turmkrone  kenntliche  Stadtgöttin  neben  Portus,  die  eben- 
falls mit  Schiffahrt  zu  tun  hat,  wie  uns  das  Buder  in  ihrem  1.  Arme 
lehrt,  können  demnach  nur  zwei  Namen  in  Frage  kommen,  die  man 
beide  für  die  vorgeschlagen  hat:  Puteoli  oder  Ostia.   Die  Form  des 
Buders  dürfte  kaum  dafür  ausreichen,  uns  für  Ostia  zu  entscheiden  — 
man  hatte  gemeint,  es  sei  ein  Buder,  das  nur  für  die  Flußschiffahrt 
tauglich  sei  — ,  eher  dürfte  man  geneigt  sein,  wegen  des  Täfelohens, 
das  die  Figur  so  bedeutungsvoll  mit  der  Bechten  erhebt,  Ostia  den 
Vorzug  zu  geben.  Es  ist  eine  Rechentafel  und  läßt  darauf  schließen, 
daß  in  dieser  Stadt  eine  Behörde  ihren  Sitz  hatte,  die  über  die  finan- 
zielle Seite  der  Annona  zu  wachen  hatte;  eine  solche  Einrichtung 
die  ratio  Annonae,  ist  uns  aber  nur  für  Ostia  bekannt  (vgl.  auch 
CIL  VI  8450).  Zu  beachten  ist,  daß  sich  auf  einer  Münze  des  Anto- 
ninus  Pius  eine  Figur  der  Annona  findet,  die  mit  der  eben  betrachte- 
ten auf  dem  Sarkophage  vollkommen  übereinstimmt;  nur  fehlt  ihr 
die  Turmkrone,  die  für  die  Figur  auf  dem  Sarkophage  jede  andere 
Deutung  als  die  auf  eine  Stadtgöttin  ausschließt,  und  sie  hält  im 
1.  Arme  ein  Steuerruder;  neben  sich  hat  sie  Schiff  und  Scheffel  und 
einen  Leuchtturm,  der  mit  dem  auf  der  Hand  des  Portus  vollkommen 
übereinstimmt.    Man  sieht,  aus  welchem  Kreise  die  Typen  des  Sar- 
kophagarbeiters stammen,  und  daß  man  seine  Arbeit  mit  Unrecht 
dem  griechischen  Osten  hat  zuschreiben  wollen.     Der  Sarkophag 
stammt,  nach  der  Frisur  der  Frau,  der  Togatracht  und  dem  Porträt- 
typus des  Mannes  aus  der  Mitte  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.    Man 
beachte  die  vielen  Spuren  lebhafter  Bemalung;  das  ganze  Parapetas- 
ma,  das  sich  im  Hintergrunde  ausbreitet,  war  golden  gefärbt  und 


DER  HOF.  71 

muß  eine  ähnliche  Wirkung  gehabt  haben  wie  der  Goldgrund  später 
Mosaiken. 

BuUettino  comunale  V  1877  T.  XVIII  p.  150ff.  Bull.  d.  Inst.  1878  p.  66t.  Matz- 
Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Bom  II  n.  3095.  Brunn  kl.  Schriften  I  p.  53  ff.  Abb.  19  (Sitzungs- 
ber.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.,  philos.-hist.  Klasse,  1861  II  p.  119 ff.).  Roseber 
mythol.  Lexikon  I  p.  361, 47  ff.  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  V  1902  p.  181  f.  Fig.  52. 
Thiersch  Pharos  p.  17  Abb.  14.  Bollettino  d'arte  III  1909  VIII  p.  8ff.  Fig.  3  (Fig.  5 
reproduziert  die  oben  angeführte  Münze  des  Antonmus  Plus).  —  Für  die  Gestalt  des 
Leuchtturms  von  Ostia  vgl.  die  bei  Thiersch  a.  a.  O,  übersehenen  BleitesBeren:  Bostow- 
zew  tesserarum  urbis  Romae  et  suburbi  plumb.  sylloge  n.  60  ff.  Fig.  1,  2.  Notizie  d. 
seavi  1910  p.  553  Fig.  2.  —  Über  den  Annona-Tyus  s.  zuletzt  W.  Köhler  Personifika- 
tionen abstrakter  Begriffe  auf  röm.  Münzen  (Königsberg  i.  Pr.  1910)  p.  43 ff.  Über 
die  Stiefel  der  Bitter  vgl.  Petersen  Ära  Pacis  Augustae  (Sonderschriften  d.  österr.  arch. 
Inst.  II)  p.  85ff, 

Auf  der  Brüstung  nach  dem  Garten  zu: 

1274  (662)  Marmorwerk  mit  sieben  Nischen  auf  der  Torderseite 
und  einer  Inschrift  auf  der  Bückseite. 

Gefunden  im  September  1867  an  der  Piazza  S.  Silvestro. 
Das  Monument  isffier  Inschrift  zufolge  —  sie  ist  abgesehen  von 
der  Namensangabe  des  Weihenden  in  Hexametern  verfaßt  —  eine 
Stiftung  des  Tamesius  Augentius  Olympius.    Sein  Großvater  Nonius 
Victor  Olympius  hatte  dem  Sonnengott  einen  Tempel  geweiht;  der 
Neffe  richtete  ihm  heilige  Grotten  ein,  und  die  Inschrift  betont  dabei, 
daß  er  diese  Leistung  einzig  mit  seinem  Privatvermögen  ermöglicht 
habe,. ohne  die  öffentlichen  Mittel  des  Staates  dafür  in  Anspruch  zu 
nehmen.   Wir  kennen  diesen  Großvater,  aus  anderen  Inschriften,  die 
an  demselben  Ort  zutage  kamen,  und  wissen,  daß  er  unter  den  Mithras- 
gläubigenden  Bang  des  pater  patrum  eingenommen  hat.  Augenschein- 
lich war  also  der  Sonnengott,  dem  er  denTempel  geweiht  und  dem  sodann 
der  Stifter  unseres  Monumentes  Grotten  eingerichtet,  kein  anderer 
als  der  Sol  invictus  Mithras,  der  ein  Heiligtum  gerade  in  der  Gegend, 
in  der  die  Inschriften   zutage  kämen,  im  Anschluß   an  den  Aure- 
lianischen Tempel  des  Sol  besessen  hat.    Nonius  Victor  bekleidete 
die  Würde  des  pater  patrum  in  den  Jahren  357 — 362  n.  Chr.  Damals 
wird  er  den  Tempel  geweiht  haben,  der  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
i.  J.  377  auf  Betreiben  des  Stadtpräfekten  Gracchus  zerstört  wurde. 
Danach,  jedenfalls  aber  erst  nach  388,  dem  Jahre,  in  dem  auf  Ver- 
anlassung des  Gratianus  Augustus  den  heidnischen  Kulten  die  Staats- 
subventionen entzogen  wurden,  und  vor  den  Jahren  391  und  392, 
in  denen  die  heidnischen  Kulte  endgültig  beseitigt  wurden,  muß 
Tamesius  Augentius  jene  Grotten  eingerichtet  und  auch  unser  Mo- 
nument gestiftet  haben.    In  den  Nischen  der  Vorderseite,  die  nicht 
alle  gleich  gestaltet  sind  und  unter  denen  sich  die  mittelste  als  die 
weiträumigste  auszeichnet,  haben  Statuetten  gestanden,  wie  wir  aus 
den  Zapfenlöchern  im  Boden  schließen  können.    Man  hat  gemeint, 
diese  Statuetten  hätten  sich  auf  die  sieben  Grade  der  Mithrasweihe 
bezogen.   Wahrscheinlicher  aber  ist  es,  daß  hier  die  sieben  Planeten- 


72  DAS  THERMENMUSEUM.  1276-1280. 

götter  dargestellt  waren  und  daß  in  der  mittelsten  Hauptnische  der 

Sonnengott  stand,  zumal  in  der  Inschrift  hervorgehoben  wird,  daß 

Nonius  Victor  caelo  devotus  et  astris  gewesen  sei.    Es  scheint  bis 

jetzt  übersehen  zu  sein,  daß  auf  der  rechten  Nebenseite  ein  dt    auf 

der  linken  ein  nach  links  gerichtetes  c  eingegraben  ist. 

Bullettino  d.  Inst.  1808  p.  90ff.  CIL  VI  754.  Cumont  textes  et  monnm.  relatifs 
auz  myst.  de  Mithra  I  p.  354  n.  17;  II  p.  94  n.  13;  p.  196  n.  9.  Vgl.  Kiepert-Hülsen 
Forma  TJrbis  Bomae  p.  66. 

1275  (52397)  Fragmentierter  Kopf  des  Diomedes. 

Der  Kopf  stammt  von  einer  sehr  guten  Replik  des  Diomedes- 
typus,  den  wir  unter  n.  1027  und  1244  besprochen  haben. 

Am  Ende  des  Ganges  sind  einige  altchristliche  Sarkophage 
aufgestellt,  darunter  der  figurenreiche  eines  Marcus  Claudianus  vir 
perfectissimus  (Museumsnummer  455).  Es  ist  interessant,  wie  stark  die 
jugendlichen  Typen  der  Köpfe  hier  noch  an  die  eines  erheblich  älteren 
heidnischen  Sarkophages  erinnern,  der  weiter  links  aufgestellt  ist  (Mu- 
seumsn.  407;  Dionysos  und  Genien  der  Jahreszeiten).  Auf  dem  zwischen 
diesen  beiden  stehenden  Sarkophage  (Museumsn.  23893)  beachte  man 
die  Figur  der  Orans  mit  dem  Gestus,  wie  wir  ihn  bei  der  Statue 
n.  1252  und  den  entsprechenden  Figuren  vorausgesetzt  haben. 

1276  Ctroßes  Fragment  von   der   Umfassungsmauer   der    Ära 

Pacis  Augustae. 

Vgl.  die  Ausführungen  zu  n.  1523. 

Kotizie  d.  scavi  1903  p.  566  f.  Fig.  12. 

Südostwand  (Ala  IV). 

1277  Weibliche  Kolossalstatue. 

Ehemals  im  Palazzo  Sciarra. 
Die  Statue  ist  ein  technisch  geschicktes  Werk  des  2.  nachchrist- 
lichen Jahrhunderts,    dem    ein    hellenistisches  Vorbild    zugrunde 
liegt.    Das  Profil  der  Plinthe  kehrt  bei  n.  1308  wieder. 

1278  (129)  Kopflose  weibliche  Statue. 

Ehemals  im  Castel  S.  Angelo. 
Trotz  der  schlechten  Erhaltung  erkennt  man  deutlich  eine  ori- 
ginale griechische  Arbeit.  Die  Figur  repräsentiert  für  uns  den  ältesten 
Versuch,  ein  weibliches  Wesen  im  schlichten  Peplos  darzustellen,  wie 
es  dem  strengen  Geiste  der  griechischen  Kunst  im  zweiten  Viertel  des 
5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  entsprach,  recht  im  Gegensatze  zu  der  über- 
mäßig zierlichen  Art,  mit  der  weibliche  Wesen  bis  zur  Epoche  der 
Perserkriege  in  der  mannigfaltigen  ionischen  Gewandung  dargestellt 
wurden.  Augenscheinlich  ist  dieser  Typus  von  peloponnesischen 
Künstlern  geschaffen  worden  (die  nächsten  Verwandten  dieser  Mar* 


DER  HOF.  73 

morfigur  sind  zwei  Bronzestatuetten  aus  Kalavryta  und  Tegea,  und 

einige  Terrakottafiguren    aus    dem   Heraion  von   Tiryns).     Eine 

sehr  verwandte,  leider  auch  kopflose  und  noch  mehr  zerstörte  Statue, 

die  in  der  Nähe  des  Castello  gefunden  wurde,  befindet  sich  in  den 

Magazinen  des  Museums.    Vgl.  n.  1287. 

Borgatti  Castel  S.  Angelo  T.  34  Fig.  61  unten.  Vgl.  Bullettino  comunale  XXIX 
1901  p.  79  ff.  —  Die  beiden  Bronzestatuetten  sind  abgebildet  bei  S.  Beinach  repert.  de  la 
etat.  II  2  p.  643  n.  2  und  8  (dort  weitere  Zitate),  die  Terrakottafiguren  in  dem 
von  dem  deutsch,  arch.  Institut  herausgegebenen  Werke  Tiryns  (Athen  1912)  I T.  X. 

1279  Männlicher  Kopf« 

Gefunden  in  Tivoli  in  den  Ruinen  eines  Quadriporticus,  der  zu  dem 
Tempel  des  Hercules  Victor  gehört  haben  muß. 

Der  schöne  Kopf  geht  augenscheinlich  auf  ein  Original  der  früh- 
hellenistischen  Zeit  zurück.  Sehr  eigentümlich  sind  die  Haare  be- 
handelt: über  die  kurzen  Locken,  die  den  ganzen  Schädel  bedecken, 
fallen  von  der  Höhe  des  Scheitels  einige  lange,  dicke,  wollige  Strähnen. 
Eine  Erklärung  oder  Parallele  dafür  hat  sich  bisher  nicht  finden 
lassen.  In  den  Haaren  bemerkt  man  zudem  eine  doppelte  Reihe  von 
Löchern  für  die  Stifte  eines  starken  metallenen  Kranzes.  Da  man 
an  der  gleichen  Stelle  eine  Ehrenbasis  des  berühmten  Pantomimen 
L.  Aurelius  Apolaustus  Memphius  aus  der  Zeit  des  Commodus  ge- 
funden hatte,  glaubte  man  in  dem  Kopfe  seiner  seltsamen  Haartracht 
wegen  zunächst  ein  Porträt  dieses  Bühnenhelden  zu  besitzen  (die 
Basis  ist  in  dem  Garten  auf  dieser  Seite  an  der  1.  Ecke  der  Monu- 
mentenreihe dem  Eingang  gegenüber  aufgestellt).  Eine  Widerlegung 
dieser  Hypothese  ist  überflüssig;  aber  auch  die  an  sich  wahrschein- 
liche Ansicht,  daß  der  Kopf  von  einer  Statue  des  Herakles  stamme, 
muß  für  unsicher  gelten,  solange  es  nicht  gelungen  ist,  eine  Erklärung 
für  die  ungewöhnliche  Haartracht  zu  finden, 

1280  Überlebensgroße  Statue  eines  Togatus. 

Ehemals  im  Falazzo  Poli.    Ergänzt  die  Käse,  Teile  des  Halses  und 
die  1.  Hand. 

Die  Statue  verdient  unsere  Aufmerksamkeit  nur  wegen  des 
Nebenwerkes.  Als  Stütze  des  r.  Beines  fungiert  ein  Kasten  für 
Schriftrollen  (capsa),  auf  dessen  Deckel  ein  Bündel  von  vier  solchen 
Rollen  liegt.  Auf  Bollen  und  Kasten  ist  folgende  Inschrift  ange- 
bracht: constitutiones  corporis  munimenta.  Der  Dargestellte  war 
also  mit  der  Verwaltung  einer  Sozietät  (corpus)  betraut,  und  in 
den  Bollen  haben  wir  uns  die  Akten  dieser  Gesellschaft  vorzustellen. 
Das  Fragment  einer  entsprechenden  Figur  —  capsa  mit  Bollen  und 
gleicher  Inschrift  —  ist  1.  neben  der  Statue  aufgestellt. 

Zeitschrift  d.  Savignystiftung  f.  Rechtsgeschichte  röm.  Abt.  XII  1891  p.  HG  f. 
m.  Abb.  Birt  die  Buchrolle  i.  d.  Kunst  p.  260  Abb.  169.  Vgl.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw. 
in  Born  I  n.  1263.    CIL  VI  29814. 


74  DAS  THERMENMUSEUM.  1281—1286. 

1281  (291)  Kopf  des  Ares. 

Gefunden  bei  den  Tiberarbeiten.  Ergänzt  die  Augenbrauen,  die 
oberen  Augenlider,  der  größte  Teil  der  Nase,  die  Lippen,  ein  Stück  am 
Kinne. 

Der  gutgearbeitete   Kopf   rührt  von  einer   Wiederholung   des 

sog.  Ares  Borghese  im  Louvre  her.     Das  Original  war  jedenfalls 

eine  Bronzestatue  und  eine  Schöpfung  aus  der  zweiten  Hälfte  des 

5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Die  Bückführung  auf  den  Ares  des  Alkamenes 

hat  sich,  nachdem  man  eine  signierte  Kopie  nach  dem  Hermes  Pro- 

pylaios  dieses  Künstlers  gefunden  hat,  als  unhaltbar  erwiesen. 

Rom.  Mitteil.  VI  1891  p.  239.  Über  den  Typus  vgl.  besonders  Furtwängler  Meister- 
werke p.  121  f.  Abbandl.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wissenach.  I  Cl.  XX.  Bd.  III  Abt.  p.  566  ff. 
Robert  Votivgemälde  eines  Apobaten  p.  21  ff.  Collignon  bistoire  de  la  sculpt.  grecque 
II  p.  124  ff.    Vgl.  über  Alkamenes  n.  64  u.  86. 

1282,  1283  (294,  296)  Zwei  Kapitelle,  deren  architektonische  Form 
vollkommen  unter  der  Umhüllung  eines  Löwenfells  ver- 
schwindet. 

Gefunden  neben  dem  Ponte  S.  Angelo  beim  Abbruch  des  teatro 
Apollo. 

Sie  stammen  von  einem  kleinen  Bundbau,  der  augenscheinlich 

dem  Hercules  geweiht  war.    Ein  drittes  befand  sich  früher  in  den 

vatikanischen  Gärten  und  ist  jetzt  in  der  Galleria  dei  candelabri 

auf  einer  mit  n.  100  bezeichneten  Säule  aufgestellt.    Vgl.  n.  1465. 

Bullettino  comunale  XX 1892  p.  175  f.  T.  IX.  Gusman  l'art  decoratif  de  Home  I 
pl.  30.    Das  dritte  Exemplar:  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  n.  783b. 

1284  (318)  Kolossalkopf  eines  Römers* 

Vormals  auf  dem  Palatin.  Ergänzt  die  Nase,  das  r.  Ohr,  die  Unter- 
lippe. 

Die  Weise,  wie  der  untere  Abschnitt  des  Halses  zugehauen  ist, 
beweist,  daß  der  Kopf  in  eine  Statue  eingelassen  war.  Die  kolossalen 
Dimensionen  und  der  Umstand,  daß  noch  ein  zweites  Exemplar  be- 
kannt ist  (Ende  der  siebziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  bei 
Francesco  Martinetti),  lassen  darauf  schließen,  daß  es  sich  um  einen 
Mann  von  Bedeutung  handelt.  Der  Stil  und  der  Haarschnitt  deuten 
auf  den  Anfang  der  Kaiserzeit.  Bezeichnend  für  den  Charakter  des 
Mannes  sind  der  scharf  beobachtende  Blick  und  der  sarkastische 
Zug,  der  den  Mund  umspielt. 

1285  (48133)  Torso  der  knidischen  Aphrodite« 

Stammt  aus  den  Caracalla-Thermen. 
Vgl.  n.  310.    Die  Formen  sind  augenscheinlich  etwas  vergröbert, 
aber  die  Ausführung  entbehrt  nicht  einer  gewissen  Größe  und  leben- 
digen Gefühls. 


MUSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVJSJ.  75 


Museo  Boncompagni-Ludovisi. 

Die  Sammlung,  die  sich  ehemals  in  der  Villa  Ludovisi,  dann  in  dem  Falazzo  Piom- 
bino  befand,  ist  jetzt  provisorisch  in  einigen  Zimmern  untergebracht,  die  an  dem  eben 
beschriebenen  Gange  liegen.  Spater  soll  sie  in  die  neuhergerichteten  Räume  der  Dio- 
kletiansthermen  westlich  von  dem  Eingangskorridor  überführt  werden.  Da  bei  Th. 
Schreiber  die  antiken  Bildwerke  der  Villa  Ludovisi  (Leipzig  1880)  die  Literatur,  die  bis 
zum  Jahre  1880  über  die  in  der  Sammlung  enthaltenen  Skulpturen  vorlag,  auf  das 
genaueste  zusammengestellt  ist,  so  schlagen  wir  in  den  Literaturangaben  hinsichtlich 
dieses  Buches  dasselbe  Verfahren  ein,  wie  bei  Besprechung  des  vatikanischen,  kapito- 
inischen  und  lateranischen  Museums  hinsichtlich  der  seither  erschienenen  wissenschaft- 
lichen Kataloge  dieser  Sammlungen.  Das  Schreibersche  Buch  wird  durch  Seh.  be- 
zeichnet, worauf  die  betreffende  Kummer  folgt. 

Erstes  Zimmer. 
1286  Dreiseitiges  Marmorwerk,  sog.  Thron  der  Aphrodite. 

Gefunden  im  Sommer  1887  in  der  vormaligen  Villa  Ludovisi,  inner- 
halb der  Zone,  die  gegenwärtig  von  der  Via  Boncompagni,  Abbruzzi  und 
Fiemonte  begrenzt  wird.  An  der  Innenseite  der  r.  Schmalwand  ist  etwas 
oberhalb  der  Mitte  eine  längliche  Vertiefung  von  rechteckigem  Durch- 
schnitt (h.  0,07  m,  br.  0,04  m,  t.  0,16  m)  eingehauen,  augenscheinlich  eine 
Zapfenbahn.  Auf  der  schmalen  Oberfläche  der  1.  Seitenwand  ist  der 
Buchstabe  D  eingegraben,  Wahrscheinlich  ein  Merkzeichen  für  die  Auf- 
stellung in  Bo.m. 

Das  Denkmal  zeigt  eine  umfangreichere,  giebelförmig  zugespitzte 
Hauptwand  und  zwei  kürzere,  rechtwinklig  an  sie  ansetzende  Neben- 
wände, die  sich  längs  des  offenen  Teiles  senken.  An  jedem  Ende  der 
Kante,  die  den  oberen  Teil  der  Hauptwand  abschließt,  ist  ein  verti- 
kales Bohrloch  angebracht,  das  zur  Befestigung  eines  metallenen 
Zierates  gedient  zu  haben  scheint.  Ein  ähnlicher  Zierat  würde,  falls 
diese  Annahme  richtig  ist,  auf  dem  verloren  gegangenen,  giebel- 
förmigen  Auslaufe  derselben  Wand  anzunehmen  sein.  In  die  drei- 
eckigen Eintiefungen,  die  wir  an  den  unteren  Ecken  wahrnehmen, 
war  augenscheinlich  nicht,  wie  man  früher  vermutet  hat,  Metallblech 
eingelegt,  dessen  Befestigung  andersartige  Spuren  hinterlassen  haben 
würde,  sondern  je  eine  dünne,  mit  Ornament  bedeckte  Marmorplatte, 
für  die  wir  eine  etwas  stärkere  Relieferhebung  annehmen  müssen, 
als  sie  die  Figurendarstellungen  zeigen.  Jede  der  drei  Außenseiten  ist 
mit  Reliefs  fortgeschrittenen  archaischen  Stiles  verziert,  die  hinsicht- 
lich der  Anlage  wie  der  Ausführung  ein  sehr  feines  Kunstgefühl  be- 
kunden. Auf  der  Hauptseite  sind  zwei  weibliche  Figuren  um  eine 
zwischen  ihnen  befindliche  junge  Frau  beschäftigt.  Sie  stützen  diese, 
indem  sie  die  eine  Hand  an  ihr  Schulterblatt  anlegen,  während  sie 
mit  der  anderen  Hand  ein  vertikal  herabreichendes,  viereckiges  Stück 
Zeug  erheben,  das  den  Unterleib  der  Mittelfigur  bedeckt.  Diese 
scheint,  da  ihr  Kopf  nur  bis  zur  Schulterhöhe  der  Gefährtinnen  em- 
porreicht, mit  den  Unterschenkeln  in  dem  Boden  zu  stecken.  Sie 
richtet  das  Gesioht  zu  der  rechts  von  ihr  befindlichen  Figur  empor 
und  hält  beide  Arme  ausgebreitet.    Vermutlich  haben  wir  uns  ihre 


76  DAS  THERMENMUSEUM.  1286. 

r.  Hand  an  den  r.  Oberarm  der  rechts  von  ihr,  die  1.  Hand  an  den  1. 
Oberarm  der  links  von  ihr  stehenden  Gefährtin  angelegt  zu  denken. 
Auf  der  einen  Nebenwand  ist  eine  naokte  Flötenspielerin,  auf  der 
anderen  eine  junge,  züchtig  gekleidete  Frau  dargestellt,  die  ein  Weih- 
rauchopfer darbringt.  An  der  1.  Hand  jener  wie  an  der  r.  der  zweiten 
Figur  sieht  man  die  Spuren  einer  im  Altertum  vorgenommenen 
Restauration. 

Der  Stil  deutet  auf  eine  griechische  Originalarbeit  aus  den  ersten 
Jahrzehnten  des  fünften  Jahrhunderts  v.  Chr.  Er  zeigt  mancherlei 
Berührungspunkte  namentlich  mit  dem  Stüe  rotfiguriger  attischer 
Vasenbilder,  die  jener  Zeit  angehören.  Gewisse  Teile,  wie  der  nackte 
Körper  der  Flötenspielerin  und  die  Kissen,  auf  denen  die  auf  den 
Nebenseiten  dargestellten  Figuren  sitzen,  sind  mit  großer  Weichheit 
durchgebildet.  Die  Behandlung  der  Profile  erscheint  auffällig  indivi- 
duell. In  mehr  als  einer  Hinsicht  erinnert  das  Werk  an  die  nord- 
griechischen  Skulpturen  der  gleichen  Epoche,  wenn  es  auch  an  Fein- 
heit alles  übertrifft,  was  uns  aus  jenem  Kreise  erhalten  ist.  Sehr  viel 
stilistische  Ähnlichkeiten  verbinden  es  ferner  mit  den  neuerdings 
gefundenen  Terracottareliefs  aus  dem  epizephyrischen  Lokroi.  Da- 
mit ist  im  allgemeinen  die  Richtung  gegeben,  in  der  wir  nach  dem 
Künstler  des  Werkes  zu  suchen  haben.  Augenscheinlich  handelt  es 
sich  um  eine  Schöpfung  der  ionischen  Kunst,  die  der  argivisch-siky- 
onischen  Kunst  jener  Zeit  an  strenger  Bestimmtheit,  der  attischen 
an  vollsaftiger  Gesundheit  und  Kraft  nachsteht,  beide  aber  durch 
größere  Zartheit  und  feinere -Empfindung  überflügelt,  einer  Kunst, 
die  ihre  Spuren  in  Klein- Asien,  auf  den  Kykladen,  in  Nord-  und  West- 
griechenland, wie  in  Unteritalien  und  Sizilien  hinterlassen  hat;  aus 
ihren  Kreisen  ist  die  alles  Verwandte  überragende  Persönlichkeit 
des  Polygnot  hervorgegangen  und  ihre  späteste  bedeutendste  Leistung 
auf  plastischem  Gebiete  steht  uns  wahrscheinlich  noch  in  den  Skulp- 
turen des  Zeustempels  zu  Olympia  vor  Augen. 

Soweit  unsere  Kenntnis  der  Denkmäler  reicht,  entspricht  die  auf 
der  Hauptseite  angebrachte  Szene,  was  die  dargestellte  Handlung  be- 
trifft, am  meisten  schwarz-  wie  rotfigurigen  attischen  Vasenbildern, 
deren  Erklärung  noch  schwankt  und  die  von  einigen  Archäologen 
auf  die  Anodos  der  Kora,  d.  i.  das  Wiederersoheinen  der  Göttin  auf 
der  Oberwelt,  von  anderen  auf  das  Zutagetreten  einer  Quellnymphe, 
von  anderen  auf  die  Erdgöttin  Ge  oder  Gaia  gedeutet  werden,  wie 
sie  aus  dem  Boden  emportaucht.  Doch  stoßen  die  Versuche,  die 
Mittelfigur  unseres  Reliefs  mit  der  einen  oder  der  anderen  dieser 
Göttinnen  zu  identifizieren,  besonders  auf  zweierlei  Schwierigkeiten.  * 
Erstens  sind  die  Figuren,  die  auf  jenen  Vasenbildern  die  auftauchende 
Frau  umgeben,  andere  und  in  anderer  Handlung  begriffen,  als  auf 
dem  Relief.  Zweitens  läßt  sich  für  das  Stück  Zeug,  mit  dem  der  Unter- 


MUSEO  BONCOMPAGNI-LÜDOVISI.  77 

leib  der  Mittelfigur  verdeckt  wird,  mag  man  diese  auf  Kora,  eine  Quell- 
nymphe oder  Gaia  deuten,  keine  einigermaßen  befriedigende  Er- 
klärung ausfindig  machen. 

Ein  Forseher  hat  vermutet,  daß  auf  dem  Belief  die  neugeborene 
Aphrodite  dargestellt  sei,  wie  sie,  unterstützt  von  den  Hören,  aus 
dem  Meere  emportaucht,  und  daß  jenes  Stück  Zeug,  das  die  beiden 
helfenden  Mädchen  halten,  dazu  diene,  den  Unterleib  der  Göttin 
zu  verhüllen,  weil  der  feine,  vom  Wasser  durchdrungene  Chiton 
die  Formen  durohschimmern  lasse.  Die  Beliefs  der  beiden  Seiten- 
wände bezieht  derselbe  Gelehrte  auf  den  Kultus  der  neu  geborenen 
Göttin;  die  züchtig  gekleidete  weibliche  Figur  sei  eine  Braut,  die  für 
ihre  bevorstehende  Hochzeit  der  Aphrodite  ein  Weihrauchopfer 
darbringt,  die  nackte  Figur  eine  Hierodule,  die  zu  Ehren  der  Göttin 
eine  Flötenweise  vorträgt.  Gegen  die  Erklärung  des  Motives  der 
Verhüllung  mit  jenem  Stück  Zeuge  an  der  Hauptseite  ist  mit  Grund 
eingewendet  worden,  sie  entspreche  wohl  christlichem  Züchtigkeite- 
bedürfnis, aber  nicht  antikem  Empfinden,  und  die  Deutung  der 
Verhüllten  als  Braut  wird  dadurch  erschüttert,  daß  der  Künstler 
die  Haare  der  Figur  bis  auf  den  Lockenkranz,  der  Stirn  und  Schläfen 
umrahmt,  in  einer  Haube  geborgen  hat.  Dagegen  ist  ein  dritter  Ein- 
wand, daß  der  Künstler  das  Meer,  aus  dem  auftauchend  wir  die  Mittel- 
figur der  Hauptseite  zu  denken  hätten,  nicht  angedeutet  habe,  mit 
Reoht  als  unwesentlich  abgewiesen  worden,  hat  der  Künstler  doeh 
durch  eine  sehr  auffällige  besondere  Charakterisierung  des  Bodens, 
auf  dem  die  beiden  helfenden  Mädchen  stehen,  deutlioh  kundge- 
geben, daß  es  sich  nur  um  einen  Vorgang  handeln  kann,  der  an  einem 
Uferrande  stattfindet.  Beiderseits  ist  der  Boden  mit  breiten  flaohen 
Steinen  bedeckt,  wie  sie  sich  nur  infolge  der  abschleifenden  Wirkung 
des  bewegten  Wassers,  vor  allem  an  der  Seeküste  bilden;  beiderseits 
senkt  sich  der  Boden  nach  der  Mitte  zu,  wo  ein  breiter  Streifen  frei- 
bleibt, um  anzudeuten,  daß  hier  der  Boden  nicht  in  gleicher  Weise 
zur  Erscheinung  kommt.  Es  entspricht  nun  durchaus  dem  andeuten- 
den Charakter  dieser  Kunst,  wenn  an  dieser  Stelle  die  Oberfläche  des 
Wassers  nicht  auch  noch  plastisch  wiedergegeben  wird.  Das  Motiv 
jenes  Stück  Zeuges  ist  aber  kürzlich  recht  ansprechend  so  erklärt 
worden,  daß  es  sich  nioht  um  ein  besonderes  Tuch,  sondern  um  den 
unteren  Teil  des  Chitons  der  Auftauchenden  handelt,  den  die  Mädchen, 
weil  er  schwer  von  Wasser  durchtränkt  ist,  heben,  um  der  Mittelfigur 
dadurch  das  Emporsteigen  zu  erleichtern.  Der  Künstler  hat  das 
Motiv  augenscheinlich  gewählt,  um  die  Linien  der  beiden  herab- 
reichenden Arme  der  Mädchen  zu  verbinden,  wie  um  der  Mitte 
seiner  Komposition  eine  breite  Basis  und  damit  das  nötige  Vo- 
lumen im  Verhältnis  zu  den  geschlossenen  Massen  der  Neben- 
figuren zu  geben. 


78  DAS  THERMENMUSEUM.  1286. 

Demnach  ist  die  Deutung  der  Hauptseite  auf  die  Geburt  der 
Aphrodite  im  Beisein  der  beiden  Hören  immer  noch  die  weitaus 
wahrscheinlichste  von  allen  bisher  vorgeschlagenen;  jedenfalls  aber  ist 
eine  von  verschiedenen  Gelehrten  geäußerte  Ansicht,  nach  der  das 
Belief  vielmehr  eine  Niederkunft  darstellen  sollte,  kürzlich  mit  so 
entscheidenden  Gründen  widerlegt  worden,  daß  wir  sie  weiter  nicht 
in  Betracht  zu  ziehen  brauchen. 

Der  Gelehrte,  der  die  Beziehung  der  Reliefs  auf  Aphrodite  zuerst 
vertreten  hat,  glaubte  in  dem  ganzen  Werke  die  Lehne  eines  Thrones 
zu  erkennen,  die  auf  einem  würfelförmigen,  zum  Sitz  bestimmten 
Untersatz  geruht  habe.  Er  vermutete  ferner,  daß  der  Thron  zu  der 
mutmaßlich  akrolithen  Statue  gehört  habe,  von  der  n.  1288,  der 
rechts  aufgestellte  Kolossalkopf,  herrührt.  Diese  Statue  sei  als  Kultus- 
bild für  den  auf  dem  Eryx  gelegenen  Tempel  der  Aphrodite  gearbeitet, 
von  dort  nach  Rom  übertragen  und  hier  in  dem  181  v.  Chr.  der  Venus 
Eruoina  geweihten  Tempel  aufgestellt  worden,  der  vor  der  Porta 
Collina,  also  etwa  300  m  von  der  Fundstelle  unseres  Marmors  entfernt 
lag.  Doch  sind  demselben  Gelehrten  auch  die  Schwierigkeiten  nicht 
entgangen,  die  seiner  Kombination  entgegenstehen.  Da  die  Pro- 
venienz des  Kolossalkopfes  nicht  überliefert  ist,  so  bleibt  es  ungewiß, 
ob  er  aus  derselben  Gegend  wie  die  angebliche  Thronlehne  oder  anders- 
woher stammt.  Außerdem  sind  die  beiden  Stücke  in  verschiedenem 
Marmor  ausgeführt,  und  zwar  ist  für  den  Kopf  trotz  seiner  derberen 
Formengebung  eine  feinkörnigere  Gattung  zur  Anwendung  gekom- 
men als  für  das  mit  Reliefs  verzierte  Stück,  ein  Verfahren,  das  in 
hohem  Grade  befremden  müßte,  falls  es  sich  am  Bestandteile  eines 
und  desselben  Sitzbildes  handelte.  Allerdings  deutet  der  Stil  hier 
wie  dort  auf  dieselbe  Periode,  erscheint  jedoch  in  den  Reliefs  fort- 
geschrittener und  vor  allen  Dingen  in  seinen  Grundeigentümlichkeiten 
verschieden  von  dem  des  Kopfes  (vgl.  n.  1288).  Man  müßte  demnach, 
um  die  in  Rede  stehende  Vermutung  aufrecht  zu  erhalten,  annehmen, 
die  Statue  der  Göttin  sei  von  einem  älteren,  der  Thron  von  einem 
jüngeren  Bildhauer  gearbeitet  worden,  den  wir  zudem  einer  anderen 
Schule  als  seinen  älteren  Genossen  zuweisen  müßten.  Mag  man  dies 
auch  als  möglich  zugeben,  so  haben  wir  bei  der  Kombination  von 
Kopf  und  Reliefs  schließlich  doch  mit  zuviel  Imponderabilien  zu 
rechnen,  als  daß  wir  sie  auch  nur  als  wahrscheinlich  weiter  in  Er- 
wägung ziehen  dürften.  Etwas  anderes  ist  es  mit  der  ersten  Annahme 
jenes  Gelehrten,  daß  unsre  Reliefs  von  einem  Throne  stammen.  Man 
hat  freilich  auch  dagegen  die  verschiedensten  Einwände  erhoben  und 
abweichende  Erklärungen  aufgestellt,  weniger  deshalb,  weil  sich 
keine  ganz  entsprechende  Form  eines  Thrones  im  Altertum  nach- 
weisen Heß,  als  in  Rücksicht  auf  ein  Gegenstück  unseres  Denkmals, 
das  in  der  gleichen  Gegend  wie  dieses  gefunden  wurde  und  sich  jetzt 


MUSEO  BONCOMPAGN1-LUDOVISI.  79 

im  Bostoner  Museum  befindet.  Es  stimmt  in  den  Maßen  nicht  genau 
mit  dem  hiesigen  Werke  überein,  aber  doch  in  der  allgemeinen  Form 
und  technischen  Zurichtung  so  weit,  daß  man,  vollends  angesichts  der 
künstlerischen  Übereinstimmung  der  Reliefe,  an  der  Tatsache  des 
engsten  Zusammenhanges  beider  Stücke  nicht  zweifeln  kann.  Anderer- 
seits  sind  die  Abweichungen  in  den  Maßen  und  im  Zuschnitt  der  Seiten- 
wände doch  so  stark,  daß  dadurch  jede  Verwendung  beider  Stücke 
in  genauer  tektonisoher  Entsprechung  an  einem  einzigen  Monumente 
ausgeschlossen  wird,  und  das  trifft  sowohl  auf  frühere  Vorschläge 
zu,  nach  denen  uns  hier  Teile  eines  Sarkophages  erhalten  wären  oder 
Bettlehnen  —  man  dachte  an  ein  monumentales  Lager,  das  als  Weih- 
geschenk für  die  Gottheit  in  einem  Tempel  gestanden  hätte,  — 
wie  auf  die  letzthin  vorgebrachte  Vermutung,  nach  der  wir  in  beiden 
Werken  Aufsätze  auf  die  schmalen  Enden  ^ines  langgestreckten 
rechteckigen  Altares  zu  erkennen  hätten. 

Zudem  müssen  sich  die  beiden  Stücke  noch  in  einer  anderen 
Hinsicht  erheblieh  voneinander  unterschieden  haben.  An  dem 
Bostoner  Exemplar  sind  die  Teile  an  den  unteren  Außenecken,  die 
an  dem  römischen  Stück  angesetzt  waren,  jetzt  aber  verloren  sind, 
mit  dem  Übrigen  aus  dem  gleichen  Blocke  gearbeitet  und  erhalten : 
jederseits  stoßen  zwei  lang  aasgezogene,  an  beiden  Enden  zu  Voluten 
aufgerollte,  flache  Rinnen  mit  den  größeren  Voluten  aneinander; 
über  dem  Treffpunkt  entfaltet  sich  je  eine  fächerartige  Palmette, 
die  beiderseits  die  Kante  umschließt  und  gegen  die  sich  die  Figuren 
des  Reliefs  lehnen.  Daß  sich  ein  im  allgemeinen  entsprechendes 
Ornament  auch  an  dem  römischen  Exemplare  befunden  hat,  er- 
kennt man  an  dem  Umriß  der  Einbettangen  für  die  besonders  ge- 
arbeiteten dünnen  Platten;  aber  die  am  Gipsabguß  ausgeführte  Über- 
tragung des  Bostoner  Ornaments  auf  das  römische  Stück  —  unter- 
drückt wurden  nur  die  kleineren  Voluten  —  hat  zu  einem  unannehm- 
baren Resultat  geführt.  Die  Ornamente,  die  dort  mit  den  daran- 
lehnenden Teilen  der  Figuren  einen  geschlossenen  Umriß  bilden, 
ragen  hier  wie  Hörner  unvermittelt  aus  dem  Ganzen  heraus,  und 
das  Relief  der  Figur  schließt  sich  nirgends,  wie  an  dem  Bostoner 
Exemplar  überall  und  wie  es  zweifellos  sein  müßte,  unmittelbar  an 
das  Ornament  an.  Wir  müssen  also  an  unserem  Stück  ein  analog 
komponiertes,  im  einzelnen  aber  anders  ausgeführtes  Ornament 
voraussetzen,  und  es  ist  klar,  daß  damit  die  zu  tektonisoher  Ent- 
sprechung notwendige  Übereinstimmung  beider  Teile  aufgehoben 
wird. 

Ferner  ist  an  dem  Bostoner  Pendant  die  linke  Seitenwand  weniger 
breit  als  die  rechte,  eine  Ungleichheit,  die  von  vornherein  gegen  die 
Bestimmung  des  Werkes  spricht,  als  Bestandteil  eines  tektoni- 
achen    Zusammenhanges     für     sich    allein    oder   als    Gegenstück 


80  DAS  THERMENMUSEUM.  1287. 

eines  mit  gleichen  Seitenwänden  ausgestatteten  Teiles  zu  dienen,  die 
sich  aber  unter  der  Voraussetzung,  daß  auch  das  Bostoner  Exemplar 
zu  einem  Throne  gehörte,  immerhin  erklären  ließe.  Man  müßte  an- 
nehmen, daß  ein  Gewandteil  der  darauf  sitzenden  Gestalt  die  Ver- 
kümmerung dieser  Nebenlehne  veranlaßt  hätte,  und  daß  hier  tatsäch- 
lich ein  Gegenstand  angestoßen  haben  muß,  scheint  ein  viereckiges 
Zapfenloch  zu  beweisen,  das  der  Zapfenbahn  an  der  r.  Nebenseite 
des  römisohen  Stückes  entspricht.  In  beiden  Fällen  kann  es  sich 
aber  nicht  um  eine  Verlängerung  der  Platte  gehandelt  haben, 
denn  an  dem  Exemplare  in  Born  greift  das  Belief  des  herabhängenden 
Thymiateriondeckels  auf  die  Nebenseite  über,  während  sich  an  dem 
in  Boston  auf  der  entsprechenden  Schmalseite  ein  großer  Teil  eines 
in  Belief  dargestellten  [Gegenstandes  befand,  den  man  in  römischer 
Zeit  abgemeißelt  hat. 

Noch  etwas  ist  für  die  ehemalige  Art  der  Aufstellung  dieser  Mo- 
numente zu  beachten.  Der  Körper  der  Flötenspielerin  ist  mit  feiner 
Empfindung  für  Erscheinung  und  Organismus  des  nackten  Körpers 
wiedergegeben;  desto  befremdlicher  ist  es,  daß  der  r.  Oberschenkel 
vollkommen  falsch  an  den  Leib  angesetzt  ist.  Dieser  „Fehler"  ver- 
ßoh windet,  sobald  wir  das  Belief  über  Augenhöhe  bringen,  und  mag 
sich  so  erklären,  daß  der  Künstler  fürchtete,  der  Oberschenkel  werde 
bei  organisch -richtigem  Ansatz  allzuweit  für  den  aus  großer  Nähe 
aufwärts  geriohteten  Bliok  verschwinden.  Auch  das  würde  der  An- 
nahme jener  Thronhypothese  wenigstens  nicht  widersprechen. 

Auf  der  Hauptseite  des  Bostoner  Exemplares  ist  in  der  Mitte  ein 
stehender  Knabe  mit  mächtigen  Flügeln  dargestellt,  wie  er  auf  einer 
großen  Wage  zwei  kleine  männliche  Figürchen  gegeneinander  abwägt 
im  Beisein  von  zwei  sitzenden  Frauen,  von  denen  die  linke  das  Sinken 
der  Wagsohale  auf  ihrer  Seite  mit  einem  Gestus  der  Freude  be- 
gleitet, während  die  andere  dem  Steigen  der  andern  Schale  mit  dem 
Ausdruck  tiefster  Trauer  zusieht.  Auf  der  r.  Nebenseite  sitzt  auf 
einem  Kissen  ein  Knabe,  der  eine  Lyra  spielt;  auf  der  andern  hockt 
ein  altes  Weib,  das  mit  der  r.  Hand  den  oberen  Teil  jenes  abgemeißelten 
Gegenstandes  dem  Gesichte  entgegenbiegt.  Es  ist  unmöglich,  hier  auf 
die  verschiedenen  Deutungen  dieses  Belief s  einzugehen;  nach  der 
Meinung  des  Verfassers  hat  es  keine  von  ihnen  bisher  zu  einer  über- 
zeugenden Lösung  des  Rätsels  gebracht,  doch  weiß  er  sie  durch  keine 
bessere  zu  ersetzen.  Nach  der  zuletzt  ausführlich  dargelegten 
Annahme  wäre  der  Wägende  Eros,  von  den  Frauen  die  heitere 
Aphrodite,  die  traurige  Persephone;  auf  der  Wage  aber  seien  die 
beiden  ungleichen  Jahresanteile,  die  beiden  Göttinnen  an  Adonis  zu- 
kamen, durch  die  kleinen  männlichen  Figuren  vertreten.  Adonis 
selbst  soll  der  Leierspieler  sein;  ihm  entspräche  die  Trophos  der 
Myrrha  mit  dem  Mutterbaum  des  Umworbenen.  Auf  dem  römisohen 


MÜSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVISJ.  81 

Werke  sei  dann  die  Meeresgeburt  der  Aphrodite  dargestellt,  auf  den 
Nebenseiten  nicht,  wie  man  früher  annahm,  je  eine  irdische  Verehrerin 
der  Göttin,  sondern  beidemal  die  Göttin  selbst,  einmal  als  junges  fröh- 
liches Weib,  das  andre  Mal  als  trauernde  Witwe.  Besonders  bedenk- 
lich ist  dabei  die  gesonderte  Darstellung  der  Jahresanteile  und  ihre 
Personifizierung  durch  zwei  kleine  Adonisfiguren,  die  Deutung  des 
Leierspielers  auf  Adonis  —  der  Unterschied  seiner  Haartracht  von  der 
seiner  kleinen  ei'd&la  auf  der  Wage  ist  doch  zu  auffallend  —  und  die 
Verdreifachung  der  Aphrodite  auf  dem  römischen  Exemplare.  Sicher- 
lich als  Gegenstücke  sind  gedacht  die  nackte  Flötenspielerin  und  der 
nackte  Leierspieler.  Dann  liegt  es  natürlich  nahe,  auch  die  beiden 
andern  Nebenseiten  in  Beziehung  zueinander  zu  setzen  und,  da  die 
Verhüllte  Weihrauch  verbrennt  und  der  abgemeißelte  Gegenstand,  den 
die  Alte  hält,  ein  Bäumchen  gewesen  zu  sein  scheint,  hier  an  den 
Myrrhenbaum  zu  denken.  Aber  die  Art,  wie  die  Alte  mit  dem  Ge- 
wächse umgeht,  sieht  nicht  gerade  nach  rücksichtsvoller  Pflege  aus. 
Die  Prüfung  der  stilistischen  Eigenart  des  Bostoner  Pendants  be- 
stätigt unsere  oben  skizzierten  Resultate.  Von  bekannten  Skulpturen 
eignet  sich  zum  Vergleiche  in  mehr  als  einer  Hinsicht  das  Relief  der 
„Penelope",  von  dem  wir  ein  Fragment  wahrscheinlich  des  Originales 
im  Vatikan  gesehen  haben  (n.  89;  wenn  das  Fragment  in  hymettischem 
Marmor  ausgeführt  ist,  so  beweist  dies  nur,  daß  sein  Künstler 
in  Athen  gearbeitet  hat,  nicht,  daß  er  ein  Athener  war).  Vgl.  auch 
die  Stele  im  Konservatoren-Palaste  n.  974,  die  aber  ein  älteres 
strengeres  Stadium  der  Entwickelung  repräsentiert,  während  die 
Wettläuferin  im  Vatikan  (n.  364)  unseren  Reliefs  künstlerisch  und 
zeitlich  durchaus  entspricht.  Die  gleiche  Richtung  in  einer  etwas 
fortgeschritteneren  Phase  der  Entwickelung  vertritt  endlich  ein  weib- 
licher Kopf  in  englischem  Privatbesitz,  den  man  mit  Recht  in  die 
nächste  Beziehung  zu  dem  Kopfe  der  Emportauchenden  gebracht 
hat;  auch  er  unterscheidet  sich  wesentlich  von  allen  gleichzeitigen 
Werken  der  attischen  und  argivischen  Kunst. 

Bull,  comunale  XV  1887  T.  XV,  XVI  p.  267ff.  Ant.  Denkmäler  herausgeg.  vom 
arch.  Institut  II 1801—92  T.  6—7  p»  3.  Römische  Mitteilungen  VII 1892  T.  II  p.  32ff. 
Die  ganze  übrige  Literatur  ist  verzeichnet  von  Studniczka  im  Jahrbuch  d.  arch.  Inst. 
XXVI  1911  p.  50 ff.  T.  I.  Danach:  Annales  de  la  faculte  des  lettres  de  Bordeaux 
XXXIV,  revue  des  etudes  anciennes  XIV  1912  p.  51  ff.  mit  Abb.  Vgl.  Ant.  Denk- 
maler III  1909 — 11  p.  5ff.  mit  T.  7—8.  —  Verwandte  Thronformen  s.  in  den  Rom. 
Mitteil.  XXII 1907  p.  410 f.  Fig.  25.  —  Über  die.  Vasenbilder  mit  der  auftauchenden 
Göttin  vgl.  Robert  archaeol.  Märchen  p.  179 ff.  und  Furtwängler  im  Jahrbuch  d. 
arch.  Inst.  VI  1891  p.  112  ff.  —  Den  oben  erwähnten  Kopf  im  engl.  Privatbesitze  s. 
Journ.  of  hell,  studies  XIV  1894  T.  5  p.  198 ff.;  Gazette  des  beaux-arts  1895 II  p.  149 f. ; 
1909  I  p.  52 ff.;  Burlington  Club  CataA.  of  anc.  greek  art  1904  T.  3,  4  n.  2;  Brunn- 
Bruckmann  Denkmäler  n.  581;  S.  Reinach  tetes  antiques  p.  21  f.  Fig.  3;  Klein  Ge* 
schichte  d.  gr.  Kunst  I  p.  394  f.  Studniczka  a.  a.  O.  p.  189  Anm.  1. 

1287  Weibliche  Figur  im  Peplos* 

Die  früheren  Marmor-Ergänzungen  sind  jetzt  abgenommen;  ebenso 
der  antike,  aber  nicht  zugehörige  Kopf,  den  die  Statue  früher  trug  (er 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  ß 


82  DAS  THERMENMUSEUM.   i288. 

ist  rechte  von  der  Figur  aufgestellt.).  Der  jetzige  Kopf  ist  ein  Gipsabguß 
eines  antiken  Kopfes  im  lateranischen  Museum  (n.  1151).  Die  Figur  ist 
in  parischem  Marmor  gearbeitet. 

Die  Dargestellte  trägt  den  wollenen,  einfach  gegürteten  Peplos  mit 
langem  Apoptygma.  Während  dieses  Gewand  ursprünglich  an  der 
einen  Seite  des  Körpers  —  meist  an  der  rechten  —  vollkommen  offen 
getragen  und  nur  durch  den  Gürtel  zusammengehalten  wurde,  ist  es 
hier  längs  des  r.Beines  von  oben  bis  unten  durch  eine  Naht  geschlossen, 
die  der  Künstler  mit  Sorgfalt  wiedergegeben  hat.  Das  Loch  auf  dem 
1.  Schulterstücke  diente  nicht,  wie  früher  behauptet  wurde,  zum  Ein- 
setzen einer  metallenen  Nadel;  es  befindet  sich  gar  nicht  an  der  Stelle, 
an  der  man  das  Gewand  auf  den  Schultern  zusammenzustecken 
pflegte,  und  ist  augenscheinlich  nichts  als  eine  Verletzung  des  Mar- 
mors, ebenso  wie  das  kleinere  Loch  dicht  darunter;  auch  suchen  wir 
auf  der  r.  Schulter  vergeblich  nach  einem  entsprechenden  Loche,  das 
nicht  fehlen  dürfte.  Die  Ausführung  ist  ganz  vorzüglich  —  man  be- 
achte außer  der  wundervollen  Wiedergabe  des  wollenen  Stoffes  die 
eigentümliche  Schärfe,  mit  der  die  Zehen  behandelt  sind  —  und  es 
kann  niemand  zweifelhaft  bleiben,  daß  wir  auch  hier  ein  griechisches 
Original  vor  Augen  haben.  Die  Schärfe  der  Stilisierung  erklärt  sich 
nicht  durch  die  Annahme,  daß  sich  der  Meister  dieser  Figur  noch 
nicht  von  dem  Einfluß  der  archaischen  Bronzetechnik  freigemacht 
hatte,  sondern  einzig  durch  die  künstlerische  Eigenart  des  Künstlers 
und  seiner  Schule,  deren  Blüte  wir  mit  Sicherheit  in  das  zweite  Viertel 
des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  datieren  können«  Der  Typus  unserer  Figur 
steht  in  dieser  Zeit  nicht  vereinzelt.  Man  vgl.  n.  1032, 1278, 1338,  1 555 
und  auch  761 .  Sehr  mit  Unrecht  hat  man  diese  scharfkantigen,  harten, 
bestimmten  Gebilde  mit  den  stehenden  Frauengestalten  vom.  Zeus- 
tempel in  Olympia  auf  eine  Linie  stellen  wollen;  gerade,  da  sie  das 
gleiche  Gewand  wie  jene  tragen  und  der  gleichen  Periode  entstammen, 
ist  die  genaue  Beobachtung  der  stilistischen  Unterschiede  zwischen 
beiden  Gruppen  so  lehrreich.  In  Olympia  ist  gegenüber  diesen  Figuren 
alles  rundlich,  weich  und  unbestimmt;  die  Bedeutung  der  dortigen 
Skulpturen  liegt  vielmehr  in  der  allgemein-monumentalen,  auf  weite 
Fernwirkung  vorzüglich  berechneten  Formengebung,  die  weit  mehr 
auf  eine  malerische  Belebung  der  Oberfläche  als  auf  plastische  Durch- 
bildung ausgeht.  Die  Gruppe  unserer*  Statue  und  ihrer  verwandten 
hat  sich  mit  Wahrscheinlichkeit  der  argiviseh-sikyonisohen  Schule 
zuteilen  lassen.  Über  den  Kunstkreis  der  Skulpturen  von  Olympia 
vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  1286. 

In  dem  Museum  des  Syllogos  zu  Candia  befindet  sioh  eine  mäßige 
Wiederholung  unserer  Statue,  deren  besonderer  Wert  darin  besteht, 
daß  sie  mit  dem  Kopfe  erhalten  ist.  Danach  war  es  möglich  zu  er- 
kennen, daß  wir  in  unseren  Museen  verschiedene  Wiederholungen  die- 
ses Kopftypus  besitzen,  daß  man  in  römischer  Zeit  das  Original  der 


MÜSEO  BONCOMPAtfNI-LüDOVISI.  83 

Statue  also  hochgeschätzt  und  öfters  kopiert  bat.  Ein  Gipsabguß  ei- 
ner besonders  guten  Replik  des  Kopfes  im  lateranischen  Museum 
(n.  1151)  wurde  deshalb  der  Statue  im  Tharmen-Museum  aufgesetzt. 
Diesen  Kopftypus  hatte  man  bereits  früher  der  gleichen  Periode  und 
dem  gleiohen  Kunstkreise,  wie  den  Körper,  zugeschrieben.  Dafür 
charakteristisch  ist  die  schmale  schlichte  Form  des  Kopfes  und  das 
Herbe,  Abweisende  im  Ausdruck  der  scharfgeprägten  Gesichtszüge. 
In  der  drahtartigen  Wiedergabe  der  Haare  könnte  man  hier  eher,  als 
in  der  Stilisierung  des  Gewandes,  noch  die  Eigenheiten  der  Bronze- 
technik zu  erkennen  berechtigt  sein.  Auch  der  Kopf  ist  in  stilistischer 
Hinsicht  von  denen  der  Skulpturen  des  Zeustempels  in  Olympia 
grundsätzlich  verschieden. 

Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  357.  Bullett.  comunale  XXV  1897  T.  XII  B 
p.  175  ff.  Fig.  6.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  307  n.  4.  Löwy  griech. 
Plastik  T.  29  Abb.  61  p.  19.  Vgl.  Seh.  n.  29.  Rom.  Mitteilungen  II 1887  p.  55,  p.  102; 
XII  1897  p.  87;  XV  1900  p.  188  Anm.  3.  Furtwängler.  Körte,  Milchhöfer  archaeol. 
Studien  Brunn  dargebracht  p.  81  Anm.  62.  Arndt-Amelung  Einzel-Aufnahmen  I  2 
p.  17.  Arndt  la  glyptotheque  Ny-Carlsberg  p.  49 ff.  Bull,  comunale  XXIX  1901  p. 
72ff.  Lennann  altgriech.  Plastik  p.  164  (wo  die  verschiedenen  Typen  der  Peplos-lTiguren 
nicht  genügend  geschieden  sind). 

1 288  (33)  Archaischer  Kolossalkopf  einer  Göttin. 

Feinkristallinischer  griechischer  Marmor,  dem  aber  die  charakteri- 
stischen Eigenheiten  des  pentelischen  Marmors  fehlen.  Der  angesetzte 
vordere  Teil  der  Nase  scheint  nicht  von  einer  modernen,  sondern  von 
einer  antiken  Restauration  herzurühren. 

Die  nach  unten  zu  abgearbeiteten  Bänder  des  Halsabschnittes 
beweisen,  daß  der  Kopf  in  eine  Statue  eingesetzt  war.  Da  der  senk- 
rechte Abschnitt  nur  eine  Höhe  von  3  bis  4  %  cm  erreicht,  seine  Aus- 
führung wenig  präzis  ist  und  der  spitze  Winkel,  unter  dem  die  Fort- 
setzung ansetzen  mußte,  schwerlich  eine  Verbindung  mit  Stein  zu- 
ließ, so  scheint  jene  Statue  ein  Akrolith  gewesen  zu  sein  d.  h.  eine 
Figur,  an  der  nur  die  nackten  Teile,  Kopf,  Arme  und  Füße,  aus  Mar- 
mor gearbeitet  waren,  die  bekleideten  Teile  hingegen  aus  einem  mit 
Metallblech  überzogenem  Holzkerne  bestanden.  Vermutlich  ist  auf 
der  gegenwärtig  verborgenen  Unterfläche  des  Halsabschnittes  ein 
Zapfenloch  vorhanden,  in  das  ein  hölzerner  Dübel  eingriff,  um  den 
marmornen  Kopf  mit  dem  hölzernen  Körper  zu  verb'nd3n. 
Mancherlei  Bestandteile  des  Kopfes  waren  besonders  gearbeitet 
und  sind  verloren  gegangen.  Am  oberen  Bande  der  Stirn,  un- 
mittelbar unter  den  daselbst  beginnenden  Locken,  zieht  sich  eine 
Reihe  von  sechzehn  kleinen  Löchern  hin,  von  denen  die  meisten 
noch  Beste  von  Bronzestiften  enthalten.  Offenbar  waren  in  diese 
Löcher  sechzehn  aus  Bronze  hergestellte  Löckchen  eingefügt,  die 
sich  den  aus  dem  Marmor  herausgearbeiteten  anschlössen.  Eben- 
so scheinen  zwei  größere  Löcher,  die  auf  jeder  Seite  in  der  über  den 
Nacken  herabfallenden  Haarmasse  angebracht  sind,  zur  Befestigung 
von  ein  oder  zwei  stärkeren  und  längeren  Locken  gedient  zu  haben, 

6* 


i 


g4  DAS  THERMENMUSEUM.  1289. 

die  links  wie  rechts  längs  des  Halses  herabreichten.  In  die  durch- 
bohrten Ohrläppchen  waren  selbstverständlich  metallene  Ohrringe 
eingefügt,  während  zwei  am  Halse  angebrachte  Löcher  auf  die  Bei- 
fügung zweier  metallener  Halsbänder  schließen  lassen.  Außerdem 
scheint  über  den  Kopf  ein  aus  Metallblech  gearbeiteter  Mantel  ge- 
zogen gewesen  zu  sein.  Während  nämlich  der  Bildhauer  die  Locken, 
die  sich  auf  der  Vorderseite  hinziehen,  in  sehr  eingehender  Weise  be- 
handelt hat,  sind  die  vom  Schädel  herabfallenden  Haarmassen  nur 
durch  eingerissene  Rillen  nuanciert.  Sie  scheinen  demnach  im  Alter- 
tum unsichtbar,  d.  h.  durch  den  aus  Metallbleob  gearbeiteten  Mantel 
bedeckt  gewesen  zu  sein.  Ferner  ist  in  der  obersten  Lookenreihe  ein 
Streifen  weggemeißelt,  dessen  Länge  ungefähr  der  zwischen  den  bei- 
den äußeren  Augenwinkeln  vorhandenen  Entfernung  entspricht,  und 
in  dem  oberen  Rande  des  Haarbandes  sind  auf  der  rechten,  nicht  aber 
auf  der  linken  Seite  zwei  größere  Löcher  eingebohrt:  alles  Tatsachen,  die 
sich  auf  das  natürlichste  unter  der  Voraussetzung  eines  über  den  Hin- 
terkopf gezogenen  Mantels  erklären.  Jene  Abmeißelung  wurde  vor- 
genommen, damit  der  vordere  Teil  des  Mantels  nicht  abstehe,  sondern 
sich  an  den  Kopf  anschmiege.  Die  auf  der  linken  Seite  angebrachten 
Löcher  dienten  zur  Einfügung  von  Stiften,  die  den  senkrecht  herab- 
fallenden Teil  des  Stoffes  festigten.  Es  würde  sich  hiermit  eine  ähn- 
liche Anordnung  des  Mantels  ergeben  wie  bei  der  sogenannten  Pene- 
lope  (n.  89)  und  bei  der  Opfernden  auf  dem  unter  n.  1286  besproche- 
nen Marmorwerke.  Wenn  nur  auf  der  rechten,  nicht  aber  auf  der  linken 
Seite  für  die  Befestigung  des  Gewandes  gesorgt  ist,  so  liegt  der  Ge- 
danke nahe,  daß  die  linke  Hand  der  Statue  den  Mantel  nach  archa- 
ischer Weise  vor  die  Wange  gezogen  hielt  und  ihm  hiermit  auf  dieser 
Seite  einen  genügenden  Stützpunkt  gewährte.  Die  zahlreichen  me- 
tallenen Zutaten,  die  uns  die  technische  Zurichtung  des  Kopfes  vor- 
aussetzen läßt,  würden  eine  schreiende  Dissonanz  dargeboten  haben, 
wenn  die  marmornen  Teile  weiß  belassen  worden  wären.  Wir  dürfen 
demnach  annehmen,  daß  Augen  und  Lippen  jedenfalls  eine  mehr  oder 
minder  der  Natur  entsprechende  Bemalung  zeigten  und  auch  die  Haare 
entweder  bemalt  oder  vergoldet  waren. 

Alle  Gelehrten  stimmen  darin  überein,  daß  dieser  Kopf  für  eine 
griechische  Originalarbeit  aus  dem  ersten  Viertel  des  5.  Jahrhunderts 
v.  Chr.  zu  erklären  ist.  Die  nächste  stilistische  Verwandtschaft 
verbindet  ihn  mit  dem  Kopfe  des  Neapler  Harmodios,  und  es  wider- 
spricht dieser  Beobachtung  nicht,  wenn  man  bemerkt  hat,  daß  er  auch 
an  gewisse  Typen  der  sizilischen  Kunst  erinnert,  wie  z.  B.  an  den 
Kopf  einer  Göttin  auf  der  hierneben  abgebildeten  Münze  von  Syra- 
kus  (Fig.  33);  stehen  doch  diese  Typen  wieder  in  unleugbarem  Zu- 
sammenhange mit  dem  des  Harmodios,  also  mit  der  Kunst  des  Kritios 
und  Nesiotes.    Über  den  Versuch,  den  Kopf  geradezu  für  den  Rest 


küSBO  BONCOMPAGNI-LUDOVI8I.  86 

eines  sizilisohen  Kultbildes  zu  erklären  und  mit  dem  Marmorwerk 
n.  1286  zu  verbinden,  vgl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.    Da  die  Be- 
ziehungen des  Kopfes  zu  dem  des  Harmodios  zweifellos  stärker  sind, 
als  die  zu  den  erwähnten  sizilischen  Typen,  wird  es  nicht  zu  gewagt 
sein,  wenn  wir  in  ihm  ein  kost- 
bares Spezimen  einer   Hauptrich- 
tung der  attischen  Kunst  aus  der 
Zeit  der   Perserkriege    erkennen, 
entspricht  er  doch  mit  seiner  voll- 
saftigen    derben    Formengebung, 
seinem       Ausdruck       strahlender  j 
Lebensfreude  und  gesunder  Energie 
dem  Charakter  gerade  dieser  Kunst 
vorzüglich.     Man  vergleiche  auch 
dazu  die  Bemerkungen  zu  n.  1286. 

Eine  bestimmte  Benennung  des 
Kopfes  ist  schwierig,  da  die  Kunst, 
die  ihn  schuf,  noch  nicht  fähig  war, 
den    verschiedenen   Götteridealen         * 
einen    vollwertigen  Ausdruck    zu  B' 

verleihen.  Infolgedessen  haben  die  Deutungen  zwischen  Aphrodite, 
Hera  und  Artemis  geschwankt.  Doch  dürfte  die  erste  dieser  Benen- 
nungen die  wahrscheinlichste  sein.  Auf  die  Liebesgöttin  passen  die 
zierliche  Anordnung  des  Haares  und  der  reiche  Schmuck,  sowie  der 
freundlich  lächelnde  Ausdruck  besonders  gut. 

Man.  dell'  Inet.  XI,  ADD.  IST*  p.  38ff.  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Alter- 
tums 1  p.  337  Fig.  352.  Brunn-Brurkmaon  DenkmSler  n.  223.  Joubin  la  sculpture 
grecque  entre  Jen  guertes  med.  et  l'ipoquc  de  P SricleB  p.  1510.  Fig.  40,  50.  8.  Beinach 
tetes  antiques  pl.  20,  21  p.  17f.  Peteraeo  vom  alten  Rom*  p.  litt.  Abb.  107.  Vgl. 
Scb.  n.  23.  Atlieo.  Mit.tciiunufTi  VII  liwB  p.  117;  XV  18»0  p.  11,  p.  13.  Rom.  Mitteil. 
VII  1892  p.  «20.  Furtwangler  Meisterwerke  p.  76  Ann,  8.  Pateoni  la  scultura  «rcoa 
'"  ■  ic.  de  Hapoli  il  \t  "'-- 


1289  (42)  Fragment  einer  ägyptischen  Statue  ans  Granit. 

Die  Statue,  von  der  das  Fragment  stammt,  ist,  nach  ihrem  Stile  wie 
nach  ihrem  Materiale,  ägyptischem  Granit,  zu  urteilen,  sicher  im  Niltale 
ausgeführt  worden.  DochkannsiekeinenAgypterdarstellen.  Vielmehr 
weisen  der  Gesichtstypus,  die  rasierte  Oberlippe  und  die  Anordnung  des 
Haares  wie  des  Kinnbartes  auf  einen  Fremden  hin.  An  den  unteren 
Enden  der  schraubenförmig  geriefelten  Locken,  die  über  die  Schultern 
und  den  Bücken  herabfallen,  erkennt  man  metallene  Spiralen,  mittels 
deren  diese  Locken  zusammengehalten  wurden,  eine  Mode,  die  bei 
verschiedenen  vorderasiatischen  Völkern  und  während  der  archaischen 
Periode  auch  bei  den  Hellenen  nachweisbar  ist.  Die  kolossalen  Dimen- 
sionen lassen  darauf  schließen,  daß  die  Statue  einen  Herrscher  dar- 


86  DAS  THERMENMUSEUM.  1290-1291. 

stellte.  Da  die  Schnittfläche  der  Brust  glatt  zugehauen  ist,  scheint  der 
fehlende,  untere  Teil  aus  einem  besonderen  Blocke  gearbeitet  ge- 
wesen zu  sein.  Die  Ansichten  der  Ägyptologen  schwanken  hinsicht- 
lich der  Zeit,  der  die  Ausführung  der  Statue,  wie  hinsichtlich  der 
Nationalität,  die  der  dargestellten  Person  zuzuschreiben  ist.  Einige 
Forscher  haben  die  Statue  zu  den  Hyksos  in  Beziehung  gesetzt  und 
vermutet,  daß  sie  einen  König  dieses  Hirtenvolkes  darstelle,  das  gegen 
Ende  des  3.  Jahrtausends  aus  Syrien  in  Ägypten  einfiel  und  daselbst 
bis  ungefähr  zum  17.  Jahrhundert  die  Oberherrschaft  behauptete. 
Andere  haben  angenommen,  daß  sie  erst  aus  der  Zeit  der  21.  Dynastie 
(um  1000  v.  Chr.)  stamme.  In  der  Tat  trägt  die  Doppelgruppe  eines 
Königs  aus  Tanis  im  Museum  zu  Kairo,  deren  Köpfe  mit  dem  des 
Fragmentes  außerordentlich  genau  übereinstimmen,  eine  Inschrift  des 
Königs  Psusennes  aus  der  21.  Dynastie.  Demnach  hätte  auch  die  Sta- 
tue, von  der  unser  Fragment  stammt,  einen  Herrscher  aus  der  Dyna- 
stie der  Tarnten  dargestellt  (1100 — 663  v.  Chr.);  doch  ist  es  nicht 
ganz  ausgeschlossen,  daß  man  jene  Inschrift  erst  nachträglich  auf  die 
Gruppe  von  Tanis  gesetzt  habe. 

Bulletino  communale  V  1877  T.  IX  p.  104  ff.  v.  Bissing-Bruckmann  Denkmäler 
ägypt.  Skulptur  Text  zu  T.  56  mit  Abbildung.  Vgl.  Seh.  n.  99.  Archäologischer  An- 
zeiger VIII 1893  p.  66.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XI 1896  p.  287 f. 

1290—1296  sechs  Hermen. 

Die  rechts  und  links  von  dem  r.  Durchgang  aufgestellten  Hermen  und  vier  andere, 
die  sich  in  den  Ecken  des  hier  anstoßenden  Zimmers  befinden,  müssen  notwendig  im 
Zusammenhange  besprochen  werden,  da  die  gleiche  Gattung  pentelischen  Marmors, 
in  der  sie  gearbeitet  sind,  die  Übereinstimmung  in  den  Maßen  und  in  der  Art,  wie  sich 
die  Körperformen  aus  dem  Hermenschafte  entwickeln,  darauf  schließen  lassen,  daß 
diese  sechs  Hermen  demselben  Zyklus  angehörten.    Der  Übergang  des  menschlichen 
Körpers  in  den  Schaft,  dessen  Höhe  derjenigen  der  Beine  entspricht,  ist  meisterhaft 
vermittelt  (vgl.  zu  dieser  Form  Altertümer  von  Fergamon  VII  p.  219 ff.  Beiblatt  26 
n.  255).  Alle  sind  vortreffliche  Kopien  nach  Originalen,  von  denen  eines  (n.  1295)  noch 
in  der  ersten  Hälfte,  ein  zweites  (n.  1291)  in  der  Mitte,  drei  (n.  1292,  1293, 1294)  in  der 
zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  geschaffen  sind,  das  späteste  (n.  1290)  aus  dem  4.  Jahr- 
hundert v.  Chr.  stammt.    Keinesfalls  kann  es  sich  also  um  eine  von  vornherein  beab- 
sichtigte Vereinigung  dieser  Hermen  handeln.   Um  nun  die  Art  der  Ausführung  richtig 
zu  würdigen,  muß  man  die  Teile  betrachten,  die  von  den  Einflüssen  der  Witterung  und 
den  Eingriffen  der  Restauratoren  verschont  geblieben  sind.    Diese  Teile  zeigen  eine 
ebenso  energisch  wie  fein  gefühlte  Durchbildung  der  Formen  und  unterscheiden  sich 
hierdurch  in  so  günstiger  Weise  von  dem  Durchschnitt  der  Kopien,  die  wir  dem  Ende 
der  Bepublik  oder  dem  Anfang  der  Kaiserzeit  zuschreiben  dürfen,  daß  man  geneigt 
gewesen  ist,  die  Ausführung  der  Hermen  in  einer  früheren  Zeit,  ja  bereits  am  Ende 
des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  anzunehmen.    Nachdem  aber  ein  Gelehrter  geglaubt  hat, 
an  n.  1291,  der  besten  von  ihnen,  Meßpunkte  zu  erkennen,  die  auf  ein  mechanisches 
Kopieren  schließen  lassen,  wie  es  augenscheinlich  erst  durch  Pasiteles  eingeführt  wurde, 
ist  man  davon  zurückgekommen,  die  Ausführung  dieser  Hermen  so  früh  zu  datieren. 
Leider  hat  der  Gelehrte,  der  die  Beobachtung  jener  Meßpunkte  gemacht  hat,  nicht 
angegeben,  wo  er  sie  zu  sehen  gemeint  hat.     Dem  Verfasser  ist  es  nicht  gelungen,  sie 
wiederzufinden;  trotzdem  neigt  auch  er  zu  der  Ansicht,  in  den  Hermen  Kopien,  aller 
dings  hervorragend  gute  zu  erkennen.  —  Wir  werden  unter  den  Hermen  Herakles 
undHermes  treffen ;  eine  dritte  ist  von  mehreren  Gelehrten  auf  Theseus  gedeutet  worden. 
Da  es  nun  überliefert  ist,  daß  die  Alten  Bilder  des  Herakles,  Theseus  und  Hermes 
in  den  Gymnasien  aufzustellen  pflegten,  hat  man  vermutet,  daß  unsere  Hermen  zum 
Schmucke  eines  Gymnasiums  oder  eines  ähnlichen  Gebäudes  gedient  hätten.    Dazu 
würde  auch  die  Darstellung  der  fünften  Herme  (n.  1295)  passen,  deren  Figur  von  einer 


MÜSEO  BONCOMPAGNI-LÜDOVISr.  87 

Diskobolenstatue  entlehnt  ist.  Für  diese  ist  damit  die  Frage,  ob  wir  uns  auch  die 
Originale  als  Hermen  vorzustellen  haben,  in  negativem  Sinne  entschieden.  Zweifelhaft 
können  wir  in  betreff  der  andern  Hermen  bleiben. 

1290  (46)  Herakles,  bärtig  mit  über  den  Kopf  gezogener  Löwen- 
haut; die  R.  stützt  eine  Keule  auf;  die  L.  hält  das  Symbol  des  Landes- 
segens, ein  Füllhorn.  Der  Stil  des  Kopfes  deutet  auf  Athen  und  die 
Mitte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr. ;  doch  ist  die  senkrechte  Furchung 
der  Stirn  über  der  Nasenwurzel  ein  Zug,  den  wir  sonst  zuerst  an  ly- 
sippischen  Werken  finden.  Hingegen  macht  der  Körper  den  Ein- 
druck, als  sei  er  nach  einem  Originale  des  5.  Jahrhunderts  kopiert. 
Frühestens  hellenistisch  endlich  ist  die  Form  des  Hornes  und  die  Art, 
wie  die  Trauben  und  Blätter  seiner  Füllung  dargestellt  sind.  So  finden 
wir  in  dieser  Herme  eine  Mischung  verschiedener  Stilelemente,  die  wir 
nur  einem  Kopisten  römischer  Zeit  zutrauen  können.  Auf  einer  athe- 
nischen Kupfermünze  ist  eine  in  den  Hauptzügen  übereinstimmende 
Herme  abgebildet.  Das  beweist  die  Existenz  eines  derartigen  Typus 
in  Athen.  Der  Versuch,  dies  Münzbild  auf  den  Herakles  Alexikakos 
des  Hageladas  zu  beziehen  und  das  Original  der  römischen  Herme  dem 
Euphranor  zuzuschreiben,  der  sich  die  Schöpfung  des  älteren  Kunst* 
lers  zum  Vorbild  genommen  hätte,  ist  ganz  unzureichend  begründet. 

Hon.  dell'  Inst.  X  T.  56,  1;  Ann.  1878  p.  210 ff.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler 
n.  329  C.  Arndt-Amelung  Einzel- Aufnahmen  n.  252,  253.  S.  Reinach  räpertoire  de  la 
«tat.  II  2  p.  624  n.  4.  Vgl.  Seh.  n.  62.  Hartwig  Herakles  mit  dem  Füllhorn  p.  3  n.  1, 
p.  49  ff.,  p.  56.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  2  p.  2157  ff.  (mit  Abb.  der  athenischen 
Münze).  Brunn  kleine  Schriften  II  p.  346.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  591.  Arndt- 
Amelung  Emzel- Aufnahmen  Text  zu  n.  643,  644. 

1291  (62)  Herakles  oder  Theseus,  den  jugendlichen  Kopf  nach 
der  1.  Schulter  gewendet.  Die  R.  schultert  eine  Keule ;  der  in  der  L. 
befindliche  Gegenstand,  von  dem  sich  nur  der  Griff  erhalten  hat,  war 
offenbar  die  Striegel,  mit  der  sich  die  Alten  vom  Staub  und  öl  der 
Palaistra  reinigten  (vgl.  n.  23).  Die  Bildung  des  Körpers  erinnert  an 
polykletische  Kunstweise,  wogegen  der  Typus  des  Kopfes  entschieden 
attisch  ist  (am  ehesten  wäre  der  Kopf  des  sog.  Theseus  vom  Ostgiebel 
des  Parthenon  zu  vergleichen).  Die  Behandlung  des  Haares  zeigt 
noch  starke  Reminiszenzen  an  den  archaischen  Stil,  Die  Herme  wird 
von  einem  Gelehrten  auf  Herakles  gedeutet,  und  es  ist  zweifellos  mög- 
lich, daß  der  Typus  ursprünglich  für  diesen  Heros  erfunden  wurde. 
Doch  muß  er  hier,  wenn  die  Herme,  wie  es  doch  den  Anschein  hat, 
mit  den  übrigen  zu  demselben  Zyklus  gehörte,  notwendig  eine  andere 
Bedeutung  gehabt  haben,  da  Herakles  bereits  in  n.  1290  vertreten  ist. 
Wir  müssen  n.  1291  dann  wegen  seiner  Verwandtschaft  mit  dem  He- 
raklestypus für  Theseus  erklären,  den  die  Alten  vielfach  als  „anderen 
Herakles"  bezeichneten.  Für  ihn  dürfte  auch  die  Striegel  als  Attribut 
besser  passen,  als  für  sein  urwüchsigeres  Vorbild.  Kürzlich  ist  der  Ver- 
such gemacht  worden,  auch  den  Typus  dieser  Herme  mit  dem  Herakles 
Alexikakos  des  Hageladas,  d.  h.  des  jüngeren  Künstlers  dieses  Namens 


88  DAS  THERMENMUSEUM.  1292—1295. 

in  Verbindung  zu  bringen.  Da  jene  Statue  nach  der  Überlieferung  in 

Athen  erst  nach  der  großen  Pest  (430 — 426)  errichtet  wurde,  konnte 

das  Original  der  Herme  für  sie  nur  als  ziemlich  entferntes  Vorbild 

in  Betracht  kommen,  denn  es  läßt  sich  nicht  später  als  in  die  Mitte 

des  5.  Jahrhunderts  datieren. 

Mon.  dell'  Inst.  X  T.  LVIT  2,  2a;  Ann.  1878  p.  2101!.  Brunn-Brockmann  Denk- 
mäler n.  929  A.  Arndt-Ameltmg  Einzel-Aufnahmen  n.  243,  244.  S.  Reinach  repertoire 
de  la  stat.  II  2  p.  522  n.  2.  Vgl.  Seh.  n.  }.  Brunn  kleine  Schriften  II  p.  346.  Furt- 
wängler  Meisterwerke  p.  430 f.,  518.  Den.  über  Statuenkopien  im  Altertum  (Abhandl. 
d.  bayer.  Akad.  d.  Wisa.  I  Kl.  XX.  Bd.  III.  Abth.  1896  p.  545)  p.  21  Anm.  4.  Athen. 
Mitteilungen  XXIX  1904  p.  237 ff.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXVI  1911  p.  31  n.  1. 
Pauly-Wlssowa  Realenzyklopädie  VII  2  p.  2195  f.  —  Zu  der  Art  der  Haarbehandlung 
vgl.  einen  Kopf  vom  Weatgiebel  des  Zeustempels  in  Olympia  (01ympiaIIIT.XXIX2, 3; 
Löwy  griech.  Plastik  T.  38  Abb.  76)  und  den  Kopf  einer  Jünglingsstatue  in  Kopen- 
hagen (Brunn-B ruckmann  a.  a.  O.  n.  596, 597). 

Zweites  Zimmer. 

1292  (76)  Hermes«  Die  Benennung  ist  hinlänglich  gerechtfertigt, 
da  die  Körperbildung  auf  Hermes  deutet  und  sicher  beglaubigte  Dar- 
stellungen den  Gott  in  der  gleichen  Stellung  und  mit  einer  ähnlichen 
Anordnung  des  Gewandes  zeigen.  Der  untere  Teil  des  Körpers  ist 
von  einem  Mantel  bedeckt,  der,  von  hinten  um  den  1.  Vorderarm  ge- 
schlagen, von  der  auf  die  Hüfte  gestützten  1.  Hand  festgehalten  wird. 
Das  tief  in  den  r.  Vorderarm  hineingearbeitete  Zapfenloch  läßt  darauf 
schließen,  daß  die  angesetzte  Hand  ein  verhältnismäßig  schweres 
Attribut  hielt,  das  eine  solide  Befestigung  erforderte,  also  offenbar 
das  aus  Bronze  gearbeitete  Kerykeion.  Man  hat  geschwankt,  ob 
das  Original  dem  5.  oder  dem  4.  Jahrhundert  zuzuschreiben  sei  in 
Rücksicht  auf  die  Behandlung  des  Gewandes,  dessen  allgemeiner 
Wurf  dem  Stile  des  5.  Jahrhunderts  entspricht,  während  allerlei  ein- 
zelne Motive  der  späteren  Entwickelung  im  4.  Jahrhundert  angehören. 
Die  Mischung  wird  auch  hier  dem  Kopisten,  das  Vorbild  dem  5.  Jahr- 
hundert zuzuerkennen  sein. 

Mon.  dell'  Inst.  X  T.  LVI  4;  Ann.  1878  p.  210  ff.  Brunn-Bruckmann  Denkm. 
n.  330  C.  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  525  n.  4.  Vgl.  Seh.  n.  55.  Brunn,  kl. 
Schriften  II  p.  346.  Arndt-Amelung  Einzel- Aufn.  Text  zu  n.  243, 244. 

1293  (56)  Athena. 

Ergänzt  der  r.  Vorderarm,  die  1.  Hand  mit  einem  Stücke  des  Unter- 
armes und  dem  größten  Teile  des  Helmes;  doch  sind  der  mit  dem  Ober- 
arme zusammenhängende  Busch  und  ein  Stück  des  Bügels  antik. 

Die  Göttin  trägt  einen  Peplos,  dessen  Überschlag  bis  zum  Schöße 
herabreicht,  und  eine  altertümlich  geformte  Aigis,  die  den  Bücken 
bis  zum  unteren  Bande  des  Überschlages  bedeckt.  Peplos  und  Aigis 
sind  oberhalb  der  Hüften  von  einem  vorn  geknoteten  Schlangengürtel 
umgeben.  Die  vorgestreckte  L.  hielt  einen  Helm.  Das  Attribut  der  B. 
kann  ein  Speer  gewesen  sein,  dessen  Schaft  vielleicht  unweit  der  r. 
Schulter,  wo  ein  Marmorstück  ausgebrochen  ist,  an  dem  Körper  an- 
lag.    Die  Ausführung  dieser  Herme  ist  nicht  geringer,  als  die  der 


MU8E0  BONCOMPAGNI-LÜDOVISI.  89 

andern,  wie  man.  behauptet  hat.  Recht  ähnlieh  ist  eine  Artemisstatue 
in  Villa  Albani  ru  1933;  die  Originale  beider  Figuren  sind  in  der  Zeit 
der  Athena  Parthenos  entstanden. 

Mon.  dell*  Inst.  X  T.  LVI  3;  Ann.  1878  p.  2100.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler 
n.  330  B.  S.  Hernach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  526  n.  11.  Vgl.  Seh.  n.  60.  Brunn 
kleine  Schriften  II  p.  846.  Arndt- Amelung  Einzel- Aufnahmen  Text  zu  n.  243,  244. 

1294  (52)  Dionysos. 

Ergänzt  die  vordere  Hälfte  des  r.  Unterarms.  Fast  die  ganze  Figur 
ist  von  moderner  Hand  stark  überarbeitet. 

Die  Figur,  über  deren  männliches  Gesohlecht  kein  Zweifel  obwalten 

kann,  ist  mit  einem  langen  Chiton  und  einem  weiten  Mantel  bekleidet. 

Eine  solche  Tracht  wurde  unter  den  Göttern  zu  allen  Zeiten  nur  dem 

bärtigen  Dionysos  gegeben  (vgl.  n.  320).  Nach  den  erhaltenen  Teilen  der 

Arme  zu  schließen,  waren  die  Hände  einander  genähert  und  scheinen 

beide  einen  und  denselben  Gegenstand,  etwa  einen  zweischenkligen 

Becher  (Kantharos)  gehalten  zu  haben.   Der  Stil  entspricht  dem  der 

fortgeschrittensten  Teile  des  Parthenonfrieses. 

Mon.  dell'  Inst.  X  T.  LVI  2;  Ann.  1878  p.  210 ff.  Brunn-Bruckmann  Denkm. 
n.  330  A.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  526  n.  12.  Vgl.  Seh.  n.  3.  Brunn 
kleine  Schriften  II  p.  346.    Arndt- Amelung  Einzel-Aufnahmen  Text  zu  n.  243,  244. 

1295  (74)  Athletenhenne. 

Die  breite,  stark  bewegte  Brust,  an  der  die  Muskeln  scharf  her- 
vortreten, läßt  darauf  schließen,  daß  der  Jüngling  eine  Handlung  voll- 
zog, die  einen  großen  Kraftaufwand  erfordert.  Die  Arme  waren,  wie 
die  erhaltenen  Ansätze  beweisen,  nach  der  1.  Seite  gestreckt  und  er- 
hoben, wobei  der  r.  Arm  etwas  höher  emporreichte  als  der  1.  und  der 
nach  der  r.  Schulter  gewendete  Kopf  über  den  r.  Oberarm  in  die  Ferne 
blickte.  Die  Hände  müssen  einander  benachbart  gewesen  sein.  Nach 
alledem  ist  es  die  wahrscheinlichste  Annahme,  daß  der  Jüngling  mit 
beiden  Armen  einen  Diskos  zum  Schwünge  erhob  und  dabei  das  zu 
erreichende  Ziel  ins  Auge  faßte  (vgl.  die  Nachträge  im  I.  Bande  zu 
n.  324).  Der  Bildhauer  hat  damit,  daß  er  eine  derartige  Handlung, 
die  auch  die  Beine  in  starke  Mitleidenschaft  ziehen  mußte,  zum  Motiv 
einer  Hermenfigur  benutzte,  entschieden  einen  Mißgriff  begangen, 
da  hierbei  die  lebhafte  Bewegung  des  Oberkörpers  in  schroffstem 
Gegensatze  zu  dem  tektonisohen  Prinzipe  des  Schaftes  steht.  Der 
Übergang  des  Körpers  in  den  Schaft  ist  hier  nicht  etwa,  wie  man 
behauptet  hat,  weniger  geschickt  vermittelt  als  an  den  andern 
Hermen.  Der  Unterschied  liegt  nur  darin,  daß  hier  die  Oberschenkel 
nicht,  wie  dort,  ruhig  nebeneinander  stehen,  sondern  notwendiger 
weise  an  der  Bewegung  des  Rumpfes  teilnehmen.  Der  Stil  deutet  auf 
ein  Bronze-Original  und  zeigt  deutlich  Beste  archaischer  Formenge- 
bung,  namentlich  in  der  Behandlung  des  Kopfhaares,  den  zu  hoch 
stehenden  Ohren  und  der  Wiedergabe  der  Schamhaare.  In  der  Galle- 
ria geografjoa  des  Vatikans  befindet  sich  eine  besser  erhaltene  Wieder- 


90  DAS  THERMENMÜSEUM.  1296-1297. 

holung  des  Kopfes  (n.  396),  an  der  die  Haarmasse  wie  eine  anliegende 
Kappe  gebildet  ist,  auf  der  es  dem  Maler  überlassen  blieb,  die  ein- 
zelnen Haarbüschel  anzugeben :  eine  Technik,  die  wir  als  echt-archaisch 
an  verschiedenen  Köpfen  vom  Zeus-Tempel  in  Olympia  kennen  ge- 
lernt haben  und  die  der  Bildhauer  jenes  Kopfes  augenscheinlich  im 
Anschluß  an  entsprechende,  ihm  bekannte  Originalskulpturen  in  An- 
wendung gebracht  hat,  um  den  Eindruck  des  ganz  flächenhaft  be- 
handelten, nur  schwach  ziselierten  Haares  an  dem  Bronze-Originale 
wiederzugeben.  Wir  dürfen  daraus  eine  Bestätigung  entnehmen  da- 
für, daß  sich  der  Bildhauer  unserer  Herme  in  der  flächigen  Wieder- 
gabe der  Haare,  deren  Büschel  nur  schwach  in  die  Fläche  eingezeich- 
net sind,  genau  an  das  Original  angeschlossen  hat.  An  dem  Disko- 
bolen  des  Myron  (n.  1363)  ist  das  Belief  der  Haare  schon  etwas  weiter 
entwickelt. 

Unseren  Diskobolen  verbinden  die  nächsten  stilistischen  Analogien 
mit  den  Lapithen- Gestalten  der  ältesten  Parthenon-Metopen.  Wir 
dürfen  das  Original  wohl  der  Schule  des  Kritios  und  Nesiotes 
zuschreiben,  die  augenscheinlich  ähnliche  Tendenzen  verfolgt  hat, 
wie  in  gleicher  Zeit  Myron  und,  der  schriftlichen  Überlieferung  nach, 
Pythagoras. 

Mon.  dell*  lost.  X  T.  LVII  1,  la;  Ann.  1878  p.  216  ff.  Brann-Bruckmann  Denk- 
mäler n.  329  B.  Arndt-Amelung  Einzel-Aufnahmen  n.  245,  246.  S.  Beinach  rlper- 
toire  de  la  stat.II  2  p.  522  n.  1.  Vgl.  Seh.  n.  8.  Rom.  Mitteilungen  II  1887  p.  106. 
Sauer  Theseion  p.  223 f.  Neue  Jahrbücher  f.  d.  klage.  Altertum  III  1000  p.  12 f.  Vgl. 
auch  n.  1025  (dieser  Torso  ist  fälschlich  als  der  eines  Verwundeten  bezeichnet;  es  ist 
der  eines  Kämpfers). 

1296  (38)  Ruhender  Jüngling. 

Ergänzt  der  1.  Vorderarm,  an  der  r.  Hand  der  Daumen,  Zeigefinger, 
Mittelfinger  und  der  größte  Teil  des  Goldfingers,  das  Schwert  abgesehen 
von  dem  zwischen  dem  Ballen  der  r.  Hand  und  dem  1.  Unterschenkel  be- 
findlichen Fragment,  ein  Stück  an  der  r.  Seite  des  Brustkastens  und  an 
der  r.  Hüfte,  der  ganze  1.  Fuß,  der  r.  außer  der  Ferse,  ein  großes  Stück  an 
der  r.  Vorderseite  der  Plinthe.  Der  aus  anderem  Marmor  gearbeitete 
Kopf  (erg.  die  Nase  und  der  größte  Teil  der  Oberlippe)  ist  antik,  aber  nicht 
zugehörig.  Der  Zusammenhang  der  beiden  Halsstücke  ist  dadurch  erzielt, 
daß  der  moderne  Ergänzer  das  zu  dem  Kopfe  gehörige  Stück  hinten  und 
auf  beiden  Seiten  verdünnt  hat.  Die  abgearbeiteten  Stellen  sind  durch 
die  weiße  Farbe  des  Marmors  kenntlich,  der  sonst  einen  bräunlichen  Ton 
zeigt. 

Ein  kräftiger  Jüngling  sitzt  in  lässiger  Haltung  auf  dem  Boden. 
Er  hat  das  1.  Bein  über  das  r.  geschlagen  und  die  Arme  gekreuzt, 
wobei  der  1.  Ellenbogen  auf  dem  1.  Knie  und  die  r.  Hand,  die  ein  in 
der  Scheide  steckendes  Schwert  hält,  auf  dem  1.  Unterschenkel  ruht. 
Die  Statue  ist  nur  darauf  berechnet,  von  ihrer  1.  Seite  aus  und  etwas 
vod  links  her  gesehen  zu  werden.  Wenn  man  sich  vor  den  Durch- 
gang zum  ersten  Zimmer  stellt,  wird  die  nachlassig  ausgeführte  untere 
Seite  desl.  Oberschenkels  und  die  nur  angelegte  Gewandpartie  zwischen 
den  Beinen  sowie  an  der  Außenseite  des  r.  Oberschenkels  dem  Blicke 
entzogen,  und  die  Vollendung,  mit  der  alle  übrigen  Teile  des  Körpers 


MU8E0  BONCOMPAGNI-LUDOVISI.  91 

durchgebildet  sind,  kommt  zu  nachdrücklicher  Geltung.  Falsch  war 
es,  wenn  man  behauptet  hat,  die  Figur  müsse  von  oben  gesehen  wer- 
den; bei  dieser  Ansicht  können  die  Gewandpartien  zwischen  den 
Beinen,  die  kaum  skizziert  sind,  also  nicht  gesehen  werden  sollten, 
dem  Blicke  nicht  entgehen.  Man  hat  angenommen,  daß  diese  Statue 
und  eine  andere  ihr  entsprechende  als  ideale  Wächter  vor  einem  Ein- 
gange aufgestellt  waren.  Die  Proportionen  des  im  Vergleiche  mit  den 
Armen  und  Beinen  etwas  schmächtig  gebildeten  Rumpfes  erinnern 
an  diejenigen,  die  in  der  Überlieferung  dem  Euphranor  zugeschrieben 
werden,  einem  Meister,  dessen  Tätigkeit  ungefähr  zwischen  370  und 
330  v.  Chr.  fiel  (vgl.  n.  186).  Doch  scheint  für  diese  Zeit  die  starke 
Kreuzung  der  Motive  und  die  räumliche  Entwickelung  der  Kompo- 
sition zu  weit  zu  gehen.  Der  dem  Körper  aufgesetzte  Kopf  ist  eine 
sohlechte,  frühestens  zur  Zeit  der  Antonine  gearbeitete  Wiederholung 
des  unter  n.  128  besprochenen  Meleagrostypus. 

S.  Reinach  repertoire  de  la  etat.  II  1  p.  193  n.  1.  Vgl.  Seh.  n.  118.  Friederichs- 
Wolters  Bausteinen.  1269.  Der  Kopf:  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  277,  278. 
Vgl.  Römische  Mitteilungen  IV  1889  p.  221  n.  17. 

1297  (37)  Sitzender  Ares. 

Gefunden  zwischen  Palazzo  Santa  Croce  und  Campitelli.  Ergänzt 
am  Ares  die  Nase  abgesehen  vom  r.  Flügel,  die  r.  Hand  außer  dem  am 
1.  Knie  anliegenden  Stücke,  die  Spitzen  des  1.  Daumens  und  1.  Zeigefingers 
mit  dem  Schwertgriffe  und  einem  Stücke  der  Scheide,  der  r.  Fuß  abgesehen 
von  der  Ferse;  am  Eros  der  Kopf,  der  1.  Arm  mit  dem  Köcher  —  doch 
scheint  der  Köcher  durch  die  Form  der  Bruchfläche  gesichert — ,  der  r. 
Vorderarm  mit  dem  Bogen,  der  r.  Fuß  mit  einem  Teile  des  Unterschenkels. 
Es  sind  Spuren  vorhanden,  daß  das  Werk  auf  der  1.  Seite  der  Haupt- 
figur unvollständig  ist.  Quer  über  die  1.  Schulter  des  Ares  erstreckt  sich 
der  Best  eines  länglichen,  nach  der  Mitte  zu  breiter  werdenden  Ansatzes, 
in  dem  auf  der  Höhe  der  Schulter  in  schräger  Richtung  ein  kreisrundes 
Zapfenloch  eingebohrt  ist.  Ferner  bemerkt  man  unter  der  1.  Achsel  einen 
mehr  als  fingerbreiten  Einschnitt,  der  nach  dem  auf  der  Schulter  be- 
findlichen Ansatz  emporreicht,  hinter  dem  Schwertende,  unmittelbar 
unter  dem  Gewände,  den  Rest  einer  viereckigen  Stütze  und  unter  diesem 
Reste  am  Felsen  eine  Bruchstelle.  Das  Gewand  des  Ares  ist  oberhalb 
dieser  Bruchstelle  stark  übergangen,  während  Spuren  einer  oberfläch- 
licheren Überarbeitung  auch  an  dem  unter  der  Bruchstelle  befindlichen 
Teile  des  Felsens  sichtbar  sind  und  der  Rand  der  Flinthe  darunter  in  ent- 
sprechender Ausdehnung  von  moderner  Hand  glatt  zugehauen  scheint. 
Die  Figuren  sind  stark  geputzt,  wodurch  ihre  Oberfläche  jeden  Charakter 
verloren  hat. 

Ares  sitzt  in  lässiger  Haltung  auf  einem  Felsen,  indem  er  das 
r.  Bein  vorstreckt  und  das  zurückgezogene  1.  Bein  auf  den  unterhalb 
des  Felsensitzes  stehenden  Helm  setzt.  Die  Hände  sind  auf  dem  1. 
Knie  übereinandergelegt;  die  L.  hält  das  in  der  Scheide  steckende 
Schwert.  Der  leicht  nach  der  r.  Schulter  geneigte  Kopf  zeigt  einen 
nachdenklich-träumerischen  Ausdruck.  Die  Ursache,  die  den  Kriegs- 
gott in  eine  solche  Stimmung  versetzt,  wird  durch  den  kleinen  Eros 
verdeutlicht,  der  hinter  dem  r.  Beine  des  Ares  wie  in  einem  Versteck 
auf  dem  Boden  sitzt.  Ob  dieser  Eros,  wie  der  Ergänzer  angenommen 
hat,  in  der  R.  einen  Bogen  hielt,  ist  fraglich.     Vielleicht  berührte 


92  DAS  THERMENMUSEUM.  1298. 

er  mit  dieser  Hand,  ohne  ein  Attribut  zu  halten,  leise  den  r.  Unter- 
schenkel der  Hauptfigur,  um  dem  Gotte  seine  Gegenwart  bemerk - 
lieh  zu  machen.  Der  Stil  empfiehlt  die  Annahme  eines  bronzenen  Ori- 
ginals. Während  man  den  Kopf  des  Ares  früher,  getäuscht  durch  die 
von  dem  Restaurator  durch  starkes  Putzen  verweichlichten  Formen 
des  hiesigen  Exemplares,  neben  den  unter  n.  128  besprochenen  Mele- 
agros  gestellt  und  deshalb  zu  Skopas  in  Beziehung  gesetzt  hat,  ist  in 
den  Formen  und  den  Motiven  des  Körpers  die  am  Apoxyomenos 
(n.  23)  kenntliche  Kunstweise  des  Lysippos  nie  verkannt  worden. 
Diese  kommt  noch  weit  klarer  zur  Erscheinung  an  einer  wundervollen 
Wiederholung  des  Torso  im  Neapler  Museum  und  nicht  minder  deut- 
lich an  einer  sehr  viel  schärfer  gearbeiteten  und  in  den  antiken  Teilen 
besser  erhaltenen  Wiederholung  des  Kopfes  in  der  Münchener  Glypto- 
thek. Zudem  ist  kürzlich  nachgewiesen  worden»  daß  der  Kopf  einer 
in  Atalanti  gefundenen  Hermesstatue  im  Athener  National-Museum, 
die  man  stets  übereinstimmend  für  durchaus  lysippisch  erklärt  hatte, 
nichts  anderes  ist,  als  eine  grobe  Wiederholung  des  Ares-Kopfes.  Wir 
dürfen  deshalb  jetzt  mit  Zuversicht  auch  in  dem  Originale  des  Ares 
eine  Schöpfung  des  Lysippos  erkennen  und  die  anderen  Annahmen, 
die  jenes  Original  mit  einer  Kolossalstatue  des  Skopas  in  dem  beim 
Circus  Flaminius  gelegenen  Tempel  des  Brutus  Gallaecus  oder  mit 
einem  Werke  des  Piston  im  Tempel  der  Concordia  identifizieren 
wollten,  ohne  weiteres  beiseite  lassen. 

Je  sicherer  wir  nun  aber  das  Werk  einem  der  großen  Künstler  des 
4.  Jahrhunderts  zuschreiben  können,  um  so  befremdlicher  muß  uns 
der  kleine,  allzu  hellenistisch  anmutende  Eros  zu  Füßen  des  Gottes 
erscheinen,  und  es  taucht  die  Frage  auf,  ob  wir  in  ihm  nicht  eine  Zu- 
tat des  Kopisten  zu  erkennen  haben,  zumal  wir  durch  Vergleich  mit 
dem  Torso  im  Neapeler  Museum  zu  dem  gleichen  Resultate  in  betreff 
der  Erweiterung  der  Gruppe  an  der  1.  Seite  des  Gottes  gelangen.  Man 
hat  vermutet,  daß  hier  ein  mit  der  Spitze  nach  unten  gerichteter 
Speer  an  die  1.  Schulter  gelehnt  und  der  an  dem  Schafte  angebrachte 
Wurfriemen  (dy%vX7i)  um  die  Achsel  gelegt  gewesen  sei.  Ist  nun  auch 
nicht  zu  leugnen,  daß  sich  der  unter  der  1.  Achsel  vorhandene  Ein- 
schnitt aus  einem  an  dieser  Stelle  anliegenden  Metallstreifen  erklären 
ließe,  so  scheint  es  doch  ganz  unglaublich,  daß  der  Bildhauer,  um 
einen  leichten  Gegenstand,  wie  einen  Speerschaft,  zu  stützen,  auf  der 
Schulter  den  Ansatz  und  weiter  unten  den  Felsvorsprung  angebracht 
habe.  Nach  einer  anderen  Ansicht  hätte  auf  dem  abgebrochenen  Teil 
dieses  Vorsprungs  ein  zweiter  Eros  gestanden,  der  seine  r.  Hand  auf 
die  1.  Schulter  des  Ares  legte  ( vgl.  n.  1321).  Doch  würde  sich  für  diesen 
Eros  bei  der  Stelle,  an  der  jener  Vorsprung  des  Felsens  angebracht  ist, 
eine  eigentümlich  schräge  und  gezwungene  Haltung  ergeben.  Auch 
erscheint  der  auf  der  Schulter  des  Gottes  vorhandene  Ansatz  für  ein 


MUSEO  BONCOMPAGNI-LüDOVISI.  93 

Kinderhändohen  viel  zu  groß.  Endlich  ist  auch  die  Vermutung  aus- 
gesprochen worden,  zur  Seite  des  Ares  habe  Aphrodite  gestanden,  und 
diese  Annahme  ist  zweifellos  die  weitaus  wahrscheinlichste.  Man  hätte 
dann  anzunehmen,  daß  die  Göttin  die  1.  Schulter  ihres  Geliebten  mit 
dem  r.  Arme,  der  Hand  oder  dem  Fächer  berührte.  Wenn  man  dagegen 
eingewendet  hat,  daß  Ares  der  Göttin  nicht  die  geringste  Aufmerk- 
samkeit schenke,  so  hat  man  verkannt,  daß  dieses  innerlich-unruhige 
Hinausträumen  des  Kriegsgottes,  der  dabei  selbst  der  Annäherung 
der  Geliebten  nioht  achtet,  gerade  recht  charakteristisch  wirken 
mußte.  Der  andere  Einwand,  daß  der  schöne  Linienfluß,  den  die  Ge- 
stalt des  Ares  darbietet,  von  welcher  Seite  man  sie  auch  betrachten 
mag,  durch  die  Beifügung  einer  zweiten  Figur  empfindlich  gestört 
werden  müsse,  ist  durchaus  berechtigt,  trifft  aber  den  Bildhauer  dieses 
Exemplares  in  jedem  Falle;  selbst  der  angelehnte  Speer  der  ersten 
Annahme  hätte  den  Linienfluß  durchbrochen  und  beeinträchtigt.  Daß 
es  sich  eben  nur  um  eine  willkürliche  Erweiterung  der  Komposition 
seitens  dieses  einen  Kopisten  handelte,  beweist  uns  ja,  wie  gesagt, 
der  Torso  in  Neapel,  und  so  werden  wir  dem  gleichen  Bedürfnis  nach 
Bereicherung  des  Bildes,  die  nur  darauf  berechnet  war,  die  ober- 
flächliche Freude  des  Publikums  an  einem  gefälligen  Inhalt  zu  be- 
friedigen, auch  die  Entstehung  des  formell  nur  störenden,  jedenfalls 
gänzlich  überflüssigen  Eros  zu  Füßen  des  Gottes  zuschreiben  dürfen, 
vielleicht  auch  die  den  Sitz  umlagernden  Waffen,  den  Helm  nicht 
ausgeschlossen,  sodaß  der  Fuß  nur  mit  der  Ferse  an  der  Vorderseite 
des  Sitzes  eine  Stütze  gehabt  hätte.  Die  Ausführung  der  Kopie  ist 
mittelmäßig  und  erscheint  an  dem  Beiwerke,    namentlich  an  den 

Beinschienen  geradezu  ungeschickt. 

Altere  Publikationen  s.  bei  Seh.  n.  63.  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Altertums 
I  p.  121  Fig.  126.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  388.  Collignon  histoire  de  la  sculp- 
ture  grecque  II  p.  247  Fig.  124.  Springer-Michaelis  Handbuch  d.  Kunstgeschichte 
I'  p.  386  Abb.  601.  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I  T.  66  n.  6.  v.  Sybel  Welt- 
geschichte d.  Kunst1  p.341  mit  Abb.  Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  165. 
Furtwängler-Urlichs  Denkmäler  gr.  u.  röm.  Skulptur,  Handausgabe  (2.  Aufl.)  T.  23 
p.  72ff.  Löwy  griechische  Plastik  T.  125, 126  Abb.  217a— d  p.  104, 106, 107.  Della  Seta 
religione  e  arte  figurata  p.  153  Fig.  08.  Bruckmann  Wandbilder  alter  Plastik  VI 
(mit  erläuterndem  Texte  von  Buschor).  Der  Kopf:  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen 
n.  254,  255.  Furtwängler-Urlichs  a.  a.  O.  Fig.  20.  Vgl.  Athen.  MitteilungenVI  1881 
p.  121.  Archäol.  Anzeiger  IV  1880  p.  41.  Verhandlungen  der  41.  Versammlung 
deutscher  Philologen  in  München  p.  244  f.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  1  p.  490  f. 
Furtwängler  Meisterwerke  p.  525  ff.  p.  645.  Böm.  Mitteilungen  XX  1905  p.  150. 
Journal  of  hell.  Studie*  XXV  1905  p.  257.  Klein  Geschichte  der  griech.  Kunst  II 
p.  278.  —  Der  Torso  in  Neapel:  Arndt-Amelung  Binzelaufnahmen  n.  832,  833.  S.  Bei- 
nach repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  192  n.  5.  Buesch  guida  illustrata  del  museo  di 
Napoli  p.  95 f.  n.  293.  Der  Kopf  in  der  Münchener  Glyptothek:  Furtwängler- Wolters 
Beschreibung  d.  Glyptothek  p.  296  n.  272.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXVI 1911  p.276f. 
Abb.  8a,  b  (hier  die  Zusammenstellung  mit  dem  Kopfe  des  Hermes  von  Atalanti). 

1298  (10)  Porträtkopf  des  Aristoteles. 

Ergänzt  fast  die  ganze  Nase  und  die  Büste. 
Die  richtige  Benennung  des  bezeichneten  Kopfes  wurde  ermög- 
licht durch  den  Vergleich  mit  zwei  Zeichnungen  einer  Büste,  die  sich 


94  DAS  THERMENMÜSEUM.  1299—1301. 

Ende  des  16.  Jahrhunderts  im  Besitze  des  Fulvio  Orsini  befunden  hatte 
und  seit  der  Zeit  des  Rubens,  von  dem  die  eine  der  beiden  Zeich- 
nungen stammt,  verschollen  ist.  Danach  haben  sich  elf  sichere  Kopien 
des  gleichen  Typus  nachweisen  lassen,  dem  sich  noch  einige  zweifel- 
hafte anschließen.  Das  Porträt  gehört  in  stilistischer  Hinsicht  zweifel- 
los in  die  spätere  Lebenszeit  des  Aristoteles  und  entspricht  auch  im 
allgemeinen  den  überlieferten  Zügen  seiner  Erscheinung.  Das  hiesige 
Exemplar  gibt  nicht  alle  charakteristischen  Eigenheiten  in  der  gleichen 
Schärfe  wieder,  wie  einige  von  den  anderen  Wiederholungen,  zeichnet 
sich  aber  vor  allen  übrigen  durch  die  feine  Sorgfalt  seiner  Ausführung 
besonders  in  Bart  und  Haaren  aus.  Sehr  schön  ist  der  eigenartige 
Bau  der  Stirn  und  des  Schädels  wiedergegeben. 

Aradt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Porträt»  n.  365,  366.  Studniczka  das  Bildnis 
des  Aristoteles  (Leipzig  1908)  T.  III  5,  6  p.  24  H.  Hekler  Bildniskunst  d.  Griech. 
u.  Äöm.  p.  XXIV  T.  83.  Vgl.  Seh.  n.  93.   Bernoulli  griech.  Ikonographie  I  p.  96  n.  2. 

Drittes  Zimmer. 
1299  (59)  Statue  des  Hermes. 

Ergänzt  von  Algardi  die  Spitze  und  der  r.  Flügel  der  Nase,  der  größte 
Teil  der  Hutkrempe,  der  r.  Arm  abgesehen  von  dem  der  Schulter  benach- 
barten Stücke,  der  von  der  1.  Hand  umschlossene  Stab,  die  Füße,  die 
Plinthe. 

Der  r.  Arm  ist  falsch  ergänzt.  Die  Haltung,  die  der  Restaurator 
dem  Arme  gegeben  hat,  bringt  in  die  Figur  einen  Zug  zu  starker  Be- 
wegung, der  mit  der  sonstigen  Körperhaltung  und  dem  Gesichtsaus - 
druck  in-Widerspruch  steht.  Wie  die  hinsichtlich  des  Motives  über- 
einstimmende, sogenannte  Statue  des  Germanicus  im  Louvre  beweist, 
war  der  r.  Arm  nach  dem  Kopfe  erhoben  und  stand  die  Hand  mit 
zusammengelegten  Daumen  und  Zeigefinger  in  der  Höhe  und  unweit 
der  Schläfe.  Die  L.  senkte  ursprünglich  ein  bronzenes  Kerykeion. 
Hiernach  war  Hermes  in  dieser  Statue  als  Gott  der  Beredsamkeit 
(Xoyiog)  aufgefaßt.  Er  steht  da  in  gesammelter  Haltung,  neigt  den 
Kopf,  dessen  Gesicht  einen  ernst  sinnenden  Ausdruck  zeigt,  zu  seinen 
Zuhörern  und  bewegt  dabei  die  R.  in  einer  Weise,  die  für  ruhig-logische 
Darlegung  bezeichnend  ist.  Während  er  spricht,  gleitet  ihm  das  Ge- 
wand von  dem  Oberarm  herab.  Dieses  Motiv  soll  offenbar  den  Ein- 
druck der  Konzentration  steigern,  mit  der  Hermes  in  seine  Rede  ver- 
tieft ist.  Doch  hat  der  Bildhauer  hierbei  die  Schwierigkeiten,  die  sich 
bei  der  plastischen  Fixierung  eines  in  Bewegung  begriffenen  Stoffes 
ergeben,  nicht  zu  überwinden  verstanden;  denn  das  Gewand  sieht 
nicht  aus,  als  ob  es  herabgleite,  sondern  als  ob  es  in  künstlicher  Weise 
an  dem  Oberarme  befestigt  sei.  Wir  dürfen  die  Entstehung  des  zweifel- 
los bronzenen  Originales  um  die  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
annehmen.  Der  Kopf  erinnert  in  manchen  Zügen  noch  an  den  wahr- 
scheinlich alt-peloponnesischen  Typus,  der  in  der  Figur  des  Stephanos 
wiedergegeben  ist  (n.  1 846).  Doch  zeigt  die  Statue  in  der  Koptbildung 


MüSEO  BONCOMPAGNI-LÜDOVISI.  95 

noch  deutlichere  Berührungspunkte  mit  myronischer  Kunst,  während 
der  Körper  mit  seiner  vornehmen,  aber  etwas  matten  Formengebung 
sich  an  keine  der  gleichzeitigen,  bekannten  Kunstrichtungen  mit  über- 
zeugenden Gründen  hat  angliedern  lassen.  Häufiger  begegnen  wir 
in  jener  Epoche  dem  auch  hier  auffallenden  Mißverhältnis  zwischen 
den  kräftigen  Formen  der  Oberschenkel  und  den  schwach  entwickelten 
Unterschenkeln.  Man  hat  diese  Erscheinung  mit  der  in  jener  Zeit 
häufigen  Herstellung  von  Kolossal-Bildern  erklären  wollen;  die  Bild- 
hauer hätten  die  bei  der  Arbeit  in  Biesen-Dimensionen  notwendige  Ver- 
änderung der  Proportionen  —  kleinere  Bildung  der  dem  Auge  des  Be- 
schauers näherliegenden  Teile  —  ohne  weiteres  auch  auf  Bilder  ge- 
ringeren Formates  übertragen.  So  richtig  die  Voraussetzungen  aber 
sind,  so  bedenklich  ist  die  daraus  gezogene  Folgerung.  Die  Ver- 
suche, das  Original  Pheidias  oder  einem  „phokäischen"  Bildhauer 
Telephanes  zuzuschreiben,  sind  unzureichend  begründet. 

Ältere  Publikationen  8.  bei  Seh.  n.  94.  Rayet  monuments  de  l'art  antique  II  Text 
zu  pl.  70  p.  5.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  413.  Winter-Seemann  Kunstgeschichte 
in  Bildern  I  T.  42,  6.  Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  44.  Kekuie  von  Stradonitz 
die  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  Abb.  auf  p.  349  (auf  p.  348  der  sogen.  Oermanicus). 
Löwy  griech.  Plastik  T.  94  Abb.  176a  p.  80.  Altertümer  von  Pergamon  VII  p.  22 f. 
Abb.  22g  (die  hier  vertretene  Behauptung  eines  engen  Zusammenhanges  zwischen  dem 
Hermes,  und  der  in  Pergamon  gefundenen,  helmlosen  Athena  scheint  uns  nicht  ge- 
nügend begründet).  Der  Kopf:  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  270,  271.  Löwy 
a.  a.  O.  Abb.  176b.  Vgl.  0 verbeck  Geschichte  d.  griech.  Plastik  II4  p.  446,  p.  456  An  . . 
4.  Friedericha-Woltere  Bausteine  n.  1680.  Aus  der  Anomia  (Berlin  1890)  p.  62,  p.  69. 
50.  Berliner  Winckelmannsprogramm  p.  152.  Furtwangler  Meisterwerke  p.  86,  p.  742. 
Arndt-Amelung  a.  a.  O.  Text  zu  n.  1127.    Klein  Geschichte  der  griech.  Kunst  II  p.  66  ff. 

1300  (54)  Wiederholung  der  knidisehen  Aphrodite  (vgl.  n.  310). 

Antik  sind  nur  der  Rumpf  mit  den  Schultern,  den  Oberschenkeln  und  dem  1.  Knie. 
Doch  sind  auch  die  antiken  Teile  von  moderner  Hand  stark  abgeglättet,  um  ihren 
Unterschied  von  den  restaurierten  auszugleichen.  Der  Kopf  sitzt  nicht,  wie  man  be- 
hauptet hat,  mit  Bruch,  sondern  mit  Schnitt  auf,  und  ist  zweifellos  modern.  Seh.  n.  97. 
Journal  of  hellenic  studies  VIII 1887  p.385  J.  Furtwangler  Meisterwerke  p.  551  Anm. 
2  n.  6.  Klein  Praxiteles  p.  251  n.  6. 

Viertes  Zimmer. 

1301  (86)  Fragment  eines  Hochreliefs,  Kopf  einer  schlafenden 

Erinys. 

Pentelischer  Marmor.  Ergänzt  beinahe  die  ganze  Nase,  die  r.  Hälfte 
der  Unterlippe,  die  unter  dem  Kinne  herabreichende  Locke  abgesehen  von 
dem  oberen  Ansätze.  An  dem  rückwärtigen  Teile  des  Hinterkopfes  ist 
eine  andere  Behandlung  der  Haare  kenntlich  als  an  den  vorderen  Teilen; 
außerdem  fehlt  dort  jegliche  Spur  von  Verwitterung.  Augenscheinlich 
hat  der  moderne  Restaurator  einen  an  jener  Stelle  ansetzenden  Gegen- 
stand abgemeißelt  und  in  die  abgemeißelte  Stelle  Haare  eingearbeitet. 

Der  schön  gearbeitete  Kopf  scheint,  nach  Auffassung  und  Stil  zu 

urteilen,  ein  hervorragendes  Original  der  jüngeren  hellenistischen  Zeit 

wiederzugeben!    Man  hielt  ihn  früher  für  eine  Originalarbeit,  doch 

widerspricht   dieser    Annahme    die    allzu   grobe  Verwendung   des 

Bohrers  in  der  Wiedergabe  der  Haare.  Das  Antlitz  zeigt  einen  ebenso 

ernsten  wie  strengen  Ausdruck  und  in  der  vorgeschobenen  Unterlippe 


96  DAS  THERMENMUSEUM,  1803. 

einen  unwilligen  Zug.    Die  Augen  sind  geschlossen.    Doch  beweisen 
das  leise,  nach  der  1.  Schulter  geneigte  Haupt,  die  Augensterne,  die 
unter  den  geschlossenen  Lidern  nach  oben  gerichtet  sind,  und  der  ge- 
öffnete Mond,  der  offenbar  in  ruhigen  regelmäßigen  Zügen  die  Luft 
einatmet,  daß  nicht  eine  Sterbende  öder  Tote  sondern  eine  Schlafende 
dargestellt  ist.  Der  Deutung  auf  Medusa  widerspricht  der  Typus,  der 
sich  wesentlich  von  den  sioher 
beglaubigten  Gorgonenbildun- 
gen  unterscheidet.     Hingegen 
stimmt  der  Kopf  in  allem  We- 
sentlichen   mit    einem    Typus 
überein,  der  auf  verschiedenen 
Denkmälern  den  Erinyen,  z.  B. 
auf  dem  hier  abgebildeten  unter  - 
italischen  Vasenbilde  (Fig.  34) 
gegeben   ist.     Er  scheint  dem- 
nacheine schlafende  Erinys  dar- 
zustellen. Die  vom  Winde  durch- 
einander geworfenen  Haare  und 
die    über    die    Wange    herab- 
hängenden   Locken,    die    von 
Schweiß   durchdrungen  schei- 
nen, weisen  auf  die  heftige  Be- 
wegung zurück,   der  sich  die 
Erinys  beider  Verfolgung  eines  Frevlers  unterzog.  Jetzt  ist  sie  einge- 
schlafen, bewahrt  aber  noch  im  Schlafe  ihren  strengen  Ausdruck  und 
den  Groll  gegen  den  Verbrecher.  Ein  Gelehrter  hat  vermutet,  daß  der 
Kopf  zu  einer  Komposition  gehörte,  in  der  zwei  schlafende  Erinyen  dar- 
gestellt waren,  einer  Gruppe,  die  wir  uns  durch  das  abgebildete  Vasen- 
bild vergegenwärtigen  könnten.     Jedenfalls  müßten  wir  annehmen, 
daß  diese  Gruppe  zu  einer  großen  Reliefkomposition  gehört  habe,  da 
sich  unter  dem  Kinn  der  Erinys  ein  ganz  kleines  Stückchen  Relief- 
grund erhalten  hat.    Auch  die  Art,  wie  die  oberen  Teile  des  Kopfes 
mit  höherem  Relief  aus  der  Flache  herausragen,  als  die  unteren,  kehrt 
ganz,  übereinstimmend  auf  anderen  großen  Reliefdarstellungen  wieder 
(vgl.  den  Kopf  des  Endymion  auf  n.  807  und  den  der  Nymphe  auf  n. 
1147).     Der  Künstler  konnte  zu  einer  derartigen  Komposition  un- 
mittelbar durch  die  Szene,  mit  der  die  Eumeniden  des  Aischylos  be- 
ginnen, oder  durch  berühmte  Gemälde  angeregt  werden,  von  denen 
das  eine  dieselbe  Szene,  ein  anderes  die  Erinyen  neben  dem  Grab- 
hügel des  Agamemnon  schlafend  darstellte  (vgl.  n.  338  u.  1207). 

Hon.  dell'  Tritt. VIII  T.  38,  Ann.  1ST1  Tav,  d'agg.  ST  p.  21211,  Baumeister  Denk- 
mäler dea  klaaB.  Altertums  II  p.  911  Fig.  886.  Koscher  mytbol.  Lexikon  I  p.  172«. 
Brunn-Bmckmariii  Denkmäler  n.  238.  Brunn  griech.  Gotterldeale  T.  V  p.  53fl.  Col- 
lignon  hiatoire  de  U  sculpt.  grecque  II  p.  587  Flg.  304.   Winter  Kunstgeschichte  In 


MÜSEO  BONCOMPAGNI-LÜDOV1SI.  97 

Bildern  I  T.  70, 1.  Petersen  Vom  alten  Äom*  p.  17611.  Abb.  141.  Löwy  griech.  Plastik 
T.  150  Abb.  261  p.  123.  Vgl.  Seh.  n.  110.  Friedericiis- Wolters  Bausteine  n.  1419.  Six 
de  Gorgone  p.  65.  Journal  of  hell,  stndies  XI 1890  p.  197  f.,  p.  201  f.  Eendioonti  della 
r.  Accademia  dei  Lincei,  classe  di  scienze  morali  VI  1890  p.  342  ff.  Born.  Mitteilungen 
VII 1892  p.  106 f.  Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  24  =  Wickhoff  Schriften  III 
p.  43  f.  Ausonia  II  1907  p.  85  Ann.  4. 

1302  (43)  Kolossalgruppe,  Gallier  und  sein  Weib. 

Ergänzt  an  dem  Manne  die  vordere  Hälfte  der  Nase,  der  r.  Arm  mit 
dem  Schwertgriffe  und  dem  freistehenden  Teile  der  Klinge,  der  1.  Vorder- 
arm bis  zur  Handwurzel,  der  1.  Zeigefinger  und  das  freiflatternde  Stück 
des  Mantels  mit  der  Stütze,  die  aber  durch  die  auf  dem  Gesäß  vorhandene 
Spur  ihres  Ansatzes  gesichert  ist;  an  der  Frau  die  Nase,  der  1.  Arm  abge-  ' 
sehen  von  dem  der  Schulter  benachbarten  Stücke,  der  untere  Teil  des  r. 
Vorderarmes  nebst  der  Hand,  vier  Zehen  am  r.  Fuße,  allerlei  Stücke  am 
Mantel.  Von  den  beiden  Stützen  zwischen  den  Figuren  ist  die  vordere 
antik,  aber  mehrfach  gebrochen,  die  hintere  modern,  aber  durch  antike 
Ansätze  gesichert.  Beide  Figuren  haben  durch  rücksichtsloses  Abputzen, 
teilweise  auch  durch  Überarbeitung  gelitten,  namentlich  die  der  Frau  auf 
der  Vorderseite.  Über  den  Marmor  s.  n.  884. 

Der  Gallier  hat,  während  ihm  die  Feinde  auf  den  Fersen  sind,  eben 
noch  Zeit  gefunden,  seinem  Weibe  unter  der  1.  Achselhöhle  den  Todes- 
stoß zu  versetzen  und  trifft  sich  nunmehr  selbst  an  unfehlbar  tödlicher 
Stelle,  indem  er  sein  Schwert  hinter  dem  1.  Schlüsselbein  in  die  große 
Schlagader  stößt.  Mit  der  L.  stützt  er  noch  die  zusammenbrechende 
Gefährtin.  Sein  Antlitz,  das  sich  nach  den  Verfolgern  rückwärts 
wendet,  bekundet  eine  trotzige  Genugtuung  darüber,  daß  er  seinen 
Feinden  nicht  lebendig  in  die  Hände  fallen  wird.  Offenbar  ist  ein 
gallischer  Häuptling  dargestellt.  Das  Gesicht  unterscheidet  sich  durch 
seine  markanten  vornehmen  Züge  wesentlich  von  den  andern  Gallier- 
typen, die  zu  demselben  Statuenzyklus  wie  die  Gruppe  gehören  (n.  98 
u.  884). 

Der  r.  Arm  des  Galliers  und  der  1.  Arm  der  Frau  sind  falsch  er- 
gänzt. Der  r.  Oberarm  des  Mannes  war  nach  dem  erhaltenen  An- 
sätze des  Deltamuskels  mit  dem  Ellenbogen  weniger  gehoben  und 
abgestreckt,  und  die  Faust  hatte  den  Schwertgriff  in  umgekehrter 
Weise  gefaßt,  also  mit  dem  Handrücken  nach  vorne  und  so,  daß  nicht 
der  kleine  Finger,  sondern  der  Daumen  zu  oberst  stand.  Dadurch 
erhielt  der  Vorderarm  eine  steilere  Stellung.  Trotzdem  das  Schwert 
natürlich  sonst  im  Kampfe  von  der  Hand  mit  der  Haltung  gefaßt 
wurde,  die  ihr  der  Ergänzer  gegeben  hat,  leuchtet  es  ein,  daß  der  Arm 
nur  in  der  von  uns  angenommenen  Haltung  den  in  diesem  Falle  notwen- 
digen Stoß  mit  dem  erwünschten  Nachdruck  führen  kann.  Anderer- 
seits war  hierbei  das  Gesicht  weniger  bedeckt  und  konnte  der  Be- 
trachter, wenn  er  in  der  Verlängerung  des  vorgesetzten  1.  Beines,  also 
mehr  nach  der  Seite  der  Frau  zu  Stellung  nahm,  das  Profil  des  Galliers 
sehen.  Den  1.  Vorderarm  der  Frau  hat  man  sich  weniger  gestreckt  und 
schlaffer  herabhängend  zu  denken.  Vermutlich  bildete  diese  Gruppe  den 
Mittelpunkt  eines  Statuenzyklus,  dessen  r.  Eckstück  der  sterbende 
Gallier  des  kapitolinischen  Museums  (n.  884)  war.   Wie  diese  Statue 

Hei  big:  Führer.  II.    3.  Aufl.  .7 


98  DAS  THERMENMUSEÜM.  1303- 1804. 

scheint  auch  die  Gruppe  eine  von  einem  pergamenischen  Bildhauer 
gearbeitete  Marmorkopie  naoh  einem  pergamenischen  Bronzeoriginal 
aus  der  Zeit  des  ersten  Attalos  zu  sein,  einem  Originale,  das  wahrschein- 
lich zu  dem  von  diesem  König  auf  der  Akropolis  seiner  Residenz  errich- 
teten Siegesdenkmal  gehörte.  Auf  Bronze  deuten  der  linke,  vollständig 
in  der  Luft  schwebende  Arm  der  Frau,  die  beiden  Stützen,  die  den 
Körper  der  Frau  mit  dem  des  Mannes  verbinden,  und  eine  dritte 
Stütze,  die  dem  hinter  dem  Rücken  des  Mannes  flatternden  Mantel 
festen  Halt  gibt.  Wäre  die  Gruppe  für  die  Ausführung  in  Marmor 
berechnet  gewesen,  so  sähe  man  namentlich  nicht  ein,  weshalb  der 
Bildhauer  diesen  auf  der  Rückseite  der  Figur  befindlichen  Mantel, 
der  für  die  künstlerische  Wirkung  der  Gruppe  von  ganz  untergeordne- 
ter Bedeutung  ist,  in  einer  derartigen,  den  Bedingungen  seiner  Technik 
zuwiderlaufenden  Weise  unterarbeitet  hätte.  Über,  die  Vermutung, 
daß  die  Gruppe  in  späterer  Zeit  und  auf  römischem  Boden  gearbeitet 
sei,  vergleiche  man  die  Bemerkungen  zu  n.  884.  An  der  Figur  der 
Frau  treffen  die  beiden  Enden  des  Mäntelchens  unter  dem  Halse  nicht 
zusammen,  offenbar  deshalb,  weil  der  Bildhauer  an  dieser  durch  das 
Kinn  versteckten  Stelle  auf  eine  genaue  Durchbildung  verzichtete. 
Einer  der  üblichen  römischen  Kopisten  würde  eine  derartige  Behand- 
lungsweise  voraussichtlich  als  einen  Fehler  empfunden  und  verbessert 

haben. 

Die  älteren  Publikationen  s.  bei  Seh.  n.  92.  Baumeister  Denkm.  des  kl.  Altertums 
II  p.  1237  f.  Abb.  1410,  p.  1241.  Revue  archeol.  XII  1888  p.  273  Fig.  1,  p.  281  ff. 
Löwy  Lysipp  und  seine  Stellung  in  der  griech.  Plastik  p.  29  Fig.  14.  Brunn-Bruckmann 
Denkmäler  n.  422.  Collignon  histoire  de  la  sculpture  grecque  II  p.  505  Fig.  250.  Das 
Museum  IV  1899  T.  6.  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I T.  70,  4.  Springer-Michaelis 
Handbuch9  p.  399  Abb.  738.  v.  Sybel  Weltgeschichte  der  Kunst'  p.  348 f.  mit  Abb. 
Petersen  vom  alten  Born4  p.  174  ff.  Abb.  138.  v.  Bienkowski  die  Darstellungen  der 
Gallier  in  der  hellenistischen  Kunst  T.  I  p.  6ff.  Fig.  9 — 11  (v.  B.  schlägt  hier  vor,  den 
Ellenbogen  des  r.  Armes  an  dem  Gallier  tiefer  zu  stellen,  die  Handhaltung  aber  so  zu 
belassen,  wie  sie  der  Ergänzer  gegeben  hat;  nur  ein  erneuerter  praktischer  Ergänzungs- 
versuch  mit  Hilfe  eines  passenden  Modells  dürfte  diese  Streitfrage  zur  Losung  bringen). 
Löwy  griech.  Plastik  T.  144  Abb.  246  p.  119,  122,  135.  Der  Kopf  des  Galliens:  Römi- 
sche Mitteilungen  X  1895  T.  II  L  p.  129—131.  Petersen  a.  a.  O.  Abb.  139.  v.  Bien- 
kowski a.  a.  O.  p.  7  Fig.  6,  7;  p.  145  Fig.  155.  Löwy  a.  a.  O.  T.  147  Abb.  253  p.  122, 
124.  Vgl.  Bie  Kampfgruppe  und  Kämpfertypen  p.  127  ff.  Klein/ Geschichte  der  griech. 
Kunst  III  p.  60  f. 

Fünftes  Zimmer. 
1303  (31)  Eolossalbüste  der  Demeter  mit  Stephane  und  Sehleier. 

Ergänzt  die  Nasenspitze  und  ein  Stück  am  Halse  unter  dem  r.  Ohre. 
Das  schöne  Gesicht  zeigt  einen  überaus  müden  Ausdruck,  der  in 
dem  sanften  Blicke  der  verhältnismäßig  schmalen  Augen  gipfelt;  der 
Mund  ist  zu  einem  freundlichen  Lächeln  geöffnet.  All  diese  Eigen- 
tümlichkeiten widersprechen  der  früher  geläufigen  Deutung  der  Büste 
als  Hera,  stimmen  vielmehr  in  jeder  Hinsicht  zu  dem  Wesen  der 
Demeter.  Zweifellos  ist  die  Büste  naoh  dem  Oberteil  einer  Statue 
kopiert.     Eine  Bronzestatuette,  deren  Kopf  in  den  typischen  Zügen 


•  •  •  • 
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MUSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVISI.  99 

dem  der  Büste  entspricht,  befindet  sieh  im  Münz-  und  Antikenkabi- 
nett in  Wien,  doch  ist  der  Kopf  der  Statuette  nach  der  r,  Schulter 
gewendet.  Es  kann  sich  also  nicht  um  eine  Verkleinerung  des  gleichen 
Originales  handeln,  wohl  aber  um  die  verkleinerte  Kopie  eines  Werkes 
des  gleichen  oder  eines  verwandten  Meisters. 

Dem  Stil  nach  gehört  die  Figur  in  die  erste  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts 
und  der  gleichen  Zeit  dürfen  wir  auch  das  Original  der  Büste  zu- 
schreiben, deren  Kopf  mit  dem  der  Eirene  des  Kephisodot  nahe 
verwandt  ist.  Die  mit  feiner  Empfindung,  aber  nicht  sehr  sorg- 
fältig ausgeführte  Büste  ist,  nach  dem  Zuschnitt  des  Bruststücks  zu 
urteilen,  eine  Arbeit  aus  dem  Beginne  der  hadrianischen  Zeit. 

Overbeck  Kunstmythologie  III  p.  95  n.  15,  Atlas  T.  IX  12.  Koscher  mythol.  Le- 
xikon 1 2  p.  2122,  p.  2126  (Abb.) ;  II 1  p.  1360.  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  n.  264. 
Vgl.  Scb.  n.  78.  Friederichs- Wolters  Bausteine  n.  1515.  —  Die  Wiener  Bronzestatuette: 
v.  Sacken  Bronzen  des  k.  k.  Münz-  u.  Antikenkabinetts  in  Wien  T.  V  1.  Overbeck  a.  a.  O. 
T.  I  1.  Boscher  a.  a.  O.  I  2  p.  2116  mit  Abb.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II 1 
p.  240  n.  3.  —  Über  Büstenformen  vgl.  Anzeiger  d.  Krakauer  Akademie  d.  Wissensch. 
XXIV  1895  p.  127ff.  T.  I,  II.  Vgl.  n.  1311. 

1304  (57)  Wiederholung  der  Athena  Parthenos  <fes  Pheidias. 

Ergänzt  der  Helmbusch,  die.  Nasenspitze,  ein  Stück  der  Unterlippe, 
beide  Arme  mit  den  auf  den  Schultern  aufliegenden  Stücken  des  Aigis- 
randes,  die  aus  den  Knoten  hervorgehenden  Enden  des  Schlangengürtels, 
mancherlei  an  den  Falten,  vor  allem  die  steilen  Falten,  die  auf  den  r.  Fuß 
und  zwischen  den  Beinen  niederfallen.  Der  Restaurator  hat  den  Nasen- 
rücken Überarbeitet  und  zahlreiche  Falten»  besonders  an  dem  Überschlage 
des  Peplos,  deren  Ergänzung  ihm  Schwierigkeiten  verursachte,  einfach 
abgemeißelt;  so  auch  die  Steilfalte,  die  vom  1.  Knie  niederhing. 

Die  Statue  ist  eine  der  größten  und  zugleich  eine  der  getreusten 
Nachbildungen,  die  sich  von  der  Athena  Parthenos  des  Pheidias  er- 
halten haben  (vgl.  n.  906,  1530).  Doch  wird  ihr  Eindruck  durch  die 
falschen  Ergänzungen  und  durch  die  an  einzelnen  Stellen  vorgenom- 
menen modernen  Über-  und  Abarbeitungen  getrübt.  An  dem  Helme 
stört  der  ergänzte  Busch,  der  zu  kleinlich  geraten,  an  dem  Gesichte 
die  Nase,  deren  Spitze  schlecht  ergänzt  und  deren  Rücken  überar- 
beitet ist.  Der  Überschlag  des  Peplos  sieht  wie  zerlumpt  aus,  da  der 
Restaurator,  namentlich  an  dem  unteren  Rande,  viele  Faltenbrüche 
abgemeißelt  hat.  Die  Arme  sind  zu  massig  ausgefallen  und  falsch 
gerichtet.  Der  rechte  war  vorgestreckt  und  hielt  eine  Siegesgöttin, 
während  der  linke  abwärts  reichte  und  die  Hand  auf  dem  Rande  des 
Schildes  ruhen  ließ.  Die  Statue  wirkt  am  besten,  wenn  man  sie  in  der 
r.  Profilansicht  betrachtet,  da  die  Falten  auf  dieser  Seite  weniger  be- 
schädigt sind  und  die  Gesamtwirkung  der  Figur  hier  im  wesentlichen 
nur  durch  den  falsch  restaurierten  r.  Arm  beeinträchtigt  wird.  Der 
Bildhauer  scheint  sein  Vorbild  nicht  nur  in  den  Hauptmotiven,  son- 
dern auch  in  mancherlei  Einzelheiten  getreu  wiedergegeben  zu  haben; 
immerhin  muß  man  sich  gegenwärtig  halten,  daß  er  in  Anbetracht 
der  Riesengroße  des  Originals,  dessen  Höhe  man  auf  10  m  berechnet 

-    j    .    .  ; .      • , .  7* 


100  DAS  THERMENMUSEUM.  1305. 

hat,  nur  eine  Auswahl  aus  den  Motiven  seines  Vorbildes  wieder- 
geben konnte.  Den  Helm  der  Parthenos  schmückten  geflügelte 
Tierfiguren.  Daß  auch  der  Helm  unserer  Statue  mit  Emblemen  ver- 
sehen war,  beweisen  die  an  der  Kappe  sichtbaren,  von  moderner  Hand 
abgearbeiteten  Stellen  (vgl.  die  Wiedergabe  der  von  Aspasios  geschnit- 
tenen Gemme  auf  dem  Einbände  unseres  Führers).  Pheidias 
hatte  die  Fleischteile  der  Parthenos  aus  Elfenbein,  alles  übrige 
aus  Gold  gearbeitet,  das  an  einzelnen  Stellen  durch  Email 
nuanciert  war.  Die  Weise,  in  der  an  unserer  Statue  die  kleinen 
über  die  Wangen  und  die  langen  über  die  Schultern  herab- 
fallenden Locken  behandelt  sind,  erinnert  an  ziselierten  Metall- 
guß, die  eckige  Einkniokung  der  Falten  an  Metall,  das  durch 
die  Gußform  oder  durch  Treiben  mit  dem  Hammer  scharfe  Kanten 
erhalten  hat.  Der  Schuppenbesatz  der  Aigis,  den  der  große  atheni- 
sche Meister  vermutlich  durch  emailliertes  Gold  wiedergegeben 
hatte,  war  an  unserer  Statue  offenbar  durch  Malerei  ausgedrückt. 
Auf  dem  neben  dem  r.  Fuße  herabhängende  Gewandzipfel  hat  der 
Bildhauer  seine«  Namen  angebracht,  von  dem  wir,  da  die  ersten  bei- 
den Buchstaben  fehlen,  nicht  wissen,  ob  er  Antiochos  oder  Metiochos 
lautete.  Die  Formen  der  Buchstaben  deuten  auf  das  letzte  Jahrhun- 
dert der  Republik  oder  den  Anfang  der  Kaiserzeit.  Der  Bildhauer 
bezeichnet  sioh  als  Athener,  gehört  also  in  die  Reihe  jener  spätat- 
tischen Künstler,  die  sich  darauf  beschränkten,  Meisterwerke  der  älte- 
ren Kunst  mehr  oder  minder  getreu  nachzubilden.  Seine  Figur  gibt 
einen  zum  mindesten  annähernden  Begriff  von  einer  der  bedeutend- 
sten Schöpfungen  der  hellenischen  Kunst.  Pheidias  brachte  in  der 
Athena  Parthenos  die  Anschauungen,  die  sich  die  gebildeten  Athener 
unter  der  glänzenden  Verwaltung  des  Perikles  von  der  Schutzgöttin 
ihrer  Stadt  bilden  mochten,  in  ebenso  großartiger  wie  erschöpfender 
Weise  zum  Ausdruck.  Während  der  Helm,  die  Aigis  und  der  unter- 
setzte Körper  die  wehrhafte  Jungfrau  erkennen  lassen,  die  den  athe- 
nischen Staat  beschützt  und  seine  Macht  erweitert,  erscheint  Athena 
zugleich  als  friedliche  Göttin.  Klar  und  ruhig  blicken  ihre  Augen  aus 
dem  jugendlichen  Gesicht.  Ihrer  Kraft  bewußt,  hat  sie  den  Schild 
auf  den  Boden  gestellt  und  hält  dem  Besucher  ihres  Tempels  das 
Symbol  ihres  Wirkens,  die  Sieg  und  Heil  bringende  Nike,  entgegen. 

Seh.  n.  114.  Abhandlungen  der  phü.-hist.  Cl.  d.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften VIII 1883  T.  II  B  1,  2  p.  556 ff.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  258.  S.  Rei- 
nach repertoire  de  la  etat.  II 1  p.  279  n.  7.  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I T.  78, 6. 
Löwy  griech.  Plastik  T.  43  Abb.  82  p.  35  ff.  Winter  Altertümer  von  Pergamon  VII  T. 
VIII  p.  33 ff.  Der  Kopf:  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  n.  274,  275.  Löwy  a.  a.  0. 
T.  48  Abb.  90  p.  39.  Vgl.  Löwy  Inschriften  griechischer  Bildhauer  n.  342.  Aren.  Zeitung 
XLI 1883  p.  207.  Jahrbuch  des  arch.  Instituts  V  1890  p.  101  ff.  Jahreshefte  d.  Osten. 
Inst.  IV  1901  p.  146  Anm.  2  n.  3.  Über  den  Kopf  und  Helm  der  Parthenos:  Festschrift 
zum  fünfzigjährigen  Jubiläum  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinland  (Bonn 
1891)  p.  lff.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  21  Anm.  1.  Jahreshefte  d.  österr.  Inst, 
a.  a.  O.  p.  144 ff.  T.  IV. 


••  ••  ••••••  •    • 

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MUSEO  BONCOMPAGNI-LÜDOVISI.  101 

1305  (66)  Kologsalkopf  der  Hera  (Iuno  Ludovisi). 

Er  ist  vermutlich  identisch  mit  dem  weiblichen  Kolossalkopfe,  den 
der  Kardinal  Ludovico  Ludovisi  1622  aus  der  Villa  Cesi  erwarb.  Ergänzt 
die  Nasenspitze,  ein  Stück  des  r.  Nasenflügels,  die  an  der  r.  Seite  des  Halses 
herabhängende  Locke  abgesehen  von  einem  kleinen  Stücke  des  oberen  hin- 
teren Endes.  Die  Oberfläche  hat  durch  Korrosion  und  rücksichtslose 
Reinigung  stark  gelitten. 

Aus  der  Art,  wie  der  untere  Band  des  Halses  zugehauen  ist,  er- 
gibt sich,  daß  dieser  Kopf  zum  Einsetzen  in  eine  Kolossalstatue  be 
stimmt,  also  für  eine  Wirkung  aus  ansehnlicher  Höhe  berechnet  war 
Bekannt  unter  dem  Namen  der  Iuno  Ludovisi,  gehört  er  zu  den  be 
rühm  testen  Denkmälern  des  Altertums.  Männer,  wieHerder,  Winckel 
mann,  Goethe,  Schiller,  Wilhelm  von  Humboldt,  haben  den  tiefen  Ein 
druck,  den  diese  Schöpfung  auf  sie  machte,  in  beredten  Worten  geäußert 
Da  der  Typus  des  Kopfes  zweifellos  in  einer  Zeit  vorgeschrittener 
und  reich  entwickelter  Kultur  entstanden  ist,  in  einer  Zeit,  in  der 
die  Hellenen  das  Ideal  der  Hausfrau  in  einer  milderen  und  unseren 
Anschauungen  näher  stehenden  Weise  auffaßten,  als  es  noch  im 
5.  Jahrhundert  der  Fall  war,  so  mutet  unter  allen  Heratypen  dieser 
den  modernen  Beschauer  am  meisten  an.    Er  zeigt  nicht  nur  die 
physische  Vollkommenheit,  sondern,  indem  er  in  harmonischer  Weise 
Erhabenheit  und  Milde  vereinigt,  auch  die  Charaktereigenschaften, 
die  nach  der  Auffassung  der  damaligen  Griechen  der  Göttin  des  Zeus 
zukamen.  Die  von  einem  Gelehrten  ausgesprochene  Vermutung,  daß 
die  Iuno  Ludovisi  das  idealisierte  Porträt  einer  Dame  aus  dem  iulisch- 
claudischen  Kaiserhause  sei,  scheint  uns  unzulässig.    Wir  müßten 
dabei  einen  Grad  der  Idealisierung  voraussetzen,  der  jeden  indivi- 
duellen Zug  verwischt  und  für  den  man  vergeblich  nach  irgendwelcher 
Analogie  sucht.    Jene  Vermutung  gründet  sich  zudem  auf  die  Be- 
hauptung, daß  zwei  Eigentümlichkeiten  des  Kopfes,  der  oben  um- 
schnürte, kleine  Nackenschopf  und  die  das  Diadem  umgebende  Wol- 
lenbinde, die  im  Aussehen  einer  Perlenkette  gleioht,  bei  keiner  Dar- 
stellung eines  göttlichen  Wesens  nachweisbar  seien.    Diese  Behaup- 
tung hat  sich  als  unrichtig  herausgestellt.    Der  Nackenschopf  gibt 
uns  nur  die  Möglichkeit,  die  Ausführung  des  Kopfes  in  die  erste  Kaiser- 
zeit zu  datieren;  damals  haben  die  Bildhauer  öfters  diese  im  Leben 
übliche    Modetracht    auf    Köpfe    mit   idealen  Zügen    übertragen. 
In  eben  jener  Zeit  mußte  in  Born  eine  starke  Nachfrage  nach  kolossa- 
len Götterbildern  sein,  um  mit  ihnen  die  neu  erstehenden  Pracht- 
tempel zu  bevölkern.  Den  Rest  eines  derartigen  Götterbildes  haben 
wir  augenscheinlich  auch  in  der  Juno  Ludovisi  vor  uns,  die  wir  dem- 
nach mit  großer  Wahrscheinlichkeit  einem  der  Schüler  des  Pasiteles 
zuschreiben  dürfen.    Dieser  hatte  sich  zweifellos  eine  Schöpfung  der 
zweiten  attischen  Schule  zum  Vorbild  genommen.  Man  erinnere  sich 
an  n.  291  und  295,  zwei  Typen,  die  Originale  des  5.  Jahrhunderts 
wiederholen.    Dagegen  zeigt  die  Behandlung  des  Fleisches  hier,  so- 


102  DAS  THERMENMÜSEUM.  1806— 1 S08. 

weit  sie  sich  bei  dem  gegenwärtigen  Zustande  der  Oberflache  beur- 
teilen läßt,  eine  Weichheit  und  einen  fein  empfundenen  Naturalis- 
mus, wie  er  durchaus  dem  Stile  der  Meister  zur  Zeit  Alexanders  des 
Großen  entspricht. 

Ältere  Publikationen  s.  bei  Seh.  n.  104.  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Alter- 
tums III  p.  1352  Fig.  1505.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  2  p.  2120,  2122  f.  Brunn  griech. 
Götterideale  p.  Off.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  889.  v.  Sybel  Weltgeschichte 
d.  Kunst*  p.  402.  Della  Seta  religione  e  arte  figurata  p.  153  Fig.  92.  Vgl.  Fnrtwängler 
Meisterwerke  p.  557 f.  Köm.  Mitteilungen  X  1895  p.  189 ff.  —  Wegen  des  Schopfes  an 
Idealköpfen  vgl.  Arndt-Amelung  Binzelaufnahmen  Text  zu  n.  1121,  1122  und  Hekler 
Münchener  archäol.  Studien  dem  And.  Furtwänglers  gewidmet  (München  1909)  p.  156, 
wegen  der  Wollenschnur  n.  1923  und  Heibig  Wandgemälde  der  vom  Vesuv  verschütteten 
Städten.  176. 

1306  (35)  Kolossalkopf  einer  Göttin. 

Ergänzt  die  Nasenspitze  mit  dem  r.  und  einem  Teile  des  1.  Nasen- 
flügels. Ausgebrochen  ist  der  Hinterkopf  und  ein  Stück  der  Unterlippe; 
bestofien  sind  einzelne  Haarlocken  und  der  Schopf.  Von  den  Zacken  des 
Diadems  ist  nur  die  erste  der  r.  Seite  erhalten. 

Auch  dieser  Kopf  war  zum  Einsetzen  in  eine  Statue  bestimmt. 
Eine  bessere  Wiederholung  besitzt  das  Museum  in  Neapel.  Die  Züge 
des  Gesiohtes  machen  zunächst  einen  Eindruck,  als  handele  es  sich  um 
die  ausdruckslose  Kopie  eines  Typus  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
Dem  widerspricht  aber  der  etwas  gedunsene  Charakter  der  Formen 
und  vor  allem  die  Haarbehandlung  mifc  den  an  den  Seiten  aufgerollten 
Strähnen  (einfacher  finden  wir  das  gleiche  schon  an  n.  1303).  Des- 
halb  hat  man  den  Typus  letrfun  einer  klaesizistischen  Richtung  der 
pergamenischen  Kunst  zugeschrieben,  deren  Interesse  für  die  Schöpf- 
ungen des  5.  Jahrhunderts  uns  bekannt  ist. 

Overbeck  Kunstmythologie  III  p.  89  n.  6;  Atlas  T.  IX  6.  Arndt- Amelung  Einzel- 
aufnahmen n.  248,  249.  Mahler  Polyklet  p.  126 f.  Fig.  38.  Vgl.  Seh.  n.  85.  Rom.  Mit- 
teilungen XVIII 1903  p.  11.  —  Der  Kopf  in  Neapel:  Kuesch  guida  illustrata  del  Museo 
d  Napoli  p.  160 f.  n.  506. 

1307  (61)  Statue  der  Athena. 

Sie  wurde  zu  Donatis  Zeit  (t  1640)  im  Bereiche  des  Collegio  Romano 
|_  innerhalb  der  Absis  einer  antiken  Aedicula  neben  ihrer  Basis  gefunden 

(Donatus  Roma  vetus  ac  recens  III 16,  Romae  1725  p.  387).  Ergänzt  der 
I  Kopf  mit  dem  Halse,  die  vorderen  Hälften  der  Unterarme,  der  ganze  untere 

Teil  der  Statue  vom  r.  Knie  und  der  Mitte  des  1.  Unterschenkels  abwärts, 

der  entsprechende  Teil  des  Stammes  und  der  Schlange;  an  dieser  auch 

Kopf  und  Hals;  endlich  die  Plinthe. 

Das  antike  Fragment  stimmt  abgesehen  von  Aigis  und  Schlange 
mit  dem  entsprechenden  Teile  einer  Hera-Statue  des  5.  Jahrhunderts 
v.  Chr.  überein  (vgl.  n.  26  u.  1539).  Ein  römischer  Bildhauer,  der  eine 
Athenastatue  zu  liefern  hatte  und  einmal  etwas  Neues  schaffen  wollte, 
aber  aus  eigener  Kraft  nicht  leisten  konnte,  hat  sich  sehr  einfach 
geholfen,  indem  er  jenen  Hera-Typus  mit  den  Attributen  derPallas 
ausstattete,  sowie  einer  seiner  Kollegen  den  gleichen  Typus  zur  Dar- 
stellung der  Hygieia  verwendet  hat.     Die  Umwandlung  zur  Athena 

•  .  •    • 

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•  V  *        •  t  •    •    • 


MÜSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVISI.  103 

ist  besonders  sinnlos,  da  die  leichte  gefällige  Gewandung  jenes  Hera- 
Typus  dem  Wesen  der  Kriegsgöttin  geradezu  widerspricht. 

Sch.  n.  65.  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  n.  257.  —  Die  Statue  der  Hygieia 
befindet  sich  in  Kassel:  Bouillon  Musee  d'ant.  I  T.  52.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  2 
p.  2789 f.  mit  Abb.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II 1  p.  208  n.  1. 

Sechstes  Zimmer. 
1308  (32)  Einschenkender  Satyrjüngling. 

Ergänzt  der  erhobene  r.  Arm  mit  einem  benachbarten  Stücke  der 
Brust,  der  1.  Vorderarm  mit  fast  dem  ganzen  Trinkhorne,  der  r.  Unter- 
schenkel —  doch  ist  der  Fuß  antik  — ,  ein  Stück  an  dem  Stamme  und  an 
dem  hinteren  Bande  der  Flinthe.  Der  Ansatz  mit  spiralförmig  gedrehter 
Biefelung,  der  sich  am  1.  Oberschenkel  erhalten  hat  und  von  dem  Ergänzer 
zu  einem  Tiinkhorn  vervollständigt  wurde,  ist  vielmehr  der  Best  einer 
Stütze  für  die  1.  Handwurzel. 

Die  Figur  muß  im  Altertum  sehr  beliebt  gewesen  sein»  da  sich 
von  ihr  zahlreiche  Wiederholungen  erhalten  haben.   Ihre  Stilisierung 
deutet  auf  ein  Bronzeoriginal.   Dargestellt  ist  ein  Satyrjüngling  von 
edelster  Bildung,  an  dem  nur  die  zugespitzten  Ohren  und  das  zottel- 
artig gelockte  Haar  leise  auf  die  tierische  Natur  hinweisen.   Der  Er- 
gänzer hat  ihm  fälschlich  eine  Traube  in  die  erhobene  B.  gegeben. 
Wie  Wiederholungen  beweisen,  an  denen  das  Attribut  vollständig 
oder  teilweise  erhalten  ist,  faßte  die  R.  vielmehr  einen  Krug  und  goß 
daraus  Wein  in  ein  von  der  L.  gehaltenes,  kleines  Trinkhorn  oder 
eine  Sohale  (der  Teil  eines  Hornes  hat  sich  an  einer  Replik  im  Ber- 
liner Museum  erhalten;  eine  Schale  hielt  den  Resten  zufolge  die  L. 
der  Replik  im  Museum  zu  Palermo).       Die  leiohte  Stellung  und 
"  die    Bewegung    der    Arme    sind    von    unvergleichlicher    Anmut. 
Daß  dieser  Typus  in  naher  Beziehung  zu  der  Kunst  des  Praxiteles 
steht,  ist  unzweifelhaft.    Doch  läßt  er  sich  mit  keiner  der  über- 
lieferten Satyrfiguren  dieses  Meisters  identifizieren.     Der  Kopist 
hat  die  ganze  Statue  mit  großer  Sauberkeit  ausgeführt  und  auoh 
das  an  dem  Originale  selbstverständlich  fehlende  Beiwerk,  das  über 
den  Baumstamm  gelegte  Ziegenfell,  das  an  dem  Stamme  angelehnte 
Pedum  und  die  von  einem  Aste  herabhängende  Syrinx,  mit  peinlicher 
Sorgfalt  behandelt.    Er  gibt  sich  darin  als  Zeitgenosse  der  späteren 
antoninischen  Kaiser  zu  erkennen  (vgl.  n.  930  u.  1249). 

Sch.  n.  71.  Bullettino  comunale  XX  1892  T.  XI— XII 1  p.  237  ff.    Brunn-Bruck- 
mann  Denkmäler  n.  376.  Collignon  histoire  de  la  sculpture  grecque  II  p.  265  Fig.  131. 
Klein  Praxiteles  p.  191  Fig.  29,  p.  192  n.  6.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II 1  p.  139 
n.  7.  Vgl.  Kekule  über  den  Kopf  des  praxitelischen  Hermes  p.  31.  Friederichs- Wolters 
Bausteine  n.  1217.   Arch.  Zeitung  XLIII  1885  p.  82  ff.    Furtwängler  Meisterwerke 
p.  535 ff.    Journal  of  hell,  studies  XXIX  1909  p.  251  ff.  (die  in  dieser  Arbeit  ausge- 
sprochene Annahme ,  der  Satyr  habe  im  Original  mit  seiner  L.  einen  Kantharos  an 
dem  einen  Henkel  gehalten,   den  anderen  Henkel  habe  eine  Figur  des  Dionysos  ge- 
faßt, ist  gut  kritisiert  in  dem  nächstfolgend  zitierten  Aufsatze).     Bullettino  com- 
munale  XXXVIII  1910  p..  161  ff.     (die  Verfasserin  versucht  den  Typus  Praxiteles 
abzusprechen  und  einem  unbekannten  Künstler  zuzuschreiben,  in  dessen  Stil  sich 
Elemente  der  polykletischen  und  der  attischen  Kunst  des  5.  Jahrhunderts  mischen. 
Unserem  Empfinden  nach  sind  in  dem  Satyr  neben  diesen  Elementen  diejenigen  des 
ausgesprochen  praxitelischen  Stiles  so  stark,  daß  wir  keinen  Grund  sehen,  von  der 
bisher  allgemein  anerkannten  Zuteilung  abzuweichen). 


104  DAS  THERMENMUSEUM.  1309-1312. 

1309  (79)  Statue  des  Dionysos« 

Ergänzt  die  Nase,  der  Hals,  der  r.  Arm,  der  1.  Unterarm  vom  Ge- 
wand an  und  das  1.  Knie  mit  einem  Teile  des  Unterschenkels,  an  der  Pan- 
therin die  Schnauze.  Die  Falten  sind  mehrfach  geflickt.  Abgestoßen  sind 
einzelne  Blatter  des  Kranzes,  verschiedene  Locken,  an  dem  Tier  die  Ohren 
und  die  r.  Vordertatze.  Die  Beine  und  das  Gewand  sind  mehrfach  ge- 
brochen und  bestoßen.  Das  Gesicht  ist  überarbeitet,  der  Körper  von  mo- 
derner Hand  geglättet.  Der  am  Scheitel  und  Hinterhaupt  unvollendete 
Kopf  ist  antik,  aber  nicht  zugehörig. 

Der  jugendliche  Gott  steht  aufrecht.  Der  r.  Arm  war  auch  ur- 
sprünglich hoch  erhoben;  seine  Hand  ruhte  zweifellos  auf  dem  Scheitel. 
Der  1.  Arm  war  seitlich  vorgestreckt;  ein  Mantel  hängt  mit  reichem 
Faltenspiel  über  Schulter  und  Oberarm.  Außerordentlich  zierliche 
Sandalen  bekleiden  die-  Füße;  auf  dem  Oberleder  ist  als  Schmuck- 
stück ein  Kinderköpfchen  über  zwei  kleinen  Flügeln  in  Belief  ge- 
bildet. Ein  Pantherweibchen  richtet  sich,  unter  dem  Mantel  auf  und 
blickt  zu  seinem  Herrn  und  Meister  empor.  Die  gleiche  Figur  kehrt 
auf  einem  der  Stuokreliefs  in  dem  kleineren  der  an  der  Via  Latina 
gelegenen  Gräber  wieder  und  zwar  als  Gegenstück  zu  einem  Hermes, 
der  sich  ebenfalls  als  Nachbildung  eines  statuarischen  Typus  nach- 
weisen läßt.  Dort  hält  die  1.  Hand  des  Dionysos  den  Thyrsos,  der 
sich  mit  dem  oberen  Teile  gegen  den  Oberarm  lehnt;  der  Kopf  wendet 
sich  zur  r.  Schulter.  Das  Pantherweibchen  fehlt;  wir  haben  also  mit 
der  Möglichkeit  zu  rechnen,  daß  es  an  der  Statue  lediglich  ein  ge- 
schickter Zusatz  des  Kopisten  sei  und  daß  wir  uns  das  Original  der 
Figur  in  Bronze  gearbeitet  zu  denken  haben. 

Die  Motive  des  Körpers  sind  echt  prazitelisch;  ebenso  die  zier- 
liche Form  der  Sandalen  und  vor  allem  die  von  dem  Kopisten  in 
dekorativ  andeutender  Weise  nicht  ungeschickt  wiedergegebene  Be- 
handlung der  Falten  an  dem  etwas  absichtlich  arrangierten  Mantel. 
Man  hat  deshalb  das  Original  mit  Recht  dem  Praxiteles  selbst  zu- 
geschrieben. Die  Wiederholung  an  der  Decke  jenes  Grabes  bezeugt, 
daß  die  Figur  im  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  in  Rom  bekannt  und  beliebt 
war;  wir  werden  die  Kopie  im  Thermen-Museum  eher  noch  dem 
1.  Jahrhundert  zuschreiben  dürfen. 

Ältere  Publikationen  s.  bei  Seh.  n.  90.  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  269. 
—  Das  Stuckrelief  in  dem  Grabe  s.  Mon.  dell*  Inst.  VI  1861  T.  50  (vgl.  Ann. 
1861  p.  240)  und  besser  bei  Gusman  l'art  decoratif  de  Borne  pl.  84.  —  Über  den  oben- 
genannten Hermestypus  vgl.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  572 ff.  Fig.  107  (wo  sein 
Original  ebenfalls  dem  Praxiteles  zugeschrieben  wird)  und  Amelung  Führer  durch  d. 
Ant.  in  Florenz  p.  32  ff.  n.  43  (wo  das  Original  vielmehr  dem  Kreise  des  Skopas  zuge- 
teilt wird;  ein  Vergleich  mit  dem  Dionysos  ist  sehr  lehrreich  und  läßt  die  tief- 
greifenden stilistischen  Unterschiede  zwischen  beiden  nicht  verkennen,  nach  denen  es 
jedenfalls  ausgeschlossen  scheint,  daß  beide  auf  Originale  eines  und  desselben  Meisters 
zurückgeführt  werden  könnten). 

1310  (36)  Knabentorso,  ergänzt  als  Fackelträger. 

Antik  ist  nur  der  Torso  mit  den  Oberschenkeln. 
Der  Torso  ist  von  hervorragend  schöner  Arbeit,   und  es  wäre 
dringend  zu  wünschen,  daß  man  ihn  von  den  abscheulichen  modernen 


'MUSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVISI.  105 

Ergänzungen  befreite.    Die  flüssige  Wiedergabe  des  komplizierten 

Bewegungsmotives  und  die  weiche,  aber  vornehme  Behandlung  der 

Körperformen  lassen  keinen  Zweifel  darüber,  daß  wir  hier  die  Kopie 

eines  Werkes  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  vor  Augen  haben. 

Man  vergleiche  z.  B.  den  Ganymed  des  Leochares  (n.  386)  und  ihm 

verwandte  Gestalten. 

Sch.  n.  9,   Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  247. 

Siebentes  Zimmer. 

1311  (20)  Kolossalbüste  des  Attis. 

Ergänzt  die  Spitze  der  Mütze,  die  Nase,  Stücke  an  den  Lippen,  das 
Kinn,  das  Piedestal. 

Die  Büste  hat  eine  Form,  wie  sie  erst  unter  Hadrian  allgemein 
üblich  wurde  (vgl.  n.  1303);  in  die  gleiche  Zeit  wird  sie  durch  die  Art 
ihrer  Ausführung  verwiesen.  Die  Deutung  wird  durch  Bildwerke  ge- 
rechtfertigt, die  Attis  in  ganzer  Figur  und  mit  seinen  Attributen  aus« 
gestattet  darstellen  (vgl*  n.  1236).  Daß  wir  ein  männliches  Wesen 
vor  uns  haben,  beweist  die  Bildung  der  Brust  (an  dem  Bruststück 
von  n.  1303  ist  das  Geschlecht  schwach,  aber  doch  unverkennbar 
deutlich  gemacht).  Dagegen  zeigen  Gesicht  und  Hals  schwellende 
weibliche  Formen,  und  auch  das  Haar  ist  nach  weiblicher  Weise  ge- 
ordnet. Die  phrygische  Mütze  läuft  auf  beiden  Seiten  und  hinten 
in  drei  breite,  am  zugespitzten  Ende  mit  einer  Kugel  beschwerte 
Bänder  aus,  die  auf  den  Schultern  und  auf  dem  Nacken  aufliegen. 
Der  Geliebte  der  Kybele  ist  zudem  durch  den  träumerisch-melan- 
cholischen Ausdruck  des  Gesichtes  charakterisiert. 

Das  Original  des  Kopfes  scheint  bereits  im  Beginne  des  4.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  geschaffen  zu  sein»  Er  hat  charakteristische  Züge 
gemein  mit  der  Aphroditebüste  in  Arles  und  den  Tänzerinnen  der 
Akanthos-Säule  in  Delphi.  Auffällig,  nicht  nur  im  Vergleich  mit 
diesen  Köpfen,  ist  die  zehr  hohe  Bildung  der  Stirne,  die  man  aus  hoher 
Aufstellung  der  Büste  hat  erklären  wollen.  Die  frühe  Datierung  des 
Originales  ist  nicht  bedenklich,  da  wir  wissen,  daß  der  Kult  der  Kybele 
bereits  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  in  Athen  Eingang  gefunden  hat. 
Doch  könnte  es  sich  natürlich  auch  um  spätere  Adaptierung  eines 

früheren  Typus  handeln. 

Sch.  n.  76.  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  263.  —  Die  Aphroditebüste  in 
Arles:  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  457.  Klein  Praxiteles  p.  344  Fig.  64.  S.  Rei- 
nach  tdtes  antiques  pl.  135,  136.  Die  T&nzerinnen  in  Delphi :  Fouilles  de  Delphes  IV 
pl.  LX— LXII. 

1312  (29)  Statue  des  sitzenden  Apollon. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  der  r.  Ann  mit  der  Schulter  und  einem  an- 
grenzenden Stück  der  Brust,  der  1.  Arm  mit  Schulter  und  Leier,  der  1. 
Unterschenkel  mit  Knie  und  einem  Teile  der  Ferse,  das  vom  1.  Oberschen- 
kel niederhängende  Mantelende  (es  hätte  den  Ansatzspuren  auf  dem  Felsen 
zufolge  bis  auf  den  Boden  herabreichen  müssen).  Flicken  in  der  Brust, 
links  vom  Nabel  und  im  r.  Oberschenkel. 
Sch.  n.  65.  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  256.  Vgl.  Overbeck  Kunstmy- 
thologie IV  p.  202  n.  1. 


106  DAS  THERMENMUSEUM.  1313— 13U\ 

1313  (25)  Statue  des  sitzenden  Apollon. 

Sicher  antik  ist  nur  der  Rumpf  mit  dem  r.  Beine,  dem  halben  1.  Ober- 
schenkel, dem  Gewände  und  einem  Teile  des  Felsensitzes,  an  dem  aber  der 
Teil  mit  dem  Fedum  ergänzt  ist.  Sicher  modern  ist  auch  der  Kopf. 

Die  Statue  gibt  das  gleiche  Original  wieder,  wie  n.  1312,  nur  ist 
dort  die  Knickung  des  Körpers  an  der  r.  Hüfte  etwas  starker;  auch 
stimmen  die  an  beiden  Repliken  erhaltenen  Teile  des  Mantels  nicht 
durchaus  überein.  Der  Ergänzer  von  n.  1312  hat  darin,  daß  er  den 
Gott  sein  Instrument  auf  den  1.  Oberschenkel  stützen  ließ,  augen- 
scheinlich nicht  das  Richtige  getroffen,  da  die  Falten  weder  dort  noch 
an  n.  1313  irgendwie  unterbrochen  sind.  Das  Instrument,  ursprüng- 
lich gewiß  die  Kithara,  mußte  neben  dem  Beine  auf  dem  Felsen 
stehen.  Die  R.  war  vermutlich  mit  dem  Plektron  ruhig  gesenkt. 
Das  Motiv  scheint  abgeleitet  von  einem  attischen  Apollontypus,  den 
wir  durch  eine  Relieffigur  auf  dem  athenischen  Zwölfgotteraltare  ken- 
nen. Die  Ausführung  beider  Repliken  ist  auch  abgesehen  von  der 
zerstörenden  Wirkung  der  Restauratoren  sehr  gering.  Die  Riemen  der 

Sandalen  waren  nur  durch  Malerei  angegeben. 

Seh.  n.  116.  Overbeck  Kunstmythologie  IV  p.  202  n.  2;  Atlas  XXII  38.  Arndt- 
Amelung  Einzelaufnahmen  n.  276.  —  Der  athenische  Altar:  Athen.  Mitteilungen  IV 
1879  T.  XX  p.  340 ff.  SvoronoB  das  Athener  Nationalmuseum  I  T.  XXVI  n.  1731 
p.  158  ff.  n.  14  Abb.  110. 

1314  (39)  Gruppe  des  Menelaos. 

Ergänzt  an  dem  Jünglinge  die  Nasenspitze,  ein  Stück  am  Schädel 
und  am  Gewände,  der  r.  Arm  vom  Biceps  abwärts,  an  der  Hand  die 
Hälfte  des  Daumens,  der  Zeigefinger  und  ein  Stück  des  kleinen  Fingers, 
der  vordere  Teil  des  r.  Fußes,  an  der  Frau  die  Nasenspitze,  der  vordere 
Teil  des  Schädels  vom  Haaransätze  bis  zum  Scheitel,  der  1.  Vorderarm, 
soweit  er  aus  dem  Gewände  heraustritt,  die  Hälfte  des  Daumens,  der  Zeige- 
finger und  der  kleine  Finger  der  r.  Hand  und  andere  unbedeutende  Stücke. 
An  beiden  Figuren  sind  die  Gewänder  stark  abgeputzt  und  teilweise,  die 
Fleischteile  durchweg  übergangen  und  geglättet,  ein  Verfahren,  durch  das 
im  besonderen  der  Kopf  der  Frau  gelitten  hat.  Das  diesem  Kopfe  aufge- 
setzte Schädelstück  ist  augenscheinlich  zu  hoch  ausgefallen. 

Menelaos,  der  Schüler  des  Stephanos,  den  die  an  der  Stütze  an- 
gebrachte Inschrift  als  Bildhauer  namhaft  macht,  gehörte  zu  der 
Schule,  die,  soweit  unser  Wissen  reicht,  mit  Pasiteles,  dem  Lehrer  des 
Stephanos  (vgl.  n.  1846),  begann.  Demnach  muß  seine  Tätigkeit,  da 
Pasiteles  ein  Zeitgenosse  des  Pompeius  war,  etwa  in  die  Zeit  des 
Tiberius  gefallen  sein,  eine  Annahme,  mit  der  auch  die  Buchstaben- 
formen der  Künstlerinschrift  übereinstimmen.  Nach  allem,  was  wir 
von  der  Schule  des  Pasiteles  wissen,  ist  es  von  Haus  aus  unwahrschein- 
lich, daß  Menelaos  die  Gruppe  frei  erfunden  habe.  Die  Körperformen, 
Gesichtstypen  und  Gewandmotive  erinnern  denn  auoh  in  der  auf- 
fälligsten Weise  an  diejenigen  der  Kunstwerke  des  4.  Jahrhunderts 
v.  Chr. ;  die  Art  der  Komposition  ist  derjenigen  einiger  großen  Grab- 
reliefs verwandt.  Doch  geht  die  Entsprechung  nicht  so  weit,  daß  man 
berechtigt  wäre,  anzunehmen,  Menelaos  habe  eine  Gruppe  der  älteren 
Kunst  kopiert  oder  eine  Reliefkomposition  in  Bundskulptur  über- 


MÜSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVISI.  107 

tragen.  Von  der  stilistischen  Eigenart  des  Menelaos  gibt  uns  eine  im 
Palazzo  Doria  befindliche  weibliche  Statue,  die  augenscheinlich  aus 
einer  analogen  Gruppe  stammt,  einen  deutlicheren  und  immerhin  er- 
freulicheren Eindruck,  da  sie  mit  Ausnahme  ihres  Gesichtes  von  der 
gewissenlosen  Überarbeitung  und  Glättung  verschont  geblieben  ist, 
die  der  hiesigen  Gruppe  ihren  abscheulich-wächsernen,  gänzlich  in- 
haltsleeren Charakter  gegeben  haben.  Die  Komposition  ist  geschickt, 
aber  man  hat  Menelaos  zuviel  Ehre  angetan,  wenn  man  in  seiner 
Gruppe  und  den  verwandten  Leistungen  „Formlösungen  ersten 
Ranges"  hat  erkennen  wollen.  Kluge  Berechnung  und  feiner  Ge- 
schmack ist  das  Einzige,  was  von  dem  Reichtum  der  vergangenen 
Generationen  diesen  Epigonen  geblieben  ist.  Man  hat  geschwankt,  ob 
der  Jüngling  und  die  Frau  einander  begegnen  oder  auseinander  gehen 
oder,  um  es  schärfer  auszudrücken,  ob  ein  Wiedersehen  oder  ein  Ab- 
schied dargestellt  sei.  Doch  ist  es  zweifelhaft,  ob  der  Künstler  eins 
von  beiden  und  nicht  nur  ein  liebevolles  Beisammensein  hat  dar- 
stellen wollen.  Wir  können  ihm  in  keinem  Falle  den  Vorwurf  der 
Unklarheit  ersparen.  Der  Jüngling  hält  im  Vorschreiten  inne  und 
blickt  zu  der  vor  ihm  stehenden  Frau  empor,  die  durch  die  höhere 
Statur  als  die  ältere  und  durch  das  kurzgeschnittene  Haar  als  Trauern- 
de bezeichnet  ist;  sie  umfängt  ihn  liebevoll  und  blickt  ihrerseits  zu 
ihm  herab ;  der  Ausdruck  beider  zeigt  einen  leisen  Anflug  von  Weh- 
mut, gleich  als  ob  sie  von  schmerzlichen  Erinnerungen  ergriffen  wür- 
den. Wenn  die  beiden  Figuren  in  weniger  entschiedener  Weise,  als 
es  bei  einer  derartigen  Szene  natürlich  wäre,  einander  zugewendet 
sind,  so  ist  dies  offenbar  daraus  zu  erklären,  daß  der  Bildhauer  dem 
Betrachter  möglichst  viel  von  ihrer  Vorderansicht  zeigen  wollte.  Da- 
durch aber  erhält  die  Aktion  etwas  Theatralisch- Gezwungenes.  In 
'ahnlicher  Weise  pflegen  sich  noch  heutzutage  auf  der  Bühne  Schau- 
spieler und  Sänger  zu  begegnen. 

Von  den  Deutungen  auf  einen  mythischen  Vorgang  ist  diejenige  auf 
Merope,  wie  sie  ihren  Sohn  Kresphontes  wieder  erkennt,  gegen  den 
sie  soeben  das  Beil  geschwungen,  längst  widerlegt  worden.  Die  ein- 
zigannehmbare Erklärung  dieser  Art  wurde  bereits  von  Winckelmann 
gegeben.  Die  Gruppe  würde  demnach  Orestes  und  Elektra  darstellen, 
wie  sie  einander  am  Grabe  des  Agamemnon  wiedererkennen.  Unter 
dieser  Voraussetzung  würden  die  Typen  und  der  Ausdruck  der 
beiden  Figuren  in  jeder  Hinsicht  angemessen  erscheinen.  Elektra 
trug  auf  der  griechischen  Bühne  eine  Maske  mit  kurzgeschnittenem 
Haare  (die  Maske  der  kovqiilos  itccQ&Evog),  wodurch  sie  als  Trauernde 
bezeichnet  wurde.  Wenn  die  am  1.  Beine  des  Jünglings  angebrachte 
Stütze  die  Form  einer  Stele  hat,  so  könnte  dies  auf  das  Lokal  der 
Handlung,  das  Grab  des  Agamemnon,  hinweisen.  Immerhin  würde  es 
etwas  befremdlich  wirken,  wenn  der  Bildhauer  seine  Signatur  gerade 


108  DAS  THERMENMUSEUM.  1315-1317. 

an  diesem  Teile  seiner  Komposition  angebracht  hätte,  und  es  ist 

schließlich  doch  die  Frage,  ob  wir  die  Gruppe  überhaupt  auf  einen 

mythischen  Vorgang    zu  deuten  brauchen.     Die  schon  genannte 

Figur  im   Palazzo   Doria  zeugt  von    einer    ganz    entsprechenden 

Gruppe,   in  der  an  Stelle   des   Jünglings  ein   weibliches  Wesen, 

wieder  mit  kurzen  Locken  dargestellt  war.    Daraus  scheint  sich  zu 

ergeben ,  daß  es  sich  hier  um  ein  Kompositions  -  Schema  für  einen 

allgemeinen  Inhalt  handelt,   in  dem  die  Bollen  beliebig  vertauscht 

werden  konnten,  und  es  dürft?  sich  demnach  empfehlen,  daß  wir  zu 

dem  ebenfalls  bereits  geäußerten  Vorschlage  zurückkehren,  in  der 

Gruppe  einfach  den  Schmuck  eines  Grabes  zu  erkennen. 

Ältere  Publikationen  bei  Seh.  n.  60  und  p.  265  (Zusatz  au  p.  02).  Baumeistex  Denk- 
mäler d.  klass.  Altertums  II  p.  1103  Fig.  1303.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  309. 
Collignon  hiatoire  de  la  sculpt.  gr.  II  p.  665  Fig.  340.  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern 
I T.  70,  0.  v.  Sybel  Weltgeschichte  d.  Kunst1  p.  401  f.  Petersen  vom  alten  Rom*  p.  183 
Abb.  147.  Furtwangler-TJrlichs  Denkmaler  griech.  und  röm.  Skulptur,  Handausgabe1 
T.  44  p.  146 ff.  Die  Köpfe:  Arndt- Amelung  n.  258 — 261.  Emporium,  Agosto  1007 
p.  16ff.  Vgl.  Löwy  Inschriften  griech.  Bildhauer  n.  375.  Friederichs-Wolters  Bausteine 
n.  1560.  Furtwängler  Sammlung  Sabouroff  I  Einleitung  p.  50 f.  Hauser  die  neuatti- 
schen Beliefs  p.  187.  Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  27  =  Wickhoff  Schriften 
III  p.  50.  Jahrb.  d.  arch.  Instituts  XIX  1004  p.  60.  Klein  Geschichte  d.  griech. 
Kunst  III  p.  358  ff.  —  Die  Statue  im  Palazzo  Doria  ist  zuletzt  publiziert  bei  Brunn- 
Bruckmann  Denkm.  n.  633,  634.  In  den  vorigen  Auflagen  unseres  Führers  ist 
eine  Wiederholung  der  weiblichen  Figur  unserer  Gruppe  mit  verschiedenem  Kopfe  im 
Museo  Torlonia  erwähnt;  in  anbetracht  des  zweifelhaften  Zustandes  der  Skulpturen  in 
jenem  Museum  schien  es  angemessen,  die  Notiz  aus  dem  Texte  zu  entfernen,  bis  eine 
erneute  Untersuchung  der  betreffenden  Statue  stattgefunden  hat. 

1315  (75)  Sitzende  Porträtstatue. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  Stücke  an  beiden  Ohren  wie  an  der  Stirn, 
die  r.  Hälfte  des  Kinnes,  der  1.  Vorderarm  mit  der  Bolle,  der  r.  Ann  vom 
Gewand  an,  die  vordere  Hälfte  des  r.  Fußes,  der  ganze  1.  Fuß  nebst  dem 
darüber  befindlichen  Stücke  des  Gewandes,  die  vordere  Hälfte  der  Plinthe. 
Der  Kopf  ist  aus  anderem  Marmor,  als  der  Körper;  er  ist  antik,  aber  nicht 
i  zugehörig. 

Nach  der  auf  dem  Zipfel  des  Mantels  angebrachten  Inschrift,  deren 
Buchstabenformen  frühestens  auf  das  2.  Jadrhundert  n.  Chr.  hin- 
weisen, ist  die  Statue  ein  Werk  des  Zenon,  Sohnes  des  Attinas,  aus 
Aphrodisias  (in  Karien).  Wie  Aristeas,  Papias  (n.  861,  862)  und 
andere  aus  derselben  Stadt  gebürtige  Bildhauer,  hat  auoh  Zenon  das 
Motiv  seiner  Statue  nicht  selbständig  erfunden,  sondern  von  einem 
Vorbild  aus  der  älteren  Kunst  entlehnt.  Ein  im  kapitolinischen  Mu- 
seum befindliches  Sitzbild  (n.  843),  in  dem  man  die  leicht  modifizierte 
Nachbildung  einer  Statue  des  Tragikers  Moschion  erkannt  hat, 
zeigt  im  wesentlichen  dieselbe  Anordnung  wie  unsere  Statue,  deren 
abschüssige  Sitzfläche  auf  eine  hohe  Aufstellung  schließen  läßt 
(vgl.  297  u.  1059).  Der  Fußbekleidung  hat  erst  der  Ergänzer  eine 
Form  gegebeu,  die  von  derjenigen  griechischer  Sandalen  abweicht 
(anders  bei  n.  195,  196).  Der  Kopf  ist  ein  unbedeutendes  römisches 

Porträt  aus  der  Zeit  des  Übergangs  von  der  Bepublik  zur  Monarchie. 

Seh.  n.16.  Löwy  Inschriften  griech.  Bildhauer  n.  365.  S.  Remach  repertoire  de  la 
stat.  II  2  p.  630  n.  3.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  II  p.  56.  Arndt  la  glyptotheque 
Ny-Carlßberg  p.  224. 


MUSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVISL  109 

Achtes  Zimmer. 

1316  (73)  Porträtkopf  einer  Römerin  (sog.  Julia  Titi). 

Ergänzt  die  Hälfte  der  Nase,  beide  Lippen,  die  oberen  Augenlider, 
das  r.  Ohr,  Flicken  im  Haarputz,  Büste  und  Büstenfuß. 

Die  Güte  der  Arbeit  und  der  überlebensgroße  Maßstab  sichern 
diesem  Kopfe  einen  hervorragenden  Platz  auf  dem  Gebiete  der  rö- 
mischen Ikonographie,  seine  physiognomische  Eigenart  und  die  cha- 
rakteristische Haartracht  insbesondere  unter  den  Köpfen,  die  zur  Be- 
stimmung des  Porträts  der  Tochter  des  Titus  in  Frage  kommen.  Man 
( vergleiche  indessen  den  Kopf  der  Statue  n.  36. 

Sch.  n.  14.  Bernoulli  röm.  Ikonographie  II  2  p.  47 f.  Fig.  4.    Hekler  Bildniskunst 
der  Griechen  u.  Römer  p.  XL  T.  238a. 

1317  (7)  Sarkophag,  Barbarenschlacht. 

Die  außerordentlich  lebhaft  komponierten  und  wirkungsvoll  aus- 
geführten Reliefs  der  Hauptseite  zeigen  in  der  oberen  Reihe  das  sieg- 
reiche Vordringen  der  meist  berittenen  Römer,  in  der  unteren  Reihe 
die  durch  den  Angriff  über  den  Haufen  geworfenen  Barbaren,  die 
teils  von  den  Pferden  herabstürzen,  teils  mit  ihren  Tieren  zusammen- 
brechen. Der  römische  Feldherr  sprengt  in  der  Mitte  der  Seinigen 
vorwärts.  Ein  nur  mit  einem  Mantel  bekleideter  Barbar,  der  zu  Fuß 
in  der  oberen  Reihe  dargestellt  ist,  holt  mit  einem  krummen  Schwerte 
zum  Hiebe  gegen  ihn  aus.  In  die  obere  Reihe  und  mitten  unter  die 
römischen  Reiter  ist  ein  zweiter  vollständig  nackter  Barbar  einge- 
fügt, der,  offenbar  fliehend,  nach  rechts  sprengt.  Die  Behandlung 
seiner  r.  Hand  ist  unklar,  und  es  fällt  schwer  zu  entscheiden,  ob  er 
mit  dieser  Hand  ein  kurzes  Schwert  an  den  Leib  gedrückt  hält  oder 
ein  Geschoß,  das  seine  Brust  durchbohrt  hat,  herauszieht.  Manche 
von  den  Figuren  scheinen  auf  malerische  Vorbilder  zurückzuweisen, 
so  namentlich  der  erste  römische  Reiter  von  links,  der  verkürzt  in 
der  Vorderansicht  wiedergegeben  ist.  Das  Motiv  des  zweiten  Bar- 
baren von  rechts  in  der  unteren  Reihe,  der,  dem  Betrachter  den 
Rücken  zukehrend,  vom  Pferde  herabgleitet,  kehrt  ganz  übereinstim- 
mend an  einem  Sarkophage  im  kapitolinischen  Museum  (n.  772)  wie- 
der, an  dessen  Figuren  einige  Anklänge  an  Motive  der  Gruppe  des 
Galherkampfes  kenntlich  sind,  die  König  Attalos  von  Pergamon  mit 
anderen  Gruppen  auf  die  Akropolis  von  Athen  geweiht  hatte.  So 
scheinen  sich  in  dem  Relief  des  hiesigen  Sarkophages  verschiedene 
Reminiszenzen  zu  kreuzen.  Die  Darstellung  der  Hauptseite  ist  an  jeder 
Ecke  eingerahmt  durch  eine  Siegesgöttin,  die  einen  Palmenzweig  hält, 
und  einen  gefesselten  Barbaren,  der  unter  ihr  kauert.  Links  setzt  die 
Siegesgöttin  die  Spitze  des  1.  Fußes  auf  den  Nacken,  rechts  ihren  r. 
Fuß  auf  den  Kopf  des  Barbaren. 

Sch.  n.  188.  r.  Bienkowski  Darstellung  der  Gallier  in  der  heilenist.  Kunst  T.  Via. 


HO  DAS  THERMENMÖSEÜM.   1318—1321. 

1318  (83)  Statue  des  Anton  inus  Pius. 

Ergänzt  die  untere  Hälfte  des  Gesichtes  von  dem  Nasenknochen  an, 
das  r.  Ohr,  einzelne  Locken,  beinahe  der  ganze  r.  Ann,  der  1.  Vorderarm. 
Der  Kopf  ist  aufgesetzt,  scheint  aber  zu  dem  Körper  zu  gehören. 

Der  Kaiser  erscheint  im  Begriffe  die  Truppen  anzureden.  Während 
die  römischen  Feldherren,  wenn  sie  in  dieser  Handlung  dargestellt 
werden,  in  der  Regel,  der  Wirklichkeit  entsprechend  mit  der  Rüstung 
ausgestattet  sind  (vgl.  n.  5,  1166),  ist  Antoninus  Pius  hier  nach  grie- 
chisch-heroischer Weise  nur  mit  der  Chlamys  bekleidet.  Die  Rüstung 
ist  durch  das  Beiwerk  vergegenwärtigt.  Auf  der  Plinthe  steht  ein 
korinthischer  Helm ;  über  den  Baumstamm,  der  dem  r.  Bein  als  Stütze 
dient,  ist  ein  augenscheinlich  lederner  Panzer  mit  einem  Troddelgurt 
gelegt. 

Seh.  n.  87.  Bernoulli  röm.  Ikonographie  II  2  p.  141  n.  3;  p.  150.  Arndt-Amelung 
Einzelaufnanahmen  n.  266.  S.  Bemach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  573  n.4. 

1319  (67)  Bronzekopf  eines  ältlichen  Römers. 

Aus  der  Villa  Cesi  1622  vom  Kardinal  Ludovisi  erworben.  Modern 
die  Büste. 

Der  höchst  lebendig  behandelte  Kopf,  der  nach  seinem  physiogno- 
nischen  Typus  wie  nach  seinem  Stile  aus  der  Übergangszeit  von  der 
Republik  zu  der  Monarchie  stammen  muß,  zeigt  das  Porträt  eines 
ältlichen  Römers  mit  scharf  markiertem,  verfallenem  Gesicht  und 
nachdenklich-verdrießlichem  Ausdruck.  Dieser  Römer  scheint  zu  den 
bekannten  Männern  seiner  Zeit  gehört  zu  haben,  da  sioh  von  seinem 
Porträt  noch  mindestens  eine  antike  Wiederholung  erhalten  hat.  Die 
früher  geläufige  Deutung  auf  Julius  Caesar  ist  ebenso  unbegründet, 
wie  der  Verdacht,  der  gegen  den  antiken  Ursprung  unseres  Exemplares 
geäußert  worden  ist. 

Seh.  n.  91.  Bernoulli  röm.  Ikonographie  I  p.  177  Fig.  25;  p.  37  Anm.  S;  p.  157; 
165;  175  f.  Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Fortrats  n.  269,  270. 

1320  (10)  Kolossaler  Sarkophag,  Barbarenschlacht. 

Gefunden  1621  vor  Porta  S.  Lorenzo  in  der  Vigna  Bernusconi.  Die 
Reliefs  sind  im  ganzen  vortrefflich  erhalten.  Doch  scheinen  die  Köpfe  meh- 
rerer Bömer  scharf  abgeputzt,  wo  nicht  gar  überarbeitet,  denn  sie  zeigen 
keine  Spur  von  Korrosion  und  eine  hellere  Farbe  als  die  sonstigen  Teile. 
Der  Kopf  des  in  der  Mitte  der  oberen  Beine  dargestellten  Feldherrn  ist 
augenscheinlich  intakt.  Als  der  Sarkophag  entdeckt  wurde,  waren  an  ein- 
zelnen Teilen,  besonders  an  der  Figur  des  Feldherrn  und  an  den  Zäumen 
der  Pferde,  Spuren  von  Vergoldung  erhalten. 

Die  Komposition  der  Hauptseite  ist  übermäßig  gehäuft  und  macht 
deshalb  einen  verworrenen  Eindruck.  Sie  stellt  den  für  die  Bömer 
siegreichen  Ausgang  einer  Schlacht  gegen  Barbaren  dar.  Wir  sehen 
in  der  oberen  Reihe  den  entscheidenden  Angriff  der  römischen  Reiter 
und  in  der  Mitte  der  Reiter  den  Feldherrn,  der  mit  erhobenem  r. 
Arme  die  Seinigen  zum  Angriff  anfeuert,  in  der  unteren  Reihe  Bar- 
baren, die  größtenteils  schon  kampfunfähig  sind  und  von  denen  nur 
wenige  noch  einen  schwachen  Widerstand  wagen.    Der  Kopf  des  rö- 


MUSEO  BONCOMPAGNI-LUDOVISL  Hl 

mischen  Feldherrn  ähnelt  unter  den  bekannten  Kaiserporträts  am 

meisten  dem  des  Volusianus  (f  254  n.  Chr.).  Die  Darstellung  enthält 

mancherlei  für  die  Kriegsaltertümer  beachtenswerte  Einzelheiten,  u.  a. 

hinter  dem  Feldherrn  ein  Drachenbanner.  Der  Entwurf  der  meisten 

Figuren  ist  plump,  die  technische  Ausführung  sorgfältig. 

Scb.  n.  186.  Strong  roman  sculpture  pl.  G  p.  321  f.  Della  Seta  religione  e  arte  figu- 
rata p.  202  Fig.  165  (es  ist  doch  die  Frage,  ob  die  Darstellung  nichts  mit  dem  im  Sar- 
kophage Beigesetzten  zu  tun  hatte,  wie  Della  Seta  behauptet,  wenn  der  Bildhauer  die 
Komposition  auch  mit  Elementen  älterer  Kunstwerke  zustande  gebracht  hat;  die  in- 
dividuelle Bildung  des  Kopfes  der  Hauptfigur  spricht  entschieden  gegen  diese  Be- 
hauptung). 

1321  Hochrelief,  Urteil  des  Paris. 

Die  Ergänzungen  sind  jetzt  entfernt. 
Das  sorgfältig  gearbeitete  Belief,  das  nicht  von  einem  Sarkophage 
herrührt,  sondern  als  Wandsohmuok  diente,  stellt  Hermes  dar,  wie 
er  dem  Paris  die  drei  Göttinnen  vorführt,  über  deren  Schönheit  er 
richten  soll.  Den  Mittelpunkt  der  Komposition  nimmt  der  phrygisch 
gekleidete  Paris  ein.  Er  sitzt  da,  umgeben  von  seiner  Herde,  und 
lauscht  auf  die  Worte,  die  der  an  ihn  gelehnte  Eros  ihm  zugunsten 
der  Aphrodite  ins  Ohr  flüstert.  Die  vor  ihm  stehende  junge  Frau 
scheint  seine  Gattin  Oinone.  Offenbar  hat  sie  die  Syrinx,  die  sie  in  der 
R.  hält,  soeben  vom  Munde  abgesetzt  und  beobachtet  aufmerksam 
das  Einvernehmen,  das  sioh  zwischen  Paris  und  Eros  vorbereitet. 
Links  von  dieser  Mittelgruppe  sieht  man  Aphrodite,  die  sioh  bereits 
dem  Paris  nähert,  und  Hermes,  der  die  beiden  anderen  Göttinnen 
auf  den  Jüngling  hinweist.  Die  rechts  von  der  Mittelgruppe  im  Hinter- 
grunde dargestellten  Figuren  bezeichnen  das  Lokal  der  Handlung. 
Neben  einer  mächtigen  Eiche  sitzt  der  Berggott  des  Ida;  links  von 
ihm  ragt  über  den  Felsen  eine  Nymphe  hervor,  die  in  der  R.  ein 
Pedum  hält;  die  Fauna  des  Gebirges  ist  durch  ein  hinter  ihr  stehendes 
Rehkalb  angedeutet.  Das  Relief  ist  eine  hervorragend  gut  gelungene 
Arbeit  aus  dem  Ende  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr.  (vgl.  n.  140  u.  930), 
komponiert  zweifellos  im  Anschluß  an  griechische,  wahrscheinlich 
malerische  Darstellungen  des  gleichen  Gegenstandes. 

Seh.  n.  106.  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  II  p.  1168  Fig.  1359.  Robert 
die  ant.  Sarkophagreliefs  II  p.  17 f.  Melanges  Nicole  p.  655. 

Oberes  Stockwerk. 

Korridor  I. 

Gleich  rechts  sind  rechts  und  links  von  dem  Durchgang  zum  Anti- 
quarium  romanum  zwei  Fragmente  römischer  Wandinkru- 
stationen angebracht.  Da  diese  Platten  bei  den  von  Napoleon  III. 
unternommenen  Ausgrabungen  auf  dem  Palatin  gefunden  wurden, 
dürfen  wir  voraussetzen,  daß  sie  zur  Dekoration  der  dortigen  Kaiser- 
paläste gehörten.   Sie  geben  un»  einen  anschaulichen  Begriff  von  der 


112  BAS  THERMENMUSEUM.  1322—1324. 

Pracht,  die  in  diesen  Gebäuden  herrschte.    Wir  haben  anzunehmen, 

daß  die  Wände,  von  denen  jetzt  nur  noch  die  aus  Ziegeln  aufgeführten 

Kerne  erhalten  sind,  wenigstens  zum  Teil  mit  solchen  bunten,  glänzend 

polierten  Platten  überzogen  waren.  Das  Intarsiaverfahren,  das  hierbei 

zur  Anwendung  kam  —  es  entspricht  dem  modernen  Florentiner 

Mosaik  —  wurde,  soweit  unsere  Kenntnis  reicht,  in  Born  unter  der 

Regierung  des  Kaisers  Claudius  ausgebildet  (vgl.  n.  171,  Bd.  I  S.  577  und 
n.  991,  992;  rheinisches  Museum  XXV 1870  p.  397 f.). 

1322  (449)  Große,  bronzene  Inschriftentafel,  die  uns  einen  Be- 
griff gibt,  wie  die  zwölf  Tafeln  und  überhaupt  umfangreichere,  rö- 
mische Urkunden  aussahen.  Sie  wurde  im  Gebiete  von  Benevent  am 
1.  Ufer  des  Tamaro  bei  Circello  gefunden,  also  in  der  Gegend,  in  der 
die  Ligures  Baebiani  und  Corneliani  wohnten.  Die  Vorfahren  dieser 
Ligurer  waren  auf  den  apuanischen  Alpen  ansässig  und  machten  von 
hier  aus  lange  Zeit  durch  ihre  Plünderungszüge  das  benachbarte  Tief- 
land unsicher,  bis  sie  181  v»  Chr.  von  den  Konsuln  P.  Cornelius  Cethe- 
gus  und  M.  Baebius  Tamphilus  zur  Übergabe  genötigt  und  zwangs- 
weise in  das  beneventaner  Gebiet  übergesiedelt  wurden.  Sie  bildeten 
daselbst  ein  aus  mehreren  Gauen  (pagi)  bestehendes  Gemeinwesen. 
Ihre  Bomanisierung  scheint  rasch  von  statten  gegangen  zu  sein.  Die 
vorliegende  Urkunde  ist  101  n.  Chr.,  unter  der  Regierung  des  Traian, 
abgefaßt  und  bezieht  sich  auf  Unterstützungen,  die  bedürftigen  Kna- 
ben und  Mädchen  des  ligurischen  Gemeinwesens  gewährt  wurder  (vgl. 
n.  1841 — 42).  Der  Stiftungsfonds  war  in  Hypotheken  auf  Grundstücke 
angelegt.  Die  Inschrift  zählt  diese  Grundstücke  unter  genauer  Be- 
zeichnung ihrer  Grenzen  auf,  gibt  deren  Wert  an,  macht  die  Personen 
namhaft,  die  darauf  Geld  geliehen  hatten,  und  verzeichnet  die  Höhe 
•der  Leihsumme,  die  im  Durchschnitt  einem  Zehntel  vom  Werte  des 
hypothekierten  Grundstückes  entsprach,  wie  den  Betrag  der  Zinsen, 
der  sich  auf  2  %  Prozent  für  das  Semester  belief. 

CIL  IX  1455.    Diehl  inscr.  lat.  n.  27. 

1323  (14791)  Vier  hohe  Marmortafeln  mit  den  Fasti  Praenestini. 

Der  weitaus  größte  Teil  der  Fragmente  wurde  kurz  vor  1774  in  einer 
le  quadrelle  genannten  örtlichkeit  außerhalb  von  Palestrina  an  der  mo- 
dernen Straße  nach  Valmontone  entdeckt,  nachdem  ein  kleines  Fragment 
bereits  im  16.  Jahrhundert  gefunden  und  publiziert  worden  war.  An  eben 
jener  Stelle  kamen  noch  weitere  kleine  Fragmente  am  Ende  des  19.  und 
im  Beginne  des  20.  Jahrhunderts  zutage.  Man  muß  annehmen,  daß  die 
Inschriftplatten  von  ihrem  ursprünglichen  Standorte,  d.  h.  von  dem  Fo- 
rum der  antiken  Stadt,  an  den  Fundort  verschleppt  und  hier  als  Bau- 
material bei  der  Errichtung  einer  altchristlichen  Basilika  des  Hlg.  Aga- 
pitus  verwendet  waren.  Ehe  die  Fragmente  in  das  Thermenmuseum 
kamen,  wurden  sie  im  Palazzo  Stoppani  an  der  Via  del  Sudario  aufbe- 
wahrt.   Vgl.  Marucchi  guida  archeologica  doli'  ant.  Freneste  p.  99 f.  T.  1. 

Die  Platten  stammen  von  einem  kommentierten  Kalender,  den 
der  Grammatiker  M.  Verrius  Flaccus,  der  Lehrer  der  Neffen  des  Au- 
gustus,  auf  dem  Forum  von  Praeneste  in  die  Wände  eines  Hemi- 


OBERES  STOCKWERK.  113 

cyclium  eisgraben  ließ  (Suet.  gramm.  17).  Fast  ganz  erhalten  sind 
die  Angaben  über  Januar,  März,  April  und  Dezember;  die  neuge- 
fundenen "Fragmente  enthalten  einiges  über  Februar  und  August»  Die 
Inschriften  sind  in  vier  senkrechte  Kolumnen  geteilt.  Die  erst  Ko- 
lumne links  enthält  in  stetiger  Wiederholung  die  Buohstaben  von  A 
bis  H  zur  Bezeichnung  der  acht  römischen  Wochentage.  In  der  zweiten 
Kolumne  werden  die  Tage  im  Verlauf  eines  Monats  durchgezählt  mit 
den  drei  festen  Daten  der  Kaienden,  Nonen  und  Iden.  Die  dritte  Ko- 
lumne enhält  die  Angaben  des  rechtlichen  Charakters  der  einzelnen 
Tage,  d.  h.  darüber,  ob  ein  Tag  ganz  oder  nur  zum  Teil  zur  Erledigung 
von  allerlei  Geschäften  geeignet  oder  das  Gegenteil  der  Fall  ist  und 
der  Tag  also  als  Feiertag  zu  gelten  hat;  ferner  über  die  Tage,  an 
denen  Comitien  gehalten  werden  können  (F  =  dies  fasti ;  N  =  dies  ne- 
fasti;  C  =  dies  comitiales;  EN  =  dies  endoteroisi  [intercisi];  N?  für 
die  nef asten  feriae  publicae);  endlich  die  Note  für  einen  der  drei  fissi 
dies  am24.März  (QRC-F  =  quando  rex  comitiavit  fas).  Die  vierte 
Kolumne  bringt  in  kleinerer  Schrift  den  Kommentar  des  M.  Verrius 
Flaccus  zur  Erklärung  der  einzelnen  Bezeichnungen  und  vor  allem 
zur  Bedeutung  der  Feste. 

CIL  I*  p.  230ff.n.  XI.  Notirie  d  scavi  1807  p.  421  ff.  1904  p.  393 ff.  Dessau  inscr. 
lat.  sei.  8844  a.  Diehl  inscr.  latinae  n.  11.  Vgl.  Pauly-Wissowa  Bealencyklopadie  VI 
p.  2015  ff.  p.  2405  f.  Daremberg-Saglio  dictionn.  d.  ant.  II  p.  1042  ff.  Wissowa  Religion 
u.Kultus  der  Römer  (2.  Aufl.)  p.  2 ff.,  p.  432 ff. 

In  der  Mitte: 
1324  Marmorner  Krater. 

Gefunden  in  der  tiburtiner  Villa  des  Hadrian  unweit  des  sogenannten 
Teatro  marittimo  (Winnefeld  die  Villa  des  Hadrian  p.  156). 

Auf  der  einen  Seite  sieht  man  zwei  Reiher,  von  denen  jeder  mit  dem 
Schnabel  eine  Schlange  gepackt  hält,  während  ein  dritter  ruhig  da- 
beisteht und  das  Schauspiel  betrachtet.  Die  links  (vom  Beschauer) 
dargestellte  Schlange  war,  als  sie  von  dem  Reiher  angegriffen  wurde, 
im  Begriff,  ein  kleines  Tier  zu  verschlingen,  das  noch  zum  Teile  aus 
ihrem  Munde  herausragt  (der  Bildhauer  hat  es  so  undeutlich  ange- 
geben, daß  wir  zweifeln  können,  ob  eine  Heuschrecke  oder  ein  Vogel 
gemeint  sei).  Die  Reliefs  der  andern  Seite  zeigen  zwei  Reiher,  die  sich 
eine  Eideohse  streitig  machen,  und  einen  dritten,  der  mit  einer  Schlan- 
ge kämpft.  Beide  Seiten  sind  durch  zwei  Bocksmasken  geschieden. 
Die  Darstellungen  sind  außerordentlich  delikat  ausgeführt  und  zeugen 
von  aufmerksamer  Beobachtung  des  Lebens  und  Treibens  der  Tiere. 
Man  hat  sie  ohne  zureichende  Gründe  mit  den  Leistungen  der  ale- 
xandrinischen  Toreutik  in  Zusammenhang  bringen  wollen.  Vgl. 
n.  181,  das  Fragment  eines  ähnlichen  Marmorgefäßes,  das  am  glei- 
chen Ort  gefunden  wurde. 

Notizie  d.  scavi  1881  p.  138. 

Heibig  :  Führer.  II.    8.  Aufl.  8 


114  DAS  THERMENMUSEUM.   1326. 

1325  (1302)  Aschenurne,  Einweihung  des  Herakles  in  die  eleu- 
sinisehen  Mysterien, 

Aus  dem  sehr  unbestimmten  Fundberichte  ergibt  sich  nur  soviel, 
daß  die  Urne  auf  dem  Esquilin  unweit  der  für  die  Freigelassenen  und  Skla- 
ven der  Statuier  erbauten  Kolumbarien  in  einem  Grabe  gefunden  wurde. 
Vormals  im  Museo  Kircheriano  (De  Buggiero  Ouida  del  Museo  Klrche- 
riano  p.  3  n.  1. 

Die  Reliefs  zerfallen  in  drei  Szenen.  Die  eine  zeigt  einen  mit  einer 
Löwenhaut  bekleideten  jungen  Mann  im  Begriff,  ein  Ferkel  über  einen 
niedrigen,  mit  einer  Girlande  geschmückten  Altar  zu  halten,  wäh- 
rend ein  bärtiger  Priester  aus  einem  Kruge  eine  Flüssigkeit  auf  den 
Kopf  des  Ferkels  gießt.  Die  beiden  Gegenstände,  die  der  Jüng- 
ling in  seiner  L.  hält,  werden  am  wahrscheinlichsten  für  f laohe  Brote 
erklärt.  Der  Priester  trägt  auf  der  vorgestreckten  L.  eine  Sohüssel,  in 
der  drei  Mohnköpfe  liegen.  Die  folgende  Szene  bezieht  sioh  offenbar 
auf  eine  Zeremonie,  die  bei  der  Einweihung  in  die  Mysterien  statt- 
fand. Der  Einzuweihende  sitzt,  eine  Fackel  im  1.  Arme,  mit  verhüll- 
tem Haupte  auf  einem  Sessel,  über  den  eine  Löwenhaut  gebreitet  ist, 
während  eine  hinter  ihm  stehende  Frau  über  seinem  Haupte  das 
Symbol  der  Läuterung,  die  Schwinge  (XUvop),  hält  (vgl.  n.  1329, 
1330).  Das  zwischen  den  Füßen  der  sitzenden  Figur  sichtbare  Widder- 
horn  deutet  auf  ein  vorhergehendes  Widderopfer,  wie  es  bei  den  eleu- 
sinischen  Mysterien  unter  Mitwirkung  des  Daduohos,  eines  der  Haupt- 
priester, dargebracht  wurde;  das  Fell  des  Widders  wurde,  wie  Pole- 
mon  (fragm.  hist.  graec.  III 143)  überliefert,  unter  die  Füße  der  Einzu- 
weihenden gebreitet.  Die  dritte  Szene  zeigt  die  beiden  Göttinnen  von 
Eleusis,  Demeter  sitzend  —  über  ihrem  Sitz  hängt  wieder  ein  Widder- 
fell— ,  links  von  ihr  Köre  stehend;  jede  von  ihnen  hält  eine  große  Fackel 
mit  der  L.,  Demeter  zudem  in  der  R.  einen  Strauß  von  Ähren.  Ihr  zuge- 
wendet steht  ein  Jüngling,  der  mit  einem  langen  gefransten  Chiton, 
Nebris  und  Mantel  bekleidet  ist,  sich  auf  einen  keulenartigen  Gegen- 
stand mit  schuppenartig  gelegten  Blättern  stützt  und  eine  Schlange 
liebkost,  die  sioh  aus  dem  Schöße  der  Göttin  erhebt. 

Handelt  es  sich  in  der  Mittelszene  um  die  Weihung  des  verhüllten 
Neophyten,  so  kann  in  der  ersten  Szene  nur  das  einleitende  Opfer  eines 
Ferkels,  des  im  Kulte  der  Demeter  üblichen  Opfertieres,  gemeint  sein. 
Weiter  ist  es  klar,  daß  wir  in  den  beiden  amtierenden  Priesterge- 
stalten Oberpriester  und  Oberpriesterin  des  eleusinisohen  Kultes  zu 
erkennen  haben,  endlich,  daß  der  Opfernde  und  der  Verhüllte  die 
gleiche  Person  darstellen,  da  sie  beide  am  Löwenfell  kenntlich,  sind. 
Daraus  und  aus  dem  besonders  kräftigen  Bau  der  Glieder,  die  der 
Künstler  ihnen  gegeben,  ergibt  sich  klar,  daß  beide  als  Herakles  zu 
deuten  sind.  Demnach  können  wir  den  Oberpriester  Eumolpos  nennen, 
von  dem  es  überliefert  ist,  daß  er  den  Sohn  der  Alkmene  in  die  eleu- 
sinisohen Mysterien  eingeweiht  hat  (über  eine  abweichende  Deu- 


OBERES  STOCKWERK.  115 

tung  der  Figur  vgl.  die  Literaturangaben) ;  in  der  Oberpriesterin  aber 
haben  wir  die  mythische  Ahne  der  Hierophantinnen  zu  erkennen,  die 
aus  dem  Gesohlechte  der  Eumolpiden  stammten.  Nun  hat  man 
früher  gemeint,  den  neugeweihten  Mysten  auch  in  dem  Jüngling  sehen 
zu  dürfen,  der  vertraulich  mit  der  Schlange  der  Demeter  spielt;  in 
dieser  dritten  Szene  sei  der  höchste  Grad  der  Weihe  vergegenwärtigt, 
der  Myste  zu  dem  Anblick  der  Göttinnen  selbst  zugelassen.  Aber 
dieser  Jüngling  unterscheidet  sich  in  der  Bildung  seines  Kopfes  und 
Körpers  wesentlich  von  dem  Herakles  rechts;  er  trägt  kein  Löwenfell, 
sondern  die  Nebriß,  und  das  Attribut,  auf  das  er  sich  lehnt,  ist  keine 
rohgeschnitzte  Keule;  sondern  das  stabartige  Myrthenbündel  der 
eleusinischen  Mysten  (vgl.  n.  1024).  In  der  Lässigkeit  seiner  Hal- 
tung und  der  Vertraulichkeit  des  Verkehrs  mit  dem  heiligen  Tiere 
ist  deutlich  ausgesprochen,  daß  dieser  Jüngling  mit  den  beiden  Göt- 
tinnen auf  gleicher  Stufe  zu  denken  ist.  Es  kann  sich  nur  um  Jakohos 
handeln;  dargestellt  ist  die  göttliche  Trias  des  eleusinischen  Kultes. 

Wiederholungen  (n.  1511)  und  Variationen  dieser  Darstellungen 
beweisen,  daß  ihnen  ein  weitberühmtes  Original  zugrunde  liegt,  und 
zwar  können  wir  aus  bestimmten  Anzeichen  schließen,  daß  die  Form, 
in  der  wir  die  Gruppen  hier  vor  uns  sehen,  der  ursprünglichen  Schöp- 
fung entspricht.  Auf  den  Variationen  ist  die  Hierophantin  fortgelassen, 
Köre  und  Jakohos  haben  ihre  Plätze  vertauscht  und  sind  durch  an- 
dere Typen  vertreten.  Auf  einem  Monumente  ist  auch  der  opfernde 
Herakles  ausgefallen  und  durch  einen  dem  Dionysos  verwandten 
Typus  ersetzt;  dieser  und  der  Priester  gießen  ihre  Spenden  auf  einen 
höheren  Altar  mit  lodernder  Flamme.  Das  Sinnlose  dieser  Kreuzung 
der  Motive  läßt  uns  nicht  im  Zweifel  darüber,  daß  die  einfache,  sinn- 
volle Darstellung,  wie  wir  sie  auf  der  Urne  sehen,  dem  Original  ent- 
spricht. Das  Monument,  von  dem  die  Rede  war,  ist  ein  spater  Sar- 
kophag, und  wer  weiß,  ob  sein  Bildhauer  sich  noch  über  die  Bedeutung 
der  einzelnen  Typen  und  Gruppierungen  Rechenschaft  gegeben  hat. 
Unmotiviert  wirkt  in  der  variierten  Darstellung  der  Göttertrias  das 
Emporzüngeln  der  Schlange,  da  sich  Kora,  die  nun  auf  dieser  Seite 
steht,  nicht,  wie  hier  Jakchos,  mit  dem  Tiere  beschäftigt.  Sie  hält 
zwei  große  Fackeln  seitlich  gesenkt  und  bringt  dadurch  deren  Flam- 
men in  bedenkliche  Nähe  des  Verhüllten.  Man  hat  vergeblich  ver- 
sucht, auch  dafür  eine  Erklärung  aus  dem  Kulte  (Lustrationsritus) 
zu  finden.  Vielmehr  verraten  uns  drei  späte,  schlecht  gearbeitete 
Taurobolien-Altäre  in  Athen,  woher  die  verantwortlichen  Redakteure 
dieser  Varianten  die  beiden  Typen  der  Köre  und  des  Jakchos  ent- 
lehnt haben.  Da  sehen  wir  beide  Figuren,  trotz  der  elenden  Arbeit 
an  den  Motiven  deutlich  zu  erkennen,  rechts  und  links  von  den  thro- 
nenden Gestalten  der  Demeter  und  der  Kybele,  und,  da  sie  an  einem 
der  Altäre  auf  besonderen  Basen  stehen,  dürfen  wir  schließen,  daß 

8» 


116  DAS  THERMENMUSEUM.   1326—1327. 

Statuen  dieser  Art  in  einem  der  athenisch-eleusinisohen  Heiligtümer 
standen,  zumal  sie  auch  auf  athenischen  Münzen  wiederkehren.    Die 
Reliefs  der  Urne  haben  uns  also  unverfälscht  die  originale  Fassung 
der  Komposition  erhalten.   Zweifellos  war  diese  ein  Werk  der  helle- 
nistischen Zeit.  Man  hat  aus  einzelnen  Anzeichen  auf  alexandrinischen 
Ursprung  sollließen  wollen.  Stichhaltig  schien  von  den  Gründen  die- 
ser Ansicht  nur  einer:  Die  senkrechtstehenden  drei  Ähren  über  dem 
Scheitel  der  Demeter  sind  auf  keinem  Denkmale  ans  reinhellenischem 
Kulturkreise  nachweisbar,  begegnen  uns  aber  an  einer  kleinen  goldenen 
Demeterbüste,  mit  der  ein  Goldring  ägyptischer  Provenienz  verziert 
ist,  und  bisweilen  an  hellenistischen  Isistypen  (vgl.  auch  n.  1458). 
Werfen  wir  aber  einen  Blick  auf  n.  1511,  eine  Wiederholung  der  Dar- 
stellung auf  dekorativen  Terrakottaplatten  der  ersten  Kaiserzeit,  so 
zahlen  wir  dort  sechs  Ähren,  die  so  gestellt  sind,  daß  wir  sie  ohne 
Zweifel  für  die  beiden  sich  begegnenden  Spitzen  eines  Kranzes  zu  halten 
haben  (auf  dem  schon  erwähnten  Sarkophage  ist  dieser  Ährenkranz 
durch  einen  Myrthenkranz  ersetzt).   In  diesem  Punkte,  wie  auch  in 
anderem,  geben  also  die  Terrakottareliefs,  ein  noch  getreueres  Abbild 
des  Originals  als  die  Urne,  deren  Verfertiger  die  Erscheinung  der 
Demeter  in  dieser  Einzelheit  derjenigen  der  Isis-Ceres  angeglichen 
hat.  Wir  brauchen  deshalb  auch  nicht  an  die  Mysterienfeiern  in  der 
Eleusis  genannten  Vorstadt  von  Alexandria  zu  denken.    Die  Reliefs 
enthalten  eine  authentische  Darstellung  von  zwei  Hauptakten  der 
Mysterienfeiern  im  attischen  Eleusis  und  sind  somit  in  religionsge- 
sohichtlicher  Hinsicht  von  außerordentlichem  Interesse.    Naoh  all- 
gemein üblichem  Brauche  hat  man  nicht  die  Weihe  eines  gewöhn- 
lichen Sterblichen  dargestellt,  sondern  die  eines  mythischen  Mysten, 
des  Herakles.  Zweifellos  war  in  der  Urne  die  Asche  eines  Mannes  bei- 
gesetzt, der  die  tröstlichen  Hoffnungen  der  eleusinischen  Weihen  als 
zuversichtliche  Gewißheit  mit  ins  Grab  genommen  hatte.  .  In  dem 
mythischen  Vorbilde  des  Herakles  sahen  die  Überlebenden  ihn  und 
sein  Schicksal  verklärt  und  erhoben. 

Bullettino  comunale  VII  1897  T.  II— III  p.  5ff.  =  Ersilia  Caetani-Lovatelli  an- 
tichi  monumenti  illustrati  T.  II— -III  p.  25 ff.  Köm.  Mitteilungen  XXV  1910  T.  VII 
(die  erste  zuverlässige  Abbildung  des  Reliefs)  p.  130  Fig.  9  und  passim.  Ephimeria 
archaeol.  1911  p.  44  Abb.  3.  Vgl.  Dieterich  de  hymnis  Orphicis  p.  12.  Rhein.  Museum 
XLVIII  1893  p.  275  ff.  Preller-Robert  griech.  Mythologie  I  p.  790 f.  Anm.  5.  Hock 
griech.  Weihegebräuche  p.  126  ff.  Pringsheim  archäolog.  Beiträge  zur  Geschichte  des 
eleus.  Kultes  p.  9 ff.  Weiteres  in  den  röm.  Mitteilungen  a.  a.  O.  p.  136  Anm.  2.  Ben 
oben  erwähnten  Sarkophag  s.  ebenda  T.  II — V  p.  89ff.,  Ephim.  arch.  a.  a.  O.  p.  43 f. 
Abb.  2  und  Svoronos  das  athen.  Nationalmuseum  p.  483  Abb.  229.  Vgl.  dazu  in  dem 
gleichen  Bande  der  röm.  Mitteil.  p.  287  (hier  ist  der  bärtige  Priester  Triptolemos  ge- 
nannt, da  der  Verfasser  auf  Grund  eines  Vasenfragmentes  Eumolpos  in  dem  Knaben 
links  von  Demeter  erkennen  zu  dürfen  glaubt;  die  Deutung  dieses  Knaben  als  Jakchos 
wird  aber,  wiepben  ausgeführt,  durch  die  drei  athenischen  Taurobolien- Altäre  gesichert; 
es  gab  eben  auch  für  die  unseren  Augen  so  verschwommene  Gestalt  des  Jakchos  ver- 
schiedene Typen,  und  es  ist  garnicht  unmöglich,  daß  die  dem  Dionysos  ähnliche  Figur 
mit  Fackel,  Nebris,  Kantharos  und  kurzlockigem  Haupte,  die  der  Sarkophagarbeiter 
so  ungeschickt  an  Stelle  des  Herakles  in  sein  Relief  eingeflickt  hat,  ursprünglich  nie- 
mand anders  als  ebenfalls  Jakchos  darstellen  sollte;  vgl.  n.  406).   Die  Taurobolien- 


OBERES  STOCKWERK.  117 

AltÄre  in  Athen  sind  publiziert  bei  Svoronos  a.a.  O.  T.  LXXX  p.  474  ff.  Abb.  227, 
228,  (dort  vollständige  Bibliographie),  die  obengenannten  athenischen  Münzen  ebenda 
p.  484  Abb.  230  11.  Ephim.  arch.  a.  a.  O.  p.  50  Abb.  7.  —  Der  ägyptische  Goldring: 
Abhandl.  d.  phil.-histor.  Kl.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wisscnsch.  XIV  1804  p.  807  Fig.  80. 
—  Über  die  Tracht  des  Priesters  und  der  Priesterin:  Pauly-WisBowa  Bealenzyklopädie 
VI  p.  2212.  Pringsheim  a.  a.  O.  p.  lff.  Köm.  Mitteil.  XX  1005  p.  205 ff.  XXV  1010 
p.  131  u.  156ff. 

1326  (1100)  Statuette,  Satyr  sein  Schwänzchen  betrachtend. 

Vormals  auf  dem  Palatin.  Ergänzt  der  größte  Teil  des  r.Obersohenkels, 
der  r.  Fuß,  der  Stamm  mit  dem  darüber  hängenden  Tierfelle,  der  1.  Unter- 
schenkel (mit  dem  Fuße).  Die  Plinthe  ist  antik  und  offenbar  zu  der  Sta- 
tuette gehörig. 

Die  vortrefflich  ausgeführte  Statuette  gibt  das  gleiche  Bronze- 
original wie  n.  357  wieder.  Die  Eigentümlichkeiten  des  Metallstiles 
sind  an  ihr  mit  besonderer  Treue  gewahrt. 

Bulle  der  schöne  Mensch*  p.  140  Abb.  81.  Vgl.  Rom.  Mitteilungen  VII  1802  p. 
337  n.  4.  Klein  Praxiteles  p.  218  n.  5.  —  Vgl.  Klein  Geschichte  d.  griech.  Kunst  III 
P- 168  ff.  (der  Versuch,  die  Schöpfung  des  Originales  der  Statuette  dem  spftthellenistischen 
Künstler  Polykles  zuzuschreiben,  beruht  auf  der  vermeintlichen  stilistischen  Überein- 
stimmung des  Weckes  mit  einem  Hermaphroditentypus,  den  aber  seine  weit  strengeren 
Formen  in  erheblich  frühere  Zeit  verweisen;  er  ist  abgebildet  im  Album  des  Mus6es 
de  province  T.  46/47,  bei  Oonse  les  chefs-d'oeuvre  des  musees  de  France  (sculpt.,  des- 
sins  et  obj.  d'art)  p.  180 ff.  (mit  Tafel  und  Abb.)  und  als  Abb.  4  u.  5  im  Texte  zu  Brunn- 
Bruckmann  Denkmäler  T.  578). 

Hier  ist  jetzt  provisorisch  auch  n.  1450  aufgestellt  An  den 
Wänden: 

1327—1332  Beste  von  drei  Deckenwölbungen  mit  Stuckreliefs. 

Sie  stammen  ebenso,  wie  die  in  den  Räumen  V  und  XVII— XXII  ausgestellten 
Wandmalereien,  aus  einem  1878  in  dem  Garten  der  Farnesina  und  dessen  Nachbar- 
schaft ausgegrabenen  römischen  Gebäude,  das  den  Charakter  eines  vornehmen  Stadt- 
hauses mit  dem  einer  Villa  vereinigte.  Sein  Plan  ist  in  den  Notizie  d.  scavi  1888  T.  TV 
(vgl.  p.  127  u.  138f.)  gegeben  und  hier  links  von  dem  Fenster  aufgehängt.  Das  De- 
korationssystem, das  in  dem  Gebäude  zur  Anwendung  kam,  ist  nicht  auf  italischem 
Boden,  sondern  im  hellenistischen  Osten  entstanden.  Man  hat  dabei  in  erster  Linie 
den  mächtigsten  Mittelpunkt  des  Hellenismus,  Alezandreia,  ins  Auge  zu  fassen,  doch 
kommen  daneben  zweifelsohne  auch  Kleinasien  mit  Pergamon  sowie  Antiochien  in  Be- 
tracht (Bonner  Jahrbücher  XOVI,  XCVII  1895  p.  67 ff.,  Festschrift  für  O.  Hirschfeld 
p.  417  ff.,  Ippel  der  dritte  pompejanische  Stil  p.  48  und  sonst).  Der  Annahme,  daß  die 
in  Rom  tätigen  Dekorateure  in  allen  Fällen  eine  bestimmte  hellenistische  Vorlage  skla- 
visch kopiert  hätten,  widerspricht  der  Eindruck  der  unmittelbaren  Frische,  den  ihre 
Arbeiten  auf  den  Beschauer  machen.  Hiernach  scheint  es  vielmehr,  daß  sie  mit  den 
überlieferten  Motiven  in  mehr  oder  minder  freier  Weise  schalteten  und  zum  minde- 
sten in  deren  Zusammensetzung  selbständig  verfuhren.  Die  Vermutung,  daß  die  meisten 
von  ihnen  eingewanderte  Griechen  waren,  ist  an  und  für  sich  wahrscheinlich  und  wird 

,    ,.  C€A€YK0C 

durch  die  Inschrift  cnr\c\  bestätigt,  die  auf  der  Wand  n.  1467  eingeritzt  ist  und 

beweist,  daß  bei  der  Dekoration  der  Wände  in  dem  betreffenden  Gebäude  ein  vermut- 
lich aus  Syrien  stammender  Grieche  namens  Seleukos  tätig  war  (Notizie  d.  scavi  1880 
p.  139  n.  4.  Festschrift  für  Hirschfeld  a.  a.  O.  p.  419  Anm.  4).  Die  Wandmalereien 
dieses  Hanses  gehören  dem  sogenannten  zweiten  Stile  an  (vgl.  n.  414),  zeigen  ihn  aber 
zum  Teil  schon  in  der  Umbildung  begriffen,  die  den  Übergang  zu  einer  besonderen  Ab- 
art des  dritten  Stiles,  dem  sogenannten  Kandelaberstil,  vorbereitet  (Mau  Geschichte 
d.  dekorativen  Wandmalerei  in  Pompei  p.  215  ff.).  Demnach  ist  die  Ausführung  der 
ganzen  Dekoration,  da  der  zweite  Stil  während  der  ersten  Dezennien  des  letzten  Jahr- 
hundert« v.Chr.  nach  Italien  übertragen  und  daselbst  zu  Anfang  des  ersten  n.Chr.  durch 
den  dritten  Stil  verdrängt  wurde,  in  der  Übergangszeit  von  der  Bepublik  zum  Kaiser- 
tume  anzunehmen.  Hiermit  stimmt  es,  daß  auf  einem  der  Figurenbilder  ein  Artemis- 
tdol  fortgeschrittenen  archaischen  Stiles  dargestellt  ist,  das  in  Born  zur  Zeit  des  Augu- 


118.  DAS  THERMENMUSEUM.  1827—1330. 

stus  ein  besonderes  Interesse  erregte  (Hon.  dell'  Inst.  XII  29  n.  1.  Böm.  Mitteilungen 
III  1888  p.  292.  Dieses  Bild  mußte,  da  es  gegenwartig  ganz  zerstört  ist,  bei  der  fol- 
genden Besprechung  unberücksichtigt  bleiben).  Ein  Gelehrter  hat  kürzlich  ans  dem 
alexandrinischen  Charakter  der  Ausschmückung  und  des  Grundrisses  schließen  wollen, 
Caesar  habe  das  Gebäude  für  Xleopatra  einrichten  lassen,  als  er  sie  in  Rom  empfing 
(Ippela.  a.  O.  p.  41.) 

Die  Stuckreliefs  dienten  als  Beckenschmuck  in  drei  Schlafzimmern.  Sie  gehören 
zu  den  hervorragendsten  Leistungen,  die  uns  die  dekorative  Kunst  der  griechisch- 
römischen Periode  hinterlassen  hat.  Die  Ausführung  ist  überaus  frisch  und  voll  von 
Leben.  Sie  verliert  sich  nirgends  ins  Kleinliche,  sondern  gibt  mit  flotten  Strichen  des 
Modellierholzes  das  Wesentliche  in  charaktervoller  Weise  wieder.  Wenn  an  derselben 
Decke  gewisse  Motive  im  Vergleich  mit  anderen  auffällig  scharf  betont  sind,  so  ist  diese 
Ungleichheit  gewiß  nicht  durch  Ungeschick  oder  Nachlässigkeit,  sondern  durch  die  ver- 
schiedene Beleuchtung  veranlaßt.  An  den  schwächer  beleuchteten  Teilen  der  Decke  muß  • 
ten  die  figürlichen  und  ornamentalen  Motive  nachdrücklieb  hervorgehoben  werden»  wenn 
sie  überhaupt  zur  Geltung  kommen  sollten.  An  Stellen,  wo  das  Belief  abgesplittert  ist, 
erkennt  man  den  Gang  der  technischen  Herstellung.  Zunächst  wurde  die  Wölbung  in 
voller  Rundung  ausgeführt  und  geglättet;  dann  wurde  in  den  noch  feuchten  Stuck 
eine  leichte  Vorzeichnung  eingeritzt  und  dieser  folgend  dann  das  Relief  aufgesetzt  und 
aus  freier  Hand  mit  dem  Stecken  durchmodelliert.  Über  das  Material  vgl.  Pauly- 
Wissowa  Realenzyklopädie  VII  p.  2094 f. 

1327  (D  reohts,  1037).  In  die  ornamentale  Dekoration  sind  drei 
umrahmte  Reliefbilder  eingefügt.  Das  Mittelbild  zeigt  eine  Land- 
schaft mit  allerlei  ländlichen  Gebäuden  und  verschiedenen  Staffage  - 
figuren,  deren  Handlung  nicht  recht  deutlich  ist.  Auf  dem  links  an- 
gebrachten Bilde  sind  drei  Frauen  im  Begriffe,  vor  einer  Priapherme 
ein  unblutiges  Opfer  darzubringen.  Auf  dem  Bilde  reohts  entzündet 
eine  Bakchantin  mit  zwei  Fackeln  Feuer  auf  einem  Altare,  während 
hinter  ihr  ein  Satyr  die  heilige  Handlung  mit  dem  Spiele  der  Doppel- 
flöte begleitet.  Links  von  dem  Altar  sieht  man  Silen,  offenbar  schwer 
betrunken,  wie  er  sich  in  schwankender  Stellung  mit  dem  r.  Ellen- 
bogen auf  eine  viereckige  Basis  stützt,  über  die  eine  tief  verhüllte 
Frau  emporragt,  und  wie  er  mit  der  L.  den  Thyrsos  vorstreckt.  Aus 
dem  gleichen  Zimmer  stammen  die  Wandmalereien  n.  1466 — 1469. 

Monum.  dell'  Inst,  supplemento  T.  34  unten  =  Lessing-Man  Wand-  und  Decken - 
schmuck  eines  römischen  Hauses  aus  der  Zeit  des  Augustus  T.  14  unten.  Die  drei  Re- 
liefbilder auch  in  der  Revue  de  l'art  1 1897  p.  104,  Tafel  nach  p.  104,  p.  129. 

1328  (D  links,  1041).  Von  den  drei  in  die  ornamentale  Dekoration 
eingefügten  Relief bildern  sind  das  mittlere  —  eine  Landschaft  —  und 
das  linke,  auf  dem  Frauen  ein  unblutiges  Opfer  vorbereiten,  stark  frag- 
mentiert. Das  besser  erhaltene  rechte  Bild  scheint  sich  auf  die  Wei- 
hung eines  Tafelbildes  zu  beziehen.  Eine  Frau  steht  neben  einer  vier- 
eckigen Basis,  über  die  Binden  und  Girlanden  gelegt  sind,  und  hält 
ein  Triptychon,  dessen  Seitenflügel  geöffnet  sind,  mit  beiden  Händen 
empor.  Offenbar  zeigt  sie  ein  auf  dem  Triptychon  gemaltes  Bild  den 
beiden  links  befindlichen  Frauen,  von  denen  die  eine  sitzend,  die  an- 
dere stehend  die  geöffnete  Bildtafel  aufmerksam  betrachtet.  Viel- 
leicht soll  das  Gemälde  dann  auf  der  bereits  geschmückten  Säule  neben 
der  reohts  stehenden  Frau  als  Weihgeschenk  seinen  endgültigen  Platz 
finden. 

Monum.  d.  I.  suppl.  T.  34  oben  =  LcRsing-Mau  T.  14  oben.  Vgl.  Hock  Weihe- 
gebr&uche  p.  105. 


OBERES  STOCKWERK.  1]9 

1329  (B  rechts).  In  der  Mitte  eine  Landschaft,  deren  Zentrum  von 
einem  sakralen   Gebäudekomplex  gebildet  wird  (eine  kreisförmige 
Mauer  umschließt  eine  Säule,  die  ein  Gefäß  trägt;  an  die  Mauer 
schließt  sich  ein  Propylon  und  ein  Podium;  dahinter  ein  Baum).  Das 
links  davon  angebrachte  Figurenbild  scheint  eine  Einweihung  in  bak- 
chisohe  Mysterien  darzustellen.    Der  Einzuweihende,   der  kleinere 
Dimensionen  zeigt  als  die  übrigen  Figuren  und  dessen  Gesicht  miteinem 
über  den  Kopf  gezogenen  Mantel  verhüllt  ist  (vgl.  n.  1325),  wird,  einen 
Thyrsos  in  der  R.  haltend,  von  einer  vollständig  bekleideten  Frau 
würdevollen  Aussehens  zu  Silen  geführt,  der  die  mit  einem  Tuche  be- 
deckte Schwinge  (Xlxvov)  hält   (vgl.  n.  1330).    Unter  dem  Tuche 
ttaben  wir  offenbar  die   Gegenstände  vorauszusetzen,  deren  Ent- 
küllung  einen  Hauptakt  der  Einweihung  bildete.    Hinter  der  Frau, 
die  den  Einzuweihenden  geleitet,  steht  auf  einer  niedrigen  Basis  eine 
mystische  Cista  und  schreitet  eine  Bakchantin  vorwärts,  in  der  ge- 
senkten L.  ein  Tympanon.  Auf  der  1.  Seite  wird  das  Bild  durch  einen 
hohen,  viereckigen  Pfeiler  abgeschlossen,  neben  dem  ein  heiliger  Baum 
steht.   Der  am  Fuße  des  Pfeilers  liegende  Bockskopf  scheint  auf  ein 
der  Zeremonie  vorhergehendes  Bocksopfer  hinzuweisen  (vgl.  n.  1533). 
Auf  dem  rechts  angebrachten  Figurenbilde  sieht  man  in  der  Mitte 
einen  sitzenden  Satyr,  der  mit  der  erhobenen  R.  den  Zweig  eines  hohen 
Weinstockes  abwärts  biegt,  vor  ihm  einen  stehenden  Satyr,  der  aus 
einem  Schlauche  Wein  in  einen  Krater  gießt.  In  der  kleinen  nackten 
Figur,  die,  einen  Thyrsos  in  der  R.,  hinter  dem  sitzenden  Satyr  steht, 
haben  wir  vielleicht  einen  frisch  Eingeweihten  zu  erkennen,  dem  es 
nunmehr  gestattet  sein  wird,  an  den  Freuden  des  Thiasos  teilzu- 
nehmen, und  die  eigentümlich  befangene  Haltung  des  kleinen  Mannes 
daraus  zu  erklären,  daß  er  sich  in  die  neue  Lage  noch  nicht  recht  zu 
finden  weiß.    Hinter  ihm  steht  eine  Bakchantin,  die  auf  der  R.  eine 
Schale  zu  halten  scheint.  Aus  demselben  Zimmer  stammen  die  Wand- 
malereien n.  1477—1479. 

Mon.  d.  I.  suppl.  T.  35  unten  =  Lessing-Mau  T.  15  unten.  Gusman  l'art  decoratif 
de  Rome  pl.  72 — 74.  Das  Landschaftsbild  auch  Revue  de  l'art  I  1897  p.  208  u.  Rom. 
Mitteilungen  XXVI  1911  p.  35 f.  Abb.  11  (Rostowzew).  Das  Figurenbild  links  davon: 
CoUignon  hist.  de  la  sculpt.  grecque  II  p.  681  Fig.  356.  Bevue  de  l'art  I  p.  106.  Vgl. 
Hock  griech.  Weihegebräuche  p.  131.  —  Zu  der  kindlichen  Kleinheit  der  Mysten  vgl. 
Amelung  Führer  durch  d.  Ant.  in  Florenz  p.  241.  Archiv  für  Religionswissenschaft 
VIII 1905  p.  46 f.  =  Dieterich  Mutter  Erde  p.  55. 

1330  (B  links,  1071).  In  der  Mitte  eine  Landschaft:  rechts  ein 
ländliches  Heiligtum  —  Säule  mit  Gefäß  und  Baum  umgeben  von 
einer  dreiseitigen  Umfriedung  mit  drei  Säulen  und  geschweiftem  Ge- 
bälk — ,  vor  dem  zwei  Frauen  ein  Opfer  darbringen;  links  eine  Gruppe 
von  Gebäuden,  neben  denen  ein  Palmenbaum  steht.  Das  Figuren- 
bild  rechts  von  der  Landschaft  bezieht  sich  auf  das  Treiben  des 
bakchischen  Thiasos.  Ungefähr  in  der  Mitte  steht  Silen  und  blickt 
zu  einer  Bakohantin  herab,  die,  vor  ihm-kauernd,  mit  einem  Panther 


120  DAS  THERMENMUSEUM.  1881-1334. 

tändelt;  hinter  Süen  liegt  ein  offenbar  betrunkener  Satyr,  auf  dem 
Boden;  eine  neben  ihm  stehende  Bakchantin  faßt  ihn  mit  der  L.  am 
Kinne,  während  der  Satyr  seine  1.  Hand  an  ihren  1.  Unterarm  legt. 
Das  andere,  links  von  der  Landschaft  befindliche  Figurenbild,  das 
stark  gelitten  hat,  scheint  die  Vorbereitung  zu  einer  bakohisohen  Zere- 
monie, etwa  einer  Einweihung,  darzustellen.  Man  erkennt  in  den 
Händen  der  weiblichen  Figur,  deren  unterer  Teil  sich  auf  der  1.  Seite 
des  Bildes  erhalten  hat,  deutlich  die  aus  Korbwerk  geflochtene  Schwin- 
ge (XUvov),  die  in  dem  mystischen  Kultus  des  Dionysos  wie  der  De- 
meter eine  hervorragende  Rolle  spielte  (vgl.  n.  1325,  1329). 

Mon.  d.  I.  suppl.  35  oben  =  Lessing-Mau  T.  15  oben.  Die  Landschaft  und  das 
Figurenbild  rechts  von  ihr  auch  in  der  Revue  de  l'art  1 1897,  Tafeln  nach  p.  204  und  p. 
105;  die  Landschaft:  Köm.  Mitteilungen  XXVI 1911  p.36f.  Abb.  13,14(Kostowzew)  und 
Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  298. 

1331  (E  rechts,  1074).    Auf  dem  figürliohen  Mittelbilde  erkennt 
man,  obwohl  es  stark  gelitten  hat,  deutlich  zwei  weibliche  Figuren, 
von  denen  die  eine  damit  beschäftigt  ist,  einen  Wagenkasten  auf  eine 
mit  Badern  versehene  Achse  zu  setzen,  während  die  andere  einen 
Zügel  hält,  außerdem  Beste  von  vier  Pferden,    Man  hat  dieses  Bild 
offenbar  mit  Becht  auf  die  Hören  gedeutet,  wie  sie  den  Wagen  des 
Sonnengottes  zur  Abfahrt  vorbereiten.  Die  Dekoration,  die  sich  rechts 
und  links  davon  entwickelt,  besteht  aus  zwei  Landschaftsbildern,  deren 
jedes  von  zwei  hallenartigen  Gebäuden  umgeben  ist.    Die  Haupt- 
architrave  der  beiden  Hallen  auf  der  1.  Seite  werden  jeder  von  einer 
Figur  des  Hermes,  die  auf  der  anderen  Seite  von  je  einer  weiblichen 
Figur  getragen,   die  ein  Ährenbüschel  hält  und  die  wir  demnach 
Demeter  benennen  dürfen.   Zu  dem  Schmucke  des  gleichen  Zimmers 
gehörten  die  Wandmalereien  n.  1471 — 1475. 

Mon.  d.  I.  suppl.  T.  32  *=  Lessing-Mau  T.  18.  Notizie  d.scavi  1895  p.  42 f.  Fig.  1; 
2.  Die  von  den  Hennesfiguren  flankierte  Landschaft:  Köm.  Mitteilungen  XXVI  1911 
p.  36  Abb.  12  (Rostowzew).  Der  obere  Teil:  Gusman  l'art  däcoratif  de  Korne  pl.  36. 
Vgl.  Köm.  Mitteilungen  X  1895  p.  70 f. 

1332  (E  links,  1069).  Man  hat  das  mittlere  Figurenbild  über- 
zeugend auf  eine  Szene  aus  dem  Mythus  des  Phaethon  gedeutet. 
Der  in  der  Mitte  stehende  Jüngling  ist  Phaethon,  der  rechts  sitzende, 
der  sich  durch  höheren  Wuchs  vor  den  beiden  anderen  Figuren  aus- 
zeichnet, Helios,  eine  Benennung,  die  dadurch  gesichert  wird,  daß  sich 
an  der  Stephane,  die  den  Kopf  des  sitzenden  Jünglings  umgibt,  Reste 
eines  Strahlenkranzes  erhalten  haben.  Den  ältlichen  Begleiter  des 
Phaethon  dürfen  wir  vielleicht  Kyknos  benennen.  Phaethon  richtet 
an  Helios  die  Bitte,  ihm  für  einen  Tag  die  Lenkung  des  Sonnenwagens 
anzuvertrauen;  Helios  beteuert  mit  erhobener  Rechten,  daß  er  ihm 
seine  Bitte  gewähren  wird.  Diese  Deutung  erscheint  um  so  gerecht- 
fertigter, als  auch  das  auf  n.  1331  dargestellte  Gegenstück  eine  Er- 
klärung aus  dem  Phaethonmythus  zuläßt.  Rechts  wie  links  von  dem 
Mittelbilde  ist  wie  auf  n.  1331  ein  hallenartiges  Gebäude  dargestellt. 


OBERES  STOCKWERK.  121 

Nur  das  links  befindliche  hat  sich  einigermaßen  vollständig  erhalten. 
Der  Hauptarchitrav  wird  gekrönt  von  der  Figur  eines  bärtigen  Andro- 
sphinx,  einem  Lieblingsmotive  alexandrinischer  Dekoration,  und  ge- 
stützt von  einer  Figur  des  Zeus,  die  den  Stil  des  5.  Jahrhunderts  y. 
Chr.  nachahmt.  Auf  dem  Bücken  der  leicht  vorgestreckten  R.  sitzt 
der  Adler;  die  gesenkte  L.  hält  einen  Kranz.  Dieser  hallenartige  Bau 
öffnet  sich  auf  eine  Landschaft,  in  der  wir  vorne  einen  Fluß  erkennen, 
an  dessen  Ufern  eine  Herde  weidet»  im  Hintergrunde  einen  Komplex 
von  villenartigen  Gebäuden.  Ein  ähnlicher  Bau  war  auf  der  1.  Seite 
der  Landschaft  angebracht.  Doch  ist  von  ihm  nur  ein  Fragment  der 
Zeusfigur  erhalten,  die  den  Adler  auf  dem  Rücken  der  vorgestreckten 
L.  balanciert.  Die  Reliefs,  die  sich  rechts  von  dem  Phaethonbilde 
entwickelten,  sind,  abgesehen  von  Resten  des  unmittelbar  an  dieses 
Bild  ansetzenden  Gebäudes,  vollständig  zerstört.  Da  es  ah  und 
für  sich  wahrscheinlich  ist,  daß  sie  hinsichtlich  des  Inhaltes  wie  in 
ihrer  Anordnung  den  Reliefs  links  von  dem  Mittelbilde  entsprachen 
und  diese  Annahme  durch  das  Gegenstück  n.  1331  bestätigt  wird, 
so  dürfen  wir  auf  dem  verlorenen  Teile  eine  ähnliche  Landschaft  und 

rechts  von  ihr  einen  ähnlichen  Bau  voraussetzen  wie  auf  der  1.  Seite. 
Mon.  d.  I.  suppl.  T.  93  =  Lessing-Mau  T.  12.  Gusman  1'axt  decoratif  de  Rome 
pl.  72.  Das  Phaethonbild:  Gazette  archeologique  X  1885  pl.  10  p.  87  ff.  Rom.  Mit. 
teilungen  X  1895  p.  67—73  (abgebildet  p.  67).  Notizie  degli  scavi  1806  p.  42—43. 
Revue  de  l'art  1 1897  p.  103. 

Zimmer  IL 

1333  (1115)  Kopf  des  Asklepios. 

Vormals  auf  dem  Palatin.  Ergänzt  das  1.  Auge,  Stücke  an  der  Stirn 
und  den  Kinnbacken,  der  vordere  Teil  der  Nase,  der  Schnurbart  mit  einem 
Teil  der  Oberlippe. 

Der  Typus,  der  sich  durch  einen  ebenso  würdevollen,  wie  milden 
Charakter  auszeichnet,  stammt  seinem  Stile  nach  von  der  Wende 
des  5.  zum  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  Im  Louvre  befindet  sich  eine 
Koplik  des  Kopfes,  die  mit  dem  zugehörigen  Körper  erhalten  ist.  Da 
nun  im  Magazine  des  Thermen-Museums  das  Unterteil  einer  ent- 
sprechenden Statue  aufbewahrt  wird,  das  wie  der  Kopf  vom  Palatin 
stammt,  haben  augenscheinlich  beide  Teile  ursprünglich  zueinander 
gehört.  Eine  weitere  freie  Replik  des  Kopfes  ist  in  Kopenhagen.  Kürz- 
lich hat  man  die  Schöpfung  des  Typus  einem  älteren  Schulgenossen 

des  Timotheos  zugeschrieben  (vgl.  n.  804). 

Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Born  I  n.  63,  64.  Röscher  mythol.  Lexikon  I  p.  637. 
Furtwängler  Meisterwerke  p.  121  Anm.  3.  Arndt  la  glyptotheque  Ny-Carlsberg  p.  99 
(ebendort  Fig.  53  eine  Abbildung  der  Statue  im  Louvre  und  pl.  62  Abbildungen  des 
Kopfes  in  Kopenhagen).  Ausonia  III  1908  p.  112 f.  —  Die  Statue  in  Paris  auch  bei 
Clarac  293,  1148. 

1334  (607)  Kopflose  weibliche  Statue. 

Gefunden  auf  dem  Palatin  oberhalb  der  Kirche  S.  Anastasia  (Bull, 
dell'  Inst.  1862  p.  233). 

Der  Typus  der  vortrefflich  ausgeführten  Statue  ist  aus  dem  der 
Aphroditefigur  abgeleitet,  die  wir  unter  n.  1539  besprechen  werden. 


122  DAS  THERMENMUSEUM.    1386—1836. 

Stil  und  Gewandanordnung  stimmen  hier  wie  dort  im  wesentlichen 
überein.  Auch  die  Statue  des  Thermen-Museums  zog  mit  der  einen 
Hand  den  Mantel  über  die  Schulter  empor.  Hingegen  hielt  sie  in  der 
anderen  Hand  kein  Attribut.  Aus  dem  hinter  dem  r.  Beine  sichtbaren 
Bruche  des  Mantels  ergibt  sich  aufs  deutlichste  —  was  übrigens  auch 
durch  das  Zeugnis  einer  Statuettenreplik  im  Museum  von  Neapel  be- 
stätigt wird  — ,  daß  sie  mit  der  herabhängenden  R.  einen  Zipfel  ihres 
Mantels  gefaßt  hielt.  Zwei  Ansätze,  der  eine  auf  der  L  Schulter,  der 
andere  auf  dem  r.  Schulterblatte,  beweisen,  daß  auf  jeder  Seite  des 
Halses  eine  Locke  auf  die  Schulter  niederfiel,  und  daß  der  Kopf, 
dem  Rhythmus  der  Bewegung  folgend,  der  den  Körper  der  Figur  be- 
herrscht, nach  der  r.  Schulter  gewendet  war.  Ein  Gelehrter  hat  für 
unsere  Statue,  die  sich  durch  ihre  mädchenhaften  Formen  von  der 
vollerblühten  Gestalt  der  Aphrodite  unterscheidet,  die  ansprechende 

Deutung  auf  Charis  vorgeschlagen. 

Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  474.  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II 1  p.  332 
n.  3.  Bulle  der  schöne  Mensch*  T.  125.  Vgl.  Bernoullli  Aphrodite  p.  86  n.  2.  Matz- 
Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Rom  I  p.  189  n.  717.  Furtwänger  Meisterwerke  p.  117  Anm.  8. 
Klein  Praxiteles  p.  60.  —  Die  Replik  in  Neapel:  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen 
n.  408  (Text  der  Serie  II  p.  40).   Amelung  moderner  Cicerone  Rom  I  p.  459. 

1335  (605)  Überlebensgroßer  Kopf  der  Aphrodite. 

Gefunden  bei  der  Tiber-Regulierung.    Ergänzt  die  Nasenspitze. 
Aphrodite  ist  kenntlich  an  dem  zu  leisem  Lächeln  geöffneten 

Munde  und  an  dem  sehnsüchtigen  Ausdrucke  der  mandelförmigen, 
nicht  vollständig  aufgeschlagenen  Augen.  Da  das  Gesicht  eine  ge- 
wisse Verwandtschaft  mit  dem  der  kindischen  Aphrodite  zeigt  (vgl. 
n.  310),  so  dürfen  wir  als  Original  die  Schöpfung  eines  dem  Praxiteles 
nahestehenden  Künstlers,  wohl  eines  etwas  älteren  Zeitgenossen  des 
Meisters,  annehmen»  Wie  die  längs  des  Schädels  angebrachten  Ein- 
tiefungen beweisen,  war  das  Haar  von  einer  metallenen  Stephane  um- 
geben, die,  am  Hinterkopfe  sehr  schmal,  nach  der  Stirn  zu  breiter 
wurde.  Sie  griff  hinten  in  die  dem  Zopfe  eingebohrten  Löcher  ein  und 
war  mit  ihrem  schmalen  Teile  in  die  Rille  eingelegt,  die  sich  durch  das 
zurückgestrichene  Haar  hinzieht.  Zwei  auf  jeder  Seite  des  Halses  an- 
gebrachte Löcher  dienten  offenbar  zur  Befestigung  je  einer  auf  die 
Schultern  herabhängenden  Locke.  Durch  die  oberen  Teile  beider 
Locken  wurden  die  Stellen  bedeckt,  die  der  Bildhauer  hinter  den 
Ohren  unbearbeitet  gelassen  hatte. 

Monumenti  antichi  pubbl.  dall'  Accademia  dei  Lincei  VIII  1898  p.  83  ff.  Fig.  1,  2. 

1336  (608)  Kolossalstatue  des  Apollon. 

Die  antiken  Teile  wurden  zu  verschiedenen  Zeiten  im  Tiber  zwischen 
dem  Ponte  Palatino  und  den  Bagni  di  Donna  Olimpia  gefunden  (Notizie 
degli  scavi  1891  p.  287 — 288).  Ergänzt  der  ganze  r.  und  die  untere  Hälfte 
des  1.  Unterschenkels,  das  unterste  Drittel  des  Stammes,  die  Plinthe. 

Wiewohl  die  Oberfläche  stark  durch  die  Feuchtigkeit  gelitten  hat, 
erkennt  man  deutlich,  daß  die  Statue  ein  hoohbedeutendes  bronzenes 


OBERES  STOCKWERK  123 

Original  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrhundertf  v.  Chr.  in  stilgetreuer 
Ausführung  reproduziert.    Die  besser  erhaltene  Rückseite  gibt  von 
der  großartigen  Formengebung  einen  klareren  Begriff  als  die  Vorder- 
seite. Der  Gott  läßt  den  Körper  auf  dem  1.  Fuße  ruhen,  während  der 
r.  mit  gebogenem  Knie  etwas  vor  und  zur  Seite  gesetzt  ist.   Der  ober- 
halb des  r.  Kniees  sichtbare  Ansatz  beweist,  daß  der  abwärts  ge- 
streckte r.  Arm  ein  Attribut  hielt.    Man  hat  vermutet,  daß  dieses 
Attribut  ein  Bogen  gewesen  sei,  dagegen  aber  eingewendet»  ein  der- 
artig langer  und  dünner  Gegenstand  wäre  vielmehr  für  sieh  gear- 
beitet und  dann  in  die  Hand  eingefügt  worden.     Jedenfalls  ist  es 
ausgeschlossen,  daß  wir  den  Bogen  vielmehr  in  der  erhobenen  L. 
vorauszusetzen  hätten,    wie  in  der  vorigen  Auflage  unseres  Führers 
angenommen  wurde.  Das  natürliche  Attribut  für  die  L.  ist  einzig  das 
schlanke,  zepterartige,  oben  leicht  verästelte  Lorbeerstämmchen.  Da 
sich  nun  in  den  Händen  des  Apollon  als  Gegenstück  zu  diesem  Attri- 
bute überaus  häufig  gerade  der  Bogen  findet  (vgl.  n.  157),  so  ist 
es  äußerst  wahrscheinlich,  daß  wir  diese  Verbindung,  durch  die  man 
auf  das  doppelseitige  Wesen  des  Gottes,  des  Ferntreffenden  und  des 
sühnenden  Paian,  deuten  wollte,  auch  hier,  mit  Sicherheit  wenigstens 
für  das  Original  der  Statue,  voraussetzen  dürfen.    Diese  Folgerung 
wird  bestätigt  durch  das  Zeugnis  zweier  Bronzestatuetten  in  Wien 
und  Paris,  die  zweifelsohne  in  engstem  Zusammenhange  mit  dem 
Originale  der  Statue  im  Thermen-Museum  stehen;  zwar  sind  auch  bei 
ihnen  die  Attribute  nicht  erhalten,  aber  ihr  einstiges  Vorhandensein 
ist  aus  der  Haltung  der  Hände  mit  Sicherheit  zu  erschließen.    Nur 
scheinbar   widerspricht  unserer  Annahme   eine  Wiederholung   der 
Statue,  die  i.  J.  1910  zu  Cherchel  entdeckt  worden  ist.     Da  er- 
hebt sich  außen  neben  dem  1.  Beine  ein  knorriger  Lorbeerstamm, 
in  dessen  Krone  die  erhobene  L.  greift;  um  den  Stamm  ist  unten  die 
Schlange  gewunden;  auf  einem  Aste  sitzt  ein  Vogel,  doch  wohl  der 
Rabe  des  Apollon.    Das  erinnert  uns  an  den  ganz  entsprechenden 
Lorbeerstamm  neben  dem  Apollon  von  Mantua  und  an  den  Ölbaum 
neben  einer  Replik  der  Minerva  Giustiniani  im  Museo  Torlonia.    In 
beiden  Fällen  verdankt  der  Baum  seine  Entstehung  der  Willkür  des 
Kopisten,  die  sich  einzig  durch  das  Bestreben  entschuldigen  läßt, 
bei  der  Übertragung  der  bronzenen  Originale  in  Marmor  dem  Stein- 
materiale  technisch  und  künstlerisch  Rechnung  zu  tragen;  wir  wissen, 
daß  der  Stamm  in  jenem  Falle  an  Stelle  der  Lyra  getreten  ist,  in 
diesem. an  Stelle  des  Speeres.    So  hindert  uns  denn  auch  nichts  da- 
ran, ihn  an  unserem  Apollon  mit  dem  einzig  wahrscheinlichen  Attri- 
but, dem  zepterartigen  Lorbeerstämmchen,  zu  ersetzen.    Dem  Stamm 
entsprechend  steht  in  der  neugefundenen  Wiederholung  auf  der  an- 
deren Seite  der  Köcher  am  Boden,  mit  dem  oberen  Teile  nach  vorne  ge- 
neigt; also  zweifellos  hielt  ihn  die  gesenkte  R.  am  Riemen.  Wiederum 


124  DAS  THERMENMUSEUM.  1337. 

das  gleiche  war  bei  dem,  Apoll  von  Mantua  der  Fall;  auch  kehrt  das- 
selbe Motiv  bei  einer  Wiederholung  des  Apollon  im  Gabinetto  delle 
masohere  (n.  254)  wieder;  in  beiden  Fällen  aber  können  wir  mittels 
sorgfältiger  Kritik  der  Repliken  konstatieren,  daß  auch  der  Köcher  dem 
Originale  fremd  war.  Dort  hielt  die  B.  das  Plektron,  hier  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  denBogen.  Wer  sich  nun  nicht  entschließen  mag, 
den  marmornen  Bogen  an  der  Statue  im  Thermen-Museum  vorauszu- 
setzen, kann  auch  hier  einen  Köcher  ergänzen  und  den  Ansatz  am  Ober- 
schenkel mit  dem  Köcherbande  in  Verbindung  bringen.  An  dem  bron- 
zenen Originale  sind  wir  trotzdem  berechtigt,  für  den  schleppenden 
Köcher  den  freigehaltenen  Bogen  einzusetzen.  Das  Gesicht  des  Gottes 
ist,  der  Richtung  des  seitwärts  gestreokten  1.  Armes  folgend,  etwas 
geneigt  und  bildet  mit  seinem  mild-freundlichen  Ausdruck  einen  reiz- 
vollen Gegensatz  zu  der  imponierenden  Gestalt.  Verschiedene  Eigen- 
tümlichkeiten finden  in  Typen  des  Pheidias  Analogien.   Der  Kopf  hat 
mit  dem  des  Zeus  in  Olympia  (vgl.  n.  288  Fig.  13)  die  auf  die  Schultern 
herabfallenden  Locken,  mit  der  Parthenos  (vgl.  n.  1304)  die  Bildung 
der  neben  den  Schläfen  niederfallenden  Locken  und  die  rundliche 
Bildung  des  Gesichtes,  mit  beiden  den  Charakter  des  Ausdrucks  ge- 
mein.   Die  großartige  Stilisierung  der  Körperformen  erinnert  bereits 
an  Gestalten,  wie  den  sog.  Theseus  aus  dem  Ostgiebel  des  Parthenon 
und  die  besten  männlichen  Körper  auf  dem  Parthenonfriese.    Eine 
gewisse  Befangenheit  in  der  Bildung  des  Gesichtes  mag  sich  dabei 
aus  der  früheren  Entstehungszeit  des  Originales  erklären,  zum  Teil 
auch  der  beschränkten  Fähigkeit  des  Kopisten  zuzuschreiben  sein, 
der  in  der  Ausführung  des  Körpers  ungleich  Besseres  geleistet  hat, 
als  in  der  des  Kopfes.  Aber  der  Abstand,  der  sich  dadurch  von  anderen 
Werken  ergibt,  nach  denen  wir  uns  eine  Vorstellung  von  der  Kunst 
des  Pheidias  zu  bilden  gewohnt  sind,  ist  immerhin  so  groß,  daß  er  einen 
Gelehrten  bewogen  hat,  das  Original  vielmehr  dem  Kaiamis  zuzu- 
schreiben, dem  Meister  der  %ocQig  und  Xs7tr6tris.    Ein  anderer  Ge- 
lehrter hat  vermutet,  das  Original  habe  zu  einer  Gruppe  bronzener 
Statuen  gehört,    einem  Werke  des  Pheidias,   das  die  Athener  als 
Zehnten  der  marathonischen  Beute  nach  Delphi  weihten  und  zu  dem 
nach  der  leider  sehr  unzureichenden  Beschreibung  des  Pausanias  auch 
Figuren  der  Athena,  des  Apollon  und  des  Miltiades  gehörten.    Aber 
mag  es  auch  sehr  wahrscheinlich  sein,  was  in  der  vorigen  Auflage 
unseres  Buches  mit  Unrecht  bestritten  wurde,  daß  die  beiden  Gott- 
heiten mit  Miltiades  die  Mitte  des  ganzen  Statuenzyklus  einnahmen, 
und  daß  der  Held  zwischen  Apollon  und  Athena  stand,  so  fehlt  für 
die  Behauptung,  daß  gerade  unsere  Statue  den  Apoll  dieser  Gruppe 
wiedergebe,  denn  doch  jeder  greifbare  Anhalt,  und  man  kann  ihr 
bestenfalls  nur  den  Wert  einer  vagen  Möglichkeit  zugestehen.  Jeden- 
falls ist  die  Statue  als  einzelstehende  Figur  vollkommen  verständlich 


OBERES  STOCKWERK.  125 

Weder  der  Rhythmus  der  Bewegung  noch  die  Neigung  des  Hauptes 
verlangen  ihre  Einordnung  in  eine  Gruppe;  in  ihnen  äußert  sich  ledig- 
lich das  Bestreben  des  Künstlers,  das  starre  Schema  der  älteren  Göt- 
terbilder zu' beleben,  die  Erscheinung  des  Gottes  dem  menschlichen 
Empfinden  näher  zu  bringen.  Vielleicht  können  wir  daraus  schließen, 
daß  die  Originalfigur  nicht  dazu  bestimmt  war,  in  einem  Tempel  als 
Kultbild  verehrt  zu  werden,  sondern  als  Weihgeschenk  in  einem  Hei- 
ligtum zu  stehen.  Aber  es  fehlen  uns  zur  Entscheidung  einer  solchen 
Frage  bisher  noch  die  Grundlagen.  Das  Bedeutende  unserer  Statue 
beruht  darin,  daß  ihr  Typus  ebenbürtig,  aber  charakteristisch  ver- 
schieden als  Schöpfung  einer  neuen  Zeit  neben  den  beiden  älteren 
Typen  des  Omphalos-Apollon  (n.  859)  und  des  Casseler  Apollon 
(n.  1108)  steht.  In  jenen  hat  die  herbe  Kraft  der  spätesten  archaischen 
Kunst  ihr  Größtes  geleistet;  in  dem  Thermen- Apollon  tritt  das  neue 
Ethos  und  die  reife  Kunst  der  höchsten  Blütezeit  in  die  Schranken. 

Notizie  degli  scavi  1891  p.  287—268,  p.  337.  Komische  Mitteilungen  VI  1891 
T.  X— XII  p.  303—304,  p.  377—379;  XV  1900  p.  145  ff.  Fig.  1.  O  verbeck  Geschichte 
der  griech.  Plastik  I4  p.  347  Fig.  91.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  462.  Winter 
Kunstgeschichte  inBildernIT.38,8.  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  98  n.  1. 
Petersen  vom  alten  Rom4  p.  149  Abb.  113, 114.  Müller-Wieseler  Denkmäler  d.  alten 
Kunst  (3.  Aufl.  von  Wernicke-Gräf)  I  p.  285  n.  4.  Lechat  Phidias  p.  75  Fig.  15.  Löwy 
griech.  Plastik  p.  43 f.  p.  80  Abb.  94  a— c.  Abhandl.  d.  phil.-hist.  Kl.  d.  sächs.  G eselisch. 
d.  Wissensch.  XXV  n.  1 V  T.  1 1  p.  95  ff.  (ebenda  T.  10  b  Abb.  der  Wiener  Bronzestatuette ; 
diese  auch  bei  B.  von  Schneider  Album  d.  Antiken-Samml.  d.  a.-h.  Kaiserhauses  T.  27). 
Saggi  di  storia  e  di  archeologia  (Festschrift  für  Beloch;  Koma  1910)  p.  185  ff.  Fig.  1 
(der  in  dieser  Arbeit  begründete  Vorschlag,  die  Statue  mit  Striegel  und  Keule  auszu- 
statten, erledigt  sich  angesichts  der  in  Cherchel  gefundenen  Wiederholung) .  Der  Kopf  im 
Profil  bei  S.  Beinach  totes  antiques  PI.  80.  Vgl.  Furt  wängler  Meisterwerke  p.  77 — 79 ;  über 
Statuenkopien  im  Altertum  I  p.  57  (ebendort  T.  XI  Abbildung  der  Bronzestatuette  in 
Paris).  Klein  Geschichte  der  griech.  Kunst  n  p.  36ff.  —  Eine  Photographie  der  in 
Gherchel  gefundenen  Wiederholung  lag  dem  Verfasser  dank  der  Güte  des  Herrn  B.  Bath- 
gen  in  Straßburg  i.  E.  vor.  Vgl.  Revue  archeologique  1911  II  p.  369.  Über  den 
Apoll  von  Mantua  vgl.  Dütschke  zerstr.  Bildw.  in  Oberitalien  IV  p.  379 ff.  n.  872. 
Brunn-Bruckmann  Denkmäler  T.  303.  Zu  der  Replik  der  Athena  Giustiniani  im 
Museo  Torlonia  s.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  593  Anm.  2,  zu  den  Repliken  des  Apoll 
im  Gab.  d.  masch.  Amelung  Vatikan-Katalog  II  p.720.  —  Über  die  delphische  Gruppe: 
Furtwängler  Meisterwerke  p.  55 — 57.  Robert  die  Marathonschlacht  in  der  Poikile 
(Halle  1895)  p.  5—6  Anm.  Studi  italiani  di  filologia  classica  V  1896  p.  33—38.  Rom. 
Mitteilungen  XV 1900  p.144 ff.,  p.  286 f.  Archäol.  Anzeiger  XVII  1902  p.  82ff.  —  Die 
Bronzestatuette  eines  Jünglings  in  englischem  Privatbesitz  —  Abbildungen  bei  Klein 
Praxiteles  p.  52  Fig  2;  Burlington  fine  arts  Club,  expos.  of  anc.  gr.  art  (1904)  p.  51  f. 
B.  56  T.  LIV  —  ist  dem  Apoll  in  der  Haltung,  dem  Rhythmus  der  Bewegung  und 
dem  Stile  so  verwandt,  daß  zwischen  ihr  und  dem  Original  unserer  Statue  zweifellos  eine 
nahe  Beziehung  bestanden  hat  (vgl.  dagegen  Berl.  philol.  Wochenschrift  1898  p.  306). 
Dem  gleichen  Kreise  gehörte  augenscheinlich  auch  das  Original  der  Antinous-Statue 
im  Hofe  der  Banca  nazionale  in  Born  an  (Bullettino  comunale  1886  p.  209 ff.  T.  VII; 
Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  1174)# 

1337  (11615)  Jünglinggkopf. 

Gefunden  Anfang  April  1901  mit  n.  1340  in  der  Galerie  unter  dem 
Boden  des  Tepidariums  der  Garacalla-Thermen.    Ergänzt  die  Nase. 

Der  Kopf  gibt  in  eleganter,  für  die  antoninische  Zeit  charakteristi- 
scher Ausführung  (vgl.  n.  1249)  einen  reizvollen  zarten  Typus  des 
4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  wieder,  der  in  der  allgemeinen  Anlage  an 

den  sog.  Eubuleus  aus  Eleusis  erinnert  (vgl.  n.  808). 

Notizie  d.  scavi  1901  p.  250  ff.  Fig.  2.  Böm.  Mitteilungen  XVI 1901  T.  XV  p.  380  f. 


126  DAS  THERMENMUSEUM.  1338—1340. 

1338  (669)  Kopflose  Statue  der  Pallas.  , 

Gefunden  1886  bei  der  Kirche  S.  Salvatore  a  Ponte  rotto.    Parischer 
Marmor. 

Die  Statue  macht  den  Eindruck  einer  griechischen  Originalarbeit 
etwa  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Sie  vertritt  ein  ver- 
hältnismäßig altes  Stadium  der  Kunstentwicklung,  der  die  unter 
n.  1032,  1278,  1287  und  1555  besprochenen  Typen  angehören.  Die 
Göttin  ist  dargestellt  mit  einer  geschuppten  Aigis,  die,  auf  der  r. 
Schulter  zusammengeknüpft,  schräg  nach  der  1.  Seite  herabreicht. 
Der  Kopf,  der  r.  Arm  und  die  1.  Hand  waren  besonders  gearbeitet. 
Zur  Befestigung  der  beiden  Extremitäten  dienten  die  Bohrlöcher  und 
die  eisernen  Zapfen,  die  man  in  der  Schnittfläche  der  r.  Schulter  wie 
,  des  1.  Vorderarmes  wahrnimmt.  In  die  kleineren,  an  dem  Bande  der 
Aigis  angebrachten  Bohrlöcher  waren  offenbar  aus  besonderen  Stücken 
gefertigte  Schlangenleiber  eingesetzt.  Der  gesenkte  r.  Arm  kann  auf 
einen  Schild  gestützt  gewesen  sein,  die  vorgestreckte  1.  Hand  einen 
Helm  oder  eine  Eule  gehalten  haben. 

Bulletino  comunale  XXV  1897  T.  XIV  E,  p.  192  Fig.  12, 13.  S.  Remach  repertoire 
de  la  stat.  II 2  p.  800  n.  7.  Vgl.  Notizie  degli  scavi  1886  p.  123.  Komische  Mitteilungen 
VI  1891  p.  239.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  27,  p.  38  Anm.  1.  Jahreshefte  d.  österr. 
archaol.  Inst.  I  1898  p.  66. 

1339  (56207)  Kopf  eines  schutzflehenden  Mädchens. 

Der  Kopf  stammt  von  einer  guten  Kopie  der  Schutzflehenden  im 
Pal.  Barberini  (n.  1820).  Der  Vergleioh  mit  dem  Kopfe  dieser  Statue 
lehrt  schneller  und  deuthoher  als  alle  Worte,  wie  weit  selbst  ein  guter 
Kopist  hinter  seinem  Originale  zurückbleibt. 

1340  (11614)  Kolossalkopf  des  Asklepios. 

Über  den  Fundort  vgl.  n.  1337.  Ergänzt  die  Nase,  Teile  der  Lippen 
und  sonstige  Kleinigkeiten.  Die  Augen  fehlen;  sie  waren  besonders  ge- 
arbeitet und  eingesetzt. 

Der  Kopf,  der  an  der  turbanartigen  Kopf  binde  als  Asklepios  kennt- 
lich ist,  sich  aber  in  sehr  eigentümlicher  Weise  von  allen,  sonst 
bekannten  Typen  des  Heilgottes  unterscheidet,  stammt  von  einer  Sta- 
tue, über  deren  Hauptzüge  uns  eine  Statuette  im  Antiquarium  comu- 
nale n.  1015  Aufschluß  gibt.  Danach  stand  der  Gott  mit  bloßen 
Füßen  aufrecht,  mit  der  r.  Achsel  auf  den  schlangenumwundenen 
Wanderstab  gelehnt;  das  Himation  war  in  der  üblichen  Weise  der 
meisten  übrigen  Asklepiosstatuen*um  den  Körper  geschlungen  und 
wurde  durch  den  in  die  Hüfte  gestützen  1.  Arm  gehalten;  der  Kopf 
wendete  sich  leicht  naoh  der  r.  Schulter.  Die  gleiche  Haltung  läßt 
sioh  für  den  Kolossalkopf  daraus  entnehmen,  daß  die  Bartlocken  an 
der  r.  Wange  nicht  vollständig  fertig  gearbeitet  sind;  diese  Seite  blieb 
also  durch  die  Wendung  des  Kopfes  den  Blicken  der  Beschauer  ent- 
zogen. Zahlreiche  Wiederholungen  zeugen  davon,  daß  der  Typus  in 
weiten  Kreisen  bekannt  war.     Der  Kolossalkopf  ist,    ebenso  wie 


OBERES  STOCKWERK.  127 

n.  1337,  an  der  Art  seiner  Ausführung  als  eine  Arbeit  der  antoni- 
nischen  Zeit  kenntlich;  augenscheinlich  war  die  Statue,  von  der  er 
stammt,  eben  für  die  Ausschmückung  der  Caracalla-Thermen  her- 
gestellt worden.  An  der  Art,  wie  die  Haare  und  die  Bartlocken  stili- 
siert sind,  und  an  Spuren  ehemaliger  vollständiger  Vergoldung  er- 
kennen wir,  daß  es  sich  um  eine  Kopie  nach  einem  Bronzeoriginale 
handelt,  einem  Originale,  das  wir  zunächst  versucht  sind  unter  dem 
Eindruck  der  strengen  Formengebung  am  Kopfe  für  eine  Schöpfung 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  v.Chr.zu  erklären.  Andre  Be- 
obachtungen aber  scheinen  in  eine  weit  entlegene  Richtung  zu  weisen. 
Der  gleiche  Typus  begegnet  uns  auf  einem  aus  Pergamon  stammen- 
den Terrakottarelief  in  St.  Petersburg  und  auf  pergamenischen  Mün- 
zen der  Kaiserzeit,  auf  denen  er  allerdings  außer  am  allgemeinen  Habi- 
tus, der  an  sich  nichts  beweisen  würde,  nur  an  der  Wiedergabe  der 
breit  ausladenden  Haarvoluten  durch  übereinandergelagerte  kleine 
Erhöhungen  kenntlich  ist;  ferner  hat  die  Plinthe  einer  in  Argos  ge- 
fundenen Statuettenreplik  unseres  Typus  ein  charakteristisches  per- 
gamenisohes  Profil.  Daraus  ergibt  sich,  daß  augenscheinlich  in  der 
Kaiserzeit  ein  bedeutendes  Bild  dieser  Art  in  Pergamon  gestanden  hat. 
Ein  Gelehrter  hat  nun  weiter  geschlossen,  dieses  Bild  sei  der  berühm- 
te Asklepios  des  Phyromaohos  im  Nikephorion  gewesen,  und  der 
strenge  Stil  des  Kopfes  erkläre  sich  aus  der  neben  der  barocken 
Hauptströmung  verfolgbaren  klassizistischen  Richtung  der  perga- 
menischen Kunst.  Dagegen  hat  ein  anderer  Gelehrter  geltend 
gemacht,  daß  auf  dem  pergamenischen  Königsgelde,  und  gerade 
unter  Eumenes  II.,  zu  dessen  Zeit  der  Asklepiostempel  erbaut  wurde, 
der  Heilgott  sitzend  dargestellt  werde,  daß  auf  dem  autonomen  städti- 
schen Gelde  Pergamons  zwar  bereits  ein  stehender  Asklepios  vor- 
komme, den  man  aber  keinen  Anlaß  habe,  mit  dem  späteren  auf  den 
Münzen  der  Kaiserzeit  zu  identifizieren;  es  sei  also  wahrscheinlicher, 
daß  Phyromachos  den  Asklepios  sitzend  dargestellt  habe,  daß  aber 
später  an  Stelle  dieses  von  Prusias  geraubten  Bildes,  von  dessen 
Rückerstattung  die  Überlieferung  bekanntlich  schweigt,  einstehen- 
der Asklepios  unseres  Typus  getreten  sei.  Diese  Ansicht  scheint  in 
der  Tat  in  Rücksicht  auf  das  uns  vorliegende  numismatische  Material 
vor  jener  anderen  den  Vorzug  zu  verdienen.  Daß  wir  gerade  in  den 
Thermen  des  Caraoalla  den  Kopf  einer  so  großen  Wiederholung  dieses 
späteren  pergamenischen  Asklepios  gefunden  haben,  ist  nicht  zufällig; 
wissen  wir  doch,  mit  welohen  Hoffnungen  dieser  Kaiser  gerade  jenes 
Heiligtum  im  Nikephorion  bei  Pergamon  aufgesucht  hat. 

Der  sehr  eigenartige  Typus  ist  augenscheinlich  von  der  attischen 
Kunst  in  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  geschaffen  worden. 
Ein  sehr  ähnliches  Köpfchen  hat  sich  im  Amphiareion  von  Oropos 
gefunden;  auch  kehren  seine  Züge  auf  einem  griechischen  Totenmahl- 


128  DAS  THERMENMUSEUM.  1341 

relief  aus  dem  Ende  des  5.  Jahrhunderts  in  Mantua  wieder.  In  spät- 
römischer Zeit  erscheint  der  gleiche  Typus  dann  in  Numidien  auf  einem 
Votivrelief,  auf  dem  er  zur  Verkörperung  des  mit  Saturnus  gleich- 
gesetzten Baalsamim  der  Karthager  verwendet  worden  ist. 

Notixie  d.  acavi  1*01  p.  248  ff.  Fig.  1.  Böm.  Mitteilungen  XVT  1901  T.  XIV  p. 
372 ff.  XVIII 1903  p.  lff.  y.  Fritze  Nomisma  II  p.  22  ff.  Ders.  die  Münzen  von  Perga- 
mon  (Anhang  zu  den  Abhandl.  d.  Kgl.  preuß.  Akad.  d.  Wissensch.  1910)  p.  47  f.  —  Bas 
Köpfchen  aus  Oropos:  Festschrift  für  Benndorf  p.  147.  Das  Totenmahlrelief  in  Man- 
tua: Dütschke  ant.  Bildw.  in  Oberitalien  IV  n.  682.  Bas  Votivrelief  aus  Numidien: 
Delamare  exploration  scientifique  de  l'Algerie,  Archäologie  pl.  93,  2;  Clarac  161  C  n.  9; 
Fröhner  notice  de  la  sculpt.  ant.  p.  467  n.  514. 

1341  (1085)  Kopf  der  Hygieia. 

Gefunden  1893  in  dem  sog.  Stadium  des  Palatins. 
Alle  früheren  Deutungen  des  Kopfes  auf  eine  Muse  oder  Dichterin 
sind  hinfällig  geworden,  seitdem  auf  Grund  des  Zeugnisses  verschie- 
dener Repliken  nachgewiesen  werden  konnte,  daß  der  Kopf  von  einer 
Darstellung  der  Hygieia,  der  Tochter  des  Asklepios,  stammt.    Eine 
Statuettenreplik  des  Körpers  haben  wir  im  Hofe  des  hier  beschriebenen 
Museums  gesehen  (n.  1253) ;  doch  ist  an  ihr  das  Hauptmotiv  des  Originals 
insofern  geändert,  als  die  Schlange,  die  dort  über  die  1.  Schulter  der  Göt- 
tin gelegt  ist,  hier,  wie  noch  an  einer  anderen  Wiederholung,  vom  Körper 
getrennt,  wahrscheinlich  amBoden  zusammengeringelt,  dargestellt  war. 
Die  beste  Vorstellung  der  ursprünglichen  Komposition  gibt  eine  Statue 
in  englischem  Privatbesitz,  nach  der  man  den  Typus  allgemein  den  der 
Hygieia  Hope  zu  nennen  pflegt ;  die  Ergänzung  der  Hände,  die  dort  ver- 
fehlt ist,  läßt  sioh  mit  Hilfe  zweier  Statuettenrepliken  korrigieren.  Die 
Göttin  stand  aufrecht,  bekleidet  mit  Schuhen  und  Chiton,  den  Mantel 
dicht  um  den  Oberkörper  gesohlungen.    Der  1.  Arm  hing  ruhig  ab- 
wärts, eine  Büchse  oder  ein  Schälchen  in  der  Hand,  auch  der  r.  Ober- 
arm war  gesenkt,  der  Unterarm  leicht  nach  vorne  bewegt,  wo  die 
Hand  wahrscheinlich  liebkosend  den  Hals  des  heiligen  Tieres  faßte, 
dessen  Körper  sich,  den  Faltenlinien  des  Mantels  folgend,  von  der  1. 
Schulter  zur  r.  Hüfte  abwärts  schlängelte  (diese  Ergänzung  ist  wahr- 
scheinlicher als  die  mit  der  Schale  in  der  B.,  da  bei  ihr  die  gleichmäßige 
Beschäftigung  beider  Hände  vermieden  wird).   Der  Kopf  aber  neigt 
sich  mit  außerordentlich  liebenswürdiger  Wendung  nach  der  r.  Schul- 
ter, und  eine  genauere  Beobachtung  kann  uns  lehren,  daß  die  ganze 
Anlage  der  Formen,  in  der  uns   bei  der  aufrechten  Stellung  des 
Kopfes  manches  Verschobene  befremden  mag,  auf  diese  Haltung 
berechnet  ist.  Das  Ganze  war  ein  Bild  bescheiden  in  sioh  geschlossener 
Anmut.   Dabei  ist  trotz  aller  gesunden  Sinnlichkeit  jeglicher  Anflug 
aphrodisischen  Wesens  vermieden.   Die  Formen  sind  mit  großer  Be- 
stimmtheit, ja  mit  einer  gewissen  Schwere  wiedergegeben;  nur  die 
zarte  Feinheit  des   schmalen   Streifens  der  Haare  um  Stirn  und 
Schläfen  und  die  schwellenden  Lippen  des  Mundes  machen  davon 


OBERES  STOCKWERK.  129 

eine  Ausnahme  und  wirken  doppelt  durch  den  Kontrast  mit  ihrer 
Umgebung.  An  anderen  Repliken  sind  diese  Teile  in  den  üblichen  sorg- 
sam-leblosen Kopienstil  übertragen,  und  durch  nichts  anderes  kann 
man  sich  besser  von  der  Bedeutung  dieser  Einzelheiten  überzeugen, 
als  durch  den  Vergleich  des  hier  besprochenen  Kopfes  mit  derartigen 
Repliken.  Das  Werk  ist  eines  der  schönsten  Erzeugnisse  aus  der 
Übergangszeit  vom  5.  zum  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  Man  hat  gemeint, 
in  dem  Kopfe  des  Thermen-Museums  sei  uns  ein  Fragment  des  Ori- 
ginales erhalten.  Das  ist,  nach  der  Güte  der  Arbeit  zu  urteilen,  sehr 
wohl  möglich;  auch  macht  die  Komposition  der  ganzen  Figur  in 
ihrer  Geschlossenheit  den  Eindruck,  daß  sie  für  Ausführung  in 
Marmor  geschaffen  sei.  Das  Material  des  Kopfes  ist  der  an  den  großen 
leuchtenden  Kristallen  kenntliche,  beste  Marmor  der  Insel  Paros.  Wenn 
die  Formen  des  Gesichtes  für  eine  Originalarbeit  Manchem  zu  straff - 
gespannt,  zu  wenig  individuell-belebt  scheinen  mögen,  so  könnte  diese 
Formengebung  doch  gerade  für  den  Künstler  des  Werkes  charakteri- 
stisch gewesen  sein.  Die  Frage  muß  zunächst  subjektivem  Ermessen 
anheimgestellt  bleiben,  solange  es  nicht  gelungen  ist,  andere  Werke 
des  gleichen  Meisters  in  guten  Kopien  oder  gar  in  zweifellos  originaler 
Ausführung  nachzuweisen.  Unter  den  Repliken  des  Kopfes  ziemt  der 
hier  besprochenen  zweifellos  weitaus  der  erste  Platz. 

Man  hat  in  der  Statue  ein  Werk  des  Skopas  sehen  wollen  auf 
Grund  des  Vergleiches  mit  einem  Kopfe,  der  bei  dem  Tempel  der 
Athena  Alea  zu  Tegea  gefunden  wurde  und  von  dem  man  glaubte, 
er  habe  zu  den  Giebelgruppen  des  Skopas  gehört;  doch  hat  sich 
diese  Annahme  jetzt  infolge  genauerer  Untersuchungen  als  irrtüm- 
lich herausgestellt.  Mit  den  sicher  skopadischen  Köpfen  hat  der 
der  Hygieia  nichts  gemein.  Bei  der  Frage  nach  dem  Künstler  ist  zu  be- 
achten, daß  wir,  selbst  wenn  wir  den  hiesigen  Kopf  nur  für  eine  KoJ)ie 
halten  wollen,  aus  der  Anzahl  der  auf  italischem  Boden  gefundenen 
Repliken  schließen  können,  daß  sich  das  Original  jedenfalls  zur  Kaiser- 
zeit in  Rom  befunden  hat.  Früher  hätte  man  auf  die  Hygieia  des 
Atheners  Nikeratos  im  Tempel  der  Concordia  raten  dürfen  (Plin.  n.h. 
34,  80),  da  man  diesen  Künstler  eben  in  jene  Übergangszeit  vom  5.  zum 
4.  Jahrhundert  datierte.  Aber  neuere  Inschriftenfunde  haben  es  nahe- 
gelegt, ihn  vielmehr  mit  dem  hellenistischen  Künstler  gleichen  Na- 
mens zu  identifizieren,  der  in  Pergamon  unter  Eumenes  IL  tätig  war. 

Monum.  dei  Lincei  V  1895  p.  71  f.  Fig.  31,  32;  p.  78 f.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst. 
XIX  1904  T.  II  p.  55 ff.  Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  125.  Vgl.  Notizie  d. 
scavi  1893  p.  162a.  Böm.  Mitteilungen VIII  1893  p.  95  n.  6.  Arndt- Anielung  Einzel- 
aufnahmen III  p.  20  n.  647 — 649  (als  n.  718  ist  ebendort  einAsklepiostorso  publiziert, 
der  mit  dem  Torso  einer  Replik  der  Hygieia  in  Athen  gefunden  wurde).  —  Über  den 
weiblichen  Kopf  von  Tegea  vgl.  Praktika  1909  p.  320  ff.  und  Revue  de  l'art.  anc.  et 
mod.  1911  p.  13ff.  Über  Nikeratos:  Inschr.  aus  Pergamon  132,  IGB  118;  147;  496 
und  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XX  1905  p.  26  ff. 

Heibig:  Führer.  IL    3.  Aufl.  9 


130  DAS  THERMENMUSEUM.  1842—1344. 

1342  (622)  Statue  des  Dionysos« 

Gefunden  1881  in  der  sog.  griechischen  Bibliothek  der  tiburtinor 
Villa  des  Hadrian  (Notizie  degli  scavi  1881  p.  105—106.  Winnefeld  die 
Villa  des  Hadrian  p.  151).  Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Nase,  ein  Stück 
am  Kinne,  die  freistehenden  Pfotenteile  der  Nebris,  der  Daumen,  der 
Zeigefinger  und  Stücke  an  den  übrigen  Fingern  der  1.  Hand,  der  1.  Unter- 
schenkel, der  Stamm  mit  Ausnahme  des  obersten  an  dem  Schenkel  an- 
liegenden Endes,  das  unter  dem  1.  Beine  und  das  unter  dem  Stamme  be- 
findliche Stück  der  Plinthe.  Der  1.  Unterschenkel  ist  falsch  ergänzt.  Er 
war,  wie  man  aus  den  Umrissen  der  Kniebeugung  ersieht,  mit  voller  Sohle 
seitwärts  aufgesetzt. 

Daß  Dionysos  dargestellt  ist,  beweist  die  um  die  Brust  gelegte 
Nebris  wie  die  Bildung  des  Körpers,  der  zwar  einen  kräftigen  Bau, 
aber  allenthalben  eine  weiche  Fleischdecke  zeigt  und  in  der  Behand- 
lung des  Halses,  des  Rückens  wie  des  Gesäßes  geradezu  an  weibliche 
Formen  erinnert.  Doch  sind  die  Übergänge  von  den  entschieden  männ- 
lichen zu  den  in  das  Weibliche  hinüberspielenden  Teilen  noch  un- 
vollkommen vermittelt,  und  das  Original  unserer  Statue  wird  dem- 
nach zu  den  ältesten  Versuchen  gehört  haben,  den  Typen  jugend- 
licher Götter  durch  eine  derartige  Charakteristik  einen  neuen  Beiz 
zu  verleihen  (vgl.  n.  321,  880).  Das  Attribut  der  fehlenden  B.  war 
zweifellos  ein  großer  zweihenkeliger  Becher  (Kantharos);  von  ihm 
rühren  die  Ansatzspuren  her,  die  man  an  dem  oberen  Ende  des  r. 
Oberschenkels  wahrnimmt.  Die  Ausführung  deutet  auf  hadrianische 
Zeit.  Sie  ist  nicht  überall  vollständig  zu  Ende  gebracht,  wie  nament- 
lich die  fünf  kleinen  Kopierpunkte  beweisen,  die  der  Bildhauer  am 
Kopfe  stehen  gelassen  hat.  Daß  das  Original  eine  Bronzefigur  war, 
ergibt  sich  aus  der  Unterhöhlung  der  Nebris  wie  aus  der  an  Ziselier- 
technik erinnernden  Weise,  in  der  die  Haare  des  Gottes  und  die  der 
Nebris  wiedergegeben  sind.  Unter  der  Voraussetzung  eines  Bronze- 
originals erklärt  es  sich  auch,  daß  der  Bildhauer  in  der  Behandlung 
der  Augen  von  der  zu  seiner  Zeit  bei  Idealtypen  üblichen  Formen- 
gebung  abwich  und  die  Iris  durch  einen  scharf  eingerissenen  Kreis, 
die  Pupille  durch  eine  starke  rundliche  Vertiefung  ausdrückte.  Offen- 
bar wollte  er  hierdurch  die  aus  verschiedenen  Materialen  gearbeiteten 
Augen  einer  Bronzestatue  (vgl.  n.  1349)  möglichst  getreu  wiedergeben. 
An  dem  Originale  fehlte  selbstverständlich  der  an  dem  r.  Beine  der 
Marmorkopie  angebrachte  Stamm,  der  den  Fluß  der  Linien  auf  das 
empfindlichste  beeinträchtigt,  wenn  man  die  Statue  von  der  r.  Seite 
betrachtet.  Die  zunächst  nach  der  Entdeckung  der  Statue  ausge- 
sprochene Annahme,  daß  sie  nach  einer  Figur  des  Myron  kopiert  sei, 
ist  vollständig  haltlos.  Die  weiterhin  vorgebrachte  Vermutung,  daß 
es  sich  um  einen  von  Polyklet  oder  von  einem  seiner  unmittelbaren 
Schüler  geschaffenen  Dionysostypus  handele,  beruht  insofern  auf 
einer  richtigen  Beobachtung,  als  in  dem  Kopfe  Züge  polykletischer 
Eigenart  unverkennbar  bewahrt  sind.  Der  eigentümliche  Charakter 
der  Statue  beruht  aber  im  besonderen  darauf,  daß  sie  mit  richtig  er- 


OBERES  STOCKWERK.  131 

gänztem  1.  Unterschenkel  das  in  der  vorpolykletischen  Entwickelung 
der  peloponnesischen  Plastik  übliche  Standmotiv  (vgL  n.  254),  dabei 
aber  eine  Formengebung  aufweist,  die  nicht  vor  der  Mitte  des  4.  Jahr- 
hunderts y.  Chr.  zur  Anwendung  kam.  Man  betrachte  z.  B.  den  an- 
tiken rechten  Fuß  und  wird  finden,  daß  sich  seine  Behandlung  nicht 
wesentlich  von  der  unterscheidet,  die  den  Füßen  praxitelisoher  Figu- 
ren eigen  ist.  Der  Kunstcharakter  der  Statue  würde  nach  alledem 
recht  wohl  auf  Euphranor  passen,  der,  geboren  in  Korinth,  ein  Schüler 
des  Argivers  Aristeides  war,  aber  auch  für  Athen  arbeitete  und  dessen 
Tätigkeit  ungefähr  zwischen  375  und  330  v.  Chr.  fiel.  Infolgedessen 
hat  ein  Forscher  als  Original  eine  Dionysosstatue  des  Euphranor  an- 
genommen, von  der  sich  nach  einer  auf  dem  Aventin  entdeckten  In- 
schrift eine  Kopie  in  Rom  befan/i.  Doch  vermissen  wir  an  unserer 
Statue  die  Proportionen,  die  von  der  Überlieferung  als  bezeichnend 
für  die  Figuren  des  Euphranor  hervorgehoben  werden  (vgl.  n.  38). 
Deshalb  könnte  man  geneigt  sein,  einer  anderen  Zuteilung  des  Origi- 
nales, der  an  den  argivischen  Künstler  Phradmon,  den  Vorzug  zu 
geben,  wenn  nicht  auch  sie  auf  allzu  unsicherer  Grundlage  ruhte. 

Mon.  dell'  Infit.  XI T.  51,  51  a;  Ann.  d.  J.  1883  p.  136 ff.  Röscher  mythol.  Lexikon 
1 1  p.  1137 f.  Fig.  17.  Collignon  histoire  de  la  sculpt.  grecque  II  p.  354  Fig.  180.  S.  Rei- 
nach repertoire  de  la  etat.  II 1  p.  117  n.  4.  Mahler  Polyklet  p.  105  Fig.  29,  30.  B.  Strong 
roman  sculpture  pl.  LXXVI  p.  248.  Vgl.  Arch&ol.  Zeitung  XL  1882  p.  173.  Friederichs- 
Wolters  Bausteine  n.  520.  Furtwängler  Sammlung  Sabourotf  I  Text  zu  T.  VIII — XI. 
Museo  ital.  di  antlch.  class.  II  p.  761,  p.  777 ff.,  p.  783.  Rom.  Mitteilungen  VI  1891  p. 
238  f.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  581  ff.  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Text 
zu  n.  1168.  Klein  Gesch.  d.  griech.  Kunst  II  p.  541  f.  —  Über  Euphranor  vgl.  auch 
n.  186  und  neuerdings  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXV  1910  p.  159 ff.,  über  Phradmon 
außer  Mahler  und  Klein  a.  a.  O.  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  VI  1903  p.  200  ff. 

1343  (11616)  Männlicher  Torso. 

Gefunden  1869  in  den  Thermen  des  Caracalla. 
Der  Torso  stammt  von  einer  polykle  tischen  Jünglings-Statue,  über 
deren  Typus  die  Bemerkungen  zu  n.  1100  zu  vergleichen  sind. 

Bull,  dell'  Inst.  1869  p.  236.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  BomI  n.  1013.    Furt- 
wängler Meisterwerke  p.  434  Anm.  2. 

1344  (610)  Überlebensgroßer  weiblicher  Kopf. 

Vormals  auf  dem  Palatin. 
Dieser  Kopf  unterliegt  ähnlichen  Gesichtspunkten  wie  n.  1338. 
Obwohl  die  Oberfläche  durch  Feuer  gelitten  hat,  läßt  er  doch  alle 
Eigentümlichkeiten  einer  griechischen  Originalarbeit  erkennen  und 
zeigt  einen  Stil,  wie  er  in  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  vor 
allem  in  der  Peloponnes  herrschend  war.  Im  Museo  Barracco  (n.  1086) 
ist  das  schön  gearbeitete  Fragment  einer  Kopie  erhalten,  in  der  aber 
die  harten,  spät-archaischen  Züge  des  Originales  merklich  gemildert 
sind.  Das  gescheitelte  Haar  umgibt  die  Stirn  in  einer  wellenförmigen 
Linie  und  ist  hinten  in  einen  weit  von  dem  Schädel  abstehenden 
Schopf  zusammengefaßt,  der  von  einem  breiten,  um  die  Mitte  des 

9* 


132  DAS  THERMENMUSEUM.  1846-1347. 

Kopfes  gelegten  Bande  getragen  wird.  Da  eine  ähnliche  Haartracht 
auf  einer  rotfigurigen  attischen  Schale,  deren  Ausführung  wir  in  dem 
dritten  Viertel  des  5.  Jahrhunderts  annehmen  dürfen,  einigen  unter  den 
Musen  gegeben  ist,  hat  ein  Gelehrter  auch  für  den  Marmorkopf  die 
Deutung  auf  eine  Muse  vorgeschlagen.  Dagegen  ist  zu  bemerken,  daß 
man  die  gleiche  Haartracht  auch  an  dem  Kopfe  derNiobide  aus  den 
sallustianischen  Gärten  (jetzt  in  Mailand)  findet  und  ohne  das  Band  an 
einem  Kopfe  der  Nike  auf  einer  Münze  von  Metapont;  beide  Köpfe 
stehen  dem  hiesigen  auch  stilistisch  nahe.  Vgl.  n.  81. 

Arndt  la  glyptotheque  Ny-Carlsberg  p.  50  fig.  27.  Vgl.  Böm.  Mitteilungen  VII 
1892  p.  337 f.  Notizie  d.  sc&vi  1906  p.  439.  Ausonia  II 1907  p.  7.  —  Die  attische  Schale: 
Gerhard  auserl.  Vasenbilder  IV  305.  Der  Kopf  der  Niobide:  Ausonia  a.  a.  O.  T.  II. 
Die  Münze  von  Metopont:  Imhoof-Blumer  monnaies  grecques  PI.  A  3  p.  4  n.  20.  Vgl. 
auch  einen  Marmorkopf,  der  ehemals  in  Gatajo  war  (Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen 
n.  36,  37;  dazu  Furtwängler  Meisterwerke)).  736),  die  kleinere  der  beiden  in  Per- 
gamon  gefundenen  Statuen  der  Athena  (Altertümer  von  Pergamon  VII  p.  15  f.)  und 
eine  Bronzestatuette,  die  ein  Mädchen  im  Peplos  darstellt  (Burlington  fine  arte  Club, 
expos.  of  greek  art  1904  p.  41  A  20  T.  XLVIII). 

Zimmer  III. 

1345  (464,  1050 ff.)  Fragmente  bronzener  Kolossalstatuen  (zwi- 
schen den  Fenstern  und  im  r.  hinteren  Winkel  des  Zimmers). 

Gefunden  1878  bei  Gelegenheit  der  Tiber-Regulierung  beim  Ponte 
Sisto,  dem  ehemaligen  Pons  Valentinianus.  Die  Fragmente  des  Kaiser- 
kopfes waren  seinerzeit  ebendort  gefunden  worden,  aber  zunächst  in 
Privatbesitz  gelangt,  aus  dem  sie  im  J.  1910  durch  Schenkung  in  den  Be- 
sitz des  Thermenmuseums  übergingen. 

Die  eine  der  beiden  Statuen  —  in  dem  linken  hinteren  Winkel 
des  Zimmers  —  hat  sich  aus  den  Fragmenten  zum  größten  Teile 
wieder  zusammensetzen  lassen :  es  ist  die  Figur  eines  Togatus  im  Habitus 
des  1.  Jahrh.  n.  Chr.  Leider  war  eine  Rekonstruktion  des  Kopfes  —  es 
ist  der  mit  dem  Perlendiadem  geschmückte  —  ganz  unmöglich.  Zu 
der  anderen  Statue  gehörten  vielleicht  die  Füße  mit  den  reich 
verzierten  Stiefeln,  das  Fragment  eines  Mantels,  der  um  die 
Hüften  geschlagen  war,  und  ein  Kopf,  der  nach  Boston  gelangt 
ist.  An  derselben  Stelle  wurden  gefunden:  der  ebenfalls  hier 
ausgestellte  Flügel  einer  Victoria  und  ein  Bronzehelm  (n.  1499). 
Während  der  Kopf  in  Boston  augenscheinlich  aus  dem  Anfange 
des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.  stammt,  hat  man  den  hiesigen  Kopf 
mit  Recht  in  das  4.  Jahrhundert  datiert  und  mit  Wahrscheinlichkeit 
für  ein  Porträt  des  Valens  (364—378)  oder  Valentinian  I.  (364—375) 
erklärt.  Aus  bestimmten  technischen  Anzeichen  und  aus  dem  stili- 
stischen Gegensatze  zwischen  Kopf  und  Körper  des  Togatus,  hat  man 
ferner  mit  Recht  geschlossen,  daß  hier  eine  ältere  Figur  mit  Verände- 
rung des  Kopfes  benutzt  worden  sei,  und  zwar  eine  Figur  des  1.  Jahr- 
hunderts n.  Chr.  All  diese  Bronzen  scheinen  nicht  zum  Schmucke 
der  Brücke  gehört  zu  haben,  sondern  zu  dem  des  Triumphbogens, 
der  den  Zugang  zur  Brücke  bildete.    Das  höhere  Alter  des  Bostoner 


OBERES  STOCKWERK.  133 

Kopfes  kann  sich  daraus  erklären,  daß  der  Pons  Valentinianus  keine 
Neuschöpfung  war,  sondern  die  Wiederherstellung  des  Pons  Aurelius 
oder  Pons  Antonini,  dessen  mutmaßlicher  Erbauer  Garacalla  war. 

Böm.  Mitteilungen  XXVI  1911  p.  238«.  T.  XII— XIII.  Vgl.  Notizie  d.  scavi 
1878  p.  344;  1891  p.  287.  Bullettino  comunale  VI  1878  p.  241«.  T.  XX— XXI.  CIL  VI 
p.  3096.  —  Der  Kopf  in  Boston:  Äöm.  Mitteilungen  a.  a.  O.  p.  253 f.  Fig.  10  a  und  b. 

Ebenfalls  zwischen  den  Fenstern: 
1346  (1064)  Große  bronzene  Platte  mit  Votivhand. 

Gefunden  1886  im  Tiber  bei  der  Marmorata. 
Die  Platte  ist  mit  Löchern  und  Stiften  versehen,  um  auf  eine 
Wand  angeheftet  zu  werden;  die  Hand  gibt  sich  durch  ihre  zarten 
Formen  wie  durch  das  Schlangenarmband,  das  ihr  Gelenk'umschließt, 
als  eine  weibliche  Hand  zu  erkennen.   Man  hat  früher  angenommen, 
die  Platte  sei  von  einer  römischen  Dame  einer  Heilgottheit  mit  der 
Bitte  um  Heilung  von  irgendwelchem  Handschaden  oder  als  Dank 
für  die  vollzogene  Genesung  dargebracht  worden,  und  im  Zusammen- 
hang damit  die  Frage  aufgeworfen,  ob  nicht  die  Schlangenform  des 
Armbandes  und  des  Ringes  am  Goldfinger  absichtlich  gewählt  sei,  um 
auf  die  Heilgottheiten  hinzudeuten,  zu  deren  Symbolen  bekanntlich 
die  Schlange  gehörte.  Doch  ist  die  Schlangenform  für  Armbänder  und 
Ringe  zu  allgemein  gebräuchlich,  als  daß  man  ihr  in  diesem  Falle, 
die  Bestimmung  der  Platte  als  Weihgeschenk  zugegeben,  eine  beson- 
dere Bedeutung  beimessen  dürfte.   Der  ursprüngliche  Sinn  dieser  Form 
für  Armband  und  Ring  war  augenscheinlich  der,  Arm  und  Finger 
außer  durch  die  feste  Umschließung  auoh  durch  die  apotropaeische 
Kraft  der  Schlange  zu  schützen.  Jetzt  ist  man  nach  dem  Funde  einer 
Platte    mit  ähnlicher   Darstellung   unter  den  Resten   der   beiden 
Schiffe  im  See  von  Nemi  (n.  1522  g)  eher  geneigt  anzunehmen,  daß 
auch  diese  Platte  einst  zum  Zwecke  apotropaeisoher  Wirkung  an  eine 
Schiffswand  befestigt  gewesen  sei. 

Monum.  ant.  pubbl.  dell'  acc.  dei  Lincei  I  p.  170 ff.  Ausonia  1 1906  p.  105  Anm.  2. 
—  Vgl.  Pauly-WisBowa  Bealenzyklopädie  II  p.  1180  (Armbänder).  Hock  griceb. 
Weihegebräuche  p.  12  und  sonst.  Für  die  apotropaeische  Kraft  der  Schlange  vgl.  n.  997. 

1347  Bronzestatue  eines  hellenistischen  Herrschers. 

Gefunden  1884  beim  Bau  des  Teatro  Kazionale  neben  dem  Garten 
des  Palazzo  Golonna.  Ergänzt  der  vordere  Teil  des  1.  Zeige-  und  des  r. 
Mittelfingers,  der  Stab,  ein  Stück  am  l.  Oberschenkel  (oberhalb  des  Knies) 
die  Plinthe. 

Die  Statue  gibt  das  Porträt  eines  kräftigen  Mannes  von  ungefähr 
dreißig  Jahren  wieder,  dessen  Wange,  Kinn  und  Oberlippe  mit  dünnen 
Bartlocken  bedeckt  sind.  Das  Motiv  scheint  einer  berühmten  Bronze- 
statue des  Lysippos  nachgebildet  zu  sein,  die  Alexander  den  Großen 
mit  einer  Lanze  darstellte  und  von  der  wir  vielleicht  eine  kleine 
Wiederholung  in  einer  Bronzestatuette  der  Sammlung  Nelidoff 
(Fig.  35)  besitzen.  Allerdings  sind  gegen  die  Rückführung  dieser  Figur 


134  DAS  THEBMENMTJSEUM.  13*8—1348. 

auf  jenes  berühmte  Werk  de»  Lysipp  sehr  erwägenswerte  Einwände 
gemacht  worden.    Wir  können  aber  jedenfalls  annehmen,  daß  sich 
auch  der  hier  dargestellte  Mann  mit  der  hoch  emporgreifen  den  L. 
auf  eise  Lanze  stützte.    Da  es  überliefert  ist,  daß  sich  die  Herrscher 
der  hellenistischen  Periode  vielfach  dem  Eroberer  Asiens  zu  assimilieren 
trachteten,  so  spricht  von  Haus  aus 
alle  Wahrscheinlichkeit  dafür,    daß 
k  ein  Mann,  der  sich  mit  dem  Attri- 
I  but  einer  berühmten  Alex  anders  ta  tue 
I  und  im  Hauptmotive  dieser  Statue 
r  entsprechend  porträtieren  ließ,   ein 
hellenistischer  Herrscher  war.  Außer- 
dem   deutet    der  Stil    der   Statue 
wie  der  Charakter  ihres  Gesichten  auf 
die  damalige  Zeit  und  sind  auch  der 
Haarschnitt  —   was   ein   Gelehrter 
fälschlich   in  Abrede  gestellt  hat  — 
und  die  Barttracht  an  hellenistischen 
Porträts  nachweisbar.    Man   bat  an 
die  makedonischen  Könige  Philipp  V. 
und  Perseus,  wie  an  Alexander  Balas 
gedacht,  der  149  v.  Chr.  den  Thron 
der  Seleukiden  usurpierte.    Aber  die 
Ähnlichkeit,   die  der  Kopf  unserer 
Statue  mit  den  Münzporträts  aller 
dieser    Fürsten   darbietet,     ist    nur 
eine    oberflächliche.      Eine    andere 
*8'  Annahme,    nach  der  Antiochos  IL 

Theos  (261 — 246  v.  Chr.)  dargestellt  wäre,  beruht  einzig  auf  einer 
vermeintlichen  physiogno mischen  Ähnlichkeit  des  Kopfes  mit  n.216, 
dessen  Beziehung  auf  Antiochos  Soter,  den  Vater  jenes  Antiochos  Theos, 
jedoch  mit  Recht  in  Zweifel  gezogen  worden  ist.  Die  Ausführung  der 
Statue  ist  ungleich.  Während  der  Kopf  eine  scharfe  und  eingehende 
Durchführung  zeigt,  sind  die  Formen  des  Körpers  in  etwas  flauer  Weise 
behandelt.  Zwischen  dem  Brustkasten  und  dem  Kabel  liest  man  eine 
nach  dem  Gusse  einpunktierte  Inschrift,  die  ähnlich  wie  auf  n.  955 
den  Ort  angibt  (L.  ¥1  =  loco  sexto),  an  dem  die  Statue  aufgestellt 
war;  für  die  auf  die  Ortsangabe  folgenden  Zeichen  ist  eine  befrie- 
digende Erklärung  noch  nicht  gefunden.  Auf  dem  r,  Oberschenkel  sind 
die  drei  ineinander  geschobenen  Buchstaben  MAR  ein  punktiert. 

Ant.  Denkmäler  hernusgeg.  vom  nrch.  Init.  I  1886  T.  5.  Gaiette  des  beaux-arts 
188«  I  p.  VI.  Lancianl  Meiert  Home  Tafel  zu  p.  303.  Mumy  handbook  of  gr.  arebeo- 
logy  p.  3061.  Fig.  100.  Brunn- Bmckmann  Denkmaler  n.  248.  Collignon  hiatoire  de  la 
•eulpt.  gr.  II  p.  163  rig.  257.  9.  Reinach  rfpertüiro  dola  etat.  11  2  p.  548  n.  7.  Arndt- 
Braokmann  Rriech.  n.  röm.  Porträt*  T.  358— 390.  UJIalvy  le  typa  d'AJexandre  le  Gr. 
p.  110  Fig.  34.  Bulle  der  schöne  Mensch'  T.  75  p.  IMS.  Fig.  27.    Hekler  Btldniakunst 


OBERES  STOCKWERK.  135 

d.  Griech.  u.  Rom.  p.  XXII T.  82— 84.  Vgl.Notizied.  scavi  1885  p.  42.  Arch&ol.  Anzeiger 
VI  1891p.  69.  Rom.  Mitteilungen  VI  1891p.  238;  XIII  1898  p.  77  f.  Furt  wängler  Meister- 
werke p.  597  Anm.  3.  Numism.  Ghronicle  XVI 1896  p.  38.  Wulff  Alexanderm.  d.  Lanze 
(Berlin  1898)  p.  8  ff.  (wo  T.  I,  II  die  Nelidorfsche  Bronze  abgebildet  ist).  Journal  of 
hell,  ßtudies  XXV  1905  p.  88  n.  2.  Klein  Geschichte  d.  griech.  Kunst  III  p.  43 f.  —  Bei- 
spiele hellenistischer  Münzporträts  mit  der  im  obigen  berührten  Anordnung  des  Haares: 
Imhoof-Blumer  Portratköpfe  auf  Münzen  hellenischer  u.  hellenistischer  Völker  T.  I,  6, 
III  24,  V  21,  VI  29,  31.  Über  bärtige  Porträts  hellenistischer  Herrscher  vgl.  unsere 
n.  1189.  —  Über  die  Alexanderstatue  und  ihre  vermeintlichen  Repliken  s.  zuletzt: 
Abhandl.  d.  sächs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXI  1903  III  p.  100  ff.  und  Bernoulli  das 
Bildnis  Alexanders  d.  Gr.  p.  107.  —  Das  eigenartige  Stellungsmotiv  mit  der  auswärts 
gedrehten  Ferse  des  Spielbeines  kehrt  übereinstimmend  wieder  an  einer  aus  Byblos 
stammenden  bronzenen  Heraklesstatue  im  britischen  Museum,  die  auch  im  Übrigen 
stilistisch  zu  vergleichen  ist:  Catalogue  of  bronzes  n.  827 ;  Springer-Michaelis  Handbuch 9 
p.  395  Fig.  730. 

1348  (48135)  Überlebensgroßer    Porträtkopf   des    L.    Cornelias 

Pusio. 

Gefunden  im  Beginn  des  Jahres  1891  bei  Gelegenheit  der  Fundamen- 
tierung  des  Pal.  Gampanari  an  Via  Nazionale.  Ergänzt  der  Nasenrücken, 
das  Kinn  und  der  untere  Teil  des  Nackens.  Der  Kopf  war  in  mehrere 
Stücke  zerbrochen  und  hat  bei  der  Zusammensetzung  im  Feuer  leider 
seine  schöne  Patina  verloren. 

Mit  dem  Kopfe  wurde  eine  fein-umrahmte  Bronzetafel  gefunden, 
die  jetzt  unter  dem  Kopfe  an  der  Wand  befestigt  ist.  Augenschein- 
lich hat  sie  ursprünglich  die  Basis  der  Statue  geschmückt,  deren  ein- 
ziger Best  uns  in  dem  Kopfe  erhalten  ist.  Ihre  Inschrift  meldet  von  der 
Stiftung  eines  M.  Vibrius  Maroellus  zu  Ehren  des  L.  Cornelius  L.  F. 
Gal(eria)  Pusio,  dessen  bürgerliche  und  militärische  Amter  in  langer 
Liste  aufgezählt  werden.  Beide  standen  zur  Zeit  der  Stiftung  in  der 
XVI.  Legion,  die  von  Vespasian  aufgelöst  wurde,  Maroellus  als  Cen- 
turio,  Pusio  als  Legat.  Nach  seiner  Haartracht  ist  der  Kopf  in  die 
Zeit  der  claudischen  Kaiser  zu  datieren.  Die  XVI.  Legion  lag  damals 
in  Germanien. 

Rom.  Mitteilungen  VII 1892  T.  VI  p.  197  ff.  Vgl.  CIL  VI  31706.  Pauly -Wissowa 
Realenzyklop&die  IV  p.  1421  n.  296. 

1349  (1060)  Bronzestatue  des  Dionysos. 

Die  Statue  wurde  am  20.  September  1885  im  Tiber  zwischen  der 
Farnesina  und  dem  Ponte  Garibaldi  entdeckt.  Sie  ist  so  gut  wie  ganz 
frei  von  modernen  Zutaten.  Der  Thyrsos  war  zerbrochen,  konnte  jedoch 
mit  Hilfe  weniger  unbedeutender  Einsatzstücke  wieder  zusammengefügt 
werden. 

Dionysos  steht  da,  in  der  L.  einen  Thyrsos  haltend,  dessen  Schaft 
mit  sohuppenf örmigen  Verzierungen  überzogen  ist.  Das  Attribut  der 
gesenkten  B.  war  vermutlich  ein  zweihenkliger  Becher  (Kantharos). 
Obwohl  die.  Statue  einen  hellenischen  Dionysostypus  freien  Stiles 
wiedergibt,  zeigt  sie  doch  in  der  Behandlung  des  Nackten  eine  eigentüm- 
liche Befangenheit.  Man  erkennt  deutlich',  daß  der  Künstler,  der  sie 
modellierte,  von  der  Beschaffenheit  des  menschlichen  Körpers  keine 
eingehende  Kenntnis  besaß  und  sich  infolgedessen  in  der  Durch- 
bildung der  Formen  einer  gewissen  Zurückhaltung  befleißigte.  Sein 
Verfahren  pteht  in  entschiedenstem  Gegensatze  zu  der  Routine,  die 


136  DAS  THERMENMUSEUM.  1360. 

wir  selbst  an  Steinmetzenarbeiten  aus  der  Kaiserzeit  wahrzunehmen 
gewohnt  sind.  Soweit  unsere  Monumentenkenntnis  reicht,  zeigt  die 
Statue  die  nächste  Verwandtschaft  mit  Tonfiguren  und  -reliefs,  die 
im  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  in  Campanien  gearbeitet  und  mit  der  Zeit 
auch  in  anderen  italischen  Fabriken  nachgeahmt  wurden.  Es  fragt 
sich  somit,  ob  wir  nicht  in  ihr  ein  campanisches  oder  ein  durch  cam- 
panische Einflüsse  bestimmtes  römisches  Werk  aus  dem  3.  oder  2. 
Jahrhundert  v.  Chr.  zu  erkennen  haben.  Die  Statue  gibt  einen  an- 
schaulichen Begriff  von  der  verschiedenartigen  Weise,  in  der  die  an- 
tike Metalltechnik  koloristische  Abwechslung  in  den  Bronzegrund  zu 
bringen  verstand.  Die  strahlenförmigen  Ornamente,  die  das  Diadem 
verzieren,  sind  abwechselnd  aus  Silber  oder  Kupfer,  die  Augen  aus 
weißem  Marmor  gearbeitet;  die  verloren  gegangene  Iris  haben  wir 
uns  aus  einem  dunkleren  Materiale  hergestellt  zu  denken;  die  Lippen 
sind  mit  rotem  Kupfer  überzogen,  und  aus  demselben  Metalle  be- 
stehen die  aus  besonderen  Stücken  gearbeiteten  Brustwarzen.  Auf 
der  Außenseite  des  1.  Unterschenkels  bemerkt  man  den  Abdruck 
einer  in  das  Ton-  oder  Wachsmodell  eingedrückten  Münze,  deren 
Durchmesser  (M.  0,022)  eher  dem  eines  griechischen  Didrachmon  als 
eines  römischen  Aureus  oder  Denars  entspricht.  Auch  diese  Erschei- 
nung erinnert  an  Campanien,  da  die  dortige  Tonindustrie  häufig  Ab- 
drücke griechischer  Didrachmen  als  ornamentale  Motive  wie  als  Fa- 
brikstempel verwendete. 

Lanciani  Ancient  Borne,  Heliotypie  zu  p.  308.  S.  Beinach  repertoire  de  la  etat.  II 1 
p.  118  n.  10.  Vgl.  Notizie  degli  scavi  1885  p.  342— 343.  Rom.  Mitteilungen  VI  1891 
p.  238. 

1350  (1055)  Bronzestatue  eines  Faustkämpfers. 

Gefunden  an  derselben  Stelle  und  fast  gleichzeitig  mit  n.  1346.  Er- 
gänzt die  Spitze  des  1.  Daumens,  ein  Stück  am  r.  Oberschenkel,  der 
Felsensitz. 

Der  Faustkämpfer  sitzt  da  mit  vorgebeugtem  Oberkörper,  die 
Unterarme  auf  die  Oberschenkel  stützend  und  den  etwas  erhobenen 
Kopf  mit  stupid-brutalem  Ausdruck  nach  rechts  gewandt.  Auf  dem 
Gesichte  hat  die  Beschäftigung  des  Mannes  reichliche  Spuren  hinter- 
lassen. Die  Ohren  sind  durch  wiederholte  Faustschläge  breit  gedrückt. 
Da  die  Oberlippe  im  Vergleiche  mit  der  Unterlippe  etwas  zurücksteht, 
scheint  es,  daß  die  oberen  Vorderzähne,  wenigstens  zum  Teil,  aus- 
geschlagen sind.  Während  diese  Verstümmelungen  augenscheinlich 
durch  verschiedene,  früher  bestandene  Kämpfe  veranlaßt  sind,  deuten 
andere  Anzeichen  auf  einen  eben  ausgefoohtenen  Strauß.  An  jedem 
Ohre  sind  zwei  Hautritze  angegeben;  am  rechten  entquellen  jedem 
der  beiden  Kitze  zwei  in  flachem  Relief  wiedergegebene  Blutstropfen; 
ein  ähnlicher  Tropf en  ist  am  linken  Ohr  unterhalb  des  oberen  Ritzes 
bemerkbar.  Während  ferner  die  1.  Augenhöhle  eine  normale  Bildung 
zeigt,  ist  die  r.  untere  derartig  angeschwollen,  daß  das  Lid  und  die 


OBERES  STOCKWERK.  137 

Wange  in  eine  unförmliche  Masse  zusammenlaufen.  Die  Annahme, 
daß  diese  Geschwulst  von  einem  frisch  empfangenen  Faustschlag  her- 
rührt, scheint  um  so  gerechtfertigter,  als  man  gerade  unter  dem  1. 
Auge  eine  Gruppe  von  Hautritzen,  hier  jedoch  ohne  Blutstropfen, 
wahrnimmt.  Daß  wir  uns  die  Hase  innerlich  verschwollen  und  mit 
geronnenem  Blut  gefüllt  zu  denken  haben,  ergibt  sich  aus  der  Weise, 
wie  der  Mund  geöffnet  und  die  untere  Kinnlade  vorgeschoben  ist. 
Offenbar  kann  der  Mann  durch  die  Nasenlöcher  den  Lungen  nur  wenig 
oder  gar  keine  Luft  mehr  zuführen;  er  atmet  infolgedessen  durch 
den  geöffneten  Mund.  Die  Haare  des  Schnurrbartes  sind  teils  auf- 
gesträubt, teils  in  Klümpchen  geballt,  wie  sie  sich  bilden,  wenn  Haar 
von  Blut  durchdrungen  und  das  Blut  geronnen  ist. 

Die  Schlagriemen  (caestus)  und  die  dazu  gehörigen  Vorrichtungen 
sind  an  dieser  Statue  mit  großer  Deutlichkeit  wiedergegeben.    Jeder 
der  beiden  Vorderarme   ist  mit  einem  Handschuh   bedeckt,    der 
die  vordersten  Glieder  der  Finger  frei  läßt  und  auf  dessen  Rücken, 
um  das  Herabrutsohen  des  Schlagriemens  zu  verhindern,  ein  Wulst 
aufgenäht  ist.    Der  Schlagriemen  besteht  aus  einem  ovalen  Ringe, 
der  sich  aus  drei  dicken  Lederschichten  mit  scharf  abfallenden  Kanten 
(ipa?  6£vg)  zusammensetzt  und  durch  den  die  Finger,  abgesehen 
vom  Daumen,  durchgreifen.    Die  drei  Lederschichten  werden  durch 
schmale,  doppelte   Querriemen  zusammengehalten.    Andere  Riemen 
von  gleicher  Breite,  die  an  dem  Schlagriemen  befestigt,  die  Hand- 
wurzel wie  den  Unterarm  umgeben,  halten  den  Schlagriemen  stets 
in  der  gleichen  Lage.    Da  durch  dieses  Riemengefüge  die  freie  Be- 
wegung des  Handgelenkes  aufgehoben  wurde,  kann  unser  Faustkämp- 
fer die  Hände  nicht  ungezwungen  herabfallen  lassen,  sondern  hält  sie 
steif  vorwärts  gestreckt.   Wie  häufig  an  Athletenfiguren  ist  auch  an 
dieser  das  Glied  emporgebunden  (vgl.  n.  1564).  Ein  langer  tiefer  Ritz 
auf  der  r.  Schulter  und  ein  ähnlicher  auf  dem  r.  Vorderarme  scheinen 
Gußfehler.   Sie  waren  vermutlich  mit  Bronzestreifen  ausgefüllt  (vgl. 
n.  954),  die  verloren  gegangen  sind.    Das  Wirbelstück  des  Hinter- 
kopfes, das  sich  durch  die  rohe  Ausführung  des  Haares  auffällig  von 
den  übrigen  Teilen  unterscheidet,  rührt  offenbar  von  einer  schlechten, 
im  Altertum  vorgenommenen  Restauration  her.    Wir  dürfen  daraus 
den  Schluß  ziehen,  daß  das  ursprüngliche,  verloren  gegangene  Stück 
besonders  gearbeitet  und  nachträglich  an  den  Schädel  angesetzt  war. 
Bevor  das  geschah,  bot  die  auf  der  Rückseite  vorhandene  Öffnung 
dem  Künstler  eine  bequeme  Möglichkeit,  die  aus  anderem  Material 
gearbeiteten  Augen  und  vielleicht  auch  einige  Zähne  in  den  Kopf 
einzufügen. 

Ein  Gelehrter  hat  den  Versuch  gemacht,  die  Statue  zu  einem  Vor- 
falle, den  wir  ungefähr  in  das  Jahr  200  v.  Chr.  datieren  können,  in 
Beziehung  zu  setzen.  Es  handelt  sich  um  einen  Faustkampf  in  Olym- 


138  DAS  THERMENMUSEUM.   1351—1362. 

pia  zwischen  dem  berühmten  thebanischen  Athleten  Kleitomaohos  und 
dem  in  Ägypten  geborenen  Aristonikos,  den  Ptolemaios  IV  Philopa- 
tor zu  den  Festspielen  gesandt  hatte  (Polybios  XXVII  9).  Die  Menge 
erwies  sich  anfangs  dem  Ägypter  günstig,  bis  sie  in  einer  Pause  durch 
Kleitomaohos,  der  an  ihre  patriotischen  Gefühle  appellierte,  um- 
gestimmt wurde  und  Aristonikos  vielmehr  der  feindseligen  Stimmung 
der  Zuschauer  als  seinem  Gegner  erlag.  Unsere  Statue  soll  nun  den 
Kleitomaohos  darstellen,  wie  er  seine  Bede  an  die  olympische  Fest- 
versammlung richtet.  Hat  man  aber  bereits  mit  .Recht  darauf  hin- 
gewiesen, daß  der  Dargestellte  gar  nicht  daran  denke  oder  auch  nur 
denken  könne  zu  reden,  und  daß  sein  stumpfsinnig-brutales  Wesen 
schlecht  zu  dem  schlauen  Vorgehen  des  Kleitomaohos  stimme,  so  wird 
die  Beziehung  auf  jenen  Vorgang  dadurch  vollkommen  ausgeschlos- 
sen, daß  man  ihre  Entstehung  unmöglich  in  so  späte  Zeit  versetzen 
kann.  Ja,  man  ist  mit  der  Datierung  des  Werkes  augenscheinlich  noch 
zuweit  herabgegangen,  wenn  man  die  Statue  unter  Hinweis  auf  den 
Herakleskoloß  zu  Tarent  der  Schule  des  Lysippos  zugeschrieben  hat. 
Sokraßrealistisch  auch  der  widerliche  Geselle  geschildert  ist,  so  deutlich' 
wir  die  Freude  des  Künstlers  am  Brutalen,  am  Häßlichen  empfinden, 
die  Art,  wie  die  Komposition  im  ganzen  und  im  einzelnen  Gestalt 
gewonnen  hat,  unterscheidet  sich  durchaus  von  der  in  der  hellenistischen 
Kunst  üblichen  und  weist  vielmehr  auf  die  Zeit  des  Überganges 
vom  5.  zum  4.  Jahrhundert.  Dafür  ist  ebensowohl  das  feste  Gefüge  der 
großzügigen  Formen  charakteristisch,  die  noch  verhältnismäßig  wenig 
Relief  haben,  wie  die  strenge  Stilisierung  der  Kopfhaare,  des  Bartes,  der 
noch  in  einer  geschlossenen  Masse  zusammengehalten  ist,  und  des 
auf  der  Brust  durch  Ziselierung  angegebenen  Haarwuchses.  Man 
vergleiche  hinsichtlich  all  dieser  Einzelheiten  die  zweifellos  helle- 
nistische Statue  des  Herrschers  n.  1347,  auch  n.  23  und  1297.  Die 
Figur  kann  nicht  später  entstanden  sein,  als  im  4.  Jahrhundert  v. 
Chr.;  ja,  man  wird  geneigt  sein,  die  Zeit  ihres  Künstlers  eher  in  dem 
Beginn,  als  in  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  anzunehmen.  Es  war 
deshalb  vollkommen  richtig,  wenn  man  die  Statue  dazu  verwendete, 
uns  von  der  Eigenart  eines  Künstlers  aus  der  Wende  des  5.  zum  4. 
Jahrhundert  eine  Vorstellung  zu  geben,  eines  Künstlers,  in  dessen 
Werken  augenscheinlich  eine  rücksichtslos  realistische  Gegenströ- 
mung gegen  den  Schönheitskultus  der  Schulen  des  Pheidias,  Polyklet 
undKresilas  zum  Durchbruch  kam:  des  Demetrios  von  Alopeke.  Auch 
vergleiche  man  eine  Silbermünze  von  Phaistos  aus  der  Zeit  zwischen 
431  u.  300  v.  Chr.,  auf  der  Herakles  dem  Faustkämpfer  im  Motive  merk- 
würdig genau  entsprechend  dargestellt  ist  (Catalogue  of  greekooins  in 
the  Brit.  Mus.  Crete  and  Aeg.  islands  pl.  XV  7  p.  63).  Ein  Gelehrter  hat 
auf  Grund  des  Vergleiches  mit  einigen  spartanischen  Münzen  und  etrus- 
kischen  Spiegelzeichnungen  die  Ansicht  ausgesprochen,  die  Statue 


OBERES  STOCKWERK.  139 

stelle  keinen  gewöhnlichen  Faustkämpfer  dar,  sondern  den  König  der 
Bebryker  Amykos,  der  von  Polydeukes  besiegt  wurde  (vgl.  n.  1752). 
Mag  aber  auch  die  Ähnlichkeit  mit  jenen  Darstellungen  zugegeben 
werden,  so  ist  es  doch  kaum  erfindlich,  wie  ein  Künstler  auf  den  Ge- 
danken hätte  verfallen  können,  Amykos  in  einer  Pause  des  Kampfes 
zu  verkörpern,  d.  h.  in  einem  Augenblicke,  der  für  das  Schicksal 
dieses  Königs  und  seinen  Mythus  bedeutungslos  war.  Die  Analogie 
der  poetisohen  Darstellung,  auf  die  man  verwiesen  hat,  beweist 
in  diesem  Punkte  nichts.  Wenn  in  einer  derartigen  Schilderung 
der  Kampf  durch  eine  £ause  unterbrochen  wird,  so  bezweckt 
der  Dichter  damit,  die  Spannung  des  Hörers  oder  Lesers  auf 
die  endgültige  Entscheidung  zu  steigern.  Es  handelt  sich  dabei 
um  ein  Kunstmittel,  das  nur  in  einer  Dichtung  berechtigt  ist  und 
Wirkung  erreichen  kann.  Dagegen  ist  auf  dem  Gebiete  der  Plastik 
die  Wahl  jenes  Augenblickes,  in  dem  der  rohe  Patron,  bereits  übel 
zugerichtet,  ausschnauft,  um  für  neue  Taten  Kraft  zu  schöpfen, 
bei  der  Darstellung  eines  beliebigen  Faustkämpfers  wohlverständlich. 

Ant.  Denkmäler  herausgeg.  vom  arch.  Inst.  1 1886  T.  IV.  Gazette  des  beaux-arts 
1886  I  p.  427.  Lanciani  ancient  Borne,  Tafel  vor  dem  Titel,  p.  306.  Murray  handbook 
of  gr.  archaeology  p.  304  Fig.  99,  p.  366.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  248.  Col- 
lignon  bist,  de  la  aculpt.  grecque  II  p.  492  Fig.  256.  Winter  über  die  griech.  Forträt- 
kunst (Berlin  1894)  p.  12 ff.  mit  Abb»  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II 2  p.  550  n.  10. 
Sybel  Weltgesch.  d.  Kunst*  p.  346  mit  Abb.  Springer-Michaelis  Handbuch  d.  Kunst- 
geschichte9 p.  401  Abb.  748.  Petersen  vom  alten  Rom*  p.  1731.  Abb.  137.  Jahresh. 
d.  österr.  archäol.  Inst.  XI 1908  p.  225  Abb.  98.  Bulle  der  schöne  Mensch*  T.  167. 
Hekler  Bildniskunst  d.  Griech.  u.  Rom.  p.XXII  T.  85, 86.  Vgl.  Notizie  d.  scavi  1885 
p.  223.  Jahrbuch  des  arch.  Inst.  II 1887  p.  192.  Rom.  Mitteilungen  IV 1889  p.  175 ff.; 
XIII  1898  p.  93 ff.  Abhandl.  d.  archäol. -epigr.  Seminars  d.  Univ.  Wien  VIII 1890  p.  41 ; 
XII 1896  p.  77 ff. Fig.  62.  PhilologusLVII  p.  lff.  u.  64911.  Verhandl.  d.  44.  Philologen- 
versamml.  zu  Dresden  p.  87.  Festschrift  für  Benndorf  p.  148 ff.  Bernoulli  griech.  Ikono- 
graphie II  p.  179.  Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  1902 
p.  442.  Klein  Geschichte  der  griech.  Kunst  II  p.  371,  III  p.  44 f.  (ebenda  II  p.  244  f.  über 
Demetrios  von  Alopeke;  vgl.  über  diesen  auch  Arndt-Bruckmann  griech  u.  röm. 
Porträts  Text  zu  n.  165—166  und  Röm.  Mitteil.  XXVII  1912p.75ff.T.II.  III). 

1351  (1061)  Bronzene  Doppelhenne  des  Dionysos. 

Gefunden  im  Tiber. 
Der  Verfertiger  dieser  Herme  hat  sich  durch  eine  Anleihe  bei  einem 
Größeren  die  Arbeit  leicht  gemacht.  Er  hat  sich  darauf  beschrän  kt, 
den  Kopf  des  Apollon  Sauroktonos  (n.  191)  mit  einem  Efeukranze 
zu  versehen  und  zweimal  wiederholt  zu  einer  Doppelherme  zu 
koppeln.   Vgl.  n.  1567. 

Zimmer  IV. 

1352  (50170)  Statue  eines  Mädchens. 

In  den  letzten  Dezembertagen  d.  J.  1878  lockerten  sich  infolge  eines 
heftigen  Sturmes  die  Schutthalden  zwischen  Porto  d'Anzio  und  dem  Arco 
muto,  und  ein  Teil  von  ihnen  stürzte  in  die  Brandung.  Dadurch  wurde 
die  Bückwand  einer  weitausgedehnten  Terrasse  mit  zwei  großen  Nischen 
und  einem  Durchgang  in  einen  rückwärts  anstoßenden  Saal  freigelegt.  In 
jeder  der  beiden  Nischen  befand  sich  eine  Statue;  aus  der  nördlichen  fiel 
unsere  Figur  von  einer  Ziegelbasis  zu  Boden.  Zuerst  wurden  einigeFischer  auf 


140  DAS  THERMENMÜSEUM.  1362. 

sie  aufmerksam,  die  denXopf  mit  der  Büste,  der  sich  aus  dem  Verbände  mit 
dem  Körper  gelöst  hatte,  entwendeten  und  erst  nach  längeren  Unterhand- 
lungen wieder  heraus  gaben.  Da  das  Terrain,  auf  dem  die  Statue  zutage  ge- 
kommen war,  der  Familie  Chigi  gehörte,  wurde  sie  zunächst  in  die  bei  Anzio 
gelegene  Villa  Sarsina,  ein  Besitztum  der  Chigi,  verbracht.  Dort  blieb  sie  bis 
zum  Jahre  1909,  in  dem  sie  vom  italienischen  Staate  erworben  und  ins  Ther- 
men-Museum überführt  wurde.  In  ihrer  Nische  stand  die  Statue  nicht  ein- 
fach auf  der  Ziegelbasis,  sondern  sie  war  mit  ihrer  Plinthe  in  eine  kufenartig 
vertiefte  Marmorbasis  eingelassen.  Diese  ist  mit  der  Figur  ins  Museum 
gekommen,  jetzt  aber  unauffindbar.  Der  Körper  ist  aus  einem  großen 
Block  weißen  griechischen  Marmors  gemeißelt,  aus  einem  Marmor  mit 
größeren  Kristallen,  augenscheinlich  parischem  Marmor,  die  Büste  mit 
dem  Kopfe;  aus  demselben  Material  war  der  r.  Arm  gearbeitet,  von  dem  aber 
nur  ein  Fragment  des  Oberarmes  erhalten  ist.  Büste  u.  r.  Arm  waren  ange- 
setzt; dabei  hat  der  Bildhauer  sich  in  dem  Zuschnitt  der  Büste  verrechnet. 
Wird  sie  vorne  in  den  Gewandrand  eingepaßt,  so  ragt  sie  an  der 
Bückseite  der  1.  Schulter  etwa  um  2  cm  über  diesen  Band  empor.  Der  Bild 
hauer  hat  sich  dabei  beruhigt,  ohne  den  Fehler  zu  korrigieren,  da  dieser  in 
der  Vorderansicht  der  Statue,  auf  die  er  sein  Werk  berechnet  hatte,  den 
Blicken  entgeht.  Das  Fragment  des  r.  Armes  ist  nicht  wieder  angesetzt 
worden;  auch  konnten  einige  andere  kleine  Fragmente,  die  unten  zu 
erwähnen  sind,  bei  der  Aufstellung  der  Statue  keine  Verwendung  finden. 

Ein  außerordentlich  kräftig  gebautes,  hochgewachsenes  Mädchen 
mit  noch  unentwickelter  Brust  steht  scharf  nach  ihrer  Linken  ge- 
wendet. Sie  scheint  in  einem  weiten  feierlichen  Schritte  innezuhalten 
und  senkt  den  Blick  aufmerksam  auf  einen  großen  runden  Teller, 
den  sie  auf  dem  1.  Unterarme  trug  und  von  dem  nur  ein  kleiner  Teil 
erhalten  ist,  während  der  r.  Arm  vor  der  r.  Brust  vorbei  nach  dem 
Teller  gerichtet  war.  Der  1.  Ellenbogen  ist  dabei  fest  an  den  Körper 
gedrückt  und  wird  von  der  herausgedrängten  Hüfte  des  Standbeines 
unterstützt.  Über  den  Band  des  Tellers  hängt  das  Ende  einer  breiten 
Bolle,  die  man  zunächst  unrichtig  als  Pergamentrolle,  dann  aber  rich- 
tig als  Zeugrolle  erklärt  hat;  es  handelt  sich  um  eine  jener  breiten 
wollenen  Binden,  die  man  zum  Schmucke  heiliger  Gegenstände  ver- 
wendete. Auf  dem  erhaltenen  Teile  des  Tellers  hegt  ein  Lorbeerzweig. 
Man  hat  die  Blätter  dieses  Zweiges  und  die  besser  erhaltenen  eines 
marmornen  Kranzes,  von  dem  noch  die  Bede  sein  wird,  für  Blätter 
des  Ölbaumes  erklären  wollen.  Diese  aber  sind  länglich-schmal  und 
haben  eine  kaum  markierte  Längsrippe  sowie  eine  wenig  akzentuierte 
Spitze;  auch  sind  sie  in  der  Mitte  nicht  eingesenkt,  wie  die  des  Lor- 
beers, denen  die  marmornen  Blätter  in  ihrer  verhältnismäßigen  Breite, 
der  markierten  Längsrippe  und  scharfen  Spitze  durchaus  entsprechen; 
auch  überragen  die  mit  den  Blättern  dargestellten  Früchte  an  Größe 
keineswegs  das  übliche  Maß  gut  entwickelter  Lorbeerfrüchte.  Auf 
dem  Tellerfragmente  hat  sich  ferner  ein  kleiner  Löwenfuß  auf  einer 
besonderen  kleinen  quadratischen  Plinthe  und  in  einiger  Entfernung 
davon  ein  entsprechendes  Loch  in  der  Oberfläche  erhalten.  Man  er- 
kennt, daß  hier  ein  Gerät  dargestellt  war,  dessen  Beine  unten  in 
Löwentatzen  endigten,  und  zwar  spricht  eine  genaue  Berechnung  da- 
für, daß  dieses  Gerät  nicht  vier  —  wie  man  behauptet  hat  — ,  sondern 
drei  Beine  hatte,  daß  es  sich  also  um  einen  kleinen  Dreifuß,  wahr- 


OBERES  STOCKWERK.  141 

scheinlich  ein  niedriges  Thymiaterion  handelte.  Wenn  man  die  Run- 
dung desTellers  ergänzt,  so  erkennt  man,  daß  sich  von  diesem  Attribute 
nur  ein  kleiner  Teil  zusammenhängend  erhalten  hat.  Leider  geben  uns 
die  geringen  Überreste  des  anderen  größeren  Teiles  keinen  sicheren  Auf- 
schluß darüber,  welche  Gegenstände  außer  den  schon  beschriebenen  auf 
dem  Teller  lagen  oder  standen  (so  erweist  sich  die  von  einem  Gelehrten 
vorgeschlagene  Ergänzung  eines  stabartigen,  etwas  geschwungenen 
Fragmentes  zu  einem  kleinen  Lituus  angesichts  des  Fragmentes  selbst 
als  unmöglich).  Von  der  1.  Hand  haben  sich  augenscheinlich  der  kleine 
und  der  Gold-  oder  Zeigefinger  erhalten.  Man  hat  sie  zuerst  für  Reste 
der  r.  Hand  gehalten,  aber  die  Qualität  des  Marmors  und  die  Form 
der  Finger  sprechen  vielmehr  für  die  Zugehörigkeit  zur  Linken;  auch 
hat  man  diese  Finger  wegen  einiger  kleiner  Ansätze  sehr  übereilt 
mit  dem  Fragmente  eines  Kranzes,  von  dem  bereits  die  Rede  war, 
in  Zusammenhang  bringen  wollen,  so  zuletzt  durch  die  Annahme, 
die  Linke  habe  den  Kranz  unter  dem  Teller  gehalten.  Wahrschein* 
lioh  hat  der  Kranz  zu  den  auf  dem  Teller  liegenden  Gegenständen  ge- 
hört. Die  Rechte  muß  sich  einem  der  Dinge  auf  dem  Teller  genähert 
haben,  doch  kann  sie  mit  keinem  von  ihnen  unmittelbar  in  Zusammen- 
hang gestanden  haben,  da  der  ganze  r.  Arm  mit  seiner  Hand  besonders 
gearbeitet  und  angesetzt  war.  Der  Kopf  der  Statue  ist  niemals  be- 
kränzt gewesen,  wie  man  behauptet  hat,  irregeführt  durch  vier  ganz 
seichte  Vertiefungen  im  Marmor,  Spuren  einer  Unterarbeitung  mittels 
des  Bohrers  an  der  Stelle,  an  der  das  (vom  Beschauer  aus)  linke  Ende 
der  Haarschleife  lag;  man  hat  diese  Vertiefungen  irrtümlich  für 
Bohrlöcher  zur  Befestigung  eines  bronzenen  Kranzes  gehalten.  Die 
Haare  sind  gescheitelt,  dann  beiderseits  vom  Nacken  her  aufgenommen 
und  auf  dem  Scheitel  über  der  Stirne  verknotet. 

Das  Mädchen  trägt  den  hochgegürteten  Linnenchiton  und  darüber 
ein  weites  Himation  aus  leichtem  Wollenstoff.  Der  Chiton  ist  an  der 
1.  Hüfte  aufgenommen,  um  den  Schritt  an  dieser  Seite,  an  der  Auge 
und  Hand  durch  den  Teller  gehindert  sind,  frei  zu  machen,  und  gleitet 
während  der  Bewegung  von  der  r.  Schulter  nieder.  Es  ist  unbegreif- 
lich, daß  man  in  diesen  Motiven,  die  sich  aus  der  Aktion  der  Figur 
ohne  weiteres  erklären,  bei  deren  Verwendung  aber  natürlich  in  erster 
Linie  rein-künstlerische  Gesichtspunkte  maßgebend  waren,  eine  ab- 
sichtliche oder  unabsichtliche  Vernachlässigung  der  Dargestellten  in 
ihrer  äußeren  Erscheinung  hat  erkennen  wollen.  In  der  Tat  steht  die 
Anordnung  der  Gewandung  im  engsten  Zusammenhange  mit  der 
Komposition  der  ganzen  Figur,  die  vollkommen  beherrscht  wird 
durch  den  Gegensatz  zwischen  der  festen  Senkrechten  rechts  und  der 
wundervoll-einheitlich  aufsteigenden,  zweifach-geschwungenen  Kurve 
der  anderen  Körperseite.  Die  Bewegung  des  r.  Armes  brachte  zu 
diesen  beiden  Motiven  einst  ein  drittes,  und  stärker  als  jetzt  muß 


142  DAS  THERMENMUSEUM.   1362. 

durch  die  Richtung  des  Armes  der  Teller  als  Angelpunkt  des 
Ganzen  hervorgetreten  sein.  Jenen  Kontrast  finden  wir  effektvoll 
gesteigert  auch  in  der  Anlage  der  Gewandung  wieder.  Während  sich 
rechts  stark-vortretende,  von  tiefen  Schatten  getrennte,  senkrechte 
Falten  drängen,  schmiegt  sich  links  der  Stoff  glatt  an  das  Be'n  an, 
dessen  Bewegung  so  in  voller  Deutlichkeit  sichtbar  wird,  rechtshin 
abgeschlossen  von  einer  tiefen  Falte,  die  eben  diese  Bewegung  mit 
bedeutender  Wirkung  wiederholt.  Dabei  genügte  dem  Künstler 
nicht  mehr  das  gleichmäßige  Nebeneinander  gerader  Steilfalten,  wie  es 
an  älteren  Werken  einen  so  monumentalen  Eindruck  macht:  er  hat 
das  Gewand  an  der  1.  Hüfte,  wie  schon  gesagt,  emporgerafft,  so  daß 
sich  ein  mannigfaltigeres  Durcheinander  von  Motiven  bildet,  in 
dem  aber  doch  die  Senkrechte  dominiert.  Zudem  legt  sich  oben  ein 
Teil  des  Stoffes  eng  an  die  Hüfte  an  und  läßt  dadurch  diesen 
Angelpunkt  der  Bewegung  klar  zur  Geltung  kommen.  Endlich 
wird  durch  die  Hebung  des  Gewandes  der  Zug  des  Auges  nach 
oben,  d.  h.  nach  jenem  Punkte  verstärkt,  zu  dem  alle  Motive  konver- 
gieren, zu  dem  Teller.  Daß  sich  nebenbei  als  Gewinn  noch  die  reizen- 
de Enthüllung  des  Fußes  ergibt,  hat  nur  nebensächliche  Bedeutung. 
Wundervoll  ist  auch  der  Abschluß,  den  das  Gewand  unten  durch  die 
mannigfach  bewegte  Linie  des  Saumes  erhält;  „mit  großem  Genüsse 
folgt  das  Auge  dieser  verschlungenen,  bald  auf-,  bald  absteigenden, 
aus-  und  einbuchtenden  Linie,  deren  bedeutende  Wirkung  durch  einen 
ähnlich  wechselnden  Rhythmus  erzielt  wird,  wie  wenn  auf  lange  Ka- 
denzen kurze  Betonungen  folgen"  (Altmann).  Die  Bewegungslinie 
des  r.  Beines  wird  nahe  der  r.  Hüfte  aufgenommen,  zugleich  aber 
nach  der  1.  Hüfte  abgelenkt  von  reichlichen  Faltenzügen  des 
Mantels;  sehr  fein  ist  es  dabei,  wie  diese  Variation  vorbereitet 
wird  durch  die  zwei  leicht  gehobenen  Falten  des  Chiton,  die  über  den 
r.  Oberschenkel  schräg  nach  oben  ziehen.  All  diese  Ausstrahlungen 
des  einen  Motives  werden  nun  aufgefangen  von  dem  stark  gedrehten 
Wulst  des  Mantels,  der  mit  entgegengesetzt  geführter  Faltenlage  das 
Auge  wieder  zur  1.  Hüfte  zieht.  Oberhalb  dieses  Walles  ist  jene  all- 
gemeine Richtung  nach  oben  außer  in  der  Nackenlinie  am  deutlichsten 
noch  in  dem  Verlauf  des  oberen  Chitonsaumes  gegeben,  während  sie 
hier  von  dem  r.  Arme  mit  seiner  Bewegung  überschnitten  wird,  die  in- 
dessen das  Auge  wiederum  zu  jenem  Zentrum  leitet,  auf  das  auch 
die  Faltenmasse  des  Mantels  von  der  1.  Schulter  abwärts  führt  und 
auf  das  sich  mit  dem  gesenkten  Blicke  die  ganze  Aufmerksamkeit 
der  Dargestellten  konzentriert. 

Angesichts  dieser  ganz  einzigen,  in  ihrer  planvollen  Durchführung 
wie  ein  vollkommener  Organismus  wirkenden  Komposition  erscheint 
es  uns  als  ein  seltsames  Verkennen,  daß  man  behaupten  konnte,  Kopf 
und  Körper  seien  nicht  von  einem  Künstler  geschaffen,  der  Körper  sei 


OBERES  STOCKWERK.  143 

nachträglich  von  einem  römischen  Bildhauer  zu  dem  allein  aus  Grie- 
chenland importierten  Kopfe  hinzugearbeitet  worden.  Man  mag  zwei- 
feln, ob  beide  Teile  von  einer  und  derselben  Hand  gemeißelt  seien  — 
wirklich  macht  ja  die  Arbeit  am  Kopfe  einen  feineren  Eindruck  als 
am  Körper  — ,  niemals  aber  hätte  man  bestreiten  sollen,  daß  eins 
für  das  andere  geschaffen  sei,  niemals  auch  die  Arbeit  am  Körper 
mit  der  Ausführung  römischer  Skulpturen  der  Kaiserzeit  gleichsetzen 
sollen.  Sicherlich  ist  die  Art  der  Gewandbehandlung  derjenigen  der 
besten  Zeiten,  wie  wir  sie  aus  den  wenigen  erhaltenen  Originalskulp- 
turen vom  Ende  des  5.  und  aus  dem  4.  Jahrhundert  kennen  lernen, 
weder  an  Großzügigkeit  noch  an  Delikatesse  ebenbürtig;  aber  ebenso 
zweifellos  ist  sie  allen  Gewandstatuen  der  Kaiserzeit  an  lebendiger 
Bewegtheit  auch  in  den  Einzelheiten  und  an  sicherer  Verve  in  der 
Beherrschung  aller  Effekte  weit  überlegen.  Die  nächsten  Parallelen 
aber  finden  sich  unter  hellenistischen  Werken,  unter  denen  unsere 
Statue  nun  wieder  einen  der  Vornehmsten  Plätze  behauptet.  Man 
denke  vor  allem  an  die  berühmte  Nike  und  die  Giebelskulpturen  von 
Samothrake,  an  die  Ariadne  im  Vatikan  (n.  208)  und  die  Musengruppe, 
in  der  man  ein  Werk  des  rhodischen  Künstlers  Philiskos  erkannt  hat 
(vgl.  auch  n.  8  u.  194).  Charakteristisch  ist  es  auch,  daß  die  Figur 
augenscheinlich  auf  eine  bestimmte  Beleuchtung  berechnet  ist  (im 
Museum  ist  sie  falsch  beleuchtet;  die  Hauptlichtquelle  müßte  auf  der 
r.  Seite  der  Statue  sein;  bei  der  jetzigen  Aufstellung  werden  die  am 
wenigsten  fein  ausgeführten  Teile  des  Chiton  auf  dem  r.  Beine  am 
stärksten  beleuchtet,  die  außerordentlich  wirkungsvollen  Schatten- 
züge neben  dem  r.  Beine  aufgehoben,  dagegen  das  Gesicht  fast  voll- 
kommen in  Schatten  gestellt).  Gegen  die  Originalität  der  Arbeit  hat 
man  auch  die  Politur  der  Füße  geltend  gemacht,  obwohl  wir  am  Hermes 
des  Praxiteles  in  Olympia  gesehen  haben,  wie  weit  man  mit  diesem 
Verfahren  schon  in  den  besten  Zeiten  gegangen  ist.  Auch  wäre  es 
möglich,  daß  der  Künstler  versucht  hätte,  auf  diese  Weise  den 
leuchtenden  Glanz  des  kostbareren  Marmors,  in  dem  die  Büste  und 
der  r.  Arm  gearbeitet  sind,  an  dem  geringeren  Materiale  zu  ersetzen. 
Die  Plinthe  der  Figur  ist  ringsum  unregelmäßig  zugeschnitten  und 
mit  rauher  Anschlußfläohe  unten  und  glatter  Stoßkante  oben  ver- 
sehen, woraus  wir  schließen  können,  daß  sie  ursprünglich  in  eine 
größere  Basis  eingesetzt  war,  deren  Oberfläche  zweifellos  parallel 
zu  der  Vorderkante  der  Plinthe  verlief.  Es  ist  nun  die  Frage  aufge- 
taucht, ob  die  Figur  auf  dieser  Basis  allein  gestanden  habe.  Die  aus- 
gesprochene Bewegung  der  Dargestellten  auf  ein  Ziel  zu  ihrer  Linken 
hin,  das  Reliefmäßige  der  Komposition  wäre  in  hellenistischer  Zeit  bei 
einer  Einzelfigur  ein  Unikum.  Die  Statue  ist  durchaus  auf  ihre  Vor- 
deransicht berechnet.  Einzig  in  dieser  verschwindet  der  Fehler  im  An- 
schluß der  Büste  an  das  Gewand  auf  der  1.  Schulter;  die  ganze  Rück- 


144  DAS  THERMENMUSEUM.  1362. 

seite  der  Figur  ist  nur  angelegt,  der  Rücken  so  unnatürlich  gewölbt, 
daß  die  beiden  Profilansiohten  der  Statue  häßlich  wirken.  Auch  der  1. 
Oberarm  sollte  augenscheinlich  nicht  allzu  deutlich  sichtbar  werden. 
Ergänzt  man  nun  ferner  den  1.  Unterarm  mit  dem  Teller,  so  ergibt  sich 
unter  diesem  stark  und  recht  unvermittelt  ausladenden  Teile  der 
Komposition  eine  bedenkliche  Leere,  ein  Umstand,  der  zu  der  An- 
nahme führt,  daß  einstmals  irgendein  Gegenstand  diese  Lücke  ausge- 
füllt haben  müsse.  Beobachtet  man  endlich  die  Arbeit  an  dem  1.  Fuße 
genau,  so  bemerkt  man,  daß  hinter  seiner  Ferse  der  Marmor  in  einer 
Breite  von  1  cm  stehen  gelassen  ist.  Technische  Schwierigkeiten 
können  an  der  Entfernung  dieses  Stückes  nicht  gehindert  haben;  der 
Künstler  wird  es  vielmehr  haben  stehen  lassen,  weil  es  in  der  Haupt- 
ansicht der  Statue  nicht  gesehen  wurde.  Nun  verschwindet  es  den 
Augen  aber  erst,  wenn  der  Betrachter  etwas  rechtehin  tritt,  d.  h.  sich 
gerade  vor  den  Punkt  stellt,  wo  wir  den  verlorenen  Gegenstand  unter 
dem  Teller  angenommen  haben.  Die  Frage  danach,  was  für  ein  Gegen- 
stand dies  gewesen  sein  könne,  hängt  mit  der  Deutung  der  Figur  zu- 
sammen. 

Mädchen  mit  derartigen  Tellern  oder  Schüsseln,  auf  denen  wir  im- 
mer neben  Zweigen  allerlei  Opfergeräte,  wie  hier,  bemerken,  finden 
wir  oft  in  Darstellungen  heiliger  Handlungen;  sie  ministrieren  neben 
Priester  oder  Priesterin  (man  vgl.  hierselbst  n.  1461).  Ein  derartiges 
Mädchen  haben  wir  auch  hier  vor  uns:  Sie  gehört  dem  dienenden  Stande 
an;  daher  der  kräftige  Wuchs  des  Landmädchens,  daher  fehlt  ihr  auch 
der  Kranz.  Hiernach  dürfen  wir  es  als  möglich  annehmen,  daß  sich 
unterhalb  des  Tellers  ein  Altar  oder  Opfertisch  befunden  habe;  auch 
könnten  sonstige  Figuren  die  Darstellung  rechtshin  fortgesetzt  haben. 
Aber  zu  einem  irgendwie  sicheren  Schlüsse  fehlt  jeglicher  Anhalt. 

Es  würde  zu  weit  führen,  wenn  wir  an  dieser  Stelle  auf  alle  ab- 
weichenden Deutungen  der  Statue  eingehen  wollten.  Unerwähnt  aber 
darf  nicht  bleiben,  daß  namhafte  Gelehrte  und  Künstler  die  Figur  für 
männlich  erklärt  haben,  hauptsächlich  in  Rücksicht  auf  den  außer- 
ordentlich kräftigen  hohen  Wuchs  des  Körpers,  die  flache  Bildung  der 
Brust  und  die  in  gewissen  Ansichten  des  Kopfes  knabenhaft  wirken- 
den Züge  des  Gesichtes.  Mögen  wir  auch  all  diese  Beobachtungen  als 
zutreffend  anerkenren,  so  ist  dagegen  die  durchaus  weibliche  Breite 
der  Hüften  geltend  zu  machen,  die  Bildung  des  Halses  mit  dem  Venus- 
kollier und  die  für  das  weibliche  Geschlecht  charakteristische  weich- 
liche Form  des  Fußgelenkes  im  Gegensatze  zu  dem  schlankeren,  seh- 
nigeren, beweglicheren  Fußgelenk  der  Knaben  und  Jünglinge.  Es 
gibt  gewiß  auch  männliche  Gestalten  mit  breiten  Hüften  und  einer 
weiblich  vollen  Bildung  des  Halses,  aber  es  dürfte  sich  in  solchen 
Fällen  meist  um  Ausnahmstypen  handeln,  deren  Wuchs  dann  auch  im 
allgemeinen  die  Anzeichen  eff emulierter  Weichlichkeit  tragen  wird, 


OBERES  STOCKWERK.  »145 

wahrend  sich  an  weiblichen  Individuen,  auch  wenn  ihr  Körper  un- 
gewöhnlich kräftig  ausgebildet  wird,  diese  Eigentümlichkeiten  nicht  zu 
verlieren  ptlegen,  dagegen  eine  schwach  entwickelte  Brust  gerade  bei  so 
jungen  Wesen,  wie  dem  Mädchen  von  Anzio,  nichts  Ungewöhnliches  dar- 
stellt. Man  hat  auf  einige  antike  Kultgebräuche  hingewiesen,  denen 
zufolge  Knaben  als  Mädchen  verkleidet  bei  heiligen  Handlungen 
funktionierten,  und  zwei  Vasenbilder  herangezogen,  auf  denen  solche 
Knaben  gemalt  sind.  Da  erkennt  man  nun,  was  im  Grunde  selbstver- 
ständlich ist,  daß  die  Knaben  Perücken  trugen  und  sehr  vollständig 
vermummt  waren.  Beides  trifft  auf  unsere  Statue  nicht  zu,  bei  der 
zudem,  wie  letzthin  ein  Gelehrter  mit  Reoht  betont  hat,  die  knaben- 
haften Elemente  nur  in  den  Ansichten  hervortreten,  auf  die  der 
Künstler  seine  Komposition  nicht  berechnet  hatte. 

Die  Figur  ist  —  abgesehen  von  den  Urteilen,  nach  denen  sie 
ganz  oder  teilweise  eine  Arbeit  der  römischen  Kaiserzeit  wäre,  —  dem 
Leochares,  dem  Praxiteles,  einem  Schüler  des  Lysippos  oder  einem 
Meister  der  beginnenden  hellenistischen  Epoche  zugeschrieben  worden. 
Von  diesen  Zuteilungen  beruhte  die  an  Leochares  auf  sehr  unvollkom- 
mener Kenntnis  der  Statue  und  sehr  allgemeinen  Gesichtspunkten; 
sie  läßt  sich  angesichts  der  Werke,  die  wir  mit  Wahrscheinlichkeit  dem 
Leochares  zuschreiben  können  (n.  157;  386;  986),  nicht  festhalten. 
Praxitelische  Züge  sind  in  der  Stirn-  und  Augenbildung  wie  in  der  ef- 
fektvollen Wiedergabe  der  Gewandmotive  unverkennbar;  ebenso  ent- 
schieden aber  widersprechen  die  etwas  massiveForm  des  Untergesichtes 
und  der  lebhafte  Rhythmus,  der  die  ganze  Darstellung  beherrscht,  der 
Rückführung  auf  Praxiteles  selbst,  dessen  Gebüde  sich  augenscheinlich 
bis  in  die  spätesten  Zeiten  seines  Lebens  durch  größere  Zartheit  und 
ruhigere  Haltung  ausgezeichnet  haben.  Der  Vorschlag,  die  Figur  mit 
der  epithyusa  des  Phanis,  eines  Schülers  des  Lysippos,  zu  identifi- 
zieren, läßt  sich  nur  unter  der  bedenklichen  Vorraussetzung  halten, 
daß  die  erhaltene  Statue  eine  Kopie  naoh  Bronze  sei,  denn  jenes  Werk 
des  Phanis  ist  im  34.  Buche  des  Plinius  überliefert,  in  dem  ausschließ- 
lich von  der  Kunst  der  Bronzebildner  gehandelt  wird.  Aber  in  dem 
Übergreifendes  r.  Armes,  in  dem  feinen  Naturalismus,  den  die  Bildung 
der  1.  Schulter  verrät,  und  in  dem  weiten  beweglichen  Standmotiv 
hat  man  sicher  mit  Recht  Spuren  lysippischer  Kunst  gefunden. 

Von  allen  Werken,  die  man  bisher  mit  dem  Mädchen  von  Anzio 
in  Beziehung  gesetzt  hat,  sind  nur  zwei  schlagend  ähnlich:  vor  allem 
der  bogenspannende  Eros  (n.  776),  dann  der  Satyr  mit  der  Querflöte 
(n.  12;  1389;  1390).  An  beiden  vergleiche  man  die  Gesichtszüge, 
am  Eros  auch  die  Haarbehandlung,  das  Motiv  des  Übergreifens  und 
die  Bildung  der  Schulter,  sowie  die  Stellung,  an  dem  Satyr  noch 
die  entblößte  Schulter  mit  dem  umgebenden  Fell.  Sehr  ähnUoh  sind  in 
den  Gesichtszügen  auch  der  Apollon  von  Kyrene  in  London  (vgl.  n. 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  10 


146  DAS  THERMENMUSEUM.  1353 

860),  bei  dem  auch  die  untere  Saumlinie  des  Mantels  zu  vergleichen 
ist,  und  der  Dionysos  aus  Tralles  in  Konstantinopel.  Für  das  Motiv 
des  Übergreifens  hat  man  außer  an  den  Eros  an  die  Venus  von  Capua 
erinnert  (vgl.  n.  1918),  bei  der  auch  das  Motiv  des  einen  entblößten 
Fußes  und  die  charakteristische  Schwingung  der  unteren  Saumlinie 
am  Mantel  wiederkehrt.  Andrerseits  sind  die  Gesichtszüge  der 
Venus  von  denen  jener  anderen  Werke  verschieden ;  aber  es  ist  doch 
klar,  daß  wir  uns  hier  vor  einer  Reihe  von  Schöpfungen  befinden,  die  in 
engem  Schulzusammenhange  entstanden  sind.  Man  erinnere  sich  nun 
unserer  Bemerkungen  zu  n.  776  und  1063 — 66.  Danach  wäre  es  nicht 
unmöglich,  daß  wir  als  Meister  dieser  Gruppe  die  Söhne  des  Praxiteles, 
Timarchos  und  Kephisodotos,  erkennen  dürften,  in  deren  Werken 
sich  die  Erbschaft  der  väterlichen  Kunst  mit  lysippisohen  Einflüssen 
gekreuzt  hätte. 

Notizie  d.  scavi  1870  T.  I  p.  16;  116.  8.  Reinach  repertoire  de  la  etat.  II  2  p.  660 
n.  4;  III  p.  193  n.  6.  Klein  praxitelische  Studien  p.  39  ff.  Fig.  12,  13.  Jahreshefte  d. 
österr.  arch.  Instituts  IV  1903  T.  VII  p.  186  ff.  (Altmann).  Brunn-Bruckmann  Denk- 
mäler n.  683,  684  (Text  von  Amelung).  Bollettino  d'arte  I  n.  6,  Maggio  1907  p.  113  ff. 
mit  Abb.  (Della  Seta).  Emporium  XXVI,  Agosto  1907  p.  87  ff.  mit  Abb.  CLöwy). 
Münchener  Jahrbach  1907  II  p.  1  ff.  mit  2  Tafeln  u.  4  Abb.  (Furtwängler).  Kunstwart 
XXIII  5  (München  1909)  p.  356 ff.  mit  2  Tafeln  (Klein).  Bullettino  comunale  XXXVH 

1909  T.  VIII— XI  p.  167  ff.  (Mariani).  Die  Woche  XII,  15.  Januar  1910  p.  85  ff.  mit 
Abb.  (Hartwig).  Fregni  la  fanciulta  d'Anzio  (Modena  1910)  p.  1  ff.  (mit  1  Tafel).  Journal 
international  d'archeol.  numismatique  XII  1909—10  T.  III— XIII  p.  209 ff.  mit  voll- 
standiger  Bibliographie  (auch  alle  Aufsätze  in  Tageszeitungen  sind  zitiert)  auf  p.  210  ff. 
(Svoronos).  The  Burlington  Magazine  XVIII,  November  1910  p.  71  ff.  mit  Abb.  (Strong); 
XIX  1911  p.  13  ff.  mit  Abb.  (Löwy).  Bruckmann  Wandbilder  alter  Plastik  XV 
(erläuternder  Text  von  E.  Buschor).  Petersen  von  alten  Born4  p.  166  ff.  Abb. 
131.  Bulle  der  schöne  Mensch.  (2.  Aufl.)  T.  186.  Vgl.  Revue  des  gtudes  grecques 
1905  p.  119.  Sitzungsber.  d.  Kgl.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  pbil.-bist.  Kl.  1906 
p.  388  Anm.  1.  Bevue  archeologique  1907  II  p.  349.  Ausonia  III  1909  p.  133.  Lan- 
ciani  wandering  in  the  roman  campagna  p.  333 f.  Bevue  de(  lart  anc.  et  mod.  1909  p 
451  ff.    Gazette  des  beaux  arts  1910  I  p.  84  ff.    Bollettino  d'arte  IV  n.  2,  Febbraio 

1910  p.  41  ff.  Ausonia  IV  1910  p.  113  ff.  Comptes  rendus  de  l'Acad.  des  inscript. 
et  belles-lettres  1910  p.  40  ff.  —  Die  Giebelfiguren  von  Samothrake:  Conze-Hauser- 
Niemann  Untersuchungen  auf  Samothrake  I  T.  35 — 40  p.  24.  Vollständige  Abbil- 
dung des  Dionysos  von  Tralles  bei  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I  T.  73,  6. 

Zimmer  V  (an  den  Korridor  I  anstoßend). 
1353  Kopflose  Statue  eines  nackten  Epheben. 

Gefunden  1884  in  der  Villa  des  Nero  bei  Subiaco.  Der  r.  Oberarm 
war  gebrochen.  Der  Vermutung,  daß  eine  bei  derselben  Ausgrabung  ge- 
fundene 1.  Hand,  die  einen  riemen-  oder  bindenartigen  Gegenstand  halt, 
zu  unserer  Statue  gehört  habe,  widerspricht  die  Verschiedenheit  der  Aus- 
führung. An  dieser  Hand  sind  die  Baspelstriche  stehen  geblieben,  die 
der  Bildhauer  an  dem  Körper  durchweg  getilgt  hat. 

Das  Motiv  der  Statue  ist  in  der  Hauptsache  klar:  Der  Jüngling 
hemmt  die  Bewegung  nach  vorwärts,  in  der  er  bisher  begriffen  war,  in- 
dem er  die  r.  Sohle  fest  auf  den  Boden  setzt.  Auf  das  1.  Knie  nieder- 
stürzend, aber  dabei  in  der  Schwebe  verharrend,  macht  er  mit  dem 
ganzen  Oberkörper  eine  Drehung  nach  seiner  Rechten.  Von  den  Ar- 
men ist  der  r.  erhoben,  aber  ohne  irgendwelche  Anspannung  der  Mus- 
keln, die  auf  eine  Anstrengung  schließen  ließe.  Das  erhaltene  Schulter- 


OBERES  STOCKWERK.  147 

stück  beweist,  daß  der  1.  Arm  abwärts  reichte.  Vermutlich  war  er  ge- 
bogen und  unweit  des  Handgelenkes  durch  eine  Stütze,  deren  Bruch- 
stelle auf  der  inneren  Seite  des  r.  Knies  sichtbar  ist,  mit  dem  r.  Beine 
verbunden.  Der  Kopf  war,  nach  dem  erhaltenen  Ansätze  des  Halses 
zu  schließen,  nach  derselben  Seite  wie  der  Oberkörper,  aber  noch  stär- 
ker als  dieser  gedreht  und  emporgewendet»  Augenscheinlich  folgte 
also  der  Blick  der  Richtung  des  r»  Armes»  In  der  unebenen  Oberfläche 
der  Plinthe  hat  man  die  vom  Winde  gekräuselte  Oberfläche  einer 
Quelle  erkennen  wollen.  Doch  entspricht  diese  Behandlung  vielmehr 
dem  Charakter /eines  lockeren  sandigen  Bodens,  dem  heftiger  Wind 
oder  vielfaches  Begehen  jene  wellige  Oberfläche  gegeben  hat.  Auch 
ist  zu  beachten,  daß  der  Bildhauer  die  Stütze  des  r*  Beines  so  gestaltet 
hat,  daß  wir  darin  einen  Baumstamm  erkennen  dürfen»  obwohl  sie  als 
solcher  nicht  durch  Ast  oder  Rinde  realistisch  charakterisiert  ist. 

Die  Statue  ist  für  einen  Kiobiden  erklärt  worden,  für  einen  Wett- 
läufer, der  in  dem  archaischen  Schema  des  sogenannten  Knielaufes 
dargestellt  sei,  für  einen  Jüngling»  der  eine  Schleuder  oder  eine 
Wurfsohlinge  (Lasso)  handhabe  —*  beide  Vermutungen  ausgehend 
von  der  Vorraussetzung,  daß  die  an  derselben  Stelle  gefundene  L 
Hand  zu  dem  Körper  gehöre  — ',  für  Hylas,  der,  um  Wasser  zu 
schöpfen,  den  Krug  am  1.  Knie  halte  und  sich  erschreckt  aufrichte» 
als  er  sich  der  Anziehungskraft  des  verräterischen  Elementes  bewußt 
wird,  für  einen  Ballspieler,  endlich  für  Ganymed,  der  dem  drohend 
niederstürzenden  Adler  auszuweichen  suche.  Doch  stoßen  alle  diese 
Deutungen  auf  Schwierigkeiten.  Zu  dem  erhaltenen  Tatbestande  der 
Statue  stimmt  vielleicht  am  besten  die  Vermutung,  nach  der  ein 
Ballspieler  dargestellt  wäre,  der  einem  ihm  zugeschleuderten  Ball  nach- 
gelaufen* ist  und  ihn  mit  der  erhobenen  Rechten  auffängt.  Dabei 
würde  sieh  auch  die  starke  Hebung  des  Kopfes  und  die  Drehung  des 
r.  Armes  erklären,  die  wir  aus  der  Stellung  des  Ellenbogens  entneh- 
men müssen»  Aber  zu  anderem  als  au  einer  Möglichkeit  der  richtigen 
Lösung  gelangen  wir  auch  bei  dieser  Annahme  nicht.  Die  Deutung  auf 
Ganymed  muß  damit  rechnen»  daß  es  dem  Beschauer  überlassen  blieb» 
den  Adler  in  seiner  Phantasie  bu  ergänzen;  auch  scheint  es  unmög- 
lich, der  Rechten  bei  der  starken  Drehung  des  Armes  den  Gestus  der 
Abwehr  zu  geben. 

Daß  die  Oberfläche  der  Plinthe  nicht  als  Wasserfläche  zu  verstehen 
ist,  wurde  schon  erwähnt;  auf  dieser  Annahme  aber  beruht  die  Deut- 
ung auf  Hylas,  dessen  Füße  doch  auch  in  das  Wasser  einsinken  müß- 
ten. Zudem  richtet  sich  die  ganzeBswegung  der  Figur  einer  von  oben 
wirkenden  Ursache  entgegen,  während  Hylas  von  den  Nymphen  des 
Wassers  niedergezogen  wird.  Die  Erklärung,  daß  der  Jüngling  ein  Nio- 
bide  sei,  hat  man  vor  einigen  Jahren  aufs  neue  durch  eine  Zusammen- 
stellung mit  der  Niobide  im  Vatikan  (n.  13)  zu  stützen  gesucht.  Auch 

10* 


148  DAS  THERMENMUSEUM.  1368. 

bei  dieser  Deutung  wäre  es  notwendig,  die  erhobene  R.  mit  abwehren- 
der Gebärde  zu  ergänzen.  Jedenfalls  ist  aber  ein  stilistischer  Zusam- 
menhang der  Statue  mitder  Florentiner  Niobidengruppe  und  deren  Ori- 
ginal vollkommen  ausgeschlossen.  Was  den  Gliedern  dieser  Gruppe 
ihr  eigentümliches  Gepräge  gibt,  ist  das  prinzipielle  Vermeiden  aller 
Motive  mit  komplizierter  Drehung  und  Wendung,  auf  die  es  dem 
Künstler  der  Jünglingsstatue  augenscheinlich  vor  allem  ankam,  und 
im  Gegensatze  zu  dieser  mit  ihrer  weichen  Fülle  eine  magere  Trocken- 
heit der  Formen. 

Wer  in  dem  Jüngling  einen  Niobiden  sehen  will,  muß  annehmen, 
daß  sich  ein  Kunstkenner  —  in  diesem  Falle  also  Nero  —  die  Figur 
nach  einem  ursprünglich  in  den  Verband  einer  großen  Gruppe  einge- 
gliederten Originale  habe  kopieren  lassen,  denn  mit  ihrer  ringsum  pro- 
filierten Plinthe  konnte  die  Statue  natürlich  nicht  mit  anderen  grup- 
piert werden.  Wir  hätten  denselben  Fall  anzunehmen,  wie  für  die  va- 
tikanische Niobide,  die  übrigens  auch  wegen  des  besonderen  vorsprin- 
genden Sockels  für  den  einen  Fuß  zu  vergleichen  ist.   Jedenfalls  also 
hat  für  diese  Erklärung  die  Frage,  ob  Kopie  oder  Original,  entscheidende 
Wichtigkeit,  während  sie  für  die  vorher  erwogenen  Deutungen  gleich- 
gültig ist.  So  frisch  und  zart  nun  auch  die  Ausführung  der  Statue  ist, 
bestimmte  Anzeichen  sind  dafür  beweisend,  daß  wir  in  ihr  kein  Ori- 
ginal vor  uns  haben,  sondern  ein  Werk,  das  uns  allerdings  eine  über- 
raschende Vorstellung  davon  gibt,  bis  zu  welchem  Grade  der  Vortreff- 
lichkeit sich  gelegentlich  auch  ein  Kopist  aufzuschwingen  vermochte 
(vgl.  n.  23  u.  1341).  Schon  die  Profilierung  der  Plinthe  spricht  gegen 
original-griechische  Arbeit  (das  Profil  stimmt  nicht  mit  demjenigen 
überein,  das  man  an  einigen  pergamenisohen  Skulpturen  findet,  die 
aber  auch  nur  Kopien  sind;  vgl.  n.  166),  und  nicht  das  geringste  An- 
zeichen läßt  darauf  schließen,  daß  man  das  Profil  etwa  nachträglich 
aus  dem  Rande  der  Plinthe  herausgemeißelt  hätte.  Ferner  machen  die 
beiden  Stützen  den  Eindruck  der  üblichen  Kopistenbehelfe;  zudem 
sieht  man  deutlich,  daß  der  Stamm  erst  zu  dick  geraten  war  und,  nach- 
dem man  die  ganze  Statue  sohon  poliert  hatte,  nachträglich  noch  ver- 
schmälert worden  ist,  wobei  man  sich  nicht  die  Mühe  gab,  die  Politur 
—  nicht  einmal  am  Boden  —  nachzuholen.  Gewisse  Flauheiten  in  der 
Bildung  des  Bauches  und  der  Hautfalten  dürften  auoh  eher  für  Ko- 
pistenarbeit, als  etwa  für  die  Entstehungszeit  des  Originals  bezeichnend 
sein.  Denkt  man  nun  die  beiden  Stützen  fort,  so  erkennt  man  sofort, 
daß  die  Komposition  augenscheinlich  nicht  für  die  Ausführung  in  Mar- 
mor, sondern  für  Bronze  geschaffen  ist.    Auch  das  ist  zunächst  be- 
fremdlich, da  an  der  Statue,  wie  sie  hier  vor  uns  steht,  gerade  die 
Wirkung  des  Materiales  so  außerordentlich  stark  ist.  Aber  es  fehlt  nicht 
an  antiken  Bronzen  oder  sicheren  Kopien  nach  Bronzestatuen,  an  denen 
die  Körperformen  ebenso  weich  und  seh  wellend  gebildet  sind  wie  hier; 


OBERES  STOCKWERK.  149 

man  erinnere  sich  vor  allem  des  Hypnos.  Aach  auf  ein  Bronzeoriginal, 
aber  auf  ein  Werk  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  eine  Schöpf  ungdes  Pytha- 
goras  von  Rhegion,  ist  die  Statue  von  dem  Gelehrten  zurückgeführt 
worden,  der  in  ihr  einen  Wettläufer  erblicken  wollte  und  behauptete, 
in  dem  eigenartigen  Motive  der  Figur  sei  das  archaische  Schema  des 
sogenannten  Knielaufes  in  seiner  jüngsten  Form  zu  erkennen.  Man 
hat  diese  Ansicht  mit  vollem  Rechte  abgewiesen;  ein  Künstler  des  5, 
Jahrhunderts  hätte  dem  Oberkörper  niemals  diese  komplizierte,  die 
Flächen  auflösende  Drehung  gegeben,  ganz  abgesehen  davon,  daß  wir 
eine  durchgreifende  Umstüisierung  der  einzelnen  Formen  im  Sinne  der 
frühhellenistischen  Zeit  annehmen  müßten,  Das  Motiv  der  Statue 
recht  zu  verstehen,  kann  uns  freilich  der  Vergleich  mit  einer  Schöp- 
fung des  5.  Jahrhunderts  dienen  —  auch  in  diesem  Falle  handelt  es 
sich  um  ein  Unterbrechen  des  Laufes  durch  plötzliches  Einknicken  der 
Beine  — ,  der  Vergleich  mit  der  Niobide  in  Mailand,  aber  man  wird  auch 
die  fundamentale  Verschiedenheit  in  der  Art,  wie  das  Motiv  in  beiden 
Fällen  gefaßt  ist,  nicht  verkennen.  Der  Eindruck  des  Archaischen 
kann  überhaupt  nur  bestehen,  solange  man  die  Figur  einzig  im  Profil 
von  links  betrachtet.  Es  ist  aber  sehr  die  Frage,  ob  der  Künstler  sie  in 
erster  Linie  für  diese  Ansicht  berechnet  hat,  bei  der  nicht  nur  die  große 
viereckige  Leere  zwischen  den  Beinen,  der  parallele  Verlauf  der  Linien 
im  unteren  Teile  der  Komposition,  die  ungleiche  Länge  der  Beine  und 
die  lange,  gerade  in  dieser  Ansicht  ausdruckslose  Bückenlinie  uner- 
freulich wirken,  zumal  diese  Ansicht  auch  darin  stiefmütterlich  behan- 
delt war,  daß  sioh  der  Kopf  entschieden  nach  der  entgegengesetzten 
Seite  wendete.  Ebensowenig  konnte  die  andere  Profilansicht  die 
Hauptansicht  sein.  All  diese  Mängel  aber  verschwinden,  wenn  man 
die  Statue  von  der  vorderen  Schmalseite  aus  betrachtet.  Von  hier 
aus  stellt  sich  die  Komposition  geschlossen,  ausgefüllt  und  von  wunder- 
vollen Konturen  umgeben  dar,  und  der  Anblick  des  Gesichtes  war 
von  hier  aus  fast  unverkürzt. 

Antike  Denkmäler  herausg.  vom  arch.  Institut  I  T.  56.  Brunn-Bruckmann  Denk- 
mäler n.  249.  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I  T.  LX  2.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst. 
X  1805  T.  1  p.  46  ff.  Fig.  1.  Collignon  histoire  de  la  sculpture  grecque  II  p.  361  Fig.  184. 
Revue  archeologique,  3.  serie,  tome  XXXI  1897  p.  265 — 290  (Abbildung  auf  p.  281). 
S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  419  n.  7.  Neue  Jahrbücher  f.  Philologie  IX 
1902  I  T.  I  p.  427 ff.  Ausonia  1 1906  p.  21  ff.  Fig.  1.  Petersen  vom  alten  Rom4  p.  164 ff. 
Abb.  130.  Bulle  der  schöne  Mensch*  T.  92,  93  p.  180  ff.  Löwy  griech.  Plastik  T.  108, 
195  p.  88 f.,  117.  Vgl.  Notizie  degli  scavi  1884  p.  426—427.  Romische  Mitteilungen  VI 
1891  p.  238.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XI 1896  p.  11  ff.,  p.  197  (die  zugleich  mit  der  Sta- 
tue gefundene  1.  Hand  ist  hier  p.  207  Fig.  1  abgebildet).  Hermes  XXXV  1900  p.  31 
Anm.  3.  Revue  archeologique  4.  sene  I  1903  p.  76  f.  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst. 
IX  1906  p.  273  f.  Vgl.  die  Literaturangabe  in  der  Revue  archeologique  XXXI  1897 
p.  265  note  5.  —  Über  das  sogen.  Knielaufschema  vgl.  zuletzt  Münchener  archäol. 
Studien  dem  And.  Ad.  Furtwänglers  dargebr.  (München  1909)  p.  249 ff.  (insbes.  p.  257). 
—  Eine  Bronzefigur  mit  ebenso  weicher  Formengebung  wie  der  Jüngl.  v.  Subiaco  ist 
der  Hypnos  in  Berlin:  Kekule  von  Stradonitz  die  griech.  Skulptur  p.  266 ff.  mit  Abb. 


150  DAS  THEBMENMUSEÜM.  .1364— 1366. 

1354  (603)  SUtuenfragment,  Kopf  eines  sterbenden  Persers. 

Gefunden  um  1867  auf  dem  Palatin. 

Da  die  auf  dem  Hinterkopfe  vorhandenen  Ansatzspuren  nur  von 
einer  Plinthe  herrühren  können,  haben  wir  anzunehmen,  daß  dieser 
Kopf  zu  einer  Figur  gehörte,  die  liegend  dargestellt  war.  Und  in  der 
Tat  wirkt  er  viel  nachdrücklicher,  wenn  man  ihn  in  eine  horizontale 
Richtung  bringt  und  von  oben  betrachtet.  Der  Gesichtstypus  und  die 
das  Haupt  bedeckende  Tiara  deuten  auf  einen  Perser.  Der  Prozeß  des 
Sterbens  ist  in  meisterhafter  Weise  vergegenwärtigt.  Die  Augen  sind 
bereits  halb  geschlossen  und  die  Stirnmuskeln  konvulsivisch  verzogen; 
der  geöffnete  Mund  scheint  soeben  den  letzten  Odem  auszuhauchen. 
Der  Marmor  ist  derjenige,  dessen  sich  die  pergamenischen  Bildhauer 
bedienten  (vgl.  n.  884).  In  der  Auffassung  und  in  dem  Stile,  be- 
sonders in  der  Behandlungsweise  der  Haare,  bekundet  der  Kopf  eine 
enge  Verwandtschaft  mit  den  von  diesen  Bildhauern  geschaffenen 
Barbarentypen  (n.  98,  884,  1302).  Hiernach  spricht  alle  Wahrschein- 
lichkeit dafür,  daß  die  Figur,  von  der  dieser  Kopf  herrührt,  in  einem 
pergamenischen  Atelier  gearbeitet  ist.  Wir  hätten  eine  große  Darstel- 
lung des  Kampfes  der  Athener  mit  den  Persern,  den  großen  Gruppen 
des  Gallierkampfes  entsprechend,  anzunehmen,  ebenso  wie  in  dem 
Weihgeschenke  des  Attalos  auf  der  athenischen  Akropolis  beide  Käm- 
pfe in  kleinen  Figuren  nebeneinander  dargestellt  waren  (vgl.  n.  372). 

Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I  T.  70,  2.  Vgl.  Bull.  dell'Inst.  1867  p.  140. 
Ann.  dell'  Inst.  1871  p.  238  not.  31.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Born  I  p.  349  n.  1190. 
Berl.  philol.  Wochenschrift  1896  p.  945. 

1355  (1194)  Kop!  eines  schlafenden  Mädchens. 

Gefunden  in  der  Villa  des  Nero  bei  Subiaco  in  demselben  Räume 
wie  n.  1353. 

Die  Statue,  von  der  dieser  vortrefflich  ausgeführte  Kopf  herrührt, 
gehörte  zu  der  Gattung  von  bildlichen  Darstellungen,  die  von  den  an- 
tiken Kunstkritikern  als  die  „Ruhenden"  {dva7tav6(ievai)  bezeich- 
net wurden  (vgl.  n.  1184).  Der  Stil  deutet  auf  ein  Vorbild  ungefähr 
aus  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Die  Vertiefung,  die  der  an- 
tike Bildhauer  an  der  r.  Seite  des  Kopfes  angebracht  hat,  war  augen- 
scheinlich zur  Anfügung  der  r.  Hand  bestimmt,  die  das  Mädchen,  wie 
es  häufig  bei  derartigen  ruhenden  Figuren  der  Fall  ist,  auf  den  Kopf 
gelegt  hielt  und  die  der  Künstler  zusammen  mit  dem  Arme  aus  einem 
besonderen  Stück  Marmor  gearbeitet  hatte.  Da  keine  bezeichnenden 
Attribute  vorhanden  sind,  müssen  wir  auf  eine  bestimmte  Deutung 
verzichten,  doch  scheint  die  das  Haar  umgebende  Binde  eher  auf  eine 
mythische  als  auf  eine  Genrefigur  hinzuweisen  (Nymphe,  Ariadne  ?). 
Die  Vermutung,  daß  wir  es  mit  einer  Kopie  nach  der  sterbenden  lo- 
kaste des  Silanion  zu  tun  hätten,  ist  abzulehnen  (vgl.  n.  261,  272).  Man 


OBERES  STOCKWERK.  151 

erkennt  deutlich,  daß  der  Bildhauer  keine  Sterbende,  sondern  eine 
Schlafende  darstellen  wollte. 

Notizie  d.  scavi  1884  p.  427.    Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  V  1889  p.  167  Anm.  77. 

1356  (1080)  Stüeke  Ton  Wanddekorationen. 

Sie  stammen  aus  einem  oblongen  Saale  des  bei  der  Farnesina  ent- 
deckten Hauses  (vgl.  die  Vorbemerkungen  zu  n.  1327 — 1332;  der  Saal 
ist  auf  dem  Plane  des  Hauses  mit  3  bezeichnet).  Über  die  ursprüngliche 
Anordnung:  Bendiconti  delT  acc.  dei  Lincei  VI  1897  p.  44 f. 

Auf  den  schwarzen  Feldern  des  unteren  Teiles  der  Wand  waren 
mit  vorwiegend  gelber  Farbe  flüchtig  ausgeführte  Landschaften  ägyp- 
tisch-hellenistischen Stiles  gemalt,  die  jetzt  fast  vollständig  verblichen 
sind.  Jßesser  erhalten  ist  der  Fries,  der  sich  am  oberen  Rande  der 
Wand  entlang  zieht  und  eine  Reihe  von  Gerichtsszenen  darstellt.  Der 
Richter  erscheint  jedesmal  als  ein  Mann  könighohen  Aussehens,  der 
ein  Zepter  in  Händen  auf  einem  erhöhten  Sessel  sitzt  und  neben  dem 
ein  oder  mehrere  Trabanten  stehen,  während  sich  vor  ihm  die  Ange- 
klagten oder  die  streitenden  Parteien  bewegen.  Da  mancherlei  an  den 
Trachten  der  Figuren  einen  entschieden  ägyptisohen  Charakter  zeigt, 
die  Statue,  einer  liegenden  Sphinx,  der  eine  Mauer  als  Basis  dient,  auf 
das  Niltal  hinweist  und  die  charaktervolle  Häßlichkeit,  mit  der  die 
Typen  der  gemeinen  Leute  wiedergegeben  sind,  einer  bezeichnenden 
Richtung  der  alexandrinischen  Kunst  entspricht,  so  dürfen  wir  an- 
nehmen, daß  dieser  Zyklus  in  Alexandria  erfunden  ist.  Wie  bei  den 
Hebräern  der  weise  Salomo,  galt  bei  den  Ägyptern  der  König  Bok- 
choris  (735 — 728  v.  Chr.)  für  das  Ideal  eines  klugen  Richters;  er  blieb 
bis  tief  in  die  römische  Kaiserzeit  hinein  eine  populäre  Figur  und  wur- 
de noch  zur  Zeit  Hadrians  von  einem  alexandrinischen  Dichter  Pan- 
krates  durch  ein  Epos  verherrlicht.  Hiernach  scheint  die  Vermutung 
nicht  zu  kühn,  daß  der  in  Rede  stehende  Fries  eine  Reihe  von  berühm- 
ten Rechtssprüchen  illustriert,  die  von  der  Überlieferung  dem  Bok- 
choris  zugeschrieben  wurden.  Da  die  antiken  Künstler  keine  archäo- 
logischen Studien  machten,  ist  es  nicht  zu  verwundern,  daß  der  alex- 
andrinische  Maler,  der  diese  Bilder  komponierte,  nicht  das  Lokal- 
kolorit des  8.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  sondern  das  seiner  eigenen,  d.  i.  der 
hellenistischen  Zeit  zur  Darstellung  brachte.  Einer  abweichenden  An- 
nahme, nach  der  wir  in  den  Szenen  des  Frieses  vielmehr  Illustrationen 
der  einzelnen  Begebnisse  eines  Romans  zu  erkennen  hätten,  ist  mit 
Recht  widersprochen  worden.  Auch  der  Versuoh,  den  Stil  der  Dar- 
stellungen für  charakteristisch  römisch  im  Gegensatz  zu  griechischer 
Eigenart  zu  erklären,  hat  sich  als  unhaltbar  erwiesen. 

Mon.  dell'  Inst.  XI  44  (Ann.  1882  p.  301  ff.)  =  Lessing-Mau  Wand-  u.  Decken- 
schmuck eines  röm.  Hauses  T.  9.  Der  Fries:  Mon.  dell'  Inst.  XI  45—48  (Ann.  1882 
p.  309 ff.).  Rendiconti  dell'  acc.  dei  Lincei  VI  1897  T.  I,  II  p.  27  ff.  Vgl.  Archaol.  An- 
zeiger XIII 1898  p.  49  f.  Hermes  XXXVI  1901  p.  364 ff.  Festschrift  für  O.  Hirschfeld 
p.  259  n.  2  Fig.  2;  p.  41 7 ff.  Fig.  1.  Abhandl.  d.  phil.-hist.  Klasse  d.  sachs.  Gesellach.  d. 
Wiasensch.  XXII  1904  n.  IV  p.  32  Anm.  44;  p.  65  Anm.  144.  Eodenwaldt  die  Kompo- 


152  DAS  THERMENMUSEUM.  1367—1361. 

sition  d.  pompej.  Wandgemälde  p.  32 f.  Ippel  der  dritte  pompe janische  Stil  p.  40 ff 
Götting.  gelehrte  Anzeigen  1910  p.  815 f.  Rom.  Mitteilungen  XXVI  1911  p.  98.  — 
Vgl.  auch  Hermes  XXXIX  1904  p.  146  ff.  . 

Zimmer  VI  (vgl.  n.  1528  Anm.). 

Die  in  diesem  Zimmer  aufgestellten  Skulpturen  —  fünf  Porträts  von  Vesta- 
linnen  —  stammen  aus  dem  Atrium  Vestae  am  Nordabhange  des  Palatins,  d.  i.  aus 
dem  Hause,  das  wenige  Schritte  östlich  von  dem  Rundtempel  der  Göttin  lag  und  in 
dem  die  sechs  Vestalinnen  wohnten.   Die  Konstruktion  des  Hauses,  in  dem  die  Vesta- 
linnen  wohnten,  scheint  nach  den  mit  Stempeln  versehenen  Ziegeln,  die  dabei  zur 
Anwendung  gekommen  sind,  wie  nach  der  Baumschrift  der  daran  angebauten  Aedi- 
cula  im  wesentlichen  der  Zeit  des  Hadrian  anzugehören.  In  dem  Hause  wurden  zahl- 
reiche Basen  gefunden,  deren  Inschriften  bezeugen,  daß  darauf  Statuen  von  Vesta- 
linnen aufgestellt  waren.   Keine  dieser  Inschriften  bezieht  sich  auf  eine  einfache  virgo 
vestalis.    Vielmehr  sind  alle  Oberinnen  (virgo  vestaüs  maxima)  gewidmet.    Hiernach 
dürfen  wir  annehmen,  daß  auch  die  in  demselben  Hause  entdeckten  Statuen  und 
ursprünglich  zu  Statuen  gehörigen  Köpfe  von  Vestalinnen  durchweg  Portrats  von 
Oberinnen  waren  (vgl.  Jordan  der  Tempel  der  Vesta  und  das  Haus  der  Vestalinnen 
p.  47;  Rheinisches  Museum  n.  F.  LI  1896  p.  283.  Americ.  Journal  of  archaeology  XII 
1908  p.  324  ff).   Leider  sind  wir  außer  stände,  die  einzelnen  Exemplare  zu  bestimmten 
Basen  in  Beziehung  zu  setzen.  Von  den  Basen  gehören  nach  den  darauf  angebrachten 
Inschriften  nur  zwei  der  früheren  Kaiserzeit,  alle  übrigen  dem  dritten  und  vierten 
Jahrhundert  n.  Ohr.  an.    Hiermit  stimmt  auch  der  Stil  der  Vestalinnenportr&ts,  der 
fast  durchweg  auf  die  Zeit  des  Septimins  Severus  oder  Garacalla  hinweist.  Eine  sichere 
Ausnahme  hiervon  bildet  nur  der  Kopf  n.  1360,  der  des  plastischen  Ausdruckes  der 
Augensterne  wie  der  Brauen  entbehrt.   Er  unterscheidet  sich  von  den  sonstigen  Vesta- 
linnenporträts  auch  dadurch,  daß  die  den  Schädel  umgebende  Binde  über  der  Stirn 
stark  emporgezogen  ist  und  somit  in  der  Vorderansicht  ein  Motiv  zeigt,  das  an  ein 
aufrechtstehendes  Dreieck  erinnert.    Wir  begegnen  einer  ähnlichen  Anordnung  des 
Haares  an  einer  in  Florenz  befindlichen  Vestalinnenbüste,  die  man,  nach  Büstenform 
und  Arbeit,  hadrianischer  Zeit  zuschreiben  kann  (Amelung  Führer  p.  36  n.  50).  Außer- 
dem scheint  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  daß   die   Statue  n.  1357   noch    in 
die  Zeit  der  Antonine  hinaufreicht.    Nach  alledem  dürfen  wir  vermuten,  daß  der  Ge- 
brauch, die  Oberinnen  der  Vestalinnen  durch  Statuen  zu  ehren,  erst  unter  der  Regie- 
rung des  Septimius  Severus  häufiger  wurde,  eine  Tatsache,  die  vermutlich  mit  dem 
damals  unternommenen  Neubau  des  Vestatempels  in  Zusammenhang  stand.     Diese 
Oberinnen  erscheinen  in  ihren  Porträts  als  übellaunige  alte  Jungfern,  die  in  den  vier- 
ziger oder  fünfziger  Jahren  stehen.     Die  verschiedenen  Nuancen  Ihres  Gesichtsaus- 
druckes finden  reichliche  Analogien  in  den  Physiognomien  moderner  Nonnen,  die  einer 
strengen  Klausur  unterliegen.     Die  Hände  wie  deren  Attribute  sind  an  sämtlichen 
Statuen  verloren.  Da  wir  in  der  Regel  wahrnehmen,  daß  der  1.  Vorderarm  vorgestreckt 
war,  so  muß  die  1.  Hand  einen  Gegenstand,  vermutlich  eine  Weihrauchschachtel 
(acerra),  gehalten  haben.    Wo  der  r.  Arm  gesenkt  ist,  liegt  es  nahe,  als  Attribut  der 
Hand  eine  Schale  anzunehmen.    Wie  es  scheint,  war  die  Amtstracht  der  Vestalinnen 
ursprünglich  dieselbe  wie  die  Hochzeitstracht  der  Bräute  während  einer  primitiven 
Phase  der  römischen  Entwicklung.    Doch  zeigen  die  erhaltenen  Statuen  nur  wenige 
der  Eigentümlichkeiten,  die  von  den  Schriftstellern  als  bezeichnend  für  die  Tracht 
der  Vestalinnen  erwähnt  werden  — -  eine  Tatsache,  die  daraus  zu  erklären  ist,  daß  die 
damalige  Plastik  sich  bei  derartigen  Aufgaben  zu  sehr  an  die  Nachahmung  griechischer 
Muster  gebunden  hielt. 

Die  Köpfe  der  Vestalinnen  sind  durchweg  mit  einer,  wie  es  scheint,  aus  Wolle  ge- 
arbeiteten Binde  ausgestattet,  die  in  der  Regel  sechs-  und  nur  ausnahmsweise  fünf- 
(n.  1243)  oder  viermal  um  den  Schädel  gewunden  ist  und  deren  lose  Enden  auf  die 
Schultern  herabhängen.  Da  die  Zahl  der  Windungen  fast  durchweg  sechs  beträgt-, 
hat  ein  Gelehrter  diese  Binde  zu  den  sechs  Haarsträhnen  (sex  crines)  in  Beziehung 
gesetzt,  die  für  die  altrömischen  Bräute  wie  für  die  Vestalinnen  vorgeschrieben  waren, 
und  vermutet,  daß  im  Laufe  der  Zeit  die  altertümliche  Anordnung  des  Haares  durch 
einen  ihr  in  dekorativer  Hinsicht  entsprechenden  Bindenschmuck  ersetzt  worden  sei 
(Jordan  in  den  Aufsätzen  Ernst  Curtius  gewidmet  p.  218 ff.;  der  Tempel  der  Vesta 
p.  47 ff.;  hiergegen  Rheinisches  Museum  n.  F.  LI  1896  p.  286 — 288).  Doch  haben 
wir  in  dieser  Binde  vielmehr  die  infula  zu  erkennen,  die  ein  ständiges  Abzeichen  prie- 
sterlicher Personen  war  und  demnach  notwendig  zu  den  Insignien  der  Vestalinnen  ge- 
hörte (vgl.  Marquardt-Wissowa  römische  Staatsverwaltung  III  p.  180  Anm.  3;  Jor- 
dan der  Tempel  der  Vesta  p.  49).    Die  sex  crines  werden  dagegen  an  den  erhaltenen 


OBERES  STOCKWERK.  153 

Porträts  nur  am  Hinterkopfe,  halb  unter  den  Windungen  der  infula  versteckt,  sicht- 
bar (Amer.  Journ.  of  arch.  a.  a.  O.  p.  341  f.). 

Zu  der  Tracht  der  Vestalinnen,  wenn  sie  opferten,  gehörte  ferner  das  Suffibulum, 
ein  viereckiges,  weißes  Tuch  mit  purpurnem  Bande,  das,  über  den  Hinterkopf  gelegt, 
auf  die  Schultern  herabreichte  und  auf  der  Brust  durch  eine  Agraffe  (fibula)  zusam- 
mengehalten wurde.  Wir  begegnen  diesemKleidungsstücke  in  einer  der  Überlieferung 
genau  entsprechenden  Anordnung  an  der  Statue  n.  1357  (vgl.  auch  Atti  deir  accad. 
pontif.  romana  di  archeologia  1001  p.  67  ff.)-  Über  die  Fußbekleidung  der  Vesta- 
linnen vgl.  Archaol.  Anzeiger  XIX  1904  p.  187. 

1357  (639)  Der  obere  Teil  der  Statue  einer  Vestalin.  ' 

Das  Fragment  zeichnet  sieh  vor  allen  anderen  Darstellungen  der 
Vestalinnen  durch  imposante  Würde  und  vornehme  Erscheinung  aus. 
Per  verdrießliche  Ausdruck,  der  für  die  andern  Porträts  dieser  heili- 
gen Jungfrauen  charakteristisch  ist,  erscheint  hier  durch  einen  Zug 
schwermütigen  Ernstes  gemildert.  Über  den  Hinterkopf  fällt  das 
suffibulum  herab.    S.  oben. 

Jordan  In  den  histor.  u.  philol.  AufBatzen  Ernst  Curtius  gewidmet,  Vignette  zu 
p.  211;  der  Tempel  der  Vesta  T.  IX  10  p.  44 f.,  p.  54.  Rhein.  Museum  n.  F.  LI  1896 
p.  283  Fig.  2.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  001  n.  1.  Rom.  Quartalschrift 
XVI  (1902)  p.  239ff.  mit  Abb.  Americ.  Journal  of  archaeol.  XII 1908  p.  340  Fig.  15, 
p.  339  u.  sonst.  Petersen  vom  alten  Rom4  p.  02  Abb.  37.  Über  den  Knoten  des  Gür- 
tels vgl.  Wolters  zu  griechischen  Agonen  (Würzburg  1901)  p.  8. 

1358  Kopf  einer  ältlichen  Vestalin. 

Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Nase. 
Der  Ausdruck  des  Gesichtes  bekundet  ein  eigentümliches  Gemisch 
von  Resignation  und  übler  Laune.  Die  Binde  ist  sechsmal  um  den 
Kopf  gewunden. 

Notizie  d.  scavi  1883  T.  XVni  1,  3  p.  401. 

1359  Büste  einer  Vestalin. 

Ergänzt  die  Nase,  das  r.  Auge,  ein  Stück  der  Unterlippe,  das  Kinn. 
Der  Kopf  war  gebrochen. 

Die  Büste  ist  besonders  wichtig,  weü  an  ihr  die  Endungen  der 
infula  auf  den  Schultern  und  unter  diesem  Schmuck  am  Hinterkopfe 
die  sex  crines  deutlich  zu  erkennen  sind. 

Notizie  d.  scavi  1883  T.  XVIII  10  p.  462.  Americ.  Journal  of  archeol.  XII  1908 
p.  324. 

1360  (634)  Kopf  einer  Vestalin. 

Ergänzt  ein  Stück  an  der  Stirn,  die  Nase,  der  größte  Teil  des  Kinns 
der  Hals. 

Es  ist  das  älteste  Exemplar  unter  den  in  diesem  Zimmer  befind- 
lichen Vestalinnenporträts  (s.  die  einleitenden  Bemerkungen).  Die 
Gesichtebildung  deutet  auf  hervorragende  Dummheit. 

Notizie  degli  scavi  1883  T.  XVIII  2  p.  461.  Jordan  der  Tempel  der  Vesta  T. 
XII  p.  44,  p.  47. 

1361  Kopf  einer  ältlichen  Veatalln. 

Ergänzt  die  Käse. 


154  DAS  THERMENMÜSEÜM.  1862—1868. 

Zimmer  VII. 
1362  (1087)  Statu e  eines  schlafenden  Hennaphroditen« 

Sie  wurde  1879,  als  man  den  Grund  des  Teatro  Costanzi  grab,  in  dem 
Peristole  eines  umfangreichen,  antiken  Privathauses  gefunden,  dessen 
Bauweise  auf  die  Zeit  der  Antonine  deutete  und  das  seitweise  dem  Gatten 
der  Julia  Maesa  und  Großvater  des  Elagabal,  Gaius  Julius  Avitus,  gehört 
zu  haben  scheint. 

%  Der  Hermaphrodit  ist  wollüstig  träumend  dargestellt.  An  voll- 
ständiger erhaltenen  Wiederholungen  sehen  wir,  daß  er  auf  Felsen  ge- 
bettet lag,  über  die  er  unter  dem  weiten  Tuohe,  auf  dem  er  ruht, 
ein  großes  Pantherfell  gebreitet  hatte.  Der  Künstler  dachte  ihn  sich 
also  im  Bergwalde  als  Teilnehmer  des  bakohischen  Thiasos  nach 
üppig  durchtobter  Festnacht  in  Schlaf  gesunken,  nicht  auf  sohwellen 
der  Matratze,  wie  sie  der  moderne  Bildhauer  an  der  Wiederholung  in 
Villa  Borghese  (n.  1552)  ergänzt  hat.  Das  Haar  ist  mit  einer  Agraffe 
geschmückt,  deren  rauh  belassene  Höhlung  offenbar  mit  Glasfluß  ge- 
füllt war.  Wundervoll  ist  das  Problem  der  komplizierten  und  doch 
von  allen  Seiten  durchaus  klaren  und  übersichtlichen  Komposition 
gelöst,  bei  der  jede  Einzelheit,  so  überlegt  sie  ist,  doch  nur  dem  spon- 
tanen Ausdruck  des  Motives  zu  dienen  scheint,  wundervoll  das  Spiel 
der  begrenzenden  Linien.  Um  den  verführerischen  Eindruck  zu 
steigern,  ist  in  der  Körperbildung  fast  ausschließlich  das  weibliche 
Element  betont  und  das  zarte  Fleisch  des  Kückens  wie  des  Gefäßes 
mit  besonderem  Raffinement  behandelt.  Nach  all  diesen  Anzeichen 
kann  das  Original,  dem  die  hiesige  Kopie  in  der  empfundenen  Bil- 
dung selbst  nebensächlicher  Züge  zweiffellos  sehr  nahe  kommt,  nicht 
vor  der  hellenistischen  Zeit  geschaffen  sein.  Wenn  man  als  solches  den 
von  Plinius  (n.  h.  34, 80)  erwähnten  berühmten  Hermaphroditen  eines 
Künstlers  Polykles  angenommen  hat,  so  scheitert  diese  Vermutung 
daran,  daß  dieses  Werk  in  Bronze  gearbeitet  war,  während  unsere 
Figur  zweifellos  für  die  Ausführung  in  Marmor  berechnet  ist.  Man 
hat  die  überlieferte  Statue  deshalb  mit  größerem  Rechte  in  einem 
stehenden  Hermaphroditentypus  wieder  erkennen,  ihren  Meister  mit 
einem  an  anderer  Stelle  bei  Plinius  (34,50)  genannten  Polykles,  einem 
Zeitgenossen  des  älteren  Kephisodot,  identifizieren  wollen.  Der  Ver- 
such, den  ein  Gelehrter  kürzlich  gemacht  hat,  den  liegenden  Herma- 
phroditen trotzdem  für  einen  der  beiden  hellenistischen  Künstler  jenes 
Namens,  von  denen  wir  Kunde  haben,  in  Anspruch  zu  nehmen  und 
daraus  weitere  Schlüsse  zu  ziehen,  schwebt  vollkommen  in  der  Luft 
(vgl.  n.  1326). 

Mon.  dell'  Inst.  XI  43  (Ann.  1882  p.  24511.).  Brunn-Bruckmann  Denkmäler 
n.  505.  Amelung  Führer  durch  d.  Ant.  in  Florenz  p.  92  Abb.  23.  S.  Beinach  repertoire 
de  la  stat.  II  1  p.  177  n.  9.  Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  179.  Vgl.  Ko- 
scher mythol.  Lexikon  I  2  p.  2321  f.,  2330 ff.  Abhandl.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch. 
I.  Cl.  XX  B  III.  Abt.  p.  582 ff.  Amelung  a.  a.  O.  n.  256  Revue  aroheologique  1898  I 
p.  323 ff.  Klein  Qeschichte  d.  griech.  Kunst  III  p.  165 ff.  —  Augenscheinlich  hat 
diese  Figur  des  Hermaphroditen  dem  Haler  vorgeschwebt,  der  im  Hause  der  Vettier 


OBERES  STOCKWERK.  155 

zu  Pompei  das  Bild  von  der  Auffindung  der  Ariadne  zu  malen  hatte;  die  Figur  der 
schlafenden  Ariadne  entspricht  der  des  Hermaphroditen  in  den  hauptsächlichsten 
Zügen  (Jahreshefte  d.  Osten,  arch.  Inst.  XIII  1910  p.  144  Abb.  76). 

Man  durchschreitet  den  Korridor  VIII  und  gelangt  durch  Zimmer 
XXII  rechts  in  das 

Zimmer  IX» 

1363  (56039)  Fragmentierte    Wiederholung    deg    myronisehen 
Diskobolen  (vgl.  n.  1528  Anm.). 

Gefunden  im  April  1906  auf  dem  Krongut  von  Gastel  Porziano,  dem 
Boden  des  alten  Laurentum,  unter  den  Besten  einer  Villa  der  römischen 
Kaiserzeit.  Eine  Treppe  führte  auf  der  Südseite  der  Villa  in  einen  kleinen 
Garten,  in  dem  nicht  weit  von  der  Treppe  die  Statue  aufs  Meer  hinaus- 
blickend auf  einer  Basis  stand,  deren  erhaltener  Kern  42  cm  in  der  Höhe 
mißt.  Der  Kern  war  mit  weißen,  4  cm  dicken  Marmorplatten  verkleidet 
(Notizie  d.  scavi  1906  p.  403  f.).  Im  Juli  1906  schenkte  der  König  die 
Fragmente  dem  Museum,  wo  sie  zusammengefügt  wurden.  Ein  Frag' 
ment  des  r.  Unterschenkels  fand  sich  erst  nachträglich  und  gelangte  mit 
zwei  anderen  unbedeutenden  Stückchen  im  Jahre  1910  ebenfalls  durch 
Schenkung  ins  Museum.  Es  konnte  den  bereits  zusammengesetzten  Teilen 
nicht  mehr  eingefügt  werden,  bestätigte  aber  die  Richtigkeit  der  Zusam- 
mensetzung. 

In  demselben  Zimmer  findet  man  einen  Abguß  vom  Kopfe  der  voll- 
ständigsten Kopie  des  Diskobolen  im  Palazzo  Lancelotti  und  den  Abguß 
eines  vorzüglich  gearbeiteten  i\  Armes  mit  Diskos  in  der  Casa  Buona- 
rotti  zu  Florenz.  Mit  Hilfe  dieser  Teile  und  einet  Abgusses  der  Füße, 
wie  sie  sich  an  einer  Eeplik  im  britischen  Museum  erhalten  haben,  wurde 
ein  Abguß  des  neugefundenen  Fragmentes  ergänzt.  Um  dem  Eindruck 
des  Originales  noch  näher  zu  kommen,  hat  man  den  Stamm,  der  nur  zur 
Stütze  des  Marmors  notwendig  ist,  entfernt  und  die  Oberfläche  bronziert. 
Dieser  Abguß  ist  in  dem  gleichen  Zimmer  dem  Marmor  gegenüber  auf- 
gestellt. 

Myron,  ein  älterer  Zeitgenosse  des  Pheidias,  war  geboren  in  der 
attisch-boiotischen  Grenzstadt  Eleutherai,  aber  den  größten  Teil  seines 
Lebens  in  Athen  tatig.  Er  ging  vorzüglioh  darauf  aus,  die  menschliche 
Gestalt  in  Momenten  zu  fixieren,  in  denen  alle  Kräfte  auf  einen 
Punkt  konzentriert  und  die  Bewegungen  aller  Körperteile  durch  diese 
Konzentration  bestimmt  sind.  Das  Motiv  des  Diskobolen  gibt  einen 
anschaulichen  Begriff  von  dieser  Richtung,  die  wesentlich  dazu  bei- 
trug, die  Gebundenheit  des  archaischen  Stiles  zu  lösen.  Die  ganze  Be- 
wegung des  Körpers  ist  dadurch  bedingt,  daß  der  Jüngling  den  Dis- 
kos bis  zu  dem  Punkte  zurückgeschwungen  hat,  von  dem  aus  sofort 
der  Wurf  erfolgen  wird.  Die  Wucht  der  Scheibe  hat  den  r.  Arm  auf 
das  äußerste  gestreckt  und  den  ganzen  Oberkörper  mit  dem  Kopfe  wie 
den  1.  Arm  nach  sich  gezogen.  Da  das  r.  Bein  allein  das  Gewicht  des 
Körpers  trägt,  stemmt  es  sich  mit  ganzer  Sohle  und  eingekrallten 
Zehen  fest  auf  den  Boden  auf.  Noch  ein  Augenblick  —  und  der  r. 
Arm  beschreibt  einen  Bogen  nach  vorn,  der  Diskos  saust  dahin  und 
die  Anspannung,  die  bisher  den  ganzen  Körper  beherrschte,  schlägt 
in  das  Gegenteil  um.  Man  vergleiche  die  Ausführungen  zu  n.  1179. 
Von  dem  Stile  des  Myron  gibt  uns  das  Fragment  aus  Castel  Porziano 
eine  höhere  und  reinere  Vorstellung,  als  wir  sie  bisher  aus  irgendeiner 


156  DAS  THERMENMUSEUM.  1364. 

der  anderen  Wiederholungen  des  Werkes  gewinnen  konnten    (vgl.  n. 
326).     In  Übereinstimmung  mit  den  Angaben  antiker  Schriftsteller 
und  mit  Kopien  anderer  myronischer  Werke  (vgl.  n.  211  u.  1179)  ge- 
wahren wir  auch  an  diesem  Fragmente  neben  der  hohen  Vollendung 
und  Kraft  in  der  Wiedergabe  aller  Hauptsachen  noch  mancherlei 
Elemente  archaischer  Formengebung.  Der  Kopf  der  Lancelottischen 
Statue  einen  feinen,  aber  wenig  individualisierten  attischen  Typus. 
Die  Statue,  von  der  das  neugefundene  Fragment  stammt,  ist  im 
Altertum  einmal  restauriert  worden.   Man  erkennt,  daß  sie  an  der 
statisch  am  meisten  gefährdeten  Stelle  gebrochen  war  und  daß  man 
nur  einen  Teil  der  ursprünglichen  Plinthe,  auf  dem  die  Füße  fest  ge- 
blieben waren,  beibehielt  und  diesen  in  eine  neue  Plinthe  —  die  jetzt 
erhaltene  —  einließ,  mit  der  man  auch  das  untere  Ende  des  Palm- 
stammes ergänzte.    Daß  diese  Plinthe  später  zugefügt  ist,  erkennt 
man  auch  an  der  geringeren  Art  ihrer  Ausführung,  die  sich  von  der  des 
Übrigen  wesentlich  unterscheidet.   Die  Untersuchung  der  Baureste 
hat  ergeben,  daß  die  Villa,  in  der  die  Figur  aufgestellt  war,  in  augu- 
steischer Zeit  erbaut  und  im  2.  Jahrhundert  restauriert  worden  ist.    Die 
gleichen  Daten  können  wir  unbedenklich  für  Entstehung  und  Restau- 
rierung der  Statue  annehmen.  Man  hat  darauf  hingewiesen,  daß  die 
Wiederholung  im  Pal.  Lancelotti  etwas  anders  ponderiert  ist,  aber 
eine  erneute  Untersuchung  hat  ergeben,  daß  das  antike  Stück  der 
Plinthe  dort  in  eine  moderne  Plinthe  eingelassen  ist,  daß  also  die  Mög- 
licHkeit  eines  Irrtums  seitens  des  modernen  Restaurators  vorliegt, 
während  die  Statue  von  Castel  Porziano  auoh  vor  der  antiken  Restau- 
ration nicht  anders  gestanden  haben  kann,  als  wie  sie  jetzt  nach  der 
Zusammensetzung  der  Fragmente  vor  uns  steht.  Es  ist  demnach  an- 
gezeigt, ihr  und  demnach  auch  der  Rekonstruktion  in  diesem  Punkte 
volles  Vertrauen  zu  schenken. 

Bollettino  d'arte  1 1907  I  T.  I— III  p.  lff.  Zeitschrift  f.  bild.  Kunst  1907  p.  185 ff. 
Bulletin  des  musees  royaux  ä  Bruxelles  VI  1907  n.  13  p.  1  ff.  Kekule  von  Stradonitz 
die  griech.  Skulptur*  p.  125  f.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  031,  032  (Text  von 
Bizzo).  Bulle  der  schöne  Mensch*  T.  97,  98  p.  180 ff.  Der  Kopf  der  Statue  Lance- 
lotti: Brunn-Bruckmann  n.  507  (Text  von  L.  Curtius).  —  Über  die  Stellung  beim 
Diskoswurf  vgl.  zuletzt  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXIII  1908  p.  100. 

1364  (1059)  Knabenstatue  aus  Basalt. 

Gefunden  auf  dem  Palatin  in  einem  neben  dem  Tempel  des  Juppiter 
Victor  gelegenen  Souterrain  (Bull,  dell'  Inst.  1809  p.  07). 

Die  Figur  stellt  einen  etwa  fünfzehnjährigen  Knaben  dar,  dessen 
Kopf  von  einem  Reifen  umgeben  ist.  An  dem  oberen  Teile  des  r. 
Oberschenkels  ist  der  Ansatz  einer  Stütze  erhalten,  die  offenbar  dem  ' 
abwärts  reichenden  r.  Arme  festen  Halt  gab.  Zwischen  der  1.  Schulter 
und  der  1.  Brustwarze  bemerkt  man  eine  Bruchstelle,  deren  Band  sich 
auf  der  r.  Seite  über  das  Fleisch  erhebt.  Man  hat  angenommen,  sie 
rühre  von  einem  Speere  her,  den  der  Knabe  in  der  1.  Hand  gehalten 


OBERES  STOCKWERK.  157 

habe.  Aber  sie  wäre  zu  breit  für  einen  so  schmalen  Gegenstand,  den 
man  zudem  bei  einer  Arbeit  in  derartig  sprödem  Materiale  zweifellos 
aus  Holz  oder  Metall  gefertigt  haben  würde.  Besser  erklärt  sich  der 
Tatbestand  unter  der  Voraussetzung,  daß  die  Statue  einen 
jugendlichen  Faustkämpfer  (nals  %vxtr\$)  dargestellt  habe.  Der  L 
Unterarm  wäre  zur  Parade  erhoben  gewesen,  und  der  fragliche  Bruch 
würde  von  der  unmittelbar  vor  der  Brust  stehenden  Linken  herrühren. 
Den  r.  Arm  hätten  wir  uns  leicht  gebogen  und  zum  Schlage  bereit  zu  den- 
ken, so  daß  die  Stütze  etwas  oberhalb  des  Handgelenkes  in  ihn  einge- 
griffen hätte.  Beide  Hände  wären  natürlich  mit  Schlagriemen  (oae- 
stus)  bewehrt  gewesen.  Aber  es  kann  nicht  geleugnet  werden,  daß  ein 
derartiges  Motiv,  das  eine  starke  innere  Spannung  bei  dem  Darge- 
stellten voraussetzt,  mit  dem  Eindruck  absoluter  Ruhe,  den  wir  von 
der  Figur,  so  wie  sie  erhalten  ist,  empfangen,  in  unlösbaremWiderspruch 
zu  stehen  scheint.  Der  Kopist  ging  darauf  aus,  ein  bronzenes  Vorbild 
möglichst  getreu  wiederzugeben.  Dieses  Streben  macht  sioh  mit  beson- 
derer Schärfe  in  der  Behandlung  der  Locken  bemerklich,  deren  Enden 
mit  stumpfen  Spitzen  aus  der  Oberfläche  hervortreten  und  wie  ge- 
gossen und  ziseliert  aussehen.  Hierdurch  war  auch  die  Wahl  des  Ma- 
teriales  bestimmt,  denn  die  Farbe  des  Basaltes  erinnert  an  die  einer 
schön  patinierten  Bronze.  Jedoch  nötigte  der  spröde  Stein  den  Bild- 
hauer dazu,  nur  die  Hauptformen  seines  Vorbildes  wiederzugeben. 
Wollen  wir  einen  deutlichen  Begriff  von  dem  Kunstcharakter  des  Typus 
gewinnen,  den  unsere  Statue  vertritt,  so  müssen  wir  einen  Bronzekopf 
in  der  Münchener  Glyptothek  zu  Rate  ziehen,  der  durchaus  den  Ein- 
druck einer  griechischen  Originalarbeit  macht  und  mit  demjenigen  der 
Basaltstatue  so  eng  verwandt  ist,  daß  wir  die  Schöpfung  beider  Typen 
demselben  Künstler  oder  wenigstens  derselben  Schule  zuschreiben  dür- 
fen. Der  Stil  des  Münchener  Kopfes  deutet  auf  das  Ende  des  5.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  und  stellt  eine  unmittelbare  Entwicklung  aus  dem 
polykletischen  Stile  dar.  Ein  Gelehrter  hat  in  der  Basaltstatue  eine 
Kopie  nach  einem  Werke  des  Kallikles  von  Megara  (Paus.  VI  7, 9)  er- 
kennen wollen.  Aber  wir  wissen  nicht,  ob  Kallikles  sich  dem  Kreise 
des  Polyklet  angeschlossen  hat;  auch  wäre  er,  nach  der  Ansicht  eines 
anderen  Gelehrten,  bereits  im  Jahre  464  tätig  gewesen,  also  für  die 
hier  behandelten  Werke  zu  alt,  der  Sikyonier  Daidalos,  an  den  man 
ebenfalls  gedacht  hat,  dagegen  zu  jung.   Vgl.  die  folgende  Nummer. 

Römische  Mitteilungen  X  1895  T.  I  p.  97  ff.  S.  Bemach  repertoire  de  la  stat.  II 
2  p.  550  n.  7.  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  XIV  1911  p.  731.  Abb.  79.  Vgl.  Matz- 
Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Born  I  n.  981.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  507.  Bullettinö 
comunale  XXXVIII  1910  p.  46 f.  —  Der  Münchener  Kopf:  Brunn-Bruckmann  Denk- 
mäler n.  8.  Furtwängler  100  Tafeln  aus  d.  Glyptothek  p.  95.  Furtwängler -Wolters 
Beschreibung  d.  Glyptothek  n.  457.  Jehreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  a.  a.  O.  p.  73  f. 
Abb.  80,  81.  —  Über  Kallikles:  Hermes  XXXV  1900  p.  194 f.  Hitzig-Blünmer  Pau- 
sanias  II  2  p.  567. 


158  DAS  THERMENMUSEUM.  1365—1368. 

1365  (49598)  Kopf  eines  Knaben  ans  Basalt. 

Der  Kopf  ist  dem  der  eben  beschriebenen  Statue  stilistisch  so  ver- 
wandt, daß  wir  sein  Original  zuversichtlich  dem  gleichen  Künstler 
oder  doch  dem  gleichen  Atelier  zuschreiben  dürfen.  Auch  hier  handelt 
es  sich  um  eine  Kopie  nach  Bronze,  deren  Färbung  der  Kopist  mit  der 
Wahl  des  Materiales  Rechnung  getragen  hat.  Der  Dargestellte  ist  an 
den  zum  Kranz  gewundenen  Zweigen  des  wilden  Ölbaums  als  ölvu- 
itiovixrig  kenntlich. 

Bullettino  comunale  XXXVIII  1910  T.  III— IV  p.  42ff.  Jahreshefte  d.  österr. 
arch.  Inst.  XIV  19 .1  p.  72  f.  Abb.  75,  76  in  dieser  Arbeit  wird  der  Kopf  irrtümlich  für 
die  Wiederholung  eines  „pheidiasischen,"  Typus  erklärt;  die  Vergleich ung  der  Abbil 
düngen  auf  p.  72  genügt,  um  die  Unterschiede  beider  Typen  zu  konstatieren).  —  Über 
verwandte  Köpfe  vgl.  Amelung  Vatikan-Katalog  I  p.  624  f.  n.  475,  II  p.  620  n.  407  und 
Benndorf-Schöne  die  Bildw.  d.  lateran.  Museums  p.  169  n.  253  (in  der  Corona  tortilis 
stecken  keine  Büschel  von  Efeublättern,  sondern  von  länglichen  schmalen  Blättern  mit 
starker  Mittelrippe). 

1366  Kopf  des  Apollon. 

Ehemals  in  den  Magazinen  des  Klosters  S.  Francesca  Romana.    Er- 
gänzt der  Hals. 

Der  Kopf  ist  eine  leidliche,  in  der  Wiedergabe  der  Haare  recht 

sorgfältige  Wiederholung  des  Typus,  den  wir  unter  n.  859.  besprochen 

haben  (bekannt  unter  dem  Namen  des  Omphalos-Apollon). 

Bullettino  comunale  XXXII  1904  T.  X  p.  309  f. 

Fensterwand: 

1367  (55051)  Kolossalkopf  der  Athena. 

Ehemals  in  Villa  Garpegna  an  der  Via  Aurelia.  Ergänzt  die  Nasen- 
spitze, ein  Teil  der  Unterlippe,  ein  großes  Stück  des  Nackenschutzes 
und  des  Haarschopfes  auf  der  1.  Kopfseite.  Die  Mitte  des  Stirnschutzes 
ist  bis  auf  einen  Best  am  oberen  Bande  abgemeißelt;  doch  erkennt  man 
noch,  daß  der  untere  Band  in  seiner  Mitte  eine  in  die  Stirne  gesenkte 
Spitze  bildete.  Auch  hinter  beiden  Ohren  ist  ein  Stück  der  Helmkappe 
weggemeißelt  worden.  Stark  beschädigt  sind  die  Lider,  die  Ohren  und 
die  Bänder  des  Helmes.  Die  Augen  waren  besonders  gearbeitet  und  ein- 
gesetzt; ebenso  die  Haare,  für  deren  Befestigung  jederseits  6  kleine  Löcher 
dienten.  Die  Kleinheit  der  Löcher  spricht  dafür,  daß  die  Haare  in  Metall 
gebildet  waren;  die  Augen  haben  wir  uns  in  verschiedenfarbigen  Stein- 
materialien, in  metallene  Wimpern  gebettet,  vorzustellen.  Besonders  ge- 
arbeitet war  auch  der  obere  Teil  des  Helmes,  der  mit  einem  Falz  in  die 
entsprechende  Bahn  auf  der  oberen  Anschlußfläche  eingeschoben  und 
mittels  eines  Zapfens  befestigt  war,  der  in  ein  Loch  in  der  Mitte  jener 
Bahn  eingriff.  Dieser  Teil  des  Helmes  war  entweder  aus  Marmor  oder  aus 
Holz  gearbeitet  und  mit  einer  Metallhülle  bedeckt,  auf  der  dann  die  drei 
großen  Helmbüsche  befestigt  waren;  den  mittleren  werden  wir  uns  in  Ver- 
bindung mit  jenem  sichernden  Zapfen  denken  dürfen. 

Vgl.  über  den  Typus  die  Bemerkungen  zu  n.  70.  Unter  den  Wie- 
derholungen des  Kopfes  nimmt  die  hiesige  eine  hervorragende  Stelle 
ein,  da  sie  am  wenigsten  glatt  gearbeitet  ist  und  ihre  Modellierung 
nichts  durch  moderne  Überarbeitung  an  Frische  eingebüßt  hat.  Da  sie 
zudem  fast  unergänzt  gelassen  ist,  können  wir  an  ihr  die  technische 
Zurichtung,  die  augenscheinlich  an  den  anderen  Wiederholungen  ebenso 
vorhanden  war,  aber  fast  ganz  unter  den  Ergänzungen  versohwunden 


OBERES  STOCKWERK.  159 

ist,  ungehindert  studieren.  In  der  ersten  Publikation  des  Kopfes 
wurde  versäumt,  auf  eine  interessante  Parallele  dieser  Zurichtung  an 
einem  Kopfe  des  athenischen  Nationalmuseums  hinzuweisen,  der  al- 
len Anzeichen  nach  von  der  Kopie  eines  Goldelfenbeinbildes  stammt 
(s.  unten).  Auch  für  die  Athena  sprechen  viele  Anzeichen  dafür,  daß 
ihr  Original  ein  Bild  aus  Gold  und  Elfenbein  oder  doch  ein  Akrolith 
gewesen  ist.  Wenn  man  dagegen  in  letzter  Zeit  abermals,  wie  schon 
früher,  nachzuweisen  gesucht  hat,  das  Original  sei  die  bronzene  Athena 
Promachos  auf  der  Akropolis  zu  Athen  gewesen,  so  scheitert  dieser 
Versuch  vor  allem  an  der  Unmöglichkeit,  bei  dieser  Annahme  die  be- 
sondere und  jedesmal  gleiche  technische  Herrichtung  der  Kopien  zu 
erklären.  Von  der  Mehrzahl  der  Gelehrten  ist  der  ausgesprochen  phei- 
diasische  Charakter  der  Schöpfung  anerkannt  worden;  man  vergleiche 
den  Kopf  mit  dem  von  n.  1304  und  n.  1922.  Nur  hat  man  eingewendet, 
der  Stil  des  Köopers  entspreche  dem  der  Parthenongiebel,  den  man 
nicht  mehr  für  Pheidias  selbst  in  Anspruch  nehmen  dürfe ;  aber  neueste 
Forschungen  sind  doch  wieder  mit  gewichtigen  Gründen  dafür  ein- 
getreten, daß  der  Meister  die  Vollendung  des  Parthenon  in  Athen  noch 
miterlebt  hat,  daß  wir  also  durchaus  nicht  berechtigt  sind,'  ihn  von 
der  Entwicklung  des  Stiles  auszuschließen,  die  sich  von  der  Zeit  der 
Arbeit  am  Tempelfriese  bis  zu  der  Fertigstellung  der  Giebel  vollzogen 
hat.  Und  müßten  wir  auch  die  Athena  einem  Schüler  des  Pheidias  zu- 
schreiben, so  dürften  wir  doch  über  dieses  Werk  nicht  anders  urteilen, 
als  z.  B.  über  den  Strategenkopf  n.  1033.  Auch  dort  gaben  wir  die  Be- 
rechtigung eines  Zweifels  zu,  ob  das  Original  noch  von  Kresilas  selber  - 
geschaffen  sei,  betonten  aber,  daß  wir  es  andernfalls  nur  einem  Schü- 
ler zuschreiben  könnten,  der  nichts  getan  hätte,  als  auf  der  Bahn  des  . 
Lehrers  diesem  ebenbürtig  fortzuschreiten. 

Jahreshefte  des  österr.  arch.  Inst.  XI  1908  p.  169 ff.  Abb.  58 — 61.  Außer  der  zu  i 
n.  70  angeführten  Literatur:  Sprawozdan  Akad.  Umiejetnosci  Wydziatu  filol.  za  mies. 
Kwiecien  1911  p.  6  ff.    Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  XIV  1911  p.  38  ff.  —  Der 
athenische  Kopf:  KaSßaöiag  i&vtxbv  /uovoeiov  p.  153 f.  n.  177  u.  Stais  marbres  et 
bronces  du  musee  national  I  p.  24  n.  177  (dem  Gesicht  ist  ein  milchiger  Ton  gegeben, . 
um  Elfenbein  nachzuahmen;  die  Haare  waren  vergoldet;  die  Wimpern  sind  aus  Bronze, . 
die  Augen  aus  Knochen,  in  den  eine  Iris  aus  farbigem  Stoffe  eingesetzt  war;  der  obere 
Teil  des  Kopfes  war  aufgesetzt;  in  die  erhaltene  Anschlußfläche  ist  eine  rechtwinklig 
gebrochene  Bahn  eingehauen;  gefunden  im  Theater  des  Herodes  Atticus). —  Über 
Pheidias  u.  Parthenon  vgl.  zuletzt  Köm.  Mitteilungen  XXIV  1910  p.  271  ff.  u.  Annales 
de  la  faculte"  des  lettres  de  Bordeaux  I  Ve  s6rie,  XXXIII 1911,  revue  des  6tudes  anciennes 
XIII  2  p.  77  ff.    Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  XIV  1911  p.  35  ff.  (der  Herausgeber 
dieser  Auflage  des  Führers  sieht  sich  gezwungen,  dagegen  zu  protestieren,  daß  in  dieser 
Arbeit  behauptet  wird,  er  habe  den  oben  besprochenen  Typus  mit  der  Lemma  des  • 
Pheidias  identifizieren  wollen). 

1368  (30067)  Weiblieber  Torso. 

Gefunden  in  Castel  Porziano  (vgl.  n.  1363). 
Der  Torso  stammt  von  einer  griechischen  Originalstatue.    Über 
den  Typus  vgl.  n.  975. 

Bollettino  d'arte  1907  VII  p  17. 


160  DAS  THERMENMUSEUM.  1869—1374. 

1369  (52573)  Kopf  einer  Karyatide. 

Gefunden  i.  J.  1910  an  der  Piazza  dei  Cerchi  bei  S.  Maria  in  Cos- 
medin.    Die  1.  Kopfseite  ist  vom  Wasser  abgespült. 

Der  leider  stark  verstümmelte  Kopf  ist  deshalb  besonders  inter- 
essant, weil  er  uns  ein  neues  Zeugnis  für  das  lebhafte  Studium  gibt,  das 
man  im  kaiserlichen  Rom  den  Karyatiden  am  Erechtheion  auf  der 
athenischen  Akropolis  gewidmet  hat.  Er  lehrt  uns  zu  gleicher  Zeit,  wie 
man  in  Rom  die  griechischen  Vorbilder  nicht  nur  kopierte,  sondern 
auch  mehr  oder  minder  frei  variierte.  Genaue  Kopien  der  Erechtheion- 
karyatiden  haben  wir  unter  n.  1  u.  107  kennen  gelernt.    Auch  der 
Bildhauer  der  hier  besprochenen  Skulptur  hat  von  jenen  nicht  nur 
das  Motiv  genommen;  er  hat  den  Kopf  nach  demjenigen  der  Karya- 
tide, die  am  Erechtheion  in  der  vorderen  Reihe  zu  dritt  von  links 
gerechnet  steht,  mit  leichter  Umsetzung  der  Gesichtsformen  in  etwas 
jüngeren  Stil  kopiert,  aber  den  Aufsatz,  auf  dem  das  Gebälk  ruhte,  ver- 
ändert. Statt  des  flachen  kapitellartigen  Trägers  dort  sehen  wir  hier 
einen  hohen  Korb,  wie  wir  ihn  sonst  in  dieser  Verwendung  nur  an 
einer  männlichen  Stützfigur  kennen,  die  von  Winckelmann  publiziert 
wurde,  seither  aber  verschollen  ist.    Über  den  Korb  ist  mit  dekora- 
tivem Geschick  ein  Tuch  geworfen.   Links  hinten  hat  sich  ein  Ansatz 
des  Gebälkes  erhalten.  Die  Ausführung  ist  für  eine  dekorative  Skulp- 
tur recht  gut  und  dürfte  noch  aus  der  ersten  Kaiserzeit  stammen. 

Bollettino  d'arte  IV  1910  VIU  p.  12 f.  Fig.  8.  —  Die  männliche  Stützfigur  mit 
Korb:  Winckelmann  monum.  inediti  n.  205;  Clarac  438  H,  807  B.  —  Es  ist  seltsam, 
daß  sowohl  die  beiden  unter  n.  107  besprochenen  Köpfe,  wie  der  hiesige  nach  der 
gleichen  Figur  am  Erechtheion  kopiert  sind;  ja  es  gibt  in  Rom  noch  eine  dritte  Replik 
des  gleichen  Kopfes,  die  dem  Verfasser  erst  während  des  Druckes  dieser  Auflage  des 
Führers  bekannt  geworden  ist  (in  dem  der  Königin  Margherita  gehörigen  Beste  der 
Villa  Ludovisi:  Schreiber  die  ant.  Bildw.  der  V.  L.  p.  164).  Endlich  hat  sich  bei  näherer 
Untersuchung  herausgestellt,  daß  auch  der  Kopf  im  Giardino  Corsini  zu  Florenz,  den 
man  früher  für  nächstverwandt  mit  dem  Apoll  von  Cassel  erklärt  hat  (Arndt- 
Amelung  Einzel  -  Aufnahmen  n.  320  —  322),  nichts  anderes  als  eine  etwas 
vereinfachte  Kopie  nach  dem  Kopfe  einer  Erechtheion-Karyatide  ist,  und  zwar  aber- 
mals nach  dem  Vorbild  der  anderen  Köpfe,  so  daß  wir  entweder  mit  einem  sonder- 
baren Zufall  rechnen  müssen,  der  uns  nur  die  Kopien  des  Kopfes  dieser  Karyatide 
erhalten  hätte,  oder  anzunehmen  haben,  daß  gerade  sie  von  den  Bildhauern  der  Kaiser- 
zeit  aus  irgendeinem  Grunde  vor  ihren  Schwestern  bevorzugt  worden  sei.  Übrigens  ist  es 
nicht  sicher,  ob  der  Florentiner  Kopf  selbst  Jemals  zu  einer  Karyatide  gehört  hat; 
der  Bildhauer  hat  ihm  eine  Wendung  nach  der  r.  Schulter  gegeben  (kenntlich  am  Hals- 
ansatz und  dem  Haarschopf  im  Nacken)  und  auf  dem  Oberkopf  ist  keine  Spur  einer 
Abarbeitung  zu  bemerken. 

Zimmer  X. 
1370  Männlicher  Torso. 

Gefunden  in  der  Via  S.  Tommaso  in  Parione. 
Der  Torso  wurde  zusammen  mit  n.  1373  gefunden.  Ein  Gelehrter 
hat  deshalb  vermutet,  beide  seien  verbunden  gewesen  in  einer  Gruppe, 
die  den  Kampf  des  Theseus  mit  dem  Minotauros  dargestellt  habe. 
Aber  die  Fragmente  sind  stilistisch  voneinander  verschieden;  der  Mino- 
tauros ist  erheblich  früher  zu  datieren  als  der  Torso,  und  dieser  Ab- 
stand ist  nicht  etwa  damit  zu  entschuldigen,  daß  der  Künstler  dem 


OBERES  STOCKWERK.  161 

Tiermenschen  starrere,  archaischere  Formen  gegeben  habe  als  dem  He- 
ros; das  wäre  vielleicht  in  später  Zeit  bei  einem  eklektischen  Künstler 
möglich,  aber  nicht  in  der  kräftig  emporstrebenden  Kunst  der  Zeiten, 
denen  wir  die  Originale  beider  Fragmente  zuschreiben  müssen,  d.h. 
etwa  Beginn  und  Ende  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
Der  Torso  ist  leicht  vornübergebeugt.  Man  hat  in  ihm  einen  Wagen- 
lenker oder  Ringer  vermutet,  dies  jedenfalls  wahrscheinlicher  als  jenes. 
Die  Arbeit  ist  breit  und  lebendig. 

Monum.  pubbl.  dell*  accad.  dei  Lincei  VII  1897  T.  XII  p.  37?  ff. 

1371  Knabentorso. 

Der  gut  gearbeitete  Torso  stammt  von  einer  Statue  des  polykle  - 
tischen  Typus,  über  den  wir  unter  n.  1083  gesprochen  haben.  Vgl. 
n.  1248  u.  1376. 

1372  (442)  Statue  des  Heimes. 

Vormals  auf  dem  Palatin. 
Die  Statue  ist,  abgesehen  von  dem  Kopfe,  ein  recht  unerfreuliches 
^--^iukt  seltsamer  Stilmischung.   Man  hat  ihr  zu  viel  Ehre  angetan, 
lern  man  sie  für  ein  Jugendwerk  des  Skopas  erklärte,  aus  dem  man 
se  verschiedenen  Richtungen,  denen  der  junge  Parier  gefolgt  sei, 
wie  in  einem  Rechenexempel  herausdividieren  könnte:  etwas  Atheis- 
mus, etwas  polykle tischen  Stil,  in  der  Bildung  des  Schamhaares  so- 
gar noch  etwas  Archaismus  und  im  voraus  etwas  lysippische  Manier 
in  der  beweglichen  schwebenden-  Stellung.    Eine  so  äußerliche  Kom- 
bination bringt  kein  Genie  zustande,   mag  es  noch  so  jugendlich- 
unfertig sein,  wohl  aber  ein  unselbständiger  und  deshalb  eklektischer 
Nachtreter.    Das  Original  wird  eher  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.,  als 
in  den  Kreisen  der  „Neu-Attiker"  entstanden  sein. 

Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Born  I  n.  1046.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  520  ff. 
Fig.  96.  Ausonia  II  1907  T.  XIV,  XV  p.  224«.  —  Der  in  den  Einzel- Aufnahmen  von 
Arndt-Amelung  n.  52,  53  publizierte  Kopf  ist  fälschlich  für  eine  Replik  des  Kopfes 
der  Statue  erklärt  worden. 

1373  Oberteil  einer  Statue  des  Minotauros. 

Fundort  wie  bei  n.  1370. 
Vgl.  die  Bemerkungen  zu  dem  Fragment  einer  geringeren  Replik 
im  Vatikan  n.  180  und  zu  n.  1370. 

Monum.  ant.  pubbl.  dall*  accad.  dei  Lincei  VII  1897  T.  X,  XI  p.  377«. 

Fensterwand: 

1374  (579)  Kopf  eiaea  Diadumenes. 

Der  Kopf  gibt  ein  reizvolles  Werk  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
5.  Jahrhunderts  v.  Ohr.  wieder.  Er  entspricht  weder  dem  polykle  - 
tischen,  noch  dem  pheidiasischen  Typus  des  Diadumenos.  Eine 
schlechte  Replik  ist  zur  Ergänzung  der  einen  Penelope  im  Vatikan 
verwendet  worden  (n.  189). 

Heibig:  Führer.  IL  8.  Aufl.  11 


162  DAS  THEBMENMÜSEÜM.  1376—1382. 

1375  (39166)  Kopf  des  Hermes. 

Gefunden  bei  Santa  Susanns  an  der  Via  XX  Settembre. 
Der  schlecht-gearbeitete  Kopf  ist  nur  deshalb  bemerkenswert,  we 
er  uns  lehrt,  wie  vorsichtig  wir  gelegentlich  mit  Kopistenlaunen  zu 
rechnen  haben.    In  diesem  Falle  ist  der  Omphalos-Apollon  (n.  13661 
durch  Verkappung  mit  dem  Petasos  in  einen  Hermes  verwandelt  wor 
den  (vgl.  n.  1351). 

1376  Fragment  einer  Statue  des  jugendlichen  Fan. 

Gefunden  im  Hochsommer  1902  unter  dem  Hause  n.  84  der  Via  Tasso 

Das  Fragment  stammt  von  einer  nicht  sehr  sorgfältig,  aber  frisch 

gearbeiteten  Replik  des  Typus,  den  wir  unter  n.  377  besprochen  und 

dem  Kresilas  zugeschrieben  haben.    In  der  Haltung  des  r.  Armes 

weicht  das  Fragment  von  der  vatikanischen  Wiederholung  und  der 

in  Leyden  ab;  auch  der  1.  Arm  scheint  hier  anders  bewegt  zu  sein  als 

—  nach  der  Abbildung  —  an  der  Figur  in  Leyden,  an  der  beide  Arme 

antik  sein  sollen.    Eine  erneute  Untersuchung  wäre  erwünscht;  bei 

der  Replik  im  Vatikan  könnte  die  gesenkte  Haltung  des  r.  Armes 

durch  die  Rücksicht  auf  das  Gefäß,  das  als  Brunnenmündung  dienen 

sollte,  bedingt  sein.    Individueller  wirkt  zweifellos  die  Haltung  der 

Arme  an  dem  hiesigen  Fragmente. 

Bullettino  comunale  XXXIV  1906  T.  I  p.  3ff.  —  Die  Replik  in  Leyden:  Fun- 
wängler  Meisterwerke  p.  480  f.   Fig.  83. 

1377  (466)  Kopf  der  Athena. 

Gefunden  auf  dem  Monte  Melone  bei  Monte  Porzio. 
Der  Kopf  gibt  in  flotter  Arbeit  einen  sehr  feinen  attischen  Typus 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  wieder. 

1378  (580)  Kopf  der  Penelope  (?). 

Angeblich  gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiber-Begulierung.  Ergänzt 
beide  Augen  nebst  den  benachbarten  Teilen  der  Stirn  und  der  Wangen, 
die  Nase,  das  Kinn,  der  Hals. 

Über  den  Typus  vgl.  n.  89.  Die  wenigen  antiken  Teile  zeigen, 
obwohl  stark  verscheuert,  eine  vortreffliche  Ausführung,  die  man 
einem  griechischen  Meißel  zutrauen  möchte. 

Collignon  les  statues  funeraires  p.  120  Fig.  62. 

Zimmer  XL 

1379  (1022)  Fragment  einer  Gruppe,  Entführungggzene. 

Gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiber-Regulierung. 
Erhalten  sind  der  Torso  eines  jungen  Mädchens  und  eine  männ- 
liche linke  Hand  von  sehr  kräftigen  Formen,  die  das  Mädchen  an  der 
1.  Seite  anfaßt.    Offenbar  rührt  dieses  Fragment  von  einer  Gruppe 
her,  die  eine  Entführung  darstellte.    Man  erkennt  deutlich,  wie  das 


OBERES  STOCKWERK.  163 

Mädchen  sich  sträubt.  Es  windet  seinen  Körper,  um  sieh  dem  Griffe 
seines  Entführers  zu  entziehen;  der  r.  Arm  war  empor-,  der  1.  zur 
Seite  gestreckt.  Da  wir  es  nur  mit  einem  geringen  Bruchstücke  der 
Gruppe  zu  tun  haben,  so  scheint  es  bedenklich,  für  die  beiden  dar- 
gestellten Personen  bestimmte  Namen  vorzuschlagen.  Doch  könnte 
man  beispielshalber  an  die  Entführung  der  Persephone  durch  Pluton, 
der  Oreithyia  durch  Boreas  oder  eines  Griechenmädchens  durch  einen 
Kentauren  denken.  Die  bäurische  Derbheit  der  männlichen  Hand 
scheint  aber  die  erste  dieser  Deutungen  auszuschließen.  Der  Stil,  im 
besonderen  die  naturalistische  Durchbildung  der  männlichen  Hand, 
weisen  auf  die  frühe  hellenistische  Zeit.  Die  Ausführung  ist  so  vor- 
züglich, daß  nichts  dagegen  spricht,  die  Gruppe  für  eine  Originalarbeit 
zu  erklären. 

Römische  Mitteilungen  VI  1801  p.  240. 

1380  (402)  Kopf  des  Hermes. 

Gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiber-Regulierung. 
Der  Kopf  Ist  eine  mäßige  Replik  des  praxitelischen  Hermes  typus, 
der  unter  dem  Namen  „Antinous  vom  Belvedere"  bekannt  ist  (n.  142). 

1380  (1245)  Kopf  eines  Athleten. 

Man  hat  kürzlich  nachgewiesen,  daß  dieser  außerordentlich  aus- 
drucksvolle, schön  gearbeitete  Kopf  nach  dem  gleichen  Originale  ko- 
piert ist,  wie  der  ungebrochene  Kopf  einer  jugendlichen  Athleten- 
Statue  im  Berliner  Museum  (Beschreibung  n.  471),  einer  Statue,  die 
man  unter  allgemeiner  Zustimmung  in  die  nächste  Beziehung  zu 
Lysippos  gebracht  hatte,  während  der  römische  Kopf  viel- 
mehr ein  Spezimen  der  skopadischen  Richtung  zu  sein  schien.  Doch 
ist  dieser  scheinbare  .Widerspruch  wohl  zu  erklären.  Das  Original 
der  Berliner  Statue  kann  nur  in  der  ersten  Zeit  des  lysippischen  Wir- 
kens entstanden  sein.  Man  hat  an  den  lysippischen  Typen  dieser 
Epoche  aber  bereits  hie  und  da  Spuren  eines  engeren  stilistischen 
Zusammenhanges  mit  den  Schöpfungen  des  Meisters  von  Paros  auf- 
decken können. 

Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXVI  1911  p.  278  Anm.  1.  Vgl.  Rom.  Mitteil.  XX  1905 
p.  147  ff.  Abb.  6 — 7  und  Arndt  la  glyptothöque  Ny-Carlsberg  p.  181  Anm.  10.  — 
Zwei  weitere  Regliken  des  Kopfes  befinden  sich  im  Museo  Torlonia:  I  marmi  del 
M.  T.  riprod.  in  fototipia  T.  XIV  53  und  XV  57. 

1382  (40)  Kopf  eines  Athleten. 

Gefunden  bei  der  Piazza  Nicosia. 

Nach  dem  stark  vorgestreckten  Halse  liegt  ee  nahe,  anzunehmen, 
daß  dieser  sorgfältig  ausgeführte  Kopf  von  der  Statue  eines  Läufers 
oder  von  der  eines  Bingers  stammt,  der  auf  den  geeigneten  Moment  paßt, 
einen  Gegner  in  möglichst  vorteilhafter  Weise  anzufassen  (vgl.  n.  322). 
Die  Bildung  des  Gesichtes  erinnert  an  attische  Typen  des  4.  Jahr- 

11* 


164  DAS  THERMENMUSEUM.  1888—1888 

hunderte.  Kürzlich  hat  man  den  gewagten  Versuch  gemacht,  das 
Original  des  Kopfes  für  ein  Werk  aus  dem  Kreise  des  Euphranor  zu 
erklären. 

Memorie  della  R.  Acc.  dei  Linoei  XIV  1910  p.  270  ff.  Fig.  23.  Jahrbuch  d.  arch. 
Inst.  XXV  1910  T.  7  p.  171  f.  Vgl.  Römische  Mitteilungen  VI  1891  p.  304  n.  2.  Furt- 
wangler  Meisterwerke  p.  515  Anm.  4. 

1383  (99)  Kopf  des  Meleagros. 

Vormals  auf  dem  Falatin.  Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Nase,  die 
Unterlippe,  ein  Stück  am  Kinn. 

Der  Kopf  gibt  den  unter  n.  128  besprochenen  Typus  wieder.  Er 
ist  hinsichtlich  der  Ausführung  dem  der  vatikanischen  Statue  über- 
legen, steht  aber  beträchtlich  hinter  dem  herrlichen  Kopfe  in  der  Villa 
Medici  (vgl.  n.  128)  zurück. 

Rom.  Mitteilungen  IV  1889  p.  220  n.  14. 

1384  (201)  Kopf  des  Dionysos. 

Vormals  im  Museo  Kircheriano. 
In  den  Haaren  des  Vorderkopfes  bemerken  wir  zwei  runde  Ver- 
tiefungen. Es  genügt,  auf  unsere  n.  245  und  406  hinzuweisen,  um 
zu  erkennen,  daß  hier  kurze  Stierhörner  eingesetzt  waren,  die  den 
Dargestellten  als  Dionysos  charakterisieren  sollten.  Vergleichen  wir 
den  Kopf  mit  n.  1383  und  seinen  Repliken,  so  muß  uns  die  genaue 
Übereinstimmung  in  der  Anlage  der  Haare,  besonders  um  Stirn  und 
Schläfen,  auffallen.  Die  Übereinstimmung  geht  so  weit,  daß  wir 
zweifeln  können,  ob  dem  Bildhauer  des  Kopfes  ein  Original  aus  der 
Zeit  und  Schule  des  Skopas  vorgelegen  hat  oder  ob  die  Zurichtung 
des  Kopfes  zum  Dionysos  nicht  vielmehr  sein  Werk  gewesen  ist.  Vgl. 
n.  1351  u.  1375. 

1385  (10)  Kopf  der  Artemis. 

Gefunden  bei  den  Arbeiten  am  Viktor-Emanuel-Denkmal.  Ergänzt 
beide  Brauen,  Teile  der  Augen,  die  Nase,  die  Lippen,  das  Kinn,  ein  Teil 
der  1.  Wange,  die  Ohren  fast  ganz.  Der  aufgebundene  Lockenschopf  am 
Hinterkopfe  fehlt. 

Der  mäßig  gearbeitete  Kopf  ist  eine  Wiederholung  des  Kopfes 

der  Artemis  von  Versailles,  in  der  man  allgemein  und  mit  Recht  ein 

dem  Apoll  vom  Belvedere  nächst- verwandtes  Werk  erkannt  hat  (vgl. 

n.  157). 

Revue  archeologique  1904  II  p.  2ff.  Fig.  2. 

Fensterwand: 

1386  (127)  Kopf  eines  hellenistischen  Kriegers. 

Gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiber-Begulierung. 
Man  erkennt,  daß  der  Helm,  obwohl  der  aus  einem  besonderen 
Stücke  gearbeitete,  obere  Teil  abhanden  gekommen  ist,  eine  der  phry- 
gischen  Mütze   entsprechende  Form   hatte.      Ein  derartiger  Helm 


OBERES  STOCKWERK.  165 

würde  bei  einem  Römer  befremden ;  in  Griechenland  begegnet  uns  diese 
Form  vereinzelt  bereits  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  (n.  1089),  häufiger 
im  4.  Jahrhundert,  insbesondere  nach  den  Kriegen  Alexanders  d.  Gr. 
Das  scharf  geschnittene  Gesicht  und  der  emphatische  Ausdruck  finden 
unter  hellenistischen  Porträts  zahlreiche  Analogien. 

Journal  of  hellenic  gtudies  XXV  1905  p.  94  n.  3. 

1387  (543)  Kopf  des  Apollon. 

Gefunden  in  dem  sogen.  Stadium  des  Palatin. 
Der  elegant  gearbeitete  Kopf  stammt  von  einer  Apollonstatue  des 
Typus,  den  wir  unter  n.  984  besprochen  haben.    Er  repräsentiert  in 
diesem  Zimmer  mit  n.  1380 — 1385  die  Hauptrichtungen  der  Kunst 
im  4.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Zimmer  XII. 

1388  (552)  Fragment  einer  Gruppe,  Dionysosknabe. 

Gefunden  1864  auf  dem  Palatin. 

Der  Knabe  ist  als  Dionysos  kenntlich  an  dem  EpheukraDz,  der 
das  Köpfchen  umgibt.  Er  sitzt  auf  einer  1.  Hand,  die  nach  der  zarten 
Behandlung  des  Fleisches  nicht  etwa  dem  greisen  Silen  (vgl.  n.  4), 
sondern  nur  einem  Jüngling  gehört  haben  kann,  und  blickt  mit  lieb- 
lichem Lächeln  zu  seinem  Pfleger  empor,  das  r.  Armchen  erhoben, 
das  1.  vorgestreckt.    Ein  Gelehrter  hat  versucht,  die  ganze  Gruppe 
mittels  eines  alten  Kupferstiches  (Fig.  36)  und  einer  Jünglingsstatue 
des  Madrider  Museums  (Fig.  37)  zu  rekonstruieren.   Auf  dem  Stiche 
ist  eine  gegenwärtig  verschollene  Gruppe  abgebildet,  die  sich  vormals 
im  Palazzo  Farnese  befand.    Sie  zeigt  einen  Jüngling,  der  sich  mit 
dem  r.  Unterarm  auf  eine  bärtige  Herme  stützt,  und  auf  der  r.  Hand 
einen  Knaben  hält.   Zweifellos  entspricht  nun  die  genannte  Statue  in 
Madrid  dem  Jüngling  auf  dem  Stiche,  abgesehen  davon,  daß  die  Seiten 
vertauscht  sind,  so  genau — besonders  charakteristisch  sind  die  Motive 
des  Mantels,  der  über  die  Herme  geworfen  ist,  — ,  daß  wir  dem  Schlüsse, 
der  Stich  gebe  die  Gruppe  im  Spiegelbilde  wieder,  diese  aber  und 
die  Madrider  Statue  seien  Kopien  des  gleichen  Originales,  ohne  Be- 
denken zustimmen  können.    Da  nun  das  Knäbchen  auf  dem  Stiche 
ähnlich  bewegt  ist,  wie  das  Fragment  im  hiesigen  Museum,  er- 
gab sich  der  weitere  Schluß,  daß  auch  dieses  von  einer  Kopie  jenes 
Originales  stamme,  ein  Schluß,  der  zunächst  allgemeine  Zustimmung 
gefunden    hat.      Als    aber    die   Wiedervereinigung    beider    Teile 
mittels  Gipsabgüssen  versucht  wurde,  stellte  sich  heraus,  daß  beide 
in  verschiedenem  Maßstabe  gearbeitet  sind.   Die  Madrider  Statue  ist 
lebensgroß,  während  die  Hand,  auf  der  das  Kind  im  Thermen-Museum 
sitzt,  auf  eine  etwas  überlebensgroße  Figur  hinweist,  die  in  den  Ma- 
ßen ungefähr  dem  Silen  mit  dem  Dionysoskinde  (n.  4)  und  dem 


166  DAS  THEBMENMU8EUM.  »89-1391. 

Hermes  des  Praxiteles  in  Olympia  entsprochen  haben  maß.  Der  Ge- 
lehrte, der  zuerst  die  Zusammengehörigkeit  beider  Teile  vertreten 
hatte,  sucht  diese  Schwierigkeit  damit  zu  heben,  daß  er  annimmt,  es 
hatten  zwei  in  verschiedenen  Hauen  angefertigte  Kopien  des  gleichen 
Originales  existiert;  von  der  einen  habe  sieh  der  Jüngling,  von  der  an 
dem  nur  das  Kind  erhalten — gewiß  eine  bedenkliche  Aueflucht.  So- 
weit  unsere  Kenntnis  der  Kopistenpraxis  reicht,  hat  man  in  der  Regel 
nur  Kopien  gleicher  Größe  gearbeitet;  -wollt»  man  die  Maße  ändern, 
wurde  die  Vorlage  stark  verkleinert  oder  ins  Kolossale  vergrößert.  Der- 
selbe Gelehrte  hat  nun  durch  einen  Bildhauer  das  Kind  bis  auf  das 
Größenmaß  der  Madrider  Statue  verkleinern  und  eine  Rekonstruktion 
der  Gruppe  versuchen  lassen;  aber  man  kann  unmöglich  zugeben,  daß 


diese  Lösung  einen  überzeugenden  Eindruck  macht.  Das  Kind  ist  so- 
weit gedreht,  daß  sein  Gesicht  dem  Beschauer  fast  vollständig  ver- 
schwindet; dies  ist  weder  bei  der  Eirene  des  Kephisodot  der  Fall,  noch 
bei  dem  Hermes  in  Olympia,  und  konnte  sicher  nicht  in  der  Intention 
des  antikenKünstlers  liegen.  DieKechtedeakleinenPlutosunddieLinke 
des  kleinen  Dionysos  in  Olympia  haben  bestimmte  Ziele;  index  rekon- 
struierten Gruppe  greift  das  Kind  unbestimmt  ins  Leere,  Außerdem 
erscheint  es  ganz  unverständlich,  wie  ein  Zeichner  nach  dieser 
Gruppe  das  Bild  hätte  entwerfen  können,  das  der  Stich  des  Cavalleri 
wiedergibt,  und  es  wird  demnach  doch  nichts  anderes  übrigbleiben, 
als  die  Annahme  der  Zusammengehörigkeit  von  Kind  und  Jüngling 


OBERES  STOCKWERK.  167 

wieder  aufzugeben;  scheinen  sich  doch  zwischen  beiden  bei  erneuter 
Prüfung  auch  stilistische  Widerspruche  herauszustellen.  Der  Ge- 
lehrte, der  die  Gruppe  rekonstruiert  hat,  vermutet  in  ihrem  Originale 
das  Werk  eines  Schülers  des  Praxiteles.  Wenn  dieser  Ansatz  für  das 
Kind  diskutabel  erscheint,  so  dürften  wenige  Fachgenossen  geneigt 
sein,  dem  gleichen  Ansatz  für  den  Jüngling  zuzustimmen.  Die  ganze 
Frage  bedarf  einer  erneuten  eingehenden  Prüfung.  Die  sicherste  Lösung 
freilich  brächte  das  Wiederauftauchen  der  verschollenen  farnesischen 
Gruppe. 

Klein  Praxiteles  p.  401  ff.  Fig.  81,  82.  S.  Bemach  repertoire  de  la  ßtat.  II  2  p.  788 
n.  2.  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Instituts  XIV  1911  p.  98 ff.  Fig.  105.  Vgl.  Matz- 
Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Rom  I  n.  365.  Rom.  Mitteilungen  VIII  1893  p.  258.  Berliner 
philol.  Wochenschrift  XVIII 1898  p.  311.  Klein  praxitelische  Studien  p.  57  ff.  Berliner 
philol.  Wochenschrift  XX  1900  p.  027  f.  Amelung  moderner  Cicerone  Rom  I  p.  433  ff. 
Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XIX  1904  p.  24  Anm.  1.  Klein  Geschichte  d.  griech.  Kunst 
II  p.  396 ff.  Arndt-Amelung  Einzel* Aufnahmen  Text  zu  n.  1585 — 1587  (Auf- 
nahmen der  Madrider  Statue). 

1389  (551)  Der  obere  Teil  einer  Satyrstatuette. 

Er  wurde  in  eine  antike  Mauer  verbaut  an  der  Via  Labicana  nahe 
der  Torre  Pignattara  gefunden. 

Die  Statuette  gab  den  unter  n.  12  besprochenen  Typus  des  Satyr- 
knaben mit  der  Querflöte  wieder.  An  beinahe  allen  Wiederholungen, 
die  sich  von  diesem  Typus  erhalten  haben,  ist  das  Instrument  ver- 
loren gegangen.  Hier  hat  sich  unterhalb  des  Mundes  noch  ein  Stück 
davon  erhalten,  aus  dem  sich  deutlich  erkennen  läßt,  daß  der  Satyr 
die  Querflöte  blies.  Der  Kopf  ist  mit  dem  des  bogenspannenden  Eros 
(n.  776)  und  des  Mädchens  von  Anzio  (n.  1352)  nahe  verwandt;  mit 
der  Statue  von  Anzio  ist  auch  die  charakteristische  Entblößung  der 
einen  Schulter  zu  vergleichen. 

Notizie  d.  scavi  1884  p.  224a.    Klein  Praxiteles  p.  212  n.  16. 

1390  (550)  Kopflose  Statuette  des  gleichen  Typus. 

Gefunden  an  der  Ecke  der  Via  XX  Settembre  und  der  Via  Firenze 
bei  der  Grundlegung  der  dortigen  Methodistenkirche.  Ergänzt  der  größte 
Teil  des  r.  Armes  —  doch  ist  die  Hand  antik  — ,  der  untere  Teil  des  Fan- 
therfelles, der  Stamm  und  das  zugehörige  Stück  der  Flinthe. 

Die  Ausführung  ist  glatt  und  elegant,  wohl  aus  der  Zeit  Hadrians. 

Es  hat  sich  hier  in  der  r.  Hand  ein  Stück  der   Querflöte  erhalten. 

American  Journal  of  archaeology  IX  1894  pl.  18  p.  452,  p.  533  ff.  S.  Reinach 
repertoire  de  la  stat.  II 1  p.  137  n.  1.  Vgl.  Notizie  d.  scavi  1898  p.  357  f.  Klein  Praxi- 
teles p.  212  n.  7. 

Zimmer  XIII. 

1391  (490)  Relief,  Pentheus  und  die  Mainaden. 

Gefunden  an  der  Via  Portuense  in  einem  kleinen  Columbarium,  das 
der  englische  Botschafter  Sir  Savile  Lumley  1887  in  der  Vigna  Jacobini 
ausgraben  ließ.  Es  war  in  die  Hinterwand  dieses  Columbariums  zwischen 
zwei  zur  Aufnahme  von  Aschenurnen  hergerichteten  Nischen  eingemauert. 

Der  Jüngling  verteidigt  sich  mit  dem  Schwerte  gegen  zwei  Frauen, 

die  von  links  und  von  rechts  auf  ihn  einstürmen.  Beide  strecken  ihm 


168  DAS  THERMENMUSEUM.  1892—1894. 

mit  dem  1.  Arme  eine  Schlange  entgegen  und  schwingen  mit  der  r. 
Hand  jede  einen  lanzenartigen  Thyrsus  gegen  sein  Haupt.  Das  Relief 
hat  drei  verschiedene  Deutungen  erfahren,  auf  Orestes,  den  die  Eu- 
meniden  verfolgen,  auf  den  thrakischen  König  Lykurgoe,  der  gegen 
den  bakchisohen  Thiasos  wütet,  und  auf  Pentheus,  der  von  den  Mai- 
naden angegriffen  wird.  Aber  Thyrsen  gehören  nicht  zu  den  Attri- 
buten der  Eumeniden,  und  der  angebliche  Lykurgoe  greift  nicht  an. 
sondern  wehrt  sich;  auch  ist  der  thrakische  König  niemals  unbärtig 
dargestellt  worden.  Dagegen  fallen  alle  Schwierigkeiten  bei  der  dritten 
Deutung  weg.  Die  Darstellung  weist  so  befremdliche  Seltsamkeiten 
auf,  daß  es  nicht  zu  verwundern  ist,  wenn  an  dem  antiken  Ursprung 
des  Reliefs  gezweifelt  werden  konnte.  Doch  scheinen  die  Fundbe- 
richte und  die  Existenz  einer  photographischen  Aufnahme,  die  das 
Belief  noch  an  Ort  und  Stelle  zeigt,  jeden  Zweifel  auszuschließen. 

Bullettino  comunale  XV  1887  T.  XIII  p.  215 ff.  Vgl.  Notizie  d.  scavi  1887  p.  186  f. 
Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  VII  1892  p.  154  Anm.  4.  Röscher  mythol.  Lexikon  III  2 
p.  1939. 

1392  (8549)  Fragment  eines  Frieses. 

Der  Fries — zweifellos  originale  griechische  Arbeit —  stellte  ein  Pferde  • 
rennen  dar.  Der  letzte  Reiter  auf  dem  erhaltenenFragmente  ist  gestürzt 
und  wird  von  seinem  Pferde  an  den  Zügeln  geschleift.  Die  ganze  sorg- 
fältig-frische Ausführung,  die  den  vollen  Reiz  einer  feinen  Zeichnung 
hat,  und  der  schlank  gebaute  Typus  der  Pferde  läßt  uns  keinen  Zweifel 
darüber,  daß  wir  ein  Werk  aus  der  ersten  Hälfte  des  5,  Jahrhunderts 
v.  Chr.  vor  Augen  haben.  Den  Ort  zu  bestimmen,  an  dem  es  gearbeitet 
wurde,  ist  zurzeit  unmöglich,  doch  scheinen  die  Städte  des  griechi- 
schen Festlandes  nicht  in  Frage  zu  kommen. 

Über  den  Pferdetypus  vgl.  Amelung  Nachwort  zu  Cherbuliez  athen.  Plaudereien 
üb.  ein  Pferd  d.  Phidias  (übers,  v.  J.  Riedißser)  p.  257  ff. 

1393  (130)  Behelmter  bärtiger  Eopf. 

Gefunden  in  der  Nahe  von  Porta  Maggiore  bei  dem  Grabe  der  Sklaven 
und  Freigelassenen  der  Statuier.  Ergänzt  die  Nase  und  je  ein  kleines  Stück 
in  der  Stirn  und  der  rechten  Schnurrbarthälfte. 

Der  Kopf  stammt,  wie  wir  aus  seiner  lebhaften  Wendung  nach 

der  r.  Schulter  schließen  können,  von  einer  heftig  bewegten  Statue. 

Der  kegelförmige  Lederhelm  mit  langem  Nackenschutz  und  schmalen 

Baokenlaschen,  die  aufgerollt  und  untergesteckt  sind,  verrät  uns,  daß 

es  sich  um  einen  Krieger  handelt,  augenscheinlich  um  einen  Heros, 

denn  die  Gesichtszüge  sind  ideal  gehalten.  Was  ihnen  ihr  besonderes 

Gepräge  gibt  —  die  längliche  Form  des  Ganzen,  die  Form  der  Augen 

und  insbesondere  der  Lider,  die  Form  des  Mundes  mit  der  breiten 

vollen  Unterlippe,  die  Art,  wie  die  Haarlocken  stilisiert  sind — ,  stimmt 

mit  all  dem  überein,  was  sich  an  dem  Porträt  des  Perikles  (n.  276) 

und  stilistisch  verwandten  Skulpturen  (n.  377,  852,  1027, 1028, 1033, 


OBERES  STOCKWERK.  169 

1275,  1376)  als  Eigenart  des  Kresilas,  eines  jüngeren  Zeitgenossen 
des  Pheidias  und  Polyklet,  herausgestellt  hat.  Zweifellos  hat  die  Sta- 
tue, von  der  dieser  Kopf  stammt,  zu  einer  Gruppe  gehört;  ihre  starke 
Bewegung  muß  durch  eine  andere  Figur  motiviert  gewesen  sein.  Dies, 
die  Kegelform  des  Helmes,  die  an  manche  Darstellungen  des  Odysseus 
erinnert,  und  die  Tatsache,  daß  man  auch  von  dem  Diomedes,  der 
gleichfalls  dem  Kresilas  zugeschrieben  wird,  vermutet  hatte,  er  habe 
ursprünglich  zu  einer  Gruppe  gehört,  veranlaßten  einen  Gelehrten, 
den  Kopf  als  Odysseus  zu  deuten  und  ihn  für  ein  Fragment  eben  der 
!Pigur  zu  erklären,  die  mit  dem  Diomedes  jene  Gruppe  gebildet  hätte. 
Diese  sei  unter  anderem  auf  dem  Relief  n.  1815,  in  jüngere  Formen 
übersetzt,  zu  erkennen:  die  Helden  kehren  vom  Raube  des  Palladion 
heim;  Odysseus  will  sich  des  glücklicheren  Genossen  entledigen  und 
zieht  dasSchwert ;  das  hat  Diomedes  wahrgenommen ;  stolz  und  verächt- 
lich wendet  er  nur  den  Kopf  zu  dem  hinterlistigen  Schlaukopf  um,  der 
scheu  zur  Seite  weicht.  So  gut  das  alles  zu  klappen  scheint,  es  bleiben 
doch  einige  Schwierigkeiten.  Der  Helm  des  hier  besprochenen  Kopfes 
entspricht  in  seiner  Form  nicht  dem  pilos -artigen  Helme,  wie  man 
ihn  auf  einer  attischen  Vase,  deren  Bild  den  glffohen  Mythos  dar- 
stellt, zu  erkennen  meint.  Sehr  auffällig  wäre  für  den  beweglichen 
Odysseus,  besonders  in  dieser  Situation,  die  Masse  langer  Haare,  die 
breit  und  voll  unter  dem  Naokenschirme  sichtbar  wird  und  augen- 
scheinlich noch  weit  über  den  Rücken  herabhing.  Die  Figur  des  Dio- 
medes ist  nicht  so  stark  bewegt,  daß  sie  notwendig  zu  einer  Gruppe 
gehört  haben  müßte.  Wenn  sie  auf  einer  Vase  und  dem  Relief  n, 
1815  mit  anderen  Gestalten  gruppiert  ist,  so  genügt  es,  dagegen  auf 
das  Beispiel  der  sog.  Penelope  (n.  89)  hinzuweisen.  Wir  werden 
demnach  besser  tun,  bei  dem  Kopfe  zunächst  auf  eine  bestimmte 
Deutung  zu  verzichten;  jeder  weitere  Versuch  wird  aber  vor  allem 
auf  die  beiden  besonders  auffallenden  Äußerlichkeiten  in  seiner 
Charakteristik  Rücksicht  nehmen  müssen:  auf  den  eigenartigen  Helm 
und  die  langwallenden  Haupthaare.  In  der  Entwicklung  des  kresiläi- 
schen  Stiles  findet  der  Kopf  etwa  in  der  Mitte  zwischen  dem  Porträt 
des  Perikles  und  dem  des  Strategen  im  Antiquarium  communale 
(n.  1033)  seinen  Platz.  Die  Arbeit  der  Kopie  ist  sorgfältig,  aber  flau. 

Brizio  pitture  e  sepolcreti  scop.  soll'  Esquilino  T.  III  10  p.  122  ü.  134.  Rom. 
Mitteilungen  XVI  1901  T.  III  p.  33  ff. 

1394  (503)  Relief,  Prometheus  vom  Adler  zerfleischt« 

§  Gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiber-Regulierang. 

Die  pathetische  Emphase,  mit  der  die  kühn  herausgearbeitete 
Figur  des  Prometheus  behandelt  ist,  die  nahe  Verwandtschaft,  die 
zwischen  der  Anlage  dieser  Figur  und  der  des  Laokoon  (n.  151)  ob- 
waltet, endlich  auch  die  naturalistische  Wiedergabe  des  Felsenhinter  - 


170  DAS  THERMENMUSEUM.  1895—1400. 

grundes  beweisen,  daß  wir  es  mit  einer  Erfindung  der  spät-helleni- 
stischen Kunst  zu  tun  haben.  Die  Ausführung  ist  etwas  trocken,  aber 
dabei  charaktervoll. 

Schreiber  die  hellenistischen  Reliefbilder  T.  XXIX.  MilaniStudi  e  materialiUI  1905 
p.  208 f.  Fig.  9.  Vgl.  Gultiera  saggi  sull'  arte  ellenistica  e  greco-romana  I  p.  99 ff. 
Altertümer  v.  Pergamon  VII  T.  XXXVII  p.  17511. 

1395  (31)  Kopf  eines  hellenistischen  Dichters. 

Ehemals  im  Palazzo  del  Commercio,  von  wo  er  im  Jahre  1872  auf 
den  Palatin  gebracht  wurde  (Sülle  acoperte  archeol.  della  cittä  e  prov. 
di  Koma  negli  anni  1871 — 1872.  Matz-Duhn  zeretr.  Bildw.  in  Born  III 
p.  309).  Vom  Palatin  kam  er  mit  der  übrigen  Skulpturensammlung  ins 
Thermen-Museum.    Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Nase. 

Er  gibt  den  unter  n.  814  besprochenen  Typus  wieder,  ist  aber 
mit  Epheu  bekränzt,  was  uns  berechtigt,  in  diesem  häufig  vorkommen- 
den Porträt  —  vgl.  hierselbst  Museumsnummer  612  —  einen  Dichter 
zu  erkennen. 

Ann.  dell'  Inst.  1873  Tav.  d'agg.  L  p.  98  ff.  Comparetti-De  Petra  la  villa  ercola- 
nense  dei  Pisoni  T.  IV  1,  2  p.  36ff.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  II  T.  XXIII a 
p.  163  n.  13,  p.  168  u.  171.  Hekler  Bildni&kunst  der  Griechen  u.  Körner  p.  XXVI T.  118  b. 
Vgl.  Bull,  dell'  Inst.  1872  p.  36.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Korn  I  n.  1770.  Ber- 
noulli röm.  Ikonographie  I  p.  278. 

1396  (1236)  Eopf^es  Sokrates. 

Gefunden  1892  bei  der  Fundamentierung  des  Denkmals  für  Vittorio 
Emanuele.  Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Nase,  zwei  Stücke  an  der  Stirn 
oberhalb  der  Augen,  das  1.  obere  Augenlid. 

Der  Kopf  gibt  den  gleichen  Typus  wie  das  kapitolinische  Exemplar 

n.  809,  jedoch  in  besserer  Ausführung  wieder. 

Abh.  d.  preuß.  Ak.  d.  Wissensch.  1908  (Kekule  von  Stradonitz  die  Bildnisse  des 
Sokrates)  p.  23  u.  47  n.  3  Abb.  26.  Hekler  Bildniskunst  d.  Griech.  u.  Köm.  p.  XIII T.  20. 
Vgl.  Notizie  d.  scavi  1892  p.  345  n.  6.   Bernoulli  griech.  Ikonographie  I  p.  187  n.  10. 

1397  Teil  eines  zylinderförmigen  Reliefs  mit  drei  Figuren  tanzen- 

der Mainaden. 

Ehemals  in  der  Sammlung  Sciarra. 
Die  Mainaden  gehören  zu  dem  Figuren-Zyklus,  den  wir  unter  n.  946 
besprochen  haben.    Vgl.  auch  n.  1521.    Das  Relief  kann  eine  Basis 
oder  einen  Altar  geschmückt  haben.  Die  Arbeit  ist  einfach,  aber  matt. 

1398  (502)  Fragmentiertes  Belief,  drei  Frauengestalten. 

Vormals  auf  dem  Palatin. 
Das  nachlässig  ausgeführte  Relief  erinnert  in  der  Anlage  wie  in 
dem  Stile  an  die  Medeia-,  Orpheus-  und  Peirithoosreliefs,  über  die 
wir  unter  n.  1154,  1883  und  1908  gesprochen  haben,  und  scheint  wie 
diese  auf  ein  in  dem  Kreise  des  Fheidias  geschaffenes  Original  zurück- 
zugehen. Ein  Forscher  nimmt  an,  daß  sich  die  Erfinder  aller  dieser 
Reliefkompositionen  durch  Motive  der  polygnotisohen  Malerei  be- 
stimmen ließen,  und  versucht  den  Einfluß  des  malerischen  Vorbildes, 
das  er  auch  für  das  auf  dem  Palatin  gefundene  Relief  voraussetzt, 
noch  auf  einem  anderen  Denkmale  nachzuweisen,  nämlich  auf  der  in 


OBERES  STOCKWERK.  171 

Herculaneum  gefundenen  marmornen  Bildplatte,  die  den  Künstler- 
namen des  Atheners  Alexandros  trägt.  Allerdings  zeigen  die  drei 
Hauptfiguren  des  Bildes,  die  durch  die  beigeschriebenen  Inschriften 
als  Leto,  Niobe  und  Phoibe  bezeichnet  sind,  eine  gewisse  Verwandt- 
schaft mit  den  drei  Frauengestalten  unseres  Reliefs.  Doch  ist  diese 
Verwandtschaft  nur  eine  oberflächliche  und  keineswegs  ausreichend, 
um  die  Zurückf  ührung  beider  Werke  auf  dasselbe  Original  zu  recht- 
fertigen. Ein  anderer  Gelehrter  hat  ein  im  vatikanischen  Museum  be- 
findliches Fragment  (n.  119a)  als  zu  unserem  Relief  gehörig  nachge- 
wiesen. Es  hat  sich  darauf  der  obere  Teil  der  in  der  Mitte  dargestellten 
Frauenfigur  erhalten,  deren  mit  einem  Diadem  geschmückter  Kopf 
der  rechts  stehenden  Frau  zugewendet  ist.  Ein  Gipsabguß  dieses 
Fragmentes  ist  in  das  Relief  des  Thermenmuseums  eingefügt  worden. 

Bullettino  comunale  XXV  1897  T.  V  p.  73  ff.  Robert  die  Knöchelspielerinnen 
des  Alexandras  (Halle  1897)  p.  4ff.  (Abbildung  auf  p.  4).  Rom.  Mitteilungen  XIV 
1899  T.  I  p.  3 ff.   Zeitschrift  f.  bild.  Kunst  N.  F.  XIII  1902  p.  1531  Abb.  5. 

1399  (508)  Relieffragment,  Hermes. 

Gefunden  auf  dem  Palatin. 
Das  Fragment  rührt  von  einer  Wiederholung  der  unter  n.  1883 
besprochenen  Reliefkomposition  her,  die  Hermes  darstellt  im  Be- 
griff, Eurydike  von  Orpheus  wieder  zu  trennen.  Erhalten  ist  hier 
nur  der  obere  Teil  der  Hermes  und  auch  dieser  stark  bestoßen.  Die 
Ausführung  ist  stilgetreuer,  aber  weniger  sorgfältig  als  an  dem  alba- 
nischen Exemplare. 

Bloch  griechischer  Wandschmuck  p.  7.  Bullettino  comunale  XXV  1897  p.  76 
Fig.  1.  Vgl.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Rom  III  n.  3730.  Friederichs-Wolters  Bau- 
steine n.  1199. 

1400  (479)  Fragment  eines  hellenistischen  Reliefs. 

Erhalten  sind  von  dem  vortrefflich  ausgeführten  Relief  nur  der  in 
Dreiviertelansicht  wiedergegebene  obere  Teil  eines  bärtigen  Kriegers 
und  der  Profilkopf  wie  die  r.  Hand  eines  Jünglings.  Die  Blicke  beider 
Figuren  sind  mit  dem  Ausdrucke  gespannter  Aufmerksamkeit  nach 
links  gerichtet,  als  stehe  von  dort  her  die  Ankunft  eines  Feindes  bevor. 
Der  Jüngling  redet  seinem  Gefährten  eifrig  zu  und  gestikuliert  dabei 
mit  der  erhobenen  R.,  deren  Daumen  und  Zeigefinger  leicht  vorge- 
streckt sind.  *  Der  bärtige  Krieger  trägt  auf  dem  Rücken  Bogen  und 
Köcher  und  hält  in  der  R.  ein  in  der  Scheide  geborgenes  Schwert, 
während  seine  L.  in  den  Bügel  des  Schildes  greift;  sein  Visierhelm 
ist  mit  zwei  zahnf  örmigen  Aufsätzen  versehen.  Die  Deutung  auf  Odys- 
seus  und  Diomedes,  wie  sie  des  herannahenden  Dolon  gewahr  werden, 
wird  bestätigt  durch  ein  ebenfalls  fragmentiertes  Relief,  von  dem  sich 
aber  außer  der  Gruppe  der  beiden  Griechen  links  von  einem  Baum 
mit  dichter  Krone  der  Oberkörper  des  Dolon  erhalten  hat.  Die  beiden 
Reliefs  stimmen  zwar  nicht  soweit  überein,  daß  man  sagen  könnte,  sie 


172  DAS  THERMENMUSEUM.  1401-1405. 

seien  nach  demselben  Modell  gearbeitet,  sind  sich  aber  doch  so  ähnlich, 
daß  es  wohl  erlaubt  ist,  beide  auf  den  gleichen  Gegenstand  zu  deuten, 
und  diesem  Schlüsse  dürfte  auch  die  Beobachtung  nicht  widersprechen, 
daß  bei  der  Darstellung  des  gleichen  Abenteuers  in  der  Dias  (X  260 ff.) 
Odysseus,  nicht  Diomedes  als  beratender  Spreoher  eingeführt  wird. 
Das  Fragment  stammt  augenscheinlich  von  einem  originalen  helle- 
nistischen Relief  etwa  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr. 

Ausonia  II  1907  p.  lf.  Fig.  1.  —  Das  entsprechende  Belief:  Schreiber  die  helle- 
nistischen Reliefbüder  T.  XLV.  Ein  drittes  Exemplar  soll  sich  im  Hofmuseum  in 
Wien  befinden. 

1401  (140)  Eopf  des  Sophokles. 

Gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiber-Begulierung.  Ergänzt  die  Nase 
und  die  Lippen. 

Der  Kopf  gehört  einer  Gruppe  von  Bildnissen  an,  die  augenschein- 
lich alle  mit  größerer  oder  geringerer  Freiheit  nach  dem  gleiohen 
Originale  gearbeitet  sind.  Dieses  Original  muß  an  der  Wende  des  5. 
zum  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  entstanden  sein.  Physiognomische  Ähn- 
lichkeit und  die  Gleichheit  der  Anlage  in  den  Haarpartien,  die  Stirn 
und  Schläfen  umgeben,  läßt  uns  darin  das  Vorbild  erkennen,  nach 
dem  der  Künstler  des  Originals  der  lateranensischen  Sophokles-Statue 
(n.  1180)  mittels  Übertragung  in  den  reicheren  effektvolleren  Stil 
der  späteren  Zeit  sein  stark  idealisiertes  Bild  des  Tragikers  geschaffen 
hat.  Man  hat  dieser  Kombination  mit  Unrecht  widersprochen;  die 
übereinstimmenden  Züge  beider  Köpfe  überwiegen  entschieden  die 
Abweichungen,  die  sich  alle  aus  jener  Übertragung  und  der  ideali- 
sierenden Tendenz  des  jüngeren  Werkes  erklären.  Als  Kunstwerk 
macht  der  ältere  Typus  keinen  bedeutenden  Eindruck,  doch  scheint 
er  schlicht  und  treu  das  Bild  der  Wirklichkeit  wiederzugeben.  Aller- 
dings könnte  auch  er  nicht  unmittelbar  nach  dem  lebenden  Modell  ge- 
arbeitet sein,  denn  Sophokles  war  zu  der  Zeit,  in  die  wir  die  Entstehung 
dieses  Bildnisses  datieren  müssen,  ein  Greis  oder  bereits  verstorben. 
Wir  haben  also  auch  für  diesen  Typus  noch  ein  älteres  Vorbild  vor- 
auszusetzen, das  den  Dichter  darstellte  etwa  zur  Zeit,  da  erden  „König 
Oidipus"  geschaffen.    Vgl.  n.  149. 

Bernoulli  griech.  Ikonographie  I  p.  142  n.  3.  Vgl.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  V  1890 
p.  160 ff.;  XI  1896  p.  170 ff.  und  die  bei  Bernoulli  verzeichnete  Literatur. 

1402  (515)  Fragment  eines  Reliefs  mit  dem  Oberkörper  des 

Apollon. 

Der  Gott  ist  übereinstimmend  mit  dem  Typus  der  Statue  n.  258 
dargestellt.  Auf  dem  Schallkasten  der  Kithara  bemerken  wir  zwei 
Raben   in  flachem  Relief,  die  heiligen  Vogel  des  Gottes. 

1403  (39113)  Relief  mit  Barstellung  einer  Landschaft. 

Gefunden  i.  J.  1906  beim  Bau  des  Palazzo  Mengarini  auf  dem  Qui- 
rinal  (oberhalb  des  südlichsten  Teiles  des  Giardino  Colonna).  Das  Belief 
ist  rechts  unvollständig  und  in  den  erhaltenen  Teilen  sehr  bestofien. 


OBERES  STOCKWERK.  173 

Unter  überhängenden  Felsen,  aus  denen  links  eine  Quelle  nieder- 
sprudelt,  steht  eine  Herde  von  Rindern,  Schafen  und  Ziegen  gedrängt. 
Der  Wächterhund  blickt  von  der  Höhe  der  Felsen  abwärts;  er  steht 
neben  einer  Platane,  deren  kümmerlich  belaubte  Äste  sich  in  weitem 
Bogen  reohtshin  erstrecken.  Unter  ihnen  hookt  auf  dem  Gipfel  der 
Felsen  eine  kleine  Gestalt,  die  wir  an  dem  einen  erhaltenen  Booksfuß  und 
der  Syrinz  in  der  gesenkten  R.  als  Pan  erkennen.  Rechts  von  ihm  steht 
ein  offenes  Kapellchen,  dessen  Giebeldach  baldaohinartig  von  vier 
korinthischen  Säulen  getragen  wird.  Im  Innern  der  Kapelle,  zu  der 
rechts  sechs  Stufen  emporführen,  ist  auf  niedriger  Basis  ein  Bild  der 
laufenden,  schießenden  Artemis  aufgestellt,  im  Giebel  Aktaion  gebildet, 
wie  er  von  zwei  Hunden  angefallen  wird.  Rechts  von  den  Stufen 
ein  bekränzter  Altar  mit  wehender  Flamme;  ein  Zicklein  ist  empor- 
gestiegen und  frißt  von  den  Blumengewinden.  Auf  dem  fehlenden  Teile 
war  vielleicht  der  Hirt  der  Herde  dargestellt;  aber  auch  ohne  ihn  wäre 
die  Komposition  verständlich;  man  braucht  nur  an  die  Mosaikbilder 
n.  164  u.  Bd.  I  p.  159  unten  zu  erinnern.  Nach  einem  Gemälde  dieser  Art 
mag  auch  das  Relief  gearbeitet  sein.  Der  Bildhauer  hat  sich  mit 
äußerlioh-dekorativer  Wirkung  begnügt  und  dabei  den  Bohrer  so  häu- 
fig verwendet,  daß  man  seine  Arbeit  mit  Recht  in  die  späte  Kaiserzeit 
datiert  hat.    Ganz  liederlich  ist  die  Perspektive  behandelt. 

Bollettino  d'arte  II 1908  VII  p.  241  ff.  mit  Tafel.  Vgl.  Notizie  d.  scavi  1906  p.  246  ff. 
—  Zu  der  Figur  der  Artemis  vgl.  Glarac  564  0  1218  0  (Bronzestatuette  in  Neapel), 
zu  dem  Giebelrelief  Amelung  Fuhrer  durch  d.  Ant.  in  Florenz  p.  188,  zu  dem  Typus 
idyllischer  Sakral-Landschaft  Bom.  Mitteilungen  XXVI  1911  p.  82  ff. 

Fensterwand: 

1404  (1239)  Griechischer  Porträtkopf. 

Der  vorzüglich  gearbeitete  Kopf  gibt  ein  Original  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  wieder.    Vgl.  n.  240  u.  1138. 
Vgl.  Aber  einen  ähnlichen  Typus  Ausonia  II  1907  p.  285  ff. 

1405  (488)  Yotivrelief,  dem  Zeus  Xenios  geweiht. 

Das  Fragment  befand  sich,  unmittelbar  bevor  es  in  das  Thermen- 
Museum  Abertragen  wurde,  in  dem  Antikenkabinett  der  römischen  Uni- 
versität, vorher  in  dem  Hause  eines  Signor  d'Este,  wo  es  der  damalige 
Direktor  der  vatikanischen  Bibliothek,  Qirolamo  Amati  (f  1834),  be- 
schrieb und  die  darauf  angebrachte  Inschrift  kopierte  (Amati  Vat.  9754 f. 
83). 

Die  unter  der  Darstellung  eingegrabene  Inschrift  gibt  an,  daß 
eine  Person,  deren  Name  fehlt  und  von  deren  Vatersnamen  nur  die 
zweite  Hälfte  erhalten  ist,  dieses  Belief  infolge  eines  Traumes  dem 
Zeus  Xenios  weihte,  cL  i.  dem  Zeus,  der  das  Gastrecht  wahrt.  Diesen 
Gott  haben  wir  offenbar  in  der  Hauptfigur  des  Reliefs  zu  erkennen. 
Ersitzt,  einen  knorrigen  Stab  in  der  L.  haltend,  anfeinem  Pfühle,  über 
den  ein  Teppich  ausgebreitet  ist,  und  streckt  den  r.  Arm  nach  einer 
Figur  aus,  von  der  sich  nur  ein  Gewandrest  unmittelbar  neben  dem 
links  herabreichenden  Bruche  erhalten  hat  und  die  vermutlich  den 


DAS  THERMENMUSEUM.  1406—1408. 

Dedikanten  darstellte:  der  untere  Teil  des  Gottes  bi; 
zn  den  Knien  ist  von  eisern  Himation  Ixwleckt;  unter-  I 
halb  des  1.  Vorderarmes  sitet  auf  dem  Pfühle  der 
Adler.  Die  bildliche  Darstellung  wie  die  Inschri  f  t,  von 
der  das  beistehende  Faksimile  einen  Begriff  gibt 
(Fig.  38),  zeichnet  sieh  durch  mancherlei  Absonder- 
lichkeiten aus.  Der  knorrige  Stab  dürfte  als  Attribut 
des  Zeus  einzig  in  seiner  Art  sein.  Der  Adler  ist  in 
streng  typischer,  man  möchte  beinahe  sagen  heral- 
discher Weise  stilisiert.  Bei  der  Wiedergabe  der 
Schmalseite  des  Pfühles  hat  der  Bildhauer,  wie  es 
vielfach  in  der  archaischen  Kunst  geschieht,  von  der 
Perspektive  Abstand  genommen.  Die  Weise,  im  der 
die  Falten  des  Himations  charakterisiert  sind,  erinnert 
an  eine  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  übliche  Gewand' 
behandlung,  unterscheidet  sich  aber  von  ihr  durch 
eine  ganz  unmotivierte  Unruhe,  die  den  Eindruck  er- 
weckt, als  werde  der  Stoff  durch  den  Wind  gekräuselt. 
Anden  Beinen  des  Gottes  fällt  die  eigentümlichstumpfe 
Modellierung  auf.  Die  Inschrift  einhält  eine  gramma- 
tische Monstrosität:  Jiri  statt  dU.  Der  Buchstabe 
N  zeigt  eine  archaische,  das  A  hingegen  eine  junge 
Form:  N,  A.  Die  Striche  der  Buchstaben  laufen  viel- 
fach in  die  Schwänzchen  aus,  denen  wir  erst  in  spat, 
hellenistischer  Zeit  begegnen.  Nach  dem  ersten  Ein- 
drucke könnte  man  geneigt  sein,  dieses  Fragment  für 
ein  modernes  Machwerk  zu  erklären.  Doch  wider- 
spricht dieser  Auffassung  die  Tatsache,  daß  seine 
Existenz  sich  mindestens  bis  zum  Anfange  der 
dreißiger  Jahre  des  vergangenen  Jahrhunderts  zurück - 
verfolgen  läßt,  also  bis  in  eine  Zeit,  in  der  die  archäo- 
logische und  epigraphische  Kenntnis  zu  wenig  fort- 
geschritten war,  als  daß  sie  die  für  eine  so  gelehrte 
Fälschung  erforderlichen  Mittel  hätte  darbieten 
können.  Außerdem  sind  neuerdings  auf  dem  Egquilin 
zwei  Fragmente  eines  Reliefs  gefunden  worden,  die 
ähnliche  stilistische  Eigentümlichkeiten  aufweisen  und 
deren  antiker  Ursprung  über  allen  Zweifel  erhaben 
ist.  Wir  haben  demnach  diese  Reliefs  einer  eigen- 
tümlichen archaisierenden  Richtung  zuzuschreiben, 
einer  Richtung,  die  sich  in  demExemplare  desThermen- 
museums  nicht  nur  auf  die  bildliche  Darstellung 
sondern  auch  auf  den  Buchstabe  noharakter  der  In- 
schrift erstreckt.    Leider   bietet  die  Inschrift  keine 


OBERES  STOCKWERK.  175 

festen  Anhaltspunkte  für  eine  bestimmtere  Datierung  dar;  denn  nach 
dem  Urteil  eines  bewährten  Epigraphikers  läßt  sie  einen  sehr  weiten 
Spielraum  offen,  etwa  zwischen  dem  Anfang  des  1.  Jahrhunderts 
v.  Chr.  .und  dem  vorgerückten  2.  Jahrhundert  n.  Chr. 

Arndt  la  glyptotbeque  Ny-Carlsberg  p.  64  Fig.  34.  Vgl.  Inscr.  graecae  Sic.  et  It. 
ed.  Kaibel  n.  990. 

Vor  dem  1.  Fenster: 
1406  (498)  Fragment  eines  Reliefs  mit  dem  Kopf  einer  Moire. 

Ehemals  im  Museo  Kircheriano. 

Der  außerordentlich,  fast  gemmenartig-fein  geschnittene  Kopf 

stammt  von  einer  Darstellung  der  drei  Schicksalsgöttinnen  (Moiren), 

die  der  Geburt  der  Athena  beiwohnen,  einer  Darstellung,  die  wir 

durch  zwei  vollständige  Wiederholungen  kennen.     Zwei  von  den 

Göttinnen  stehen,  die  dritte  sitzt;  von  den  stehenden  hält  die  eine 

Lostafeln  in  der  L.,  die  andere  eine  geöffnete  Rolle;  die  sitzende 

spinnt.   Zu  einer  Replik  dieser  Figur  gehörte  der  hier  erhaltene  Kopf. 

Das  Vorbild  muß  ein  Künstler  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  aus 

praxitelischem  Kreise  geschaffen  haben.    Vgl.  110,  111. 

Jahreshefte  d.  östarr.  arch.  Inst.  VI  1903  p.  101  Fig.  49.  —  Die  Darstellung  der 
Moiren  ist  ganz  erhalten  auf  einem  Belief  in  Tegel  (Jahresh.  a.  a.  O.  p.  99  Fig.  48; 
moderner  Cicerone  Rom  I  p.  480)  und  auf  dem  Madrider  Puteal  (B.  von  Schneider 
die  Geburt  der  Athena,  Abhandl.  d.  arch.-epigr.  Seminars  in  Wien  1880  T.  I;  Arne- 
lung  die  Basis  d.  Praxiteles  in  Mantinea  p.  13  Abb.  1;  Arndt-Amelung  Einzel- Auf- 
nahmen n.  1726 — 1728). 

Reohts  von  dem  Fenster: 

1407  (1248)  Porträtkopf  eines  hellenistischen  Herrschers. 

Ehemals  auf  dem  Falatin. 
Der  Stil  dieses  interessanten,  bedeutenden  Kopfes  deutet  auf  die 
hellenistische  Zeit,  die  das  Haupt  umgebende  Binde  auf  einen  Herr- 
scher. Wenn  die  Züge  des  Kopfes  an  manche  Satyrtypen  erinnern, 
so  wird  der  Grund  dieser  Bildung  ganz  individueller  Art  gewesen  sein. 
Ein  Gelehrter  hat  in  dem  Kopfe  ein  Porträt  Antiochos  VI.  erkennen 
wollen,  doch  bieten  die  Münzen  mit  dem  Bilde  dieses  Königs  keine 
Möglichkeit,  eine  derartige  Annahme  zu  begründen. 

Journal  of  hell,  studies  XXV  1905  T.  IX  1  p.  97 f.  Fig.  1.  Hekler  Bildniskunst 
d.  Griech.  u.  Rom.  T.  124a.  Vgl.  Gatal.  of  greek  coins  in  the  Brit.  Mus.  The  Seleucid 
kings  of  Syria  pl.  XIX.  Altertümer  von  Pergamon  VII  p.  1441.  T.  XXXII. 

Vor  dem  rechten  Fenster: 

1408  (506)  Relieffragment,  Anaximandros. 

Es  wurde,  in  eine  Mauer  verbaut,  an  der  Via  delle  sette  sale  bei 
der  Grundlegung  des  Klosters  der  Soeurs  de  Cluny  gefunden. 

.  Erhalten  ist  der  obere  Teil  eines  offenbar  sitzenden,  bärtigen  Man- 
nes mit  stark  durchfurchtem  Gesicht  und  spärlichem  Haupthaare, 
der,  in  Nachdenken  versunken,  die  1.  Hand  an  die  Wange  gelegt  hält. 
Die  Formengebung  entspricht  der  naturalistischen  Riohtung  der  hei- 


176  DAS  THERMENMÜSEUM.  1409—1412. 

lenistischen  Kunst.  Über  dem  Kopfe  des  Mannes  ist  der  Name  [A  Jnaxi 
mandros  eingemeißelt.  Die  früher  geäußerten  Ansichten,  nach  denen 
damit  der  Künstler  des  Reliefs  oder  ein  Verstorbener  namhaft  ge- 
macht wäre,  dessen  Grab  das  Relief  geschmückt  habe,  können  wir 
als  erledigt  betrachten,  nachdem  sich  das  Fragment  eines  stilistisch 
und  in  den  Größenverhältnissen  vollkommen  entsprechenden  Reliefs 
gefunden  hat,  auf  dem  ein  ebenfalls  sitzender  Mann  durch  eine  in  den 
gleichen  Schriftformen  gehaltene  Inschrift  am  Sitze  als  Eudoxos  be- 
zeichnet ist.  Augenscheinlich  stellte  also  dieses  Relief  den  berühmten 
Mathematiker,  Naturforscher  und  Philosophen  Eudoxos  aus  dem  4. 
Jahrhundert  v.  Chr.  dar,  unser  Relief  den  ionischen  Naturphilosophen 
Anaximandros.  Da  seine  Tätigkeit  in  das  6.  Jahrhundert  v.  Chr.  fiel, 
kann  es  sich  nicht  um  ein  ikonisches,  sondern  nur  um  ein  frei  erfunde- 
nes Porträt  handeln,  wie  es  in  denen  der  sieben  Weisen  (n.  274,  275, 
393)  eine  Analogie  findet. 

Bernoulli  griech.  Ikonographie  I  p.  73  f.  Abb.  13.  Vgl.  Bullettlno  comunale  XIV 
1886  p.  286,  p.  320  n.  10.  Das  Faksimile  der  Inschrift  daselbst  T.  XI,  XII  n.  10.  — 
Das  Eudoxos-Belief  befindet  sich  heute  im  Kunsthistorischen  Landesmuseum  zu 
Budapest.    Über  Eudoxos  s.  Pauly-Wissowa  Bealenzyklop&die  VI  1  p.  930  n.  8. 

1409  (13130)  Relief-Fragment,  Kopf  eines  Pferdes  und  Arm 

eines  Kriegers  mit  Schild  (jetzt  vor  dem  1.  Fenster). 

Gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiber-Regulierung. 
Das  Relief,  von  dem  dieses  hervorragend  fein  ausgeführte  Frag- 
ment stammt,  war  augenscheinlich  eine  Arbeit  der  ersten  Kaiserzeit. 
Der  Schild  hat  eine  oblonge  Form. 

Zimmer  XIII. 

1410  (625)  Männlicher  Kolossalkopf,  Clodius  Albinus  (?). 

Vormals  auf  dem  Palatin. 
Der  Stil  und  die  Anordnung  des  Haares  wie  des  Bartes  deuten  auf 
den  Übergang  vom  2.  zum  3.  Jahrhundert  n.  Chr.  Der  Kopf  erinnert 
an  die  Porträts  des  Clodius  Albinus  (vgl.  n.  182).  Wenn  diese  eine 
etwas  klobigere  Nasenspitze  und  einen  etwas  kürzeren  Bart  zeigen, 
ist  es  doch  zweifelhaft,  ob  wir  deshalb  berechtigt  sind,  dem  hiesigen 
Kopfe  die  gleiche  Benennung  abzustreiten. 

1411  (9173)  Dreiec  kige  Reliefplatte  mit  Darstellung  der  Isis. 

Ehemals  im  Museo  Kircheriano. 
Das  Belief  war  augenscheinlich  bestimmt,  das  Giebelfeld  einer 
kleinen  Aedicula  zu  schmücken.  Die  Göttin,  kenntlich  andern  Sistrum 
in  der  erhobenen  B.,  sitzt  auf  einem  großen  laufenden  Hunde.  Es  ist 
Isis  Sothis,  die  Herrin  des  Himmels,  auf  dem  Siriushunde.  In  dem 
Grunde  bemerken  wir  unregelmäßig  verteilte  Locher;  offenbar  waren 
darin  metallene  Sterne  eingesetzt,  und  die  ganze  Darstellung  ent- 


OBERES  STOCKWERK.  177 

sprach  also  dem  Schmucke  des  Tympanon  an  der  Fassade  des  Iseum 
Campense  (Cassius  Dio  LXIX  10;  Sitzungsberichte  d.  Berl.  Akademie 
1909  p.  640 ff.  T.  IV;  Sitzungsberichte  d.  Heidelberger  Akad.  1910  VII 
p.  10  f.  Taf.  n.  4).  Das  schlecht  gearbeitete  Relief  stammt  ans  spät- 
römischer  Zeit. 

Vgl.  Koscher  mythol.  Lexikon  H  1  p.  434. 

1412  (165)  Relief,  Prozession  von  Togati  vor  der  Front  eines 
Tempels. 

Nur  der  obere  Teil  besteht  aus  Marmor;  er  befand  sich,  ehe  er  in  das  Mu- 
seum gelangte,  in  dem  Atelier  des  Bildhauers  Viti.  Über  die  früheren 
Schicksale  des  Fragmentes  vgl.  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Born  III 
p.  35.  Der  untere  Teil  ist  ein  Gipsabguß  des  zugehörigen  Fragmentes 
im  lateranischen  Museum  n.  1146. 

Das  obere  Fragment  zeigt  die  Vorderseite  eines  Tempels  römisch- 
korinthischer  Ordnung.  Obwohl  davon  nur  etwas  mehr  als  die  Hälfte 
erhalten  ist,  genügt  dies,  um  zu  erkennen,  daß  der  Tempel  zehn  Säulen 
in  der  Front  hatte,  was  mit  Unrecht  bestritten  worden  ist.    Der 
Giebelschmuck  bezieht  sich  auf  die  Gründimgssage  der  Stadt  Rom. 
Genau  in  der  Mitte  ist  Rhea  Silvia  gelagert;  die  beiden  Beine  und  die 
eine  Hand  mit  der  Lanze,  die  sich  rechts  von  ihr  erhalten  haben,  rüh- 
ren von  Mars  her,  der  zu  der  Jungfrau  herabschwebt;  links  von  ihr 
sieht  man  die  Wölfin,  die  Romulus  und  Remus  säugt,  und  zwei  Hirten, 
die  sich  ihr  unter  Gebärden  der  Verwunderung  nähern;  in  der  1.  Ecke 
des  Giebels  lagern  einSchaf  und  ein  Widder .  Zwei  in  ganz  flachem  Relief 
wiedergegebene  Rutenbündel  (fasces),  die  man  innerhalb  der  Säulen- 
halle, das  eine  zwischen  der  ersten  und  der  zweiten,  das  andere  zwischen 
der  vierten  und  fünften  Säule  (von  links)  wahrnimmt,  beweisen,  daß 
auf  dem  unteren  fehlenden  Stücke  des  Reliefs  eine  Handlung  darge- 
stellt war,  bei  der  Liktoren  auftraten.   Ein  Gelehrter  hat  diesen  feh- 
lenden Teil  in  dem  unter  n.  1146  besprochenen  Fragmente  des  late- 
ranisohen  Museums  nachgewiesen.  Ein  Abguß  dieses  Stückes  ist  hier 
mit  dem  oberen  Teile  vereinigt.  Derselbe  Gelehrte  glaubte  ferner,  das 
Gebäude,  das  auf  dem  Bruohstücke  dargestellt  ist,  mit  Sicherheit  für 
den  Tempel  erklären  zu  können,  den  Hadrian  an  der  sacra  Via  der  Ve- 
nus und  Roma  erbaute,  und  demnach  die  Hauptfigur  des  lateranischen 
Reliefs  auf  denselben  Kaiser  beziehen  zu  dürfen.  Tatsächlich  war  auch 
der  Doppeltempel  des  Hadrian  ein  Dekastylos,  und  der  Schmuck  des 
Giebelfeldes  würde  vortrefflich  für  die  der  Roma  geweihte  Seite  pas- 
sen. Aber  die  ganze  Kombination  scheitert  an  zwei  Beobachtungen. 
Der  Stil  des  Reliefs,  vor  allem  der  erhaltenen  Köpfe,  ist  weder  hadria- 
nisch,  noch,  wie  man  auch  behauptet  hat,  spät-trajanisch;  er  entpricht 
durchaus  dem  Stil  der  iulisch-claudisohen  Epoche.  Ferner  wird  auf 
späteren  Reliefs  der  Kaiser,  der  Genius  des  Senats  und  die  eine  oder 
andere  Persönlichkeit  im  Gefolge  wohl  noch  mitdem  Umwurf  der  Toga 
dargestellt,  wie  er  in  der  ersten  Kaiserzeit  üblich  war,  die  Mehrzahl  der 

Heibig:  Führer.  II.  8.  Aufl.  12 


178  DAS  THERMENMUSEUM.  1413-1418. 

Figuren  aber  folgt  der  jeweiligen  späteren  Mode.  Auf  unserem  Relief 
tragen  die  vier  Männer,  deren  Tracht  sich  erkennen  läßt,  die  Toga  ins- 
gesamt nach  jener  älteren  Weise,  und  es  ist  mit  Recht  behauptet 
worden,  daß  die  Figur,  die  Thorwaldsen  mit  dem  Trajanskopfe  ausge- 
stattet hat,  nicht  den  Kaiser  habe  darstellen  können,  daß  wir  diesen 
vielmehr  weiter  rechts  vorauszusetzen  haben.  Wir  haben  den  Tem- 
pel also  unter  den  Gebäuden  der  augusteischen  Zeit  zu  suchen;  seine 
Bestimmung  bleibt  ferneren  Studien  vorbehalten.  Die  dargestellte 
Prozession  kann  weder  zu  einem  Triumph  in  Beziehung  gestanden, 
noch  religiösen  Charakter  gehabt  haben,  da  alle  Beteiligten  unbe- 
kränzt  sind. 

Raoul-Rochette  monuments  in&lits  pl.  VIII  1  p.  35.  Ganina  architettura  an- 
tica,  sezione  III,  T.  XXXIII  1.  Römische  Mitteilungen  X  1895  T.  V  p.  244 — 251. 
Zeitschrift  f.  bild.  Kunst  N.  F.  XIII  1902  p.  152 f.  Abb.  4.  Moderner  Cicerone  Born  I 
p.  329  mit  Abb.  Petersen  vom  alten  Born4  p.  86f .  Weitere  altere  Literatur  bei  Matz- 
Duhn  III  n.  3519.  Neuerdings  vgl.  Papers  of  the  British  school  at  Eome  IV  p.  247 fl. 
(bes.  p.  248  Anm.  4).   Berliner  philol.  Wochenschrift  1911  p.  1239 f. 

1413  (1222)  Büste  der  Sabina,  der  Gattin  des  Hadrian. 

Gefunden  an  der  Via  Appia.  —  Bollettlno  d'arte  III  1900  VIII  T. 
I  p.  288.   Hekler  Bildniakunst  d.  Griech.  u.  Böm.   p.  XLI  T.  257a. 

1414  (644)  Kopf  des  Gallien us. 

Gefunden  im  Haus  der  Vestalinnen  (vgl.  Bd.  II  p.  152 f.). 
Die  Ausführung  des  Kopfes  ist  für  seine  Zeit  verhältnismäßig 
Sehr  fein.    Hekler  a.  a.  O.   p.  XLVI  T.  298. 

1415  (629)  Kopl  der  Sabina. 

Gefunden  bei  dem  Bau  des  Monumentes  für  Vittorio  Bmanuele.  Er- 
gänzt der  vordere  Teil  der  Nase. 

An  dem  Teile  des  Mantels,  der  über  den  Kopf  gezogen  ist,  haben 
sich  Beste  roter  Farbe  erhalten.  Vgl.  n.  1413.    Hekler  p.  XLI  T.  257  b. 

1416  (162)  Kopf  der  Jüngeren  Faustina  oder  Lucilla. 

Gefunden  im  Haus  der  Vestalinnen  (vgl.  Bd.  II  p.  152 f.).  Bernoulli 
röm.  Ikonographie.  II  2  p.  194  n.  6.  Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm. 
Portrats  n.  766,  757.   Hekler  p.  XLIV  T.  284  b. 

1417  (1219)  Vortreffliche  Büste  des  Antoninus  Pias. 

Gefunden  auf  dem  Palatin,  in  dem  nördlichen  Teile  der  Halle,  die 
das  sogen.  Stadium  umgibt.  —  Monumenti  pubbl.  dalT  accad.  dei  Lin- 
cei  V  1895  p.  81  fl.  Flg.  36.  Notiaie  d.  scavi  1898  p.  168  b.  Hekler  T.  264  b. 

1418  Fragmente  eines  historischen  Reliefs. 

Gefunden  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  beim  Bau  des  halbrunden 
Palastes  an  der  Nordseite  der  Piazza  dell'  Esedra. 

Erhalten  sind  neun  Fragmente.  Fünf  von  ihnen  stammen  von 
einer  Darstellung  in  teilweise  sehr  hohem,  teilweise  flacherem  Relief. 
Diese  war  augenscheinlieh  von  einer  reichen  Architektur  umrahmt* 
zu  der  die  vier  übrigen  Fragmente  gehörten.    Wir  sehen  zwei  ver- 


OBERES  STOCKWERK.  179 

kröpfte  Gebälkstücke  mit  Zahnschnitten,  Perlsohnüren,  Blattreihen 
und  einem  außerordentlich  zart  gearbeiteten  Friesstreifen  mit  Greifen, 
die  paarweise  einem  Kandelaber  zugewendet  sind.  Das  Gebälk  wurde 
nicht  von  Säulen,  sondern  von  naturalistisch  gebildeten  Palmen  getra- 
gen, von  denen  sieh  an  diesen  Fragmenten  nur  die  Blattkronen  erhalten 
haben.    Einen  Palmenstamm  bemerken  wir   im  Rücken  des  Frag- 
mentes eines  bekleideten  Jünglings,  der  demnach  an  eine  der  Palmen 
lehnend  dargestellt  war.  Der  Rücken  des  in  der  Größe  entsprechenden 
nackten  Jünglingstorso  ist  abgesplittert;  wir  werden  annehmen  dürfen, 
daß  er  ebenfalls  gegen  einen  der  Palmenstamme  lehnte.   Das  Motiv 
der  Palmen  an  Stelle  der  Säulen  kehrt  an  keiner  anderen  antiken  Ar- 
chitektur wieder,  findet  sich  aber  an  gemalten  Architekturen  pompe- 
janisoher  Wände  vierten  Stiles.  Wegen  des  Motives  von  Figuren,  die 
vor  Säulen  gestellt  sind,  vergleiche  man  drei  spätrömische  Fundstücke 
aus  Korinth — zwei  orientalisch  gekleidete  Jünglinge  und  eine  weib- 
liche Gestalt,  die  vor  Pfeilern  mit  korinthischen  Kapitellen  stehen. 
Auf  dem  größten  der  Relief  fragmente  sehen  wir  den  Kopf  eines 
Flamen  —  kenntlich  an  seiner  helmartigen  Kappe  (vgl.  n.  893)  —  vor 
der   Fassade  eines  Tempels  tuskanischer  Ordnung  mit  dorischem 
Gebälk,  aber  ohne  Triglyphen.   Hinter  den  Säulen,  die  unkanelliert 
sind  und  deren  Hals  von  zwei  Ringen  umschlossen  wird,  ist  das  Tür- 
gewände und  links  von  der  Stirn  des  Flamen  ein  halbgeöffneter  Tür- 
flügel sichtbar.  In  dem  Giebelrelief  hat  man  eine  Darstellung  des  Au- 
spiciumerkennen  wollen,  das  die  erste  Anlage  Roms  auf  dem  Palatin,  der 
Wahl  des  Romulus  entsprechend,  sanktionierte.  Man  hat  die  Figuren 
—  von  rechts  nach  links  —  so  gedeutet:  Remus  mit  dem  Hirtenstabe 
sitzend  und  zur  Mitte  emporschauend;  Dea  Murcia  ( ?)  als  Vertreterin 
des  Aventin,  den  Remus  für  die  Gründung  der  Stadt  auserkoren 
hatte;  Silvanus;  Faustulus  im  Hintergrunde;  Mercurius;  Victoria; 
Mars  im  Hintergrunde;   Iuppiter  mit  dem  Adler  (über  der  1.  Türe); 
Pales  als  Vertreterin  des  Palatin;  Romulus  mit  dem  Füllhorn,  das 
wir  aber  mit  größerem  Rechte  der  vermeintlichen  Pales  zuschreiben 
dürfen.    Die  drei  Türen  sollen  auf  das  Gehege  der  ersten  Ansiedelung 
deuten;  über  der  mittleren  erschiene  der  Schwärm  der  12  Geier,  der 
für  Romulus  und  den  Palatin  entscheidet.    Das  Bedenklichste  an 
dieser  Deutung  ist  die  Erklärung  der  drei  Türen,  zumal  das  Gehege  der 
ersten  Ansiedelung  in  dem  angenommenen  Augenblicke  ja  noch  gar 
nicht  vorhanden  war.     Andere  Bedenken  hat  sich  der  Gelehrte, 
der  die  Deutung  ausgesprochen  hat,  selbst  nicht  verhehlt.   Die  end- 
gültige Losung  des  Rätsels  bleibt  noch  zu  finden.  Für  jeden,  der  sich 
jener  Erklärung  anschließt,  ist  die  Frage,  welcher  Tempel  hier  darge- 
stellt sei,  entschieden;  es  könnte  nur  der  unter  Augustus  erneuerte 
Tempel  des  Quirinus  auf  dem  Quirinal  in  Frage  kommen,  der  nach 
Vitruv  (III  2)  ein  dorischer  Dipteros  mit  acht  Säulen  in  der  Front 

12* 


180  DAS  THBRMENMÜSEÜM.  1419-1424. 

war.   Die  acht  Säulen  hätte  der  Künstler  des  Reliefs  allerdings  um 
zwei  vermindert,  denn  mehr  als  sechs  Säulen  kann  die  Fassade  auf  dem 
Belief  nicht  besessen  haben  (vgL  den.  viersäuligen  Tempel  des  Iup- 
piter  Capitolmus  auf  dem  Relief  n.  893).  Ein  Teil  einer  Säule  hat  sich 
auch  auf  dem  Grunde  des  Fragmentes  mit  einem  kurzbärtigen  be- 
helmten Kriegerkopfe  erhalten.  Die  Ornamente  des  Helmes  sind  eben- 
so zart  und  lebendig  gearbeitet,  wie  die  Greife  am  Fries  des  Gebalkes. 
Weiter  ist  ein  bekränzter  weiblicher  Kopf  mit  idealen  Zügen,  ein 
Jünglingskopf  und  der  Kopf  eines  zum  Opfer  geschmückten  Stieres 
erhalten.  Augenscheinlich  wurde  also  vor  dem  Tempel  ein  feierliches 
Opfer  im  Beisein  von  Vertretern  des  Heeres  vorbereitet;  der  weib- 
liche Kopf  könnte  einer  Victoria  gehört  haben.  In  den  Zügen  des  be- 
helmten Kopfes  hat  man  Ähnlichkeit  mit  dem  Porträt  des  Garaealla 
entdecken  wollen  und  danach  die  ganze  Arbeit  in  die  Zeit  dieses  Kai- 
sers datiert.  Einem  so  späten  Ansätze  aber  widerspricht  durchaus  der 
Stil  der  Fragmente  und  vor  allem  die  Tatsache,  daß  an  keinem  der 
Köpfe  die  Augensterne  markie/t  sind.  Der  üppige  Reichtum  der  ar- 
chitektonischen Ornamente,  die  duftige  Zartheit,  mit  der  die  Ornamente 
an  Fries  und  Helm  wiedergegeben  sind  (vgl.  n.  1199  und  die  Pfeiler 
an  n.  1195, 1196),  auch  die  lebendige  weiohe  Arbeit  an  den  Köpfen  — 
all  das  findet  ebensowenig  in  der  Zeit  des  Oaraoalla,  wie  in  der  des  Ha- 
drian,  an  die  man  auoh  gedacht  hat,  sondern  nur  in  der  Zeit  der  f  la- 
vischen Kaiser  Parallelen.   Daran  brauchen  uns  auoh  die  Barte  des 
Flamen  und  des  Kriegers  nicht  irre  zu  machen;  war  doch  die  Bart- 
tracht der  Kaiser  nie  soweit  für  die  allgemeine  Volkssitte  bindend, 
daß  sich  nicht  in  jeder  Periode  Abweichungen  von  ihr  feststellen 
ließen.  Zudem  ist  uns  bekannt,  daß  gerade  von  den  flavisohen  Kaisern 
auf  dem  Quirinal  eine  großartige  Bautätigkeit  entfaltet  worden  ist, 
deren  Anlagen  sioh  sehr  wohl  bis  zu  dem  Fundort  der  Fragmente  aus- 
gedehnt haben  können. 

Rom.  Mitteilungen  XIX  1004  T.  III,  IV  p.  28  ff.  E.  Strong  roman  sculpture  pl. 
XCIII  p.302.  Melanges  d'archeol.  et  d'hist.  XXVI  1906  p.  403  f.  —  Die  Funde  in 
Korinth:  Americ.  Journal  of  arch.  VI  1002  pl.  4  p.  7  ff.  S.  Reinach  repertoire  de  la 
stat.  III  p.  137  n.  1,  3.  —  Zu  den  Palmensaulen  auf  pompejanischen  Wanden:  Ab- 
handl.  d.  pbU.-hist.  Kl.  d.  sächs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXII 1004  IV  p.  60  Fig.  36; 
zu  flavischer  Ornamentik:  ebenda  p.  73  Fig.  38  a,  b.  Zu  den  Palmensaulen  vgl.  auch 
Vatikan-Katalog  II  p.  217  n.  80  u.  Altmann  die  röm.  Grabaltäre  p.  122  n.  130  Fig.  08. 
—  Zur  Barttracht:  Pauly-Wissowa  Realenzyklopädie  III  1  p.  33 f. 

1419  (638)  Kopf  des  greisen  Marc  Aurel. 

Gefunden  im  Haus  der  Vestalinnen.  Ergänzt  die  Nase.  Die  Büste 
ist  zum  Teil  antik,  aber  schwerlich  zugehörig.  —  Bernoulli  röm.  Ikono- 
graphie II  2  p.  168  n.  20. 

1420  (616)  Kopf  des  dritten  Drusus,  des  älteren  Bruders  des  Ca- 

ligula  (?). 

Vormals  auf  dem  Palatin.  Ergänzt  die  Nasenspitze,  Splitter  an  den 
Lippen  und  die  längs  der  Wangen  wie  die  über  den  Hals  herabreichenden 
Teile  des  Mantels. 


OBERES  STOCKWERK  181 

Man  hat  den  Kopf  auf  den  jüngeren  Drusus  wie  auf  Caligula  ge- 
deutet, letzthin  die  oben  gegebene  Benennung  vorgeschlagen. 

Matz-Duhn  zerstr.  BUdw.  in  Born  I  n.  1830.  Bemoulli  röm.  Ikonographie  II  1 
p.  170  n.  10.  Archaol.  Anzeiger  XXV 1910  p.  534.  Hekler  Bildniskunst  d.  G  riech, 
u.  Böm.  p.  XXXVI  T.  181. 

1421  (627)  Kopf  des  Antoninus  Pins. 

Gefunden  in  Formiae.    Ergänzt  die  Nasenspitze. 

Der  Kopf  gehört  zu  den  besten  Porträts  des  Antoninus  Pius,  die 
sich  erhalten  haben. 

Hekler  Bildniskunst  d.  Griech.  u.  Böm.  T.  264  a. 

Fensterwand: 

1422  (329)  Kolossaler  Porträtkopf  eines  Knaben. 

Der  Kopf  befand  sich  mit  n.  1428  u.  1430,  als  die  italienische  Regie- 
rung den  Kirchenstaat  okkupierte,  zu  Ostia  in  einem  Magazine,  das  zur 
provisorischen  Aufbewahrung  der  bei  dortigen  Ausgrabungen  entdeckten 
Antiken  diente. 

Man  hat  in  dem  Kopfe,  der  von  einer  Statue  herrührt,  ein  Porträt 
des  Alexander  Severus  vermutet.  Um  die  Stirn  herum  erstreckt 
sich  ein  Streifen,  auf  dem  die  Haare  abgemeißelt  sind.  Wie  es  scheint, 
diente  die  so  gewonnene  Vertiefung  als  Lager  für  einen  metallenen 
Kranz,  mit  dem  man  den  Kopf  umgab,  als  er  bereits  fertig  ge- 
arbeitet war. 

1423  (88)  Büste  des  jugendlichen  Caracalla. 

Gefunden  bei  dem  Bau  des  Finanzministeriums.  Ergänzt  die  Nase, 
die  Unterlippe,  der  größte  Teil  des  Kinnes.  Die  Zugehörigkeit  der  sicher 
antiken  Büste  scheint  nicht  über  allem  Zweifel  erhaben. 

Man  hat  den  Kopf  früher  mit  Unrecht  für  Geta  erklärt. 

Bemoulli  röm.  Ikonographie  II  8  p.  71  n.  6. 

1424  (496)  Relief,  Affe  auf  Kamelbiga. 

Ein  langschwänziger,  zottiger  Affe,  der  der  Gattung  der  Paviane 
(papio,  cynocephalus)  anzugehören  scheint,  sitzt  auf  einem  zweirä- 
drigen Rennwagen,  der  von  zwei  galoppierenden,  einhöckerigen  Ka- 
melen gezogen  wird,  und  hält  mit  beiden  Händen  die  Zügel.  Derar- 
tige Darstellungen  werden  in  der  Regel  für  scherzhafte  Erfindungen 
der  Künstlerphantasie  erklärt.  Man  darf  aber  nicht  vergessen,  daß 
die  Ablichtung  der  Tiere  im  Altertum,  besonders  in  Alexandreia,  mit  > 
nicht  minderer  Virtuosität  betrieben  wurde,  als  heutzutage.  Daß  Affen 
zum  Kutschieren  dressiert  wurden,  ist  ausdrücklich  bezeugt.  An- 
dererseite erfahren  wir,  daß  Nero  und  Elagabal  Quadrigen  von  Ka- 
melen im  Zirkus  um  die  Wette  rennen  ließen.  Hiernach  scheint  es 
recht  wohl  möglich,  daß  unser  Relief  ein  Schauspiel  darstellt,  wie  es 
das  Publikum  in  Alexandreia  und  Rom  bei  öffentlichen  Festen  zu 
bewundern  Gelegenheit  hatte. 


182  DAS  THERMENMUSEUM.  1426—1437. 

Über  die  Dressur  der  Tiere  im  Altertum:  Lumbroso  l'Egitto  dei  Greci  e  dei  Roman i 
2.  ed.  p.  115.  Friedländer  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte  Roms  II*  p.  402 ff. 
Keller  Tiere  des  klass.  Altertums,  besonders  p.  3  ff.  Die  obigen  Angaben  gründen  sich 
hauptsächlich  auf  Aelian.  de  natura  animalium  V  26;  Sueton.  Nero  11;  Lampridius 
Antoninus  Heliogabalus  23.  Als  T.  Vedius  in  Laodicea  dem  Cicero  entgegenkam, 
befand  sich  in  seinem  Gefolge  ein  cynocephalus  in  essedo  (Cic.  ad  Att.  VI  1,  25). 

1425  (641)  Büste  des  jugendlichen  Caraoalla. 

Gefunden  im  Haus  der  Vestalinnen   (vgl.  p.  152  t).     Ergänzt   die 
Nasenspitze. 

Auch  diese  Büßte  wurde  früher,  wie  n.  1423,  für  Geta  erklärt. 

Bernoulli  röm.  Ikonographie  II  2  p.  201  n.  3,  p.  202  f. 

1426  (648)  Büste  des  Caracalla. 

Gefunden  auf  dem  Esquilin  beim  Bau  des  Finansministeriums.  Vor- 
mals im  Museo  Kircheriano.    Ergänzt  die  Nase. 

Die  Büste  gibt  das  augenscheinlich  offiziell  anerkannte  Porträt 
des  Kaisers  wieder.  Vgl.  Band  I  n.  221  u.  p.  454  n.  53,  die  beide  sorg- 
fältiger gearbeitet  sind,  als  die  hiesige  Büste. 

De  Ruggiero  guida  dei  Museo  Kircheriano  (Bomae  1879)  p.  1  n.  5. 

1427  (618)  Kopf  des  Nero. 

Vormals  auf  dem  Palatin.  Ergänzt  der  größere  Teil  des  Hinterkopfes, 
die  Nasenspitze,  ein  großes  Stück  auf  der  r.  Seite  des  Halses.  Splitter  an 
den  Ohren  und  am  Kinn. 

Der  Kopf  ist  das  beste  Marmorporträt  des  Nero  in  Rom. 

Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Rom  I  n.  1829.  Bernoulli  röm.  Ikonographie  II  1 
p.  393  n.  7,  p.  397  Fig.  57,  p.  402,  p.  408.  Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  u.  Römer 
p.  XXXVI  T.  183. 

1428  (326)  Kolossalkopf  des  Gordianus  III.  (f  241  n.  Chr.). 

Herkunft  wie  bei  n.  1423. 
Die  Benennung  ist  durch  die  schlagende  Ähnlichkeit  mit  den 
Münzporträts  dieses  Kaisers  gesichert.  Der  Keil,  den  das  unter  dem 
Halse  ansetzende  Stück  bildet,  beweist,  daß  der  Kopf  in  eine  Statue 
eingelassen  war.  Die  verlorenen  Ohren  waren  angestückt. 

Atti  dell'  Accad.  Pontif.  romana  di  archeol.    Serie  II,  X  2,  1912  p.  78  Fig.  15. 
Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  u.  Römer  p.  XLV  T.  292. 

1429  Relieffragment  mit  Darstellung  einer  Göttertrias. 

Erhalten  ist  nur  der  obere  Teil  der  drei  Figuren.  Wir  erkennen  in 
der  Mitte  den  Iuppiter  Heliopolitanus,  rechts  von  ihm  eine  weib- 
liche Gottheit  mit  Kalathos  und  Schleier,  eine  Blüte  und  zwei  Ähren 
(?)  in  der  Linken.  Wir  werden  sie  Atargatus  nennen  können;  mit  ihr 
war  der  Iuppiter  Heliopolitanus  in  Hierapolis  am  Euphrat  verbunden. 
Dunkel  bleibt  die  Bedeutung  der  dritten  Gottheit  links,  die  eber falls 
weiblich  und  in  Hermenform  dargestellt  ist;  sie  trägt  einen  Kala- 
thos, wie  die  beiden  anderen,  und  eine  Art  Torques  um  den  Hals,  wie 
der  Iuppiter.  An  dem  Hermenschafte  ist  vorn  eine  Reliefdarstellung 
angedeutet;  man  erkennt  links  einen  nach  rechts  blickenden  mensch- 
lichen Kopf,  rechts  davon  einen  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln  und 
über  diesem  einen  Halbmond  mit  runder  Erhebung  in  der  Mitte. 


OBERES  STOCKWERK.  183 

Vgl.  Röscher  mythol.  Lexikon  I  2  p.  1987  ff.  und  zu  der  Gestalt,  die  wir  Atargatis 
genannt  haben,  die  Kybele  eines  Votivreliefs  in  Berlin  (Archaol.  Zeitung  1880  T.  IV  4; 
Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  II  p.  799  Abb.  863),  sowie  eine  Statue  in 
Kairo  (Edgar  Musee  de  Caire,  greek  sculpture  n.  27469  p.  17  pl.  VIII;  S.  Reinach 
repert.  de  la  stat.  IV  p.  139  n.  1). 

1430  (330)  Kopf  des  Vespaslan. 

Herkunft  wie  bei  n.  1423. 
Der  charaktervoll  ausgeführte  und  vortrefflich  erhaltene  Kopf  un- 
terscheidet sich  von  den  sonst  bekannten  Porträts  dieses  Kaisers  da- 
durch, daß  er  den  kritischen  Zug  in  dem  Gesichtsausdruck  mit  grö- 
ßerer Schärfe  hervorhebt. 

Atti  delT  Accad.  Pontif.  romana  di  archeol.  Serie  II,  X2, 1912  p.76  Fig.  14.  Hekler 
Bildniskunst  der  ariechen  u,  Römer  p.  XXXVIII  T.  218a. 

Zimmer  XIV. 
1431 — 1437  Sieben  Porträthennen  von  Zirkuskutschern. 

Gefunden  vor  Porta  Portese  unweit  der  Eisenbahnstation  von  Tra&te- 
vere,  im  Gebiet  der  Gärten  des  Caesar.  Sie  waren  hier  alle  sieben  neben- 
einander auf  einem  mit  Muscheln  verzierten  Sockel  aufgestellt.  In  dem- 
selben Räume  fand  man  eine  Statuette  des  Herkules  aus  Tuff,  die  den  Heros 
liegend  und  schmausend  darstellt.  Augenscheinlich  handelt  es  sich  also 
um  das  Heiligtum,  nach  dem  ein  Teil  jener  Region  ad  Herculem  cubantem 
genannt  wurde.  Die  Wagenlenker  hatten  ihre  Hermen  als  Weihgaben  in 
dem  Heiligtum  ihres  Patrons  aufgestellt  (vgl.  die  Bemerkungen  über 
den  Fundort  von  n.  293). 

Diese  sieben  Hermen  sind  zwar  von  verschiedenen  Bildhauern  ge- 
arbeitet, scheinen  aber  nach  Stil  und  Haarsohnitt  alle  derselben  Zeit 
und  zwar  der  Zeit  des  iulischen  Kaiserhauses  anzugehören.  Vier  von 
ihnen  (Museumsnummern  22,  24,  34,  38)  sind  durch  die  um  die  Brust 
verschnürten  Riemen  (vgL  n.  327,  1438)  als  Porträts  von  Zirkuskut- 
schern (agitatores  circenses)  charakterisiert,  und  wir  dürfen  Porträts 
von  solchen  auoh  in  den  drei  anderen  Exemplaren  erkennen,  die  dieses 
Attributes  entbehren  (Mn.  16, 18»  30),  da  es  sicher  ißt,  daß  die  sieben 
Hermen  eine  zusammengehörige  Gruppe  bildeten.  Die  Betrachtung  der 
Köpfe  lehrt,  was  für  verschiedenartige  Individuen  jener  während  der 
Kaiserzeit  hochgefeierten  Berufsklasse  angehörten.  Die  Herme  Mu- 
seurnsnummer  22  ist  augenscheinlich  das  Porträt  eines  Vollblutita- 
likers.  Sie  zeigt  eine  Philisterphysiognomie,  wie  wir  ihr  häufig  auf 
gleichzeitigen  römischen  Grabsteinen  begegnen,  und  die  großen  häß- 
lichen Ohren,  die  für  den  altrömischen  Typus  bezeichnend  waren  (vgl. 
n.  953).  In  schroffstem  Gegensatz  zu  diesem  Porträt  steht  das  unter 
den  sieben  Hermen  am  besten  ausgeführte  Exemplar  Mn.  18.  Das 
feine  Gesicht  läßt  darauf  schließen,  daß  dieser  junge  Mann  einem  von 
alter  Kultur  durchdrungenen  Volke  entsprossen  und  etwa  aus  dem 
hellenistischen  Osten  nach  Born  gekommen  war.  Die  offenbar  mit  dem 
Brenneisen  (calamistrum)  gedrehten  Löckchen,  die,  in  parallele  Strei- 
fen angeordnet,  den  Schädel  bedecken,  kennzeichnen  ihn  als  einen 
vollendeten  Stutzer.  An  Mn.  24  fällt  der  bornierte  Ausdruck,  an  Mn. 
38  die  gemeine  Gesichtsbildung  auf. 


1 

184  DAS  THERMENMUSEUM.  1488-1440. 

H ekler  Bildnlskunst  der  Griechen  u.  Römer  T.  194  a,  284,  249.  Vgl.  Notizie 
degli  scavi  1889  p.  243,  p.  246  n.  21—27.  Römische  Mitteilungen  VI  1891 
p.  237 — 238,  VII  1893  p.  331.  Über  die  gebrannten  Locken:  Marqnardt-Mau  das 
Privatleben  der  Kömer  p.  147  Anm.  7,  p.  601,  p.  605  Anm.  7.  Über  die  Statuette  des 
Hercules  cubans  s.  Notizie  d.  scavi  a.  a.  O.  p.  245  b  mit  Abb.  Bullettino  comunale  XVIII 
1890  p.  9.    Böm.  Mitteilungen  XII  1897  p.  67. 

1438  Tier  Mosaikbilder,  die  Factiones  clreenses. 

Das  leidenschaftliche  Interesse,  mit  dem  das  römische  Publikum 
während  der  Kaiserzeit  den  Verlauf  der  Zirkusrennen  verfolgte,  wurde 
dadurch  gesteigert,  daß  sich  das  bei  den  Rennen  beteiligte  Personal 
in  verschiedene  Parteien  gespalten  hatte.  Diese  unterschieden 
sich  durch  die  Farbe,  die  in  der  Tracht  der  Lenker  wie  in  dem 
Schmucke  der  Wagen  vorherrschte.  Sehen  wir  von  einigen  Parteien 
ab,  die  nur  einen  vorübergehenden  Bestand  hatten,  so  gab  es  in  der 
Kaiserzeit  deren  vier:  die  Roten  (factio  russata),  die  Weißen 
(f.  albata),  die  Grünen  (f.  prasina)  und  die  Blauen  (f.  veneta). 
Unsere  Mosaike  vergegenwärtigen  jede  dieser  Parteien  durch  die  Figur 
eines  Wagenlenkers,  der  in  der  einen  Hand  eine  Peitsche,  mit  der 
anderen  ein  Pferd  am  Zügel  hält.  In  den  Pferden  haben  wir  wahr- 
scheinlich die  sinistri  funales  zu  erkennen,  d.  i.  die  an  den  qua- 
drigae  am  weitesten  links  angespannten  Pferde,  die  beim  Rennen  die 
Bahn  an  der  gefährlichsten  Stelle,  in  der  unmittelbaren  Nähe  der 
metae  (vgl.  n.  330 — 332),  zurückzulegen  hatten.  Rechts  oben  der 
Vertreter  der  faotio  russata  in  roter,  links  oben  derjenige  der  fac- 
tio prasina  in  grüner,  unten  der  der  veneta  in  blauer  und  der  der 
a  1  b  a  t  a  in  weißer  Tunika.  Alle  vier  tragen  unter  der  Tunika  ein  trikot- 
artiges Untergewand  mit  langen  Ärmeln.  Der  Thorax  ist  wie  an  der 
vatikanischen  Statue  n.  327  und  an  mehreren  der  Hermen  n.  1431 — 
1437  mit  Riemen  umgeben,  in  denen  wir  nicht,  wie  man  früher  annahm, 
die  Zügel  zu  erkennen  haben;  die  korsettartige  Umschnürung  sollte 
dem  Leib  bei  den  heftigen  Erschütterungen  des  Rennens  Festig- 
keit und  Widerstandskraft  geben.  Der  Vertreter  der  factio  russata 
hat  mit  jener  Statue  auch  die  Riemen  gemein,  mit  denen  die  Ober- 
schenkel umschnürt  sind;  der  Vertreter  der  albata  ist  über  den  en- 
gen Hosen  mit  Beinschienen  ausgestattet.  Der  Mosaicist  hat  die  heim- 
förmige  Kopfbedeckung  bei  dreien  der  Lenker  mit  blauer,  bei  dem 
Vertreter  der  russata  mit  grauer  Farbe  wiedergegeben.  Hiernach 
scheint  es,  daß  wir  uns  diese  Kopfbedeckungen  nicht,  wie  es  sonst  viel- 
fach der  Fall  war,  aus  Leder  sondern  aus  Stahl  gearbeitet  zu  denken 
haben. 

Ersilia  Caetani-Lovatelli  antichi  monumenti  illustrati  t.  XIII.  XIII  bis  p.143 — 163 
(  =  Atti  dell'  Acc.  dei  Lincei,  serie  terza,  memorie  della  cl.  delle  sciesze  morali  vol. VII 
1881  p.  149—156). 


OBERES  STOCKWERK.  185 

Zimmer  XV. 

1439  (489)  Fragment  eines  Reliefs  mit  Darstellung  zweier  Ca- 

rolin. 

Vormals  im  Museo  Klrcheriano. 
Der  vollständig  erhaltene  von  den  beiden  Camilli  trägt  die  ge- 
gürtete Tunica  und  über  die  1.  Schulter  gelegt  ein  augenscheinlich 
zusammengefaltetes  Tuoh,  die  mappa  (vgl.  n.  1177),  die  unter  dem 
Namen  stola  in  den  Kult  der  katholischen  Kirche  überging.  Die 
Haare  des  Knaben  sind  kurzgelockt,  abweichend  von  dem  sonst 
kenntlichen  Usus,  die  Haare  der  Camilli  lang  wachsen  zu  lassen 
und  besonders  fein,  manchmal  der  weiblichen  Mode  entsprechend,  zu 
frisieren  (vgl.  n.  957  u.  1523).  Die  R.  hält  ein  Kannchen,  die  L.  eine 
gestielte  Schale  (vgl.  wiederum  n.  957).  Von  einem  zweiten  Camillus 
haben  sich  nur  Teile  erhalten.  Er  ist  gekleidet  wie  der  erste  und  trägt 
auf  der  L.  einen  Teller,  auf  dem  ein  Weihrauchbüohschen  steht  (vgl. 
n.  152),  während  die  R.  eine  sehr  zierliche  Bewegung  macht,  als  wolle 
sie  eins  der  Weihrauchkörner  irgendwohin  streuen.  Die  Arbeit  ist  ein- 
fach und  sehr  fein  und  stammt  gewiß  noch  aus  den  ersten  Jahrzehn- 
ten der  Kaiserzeit. 

L'  arte  II  1890  p.  60  f.  Fig.  36  (auf  p.  53).    Strong  roman  sculpture  p.  98  Anm. 
L.  G.  Spaulding  the  „Camillus"-type  in  sculpture  (Lancaster  PA  1911)  p.  30 f. 

Zu  den  beiden  Reliefköpfen  von  Vestalinnen  (vormals  auf  dem  Palatm) 
vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  1357 — 1361..  Die  Gesichter  sind  nicht 

individuell  gestaltet  (vgl.  Americ.  Journal  of  archaeol.  XII 1908  p.  324;  ebenda 
wird  auf  p.  325  ein  dritter  Kopf  des  gleichen  Reliefs  erwähnt,  der  sich  jetzt  in  Amerika 
befindet;  er  wurde  im  Hause  der  Vestalinnen  gefunden). 

1440  (1241)  Platte  mit  Mosaikbildern. 

Diese  und  die  übrigen  in  diesem  Zimmer  aufbewahrten  Mosaike  stam- 
men bis  auf  n.  1446  aus  einer  an  der  Via  Cassia  zwischen  dem  sechzehnten 
und  siebzehnten  Meilenstein  gelegenen  antiken  Villa,  die  1878  ausgegraben 
wurde.  Bin  Teil  der  Baulichkeiten  in  jener  Gegend  hieß  in  der  vorgerückten 
Kaiserzeit  Praetorium  Fusci.  Wie  es  scheint,  hatte  er  dem  Annius 
Fuscus,  dem  Vater  des  Pescennlus  Niger,  gehört  und  ging,  als  die  Güter  des 
letztgenannten  konfisziert  wurden,  in  den  Besitz  des  Septimius  Severus 
über.  Es  ist  ausdrücklich  bezeugt,  daß  Caracalla,  der  Sohn  des  Septimius 
Severus,  in  der  angegebenen  Gegend  bauen  ließ,  und  das  Gleiche  ist,  wie 
es  scheint,  für  seinen  Bruder  Geta  anzunehmen  (De  Bossi  Bull,  di  archeo- 
logia  cristiana,  2.  serie,  VI  1875  p.  148—150).  Bei  der  Ausgrabung  jener 
Villa  fand  sich  eine  gegenwärtig  verlorene  Bleiröhre,  deren  Inschrift 
C.  SEPTIMI  GETA  gelesen  wurde  (Lanciani  i  commentarii  di  Frontino 
intorno  le  acque  e  gli  aquedotti  p.  254  n.  300).  Der  Gedanke  liegt 
nahe,  daß  statt  C  vielmehr  P(ublius)  zu  lesen  und  die  Inschrift  auf 
den  Bruder  des  Caracalla  zu  beziehen  ist.  Der  jener  Villa  zunächst 
befindliche,  bekanntere  Punkt  ist  die  am  einundzwanzigsten  Meilensteine 
der  Via  Cassia  gelegene  Statio  ad  Baocanaa  oder  Vaccanas,  heute 
Baccano,  weshalb  die  Mosaike  in  der  Kegel  als  die  Mosaike  von  Baccano 
bezeichnet  werden.  Ihr  Stil  deutet  auf  die  Zeit  des  Septimius  Severus  oder 
seiner  unmittelbaren  Nachfolger,  während  die  rohen  Restaurationen,  die 
man  an  den  meisten  Exemplaren  wahrnimmt,  offenbar  der  späteren  Ver- 
fallszeit angehören.  Die  Mosaike  waren,  bevor  sie  in  das  Thermenmuseum 
gebracht  wurden,  im  Museo  Klrcheriano  aufgestellt. 


186  DAS  THERMENMÜSEÜM.  1441—1443. 

Das  in  dem  oberen  Teil  der  Platte  rechts  eingesetzte  Mosaik  stellt 
wie  es  seheint»  eine  mythische  Szene  dar  (Marsyas  und  Olympos  ?). 
Vor  einem  Felsenhintergrunde  sitzt  links  auf  dem  Boden  ein  riesiger 
nackter  Mann,  der  an  einen  hellenistischen  Typus  des  Polyphemos  er- 
innert. Sein  bärtiges  Haupt  ist  von  einem  Laubkranze  umgeben  und 
um  seinen  r.  Arm  ein  Tierfell  geschlungen,  während  an  seiner  1.  Seite, 
befestigt  an  einem  über  die  r.  Schulter  reichenden  Bande,  eine  Syrüu 
herabhängt.  Vor  dem  sitzenden  Manne  steht  ein  phrygisch  gekleideter 
Jüngling,  der  die  1.  Hand  auf  eine  mit  einer  roten  Binde  geschmückte 
Basis  —  oder  einen  Altar  —  stützt.  Der  Mann,  der  sein  Gesicht  dem 
Jüngling  zuwendet  und  den  1.  Arm  nach  ihm  ausstreckt,  scheint  ihm 
eine  eindringliche  Bede  zu  halten  und  der  Jüngling  ihm  aufmerksam 
zuzuhören. 

Ball.  delV  Inst.  1873  p.  132.  De  Ruggiero  cstalogo  del  Museo  Kircheriano  I 
p.  276  n.  22. 

Links  oben:  Ganymed  ist  auf  der  Flucht  vor  dem  Adler  auf  ein 

Knie  gestürzt  und  sucht  sich  gegen  die  Umklammerung  des  Tieres  zu 

wehren.    Die  Komposition  geht  augenscheinlich  auf  ein  bekanntes 

Original  zurück,  da  sie  sich  auf  einem  weiteren  Mosaik  und  anderen 

Monumenten  wiederfindet. 

Neue  Jahrbücher  für  Philologie  IX  1902  T.  II  1  p.  431.  Vgl.  Bull,  dell'  Inst. 
1873  p.  131.  De  Ruggiero  p.  274  n.  17.  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  IX  1906 
p.  276  (hier  und  in  den  Neuen  Jahrb.  a.  a.  O.  sind  die  weiteren  Wiederholungen  der 
Komposition  behandelt). 

Rechts  unten:  Eine  bukolische  Szene.  Ein  mit  einer  Nebris  be- 
kleideter Hirte  sitzt  auf  einem  Felsblock,  im  Begriff,  mit  einem  Stab- 
chen die  Röhren  seiner  Syrinx  zu  reinigen.  Neben  ihm  liegen  auf  dem 
Boden  ein  Pedum  und  ein  gelber  Leder(  ?)sack.  Vor  ihm  steht  eine 
Ziege.  Rechts  im  Hintergrunde  sieht  man  einen  kleinen  Tempel  und 
den  dazugehörigen  heiligen  Baum.  Links  ragt  oberhalb  der  Ziege  über 
eine  Terrainerhöhung  die  Figur  eines  zweiten  Hirten  hervor,  der  den 
r.  Arm  nach  links  streckt  und  aus  dem  Bilde  herausblickt. 

Bull,  dell'  Inst.  1873  p.  134.    De  Kuggiero  p.  276  n.  22. 

Links  unten:  Der  geblendete  Polyphem  sitzt  vor  seiner  Höhle  auf 
dem  Felsblocke,  der  bis  vor  kurzem  dieser  Höhle  als  Verschluß  diente, 
und  betastet  mit  beiden  Händen  den  Rücken  eines  Widders,  an  dessen 
Bauchflies  sich  Odysseus  angeklammert  hält.  Der  Held  ist  mit  dem 
Pileus  ausgestattet  und  im  Vergleich  mit  dem  riesigen  Kyklopen  in 
sehr  kleinen  Dimensionen  wiedergegeben. 

Bull,  dell'  Inst.  1873  p.  132.    De  Ruggiero  p.  277  n.  23. 

1441  (215)  Porträtkopf  eines  Jungen  Römers. 

Gefunden  bei  den  Arbeiten  der  Tiberregulierung.   Ergänzt  ein  Stück 
an  der  Stirn,  der  obere  Teil  des  1.  Auges,  beinahe  die  ganze  Nase. 

Der  Kopf  stellt  die  gleiche  Person  dar,  wie  n.  872  im  kapitolinischen 

Museum.    Vgl.  das  dort  Bemerkte. 


OBERES  STOCKWERK.  187 

> 

1442  (350)  Römischer  Porträtkopf  mit   hohem   diademartigen 

Aufsatz. 

Gefanden  in  Ostia. 
Es  ist  noch  nicht  gelungen,  die  Bedeutung  des  diademartigen  Auf- 
satzes und  demnach  die  der  dargestelltenPereönlichkeit  überzeugend  zu 
erklären.  Die  künstlerische  Ausführung  des  Kopfes  ist  von  hervor- 
ragender Schönheit;  man  beachte  vor  allem  die  feine  Modellierung  der 
Wangen.  Dabei  ist  eine  gewisse  akademische  Kälte  und  Glätte  un- 
verkennbar. Man  kann  dieses  Porträt  zu  den  besten  Erzeugnissen 
früh  -  hadrianischer  Kunst  rechnen. 

In  der  letzterschienenen  Guida  des  Museums  p.  103  wird  die  Meinung  ausge- 
sprochen, der  Dargestellte  sei  vielleicht  Eunuch  oder  Angehöriger  eines  orientalischen 
Kultes  gewesen. 

1443  (1242)  Platte  mit  Mosaikbildern. 

Herkunft  wie  bei  n.  1440. 

Oben  rechts:  Eine  bereits  im  Altertum  roh  restaurierte  und  gegen- 
wärtig stark  zerstörte  Figur  einer  Muse. 

Bull,  deir  Inst.  187S  p.  180.  De  Buggiero  catalogo  del  Mueeo  Kü-cheriano  I  p.  280 
n.  31. 

Oben  links:  Eine  jugendliche  Frauengestalt,  deren  Haupt  mit  einer 
Stephane  geschmückt  und  deren  nackter  Körper  nur  wenig  von  dem 
umflatternden  Mantel  verhüllt  ist,  legt  die  R.  an  den  Schnabel  eines 
vor  ihr  schreitenden  Vogels.  Man  hat  an  Leda  mit  dem  Schwan  ge- 
dacht. Doch  weisen  die  Formen  des  Vogels,  soweit  sie  sich  erhalten 
haben,  die  braune  Farbe  des  Gefieders  und  das  Fehlen  der  Schwimm- 
häute zwischen  den  Krallen  vielmehr  auf  einen  Adler  hin.  Einer 
anderen  Deutung  auf  Hebe,  die  mit  dem  Adler  des  Zeus  tändelt, 

dürfte  dagegen  der  Habitus  der  weiblichen  Figur  widersprechen. 
Bull.  1873  p.  131.    De  Buggiero  p.  279  n.  29. 

Unten  rechts:  Die  Strafe  des  Marsyas.  Links  sieht  man  Marsyas, 
den  statuarischen  Typen  (n.  951,  1925)  entsprechend  mit  den  Armen 
an  einem  Baume  aufgehängt,  während  ein  Sklave  beschäftigt  ist,  die 
Füße  des  Verurteilten  an  den  Stamm  des  Baumes  festzubinden.  Da- 
vor liegen  auf  dem  Boden  die  beiden  Flöten  des  Marsyas.  Rechts 
sitzt  Apoll,  die  Kithara  in  der  L.,  gleichgültig  vor  sich  hin  blickend. 
Vor  ihm  kniet  der  jugendliche  Olympos,  eine  phrygische  Mütze  auf  dem 
Haupte,  und  fleht  den  Gott  an,  seines  Meisters  zu  schonen.  Rechts 
von  Apoll  steht  Artemis  mit  Bogen  und  Köcher,  das  Haupt  ge- 
schmückt mit  der  Zackenkrone,  die  ihr  besonders  häufig  in  der  kam- 
panischen Wandmalerei  gegeben  ist.  Hinter  dem  Gotte  sieht  man  den 
oberen  Teil  einer  Frauengestalt,  vermutlich  einer  Nike,  die  einen 
Kranz  nach  Apoll  ausstreckt. 

Bull.  1873  p.  128f    De  Buggiero  p.  276  n.  21. 

Unten  links:  Ein  bärtiger  Mann  braunen  Kolorite,  mit  Schilf  be- 
kränzt, sitzt  auf  dem  Boden  und  stützt  mit  der  R.  ein  Füllhorn  auf,  in 


188  DAS  TflERMENMüSEUM.  1444—1448. 

dessen  Öffnung  Früchte  —  deutlich  erkennbar  sind  Feigen  und  Gra- 
natäpfel —  und  Kräuter  gehäuft  sind,  während  er  in  der  L.  einen 
Zweig  (Olivenzweig  ?)  hält;  die  Beine  sind  mit  einem  grünen  Mantei 
bedeckt.  Die  Lage  der  Figur  und  der  Sohilfkranz  deuten  auf  einex 
Flußgott,  für  den  auch  das  Füllhorn  paßt. 

Bull.  1878  p.  135.    De  Ruggiero  p.  280  n.  33. 

1444  (42133—42135,  52301)  Tier  Köpfe  eines  römischen  Hoch- 

reliefs. 

Die  drei  Köpfe  Museümsn.  42133 — 42135  befanden  sich  seit  langer  Zeit 
in  der  Villa  Patrizi  vor  Porta  Pia,  wo  man  sie  in  ein  modernes  Relief  mit 
den  Oberkörpern  dreier  Liktoren  eingesetzt  hatte.  Über  die  Herkunft 
der  Köpfe  war  nichts  bekannt.  Da  nun  der  vierte  Kopf  n.  52301  i.  J. 
1910  bei  dem  Abbrach  der  Villa  gefunden  wurde,  dürfen  wir  schließen, 
daß  jene  drei  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  im  Beginne  des  18.  Jahr- 
hunderts bei  Gelegenheit  der  Anlage  der  Villa  zutage  gekommen  sind. 

Augenscheinlich  stammen  die  vier  vortrefflich  gearbeiteten  Köpfe 

von  dem  gleichen  Hoohrelief .  Sie  sind  alle  vier  bekränzt  mit  Lorbeer. 

Das  Belief  wird  also  eine  Prozession  dargestellt  haben,  wie  der  Fries 

der  Ära  Pacis  (n.  1523),  und  scheint,  nach  der  stilistischen  Eigenart 

der  Köpfe  zu  schließen,  ein  Werk  der  claudischen  Zeit  gewesen  zu 

sein. 

Bollettino  d'arte  in  1909  VIII  p.  15«.  Fig.  9—11.  Vgl.  Matz-Buhn  zerstr.  Bildw. 
in  Born  III  n.  3530.  —  Über  claudische  Reliefs  s.  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  I 
1907  p.  175  ff. 

Fensterwand: 

1445  (478)  Belief,  Larenopfer. 

Wer  Pompei  besucht  hat,  wird  sich  entsinnen,  in  den  dortigen 
Häusern  Wandgemälde  gesehen  zu  haben,  die  den  Genius  (vgl.  n.  304) 
des  Hausherrn  ( Genius  f  amüiaris)  darstellen,  wie  er  den  Laren  oder  den 
Laren  und  Penaten  opfert.  Unsere  Platte  zeigt  ein  derartiges  Bild  in 
Relief  übertragen.  Man  sieht  am  1.  Ende  der  Platte  eine  Laren- 
statue auf  runder  Basis,  daneben  den  mit  einem  Schurze  (limus)  be- 
kleideten Sohlächter  (popa),  der  das  zum  Opfer  bestimmte  Schwein 
nach  rechts  schiebt,  hierauf  einen  mit  der  Toga  bekleideten  Mann,  der 
die  Doppelflöte  spielt,  vor  ihm  einen  mit  Opfergaben  belegten  Altar 
und  darüber  eine  r.  Hand,  die  eine  Schale  hält.  Diese  Hand  rührt  von 
dem  Genius  familiaris  her,  der  auf  der  verlorenen,  rechten  Seite  der 
Platte,  über  dem  Altar  libierend,  dargestellt  war  und  mit  dem  Flöten- 
spieler die  Mittelgruppe  der  Komposition  bildete.  Offenbar  fand  das 
Belief  am  r.  Ende  seinen  Abschluß  in  einer  zweiten  Larenstatue,  die 
der  am  1.  Ende  angebrachten  entsprach.  Unmittelbar  hinter  dem 
Genius  war  vermutlich  noch  eine  andere  an  dem  Opfer  teilnehmende 
Figur,  etwa  ein  Camillus  (vgl.  n.  1439),  beigefügt  und  hiermit  zwischen 
den  Figuren  zu  beiden  Seiten  der  Mittelgruppe  das  richtige  Gleich- 
gewicht erzielt. 


OBERES  STOCKWERK.  189 

1446  Platte  mit  MesaikbiMern» 

Oben  rechts:  Ein  Eros,  der  auf  einer  Meerziege  reitet  und  eine  Pal- 
me in  der  R.  hält;  darunter  ein  Delphin. 

Herkunft  wie  bei  n.  1440.  —  Bull,  dell'  Inst.  1873  p.  134.  De  Ruggiero  catalogo 
lel  Museo  Kircheriano  I  p.  280  n.  32. 

Oben  links:  Der  bakchische  Thiasos  im  Kampfe  gegen  die  Inder. 

Gefunden  1741  in  der  bei  Tusculum  ausgegrabenen  Villa,  aus  der  auch 
unsere  n.  314  u.  1480  stammen  (zwischen  Tusculum  und  der  heutigen 
Villa  'Bufinella;  vgl.  Grossi-Gondi  il  Tuscolano  nell'  eta  classica  p.  148). 
Da  es  von  moderner  Hand  stark  restauriert  ist,  fällt  es  schwer,  den  ur- 
sprünglichen Tatbestand   festzustellen    Ehemals  Jm  Museo  Kircheriano. 

Wir  sehen  am  Ufer  eines  Flusses  einen  dichtbekränzten  Satyr,  der 
sin  Pedum  gegen  einen  mit  Tierfell  bekleideten  Krieger  schwingt,  und 
sine  Bakchantin,  die  mit  einem  undeutlichen,  vermutlich  vom  Restau- 
rator mißverstandenen  Gegenstande  (ursprünglich  dooh  wohl  einem 
Thyrsos)  einem  anscheinend  verwundet  auf  dem  Boden  sitzenden 
Jüngling  zu  Leibe  geht.  Die  beiden  Gegner  des  Satyrs  und  der  Mae- 
nade  sind  als  Inder  durch  ihre  dunkelbraune  Färbung,  der  des  Satyrs 
auch  durch  die  Stumpfnase  (nach  antiker  Vorstellung)  und  das  tur- 
banartige Kopftuch  charakterisiert;  auch  kommt  der  kleine  runde 
Schild  auf  anderen  Darstellungen  in  der  Hand  kämpfender  Inder  vor. 
Daß  auf  dem  Mosaik  beiden  Indern  deutlich  erkennbare  Angriffs- 
waffen fehlen,  ist  wohl  nur  der  sohleohten  Erhaltung  des  Mosaiks  zu- 
zuschreiben. 

Picturae  antiquae  cryptarum  delineatae  a  P.  S.  Bartoli,  illustratae  a  J.  P.  Bel- 
lorio  et  M.  A.  Causseo  (Romae  1750)  Appendix  II T.  XI.  Ann.  dell'  Inst.  1879  tav.  d' 
agg.  G.  p.  66  ff.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  ZV  190Q  p.  197  f.  Fig.  1,  p.  205,  209.  Vgl. 
De  Buggiero  p.  270  n.  11. 

Freistehend: 

1447  (1119)  Römischer  Mädchenkopf. 

Vormals  auf  dem  Palatin. 

Der  Kopf  stammt  aus  dem  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  und  ist  nicht 

nur  für  diese  späte  Zeit  eine  ganz  hervorragend  feine  Leistung. 

E.  Strong  roman  sculpture  pl.  CXVIII  p.  371.    Hekler  Bildniskunst  der  Griechen 
u.  Römer  p.  XLIV  T.  282. 

1448  (353)  Porträtkopf  eines  alten  Mannes. 

Gefunden  in  Ostia. 
Der  Kopf  war  in  eine  Statue  eingesetzt,  das  Gewand  augenschein- 
lich über  den  Hinterkopf  gezogen.  Wir  können  uns  demnach  die 
Figur  wie  den  Togatus  in  der'Sala  della  biga  (n.  323)  vorstellen. 
Der  Kopf  ist  eine  ganz  eminente  Leistung  römischer  Porträtkunst  aus 
dem  Ende  der  republikanischen  Zeit  oder  dem  Beginne  der  Kaiserzeit, 
gleich  vollendet  in  Auffassung  und  Ausführung. 

Moderner  Cicerone  Born  I  p.  429  m.  Abb.    Hekler  Bildniskunst  der  Griechen 
u.  Bömer  p.  XXX  T.  189. 


190  DAS  THERMENMUSEUM.  1449—1461. 

1449  (1043)  Römisches  Mädchenportrftt  (vgL  in  diesem    Bande 
p.  117). 

Gefunden  in  dem  Grabe  des  Sulpicius  Platorinus  und  der  Sulpicu 
Piatorina  (vgl.  n.  1524). 

Der  sehr  fein  modellierte  Kopf  stellt  ein  Madchen  von  etwa  K 
Jahren  dar,  vielleicht  eine  gewisse  Minatia  Polla,  deren  inschxif tlicfc 
bezeichnete  Aschenurne  in  demselben  Grabe  gefunden  wurde.  Die 
Haartracht,  der  Stil  und  der  sehr  schmale  Brustabschnitt  deuten  auf 
die  erste  Kaiserzeit.  Die  Weise,  in  der  die  untere  Seite  behandelt  ist, 
kommt  öfters  bei  Porträtbüsten  vor,  die  gegen  das  Ende  der  Republik 
oder  zu  Anfang  der  Kaiserzeit  gearbeitet  sind.  Die  untere  Seite  bil- 
dete nämlich  eine  nach  vorn  abfallende  glatte  Fläche  und  zeigt  keine 
Spur  eines  Dübels,  der  erforderlich  gewesen  wäre,  wenn  die  Büste  auf 
einem  der  üblichen  steinernen  Untersätze  befestigt  werden  sollte .  Auch 
hat  sich  weder  in  diesem,  noch  in  anderen  Gräbern,  die  derartig  zuge- 
richtete Büsten  enthielten,  einer  jener  Untersatze  gefunden.  Hier- 
nach scheint  es,  daß  diese  Büsten  in  hölzerne  Basen  eingelassen  waren, 
die  im  Laufe  der  Zeit  zugrunde  gingen  und  daher  keine  Spur  von  sich 
hinterlassen  haben. 

Notizie  d.  scavi  1880  T.  V  2  p.  133.  Bayet  Monuments  de T  art  antique  II  pl.  73. 
Altmann  die  römischen  Grabaltare  p.  46ff.  Fig.  88.  Arndt-Bmckmann  griech.  n.  rom. 
Porträts  n.  715.  E.  Strong  roman  sculpture  pl.  CXI  p.  360.  Hekler  Bildniskunst  der 
Griechen  u.  Römer  p.  XXXVII  T.  211.  Vgl.  Bernoulli  röm.  Ikonographie  II 1  p.  186 
Anm.  21.  —  Über  Büstenformen  vgl.  die  Literatiirangabe  zu  n.  31. 

1450  (1252)  Mosaik,  weibliche  Büste. 

Herkunft  wie  bei  n.  1440. 
Die  Büste  hat  üppige  Formen  und  ist  mit  einem  aus  Blättern  und 
Blumen  geflochtenen  Kranze  gesohmückt.  Unter  den  Blumen  sind 
Veilchen  deutlich  erkennbar.  Da  uns  der  Zusammenhang  unbekannt 
ist,  in  den  diese  Büste  eingefügt  war,  fällt  es  schwer,  eine  Benennung 
für  sie  vorzuschlagen.  Vielleicht  gehörte  sie  zu  einem  Zyklus  der  Jah- 
reszeiten und  stellte  darin  die  Personifikation  des  Frühlings  dar. 

Bull,  dell'  Inst.  1873  p.  134 f.  De  Euggiero  catalogo  del  Museo  Kircheriano  I 
p.  281  n.  34. 

Zimmer  XVII. 
1451—1454  Wandmalereien  mit  Darstellungen  italischer  Sagen. 

Unter  den  Wandmalereien,  die  das  Zimmer  enthält,  verdient  besondere  Beachtung 
an  der  Längs  wand  eine  Beihe  von  zusammengehörigen,  länglichen  Kompositionen,  die  mit 
den  Nummern  19,  20,  21, 22  bezeichnet  sind.  Biese  Wandgemälde  stammen  aus  einem 
Kolumbarium,  das  1875  auf  dem  Esquilin  in  der  Nachbarschaft  der  für  die  Freige 
lassenen  und  Sklaven  der  Statuier  erbauten  Kolumbarien  ausgegraben  wurde, — der  Plan 
bei  Brizio  pitture  e  sepolcri  scoperti  sull'  Esquilino  T.  I  d  sowie  im  CIL  VI  2  p.  982  L  — 
und  zwar  bildeten  sie  darin  einen  Fries,  der  sich  über  die  oberste  Beihe  der  zur  Auf- 
nahme der  Aschenurnen  bestimmten  Nischen  hinzog.  Wie  die  Konstruktion  des 
Kolumbariums  auf  das  Ende  der  Bepublik  oder  den  Anfang  der  Kaiserzeit  hinweist, 
dürfen  wir  auch  die  Herstellung  seiner  ältesten  Dekoration  derselben  Zeit  zu- 
schreiben. Der  Bilderzyklus  bezog  sich  auf  drei  Städtegründungen,  die  von  der 
Sage  in  den  engsten  Zusammenhang  gesetzt  wurden,  auf  die  Gründung  von  Lavinium, 
Alba  longa  und  Born,  und  stellte  die  mythischen  Szenen  nach  Überlieferungen  dar, 


OBERES  STOCKWERK.  191 

die  von  der  Aeneis  des  Vergü  noch  unbeeinflußt  geblieben  sind.  Man  erkennt  deut- 
lich, daß  die  Schilderung  übernatürlicher  Vorgänge  möglichst  vermieden  ist.  Die  Über- 
raschung des  Ehea  Silvia  durch  Mars  (n.  1453)  durfte  nicht  übergangen  werden,  da 
sie  einen  Angelpunkt  der  Sage  bildete.  Aber  es  muß  doch  in  hohem  Grade  auffallen, 
daß  der  Maler  von  der  Darstellung  der  Wölfin  mit  den  Zwillingen  Abstand  genommen 
hat,  einer  Darstellung,  die  bereits  seit  geraumer  Zeit,  wenigstens  in  gewissen  Kreisen, 
Etls  ein  Wahrzeichen  der  Stadt  Born  aufgefaßt  wurde.  Da  eine  derartige  rationa- 
listische Richtung  für  die  jüngeren  römischen  Annalenschriftsteller  bezeichnend  war, 
dürfen  wir  es  von  Haus  aus  als  wahrscheinlich  betrachten,  daß  der  Maler  vorwiegend 
den  Versionen  folgte,  unter  denen  die  betreffenden  Sagen  von  diesen  Schriftstellern 
srzählt  wurden. 

Die  einzelnen  Szenen  sind  nicht  scharf  voneinander  geschieden,  sondern  ohne  äußere 
Trennungszeichen  aneinander  gereiht.  Dieses  Verfahren  ist  durch  die  Staffagen  der 
hellenistischen  Landschaftsmalerei  (vgl.  n.  414)  vorbereitet,  scheint  jedoch  auf  das 
Figurenbild  und  auf  das  Belief  erst  in  römischer  Zeit  übertragen  worden  zu  sein;  denn 
wir  begegnen  ihm  zum  ersten  Male  auf  den  in  Rede  stehenden  Wandbildern,  spater  auf 
den  römischen  Cochlearsäulen  und  Sarkophagen. 

Die  Bilder  hatten  bereits  im  Altertum  stark  gelitten.  Als  im  dritten  Jahrhundert 
n.  Chr.  die  Beisetzung  der  Leichen  über  die  bisher  vorherrschende  Verbrennung  die 
Oberhand  gewann,  wurde  das  Kolumbarium  für  die  Aufnahme  unverbrannter  Leichen 
hergerichtet  und  zugleich  eine  Restauration  seines  malerischen  Schmuckes  in  Angriff 
genommen,  jedoch  nicht  zu  Ende  geführt.  Hierdurch  wurden  die  Bilder  der  Ostwand 
(n.  1453)  und  die  auf  den  benachbarten  Teilen  der  Süd-  und  Nordwand  (n.  1452, 1454), 
schwer  beschädigt,  da  man  mit  dem  Meißel  Ritze  hineinschlug,  die  zur  Befestigung  eines 
neuen  Freskogrundes  dienen  sollten.  Als  das  Kolumbarium  entdeckt  wurde,  lag  der 
ursprüngliche  Freskogrund,  auf  dem  der  Anfang  und  das  Ende  der  Bilderserie  gemalt 
waren,  auf  dem  Boden  des  Grabes  in  so  kleine  Fragmente  zersplittert,  daß  eine  Zu- 
sammensetzung desselben  unmöglich  schien.  Seitdem  haben  sich  noch  andere  Stücke 
abgelöst.  Ferner  waren*  bis  zum  Anfange  der  achtziger  Jahre  des  vergangenen  Jahr- 
hunderts unter  mehreren  Szenen  noch  Reste  von  kurzen,  mit  schwarzer  Farbe 
aufgemalten  Inschriften  erhalten,  die  zur  Erläuterung  der  dargestellten  Handlungen 
dienten.  Heutzutage  sind  von  diesen  Inschriften  nur  einzelne  Buchstaben  mit 
Mühe  erkennbar.  Endlich  sind  auch  auf  dem  ganzen  Friese  die  Umrisse  wie  die 
Farben  der  Figuren  stark  verblaßt.  Wer  sich  daher  einen  eingehenderen  Begriff 
von  diesen  Wandgemälden  verschaffen  will,  muß  notwendig  die  Zeichnungen  zu 
Rate  ziehen,  die  unmittelbar  nach  Entdeckung  des  Kolumbariums  ausgeführt 
wurden,  als  der  Fries  noch  besser  erhalten  war.  Besonders  geeignet  sind  für  diesen 
Zweck  die  kolorierten  Faksimili,  die  im  Konservatorenpalast  aufbewahrt  werden. 
Im  folgenden  beschränke  ich  mich  darauf,  den  Inhalt  der  einzelnen  Bilder  an- 
zugeben und,  wo  eine  einigermaßen  wahrscheinliche  Deutung  zulässig  ist,  diese  in 
möglichster  Kürze  darzulegen.  Wenn  mancherlei  dunkel  bleibt,  so  ist  dies  nicht  zu 
verwundern,  da  die  verschiedenen  Sagenversionen,  die  für  die  Erklärung  in  Betracht 
kommen,  in  trümmerhafter  Weise  überliefert  sind  und  der  Maler,  der  die  Bilder  aus- 
führte, kein  Künstler,  sondern  ein  Anstreicher  war,  von  dem  wir  keineswegs  zu  ge- 
wärtigen haben,  daß  er  dem  darzustellenden  Stoffe  einen  klaren  und  den  ästhetischen 
Anforderungen  entsprechenden  Ausdruck  verlieh.  Die  Bilder  werden  nicht  nach  der 
willkürlichen  Anordnung  besprochen,  die  ihnen  im  Museum  zuteil  geworden  ist,  son- 
dern nach  derjenigen,  die  ihnen  im  Kolumbarium  gegeben  war,  eine  Anordnung,  die 
der  in  den  Sagen  überlieferten  Aufeinanderfolge  der  Vorgänge  entsprach. 

1451  (22)  Gemälde  der  Westwand  (im  Museum  am  weitesten  links 
angebracht). 

Man  sah  rechts,  als  der  Fries  noch  besser  erhalten  war,  Arbeiter 
im  Begriff,  aus  Quadersteinen  eine  Stadtmauer  aufzuführen,  die  nach 
dem  Inhalte  des  ganzen  Zyklus  nur  die  von  Lavinium  sein  kann.  Hie- 
ran schließt  sich  links  die  Darstellung  einer  Schlacht  zwischen  den  ver- 
bündeten Latinern  und  Troern  und  den  Butulern.  Die  Latiner  und 
Troer  erscheinen  als  die  Zivilisierteren  fast  durchweg  mit  Helmen, 
Panzern  und  ovalen  Schilden  gewappnet,  während  ihre  Feinde,  mit 
Ausnahme  des  auf  der  Südwand  dargestellten  Führers,  mehr  oder 


192  DAS  THERMENMUSEUM.  1462. 

minder  nackt  dargestellt  sind  und  ihre  (hölzernen?)  Schilde  eine  vier- 
eckige Form  haben. 

1452  (21)  Gemälde  der  Südwand  (rechts  von  der  vorigen  Nummer, 

Die  Darstellung  der  Schlacht  setzt  sich  rechts  auf  dieser  Wand 
fort.   Der  Vermutung,  daß  die  auf  der  Westwand  gemalte  Kampf- 
szene auf  eine  andere,  vorhergehende  Sohlacht  hinweise,  widerspricht 
die  Überlegung,  daß  der  Maler  doch  unmöglich  diese   besondere 
Schlacht  durch  eine  Gruppe  von  nur  fünf  Figuren  andeuten,  konnte. 
Ist  es  aber  ausgemacht,  daß  sämtliche  Kampfszenen  ein  und  dieselbe 
Schlacht  darstellen,  dann  kann  es  sich  nur  um  die  Entscheidungs- 
sohlacht am  Flusse  Numicus  oder  Numicius  handeln,  eine  Annahme, 
die  dadurch  bestätigt  wird,  daß  am  1.  Ende  des  Schlachtbildes  ein 
Flußgott  beigefügt  ist,  der,  einen  Schilfstengel  in  der  L.,  auf  dem 
Boden  sitzt,  und  daß  die  unter  dem  Bilde  angebrachte  Inschrift  den 
Namen  Numicus  (Ann.  delT  Inst.  1878  p.  250,  p.  275  n.  1)  enthielt. 
Die  Notizen  der  jüngeren  Annalistik,  die  über  diese  Schlacht  erhalten 
sind,  lassen  darauf  schließen,  daß  die  Latiner  und  Troer  den  Sieg  da- 
vontrugen.  Der  Führer  der  Rutuler,  Turnus,  fiel  in  dem  Kampfe. 
Wer  ihn  tötete,  wird  nirgends  angegeben.   Doch  spricht  alle  Wahr- 
scheinlichkeit für  die  Annahme,  daß  es  Aeneas  war.    Über  dessen 
Schicksal  liegen  drei  verschiedene  Versionen  vor.    Nach  der  einen 
wurde  er  von  dem  Könige  von  Caere,  Mezentius,  getötet,  dessen  Heer 
auf  Seiten  der  Rutuler  an  dem  Kampfe  teilnahm.  Eine  andere  Version 
läßt  ihn  in  den  Fluß  Numicus  stürzen  und  darin  ertrinken.  Nach  der 
dritten  verschwand  er  während  der  Schlacht,  da  ihn  die  Götter  in  ihre 
Mitte  erhoben.   Die  meisten  Erklärer  sind  von  der  Szene  ausgegangen, 
die  auf  dem  unmittelbar  an  die  Westwand  anstoßenden  Teil  der  Süd- 
wand dargestellt  ist.   Man  sieht  hier  einen  Krieger,  der  nach  seiner 
Ausrüstung  dem  troisch-latinischen  Heere  angehört,  auf  Victoria  zu- 
stürmen, die  ihm  mit  der  R.  einen  Kranz  entgegenstreckt,  während 
zu  seinen  Füßen  der  nackte  Leichnam  eines  unbärtigen  Feindes  liegt 
Die  Erklärer  deuteten  nun  den  vorwärts  eilenden  Krieger  auf  Aeneas, 
den  Leichnam  auf  den  soeben  von  ihm  getöteten  Turnus  und  nahmen 
an,  daß  Victoria  im  Begriff  stehe,  dem  siegreichen  Aeneas  den  Kranz 
darzubringen.   Man  muß  zugeben,  daß  diese  Erklärung  die  nächst- 
liegende ist,  kann  aber  nicht  umhin,  darauf  hinzuweisen,  daß  die  da- 
bei vorausgesetzte  Handlung  von  dem  Maler  in  recht  sonderbarer  und 
unklarer  Weise  dargestellt  wäre.    Erstens  vermißt  man  jeglichen 
Hinweis  darauf,  daß  zwischen  den  beiden  Kriegern  soeben  ein  Kampf 
stattgefunden  hat.   Vielmehr  empfängt  man  den  Eindruck,  als  eile 
der  angebliehe  Aeneas  an  einem  von  anderer  Hand  gefällten  und  seiner 
Waffen  beraubten  Feinde  vorbei,  dessen  Leiche  an  der  betreffenden 
Stelle  des  Schlachtfeldes  liegt.  Zweitens  müßte  es  befremden,  daß  der 


OBERES  STOCKWERK.  193 

für  Turnus  erklärte  Tote»  der  doch  eine  Hauptfigur  des  Bildes  sein 
würde,  unter  auffällig  kleinen  Dimensionen  und  ohne  jegliches  Ab- 
zeichen seiner  Feldherrenwürde  dargestellt  ist.   Endlich  würde  sich 
der  auf  Aeneas  gedeutete  Krieger  in  sehr  unpassender  Weise  gegen- 
über der  ihn  bekränzenden  Victoria  benehmen;  denn  dieser  Krieger 
nimmt  nicht  die  geringste  Notiz  von  dem  ehrenvollen  Entgegen- 
kommen der  Siegesgöttin,  sondern  stürmt  vorwärts,  als  wolle  er  sie 
vielmehr   angreifen.    Nach  alledem   scheint  die  Frage  berechtigt, 
ob  wir  nicht  die  beiden  Kriegerfiguren  unbenannt  zu  belassen  und  in 
unmittelbare  Beziehung  zu  der  auf  dem  benachbarten  Teile  der  West- 
wand angebrachten  Kampfszene  zu  setzen  haben.  Die  den  Kranz  dar- 
bringende Victoria  würde  dann  nicht  speziell  den  gegen  sie  anstür- 
menden Krieger  als  Sieger  bezeichnen,  sondern  im  allgemeinen  auf 
den  Erfolg  des  Heeres  hinweisen,  dem  dieser  Krieger  angehört.  Fassen 
wir  die  Szene  in  dieser  Weise  auf,  dann  hätte  der  Maler  allerdings  einen 
Mißgriff  begangen,  indem  er  die  Siegesgöttin  an  einer  Stelle  einfügte, 
wo  sie  den  Zusammenhang  der  Darstellung  unterbricht.  Doch  fragt 
es  sich,  ob  nioht  dieser  Mißgriff  verzeihlicher  ist,  als  die  Ungereimt- 
heiten, die  sich  herausstellen,  wenn  die  Szene  auf  den  Sieg  des  Aeneas 
über  Turnus  gedeutet  wird.  Wie  dem  aber  auch  sei,  jedenfalls  haben 
wir  Aeneas  in  dem  am  1.  Ende  des  Schlachtbildes  vorschreitenden 
Krieger  zu  erkennen,  der  durch  seine  hohe  Gestalt  wie  den  gewal- 
tigen Helmbusch  als  Hauptfigur  charakterisiert  ist.   Wenn  ihn  der 
Maler  in  unmittelbarer  Nähe  des  Flußgottes  dargestellt  hat,  so  läßt 
dies  darauf  schließen,  daß  er  der  Version  folgte,  nach  der  Aeneas  im 
Numicus  unterging.  Hiernach  wäre,  will  man  an  der  Erklärung  des 
vor  der  Siegesgöttin  befindlichen  Kriegers  für  Aeneas  festhalten,  an- 
zunehmen, daß  der  troische  Held  auf  demselben  Bilde  zweimal  dar- 
gestellt ist,  was  an  und  für  sich  keineswegs  als  unmöglich  betrachtet 
werden  darf.  Vor  dem  am  Ufer  des  Numicus  vordringenden  Aeneas 
weioht  ein  Feind  zurück,  in  dem  wir,  da  er  im  Gegensatz  zu  seinen 
Mannschaften  durch  Sturmhaube  und  Tunika  ausgezeichnet  ist,  einen 
Führer  zu  erkennen  haben.  Ein  Gelehrter  deutet  ihn  auf  Mezentius 
und  bezieht  die  Szene  auf  die  Version,  nach  der  Aeneas  in  der  Sohlacht 
am  Numicus  von  dem  EtruskerkÖnig  getötet  wurde.  Wenn  sich  der 
angebliche  Mezentius  augenblicklich  im  Nachteile  befände,  so  schlösse 
dies  keineswegs  die  Möglichkeit  aus,  daß  er  im  weiteren  Verlaufe  des 
Kampfes  Gelegenheit  gefunden  habe,  seinem  Gegner  einen  tödlichen 
Streich  zu  versetzen.  Mögen  wir  aber  auch  das  Kunstvermögen  des 
Malers  sehr  gering  veranschlagen,  so  dürfen  wir  ihm  doch  keineswegs 
das  Ungeschick  zutrauen,  den  darzustellenden  Vorgang  in  derartig 
widersinniger  Weise  zu  verdunkeln.   Außerdem  spricht  gegen  die  in 
Rede  stehende  Erklärung  noch  ein  anderer  Umstand.    Der  Mann, 
der  in  der  unmittelbar  auf  das  Schlachtbild  folgenden  Szene  mit  dem 

Hei  big:  Führer.  II.  3.  Aufl.  13 


194  DAS  THERMENMUSEÜM.  1463. 

Führer  der  Troer  und  Latiner  den  Friedensvertrag  abschließt,  wird, 
wie  wir  im  weiteren  sehen  werden,  mit  größter  Wahrscheinlichkeit 
auf  Mezentius  gedeutet.  Er  erscheint  aber  anders  charakterisiert,  als 
der  zurückweichende  Krieger  des  Schlachtbildes,  für  den  man  diesen 
Namen  vorgeschlagen  hat;  denn  er  trägt  eine  Epomis,  während  jener 
Krieger  mit  einer  Tunika  bekleidet  ist.  Am  nächsten  dürfte  doch  an- 
gesichts eines  feindlichen  Führers,  der  gegen  Aeneas  kämpft  und 
diesem  augenscheinlich  unterliegen  wird,  der  Gedanke  an  Turnus 
liegen.  Nehmen  wir  diese  Benennung  an,  dann  würde  einerseits  die 
Beziehung  der  an  erster  Stelle  besprochenen  Gruppe  auf  den  Sieg  des 
Aeneas  über  Turnus  ausgeschlossen  und  sich  anderseits  ergeben,  daß 
der  Maler  einer  Version  folgte,  nach  der  der  troische  Held  unmittelbar 
nach  seinem  Kampfe  mit  Turnus  in  den  Fluß  geriet. 

Links  von  dem  Schlachtbilde  sind  die  Führer  der  beiden  Heere  dar- 
gestellt, wie  sie  den  Friedensvertrag  abschließen.  Der  mit  der  Epomis 
bekleidete  Führer,  über  dessen  Bücken  ein  oblonger  Schild  herab- 
hängt, wird  mit  Recht  auf  Mezentius  gedeutet,  da  sich  dieser  Namen 
ungezwungen  aus  Buchstabenresten  ergibt,  die  in  der  die  Handlung  er- 
läuternden Inschrift  erhalten  waren,  und  alle  Wahrscheinlichkeit  da- 
für spricht,  daß  die  jüngere  Annalistik,  die  bei  der  Erklärung  unserer 
Bilder  in  erster  Linie  in  Betracht  kommt,  den  König  von  Caere  wäh- 
rend der  Schlacht  am  Numicus  wie  nach  derselben  als  Oberfeldherrn 
der  verbündeten  Etrusker  und  Rutuler  auftreten  ließ.  Den  Führer 
der  Latiner  und  Troer  dürfen  wir  vielleicht  Ascanius  benennen.  Auf- 
fällig ist,  daß  kein  dem  mutmaßlichen  Mezentius  entsprechender 
Krieger  an  der  vorhergehenden  Schlacht  teilnimmt.  Ob  wir  daraus 
den  Schluß  ziehen  dürfen,  daß  der  Maler  einer  Version  folgte,  nach  der 
Mezentius  erst  nach  der  Schlacht  am  Numious  zu  den  Butulern  stieß, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Auf  die  Szene,  die  den  Friedensschluß  darstellt,  folgt  wiederum  links 
die  Erbauung  einer  Stadtmauer.  Die  an  und  für  sich  wahrscheinliche 
Annahme,  daß  es  sich  um  die  Gründung  von  Alba  longa  handelt,  wird 
dadurch  bestätigt,  daß  die  auf  diese  Szene  bezüghohe  Inschrift  den 
Namen  Alba  enthielt.  Mit  einer  in  der  antiken  Kunst  nicht  seltenen 
Prolepsis  hat  der  Maler  vor  der  noch  unvollendeten  Mauer  die  Göttin 
der  neu  erstehenden  Stadt  dargestellt,  wie  sie,  mit  einer  Mauerkrone 
geschmückt,  auf  einem  Steinwürfel  sitzt. 

Die  Szene,  die  den  Fries  auf  der  1.  Seite  der  Südwand  abschloß, 
bereitet  der  Erklärung  große  Schwierigkeiten,  da  sie  bereits,  als  das 
Kolumbarium  entdeckt  wurde,  stark  verblichen  war  und  zahlreiche 
Einzelheiten  nicht  mehr  deutlich  erkennen  ließ.  Ich  möchte  sie  auf 
das  Zerwürfnis  beziehen,  das  nach  dem  Tode  des  Aeneas  zwischen 
Ascanius  und  seiner  Schwiegermutter  Lavinia  ausbrach  und  dadurch 
beigelegt  wurde,  daß  Ascanius  nach  der  Gründung  von  Alba  longa 


OBERES  STOCKWERK.  195 

diese  Stadt  zu  seiner  Residenz  erkor,  seiner  Stiefmutter  hingegen  den 
Besitz  von  Lavinium  überließ.  Hiernach  wären  die  vier  auf  dem  vor- 
dersten Plane  dargestellten  Hauptfiguren  folgendermaßen  zu  deuten: 
In  der  zweiten  weiblichen  Figur  von  rechts,  die,  mit  einer  Tunika  be- 
kleidet, traurig  dasitzt,  hätten  wir  Lavinia  zu  erkennen.  Die  vor  ihr 
sitzende  weibliche  Figur,  deren  Oberkörper  nackt  ist,  wird  von  allen 
Gelehrten  mit  Recht  für  eine  Lokalgöttin  erklärt.  Sollte  das  Lokal  der 
Handlung  die  Gegend  von  Lavinium  sein,  dann  wurde  es  nahe  liegen, 
an  eine  daselbst  heimische  Nymphe,  etwa  Anna  Perennis,  zu  denken. 
Sie  sucht  zwischen  Stiefmutter  und  Stiefsohn,  d.  i.  dem  vor  ihr  stehen- 
den Jüngling,  zu  vermitteln,  indem  sie,  die  R.  erhebend,  an  diesen  eine 
Rede  richtet.  Doch  wird  der  Jüngling  durch  die  Rede  in  unangeneh- 
mer Weise  berührt,  denn  er  wendet  den  Kopf  von  der  Göttin  ab  und 
macht  mit  der  L.  eine  ablehnende  Gebärde.  Die  am  r.  Ende  der  Szene 
dargestellte  Stadtgöttin,  die,  den  r.  Arm  vorstreckend,  lebhaft  an  der 
Unterredung  teilnimmt,  wäre  die  Göttin  von  Alba  longa,  die  ver- 
kündet, daß  Ascanius  infolge  der  Gründung  von  Alba  longa  über  eine 
neue  Stadt  verfügt  und  infolgedessen  in  bestem  Einvernehmen  von 
seiner  Stiefmutter  scheiden  kann. 

Brizio  pitture  e  sepolcri  scoperti sull'  Esquilino  T.  2,  parete  ouest,  parete  aud,  p.  11, 
12,  15—18.  Mon.  dell'  Inst.  X  60,  parete  I,  II  a  b;  Ann.  1878  p.  240  ff.  Stark  redu- 
zierte Abbildungen  bei  Boscher  Lexikon  II  2  p.  2947,  2948  n.  1—3.  Vgl.  Jahrbücher 
für  klass.  Philologie  XV,  Supplementband  (1887)  p.  137—142.  Boscher  Lexikon  II  2 
p.  1913 — 1914,  p.  2946 — 2948.  Der  Verfasser  des  letztgenannten  Artikels  bezieht  das 
Schlachtbild  auf  einen  Kampf,  den  die  Überlieferung  nach  dem  Tode  des  Aeneas  zwi- 
schen den  von  Ascanius  geführten  Troern  und  dem  Heere  des  Mezentius  stattfinden 
ließ  (Dionys.  Hai.  I  65),  einen  Kampf,  in  dem  Ascanius  den  Sohn  des  Mezentius, 
Lausus  tötete,  und  deutet  den  vordringenden  Führer  der  Troer  auf  Ascanius,  den  vor 
ihm  zurückweichenden  Krieger  auf  Lausus.  Doch  widerspricht  dieser  Auffassung  der 
Umstand,  daß  dann  Aeneas,  der  doch  die  Hauptfigur  der  Sage  war,  in  dem  Friese  voll- 
ständig übergangen  wäre.  Außerdem  leuchtet  es  ein,  daß  das  gleichzeitige  römische 
Publikum  angesichts  eines  Sehlachtbüdes,  auf  dem  der  Numicua  beigefügt  war,  an  die 
Schlacht  denken  mußte,  in  der  dieser  Fluß  in  besonders  bedeutsamer  Weise  hervortrat 
und  die  nach  ihm  benannt  wurde.    Rom.  Mitteilungen  XIV  1899  p.  216 ff. 

1453  (20)  Gemälde  der  Ostwand« 

Die  Gemälde  dieser  Wand  haben  derartig  gelitten,  daß  sie  zum 
Teil  nur  mit  großer  Mühe,  zum  Teil  gar  nicht  zu  erkennen  sind.  Man 
hat  vermutet,  daß  die  erste  Szene  rechts  Bhea  Silvia  darstellt,  wie  sie 
von  ihrem  Oheime,  dem  König  Amulius  von  Alba  longa,  genötigt  wird, 
Vestalin  zu  werden.  Nach  dieser  Deutung  wären  die  Hauptfiguren 
folgendermaßen  zu  benennen:  Der  auf  einem  Sessel  sitzende  und  die  L. 
auf  ein  Szepter  stützende  Mann  wäre  Amulius,  der  neben  ihm  ste- 
hende Numitor,  der  den  über  seine  Tochter  verhängten  Beschluß 
rückgängig  zu  machen  sucht,  das  Mädchen,  das  unmittelbar  hinter  der 
stehenden  Figur,  offenbar  tief  betrübt,  dasitzt,  Bhea  Silvia;  in  der 
Matrone,  die  dem  Mädchen  die  r.  Hand  auf  die  Schulter  legt,  könnte 
man  die  Gattin  des  Amulius  erkennen,  die  ihrer  Nichte  zuredet,  sich 
dem  Willen  des  Königs  zu  fügen;  die  anderen  bei  der  Handlung  gegen- 

18* 


196  DAS  THERMENMUSEUM.  1464— 1456. 

wärtigen  Mädchen  wären  einfach  Gespielinnen  der  Rhea  Silvia.  Die 
Bedeutung  der  links  folgenden  Szene  ist  klar:  Mars  überrascht  Rhea 
Silvia,  als  sie  Wasser  holt;  Victoria  schwebt  herab,  um  dem  Gotte  bei 
seinem  Unternehmen  behilflich  zu  sein;  rechts  fliehen  zwei  Landleute, 
durch  das  Erscheinen  der  Gottheiten  erschreckt.  Hinter  Mars  sieht 
man  einen  Flußgott  mit  einem  Schilfstengel  in  der  L.  und  eine  weib- 
liche Lokalgottheit,  die  in  der  L.  ein  Füllhorn  hält  und  mit  der  R.  auf 
Mars  und  Rhea  hinweist. .  Die  dritte  Szene  wird  nicht  ohne  Wahr- 
scheinlichkeit auf  Amulius  bezogen,  wie  er  in  Gegenwart  des  Kumitoi 
das  Verdammungsurteil  über  die  von  Mars  geschwängerte  Vestalin 
ausspricht. 

Brizio  T.  2,  parete  est,  p.  12—13,  p.  18—20.  Mon.  dell'  Inst.  X  60,  parete 
III;  Ann.  1878  p.  260  ff. 

1454  (19)  Gemälde  der  Nordwand. 

Von  der  ersten  Szene  rechts  war  bereits  bei  der  Entdeckung  des 
Kolumbariums  zu  wenig  erhalten,  als  daß  sich  eine  Deutung  versuchen 
ließe.  Die  links  folgende  Szene  stellt  dar,  wie  Romulus  und  Bemus  am 
Tiber  ausgesetzt  werden ;  am  Ufer  sitzt  der  Flußgott,  ein  Ruder  in  der  B. 
Die  dritte  Szene  vergegenwärtigt  das  Leben,  das  die  beiden  Zwillings- 
brüder bei  den  Hirten  führten.  Auf  dem  letzten  verlorenen  Teile  des 
Frieses  war  offenbar  das  Ereignis,  das  den  Bilderzyklus  abschloß,  die 
Gründung  der  Stadt  Born,  dargestellt. 

Brizio  T.  2,  parete  nord,  p.  13 — 14,  p.  21  ff.  Mon.  X  60,  parete  IV;  Ann.  1878 
p.  275—278. 

1455  (441)  Römischer  Kindersarkophag. 

Gefunden  1884  in  dem  Grabmal  der  Galpurnier  an  der  Via  Salarä 
(Bull,  deir  Inst.  1885  p.  9  ff.). 

Der  Sarkophag  gehört  zu  der  Klasse  der  sogenannten  Girlanden- 
Sarkophage.  Drei  Putten  halten  mit  Anstrengung  auf  ihren  Schul- 
tern die  Enden  von  zwei  schweren,  bogenförmig  niederhängenden 
Girlanden,  von  denen  die  eine  aus  Herbstfrüohten  gewunden  ist,  die 
andere  aus  Ähren  und  einer  großen  Blume  in  der  Mitte.  In  den 
von  ihnen  begrenzten  halbkreisförmigen  Abschnitten  der  Vorder- 
wand liegen  auf  Felsgrund  je  zwei  komische  Masken,  links  zwei 
männliche,  rechts  eine  männliche  und  eine  weibliche.  Diese  stellt 
eine  alte  runzliche  Frau  dar  mit  voller  Haarrolle  um  Stirn  und 
Wangen  (ötscpdvri).  In  dem  Maskenkataloge  des  Pollux  (IV 150 ff.) 
würde  ihr  am  ehesten  das  Xv%alviov  entsprechen.  Ihr  zugekehrt 
liegt  eine  alte  männliche  Maske  mit  kurzgeschnittenem  gesträubten 
Bart  rings  um  die  Lippen,  glatt  anliegendem  länglichen  Haupthaar, 
stumpfer  Käse  und  ziemlich  trübseligem  Ausdruck.  Eine  in  den  äu- 
ßeren Eigentümlichkeiten  ganz  entsprechende  Maske  scheint  sich 
nur  noch  einmal  auf  einem  pompejanisohen  Maskenbilde  neben  der 
eines  Bürgermädchens  zu  finden,  doch  ist  der  Ausdruck  hier  ein 


OBERES  STOCKWERK.  197 

anderer.  In  dem  Kataloge  des  Pollux  (IV  143 ff.)  läßt  sie  sich 
nicht  nachweisen.  Alter  Mann  und  alte  Frau  sind  mit  deutlicher  Ab- 
sicht hier  nebeneinander  gestellt,  sie  mit  heftig  agressivem,  er  mit 
resigniertem  Ausdruck.  Ein  Gegensatz  ist  auch  in  dem  anderen  Mas- 
kenpaare fühlbar:  die  eine  —  sie  liegt  auf  einem  Korbe,  der  offen- 
bar für  die  dargestellte  Rolle  bezeichnend  war  —  mit  satyresken 
Zügen,  wild  gesträubtem  Haar  und  Vollbart,  die  andere  mit 
gesträhltem  Bart  rings  um  die  Lippen  und  fein  in  Streifen  frisiertem 
Haupthaar;  beide  sind  alt  und  stumpfnasig.  Zweifellos  stellt  jene 
einen  ungehobelten,  heftigen  Landmann  dar,  zu  dem  auch  der  Korb 
passen  würde;  man  könnte  sie  dem  Xvxotiridsiog  des  Pollux  gleich- 
setzen, doch  sucht  man  in  ihr  den  Ausdruck  der  ito%vitQccyiio6'6*ri 
vergebens.  Die  andere  Maske  läßt  sich  in  der  Liste  des  Pollux  nicht 
identifizieren.  Die  eigentümliche  Frisur,  die  der  sogenannten  Melonen- 
frisur zu  entsprechen  scheint,  hat  ein  Gelehrter  kürzlich  durch  die 
Annahme  erklären  wollen,  es  sei  ein  Sklave  dargestellt,  der  sich  im  Ver- 
laufe einer  Komödie  als  junge  Frau  habe  verkleiden  müssen.  Aber 
eine  Anspielung  auf  eine  derartige  Vermummung  wäre  an  einem  Sar- 
kophage, an  dem  die  Masken  nur  dekorative  Bedeutung  haben,  sehr 
befremdlich.  Zudem  findet  sich  eine  ganz  analoge  Frisur  an  zwei 
bärtigen  Masken  im  Museum  von  Neapel,  die  als  Stirnziegel  verwendet 
waren  und  bei  denen  eine  versteckte  Anspielung  auf  eine  Verkleidung 
ganz  ausgeschlossen  ist.  Sie  unterscheiden  sich  von  der  Maske,  die  wir 
hier  betrachten,  nur  dadurch,  daß  bei  ihnen  auch  die  Bartlocken  in 
Rollen  gebrannt  sind.  Es  ist  an  dem  Sarkophage  also  doch  wohl  der 
übermäßig  verfeinerte  Städter  dem  ungebildetenNaturmenschen  gegen- 
übergestellt. Auf  der  r.  Nebenseite  reitet  ein  Putto  mit  Petasos  und 
Kerykeion  auf  einem  Meerwidder  über  die  Wellen  (Hermes  mit  seinem 
heiligen  Tier;  vgl.  n.  206);  ihm  entspricht  auf  der  anderen  Seite  ein 
Erot  mit  Dreizack  auf  einem  Meerdrachen.  Am  Deckel  sehen  wir 
jagende  Putten.  Die  Arbeit  des  Sarkophages  ist  sehr  sorgfältig 
und  dürfte  aus  der  Zeit  Hadrians  stammen. 

Melanges  d'archeologie  et  d'histoire  V  1885  pl.  X  p.  318f.  Robert  XXV.  Hal- 
lisches Winckelmannsprogramm  Flg.  1  (auf  p.  1),  p.  84 f.  Fig.  106  (ebendort  ist  p.  40 
Fig.  69  das  obengenannte  pompejanische  Maskenbild,  p.  82  Fig.  101  der  eine  der  beiden 
Stirnziegel  in  Neapel  abgebildet).  Vgl.  Strena  Helbigiana  p.  5  Anm.  4.  Zu  dem  Putto 
als  Hermes  vgl.  Berlin,  Beschreibung  der  Skulpturen  n.  906. 

In  der  Mitte: 
1456  (52694)  Grabmonument  einer  Atta  Iucunda. 

Vormals  in  der  Villa  Del  Drago  an  der  Via  Tiburtina.    Im  J.  1910 
für  das  Museum  erworben. 

Die  Formen  der  Aedicula  und  der  Ära  sind  in  seltsamer  Weise 

verbunden.  Den  unteren  Teil  bildet  die  Aedicula,  die  mit  einer  eisernen 

Doppeltür  geschlossen  war  (Spuren  der  Türe  haben  sich  beiderseits 

erhalten).  Darüber  ein  Giebel,  in  dessen  Feld  die  Büste  der  Verstor- 


198  DAS  THERMENMUSEUM.  1467—1469. 

benen  von  zwei  schwebenden  Eroten  getragen  wird.  Auf  dem  Giebel 
ruht  der  oberste  Teil  einer  Ära,  in  dessen  Oberfläche  eine  viereckige 
Vertiefung  für  Opfergaben  eingehauen  ist.  Die  Inschrift  befindet  sich 
an  seiner  Vorderseite-  Im  Innern  der  Aedicula  ist  der  Boden  nach  hinten 
hin  vertieft  und  durchbohrt,  wohl  um  Opferspenden  in  den  Boden 
fließen  zu  lassen.  Hier  stand  jedenfalls  die  Urne  mit  der  Asche 
der  Verstorbenen.  An  den  Nebenseiten  und  der  Rückseite  sind 
Zweige  von  Platane,  Lorbeer  und  Weinreben  in  Relief  dargestellt.  Eine 
Tür  erscheint  an  der  gleichen  -Stelle  an  Grabaren  Öfters  nachgebildet 
(auch  an  Sarkophagen),  hie  und  da  flankiert  von  Genien,  die  den.  Ein- 
gang zum  Grabe,  zum  Reich  des  Todes,  bewachen.  Das  Monument 
stammt,  nach  der  Form  der  Büste  und  ihrer  Frisur  zu  schließen, 
aus  der  Zeit  der  flavischen  Kaiser. 

Bollettino  d'  arte  IV  1910  VIII  p.  317  Fig.  13.  Vgl.  Matz-Duhn  zentr.  Bildw.in 
Rom  III  n.  3855.  CIL  VI  12688.  Zu  der  Bedeutung  der  Tür  vgl.  Altmann  die  röm. 
Grabaltare  p.  13  ff.  Memorie  della  R.  Accad.  di  Napoli  1908  p.  65.  Zu  dem  Aufbau 
vgl.  Altmann  a.  a.  0.  p.  214  n.  276  Fig.  173. 

1457  Sarkophag,  Unterwerfung  besiegter  Barbaren. 

Gefunden  i.  J.  1908  an  der  Via  Collatina. 
An  der  Hauptseite  ist  dargestellt,  wie  unterworfene  Barbaren  ge- 
fesselt vor  einen  jugendlichen  Feldherrn  geschleppt  werden,  der  sie 
mit  gnädiger  Geste  empfängt.  Da  die  Sieger  nicht  nach  römischer 
Weise  gewaffnet  sind  und  einzelne  Figuren  in  heroischer  Nacktheit  er- 
scheinen, handelt  es  sich  nicht  um  die  realistische  Wiedergabe  eines 
bestimmten  Ereignisses,  sondern  um  eine  generelle  Darstellung  in  An- 
lehnung an  griechische  Vorbilder.  Sehr  seltsam  sind  die  Reliefs  der 
Nebenseiten:  links  einsprengender  Pegasus;  rechts  scheint  ein  Krieger 
einem  starr  am  Boden  liegenden  Barbaren  einen  Speer  aus  blutender 
Wunde  zu  ziehen.  Am  Deckel  wird  das  bärtige  Porträt  des  Verstor 
benen  inmitten  von  gefangenen  Barbaren  durch  schwebende  Victo- 
rien  in  einer  Muschel  getragen;  die  Ausführung  des  Porträts  ist  so 
flüchtig,  daß  es  sich  mit  keinem  der  Köpfe  in  der  Darstellung  der 
Hauptseite  identifizieren  läßt.  In  dem  Sarkophage  fand  man  ein 
Skelett,  ein  kleines  Glasgefäß  und  in  dem  Schädel  zwei  Stücke  eines 
unter  Titus  geprägten  Silberdenars;  augenscheinlich  war  diese  Münze 
der  Obolus,  den  man  dem  Toten  in  den  Mund  gelegt  hatte.  Sie  gibt 
keinen  Anhalt  zur  Datierung  des  Sarkophages,  der  seinem  Stile  nach  aus 
dem  Beginn  der  antoninischen  Epoche  stammt. 

Notizie  d.  scavi  1908  p.  234  ff.  Fig.  5—11. 

1458  Grabara  einer  Isispriesterin  Cantinea  Procia. 

Gefunden  1898  an  der  Via  Ostiensis. 
Auf  der  Vorderseite  ist  die  Verstorbene  über  der  Inschrift  darge- 
stellt.   Sie  ist  bekleidet  mit  Sandalen,  der  Tunica,  einem   Mantel, 
—  dem  Pallium  — ,  einer  schärpenartig  zusammengefalteten  Palla 


OBERES  STOCKWERK.  199 

—  das  eine  Ende  wird  zwischen  den  Knien  unter  dem  Rande  des 
Pallium  sichtbar  —  und  einem  Sehleier,  der  von  dem  Kopfe  wehend 
niederhängt.  Über  dem  Scheitel  erhebt  sich  eine  Uräussohlange  zwi- 
schen zwei  Ähren;  die  gesenkte  L.  hält  eine  Situla,  die  erhobene  R. 
hielt  das  Sistrum.  Die  Attribute  der  Hände  und  den  Kopfschmuck 
hat  die  Priesterin  mit  ihrer  Göttin  Isis  gemein.  Auf  den  Schmal- 
seiten ist  je  eine  Ciste  abgebildet,  aus  deren  Innern  eine  Uräussehlange 
hervorkrieoht.  Ciste  und  Ähren  sind  der  Isis  nach  ihrer  Identi- 
fikation mit  der  griechischen  Demeter  zugeteilt  worden. 

Notizie  d.  scavi  1808  p.  187  f.  n.  6.  L'  arte  II  180»  I  p.  101  f.  Fig.  60  (auf  p.  09). 
Altmann  die  röm.  Grabaltäre  p.  236f.  Fig.  190.  CIL  VI  34776.  Vgl.  die  Bemerkungen 
über  Isis-Demeter  zu  n.  1325. 

Fensterwand: 
3 459  Aschenkiste,  das  Urteil  über  die  Waffen  des  Achill. 

Gefunden  bei  Ostia.   Vormals  im  Besitze  der  Familie  Facca. 
Das  Relief  läßt  trotz  seiner  geringen  Ausführung  auf  ein  bedeuten- 
des Original  schließen,  das  die  Charaktere  wie  die  Empfindungen  der 
an  der  Handlung  beteiligten  Personen  in  der  treffendsten  Weise  ver- 
gegenwärtigte. Der  in  der  Mitte  auf  einem  Throne  sitzende  Richter, 
in  dem  wir  vermutlich  Agamemnon  zu  erkennen  haben,  ladet,  nach- 
dem er  soeben  das  verhängnisvolle  Urteil  abgegeben,  den  Sohn  des 
Laertes  ein,  die  streitigen  Waffen  in  Besitz  zu  nehmen.    Während 
Odysseus,  kenntlich  durch  den  Pileus,  freudig  die  r.  Hand  nach  dem 
Helme  ausstreckt,  den  ihm  ein  Jüngling  von  rechts  her  reicht,  schicken 
sich  zwei  heftig  erregte  Gestalten,  nach  denen  sich  der  eben  genannte 
Jüngling  aufschreckend  umblickt,  an,  den  Schauplatz  der  Handlung 
zu  verlassen.  Die  größere  von  beiden  ist  bartlos,  die  kleinere  vollbärtig ; 
man  hat  in  der  bärtigen  Aias,  in  der  bartlosen  Tekmessa  erkennen 
wollen.  Doch  widerspricht  dieser  Deutung  die  kurze  Kleidung  der  grö- 
ßeren Gestalt,  deren  Brust  zudem  keine  weiblichen  Formen  zeigt.  Auch 
würde  es  antiker  Empfindung  widersprechen,  Tekmessa  bei  diesem 
Schiedsgericht  gegenwärtig  zu  denken;  endlich  hatte  der  Künstler  eine 
Nebenfigur  gewiß  nicht  mit  einem  stärkeren  Gestus  dargestellt,  als  die 
Hauptperson.   Deshalb  ist  die  andere  Deutung  vorzuziehen,  die  in  der 
bartlosen  Gestalt  Aias,  in  dem  Bärtigen,  der  ihn  voller  Besorgnis  weg- 
drängt, seinen  Halbbruder  Teukros  erkennt.  Aias  ist  der  Schilderung 
Homers  entsprechend  von  überragender  Größe   dargestellt;    seine 
f hegenden  Haare  und  hoch  emporgeworfenen  Arme  sind  deutliche  An- 
zeichen des  ausbrechenden  Wahnsinns.  Drei  junge  Männer,  die  hinter 
Odysseus  gruppiert  sind,  blicken  besorgt  dem  fortstürzenden  Helden 
nach.  Da  sich  in  dem  Relief  zahlreiche  Motive  kreuzen  und  die  Figuren, 
besonders  auf  der  r.  Seite,  eng  zusammengedrängt  sind,  dürfen  wir  ein 
Gemälde  als  Original  annehmen.  Und  zwar  lassen  verschiedene  Merk- 
male darauf  schließen,  daß  dieses  Gemälde  einer  verhältnismäßig  frühen 


200  DAS  THEBMENMÜSEÜM.  1460-1463. 

Zeit  angehörte.  Hierfür  spricht  erstens  die  strenge  Gliederung  der 
Komposition.  Zweitens  zeigen  die  Haare  auf  dem  Belief  eine  eigentüm- 
lich typische  Stilisierung.  Man  beachte  besonders,  wie  der  Bildhauer 
die  Barte  des  Aias  und  des  Odysseus  und  die  den  Vorderkopf  be- 
deckenden Haarmassen  an  diesen  beiden  Figuren  sowie  an  dem  un- 
mittelbar hinter  Odysseus  stehenden  Achäer  behandelt  hat.  Endlich 
muß  es  auffallen,  daß  das  Auge  des  Aias,  des  Teukros  und  des  am 
1.  Ende  des  Reliefs  angebrachten  Aohäers,  obwohl  die  Köpfe  im  Profil 
dargestellt  sind,  nichtsdestoweniger  in  der  Vorderansicht  wiederge- 
geben ist.  Hiernach  kann  das  Gemälde,  das  der  Bildhauer  der  Aschen 
kiste  als  Vorlage  benutzte,  recht  wohl  um  das  Ende  des  5.  Jahrhun- 
derts v.  Chr.  geschaffen  sein.  In  diese  Zeit  fiel  die  Tätigkeit  des 
großen  Malers  Timanthes.  Die  Überlieferung  berichtet,  daß  er  durch 
ein  Bild,  das  eben  das  Urteil  über  die  Waffen  des  Achill  darstellte, 
den  Preis  bei  einer  Konkurrenz  mit  Parrhasios  davon  trug  (Overbeek 
Sq.  1699 — 1700).  Die  antiken  Kunstkritikei  rühmten  an  seinen  Schöp- 
.  fungen  im  besonderen  die  Tiefe  der  Auffassung  und  die  ergreifende 
Gewalt  der  Darstellung.  Da  sich  die  Beliefkompositibn  der  Aschen- 
kiste durch  die  gleiohen  Vorzüge  auszeichnet,  dürfen  wir  uns  recht 
wohl  die  Frage  vorlegen,  ob  uns  nicht  in  ihr  ein  Auszug  aus  dem  be- 
rühmten Bilde  des  Timanthes  erhalten  sei. 

Mon.  dell*  Inst.  II  21,  Ann.  1836  p.  22 ff.  Overbeek  Gallerie  heroischer  Bildwerke 
T.  XXIII  3  p.  563  n.  3.  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altert.  I  p.  30  Abb.  31.  Vgl. 
Jahrbücher  für  klass.  Philologie  XIII 1867  p.  672.  —  Über  Timanthes  vgl.  Amelung 
Führer  d.  d.  Ant.  in  Florenz  p.  55  f.  u.  Rom.  Mitteilungen  XX  1905  p.  306  ff. 

Zimmer  XVIII. 

Schon  im  vorigen  Zimmer  waren  an  den  Wänden  kleine  Fragmente 
von  Wandmalereien  aus  dem  bei  der  Farnesina  ausgegrabenen  Hause  an- 
gebracht (vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  1327 — 1333).  Größere  Reste  be- 
finden sich  in  diesem  und  den  nächsten  vier  Zimmern  (vgl.  besonders  die 
einleitenden  Bemerkungen  zu  den  Bildern  im  Zimmer  XXII).  Die  hier 
aufbewahrten  n.  1460 — 1462  stammen  aus  der  auf  dem  Plane  mit  n.  1 
bezeichneten  Kryptoporticus. 

1460  (12)  Die  figürlichen  Bilder  sind  fast  vollständig  verblaßt. 
Der  bärtige  Androsphinx  und  die  weibliche  Sphinx,  die  einander  gegen- 
über auf  den  beiden  oben  vorspringenden  Vestibülen  gelagert  sind, 
deuten  auf  Alexandreia,  wo  der  Stil,  der  bei  der  Dekoration  dieses 

Hauses  zur  Anwendung  kam,  seine  Ausbildung  erhielt. 

Mon.  dell'  Inst.  XII  28  (Ann.  d.  J.  1885  p.  316ff.).  Lessing-Mau  Wand-  und 
Deckenschmuck  eines  römischen  Hauses  aus  der  Zeit  des  August us  T.  I.  Boden waldt 
die  Komposition  der  pompej.  Wandgemälde  p.  13 ff. 

1461  (15)  Eine  mit  dorischem  Chiton  bekleidete  Priesterin  wandelt 
langsam  vorwärts,  mit  beiden  Händen  einen  großen  Tempelschlüssel 
haltend.  Vor  ihr  schreitet  ein  halbwüchsiges  Mädchen,  das  in  der  ge- 
senkten R.  einen  Zweig  hält  und  mit  der  L.  einen  flachen,  mit  Früch- 
ten und  Kräutern  belegten  Teller  stützt,  den  sie  auf  dem  Kopfe  trägt. 
Vgl.  n.  1352. 

Mon.  XII  T.  34  n.  3  (Ann.  1885  p.  318). 


OBERES  STOCKWERK.  201 

1462  (16)  Ein  bärtiger,  mit  Chiton,  Mantel  und  Schuhen  bekleide- 
ter Mann,  augenscheinlich  ein  Bauer,  der  auf  dem  Rücken  einen  großen 
Sack  und  an  einem  über  die  1.  Schulter  reichenden  Riemen  eine  vier- 
eckige Kiste  trägt,  schreitet  vorwärts,  die  R.  auf  einen  Stab  stützend, 
und  wendet  den  Kopf  um  nach  einem  Mädchen,  das  ihm  folgt  und 
eine  runde  Kiste  auf  dem  Haupte  trägt.  Vielleicht  handelt  es  sioh 
um  die  Vorbereitung  zu  einem  ländlichen  Opfer. 

Mon.  XII T.  34  n.  1  (Ann.  1885  p.  318). 

Die  beiden  Bilder  n.  1461  u.  1462  stehen  wie  mehrere  andere,  die 
wir  wegen  ihrer  schlechten  Erhaltung  übergehen,  hinsichtlich  der  Aus- 
führung hinter  den  sonstigen  Teilen  der  Dekoration  zurück.  Offenbar 
sind  sie  in  späterer  Zeit  ausgeführt,  als  die  Bilder  gelitten  hatten, 
die  sioh  ursprünglich  an  dieser  Stelle  befanden. 

1463  (324)  Vierseitiger  Altar. 

Gefunden  im  Januar  1881  zu  Ostia  in  einer  Kammer,  die  zu  der  Por- 
ticus  hinter  der  Bühne  des  Theaters  gehörte. 

Die  reiche  ornamentale  und  bildliche  Dekoration  ist  sehr  sorg- 
fältig ausgeführt.  Die  Relief bilder  stellen  die  Beziehungen  des  Mars 
zu  Venus  und  die  Entdeckung  der  von  der  Wölfin  gesäugten  Zwillinge 
nach  der  Auffassung  dar,  die  unter  dem  iulischen  Kaiserhause  zu 
offizieller  Anerkennung  gelangte.  Auf  der  Hauptseite  sehen  wir  Mars 
und  Venus,  die  ein  schwebender  Amor  einander  zu  nähern  sucht. 
Mars  trägt  den  Helm  auf  dem  Kopfe,  das  Schwert  im  1.  Arm  und 
muß  mit  der  erhobenen  R.  die  Lanze  aufgestützt  haben.  Ein  Schwert- 
band hat  auch  Venus  umgegürtet.  Auf  dem  Boden  sitzt  zwischen  den 
beiden  Gottheiten  ein  Schwan,  der  heilige  Vogel  der  Venus.  Rechts 
neben  der  Göttin  steht  ein  Knabe  mit  leichtem  Mantel  auf  der  1.  Schulter 
und  einem  länglichen  Attribut  im  1.  Arm,  das  nach  dem  erhaltenen 
Rest  nur  als  Fackel  ergänzt  werden  kann  (oben  hat  sich  der  Ansatz 
der  Flamme  am  Grunde  erhalten).  Damit  ist  die  Deutung  gegeben : 
der  Knabe  ist  Hymenaios,  der  Hochzeitsgott.  Von  Flügeln  hat  sich 
keine  Spur  erhalten  (was  man  dafür  gehalten  hat,  sind  die  Enden  des 
flatternden  Bandes,  die  im  Rücken  des  Knaben  niederhängen).  In 
der  gesenkten  R.  hielt  der  Knabe  ehemals  einen  dreieckigen  Gegen- 
stand, der  am  ehesten  einem  Triangel  mit  einer  etwas  verdickten 
Ecke  glich.  Man  hat  dafür  die  verschiedensten  Erklärungen  vorge- 
schlagen, von  denen  die  meisten  schon  dadurch  hinfällig  sind,  daß 
sie  sich  nicht  mit  der  durch  den  Fackelrest  gesicherten  Deutung  des 
Knaben  vertragen.  Die  einfachste  Lösung  ist  scheinbar  die,  nach  der 
jener  dreieckige  Gegenstand  ein  Zipfel  des  Mantels  gewesen  wäre; 
aber  es  fehlt  jegliche  Verbindung  mit  dem  Teile  des  Mantels  auf  der 
andern  Seite  (unmöglich  kann  eine  solche  Verbindung  in  bedeutungs- 
losen Linien  links  hinter  dem  r.  Arme  erkannt  werden).  Die  rechte  Seite 
des  Altars  zeigt  Amoren,  die  mit  dem  zweispännigen  Kriegswagen,  die 


202  DAS  THERMENMUSEUM.  1464—1468. 

linke  Amoren,  die  mit  den  Waffen  des  Mars  spielen.  Auf  der  Rück 
seite  ist  links  unten  die  Wölfin  mit  Romulus  und  Remus  und  vor  ihi 
der  Tiber  dargestellt.    Darüber  erhebt  sich  der  Palatin,  auf   dessen 
Gipfel  der  Berggott  sitzt.    Der  Bildhauer  hat  die  Fauna  der  Gegend 
in  der  die  Handlung  stattfindet,  ausführlich  wiedergegeben  und  un- 
mittelbar unter  dem  Berggotte  einen  sitzenden  Adler,  weiter  unten 
eine  Fledermaus,  eine  Eidechse,  einen  Hasen  und  eine  Schlange  dar- 
gestellt. Auf  dem  Abhänge  des  Berges  schreiten  zwei  Hirten  vorwärts, 
von  denen  der  eine  mit  der  abwärts  gestreckten  B.  auf  die  unter  ihm 
befindliche  Wölfin  mit  den  Zwillingen  hinweist.  Der  Stand  der  beiden 
Hirten  wird  durch  eine  vor  dem  vorderen  lagernde  Ziege  bezeichnet. 
Aus  der  auf  dem  Altar  angebrachten  Inschrift  ergibt  sich,  daß  dieser 
unter  dem  Konsulate  des  Manius  Acilius  Glabrio  und  des  Gaius  Bellica* 
Torquatus  an  den  Kaienden  des  Oktobers  —  d.  i.  am  1.  Oktober  d.  J. 
124  n.  Chr.  —  von  einem  Freigelassenen  Publius  Aelius  Syneros  und 
seinen  Söhnen  dem  Silvanus  geweiht  wurde.  Die  Inschrift  ist  gegen  den 
sonst  üblichen  Gebrauch  auf  verschiedene  Stellen  des  Altars  verteilt 
und  die  drei  ersten  Zeilen  mit  den  Namen  der  Dedikanten  sind  auf 
der  Hauptseite  in  den  knappen  Baum  eingezwängt,  der  zwischen  der 
bildlichen  Darstellung  und  der  Krönung  des  Altars  frei  lag.  Wir  dür- 
fen hieraus  den  Schluß  ziehen,  daß  der  Altar  nicht  von  Haus  aus  für 
die  Aufnahme  dieser  Inschrift  berechnet  war;  dadurch  erklärt  sieb 
auch,  daß  seine  Bildwerke  zu  Silvanus  in  keinerlei  Beziehung  stehen. 
Doch  können  wir  die  Entstehung  des  Altars  nicht  weit  über  das  Jahr 
der  Weihung  zurückdatieren. 

Notizie  d.  seavi  1881  T.  II  p.  112  f.  Melanges  d'archeol.  et  d'histoire  XXVI  1906 
pl.  XII  p.  483 ff.  B.  Strong  roman  sculpture  PL  LXXIII,  LXXIV  p.  240  ff.  Della  Set* 
religione  e  arte  figurata  Fig.  150  p.  191.  Atti  dell'  Accademia  Pontif.  rom.  di 
archeol.  Seriell,  X2.  1012  p.  142  Fig.  23,  p.  155.  Vgl.  Böm.  Mitteilungen  XIV 
1899  p.  220  Anm.;  XVI  1901  p.  395  f.  CIL  XIV  51. 

Zimmer  XIX. 

1464  Wandmalereien  aus  einem  halbkreisförmigen  Korridore  des  bei 

der  Farnesina  entdeckten  Hauses  (n.  6  auf  dem  Plane). 
Der  Fries  ist  abwechselnd  mit  Landschaften  und  mit  Gruppen 
von  szenischen  Masken  verziert,  denen  bisweilen  andere  auf  das  The- 
ater oder  den  Kultus  des  Dionysos  bezügliche  Dinge  beigefügt  sind. 

Einer  der  Wandabschnitte:  Mon.  dell'  Inst.  XII  T.  5  (Ann.  d.  J.  1884  p.  307). 
Lessing-Mau  Wand-  und  Deckenschmuck  T.  11.  Rom.  Mitteilungen  XXVI  1911 
T.  IV  (zwei  Landschaften)  p.  12  u.  22  ff. 

1465  (147)  Altar. 

Gefunden  an  der  Stelle  des  ehemaligen  Teatro  Apollo  neben  dem 
Ponte  S.  Angelo. 

Der  Altar  gehört  zu  den  feinsten  Erzeugnissen  augusteischer  Kunst. 
Die  Zartheit  der  Modellierung  erinnert  an  die  Stuckdecken  des  Farne- 
sina-Hauses (n.  1327 — 1332).  Auf  jeder  Seite  sehen  wir  ein  Bukranion 


J 


OBERES  STOCKWERK.  203 

und  gekreuzte  Zweige  der  Weißpappel  (vgl.  n.  405).  Die  Wahl  dieses 
Laubes  zur  Dekoration  des  Altars  läßt  uns  vermuten,  daß  dieser  zu 
dem  Kulte  des  Herakles  in  Beziehung  stand  und  demnach  augenschein- 
lich zu  dem  Heiligtum  des  Heros  gehörte,  dessen  Reste  an  der  gleichen 
Stelle  gefunden  wurden  (vgl.  n.  1282,  1283). 

Hartel-Wickhoff  die  Wiener  Genesis  p.  21  u.  27  Fig.  7  «=  Wickhoff  Schriften  III 
p.  39  Fig.  6.  E.  Strong  roman  sculpture  Fl.  XXI  p.  68. 

1466  (1221)  Fragmentierte  Frauenstatuette  aus  grauem  Marmor* 

Gefunden  im  Tiber  bei  dem  Ponte  Cestio. 
Eine  mit  Chiton  und  Mantel  bekleidete  Frau,  deren  Haare  auf- 
gelöst niederhängen,  sitzt  auf  einem  reichverzierten  Sessel  und  stützt 
den  1.  Arm  auf  das  Sitzbrett.  Der  r.  Ellenbogen  ruht  auf  dem  Schenkel, 
-während  die  r.  Hand  einen  Zipfel  des  Mantels  über  die  Schulter  nach 
vorne  zog.  Die  den  Bronzestil  nachahmende  Ausführung  ist  fein,  aber 
trocken.  Die  Art,  wie  die  Dekoration  des  Sessels  mit  Reihen  einge- 
bohrter kleiner  Löcher  wiedergegeben  ist,  findet  sich  häufig  auf  Relief - 
bildern  und  an  Helmen  auf  den  historischen  Reliefs  der  trajanischen 
Zeit. 

Köm.  Mitteilungen  VI  1891  p.  239.  Notizie  d.  scavi  1892  p.  267  e  (wo  die  Statuette 
fälschlich  als  aus  weißem  Marmor  gearbeitet  bezeichnet  ist). 

Zimmer  XX. 

♦  

Die  in  diesem  Zimmer  befindlichen  Wandmalereien  stammen  aus 
einem  der  Schlafzimmer  in  dem  bei  der  Farnesina  entdeckten  Hause 
(n.  4  auf  dem  Plane). 

1467  (1)  Dieser  Wandabschnitt  zeigt  durchweg  Bilder  hellenisti- 
schen Stiles.'  Ganz  links  oben  ist  auf  dunkelviolettem  Grunde  ein 
Mädchen  gemalt,  das  neben  einer  Herme  auf  einer  Bank  sitzt,  mit  der 
R.  den  Mantel  über  der  Schulter  emporzieht  und  mit  nachdenklichem 
Ausdruck  abwärts  blickt.  Ein  weiter  rechts  angebrachtes  Bild  stellt 
einen  jungen  Mann  und  eine  junge  Frau,  vermutlich  eine  Hetäre,  dar, 
die,  einander  küssend,  auf  einem  Bette  sitzen,  während  das  Dienst- 
personal beschäftigt  ist,  den  Nachttrunk  vorzubereiten.  Auf  einem 
Tische  zu  Füßen  des  Bettes  stehen  ein  Kantharos  und  ein  hohes 
zylinderförmiges  Gefäß,  neben  dem  Tische  ein  halbwüchsiger  Sklave, 
der  in  der  R.  eine  Schöpfkelle  (simpulum)  zu  halten  scheint.  Eine 
Sklavin,  die  wegen  der  Nachtkühle  ihren  Mantel  über  den  Hinterkopf 
gezogen  hat,  schreitet  auf  den  Tisch  zu,  ein  zweites  zylinderförmiges 
Gefäß  herbeitragend. 

Die  Bilder:  Mon.  dell'  Inst.  XII  T.  7  a  n.  3,  T.  8  n.  3,  Ann.  1884  p.  321. 

1468  (2)  Die  Wand  ist  mit  vier  vestibülartigen  Architekturen  ver- 
ziert. Das  stark  verblaßte  große  Bild,  das  in  die  dritte  dieser  Architek- 
turen (von  links)  eingesetzt  ist,  zeigt  eine  schöne  Frau,  die  auf  einem 
Lehnsessel  sitzt  und  die  L.  vorstreckt,  um  aus  der  erhobenen  R.  eines 


204  DAS  THERMENMUSEUM.  1469—1473. 

halbwüchsigen  Mädchens,  das  vor  ihr  auf  den  Fußspitzen  steht,  e 
gegenwärtig  unkenntlichen  Gegenstand  in  Empfang  zu  nehmen. 
Vordergrunde  sieht  man  einen  weidenden  Rehbock.  Nach  dem  ideal 
Charakter  der  sitzenden  Frauengestalt  wird  man  geneigt  sein,  in 
eine  Göttin  und  demnach  in  dem  Mädchen  eine*Sterbliohe  zu  erkennt 
die  ihr  irgendwelche  Gabe  darbringt.  Während  der  Stil  dieses 
mäldes  an  den  der  weißgrundigen  attischen  Lekythoi  aus  der 
gangszeit  vom  5.  zum  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  erinnert  —  nur  der 
bock  scheint  zu  den  beiden  ganz  relief mäßig  in  eine  Raumschicht 
rückten  Frauenfiguren  hinzugefügt  zu  sein  — ,  zeigen  die  vier  kleine: 
Bilder,  die  an  den  oberen  Teilen  derselben  Wand  angebracht  sind, 
gewöhnliche  hellenistische  Kunstweise.  Zwei  von  ihnen  (rechts 
links  von  den  Säulen,  die  das  große  Bild  einfassen)  stellen  beide  a 
dunkelviolettem  Grunde  ein  Mädchen  dar,  das  vor  einer  Herme  a 
einem  Steine  sitzt  und  mit  einem  Hasen  tändelt,  die  anderen  zw 
je  ein  Liebespaar,  das  auf  den  beiden  Bildern  verschieden  oharakte 
siert  ist.  Auf  dem  einen  (innerhalb  des  oberen  viereckigen  Teiles  d 
zweiten  vestibülartigen  Architektur  von  links)  handelt  es  sich  offen 
bar  um  ein  junges  Ehepaar  beim  Beginne  der  Brautnacht;  die  darauf 
dargestellte  weibliche  Figur,  die  züohtig  abwärts  blickt,  erinnert  an 
die  Braut  der  aldobrandinischen  Hochzeit  (n.  416).  Hingegen  scheint 
das  auf  dem  Gegenstück  (an  der  entsprechenden  Stelle  der  dritten 
Architektur  von  links)  dargestellte  Mädchen  eine  Hetäre;  die  beiden 
Liebenden  liegen  hier  auf  einem  Bette  und  küssen  einander  in  Gegen- 
wart eines  Sklaven  und  einer  Sklavin.  Auf  der  Säule,  die  sich  links  von 
diesem  Bilde  erhebt,  ist  die  oben  S.  117  erwähnte  Künstlerinschrift 
eingeritzt. 

Die  ganze  Dekoration:  Mon.  dell'  Inst.  XII  5a;  Ann.  1884  p.  300 ff.  Leasing-Mao 
T.  5.  Rom.  Mitteilungen  XVIII  1903  p.  229 f.  Fig.  20.  Ippel  der  dritte  pompej.  Stil 
p.  8ff.  Abb.  1.  Das  Hauptbild:  Mon.  XII  6  n.  2;  Ann.  1884  p.  319;  Rom.  Mitteilungen 
XVII 1902  p.  206  u.  227  Fig.  15  (vgl.  Bodenwaldt  die  Komposition  d.  pompej.  Wand- 
gemälde p.  40  und  das  in  den  Rom.  Mitteil.  IV  1889  p.  110  n.  6  beschriebene  pompe- 
ianische  Wandgemälde).  Die  kleineren  Bilder:  Mon.  XII  7a  n.  1,  2;  Ann.  1884  p.  321 
bis  322. 

1469  (3)  Das  beinah  vollständig  unkenntlich  gewordene  Haupt- 
bild zeigt  drei  schöne  Frauengestalten,  die  vor  einem  weiblichen  Idol 

stehen  und  sich,  wie  es  scheint,  anschicken,  ein  Opfer  darzubringen. 
Die  ganze   Dekoration:   Mon.   XII   17;   Ann.  1885  p.  302.    Lessing-Mau  T.  6. 
Das  Hauptbild:  Mon.  XII  6  n.  1;  Ann.  1884  p.  319;  Rom.  Mitteil.  XVII 1902  p.  229 f. 
Fig.  17. 

1470  (4)  Man  sieht  auf  diesem  Fragmente  eine  stehende  Figur  des 
Zeus,  die  nach  einem  auch  in  Statuen,  Statuetten  und  Relief  wieder- 
holten Originale  gemalt  ist.  Der  Gott  hält  in  der  gesenkten  R.  einen 
Blitz  und  stützt  mit  der  L.  ein  Zepter  auf,  dessen  Spitze  mit  einem 
undeutlich  gemalten,  rundlichen  Gegenstande  bekrönt  ist.  Vgl.  n.  206. 

Gazette  archeologique  VIII  1883  pl.  15  p.  99.  Mon.  XII  7  n.  5:  Ann.  1884  p.  320; 
Amelung  Florentiner  Antiken  p.  8. 


OBERES  STOCKWERK.  205 

Die  in  der  Mitte  dieses  Zimmers  aufgestellte,  mit  n.  670  bezeichnete 
kulptur  hat  einer  Statuette  der  ephesischen  Artemis  als  Basis  ge- 
ient  (vgl.  n.  797). 

Zimmer  XXI. 

Die  Wandmalereien  in  diesem  Zimmer  stammen  aus  einem  anderen  Schlafzimmer 
es  bei  der  Farnesina  entdeckten  Hauses  (auf  dem  Plane  n.  5). 

1471  (2)  Die  Landschaft  in  der  Mitte  hat  zu  sehr  gelitten,  als  daß 
ie  sich  beschreiben  ließe.    Von  den  beiden  mit  Schutzklappen  (vgl. 
l.  1328)  versehenen  Bildern,  die  den  Fries  verzieren,  stellt  das  eine 
rechts)  eine  ältliche,  feiste  Frau  dar,  die,  einen  Becher  in  der  R.,  auf 
:inem  Sessel  sitzt  und  den  Kopf  einer  neben  ihr  stehenden  jungen 
BYau  zuwendet,  die  in  eindringlicher  Weise  mit  ihr  spricht;  auf  der 
tnderen  Seite  der  Alten  steht  eine  jugendliche  Sklavin  und  neben 
lieser  ein  Tisch,  der  einen  kleinen  Krater  trägt.  Auf  dem  Gegenstücke 
üeht  man  einen  jungen  Mann  und  eine  junge  Frau,  die  Beben  ein- 
ander auf  einem  Bette  sitzen  und  sich  küssen;  die  Frau  hält  in  der 
L.  eine  Schale;  vor  dem  Bette  steht  ein  Tisch  mit  Trinkgefäßen.   Da 
die  junge  Frau  auf  beiden  Bildern  in  der  gleichen  Weise  charakteri- 
siert ist,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  daß  es  sich  hier  wie  dort  um  die- 
selbe Person  handelt.    Wenn  diese  Voraussetzung  richtig  ist,  könnte 
man  das  an  erster  Stelle  beschriebene  Bild  etwa  folgendermaßen  er- 
klären: Die  junge  Frau,  die  eine  Kupplerin  zu  sich  beschieden  hat, 
damit  sie  durch  deren  Vermittelung  eine  Passion,  die  sie  für  einen 
jungen  Mann  gefaßt,  befriedige,  traktiert  die  Alte  mit  Wein  und  setzt 
ihr  dabei  ihr  Verlangen  auseinander.  Das  Gegenstück  würde  dieselbe 
Dame  darstellen,  wie  sie  das  Ziel  ihrer  Wünsche  erreicht  hat  und  mit 
ihrem  Geliebten  vereinigt  ist.     Es  wären  dies  Situationen,  wie  sie 
namentlich  in  den  Mimiamben  des  Herondas  mancherlei  Analogien 
finden. 

Die  ganze  Dekoration:  Hon.  deir  Inst.  XII  23  (Ann.  1885  p.  313ff.).  Lessing- 
Mau  Wand-  und  Deckenschmuck  T.  3.  Köm.  Mitteilungen  XVII 1902  p.  220  ff.  Fig.  13. 
Ippel  der  dritte  pompej.  Stil  p.  8-fl.  Abb.  2.  Die  kleineren  Bilder:  Mon.  XII  27 
n.  2,  5  (Ann.  1885  p.  316).    Vgl.  Köm,  Mitteilungen  XXV  1911  p.  261. 

1472  (5)  Ich  übergehe  dieses  Stück,  da  sich  auf  ihm  nur  die  Archi- 
tekturmalerei einigermaßen  erhalten  hat,  die  figürlichen  Darstellungen 
hingegen  beinah  vollständig  verblaßt  sind.  Wer  sich  dafür  interessiert, 
muß  die  Publikationen  einsehen. 

Mon.  dell'  Inst.  XII  24  (Ann.  1885  p.  313  ff.).  Lessing-Mau  T.  4.  Rom.  Mitteil. 
XVII  1902  p.  209ff.  Fig.  9. 

1473  (6)  Die  Figur  ist  aus  einem  weißen  Wandfelde  herausge- 
schnitten, in  dessen  Mitte  sie  angebracht  war,  eine  Anordnung,  die 
durch  n.  1474  vergegenwärtigt  wird.  Sie  stellt  ein  auf  einem  Sessel 
sitzendes  Mädchen  da,  das  mit  der  R.  seinen  Mantel  in  zierlicher  Weise 
nach  vorwärts  zieht,  und  erinnert  hinsichtlich  des  Stiles  wie  des  Kolo- 
rites an  das  Hauptbild  von  n.  1479.  Die  Anlage  ist  von  wunderbarer 


206  DAS  THERMENMUSEUM.  1474—1477. 

Anmut  und  die  Ausführung  fein  gefühlt.   Alles  dies  gilt  auch  für  di 
Gegenstücke  n.  1474  und  1475. 

Mon.  dell'  Inst.  XII  26  n.  6  (Ann.  1886  p.  316).  Robert  die  Knöchelßpielerinm 
des  Alexandras  (Halle  a.  S.  1897),  Vignette  auf  p.  1,  p.  7 — 8. 

1474  (8)  Die  Malereien  sind  stark  verblaßt.  In  der  Mitte  de; 
beiden  weißen  Wandfelder  sieht  man  je  ein  stehendes  Mädchen,  von 
denen  das  eine  mit  beiden  Händen  einen  Kasten  hält. 

Hon.  dell'  Inst.  XII  25  links  (Ann.  1885  p.  313  ff.).  Lessing-Mau  T.  2.  Die  Figur 
mit  dem  Elasten:  Mon.  XII  27  n.  6.  Robert  a.  a.  O.  Vignette  p.  1,  p.  7f. 

1475  (9)  Ein  Mädchen  gießt  aus  einem  bauchigen  Flaschchen  (Air 

bailos)  öl  in  eine  schlanke  Lekythos.   Es  erinnert  in  der  Anlage  auf 

fällig  an  eine  in  ähnlicher  Handlung  begriffene  Mädchengestalt  au: 

einer  weißgrundigen  attischen  Lekythos. 

Gazette  archeologique  VIII  1883  pl.  16  p.  100.  Mon.  dell'  Inst.  XII  26  n.  : 
(Ann.  1885  p.  316).  Die  attische  Lekythos:  Murray-Smith  white  athenian  vases  ?j 
XXIa. 

1476  (40004)  Fragment  eines  reich -verzierten  Untersatzes« 

Gefunden  1908  bei  Gelegenheit  der  Demolierung  der  Villa  Patiu 
an  der  Via  Nomentana.  Zusammengesetzt  aus  einer  großen  Anzahl  vor. 
Fragmenten;  nicht  für  alle  ließ  sich  der  ursprüngliche  Platz  wiedti 
feststellen.  Einige  Lücken  sind  mit  Gips  ausgefüllt.  Hier  und  da  sisi 
Brandspuren  zu  erkennen. 

Erhalten  hat  sich  etwa  die  Hälfte  einer  kreisförmigen  Basis,  aus 
deren  Mitte  sich  ein  Schaft  erhebt.  Dieser  hat  zweifellos  einen  Aufsatz 
getragen,  dessen  weit  ausladender  Körper  wahrscheinlich  außerdem 
von  einer  Statuette  gestützt  wurde,  deren  untere  Hälfte  man  rechts  auf 
der  Basis  bemerkt.  Die  Statuette  stellte  einKnäbchen  dar,  das  sich  auf 
die  Zehen  beider  Füße  erhoben  hat.  Es  läßt  sicherwarten,  daß  ihr  ein 
Gegenstück  nicht  gefehlt  hat,  von  dem  sich  denn  auch  Beste  gefunden 
haben.  Ja,  man  hat  noch  einen  dritten  Torso  einer  in  den  Maßen  überein- 
stimmenden Statuette  aus  Fragmenten  zusammensetzen  können.  An 
dem  Mittelschafte  fallen  breite  weiche  Akanthusblätter  mit  Blumen 
nieder,  die  sich  auf  der  Basis  ausbreiten  und  auf  denen  allerlei  kleine 
Putten,  Wassertiere  und  Schnecken  herumkrabbeln.  Auf  einem  der 
Blätter  stehen  auch  die  Füße  der  Statuette,  deren  Unterteil  sich 
erhalten  hat.  Unter  ihr  springt  über  die  Peripherie  der  Basis  eine 
Sphinx  vor,  der  es  gewiß  ebensowenig  an  einem  oder  mehreren 
Gegenstücken  gefehlt  hat.  Im  übrigen  ist  die  Außenseite  der  Basis 
in  breite  pfeilerartige  Vorsprünge  und  Nischen  geteilt;  vor  jedem 
Vorsprung  schießt  ein  Delphin  abwärts,  in  jeder  Nische  ist  eine 
Nereide  dargestellt.  All  das  ist  in  einem  sehr  flotten  und  frischen 
Stile  ausgeführt,  hie  und  da  nur  skizzenhaft  angedeutet.  Wir 
finden  schlagende  Parallelen  an  Werken  der  flavischen  Aera  (vgl. 
die  Skulpturen  aus  dem  Grabe  der  Haterier  im  10.  Zimmer  des  latera- 
nischen Museums  und  n.  1418).  Die  Putten  und  Tiere  erinnern  uns  an 


OBERES  STOCKWERK.  207 

Lie  Statue  des  Nil  im  Vatikan  (n.  34),  und  wir  dürfen  in  diesem  Zu- 
sammenhange darauf  hinweisen,  daß  gerade  einer  der  flavisohen 
Kaiser,  Domitian,  das  i.  J.  79  n.  Chr.  durch  Brand  zerstörte  Iseum 
tampense,  in  dessen  Bereich  der  Nil  gefunden  wurde,  zu  neuer  größerer 
Pracht  wiedererstehen  ließ, 

Notizie  d.  scavi  1908  p.  180  Fig.  2,  3.    Ausonia  III  1008  T.  VI— Vin  p.  285  ff. 
Tig.  1—10. 

Zimmer  XXTT. 

Die  in  diesem  Zimmer  befindlichen  Wandmalereien  stammen  aus  einem  dritten 
chlafzimmer  in  dem  bei  der  Farnesina  entdeckten  Hanse  (auf  dem  Plane  n.  2). 

Wir  haben  bereits  bemerkt,  daß  die  Wanddekorationen  dieses  Hauses  den  letzten 
leiten  des  sogenannten  zweiten  Stiles  angehören.    Der  eigentümliche  Charakter  des 
weiten  Dekorationsstiles  beruht  darauf,  daß  die  Wände  mit  Darstellungen  architek- 
onischer  Art  bemalt  und  in  diese  an  geeigneten  Stellen  landschaftliche  oder  figürliche 
Kompositionen  eingesetzt  sind.    Dies  Verfahren  ist  offenbar  durch  den  von  altersher 
Iblichen  Gebrauch,  wirkliche  Tafelbilder  in  die  Wände  einzulassen  oder  daran  anzu- 
leiten, bestimmt.    Vielfach  bezeichneten  die  hellenistischen  Wandmaler  kleinere  Ge- 
nälde,  die  sie  in  die  Dekoration  einfügten,  dadurch,  daß  sie  ihnen  Rahmen  und  Schutz- 
dappen  gaben,  deutlich  als  Reproduktionen  von  Tafelbildern.  Weniger  klar  ist  auf  den 
ersten  Blick  die  Charakteristik  bei  umfangreicheren  Kompositionen.  Diese  sind  in  der 
ELegel  von  einer  pavülon-  oder  vestibülartigen  Architektur  umgeben,  die  sich  auf  einem 
iockel  erhebt  und  aus  zwei  Säulen  besteht,  die  einen  Giebel  stützen;  hinter  den  Säulen 
bemerkt  man  zwei  Pfeiler,  die  an  dem  Aiftaa  nach  innen  vortreten  und  meist  einen 
Bogen  oder  auch  ein  giebelartiges  Gebilde  tragen.   Man  hat  nun  vermutet,  die  Wand« 
maier  hätten  sich  die  zwischen  den  Säulen  oder  Pfeilern  liegende  Wand  als  geöffnet 
und  die  dargestellte  Handlung  als  jenseits  der  Wand  im  Freien  vorgehend  gedacht. 
Daß  es  sich  aber  auch  hier  um  Wiedergabe  von  Tafelbildern,  nur  von  solchen  großen 
Formates,  handelt,  haben  die  Maler  selbst  dadurch  angedeutet,  daß  sie  fast  überall 
die  Darstellung,  innerhalb  dieses  architektonischen  Rahmens  noch  mit  einem  zweiten 
Rahmen  umgaben,  den  sie  sich  augenscheinlich  aus  einfachen  Holzleisten  bestehend 
dachten.    Entscheidend  für  diese  Auffassung  ist  die  Zusammenstellung  der  Bilder 
in   diesem  Zimmer,  da  wir  hier  in  dem  einen  der  großen  Mittelbilder  zweifellos  ein 
Gemälde  älteren  Stiles  zu  erkennen  haben  (n.  1479).     Es  ist  nicht  nachzuweisen, 
aber  keineswegs  unwahrscheinlich,  daß  es  in  hellenistischer  Zeit  tatsächlich  derartig 
architektonisch  ausgestattete  Bildträger  gegeben  habe.    Das  Motiv  der  Säulen  mit 
Gebälk,  die  zwei  bogentragende  Pfeiler  einschließen,  ist  zwar  erst  in  Rom  zu  weit- 
gehender Verwendung  gekommen,  aber  bereits  in  hellenistischer  Zeit  geschaffen  und, 
was    besonders  wichtig  ist,  auch   zur   Umrahmung   von  Reliefe   benutzt  worden: 
Springer-Michaelis    Handbuch  P  p.   300  Abb.  665;   vgl.  auch  ein  Grabrelief  aus 
Athen  im  Museum  von  Grenoble:  Catalogue  (1901)  p.  266  n.  125  mit  Tafel.    Endlich 
mag  auf  die  Parallelen  aus  byzantinischer  Kunst,   Mittelalter  und  Renaissance 
hingewiesen  werden.    Vgl.  über  diese  Frage,   die  verschiedenen  Auffassungen  der 
gemalten  Architekturen  im  Garnen  (Wandschirm  oder  Scherwand),    die   Herkunft 
dieses  Stiles  und  sein  Verhältnis  zu  den  anderen  Stilen  der  Wandmalerei:  Mau 
Geschichte  der  dekorativen  Wandmalerei  p.  16911.    Rom.  Mitteilungen  IX   1894 
p.  217  Anm.  2.  Robert  Votivgemälde  eines  Apobaten  p.  6 ff.   Petersen  Ära  Pacis  Au- 
gustae  p.  143  ff.  Rom.  Mitteilungen  XVII 1902  p.  179  ff.  XVIII 1903  p.  87  ff.  p.  222  ff. 
Rodenwaldt#  die  Komposition  d.  pompej.  Wandgemälde  p.  85 f.,  p.  124  Anm.  1.  Ippel 
Der  dritte  pompej.  Stil.  p.  8  ff.  u.  sonst. 

1477  (1118)  Das  große  in  der  Mitte  angebrachte  Gemälde  bezieht 
sich  auf  die  Pflege  des  Dionysosknaben.  Man  sieht  im  Vordergründe 
eine  auf  einem  Felsblocke  sitzende  Bakchantin,  die  beschäftigt  ist, 
dem  Kleinen  einen  Kranz  aufzusetzen,  und  neben  der  ein  Thyrsos 
lehnt.  Hinter  ihr  erhebt  sich  ein  Tor,  auf  dem  die  Statue  eines  liegen- 
den Satyrs  angebracht  ist,  und,  an  das  Tor  anstoßend,  eine  Mauer, 
Motive,  die  beweisen,  daß  die  Handlung  vor  dem  Peribolos  eines  bak- 
chischen  Heiligtums  stattfindet.    Von  dem  Arohitrave  des  Tores  ist 


208  DAS  THERMENMÜSEÜM.  1478—1479. 

nach  der  Mauer  ein  hellvioletter  Vorhang  gesogen,  der  offenbar,  wenn 
man  ihn  vertikal  herabfallen  ließ,  die  Toröffnung  schloß.  Neben  dem 
Tore  stehen  zwei  würdig  bekleidete  Frauen,  von  denen  die  eine  in  der  R 
einen  Thyrsos,  die  andere  einen  Fächer  in  der  L.  halt;  beide  blicken  au: 
die  im  Vordergründe  dargestellte  Gruppe.  Während  dieses  Gemälde 
offenbar  auf  ein  hellenistisches  Original  zurückgeht,  zeigen  die  beidei 
kleineren  Bilder,  die  den  roten  Wandfeldern  als  Mittelpunkt  dienen, 
einen  älteren  Stil,  den  man  der  Übergangszeit  vom  5.  zum  4.  Jahrhundert 
v.  Chr.  zuschreiben  möchte  und  der  in  den  Malereien  weißgrundiger. 
attischer  Lekythoi  Analogie  findet  (vgl.  n.  1468,  1473—75  u.  14791. 
Das  links  angebrachte  Bild:  Eine  auf  einem  lehnelosen  Sessel  sitzende 
Frau  rührt  mit  der  L.  die  Saiten  eines  harfenartigen  Instrumentes  unc 
streckt  die  B.  nach  einem  vor  ihr  stehenden  Mädchen  aus,  das  iL* 
einen  kleinen  Vierfüßler,  wie  es  scheint  ein  Eiohhörnchen,  darbietet. 
Das  Bild  rechts:  Eine  sitzende  Frau  rührt,  das  Plektron  in  der  B.. 
mit  der  L.  die  Saiten  einer  Kithara,  während  ein  vor  ihr  stehendes 
Mädchen  ihr  mit  der  R.  einen  Blütenzweig  entgegenstreckt. 

Das  Ensemble  der  Wanddekoration:  Mon.dell'  Inst.  XII  18  (Ann.  1885  p.  304 ff. 
Lessing-Mau  Wand-  und  Deckenschmuck  T.  8.  Rom.  Mitteilungen  XVTI 1902  p.  217:. 
Fig.  12.  Das  große  Bild:  Mon.  dell*  Inst.  XII|  20  (Ann.  1885  p.  310 — 311).  K: 
beiden  kleineren  Bilder:  Mon.  XII  22  n.  4,  5  (Ann.  1885  p.  313).  Das  rechts  an- 
gebrachte kleinere  Bild  auch  bei  Robert  die  Knöchelspielerinnen  des  Alexandras  p.  * 
(vgl.  p.  7 — 8).  Über  die  Anordnung  der  beiden  Bilder:  Robert  Votivgemälde  eine 
Apobaten  p.  7;  ders.  die  Masken  der  neueren  attischen  Komödie  p.  107  Fig.  125. 

1478  (1117)  Beachtung  verdient  in  dieser  Dekoration  die  als  Tela- 
mon  verwendete,  archaisierende  Figur  des  Zeus  Ammon,  eine  Figur 
die  wiederum  auf  den  ägyptischen  Hellenismus  zurückweist. 

Mon.  dell'  Inst.  XII  25  (rechts),  Ann.  1885  p.  304.   Lessing-Mau  T.  2. 

1479  (1128)  Das  Hauptbild  erinnert  wiederum  an  die  Dekoration 
der  weißgrundigen  Lekythoi  (vgl.  n.  1468,  1473—1475  u.  1477).  Es 
zeigt  eine  ebenso  ernste  wie  zarte  Charakteristik,  die  in  der  attischen 
Kunst  der  perikleischen  Zeit  mancherlei  Analogien  findet.  Man  sieht 
darauf  Aphrodite,  wie  sie,  eine  Blume  in  Tier  R.,  auf  einem  reich  ver- 
zierten Throne  sitzt,  und  hinter  ihr  eine  jugendliche  Frauengestalt 
Peitho  oder  eine  der  Chariten,  die  sich  mit  dem  feinen,  von  dem  Polos 
der  Göttin  herabreichenden  Schleier  zu  sohaffen  macht.  Vor. Aphro- 
dite steht  Eros,  das  Zepter  .seiner  Mutter  haltend.  Das  Bild  gehört  zu 
den  schönsten  Besten  antiker  Wandmalerei.  Man  hat  darin  die  Dar- 
stellung einer  griechischen  Gruppe  ans  Gold  und  Elfenbein  sehen  wollen 
im  Zusammenhange  mit  der  Auffassung,  nach  der  all  diese  Mittelbilder 
der  Wände  als  realistisch  gedachte  Durchblicke  gemeint  wären.  Aber 
es  ist  mit  Recht  dagegen  eingewendet  worden,  daß  der  altertümliche 
Eindruck  des  Bildes  nicht  durch  den  Gegenstand,  sondern  einzig  durch 
die  Art  der  Darstellung  bedingt  int.  Ein  Maler  der  augusteischen  Zeit 
hätte  auch  eine  stilistisch  noch  strengere  Skulptur  mit  anderen,  seinem 


OBERES  STOCKWERK.  209 

Können  entsprechenden  Mitteln  wiedergegeben.  Zweifellos  hat  der 
Künstler  vielmehr  hier,  wie  auf  n.  14^7,  ein  Tafelbild  großen  Formates 
als  in  den  Bildträger  eingelassen  darstellen  wollen,  dort  ein  Bild  helle- 
nistischen Stiles,  hier  ein  Bild,  das  wir  selbst  oder  dessen  Vorbild  wir 
in  die  Übergangszeit  vom  5.  zum  4.  Jahrhundert  v.  Ohr.  datieren 
müssen.  In  mehr  als  einer  Hinsicht  verwandt  ist  die  Komposition, 
die  wir  unter  n.  144  besprochen  haben:  Paris  vor  Helena  (man  ver- 
gleiche die  sitzenden  Figuren  und  die  Gestalten  des  Eros  mit  ihren 
hochragenden  Flügeln);  auch  dort  wurden  wir  zur  Annahme  eines 
malerischen  Vorbüdes  der  gleichen  Zeit  geführt. 

Der  Stil  der  vier  kleineren  Büder,  die  den  Fries  verzieren,  ist  der 
gewöhnliche  hellenistische.     Zwei  von  ihnen,  die,  einander  entspre- 
chend unmittelbar  neben  dem  das  Hauptbild  überwölbenden  Bogen 
angebracht  sind,  vergegenwärtigen  das  Treiben  szenischer  Künstler. 
Auf  dem  Bilde  links  vom  Bogen  sieht  man  einen  mit  Efeu  bekränz- 
ten Dichter  oder  Schauspieler,  der  auf  einem  Sessel  sitzt  und  die  L. 
über  eine  auf  dem  1.  Oberschenkel  ruhende  komische  Maske  gelegt 
hält;  vor  ihm  stehen  zwei  Frauen,  von  denen  die  eine  die  Maske  auf- 
merksam betrachtet.    Augenscheinlich  hat  der  Mann  bei  einer  sze- 
nischen Aufführung  den  Preis  in  einer  Rolle  gewonnen,  in  der  er  die 
Maske  getragen  hat.  Das  entsprechende  Büd  zeigt  einen  Schauspieler, 
dessen  Kopf  mit  einer  tragischen  Maske  bedeokt  ist,  im  Begriff  zu 
rezitieren.    Hinter  ihm  sitzt  der  Dichter  oder  Regisseur,  den  Text 
nachlesend,  während  eine  hinter  dem  Sessel  stehende  Frau  die  Rezi- 
tation mit  dem  Spiel  einer  Kithara  bekleidet.    Die  anderen  beiden 
Büder  —  sie  sind  mit  Schutzklappen  versehen  —  scheinen  ein  und 
dasselbe  Liebespaar  in  zwei  verschiedenen  Situationen  ihres  Verkehrs 
darzustellen.   Auf  dem  linken  Bude  sitzen  die  beiden  Liebenden  auf 
dem  Bette,  umgeben  von  drei  Sklavinnen,  deren  eine  Wein  oder  Was- 
ser aus  einer  Spitz- Amphora  in  einen  Napf  gießt.  Es  ist  kürzlich  ge- 
lungen, die  gleiche  Komposition  mit  geringen  Abweichungen  auf  einem 
in  Wien  befindlichen,  aus  OentoceUe  stammenden  Mosaik  geringer 
Arbeit  nachzuweisen;  damit  ist  erwiesen,  daß  der  Wandmaler  hier 
ein  Original  wiedergegeben  hat,  das  in  weiteren  Kreisen  bekannt 
war.   Das  entsprechende  Gegenstück,  das  jetzt  zerstört  ist,  zeigte 
die  Liebenden  ohne  die  störende  Gegenwart  der  Dienerinnen  einander 
näher  gerückt. 

Die  ganze  Dekoration:  Mon.  dell'  Inst.  XII  19,  (Ann.  1885  p.  304 ff.).  Lessing' 
Mau  T.  7.  Petersen  Ära  Pacis  Augustae  p.  146  Fig.  47.  Rom.  Mitteilungen  XVII 1902 
p.  228f.  Pig.  16.  —  Das  Hauptbild:  Mon.  XII T.  21,  Ann.  1885  p.  311f.  Boscher  mythol. 
Lexikon  III 2  p.  1803f.  Abb.  5.  Vgl.  Rom.  Mitteilungen  VII 1892  p.  60.  Robert  Votiv- 
gemälde  eines  Apobaten  p.  7  Anm.  1.  Rodenwaldt  die  Komposition  d.  pompej.  Wand- 
gemälde p.  39 f.  —  Die  vier  kleineren  Bilder:  Mon.  XII  8  n.  4,  5;  22  n.  2,  3;  (Ann. 
1884  p.309;  1885  p.312f.).  Das  linke  Triptychon  und  das  Wiener  Mosaik:  Rom.  Mitteil. 
XXV  1911  p.  257 ff.  Abb.  2. 

Zurück  durch  Zimmer  VIII,  V  und  I  in  das 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  14 


210  DAS  THERMENMUSEUM.  1480—1482. 

Antiquarium  romanum. 

Links  von  dem  Eintretenden: 

1480  Platte  mit  Mosaikfragmenten« 

Die  in  diese  Platte  eingesetzten  Mosaike  stammen  aus  der  1741  be. 
TiiBculum  ausgegrabenen  Villa.  Die  Angabe,  daß  sie  zu  dem  Schmucke 
desselben  Fußbodens  gehört  hätten,  dessen  Mittelpunkt  durch  das  Mo 
saik  n.  314  gebildet  war,  ist  ungenügend  bezeugt.  Vormals  im  Mus«c 
Kircheriano. 

Man  sieht  auf  den  Fragmenten  vier  szenische  Masken  und  drei 

schwebende  Siegesgöttinnen.  Die  in  der  Mitte  angebrachte  Nike  hält 

mit  beiden  Händen  den  ihren  nackten  Körper  umflatternden  Mantel, 

an  dem  das  Stück,  das  den  Schoß  bedeckt,  moderne  Restauration 

zu  sein  scheint.    Die  zweite  trägt  ein  Tropaion,  die  dritte  ein  auf 

einen  Seesieg  hinweisendes  Steuerruder. 

Canina  descrizione  dell'  antico  Tuscolo  T.  45  p.  158.  Vgl.  Visconti  Mus.  Pio-Cl. 
VII  p.  231 — 232  nota.  De  Ruggiero  catalogo  del  Museo  Kircheriano  I  p.  268  n.  4 — 10. 

Auf  der  andern  Seite  des  EüngangB: 

1481  (34355)  Rekonstruktion  einer  Grab-Aedikula. 

Gefunden  im  J.  1904  in  dem  unteren  Stockwerk  eines  Kolumbarium 
innerhalb  einer  Begräbnisstätte  kurz  vor  Porta  Salaria  westlich  von  der 
Via  Salaria  bei  Gelegenheit  der  Anlage  des  heutigen  Gorso  di  Porta  Pin- 
ciana.  Antik  sind  außer  der  Reliefplatte  aus  Terrakotta  die  beiden  Ziegel 
rechts  und  links  von  dem  Relief,  die  marmorne  Deckplatte  darüber,  die 
Säulen  (aus  Terrakotta),  der  Architrav,  die  Giebelgeisa  und  die  leere 
Tabella  (alles  aus  Marmor).  Die  Richtigkeit  des  Aufbaues  ist  vollkommen 
gesichert. 

Die  Aedikula  nahm  die  Hauptwand  einer  kleinen  Grabkammer 
(2,50  X  1,76  m)  ein.  Das  Tongefäß  mit  den  Aschenresten  war  in  der  mit 
einer  Peperinplatte  verschlossenen  Basis  beigesetzt.  Darüber  ist  das 
Belief  eingemauert,  rechts  und  links  befestigt  mittels  der  übergreifen- 
den Ränder  von  zwei  rechtwinklig  anstoßenden  Ziegeln.  Den  Unter- 
bau deckt  oben  eine  Marmorplatte,  über  der  sich  eine  Nische  mit 
architektonischer  Umrahmung  erhebt.  Die  Terrakottaplatte  gehört 
zu  den  sogenannten  Campana-Reliefs,  die  ursprünglich  zu  friesartiger 
Dekoration  von  Wohnräumen  bestimmt  waren,  öfters  aber,  wie  hier, 
zur  Ausschmückung  von  Grabstätten  verwendet  wurden.  Selten  hat 
sich  die  Bemalung  so  frisch  erhalten  wie  in  diesem  Falle;  an  einigen 
Stellen  bemerkt  man  unter  der  abgeblätterten  Farbenschicht  Beste 
einer  früheren  Färbung,  die  an  den  Architekturteilen  mit  der  spä- 
teren nicht  ganz  übereinstimmt;  augenscheinlich  war  also  einmal  eine 
Erneuerung  der  Bemalung  notwendig  geworden.  Dargestellt  ist  eine 
Tragödienszene,  die  sich  vor  der  in  allen  Teilen  deutlich  wiederge- 
gebenen Bückwand  der  Bühne  abspielt  Wir  sehen  die  drei  Türen, 
von  denen  sich  die  mittelste  durch  ihre  Größe  und  dadurch,  daß  sie 
von  einer  plastischen  Gruppe  bekrönt  ist,  vor  den  beiden  Nebentüren 


ANTIQÜAR1UM  ROMANUM.  211 

auszeichnet.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  wir  hier  das  Proskenion  des 
hellenistischen,  nicht  die  scenae  frons  des  römischen  Theaters  zu  er- 
kennen haben.  Auffallend  ist  die  schräge  Stellung  der  beiden  Eok- 
pilaster,  die  wohl  richtig  so  erklärt  worden  ist,  daß  hier  die  beiden 
Parodoi  schräg  an  die  Rückwand  der  Bühne  anstießen.  In  hellenistische 
Zeit  werden  wir  auch  durch  das  Kostüm  der  Schauspieler  gewiesen. 
Man  hat  die  Hauptfiguren  augenscheinlich  mit  Recht  als  Andromache 
mit  dem  kleinen  Astyanax  und  Odysseus  gedeutet,  der  als  Krieger  mit 
dem  Schwert  bewaffnet  ist.  Dieser  wäre  an  Stelle  des  Herolds 
Talthybios  dargestellt,  der  bei  Euripides  (Troad.  v.  709  ss.)  der 
Andromache  den  Besohluß  der  Griechen  meldet,  Astyanax,  den  Sohn 
Hektors,  zu  töten.  Zweifellos  naht  die  Gestalt  sich  ja  der  Mittelfigur 
mit  einem  Ansinnen,  das  den  Knaben  betrifft  und  deren  Unwillen  er- 
regt; deshalb  wendet  die  Frau  sich  von  dem  Sprechenden  ab  und  packt 
den  zur  Seite  weichenden  Kleinen  heftig  am  Arme.  Das  Beängsti- 
gende der  Situation  malt  sich  auch  in  den  beiden  Hebenfiguren,  die 
ebensowenig,  wie  der  Knabe,  Maske  und  Theaterkostüm  tragen.  Des- 
halb können  es  keine  Choreuten,  aber  auch  keine  von  den  einzelnen, 
imDrama  agierenden  stummen  Personen  sein,  sondern  einzig  Statisten, 
die  bei  den  griechischen  Theateraufführungen  neben  dem  Chor  nicht 
gefehlt  haben. 

Das  Kolumbarium,  in  dem  die  Aedikula  entdeckt  wurde,  gehörte, 
wie  uns  ebendort  gefundene  Inschriften  lehren,  einem  P.  Numitorius 
Hilarus;  seine  Asche  war  in  der  Basis  der  Aedikula  beigesetzt.  Die 
Wahl  der  Reliefplatte  zur  Verzierung  hat  kaum  einen  tieferen  Sinn 
(etwa  Hinweis  auf  besondere  Schicksale  oder  Beschäftigungen  des  Ver- 
storbenen). Die  ganzen  Funde  jenes  Begräbnisplatzes  stammen  aus 
der  letzten  republikanischen  Zeit  oder  dem  Beginn  des  Kaiserreiches. 
In  die  gleiche  Epoche  ist  die  Aedikula  zu  datieren. 

Notizie  d.  soavi  1904  p.  43611. 1905  p.  19  ff.  Jahreshefte  des  österr.  arch.  Inst. 
VIII  1905  p.  203  ff.  T.  V.  Bieber,  das  Dresdner  Schauspielerrelief  p.  61  f.  Abb.  14. 
von  Uohden  Winnefeld  architekt.  röm.  Tonreliefs  (die  ant.  Terrakotten  IV)  T.  LXXXI 
p.  280. 

Wir  wenden  uns  von  hier  aus  links  in  die 

1.  Abteilung. 
In  den  Schränken  der  Bückwand: 

1482  Goldschmuck  verschiedener  Herkunft,  meist  aus  dem  Tiber. 
Zu  beachten  zwei  Stücke  Golddraht,  die  so  gebogen  sind,  daß  sie  dem 
Umriß  von  zwei  Ohren  gleichen  (gefunden  an  der  Via  XX  Settembre  beim 
Bau  des  Ministero  d'  Agricoltura;  Notizie  d.  scavi  1908  p.  128  Fig.  1),  wahrschein- 
lich Weihgeschenke  eines  Ohrenkranken  an  eine  Heilgottheit  (vgl.  in- 
des über  die  Bedeutung  derartiger  Votive  zuletzt  Athen.  Mitteilungen  XXXVII 
1912  p.  46  ff.). 

14* 


212  DAS  THERMENMÜSEÜM.  1483— 1499. 

1483  Grabfund  aus  Vetralla  (Süd-Etrurien).  Augenscheinlich  war 
in  dem  Grabe  eine  junge  Aristokratin  beigesetzt.  Man  beachte  be- 
sonders die  große  Anzahl  von  Gegenständen  aus  Bernstein,  darunter 
ein  Riechfläschchen  in  Form  einer  Dattel  (Not.  d.  sc.  1887  p.  62  f.). 

1484  Sammlung  römischer  Lampen  (die.ältesten  ohne  figürlichen  Schmuck, 
schwarzgefirnißt  oder  rot,  die  späteren  mit  mannigfaltigem  Reliefschmuck  auf  da 
oberen  Fläche;  häufig  findet  man  auf  der  Unterseite  die  Inschrift  des  Fabrikanten). 
Vgl.  CIL  XV  p.  782ff. 

1485  Römische  Sparbüchse  mit  einer  Reliefdarstellung  des  Mer- 

CUT  in  einer  Aedikula  (der  obere  Teil  ist  gebrochen;  gefunden  in  dem  Kolum- 
barium der  Freigelassenen  und  Sklaven  der  Statuier  vor  Porta  Maggiore.  Brizio 
pitture  e  sepolcri  dell*  Esquilino  p.  135.  Vgl.  Jahrbuch d.arch.  Inst.  XVI 1001  p.  160ff.) 

1486 — 1489  Glasgefäße«  Man  beachte  vor  allem  eine  Schale  aus 
sog.  Mülefiori-Glas  (gefunden  bei  Montefiascone),  eine  Schale  mit  Gold- 
grund (Darstellung  einer  Jagd;  gefunden  bei  Treailico  in  Kalabrien),  ein  Gefäß- 
chen in  Form  einer  Gans  mit  sehr  dünner  Wandung  (gefunden  zusam- 
men mit  einer  Münze  des  Domitian  in  einem  Kindergrabe  bei  Bondissone  in  Piemont; 
Notizied.sc.  1896  p.  501  f.  mit  Abb.)  und  eine  Anzahl  wundervoll  farbiger 
Fragmente  von  Glas  und  Email.  Vgl.  über  die  technischen  und  chronolo- 
gischen Fragen  zuletzt  Pauly-Wissowa,  Eealenzyklopädie  VII 1  p.  1382 ff.  (Blümner). 

1490  Terrakottavotive,  Darstellungen  einzelner  Körperteile. 
Da  sie  im  Tiber  in  der  Umgebung  der  Tiberinsel  gefunden  wurden, 
liegt  es  nahe  anzunehmen,  daß  sie  aus  dem  dort  gelegenen  Heiligtum 
des  Aesculap  stammen.  Stieda,  anatomisch-archäologische  Studien  (Bonnet- 
Merkels  anatomische  Hefte  XV/XVI 1091)  p.  123f.  T.  III— IV  12, 18, 16,  17.  Vgl. 
im  I.  Bande  n.  226,  227. 

In  der  Mitte  ein  freistehender  Schrank  mit 

1491  Terrakottareliefs.  Wir  sind  derartigen  Reliefs  schon  öf- 
ters begegnet  (vgl.  zuletzt  n.  1481).  Sie  stammen  meist  aus  dem  letz- 
ten Jahrhundert  v.  Chr.  und  repräsentieren  in  ihrer  stilistischen  Eigen- 
art vorzüglich  die  epigonenhaft-retrospektive,  akademisch-geschmack- 
volle, aber  innerlich  leere  Richtung  der  sog.  neu  -  attischen  Kunst, 
die  für  den  Bedarf  des  unter  griechischem  Einfluß  verfeinerten, 
römischen  Luxus  arbeitete.  Die  Darstellungen  der  Reliefs  in  diesem 
Schranke  sind  meist  streng  symmetrisch  geordnet,  sehr  geschickt  der 
tektonischen  Bestimmung  der  Platten  entsprechend.  Die  gleiche 
Rücksicht  hat  zur  häufigen  Verwendung  von  Figuren  archaischen 
oder  doch  strengen  Stiles  geführt.  Vgl.  den  IV.  Band  des  Werkes  über  die 
antiken  Terrakotten,  herausgegeben  durch  von  Bonden  und  Winnefeld:  architek- 
tonische römische  Tonreliefs. 

In  dem  Mittelschrank: 

1492  Bronzestatuette  eines  Knaben.  (Gefunden  im  Tiber.  Der  Knabe 
ist  heftig  emporgereckt  und  rückwärts  gebogen.  Da  er  mit  den  Füßen 
den  Boden  nicht  berührt  und  an  seinem  Rücken  keine  Ansätze  von 


ANTIQÜARIÜM  ROMANÜM.  213 

Flügeln  vorhanden  sind,  hat  man  ihn  als  Ganymed  erklären  wollen, 
wie  er  vom  Adler  geraubt  wird  (vgl.  n.  386).  Man  müßte  allerdings 
annehmen,  daß  er  sich  mit  beiden  hooherhobenen  Händen  an  den 
Adler  geklammert  hätte. 

1493  Bronzestatuette  eines  Laren*  Die  abgebrochene  erhobene 
R.  hielt  ein  Rhyton,  die  vorgestreckte  L.  eine  Schale.  Vgl.  n.  1003. 
Die  Ausführung  ist  sauber,  aber  trocken. 

1494  (8064)  Bleistatuette  des  Vertumnus,  eines  altitalischen 
Gottes  des  Ackersegens  (gefunden  im  Tiber).  Er  trägt  eine  kurze 
Tunica  und  einen  krummen  Hirtenstab  in  der  L.  Vgl.  Ameiung,  Führer 
durch  d.  Ant.  in  Florenz  n.  250. 

1495  Tessera  hospitalis  aus  Bronze  in  Form  eines  halbierten 
Widderkopfes  (gefunden  bei  Trasacco  in  der  Provins  Aquila).  Derartige 
tesserae  galten  als  Erkennungszeichen  der  Gastfreundschaft  zwischen 
zwei  Familien.  Auf  der  glatten  Fläche  sind  die  beiden  Kamen  T.  Man- 
lius  T.  f.  und  T.  Staiodius  N.  f.  und  zwischen  beiden  das  Wort  hospes 
eingegraben.  Notizie  d.  scavi  1895  p.  85  ff.  Fig.  l,  2. 

1496  Archaische  Bronzestatuette  eines  Mädchens«  Die  Sta- 
tuette —  wohl  ein  besonders  gut  gelungenes,  etruskisches  Werk  — 
gibt  den  ionischen  Typus  der  reichgekleideten',  zierlich  bewegten 
Mädchenfigur  wieder,  wie  wir  ihn  am  besten  durch  die  Mädchen- 
statuen auf  der  Akropolis  von  Athen  repräsentiert  sehen  (vgl.  n.  975). 
Die  Haare  sind  in  einer  hohen  kegelförmigen  Haube  geborgen,  die  mit 
der  ionischen  Mode  nach  Etrurien  übertragen  wurde  (tutulus). 

1497  Bronzene  Striegeln  (vgl.  n.  23),  Gefäße  und  Lampen. 

1498  (56032)  Bronzestatuette  des  Anubis.  Der  ägyptische 
Totengott  mit  dem  Schakalskopfe  ist  hier  in  kriegerischer  Rüstung  dar- 
gestellt, wohl  in  Erinnerung  an  den  Anteil,  den  er  an  dem  Kampfe  des 
Osiris  gegen  Seth  genommen.  Doch  erscheint  er  auch  in  der  gleichen 
Gestalt  mit  seinem  Bruder  Makedon  als  Grabwächter  in  dem  Haupt- 
grabe der  tfekropole  von  Kom-esch-Schukafa  bei  Alexandrien.  (Expe- 
dition E.  Sieglin  I  p.  142 f.) 

1499  Helm  aus  gegossener  Bronze  (gefunden  1891  unter  dem  Ponte 
Sisto).  Er  ist  für  ein  zum  kriegerischen  Gebrauch  bestimmtes  Rüstungs- 
stück zu  schwer  und  wird  demnach  zu  einer  Statue  gehört  haben. 
Die  Blume,  die  jederseits  aus  einer  Ranke  herauswächst,  ist  mit 
einem  tiefen  Loche  versehen,  offenbar  um  darin  einen  Busch  ein- 
zusetzen. Von  dem  Träger  des  mittleren  Busches  ist  nur  ein 
Teil  auf  dem  Scheitel  des  Helmes  erhalten.  Die  horizontalen 
Röhrchen  am  unteren  Rande  der  Kappe  dienten  zur  Befestigung 
der  Wangensohirme.   Weitere  Bronzefunde  beim  Ponte  Sisto  sind 


214  DAS  THERMENMUSEUM.  1500-1506. 

unter  n.  1345  besprochen.  Unter  ihnen  sind  die  meisten  mit  dem 
Helme  gleichzeitig,  d.  h.  ins  1.  Jahrhundert  n.  Chr.  zu  datieren,  dar- 
unter auch  ein  Flügel,  der  wahrscheinlich  von  einer  Victoria  stammt; 
mit  dieser  hat  man  den  Helm  in  Verbindung  bringen  wollen,  inden. 
man  annahm,  die  Göttin  habe  nach  Art  der  Victoria  von  Brescia  den 
einen  Fuß  darauf  gesetzt.  Doch  würde  man  dazu  kaum  einen  Helm 
mit  ragender  Spitze  und  zwei  Büschen  gewählt  haben.  Eher  läßt  siel 
annehmen,  die  Göttin  sei  mit  einem  Tropaeum  beschäftigt  gewesen 
das  der  Helm  bekrönte. 

Nottrie  d.  seavi  1891  p.  286 ff.  mit  Abb.  Rom.  Mitteilungen  XXVI 1911  p.  2518 
Fig.  9. 

1500  Fuß  und  Hand  einer  Statuette  aus  Ebenholz  (gefunden  bei  der 

Zerstörung  der  Villa  Patrizi  vor  Porta  Pia). 

1501  Bronzene  Isisklappern  (seiatra;  gefunden  im  Tiber).  Dieses 
Instrument  spielte  in  dem  Kultus  der  Isis  eine  hervorragende 
Bolle  (vgl.  n.  143).  Wenn  sich  derartige  Klappern  wie  andere  auf  die 
ägyptischen  Kulte  bezügliche  Gegenstände  häufig  im  Tiber  gefunden 
haben,  so  hängt  das  offenbar  mit  den  Verboten  zusammen,  die  zu 
wiederholten  Malen  von  der  römischen  Regierung  gegen  die  Aus 
Übung  jener  Kulte  innerhalb  des  Stadtgebietes  erlassen  wurden  und 
zur  Folge  hatten,  daß  der  in  ihnen  zur  Verwendung  kommende  Appa 
rat  in  den  Fluß  geworfen  wurde.  Berichtet  doch  Iosephus  (antiqu. 
iud.  XVIII  3,  4),  daß  infolge  eines  solchen  unter  Tiberius  ergangenen 
Verbotes  das  gleiche  Schicksal  einem  Isisbilde  zuteil  wurde,  vermut 
lieh  der  Statue,  die  in  dem  Hauptheiligtume  der  Göttin  (in  der  Gegend 
von  S.  Maria  sopra  Minerva)  den  Mittelpunkt  des  Kultus  bildete. 

Im  nächsten  freistehenden  Schranke: 

1502  Terrakottareliefs  der  unter  n.  1491  besprochenen  Art  mit 
Darstellungen  der  stiertötenden  Nike  (von  Robden-Winnefeld  a.  a.  0.  T. 
XXXVII  p.  82 ff.  u.  257 f.).  Vgl.  über  die  Geschichte  der  Typen  Röscher. 
mythol.  Lexikon  III  p.  346f.  (Bulle). 

In  den  Schränken  und  Pulten  der  Fensterwand:  Löffel  und  Gabeln 

aus  Silber  und  Bronze  (meist  im  Tiber  gefunden.  Das  Alter  der  einzelnen  Stück 
läßt  sich  natürlich  nicht  feststellen,  zumal  es  nicht  nachweisbar  ist,  daß  man  im  Alter- 
tum bereits  Gabeln  gekannt  hat;  vgl.  Bulletino  comunale  II  1874  p.  116 ff.  T.  II; 

Memorie  dell'  Accad.  dei  Lincei  Ser.  III  vol.  X  1881—1882  p,  141  f.).  Drei  Militär- 
diplome  aus  der  Zeit  des  Titus,  des  Caracalla  sowie  des  Elagabal  und 

Alexander  Severus  (Böm.  Mitteilungen  XXII  1907  p.  434«.  X.  XV;  CIL  in  r 

891  u.  1908).  Eine  doppelseitig  beschriebene  Bronzetafel  (tabula  ansäte 
mit  zwei  Inschriften  je  eines  Freigelassenen  des  Trajan,  der  mit  der  Ver- 
waltung eines  kaiserlichen  Praetorium  zu  beiden  Seiten  des  Tiber  in  der 
Gegend  von  Fidenae  und  Primaporta  betraut  war;  augenscheinlich 
war  einer  dem  andern  in  diesem  Amte  gefolgt  und  ist  dadurch  die 


ANTIQUARIUM  ROMANUM.  215 

doppelseitige  Beschriftung  zu  erklären  (gefunden  im  Tiber;  Notizie  d. 
scavi  1909  p.  433  ff.  Fig.  l,  2).    Ein   bronzenes  Votivtäfelohen   mit   der 
Weihung  eines  L.  Kareius  Vitalis  an  Arausio,  den  Genius  der  gleich- 
namigen Stadt,    des    heutigen    Orange    im   Rhonetal    (Bulletino  co- 

munale  XIX  1891  p.  245 ff.  T.  IX;  Pauly-Wißsowa  Beal-Enzyklopadie  II 1  p.  402). 

Verschiedene  Bronzesiegel,  Schlüssel,  Messer  und  Fibeln. 

2.  Abteilung. 

In  dem  ersten  Schrank  an  der  Rückwand  sind  Funde  aus  Norba 
in  den  Volskerbergen  vereinigt.  Besonders  zu  beachten: 

1503  Bronzestatuette  einer  weiblichen  Figur,  die  eine  Taube 
mit  der  L.  hält  (gefunden  an  der  Stelle  des  Tempels  der  Inno  Lucina).  Wahr- 
scheinlich war  sie  der  Gottheitdarge  bracht  als  Bild  einer  Weihenden. 
Zugrunde  liegt  ein  griechischer  Typus  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  der 
vielleicht  Aphrodite  dargestellt  hat.  Notizie  d.  scavi  1903  p.  242 f.  u.  252  ff. 

Fig.  22;  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  IV  p.  407,  2  (vgl.  ebenda  III  p.  188,  8). 

Weitere  Funde  aus  Norba  befinden  sich  in  dem  letzten  Schranke 
der  gleichen  Wand,  darunter  seltsame  primitive  Votivf iguren,  die  aus 
dünnen  Bronzebleohen  geschnitten  sind,  Weihinschriften  an  die  Iuno 

Lucina  (Not.  p.  242f.  u.  265  mit  zwei  Abb.)  und 

1504  Bronzestatuette  einer  weiblichen  Figur  mit  einer  Schale 
in  der  R.  (gefunden  an  der  gleichen  Stelle  wie  n.  1503);  in  der  L.  ist  augen- 
scheinlich ein  Strauß,  nicht,  wie  man  angenommen  hat,  eine  Fackel, 
das  Attribut  der  Iuno  Lucina  selbst,  zu  ergänzen.  Die  Formen  ent- 
sprechen denen  griechischer  Typen  aus  dem  4.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Notizie  a.  a.  O.  p.  242 f.  u.  254f.  Fig.  23;  S.  Beinach,  repert.  de  la  stat.  IV  p.  138,  5. 

In  den  nächsten  beiden  Schränken  rechts  und  links  befinden  sich 
Votive,  die  in  Veji  gefunden  wurden,  in  dem  mittelsten  Wandschrank 
Funde  aus  Ostia;  man  beachte  die  Reste  von  Bronzeverzierungen 
und  -beschlagen  —  z.  T.  mit  Silber -eingelegt  (vgl.  n.  962,  963)  — ,  da- 
runter einen  schönen  Hundekopf,  im  Typus  der  Marmorhunde  im 
Belvedere  des  Vatikan  (n.  147,  148),  und  vor  allem 

1505  Fragment  einer  rotfigurigen  Tase  strengen  Stiles,  das 

einzige  Fundstück  aus  so  alter  Zeit,  das  in  Ostia  zutage  gekommen  ist. 
Dargestellt  ist  wahrscheinlich  Orpheus  ebenso  wie  auf  einer  besser  er- 
haltenen Vase  gleichen  Stiles,  deren  Bild  auf  einer  neben  dem  Frag- 
ment aufgestellten  Tafel  wiedergegeben  ist  (sie  stammt  aus  Gela,  befindet 
sich  beute  in  Berlin  und  ist  publiziert  im  50.  Berliner  Winckelmannsprogramm  p. 
30Ö.T.  II;  vgl.  Boscher,  mythol.  Lexikon  III  1  p.  1170  ff.  Abb.  4). 

In  den  freistehenden  Schränken: 

1506  Fragmente  von  Terrakottareliefs  (vgl.  n.  1491).  Man  be- 
achte darunter  ein  sehr  schönes  (Museumsn,  4539),  das  den  Beginn 


216  DAS  THERMENMUSEUM.  1507-1515. 

eines  Wettlaufes  zwischen  nackten  Epheben  darstellt    (von     B,ohd?D 

Winnefeld  a.  a.  O.  T.  XLVIII  p.  15*  u.  262)    und    (Mn.    4391)   verschiedene 

Fragmente  mit  Darstellungen  einer  Portioua,  in  deren  Intercolumnien 

Athletenstatuen,  Gefäße  und  Hermen  aufgestellt  sind;  demnach  habet 

wir  uns  die  Porticus  als  Teil  einer  Palaestra  vorzustellen  (vgl.  Jahresheft« 
d.  österr.  arch.  Inst.  VI  1903  p.  16 ff.  T.  II— in;  von  Rohden- Winnefeld  a.  a.  O.  T. 
CXLIII  2,  3  p.  144  ff.  u.  307). 

1507  Kopf  einer  weiblichen  archaischen  Statue  aus  Terrakotta 
im  ionischen  Stile  des  6.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  aber  wohl  zweifellos 
etruskischer  Arbeit.   Vgl.  n.  1009. 

1508  (4344—4349)  Fragmente  von  Terrakottareliefs   die  zu 

Friesen  aneinandergereiht  werden  sollten  (n.  4344  u.  4345  stammen  von 
Palatin  ans  der  Nähe  des  Hauses  der  Li  via;  die  anderen  sind  aus  dem  Kunsthandel 
erworben).    Dargestellt  sind  Wagenzüge  und  Bankettszenen.    Vgl.  n. 

976  und  1514 — 1515.  Milani  Studi  e  materiali  I  p.  106  (Pellegrini).  Nachod, 
der  Rennwagen  bei  den  Italikern  p.  53  n.  39  c  und  40  b. 

1509  Archaischer  Stirnziegel  in  Form  einer  Silensmaske  mit 

lebhafter,  gut  erhaltener  Bemalung.  Vgl.  n.  1010. 

1510  Fragment  eines  archaischen  Akroterion  aus  Terra- 
kotta mit  einer  Gruppe  von  Silen  und  Maenade,  die  fest  umschlungen 

dahinlaufen.  Gefunden  im  Tiber  in  der  Nähe  der  Insel,  so  daß  es  nahe  liegt,  zu 
vermuten,  das  Akroter  habe  zur  Ausstattung  des  Äsculaptempels  gehört ;  doch  ist 
der  Stil  für  einen  Bau  aus  dem  Beginn  des  3.  vorchristlichen  Jahrhunderts  su  alter- 
tümlich. Notizied.  scavi  1896  p.  38f.  Fig.  13.  Bullettino  comunale  XXXVIII  19U' 
p.  56.    Vgl.  in  unserem  Bande  n.  1779  e— g,  1780  g  und  1786. 

3  Abteilung. 

Rechts  vom  Eintretenden: 

1511  (4358)  Zwei  Terrakottareliefs  gefunden  auf  dem  Palatin. 
Die  Darstellung  entspricht  vollkommen  dem  Relief  auf  der  Rundung 
der  Marmorurne  n.  1325.  Vgl.  alles  Nähere  dort.   Rom.  Mitteilungen  xxv 

1910  p.  132 ff.  Fig.  11  T.  VI;  vgl.  auch  ebenda  XX  1905  p.  295 f.  Fig.  2.  von  Rohden- 
Winnefeld  a.  a.  O.  T.  XLV,  XLVI  p.  7f.  u.  261  f. 

In  dem  ersten  Wandschrank: 

1512  Funde  aus  Palestrina  (Praeneste).  Besonders  zu  beachten 
sind  zwei  Stirnziegel  mit  jugendlichen  Satyrköpfen  in  hellenistischem 
Typus. 

Im  nächsten  Wandschrank: 

1513  Funde  aus  dem  Heiligtume  der  Diana  am  See  von  Nemi. 

Außer  einer  Anzahl  anmutiger  Terrakottastatuetten,  unter  denen 
eine  Darstellung  der  Göttin  hervorragt  —  sie  lehnt  sich  lässig  auf  einen 
Pfeiler  — ,  sind  allerlei  Fragmente  aus  vergoldeter  Bronze  beachtens- 
wert. Man  nimmt  mit  Recht  an,  daß  sie  zur  Dekoration  an  dem  Ge- 
bälk des  Tempels  verwendet  waren.   Erhalten  ist  der^untere  Oma- 


ANTIQÜARIÜM  ROMANUM  217 

mentrand  eines  großen  Bronze -Ziegels  mit  Motiven,  wie  wir  sie  ganz 
übereinstimmend  auch  an  tönernen  Verkleidungsziegeln  finden, 
dann  ein  Fragment  einer  Platte  mit  dem  unteren  Teile  eines  aufrecht- 
stehenden  Köchers  in  Relief.  Nottaie  d.scavi  1885  p.42&f.;  1895  p.  431  ff. 
Fig.  6.  Bull.  dell*  Inst.  1885  p.  232.  Verhandl.  d.  Philologenvereammlung  in  Görlitz 
1889  p.  163.   Monum.  dei  Lincei  XIII  1903  p.  318 ff.  Fig.  7. 

In  dem  mittelsten  Wandschrank: 

1514,    1515    Fragmente    der    plastischen    Dekoration   eines 

Tempels*)    (gefunden  an  einer  Colombella  genannten  örtlichkeit  bei  Palestrina). 
Erhalten    sind    zwei    Friesplatten    und   drei   Jünglingsköpfe    aus 
Terrakotta.  Man  nimmt  an,  daß  die  drei  Köpfe  von  der  Giebelgruppe 
herrühren  —  der  eine  (rechts)  hing  mit  dem  Grunde  zusammen,  der 
mit  den  kurzgelockten  Haaren  war  mittels  eines  Bronzestiftes  da- 
ran befestigt  — ,  während  die  Reliefplatten  zweifellos  vom  Friese 
stammen.  Auffallend  ist  der  weite  stilistische  Abstand  zwischen  Fries 
und  Köpfen,  der  sich  nur  dadurch  erklären  ließe,  daß  man  bei  Ge- 
legenheit einer  Restauration  des  Tempels  für  die  Herstellung  des 
Frieses  absichtlich  altere  Formen  verwendet  hätte.   Während  dieser 
nach  seinem  Stile  in  das  5.  vorchristliche  Jahrhundert  zu  datieren 
wäre,  können  die  Köpfe  nicht  vor  dem  4.  Jahrhundert  entstanden 
sein.  An  dem  rechts  aufgestellten  Kopfe  bemerkt  man  in  der  Rolle, 
mit  der  die  Haare  umgeben  sind,  eine  Reihe  Löcher,  die  keinesfalls, 
wie  vermutet  worden  ist,  zur  Aufnahme  metallener  Strahlen  gedient 
haben  können.   Der  Fries  stellt  einen  Zug  dar :  voran  geht  ein  Krieger 
mit  einem  Blasinstrument  (?)  in  der  gesenkten  L.;  sein  erhobener  r. 
Unterarm  ist  nur  auf  dem  r.  Relief  erhalten  (das  1.  Relief  ist  an  dieser 
Stelle  abgebrochen) ;  ihm  folgt  ein  Wagen,  den  eine  Frau  lenkt  und  drei 
geflügelte  Rosse  ziehen;  unter  ihnen  ein  Hund  mit  gesenktem  Kopfe; 
ein  Krieger  ist  eben  im  Begriff,  denWagen  zu  besteigen ;  an  diese  Gruppe 
schließt  sich  ein  Wagen  mit  zwei  ungeflügelten  Pferden,  den  ein  Krie- 
ger lenkt  und  ein  Augur  mit  dem  gekrümmten  Ldtuus  begleitet.  Das 
Nebeneinander  von  geflügelten  und  ungeflügelten  Rossen  fanden  wir 
auch  auf  dem  Terrakottafriese  n.  976.  So  nahe  es  Hegt,  in  der  Beflüge- 
lung  der  Rosse  einen  Hinweis  darauf  zu  sehen,  daß  es  sich  hier  um  eine 
Fahrt  ins  Jenseits,  in  das  Sonnenland  handelt  (Röm.Mitteil. XXVI 1912 
p.  11  f.),  so  muß  uns  doch  gerade  die  Nebeneinanderstellung  mit  dem 
ungeflügelten  Gespanne  an  dieser  Deutung  irre  machen.  Eine  Ent- 
scheidung und  eventuell  eine  andere  Erklärung  ließe  sich  erst  geben, 
wenn  das  einschlägige  Material  vollständig  gesammelt  wäre.    Das 
Dreigespann  findet  sioh  auf  gleichzeitigen  italischen  Denkmälern 

•)  Diese  sind  wahrend  des  Druckes  unseres  Führers  in  das  Museo  di  Villa 
Papa  Giulio  Überfuhrt  worden.  An  ihrer  Statt  füllen  den  Schrank  allerlei 
Schnitzereien  in  Knochen;  darunter  sind  besonders  zu  beachten  unten  in  der 
Mitte  15  Wirbel  eines  harfenartigen  Saiten-Instrumentes,  die  in  einem  Grabe  an 
der  vu  Tiburtina  gefunden  wurden. 


218  DAS  THERMENMÜSEUM.  1616-1618. 

häufig.  Sehr  beachtenswert  ist  die  grelle  Bemalung,  die  in  den  sel- 
tensten Fällen  so  gut  erhalten  ist.  Auf  der  Bückseite  der  weniger 
zerstörten  Platte  ist  am  oberen  Bande  links  die  Zahl  V,  rechts  VI  mit 
roter  Farbe  aufgemalt;  offenbar  dienten  diese  Zeichen  zur  Orientierung 
der  Arbeiter  beim  Aneinanderreihen  der  einzelnen  Platten.    Notizie  d. 

scavi  1905  p.  124  ff.  Fig.  1 — i.  Nachod,  der  Rennwagen  der  Italiker  p.  62  f.  n.  77. 
Über  die  ganze  Klasse  derartiger  Friesreliefs  Tgl.  die  zu  n.  1608  zitierte  Arbeit  vot 
Pellegrini. 

In  dem  nächsten  Wandschrank  weitere  Funde  aus  Nemi,  im  letz- 
ten  über  allerlei  Weihgeschenken  aus  Palestrina: 

1516  Kleine  bleierne  Weihgaben  aus  dem  Tempel  der  Venus 

Obsequens  bei  Terracina  (gefunden' 1894  auf  dem  Monte  S.  Angelo  bei 
Terracina  teils  in  dem  Schutte,  der  sich  um  die  Trümmer  des  Tempels  aufgehäuft 
hatte,  teils  in  einer  benachbarten  Grube  [favissa]).  Offenbar  haben  wir  in  ihnen 
Weihgeschenke  zu  erkennen,  die  zum  Teil  bei  der  Zerstörung  des  Heilig 
tumes  unter  den  Schutt  des  Gebäudes  gerieten,  zum  Teil  bereits  aus 
dem  Tempel  entfernt  und  in  einer  Grube  geborgen  waren,  um  für  neue 
Gaben  Platz  zu  schaffen.  Man  glaubte  früher  in  dem  Tempel  den  des 
Iuppiter  Anxurus  wiedergefunden  zu  haben  und  daraus,  daß  Iuppiter 
dort  als  Knabe  verehrt  worden  sei,  erklären  zu  können,  daß  die  Weih- 
geschenke  beinahe  durchweg  den  Charakter  von  Spielzeug  haben: 
Tische,  Sessel,  Leuchter,  Küchen-  und  Tafelgeräte,  die  Figur  eines 
Sklaven,  der  eine  zum  Auftragen  der  Gerichte  dienende  Hatte  (fercu- 
lum)  hält,  —  alles  von  minimalen  Dimensionen.  Aber  der  Fund  einer 
Inschrift  (Not.  d.  sc.  1894  p.  102 f.)  hat  außer  Frage  gestellt,  daß  e* 
sich  vielmehr  um  den  Tempel  der  Venus  Obsequens  (der  Gnädigen) 
handelt;  auoh  wurde  der  Iuppiter  Anxurus  nioht  als  Kind,  sondern 
als  Jüngling  verehrt.  Wir  haben  uns  wohl  vorzustellen,  daß  die  Mäd- 
chen von  Anxur  der  Venus  vor  der  Hochzeit  ihr  Kinderspielzeug 

weihten.  Notizie  d.  scavi  1894  p.  96 ff.,  102f.,  105 ff.  Über  Iuppiter  Anxurus  vgl. 
Röscher,  mythol.  Lexikon  II  1  p.  640  und  Pauly-Wissowa,  Realenzyklopädie  I  2 
p.  2653. 

Rechts  vom  Ausgang: 

1517  (4395)  Fragment  eines  Terrakottagiebels  (gefunden  im 
Tiber).  Erhalten  ist  die  1.  Ecke  des  Giebels  mit  der  Darstellung  eines 
kleinen  Amor,  der  sich  mit  der  Keule  und  dem  Löwenfell  des  Hercules 
beladen  hat.  Die  Figur  ist  mit  bewundernswerter  Bravour  fast  ganz 
frei  herausgearbeitet.  Man  darf  behaupten,  daß  uns  in  diesem  Frag- 
mente eines  der  glänzendsten  Beispiele  hellenistisch-römischer  Ton- 
plastik aus  dem  Beginn  der  Kaiserzeit  erhalten  ist,  ein  Fragment,  vor 
dem  man  sich  wohl  eines  Künstlers  wie  Arkesilaos  erinnern  darf. 

Vgl.  über  Tonplastik  zuletzt  Münchener  Jahrbuch  1911  I  p.  lff.,  über  Arkesilaos 
Pauly-Wissowa  Realeucyklopadie  II  1  p.  1168  n.  21  u.  Thieme-Becker  Künstler- 
Lexikon  II  p.  109  n.  II. 


ANTIQUARIUM  ROMANÜM.  219 

In  den  freistehenden  Mittelschränken  wieder  viele  dekorative 
Terrakottareliefs,  deren  Gegenstande  leicht  verständlich  sind  (Raub 
der  Leukippiden;  Orestes  am  Omphalos,  verfolgt  von  den  Erinyen; 
Omphale;  Daidalos  und  Pasiphae;  Amazonenkämpfe;  Herakles  im 
Thiasos ;  Einweihung  in  die  dionysischen  Mysterien  (vgl.  n.  1329,  ferner 
zu  all  diesen  Reliefs  den  mehrfach  zitierten,  durch  von  Rohden  u. 
Winnefeld  herausgegebenen  IV.  Band  des  Werkes  über  die  antiken 
Terrakotten,  insbesondere  T.  XIX  p.  117  u.  248,  p.  56ff.,  113ff. 
u.  117,  Anm.  1).  /Besondere  Beachtung  verdient  eine  Platte: 

1518  Enthüllung  der  „mystischen"  Schwinge.  Im  Beisein  ver- 
schiedener Mitglieder  des  bakchisohen  Thiasos  kniet  eine  Bakohantin 
am  Boden  und  hebt  das  verhüllende  Tuoh  von  einem  jener  Körbe, 
die  ursprünglich  zum  Worfeln  des  Getreides,  dann  aber  auch  bei  ver- 
schiedenen Mysterienfeiern  Verwendung  fanden  (n.  1325,  1329, 1511). 
Er  enthält  Fruchte  und  einen  aufrechtstehenden  Phallos,  das  Symbol 
der  Fruchtbarkeit.   In  den  Lüften  schwebt  eine  weibliche  Figur  mit 
großen  Flügeln  davon,  die  sich  mit  heftiger  Geberde  von  dem  An- 
blick des  enthüllten  Korbes  abwendet.  Man  hat  die  Figur  Aidos,  die 
Schamhaf  tigkeit*  genannt  und  damit  den  Sinn  der  Darstellung  richtig 
getroffen.  Diese  verdient  jetzt  unser  erhöhtes  Interesse,  seitdem  eine 
ganz  entsprechende  Szene  auf  den  großen  Wandbildern  in  der  neu- 
entdeckten Villa  Item  bei  Pompei  bekannt  geworden  ist.    Dort  sehen 
wir  ebenfalls  die  kniende  Bakchantin,  die  eben  beschäftigt  ist,  das 
Tuch  zu  lüften;  sie  blickt  empor  zu  einem  stehenden  Mädchen  mit 
großen  Adlerflügeln,  die  mit  der  L.  das  abgewendete  Gesicht  bedeckt 
und  mit  einer  Gerte  in  der  R.  zu  einem  heftigen  Schlage  nach  der 
Knienden  ausholt.    Auch  dort  spielt  sich  der  Vorgang  im  Beisein 
des  Thiasos  ab.  Es  ist  keine  Frage,  wo  die  Darstellung  lebendiger  und 
bedeutender  gefaßt  ist.   Der  Sinn  ist  beidemal  derselbe:  ein  himm- 
lisches Wesen  ist  durch  irgendeine  Veranlassung  in  den  bakchischen 
Kreis  geführt  worden  und  wendet  sich  nun  voll  Abscheu  von  dem  hei- 
ligen Symbole  des  bakchisohen  Kultes  ab.  Zweifellos  konnte  eine  der- 
artige Vorstellung  erst  in  einer  Zeit  geschaffen  werden,  in  der  sich  der 
naive  Glauben  an  die  Heiligkeit  jenes  Symbols  bereits  verloren  hatte. 
Für  die  Geflügelte  läßt  sich  die  alte  Deutung  angesichts  des  Wand- 
gemäldes nicht  aufrechterhalten;  dort  ist  die  Figur  ganz  jugendlich 
und  nur  von  einem  losen  Tuch  umflattert.  So  erscheint  in  späten  Bild- 
werken Nike  (vgl.  n.  1480).  Aber  was  soll  sie  in  diesem  Zusammen- 
hange? Näher  liegt  es,  an  Iris  zu  denken,  zu  der  auch  die  Gerte  eher 
passen  würde,  und  man  könnte  wohl  an  die  im  5.  Jahrhundert  im  Satyr  - 
spiel  wie  in  Vasenbildern  auftauchende  Vorstellung  erinnern,  nach  der 
Iris  einst  in  recht  gefährliche  Berührung  mit  dem  Schwärme  der  lüster- 
nen Satyrn  geraten  wäre,  und  zwar  im  Beisein  des  Dionysos;  aber  dort 


220  DAS  THERMENMUSEÜM.  1619—1523. 


1 


fehlt  noch  der  Gegensatz  zwischen  der  reinen  Bewohnerin  der  Lüfte  und 

der  erdgebundenen  Sinnlichkeit  des  dionysischen  Kreises,  wie  er  dock 

augenscheinlich  in  den  Darstellungen  des  Wandbildes  und  der  Terra- 

kottaplatte  verkörpert  ist.  Vgl.  von  Rohden-Winnefeld  a.  a.  o.  p.  52 ff. 
Dm  neuentdeckte  Wandbild:  Notixde  d.  soavi  1910  T.  XVI.  Vgl.  dazu  Neue  Freie 
Presse  1910  n.  16486;  Berl.  philol.  Wochenschrift  1911  p.  599 f.,  757  ff.  Über  los 
s.  Boscher,  mythol.  Lexikon  II 1  p.  343  ff. 

1519  Bronzener  Deekel  einer  Cista  aus  Paiestnna*).  Den  Griff 
bildet  eine  Gruppe  von  zwei  Kriegern,  die  einen  Gefallenen  tragen. 
Auf  die  Oberfläche  sind  sehr  schön  gezeichnete  Kampfszenen  und 
Ornamente  eingraviert«     Vgl.  die  Ausführungen  au  n.  1762. 

An  der  Fensterwand  rechts: 

1520  Fragment  eines  bronzenen  Gefäßes  mit  archaischer  In- 
schrift (aus  dem  Diana-Heiligtum  am  Nemi-See).  Die  Inschrift  —  Diana 
af  luoco  —  würde  in  späterer  Zeit  gelautet  haben:  Diana  ab  luco; 
dabei  wäre  ab  luco  gleioh  ad  luoum  zu  verstehen.  Bull,  comunale  XXXV 

1079  p.  102  ff.  Fig.  1,  2. 

Links  von  dem  Ausgang: 

1521  Fragmente  eines  großen  Terrakottafrieses  mit  Wieder- 
holungen der  Maenadengestalten,  über  die  wir  unter  n.  946  gehandelt 

haben.  Gefunden  in  der  Villa  des  Q.  Voconius  Pollio  unterhalb  Marino  (vgl.  d. 
1245,  1247  und  von  Bonden  -Winnefeld  a.  a.  O:  p.  86  f.). 

4.  Abteilung. 

1522  Funde  aus  dem  See  YOn  Neml.     Seit  dem  Altertum  war  eine 

Überlieferung,  daß  im  See  von  Nemi  ein  Schiff  von  fabelhafter  Pracht  ver- 
sunken läge,  lebendig  erhalten  worden  durch  Berichte  von  Fischern  und  Tauchern. 
Gegen  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  unternahm  Leon  Battista  Alberti  im  Auftrage 
des  Kardinals  Prospero  Colonna  einen  Versuch,  die  ganzen  Beste  auf  einmal 
mittels  eines  Systems  von  leeren  Fässern  an  die  Oberfläche  zu  heben.  Aber  der 
Versuch  hatte  nur  einen  mäßigen  Erfolg,  da  das  Vorderteil  des  Schiffes  während 
der  Arbeiten  in  Trümmer  fiel.  Seitdem  hatte  man  sich  darauf  beschränkt,  gelegent- 
lich einzelne  Teile  von  Holz  oder  Bronze  loszureißen  (ein  Balken  im  Museo 
Kircheriano,  einzelne  Bronzeteile  im  Museo  Gregoriano),  bis  dann  i.  J.  1895  erst 
Eliseo  Borghi,  dann  im  Auftrage  des  Ministeriums  der  Oberst  Malfatti  systema- 
tische Untersuchungen  und  Bergungsarbeiten  unternahmen.  Alle  in  diesem  Zimmer 
ausgestellten  Beste  wurden  damals  zutage  gefördert;  zugleich  ergab  sich,  daß  es  sieb 
nicht  um  ein  Schiff,  sondern  um  zwei  Schiffe  handelt.  Der  Fundort  liegt  in 
der  Westecke  des  Sees,  da  wo  der  Weg,' der  um  das  nordwestliche  Ufer  von  Nemi  nach 
Genzano  führt,  zu  steigen  beginnt.  Die  beiden  Schiffe  oder  vielmehr  schiffsartig  ge- 
stalteten, schwimmenden  Pavillons,  die  augenscheinlich  mit  großer  Fracht  ausgestattet 
waren  —  man  beachte  die  Emaillewürfel  in  dem  einen  Wandschrank,  die  von  Mosaik  - 
böden  stammen  — ,  waren  kaiserliches  Eigentum.  Volkstümliche  Überlieferung  nannte 
als  Erbauer  Tiberius,  aber  die  Insscriften  auf  den  Bleiröhren  der  Wasserleitung  be- 
ziehen sich  auf  Galigula.  Jedenfalls  stammen  die  Bronzen  ihrem  Stile  nach  aus  der 
ersten  Hälfte  des  1.  Jahrhunderts  n.  Chr.  Alle  dienten  dazu,  Balkenköpfe  zu  verkleiden, 

von  denen  sich  Reste  erhalten  haben:  a  (33782)  war  bestimmt,  den  Kopf  eines 
kreisrunden,  aufrechtstehenden  Pfostens  zu  überdecken;  ander  einen 

*)  Auch  dieser  Deckel  soll  demnächst,  wie   n  1514,  1515  in  das  Museo  di  Villa 
Papa  Giulio  Überführt  werden. 


ANTIQUARIUM  ROMANUM.  221 

Seite  der  Rundung  ein  prächtig  gearbeiteter  Löwenkopf,  der  einen 
Ring  im  Maule  trägt.  Der  Pfosten  muß  auf  Deck  gestanden  haben, 
b,  c,  d,  e,  f  waren  bestimmt,  die  Köpfe  horizontal  liegender  Quer- 
balken, die  an  dem  oberen  Rande  des  Bordes  zutage  traten,  zu  ver- 
kleiden; b  und  o  sind  mit  Löwenköpfen,  d  und  e  mit  Wolf sköpfen, 

f  ist  mit  einem  Gorgoneion  verziert.  Es  muß  auffallen,  daß  die  Köpfe 
nicht  alle  senkrecht  zu  den  oberen  und  unteren  Begrenzungslinien  des  kasten- 
förmigen Teiles  stehen,  der  über  den  Balken  gestülpt  wurde;  dies  erklärt  sich 
daraus,  daß  die  Balken  in  ihrer  Lagerung  der  geschwungenen  Linie  des  Schiffs- 
bordes folgen  mußten,  wahrend  man  die  Köpfe  senkrecht  zur  Oberfläche  des 
Wassers  stellen  wollte.  Auch  diese  Löwen-  und  die  Wolfsköpfe  tragen  Ringe  in  ihren 
Mäulern.  Sie  können  ebensowenig,  wie  der  von  a,  jemals  zur  Befestigung  von  Tauen  oder 
Ketten  gedient  haben.  £s  hat  sich  herausgestellt,  daß  die  Köpfe  und  an  diesen  wieder 
die  Unterkiefer  für  sich  gegossen  sind;  man  hat  die  Köpfe  auf  die  kastenförmigen  Teile 
mit  Nägeln  befestigt  und  aufgelötet,  dann  die  Unterkiefer  angesetzt,  nachdem  man  die 
Ringe  lose  eingefügt  hatte.  Diese  wären  also  bei  starker  Anspannung  oder  Belastung 
zweifellos  ausgebrochen,  zeigen  außerdem  durchaus  keine  Spuren  von  Benutzung.  End- 
lich waren  die  kastenförmigen  Teile  von  b — f  niemals  mit  Nägeln  auf  ihren  Balken  be- 
festigt. Die  Wolfsköpfe  und  das  Gorgoneion  sind  dem  Löwenkopfe  von 
a  in  künstlerischer  Hinsicht  ganz  ebenbürtig;  wenig  gelungen  sind  die 
Löwenköpfe  von  b  und  o.  Von  dem  zweiten  Schiffe  stammt  einzig: 
g  (33788)  Verkleidung  eines  Balkenkopfes  mit  der  Reliefdarstellung 
eines  r.  Vorderarmes  mit  Hand,  die  wahrscheinlich  apotropäische 
Bedeutung  hatte  (vgl.  n.  1347). 

Notlzie  d.  scavi  1895  p.  361  ff.  mit  26  Abb.,  461  ff.  mit  1  Abb.  1896  p.  188  ff.  Malfatti, 
le  na  vi  romane  del  lago  di  Nemi  (Roma  1905).  Ausonia  1 1906  p.  103  ff.  Fig.  1  bis  5. 
Gusman,  l'art  decoratif  de  Borne  pl.  37,  38. 

Die  Gegenstände,  die  in  dem  anderen  Flügel  des  Antiquarium  —  Antiquario 
medievale  —  ausgestellt  sind,  gehören  nicht  in  den  Rahmen  dieses  Führers.  Sie 
stammen  zum  größten  Teil  aus  zwei  Nekropolen,  von  denen  die  eine  bei  Nocera  Umbra, 
die  andere  bei  Castel  Trosino  im  Gebiete  von  Ascoli  Piceno  entdeckt  wurde,  und  die 
beide  von  Angehörigen  der  nördlichen  Völker  angelegt  waren,  die  das  weströmische 
Reich  über  den  Haufen  warfen,  und  zwar  läßt  sich  die  von  Castel  Trosino  mit  Sicher- 
heit den  Longobarden  zuschreiben.  Wenn  sich  aus  den  Funden  der  andern  Nekropole 
ein  im  ganzen  etwas  roherer  Kulturzustand  erkennen  läßt,  so  berechtigt  das  noch  nicht 
auf  ein  anderes  Volk  (die  Goten)  zu  schließen.  Einen  chronologischen  Anhaltspunkt 
bieten  unter  den  weiblichen  Schmuckstücken  goldene  Halsbänder  dar,  in  die  Gold- 
münzen oströmischer  Kaiser  von  Anastasius  I.  (491 — 618  n.  Chr.)  bis  Mauritius  Tibe- 
rius  (582 — 602)  eingefügt  sind.  Die  sorgfältiger  ausgeführten  Mannfakten  zeigen  byzan- 
tinischen oder  einen  dem  byzantinischen  verwandten  Stil,  wie  er  ähnlich  in  jener 
Epoche  im  ganzen  nordwestlichen  Europa  von  Ungarn  bis  Spanien  geherrscht  hat. 
Kotizied.  scavi  1895  p.  35  ff.    Monum.  dei  Lincei  XII  1902  p.  145  ff. 

In  dem  Zimmer  mit  den  Funden  aus  Castel  Trosino  ist  außerdem  ein  Münzfund 
ausgestellt,  der  i.  J.  1893  im  Atrium  des  Hauses  der  Vestalinnen  entdeckt  wurde  und 
dort,  wie  sich  aus  einer  initgefundenen  Mantelschnalle  mit  der  Inschrift  Domno  Marino 
Papa  ergibt,  zur  Zeit  des  Papstes  Marinus  II.  (942 — 946)  wahrscheinlich  von  einen 
Beamten  des  päpstlichen  Hofes  vergraben  worden  war.  Der  kleine  Schatz  besteht  fast 
vollständig  aus  angelsächsischen  Silbermünzen  mit  Geprägen  Alfreds  d.  Großen  (871 
—900),  Eduards  I.  (900—924),  Athelstans  (924—940),  Edmunds  I.  (940—946),  Si- 
triks  und  Anlafs  von  Nortumbria  (914 — 944)  und  des  Erzbischofs  Plegmund  von 
Cantorbery  (889 — 923).  Das  Geld  war  zweifellos  als  Peterspfennig  —  zur  Erhaltung 
des  Hospitals  und  der  Kirche  der  Sachsen  (d.  h.  Engländer;  südwestlich  vom  Peters- 
platz beim  Borgo  S.  Spirito)  und  für  die  Apostelkirchen  —  nach  Born  gekommen. 
Notizie  d.  scavi  1883  p.  487  ff. 

In  einem  der  großen  Thermens&le  sind  aufgestellt: 

1523  Fragmente  und  eine  partielle  Rekonstruktion  der  Ära 

PaciS  AugU8tae*    Die  Fragmente  wurden  zu  verschiedenen  Zeiten  an  Stelle  des 


222  DAS  THERMENMUSEUM.  1623. 

heutigen  Palazzo  Almagia  (früher  Ottoboni-Fiano)  am  Coreo  Umberto  I  gefanden.  D* 
letzte  Grabung  i.  J.  1903,  bei  der  ungeheuere  technische  Schwierigkeiten  zu  bewältig« 
waren,  hat  noch  nicht  zur  endgültigen  Lösung  der  Aufgabe  geführt;  noch  liegt  eine  Ar 
sahl  von  Reliefplatten  unter  dem  Boden  der  Via  in  Lucina,  die  dem  genannten  Paks 
benachbart  ist,  den  zerstörenden  Einflüssen  des  Grundwassers  ausgesetzt.  Immerhin  ha' 
diese  Grabung  das  Material  an  erhaltenen  Fragmenten  erheblich  vermehrt  und  KlartK 
über    den    Unterbau    und    Grundriß    der  ganzen  Anlage  und    damit   auch  fibd 

die  Verteilung  des  Reliefechmuckes  an  Vorder-  und  Bückwand  gebracht«      Dem- 
nach  bestand   das   Heiligtum,    das   Augustos   nach   seiner    Rück- 
kehr aus  Gallien  und  Spanien  im  Jahre  13  v.  Chr.  gründete  und  vier 
Jahre  später  einweihte,  aus  einem  fast  quadratischen  Hofe ;  die  Ost- 
und  Westseiten  maßen  je  11,60  m,  die  Süd-  und  Nordseiten  10,60  & 
oder  40  und  36  römische  Fuß.  Dieser  Hof  war  umschlossen  von  einer 
3,68  m  hohen  relief geschmückten  Marmormauer  und  mit  Marmor  ge- 
pflastert.   Auf  der  Ost-  und  Westseite  war  die  Mauer  je  durch  eise 
hohe  Tür  unterbrochen,  und  zwar  gelangte  man  auf  der  Ostseite,  wie 
es  scheint  —  die  Ausgrabung  hat  darüber  noch  keine  |parheit  ge- 
bracht — ,  nur  über  eine  mäßig  hohe  Schwelle  ins  Innere,  während  zu 
der  westlichen  Türe  sicher  eine  Treppe  von  wenigen  Stufen  empor- 
führte. Im  Innern  des  Hofes  erhob  sich  der  Altar,  um  den  allseitig  ein 
Umgang  von  1,10  m  frei  blieb.    Der  Aufbau  des  Altars  war  so 
beschaffen,   daß  man  zunächst  über  vier  ringsumlaufende    Stufen 
auf  eine  Plattform  gelangte,  dann,  wie  es  scheint,  über  vier  weitere 
Stufen,   die   in  den  eigentlichen  Altar  auf  der  Hauptseite   einge- 
schnitten waren,  bis  zur  Oberfläche.   Man  nimmt  an,  die  Seiten  des 
Altars  seien  mit  Reliefs  geschmückt  gewesen,  da  sich  bei  der  letzten 
Ausgrabung  einige  figürliche  Fragmente  gefunden  haben  sollen,  deren 
kleine  Dimensionen  eine  Einordnung  in  den  äußeren  großen  Figuren- 
fries  verbieten.   Den  Aufbau  der  Umfassungsmauer  vergegenwärtigt 
die  Rekonstruktion;  der  Altar  hat  sich  etwa  bis  zur  Höhe  des  Orna- 
mentbandes erhoben,  das  die  oberen  Friese  von  den  unteren  scheidet 
Die  Darstellungen  der  feierlichen  Prozession  befanden  sich  auf  der 
Nord-  und  Südseite;  die  beiden  Züge  stießen  also  niemals,  wie  in  der 
Rekonstruktion,  an  einer  Ecke  aneinander  (das  Original  der  hier  ver- 
wendeten Platte,  auf  der  die  Figuren  nach  links  gerichtet  sind,  be- 
findet sich  in  den  Uffizien  in  Florenz,  das  der  anderen  Platte  im  Va- 
tikan; s.  n.  152).  Hier  kann  nicht  auf  die  schwierigen  Fragen  einge- 
gangen werden,  die  sioh  an  die  Benennung  der  einzelnen  Figuren 
knüpfen;  nur  das  sei  erwähnt,  daß  Augustus  selbst,  die  Toga  über  den 
Kopf  gezogen  und  bekränzt,  mit  Recht  auf  einem  leider  sehr  zerstör- 
ten Fragmente  erkannt  worden  ist,  das  bei  der  letzten  Ausgrabung  zu- 
tage kam.  Der  Kaiser  war,  umgeben  von  einer  großen  Anzahl  Liktoren, 
im  Habitus  des  Pontifex  maximus  mit  gebietender  Gebärde  an  der 
Spitze  des  Zuges  auf  der  Südseite  dargestellt.  Auf  der  Ostseite  befand 
sich  links  von  der  Tür  das  heute  in  Florenz  befindliche  Tellusrelief 
(die  Erdgöttin  zwischen  einer  Nereide  und  einer  Aura,  Vertreterinnen 


THERMEN-SÄLE.  223 

ler  Elemente  des  Wassers  und  der  Luft),  rechts  wahrscheinlich 
sine  Darstellung  der  sitzenden  Dea  Koma  (zwei  Fragmente  wurden 
1903  gefunden)  im  Beisein  anderer  Gottheiten  (darunter  der  Genius 
Populi  Romani  oder  Honos  —  jugendlicher  Kopf  im  Thermenmuseum 
mit  Resten  eines  Füllhorns).  Links  von  der  westlichen  Türe  war  offen- 
bar die  Entdeckung  der  Wölfin  mit  den  Zwillingen  unter  der  Ficus 
R-uminalis  durch  Faustulus  und  wahrscheinlich  im  Beisein  des  Mars 
iargestellt  (Fragmente  im  Thermenmuseum  und  —  der  Kopf  des 
Mars  —  in  Wien).  Diesem  Relief  entsprach  ein  fast  vollständig  er- 
haltenes, dessen  linker  Teil  schon  seit  1859  bekannt  war,  während  die 
rechte  Hälfte  erst  1903  entdeckt  wurde.  Dargestellt  ist  die  Vorbereit- 
ung eines  Opfers  auf  einem  Felsaltar.  Das  Opfer  gilt  zwei  Gottheiten, 
die  in  einem  hochgelegenen  Sacellum  nebeneinander  sitzen;  offenbar 
sind  es  die  Penaten,  denen  Aeneaseine  trächtige  Sau  zum  Opfer  bringt 
(Dion.  Hai.  I  605 f.).  Er  ist  der  bekränzte  Bärtige  im  griechischen 
Himation,  das  er  aber  nach  römischem  Opferbrauche  über  den  Kopf 
gezogen  hat  (Plut.  aet.  rom.  X,  XI).  Hinter  ihm  werden  Teile  eines 
Mannes  in  orientalischer  Kleidung  sichtbar,  eines  seiner  troischen 
Begleiter  (vielleicht  des  fidus  Achates).  Außer  dem  Popa  funk- 
tioniert bei  dem  Opfer  seltsamerweise  auch  einechtrömisoher  Camillus 
(vgl.  n.  957),  kenntlich  an  dem  zierlich  aufgesteckten  Zöpfchen  am 
Hinterkopfe,  der  Mappa,  Kanne  und  Schale.  So  war  also  die  Türe 
auf  dieser  Seite  umgeben  von  Darstellungen  aus  der  römischen  Sagen- 
welt (den  Ahnen  des  „alter  Romulus",  Aeneas  und  Mars),  auf  der 
andern  Seite  von  gnädig  waltenden  Gottheiten. 

Für  die  architektonische  Form  der  Anlage  hat  man  auf  helleni- 
stische Analogien  verweisen  können.  Der  Entwurf  und  die  Arbeit  der 
Ornamentik  und  der  figürlichen  Reliefs  ist  in  jeder  Hinsicht  charak- 
teristisch für  die  vornehme,  geschmackvolle,  aber  kühle  Art  der  augu- 
steischen Kunst.  In  den  figürlichen  Reliefs  kommt  am  stärksten  der 
klassizistisch-akademische  Charakter  jener  Epoche  zum  Ausdruck; 
auch  der  Teil  mit  den  Akanthusranken  bringt  nichts  prinzipiell  Neues, 
ist  aber  doch  so  wundervoll  erfunden  und  ausgeführt  (wenn  auch 
nicht  an  allen  Teilen  gleich  gut),  daß  er  sich  ebenbürtig  neben 
seine  griechischen  Vorbüder  stellen  darf.  Das  eigentlich  römische 
Empfinden  äußert  sich,  abgesehen  von  Einzelheiten  auf  den  Reliefs  mit 
landschaftlichem  Beiwerk,  am  ehesten  in  dem  feinen  Naturalismus  der 
Girlanden  auf  der  Innenseite. 

Abbandl.  d.  philol.-histor.  Klasse  d.  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXVII 1009 
n.  XXVI  (in  dieser  Arbeit  hat  Studniczka  auf  p.  902 f.  die  ganze  ältere  Literatur  ver- 
zeichnet). Danach:  Berliner  philol.  Wochenschrift  1910  p.  690 ff.  Journal  of  roman 
studiesl  1911  p.  6  ff.  Einzelnes  bei  Gusman,  l'art  decoratif  de  Korne  pl.  1,  25,  31,  99. 
Kekule  von  Stradonitz  die  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  351.  Über  die  Camilll: 
L.  Cl.  S paulding  the  „Camillus"-Type  in  sculpture  (Lancaster  PA  1911)  p.  24  ff.  mit 
Abb.  der  Platte  mit  dem  Sau-Opfer. 


224  DAS  THERMENMUSEUM.  1624—1626. 

1524  Rekonstruktion  des  Grabes  der  Sulplela  Platorina  und 

de»  Gftiug    Sulpieius    PlatOrinUS.     Das  Grab  wurde  i.  J.   1880    beide- 

Regulierung  des  Tiber  in  Trastevere  unweit  des  Ponte  Sisto  unmittelbar  neben  de  i 
aurelianischen  Stadtmauer  aufgedeckt.    In  der  Mitte  der  Gella  fand  man  die  beide: 
Statuen,  die  hier  an  der  Außenseite  r.  und  1.  vom  Eingang  aufgestellt  sind,  aa 
Boden  liegend.   An  der  männlichen  Statue  sind  ergänzt:  die  untere  Hälfte  des  Ge- 
sichtes von  der  Nase  abwärts,  Stücke  an  den  Fingern  der  r.   Hand,  der  1.  Unterarm 
mit  dem  benachbarten  Teile  des  Schwertes  —  doch  ist  die  1.  Hand,  abgesehen  tu  j 
dem  Zeigefinger  und  kleinen  Stücken  der  andern  Finger,  antik  — ,  der  Schwer 
griff  bis  auf  das  Mittelstück  der  Parierstange  und  die  Zehen  des  r.  Fußes.    Die  er- 
hobene R.  hat  man  sich  auf  einen  Speer  gestützt  zu  denken.     Wahrscheinlich 
hat  man  in  den  beiden  unbedeutenden  Statuen  C.  Sulpicius   Pia 
torinus  und  eine  Sulpicia  Platorina  zu  erkennen,  die   in    der  be 
sonders    stattlichen,    jetzt   über   dem    Zugang  eingemauerten   In 
schrift  genannt  sind.    Der  Stil  der  Statuen,  der  Haarschnitt  der 
männlichen  und  die  Coiffüre  der  weiblichen  Figur  deuten  auf  die  iu 
lisch-claudische  Epoche.  Vgl.  auch  n.  1450,  eine  Madchenbüste,  die  in 
demselben  Grabe  gefunden  wurde  (hier  ist  ein  Gipsabguß  der  Büste 
aufgestellt).   In  die  gleiche  Periode  weist  uns  auoh  die  Architektur 
und  Dekoration  des  Grabes.    In  unserer  Besprechung  der  Büste  haben 
wir  bereits  die  inschriftlich  bezeichnete  Aschenurne  einer  Minatia  Polla 
erwähnt,   die  ebendort  entdeckt  wurde;  wir  finden  sie  hier  neben 
anderen,  jede  an  dem  Platze,  an  dem  sie  ursprünglich  gestanden  hatte. 
Während  aber  die  Urne  der  Minatia  Polla  die  ganz  schlichte  Form 
eines  gewöhnlichen  Ossuars  hat,  zeigen  die  meisten  anderen  einen 
überreichen  Schmuck,  der  vorwiegend  aus  Bukranien  wie  aus  Frucht- 
und  Blumengirlanden  besteht  und  in  hohem  Relief  herausgearbeite: 
ist.   Gegenüber  der  Feinheit  und  Sparsamkeit  der  Motive  an  der  Ära 
Pacis  ist  hier  bereits  das  Bestreben,  die  Fläche  vollkommen  auszu- 
füllen, bis  zur  Überladung  gesteigert. 

Notizie  d.  seavi  1880  p.  127 ff.  (die  weibl.  Statue  ebenda  T.  V  1);  1883  p.  372 
CIL  VI  31761 — 31768a.  Lanciani  paganian  Borne  p.  268.  Altmann  die  röm.  Grab- 
altare p.  44 ff.  Fig.  31—38.  S.  Reinach  r6pert.  de  la  stat.  II  2  p.  668  n.  5  (weibl.  StJ 
Gusman  l'art  decoratif  de  Eome  pl.  75  (3  Urnen). 

1525  Zylindrisches  Marmorwerk.  Die  sieben  Platten  —  die  fehlende 
achte  hätte  den  Kreis  geschlossen  —  wurden  *.  J.  1908  an  der  Via  Prenestiiu 
gefunden.  Wahrscheinlich  waren  sie  bestimmt,  die  Basis  eines 
riesigen  Dreifußes  zu  verkleiden,  und,  wenn  den  weibliohen  Fi- 
guren, die  wir  hier  in  einem  Reigen  dargestellt  sehen,  auch  alle  bak- 
chischen  Attribute  fehlen,  dürfen  wir  sie  doch  dem  weiteren  Kreise 
der  Bakchantinnen  zurechnen  und,  wie  man  vorgeschlagen  hat> 
Thyiaden  nennen.  Das  Ganze  ist  ein  höchst  unerfreuliches  Machwerk 
der  sogen,  neu-attisohen  Kunst.  Die  Figuren  sind  übermäßig  lang- 
gestreckt, steif  und  leblos,  so  bewegt  sie  scheinen;  was  sich  als  Anmut 
geben  möchte,  wirkt  nur  als  eckige  Gespreiztheit.  Ganz  schematisch  und 
äußerlich  ist  auch  die  Behandlung  der  Gewänder.  Dabei  hat  der  Stil 
nichts  von  dem  übermäßig  Geleckten  oder  der  allgemeinen  Leerheit  der 


THERMEN -SÄLE.  225 

meisten  „neu-attischen"  Skulpturen;  das  Werk  nimmt  also  immerhin 
innerhalb  dieser  Klasse  eine  eigene  Stellung  ein.  Am  besten  gelungen 
sind  die  Banken  im  Ornamentstreifen,  aber  auch  sie  wirken  mager, 
und  die  Akanthuskelohe  haben  ein  trockenes,  stachliges  Aussehen; 
beides  findet  sich  ähnlich  an  n.  238.  In  Pergamon  wurden  in  der  Nähe 
eines  Heiligtums  des  Dionysos  Fragmente  einer  Replik  gefunden,  die 
in  der  Ausführung  der  römischen  soweit  überlegen  sind,  daß  man  sie 
für  Reste  des  Originals  erklärt  hat.  Fast  vollständig  erhalten  ist  dort 
eine  Platte  mit  der  zweiten  Figur  links  von  der  hier  fehlenden,  weniger 
gut  eine  Wiederholung  der  nächsten  Figur  links;  das  Unterteil  einer 
dritten  stimmt  mit  keiner  unter  den  hiesigen  überein,  wird  also  der  feh- 
lenden entsprochen  haben.  Die  erstgenannte  Figur  findet  sich  außerdem 
in  anderer  Umgebung  auf  einem  neu-attischen  Puteal  im  Louvre,  und 
es  ist  auffallend,  daß  sie  dort  in  gewissen  Zügen,  in  denen  die  pergame- 
nische  Replik  von  der  römischen  abweicht,  mit  jener  übereinstimmt. 
Der  nächsthegende  Schluß  wäre  der,  daß  die  zweimal  beglaubigte 
Version  die  ursprüngliche  sei,  der  römische  Bildhauer  absiohtlieh  oder 
aus  Nachlässigkeit  geändert  habe,  und  diese  Annahme  wäre  umso  ein- 
leuchtender, wenn  wir  in  den  pergamenischen  Platten  wirklich  Reste 
des  Originales  erkennen  dürften.    Da  aber  dem  von  verschiedenen 
Seiten  mit  guten  Gründen  widersprochen  worden  ist  und  wir  einerseits 
wissen,  daß  man  in  der  Glanzzeit  der  pergamenischen  Kunst,  aus  der 
jene  Platten  sicher  stammen,  nooh  nicht  mit  der  Gewissenhaftigkeit 
kopierte,  wie  später  in  Rom,  andrerseits,  daß  durch  die  retrospektive 
Tendenz  des  damaligen  künstlerischen  Interesses  die  ersten  Regungen 
jener  „neu-attischen11  Richtung  ins  Leben  gerufen  wurden,  ließen  sich 
die  Abweichungen  zwischen  den  verschiedenen  Exemplaren  so  erklären, 
daß  der  römische  Bildhauer  das  Original  genau  kopiert,  der  pergame- 
nische  stilistisch  und  auch  in  Einzelheiten  umgewandelt,  der  Verfer- 
tiger des  Pariser  Puteal  wiederum  nach  der  so  entstandenen  Variation 
kopiert  habe.  Aber  die  ganze  Frage  über  Herkunft  und  Zusammen- 
hang dieser  Art  von  Skulpturen  verlangt  eine  neue  Untersuchung. 
Wenn  in  unserem  Falle  ein  älteres  Original  zugrunde  liegt,  kann  es 
kaum  zu  einer  andern  Zeit,  als  in  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts 
v.  Chr.  entstanden  sein.    In  diese  Zeit  werden  wir  durch  die  schlanken 
Proportionen  der  Figuren,  die  Kopf  typen,  die  hohe  Gürtung  und  den 
mannigfaltigen  Wurf  der  Mäntel  gewiesen,  während  in  der  Art,  wie  die 
Untergewänder  gebildet  sind  —  man  beachte  besonders  die  wellen- 
artig aufgeworfenen  Ränder  über  den  vorgesetzten  Füßen  — ,  noch 
die  Eigenart  einer  gewissen  Schule  aus  dem  5.  Jahrhundert  nach- 
klingt (vgl.  n.  946  und  über  Nachwirkungen  dieser  Sohule  im  4.  Jahr- 
hundert n.  110,  111). 

Notizie  d.  scavi  1908  p.  445  ff.  Fig.  1 — 8.  Journal  of  roman  studies  I  1911  p.  46. 
—  Die  pergamenischen  Fragmente:  Ant.  Denkmäler  II  T.  35  p.  15 ff.  Pontremoli- 
Collignon  Pergame  p.  223 ff.   Archaol.  Anzeiger  XIII  1898  p.  199f.   Altertümer  von 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  15 


226  DAS  THEEMENMUSEÜM.  1626—1627. 

Pergamon  VII  p.  272ff.  n.  344  T.  XXXVHI  (Winter).  Das  Puteal  in  Paris:  Clara. 
139,  141.  Hanser  neu-attische  Reliefs  p.  50  n.  60.  Brnnn-Bruckmann  Denkmale: 
grieeb.  u.  röm.  Skulptur  Text  zu  n.  690  p.  0. 

In  einem  andern  Saal  der  Thermen: 

1526  Rekonstruktion  der  Fassade  eines  Grabmonumentes  in 

Tempelform.  Die  Fragmente  wurden  in  den  Jahren  1886  bis  1888  in  der  Um- 
gegend von  Ghieti  bei  einer  kleinen  Kirche  S.  Maria  Calvona  gefunden:  das  Giebel- 
relief, ein  Stück  des  linken  Giebelgeison,  der  Fries,  Teile  des  Plafonds  im  Pronaos, 
die  große  Inschrift  über  der  Tür  und  sonstige  kleinere  Stücke.  Auch  kamen  an  der 
gleichen  Stelle  noch  weitere  Inschriften  und  eine  männliche  Portratbüste  zutage. 

Das  Grab  hatte  der  Inschrift  zufolge  ein  C.  Lusius  Storax  für  sich  und 
seine  drei  coniuges,  in  zweiter  Linie  auoh  für  die  sooii  monimenti  er- 
richten lassen,  deren  Namen  auf  besonderen  Insohrif  tplatten  verzeich- 
net waren  (sie  sind  bis  auf  eine  nicht  ins  Museum  gelangt).  Er  war 
sevir  augustalis  und  hatte  als  solcher  außer  für  den  Kaiserkult  für 
Organisation  öffentlicher  Spiele  zu  sorgen,  diese  eventuell  auf  eigene 
Kosten  zu  veranstalten.  Eine  derartige  Veranstaltung,  ein  munus 
gladiatorium,  ist  nun  in  Giebel  und  Fries  dargestellt,  auf  dem  Friese 
die  Kämpfe  der  Gladiatoren,  die  wir  hier  nicht  im  einzelnen  bespre- 
chen können,  im  Giebel  die  Zuschauer  und  Musikanten,  rechts  vier 
cornicines,  links  vier  tibicines.  In  der  Mitte  der  Zuschauer  sitzt,  durch 
besonders  würdige  Erscheinung  ausgezeichnet  der  editor,  umgeben 
von  den  quattuorviri  iure  dicundo  (?),  zwei  tunicati  (apparitores  ?). 
zwei  Liktoren  (der  eine  rechts^oben;  von  dem  andern  links  unten  ist 
fast  nichts  erhalten)  und  einem  Manne  mit  langem  Stab  (unter  dem  r. 
Liktoren,  wahrscheinlich  der  lanista).  In  der  zweiten  Reihe  sind  zehn 
weitere  Togati  dargestellt  und  mit  wirkungsvoller  Abwechslung  geord- 
net. An  den  äußersten  rechts  tritt  ein  Mann  mit  einem  Kästchen  heran, 
aus  dem  er  wie  jener  etwas  herausnimmt;  augenscheinlich  nandelt  es 
sioh  um  die  Verteilung  der  missilia,  der  Geschenke  an  die  Anwesenden, 
Links  unten  sitzen  auf  einer  besonderen  Bank  drei  Knaben  mit  locki- 
gen Haaren  zwischen  dem  einen  Liktor  und  den  tibicines.  Darüber  ist 
durch  wenige  Figuren,  die  durch  geringe  Kleidung  und  lebhafte  Gesten 
ausgezeichnet  sind,  das  zuschauende  Volk  vertreten;  oben  breitet  eine 
Frau  in  höchster  Aufregung  ihre  beiden  Arme  aus.  Die  ganze  Versamm- 
lung befindet  sioh  vor  einem  Gebäude,  von  dem  oben  sechs  dorische 
Säulen  sichtbar  werden;  keinesfalls  handelt  es  sich  um  ein  Amphi- 
theater. Die  Spiele  fanden  in  älterer  Zeit  sehr  häufig,  auoh  in  Born,  an 
irgendeinem  geeigneten  Platze  der  Stadt  und  meist  vor  öffentlichen 
Gebäuden  statt,  deren  Stufen  für  die  Sitze  der  Zuschauer  benutzt 
wurden.  Die  Figuren  sind  in  dem  dreieckigen  Giebelfelde  recht  ge- 
schickt verteilt;  nur  in  einem  Punkte  verlangt  der  Bildhaue:  ein 
weitgehendes  Zugeständnis  von  der  Vorstellungsfähigkeit  des  Be- 
trachters :  die  Musikanten  sollen  wir  uns  natürlich  nicht  mit  den  Rük- 


THERMEN -SÄLE.  227 

ken  gegen  die  Arena  gewendet  denken,  sondern  auf  senkrecht  aus  dem 
Grunde  vorspringenden  Bänken.  Der  Stil  der  Skulpturen  und  der 
Schriftcharakter  der  Inschriften  gestatten  uns,  die  Errichtung  des 
Grabmals  in  die  iulisch-claudische  Periode  zu  datieren.  Der  gleichen 
Zeit  gehört  die  Porträtbüste  an,  und  es  ist  deshalb  sehr  wohl  möglich, 
daß  sie  keinen  anderen  als  C.Lusius  Storax  darstellt  (bemerkenswert 
ist  an  ihr  der  kurzgeschnittene  Vollbart).  Die  Reliefs  repräsentieren 
in  sehr  guten  Beispielen  die  von  der  großen  akademischen  Strömung 
der  augusteischen  Kunst  fast  unberührte,  provinzielle  Kunst,  und 
zwar  kommt  deren  schlicht-realistischer  Grundzug  in  dem  Giebelrelief 
stärker  zum  Ausdruck,  als  in  dem  Friese,  in  dessen  Komposition 
und  Einzelmotiven  Reminiszenzen  an  griechische  Werke  unverkenn- 
bar zutage  treten.  Aber  auch  hier  ist  echt-italisch  die  genaue  Wieder- 
gabe aller  äußeren  Details. 

Notizie  d.  scavi  1886  p.  169;  1887  p.  158 f.,  297 ff.;  1888  p.  745 ff.  Bullettino  co- 
munale  XXIII  1895  p.  267.  E.  Caetani-Lovatelli  scritti  varii  p.  88.  Monum.  ant. 
pubbl,  per  com  della  B.  Accademia  dei  Lincei  XIX  1909  p.  542  ff.  T.  I — III.  Journal 
of  roman.  studies  I  1911  p.  48. 

In  einem  kleinen  Kreuzgang,  wo  in  den  Jahren  1911 — 1912  die 
mostra  greca  aufgestellt  war,  ist  der  Boden  bedeckt  mit  den  Resten 
eines  großen  Mosaiks  aus  weißen  und  schwarzen  Steinchen,  das  in 
den  Thermen  des  Vicus  Augustanus  Laurentium  (Plin.  iun.  ep.  II 
17)  entdeckt  wurde  und  Darstellungen  von  Land-  und  Meertieren, 

sowie   Jagdszenen  enthält  (Journal  of  roman  studies  I  1911  p.  48  Fig.  9,  10). 

In  einem  der  großen  Höfe: 

1527  Reste  der  Ustrlna  Antonlnorum  ( ?),  Gefunden  in  den  Jahren 
1907 — 1910  bei  demErweiterungsbau  des  Parlamentspalastes  an  der  Nordseite  von  Monte- 
citorio.  Augenscheinlich  gehörten  sie  zu  einer  großen  Anlage,  wie  man 
eine  ähnliche  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  in  der  Nähe  des  Mauso- 
leum Augusti  gefunden  hat  (vgl.  n.  213),  d.  h.  einem  ausgedehnten  mit 
Travertinpf  osten  und  Gittern  umhegten  Platze,  einem  Rundbau  und 
einem  Bau  von  polygonalem  Grundriß  aus  karrarischem  Marmor.  Wie 
man  dort  das  bustum  Caesarum,  den  Verbrennungsplatz  der  Kaiser  aus 
iulischem  Hause  erkannt  hat,  so  vei mutet  man  hier  mit  Wahrschein- 
lichkeit die  ustrina  der  Kaiser  aus  dem  2.  Jahrhundert.  Dem  würde 
der  Stil  der  Reste  entsprechen.  Man  beachte  außer  dem  Fragment 
einer  Inschrift  den  Rest  eines  Reliefs  mit  einem  Barbarenkopfe  und 
zwei  übermäßig  reiche  Eck-Akrotere. 

Notizie  d.  scavi  1907  p.  435;  525 ff.;  651;  681;  1908  p.  19;  46 f.;  234;  438;  1909 
p.  10 f.;  429;  1910  p.  285.  Bullettino  comunale  1907  p.  326;  1908  p.  86;  1909  p.  113. 
Bollettino  d'arte  1910  p.  315  f.  Fig.  11. 

In  einem  Saale  links  vom  Eingang  in  das  Museum  ist  aufgestellt 
worden: 

16* 


228  DAS  THERMENMUSEÜN.  1628. 

1528  Statue  des  Kaisers  Augustus*). 

Gefunden  Anfang  Juni  des  Jahres  1910  bei  Gelegenheit  einer  Funda- 
mentverst&rkung  in  einem  Hause  an  der  Ecke  der  Via  Mecenate  und  Via 
Labicana.  Die  Statue  lag  auf  dem  Bücken,  als  wäre  sie  mit  Sorgfalt 
niedergelegt  worden.  Der  Körper  ist  aus  kanarischem  Marmor,  der  Kopf 
aus  einem  griechischen  Marmor  mit  feinen  Kristallen  gearbeitet.  Die 
Verschiedenheit  der  Marmortöne  war  an  der  Gewandung  durch  Bemalung 
ausgeglichen.  An  der  Rückseite  des  Kopfes  fehlt  ein  Teil,  der  einst  zweifel- 
los angestückt  war.  Außerdem  fehlen  beide  Hände,  von  denen  die  1. 
eingesetzt  war,  die  r.  abgebrochen  ist. 

Der  Kaiser  ist  in  vorgerücktem  Alter  als  Togatus  dargestellt,  die 

Toga  über  den  Kopf  gezogen.    Danach  ist  er  in  der  Ausübung  eines 

Gottesdienstes  begriffen  gedacht  und  mit  einer  Schale  in  der  R.. 

vielleicht  einem  priesterlichen  Attribute  in  der  L.  zu  ergänzen.    Die 

Ausführung  des  Kopfes  ist  hervorragend  schön.    Die  eindrucksvolle 

Wiedergabe  des  Alters  und  des  zehrenden  Leidens  ist  gemildert,  man 

möchte  sagen,  verklärt  durch  einen  ungewöhnlich  hohen  Grad  kühler 

Vornehmheit,  wie  er  nur  einem  augusteischen  Künstler  erreichbar 

war.  Dabei  ist  der  Marmor  zart  behandelt  und  nicht  zu  stark  geglättet. 

In  auffallendem  Kontraste  dazu  steht  die  Arbeit  des  Körpers,  deren 

geringe  Qualität  den  Gedanken  nahelegt,  daß  wir  es  hier  mit  dem 

schlechten  Ersätze  eines  gleichartigen  Körpers  zu  tun  haben,  der  auf 

irgendeine  Weise  Schaden  gelitten  hatte.     In  der  Nähe  der  Statue 

wurden  geringe  Beste  eines  Gebäudes  (ionische  Säule  mit  Epistyl) 

aus  Travertin  mit  Stuckverkleidung  gefunden,  doch  fehlt  jeder  Anhalt 

zu  seiner  Benennung  oder  auch  nur  zur  Bestimmung,  ob  es  sich 

um  ein  privates  oder  öffentliches  Gebäude  handelt. 

Notizie  d.  scavi  1910  p.  223  ff.  T.  I— III.  Journal  of  roman  studies  I  1911  p.  6 
pl.  III.    Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  u.  Römer  p.  XXXV  T.  172,  173. 

*)  In  den  gleichen  Saal  sind  jetzt  die  Inschriften  der  Arval-Brüderschaft  über- 
führt worden,  die  wir  auf  p.  60—61  dieses  Bandes  besprochen  haben.  Ebendort 
sollen  voraussichtlich  auch  die  von  uns  unter  n.  1249  besprochene  Statue,  die 
Vorderseite  eines  Larenaltares  n.  1265  und  die  Porträts  der  Vestalinnen  n.  1243  u. 
1357—1361  aufgestellt  werden.  In  dem  Zimmer  VI,  in  dem  bisher  die  letztgenannten 
Porträts  der  Vestalinnen  untergebracht  waren,  soll  dann  die  Wiederholung  des  my- 
ronischen  Diskobolen  aus  Castel  Porziano  n.  1363  mit  dem  ergänzten  Gipsabguß  der 
Statue  sowie  den  Abgüssen  des  Diskobolen-Kopfes  aus  dem  Pal.  Lancelotti  und  de« 
Diskobolen- Armes  in  der  Casa  Buonarotti  zu  Florenz  ihren  Platz  finden. 


Villa  Borghese. 

Der  neueste  Katalog:  Venturi  il  Museo  e  la  Galleria  Borghese,  Roma  1893. 

Vorhalle. 

1529  Brei  Fragmente  großer  Reliefs. 

Das  eine  (n.  23)  ist  oben  in  die  r.,  das  andere  gegenüber  in  die  1. 
Wand  eingemauert;  das  dritte  (n.  29)  steht  links  vor  der  Hinterwand 
auf  dem  Fußboden. 

Die  Reliefs,  von  denen  die  drei  Fragmente  herrühren,  sollten,  wie 
man  bis  vor  kurzem  einer  allgemein  gebilligten  Hypothese  folgend 
angenommen  hatte,  einen  antiken  Bogen  verziert  haben,  dessen  Ru- 
inen noeh  im  15.  Jahrhundert  auf  der  Piazza  Seiarra  standen.  Wie 
sieh  aus  der  1641  daselbst  aufgefundenen  Weihinschrift  ergab,  war 
dieser  Bogen  im  11.  Jahre  der  Regierung  des  Claudius  (51 — 52  n.  Chr.) 
vom  Senat  und  vom  römischen  Volke  zur  Erinnerung  an  die  unter 
diesem  Kaiser  in  Britannien  erfoehtenen  Siege  errichtet.  In  der  mit 
Panzer,  Mantel  und  reich  verzierten  Stiefeln  ausgestatteten  Figur, 
die  in  der  Mitte  des  links  eingemauerten  Reliefs  sichtbar  ist,  glaubte 
man  demnach  den  Kaiser  Claudius  zu  erkennen,  umgeben  von  drei 
Offizieren,  unbedeckten  Hauptes  wie  der  Kaiser.  Neuesten  For- 
schungen zufolge  ist  es  indessen  sehr  viel  wahrscheinlicher,  daß  diese 
Fragmente  vom  Trajansforum  und  demnach  aus  der  Zeit  des  Trajan 
stammen.  Auf  dem  bereits  erwähnten  Fragmente  ragen  oben,  in  zwei 
Reihen  übereinander  geordnet,  die  behelmten  Köpfe  mehrerer  Sol- 
daten hervor.  Die  Stäbe,  die  hinter  den  Köpfen  der  oberen  Reihe 
emporreichen,  scheinen  Schäfte  von  Feldzeichen,  die  wir  uns  von  den 
Mannschaften  geschultert  zu  denken  haben.  Auf  dem  gegenüber  einge- 
mauerten Relief,  dessen  Figuren  etwas  größere  Dimensionen  zeigen 
als  die  des  soeben  besprochenen,  sieht  man  zwei  Soldaten,  von  denen 
jeder  in  der  1.  Hand  ein  Feldzeichen  hält.  Das  Feldzeichen  des  zur 
Linken  dargestellten  Soldaten  endet  in  einen  Adler,  der  auf  einem 
Bündel  von  Blitzen  sitzt.  An  dem  Schafte  des  Feldzeichens,  das  der 
rechtsstehende  Soldat  trägt,  sind  zwei  runde  Porträtbilder  (imagines 
clipeatae)  befestigt,  von  denen  das  obere  früher  für  ein  Porträt  des 
Claudius  erklärt,  das  untere  auf  den  bekannten  Freigelassenen  dieses 
Kaisers,  Narcissus,  gedeutet  wurde.  Die  Krönung  des  Schaftes  ist 
unkenntlich.  Ein  drittes  Feldzeichen,  dessen  Träger  verloren  ge- 
gangen ist,  hat  sich  an  dem  1.  Rande  des  Reliefs  erhalten.    Es  ist 


230  VILLA  BORGHESE.  1580. 

von  einer  offenen  Hand  gekrönt,  während  der  Schaft  wiederum  mit 
einem  Bundbilde  geschmückt  ist.  Da  mit  derartigen  Rundbildern 
geschmückte  Feldzeichen  für  die  Prätorianer  bezeichnend  waren,  haben 
wir  in  ihren  Trägern  Angehörige  dieser  Truppe  zu  erkennen.  Hinter 
den  Fahnenträgern  sieht  man  die  unbedeckten  Köpfe  zweier  Offiziere, 
darunter  die  behelmten  Köpfe  dreier  Soldaten,  von  denen  zwei,  da 
die  Backenschirme  ihrer  Helme  mit  Donnerkeilen  verziert  sind,  viel- 
leicht der  12.  Legion  (fulminatrix)  angehören.  Auf  dem  dritten  an 
Boden  stehenden  Fragmente  haben  sich  nur  zwei  unbehelmte  und 
vier  behelmte  Köpfe,  eine  Standarte  (vexillum)  und  unbedeutende 
Reste  anderer  Feldzeichen  erhalten.  Auffällig  ist  es,  daß  die  Augen 
der  im  Profil  dargestellten  Köpfe  fast  durchweg  mehr  oder  minder 
in  der  Vorderansicht  wiedergegeben  sind. 

Abhandl.  der  phil.-hist.  Klasse  der  Bachs.  Ges.  d.  Wissenschaften  VI  (1872)  T 
I.  p.  271ff.  Mon.  dell*  Inst.  X  T.  XXI  1—3,  Ann.  1875  p.  42—48.  Brunn-Bruck 
mann  Denkmäler  n.  403.  S.  fteinach  repertoire  de  rel.  grecs  et  rom.  I  p.  881.  Das  an 
zweiter  Stelle  besprochene  Belief  auch  bei  Schneider  das  alte  Born  T.  X  8.  Die  daraul 
dargestellten  Feldzeichen  mit  den  imagines  clipeatae:  Abhandlungen  des  archäol- 
epigraph.  Seminars  der  Universität  Wien  V  (1885)  p.  63  Fig.  79a,  b.  Papera  of  the 
British  school  at  Borne  III  1905  p.  215.  Supplem.  papera  of  the  Americ.  achool  in 
Borne  II  1908  p.  47.  —  Über  den  Bogen  des  Claudius:  Bullettino  comunale  TI 
1878  p.  15 ff.,  p.  20. 

In  der  1.  Ecke: 

1530  (7)  Pallastorso. 

Dieser  Torso  rührt  von  einer  Nachbildung  der  Athena  Parthenon 
des  Pheidias  her.  Die  Ausführung  ist  sorgfältig  und  auf  der  Rück- 
seite beinahe  ebenso  eingehend  wie  auf  der  Vorderseite.  Die  zwischen 
der  großen  und  der  folgenden  Zehe  angebrachten  Vertiefungen  schei- 
nen zur  Befestigung  von  Sandalenriemen  aus  Metallblech  gedient  zu 
haben.   Vgl.  n.  906,  1304. 

Abhandlungen  der  phil.-hist.  Klasse  der  sächs.  Ges.  d.  Wissenschaften  VIII 
1883  T.  IV  H.  p.  527.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  294  n.  4.  Vgl.  Aich 
Zeitung  XLI  1883  p.  210. 

Der  Hauptsaal. 

Die  in  den  Fußboden  dieses  Saales  eingelassenen  Bruchstücke 
eines  großen  Mosaiks  stammen  aus  einer  Ausgrabung,  die  der  Fürst 
Borghese  1834  in  der  unterhalb  des  Hügels  von  Tusculum  gelegenen 
Tenuta  di  Torre  nuova  vornehmen  ließ.  Man  stieß  dabei  auf  die 
Ruinen  einer  umfangreichen  antiken  Villa,  die  nach  der  Ansicht  der 
römischen  Topographen  der  Familie  der  Pupinii  gehörte.*)  Das  Mo- 
saik, von  dem  diese  Bruchstücke  herrühren,  schmückte  den  Fußboden 
einer  der  Hallen,  die  das  Peristyl  der  Villa  umgaben.  Es  stellte  ein 
großes,  mit  Tierhetzen  (venationes)  verbundenes  Gladiatorenschau- 

1)  Nibby  analisi  III  p.  238  ff. 


ERDGESCHOSS.  231 

spiel  (munus  gladiatorium)  dar,  vermutlich  ein  Schauspiel,  das  der 
Besitzer  der  Villa  veranstaltet  hatte.  Die  dabei  auftretenden  Kampfer 
waren  nach  den  Typen,  die  wir  auf  den  erhaltenen  Fragmenten  wahr- 
nehmen, durchweg  barbarischer  Herkunft,  wie  auch  die  ihnen  bei- 
geschriebenen Namen  entweder  auf  Barbaren  oder  auf  Sklaven  hin- 
weisen. Die  Ausführung  ist  roh,  vergegenwärtigt  aber  in  treffender 
Weise  die  Ausrüstung  der  verschiedenen  Kampfer,  ihre  Auslagen,  ihre 
Angriffs-  und  Deckungsweise  —  kurz  alles  das,  was  den  dem  Gladia- 
torensport ergebenen  Römer  besonders  interessierte.  Die  Buchstaben- 
formen und  die  Orthographie  der  Beischriften  deuten  auf  die  Zeit 
Diocletians  oder  Constantins  des  Großen,  eine  Datierung,  der  auch 
der  Kunstcharakter  der  Bilder  in  keiner  Weise  zuwiderlauft.  Leider 
ging  der  Restaurator,  der  die  Fragmente  für  den  Saal  der  Villa  Bor- 
ghese  zusammensetzte,  vorwiegend  auf  eine  dekorative  Wirkung  aus 
und  hat  infolgedessen  bisweilen  nicht  zusammengehörige  Stücke  an- 
einander gefügt. 

Die  dem  Eingange  zunächst  in  der  Mitte  des  Saales  eingelassene 
Tafel  gibt  einen  Begriff  von  den  verschiedenartigen  Tieren,  die  für 
die  venationes  aus  den  verschiedensten  Weltgegenden  nach  Rom  ge- 
bracht wurden.  Wir  sehen  darauf,  um  nur  auf  die  Tiere  hinzuweisen, 
deren  Species  deutlich  erkennbar  ist,  einen  Löwen  und  einen  Strauß, 
Tiere  afrikanischer  Herkunft,  neben  einem  aus  den  germanischen 
Wäldern  stammenden  Elentier.  Die  Kämpfer  (bestiarii)  sind  mit 
kurzen,  an  einzelnen  Stellen  durch  Stickerei  verzierten  Röcken  be- 
kleidet und  an  jeder  Schulter  mit  einer  Schutzscheibe  aus  Leder  oder 
Metall  ausgestattet;  die  Festigkeit  ihrer  Hand-,  Knie-  und  Fußge- 
lenke ist  durch  umgelegte  Riemen  verstärkt.  Einer  der  Kämpfer  stößt 
den  Speer  in  die  Brust  eines  gegen  ihn  anspringenden  Löwen,  ein 
anderer  in  die  Brust  eines  anstürmenden  Stieres.  Weiter  links  sieht 
man  einen  dritten  Kämpfer,  der  einen  Stier  bei  den  Hörnern  gepackt 
hat,  und  um  ihn  herum  eine  Gruppe  von  toten  oder  verwundeten 
Kameraden. 

Eine  andere  Episode  aus  der  Tierhetze  ist  auf  einer  der  weiter 
hinten  in  zweiter  Reihe  eingelassenen  Platten  dargestellt.  Zwei  Pan- 
ther werden  im  Ansprunge  von  zwei  Kämpfern  mit  Jagdspießen  durch- 
bohrt, während  vier  Tiere  derselben  Gattung  bereits  getötet  am 
Boden  liegen  und  zwei  andere  in  der  Arena  herumwandeln.  Offen- 
bar gehörte  zu  dieser  Darstellung  auch  ein  Fragment,  auf  dem  sich 
zwei  weitere  mit  Panthern  kämpfende  Männer  erhalten  haben,  das 
jedoch  von  dem  Restaurator  fälschlich  mit  der  links  unterhalb  des 
kolossalen  Satyrs  n.  1531  (XXXVI)  eingelassenen  Platte  verbunden 
worden  ist. 

Diese  letztgenannte  Platte  zeigt  in  der  Mitte  die  Sohlußszene  eines 
Gefechtes  zwisohen  einem  leicht  gerüsteten,  mit  Netz,  Dreizack  (tri- 


232  VILLA  BORÖHESE.  1681a- 1532. 

dens,  fuscina)  und  kurzem  Schwerte  kämpfenden  Gladiator  (retiarius 
namens  Alumnus  und  einem  schwerer  gerüsteten,  mit  einem  Visier 
helme  ausgestatteten  Gegner  (seoutor),  dessen  Name  Mazicinus  lau 
tet.  Alumnus,  den  die  Beisohrift  VIC(tor)  als  Sieger  bezeichnet,  hält 
das  blutige  Schwert,  mit  dem  er  seinem  Gegner  den  Todesstoß  ver- 
setzt hat,  triumphierend  in  die  Höhe,  während  zu  seinen  Füßen,  be 
deckt  von  einem  großen  viereckigen  Schilde,  die  Leiche  des  Mazicinus 
liegt.  Der  Dreizack,  den  der  Retiarier,  da  er  seiner  bei  dementsohei 
denden  Nahkampf  nicht  mehr  bedarf,  auf  den  Boden  geworfen  hat, 
ist  von  dem  modernen  Restaurator  irrtümlich  in  eine  Stange  ver- 
wandelt worden.  Von  zwei  anderen  Kampferpaaren  hat  sich,  nur  je 
ein  behelmter  Gladiator  erhalten,  beide  durch  die  Beischrift  VIC(tor 
als  Sieger  bezeichnet,  der  eine  den  Angriff  eines  Retiarius  erwartend, 
der  andere  seinen  fliehenden  Gegner  verfolgend.  Zu  einem  dritten  Paare 
gehörte  Callimorf  us,  der  oben  schwer  verwundet  am  Boden  liegt.  Der 
im  Hintergrunde  dargestellt  Mann,  der  mit  der  erhobenen  R.  ein 
Fähnchen  oder  eine  Peitsche  schwingt,  ist  ein  Kampf  wart  (lanista 
oder  einer  der  lorarii,  denen  es  oblag,  die  säumigen  Gladiatoren  mit 
Peitschenhieben  zum  Kampfe  zu  nötigen. 

Auf  dem  hinter  dem  mittleren  Mosaik  eingelassenen  Fragmente 
haben  sich  die  drei  Kämpferpaare  vollständig  erhalten.  Der  behelmte 
Gladiator  Bellerefons  ist  im  Begriff,  dem  vor  ihm  Hegenden  Retiarier 
Cupido  das  Schwert  in  die  Gurgel  zu  stoßen.  Das  dem  Namen  des 
Retiariers  beigeschriebene  Theta,  der  Anfangsbuchstabe  des  Wortes 
ftavarog  (Tod),  bezeichnet  Cupido  als  dem  Tode  verfallen.  Ein  anderer 
Retiarier,  Aurius,  ist  seinem  Gegner  Talamonius  erlegen,  der  neben 
der  Leiche  steht  und,  wie  es  scheint,  irgendwelchem  Befehle  ent- 
gegensieht. Die  dritte  Gruppe  zeigt  den  Retiarier  Meleager,  wie  er. 
auf  das  1.  Knie  gestützt,  sein  blutiges  Schwert  emporhebt.  Vermut- 
lich erwartet  er  von  den  Zuschauern  Bescheid,  ob  er  seinem  hinter 
ihm  hegenden  schwer  verwundeten  Gegner  den  Todesstoß  versetzen 
soll.  Im  Hintergrunde  über  dem  Verwundeten  sieht  man  einen  Mann 
und  ein  Pferd,  das  dazu  bestimmt  scheint,  die  gefallenen  Gladiatoren 
aus  der  Arena  zu  schaffen.  Rechts  hat  sich  die  Figur  eines  schwer 
bewaffneten  Gladiators,  Pampineus,  erhalten. 

Auf  der  letzten  in  zweiter  Reihe  rechts  befindlichen  Tafel  sieht 
man  drei  Kämpfe,  in  denen  durchweg  der  Retiarius  die  Oberhand 
hat.  Licentiosus,  der  durch  einen  Dreizackstoß  den  Purpureus  nieder- 
gestreckt hat,  geht,  nachdem  er  den  Dreizack  weggeworfen,  seinem 
vor  ihm  liegenden  Gegner  mit  dem  kurzen  Schwerte  zu  Leibe.  Ein 
anderer  Retiarier,  Entinus,  stößt  dem  vor  ihm  fliehenden  Baccibus 
das  Schwert  in  den  Rücken.  Astaoius  stürzt  mit  gezücktem  Schwert 
auf  den  gefallenen  Astivus  los,  dessen  bevorstehender  Tod  durch  das 
beigefügte  Theta  angedeutet  ist.    Von  einer  vierten  Gruppe  hat  sich 


ERDGESCHOSS.  233 

nur  die  ebenfalls  von  dem  Theta  begleitete  Figur  eines  Retiarius  Ro- 
danus erhalten.  Links  unten  ist  die  Figur  eines  lanista  oder  lorarius 
beigefügt.    Zwei  ähnliche  Figuren  sieht  man  oben  im  Hintergrunde. 

Henzen  explicatio  musivi  in  Villa  Burghesiana  asservati,  Bomae  1845  (auch 
in  den  Dissertation!  della  pontef.  Accademia  romana  XII  p.  73  ff.)-  Vgl.  Braun  Ruinen 
und  Museen  p.  521  n.  1.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXVI  1911  p.  8  Anm.  7.  CIL 
VI  2  n.  10206.  Eine  Übersicht  über  die  hinsichtlich  der  römischen  Gladiatoren  ge- 
wonnenen Resultate:  P.  J.  Meier,  de  gladiatura  romana,  Bonnae  1881.  Vgl.  n.  1060. 

Die  Betrachtung  der  Skulpturen  beginnt  an  der  1.  Seitenwand. 
1530a  (XXXV)  Kolossaikopf  der  Isis  (?). 

Ergänzt  die  Lotosblume,  die  Augenknochen,  der  vordere  Teil  der 
Nase,  die  Unterlippe,  das  untere  Stück  des  Halses,  die  unteren  Hälf- 
ten der  beiden  längs  des  Halses  herabfallenden  Locken. 

Die  Benennung  gründet  sich  auf  eine  über  der  Stirn  vorhandene 
Ansatzspur,  die  recht  wohl  von  einer  an  dieser  Stelle  angebrachten 
Lotosblume  herrühren  kann.  Wenn  hiernach  der  Kopf  mit  Recht 
auf  Isis  gedeutet  worden  ist,  so  zeigt  er  einen  hellenistisch-römischen 
Typus,  der  jeder  Eigenart  ägyptischen  Stiles  entkleidet  worden  ist. 

Nibby  T.  7  p.  40. 

1531  (XXXVI)  Kolossaler  Satyr. 

Vormals  in  PaUzso  Gevoli  (jetzt  Sacchetti)  an  der  Via  Oiulia.  Er- 
gänzt der  Kopf,  der  r.  Arm  mit  dem  Pedum,  der  1.  mit  dem  ihn  um- 
gebenden Teile  der  Nebris,  die  Beine,  der  Stamm,  die  Plinthe. 

Der  heftig  bewegte  Torso  zeigt  eine  vortreffliche,  von  Leben  sprü- 
hende Ausführung.  Die  Ergänzung  ist  nach  Bronzefiguren  hergestellt, 
deren  Rumpf  in  der  gleichen  Weise  bewegt  ist  wie  der  Torso  der  Ko- 
lossalstatue, und  scheint  im  ganzen  richtig.  Der  Satyr  scherzt  mit 
einem  Panther,  der  auf  der  Plinthe  beigefügt  war  oder  den  sich  der 
Betrachter  hinzuzudenken  hatte,  und  bedroht  das  Tier  mit  erhobenem 
Pedum.  Man  vergleiche  zwei  kolossale  Satyrtorsen  in  Neapel  und 
Florenz,  beide  hellenistisch,  der  zweite  pergamenisch,  einen  kolossalen 
Satyrkopf  (n.  232),  dessen  Original  man  nicht  ohne  Grund  dem 
Damophon  zugeschrieben  hat,  und  zwei  ebenfalls  kolossale  Satyr- 
köpfe, nach  hellenistischen  Vorbildern  kopiert,  in  Venedig. 

Antiquarum  statuarum  urbis  Bomae  icones  (Bomae  1621)  II  T.  75.  Nibby  T.' 
8  p.  41.  Clarao  717,  1714.  Vgl.  Beschreibung  Borns  III  3  p.  235  n.  4.  Braun  Ruinen 
und  Museen  p.  524  n.  2.  Jahrbuch  des  arch.  Inst.  VI  1801  p.  170  e  (wo  weitere  ältere 
Literatur  angeführt  ist).  —  Der  Satyrtorso  in  Neapel:  Buesch  guida  del  museo  naz. 
di  Napoli  n.  287 ;  der  in  Florenz :  Amelung  Führer  d.  d.  Ant.  in  Florenz  n.  153 ;  die  beiden 
Satyrköpfe  in  Venedig:   S.  Beinach  totes  antiques  T.  263,  264  p.  214 f. 

Über  das  in  die  Basis  dieser  Statue  eingelassene  Relief  s.  n.  1533. 

1532  (XL)  Statue  des  Meleagros. 

Ergänzt  der  Kopf  mit  dem  Halse  und  dem  über  die  Chlamys  her- 
vorragenden Stücke  der  Brust,  der  r.  Arm,  die  Finger  der  1.  Hand,  ein 
Stück  der  flatternden  Chlamys,  das  r.  Bein  zum  größten  Teil,  am  Speere 
die  Spitze  und  der  untere  Teil  des  Schaftes  (von  der  1.  Hand  abwärts), 
an  dem  Hunde  der  Kopf,  der  Hals,  beide  Vorderpfoten,  außerdem  der 
vordere  Teil  der  Plinthe. 


234  VILLA  BORGHESE.  1533—1686. 

Die  Statue  geht  auf  dasselbe  Bronzeoriginal  zurück  wie  die  va: 
kanische  n.  128,  doch  ist  an  dem  borghesischen  Exemplare  der  L  Am 
dem  Körper  näher  gerückt,  um  die  Ausführung  im  Marmor  ohnr 
Nbtbeheff  zu  ermöglichen;  aus  demselben  Grunde  steht  der  flatternd: 
Teil  der  Chlamys  weniger  weit  von  diesem  Arme  ab.  Außerdem  zeig: 
der  ganze  Körper  gedrungenere  Formen.  Welches  der  beiden  Exem 
plare  hinsichtlich  der  Körperbildung  die  Originalfigur  genauer  wieder 
gibt,  ist  nicht  schwer  zu  entscheiden.  Zweifellos  hat  der  Charakter 
elastischer  Kraft,  der  vortrefflich  auf  den  rüstigen  Jäger  paßt  und  in 
der  vatikanischen  Statue,  wie  auch  in  anderen  besseren  Wiederhc- 
hingen  auf  das  nachdrücklichste  zum  Ausdruck  gebracht  ist,  in  der 
borghesischen  Wiederholung  beträchtliche  Einbuße  erfahren. 

Nibby  p.  43  n.  8.  Ann.  dell'  Inst.  1843  Tav.  d'agg.  I  p.  258— -260.  8.  Reinacl 
repertoire  de  la  etat.  II  2  p.  555  n.  1.  Komische  Mitteilungen  IV  1889  p.  220  n. : 
Furtwftngler  Meisterwerke  p.  362  Anm.  1.    Amelung  Vatikan-Katalog  II  p.  34. 

Über  der  in  der  Hinterwand  angebrachten  Türe: 

1533  (VIIL)  Friesplatte,  bakchische  Darstellung. 

Die  vortrefflich  gearbeiteten  Belief s  zeigen  links  einen  Jugend 
liehen  Satyr,  der,  die  Syrinx  blasend,  auf  einem  mit  einer  Nebri> 
bedeckten  Felsen  sitzt,  während  ein  bärtiger  Genosse,  der  mit  der  L 
eine  Handpauke  (Tympanon)  erhebt,  auf  ihn  zueilt.  Rechts  sind  eh 
Satyr  und  eine  Bakchantin  beschäftigt,  eine  mit  einem  langen  Chiton 
und  einem  knappen  Mantel  bekleidete  Statue  des  bärtigen  Dionysos 
zu  reinigen.  Der  Satyr  gießt  aus  einem  topfartigen  Gefäße  Wasser 
in  einen  Behälter;  die  Bakchantin  hält  über  diesem  mit  der  gesenkten 
R.  einen  Schwamm  und  legt  die  L.  an  die  Wange  der  Statue.  Die 
Platte  gehörte  zu  einem  größeren  Fries,  der  bakchische  Szenen  dar 
stellte.  Es  haben  sich  davon  noch  mehrere  andere  Fragmente  erhalten, 
die  von  dem  modernen  Restaurator,  wie  sich  aus  alten  Handzeich- 
nungen ergibt,  in  willkürlicher  Weise  zusammengesetzt  worden  sind. 
Die  betreffenden  Stücke  sind  eingelassen  in  die  Basis  des  Satyr* 
n.  1531  (XXXVI)  die  des  Dionysos  n.  IL;  ein  drittes  ist  über  dem 
Sarkophage  n.  1542  (VC)  im  zweiten  Zimmer  gegen  die  Wand  gelehnt. 

Nibby  T.  9  p.  41,  p.  51.  Boscher  mythol.  Lexikon  III  p.  1463  f.  Fig.  23.  Römische 
Mitteilungen  XXIV  1910  T.  V  p.  181  ff.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  525  n.  3. 
—  Handzeichnungen  nach  den  Reliefs  befinden  sich  in  dem  Skizzenbuche  zu  Wind- 
sor,  in  den  Uffizien  zu  Florenz,  im  Codex  Coburgensis  —  sie  sind  Rom.  Mitteil. 
a.  a.  O.  Abb.  4—6  publiziert  —  und,  wie  dem  Bearbeiter  Herr  Prof.  Hülsen  mit- 
teilt, im  Codex  Berolinensis  fol.  14  n.  36.  Aus  diesen  Blättern  scheint  sich  zu 
ergeben,  daß  die  oben  beschriebene  Platte  mit  der  1.  Hälfte  des  Reliefs,  das  in  die 
Basis  von  n.  1531  eingelassen  ist,  ursprünglich  ein  Ganzes  bildete,  und  zwar  so, 
daß  jene  Hälfte  rechts  an  n.  1533  anstieß.  In  ganz  entsprechender  Weise  hätte 
die  1.  Hälfte  des  Reliefs,  das  die  Basis  des  Dionysos  n.  IL  schmückt,  mit  der  Platte, 
die  über  n.  1 542  gegen  die  Wand  gelehnt  ist,  in  Zusammenhang  gestanden.  Es  würden 
sich  demnach  zwei  längere  und  zwei  kürzere  Reliefstreifen  ergeben,  diese  wie  jene 
je  von  gleichem  Umfang,  ein  Resultat,  das  zweifellos  die  von  Herrn  Prof.  Hülsen 
geäußerte  Vermutung  nahelegt,  die  Reliefs  seien  ursprünglich  bestimmt  gewesen. 
die  Seiten  einer  Basis  von  rechteckigem  Grundriß  zu  verkleiden. 


ERDGESCHOSS.  235 

m 

Unter  der  weiblichen  Statue  n.  VIL  (vgl.  Mtinchener  archäol.  Studien 
dem  Andenken  Furtwänglers  gewidm.  p.  203f.  n.  1  Fig.  24): 

1534  Grabara  einer  Fetronia  Musa. 

Diese  Petronia  hat,  nach  der  Frisur  ihres  Porträts  und  dem  Stile 
der  Ausführung  zu  urteilen,  in  trajanischer  Zeit  gelebt.  Zwei  griechi- 
sche Epigramme,  die  auf  der  Vorderseite  eingemeißelt  sind,  beklagen 
ihren  Tod  auf  das  lebhafteste  und  nennen  sie  Muse,  Sirene,  Nachti- 
gall. Demnach  war  Petronia  selbst  Dichterin  und  trug  ihren  Bei- 
namen Musa  nicht  zu  Unrecht.  Auf  ihre  Tätigkeit  spielen  auch  die 
Darstellungen  der  Nebenseiten  an:  links  eine  Kithara  mit  elf,  rechts 
eine  Lyra  seltsamerweise  nur  mit  drei  Saiten.  Die  Wiedergabe  der 
Instrumente  ist  recht  ungenau  —  so  stehen  die  Saiten  bei  keinem 
von  beiden  mit  dem  Schallkasten  in  Verbindung  — ;  deshalb  werden 
wir  auch  aus  der  Anzahl  der  Lyrasaiten  keine  besonderen  Schlüsse 
ziehen  dürfen  (zu  der  elf  saitigen  Kithara  vgl.  Ion  von  Chios:  Hiller 
Anthologia  lyrica  p.  126  n.  3).  Die  Arbeit  ist  im  übrigen  sehr  sorg- 
fältig. Für  die  Bewunderung,  die  man  der  Petronia  gezollt  hat, 
zeugt  die  Tatsache,  die  wir  dem  einen  der  beiden  Epigramme  ent- 
nehmen können,  daß  ihr  die  Errichtung  dieses  Grabmonumentes 
aus  Staatsmitteln  zuerkannt  worden  ist. 

Bullettino  comunale  XXV  1902  T.  XI—XII  p.  264  ff.  Vgl.  CIL  VI  24042.  Kaibel 
inscr.  gr.  ital.  n.  1942. 

1535  (L)  Kolossalkopf  des  Antoninus  Pius. 

Vormals  im  Falazzo  Borghese. 
Die  starke  Glättung  der  Gesichtsteile  dieses  vortrefflich  erhaltenen 
Kopfes  ist  nicht,  wie  man  früher  angenommen  hatte,  moderner  Über- 
arbeitung zuzuschreiben,  sondern  gehört  zu  den  Eigentümlichkeiten 
antoninischen  Stiles. 

Nibby  T.  12  p.  51.    Vgl.  Visconti  Mus.  Pio-Cl.  VI  p.  203.     Bernoulli  röm.  Ik.  II 2 
p.  142  n.  21,  p.  149. 

Das  erste  Zimmer  rechts  vom  Saale. 

1536  (LXXI)  Relief,  Artemis  Kurotrophos  ( ?). 

Gefunden  zu  Anfang  1760  in  der  Tenuta  Torre  Nuova  (vgl.  in 
unserem  Bande  S.  230).  Ergänzt  ein  dreieckiges  Stück  des  Relief grundes 
hinter  dem  Nacken  der  sitzenden  Figur,  die  Nasenspitzen  der  beiden 
Frauen,  die  Schnauze  des  Tieres,  die  beiden  freistehenden  Stuhlbeine, 
das  untere  Stück  der  1.  Eahmenleiste. 

Eine  jungfräuliche  Gestalt  sitzt  auf  einem  lehnelosen  Sessel,  unter 
dem  eine  Hirschkuh  oder  ein  Reh  liegt,  und  nimmt  aus  den  Händen 
einer  vor  ihr  stehenden  Frau  ein  Wickelkind  in  Empfang.  Das  Relief 
erweckt  den  Eindruck,  als  liege  ihm  eine  um  das  Ende  des  5.  oder 
den  Anfang  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  erfundene,  griechische  Kom- 
position zugrunde,  als  sei  diese  jedoch  im  Sinne  des  römischen  Ge- 


236  VILLA  BORGHESE.  1637—1639. 

*r 
sohmaokes  umgearbeitet.  Die  elegante,  leblose  Ausführung  der  nack- 
ten Teile  und  die  ebenso  kleinliche  wie  unruhige  Behandlung  der 
Falten  deuten  frühestens  auf  hadrianische  Zeit.  Da  über  den  Chiton 
der  sitzenden  Figur  von  der  r.  Schulter  nach  der  1.  Seite  hinab  ein 
schmales  Band  läuft,  so  hat  man  hierin  ein  Köcherband  erkannt  und 
die  Figur  auf  Artemis  gedeutet,  die  in  mehreren  Kulten  als  eine  der 
Kinderpflege  beflissene  Göttin  (Kurotrophos)  verehrt  wurde.  Hier- 
nach wäre  das  Vorbild  ein  Votivrelief  gewesen,  das  eine  Mutter  dar- 
stellte im  Begriff,  ihr  neugeborenes  Kind  der  Artemis  Kurotrophos 
zu  übergeben,  und  die  Komposition  wäre  später,  mehr  oder  minder 
modifiziert,  lediglich  in  dekorativem  Sinne  reproduziert  worden. 

Winckelmann  mon.  ant.  in  ed.  II  T.  71  p.  96.  Visconti  illustrazioni  dei  monu- 
menti  scelti  Borghesiani  II  9  p.  27.  Nibby  T.  18  p.  63.  Ann.  dell*  Inst.  1830  Tav. 
d'agg.  G.  p.  154 — 157.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  530  n.  6.  Weiteies  in  den 
Römischen  Mitteilungen  VI  1891  p.  177—182.  Zu  der  Vorstellung  einer  Artemis 
Kurotrophos  vgl.  Rendiconti  dei  Lincei  Ser.  5  IV  p.  246  u.  Notizie  d.  scavi  1895  p.  435  f. 

Über  die  beiden  Kinder-Statuetten  n.  LXV  u.  LXIX,  die  in  der 
vorigen  Auflage  unseres  Führers  fälschlich  als  Darstellungen  von 
Straßenjungen  gedeutet  waren,  vgl.  Amelung  Vatikan-Katalog  I 
p.  605  u.  448  B;  p.  916 f  und  II  p.  750. 

1537  (LXIV)  Relief,  Aias  und  Kassandra. 

Ergänzt  die  Nasenspitze  und  die  1.  Schulter  des  Aias,  die  Nase  der 
Kassandra,  außerdem  ein  Streifen  an  der  oberen  1.  Seite  der  hinter  Aias 
befindlichen  Säule. 

Die  großartige  Komposition  stellt  Aias  dar,  wie  er  Kassandra  von 
dem  Standbilde  der  Pallas,  das  sie  schutzflehend  umfaßt  hat,  ge- 
waltsam wegreißt.  Die  starre  Buhe  des  altertümlichen  Götterbildes 
und  die  heftige  Bewegung,  in  der  die  Figuren  des  Jünglings  wie  der 
Jungfrau  wiedergegeben  sind,  bilden  einen  höchst  effektvollen  Gegen- 
satz. Die  Weise,  wie  der  Bildhauer  die  fliegenden  Haare  der  Kassandra 
und  die  Gewänder  behandelt  hat,  läßt  auf  ein  malerisches  Vorbild 
schließen,  und  es  wäre  möglich,  dabei  an  die  Kassandra  des  Theon 
zu  denken,  eines  Malers,  dessen  Kompositionen  sich  wie  diejenige 
unseres  Reliefs  durch  die  packende  Kraft  der  Darstellung  auszeichne- 
ten (vgl.  n.  338).  Das  Belief  wirkt  bei  seiner  derben  Ausführung  am 
besten,  wenn  man  es  aus  größerer  Entfernung  betrachtet.  Es  scheint 
demnach  für  eine  hohe  Stelle,  etwa  für  einen  Fries,  berechnet  gewesen 
zu  sein.  Die  Frage,  ob  die  in  den  Grund  eingemeißelten  Buchstaben 
SA  von  antiker  oder  moderner  Hand  herrühren  und  ob  sie  Beste  des 
Namens  CASSANDBA  sind,  bedarf  noch  der  Entscheidung  seitens 

der  Epigraphiker. 

Nibby  T.  16  p.  61.  Gerhard  antike  Bildwerke  T.  27,  Prodromus  p.  272.  Over- 
beck  Galerie  T.  27,  5  p.  651  n.  138.  Vgl.  Beschreibung  Borns  III  3  p.  240  n.  12.  Braun 
Ruinen  und  Museen  p.  532  n.  7. 

1538  (LXI)  Seitenfläche  eines  Sarkophages. 

Ergänzt  an  der  Figur  des  Eros  der  Kopf  und  der  Palmenzweig  — 
das  ursprüngliche  Attribut  scheint  ein  Bogen  gewesen  zu  sein  — ,  au 
dem  Manne  und  an  der  Frau  die  Nasenspitze. 


ERDGESCHOSS.  237 

Eine  Zeichnung  in  der  Berliner  Kupferstichsammlung  beweist, 
daß  diese  Platte  die  rechte  Seitenfläche  des  vormals  in  der  Villa 
Borghese,  gegenwärtig  im  Louvre  befindlichen  Pasiphae-Sarkophages 
bildete.  Vor  einem  Tempel  stehen  ein  vollständig  bekleideter  bärtiger 
Mann,  der  betend  die  B.  erhebt,  und  eine  alte  Frau,  die  mit  beiden 
Händen  eine  Fruchtschale  hält.  Der  Tempel  scheint  einer  Seegott- 
heit geweiht,  da  innerhalb  seines  Giebels  ein  Triton  angebracht  ist, 
der  in  eine  Trompete  stößt.  Wie  sich  aus  Zeichnungen  ergibt,  die 
ausgeführt  wurden,  als  das  Relief  noch  besser  erhalten  war,  hatte 
der  Bildhauer  vor  den  Säulen  zwei  Erotenfiguren  dargestellt,  während 
gegenwärtig  nur  eine  erhalten  ist.  Ob  er  sich  diese  Eroten  als  vor 
den  Säulen  stehende  Statuen  oder  auf  den  Säulen  angebrachte 
Relieffiguren  dachte,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Da  auf  der 
Haupteeite  des  Sarkophages  der  Pasiphaemythos  dargestellt  war,  so 
hat  man  auf  dieser  Nebenseite  den  Gemahl  der  Pasiphae,  Minos, 
erkannt,  wie  er  in  Begleitung  einer  alten  Frau,  etwa  seiner  Mutter 
Europa,  dem  Poseidon  ein  unblutiges  Opfer  darbringt,  während  er 
nach  dem  Gebote  des  Gottes  den  Stier  hätte  opfern  sollen,  den 
dieser  gesendet  hatte.  Die  Darstellung  ist  vielleicht  durch  die  Kreter 
des  Euripides  bestimmt,  eine  Tragödie,  in  der  Minos  als  Myste  des 
idäischen  Zeus  und  als  Vegetarianer  aufgetreten  zu  sein  scheint. 

Nibby  T.  16  p.  59.  Robert  der  Pasiphae-Sarkophag,  14.  Hallisches  Winckel- 
mannsprogramm  (Halle  1800),  T.  I,  II  3,  3a,  T.  III,  IV  3c  p.  14,  p.  19 ff.;  die  antiken 
Sarkophag-Reliefs  III  T.  X,  XI  n.  35  b,  35xb  p.  50.  S.  Reinach  l'album  de  Pierre 
Jacques  pl.  6  p.  114. 

1539  (LVIII)  Statue  der  Aphrodite. 

Ergänzt  der  Kopf,  der  Hals,  diel.  Schulter  mit  der  1.  Brust,  der  1.  Arm 
mit  dem  herabhangenden  Teile  des  Mantels,  der  r.  Arm  (in  verschiedenen 
Stücken)  mit  der  Hand  und  dem  von  ihr  gehaltenen  Zipfel  des  Mantels,  der 
an  der  r.  Seite  der  Figur  herabhängende  Rand  des  Mantels,  Teile  der  Kniee 
und  der  umliegenden  Gewandpartien,  Falten  neben  dem  1.  Beine  außen, 
die  Zehen  des  1.  Fußes,  der  r.  Fuß  und  die  Plinthe. 

Die  mittelmäßig  ausgeführte  und  schlecht  erhaltene  Statue  gibt 
von  dem  eigentümlichen  Beize  des  Typus,  den  sie  wiederholt,  nur 
einen  dürftigen  Begriff.  Aphrodite  ist  bekleidet  mit  einem  feinen 
Chiton,  der  die  1.  Brust  unbedeckt  läßt  und  durch  den  die  Formen 
des  jugendlich  schönen  Körpers  durchscheinen;  mit  der  anmutig  er- 
hobenen B.  zieht  sie  den  Mantel,  der,  mit  einem  Ende  um  den  1.  Arm 
gewickelt,  über  den  Bücken  herabfällt,  in  zierlicher  Weise  über  die 
Schulter  empor;  die  1.  Hand  scheint  einen  Apfel  gehalten  zu  haben. 
Da  dieser  Typus  auf  römischen  Münzen  mit  der  Beischrift  Genetrix 
erscheint,  hat  man  in  ihm  die  Venus  Genetrix  erkennen  wollen,  die 
Arkesilaos  für  das  Forum  des  Caesar  ausgeführt  hatte  (Plin.  n.  h.  35, 
156).  Aber  mit  der  gleichen  Beischrift  kommen  auch  andere  Typen  vor 
und  der  hier  besprochene  wiederum  findet  sich  auch  mit  andern  Bei- 
sohriften.  Für  die  Berühmtheit  des  Originales  in  Italien  spricht  jeden- 


238  VILLA  BORGHESE.  1540—1543. 

falls  die  Fülle  seiner  Repliken,  die  man  bis  auf  wenige  Ausnahmen  alle 
in  Italien  gefunden  hat,  und  die  Tatsache,  die  sich  aus  einem  Relief  der 
Trajans-Säule  erschließen  läßt,  daß  nämlich  ein  Bild  dieser  Art  in 
dem  Tempel  der  Venus  auf  dem  Vorgebirge  von  Ancona  stand.  Wäre 
es  aber  auch  erwiesen,  daß  die  Genetrix  des  Arkesilaos  in  diesem  Typus 
dargestellt  gewesen  sei,  so  würden  wir  daraus  nur  ein  Argument  für 
die  Unselbständigkeit  des  Künstlers  entnehmen  können,  denn  die 
Figur  gibt  zweifellos  ohne  irgendwelche  Beimischung  fremder  Züge 
ein  Werk  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  wieder.  Zwar  die  Vermutung, 
daß  jenes  Original  eine  berühmte  Aphroditestatue  des  Alkamenes 
gewesen  sei,  läßt  sioh  kaum  noch  aufrechterhalten,  seitdem  uns  ein 
Werk  des  Alkamenes,  sein  Hermes  Propylaios,  durch  eine  inschrift- 
lich bezeichnete,  in  Pergamon  gefundene  Kopie  bekannt  geworden 
ist.  Außerdem  zeigt  die  beste  Wiederholung,  die  sich  im  Louvre  be- 
findet, einen  Stil,  der  für  die  Schule  des  Pheidias  zu  gebunden  scheint 
und  auf  eine  frühere  Zeit,  etwa  die  Mitte  des  5.  Jahrhunderts 
v.  Chr.,  zurückweist.  Eine  andere  Rückführung  auf  Kallimaohos 
schwebt  vollkommen  in  der  Luft.  Wir  müssen  uns  vorläufig  mit  der 
sicheren  Erkenntnis  begnügen,  daß  uns  in  der  Figur  ein  Werk  jener 
eigenartigen  nordgriechisch  -ionischen  Schule  erhalten  ist,  von  der  in 
unserem  Führer  schon  öfters  die  Rede  war  (n.  15,  946);  lernten  wir 
diese  bisher  nur  an  heftig  bewegten  Figuren  kennen,  so  tritt  uns 
hier  ein  Künstler  des  gleichen  Kreises  entgegen,  dem  es  wohl  als 
einem  der  ersten  gelungen  ist,  in  der  ruhigen  Anmut  dieser  Gestalt 
den  aphrodisischen  Reiz  des  Ewig-Weiblichen  zu  überzeugender  künst- 
lerischer Wirkung  zu  bringen. 

Nibby  T.  15  p.  58.  Braun  Vorschule  T.  73.  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II 
1  p.  332  n.  1.  Weiteres  bei  Bernoulli  Aphrodite  p.  87  n.  3.  Vgl.  Gazette  archeo- 
logique  XII  1887  p.  250 ff.,  p.  271  ff.  Boscher  Lexikon  der  griech.  u.  röm.  Mytho- 
logie I  p.  412— 413.  Athenische  Mitteilungen  XII  1887  p.  383,  XIV  1889  p.  199  ff. 
Hämische  Mitteilungen  IV 1889  p.  72 — 73.  Fünfzigstes  Programm  zum  Winckelmanns- 
feste  der  archäologischen  Gesellschaft  zu  Berlin  (1890)  p.  118 — 121.  Eranos 
Vindoboneneis  (Wien  1893)  p.  18 — 20.  Revue  critique  1899  II  p.277.  Klein  Praxiteles 
p.  55  ff.  S.  Beinach  tetes  antiques  p.  91  (hier  die  Rückführung  auf  Kallimachos). 
Lechat  la  sculpt.  grecque  avant  Phidias  p.  490.  Revue  archeologique  1905  I  p.  393  ff. 
Klein  Gesch.  d.  griech.  Kunst  II  p  .  211  ff.  Vgl.  ferner  die  zu  n.  64  angegebene 
Literatur  über  Alkamenes. 

Zweites  Zimmer. 
1540  (LXXVIII)  Pansherme. 

Ergänzt  die  Nasenspitze. 
Der  Kopf  dieser  Hernie  gibt  nicht,  wie  man  früher  angenommen 
hat,  den  unter  n.  377  besprochenen  Typus  wieder,  in  dem  wir  nahe 
Verwandtschaft  mit  dem  Stile  des  Kresilas  festgestellt  haben;  er  re- 
präsentiert vielmehr  eine  etwas  ältere  Schöpfung  der  attischen  Kunst 
mit  Anklängen  an  den  Stil  der  späteren  polykletischen  Werke.  Eine 
bessere  Wiederholung,  die  sich  in  Kopenhagen  befindet,  ist  ziemlich 


ERDGESCHOSS.  239 

lebhaft  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  geneigt,  stammt  also  augen- 
scheinlich von  einer  Statue.  Das  Original  war  zweifellos  in  Bronze 
gearbeitet. 

Nibby  T.  31, 1  p.  67.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  363.  Weiteres  bei  Friede- 
richs-Wolters  Bausteine  n.  521.  Vgl.  Ny-Carlsberg  Glyptotheks  ant.  Eunstvaerker  T. 
XXVHI  n.  403.  Mahler  Polyklet  p.  41  Fig.  8  (Abbildung  des  Kopfes  in  Kopenhagen 
vor  seiner  Ergänzung). 

1541  (LXXIX)  Vorderseite  und  gegenüber  1542  (VC)  Rückseite 
eines  Sarkophage»,  Heraklestaten. 

Die  zahlreichen  Ergänzungen  werden  durch  eine  in  einem  Berliner 
Codex  erhaltene  Zeichnung  verdeutlicht,  die  den  Sarkophag  unrestau- 
riert  wiedergibt  (Egbert  die  antiken  Sarkophagreliefs  III  T.  XXXVIII 
n.  1271,  1271a).  Die  Aufzählung  aller  würde  zu  weit  fuhren.  Ich  be- 
gnüge mich  damit,  in  dem  Folgenden  die  hervorzuheben,  in  denen  das 
ursprüngliche  Motiv  gefälscht  ist. 

Die  beiden  erhaltenen  Langseiten  sind  mit  einer  Dekoration  ver- 
sehen, die  eine  korinthische  Halle  und  unter  jedem  ihrer  Bogen  eine 
Heraklestat  wiedergibt.  Nach  Maßgabe  eines  analogen,  im  Museo 
Torlonia  befindlichen  Sarkophages  dürfen  wir  annehmen,  daß  auch  die 
Dekoration  der  beiden  Schmalseiten  in  ähnlicher  Weise  angeordnet 
war.  Es  hat  sich  von  ihr  nur  je  ein  Fuß  hinter  den  beiden  die  Vorder- 
seite abschließenden  Ecksäulen  erhalten.  Die  Vorderseite  zeigt  folgen- 
de Taten  in  der  bei  dieser  Gattung  von  Sarkophagen  üblichen  Reihen- 
folge: nemeischer  Löwe,  Hydra,  Eber,  Hirschkuh,  stymphalische  Vögel. 
Auf  der  gegenüber  aufgestellten  Rückenseite  sieht  man  Herakles» 
wie  er  den  kretischen  Stier  bezwingt,  seinen  Sieg  über  den  Thraker 
Diomedes  und  über  die  Amazonenkönigin.  Hierauf  folgen  zwei  von 
dem  Ergänzer  mißverstandene  Gruppen.  Sie  stellten  ursprünglich 
das  Geryoneus-  und  das  Kerberosabenteuer  dar.  Jenes  ist  von  dem 
Ergänzer  in  den  Kampf  des  Herakles  gegen  einen  Drachen,  das  zweite 
in  den  Kampf  des  Helden  gegen  einen  Kentauren  verwandelt  worden. 
Die  beiden  fehlenden  Taten,  die  Reinigung  des  Augiasstalles  und  das 
Hesperidenabenteuer,  dürfen  wir  nach  Analogie  des  Torloniaschen 
Sarkophages  auf  der  r.  Schmalseite  voraussetzen.  Das  Relief  der  1. 
Schmalseite  wird  Herakles  in  Beziehung  zu  der  in  dem  Sarkophage 
beigesetzten  Person  dargestellt  haben,  eine  Beziehung,  die  vielleicht 
durch  die  dem  Helden  in  dem  Alkestismythos  zugewiesene  Rolle 
bestimmt  war.  Der  Sockel  zeigt  Jagdszenen  auf  felsigem  Hinter- 
grunde. 

Robert  die  antiken  Sarkophag-Reliefs  III  T.  XXXVIII  p.  147—143.  Gusman 
l'art  decoratif  de  Korne  I  pl.  10  u.  23. 

Auf  die  Sarkophagvorderseite  n.  1541  (LXXIX)  ist  aufgesetzt: 
1543  (LXXX)  Sarkophagdeckel,  die  Amazonen  in  Troja. 

Die  beiden  Eckmasken  sind  größtenteils  antik,  aber  nicht  zuge- 
hörig. Daß  dieser  Deckel  nichts  mit  dem  Heraklessarkophag  zu  tun  hat, 
beweisen  seine  Dimensionen,  der  auf  ihm  dargestellte  Gegenstand  und 
die  verschiedene  Weise  der  Ausführung.     Die  Reliefs  des  zugehörigen 


242  VILLA  ßORGHESE.  1547—1549. 

Die  rechts  sitzende  Göttin  ist  durch  den  Korb,  auf  den  sie  den  1.  Unter- 
arm stützt,  deutlich  als  Demeter  erkennbar.  Eileithyia  will  man  bald 
in  der  links  sitzenden  Göttin,  bald  in  der  im  Hintergrunde  zwischen 
den  beiden  Göttinnen  erscheinenden  Figur  erkennen. 

Die  Mittelszene  scheint  die  Aufnahme  des  Apoll  und  der  Artemis 
in  den  Olymp  darzustellen,  der  durch  die  drei  kapitolinischen  Gott- 
heiten vertreten  ist.  Der  Knabe  Apoll  lehnt  sich  mit  dem  r.  Ellen- 
bogen auf  den  Schenkel  des  thronenden  Zeus;  die  kleine  Artemis,  die 
bereits  mit  dem  für  die  Jagdgöttin  bezeichnenden,  kurzen  Chiton  be- 
kleidet ist,  steht  zwischen  dem  Göttervater  und  Pallas;  Hera  scheint 
unmittelbar  rechts  von  Zeus  auf  dem  verloren  gegangenen  Stücke  der 
Platte  dargestellt  gewesen  zu  sein;  die  vollständig  bekleidete,  ein 
Szepter  in  der  L.  haltende  Frau  wäre  Leto,  die  ihr  Kinder  dem  Götter- 
vater zugeführt  hat. 

Robert  die  antiken  Sarkophag-Reliefs  III  T.  VI,  VII  n.  33  p.  39 — 42.  Gusman 
l'art  decoratif  de  Rome  I  pl.  48. 

Drittes  Zimmer. 
1547  (CXX)  Kolossalkopf. 

Ergänzt  die  Nase,  beide  Brauen,  der  größte  Teil  der  L:.pen,  das 
Kinn,  die  Haare  über  der  1.  Schläfe  bis  zum  Scheitel  hin,  der  untere  Teil 
der  über  den  Nacken  herabfallenden  Locken,  die  Büste. 

Obwohl  der  Hals  weibliche  Formen  zeigt  und  der  Ergänzer  des- 
halb eine  weibliehe  Büste  beigefügt  hat,  scheint  der  Kopf  nach  der 
Anordnung  des  Haares  männlich  zu  sein.  Er  wird  demnach  einer  jener 
von  der  spätgriechisohen  Kunst  gestalteten  Typen  wiedergeben,  in 
denen  die  jünglingshafte  Bildung,  um  den  Eindruck  der  Zartheit  zu 
steigern,  mit  weiblichen  Formen  durchsetzt  war  (vgl.  n.  321).  Die  Iris 
ist  durch  einen  eingeritzten,  vollständig  geschlossenen  Kreis,  die  Pupille 
duroh  eine  oben  offene  elliptische  Linie  wiedergegeben ;  danach  stammt 
die  Arbeit  dieses  Kopfes  aus  antoninischer  Zeit.  Eine  Eeplik  des  gleichen 
Typus  befindet  sich  im  Neapeler  Museum.  Beide  Köpfe  sind,  besonders 
in  der  Bildung  der  Haare,  sehr  verwandt  dem  Kopfe  einer  Erinys  auf 
dem  Friese  der  Gigantomaohie  vom  pergamenischen  Zeusaltar,  und  so 
werden  wir  auch  das  Original  der  beiden  Repliken  einem  der  Künstler 
zuschreiben  dürfen,  die  an  jenem  Biesenrelief  tätig  waren,  sowenig 
auch  beide  den  üblichen  Vorstellungen  pergamenischer  Kunst  zu  ent- 
sprechen scheinen.  Zweifellos  haben  sich  aber  inPergamon  zur  Zeit  des 
Eumenes  II  neben  dem  meist  verbreiteten  Stile,  der  eine  barocke  Stei- 
gerung des  skopadisohen  Schulstiles  darstellt,  auch  noch  andere  Rich- 
tungen behauptet,  ähnlich,  wie  ebenda  in  der  attalischen  Periode  die 
verschiedensten  Stiltendenzen  an  den  Figuren  eines  Monumentes,  des 
Denkmals  der  Gallierschlacht,  kenntlich  sind. 

Die  Replik  in  Neapel:  Buesch  guida  del  museo  nazionale  di  Napoli  p.  161  n.  510. 
—  Die  Erinys  auf  dem  Belief  des  Zeusaltars:  Beschreibung  d.  Skulpturen  aus  Perga- 
mon  I.  Gigantomachie  p.  36.  —  Vgl.  in  unserem  Führer  n.  98,  884  und  1802. 


DRITTES  ZIMMER.  243 

1548  (CXVII)  Statue  des  Apollon. 

Ergänzt  der  r.  Arm  mit  dem  ihn  bedeckenden  Ärmel,  der  r.  Faß, 
der  größte  Teil  der  Plinthe,  an  dem  Greife  der  Vorderteil  mit  den  Flügeln 
—  doch  ist  die  r.  Vordertatze  antik  und  hat  sich  von  der  1.  der  Ansatz 
erhalten  — ,  außerdem  der  Schweif,  an  dem  Dreifüße  der  obere  mit  Akro- 
terien  besetzte  Reifen,  der  darunter  befindliche  Hirsch  mit  Ausnahme  der 
Beine,  der  obere  Teil  der  hinter  dem  Hirsche  angebrachten  Lyra,  der 
größte  Teil  der  horizontalen  Gürtel,  die  Stützen  abgesehen  von  den  Klauen - 
fußen,  der  Kopf  und  der  Schwanz  der  Schlange.  Der  durch  einen  mo- 
dernen Hals  mit  der  Statue  verbundene  Kopf  ist  antik,  aber  nicht  zuge- 
hörig (erg.  die  Nase,  Splitter  an  den  Ohren,  das  Kinn,  die  längs  des  Halses 
herabreichenden  Locken). 

Die  Statue  scheint  eine  im  Sinne  der  späteren  Kunst  modifizierte 
Kopie  nach  einem  alten  Kultbilde  des  Apollon  zu  sein.  Sie  zeigt  eine 
gewisse  Verwandtschaft  mit  n.  380.  Doch  ist  ihre  Formengebung 
freier,  und  der  Greif  erscheint  in  noch  engere  Beziehung  zu  dem  Gotte 
gesetzt,  da  ihn  dieser  mit  dem  1.  Arme  an  sich  drückt.  Die  ursprüng- 
liche Stellung  des  r.  Armes  und  das  Attribut,  das  er  gehalten  hat, 
lassen  sich  nicht  bestimmen.    Die   Ausführung  ist  sorgfältg  und 

fein. 

Nibby  T.  32  p.  107.    Overbeck  Kunstmythologie  IV  p.  177  n.  1;  Atlas  XXI  28. 

Man  beachte  auf  n.  CXVI,  einer  dreiseitigen  Basis  (Hauser  die 
neu  attischen  Reliefs  p.  36  n.  48)  das  „neu- attische"  Marmorgefäß, 
dessen  Figurenfries  einen  Tanz  darstellt,  den  drei  Jünglinge  und  drei 
Mädchen  (die  dritte  fehlt  jetzt  infolge  einer  Ergänzung)  vor  dem  Altare  des 
Pan  aufführen;  der  Gott  selber  schaut,  auf  einem  Felsen  hockend, 
der  Feier  zu.  Dabei  haben  die  Jünglinge  den  bekannten  Ty- 
pus der  tanzenden  Korybanten  mit  Helm,  Schild  und  Schwert  (vgl. 
n.  285),  während  die  Mädchen  bekannten  Typen  tanzender  Nymphen 
entsprechen,  wie  sie  uns  auf  attischen  Votivreliefs  des  4.  Jahrhunderts 
v.  Chr.  begegnen.  Das  Gefäß  gibt  uns  einen  deutlichen  Hinweis, 
wo  wir  die  Quellen  für  viele  Darstellungen  der  „neu-attischen11  Künstler 

zu  suchen  haben.  Mit  dem  Waffentanze  wird  Pan  als  Krieger  gefeiert. 
Hauser  a.  a.  O.  p.  24  f.  n.  32;  p.  145  ff.  Vgl.  Röscher  mythol.  Lexikon  II  p.  1388  ff. 

1549  (CVHi)  Marmorner  Gartenschmuck,  Leben  am  Strande. 

Ergänzt  an  der  auf  dem  Felsen  sitzenden  mannlichen  Figur  der  Kopf, 
der  r.  Unterarm,  die  vordere  Hälfte  des  1.  Unterarmes,  beide  Hände  nebst 
der  Muschel.  Von  den  beiden  dahinter  stehenden  männlichen  Figuren 
haben  sich  nur  Stücke  der  Füße,  von  der  obersten  Ziege  nur  die  Klauen 
erhalten.  Auch  an  den  anderen  Ziegen  sind  mancherlei  Stücke  restauriert. 

Dieses  Marmor  werk  diente  wie  n.  170  zur  Verzierung  eines  vermut- 
lich in  einem  Peristyl  angebrachten  Gärtchens,  die  ungefähr  in  der 
Mitte  der  Vorderseite  angebrachte  Öffnung  zur  Aufnahme  einer  Bohre, 
aus  der  sich  ein  Wasserstrahl  ergoß.  Die  Dekoration  zeigt  jene  Ver- 
mischung von  plastischen  und  malerischen  Elementen,  die  von  der 
hellenistischen  Kunst  in  maßvoller  Weise,  von  der  griechisch-römi- 
schen mit  fortwährend  zunehmender  Zuchtlosigkeit  verwendet  wurde. 
Der  Fels,  der  den  Kern  der  Darstellung  bildet,  ist  unten  umspült  von 

16* 


244  VILLA  BÖRGHESE.  1550—1563. 

malerisch  behandelten  Meereswogen,  auf  denen  zwei  Nachen,  jeder 
mit  zwei  Insassen,  einherfahren.  Einer  der  in  dem  1.  Nachen  befind- 
lichen Männer  stößt  mit  einem  Dreizack  nach  einem  Fische.  Über  dem- 
selben Nachen  sitzt  eine  weibliche  Figur,  die  in  der  R.  ein  Ruder  hält 
und  die  L.  auf  einen  Seedrachen  stützt,  entweder  die  Göttin  des 
Meeres,  Amphitrite,  oder  die  Personifikation  des  Elementes,  Thalatta, 
ihr  gegenüber  oberhalb  des  r.  Nachens  ein  bärtiger  Flußgott,  in  der  R. 
einen  Schilfzweig,  den  1.  Ellenbogen  auf  eine  Urne  stützend,  aus  der 
sich  das  Süßwasser  ins  Meer  ergießt.  Auf  dem  Felsen  sitzt  ein 
Fischer,  als  solcher  bezeichnet  durch  die  Geräte  neben  ihm,  eine  Angel- 
rute und  einen  mit  Seetieren  gefüllten  Korb.  Ob  der  Ergänzer  ihn  mit 
Recht  eine  geöffnete  Muschel  betrachten  läßt,  scheint  zweifelhaft;  die 
Vermutung  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  der  Mann  vielmehr  ein  aus 
dem  Meere  aufgefischtes  Kleinod  musterte.  Die  von  hinten  an  den 
Fischer  herantretenden  Personen  sind  ebenfalls  als  Fischer  ergänzt, 
werden  aber  vielmehr  Hirten  gewesen  sein,  da  die  auf  dem  Felsen 
herumkletternden  Ziegen  nicht  ohne  Wächter  gedacht  werden  können. 
Wie  das  Idyll  und  das  idyllische  Epigramm  vielfach  Hirten  und  Fi- 
scher zu  einander  in  Beziehung  setzt,  sind  jene  hier  von  der 
Bergeshöhe  herabgekommen,  um  das  Treiben  des  Fischers  zu  beob- 
achten. 
1550  (CVI)  Statue  eines  Knaben  mit  einer  Ente. 

Ergänzt  die  Nase,  der  Band  des  r.  Ohrs,  der  1.  Unterarm  mit  der 
Hand  und  dem  Kopfe  des  Vogels,  der  1.  Fuß  bis  auf  die  Ferse,  die  Bänder 
der  Flinthe. 

Ein  Knäbchen  sitzt  am  Boden  und  hat  eine  Ente  ungeschickt  zärt- 
lich an  sich  gepreßt,  augenscheinlich  um  sie  vor  einem  Spielkameraden 
oder  einer  großen  Person,  die  ihm  den  Vogel  streitig  macht,  zu  sichern. 
Dabei  richtet  sich  das  Gesicht  lachend  nach  oben.  Das  hübsche  Figur  - 
chen  ist  an  seinem  humoristischen  Realismus  als  Kopie  nach  einem 
hellenistischen  Originale  kenntlich.  Die  Ausführung  ist  gut,  an  dem 
Vogel  recht  delikat.  Zu  beachten  Jst  das  Zöpfchen,  in  das  die  langen 
Haare  des  Bübchens  auf  dem  Wirbel  des  Kopfes  gewunden  sind,  und 
mit  dem  der  Künstler  geschickt  den  spitzen  Winkel  zwischen  Kopf 
und  Schulter  ausgefüllt  hat. 

Jahreshefte  des  österr.  arch.  Inst.  VI  1903  p.  235  Fig.  128.  Vgl.  Amelung  Vatikan- 
Katalog  I  p.  444  n.  194. 

Galerie. 

Die  in  der  kostbar  ausgeschmückten  Galerie  befindlichen  Skulp- 
turen aus  bunten  Steinarten,  unter  denen  besonders  die  Porphyr- 
büsten der  elf  ersten  Kaiser  das  Auge  auf  sich  ziehen,  sind  Werke  aus 
dem  Ende  des  sechzehnten  oder  der  ersten  Hälfte  des  siebzehnten 
Jahrhunderts.  Die  in  den  Nischen  aufgestellten  antiken  Marmorsta- 
tuen haben  wenig  Interesse,  da  sie  dem  Inhalte  wie  der  Ausführung 
nach  unbedeutend  und  außerdem  fast  durchweg  stark  restauriert  sind. 


ZIMMER  DES  HERMAPHRODITEN.  245 

Zimmer  des  Hermaphroditen 

1551  (CLXXXI)  Weiblicher  Kopf  archaischen  Stiles. 

Ergänzt  die  Nasenspitze.  Die  Büste  ist  antik,  aber  nicht  zugehörig.  Da 
der  Kopf  nach  der  Überlieferung  der  Gustoden  aus  Anzio  stammt,  so  ist 
er  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  im  Bull,  dell'  Inst.  1834  p.  107  er- 
wähnten, zwischen  Nettuno  und  Astura  gefundenen  Exemplare. 

Der  Kopf  macht  den  Eindruck  einer  Originalarbeit.  Der  auffällig 
individuelle  Charakter  des  Gesichtes  wie  der  Haaranordnung  deutet 
auf  ein  Porträt.  Leider  fehlt  es  uns  an  den  Mitteln,  den  Kopf  einer  be- 
stimmten Schule  zuzuweisen.  Besonders  charakteristisch  sind  an  ihm 
die  mandelförmig  geschlitzten  Augen,  der  leise  grinsende  Ausdruck 
des  Mundes  und  das  die  Unterlippe  durchziehende  Grübchen. 

Arndt-Bruckmann  griech.  und  röm.  Porträts  n.  211,  212.  Vgl.  Berichte  der  sächs. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  1878  p.  137.  Overbeck  Geschichte  d.  griech.  Plastik 
I4  p.  243. 

Die  Kopie  des  Dornausziehers  links  vom  Fenster  ist  trotz  der  Er- 
gänzung des  r.  Fußes  modern. 

1552  (CLXXII)  Schlafender  Hermaphrodit. 

Ergänzt  vom  Bildhauer  Bergondi  der  Kopf  nebst  dem  Halse,  der  r. 
Ellenbogen,  die  1.  Hand,  der  1.  Unterschenkel  vom  Gewände  abwärts 
nebst  dem  1.  Fuße,  am  r.  Fuße  die  Ferse  und  die  Zehen  nebst  dem  von 
ihnen  berührten  Teile  des  Bettuches,  allerlei  Stücke  am  Bettuche,  die 
Matratze. 

Vgl.  über  diese  Schöpfung  die  Bemerkungen  zu  n.  1362. 

Visconti  illustr.  dei  mon.  sceltil  T.  27.  Nibby  T.  29  p.  99.  S.  Hernach  repertoire 
de  la  stat.II  1  p.  178  n.  1.  Vgl.  Ann.  dell'  Inst.  1882  p.  250a.  Röscher  mythol.  Lexikon 
I  2  p.  2330. 

1553  (CLXIX)  Weibliche  Statue. 

Ergänzt  der  Kopf,  beide  Hände  mit  einigen  Falten  und  den  Ähren 
in  der  L.,  das  Vorderteil  des  1.  Fußes  mit  der  entsprechenden  Ecke  der 
Plinthe. 

Die  Figur  gibt  in  geschickter,  aber  lebloser  Ausführung  ein  Original 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  wieder,  ein  Ori- 
ginal, das  augenscheinlich  im  Anschluß  an  praxitelische  Werke  ge- 
schaffen war.  Bei  den  Ausgrabungen  in  Magnesia  am  Maeander  hat 
sich  eine  Replik  unserer  Statue  gefunden,  an  der  die  Hauptlinien  der 
Komposition  sehr  viel  stärker  betont,  viele  kleine  Zwischenmotive 
ausgelassen  sind.  Wir  werden  uns  die  Erscheinung  des  Originales  aus 
beiden  Wiederholungen  kombinieren  müssen.  Der  kleinasiatische  Ko- 
pist hat  vereinfacht  und  die  Hauptsachen  hervorgehoben,  der  römische 
hat  verallgemeinert,  die  Unterschiede  ausgeglichen  und  wohl  auch 
manche  Einzelheit  hinzugetan. 

Nibby  T.  37  p.  123  n.  2.  Clarac  432,  784.  Kothe-Watzinger  Magnesia  a.  M.  p.  206  f. 
Abb.  210. 


246  VILLA  BORGHESE.  1654—1657. 

Das  folgende  Eckzimmer. 

1554  (CVC)  Statue  eines  Mädchens  mit  Porträtkopf. 

Ergänzt  die  Nase,  der  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarmes  an,  der 
1.  Unterarm  mit  der  Hand  und  dem  erhobenen  Zipfel  des  Gewandes, 
-  Flicken  an  den  beiden  Nebenseiten,  die  Ränder  der  Flinthe. 

Die  Figur  ist  augenscheinlich  recht  getreu  nach  einem  griechischen 
Originale  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  kopiert.  Nur  der  Kopf  mit  sei- 
nem pausbäckigen  Gesichtchen  und  den  äußerst  sorgfältig  gearbeiteten 
Löokchen  muß  eine  Neuschöpfung  des  Kopisten  sein,  der,  nach  dem 
Stile  des  Kopfes,  vor  allem  der  Haarbehandlung  zu  urteilen,  augen- 
scheinlich zur  Zeit  der  fla vischen  Kaiser  gelebt  hat.  Original  und 
Kopie  werden  zum  Schmucke  eines  Grabes  bestimmt  gewesen  sein. 

Vgl.  Jahreshefte  d.  österr.  Inst.  IV  1901  p.  209 ff.  Für  die  Art  der  Arbeit  an  den 
Locken  vgl.  besonders  n.  1048. 

1555  (unter  CXC)  Würfelförmige  Basis. 

Ergänzt  an  der  Vorderseite:  der  obere  Band,  der  Kopf  der  Victoria 
mit  dem  Halse,  aber  ohne  die  Haarschleife,  der  1.  Arm,  beide  Oberschenkel 
zum  größten  Teil  mit  demr.  Knie,  Teile  des  Gewandes;  an  der  r.  Neben- 
seite: die  oberen  zwei  Drittel  des  1.  Bandes,  der  r.  Oberschenkel  des  Bar- 
baren mit  dem  Knie  und  einem  Teil  des  Unterschenkels,  der  1.  Oberschenkel 
mit  dem  Knie;  an  der  1.  Nebenseite:  der  ganze  obere  Band,  der  Kopf  und 
fast  die  ganze  Kopfbedeckung  des  Barbaren,  seine  r.  Schulter,  fast  das 
ganze  r.  Bein;  an  der  Rückseite:  der  ganze  Band  bis  auf  die  1.  Kante  und 
der  größte  Teil  des  Grundes,  an  dem  Barbaren  der  ganze  Oberschädel  mit 
der  Tiara,  beide  Hände  mit  dem  Kranze,  das  Vorderteil  des  1.  Fußes  mit 
einem  TeU  des  Grundes.  Überarbeitungen  sind  an  dem  Kopf  des  Barbaren 
auf  der  r.  Nebenseite  kenntlich,  an  dem  ganzen  1.  Drittel  der  1.  Nebenseite 
und  an  der  unteren  Hälfte  des  Barbaren  auf  der  Rückseite. 

Von  dem  Monumente  ist  zunächst  der  Barbar  auf  der  Rück- 
seite zu  trennen;  er  ist  erst  von  dem  modernen  Ergänzer  hier  ein- 
gesetzt worden  und  stellte  ursprünglich  den  isQoyQaii^ccrevg  in  einer 
Prozession  zu  Ehren  der  Isis  dar  (vgl.  n.  143).  Wir  können  nicht  wis- 
sen,'ob  die  Bückseite  ursprünglich  ebenso  wie  die  Nebenseiten  mit 
einer  Figur  geschmückt  war.  Die  beiden  anderen  Barbaren  hat  man 
an  ihrer  charakteristischen  Kleidung  und  der  Art,  wie  sie  die  Ge- 
schenke mit  verhüllten  Händen  tragen,  richtig  als  Orientalen  und 
mit  großer  Wahrscheinlichkeit  als  Priester  orientalischer  Gottheiten, 
den  linken  als  Priester  des  Attis  erkannt.  Beide  bringen  ihre  Ge- 
schenke offenbar  freiwillig,  nicht  als  Gefangene,  der  vorwärtseilenden 
Victoria  dar,  die  zweifelsohne  die  siegreiche  Macht  vertritt»  der  die 
Barbaren  huldigen,  hier  also  jedenfalls  Rom.  Da  das  Monument  aus 
dem  ersten  nachchristlichen  Jahrhundert  stammt,  hat  ein  Gelehrter 
es  mit  dem  Zuge  des  Partherkönigs  Tiridates  nach  Rom  im  Jahre 
66  n.  Chr.  in  Zusammenhang  gebracht  —  Tiridates  kam  mit  an- 
deren orientalischen  Prinzen  und  huldigte  Nero  auf  dem  Forum 
Romanum  —  und  in  ihm  das  älteste  uns  erhaltene  Vorbild  für 
die  Darstellungen  der  Anbetung  des  Jesuskindes  durch  die  Wei- 
sen aus  dem  Morgenlande  erkannt,  wie  man  denn  bereits  die  Vermu- 


ECKZIMMER.  247 

tung  ausgesprochen  hatte,  daß  diese  biblische  Geschichte  eben  im 
Anschluß  an  jenen  eindrucksvollen  Vorgang  erfunden  worden  sei. 

Eos  XVII  1  (1911)  T.  I— IV  p.  45 ff.  —  Vgl.  Dieterich  kleine  Schriften  p.  272 ff. 
und  440ff. 

1556  (CXIII)  Statuette,  gefesselter  Knabe. 

Ergänzt  die  r.  Hand  abgesehen  von  einem  Stücke  des  Zeigefingers 
und  des  Daumens,  die  untere  Hälfte  des  1.  Vorderarmes  nebst  der  Hand 
und  dem  von  ihr  gehaltenen  Gewandzipfel,  das  r.  Bein  von  der  Mitte 
des  Oberschenkels  abwärts,  der  1.  Unterschenkel,  die  Füße,  der  Stamm, 
die  Plinthe. 

Die  antike  Kunst  stellte  öfters  Eros  dar,  wie  er  zur  Strafe  für  seine 
losen  Streiche  gefesselt  und  zu  harter  Arbeit  verdammt  ist,  gab  aber 
auch  sterbliche  Knaben  in  der  gleichen  Lage  wieder.  Die  Statuette  ge- 
hört zu  dieser  Gattung.  Die  längs  des  Beines  herabreichende  Kette 
ist  oben  an  einem  Gurte  befestigt,  der  den  Unterleib  umgibt,  unten  an 
einem  Hinge  über  dem  Fußknöchel.  Der  Knabe  steht  weinend  da  und 
wischt  sich  mit  der  B.  die  Tränen  aus  den  Augen.  Die  1.  Hand  stützte 
vielleicht  ein  Arbeitsgerät,  eine  Hacke  oder  Schaufel,  auf  den  Boden. 

Visconti  illustrazioni  dei  mon.  Borgh.  II  30  p.  67.  Vgl.  Braun  Ruinen  u.  Museen 
p.  547  n.  19.  Ann.  dell'  Inst.  1866  p.  85.  Birt  de  Amorum  in  arte  antiqua  simulacris 
(Marpurgi  1892)  p.  XXII,  p.  XXIX. 

1557  (CLXXXUI)  Pallasstatue. 

Ergänzt  der  r.  Arm  nebst  dem  größten  Teile  des  r.  Ärmels,  der  1. 
Arm  von  der  Mitte  des  Oberarmes  abwärts  nebst  der  Hand  und  dem  von 
ihr  berührten  Stücke  des  Schildes,  die  vordere  Seite  des  r.  Oberschenkels, 
die  Zehen  des  r.  Fußes  mit  der  darunter  befindlichen  Ecke  der  Plinthe, 
ein  großer  Teil  des  Schildes,  der  Kopf  der  Schlange.  Der  der  Statue  auf- 
gesetzte Kopf  ist  antik,  aber  nicht  zu  dem  Körper  gehörig. 

Offenbar  war  der  r.  Arm  erhoben.  Es  ergibt  sich  dies  auf  das  deut- 
lichste aus  der  Weise,  wie  das  auf  der  Bückseite  erhaltene  Stück  des  r. 
Armeis  und  die  Faltenbrechung  am  Überschlage  des  Chitons  be- 
handelt ist,  ferner  daraus,  daß  die  r.  Schuler  etwas  höher  steht  als  die 
1.  und  die  Aigis  von  der  r.  Schulter  weg  bis  an  den  Hals  geschoben  ist, 
endlich  aus  der  Richtung  der  Stütze,  die  den  r.  Arm  mit  dem  Körper 
verband.  Hiernach  kann  es  keinem  Zweifel  unterhegen,  daß  sich  die 
Göttin  mit  der  erhobenen  r.  Hand  auf  einen  Speer  stützte.  Ihre 
Tracht  besteht  aus  einem  ionischen  Chiton  mit  langem  Überschlage 
und  einer  Aigis,  die  schärpenartig  um  die  Brust  gelegt  ist.  Der  Schild 
ruht  auf  einer  Akanthosblume.  Nach  alledem  stimmt  die  Statue  in 
auffälliger  Weise  mit  dem  Originale  der  Athena  überein,  die  im 
I.  Bande  unter  n.  64  besprochen  worden  ist  (vgl.  im  nächsten 
Zimmer  n.  1559),  einer  Schöpfung  aus  der  Schule  des  Fheidias,  die 
man  dem  Alkamenes  hat  zuschreiben  wollen.  Die  wesentlicheren  Un- 
terschiede zwischen  den  beiden  Typen  beschränken  sich  darauf,  daß 
die  borghesische  Statue  eine  freiere  Behandlung  der  Falten  zeigt  und 
an  ihr  das  Buhen  des  Körpers  auf  dem  1.  Beine  durch  ein  weiteres  Aus- 
biegen der  Hüfte  stärker  betont  ist.  Man  würde  also  ohne  weiteres  hier 


248  YILLA  BORGHESE.  1658—1560. 

auf  ein  etwas  jüngeres,  von  jener  älteren  Schöpfung  abhängiges  Ori- 
ginal etwa  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  raten,  wenn  uns 
nicht  alle  Motive  des  jüngeren  Typus  von  einer  oft  wiederholten 
Figur  der  Artemis  her  vertraut  wären,  deren  einzige  mit  dem 
Kopfe  erhaltene  Keplik  sich  im  Dresdener  Museum  befindet;  nur  liegt 
bei  der  Athena  an  Stelle  des  Köcherbandes  die  schärpenartige  Aigis. 
Man  wird  eine  derartige  äußerliche  Übertragung  der  Motive  von 
einem  Typus  auf  den  andern  einem  Künstler  des  4.  Jahrhunderts 
kaum  zutrauen  mögen  und  demnach  in  der  borghesischen  Statue  eher 
das  Machwerk  eines  späteren  Bildhauers  römischer  Zeit  erkennen. 
Dabei  bleibt  die  Beziehung  auf  das  Original  jenes  älteren  Typus 
natürlich  zu  Recht  bestehen. 

Berichte  der  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  1861  T.  I,  II  p.  1 — 17,  1866 
T.  I  1 — 3  p.  40 — 43  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Institutes  I  1898  p.  74  bis 
76  Fig.  36,  p.  55.  Weiteres  in  der  Arch.  Zeitung  VII 1867  p.  25—26.  Vgl.  Eranos 
Vindobonensis  p.  21.  jFurtwängler  Meisterwerke  p.  556.  Amelung  die  Basis  des  Praxi- 
teles p.  24.  Klein  Praxiteles  p.  310  Anm.  —  In  einem  anderen  Falle  hat  man  in  römi- 
scher Zeit  den  gleichen  Artemis-Typus  zu  einer  Darstellung  der  Ariadne  verwendet: 
A  catalogue  of  sculpture  in  the  Brit.  Mus.  III  p.  51  n.  1638.  Über  seine  Umbildung 
zur  Tyche  vgl.  Furtwängler  und  Klein  a.  a.  O. 

Sogenanntes  ägyptisches  Zimmer. 

1558  (CCXVI)  Weibliche  Gewandstatue. 

Ergänzt  der  obere  Teil  der  Büste,  die  1.  Hand  und  der  r.  Vorder- 
arm, beide  mit  den  benachbarten  Gewandteilen,  zwei  Zehen  des  r.  Fußes. 
Der  Kopf  (ergänzt  die  beiden  längs  des  Halses  herabreichenden  Locken) 
ist  antik  aber  stark  abgeputzt  und  nicht  zugehörig.  Er  erscheint  im 
Vergleich  mit  dem  Körper  zu  klein  und  ist  mit  diesem  durch  ein  modernes 
Büstenstück  verbunden,  das  vom  unteren  Ende  des  Halses  bis  etwa  über 
den  Halsausschnitt  des  Chitons  herabreicht. 

Die  Statue  zeigt  ähnliche  Eigentümlichkeiten  wie  n.  1278  und 
scheint  wie  diese  nach  einem  bronzenen  Originale  aus  der  Mitte  des 
5.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  der  Schöpfung  eines  peloponnesischen  Künst- 
lers, kopiert  zu  sein.  Eine  charakteristische  Eigenheit  dieser  Figur  ist 
der  feste  flächenhafte  Zusammenschluß  der  Faltenhöhen.  Der  eben- 
falls archaische  Typus  des  nicht  zugehörigen  Kopfes,  der  leider  durch 
rücksichtsloses  Putzen  des  Ergänzers  und  vor  allem  durch  die  Ver- 
kleinerung der  Nase  entstellt  worden  ist,  erinnert  an  den  Kopf  der  von 
Euthydikos  geweihten  Köre  auf  der  athenischen  Akropolis. 

Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  261,  262.  Vgl.  Beschreibung  Borns  III  3  p.  254 
n.  14.  Römische  Mitteilungen  II  1887  p.  55,  XII  1896  p.  87.  Arndt  la  glypto- 
theque  Ny-Carlsberg  p.  10.  Bullettino  comunale  XXIX  1901  p.  79 ff.  —  Der'Kopf  der 
von  Euthydikos  geweihten  Köre  ist  abgebildet  bei  Collignon  histoire  de  la  sculpt. 
grecque  I  T.  VI  2  p.  356;  Gardner  handbook  of  gr.  sculpt.  p.  188  Fig.  37;  Jahrbuch 
d.  arch.  Inst.  II  1887  T.  XIV  p.  219;  Lechat  au  nmsee  de  l'Acropole  p.  364 ff.  Fig.  87; 
S.  Beinach  tetes  antiques  T.  13  p.  11  f. 

1559  (CCXVII)  Unterlebensgroße  Statue  der  Athena. 

Ergänzt  der  Kopf  mit  dem  Halse,  der  r.  Arm,  die  Finger  der  1.  Hand, 
der  untere  Band  der  Aigis,  allerlei  Falten,  der  r.  Fuß  und  das  Vorder- 
teil des  1.  mit  der  Plinthe.    Der  1.  Arm  war  gebrochen. 


ÄGYPTISCHES  ZIMMER.  249 

Die  Figur  ist  eine  an  sich  nicht  sehr  wertvolle  Wiederholung  des 
Athenatypus,  den  man  dem  Alkamenes  hat  zuschreiben  wollen. 
Doch  ist  ein  Vergleich  mit  der  vatikanischen  Replik  n.  64  und 
Fig.  5  und  6  im  I.  Bande  p.  40  zur  Beurteilung  der  verschiedenen 
Kopistenmanieren  nicht  uninteressant.    Vgl.  n.  1557. 

Rom.  Mitteilungen  V  1890  p.  68.    Jahreshefte  d.  österr.  aich.  Inst.  I  1898  p.  71. 

1560  (CC)  Brunnengruppe,  Satyr  auf  einem  Delphin  reitend. 

Ergänzt  das  Unterteil  der  Nase,  Flicken  rings  um  den  Hals,  der  mitt- 
lere und  der  Zeigefinger  wie;  ein  Teil  des  Ringfingers  der  1.  Hand,  die 
R.  mit  der  Schwanzflosse  des  Delphins,  der  r.  Fuß,  der  Unterkiefer  des 
Delphins  und  die  Welle.  Der  r.  Arm  war  oben,  das  r.  Bein  am  Knie  mehr- 
fach gehrochen.  Der  Kopf  ist  angesetzt,  aber  von  demselben  Marmor 
mit  leicht  kenntlichen  und  verfolgbaren  schwarzen  Adern,  von  der  glei- 
chen Erhaltung  und  Arbeit  wie  der  Körper,  also  zugehörig.  Die  Ober- 
fläche ist  an  allen  Teilen  stark  unter  Anwendung  von  Säuren  geputzt. 

Die  Gruppe  war  zum  Schmuck  einer  Brunnenanlage  bestimmt; 
das  Wasser  schoß  in  breitem  Strahle  aus  dem  Maul  des  geängstigten 
Delphins.  Die  Deutung  des  Ganzen  hängt  davon  ab,  ob  man  den  Kopf 
des  Reiters  für  zugehörig  und  antik  hält  oder  nicht.  Wir  haben  unsere 
Gründe  für  die  Annahme  der  Zugehörigkeit  und  des  antiken  Ur- 
sprunges im  obigen  dargelegt.  Nur  die  spitzen  Ohren  verraten  uns,  daß 
wir  es  mit  einem  Satyr  zu  tun  haben,  der  augenscheinlich  zum  ver- 
gnüglichen Bitte  durch  die  Wellen  auf  dem  Delphin  Platz  genommen 
hat.  Die  Anregung  zu  dieser  Gruppierung  mögen  einige  Sagen  von  der 
menschenfreundlichen  Zutulichkeit  der  Delphine  gegeben  haben, 
eher  jedenfalls  diese,  als  uralte,  in  späterer  griechischer  Zeit  schon 
halb  vergessene  religiöse  Beziehungen  des  Delphins  zu  Dionysos,  dem 
Herrn  der  Satyrn.  Auch  mag  dabei  mitgespielt  haben,  daß  man  Del- 
phinen und  Satyrn  gern  den  Namen  Simon  oder  Simos,  Stülpnase, 
gab.  Einige  andere  Beispiele  der  gleichen  Gruppierung  bezeugen, 
daß  diese  hier  nicht  etwa  dem  einmaligen  Einfall  eines  Bildhauers 
zuzuschreiben  ist,  sondern  einer  allgemein  verbreiteten  Vorstellung 
entsprach.  Ein  Gelehrter  glaubt  die  Motive  unserer  Gruppe  dadurch 
erklären  zu  können,  daß  er  annimmt,  der  Satyr  peinige  einen  ans 
Ufer  geschwemmten  Delphin.  Die  Lage  des  Fisches  kann  aber  nur 
erträglich  wirken,  wenn  wir  ihn  uns  im  offenen  Meere  denken;  sonst 
müßte  der  Ärmste  von  seiner  Last  erbarmungslos  zerquetscht 
werden. 

Wenn  die  Gruppe  nicht  in  römischer  Zeit  frei  erfunden  worden  ist, 
müßte  dem  Bildhauer  ein  späthellenistisohes  Original  als  Vorbild  ge- 
dient haben.  Der  durchgeführte  Kontrapost  in  der  Bewegung  der 
Figur  hat  die  Künstler  der  Renaissance  und  vor  allem  die  des  raffa- 
elischen  Kreises  außerordentlich  interessiert.  Wir  begegnen  Nach- 
wirkungen des  Werkes  in  d§m  Jonas  des  Lorenzetto  in  Sta.  Maria 
del  Popolo,  an  der  Fontana  delle  tartarughe,  in  den  vatikanischen 
Loggien  und  sonst. 


250  VILLA  BORGHESE.  166  t— 1668. 

Clarac  707,  1681.  Strena  Helbigiana  p.  lff.  Fig.  1.  Tb.  Hofmann  Baffael  als 
Architekt  IV  p.  83  Abb.  27.  Vgl.  Berliner  phllol.  Wochenschrift  1900  p.  909.  Neue 
Jahrbücher  f.  d.  klass.  Altertmu  1900  p.  504 f.    Götting.  gel.  Anzeigen  1900  p.  728. 

Letztes  Zimmer. 

1561  (OCXLI)  Gruppe,  ergänzt  als  Dionysos  und  Mädehen. 

Ergänzt  an  der  sitzenden  Figur  die  Nase  mit  einem  Teil  der  1.  Braue, 
das  Kinn  mit  einem  Teil  der  1.  Wange,  Stücke  am  Kranze,  der  Hals  mit 
den  beiden  auf  die  Schultern  niederfallenden  Locken,  ein  Teil  des  r.  Un- 
terarmes, die  r.  Hand  mit  Teilen  der  Falten,  die  vorn  herabhängende 
Troddel,  Falten  außen  an  der  r.  Seite  der  Figur,  der  r.  Fuß  und  die  Zehen 
des  1.  Fußes  mit  dem  Vorderteil  der  Plinthe;  an  dem  Mädchen  die  Nase, 
das  Kinn,  der  Hals,  der  r.  Arm,  ein  Stück  der  1.  Hand  mit  dem  Zeige- 
und  Mittelfinger,  der  Vogel  abgesehen  von  dem  Schwänze.  Die  beiden 
Köpfe  sind  antik,  gehören  aber  nicht  zu  der  Gruppe,  da  beide  in  einem 
anderen  Marmor  gearbeitet  sind  als  diese. 

Die  Ergänzung  des  sitzenden  Mannes  mit  dem  Dionysoskopfe,  der 
dem  bekannten  Typus  des  Bacchus  Richelieu  entspricht,  ist  voll- 
kommen wilkürlich.  Näher  wird  man  dem  originalen  Zustande  der 
Gruppe  mit  der  Zuf  ügung  des  individuellen  Mädchenkopfes  (mit  Ähren  - 
kränz)  gekommen  sein,  denn  zweifellos  hat  diese  Figur  auch  ursprüng- 
lich einen  Porträtkopf  getragen ;  das  Motiv  des  Kindes  mit  seinem  lieb  - 
lingstiere  ist  durch  Grabreliefs  und  Grabstatuen  genugsam  bekannt. 
Es  ist  deshalb  wahrscheinlich,  daß  auch  die  männliche  Figur  einst 
einen  Porträtkopf  getragen  hat,  so  deutlich  es  anderseits  ist,  daß  der 
Typus  des  Körpers,  der  an  das  Unterteil  einer  Zeusstatue  im  Neapeler 
Museum  erinnert,  von  einer  Idealfigur  entlehnt  ist;  am  ehesten  wird 
man  an  eine  Darstellung  des  Apollon  denken.  Unsere  Gruppe  gibt 
sich  demnach  als  ein  spätes  Pasticcio  zu  erkennen,  das  wahrschein- 
lich zum  Schmucke  eines  Grabes  bestimmt  war,  in  dem  wir  uns  Vater 
und  Töchterchen  oder  Bruder  und  Schwester  beigesetzt  zu  denken 
haben.  Die  Figur  des  Mädchens  ist  auf  einen  besonderen  Untersatz 
gestellt,  um  mit  seinem  Ärmchen  den  Schoß  des  Sitzenden  erreichen 

zu  können. 

Nibby  T.  42  p.  136.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II 1  p.  120  n.  4.  Vgl.  Be- 
schreibung Borns  III  3  p.  257  n.  20.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  552  n.  27.  —  Das 
Fragment  der  Zeusstatue  in  Neapel  ist  zuletzt  abgebildet  und  besprochen  in  der 
Ausonia  HI  100S  p.  120 ff.  Fig.  19.  Vgl.  eine  römische  Grabgruppe  in  Ghatsworth 
House:  Journal  of  hell,  studies  XXI  1001  p.  Off.  T.  XV. 

1562  (CCXXXVII)  Männliches  Sitzbild. 

Ergänzt  die  Nase,  die  1.  Seite  des  Schnurrbartes,  ein  Streifen  rings 
um  den  Halsansatz,  der  ganze  1.  Arm  mit  dem  Teile  des  Mantels,  der  auf 
Schulter  und  Oberarm  aufliegt  und  nach  vorne  herabhängt,  Stücke  der 
Falten  vor  dem  Unterleib,  der  größte  Teil  des  r.  Armes  bis  auf  die  Hand, 
die  gebrochen  war,  an  dieser  ein  Stück  am  Ansatz  des  kleinen  Fingers, 
ein  Teil  des  Mantelrandes  neben  dem  r.  Oberarm,  fast  die  ganze  Partie 
des  Mantels  auf  dem  Sitze  neben  dem  1.  Oberschenkel,  das  1.  Knie,  Teile 
der  Falten  zwischen  den  Unterschenkeln,  das  Vorderteil  des  1.  Fußes, 
der  r.  Fuß,  das  Vorderteil  der  Löwentatze  hinter  dem  r.  Fuße,  die  Plinthe. 
Vielfache  Brüche.  Der  Kopf  untenftheidet  sich  von  dem  Körper  durch 
die  Qualität  des  Marmors  wie  durch  die  Weise  der  Ausführung,  gehört 
ihm  also  nicht  ursprünglich  an.  Der  Körper  hat  durch  Wasser  erheblich 
gelitten. 


LETZTES  ZIMMER.  251 

Man  hat  in  den  Zügen  des  Kopfes  früher  die  des  Periander  (vgl.  n. 
274),  später  die  des  Thukydides  erkennen  wollen.  Beide  Benennungen 
entbehren  jeglicher  Wahrscheinlichkeit.  Das  Original  des  Kopfes  muß 
ein  Porträt  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  gewesen  sein.  Der  Kör- 
per ist  von  besonderem  Interesse,  da  er  das  Vorbild  des  früher  soge- 
nannten Menander  im  Vatikan  (n.  196)  in  einfacher,  aber  keineswegs 
charakterloser  Ausführung  wiedergibt.  Hier  fehlt  der  Chiton  (vgl.  den 
analogen  Fall  bei  dem  sog.  Marcellus  im  Capitol  n.  843  und  seinem 
Vorbild),  und  die  Füße  tragen  im  Einklang  mit  Schnitt  und  Wurf  des 
Mantels  griechische  Sandalen  statt  der  römischen  Stiefel  dort.  An 
Stelle  des  schöngeformten  Lehnstuhls  mit  weichem  Kissen  sehen  wir 
hier  einen  Steinsitz  ohne  Lehne;  seine  Stützen  sind  vorne  mit  Löwen- 
pranken verziert,  die  oben  mit  einem  gehörnten  Löwenkopf  und 
Flügeln  ausgestattet  sind;  das  Motiv  ist  seit  früh-hellenistischer 
Zeit  beliebt  (der  Greif,  dessen  Umrisse  auf  der  einen  Seite  von  un- 
geschickter Hand  eingegraben  sind,  wird  die  Zutat  eines  späten 
Müßiggängers  sein).  Da  nun  der  Sitz  keine  Lehne  hat  und  auch  nie 
gehabt  haben  kann  —  der  Mantel  ist  an  der  Bückseite  ausge- 
arbeitet — ,  so  muß  die  Erhebung  des  Armes  anders  motiviert  ge- 
wesen sein,  als  an  der  Statue  im  Vatikan.  Entweder  hatte  die  Hand 
einen  Stab  gefaßt  und  auf  den  Boden  gestützt  oder  einen  Gegenstand 
demonstrativ  erhoben  (etwa  eine  Maske?);  auch  wäre  es  möglich, 
an  eine  Gruppierung  mit  einer  anderen,  stehenden  Figur  zu  denken. 
Jedenfalls  handelt  es  sich,  nach  der  in  der  R.  erhaltenen  Bolle  zu 
schließen,  um  einen  Literaten.  Der  welke  Körper  und  das  außer- 
ordentlich abwechselungsreich  arrangierte  Himation  sind  mit  einem 
feinen  Naturalismus  behandelt,  der  uns  auf  ein  bedeutendes  Original 
aus  dem  Ende  des  4.  Jahrhunderts  schließen  läßt. 

Nibby  T.  40  p.  134.  Clarac  V  848,  2141.  Vg  .  Beschreibung  Borns  III  3  p.  256 
n.  16.  Braun  Ruinen  u.  Museen  p.  557  n.  32.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  I  p.  183, 
Amelung  Vatikan-Katalog  II  p.  580 f. 

1563  (CCXXXIII)  Statue  des  Sarapis. 

Ergänzt  der  Kopf — an  ihm  sind  wieder  Nase  und  Oberlippe  angestückt 
— ,  der  Hals,  der  r.  Vorderarm  mit  der  Schale,  der  1.  Vorderarm  mit  dem 
Zepter,  der  vordere  Teil  des  r.  Fußes  nebst  dem  darunter  befindlichen 
Stücke  der  Plinthe,  der  größte  Teil  der  Bücklehne  des  Sessels.  Der  Kopf 
ist  trotz  seiner  Ergänzungen  sicher  modern. 

Die  Figur  gibt  in  sohlechter  Wiederholung  den  Sarapistypus  wie- 
der, den  wir  unter  n.  237  besprochen  und  dort  auf  das  Kultbild  im 
Sarapeion  zu  Alexandrien,  ein  Werk  des  Bryaxis,  zurückgeführt  haben. 
Die  Kopie  hat  einen  besondern  Wert  nur  deshalb,  weil  sich  an  ihr  der 
eigenartig  komponierte  Kerberos  ganz  erhalten  hat.  Wir  erkennen  an 
ihm  drei  verschiedenartige  Köpfe,  in  der  Mitte  einen  Löwenkopf,  außen 
einen  erhobenen  Wolfskopf,  ihm  entsprechend  einen  Hundekopf,  der 
sich  gegen  den  Schenkel  des  Gottes  schmiegt.   Der  Schwanz  des  Un- 


252  VILLA  BORGHESE.  1564—1565. 

geheuers  endigt  in  einem  Schlangenkopf,  den  man  an  der  Außenseite 
am  Körper. anliegend  bemerkt. 

Nibby  T.  39  p.  127.  Braun  Vorschule  T.  22.  Müller-Wieseler  Denkmäler  der 
alten  Kunst  II  67,  853.  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Altertums  I  p.  620  Fig.  690. 
Röscher  mythol .  Lexikon  1 2  p.  1803.  S .  Beinach  repertoire de  la  stat.  II 1  p.  19  n.  3.  Micha- 
elis drei  alte  Kroniden  p.  5.  (hier  ist  der  Kopf  als  antik  publiziert).  Vgl.  Beschreibung 
Borns  III  3  p.  256  n.  8.  Braun  Buinen  und  Museen  p.  556  n.  31.  Journal  of  hellenic 
studies  VI  1885  p.  294.  Revue  archeologique  1903  II  p.  196.  —  Ein  fast  genau  über- 
einstimmendes Exemplar  hat  der  Architekt  Dosio  gezeichnet  auf  einem  Blatte,  das 
sich  heute  in  der  Biblioteca  Marucelliana  zu  Florenz  befindet;  er  bemerkt  dazu:  la 
statua  del  Plutone  si  e  alla  vignia  di  Mco  Jaco  da  Perugia  fuori  di  porta  pertusa  ed 
e  corrispondente  a  quella  del  Cardinal  Puteo,  ma  e  un  poco  minore  (Bollettino  d'Arte 
V  1911  n.  VIII  p.  23  T.  XX). 

1564  (CCXXV)  Statue  des  Marsyas. 

Gefunden  1824  auf  Monte  Calvo  (bei  Bieti)  in  der  Sabina.  Ergänzt 
unter  Leitung  Thorwaldsens  die  Arme  mit  den  Becken,  die  untere  Hälfte 
des  r.  Unterschenkels  —  doch  ist  der  vordere  Teil  des  Fußes  antik  — 
und  die  des  Schwanzes,  der  untere  Teil  des  Stammes  mit  dem  Kopf- 
stücke und  den  anderen  an  diesem  Teile  anliegendene  Stücken  des  Felles, 
die  hintere  Seite  und  die  Bänder  der  Plinthe. 

Die  Statue  ist  falsch  ergänzt.  Wie  mehrfache  Wiederholungen  der 
Figur  beweisen,  schlug  der  Satyr  nicht  die  Becken,  sondern  spielte  die 
Doppelflöte.  Nur  unter,  dieser  Voraussetzung  erklären  sich  an  un- 
serer Statue  die  aufgeblähten  Backen  und  die  Behandlung  des  Mundes, 
die  deutlich  darauf  schließen  läßt,  daß  in  jeden  der  beiden  Mund- 
winkel eine  aus  Bronze  oder  Holz  gearbeitete  Flöte  eingriff.  Der  Sa- 
tyr dreht  sich  nach  seiner  Musik  um  sich  selber,  indem  er  seinen  Kör- 
per reckt  und  sich  auf  den  Fußspitzen  erhebt.  Wie  häufig  bei  Athleten, 
Schauspielern  und  Flötenspielern,  ist  sein  Geschlechtsglied  emporge- 
bunden, ein  Verfahren,  von  dem  wir  noch  nicht  mit  Sicherheit  wissen, 
ob  es  einen  medizinischen  oder  einen  ästhetischen  Zweck  hatte.  Daß 
die  Statue  auf  ein  Bronzeoriginal  zurückgeht,  ergibt  sich  aus  der  kan- 
tigen Behandlung  des  Nackten,  aus  der  Stilisierung  der  Schamhaare 
wie  aus  den  am  r.  Beine,  zwischen  den  Unterschenkeln  und  unter  den 
Füßen  angebrachten  Stützen,  die  den  Eindruck  der  Bewegung  beein- 
trächtigen und  deren  Beifügung  sich  nur  aus  dem  Zwange  der  Mar- 
mortechnik erklären  läßt.  Über  die  stilistische  Eigenart  dieser  Kopie 
und  die  abweichende  des  Originales  haben  wir  bereits  unter  n.  945  ge- 
sprochen. Es  sei  darauf  hingewiesen,  daß  man  schon  vor  dem  Be- 
kanntwerden jener  getreueren  Kopie  im  Konservatorenpalast  aus 
der  „großartigen  und  noch  eine  gewisse  Stilisierung  bekundenden 
Formengebung  des  Körpers"  darauf  geschlossen  hatte,  daß  der  Künst- 
ler des  Originales  in  der  Behandlung  des  Nackten  auf  eine  ältere 
Kunstweise  zurückgegriffen  habe.  Wenn  dabei  sogar  an  Werke  aus 
der  Blütezeit  des  5.  Jahrhunderts  erinnert  worden  ist,  hat  man  das 
in  den  Formen  gewahrte  Maß  der  Strenge  doch  wohl  übertrieben. 
Die  Wahl  des  Motives  eines  derartig  um  seine  Achse  gedrehten 
Körpers  für  ein  statuarisches  Werk  ist  erst  in  der  späteren  Ent- 
wickelung  der    Kunst   unter  Lysippos   denkbar.      Dargestellt    ist 


OBERES  STOCKWERK.  253 

Marsyas,  wie  er  mit  seinem  Flötenspiel  im  Wettstreit  den  Apollon 

zu  besiegen  trachtet.     Vielleicht  hat  das  Original  ursprünglich  zu 

einer  Gruppe  gehört,  in  der  eben  dieser  Wettstreit,  der  bedeutendste 

Moment  im  Mythos  des  Marsyas,  dargestellt  war. 

Mon.  deir  Inst.  III  59,  Abb.  1843  p.  266  ff.  Müller-Wieseler  Denkmäler  der  alten 
Kunst  II  39,  463.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  435.  Winter  Kunstgeschichte 
in  Bildern  I  T.  69,  2.  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  50  n.  8.  Brunn  kleine 
Schriften  III  p.  193  ff.  Abb.  42.  Bulle  der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  79.  Loewy 
griech.  Plastik  Abb.  240  p.  118.  Vgl.  Bhein.  Museum  N.  F.  IV  1846  p.  468 ff.  Arch. 
Zeitung  XLIII  1885  p.  94.  Loewy  Lysipp  und  seine  Stellung  in  der  griech.  Plastik 
p.  28.  Born.  Mitteilungen  XVII  1903  p.  177.  Weiteres  bei  Friederichs-Wolters  Bau- 
steine n.  1427.  Über  das  emporgebundene  Glied:  Stephani  Compte-rendu  pour  1869 
p.  149ff.  Stieda  die  Inflbulation  bei  Griechen  u.  Körnern  (anatom.  Hefte  heraus- 
gegeben von  Merkel  u.  Bonnet,  Wiesbaden  1902). 

In  dem  oberen  Stockwerke,  im  ersten  Zimmer: 
1565  (OCXLV)  Gruppe,  Amazone  zwei  Krieger  überreitend. 

Sicher  ergänzt  sind  an  der  Amazone  das  Vorderteil  des  Helmbusches, 
die  Nasenspitze,  die  r.  Hand  mit  der  Streitaxt,  der  1.  Arm,  an  dem  Pferde 
das  r.  Ohr,  die  frei  hängenden  Teile  der  Zügel,  der  Schwanz,  an  dem 
unter  dem  Pferde  liegenden  Krieger  der  r.  Arm,  die  untere  Hälfte  des  1. 
Unterschenkels  mit  dem  Fuße,  an  dem  anderen  Krieger  der  vordere  Teil 
des  Helmbusches,  der  1.  Arm  und  der  1.  Unterschenkel  abgesehen  vom 
Fuße. 

Die  Amazone,  die  soeben  den  unter  ihrem  Bosse  liegenden  Gegner 
überritten  hat,  holt  mit  der  R.  zum  Hiebe  aus  gegen  einen  zweiten 
Krieger,  der  zwischen  den  Vorderbeinen  des  Pferdes  auf  das  r.  Knie 
zusammengebrochen  ist.  Der  1.  Arm  der  Amazone  wie  des  vorderen 
Kriegers  war  mit  einem  Schilde  bewehrt,  den  der  Krieger,  um  seinen 
Kopf  zu  decken,  emporhielt.  Eine  eingehende  stilistische  Unter- 
suchung ist  unmöglich,  da  der  Ergänzer  die  antiken  Teile  durchweg 
mit  Säuren  gereinigt  und  überarbeitet  hat.  Doch  erinnert  die  Gruppe 
in  der  ganzen  Formengebung  wie  in  den  Dimensionen  der  Figuren  auf- 
fällig an  bekannte  Marmorstatuetten,  die  zu  dem  von  König  Attalos  I. 
den  Athenern  geschenkten  Zyklus  in  Beziehung  stehen  (vgl.  n.  372). 
Wenn  man  deshalb  in  dem  borghesischen  Exemplare  schlechthin  eine 
Kopie  nach  einer  Gruppe  aus  der  zu  jenem  Zyklus  gehörigen  Amazo- 
nenschlacht erkannt  hat,  so  widersprechen  dieser  Auffassung  die  ge- 
meinen Gesichter  der  beiden  Krieger  wie  das  Tierfell,  mit  dem  das 
Haupt  des  unter  dem  Pferdeleibe  liegenden  bedeckt  ist.  Ein  griechi- 
scher Künstler  könnte  unmöglich  Athener,  die  gegen  Amazonen 
kämpfen,  unter  so  häßlichen  Typen  und  mit  einer  barbarischen  Kopf- 
bedeckung darstellen.  Hiernach  scheint  es  vielmehr»  daß  der  Bild- 
hauer des  borghesischen  Exemplars,  der  jedenfalls  der  römischen  Zeit 
angehörte,  zwar  eine  pergamenische  Gruppe  zugrunde  legte,  ihr  aber 
durch  Umarbeitung  der  Nebenfiguren  einen  anderen  Sinn  unter- 
schob. 

Jahrbuch  des  archäol.  Instituts  II  1887  T.  7  p.  77 — 85.  S.  Reinach  repertoire 
de  la  stat.  II  1  p.  325  n.  7.  Vgl.  Baumeister  Denkmäler  d.  kl.  Altertums  I  p.  1246. 
Revue  archeologique  XIII  1889  p.  15.  Bie  Kampfgruppe  und  Kämpfertypen  p.  128. 
Habich  die  Amazonengruppe  des  attalischen  Weihgeschenks  (Berlin  1896)  p.  67 — 70. 


Das  Kirchersche  und  prähistorische  Museum 

im  Collegio  Bomano. 

Das  Museo  Kircheriano  hat  seinen  Namen  von  dem  deutsehen 
Jesuitenpater  Athanasius  Kircher  (geb.  1601  bei  Fulda;  gest.  1680), 
der  ea.  1635  nach  Rom  kam. und  als  Lehrer  am  Collegio  Bomano, 
von  mathematischen  sowohl  als  geschichtlichen  Interessen  geleitet, 
eine  Kuriositätensammlung  anlegte,  in  der  neben  allerlei  Naturpro- 
dukten und  Gegenständen  aus  allen  Gebieten  des  menschlichen  Kunst- 
fleißes auch  einige  wenige  und  unbedeutende  Antiken  sich  befanden. 
Erst  im  18.  Jahrhundert  gewann  die  Sammlung  insbesondere  durch 
die  Bemühungen  von  Bonanni  und  Contucci  allmählich  den 
Charakter  eines  Antikenkabine ttes;  damals  (nach  1738)  ist  auch  die 
Ficoronische  Ciste,  die  Zierde  des  Museums,  hinzugekommen«  Wäh- 
rend der  Periode,  da  der  Jesuitenorden  aufgehoben  war  (1773 — 1823), 
trat  die  Sammlung  mehr  und  mehr  hinter  den  päpstlichen  Sammlun- 
gen im  Vatikan  und  auf  dem  Kapitol  zurück.  In  unserm  Jahrhundert 
hat  dann  Guiseppe  Marchi,  der  bekannte  Altertumsforscher,  auch 
diesem  Museum  seine  Aufmerksamkeit  zugewendet;  unter  ihm  er- 
fuhren insbesondere  die  Abteilung  der  christlichen  Altertümer,  die 
Sammlung  der  Schleuderbleie  und  der  Wasserleitungsröhren  wesent- 
liche Bereicherung;  auch  der  Fund  von  Vicarello  und  das  berühmte 
Graffito  des  „Spottcruoifixes"  sind  zu  seiner  Zeit  ins  Museum  ge- 
kommen. 

Seitdem  im  Jahre  1870  das  Collegio  Romano  mit  seinen  Samm- 
lungen in  Staatseigentum  übergegangen  ist,  hat  das  „Museo  Kir- 
cheriano" eine  gründliche  Reorganisierung  auf  wissenschaftlicher 
Basis  erfahren.  Die  griechisch-römischen  und  christlichen  Alter- 
tümer* wurden  durch  Ettore  de  Ruggiero  in  einer  besonderen  Samm- 
lung vereinigt  (in  den  Zimmern  XLIX — LIV).  Die  ethnographischen 
Objekte  gingen  in  das  1876  eröffnete  Nationalmuseum  für  Völker- 
kunde und  Urgeschichte  (Museo  nazionale  preistorico  ed  etnograf  ico) 
über,  das  unter  der  Leitung  Luigi  Pigorinis  heute  bereits  zu  einem 
Museum  ersten  Ranges  emporgeblüht  ist  und  sich  noch  stetig  er- 
weitert. 

Bonnani  Musaeum  Kircherianum  (Born  1709).  (Contucci)  Musei  Kirkeriani  in  Ro- 
mano S.  I.  Collegio  Aerea  notis  illustrata  Rom  1763.  (Brunati)  Musei  Kircheriani  in- 
scriptiones  ethnicae  et  christianae  (Mailand  1837).  Ett.  de  Ruggiero  Catalogo  de 
Museo  Kircheriano  Parte  prima  (Rom  1878).  Ouida  del  Museo  Kircheriano  (Rom  1879). 
Vgl.  Justi,  Winckelmann  II,  1  S.  128.  Luigi  Figorini  II  Museo  nazionale  preistorico 
cd  etnografico  di  Roma  1881.  Seconda  relazione  1884. 


PRÄHISTORISCHES  MUSEUM.  255 

Bei  der  gegenwärtigen  Anordnung  kommt  der  Besucher  zu- 
erst (links  vom  Haupteingang)  zu  den  ethnographischen  Sammlungen 
(Raum  I — XXVI),  dann  in  den  anschließenden  Abteilungen  des  süd- 
östlichen Flügels  zu  den  prähistorischen  Sammlungen  (XXVII — 
XLTV)  und  von  diesen  durch  die  Zimmer  XLV— XLVIII,  die  amerika- 
nische Altertümer  enthalten,  in  das  Kirchersche  Museum,  das  die 
Zimmer  L — LIII  und  die  Korridore  XLIX  (Skulpturen)  und  LIV 
(Bronzen)  rechts  vom  Haupteingang  einnimmt. 

Prähistorisches  Museum. 

In  den  Zimmern  XXVII — XLI  sind  die  Objekte  nach  den  großen 
prähistorischen  Kulturperioden  (Steinzeit,  Bronzezeit,  sog.  erste 
Eisenzeit)  und  innerhalb  jeder  Zeitgruppe  nach  den  einzelnen  Fund- 
gebieten angeordnet.  Absolute  Zeitgrenzen  lassen  sich  für  die  einzel- 
nen Phasen  der  prähistorischen  Kulturentwicklung  nicht  festsetzen ; 
in  den  verschiedenen  Landschaften  ist  je  nach  den  geographischen 
und  ethnographischen  Verhältnissen  der  Übergang  von  einer  Kultur- 
stufe zur  andern  zu  verschiedener  Zeit  erfolgt.  Die  Frage,  inwieweit 
der  jeweilige  Zuwachs  an  Kulturbesitz,  der  Wechsel  von  Leichenbe- 
stattung und  -Verbrennung,  die  Veränderungen  der  Gräberformen 
aus  ökonomischen,  handelspolitischen,  sozialen  oder  ethnischen  Ver- 
schiebungen zu  erklären  S3i,  ist  vielumstritten.  Es  ist  bisher  noch 
nicht  gelungen,  auch  nur  annähernd  die  Zeit  festzustellen,  zu  der  die 
ältesten  auf  italischem  Boden  nachweisbaren  „mediterranen"  oder 
„ibero-ligurischen"  Besiedler  von  den  einwandernden  „Italikern" 
zurückgedrängt  und  überflutet  worden  sind.  Ebensowenig  sind  bisher 
über  die  zeitliche  Schichtung  der  neben  den  „Italikern"  nach- 
weisbaren^ anderen  indogermanischen  („illyrischen")  Stämme  sowie 
über  den  Zeitpunkt  und  die  Art  der  etruskischen  Einwanderung 
allgemein  anerkannte  Ergebnisse  gewonnen  worden.  Auch  über 
die  Bolle,  welohe  kretisch-mykenischen  („ägäischen")  und  orien- 
talischen Einflüssen  schon  in  der  prähistorischen  Zeit  zuzuweisen 
ist,  gehen  die  Anschauungen  der  Gelehrten  noch  weit  auseinander. 
Sicher -ist,  daß  solohe  Einflüsse  durch  den  Handelsverkehr  und 
gelegentliche  Zuwanderungen  schon  lange  vor  der  Zeit  der  ältesten 
griechischen  Handelskolonien  in  Italien  (vgl.  Bd.  I  353 f.)  sich  teils  auf 
dem  Seeweg  über  Sizilien,  teils  von  Osten  her  über  die  Balkan- 
halbinsel und  über  die  Adria  geltend  gemacht  und  das  einheimische 
italische  Handwerk  befruchtet  haben. 

Die  drei  ersten  Abteilungen  des  prähistorischen  Museums  (XXVII 
— XXIX)  enthalten  Funde  der  Steinzeit  Italiens  (paläolithische  und 
neolithische  Periode),  die  vierte  (XXX)  neben  neolithischen  Gegen- 
ständen aus  Sizilien  und  Sardinien  Funde  aus  den  prähistorischen 


256     DAS  KIRCHEESCHE  UND  PRÄHIST.  MUSEUM.  1566—1670. 

Ansiedelungen  (atazioni)  der  Monti  Lessini  in  der  Provinz  Verona,  in 
denen  die  primitive  Kultur  der  Steinzeit  sich  noch  forterhalten  hat 
in  einer  Epoche,  in  der  die  Bewohner  der  Ebene  Venetiens  schon  lange 
mit  dem  Gebrauche  der  Metalle  bekannt  waren.  In  den  folgenden 
Zimmern  (XXXI — XXXIV)  ist  die  Bronzezeit  durch  Funde  aus  den 
Pfahlbauten  und  Terramare  (hügelartigen  Überresten  prähistori- 
scher Ansiedlungen)  der  Lombardei,  der  Emilia  und  Venetiens  reich 

vertreten. 

Vgl.  O.  Montelius  La  civilisation  primitive  en  Italie  I.  Pigorini  Gli  abitanti 
primitiv!  dell'  Italia  (1010). 

In  den  Wandschränken  der  Zimmer  XXXIV  und  XXXV  sind  ver- 
schiedene der  „Bronzezeit"  und  der  „ersten  Eisenzeit"  angehörige 
Fundstücke  aus  Ober-  und  Mittelitalien  ausgestellt,  unter  denen  sich 
schon  gemalte  Gefäße  mit  einfachen  geometrischen  Mustern  finden. 

Im  Glasschrank  in  der  Mitte  des  Zimmers  XXXV: 

1566  Modell  eines  megalithischen  Denkmals  von  Sardinien. 

Das  Modell  gibt  ein  Grabmal  bei  Sammugheo  in  der  Provinz 
Cagliari  (Sardinien)  wieder  als  Beispiel  der  sog.  Tombe  dei  Giganti. 
Vgl.  die  Literaturangaben  zu  n.  1567. 

1567  Modell  eines  sardinischen  Nuraghen    (Nuraghe  Santinu  in 

*■  -  der  Provinz  Sassari). 
Die  Bestimmung  und  Entstehungszeit  dieser  turmförmigen  Bau- 
werke, die  für  die  Kultur  der  vorgeschichtlichen  Zeit  Sardiniens 
charakteristisch  sind,  ist  bis  in  die  neueste  Zeit  viel  umstritten 
worden.  Einige  Forscher  haben  sie  als  Grabbauten,  andere  als 
festungsartige  Zufluchtsstätten  und  Wohnbauten  erklärt.  Die  im 
letzten  Jahrzehnt  systematisch  betriebenen  Ausgrabungen  haben, 
wie  es  scheint,  entscheidende  Argumente  für  die  letztere  Auf- 
fassung erbracht.  Die  Beziehungen,  die  zwischen  den  Nuraghen 
und  anderen  Bauwerken  des  zweiten  vorgeschichtlichen  Jahr- 
tausends in  den  Ländern  des  Mittelmeeres  bestehen,  weisen  auch 
die  sardinischen  Nuraghen,  wenigstens  ihrer  Hauptmasse  nach,  in  die 
nämliche  Epoche.  Der  Name  „nuraghe ",  den  man  als  dialektische 
Nebenform  von  mwraglie,  murazzo  zu  deuten  versucht  hat,  wird 
neuerdings  von  einem  Wortstamm  der  sardinischen  Ursprache  (nura) 

abgeleitet. 

A.  de  la  Marmora  Voyage  en  Sardaigne.  Perrot-Chipiez  Hist.  derart  IV  22 f.  44 f. 
Gaz.  arch6ol.VIIS.311  (Lenormant).  Pais  La  Sardegna  prima  del  dominio  romano 
(Mem.  d.  accad.  dei  Lincei  VII).  Brunn  Griech.  Kunstgesch.  I  S.  17  Monum.  ant.  dei 
Lincei  XI  S.87f.;  238f.  (Pinza)  XX  S.  230f.  (Taramelli).  Globus  LXXVI  (1904)  S.  183f. 
( A.  Mayr).  Ausonia  III  S.  18f .  Papers  of  the  Brit.  school  at  Rome  VS.  89 f.  (Mackenzie). 
Pettazzoni  Religione  primitiva  in  Sardegna  (1912)  S.  79 f.;  161  f. 

Im  Wandschrank  9 — 10  beim  Fenster  sind  die  langen  dünnen 
Schwerter  (aus  einem  Nuraghenbau  in  der  Provinz  Sassari)  bemer- 
kenswert, ferner  neben  anderen  Bronzen  aus  Sardinien: 


PRÄHISTORISCHE  SAMMLUNG.  257 

1568  Bronzestatuette  eines  Bardischen  Kriegers. 

Der  Krieger,  der  mit  Tunika,  Hosen  und  Panzer  bekleidet  ist, 
hält  in  der  R.  den  Rest  eines  Schwertes,  an  dem  der  Griff  besonders 
angesetzt  war,  in  der  L.  an  eigentümlich  geformten,  oben  und  unten 
vorragenden  Handhaben  den  Schild;  auf  dem  Kopfe  trägt  er  einen 
Helm  mit  zwei  vorspringenden  Hörnern.  Irrtümlicherweise  hat  man 
früher  mit  der  Figur  ein  kleines  Wagengestell  in  Verbindung  gebracht, 
das  der  Krieger  auf  dem  Rücken  getragen  hätte,  und  hat  an  dessen 
Deichsel  einen  ebenfalls  nicht  zugehörigen  Korb  befestigt. 

Memoires  de  l'academie  des  inscriptions  XXVIII  8. 579  (Barthelemy).  Winckel- 
mann  Kunstgeschichte  III  4  f  45;  Werke  II  T.  6  in  der  Ausgabe  von  Feraow  (Atlas  I 
n.  21  in  der  Ausgabe  von  Donaueschingen;  Werke  II  T.  24  in  der  Hoffmannschen  Aus- 
gabe). Vgl.  Beschreibung  Roms  III,  3  S.  495.  Gazette  archeolog.  VII  (1881)  T.  24 
S.  133 ff.  (Bobiou).  Perrot-Chipiez  Histoire  de  l'art  IV  S.  68.  2  Monum.  ant.  4ei 
Lincei  XI  T.  XI  S.  196f.  (Pinza).  Über  die  sardinischen  Schwerter  vgl.  Monum. 
ant.  dei  Lincei  XI  T.  XV  3. 144t    Bull,  paletnol.  ital.  XXVIII  S.  54. 

Im  Wandschrank  13: 

1569  Zwei  sog«  Paletten  (Aschenschaufeln)  aus  Bronze. 

Vermutlich  waren  diese  kleinen  zierlichen  Schaufeln  dazu  be- 
stimmt, bei  kultlichen  Verrichtungen  am  Opferherd  oder  beim  Auf- 
lesen der  Totenasche  aus  dem  Scheiterhaufen  verwendet  zu  werden. 
Das  eine  Exemplar  (66. 132,  früher  im  Museum  vom  Parma  aufbe- 
wahrt), das  mit  der  Figur  eines  Tieres  mit  langen  geschwungenen 
Hörnern  geschmückt  ist,  trägt  am  rechten  Bande  oben  eingeritzte 
Zeichen,  ähnlich  denen  auf  venetischen  Bronze-Situlen;  es  gehört 
wohl  in  den  Kreis  jener  altvenetischen  Industrie  um  500  v.  Chi., 
die  wir  hauptsächlich  durch  die  Funde  von  Este  kennen. 

Bullet,  paletnol.  ital.  XXVni  T.  IV,  1  S.  125.  XXXII  S.  272  (Ghiiardini). 
XXIX  S.  28  (Milani). 

Im  Schranke  7  rechts  von  der  Ausgangstür,  im  Mittelfach: 

1570  Bronzener  Diskos  mit  Tierfiguren  in  punktierten  Linien. 
Der  Diskos,  der  vielleicht  einen  Teil  einer  Rüstung  bildete,  ver- 
rät in  der  Wahl  und  Anordnung  des  Bildstoffes  (drei  Paar  einander 
gegenübergestellter  katzenartiger  Tiere)  schon  den  Einfluß  orienta- 
lischer Vorbilder,  während  er  durch  die  altertümliche  Technik  der 
punktierten  Konturen  mit  der  primitiven  italischen  Metallkurst  ver- 
bunden ersch  int. 

Vom  Fuciner  See  (Provinz  Aquila).  Bull,  paletnol.  ital.  XXXV  T.  XIV,  4  S.  104  f, 
(Colin!).  Rom.  Mitteil.  d.  arch.  Inst.  XXIV  S.  331  f.  (Pettazzoni). 

Zimmer  XXXVI— XXXIX. 

In  den  Abteilungen  XXXVI— XLI  sind  die  Funde  Ober-,  Mittel- 
und  Unteritaliens  aus  der  sog.  ersten  Eisenzeit  (Periode  der  „Vil- 
lanova-Kultur") vereinigt.  In  der  Mitte  des  Zimmers  XXXVI  ist  in 
einer  Vitrine  ein  von  Steinplatten  umschlossenes  Grab  aus  Gola- 
secca  (Provinz  Mailand)  mit  seinem  Inhalt  aufgestellt. 

H eibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  17 


258        DAS  KIECHERSCHE  UND  PRÄHIST.  MUSEUM.   1571. 

Besondeis  interessant  sind  die  Grabfunde  aus  den  großen  Nekropo- 
len  des  westlichen  Etnuiens,  aus  Vetulonia  und  Corneto,Vulci  (Zimmer 
XXXVIII),  Veii  (Zimmer  XLI),  aus  denen  ganze  Gruppen  von  Grä- 
bern ins  Museum  übertragen  worden  sind.  Es  sind  schachtartige  Vei  - 
brennungsgräber  (sogen.  Brunnengräber,  tombe  a  pozzo)  mit  einem 
plump  gebauten  Aschengefäß  aus  schwarzem  Ton,  dem  meist  eine 
Schale,  manchmal  auch  ein  tönerner  Helm  oder  ein  Spitzhut  (apex) 
als  Deckel  dient,  und  mit  einer  sehr  einfachen  Ausstattung:  halb- 
mondförmigen Basiermessern,  primitiven  Fibeln,  kleinen  Schmuck- 
sachen aus  Bernstein,  Glas  oder  Bein  u.  a.  Dieser  Kulturperiode  ge- 
hören auch  die  Aschenurnen  in  Form  von  Wohnhäusern  an  (vgl. 
Band  I  S.  306  n.  481),  die  durch  mehrere  Exemplare  vertreten  sind 
(im  Mittelschranke  des  Zimmers  XXXVII  ein  guterhaltenes  Exemplar 
aus  Corneto,  in  Zimmer  XXXIX  mehrere  aus  Grottaferrata). 

In  ihrer  Hauptmasse  sind  diese  Verbrennungsgräber  dem  9.  bis  7. 
Jahrhundert  zuzuweisen;  sie  liegen  also  der  Zeit,  in  der  die  griechi- 
schen Handelskolonien  auf  italischem  Boden  zur  Blüte  gelangt  sind, 
noch  voraus.  Erst  in  den  jüngeren  „Brunnengräbern"  treten  Gegen- 
stände des  griechischen  Importes  auf.  In  den  südetruskischen 
Gräbern  des  7.  Jahrhunderts,  die  eine  veränderte  Anlage  zeigen,  da 
nunmehr  an  Stelle  der  Verbrennung  die  Bestattung  herrschender 
Brauch  ist  (tombe  a  fossa,  a  corridojo,  a  camera),  können  wir  mit 
Hilfe  der  immer  zahlreicher  verwendeten  griechischen  Vasen  (grie- 
chisch-italischen und  „protokorinthischen",  dann  korinthischen  und 
ionischen)  feststellen,  wie  der  griechische  Handel  allmählich  das 
Land  erobert  hat. 

Ein  lehrreiches  Beispiel  für  den  seit  dem  7.  Jahrhundert  immer 
fühlbarer  werdenden  Einfluß  aus  dem  phönikischen  und  griechischen 
Osten  gibt  in  Zimmer  XXXVII,   Schrank  6 

1571  (25786)  Ungefirnißte  Thonkanne  mit  eingeritzten  Figuren. 

Um  einen  stilisierten  Baum  gruppieren  sich  jederseits  je  ein  Flügel- 
pferd, ein  Kentaur,  ein  Greif  (in  phönikischem  Typus).  Die  Ritz- 
linien der  Graffiti  sind  rot  ausgefüllt. 

Aus  einer  sog.  tomba  a  ziro  in  Chiusi.  Bullet,  paletnol.  ital.  XXVI  T.  111  S.  33  f. 
(Karo).  Montelius  a.  a.  O.  T.  216,  8. 

Ein  besonderes  Interesse  beanspruchen  die  Gräberfunde  aus  Born 
und  Umgebung  (aus  dem  7.  und  6.  Jahrhundert)  in  Zimmer  XXXVIII 
(vgl.  auch  die  im  Konservatorenpalast  aufgestellten  Gräber  Band  I 
S.  555.  573).  Im  Mittelschranke  sind  die  auf  dem  Castro  Pretorio  und 
dem  Esquilin  gemachten  Funde  vereinigt. 

Monum.  ant.  dei  Linoei  XV  S.  208 ff.  (Pinea). 


GRABFUND  VON  PRAENESTE.        259 

Saal  XL. 
Grabfund  von  Praeneste  (Grab  Bernardini). 

Alle  die  hier  ausgestellten  Gegenstände  bilden  die  Ausbeute  eines 
Grabes,  das  die  Gebrüder  Bernardini  Ende  Februar  1876  in  Palestrina 
(Praeneste)  in  der  Nähe  der  Kirche  von  S.  Rocco  aufgedeckt  haben. 
Das  Grab,  dessen  Wände  mit  Tuffsteinplatten  belegt  waren,  hatte 
rechteckigen  Grundriß  (5.45  X  3.92  m).  Da  die  Steindecke  wohl  schon 
im  Altertum  zusammengebrochen  und  das  Grab  von  der  nachstür- 
zenden Erde  ausgefüllt  war,  lassen  sich  über  Decke  und  Oberbau  des 
Grabes  nur  Vermutungen  nach  Analogie  gleichzeitiger  Grabbauten 
aufstellen.  Doch  hat  sich  wenigstens  die  innere  Einrichtung  des  Gra- 
bes, dessen  Boden  1.70  m  unter  dem  gegenwärtigen  Niveau  lag,  noch 
einigermaßen  feststellen  lassen.  In  einer  länglichen  Eintiefung  des 
Bodens  lagen  vermoderte  Knochen  des  hier  bestatteten  Leich- 
nams, der  vermutlich  auf  einer  hölzernen  Bahre  gelegen  hatte;  an 
dieser  Stelle  wurden  auch  die  goldene  Brustplatte  n.  1577  und  drei 
Fibeln  gefunden,  die  sicher  zum  Schmucke  des  Leichnams  gehörten. 
An  den  Wänden  des  Grabes  scheinen  Schilde  (vgl.  n.  1601)  befestigt 
gewesen  zu  sein;  auch  die  übrigen  Geräte  waren  größtenteils  in  der 
Nähe  der  Wände  aufgestellt  —  sie  haben  wohl  die  reiche  Ausstattung 
eines  einzigen  Toten  aus  dem  Herrengeschlecht  von  Praeneste  gebildet. 
Außer  den  zwei  eisernen  Dolchen  in  silberner  Scheide  (n.  1586 f.)  waren 
ihm  noch  ein  eisernes  Beil  und  vier  Lanzen  (mit  eiserner  Spitze) 
mitgegeben  worden.  Nachträglichen  Ermittelungen  zufolge  soll  aus 
dem  Bernardinischen  Grabe  auch  die  goldene  Fibel  n.  1572  mit  einer 
hochaltertümlichen  lateinischen  Inschrift  stammen. 

Die  Übereinstimmung,  die  in  der  Auswahl  und  in  den  Formen 
der  Praenestiner  Fundstücke  mit  dem  Inhalte  des  großen  Caeretaner 
Grabes  Regulini- Galassi  (Band  I  S.  352.  388 f.)  herrscht,  springt  in 
die  Augen.  Unter  den  Bronzen  begegnen  wir  denselben  Geräten,  in 
ihren  Reliefs  denselben  orientalisierenden  Formen;  die  Gold-  und  Sil- 
bersachen weisen  dieselben  Typen,  dieselbe  hochentwickelte  Technik 
auf»  die  silbernen  Reliefgefäße  sind  hier  wie  dort  von  gleicher  Art 
(I  S.  389).  Offenbar  hatten  die  reichen  Herren  von  Praeneste  nicht 
nur  dieselben  Lebensgewohnheiten,  sondern  auch  die  gleichen  Handels- 
verbindungen wie  die  Herrscher  von  Caere.  Demnach  können  die 
beiden  Gräber  auch  zeitlich  nur  durch  wenige  Jahrzehnte  vonein- 
ander getrennt  sein,  und  es  ist  schwer  zu  unterscheiden,  welches  von 
beiden  das  ältere  ist;  immerhin  spricht  manches  für  die  Annahme, 
daß  das  Caeretaner  etwas  früher  anzusetzen  sei  als  das  Praenestiner. 

Vgl.  Bull.  d.  Inatit.  1876  S.  117ff.  (Heibig).  Annali  1876  8.  197ff.;  1879  8.  lff. 
(Heibig).  Notizie  degli  scavi  di  antichita  1876  S.  118  ff.  (Conestabile);  1897  S.  256. 
Femique  £tude  sur  Preneste  (Paris  1880)  S.  125  ff.,  172 ff.  Bull,  d.commiss.  arch.  com. 
di  Borna  1898  S.  187  f.,  205  f.  (Piraa).  Ball,  paletnol.  ital.  XXIV  S.  160  f.  1904  S.  25 f. 

17* 


260     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1672-1574. 

(Karo).  Montelius,  La  civilisation  primitive  on  Italie  T.  366  ff.  Über  analoge  Funde, 
deren  Ausbeute  früher  im  Palazzo  Barbermi  aufbewahrt  wurde  und  neuerdings  in 
das  Museum  in  Villa  Papa  Giulio  übertragen  wurde,  vgl.  Archaeologia  XU.  1  (London 
1867)  S.  3  ff.  (Garrucci)  und  unten  8.  313  ff.  Über  Stil  und  Herkunft  der  Stücke 
vgl.  im  allgemeinen  die  Band  I  S.  390  aufgeführte  Literatur. 

Gegenwärtig  sind  sämtliche  Funds tücke  des  Grabes  in  einem  gro- 
ßen Glasschrank  und  in  einer  Vitrine  am  Fenster  vereinigt;  die  An- 
ordnung der  Stücke  stimmt  nicht  immer  mit  der  Aufeinanderfolge  der 
Museumsnummern  überein. 

In  der  Vitrine  am  Fenster: 

1572  Goldene  Fibel  mit  altlateiniseher  Inschrift« 

Die  Fibel,  die  angeblich  schon  1871  in  Palestrina  in  den  Handel 
kam,  wird  —  es  ist  nicht  bekannt,  auf  Grund  welcher  Ermittelungen 
—  als  ursprünglich  zur  Ausstattung  des  Grabes  Bernardin  i  gehörig 
angesehen.  Sie  trägt  auf  dem  Kanäle  in  hochaltertümlichen  Buch- 
staben (von  rechts  nach  links)  die  Inschrift :  Manios :  med:  fhe  •  fhaked : 
Numasioi,  d.  h.  Manios  hat  mich  für  Numasius  (Numisius,  Numerius) 
gemacht.  Gegen  die  Echtheit  der  Inschrift  sind  wiederholt  Zweifel 
geäußert  worden,  die  sich  neuerdings  in  verstärktem  Maße  erhoben 
haben.  Der  Typus  der  Fibel  (fibula  ad  arco  serpeggiante  a  bastoncello), 
der  im  Grabe  Bernardini  durch  n.  1578  vertreten  ist,  kehrt  in  einer 
Anzahl  von  Fibeln  aus  etruskischen  Gräbern  des  7.  und  6.  Jahrhun- 
derts wieder;  ein  besonders  schönes  jetzt  imLouvre  befindliches  Exem- 
plar trägt  in  feinster  Granulier technik  eine  etruskische  Inschrift. 

Rom.  Mitteil.  d.  arch.  Inst.  II  S.  40  (Heibig  u.Dümmler),  S.139  (Llgnana).  Bull- 
paletnol.  IUI.  XXIV  S.  152.  XXX  S.  26  (Karo).  Monum.  ant.  dei  Linoei  XIII  S.  231 
Pellegrini),  XV  S.  649  (Pinza).  Corpus  Insoript.  Lat.  XIV  4123.  Dessau  Inscript.  Lat. 
el.  II  8561.   Diehl  Inscript.  Lat.  S.  VII. 

1573  (24)  Tiefe  vergoldete  Silberschale. 

Die  Innenseite  der  Schale  ist  mit  zwei  Reliefstreifen  von  Stieren 
und  Pferden,  Vögeln  und  Bäumen  geschmückt. 

Monumenti  d.  Instit.  XI  T.  II,  8.   Annali  1879  S.  11. 

1574  (25)  Flache  vergoldete  Silberschale  mit  Reliefs  an  der  In- 

nenseite. 

In  der  Mitte  sieht  man  ein  medaillonartiges  Feld,  das  von  einem 
Kreis  von  Granatäpfeln  umrahmt  ist;  dann  folgen  zwei  Streifen  mit 
Darstellungen,  die  außen  von  einer  schuppigen  Schlange,  dem  ägyp- 
tischen Symbol  der  Weltordnung,  ringförmig  umgeben  sind.  Das  Innen- 
bild zeigt  links  einen  nackten  langhaarigen  Mann,  der  mit  Händen 
und  Armen  an  einen  Stamm  gefesselt  ist;  vor  ihm  schreitet  ein  Krieger 
im  ägyptischen  Kostüm  gewaltig  aus  (in  dem  Schema,  in  dem  der 
siegreiche  Ägypterkönig  dargestellt  zu  werden  pflegt),  indem  er  mit 
der  Lanze  einen  vor  ihm  entfliehenden  Mann  zu  durchbohren  scheint, 
der  außerdem  von  einem  Schakal  an  der  rechten  Ferse  gezerrt  wird. 
In  dem  kleinen  unteren  Abschnitte  des  Kreises  sehen  wir  eine  nackte 


J 


GRABFUND  VON  PRAENESTE.        261 

Figur,  die  auf  dem  Boden  hinzukriechen  scheint  und  ebenfalls  von 
einem  Schakal  (oder  einem  Hunde)  an  der  linken  Ferse  gepackt  wird. 
Man  hat  den  Sieger  auf  Horus,  den  Sohn  der  Isis  und  Rächer  des 
Osiris,  der  die  Scharen  des  Set-Typhon,  des  Geistes  der  Finsternis, 
besiegt,  den  Gefesselten  auf  Typhon  selbst,  den  Schakal  auf  Anubis 
(den  treuen  Gefährten  des  Horus),  der  mit  diesem  Symbole  bezeichnet 
zu  werden  pflegt,  gedeutet. 

Die  zunächst  folgende  Zone  wird  durch  acht  Pferde  ausgefüllt,  über 
deren  jedem  zwei  Vögel  fliegen.  Von  größerem  Interresse  ist  die  zweite 
breitere  Zone,  auf  der  in  einer  Reihe  von  zusammenhängenden  Szenen 
(in  deutlicher  Abhängigkeit  von  Motiven  der  assyrischen  Kunst)  die 
Erlebnisse  eines  mythischen  Helden  dargestellt  sind.  In  der  ersten 
Szene  fährt  aus  der  durch  zwei  Türme  charakterisierten  Stadtmauer 
ein  zweispänniger  Wagen,  auf  dem  neben  dem  Lenker,  der  vorgebeugt 
die  Pferde  antreibt,  ein  mit  Streitaxt  bewehrter  Mann  im  Typus  der 
assyrischen  Könige  steht,  von  einem  Sonnenschirm  geschützt;  an 
dem  Wagen  ist  seitlich  ein  Köcher  befestigt.  In  der  zweiten  Szene 
ist  der  Lenker  allein  auf  dem  Wagen,  der  Halt  gemacht  hat;  der  König 
ist  abgestiegen,  hinter  einem  Baum  kniend  zielt  er  mit  seinem  Bogen 
auf  einen  Hirsch,  der  vor  ihm  auf  einem  Hügel  steht.  In  der  dritten 
Szene  verfolgt  der  König  auf  dem  Hügel  das  tötlich  verwundete  Tier, 
aus  dessen  Brust  Blut  niederstiömt.  Die  vierte  Szene  spielt  in  einem 
Walde,  in  dem  besonders  eine  große  Palme  hervortritt;  neben  dem 
Wagen  stehen  die  ausgespannten  Pferde,  die  vom  Lenker  aus  einer 
dreibeinigen  Krippe  gefüttert  werden;  der  Jäger  ist  damit  beschäftigt, 
den  an  einem  Baum  aufgehängten  Hirsch,  dem  der  Kopf  bereits  ab- 
geschnitten ist,  auszuweiden.  In  der  fünften  Szene  sitzt  der  König 
unter  dem  Schutze  seines  Sonnenschirmes  auf  einem  Sessel  und 
bringt  vor  dem  Mahle  ein  Opfer  dar;  vor  ihm  steht  ein  Altar,  auf  dem 
ein  Mischgefäß  und  ein  Schöpflöffel  sichtbar  sind,  und  daneben  ein 
zweiter  größerer  Altar,  von  dem  der  Rauch  eines  Brandopfers  (eben 
von  jenem  getöteten  Hirsche)  emporsteigt,  oben  schweben  der  Mond 
und  die  geflügelte  Sonnenscheibe  —  die  Gottheiten,  denen  das  Opfer 
gilt.  Links  wird  das  Bild  durch  einen  bewaldeten  Hügel  begrenzt, 
auf  dem  ein  laufender  Hase  und  ein  weidender  Hirsch  sichtbar 
sind;  in  dem  untern  Teil  des  Hügels  befindet  sich  eine  Höhle,  aus  deren 
Öffnung  neben  dem  Altar  der  große  Kopf  eines  lauernden  Riesenaffen 
mit  weit  vorgestreckter  Zunge  (?)  hervorkommt.  In  der  sechsten 
Szene  sehen  wir  den  behaarten  menschenähnlichen  Affen  (der  uns  die 
Schilderungen,  die  die  Alten  von  den  monströsen  Bewohnern  Inner- 
afrikas hinterlassen  haben,  ins  Gedächtnis  ruft)  in  drohender  Stellung 
mit  einem  Steine  in  der  einen,  einem  Aste  in  der  anderen  Hand;  dar- 
über aber  schwebt  eine  geflügelte  Gottheit — nach  Art  der  ägyptischen 
Hathor  nur  duroh  Kopf,  Arme  und  Flügel  veranschaulicht  — ,  welche 


262     DAS  KiaCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1576-1676. 

den  in  kleinstem  Maßstab  dargestellten  Wagen  mit  seinen  Insassen 
über  die  staubende  Straße  emporhebt.  Der  Zusammenhang  ist  klar: 
bei  der  Weiterfahrt  hatte  der  Gorilla  einen  hinterlistigen  An- 
griff auf  den  König  gemacht,  die  Gottheit  aber  hat  ihren  frommen 
Schützling  in  die  Lüfte  entrückt.  In  der  siebenten  Szene  sehen  wir 
den  Wagen  wieder  auf  der  Erde;  von  dem  unvorhergesehenen  Über- 
fall gerettet,  jagt  nun  der  König  mit  gespanntem  Bogen  dem  Ungeheuer 
nach,  schon  haben  die  Pferde  es  eingeholt  und  zu  Boden  geworfen. 
In  der  achten  Szene  ist  der  Jäger,  über  dem  ein  Sperber  schwebt, 
vom  Wagen  gestiegen  und  gibt  dem  Ungeheuer,  das  sich  nicht  mehr 
zu  wehren  vermag,  mit  dem  Beile  den  Todesstreich.  In  der  neunten 
Szene  kehrt  der  Held  in  die  Stadt  zurück;  die  turmgekrönte  Stadt- 
mauer bildet  so  den  Anfangs-  und  Endpunkt  der  bildlichen  Ge- 
schichte. Eine  jetzt  in  New  York  befindliche  Schale  mit  ganz  über- 
einstimmenden Darstellungen  wurde  auf  Cypern  in  Kurion  gefunden. 
Es  wird  dadurch  wahrscheinlich,  daß  hier  eine  bestimmte  Legende 
aus  assyrischem  oder  phönikisch-kyprischem  Kreise  vorliegt;  ob  wir 
freilich  in  dem  Helden  der  Geschichte,  wie  vermutet  wurde,  Kinyras, 
den  mythischen  Priesterkönig  Cyperns,  erkennen  dürfen,  muß  zweifel- 
haft bleiben. 

Monument!  d.  Instit.  X  T.  31, 1.  Perrot-Chipiez  Histoire  de  l'art  III  8. 769  n.  543. 
Vgl.  Bullet,  d.  Instit.  1876  S.  126  ff.  Annali  1876  8.  226,  269,  276  ff.  (Fabiani).  Heibig 
Homer.  Epos  *  S.  22  Fig.  1.  Clermont-Ganneau  Etudes  d'archeologie  Orientale,  l'ima- 
ginerie  phenicienne  et  la  mythologie  iconologique  chez  les  Grecs  Paris  1880  (Journal 
asiatique  1878  8.  232  ff.,  444  ff.).  American  Journal  of  Archaeology  III  8.  322  ff.  (Mar- 
quand).  Ausonia  IV  8.  193  (Pettazzoni). 

1575  (26)  Fragmentierte  flache  Silberschale  mit  Reliefs  an  der 
Innenseite. 

In  dem  Schmucke  dieser  Schalen  tritt  die  Nachahmung  ägyp- 
tischer Vorbilder  wie  in  der  Wahl  der  Bilder,  so  auch  besonders  deut- 
lich in  den  Hieroglyphenbändern  zutage,  die  als  Grundlinie  und  Um- 
fassung des  Innen  medaillons,  sowie  als  Rahmen  des  äußeren  Frieses 
dienen.  Wie  aber  die  ägyptischen  Kunsttypen  vielfach  aus  ihrem 
ursprünglichen  Zusammenhang  gelöst  und  verändert  sind,  so  sind 
auch  die  Zeichen  der  Bilderschrift  rein  ornamental,  ohne  Rücksicht 
auf  ihren  Wortsinn,  nebeneinandergestellt.  Die  Formen  der  Hiero- 
glyphen scheinen  der  zur  Zeit  der  26.  Dynastie  (660 — 527)  in  Ägypten 
üblichen  Schriftweise  entlehnt  zu  sein. 

Das  Innenbild  zeigt  den  bekannten  Typus  des  ägyptischen 
Pharao,  der  über  seine  Feinde  triumphiert.  Der  König  (oder  Osiris 
selbst?),  zwischen  dessen  Beinen  ein  Löwe  schreitet  (Zeichen  der 
Macht),  schwingt  mit  der  Rechten  das  Beil,  während  er  mit  der  Lin- 
ken, die  Bogen  und  Pfeile  hält,  die  vor  ihm  knienden  Feinde  (drei 
Köpfe  sind  sichtbar)  bei  den  Haaren  gefaßt  hat;  über  ihm  schwebt 
ein  Sperber  mit  einer  Straußenfeder  in  der  Kralle  (Symbol  der  Ge- 


GRABFUND  VON  PRAENESTE.         263 

rechtigkeit),  der  leere  Raum  der  Kreisfläche  darüber  ist  mit  Hiero- 
glyphenkartuschen ausgefüllt.  Rechts  steht  der  sperberköpfige  Am- 
mon-Ra  (Horus),  der  dem  König  eine  Feder  oder  Palme  als  Sieges- 
zeichen reicht.  Links  hinter  dem  König  steht  ein  bärtiger  Mann 
( Anubis  ?) ;  er  trägt  im  rechten  Arm  einen  toten  Krieger,  mit  der  Linken, 
die  eine  Art  Palmenfächer  hält,  schleppt  er  einen  zweiten  Krieger 
herbei.  Im  Kreisabschnitt  unter  dem  Hieroglyphenstreifen,  auf 
dem  diese  Gruppe  steht,  sieht  man  eine  liegende  Figur  in  zu- 
sammengekrümmter Haltung,  wohl  ein  besiegter  Feind  wie  auf 
n.  1574. 

Rings  um  das  Innenbild  läuft  ein  Fries  von  Bildern,  die  der 
Osirissage  entlehnt  sind.  Zwischen  vier  Papyrusbüschen,  in  deren 
Mitte  jedesmal  die  das  Horuskind  säugende  Isis  sichtbar  ist,  schwim- 
men vier  Kähne,  von  denen  einer  nur  zum  kleinen  Teil  erhalten  ist; 
auf  dem  einen  ist  Osiris  mit  Sonnenscheibe  und  Uräus  zwischen 
zwei  Horusfiguren  dargestellt,  auf  dem  andern  der  von  dem  heiligen 
Scarabäus  getragene  Sonnendiskus  zwischen  zwei  Figuren  des  Har- 
pokrates  (des  jugendlichen  Horus),  der  auf  einer  Lotosblume  sitzt, 
eine  Geißel  in  Händen  hält  und  nach  Art  der  Kinder  an  seinem  Finger 
saugt;  ähnliche  Gruppen  tragen  die  beiden  andern  Kähne.  Besonders 
hervorzuheben  ist  noch  die  im  Innenbild  über  dem  Flügel  des  Sper- 
bers angebrachte  phönikische  Inschrift.  Eamunjai  ben  Asto  lauten 
die  winzigen  Buchstaben,  die  den  Namen  des  Verfertigers  (oder  des 
Besitzers?)  der  Schale  nennen.  Damit  ist  der  Beweis  geliefert,  daß 
die  Schale  aus  phönikischen  Händen  in  den  Besitz  des  pränestiner 
Herrengeschlechtes  kam  und  ein  wichtiger  Fingerzeig  für  die  Herkunft 
der  ganzen  Klasse  gegeben  (s.  Band  I  S.  389). 

Monument!  d.  Instit.  X  T.  XXXII,  1.  Annali  1876  S.  258.  266  ff.  (Fabiani).  No- 
tizie  degli  scavi  1876  T.  II.  Gazette  archeologique  1877  T.  V  (S.  18).  Perrot-Chipiez 
Histoire  de  l'art  III  S.  97  n.  36  (S.  778).  Corpus  inscript.  Semiticarum  fasc.  III 
T.  XXXVI  n.  164.  Vgl.  Ann.  d.  Inst.  1876  S.  203  ff.  (Heibig),  266  ff.  (Fabiani).  Heibig 
Homer.  Epos1  S.  23.  Jahrb.  d.  d.  arch.  Inst.  XXV  S.  193*  (v.  Bissing).  Sehr  nahe 
verwandt  ist  eine  in  Salerno  gefundene  Schale:  Monum.  d.  Inst.  IX  T.  44, 1. 

1576  (31)  Bügeiförmiger  Bronzehenkel  mit  8  über  überzogenen 
Reliefs. 

An  der  Außenseite  sind  in  breitem  und  flüchtigem  Stil  Löwen 
und  Menschen  in  verschiedenen  Gruppierungen  dargestellt,  auch  ein 
paar  aufrecht  stehende  Pferde,  die  wappenartig  zu  beiden  Seiten  eines 
stilisierten  assyrischen  Baumes  einander  gegenübergestellt  sind.  Die 
Innenseite  dagegen  zeigt  in  der  feinen  Ausführung  der  Goldbleche 
(n.  1577  f.)  in  der  Mitte  eine  Reihe  von  Löwen,  außen  eine  im  Rechteck 
umlaufende  Reihe  von  Pferden,  das  Ganze  von  einem  Flechtband  ein- 
geschlossen. Die  Einzelheiten  sind  durch  die  starke  Oxydierung  un- 
kenntlich geworden. 

Monumenti  d.  Instit.  XI  T.  II  9.  Vgl.  Annaü  d.  Instit.  1871  S.  11.  Karo  de  arte 
vasctd.  antiquiss.  S.  4. 


264     DAS  KIECHERSCHE  ü.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1577—1584. 

Glasgehrank. 

Im  Mittelf  ach  auf  der  dem  Eingang  zugekehrten  Seite: 

1577  (1)  Blech  aus  Blaßgold  (Schmuckplatte). 

Das  Blech  hat  die  Form  eines  Parallel ogrammes,  das  in  der  Längs- 
richtung durch  einen  vorstehenden  Rundstab  in  zwei  gleichartige 
Teile  zerfällt;  anden  Breitseiten  wird  es  von  ebensolchen  mit  Mäandern 
verzierten  Rundstäbchen,  die  in  Löwenköpfe  endigen,  eingefaßt.  Jede 
der  beiden  Abteilungen  des  Schmuckes  trägt  vier  Beinen  von  auf- 
gelöteten Figürchen  (im  ganzen  131),  die  aus  zwei  aus  Stempeln  ge- 
schlagenen Hälften  zusammengesetzt  und  mit  Reihen  feiner  Gold- 
pünktchen verziert  sind.  In  der  äußersten  Reihe  stehen  fünfzehn 
Vögel  mit  menschlichen  Köpfen,  die  an  die  sogenannten  Harpyien  der 
archaischen  Kunst  Kleinasiens  erinnern,  in  der  zweiten  vierzehn  kleine 
Löwen,  aus  deren  Rücken  Menschenköpfe  hervorkommen  (eine  ganz 
vereinzelte  Bildung  nach  dem  Vorbilde  der  Chimaira  oder  ähnlicher 
Misch wesen),  in  der  dritten  zwölf  stehende,  in  der  vierten  zwölf  sitzende 
Löwen.  Der  mittlere  Zylinder  ist  mit  neun  liegenden  Löwen  mit  zu- 
rückgewendetem Kopf  verziert,  aus  deren  Rücken  Tierköpfe  (Ziegen  ?) 
hervorwachsen,  eine  Vorstufe  oder  Parallele  des  Chimairatvpus.  An 
den  vier  Außenrändern  sind  jederseits  vier  Pferdchen  angebracht. 

Das  ganze  Stück  war  ursprünglich  auf  eine  Unterlage  aufgenäht 
und  diente  als  Gewandschmuck  (Brust-  oder  Gürtelschmuck  ?).  Über 
den  Stil  und  seine  Herkunft  gilt  das  über  ähnliche  Schmuckstücke  des 
Grabes  Regulin!- Galassi  Band  I  S.  388  Gesagte. 

Monum.  d.  Inst.  X  T.  XXXIa,  1.  Vgl.  Bullet,  d.  Instit.  1876  S.  121.  Annali  d. 
Instit.  1876  S.  250  (Heibig),  1885  S.  46  (Undset).  Notirie  degli  scavi  1876  8.  115.  Lang- 
behn  Flügelgestalten  der  Ältesten  griech.  Kunst  S.  81.  Weicker  Der  Seelen vogel 
S.  95.  103. 

1578  (2)  Fibel  aus  Blaßgold  (sogenannte  fibula  serpeggiante  a  baston- 

cello).  Vgl.  n.  1572. 

Monum.  d.  Inst.  X.  T.  XXXIa,  7.  Vgl.  Bullettino  1876  S.  122.  Rom.  Mitteil.  d. 
d.  arch.  Inst.  II  S.37f.  (Heibig).  Annali  d.  Inst.  1885  S.  29  (Undset).  Montelius  Civi- 
lisation  primitive  en  Italie  T.  XIX  n.  265. 

1579  (3)  Platte  aus  Blaßgold  mit  fransenartigen  silbernen  Stäben. 

Die  Platte  ist  mit  fliegenden  Wasser  vögeln,  Löwen  und  Sphinxen 
geschmückt,  die  aus  Stempeln  getrieben  und  mit  Goldkügelchen  ver- 
ziert sind.  Das  Bruchstück  gehört  zu  einer  Schließe  von  etwas  an- 
derer Form  als  n.  1580. 

Monum.  d.  Inst.  X  T.  XXXI,  2.  (Annali  1876  S.  259).  Vgl.  Monum.  ant.  d.  Lincei 
IV  Atlante  T.  XI  22.  Monum.  ant.  d.  Lincei  XIII  S.  238,  1. 

1580  (4)  Zylinder  aus  Goldblech. 

Das  Goldblech  ist  mit  Ornamenten  in  feinster  Granulierarbeit 
verziert,  an  den  Seiten  sind  zwei  Reihen  von  kleinen  Löwen  angebracht 


GRABFUND  VON  PRAENESTE.        265 

die  aus  je  zwei  getriebenen  Goldbleohstücken  zusammengesetzt  sind; 
das  Ganze  ist  in  einem  etwas  kürzeren  Rahmen  aus  Stäbehen  be- 
festigt. Ähnliche  weniger  reich  geschmückte  Zylinder  liegen  rechts 
(n.  5  u.  6).  Wir  sehen  hier,  daß  der  goldene  Zylinder  die  Hülle  eines 
mit  Holz  gefütterten  Bronzebleches  bildete.  Die  Stücke  gehören  zu 
Schließen,  die  an  einem  Gürtel  oder  an  einem  schräg  umgelegten 
Riemen  befestigt  gewesen  sein  werden. 

Monum.  d.  Inst.  X  T.  XXXIa,  4.  Vgl.  Annali  1876  S.  251.  Monum. ant.  d.  Lincei  XIII 
S.  235  (Pellegrini).  Studi  e  materiali  di  archeol.  numism  I  S.  271,  III  S.  147.  Bull, 
paletnol.  ital.  XXX  S.  15  (Karo). 

An  der  dem  Fenster  zugekehrten  Seite: 

1581  (9)  Dünnes  Blechband  aus  Blaßgold. 

Die  aus  Stempeln  geschlagenen  Reliefs  stellen  Vogelgestalten  mit 
Frauenköpfen  und  ausgebreiteten  Flügeln  dar.  Der  Stil  ist  der  gleiche 
wie  an  den  vorher  erwähnten  Schmuckstücken. 

Monumenti  d.  Inst.  X  T.  XXXIa,  5.  Vgl.  n.  1577. 

1582  (16.  17)  Zwei  silberne  Fibeln. 

Die  beiden  Fibeln  sind  von  etwas  verwickeltem,  aber  zweck- 
mäßigem Bau.  Sie  bestehen  aus  zwei  Teilen:  der  eine  trägt  nach 
auswärts  drei  griffartige  Ansätze,  nach  einwärts  zwei  lange  Nadeln, 
welche  durch  die  beiden  zu  befestigenden  Gewandstücke  durchgestoßen 
wurden;  der  andere  hat  nach  auswärts  ebenfalls  drei  gekrümmte  Aus- 
läufer, von  denen  die  zwei  seitlichen  hohl  sind  und  dazu  dienen,  die 
beiden  Nadeln  des  andern  Teils  in  sich  aufzunehmen.  Mittels  der  an 
der  untern  Seite  befindlichen,  figürlich  geschmückten  Ösen  und  Heftel 
werden  dann  beide  Teile  fest  gebunden.  Da  die  Stücke  beim  Funde 
ein  Ganzes  bildeten,  so  blieb  ihre  Bestimmung  anfangs  ein  Rätsel,  bis 
eines  der  Exemplare  zufällig  zerbrach  und  so  das  innere  Gefüge  klar 
wurde.  Die  Stäbe  der  Fibel  tragen  bei  dem  einen  Exemplare  die 
Bundfiguren  geflügelter  Sphinxe,  bei  dem  andern  Löwen  mit  doppel- 
tem Menschenkopf;  diese  sind  reich  mit  Goldkügelchen  ornamentiert. 
Man  hat  vermutet,  daß  die  in  der  Odyssee  XIX,  225  beschriebene  gol- 
dene Fibel  des  Odysseus  eine  Fibel  von  eben  dieser  Art  gewesen  sei. 

Monumenti  d.  Inst.  X  T.  XXXI,  6  u.  7.  Annali  1879.  T.  0,  9  S.  15  f.  Vgl.  Annali 
1876  S.  249 f.  Heibig  Homer.  Epos*  S.  277  f.  Langbehn  Flügelgestalten  S.82.  Foni- 
tenay  Les  bijoux  S.  326.  Monom,  ant.  dei  Lincei  XIII  S.  232  (Pellegrini). 

1583  (18)  Fragmente  kleiner  Tiere  ans  Silber. 

Vielleicht  von  einem  ähnlichen  Schmuckstücke  wie  n.  1577. 

1584  (20)  Zweihenkliger  Becher  aus  Blaßgold. 

Am  oberen  Ansatz  der  Henkel  ist  je  ein  Paar  kleiner  sitzender 
Sphinxe  aufgelötet. 

Monumenti  d.  Inst.  X  T.  XXXIa,  6.  Vgl.  Bullet.  1876  S.  124.  Monum.  ant.  dei 
Lincei  XIII  S.  2421  .  In  dem  Grab  sind  auch  noch  Fragmente  zweier  silberner  Becher 
von  gleicher  Form  gefunden  worden. 


266     DAS  KIECHERSCHE  ü.  PRÄHIST.  MUSEUM.    1586—1590. 

1585  (23)  Krater  aus  Silber  mit  vergoldeter  Außenseite. 

An  dem  oberen  Bande  des  Kraters  sind  sechs  Schlangen  vorder  - 
leiber  (aus  Silber,  das  mit  Goldblech  überzogen  ist)  als  Griff benkel 
angebracht.  Das  Gefäß  ist  an  Rumpf  und  Boden  mit  Reliefdarstel- 
lungen in  ägyptisierendem  Stil  bedeckt.  Oben,  wo  die  Griffe  ansitzen, 
läuft  ein  Streifen  von  Gänsen,  die  nächsten  beiden  Zonen  zeigen  Züge 
von  Fußsoldaten,  Reitern  und  Wagen.  Im  vierten  Streifen  sehen  wir 
Löwenkämpfe  und  Bilder  des  Landlebens:  ein  Mann  in  ägyptischem 
Kostüm  bedroht  einen  aufrecht  stehenden  Löwen  mit  dem  Schwerte, 
gegen  den  gleichzeitig  ein  Hund  anspringt,  eine  individualisierende 
Veränderung  des  vorderasiatischen  wappenartigen  Schemas;  zwei 
Löwen  fallen  einen  Stier  an,  während  ein  hinwegsprengender  Reiter 
sich  auf  seinem  Pferde  umdreht,  um  Pfeile  gegen  sie  zu  senden;  eine 
Frau  pflückt  Trauben  von  einer  Rebe,  die  sich  zwischen  zwei  Palmen 
schlingt,  ein  Mann  lockert  die  Erde  rings  um  den  Palmstamm,  daneben 
weiden  ein  paar  Pferde;  ein  Jäger  bringt  auf  einem  Tragholz  seine 
Beute  heim;  links  grasen  zwischen  einer  Palme  und  einem  Papyrus- 
stengel drei  Rinder.  Das  von  diesem  Friese  eingeschlossene  Medaillon 
des  Bodens  zeigt  einen  Löwen,  der  triumphierend  seine  Tatzen  auf 
den  Leib  eines  Menschen  setzt;  darüber  schwebt  ein  Sperber.  In 
der  Vereinigung  von  kriegerischen  Szenen  mit  solchen  des  Landlebens 
hat  das  Gefäß  interessante  Berührungspunkte  mit  dem  homerischen 
Schild  des  Achilles,  zu  dem  die  verwandten  Silberschalen  auch  sonst 
mancherlei  Analogien  bieten.  Die  Vermutung,  daß  an  dem  Fabriks- 
ort dieser  Schalen  griechischer  Einfluß  sich  geltend  gemacht  habe 
(vgl.  Band  I  S.  389),  drängt  sich  bei  diesem  Stücke  besonders  leb- 
haft auf. 

Monumenti  d.  Inst.  X  T.  XXXIII.    Vgl.  Annali  1876  S.  252  f.    M.  Rosenberg 
Gesch.  der  Goldschmiedekunst  auf  technischer  Grandlage.    Niello  (1910)  8.  130  f. 

1586  (27)  Feiner  eiserner  Dolch. 

Der  Griff  ist  mit  Bernstein  inkrustiert,  auf  dem  ein  Schachbrett- 
muster aus  Silber  aufgelegt  ist.  Daneben  liegt  die  untere  Hälfte  der 
zugehörigen  silbernen  Soheide. 

Monum.  d.  Inst.  X  T.  31.  4.  Bullet,  palet nol.  Ital.  IX  T.  3,  11  S.  101  (Pigorini). 
Zeitschr.  f.  Ethnologie  1890  S.  19  (Undset). 

1587  (28)  Eiserner  Dolch  in  silberner  Scheide  (das  obere  Stück  des 

Griffes  fehlt). 
Die  silberne  Scheide  ist  beiderseits  mit  zwei  Reihen  getriebener 
Relieffiguren  geschmückt.  Auf  der  einen  Saite  sind  nur  wenige  Reste 
von  Tierfiguren  erhalten.  Auf  der  andern  erkennt  man  in  der  oberen 
Reihe  Pferde  (?),  Ochsen,  einen  rücklings  niedergesunkenen  Mann» 
der  sich  mit  dem  Schwerte  gegen  einen  Löwen  verteidigt,  in  der  un- 
teren Reihe  Hirsche,  auf  die  ein  kniender  Bogenschütze  Jagd  macht, 


GRABFUND  VON  PRAENESTE.        267 

ferner  einen  Kentauren  mit  menschlichen  Vorderbeinen,  der  im  linken 
Arm  einen  Ast  schwingt.  Auch  diese  Motive  haben  ihre  nächsten 
Parallelen  in  ostgriechischen  Denkmälern. 

Monumenti  d.  Inst.  X  T.  XXXI,  5.  Vgl.  Bullet.  1876  S.  123.  Annali  1876  S.  2. 
Monum.  ant.  d.  Lincei  XIII  S.  255  (Pellegrini). 

1588  (38)  Sehale  aus  blauem  Glas. 

Abgesehen  von  den  bunten  Smaltgläsern  ist  diese  Schale,  die 
sich  innerhalb  der  Silberschale  n.  1575  befand,  wohl  das  älteste  auf 
italischem  Boden  gefundene  Glaßgefäß. 

Auf  zwei  Pulten  des  Mittelfaches  auf  der  dem  Eingang  zuge- 
kehrten Seite: 

1589  (45—53)  Belegplatten  aus  Elfenbein  mit  Reliefs. 

Die  Reliefs  dieser  Platten,  die  noch  Spuren  von  farbigem  Email 
und  von  Vergoldung  zeigen,  geben  fast  durchweg  ägyptische  Motive 
in  einem  breiten,  lockeren  Stil  wieder.  Die  Kunst,  mit  Elfenbein  zu 
inkrustieren,  die  im  semitischen  Orient  seit  den  ältesten  Zeiten  hei- 
misch war,  ist  schon  früh  nach  dem  südlichen  Kleinasien  über- 
tragen worden.  Es  muß  daher  noch  unentschieden  bleiben,  ob  diese 
Platten  als  Werke  phönikischer  Kunst  oder  aber  als  Erzeugnisse 
einer  unter  ägyptischem  Einfluß  stehenden  griechischen  Werkstatt 
zu  gelten  haben. 

Das  Stück  n.  45  zeigt  eine  ägyptische  Barke  mit  je  einem  Ru- 
derer auf  dem  Vorder-  und  Hinterteil.  In  dem  Bote  sitzt  rechtshin 
auf  polsterbelegtem  Sessel  ein  König  oder  ein  Gott,  der  mit  der  B.  einen 
Becher  vorstreckt;  vor  ihm  steht  ein  niedriger  Tisch,  dem  zwei  Frauen 
nahen;  die  erste  scheint  aus  einem  Saugheber  den  Becher  zu  füllen, 
die  zweite  trägt  Napf  und  Krug.  Weiter  r.  steht  auf  hohem  Unter- 
satz ein  großer  Mischkessel,  dahinter  eine  dritte  Frau,  die  den  Mund 
an  einen  in  den  Krater  gesteckten  Saugheber  hält. 

Die  Fragmente  46 — 48  zeigen  Figuren  von  Kriegern,  Musikanten, 
Reitern  und  Streitwagen.  Dazu  kommen  noch  (auf  dem  Pulte  r.) 
kleinere  Fragmente  (n.  53)  mit  Lotosblüten  in  ägyptischer  Stilisierung, 
Volutenfragmente  und  zwei  Flügel  mit  Resten  blauen  Emails  (n.  51). 
Alle  diese  Platten  werden  zum  Schmuck  einer  Kassette  oder  eines 
größeren  Kastens  gedient  haben. 

Monumenti  d.  Inst.  X  T.  XXXI,  3.  XI T.  II 1—6.  Vgl.  Bull.  1876  S.  124.  Annali 
1879  8.  6  f.  (Heibig).  Perrot-Chipiez  Histoire  de  l'art  III  S.  853.  Fernique  Etüde  sur 
Preneste  S.  178.  Jahrb.  d.  d.  arch.  Instit.  XIII  S.  43  (v.  Bissing),  XXII  S.  171 
Studniczka).  Graeven,  Antike  Schnitzereien  aus  Elfenbein  (1907)  S.  70 f. 

Auf  der  entgegengesetzten  Seite  des  gleichen  Faches: 

1590  Bronzebügel  mit  aufgesetzten  Elfenbeinfiguren. 

An  den  Haken  des  Bügels  haften  noch  die  Elfenbeinösen  des  Ge- 
rätes (wohl  einer  Situla),  zu  dem  der  Bügel  gehörte.  Auf  dem  Bügel 


268     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1591—1699. 

sind  sechs  elfenbeinerne  Figuren  gelagerter  Löwen  ( ?)  aufgenietet,  eine 

Verbindung  von  Bronze  und  Elfenbein,  die  in  dieser  Zeit  auch  sonst 

nachweisbar  ist. 

Monum.  d.  Inst.  X  T.  XXXII,  7.   Oraeven  Antike  Schnitzereien  S.  74,  n.  46. 

1591  Fragmente  eines  elfenbeinernen  Gefäßes. 

Auf  dem  unteren  Teil  der  zylindrisoh  gebogenen  Stücke  sind 
Reliefs  (in  der  Art  von  n.  1589)  geschnitzt,  auf  dem  oberen  Teil  waren 
mittelst  Bronzestiften  elfenbeinerne  Figürchen  von  Vierfüßlern  und 
Greifenköpfe  befestigt.  Die  Bruchstücke  mögen  von  demselben  eigen- 
artigen Elfenbeingefäß  herrühren,  zu  dem  der  Bügel  n.  1590  und  andere 
in  demselben  Pulte  ausgelegte  Elfenbeinfigürchen  gehören. 

Oraeven  Ant.  Schnitzereien  S.  74 n.  47.  Vgl.  Bull,  paletnol.ital.  XXIV  S.  155  (Karo). 

An  der  dem  Fenster  gegenüberliegenden  Seite: 

1592  Einige  Vasenscherben  mit  geometrischen  Mustern. 

Diese  Fragmente  rühren,  wie  ihre  Technik  erweist,  von  einem 
Gefäße  ( Skyphos  ?)  her,  das  zu  der  ältesten  in  italischen  Funden  nach- 
weisbaren (gewöhnlich  als  „protokorinthisch"  bezeichneten)  Vasen- 
gattung sicher  griechischer  Herkunft  gehört.  Sie  sind  daher  von 
besonderem  Werte  für  die  Zeitbestimmung  des  Grabes  Bernardini. 
Wenn  auch  die  Fragmente  nicht  auf  dem  Boden  des  Grabes, 
sondern  in  der  darüber  befindlichen  Schuttschicht  gefunden  worden 
sein  sollen,  so  scheint  doch  bei  der  Art,  wie  dieser  Grabschutt 
entstanden  ist  (vgl.  S.  259),  die  Meinung,  daß  die  Scherben 
erst  in  einer  späteren  Epoche  in  den  Schutt  gelangt  seien,  nicht 

stichhaltig. 

Vgl.  Ann.  d.  Instit.  1885  S.  311  (Undset).  Bull.  d.  commiss.  arch.  comun.  di  Roma 
XXVI  S.  208  (Pinza). 

In   dem   oberen   Fach: 
An  der  Ecke  zwischen  Fenster  und  Eingang: 

1593  (72)  Bronzekessel  auf  einem  Dreifuß  aus  Bronze  und  Eisen. 

Aus  den  drei  Bronzefüßen  (zweispaltigen  Hufen  mit  Afterklaue) 
steigen  je  drei  Eisenstäbe  (je  ein  gerader  und  zwei  auswärts  gebogene) 
empor.  Der  Bronzekessel  ist  an  die  obern  Endigungen  der  geraden 
Stäbe  angelötet  und  trägt  unten  noch  die  Spur  einer  jetzt  fehlen- 
den eisernen  Mittelstütze ;  vor  den  Ansatzstellen  der  geraden  Fuß- 
stäbe am  Kessel  ist  ein  aufrecht  stehender  Hund  aus  Bronze,  über  den 
Verbindungspunkten  der  seitlichen  Stäbe  eine  nackte  Menschengestalt 
mit  langem  Haar  und  Satyrohren  angebracht,  die  die  Hände  auf  den 
Kesselrand  legt  und  in  das  Innere  des  Gefäßes  blickt.  Diese 
Figuren,  die  an  den  Kesseln  angenagelt  sind,  verraten  eine  durchaus 
primitive  Kunst;  sie  sind  vielleicht  in  Mittelitalien  selbst,  aber  zweifel- 
los nach  ostgriechischem  Vorbild  gefertigt. 

Monum.  d.  Inst.  X  T.  31a,  2.  Annali  1879  T.  C,  8.  Vgl.  Annali  1876  S.  250;  1879 
S.  15  (Heibig).  Olympia  IV  S.  127  (Furtwängler).  Monum.  ant.  dei  Lincei  VII  S.  812 
(Savignoni). 


GRABFUND  YON  PRAENESTE.        269 

Reohts  daneben: 

1594  (74)  Schalenartiger  Bronzekessel. 

Die  Henkel  des  Kessels  sind  in  der  Mitte  mit  einer  Lotosblüte,  an 
der  Seite  mit  Ochsenköpfen  verziert. 

Monumenti  d.  Instit.  X  T.  XXXII,  4.  über  ähnliche  Henkel  vgl.  Olympia  IV 
S.   146  (Furtwängler). 

An  der  dem  Fenster  gegenüberliegenden  Seite  links: 

1595  (105)  Tiefer  Bronzenapf. 

An  der  Außenseite  sehen  wir  in  getriebener  Arbeit  zwischen  „phö- 
nikischen"  Palmetten  viermal  wiederholt  einen  in  Vorderansicht  ge- 
stellten weiblichen  Kopf  mit  Oberkörper,  darunter  einen  Tierkopf 
(abwechselnd  Stier-  und  Löwenkopf). 

Annali  d.  Instit.  1879.  T.  C,  2.  Montelius  a.  a.  O.  T.  367,  6.  Born.  Mitteil.  d.  Inst. 
XXIV  T.  VI  A  S.  325  (Pettazzoni). 

An  der  dem  Fenster  zugekehrten  Seite: 

1596  Bronzehülsen  und  Figuren  tektonischer  Verwendung. 

Die  zwei  übereinstimmenden  Bronzehülsen,  die  innen  mit  Holz 
gefüllt,  außen  mit  primitiven  unbekleideten  Menschengestalten, 
einem  Kentauren  und  Tieren  verziert  sind,  werden  Bestandteile 
eines  hölzernen  Bettes  (oder  eines  Wagens?)  gebildet  haben.  Der 
eigentümliche  Kopfschmuck  der  Menschenfiguren  und  des  Kentauren 
weist  auf  orientalische  Herkunft  der  Typen.  Die  daneben  liegen- 
den Tierprotomen,  die  ebenfalls  mit  Holz  gefüttert  sind,  mögen  eben- 
so wie  die  Figuren  der  liegenden  Löwen  (?)  von  einem  ähnlichen 
Gerät  herrühren. 

Monum.  d.  Instit.  X  J.  31a,  8—11  T.  82,  2.  Vgl.  Bullettino  1876  S.  123  f.  130. 
Annali  1876  S.  252. 

1597  Zwei  bronzene  Feuerböcke  (Untersätze  zum  Tragen  des 

Rostes,  craticula). 

Annali  d.  Instit.  1879  T.  CD,  4.  Daremberg-Saglio  Dictionnaire  des  antiquit6  s 
I  S.  1557.  Mitteil.  d.  prahlst.  Kommission  d.  Wiener  Akademie^  (1893)  S.  116  (Hörnes). 
Vgl.  Band  I  S.  374  n.  656. 

1598  Niederer  Kessel  auf  drei  angenieteten  streifenartigen  Beinen 

Annali  d.  Instit.  1879  T.  CD,  7. 

In  der  Mitte: 

1599  (81)  Untersatz  aas  Bronzeblech* 

Das  kegelstumpfartige  Bronzeblech  ist  mit  vier  auf  den  Hinter 
beinen  aufgerichteten,  springenden  Flügeltieren  in  orientalisieren 
dem  Stil  verziert.  Es  trägt  als  Bekrönung  eine  Art  Blätterkapitell 
dessen  beckenartig  aufgebogene  Bänder  die  Meinung  erweckt  haben 
daß  es  zur  Aufnahme  von  Brenn-  oder  Leuchtmaterial  gedient  habe 
Wir  haben  aber  in  dem  Gerät  vielmehr  einen  Untersatz  ähnlich  dem 
im  Museo  Gregoriano  (Band  I  S.  368  n.  630)  zu  erkennen,  vielleicht 


270     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST    MUSEUM.  1600—1606. 

den  Untersatz  des  im  unteren  Fach  befindlichen  Kessels  n.  1600. 
Solehe  „Hypothemata"  kennen  wir  aus  asiatischer  sowohl  wie  aus 
altgriechischer  Kunstübung  des  8.  und  7.  Jahrhunderts;  ob  das  Prä- 
nestiner  Exemplar  importiert  oder  nach  griechischen  Vorbildern  auf 
italischem  Boden  verfertigt  ist,  erscheint  noch  strittig. 

Monumenti  d.  Instit.  XI  T.  2,  7.  Vgl.  Annali  d.  Instit.  1879  S.  9  (Heibig).  Ähn- 
liche Kapitelle  wurden  bei  Marion  (Polis  tis  Ghrysokou)  auf  Cypern  und  bei  den  deut- 
schen Ausgrabungen  in  Olympia  gefunden.  Vgl.  Olympia  IV  T.  68,  810  S.  125  (Furt- 
wangler).  Monum.  ant.  d.  Lincei  XIII  S.  251  (Pellegrini).  Bollet.  d'arte  III  S.  177 
(Della  Seta). 

Im   unteren   Fach: 

1600  Trümmerhafter  Kessel  aus  gehämmerter  Bronze. 

An  zwei  gegenüberliegenden  Stellen  des  oberen  Bandes  ist  je  ein 
menschliches  Brustbild  (aus  gegossener  Bronze)  mittels  Stiften  ange- 
nagelt, an  dem  in  unorganischer  Weise  die  Flügel  und  der  Schwanz 
eines  Vogels  ansitzen;  die  Ösen  an  ihrem  Rücken  dienten  zum  Durch- 
ziehen von  Ketten  oder  Stricken,  an  denen  der  Kessel  aufgehängt 
werden  sollte.  Zwischen  diesen  Büsten  saßen  ursprünglich  sechs  Grei- 
fenprotomen —  fünf  sind  noch  mehr  oder  weniger  vollständig  er- 
halten —  mit  nach  auswärts  gekehrten  Köpfen.  Sie  bestehen  aus 
Bronzeblech,  das  über  einem  Holzmodell  gehämmert  und  dann  mit 
einer  Masse  ausgefüllt  worden  ist,  und  haben  eingesetzte  Augen  aus 
weißem  und  dunkelblauem  Smalt.  Die  Bildung  der  Köpfe  entspricht 
dem  ältesten  innerhalb  des  ostgriechischen  Kunsthandwerks  üb- 
lichen Greifentypus.  Aber  auch  für  die  Kesselform  selbst  und  die 
ganze  Art  der  Dekoration  sind,  wie  uns  die  literarische  Überlieferung 
und  die  Fundtatsachen  lehren,  die  Analogien  in  dem  ionischen  (und 
dem  von  diesem  beeinflußten  argivisohen)  Kunsthandwerke  des  sie- 
benten und  sechsten  Jahrhunderts  zu'suchen. 

Monumenti  d.  Instit.  XI  T.  2»  10.  Vgl.  Annali  1870  S.  12.  Ähnliche  Flügelbttston 
aus  Olympia:  Archäol.  Zeit.  1879  T.  15.  Olympia  IV  T.  44, 183ff.  S.  11511.  (tfurtwftng- 
ler).  Ahnliche  Greifenköpfe  ebenda  T.  45,  192 ff.  Weicker  Der  Seelen vogel  S.  89. 
Ein  ähnlicher  Kessel  mit  Untersatz  aus  einem  Orabtumulus  von  La  Oarenne  bei  Chatillon 
sur  Seine  in  Burgund  vgl.  Olympia  IV  S.  Ii4f.,  wo  die  übrige  Literatur  angegeben  ist. 

1601  Fragmente  eines  großen  Bronzeschildes« 

Der  Schild  gehört  zu  derselben  Gattung,  wie  die  aus  dem  Grabe 
Regulini- Galassi  stammenden  (vgl.  Band  I  S.  369  n.  632).  Außer  den 
üblichen  geometrischen  Ornamenten  zeigt  er  auch  eine  Reihe  primitiv 
gezeichneter  menschlicher  Figuren. 

Es  wurden  außer  diesem  Schild  in  dem  Grabe  noch  drei  geometrisch  verzierte 
Schilde  gefunden.   Vgl.  Bulletino  d.  Instit.  1876  S.  124  u.  130. 

1602  (66)  Bronzene  Schale. 

Außen  sehen  wir  in  getriebener  Arbeit  fünfmal  wiederholt  in  Vor- 
deransicht gestellte  Frauenköpfe,  durch  ornamentale  Bänder  getrennt, 

die  sternartig  vom  Grunde  ausgehen. 

Annali  d.  Instit.  1879  T.  C,  1.  Montelius  a.  a.  O.  T.  366, 10.  Rom.  Mitteil.  d.  arch. 
Instit.  XXIV  T.  VIB  S.  326  (Pettaazoni). 


GRABFUND  VON  PRAENESTE.        271 

1603  Eiserne  Lanzenspitzen. 

Vier  solcher  Lanzenspitzen  wurden  in  dem  Grabe  gefunden. 

Monteliuß  La  civilisation  primitive  en  Italic  T.  360,  0. 

In  den  Ecken  des  Zimmers: 

1604  Zwei  tönerne  Kessel  auf  hohen  Untersätzen  (aus  Cervetri). 
Die  tönernen  Untersätze  sind  deutlich  Vorbildern  der  Metall- 
technik nachgeahmt. 

Zimmer  XLI. 

Im  Anschluß  an  die  in  den  Zimmern  XXXVI — XXXIX  vereinigten 
Fundstücke  sind  hier  einige  größere  Fundkomplexe  aus  den  Nekro- 
polen  von  Südetrurien  und  Latium  ausgestellt,  die  die  Entwicklung 
vom  Ende  des  8.  bis  in  das  6.  Jahrhundert  veranschaulichen. 

Im  Vorderschrank  rechts  an  der  Türe  und  in  den  Mittelschränken 
findet  sich  die  Ausbeute  der  Grabungen  in  Veii,  die  im  Jahre  1889 
im  Auftrag  der  Kaiserin  von  Brasilien  durchgeführt  wurden.  Neben 
Buccherovasen,  italisch-geometrischen,  „protokorinthischen"  und  ko- 
rinthischen kleinen  Vasen  gehören  zum  Inventar  der  reicher  ausgestat- 
teten Gräber  mannigfache  Bronzeobjekte,  Waffen,  Pferdetrensen, 
Bogenfibeln  (mit  Bernsteinstücken,  die  mit  goldenen  Plättchen 
verziert  sind,  und  mit  phönizischem  Glas),  gestanzte  Goldbleche, 
ein  goldener  „Lockenring"  u.  a* 

Vgl.  Notizie  degli  scavi  1889  S.  10.  29.  60.  154.  Montelius  La  civilisation  primi- 
tive en  Italie  T.  3 48 f. 

Im  Wandschrank  gegenüber  der  Türwand  sind 'die  Funde  aus  der 
Nekropole  von  Capena  aufgestellt.  Diese  Gräber  waren  besonders 
reich  an  mannigfaltigen  Bronzegeräten  („Dreifüßen",  Schalen  usw.), 
Waffen  (aus  Eisen),  großen  tönernen  Kesseln  auf  hohen  Untersätzen, 
Buccherogef  äßen  (mit  geometrischen  Ornamenten  und  mit  Tierfiguren) . 
Nur  einzelnes  mag  noch  besonders  hervorgehoben  werden: 

1605  Zweihenkliger  Becher  aus  schwarzem  Ton* 

Zwischen  zwei  mißverständlich  stilisierten  „Löwen"  ist  eine  un- 
verhältnismäßig kleine  Figur  eines  behelmten  Mannes,  der  einen  Dolch 
in  der  L.  hält,  eingeritzt;  die  Tierkörper  sind  in  ihrer  ganzen  Fläche 
aus  dem  Tone  herausgekratzt,  eine  Technik  (al  incavo),  die  sich  auf 
mehreren  anderen  gleichartigen  Gefäßen  aus  der  Nekropole  von  Capena 
findet. 

Aus  Capena  (Grab  XIX).  Monom,  ant.  dei  Lincei  XVI  T.  III,  4  S.  300;  469 
(Paribeni). 

1606  Zwei  kleine  Barken  ans  schwarzbraunem  Ton. 

Die  eine  der  Barken  ist  mit  eigentümlich  stilisierten  Vogel- 
gestalten, die  andere  mit  einem  Palmettenband  in  Graff ito  verziert. 
Im  Hinblick  auf  die  zahlreichen  in  altetruskischen  und  latinischen 


272    DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.   1607—1615. 

Gräbern  gefundenen  Schiffsnachbildungen  in  Bronze  und  Ton  wird 
man  auch  diesen  Exemplaren  eine  religiöse  Bedeutung  zuschreiben 
dürfen. 

Aus  Capena  (Grab  XVI).  Monum.  ant.  dei  Lincei  XVI  S.  396;  446  (Paribeni). 

1607  Kesselartige  Bronzeschale  mit  figürlichem  Schmuck. 

Das  die  Schale  außen  umhüllende  Bronzeblech  ist  in  getriebener 
Arbeit  mit  der  viermal  wiederholten  Figur  eines  mächtigen  geflügelten 
Löwen  verziert,  der  in  den  Einzelheiten  der  Formgebung  assyrischen 
Vorbildern  besonders  nahesteht. 

Aus  Capena  (Grab  XVI).  Monum.  ant.  dei  Lincei  XVI  T.  I  S.  295;  417  (Paribeni). 

1608  Zwei  runde  Bronzescheiben  mit  Tierfiguren. 

Die  kleinere  Scheibe  ist  mit  einem  phantastisch  stilisierten  Vierfüß- 
ler, dessen  Schweif  in  einen  Tierkopf  ausgeht,  verziert,  die  größere 
zeigt  oben  eine  aus  zwei  Tiervorderleibern  zusammengesetzte  mon- 
ströse Gestalt,  darunter  einen  ähnlichen  Vierfüßler,  wie  die  kleinere 
Scheibe. 

Aus  Capena  (Grab  LIV).  Monum.  ant.  dei  Lincei  XVI  T.  II  8.332;  410;  468  (Pari- 
beni). 

Im  Schranke  links  an  der  Eingangstüre  sind  Funde  aus  dem 
Abruzzengebiet  und  den  Märchen  aufgestellt,  darunter 

1609  Bronzesitula  mit  Streifenverzierung. 

Zwischen  Reihen  von  Bändern  und  „Knöpfen"  ist  oben  und  unten 
ein  Streifen  mit  hirschartigen  Tieren  angeordnet. 

Aus  Asooii  Piceno.  Bullet,  paletnol.  ital.  XXV  S.  77,  XXVII  S.  269. 

In  der  Vitrine  unter  dem  Fenster: 

1610  Modelle  von  megalithischen  Monumenten  aus  der  Terra 

d'Otranto. 
Die  Umgebung  von  Lecce  (Terra  d'Otranto)  ist  besonders  reich 
an  vorgeschichtlichen  Steindenkmälern  und  -bauten.   Die  hier  auf- 
gestellten Modelle  geben  eine  sog.  Pietra  ßta  (oder  menhir),  eine  sog. 
Specckia,  einen  Dolmen  und  einen  sog.  Truddhu  wieder. 

Gazette  archeol.  VII  (1881)  S.  25  f.  (Lenormant).  Perrot- Chipiez  Hist.  de  l'art 
IV  S.  51  f.  Nicolucci  Monumenti  megalitici  di  terra  d'Otranto  (Atti  dell'  Accadem. 
Pontaniana  XXIII)  Neapel  1893.  Bull,  paletnol.  ital.  XIX  S.  347,  XXV  S.  178  (Pigo- 
rini).    Mosso  Le  origini  della  civilta  mediterranea  (1910)  S.  163;  180. 

In  dem  Mittelschrank  neben  dem  Ausgang: 

1611  Leichengrab  aus  Novilara. 

Das  Grab  stammt  aus  der  Nekropoli  Servici  bei  Novilara  (südlich 
von  Pesaro),  die  der  ersten  Eisenzeit  angehört,  aber  in  mancher  Be- 
ziehung eine  Sonderstellung  einnimmt.  Vgl.  auch  n.  1660. 

Vgl.  Monum.  ant.  dei  Lincei  V  S.  162 f.  (Brizio).  Hörnes  Urgeschichte  d.  bild. 
Kunst  in  Europa  S.  4201     Montelius  a.  a.  O.  T.  144 f. 


ALTKRETISCHE  FUNDSTÜCKE.  273 

Zimmer  XLII— XL1V. 

Zur  Vergleichung  mit  den  prähistorischen  Funden  Italiens  sind 
in  den  Zimmern  XLII — XLVIII  in  den  Wandschränken  Fundobjekte 
aus  den  prähistorischen  Epochen  des  übrigen  Europas,  Afrikas  und 
Nordamerikas  ausgestellt.  In  den  Mittelschränken  in  Zimmer  XLII 
— XLIV  sind  Fundstücke  aus  den  ältesten  Kulturepochen 
Kretas  (zweites  Jahrtausend  v.  Chr.)  vereinigt,  die  größtenteils 
aus  den  von  italienischen  Archäologen  in  Phaestos  und  Hagia  Triada 
veranstalteten  Grabungen  stammen. 

Über  die  auf  Kreta  durch  neuere  Grabungen  aufgedeckten  ältesten  Kultur- 
schichten vgl.  im  allgemeinen  Burrows  Discoveries  in  Crete  1908.  Dussaud  Leg 
civilisations  preh£lleniques  dans  le  bassin  du  Mer  Eg6e  19x0.  A.  Mosso  La  preistoria  I 
Escursioni  nel  Mediterraneo  e  gli  scavi  di  Greta  1910.  v.  Lichtenberg  Die  ägäische 
Kultur  i9il.  Maraghiannis  Fernier  u.  Karo,  Antiquitfs  Cretoises  2.  Aufl.  1912, 
wo  S  XVII  die  Literatur  über  die  Ausgrabungen  in  Phaestos  und  Hagia  Triada 
verzeichnet  ist. 

Im  Mittelschrank  von  Zimmer  XLII  sind  Proben  von  Ton- 
gefäßen aus  der  älteren,  unmittelbar  an  die  neolithische  Zeit  anschlie- 
ßenden Kulturperiode  Kretas  ausgestellt.   Im  obersten  Fache: 

1612  Gefäße  mit  weißer  Bemalung  auf  schwarzem  Grunde. 
Diese  feinen  Tongefäße  sind  charakteristisch  für  die  Keramik  der 

„vormykenischen  Zeit",  die  man  als  „Kamares"-Epoche  (oder  nach 
der  von  dem  englischen  Archäologen  Evans  aufgebrachten  Termino- 
logie) als  „mittelminoische"  Kulturperiode  bezeichnet. 

Im  zweiten  Fach:  Schöne  Gefäße  aus  grauem  gefleckten  und  wei- 
ßem Stein,  ebenda  Stücke  von  verarbeitetem  Bergkristall,  ferner: 

1613  Tonlampen  in  Formen  von  Schalen  mit  einfacher  Handhabe. 

Im  Mittelschrank  in  Zimmer  XLIII  sind  neben  kretischen  Ton- 
gefäßen in  den  verschiedenen  Techniken  der  früheren  („mittelmino- 
isehen")  Epochen  auch  einige  durch  Besonderheiten  der  Formen 
auffällige  rottonige  Schüsseln  für  Küchengebrauch  aufgestellt,  ferner 
im  oberen  Fach: 

1614  Zwei  Tontäfelchen  mit  altkretischen  Schriftzeichen. 

In  der  Zeit,  da  die  großen  Paläste  auf  Kreta  erbaut  wurden,  hatte 
sich  bereits  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahrtausends  v.  Chr.  aus  älteren 
pictographisohen  Schriftzeichenein  im  wesentlichen  „lineares"  Schrift- 
system entwickelt,  von  dem  wir  verschiedene  Abarten  nachweisen 
können,  ohne  daß  es  bisher  gelungen  wäre,  die  Zeichen  zu  deuten 
oder  auch  nur  die  Sprache,  der  sie  Ausdruck  geben,  zu  ermitteln. 

Evans  Scripta  Minoa  (1009).  Vgl.  Mosso  Escursioni  nel  mediterraneo  S.  304. 

1615  Siegelsteine  und  Siegelabdrücke. 

Die  schon  in  der  ältesten  Epoche  beginnenden  kretischen  Siegel 
mit  figürlichen  Darstellungen  (vorwiegend  von  Tieren),  deren  wir  eine 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  18 


274     DAS  KIRCHERSCHE  ü,  PRÄHIST.  MUSEUM.  1616—1627. 

außerordentlich  große  Zahl  besitzen,  sind  für  die  Feststellung  der 
zeitlichen  Entwicklung  der  kretischen  Kunst  und  der  „minoischen" 
Schrift  ebenso  wichtig,  wie  für  die  Ermittelung  der  mythologischen 
Vorstellungen  der  alten  Kreter. 

Im  dritten  Fach: 

1616  Steinerne  Lampenständer  (sog.  Kandelaber). 

Neben  den  bescheidenen  kleinen  Tonlampen  (n.  1613)  sind  in  den 
kretischen  Palästen  auch  „Stehlampen"  aus  Stein  und  Ton  gefunden 
worden,  bei  denen  der  Behälter  des  Brennmaterials  auf  hohem,  säu- 
lenartigen Fuße    aufruhte.    Die   steinernen  Lampenständer  zeigen 

oft  künstlerisch  reich  und  fein  durchgebildete  Formen. 

Mosso  Escursioni  nel  Mediterraneo  S.  245  f.  Jahreshefte  d.  Österreich,  arch&ol. 
Instit.  X  S.  68  (Durm). 

1617  Große  Bügelkanne. 

Diese  Form  ist  charakteristisch  für  die  letzte  Blütezeit  der  kretisch - 
mykenischen  Keramik  (letzte  „mittelminoische"  und  „spätminoische 
Periode").  Das  Gefäß  weist  nur  eine  bescheidene  Dekoration  in 
schwarzem  Firniß  auf  hellem  Tongrund  auf. 

1618  Großes  Bronzegefäß  (im  untersten  Fach). 

Das  aus  drei  Teilen  zusammengenietete  Gefäß,  das  der  späteren 
Periode  der  altkretischen  Kultur  („spätminoisch"  III)  angehört,  ist 
seiner  Form  nach  ein  Vorläufer  der  griechischen  Hydria. 

Vgl.  Evans  The  prehistoric  tombs  of  Knossos  S.  40 

Im  Mittelschrank  vom  Zimmer  XLIV: 

1619  Bemalte  Gefäße  der  sog.  spätminoischen  .Epoche. 

Die  Hauptformen  und  Dekorationsweisen  der  Tongefäße  in  der 
späteren  kretisch-minoischen  Kulturepoche  sind  hier  durch  charakte- 
ristische Beispiele  vertreten. 

Vgl.  Monum.  ant.  dei  Lincei  XIII  S.  67. 

1620  Votlvfiguren  aus  Ton. 

Bemerkenswert  ist  zur  Veranschaulichung  der  kretischen  Tracht 
eine  Frauenfigur  (deren  Kopf  abgebrochen  ist).  Während  ihr  Ober- 
körper anscheinend  nackt  ist,  ist  der  Unterkörper  mit  einem  rock- 
artigen Gewand  bekleidet,  das  die  Hüften  mit  einem  Wulste  um- 
schließt und  von  den  Seiten  in  Steilfalten  herabfällt;  ein  vorne  ge- 
knoteter Gurt  hält  das  Gewand  um  die  Hüften  fest. 

Vgl.  die  ähnliche  Figur  Monom,  ant.  dei  Lincei  XII  S.  125  Fig.  53.  Über  die  ande- 
ren Figuren  vgl. Monum.  ant.  XIV  S.  739f.  Mosso  Origini  della  civilU  mediterr.  S.  106 f. 

1621  Bruchstück  einer  altkretischen  Freskomalerei« 

Erhalten  ist  auf  hellblauem  Grunde  der  braungemalte  Fuß  und 
das  untere  Ende  des  buntgestreiften  Gewandes  einer  bekleideten  Fi- 
gur, die  der  Hautfarbe  wegen  wohl  als  männlich  anzusehen  ist,  links 


ALTKRETISCHE  FUNDSTÜCKE.  275 

daneben  ist  noch  das  Stück  einer  ebenso  bekleideten  Figur  sichtbar. 
Das  Bruchstück  bildete  einen  Teil  einer  zu  einer  Prozession  oder  Kult- 
handlung vereinigten  Gruppe  ähnlicher  Art,  wie  die  durch  die  Wand- 
gemälde von  Knossos  und  die  Stuckmalereien  eines  Sarkophags 
von  Hagia  Triada  bekannten. 

1622  Zwei  kretische  Kupferbarren, 

Im  altkretischen  Palaste  von  Hagia  Triada  bei  Phaestos,  den  die 
italienischen  Archäologen  im  Jahre  1902  bloßgelegt  haben,  sind  neun- 
zehn solche  Barren  (im  Gewicht  zwischen  29  und  30  Kilogramm),  von 
denen  einige  auch  Schriftzeichen  tragen,  gefunden  worden;  davon 
sind  diese  beiden  Stücke  als  Proben  dem  prähistorischen  Museum 
überlassen  worden. 

Ähnliche  Barren  sind  auch  an  anderen  Orten  auf  Kreta,  auf  Cypern, 
in  Mykene  und  in  Sardinien  gefunden  worden.  Die  Übereinstimmung 
dieser  Stücke  in  Form  und  Gewicht  legen  den  Gedanken  nahe,  daß 
wir  es  hier  mit  bestimmten  Gewichtseinheiten  der  altkretischen 
(„minoischen")  Kultur,  die  dann  auch  Werteinheiten  sein  könnten, 
zu  tun  haben.  Da  die  Form  der  Barren  einem  Typus  der  Doppelbeile 
ähnlich  ist,  hat  man  sie  mit  den  bei  Homer  als  Wertmessern  erschei- 
nenden „Beilen  und  Halbbeilen"  zusammengestellt. 

Vgl.  Bendiconti  d.  accad.  dei  Lincei  ser.  5"  XII S.  317  f.  (Paribeni).  Ballet,  paletn. 
ital.  XXX  S.  01  f.;  319  (Pigorini).  Journ.  d'archeol.  numlsm.  IX  S.  161  f.  Revue  Beige 
Neuntem.  1908  8.  292  (Svoronoe).  Bvans  Corolla  Numismatica  1906  S.  386  f.  Mosso 
Le  origini  dellacivilta  mediterranea  S.  223 f. 

1623  Bruchstücke  tönerner  Vorratsgefäße  (Pithoi). 

Ein  Teil  der  Fragmente  zeigt  eingeritzte  geometrische  Muster, 
eine  andere  Gruppe  ist  mit  figürlichen  Reliefstreifen  (Tierreihen, 
Pferdegespannen)  verziert. 

In  der  Vitrine  am  Fenster  vom  Zimmer  XLIV: 

1624  Altkretisehe  Waffen. 

Neben  den  schmalen  Dolchen  und  Lanzenspitzen  sind  besonders 
die  bronzenen  Doppelbeile  bemerkenswert. 

1625  Bronzene  Votlvtiere  (Binder). 

Ans  Hagia  Triada  vgl.  Mosso  Escorsioni  nel  Mediterraneo  S.  164. 

1626  Kopf  eines  Panthers  ( ?)  aus  getriebenem  Bronzeblech. 
Der  Kopf,  der  mit  Nägeln  auf  einer  Unterlage  befestigt  war, 

schmückte  offenbar  die  Mitte  eines  Schildes,  vgl.  n.  1627. 

1627  Bronzebleche  mit  figürlichen  Reliefs. 

Die  Blechstreifen  mit  weidenden  Hirschen  und  die  anderen  hier 
ausgestellten  Bruchstücke,  die  zusammen  mit  n.  1626  in  einem  Tem- 
pel auf  dem  Hügel  von  Phaestos  gefunden  wurden,  sind  offenbar  Teile 
eines  oder  mehrerer  reichdekorierter  Schilde  derselben  Art,  wie  die  in 

18* 


276     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1628—1644. 

der  Zeusgrotte  auf  dem  Ida  gefundenen.    Sie  mögen  dem  8.  oder 
7.  Jahrhundert  angehören. 

Saggi  di  storia  antica  (Festschrift  f.  Beloch)  1910  S.  241  f.  (Pernier). 

Durch  die  Zimmer  XLV — XLVIII,  welche  prähistorische  Funde 
aus  Mittel-  und  Südamerika  enthalten,  hindurch  kommt  man  zu  dem 
langen  Korridor  XLIX,  der  die  antiken  Steinskulpturen,  Grabsteine, 
tönerne  und  steinerne  Aschen urnen  und  Inschriftsteine  enthält. 

Korridor  XLIX. 

Die  Beschreibung  beginnt  mit  den  Objekten  rechts  vom  Eingang 
und  endet  mit  jenen  links  vom  Eingang. 

1628  (3940)  Köpfe  einer  Doppelherme  des  Apollon  (mit  Lorbeer- 
kranz) und  des  Dionysos  (mit  Efeukranz). 

1629  (3938)  Statuette  des  Aleius  Proculus. 

Zu  Füßen  des  in  Tunika  und  Toga  gekleideten  Mannes  steht  ein 
Aktenbündel. 

Der  Kopf  ist  aufgesetzt  und  nicht  zugehörig.  Ergänzt  die  Nase,  ein  Teil  des 
Halses,  beide  Hände  mit  einem  Teil  der  Arme  und  den  Attributen.  Die  Inschrift 
auf  der  Basis:  Corp.  Inscr.  Lat.  VI  1335. 

1630  (3963)  Etruskische  Aschenkiste  aus  Ton. 

Die  Vorderseite  ist  mit  der  (in  dieser  Denkmälergattung  unzähli- 
gemal  wiederholten)  Darstellung  des  thebanischen  Brudermordes 
verziert;  vgl.  n.  1644.  Auf  dem  Deckel  lagert  eine  Frau  —  das 
Abbild  der  Verstorbenen  —  mit  einem  Blattfächer  in  Händen.  Die 
polychrome  Bemalung  des  Kopfes  und  des  Fächers  ist  gut  erhalten. 

Vgl.  die  steinernen  Grabkisten  Bd.  I  8.  272.  Über  die  Darstellungen  des  theba- 
nischen Brudermordes  vgl.  Brunn-Körte  I  rilievi  delle  urne  etrusche  II  S.  32 ff. 

1631  Figur  eines  auf  einer  Kline  gelagerten  Mannes,  von  einem 

römischen  Grabrelief. 

Der  Mann  hält  in  der  B.  einen  Kranz  mit  Tänien,  in  der  L.  einen 
Trinknapf,  der  jetzt  durchbohrt  ist  (anläßlich  einer  späteren  Ver- 
wendung). 

De  Ruggiero  Catalogo  S.  10  n.  20. 

1632  (3935)  Mädchenkopf. 

Der  Kopf  ist  eine  Kopie  nach  einem  griechischen  Originale  des 
IV.  Jahrhunderts  v.  Chr.    Das  Gesicht  ist  leider  stark  überarbeitet. 
Ergänzt  die  Nase.    Die  Büste  gehört  nicht  zu  dem  Kopf. 

1633  (3934)  Stehender  Knabe  mit  Häschen. 

Der  Knabe,  dessen  Kopf  porträthaft  gestaltet  ist,  hält  in  der  L. 
ein  Häschen,  dessen  Vorderfüße  er  festgebunden  hat.  Wohl  eine 
Grabstatue  aus  dem  Anfang  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr. 

Ergänzt  der  mittlere  Teil  des  1.  Armes,  beide  Beine  bis  über  die  Knie  mit 
dem  Stamm  und  der  Plinthe,  der  Kopf  des  Tieres.   Die  Augensterne  sind  angegeben. 


STEIN- SKULPTUREN.  277 

1634  (3933)  Porträtbüste  eines  erwachsenen  Knaben  mit  Bulla  und 

Praetexta.  Etwa  aus  der  ersten  Hälfte  das  3.  Jahrhunderts. 

Ergänzt  Nase  und  Büstenfaß.    Der  Kopf  war  gebrochen. 

1635—37  (3960—62)  Drei  etruskische  Aschenkisten  mit  Deckel- 
figuren. 

Alle  drei,  tragen  auf  den  Vorderseiten  Relief darstell ungen  eines 
mit  einer  Pflugschar  kämpfenden  Mannes  (des  sog.  Echetlos).  Vgl 
unten  n.  1871.  Die  mittlere  der  drei  Kisten  ist  durch  ihre  präoh« 
tige  Polychromie  ausgezeichnet.  * 

1638  (3970)  Marmorsarkophag  mit  Deckelfigur. 

Ergänzt  ist  das  1.  Drittel  des  Deckels,  der  augenscheinlich  nicht  zu  dem  Sarko- 
phage gehört. 

Auf  dem  Deckel  lagert  mit  aufgestütztem  Kopf  eine  bekleidete 

Figur,  deren  Kopf  nur  angelegt  ist;  neben  ihr  liegt  (in  übermäßig 

kleinem  Maßstab  gebildet)  ein  schlafender  Knabe,  zu  Füßen  der 

Figur  ein  Häschen,  das  an  Früchten  nagt.  Auf  der  Vorderwand  ist 

in  der  Mitte  ein  jugendlicher  Mann  dargestellt,  mit  einer  Rolle  in 

der  L.,  mit  Aktenbündel  und  Rollenbehälter  zu  seinen  Füßen;  r.  und 

1.  zwei  gleichartige  Gruppen,  von  je  2  Eroten  mitkämpfenden  Hähnen, 

dazwischen  auf  dreibeinigem  Untersatz  eine  Ciste. 
De  Buggiero  Catalogo  S.  29,  114. 

1639  (3932)  Frauenkopf  nach  einem  Typus  der  hellenistischen  Zeit. 

Ergänzt  der  Oberschädel  und  die  Nase.  Von  der  Büste  ist  nur  die  untere 
Hälfte  antik;  vgl.  Amelung  Führer  durch  die  Antiken  in  Florenz  S.  35  n.  40. 
Birt  Die  Buchrolle  in  d.  Kunst  S.  99.  101. 

1640  (3931)  Statue  eines  Eros. 

Ergänzt  sind  die  Nase,  Teile  der  Locken  und  der  Flügel,  beide  Arme,  das  1. 
Bein,  der  r.  Unterschenkel,  die  Baumstütze  und  Plinthe. 

1641  (3930)  Büste  des  Kaisers  Hadrian  (?). 

Ergänzt  Nase  und  Büstenfuß. 

1642  (3939)  Etruskische  Aschenkiste  aus  Ton. 

Auf  dem  Deckel,  der  eine  gelagerte  Figur  trägt,  ist  eine  etruski- 
sche Inschrift  aufgemalt.  Auf  der  Vorderseite  die  Darstellung  des 
n Verstorbenen  am  Hades-Tor". 

1643  (3958)  Tönerne  Aschenkiste  in  Form  einer  Kline. 

Auf  der  Kline,  an  der  alle  Einzelheiten  (wie  die  Gliederung  der 
Beine,  die  oben  mit  Maultier-  unten  mit  Pantherköpfen  verzierten 
Lehnen)  sorgfältig  nachgebildet  sind,  lagert  ein  Mann,  während  auf 
dem  Schemel  davor  zwei  nackte  Diener  stehen. 

Rom.  Mitteil.  d.  arch.  Inst.  XVII  S.  271  (Amelung).  Ransom  Studies  in  ancient 
furniture  S.  31. 

1644  (3957)  Etruskische  Aschenkiste. 

Die  Vorderseite  zeigt  eine  Darstellung  des  thebanischen  Bruder- 
mordes wie  n.  1630. 


278     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.   1646—1668. 

1645  Kindersarkophag  aus  Marmor  mit  Beliefdarstellungen. 

Die  Mitte  der  Vorderseite  nimmt  ein  Lorbeerbaum  ein;  links  da- 
von ist  ein  Knabe  mit  einer  Gans,  rechts  ein  kleines  Knäblein  mit 
einem  Spielwägelchen  (vielleicht  einer  Rädermaschine,  um  gehen  zu 
lernen  ?)  beschäftigt.  Rechts  sehen  wir  einen  von  einem  Maultierge- 
spann gezogenen  geschlossenen  Wagen,  darin  Frau  und  Mann,  erstere 
mit  einem  Wickelkind  auf  dem  Schöße,  links  einen  gleichen  Wagen, 
in  dem  ein  Elternpaar  mit  einem  Kinde  sich  befindet,  während  über 
dem  Gespanne  ein  Eros  schwebt.  Gewiß  ist  in  allen  vier  Szenen  der- 
selbe Knabe  —  eben  der,  dessen  Reste  der  Sarkophag  bergen  sollte  — 
in  verschiedenen  Situationen  seines  kurzen  Lebens  zu  erkennen.  Ähn- 
liche Darstellungen  mit  fortlaufenden  Szenen  aus  dem  Kinderleben 
kehren  auch  sonst  auf  Kindersärgen  der  römischen  Kaiserzeit  wieder. 

Gefunden  1723  in  Rom.  Montfeucon  L'antiquitö  expl.  Supplement  V  T.  42  ff. 
Beschreibung  Borns  III  3  S.  498.  Vgl.  De  Buggiero  Gatalogo  S.  53,  n.  176.  Über  ver- 
wandte Kindersarkophage  vgl.  Archftol.  Zeit.  XLIII  1885  S.  209 ff.  (Wernicke). 

1646  (3929)  Knaben statue. 

Ergänzt  der  Kopf,  die  r.  Schulter  mit  dem  Arme,  beide  Hände,  das  1.  Bein 
von  der  Mitte  des  Oberschenkels  an,  der  r.  Unterschenkel,  der  Stamm,  die  Plinthe. 

Wohl  ein  Werk  der  gleichen  Art  wie  n.  1633. 

1647  (3927)  Kleine  Marmorbüste  des  Caracalla  (211—217)  in  Panzer 

und  Paludamentum. 

Ergänzt  die  Nase,  ein  Teil  der  Unterlippe  und  die  Büste.  Vgl.  Bernouilli  Rom. 
Ikonographie  II  3  S.  51,  112. 

1648  (3926)  Mädchenkopf  aus  griechischem  Marmor. 

Der  außerordentlich  anmutige  Kopf  ist  eine  gute  Kopie  eines 
Originals  spät  praxitelischen  Stils  aus  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahr- 
hunderts v.  Chr. 

An  der  zweiten  Längswand: 

1649  (3925)  Weiblicher  Kopf  aus  schwarzem  Marmor. 

Der  Kopf  gibt  ein  Werk  strengeren  Stiles  in  der  Art  der  sog. 
SapphoKöpfe  wieder. 

Zwischen  den  beiden  Türen  zu  Kabinett  53: 

1650  (3952)  Hennenköpfchen. 

Die  Herme  gibt  den  Kopf  einer  durch  andere  Repliken  bekannten 
Knabenstatue  aus  dem  zweiten  Drittel  des  5.  Jahrhunderts  wieder. 
Vgl.  Band  I  n.  1024. 

Ergänzt  die  Nase  und  Teile  der  Locken.  Atti  dell'accad.  pontif.  Bomana  di 
archeol.  Ser.  II  Bd.  IX  (1907)  T.  IV  S.  120  (Amelung). 

1651  (3991)  Porträtbüste  der  Iulia  Mamaea,  der  Mutter  und  Mit- 
regentin  des  Severus  Alexander  (222 — 235). 

Ergänzt  ein  Teil  der  Nase  und  des  Kinnes.  Bernouilli  Rom.  Ikonographie  II 
3  S.  110,  0. 


STEIN -SKULPTUREN.  279 

1652  (5152)  Porträtbüste  der  Iulia  Domna,  der  zweiten  Gemahlin 
des  Septimius  Severus  (193 — 211). 

Ergänzt  die  Nase  und  das  Kinn.  Vgl.  Bemouilli  Born.  Ikonographie  II  3  S.  40, 10. 

1653  (3946)  Weiblicher  Porträtkopf. 

Ergänzt  ein  Teil  der  Nase  und  des  Kinnes. 

Der  Kopf  wird  für  ein  Porträt  der  Antonia,  der  Enkelin  des 
Augustus,  erklärt,  gehört  aber  erst  einer  späteren  Zeit  an. 

1654  (3948)  Männliche  Porträtbüste  aus  buntem  Marmor. 

Aus  der  Zeit  der  Fla  vier,  dem  Anscheine  nach  ein  mißglücktes 
Porträt  des  Vespasianus. 

1655  Kopf  eines  Hermaphroditen. 

Die  Haare  sind  auf  dem  Wirbel  zusammengebunden.  Der  Kopf 
stammt  von  einer  Gruppe  ähnlicher  Art,  wie  n.  1063  (Band  I  S.  601). 
Auch  hier  liegt  ein  hellenistisches  Original  zugrunde. 

1656  (3945)  Büste  des  Serapis  aus  rotem  Basalt. 

Der  Kopf  auf  satz  ist  abgebrochen,  der  Gott  ist  in  Chiton  und  Hi- 
mation  gekleidet.   Vgl.  Band  I  n.  237  und  298,  Band  II  n.  1931. 
Bevue  archeol.  1903  II  S.  193  n.  22  (Amelung). 

Zwischen  den  Köpfen  und  Statuetten  sind  zahlreiche  marmorne 
Aschengefäße  verschiedener  Größe  aufgestellt.  Die  meisten  tragen  auf 
umrahmter  Tafel  die  Namen  der  Verstorbenen. 

In  der  Mitte  frei  aufgestellt: 

1657  (55)  Grab -Ära  aus  Marmor  mit  Reliefs. 

Auf  der  Vorderseite  des  Steins  ist  Pluton  dargestellt,  der  die 
widerstrebende  Proserpina  auf  den  Wagen  hebt;  ein  Amor  lenkt  die 
Zügel  des  Viergespanns,  unter  den  Vorderfüßen  der  Pferde  ringelt  sich 
eine  Schlange.  Das  Feld  darunter,  das  zur  Aufnahme  der  Grabin- 
schrift bestimmt  war,  ist  leer  geblieben.  Die  Nebenseiten  sind  mit 
Lorbeerzweigen  verziert.  Der  auf  der  Ära  aufliegende,  aber  nicht  zu- 
gehörige Deckel,  der  nach  dem  Vorbild  der  Tempeldächer  gestaltet 
und  verziert  ist,  trägt  an  den  Ecken  je  einen  Adler,  im  Giebelfelde 
einen  Kranz  mit  Tänien. 

Bonanni  Mus.  Kirch.  T.  XXVI,  116.  Montfaucon  L'antiquite  expliquee  I  T.  38. 
Overbeck  Kunstmythologie  III  S.  644  T.  18,  3.  De  Buggiero  Catalogo  S.  43  n. 
141,  142.    Altmann  Die  röm.  Grabaltäre  d.  Kaiserzeit  S.  159,  195. 

1658.  Grabplatte  aus  Fano. 

Die  unvollständig  erhaltene  Platte  (aus  Sandstein)  trägt  auf  der 
einen  Seite  in  einem  (von  Fischgrätenmuster  und  Spiralenornament) 
umrahmten  Felde,  das  oben  von  einem  fünf  speichigen  Bade  (Symbol 
der  Sonne  ?)  bekrönt  ist,  eine  Inschrift  in  etruskischem  (oder  einem  dem 
etruskischen  nächstverwandten)  Alphabet;  auf  der  anderen  Seite  sind 
in  drei  Reihen  übereinander  Figuren  in  überaus  unbeholfener  Zeich- 


280     DAS  KIRCHERSCHE  ü.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1669—1662. 

nung  eingeritzt.  Oben  erkennen  wir  r.  ein  Schiff,  darunter  Fische,  1. 
einen  Mann,  zu  dessen  Füßen  ein  Schild  steht,  vor  ihm  einen  durch 
schräge  Wellenlinien  bezeichneten  Fluß,  an  dessen  jenseitigem  Ufer  ein 
Bauwerk  steht  (nach  anderer  Deutung  wäre  in  „Schild",  „Fluß"  und 
„Bauwerk"  vielmehr  ein  Wagen  mit  laufenden  Pferden  zu  erkennen). 
Im  mittleren  Streifen  sehen  wir  r.  einen  Krieger  mit  Schild  und  Helm, 
vor  ihm  drei  Krieger  mit  Lanzen,  1.  einen  Gefallenen.  Im  unteren 
Streifen  erscheint  ein  stilisierter  Baum,  auf  dem  eine  Eule  sitzt;  von 
hier  aus  schreitet  ein  Löwe  nach  1.  auf  einen  sitzenden  Mann  zu,  der  viel  - 
leicht  auf  der  Vogeljagd  zu  denken  ist,  da  ein  oben  in  der  Luft  schwe- 
bender Vogel  von  einem  Wurfspeer  durchbohrt  zu  sein  scheint;  die 
ganz  1.  sichtbaren  Dreiecke  hat  man  als  Hütten  erklärt.  Die  Grab- 
platte gehört  zu  einer  eigenartigen  Gruppe  von  Grabstelen,  die  uns 
durch  die  Ausgrabungen  in  der  Nekropole  von  Novilara  (in  der 
Landschaft  Picenum)  bekannt  geworden  ist.   Vgl.  n.  1660. 

Rendiconti  della  r.  accad.  dei  Lincei  Ser.  V  Bd.  XVII  S.  681  f.  (Mariani).    Vgl. 
Glotta  II  S.  265  f.  (Lattes).   Jacobsohn  Altital.  Inschriften  145. 

1659  Mithrasgruppe  aus  Marmor. 

Mithras  stößt  sein  Messer  in  den  Nacken  des  Stieres;  Hund  und 
Schlange  neben  der  Wunde,  der  Skorpion  unter  dem  Bauche  des 
Stieres  gehören  zu  dem  üblichen  Beiwerk  dieser  Darstellungen  (vgl. 
oben  n.  1163).  Schlechte  Arbeit,  schwerlich  älter  als  die  Mitte  des 
dritten  nachchristlichen  Jahrhunderts. 

Cumont  Textes  et  monuxn.  fig.  rel.  aus  mystöres  de  Mithra  n  8.  217  n.  43. 

1660  Grabplatte  aus  Novilara« 

Die  vollständig  erhaltene,  rechteckige  Platte  (aus  weichem  Sand- 
stein) trägt  auf  der  einen  Seite  in  „etruskischen"  Buchstaben  (vgl.  n. 
1658)  eine  linksläufige  12  .zeilige  Inschrift.  Das  Schriftfeld  ist  r.  u.  1. 
zunächst  von  einem  Spiralengeschlinge,  am  äußeren  Bande  von 
einem  Zickzackornament,  unten  von  einem  Fischgrätenmuster  be- 
grenzt» oben  ist  ein  f ünfspeichiges  Bad  (vgl.  n.  1658)  zwischen  einem 
Kreuz  und  einem  rechtwinkligen  Dreieck  angeordnet. 

Auf  der  Bückseite,  die  zuoberst  wieder  ein  eingeritztes  (vierspei- 
chiges)  Bad  zeigt,  sind  in  zwei  Streifen  übereinander  Figuren  in  unbe- 
holfener Konturenzeichnung  eingeritzt.  Oben  sehen  wir  fünf  Männer, 
von  denen  zwei  in  einem  Zweikampf  begriffen  sind;  auf  dem  Boden 
liegen  drei  Leichen  Gefallener  (?).  Ein  langgestrecktes  Tier,  einer 
übergroßen  Eidechse  ähnelnd,  trennt  diese  Gruppe  von  den  Figuren 
der  unteren  Reihe.  Hier  sehen  wir  1.  einen  Mann,  der  mit  einem 
Stiere,  r.  einen  Mann,  der  mit  einem  Bären  kämpft.  In  der  Dekora- 
tion dieser  wie  der  anderen  picenatischen  Stelen  (vgl.  1658)  beob- 
achten wir  die  eigentümliche  Kreuzung  einer  primitiven  einheimischen 
Volkskunst,  die  der  geometrischen  Darstellungsweise  nahesteht,  mit 


STEIN -SKULPTUREN.  281 

der  sich  auslebenden  Ornamentik  der  spätmykenischen  Kunst.  Die 

Platten  werden  auf  Grund  allgemeiner  Erwägungen  als  Arbeiten  des 

6.  Jahrhunderts  v.  Chr.  angesehen.    Die  ethnische  Zugehörigkeit  der 

in  der  Nekropole  von  Novilara  Bestatteten  ist  noch  strittig.  Doch 

scheint  kaum  mehr  bezweifelt  werden  zu  können,  daß  die  Sprache 

der  Inschriften,  ebenso  wie  die  Formen  des  Alphabetes  dem  Etruski- 

schen  nächstverwandt  ist.  , 

Monum  ant.  dei  Lincei  V  S.  1731.  (Brizio).  Monteliua  Zivilisation  primit. 
en  Italie  T.  143,  4  u.  5  S.  707.  Vgl.  Neue  Heidelberger  Jahrb.  1896,  35  (v.Duhn). 
Hörnes  Urgeschichte  d.  bild.  Kunst  S.  637  f.  Rendiconti  della  r.  accad.  dei  Lincei 
Serie  V,  II  S.  775.  855.  1017  III  S.  25.  Hermes  XXXI  S.  465  XLIII  S.  32f.  (Lattes). 
Bursians  Jahresberichte  f.  Altertumswiss.  LXXXVII  S.  113  ff.  (Deecke).  Jacobsohn 
Altital.  Inschriften  n.  144. 

1661  (3953)  Untersatz  eines  Marmorkandelabers. 

Der  dreiseitige  Untersatz  hat  oben  eine  runde  Einarbeitung,  in 
die  der  Marmorschaft  des  Kandelabers  oder  richtiger  desThymiaterions 
(vgl.  Bandl  S.  355)  eingezapft  und  verdübelt  war.  Die  drei  Seiten  sind 
mit  Reliefs  von  Eroten  verziert,  welche  Schwert,  Schild  und  Helm  — 
nach  dem  ursprünglichen  Sinn  der  Komposition  die  Waffen  des  Ares 
—  davontragen.  Die  oberen  Ecken  sind  mit  vorspringenden  Widder- 
köpfen verziert,  unten  sitzen  geflügelte  Tierbeine  an,  zwischen  denen, 

wie  bei  den  Bronzethymiaterien,  Palmetten  angebracht  sind. 

Bonanni  Mus.  Kircher.  T.  I  40.  Montfaucon  L'antiquite"  expliquee  T  .50.  Vgl. 
Winnefeld  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  S.  167.  Hauser  Die  neuattischen  Eeliefs 
S.  109  n.  47a  und  oben  Band  I  S.  231  n.  360. 

Links  vom  Korridor  XLIX  liegen  die  kleinen  Zimmer  L — LIV. 

Zimmer  L. 

Das  Zimmer  enthält  vorwiegend  ohristliche  Altertümer. 

An  den  Wänden  sind  Grabinschriften  aus  den  Katakomben  ein- 
gemauert. Im  Wandschrank  ist  vor  allem  die  reiche  Sammlung  alt- 
christlicher  Lampen  aus  Ton  und  Bronze  von  Bedeutung. 

V.  Schultze  Archäolog.  Studien  über  die  altchristl.  Monumente  S.  280 f.  Venturi 
toria  dell'arte  Italiana  I  S.46-f.  471.  340  II  S.64öf. 

Man  beachte  auch  die  bronzenen  Gewichte  in  Form  4-  und  8ecki- 
ger  Plättchen,  die  Spangen  und  Schnallen,  sowie  ein  Bronze -Kruzifix 
byzantinischer  Arbeit  aus  San  Callisto,  ferner 

in  der  dritten  Abteilung: 
1626  Graviertes  Bronzebleeh  mit  Darstellung  einer  Eheschließung. 

Das  Blech,  das  wohl  den  Belag  eines  Kästchens  bildete,  zeigt 
in  grober  Zeichnung  des  4.  nachchristl.  Jahrhunderts  Mann  und 
Frau,  die  sich  die  Hände  reichen,  zwischen  ihnen  einen  bärtigen, 
lorbeerbekränzten  Mann,  (einen  Priester  oder  den  Vater  von  Bräutigam 
oder  Braut),  der  die  Hände  auf  die  Schultern  der  beiden  Eheschlie- 
ßenden legt. 

Bollet.  d'arte  dei  ministero  d.  p.  istruz.  III  S.  296;  29»  (Paribeni). 


282     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1668—1670. 

1663  Bronzekasserole  mit  Reliefschmuck. 

Im  Inneren  ist  um  eine  Tritonmaske  am  Boden  ein  Figurenfries 

angeordnet,  in  dem  zwischen  Seetieren  zwei  Fischer  und  zwei  mit 

Schiffern  besetzte  beladene  Kähne  erscheinen.  Ein  alexandrinisches 

Erzeugnis,  etwa  aus  der  Zeit  der  flavischen  Kaiser. 

Garrucd  Storia  dell'arte  cristiana  VI  T.  461, 1 — 3.  Vgl.  Bonner  Jahrbücher  CXVHI 
S.  170  (Drexel). 

An  der  Wand: 

1664  Emailletafel  mit  dem  Bilde  Christi. 

Etwa  aus  dem  12.  Jahrhundert. 

Gefunden  bei  S.  Maria  inTrastevere.  Vgl.  Venturi  Storia  dell'  arte  Italiana  II 
S.  648. 

1665  Große  Hängelampe  ans  Blei,  mit  Armierung  und  Ketten  aus 

Bronze.    Etwa  aus  dem  10.  Jahrhundert. 
Gefunden  in  Born. 

1666  Zwei    Mosaikfragmente  mit   der  Darstellung  eines  Fisches 

und  einer  Qualle. 
Die  Stücke  gehörten  wohl  zu  einer  größeren  Meeresdarstellung. 
Gefunden  bei  S.  Frisca  auf  dem  Aventin. 

Im  Glassohrank  in  der  Mitte  sind  mittelalterliche  und  neu- 
zeitliche Elfenbeinschnitzereien  vereinigt,  darunter 

1667  Elfenbein-Kästchen  mit  Darstellungen  ans  dem  Leben 

Davids. 

Auf  dem  Deckel  ist  Christus  dargestellt,  der  das  Herrscherpaar 
segnet,  im  Streifen  darunter  das  Paar  der  Donatoren.  Darüber  ist  eine 
griechische  Inschrift  angebracht;  eine  zweite  läuft  um  den  oberen 
Band  des  Kästchens.  Hervorragende  Arbeit  vermutlich  noch  aus 
dem  9.  Jahrhundert. 

Graeven  Frühchristi,  u.  mittelalterl.  Elfenbeinwerke  II  57 — 61.  Monum.  et 
m6moires  publ.  par  l'acad.  des  inacr.  Fondation  Piot  VI  S.  1  (101)  f.  (Schlum- 
berger).  Venturi  Storia  dell'arte  Italiana  II  S.  599  f.  Dalton  Byzantine  art  and 
archaeol.  S.  221. 

Zimmer  LL 
Altohristliche  und  mittelalterliche  Denkmäler. 

An  den  Wänden  befinden  sich  Sarkophagplatten  aus  dem  alt- 

und  neutestamentlichen  Bilderkreis,  einige  auch  mit  lateinischen  und 

griechischen  Inschriften,  sowie  mit  christlichen  Symbolen. 
V.  Schnitze  Archaolog.  Studien  über  altchristl.  Monumente  S.  257  ff. 

In  der  Mitte: 

1668  Stark  fragmentierte  Yase  aus  grauem  Marmor. 

Die  Reliefs  des  oberen  Streifens  stellen  die  Anbetung  des  Christus- 
kindes  durch  die  Hirten  und  den  thronenden  Christus  mit  den  Apo- 
steln dar.  Etwa  aus  dem  5.  Jahrhundert  n.  Chr. 

Im  Jahre  1845  in  Born  gefunden.  Vgl.  V.  Schnitze  a.  a.  0.  S.  283  n.  120. 


FRÜHCHRISTLICHE  DENKMÄLER.  283 

Darunter: 

1669  (125)  Das  sogenannte  Spottkruzilix. 

Im  Jahre  1856  worden  am  südwestlichen  Abhang  des  Mons  Pala- 
tinos in  der  ehemaligen  Vigna  Nussiner  eine  Anzahl  von  Räumlich- 
keiten freigelegt,  die  ohne  ausreichenden  Grund  von  den  einen  für  ein 
Pädagogium  (Schule  kaiserlicher  Pagen),  von  andern  für  eine  Wacht- 
stube  erklärt  worden  sind.  In  dem  mittleren  der  drei  kleinen  vier- 
eckigen Zimmer,  welche  sich  an  die  halbkreisförmige  Exedra  an- 
schließen, fand  sich  in  dem  Stucco  eingegraben  dieses  Graffito,  das  aus 
der  ersten  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  herzurühren  scheint.  Wir 
sehen  an  ein  Kreuz  geheftet  einen  mit  dem  colobium  (der  kurzen  Tuni- 
ka der  Sklaven  und  Freigelassenen)  und  Schenkelbinden  bekleideten 
Mann  mit  einem  Eselskopfe;  links  steht  ein  ähnlich  bekleideter  un- 
bärtiger  Mann,  der  zu  dem  Gekreuzigten  der  1.  Arm  in  der  Gebärde  der 
Anbetung  erhebt.  Davor  steht  die  Inschrift:  kXs£diievog  aißsrs  deov , 
„Alexamenos  betet  zu  seinem  Gott".  Man  hat  Zeichnung  und  In- 
schrift in  der  Regel  dahin  verstanden,  daß  damit  ein  kaiserlicher  Be- 
diensteter einen  cor  istlichen  Genossen  als  Verehrer  eines  eselköpiigen 
Gottes  verspotten  wollte.  Daß  den  Christen  urd  Juden  bis  ins  dritte 
Jahrhundert  hinein  der  Vorwurf  gemacht  wurde, ;  sie  beteten  einen 
Gott  mit  einem  Eselskopf  an,  ist  durch  anderweitige  Zeugnisse  —  z.  B. 
des  Tertullian  —  bekannt.  Eine  andere  Erklärung  geht  von  der  Ver- 
mutung aus,  daß  von  gnostischen  Sekten  tatsächlich  Christus  mit 
Typhon- Seth,  der  mit  einem  Eselskopf  gebildet  wurde,  identifiziert 
worden  sein  konnte,  so  daß  das  Graffito  vielmehr  als  das  Glaubens- 
bekenntnis des  Alexamenos,  der  einer  solchen  Sekte  angehörte,  auf- 
zufassen wäre.  Für  diese  Deutung  hat  man  den  Umstand  geltend  ge- 
macht, daß  rechts  von  dem  Eselskopfe  das  Zeichen  Y  sich  befindet, 
das  als  geheimes  Kultzeichen  auf  anderen  Dokumenten  des  Typhon- 
Seth-Kultes  vorkommt;  da  es  aber  zweifelhaft  ist,  ob  jener  isolierte 
Buchstabe  wirklich  zu  dem  Bilde  gehört,  wird  man  der  älteren  Auf- 
fassung des  „Spottkruzifixes4'  den  Vorzug  geben. 

Garrucci  H  crocifisso  graffito  in  casa  dei  Cesari  1857.  Vgl.  Becker  Spottcrucifix 
(Breslau  1S66).  Fr.  X.  Kraus  Spottcrucifix  vom  Palatin  (Freiburg  1872);  Bealen- 
zyklopadie  der  christl. Altertümer  II  S.774f.  Garrucci  Storia  delT  arte  cristiana  VI 
S.  138.  Daremberg-Saglio  Dictionnaire  des  antiquites  S.  1375.  Marucchi  Clements 
d'archeol.  chreüenne  I  S.  30  (deutsche  Ausgabe  S.  51).  Wünsch  Sethianische  Ver- 
flucbungstafeln  S.  111.  Dieterich  Kleine  Schriften  S.  484.  Melanges  Boissier  S.  803 
(Hülsen).  Böiger  T/d-vg  S.  323.    Boschers  Lex.  d.  Mythol.  IV  S.  774  (Boeder). 

Zimmer  LH. 
In  den  Wandschränken  rechts  von  der  Tür: 
Erste  Abteilung. 

1670  (221)  Terrakottaplatte,  sogenannte  persische  Artemis. 
Die  geflügelte  Göttin  wird  durch  Löwe  und  Panther,  die  an  ihr 

emporspringen,  als  Herrscherin  des  Tierreiches  bezeichnet;  als  solche 


284     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1671-1679. 

gilt  nach  der  gemeingriechischen  Vorstellung  in  erster  Linie  Artemis ; 
die  Bezeichnung  „persische"  Artemis  ist  aber  durch  nichts  gerecht- 
fertigt.   Der  hier  dekorativ  verwendete  Typus  ist  der  griechischen 
Kunst  seit  der  ältesten  Zeit  geläufig. 
Vgl.  Beschreibung  Korns  II  2  S.  21. 

1671  (216)  Terrakotta,  Beflügelte  Göttin. 

Diese  rot  und  schwarz  bemalte  Figur  (Kopf  und  Arm  fehlen) 
schmückte  als  Stirnziegel  einen  Tempel  etwa  vom  Ausgang  des  sechs- 
ten Jahrhunderts  v.  Chr.  Über  die  nach  ionischem  Vorbild  an  den 
altitalischen  Tempeln  üblichen  Terrakottaverkleidungen  und  Akro- 
terien  vgl.  Band  I  n.  437,  976,  1009  f.  Band  II  n.  1508,  1510, 
1514  f. 

Vgl.  Furtwängler  Meisterwerke  d.  griech.  Plastik  S.  253.  Endt  Ionische  Vasen 
S.  50«. 

1672  (804)  Archaischer  Terrakottafries,  Tanzende  Satyrn. 

Der  hochaltertümliche  Fries,  der  in  deutlicher  Abhängigkeit  von 
ionischer  Kunst  steht,  stammt  wohl  von  einem  mittelitalischen  Tem- 
pel des  sechsten  Jahrhundert». 

Vgl.  Milani  Studi  e  materiali  I  S.  107.  109  (Fellegrini). 

Zweite  Abteilung. 

Hier  sind  zahlreiche  Terrakottaplatten  der  Band  I  S.  275  und 
Band  II  n.  1491  besprochenen  Art  vereinigt,  die  teils  als  Verkleidungs- 
platten, teils  als  Aufsatzplatten  (über  dem  Dachrand),  teils  als  Simse 
verwendet  waren. 

1673  (817)  Terrakottaplatte,  Büste  der  Demeter. 

Die  Göttin  ist  mit  langem  wallenden  Haar  gebildet;  sie  hält  in  den 
symmetrisch  erhobenen  Händen  ein  Büschel  von  Ähren  und  Mohn- 
blumen; um  jeden  Arm  windet  sich  eine  Schlange. 

Vgl.  Campana  Opere  in  plastica  T.  16.  Overbeck  Griech.  Kunstmythologie  III 
S.  510,  514  T.  16,  8.  V.  Rohden  u.  Winnefeld  Architektonische  röm.  Tonreliefs  der 
Kaiserzeit  (1911)  S.  5.   Gusman  L'art  decoratif  de  Borne  II.  Serie  T.  19. 

1674  (843)  Terrakottaplatte,  Nillandschaft 

Zwei  auf  Pilastern  ruhende  Bogen  umschließen  phantastisch  ge- 
haltene Landschaftsbilder  vom  Nil  zur  Zeit  der  Überschwemmung. 
Links  sehen  wir  am  Ufer  eine  runde  Hütte,  auf  der  ein  Storch  steht, 
neben  ihr  auf  einer  Kline  eine  gelagerte  Frau,  im  Vordergrund  watet 
ein  Nilpferd  in  den  Fluten  des  Flusses,  während  über  einer  rie- 
sigen Wasserpflanze  ein  Krokodil  kauert.  Rechts  steht  im  Hinter- 
grund eine  viereckige  Hütte,  auf  deren  Dach  zwei  Störche  stehen,  auf 
dem  Nile  fährt  ein  Boot  mit  zwei  pygmäenhaf t  gebildeten  Ruderern, 
weiter  vorne  erscheinen  ein  Krokodil  und  ein  Wasservogel.  Ein  Bruch- 
stück eines  ähnlichen  Reliefs  hat  Museumsnummer  904.  Im  Gesamt - 
charakter  erinnert  die  Darstellung  lebhaft  an  andere  Nilbilder  der 


ZIMMER  LH  (TERRAKOTTAPLATTEN).  285 

alexandrinischen  Kunst,   insbesondere  an  die  Basis  der  Nilstatue 
(Band  I  n.  34). 

Die  zahlreichen  Repliken  zeigen  im  einzelnen  manche  Abweichungen.  Vgl.  das 
Fragment  im  Etruskischen  Museum  des  Vatikans  (Bd.  I  S.278)  und  das  vollständige 
Exemplar  im  Konservatorenpalast  (Bd.  I  S.  576).  Vgl.  v.  Rohden-Winnefeld  Archi- 
tektonische röm.  Tonreliefs  S.  18  S.  157,  159. 

1675  (839,  840,  929)  Terrakottaplatten,  Kämpfe  zwischen  Ama- 

zonen und  Greifen. 

Vgl.CampanaOpere  in  plastica  T.  78  und  oben  8. 275.  v.  Rohden  a.  a.  O.  T.  XCIII. 

1676  (844,  846,  885)  Terrakottaplatten,  Satyrn  bei  der  Weinlese 

und  Kelterung. 

Campana  Opere  in  plastica  T.  39,  vgl.  T.  40.  Gombe  Terracottas  in  the  Brit. 
Museum  T.  33,  67.  v.  Rohden  a.  a.  0.  T.  CXXVf.  S.  61,  63  f. 

1677  (939)  Terrakottaplatte,  Schmückung  einer  Dionysosherme. 
Ein  Satyr  und  drei  Frauen  sind  beschäftigt,  eine  Herme  des  bär- 
tigen Dionysos  zu  schmücken  und  die  Vorbereitungen  zu  einem  un- 
blutigen Opfer  zu  treffen.  Die  eine  der  Frauen  (links)  trägt  eine  Hy- 
dria  auf  der  Schulter  und  eine  Art  Situla  (Eimer)  in  der  R.,  die  zweite 
hält  einen  Fruchtkorb,  aus  dem  der  Satyr  eben  eine  Traube  nimmt, 
die  dritte  (rechts)  einen  Weinzweig.  Ein  zweites  vollständig  erhal- 
tenes Exemplar  (1006)  ist  darunter  aufgestellt. 

Campana  Opere  in  plastica  T.  44.  v.  Rohden  a.  a.  O.  T.  CXXXIV  S.  50.  Vgl. 
Bull.  d.  Inst.  1884  S.  159  (P.  J.  Meier). 

1678  (937)  Terrakottaplatte,  Hierodulen. 

Zwei  sogen.  Hierodulen  mit  eigentümlichem  kalathosartigen  Kopf- 
putz tanzen  zu  beiden  Seiten  eines  Palladions.  In  solcher  Tracht  pfleg- 
ten an  den  Festen  peloponnesischer  Städte  die  Mädchen  ihre  heiligen 
Tänze  aufzuführen.  Der  von  der  Kunst  hierfür  geschaffene  Typus 
erfreute  sich  großer  Beliebtheit  und  ward  auch  unter  die  formelhaft 
gewordenen  Motive  der  römischen  Dekorationskunst  aufgenommen. 

Vgl.  Campana  Opere  in  plastica  T.  4.  Müller- Wieseler  Denkmäler  der  alten  Kunst' 
II,  2T.  20,  214a,  S.  151.  Hauser  Neuattische  Reliefs  S.  94 f.  v.  Rohden  a.  a.  O.  S.  10  f. 

1679  (841)  Terrakottaplatte,  Tierkämpfe  im  Zirkus. 

Den  architektonischen  Hintergrund  der  Szene  büden  links  ein 
säulengetragener  Bau,  aus  dessen  Fensterbogen  (Loge)  zwei  Zuschauer 
mit  lebhafter  Teilnahme  herabsehen,  rechts  ein  von  zwei  Pfeilern 
getragenes  Gestell,  auf  dem  7  eiförmige  Gegenstände  aufliegen  (vgl. 
über  diese  Vorrichtung  Bandl  S.  219),  ferner  eine  korinthische  Säule, 
auf  der  sich  eine  weibliche  Statue  erhebt.  Zwischen  den  Säulen  des 
Untergeschosses  des  Zuschauerraumes  bricht  eine  Löwin  hervor 
und  springt  von  rückwärts  gegen  einen  behelmten  Gladiator  an,  wel- 
cher, nach  der  andern  Seite  gewendet,  sich  eben  mit  Schild  und 
Schwert  gegen  einen  von  rechts  heranstürmenden  Löwen  zur  Wehr 
setzt;  ein  zweiter  Gladiator  (mit  flachem  Hut)  eilt  hinter  diesem  her 


286     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1680-1686. 

und  trifft  ihn  mit  der  Lanze  im  Nacken;  unter  dem  Löwen  liegt  vorn- 
über niedergestürzt  die  nackte  Gestalt  eines  Mannes. 

Campana  Opere  in  plastica  T.  93  rechts,  v.  Bonden  a.  a.  O.  T.  4  LXXIVS.  140 
276.  8.  22*. 

1680  (838)  Terrakottaplatte,  Stieropfernde  Niken.  Vgl.  Museums- 

Nr.  938.  896,  880,  882,  877,  878,  1088. 
Diese  Gruppe,  die  in  mancherlei  Varianten  und  in  allen  Denkmä- 
lergattüngen  wiederkehrt,  ist  hier  rein  dekorativ  verwendet. 

v.  Rohden  av.  a.  O.  T.  XCII.  CV  8.  67.  285.  291. 

1681  (935)  Bruchstück  einer  Terrakottaplatte,  Theaterszene 
Das  Belief  stellte  eine  Komödienszene  vor  der  Dekorations- 
wand (Proskenion)  des  Theaters  dar.  Erhalten  ist  nur  das  1.  Drittel 
vollständig,  von  dem  andern  Teil  die  oberen  Partien.  Die  Vorderwand 
des  Schauspielhauses  ist  als  eine  von  drei  Türen  durchbrochene  Qua- 
derwand gebildet.  Korinthische  Säulen,  die  der  Wand  vorgestellt 
sind,  tragen  ein  Gebälk,  das  über  den  Säulen  zwischen  den  drei  Türen 
vorgekröpft  erscheint.  Über  den  Türen  sitzen  kleine  Giebel  auf,  auf 
den  horizontalen  Teilen  des  Daches  stehen  Gefäße.  Girlanden  laufen 
von  Kapitell  zu  Kapitell.  Auf  einem  vor  der  1.  Tür  stehenden  Altar 
sitzt  ein  Schauspieler  in  Maske  und  Kostüm  eines  Sklaven,  der  sich 
offenbar  aus  Furcht  vor  drohender  Strafe  in  den  Schutz  der  geheiligten 
Stätte  geflüchtet  hat.  Rechts  vor  der  mittleren  und  der  rechten  Türe 
standen,  wie  vollständigere  Exemplare  dieser  Platte  zeigen,  zwei 
Männer  in  heftiger  Streitrede.  Vgl.  oben  n.  1481. 

Dörpfeld  u.  Reisen  Das  griechische  Theater  S.  360.  Puchstein  Die  griech.  Bühne 
S.  27.   v.  Bohden  a.  a.  O.  S.  143. 

1682  (933)  Terrakottaplatte,  Pelops  und  Hippodameia. 
Vgl.  Band  I  S.  278  n.  444. 

v.  Bohden  a.  a.  O.  S.  XXIII  S.  117f.  260. 

1683  (934)  Terrakottaplatte,  Theseus  und  Aigeus. 

Dieses  Belief  wurde  einst  auf  Nestor  gedeutet,  der  dem  verwun- 
deten Machaon  einen  Labetrunk  reicht  (Sias  X  624 ff . ).  Die  richtige 
Erklärung  gibt  die  Theseussage.  Theseus,  fern  von  seiner  Heimat  in 
Trozen  aufgewachsen,  ist  nach  Athen  zurückgekehrt  und  lebt  uner- 
kannt bei  seinem  Vater  Aigeus.  Nur  dessen  zweite  Frau,  die  ränke- 
süchtige Medeia,  weiß  um  die  Abkunft  des  Fremdlings  und  sie  veran- 
laßt durch  allerlei  Vorspiegelungen  den  Aigeus,  jenem  einen  Gifttrank 
reichen  zu  lassen;  aber  im  entscheidenden  Augenblick  erkennt  Aigeus 
seinen  Sohn  an  der  Soheide  des  Schwertes,  das  er  selbst  in  Trozen  zu- 
rückgelassen hat.  Diesen  Augenblick  führt  uns  das  Bild  vor  Augen; 
schon  setzt  Theseus,  der  auf  dem  Stuhle  sitzt,  die  Schale  an  den  Mund, 
da  tritt  der  greise  Aigeus  eilig  auf  ihn  zu,  faßt  mit  der  B.  die  Schale 


ZIMMER  LH  (TERRAKOTTAPLATTEN).  287 

und  packt  mit  der  L.  den  Sohn  beim  Arme;  neben  ihm  steht  aufmerk- 
sam zuschauend  eine  jugendliche  Frauengestalt. 

Campana  Opere  in  plastica  T.  68.  Combo  Terracottas  of  the  Brit.  Museum  T.XII, 
20  (erweitert),  v.  Rohden  a.  a.  O.  T.  LIT  S.  100.  Vgl.  Overbeck  Gallerte  her.  Bild- 
werke S.  421.  Ann.  d.  Inst.  1863  S.  459  (Rutgers).  Aren.  Zeit.  XLIII  1885  S.  282 f. 
(Michaelis).  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  III  S.  1794. 

1684  (931,  932)  Terrakottaplatten,  Trauernde  Penelope,    Odys- 

seus'  Fußwaschung. 

Die  beiden  Bilder  sind  offenbar  als  Gegenstücke  komponiert  und 
gehen  in  letzter  Linie  auf  Werke  der  großen  Kunst  des  fünften  Jahr- 
hunderts zurück.  In  dem  einen  Bilde  sitzt  Penelope  auf  einem  Stuhl, 
unter  dem  der  Arbeitskorb  steht,  trauernd  in  sich  versunken,  in  der 
Haltung  der  bekannten  Relieffigur  (Band  I S.  55  n.  89) ;  hinter  ihr  steht 
die  Amme  Eurykleia.  Auf  dem  links  fehlenden  Stücke  der  Platte 
war,  wie  ein  vollständiger  erhaltenes  Exemplar  zeigt,  noch  eine  Grup- 
pe von  zwei  Dienerinnen  dargestellt. 

Auf  der  zweiten  Tafel  ist  die  Szene,  wie  Eurykleia  bei  der  Fuß- 
waschung ihren  Herrn  an  der  Narbe  erkennt,  mit  dramatischer  Le- 
bendigkeit dargestellt.  Die  Amme  hat  in  freudigem  Schreck  das 
Waschbecken  umgestoßen;  aber  noch  ehe  sie  aufspringen  und  rufen 
kann,  drückt  Odysseus  sie  gewaltsam  nieder  und  hält  ihr  den  Mund 
zu,  indem  er  sich  gleichzeitig  umblickt,  sorgend,  daß  noch  jemand  den 
Vorgang  bemerkt  und  verstanden  haben  könnte;  denn  hinter  ihm 
steht  mit  Chiton  und  Ziegenfell  angetan  der  Hirte  Eumaios,  der  in 
derL.  den  Wanderstab,  in  derR.  einen  kleinen  Napf  trägt.  Neben  dem 
Stuhl  des  Odysseus  liegt  schlafend  ein  Hund;  ihn  hier  anzubringen, 
wurde  der  Künstler  gewiß  durch  die  Erinnerung  an  den  treuen  Argos 
veranlaßt,  der  seinen  Herrn  zuerst  erkannt  hat  (Od.  XVII  291). 
Offenbar  hat  der  Erfinder  der  Komposition,  ohne  sich  genau  an  die 
Erzählungen  der  Odyssee  zu  binden,  den  heimgekehrten  Odysseus 
umgeben  von  allen  ihm  treu  gebliebenen  Hausgenossen  darstellen 

wollen. 

v.  Rohden  a.  a.  O.  T.  XXVIII  S.  110.  252.  Vgl.  Thiersch  Epochen  der  Kunst» 
S.  430,  4.  Winckelmann  Monum.  inediti  I  T.  161  S.  217  (die  Fußwaschung).  Gampana 
Opere  in  plastica  T.71  und  72  (auf  der  Platte  mit  Penelope  links  noch  zwei  Dienerinnen). 
Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  II  S.  1048.  Ann.  d.  Instit.  1867  S.  334  (Hei- 
big); 1872  S.  203  ff.  (Conze).  Jahrbuch  d.  arch.  Instit.  II  S.  171  (DÜmmler). 

1685  (927.  928)  Terrakottaplatte,  Brustbilder  von  vier  Göttern 

(ein  vollständiges  Exemplar  und  ein  fragmentiertes). 
Einerseits  sind  der  behelmte  Ares  und  Zeus  mit  dem  Szepter,  an- 
drerseits Hera  (mit  Diadem  und  dem  schleierartig  über  den  Hinter- 
kopf gezogenen  Mantel)  und  Athena  (mit  Helm  und  Aegis)  einander 

gegenübergestellt. 

v.  Rohden  a.  a.  O.  T.  XCIV  S.  3.  295. 

1686  (863,  873,  879)  Bruchstücke  von  Terrakottaplatten,  Säulen- 

halle mit  Statuen.  Vgl.  n.  1688. 


288     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1687-1696. 

Dritte   Abteilung, 

1687  (1014)  Plattenfragment  mit  Architekturdarstellung. 

Über  einem  Giebel  sehen  wir  auf  hohem  Sockel  eine  Statuengruppe 
(Victoria  neben  einem  Viergespann),  auf  dem  flachen  Dach  daneben 
eine  Reiterstatue.  Das  Ganze  stellte  also  einen  Torbogen  mit  an- 
schließenden Säulenhallen  oder  einen  dreigeteilten  Triumphbogen  dar. 

v.  Rohden  a.  a.  O.  S.  154.   Vgl.  Campana  Opere  in  plastica  T.  89. 

1688  (867,  868,  922)  Bruchstücke  von  Terrakottaplatten,  Säulen- 

halle mit  Statuen. 

Die  Bruchstücke  gehören,  ebenso  wie  die  in  der  anderen  Abtei- 
lung ausgelegten  Stücke  (n.  1686),  zu  zwei  in  der  Hauptsache  gleich- 
artigen, in  Einzelheiten  verschiedenen  Typen  von  Terrakottaplatten, 
die  einen  Ausschnitt  einer  mit  Statuen  gschmückten  korinthischen 
Säulenhalle  zeigen.  Bei  dem  einen  Typus  steht  im  mittleren  Inter- 
columnium  eine  Heraklesstatue,  bei  dem  zweiten  die  Statue  eines 
Athleten  mit  Palmzweig.  In  den  übrigen  Intercolumnien  sehen  wir 
Amphoren  und  Hermen  sowie  Athletenstatuen  in  verschiedenen  Be- 
wegungsmotiven, die  uns  zum  Teil  durch  statuarische  Repliken  als 
Kopien  berühmter  Originale  erkennbar  sind.  Aus  der  Auswahl  dieser 
Statuen  ergibt  sich,  daß  die  dargestellte  Halle  als  Säulenhalle  einer 
Palästra  anzusehen  ist.    Vgl.  Band  II  S.  216. 

Cainpana  Opere  in  plastica  T.  94f.  v.  Rohden  a.  a.  O.  S.  145 f. 

In  den  Schränken  rechts  von  dem  Eingange  sind  in  der  oberen 
Reihe  Votivtiere  (darunter  eine  säugende  Sau)  aufgestellt,  ferner 

1689  Terrakottastatuetten* 

Hervorzuheben  sind  die  Gruppe  von  Eros  und  Psyche,  Ganymedes 
mit  dem  Adler,  eine  Athenestatuette. 

Eros  und  Psyche:  Winter  Die  Typen  der  figürlichen  Terrakotten  II  S.  230 8. 

1690  Buccheroschalen  mit  seitlichen  Stützen. 

Gefäße,  deren  Schalenbecken,  in  Nachahmung  der  Metalltechnik, 
von  mehreren  streifenartigen  oder  figürlich ,  gestalteten  Stützen  ge- 
tragen werden,  sind  in  der  Buccherokeramik  zahlreich  vertreten.  An 
dem  einen  der  hier  aufgestellten  Exemplare  sind  die  Stützen  als  Streifen 
gebildet,  die  mit  einem  Greifen  verziert  sind,  an  einem  anderen 
dienen  weibliche  Figuren  als  Stützen,  vgl.  Band  I  S.  335  n.  558. 

Vgl.  Fottier  Catal.  des  vases  du  Louvre  I  S.  850.  Walters  Hist.  of  anc.  pottery 
II  S.  303.     Rom.  Mitteil.  d.  archäol.  Instit.  XII  T.  I  S.  26 f.  (Petersen). 

1691  Calener  Omphalos-Schale  mit  Reliefs. 

Rings  um  den  Omphalos  sehen  wir  im  Innern  der  Schale  ein  von 
Niken  in  schneller  Fahrt  gelenktes  Viergespann,  darin  Athene,  Ares, 
Herakles  und  noch  einmal  Ares.  Vgl.  Band  I  S.  339  n.  566. 

Pagenstecher  Die  calenische  Reliefkeramik  S.  71. 


SAAL  LH  (TONGEFÄSSE).  289 

In  den  mittleren  Reihen  des  Schrankes  stehen  Tongefäße  ko- 
rinthischer und  korinthisierender  Art,  schwarzfigurige  Vasen  (da- 
runter eine  Amphora  mit  dem  Kampf  des  Theseus  gegen  den  Mino- 
taurus),  ferner 

1692  Altertümliches    Salbgefäß    in    Gestalt    eines   behelmten 

Kriegerkopfes. 

Das  sorgfältig  modellierte  und  bemalte  Gefäß  wird  einer  ostgrie- 
chischen (rhodischen?)  Fabrik  aus  der  Wende  des  7.  und  6.  Jahrhun- 
derts v.  Chr.  entstammen.  Gleichartige  Stücke  sind  auf  Rhodos 
Thera,  Kos  und  an  verschiedenen  Punkten  Italiens  zutage  gekommen. 

Monum.ant.  deiLincei  XIV  S.271  (Faribeni).  Vgl.  Gaz.  archeol.  1880  S.  145,  160. 
Bev.  archeol.  1883 1  S.  848  (Heuzey).  Perrot-Chipiez  Hist.  de  l'art  III  S.  676.  697.  Du- 
mont-Chaplain  Hist.  de  la  ceram.  gr.  I  S.  198.  Köm.  Mitteil.  d.  d.  arch.  Inst.  V  S.  320 
(Heisch).  Pottier  Catalogue  d.  vases  du  Louvre  I  S.  151. 

1693  Polychromes  Salbgefäß  in  Gestalt  eines  Achelooskopfes. 

Der  gehörnte  Kopf  scheint  an  einem  Stiernacken  anzusitzen,  so 
daß  er  wohl  als  das  Haupt  eines  stiergestaltigen  Mischwesens  nach 
Art  der  Flußgötter  anzusehen  ist.  Das  Stück  gehört  nach  Zeit  und 
Herkunft  mit  n.  1692  zusammen. 

Monum.  ant.  dei  Lincei  XIV  S.  276 f.  (Faribeni). 

1694  Rotfiguriger  Krater,  Artemis  Phosphor os(?). 

Die  mit  großen  Flügeln  ausgestattete  Frau  auf  der  Vorderseite, 
die  mit  einer  Fackel  in  der  L.  durch  die  Lüfte  schwebt  und  von  einem 
vor  ihr  auf  dem  Boden  laufenden  Rehkalbe  begleitet  wird,  ist  als 
Artemis  Phosphoros  gedeutet  worden,  obwohl  die  Beflügelung  in  der 
Zeit,  in  der  die  Vase  gemalt  wurde  (um  450  v.  Chr.),  sonst  kaum 
für  Artemis  nachweisbar  ist.  Auf  der  Bückseite  ist  eine  fliehende 
Frau  dargestellt.  Das  Gefäß  war  schon  im  Altertum  gebrochen  und 
mittelst  Bronzespangen  in  grober  Weise  geflickt  worden. 

Monum.  ant.  dei  Lincei  XIV  S.  306  (Paribeni). 

1695  Rotfigurige  Schale,  Szenen  aus  dem  Frauenleben. 

Im  Innenbilde  sehen  wir  eine  sitzende  Frau,  die  einen  Spiegel  in  der 
L.  hält,  und  vor  ihr  einen  großen  Arbeitskorb.  Von  den  stark  zer- 
stoßenen Bildern  der  Außenseite  zeigt  das  besser  erhaltene  zunächst 
links  eine  Frau,  die  sich  eine  ungewöhnlich  lange  Binde  um  den  Kopf 
legt,  vor  ihr  einen  Jüngling  in  heftiger  Gestikulation,  rechts  eine  Frau, 
die  einen  Faden  vom  Spinnrocken  zieht.  Mitte  des  5.  Jahrhunderts. 

Monom,  ant.  dei  Lincei  XIV  S.  301,  8  (Faribeni). 

1696  (1480)  Zwei  Schüsseln  mit  je  drei  aufgemalten  Fischen. 
Diese  Schüsseln,  deren  Büder  ihre  kulinarische  Zweckbestimmung 

veranschaulichen,  gehören  der  letzten  Zeit  der  unteritalischen  Kera- 
mik an. 

Vgl.  Furtwängler  Berliner  Vasensammlung  S.  968  f.  Walters  History  of  anc. 
pottery  I  8.  467,  IT  S.  186. 

H  e  1  b  i  g :  Führer.  II.  3.  Aufl.  1 9 


290     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1697-1704. 

Unter  den  mannigfachen  Gefäßen  mit  eingeritzten  und  aufgemal- 
ten Inschriften  mögen  noch  hervorgehoben  werden: 

1697  Tönerne  Urnen  mit  altlateinischen  Aufschriften. 

Diese  Urnen  wurden  mit  vielen  anderen  gleichartigen  zusammen  in 
der  Vigna  S.  Cesarioander  Via  Appia  im  Jahre  1752  gefunden.  Nach  den 
Angaben  des  Finders  bargen  sie  nicht  die  Aschenreste  der  Toten,  son- 
dern einzelne  abgeschnittene  Knochen  (ossa  resecta).  Außen  ist  auf 
jedem  Gefäß  der  Name  des  Verstorbenen  und  das  Datum  seines.Todes 
eingeritzt  in  Buchstaben,  die  in  das  2.  oder  1.  Jahrhundert  v.  Chr. 
weisen. 

De  Buggiero  Catalogo  S.  94  n.  352.  Corp.  Inscript.  Lat.  I  S.  822 f.;  VI  2  S.  1103 
n.  8211  ff.   Dessau  Inscr.  Lat.  sei.  II  7839. 

In  den  unteren  Reihen: 

1698  Römische  Tonlampen. 

Darunter  mehrere  mit  interessanten  Reliefdarstellungen,  einige 
mehrdochtige,  sowie  etliche  mit  Bleiglasur  überzogene  Stücke. 

1699  Schalenförmige  Sparbüchsen  aus  Ton« 

Über  die  Form  dieser  Sparbüchsen  vgl.  Band  I  S.  338  n.  563. 
Eines  der  hier  ausgestellten  Exemplare  zeigt  auf  dem  Deckel  in  Relief 
eine  Victoria  mit  einem  Zweig  (in  der  L.)  und  einem  Rundschild  (in 
der  R.),  auf  dem  in  stark  verwischten  Buchstaben  die  Aufschrift  steht: 
annum  novum  favMum  felicem;  sie  war  also  bestimmt,  als  Neujahrs- 
gabe verschenkt  zu  werden.  Ein  zweites  Stück  zeigt  unterhalb  des 
Einwurfschlitzes  einen  Mercur  mit  Heroldstab  und  Beutel,  ein  drittes 
Mercur  innerhalb  eines  Tempelchens,   das  durch  vier   Säulen  mit 

einem  Giebeldach  darüber  angedeutet  ist.    Vgl.  oben  n.  1485. 
Jahrbuch  d.  archäol.  Instit.  XVI 1901  S.  178  f.  (Graeven). 

Mittelschrank. 

Im  ersten  Fache  sind  unter  den  mannigfachen  Glasgefäßen  hervor- 
zuheben 

1700  (1030)  Bruchstücke  einer  Glasschale  mit  flachausgeschnit- 

tenen Reliefs» 

Die  Schale,  die  ein  ausgezeichnetes  Beispiel  des  antiken  Glas- 

schliffes  mit  Gravierung  bildet,    wird  durch  ein  fein  gearbeitetes 

Rahmenwerk  in  eine  Reihe  von  Bildfeldern  geteilt,  welche  Szenen  des 

Seelebens  (fischende,  badende,  kahnfahrende  Figuren)  darstellen. 
De  Ruggiero  Catalogo  S.  253  n.  7. 

Im  zweiten  Fache  sind  Elfenbein-  und  Bernsteinschnitzereien,  so- 
wie zahlreiche  Spielwürfel  vereinigt.  Im  dritten  Fach:  korinthische 
Alabastra  und  Aryballoi,  Tierfiguren  aus  Ton,  ferner: 

1701  (474)  Schwarzfigurige  Amphora,  Herakles  als  Kitharöde. 

Herakles  (in  der  üblichen  Ausrüstung  mit  Löwenfell  und  Köcher) 
besteigt,  die  Kithara  spielend,  ein  hohes  Postament  (Bema),  zu  dessen 


SAAL  LH  (TONGEFÄSSE).  291 

» 

beiden  Seiten  auf  Klappstühlen  links  Hermes,  rechts  vor  Herakles 
Athene  sitzen.  Auf  der  Rückseite  sehen  wir  einen  Jüngling,  der  mit 
seinem  Pferde  vor  einen  sitzenden  Greis  (seinen  Vater)  hingetreten 
ist,  während  hinter  ihm  eine  Frau  (wohl  die  Mutter)  in  der  vorgestreck- 
ten R.  einen  Kranz  hält.  Man  kann  zweifeln,  ob  wir  hier  ein  typisches 
Bild  eines  Epheben,  der  vom  Kampffeld  ins  Vaterhaus  zurückkehrt, 
oder  die  individualisierte  Darstellung  eines  der  Dioskuren  zu  erkennen 
haben,  deren  Heimkehr  in  ähnlicher  Auffassung  auf  der  berühmten 
Exekiasvase  des  Vatikans  (Band  I  S.  304  n.  480)  veranschaulicht 
wird.  Der  Art  des  Exekias  steht  die  Amphora  n.  1701  in  Form,  Orna- 
ment und  Zeichnung  sehr  nahe,  ohne  doch  die  gleiche  technische 
Meisterschaft,  wie  die  signierten  Stücke  dieses  Malers,  zu  erreichen. . 
Monum.  ant.  dei  Lincei  XIV  S.  283 f.  (Paribeni). 

1702  (486)  Rotfigurige  Schale,  Jünglinge  in  der  Palästra. 

Aus  der  2.  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts. 

Monum.  ant.  dei  Lincei  XIV  S.  305  (Paribeni). 

1703  ,Rhodischer<  Teller  mit  Tierfriesen. 

Im  Innern  ist  die  Mittelrosette  zunächst  von  einem  ornamentalen 
Streifen,  dann  von  drei  Zonen  weidender  Tiere  umgeben;  im  ersten 
und  dritten  Streifen  erkennen  wir  Wüdziegen,  im  zweiten  Damhirsche. 
Die  stark  zerstörte  Außenseite  war  oben  ebenfalls  mit  einem  Streifen 
weidender  Ziegen,  darunter  mit  einem  ornamentalen  Streifen  ver- 
ziert. Der  Teller  ist  ein  ausgezeichnetes  Erzeugnis  einer  ostgriechi- 
schen Werkstatt  des  7.  Jahrhunderts  und  gehört  in  den  Kreis  der 
Keramik,  als  deren  Ausgangspunkt  man  Rhodos  oder  Milet  betrachtet. 

Monom,  ant.  dei  Lincei  XIV  T.  XXVI  S.  279  (Paribeni).  Vgl.  Perrot-Chipiez 
Histoire  de  l'art  IX  S.  681. 

Saal  LI1I. 
Im  Mittelschranke  und  in  den  Vitrinen  an  der  Wand: 

1704  Altitalische  und  altrömische  Kupferbarren  und  Geldstücke. 

In  der  Abteilung  I  des  Mittelschrankes  liegen  formlose  Kupferstücke 
(aes  rüde),  deren  Wert  jeweilig  beim  Kauf  und  Verkauf  durch  die  Wage 
bestimmt  werden  mußte  (aestimare,  peraesetlibram) ;  in  der  Abteilung  II 
einige  flache  „gemarkte  Kupferbarren"  (aes  signatum),  die  aus  vier- 
eckigen Formen  gegossen  und  wegen  ihrer  auf  beiden  Seiten  angebrach- 
ten Relief -Embleme  (Dreifuß,  Flügelpferd,  Hermesstab,  Schild,  Anker) 
als  staatlich  kontrollierte  Stücke  von  Wertmetall  angesehen  werden 
(etwa  aus  der  2.  Hälfte  des  4.  und  dem  Anfange  des  3.  Jahrhunderts);  sie 
gehören  verschiedenen  mittelitalischen  Städten  an,  der  Barren  mit  dem 
Pegasus  trägt  die  Aufschrift  Eomanom.  In  der  Abteilung  III  und  IV 
liegen  Stücke  des  sogen,  aes  grave;  die  meisten  sind  mit  Wertzeichen 
versehen,  die  römischen  sind  durch  das  Schiffsvorderteil  auf  dem 
Revers  kenntlich,  während  auf  der  Vorderseite  bei  den  verschiedenen 

19* 


292     DAS  KIRCHERSCHE  ü.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1706-1711. 

Wertgrößen  verschiedene  Typen  erscheinen;  sie  sind  in  älterer  Zeit 
noch  gegossen,  seit  217  v.  Chr.  (die  kleinsten  Nominale  schon  etwas 
früher)  geprägt  worden.  Die  Münzeinheit  ist  der  cw,  der  in  zwölf  unciae 
geteilt  wird;  sein  Gewicht,  das  anfänglich  dem  Pfunde  (pondo  =327% 
gr)  gleich  war,  ist  im  Laufe  der  beiden  folgenden  Jahrhunderte 
bald  allmählich,  bald  sprunghaft  verringert  worden  (bis  zum  üncial- 
und  Semuncial-As).  Ein  großer  Teil  des  aes  rüde  und  der  hier  ver- 
einigten Geldstücke  stammt  aus  einem  Massenfund  metallener  Weih- 
geschenke  am  Lago  di  Bracciano  (vgl.  n.  17571)  und  liefert  uns  so  den 
Beweis,  daß  die  dortigen  Bäder  schon  im  dritten  Jahrhundert  v.  Chr. 
viel  besucht  worden  sind. 

Vgl.  Marchi  L'aes  grave  del  Museo  Kircheriano  (Born  1839).  Marchi  La  stipe 
tributata  alle  divinita  delle  Acque  Apollinaii  (Rom  1852).  Mommsen  Geschichte 
d.  röm.  Münzwesens  1860.  (Französische  Ausgabe  von  Duc  de  Blacas  1865 — 75). 
R.  Garrucci  Le  monete  dell'  Italia  antica  1885.  Babelon  Descript.  des  monnaies  de 
la  Republique  rom.  1885.  Milani  Aes  rüde,  signatum  e  grave,  Bivista  ital.  di  numismat. 
IV  1891  S.  3f.  Haeberlin  Aes  grave,  Das  Schwergeld  Borns  und  Mittelitaliens  1910. 
Willers  Geschichte  der  röm.  Kupferpragung  1910  S.  I7ff. 

In  den  niedrigen  Schaupulten  V— JX: 

1705  Aes  grave  etruskiseher,  umbrischer   und  kampanischer 

Städte  (wohl  sämtlich  erst  aus  der  Zeit  der  Oberherr- 
schaft Roms). 
Die  Typen  sind  verschieden  je  nach  den  verschiedenen  Wertzeichen 
und  je  nach  den  verschiedenen  Städten  und  Münzstätten  (die  noch 

nicht  alle  sicher  bestimmt  werden  konnten). 

Vgl.  die  Literatur  zu  n.  1704.  Pauly-Wissowa  Bealenzyklopadie  II  S.  1499  (Ku- 
bitschek). 

In  dem  Schaupulte  beim  Fenster  sind  zahlreiche  geschnittene 
Steine  und  Glaspasten  ausgelegt. 

De  Buggiero  Gatalogo  S.  220  ff.  246  ff. 

Im  Wandschranke   zwischen  den  beiden  Türen  liegen 
im  ersten  Fach  verschiedene  Bronzetafeln  mit  Inschriften. 
Im  zweiten  Fach: 

1706  Bleitafel  mit  Liebesverwünschungen. 

Dem  Charakter  der  Kursivschrift  nach  gehört  die  Tafel  etwa  der 
Mitte  des  letzten  vorchristlichen  Jahrhunderts  an.  „Wie  der  Tote, 
in  dessen  Grab  das  Täfelchen  niedergelegt  ward",  —  so  ungefähr 
lautet  der  pathetische  Erguß  der  eifersüchtigen  Liebhaberin  —  „nicht 
reden  noch  sprechen  kann,  so  soll  Rhodine  für  M.  Licinius  Faustus  tot 
sein,  und  nicht  reden  noch  sprechen  können.  So  wenig  der  Tote  bei 
Göttern  noch  bei  Menschen  Zugang  erhält,  so  wenig  soll  Rhodine  bei 
M.  Licinius  Zugang  finden;  soviel  soll  sie  ihm  gelten,  wie  der  Tote,  der 
hier  begraben  liegt.  Vater  Pluton,  dir  verwünsche  ich  Rhodine,  daß 
sie  immer  verhaßt  sei  dem  M.  Licinius  Faustus.  Dir  verwünsche  ich 
auch  den  M.  Hedius  Amphio,  den  C.  Popillius  Apollonius,  die  Vennonia 
Hermiona,  die  Sergia  Glycinna." 


SAAL  LIII.  .  293 

1852  in  einem  Qrabe  der  Vigna  Manenti  an  der  Via  Latina  gefunden.  De  Buggiero 
Catalogo  S.  61,  n.  105.  Vgl.  Corp.  Inscript.  Latin.  I  n.  818;  VI  n.  140.  Dessau  Inscr. 
Lat.  sei.  II  8740.  Audollent  Defixionum  tabellae  S.  106  n.  130. 

1707  Sechseckiges  Bleigewicht  mit  griechischen  Inschriften. 

Das  sechseckige  Bleigewicht  (384  Gramm)  wird  durch  die  grie- 
chische Aufschrift  nach  der  Amtszeit  eines  Magistrats  datiert,  dessen 
Name  und  Titulatur  anderweitig  nicht  bekannt  ist,  so  daß  die  Hei- 
mat dieses  Gewichtsstückes  sich  noch  nicht  genauer  bestimmen  läßt. 
Vgl.  n.  1708. 

1708  Viereckiges  Bleigewicht 

Das  Gewicht  (600  gr  statt  des  Sollgewiohtes  von  655  gr)  hat  die 
Aufschriften  'IvccUköv  einerseits,  Ailuxqov  (d.  h.  italische  Bilibra, 
Doppelpfund)  andrerseits,  mit  den  Namen  eines  römischen  Beamten 
(Statthalters?)  T.  Iu(lius?)  Olatius  Severus  und  eines  Agoranomen 

(Menestheus). 

Die  Bilibra  soll  bei  den  foci  deir  Astura  zwischen  Porto  d'Anzio  und  dem  Gap 
Circeo,  das  Gewichtsstück  n.  1707  in  der  Nähe  des  Albaner  Sees  gefunden  worden 
sein.  Vgl.  Secchi  Campione  d'antica  bilibra  Romana  (Born  1885).  De  Euggiero  Ca- 
talogo S.  58  n.  191  f.  Annali  d.  Instit.  1865  S.  191  (Schillbach).  Inscriptiones  Graecae 
XIV  n.  2417,  1  u.  2.  Cagnat  Inscript.  Graecae  ad  res  Born,  pertin.  I  524.  Monu- 
menti  antichi  dei  Lincei  I  S.  157  ff.  (Gamurrini). 

1709  Bronzetafel  mit  Inschrift  in  faliskischem  Alphabet. 

Die  Inschrift    lautet:     Menerva  .  sacru  .  La  .  Öotena  .   La.  f  . 

preto(r).  de .  zewatwo  .  aententiad .  vootum .  dedet .  cuando  .  datu  .  rected . 

cuncaptum,  d.  h.  etwa:  Der  Minerva  geheiligt.  Lars  Cutenius,  Lars1 

Sohn,  Praetor,  hat  auf  Senatsbeschluß  das  Gelübde  getan.   Wie  es 

getan  war,  ist  es  ordnungsmäßig  erfüllt  worden  ( ?).  In  der  Sprache 

der  Inschrift  scheint  eine  Vermengung  von  lateinischer  und  faliski- 

scher  Mundart,  die  dem  Lateinischen  nächstverwandt  ist,  vorzuliegen. 

Aus  Santa  Maria  de  Falerii;  die  eine  Hälfte  1860,  die  andere  zehn  Jahre  später 
gefunden.  De  Buggiero  Catalogo  S.  56  n.  188.  Zvetaieff  Inscript.  Italiae  mediae 
dialecticae  (1884)  S.  58  n.  68.  Corp.  inscript.  Latin.  XI  n.  3081.  DeeckeDie  Falisker 
3. 156.  Dessau  Inscript.  Lat.  sei.  n.  3124.  Diehl  Altlatein.  Inschriften  n.  128. 

Im  dritten  Fach: 

1710  Magisoher  Nagel. 

Auf  seinemNagel  sind  mannigfacheTierdarstellungen  und  Inschriften 
gnosti8chen  Charakters  angebracht,  die  zeigen,  daß  der  Nagel  in  dem- 
selben Vorstellungskreis  wie  die  Abraxas-Steine  entstanden  ist. 

De  Buggiero  Catalogo  S.  63, 108.  Vgl.  Bull.  d.  antiq.  de  France  1804  S.  202  (Blan- 
chet).    Wünsch  Zaubergerät  aus  Pergamon  S.  43  f. 

1711  Buch  aus  Blei. 

Die  beiden  Deckelflächen  tragen  in  der  Mitte  eine  Büste  in  Relief, 
die  vordere  die  einer  Frau  mit  Schleier,  die  hintere  die  eines  bärtigen 
Mannes.  Darinnen  befinden  sich  sieben  durch  ein  Scharnier  befestigte 
dünne  Bleitafeln,  welche  auf  beiden  Seiten  mit  einem  unverständ- 
lichen Gemenge  griechischer,  lateinischer  und  italischer  Buchstaben 
beschrieben  sind  und  im  oberen  Drittel  jeder  Seite  je  zwei  eingeritzte 


294     DAS  KIRCBERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1712—1716. 

menschliche  oder  tierische  Figuren  oder  Symbole  zeigen.  Das  Stück, 
dessen  Herkunft  nicht  aufgeklärt  ist,  wird  als  mystisches  Buch  basi- 
lidianischer  Gnostiker  erklärt.  Stil  und  Schrift  zeigen  jedoch  einen 
sehr  auffälligen  Charakter,  so  daß  man  wohl  das  Ganze  als  eine  Fäl- 
schung neuerer  Zeit  wird  ansehen  dürfen. 

Vgl.  De  Euggiero  Catalogo  S.  6a— 70  n.  190. 

1712  Eiserner  Reif  mit  Inschriftplättchen. 

An  dem  Eisenreif  hängt  ein  bronzenes  Plättchen  mit  der  Auf- 
schrift: fugi,  tene  me,  cum  revocaveris  me  dm  (domino  meo)  Zomno, 
accipis  solidum,  d.  h.  „ich  bin  entlaufen,  halte  mich  fest,  bringst  du 
mich  meinem  Herrn  wieder,  so  erhältst  du  einen  Solidus".  Daß  Reifen 
mit  ähnlichen  Aufschriften  bestimmt  waren,  von  Sklaven  am  Hals 
(oder  Arm?)  getragen  zu  werden,  damit  sie  im  Falle  des  EnÜaufens 
leichter  wieder  eingebracht  werden  könnten,  ist  durch  eine  Reihe  von 
Beispielen  sichergestellt.  Bei  dem  Exemplar  n.  1712  kann  man  wegen 
des  kleinen  Durchmessers  des  Reifens  und  der  Geringfügigkeit  der 
ausgesetzten  Summe  zweifeln,    ob  die  Inschrift  einem  flüchtigen 

Sklaven  oder  einem  Hunde  galt. 

De  Buggiero  Catalogo  S.  137  n.  508.  Bruns  Fontes  iuris  Romani8  S.  320.  Corp. 
Inscript.  Latin.  XV  7194.  Dessau  Inscr.  Latin,  sei.  II  8731.  Vgl.  FrÖhner  Coli.  Dutuit 
T.  75  8.  45.  Berl.  phil.  Wochen&chr.  1007  S.  1215. 

Im  vierten  Fach  sind  verschiedene  Stempelmatrizen,  im  fünften 
mannigfache  Bleigegenstände  ausgelegt,  darunter  Votivfigürchen  der 
Athene. 

.    Inv untersten  Fach: 

1713  Gußform  für  Bleifiguren. 

Die  Form  aus  Palombinostein  (vgl.  Bd.  I  S.  335  n.  564),  die  das 

Negativ  für  einen  von  zwei  Pferden  gezogenen  Wagen  und  drei  auf 

einer  Stange  sitzende  Figürchen  tragt,  diente  wohl  zur  Herstellung 

eines  kleinen  Spielzeuges. 

De  Ruggiero  Catalogo  S.  210,  10. 

Rechts  von  dem  Durchgang  in  dem  Korridor  LIV: 

1714  (3924)  Relief  aus  mehrfarbigem  Marmor. 

Vor  einem  Torbau  steht  ein  Jüngling  mit  seinem  Pferde ;  die  Figur 
des  Jünglings  und  ein  Stück  des  Pferdehinterteils  sind  aus  der  grau- 
gelben Schicht  des  Steines  gearbeitet,  der  übrige  Teil  der  Platte  ist 
rot.  Das  Belief  erinnert  an  das  früher  auf  Antinous  gedeutete  Grab- 
relief  der  Villa  Albani  n.  1877,  das  wiederum  einem  argivisohen 
Relief  mit  dem  Doryphoros  des  Polyklet  nahesteht.  Durch  den  archi- 
tektonischen Hintergrund  sowohl  wie  durch  sein  Material  wird  es  der 
Gattung  der  seit  der  hellenistischen  Zeit  beliebten  dekorativen  Relief  - 
bilder zugewiesen.  Die  Arbeit  ist  römisch. 

Das  argivische  Relief:  Athen.  Mitteilungen  d-  arch.  Instit.  II  T.  13.  Friederichs- 
Wolters  Berliner  Gipsabgüsse  n.  504. 


SAAL  LIII.  295 

An  den  Wänden  auf  Konsolen: 

1715  (7873)   Marmorstatuette  einer  kleinasiatisch-griechischen 

Naturgöttin. 

Ergänzt  der  Kopf  mit  dem  daraufliegenden  Gewand  und  der  Turm- 
krone, der  Hals  und  beide  Hände;  ferner  einige  Partien  an  den  Belief s 
des  Gewandes. 

Die  Figur  ist  nach  der  Weise  der  alten  Idole  in  steifer  Haltung 
mit  enggeschlossenen  Füßen  und  vorgestreckten  Unterarmen  gebildet. 
Vom  Kopfe,  der  mit  Kranz  oder  Diadem  geschmückt  zu  ergänzen  ist, 
fällt  hinten  ein  langer  Mantel  bis  auf  den  Boden  herab.  Über  den 
Ärmelchiton  ist  ein  schweres  Obergewand  gelegt,  das  mit  einem  breiten 
Relief  streifen  geziert  ist;  dieser  zerfällt  in  Nachahmung  von  Sticke- 
reien, die  an  jenen  alten  Kultbildern  wohl  in  Holzschnitzerei  oder 
getriebener  Arbeit  wiedergegeben  waren,  von  oben  nach  unten  in  vier 
Bildfelder,  die  in  Widerspruch  mit  dem  Gesamtcharakter  der  Figur 
freie  Motive  einer  jüngeren  Kunstentwicklung  zeigen.  Im  ersten 
Felde  sehen  wir  die  Brustbilder  einer  Frau  und  eines  Jünglings  (Selene 
und  Helios  oder  Aphrodite  und  Ares?),  im  zweiten  die  drei  Chariten 
mit  verschlungenen  Armen  in  der  bekannten  Anordnung,  im  dritten 
eine  auf  einem  Seebocke  reitende  halbentblößte  Frau  (wohl  Aphrodite 
als  Meerbeherrscherin),  deren  Sohleier  sich  bogenförmig  über  ihrem 
Kopfe  bauscht;  im  vierten  drei  geflügelte  Eroten  mit  nicht  deutlich 
erkennbaren  Attributen.  Auch  das  Belief  der  Basis  (zwei  Tauben, 
die  eine  Girlande  halten)  ist  dem  Kreis  der  Aphrodite  entlehnt.  Die 
Reliefbilder  des  Gewandes  sollen  offenbar  die  verschiedenen  Reiche 
der  Welt  (Himmel,  Erde,  Meer)  versinnbildlichen,  als  deren  Beherr- 
scherin die  Göttin  gedacht  ist.  Wir  dürfen  in  der  Statuette  ein 
Bild  der  im  Kulte  Vorderasiens  heimischen  Naturgöttin  erblicken,  die 
an  einzelnen  Orten  zu  Aphrodite  in  Beziehung  gesetzt  wurde,  so,  wie 
die  in  ihrem  Wesen  auf  das  engste  verwandte  Göttin  von  Ephesus  von 
den  Griechen  als  Artemis  bezeichnet  wurde;  auch  der  bildliche  Typus 
selbst  ist  gewiß  beeinflußt  von  den  gräzisierten  Idolen  jener  ephesischen 
Artemis  (vgl.  Band  I  S.222  n.  337).  Da  eine  unserer  Statuette  ähnliche 
Figur  seitder  augusteischen  Zeitauf  Münzen  der  karischen  Stadt  Aphro- 
disias  erscheint,  so  ist  die  Vermutung  ausgesprochen  worden,  daß  der 
Typus  der  Statuette,  der  nooh  durch  eine  Anzahl  von  ähnlichen  Figu- 
ren vertreten  ist,  auf  ein  Tempelbild  in  Aphrodisias  zurückgehe. 

Athen.  Mitteil.  d.  d.  arch.  Instit.  XXII  T.  12  J.  S.  363  f.  (Fredrich).  Vgl.  Denk- 
schriften d.  Wiener  Akad.  d.  Wissensch.  XIX  (1870)  S.  41  ff.  (Jahn,  Europa).  Berichte 
d.  sächs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1868  (Jahn,  Codex  Pighianua)  S.  177 f.  Friede- 
rich Wolters  Berliner  Gipsabgüsse  n.  1551.  Fröhner  Collection  H.  Hoffmann  T.  23. 
de  Bidder  Collection  de  Clercq  IV  T.  28  f. 

1716  (7892)  Statuette  des  Silvanus. 

Der  bärtige  Gott,  der  einen  kurzen  gegürteten  Chiton  und  Schuhe 

trägt,  ist  durch  den  Pinienzweig  in  der  L.  und  das  schräg  um  den 

Oberleib  gelegte  fruchtgefüllte  Gewandstück  charakterisiert. 
Vgl.  Koscher  Lex.  d.  Mythologie  IV  S.  835  (Peter). 


296     DAS  KIRCHERSCHE  U.  FBÄHIST.  MUSEUM.  1717-1725. 

1717  (7890)  Statuette  der  Athena. 

Der  Kopf  ist  antik  aber  nicht  zugehörig.    Am  Körper  sind  der  r. 
Arm,  der  1.  Unterarm  und  das  ganze  untere  Drittel  ergänzt. 

Der  Torso  der  Figur  aus  italischem  Marmor,  an  dem  der  Kopf  ein- 
gelassen, der  r.  Arm  sowie  der  1.  Unterarm  besonders  angesetzt  waren» 
rührt  von  einer  Replik  einer  künstlerisch  hervorragenden  Athena  - 
statue  aus  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  her,  die  uns  be- 
sonders durch  die  jetzt  in  Paris  befindliche  Athena  Medici  bekannt 
geworden  ist. 

Jahreshefte  d.  österr.  archäolog.  Instit.  XI  Abb.  68  S.  185  (Amelung). 

1718  Statuette  eines  Asklepios. 

Kopf,  Füße  und  Arme  sind  ergänzt. 

Der  Torso  ist  eine  Replik  einer  durch  andere  Kopien  bekannten 

Asklepiosstatue  der  hellenistischen  Zeit.    Vgl.  n.  1015  u.  1340. 

Furtwängler,  Masterpieces  of  gr.  art  S.  188*.  Rom.  Mitteil.  d.  archäol.  Instit. 
XVIII  8.  4  (Amelung). 

Korridor  LIV. 

Bronzen. 

Unter  den  jetzt  im  großen  Wandschrank  an  der  rechten  Wand 
aufgestellten  Statuetten  und  Statuenfragmenten  findet  sich  wenig 
Bedeutendes;  manches  aus  älterem  Besitz  stammende  Stück  ist  von 
zweifelhafter  Echtheit.  Die  Typen  der  Beleuchtungsgeräte,  Gefäße» 
Henkel  und  Attachen,  die  hier  zahlreich  vertreten  sind,  wird  man  be- 
quemer im  Museo  Gregoriano  studieren.  Wir  heben  aus  ölen  vielen 
Stücken  nur  einige  wenige  von  eigenartigem  Interesse  hervor. 

Erste  Abteilung. 

1719  Zwei  Kerzenhalter. 

Über  die  Form  dieser  Kandelaber  vgl.  Band  I  S.  355.  Der  eine 
wird  von  der  Figur  eines  Diskobolen,  der  andere  von  der  Figur  eines 
langhaarigen  Mannes,  der  ein  kurzes  Schwert  in  der  L.  hält,  bekrönt. 

1720  Leuchter. 

Der  Schaft,  an  dem  eine  Taube  emporklettert,  ruht  auf  dem  Haupte 
eines  nackten  Jünglings,  der  in  der  gesenkten  R.  einen  Diskos  trägt, 
während  er  die  1.  Hand  vor  die  Stirne  hält.  Der  Untersatz  wird  von 
drei  menschlichen  Beinen  mit  darüber  gelegtem  Gewand  gebildet; 
vgl.  Band  I  S.  360  n.  597. 

1721  Leuchter. 

Ein  Akrobat,  der  balancierend  die  Hände  ausbreitet,  trägt  auf 
seinem  Kopfe  den  Schaft. 

1722  Bronzelampen,  darunter  eine  in  Form  eines  Stierkopfes,  mit 
einem  als  Griff  dienenden  Halbmond  zwisohen  den  Hörnern. 


KORRIDOR  LIV  (BRONZEN).  297 

Zweite  Abteilung. 

1723  Altetruskische  Bronzegruppe  eines  Pflügerg. 

Ein  mit  Hut,  Chiton  und  Tierfell  bekleideter  Mann  geht  hinter 
einem  mit  zwei  Rindern  bespannten  Hakenpflug  einher;  das  Joch 
liegt  auf  dem  Nacken  der  Tiere  unmittelbar  hinter  den  Hörnern  auf. 
Die  Seile  (die  jetzt  fehlen)  gingen  durch  beide  Hände  und  durch  das 
Joch.  Der  Pflug  selbst  besteht  aus  einem  starken,  gekrümmten  Stück 
(buris),  das  aus  Holz  zu  denken  ist;  an  seinem  unteren  hakenförmig 
gekrümmten  Ende  ist  mittelst  Ringen  ein  Eisen  (oder  nur  ein  Bronze- 
schuh) befestigt,  der  als  Pflugschar  (vomer)  dient;  die  Sterze  (stiva), 
welche  mit  dem  Krummholz  aus  einem  Stücke  besteht,  ist  mit  einem 
Querholze  zum  Auflegen  der  Hände  versehen. 

Man  hat  früher  in  der  Gruppe  Tarchon  erkennen  wollen,  der 
nach  der  etruskischen  Sage  beim  Pflügen  den  Tages  fand  (vgl.  Band 
I  n.  702),  und  hat  dann  auch  die  nebenstehende  kleine  Statuette  der 
Minerva  als  zugehörig  betrachtet.  Doch  hat  diese  offenbar  nichts 
mit  dem  Pflüger  zu  tun.  Die  etwas  schwerfällige  aber  lebendige  Gruppe 
des  Pflügers  ist  gewiß  das  Weihegeschenk  eines  Ackermannes,  der 
darin  ein  Bild  seiner  Arbeit  veranschaulichen  wollte. 

Aas  der  Gegend  von  Arezzo.  Gori  Museo  EtniÄCO  I  T.  200.  Micali  Antichi  monu- 
raenti  (Florenz  1810)  T.  50,  Monumenti  per  servire  alla  storia  (Florenz  1833)  T.  114. 
Müller-Deecke  Die  Etrusker  I  8. 218.  Baumeister  Denkmäler  des  klass.  Altertums  I 
S.  13.  Daremberg-Saglio  Dictionnaire  des  antiquites  I  S.  355.  Martha  L'art  etrusque 
S.  510.  Beschreibung  Roms  III,  3  S.  496.  Vgl.  den  Pflug  aus  Telamon,  Mllani  Studi 
e  materiali  di  archeol.  e  numism.  I  S.  127. 

1724  Zwei  Statuetten  gallischer  Krieger. 

Die  eine  Statuette  zeigt  uns  einen  lebhaft  ausschreitenden  Krieger, 
der  in  der  erhobenen  R.  eine  (jetzt  verlorene)  Waffe,  vielleicht  eine 
Axt  schwang  und  mit  der  L.  den  Schild  vorhält,  die  andere  stellt  einen 
Krieger  in  ruhiger  Haltung  mit  Lanze  in  der  L.,  einen  länglichen 
Schild  in  der  R.  dar.  Beide  Krieger,  die  in  ein  kurzes  hemdartiges 
Gewand  gekleidet  sind,  tragen  an  der  r.  Seite  an  einem  um  die  Mitte 
gelegten  Gurt  ein  Schwert,  ihre  Helme  haben  die  Form  von  Sturm- 
hauben. Alle  diese  Eigenarten  der  Bewaffnung  stimmen  zu  dem  Bilde, 
das  wir  nach  literarischen  Zeugnissen  von  den  Galliern  gewinnen,  so 
daß  wir  in  den  Statuetten  Darstellungen  gallischer  Krieger  erkennen 
dürfen,  die  ein  italischer  Künstler  gegen  Ende  des  3.  Jahrhunderts 
v.  Ohr.  geschaffen  haben  wird. 

Ausonia  II  S.  281  f.  (Paribeni).  Reinach  Rupert,  de  la  statuaire  IV  S.  104,  116. 

1725  Taube  aus  Bronze. 

Auf  dem  r.  Flügel  ist  eine  etruskische  Inschrift  eingeritzt. 

Aus  Volterra.  Bullet,  d.  Inst.  1845  S.  138.  Fabretti  Corp.  Inscr.  Italic  n.  347. 
Corp.  Inscr.  Etrusc.  n.  53.  Torp  Etrusk.  Beitrage  I  S.  93.  Lattes  Correzioni  al  Corp. 
Inscr.  Etrusc.  S.  36. 


298     DAS  KIRCHERSCHE  ü.  PBÄHIST.  MUSEUM.  1726-1737. 

1726  Pilosartige  Sturmhauben  und  Visierhelm  aus  Bronze. 

Der  Helm  mit  festem  Nasen-  und  Wangensohutz  mag  ein  unter- 
italisch-griechisches Erzeugnis  sein  aus  dem  6.  oder  5.  Jahrh.  v.  Chr. 
Zu  den  Sturmhauben  vgl.  Band  I  n.  611. 

1727  Schlendergeschosse  (darunter  auch  einige  griechischer  Her- 

kunft). 
Die  Griechen  und  Römer  hatten  seit  alter  Zeit  Schleuderer  im 
Heere,  deren  Geschosse  von  meist  olivenf örmiger  Gestalt  aus  Stein 
oder  (wie  in  späterer  Zeit  gewöhnlich)  aus  Blei  sich  an  Orten,  die  ein- 
mal eine  größere  Belagerung  durchzumachen  hatten,  in  großer  Anzahl 
zu  finden  pflegen.  Sie  tragen  häufig  Inschriften,  die  bald  einen  Volks  - 
oder  Stadtnamen,  bald  den  Befehlshaber,  bald  Nummern  und  Bei- 
namen der  Legion  angeben,  endlich  auch  soldatische  Witze  und  Wün- 
sche, drohende  oder  höhnende  Worte,  die  an  den  Feind  gerichtet  sind. 
Ein  großer  Teil  der  hier  ausgestellten  Exemplare  stammt  von  den  in 
Picenum,  insbesondere  in  dem  Gebiet  von  Asculum  geführten  Kämp- 
fen des  sogenannten  Bundesgenossenkrieges  (91 — 88  v.  Chr.),  ein  an- 
derer von  der  Belagerung  der  von  Lucius  Antonius  verteidigten  Stadt 
Perusia  durch  Octavianus  (40  v.  Chr.).  Die  Fälschung  hat  sich  dieser 
Gattung  der  Anticaglien  in  ausgiebiger  Weise  zugewendet;  auch  von 
gefälschten  Schleuderbleien  sind  einige  Proben  hier  ausgelegt. 

Vgl.  Corpus  inscript.  Latin.  I  S.  188 ff.,  IX  S.  631  ff.  Ephem.  epigraphica  VI 
(Zangemeister).  Bergk  Inschriften  römischer  Schleudergeschosse  (Leipzig  1876). 
De  Buggiero  Gatalogo  S.  82 ff. 

Dritte  Abteilung. 
Im  mittleren  Fach: 

1728  Figur  eines  auf  den  Händen  gehenden  Jongleurs. 

Micali  Antichi  monum.  T.  56, 1.  Vgl.  Sitzungsber.  d.  sachs.  Gesellschaft  d.  Wissensch. 
zu  Leipzig  1878  S.  132  (Heydemann).  Longpärier,  Notice  des  Bronzes  du  Louvre 
n.  613.  Babelon-Blanchet  Catal.  des  Bronzes  de  la  Biblioth.  nat.  S.  426  n.  963. 

Zwei  weitere  Statuetten  eines  rücklings  auf  Händen  und  Füßen 
gehenden  Jongleurs  stehen  im  mittleren  Fach  der  fünften  Abteilung 
dieses  Wandschrankes. 

1729  Obere  Hälfte  eines  kleinen  Skelettes. 

Kleine  Skelette,  an  denen  Arme  und  Beine  beweglich  angebracht 
waren,  gehörten  zu  den  beliebten  Nippsachen  der  Kaiserzeit;  wir 
wissen,  daß  sie  gelegentlich  auch  bei  Gastmahlen  von  Hand  zu  Hand 
gegeben  wurden,  um  —  nach  einer  alten  Sitte  (Herodot  II  78)  — 
den  Spruch  zu  versinnlichen:  Oomedamus  et  bibamus,  cras  enim 
moriemur. 

Picoroni  Gemm.  antiqu.  litterat.  (Born  1758)  T.  VIII,  4  8.  96.  Vgl.  Longperier 
Notice  de  bronzes  ant.  du  Louvre  n.  691.  Walters  Catalogue  of  bronzes  in  the  Brit. 
Museum  n.  1682.  Monum.  ant.  dei  Lincei  V.  S.  10  (Lovatelli).  Monuments  et  me- 
moires  de  l'acad.  des  inscr.  Fondation  Piot  V.  S.  225  f.  (Heron  de  Villefosse). 


KORRIDOR  LIV  (BRONZEN).  299 

1730  Kleine  Bronzegruppe  eines  Popa  und  eines  Camillus. 

Der   Popa  trägt  Opferbeil  und  Kessel,    der  Camillus   mappa 

und  Schale.    Vgl.  n.  957,  1177,  1439,  1523. 

L'arte  II  (1899)  S.  «9  und  Fig.  3fr  auf  S.  52  (WUpert).  S.  Eeinach  Reper- 
toire de  la  statuaire  III  S.  146. 

1731  Helmzierden  in  Form  von  Statuettengruppen. 

Die  zwei  einander  entsprechenden  archaischen  Statuettengruppen 
von  Kampfern  waren  als  Zierrat  eines  altitalischen  Helmes  in  der  Weise 
verwendet,  daß  zwischen  ihnen  der  Helmbusch  befestigt  war.  Die 
in  demselben  Faobe  befindliche  Gruppe  eines  langhaarigen  Jünglings, 
der  ein  sich  bäumendes  Pferd  führt,  gehört  der  gleichen  Zeit  an  und 
diente  in  ähnlicher  Weise  als  Helmschmuck. 

Vgl.  Ann.  d.  Inst.  1874  S.  46f.  (Heibig). 

1732  Kopf  des  Apollon. 

Die  Bronze  gibt  einen  Typus  der  nachpraxitelischen  Zeit  wieder, 
in  welchem  der  Gott  als  anmutiger,  schwärmerischer  Jüngling  aufge- 
faßt war.    Vgl.  Band  I  n.  878. 

Vgl.  Wlnckelmarin  Gesch.  d.  Kunst  V,  5  §  27;  VII,  2  f  20.  Overbeck  Oriech. 
Konstmythologie  IV  8.  120  („Apollon  mit  der  Onkosflechte")* 

1733  Köpfchen  eines  bärtigen  Gottes  aus  vergoldeter  Bronze. 
Kopie  nach  einem  feinen  Original  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 

1734  Jünglingskopf  ans  vergoldeter  Bronze  (mit  einem  Reifen  im 

Haar),  in  römischer  Auffassung  wohl  ein  Genius. 
Vgl.  Winckelmann  Gesch.  d.  Kunst  VII  2  §  20. 

Im  untersten  Fach: 

1735  Zwei  Paar  bronzene  Beinschienen. 

1736  Schönes  Pferde-Kopfgeschirr. 

Die  Ornamente  bezeugen  griechischen  Ursprung.  Das  Stück 
mag  in  der  späteren  hellenistischen  Zeit  in  Kampanien  verfertigt  wor- 
den sein. 

Vgl.  Perniee  Griech.  Pferdegeschirr  (56.  Berliner  Winokelmsnnsprogramm  1896) 
8.  12.  Notizie  degli  scavi  1897  S.  137  (Pasqui). 

Vierte  Abteilung. 

1737  Bronzener  Aufsatz  in  Gestalt  einer  Dionysosfigur. 

Die  Gestalt  des  jugendlichen  Gottes,  der  mit  Traube  und  Winzer- 
messer ausgestattet  ist,  verschwindet  von  der  Hüfte  an  in  einem  vier- 
eckige]) Postament,  an  dem  r.  und  1.  ein  Fortsatz  in  Form  eines  nach 
oben  hackenartig  eingebogenen  Fingers  ansitzt.  Das  Stück  bildete, 
wie  ähnliche  mit  Besten  von  Wagen  gefundene  Exemplare  zeigen, 
die  Bekrönung  eines  senkrecht  eingesteckten  Pflockes  an  der 
Deichsel  oder  an  dem  Joche,  wobei  die  seitlichen  Fortsätze  zur  Auf- 
nahme der  Stränge  dienten. 

Über  Stücke  gleicher  Verwendung  vgl.  Rev.  d.  etudes  anciennes  1899  S.  167 
(Lochst).  Annales  de  la  soc.  d'archeol.  de  Bruxelles  1907  S.  293  (Cumont).  Memoires 
de  la  societe  des  antiquaires  de  France  1909  S.  146  f.  186  f.  (Heron  de  Villefosse).  Per- 
driset  Bronzes  grecs  d'ßgypte  S.  85. 


300     DAS  KIRCHEBSCHE  ü.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1788-1746. 

Im  mittleren  Fach: 

1738  Drei  Votivhände  aus  Bronze. 

Zwei  davon  sind  am  Gelenk  mit  einer  Schlange  umwunden. 
Von  größerem  Interesse  ist  die  dritte  Hand;  sie  ist  an  der  Außen  - 
und  Innenfläche,  wie  an  den  Fingern  mit  einer  Anzahl  von  Tier- 
gestalten  (Schildkröte,  Frosch,  Eidechse)  und  anderen  Gegen- 
standen besetzt,  welche  apotropäische  (prophylaktische)  —  übel- 
abwehrende —  Bedeutung  haben,  hatte  also  selbst  den  Charakter 
eines  Amuletts.  Es  sind  über  30  solcher  Hände  bekannt;  immer 
ist  die  rechte  Hand  dargestellt,  ihre  drei  ersten  Finger  sind  aus- 
gestreckt, die  zwei  letzten  eingeschlagen,  eine  Gebärde,  die  wohl 
selbst  apotropäischen  Charakter  hat.  Alle  diese  Hände  gehören 
der  späteren  römischen  Kaiserzeit  an.  Über  ihre  religiöse  Be- 
deutung vgl.  Band  I  S.  373  n.  654;  Band  II  n.  1346  u.  1522. 

Bonanni,  Mob.  Kircher.  II  25  S.  88.  Elworthy,  Harns  of  honour  S.  268,  242. 
Vgl.  O.  Jahn,  Aberglauben  des  bösen  Blickes  (Ber.  d.  sftohs.  Gesellsch.  d.  Wissensch. 
1855)  S.  101.  Arch.-epigraph.  Mitteil,  aus  Österreich  II  S.  44 f.  (Dilthey).  Monum. 
ant.  dei  Lincei  I  S.  170  (Lovatelli).  Babelon-Blanchet  Catal.  des  bronzes  de  la  Bibl. 
nat.  n.  1064.  Blinkenberg  Archaolog.  Studien  8.  71,  3;  78,  22;  8fr  E  22.  Bev.  arch.  1905 
S.  166  (Dussaud).  Compte  rendu  de  l'acad.  d.  inscr.  1906  8.  70 ff.  (Cumont).  Archiv 
f.  Eelig.-Wias.  1911  S.  118  f.  (Perdrizet).  Weinreich,  Heilungswunder  S.  16  ff.  Boschers 
Lex.  d.  Mytfaol.  IT  S.  245  ff.  (Eiiele). 

Im  untersten  Fache  unter  anderen  Spiegeln: 

1739  Birnenförmiger  Spiegel  mit  lateinischen  Inschriften. 

Die  Zeichnung  zeigt  einen  bekränzten  bärtigen  Silen  mit  deut- 
lichen Schweinsohren  (Marsuas),  der  hüpfend  in  der  B.  einen  Weih- 
wedel schwenkt;  r.  steht  auf  hohem  Postament  ein  reichdekorierter 
Krater.  Links  im  Hintergrund  ahmt  ein  kleiner  booksf üßiger  Panisk 
(Painsscos  lautet  die  verschriebene  Beischrift)  possierlich-übertrei- 
bend  die  Bewegung  des  Silens  nach.  Neben  dem  1.  Beine  des  Marsyas 
läuft  von  oben  nach  unten  die  Inschrift:  VibisPilipus  cailavit,  „Vifius 
Philippus  war  der  Graveur"  —  der  übrigens  hier  gewiß  nur  eine  ihm 
vorliegende  Komposition  kopiert  bat.  Der  Spiegel  stammt  wohl  aus 
dem  3.  Jahrhundert  v.  Chr. ;  vgl.  Band  I  S.  358. 

Aus  Palestrina.  Monum.  d.  Instit.  IX  T.  29,  2.  Gerhard-Körte  Etruskißche 
Spiegel  V  T.  45.  Vgl.  Bullet,  d.  Instit.  1867  S.  67 f.  (Benndorf).  Corpus  inscrip.  Latin. 
XIV  n.  4098.  Matthies  Die  pränestin.  Spiegel  S.  48. 

Fünfte  Abteilung. 

Im  mittleren  Fache: 

1740  Bronzener  Eros  auf  Seepferd. 

Die  Gruppe  bildete  wohl  den  Schmuck  eines  hölzernen  Möbel- 
stückes. 

Musei  Kircheriani  Aerea  II  8.  59  (Contucci). 

1741  Gravierte  Ciste,  Herakles  im  Kampfe  gegen  die  Amazonen- 

königin. 

Vgl.  über  die  gravierten  Oisten  Band  I S.  368  und  unten  die  Be- 
merkungen zu  n.1752. 


KORRIDOR  LIY  (BRONZEN).  301 

1742  Drei  ClstenfüQe  mit  einer  nackten  weiblichen,  auf  dem  r.  Bein 
kauernden  Fliigelfigur,  die  ihr  Haar  ordnet,  mit  verschiedenen  Attri- 
buten (Tiermaske,  Salbgefäß)  zu  beiden  Seiten. 

Vgl.  Schumacher  Praenestinische  Ciste  S.  27. 

1743  Kleine  Ciste. 

Ihre  Füße  werden  von  den  Figuren  komischer  Schauspieler  (in 

Maske,  mit  Korb  in  der  L.)  gebildet.  Als  Deckelgriff  dient  eine  auf  dem 

Boden  sitzende,  ganz  verhüllte  Frauengestalt  (im  Typus  griechischer 

Frauen  des  4.  und  3.  Jahrhunderts),  die  einen  Sonnenschirm  über 

sich  halt. 

Aus  Bolsena.  Vgl.  Ann.  d.  Instit.  1866  S.  179  n.  56  (Schöne). 

1744  Drei  Cistenfüße  mit  einer  Relief gruppe:  Poseidon  und  Gigant. 
Der  Gott,  der  einen  jugendlich  gebildeten  Giganten  über  das 

Meei  hin  verfolgt,  hält  in  der  L.  den  Dreizack,  mit  der  R.  faßt  er  den 
Schild  des  Gegners.  Ein  Seeungetüm  mit  phantastisch  gebildetem 
Kopf  beißt  diesen  in  den  1.  Schenkel,  während  ein  zweites  greifen- 
artiges Ungeheuer  neben  seinem  Haupte  sich  erhebt  und  mit  dem 
Schnabel  den  Rand  des  Schildes  gefaßt  hat.  Die  Gruppe  ist  eine 
italische  (etruskische  oder  latinische)  Arbeit  etwa  aus  dem  3.  Jahr- 
hundert v.  Chr. 

Aus  Palestrina.  Gori  Mus.  Etrusco  I  T.  124.  Inghirami  Monum.  etruschi  III  3 
T.  17.  Müller-Wieseler-Wernicke  Denkm.  alter  Kunst  II  T.  XVI  1.  Vgl.  Ann.  d. 
Inst.  1866  S.  191  (Schöne).  Overbeck  Griech.  Kunstmythologie  III  S.  333.  Mayer 
Giganten  und  Titanen  S.  300. 

1745  Gewölbte  Bundschilde  aus  Bronze  vgl.  Band  I  S.  361  n.  600, 
Als  Emblem  tragen  die  gewölbten  Blechrunde  in  der  Mitte  einen 

(aus  dem  Blech  getriebenen)  Löwenkopf  oder  einen  Widderkopf. 

Sechste  bis  neunte   Abteilung. 

In  diesen  Abteilungen  ist  allerlei  Bronzegeschirr  vereinigt;  in  der 
siebenten  Abteilung  ein-  und  zweiarmige  Wagen  (vgl.  Band  IS.  384 
n.  696),  Gewichte  in  Form  von  Büsten,  von  abgestutzten  Kugeln 
und  flachen  Scheiben,  eine  Sammlung  von  Schlüsseln ,  fernerkrumm- 
zinkige  Bronzegabeln  (vgl.  Band  I  S. 369  n. 633),  Strigiles,  sowie 
alle  Arten  von  Schmuckstücken  und  Toilettengeräten  aus  Gräberfunden 
(zum  Teile  nicht  italischer  Herkunft);  in  der  achten  Abteilung:  Schöpf- 
kellen, eine  Kasserole  mit  zugehörigem  Siebe,  Löffel,  Glocken,  eiserne 
Messer  u.  a.  m.;  in  der  neunten  Abteilung: 

1746  Wasserleitungsröhren  aus  Blei. 

Die  Inschriften,  welche  auf  den  Bohren  stehen,  bezeichnen  bald 
die  Werkstatt,  in  der  die  Bohren  verfertigt  wurden,  bald  die  Be- 
sitzer des  Leitungswassers« 

Ein  Teil  der  Bohren  stammt  aus  Ostia.  Vgl.  De  Euggiero  Gatalogo  S.  142 ff. 
Landau!  Le  acqne  e  gli  acquedotti  (Rom  1880).  Corpus  Inscript.  Lat.  XV  2  S.  90611. 


302     DAS  KIRCHERSCHE  ü.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1747—1762. 

In  der  Ecke  links: 

1747  (7871)  Große  altertümliche  Bronseamphora  mit  zugehörigem 

Deckel  und  Gestell. 

Die  Ansatzstücke  der  horizontalen  Henkel  haben  die  Form  von 
Händen.  Am  Körper  ist  als  Applique  eine  Löwenmaske  angebracht, 
deren  Maulöffnung  kein  Loch  in  der  Wandung  des  Gefäßes  ent- 
spricht; da  der  Löwenkopf  auch  im  Stil  unverkennbar  von  dem 
übrigen  sich  unterscheidet,  dürfte  es  sich  um  eine  moderne  oder 
antike  Zutat  aus  späterer  Zeit  handeln.  Das  Gefäß  selbst  stammt 
etwa  aus  dem  Ende  des  6.  Jahrhunderts  v.  Chr. 

1748  Teile   einer   Kline,   die  willkürlich  zu  einem    Bronzesessel 

rekonstruiert  worden  sind. 

Antik  sind  die  Metallteile  der  vier  Beine,  ferner  die  beiden  Seiten- 
lehnen (f ulcra),  deren  eine  oben  in  einen  Eselskopf,  die  andere  in  einen 
Schwanenkopf  ausgeht;  am  unteren  Ende  der  ersteren  ist  eine  be- 
kränzte Silensbüste  angebracht.  Der  an  dem  Sitzbrett  umlaufende 
Beschlag  ist  aus  mehreren  Stücken  zusammengesetzt,  von  denen 
einige  ein  schönes  Ornament  von  Mäander  und  Rosetten  (in  einge- 
legtem Silber)  zeigen.  Für  die  Form  der  Kline,  zu  der  die  Frag- 
mente zu  ergänzen  wären,  vgl.  n.  1643. 

Bansom  Studios  in  ancient  furniture  S.  83. 100  f.  Vgl.  die  Stücke  des  willkürlich 
zusammengesetzten  bronzenen  BiseUiums  im  Konservatorenpalast  Bd.  I  S.  548  n.  962. 
Babelon-Blanchet  Bronze*  de  la  Biblioth.  nat.  1156  u.  1880.  Göttinger  Nachrichten 
1896  S.  76  (Mau).   Coli.  Dutuit  S.  17  f.  n.  26—28  (Frohner). 

Freistehend  an  der  Wand  zwischen  Fenster  und  Tür: 

1749(7860)  Kleine  Bronzestatne  des  Dionysos. 

Der  Gott  ist  jugendlich  nackt  gebildet,  mit  Epheukranz  im  locki- 
gen Haar,  einer  Nebris  auf  dem  1.  Arm  und  mit  Sandalen  an  den 
Füßen;  er  setzt  den  1.  Fuß  auf  einen  kleinen  Panther,  die  R.  hielt  den 
Thyrsos,  die  L.  ein  Attribut  anderer  Art.  Das  Werk  gibt  einen  Typus 
hellenistischer  Zeit  wieder;  nach  der  stumpfen  Behandlung  der  For- 
men, die  der  Ziselierung  entbehren,  zu  urteilen,  ist  es  modern  über- 
arbeitet oder  nur  ein  moderner  Abguß  einer  antiken  Bronzefigur. 

Musei  Kirkeriani  Aerea  II  T.  22  S.  95  (Contucci).  Vgl.  Winckelmann  Kunstge- 
schichte VII  2  §  20.  Von  Heibig  als  moderner  Nachguß  erklärt. 

1750  (7868)  Figur  eines  nackten  Knaben  aus  römischer  Zeit 

Wie  die  etwas  vorgebeugte  Haltung  anzeigt,  war  die  Figur  be- 
stimmt, mit  den  vor-  und  auseinandergehaltenen  Armen  ein  großes 
Becken  zu  tragen.  Die  Figur  ist  eine  mittelmäßige  dekorative  Arbeit, 
die  in  dem  Garten  einer  römischen  Villa  ihren  Platz  gehabt  haben  wird. 

Musei  Kirkeriani  Aerea  II  T.  20  S.  87  (Contucci). 


KORRIDOR  LIV  (BRONZEN).  303 

Davor  im  Glassohrank: 

1751  (67  903)  Bronzener  Plattenpanzer. 

Die  Brustplatte  ist  mit  drei  im  Dreieck  angeordneten  runden 
Buckeln  verziert  —  eine  Dekoration,  die  auf  die  Verwendung  ähn- 
lich getragener  einzelner  Schutzscheiben  zurückweist.  Durch  zwei 
Seitenblätter  unter  den  Achseln  und  zwei  kleinere  Plättchen  über 
den  Schultern  war  das  Bruststück  mit  dem  Rückenstücke  verbunden. 
Nach  dem  Ausweise  der  Grabfunde  und  Vasenbilder  sind  solche 
Panzer  von  den  Bewohnern  der  Landschaften  Italiens,  vorzugsweise, 
wie  es  scheint,  von  den  Oskern  im  4.  und  3.  Jahrhundert,  getragen 

worden. 

Vgl.  Schumacher  Bronzen  zu  Karlsruhe  S.  138  n.  713.  Rom.  Mitteil.  d.  Instit. 
XI  S.  266  ZU  8. 123  (Petersen).  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  XXTV  S.  149  (Weege). 
Monuments  et  memoires  de  l'acad.  d.  inscr.  Fondation  Piot  XVII  (1910)  T.  XIII  f. 
S.  125f.  (Merlin). 

In  dem  Glasschrank  vor  dem  ersten  Fenster: 

1752  Ficor (mische  Ciste,  Die  Argonauten  im  Lande  der  Bebryker 

in  Bithynien*    (Vgl.  die  neben  dem  Glasschrank  aufge- 
hängten Photographien  der  Zeichnungen  der  Ciste.) 

Diese  des  künstlerischen  Wertes  ihrer  Gravierungen  wegen  mit 
Recht  berühmte  Ciste  kann  als  das  ausgezeichnetste  Stück  der  ganzen 
Gattung  bezeichnet  werden;  auch  durch  ihre  Größe  überragt  sie  die 
andern  bisher  bekanntgewordenen  Cisten,  mit  denen  sie  übrigens  in 
der  Form  vollkommen  übereinstimmt  (vgl.  Band  I  S,  358).  Das  Ge- 
fäß ruht  auf  drei  Löwentatzen,  welche  einen  Frosch  platt  treten  (einer 
der  Füße  ist  modern).  Auf  den  Ansatzplatten  der  Füße  ist  eine 
Gruppe  von  Eros  zwischen  Herakles  und  Iolaos  angebracht.  Wie 
schon  die  unorganische  Art,  in  der  die  Flügel  an  dem  Bücken  der 
Mittelfigur  ansitzen,  vermuten  läßt  und  wie  andere  Bildwerke  be- 
stätigen, haben  wir  es  hier  mit  einer  willkürlichen  Umänderung 
einer  älteren  Gruppe  dreier  Männergestalten  zu  tun,  die  zuerst  in 
einem  griechischen  Relief  für  die  Darstellung  von  Herakles,  Theseus 
1  und  Peirithoos  nachweisbar  ist.    (Vgl.  unten  n.  1908.) 

Den  Deckelgriff  bildet  eine  Gruppe  von  drei  Figuren.  In  dem 
unbärtigen  Mann  in  der  Mitte  (mit  Halsband,  an  dem  die  Bulle 
hängt,  reichgesticktem  Mantel  und  Sandalen),  wird  man  trotz 
des  Mangels  aller  charakteristischen  Attribute  einen  Dionysos 
im  späten  italischen  Typus  erkennen  dürfen;  er  wird  von  zwei 
Satyrn  unterstützt,  die  durch  spitze  Ohren,  Pferdeschwanz,  um- 
gebundene Felle  und  die  Weingefäße  gekennzeichnet  sind  (in 
der  jetzt  ergänzten  Hand  des  Satyrs  rechts  vom  Beschauer  ist 
wohl  ebenso  wie  bei  dem  andern  Satyr  ein  Trinkhorn  vorauszu- 
setzen). Auf  der  aufgenieteten  Platte,  welohe  dieser  Gruppe  als 
Basis  dient,  ist  der  Vers  eingeritzt:  Novios  Plautios  med  Botnai  fecid, 


304      DAS  KIRCHERSCHE  UND  PRÄHIST.  MUSEUM.  1752. 

Dindia  Macolnia  fileai  dedit,  d.  h.  „N.  PL  hat  mioh"  —  die  Ciste  ist 
als  Sprecherin  gedacht  —  „in  Rom  verfertigt,  Dindia  Macolnia"  — 
eine  Pränestinerin,  wie  der  Name  zeigt  —  „hat  mich  der  Tochter  ge- 
schenkt11. Der  Name  der  Macolnia  erscheint  nochmals  in  flüchtiger 
Einritzung  unter  dem  einen  antiken  Fuße  wiederholt.  Sprach-  und 
Buchstabenformen  weisen  die  Inschriften  in  die  Zeit  vor  Mitte  des 
3.  Jahrhunderts;  es  fehlt  aber  bisher  an  einer  ausreichenden  Zahl 
datierbarer  lateinischer  Urkunden,  um  genauer  bestimmen  zu  kön- 
nen, wie  weit  die  Inschrift  etwa  noch  über  diese  untere  Zeitgrenze 
hinaufgerückt  werden  könnte, 

Der  Deckel  selbst  ist  reich  graviert.  Im  Innenkreis  sind  zwei 
Löwen  und  zwei  Greife  dargestellt,  die  gegeneinander  anspringen  - 
einmal  liegt  ein  Stierhaupt  zwischen  ihnen  — ;  außen  herum  ist  ein 
Streif  mit  Jagddarstellungen  gelegt:  Männer  und  Jünglinge  (zum 
Teil  von  entschieden  italischem  Typus)  jagen  zwei  Eber,  einen  Hirsch 
und  eine  Hindin.  Die  lebendig  bewegte  Komposition  in  ihrer  frischen 
und  sorgfältigen  Zeichnung  zeigt  vielfache  Übereinstimmung  einer- 
seits mit  griechischen  Vasenbildern  desselben  Inhalts,  andrerseits 
mit  den  Jagddarstellungen  auf  dem  sog.  Alexandersarkophag  aus 
Sidon  in  Konstantinopel. 

Künstlerisch  noch  bedeutsamer  sind  die  Gravierungen  auf  dem 
Körper  der  Ciste.  Oben  und  unten  sind  zunächst  breite  Ornament- 
streifen in  der  dekorativen  Stilisierung  der  frühhellenistischen  Zeit 
herumgelegt;  zwischen  reichentwickelten  Blumenmotiven  und  Pal- 
metten sind  im  oberen  Bande  Medusenköpfe,  im  untern  Paare  von 
Sphinxen,  die  sich  wappenartig  gegenübersitzen,  angebracht.  Der 
Mittelstreif  dazwischen  wird  von  einer  figurenreichen  Komposition 
ausgefüllt,  die  ihren  Stoff  der  Argonautensage  entlehnt. 

Als  auf  der  Fahrt  naoh  Kolchis,  dem  Lande  des  goldenen  Vließes, 
Iason  und  seine  Gefährten  an  der  Küste  Bithyniens  landen,  da  wehrt 
ihnen  Amykos,  der  König  der  Bebryker,  die  Benutzung  der  Quelle 
und  fordert  die  Fremdlinge  zum  Faustkampf  heraus  —  die  Kampf art, 
in  der  er  bisher  jeden  Ankömmling  besiegt  hat.  Aus  der  Schar  der' 
Argonauten  tritt  ihm  der  Dioskur  Polydeukes  entgegen  und  besiegt 
durch  seine  überlegene  Kunst  den  Barbaren.  Die  Strafe  des  Unter- 
legenen bildet  den  Mittelpunkt  des  Bildes.  Mit  Aufgebot  aller  Kräfte 
schnürt  Polydeukes  die  Arme  des  Amykos  an  einen  Baumstamm,  in- 
dem er  sich  mit  dem  1.  Arm  gegen  den  Baum  stemmt.  Beide  Gegner 
haben  Fausthandschuhe,  die  die  Unterarme  bedecken  und  mit  Riemen 
umwunden  sind;  zornige  Kraftanstrengung  sind  in  dem  Gesichte 
des  einen,  Schmerz  und  Verzagtheit  in  dem  des  andern  gut  zum  Aus- 
druck gebracht.  Rechts  neben  Amykos  sehen  wir  dessen  Mantel  und 
Schnürschuhe.  Unten  am.  Fuße  des  Baumes  kauert»  wie  schlafend, 
der  Sklavenknabe  des  Polydeukes,  er  hat  den  Mantel  seines  Herrn 


KORRIDOR  LIV  (FICORONISCHE  C1STE).  305 

übergeworfen  und  hält  dessen  Schuhe  und  Schabeisen;  daneben  liegt, 
an  einem  Riemen  hängend,  das  ölf  läschchen  und  eine  Hacke,  die  zur 
Bezeichnung  des  Kampfplatzes  und  zur  Auflockerung  des  Bodens 
gedient  hat.  Rechts  steht  Athena,  die  Beschützerin  der  Griechen 
im  Kampf  gegen  den  Barbaren,  die  nur  durch  die  Lanze  in  der  L. 
und  die  mit  Medusenmaske  und  Sternen  geschmückte  schlangenum- 
säumte  Aegis  als  streitbare  Göttin  gekennzeichnet  wird;  sie  ist  reich 
gekleidet  und  geschmückt  und  trägt  im  Haare  einen  goldenen  dicht- 
geschichteten Blätterkranz,  wie  deren  so  viele  den  italischen  Gräbern 
entstiegen  sind.  Über  ihr  schwebt,  kleiner  gebildet  und  fast  völlig 
entblößt,  Nike  mit  Kranz  und  Siegerbinde  auf  Polydeukes  zu.  An 
diese  zentraleGruppe  schließt  sich  beiderseits  ein  Paar  von  Zuschauern ; 
links  sitzt  auf  einer  Amphora,  mit  beiden  Armen  trotzig  seinen  Speer 
aufstützend,  ein  bärtiger  Mann,  in  Haartracht  und  Gesichtszügen 
dem  Barbarenkönig  nicht  unähnlich  und  gewiß  selbst  ein  Bebryker, 
also  vermutlich  Mygdon,  des  Amykos  Bruder  und  Nachfolger;  neben 
ihm  steht,  das  Kinn  nachdenklich  auf  den  Arm  stützend,  ein  bär- 
tiger Mann  mit  mächtigen  Flügeln,  in  dem  wir  wohl  den  im  Bebry- 
kerland  heimisch  gedachten  Dämon  Sosthenes,  einen  dem  Boreas 
wesensverwandten  Gott,  erkennen  dürfen,  der  den  Argonauten  ihren 
Sieg  vorher  verkündet  hatte.  Auf  der  andern  Seite  sitzt  ein  grie- 
chischer Jüngling,  der  durch  einen  Kranz  im  Haar  und  ein  Armband 
italischer  Form  vor  den  andern  ausgezeichnet  ist,  offenbar  Iason, 
der  Führer  der  Argonauten;  hinter  ihm  steht  in  bequemer  Haltung 
ein  bärtiger  Mann  (in  Rückensicht),  den  wir  wohl  Herakles  benennen 
dürfen,  der  nach  späterer  Sage  auch  an  dem  Zuge  nach  Kolohis  teil- 
genommen hat. 

Rechts  von  diesen  Figuren  sehen  wir  das  Schiff  der  Argonauten, 
die  Argo,  die  an  einer  freien  Stelle  zwischen  den  Uferfelsen  ans  Land 
gezogen  worden  ist;  von  dem  Buge  des  Hinterdeckes  flattert  eine 
Tänie  im  Winde.  Auf  dem  Verdecke  sitzt  ein  Jüngling,  der  nach 
dem  Schauplatz  des  Kampfes  ausblickt.  Hinter  ihm  schläft,  rücklings 
hingelagert,  einer  seiner  Gefährten;  ein  anderer  ist  an  einem  Vor- 
ratssacke beschäftigt:  nach  dem  Siege  wird  das  Mahl  gerüstet.  Ein 
Jüngling  steigt  eben  auf  einer  an  das  Schiff  gelehnten  Leiter  vom 
Verdecke  herab;  er  trägt  eine  kleine  Henkeltonne  und  einen  Korb, 
aus  dem  ein  Gewandstück  hervorhängt.  Auf  dem  Boden  neben  der 
Leiter  sitzt  ein  mit  Schwert  und  Speer  bewaffneter  Jüngling,  der  an 
seinem  Schuh  die  Riemen  zu  ordnen  scheint. 

Diese  Argonautengruppe,  die  noch  in  unmittelbare  Beziehung  zu 
dem  Kampfe  des  Polydeukes  gesetzt  ist,  bildet  den  Übergang  zu  der 
Szene  am  Quell,  an  dessen  Wasser  sioh  die  Griechen  nun  ungestört 
erfreuen  können.  Die  Quelle,  die  hoch  aus  dem  Felsen  sprudelt,  ist 
in  ein  Löwenmaul  gefaßt.  Über  einer  untergestellten  Amphora  spritzt 

Hei  big:  Führer.  II.  3.  Aufl.  20 


306       DAS  KIRCHERSCHE  UND  PRÄHIST.  MUSEUM.  1762. 

das  Wasser  hoch  aui,  ein  Argonaute  labt  sich  eben  aus  einer  großen 
Schale,  links  hängt  am  Felsen  eine  ähnliche  Schale  zum  Gebrauche 
der  Wanderer.  Ein  dickbäuchiger  Silen,  in  einem  Typus,  den  wir 
durch  italische  Bildwerke  kennen,  sitzt  neben  dem  Felsenquell, 
mit  den  Fäusten  auf  seinen  Wanst  lostrommelnd;  wie  das  derb  ver- 
gnügte Grinsen  zeigt,  mit  dem  er  zu  dem  Jüngling  links  von  ihm 
emporblickt,  will  er  mit  dieser  Gebärde  dessen  gymnastische  Übung 
parodieren;  der  aber  läßt  sich  nicht  stören  und  führt  kräftige  Schläge 
gegen  den  an  einem  Baume  aufgehängten  Sandsack  (oder  Schlauch) 
—  eine  beliebte  Vorübung  zum  Faustkampf  (vgl.  Band  I  S.  387 
n.  704).  Weiter  rechts  sehen  wir  einen  andern  Genossen,  der  eine 
schon  gefüllte  Amphora  mit  ihrer  Spitze  in  dem  weichen  -Erdreich 
festzustellen  sucht.  Oben  auf  einem  Felsen  ruht  in  anmutiger  Hal- 
tung der  jugendliche  Ortsgott,  der  nach  italischer  Sitte  ein  Hals- 
band mit  Bulla  trägt  und  eine  flatternde  länie  in  der  R.  hält.  Weiter 
rechte  sehen  wir  zwei  junge  Argonauten  in  traulichem  Gespräch; 
freundschaftlich  legt  der  eine,  der  bloß  mit  einem  metallbeschlagenen 
Gürtel  und  mit  Jagdschuhen  bekleidet  ist,  seinen  Arm  um  den  Nacken 
des  andern,  der  in  lässiger  Haltung  dasteht  und  durch  seine  Schiffer- 
mütze wohl  als  der  zweite  der  Dioskuren,  Kastor,  gekennzeichnet 
werden  soll;  zwisoher  ihnen  am  Boden  hegt  eine  Amphora.  Diese 
schone  Freundesgruppe  hat  der  Künstler  trennend  und  verbindend 
zwischen  die  Szene  am  Quell  und  die  Szene  von  Amykos'  Bestra- 
fung eingeschoben;  daß  beide  in  unmittelbarer  Nähe  voneinander 
anzusetzen  sind,  zeigt  die  Amphora,  auf  welcher  einer  der  Zu- 
schauer des  Hauptbildes  sitzt.  Denken  wir  uns  den  Bildstreifen  in 
einer  Ebene  aufgerollt,  so  nimmt  dieses  Hauptbild  <iie  Mitte  ein  zwi- 
schen den  Gruppen  am  Landungsplatze  und  den  Gruppen  an  der 
Quelle,  zu  der  Amykos  den  Schiffern  den  Zugang  hatte  verwehren 
wollen.  So  schließt  sich  die  Komposition  zu  einem  einheitlichen,  wohl 
abgewogenen  Ganzen  zusammen,  das  ebenso  durch  die  Fülle  schöner 
Motive  wie  duroh  die  sorgfältige  Durchführung  aller  Einzelheiten 
immer  von  neuem  erfreut  und  eingehende  Betrachtung  verdient  und 
verlohnt. 

Zweifellos  geht  die  Gesamterfindung  in  letzter  Linie  auf  eine 
Schöpfung  der  griechischen  monumentalen  Malerei  zurück.  Der  Um- 
stand, daß  viele  einzelne  Motive  schon  in  Bildern  des  Polygnotischen 
Kreises  sich  nachweisen  lassen,  hat  zu  der  Vermutung  geführt,  daß 
die  Komposition  in  ihrer  Gesamtheit  ein  Wandgemälde  Polygnots 
wiedergebe.  Aber  auch  wenn  wirklich  ein  Gemälde  mit  gleichem 
Bildstoff  aus  Polygnotischen  Kreisen  existiert  haben  sollte,  das  für 
die  Verteilung  und  Anordnung  der  Figuren  maßgebend  blieb,  so 
geht  doch  das  Graffito  der  Ciste  sowohl  in  zahlreichen  einzelnen 
Motiven  wie  durch  die  Art  der  Komposition  —  man  beachte  vor  al- 


KORRIDOR  LIV  (PICORONISCHE  CISTE).  307 

lern  den  Versuch,  durch  einen  einheitlichen  landschaftlichen  Hinter- 
grund das  Bild  zusammenzuschließen  —  weit  über  das  hinaus,  was 
für  die  Malerei  des  5.  Jahrhunderts  vorausgesetzt  werden  kann.  Die 
unmittelbare  Anregung  dürfte  dem  wohl  aus  Ka  mpanien  stammenden 
Künstler  der  Ciste  durch  ein  von  einem  griechischen  Künstler  ge- 
fertigtes Gemälde  aus  der  2.  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  geboten  wor- 
den sein,  das  sich  in  Unteritalien,  in  Kompanien  oder  gar  in  Latium 
selbst  befand.  Wenn  auf  der  Ciste  nicht  nur  zahlreiche  Einzelheiten 
in  der  Ausrüstung  der  Personen,  in  Schmucksachen  und  Geräten 
die  in  Italien  landesüblichen  Formen  zeigen,  sondern  auch  ganze  Fi- 
guren, wie  die  der  Athena,  der  Nike,  des  Silens,  vollständig  in  der 
Typik,  die  der  italisch-griechischen  Kunst  seit  dem  ausgehenden 
4.  Jahrhundert  geläufig  waren,  wiedergegeben  sind,  so  wird  das  nicht 
alles  eist  auf  Rechnurg  des  Künstlers  der  Ciste,  sondern  zum  guten 
Teil  auf  die  jenes  vorbildlichen  Gemäldes  zu  setzen  sein,  wenn  wir 
auch  nicht  imstande  sind,  festzustellen,  bis  zu  welchem  Grade  der 
Graveur  selbständig  seine  Vorlage  verändert  hat. 

Daß  auch  die  Zeichnungen  der  Ciste  selbst,  die  kaum  vor  300 
entstanden  sein  werden,  von  einer  griechischen  Hand  herrühren, 
scheint  die  liebevolle  Sorgfalt  der  Ausführung  zu  beweisen.  Sehr  viel 
geringer  ist  die  Arbeit  in  den  Gruppen  der  Cistenfüße  und  der  Deckel- 
figuren. Da  die  Inschrift  des  Plautios  auf  der  Fußplatte  der  Deckel - 
figuren  steht,  so  hat  man  gemeint,  Plautios  hätte  bloß  diese  Figuren, 
nicht  aber  die  Graffiti  verfertigt.  Allein  zweifellos  ist,  daß  die  In- 
schrift erst  nachVollendung  des  Ganzen  zugefügt  worden  ist,  so  daß  wir 
Kovios  Plautios  als  den  Besitzer  jener  Werkstatt  ansehen  dürfen,  aus 
der  die  Ciste  hervorgegangen  ist.  Der  Cistenfabrikant  hat  vermut- 
lich die  gegossenen  Figuren,  welche  fabriksmäßig  in  größerer  Zahl 
hergestellt  wurden  —  auch  von  unserer  Deckelgruppe  ist  noch  eine 
Replik  erhalten  — ,  fertig  bezogen,  die  gravierten  Bleche  aber  in  der 
eigenen  Werkstatt  gefertigt.  Die  Ortsangabe  „Romai"  deutet  darauf 
hin,  daß  der  Künstler  nicht  aus  Rom  selbst  stammte,  sondern  aus 
Präneste  oder  Ka  mpanien,  wo  der  Name  Novius  heimisch  scheint, 
zugewandert  war;  wie  seiner  künstlerischen  Erziehung  nach,  so 
könnte  er  recht  wohl  auch  seiner  Abstammung  nach  Grieche  sein. 
Wir  erinnern  uns  dabei,  daß  ein  Marcus  Plautius,  von  Geburt  ein 
kleinasiatischer^Grieche,  um  dieselbe  Zeit  oder  wenig  später  durch 
seine  (ebenfalls  von  lateinischen  Versen  begleiteten)  Malereien  im 
Tempel  von  Ardea  großen  Ruhm  und  das  Bürgerrecht  erwarb. 

Im  Jahre  1738  in  der  großen  Nekropole  von  Präneste  in  der  Nähe  der  Kirche 
San  Kocco  gefunden,  einige  Jahre  später  von  Ficoroni  erworben  und  dem  Collegio 
Romano  geschenkt  ( Justi  Winckelmann  II  8. 128).  Musei  Kirkeriani  Aerea  I  T.  1—9. 
Gerhard  Btruskische  Spiegel  I  T.  2.  Marchi  La  cista  atletica  del  museo  Kircheriano 
(Rom  1848).  Bröndsted  Den  Ficoroniske  Ciste  (Kopenhagen  1847).  E.  Braun  Die 
ficoronische  Ciste  (Leipzig  1849).  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  I  S.  454. 
Röscher  Lexikon  der  Mythologie  I  S.  527.   Wiener  Vorlegeblätter  für  archäologische 

20* 


308     DAS  KIRCHERSCHE  ü.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1763—1768. 

Übungen  1889  T.  XII.  Martha  L'art  ttrusque  S.  537.  Vgl.  O.  Jahn  Die  ficoronische 
Giste  (Leipzig  1852).  Ann.  d.  Instit.  1862  S.  15 ff.  (Brunn);  1866  S.  151  ff.,  203  (Schöne). 
Mommsen  Born.  Geschichte  V  8.  446,  478.  Schumacher  Pränestin.  Giste  zu  Karls- 
ruhe S.  26.  Furtwängler  Oriech.  Meisterwerke  S.  152.  Wickhoff  Die  Wiener  Genesis 
S.  71.  (Kleine  Schriften  III  S.  103  u.  150.)  Corpus  Inscript.  Latin.  XIV  n.  4112  u. 
S. 328 ff.  Jahreshefte  d.  österr. arch. Instit.  XIII 1910  S.  117.  Behn  Die  ficoronische Cista 
1907.  Zu  der  Reliefgruppe  an  den  Füßen  vgl.  noch  Petersen  Ein  Werk  des 
Panainos  S.  8  f.    Furtwängler  Ant.  Gemmen  S.  189. 

Hinter  der  Ficoronischen  Ciste  im  Fenster  links: 

1763  Fragment  einer  griechischen  Spiegelkapsel  mit  Relief,  Gi- 
gantenkampf.*) • 

Die  vollgerüstete  Athena  (mit  dreifachem  Helmbusch)  schreitet 

in  lebhafter  Bewegung  rechtehin,  indem  sie  mit  der  (weggebrochenen) 

Lanze  zum  Stoße  ausholt  gegen  einen  Giganten  (Enkelados),  dessen 

Kopf  jetzt  fehlt;  er  hat  (jetzt  fast  ganz  zerstörte)  Schulterflügel,  seine 

Beine  gehen  vom  Knie  ab  in  Schlangenleiber  über,  während  an  den 

Oberschenkeln  die  Andeutung  tierischer  Schuppen  sich  findet.  Um 

den  1.  Arm  hat  er  ein  Fell  gewickelt,  mit  der  B.  hebt  er  das  Schwert 

mehr  zur  Abwehr  als  zum  Schlag.  Das  fein  gearbeitete  Relief  erinnert 

in  der  Gestalt  des  Schlangenfüßlers  an  die  späteren  Darstellungen 

der  Gigantenkämpfe,  wie  sie  der  jetzt  im  Berliner  Museum  befindliche 

Altar  von  Pergamon  vor  Augen  stellt,  doch  wissen  wir,  daß  dieser 

Typus  in  der  attischen  Kunst  schon  bedeutend  früher  bekannt  war. 

Man  wird  daher  das  Bronzerelief,  das  in  seiner  gehaltenen  Art  den 

Stil  der  vorpergamenischen  Epoche  zeigt,    noch  um  die  Wende  des 

4.  und  3.  Jahrhunderts  ansetzen  dürfen. 

Journal  of  hellenic  studies  IV  S.  90  (A.  H.  Smith).  Röscher  Lexikon  der  Mytho- 
logie I  S.  1666  (Kuhnert).  Vgl.  Berichte  d.  sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1878  S.  131  f. 
(Heydemann).  Mayer  Giganten  und  Titanen  S.  396.  Festschrift  f.  O.  Benndorf  S.  72 
(Winnefeld).  Boilet.  d'arte  del  ministero  d.  p.  istruz.  HI  S.  196  (Della  Set»). 

1754  Kleines  ausgeschnittenes  Bronzerelief  eines  Herakles.*) 

Herakles  schreitet  rechtehin  mit  der  Keule  in  der  erhobenen  R. ; 
das  Relief  gehört  vermutlich  zu  dem  Beschlag  eines  Kastchens.  Grie- 
chische Arbeit  der  Zeit  um  500  v.  Chr. 

Vgl.  Röscher  Lexikon  der  Mythologie  I  8. 2150.  Olympia  IV  S.  108  (Furtwängler). 

Rechts: 

1755  Fragmente  von  Bronzestreilen  mit  archaischen  Reliefs  in 

getriebener  Arbeit*) 

Diese  Reliefstreifen  sind  aus  denselben  Stempeln  geschlagen,  wie 

die  Reliefs  von  Bomarzo  im  Mus.  Gregoriano  I  n.  747,  und  müssen 

gleicher  Herkunft  wie  diese  sein;  vgl.  Band  I  S.  401. 

Vgl.  Schumacher  Pranestinische  Ciste  xu  Karlsruhe  S.  58  f.  Matthiet,  Die 
pränestin.  Spiegel  S.  22  f. 

*)  Dieses  Stück  war  zur  Zeit  der  Drucklegung  vorläufig  von  seinem  Aufstellunga- 
olatze  entfernt. 


KORRIDOR  LIV  (BRONZEN).  309 

Zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Fenster  an  der  Wand: 

1756  Pränestinigeher  Spiegel:  Polydeukes  und  Amykos  (vgl.  die 

daneben  ausgehängte  Zeichnung). 

Links  steht  Pollux  (Poloces),  der,  völlig  naokt,  nur  mit  den  Faust- 
riemen ausgerüstet,  seinen  Gegner  zum  Kampfe  herauszufordern 
scheint ;  rechts  auf  einem  zubehauenen  Blocke  (Altar?)  sitzt,  ebenfalls 
nackt  und  mit  Faustriemen  bewehrt,  Amykos  (Amuces).  Hinter 
Amykos  steht  mit  Zepter  in  der  L.  eine  bekleidete  Frau;  die  neben 
ihrem  Kopf  am  Grunde  angebrachte  Mondsichel  und  die  Beisohrift 
Losna  lehren,  daß  der  Künstler  diese  Frau  als  die  Mondgöttin  Luna 
angesehen  wissen  wollte;  ob  er  selbst  erst  willkürlich  die  in  andern 
Amykosbildern  anwesende  Minerva  (vgl.  n.  1752)  in  solcher  Weise 
umdeutete,  oder  ob  er  einer  anderen  Vorlage  folgte,  in  der  eine  als 
Mondgöttin  deutbare  göttliche  Vertreterin  des  Bebrykerlandes  eine 
Stelle  erhalten  hatte,  mag  dahingestellt  bleiben.  Der  Spiegel,  der 
nach  Zeichnung  und  Ornamentik  nicht  vor  der  1.  Hälfte  des  3.  Jahr- 
hunderts verfertigt  sein  dürfte,  soll  zusammen  mit  der  Ficoronischen 
Ciste  n.  1752  gefunden  worden  sein. 

Gerhard  Etrusk.  Spiegel  II T.  CLXXI ;  III  8. 165.  Vgl.  Jahn  Ficoron.  Ciste  S.  56 f. 
Schumacher  Pränestin.  Ciste  S.  71.  Boscher  Lex.  d.  Mythol.  II  S.  2150.  Matthiea 
Die  pränestin.  Spiegel  S.  45  f.  71  f. 

Im  Glasschranke  vor  dem  zweiten  Fenster: 
Im  unteren  Fach: 

1757  Votlvgefäße  aus  Silber  und  Bronze. 

Diese  Gefäße  wurden  im  Jahre  1852  bei  Vicarello  am  Lago 
di  Bracciano  zusammen  mit  Tausenden  von  Münzen  (vgl.  S.  292) 
gefunden.  Wie  ihre  Inschriften  beweisen,  haben  wir  es  hier  mit  Weih- 
geschenken für  Apollon  und  die  Nymphen  zu  tun,  welche  die  Be- 
sucher der  seit  Alters  berühmten  Heilthermen  am  See  von  Bracciano 
als  Tribut  frommer  Dankbarkeit  hinterlassen  haben,  vgl.  Band  I 
S.  378  n.  676.  Neben  Schalen  und  Bechern  fällt  ein  fragmentiertes 
Silberkännchen  in  die  Augen,  auf  dem  (in  Belief)  ein  Pan  mit  einem 
Korb  Trauben  in  der  L.,  einem  Thyrsos  in  der  R.  dargestellt  ist. 

Marchi  La  stipe  tributata  alle  divinitä  delle  Acque  Apollinari  S.  185.  De  Ruggiero 
Catalogo  3.102t  Corpus  Inscr.  Lat.  XI  8.496. 

Im  oberen  Fache: 

1758  Vier  Silbergefäße  in  Form  von  Meilensäulen. 

Auf  diesen  ebenfalls  in  Vicarello  gefundenen  Gefäßen  sind  in  vier 
Kolumnen  die  Namen  und  Entfernungen  der  Tagesstationen  auf  der 
Strecke  von  Gades  (Cadix)  nach  Born  aufgezeichnet;  die  Gesamt- 
summe der  einzelnen  Distanzen  ist  auf  der  Basis  angegeben,  und 
zwar  auf  zwei  Itinerarien  mit  1841  Tausend  Schritt,  während  die 
beiden  andern  um  weniges  abweichen.   Die  Gefäße,  die  von  unglei- 


310     DAS  KIRCHERSCHE  U.  PRÄHIST.  MUSEUM.  1769-1765. 

eher  Größe  sind,  stammen  aus  verschiedenen  Zeiten  (die  größeren 
aus  der  2.  Hälfte  des  2.  Jahrhunderts,  das  kleinste  aus  dem  3.  Jahr- 
hundert n.  Chr.)  und  rühren  offenbar  von  Kurgästen  her,  die  aus 
dem  südlichen  Spanien  nach  Rom  und  von  dort  an  den  See  von  Brac- 
ciano  gereist  waren.  Die  Inschriften  sind  vermutlich  eile  von  einem 
und  demselben  Stationenverzeichnis,  das  wohl  in  Gades  auf  einem 
öffentlichen  Denkmal  eingetragen  war,  abgeschrieben;  die  Silber- 
arbeiter, die  mehr  den  dekorativen  als  den  praktischen  Zweck  im 
Auge  hatten,  haben  dabei  einzelne  Kürzungen  vorgenommen,  und 
im  übrigen  durch  viele  unbeabsichtigte  Zeilenauslassungen  und 
Fehler  den  Urtext  in  mannigfacher  Weise  entstellt. 

Marchi  La  stipe  tributata  alle  divinitä  delleAcque  Apollinari.  De  Ruggiero  Ca- 
talogo  S.  102 f.  n.  402 — 410.  Corpus  Inscript.  Lat.  XI  3281—3284.  Jahreshefte  d. 
österr.  arch&ol.  Instit.  V  S.  22 f.  54»  (Kubitechek). 

1759  Kleiner  Bronzebecher  mit  Sllberplattiertmg. 

Der  feingearbeitete  Becher  ist  mit  aufgelöteten  Palmetten,  Trau- 
ben und  Blätter  verziert  und  mit  Silber  plattiert. 

De  Ruggiero  Catalogo  8.  231  n.  22.  Zur  Technik  vgl.  Bonner  Jahrbücher  d. 
Altertumsfreunde  CXVin  S.  202  (Drexel). 

Dahinter  im  Fenster  links: 

1760  Kopf  einer  Meduse  mit  lateinischer  Künstlerinschrif t  *) 

Der  Kopf,  der  den  Medusentypus  der  hellenistischen  Zeit  zeigt; 
ist  geflügelt;  durch  die  langen  Haare  winden  sich  Schlangen.  Auf 
dem  Halse  steht  die  Inschrift  C.  Ovio  Ouf  fec(i)t.  Caius  Ovius  von 
der  Tribus  Oufentina  war  also  der  Künstler,  der  dies  Stück  gefertigt 
hat;  er  wird  etwa  um  die  Mitte  des  2.  Jahrhunderts,  vermutlich  in 

Latium  (Präneste?)  tätig  gewesen  sein. 

Vgl.  O.  Jahn  Ficoron.  Ciste  S.  61.  Bitachl  Priacae  Latinit  monum.  epigraph. 
T.  I  C.  Mommsen  Die  unter  italischen  Dialekte  S.  305.  Corp.  Inscr.  Lat.  I  51.  XI 
6720,  20. 

Darüber: 

1761  Bronzeblech  mit  Münzporträts.  *) 

Auf  dem  Blechstücke  sind  die  Gewandbüsten  eines  älteren,  un- 
bärtigen  lorbeerbekränzten  Mannes,  eines  Kindes  und  einer  Frau 
aus  Formen  geprägt.  In  dem  Manne  hat  man  den  Kaiser  Traianus 
Decius  (f  251),  in  der  Frau  dessen  Gattin  Etruscilla,  in  dem  Kinde 
den  Sohn  Herennius  erkennen  wollen.  Die  ursprüngliche  Bestim- 
mung des  Bronzebleches,  das  von  mehreren  Nagellöchern  durch- 
brochen ist,  bleibt  unklar. 

Böm.  Mitteil.  d.  arch&ol.  Instit.  XXI  8.  83  f.  (Staehlin). 

1762  Bronzene  Zierstücke  und  Attaehen.  *) 

Hervorzuheben  sind  verschiedene  komische,  tragische  und  Silens- 
masken,  ferner  ein  kleiner  schlangen  würgender  Herakles  (Applike). 

*)  Dieses  Stück  war  zur  Zeit  der  Drucklegung  vorläufig  von  seinem  Aufstellungs- 
platze entfernt. 


r 


KORRIDOR  LIV  (BRONZEN).  311 

Im  Fenster  rechts: 

1763  Fragmentierte  Bronzestreifen  mit  Tierfiguren.*) 

Drei  Fragmente  horizontaler  Streifen  sind  mit  hintereinander 
schreitenden  Tieren  (Löwen,  Panther,  Eber,  Stier)  verziert,  ein 
vertikal  gestelltes  Stück  zeigt  einen  auf  den  Hinterbeinen  aufgerich- 
teten, geflügelten  Steinbock.  Die  Streifen,  die  noch  der  1.  Hälfte 
des  6.  Jahrhunderts  angehören  dürften,  werden  von  den  Belagstücken 
eines  hölzernen  Möbels  herrühren. 

Vgl.  die  Stücke  im  Museo  Gregoriano  Band  I  S.  400  n.  746. 

In  der  Ecke: 

1764  Rechter  Arm  einer  lebensgroßen  Bronzestatue. 

1765  (7870)  Archaische  Bronzeamphora. 

Die  Henkel  der  wohl  noch  dem  6.  Jahrhundert  angehörenden 
Amphora  enden  einerseits  in  bärtige,  kahlköpfige  Tritonen,  am 
Halse  in  Pferdeleiber. 

Über  der  Ausgangstüre  (aus  dem  Museum  in  den  Flur)  sind  Holz- 
balken (mit  Bronzenägeln)  angebracht,  die  aus  dem  Nemi-See  ge- 
fischt wurden,  also  wahrscheinlich  zu  einem  der  dort  unterge- 
gangenen Schiffe  gehörten.    Vgl.  oben  n.  1522. 

*)  Dieses  Stück  war  zur  Zeit  der  Drucklegung  vorläufig  von  seinem  Aufstellungs- 
platze entfernt. 


Das  Museum  der  Villa  Papa  Giulio. 

Die  von  Vignola  unter  Beihilfe  von  Michelangelo  und  Vasari  für 
den  Papst  Julius  III.  (1550 — 55)  erbaute  Villa  di  Papa  Giulio  ist  seit 
1890  als  Nationalmuseum  eingerichtet  worden  und  soll  alle  außer- 
halb der  Stadt  gemachten  Funde  der  Provinz,  ausgenommen  die 
Werke  der  großen  Kunst,  umfassen.  Die  oberen  Säle  enthalten  den 
älteren,  früher  in  den  Diokletiansthermen  untergebrachten  Bestand 
des  Museums,  die  Funde  von  den  Gräberfeldern  faliskischer  Städte, 
besonders  dem  alten  Falerii.  Im  Untergeschoß  sind  in  topo- 
graphischer Anordnung  die  von  den  Tempeln  in  Falerii,  Segni, 
Conoa  stammenden  Terrakotten  aufgestellt,  außerdem  geschlossene 
Fundgruppen,  die  über  die  Kultur  des  alten  Latium  und  Umbrien 
Aufschluß  geben.  Unter  ihnen  ragt  hervor  die  in  einem  eigenen  Saale 
gleich  rechts  vom  Eingang  mustergültig  aufgestellte  wundervolle 
Sammlung  Barberini.  Der  im  Erdgeschoß  gelegene  Teil  des  Museums, 
der  in  beständigem  und  raschem  Wachsen  begriffen  ist,  wurde  im  Juni 
1912  eingeweiht.  Ein  wissenschaftlicher  Katalog  des  ganzen 
Museums  ist  in  Vorbereitung.  Binnen  kurzem  wird  eine  von  della 
Seta  verfaßte  Beschreibung  mit  dem  Titel  Villa  Giulia  e  Museo 
bei  Danesi  in  Rom  herausgegeben  werden. 

Über  die  Sammlungen  vgl.  Nuova  Antologia  1880, 410 — 44  (Brizio),  Rom.  Mitt.  1801 
(VI)  226 ff.  (Petersen),  Jonrn.  of  the  brit.  and  am.  Society  I  (1888/80)  150 ff.  (Dennis), 
Classical  Review  180Q,  482  f.  Napoleone  Bertoglio-Pisani,  un  nuovo  ed  un  vecchio  museo 
(Milano  1801).  Wegen  der  Funde  von  Narce  vgl.  man  das  im  Vorwort  zu  Bd.  I 
S.  VI  Gesagte;  wie  skrupellos  man  bei  der  Aufstellung  dieser  Funde  verfuhr, 
geht  z.  B.  aus  dem  Memoire«  de  l'acad.  des  inscriptions  XXXVII 2  S.  61  ff.  Note  2  er- 
wähnten  Fall  hervor. 

Gleich  rechts  vom  Eingang: 

Sammlung  Barberini. 

Den  Inhalt  dieser  einzigartigen  und  kostbaren  Sammlung  bilden  Funde,  die  in 
den  Jahren  1855,  1859  und  1866  auf  einem  im  Besitze  der  Barberini  befindlichen, 
heute  „Colombelle"  genannten  Grundstücke  in  Palestrina,  dem  alten  Präneste, 
gemacht  wurden,  außerdem  einige  sporadische  Funde,  die  zwar  sicher  auch  aus 
Palestrina  stammen,  über  die  jedoch  kerne  zuverlässigen  Fundangaben  vorliegen. 

Die  Sammlung,  die  sich  lange  Zeit  im  Privatbesitz  der  Barberini  in  Rom 
befand,  dann  ins  Ausland  verkauft  zu  werden  drohte,  ist  seit  einigen  Jahren  vom 
Staate  erworben  und  nach  sorgfältiger  Aufstellung,  um  die  namentlich  A.  della 
Seta  verdient  ist,  1912  eröffnet  worden.  Ein  wissenschaftlicher  Katalog  della 
Setas  ist  in  Vorbereitung.  Vorläufige  Beschreibung  mit  zahlreichen  Abbildungen: 
Bollettino  d'arte  III  (1909)  S.  161  ff.  (della  Seta).  Photographien  der  meisten 
Objekte  sind  von  Alinari,  Anderson,  Brogi  und  von  dem  Unterrichtsministerium 
(durch  Gargiolli  via  Miranda  1  Rom)  zu  beziehen. 


SAMMLUNG  BARBERINI.  313 

Die  Gegenstände  zerfallen  in  zwei  große  Gruppen,  die  Funde  aus 
einem  archaischen  Grabe  des  7.  Jahrhunderts  (Mittelschrank  und  Ve- 
trinen  vor  und  rechts  neben  dem  Fenster  der  Schmalwand,  gegenüber 
dem  Haupteingang)  und  Funde  aus  verschiedenen  jüngeren  Gräbern, 
etwa  des  3.  bis  2.  Jahrhunderts  (übrige  Schränke). 

Daß  Funde  aus  der  Zeit  des  6.  bis  4.  Jahrhunderts  in  der  Sammlung 
nicht  vorhanden  und  nach  den  Fundberichten  überhaupt  nicht  zutage 
gekommen  sind,  ist  auffallend/  Entweder  lag  in  dieser  Zeit  eine 
Nekropole  an  einem  andern,  bisher  nicht  aufgefundenen  Orte  bei  Pa- 
lestrina,  was  bei  den  zahlreichen  dort  gemachten  Ausgrabungen  nicht 
wahrscheinlich  ist,  oder  aus  einem  uns  nicht  bekannten  Grunde  ist 
Präneste  in  dieser  Zeit  vom  griechischen  Handel  nicht  berührt  wor- 
den, der  seine  Hauptabsatzgebiete  in  Kampamen  und  Etrurien  hatte. 
Warum  wir  dann  plötzlich  vom  3.  Jahrhundert  ab  in  Präneste  grie- 
chische oder  doch  unter  stark  griechischem  Einfluß  stehende  Kunst- 
produkte antreffen,  ist  unbekannt.  Von  der  lokalen,  vom  6.  bis  4. 
Jahrhundert  in  Präneste  geübten  Industrie  fehlt  uns  jede  Spur  bis 
jetzt.  Als  Beigabe  in  Gräbern  dieser  Epoche  wird  man  eine  rohe,  lo- 
kale Keramik  voraussetzen  dürfen,  die  bei  den  Ausgrabungen  in  einer 
auf  geringfügige  Topfscherben  nicht  achtenden  Zeit  unberücksichtigt 
blieb.  Wie  zeitlich,  so  auch  rituell  besteht  eine  Kluft  zwischen  den 
Funden  der  älteren  und  der  jüngeren  Gruppe  von  Gräbern.  Letztere 
bestanden  in  rohen  Steinsarkophagen,  die  mit  den  Leichen  und  Bei- 
gaben in  den  Boden  eingegraben  waren  und  über  denen  als  Mal  ein 
steinerner  Pinienzapfen  auf  einer  Plinthe  errichtet  war.  Darauf  ein- 
gegraben waren  nach  dem  Schriftcharakter  dem  3.  bis  2.  Jahrhundert 
zugewiesene  Inschriften  mit  dem  Namen  des  Toten, 

Das  archaische  Grab  wurde  1855  aufgefunden,  und  zwar  in 
einem  Zustande,  der  die  ursprüngliche  Anlage  nicht  klar  erkennen 
ließ.  Die  Leichen  und  Funde  lagen  unter  einem  Haufen  dicker  Steine, 
die  aber  schwerlich,  wie  manche  Gelehrte  meinten,  in  ritueller  Absicht 
zusammengeschichtet  waren,  sondern  wohl  ähnlich  wie  bei  der  prä- 
nestinischen  tomba  Bernardini  und  der  caeretaner  Regulini- Galassi 
als  Verkleidungs-  und  Deckenplatten  der  Grabkammer  gedient  hatten 
und  durch  ihren  Zusammensturz  die  Gegenstände  zerschlugen  und 
verschütteten.  Über  die  Zahl  und  Lage  der  Leichen,  sowie  die  Vertei- 
lung der  Beigaben  läßt  sich  aus  den  ungenauen  und  lückenhaften  Aus- 
grabungsberichten nichts  Sicheres  mehr  ermitteln.  Der  große  Bronze - 
schild  (1767x)  scheint,  wie  in  der  Tomba  Bernardini,  an  einer  Wand  des 
Grabes  gehängt  zu  haben.  Überhaupt  müssen  wir  uns  das  Grab  sehr 
ähnlich  dem  letzteren  vorstellen.  Für  den  Stil  der  Funde  und  die  Ci- 
vilisation,  von  der  sie  Zeugnis  ablegen,  gilt  daher  das  S.  259  Gesagte. 
Das  Regulini- Galassigrab,  das  Bernardinigrab  und  das  Grab,  aus  dem 
die  Funde  in  der  Sammlung  Oastellani  stammen,  gehören  der  Zeit  an, 


314     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1766—1767. 

in  der  der  phönizische  Handel  zwar  noch  im  Mittelmeer  herrschte,  aber 

von  dem  griechischen  bereits  starke  Konkurrenz  erfuhr,   also  der 

zweiten  Hälfte  des  7.  Jahrhunderts. 

Über  die  Tomba  Barberini  vgl/Bull.  dell'Ist.  1855  p.  XLVff.  (Braun),  Annali  1855, 
74 ff.  (Henzen),  Archaeologia  XLI  (1867)  1,  S. 200 ff.  (Oarrucci),  Fernique,  6tude  bot 
Preneste  (Bibl.  6coles  franc.  XVII)  126ff.,  bull.  comm.  1898,  183f.,  198 ff.  (Pinza),  boll. 
d'arte  III 161  f.  (della  Seta)  mit  vollständiger  Liste  der  Funde.  Montelius,  civil,  prim. 
en  It.  II 864,  365.  Über  die  Gräber  der  späteren  Periode  vgl.  ann.  dell'Ist.  1855,  75  f. 
(Henzen),  CIL  I  p.  28  (Mommsen),  Fernique  a.  a.  0. 132,  Boll.  d'arte  III  162. 

1766  Funde  aus  dem  archaischen  Grabe. 

Glasschrank  in  der  Mitte: 

a)  Kessel  aus  Bronze  mit  zwei  Panther-  und  zwei  Greifenköpfen 
auf  dem  Rande.  Ein  5.  Kopf  war  augenscheinlich  in  dem  weiten 
Abstände  zwischen  einem  Panther-  und  einem  Greifenkopf  auf- 
genietet. Man  sieht  allerdings  keine  Spur,  aber  der  Kessel  ist  an 
dieser  Stelle  geflickt,  also  wohl  modern  ergänzt.  Vielleicht  ge- 
hörte er  auf  den 

b)  Kesseluntersatz,  der  unten  konisch  ist,  oben  in  einen  Knauf  und 
Kelch  endigt.   In  getriebener  Arbeit  sind  auf  jeder  Seite  zwei 

•  androkephale  Löwen  mit  gebogenen  Flügeln  und  Mitra  assy- 
rischen Stiles  dargestellt  (vgl.  n.  1599).  Zwischen  den  Flügelwesen 
je  ein  Baum;  unter  ihnen  Rosetten.   Unten  ein  doppelter  Kranz 

hängender  Blätter. 
Kessel:  Montelius,  civil,  prim.  cn  It. 364, 8.  Alinari  20213.  Untersatz:  Boll. d'arte 
III 177  Fig.  13.    Alinari  20214,  20215.   Gargiolli  B  2736. 

c)  Fragmente  eines  Thrones  (vgl.  Bd.  I  n.  746)  bestehend  aus  einer 
Anzahl  schmaler  rings  umlaufender  Streifen,  abwechselnd  verziert 
mit  getriebenen  menschlichen  Figuren  und  Rosetten.  Unten  ein 
Streifen  mit  einem  Flechtband.  Auf  der  Rückenlehne  außerdem 
große  radförmige  Rosetten. 

Alinari  20217. 

d)  Becken  auf  drei  hohen  Füßen  mit  getriebenen  Figuren. 

Die  Füße  mit  geometrischer  Verzierung  sind  modern  angefügt,  ge- 
hörten aber  wohl  ursprünglich  dazu.  Auf  dem  Becken  sind  in  Relief 
sechs  Sirenen  in  Vorderansicht  dargestellt  auf  Stierköpfen,  die  eben- 
falls von  vorn  gesehen  sind.  Die  quadratisch  gebildeten  Köpfe  der 
Sirenen,  deren  Gesichter  umrahmt  sind  von  in  Strähnen  geteiltem 
Haar,  sitzen  auf  langen,  dünnen  Hälsen.  Mächtige,  gebogene  Flügel 
sind  an  den  auf  ein  Minimum  reduzierten  Körpern  angebracht.  Zwi- 
schen den  Stierköpfen  Blütenornamente. 

Boll.  d'arte  III  175  Fig.  12.  Alinari  20216.   Garg.  E  2737. 

e)  Zwei  Gürtel,  dreiteilig,  mit  Scharnieren  und  zwei  Ösen.  Ein- 
graviert sind  darauf  geflügelte  Löwen  und  bärtige  Sphinxe  1.  und  r. 
von  vegetabilen  Ornamenten. 


SAMMLUNG  BARBERINI.  315 

f )  Beste  eines  Dreifußes  aus  Eisen  und  Bronze  mit  fein  ziselierten 
Bocksfüßen  und  primitiv  gebildeten  Satyrn,  die  sich  am  oberen 
Gefäßrande  festhalten.    (Vgl.  n.  1593.) 

Im  unteren  Fache: 

g)  Becken  und  Kannen  aus  Bronze,  beachtenswert  darunter  be- 
sonders zierliche  Skyphoi  der  „protokorinthischen"  Art. 

Im  Glasschrank  am  Fenster  dem  Eingang  gegenüber: 
1767  Funde  aus  Gold,  Silber  und  Elfenbein. 

Zum  Stil  des  Goldschmuckes  vgl.  das  Bd.  I  S.  387  ff.  zum  Goldschmuck  des  Re- 
gulini- Galassi- Grabes  Gesagte. 

a)  Goldene  Gürtelschließen. 

Auf  einer  rechteckigen  Platte,  an  deren  vier  Enden  katzenartige 
Köpfe  so  angebracht  sind,  daß  der  langgereckte,  umgebogene  Hals 
eine  Öse  bildet,  sind  drei  Zylinder  mit  Zickzack-  und  Mäanderornament 
in  feiner  granulierter  Arbeit  befestigt,  die  ebenfalls  in  aufwärts  ge- 
bogene katzenartige  Köpfe  endigen.  Die  beiden  äußeren  Zylinder 
tragen  zwölf  in  einer  Reihe  gelagerte  geflügelte  Sphinxe,  sechs  nach 
der  einen,  sechs  nach  der  andern  Seite  gewendet,  ebenfalls  verziert  in 
Granuliertechnik.  Der  mittlere  Zylinder  zeigt  in  derselben  Weise  an- 
geordnete Ohimairen.  Zwischen  den  Zylindern  zwei  Reihen  von  je  22 
Löwenköpfen  mit  rückwärts  gebogenen  Hälsen,  auf  den  Längsrändern 
der  Platte  je  25  geflügelte  Sphinxe.  Das  Stück  ist  sehr  ähnlich  einem 
andern  in  Palestrina  gefundenen  (n.  1577),  unterscheidet  sich  von 
diesem  aber  durch  die  Hinzufügung  der  Chimaira. 

Boll.  d'arte  m  1900,  161  Fig.  1,  Garg.  E  2734,  Alinari  20219. 

Goldene  Gürtelschließe   mit   aufgesetzten  kleinen  Enten  in 
Granuliertechnik. 

Goldene  Gürtelschließe  mit  vier  Reihen  aufgesetzter  Sphinxe, 
6  auf  jeder  Zone,  in  Granuliertechnik. 

Archaeologia  XLI  (1867)  Taf.  VII  3  (Garrucci).   Garg.  £  2734.   Alin.  20219. 

Fragment  einer  goldenen  Gürtelsehließe  mit  3  Sirenen  und 
3  Katzenköpfen  auf  stark  zurückgebogenen  Hälsen. 

Garg.  £  2734.  Alin.  20219. 

Zylindrisches  Mittelstück  einer  goldenen  Gürtelsehließe 

mit  geometrischer  Verzierung  in  Granuliertechnik. 

Boll.  d'arte  in  166  Fig.  2.  Garg.  £  2734.  Alin.  20219. 

b)  Zwei  goldene  Fibeln  (,serpeggianti  con  bastoncini'). 

Garg.  E  2735. 

Goldene  Fibel  mit  vier  aufgesetzten  Enten. 

Montelius  Taf.  364,3.   Garg.  E  2735. 

c)  Zwei  goldene  Nadeln  mit  Knauf« 

Garg.  E  2735. 


316  DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1767. 

Silberne  Haarnadel  mit  goldenem  Knopf  in  Form  einer  ge- 
schlossenen Blüte.  x 

d)  Viele  dünne  Goldplättchen,  zum  Teil  mit  geometrischem  oder 
vegetabilem  Ornament,  ursprünglich  zur  Verzierung  des  Ge- 
wandes dienend. 

e)  Silberschale  cyprischen  Stiles. 

Vgl.  Bd.  I  S.  389f.,  II  S.  260 ff.  das  über  die  Silberschalen  des  Begulini-Galassi- 
grabes  in  Caere  und  die  tomba  Bernardini  in  Praeneste  Gesagte. 

f)  Reste  einer  silbernen  Oinochoe,  deren  Henkel  mittels  einer 
Palmette  aus  Elektron  befestigt  ist. 

g)  Beste  zweier  silberner  Skyphoi  mit  Gravierung. 

Vor  allem  zeichnet  sich  die  tomba  Barberini  vor  der  tomba 
Regulini-  Galassi  und  Bernardini  aus  durch  eine  Fülle  herrlicher 
Elfenbeingegenstände. 

h)  Rechte  menschliehe  Unterarme  mit  Händen  ans  Elfenbein. 

Außer  einer  Anzahl  von  Fragmenten  drei  gut  erhaltene  Stücke  mit 
Belief  Verzierung  in  mehreren  Zonen.  Auf  dem  Exemplar,  dessen  Hand 
intakt  ist,  wechseln  Streifen  mit  hängenden  verschlungenen  Palmet- 
ten ab  mit  Streifen  schreitender  Panther.  Auf  den  anderen 
Exemplaren  begegnen  Sphinxe,  Sirenen,  grasende  Hirsche,  Löwen, 
vereinzelt  eine  Chimära  und  ein  ins  Knie  gesunkener  Kentaur  mit 
menschlichen  Vorderfüßen.  Der  Stil  der  Ornamente  ist  ein  durchaus 
orientalisierender,  unter  den  vegetabilen  Ornamenten  kommt  die 
charakteristische  cyprische  Palmette  vor. 

Diese  Geräte  dienten,  wie  aus  der  Höhlung  ihrer  Enden  zu  ersehen 
ist,  als  Griffe  und  zwar  waren  sie,  wie  die  Anordnung  der  Verzierungen 
zeigt,  darauf  berechnet,  so  gehalten  zu  werden,  daß  die  Spitzen 
ihrer  Hände  nach  unten  standen.  Man  wird  in  ihnen  Fächer-  oder 
Spiegelgriffe  zu  erkennen  haben. 

Boll.  d'arte  in  168  Fig.  3  Taf.  I.  Montelius  Tal  364,  5.  Garg.  G  3540—52. 
Alin.  20220. 

i)  Gekrümmtes  Elfenbeinhorn  mit  Ambra-Einlage. 
Ein  breiterer  Streifen  in  der  Mitte   der  zonenförmig  angeord- 
neten Verzierung   zeigt  eingeritzt  Vierfüßler   orientalischen   Stiles 
neben  einer  Palmette.    Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  das  Hörn 
als  Musikinstrument  gedient  hat. 

Boll.  d'arte  in  171  Fig.  5.     Garg.  B  2732. 

k)  Eine  Anzahl  weiblicher  Figürchen  ans  Elfenbein. 

Sie  tragen  langen  Chiton  und  zopf  artig  im  Bücken  bis  zu  den  Füßen 
reichendes  Haar.  Eine  nagelartige  Erhöhung  auf  den  Köpfen  und  die 
Abplattung  der  Fußsohlen  verraten  die  ursprüngliche  Bestimmung  der 
Figürchen.  Sie  dienten  als  Stützfiguren  von  Bechern,  um  deren  Fuß 


SAMMLUNG  BARBERINI.  317 

sie  angeordnet  waren,  und  sind,  da  sie  entsprechend  an  etruskischen 
Buccherogefäßen  vorkommen,  vermutlich  als  deren  Vorbilder  zu  be- 
trachten. 

Soll,  d'arte  III  173  Fig.  0.  Garg.  E  2738. 

1)  Bärtige  männliche  Köpfehen  aus  Elfenbein,  im  Stil  ganz 
orientalisch.  Zwei  erhaltene  Exemplare  und  Beste  eines  dritten.  Die 
Augen  waren  eingesetzt. 

Boll.  d'arte  III  172  Fig.  8.   Garg.  E  2733. 

m)  Weibliehe  Köpfchen  ans  Elfenbein. 

Garg.  E  2733. 

n)  Mehrere  liegende  Löwen  ans  Elfenbein«  Durchbonrungen  auf 
ihrer  Unterseite  zeigen,  daß  sie  am  Band  eines  Kastens  oder  son- 
stigen Gerätes  mit  abwärts  über  den  Band  nach  unten  blickenden 
Köpfen  angeordnet  waren. 
Boll.  d'arte  III  174  Fig.  10.    Garg.  E  2733. 

o)  Löwenkopf  aus  Elfenbein  von  vorn. 

Garg.  E  2738. 

p)  Pantherköpfe  ans  Elfenbein,  deren  Augen  aus  Bernstein  ein- 
gesetzt waren.  Zwei  Exemplare  und  Fragmente  eines  dritten. 

Boll.  d'arte  III 172.   Garg.  E  2733. 

q)  Zwei  Ff  erdeköpf  e  mit  Gesehirr  aus  Elfenbein. 

Boll.  d'arte  in  172  Fig.  6.  Garg.  E  2732. 

r)  2  Fußbecher  ans  Elfenbein  mit  einer  Beine  orientalischer  Tiere 
(Flügellöwe,  Boot  u.  a.)  und  Palmette  orientalischen  Stiles. 
Deckel  eines  ähnlichen  Elfenbeinbechers« 

Archaeologia  XII,  Taf.  VIII  2.  Boll.  d'arte  III  170  Fig.  4.  Alin.  20221.  Garg. 
E  2731. 

s)  Stück  eines  konischen  Becherfußes  aus  Elfenbein  mit  2  Beinen 
von  Flügellöwen  in  Belief. 
Archaeologia  a.  a.  0.  VIII 3.  Monteltas,  civ.  prim.  enlt.  Taf.  364, 6.  Garg.  E  2732. 

t)  Geriefelte  Situla  aus  Elfenbein. 

u)  Beste  der  Gruppe  eines  Löwen  im  Kampf  mit  Männern. 

Der  Löwe,  dessen  Kopf  mit  geöffnetem  Bachen  in  Vorderansicht 
dargestellt  ist,  hat  sich  mit  dem  Vorderteil  über  einen  menschlichen 
Körper  niedergeduckt,  von  dem  Beste  einer  Hand  und  des  Haares  zu 
erkennen  sind.  Auf  dem  Bücken  des  Löwen  liegt  lang  ausgestreckt,  mit 
gespreizten  Beinen,  den  1.  Fuß  im  Bachen  der  Bestie,  ein  Mann  mit  über 
den  Kopf  gehobenen,  geöffneten  Händen  und  langem  Haar,  offenbar  als 
Leichnam  gedacht.  Der  Tote  trägteinen  Panzer,  wohl  ausLeder,  und  ein 
zwischen  den  Beinen  durchgezogenes  Gewandstüok  ähnlicher  Form, 
wie  es  auf  den  mykenisohen  Dolchklingen  und  Bechern  vorkommt. 

Boll. d'arte III 174  Fig.  11.  Archaeologia  XLI  Taf.  V  2  S.  206.  Monteliua  Taf.  364, 17. 
Alin.  20220.  Garg.  E  2729,  2730. 


318       DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1768. 

Unter  den  Gold-,  Silber-  und  Elfenbeinfunden  aufgestellt  ist 
wegen  seiner  besonderen  Bedeutung: 

v)°  Bronzener  Skyphos  mit  Tierreliefs. 

Dargestellt  sind  von  1.  beginnend  oben:  ein  Kentaur  mit  Men- 
schenfüßen, Sphinx,  Stier,  Löwe,  Reiter  mit  Bogen  in  der  L.  und 
Mitra,  Hirsch;  unten:  brüllender  Stier,  Gazelle  (Chimaira?),  Flügel- 
greif, zwei  Strauße  sich  anblickend,  Panther.  Am  Fuß  Palmetten- 
und  Lotosgeschlinge. 

Archaeologia  XLI  Taf .  VI.  Montelius  II  Tat  364,  7.  Ball,  comunale  XXVI  (1898) 
S.  199,  Fig.  35. 

Im  unteren  Fache: 

w)  Räucherwagen  au!  Rädern* 

Das  Stück  ist  sehr  ähnlich  dem  aus  der  Tomba  Regulini-  Galassi 
in  Caere  stammenden  (vgl.  n.  606). 
Archaeologia  XLI  Taf.  IX.    Alin.  20218. 

Im  Wandschrank, in  der  Ecke; 
x)  Flacher  Rundschild  aus  Bronze. 

Archaeologia  a.  a.  O.  Taf.  IX. 

y)  Bronzegefäß  mit  hohem  konischem  Hals  und  zwei  Henkeln  (vgl. 
Bd.  I  n.  616). 

Montelius  II  Taf.  364,13.  Bull.  comm.  XXVI  (1898)  Taf.  X. 

Die  übrigen  Gegenstände  in  diesem  Saale  gehören  alle  einer  wesent- 
lich .jüngeren  Zeit  an. 

1768  Vetrine  rechts  vor  dem  Fenster: 
a)  Große  Bronzeciste. 
Das  Stück  kann  nach  der  ficoronischen  Ciste  (n.  1752)  als  schönstes 
aller  uns  erhaltenen  Exemplare  dieser  Denkmälerklasse  (vgl.  Bd.  I 
S.  358  ff . )  gelten.  Der  Körper  der  Ciste  ruh  t  auf  drei  Füßen  in  Gestalt  von 
Löwenklauen,  deren  jeder  sich  auf  einen  Frosch  aufstützt.  Befestigt 
sind  die  Füße  mit  Attachen,  auf  denen  in  Relief  ein  geflügelter  Genius 
dargestellt  ist,  derauf  einem  ionischen  Säulenkapitellkniet  und  sich  das 
lange,  gesträubte  Haar  kämmt.  Neben  ihm  eine  Strigilis  an  einem 
wohl  zur  Aufbewahrung  von  Salbe  bestimmten  Gefäß.  Ein  links 
sichtbarer  Löwenkopf  deutet  wahrscheinlich  darauf,  daß  die  Toilette 
an  einer  Quelle  vorgenommen  wird.  Als  Griff  des  Deckels  dienen 
zwei  Krieger,  bewehrt  mit  phrygischen  Helmen,  Bein-  und  Ober- 
schenkelschienen, die  eine  nackte,  tote  Frau  tragen.  Auf  dem  Deckel 
sind  Nereiden  mit  Waffen  auf  Seepferden  eingraviert.  Das  Gefäß  selbst 
zeigt  ringsumlaufend  in  vorzüglicher  Ausführung  eingeritzt  drei 
Szenen:  1.  Parisurteil.  Paris  in  phrygischer  Tracht  nach  l.,dieL.  hoch 
auf  knotigen  Stock  gestützt,  im  Gespräch  mit  Hermes.  Neben  Paris 
ein  geflügeltes  Mädchen  (Nike,  Eris?)  im  Hintergrunde.  Hinter  Her- 


SAMMLUNG  BARBERINI.  319 

mes  die  drei  Göttinnen:  Hera  mit  dem  Zepter  in  der  R.,  bei  ihr  ein 
Vogel,  Athena  mit  phrygisohem  Helm,  Stemenaigis,  Lanze,  neben  ihr 
das  Käuzchen,  Aphrodite,  deren  Gewand  wie  das  der  Hera  mit  Tauben 
verziert  ist,  mit  zweien  ihrer  Lieblingstiere  neben  sich,  zuletzt  Eros  mit 
einer  Schale.  2.Laios(?)vorApollo.  Apollo  mit  nacktem  Oberkörper 
sitzt  nach  1.  auf  einem  Sessel  mit  einem  Lorbeerzweig  in  der  L.  und 
einer  Schale  in  der  R.,  bei  ihm  ein  nackter  Jüngling.  Vor  ihm  sieht  man 
den  bindengeschmückten  Omphalos,  auf  dem  ein  Adler  sitzt.  Im  Ge- 
spräch mit  Apollo  ein  stehender  bärtiger  Krieger.  3.  Entführungs- 
szene. Ein  mit  langem  Ärmelgewand  und  Mantel  bekleideter  Mann 
auf  einem  nach  links  stürmenden  Viergespann  hat  einen  Knaben  ge- 
raubt, der  hilfeflehend  die  Hände  rückwärts  streckt  nach  einem  lau- 
fenden von  zwei  Hunden  begleiteten  Knaben  und  einem  kahlköpfigen, 
bärtigen  Alten,  der  in  der  L.  einen  Ast  hält  und  mit  allen  Zeichen  des 
Entsetzens  den  Räuber  im  Laufe  verfolgt.  Im  Hintergrund  eine  ionische 
Säule.  In  der  dargestellten  Szene  wird  der  Raub  des  Chrysippos  durch 
Laios  dargestellt  sein. 

Gefunden  1859  in  Praeneste.  Boll.  d'arte  HI  179  ff.  Fig.  15  ff.  Alin.  20228—20232 
Garg.  E  2739—2741.  Mon.  dell'Ist.  VIII  (1866)  Taf.  29,  30,  31.  Annali  1866,  357  ff. 
G.  Matthies,  Die  praenest.  Spiegel  (Straßburg  1912)  Abb.  10  S.  71. 

b)  Ciste  mit  Kentauren-  und  Lapithenkampf. 

Die  Ciste,  deren  Gravierung  mittelmäßig  ist,  verdient  beson- 
dere Beachtung  durch  die  hervorragend  schönen  Deckelfiguren 
eines  nackten  Dionysos  in  weibischen  Formen  und  weibischer  Haar- 
tracht, der  weintrunken  nur  mühsam  sich  auf  den  Beinen  zu  halten 
vermag  und  sich  schwer  auf  einen  Satyr  aufstützt. 

Gefunden  in  Palestrina.  Boll.  d'arte  III 189,  191.  Fig.  20, 21.  Garg.  £  2746, 2747- 
Zur  Deckelgruppe  vgl.  Beinach,  Repertoire  stat.  II 1,  S.  131. 

c)  Ciste  mit  Ferseus  und  Medusa. 

Perseus,  mit  Flügelschuhen  und  geflügelter  Kappe  {xvv£r\),  die  ihm 
um  den  Hals  hängt,  hält  in  der  hocherhobenen  R.  dem  Göttervater 
das  Gorgonenhaupt  entgegen,  während  er  in  der  gesenkten  L.  die 
Harpe  führt.  Den  Kopf  wendet  Perseus  zurüok,  während  Zeus,  der 
mit  dem  Blitz  in  der  R.  auf  einem  Felsen  sitzt,  den  grausigen  Anblick 
ruhig  aushält.  Hinter  Zeus  ein  bärtiger  Mann  mit  der  Chlamys 
bekleidet,  der  die  R.  auf  die  Hüfte,  die  L.  auf  den  Oberschenkel 
stützt.  Von  den  an  Perseus  sich  anschließenden  zahlreichen  Figuren 
lassen  sich  die  geflügelte  Athena  mit  Peplos,  Stemenaigis  und 
Helm  (dieser  am  Boden)  und  Hermes  erkennen,  desgleichen  auch 
Herakles  mit  Keule  und  Löwenfell,  vom  Rücken  gesehen.  Die  übri- 
gen männlichen  Figuren  sind  nicht  zu  benennen  und  nur  dekorativ. 

Die  Ciste  ruht  auf  Löwenklauen,  die  von  einem  ionischen  Kapitell 
abgeschlossen  werden.  Als  Attache  in  Relief  ein  Jüngling,  der  einen  ins 
Knie  gesunkenen  bärtigen  Mann  mit  dem  Schwert  durchbohrt.    Der 


320      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1768. 

Deckel,  auf  dem  geflügelte  Niken  und  Seewesen  eingraviert  sind,  hat 
als  Griff  drei  Figuren:  ein  nacktes  Weib,  das  in  der  R.  ein  Messer 
schwingt,  einen  nackten  Mann  mit  einem  Ring  am  1.  Oberarme, 
zwischen  beiden  ein  zwergnaft  gebildeter  Mann  mit  betend  vorge- 
streckten oder  erhobenen  Händen. 
Garg.  B  2742—2744. 

d)  Vier  Zähne  mit  Goldeinfassung  (vgl.  S.  371  n.  1799e),  längliche 
Streifen  aus  Elfenbein  mit  feinen,  z.  T.  farbig  umrissenen  Orna- 
menten, Alabastra,  Ketten  und  Knöpfe  aus  mehrfarbigem  Glas. 

Im  unteren  Fache  dieses  Schrankes  Kämme  aus  Holz,  Bein  und 
Bronze. 

Wandschrank  zwischen  den  Fenstern: 

Terrakotten  aus  verschiedenen  Gräbern. 
Unter  ihnen  verdienen  besondere  Beachtung  in  der  4.  und  5.  Reihe 
von  oben: 

e)  gewölbte  dreieckige  Tonplatten  mit  Relief  einer  Amazone,  die 
einen  Krieger  überreitet.  Die  Platten,  die  an  den  Rändern 
Löcher  haben,  sind  vermutlich  tönerne  Surrogate  metallener 
Pferdenasensohirme  mit  getriebenen  Reliefs. 

Garg.  B  2768,  2759. 

f )  Nackte  weibliche  Flügelfiguren,  mit  zum  Teil  gut  erhaltener 
Bemalung. 

Boll.  d'arte  m  207  Fig.  83. 

g)  Kleine  Plättchen  mit  Relieffiguren,  darunter  Dionysos  mit 
Thyrsos,  auf  die  Schulter  des  Silen  sich  stützend. 

Boll.  d'arte  in  S.  204  Fig.  31.  Garg.  E  2754. 

Silen  mit  Spitzamphora  auf  der  Schulter  nach  1. 

Garg.  B  2754. 

Nackte  Bakchantin,  das  Tympanon  schlagend. 

Boll.  d'arte  m  8.205  Fig.  82. 

Diese  Plättchen  dienten  vermutlich 'dazu,  auf  Möbeln,  Kästen 
u.  dgl.  befestigt  zu  werden. 

h)  Feines  weibliches  Köpfchen  im  Stil  des  4.  Jahrhunderts. 

Boll.  d'arte  m  S.  201  Fig.  29. 

i)  Weibliches  Köpfchen  skopadisoher  Stilriohtung. 

Boll.  d'arte  HE  202  Fig.  80. 

k)  Hnndeköpf chen.    Der  ungemein  lebhafte  Ausdruck  und  die  Re- 
alistik der  Darstellung  sind  bei  diesem  Stüoke  bewundernswert. 

Boll.  d'arte  m  209  Fig.  34.  Garg.  B  2756. 

l)Drel    halbkreisförmige   Yerkleidungsstücke    mit    Reliefver- 
zierung. 


SAMMLUNG  BARBERINI.  321 

Zwei  sich  bäumende  Pferdepaare,  darunter,  zwischen  zwei  Am- 
phoren, Kithara  und  flöte  spielende  Eroten.  Nur  die  Pferdeköpfe 
sind  frei,  das  übrige  ist  in  Relief  ausgeführt. 

Rechts  davon  in  der  Vetrine  vor  dem  Fenster: 
m)  Große  Bronzeciste. 

Wettkampf  zwischen  Apollo  und  Marsyas. 

Apollo,  neben  dem  Lorbeerbaume  sitzend,  den  Lorbeerkranz  im 
Haar,  hält  mit  der  L.  die  Kithara  hoch  aufgestützt.  Vor  ihm  tänzelt 
mit  um  die  Schultern  geworfenem  Felle  Marsyas  und  bläst  ausLeibes- 
kräften die  Doppelflöte.  Hinter  Apollosteht  Artemis  mit  Bogen,Köcher 
und  Lanze.  Es  folgen  andere,  nicht  zu  benennende  Jünglinge  und 
Frauen,  sitzend  und  stehend.  Die  Zeichnung  ist  sehr  nachlässig. 

Auf  dem  Deckel  als  Griff  ein  weiblicher  und  ein  männlicher  Genius, 
beide  geflügelt  und  nackt  bis  auf  die  Schuhe.  Der  männliche  hält  ein 
Salbgefäß.  Das  Gefäß  ruht  auf  Löwenklauen,  die  in  ionische  Voluten 
endigen,  darauf  als  Attachen  nach  1.  schreitende  Löwen. 

Boll.  d'arte  HI  S.  187,  Fig.  10.  Fernique,  ttude  sur  Pr6neste  Tat  II.  Alin. 
20233«  20234.     Oarg.  E  2745. 

n)  Hölzerne  Ciste  mit  Füßen  und  Reifen  aus  Bronze. 

Im  oberen  Fache: 
o)  Rechteckige  Bronzeciste. 

Auf  der  einen  Langseite  zwei  beflügelte  Mädehen,  das  r.  bekleidet, 
das  1.  nackt  bis  auf  Schuhe,  zu  den  beiden  Seiten  eines  Waschbeckens 
mit  säulenartigem  Träger.  Das  unbekleidete  (doch  wohl  ein 
Mädchen,  trotzdem  die  Brust  nicht  entwickelt  ist?)  hält  einen  Spiegel 
in  seiner  Linken.  Am  Fuße  des  Beckens  liegt  ein  Bärtiger,  der  seine 
R.  vor  die  Scham  des  tuibekleideten  Mädchens  legt.  An  der  r. 
Schmalseite  Hermes  zwischen  2  Säulen.  Rückseite:  ein  bekränzter 
Jüngling,  einen  Mantel  um  die  Hüften  und  Oberschenkel  gesohlungen, 
sitzt  traurig  nach  r.  gewendet  auf  einem  Felsen.  Ihm  zugewandt  steht 
eine  weibliche,  ebenfalls  bekränzte  Gestalt,  die  ganz  in  den  Mantel 
gehüllt  ist.  Über  dem  Kopfe  des  Sitzenden  auf  hochliegender 
Terrainlinie  zwei  Vögel,  die  sich  schnäbeln.  Rechts  schreitet  ein 
Jüngling,  einen  Mantel  um  Hüften,  Oberschenkel  und  1.  Schulter  ge- 
sohlungen, von  dannen .  Auf  der  anderen  Schmalseite  Herakles  zwischen 
zwei  Säulen. 

Die  Form  dieser  Ciste,  ein  Parallelepipedon,  ist  ganz  singulär. 
Auf  dem  Deckel,  dessen  Ecken  Greifenköpfe  zieren,  als  Griff  ein  nack- 
ter zurückgebogener  Jüngling.  Das  Gefäß  ruht  auf  Booksfüßen  mit 
zwei  Enten  darüber. 

Gefunden  1866  in  Palestrina.  Pieralisi,  lettera  sopra  una  data  prenestina  in  bronzo 
ornata  di  graffiti  (Rom  1867)  mit  Taf.  Alin.  20226,  20227.  Garg.  E  2748. 

Hei  big:  Führer.  IL  3.  Aufl.  21 


322      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1768. 

p)  Goldene  Halskette  mit  Anhängsel  in  Gestalt  eines  Acheloos- 
kopfes. 

Das  Schmuckstück  ist  eine  etruskisohe  Arbeit. 

Gefanden  1850  in  Palestrina.  Ball.  Ist.  1859,  26.  Boll.  d'arte  ni  S.  178,  Fig.  14. 
Alin.  20222.  Garg.  E  2735.  Vgl.  Marshall,  jewellery  in  the  Brit.  Mos.  1463. 

q)  Rest  einer  Spiegelkapsel  (vgl.  Bd.  I  S.  357,  S.  380  Nr.  685, 
n.  1777a)  Grieche  und  Amazone  in  Relief. 
Der  Jüngling,  in  lebhafter  Bewegung  naoh  r.,  mit  dem  schweren 
Rundschild  in  der  L.,  faßt  mit  der  R.  eine  in  heftiger  Abwehr  sich  ge- 
gen ihn  stemmende  Amazone  am  Haar,  deren  Bogen  am  Boden  liegt. 
Die  Figuren  sind  vorzüglich  in  das  ehemalige  Rund  hineinkomponiert. 

Boll.  d'arte  III  S.  192  Tai.  II.  Alin.  20223.  Garg.  B  2738. 

r)  Best  einer  Spiegelkapsel  mit  sitzendem  Herakles. 

Der  Held  ist  dargestellt  auf  dem  Löwenfell  sitzend,  die  L.  auf  die 
mächtige  Keule  stützend. 

Boll.  d'arte  III  S.  192,  Tal  II.  Alin.  2022S.   Garg.  B  2738. 

Beide  Kapseln,  zusammen  mit  einer  Reihe  von  im  Stile  sehr  ähn- 
lichen, stammen  aus  einer  griechischen  Fabrik,  die  im  3.  oder  2.  Jahr- 
hundert für  den  Export  arbeitete.  Man  hat  den  Fabrikationsort  an 
der  kleinasiatischen  Küste  vermutet. 

s)  Bronzene  Strigiles  mit  weiblichen  Figuren  als  Griff. 

Alin.  20225. 

t)  Bronzespiegel  (vgl.  Bd.  I S.  357).  Menelaos  im  Gespräch  mit 
Aphrodite. 

Menelaos  (Menle),  nackt,  bekränzt,  lauscht  leicht  gesenkten  Haup- 
tes dem  Zuflüstern  Aphrodites  (Turan),  während  eine  bekleidete  Frau 
r.  (Crisitha),  ihn  vor  Aphrodites  Worten  zu  bewahren  sucht.  R.  sitzt 
ein  Jüngling  in  phrygisohem  Gewände  (Tefcrun).  Im  Hintergrunde 
die  Köpfe  zweier  Frauen,  die  eine  mit  Beischrift  (Irisis).  Oben  Helios 
im  Viergespann  auffahrend,  unten  Fische,  am  Griffe  nackte  geflügelte 
Frau.  Obwohl  nur  der  Aphrodite  und  des  Menelaos  Namen  verständlich 
sind,  hat  man  doch  aus  der  Haltung  der  übrigen  Personen  zu  schließen 
geglaubt,  daß  Menelaos  vor  der  Abreise  nach  Kreta  dargestellt  sei. 
In  der  Frau  r.  von  ihm  wäre  dann  Helena  zu  erkennen,  die  ihm  abrät, 
wegzureisen  und  sie  mit  dem  gefährlichen  phrygischen  Gastfreunde 
allein  zu  lassen.  Die  Deutung  ist  unsicher.  Zeichnung  und  Kompo- 
sition sind  recht  fein. 

Etr.  Spiegel  IV  378.  Bali.  Ist.  1869  S.  34.  Aren.  Z.  1860  8. 861. 

u)  Hölzerne  Futterale  zur  Aufbewahrung  von  Sohminke  u.  dgl. 

Die  Erhaltung  dieser  Gegenstände  ist  staunenswert.  Sie  sind  ein 

charakteristisches  Beispiel  dafür,  wie  das  antike  Kunsthandwerk 

selbst  die  kleinsten  Gebrauchsgegenstände  geschmackvoll  auszugestal- 


SAMMLUNG  BARBERINI.  323 

ten  verstand.  Soloher  Behälter  wurden  verschiedene  gefunden,  drei  be- 
sonders schöne  sind  in  die  Sammlung  Barberini  gelangt.  Eines  stellt 
eine  Taube,  ein  anderes  ein  liegendes  Kalb,  ein  drittes  einen  beschuh- 
ten Fuß  dar  in  sehr  naturwahrer  Bildung.  Während  an  dem  letzteren  die 
Sohle  den  eigentlichen,  in  viele  Fächer  geteilten  Behälter  darstellt, 
sind  die  beiden  anderen  horizontal  in  der  Mitte  geteilt;  die  obere,  an 
einem  hölzernen  Zapfen  drehbare  Hälfte  dient  als  Deckel.  In  den 
Fächern  Beste  von  Schminkkörnern  u.  a.  Die  Holz-Etuis  bildeten  zu- 
sammen mit  den  übrigen  kleinen  Gegenständen  den  Inhalt  einer  Ciste. 
Vgl.  die  Ciste  Pasinati  mit  sehr  ähnlichem  Inhalte  (Mon.  Ist.  VIII 
Taf.  VIII). 

Gefunden  1855, 1859.  Ball.  Ißt.  1855,  p.  XLVI,  1859,  26.  Boll.  d'arte  III  8.207 ff. 
Fig.  24— 26.  Garg.  E2760, 2761.  Vgl. Mon.  Ist.  VIII,  8.  Annali  1864  S.  372,  1866  S.  185. 

v)  Verschiedene  Toilettegegenstände,  u.  a.  Alabastra  aus  buntem 
Glas,  silbernes  Ohrlöffelchen,  in  einen  Entenkopf  endigend, 
Holzbüchschen  mit  Schwamm. 

Auf  den  Samtbrettern: 

w)  Täfelchen  ans  Knochen  mit  Belief  Verzierung. 

Schmalseite  am  Eingang: 

Zwei  stehende  Krieger  mit  Panzer,  Helm,  Beinschienen,  Schild  und 
Lanze.  Jedes  dieser  beiden  Plättchen  ist  der  Länge  nach  halbiert. 

Boll.  d'arte  III  199,  Fig.  28.  Alin.  20224.  Garg.  E  2753.  Fernique,  Hude  sur 
Preneste  Tat  IV. 

Gegenüber: 

Zwei  sitzende,  einander  zugekehrte  Sphinxe. 
Fernique  Taf.  IY. 

Fensterseite,  links: 

Zwei  Krieger  und  eine  Frau  in  langem  Peplos  mit  Überschlag,  in 
der  gesenkten  L.  eine  Blüte  haltend. 

Alin.  20224.   Garg.  E  2752. 

rechts: 

Zwei  Krieger,  einer  davon  mit  Helm  in  Püosform,  eine  Frau  in 
Chiton  und  Mantel  mit  einem  Thyrsosstab,  Hermes  mit  dem  Petasos  im 
Nacken  und  dem  Kerykeion  von  vorn,  Profil  nach  r. 

Garg.  E  2752. 

Gegenüber  auf  der  Längsseite: 

Hermes  nach  r.,  Herakles  mit  Panzer,  Fell  und  Keule,  den  1.  Fuß 
auf  eine  von  vorn  gesehene  Amphora  stützend,  bei  einer  Quelle  mit 
Löwenspeier,  ferner  ein  Krieger.  Eine  ursprünglich  dazugehörige  Platte 
mit  Athena  (Abb.  bei  Fernique)  ist  verloren  gegangen. 

Boll.  d'arte  in  S.  198  Fig.  27.  Alin.  20224.  Garg.  E  2753.  Fernique,  etude  sur 
Preneste,  Taf.  III. 

21* 


324     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  G1ULT0.  1769-1770. 

Diese  Plättohen  bildeten,  zwei  und  zwei  die  größeren,  vier  und 
vier  die  kleineren,  den  Belag  von  Kastehen.  Sie  waren  ursprünglich 
umrahmt  und  bemalt.  Man  hat  für  diesen  Kunstzweig  launische  Her- 
kunft angenommen.  Tracht  und  Bewaffnung  nähern  sich  durchaus 
römischer  Art. 

Gefunden  1866.  Fernique,  etude  wir  Preneste  S.  208 «f.,  Taf.  III,  IV. 

hinten: 
x)  Halsketten  aus  bunten  Glasperlen« 

1769  Eingangswand. 

Recht  8  vom  Eingang  sind  Funde  aufgestellt,  die  zwar  nicht  aus 
Barberinischem  Besitze,  aber  sicher  auch  aus  Palestrina  stammen. 

,  Linke  Schrankhälfte, 

oben: 

a)  Hölzerner  Cistendeckel. 

Mittelfach: 

b)  Bronzeeiste«  Frau,  die  einen  nach  r«  stürmenden  Wagen  mit 
zwei  Flügelrossen  besteigt.  Sie  ist  mit  Amazonenschild  und 
Lanze  bewaffnet.  Ein  nackter  Jüngling  mit  Schild  faßt  die  Pferde 
am  Zügel.  R.  Athena  mit  Lanze  und  Schild,  dann  geflügelte  Frau 
neben  Flügelroß.  Vielleicht  Heras  Auszug  zum  Kampf?  Deckel  - 
figuren:  nackter  Jüngling  und  Frau  mit  Perizoma,  sich  an- 
fassend. 

unten: 

c)  Bronzespiegel.  Hermes,  der  das  Dionysoskind  trägt« 

d)  Bronzeeiste  mitdurchbrochenem  Körper.  Auf  demDeckel  Kampf  - 
szenen,  darunter  ein  von  der  geflügelten  Athena  unterstützter, 
nachr.  stürmender  Krieger  mit  Hund  gegen  einen  umgesunkenen, 
unbewaffneten  Mann,  den  eine  geflügelte  Frau  auffängt.  Mene- 
laos  und  Alexandros? 

S.  Matthies,  die  pränest.  Spiegel,  Taf.  I   S. '37f.,  Pollak,    Auktions-Kat.  Gag- 
liardi  615  Taf.  6. 

Rechte  Schrankhälfte. 
Mittelfach,  rechts: 

e)  Bronzeeiste.  Fesselung  des  Amykos.  Der  letztere  ist  von 
Kastor  besiegt  und  an  den  Baum  gebunden,  den  Sieger  bekränzt 
Athena.  Dabei  Jünglinge  an  einer  Quelle  mit  Ausfluß  in  Form 
eines  Löwenkopfes.  Von  dieser  Hauptdarstellung,  die  dieselben 
Motive  wie  die  ficoronische  Oiste  n.  1752  behandelt,  nicht  beson- 
ders abgetrennt  ein  Tierfries.    Auf  dem  Deckel  Seewesen. 

unten  (von  links): 

f )  Bronzespiegel.  Dionysos  nach  r.  auf  einem  von  Löwen  und  Pan- 
thern gezogenen  Wagen. 


SAMMLUNG  BARBER1NI.  325 

g)  Bronzespiegel«   Jason  nach  r.  auf  von  wilden  Tieren  gezogenem 
Wagen.  Von  oben  herab  schwebt  eine  Victoria,  um  ihn  zu  krän- 
zen. Im  Vordergrand  stehen  Athena  und  Fortuna.  Die  Figuren 
tragen  alle  Beischriften  (Hiaso,  Fortuna,  Menerva,  Victoria), 
h)  Bronzeciste  mit  durchbrochenem  Körper.  Auf  dem  Deckel  als 
Griff  zwei  behelmte  nackte,  einen  dritten  tragende  Krieger.    Der 
Deckel  ist  verziert  mit  Amazonenkämpfen  in  zwei  Gruppen,  die 
durch  eine  von  vorn  gesehene  Skylla  getrennt  sind.   Unter  den 
Kämpfenden  Herakles  mit  der  Keule. 
Alle  im  folgenden  beschriebenen  Stücke  stammen  wieder  aus  Bar- 
berinischem  Besitze. 

Links  vom  Eingang 
oben  links: 

i)  Bronzespiegel.  Gorgoneion  mit  lang  heraushängender  Zunge  und 
Reißzähnen. 

Etr.  Sp.  IV  428,  2.    Garg.  B  2749. 

darunter: 

k)  Bronzespiegel.  Helenas  Wochenbett. 
Neben  der  kaum  von  der  Geburt  der  Hermione  genesenen  Helena, 
die  nach  1.  auf  einer  Kline  liegt,  das  Kind  am  Busen,  sitzt  in  ein  Frau- 
engewand gehüllt  Paris  auf  einem  mit  Sirenen  verzierten  Schemel  und 
blickt  aufmerksam  auf  die  von  1.  mit  einer  Blüte  herantretende  Aphro- 
dite. Links  an  der  Wand  hängende  Schuhe  bezeichnen  den  Innenraum. 
Die  herabschwebende  Sphinx  läßt  Unheil  ahnen.  Unten  Schwäne  mit 
einander  abgekehrten  Hälsen.  Den  Figuren  sind  Insohriften  (Elina, 
Ermania,  Elaohsantre,  Turan)  beigefügt. 

Etr.  Spiegel  IV  Taf.  370.  Bull.  Ist.  1860  S.  26. 

Rechts  darüber: 

1)  Ovaler  Cistendeckel  mit  punktierter  Tier-  und  Pflanzendeko- 
ration. 

Im  Schranke  daneben;  rechts: 
m)  Bronzespiegel.   Bankettszene* 

Auf  einer  Kline  liegen  unter  einer  Epheulaube  ein  Mann  und  eine 
Frau,  er  mit  Trinkgefäß  und  Blume,  sie  mit  einer  Taube.   Vor  der 
Kline  ein  Eßtisch,  unter  dem  ein  Hund  liegt.  Von  1.  kommt  eine  Die- 
nerin mit  einem  Krug  auf  einer  Platte. 
Etr.  Spiegel  IV  Taf.  410. 

1770  Linke  Längswand. 

Schrank  I.    Oben  links: 

a)  Bronzespiegel.     Eine  nackte,  auf  einer  Kline  liegende  Frau 
wird  von  einem  die  Syrinx  blasenden  Satyr  und  zwei  lebhaft  er- 
regten Papposilenen  überfallen. 
Etr.  Spiegel  V  Taf.  42. 


326      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1770. 

Rechts: 

b)  Bronzespiegel. 

Sitzender  Mann,  auf  adlerbekröntes  Szepter  gestützt,  hinter  ihm 
zwei  stehende  Frauen.  Vor  ihm  steht  1.  ein  Satyr.  Unten  ein  großer 
Aohelooskopf. 

Unten  links: 

c)  Bronzespiegel.  Herakles  auf  einem  von  zwei  Kentauren  nach 
1.  gezogenen  Wagen.  Er  schultert  die  Keule.  Unter  dem  Wagen 
ein  Hund. 

Unten  rechts: 

d)  Bronzespiegel.  Eroten,  die  einen  Löwen  bekämpfen.  Mit 
Bogen,  Äxten,  Steinblöcken,  Lanzen  rücken  die  Kleinen  dem 
machtigen,  wild  brüllenden  Tier  zu  Leibe,  das  einen  von  ihnen  in 
eine  höchst  kritische  Situation  gebracht  hat.  Die  Erfindung  ist 
vorzüglich  und  die  Zeichnung  sehr  flott. 

Etr.  Spiegel  IY  Taf.  820.   Garg.  E  2750.  Boll.  d'arte  in  S.  193  Fig.  28. 

e)  Orale  Ciste  mit  eingravierten  Figuren,  die  Waffen  (Beinschie- 
nen, Panzer)  in  den  Händen  tragen.  Das  Stück  ist  interessant  da- 
durch, daß  man  zu  seiner  Herstellung  die  Hälfte  einer  früher  zu  einer 
größeren  Ciste  verwendeten  Platte  wiederbenutzte,  weshalb  von 
den  Figuren  nur  die  Oberkörper  sichtbar  sind.  Ein  ähnlich  zer- 
schnittenes Stüok  Mon.  Ist.  VIH  Taf.  VIII. 

f )  Bunde  Ciste  mit  nacktem  Satyr  und  Mädchen  als  Deckelfiguren. 
Auf  dem  Deckel  ein  Triton  in  Vorderansicht  zwisohen  Skylla  und 
Triton  in  Profil.  Als  Hauptdarstellung  ein  Satyr,  die  Doppelflöte 
blasend,  ein  zweiter,  tanzender,  ein  nacktes  Mädchen.  Krieger 
und  nacktes  Mädchen  gruppiert  mit  einem  Alten  und  einem 
Jüngling  in  phrygischem  Kostüm. 

Schrank  II. 

g)  Bronzespiegel.  Vor  dem  nach  r.  sitzenden  Paris  in  phrygischer 
Tracht  steht  eine  nackte  und  eine  bekleidete  Frau.  Vielleicht 
Paris,  Oinone  und  Aphrodite? 

h)  Bronzespiegel.  Nackter  Jüngling  nach  1.,  sitzende  Frau  mit 
nacktem  Oberkörper  nach  r.  Oben  schwebt  ein  geflügeltes 
Mädchen  mit  einer  Fruchtschale. 

i)  Bronzegefäß  in  Form  eines  Alabastron. 

Sohrank  III. 
Oben  links: 
k)  Bronzespiegel    Raub  der  Kassandr a. 

Aias  reißt  die  Kassandra  vom  Altar  der  Athena,  an  deren  Stand- 
bild sie"  sich  geklammert  hält.  Die  Darstellung  ist  erst  nachträglich 
eingraviert  an  Stelle  von  einfachen  Kreisen. 


SAMMLUNG  BARBERJNI.  .  327 

Unten  links: 

1)  BronzespiegeL  Ein  Knabe  im  Spiele  mit  einem  stoßenden 
Böckehen. 

Etr.  Spiegel  IV  422. 
Unten  rechts: 
m)  Bronzespiegel,    Bestrafung  des  Marsyas. 

Apoll  wetzt  in  der  1.  Hand  das  Messer  zur  Schindung  des  mit  ge- 
fesselten Händen  vor  ihm  kauernden  Marsyas,  für  dessen  Schonung 
ein  kleiner  Satyr  fleht,  der  das  r.  Bein  des  Gottes  umfaßt.  B.  eine 
Frau  (Artemis?),  die  den  Marsyas  wie  einen  Hund  an  der  Leine  führt. 

Etr.  Spiegel  IV  Taf.  296.  Boll.  d'arte  in  192  Fig.  22.    Garg.  E  2749. 

Schrank  IV. 
Oben  links: 
n)  BronzespiegeL    Bellerophon  im  Kampfe   mit  der  Ghimaira. 

Gefunden  1866.   Etr.  Spiegel  V  73. 

nach  r. 
Oben  rechts: 

o)  BronzespiegeL  Dionysos,  derThyrsos  und  Blätterkrone  trägt, 
zwischen  Satyr  und  Mänade. 

Unten  links: 

p)  Bunde  Ciste.  Flötenblasender  Marsyas  zwischen  zwei  Nym- 
phen bei  einer  Quelle.  Dabei  weitere  unbedeutende  Figuren,  da- 
runter ein  Jüngling  mit  Pferd.  Auf  dem  Deckel  Skylla  und  Triton. 

Unten  Mitte: 
q)  Bronzegefäß  (sogen,  ampulla  scortea).  Ein  solches  Gefäß  ist  das 
S.  318  n.  1768  a  neben  dem  sich  kämmenden  Dämon  stehende. 

Vgl.  Amelung,  Führer  durch  die  Antiken  in  Florenz  p.  247  und  Not.  d.  sc.  1897 
p.  866,  Fig.  6. 

Schrank  V. 

Oben  links: 
r)  BronzespiegeL    Herakles  und  Epheben. 

Oben  rechts: 
s)  BronzespiegeL    Ein  Ephebe  mit  Petasos  zwischen  zwei  be- 
kleideten Frauen. 

Unten  links: 

t)  Bronzespiegel  mit  Liebesunterhaltung  zwischen  einem  1.  sitzen- 
den Jüngling  und  einem  r.  sitzenden  Mädchen,  zwischen  denen 
Eros  mit  dem  Pfeile  steht. 

Unten  rechts: 
u)  BronzespiegeL    Athena  und  Eros  vor  r.  sitzendem  Paris. 


328  •  DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1770-1771. 

Schrank  VI. 

Oben  links: 

v)  Bronzespiegel.  Ein  bärtiger  Mann  nach  r.  im  Gespräch  mit  einer 
sitzenden,  die  Spindel  im  Schöße  haltenden  Frau,  die  die  Füße  auf 
einen  Schemel  stützt  und  die  R.  traulich  auf  den  Schenkel  des 
Mannes  legt.  Heben  letzterem  Schild  und  Helm.  Die  Szene  ist 
auf  Odysseus  im  Gespräche  mit  Penelope  gedeutet  worden. 

Btr.  Spiegel  IV  406. 

Oben  rechts: 

w)  Bronzespiegel.  Eine  nackte  geflügelte  Frau  nach  r.  und  eine  be- 
kleidete mit  einem  Hunde. 

Schmale  Fensterwand,  gegenüber  dem  Eingang  (links  vom  Fen- 
ster): 

Schrank  VII. 

Mittelfach  rechts: 
x)  Bronzespiegel  mit  Satyr,  der  eine  nackte,  vom  Bücken  gesehene 
Nymphe  verfolgt. 

Schrank  VIII. 

Mittelfach  links: 
y)  Bronzespiegel  mit  Toiletteszene.  Frau  nach  1.  sitzend,  vor  ihr 
Mädchen  mit  einem  Kästchen. 

Rechts : 

z)  Bronzespiegel«  Hermes  im  Gespräch  mit  einer  nach  r.  thronen- 
den Frau,  neben  der  eine  nackte  Dienerin  mit  Sonnenschirm  steht. 
Man  hat  die  Szene  als  Hermes  bei  der  Kalypso  erklärt.  Unten 
ein  fischbeiniger,  in  der  L.  einen  Fisch  haltender  Daimon. 

Etr.  Spiegel  IV  404.    Garg.  E  2751. 

Durch  die  Tür  am  Ende  der  1.  Seitenwand  in  einen  kleinen  Raum, 
dessen  Decke  mit  zierliohen  Grotesken  in  antikem  Geschmacke  be- 
malt ist.  Das  Zimmer  enthält  den  kostbaren 

1771  Grabfund  aus  Todi. 

Die  Gegenstände  entstammen  alle  einem  Grabe,  das  man  ohne 
Grund  als  Grab  einer  Priesterin  bezeichnet  hat.  Die  Funde,  die 
darauf  schließen  lassen,  daß  die  Leiche  einer  vornehmen  Frau  bestattet 
war,  gehören  dem  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  an.  Sie  sind  in  ihrer  Art 
nicht  weniger  charakteristisch  für  die  italische  Kultur  dieser  Epoche 
als  z.  B.  die  der  tomba  Barberini,  Bernardini,  Regulini-  Galassi  für  das 
7.  Jahrhundert. 

Von  dem  hölzernen  Sarg,  in  dem  die  Leiche  lag,  sind  Reste  des 
Beschlages,  kreisrunde  Bronzeplättchen,  vier  eiserne  zum  Tragen  be- 


•  GRABFUND  AUS  TODI.  329 

stimmte  Griffe  und  sechs  Greifenköpfe  aus  Blei  erhalten.  Die  Leiche 
war  in  ein  Gewand  gehüllt,  das  nicht  erhalten  ist,  zu  dem  aber  eine 
Reihe  sternförmiger  Goldornamente  gehörte,  die  aufgenäht  waren, 
und  goldene  Wellen,  in  die  kleine  springende  Delfine  tauchen.  Letz- 
teres Ornament,  das  besonders  in  der  etruskischen  Kunst  (Kästchen- 
besehlag  in  der  Sammlung  Bruschi  zu  Corneto,  Malereien  der  tomba 
Bruschi  und  tomba  del  Tifone  ebenda)  beliebt  war,  schmückte  wahr- 
scheinlich den  Saum  des  Gewandes. 

Zu  dem  Gewände  gehörten  ferner  wohl  20  runde,  goldene  und  ge- 
wölbte Plättchen,  zum  Überziehen  von  Knöpfen  bestimmt,  einige  da- 
von mit  einem  weiblichen,  mit  Diadem  und  Halskette  geschmückten 
Kopfe  von  vorn  in  Relief,  andere  mit  Silenskopf  oder  Rosette.  Ein  läng- 
liohes,  goldenes  Scheibchen  zeigt  eine  sitzende,  nackte  Flügelfigur. 
Man  beachte  auch  eine  Elfenbeinnadel  mit  einem  Widderkopf  amEnde. 

Unter  dem  Schmucke  der  Toten  ragen  hervor  zwei  neben  dem 
Kopf  gefundene  Garnituren  goldenerOhrringe,  beachtenswert  besonders 
ein  Paar  großer,  barocker  Ohrgehänge  aus  Gold.  Von  einem  gewölb- 
ten länglichen,  mit  Filigranornamenten  verzierten  Schildchen  hängt 
ein  großer,  getriebener  Frauenkopf  freien  Stiles  herab,  an  dem  eine 
Anzahl  Bommeln  befestigt  sind.  Der  Frauenkopf  trägt  große  Ohrringe 
und  am  Hals  eine  Kette.  Er  hängt  zwischen  Bommeln,  die  an  Kett- 
chen befestigt  sind.  Die  Ohrgehänge  sind  als  beste  Erzeugnisse 
etruski8oher  Goldschmiedearbeit  des  3.  Jahrhunderts  zu  betrachten. 
Von  einem  sehr  ähnlichen  Paare,  das  bei  Perugia  gefunden  wurde,  be- 
findet sioh  das  eine  Exemplar  in  Perugia,  das  andere  im  Britischen 
Museum. 

Ferner  beachte  man  zwei  goldene  Halsketten,  eine  mit  Bommeln, 
die  andere  mit  drei  großen  Medaillons,  deren  zwei  durch  einen 
Medusenkopf  schönen  Stiles,  eines  durch  einen  ovalen  Onyx  verziert 
ist.  Ferner  Goldringe,  einer  mit  einem  Onyx,  ein  anderer  mit 
einem  großen  Schild  aus  Blattgold  über  einem  Eisenkern,  darauf  ein 
nackter  Jüngling  und  ein  Mädchen  mit  der  etruskischen  Beischrift 
lasa  vecuvia.  Die  abnorme  Weite  des  Ringes  läßt  darauf  schließen, 
daß  die  Besitzerin  ihn  am  Daumen  getragen  haben  muß,  wie  man  es 
bei  den  gelagerten  Deokelfiguren  etruskischer  Sarkophage  gelegentlich 
beobachten  kann,  die  derselben  Zeit  angehören  (vgl.  Bd.  I,  S.  272  ff. ). 

Unter  denBeigabensind  außer  einem  Salbgefäße  aus  blauem  Glase 
mit  Streifen  besonders  beachtenswert  einige  Bronzegeräte,  ein  Spiegel, 
dessen  Griff  aus  Elfenbein  besteht,  mit  schlecht  erhaltenen,  eingravier  - 
tenFiguren  und  etruskischenBuchstaben,  eine  Schale  mitGrif  f  inGestalt 
eines  stehenden,  bekränzten,  nackten  Jünglings  (vgl.  n.  687, 690),  ein 
Bronzekrug  mit  Griff  in  Gestalt  eines  bärtigen  Silens  freien  Stiles,  eine 
kleine  Eule  als  Deckelgriff  einer  in  dürftigen  Resten  erhaltenen  Bronze- 
ciste,  ein  ganz  barockes  Thymiaterion  (zur  Gattung  vgl.  Bd.  I  S.356) :  drei 


330      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIÜLIO.  1772—1773. » 

geflügelte  sitzende  Frauen  tragen  auf  ihren  Bücken  eine  radf örmige 
Scheibe ;  auf  letzterer  ruhtauf  besonderer  Basiseine  Reibschale  mit  Aus- 
guß, worin  ein  gebückter  Satyr  mit  Reibsteinen  arbeitet;  er  trägt  auf 
dem  Rücken  einen  Stab,  in  dessen  Mitte  eine  weibliche  Flügelfigur 
mit  Tunica  schwebend  angebracht  ist.  Oben  ein  flaches  Schalchen 
mit  vier  Schwänen  auf  dem  Rand  und  vier  tropfenartigen  Anhängern. 
Die  tönernen  Beigaben  sind  rohe,  unteritalische  Töpfe. 

Gefunden  1886  bei  Todi.  Not.  d.  scavi  1886, 358 ff.  Böm.  Mitt.  I  (1886)  228ff.  (Hei- 
big). Bendiconti  dei  Lincei  1891,  p.  328,  597  (Barnabei).  Die  Ohrringe:  Hadaczek,  Der 
Ohrschmuck  d.  Gr.  und  Etr.  in  Wiener  Abhdlgn.  1903, 67 f.,  Fig.  135,  136.  Alin.  27265. 
Das  entsprechende  Paar  aus  Perugia:  Conestabile,  Mon.  di  Perugia,  Tal.  CVI 2.  Mars- 
hall, jewellery  in  the  brit.  Mus.  Nr.  2262,  Fig.  72,  Tat  XLIV. 

Zurück  durch  den  vorigen  Saal  in  das  Veslibül,  dann  von  die- 
sem aus  in  die  halbkreisförmige  Portikus.  Hier  rechts  über  einige 
Treppenstufen  in  einen  länglichen 

Vorraum.  f 

1772  Etruskische  Sarkophage. 

a)  In  der  Mitte  ein  steinerner  Sarkophag,  dessen  Deckel  fehlt,  mit 
Darstellungen  in  Relief  auf  allen  Seiten.  Vorn:  zwei  zu  einem  Altar 
geflüchtete  Frauen  mit  aufgelöstem  Haar  und  nacktem  Ober- 
körper werden  von  zwei  Männern  bedroht.  Zwei  geflügelte  weib- 
liche Todesdämonen  sind  zugegen,  wie  sie  auf  j  üngeren  etruskischen 
Denkmälern,  etwa  vom  3.  Jahrhundert  ab,  häufig  bei  mytho- 
logischen Szenen  erscheinen,  oft  mitten  zwischen  Figuren  aus 
der  griechischen  Sage  gestellt.  Rechts  davon  eine  Frau  auf 
einem  Steinsitz,  auf  die  ein  Alter  und  eine  Frau  einreden.  Rück- 
seite: An  einem  Altar,  hinter  dem  der  Oberkörper  eines  nackten, 
behelmten  Mannes  und  einer  nackten  Frau  (Mars  und  Venus?) 
sichtbar  werden,  sollen  ein  hilfeflehendes  nacktes  Weib  und  ein 
nackter,  am  Boden  sitzender,  wehrloser  Mann  geopfert  werden.  Die 
Frau  wird  am  Haar  von  einem  Mann  gerissen,  dem  ein  anderer 
mit  einem  Bündel  langer  Hölzer  folgt;  dem  Manne  nahen  zwei 
mit  mächtigen  Felsblöcken  bewaffnete.  Verbrennung  und  Steinig- 
ung bereiten  sich  vor.  Auf  der  einen  Nebenseite  Zweikampf  zwi- 
schen zwei  Männern,  von  denen  einer  ins  Knie  gesunken  ist;  auf  der 
andern  ein  Mann  in  lebhafter  Erregung  zwischen  einem  trauernd 
am  Boden  sitzenden  Mann  und  einer  auf  einen  Altar  geflüchte- 
ten Frau.   Pilaster  mit  ionischen  Kapitalen  an  den  Ecken. 

Aus  Toscanella.  Secondiano  Campanari,  Tuscania  e  i  suoi  monumenti  I  Tat  8  p.  32. 
Phot.  Brogi  18677. 

b)  Steinerne  Deckelfigur  eines  gelagerten  Etruskers  mit  Trinkschale 
in  der  R.  Die  stark  verwitterte  Inschrift  gibt  den  Namen  und  das 
Alter  (46  Jahre)  des  Verstorbenen  an. 


ERSTER  SAAL.  331 

c)  Vorderseite  eines  Steinsarkophages  mit  zwei  bärtigen  Drachen 
und  etruskisoher  Inschrift. 

Neben  der  Eingangstür  zum  nächsten  Saal: 

d)  Zwei  Graboippen  aus  Peperin  mit  Darstellung  der  Türen  zur  Unter- 
welt in  Relief.  Auf  dem  Exemplar  1.  Spuren  von  Axthieben  und 
Sägeschnitten  (vgl.  n.  1079  und  die  Nachträge  dazu). 

Ans  Ferento.  Vgl.  Not.  d.  sc.  1908,  374  (Abbild.). 

Erster  Saal. 

Dieser  Saal  enthält  in  einer  Reihe  von  Glaskästen  Funde  aus  ver- 
schiedenen Orten  in  Latium,  Umbrien  und  Etrurien. 

1773  Terrakottasarkophag  mit  gelagertem  Paar,  aus  etwa  400 

Stücken  wieder  zusammengesetzt. 

Aus  Cervetri. 

Auf  einer  Kline,  deren  reichverzierte  Beine  oben  in  ionische  Voluten 
endigen  und  über  deren  Matratze  ein  lang  herabhängendes  Tuch  ge- 
breitet ist,  liegen  ein  Mann  und  eine  Frau  langausgestreckt  hintereinan- 
der, beide  mit  aufgerichtetem  Oberkörper.  Beide  stützen  den  1.  Ellen- 
bogen auf  Kissen.  Das  der  Frau  ist  doppelt  zusammengelegt.  Der 
Mann  legt  auf  die  1.  Schulter  der  Frau  traulich  die  R.  Vermutlich  hielt 
er  in  ihr  ein  Trinkgefäß.  Mit  der  L.  berührt  er  sachte  ihren  Arm.  Die  Frau 
hielt  in  den  vorgestreckten  Händen  ein  kleines  Attribut  (Blume,  Frucht, 
Ei  oder  Salbgefäß).  Die  fehlenden  Gegenstände  wird  man  sich 
vielleicht  aus  kostbarem  Metall  zu  denken  haben.  Der  Mann  ist  nackt 
bis  auf  einen  großen  engen  Mantel,  der  ihn  unterwärts  bedeckt  und  von 
dem  ein  überaus  zierlich  gefalteter  Zipfel  zwischen  den  Kissen  sichtbar 
wird,  die  Frau  trägt  den  langen  ionischen  Chiton  mit  kurzen  Ärmeln, 
dessen  feine,  höchst  sorgfältig  gelegten  Falten  über  ihren  Füßen  sicht- 
bar werden  unter  dem  Mantel,  der  ebenfalls  sehr  sorgfältig  gelegt,  ihren 
Unterkörper  bedeckt.  An  denFüßen  trägt  sieSchnürsohuhe  aus  weichem 
Leder  mit  Spitzen,  eine  im  ionischen  Kulturkreis  heimische  und  in 
Etrurien  angenommeneForm,  bekannt  durch etruskischeGrabgemälde. 
Besonders  interessant  sind  die  Köpfe  der  Figuren  mit  dem  leichten 
archaischen  Lächeln.  Aus  der  Eigenart  des  archaischen  Stiles,  nicht 
etwa  als  Rasseneigentümlichkeit  sind  auch  die  etwas  schief  gestellten 
und  geschlitzten  Augen  zu  erklären.  Der  Mann  hat  spitzen  Kinn- 
bart, aber  rasierte  Oberlippe;  die  Frau  trägt  eine  Spitzhaube  (tutulus) 
als  Kopfbedeckung.  Das  Haar,  in  dem  der  Mann  vorn  einen  Blätter- 
kranz trug,  hängt  in  langen  Strähnen  auf  den  Rücken;  von  diesen 
fallen  bei  der  Frau  einige  losgelöste  vorn  über  die  Schulter.  Reste 
von  Bemalung  erkennt  man  hier  und  da,  besonders  auf  den  Klinen- 
beinen.  Die  ganze  Gruppe  besteht  aus  vier  gesondert  geformten  Teilen, 


332     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIÜLIO.  1774—1777. 

deren  zwei  die  Kline  bilden — ihr  Inneres  enthielt  dieAsohe  der  Toten  — , 
während  die  Figuren  als  Deckel  dienen.  Die  besonders  fein  ausgearbei- 
teten Arme  und  Hände  sind  allein  massiv  und  angesetzt.  Der  ungemein 
lebendige  Ausdruck  der  Gesichte  wurde  erhöht  durch  eingesetzte 
Pupillen. 

Der  Sarkophag  hat  ein  sehr  ähnliches  Gegenstück  desselben  Fund- 
ortes im  Louvre,  vor  dem  er  sioh  durch  die  nie  an  ihm  geübte  Restau- 
rierung besonders  auszeichnet,  wenn  ihm  freilich  auch  die  reichere 
Bemalung  des  Pariser  Exemplares  fehlt.  Letzteres  ist  durch  seine  Bei- 
gaben, darunter  korinthische  Vasen,  ziemlich  sicher  ins  6.  Jahrhun- 
dert datiert.  Derselben  Zeit,  wohl  der  ersten  Hälfte  des  6.  Jahrhun- 
derts gehört  unser  Exemplar  an,  während  ein  drittes,  Londoner 
Exemplar,  ebenfalls  aus  Gervetri,  etwas  älter  sein  wird.  Das  Werk 
trägt  alle  Kennzeichen  ionischer  Kunst  und  ist  vermutlich  von  einem 

Griechen,  vielleicht  einem  Phokäer,  in  Etrurien  gefertigt. 

Mon.  antichi  dei  Lincei  VIII 1898,  Taf.  XIII,  XIV  S.  521  ff.  (Savignoni).  Vgl.  Deonna, 
stat.  de  terre-cuite  S.  184.  Collignon,  statues  funeraires  d&ns  l'art  grec  351,  Fig.  221.  Mon. 
ant.  dei  Lincei  XV  (1905)  S.  29 ff.,  Fig.  9  (Pinza).  Walters  hist,  of  anc.  pottery  II  318. 
DellaSetaRetigione  e  arte  figurata  185  Fig.  172.  Montelius  Italie  primit.II  309.  Pottier 
cat.  des  vaaes  antiques  II 414.  Altmann  Archit.  u.  Ornam.  der  ant.  Sarkoph.  33.  Martha 
l'art  etr.  299.  Phot.  Garg.  G.323 — 25.  Exemplar  in  Louvre:  LongpärierMnsee  Napoleon, 
Taf.  80  (farbig).  Mon.  dell'Ist.  VI  Taf.  59.  Exemplar  im  brit.  Mus.:  Murray,  Terra- 
cotta  Sarcophagi  Taf.  9—11. 

1774  Baumsarkophag  aus  öabii. 

Der  mit  der  Säge  in  der  Längsrichtung  durchschnittene,  mit  der 
Axt  ausgehöhlte  Eichenstamm,  von  dem  ein  Stück  bei  der  Ausgrabung 
zerstört  wurde,  lag  in  einem  Graben,  bedeckt  mit  von  feinem  Kalk 
durchsetzter  Erde  und  Steinen.  In  ihm  lagen  das  Skelett  und  bei  der  Aus- 
grabung verschwundene  Gegenstände  aus  Silber,  Eisen  und  Bernstein. 
Daneben  lagen  Vasen,  teils  aus  rotbraunem  Ton  (impasto  italico), 
teils  aus  gebranntem,  helleren  Ton  mit  Spuren  von  Bemalung. 
Beachtenswert  eine  fein  gehämmerte  Bronzeschale  und  ein  dunkles 
tönernes  Gefäß  mit  eingeritzten  Pferden,  Schlangen  und  Vögeln.  Zur 
Form  des  Grabes  vgl.  auch  n.  1789.  Das  Grab  gehört  etwa  der  Wende 
des  8.  zum  7.  Jahrhunderts  an. 

Bull.  comm.  XXXI  (1903),  Taf.  XI,  XI J,  352 ff.  (Pinza).  Vgl.  Kot.  d.  scavi  1S89 
S.  83f.  Alin.  27266.   Über  Gabii  vgl.  Pauly-Wissowa,  Realenzyklopädie. 

1775  Bronzefunde  aus  Cagli. 

a)  Durch  Schönheit  und  gute  Erhaltung  ragt  hervor  ein  wundervoll 
patinierter  Kopf  eines  Jünglings  im  Stile  des  5.  Jahrhunderts. 
Die  Augen  waren  aus  Email  eingesetzt,  die  krausen  Haare  über 
den  Ohren,  sowie  der  Helm  bis  auf  den  Stirnschutz  besonders  ge- 
gossen und  angesetzt  (man  sieht  im  Innern  des  Kopfes  deutlich 
die  Zapfen  der  Teile  mit  den  krausen  Haaren  rechts  und  links). 
Das  kurze  Haar  im  Nacken  und  vor  den  Ohren  schließt  die 
Deutung  auf  Athena  aus. 


ERSTER  SAAL.   '  333 

Phot.  Brogi  18673, 18678.  A.  Mahler,  Polyklefc  und  seine  Schule  120  (schlechte  Ab- 
bild.). Vgl.  Not.  d.  sc.  1878,  11».  Bull.  dell'Ist.  1878,  74.  Zu  der  Technik  der 
Stockungen  vgl.  Jahresb.  des  österr.  arcb.  Instituts  XI  1908  p.  SIS  ff.  (Pernice). 

b)  Kleines  behelmtes  Bronzeköpfchen  ebenfalls  von  sehr  feiner 
Ausführung. 

o)  Kleine  Statuette  eines  nackten  Mannes,  der  in  der  R.  die  Lanze 
schwang,  interessant  durch  die  unter  den  Füßen  stehen  geblie- 
benen Gußzapfen. 
Alin.  27263. 

d)  Marsstatuette. 
Die  übrigen  Figuren  zeigen  einen  nackten  und  neun  bewaffnete  Krie- 
ger primitiven,  lokal-umbrischen  Stiles.  Die  Funde  scheinen  alle  aus 
einer  am  Orte  selbst  betriebenen  Bronzegießerei  zu  stammen. 

1776  Statuen     einer    sitzenden     Frau    mit    Wickelkindern 

aus  Tuff. 

Die  auf  mächtigen  Thronen  sitzenden,  sehr  roh  gearbeiteten  Fi- 
guren haben  gelöstes  Haar.  Die  L.  hält  vier,  die  R.  ein  Wickelkind  auf 
dem  Schoß;  die  Arme  der  Kinder  sind  nach  antiker  Sitte  eng  an  den 
Körper  f  estgewiokelt.  Vermutlich  sind  diese  Statuen,  die  sich  in  großer 
Menge  beim  Heiligtum  einer  Muttergöttin  in  Oapua  fanden,  woher  wohl 
auoh  unsere  Exemplare  stammen,  Votive  von  Müttern  zur  Erflehung 
oder  zum  Dank  für  Kindersegen. 

Vgl.  Rom.  Mitt.  1907  Taf.  XII  ff.,  S.  474 f.  (Koch). 

1777  Vetrine. 

» 

a)  Spiegelkapsel  mit  Belief  aus  Bronze. 
Odysseus  steht  in  Bettlertracht  vor  Penelope,  die  die  Spindel  hält 
und  sinnend  seiner  Erzählung  lauscht,  während  der  Hund  Argos  (der 
in  der  homerischen  Dichtung  gleich  bei  der  Ankunft  seines  Herrn 
verendet)  ihn  erkennt  und  mit  der  r.  Pfote  sein  Bein  berührt. 
An  der  Wand  ein  Bukranion  und  ein  Gorgoneion.  Drei  außer  diesem 
noch  unveröffentlichten  Exemplare  seither  bekanntgewordene  Spiegel- 
kapseln mit  der  gleichen  Darstellung  (aus  Cervetri,  Corneto,  Ghiusi) 
beweisen  die  Beliebtheit  dieses  Motivs  und  die  fabrikmäßige  Her- 
stellung soloher  Kapseln  in  Etrurien  offenbar  nach  griechischen 
Mustern.  Für  die  griechischen  Vorbilder  nimmt  ein  namhafter  Ge- 
lehrter eine  Fabrik  des  4.  Jahrhunderts  in  Korinth  an. 

Exemplar  aus  Cervetri :  Brlt.  Mus.  Cat.  of  bronzes  Nr.  731.  Mon.  dell'Ist.  VIII  Taf. 
47,  Nr.  1.  Vgl.  annali  1867,  826 ff.  (Heibig),  bull.  1865,  246  (Braun).  Sitzungsber. 
der  bayer.  Akad.  d.Wissenscb.  1868,  78  ff.  (Braun).  Boscher,  Mythol.  Lexikon,  Penelope 
p.  1917.  Sammlung  Sabouroff  Taf.  147  (Furtwängler).  Literatur  Aber  Beliefe  auf 
Spiegelkapseln:  Sittl,  Arcb.  d.  Kunst  247,  608,  702.  Vgl.  unter  n.  685. 

b)  Pferdetrense  aus  Bronze. 

t      Aus  Barbarano. 

<  -  Das  wundervoll  patinierte  Stück  ist  ein  vorzüglich  erhaltenes 

Beispiel  einer  italischen  Pferdetrense,  die,  ähnlich  wie  die  römischen. 


334      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1778. 

eine  humanere  Form  zeigen  als  die  grausamen  griechischen  mit  den 
Stacheln  und  scharfrandigen  Scheiben,  die  den  Tieren  die  Mäuler 
blutig  rissen.  Die  im  Maul  des  Tieres  liegende  Achse  besteht  aus  zwei 
gedrehten,  ineinander  verhäkelten  Teilen,  die  halbmon<|förmJgen 
Stücke,  zwischen  denen  der  Kopf  des  Tieres  eingepreßt  war,  tragen 
als  Ornament  schematisch  wiedergegebene  Vögel  an  der  Stelle,  wo 
bei  anderen  italischen  Exemplaren,  deutlich  an  die  Bestimmung  des 
Gerätes  erinnernd,  Pferde  zu  sehen  sind.  Fast  identisch  mit  unserem 
Exemplar,  vermutlich  aus  derselben  Werkstatt,  ist  ein  anderes  aus 
Rusellae,  jetzt  in  Florenz  befindliches. 

Not.  d.  sc.  1897,  137,  Fig.  1  u.  8  (Pasqui).  Bull,  paletn.  ital.  1898,  79  mit  Abb. 
Andre  italische  Exemplare:  Bull,  paletn.  ital.  II  (1876),  Taf.V.  Montelius,  civ.prim.  en 
in  It.  I  Taf.  73, 95,  II,  Tat  178, 181, 190, 192, 197, 286.  Römische:  Baet. Limes  32,  Taf. 
XXI  56  S.  65  (Barthel).  Florentiner  Exemplar:  Kot.  sc.  1887.  136.  Montelius,  civil, 
prim.  II 376  Nr.  5.  Exemplare  aus  Falerii  in  unserem  Museum:  Mon.  ant.  dei  Lincei  IV 
Atlas  Taf.  XI  20, 21.  Griechische  Exemplare:  Pernice,  Griech.  Pferdegeschirr.  56.  Berl. 
Winckelm.  Progr.  Vgl.  Amelung,  Nachwort  zu  Cherbuliez,  athen.  Plaudereien  über 
ein  Pferd  des  Phidias  (übers,  von  J.  Biedisser)  p.  996  ff. 

c)  Bronzestreifen  mit  getriebenen  Figuren« 

Zum  Bankett  gelagert,  wie  häufig  auf  etruskischen  Grabgemälden, 
zum  Teil  in  eifriger  Unterhaltung,  ist  eine  Gesellschaft.  Die  Figuren 
tragen  die  von  dem  Terrokottasarkophag  (n.  1 773)  uns  bekannte  Kopf- 
bedeckung, den  Tutulus.  Auf  und  neben  einem  Kredenztisch  sieht 
man  mächtige  Trinkgefäße  stehen,  an  einem  dreibeinigen  Kohlen- 
becken (vgl.  n.  592)  einen  Sklaven. 

Aus  Bomano.   Über  Stil  und  Herkunft  vgl.  n.  747. 

d)  Bronzestreifen  mit  getriebenen  Figuren. 
Kampfszenen.  Wie  c  aus  der  2.  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts.  Ver- 
mutlich etruskische  Arbeit. 

Aus  Ferento. 

e)  Beinerne  Möbelverzierungen* 

L.  Bruchstucke  von  weiblichen  Köpfen  und  von  geflügelten  Eroten 
und  Psychen.  R.  Pferdeköpfe,  vielleicht  von  einem  Viergespann,  und 
Akanthusblätter.  Römische  Arbeiten  etwa  der  Zeit  des  2.  Jahrh.  vor 
bis  zum  2.  Jahrh.  nach  Chr. 

Aus  den  Abruzzen  (?). 

f)  Votivstatuetten  aus  Bronze,  darunter  ein  bärtiger  Krieger  im 
Panzer,  unter  dessen  Füßen  die  Gußzapfen  erhalten  sind.  R.  eine 
Frau  mit  Tutulus  und  breitem  Bronzegürtel,  mit  Blüte  in  der  R. 
Es  sind  Arbeiten  rohen  Stiles  des  6.  bis  5.  Jahrhunderts. 

1778  Vetrine  links  vom  Ausgange. 

Die  in  der  Vetrine  aufgestellten  Bronzen  wurden  im  römischen 
Kunsthandel  erworben.     Sie  zerfallen  in  vier  Gruppen: 
a)  Ein  Helm  und  zwei  Beinschienen,  griechischer*  Arbeit.    Die 
Kniestücke  der  Beinschienen  sind  als  Löwen-Masken  gestaltet 


ERSTER  SAAL.  335 

b)  Drei  rechteckige  umrahmte  Platten  mit  Reliefdarstellungen 
eines  hegenden  Löwen  und  zweier  liegender  Sphinxe.  Sie  er- 
innern in  stilistischer  Hinsieht  so  stark  an  die  berühmten 
Bronzebeschläge  eines  Wagens  aus  Perugia,  daß  wir  sie  dem 
gleichen  ionisch-italischen  Kunstkreise  des  6.  Jahrhunderts  v. 
Chr.,  vielleicht  auch  dem  gleichen  Fundorte  zuweisen  können. 
Jedenfalls  haben  auch  sie  als  Beschläge  hölzerner  Wandungen 

gedient. 

Die  Bronzen  von  Perugia:  Römische  Mitteilungen  1894,  253 ff.  und  Antik.  Denk- 
mäler II  (1803—94)  Taf.  14.  15.  (Petersen). 

c)  Verschiedene  Fragmente  ?on  Platten  und  Umrahmungen, 

die  Platten  mit  Reliefdarstellungen  phantastischer  Tiere. 
Italische  Nachahmungen  ionischer  oder  ionisierender  Arbeiten. 
Wahrscheinlich  aus  Umbrien. 

d)  Zwei  durchbrochene  Belief -Barstellungen  eines  Mannes,  der 
zwischen  zwei  Pferden  steht;  von  rechts  und  links  fliegt  auf 

die  Pferde  je  ein  Vogel  nieder  (nicht  überall  erhalten). 

Über  analoge  Darstellungen  vgl.  Jahresh.  d.  Osten,  arch.  Instituts  VII  1904  p. 
62  ff.  Fig.  73  a,  b;  VIII  1906  p.  73  Fig.  23.  Da  diese  Fundstücke  aus  Foligno  und 
Pesaro  stammen,  vermutet  man  auch  für  die  römischen  Stücke  Herkunft  aus  der 
gleichen  Gegend. 

Im  unteren  Fache: 

e)  Schwarzfigurige  attische  Amphora  mit  einer  Auszugsszene. 
Auf  der  Rückseite  Herakles  im  Kampfe  mit  dem  nemeischen 
Löwen.  L.  dabei  Iolaos  mit  der  Keule,  r.  Hermes  mit  Flügel- 
sobuhen. 

f)  Botfiguriger  Stamnos. 

Theseus  tötet  den  Minotauros.  Dabei  1.  Ariadne,  r.  ein  bärtiger, 
auf  einen  Stab  gestützter  Mann. 

g)  Rotfigurige  schlanke  Amphora  mit  gedrehten  Henkeln. 
Mädchen  mit  einer  leeren,  liegenden  Hydria  auf  dem  Kopfe. 
Die  beiden  nächsten  Säle  enthalten  die  Reste  von  fünf  Tempeln  des 

alten  Falerii  (heute  Civitä  Oasteilana),  unter  denen  der  Apollotempel, 
der  Merkurtempel  und  der  berühmte  Iunotempel  besonders  hervor- 
ragen. Eine  Publikation  der  betreffenden  Ausgrabung  sowie  der  ein- 
zelnen Fundobjekte  ist  seit  langer  Zeit  in  Vorbereitung. 

Literatur:  Merkurtempel:  Bull.  comm.  1911,  S.  62fl.  (Meugarelli).  Apollo- 
tempel: Not.  sc.  1887, 137  (Pasqui),  1888,  414ff.  (Cozxa).  American  Journal  of  arcb. 
1887.  464.  Iunotempel:  Not.  sc.  1887,  92 ff.  Plan  Taf.  n  2.  Am.  Journal  of  arch. 
1887,  461  ff.  Vgl.  Gott.  Gel.  Nachr.  1897, 137  ff.  (Degering).  Eöm.  Mitt.  1887,  23  f. 

Zweiter  Saal. 

Der  Saal  enthält  Funde  aus  Falerii  (nahe  bei  dem  heutigen  Civitä 
Castellana).  Die  ganze  r.  Hälfte  des  Saales  von  der  Eingangs-  bis  zur 
Ausgangstüre  wird  eingenommen  von  Funden  des  sogen.  Merkur- 
tempels (eontrada  „Sassi  caduti").  Auf  der  1.  Saalwand  sind  zwischen 


336      DAS  MÜSEÜM  DER  VILLA  PAPA  GIÜLIO.  1779. 

den  Fenstern  die  Funde  des  sogen,  „großen  Tempels14  (oontrada 
vignale)  aufgestellt,  zwischen  dem  zweiten  Fenster  und  der  Ausgangs- 
türe Funde  vom  sogen,  „kleinen  Tempel"  (oontrada  vignale),  zwi- 
schen Eingangstür  und  erstem  Fenster  sporadische  Funde  (oon- 
trada vignale  und  sassi  oaduti),  unter  den  beiden  Fenstern  aus  dem 
Kunsthandel  erworbene  Stücke  unsicherer  Herkunft. 
Wir  beginnen  die  Betrachtung  mit 

1779  Funden  von  dem  Merkurtempel. 

Sie  sind  in  chronologischer  Anordnung  aufgestellt.  Wir  beginnen 
r.  von  der  Ausgangstüre. 

a)  Bemaltes  Giebelakroter  mit  Zweikämpfern. 

Auf  einer  schmalen  Leiste,  welche  zwei  vegetabile  Voluten  ver- 
band, deren  linke,  wellengesäumte  allein  teilweise  erhalten  ist,  sieht  man 
einen  ins  Knie  gesunkenen  bärtigen  Krieger  sich  gegen  einen  r.  an- 
stürmenden Gegner  wehren,  dessen  obere  Hälfte  fehlt  bis  auf  Teile 
von  Arm,  Schild  und  Helmbusch  (daneben  an  der  Rückwand  des 
Schrankes),  sich  aber  leicht  ergänzen  läßt  mit  Hilfe  eines  ähnlichen  Re- 
liefs aus  Conca  (n.  1786).  Interessant  ist  die  Bewaffnung  der  Krieger. 
Außer  dem  archaischen  griechischen  Helm,  Panzer,  übers  Knie  reichen- 
den Beinschienen  und  Bundschüd  tragen  sie  Oberschenkelschienen .  Ver- 
einzelte Exemplare  soloher  Waffenstücke  in  Olympia  (Olympia  IV  Taf. 
LX)  und  im  Britischen  Museum,  Darstellungen  z.B.  auf  attischenVasen, 
oft  unverstanden,  klar  und  ähnlich  wie  auf  diesem  Relief  auf  einer 
Amphora  des  Andokides  im  Louvre  (Furtwängler-Hauser-Reichhold  II 
Taf.  111  S.  269).    Der  kniende  Krieger  trägt   außerdem  ein  kurzes 
krummes  Schwert  wie  die  Lyker  und  Karer  und  später  die  Samnites 
unter  den  Gladiatoren.   Die  Figuren  sind  frei  gearbeitet  ohne  Hinter- 
grund, die  Rückseite  ist  nur  flüchtig  modelliert,  aber,  weil  sichtbar, 
bemalt.   Auf  der  Vorderseite  allein  ist  alles  im  Relief  gut  durchmodel- 
liert; die  prächtig  erhaltene  Malerei  hat  nur  koloristische  Bedeu- 
tung.   Rot  ist  das   Fleisch,  schwarz  der  Bart.    Die  Gruppe,  die 
der  Wende  des  6.  zum  5.  Jahrhundert  angehört,  ist  eines  der  wenigen 
seither  bekannten  figürlichen  Mittelakrotere,  deren  vorzüglichstes  aus 
Ton  das  bekannte  Berliner  Stück  aus  Caere  ist  mit  Eos  und  Kephalos 
(abgeb.  Arch.  Zeitg.  1882  Taf.  15),  aus  Stein  die  Gorgo  vom  alten  Athena- 
tempel  (Schrader,  arch.  Marmorskulptur  S.  9).  Die  Vorliebe  der  Etrus- 
ker  für  figürliche  tönerne  Antefixe  ist  uns  literarisch  bezeugt.   Auf 
dem  capitolinischen  Iupitertempel  standen  nebeneinander  der  etrus  - 
kisohe  Blitzgott  Summanus  und  eine  Quadriga  von  der  Hand  des 
Künstlers  Vulca  aus  Veji. 

Della  Seta,  religione  e  arte  figurata  S.  173,  Fig.  129  nach  Phot.  Brogi  18660.  Bull, 
cornun.  1910,  Taf.  XIII,  1911,  S.  27 ff.  (Bizzo).  Vgl.  Anh.  Ana.  1902,  61  (Petersen). 
Osten.  Jabreah.  IX  116.  Rom.  Mitt.  XXI  (1906)  77  Nr.  1.  Deonna,  leg  statues  de  terre- 
culte  (1908),  S.  137  Nr.  1. 


ZWEITER  SAAL.  337 

B.  davon  in  den  Wandschränken  dar  Langseite:  Bemalte  Ante! ixe 
(Stirnziegel)  mit  figürlichem  Sohmuck  im  Stile  des  6.  bis  5.  Jahr- 
hunderts (vgl.  Nr.  437).   Beachtenswert  darunter 

b)  Gruppe  eines  Silens  mit  einer  Mänade,  die  die  Klappern 
(orotala)  hält. 

c)  große  Silensmaske  mit  Kranz  aus  Weinlaub.  Schnurrbart  und 
„Mücke"  am  Kinn  sind  rot,  der  plastisch  hervorgehobene  Voll- 
bart rotbraun  bemalt;  auf  letzterem  sind  die  einzelnen  Partien 
und  Strähnen  mit  Weiß  aufgemalt  (vgl.  n.  1010). 

d)  Fragment  eines  Eekakroteres  in  Vogelform. 

Solche  geflügelte  Figuren  aus  Ton,  die  sich  nur  in  wenigen  Exem- 
plaren erhalten  haben  (vgl.  das  Flügelpferd  Nr. 437),  auf  bildlichen  Dar- 
stellungen aber  nicht  selten  sind,  saßen  auf  den  Enden  der  schrägen 
Giebel.  Vgl.  die  Tempelrekonstruktion  im  Garten  des  Museums. 

e)  Fragmentierte  Anteftxe  mit  Silenen  und  M&naden. 

Die  auf  einem  Brettchen  vereinigten  Beste  dreier  Figuren  bil- 
de tenkeine  Gruppe,  sondern  gehören  drei  verschiedenen  Stirnziegeln  an. 
L.  eine  Mänade,  der  ein  Satyr  den  Arm  auf  die  r.  Schulter  legt  und 
die  r.  ein  großes  Tympanon  hält.  Ein  Satyr  mit  einem  zugebundenen, 
prall  angefüllten  Schlauch,  eine  Mänade  mit  einer  Schale  in  der  B. ; 
über  ihr  ein  mit  dem  Kopf  nach  1.  unten  gerichtetes  schwarzes 
Schwein.  Die  rote  Mähne  des  Borstentieres  zeigt  den  im  ionischen 
Kunstkreis  für  dies  Tier  charakteristischen  Einschnitt  in  der  Mähne 
auf  dem  Rücken. 

Zu  ähnlichen  Antefixen  gehörten  die  davor  aufgestellten 

f)  Köpfehen  von  Silenen  und  Mänaden« 

^Entere  rotbemalt,  letztere  tongrundig.  Die  Köpfehen  sind  von 
erstaunlicher  Lebenswahrheit.  Vorzüglich  ist  z.  B.  bei  dem  am  besten 
erhaltenen  SilenskÖpfchen  die  tierische  Gier  ausgedrückt  durch  den 
breiten,  halb  geöffneten  Mund,  in  dem  man  die  Zähne  sieht,  und  durch 
die  dicken,  fleischigen  Lippen.  Bei  den  Mänaden  sind  die  Lippen  und 
Haare  rot  gemalt,  die  Brauen,  Pupillen,  Lider,  wie  bei  den  Silenen, 
schwarz.  Die  Bemalung  übt  nur  koloristische  Wirkung  aus,  da  alle  Par- 
tien, bis  zu  den  Hautfalten  auf  der  Stirn,  plastisch  durchgearbeitet 
sind.  Auoh  die  Haare  und  Barte  sind,  im  Gegensatz  zu  der  unter  c 
beschriebenen  Silensmaske,  in  allen  Einzelheiten  plastisch  ausge- 
führt. 

Im  unteren  Fache: 

g)  Anteffxe  mit  Gruppen  von  Silenen  und  Mänaden ,  darunter 
eine  Mänade  mit  einer  Blüte,  eine  andere  mit  einer  Art  Wollkranz, 
ein  Silen  mit  Löwenfell. 

Heibig:  Führer.  IL  3.  Aufl.  22 


338      DAS  MUSEUM  DEE  VILLA  PAPA  GIULIO.  1779. 

Den  größten  Teil  der  Wand  nehmen  ein: 

h)  Architekturstüeke  aus  Terrakotta. 

Von  der  großen  Zahl  von  Terrakottaplatten  mit  abwechselnd  roter 
und  schwarzer  Bemalung,  die  zur  Dachverkleidung  dienten,  ist  nicht 
allen  mit  Sicherheit  ihr  genauer  Platz  am  Dache  zuzuweisen.  Die 
in  den  obersten  Borten  ausgestellten  Stücke  stammen  ohne  Zweifel 
von  dem  Giebelsims,  deren  obersten  Abschluß  das  schöne,  a  jour  ge- 
arbeitete Palmettengeschlinge  bildete,  das  die  oben  mit  einer  Rille 
oder  Zapfenlöchern  versehenen  Hauptstücke  krönte.  Diese  bestehen 
aus  einem  leicht  gehöhlten,  plastischen  Blattstab  mit  abwechselnd 
roter  und  schwarzer  Bemalung  und  einer  glatten  Fläche  mit  einem 
Mäander  auf  abwechselnd  rotem  und  schwarzem  Grunde,  der  von  zwei 
horizontalen  Bundstaben  eingefaßt  wird.  Nach  der  Richtung  der  Or- 
namente auf  dem  oberen  Rundstabe  läßt  sich  bestimmen  und  ist  in 
der  Anordnung  im  Museum  zum  Ausdruck  gebracht,  ob  eine  Platte 
zur  1.  oder  r.  Hälfte  des  Giebels  gehörte. 

Brogi  18669,  18672. 

Die  übrigen,  mit  hängenden  Blüten  und  Palmetten  verzierten 
Platten  bildeten  die  Bekleidung  vorwiegend  des  Architraves.  Die  An- 
ordnung der  Nagellöcher,  die  zur  Befestigung  auf  Holz  dienten,  läßt 
in  der  Regel  Schlüsse  zu,  ob  eine  Platte  ganz  auf  das  Gebälk  aufge- 
nagelt war  oder  ob  ihr  unteres  Ende  frei  in  die  Luft  herabhing. 

Brogi  18670. 

Eine  in  eine  Blüte  zwischen  Voluten  endigende  Platte  (r.  der  Aus- 
gangstüre) bildete  ein  Eckstück.  Auf  einer  Reihe  von  Platten  (untere 
Fächer,  Mitte)  sieht  man  antike,  mit  schwarzer  Farbe  aufgemalte 
Kreuze  und  Zahlen,  offenbar  die  Numerierungszeichen  (vgl.  n.  1514, 
1515).  Man  beachte  auoh  (unten  3.  Abteilung  der  Langseite)  das 
Fragment  eines  Traufziegels,  der,  so  weit  er  über  das  Dach  vor- 
sprang, bemalt  ist  mitZiokzackornament,  und  von  unten  her  gesehen 
wurde  (vgl.  die  Rekonstruktion  im  Garten). 

Während  alle  bisher  betrachteten  Teile  aus  dem  6.  bis  5.  Jahr- 
hundert stammen,  rühren  die  folgenden  von  einem  späteren  Umbau 
des  Tempels  her, 

i)  Unterteil  einer  Merkurstatue  aus  Terrakotta. 

Hinter  den  Füßen  wird  ein  Baumstamm  sichtbar.  Vermutlich  ist 
das  Stück  als  Teil  eines  Mittelakroteres  anzusehen.  Seinem  Stil  nach 
gehört  es  in  hellenistische  Zeit,  etwa  um  300.  Ein  danebenliegender 
Arm  und  ein  Stück  Körper  gehören  wohl  zu  der  Statue. 

k)  Teil  eines  Reliefs  mit  nacktem  Krieger  und  Amazone(?). 

Der  Rand  1.  läßt  vermuten,  daß  das  Stück  zur  Verkleidung  diente, 
entweder  des  Firstbalkens  oder  der  Mutuli. 


ZWEITER  SAAL.  339 

1)  Bemalte  Antefixe  mit  Mänaden-  und  Satyrköpf  en.  Der  weib- 
liche Kopf  trägt  ein  Perlenhalsband,  der  Satyrkopf  steckt  im 
Löwenfell.  Der  Stil  ist  ganz  frei.  Im  Gegensatz  zu  den  archaischen 
Silensköpfen  ist  hier  die  Farbe  (Rosarot  und  Blau;  dieses  nur  in 
Spuren  erhalten)  nicht  eingebrannt,  sondern  nach  dem  Brand 
aufgetragen  und  daher  leicht  abwischbar. 

m)  Unterteil  eines  Antefixes. 

Stehender  nackter  Mann  und  langbekleidete  Frau  mit  Schnür- 
stiefeln. 

n)  Antelix.     Jüngling  auf  einem  Seepferd. 

o)  Ante! Ix*  Nereide  mit  rotem  Mantel  auf  einem  Seepferd.  Spuren 
blauer  Farbe  auf  dessen  Körper. 

p)  Gebälkverkleidungsstücke. 
Als  Verzierung  dieser  Platten  dienen  Blüten  und  Palmetten,  sowie 
ein  Mäander  auf  blauem  Grunde,  der  plastisoh  gebildet  ist,  im  Gegen- 
satze zu  den  Platten  des  älteren  Tempels,  bei  denen  er  aufgemalt  war, 
denen  aber  diese  Platten  im  übrigen  offenbar  nachgebildet  sind.  Über 
dem  Mäander  ein  Palmettenfries,  in  dem  ebenfalls  die  Tradition  der 
Stücke  des  älteren  Tempels  nachlebt,  und  kleine  Köpfchen,  alles  mit 
reichen  Spuren  blauer  und  roter  Bemalung. 

Der  letzten  Periode  des  Tempels,  etwa  dem  3.  bis  2.  Jahrhundert, 
zuzurechnen  sind  die 

q)  Türverkleiduagsplatten  mit  reichem  ornamentalen  Schmuck 
und  mit  Besten  blauer  und  roter  Bejn&lung.  Im  Ornament  und 
in  der  Wahl  der  den  Gfund  und  die  Füllungen  bildenden  Far- 
ben erinnern  diese  Stücke  sehr  an  römische  Stuckdecken. 

Brogi  18667.    ,; :    < 

r)  Tonreliefs  (vgl.  n.  H91). 
Es  begegnen  darunter  drei  Typen: 
ein  geflügelter  Jünfling,  der  die  Doppelflöte  bläst, 

v.  Rohden-Winnefeld  architekt.  römische  Tonreliefs  n.  1987.  Brogi  18Ö68. 

ein  Flügelmädchen  mit  Kithara, 

v.  Bohden-Winnefeld  S.  108  f. 

eine  stieropfernde  Nike. 

Vgl.  v.  Bobden*WUmefeld  S.  83t 

Neben  der  Eingangstüre: 
s)  Votive  aus  den  verschiedenen  Perioden  des  Merkurtempels.  Be- 
achtenswert die  schwarzgefirnißten  Schälchen  mit  faliskischen 
Inschriften,  unter  denen  der  Name  des  Merkur  häufig  wiederkehrt ; 
ferner  kleine  tönerne  Altarchen,  die  meisten  konisch,  mit  Win- 
dungen, eines  von  der  durch  Funde  vom  Esquilin  (vgl.  Bd.  I 
p.  594 f)  bekannten  Art.     Man  beachte  auch  ein   weibliches 

.  Köpfchen  mit  Kalathos  schönen  Stiles, 

22* 


340     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIUL10.  1780—1782. 

Zwischen  den  Fenstern  rechts  oben: 
1780  Funde  vom  sogen,  „großen  Tempel". 

a)  bemalte  Tonplatten  von- der  Giebelsima. 

Darunter   beachtenswert  zwei  Stücke   mit  der  Wurzel   zweier 
aufsteigenden  Voluten,  zwischen  denen  wohl  das  Giebelakroter  saß. 

b)  Antefixe  mit  Köpfchen  von  Silenen  und  Satyrn.  Der  Satyr- 
kopf entspricht  im  Stil  denen  vom  Merkurtempel  und  wird  wie 
diese  der  2.  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  zuzurechnen  sein. 

Unten: 

c)  Akroter,  fragmentiert,  in  Gestalt  eines  geflügelten  Greifen. 

d)  Trauf  ziegel  mit  Bemalung. 

e)  Antefixe  mit  Harpyen,  geflügelt,  die  Beine  hebend  in  apotro- 
päischem  Gestus,  wie  sie  auf  campanischen  Bronzegefäßen  als 
Deckelfiguren  und  als  Antefixe  in  Conca  vorkommen  (n.  1786  1 
S.  350). 

f)  Unterteil  einer  Gewandstatue,  zu  der  vielleicht  der  nackte 
Oberkörper  eines  Jünglings  (Kentauren)  gehörte;  beide  Figuren 
könnten  eine  Gruppe  gebildet  haben. 

An  diese  Funde  aus  einer  älteren  Periode  des  Tempels  schließen 
sich  in  den  folgenden  Fächern  solche  aus  dem  4. — 3.  Jahrhundert. 

g)  Antefixe  mit  Köpfen  von  Silenen  und  Mänaden.  Sie  tragen 
im  Haar  Diademe.  Die  schwarze  und  rote  Bemalung,  die  nur  zur 
Unterstützung  der  Modellierung  dient,  ist  sehr  frisch  erhalten 
an  vielen  Köpfen.  Der  Größenun&rsohied  der  einzelnen  Exem- 
plare wird  aus  ihrer  Verwendung  an  verschiedenen  Stellen  des 
Tempels  am  leichtesten  zu  erklären  sein.  Denkt  man  sie  sich 
z.  B.,  wie  bei  dem  Modell  eines  Daches  aus  Nemi  (Bd.  II  S.  347) 
auf  dem  horizontalen  Giebelrand  angebracht,  so  ist  es  klar,  daß 
nach  den  Ecken  zu»  wo  sich  der  Giebel  senkt,  die  Köpfe  kleiner 
werden  müssen. 

Darunter: 
h)  Fragment  eines  Reiters. 

i)  Merkurköpf  chen,  mit  Petasos,  von  sehr  lebensvollem  Ausdruck 
im  Stil  des  4.  Jahrhunderts. 

k)  Beste  von  Antef ixen  mit  einem  stehenden  Krieger  und  einer 
Amazone,  die  eine  Verwundete  tragt. 
Ferner  eine  Anzahl  von  Köpfen  meist  sehr  roher  Bildung.  Bei  einigen 
scheint  Porträtähnlichkeit  angestrebt  zu  sein.  Gliedmaßen,  wie  Au- 
gen, Ohren,  Füße,  Hände,  Finger,  Brüste,  männliche  und  weibliche 
Gesohlechtsteile,  die  nach  allgemein  verbreiteter  Sitte  der  Gottheit 
zur  Bitte  um  oder  als  Dank  für  die  Heilung  der  erkrankten  betreffenden 


ZWEITER  SAAL.  341 

Glieder  geweiht  wurden  (vgl.  n.  1490).  Beachtenswert  besonders  ein 
Wickelkind,  dem  in  der  im  Altertum  üblichen  Weise  (vgl.  n.  1776)  die 
Arme  fest  an  den  Körper  geschnürt  sind  und  das  deshalb  Grund  genug 
hat,  so  unfreundlich  in  die  Welt  zu  blicken. 

Unten: 

1)  Formen  für  Antefixe, 

Außer  solchen,  aus  denen  die  Silens-  und  Mänadenköpfe  n.  1779 
geformt  sind,  begegnen  Exemplare,  von  denen  sich  ausgegossene 
Stücke  zufällig  nicht  gefunden  haben. 

Beachtenswert  besonders: 

ein  stehender  Alter  neben  einer  sitzenden  Frau  mit  entblößtem 
Busen,  ein  kolossaler,  männlicher  Kopf,  Gruppe  von  Satyr  und  Mä- 
nade,  Kopf  einer  Inno  Sospita,  die  den  Helm  mit  Ziegenhörnern  trägt. 

In  den  anschließenden  Fächern: 

m)  Votivgaben  aus  Ton,  verschiedenen  Zeiten  des  Tempels  (5.  bis 
3.  Jahrhundert)  angehörig. 

Zwischen  Fenster  und  Ausgang: 

1781  Funde  vom  „kleinen  Tempel". 

aj"  Funde  aus  der  älteren  Periode  dieses  Tempels  (5. — 4.  Jahrhundert) 
sind  nur  spärlich. 

Oben  ein  Antef ix  mit  Satyr  und  Mänade,  andere  mit  einem  Satyr- 
oder Silenskopf  mit  Blätterkranz, 
b)  Funde  aus  der  jüngeren  Periode  (ca.  4. — 3.  Jahrhundert): 
Antefixe  mit  Satyr-  und  Mänadenköpfen.  Herakles  im  Löwen- 
fell, ganz  freien,  entwickelten  Stiles.  Dieser  Kopf,  ebenso  wie  der 
Mänadenkopf,  ist  in  zwei  verschiedenen  Typen  vertreten.  Antefixmit 
Unterkörper  von  zwei,  wie  es  scheint  singenden  Männern.  Unten: 
ein  kolossaler  Löwenkopf  als  Wasserspeier. 

In  der  1.  Ecke  beim  Eingang: 

1782  Sporadische  Funde  aus  Falerii. 

a)  Terrakottastatue  der  gefesselten  Andromeda, 

Andromeda,  nackt  bis  auf  einen  über  die  1.  Schulter  und  das  r. 
Bein  geschlagenen  Mantel,  am  Hals  einen  Reifen  in  Art  der  gallischen 
Torques,  ist  mit  einer  eisernen  Fessel  an  den  Felsen  geschmiedet.  Die 
in  freiem  Stile  gut  gearbeitete  Figur  ist  wohl  nur  der  Teil  einer  Gruppe, 
zu  der  außer  Andromeda  der  Befreier  Perseus  gehörte  oder  doch  das 
Untier,  dem  die  Jungfrau  zum  Raub  ausgesetzt  war. 

Darunter: 

b)  Form  zu  einem  Anteflx  mit  der  Darstellung  einer  Nereide 
auf  einem  Seestier  (vgl.  n.  1779  o). 


342     DAS  MUSEUM  DER  YILLA  PAPA  GIÜLIO.  1783—1784. 

Unter  den  beiden  Fenstern: 

1783  Reitende  Krieger  und  Amazonen  aus  Terrakotta. 

L.  erkennt  man  einen  Krieger  mit  Löwenfell,  dessen  Tatzen  er 
unter  dem  Kinn  zusammengebunden  hat,  r.  eine  Amazone  mit  Bogen. 
Die  plastisch  ausgeführten  Zügel  haben  knopfartige  Verdickungen. 
Die  Pferde,  die  abwechselnd  blau  und  rot  bemalt  sind,  in  der  von 
etruskischen  Grabmalereien  bekannten  Vorliebe  für  Buntheit  und  Ab- 
wechslung, sind  teils  naoh  r.,  teils  nach  1.  hin  gewendet. 

Rechts: 

Blaue  Pferde  mit  roter  Mähne  und  roten  Hufen,  und  rote  Pferde. 
In  einem  Stile,  der  von  dem  der  übrigen  Reste  etwas  abweicht  und 
auch  jünger  ist,  r.  oben  ein  Pferdekopf  von  vorn,  2  galoppierende 
Pferde  mit  aufgemalten  Mähnen  und  Zügeln  sowie  geöffneten  Mäulern, 
in  denen  die  Zähne  siohtbar  sind,  Gorgonenmaske  mit  mächtigen  Eber- 
zähnen. Der  Belief  randzeigt  an  manchen  Stellen  dunkle  (blaue?)  Farbe. 
Man  hat  daran  gedacht,  diese  im  Kunsthandel  erworbenen  Reiterreliefs 
seien  auf  dem  oberen  Rand  der  Giebelschrägen  als  Bekrönung  ange- 
bracht gewesen.  Daraus  würden  sich  die  verschiedene  Richtung 
der  Reiter  und  die  zur  Verzapfung  dienenden  Löcher  leicht  erklären. 

Dritter  Saal. 

Die  r.  Hälfte  dieses  Saales  von  Tür  zu  Tür  ist  angefüllt  mit  den 
Funden  vom  Apollotempel  (oontrada  „lo  Scasato"),  die  sioh  auch  auf 
der  1.  Saalseite  zwischen  Eingang  und  Fenster  fortsetzen.  Unter  dem 
Fenster  und  vom  Fenster  bis  zur  Ausgangstüre  sind  die.  Funde  vom 
lunotempel  (contrada  Celle)  aufgestellt.  In  der  Mitte  des  Saales 
sporadische  Funde,  meist  aus  der  Nähe  von  Falerii. 

1784  Funde  vom  Apollotempel. 

Vorauszuschicken  ist,  daß  von  diesem  Tempel  aus  uns  nicht  näher 
bekannten  Gründen  Funde  aus  früherer  Zeit  fehlen.  Was  hier  auf- 
gestellt ist,  stammt  alles  aus  hellenistischer  Zeit,  dem  4. — 3.  Jahr- 
hundert. Der  Tempel  ist  1886  aufgedeckt.  Wir  beginnen  wieder  bei 
der  Ausgangstüre. 

a)  Jünglingstorso. 
Dieser  wundervolle  Torso  zeigt  den  bis  auf  den  ganzen  r.  und  den 
1.  Oberarm  wohlerhaltenen  Oberkörper  eines  Jünglings  mit  leicht  nach 
r.  aufgeworfenem  Kopfe  und  wallendem  Haar.  Wie  der  glatte  untere 
Schnitt  zeigt,  war  der  Oberkörper  für  sich  gearbeitet,  um  aufgesetzt 
zu  werden  auf  den  vielleicht  mit  Reliefgrund  versehenen  Unter- 
körper. Die  leichte  Vorwärtsbeugung  des  Rumpfes  läßt  darauf  schließen, 
daß  der  Jüngling  sitzend  dargestellt  war,  etwa  wie  der  Iupiter  im 
Giebel  von  Luni.  In  dem  kräftig  gebildeten  Jüngling  mit  dem  vollen 


DRITTER  SAAL.  343 

Gesicht  und  dem  strahlenden  Ausdruck,  den  schwellenden»  jugend- 
frischenLippen,  der  im  Stile  sehr  an  gewisse  Alexandertypen  erinnert, 
hat  man  wohl  mit  Recht  Apollo  erkannt.  Die  Statue  ist  stark  vom 
Stil  des  Leochares  beeinflußt. 

Not.  d.  sc.  1888,419.  Bev.  arch.  1006 II 405.  Bernoulli,  Darstellungen  Alexanders 
des  Gr.  51,  Deonna,  etat,  en  terre-cuite  116  ff. 

b)  Jünglingstorso. 

Erhalten  ist  der  Oberkörper  und  Teile  des  Kopfes,  der  stark  ergänzt  ist. 
Daß  die  Ergänzung  im  Ganzen  das  Richtige  getroffen  hat,  beweist  ein  da- 
neben liegendes,  unlängst  hinzugefundenes  Stück  einer  Wange.  Ergänzt 
auch  die  Unke  Brusthälfte.  Vielleicht  gehörten  einige  andere  daneben  lie- 
gende Fragmente  zu  der  Statue. 

Wir  haben  einen  Epheben  vor  uns,  der  offenbar  auf  dem  1.  Bein 
stehend  den  Kopf  leicht  seitlich  gesenkt  hat,  etwa  in  der  Haltung  des 
Eros  von  Centocelle  (Bd.  I  n.  183)  oder  der  Epheben  in  der  Gruppe 
von  Hdefonso.  Spuren  einer  Hand  auf  der  1.  Schulter  beweisen  die 
Zugehörigkeit  dieser  herrlichen  Statue  zu  einer  Gruppe.  Ob  die  mit- 
gefundenen Beste  einer  Hand  mit  einem  Schwerte  zu  dieser  Figur 
gehörten,  ist  sehr  fraglich. 

Kot.  d.  sc.  1887, 138, 1888,  418 f.  American  Journal  of  arch.  1887,  464.  Bev.  arch. 
1906 II 406.  Deonna  stat.  en  terre-cuite  I27f.,  Fig.  6. 

•c}  Unterteil  einer  Mädchengruppe. 

Man  sieht  links  zwei  mit  Sandalen  bekleidete  Füße  einer  weiblichen 
Figur,  die  mit  übereinandergesehlagenen  Beinen  stand  und  dabei 
notwendig,  um  nicht  umzufallen,  sich  irgendwo  aufstützen  mußte. 
Vermutlich  lehnte  sie  sich  auf  die  Schulter  einer  Gefährtin,  von  der 
der  rechte  mit  Sandalen  bekleidete  Fuß  und  ein  Stück  Gewand  zwi<- 
schen  den  Füßen  erhalten  ist. 

Deonna,  stat.  en  terre-cuite  124  f. 

Auf  der  Seitenwand  enthält  die  erste  Hälfte  weitere  figürliche 
Terrakotten.  Wir  betrachten  sie  Schrank  für  Schrank  von  oben  nach 
unten. 

d)  Antefix  mit  dem  Unterteil  eines  Merkur  mit  Flügelschuhen. 

Garg.  G  3785. 

e)  Jünglingskopf. 

Der  prachtvolle,  nach  1.  etwas  geneigte  und  zurückgeworfene  Kopf 
zeigt  eine  stark  an  die  Art  des  Leochares  erinnernde  Stilrichtung. 
Bemerkenswert  die  vor  den  Ohren  eingravierten  Haare. 

Kot.  sc.  1888,  419,  Bev.  arch.  1906 II 406.  Deonna,  stat.  en  terre-cuite  125  ff .  Garg. 
C  3781. 

f)  weiblicher  Eopf  mit  Diadem. 

Des  Leochares'  Stilart  macht  sich  auch  in  diesem  schönen  Köpfchen 
bemerkbar,  das  auf  Ansicht  vom  1.  Profil  berechnet  war. 

Deonna,  stat.  en  terre-cuite  121  f.  Kot.  «c.1887, 138, 1888,418.  American  Journal 
of  arch.  1887,  464.   Revue  archeol.  1906,  II  406. 


344      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1786. 

g)  Jünglingskopf,  fragmentiert  mit  Spuren  roter  Bemalung.  Stil 
wie  bei  e  und  f.  Alle  drei  vermutlich  Reste  einer  Giebel- 
gruppe. 

h)  Antefixe  mit  Unterteil  einer  stehenden  Frau. 

i)  Gorgoneion  riesenhafter  Dimension  mit  heraushängender  Zunge 
und  Beißzähnen.  Lippen,  Zunge,  Pupille  und  Haar  sind  rot 
gemalt.  Die  Größe  spricht  dafür,  daß  das  Stück  ein  Akroter 
war  oder  auch  die  Verkleidung  eines  Mutulus  bildete. 

Brogi  18664. 

Es  folgen  Figuren,  die  namentlich  Fragmente  von  Antefixen  bil- 
deten und  sich  durch  .besondere  Schönheit  auszeichnen: 

k)  weibliche  Statuette. 

Sie  zeigt  ein  Mädchen  in  gelbem  Chiton  mit  roten  Streifen  (clavus) 
und  breitem  roten,  das  Haar  zusammenhaltendem  Bande. 

Garg.  G  3784. 

1)  Oberkörper  eines  Jünglings  (Satyrs  ?)  mit  auf  dem  Kopfe 
liegender  B. 

m)  Köpfe  yon  Satyrn  und  Mänaden,  darunter  einige  von  ganz 
ausgezeichneter  Lebenswabrheit,  offenbar  stark  beeinflußt  von 
der  Stilweise  des  Leochares.   Ein  Köpfchen  trägt  den  Pilos. 

n)  Antefixe  mit  Satyrn  nnd  Mänaden,  die  eine  Gruppe  bildeten. 

o)  Antefixe  mit  Köpfen  von  Mänaden  und  Herakles  im  Löwen- 
fell, sehr  ähnlioh  Nr.  1781  b. 

Es  folgt: 

p)  Serie  yon  Dachziegeln  mit  antik  eingeritzter  Numerierung 

(vgl.  n.  1779  h). 

Not.  d.  sc.  1888,  425. 

Oberes  Fach: 

q)  Stirnziegel  mit  geflügeltem  Mann  in  persischer  Tracht,  der 
zwei  Fackeln  hält,  und  der  geflügelten  persischen  Artemis,  die  zwei 
Löwen  gepackt  hält.  Die  Stirnziegel  haben  den  für  die  jüngeren 
Exemplare  dieser  Gattung  üblichen  Bügel.  Sie  waren  vermutlich 
an  den  Langseiten  des  Tempels  angebracht;  ob  eine  männliche  im- 
mer mit  einer  weiblichen  Figur  abwechselte  oder  ob  die  einen 
auf  der  einen,  die  andern  auf  der  andern  Seite  angebracht  waren, 
muß  fraglich  bleiben. 

Kot.  d.  ßcavi  1888,  426,  Fig.  15,  16,  432,  Fig.  22. 

r)  Verkleidungsstücke,  die,  wie  die  Nagelspuren  beweisen,  unten 
frei  herabhingen.  Sie  zeigen  oben  von  einem  Astragal  abgeschlos- 
senes Bankenwerk,  unten  ein  Palmettengeschlinge. 

ttusman,  l'art  döcoratif,  T*f.  71. 


DRITTER  SAAL.  345 

s)  Verkleidnngsstüeke  ans  Terrakotta  für  die  Basis,  Kapital  und 
Canellierung  einer  oder  mehrerer  Säulen.  Die  Stücke  landen  sich  in 
der  Gegend  des  Tempels,  können  aber  nicht  zu  diesem  gehört  haben. 

Not.  d.  scavi  1908,  458  f.  Fig.  8,  9. 

Im  Schrank  r.  vom  Eingange: 
t)  Glebelakroter  in  Form  einer  Palmette,  von  mächtigen  Dimen- 
sionen. 

Not.  d.  sc.  1888,  419  Fig.  2. 

L.  vom  Fenster  oben: 
1785  Funde  vom  Iunotempel. 
Schrank  r.  vom  Fenster,  oben: 

a)  Kopf  eines  Panthers  aus  Tuff* 

Der  Kopf,  der  sehr  roh  ausgeführt  ist,  gehört  dem  6.  Jahrhundert 
an.  Es  ist  nicht  unmöglich,  daß  er  in  Zusammenhang  stand  mit  dem 
Kultbilde,  von  dem  sich  ein  Teil  erhalten  hat  in  einem 

b)  Kopf  einer  Fran  ans  Tuff  mit  Bronzekranz. 

Der  Kopf  zeigt  den  Stil  der  ältesten  etruskischen  Steinskulpturen, 
mit  niedriger  Stirn,  vorquellenden,  etwas  schief  gestellten  Augen,  vor- 
springendem Kinn,  dicken  Lippen,  hochsitzenden  Ohren.  Das  Haar 
fällt  in  vier  Massen  geteilt  rückwärts  in  den  Nacken.  Über  der  Stirn 
einige  Löcher  mit  Resten  von  Bronzenägeln,  mittels  deren  ein 
gleichzeitig  gefundener  Bronzestreifen  befestigt  war.  In  den  Ohrläpp- 
chen befindliche  Löcher  sprechen  dafür,  daß  der  Kopf  auch  Ohrringe 
trug.    Vermutlich  gehörte  der  Kopf  zu  dem  Götterbilde. 

Not.  d.  scavi  1887,  Taf.  II  3,  4,  S.  95  (Pasqui). 

c)  Löwe  ans  Tuff,  mit  streng  stilisierten  Flügeln,  Stil  des 
6.  Jahrhunderts. 

d)  Statuette  eines  kleinen  nackten  Kriegers  aus  Bronze  im  Stil 
etwa  des  5.  Jahrhunderts? 

e)  Anteflxe  mit  Silenen  und  Mänaden  verschiedener  Typen.  Oben 
in  der  Mitte  ein  bemalter  Silenskopf. 

f)  Kleine  Gegenstände  aus  Terrakotta  nnd  Bronze,  darunter 
fünf  steinerne  Pfeilspitzen  und  ein  Messerohen  aus  Stein.  Diese  Ge- 
genstände wurden  hinter  der  Basis  des  Kultbildes  in  einer  Grube 
gefunden.  Die  Verwendung  steinerner  Geräte  läßt  auf  ein  hohes 
Alter  des  Kultes  schließen,  in  dem  solche  primitiven  Gegenstände 
mit  Vorliebe  beibehalten  wurden. 

Not.  d.  sc.  1887,  98. 

g)  Architektonische  Terrakotten. 

Zur  Verkleidung  des  Tempelgebälkes.  Sie  sind  unbemalt,  sonst 
ähnlich  denen  vom  Apollotempel. 

L.  vom  Ausgang: 
Reste  von  Figuren,  in  etwa  halber  Lebensgröße  aus  Ton. 


346       DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1786. 

Oben: 
h)  stellende  weibliehe  Figur  mit  Halskette  und  langem,  gelblich 
bemalten  Chiton,  darüber  einen  prächtigen  roten  Mantel,  auf 
dessen  Saum  auf  rotem  Grund  gelbe  Palmetten  aufgemalt  sind. 
Der  dunkle  Reliefgrund  ist  teilweise  erhalten. 

Not.  d.  bc.  1887,  97.  American  Journal  of  arch.  1887,  464.  Deoana,  stat.  en 
terre-cuite  134 f.  Brogi  18665.   Alin.  27259. 

Unten: 
i)  Best  eines  nach  r.  bewegten  Jünglings. 

Die  Figur  ist  ebenso  wie  die  vorige  auf  schwarzem  Reliefgrunde 
angebracht. 

Not.  sc.  1887, 97.  Amer.  Journal  of  arch.  1887, 464.  Deonna,  stat.  en  terre-cuite  135  f. 

Unter  dem  Fenster: 
k)  Beste  von  Malerei  aus  dem  Iunotempel. 

Von  den  ungefähr  50  aufgefundenen  Fragmenten  weißlicher  Terra- 
kottaplatten mit  figürlicher  Malerei,  die  an  den  Tempelwänden  ange- 
bracht waren,  ist  eine  Anzahl  hier  zusammengesetzt.  In  einer  Um- 
rahmung von  weißen  Palmetten  auf  dunklem  Grunde  sieht  man  die 
Reste  mehrerer  Figuren  im  Profil,  im  Stil  etwa  der  späteren  etrus- 
kischen  Gräber  (tomba  delT  Orco  bei  Corneto  u.a.).  Nach  den 
Berichten  bildeten  die  Figuren  nicht  eine  größere  Komposition, 
sondern  waren  in  einzelne,  besonders  umrahmte  Wandflächen  ein- 
geordnet. 

Über  Malerei  in  Tempeln:  Plin.  Hist.  Nat.  35, 17.  Not.  d.  sc.  1887,. 94. 

In  dem  ersten  der  beiden  Mittelschränke  des  Saales  sind  verein- 
zelte Funde,  die  mit  den  Tempeln  selbst  nichts  zu  tun  haben,  auf- 
gestellt worden.    Beachtenswert  unter  ihnen 

1)  Akroter  mit  einer  sehwebenden  Viktoria  im  Stile  des  4.  bis 
3.  Jahrhunderts.  • 

Aus  Fabbrica  di  Borna.   Brogi  18682. 

m)  Anteils  mit  Satyrkopf  im  Stil  des  4.  bis  3.  Jahrhunderts. 
Aus  Narce. 

n)  Terrakottasima  mit  zwei  Panthern  neben  einem  Kantharos  in 
Relief.    Darüber  die  lateinischen  Buchstaben  B  und  A. 

Vgl.  Nr.  1185  und  von  Rohden-Winnefeld,  architekt.  röm.  Tonreliefs,  Taf.  I,  II 
Einleitg.  S.  49. 

o)  Daehverkleidungsstüeke  aus  Terrakotta  mit  Satyrköpfen  zwi- 
schen Palmetten. 

Herkunft  unbekannt. 

In  der  zweiten  Vetrine  —  sie  soll  später  in  den  4.  Saal  über- 
führt werden  und  an  ihre  Stelle  eine  andere  mit  architektonischen 
Terrakotten  aus  dem  f aliskischen  Gebiete  kommen  —  beachte  man : 

In  dem  Teil  des  Schrankes,  der  dem  Ausgang  zugekehrt  ist: 
p)  Tonmodell  eines  Tempeldaches. 


DRITTER  SAAL.  347 

Das  Stück  ist  nur  der  obere  Teil  eines  Modelle»,  das  einen  Tempel, 
wenn  auch  nicht  genau  in  allen  Einzelheiten,  so  doch  in  seiner  all- 
gemeinen Erscheinung  nachbildete,  vielleicht  den  Tempel  der  Gottheit, 
der  das  Tonmodell  geweiht  wurde.  So  unscheinbar  das  Stück  aus- 
sieht, so  wichtig  und  einzigartig  ist  es  für  unsere  Kenntnis  des  mittel- 
italischen und  etruskisohen  Tempels  und  seines  Vorbildes,  des  Hauses. 
Man  erkennt  deutlich  den  Giebel  mit  den  beiden  Dachschrägen,  dem 
Mittelbalken  (columen)  und  den  beiden  Langhölzern  (mutuli),  über 
die  das  Dach  Vorgriff.  Jede  Dachhälfte  besteht  aus  vier  großen  Ziegeln, 
deren  drei  erhaltene  gleich  lang  sind,  für  dessen  vierten,  verstümmel- 
ten, der  vorragte,  die  gleiche  Länge  anzunehmen  ist,  in  Übereinstim- 
mung mit  den  vielumstrittenen  Worten  Vitruvs,  die  klar  genug 
sagen,  daß  der  Dachvorsprung  ein  Drittel  des  eigentlichen  (d.  h.  des 
nicht  vorspringenden  Teiles  des)  Daches  betragen  soll.  In  dieser 
Form  haben  wir  uns  also  auch  das  italische  Haus  vorzustellen,  mit 
weitausladendem  Dache,  unter  dessen  Vorsprung  die  lares  grundules 
aufgestellt  und  die  kleinen  Kinder  begraben  wurden.  Lehrreich  ist 
der  Giebel  mit  den  plastisch  verzierten  Kopfenden  des  First-  und 
der  Seitenbalken;  auf  ersterem  ein  schwer  erkennbares  Relief,  wohl 
mit  einem  Dreiverein  sitzender  Götter.  Während  auf  dem  First- 
balken auch  sonst  gelegentlich  Reliefs  beobachtet  worden  sind 
(z.  B.  auf  einer  Aidioula  in  Vulci  und  bei  n.  1786  n  aus  Conca),  be- 
gegnen hier  zum  ersten  Male  auch  figürliche  Verkleidungen  der 
mutuli.  Am  auffallendsten  ist  an  diesem  Modelle  das  innerhalb 
des  Giebels  sichtbare  flache,  mit  Ziegeln  gedeckte  Pach,  dessen  Stirn- 
ziegel die  Gestalt  weiblicher  Köpfe  haben,  wie  sie  ähnlich  auch  auf 
einem  im  Britischen  Museum  befindlichen  Sarkophag  aus  Bomarzo 
vorkommen.  Man  hat  mit  Recht  in  diesem  flachen  Dach  eine  Remi- 
niszenz an  ein  ursprüngliches,  in  Griechenland  am  olympischen 
Heraion  vermutetes,  am  Geloerschatzhaus  in  Olympia  und  bei 
kleinasiatischen  Denkmälern  nachgewiesenes  Walmdach  erblickt, 
das  später  seinen  konstruktiven  Charakter  verlor  und  als  Orna- 
ment beibehalten  wurde.  Da  die  Unterseite  des  Tonmodelles  keiner- 
lei  Ansatzspuren  von  Säulenkapitäl  oder  Epistyl  zeigt,  ist  der  Schluß 
berechtigt,  daß  der  Giebel  über  die  Säulen  hervorragte,  worauf  die 
Beschreibung  des  Vitruv  ohnehin  schon  geführt  hatte ;  nach  ihr  sollte 
dieser  Vorsprung  ein  Viertel  der  Säulenlänge  betragen.  Tatsächlich 
zeigt  ein  unter  den  Votiven  von  Conca  erhaltenes  Modell  eines 
Daches,  an  dem  sich  ein  Säulenrest  erhalten  hat,  das  vorausgesetzte 
Verhältnis  von  Giebelfeld  und  Säulen.  Danach  ist  die  von  Cozza 
im  Garten  des  Museums  versuchte  Rekonstruktion  eines  Normal- 
tempels zu  verbessern. 

Gefunden  1887  bei  Nemi.  Bull.  comm.  1910,  Taf.  XII,  S.  284  ff.  (Rizzo).  Not.  d.  sc. 
1896,  44.   Tomasetti,  Campagna  Romana  II,  266. 


348      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  G1ULI0.  1786. 

q)  Tonmodell  eines  italischen  Hanges. 

Das  Stück  ist  ebenfalls  wegen  der  Bildung  seinesDaehes  bemerkens- 
wert. Der  Giebel  hat  noch  nioht  das  horizontale  Geison.  Im  Innern 
sieht  man  zwei  Türen,  wie  bei  etrnskischen  Gräbern. 

Ans  Velletri.  Bull.  comm.  1910,  S.  286  Anmerk.  1  (Rtaso). 

r)  Jünglingskopf  aus  Terrakotta. 
Der  prachtige,  fast  lebensgroße  Kopf  zeigt  den  Stil  des  4.  Jahr- 
hunderts. 

Ans  Antemnae.  Not.  d.  so.  1887,  08. 

In  der  zweiten  Reihe: 

s)  Füße  einer  lebensgroßen  weiblichen  Terrakottafigur  von  treff- 
licher Arbeit.  An  den  Füßen  Sandalen.  Die  Bildung  der  Nagel 
und  die  Hautfältchen  lassen  auf  vorzügliche  Naturbeobachtung 
schließen. 

t)  Bemalter  Stirnziegel  in  Gestalt  eines  Frauenkopfes  archaischen 
Stiles,  des  6.  bis  5.  Jahrhunderts.  Der  Kopf,  von  einem  Blätter- 
stab und  einem  ä  jour  gearbeiteten  Geschlinge  umgeben,  hat 
lange,  in  drei  Reihen  auf  jede  Schulter  fallende  Locken  und  trägt 
im  Haar  ein  Diadem.  Dieses  Exemplar  der  zum  Schutz  der  Hohl- 
ziegel an  einer  Seite  des  Daches  angebrachten  Stirnziegel  verrät 
sein  hohes  Alter  außer  durch  den  Stil  dadurch,  daß  er  auf  der 
Rückseite  direkt  in  den  Hohlziegel  übergeht.  Die  Stirnziegel  jün- 
gerer Zeit  haben  statt  dessen  hinten  einen  gebogenen  Bügel. 

Aus  Givitä  Lavinia.  Abgeb.  z.  B.  Dünn,  Bauk.derEtr.  und  Römer  8.84,  Fig.  93. 
Alin.  27262. 

u)  Bemalter  Stirnziegel  in  Gestalt  einer  löwenwürgenden  Artemis. 

Seinem  Stil  und  der  Bemalung  nach,  die  nioht  vor,  sondern  erst 

nach  dem  Brand  aufgetragen  scheint,  dürfte  dieser  Stirnziegel  eher 

der  aohaisierenden  Stilrichtung  angehören,  als  der  archaischen. 
Aas  Segni.  B~  Delbrück,  das  Oapitolium  v.  Signia,  Tat  V  5,  B.  9f . 

Vor  dem  Verlassen  des  Saales  versäume  man  nicht,  durch  das 

Fenster  einen  Bliok  auf  die  Rekonstruktion  des  Tempels  im  Garten 

zu  werfen,  zu  dessen  Aufbau  der  Grundriß  eines  in  Alatri  gefundenen 

Tempels  benutzt  wurde,  während  das  Dach  aus  den  in  den  Tempeln 

Faleriis,  namentlich  dem  Apollotempel,  gefundenen  architektonischen 

Terrakotten  aufgebaut  wurde,  d.  h.  sorgfältigen  Nachbildungen  der  in 

den  Sälen  des  Museums  aufbewahrten  Stücken.  Auf  die  Irrtümer  der 

Rekonstruktion  wurde  bereits  oben  hingewiesen  (S.  347).  Immerhin 

trägt  sie  wesentlich  zum  Verständnis  der  einzelnen  Bauglieder  bei. 

Über  die  Terrakottaverkleidung  des  Daches:  Bomnann,  Keramik  in  der  Baukunst 
S.  40ff.  Durm,  Baukunst  der  Etr.  und  Bömer  2, 72  ff.  Wiegand  in  der  EinleitungsurQlypto- 
thek  Ny-Carlsberg.  Borrmann,  Aufs,  für  Ernst  Curtius  171.  Not.  d.  scavi  1888  S.  414ff. 
(Oozza).  Tempel  in  Alatri:  Not.  sc.  1888,  431, 1889,  22.  B.  Mitt.  1889, 148 ff.  (Wlnne- 
feld),  1891,  266  (Cozza),  349.  Zentralblatt  d.  Bauverw.  1886, 197—207  (Barrel).  Amer. 
Journal  of  arch.  1889,  218.  Walters,  hist.  of  anc.  pottery  IT  315.  Borrmann,  Gesch.  d. 
Baukunst  1 184.  Deonna,  stat.  en  terre-ouite  118. 


DRITTER        FÜNFTER  SAAL.  349 

Vierter  Saal. 

In  diesem  Saale  sind  momentan  die  Grabfunde  von  Leprignano 
und  vonCivltella  S.Paolo  untergebracht,  zwei  Grabstätten  unbekann- 
ter faliskischer  Orte.  Sie  sollen  später  den  sechsten,  Vorlauf  ig  als  Maga- 
zin dienenden  Saal  einnehmen  und  den  Funden  aus  S  e  g  n  i  Platz  machen, 
die  vorläufig  noch  magaziniert  sind.  Letztere  bestehen  einerseits  in 
einer  Anzahl  praehtvoll  bemalter,  von  einem  Tempel  herrührender 
Terrakotten,  darunter  vielen  f  igürüohen,  die  Kampfszenen  darstellen, 
ganz  ähnlichen  Stiles  wie  die  von  Conca.  Andererseits  werden  die 
reichen,  bei  dem  Tempel  gemachten  Votivfunde  zusammen  mit  solchen 
von  Conca  in  dem  Saale  Platz  finden. 

Leprignano:  Not.  d. sc.  1007,  732 ff.  Civitella  S.  Paolo:  Not. d. sc.  1905, 301.  Mon.ant. 
dei  Lincei  XVI  (Paribenl).  Segni:  Delbrück,  das  Capitolium  von Signia,  Taf.VI.  Votiv- 
funde aus  Conca:  Not.  d.  sc.  1806,  23,  167.  1896,  09.  Böm.  Mitt.  1896,  188.  Vgl. 
Winter,  Typenkatalog  I  S.  CXXIV. 

Fünfter  Saal. 

Der  Saal  enthält  die  Funde  von  einem  1896  bei  Conca  in  Latium, 
dem  antiken  Sa tric um,  entdeckten  Tempel,  dessen  Grundriß  auf  mehr- 
maligen Umbau  schließen  läßt.  Eine  große  Publikation  der  Funde  ist 
in  Kürze  von  Mengarelli  und  Rizzo  zu  erwarten. 

Über  Conca:  Nissen,  Ital.  Landesk.  II  631.  Nibby,  Dintorni  di  Borna  111%  64. 
Mengarelli  in  Atti  del  congreso  internaz.  di  scienze  storiche  1903  (V)  267 ff.  Über  den 
Tempel:  Not.  d.  sc.  1896,  23 ff.,  99 ff.,  190 ff.  Böm.  Mitt.  1896,  157  ff.  (Petersen). 
Melanges  d'archeol.  et  d'histoire  1896,  131  «F.  (Graillot),  Bull.  com.  1911,  37  ff.  (Rizzo). 

1786  Funde  aus  Conca. 

Die  rechte  SaalhUfte  enthalt,  von  Tür  au  Tür  reichend,  Verkleidungs- 
platten aus  Terrakotta.  Wir  beginnen  wieder  rechts  von  der  Ausgangstür. 

a)  Beste  von  Platten  mit  galoppierenden  Reitern. 

Man^rkennt  reitende  Amazonen,  darunter  einige,  die  sieh  im  Sat- 
tel rückwärts  wenden  und  nach  Partherart  im  Reiten  den  Bogen  ab- 
schießen. Der  Pries  befindet  sich  auf  Platten  mit  weit  vorspringender 
Bedachung,  auf  der  mit  schwarzer  und  roter  Farbe  ein  Schuppenmuster 
gemalt  war  (Reste  am  oberen  Stück).  Diese  Reliefplatten,  die  ganz 
ionischen  Stil  verraten,  gehören  zusammen  mit  anderen  von  Poggio 
Buco,  Tosoanella,  Gervetri,  Velletri,  Rom  u.  a.  O.,  die  PeUegrini  zu- 
sammenfassend behandelt  hat.  Er  neigt  dazu,  sie  bis  ins  7.  Jahrhun- 
dert hinaufzusetzen,  wahrend  Petersen  wegen  der  zum  Teil  kompli- 
zierten Motive  sie  für  jünger  hält.  Sie  werden  ins  6.  Jahrhundert  zu 
datieren  sein  und  stammen  aus  einer  ionischen  Werkstatt. 

Not.  d.  sc.  1896,  S.  36,  Fig.  7.  Böm.  Mitt.  1896, 182.  Milani,  studi  e  materiali  I  95, 
Fig.  8a  (PeUegrini).  Melanges  d'archeol.  et  d'hist.  1896,  143  (Graillot).  Qarg.  E  1201, 
1202,  1205,  1206.  Vgl.  Furtwängler,  Meisterwerke  254. 

Unten  links: 

b)  Reste  einer  Platte.    Gorgo,  mit  Bart  und  Flügelschuhen,  die 
im  sog.  Knielaufschema  nach  r.  eilt.   Ohne  Bemalung.   Der  Stil 


350      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GllJLIO.  1786. 

ist  ganz  archaisch.  Es  ist  nicht  sicher,  welchem  Zweck  die  Platte 
diente,  wegen  des  Fehlens  von  Nagellöchern. 

Auf  der  Langwand  oben: 

c)  Simenverkleidungsstücke  in  Form  eines  ä  jour  gearbeiteten, 
palmettengekrönten  Bandgeschlinges. 

Rom.  Mitt.  XI  175.   Garg.  E  1189. 

Unten: 

d)  Hängende  Yerkleidungsstüeke.  Palmetten-  und  Lotosfries, 
darüber  einfaches  oder  verschlungenes  Fleohtband  und  Mäander. 
Der  Grund  war  rot  gemalt. 

Garg.  B  1173,  1175,  1185,  1190. 

e)  16  Stirnziegel.  Weibliche  Köpfe  archaischen  Stiles  mit  Dia- 
demen und  Halsketten.  Die  Augäpfel  sind  nur  schwach  modelliert. 
Der  Farbe  fiel  hier  eine  größere  Aufgabe  zu  als  bei  den  Köpfen 
der  Antefixe  von  Falerii.  Unten  sind  die  Köpfe  halbkreisförmig 
abgeschnitten.  Sie  waren  also  wohl  bestimmt,  mit  ihrem  unteren 
Teile  frei  vom  Dache  herabzuhängen. 

Not.  d.  sc.  1896,  Fig.  16.  Melanges  1896,  Fig.  6,  7,  Taf.I.  Garg.  B  1176, 1177, 1178. 
Vgl.  Koch,  campan.  Dachterrakotten  VIII  1. 

f )  Stirnziegel.  Bärtiges  ftorgoneion  mit  herausgestreckter  Zunge 
und  Runzeln  auf  Stirn,  Wangen,  Nasenwurzel. 

Not.  d.  sc.  1896,  Fig.  9.  Garg.  E  1191.  Vgl.  Koch,  campan.  Dachterrakotten  V. 

g)  Stirnziegel  mit  hängender  Palmette. 

Garg.  E  1188.  Vgl.  Koch,  Tal.  I  3. 

h)  Stirnziegel  mit  Kopf  der  Inno  Sospita  im  Ziegenhelm. 

i)  Stirnziegel  mit  Köpfen  von  Mänaden  und  Silenen  mit  Wein- 
kränzen im  Haar. 

Melanges  d'archeol.  et  d'histoire  1896,  157.    Garg.  E  1169,  1195.         • 

Bemerkenswert  ist,  daß  die  Stirnziegel  immer  in  zwei  Formaten  vor- 
handen sind,  was  sich  aus  der  Art  ihrer  Anbringung  am  Dach  erklären 
muß  (vgl.  oben  zu  n.  1780  g). 

In  der  obersten  Reihe  nach  dem  Eingang  zu: 
k)  Stirnziegel  mit  sehiangerifüßigem  Dafmon. 
1)  Stf  mziegel  mit  Harpy ie,  die  zwei  Flügel  aufrecht,  zwei  andere  ge  • 
senkt  hält.  Die  Beine  sind  dicht  an  den  eiförmigen  Vogelkörper 
herangezogen,  die  Arme  vorgebogen  mit  gegen  einander  gestreck- 
ten Händen. 

Rom.  Mitt.  1896,  177.    Garg.  E  1164. 

Darunter  in  der  Mittelreihe: 
m)  Stirnziegel  mit  Gruppen  eines  Silens  und  einer  Mänade« 

Es  ist  durch  geduldige,  sorgfältige  Prüfung  und  Zusammensetzung 
von    Hunderten    von    Fragmenten    gelungen,     eine  Anzahl    ver- 


FÜNFTER  SAAL.  351 

sohiedener  Typen  festzustellen,  von  denen  die  meisten  mehrere  Male 
vorhanden  sind.  Die  einzelnen,  stark  fragmentierten  Exemplare  er- 
gänzen sich  gegenseitig  derart,  daß  es  möglich  war,  in  Gips  jeden  Ty- 
pus zu  rekonstruieren.  Fragmente,  besonders  die  vorzüglich  gearbei- 
teten Köpfchen,  liegen  neben  jedem  Typus.  Die  Anordnung  ist  so, 
daß  bald  die  Mänade  der  aktive  Teil  ist  und  einen  Silen  fortschleppt, 
bald  der  Silen  die  Mänade  mit  sich  zieht.  Zur  ersten  Reihe  gehören 
folgende  Stirnziegel: 

1.  Der  Silen  hält  in  der  B.  eine  Schlange.  Die  Mänade  hat  ihn 
am  Arm  gepackt. 

2.  Der  Silen  hebt  abwehrend  die  r.  Hand. 

3.  Der  Silen  hält  mit  der  R.  eine  Schlange  und  folgt  zögern- 
den Schrittes  der  Mänade. 

4.  Fragmente  einer  vierten  Gruppe  dieser  Reihe,  bei  der  der 
Silen  mit  der  R  die  Schlange  hielt,  die  Mänade  beide  Arme 
gehoben  hat. 

Der  zweiten  Reihe  gehören  an: 

1.  Der  Silen  hat  eine  Mänade,  die  in  der  gehobenen  R.  Castag- 
netten  hält,  um  die  Taille  gefaßt  und  bemüht  sich,  sie 
fortzuschleppen. 

2.  Die  Mänade  hält  in  der  gesenkten  L.  die  Castagnetten,  der 
Silen  legt  die  1.  Hand  an  sein  Knie. 

3.  Die  Mänade  wehrt  sich  gegen  den  Silen,  der  lüstern  nach 
ihrer  r.  Brust  greift  und  in  der  L.  eine  Schlange  hält. 

4.  Fragmente  einer  n.  2  ähnlichen  Gruppe,  doch  ohne  die  an  das 
Knie  gelegte  Hand  des  Silens. 

5.  Fragmente  ähnlich  n .  3.  Die  Mänade  wird  von  dem  Silen  an  der 
1.  Brust  angefaßt  und  hart  in  der  erhobenen  R.  die  Casta- 

'   gnetten. 

Weitere,  vorläufig  nicht  zusammensetzbare  Fragmente  von  Grup- 
pen,, die  wenig,  aber  doch  sicher  von  diesen  abweichen,  im  obersten 
Fach  1.  von  der  Tritonenreihe.  Zu  beachten  ist,  daß  die  Höhe  der 
Gruppen  nach  r.  hin  anwächst. 

Der  Stil  dieser  Figuren  ist  von  wunderbarer  Lebendigkeit.  Die 
Darstellungen  des  Silens  in  den  verschiedenen  Phasen  und  Äuße- 
rungen des  Rausches  zeigen  viel  von  dem  naiven-  derben  Humor 
ionischer  Kunstweise.  Ähnliche  Gruppen  waren  namentlich  im 
chalkidischen  Kreise  beliebt.  Sie  begegnen  z.  B.  als  Griffe  auf  Bronze  - 
eisten  in  Campanien. 

Vgl.  Mon.  dell'Ist.  V  25.Not.  d.  sc.  1806,  Fig.  U.  Rom.  Mitt.  1896, 177.  M&anges 
d'arch6ol.  et  d'hist.  1896  Tat  II.    Oarg.  E  1187.   Einaelköpfe:  Garg.  E  1179—81.   1199 

Links  vom  Eingang: 

Oben  Fitigelreste,  vielleicht  von  den  Seitenakroteren, 


352      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIÜLIO.  1786. 

Darunter: 

n)  Reliefplatte  mit  kämpfendem  Krieger. 

Der  Krieger,  vollbewaffnet,  außerdem  bekleidet  mit  Chlamys  und  be- 
sonderem Schutz  vor  den  Genitalien,  schreitet  weit  nach  1.  aus  und  hebt 
die  B.  mit  dem  Schwert  zum  Stoß  nach  dem  Gegner,  den  wir  uns  nach 
n.  1779a  (S.  336)  ergänzen  müssen.  Auf  dem  Schild  als  Zeichen  gemalt 
ein  von  der  Jagd  heimkehrender  Kentaur.  Die  Platte,  deren  1.  Hälfte 
ganz,  deren  unteres  Stück  größtenteils  fehlt,  hat  nur  unten  und  r.  einen 
Rahmen.  Dies  und  ihr  winkliger  Schnitt  oben,  sowie  Nagellöcher  be- 
weisen, daß  sie  zur  Verkleidung  des  Columen  gehörte. 

Rom.  Mitt.  1896, 180  (Petersen).  Bull. comm.  1911  8-30,  Fig.  11, 13,  S.48ff.(BiMo). 
Die  übrigen  Fragmente  dieses  Schranke«  gehörten  nach  Bisxos  scharfsinnigen  Unter- 
suchungen ebenfalls  an  die  Front  des  Giebels.  Sie  rühren  von  großen  Kampfszenen  her. 

o)  Pferdeköpfchen  nach  r.  von  großer  Lebendigkeit.   Die  Zügel 
sind  rot  gemalt,  die  Augen  waren  eingesetzt. 

R.  Mitt.  1896  S.  179.   Garg.  B  1183. 

* 

Beste  von  Schilden,  darunter  einer  mit  einem  Gorgoneion;  auf 
einem  andern  ist  als  Schildzeichen  ein  blitzschwingender  Iuppiter 
aufgemalt. 

Darunter: 

Fragmente  von  Kriegerköpfen.  Unter  ihnen  ragt  hervor: 

p)  Köpfchen  eines  Kriegers. 

Der  Kopf  war  auf  Dreiviertel -Ansicht  von  1.  berechnet.  Die 
Farbe  unterstützt  die  plastische  Modellierung  des  Köpfchens,  dessen 
Augen  eingesetzt  waren.  Interessant  ist  der  Helm,  dessen  Busch 
neuerdings  hinzugefunden  worden  ist.  Der  Helm,  gelblich  bemalt,  hat 
keinen  Nasenschirm,  unbewegliche  Seitenklappen,  über  Stirn  und 
Ohren  eine  knopfartige,  seitlich  sich  hörnerartig  verkrümmende  Ver- 
zierung, die  man  für  die  Lefzen  eines  Löwenmaules  oder  für  Tierhörner 
gehalten  hat.  Ein  Gelehrter  will  darin  einen  besonderen  Stirn- 
schmuck,  nämlich  den  sog.  Korymbos,  erkennen.  Oben  auf  dem 
Helm  Ansätze,  wie  es  scheint  von  Tierohren.  Man  wird  sich  diese  aus 
Metall  gebildet  denken  müssen,  nicht  als  wirkliche,  wie  vermutet 
wurde,  durch  die  Helmhaube  durchgesteckte  Ohren  einer  Fellkappe. 
Ein  sehr  ähnlicher  Schmuck  über  der  Stirn  kommt  bei  einem 
in  Delphi  gefundenen,  vielleicht  zum  Phokäerschatzhaus  gehörigen 
Marmorkopf  vor,  wodurch  die  bereits  von  Savignoni  (vgl.  n.  1773) 
und  Furtwängler  (Antike  Gemmen  III 89)  ausgesprochene  Vermutung 
wesentlich  bestärkt  würde,  daß  die  Phokäer,  die  um  500  ihre  Heimat 
verließen,  in  Italien  diese  Terrakotten  arbeiteten. 

Not.  d.  sc.  1896,  42 f.  Fig.  15, 10.  Melanges  d'archeol.  et  d'hist.  XVI  (1806),  14911., 
Taf.  IV  (Graillot).  Rom.  Mitt.  ZI  (1806),  178  (Petersen).  Bev.  des  Stades  grecques  1896, 
439.  Jahreshefte  desösterr.  arch.  Inst.  IX  (1906)  116,  Fig.  44  (Hauser).  Bull.  comm. 
1011,  31,  37  (Blzso).    Garg.  E  1182. 


FÜNFTER  SAAL.  353 

q)  Köpfchen  eines  Toten. 

Der  Todesschmerz  ist  in  den  tiefen  Stirnfalten  und  der  krampf- 
haften Verzerrung  des  Gesichtes  mit  wunderbarer  Realistik  wieder- 
gegeben. 

Bull.  comm.  1911,  41.  Rom.  Mitt.  1806, 178.  Garg,  B 1188. 

Außer  diesen  besonders  ergreifend  wirkenden  Fragmenten  r.  Beste 
anderer  kleiner  Köpfe,  darunter  solcher  mit  Helmen  in  Form  eines 
Löwenkopfes. 

Garg.  E  1253,  1233. 

Im  untersten  Fache: 

s)  Beste  einer  Amazonenschlacht. 

Man  erkennt  Teile  von  Beinen  mit  Hosen«  andere  von  Kriegern  mit 
Beinschienen  der  gewöhnlichen  Art  und  Oberschenkelschienen  mit 
Volutenverzierung  (vgl.  n.  1779a  S.  336).  ,  Vermutlich  war  eine 
Sohlacht  zwischen  Griechen  und  Amazonen  dargestellt. 

Garg.  B  1224. 

Man  hat  vermutet,  daß  die  unter  o — s  beschriebenen  Fragmente 
von  Reliefs  auf  den  Giebelschrägen  herrührten  oder  von  Stirnciegeln, 
die  im  Giebel  saßen.  Doch  hat  eine  sorgfaltige  Untersuchung  der  ein- 
zelnen Fragmente  gezeigt,  daß  der  Reliefgrund  gelegentlich  trapez- 
artig zugeschnitten  war,  Nagellöcher  vorhanden  sind  und  die  Zahl  der 
Stücke  für  einen  großen  auf  dem  Dach  sitzenden  Sofies  nicht  ausreichen 
würde.  Riazo  hält  daher  die  Reliefs  für  Verkleidungen  Aar  mrtuli  wie 
an  dem  Tempelmodell  von  Nemi. 

Im  2.  Mittelschranke  des  Saales: 

t)  Reste  einer  Kolossalgruppe  von  zwei  Frauen  aus  Terrakotta. 
Erhalten  sind  nur  die  Füße  und  der  Unterteil  der  Gewänder,  im 
archaischen  Stil  des  6.  Jahrhunderts.  Nur  die  Plumpheit  der 
Füße  verrät,  daß  wir  keine  griechische,  sondern  eine  italische  Ar- 
beit vor  uns  haben.  Die  runde  Basis^auf  der  die'  Figuren  stehen, 
spricht  dafür,  daß  sie  nicht  in  einen'  Giebel  gehörten,  sondern 
wohl  ein  Rest  des  Kultbildes  sind. 

Not.  d.  sc.  1896,  42.   Köm.  Mitt.  1806,.  181. 

Daneben: 

u)  Fragmente  großer  Gewandstatuen. 

Da»  auf  den  Gewändern  gemalte  Muster  ist  so  lein,  daß  man  un- 
willkürlich an  die  weiblichen  Figuren  der  athenischen  AkropoHs  er- 
innert wird.  Auf  einem  Fragment  ist  ein  mächtiges  Gorgoneion  mit 
heraushängender  Zunge  gebildet.  Wir  haben,  also  ein  Stuck  einer 
Athenastatue  vor  uns ,  die  vielleicht  mit  v)  zusammen  eine  Gruppe 
bildete.  

Kot. d. so.  1896,  42.    Böm.  Mitt.  1896,  181.  "*  >  '  •■ 

H e  1  b  i  g :  Führer  II.  3.  Aufl.  28 


354      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIÜLIO.  1786. 

v)  Bärtiger  männlicher  Kopf  aus  Terrakotta  von  efoer  fast  le- 
bensgroßen Statue.  Der  Kopf  ist  rot  bemalt.  Die  Stellung  und 
Behandlung  der  Augen,  Ohren,  des  herabhängenden  Schnurr- 
bartes und  des  von  einem  schmalen  Reifen  zusammengehaltenen 
Haares  ist  ganz  archaisch.  Die  Locken  über  der  Stirn  sind  in  einer 
der  ionischen  Kunst  eigenen  Weise  stilisiert.  Der  Kopf  gehört  der 
Wende  des  6.  zum  5.  Jahrhundert  an  und  erinnert  im  Stil  an 
einen  Bronzekopf  im  Akropolismuseum.  Möglich,  daß  er  auf  einer 
Iuppiterstatue  saß  und  die  daneben  hegenden  Teile  eines  Blitzes 
in  Gestalt  einer  Blüte  zu  dieser  Figur  gehörten.  Ein  Loch  oben  im 
Kopfe  rührt  vermutlich  von  der  Anbringung  eines  Schutzdaches 
zur  Vogelabwehr  her. 

Not.  d.  sc.  1896,  40,  Fig.  14.  RÖm.  Mitt.  1896,  181  f.  (Petersen).  Melanges  d'ar- 
cheol.etd'lU8t.l896, 154 (f.,  Tat  V.  Bev.  des  6tudeggrecqaea  1806,  439.  ößterr.  Jahiesh. 
1906,  S. 114,  Fig.  43  (Hauser).  Deonna,  stat.  en  terre-cuite  108 f.  Gaz.  desbeauxarts 
1896»  II  329.  Garg.  B  1170—72. 

Man  hat  vermutet,  daß  t,  u,  v  Beste  von  Giebelfiguren  seien,  andere 
hielten  sie  für  Akroterien.  Gegen  beide  Annahmen  sprechen  die  Große, 
die  bedeutende  Anzahl  und  die  Plinthen  der  Fragmente,  Die  Statuen 
waren  vermutlich  Weihgesohenke,  die,  etwa  wie  in  Thermos,  neben 
dem  Tempel  standen.  Giebelfiguren  sind  für  den  Tempel  in  Conca 
nicht  nachweisbar. 

Tgl.  Butt.  QOmm.  1911,  58,  61. 

Recht*  vom  Eingang: 
w)  Fragmeftte  von  Trau! Ziegeln  mit  rotem  und  schwarzem  Zick- 
zack-Muster.   Die  darunter  aufgestellten  Stücke  mit  Palmetten  - 
Verzierungen  waren  an  den  Ziegeln  mittels  Bleiklammern  befestigt 
und  hingen  senkrecht  vom  Dachrande  herab. 

x)  Beste  eines  Glebelakroteres  in  Gestalt  einer  mächtigen  Pal- 
mette. 

Daneben  Proben  der  Steinarchitektur  des  Tempels. 

Unter  dem  Fenster: 
y)  Tuffsteinblock  mit  Besten  einer  Inschrift,  die  man  so  zu  er- 
gänzen versuchte: 

DIVA]E    MAT[RI  MATVTAE] 

CORJNELIVS 

DWM]VIRV[M  D  •  D] 

Man  hat  in  der  Insohrif  t  die  DeöÜkatdon  eines  Cornelius  an  die 

Mater  Matuta  von  Satricum  sehen  wollen,  was  beweisen  würde,  daß 

der  Tempel  auch  nach  der  Zerstörung  der  Stadt  (346)  in  römischer 

Zeit  noch  existierte  und  berühmt  war.  Nach  dem  Schriftcharakter  ist 

die 'Inschrift  in  das  2.— 1.  Jahrhundert  v,  Chr,  zu  setzen. 

tfat«  d.  M.  1*9*,.  102,  196  (Baatabej). 

In  der  anderen  Vetrine  und  auf  der  1.  Seite  des  Saales  haben  die 
Grabfunde  aus  Conca  Platz  gefunden. 


OBERES  STOCKWERK.  365 

Das  eine  dieser  Gräber— sein  Inhalt  in  der  Vetrine — war  sehr  reich 
an  Bronzen,  unter  denen  man  außer  den  Vasen  besonders  ein  Hörn 
mit  einer  Kette  zum  Aufhangen  beachte;  ferner  drei  Dreifüße  —  da- 
runter einer  von  komplizierter  Form  «dt  einem  Ring  zum  Einstellen 
eines  Gefäßes  — ,  den  Rest  eines  bronzenen  Untersatzes  mit  zwei 
kugeligen  Verdickungen,  drei  große  Bronzekannen  mit  kleeblatt- 
förmigem Ausguß. 

Die  Dreifüße:   Garg.  B  1193,  1194. 

Das  zweite  Grab  —  sein  Inhalt  an  der  Fensterwand  —  war  überaus 
reich  an  Bernstein,  der  zur  Verkleidung  von  Fibelbügeln  und  nament- 
lich als  Anhänger  an  Halsketten  verwendet  war.  Es  handelt  sich 
also  offenbar  um  ein  Frauengrab. 

In  einem  dritten  Grab  beachtenswert  vor  allem  ein  falsches  Gebiß 
mit  goldener  Fassung  (in  der  Vetrine).    Vgl.  S.  371e. 

Not.  d.  sc.  1898,  169.    Garg.  E  5758. 

Neben  diesen,  für  eine  recht  raffinierte  Kultur  sprechenden  Grab- 
funden aus  den  Gräbern,  die  auf  griechischen,  von  Campamen  ver- 
mittelten Einfluß  schließen  lassen,  hat  sich  in  den  Häusern  der  Stadt 
eine  äußerst  minderwertige,  lokale  Keramik  aus  dunklem  italischen 
Ton  (impasto  italico)  gefunden,  darunter  allerdings  auch  einige  feinere 
Gefäße  griechischer  Provenienz  (korinthische  Schäfchen),  diese  an  der 
Fensterwand. 

Not.  d.  sc.  1896,  199.    1898,  166fl.    Garg.  E  1228. 

Oberes  Stockwerk. 

In  einem  Vorraum  und  drei  großen  Sälen  sind  die  Grabfunde 
aus  verschiedenen  Nekropolen  des  alten  Falerii  (Civita  Castellana) 
aufgestellt.  Sie  geben  ein  einzigartiges  Gesamtbild  von  der  Kultur 
des  faliskischen  Volkes,  eines  in  Südetrurien  zwischen  Tiber  und  Soracte 
wohnenden  Stammes  italischen  Ursprunges,  der  bei  der  Einwanderung 
der  Etrusker  von  diesen  unterworfen  wurde  und  von  etruskischer 
Kultur  vieles  angenommen  hat.  Seine  Sprache  steht  der  lateinischen 
nahe,  die  Schrift  zeigt  ein  Gemisch  lateinischer  und  etruskischer* 
Zeichen.  Mit  der  Eroberung  der  Stadt  Falern  durch  die  Römer  und 
der  zwangsweisen  Ansiedelung  ihrer  Bewohner  in  Neu-Falerii  im 
Jahre  241  hat  die  Zeit  der  Selbständigkeit  der  Falisker  ihr  Ende  er- 
reicht. 

Grabfunde  von  Falerii. 

Montelius,  la  civilisation  primitive  en  Italic,  Tome  II 307 — 11.  Eine 
Publikation  oder  Katalog  fehlt  bisher.  Vieles  abgeb.  und  besprochen 
in  den  Monumentt    antichi   pubbl.  per  cura  delT   Accademia  dei 

Linoei  IV  passim. 

Die  Sammlung  ist  nach  Möglichkeit  chronologisch  aufgestellt.  Im 
Vorraum  zunächst  die  primitivsten  Funde  aus  Schachtgräbern 

28* 


356  DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIÜLIO. 

(tombe  a  pozzo).  Letztere  biete»,  von  kleinen  Verschiedenheiten  abge- 
sehen, die  zwischen  den  Gräbern  auf  den  Bergen  und  denen  in  der 
Ebene  bestehen,  folgendes  Bild.   In  den  Boden  wird  ein  senkrechter 
kreisrunder  oder  quadratische**,  etwa  2  m  tiefer,  1  m  breiter  Schacht 
getrieben,  auf  dessen  Boden  die  Aschenurne  gestellt  wird,  manchmal 
(bei  den  Grabern  in  der  Ebene)  in  einer  kleineren  Vertiefung.  Da  es 
vor  allem  auf  Schützung,  „Umhegung"  des  Aschengefäßes  ankommt, 
werden  die  Wände  des  pozzo  bei  lockerem  Terrain  mit  kleinen  Steinen 
verkleidet,  gelegentlich  auch  der  Boden  damit  gepflastert  (fast  nur 
bei  den  Gräbern  auf  den  Bergen).     Das  Gefäß  fand  sich  oft  mit 
Leinwand  verhüllt,  eine  Sitte,  die  z.  B.  auch  bei  den  Oskern  Cam- 
paniens  beobachtet  wurde.    Manchmal  wird  der  Aschentopf  in  ein 
großes  tönernes  Gefäß  oder  in  ein  bronzenes  Becken  gestellt,  gelegent- 
.  lieh  auch  in  einen  mit  einem  rohen  Steine  zugedeckten  Behälter  aus 
Stein.  Auch  das  kommt  vor,  daß  das  Ossuar  in  einem  Bronzebecken  und 
dieses  wieder  in  einem  steinernen  Behälter  ruht.   Der  Aschentopf 
besteht  aus  rohem  dunklen  Ton,  ist  mit  der  Hand  gemacht  und  hat 
bauchige  Form.  Bedeckt  ist  er  mit  einer  umgestülpten  einhenkeligen 
Schale  aus  Bronze    oder    aus  Ton,  an  deren  Stelle  manchmal  ein 
Helm  aus  Bronze  oder  seine  tönerne  Nachbildung  tritt.    In  dem 
Aschengefäße  hegen  meistens  die  persönlichen  Beigaben :  Fibeln,  Ringe, 
Haarnadeln,  Gehänge,  Spinn wirtel,  über  dem  Aschentopf  außer  der 
Schale  die  halbmondförmigen  sogen.  Basiermesser  aus  Bronze  oder 
Eisen  (s.  unten),  sowie  die  Waffen:  Bronzeäxte,  Dolche,  Schwerter, 
Lanzen.  Manchmal  hat  ein  solches  Schachtgrab  noch  eine  kleine 
Nebenkammer  (loculus),  in  der  rohe  Vasen,  Pferdetrensen,  Wagenteile 
liegen.   Dieser  loculus  wurde  dann  mit  Steinen  verschlossen  und  die 
ausgehobene  Erde  wieder  eingefüllt,  nach  oben  zu  mit  Steinen  unter- 
mischt, die  einen  kleinen  Hügel  bilden.  Das  am  Boden  des  Schachtes 
eingesenkte  Grübchen  mit  dem  Aschentopf  darin  ist  als  Nachahmung 
einer  kreisrunden,  halb  in  die  Erde  eingegrabenen  Wohnstätte  zu  be- 
frachten. Oft  ist  die  Mündung  des  Grübchens  noch  mit  einer  Stein- 
platte in  Form  eines  Daches  zugedeckt.   Auch  oben  auf  dem  Grab- 
hügel wurden  oft  solche  bis  2  m  im  Durohmesser  große  Steinplatten 
in  Dachform  angebracht  (Exemplar  aus  Falerii  am  Fenster  r.  vom 
Eingang   in  dem   ersten  Saale)«    Die  Stadt   der  Toten  muß  von 
weitem  einen  sehr   ähnlichen  Eindruck  gemacht  haben   wie   eine 
bewohnte  Ansiedlung  von  Lebenden. 

Diese  primitivste  Form  der  Aschenbestattung  wurde  abgelöst 
durch  eine  Leichenbestattung  in  länglichen  Gräben,  (sogen,  tombe 
a  fossa).  Die  Gründe,  die  zu  dem  Übergang  führten,  sind  unserer 
Kenntnis  entrückt.  Daß  das  Volk,  welches  seine  Toten  in  tombe  a 
fossa  bestattet,  ethnographisch  dasselbe  ist  wie  das  der  Schacht- 
gräber,  geht  aus  den  Beigaben  hervor,  die  sich  nicht  veränderten. 


OBERES  STOCKWERK.  357 

In  den  Gräbern  a  fossa  liegt  der  anverbrannte  Leichnam  in  einem 
Sarge  aus  Holz  oder  Nenfro  in  einem  rechteckigen  Graben.  Auf  dem 
Boden  des  Grabes,  zu  Füßen  oder  Häupten  des  Toten  stehen  die 
Beigaben,  manchmal  auch  in  einer  kleinen  Höhlung  (loculus)  auf  der 
Langseite,  die  mit  Tuffquadern  oder  einer  gewöhnlichen  Stein- 
platte geschlossen  ist.  Es  kommt  auch  vor,  daß  der  loculus  außer 
den  Beigaben  den  Sarg  mit  der  Leiche  enthält.  In  diesem  Falle  fanden 
sich  dann  bei  Kriegergräbern  auf  dem  Boden  des  eigentlichen  Grabes 
Teile  des  Wagens  und  des  Pferdegeschirres.  Manchmal  sind  auch  zwei 
loculi  vorhanden,  die  in  verschiedener  Höhe  auf  jeder  der  Lang- 
seiten angebracht  und  verschieden  groß  sind.  Der  größere,  niedriger 
liegende  enthält  dann  meistens  die  Objekte,  die  der  Tote  im  ge- 
wöhnlichen Leben  am  Leibe  trug,  der  kleinere  die  Beigaben.  Zu 
letzteren  gehören  in  Männergräbern  namentlich  die  Waffen  und 
das  sogen.  Rasiermesser,  in  Frauengräbern  das  Gerät  zum  Spinnen, 
Sticken  u.  a.  In  beiden  vertreten  sind  die  zur  Kleidung  und  zum 
Schmucke  gehörenden  Dinge  wie  Spiralen  in  Gold  und  Bronze 
für  Haar  und  Ohren  (letztere  lagen  dann  neben  dem  Schädel), 
Halsketten,  Fibeln,  Ringe,  Kämme.  Die  Vasen  standen  auf  dem 
nackten  Boden  neben  dem  Sarge  oder  Totenbett  oder  in  einem  eigenen 
loculus. 

Die  Gräber  a  fossa,  die  etwa  bis  zum  Anfang  des  6.  Jahrhunderts 
herabreichen,  werden  abgelöst  durch  Kammer gr aber  (a  camera), 
in  den  Fels  gehöhlte,  am  Abhang  eines  Hügels  gelegene  trapezför- 
mige Kammern  mit  einem  Zugang  durch  einen  leioht  geneigten  Korri- 
dor. Aus  diesem  tritt  man  meistens  nicht  unmittelbar  in  die  Grab- 
kammern, sondern  erst  durch  einen  Vorraum,  in  dem  sioh  bei  Krieger- 
gräbern gelegentlich  die  Reste  des  Wagens  fanden.  In  der  eigent- 
lichen Grabkammer  stand  der  Sarkophag  aus  Nenfro,  in  der  Form 
ein  Haus  mit  schrägem  Dach  nachbildend,  oder  die  Leiche  ruht 
auf  Steinbetten,  in  alkovenartigen  Nischen  oder  loculi,  die  in 
die  Wände  eingehauen  sind.  Darin  lagen  wie  in  einer  Schiffskajüte 
die  Leichen  in  mehreren  Etagen  übereinander.  Der  Name  des  Toten 
stand  mit  roter  Farbe  darunter  geschrieben.  Zahlreiche  Grabanlfigen 
dieser  Art  sieht  man  noch  heute  bei  Civita  Gastellana. 

Die  Grabanlagen  dieser  Form  stammen  aus  dem  6.  bis 
3.  Jahrhundert.  Sie  dienten,  manchmal  mehrere  Generationen  lang 
unbenutzt,  als  Begräbnis,  bis  hinab  zur  Zeit  der  Römer,  die  gelegent- 
lich diese  Familiengräber  usurpierten  und  weiterbenutzten  (vgl.  S.  381), 
ähnlich,  wie  es  z.  B.  in  Corneto  zu  beobachten  ist  (tomba  del 
TTrfone). 

Vgl.  Bull,  paletn.  ital.  1898  S.  51tf.,  llöff.    Mon.  ant.  dei  Llncei  IV  120 ff. 


358     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1787—1788. 

Vorraum. 

In  dem  kleinen  Zimmer,  das  man  zunächst  betritt,  ist  der  Inhalt 
der  ältesten  Gräber  von  Falerii  aus  verschiedenen  Nekropolen  (Celle, 
Montarano)  aufgestellt.    L.  vom  Eingang  zunächst: 

1787  Funde  aus  Brandgräbern  (apozzo)  bestehend  in  einem  bau- 

chigen rohen  Topf,  gelegentlich  mit  eingeritzten  Ornamenten 
(Grab  II),  in  der  Regel  dabei  eine  über  den  Topf  gestülpte 
Schale  mit  einem  Henkel,  die  aus  rohem  Ton,  seltener  aus 
Bronze  besteht  (IV,  VIII). 

An  Stelle  der  Schale  tritt  gelegentlich  ein  Helm  aus  Terrakotta 
(XI).  Manchmal  stehen  weitere  kleine  rohe  Gefäßohen  dabei  (IV, 
VIII),  einmal  zwei  von  je  einem  Widder  getragene  tönerne  Teller  mit 
eingeritztem  geometrischen  Ornament.  Bronze  ist  unter  diesen  pri- 
mitivsten Funden  spärlich  vertreten.  Außer  den  übergestülpten  Scha- 
len begegnet  einmal  eine  bauchige  Amphora  (X)  und  mehrmals  (z.  B. 
VI,  VIII,  IX,  XII)  ein  auf  einer  Seite  geschärftes  halbmondförmiges, 
bronzenes  Gerät  mit  Griff,  dessen  übliche  Erklärung  als  Rasiermesser 
durch  eine  plausiblere  noch  nicht  ersetzt  ist  (einmal  —  in  Grab  XII 
—  aus  Eisen).  Es  kommt  nur  in  Männergräbern  vor,  z.  B.  in 
Grab  XIII,  wo  sonst  von  Bronze  Armringe,  Spiralen  und  eine 
Axt  beigegeben  sind,  findet  sich  in  Narce  aber  einmal  klein  in 
Bernstein  nachgebildet  als  Anhängsel  an  einer  Frauenhalskette  und 
trägt  da  entschieden  den  Charakter  eines  symbolischen  Gegen- 
standes. Von  Fibeln  treten  auf  die  Bogenfibel  (ad  aroo  semplice) 
III,  die  Kahnfibel  (a  navicella)  (XIII,  XIV)  und  die  gewundene 
Fibel  (ad  arco  serpeggiante)  (XIII),  letztere  aus  Eisen.  Im  ältesten 
dieser  Gräber  (I)  sehen  wir  eine  Pfeilspitze  aus  Feuerstein,  die 
jüngsten  (XIII,  XIV)  zeigen  bereits  Gefäße  mit  rotfarbigem 
Überzug,  eines  dabei  mit  geometrischer  Bemalung.  Die  Armut  an 
Gefäßformen  läßt  übrigens  keinen  Schluß  darauf  zu,  daß  im  Leben 
andere  nicht  bekannt  und  üblich  waren,  denn  die  Schachtgräber  boten 
nur  ganz  wenig  Raum  für  Beigaben. 

Rasiermesser:  Gozzadini,  scavi  fatti  dal  Sig.  Arnoaldi Veli  63  f.,  Gsell,  Vulci 296, 
Heibig,  homer.  Epos  248,  Bull,  paletn.  ital.  1894  6  ff.,  Taf.  I  5  (Pigorini),  Spiralen: 
Heibig,  hom.  Epos  242,  Bull,  paletn.  ital.  1898,  119.  Kur  Italien.  Nomenklatur  der  Fi- 
beln: Mon.  ant.  dei  Lincei  IV  Taf.  X  (Nr.  5  ,ad  aroo  semplice'  oder  »italiche  con 
diaco  a  foglia',  Nr.  20,  22  ,ad  arco  rigonlio'  oder  ,a  sanguisuga',  Nr.  8  dieselbe  Form  ,con 
appendici',  Nr.  12  ,etrusche',  Nr.  13  ,a  navicella',  Nr.  6  ,ad  arco  serpeggiante',  Nr.  11 
dieselbe  Form  ,con  bastoncello'). 

An  der  Ausgangswand: 

1788  Funde  aus  Bestattungsgräbern  mit  oder  ohne  Seitenkammern 

(tombe  a  fossa  semplici  o  con  loculi). 
Während  die  bei  der  vorigen  Gruppe  der  Brandgräber  beob- 
achteten Formen  der  Fibeln  (ad  aroo,  a  navicella),  und  das  Rasier- 


OBERSTOCK.  ERSTER  SAAL.         359 

messer  beibehalten  sind,  treten  andere  Funde  hinzu,  die  starken  Im- 
port aus  dem  Osten  bekunden,  so  die  bunten  Glasperlen  (XIX,  XX), 
die  an  die  Bogen  der  Fibeln  angereihten  durchbohrten  Bernstein- 
stüokchen  (XXIII)  und  vereinzelte  Funde  aus  Gold,  z.  B.  eine  Fibel 
(XX),  Hinzu  treten  auch  neue  Formen  von  Gefäßen.  Die  Stelle  des 
einfachen  rohen  Aschen  topf  es  haben  kompliziertere  Typen  einge- 
nommen, die  stark  von  metallenen  Vorbildern  beeinflußt  sind.  Man 
beachte  besonders  eine  kleine,  bauchige  Amphora  mit  aufgesetzten 
bronzenen  Knöpfchen,  welche  die  Köpfe  von  Nietnägeln  imitieren. 

Erster  Saal, 

Auf  der  1.  Seite  setzen  sich  die  Funde  aus  Gräbern  des  eben  be- 
trachteten Typus  fort.  Sie  stammen  aus  dem  Grabfeld  in  contrada 
Montarano  bei  Falerii.  Von  Metall  tritt  zu  den  bisher  betrachteten 
Formen  hinzu  eine  Fibel  (a  sanguisuga)  mit  eingesetzten  Stückchen  von 
Gold  oder  Bernstein  (Grab  XXV).  Ferner  beachte  man  einen  breiten 
bronzenen  Gürtel  mit  eingestanzten  Kreisen  und  Buckeln  (XXIX), 
einen  Spinnrocken  (XXXVIII),  zwei  Pferdetrensen  und  Schwer- 
ter (XXXVIII).  Auf  der  Ausgangswand  1.  von  der  Türe  in  der  Mitte 
eiserne  Stichsohwerter,  eines  mit  Scheide  und  Griff  aus  Bronze. 
Darunter  Kettengehänge,  Armspangen  und  eine  bronzene  Gürtel- 
schließe (XXXV).  Bernstein  ist  verwendet  zum  Schmuck  an  Fi- 
beln und  an  Halsketten,  an  letzteren  abwechselnd  mit  Glasperlen  an 
Schnüren  gereiht  (XXV).  Gefäße  aus  Bronze  sind  nur  sehr 
wenige  gefunden  worden.  Eine  Anzahl  von  solchen  namentlich  in 
der  Mittelvetrine.  Man  war  in  Falerii  offenbar  sparsam  mit  kost* 
baren  Metallgefäßen  und  gab  den  Toten  häufig  tönerne  Surrogate 
mit,  die  den  metallenen  Vorbildern  ähnlich  gestaltet  wurden.  Die 
in  den  Schränken  dieses  Saales  aufgestellten  Gefäße  lassen  sich 
nach  ihrer  Teohnik  in  3  Klassen  teilen:  Erstens  solche  aus 
dunklem  Ton  (impasto  italico)  mit  Beimischung  von  Trachyt-, 
Basalt-  oder  Quarzbestandteilen,  denen  nach  dem  Brand  mit  Wachs 
oder  Harz  ein  Überzug  gegeben  und  deren  Oberfläche  künstlich  ge- 
glättet ist.  Bei  ihnen  sind  die  Ornamente  in  den  feuchten  Ton  vor 
dem  Brande  eingedrückt.  Zweitens  rottonige  Gefäße  ohne  Bei- 
mischung im  Ton.  Bei  ihnen  ist  dem  Überzug  Eisenoxyd  beigemengt, 
wodurch  die  rote  glänzende  Oberfläche  erzielt  ist,  offenbar  in  be- 
wußter Nachahmung  kupferner  Gefäße.  Die  bei  dieser  Klasse 
nicht  häufigen  Ornamente  sind  mit  dem  Pinsel  aufgetragen.  Drittens 
sieht  man  Gefäße  mit  weißem,  nach  dem  Brande  hergestellten  Über- 
zug, auf  dem  die  Ornamente  rot  aufgemalt  sind.  Offenbar  ist  diese 
Neuerung  in  der  italischen  Keramik  gemacht  worden  in  Nach- 
ahmung der  hellen  aus  dem  Osten  importierten  Tonwaren. 
Vgl.  Mon.  ant.  dei  Lincei  IV  173  ff.,  Areh.  Jahrb.  1000,  167  ff.  .(Bochba). 


360      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1789-1792. 

Charakteristische  Formen  sind:  ein  hoher  Untersatz  mit  trich- 
terförmigem Fuße,  kugeliger  Verdickung  und  kelohförmigem  oberen 
Ende,  zur  Aufnahme  eines  kugeligen  Gefäßes  bestimmt.  Zwei  Exem- 
plare großer  Dimension  stehen  1.  und  r.  von  der  Ausgangstür  des  Saales. 
Der  Untersatz  hat  meistens  dreieckige,  seltener  runde  Schlitze  unten, 
deren  Zweck  nicht  recht  ersichtlich  ist.  Die  Vermutung,  daß  sie  mit 
der  Feuerung  zusammenhingen,  ist  unhaltbar  wegen  der  Höhe  der 
Untersätze.   Die  Vorbilder  aus  Metall  (n.  680  und  in  der  Sammlung 
Naroe)  haben  die  Schutze  nicht  (vgl.  Mon.  ant.  dei  Linoei  IV  S.  246). 
Von  weiteren  charakteristischen  Formen  sei  erwähnt  eine  bauchige 
Kanne  mit  langem  Hals  und  schnabelförmigem  Ausguß  (LXI),  deren 
Ableitung  von  der  natürlichen  Form  des  Kürbis  nicht  zweifelhaft  sein 
kann  im  Hinblick  auf  ein  Stück  wie  das  1.  von  der  Ausgangstür  auf- 
gestellte mit  dem  zurückgebogenen  Hals,  sowie  henkellose  Schalen  mit 
hohem  Fuß  in  verschiedenen  Größen  und  Abarten,  bis  zur  Halbkugel- 
form. Dieselbe  Form  kommt  vor  mit  Henkeln  und  plastisch  aufge- 
setzten Greifenköpfen  und  Pferden.  Eimerförmige  Gefäße  mit  senk- 
rechten oder  leicht  geschweiften  Wänden  und  bald  höherem,  bald 
flacherem  Bügel.  Die  Form  kommt  aus  dem  Osten.  Eine  besonders 
häufige  faliskische  Form  ist  die  Amphora  mit  abgesetztem  breitem 
Hals  und  Bandhenkeln  in  verschiedenen  Größen  und  Proportionen. 
Die  Bandhenkel  sind  oft  durchbrochen  und  haben  oben  plastische 
Verzierung  mit  Tierköpfen  (Ausgangswand  L),  gelegentlich  hat  der 
Bauch  Biefelung  und  sind  die  Henkel  gewunden  (1.  Wand  Schrank  6 
oberste  Reihe).  Ein  beliebtes  Ornament  auf  den  Exemplaren  dieser 
Gruppe  sind  aufgemalte  oder  eingeritzte  Tiere,  aber  immer  sind  es 
friedliche  Grasfresser,  Widder  oder  Pferde.     Die  Form  erinnert  be- 
sonders stark  an  Metall.  Halbkugelige  Schalen  ohne  Fuß  und  Henkel 
mit  vorgreifender  Lippe.     Ein  Bronzeexemplar  L  an  der  Ausgangs- 
wand.   Nachahmung  der  Nietnägel  bei  einem  roten  Tonsohälohen 
(Mittelschrank,  Fensterseite).  Kleine,  bauchige  Amphoren  mit  kurzem 
konischen  Hals  und  ösenhenkeln  (besonders  häufig  in  Narce).    Das 
Spiralornament  auf  ihnen  ist  das  übliche. 

Über  die  verschiedenen  Formen:  Mon.  ant.  dei  Iincei  IV  165 ff. 

Wir  beschreiben  kurz  die  wichtigsten  Gegenstände  dieses  Saales. 

L.  Seite  unten: 

1789  Zwei  Baumsarkophage  (vgl.  n.  1774  S.  332)  deren  Beigaben  für 

Beziehungen  zu  Latium  sprechen. 

Die  Vasen  sind  lokaler  Fabrikation,  einige  ahmen  Metallvorbilder 

nach.    Bemerkenswert  besonders  zwei  Spiralen  aus  Golddraht. 
Montelius,  civ.  prim.  en  It.  II  308, 16. 

R.  vom  Ausgang: 

1790  Inhalt  eines  reichen  Kammergrabes  (XLV11). 


OBERSTOCK.  ERSTER  SAAL.         361 

Bemerkenswert  darunter  mächtige  bauchige  Töpfe  mit  eingezo- 
genem Hals  und  vier  vertikalen,  an  Lippe  und  Sohultern  ansitzenden 
Henkeln.  Auf  einem  sind  grasende  Damhirsche  dargestellt,  wie 
auf  ostgriechischen  Vasen. 

Mon.  ant.  dei  Lincei  IV  Fig.  127. 

Daneben  große  tönerne  Greifenköpfe  von  einem  Kessel,  der  bron- 
zene Vorbilder  nachahmt  (vgl.  n.  1766  aus  Palestrina).  In  der  Mitte 
eine  prachtvolle  Amphora  mit  eingeritzten  rotgefüflten  Ornamenten 
und  zwei  weiß  aufgemalten  Pferden.  Neben  diesen  treten  bereite 
importierte  griechische  Vasen  auf  (Augenschale,  „protokorinthische" 
u.  a.).  Schwacher  griechischer  {mport  zeigt  sich  auch  in  einem  Grabe 
(XLVI1I),  dessen  Inhalt  zwischen  den  Fenstern  aufgestellt  ist. 

1791  Vetrine  vor  dem  dem  Eingange  gegenüberliegenden  Fenster. 

Unten:  einheimische  Vasen  der  üblichen  Form  mit  eingeritzten 
Ornamenten,  darunter  Fische  und  Damhirsch. 

Im  Mittelfach  auf  der  Fensterseite  (XL1):  Goldspiralen,  goldene 
Fibel  mit  aufgesetzter  Ente  in  Granuliertechnik,  hohler  Armring, 
silberne  Gürtelschließe  (vgl.  n.  1767  a). 

Auf  der  anderen  Seite:  Reste  einer  Schwertscheide  mit  Bernstein- 
einlagen.   Bucchero väschen  „protokorinthischer"  Form. 

L.  davon  in  derselben  Vetrine  auch  Grab  LVI: 

Faliskische  Amphora  mit  Henkelaufsätzen  in  Gestalt  von  Wid- 
derköpfen. Auf  der  Wandung  jederseits  eingeritzt  zwei  Pferde, 
die  aus  einer  Krippe  fressen. 

Auf  der  anderen  Seite  des  gleichen  Faches:  Schale  mit  eingeritzter 
langer  faliskischer  Inschrift. 

Oben  Bronzegeräte,  darunter  hervorragend  eine  ä  jour  gear- 
beitete bronzene  Gürtelschließe,  darauf  ein  nackter  Mann  und  eine 
nackte  Frau  mit  Kind,  ferner  ein  breiter  Löffel.  Gegenüber  Reste 
eiserner  Waffen,  darunter  ein  sichelförmiges  Schwert. 

Not.  d.  scavi  1887  Taf.  VI.  Montelius,  civ.  prim.  en  It.  II  309.  Milani,  studi  e  ma- 
teriali  in  144447  Fig.  1  und  7  (Karo)  vgl.  I  271—72. 

1792  Mittelschrank. 

a)  Aschenurne  aus  Bronze  in  Hausform,  mit  schnabel- 
artigem Dachbalken  wie  an  westfälischen  Bauernhäusern.  Das  Stück 
ist  von  einzigartiger  Bedeutung  für  unsere  Kenntnis  des  faliskischen 
Hauses. 

Not.  d.  sc.  1910,  217  Fig.  14.  Montelius,  civil.  It.  prim.  II  308,  8.  Taramelli,  i 
cinerarii  antichiss.  in  forma  dl  capanna  in  Bendic.  Lincei  1893  423  ff.  Alinari  27264. 

b)  zwei  bronzene  Gürtel  angeblich  aus  Frauengräbern. 
Als  Ornament  gestanzte  Punkte  und  feine  geometrische  Gravierung. 
Die  Vermutung»  daß  die  Gürtel  Kriegern  angehörten,  ist  deshalb 


362      *>AS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1793. 

zweifelhaft,  weil  mit  ihnen  niemals  Waffen,  dagegen  häufig  Gerät  für 

weibliche  Arbeit  gefunden  wurden. 

Orei,  Biii  cinturoni  italici  della  prima  eta  del  ferro  (Attie  mem.  d.  storia  patria 
per  le  prov.  di  Romagna  III  serie  Bd.  III.  Heft  I-II)  p.  9  Mon.  ant.  dei  Lincei  IV 
223,  371  f.  Montelius,  civ.  prim.  en  It.  Bd.  II  Taf.  307  Heibig,  les  attributs  des  Ba- 
llens (Memoires  de  l'Acad  des  Inscr.  XXXVII  2  p.  50  ff). 

0)  Spinnrocken  aus  Holz  und  Bronze  mit  Bernstein  verziert. 
Montelius  II  307,  17.    317,  8. 

d)  Fibeln.  Außer  den  üblichen  aus  Bronze  zwei  aus  buntem  Glas- 
fluß, eine  aus  glänzendem  Bernstein,  eine  mit  Gold  überkleidet,  silberne 

Fibeln  mit  eingesetzten  Bernsteinstückchen. 
Montelius  Bd.  II  Taf.  307. 

e)  Perle  aus  buntem  Glasfluß  "mit  Augen,  an  einer  Bronze- 
nadel. 

Mon.  ant.  dei  Lincei  IV  Fig.  164. 

f)  Große  bunte  Perlen  aus  Glas,  Halsketten  aus  Bernstein  und 
Gold  mit  Anhangern. 

g)  Kämme  mit  Bernsteineinlage. 

h)  Silberne  rechteckige  Plättchen  mit  gestanzten  Punkten.    Sie 

werden  als  Einlagen  auf  Gefäßen  in  Villanovaform  erklärt,  jedenfalls 

dienten  sie  als  Beschläge  irgendwelcher  Art. 
Montelius,  civ.  prim.  en  It.  II  316. 

i)  Scarabaeen.  Einer  dieser  geschnittenen  Steine,  der  aus  der 
Nekropole  von  Narce  stammt,  trägt  den  Vornamen  des  Pharao  Tut- 
mosis  III.  der  18.  Dynastie  (XV.  Jahrh.  v.  Ohr.)  Der  Stein  mag  also 
ein  kostbarer  alter  Familienbeeitz  gewesen  sein. 

Mon.  ant.  IV  Atlas  Taf.  IX  49  Fig.  175,  176,  170,  S.  381. 

Zweiter  Saal. 

Dieser  Saal  enthält  Funde  aus  Kammergräbern  vom  6.  und  5. 
Jahrhundert.  Der  griechische  Import  herrscht  vollständig  vor,  ein- 
heimische Produkte  sind  nur  ganz  spärlich  vertreten.  Die  schönsten 
Stücke  sind  untergebracht  in  der 

1793  Mittel vetrine. 

a)  Gefäß  in  Form  eines  Knöohels.  Unter  den  wenigen  Ge- 
fäßen dieser  Form,  deren  bekanntestes  das  Londoner  Exemplar  mit 
einem  Reigentanz  von  Mädchen  ist,  ragt  dieses  durch  seine  Größe 
und  gute  Erhaltung  hervor.  Die  Bestimmung  des  Gefäßes  ist  nicht 
sicher.  Vielleicht  war  es  kein  Trinkgefäß  sondern  ein  Behälter  für 
Knöchel.  Andrerseits  ist  dieser  Auffassung  die  Öse  wenig  günstig, 
die  für  eine  Schnur  zum  Auf-  oder  Umhängen  des  Gefäßes  gedient 
haben  wird.  Dargestellt  sind  auf  dem  Gefäß  ein  Löwe  und  ein  ge- 
flügelter   Eros.      Die    Künstlerinschrift    lautet:,  Zvqlcxos   trtoisi. 

Außerdem  die  Lieblingsinschrift  Tliia(*%og  xaXog. 

Alinari  27257,  27258.  Londoner  Exemplar:  Brit.  Mus.  Catal.  E  804.  Vgl.  Hey de- 
mann,  die  Knöchelspielerin  S.  7.    Nuova  Antol.  1880,  420  (Brizio). 


OBERSTOCK.    ZWEITER  SAAL.  363 

b)  Rhyton  in  Form  eines  Hundekopfes.  Der  Kopf  ist 
von  großer  Lebenswahrheit  und  vortrefflicher  Ausführung.  Man  be* 
achte  die  Haare  an  der  Schnauze. 

c)  Stamnos,  Herakles  und  Pholos.  Diese  Sage  hat  den 
Vasenmalern  einen  überaus  beliebten  Stoff  geboten  (vgl.  n.  457). 
In  der  Tat  ist  sie  für  ein  Trinkgefäß  auch  besonders  geeignet.  He- 
rakles ist  auf  dem  Weg  zur  Erlegung  des  erymanthischen  Ebers  durstig 
bei  dem  Kentauren  Pholos  eingekehrt  und  fordert  zu  trinken.  Dieser 
hält  in  einem  mächtigen  Fasse,  das  Gemeingut  der  Kentauren  ist,  einen 
vorzüglichen  Wein  verborgen,  den  ihm  Dionysos  einst  geschenkt  hat 
mit  der  Weisung,  erst  bei  Herakles'  Ankunft  das  Faß  zu  öffnen.  Nun 
ist  der  Moment  endlich  da.  Aus  gewaltigen  Humpen  zechen  die  beiden 
so  lange,  bis  durch  den  Duft  des  Weins  angelockt  die  übrigen  Ken- 
tauren eindringen  und  mit  Felsen,  Fackeln,  Beilen,  Fichtenstämmen 
dem  Herakles  zu  Leib  rücken,  der  sie  alle  erlegt.  Unsere  Vase  zeigt 
den  ersten  friedlichen  Teil  der  Sage. 

d)  Attischer  Krater.  Reigentanz.  Zehn  Mädchen  bewegen 
sich  im  munteren  Tanzschritt  nach  rechts,  indem  sie  sich  teilweise 
am  Handgelenk  fassen.  Sie  tanzen  vermutlich  einen  Reigen  religiösen 
Charakters  und  singen  dabei  zur  Musik  einer  Flötenspielerin  ein 
Chorlied.  Ein  Pfeiler  Icheint  das  Heiligtum  zu  bezeichnen.  Die  vor- 
derste, verhüllteste  ist  die  Chorführerin.  Die  Mädchen  tragen  drei 
verschiedene  Trachten,  die  mittelsten  den  ionischen  Linnenchiton  mit 
Mantel,  die  3.  und  7.  (von  r.)  den  gegürteten  dorischen  Peplos  mit 
Überschlag,  der  durch  zwei  mächtige  Nadeln  auf  beiden  Schultern  fest- 
gehalten wird  und  die  ganze  r.  Seite  frei  läßt,  so  daß  das  Bein  her- 
vortritt beim  Schreiten.  „Schenkelzeigend"  (q>aivoiwiQldeg)  hießen 
nach  dieser  Tracht  die  Spartanerinnen.  Zwei  Mädchen  endlich  tragen 
den  ionischen  Chiton  und  darüber  einen  wollenen  Umhang,  der  nur 
auf  der  r.  Schulter  festgesteckt  und  unter  der  1.  durchgezogen  ist. 
Etwas  mißlungen  sind  demMaler  die  in  Vorderansicht  wiedergegebenen 
Kopfe,  durch  die  er  Abwechslung  in  die  Reihe  zu  bringen  suchte. 
Die  Vase  gehört  kurz  vor  die  Mitte  des  5.  Jahrh.,  in  die  erste  Periode 
des  freien  Stiles.  Als  Künstler  hat  man  Hermonax  vorgeschlagen. 
Neuerdings  hat  ein  Gelehrter  wegen  der  minutiösen  Ausführung  der 
Ornamente  und  der  intimen  Kenntnis  und  Freude  an  der  Darstellung 
der  verschiedenen  Trachten  und  Frisuren  auf  eine  Dame  als  Künst- 
lerin schließen  wollen,  deren  Atelier  er  noch  andere  Vasen  zu- 
schreiben möchte. 

Aus  Falerii.  Furtwängler-Reichhold  I  80  ff.  Taf.  17,  18.  Vgl.  II  21,  28,  808. 
Pauly-Wissowa,  Boalenzyklopadie  Suppl.  I  289  (Nachtr.  zu  S.  231S,  28). 

e)  Amphora.  Tereus,  Prokne  und  Philomele.  Pandion, 
König  von  Athen,  hatte  dem  Thrakerkönig  Tereus  zum  Lohn  für  seine 
Kriegshilfe  seine  Tochter  Prokne  zur  Frau  gegeben  und  aus  dieser  Ehe 


364      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1794. 

war  Itys  entsprossen.  Aber  der  lüsterne  Barbar  begehrt  auch  Prok- 
nes  Schwester  Philomele  zum  Weibe,  holt  sie  mitProknes  Einverständ- 
nis ab  und  reißt  der  Unglücklichen,  nachdem  er  sie  auf  der  Reise  ge- 
schändet, die  Zunge  heraus,  um  sich  vor  Entdeckung  zu  schützen. 
Doch  weiß  Philomele  durch  ein  kunstreiches  Gewand,  in  das  sie  die 
schändliche  Tat  einwebt,  die  Schwester  in  das  Geschehnis  einzuweihen 
und  beide  beschließen  blutige  Rache.  Der  Knabe  Itys  wird  geschlach- 
tet und  dem  Vater  zum  Mahle  vorgesetzt,  der  die  Tat  merkt  und  die 
Schwestern  verfolgt,  bis  alle  drei  in  Vögel  verwandelt  werden,  in  Wiede- 
hopf, Nachtigall  und  Schwalbe.  Dargestellt  ist  auf  unsrer  Vase  der 
Moment,  wo  Tereus  die  gräßliche  Tat  entdeckt  und  die  Schwestern 
fliehen,  die  Arme  schon  wie  fliegende  Vögel  regend.  Unter  dem  Tisch 
sieht  aus  einem  verdeckten  Korb  ein  Bein  des  Itys  heraus. 

Vgl.  Nuova  antologia  1880,  431  (Brizio). 

f)  Stamnos.  Tod  des  Priamos.  Der  auf  den  Altar  geflüchtete 
greise  König  wird  von  Neoptolemos  getötet.  Die  Rückseite  zeigt  eine 
noch  nicht  gedeutete  Darstellung. 

Brizio  a.  a.  O.  432.  Gargiolli  E  378,  370.  Bückseite:  Romagnoli,  Procio  od  il 
eiclo  epico  (stud.  it.  fil.  class.  IX  1001  103). 

g)  Attischer  Krater,  Herakles'  Einzug  in  den  Olymp. 
Herakles,  bekränzt,  mit  Keule  und  Löwenfe^,  wird  von  seiner  Be- 
schützerin Athena  dem  Zeus  vorgestellt,  der  auf  prächtigem  Thron- 
sessel mit  bemalter  Rückenlehne  sitzend  Athenas  Fürsprache  auf- 
merksam lauscht.  Hinter  Zeus,  sichtlich  in  unwilliger  Abwendung, 
steht  Hera,  auf  das  Zepter  gestützt,  im  Gespräch  mit  Hermes. 
Nike  schwebt  mit  einem  Zweig  über  Zeus.  Neben  Herakles  steht,  von 
Eros  umspielt,  ruhig  rastend,  in  prächtigem  goldbesticktem  Mantel 
Hebe,  die  dem  Helden  durch  den  Spruch  des  Göttervaters  zum  Lohn 
für  seine  Taten  als  Gemahlin  zuerkannt  werden  soll.  Alle  Figuren 
außer  Hebe  haben  Beischriften.  Rückseite:  Satyrn  und  Mänaden. 

Der  Krater  steht  der  Art  des  Meidias  nahe,  dessen  Hauptwerk  eine 
in  London  befindliche  Hydria  ist.  Während  man  den  Krater  früher 
diesem  Künstler  selbst  zuschrieb,  der  in  der  letzten  Zeit  des  5.  Jahr- 
hunderts (nach  andern  Anfang  des  4.  Jahrhunderts )arbeitete,  neigt  man 
neuerdings  dazu,  ihn  nur  seinem  Atelier  oder  einem  gleichzeitigen 
Künstler  zuzuweisen  und  setzt  mit  guten  Gründen  die  Talosvase  in  enge 
stilistische  Beziehung  zu  der  unsrigen,  die  durch  Feinheit  der  Aus- 
führung und  psychologische  Motivierung  der  Figuren  hervorragt. 

Furtwängler-Reichhold.  Taf.  20  S.  80, 144.  Not.  sc.  1887,  315.  Brizio  a.  a.  O.  430. 
Born.  Mitt.  1906,  126  (Ducati).  O.  Nicole,  Meidias  S.  96  Taf.  VI  8.  P.  Ducati,  vasi 
dipinti  neilo  stile  del  caramlsta  Midia  (Hern.  Acc.  Lincei  1909)  50.  Londoner  Hydria: 
Furtwangler-Beich.  Taf.  8.   Talosvase:  Furtw&ngler-B.  Taf.  38,  89. 

h)  Attischer  Psykter.  Kentaurenkampf.  Das  Gefäß,  dessen 
Hals  und  Fuß  fehlen,  gehört  zu  den  eigentümlichen,  gewöhnlich  als 
Psyktere  oder  Kühlgefäße  bezeichneten,  die  besonders  im  Anfang  des 


OBERSTOCK.    ZWEITER  SAAL.  365 

5.  Jahrhunderts  beliebt  waren,  dessen  erstem  Drittel  unser  Exemplar 
angehören  wird.  Schwergerüstete  Krieger  im  Kampfe  mit  Kentauren 
sieht  man.  Interessant  besonders  die  zwei  Hauptgruppen  mit  je  zwei 
Kentauren,  die  einenGriechen  angreifen.  In  beidenFällen  ist  der  letztere 
der  Unterliegende.  Der  eine  wird  wie  Kaineus  durch  Fels  und  Baum- 
stamm der  Gegner  in  den  Boden  hineingedrückt,  doch  kann  er  gerade 
noch  dem  einen  Gegner  das  Schwert  in  denHals  bohren.  Der  andere  Grie- 
che wird  von  zwei  in  wildem  Lauf  heranstürmenden  Kentauren  ge- 
packt, die  ihm  den  Schild  wegreißen  wollen.  Das  Motiv  des  mit  den 
Hinterbeinen  nach  dem  Schild  ausschlagenden  Kentauren  begegnet 
ebenso  wie  das  Kaineusmotiv  später  auf  dem  Fries  von  Fhigaleia  und 
dem  Theseion.  In  der  realistischen  Haarbehandlung  (Augenwimpern, 
Barte)  und  dei  Angabe  der  Rundung  der  Kentaurenleiber  erkennt 
man  einen  ersten  Versuch  zu  einer  Schattenmalerei,  die  etwa  ein  halbes 
Jahrhundert  später  von  Apollodor  ausgebildet  wurde. 

Fnrtwangler-Reichhold.  Tat.  15,  S.  72 ff.  Vgl.  II  132,  817,  319.  Bftm.  Mitt.  1891, 
228  (Petersen). 

k)  Schale  des  Hieron.  Die  Künstlerinsohrift  ist  auf  dem  Hen- 
kel eingeritzt.  Auf  jeder  Seite  drei  Paare  von  Männern  und  Jünglingen, 
die  von  jenen  Liebesgaben  empfangen  (Hase,  Blumen  u.  dgl.).    Der 

Erhaltungszustand  ist  sehr  mäßig. 

Vgl.  Hartwig,  Meisterschalen  271 IV.  Class.  Review  1890,  482.  Brizio  a.  a.  0. 429. 
Leonard,  Über  einige  Vasen  aus  der  Werkstatt  des  Hieron,  S.  14  n.  22. 

An   den  Wänden   des  Saales  sind  die  Funde  aus  faliskischen 

Kammergräbern  des  6. — 5.  Jahrhunderts  aufgestellt,  nach  Nekropo- 

len  geordnet  und  grabweise  vereinigt  (Abteilung  der  einzelnen  Gräber 

durch  Holzstäbohen).  Die  1.  Wand  wird  eingenommen  von  Funden 

aus  contrada  Celle,  die  Ausgangswand  von  solchen  aus  contrada  le 

Colonette  und  la  Penna,  die  Fensterwand  aus  la  Penna  und  Valsiarosa. 

Rechts  vom  Eingang: 

1794  Inhalt  eines  reichen  Kammergrabes  mit  Bestattungen  aus 
verschiedenen  Perioden. 
Er  umfaßt  die  Fächer  2 — 5  (von  oben  gezählt)  des  Schrankes 
r.  vom  Eingang  und  die  ganzen  beiden  unteren  Fächer  der  1.  Lang- 
seite des  Saales  bis  zur  Seitentür  in  der  Mitte  der  Langwand« 

a)  Reste  roher  Kalksteinskulpturen:  Fuß  eines  Thrones  mit  Lö- 
wenklaue, Kopf  und  Oberkörper  einer  Sphinx  mit  weitgeöffneten 
Augen  und  über  die  Schulter  fallenden,  unten  in  Voluten  endenden 
Locken. 

Köm.  Mitt.  1909,  829  (Fettazzoni). 

b)  Korinthische  Aryballoi,  feines  dünnwandiges  Bucchero-Näpf- 
chen,  Fußschale  aus  Bucchero. 

c)  Attische  sehwarzfig.  Amphora.  Rückkehr  vom  Bankett. 
Je  zwei  Jünglinge  halten  sich  umschlungen,  einer  trägt  eine  Trink- 


366      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1795. 

schale,  vorn  schreitet  ein  Flötenbläser,  hinten  tänzelt  ein  Jüngling 
mit  Trinkhorn;  Rückseite  obszön. 

d)  Kylix.  Leierspieler  auf  einer  Kline,  die  Tierbeine  hat.  Auf 
dem  Tischchen  daneben  steht  eine  Schale  und  liegen  Speisen.  Am 
Boden  ein  Böckchen.  Ein  breiter  Zweig  aus  Weinlaub  umrahmt  das 
schöne  Rundbild. 

e)  Augenschale.  Herakles  raubt  den  Dreifuß.  (Vgl.n.467, 
495.)  Theseus  ringt  mit  dem  Minotauros. 

f)  Augenschale.  Hahnenkampf.  Zwei  kniende  Jünglinge 
lassen  Kampfhähne  aufeinander  los  (vgl.  n.  529). 

g)  Bronzebeschlag  von  einem  Dreifuß.  Zwei  Mäna- 
den  nach  rechts   eilend. 

Mon.  ant.  dei  Lincei  VII  (1807)  291,  3»  301,  362  Fig.  27. 

h)  Goldene  Halskette  mit  acht  Kugeln. 

Während  alle  diese  Funde  von  der  Benutzung  des  Grabes  im 
6.  Jahrhundert  herrühren,  stammen  folgende  Stücke,  die  sich  angeblich 
in  demselben  Grabe  fanden,  von  Beisetzungen  aus  dem  4.  Jahrhundert. 
Das  5.  Jahrhundert  ist  in  diesem  Kammergrabe  überhaupt  nicht 
vertreten. 

Im  unteren  Fache: 

i)  Glockenkrater.   Szenen  aus  Trojas  Fall.   Pyrrhos  und 

Astyanax.  Menelaos  trifft  Helena.  Tod  des  Phamos.  Die  Vase,  von 

guter  Technik  und  Form,  ist  eine  faliskische  Arbeit.  Die  Malerei  läßt 

stilistisch  wie  inhaltlich  viel  zu  wünsohen  übrig. 
GargioUi  £  374—77. 

k)  Zwei  Stamnoi.  Ein  bekränzter  Jüngling  mit  Keule  und  Lö- 
wenfcll,  also  wohl  Herakles,  führt  ein  Pferd,  auf  dem  eine  Frau  reitet, 
am  Zügel  einer  weiblichen  Gestalt  zu,  die  auf  dem  einender  Exemplare 
(rechts)  auf  einem  Postamente  steht,  also  wohl  ein  Kultbild  ist. 
Eine  Säule  im  Hintergrund  deutet,  wie  es  scheint,  auf  ein  Heiligtum. 
Auf  die  Reiterin  fliegt  ein  geflügelter  Knabe  mit  Schild  und  Kästchen 
zu.  Die  Vasen,  als  Pendants  gedacht,  sind  einheimische  faliskische 
Produkte»  Die  Darstellung  ist  unklar.  Man  hat  mit  der  Möglichkeit 
zu  rechnen,  daß  der  Vasenmaler  selbst  nicht  wußte,  welchen  griechi- 
schen Mythos  er  darstellte. 

1795  Schwarzfigurige  Vasen. 

a)  Amphora.  Athena  im  Gigantenkampf.  Die  Göttin 
fährt  auf  dem  Viergespann,  ein  Gegner  liegt  unter  den  Hufen  der 
Rosse. 

b)  Fragment  einer  panathenäisohen  Amphora  aus  der 
2.  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  (vgl.  n.  477). 

c)  Amphora.  Auszugsszene. 


OBERSTOCK.    ZWEITER  SAAL.  367 

d)  Zwei  Amphoren.  Herakles  und  der  nemeisohe  Löwe 
(vgl.  n.  468).  Beide  Vasen  sind  als  Gegenstücke  gearbeitet,  mit  ganz 
geringen  Abweichungen  in  der  Haltung  der  Athena. 

e)  Augenschale.  Herakles  und  Geryones  (vgl.  n.  465). 
Athena  leistet  dem  Helden  gegen  den  dreileibigen  Gegner  Beistand. 
Sinnlose  Beischrif ten  und  raumfüllende  Figuren. 

f)  Amphora.  Herakles  im  Amazonenkampf. 

Von  rotfigurigen  Vasen  aus  der  Mitte  etwa  des  5»  Jahrhunderts 
beachte  man 

g)  Krater.  Nächtliche  Heimkehr  des  trunkenen  Diony- 
sos. Der  Gott  senkt  weinschwer  das  Haupt  und  stützt  sich  mit  der  L. 
auf  den  Thyrsos,  mit  der  R.  auf  die  Schulter  eines  mit  vollen  Backen  die 
flöte  blasenden  Satyrknaben.  Voraus  schreitet  eine  singende  Mänade 
mit  zwei  Fackeln,  eine  andere  mit  der  Kithara  folgt.  Den  heiteren 
Zug  schließt  ein6atyr,  der  eine  mächtige,,  bekränzte  Amphora  trägt. 

UnteritaKsche  Vasen;  links  vom  Durchgang: 

h)  Glockenkrater,  unteritalisch.  Bellerophon  bekämpft 
die  Chimaira.  Rechts  von  der  Türe  der  Langwand  unten  weitere 
unteritalische  Vasen.  Beachtenswert  wegen  ihrer  Form  (rechts  von 
der  Tür  vor  dem  Humpen  mit  weiblichem  Kopf) : 

i)  Zwei  schwarzgefirnißte  Väschen.  Ihre  Form  ist  genau 
dieselbe  wie  bei  einem  Bronzegefäße  im  Fach  darüber.  VgJ.  ebenda 
weiter  links  eine  bronzene  Oinochoe  mit  kleeblattförmigem  Ausguß 
und  daneben  eine  tönerne  attische  Oinochoe  der  gleichen  Form.  Ein 
weiteres  Beispiel  derartiger  Übereinstimmung  der  Formen  zwischen 
Ton-  und  Bronzegefäßen  s.  an  der  gleichen  Wand  rechts  in  dem 
Fache  mit  dem  bronzenen  Kerzenhalter. 

Rechts  von  der  Türe: 

k)  Krater.  Herakles  und  der  nemeische  Löwe.  (vgl.  d). 
Links  steht  Iolaos,  mit  der  Keule  des  Helden,  rechts  Athena,  einen 
mächtigen,  mit  Greifen  verzierten  Rundschild  haltend.  Der  Held 
hat  mit  beiden  Armen  den  Kopf  des  Löwen  umklammert,  der  mit 
der  1.  Hintertatze  nach  Herakles'  Kopf  krallt.  Die  Vase  ist  attisch 
und  gehört  in  die  erste  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts. 

1)  Stamnos.  Opfer  an  Dionysos.  Hinter  dem  Opfertisch 
steht  ein  Idol  des  bärtigen  Dionysos  mit  Reben  bekränzt.  Auf  dem 
Tische  Hegen  Brote;  daneben  stehen  zwei  mächtige  Amphoren,  aus 
denen  zwei  Mädchen  Becher  füllen.  Das  Mädchen  links  hält  in  der 
Hand  einen  Schöpflöffel  (simpulum)  genau  der  Form,  wie  sie  bronzene 
Exemplare  in  diesem  Saale  zeigen.  Die  Vase  gehört  in  die  Mitte  etwa 
des  5.  Jahrhunderts.  Sie  stammt  aus  einer  Fabrik,  die  Gefäße  mit 
derselben,  nur  leicht  variierten  Darstellung,  offenbar  zu  Kultzwecken. 


368     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIÜL10.  1796—1798 

verfertigte.     Über    diese  Vasengnippe   wird  demnächst  besonders 

gehandelt  werden  von  einem  Gelehrten,  dem  ich  für  den  Nachweis 

dankbar  bin. 

Vgl.  Mon.  Ist.  VI/viITaf.  65.  Abhandlungen  der  Berl.  Ak.  1852  Tat.  1  (P&nofka) . 
Hartwig,  Meisterschalen  S.275  Anm.  1.  Hock,  griech.  Weihegebr.S.54f  Frickenhaus, 
Beri.  Winofcelmannaprogr.  1912. 

m)  Kylix.  Laufender  Jüngling  mit  zwei  Schläuchen  als 
Rundbild. 

Rechts  unten  (XCI): 

n)  Krater.  Zwei  jugendliche  Reiter,  im  Motiv  an  den  Par- 
thenonfries erinnernd.  Ausführung  ziemlich  mäßig. 

1796  Bückwand. 
Links: 

a)  Schale,  rotfigurig.   Satyrn  und  Mänaden. 

b)  Lebes.  Schiffe  auf  dem  Meere.  Das  Gefäß  ist  außen 
schwarz  gefirnißt.  Auf  der  Innenlippe  vier  Schiffe  mit  tierköpfigem 
Vorderteil  auf  bewegtem  Meere.  Auf  jedem  sieht  ntan  einen  Steuer- 
mann und  Lanzen,  Schilde  und  Ruder  seiner  Besatzung.  Das  Motiv 
dieser  attischen  Vase  aus  der  2.  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  ist  sehr  reiz- 
voll (ähnlich  Berlin  n.  1800).  Man  muß  sich  das  Gefäß  mit  Wein  ge- 
füllt denken,  bei  dessen  Bewegung  die  Schiffe  wie  auf  wirklicher  Flut 
zu  tanzen  schienen. 

Unten; 

c)  Füße  einer  rohen  weiblichen  Steinskulptur. 

d)Buocherogefäß  mit  eingeritzter  faliskischer  Inschrift. 

Mon.  ant.  dei  Iincei  IV  8.  840.  B.  Mftt.  n,  1887»  611.  (Oamorrtni),  Not.  d.  ac. 
1887,  175.  CIE  II,  Nr.  8168  (Herbig). 

e)  Amphora,  schwarzfigurig.  Dionysos,  Satyrn  und  Mä- 
naden. Der  Gott,  bekränzt,  mit  Trinkhorn,  ist  begleitet  von  zwei 
Satyrn,  deren  jeder  eine  Mänade  auf  den  Sohultern  trägt.  Das  Gefäß 
stammt  aus  der  zweiten  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts. 

Rückwand,  rechts: 

f)  Amphora,  schwarzfigurig.  Dionysos  auf  einem  Maultier. 
Der  Gott  ist  begleitet  von  zwei  Satyrn.  An  dem  Gliede  des  ityphal- 
lischen  Tieres  hängt  ein  Trinkgefäß. 

g)  Krater,  schwarzfigurig.  Herakles  im  Am'azonenjcampf. 
h)  Amphora,  schwarzfigurig.    Dionysos    mit    Satyrn,   die 

Mänaden  auf  den  Schultern  tragen. 

i)  Kylix,  schwarzfigurig.  Herakles  und  der  nemeiache 
Löwe.  Als  Zuschauende  ein  Jüngling  und  ein  Mädchen.  Sehr  fein 
ausgeführte  Zeichnung. 

k)  Augenschale.    Artemis  auf  einem   Hirsch  reitend. 


OBEftSTOCK.   ZWEITER  SAAL.  369 

1)  Hydria,  schwarzfigurig,  attisch.  Perseus  tötet  dieMedusa. 
Die  Darstellung  erinnert  sehr  an  die  bekannte  Metope  von  Selinunt. 
Medusa  hält  in  den  Händen  eine  Schlange,  Perseus  hat  den  Kopf  weg- 
gewendet. Die  griechischen  Namenbeischriften  sind  verworren. 
Auf  der  Schulter  Fries  von  Wagenlenkern  auf  Quadrigen. 

m)  Krater,  schwarzfigurig.  Herakles  mit  dem  Eber  vor 
Eurystheus  (vgl.  n.  464). 

n)  Krater,  rotfigurig.  Satyr  und  Mänade.  Der  Satyr,  mit  hohen 
Jagdstiefeln,  trägt  auf  den  Schultern  eine  Mänade,  die  Thyrsos  und 
Schlauch  hält. 

Unten  in  der  Mitte: 

o) Krater,  rotfigurig.. Jünglinge  bei  gymnastischen  Übun- 
gen. Sie  halten  den  Diskos  und  die  Sprunggewichte  (alzfjQSs).  Ver- 
unglückte Bückenansichten. 

1797  Fensterwand. 

a)  Krater,  rotfigurig.  Jugendlicher  Reiter,  die  Lanze  schwin- 
gend. 

b)  Krater,  rotfigurig.  Liebesunterhaltung.  Ein  Jüngling, 
auf  einen  Knotenstock  gestützt,  ist  im  Gespräch  mit  einem  Mädchen, 
neben  dem  ein  Wollkorb  steht.  Sie  hält  Blumen  in  den  Händen,  er 
einen  Geldbeutel  in  der  Linken.  Am  Boden  ein  Hund.  Zwei 
Eroten  schweben  rechts  und  links,  jeder  bereit  eine  der  beiden 
Hauptpersonen  mit  einer  Tänie  zu  schmücken. 

Bronzegeräte,  Fleischhaken  (xQictyQcc,  vgl.n.  633),  Schalen,  Kerzen- 
halter. Oberes  Ende  eines  Kandelabers  mit  einer  tanzenden  Figur. 

1798  Eingangswand,  links. 

Buccherovasen:  Fußschalen,  Kantharos,  Oinochoe  mit  feiner 
Gravierung  in  zwei  Streifen.  Dabei  feine  geschnittene  Steine  des 
6.  Jahrhunderts.    Zwei  Strigiles. 

Ganz  rechts: 

a)  Bronzestatuette  eines  nackten  Faustkämpfers. 

b)  Bronzeschale  und  bronzene  Oinochoe  mit  wundervoller 
Patina. 

Oben: 

c)  Etruskische  Vase  mit  rohen  Figuren. 

Dritter  Saal. 

Dieser  Saal  enthält  Funde  aus  Kammergräbern  der  Zeit  vom 
ausgehenden  5.  und  dem  4.  Jahrhundert.  Damals  muß  in  Falerii  eine 
lokale  Töpferei  bestanden  haben,  welche  die  schönen  griechischen 
Gefäße  zu  imitieren  suchte,  die  während  des  6.  und  5.  Jahrhunderts 

H  el b  i  g :  Führer.  II.  3.  Aufl.  24 


370      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1799. 

allein  den  Markt  beherrscht  hatten.  Als  Töpfer  und  Maler  haben  wir 
uns  Falisker  zu  denken.  Es  gelingt  ihnen,  die  Formen  der  Gefäße 
zwar  recht  gut  nachzuahmen,  doch  bleiben  sie  hinsichtlich  des  Materiales 
und  der  Technik  des  Brennens  weit  hinter  den  griechischen  Vorbildern 
zurück.  Die  Malerei  ist  meist  sehr  flüchtig,  das  Darzustellende,  meist 
griechische  Mythen,  in  der  Regel  unverstanden.  Eine  besondere  Eigen- 
tümlichkeit der  f aliskischen  Töpfereien  war  es,  für  ein  Grab  zwei  fast 
gleiche  Vasen  als  Gegenstücke  zu  arbeiten.  Die  Funde  dieses  Saales 
gehen  herunter  bis  zur  Zerstörung  Faleriis,  241  v.  Chr. 

Die  Anordnung  ist  nach  Grabfeldern  getroffen.  L.  Wand:  Funde 
von  contrada  Celle.  Rückwand  links :  von  le  Colonette.  Rückwand 
rechts  und  r.  Seite:  von  la  Penna.  Rechts  von  der  Eingangstür: 
von  Valsiarosa.  Die  schönsten  Stücke  aus  verschiedenen  Nekropolen 
sind  wieder  vereinigt  in  der 

1799  Mittelvetrine. 
In  der  Mitte 

a)  Volutenkrater.  Entführung  des  Kephalos.  Raub 
der  Oreithyia. 

In  einer  nach  links  über  das  Wasser  fahrenden  Quadriga  steht  eine 
Frau  mit  einem  Strahlenkranz,  die  Zügel  haltend.  Ein  Knabe  neben 
ihr  blickt  entzückt  zu  ihr  auf  und  legt  einen  Arm  um  ihren  Hals. 
Zwei  der  Pferde  sind  gelb,  zwei  weiß.  Vor  dem  Gespanne  flieht  ein  ge- 
flügeltes Mädchen.  Delphine  und  Hippokampen  beleben  das  Meer. 
Sterne  und  fliegende  Schwäne  bezeichnen  den  Himmel.  Auf  der 
Rückseite  ein  Schrecken  erregender  Vorgang.  Ein  nackter  Mann  mit 
barbarischer  Gesichtsbildung  und  struppigem  Haare  umklammert 
ein  nacktes  Mädchen,  das  nach  dem  Bade  auf  blumiger  Wiese  gespielt 
hat  mit  zwei  Gefährtinnen,  die  entsetzt  enteilen.  Die  1.  hält  ein  Käst- 
chen, die  r.  ein  Alabastron.  Zwei  solche  Gefäße  stecken  in  einer  runden, 
im  Umfallen  begriffenen  Ciste.  Auf  einer  Säule  mit  ionischen  Voluten 
links  liegen  die  Gewänder  der  Geraubten.  Oben  rechts  eine  große 
Wolke  mit  zwei  Röhren,  aus  denen  der  Wind  bläst.  Die  Deutungen  auf 
den  Raub  des  Kephalos  und  den  der  Oreithyia  durch  Boreas  sind  ein- 
leuchtend (vgl.  n.  499).  Beide  Darstellungen  bilden  hier  Pendants  wie  in 
den  Akroterien  des  Tempels  in  Delos.  Auf  dem  Halse  vorn  zwei  Greifen, 
die  einen  Stier  anfallen,  hinten  zwei  Greifen  über  einem  Damhirsch. 
Interessant  die  Ornamente  der  Vase  mit  architektonischen  Motiven, 

Eierstab  und  Astragal.  Am  Ansätze  der  Henkel  plastische  Rehköpfe. 
Brizio,  nuova  antologia  1889.  434  ff.   Brogi  18674. 

b)  Zwei  Stamnoi.  Zeus,  Athena,  Eros  und  Gany- 
medes.  Zeus,  nackt  und  bekränzt,  mit  der  hocherhobenen  R.  auf  das 
Zepter  gestützt,  in  der  gesenkten  L.  den  Blitz,  nach  rechts  sitzend,  hinter 
.hm  ein  schöner  nackter  Jüngling.  Im  Gespräch  mit  Zeus  rechte  die  voll- 


OBERSTOCK.   DRITTER  SAAL.  371 

bewaffnete  Athena.  Auf  Juppiter  zu  fliegt  Eros  mit  einem  Kranze. 
Unten  ein  grasender  Widder  und  ein  Wasservogel.  Auf  beiden  Zeich- 
nungen kleine  Verschiedenheiten.  Auf  demeinen  Gefäß  sind  auf  dem 
Streifen  über  der  Darstellung  die  Namen  beigeschrieben  (Canumede, 
[Diejspater,  Cupico,  Menerva).  Wegen  der  lateinischen  Inschrift  glaubt 
man,  das  Gefäß  sei  in  Rom  gefertigt  und  nach  Falerii  exportiert.  Doch 
darf  man  in  der  Zeit,  aus  der  es  stammt,  keine  griechischen  Töpfer  in 
Rom  voraussetzen.  Die  Inschrift  ist  vielmehr  eine  faliskische  und 
von  einem  faliskischen  Töpfer  etwa  des  4. — 3.  Jahrhunderts  aufge- 
schrieben. 

Köm.  Mitt.  1887  Tal.  X  231  ff.  ( Gamurrini).  Not.  d.  sc.  1887,  175.  Brizio  a.  a.  0.439. 

Zwischen  den  beiden  Stamnoi: 

c)Oinochoe.  Aktaion  wird  von  den  Hunden  der  Artemis 
zerfleischt.  Diese  Szene  ist  auf  dem  Hals  gemalt.  Auf  dem 
Bauche:  Krieger,  reitende  Amazone,  ihr  gegenüber  Athena,  hinter 
ihr  ein  Mädchen.  Pferde,  Hunde,  Metallteile  weiß. 

d)Zwei  Schalen  mit  faliskischer  Inschrift.  Das  Innenbild 
der  beiden  fast  identischen  rotfigurigen  Schalen  zeigt  den  jugend- 
lichen Dionysos,  der  sich  rückwärts  beugt  und  Semele  küßt,  eine 
durch  etruskische  Spiegelzeichnungen  bekannte  Gruppe.  Das  Motiv 
stammt  ursprünglich  ausderNiobidendarstellung,  die  Furtwängler  dem 
Fheidias  zugeschrieben  hat.  In  der  Umrahmung  des  prachtvoll  kom- 
ponierten Rundbildes  ist  mitf  aliskisohen,  vor  dem  Brande  schwarz  auf - 
gemalten  Buchstaben  geschrieben:  foied  vino  pipafo  cra  carefo  bzw. 
f oied  vino  pafo  cra  carefo.  Die  Worte  sind  faliskisch  und  würden 
lateinisch  lauten:  hodie  vinum  bibam  cras  oarebo  („heute  will  ich 
Wein  trinken,  morgen  krieg'  ich  keinen").  Die  Echtheit  der  Teller 
wurde  ohne  jeden  Grund  bezweifelt. 

Not.  sc.  1887,  273.    Herbig,  tituli  Faleriorum  veterum  8179f.,  p.  30  (Abb.)  mit 
vollständiger  Literatur.   Innenbüd:  Etr.  8p.  I  Tai  83. 

Hechts  daneben: 

e)  Schädel  mit  künstlichem  Gebiß.  Zähne  mit  goldenen 
„Brücken41  hat  man  wie  in  Gräbern  Phönikiens  und  Griechenlands  auch 
in  Italien  gefunden,  außer  in  Falerii  z.  B.  in  Conca  ( S.  355),  Palestrina 
(n.  1768  d),  Capodimonte  und  Corneto,  wo  einmal  zwei  fehlende  Schnei- 
dezähne durch  einen  oben  eingekerbten  Ochsenzahn  ersetzt  sind,  in- 
dem man  um  die  die  Lücke  begrenzenden  heilen  Zähne  Ösen  aus  Gold- 
blech gelegt  hat.  Letzteres  Verfahren  scheint  auch  hier  angewendet 
zu  sein.  Die  Sitte,  mit  Gold  die  Zähne  zu  festigen,  ist  bekanntlich  in 
Born  im  5.  Jahrhundert  allgemein  üblich  gewesen  und  galt  nicht  als 
besonderer  Luxus.  Im  Gesetze  der  12  Tafeln  sind  von  dem  Verbot,  den 
Toten  Gold  mit  ins  Grab  zu  geben,  ausdrücklich  ausgeschlossen  die 
mit  Goldbrücken  versehenen  Zähne  (auro  dentes  iuncti).  Die  Sitte 
ist  vermutlich  aus  Etrurien  in  Rom  eingedrungen. 

24* 


t 


372     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1800—1803. 

Über  Zahnprothesen  und  Goldbrücken  vgl.  Daremberg-Saglio  III  2, 1670.  Beneffe, 
la  prothese  dentaire  dans  l'antiquitö  (Anvers  1809).  Vgl.  auch  Rom.  Mitt.  1886,  26 
(Heibig),  Bull.  delT  Ist.  1877,  641. 

In  derselben  Vetrine  befinden  sich  noch  eine  Anzahl  von  Gefäß- 
paaren. 

f)  Kylix.  Dionysos  hält  Ariadne  auf  dem  Schöße.  Da- 
bei ein  Satyr. 

*     g)  Kylix.    Poseidon  mit  einem  Fische  vor  Amphitrite. 
Er  hat  den  r.  Fuß  aufgestützt. 

h)  Stamnos.   Dionysos,  Eroten  und  Mänaden. 

i)  Stamnos.  Badende  Frauen  an  einem  großen  Becken,  in 
das  aus  einem  Löwenmaul  Wasser  fließt;  dieses  war  ursprünglich  weiß 
gemalt. 

k)  Ein  Paar  Stamnoi:  Dionysos,  Ariadne  und  Eros. 

1800  Linke  Saalhälfte. 
Links  vom  Eingang: 

a)  Qlockenkrater.  Darstellung  eines  Satyrdramas? 
Im  Hintergrund  sieht  man  eine  Bühne  auf  vier  Säulen. 

Im  selben  Grab  gefunden  wurden  zwei  schöne  bronzene  Kasse- 
rolen  (eine  davon  geschmückt  mit  einem  bewaffneten  Krieger),  ein 
Schöpflöffel,  ein  Alabastron  aus  Glasfluß. 

Der  Inhalt  des  1.  Wandschrankes  zeigt  den  rapiden  Verfall  der  Ke- 
ramik. Die  Vasenmalerei  wird  abgelöst  duroh  Belief  schmuck,  der  die 
Dekoration  kostbarer  Metallgefäße  nachahmt.  Von  einer  Reliefvase 
rührt  vermutlich  her  die 

b)  Figur  einer  geflügelten  Nike  mit  Spuren  blauer  Bema- 
lung auf  den  Flügeln. 

c)  Serie  von  Stamnoi  und  Volutenamphoren  aus  grauem 
Ton.  Die  Gefäßformen  sind  sehr  elegant  und  dekorativ,  die  Henkel 
verziert  mit  Hippokampen,  Entenköpfen  u.  a.  Die  Ornamente,  die 
vielfach  abgesprungen  sind,  waren  weiß  aufgesetzt. 

d)  Vier  calenische  Schalen  ohne  Firnisüberzug. 
Pagenstecher,  calen.  Reliefkeramik  n.  HS  q,  r,  8,  133  x. 

Unten: 

Spiegel,  Strigeln  aus  Bronze,  Fische  aus  Knochen  (als  Beschlag), 
Würfel  aus  Ton,  flache  Schälchen  mit  Inschrift  serui. 

1801  Bückwand« 

a)  Tonrelief  8.  Es  sind  Imitationen  nach  Metallbeschlägen  von 
Vasen.  Sie  waren  bestimmt,  in  die  Wandungen  großer  Amphoren 
eingesetzt  zu  werden.  Vgl.  n.  1803.  An  vielen  ist  die  Bemalung  er- 
halten.   Unter  den  aus  der  Form  gepreßten  Typen  sind  bemerkens- 


OBERSTOCK.   DRITTER  SAAL.  373 

wert:  Reiter  auf  bäumendem  Rosse,  Reiter  mit  Pferd  am  Zügel, 
Medea  den  Schlangenwagen  besteigend,  Niobide  u.  a. 

b)  Tonziegel  mit  rot  gemalter  Inschrift  (caliri  leveli  gilea). 

Auf  der  Rückwand  rechts  neben  lokalen  Vasen   eine 

c)Pelike,  rotfigurig,  attisch.  Hermes  überreicht  dem  Silen 
das  Dionysoskind. 

Unter  den  faliskischen  Imitationen  beachtenswert: 

d)  ein  Paar  Stamnoi.  Löschung  eines  Scheiterhaufens. 
Zwei  Mädchen  gießen  Stamnoi  aus  über  einen  Scheiterhaufen,  auf 
dem  ein  Brustpanzer  liegt.  Die  Verwendung  dieses  Vasenpaares  bei 
der  Bestattung  eines  Kriegers  ist  damit  ohne  weiteres  gesichert. 

1802  Eingangswand,  links. 

Zwei  mächtige  Tonvasen  mit  Figuren  in  Relief,  das 
vermittels  Stempeln  hergestellt  ist,  auf  dem  Halse.  Die  Typen 
(Kampfgruppe,  Amazonen)  sind  z.  T.  von  berühmten  Vorbildern  der 
großen  Kunst  abhängig. 

1803  Einzelschrank  am  r.  Fenster. 

a)  Krater.  Bellerophon  im  Kampf  mit  der  Chimaira. 
Dabei  ein  Skythe. 

b)  Etruskischer  Spiegel.  Toilettenszene.  Vor  einer  Frau 
ein  geflügeltes  Mädchen  mit  einem  Spiegel. 

Durch  die  Tür  links  hinten  im  Saal  in  zwei  kleine  Zimmer  mit 
weiteren  beschrifteten  Ziegeln,  schönen  Fragmenten  bronzener 
Gefäße  und  Vasen  verschiedener  Epochen. 

Zurück  und  durch  Saal  III  rechts  in  den 

Bogenkorridor. 

Die  Funde  sind  so  aufgestellt,  daß  in  dem  kleineren,  inneren  Halb- 
kreis zwischen  den  Fenstern  die  aus  den  Nekropolen  von  Monte  S.  Angelo 
zu  sehen  sind.  An  sie  schließen  sich  auf  der  Fensterseite  in  der 
r.  Hälfte  des  Korridors  die  Funde  von  Narce  an,  die  bis  zur  r. 
Schmalwand  reichen  und  außerdem  die  ganze  Wand  des  großen  Halb- 
kreises einnehmen.  Nach  Eintritt  in  den  Bogenkorridor  beginnen  wir 
die  Beschreibung  demgemäß  an  dem  1.  Ende  der  Fensterwand,  die  wir 
ganz  abschreiten,  worauf  wir  uns,  am  r.  Ende  angelangt,  umdrehen 
und  in  entgegengesetzter  Richtung  vorgehend  die  Funde  auf  der 
langen  Wand  betrachten.  Die  Anordnung  ist  tunlichst  nach  Gräbern 
und  in  chronologischer  Folge  gegeben  (vgl.  dazu  aber  das  in  der  Vor- 
rede des  Führers  S.  VI  und  Bd.  II  S.  312  Bemerkte).  Wir  zitieren  die 
Nummern  der  ausgestellten  Gräber. 


374     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1804—1806. 

1804  Funde  ans  Monte  8.  Angelo  (v.  linken  Ende  des  Korridors 
bis  zum  mittelsten  Fenster). 

Töpfe  aus  schwarzem  Ton  der  Villanova-Form  mit  übergestülpter 
Schale  oder  Helm  aus  Terrakotta.  Von  Beigaben  beachte  man  eine 
goldene  Fibel  und  ihre  genaue  Nachahmung  in  Bronze  (I;  vgl.  Milani 
studi  e  mat.  III  Taf.  1 15,  16),  bronzene  Fibeln  mit  breitem  Blatt 
(III)  und  ein  schönes  Service  großer  korinthischer  Gefäße,  bestehend 
in  einer  Oinochoe,  einem  Teller,  Napf  und  Becher. 

Mon.  ant.  dei  Lincei  IV  S.  83  ff.  Montelius,  civ.  prim.  en  It.  II  831. 

Im  Glaspulte  vor  dem  mittelsten  Fenster: 

1805  Goldschmuck  von  Narce. 

Die  in  dem  Schaukasten  vereinigten  Schmucksachen  geben  ein 
Bild  von  der  hohen  Kultur,  die  im  oberen  Tibertale  im  8. — 7.  Jahrhun- 
dert geherrscht  hat.  Sehr  viele  Stücke  sind  identisch  mit  solchen  von 
Caere  (Cerveteri),  Tarquinii  (Corneto),  Vulci,  Palestrina  und  nament- 
lich Veji.  Letzteren  Ort  hat  man  deshalb  als  Zentrum  angenommen 
für  den  Export  dieser  wahrscheinlich  von  Etruskern  gearbeiteten 
Gegenstande.  Die  ausgestellten  Gegenstände  sind  nicht  als  speziell 
für  den  Gräberkult  gearbeitete,  sondern  von  den  Lebenden  getragene 
und  dann  ins  Grab  mitgegebene  Stücke  zu  betrachten. 

Milani,  Btudi  e  materiali  in  (1905)  148  ff.,  Tafel  I  (Karo).  Mon.  ant.  dei  Lincei 
V  347  ff.  Taf.  IX— XI.   Montelius,  civil,  primit.  en  It.  II  312—28. 

a)  Goldene  Fibeln  der  Form  a  sanguisuga. 
Milani,  studi  e  mat.  III  145  Fig.  3,  4  (Karo). 

b)  Zwei  runde  Goldplatten  mit  Belief.  Auf  einem  Segment 
stehen  drei  nackte  Frauen  steif  nebeneinander,  mit  an  den  Körper  ge- 
preßten Armen.  Das  Geschlecht  ist  deutlich  angegeben.  Die  Pal- 
mette über  dem  Kopf  der  mittleren  läßt  vielleicht  auf  eine  Göttin 
schließen.  Im  Felde  kleine  Enten,  Rosetten,  konzentrische  Kreise. 
Der  Stil  ist  sehr  primitiv.  Die  Plättchen  dienten  vermutlich  als 
Anhängsel  einer  Halskette  und  überzogen  einen  metallenen  oder  leder- 
nen Kern. 

Milani,  studi  e  mat.  III  168  Fig.  17. 17a  (Karo). 

o)Zwei  kleine  Löwen  aus  Bernstein  mit  eingelegten  gol- 
denen Plättchen.  Vermutlich  dienten  sie  ebenfalls  als  Anhängsel 
einer  Kette. 

Milani,  studi  e  mat.  III  Taf.  I  18,  19  (Karo). 

d)  Halsketten  aus  goldenen  Perlen  in  Granulierteohnik 
mit  Anhängseln  in  Gestalt  weiblicher  Figürohen,  die  mit  beiden 
Händen  ihr  in  Voluten  endendes  Haar  anfassen.  Sie  zeigen  ganz 
etruskisohen  Stil. 

Milani,  studi  e  mat.  III  Taf.  I  6  (Karo). 


OBEBSTOCK.   BOGENKORRIDPR.  375 

e)  Großes  silbernes,  mit  Gold  überzogenes  Anhang  sei  inForm 

eines  elliptischen  Ringes  mit  einer  Perle  aus  Bergkristall  zwischen 

zwei  granulierten  Blattkelchen.  Im  Innern  des  Ringes  springen  die 

Vorderteile  zweier  Löwen  mit  feiner  Granulierung  vor, 
Milani,  studi  e  mat.  III  Tat.  I,  12  (Karo). 

f)  Zwei  goldene  Streifen  mit  kordelartiger  Verschnürung  in 
Filigrantechnik.  Sie  waren  auf  Leder  oder  Stoff  aufgenäht  und  bil- 
deten vielleicht  die  Knüpfbänder  einer  Haube  oder  Mütze. 

Milani,  studi  e  mat.  III  157  (Karo). 

Außerdem  goldene  Ohrringe,  Spiralen,  Eingerringe. 
In  der  r.  Hälfte  der  Fensterwand  beginnen 

1806  die  Funde  aus  Narce. 

Mon.  antichi  Lincei  IV  mit  Atlas.  Monteüus,  [civil,  prim.  en  It.  II  Taf.  312 — 28. 
ÜÖm.  Mitt.  X,  1805,  75  (Petersen). 

Zunächst  die  aus  Falerii  bekannten  primitiven  Funde  aus  ein- 
fachen Schachtgräbern,  große  bauchige  Töpfe,  meist  aus  dunklem 
Ton.  Vereinzelte  Bronzegegenstände,  Äxte,  Fibeln  und  »Rasier- 
messer'.   Interessant  rechts  am  Ende : 

Kleine  Bronzestatuette  einer  Frau  mit  einem  Topf 
auf  dem  Kopfe.  Sie  hielt  das  Gefäß,  das  die  Form  der  sogen.  Villa- 
novatöpfe hat,  d.  h.  bauchig  mit  scharf  abgesetztem,  konischen  Halse, 
mit  einer  Hand  fest.  Darüber  ausgestellt  ein  Miniaturgefäß  aus  Bronze. 

Schmalwände: 

Jederseits  ein  großer  Rundschild  aus  Bronze  mit  kon- 
zentrischen Streifen,  die  mit  Flechtbändern,  Lotosgeschlinge  und  un- 
verstandenen, zum  Ornament  gewordenen  menschlichen  Figürchen 
gefüllt  sind.  In  der  Mitte,  etwas  erhaben,  eine  Rosette.  Die  ganz 
dünnen  Schilde  dienten  nie  zu  wirklichem  Gebrauche,  sondern  nur  zur 
Ausstattung  des  Grabes. 

Auf  der  langen  Wand  der  Türseite  betrachten  wir  nun  kurz  die 
wichtigsten  Gegenstände.  Nur  der  Erleichterung  beim  Finden  wegen 
zitieren  wir  sie  nach  den  Nummern  der  angeschriebenen  Gräber. 

XXII:  Fibeln  a  navicella  mit  Bernsteinscheiben.  Affe  aus  Bern- 
stein als  Anhängsel. 

XXTII:  Bronzegürtel  mit  eingepreßten  Ornamenten. 

XXIV:  Halsketten  aus  Bernsteinperlen  mit  Anhängsem,  darunter 
einem  Affen  und  einem  halbmondförmigen  Rasiermesser  in  Miniatur, 
beides  aus  Bernstein.  Skarabaeus  aus  Bernstein.  Kleine  ägyptische 
Porzellanfigürchen,  kleines  Bronzebeil  mit  einem  Vogel  als  Verzierung. 

XXV:  Bronzebeschläge  mit  Hakenkreuzen,  zwei  Prachtexemplare 
von  Bernsteinfibeln.  Bronzegefäße.  Bronzeuntersatz  mit  kugel- 
förmiger Verdickung. 

XXVI:  Spinnrocken,  Frauengürtel  aus  Bronze. 


376      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1806. 

XXVII:  Bronzener  Dreifuß. 
XXVIII:  Großer,  tönerner  Dreifuß. 

XXIX:  Bronzener  Dreifuß  mit  Schale,  Lanzenspitzen,  Schwert 
mit  Scheide  aus  Bronze. 

XXXI:  Villanova-Topf  mit  kreidigem  Überzug  und  Bemalung. 
XXXII:  Stickrahmen  aus  Bronze.  Spindel. 

Vgl.  Mon.  ant.  IV  S.  387  ff. 

Vier  ineinanderhängende  Bronzefibeln,  Hakketten  aus  Gold  und 
Bernstein,  Anhängsel  aus  ägyptischem  Porzellan. 

XXXIII:  Kette  aus  ineinanderhängenden  Fibeln. 

XXXIV:  Tongefäß  mit  plastischem  Schmuck  (Schälchen  mit 
Pferdeköpfen).  Omphalos  eines  Bronzeschildes. 

XXXVII:  Lange  Lanzenspitze.  Silberne  Gürtelschließe  mit  Bern- 
steineinlage. 

Milani,  studi  e  materiali  III,  148  (Karo). 

Bauchiges  Gefäß  aus  Ton  mit  einem  Manne  zwischen  zwei  Pferden 
in  Relief. 

XXXVIII:  Schwert  mit  Knauf. 

XXXIX:  Goldspiralen,  bronzener  Behälter  mit  6  Hülsen  oben  zum 
Einstecken  von  Geräten.  Tongefäß  (Untersatz  und  kugeliger  Kessel 
aus  einem  Stücke  gearbeitet). 

XLI:  Roter  tönerner  Kessel  mächtiger  Dimension  mit  drei  Grei- 
fen und  kronenförmigem  Deckelknopf.  Mächtiges  Bronzegefäß  in 
Form  der  Villanova-Töpfe,  mit  Fuß.  Eine  tönerne  Nachahmung  dieser 
Form  (weißer  Überzug  mit  roter  Bemalung)  steht  zwei  Schränke  weiter 
nach  rechts. 

XLII:  Silberner  Skyphos  der  „protokorinthischen"  Form. 

XLIV:  Fußschale  mit  plastisch  aufgesetztem  Gefäßchen  auf  dem 
Rand,  neben  dem  zwei  kleine  Pferde  stehen. 

XL VIII:  Ähnliches  Gefäß  mit  einem  Manne  zwischen  zwei  Pferden 
auf  dem  Rande.  Bronzenes  Schwert  mit  Scheide.  Großer  flacher 
Teller  mit  weiß  gemalten  Vögeln  und  Fischen  auf  dem  Rande.  Be- 
maltes „protokorinthisches"  Näpfchen. 

XLIX:  Bronzene  Haarnadeln.  Spindel.  — Mächtiger  tönerner  Un- 
tersatz mit  Ringen  und  kugelförmigem,  gerippten  Kessel.  Weißer 
Überzug,  rote  Bemalung. 

LI:  Tongefäß  mit  aufgesetzten,  aus  einer  Schale  trinkenden  Pferd- 
chen. Zwei  mächtige  Villanova-Töpfe  aus  schwarzem  Bucchero  mit 
eingeritzten  Flügelpferden  und  zerhacktem  Mäander. 

Mon.  ant.  dei  Lincei  IV  290 ff.  Fig.  147. 

Rechts  vom  Eingange: 

LH:  Bauchige  Vasen  mit  weißem  Überzug  und  rot  oder  braun 
aufgemalten  Friesen  von  Vögeln.   Zwei  Aryballoi  aus  Fajence. 

Mon.  ant.  IV  312«.  Fig.  157. 


BOGENKORRIDOR.  377 

LIII:  Tönerne  Schnabelkanne  und  ihr  Vorbild  in  Bronze. 
Mon.  ant.  dei  Lincei  IV  Fig.  146. 

LIV:  Fußschälohen,  henkellos»  mit  eingeritzter  Inschrift  auf  dem 

Fuß. 

Mon.  ant.  IV  822  Fig.  165,  165a. 

LV:  Roher  Kopf  aus  Kalkstein. 

LVI:  Drei  Goldperlen  mit  Granulierung. 
Mon.  ant.  IV  350  Fig.  173,  Milani,  studi  e  materiali  III,  Taf.  1 1  (Karo). 

LVII :  Schlanker  Topf,  an  Villanova-Form  erinnernd,  mit  grasenden 
Tieren. 

Mon.  ant.  IV  283  Fig.  137. 

LVlll:  Gefäß  mit  eingeritztem,  faliskischen  Alphabet. 

Mon.  ant.  IV.  3211.  Fig.  165,  166a. 

LIX:  Teller  mit  aufgemalten  Vögeln. 
Mon.  ant.  IV  285  Fig.  141. 
Kanne  mit  schwarzroter  Bemalung. 

LX:  Krater  mit  grasenden  Vierfüßlern  und  Vögeln. 

Mon.  ant.  IV  Fig.  136. 

Kanne  mit  gemaltem  Zickzackmuster. 
Mon.  ant.  IV  ¥\g.  138. 

Zwei  Oinochoen  mit  kleeblattförmigem  Ausguß;  auf  der  linken 
sind  zwei  Inschriften  am  Halse  eingeritzt. 

Mon.  ant.  IV  Fig.  167. 

Platter  Teller  mit  eingeritzten  Buchstaben  auf  dem  Fuße. 

Mon.  ant.  IV  Fig.  168. 

Hinten:  Fragment  eines  Tellers  mit  Inschrift. 

Mon.  ant.  TV  Fig.  169. 

LXI:  Kleine  Schnabelkanne  aus  schwarzbraunem  Tone  mit  ver- 
tikalen Schlitzen  im  Bauch.  In  die  Öffnungen  der  Schlitze  war  Metall 
eingelegt.  Wundervolle  protokorinthische  Skyphoi.  Bucchero-Väschen, 
darunter  eine Lekythos,, pro tokorinthischer" Form.  Die  Gefäße  ahmen 
deutlich  die  griechischen  Formen  nach.  Unter  den  Bronzen:  fahrbarer 
Bronzebehälter,  dessen  Untergestell  auf  Rädern  jetzt  fehlt,  mächtiger 
Bronzeschild,  Pferdetrensen,  Klinenfüße.  Zwei  korinthische  Ala- 
bastra,  ein  brauner  Teller  mit  eingeritzter  Darstellung  einer  Vase. 

LXII:  Bronzener  Kessel  mit  Schale  und  vier  Kannen. 

LXITT:  Schwarzrote  Keramik.  Kleine  „protokorinthische" 
Lekythos. 

LXIV:  Buccherogefäße.  Sie  ahmen  korinthische  Oinochoen  und 
Skyphoi  nach,  wie  sie  nebenan  zu  sehen  sind. 

LXV — LXVII:  Reiche  Sammlung  korinthischer  Gefäße,  Näpfe, 
schlauchförmige  Lekythoi,  kugel-  und  schlauchförmige  Aryballoi, 
u.  a.  ein  Aryballos  in  Widderform,  Ringkanne.  Daneben  ein  Näpf- 
chen mit  einer  Gesichtsmaske,  eine  Spielerei,  die  gelegentlich  in 
Bucchero  imitiert  wurde  (z.  B.  in  Corneto,  vgl.  österr.  Jahresh.  VI 
1903  S.  66  ff.). 


378      DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1807. 
LXVIII:  Große  Oinoohoe. 

Mon.  ant.  dei  Lincei  IV,  Fi£.  138. 

Der  letzte  Schrank  zeigt  jüngeren  korinthischen  sowie  schwarz- 
figurigen  und  rotfigurigen  Import. 

LXIX:  Großer  korinthischer  Arybailos  mit  einem  tanzenden  Ko- 
bold zwischen  bärtigen  Sirenen. 

LXX:  Fuß  eines  Buccherogefäßes  mit  Inschrift. 

Mon.  ant.  IV  827  Fig.  171. 

LXXI  und  folgende: 

Unter  den  importierten  attischen  Vasen,  deren  Zahl  im  Verhältnis 
zur  Ausdehnung  der  Nekropole  Faleriis  sehr  gering  ist,  ragen  hervor: 

LXXII:  Schwarzfigurige  attische  Hydria  mit  Auszug  eines  Krie- 
gers. 

LXXI:  Kylix  mit  Quadriga  von  vorn  in  kühner  Verkürzung;  da- 
neben eine  etruskische  Amphora  mit  dem  für  diese  Gattung  charak- 
teristischen stumpfen  Firniß.  Das  Thema  der  Darstellung  ist  ein  etrus- 
kischen  Künstlern  sehr  geläufiges  (vgl.  tomba  de'  tori  in  Corneto): 
Achill,  der  am  Brunnen  dem  Troilos  auflauert. 

LXXIV:  Rotfiguriger  attischer  Stamnos.  Peleus,  Thetis  rau- 
bend. 

LXXVI:  Wundervolle  kleine  Oinochoe.  Ein  Kitharist  besteigt 
das  Podium.  Vor  ihm  sitzt  auf  einer  Hydria  eine  andächtige  Zuhö- 
rerin.  Hinter  ihr  ein  Mädchen,  auf  jeder  Hand  eine  Schale.  Das 
Gefäß  stammt  etwa  aus  dem  letzten  Drittel  des  5.  Jahrhunderts. 

LXXXII:  Attischer  Krater.  Jüngling  auf  einer  Quadriga  und 
schwebende  Nike,  deren  Flügel  in  eigenartiger  Verkürzung  von  vorn 
gesehen  sind. 

LXXXIII:  Attischer  Krater:  zwei  Jünglinge»  deren  Kopf  mit  dem 
Petasos  bedeckt  ist,  stehen  mit  Speeren  in  den  Händen  neben  ihren 
Pferden.  Stil  und  Zeit  des  Parthenonfrieses.  Attischer  Skyphos:  auf 
einen  Jüngling  mit  langerLanze  eilt  eineFrau  in  freudiger  Begrüßung  los. 

Von  lokalen  Imitationen  des  4.  Jahrhunderts,  die  in  Naroe  nur 
ganz  spärlich  vertreten  sind,  erwähnenswert: 

ein  Paar  Stamnoi  mit  flötenspielendem  Satyr  und  Eros. 

Unter  den  Bronzen  dieser  letzten  Abteilung  ein  gut  erhaltener 
Eimer  mit  Griff,  Kannen,  ein  Kerzenhalter. 

In  dem  anschließenden  hinteren  Saale: 

1807  Funde  aus  Corchiano. 

Die  ausgestellten  Gegenstände  stammen  aus  verschiedenen  Ne- 
kropolen  einer  großen  Stadt,  in  der  man  ohne  genügende  Sicherheit 
das  alte  faliskische  Fescennium  zu  erkennen  glaubte. 

Not.  d.  sc.  1885,  420.  1886,  152.   1909,  78.  Eendic.  acc.  Lincei  1894,  145.   Rom. 
Mitt.  n  (1887)  25  ff.  (Buglione  conte  di  Atonale). 


FUNDE  AUS  CORCHIANO.  379 

Mittelvetrine. 

Stark  zerstörte  Fragmente  von  Vasen  lokaler  Fabrikation  (Dar- 
stellung der  Vorbereitung  zum  Faustkampfe  zwischen  Polydeukes 
und  Amykos;  vgl.  n.  1752).  Der  Eingangstür  gegenüber  beachtenswert 
eine  goldene  Kette  mit  Anhängseln,  Ohrringe,  geschnittene  Skara- 
bäen.  XVHI:  goldener  {eingearbeiteter  Kopf  einer  Nadel,  «Halskette 
aus  Gold  und  bunten  Perlen,  Alahastra  aus  buntem  Glasfluß.  Auf 
der  breiten  Fensterseite  einige  etruskisohe  Spiegel  mit  Gravierung. 

a)  Etruskischer  Spiegel.  Jüngling  nach  rechts  sitzend,  neben 
ihyn  stehend  eine  nackte  Frau  mit  einer  Zackenkrone.  Sine  andere 
Frau  sitzt  1.,  neben  ihr  steht  ein  bekleidetes  Madchen.  Eine  ionische 
Säule  im  Hintergrunde. 

b)  Etruskischer   Spiegel.    Eos  raubt  Kephalos. 
Etr.  Spiegel  Bd.  IV,  Taf.  344.    Gargiolli  E  2762. 

L.  Seitenwand: 

c)  Unten  Baumsärge  ohne  Deckel  mit  rohen  Beigaben  (vgl. 
n.  1774, 1789).  Darüber  Funde  aus  zwei  verschiedenen  Nekropolen 
(Caprigliano  Fach  1 — 7,  Vallone  8 — Fenster).  Man  beachte  Grab  V: 
mächtiger  tönerner  Untersatz  mit  anhängenden  Ringen  und  kleinen 
Pferden  als  Verzierung. 

IX:  Perlen,  Bernsteinfibel.  XI:  geschnittene  Steine,  silberner 
Kamm.  Beginn  griechischer  importierter  Vasen.  XV:  griechischer 
Goldschmuck,  rotfigurige  Vasen,  bronzene  Strigiles,  Spiegel.  Aus 
einer  andern  Nekropole  (Vallone):  einheimische  Töpfe  und  Bronzen, 
auf  die  unvermittelt  rotfigurige  griechische  Vasen,  Goldschmuck  und 
geschnittene  Steine  des  5.  Jahrhunderts  folgen.  Beste  bronzener  San- 
dalen, ein  eisernes  Sichelschwert. 

L.  vom  Fenster: 

d)  Etruskischer  Spiegel.  Achill  und  Aias  beim  Brett- 
spiel mit  etruskischer  Beischrift  der  Namen  (vgl.  Bd.  I S.  304  n.  480). 

Tönerne  Strigilis  als  Surrogat  einer  bronzenen.  Gedacht  ist  dabei, 
daß  der  Tote  zwar  alles  haben  muß,  wie  die  Lebenden ;  aber  Becht 
der  letzteren  ist  es,  am  Materiale  zu  sparen.  Zwei  Väschen  mit  fa- 
liskischer  Inschrift. 

R.  vom  Fenster  der  Schmalwand  (Funde  aus  der  Nekropole  S. 
Antonio):    Goldene  Ohrringe,  geschnittene  Steine.  Unter  den  Vasen: 

e)  Kelchkrater.    Aktaions   Tod. 

Zwischen  den  Fenstern  (Funde  von  Ponte  delle  Tavole): 

f)  Etruskischer   Spiegel.    Silen  mit  zwei  Thyrsoi. 

g)  Tönerne  Imitationeines  Siebes.  Das  Metallvorbild  dazu 
im  Schranke  1.  vom  Fenster  der  Schmalwand. 


380     DAS  MUSEUM  DER  VILLA  PAPA  GIULIO.  1808-1809. 

Auf  der  Eingangs  wand: 

h)  Dachziegel  mit  etruskischen  Inschriften.  Die  Ziegel 
sind  so  geschnitten,  daß  ihre  erhabenen  Seitenränder  nach  unten  diver- 
gieren, damit  der  darunter  folgende  Ziegel  mit  seinem  oberen  Ende  in 
den  über  ihm  liegenden  eingeschoben  werden  kann. 

Auf  der  entgegengesetzten  Seite  des  Korridors  zwei  Zimmer  mit 
Funden  aus  Bignano  Flaminio,  Grallese,  Fabbrica  di  Koma,  Faleria, 
Trevignano,  Oampagnano  und  Nepi.  Nur  die  letztgenannten  bilden 
einen  großen,  mannigfaltigen  Komplex. 

1808  Funde  aus  Nepi. 

Die  ausgestellten  Gegenstände  stammen  aus  verschiedenen  Nekro- 
polen  bei  Nepi,  dem  etruskischen  Nepe  oder  Nepete,  einer  südwest- 
lich von  Falerii  auf  schroffem  Tuff f eisen  gelegenen  Feste,  deren  Ge- 
schichte im  allgemeinen  mit  der  des  benachbarten  Sutri  verknüpft 
ist.  Zwischen  Vejentern  und  Faliskern  gelegen,  konnte  die  Stadt 
ihre  Selbständigkeit  nicht  behaupten.  Sie  wurde  386  v.  Chr.  etrus- 
kisch,  374  latinische  Kolonie. 

Vgl.  Nissen,  ital.  Landeskunde  II 366.   CIL  XI  p.  481.    Not.  d.  sc.  1910, 199  ff. 

Auf  der  Eingangswand  primitive  Gefäße  mit  eingeritzten  Orna- 
menten und  bronzene  Armbänder,  Spiralen,  Kettchen  mit  Anhängseln, 
Fibeln,  Badnadeln.  Beachtenswert  einige,  Bronze  imitierende  Ge- 
fäße: eine  Fußschale  mit  tönernen  Bingen  an  den  Henkeln,  eine  Scha- 
le, die  getriebene  Metalltechnik  nachahmt,  eine  andere  mit  Nach- 
bildung von  Nietnägeln.  Aus  Bestattungsgräbern  des  7.  Jahrhunderts. 

Auf  der  1.  Wand  Funde  aus  Gräbern  des  6.  und  ö.  Jahrhunderts 
mit  griechischem  Import.  Man  beachte  (von  links  beginnend)  eine 

a)  attische  rotf igurige  Kylix.   Schulszene. 

b)  Schwarzfigurige  attische  Amphora.  Priamos  vor 
Achill.  Der  Greis,  nackt,  trägt  mächtige  Armringe  in  den  Händen 
als  Sühnegaben.  Zwei  Begleiter  bringen  auf  den  Köpfen  Dreifüße 
herbei. 

c)  Schwarzfigurige  attische  Amphora  mit  aufgesetztem 
Weiß  und  Violett.  Dionysos  auf  dem  Maultier  mit  einer  Bakchantin. 
Auf  der  Bückseite:  Dionysos  zu  Wagen.  Eine  Mänade  führt  die  Zügel, 
eine  andere  schreitet  musizierend  nebenher. 

d)  Schwarzfigurige  attische  Amphora.  Abschiedsszene. 
Zwischen  zwei  Frauen  ein  vollgerüsteter  Krieger  und  sein  Begleiter. 
Bückseite:  zwei  Krieger  auf  Quadrigen. 

e)  Aschenurne  aus  Ton  in  Hausform.  Der  Deckel  ist  deut- 
lich einem  Dach  nachgebildet  mit  plastisch  angegebenem  Gerüste. 


FUNDE  AUS  NEPI.  381 

Er  ist  wie  der  Behälter  selbst  bemalt  mit  weißen,  sich  kreuzenden 
Streifen. 

f)  Attischer  Stamnos.  Dionysos  geleitet  Hephaistos 
in  den   Olymp. 

g)  Säulenkrater.  Trunkener  Heiakies.  Der  taumelnde, 
Keule  und  Humpen  tragende  Held  wird  geführt  von  Dionysos  und 
Hermes.  Ein  ityphallischer,  die  Doppelflöte  blasender  Satyr  eröffnet 
den  komischen  Zug. 

Unter  den  unteritalischen  Gefäßen  des  4.-3.  Jahrhunderts  rechts 
zu  beachten: 

h)  Krater.  Athamas  und  Leagros*. 

i)  Krater.  Athena  und  Nike  auf  einem  Viergespann,  dem  Her- 
mes vorausfliegt.  Hinter  dem  Wagen  ein  kleiner  Pan  mit  geschul- 
terter Keule. 

Aus  der  römischen  Zeit  der  Stadt  stammen 

k)  Tonlampchen  und  Schalen  aus  terra  sigillata. 

Zum  Schlüsse  versäume  man  nicht,  im  Garten  die  an  der  Rückseite 
des  rekonstruierten  Tempels  aufgestellten  Funde  zu  betrachten.  Es 
sind  dies  einige  Steinzylinder  aus  Schachtgräbern,  Beste  eines  stei- 
nernen Löwen  als  Grabfigur,  ein  etruskischer  Sarkophag  mit  Deckelfigur 
eines  liegenden  Mannes,  dessen  Namen  und  Alter  beigeschrieben  sind. 
Besondere  Beachtung  verdient  eine  in  die  Wand  eingemauerte 

1809  Römische  Inschrift 

auf  einem  Tuffsteinblock.  Sie  war  im  Vorräume  eines  etruskischen 
Grabes  bei  Falerii,  das  11  Totenbetten  enthielt,  an  der  Innenwand 
angebracht.  Die  Inschrift,  in  altertümlichem  Latein  abgefaßt,  besagt, 
daß  einem  Lucius  Vecilius,  Sohn  des  Vibius  und  der  Pollia  Abeles 
und  einem  Vecilius,  Sohn  des  Lucius  (also  wohl  des  vorigen  Sohne) 
und  der  Plenesta  ein  Totenbett  im  Grabe  überlassen  ist  von  den 
Gebrüdern  Levius  und  daß  keine  andere  Leiche  weiter  zu  ihnen 
gelegt  werden  soll.  Auch  die  Erben  der  Levius  sollen  an  diese  Be- 
stimmung gebunden  sein.  Nach  dem  Namen  und  besonders  wegen 
der  den  Etruskern  eigentümlichen  Sitte,  den  Mutternamen  beizufügen, 
müssen  die  so  geehrten  Vecilii  etruskischen  Ursprungs  sein.  Wir 
haben  also  möglicherweise  den  Fall  einer  Usurpation  eines  etrus- 
kischen Familiengrabes  in  römischer  Zeit,  eine  Usurpation,  bei  der 
jedoch  den  Familienmitgliedern  der  früheren  Besitzer  gegenüber  mit 
großer  Bücksicht  verfahren  wurde.  Die  Inschrift  stammt  aus  der 
Zeit  der  römischen  Bepublik. 

Gef.  zwischen  CivitaCastellana  und  St.  Maria  di  Fallen.  GIB  8384.  CIL  XI 3160. 
Conway,  the  Italic  dialects  I  g.  381  Nr.  336.  Deecke,  die  Falisker  S.  211  f.  Nr.  81. 
Dennis,  dt.  and  cimenteries  of  Etr.  P  99.  W.  Schulze,  Gesch.  d.  lat.  Eigenn.  250,  445. 
Ball,  deir  Ist.  1844, 129,  162  ff.  (HenzenV 


Palazzo  Spada. 


In  dem  ersten  Stockwerke  sind  in  die  Wände  des  langen,  nach  dem 
Hofe  gerichteten  Saales  eingemauert: 

1810—1817  Acht  Reliefs. 

Die  Reliefs  wurden  1620  bei  Gelegenheit  einer  Restauration  entdeckt, 
die  der  Kardinal  Verallo  in  S.  Agnese  fuori  le  mura  vornehmen  ließ.  Sie  wa- 
ren daselbst  als  Baumaterial  bei  Herstellung  der  Treppe  benutzt  worden. 
Vgl.  Bellori  bei  Fea  misc.  I  p.  CGL  n.  100.  Aren.  Zeitung  XXXVIII 1880 
p.  150  Anm.  32,  p.  153. 

Die  Reliefs  bildeten,  vielleicht  mit  nooh  anderen  verloren  gegange- 
nen, einen  zusammengehörigen  Zyklus  und  waren  offenbar  als  Mittel- 
stücke der  Wandfelder  in  einem  Saale  oder  einer  Halle  angebracht. 
Da  ihre  Ausführung  beträchtlich  hinter  der  Schönheit  der  Motive 
zurücksteht,  können  sie  jedenfalls  keine  Originalarbeiten  im  wahren 
Sinne  des  Wortes  sein;  ebensowenig  aber  scheinen  sie,  wie  man  früher 
angenommen  hat,  Kopien  nach  hellenistischen  Vorbildern  zu  sein. 
Man  mag  die  Figurenmotive,  wo  es  angängig  war,  aus  Werken  älterer 
Kunst  entlehnt  haben,  die  Einordnung  aber  in  eine  mehr  oder  minder 
ausführlich  dargestellte,  landschaftliche  oder  architektonische  Um- 
gebung ist  augenscheinlich,  wie  man  heute  geneigt  ist  vorauszusetzen, 
erst  in  derKaiserzeit  auf  italischemBoden  vorgenommen  worden.  Jeden- 
falls haben  wir  angesichts  der  hier  vereinigten  Exemplare  mit  ihrer  rein 
äußerlich-geschickten  Technik  keine  Möglichkeit,  zu  einem  sicheren 
Rüoksohluß  auf  ein  hellenistisches  Original  zu  gelangen.  Über  die 
Bedeutung  einiger  Repliken  vgl.  die  Bemerkungen  zu  den  einzelnen 
Nummern.  Man  hat  zwei  von  den  Reliefs  (n.  1810  u.  1814)  einer 
späteren  Zeit  als  die  andern  zugeschrieben,  ist  aber  in  der  genaueren 
Festlegung  der  verschiedenen  Daten  nooh  nicht  zu  allgemeiner  Über- 
einstimmung der  Meinungen  gelangt.  Die  sechs  älteren  hat  man  dem 
Beginn  der  Kaiserzeit  (Wickhoff),  der  Zeit  der  olaudischen  Kaiser 
(Sieveking)  oder  der  des  Hadrian  oder  Antoninus  Pius  (Wace)  zuge- 
schrieben, die  beiden  späteren  der  tra janischen  (Sieveking)  oder  der 
antoninisohen  Epoche  (Wickhoff,  Wace).  Man  wird  auch  hier  damit 
rechnen  müssen,  daß  die  erhaltenen  Exemplare  nach  älteren  Vor- 
bildern gearbeitet  sind.  Die  Technik,  vor  allem  in  der  Behandlung 
der  Haare,  spricht  für  späte  Ausführung,  frühestens  in  hadrianischer 
Zeit,  wogegen  anderes,  wie  die  Behandlung  des  Baumschlages  oder 
einer  Girlande  und  eines  flatternden  Bandes  (auf  n.  1813)  auf  frühere 
Entstehung  der  Vorlagen  in  der  Zeit  der  Augustus,  spätestens  der 
Claudier  zu  deuten  scheint. 


PALAZZO  SPADA.  383 

In  Übereinstimmung  mit  einer  besonderen  Richtung  der  helleni- 
stisoh-römischen  Dichtung  stellt  die  Mehrzahl  der  Kompositionen  die 
mythologischen  Gestalten  nioht  in  dramatisch  bewegten  Handlungen 
dar  —  Ausnahmen  bilden  n.  1812  u.  1815  — ,  sondern  in  genreartigen 
Situationen,  die  von  einer  sentimentalen  oder  idyllischen  Stimmung 
durchdrungen  sind.  Diese  Stimmungselemente  werden  verstärkt  durch 
die  Wirkung  der  landschaftlichen  Umgebung,  die  insofern  recht  ge- 
schickt behandelt  ist,  als  sie  die  figürliche  Darstellung  nur  wie  ein 
Rahmen  umgibt,  dergestalt,  daß  der  Eindruck  durch  das  Beiwerk 
in  keiner  Weise  beeinträchtigt  wird. 

Die  altere  Literatur  ist  vollständig  verzeichnet  bei  M&tz-Duhn  zerstreute  antike 
Bildwerke  in  Born  unter  den  verschiedenen,  zu  den  einzelnen  Reliefs  zitierten  Nummern 
dieses  Werkes.  Vgl.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  PalazzoGrimani  besonders  p. 
»—11.  Hartel-Wickhoft  die  Wiener  Genesis  p.  23  f.  -  Fr.  Wickhoff  Schriften  III 
(römische  Kunst)  p.  41  ff.  Jahrbuch  des  arch.  Inst.  XI  1806  p.  9öf.  Brunn-Bruck- 
mann  Denkmäler  Text  zu  n.  625  (Sieveking).  Papers  of  the  British  school  at  Rome 
V4  1010  p.  167ff.  p.  107f.  (Wace). 

Links  1810  Paris  und  Eros. 

Ergänzt  der  ganze  1.  Bndstreifen  der  Platte  mit  dem  Vorderteile  der 
sich  vorwärts  beugenden  Kuh,  die  r.  obere  Ecke  mit  dem  Kopfe  des  Paris 
und  dem  oberen  Teile  des  Eros  (bis  etwas  unter  die  Flügel),  beide  Arme  und 
das  1.  Bein  des  Paris,  der  1.  Arm  des  Eros,  der  Kopf  des  Hundes,  an  dem 
liegenden  Binde  der  Kopf  abgesehen  vom  1.  Hörne,  der  obere  Teil  des  r. 
Vorderbeines,  das  r.  Hinterbein,  der  Schwanz. 

Der  obere  Teil  der  Darstellung  ist  aus  einer  größeren  Komposi- 
tion herausgelöst,  die  wir  durch  ein  Belief  im  Museo  Boncompagni 
(n.  1321)  kennen.  Doch  hat  es  der  Bildhauer  nicht  verstanden,  das 
entlehnte  Motiv  gehörig  dem  Baume  anzupassen,  der  auf  der  1.  Seite 
der  Platte  nur  in  dürftiger  Weise  durch  ein  im  Hintergrunde  be- 
findliches, ländliches  Heiligtum  und  den  dazu  gehörigen  Baum  ge- 
füllt ist.  Paris  ist  in  einem  Momente  wiedergegeben,  der  seinem  Ur- 
teilspruche über  die  drei  Göttinnen  unmittelbar  vorhergeht.  Er  wen- 
det den  Kopf  rückwärts  nach  Eros,  der  hinter  dem  Jüngling  auf 
dem  Felsen  steht  und  ihm  zuredet,  der  Aphrodite  den  Preis  der  Schön- 
heit zuzuerkennen.  Der  fehlende  r.  Arm  des  Paris  hielt  nicht,  wie 
ihn  der  Restaurator  ergänzt  hat,  eine  Flöte.  Vielmehr  war  der  Vorder- 
arm, wie  auf  n.  1321,  ohne  ein  Attribut  zu  halten,  zurückgebogen 
und  die  Hand  leicht  an  den  Kopf  gelegt.  Der  Bildhauer  unseres 
Beliefs  hat,  damit  die  Platte  in  der  Höhenausdehnung  den  Gegen- 
stücken entspräche,  unten  die  Binderherde  des  Paris  beigefügt,  und 
zwar  scheint  er  auch  diese  einfach  aus  jener  Komposition  entlehnt 
zu  haben;  wenigstens  stimmt  das  Oberteil  der  stehenden  Kuh,  das 
sich  dort  allein  erhalten  hat,  ganz  mit  dem  betreffenden  Teile  auf 
dem  hiesigen  Belief  überein.     Vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  1879 

und  zu  dem  Mosaik,  das  den  Raub  der  Europa  darstellt,  auf  p.  395  f. 

M&tz-Duhn  III  n.  3569.  Schreiber  die  hellenistischen  Beliefbilder  T.  XI.  Brnnn- 
Bruekmann  a.  a.  O.  n.  625  b.  Papers  of  the  Br.  school  a.  a.  O.  T.  XXI  2  p.  189  VIII. 
Vgl.  Rom.  Mitteilungen  XXVI 1911  p.  106  (russ.  Originalausgabe,  St.  Petersburg  1908, 
p.  111). 


384  PALAZZO  SPADA.  1811—1813. 

Gegenüber  1811  Daidalos  und  Pasiphae. 

Ergänzt  der  gaue  1.  Endstreifen  dar  Platte  mit  dem  größten  Teile 
des  r.  Armes  —  doch  ist  die  vordere  Hälfte  des  Unterarmes  antik  — ,  mit 
dem  r.  Beine  der  Pasiphae  und  dem  hinteren  Teile  der  Kuh  (der  Brach 
zieht  sich  hinter  dem  1.  Vorderbeine  hin),  außerdem  an  Pasiphae  die 
Nasenspitze,  das  Kinn  und  die  1.  Hand,  an  der  Kuh  auch  der  größte  Teil 
des  Kopfes  und  das  r.  Vorderbein,  an  Daidalos  der  Kopf  abgesehen  von  der 
Unterlippe,  dem  Kinnbarte  und  einem  kleinen  Stücke  des  Hinterkopfes, 
die  1.  Schulter  und  der  1.  Arm  mit  dem  Griffe  der  Säge,  das  1.  Bein,  klei- 
nere Stücke  an  den  Sesselstützen,  größere  an  dem  im  Hintergrunde  be- 
findlichen Gebäude,  endlich  der  ganze  unterste  Streifen  der  Platte. 

Um  den  König  Minos  von  Kreta  wegen  eines  nioht  erfüllten  Ge- 
lübdes zu  bestrafen  (vgl.  n.  1538),  flößte  Poseidon  dessen  Gattin,  Pasi- 
phae, eine  wahnsinnige  Liebe  zu  einem  schönen  Stiere  ein.  Auf  Ver- 
anlassung der  Königin  zimmerte  Daidalos  eine  hölzerne  Kuh,  und 
in  dieser  verborgen  befriedigte  Pasiphae  ihre  unnatürliche  Leiden- 
schaft. Das  Relief  zeigt  Daidalos,  wie  er  sich  nach  Vollendung  des 
Kunstwerkes  mit  seiner  Auftraggeberin  unterhält.  Er  sitzt  in  der 
Tracht  der  Handwerker  auf  einem  niedrigen  Sessel,  hält  in  der  R. 
die  Säge,  deren  er  sich  bei  der  Arbeit  bedient  hat,  und  scheint,  indem 
er  das  Haupt  und  die  r.  Hand  zu  Pasiphae  erhebt,  der  Königin  die 
Einrichtung  seines  Werkes  auseinanderzusetzen.  Vor  ihm  steht  die 
hölzerne  Kuh,  hinter  dieser  Pasiphae,  deren  gesenkter  Kopf  und 
trüber  Ausdruck  deutlich  erkennen  läßt,  daß  sie  sich  der  Ungeheuer- 
lichkeit ihres  Vorhabens  bewußt  ist. 

Mats-Buhn  III  n.  3567.  Koscher  mythol.  Lexikon  1 1  p.  935  ff.  Schreiber  die  hell. 
Reliefbilder  T.  VIII.  Brunn-Bruckmann  n.  624  b.  Päpers  of  the  Br.  school  a.  a.  O. 
T.  XVIII 1  p.  184f.  IL  Vgl.  Robert  der  Pasiphae-Sarkophag,  14.  HaUesches  Winckel- 
mannsprogramm  p.  19. 

Links  1812  Der  Tod  des  Opheltes. 

Ergänzt  etwa  die  ganze  obere  Hälfte  des  r.  Seitenrandes  —  so 
daß  von  dem  rechts  befindlichen  Krieger  nur  die  r.  Schulter  und  die 
r.  Hälfte  des  Körpers  antik  sind  — ,  an  Opheltes  der  Bauch  mit  den  dar- 
auf- liegenden  Windungen  des  Schlangenleibes,  die  Brust,  das  Gesicht,  an 
der  Schlange  der  Kopf  nebst  dem  benachbarten  Stücke  des  Körpers  und 
die  Windungen,  soweit  sie  unmittelbar  auf  dem  Leibe  des  Knaben  liegen, 
an  dem  1.  befindlichen  Krieger  der  r.  Vorderarm,  der  Kopf  und  der  vordere 
Teil  des  r.  Fußes,  an  Hypsipyle  die  Nase  und  der  r.  Vorderarm,  außerdem 
der  ganze  unterste  Endstreifen  der  Platte  mit  dem  größten  Teile  der  Hydria. 

Hypispyle,  die  Tochter  des  Königs  Thoas  von  Lemnos,  war  von 
den  Lemnierinnen,  die  ihr  nicht  verzeihen  konnten,  daß  sie  bei  dem 
von  ihnen  unternommenen  Männermorde  ihren  Vater  verschont  hatte, 
an  den  König  von  Nemea,  Lykurgos,  verkauft  worden  und  dieser 
hatte  sie  mit  der  Pflege  seines  Söhnchens  Opheltes  betraut.  Als  das 
Heer  der  Sieben  auf  dem  Zuge  gegen  Theben  stark  durstend  nach 
Nemea  kam,  führte  Hypsipyle  die  Helden  an  eine  Quelle  und  ließ 
den  ihrer  Fürsorge  anvertrauten  Knaben  auf  kurze  Zeit  allein.  Wäh- 
rend ihrer  Abwesenheit  wurde  Opheltes  von  einer  Sohlange  getötet. 
Die  Helden  erschlugen  die  Schlange,  nannten  den  Knaben,  da  sie  in 
seinem  Tode  ein  Vorzeichen  des  ihnen  bevorstehenden  Verderbens 


PALAZZO  SPADA.  385 

erkannten,  Archemoros,  d.  i.  Vorgänger  im  Geschick,  und  stifteten 
ihm  zu  Ehren  die  nemeischen  Spiele.  Der  Mythos  wurde  besonders 
durch  eine  Hypsipyle  betitelte  Tragödie  des  Euripides  populär.  Unser 
Belief  stellt  dar,  wie  die  Helden,  nachdem  sie  zu  der  Stelle  gelangt 
sind,  an  der  Hypsipyle  ihren  Pflegling  zurückgelassen  hatte,  die 
Leiche  des  Knaben  von  der  Schlange  umwunden  vorfinden  und  sich 
anschicken,  das  Ungetüm  zu  töten.  Der  eine,  den  wir  nach  der  Über- 
lieferung Hippomedon  benennen  dürfen,  schreitet  mit  vorgehaltenem 
Schilde  auf  die  Schlange  zu;  den  fehlenden  r.  Vorderarm  hat  der  Er- 
gänzer offenbar  richtig  mit  einem  gezückten  Speere  ausgestattet.  Ein 
zweiter  Krieger,  vermutlich  Kapaneus,  ragt  mit  dem  Oberleibe  über 
den  Felsen  empor,  vor  dem  sich  die  Schlange  emporbäumt.  Der 
Restaurator  läßt  ihn  mit  dem  beinah  vollständig  ergänzten  r.  Arm 
einen  Speer  schwingen.  Doch  scheint  diese  Figur  mit  der  r.  Hand  viel- 
mehr einen  Stein  erhoben  zu  haben,  um  ihn  gegen  die  Schlange  zu 
schleudern.  Links  weicht  Hypsipyle  zurück,  indem  sie  entsetzt  beide 
Hände  erhebt  und  ihren  Kopf  nach  der  Schreckensszene  umwendet. 

Matz-Duhn  in  n.  3508.  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altertums  I  p.  113  Fig.  49. 
Röscher  mythol.  Lexikon  1 1  p.  473.  Schreiber  die  hell.  Reliefbilder  T.  VI.  Brunn- 
Bruckmann  n.  623  b.  Papers  a.  a.  O.  T.  XIX  1  p.  185 f.  III. 

Gegenüber  1813  Amphion  und  Zethos. 

Ergänzt  an  beiden  Jünglingsfiguren  die  Nasenspitze,  an  der  des  Am- 
phion außerdem  der  1.  Arm,  beinah  das  ganze  über  den  Bücken  herab- 
fallende Oewandstück  und  der  Steg  der  Lyra,  an  der  des  Zethos  beide 
Arme  —  doch  ist  ein  Stück  der  an  den  Kopf  gelegten  r.  Hand  antik  — 
der  größte  Teil  des  r.  Ober-  und  die  obere  Hälfte  des  r.  Unterschenkels, 
der  1.  Fuß,  der  ganze  r.  und  beinahe  der  ganze  untere  Endstreifen  der 
Platte. 

Euripides  hatte  in  seiner  Antiope  die  Söhne  des  Zeus  und  der  An- 
tiope,  Amphion  und  Zethos,  als  Vertreter  zweier  verschiedenen  Rich- 
tungen einander  gegenüber  gestellt.  Amphion  war  in  dieser  Tragödie 
als  ein  Jüngling  charakterisiert,  der  die  geistige  Bildung  und  nament- 
lich die  Musik  über  alles  schätzte,  während  sein  Bruder  ausschließ- 
lich in  körperlichen  Übungen  und  besonders  in  der  Jagd  seine  Be- 
friedigung fand.  Die  Tragödie  wurde  durch  ein  Gespräch  der  beiden 
Brüder  eröffnet,  in  dem  jeder  mit  spitzfindiger  Leidenschaft  seine 
Anschauung  verteidigte.  Diese  Szene,  die  im  Altertum  einer  großen 
Berühmtheit  genoß  und  auf  die  verschiedene  Schriftsteller  anspielen, 
scheint  auch  dem  Erfinder  unserer  Reliefkomposition  vorgeschwebt 
zu  haben.  Die  Handlung  geht  in  einer  Gegend  vor,  in  der  Zethos, 
der  Jäger,  >zu  Hause  ist;  denn  wir  sehen  im  Hintergrunde  ein  länd- 
liches Heiligtum  der  Artemis  mit  dem  dazu  gehörigen  Eichbaum  und 
innerhalb  des  Heiligtums  ein  in  zierlichem  archaisierenden  Stile  aus- 
geführtes Idol  der  Jagdgöttin.  Amphion  steht  vor  dem  Bruder,  in- 
dem er  das  Symbol  seiner  Lebensrichtung,  die  Lyra,  in  bedeutsamer 
Weise  auf  einen  vor  ihm  befindlichen  Pfeiler  gestützt  hält.  Ihm 
gegenüber  sitzt  Zethos  in  nachlässiger  Haltung  und  blickt  den  Bruder 

H  e  1  b  i g:  Führer.  II.  3.  Aufl.  26 


386  PALAZZO  SPADA.  1814.    1815. 

mit  einem  Ausdrucke  an,  der  auf  das  deutlichste  Langeweile  bekundet. 
Sein  neben  ihm  stehender  Jagdhund  hebt  den  Kopf  wie  verwundert 
zu  Amphion  empor.  Die  verschiedenen  Individualitäten  der  beiden 
Brüder  sind  in  meisterhafter  Weise  vergegenwärtigt.  Die  einfach-edle 
Stellung  des  Amphion  bildet  einen  scharfen  Gegensatz  zu  der  bäu- 
risch-bequemen Haltung  des  Bruders;  das  feine  Profil  und  der  tiefe 
Schädel  des  ersteren  lassen  auf  einen  bedeutenden  geistigen  Inhalt, 
die  derberen  Züge  und  der  kleine,  schmale  Kopf  des  Bruders  auf  eine 
beschränkte  Intelligenz  schließen;  während  das  Gesicht  des  Amphion 
von  langen  Locken  umwallt  wird,  ist  das  Haar  des  Zethos  kurz  ge- 
schnitten, wie  es  die  der  Gymnastik  beflissenen  Jünglinge  zu  tragen 
pflegten. 

Matz-Duhn  III  n.  3565.  Röscher  mythol.  Lexikon  1 1  p.  311 — 312.  Schreiber  die 
hell.  Belief bilder  T.  III.  Bnum-Bruckmaim  n.  622a.  Papers  a.  a.  0.  T.  XX  2  p.  187  f. 
VI.  Vgl.  Rom.  Mitteilungen  XXVI  1911  p.  106  (russ.  Originalausgabe,  St.  Petersburg 
1908)  p.  111.  —  Im  Museum  von  Ravenna  befindet  sich  ein  Fragment  einer  frischer 
gearbeiteten  Wiederholung  unseres  Reliefs.  Erhalten  ist  die  ganze  untere  Hälfte.  Vor 
dem  Felsensitze  des  Zethos  sieht  man  an  einer  Stelle,  die  an  dem  Spadaschen  Exem- 
plare ergänzt  ist,  einen  gelagerten  Hund;  abgeb.  bei  Brunn-Bruckmann  im  Texte  und 
Papers  a.  a.  0. 

Links  1814  Paris  und  Oinone. 

Ergänzt  der  ganze  1.  Endstreifen  des  Reliefs,  derartig  daß  an  der 
Figur  des  Paris  nur  ein  Stück  der  1.  Brust,  das  Mittelstück  des  1.  Unter- 
arms, das  1.  Bein  und  der  r.  Fuß  antik  sind;  außerdem  sind  modern  an 
der  Figur  der  Oinone  der  Kopf,  die  vordere  Hälfte  des  r.  Unterarms,  die 
1.  Hand,  an  dem  Flußgotte  der  größte  Teil  der  r.  Hand,  die  vordere  Hälfte 
des  1.  Unterarmes,  der  1.  Unterschenkel  mit  Knie  und  Gewand,  die  untere 
Hälfte  des  r.  Unterschenkels,  beinah  die  ganze  Hydria. 

Das  Relief  zeigt  Paris  und  dessen  Gattin  Oinone  unmittelbar  vor 
der  verhängnisvollen  Fahrt,  die  der  erstere,  betört  durch  die  Ver- 
sprechungen der  Aphrodite,  nach  Griechenland  zu  unternehmen  im 
Begriffe  steht.  Oinone  warnt  ihren  Gemahl  vor  dem  bedenklichen 
Unternehmen  und  weist  dabei  mit  der  L.  auf  das  Schiff  hin,  das, 
zum  Auslaufen  bereit,  im  Hintergrunde  sichtbar  ist.  Dieses  Schiff 
zeigt  eine  Anordnung  der  Ruder  und  mancherlei  Eigentümlichkeiten 
der  Konstruktion,  die  im  3.  Jahrhundert  v.  Chr.,  also  in  hellenisti- 
scher Zeit,  üblich  waren.  Auf  dieselbe  Zeit  deutet  auch  die  von  einem 
Pinienzapfen  gekrönte  Kommandostandarte,  die  an  der  vielfach  ge- 
gliederten Verzierung  (Aphlaston)  des  Schiff hinterteiles  angelehnt  ist. 
Man  hat  diese  Beobachtung  dazu  benutzen  wollen,  die  Entstehung 
der  Komposition  in  hellenistische  Zeit  zu  datieren.  Aber  man  hat 
dagegen  geltend  gemacht,  daß  ein  Bildhauer  römischer  Zeit  diese 
Details  sehr  wohl  aus  anderen  hellenistischen  Darstellungen  ent- 
lehnen und  in  seine  Komposition  übertragen  konnte.  Die  Darstellung 
geht  auf  das  gleiche  Vorbild  zurück,  wie  ein  ehemals  im  Hauptge- 
bäude der  vormaligen  Villa  Ludovisi  —  dem  sogenannten  Casino 
di  Sora  —  befindliches  Relief.  Doch  gibt  dieses  die  Original- 
komposition offenbar  getreuer  wieder  als  unser  Exemplar.    Die  Be- 


PALAZZO  SPADA.  387 

Ziehungen,  die  zwischen  den  beiden  dargestellten  Personen  obwalten, 
sind  mit  größerer  Klarheit  zum  Ausdruck  gebracht;  die  Auffassung 
der  Oinone  ist  großartiger;  die  lässige  Haltung  des  Paris  verrät, 
daß  die  Warnung,  die  seine  Gattin  an  ihn  richtet,  vergeblich  sein 
wird.  Auf  dem  Spadaschen  Relief  ist  unter  der  Gruppe  des  Ehe- 
paares die  Figur  eines  gelagerten  Wassergottes,  vermutlich  des 
Skamandros,  beigefügt,  der  den  Kopf  zu  Paris  emporrichtet  und  den 
Arm  wie  warnend  erhebt,  als  wolle  auch  er  den  Jüngling  von  der 
Fahrt  zurückhalten.  Alle  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  daß 
diese  Figur  nicht  in  der  Originalkomposition  vorhanden  war,  sondern 
von  dem  Bildhauer  unseres  Exemplares  beigefügt  ist,  um  die  Dimen- 
sionen seiner  Platte  mit  denen  der  Gegenstücke  in  Einklang  zu  bringen . 
Die  Figur  fehlt  auf  der  Ludovisischen  Wiederholung;  sie  zieht  die 
Aufmerksamkeit  von  der  Hauptgruppe  ab  und  ist  in  ungeschickter 
Weise  dem  Baume  angepaßt. 

Matz-Duhn  III  n.  3570.  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altertums  III  p.  1635  Fig. 
1696.  Schreiber  die  hellenistischen  Reliefbilder  T.  X.  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  IV  1889 
p.  94f.  Fig.  4.  Brunn-Bruckmann  n.  625a.  Papers  a.  a.  O.  T.  XXI  1  p.  188f.  VII. 
Vgl.  Archäol.  Anzeiger  IV  1889  p.  140  f.  Rom.  Mitteilungen  XXVI  1911  p.  106.  Das 
Ludovisische  Relief:  Schreiber  die  antiken  Bildwerke  der  Villa  Ludovisi  n.  149.  Arch. 
Zeitung  XXXVIII 1880  T.  13  n.  1  p.  145 ff.  Baumeister  a.  a.  0.  II  p.  1169  Abb.  1360. 

Gegenüber  ein  Gipsabguß  des  kapitolinischen  Endymionreliefs 
n.  807. 

Links  1815  Der  Raub  des  Palladium« 

Ergänzt  an  dem  Tempel  ein  Stück  des  Daches,  die  beiden  äußersten 
Triglyphen,  die  Spitze  des  Giebels,  der  vordere  Teil  des  1.  Türflügels,  an 
Odysseus  die  Nase  und  die  vordere  Hälfte  des  r.  Unterarmes,  an  Diomedes 
die  Nase,  der  größte  Teil  der  1.  Schulter,  der  1.  Arm,  beinah  die  ganze  r. 
Hand  mit  dem  Schwerte,  das  1.  Bein,  der  r.  Unterschenkel,  außerdem  der 
basisförmige  Gegenstand  hinter  Diomedes,  das  unterste  Drittel  des  ersten 
Pilasters  von  links,  der  ganze  unterste  Endstreifen  der  Platte. 

Nachdem  Odysseus  und  Diomedes  das  Palladium,  an  dem  das 
Schicksal  der  Stadt  Troia  hing,  aus  dem  dortigen  Athenatempel  ent- 
führt hatten,  entbrannte  ein  Streit  zwisohen  ihnen,  da  jeder  der  beiden 
Helden  sich  allein  den  Ruhm  des  gelungenen  Unternehmens  zueignen 
wollte.  DerVorgang  wird  in  den  Auszügen,  die  uns  aus  den  verschiedenen 
auf  jenen  Mythus  bezüglichen  Dichtungen  erhalten  sind,  verschieden 
erzählt  und  demnach  auch  von  der  bildenden  Kunst  in  verschiedener 
Weise  behandelt.  Jedenfalls  stellt  auch  das  Spadasche  Belief  diesen 
Zwist  der  beiden  Helden  dar.  Im  Hintergrunde  sieht  man  einen 
Antentempel,  der  durch  den  Schmuck  des  Giebelfeldes  —  links  eine 
Schlange.,  in  der  Mitte  ein  mit  einem  Medusenhaupte  verzierter 
Schild,  rechts  ein  Helm  —  als  Tempel  der  Athena  kenntlich  ist. 
Odysseus  überschreitet,  heftig  gestikulierend  und  den  Kopf  naoh  Dio- 
medes umwendend,  die  Schwelle  des  Heiligtums.  Diomedes  steht 
außerhalb  des  Gebäudes  und  blickt,  das  blanke  Schwert  in  der  R., 
den  sich  ihm  nähernden  Helden  mit  drohendem  Ausdruck  an.  Da 
auf  allen  einigermaßen  gut  erhaltenen  Darstellungen  der  gleichen 

25* 


388  PALAZZO  SPADA.  1816—1818. 

Szene  das  Streitobjekt,  das  Palladium,  wiedergegeben  ist,  so  wird 
es  auch  auf  diesem  Belief  nicht  gefehlt  haben,  sondern  mit  dem  1. 
Schulterstück  und  dem  1.  Arm  des  Diomedes  verloren  gegangen  sein. 
Wie  es  scheint,  war  der  1.  Vorderarm  abwärts  und  etwas  nach  vorn 
zu  gerichtet  und  hielt  die  1.  Hand  das  untere  Ende  des  Idols,  während 
das  obere  Ende  an  der  Schulter  anlag.  So  oder  zum  mindesten  ähn- 
lich haben  wir  uns  das  ursprüngliche  Motiv  zu  denken;  denn  bei  jeder 
anderen  Haltung  müßte  das  Palladium  Ansatzspuren  entweder  auf 
dem  Körper  des  Diomedes  oder  auf  dem  Grunde  der  Platte  hinter- 
lassen haben.  Die  Dichtung,  die  dem  Erfinder  unserer  Reliefkomposi- 
tion vorschwebte,  würde  also  den  Mythos  etwa  folgendermaßen  er- 
zählt haben:  Es  ist  dem  Diomedes  gelungen,  vor  Odysseus  in  den 
Tempel  einzudringen  und  sich  des  Palladiums  zu  bemächtigen;  der 
zu  spät  eingetroffene  Odysseus  macht  ihm  hierüber  Vorwürfe  und 
infolgedessen  entbrennt  der  Streit.  Der  Gegensatz  zwischen  den  In- 
dividualitäten der  beiden  Helden  ist  auf  unserem  Relief  in  der  treffend- 
sten Weise  vergegenwärtigt.  Der  unter  lebhafter  Bewegung  vorwärts 
schreitende  Odysseus  zeigt  das  feine  gescheite  Gesicht,  das  für  ihn 
in  der  antiken  Kunst  typisch  ist  (vgl.  n.  117),  während  sein  Körper 
mehr  gewandt  als  muskelkräftig  erscheint.  Wenn  er  kleiner  gebildet 
ist,  als  Diomedes,  so  hat  man  dies  gewiß  nicht  nur  daraus  zu  erklären, 
daß  der  Künstler  ihn  weiter  im  Hintergrunde  dargestellt  hat,  sondern 
auch  daraus,  daß  er  sich  ihn  niedriger  an  Wuchs  als  jenen  dachte. 
In  vollständig  verschiedener  Weise  ist  Diomedes  charakterisiert.  Er 
zeigt  einen  verhältnismäßig  kleinen  Schädel,  dessen  geringe  Tiefe  auf 
eine  beschränkte  Entwicklung  der  geistigen  Fähigkeiten  schließen 
läßt,  eine  hohe  von  Kraft  strotzende  Gestalt  und  in  seiner  Haltung 
eine  trotzige  Ruhe. 

Matz-Duhn  III  n.  3566.  Koseber  mythol.  Lexikon  I  1  p.  1025  f.  Schreiber  die 
hellenistischen  Reliefbilder  T.  VII.  Brunn-Bruckmann  n.  624a.  Papers  a.  a.  O.  T. 
XVII 2  p.  184 1.  Vgl.  namentlich  Ann.  dell'  Inst.  1858  p.  238 f.  Arch.  Zeitung  XVII 1850 
p.  93 ff.  Sehr  ähnlich  ist  die  Szene  dargestellt  auf  einem  Kindersarkophag  in  Athen: 
Robert  die  antiken  Sarkophage  II  T.  50  n.  138  p.  146  ff.  Vgl.  auch  unsere  n.  1393. 

Links  1816  Adonis  verwundet. 

Ergänzt  der  ganze  r.  Seitenstreifen  der  Platte  mit  dem  Felsen,  dem 
Feigenbaum  und  dem  1.  Vorderbeine  des  rechts  dargestellten  Hundes,  der 
größte  Teil  des  an  dem  Epistyl  angebrachten  Eberkopfes,  an  Adonis  der 
Kopf,  ein  Stück  der  1.  Brust,  die  1.  Schulter,  der  1.  Arm  abgesehen  von  der 
Hand,  beinah  das  ganze  über  den  Bücken  herabhängende  Stück  der  Chla- 
mys,  der  größte  Teil  des  1.  Oberschenkels  und  des  1.  Fußes,  an  den  beiden 
Hunden  die  Köpfe  —  doch  sind  an  dem  rechts  dargestellten  Tiere  beide 
Ohren,  an  dem  linken  das  1.  antik  — ,  an  dem  1.  Hunde  auch  das  1.  Vorder- 
bein, endlich  die  1.  untere  Ecke  der  Platte  mit  dem  unteren  Ende  und  der 
Basis  des  Pfeilers. 

Adonis  stützt  sich,  von  heftigen  Schmerzen  gepeinigt,  auf  seinen 
Jagdspieß,  den  er,  um  das  verwundete  r.  Bein  zu  entlasten,  mit  der 
E.  dicht  unter  der  Spitze,  mit  der  L.  in  der  Höhe  der  Brust  angefaßt 
hat,  während  sein  r.  Fuß  nur  mit  dem  Ballen  den  Boden  berührt. 
Die  Wunde  ist  durch  den  doppelten  Verband  angedeutet,  der  die  r. 


PALAZZO  SPADA.  389 

Wade  umgibt.  Die  Hunde  nehmen  teil  an  den  Leiden  ihres  Herrn; 
der  eine  senkt  traurig  den  Kopf,  während  der  andere  den  seinigen 
nach  der  verwundeten  Wade  umwendet.  Den  Hintergrund  bildet 
ein  ländliches  Heiligtum  mit  der  zugehörigen  Platane,  das  wir  uns, 
wie  der  an  dem  Epistyl  festgenagelte  Eberkopf  beweist,  der  Artemis 
geweiht  zu  denken  haben.  Der  Betrachter  wird  hierdurch  an  die  Göt- 
tin erinnert,  deren  Zorn  den  Untergang  des  Adonis  veranlaßt«. 

'  Matz-Duhn  III  n.  3564.  Schreiber  die  hellenistischen  Reliefbilder  T.  IY.  Brunn- 
Bruckmann  n.  622b.  Papers  a.  a.  O.  T.  XIX  2  p.  186  IV.  Vgl.  Rom.  Mitteilungen 
XXVI  Ion  p.  106  (russ.  Originalausgabe,  St.  Petersburg  1908,  p.  112). 

Gegenüber  1817  Bellerophen  den  Fegasus  tränkend« 

Ergänzt  ein  schmaler  Streifen  am  linken  (bis  etwa  zur  Schulterhöhe 
des  Bellerophon  herab),  ein  breiterer  am  rechten  oberen  Ende  der  Platte 
(etwa  bis  zur  Nasenhöhe  des  Bellerophon),  an  der  Figur  des  Bellerophon 
der  Kopf,  der  r.  Vorderarm  —  doch  sind  die  Finger  zum  Teil  antik  — ,  das 
r.  Bein  abgesehen  vom  Fuße,  der  über  den  Bücken  herabfallende  Teil  der 
Ghlamys,  am  Pegasos  das  r.  Ohr,  der  größte  Teil  des  r.  Hinterhufes,  der 
Schweif. 

Man  hat  vermutet,  daß  diese  Darstellung  durch  eine  Version  be- 
stimmt sei,  nach  der  die  Auffindung  einer  Quelle  in  dem  Bellerophon- 
mythos  eine  hervorragende  Bolle  spielte.  Dooh  scheint  es  vielmehr, 
daß  der  Künstler,  der  die  Originalkomposition  entwarf,  den  Helden 
und  sein  Boß  einfach  in  einer  genrehaften  Situation  darstellen  wollte. 
Auffällig  ist  der  Gegensatz  zwischen  der  idealen  Gestalt  des  Bellero- 
phon und  der  naturalistischen,  man  mochte  geradezu  sagen  etwas 
gemeinen  Bildung  des  Pferdes,  die  den  Eindruck  erweckt,  als  habe 
der  Künstler  ein  bestimmtes  Pferd  von  keineswegs  vornehmer  Basse 
getreu  kopiert.  Die  dem  trinkenden  Tiere  gegebene  Stellung  zeugt 
von  einer  sehr  feinen  Beobachtung  der  Natur.  Die  Anordnung  der 
Komposition  darf  als  eine  musterhafte  bezeichnet  werden.  Die  Gruppe 
erscheint  links  von  einem  Baume,  rechts  von  einem  Felsen  einge- 
rahmt, während  der  Baum,  der  oben  zwischen  den  landschaftlichen 
Bestandteilen  offen  lag,  auf  das  passendste  durch  die  Flügel  des  Pega- 
sus ausgefüllt  wird. 

Matz-Duhn  III  n.  3563.  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Altertums  I  p.  300  Fig. 
317.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  1  p.  761  f.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus 
Pal.  Orimani  p.  9  Fig.  5;  die  hellenistischen  Reliefbilder  T.  III.  Gollignon  histoire  de  la 
sculpture  grecque  II  p.  573  Fig.  296.  Brunn-Bruckmann  n.  623a.  Papers  a.  a.  O.  T. 
XX  1  p.  186f.  V.  Vgl.  Athenische  Hitteilungen  II  1877  p.  185.  Die  Gruppe  kehrt 
wieder  auf  dem  schon  zu  n.  1815  erwähnten  Kindersarkophage  in  Athen  und  auf  einem 
späten  Elfenbeinkästchen  aus  Veroli  im  South  Kensington  Museum  (Serta  Harte  - 
liana  p.  287 f.  m.  Abb.;  Venturi  storia  dell'arte  italianal  p. 408  Fig. 367). 

In  dem  benaohbarten  sogenannten  Thronsaale: 
1818  Angebliche  Kolossalstatne  des  Gnaeus  Pompeius  Magnus. 

Gefunden  unter  Julius  III.  (1550 — 1555)  in  einem  Keller  in  der  Via 
dei  Leutari  bei  der  Cancelleria  (Fundbericht  des  Flaminio  Vacca:  Berichte 
der  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  1881  p.  71  n.  57).  Ergänzt  der 
Kopf,  der  r.  Arm,  die  Finger  der  1.  Hand  außer  dem  Daumen,  der  Schwert- 
griff. 

Der  ursprünglich  zu  der  Statue  gehörige  Kopf  war  von  einem 

Kranze  oder  einer  Tänie  umgeben;  denn  es  haben  sioh  an  der  Schulter- 


390  PALAZZO  SPADA.  1819. 

gegend  und  zwar  links  auf  dem  Wehrgehenk,  rechte  auf  dem  Mantel, 
hinter  der  Spange,  Reste  von  einem  in  ein  epheublattförmiges  Motiv 
auslaufenden  Bande  erhalten,  das  von  dem  Kopfe  auf  jede  der  beiden 
Schultern  herabreichte.  Der  r.  Arm  stand,  nach  der  Richtung  der 
Sohulter  zu  schließen,  vermutlich  etwas  tiefer  und  in  mehr  horizon- 
taler Richtung,  als  der  moderne  Ergänzer  angenommen  hat.  Jeden- 
falls drückte  die  Bewegung  dieses  Armes  aus,  daß  der  dargestellte 
Mann  eine  Versammlung,  die  man  sich  vor  ihm  zu  denken  hat,  be- 
schwichtigt oder  ihr  Ruhe  gebietet.  Die  vorgestreckte  1.  Hand  hält 
einen  Globus,  auf  dem  die  Figur  einer  Siegesgöttin  gestanden  zu 
haben  scheint,  da  in  dem  Zenit  eine  viereckige  Höhlung  angebracht 
ist.  Hiernach  stellte  die  Statue  einen  Herrscher  oder  Feldherrn  dar, 
dessen  Machtsphäre  einen  bedeutenden  Teil  des  Erdkreises  umfaßte. 
Die  geläufige  Deutung  wurde,  wie  es  scheint,  zunächst  dadurch  ver- 
anlaßt, daß  die  Statue  in  der  Nähe  des  Theaters  des  Pompeius  ge- 
funden ist.  Man  nahm  darauf  hin  an,  daß  sie  identisch  sei  mit  der 
Statue  des  Pompeius,  die  in  der  jenem  Theater  benachbarten  Curia 
Pompei  stand  und  zu  deren  Füßen  Caesar  ermordet  wurde.  Augustus 
ließ  diese  Curia  als  locus  sceleratus  vermauern  und  die  Statue  vor 
dem  Theater  gegenüber  dem  Haupttore,  das  von  der  Bühne  nach 
dem  Hekatostylon  führte,  aufstellen,  also  an  einem  Punkte,  den  man 
ungefähr  hinter  dem  Chore  von  S.  Andrea  della  Valle  anzunehmen 
hat.  Die  Entfernung  von  hier  bis  zu  der  Via  dei  Leutari,  in  der  die 
Spadasche  Statue  gefunden  wurde,  beträgt  etwa  300  Meter  und  ist 
demnach  zu  beträchtlich,  als  daß  der  Fundort  der  Statue  allein  jene 
Identifizierung  rechtfertigen  könnte.  Der  Kopf  ist  eine  zweifellos 
moderne  Wiederholung  des  Menander- Porträts  (z.  B.  n.  94)  in  kolossa- 
lem Maßstabe;  augenscheinlich  wurde  er  für  die  Statue  hergestellt. 
An  dieser  Annahme,  die  sich  auf  den  unverkennbar  modernen  Ein- 
druck des  Kopfes  gründet,  kann  uns  auch  der  recht  anekdotenhaft 
abgefaßte  Fundbericht  nicht  irre  machen,  nach  dem  die  Statue  unter- 
halb der  Grenze  zweier  Terrains,  die  verschiedenen  Besitzern  gehörten, 
entdeckt  worden  sei;  von  diesen  zwei  Besitzern  habe  dann  der  eine 
das  Eigentumsrecht  desLeibes,  der  andere  das  des  Kopfes  beansprucht. 
Wollte  man  unserem  Urteil  zuwider  diesem  Berichte  Glauben 
schenken  und  den  Kopf  für  antik  erklären,  so  müßte  man  annehmen, 
daß  die  Statue  bereits  in  römischer  Zeit  ergänzt  worden  sei,  und,  was 
ganz  unwahrscheinlich  ist,  daß  man  zu  diesem  Zwecke  ein  Dichter- 
porträt, das  damals  gewiß  noch  als  solches  bekannt  war,  in  kolossale 
Dimensionen  übertragen  habe.  Nachdem  sich  einmal  in  Rücksicht 
auf  den  Fundort  der  Statue  die  Überzeugung  Bahn  gebrochen  hatte, 
daß  Gnaeus  Pompeius  Magnus  dargestellt  sei,  fand  man,  daß  der 
ihr  aufgesetzte  Kopf  dem  Porträt  dieses  Mannes  entspreche,  wie  es 
auf  Münzen   seiner  Söhne,    Gnaeus  und  Sextus,  wiedergegeben  ist. 


PALAZZO  SPADA.  391 

Doch  ist  es  überflüssig,  hierüber  Worte  zu  verlieren,  nachdem  das 
Porträt  des  Pompeius  längst  in  einem  durchaus  abweichenden  Typus 
erkannt  worden  ist.  Der  Körper  zeigt  eine  gute  dekorative  Ausführung. 

Antiquarum  statuarum  urbis  Bonrae  icones  (Bomae  1621)  II  T.  74.  Clarac  V 
pl.  911  n.  2316.  Bernoulli  römische  Ikonographie  I  T.  VII  p.  112 ff.  Fig.  J5.  Baumeister 
Denkm.  d.  kl.  Altertums  III  p.  1384  Fig.  1532,  p.  1385  Fig.  1533.  Weiteres  bei  Matz- 
Duhn  I  n.  1073  und  bei  Bernoulli  a.  a.  0. 1  p.  112  Anm.  3.  Die  Angaben,  die  Fea  osser- 
vazioni  mtorno  alla  celebre  statua  detta  di  Pompeo  lette  il  dl  10  settembre  nell'  Acc. 
romana  d'archeologia  (Borna  1812)  p.  6  f.  und  Notizla  degli  scavi  nell'  anfiteatro  Flavio 
(Borna  1813)  p.  31  f.  über  die  Beste  der  Haarbinde  macht,  sind  in  jeder  Hinsicht  richtig. 
Über  das  sicher  beglaubigte  Portrat  des  Pompeius:  Römische  Mitteilungen  I  1886 
T.  II  p.  37 ff.  Beinach  Mithridate  Eupator  pl.  IV.  Bevue  archeologique  XV  1890  pl. 
VIII  p.  339f.  Baumeister  a.  a.  O.  p.  1386  Fig.  1534.  Vgl.  Jordan-Hülsen  Topographie 
d.  Stadt  Born  I  3  p.  531  Anm.  67. 

In  der  Bildergalerie: 
1819  Angebliche  Statue  des  Aristoteles. 

Sie  ist  vermutlich  identisch  mit  dem  kopflosen  „Aristide  assiso", 
den  Aldroandi  bei  Mauro  le  antichita  di  Borna  p.  256  als  „in  casa  di  M. 
Francesco  di  Aspra,  presso  a  S.  Macuto"  befindlich  anführt  (Römische 
Hitteilungen  V  1890  p.  14  Anm.  2).  Ergänzt  der  r.  Vorderarm  mit  dem 
Ellenbogen  und  einem  kleinen  Stücke  des  Oberarmes,  der  1.  Ellenbogen, 
ein  größeres  Stück  des  Himations  auf  der  Vorderseite,  das  1.  Bein  von  der 
Mitte  des  Oberschenkels  abwärts  mit  dem  darüberliegenden  Gewände. 
Der  aufgesetzte  Kopf  (ergänzt  die  Nase)  ist  antik,  aber  nicht  zugehörig. 

Dargestellt  ist  ein  Mann,  der  mit  vorgebeugtem  Oberkörper,  in 
Nachdenken  versunken,  dasitzt.  Der  Kopf  ist  zwar  antik,  gehört 
aber  nicht  zu  dieser  Statue.  Wir  haben  uns  den  ursprünglichen  Kopf 
leicht  an  die  Hand  des  aufgestützten  r.  Armes  gelehnt  zu  denken. 
Die  auf  der  Plinthe  angebrachte  Inschrift,  von  der  sich  die  ersten  fünf 
Buchstaben  vollständig,  ein  Best  des  nachfolgenden  sechsten  und 
nach  einer  Lücke,  die  für  vier  Buchstaben  Baum  läßt,  der  obere 
schräge  Strich  des  Endbuchstabens,  eines  £,  erhalten  haben,  wurde 
früher  in  der  Begel  API  £  TOTE  AH  £  gelesen  und  die  Statue  demnach 
auf  den  großen  Philosophen  Aristoteles  gedeutet.  Doch  ist  das  eckige 
Omikron,  das  man  bei  dieser  Lesung  annehmen  muß,  eine  späte  Form, 
die  zu  dem  Charakter  der  übrigen  Buchstaben  nicht  paßt,  und 
bietet  die  in  der  Inschrift  vorhandene  Lücke  für  diesen  und  die 
vier  folgenden  Buchstaben  einen  zu  beschränkten  Baum  dar.  Die 
Ergänzung  API^TEIAH^,  die  schon  während  des  16.  Jahrhunderts 
geläufig  gewesen  zu  sein  scheint  und  von  einem  Gelehrten  des  18.  Jahr- 
hunderts wieder  aufgenommen  wurde,  stimmt  zu  dem  epigraphischen 
Tatbestande.  Da  der  Stil  der  Statue  und  die  Buchstabenformen  der 
Inschrift  auf  das  letzte  Jahrhundert  der  Bepublik  oder  spätestens 
auf  den  Anfang  der  Kaiserzeit  hinweisen,  so  wäre  der  Gedanke  an  den 
zur  Zeit  der  Antonine  blühenden  Sophisten  Aristeides  (vgl.  n.  413, 
813)  ausgeschlossen  und  die  Figur  auf  den  gleichnamigen  athenischen 
Feldherrn  und  Staatsmann  zu  deuten.  Aber  ein  antiker  Künstler  würde 
an  einem  Porträt  dieses  Mannes  gewiß  dessen  Eigenschaft  als  Feld- 
herrn hervorgehoben  und  ihn  nimmermehr  in  einer  für  einen  Philo- 
sophen oder  Gelehrten  bezeichnenden  Haltung  wiedergegeben  haben. 


392  PALAZZO  SPADA.  1820. 

Hingegen  fallen  alle  Schwierigkeiten  weg,  wenn  wir  die  Inschrift 
API  I TITTTTO  $  lesen  und  in  der  Figur  eine  Porträtstatue  des  aus  der 
Schule  des  Sokrates  hervorgegangenen  kyrenäischen  Philosophen 
Aristippos  erkennen,  der  die  Lust  für  das  höchste  Gut  erklärte.  Aller- 
dings mußten  wir  annehmen,  daß  ihm  diese  Statue  —  augenscheinlich 
ist  uns  hier  das  Original  erhalten — erst  lange  Zeit  nach  seinem  Tode  er- 
richtet worden  sei,  denn  wir  können  das  Werk  nicht  über  das  Ende 
des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  hinauf  datieren.  Biese  leichte  chronolo- 
gische Schwierigkeit  kommt  in  Wegfall,  wenn  wir  die  Statue  vielmehr 
auf  den  gleichnamigen  Enkel  jenes  Aristippos  beziehen;  doch  ist  der 
ältere  Philosoph  dieses  Namens  wegen  seiner  ungleich  größeren  Be- 
rühmtheit zweifellos  vorzuziehen. 

Daß  der  Kopf,  den  man  der  Statue  aufgesetzt  hat,  nicht  zu  ihr 
gehört,  wird  auch  ein  weniger  geübter  Beobachter  sofort  erkennen. 
Der  Marmor  ist  von  dem  des  Körpers  verschieden.  Auf  der  r.  Seite 
des  Kopfes  sucht  man  vergeblich  nach  einer  Ansatzspur  der  r.  Hand. 
Um  die  beiden  Halsstücke  in  Übereinstimmung  zu  bringen,  hat  der 
moderne  Restaurator  die  Bruchflächen  abgeglättet  und  das  zum  Kör- 
per gehörige  Stück  auf  der  Vorderseite  etwas  verdünnt.    Dagegen 
ging  er  auf  der  Bückseite  weniger  sorgfältig  zu  Werke  und  es  ragt 
hier  das  Halsstück  des  Kopfes  um  etwa  einen  halben  Zentimeter  über 
das  des  Körpers  hervor.     Nach  dem  Stile,  dem  physiognomischen 
Typus  und  der  Anordnung  des  Haares  ist  der  Kopf  ein  römisches 
Porträt  aus  dem  Ende  der  Republik  oder  dem  Anfange  der  Kaiserzeit. 
Offenbar  entschied  sich  der  Restaurator  zu  der  Beifügung  gerade 
dieses  Kopfes  unter  der  Voraussetzung,  daß  die  Statue  Aristoteles 
darstellte,  denn  der  Kopf  zeigt  in  der  Tat  ein  feines  durchgeistigtes 
Gelehrtengesicht,  wie  man  es  recht  wohl  dem  großen  Stagiriten  zu- 
schreiben könnte  (vgl.  das  Porträt  des  Aristoteles  n.  1298).   Die  Frage, 
auf  welchen  Römer  der  interessante  Kopf  zu  deuten  sei,  muß  un- 
beantwortet bleiben.    Es  gab  in  der  Übergangszeit  von  der  Republik 
zur  Monarchie  mancherlei  Männer,  die  wir  uns  recht  wohl  mit  einer 
derartigen  Physiognomie  vorstellen  können;  erinnert  sei  nur  des  Bei- 
spiels halber  an  den  Altertumsforscher  Marous  Terentius  Varro.  Leider 
fehlen  uns  auch  sichere  Grundlagen,  das  Porträt  des  Aristippos  zu 
bestimmen.    Ein  Versuch,  die  Statue  unter  der  Voraussetzung,  daß 
der  ältere  Philosoph  dieses  Namens  dargestellt  sei,  mit  einem  öfters 
wiederholten,  zeitgemäßen  Kopftypus  zu  verbinden,  hat  zu  keinem 
überzeugenden  Resultate  geführt. 

Visconti  iconografia  greca  T.  XXa,  b,  vol.  I  p.  228  ff.  Baumeister  Denkmäler  d. 
klass.  Altertums  I  p.  120  Fig.  134,  135.  Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Porträts 
n.  378 — 380.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  II  p.  10  ff.  Abb.  1.  Heuer  Bildnis- 
kunst der  Griechen  u.  Kömer  p.  XXVI  T.  109  b.  Lippold  griechische  Porträt  - 
statuen  p.57l.  Fig.  8.  Vgl.  Matz-Duhn  I  p.  343  n.  1147.  Arch.  Zeitung  XXXVIII  1880 
p.  107.  Röm.  Mitteilungen  V 1890  p.  12  ff.  Festschrift  Th.  Oomperz  dargebracht  p. 
436  ff.  (Winter,  der  an  dieser  Stelle  versucht,  die  Statue  mit  einem  in  Berlin  befind- 


PALAZZO  BARBERINI.  393 

liehen  Kopfe  —  Beschreibung  d.  ant.  Skulpt.  n.  317  —  in  Zusammenhang  zu  bringen, 
behauptet,  der  r.  Unterarm  müsse  nicht  notwendig  erhoben,  der  Kopf  demnach  nicht 
auf  die  r.  Hand  gestützt  gewesen  sein;  er  nimmt  vielmehr  an,  der  Unterarm  sei  vor- 
gestreckt- gewesen.  Aber  die  Spannung  der  Muskeln  am  r.  Oberarm  erklärt  sich  nur 
aus  der  vom  Erganzer  angenommenen  Haltung  des  Unterarmes).  Studniczka  das 
Bildnis  des  Aristoteles  p.  5  ff.  T.  I  1  (Abbildungen  der  Inschrift). 


Palazzo  Barberini. 

In  der  Gemälde- Galerie: 
1820  Statue  der  sogenannten  Schutzflehenden. 

Ergänzt  fast  der  ganze  Nasenrücken,  das  r.  Handgelenk,  der  Zeige- 
finger der  r.  Hand,  ein  Teil  der  Falte  unterhalb  der  r.  Hand,  ein  anderer 
'  Teil  der  gleichen  Falte  zwischen  den  Knien,  andere  Faltenteile  im  Schöße, 

1  am  1.  Oberschenkel  außen  und  unter  der  1.  Hüfte,  der  kleine  Finger  der  1. 

Hand,  das  Vorderteil  des  1.  Fußes,  die  viertgrößte  Zehe  des  r.  Fußes.  Die 
r.  Hand  ist  antik,  gehört  aber  nicht  zu  der  Statue;  die  Qualitäten  des 
Marmors  und  der  Arbeit  sind  an  beiden  verschieden.  Die  Statue  ist  in 
pentelischem  Marmor  ausgeführt.  Verletzungen  haben  den  Kopf,  Ränder 
des  Gewandes  und  die  1.  Ferse  außen  beschädigt. 

Dargestellt  ist  ein  Mädchen,  das  auf  einer  basisartigen  Steinplatte 
von  rechteckigem  Grundrisse  sitzt.  An  der  Steinplatte  ist  ein  oben 
vorspringender  Rand  vorne  und  an  der  r.  Nebenseite  fast  bis  zur 
hinteren  Ecke  angegeben,  während  die  Rückseite  rauh  gelassen  ist. 
Wir  können  daraus  schließen,  daß  der  Beschauer  die  Rückseite  gar 
nicht  —  auch  die  Gewandpartien  sind  hier  mit  weniger  Sorgfalt 
ausgeführt  als  an  der  Vorderseite  — ,  von  der  r.  Nebenseite  wenigstens 
das  hinterste  Viertel  nicht  sehen  sollte,  und  wir  müssen  demnach 
annehmen,  daß  die  Statue  ursprünglich  vor  einer  Wand  aufgestellt 
war  und  daß  sie  rechts  unmittelbar  an  eine  architektonische  Umrah- 
mung oder  etwas  weiteres  Figürliches  angestoßen  habe,  das  den  rück- 
wärtigen Teil  der  r.  Nebenseite  den  Blicken  entzog.  Von  dem  Sitze 
ist  augenscheinlich  nur  das  Oberteil  erhalten;  dies  wird  durch  die 
Tatsaohe  bewiesen,  daß  links  ein  Teil  des  Gewandes  tiefer  herab- 
hängt als  die  Steinplatte  reicht.  Man  hat  diesen  Gewandzipfel  jetzt 
in  der  Holzbasis  des  Marmors  verschwinden  lassen,  doch  ist  er  auf 
früher  gefertigten  Photographien  und  Abbildungen  der  Statue  sicht- 
bar. Der  untere  Teil  des  Sitzes  war  also  besonders  gearbeitet,  viel- 
leicht aus  schlechterem  Materiale.  Das  Mädchen  lehnt  sich  zurück 
und  stützt  sich  rückwärts  mit  dem  1.  Arm  auf  die  Sitzfläche.  Die 
Bewegung  ist  so  heftig,  daß  die  Oberschenkel  vom  Sitze  gehoben 
werden.  Die  Füße  hängen  anscheinend  frei  in  der  Luft;  nur  der  r. 
könnte  auf  einer  besonderen  Unterlage  geruht  haben,  die  aber  mit  dem 
Sitze  keinesfalls,  etwa  als  vorgelagerte  Stufe,  verbunden  war.  Die 
Gewandung  des  Mädchens  besteht  aus  dem  gegürteten  Linnenchiton, 
der  die  1.  Schulter  freiläßt  und  am  vollständigen  Herabgleiten  nur 


394  PALAZZO  BARBERINL  1820. 

dadurch  gehindert  wird,  daß  er  sich  unter  der  1.  Achsel  festgeklemmt 
hat,  und  einem  wollenen  Himation,  das  die  Beine  umhüllt  und  sich 
beim  Niedersinken  auf  dem  Sitze  regellos  zu  dichten  Falten  geballt 
hat.  Der  r.  Unterarm  ist  mäßig  gehoben  und  die  Hand  muß  ursprüng- 
lich ein  Attribut  gehalten  haben,  dessen  Ansätze  an  den  höchsten 
Falten  auf  dem  r.  Oberschenkel  abgearbeitet,  aber  an  ihren  Spuren 
noch  heute  kenntlich  sind. 

Der  Sitz  des  Mädchens  kann  unmöglich  eine  beliebige  Schwelle  oder 
Basis  sein;  am  wahrscheinlichsten  ist  es,  daß  es  sich  um  einen  Altar 
handelt.  Der  Ergänzer  hat  augenscheinlich  das  gleiche  angenommen 
und  die  Dargestellte  deshalb  und  wegen  des  schmerzliohen  Ausdruckes 
der  emporblickenden  Augen  für  eine  Schutzflehende  gehalten.  In 
Bücksicht  auf  diese  Deutung  hat  er  dann  die  fehlende  B.  durch  eine 
antike  Hand  mit  dem  Fragment  eines  Attributes  ersetzt,  in  dem  sich 
das  untere  Ende  eines  Zweiges  erkennen  läßt.  Aber  schriftliche  und 
monumentale  Überlieferung  lehrt  uns,  daß  Schutzflehende  den 
obligaten  Zweig  in  der  L.  trugen.  Immerhin  muß  man  zugeben,  daß 
diese  früher  geläufige  Deutung  den  übrigen  Motiven  der  Figur  durch- 
aus gerecht  wird.  Ganz  vernachlässigt  sind  diese  bei  der  Annahme 
eines  Gelehrten,  der  die  Statue  auf  Grund  einer  unleugbaren  Ähn- 
lichkeit mit  dem  Bilde  einiger  Silbermünzen  des  epizephyrischenLokroi 
als  Eirene  deuten  und  mit  dem  Kerykeion  in  der  B.  ergänzen  wollte. 

Schon  früher  hatte  man  eine  seltsame  Einzelheit  an  der  Statue 
beobachtet  und  die  Darstellung  daraufhin  als  Illustration  zu  einer 
Stelle  der  Aeneis  (IV  51 7 ff.)  aufgefaßt:  das  Mädchen  trägt  nur  eine 
Sandale  und  zwar  am  r.  Fuße.  An  diesem  ist  die  Sohle  der  Sandale 
ganz  erhalten  —  die  Bänder  waren  gemalt  (ebenso  an  n.  198)  — ;  von 
dem  1.  Fuße  ist  nur  die  Ferse  antik,  die  aber  genügt,  um  zu  erkennen, 
daß  dieser  Fuß  keine  Sandale  trug.  Nun  hat  ein  Gelehrter  kürzlich 
nachgewiesen,  daß  eine  derartig  einseitige  Beschuhung  und  gerade  das 
Entblößen  des  1.  Fußes  ein  Zug  ist,  dem  wir  öfters  im  Kulte  chtho- 
nischer  Mächte  begegnen  (vgl.  n.  908).  Zu  einem  solchen  Kultus 
muß  also  auch  unsere  Statue  in  Beziehung  gestanden  haben.  Von 
den  anderen  Erklärungen  brauchen  wir  nur  noch  eine  zu  erwägen,  die 
in  der  Skulptur  den  Schmuck  eines  Grabes  sehen  will,  in  der  Gestalt 
eine  Verstorbene,  die  auf  ihrem  eigenen  Grabaltare,  der  rgditeZcc, 
sitzt;  und  in  der  Tat  mangelt  es  für  ein  derartiges  Motiv  nicht  an 
monumentalen  Parallelen.  Auch  für  die  Stele  neben  der  xqaitsZa 
ließe  sich  zur  Not  ein  Platz  an  der  hinteren  Ecke  der  r.  Nebenseite 
finden.  Aber  ein  ruhiges  Sitzen  würde  für  solch  eine  Darstellung 
zweifellos  passender  sein,  als  die  erregte  Haltung  dieses  Mädchens; 
andererseits  ließe  sich  dafür,  daß  nur  der  r.  Fuß  eine  Sandale  trägt,  bei 
einer  Verstorbenen  keine  Begründung  geben.  Endlich  bringt  der 
klagende  Blick  der  Augen  ein  Pathos  zum  Ausdruck,  das  in  der  Zeit, 


PALAZZO  BARBERTNI.  395 

dei  wir  das  Werk  zuschreiben  müssen,  bei  einer  Grabstatue  zum 
mindesten  ganz  ungewöhnlich  wäre. 

So  bedauerlich  eine  derartige  Unsicherheit  ist,  die  uns  zu  keiner 
ganz  überzeugenden  Deutung  der  Dargestellten  gelangen  läßt,  so 
erfreulich  ist  es,  daß  uns  die  Statue  in  künstlerischer  Hinsicht  für  diese 
Enttäuschung  vollständig  entschädigt.  Die  Ausführung  ist  so  frisch 
empfunden,  so  sicher  und  lebendig,  wie  an  ganz  wenigen  antiken 
Skulpturen.  Zweifellos  haben  wir  hier  ein  kostbares  Originalwerk,  die 
Schöpfung  eines  griechischen  Meisters  vor  uns.  Wundervoll  kräftig  und 
breit  ist  die  Behandlung  des  Gewandes,  einfach  und  herbe  die  Wieder- 
gabe der  nackten  Form;  die  Krone  von  allem  aber  ist  der  Kopf,  dessen 
Mund  vielleicht  der  schönste  ist,  der  uns  an  einer  antiken  Skulptur 
erhalten  blieb;  doch  man  betrachte  auch  Auge  und  Ohr  und  besonders 
den  unendlich  zarten  Ansatz  der  Locken  an  Stirn  und  Schläfen.  Und 
nun  vergleiche  man  für  den  Körper  die  Wiederholung  im  Vatikan 
(n.  198),  für  den  Kopf  die  neue  Replik.im  Thermen-Museum  (n.  1339), 
um  sich  den  ungeheuren  Abstand  zwischen  Original  und  Kopie  klar- 
zumachen. Zweifellos  stammt  das  Werk  von  einem  attischen  Künst- 
ler jener  Zeit,  in  der  für  den  Parthenon  die  entwickeltsten  Metopen  ge- 
schaffen wurden  und  die  Arbeit  am  Friese  begann.  Der  Kopf  hat 
manche  Züge  mit  den  Köpfen  der  Doppelherme  n.  1094  gemein,  aber 
seine  Formengebung  ist  reifer  und  großzügiger;  sie  trägt  den  Stempel 
einer  freieren  Persönlichkeit.  Am  nächsten  steht  die  Figur  den  Werken, 
die  man  mit  Pheidias  in  Zusammenhang  gebracht  hat  (vgl.  n.  70, 
1367,  1922),  und  die  Vermutung,  daß  man  sich  in  der  Art  dieser 
Statue  die  Arbeiten  des  jugendlichen  Pheidias  vorstellen  könne,  ist 
nicht  unbegründet.  Ganz  hypothetisch  war  der  Vorschlag  jenes  Ge- 
lehrten, der  in  der  Dargestellten  Eirene  erkennen  wollte,  das  Werk  dem 
Kaiamis  zuzuschreiben. 

Visconti  Museo  Pio-Clem.  II  tav.  d'agg.  b  VI.  Clarac  835,  2095.  Berichte  d.  sächs. 
Ges.  d.  Wissensch.  1861  T.  Va  p.  261.  Mon.  dell'  Inst.  IX  T.  34  (Ann.  1871  p.  202  ff.). 
Bonner  Studien  T.  IV  p.  38 ff.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  415.  S.  Itemach  r6- 
pertoire  de  la  stat.  II  2  p.  690  n.  7.  Atti  della  Pont.  Accad.  romana  di  archeol.  1905 
p.  121  f.  Fig.  1.  Gollignon  les  statues  funeraires  p.  124 ff.  Fig.  66.  Der  Kopf:  Arndt- 
Amelung  Einzelaufnahmen  n.  483,  484.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  Borns  p.  342 
n.  85.  Matz-Duhn  zerstr.  ant.  Bildw.  in  Born  I  n.  968.  Friederichs -Wolters 
Bausteine  n.  498.  Branos  Vindohonensis  p.  54.  Jahrbuch  d.  Vereins  von  Altertumsfr. 
im  Bheinl.  1897  p.  101  f.  Gazette  des  bcaux  arts  XXVIII  1902  p.  459.  Hörn.  Mittei- 
lungen XXV  1910  p.  147.  Amelung  Vatikankatalog  II  p.  585  ff.  —  Zu  dem  Brauche 
der  Schutzflehenden,  einen  Zweig  in  der  L.  zu  tragen,  vgl.  Aischylos  Hiket.  v.  181 — 183; 
Mon.  dell'  Inst.  V  T.  XI  -  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  I  p.  739  Fig. 
792.  —  Über  tg&rteta  vgl.  Brückner  Form  und  Ornament  d.  att.  Grabstelen  p.  Iff. 
Watzinger  de  vasculis  pictis  Tarentinis  p.  5;  18.  Hiller  v.  Gärtringen  Thera  II  p.  106  ff. 
(Dragendorff).  Conze  die  attischen  Grabreliefs  III  p.  370.  Collignon  a.  a.  O.  p.  8; 
106  f.   Brückner  der  Friedhof  am  Bridanos  p.  63  u.  sonst. 

In  dem  letzten  Zimmer  der  Gemäldesammlung  befindet  sich  ein 

antikes  Mosaikbild  aus  Palestrina,  das  den  Raub   der  Europa 

darstellt.   Leider  haben  vielfache  Ergänzungen  manche  Einzelheiten 

der  Komposition  beeinträchtigt.   Im  oberen  Teile  des  Bildes  flüchten 


0         # 


396  PALAZZO  BARBERINI.  1821. 

die  Gespielinnen  der  Europa  am  Meeresstrande  zu  einem  königlichen 
Manne,  in  dem  man  den  Agenor,  den  Vater  der  Geraubten,  oder  ihren 
Bruder  Kadmos  hat  erkennen  wollen.  Unten  springt  der  Stier  mit 
seiner  Beute  ins  Wasser;  zwei  Nymphen  (?)  schauen  ihm  mit  dem 
Ausdruck  des  Erstaunens  nach.  Es  muß  auffallen,  daß  die  Gefähr- 
tinnen gar  nicht  nach  der  Hauptgruppe  blicken,  sondern  vorwärts  und 
rückwärts,  und  daß  Europa  nicht  aus  ihrer  Mitte  entführt  wird.  Alles 
würde  in  Ordnung  sein,  wenn  der  Raub  links  dargestellt  wäre.  Es 
scheint  in  der  Tat,  daß  der  Künstler  des  Mosaiks  eine  ursprünglich 
langgestreckte  Darstellung  zerschnitten  und  die  zwei  Hälften  über- 
einander gesetzt  hat,  um  einen  ihm  gegebenen  Raum  mit  dem  vor- 
geschriebenen Gegenstande  zu  füllen  (vgl.  n.  1810).  Die  Motive  des 
oberen  Streifens  sind  hervorragend  schön  und  lebendig,  und  auch 
die  Wahl  der  Farben  zeugt  in  diesem  Teile  des  Bildes  von  besonders 
feinem  koloristischen  Empfinden.  Es  lag  deshalb  nahe,  einem  berühm- 
ten Originale  der  Darstellung  nachzuspüren,  und  dieses  in  einem  Ge- 
mälde des  Antiphilos,  eines  Nebenbuhlers  des  Apelles,  zu  vermuten, 
einem  Gemälde,  das  sich  zu  Rom  in  der  Porticus  des  Pompeius  be- 
fand, von  dem  aber  nur  überliefert  ist,  daß  es  Europa  und  Kadmos 
darstellte.    Die  Rückführung   bleibt  also   durchaus  hypothetisch. 

Denkschriften  d.  Wien.  Akademie  1870  phil.-hist.  Kl.  XIX  T.  II  p.  7 ff.  Overbeck 
Kunstmythologie  Atlas  T.  VII  2  p.  454  n.  41.  Röscher  niythol.  Lexikon  I  p.  1412  ff. 
mit  Abb. 

In  dem  Treppenhause  links  von  der  Durchfahrt  durch  den  Palast: 
1821  Griechisches  Grabrelief. 

Ergänzt  der  ganze  obere  Teil  mit  dem  Kopfe  und  der  1.  Hand  der 
stehenden  Frau,  der  ganze  Baum  und  unten  rechts  ein  großes  dreieckiges 
Stück.   Der  antike  Teil  des  Reliefs  war  in  drei  Teile  zerbrochen. 

Das  Relief  stellt  zwei  Frauen  in  stillem  Verkehre  miteinander 
dar;  die  sitzende  ist  mit  einer  Spindel  beschäftigt  und  blickt,  wie 
fragend,  zu  der  anderen  empor,  die  ruhig  in  geschlossener  Haltung 
dasteht  und  zweifellos  zu  der  Gefährtin  niedersah,  das  Haupt  sinnend 
auf  die  erhobene  L.  gelehnt.  Der  Ergänzer  hat  dieses  Motiv  richtig 
wiedergegeben;  aber  wieviel  weniger  fein  als  der  antike  Meister 
hat  er  das  Problem  der  Reliefbehandlung  gelöst.  Die  alten  Teile  der 
Darstellung,  die  zweifellos  von  einem  attischen  Grabrelief  aus  der  Zeit 
des  Parthenonfrieses  stammen,  gehören  zu  dem  Edelsten,  was 
griechische  Künstler  in  dieser  Gattung  geleistet  haben,  und 
sind  deshalb  besonders  wertvoll,  weil  sie  in  einer  Zeit  entstanden 
sind,  aus  der  uns,  auch  auf  griechischem  Boden,  nur  wenig  Grab- 
reliefs  erhalten  sind.    Vgl.  n.  246,  971,  1861. 

Archäologische  Zeitung  1872  T.  53,  2  p.  138  ff.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler 
n.  528  links.  Vgl.  Bull.  d.Inst.  1808  p.  38.  Annali  d.i.  1871  p.  210.  Matz-Duhn  zerstreute 
ant.  Bildw.  in  Born  III  n.  3729.   Pauly-Wissowa  Realencyklopadie  III  2  p.  2320. 

Auf  dem  oberen  Treppenabsatze  ist  ein  Relief  eines  schrei- 
tenden Löwen  eingemauert,  das  angeblich  von  einem  Grabe  bei 
Tivoli  stammen  soll   (Matz-Duhn  III  n.  3785;    Brunn-Bruckmann 


VILLA  ALBANI.  397 

Denkmäler  griech.  u.  röm.  Skulptur  n.  645).  Man  beachte  auf  dem- 
selben Treppenabsatz  einen  eigenartigen  Apollon  (M.-D.  In.  186) 
und  einen  interessanten  Togatus  (M.-D.  n.  1276).  Beide  werden 
demnächst  bei  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  publiziert  werden, 


Villa  Albani. 

Der  letzterschienene  Katalog:  Morcelli,  Fea,  Visconti  description  de  la  Villa  Albani, 
Borne  1869.  —  In  einer  der  nächsten  Serien  der  Einzelaufnahmen  von  Arndt- Amelung 
wird  eine  große  Sammlung  von  Photographien  nach  den  Skulpturen  der  Villa  ausge- 
geben und  erläutert  werden,  zur  Ergänzung  der  bereits  veröffentlichten  Auswahl  in 
der  vierten  Serie  des  gleichen  Werkes.  Die  besonders  wichtigen  Stücke  bleiben  den 
Denkmälern  griech.  u.  röm.  Skulptur  von  Brunn-Bruckmann  (jetzt  von  Arndt  geleitet) 
vorbehalten.  So  werden  binnen  kurzem  alle  Skulpturen  der  Villa  mit  Ausnahme  des 
ganz  Gleichgültigen  in  brauchbaren  neuen  Aufnahmen  und  mit  eingehenden  Texten 
herausgegeben  sein. 

In  der  Halle  links  von  dem  Hauptgebäude: 

1822  (48)  Jünglingskopf. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  Stücke  an  den  Locken,  die  Hermenbüste. 

Die  großartigen  Formen  des  Gesichtes  erinnern  an  attische  Typen 

aus  der  großen  Zeit  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  während  die  freie 

Behandlung  der  Locken,  der  Umgebung  der  Augen  und  des  Mundes, 

sowie  der  pathetisch  bewegte  Ausdruck  einer  späteren  Kunstweise 

entsprechen.    Vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  1261. 

Furtwängler  Meisterwerke  p.  141  Fig.  28.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  592. 
Vgl.  Wochenschrift  für  kl.  Philologie  1907  p.  1252 f. 

1823  (44)  Statue  eines  jugendlichen  Athleten« 

Ergänzt  die  Nase,  der  r.  Unterarm  mit  Ellenbogen,  ein  Streifen  am 
[  Bruche  des  1.  Armes  oben,  die  1.  Hand  mit  Gelenk,  das  Glied,  der  Absatz 
des  1.  Fußes,  die  Spitzen  beider  großen  Zehen.  Die  Füße  waren  an  den 
Knöcheln  gebrochen,  der  1.  auch  am  Ansatz  der  Zehen  mit  einem  Teil 
der  Flinthe.  Der  Rest  der  antiken  Plinthe  unter  den  Füßen  ist  in  eine 
moderne  Plinthe  eingelassen. 

Die  interessante  Figur  wirkt  zunächst  wie  eine  Umkehrung  der 
Athletenfigur  des  Stephanos  n.  1846;  bei  näherem  Vergleiche  aber 
stellen  sich  bedeutsame  Unterschiede  heraus.  Die  Figur  des  Stephanos 
ist  in  jeder  Hinsicht  eleganter,  schmiegsamer  gebildet;  ihr  gegenüber 
wirkt  die  hier  besprochene  Statue  ungefüge  und  starr.  Es  ist  aller- 
dings die  Frage,  ob  ein  Motiv,  das  zu  diesem  Eindruck  nicht  un- 
wesentlich beiträgt,  nicht  erst  durch  ungeschickte  Ergänzung  ver- 
schuldet wurde :  die  Art,  wie  der  1.  Arm  vom  Körper  abgestreckt  ist, 
statt  wie  dort  lose  im  Schultergelenk  zu  hängen.  Daß  wir  indessen 
aus  jenen  Unterschieden  nicht  schließen  dürfen,  das  Original  unserer 
Statue  sei  früher  entstanden,  lehrt  uns  ein  Vergleich  der  Köpfe.  Von 
diesen  machtderjenige  der  Stephanos -Figur  eher  einen  altertümlicheren 
Eindruck,  als  sein  Partner,  an  dem  wir  allerdings  nur  die  allge- 
meinen Formen  in  Betracht  ziehen  dürfen.  Es  ist  ohne  weiteres  klar, 
daß  der  Kopist  an  diesem  Kopfe  Haare  und  Augen  umstilisiert»  d.  h, 
dem  Stile  einer  späteren  Epoche  entsprechend  gebildet  hat.  Die  Augen 


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398  VILLA  ALBANI.  1823  a— 1827. 

« 

erinnern  in  ihrer  Form  an  die  Augen  kresiläischer  Werke,  und  es  ist 
merkwürdig,  daß  auch  ein  anderer  Zug  des  Kopfes  —  die  langen 
flächigen  Wangen  mit  der  zu  den  Ohren  steil  aufsteigenden,  unteren 
Begrenzungslinie  —  ganz  ähnlich  an  Werken  wiederkehrt,  die  wir 
auf  Kresilas  zurückführen  dürfen  (vgl.  n.  276,  295,  1027f.,  1033). 
Aber  wir  müssen  uns  doch  wohl  hüten,  daraus  etwa  auf  irgendeinen 
mittelbaren  Zusammenhang  mit  dem  Rivalen  des  Pheidias  und 
Polyklet  zu  schließen.  Die  Kopfform  erinnert  an  die  myro- 
nischer  Werke,  die  Bildung  des  Körpers  sehr  stark  an  die  des 
sogenannten  Omphalos-Apollon  (vgl.  n.  859);  selbst  ein  so  eigen- 
artiges Detail,  wie  die  Bildung  des  Bauchnabels  mit  dem  lidartig 
gesenkten  oberen  Häutchen,  findet  sich  an  beiden  Statuen  in  gleicher 
Weise.  Nur  ist  hier  alles  bäuerischer,  unentwickelter.  Der  Kopist, 
der  sich  nicht  enthalten  konnte,  die  Härten  des  Originals  in 
der  Wiedergabe  der  Haare  am  Kopfe  und  der  Pubes,  sowie  in 
der  Bildung  der  Augen  zu  mildern,  war  andererseits  so  gewissen- 
haft, dadurch,  daß  er  die  Brustwarzen  mit  einem  Kreise  umrissen 
hat,  anzudeuten, .  daß  sein  Vorbild  in  Bronze  gegossen  war  und 
besonders  gearbeitete  Brustwarzen  hatte.  Wir  können  auf  Grund 
unserer  Beobachtungen  die  Stellung  dieses  Originales  in  der  Ent- 
wicklung der  Kunst  sehr  genau  präzisieren.  Sein  Künstler  muß  mit 
dem  der  Athletenstatue,  nach  der  Stephanos  seine  Figur  kopiert 
hat,  ungefähr  gleichzeitig  gelebt  haben,  doch  gehörte  er  einer  anderen 
Schule  und  wohl  auch  einer  etwas  jüngeren  Generation  an.  Die  für 
jene  Zeit  —  das  zweite  Viertel  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  —  voll- 
kommene Bewältigung  des  Problems,  das  erst  von  Polyklet  in  seinen 
kanonischen  Gestalten  endgültig  gelöst  wurde,  blieb  auch  für  diesen 
Künstler  bestimmend;  aber  sein  Versuch,  dem  Vorbilde  nachzueifern, 
fiel  ungeschickt  genug  aus.  Unverkennbar  ist  es  dagegen,  daß  sich 
gerade  in  den  Eigenschaften,  die  es  ihm  unmöglich  machten,  dem  Vor- 
bilde in  seinem  wohl  abgewogenen  Ebenmaß  gleichzukommen,  eine 
eigene  kräftigere  Natur  mit  stärkeren  Trieben  ankündigt.  Wir  werden 
deshalb  nicht  fehlgehen,  wenn  wir  ihn  im  Kreise  der  attischen  Kunst, 

Myron  und  dem  Meister  des  Omphalos-Apollon  nahestehend,  suchen. 
Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  n.  1090 — 1092.    Joubin  la  sculputre  grecqne 
p.  79  Fig.  9.   Vgl.  Rom.  Mitteilungen  II 1887  p.  99  Anm.  28.  Furtwängler  50.    Ber- 
liner Winckelmannsprogramm  p.  151.    Klein  Geschichte  d.  griech.  Kunst  I  p.  384 f. 

Vorhalle  des  Hauptgebäudes. 

1823a  (52)  Hermenbüste  des  Heimes. 

Ergänzt  Nase  und  Lippen. 
Auf  dem  Schafte  sind  zwei  lateinische  und  ein  griechisches  Epi- 
gramm angebracht.  Während  die  griechischen  Verse  den  Dedikanten 
namhaft  machen  und  den  Wunsch  aussprechen,  daß  sich  der  Gott 
diesem  und  dessen  Hause  gnädig  erweisen  möge,  zählen  die  latei- 


VORHALLE  DES  HAUPTGEBÄUDES.       399 

nischen  Inschriften  die  Tätigkeiten  auf,  denen  Hermes  oblag,  und 
heben  beide  hervor,  daß  er  die  Palaestra  erfunden  habe.  Diese  Auf- 
fassung scheint  die  Bildung  des  Kopfes  bestimmt  zu  haben,  der  von 
den  gewöhnlichen  Hermestypen  abweicht  und  durch  das  breite  kräf- 
tige Gesicht  wie  den  starken  Nacken  an  Herakles  erinnert,  und  zwar 
an  den  Typus  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.;  wie  ihn  Skopas  ausgestal- 
tet hatte. 

Corpus  inscr.  gr.  III  5953.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  620  n.  7.  Kaibel  epi- 
grammata  graeca  ex  lapidibus  oollecta  n.  816.  Journal  of  hell,  studies  XXI 1001  p.  215. 
Archäol.  Anzeiger  XXI  1006  p.  40. 

1824  (57)  Hermenbüste  des  Hermes  oder  eines  Heros. 

Ergänzt  Nase,  Ränder  der  Ohren,  hinterer  Teil  der  r.  Schulter. 

j^Der  Kopf  ist  eine  weicher  gearbeitete  Replik  des  Kopfes,  den  wir 

unter  n.  1129  besprochen  haben.  Leider  ist  die  r.  Gesichtshälfte  sehr 

beschädigt. 

Arndt-Amelimg  Einzelaufnahmen  n.  1110 — 1120. 

1825  (66)  Bunde  Basis,  Hekate  (?)  und  die  Jahreszeiten. 

Dargestellt  sind  die  vier  Jahreszeiten  und  eine  Göttin,  die  in 
jeder  Hand  eine  Fackel  trägt  und  demnach  vermutlich  für  Hekate 
in  ihrer  Eigenschaft  als  Mondgöttin  zu  erklären  ist  (vgl.  n.  1004).  Die 
unmittelbar  hinter  ihr  schreitende  Mädchenfigur,  die  in  der  L.  einen 
Strauß  von  Ähren  und  Mohnblumen,  in  der  R.  einen  Kranz  hält, 
personifiziert  den  Sommer.  Die  folgende  Figur,  deren  Attribute  ein 
Korb  und  ein  Zicklein  sind,  muß  in  diesem  Zusammenhange  den 
Herbst  darstellen  (man  hatte  sie  einst  auf  das  Frühjahr  gedeutet). 
Es  folgt  die  mit  Jagdbeute  beladene  Personifikation  des  Winters, 
schließlich  die  des  Frühjahres,  deren  Gewandbausch  wir  uns  mit 
Blumen  gefüllt  zu  denken  haben.  Da  der  Beigen  der  Jahreszeiten 
von  der  Sommerhore  eröffnet  wird,  so  scheint  diese  Komposition  in 
einer  Gegend  erfunden  zu  sein,  in  der  man  den  Jahresanfang  im 
Sommer  annahm,  wie  in  Attika,  wo  das  Jahr  mit  dem  Hekatombaion 
begann,  einem  Monat,  dem  die  zweite  Hälfte  des  Juli  und  die  erste 
des  August  entsprechen. 

Zoega  bassi  rilievi  II  04.  Miliin  gal.  myth.  pl.  26,  02.  Hirt  Götter  und  Heroen 
T.  4,  33.  Guigniaut  rel.  de  l'ant.  pl.  184,  250r.  Conze  Heroen-  und  Göttergestalten 
T.  80,  1.  Vgl.  Ann.  dell'  Inst.  1861  p.  200—210,  1863  p.  204 ff.  Archäol.-epigr.  Mit- 
teilungen aus  Österreich  V  1881  p.  43 — 44.  Herrmann  de  Horarum  apud  veteres  figuris 
(Berol.  1887)  p.  32.  Hauser  die  neu-attischen  Reliefs  p.  103  n.  36.  Boscher  mythol. 
Lexikon  I  2  p.  2733 — 34. 

1826  (67)  Stark  restaurierte  Doppelherme. 

Sie  stellt  den  unter  n.  814  besprochenen  Typus  (vgl.  n.  1395)  mit 

dem  Porträtkopfe  des  Menandros  (n.  94)  zusammen. 

Comparetti  e  De  Petra  la  villa  Brcolanese  dei  Pisoni  T.  IV  3,  4  p.  38  ff.  Vgl.  Furt- 
wangler  Sammlung  Somzee  n.  40. 

1827  (74)  Puteal,  eleusinische  Gottheiten  (?). 

Pentelischer  Marmor.   Ergänzt  der  oberste  Teil.    Daß  dieses  Denk- 
mal nicht  als  Basis  sondern  zur  Einfriedigung  eines  Brunnens  diente,  be- 


i* 


400  VILLA  ALBANI.  1828—1831. 

weist  eine  alte  Skizze,  die  deutlich  erkennen  läßt,  daß  es  im  Innern  aus- 
gehöhlt war  (Jahrbuch  des  arch.  Inst.  VI  1891  p.  160  n.  87.  Vgl.  VII 1892 
p.  85  n.  10a,  p.  86  n.  13). 

Die  Reliefs,  die  den  Charakter  der  neu-attischen  Plastik  tragen, 
werden  in  der  Regel  aus  dem  eleusinisohen  Mythos  erklärt.  In  der 
Frau  und  dem  Mädchen,  das  sich  an  sie  anschmiegt,  hat  man  Demeter 
und  deren  Tochter  Kora  erkennen  wollen,  in  der  neben  dieser  Gruppe 
stehenden  Figur,  die  sich  mit  der  R.  auf  einen  von  einer  Weinrebe 
umwundenen  Baumstamm  stützt,  Dionysos  oder  den  mystischen 
Bräutigam  der  Kora,  Iakchos,  der  seiner  Braut  harre.  Nach  einer 
anderen  Ansicht  wäre  die  Wiedervereinigung  der  aus  der  Unterwelt 
zurückgekehrten  Persephone  mit  Demeter  in  Gegenwart  des  Dionysos 
dargestellt.  Doch  stößt  jede  dieser  beiden  Vermutungen  auf  die 
Schwierigkeit,  daß  die  an  den  Stamm  gelehnte  Figur  nach  ihren  Kör- 
performen vielmehr  weiblich  zu  sein  scheint  und  sie  in  mehreren  gut 
erhaltenen  Wiederholungen  deutlich  als  Frau  charakterisiert  ist.  Die 
drei  im  Tanzschritt  herannahenden  Mädohen  sind  für  Nymphen  oder 
Hören  zu  erklären.  Man  hat  darauf  hingewiesen,  daß  die  Gegenwart 
der  einen  wie  der  andern  zu  der  Natursymbolik  des  eleusinisohen 
Mythos  gleioh  gut  passe. 

Zeichnung  im  Codex  Fighianus  (Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1868  p.  203  n.  106). 
Zoega  II  96.  Vgl.  Arch.  Zeitung  XXXII  1875  p.  86.  Friederichs-Wolters  Bausteine 
n.  2144.  Arch&ol.-epigr.  Mitteil,  aus  Österreich  V  1881  p.  54.  Overbeck  Kunstmytho- 
logie  III  p.  509  n.  13,  p.  514 — 515.  Hauser  die  neu-attischen  Reliefs  p.  32  n.  40,  p.  140, 
p.  141  n.  3,  p.  144  n.  4.  Jahrbuch  des  arch.  Instituts  IV  1889  p.  259.  Boscher  mythol. 
Lexikon  I  2  p.  2731  (vgl.  p.  2727).  Rom.  Hitteilungen  XXIV  1910  p.  189  ff. 

1828  (79)  Stark  restauriertes  weibliches  Sitzbild. 

Im  Motiv  des  Körpers  entspricht  die  Figur  der  unter  n.  805 
besprochenen  Statue  des  kapitolinischen  Museums.  Den  Würfel,  der 
dem  Sitze  als  Stütze  dient,  verzieren  drei  weibliche  Relieffiguren, 
die  nach  bekannten  statuarischen  Typen  kopiert  sind.  Ber  aufge- 
setzte Kopf  (ergänzt  die  Nase)  ist  antik,  seine  Zugehörigkeit  zu  dem 
Körper  aber  sehr  fraglich.  Er  gibt  nach  der  Anordnung  des  Haares 
ein  Porträt  aus  der  Zeit  der  julischen  Kaiser  wieder.  Die  Deutung 
auf  die  ältere  Agrippina  ist  grundlos. 

Clarac  V  pl.  932  n.  2367A.  Vgl.  Winckelmann  mon.  ant.  ined.  I  trattato  prelimi- 
nare  p.  48.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  618  n.  5.  Bernoulli  römische  Ikonographie 
II  1  p.  184  n.  12.  Über  die  Relieffiguren  auf  dem  Würfel:  Arndt-Amelung  Einzelauf- 
nahmen, Serie  II  p.  40  zu  n.  497  (die  Figur  an  der  Rückseite  des  Würfels  gibt  nicht, 
wie  dort  behauptet  wird,  eine  der  Musen  des  Philiskos  wieder,  sondern  einen  Typus, 
der  uns  statuarisch  durch  zwei  römische  Porträtfiguren  im  Palazzo  Doria  —  ehemals 
in  der  Villa  Doria-Panfili  —  bekannt  ist:  Matz-Duhn  zerstr.  Bildw.  in  Rom  I  p.  418 
n.  1452;  Clarac  978G  2343). 

An  der  Hinterwand: 

1829  (58)  Kopf  des  Ptolemaios,  letzten  Königs  von  Numidien 

und  Mauretanien. 

Ergänzt  die  Xase  und  die  Herme. 

Vgl.  n.  25. 


ßAUM  LINKS  HINTER  DER  VORHALLE.  401 

Raum  links  hinter  der  Vorhalle. 
1830  (19)  Bakchantin  mit  dem  Kopfe  einer  Karyatide. 

Über  die  Fandumstände  s.  n.  16.  Der  Kopf  (ergänzt  zwei  Stücke  an 
dem  Kalathos,  die  Nase,  das  Kinn)  ist  antik  aber  nicht  zu  dem  Körper  ge- 
hörig. Beide  sind  durch  ein  modernes  Einsatzstück  miteinander  ver- 
bunden, wodurch  der  Hals  eine  übermäßige  Länge  erhalten  hat  (Eöm. 
Mitt.  IX  1894  p.  132  Anm.  2).  An  dem  Körper  sind  modern  der  r.  Arm, 
der  1.  Vorderarm  mit  dem  Thyrsos,  allerlei  Stücke  an  dem  Gewände  wie 
an  dem  Felle,  die  Zehen,  die  äußeren  Teile  der  Plinthe. 

Der  Kopf  rührt  von  einer  Karyatide  her,  die  zu  derselben 
Serie  gehört  wie  n.  16,  1915  und  1917,  einer  Serie,  über  die  bereits 
unter  n.  16  die  Bede  war.  Auf  dem  an  seiner  Rückseite  angebrachten 
Pfeilerstücke  ist  die  Inschrift  eingemeißelt,  die  als  Bildhauer  die  Athe- 
ner Kriton  und  Nikolaos  namhaft  macht.  Die  Statue,  die  der  moderne 
Restaurator  mit  diesem  Kopfe  ausgestattet  hat,  stellte,  wie  die  um 
die  Brust  gelegte  Nebris  beweist,  ein  weibliches  Wesen  aus  bakchi- 
schem  Kreise  dar.  Ihr  Motiv  ist  aus  dem  einer  Athenafigur  abge- 
leitet, die  ein  Forsoher  mit  der  Athena  Lemnia  des  Pheidias  iden- 
tifizieren wollte.  Die  Nebris  ist  an  der  Bakchantin  in  gleicher  Weise 
umgelegt  wie  die  Aigis  an  der  Athena.  Wir  haben  es  also  lediglich 
mit  einer  Kopisten-Variante  zu  tun.     Vgl.  einen  ähnlichen  Fall  bei 

n.  1557  und  bei  einer  männlichen  Figur  n.  1375. 

Gerhard  antike  Bildwerke  T.  94,  3.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  254.  Gol- 
lignon  histoire  de  la  sculpture  grecque  II  p.  637  Fig.  333.  Die  weitere  Literatur  bei 
Friederichs- Wolters  Bausteine  n.  1555  und  bei  Löwy  Inschriften  griechischer  Bildhauer 
n.  346.  Vgl.  Arch.  Zeitung  XLI 1883  p.  203.  Jahrbuch  des  arch.  Instituts  V 1890  p.  93. 
Römische  Mitteilungen  IX  1894  p.  134  ff. 

1831  (20)  Stück  eines  Friesreliefs,  angeblicher  Kapaneus. 

Ergänzt  die  Nase  und  das  r.  Viertel  der  Platte  mit  einem  Stücke  des 
Schildes  und  dem  1.  Unterschenkel,  außerdem  der  Felsboden. 

Ein  bärtiger  Mann  würdevollen  Aussehens,  den  die  breite  Kopf- 
binde  als  König  oder  Priester  bezeichnet,  ist  auf  das  r.  Knie  zusam- 
mengebrochen und  greift,  während  er  mit  der  L.  einen  Schild  seit- 
wärts streckt,  mit  der  R.  nach  seinem  Nacken,  an  dem  er  augenschein- 
lich verwundet  worden  ist.  •Die  Deutung  auf  Kapaneus,  wie  er  im 
Begriff  die  Mauern  von  Theben  zu  ersteigen  von  dem  Blitze  in  den 
Nacken  getroffen  wird,  ist  unhaltbar.  Nicht  viel  besser  begründet 
ist  die  Vermutung,  daß  Salmoneus  dargestellt  sei,  wie  er  unter  dem 
Blitzstrahle  des  Zeus  zusammenbricht.  Der  Stil  deutet  auf  die  Mitte 
des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  und  zwar  in  den  weiten  Kreis  der  ioni- 
schen Kunst  jener  Zeit  (vgl.  n.  1286) ;  man  hat  auf  Ähnlichkeiten  mit 
Werken  der  lykischen  Plastik,  mit  tarentinischen  Terrakotten  und 
für  das  Gewand  mit  den  Skulpturen  vom  Zeustempel  in  Olympia 

verwiesen. 

Zoega  I  47.  O verbeck  Galerie  T.  V  6  p.  128  n.  45.  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Alter- 
tums III  p.  1759  Fig.  1480.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  607a.  Vgl.  Welcker  alte 
Denkm.  V  p.  200.  Abhandlungen  des  arch.-epigr.  Seminares  der  Universität  Wien 
VIII 1890  p.  141  f.  Bie  Kampfgruppe  und  Kämpf ertypeh  p.  91.  Robert  die  Marathon 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  28 


402  VILLA  ALBANI.  1882-1837. 

Schlacht  In  der  Poikile  (18.  Halliscbeti  Winckelmannsprogramm)  p.  09.  Arcl 
seiger  IX  189+  p.  12  Anm.  11.  Jahresbefte  d.  öaterr.  arcb.  Inst.  VI  1903  Anzei 
Anm.  2.  — ■  Über  die  Darstellungen  dea  Kapanous:  Banndorf  du  Heroon  v 
bucbl-Tryu  p.  193. 


w  h  mit  iwei  anderen  Karyatiden, 
die  gegenwärtig  in  dem  rechts  hinter  der  Vorhalle  liegenden  Räume  auf- 
gestellt sind  (a.  1834,  1835|,  und  mit  der  vatikanischen  »ionysosstatuc 
n.  320,  wo  die  FundbericbW  angeführt  sind.  An  allen  vier  Karyatiden 
sind  ergänzt  die  auf  die  Köpfe  gastUUten  Korbe,  die  vorderen  Teile  der 
Fülle  und  die  Pllnthen.  Nur  zwei  Eiemplaro  n.  1832  (1«)  und  1835  (97) 
tragen  Köfpe,  die  zweifellos  antik  sind  (ergänzt  an  n.  1832  die  Nase,  das 
Kinn,  Teile  der  Haare  und  dos  Bruststückes,  an  n.  1835  die  Nasenspitze, 
das  Kinn  und  Teile  dea  Brustutttckesl  -  aber  nur  von  einem  (n.  1836)  Ist  es 
sicher,  das  der  Kopf  au  dem  Körper  gehört.  Die  Arme  sind  durchweg 
modern,  abgesehen  vom  L  Arme  der  Figur  n.  1833;  an  aeiner  Rückseite 
hat  sich  oberhalb  des  Ellenbogen!  ein  großer  Puntcllo  erhalten. 

Der  moderne  Restaurator  hat  die 
vier  Figuren  als  frei  stehende  Korb- 
trägerinnen (Kanephoren)  ergänzt. 
Doch  wird  diese  Auffassung  durch  den 
zu  Eleusia  gefundenen  Oberleib  einer 
kolossalen  Karyatide  widerlegt,  die 
mit  ihren  verloren  gegangenen  Gegen- 
stücken dem  römischen  Bildhauer  als 
Vorbild  gedient  zu  haben  soheint 
(Fig.  39).  Auf  dem  Haupte  dieser  Fi- 
gur hat  eich  das  runde  schaohtelför- 
mige  Gerät  (xietr,),  das  besonders  in 
dem  Kultus  der  Demeter  eine  hervor- 
ragende Bolle  spielte,  und  auf  diesem 
Gerät  ein  .Fragment  eines  kalathos- 
artigen  Motive  erhalten,  das  nur  als 
Stütze  eines  Gebälkes  gedient  haben 
kann.  Wie  an  dem  eleuainischen  Ex- 
emplare sind  auch  an  den  römisohen 
die  überschlage  der  Gewänder  mit 
Kreuzbändern  gegürtet  und  ist  an  der 
Stelle,  an  der  sich  die  Bänder  kreuzen, 
eine  mit  einer  medusenartigen  Maske 
geschmückte  Agraffe  angebracht.  Die 
18      '  architektonische  Symmetrie,  mit  der 

die  vier  Karyatiden  behandelt  sind,  wird  durch  die  verschiedene  Stel- 
lung der  Arme  unterbrochen.  Drei  der  Figuren  halten  beide  Arme 
empor,  während  an  der  vierten  n.  1833  (24)  der  I.Arm  gesenkt  unrlan 
das  Gewand  gelegt  ist.  Den  Kopftypus,  für  den  nur  n.  1836  (97)  in 
Betracht  kommt,  hat  der  römische  Bildhauer  nicht  von  dem  eleusi- 
ni  sehen  Vorbild  entlehnt,  sondern  mit  der  Kopie  eines  anderen  Typus 


DAS  INNERE  DES  HAUPTGEBÄUDES.  403 

ersetzt,  der  uns  duroh  mehrere  Repliken  bekannt  ist  und  auf  ein 
Original  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  zurückgeht. 

N.  1832  (16)  bei  Oavaceppi  raccolta  di  statue  III  28.  Gerhard  antike  Bildwerke 
T.  04  (rechts);  Prodromus  p.  337.  Clarac  III  pl.  442  n.  807  (links).  —  N.  1833  (24)  bei 
Gerhard  a.  a.  O.  T.  94  (links).  Clarac  III  pl.  438F  n.  807 A.  S.  Beinach  repertoire  de 
la  stat.  II  2  p.  425  n.  12.  Der  weiteren  bei  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1558  an- 
geführten Literatur  sind  noch  Aren.  Zeitung  XXXVII 1870  p.  66  n.  390  und  Rom.  Mit- 
teilungen IX  1894  p.  153  beizufügen.  Die  eleusinische  Karyatide:  Michaelis  ancient 
marbles  in  Great  Britain  p.  242  n.  1.  Vgl.  Athen.  Mitteilungen  XVII  1894  p.  137.  Zu 
dem  Kopftypus  der  n.  1835  (97)  vgl.  Revue  archeologique  1904  I  p.  40 ff.  Fig.  1,  2;  I 
monum.  del  Museo  Torlonia  riprod.  in  fototipia  T.  CXXVTI  n.  496;  ein  Exemplar  be- 
findet sich  in  der  Galleria  geografica  des  Vatikan,  ein  fragmentiertes  aus  Basalt  im  Mu- 
seum zu  Bologna  (Revue  archeologique  1911 II  p.  128  ff.  Fig.  1,  2). 

Baum  rechts  hinter  der  Halle.  4 

1834  (91),  1835  (97)  Zwei  Karyatiden  von  Monte  Porzio. 
S.  n.  1832,  1833. 

N.  1834  (91)  bei  Clarac  III  pl.  442  n.  807  (rechts). 

Das  Innere  des  Hauptgebäudes. 

Links  von  der  Treppe: 

1836  (9)  Relief,  Borna  auf  Trophäen  sitzend. 

Ergänzt  der  1.  Mittel-  und  Zeigefinger,  der  obere  und  untere  Teil  des 
in  der  L.  befindlichen  stabartigen  Attributes,  der  r.  Arm  abgesehen  vom 
Ellenbogen,  das  ganze  r.  Bein  nebst  dem  gequetschten  Helme,  auf  den 
der  r.  Fuß  tritt,  die  r.  Schulter  und  der  obere  Teil  der  r.  Brust,  Flicken  an 
Gewand  und  Waffen.  Von  dem  im  Hintergrunde  angebrachten  Bund- 
tempel ist  nur  das  mit  der  Figur  der  Göttin  zusammenhangende  Stück 
des  Unterbaues  und  eine  unter  dem  Ellenbogen  sichtbare  Saulenbasis  alt. 
Der  Kopf  (ergänzt  Nase,  Lippen,  Haare  über  den  Ohren,  Stücke  des  Hel- 
mes) ist  von  dem  Halse  gebrochen;  beide  sind  antik  aber  nicht  zu  dem 
Körper  gehörig  (der  Marmor,  aus  dem  sie  gearbeitet  sind,  ist  großkristal- 
linisch, der  des  übrigen  BeliefB  feinkörnig).  Der  Kopf  ist  im  Verhältnis 
zum  Körper  zu  klein  und  stimmt  in  allem  Wesentlichen  mit  dem  unter 
n.  101  besprochenen  Pallastypus  überein. 

Das  Belief  rührt  offenbar  von  einem  öffentlichen  Siegesdenkmal, 

etwa  aus  hadrianisoher  Zeit,  her.    Die  Ergänzung  der  Roma  ergibt 

sioh  aus  Münzbüdern.    Die  Göttin  hielt  auf  der  vorgestreckten  R. 

eine  Victoria,  in  der  L.  einen  Speer. 

Zoega  1 31.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  627  n.  15.  Bullettino  comunale  XXVIII 
1900  p.  262.  Vgl.  n.  123  und  Böm.  Mitteilungen  XX  1906  p.  295 f.  T.  XIII;  XXI 1907 
p.  399. 

Daneben: 

1837  (11)  Grabstein  des  Tiberius  Iulius  Vitalis. 

Der  Stein  wird  von  einigen  Gelehrten  für  ein  Ladenschild  erklärt, 
scheint  aber  nach  der  Analogie  anderer  ähnlicher  Denkmäler  viel- 
mehr ein  Grabstein  gewesen  zu  sein.  Er  ist  an  der  r.  Seite  verstüm- 
melt, so  daß  ursprünglich  die  Büste  des  Verstorbenen  die  Mitte  ein- 
nahm. Dieser  hieß  nach  der  auf  dem  unteren  Büstenabsohnitt  an- 
gebrachten Inschrift  Tiberius  Iulius  Vitalis  und  war  seines  Zeichens 
ein  Metzger.  Er  ist  links  in  ganzer  Figur  dargestellt,  wie  er  mit  einem 

26* 


404  VILLA  ALBANI.  1838—1842. 

Hackmesser  einen  Schweinskopf  spaltet,  während  über  ihm  verschie- 
dene andere  Teile  eines  gesohlachteten  Schweines  aufgehängt  sind. 
Die  in  der  Mitte  der  Platte  angebrachte  Inschrift  MARCIO  .  SEM. 
PER  .  EBRIA  d.  i.  «die  immer  betrunkene  Marcio  (Nominativ  eines 
Frauennamens)»  bereitet  der  Erklärung  große  Schwierigkeiten.  Viel- 
leicht hat  sie  ursprünglich  mit  dem  Relief  nichts  zu  tun,  sondern  ist 
von  Jemandem  beigefügt,  der  den  Grabstein  benutzte,  um  sich  über 
ein  ihm  bekanntes  trunksüchtiges  Weib  lustig  zu  machen. 

Zoega  I  28.  Berichte  der  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1851  T.  13,  1  p.  352 ff.  Daremberg 
et  Saglio  Dictionnaire  des  ant.  I  2  p.  1159.  CIL  VI  2  n.  9501.  Arch.  Anzeiger  IV  1889 
p.  101—102,  p.  156  Anm.  1.  Athen.  Mitteilungen  XVII 1892  p.  202  n.  2. 

Auf  der  Treppe: 

1838  (885)  Fragment  eines  Niobidenfrieses. 

Ergänzt  die  ganze  1.  Hälfte  der  Platte  und  die  ganze  r.  untere  Ecke, 
außerdem  an  der  Artemis,  deren  Nase  bestoßen  ist,  der  r.  Arm,  der  ganze 
1.  und  der  größte  Teil  des  r.  Unterschenkels,  an  dem  knienden  Niobiden 
das  Vorderteil  des  1.  Fußes  mit  einem  Teil  des  Felsens,  das  1.  Knie  mit  dem 
Schienbein,  der  r.  Arm  fast  ganz,  die  Nase  mit  den  Brauen.  Von  dem 
toten  Niobiden  ist  nur  der  1.  Unterarm  mit  der  Hand  und  der  r.  Ellen- 
bogen antik. 

Auf  dem  antiken  Teile  sind  erhalten  die  Figuren  der  Artemis  im 
Begriff,  einen  Pfeil  vom  Bogen  abzuschießen,  und  eines  verwundeten 
Niobiden,  der  auf  das  r.  Knie  zusammengebrochen  ist,  von  Schmerz 
durchzuckt  den  Kopf  zurückwirft  und  mit  der  K.  nach  seiner  am 
Nacken  befindlichen  Wunde  greift,  außerdem  der  r.  Ellenbogen  und 
der  1.  Unterarm  eines  toten  Niobiden.  Wie  sich  aus  besser  erhaltenen 
Wiederholungen  ergibt,  war  dieser  mit  dem  mittleren  Teile  des  Kör- 
pers über  ein  Felsstück  hingestreckt,  während  der  Kopf  und  die  Arme 
von  dem  Felsen  herabhingen.  Da  die  Figuren  auffällig  an  Typen  er- 
innern, die  im  Kunstkreise  des  Pheidias  entstanden  sind,  so  scheint 
es  recht  wohl  möglich,  daß  dieses  Relief  auf  die  Darstellung  des  Nio- 
bidenmythos  zurückgeht,  die  der  große  athenische  Meister  an  dem 
Throne  des  olympischen  Zeus  angebracht  hatte. 

Zoega  II 104.  Stark  Niobe  T.  III  8  p.  173—175.  Berichte  der  s&chs.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  1877  T.  V  2  p.  76,  p.  78 — 81.  Baumeister  Denkm.  d.  kL  Alter- 
tums III  p.  1680  Fig.  1760.  Vgl.  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1867  (wo  weitere 
Literatur  angeführt  ist).  Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  II  1867  p.  172.  Hauser  die  neu-atti- 
schen Reliefs  p.  74  n.  105.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  68.  Hermes  XXXVI  1901 
p.  383  ff. 

1839  (889)  Belief,  Berggott. 

Ergänzt  der  1.  Arm,  abgesehen  von  der  Hand,  und  die  1.  obere  Ecke 
der  Platte  mit  den  oberen  Enden  der  beiden  äußeren  Baumzweige. 

Ein  gewaltiger  Mann  wilden  Aussehens  sitzt  auf  einem  Felsen,  der 
durch  eine  emporkriechende  Schlange  belebt  ist,  und  legt  den  L  Arm, 
dessen  Hand  auf  dem  r.  Knie  ruht,  um  einen  neben  dem  Felsensitze 
emporgewachsenen  Baum.  Ein  Mantel  umhüllt  die  Beine  des  Mannes, 
dessen  bäuerischer  Kopf  mit  einem  Ausdruck  plötzlich  erregter  Auf- 
merksamkeit emporblickt.  Man  hat  die  Figur  früher  auf  Sinis,  den 
Fiohtenbeuger,  gedeutet,  einen  der  Riesen,  die  von  Theseus  über- 


DAS  INNERE  DES  HAUPTGEBÄUDES.      405 

wältigt  wurden»  trotzdem  an  dem  Baume  jegliche  Andeutung  von  Fich- 
tennadeln fehlt,  die  Binde  vielmehr  so  gestaltet  ist,  daß  es  sich  nur 
um  einen  kahlen  Laubbaum  handeln  kann.  Auch  bliebe  die  Darstellung 
der  Schlange  bei  jener  Erklärung  vollkommen  unmotiviert.  Weit 
besser  läßt  sich  die  Deutung  auf  einen  Berggott  begründen,  neben 
dem  auch  das  Getier  des  Bergwaldes  seinen  natürlichen  Platz  findet. 
Da  der  obere  Rand  der  Platte  etwas  vorgewölbt  ist,  könnte  das  Be- 
lief sehr  wohl  von  der  Nebenseite  eines  Sarkophages  stammen.  Die 
Aufmerksamkeit  des  Gottes  würde  dann  den  Vorgängen  gelten,  die 
auf  der  Vorderseite  des  Sarkophages  dargestellt  waren.  Die  Figur 
ist  vortrefflich  komponiert,  und  ihre  nackten  Teile  sind  höchst  lebens- 
voll ausgeführt;  in  der  Art  ihrer  Formengebung  erinnern  sie  an  den 
Torso  vom  Belvedere  (n.  124). 

Bömische  Mitteilungen  I  1886  p.  247 — 252.  Eine  Übersicht  über  die  einschlägige 
Literatur  bei  Milani  il  mito  di  Filottete  p.  89  not.  3.  Über  Darstellungen  von  Berggöttern : 
Boscher  mythol.  Lexikon  II  2  p.  2112ff.  Vgl.  Kieseritzky  Eremitage"  p.  74  n.  100. 

1840  (891)  Relief,  Thanatos  (?). 

Ergänzt  der  Hals,  der  1.  Vorderarm  mit  dem  stabförmigen  Attribute, 
das  1.  Bein,  der  r.  Fuß  nebst  dem  darunter  befindlichen  Felsboden,  der 
Giebel,  der  sich  über  dem  mit  Vasen  und  Girlanden  geschmückten  Friese 
erhebt,  ein  vertikaler  Streifen  am  r.  wie  am  1.  Ende  der  Platte,  derartig, 
daß  die  beiden  äußersten  Säulen  und  die  beiden  auf  ihnen  ruhenden  Stücke 
des  Frieses  modern  sind.  Der  der  Figur  aufgesetzte,  an  einen  Apollotypus 
erinnernde  Kopf  (erg.  die  Nase)  ist  antik,  scheint  aber  nicht  zu  dem  Kör- 
per gehörig. 

Ein  zarter  geflügelter  Jüngling  steht  in  matter  Haltung,  das  1. 
Bein  über  das  r.  schlagend,  vor  einem  mit  Pilastern  geschmückten 
Gebäude.  Die  nächstliegende  Deutung  scheint  die  auf  eine  Personi- 
fikation des  Todes  (Thanatos).  Die  L.  würde  hiernach  das  für  den 
Todesgott  bezeichnende  Attribut,  eine  gesenkte  Fackel,  gehalten 
(vgl.  n.  381)  und  das  Relief  die  Fassade  eines  Grabmales  verziert 
haben.  Die  Amphora,  die  auf  einem  hohen  Untersatze  neben  der 
Flügelfigur  steht,  könnte  man  zu  den  dem  Toten  dargebrachten  Spen- 
den in  Beziehung  setzen. 

Zoega  II  92.   Vgl.  Beschreibung  Borns  III  2  p.  511  n.  6. 

Auf  der  Treppe: 
1841,  1842  (893)  Zwei  Reliefs,  die  puellae  Faustinianae. 

Nachdem  Antoninus  Pius,  um  das  Andenken  seiner  verstorbenen 
Gattin  Faustina  zu  ehren,  Gelder  ausgeworfen  hatte,  damit  alljährlich 
Mädchen  aus  unbemittelten  freien  Familien  Getreide-  oder  Geld- 
unterstützungen erhielten  (puellae  Faustinianae),  gründete  Marc  Aurel 
zwei  ähnliche  Stiftungen,  die  eine  bei  der  Hochzeit  seiner  Tochter 
Lucilla  mit  Lucius  Verus  (164  n.  Chr.),  die  andere  nach  dem  Tode 
seiner  Gattin,  der  jüngeren  Faustina  (175  n.  Chr.).  Die  beiden  Reliefs 
scheinen  sich  auf  die  erste  der  beiden  Stiftungen  des  Marc  Aurel  zu 
beziehen.  Das  eine  stellt  die  Verteilung  der  Unterstützungen  dar. 
Die  Mädchen  nähern  sich  einer  Plattform,  auf  der  die  Kaiserin  und 


406  VILLA  ALBAJSI.  1843—1846. 

eine  andere  jugendlichere  Frauengestalt  stehen.  Jene  schüttet  aus 
einem  zylinderförmigen  Gefäße  Getreide  in  den  gebauschten  Mantel 
des  ihr  zunächst  stehenden  Mädchens.  Das  Profil,  soweit  es  erhalten 
ist,  und  die  Anordnung  des  Haares  lassen  in  ihr  die  Gattin  des  Marc 
Aurel  erkennen.  Die  neben  ihr  stehende  werbliche  Figur,  deren  Züge 
vollständig  unkenntlich  sind,  darf  man  vielleicht  für  die  Tochter  der 
Kaiserin,  Luoilla,  erklären  und  annehmen,  daß  Mutter  und  Tochter 
als  Ceres  und  Proserpina  zusammengestellt  sind.  Die  andere  Platte 
zeigt  einen  Zug  von  Mädohen,  der  sich  nicht  wie  auf  jener  von  links 
naoh  reohts  sondern  in  entgegengesetzter  Richtung  bewegt.  Einige 
der  Mädchen  halten  Girlanden. 

Zoega  I  32,  33.  Vgl.  Ann.  dell'  Inst.  1844  p.  20.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.632 
n.  21.  Damen  des  kaiserlichen  Hauses  als  Jrj/u^tyjo  via:  Corp.  inscr.  gr.  I  n.  1703, 
II  n.  2815;  als  Jtjw  verj:  III  n.  6280B  6.  Vgl.  Band  I  n.  16,  auch  Amelung  Vatikan- 
katalog II  p.  608  n.  400. 

1843  (898),  1844  (899)  Zwei  Reliefs,  Tänzerinnen. 

Von  den  beiden  Reliefs  zeigt  das  links  eingemauerte  einen  häufig 
von  den  neu-attischen  Reliefkünstlern  verwendeten  Typus,  ein  Mäd- 
ohen, das  mit  schleifenden  Schritten  tanzend  das  Tympanon  schlägt; 
die  R.  ist  nicht  erhoben,  um  den  wehenden  Mantel  zu  fassen,  sondern 
um  mit  steif  gehaltenen  Fingern  auf  das  gespannte  Fell  des  Instru- 
mentes geschnellt  zu  werden.  Es  ist  seltsam,  daß  die  Hand,  die  das 
Tympanon  trägt,  nicht,  wie  es  natürlich  wäre,  zum  Teil  hinter  dessen 
Rundung  verschwindet;  da  aber  der  gleiche  Zug  an  einer  anderen 
großen  Replik  der  Figur  in  Madrid  wiederkehrt,  müssen  wir  annehmen, 
daß  er  auch  an  dem  Originale  vorhanden  war,  und  daß  man  den 
Teil  der  Hand,  der  hinter  dem  Tympanon  verschwinden  müßte, 
durch  Übermalung  den  Blicken  entzog.  Die  Beobachtung  ist  charak- 
teristisch für  die  pedantische  Genauigkeit,  mit  der  die  Kopisten  auch 
solche  Besonderheiten  der  Originale  wiedergaben,  die  an  der  ausgef  ühr- 
tenKopie  gar  nicht  mehr  zur  Geltung  kommen  konnten  und  durften. 
Wenn  das  auf  der  anderen  Platte  dargestellte  Mädchen  eher  zu  schwe- 
ben als  zu  tanzen  scheint,  so  trägt  die  Schuld  daran  der  moderne 
Ergänzer,  der  die  ganze  untere  Randleiste,  die  wahrscheinlich  zum 
Teil  zerstört  war,  abgemeißelt  hat.  Das  Mädohen  schlägt  tatizend 
die  Becken.  Auch  hier  kann  uns  nicht  entgehen,  wie  unklar  Hände 
und  Becken  miteinander  in  Verbindung  gebracht  sind. 

Die  Tänzerin  mit  dem  Tympanon  gehört  dem  Typus  nach  zu  dem 
gleichen  Zyklus  tanzender  Maenaden  wie  n.  946  (vgl.  auch  n.  950, 
1397,  1521).  Von  der  Figur  mit  den  Becken  ist  keine  weitere 
Replik  bekannt,  und,  da  sie  in  stilistischer  Hinsicht  von  den  andern 
Typen  des  Zyklus  abzuweichen  scheint,  ist  es  nioht  ausgeschlossen, 
daß  wir  es  hier  mit  einer  Füllfigur  zu  tun  haben,  die  ein  römischer 
Bildhauer  aus  irgendeinem  Grunde  zur  Erweiterung  jenes  Chores 
von  Tänzerinnen  möglichst,  im  Stile  der  anderen  hinzugeschaffen 


DAS  INNERE  DES  HAUPTGEBÄUDES.  407 

hat.  Die  beiden  Platten  werden  ebenso  wie  n.  946  und  die  Madrider 
Reliefs  mit  anderen,  auf  denen  weitere  Figuren  des  gleichen  Zyklus 
dargestellt  waren,  zur  Bekleidung  eines  Altars  oder  einer  Basis 
verwendet  gewesen  sein;  dooh  ist  der  Relief grund  hier  augen- 
scheinlich nicht,  wie  dort,  gewölbt,  sondern  eben. 

Magnan  la  citta  di  Borna  I  T.  67,  68.  Zoega  I  19.  Vgl.  Welcker  alte  Denkmäler 
IV  p.  152,  p.  156  Anm.  16.  Häuser  die  neu-attischen  Reliefs  p.  13  n.  11.  Winter  50. 
Berliner  Winckelmannsprogramm  1890  p.  117  ff.  (die  Madrider  Reliefs  ebendort  auf 
T.  II — III).  Arndt- Amelung .  Einzelaufnahmen  Text  zu  n.  1683 — 1686  (Photo- 
graphien der  Madrider  Platten). 

1845  (902)  Belief  eines  Grabmales. 

Es  verzierte  das  turmartige  Grabmal,  dessen  Ruine  noch  heutzutage 
rechts  von  der  nach  Tivoli  führenden  Straße  in  der  Vigna  dei  Sereni  steht. 
Ergänzt  sämtliche  Köpfe  der  menschlichen  wie  der  Tierfiguren,  an  dem 
Manne  links  außerdem  die  1.  Hand  und  der  r.  Vorderarm,  an  dem  Jüng- 
ling die  1.  Hand  mit  dem  größten  Teil  der  Maske  und  der  1.  Fuß,  auch  das 
obere  Ende  des  Thyreo»  (von  der  den  Schaft  umgebenden  Schleife  aufwärts) 
und  andere  unbedeutende  Stücke. 

Da  solche  Reliefs  stets  in  enger  Beziehung  zu  der  Individualität 
der  in  den  Grabmälern  beigesetzten  Personen  stehen,  so  spricht  alle 
Wahrscheinlichkeit  dafür,  daß  die  links  von  dem  Tische  befindliche 
mit  Tunika  und  Mantel  bekleidete  Figur  auf  den  Verstorbenen  zu 
deuten  ist.  Der  ihm  gegenüber  stehende,  nur  mit  der  Tunika  be- 
kleidete Jüngling,  der  mit  beiden  Händen  eine  große  szenische  Maske 
hält,  scheint  ein  Diener  zu  sein.  Auf  einem  zwischen  den  beiden 
Figuren  befindlichen  Tische  stehen  ein  mit  Klapperringen  versehener 
Reifen  und  ein  Vogel,  den  wir  uns,  da  unter  ihm  ein  viereckiger 
Untersatz  angebracht  ist,  wohl  nicht  lebend  sondern  figürlich  nach- 
gebildet zu  denken  haben.  An  dem  Tische  ist  ein  Thyrsos  angelehnt, 
während  darunter  ein  Bock  und  rechts  von  dem  Manne  ein  Kaninchen 
oder  ein  Hase  lagert.  Der  über  diesem  Tier  im  Felde  angebrachte 
runde  Gegenstand  scheint  ein  Diskos  zu  sein.  Mögen  sich  mancherlei 
Einzelheiten  in  dieser  Darstellung  nicht  mit  Sicherheit  erklären  lassen, 
so  ist  doch  die  Bedeutung  des  Ganzen  klar.  Das  Relief  vergegen- 
wärtigt die  Lieblingsneigungen  des  in  dem  Grabe  beigesetzten  Römers. 
Der  Thyrsos,  der  Bock  und  die  szenische  Maske  beweisen,  daß  er 
dem  Bakchos  nicht  nur  als  ländlichem  Gotte  sondern  auch  als  dem 
Vertreter  der  dramatischen  Kunst  huldigte.  Reifen  und  Diskos 
deuten  auf  die  gymnastischen  Übungen  und  Spiele,  durch  die  der 
Verstorbene  seinen  Körper  kräftigte,  das  hinter  dem  Manne  lagernde 
Tier,  falls  es  ein  Hase  ist,  auf  die  Jagd,  sollte  es  ein  Kaninchen  sein, 
auf  die  Zucht  dieser  Tiere,  die  schon  zu  Varros  Zeit  in  Italien  nach- 
weisbar ist. 

Das  ganze  Grabmal  mit  dem  Relief  ist  abgebildet  bei  S.  Bartoli  antichi  sepolcri 
T.  48.  Das  Belief  allein:  Zoega  I  25.  Fenna  viaggio  pittorico  della  Villa  Adriana  III  52. 
Vgl.  Braun  Ann.  dell'  Inst.  1840  p.  135;  Ruinen  und  Museen  p.  634  n.  23.  Bulgarini 
notizie  storiche  ecc.  di  Tivoli  p.  129.  Über  den  Reifen:  O.  Jahn  zu  Persius  sat.  III  51. 
Ber.  d.  sächs.  Gesellschaft  d.  Wiss.  1854  p.  255  Anm.  51.  Über  das  Kaninchen:  Hchii 
Kulturpflanzen  und  Haustiere  4.  Aufl.  p.  371  ff. 


408  VILLA  ALBANI.  1846—1848. 

Das  obere  Stockwerk. 

Erstes  Zimmer. 
1846  (906)  Statue  des  Stephanos. 

Gefunden  1769  (Anecdota  litteraria  ex  inss.  cod.  eruta  III,  Roniae 
1774,  p.  468).  Ergänzt  der  ganze  obere  Teil  des  Schädels  mit  einem  großen 
Stücke  der  Haarbinde,  die  über  die  Stirn  herabfallenden  Löckchen,  aus- 
genommen je  eines  über  dem  1.  Auge  und  recht«  von  der  1.  Schläfe.  Von 
den  übrigen  Locken  sind  die  hinter  den  Ohren  antik;  außerdem  ein  Stück 
im  Nacken,  das  deutlich  archaische  Stilisierung  erkennen  läßt.  Ergänzt 
sind  ferner  die  Nasenspitze,  der  r.  Arm,  der  vordere  Teil  des  1.  Unterarmes 
wie  des  r.  Fußes,  die  Zehen  des  1.  Fußes  abgesehen  von  der  kleinen,  ein 
großer  Teil  der  Flinthe. 

'Die  Statue  ist  durch  die  an  dem  Stamm  angebrachte  Inschrift 
bezeichnet  als  ein  Werk  des  Stephanos,    Schülers  des  Pasiteles.    Die 
Schule,  aus  der  diese  Figur  hervorgegangen  ist,  läßt  sich  durch  drei 
Generationen  verfolgen.  Sie  beginnt,  soweit  unser  Wissen  reicht,  mit 
Pasiteles,  einem  zur  Zeit  des  Pompejus  lebenden  Künstler,  der  in 
verschiedenen  Techniken,  in  Marmor,  Silber,  Erz,  Gold  und  Elfen- 
bein arbeitete  und  sich  außerdem  als  Kunstschriftsteller  hervortat. 
Seinen  Schüler  Stephanos,  dessen  Tätigkeit  bis  in  das  1.  Jahrhundert 
n.  Chr.  herabgereioht  haben  wird,  kennen  wir  durch  eine  flüchtige 
Erwähnung  des  Plinius  (n.  h.  36,  33)  und  durch  die  Albanische  Statue, 
einen  Schüler  des  Stephanos,  Menelaos,  durch  eine  im  Thermen-Museum 
befindliche  Gruppe  aus  Museo  Boncompagni-Ludovisi  (n.  1314).   Die 
Bedeutung  und  Leistungsfähigkeit  dieser  Schule  sind  vielfach  über- 
schätzt worden.    Die  ihr  angehörigen  Künstler  waren  mehr  reprodu- 
zierend als  produzierend  tätig.     Sie  kopierten  Typen  aus  den  ver- 
schiedensten Zeiten  und  verstiegen  sich  bisweilen  zu  Mischbildungen 
bedenklicher  Art,  indem  sie  die  von  ihnen  kopierten  Figuren  mit  frem- 
den Köpfen  ausstatteten  oder  zwei  ursprünglich  voneinander  unab- 
hängige Figuren  in  mehr  oder  minder  mechanischer  Weise  zu  einer 
Gruppe  vereinigten.    Die  Formengebung,  die  wir  an  der  Statue  des 
Stephanos  wahrnehmen,  der  Typus  des  Kopfes,  die  Körperbildung,  an 
der  die  hochgezogenen  Schultern  und  die  übermäßig  gewölbte  Brust  be- 
zeichnend sind,  das  Standmotiv  —  alles  dies  erklärt  sich  auf  das  natür- 
lichste, wenn  wir  in  dieser  Statue  ein  Kopie  naoh  einem  griechischen 
Originale  aus  dem  zweiten  Drittel  des  5.  Jahrhunderts  erkennen.  Will 
man  dabei  dem  Stephanos  eine  gewisse  Selbständigkeit  zugestehen, 
so  darf  man  höchstens  annehmen,  daß  er  in  seiner  Kopie  die  herbe 
Frische,  mit  der  in  dem  archaischen  Vorbilde  die  Oberfläche  behandelt 
war,  absichtlich  oder  unabsichtlich  etwas  verflacht  und  verglättet  hat. 
Hie  und  da,  besonders  in  der  Körpermitte,  scheint  sich  im  Gegen  - 
satze  zu  stilistisch  strengeren  Repliken  (vgl.  in  unserem  Bande  p.  5) 
ein  Durcharbeiten  der  Figur  mit  Hilfe  des  lebenden  Modells  zu  ver- 
raten (vgl.  die  Bemerkungen  zu.  n.  939).    Das  Original  ist  zweifellos 


DAS  OBERE  STOCKWERK.  409 

eine  Bronzefigur  gewesen,  wahrscheinlich,  die  Statue  eines  siegreichen 
Athleten.  Die  Binde,  die  das  Haupt  umgibt,  wäre  bei  einer  solchen 
Figur  ganz  angemessen.  Die  Hände  kann  man  sioh  recht  wohl  mit 
den  in  der  Palaistra  gebrauchten  Geräten,  Striegel,  Salbfläschchen 
und  Schwamm,  ausgestattet  denken.  Man  hat  das  Original  meist  der 
vorpolykletischen  Entwicklung  der  argivischen  Kunst  zugeschrieben, 
aber  auch  unverächtliche  Gründe  gegen  diese  Bestimmung  geltend 
gemacht  und  als  Künstler  des  Originals  vielmehr*  Pythagoras  von 
Rhegion  genannt.  Vgl.  n.  1022,  1158,  1823,  1909,  sowie  in  unserm 
Bande  p.  5  und  64. 

Ann.  dell'  Inst.  1865  Tav.  d'agg.  D  p.  58  ff.  Kekule  die  Gruppe  des  Künstlers  Me- 
nelaos  T.  II  2  p.  20 ff.  Overbeck  Geschichte  der  griech.  Plastik  II*  p.  473a.  Baumeister 
Denkmäler  des  kl.  Altertums  II  p.  1101  Fig.  1301.  Aren.  Zeitung  XXXVI  1878  T.  15 
p.  123  ff.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  301.  Collignon  histoire  de  la  sculpture  grec- 
que  II  p.  661  Fig.  346.  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  588  n.  9.  Joubin  la 
sculpture  grecque  p.  87  Fig.  15.  Lennann  altgriechische  Plastik  p.  143 f.  Abb.  40. 
Löwy  griech.  Plastik  T.  168  Abb.  207  p.  132.  Weiteres  bei  Friederichs-Wolters  Bau- 
steine n.  225  und  bei  Löwy  Inschriften  griech.  Bildhauer  n.  874.  Vgl.  Athenische  Mit- 
teilungen IX  1884  p.  250  ff.  Römische  Mitteilungen  II  1887  p.  081.  Furtwangler  50. 
Berliner  Winckelmannsprogramm  1800  p.  117  f.  Kalkmann  53.  Berl.  Winckelmannspr. 
1803  p.  77  ff.  Furtwangler  Meisterwerke  p.  404,  p.  683.  Klein  Geschichte  d.  griech. 
Kunst  I  p.  383 ff.,  405 ff.;  III  p.  330 ff.,  342. 

1847  (909)  Basis  oder  Altar,  Apollon  und  seine  Attribute. 

Der  idyllische  Eindruck  der  ländlichen  Kapellen  und  der  damit 
verbundenen  heiligen  Bäume  gab  seit  der  hellenistischen  Zeit  der  Poe- 
sie wie  der  bildenden  Kunst  zahlreiche  Anregungen.  Auf  der  Vorder- 
seite unseres  Steines  ist  ein  derartiges  Heiligtum  des  Apoll  dargestellt. 
Es  besteht  aus  einem  von  zwei  korinthischen  Säulen  getragenen  Archi- 
trav  und  einem  darunter  befindlichen  Lorbeerbaum,  dessen  Zweige  sich 
über  den  Arohitrav  erstrecken.  Davor  steht  Apoll,  mit  der  L.  die 
Saiten  seiner  Sohildkrötenlyra  rührend,  in  der  gesenkten  R.  das  Plek- 
tron. Neben  ihm  leimt  sein  Köcher,  dessen  vordere  Abteilung  den 
in  einen  Greifenkopf  auslaufenden  Bogen  enthält,  während  die  hintere 
mit  Pfeilen  gefüllt  ist.  Die  auf  dem  Architrav  stehende  Vase  hat  man 
vermutlich  als  ein  dem  Gotte  dargebrachtes  Weihgeschenk  aufzu- 
fassen. Die  linke  Nebenseite  zeigt  einen  reich  verzierten  Dreifuß, 
auf  dessen  Plinthe  der  dem  Apoll  heilige  Rabe  sitzt,  die  rechte  die 
auf  derartigen  Denkmälern  häufig  vorkommenden  Opfergeräte,  einen 
Krug  und  eine  Schale.  Auf  der  gegenwärtig  unsichtbaren  Rückseite 
ist  ein  anderes  apollinisches  Tier,  ein  rückwärts  blickender  Greif,  dar- 
gestellt. Da  der  obere  Teil  des  Steines  fehlt,  läßt  es  sioh  nicht  ent- 
scheiden, ob  wir  es  mit  einer  Basis  oder  einem  Altare  zu  tun  haben. 

Zoega  II  08.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  640  n.  28.  Über  das  ländliche 
Heiligtum  und  den  heiligen  Baum :  Heibig  Untersuchungen  über  die  campanische  Wand- 
malerei p.  207  ff. 

In  der  Mitte  des  Zimmers: 

1848  (905)  Sitzbild  des  Apollon. 

Ergänzt  von  Cavaceppi  an  der  Figur  des  Gottes  die  Nase,  ein  großer 
Teil  des  r.  Oberarmes,  beide  Hände,  die  Schlange,  ein  Teil  des  hornartigeii 


410  VILLA  ALBANI.  1849—1850. 

Gegenstandes  hinter  dem  r.  Arm  mit  einem  Stück  des  Dreifußgriffes,  das 
r.  Knie,  der  1.  Fuß  und  die  Spitze  des  r.  Fußes,  außerdem  die  Zunge  des 
Löwen  und  andere  unbedeutende  Stücke.  In  den  vorigen  Auflagen  des 
Führers  ist  der  ganze  Kopf  mit  Hals  unter  den  Ergänzungen  verzeichnet; 
dem  Bearbeiter  dieser  Auflage  schien  der  Kopf  antik  zu  sein  (das  Gesicht 
ist  geputzt).  Keinesfalls  aber  kann  er  zum  Körper  gehören,  da  die  breite 
Haarmasse  auf  dem  Nacken  unvereinbar  ist  mit  der  Haartracht  des  Kopfes. 
Auch  das  1.  Knie  mit  Umgebung  ist  stark  geputzt. 

Apoll  ist  als  pythischer  Gott  dargestellt,  auf  seinem  Dreifuß  sitzend 
und  die  Füße  auf  den  delphischen  Omphalos  wie  auf  einen  Schemel 
stützend.  In  der'R.  kann  er  eine  Schale,  in  der  L.  einen  Lorbeerzweig 
gehalten  haben.  Über  den  Dreifuß  und  den  Omphalos  fällt  eine 
netzartig  aus  Wollbinden  zusammengeknotete  Decke,  die  an  dem 
Omphalos  von  einer  breiten  Binde  mit  doppeltem  Troddelbesatz 
umgeben  ist.  Der  rechts  unten  zwischen  dem  Omphalos  und 
der  Dreifußstütze  in  ganz  flachem  Belief  wiedergegebene  Gegen- 
stand wird  von  einigen  Gelehrten  für  ein  Lustrationsgefäß  erklärt. 
Andere  erkennen  darin  ein  Vorlegeschloß  und  nehmen  an,  daß  es  zur 
Festigung  der  Hülle  gedient  habe,  mit  denen  die  heiligen  Geräte  be- 
deckt sind.  Zwischen  den  Dreifußstützen  hegt  ein  Löwe.  Der  König 
der  Tiere  ist,  soweit  unsere  Kenntnis  reicht,  nur  selten  zu  Apollon 
in  Beziehung  gesetzt  worden:  in  der  lykischen  Stadt  Patara,  in  der 
Umgebung  des  Dindymaion  von  Milet  und  auf  der  Insel  Thera,  wo 
dem  Apollon  ein  steinerner  Löwe  von  Artemidoros  aus  Perge  in 
Pamphylien  geweiht  war;  die  Heimat  des  Stifters  wird  bestimmend 
bei  diesem  Weihgeschenke  mitgewirkt  haben,  und  wir  dürfen  demnach 
wohl  mit  einigem  Grunde  annehmen,  daß  auch  das  Original  der  hier 
besprochenen  Statue  zu  irgendeinem  Apollonkulte  im  südlichen  Klein - 
Asien  in  Beziehung  gestanden  hat.  Auf  dem  Teile  der  Decke,  der 
die  Bückseite  des  Dreifußes  überzieht,  ist  in  flachem  Belief  ein  glattes, 
parallelogrammförmiges  Motiv  angebracht,  für  das  man  bisher  eine 

befriedigende  Erklärung  noch  nicht  gefunden  hat. 

Müller-Wieseler  Denkmäler  der  alten  Kunst  II  12  n.  137.  Overbeck  Kunstmvtho- 
logie  IV  p.  231  ff.;  Atlas  XXIII  30.  Der  von  Overbeck  angeführten  Literatur  sind  bei- 
zufügen Guigniaut  rel.  de  l'ant.  pl.  75  n.  280c  und  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  609 
n.  92.  Über  den  Kult  in  Patara:  Clemens  AI.  protr.  IV  47  p.  41  F.  Über  die  dem  Apol- 
lon geweihten  Löwen  beim  Dindymaion  und  auf  Thera:  Archäol.  Anzeiger  XIV  1899 
p.  183  f.,  p.  188;  Hiller  von  Gärtringen  Thera  III  p.  57,  p.  97  ff.  Über  Apollon  auf  dem 
Omphalos:  Annual  of  the  British  school  at  Athens  1902 — 3  p.  211  ff. 

Im  fünften  Zimmer  auf  der  nach  der  Gartenmauer  gerichteten 
Seite: 
1849  (960)  Relief,  männlicher  Porträtkopf. 

Ergänzt  die  1.  Seite  und  der  obere  Teil  des  Grundes. 

Das  Relief  gehörte  im  16.  Jahrhundert  dem  Kardinal  Jacopo  Sa- 
doleto  (f  1547),  der  darin  ein  Porträt  des  Satyrikers  Persius  erkannte. 
Diese  Benennung,  die  bis  zur  Zeit  Winckelmanns  allgemeinen  Beifall 
fand,  bedarf  kaum  einer  Widerlegung.  Aulus  Persius  Flaccus  starb 
62  n.  Chr.,  noch  nicht  30  Jahre  alt,  während  unser  Porträt  offenbar 


DAS  OBERE  STOCKWERK.  411 

einen  Mann  reiferen  Alters  darstellt.  Außerdem  wird  Persius  keinen 
Vollbart  getragen,  sondern  sein  Gesicht,  der  damaligen  Mode  ent- 
sprechend, vollständig  rasiert  haben.  Die  feine  aber  trockene  Aus- 
führung weist  auf  die  Zeit  Hadrians  oder  der  Antonine  hin.  Der  das 
Haupt  umgebende  Efeukranz  nötigt  keineswegs  zu  der  Annahme, 
daß  ein  Dichter  dargestellt  sei;  es  kann  damit  auch  irgendeine  Be- 
ziehung zu  bakohischen  Kulten  angedeutet  sein.  Das  Relief  hat  nach 
dem  Erhaltenen  auch  ursprünglich  die  Form  gehabt,  die  ihm  der  Er- 
gänzer wiedergegeben  hat.  Das  Ganze  wirkt  wie  eine  vergrößerte 
Gemme  (vgl.  über  analoge  Relief  s  in  noch  größerem  Maßstaben.  1133). 

Die  älteste  Abbildung  bei  Fulvius  Ursinus  imagines  p.  46.  Bellori  illustrium  phi- 
losophorum  poetarum  rhetorum  et  oratorum  imagines  T.  58.  Zoega  II  115.  Vgl. 
Winckelmann  Geschichte  der  Kunst  XI  3  §  6.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  676  n.  60. 

1850  (957)  Relief  aus  Palombino  (vgl.  n.  799). 

Wie    es  scheint  schon    im    sechzehnten  Jahrhundert  gefunden,  im 
siebzehnten  Jahrhundert  im  Palazzo  Farnese. 

Das  Relief  gehört  zu  derselben  Kategorie  und  unterliegt  den  gleichen 
Gesichtspunkten  wie  die  Tabulae  iliacae  (n.  799 — 801).  In  der  oberen 
Abteilung  ist  Herakles  dargestellt,  den  Skyphos  in  der  L.,  ruhend  auf 
einer  mächtigen  Löwenhaut,  umgeben  von  ausgelassenen  Satyrn  und 
Bakchantinnen.  Offenbar  wird  er  in  seiner  Ruhe  gestört  durch  das 
ungebührliche  Betragen  eines  hinter  ihm  befindlichen  Satyrs,  gegen 
dessen  Angriffe  sich  eine  Bakchantin  mit  dem  Thyrsos  verteidigen 
muß.  Während  sich  Herakles  schwerfällig  und  mit  verdrießlichem 
Ausdruck  nach  dem  Paare  umwendet,  benutzt  ein  Satyrjüngling  die- 
sen günstigen  Augenblick,  um  aus  dem  Skyphos  des  Heros  einen  tüch- 
tigen Zug  zu  tun  (vgl.  n.  1905).  Beinahe  alle  dargestellten  Figuren  sind 
durch  beigeschriebene  Inschriften  bezeichnet.  In  der  unteren  Abtei- 
lung sieht  man  Nike  im  Begriff,  einer  vollständig  bekleideten  Frauen- 
gestalt, die  in  derL.  eine  Fackel  hält,  zur  Spende  einzugießen ;  hinter  der 
Fackelträgerin  tritt  Herakles  heran  und  streckt  mit  der  R.  eine  Schale 
vor,  um  sich  ebenfalls  von  der  Siegesgöttin  einschenken  zu  lassen. 
Vor  Nike  steht  ein  brennender  Altar,  dessen  Relief  schmuck  Apoll  die 
Kithara  spielend  und  zwei  Musen,  Chariten  oder  Hören  erkennen  läßt. 
Also  findet  die  Handlung  in  einem  Heiligtume  des  Apollon  statt  und 
zwar,  wie  sich  aus  der  Inschrift  der  vor  Herakles  befindlichen  Drei- 
fußbasis ergibt,  in  dem  thebanischen Heiligtume  des  ismenischen  Apoll, 
dessen  Priester-  {Saq>vaq>6qoq)  Herakles  als  Knabe  gewesen  war.  Ob 
die  Frau,  die  als  Vermittlerin  zwischen  Herakles  und  der  Siegesgöttin 
auftritt,  für  dessen  Mutter  Alkmene  oder  für  eine  Priesterin  des  is- 
menischen Apoll  zu  erklären  ist,  läßt  sich  schwer  entscheiden.  Die  in 
Prosa  abgefaßten  Inschriften,  die  auf  den  Pfeilern  rechts  und  links 
von  der  unteren  Darstellung,  und  die  Hexameter,  die  auf  dem  Sockel 
eingraviert  sind,  geben  eine  Übersicht  über  die  Taten  des  Herakles. 


412  VILLA  ALBANI.  1861-1856. 

O.  Jahn  griechische  Bilderchroniken  T.  V  p.  6 — 8  (wo  die  ganze  ältere  Literatur 
angeführt  ist),  p.  39 ff.  und  passim.  Vgl.  GIG  XIV  1239.  Boscher  mythol.  Lexikon  I 
p.  2251.  Memorie  della  R.  Accademia  dei  Lincei  Serie  5  a,  Classe  di  scienze  mor., 
stör,  e  ülol.  XIV  1911  p.  663.    Frickenhaus  Tiryns  I  p.  19  Anm.  4. 

1851  (953)  Inschriftlich  bezeichnete  Hermenbüste  des  Quintus  Hor- 

tensius. 

Gefunden  Jim  1767.  Vormals  in  dem  bei  Frascati  gelegenen  Camal- 
dulenserkloster  (CIL  VI  n.  1309  mit  Addenda  n.  31595).  Ergänzt  die 
Nase  und  Splitter  an  den  Ohren,  der  Oberlippe  und  dem  Kinne.  Neuer- 
dings sind  Zweifel  an  der  Zugehörigkeit  des  Kopfes  zur  Hermenbüste 
laut  geworden;  sie  schienen  dem  Bearbeiter  dieser  Auflage  des  Führers 
nach  erneuter  Untersuchung  des  Marmors  nicht  entscheidend. 

Nach  der  auf  der  Brust  eingemeißelten,  von  hervorragenden  Epi- 
graphikern  als  unverdächtig  anerkannten  Inschrift  stellt  diese  Herme 
Quintus  Hortensius  (geb.  114,  gest.  50  v.  Chr.)  dar,  der  in  Born  vor 
dem  öffentlichen  Auftreten  des  Cicero  für  den  bedeutendsten  Redner 
galt  und  längere  Zeit  dem  Cicero  den  Vorrang  streitig  machte.  Doch 
ist  sie  leider  eine  sehr  mittelmäßige  Arbeit  und  wird  demnach  schwer- 
lich ein  erschöpfendes  Bild  von  der  dargestellten  Persönlichkeit  geben. 
Auch  handelt  es  sich,  nach  der  Angabe  der  Augensterne  zu  urteilen, 
um  eine  Kopie  aus  frühantoninischer  Zeit. 

Bernouüi  römische  Ikonographie  I  T.  VI  p.  98.  Ann.  delT  Inst.  1882  Tav.  d'agg. 
L  p.  61 — 70.   Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Altertums  I  p.  704  Fig.  762. 

1852  (952)  Bronzestatuette  des  Apollon  Sauroktonos« 

Gefunden  in  einem  unter  der  Kirche  S.  Balbina  gelegenen  Weinberge. 
Ergänzt  der  Baumstamm. 

Obwohl  die  Ausführung  zu  wünschen  übrig  läßt  und  namentlich 
die  Beine  zu  kurz  wie  zu  massig  ausgefallen  sind,  verdient  die  Figur 
doch  Beachtung,  da  sie  in  demselben  Materiale  ausgeführt  ist,  wie  das 
Original,  der  Apollon  Sauroktonos  des  Praxiteles.  Vgl.  n.  191. 

Bayet  mon.  de  l'art  antique  II  p  .  47.  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altertums  III  p. 
1400  Fig.  1550.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  234.  Collignon  histoire  de  la  sculpture 
grecque  II  p.  286  Fig.  146.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  100  n.  3.  Vgl. 
Winckelmann  Geschichte  der  Kunst  VII  2  §  21,  XI  3  §  17  (mit  den  Anmerkungen  von 
Meyer-Schulze);  mon.  ant.  ined.  II  p.  46.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  676  n.  61.  Frie- 
derichs-Wolters  Bausteine  n.  1214  (wo  sich  die  falsche  Angabe  findet,  daß  die  Statuette 
bei  Winckelmann  mon.  ant.  ined.  T.  40  und  Glarac  pl.  486A  n.  905E  publiziert  sei). 
Overbeck  Kunstmythologie  IV  p.  235  n.  3.   Klein  Praxiteles  p.  110  III. 

1853  (951)  Inschriftlich  bezeichnete  Büste  des  Isokrates. 

Ergänzt  die  Nasenspitze  und  die  Schulterstücke. 
Daß  dieses  Porträt  ursprünglich  Büstenform  hatte,  ergibt  sich  aus 
der  von  vorspringenden  Rändern  umgebenen  Inschrift- Tafel,  die  an 
keiner  antiken  Herme  nachweisbar  ist.  Die  Hermenform  wurde  dem 
Marmor  erst  von  dem  modernen  Ergänzer  gegeben,  der  darauf  aus- 
ging, das  Porträt  des  Isokrates  zu  einem  Gegenstück  der  Hortensius- 
herme  (n.  1851)  zu  machen.  Die  beiden  Porträts  haben  nichts  mit- 
einander zu  tun.  Sowohl  der  Marmor  wie  die  Weise  der  Ausführung 
ist  verschieden.  Der  Ausdruck  des  wohlgebildeten  Kopfes  läßt  eine 
Eigenschaft  des  Isokrates  (geb.  436,  gest.  338  v.  Chr.)  mit  besonderer 


OBERES  STOCKWERK.  413 

Deutlichkeit  erkennen,  nämlich  die  große  Schüchternheit,  die  ihn  ver- 
hinderte als  Redner  öffentlich  aufzutreten  und  Veranlassung  war,  daß 
er  seine  Tätigkeit  im  wesentlichen  auf  den  Unterricht  in  der  Beredsam- 
keit wie  auf  die  Abfassung  von  Prunkreden  beschränkte. 

Visconti  Iconografia  greca  I  T.  XXVIIIa  3,  4  p.  324.  Baumeister  Denkm.  d.  kl. 
Altertums  I  p.  762  Fig.  813.  Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Porträts  n.  135.  Christ 
griech.  Literaturgeschichte  (4.  Aufl.),  Anhang  vonFurtwängler  u.Sieveking  p.  090  n.  20, 
mit  Abb.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  II  p.  15  T.  III.  Hekler  Bildniskunst  der 
Griechen  u.  Römer  p.  XV  T.  41a.    Vgl.  Ann.  dell'  Inst.  1882  p.  61 — 63,  p.  68. 

1854  (949)  Bronzestatuette  der  Pallas. 

Vormals  der  Königin  Christine  von  Schweden  gehörig.  Sicher  antik 
ist  nur  der  Kopf  (an  der  Sphinx  fehlt  der  1.  Flügel;  in  die  Bücken  der  drei 
Tiere  sind  Löcher  für  die  Büsche  gebohrt;  ein  Ansatz  des  mittleren 
unterhalb  der  Sphinx).  Vielleicht  ist  auch  noch  die  Vorderseite  der 
unteren  Hälfte  mit  den  Füßen  antik.  Der  Oberkörper  ist  an  der  Aigis  als 
modernes  Machwerk  kenntlich  (barockes  Gorgoneion;  vorn  und  hinten  sind 
lose  Schlangen  über  die  Aigis  verstreut). 

Der  Kopf  gehört  zu  den  der  Athena  Parthenos  des  Pheidias  ver- 
wandten Typen.  Über  den  Körper  läßt  sich  in  Anbetracht  seines  Er- 
haltungszustandes nicht  mehr  urteilen. 

Causeus  Bomanum  Museum  I  sect.  II  T.  XVI.  Montfaucon  l'antique  expliquee  I 
1  p  .  LXXIX  3  p.  139.  Clarac  III  Fl.  457,  845.  F.  Lenormant  ia  Minerve  du  Parthenon 
(extr.  de  la  Gazette  des  beaux-arte  1860)  p.  28.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  677 
n.  62.  Abhandlungen  der  philol.-hist.  Cl.  der  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
VIII  1883  p.  576d.  Die  Angabe,  daß  die  Figur  im  Codex  Pighianus  f.  263  (Ber.  der 
sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1868  p.  181  n.  26)  gezeichnet  sei,  ist  falsch:  Monatsberichte  der  Ber- 
liner Akademie  1871  p.  461  n.  2. 

1855  (945)  Bronzener  Pallaskopf  auf  einer,  wie  es  scheint,  antiken 

aber  nicht  zugehörigen  Alabasterfigur. 

Ergänzt  die  Sphinx  und  die  Greife  auf  dem  Helme,  die  bronzenen  Ex- 
tremitäten und  die  Plinthe. 

Der  schöne  Kopf  gibt  mit  geringfügigen  Abweichungen  einen  der 

Kunst  des  Pheidiaa  nahestehenden  Athenatypus  wieder,  den  wir  im 

besonderen  durch  eine  Statue  der  Hopeschen  Sammlung  kennen. 

Clarac  462C  n.  902.  Vgl.  Jahrb.  d.  a.  Inst.  XXVII  1912  p.  109ff.  Abb.  19,  20. 

1856  (942)  Statuette  des  Biogenes. 

Ergänzt  die  Nase,  beide  Arme  vom  Biceps  abwärts,  beinahe  das  ganze 
1.  Bein,  der  r.  Unterschenkel,  die  Füße,  der  Stamm,  der  Hund,  die  Plinthe. 

Daß  sich  die  Figur  mit  der  L.  auf  einen  Stab  stützte,  ergibt  sich 
aus  der  ganzen  Bewegung  des  Körpers.  Die  Benennung  als  Diogenes 
hat  alle  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Einerseits  zeigt  die  Statuette  die 
gleiche  Körperbildung  und  eine  ähnliche  gekrümmte  Haltung  wie  die 
auf  einem  Belief  (n.  1894)  dargestellte,  sioher  beglaubigte  Figur  des 
Diogenes,  an  der  allerdings  der  Kopf  von  moderner  Hand  her- 
rührt. Außerdem  stimmt  sie  in  jeder  Hinsicht  zu  dem  Bilde,  unter  dem 
uns  dieser  Philosoph  in  der  Überlieferung  entgegentritt.  Der  mürrisch- 
höhnische  Ausdruck,  der  scharf  beobachtende  Blick,  das  ungepflegte 
Haupt-  und  Barthaar,  der  Körper,  dem  man  es  ansieht,  daß  er  schlecht 
genährt  und  gymnastisch  nicht  ausgebildet  ist,  alles  dies  paßt  vor- 
trefflich auf  den  Mann,  der  die  Ansicht  des  Antisthenes  (vgl.  n.  279), 


414  VILLA  ALBANI.  1867—1859. 

daß  die  Bedürfnislosigkeit  das  höchste  Gut  sei,  rückhaltslos  im  Leben 
durchführte,  sich  über  alle  öffentlich  geltenden  Sitten  hinwegsetzte 
und  von  Piaton  als  »ein  rasender  Sokrates«  bezeichnet  wurde.  Nach 
dem  raffinierten  Naturalismus,  mit  dem  besonders  der  Körper  behan- 
delt ist,  scheint  das  Original  nicht  zu  Lebzeiten  des  Diogenes  (f  323 
v.  Chr.),  sondern  erst  in  der  Diadochenzeit  gestaltet.  Diogenes  wird 
sich  nicht  nackt,  wie  ihn  die  Statuette  wiedergibt,  sondern  wenigstens 
mit  Lumpen  bekleidet  in  der  Öffentlichkeit  gezeigt  haben.  Der  Künst- 
ler hat  ihn  nackt  dargestellt,  um  die  Individualität  des  kynischen 
Philosophen  auch  in  der  Körperbildung  zu  scharfem  Ausdruck  zu 
bringen. 

Friederichs* Wolters  Bausteine  n.  1323  (hier  ältere  Literatur).  Schuster  über  dit 
erhaltenen  Porträts  der  gr.  Philosophen  T.  I  7,  7a  p.  11  n.  7.  Berichte  der  sächs.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  1878  p.  136  n.  492.  Baumeister  Denkmäler  des  kl. 
Altertums  I  p.  428  Fig.  475,  476.  Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Porträts  n.  321, 
322.  S.  Reinach  repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  569  n.  10.  Christ  griech.  Literaturge- 
schichte (4.  Aufl.),  Anhang  von  Furtwangler  u.  Sieveking  p.  994  n.  34  mit  Abb. 
Bernoulli  griech.  Ikonographie  II  p.  49 f.  T.  Vm.  H ekler  Bildniskunst  der  Griechen 
und  Römer  p.  XXVII  T.  113.  Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  84f  —  Sine  sehr 
ausdrucksvolle  Wiederholung  des  Kopfes  der  Statuette  befindet  sich  im  Museum 
zu  Aix  en  Provence:  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  n.  1407, 1408;  Esperandieu 
receuil  general  de  basreliefs,  statues  et  bustes  de  la  Gaule  rom.  III  1  p.  354  f.  u. 
2494  mit  2  Abb. 

1857  (936)  Verhüllte  Pallasstatuette. 

Ergänzt  der  r.  Arm  mit  dem  ihn  bedeckenden  Gewände  und  die  Falte 
zwischen  den  Beinen. 

Die  Göttin  steht  da,  indem  sie  mit  der  L.  den  Schild  dicht  vor  die 
Brust  hält  und  den  r.  Arm  erhebt,  dessen  Hand,  wie  es  scheint,  einen 
Speer  faßte.  Über  sie  ist  ein  mit  einem  langen  Überschlage  versehener 
Chiton  geworfen,  der,  oben  zugenäht,  die  ganze  Figur  verhüllt,  abge- 
sehen von  dem  r.  Vorderarm,  der  aus  dem  Seitenschlitze  des  Gewandes 
herausragt.  Da  das  Idol  der  Athena  Polias  bei  den  attischen  Plyn- 
terien  und  Kallynterien  verhüllt  wurde,  hat  man  die  Statuette  aus 
diesem  Brauche  erklären  wollen.  Doch  widerspricht  dieser  Auffassung 
der  Umstand,  daß  die  Göttin  ruhig  dasteht,  während  das  Idol  der 
Polias  die  Lanze  sohwang.  Die  Statuette  bleibt  vor  der  Hand  ein  ar- 
chäologisches Rätsel. 

Clarac  III  pl.  457  n.  903.  Gerhard  ges.  akademische  Abhandlungen  I  T.  XXIV 
3  p.  245,  p.  357  n.  3.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  677  n.  63.  Bernoulli  über 
die  Minervenstatuen  p.  30. —  Über  die  AthenaPolias:  Boscher  mythol.  Lexikon  II 
p.  687  f.  Michaelis  altattische  Kunst  Anm.  zu  p.  8.  Archaol.  Anzeiger  VIII 1893  p.  145. 
Paujy-Wissowa  Bealencyklopädie  II  p.  2009.  Göttinger  gelehrte  Anzeigen  1899  p.  528. 
Vgl.  Euripides  Elektra  1254—1257. 

1858  (933)  Bronzestatuette  des  Herakles. 

Vormals  im  Besitze  der  Giustiniani.   Ergänzt  der  Felsen,  auf  den  die 
Keule  gestützt  ist. 

Sie  gibt  einen  ähnlichen  Typus  wieder  wie  die  unter  dem  Namen 
des  Farnesischen  Herakles  bekannte  Kolossalstatue.  Doch  fehlt  ihr 
der  Ausdruck  physischer  Ermattung,  der  in  jenem  Typus  mit  großem 
Kachdruck  hervorgehoben  ist.  Der  Held  ruht  aus,  ohne  eine  beson- 


OBERES  STOCKWERK.  415 

l.  dere  Ermüdung  zu  zeigen.  Die  R.  ist  nicht  wie  an  der  farnesischen 
Statue  auf  den  Rücken  gelegt,  sondern  auf  die  Hüfte  gestützt;  der  1. 
Unterarm  hangt  nicht  schlaff  an  der  Keule  herab,  sondern  ist  leicht 
vorgestreckt  und  scheint  ein  Attribut,  etwa  die  Hesperidenäpfel,  ge- 
halten zu  haben.  Der  Stil  deutet  auf  ein  Original  aus  dem  vorgerück- 
ten 4.  Jahrhundert  v.  Chr.  Da  eine  in  Florenz  befindliche  Wieder- 
l  holung  der  farnesischen  Statue  inschriftlich  als  ein  Werk  des  Lysippos 
:  bezeichnet  ist,  wird  die  Erfindung  dieses  Heraklestypus  mit  Recht 
dem  Lysippos  zugeschrieben,  zu  dessen  Kunst  er  auch  in  stilistischer 
Hinsicht  die  nächsten  Beziehungen  verrät.  Dagegen  entsprechen  Auf- 
fassung und  Stil  der  Bronze  vielmehr  dem  Charakter  der  attischen 
Kunst  in  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Manche  Ei- 
gentümlichkeiten in  der  Bildung  des  Kopfes  —  Stirn,  Augen,  Mund 
und  Bart  —  erinnern  am  ehesten  an  Werke,  die  man  dem  Bryaxis  zu- 
geschrieben hat,  einem  Künstler,  der  augenscheinlicM  eine  Mittelstel- 
lung zwischen  Lysippos  und  Praxiteles  eingenommen  hat  (vgl.  n.  237, 
'  288,  770,  1188,  1919,  1931).  Die  Ausführung  der  Albanischen  Figur 
ist  so  vorzüglich,  daß  nichts  dagegen  spricht,  sie  einem  hellenistischen 
Bronzekünstler  zuzuschreiben,  der  allerdings  einige  Züge  des  Originales 
—  man  beachte  besonders  die  kleinliche  Bildung  des  Mundes  —  über- 
trieben zu  haben  scheint. 

Galleria  Giustiniana  I  13.  S.  Remach  repertoire  de  la  stat.  II  1  p.  209  n.  4.  Zeit- 
schrift d.  Münchner  Altertums-Vereins  XIII  1902  p.  3  Abb.  3.  Brunn-Bruckmann 
Denkm.  d.  griech.  u.  röm.  Skulptur  n.  554.  Vgl.  Beschreibung  Roms  III  2  p.  515 
n.  3.  Stephan!  der  ausruhende  Herakles  p.  162  (414)  n.  4.  Röscher  mythol.  Lexikon 
I  p.  2173.  Über  die  Florentiner  Statue  Amelung  Fuhrer  durch  die  Antiken  in  Florenz 
n.  186  (vgl.  daselbst  n.  40). 

1859  (964)  Aisopos. 

Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Nase,  ein  Teil  des  Hinterkopfes  und  die 
r.  Schulter  mit  dem  Armansatz. 

.  Die  Bildnisse  des  Aisopos  beruhen  auf  keiner  ikonischen  Grund- 
lage, sondern  sind,  wie  die  des  Homer  (vgl.  n.  272,  394,  823 — 825, 
837—839,  1131)  und  der  sieben  Weisen  (vgl.  n.  274,  275,  393),  freie 
Erfindungen  der  Künstlerphantasie.  Der  Meister,  der  den  vorliegen- 
den Typus  schuf,  hielt  an  der  volkstümlichen  Überlieferung  fest,  daß 
Aisopos  mißgestaltet  gewesen  sei,  und  ging  darauf  aus,  in  dem  Kopfe 
das  Wesen  der  altgriechischen  Fabel  zu  veranschaulichen,  einer  Dich- 
tungsgattung, die  unter  der  Form  von  witzigen  und  sinnigen  Erzäh- 
lungen allerlei  Lebenserfahrungen  zum  Verständnis  bringt.  Burck- 
hardt  bezeichnet  unsere  Figur  treffend  als  einen  konzentrierten  Ideal- 
typus des  geistvollen  Buckligen.  Die  wohlgebildete  Stirn  deutet  auf 
eine  hervorragende  Intelligenz,  während  die  feinen  Falten,  von  denen 
sie  in  vertikaler  wie  in  horizontaler  Richtung  durchzogen  ist,  die  man- 
nigfache Bewegung  vergegenwärtigen,  die  durch  verschiedenartige 
Eindrücke  und  Stimmungen  in  der  Stirnhaut  hervorgerufen  wird. 
Aufmerksam  und  beobachtend  blicken  die  klugen  Augen  in  die  Welt. 


416  VILLA  ALBANT.  1860—1861. 

Besonders  wirksam  ist  hierbei  die  Behandlung  der  Iris  und  der  Pu- 
pillen, die  nicht,  wie  es  in  der  späteren  Kaiserzeit  sonst  üblich  war,  in 
schablonenhafter  Weise  eingearbeitet  sondern  durch  wohlberechnete, 
zarte  Meißelstriche  angedeutet  sind.  Um  den  feinen  Mund  spielt  ein 
ironischer  Zug,  der  jedoch  durch  den  Ausdruck  einer  gewissen  Gut- 
mütigkeit gemildert  erscheint.  Das  Interesse,  das  der  geistvolle  Kopf 
erregt,  versöhnt  uns  mit  dem  Wagestück  des  Künstlers,  den  verkrüp- 
pelten Körper  nackt  wiederzugeben.  Auffassung  und  Stil  beweisen, 
daß  dieser  Typus  nicht  vor  der  Zeit  Alexanders  des  Großen  entstanden 
sein  kann.  Man  hat  daraufhin  die  Frage  aufgeworfen,  ob  er  nicht  zu 
einem  der  beiden  Meister,  Lysippos  oder  dessen  Schüler  Aristodemos 
in  Beziehung  zu  setzen  sei,  die  unsere  Überlieferung  als  Bildner  von 
Aisopos-Statuen  namhaft  macht.  Der  vorgeschrittene  Naturalismus  un- 
serer Figur  würde  besser  auf  den  jüngeren  als  auf  den  älteren  der  bei- 
den Bildhauer  passen.  Doch  ist  uns  die  Künstlerindividualität  des 
Aristodemos  vollständig  unbekannt  und  läßt  sich  somit  die  Vermu- 
tung, daß  er  der  Schöpfer  dieses  Aisopostypus  gewesen  sei,  in  keiner 
Weise  begründen.  Die  virtuose  Behandlung  des  Marmors,  die  Angabe 
der  Augensterne  und  vor  allem  die  reichliche  Verwendung  des  Bohrers 
zur  Wiedergabe  der  Haare  beweisen,  daß  wir  die  Ausführung  der  Ko- 
pie, von  der  das  albanische  Fragment  stammt,  nicht  früher,  als  in  die 
Zeit  der  Antonine,  datieren  dürfen ;  doch  sehen  wir  darin  keinen  Grund 
auch  die  Gestaltung  des  Originales  dieser  späten  Zeit  zuzuschreiben 
und  in  dem  Dargestellten  einen  verkrüppelten  Spaßmacher  am  kaiser- 
lichen Hofe  zu  erkennen,  was  ein  Gelehrter  kürzlich  im  Gegensatze 
zu  der  bisherigen  Deutung  vorgeschlagen  hat.  Eine  bekannte  Persön- 
lichkeit aus  jener  Zeit  wäre  gewiß  nicht  nackt  gebildet  worden. 

Visconti  Iconografia  greca  T.  XII,  vol.  I  p.  153—160.  Mon.  dell'  Inst,  in  T.  XIV  2, 
Ann.  1840  p.  94 — 90.  Baumeister  Denkmäler  des  kl.  Altertums  I  p.  35  Fig.  38.  S .  Reinach 
r6pertoire  de  la  stat.  n  2  p.  569  n.  11.  Christ  griech.  Literaturgeschichte  (4.  Aufl.), 
Anhang  v.  Furtwftngler  u.  Sieveking  p.  985  n.  5  mit  Abb.  Bernoulli  griech.  Ikono- 
graphie I  T.  VII  p.  54  ff.  Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  u.  Römer  p.  XLITI  T.  279. 
Vgl.  Burckhardt  der  Cicerone  I*  p.  152g.  Friederichs- Wolters  Bausteinen.  1824.  Jahr- 
buch d.  arch.  Inst.  V  1890  p.  164.    Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  74 

Im  zweiten  Zimmer  auf  der  nach  dem  Garten  gerichteten  Seite: 
1860  (991)  Zwei  Fragmente  antiker  Reliefs. 

Da  die  beiden  Fragmente  um  1770  in  Tivoli  gleichzeitig  und  an 
derselben  Stelle  gefunden  sein  sollen,  hat  sioh  der  bekannte  Kupfer- 
stecher Piranesi,  der  gelegentlich  auch  als  Bildhauer  dilettierte,  den 
Scherz  erlaubt,  die  beiden  Stücke,  die  augenscheinlich  nichts  mitein- 
ander zu  tun  haben,  unter  Beifügung  eines  modernen  Grundes  zu  ei- 
nem Ganzen  zu  vereinigen.  Das  links  eingesetzte  Fragment  rührt  von 
einem  altgrichischen  Relief  fortgeschrittenen  archaischen  Stiles  her. 
Man  sieht  darauf  eine  sitzende  Frau,  unter  deren  Sessel  ein  Hase  ge- 
lagert ist  (modern  der  obere  Teil  des  Schädels,  die  Nase,  das  Kinn,  beide  Hände  mit 
ihren  Attributen,  beide  Beine  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  abwärts,  die  Spitze  der 


OBERES  STOCKWERK.  417 

Sttaellehne  und  die  vordere  Senektütae).  Aller  Wahrscheinlichkeit  naoh  war 
das  Relief ,  von  dem  das  Fragment  herstammt,  ein  Votivrelief  an  Aphro- 
dite, die  thronend  dargestellt  ist  mit  dem  Hasen,  ihrem  heiligen  Tiere 
unter  dem  Sitze;  der  Göttin  zugewandt  wären  die  Adoranten  zu  er- 
gänzen. Das  rechte  eingefügte  Fragment  stammt  von  einem  archai- 
sierenden Relief,  das  eine  weibliche  Figur,  vermutlich  Pallas,  auf  ein 
Thymiaterion  zuschreitend  darstellte.  Antik  sind  nur  die  untere  Hälfte 
der  Figur  (von  den  Hüften  abwärts)  mit  dem  vorderen  Stücke  der 
1.  Hand  und  die  unteren  zwei  Drittel  des  Thymiaterions;  jedoch  sind 

auch  diese  Stücke  von  dem  modernen  Bildhauer  stark  übergangen. 

Die  Platte  in  ihrem  gegenwärtigen  Zustande:  Raff  ei  saggio  di  osservazioni  sopra 
un  bauo-rilievo  della  Villa  Albani,  dies.  II  (Born  1821)  p.  21  ff.  Forcier  et  Fontaine 
fragments  antiques  de  sculpture  pl.  3.  Das  archaische  Fragment:  Zoega  II  112. 
MÜller-Wieseler  Denkm.  der  alten  Kunst  II  24,  257.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  p.  399, 
p.  410.  Das  archaisierende  Fragment  (restauriert):  Quatremere  de  Quincy  le  Jupiter 
Olympien  pl.  1 1  p.  20.  Vgl.  Beschreibung  Borns  III  2  p.  536.  Arch.  Zeitung  XXIX 
1872  p.  138  Anm.  6.  Kekul6  das  akademische  Kunstmuseum  in  Bonn  p.  11  n.  39b. 
Bernoulli  Aphrodite  p.  51  n.  49,  p.  61.  Hauser  die  neu-attischen  Reliefs  p.  62  n.  90, 
p.  128. 

1861  (985)  Grabrelief,  Kampf  eines  athenischen  Bitters. 

Gefunden  um  1764  in  der  unweit  des  Gallienusbogens  gelegenen  Vigna 
Gaserta.  Pentelischer  Marmor.  Ergänzt  —  in  sehr  störender  Weise  — 
die  Nase  und  Unterlippe  des  ausfallenden  Jünglings,  ein  Teil  seines  I.Unter-, 
armes,  das  r.  Ohr  und  Auge  des  Pferdes,  sowie  das  Mittelstück  seiner 
Schnauze;  endlich  viele  Teile  des  Belief gründe«  unten. 

Dieses  Denkmal  gehört  zu  den  schönsten  und  größten  griechischen 
Grabreliefs,  die  sich  erhalten  haben.  Man  begreift,  daß  es  die  Begierde 
kunstliebender  Römer  reizte  und  infolgedessen  aus  Attika  naoh  Rom 
entführt  wurde.  Angesichts  seiner  bedeutenden  Dimensionen  kann 
man  schwanken,  ob  es  das  Grab  eines  einzelnen  oder  ein  Massengrab 
mehrerer  in  einer  und  derselben  Schlacht  gefallenen,  athenischen  Rit- 
ter verzierte.  Das  Relief  stellt  einen  jungen  Krieger  dar,  der  soeben  vom 
Pferde  herabgesprungen  ist,  das  sich  aufbäumende  Tier  mit  der  L.  am 
Zügel  hält  und  mit  der  R.  ausholt,  um  dem  vor  ihm  niedergefallenen 
Feinde,  der  sich  mit  dem  unter  der  Chlamys  geborgenen  1.  Arm  zu 
decken  sucht,  den  tödlichen  Streich  zu  versetzen.  Den  Zügel  des  Pfer- 
des und  das  von  dem  Jüngling  geschwungene  Schwert  haben  wir  uns 
aus  Metall  gearbeitet  zu  denken.  Der  Kopf  des  Ritters  ist  kein  iko- 
nisohes  Porträt,  sondern  ein  attischer  Idealtypus.  Der  Künstler  hat 
der  Wirklichkeit  nur  insoweit  Rechnung  getragen,  als  er  die  Figur 
nicht  nackt,  sondern  mit  Chiton  und  Chlamys  bekleidet,  also  in  der 
für  die  athenischen  Ritter  bezeichnenden  Traoht,  darstellte.  Der  Re- 
lief grund  ist  hinter  dem  Vorderteile  des  Pferdes  stark  vertieft.  Hier- 
durch gewinnt  die  Bewegung  des  edlen  Tieres  an  Klarheit  wie  an  Le- 
ben und  wird  zugleich  dem  für  das  Relief  der  Blütezeit  maßgebenden 
Gesetze  genügt,  naoh  dem  die  figürlichen  Motive  nicht  über  die  Ebene 
heraustreten,  die  der  ursprünglichen  Vorderfläche  des  geglätteten 
Marmorblookes  entspricht.  Das  Relief  scheint  einemÜbergangsstadium 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  27 


418  VILLA  ALBANI.  1862—1864. 

von  der  Kunst  des  Pheidias  zu  der  des  vierten  Jahrhunderts  anzuge- 
hören. Das  Pathos  ist  noch  sehr  maßvoll  ausgedruckt.  Es  äußert  sich 
nur  in  den  etwas  zusammengepreßten  Lippen  des  Bitters  und  in  den 
wie  zu  einer  leisen  Klage  geöffneten  seines  Feindes.  Hingegen  erin- 
nert der  kühne  Wurf  der  den  Bitter  umflatternden  Chlamys  bereits 
an  den  Fries  des  halikarnassischen  Mausoleums. 

Zoega  I  51.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  d.  gr.  n.  röm.  Skulptur  n.  437.  Conze 
die  attischen  Grabreliefs  II  T.  GGXLVII  n.  1153  p.  252.  Cherbuliez  Plaudereien  über 
ein  Pferd  des  Phidias  übers,  von  J.  Riedisser,  Nachwort  von  Amelung  p.  270 f.  mit 
Abb.  Weiteres  bei  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1004  (vgl.  n.  1122).  Tgl.  noch 
Wilamowitz-Moellendorff  aus  Kydathen  p.  85.  Bie  Kampfgruppe  und  Kämpfertypen 
p.  105. 

1862  (984)    Belief  des  Quintus  Lollius  Alcamcnes. 

Es  befand  sich  im  17.  Jahrhundert  in  dem  Hause  eines  Ippolito  Vi- 
telleschi  (Reinesius  syntagma  inscript.  latinarum  p.  465  n.  134). 

Man  hat  diesem  vielfach  in  verschiedenem  Sinne  erörterten  Relief  in 
letzter  Zeit  meistens  die  Deutung  gegeben,  daß  der  links  sitzende 
Mann,  den  die  darüber  angebrachte  Inschrift  als  Quintus  Lollius  Alca- 
menes,  decurio  und  duumvir,  bezeichnet,  die  wächserne  Büste  (vgl. 
n.  1195,  1196)  eines  verstorbenen  Sohnes  auf  der  L.  hält  und  mit  dem 
in  seiner  B.  befindlichen  Griffel  die  Inschrift  (titulus,  elogium)  auf  der 
Büste  anbringen  will  oder  dies  soeben  getan  hat.  Die  vor  Alcamenes 
stehende  Frau,  vermutlich  seine  Gattin,  die  in  der  L.  eine  Weihrauch- 
büchse (acerra)  hält  und  mit  der  R.  ein  Weihrauchkorn  in  die  Flamme 
des  vor  ihr  befindlichen  Thymiaterions  wirft  (vgl.  n.  1192),  wäre  dieser 
Deutung  zufolge  beschäftigt,  zu  Ehren  des  Verstorbenen  ein  Weih- 
rauchopfer darzubringen.  Abweichend  davon  hat  neuerdings  ein  Ge- 
lehrter die  Darstellung  so  zu  erklären  gesucht,  daß  die  Opferhandlung 
der  Frau  vielmehr  dem  Quintus  Lollius  Alcamenes  selber  gelte;  die 
Art  aber,  wie  dieser  mit  der  Büste  hantiere,  deute  darauf  hin,  daß  er 
Künstler  gewesen  sei.  Der  erste  Teil  dieser  Erklärung  ist  ohne  wei- 
teres als  zweifellos  anzunehmen.  Der  Verstorbene,  für  dessen  Grab 
das  Belief  laut  der  Inschrift  bestimmt  war  und  dem. also  auch  das 
Opfer  gelten  muß,  ist  der  sitzende  Mann.  Aber  die  größere  Wahr- 
scheinlichkeit spricht  auch  für  den  zweiten  Teil  der  neuen  Deutung. 
An  der  Büste  fehlt  jeglicher  Untersatz,  auf  dessen  Vorderfläche  der 
titulus  hätte  Platz  finden  können.  Das  Motiv,  daß  ein  Verstorbener 
eine  leichte,  also  augenscheinlich  wächserne  Büste  einer  ihm,  wie  wir 
voraussetzen  dürfen,  einstmals  besonders  teuren  Person,  auch 
mehrere  solche  Büsten  trägt  oder  hält,  kehrt  mehrfach  wieder,  aber 
in  keinem  Falle  wird  die  Büste  so  gehalten,  wie  hier,  und  findet  sich 
in  der  anderen  Hand  ein  griffelartiges  Attribut,  in  dem  wir  also  hier 

einen  Modellierstecken  zu  erkennen  hätten. 

Winckelmann  monum.  med.  p.  243.  Zoega  I  23.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler 
d.  gr.  u.  röm.  Skulptur  Text  zu  n.  626  (Sieveking)  Fig.  5  Anm.  10.  Vgl.  Braun  Ruinen 
und  Museen  p.  668  p.  56.  Benndorf  und  Schöne  die  antiken  Bildwerke  des  latera- 
nischen Museums  p.  209.    CIL  VI  29707.   Journal  of  roman  Studie*  I  2  1911  ,p.  209. 


OBERES  STOCKWERK.  419 

1863  (980)  Sogenanntes  Leukotheareliel. 

Ergänzt  an  der  ritzenden  Frau  die  Nase,  die  .Lippen,  der  Daumen  und 
Zeigefinger  der  r.  Hand,  am  Kinde  die  r.  Hand  und  der  1.  Unterarm,  an 
der  vordersten  der  drei  stehenden  Frauen  Stücke  des  Gesichts,  die  1.  Hand 
und  ein  Stuck  der  von  ihr  gehaltenen  Binde. 

Die  frühere  Deutung  auf  Leukothea,  die  beschäftigt  sei,  den  Dio- 
nysosknaben zu  pflegen,  bedarf  keiner  Widerlegung  mehr.  Jeder- 
mann erkennt  heutzutage  in  diesem  Denkmal  ein  Grabrelief,  auf 
dem  die  Verstorbene  als  glückliehe  Mutter  dargestellt  ist.  Auf  einem 
Sessel  sitzend,  tändelt  sie  mit  ihrem  Töchterchen,  während  ihr  eine 
Verwandte  oder  eine  Dienerin  eine  Binde  darreicht,  damit  sie  sich 
selbst  oder  ihr  Kind  damit  schmücke.  Die  beiden  in  kleineren  Dimen- 
sionen gebildeten  weiblichen  Figuren  sind  ebenfalls  Angehörige  des 
Hauses,  etwa  ältere  Töchter  oder  dienende  Mädchen;  ihre  vor- 
gestreckten Hände  scheinen  die  freudige  Teilnahme  auszudrücken, 
die  das  lustige  Gebahren  der  Kleinen  bei  ihnen  erregt.  Der  unter 
dem  Sessel  angebrachte  Wollkorb  bezeichnet  die  Verstorbene  als 
fleißige  Hausfrau. 

Das  Relief  bekundet,  obwohl  in  gebundenem  Stile  gearbeitet,  be- 
reits ein  wunderbar  feines  Verständnis  für  die  Natur.  Man  beachte 
namentlich  die  organische  Behandlung  des  r.  Handgelenkes  an  der 
größten  der  stehenden  Figuren.  Die  Gegend,  in  der  das  Denkmal  ge- 
arbeitet ist,  läßt  sich  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen.  Sein  Stil  er- 
innert an  den  arohaischer  Reliefs  aus  ionischem  Kulturkreise,  dessen 
Zeugen  sich  aber  sowohl  in  Kleinasien,  wie  in  Nordgriechenland, 
neuerdings  auch  in  Unteritalien  nachweisen  lassen  (vgl.  die  Bemer- 
kungen zu  n.  1286).  Der  Sessel,  der  Schemel  und  der  Wollkorb  waren 
offenbar  durch  aufgemalte  Ornamente  belebt;  farblos,  wie  sie  gegen- 
wärtig erscheinen,  bilden  sie  gegenüber  der  Ausführlichkeit,  mit  der 
die  Plastik  die  menschlichen  Körper,  die  Haare  und  die  Gewänder 
behandelt  hat,  eine  entschiedene  Dissonanz. 

Müller-Wieseler  Denkmaler  der  alten  Kunst  I  11,  40.  Baumeister  Denkm.  des 
kl.  Altertums  I  p.  383  Fig.  420.  Collignon  histoire  de  la  sculpture  grecque  I  p.  278 
Fig.  141.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  228.  Overbeck  Gesch.  d.  griech.  Plastik 
I*  p.  230—231  Fig.  59.  Petersen  vom  alten  Born4  p.  141  Abb.  105.  Weiteres  bei  Frie- 
derichs-Wolters  Bausteine  n.  243  und  bei  Overbeck  a.  a.  O.  I4  p.  296  Anm.  164. 
Vgl.  besonders  Sitzungsberichte  der  bayr.  Akademie  d.  Wissenschaft  1870  II  2  p.  211 
bis  212. 

1864  (975)  Griechische  Statue  archaischen  Stiles« 

Ergänzt  die  Nase,  der  1.  Arm  mit  dem  von  ihm  angefaßten  Stttoke 
des  Mantels,  der  r.  Arm,  soweit  er  aus  dem  Oewande  hervortritt,  die  herab- 
hängenden Enden  des  Mantels,  die  Füße  nebst  den  benachbarten  Teilen 
der  Waden,  die  Plinthe.  Der  Hinterkopf  ist  Über  dem  1.  Ohre  z.  T.  ab- 
geschlagen. 

Die  Statue,  deren  Oberfläche  leider  durch  zu  starkes  Abputzen 

gelitten  hat,  ist  eine  griechische  Arbeit  aus  dem  Ende  des  6.  oder 

dem  Anfang  des    5.  Jahrhunderts   v.  Chr.     Der  Typus,   den  sie 

wiedergibt,  wurde  von  der  altgrieohisohen  Kunst  zur  Darstellung  von 

27* 


420  VILLA  ALBANI.  1866—1866. 

verschiedenen  weiblichen  Gottheiten  wie  von  VotivÜgoren  ver- 
wendet (vgl.  n.  975).  In  der  vorgestreckten  R.  haben  wir  eine  Blume 
oder  Blüte  anzunehmen.  Die  Haare  hängen  im  Kücken  bis  zur  Taille 
herab.  In  den  Ohrläppchen  bemerkt  man  Löcher  zur  Befestigung 
eines  metallenen  Schmuckes;  da  sie  ganz  unregelmäßig  angebracht 
sind,  bestand  dieser  Schmuck  augenscheinlich  in  großen  runden  Schei- 
ben, unter  denen  die  Locher  verdeckt  blieben,  nicht  in  Gehängen. 
Die  wulstigen  Erhöhungen  über  den  Ohren  hat  man  damit  erklären 
wollen,  daß  sie  einem  verloren  gegangenen,  metallenen  Diadem  als 
Unterlage  gedient  hätten;  doch  ist  es  nicht  recht  ersichtlich,  wie  sie 
diesen  Zweck  erfüllt  haben  sollten.  Anderseits  hat  es  nickt  gelingen 
wollen,  für  sie  eine  andere  Bestimmung  ausfindig  zu  machen.  Das 
vertikal  in  den  Kopf  eingebohrte  Loch  rührt  von  dem  Träger  der  bron- 
zenen Scheibe  (tirfviöHog)  her,  die  man  über  den  Köpf en  der  Statuen 
anbrachte,  um  sie  vor  der  Verunreinigung  durch  die  Vögel  zu  schützen 
(vgl.  195,  196).  Die  außerordentlich  tiefen  Unterarbeitungen  an  der 
Statue  entsprechen  vollkommen  der  virtuosen  Marmortechnik,  die  wir 
an  einer  ganzen  Reihe  gleichzeitiger  und  stilverwandter  Skulpturen 
kennen  gelernt  haben,  und  berechtigen  an  sich  durchaus  nicht  zu  dem 
Schlüsse,  daß  die  Statue,  wie  man  früher  angenommen  hat,  für  einen 
besonders  hohen  Standort  bestimmt  gewesen  sei.  Daß  anderseits 
Figuren  des  in  Bede  stehenden  Typus  von  der  archaischen  Kunst 
auch  als  Giebelschmuck  verwendet  wurden,  beweisen  diejenigen,  die 
über  den  Giebeln  des  aeginetisohen  Aphaiatempels  als  Akroterien 
angebracht  waren.  Ähnlich  wie  die  hier  besprochene  Statue  haben 
wir  uns  die  Figuren  des  Bupalos  und  seines  Bruders  Athenis  zu  denken, 
die  Augustus  auf  dem  Giebel  des  palatinisohen  Apollotempels  und 
denen  anderer  römischer  Tempel  aufstellen  lieJJ  (Plin.  n.  h.  36,  13), 
zumal  der  Kopf  typus  der  Statue  am  ehesten  mit  archaischen  Typen 
der  ostgriechischen  Kunst  zu  vergleichen  ist  (der  Marmor  ist  keines- 
falls pentelisoh). 

Clarae  IV  pl.  770  B  n.  1922  A.  Mon.  dell'  Inst.  IX  8,  Ann.  1869  p.  p.  104^-129. 
Conze  Heroen-  und  Göttergestalten  T.  37.  Vgl.  Bernoulli  Aphrodite  p.  40  n.  1.  Die 
Figuren  aus  Aigina:  Furtwängler-Wolters  Beschreibung  der  Glyptothek  n.  98, 94.  Über 
die  Kunst  des  Bupalos:  Klein  Geschichte  d.  griech.Kunst  I  p.  183 f. (vgl.  Pauly-Wissowa 
Realencyklopädle  III  p.  1054;  Thieme-Becker  Künstler-Lexikon  V  p.  237).  über  Plin. 
n.  h.  36,  13:  Robert  archaeologische  Märchen  p.  120;  Gollignon  bistoire  de  la  sculp- 
ture  grecque  I  p.  143. 

1865  (976)  Relief,  Eros  als  Satyrisk. 

Ergänzt  der  r.  Arm  und  beinahe  das  ganze  1.  Bein  der  Jünglingsfigur, 
der  vordere  Teil  des  Thyrsos,  das  r.  Vorderbein  des  Panthers,  mancherlei 
Stücke  an  dem  Krater  und  dem  Tische,  dessen  Basis  fast  ganz,  ein  schma- 
ler Streifen  am  r.  Ende  des  Vorhanges,  ein  großes  Stück  an  der  r.  unteren 
Ecke  der  Platte. 

Wenn  die  Komposition  dieses  Reliefs,  wie  es  den  Anschein  hat, 
eine  hellenistische  Erfindung  ist,  so  bietet  sie  eines  der  ältesten  Bei- 
spiele dar  für  das  von  der  griechisch-römischen  Kunst  unendlich  häufig 


OBERES  STOCKWERK.  421 

eingeschlagene  Verfahren,  Eroten  als  Träger  der  verschiedenartigsten 
Handlangen  aus  mythischem  Kreise  wie  aus  dem  Alltagsleben  zu  ver- 
wenden. Eros  ist  auf  diesem  Relief  dem  bakohischen  Thiasos  assimi- 
liert. Mit  einem  Satyrsohwänzchen  ausgestattet,  neckt  er  in  graziöser 
Weise  einen  Panther,  indem  er  gegen  ihn  den  Thyrsos  fällt  und  den  1. 
Fuß  vorstreckt,  während  das  Tier  auf  diesen  Fuß,  um  ihn  festzuhalten, 
seine  r.  Vorderpfote  legt.  Im  Hintergrunde  sieht  man  ein  von  den 
hellenistisch-römischen  Reliefkünstlern  oft  verwendetes  Motiv,  einen 
Baum,  von  dem  ein  Vorhang  herabhängt,  und  davor  einen  Krater 
auf  einem  von  Löwenfüßen  getragenen  Tische. 

Zoega  II  88.  Müller- Wieseler  Detikm.  d.  alten  Kunst  II  40,  479.  Schreiber  die 
hellenistischen  Beliefbilder  T.  LXII.  Vgl.  Braun  Kunstvorstellungen  des  geflügelten 
Dionysos  p.  6;  Ruinen  und  Museen  p.  668  n.  54.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs 
aus  Pal.  Grimani  p.  06  n.  52  und  in  den  Abhandlungen  der  phil.-hist.  Ol.  der  s&chs. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  XIV  1894  p.  461. 

1866  (970)  Pallasstatue. 

Gefunden  bei  Orte  (Horta).  Ergänzt  der  Helm,  die  Nasenspitze,  ein 
Flicken  am  Kinne  rechts,  der  Helmbusch,  der  Vorderrand  des  Helmes  in  der 
Mitte  und  links,  ein  Teil  der  Schulterlocken  und  des  Helmes  an  der'Bruch- 
stelle  des  Kopfes,  beinahe  der  ganze  r.  Arm,  der  1.  Vorderarm  mit  Ellen- 
bogen, die  Unterschenkel,  viele  der  Schlangen  an  der  Aigis,  deren  unter- 
ster Teil  vorne,  die  Flügel  des  Medusenhauptes,  die  freihängenden  Zipfel 
a_  des  Überschlages.    Vollkommen  geputzt  und  wohl  auch  überarbeitet. 

Die  Statue,  die  Athena  nach  Art  der  Palladien  mit  dem  gezückten 
Speere  in  der  erhobenen  R.  darstellte,  zeigt  im  wesentlichen  archai- 
sche Formen.  Doch  sind  mancherlei  Einzelheiten,  wie  namentlich  das 
auf  der  Aigis  angebrachte  Medusenhaupt,  in  der  Weise  der  freien 
Kunst  behandelt,  ein  Umstand,  der  die  früher  geläufige  Annahme, 
daß  die  Statue  eine  archaische  griechische  Originalarbeit  sei,  ent- 
schieden ausschließt.  Zweifeln  mag  man,  ob  die  Figur  für  eine  unge- 
naue und  durch  Einflüsse  des  freien  Stils  in  Einzelheiten  veränderte 
Kopie  nach  einem  archaischen  griechischen  Werke  oder  für  ein  auf  der 
Grundlage  der  griechischen  Kunst  gestaltetes  archaisierendes  Pro- 
dukt zu  erklären  sei.  Wenn  die  Statue  einen  auffälligen  Gegensatz 
zeigt  zwischen  der  wohl  gelungenen  Wiedergabe  der  Oberfläche  und 
der  mangelhaften  Kenntnis,  mit  der  die  Formen  und  Proportionen 
des  menschlichen  Körpers  behandelt  sind,  so  dürfte  sich  diese  Eigentüm- 
lichkeit auch  bei  den  beiden  bereits  erwähnten  Vermutungen  erklären, 
und  es  wird  kaum  notwendig  sein,  zu  einer  dritten  Annahme,  die  noch 
in  der  vorigen  Auflage  dieses  Buches  vertreten  wurde,  zurückzu- 
kehren. Dort  war  die  Frage  aufgeworfen,  ob  wir  in  der  Statue  nicht 
eine  in  römischer  Zeit  gearbeitete  Nachbildung  einer  etruskischen 
Bronzefigur  zu  erkennen  hätten.  In  der  an  der  Südgrenze  Etruriens 
gelegenen  Stadt  Horta  hätte  ja  ein  von  alters  her  überlieferter  Kultus 
zu  einer  solchen  Reproduktion1  Veranlassung  geben  können.  Ander- 
seits wäre  dabei  auch  das  lebhafte  Interesse  zu  berücksichtigen,  das  die 
Römer  im  letzten  Jahrhundert  der  Republik  und  im  ersten  der  Kai- 


422  VILLA  ALBANI.  1867—1869. 

serzeit  den  etruskischen  Altertümern  entgegenbrachten.  Es  würde  ge- 
nügen, daran  zu  erinnern,  daß  die  Kunstliebhaber  zur  Zeit  des  Horaz 
mit  Vorliebe  etruskische  Bronzefiguren  sammelten.  Aber  die  Statue 
hat  mit  keinem  sicher  etruskisohen  Werke  eine  so  weitgehende  Ver- 
wandtschaft, daß  sich  ihre  Bückführung  auf  ein  derartiges  Original 

überzeugend  begründen  ließe. 

Winckelmann  mon.  ant.  ined.  T.  17,  II  p.  18—19.  Clarac  III  pl.  462 D  n.  842B. 
Müller-Wieseler  Denkm.  d.  alten  Kunst  1 9,  34.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  663 
n.  47.  Bernoulli  über  die  Minervenstatuen  p.  6.  Bull,  dell'  Inst.  1870  p.  35 — 36.  Frie- 
dericha-Wolters  Bausteine  n.  445.    'Ey^/ut^is  leQxaioXoyiy.}'}  1887  p.  137. 

1867  (967)  Belief,  Tänzerinnen. 

Ergänzt  an  der  r.  befindlichen  Figur  die  1.  Hand,  an  der  anderen  beide 
Hände,  der  r.  Fuß  und  die  untere  Hälfte  des  1.  Unterschenkels,  an  beiden 
der  größte  Teil  der  Kronen  —  doch  beweisen  einige  erhaltene  Stücke,  daß 
der  Ergänzer  die  ursprüngliche  Form  der  Kronen  im  ganzen  richtig  ge- 
troffen hat  — ,  alles  oberhalb  des  Gesimses,  das  r.  Drittel  des  Pfeilers  rechts 
von  der  r.  Tänzerin  und  alles  weitere  rechts,  der  ganze  äußerste  1.  Pfeiler 
und  die  Hälfte  des  Baumes  zwischen  ihm  und  dem  nächsten  Pfeiler  rechts, 
der  Felsboden.    Stark  geputzt. 

Dargestellt  sind  zwei  mit  kurzen  Chitonen  bekleidete  Mädchen,  die 
vor  einem  mit  doppelter  Pilasterstellung  geschmückten  Bau  einen 
Tanz  aufführen.  Auf  anderen  Denkmälern  sind  solche  Tänzerinnen 
deutlich  mit  aufrechtstehenden  Sohilfblättern  bekränzt.  Figuren 
dieser  Art  gehören  zu  den  Lieblingsmotiven  der  neu-attischen  Relief  - 
künstler.  Sie  zeigen  stets  in  größerem  oder  geringerem  Grade  An- 
klänge an  den  archaischen  Stil.  Da  ihre  Köpfe  auf  einigen  Exem- 
plaren mit  kQrbf örmigen  Aufsätzen  ausgestattet  sind  und  ein  antiker 
Tanz  Kalathiskos  (von  xdlccftog  Korb)  hieß,  so  nahm  man  früher  in  der 
Regel  an,  daß  es  sich  um  diesen  Tanz  handele.  Dagegen  hat  ein  Forscher 
wahrscheinlich  gemacht,  daß  die  Schöpfung  derartiger  Typen  vielmehr 
durch  die  Tänze  angeregt  sei,  die  von  den  spartanischen  Jungfrauen 
bei  dem  Feste  der  Artemis  in  Karyai  aufgeführt  wurden.  Jedenfalls 
entspricht  die  kurze  Bekleidung  spartanischer  Sitte.  Da  ferner  Plinius 
(n.  h.  34,  92)  unter  den  Werken  des  Kallimachos,  eines  Meisters, 
dessen  Tätigkeit  in  das  5.  Jahrhundert  v.  Ohr.  fiel,  tanzende  Lakonie- 
rinnen  (saltantes  Lacaenae)  anführt,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  daß 
es  Kallimachos  war,  der  jene  Tänze  von  Karyai  durch  ein  bedeutendes 
Kunstwerk  populär  machte,  und  daß  die  von  ihm  erfundenen  Motive 
von  den  neu-attischen  Bildhauern,  wenn  sie  Tänzerinnen  der  in  Rede 
stehenden  Gattung  gestalteten,  zugrunde  gelegt  wurden.  Figuren  von 
Tänzerinnen,  die  im  wesentlichen  denen  der  neu-attischen  Reliefs 
entsprechen,  sind  auf  Münzen  von  Abdera  nachweisbar,  deren  Prä- 
gung in  das  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  hinaufreicht.  Es  beweist  dies, 
daß  derartige  Typen  spätestens  schon  gegen  Ende  dieses  Jahrhunderts 
vorhanden  waren.  Wir  dürfen  mit  Sicherheit  annehmen,  daß  die 
Tänze  von  Karyai  einen  streng  typischen  Charakter  hatten  und  dem- 
nach Motive  darboten,  die  sich,  plastisch  dargestellt,  vortrefflich  in 


OBERES  8TOCKWERK.  423 

• 

ein  tektonisches  Ensemble  einfügen  ließen.  Hieraus  erklärt  es  sieh, 
daß  diese  Motive  von  den  antiken  Künstlern  auch  zur  Darstellung 
weiblicher  Figuren  verwendet  wurden,  die  als  tragende  Glieder  in  die 
Architektur  eingriffen,  und  daß  die  Griechen  solche  Figuren  als  Ka- 
ryatiden bezeichneten. 

Zoega  1 21.  Visconti  Mus.  Pio-Cl.  III  Tav.  b  II 4  p.  257.  Vgl.  Welcker  alte  Denkm. 
II  p.  146  ff.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  668  n.  49,  p.  606.  Stephani  Nimbus  und 
Strahlenkranz  p.  (471)  111  Anm.  2;  Compte-rendu  pour  1865  p.  60  n.  3,  p.  63 ff.  Hauser 
die  neu-attischen  Reliefs  p.  97  n.  21.  Arch.  Anzeiger  VIII  1893  p.  76.  Furtw&ngler 
Meisterwerke  p.  202.  Bonner  Jahrbücher  XCVI,  XCVII  1895  p.  60.  Ltttzow  Zeit- 
schrift für  bildende  Kunst  n.  F.  VI  1895  p.  36—40.  Vgl.  Ausonia  IV  1909  p.  258  f. 
Fig.  10.  —  Die  Münzen  von  Abdera  sind  zuletzt  behandelt  in  der  'EtpqfttQt;  &o/.  1889 
T.  II  21,  22  p.  99—101. 

Da  es  in  Born  nur  wenige  etruskisohe  Urnen  gibt,  mag  man  noch 
einen  Blick  auf  die  vier  in  diesem  Zimmer  aufgestellten  Exemplare 
dieser  Gattung  (n.  1868 — 1871)  werfen.  Die  viereckigen,  mit  Reliefs 
verzierten  etruskischen  Aschenurnen  sind  in  der  zweiten  Hälfte 
des  dritten  und  im  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  gearbeitet  und,  von  ver- 
einzelten Ausnahmen  abgesehen,  mehr  oder  minder  untergeordnete 
Handwerksprodukte.  Die  Reliefs  der  Behälter  behandeln  vorwiegend 
Szenen  aus  dem  hellenischen  Mythos.  Auch  ihre  Kompositionen 
scheinen  in  der  Hauptsache  auf  griechische  Vorbilder  zurückzugehen. 
Doch  zeigt  die  Ausführung,  besonders  in  der  Wiedergabe  der  Ge- 
sichter und  der  Tracht,  mancherlei  nationale  Züge  und  sind  in  die 
griechischen  Kompositionen  viefach  Gestalten  aus  der  etruskischen 
Dämonologie  eingfügt.  Auf  den  Deckeln  sind  die  Porträtfiguren  der 
Personen  gelagert,  deren  Reste  in  den  Urnen  geborgen  waren.  Die 
Köpfe  zeigen  häufig  eine  höchst  lebendige  Charakteristik  und  er- 
wecken den  Eindruck  wohl  getroffener  Porträts,  wogegen  die  Körper 
in  der  Regel  vernachlässigt  und  bisweilen  in  widerwärtiger  Weise  ver- 
kürzt sind.  Die  vier  in  der  Villa  Albani  befindlichen  Exemplare 
scheinen  aus  Volterra  zu  stammen,  da  sie  aus  dem  Alabaster  bestehen, 
der  in  der  Umgegend  dieser  Stadt  gebrochen  wird. 

1868  (9921)  Entführung  der  Helena. 

Links  das  troische  Schiff,  in  dem  sich  ein  phrygisch  gekleideter 
Matrose  befindet.  Neben  dem  Schiffe  sitzt  auf  einem  Sessel  Paris, 
Helena  erwartend.  Zwei  Diener  tragen  einen  aus  dem  Hause  des 
Menelaos  geraubten  Krater  nach  dem  Schiffe.  Weiter  rechts  sieht 
man  Helena,  wie  sie,  sich  sträubend,  von  zwei  Troern  dem  Paris  zu- 
geführt wird.  Hinter  dieser  Gruppe  schreitet  ein  anderer  Genosse  des 

Paris,  ein  Steuerruder  in  der  L. 

Brunn  i  rilievi  delle  urne  etrusche  IT.  18,  4. 

1869  (981)  Kampf  zwischen  Kentauren  nnd  Lapithen. 

Zoega  I  p.  182.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  670.  Koerte  i  rilievi  delle  urnc 
etrusche  II  p.  162,  26. 


424  VILLA  ALBANI.  1870—1875. 

• 

1870  (978)  Orestes  auf  dem  delphischen  Altare. 

Orest,  der  sich,  das  gezogene  Sehwert  in  der  R.,  mit  dem  einen 
Knie  auf  den  Altar  stützt,  wird  von  fünf  teils  mit  Fackeln,  teils  mit 
Schwertern  bewehrten  Furien  angegriffen.  Links  neben  dem  Altare 
sieht  man  Pylades,  wie  er  heftig  bewegt  vor  den  andringenden  Fu- 
rien zurückweicht. 

Brunn  i  rillevi  delle  urne  etnische  I  T.  83,  17. 

1871  (968)  Sogenannter  Echetlos. 

Eine  attische  Legende  berichtete,  daß  während  der  Schlacht  von 
Marathon  Echetlos  oder  Echetlaios,  vermutlich  ein  Heros,  der  von 
alters  her  in  der  Tetrapolis  verehrt  wurde,  aus  der  Erde  auftauchte, 
mit  einer  Pflugschar  zahlreiche  Perser  niederschlug  und  dann  ver- 
schwand. Nach  dieser  Legende  wurde  er  von  Polygnot,  als  dieser  die 
Stoa  poikile  ausmalte,  in  das  Bild  der  Marathonschlacht  eingefügt. 
Da  es  bewiesen  ist,  daß  die  Bildner  der  etruskischen  Urnen  vielfach 
Motive  aus  der  polygnotischen  Malerei  entlehnten,  so  dürfen  wir  in  der 
Hauptfigur  des  Albanischen  Exemplares  einen  Ableger  des  in  der 
athenischen  Stoa  dargestellten  Echetlos  oder  Echetlaios  erkennen. 
Daß  die  Etrusker  diese  Figur  in  attischem  Sinne  auffaßten,  scheint 
wenig  glaublich.  Vielmehr  werden  sie  darunter  einen  in  ihrem  eigenen 

Glauben  wurzelnden  Todesdämon  verstanden  haben. 

Zoega  I  40.  Ingfairami  monum.  etruschi  I  2  T.  XIII.  Vgl.  Ann.  delP  Inst.  1837 
p.  264  ff.  Gerhard  Prodromus  p.  41  Anm.  112.  Robert  die  Marathonschlacht  in  der 
Poikile  (18.  Hallisches  Winckelmannsprogramm)  p.  32 — 35.  Die  Literatur  über  Echet- 
los: Boscher  Lexikon  I  p.  1212. 

Drittes  Zimmer  nach  der  Gartenseite: 
1872  (994)  Fragment  eines  kolossalen  Reliefs,  Antinoos. 

Gefunden  1735  in  der  tiburtiner  Villa  des  Hadrian  (Ficoroni  bei  Fea 
mlsc.  I  p.  CXXXXIII  n.  51).  Ergänzt  der  Daumen,  Zeige-  und  Mittel- 
finger der  r.  Hand,  beinahe  die  ganze  1.  Hand  mit  dem  Kranze,  der  unter* 
ste  Streifen  des  vom  Gewände  bedeckten  Körpers  und  der  größte  Teil 
des  Grundes. 

Da  sich  über  dem  antiken  Stücke  der  1.  Hand  ein  Band  erhalten 
hat,  scheint  der  Ergänzer  diese  Hand  richtig  mit  einem  Kranze  aus- 
gestattet zu  haben.  Doch  ist  hiermit  für  die  Erklärung  nur  wenig  ge- 
holfen; denn  wir  wissen  nicht  einmal,  ob  Antinoos  auf  dem  Belief 
allein  dargestellt  oder  mit  einer  oder  mehreren  anderen  Figuren  grup- 
piert war.  Das  Belief  gehört  zu  den  am  besten  ausgeführten  Skulp- 
turen, die  sich  aus  hadrianischer  Zeit  erhalten  haben,  und  offenbart 
in  der  bezeichnendsten  Weise  die  Vorzüge  wie  die  Mängel  der  damaligen 
Plastik.  Die  Körperformen  und  der  geistige  Charakter,  die  dem 
Antinoos  zu  eigen  waren  (vgl.  n.  289,  294,  1152),  sind  vortrefflich 
wiedergegeben.  Die  Ausführung  ist  sorgfältig  und  elegant,  entbehrt 
aber,  namentlich  in  der  Behandlung  des  Nackten,  der  Frische.  Um 
den  Transport  zu  erleichtern,  ist  das  Relief  auf  der  Bückseite  aus- 
gehöhlt. 


OBERES  STOCKWERK.  425 

Borioni  collectania  antiquitatum  romanarum  (Bomae  1736)  T.  IX  (hier  unrestau- 
riert).  Winckelmann  mon.  ant.  med.  T.  180,  II  p.  236 — 237.  Fenna  viaggio  pittorico 
della  villa  Adrlana  III  55.  Dietrichson  Antinoos  pl.  V  12,  p.  180  n.  21.  Baumeister 
Denkmäler  des  kl.  Altertums  I  p.  85  Fig.  89.  Brunn-Bruckmann  Denkmaler  n.  368. 
Ausonia  III  1908  p.  12ff.  Fig.  1.  H  ekler  Bildniskungt  der  Griechen  u.  Römer  p.  XLI 
T.  256.    Weiteres  bei  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1663. 

1873  (997)  Statuette  einer  Paniska. 

Ergänzt  die  .Hörner  —  die  jedoch  durch  die  erhaltenen  Ansätze  ge- 
sichert sind  — ,  die  Spitzen  der  Ohren,  der  1.  Vorderarm  mit  Hand 'und 
Flöte,  die  r.  Hand,  der  ganze  1.  und  der  halbe  r.  Unterschenkel,  der  untere 
Teil  des  Stammes  und  die  Flinthe.  Das  Gesicht  ist  von  moderner  Hand 
leicht  übergangen. 

Die  Statuette  scheint  ein  vortreffliches  Original  aus  hellenistischer 
Zeit  wiederzugeben.  Der  Übergang  des  halbreifen  Mädchenkörpers 
in  die  Ziegenbeine  ist  auf  das  gelungenste  vermittelt  und  die  Stehe, 
an  der  die  Verbindung  der  beiden  Formen  am  schwierigsten  war,  in 
geschickter  Weise  durch  die  umgeschlagene  Nebris  verdeckt.  Die 
Stellung  der  Beine  wie  des  Kopfes  vergegenwärtigt  deutlich  die  tie- 
rische Seite  in  der  Natur  der  Paniskin.  Man  sieht  es  ihr  an,  daß  sie 
imstande  ist  zu  bocken  und  von  ihren  Hörnern  Gebrauch  zu  machen. 
Nach  den  aufgeblähten  Backen  hat  der  Ergänzer  die  Hände  richtig 
mit  Flöten  ausgestattet. 

Clarac  IV  pl.  727  n.  1732.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  391.  Boscher  mythol. 
Lexikon  III  p.  i486  Abb.  15.  Weiteres  bei  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1508. 
Vgl.  auch  Ann.  dell'  Inst.  1846  p.  240. 

Der  Hauptsaal. 

1874  (1019)  Männliche  Statue  als  Zeus  ergänzt. 

Nach  Clarac  Text  III  p.  34  gefunden  in  der  tiburtiner  Villa  des  Had- 
rian  (Winnefeld  die  Villa  des  Hadrian  p.  162).  Ergänzt  der  r.  Arm  mit 
dem  Stabe,  die  1.  Hand  mit  dem  Blitze,  allerlei  Stücke  an  dem  Gewände, 
der  r.  Unterschenkel  von  etwas  unter  dem  Gewände  abwärts,  der  1.  Unter- 
schenkel vom  Knie  an,  die  Flinthe  mit  dem  Adler  und  dem  unteren  Drit- 
tel des  Stammes.  Der  Kopf  (erg.  die  Nase  und  die  Mitte  der  Oberlippe) 
ist  antik  aber  nicht  zugehörig.  Er  ist  im  Vergleich  mit  dem  Körper  zu  klein. 

Die  Figur,  deren  Typus  nur  äußerst  selten  zur  Darstellung  des 

Iuppiter,    sehr  häufig  aber  für  die  eines  Kaisers  oder  kaiserlichen 

Prinzen  verwendet  wurde,  erinnert  in  der  Anordnung  des  Gewandes 

wie  in  der  Behandlung  der  Falten  an  die  im  Museo  Boncompagni- 

Ludovisi  befindliche  Gruppe  des  Menelaos  (n.  1314).    Der  nicht  zu 

dem  Körper  gehörige  Kopf  zeigt  im  Vergleich  mit  anderen  von  der 

griechisch-römischen  Kunst  reproduzierten  Zeustypen  (vgl.  n.  243, 

288)  einen  sanfteren  Ausdruck  und  einen  ruhigeren  Fall  des  Haares. 

Clarac  III  p.  401  n.  678  A.  Overbeck  Kunstmythologie  II  p.  141  Fig.  15;  vgl.  p.  88 
n.  21,  p.  140  n.  40.  Über  den  Typus  des  Körpers  vgl.  zuletzt  Pauly-Wissowa  Real- 
enzyklop&die  VII  2  p.  2373  ff. 

1875  (1018)  Hochrelief,  Oetreideverteilung  des  Antoninus  Plus. 

Ergänzt  an  dem  Kopfe  des  Kaisers  die  Nase  und  der  Hals;  von  seinem 
Körper  ist  antik  nur  ein  Teil  des  Oberkörpers,  an  dem  aber  wieder  viele 
Falten  ergänzt  sind.  Ergänzt  ferner  der  Knopf  auf  der  Sesselecke,  ein 
Bein  des  Sessels  und  der  Schemel;  an  der  hinter  dem  Kaiser  stehenden 


426  VILLA  ALBANL  1876—1877. 

Göttin  der  Kopf  und  das  Attribut,  das  sie  in  der  L.  halt,  abgesehen  von 
dem  unteren  zwischen  den  Fingern  befindlichen  Ende,  ein  Teil  dieser  Fin- 
ger und  viele  Falten,  an  der  amazonenartigen  Figur  die  Nase,  die  1.  Hand, 
zwei  Finger  der  &.,  ein  Stück  des  Wehrgehanges;  endlich  sehr  viele  Teile 
des  Reliefgrundes  und  des  Podium,  von  dem  nur  rechts  ein  Stück  mit 
sieben  Knöpfen  antik  ist.  Der  Kopf  des  Kaisers  gehört  offenbar  nicht 
ursprünglich  zu  dem  Belief;  er  hat  kleinere  Gesichtszüge  als  der  Kopf  der 
Borna  oder  Virtus,  und  die  Augensterne  sind  bei  ihm  eingegraben,  dort  nicht . 

Die  Bedeutung  des  auf  der  1.  Seite  unvollständigen  Reliefs  ergibt 
sich  aus  Münzbildern.  Ein  Kaiser  ist  dargestellt,  wie  er,  auf  einer 
Sella  eurulis  thronend,  eine  außerordentliche  Getreideverteilung  (con- 
giarium)  vornimmt.  Die  hinter  dem  Kaiser  auf  dem  Podium  stehende 
weibliche  Figur  ist  für  Abundantia  oder  Felicitas  zu  erklären.  Der 
Ergänzer  hat  ihr  einen  Gaduceus  in  die  Hand  gegeben  in  Bücksicht 
auf  das  erhaltene  Ende  des  Attributes  in  der  L.,  das  tatsächlich  gerade 
ist,  nicht  gekrümmt,  wie  in  der  vorigen  Auflage  dieses  Buches  an- 
gegeben war;  auch  spricht  das  Vorhandensein  von  zwei  getrennten 
Ansatzspuren  an  der  1.  Schulter  gegen  die  Annahme,  das  Attribut  sei 
vielmehr  ein  Füllhorn  gewesen.  Hinter  dieser  Göttin  steht  eine  ama- 
zonenartige Gestalt,  die  Dea  Borna  oder  Virtus,  die  Göttin  der  männ- 
lichen Tüchtigkeit  (vgl.  n.  894, 895).  Unbehelmt  und  im  Begriff,  ihr 
Wehrgehänge  von  der  Schulter  abzunehmen,  vergegenwärtigt  sie  die 
friedliche  Gesinnung  des  Kaisers.  Sie  verdeckt  mit  ihrem  Körper  zum 
Teil  einen  Dreifuß.  Auf  der  fehlenden  1.  Seite  der  Platte  waren  die 
Empfänger  der  kaiserlichen  Spende  dargestellt. 

Mon.  dell'  Inst.  IV  4,  Ann.  1844  p.  155 — 100.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen 
p.  644  n.  31.  Purgold  Archäolog.  Bemerkungen  zu  Claudian  und  Sidonius  p.  27  Anm.  3. 
Bernoulli  röm.  Ikonographie  II  2  p.  146  n.  78. 

1876  (1014)  Belief,  die  delischen  Gottheiten. 

Ergänzt  ein  Stück  des  links  befindlichen  Pfeilers,  an  der  Figur  der 
Leto  die  r.  Hand,  der  r.  Ellenbogen,  der  unter  dem  r.  Ellenbogen  herab- 
fallende Teil  des  Mantels,  ein  großes  Stück  des  Unterkörpers  von  der  r. 
Hüfte  bis  zu  den  Knien,  an  Artemis  einige  Finger  und  die  Fackel  von  der 
Hand  aufwärts  —  doch  ist  die  Flamme  antik  — ,  an  Apoll  die  Nasen- 
spitze, die  r.  Hand  und  ein  Teil  des  r.  Unterarmes,  an  Nike  die  Nasen- 
spitze, der  größte  Teil  der  1.  Hand  und  Splitter  der  Flügel,  endlich  Stücke 
der  Basis. 

Apoll  schreitet  vorwärts  in  KitharÖdentracht,  mit  der  L.  die  Kithara 
rührend,  und  streckt  mit  der  R.  eine  Schale  nach  der  vor  ihr  stehen- 
den Nike  aus,  die  ihm  aus  hoch  erhobenem  Kruge  zur  Spende  ein- 
gießt. Hinter  Apoll  wandeln  seine  Schwester  Artemis,  in  der  L.  eine 
Fackel  haltend,  und  seine  Mutter  Leto,  ein  Zepter  in  der  L.  Neben 
der  Siegesgöttin  steht  eine  mit  den  Figuren  der  drei  Hören  oder  Cha- 
riten geschmückte  Basis,  hinter  Leto  ein  Pfeiler,  der  einen  Drei- 
fuß trägt.  Der  Hintergrund  wird  von  einem  über  eine  Umfassungs- 
mauer aufragenden  korinthischen  Tempel  gebildet,  auf  dessen  Fries 
ein  Wagenrennen  dargestellt  ist  und  in  dem  man  nicht  ohne  Wahr- 
scheinlichkeit eine  freie  Wiedergabe  des  delphischen  Heiligtumes  er- 
kannt hat.    Die  zierliche  archaische  Formengebung,  die  wir  an  den 


OBERES  STOCKWERK.  427 

Tier  Götterfiguren  wahrnehmen,  war  nicht  die  dem  ausführenden  Bild- 
hauer geläufige,  sondern  ist  eine  künstlich  nachgeahmte.  In  der  Be- 
handlung des  die  Artemis  umwallenden  Mantels  ist  er  unwillkürlich 
in  einen  freieren  Stil  verfallen.  Außerdem  zeigt  der  im  Hintergrunde 
befindliche  Tempel  eine  korinthische  Säulenordnung,  die  bekannt- 
lich erst  nach  Abschluß  der  archaischen  Periode  zur  Ausbildung  kam. 
Die  Frage,  ob  der  Bildhauer  bei  der  Darstellung  der  vier  Götter- 
figuren ein  Original  fortgeschrittenen,  archaischen  Stiles  benutzte, 
etwa  ein  Votivrelief,  das  ein  bei  den  Pythien  siegreioherKitharöde  in 
dem  vorgerückten  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  gestiftet  hatte  und  auf  dem 
statt  des  sterblichen  Siegers  der  den  Sieg  verleihende  Gott  dargestellt 
war,  läßt  sieh  mit  den  uns  gegenwärtig  zu  Gebote  stehenden  Mitteln 
nicht  entscheiden. 

Zoega  II  99.  Schreiberdie  hellenistischen  Reliefbilder  T.  XXXIV.  Brunn-Bruck- 
mann  Denkmäler  n.  344a.  Weiteres  bei  O.  Jahn  griechische  Bilderchroniken  p.  45 — 50, 
Stephani  compte-rendu  pour  1873  p.  218  ff.,  Overbeck  Kunstmythologie  IV  p.  259  ff. 
Vgl.  Abhandlungen  des  arch.-epigr.  Seminars  in  Wien  VIII  1890  p.  24 — 27.  Barracco 
et  Heibig  la  collection  Barracco  pl.  XXXIII  a  p.  34.  Archäol.  Anzeiger  IX  1894 
p.  27.  Gollignon  histoire  de  la  sculptore  grecque  II  p.  652 — 653.  Jahrbuch  d.  arch. 
Inst.  XXI  1906  p.  77  ff.,  XXII  1907  p.  6  ff. 

1877  (1013)  Hochrelief  Jüngling  neben  Boß. 

Ergänzt  an  dem  Jüngling  der  Kopf,  der  die  Züge  des  Antinoos  zeigt, 
der  Hals,  der  r.  Arm,  der  1.  Fuß,  an  dem  Pferde  Kopf  und  Hals,  das  Knie 
des  r.  Vorderbeines,  die  untere  Hälfte  des  r.  Hinterbeines,  außerdem  der 
ganze  architektonische  Hintergrund  mit  Ausnahme  eines  links  unter  dem 
Hinterteile  des  Pferdes  erhaltenen  Stückes  und  der  unteren  Hälfte  des 
rechts  befindlichen  Pilasters. 

Vor  einer  durch  kanneliierte  Pfeiler  gegliederten  Mauer  steht  ein 
junger  kräftiger  Mann  neben  seinem  Pferde,  mit  der  L.  einen  Stab 
oder  einen  Speer  schulternd ;  die  vorgestreckte  B.  scheint  den  aus  Metall 
gearbeiteten  Zügel  gehalten  zu  haben.  Der  in  flachstem  Belief  wieder- 
gegebene längliche  Gegenstand,  der  in  beinahe  horizontaler  Richt- 
ung hinter  dem  Bücken  des  Mannes  hervorragt,  ist  das  untere  Ende 
der  Schwertscheide.  Das  Relief  diente  vermutlich  zur  Verzierung  eines 
Grabmales  und  stellt  den  Verstorbenen  als  Heros  dar.  Die  Figur 
des  jungen  Mannes  erinnert  in  der  Anlage  an  den  polykletischen 
Doryphoros  (vgl.  n.  45),  die  Weise,  wie  sie  mit  dem  Pferde  zu- 
sammengestellt ist,  an  eine  Gruppe  auf  einem  zu  Argos  gefundenen 
Marmorrelief,  sowie  auf  einer  ebenda  gefundenen  Tonlampe  aus  römi- 
scher Zeit.  Ein  ähnliches  Relief  war  an  einem  Grabmonumente  an- 
gebracht, das  an  der  Via  Tiburtina  stand  und  daselbst  von  Bartoli 
gezeichnet  wurde.  Die  Behauptung,  daß  dieses  Belief  mit  dem 
unserigen  identisch  sei,  ist  irrtümlich.  Der  Jüngling  und  das  Pferd 
sind  darauf  anders  gerichtet  und  gestellt.  Vgl.  auch  n.  1714.  Die  häu- 
fige Wiederholung  dieser  Gruppierung,  insbesondere  ihr  Vorkommen 
auf  den  beiden  Monumenten  in  Argos  hat  einige  Gelehrte  zu  dem 
Schlüsse  geführt,  auch  der  Doryphoros  des  Polyklet,  das  unverkenn- 


428  VILLA  ALBANI.  1878—1879. 

bäte  Vorbild  der  Jünglings-Figur  in  den  verschiedenen  Gruppen,  sei 
einst  mit  einem  Pferde  gruppiert  gewesen.  Zweifellos  aber  ist  der 
Doryphoros  in  den  uns  erhaltenen  Kopien  so  in  sich  abgeschlossen, 
daß  man  unmöglich  annehmen  kann,  er  habe  jemals  im  Zusammen- 
hange mit  einer  anderen  Gestalt  gestanden.  Der  Zügel  des  Pferdes 
müßte  notwendigerweise  von  der  R.  gehalten  werden;  diese  aber 
würde,  wenn  sie  wirklich  damit  betraut  gewesen  wäre,  gewiß  nicht  so 
untätig  herabhängen,  wie  an  allen  Kopien  der  Statue,  vor  allem  auch 
auf  der  Gemme  des  Berliner  Museums,  die  wir  im  I.  Bande  auf  p.  31 
als  Fig.  3  abgebildet  haben.  Anzunehmen,  daß  in  all  diesen  Fällen 
das  Original  zum  Zweck  der  Vereinfachung  abgeändert  sei,  wäre 
eine  bedenkliche  Ausflucht.  Man  wird  der  Wahrheit  näher  kommen, 
wenn  man  voraussetzt,  die  berühmte  Figur  des  Doryphoros  sei  in 
Argos  selbst  einmal  zu  einer  Reliefkomposition  verwendet  worden, 
auf  der  ein  Jüngling  mit  einem  Pferde  dargestellt  werden  sollte,  am 
ehesten  wohl  für  ein  Grabrelief  (vgl.  Paus.  I  2,  3),  und  von  diesem 
wären  alle  oben  genannten  späteren  Reliefs  abhängig  zu  denken. 

Mahler  Polyklet  p.  38  ff.  Fig.  7.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  643  n.  30. 
Friedländer  de  operibus  anaglyphis  in  mon.  sepulcr.  graecis  p.  43  §  3.  Dietrichson 
Antinoos  p.  192.  Furtwängler  Sammlung  Saboiuoff  I  Einleitung  zu  den  Skulpturen 
p.  36 ff.  Jahreshefte  d.  österr.  archäol.  Inst.  Xtl  1909  p.  109  (ebenda  Abb.  61  die 
Lampe  aus  Argos).  Fapers  of  the  British  school  at  Borne  V  4  (1910)  p.  194  F  II  (das 
Belief  wird  hier  verwechselt  mit  n.  1895a).  Bas  Grabrelief  von  Argos:  Friederichs- Wol- 
ters Bausteine  n.  504.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  423.  Das  Grabmonument  an 
der  Via  Tiburtina:  Bartoli  antichi  sepolcri  T.  XL VII.  Zu  der  Darstellung  junger 
Männer  neben  ihren  Pferden  auf  Grabmälern  vgl.  Watzinger  de  vasculis  pictis  taren- 
tinis  p.  26,  11.   Pagenstecher  unteritalische  Grabdenkmäler  p.  89 f.,  p.  97  f. 

1878  (1012)  Statue  der  Pallas. 

Nach  Clarac  Text  III  p.  189  gefunden  in  der  tiburtiner  Villa  des  Had- 
rian  ( Winnefeld  die  Villa  des  Hadrian  p.  163).  Ergänzt  an  der  Fellmütze 
der  vordere  Teil  des  Schnauzenstückes,  ferner  die  Nase,  die  Lippen,  der 
ganze  Hinterkopf  bis  zum  Kappenrande,  der  r.  Arm  nebst  der  r.  Schulter, 
der  1.  Vorderarm,  die  vorderen  Teile  des  1.  Fußes,  allerlei  Stücke  an  der 
Aigis  und  an  den  Gewändern,  der  größte  Teil  der  Plinthe. 

Der  Kopf  ist  in  den  Halsausschnitt  eingelassen;  ein  kleiner  Spalt, 
der  ringsum  offen  blieb,  ist  mit  Gips  ausgefüllt  worden.  Immerhin  paßt 
jder  untere  Abschnitt  des  Halsstückes  so  gut  in  den  Ausschnitt  hinein, 
daß  die  Zugehörigkeit  des  Kopfes  zu  dem  Körper  danach  sehr  wahr- 
scheinlich ist;  aber  man  wird  gut  tun,  sich  gegenwärtig  zu  halten, 
daß  sie  nicht  absolut  sicher  ist,  um  so  mehr  als  die  Halsgrube  etwas  ver- 
schoben über  der  Brust  zu  sitzen  scheint  und  Kopf  und  Körper  in 
stilistischer  Hinsicht  nicht  ohne  weiteres  übereinstimmen.  Der  Körper 
findet  seine  nächsten  Parallelen  unter  attischen  Werken  aus  dem  drit- 
ten Viertel  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Niemand  wird  zweifeln,  daß  wir 
den  Meister  seines  Originals  unter  den  Genossen  des  Pheidias  zu  suchen 
haben  zu  der  Zeit,  als  an  den  entwickeltsten  Metopen  und  dem  Friese 
des  Parthenon  gearbeitet  wurde,  während  der  Kopf,  wie  man  ihn 
auch  beurteilen  mag,  mit  Werken  dieser  Schule  unmöglich  in  Be- 


OBERES  STOCKWERK.  429 

ziehung  gebracht  werden  kann.  Man  hat  diesen  Gegensatz  auf  ver- 
schiedene Weise  zu  erklären  gesucht,  entweder  indem  man  das  Werk 
einem  unselbständigen  Künstler  zusohrieb,  der  verschiedenen  Einflüs- 
sen unterlag,  oder  indem  man  das  Original  dem  jungen  Agorakritos  zu- 
teilte, der  erst,  nachdem  er  zu  einer  gewissen  Selbständigkeit  gelangt 
sei,  sich  dem  Kreise  des  Pheidias  angeschlossen  habe.  Beide  Annahmen 
schweben  vollkommen  in  der  Luft.  Man  hat  den  Kopf  mit  einigen 
Typen  zusammengestellt,  in  denen  ein  Gelehrter  die  Richtung  des 
Kaiamis  zu  erkennen  geglaubt  hat  (vgl.  n.  859).  Weit  überzeu- 
gender erscheint  uns  die  Verwandtschaft  des  Kopfes  mit  dem  so- 
genannten kasseler  Apollon  und  ähnlichen  Werken  (n.  1108,1029  u.  9). 
Der  Eindruck  der  Statue  wird  dadurch  verkümmert,  daß  der  Er- 
gänzer den  aus  dem  Gewände  hervorgehenden  r.  Oberarm  etwas 
zu  lang  gebildet  hat.  Der  r.  Arm  war  auf  einen  Speer  gestützt;  die 
L  Hand  hielt  ein  anderes  Attribut»  eine  Schale  oder  eine  Eule.  Daß 
der  Kopf  nicht,  wie  früher  angenommen  wurde,  mit  den  Exuvien  eines 
Löwen  sondern  eines  Wolfes  oder  Hundes  bedeckt  ist,  ergibt  sioh 
daraus,  daß  der  erhaltene  Teil  des  Schnauzenstückes  auf  einen 
spitzen  Auslauf  schließen  läßt«  Man  hat  demnach  mit  Recht  in  diesem 
Attribute  die  Hadeskappe  (fA'idog  xw&q)  erkannt,  die  bisweilen  von 
der  alten  Kunst  als  aus  einem  Hundsfelle  bestehend  charakterisiert 
wurde,  und  hieraus  gefolgert,  daß  der  uns  beschäftigende  Typus  durch 
einen  Kultus  bestimmt  sein  müsse,  in  dem  Athena  in  enger  Beziehung 
zu  Hades  stand.  Es  war  dies  der  Fall  in  einem  alten  bei  Koroneia 
gelegenen  Heiligtume,  in  dem  Athena  Itonia  und  Hades  nebenein- 
ander verehrt  wurden.  Dieses  Heiligtum  enthielt  Statuen  der  beiden 
Gottheiten,  die  von  Agorakritos,  dem  bekannten  Schüler  des  Pheidias, 
gearbeitet  waren.  Man  ist  dadurch  auf  die  nahehegende,  aber  keines- 
wegs bündige  Vermutung  geführt  worden,  das  Original  der  Albani- 
schen Statue  sei  die  Athena  Itonia  des  Agorakritos  gewesen  (vgl.  das 
oben  Bemerkte). 

Clarac  III  pl.  472  n.  898 B.  Braun  Vorschule  rar  Kunstmythologie  T.  70.  Bau- 
meister Denkmäler  des  kl.  Altertums  p.  215  Fig.  169,  p.  216  Fig.  170.  Koscher  mythol. 
Lexikon  I  p.  696—697.  Furtwangler  Meisterwerke  p.  112f.  Fig.  19,  20,  p.  7S7,  p.  742. 
Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  220.  Der  Kopf:  Arndt-Amelung  Binzelaumahmen 
n.  1113,  1114.  Vgl.  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  524.  Athen.  Mitth.  XV  1890 
p.  SO.  Amelung  Florentiner  Antiken  p.  9 ff.;  Führer  durch  die  Antiken  in  Floren« 
p.  264.   Furtwangler  Statuenkopien  im  Altertum  p.  54 f. 

1879  (1009)  Relief,  Dafdalos  und  Ikaros. 

Die  antiken  Bestandteile  wurden  mit  Fragmenten  anderer  Beliefe,  u.  a. 
mit  n.  376,  an  dem  nach  dem  Circus  maximus  gerichteten  Abhänge  des 
Palatin  gefunden.  Offenbar  waren  diese  Reliefs  in  die  Wände  eines  zu 
den  Kaiserpalästen  gehörigen  Baumes  eingelassen  (Bull,  dell'  Inst.  1870 
p.  65 — 66).  Antik  sind  nur  der  r.  Fuß  des  Daidalos,  das  untere  Ende  der 
Stütze  seines  Arbeitstisches,  ein  Stück  des  darunter  befindlichen  Fuß- 
bodens, die  Figur  des  Ikaros  vom  oberen  Ansätze  der  Stirn  bis  zur  Mitte 
des  r.  Oberschenkels  und  bis  zum  1.  Knie  —  abgesehen  von  der  Nase,  dem 
1.  Auge,  dem  r.  Arme  und  der  1.  Hand  — ,  der  dem  Körper  benachbarte 
Teil  des  1.  Flügels,  der  obere  Teil  des  Pfeilers,  auf  den  der  1.  Ellenbogen 


430  VILLA  ALBANI.  1880. 

des  Ikaros  gestützt  ist,  ein  Stück  des  neben  ihm  auf  dem  Boden  stehen- 
den Flügels  und  der  den  Hintergrund  bildenden  Mauer.  Doch  ist  die  Er- 
gänzung nach  einer  in  derselben  Villa  befindlichen,  besser  erhaltenen  Wie- 
derholung (n.  1892)  ausgeführt  und  demnach  im  ganzen  gewiß  richtig. 

Das  Relief,  das  auf  ein  ausgezeichnetes  Original  schließen  läßt, 
vergegenwärtigt  in  der  treffendsten  Weise  die  verschiedene  Individua- 
lität der  beiden  dargestellten  Persönlichkeiten.  Daidalos  arbeitet  an 
den  Flügeln,  die  ihn  aus  seinem  Gefängnisse,  dem  kretischen  Laby- 
rinth, in  sein  Vaterland  zurücktragen  sollen.  Einen  scharfen  Gegen- 
satz zu  dem  Ernste,  mit  dem  er  in  seine  Arbeit  vertieft  ist,  bildet 
die  Figur  seines  Sohnes  Ikaros,  der,  bereits  mit  den  Flügeln  ausge- 
rüstet, vor  dem  Vater  steht  und  mit  der  B.  den  in  Arbeit  befindlichen 
Flügel  stützt.  Der  gleichgültige  Ausdruck  und  die  lässige  Haltung 
des  Knaben  lassen  deutlich  erkennen,  daß  er  von  der  Tragweite  des 
bevorstehenden  Unternehmens  keine  Ahnung  hat.  Die  aus  Quader- 
steinen aufgeführte  Mauer  veranschaulicht  in  bezeichnender  Weise  das 
Lokal  der  Handlung  und  bildet  zugleich  einen  ruhigen,  den  Bedin- 
gungen der  Plastik  entsprechenden  Hintergrund.  Man  hat  die  Aus- 
führung des  Reliefs  der  Zeit  des  Domitian  zugeschrieben,  da  dieser 
Kaiser  den  Palast  auf  dem  Palatin  nach  jener  Seite  hin  ausbauen 
ließ,  auf  der  man  das  Fragment  des  Reliefs  gefunden  hat  (s.  oben). 
Auf  der  Wiederholung  des  Reliefs  in  Villa  Albani  (n.  1892)  fehlen 
Ikaros  die  Flügel;  dort  aber  ist  der  ganze  Teil  des  Grundes  ober- 
halb der  Schultern  des  Knaben  mit  dessen  Kopf  modern.  Da  nun 
auf  einigen  Fragmenten  dekorativer  Tonreliefs  aus  dem  Beginne 
der  Kaiserzeit,  die  von  Wiederholungen  der  gleichen  Darstellung 
stammen,  Ikaros  ebenfalls  ungeflügelt  erscheint,  hat  man  kürzlich 
geschlossen,  daß  sich  n.  1892  in  diesem  Punkte  auch  ursprünglich 
von  n.  1879  unterschieden  habe,  ohne  zu  beobachten,  daß  die 
Komposition  auf  den  Tonreliefs  nicht  genau  mit  der  auf  den 
beiden  Marmorreliefs  übereinstimmt.  Dort  ist  sie  in  Bücksicht 
auf  den  zu  füllenden  Raum  mehr  in  die  Breite  als  in  die  Höhe 
entwickelt.  Der  Arbeitstisch  des  Daidalos  ist  niedriger  und  weiter 
nach  rechts  gerückt;  zwischen  ihm  und  Ikaros  steht  der  Flügel, 
der  hier  z.  T.  hinter  dem  Körper  des  Knaben  verschwindet,  voll- 
kommen isoliert  am  Boden,  und  sein  oberes  Ende,  nicht  das  des 
Flügels,  an  dem  Daidalos  arbeitet,  wird  von  der  Rechten  des 
Ikaros  gehalten,  dessen  Kopf  fast  bis  an  den  oberen  Band  der  Platte 
reicht.  Der  Künstler  konnte  ihn  also  nicht  mit  Flügeln  versehen, 
da  der  Raum  dafür  fehlte,  und  wir  haben  die  Darstellung  dort  so 
zu  verstehen,  daß  Daidalos  an  den  Flügeln  für  den  Sohn  arbeitet, 
der  die  Tragriemen  bereits  umgelegt  hat.  Da  nun  n.  1892  in  seinen 
erhaltenen  Teilen  durchaus  mit  n.  1879  übereinstimmt,  haben  wir 
dort  ebenso  wie  hier  die  Flügel  über  den  Schultern  des  Knaben 
zu  ergänzen.    Durch  ihr  Fehlen  entsteht  jetzt  infolge  des  hohen 


OBERES  STOCKWERK.  431 

Formates  der  Platte  eine  unerträgliche  Leere.  Wir  müssen  es  unent- 
schieden lassen,  ob  das  Breit-  oder  das  Hochformat  dem  ur- 
sprünglichen Zustande  der  Komposition  entspricht. 

Winckelmann  mon.  ant.  ined.  T.  95,  II  p.  129—180.  Miliin  gal.  myth.  pl.  130, 
488.  Hirt  Götter  und  Heroen  T.  34,  290.  Guigniaut  rel.  de  l'ant.  pl.  198,  702.  Braun 
zwölf  Basreliefs  T.  XII.  Schreiber  die  hellenistischen  Reliefbilder  T.  XI.  Vgl.  Winckel- 
mann Gesch.  der  Kunst  VIII  2  §  28.  Zoega  I  p.  207 ff.  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissen- 
schaften 1861  p.  336  Anm.  162.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  1  p.  937.  Fapers  of  the 
British  school  at  Borne  V  4  (1910)  p.  194  F  I.  Holland  die  Sage  von  Daidalos  u.  Ikaros 
(Abhandl.  im  Bericht  der  Thomas-Schule  in  Leipzig  1902)  p.  4  Anm.  2.  —  Die  Frag- 
mente der  Tonreliefs:  von  Rohden-Winnefeld  Architekt,  röm.  Tonreliefs  d.  Kaiserzeit 
p.  113  f. 

1880  (1008)  Relief,  Herakles  und  die  Hesperiden. 

Es  befand  sich  im  16.  Jahrhundert  auf  dem  Monte  Giordano,  wo  es 
von  Pighius  gezeichnet  wurde  (Berichte  der  sächs.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften 1868  p.  183  n.  39).  Ergänzt  der  oberste  Streifen  und  das  1.  Drittel 
der  Platte,  derartig  daß  die  Krone  des  Baumes  von  der  Schlangenwin- 
dung aufwärts  und  beinahe  die  ganze  links  befindliche  Hesperide  von  mo- 
derner Hand  herrühren.  Antik  ist  von  dieser  Figur  nur  der  1.  FuB  nebst 
dem  ihn  umgebenden  Gewände.  Außerdem  sind  ergänzt  an  dem  Herakles 
das  ganze  Gesicht  mit  dem  Ohr  und  einem  Teil  der  Haare;  an  der  rechts 
stehenden  Hesperide  die  Nase,  ein  großer  Teil  der  Finger  der  r.  Hand, 
die  1.  Brust  mit  den  Falten  des  Mantels  daneben  und  auf  dem  Unterarm, 
ein  Falte  darunter,  Teile  der  Finger  der  1.  Hand  und  das  Vorderteil  des  1. 
Fußes;  endlich  viele  Teile  des  Felsbodens  und  ein  Streifen  rechts  von  der  r. 
Hesperide. 

t)as  vortrefflich  komponierte  Relief,  das  auf  ein  attisches  Original 
aus  dem  Ende  des  5.  oder  dem  Anfange  des  4.  Jahrhunderts  zurück- 
zugehen scheint,  stellt  eine  besonders  in  Attika  geläufige  Version  des 
Hesperidenmythos  dar,  eine  Version,  nach  der  sich  Herakles  nicht 
mit  Gewalt,  sondern  im  Einverständnis  mit  den  Töchtern  des  Atlas 
der  goldenen  Äpfel  bemächtigte.  Der  Held  sitzt  in  bequemer  Haltung 
auf  einem  Felsblock,  über  den  sein  Löwenfell  gebreitet  ist,  und  unter- 
hält sich  mit  der  vor  ihm  stehenden  Hesperide.  Er  stützt  dabei  die 
r.  Achsel  auf  seine  Keule,  während  er  mit  der  L.  lässig  seinen  Köcher 
an  dem  Bande  hält.  Angesichts  der  vertraulichen  Weise,  in  der  die 
Hesperide  mit  dem  Jüngling  verkehrt,  empfängt  man  den  Eindruck, 
daß  sie  ihm  den  Apfelzweig,  den  sie  mit  dem  1.  Arme  an  sich  drückt, 
nicht  vorenthalten  wird.  Von  der  Schlange,  die  den  Baum  hütet, 
droht  dem  Helden  keine  Gefahr;  denn  sie  hängt,  vielleicht  durch  ein 
Zaubermittel  eingeschläfert,  bewegungslos  an  den  Ästen.  Wahr- 
scheinlich lag  der  ursprüngliche  obere  Band  des- Reliefs  dicht  über 
dem  Schlangenhalse.  Das  Schema  der  Komposition  mittels  dreier 
Figuren  entspricht  demjenigen  der  Reliefs  n.  1154,  1398,  1883 
u.  1908,  ist  hier  aber  freier  behandelt. 

Beger  Hercules  ethnicorum  (1705)  T.  12  (hier  unrestauriert  nach  der  Zeichnung 
des  Fighius),  Zoega  II  64.  Braun  zwölf  Basreliefs  T.  XI.  Vgl.  Gerhard  gesammelte 
akad.  Abhandlungen  I  p.  52  n.  5,  p.  83.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  646  n.  35.  Ann. 
delV  Inst.  1871  p.  154.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  p.  2227 — 2228.  Abhandl.  des  arch.- 
epigr.  Seminars  in  Wien  VIII 1890  p.  1S4  Anm.  1.  Rom,  Mitteilungen  IX  1894  p.  72. 
Über  ein  Mosaikrelief,  das  nach  dem  albanischen  Exemplare  gefälscht  zu  sein  scheint: 
Bull,  de  la  sodäte"  des  antiquaries  de  France  1894  p.  85. 


432  VILLA  ALBANI.  1881—1883. 

Das  folgende  Zimmer. 

1881  (1034)  Herme  des  Theophrastos. 

Nach  Ligorio  gefunden  in  der  Villa  des  Cassius  bei  Tivoli,  von  wo 
sie  nach  Born  in  die  casa  de'  Pichi  gebracht  wurde.  Im  16.  Jahrhundert 
befand  sie  sich  im  FalazzoHassimi;  später  gelangte  sie  nach  England  in 
den  Besitz  des  Dr.  Mead,  aus  dessen  Nachlaß  sie  vom  Kardinal  Albani 
erworben  wurde  (Rom.  Mitteil.  XVI  1901  p.  161  n.  17).  Modern  nur  ein 
Splitter  am  Rande  des  1.  Ohres. 

Nach  der  auf  dem  Schafte  angebrachten  Inschrift  ist  dargestellt 
„Theophrastos  der  Sohn  des  Melantas  aus  Eresos"  (auf  Lesbos),  der 
Nachfolger  des  Aristoteles  in  der  Leitung  der  peripatetischen  Sohule 
(t  287  v.  Chr.).  Wir  sehen  einen  stattlichen  Kopf*  mit  überlegenem 
Lächeln,  wie  er  für  einen  wohlsituierten  und  selbstbewußten  Professor 
passen  würde.  Das  Porträt  beweist,  daß  Theophcast  sein  Gesicht 
nicht  rasierte,  wie  es  zur  Zeit  Alexanders  des  Großen  Mode  zu  werden 
anfing,  sondern,  der  älteren  Sitte  entsprechend,  einen  Vollbart  trug, 
eine  Tatsache,  die  bei  den  Untersuchungen  über  verschiedene  strittige 
Porträts  der  hellenistischen  Zeit  Beachtung  verdient.  Die  Ausführung 

ist  fein  aber  etwas  trocken. 

Visconti  Iconografia  greca  I  T.  XXI  1,  2  p.  245.  Schuster  über  die  erhaltenen 
Porträts  der  griechischen  Philosophen  T.  III  4  p.  19.  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Alter- 
tums III  p.  1764  Fig.  1848.  Amdt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Porträts  n.  231,  232. 
Theophrasts  Charaktere,  Ausgabe  d.  Philosoph.  Gesellschaft  Leipzigs  (1807)  Titel- 
bild. Bernoulli  griech.  Ikonographie  II T.  XIII  p.  99  f.  Furtw&ngler-Sieyeking  Anhang 
zu  Christ  griech.  Literaturgeschichte  (4.  Aufl.)  p.  993  n.  33  mit  Abb.  Hekler  Bildnis- 
kunst der  Griechen  und  Bömer  p.  XXIV  T.  96  a.  Die  ältere  Literatur  im  Corpus 
inscr.  graec.  III  n.  6064  und  Rom.  Mitteil.  a.  oben  a.  O.  Vgl.  Braun  Ruinen  und 
Museen  p.  651  n.  39.    Berichte  der  sächs.  Ges.  d.  Wissenschaften  1878  p.  137. 

1882  (1033)  Angeblicher  Kopf  der  Sappho. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  der  untere  Teil  des  Haised,  die  Herme.   Die 
Oberfläche  hat  durch  rücksichtsloses  Abputzen  stark  gelitten. 

Dieser  Typus  gilt  jn  der  Regel  für  ein  frei  erfundenes  Porträt 
der  lesbischen  Dichterin  Sappho,  weil  auf  Münzen  von  Mytilene,  deren 
Prägung  wenigstens  zum  Teil  vor  die  Zeit  Alexanders  des  Großen 
fällt,  ein  ihm  in  allem  Wesentlichen  entsprechender  Kopf  dargestellt 
ist,  der  bis  vor  kurzem  allgemein  auf  Sappho  gedeutet  wurde.  Diese 
Deutung  schien  um  so  glaublicher,  als  der  Charakter  des  Albanischen 
Exemplares  in  der  Tat  vortrefflich  zu  dem  Bilde  stimmt»  unter  dem  uns 
die  leebische  Dichterin  in  ihren  Gedichten  wie  in  der  sicher  beglaubig- 
ten Überlieferung  entgegentritt.  Der  tiefe  Schädel  und  die  energischen 
Formen  des  Gesichtes  bekunden  eine  ungewöhnliche  Kraft  des  Füh- 
lens,  Wollens  und  Könnens.  Der  ernste  Ausdruck  wird  durch  den 
sehnsüchtigen  Blick  der  mandelförmigen  Augen  gemildert,  von  denen 
das  linke  etwas  weniger  geöffnet  erscheint  als  das  reohte.  Das  massige 
Kinn  und  die  volle  Unterlippe  deuten  auf  eine  stark  entwickelte  Sinn- 
lichkeit. Ein  Gelehrter  versuchte  sogar  nachzuweisen,  daß  die  Münz- 
bilder und  der  Marmorkopf  auf  die  Sapphostatue  des  Silanion,  eines 
im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  tätigen  attischen  Bildhauers  zurückgehen. 


OBERES  STOCKWERK.  433 

Doch  deutet  der  Stil  des  Kopfes  noch  auf  die  Übergangszeit  vom  5. 
zum  4.  Jahrhundert,  und  es  fehlen  entscheidende  Züge  künstlerischer 
Verwandtschaft  zwischen  dem  Kopfe  und  dem  einzigen  Werke,  das 
wir  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  Silanion  zurückführen  können, 
dem  Porträt  des  Piaton  (n.  261).  Anderseits  ist  die  Vermutung, 
daß  Sappho  dargestellt  sei,  neuerdings  durch  einen  gewichtigen  Ein- 
wand in  Frage  gestellt  worden.  Es  fehlt  an  jeglicher  Analogie 
dafür,  daß  auf  hellenischen  Münzen  vor  der  Alexanderepoche  Por- 
träts berühmter  Personen  dargestellt  worden  seien.  Hiernach  scheint 
es,  daß  der  in  Bede  stehende  Münztypus  nicht  auf  Sappho,  sondern  in 
anderer  Weise,  etwa  auf  Aphrodite  oder  eine  ihr  verwandte  Göttin, 
zu  deuten  sei.  Dem  Marmorkopfe  dagegen  hat  man  den  individu- 
ellen Charakter  mit  Unrecht  abgestritten. 

Jahrbuch  des  arch.  Instituts  V  1800  T.  3  p.  151  ff.  Arndt-Bruckmann  griechische 
und  römische  Porträts  n.  147,  148.  Overbeck  Geschichte  der  griech.  Plastik  II4  p.  13 
Fig.  186.  Gollignon  histoire  de  la  sculpture  grecque  II  p.  345  Fig.  170.  Bernoulli  griech. 
Ikonographie  I  p.  65  Abb.  10,  p.  66 ff.  Vgl.  Furtwangler  Meisterwerke  p.  103.  Bulletin 
de  corresp.  hellenique  XX  1896  p.  455  ff.  Bevue  archeologique  XXXIX  1901  p.  301  ff. 
Jahrbuch  d.  arch.  Inst  XVII  1902  p.  76  Anm  6.  —  Zwei  Wiederholungen  des  Typus 
befinden  sieh  hiersclbst  kn  Bigliardo  bezeichnet  mit  n.  332  u.  333.  Beide  waren  ur- 
sprünglich rücklings  verbunden  und  bildeten  so  eine  Doppelherme;  man  hat  daraus  mit 
Unrecht  geschlossen,  daß  zwei  verschiendene  Personen  dargestellt  sein  müßten  vgl. 
n.  402  u.  1094). 

1883  (1031)  Relief,  Orpheus  und  Eurydike. 

Ergänzt  beide  Füße  des  Orpheus,  der  r.  Fuß  der  Eurydike,  der  halbe 
r.  Vorderarm  und  die  r.  Wade  des  Hermes.  Wie  sich  aus  anderen  Wieder- 
holungen ergibt,  an  denen  die  r.  Hand  des  Hermes  erhalten  ist,  hat  der 
Erganzer  das  ursprüngliche  Motiv  dieser  Hand  richtig  getroffen;  nur  hätte 
er  sie  nach  den  Gesetzep,  die  für  das  Belief  der  griechischen  Blütezeit 
maßgebend  waren  (vgl.  n.  1861),  beträchtlich  flacher  behandeln  müssen. 
Pentelischer  Marmor. 

Wie  die  Sage  berichtet,  stieg  Orpheus,  nachdem  er  seine  Gattin 
Eurydike  verloren,  in  den  Hades  hinab,  rührte  die  Herrscher  der 
Unterwelt  durch  seine  Musik  und  erhielt  von  ihnen  die  Erlaubnis, 
die  Gattin  auf  die  Oberwelt  zurückzuführen,  jedoch  unter  der  Be- 
dingung, daß  er  sich  nicht  nach  ihr  umsehe,  bis  er  die  Schwelle  des 
Hades  überschrittten  habe.  Von  Sehnsucht  überwältigt,  fehlte  Or- 
pheus gegen  diese  Bedingung,  und  hiermit  war  Eurydike  wiederum 
den  Unterirdischen  verfallen.  Dieser  Moment  ist  auf  dem  Belief  dar- 
gestellt. Orpheus,  kenntlich  durch  die  Lyra,  die  er  in  der  L.  hält,  und 
durch  die  thrakische  Mütze,  hat  sich  soeben  umgesehen.  Eurydike 
legt  ihm  zärtlich  die  1.  Hand  auf  die  Schulter,  während  Orpheus  im 
Begriff  ist,  das  Antlitz  der  geliebten  Gattin  seinen  Blicken  zu  ent- 
schleiern. Aber  bereits  tritt  der  Seelenführer  Hermes  heran  und  legt 
seine  L.  an  den  r.  Arm  der  Eurydike,  um  sie  wiederum  in  die  Unter- 
welt hinabzuführen.  In  der  Komposition  waltet  durchaus  der  Geist, 
der  für  die  attische  Kunst  der  perikleischen  Zeit  bezeichnend  ist. 
Der  Affekt  ist  möglichst  gemildert  und  in  den  Köpfen  kaum  an- 
gedeutet.   Das  Verständnis  der  Handlung  wird  vorwiegend  durch 

Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  28 


434  VILLA  ALBANI.  1884—1886. 

die  ausdrucksvollen  Bewegungen  vermittelt,  die  nicht  nur  den  von 
dem  Künstler  gewählten  Augenblick  auf  das  klarste  vergegenwärtigen, 
sondern  auch  auf  die  vorhergehende  und  nachfolgende  Handlung  hin- 
weisen. Daß  die  Wirkung  des  Reliefs  durch  malerische  Zutaten  ge- 
steigert war,  ergibt  sich  besonders  aus  den  von  den  Stiefeln  des  Or- 
pheus herabfallenden  Lappen,  die  nur  mit  leisen  Meißelstrichen  um- 
rissen sind  und  offenbar  durch  Bemalung  einen  deutlichen  Ausdruck 
erhielten;  auch  das  Band,  an  dem  der  Hut  des  Hermes  hängt,  war 
einst  gemalt.  Das  Relief  ist  keine  Originalarbeit.  Man  bemerkt  darin 
mehrere  Fehler,  wie  denn  die  1.  Wade  des  Hermes  verzeichnet,  der 
r.  Daumen  der  Eurydike  zu  kurz  ausgefallen  ist.  Größeren  Anspruch, 
für  ein  Original  erklärt  zu  werden,  hat  ein  im  Neapler  Museum  be- 
findliches Exemplar.  Es  zeigt  eine  etwas  strengere  Formengebung 
und  eine  frischere  Ausführung  als  das  Albanische  und  entspricht  in 
höherem  Grade  dem  Charakter  der  durch  Pheidias  bestimmten,  at- 
tischen Plastik.  Immerhin  aber  scheint  auch  unser  Exemplar  nach  dem 
pentelischen  Marmor,  in  dem  es  gearbeitet  ist,  das  Werk  eines  at- 
tischen Bildhauers,  wenn  dieser  auch  in  erheblich  späterer  Zeit  gelebt 
haben  muß;  die  Glätte  und  Weichlichkeit  seiner  Arbeit  findet  ihre 
nächsten  Parallelen  an  sogenannten  neu-attischen  Skulpturen.  Zu 
den  Meinungen,  die  man  über  die  Bestimmung  des  Originales  dieses 
Reliefs  und  zweier  verwandter  Darstellungen  (n.  1154  u.  1908)  ge- 
äußert hat,  siehe  die  Bemerkungen  zu  n.  1154.    Vgl.  auch  n.  1398. 

Zoega  I  42.  Boscher  mythol.  Lexikon  1 1  p.  1422;  III 1  p.  1194 ff.  Petersen  vom 
alten  Rom*  p.  154t  Abb.  121;  den.  ein  Werk  des  Panainos  p.  6  Abb.  lb,  p.  19 ff. 
Weiteres  bei  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1198  und  Abhandlungen  des  arch.-epigr. 
Seminars  in  Wien  VIII  1890  p.  130 ff.  Vgl.  Bloch  griechischer  Wandschmuck  p.  6 ff. 
Gollignon  histoire  de  la  sculpture  grecque  II  p.  142.  Klein  Praxiteles  p.  95  f.  Memoires 
de  l'acad.  des  inscr.  et  belies  lettres  XXXIV  2  p.  325  ff.  Kekule  von  Stradonitz  die 
griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  176.  Buschor  erläuternder  Text  zu  Bruckmanns  Wand- 
bildern alter  Plastik  p.  27  ff.  (der  hier  geäußerte  Zweifel  an  der  Echtheit  des  Reliefs 
ist  vollkommen  unbegründet).   Münchener  Jahrbuch  1911  II  p.  179. 

1884  (1040)  Kopf  des  Sokrates. 

Gefunden  1735  in  der  angeblichen  Villa  des  Cicero  bei  Tusculum  (Bul- 
lettino  eomunale  X  1882  p.  224  n.  LXIII).    Ergänzt  die  Herme. 

Dieser  Kopf  ist  das  bedeutendste  Porträt,  das  sich  von  Sokrates 
erhalten  hat.  Die  hohe  geistige  und  moralische  Bedeutung  des  Mannes 
kommt  unter  den  häßlichen  Formen  vortrefflich  zum  Ausdruck,  und 
die  kräftige  Ausführung  sprüht  von  Leben.  Der  Stil  deutet,  vor- 
nehmlich in  der  naturalistischen  Behandlung  der  Haut  wie  des 
Haupt-  und  Barthaares  auf  ein  Original  aus  der  hellenistischen  Zeit. 
Vgl.  n.  809—811. 

Schuster  die  erhaltenen  Porträts  der  griech.  Philosophen  T.  I  4  p.  8 ff.  Baumeister 
Denkm.  d.  klass.  Altertums  III  p.  1683  Fig.  1764.  Winter-Seemann  Kunstgeschichte 
in  Bildern  I  T.  62,  1.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  I  T.  XXIII  p.  187  n.  8,  p.  195  f. 
Furtwängler-Sieveking  Anhang  zu  Christ  griech.  Literaturgeschichte4  p.  992  n.  30. 
Abhandl.  d.  preuß.  Akad.  d.  Wissensch.  1908,  Kekule  von  Stradonitz  die  Bildnisse  des 
Sokrates  p.  28  ff.  Abb.  20,  21;  p.  56  n.  22.     Hekler  Bildniskuast  der  Griechen  und 


OBERES  STOCKWERK.  435 

Römer  p.  XIII,  XV  T.  21.  Vgl.  Welcker  alte  Denkm.  V  p.  96.  Braun  Buinen  und 
Museen  p.  652  n.  40.  Beilage  20  zum  Jahrgange  1908  d.  Münchn.  neuest.  Nachrichten 
p.  5f.  (Bulle). 

1885  (1036)  Kopf  des  Hippokrates  (?). 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  der  ganze  Hinterkopf  nebst  den  Ohren,  die 
Herme. 

Die  Benennung,  die  sich  auf  ein  durch  koische  Münzen  bekanntes, 
inschriftlich  bezeichnetes  Porträt  des  Hippokrates  gründet,  scheint 
hinlänglich  gesichert.  Der  Kopf  darf  als  der  Idealtypus  eines  geist- 
vollen und  wohlwollenden  Arztes  betrachtet  werden.  In  hohem  Grade 
bezeichnend  sind  der  prüfende  Blick  und  die  leicht  gehobene  Ober- 
lippe, unter  der  die  Zähne  sichtbar  werden.  Man  empfängt  den  Ein- 
druck, als  sei  der  große  Arzt  beschäftigt,  eine  Diagnose  zu  stellen  und 
gebe  mit  gespannter  Aufmerksamkeit  auf  die  Erscheinung  acht,  die 
ihn  auf  die  richtige  Spur  bringt .  Die  Ausführung  ist  dürftig  und  scheint 
nach  den  schablonenhaft  eingearbeiteten  Pupillen  frühestens  der  Zeit 
der  Antonine  anzugehören.  Da  die  Tätigkeit  des  Hippokrates  in  die 
letzten  Jahrzehnte  des  5.  und  die  ersten  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
fiel,  der  Stil  des  albanischen  Marmors  aber  ungleich  naturalistischer 
ersoheint  als  der  in  der  damaligen  Zeit  übliche,  so  haben  wir  anzu- 
nehmen, daß  dieser  Kopf  ein  von  der  späteren  Kunst  in  naturalisti- 
schem Sinne  umgearbeitetes  Porträt  oder  einen  von  ihr  frei  erfunde- 
nen Typus  wiedergibt.  Alle  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  daß 
der  Kultus  des  Hippokrates  in  hellenistischer  Zeit  aufkam.  Vielleicht 
dürfen  wir  die  Gestaltung  des  in  Rede  stehenden  Porträts  zu  der 
Einführung  dieses  Kultus  in  Beziehung  setzen. 

Der  Bearbeiter  dieser  Auflage  unseres  Führers  gesteht,  den  vor- 
stehenden Sätzen,  die  unverändert  aus  der  vorigen  Auflage  wieder- 
holt sind,  nicht  beipflichten  zu  können.  Die  Ähnlichkeit  des  Kopfes 
mit  dem  Münzbilde  erscheint  ihm  viel  zu  allgemein,  als  daß  er  eine 
Beziehung  beider  auf  die  gleiche  Individualität  für  statthaft  halten 
könnte. 

Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altertums  I  p.  694  Fig.  752.  Bernoulli  griech.  Ikono- 
graphie I  p.  171  f.  Abb.  33.  Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Porträts  n.  231,  232. 
H ekler  Bildniskunst  der  Griechen  und  Bömer  T.  96  b.  Vgl.  Beschreibung  Borns  III 
2  p.  543.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  653  n.  41.  Berichte  der  sächs.  Ges.  der  Wis- 
senschaften 1865  p.  51 — 52.  Brunn  griechische  Götterideale  p.  105.  Der  koische 
Stempel:  Imhoof-Blumer  Fortratköpfe  auf  Münzen  hellen.  Völker  T.  VIII  30  p.  68. 
Bernoulli  a.  a.  O.  Münztafel  II  7,  8.  Über  den  Kultus  des  Hippokrates:  Röscher 
mythol.  Lexikon  I  2  p.  2545. 

Die  an  das  Hauptgebäude  anstoßende  Halle. 

1886  (103)  Statuette  einer  tanzenden  Bakchantin. 

Ergänzt  der  Hals,  die  beiden  Arme  mit  den  Becken,  das  Kopfstück 
des  Tierfelles,  der  untere  Teil  des  r.  Unterschenkels,  beinahe  die  ganze 
Flinthe.  Der  Kopf  (ergänzt  die  Nase)  ist  antik,  gehört  aber  nicht  zu  der 
Statue. 

Die  Figur  zeichnet  sich  durch  ihre  graziöse  Bewegung  aus  und 

macht  trotz  der  nachlässigen  Ausführung  einen  sehr  anmutigen  Ein- 

28* 


436  VILLA  ALBANI    1887—1889. 

druck.  Wie  die  Arme  zu  ergänzen  sind,  ist  zweifelhaft.  Vielleicht 
war  der  1.  Arm  leicht  gekrümmt  und  über  den  Kopf  erhoben,  während 
der  herabgestreckte  r.  einen  gesenkten  Thyrsos  hielt.  Die  Motive 
erinnern  an  den  Torso  der  Atalante  aus  dem  Ostgiebel  des  Tempels 
der  Athena  Alea  zu  Tegea,  aber  dort  sind  alle  Züge  großartiger. 
Immerhin  gibt  uns  das  einen  Fingerzeig,  in  welchem  Schulzusammen- 
hange wir  den  Künstler  der  Bakchantin  zu  suchen  haben.  Ein  Künst- 
ler der  römischen  Zeit  hat  das  Motiv  dieser  Figur  zur  Darstellung 
der  Victoria  verwendet.  Er  wiederholte  fast  getreu  den  Körper  im 
Gegensinne,  veränderte  ein  wenig  die  Stellung  der  Arme,  behielt  aber 

das  Pantherfell  bei,  so  wenig  es  auch  zur  Siegesgöttin  passen  mochte. 
Clarac  IV  pl.  694B  n.  1656D.  Schröder  67.  Berliner  Winckelmannsprogramm 
T.  III  p.  7f.  Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  680  n.  66.  Die  Victoria:  Beschreibung 
der  antiken  Skulpturen  zu  Berlin  n.  5,  Schröder  a.  a.  O.  T.  I,  II  und  Kekule  von  Strado- 
nitz  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  377.  —  Das  Fragment  einer  mit  der  Bakchantin  au- 
genscheinlich fast  ganz  übereinstimmenden  Figur  hat  sich  im,  Jahre  1910  zu  Ostia 
am  Haupttore  des  Theaters  gefunden  (Notizie  d.  scavi  1910  p.  168  Fig.  1). 

Erstes  Zimmer  nach  der  Halle. 
1887  (131)  Sarkophag,  Hochzeit  des  Peleus  und  der  Thetis. 

Gefunden  1722  in  einer  nicht  weit  von  dem  Grabe  der  Caecilia  Me- 
tella gelegenen  Vigna. 

Peleus  und  Thetis,  diese  bräutlich  verschleiert,  sitzen  nebenein- 
ander, während  sich  ihnen  verschiedene  Gottheiten  mit  Hochzeits- 
geschenken nahen.  Unmittelbar  vor  dem  Paare  steht  Hephaistos, 
der  in  der  L.  einen  Schild  hält  und  mit  der  R.  dem  Peleus  das  sagen- 
berühmte Schwert  überreicht;  die  Stellung  der  Beine  läßt  den  Gott 
deutlich  als  hinkend  erkennen.  Hinter  Hephaistos  schreitet  Pallas, 
die  einen  korinthischen  Helm  und  einen  Speer  als  Geschenke  dar- 
bringt, dann  die  Personifikationen  der  vier  Jahreszeiten,  jede  mit 
den  für  sie  bezeichnenden  Gaben  in  den  Händen  (vgl.  u.  1825).  Ihnen 
folgt  der  knabenhaft  gebildete  Hesperos  (der  Abendstern),  der  mit 
gesenkter  Fackel  dem  hinter  ihm  wandelnden  Hochzeitsgott  Hyme- 
naios  den  Weg  beleuchtet.  Hymenaios  schultert  mit  der  L.  die  noch 
nicht  angezündete  Hochzeitsfackel  und  hält  in  der  R.  einen  Krug,  der 
vermutlich  als  Symbol  des  Brautbades  aufzufassen  ist.  Die  warme 
Bekleidung  des  Gottes,  die  aus  einem  doppelten  Chiton,  Mantel,  Hosen 
und  Schuhen  besteht,  deutet,  wie  es  scheint,  auf  den  Winter,  der  bei 
den  Griechen  für  die  zur  Eheschließung  geeignetste  Jahreszeit  galt. 
Am  1.  Ende  der  Darstellung  sieht  man  einen  Eros,  der  bemüht  ist. 
eine  widerstrebende  Göttin  von  dem  Hochzeitszuge  fortzudrängen. 
Man  hat  diese  schwer  zu  erklärende  Gruppe  so  gedeutet,  daß  Hera, 
nachdem  sie  die  Ehe  geschlossen  (Inno  pronuba)  und  den  Hochzeits- 
zug zum  Hause  des  Bräutigams  geleitet  hat  (interduca),  in  dem  Augen- 
blicke, da  Hymenaios  das  Brautgemach  betritt,  von  Eros  aus  der 
Nähe  des  Brautpaares  entfernt  wird.    Die  Reliefs  der  Schmalseiten 


DIE  ZIMMER  NACH  DER  HALLE.  437 

und  des  Deckels  vergegenwärtigen  die  Beziehungen,  in  denen  Thetis 
als  Tochter  des  Nereus  zum  Meere  steht.  Die  linke  Schmalseite  zeigt 
einen  Eros,  der  auf  einem  Delphin  reitet  und  sich  dabei  mit  einem 
Sonnenschirm  gegen  die  Strahlen  der  Sonnen  schützt,  die  rechte  Po- 
seidon vor  einem  Meerdraohen  stehend,  der  Deokel  eine  Okeanos- 
maske  umgeben  von  Seeungeheuern.  Der  Sarkophag  gehört  zu  den 
besten,  die  sich  erhalten  haben.  Die  Ausführung  ist  sehr  sorgfältig. 
Die  Darstellung  der  Hauptseite  zeichnet  sich,  obwohl  sie  der  Bildhauer 
aus  entlehnten  Motiven  zusammengesetzt  hat,  durch  Klarheit  der 

Anordnung  wie  durch  Harmonie  der  Raumfüllung  aus. 

Robert  die  antiken  Sarkophagreliefs  II  T.  Ip.  211.  Vgl.  Boscher  mythol.  Lexikon 
I  2  p.  2733 ff.;  III  2  p.  1838. 

Zweites  Zimmer. 

1888  (144)  Kolossalstatue  des  Dionysos. 

Ergänzt  der  mittlere  Teil  der  Stirnlöckchen,  ein  Stück  der  Stirn,  die 
Käse,  der  untere  Teil  des  Kinnbartes,  beide  Vorderarme,  Splitter  am  Haupt- 
haare und  am  Gewände,  der  größte  Teil  der  Plinthe.  Unten  mehrfach 
gebrochen.  In  der  Kehle  ein  Loch  mit  Eisenfüllung  (Best  eines  Stiftes 
zur  Befestigung  des  Bartes,  der  demnach  schon  im  Altertum  ergänzt  oder 
von  Anfang  an  besonders  gearbeitet  war).  Im  Schädel  und  1.  Oberarm 
fehlen  Stücke.    Fentelischcr  Marmor. 

Die  Statue  ist  eine  getreue  in  römischer  Zeit  gearbeitete  Kopie 
naoh  einem  hellenischen  Original  archaischen  Stiles,  das  vermutlich 
als  Kultusbild  gedient  hat.  Wie  stets  in  der  altertümlichen  Kunst 
ist  der  Gott  mit  konventionell  angeordnetem  JHaupt-  und  Barthaar 
und  bekleidet  mit  dem  langen  Chiton  dargestellt;  das  Haupthaar  fällt 
an  der  Bückseite  in  einem  langen  Schöpfe  fast  bis  zur  Taille  herab. 
Den  Kopf  umgibt  weder  ein  Epheukranz  noch  eine  Binde.  Die  eine 
Hand  kann  beispielshalber  einen  Kantharos,  die  andere  eine  Weinrebe 
oder  einen  gesenkten  Thyrsos  gehalten  haben.  An  dem  r.  Oberarm 
hat  sich  rechts  und  links  von  der  langslauf enden  Öffnung  des  Ärmels 
auf  den  gekräuselten  Falten  je  ein  knopf  artiger  Ansatz  erhalten,  au- 
genscheinlich beidemal  der  Best  einer  Stütze  zur  Befestigung  eines 
Attributes. 

Winckelmann  storia  delle  arti  del  disegno  trad.  Fea  I  T.  XIII  p.  181  (Geschichte 
der  Kunst  Buch  3  Kap.  2  §  12),  III  p.  433 f.  Quatremere  de  Quincy  le  Jupiter  Olym- 
pien pl.  I  4.  Clarac  IV  pl.  770B  n.  1907B.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  p.  1102  Fig.  5. 
Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  683  n.  72. 

Drittes  Zimmer. 

1889  (178)  Relief ,  Artemis  und  Matrone. 

Ergänzt  samtliche  Ränder  bis  auf  ein  kleines  Stück  des  oberen  Ab- 
laufs über  dem  Kopfe  der  Artemis;  ergänzt  ferner  zwei  Dreiecke  in  dem 
oberen  Teile  des  Grundes,  der  1.  Arm  der  stehenden  Figur,  ihr  r.  Fuß,  der 
1.  Fuß  der  Artemis  und  das  Vorderteil  des  r.,  ein  Stück  des  Gewandsaumes 
rechts  davon.  Beide  Nasen  fehlen.  Von  der  Spitze  des  zwischen  den  Fi- 
guren im  Grunde  ergänzten  Dreiecks  führt  ein  senkrechter  Bruch  ab- 
wärts; er  wird  von  einem  wagrechten  Sprunge  gekreuzt.  Parischer  Marmor. 

Eine  matronale  Gestalt  steht  da,  traurig  oder  nachdenklich,  die 
erhobene  R.  an  das  Schulterstück  des  Mantels  legend.   Von  ihr  weg 


438  VILLA  ALBANI.  1890—1893. 

schreitet  Artemis;  sie  greift  mit  der  R.  nach  dem  über  ihren  Bücken 
herabhängenden  Köcher;  in  der  1.  Hand,  in  der  ein  Bohrloch  ange- 
bracht ist,  hielt  sie  einen  ans  Metall  gearbeiteten  Bogen  (der 
von  der  Hand  umschlossene  Teil  hat  sich  erhalten;  darüber  und  dar- 
unter bemerkt  man  Spuren  von  Grünspan).  Die  Motive  erinnern  an 
attische  Typen  aus  den  letzten  Jahrzehnten  des  5.  Jahrhunderts  v.T3hr. 
Artemis  trägt  die  Haare  in  einer  Haube  geborgen;  ihr  Mantel  ist  mit 
dem  ungegürteten  Peplos  auf  den  Schultern  befestigt.  Der  Mantel  der 
andern  Figur,  die  den  über  dem  Apoptygma  gegürteten  Peplos  trägt, 
liegt  mit  einem  Bausche  auf  der  1.  Schulter;  die  B.  zieht  den  andern 
Zipfel  über  die  andere  Schulter  (darüber  ist  im  Grunde  ein  Loch  ein- 
gebohrt; seine  Bestimmung  bleibt  unklar).  Eine  bestimmte  Erklä- 
rung vorzuschlagen  scheint  bedenklich,  da  die  Darstellung  offenbar 
unvollständig  ist.  Man  hat  Leto  erkennen  wollen,  wie  sie  trauernd  über 
die  Beleidigung    nachdenkt,  die  Niobe  ihr  zugefügt  hat,  während 

Artemis  aufbricht,  um  die  Mutter  zu  rächen. 

Braun  Ruinen  und  Museen  p.  686  n.  75.   Stark  Niobe  p.  175  Anm.  1. 

1890  (174)  Relief,  Mann  von  einer  Frau  gekrönt. 

Ergänzt  der  Kopf  des  Mannes,  ein  großer  Teil  seines  1.  Fußes,  der  1. 
Vorderarm  der  Frau  mit  dem  Kranze,  ihr  r.  Unterarm  mit  Hand  und 
Mantelzipfel,  ein  großer  Teil  ihres  r.  Beines.  An  dem  Felsensitze  des  Man- 
nes ist  eine  Höhlung  modern  herausgehauen,  und  unten  ist  die  ganze  Vor- 
derseite des  Bodens  abgearbeitet;  ebenso  der  Grund  um  den  Kopf  der 
Frau  in  der  Breite  eines  Zentimeters.  Ein  Bruch  geht  längs  des  r.  Ober- 
armes des  Mannes,  dann  schräg  nach  links  unten.  Über  dem  r.  Oberarm 
des  Mannes  war  ein  großes  Stück  des  Grundes  ausgebrochen.  Auch  sonst 
allerlei  Sprünge  und  Verletzungen.  Der  Kopf  der  Frau  war  gebrochen, 
ist  aber  sicher  zugehörig.   Das  Ganze  ist  stark  geputzt. 

Nach  der  Bewegung,  auf  die  der  erhaltene  Teil  des  von  der  Frau 
vorgestreckten  Armes  hinweist,  scheint  der  Ergänzer  mit  Recht  ange- 
nommen zu  haben,  daß  die  Frau  den  Mann  bekränzte.  Eine  genauere 
Deutung  ist  unmöglich,  da  der  Mann  der  Attribute  entbehrt  und  wir 
nicht  wissen,  ob  sein  Kopf  einen  Ideal-  oder  einen  Porträttypus  zeigte. 
Dürfte  man  eine  Porträtfigur  annehmen,  so  würde  es  naheliegen  in 
derDarstellung  einen  Sterblichen  zu  erkennen,  der  wegen  irgendwelchen 
Verdienstes  von  der  Personifikation  einer  Stadt  oder  eines  Volkes 
bekränzt  wird.  Der  Stil  erinnert  an  die  attische  Kunst  des  4.  Jahr- 
hunderts. Doch  beweist  der  lunensische  Marmor  und  die  trockene 
Ausführung,  daß  das  Relief  in  römischer  Zeit  gearbeitet  ist.  Ob  der 
Bildhauer  ein  bestimmtes  attisches  Vorbild  kopiert  oder  nur  den  at- 
tischen Stil  nachgeahmt  hat,  läßt  sich  nicht  entscheiden. 

Ann.  dell'  Inst.  1871  Tav.  d'agg.  H  p.  218 ff.  Vgl.  Bernoulli  Aphrodite  p.  91  n.  39. 
Fried erichs-Woltere  Bausteine  n.  1868. 

1891  (171)  Kolossale  Maske  eines  Wassergottes. 

Ergänzt  der  größte  Teil  der  Büste,  Splitter  am  Kranze,  Haupt-  und 
Barthaar. 

Da  die  Öffnung  des  Mundes  deutlich  als  Ausgußloch  erkennbar  ist, 

muß  diese  Maske  zur  Verzierung  eines  Wasserwerkes  gedient  haben. 


DIE  ZIMMER  NACH  DER  HALLE.  439 

Sie  zeigt  nicht  die  sonst  den  Wassergottheiten  eigentümliche  melan- 
cholische Stimmung,  sondern  einen  finsteren,  beinahe  wilden  Aus- 
druck. Das  Haupt-  und  Barthaar  erscheint  von  Feuchtigkeit  durch- 
drungen. 

Braun  Rainen  und  Museen  p.  684  n.  73. 

1892  (164)  Belief  aus  rotem  Marmor  (rosso  antico),  Da  idalos  und 

Ikaros* 

Gefunden  im  Königreich  Neapel.  Ergänzt  der  obere  Teil  der  Platte  mit 
der  Spitze  des  auf  dem  Boden  stellenden  Flügels,  dem  Kopfe  und  der  r. 
Hand  des  Ikaros  und  dem  oberen  Teile  des  Flügels,  an  dem  Daidalos  ar- 
beitet; außerdem  fast  das  ganze  1.  Bein  des  Ikaros.  Der  Boden  mit  dem 
r.  Fuße  des  Daidalos  und  dem  1.  des  Ikaros  ist  besonders  gearbeitet  und 
angestückt.  Dieser  Teil  ist  sicher  alt,  da  auf  den  Füßen  echtes  Sinter  sitzt; 
der  Boden  selbst  ist  ebenso  wie  Tisch,  Sessel  und  Grund  modern  geglättet. 

Vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  1879. 

Zoega  I  44.  Röscher  mythol.  Lexikon  I  1  p.  034,  p.  937.  Papers  of  the  Britsh 
school  at  Borne  V  4  1910  p.  194.  Alles  Weitere  bei  Friederichs-Wolters  Bausteine 
n.  1872. 

1893  (166)  Freskogemälde,  Landschaft. 

Gefunden  bei  Borna  vecchia  an  der  Via  Appia  in  einer  den  Quinti- 
liern  gehörigen  Villa  (vgl.  Ausonia  IV  1909  p.  48  ff.). 

Links  treibt  ein  Hirt  eine  Herde  von  Bindern  über  eine  Brücke, 
an  deren  Aufgang  sich  ein  Tor  mit  zeltartigem  Oberbau  erhebt,  wäh- 
rend weiter  links  ein  schwerbeladener  Wandersmann  mit  langem 
Stabe  einem  Esel  folgt,  von  dem  nur  noch  das  Hinterteil  im  Durch- 
gang des  Tores  sichtbar  ist.  Weitere  Binder,  die  vorn  in  und  neben 
dem  Wasser  weilen,  schicken  sich  an,  der  voraufziehenden  Herde  zu 
folgen.  Rechts  bringen  einige  Landleute  vor  einem  mit  Binden  und 
Girlanden  behangenen  heiligen  Baum  ihre  Verehrung  dar.  Hinter 
ihnen  steht  der  zugehörige  Altar,  aus  zwei  roh  zugehauenen  Stein- 
platten aufgeführt;  an  ihm  lehnt  eine  große  Fackel.  Im  Hintergrunde 
sieht  man  Villenanlagen,  einen  See  oder  das  Meer  und  darauf  zwei 
Schiffe.  Die  Komposition  ist  von  der  idyllischen  Stimmung  durchdrun- 
gen, die  in  der  hellenistischen  Zeit  zur  Entwicklung  gedieh  und  in- 
folge des  allgemeinen  hellenistischen  Kultureinflusses  auch  bei  den 
Römern  Anklang  fand.  In  engem  Zusammenhange  hiermit  steht  es, 
daß  der  Maler  den  Arohitrav  und  den  Giebel  des  Tores  als  reichlich 
mit  Sträuohern  und  Kräutern  bewachsen  charakterisiert  hat.  Eine 
derartige  ,J)arstellung8weise  ist  durch  den  romantischen  Beiz  veran- 
laßt, den  der  Eindruck  verfallener  Architekturen  auf  das  hellenistische 
wie  auf  das  römische  Publikum  ausübte.  Das  Bild  gehört  komposi- 
tionell  zu  einer  typischen  Gruppe  von  Architekturlandschaften,  wie 
sie  zuerst  im  Zusammenhange  mit  dem  sogenannten  zweiten  dekora- 
tiven Stile  der  römisch-kampanischen  Wandmalerei  zur  Ausbildung 
gelangt  zu  sein  scheinen  (vgl.  die  einleitenden  Bemerkungen  zu 
n.  1327 — 1332).  Doch  könnte  das  Bild  auch  in  einer  späteren  Zeit 
ausgeführt  worden  sein. 


440  VILLA  ALBANI.  1894—1896. 

Winckelmann  mon.  ant.  ined  T.  208,  II  p.  281—283.  Rom.  Mitteilungen  XXVI 
1911  p.  25,  3  Abb.  5  (russ.  Originalausgabe,  St.  Petersburg  1908,  p.  13 f.).  Vgl.  Winckel- 
mann Geschichte  der  Kunst  VII 3  §  10.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  690  n.  84.  Heibig 
Untersuchungen  über  die  campanische  Wandmalerei  p.J  99.  Woermann  die  Landschaft 
in  der  Kunst  der  alten  Völker  p.  242. 

1894  (161)  Relief,  Diogenes  und  Alexander  der  Große. 

Ergänzt  der  1.  Band  der  Platte  mit  dem  hinteren  Teile  des  Tempels 
wie  des  Doliums,  an  der  Figur  des  Diogenes  der  Kopf,  der  r.  Vorderarm, 
der  größte  Teil  des  Stabes,  an  dem  Hunde  der  Kopf  und  ein  Stück  des  r. 
Hinterschenkels.  Von  der  Figur  Alexanders  ist  nur  die  r.  Hand  antik, 
doch  sind  ihre  Finger  ergänzt. 

Dargestellt  ist  die  bekannte  Anekdote,  nach  der  Diogenes  Alexan- 
der dem  Großen,  als  dieser  ihn  fragte,  ob  er  ihm  eine  Gunst  erweisen 
könne,  antwortete,  er  wünsche  weiter  nichts  als  daß  der  König  ihm 
aus  der  Sonne  gehe.  Der  Überlieferung  entsprechend,  dient  dem 
Diogenes  als  Wohnstätte  eines  jener  großen  Tongefäße,  in  denen  die 
Alten  Wein,  öl  und  Getreide  aufzubewahren  pflegten.  Es  wird  be- 
richtet, daß  ein  Straßenjunge  einen  Stein  gegen  das  Faß,  in  dem  Dio- 
genes wohnte,  geschleudert  und  dasselbe  dadurch  beschädigt  habe. 
Der  Bildhauer  hat  auch  diese  Geschichte  berücksichtigt;  denn  an  dem 
Rande  der  Gefäßöffnung  erscheint  ein  Stüok  herausgebrochen  und  ein 
Sprung  reicht  von  der  Bruchstelle  aus  durch  den  Behälter.  Die  an 
dem  Bruche  zusammenstoßenden  schwalbenschwanzförmigen  Gegen- 
stände sollen  offenbar  die  bleiernen  Spangen  ausdrücken,  deren  sich 
die  Alten  bei  der  Reparatur  derartiger  Tongefäße  bedienten.  Ein 
magerer  räudiger  Hund,  der  auf  dem  Gefäße  sitzt,  weist  auf  den  Na- 
men der  von  Diogenes  vertretenen  kynischen  Philosophie  (Hunds- 
philosophie) hin. 

Winckelmann  mon.  ant.  ined.  T.  174,  II  p.  229.  Zoega  I  30.  Schreiber  die  helleni- 
stischen Beliefbilder  T.  94.  Vgl.  Ann.  dell'  Inst.  1841  p.  293.  Rheinisches  Museum  IV 
1846  p.  611  ff.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  Pal.  Grimani  p.  7,  p.  63,  p.  97 
n.  101.   Lippold  griech.  Portr&tstatuen  p.  84. 

1895  (157)  Relief,  Polyphemos  und  Eros. 

Ergänzt  die  Rander  der  Platte  und  der  ganze  untere  Teil  der  Reliei- 
darstellung  —  die  Bruchlinie  geht  in  fast  horizontaler  Richtung  durch  die 
Mitte  des  r.  Unterschenkels  des  Polyphem  und  durch  die  Kniee  der  Ziege 
— ,  außerdem  der  r.  Vorderarm  (mit  dem  Plektron)  des  Kyklopen,  Stücke 
an  seiner  Lyra  mit  einzelnen  Fingern  der  1.  Hand,  am  Eros  der  Kopf,  Hals 
und  r.  Arm,  der  Kopf  der  Ziege.  Die  Ergänzung  des  Tieres  als  Ziege 
scheint  richtig.  Gegen  die  Annahme  eines  Widders  spricht  die  Behandlung 
des  Felles. 

Die  malerisch  behandelte  Komposition  bezieht  sich  auf  die  Liebe 
des  Polyphemos  zu  der  Nereide  Galateia.  Der  ungeschlachte  Kyklop 
sitzt,  eine  roh  gearbeitete  Lyra  in  der  L.,  auf  einem  Felsblocke,  an  dem 
seine  Keule  angelehnt  ist,  und  blickt  abwärts  in  der  Richtung,  nach 
der  ein  hinter  ihm  stehender  Eros  hinweist,  jedenfalls  nach  der  schönen 
Galateia,  die  wir  uns  unten  im  Meere  spielend  zu  denken  haben.  Er 
schmunzelt  angesichts  des  geliebten  Mädchens,  erscheint  aber  zu- 
gleich verdrießlich,  weil  er  den  Gegenstand  seiner  Sehnsucht  nicht  er- 
reichen kann.  Die  Kyklopen  hatten  nach  dem  Mythos  nur  ein  Auge. 


DIE  ZIMMER  NACH  DER  HALLE.  441 

Doch  stattet  sie  die  alte  Kunst,  wie  es  auch  hier  geschehen  ist,  beinah 
regelmäßig  sowohl  mit  diesem  Stirnauge  wie  mit  den  beiden  mensch- 
lichen Augen  aus,  da  sich  bei  einer  der  Überlieferung  genau  entspre- 
chenden Bildung  ein  ungeheuerliches  und  jeglichen  Ausdruckes  un- 
fähiges Gesicht  ergibt.  Aus  einer  in  den  Felsensitz  des  Polyphem 
eingesprengten  Höhlung  ragt  eine  Ziege  hervor,  die  zu  ihrem  Herrn 

emporblickt,  wie  betroffen  über  dessen  Gebaren. 

Zoega  II  67.  Schreiber  die  hellenistischen  Beliefbilder  T.  LXV.  Sauer  der  Torso 
vom  Belvedere  T.  II  p.  70.  Vgl.  0.  Jahn  arch.  Beitr.  p.  416.  Braun  Ruinen  und  Museen 
p.  688  n.  22.  Symbols  philologorum  Bonnensium  p.  368 — 369.  Schreiber  die  Wiener 
Brunnenreliefs  aus  Pal.  Grimani  p.  96  n.  56. 

1895a  (154)  Belief,  Jäger  mit  seinem  Pf  erde  im  Walde  ausruhend* 

Ergänzt  der  obere  und  die  beiden  Seitenränder  der  Platte,  an  der  Fi- 
gur des  Jägers  die  Nase,  der  Hals  und  der  1.  Vorderarm,  an  dem  Pferde 
der  Kopf  nebst  dem  benachbarten  Stücke  des  Halses,  der  größte  Teil  des 
r.  Vorderbeines  und  der  untere  Teil  des  r.  Hinterbeines,  an  der  Herme  der 
Kopf.  Der  dem  Jäger  aufgesetzte  Kopf  ist  antik;  es  scheint  aber  zweifel- 
haft, ob'er  zu  dem  Körper  gehört. 

Das  Relief  ist  durch  die  idyllische  Richtung  bestimmt,  die  sich  seit 
der  hellenistischen  Zeit  in  der  Poesie  wie  in  der  bildenden  Kunst  gel- 
tend machte.  Es  zeigt  einen  Jäger,  der  mitten  im  Walde  von  den  An- 
strengungen des  Waidwerkes  ausruht.  Der  Mann  steht  neben  seinem 
Pferde,  dem  ein  doppeltes  Pantherfell  als  Decke  dient,  und  stützt  die 
R.  auf  den  Sattelknopf.  Der  landschaftliche  Hintergrund  ist  mit 
großer  Ausführlichkeit  behandelt.  Wenn  die  über  dem  Jäger  sicht- 
bare Herme  nicht  gerade  steht,  sondern  rückwärts  gesunken  scheint, 
so  entspricht  dieses  Motiv  wiederum  (vgl.  n.  1893)  dem  romantischen 
Interesse,  das  hellenistisches  wie  römisches  Publikum  dem  Ruinen- 
haften entgegenbrachte. 

Guattani  monumenti  ant.  inediti  1787  Maggio  T.  2  p.  41  ff.  Zoega  I  37.  Schreiber 
die  hellenistischen  Beliefbilder  T.  LXXVI.  Vgl.  Braun  Buinen  und  Museen  p.  687 
n.  79.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs  p.  96  n.  78.  Papers  of  the  British  school 
at  Borne  V  4  1910  p.  194  (wo  das  Belief  mit  n.  1877  verwechselt  ist). 

1896  (149)  Relief,  Opferszene. 

Vormals  im  Besitze  der  Vitelleschi.  Ergänzt  der  obere  Band  mit  dem 
sich  daselbst  hinziehenden  Felsengewölbe  und  das  untere  Drittel  der  Platte 
mit  den  unteren  Teilen  der  drei  dargestellten  Figuren  und  dem  größten 
Teile  des  Altars,  dessen  r.  obere  Ecke  jedoch  antik  ist,  an  der  opfernden 
Frau  auch  die  Nase,  die  1.  Braue,  das  1.  Schläfenhaar  und  die  Finger  ihrer 
r.  Hand,  an  dem  Mädchen  mit  dem  Tympanon  zwei  Finger  der  r.  Hand, 
an  der  Flötenspielerin  ein  Stück  ihres  Rückens. 

Eine  Alte,  deren  runzeliges  Gesicht  in  sehr  charaktervoller  Weise 
durchgebildet  ist,  umwandelt  feierlichen  Schrittes  einen  Altar  und 
scheint  aus  der  vorgestreckten  r.  Faust  Weihrauchkörner  in  die  darauf 
brennende  Flamme  zu  werfen.  Auf  der  zurückgestreckten  L.  hält  sie 
eine  Schüssel  mit  Früchten,  während  ein  Krug  von  einem  Finger  der- 
selben Hand  herabhängt.  Rechts  steht  ein  Mädchen,  das  die  Handpauke 
(Tympanon)  schlägt;  davor  sitzt  ein  zweites  Mädchen,  beschäftigt 
eine  gerade  und  eine  krumme  Flöte  zu  blasen.  Die  Musik,  mit  der  die 
heilige  Handlung  begleitet  wird,  deutet  auf  einen  Kultus  vorderasia- 


442  VILLA  ALBANI.  1897—1901. 

tischen  Ursprunges,  etwa  auf  den  der  Kybele  (vgl.  n.  798).  Die  Aus- 
führung ist  sehr  fein.  An  der  Figur  der  Alten  beachte  man  die  merk- 
würdige Ärmeltracht  (die  röhrenförmigen  Ärmel  scheinen  nur  unter 
der  Achsel  mit  dem  übrigen  Gewände  zusammenzuhängen).  Entspre- 
chende Beispiele  dieser  Tracht  finden  sich  auf  Darstellungen  barba- 
rischer Völkerschaften,  sowie  auf  etruskischen  und  hellenistisch- 
römischen Bildwerken.  Heute  noch  werden  derartige  Ärmel  von  den 
Bäuerinnen  Mittelitaliens  getragen. 

Bartoli  Admiranda  T.  47.  Barbault  les  plus  beaux  monuments  de  Borne  pl.  32 
p.  52.  Zoega  II  105.  Schreiber  die  hellenistischen  Beliefbilder  T.  LXVI.  Vgl.  Bull, 
dell'  Inst.  1845  p.  7.  Ann.  dell'  Inst.  1847  p.  290.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  687 
n.  80.  Schreiber  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  Pal.  Grimanl  p.  3,  p.  96  n.  79.  Bul- 
lettino  comunale  XXV  1897  p.  127.  Zu  der  oben  geschilderten  Ärmeltracht  vgl. 
Pauly-Wissowa  Real-Enzyklopädie  in  2  p.  2220  u.  Supplement  p.  287,  sowie  die 
Nebenseiten  der  etruskischen  Aschenkiste  in  Berlin  n.  1271. 

1897  (146)  Attisches  Votivrellef. 

Ergänzt  der  obere  Teil  des  Grundes  mit  den  Köpfen  aller  drei  Figuren, 
der  1.  und  r.  Band  der  Platte  mit  den  entsprechenden  Teilen  des  unteren 
Bandes,  die  Brust,  der  r.  Fuß  und  die  1.  Ferse  des  Adoranten,  die  1.  Schul- 
ter der  Frau.    Pentelischer  Marmor. 

Rechts  stehen  Asklepios  und  Hygieia,  die  ihre  r.  Hand  auf  die 
Schulter  des  Vaters  legt,  links  ein  Adorant,  kleiner  gebildet  als  die 
beiden  Gottheiten.  Der  Stil  und  die  frische,  wenn  auch  etwas  flüch- 
tige Ausführung  deuten  auf  das  4.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Jahrbuch  des  arch.  Instituts  II  1887  p.  107. 

1898  (147)  Attisches  Votivrellef. 

Ergänzt  der  r.  Band  der  Platte  mit  dem  darauf  befindlichen  vier- 
eckigen Altare.    Pentelischer  Marmor. 

Da  die  rechts  am  unteren  Ende  des  Reliefs  erhaltene  hügelf örmige 

Erhöhung  die  für  den  Heroenkult  bezeichnende  Altarform  war,  muß 

dieses  Relief  einem  Heros  geweiht  gewesen  sein,  den  wir  uns  auf  der 

verloren  gegangenen  rechten  Seite  der  Platte  dargestellt  zu  denken 

haben.  Die  erhaltene  1.  Seite  zeigt  eine  Mädohenfigur,  die,  eine  Schale 

in  der  L.,  einen  Krug  in  der  R.,  heranschreitet,  um  dem  Heros  eine 

Spende  darzubringen.   Der  Stil  auch  dieses  Reliefs  ist  derjenige  des 

4.  Jahrhunderts. 

Zoega  1 18.  Jahrbuch  des  arch.  Inst.  II 1887  p.  109,  p.  195.  Vgl.  Bull,  dell'  Inst. 
1845  p.  4,  Ann.  1845  p.  248.  Über  diel  Altarform  vgl.  Pauly-Wissowa  Real-Enzyklopädie 
I  2  p.  1665. 

Viertes  Zimmer. 

1899  (185)  Statue  der  Leda  mit  dem  Schwan. 

Ergänzt  die  Nase,  Teile  beider  Lippen,  der  1.  Arm  von  der  Mitte  des 
Oberarmes  an  mit  der  Hand  und  einem  großen  Teile  des  Mantels,  der  r. 
Arm  von  der  Mitte  des  Oberarmes  an  mit  der  Hand,  verschiedene  Falten- 
ränder, die  Spitzen  der  beiden  großen  Zehen;  an  dem  Schwane  Hals  und 
Kopf.  Die  Oberfläche  ist  sehr  stark  geputzt. 

Vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  804,  der  weitaus  besser  gearbeiteten 

Wiederholung  im  kapitolinischen  Museum. 

Beschreibung  Roms  III  2  p.  515.  O.  Jahn  archaol.  Beiträge  p.  2  Anm.4P.  O ver- 
beck Kunstmythologio  II  p.  491  n.  2. 


DIE  ZIMMER  NACH  DER  HALLE.  443 

Die  Plinthe  der  Statue  ist  eingelassen  in: 

1899a  eine  Basis  aus  marmo  bigio;  in  ihre  Vorderseite  ist  eine 

Inschrift  eingegraben,  nach  der  die  Basis  einst  ein  Werk  des  Athano- 

doros  von  Rhodos,  des  Sohnes  eines  Agesandros,  getragen  hat. 

Gefunden  im  Jahre  1717  zu  Nettuno  in  einem  großen  Gewölbe,  das 
im  Heere  versunken  lag  (Winckelmann  Geschichte  d.  Kunst  X  1  §  11  Anm. 
Während  W.  an  dieser  Stelle  und  in  einem  Briefe  an  Baldoni  aus  Florenz 
vom  Jahre  1758  Nettuno  als  Fundort  nennt,  macht  er  als  solchen  in  der 
Vorlaufigen  Abhandlung  von  der  Kunst  d.  Zeichnung  d.  alt.  Völker  §  133 
Porto  d'Anzdo  namhaft;  aber  die  frühere  Angabe  verdient  jedenfalls 
mehr  Vertrauen). 

In  die  Basis  war,  wie  sich  bei  ihrer  Entdeckung  ergab,  „eine  Statue 
von  weißem  Marmor  eingefüget,  von  welcher  sich  ein  Stück  eines 
hängenden  männlichen  Mantels,  welches  eine  Chlamys  war,  neben  der 
Base  fand;  von  der  Figur  selbst  war  keine  Spur  zu  finden"  (Winckel- 
mann Gesch.  d.  Kunst  a.  a.  O.).  Leider  ist  jenes  Chlamysfragment  ver- 
schollen. Athanadoros  und  Agesandros  sind  zwei  von  den  Künstlern 

der  Laokoongruppe  (n.  151;  s.  dort). 

Löwy  Inschriften  griech.  Bildhauer  n.  203.  Kaibel  Inscr.  gr.  Siciliae  et  Italiae 
n.  1227. 

Fünftes  Zimmer. 
1900  (204)  Gruppe,  Theseus  und  Minotaurus. 

Gefunden  1740  bei  Genzano  im  Terrain  der  Cesarini  (Fea  misc.  I 
p.  GUI  n.  70).  Ergänzt  an  der  Figur  des  Theseus  die  r.  Hand  mit  der 
Keule  und  beide  Unterschenkel  —  doch  sind  der  r.  Fuß  und  die  Zehen  des 
1.  Fußes  antik  — ,  am  Minotaur  das  1.  Hörn  und  Ohr»  der  r.  Vorderarm  bis 
zum  Handgelenke,  die  1.  Ferse.   Vielfach  gebrochen. 

Die  Gruppe  ist  mittelmäßig  ausgeführt,  steht  aber  gewiß  zu  einem 
vortrefflichen  Originale  in  Beziehung,  das  auf  attischen  Münzen 
wiederholt  ist,  vielleicht  zu  einer  auf  der  athenischen  Akropolis  be- 
findlichen Gruppe,  die  den  gleichen  Gegenstand  darstellte.  Zu  der 
mit  voller  Kraft  zuschlagenden  Gestalt  des  Theseus  bildet  der  auf  das 
1.  Knie  gesunkene,  bereits  im  Verscheiden  begriffene  Minotaur  einen 
höchst  wirksamen  Gegensatz.  In  sehr  charaktervoller  Weise  ist  der 
Stierkopf  des  Ungeheuers  behandelt.  Er  zeigt  einen  schmerzlichen 
Ausdruck;  die  Augen  fangen  an  zu  erstarren  und  sich  zu  schließen; 
die  Zunge  hängt  schlaff  aus  dem  Maule  heraus.    Vgl.  n.  180  u.  1373. 

Clarac  IV  pl.  811A  n.  2071B.  Vgl.  Welcker  alte  Denkmäler  II  p.  302.  O.  Jahn 
arch.  Beitrage  p.  266.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  700  n.  94.  Arch.  Zeitung  XXV 
1867  p.  31 — 32.  Arndt-Amelung  photographische  Einzelaufnahmen  Serie  III  n.  704. 
Monument!  pubbl.  per  cura  della  r.  Acc.  dei  Lincei  VII  1807  p.  302. 

1901,  1902  (208,  215)  Zwei  Seiten  eines  Altares  der  Magna  Mater 
and  des  Attis. 

Die  beiden  Marmorplatten  bildeten  Vorder-  und  Bückseite  eines 
Altares,  den  der  Inschrift  zufolge  ein  Augur  L.  Cornelius  Scipio  Orei- 
tus  im  Jahre  295  n.  Ohr.  zum  Andenken  an  ein  von  ihm  dargebrachtes 
taurobolium  und  criobolium  der  Göttermutter  und  dem  Attis  geweiht 
hatte  (die  erste  Zeile  so  zu  lesen:  Matris  deum  magnae  Idaeae  et 


444  VILLA  ALBANL  1903—1906. 

Attinis).  Auf  Jdem  Belief  der  Hauptseite  (mit  der  Inschrift)  sind  die 
beiden  Gottheiten  dargestellt:  Kybele,  kenntlich  an  Turmkrone  und 
Tympanon  —  in  der  R.  hält  sie  ein  Lorbeerzweig,  von  dem  die  Enden 
einer  geknoteten  Wollenbinde  niederhängen  (vgl.  n.  157)  — ,  fährt 
auf  einem  Wagen,  der  von  zwei  Löwen  gezogen  wird,  nach  rechts,  wo 
gegen  eine  Pinie  gelehnt  Attis  in  dem  nur  ihm  eigentümlichen 
Gewände  steht;  auch  er  hält  mit  der  L.  ein  Tympanon  und 
scheint  sich  vor  der  heranfahrenden  Göttin  zu  verbergen.  Damit  ist 
auf  die  Phase  des  Mythos  hingedeutet,  in  der  Kybele  auf  der  Suche 
nach  dem  Geliebten  das  Waldgebirge  durchirrt.  Das  Pedum,  das  At- 
tis als  Hirten  charakterisiert,  steht  rechts  von  ihm  am  Boden.  Auf 
der  Pinie  sitzt  ein  Hahn  (Gallus,  um  auf  diesen  Namen  hinzudeuten, 
der  von  den  verschnittenen  Dienern  des  Attis  auf  den  Gott  selbst  über- 
tragen worden  war).  Auf  der  Rückseite  ist  in  der  Mitte  wieder  die  hei- 
lige Pinie  dargestellt;  in  ihren  Ästen  bemerken  wir  abermals  einen 
Hahn,  dann  zwei  kleinere  Vögel  und  einen  Falken,  den  Aelian.  H.  A. 
12,  4  das  Spielzeug  der  Göttermutter  nennt.  An  den  Ästen  hängen 
zwei  glockenartige  Erzbecken  (die  Kymbala,  aus  denen  der  Attis- 
myste  trank),  die  Hirtenflöte  des  Attis,  eine  Patera,  eine  Räucher- 
büchse (vielmehr  Flötenfutteral  ?)  und  ein  Henkelgefäß.  Unten  stehen 
im  Opferornate  rechts  ein  Stier,  links  ein  Widder,  die  heiligen  Tiere 
der  Kybele  (Stier)  und  des  Attis  (Widder),  mit  deren  Blut  bei  tauro- 
bolium  und  criobolium  die  Taufe  des  Gläubigen  vollzogen  wurde. 
Vgl.  n.  798,  987, 1233, 1236. 

Zoega  I  13,  14.  Baumeister  Denkm.  d.  lk.  Altertums  II  p.  800  Abb.  865,.  866. 
Boscher  mythol.  Lexikon  II  1  p.  1671  Abb.  6.  Vgl.  ebenda  I  1  p.  721.  CIL  VI  505. 
Pauly-WissowaReal-Enzyklopadie  II  2  p. 2250 f.;  IV 1  p.  1718 f.;  VII 1  p.682.  Hepding 
Attis,  seine  Mythen  und  sein  Kult  p.  88  n.  34.  Cumont  die  orientalischen  Religionen 
im  römischen  Heidentum  (übers,  von  Gehrich)  p.  81  ff. 

Sechstes  Zimmer. 

1903  (216)  Relief,  Hypnos. 

Ergänzt  die  Nase  und  der  untere  Teil  desJBLÖrpere  von  dem  unteren 
Rande  des  Überwurfes  abwärts. 

Abweichend  vonMer  gewöhnlichen  jugendlichen  Barstellung  des 

Hypnos  erscheint  hier  der  Schlaf  als  ein  vollständig  bekleideter  Greis, 

der,  auf  einen  Stab  gelehnt,  stehend  schläft.  Man  würde  den  Alten  für 

eine  Genrefigur  halten,  wären  nicht  an  seinem  Haupte  und  an  seinen 

Schultern  Flügel  angebracht. 

Zoega  II  93.  Hirt  Götter  und  Heroen  T.  XII 107.  Müller-Wieseler  Denkm.  d.  alten 
Kunst  II  70,  874.  Conze  Heroen-  und  Göttergestalten  T.  04,  1.  Baumeister  Denkm. 
des  kl.  Altertums  I  p.  707  Fig.  770.  Vgl.  O.  Jahn  arch.  Beiträge  p.  208  Anm.  10.  Ann. 
dell'  Inst.  1869  p.  33.  Winnefeld  Hypnos  p.  19f.  Boscher  mythol.  Lexikon  I  2  p.  2851. 

1904  (217)  Griechisches  Grabrelief,  Palästrit. 

Ergänzt  die  Nase,  die  r.  Hand,  beide  Füße,  sämtliche  Ränder  der 
Platte. 

Der  Jüngling,  dessen  Grab  dieses  Belief  schmückte,  ist  durch  die 
Striegel  (vgl.  n.  23)  und  das  Ölfläschohen,  die  er  in  der  L.  hält,  als 


GARTEN.  445 

palastritischen  Übungen  ergeben  bezeichnet  (vgl.  n.  246).  Der  Kopf 
zeigt  kein  ikonisches  Porträt,  sondern  einen  Idealtypus,  der  wie  der 
Charakter  der  etwas  flüchtigen  Ausführung  auf  die  attische  Kunst  des 
4.  Jahrhunderts  hinweist. 

Visconti  Museo  Pio-Clem.  III  Tav.  b  III  5  p.  239.  Zoega  I  29.  Vgl.  Friedertchs 
Wolters  Bausteine  n.  1018. 

In  die  benachbarte  Gartenmauer  eingelassen: 

1905  (226)  Relieffragment,  lagernder  Herakles. 

Das  Fragment  rührt  von  einem  großen  Prachtrelief  her,  dessen 
Komposition  von  der  hellenistischen  Kunst  erfunden  zu  sein  scheint. 
Die  Darstellung  bietet  eine  antike  Parallele  zu  Gullivers  Abenteuer 
bei  den  Liliputern.  Die  riesige  Gestalt  des  Herakles  liegt  auf  der  Lö- 
wenhaut gelagert,  den  Skyphos  in  der  L.  Ein  kleiner  Mann,  sei  es  ein 
Satyr,  sei  es  ein  Pygmäe,  hat,  ohne  daß  der  Held  es  bemerkt,  eine 
Leiter  an  den  kolossalen  Becher  angelegt  und  schlürft  daraus  Wein, 
indem  er  sich  mit  den  Fußspitzen  auf  der  obersten  Sprosse  erhebt. 
Vgl.  n.  1850. 

Zoega  II  69.  Wiener  Vorlegeblätter  8er.  III  T.  XII  4.  Schreiber  die  hellenistischen 
Reliefbilder  T.  XXX.  Weiteres  bei  Stephan!  der  ausruhende  Herakles  p.  (377)  125  n.  4, 
p.  (880)  128— (381)  129.  Vgl.  Rom.  Mitteilungen  XII  1897  p.  65. 

In  der  zu  der  Halle  des  sog.  Bigliardo  führenden  Allee,  zwischen 
dem  4.  und  5.  Baume: 

1906  (276)  Sepulkral-Ara  des  Quintus  Caecilius  Ferox. 

Ursprünglich  in  dem  Hause  eines  gewissen  „Rigetius"  (Righetti?), 
der  apostolischer  Sekretär  war.  Hierüber  und  über  die  weiteren  Besitzer 
dieses  Denkmales  s.  Corpus  inscript.  lat.  VI  1  n.  2188,  2189;  Jahrbuch  des 
arch.  Inst.  VI  1891  p.  164  n.  62a. 

Die  Ära  ist,  wie  die  auf  der  Vorderseite  angebrachte  Inschrift  be- 
richtet, dem  im  Alter  von  15  Jahren  verstorbenen  Quintus  Caecilius 
Ferox,  Huissier  des  Priesterkollegiums,  dem  der  Kultus  des  göttlichen 
Vespasianus  und  Titus  oblag,  gestiftet  von  seinem  Vater  Marcus  Ga- 
vius  Gharinus.  Hiermit  ergibt  sich  als  obere  Zeitgrenze  für  ihre  Aus- 
führung das  Jahr  81  n.  Chr.,  in  dem  die  Konsekration  des  Titus  statt- 
fand. Die  r.  Nebenseite  zeigt  eine  weibliche  Figur,  die  den  1.  Fuß  auf 
das  Rad  der  Nemesis  setzt  und  in  der  1.  Hand  eine  Schriftrolle  zu  hal- 
ten scheint.  Nach  der  darüber  angebrachten  Inschrift  FATIS  .  CAE- 
CILIUS .  FEROX  .  FILIUS  personifiziert  sie  das  Schicksal.  Der  hier 
namhaft  gemachte  Ferox  ist  offenbar  identisch  mit  dem  gleichnamigen 
Jüngling,  dessen  Asche  innerhalb  der  Ära  geborgen  war.  Ob  er  bei 
Lebzeiten  anordnete,  daß  sein  Grabstein  mit  einer  den  Fata  gewid- 
meten bildlichen  Darstellung  verziert  werde,  oder  ob  sein  Vater  dem 
Sohne  nach  dessen  Tode  eine  derartige  Dedikation  unterschob,  bleibt 
ungewiß.  Auf  der  1.  Nebenseite  sieht  man  unter  der  Inschrift  SOM- 
NO  .  ORESTILLA  .  FILIA  den  Schlaf gott,  der  hier  augenscheinlich 
als  Todesschlaf  aufzufassen  ist.  Der  Bildhauer  hat  ihn  dargestellt  als 


446  VILLA  ALBANI.  1907—1908. 

einen  geflügelten  Knaben,  der  schläft,  während  er  die  1.  Achsel  auf  eine 
umgestürzte  Fackel  stützt.  Orestilla  war  offenbar  die  Tochter  des 
Charinus,  also  die  Schwester  des  Ferox.  Ob  sie,  als  der  Grabstein  ge- 
stiftet wurde,  noch  am  Leben  oder  bereite  verstorben  war,  läßt  sich 
nicht  entscheiden.  Die  Buchstabenformen  wie  die  Akzente  der  In- 
schrift und  der  Stil  der  Reliefs  deuten  auf  vorhadrianische  Zeit. 

Zeichnung  im  Codex  Pighianus  (Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1868  p.  208  n.  135). 
Skizze  der  r.  Nebenseite  von  Heemskerk  (Jahrbuch  d.  arch.  Inst.  VI  p.  164  n.  62a). 
Zoega  1 15  (wo  p.  63  not.  14  die  ältere  Literatur  zusammengestellt  ist).  Müller-Wieseler 
Denkmaler  d.  alten  Kunst  II 73,  941.  Vgl.  Gerhard  Prodromus  p.  259  Anm.  64.  Stephani 
der  ausruhende  Herakles  p.  30  (282).  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  600  n.  03.  Ann. 
dell*  Inst.  1860  p.  38.  CIL  VI  1  n.  2188,  2180.  Über  das  Priesterkollegium  der  Flaviales: 
Ephem.  epigraphica  III  p.  211  ff. 

Links  eingemauert: 
1907  (291)  Erotenfries. 

Vormals  im  Palazzo  Giustiniani. 
Die  Komposition  ist  in  geschickter  Weise  aus  anmutigen,  größten- 
teils von  der  hellenistischen  Kunst  erfundenen  Motiven  zusammenge- 
setzt.  In  der  Mitte  sieht  man  zwei  Eroten  im  Begriff  für  einen  Ring- 
kampf Stellung  «u  nehmen,  während  hinter  ihnen  der  Kampfrichter 
steht.  Die  Palästra,  in  der  die  Handlung  vor  sich  geht,  ist  durch  ein 
am  Boden  liegendes  Sandgefäß  (vgl.  n.  330,  332,  1153)  angedeutet. 
Fünf  andere  Eroten  sind  als  Zuschauer  des  Kampfes  gegenwärtig. 
Der  eine  steht  links  von  der  Ringergruppe  und  stützt  sich  mit  beiden 
Händen  auf  einen  Pfeiler,  auf  dem  sich  eine  Amphora  und  drei  Pal- 
menzweige befinden,  offenbar  Gegenstände,  die  als  Kampfpreise  die- 
nen sollen.  Drei  Flügelknaben  sind  rechts  von  der  Mittelgruppe  auf 
der  Basis  und  dem  Rande  eines  großen  Wasserbeckens  gruppiert. 
Ein  anderer  steht  hinter  ihnen  und  bekundet  durch  die  Bewegung 
seiner  Hände  die  gespannte  Aufmerksamkeit,  mit  der  er  das  Vorgehen 
der  beiden  Ringer  beobachtet.  In  dem  zweihenkeligen  Gefäße,  das  vor 
ihm  auf  dem  Boden,  in  dem  Kruge,  der  hinter  ihm  auf  einem  Tische 
steht,  und  in  dem  über  ihm  im  Feltfe  angebrachten  Kranze  haben  wir 
vermutlich  wiederum  Kampfpreise  zu  erkennen.  Auf  der  r.  Seite 
wird  das  Relief  durch  eine  Herme  abgeschlossen,  wie  sie  die  Alten  auf 
den  gymnastischen  Übungsplätzen  aufzustellen  pflegten  (vgl.  n.  1240, 
1290—1296).  Die  1,  Seite  des  Frieses  zerfällt  in  zwei  Darstellungen. 
Ein  Eros  öffnet  eine  der  zu  bakchischen  Geheimbräuchen  dienenden 
Gisten  und  deckt  hiermit  die  darin  verborgen  gehaltene  Schlange  auf. 
Unmittelbar  daneben  fällt  ein  Eros,  durch  diesen  Anblick  erschreckt, 
auf  den  Rücken,  während  zwei  andere  den  Vorgang  neugierig  aber 
vorsichtig  betrachten,  der  eine  auf  einem  kolossalen  Fruchtkorbe 
kniend,  der  andere  sich  niederduckend.  Auf  seinem  Rücken  steht  ein 
fünfter  Flügelknabe,  der  eifrig  bemüht  ist,  so  viel  Früchte,  als  er  mit 
seinen  Ärmchen  umspannen  kann,  aus  dem  Korbe  zu  nehmen.  Ein 
zweiter  niedrigerer  Fruchtkorb  dient  zur  Füllung  des  Feläes.   Die  am 


«ARTEN.  447 

I.  Ende  des  Frieses  angebrachte  Szene  stellt  einen  Eros  dar,  der  eine 
kolossale  Silenmaske  übergezogen  hat  und  die  Hand  durch  deren  Mund- 
öffnungsteckt.  Vor  umsteht  ein  Gespiele,  dem  diese  Mummerei  heftigen 
Schrecken  einfloßt.  Im  Hintergründe  lehnt  eine  große,  mit  Binden 
behangene  Fackel.  Das  Motiv  des  unter  der  Silenmaske  verborgenen 
Knaben  ist  von  der  antiken  Kunst  auch  statuarisch  behandelt  worden. 

Zeichnung  im  Codex  Pighianus  (Bei.  d.  Räche.  Qea.  d.  Wim.  1888  p.  210  o.  IBS). 
Gjdlerla  Giustiniena  II 128.  ZoegaII90.  Vgl.  Beschreibung  Borns  III 1  p.  5SS.  Braun 
Ruinen  u.  Museen  p.  700  n.  BS.  Tb.  Holroann  R&ffaelals  Architekt  IV  p.  111  (Amelung). 

In  die  Fassade  des  Bigliardo  eingemauert: 
1908  (308)  Gipsabguß  eines  llellefs:  Herakles,  Peirithoos,  The- 
sen B. 

Das  Original  int  In  das  Mu&eo  Torlonia  alla  Lungara  abertragen.  Deut- 
lich als  ergftntt  erkennbar  sind  die  Kopfe  der  mittleren  und  der  rechts 
stehenden  Figur,  ein  grflüerta  Stück  ungefähr  in  der  Mitte  der  Platte  mit 
dem  1.  Vorderarme  des  linke  stehenden  Jünglings,  beinahe  dem  ganzen  r. 
Anne  (vom  Bkeps  abwarte)  der  Mittelligur,  dem  Stücke  des  Felsens,  auf 
den  eich  die  Hand  dieses  Armee  stützt,  und  dem  unteren  Teile  des  Küche«, 
ferner  daa  r.  Ente  der  Mittelligur  nebst  den  benachbarten  Stücken  des 
Obor-Und  Unterachenkels,  au  dem  rechte  stehenden  Jüngling  der  r.  Vor- 
derarm mit  dem  oberen  Ende  des  Stabes,  das  untere  Ende  des  Schwertes 

Arch.  Zeitung  XXXVII  1870  p.  66  n.  287). 

Theeeus  und  Peirithoos  wurden,  nachdem  sie,  um  Persephone  zu 
entführen,  in  die  Unterwelt  eingedrungen  waren,  von  Pluton  auf 
einem  Felsen  festgebannt.  Als  spater  Herakles  in  den  Hades  hinab- 
stieg, um  den  Kerberos  zu  ho- 
len, gelang  es  ihm  nach  einer 
Version  beide  Helden  auf  die 
Oberwelt  zurückzuführen,  nach 
einer  anderen  nur  Theseus, 
während  Peirithoos  gefangen 
blieb.  Unser  Belief  scheint 
durch  die  zweite  Version  be- 
stimmt. Rechts  stehtTheeeufl, 
schon  befreit  und  zum  Auf- 
bruche fertig,  ein  Schwert  in  der 
L.,  die  K.  auf  einen  langenStab 
gestützt.  Den  Typus  seines 
Kopfes  kennen  wir  durch  ein  im 
Berliner  Museum  befindliches 
Fragment,  das  von  einer  bii- 
deren  Kopie  derselben  Relief- 

kompoBition  herrührt  (Fig.  40).  rig_  40. 

Das    Gesicht   zeigt  den  Aus- 
druck einer  leisen  Trauer,  offenbar  weil  der  Held  vomtussieht,  daß 
er  seinen  Freund  im  Hades  zurücklassen  muß.    Peirithoos  sitzt  noch 


448  VILLA  ALBANI.  1909—1911. 

an  den  Felsen  gefesselt,  wobei  der  Zwang,  dem  er  unterliegt,  durch 
die  Haltung  der  Beine  angedeutet  ist.  Sein  Gesicht  haben  wir  uns 
mit  schmerzlichem  Ausdruck  dem  neben  ihm  stehenden  Herakles 
zugewendet  zu  denken.  Dieser  ist  an  der  Keule  kenntlich,  die  er  in 
der  R.  hält,  wie  an  Bogen  und  Köcher,  die  zu  seinen  Füßen  liegen. 
Da  sein  1.  Vorderarm  restauriert  ist,  läßt  sich  die  ursprüngliche  Be- 
wegung dieses  Gliedes  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen.  Vielleicht 
machte  er  einen  vergeblichen  Versuch,  auch  den  Freund  des  Theseus 
zu  befreien,  indem  er  mit  der  1.  Hand  den  r.  Arm  des  Peirithoos 
faßte,  um  den  Gefangenen  vom  Felsen  abzulösen.  Man  sollte  aller- 
dings meinen,  daß  er  dann  mit  der  ganzen  Figur  an  dieser  Handlung 
beteiligt  sein  müßte,  während  er  augenscheinlich  ganz  ruhig  neben 
dem  Sitzenden  dasteht;  auch  ist  weder  in  der  1.  Schulter,  noch  in  dem 
1.  Oberarme  irgendeine  Spur  von  Anstrengung  zu  spüren.  Deshalb 
wird  man  die  Intentionen  des  Künstlers  doch  wohl  richtiger  verstehen, 
wenn  man  annimmt,  Herakles  und  Theseus  seien  bereits  davon  unter- 
richtet, daß  Peirithoos  in  der  Unterwelt  bleiben  muß;  nur  dieser  hat 
noch  keine  Ahnung  von  der  furchtbaren  Entscheidung  und  der  Tren- 
nung, die  ihm  bevorsteht,  und  wendet  sich  ungeduldig  zu  dem  Befreier 
des  Freundes  um.  Vielleicht  berührte  Herakles  mit  den  Fingerspitzen 
seiner  L.  tröstend  das  Kinn  des  Unglücklichen.  Über  der  Darstellung 
lastet,  wenn  sie  so  gedeutet  wird,  eine  trübe,  schwüle  Gewitterstim- 
mung, wie  über  den  beiden,  auch  stilistisch  verwandten  Reliefs 
n.  1154  und  1883.  Man  vergleiche  das  zu  beiden  Nummern  und  auch 
das  zu  n.  1398  Bemerkte.  Daß  auch  dieses  Exemplar  bemalt  war, 
geht  daraus  hervor,  daß  an  den  Füßen  der  drei  Figuren  die  Sohlen 
aber  nicht  die  Riemen  der  Sandalen  plastisch  ausgedrückt  sind. 
Zu  dem  Schema  der  Komposition  mittels  drei  Figuren  vgl.  n.  1888. 

Zoega  II 103.  I  monuraenti  del  Museo  Torlonia  riprodotti  con  la  fototipia  T.  XC1II 
n.  377.  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altertums  III  p.  1796  Fig.  1880.  Monuraenti  antichi 
pubbl.  per  cura  della  r.  Accademia  dei  Lincei  1 1892  p.  673 ff.  Tav.  n.  2  (wo  weitere  Lite- 
ratur angeführt  ist).  Bloch  griechischer  Wandschmuck  (Abbildung  auf  p.  17),  p.  16 ff. 
(Die  hier  vorgeschlagene  Deutung  auf  den  kranken  Fhiloktetes  —  die  Mittelfigur  — , 
den  Herakles  und  Odysseus  zu  überreden  suchen,  die  Insel  Lemnos  zu  verlassen,  ist  in 
der  Philolog.  Wochenschrift  1896  p.  658  widerlegt).  Boscher  mythol.  Lexikon  III  2 
p.  1789f.  Abb.  15.  Zeitschrift  für  bild.  Kunst  1902  p.  154 ff.  Abb.  6  (in  dieser  Abbildung 
ist  eine  Photographie  des  Berliner  Fragmentes  in  eine  Aufnahme  des  Reliefs  ohne  den 
Unterarm  des  Herakles  und  den  Kopf  des  Peirithoos  eingefügt  worden;  die  Abb.  ist 
wiederholt  im  Mod.  Cicerone  Born  I  p.  336).  Petersen  vom  alten  Born4  p.  154ff.  Abb. 
122;  ders.  ein  Werk  des  Panainos  p.  7  ff.  Abb.  c.  Vgl.  noch  Abhandlungen  des  arch. 
epigr.  Seminars  in  Wien  VIII 1890  p.  130  ff.  Böm.  Mitteilungen  VII 1892  p.  110  ff.  Ke- 
kule  von  Stradonitz  griech.  Skulptur*  p.  177  mit  Abb.  des  Berliner  Fragmentes  (man 
hat  dessen  Zugehörigkeit  zu  der  Komposition  unseres  Reliefs  auf  Grund  der  verschie- 
denartigen Haarbehandlung  an  den  Köpfen  des  Theseus  und  Herakles  in  Zweifel  ge- 
zogen, ohne  zu  beachten,  daß  beide  Spielarten  auch  an  dem  Parthenonfriese  nebenein- 
ander zu  beobachten  sind;  vgl.  zu  dem  Kopfe  des  Theseus  den  des  Knaben  auf  der  am 
weitesten  rechts  befindlichen  Platte  des  Nordfrieses.  Übrigens  waren,  nach  der  Pari- 
ser Wiederholung  des  Orpheusreliefs  zu  urteilen,  auf  diesem  die  Haare  des  Hermes  und 
des  Orpheus  ebenso  unterschiedlich  behandelt). 


BIGLIARDO.  449 

Bigliardo. 

Erstes  Zimmer. 

1909  (317)  Wiederholung  der  Figur  des  Stephanos  (n.  1846). 

Ergänzt  die  Nase,  ein  Teil  des  Obersch&dels  und  des  Halses  hinten, 
beide  Arme  von  der  Mitte  der  Oberarme  an,  das  r.  Bein  und  der  1.  Unter- 
schenkel bis  zum  Knöchel,  der  Stamm  bis  auf  das  unterste  Stück,  das  mit 
Plinthe  und  Füßen  antik  ist. 

Die  Ausführung  ist  etwas  flüchtiger  und  die  herbe  Frische  des 
archaischen  Stiles  in  noch  höherem  Grade  verglättet  als  bei  n.  1846. 

Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  1093.  Vgl.  Ann.  dell'  Inst.  1865  p.  62.  Ke- 
kul6  die  Gruppe  des  Künstlers  Menelaos  p.  25  n.  1. 

Zweites  Zimmer. 

1910  (336)  Fragment  einer  Brunnenmündung  oder  runden  Basis. 

Ergänzt  die  Köpfe  der  drei  Eroten,  der  des  Pan  und  die  zweier  Satyrn 
—  nur  an  dem  in  die  Amphora  hineinlangenden  Satyr  ist  der  Kopf  antik  — 
und  andere  unbedeutende  Stücke. 

Wir  sehen  drei  Eroten,  von  denen  der  eine  auf  einem  Stiere,  der 
zweite  auf  einem  Bocke,  der  dritte  auf  einem  Panther  reitet.  Vor  dem 
Stiere  steht  ein  bocksbeiniger  Pan,  der  aus  einer  hohen  Amphora  das 
für  dieses  Tier  bestimmte  Getränk  schöpft.  Der  Bock  und  der  Panther 
werden  jeder  von  einem  Satyr  getränkt.  Die  Symmetrie  der  Kom- 
position nötigt  zu  der  Annahme,  daß  auf  dem  verlorenen  Teüe  des 
Marmors  ein  vierter,  ebenfalls  berittener  Erot  dargestellt  war.  Die 
Bedeutung  der  Darstellung  wird  durch  ein  anderes  Relief  verständlich, 
das  vier  auf  Wagen  einherfahrende  Eroten  zeigt,  die  durch  ihre  Attri- 
bute als  Vertreter  der  Jahreszeiten  charakterisiert  sind.  Der  Ver- 
treter des  Frühlings  lenkt  ein  Zweigespann  von  Stieren,  der  des 
Sommers  eines  von  Böcken,  der  Genius  des  Herbstes  einen  von 
zwei  Panthern,  der  des  Winters  einen  von  zwei  Ebern  gezogenen  Wa- 
gen. Wir  dürfen  demnach  auch  auf  dem  albanischen  Belief  den  Stier- 
reiter zu  dem  Frühling,  den  Bocksreiter  zu  dem  Sommer,  den  Panther- 
reiter zu  dem  Herbste  in  Beziehung  setzen  und  annehmen,  daß  der  ver- 
lorene Erot  als  Vertreter  des  Winters  einen  Eber  ritt.  Der  am  1.  Ende 
des  erhaltenen  Teiles  dargestellte  Satyr,  der  mit  dem  r.  Arme  in  eine 
Amphora  hineinlangt,  ist  offenbar  beschäftigt,  das  für  diesen  Eber 

bestimmte  Getränk  zu  schöpfen. 

Zoega  II  89.  Brunn  kleine  Schriften  I  p.  32 f.  Abb.  11.  Vgl.  Beschreibung  Borns 
in  2  p.  495  n.  8.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  702  n.  98.  Bull,  dell'  Inst.  1849  p.  75—76. 
Röscher  mythol.  Lexikon  III 1  p.  1461.  Amelung  Vatikankatalog  I  p.  578. 

Sogenanntes  Kaffeehaus. 

Die  halbkreisförmige  Halle. 
Links  1911  (594)  Gipsabguß,  sogen.  Kopf  des  Alkibiades. 

Das  Original  ist  in  das  Museo  Torlonia  alla  Lungara  übertragen.  Er- 
gänzt an  dem  Originale  der  1.  Augenknochen,  die  Nase,  die  Unterlippe 
Stücke  an  der  Oberlippe  und  den  Ohren,  die  Büste. 

H  e  1  b  i  g :  Führer.  II.  3.  Aufl.  2  9 


450  VILLA  ALBANI.  1912—1918. 

Vgl.  n.  88. 

I  monumenti  del  Museo  Torlonia  riprodotti  con  la  fototipia  T.  XVII  67.  Vgl. 
Ann.  dell'  Inst.  1866  p.  22»  III. 

1912  (604)  Nackte  Kriegerstatue. 

Ergänzt  beide  Vorderarme,  der  Griff  und  der  untere  Teil  des  Schwertes. 
Doch  ist  das  Mittelstück  der  Waffe  antik.  Der  behelmte  Kopf  (erg.  der 
Helmbusch,  das  Visier,  Teile  der  Locken  und  der  Wangen,,  die  Nase,  die 
Lippen)  ist  vorn  durch  ein  modernes  Einsatzstttck  mit  dem  Körper  ver- 
bunden, hinten  aber  durch  einen  glatten  Schnitt  von  dem  Halse  des  Kör  - 
pers  getrennt;  er  kann  also  unmöglich  zu  diesem  gehören,  trotzdem  beide 
Teile  in  Marmor,  Ausführung  und  Größe  miteinander  übereinstimmen 
und  auch  die  Wendung  des  Kopfes  zu  der  Bewegung  des  Halses  am  Kör- 
per paßt. 

Da  die  Figur  in  der  Stellung  wie  in  den  Maßen  genau  mit  dem  po- 
lykletisohen  Doryphoros  (vgl.  n.  45)  übereinstimmt,  ist  ihr  Motiv 
offenbar  aus  diesem  abgeleitet.  Die  Abänderung  beschrankt  sich  dar- 
auf, daß  dem  Jüngling  ein  Schwert  umgehängt  ist  und  die  1.  Hand 
nicht  einen  Speer  schultert,  sondern  den  Schwertknauf  anfaßt.  Der 
r.  Arm  scheint  wie  am  Doryphoros  ohne  Attribut  längs  der  Seite  herab- 
gehangen zu  haben. 

Clarac  V  pl.  833  C  n.  2074A.  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  1099 — 1101. 
Vgl.  Bull,  dell*  Inst.  1873  p.  10.  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im 
Rheinland  LIII 1873  p.  36  Anm.  2.  Ann.  dell'  Inst.  1878  p.  9  not.  3K.  Sitzungsberichte 
der  phil.-hist.  Cl.  d.  bayer.  Akademie  1892  p.  674.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  423. 

Rechts  1913  (609)  Gipsabguß,  Porträt  eines  Römers. 

Das  Original  im  Museo  Torlonia.  Ergänzt  an  dem  Originale  der  vor- 
dere Teil  der  Nase,  das  Kinn,  Splitter  an  den  Ohren,  der  Hals,  die  Büste. 

Es  stellt  dieselbe  Persönlichkeit  dar  wie  n.  21. 
I  monumenti  del  Museo  Torlonia  T.  CXXX  508. 

Links  1914  (610)  Kopf  des  Aratos  (?). 

Ergänzt  ein  Stück  der  Stirn,  die  Nase,  Flicken  um  die  1.  Braue,  in 
der  r.  Wange  und  dem  Bart  unter  der  1.  Wange,  die  Spitze  des  Bartes, 
beide  Schultern,  die  Herme. . 

Die  Benennung  dieses  schönen,  wenn  auch  nicht  fein  ausgeführten 
Kopfes  hängt  ab  von  der  Deutung  eines  mit  dem  albanischen  Kopfe 
übereinstimmenden  Porträts,  das  auf  Münzen  von  Soloi-Pompeiopolis 
wiedergegeben  ist  (Band  I  p.  461  Fig.  19).  Man  erkannte  in  diesem 
Porträt  früher  den  Stoiker  Ghrysippos  und  benannte  daraufhin  unser 
Exemplar  in  derselben  Weise.  Doch  scheint  jenes  Münzporträt  und  so- 
mit auch  der  albanische  Kopf  vielmehr  den  Begründer  des  astrono- 
mischen Epos,  Aratos,  darzustellen  (vgl.  n.  282,  822).  Wenn  sich  der 
alte  Herr  wie  fröstelnd  in  seinen  Mantel  hüllt,  so  ist  dieses  Motiv 
vielleicht  daraus  zu  erklären,  daß  der  Künstler  den  sternkundigen 
Dichter  darstellen  wollte,  wie  er  in  der  Kühle  der  Nacht  über  ein  astro- 
nomisches Problem  nachdenkt. 

*  Visconti  iconografia  greca  I  T.  XXIIIa  4,  5  p.  246.  Baumeister  Denkmäler  des  kl. 
Altertums  I  p.  395  Fig.  426.  Bernoulli  griech.  Ikonographie  I  Münztafel  II 12;  II  p. 
151  f.  u.  155 ff.  Abb.  16,  17.  Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  und  Römer  T.  99. 
Vgl.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  704  n.  101.  Schuster  über  die  erhaltenen  Porträts, 
griechischer  Philosophen  p.  22  n.  12.  Achäol.  Anzeiger  V  1890  p.  66 ff.  (die  hier  p.  57 
ausgesprochene  Behauptung,  daß  eine  an  dem  Kinnbart  unseres  Kopfes  vorhandene 


KAFFEEHAUS.  451 

Bruchstelle  auf  eine  den  Bart  berührende  Hand  schließen  lasse»  ist  unrichtig.  Der 
Kinnbart  zeigt  keine  Bruchstelle.  Nur  an  dem  unteren  Ende  des  1.  Schnurrbarts  ist 
ein  Splitter  herausgebrochen,  der  jedoch  viel  zu  klein  ist,  als  daß  er  sich  zu  einer  da* 
selbst  anliegenden  Hand  in  Beziehung  setzen  ließe). 

1915  (628)  Karyatide. 

Gefunden  zugleich  mit  n.  16,  1830,  1917.  Ergänzt  der  vordere  Band 
des  Kalathos,  die  Nase,  die  Lippen,  Stücke  an  den  Händen  wie  am  Ge- 
wände, die  Füße  mit  dem  aufliegenden  Gewandsaume,  die  Plinthe. 

Vgl.  n.  16. 

Guattani  mon.  ant.  ined.  1788  Settembre  T.  I.  Glarac  III  pl.  442  n.  808.  BÖm. 
Mitteilungen  IX  1804  p.  137B  Fig.  1.  Vgl.  Beschreibung  Roms  III  2  n.  544..  Braun 
Ruinen  und  Museen  p.  705  n.  105  .  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1556.  Furtwäng- 
ler  Meisterwerke  p.  570  Anm.  2.    Amelung  die  Basis  des  Praxiteles  aus  Mantinea  p.  54. 

1916  (633)  Kopf  eines  Jungen  Römers  aus  der  Zeit  des  Augustus 

mit  übergezogener  Toga« 

Ergänzt  der  untere  Teil  der  Nase,  die  Mitte  der  Oberlippe,  Teile  der 
Toga  und  die  Büste. 

Man  hat  den  Kopf  früher  für  Caligula,  letzthin  mit  größerer  Wahr- 
scheinlichkeit für  C.  Caesar,  einen  Sohn  des  Agrippa  und  der  Iulia, 

erklärt. 

Bernoulli  römische  Ikonographie  II  1  p.  305  n.  5.  Mau  statua  di  Marcello  nipote 
d'Augusto  (Napoli  1890)  p.  6.  Archäol.  Anzeiger  XXV  1910  p.  532 f.  Vgl.  Band  I 
p.  452  n.  11. 

1917  (725)  Karyatide, 

Gefunden  zugleich  mit  n.  16,  1830,  1915.  Ergänzt  der  vordere  Rand 
des  Kalathos,  die  Nase,  das  Sinn,  der  Rumpf  von  unterhalb  der  Büste 
bis  zu  den  Knien  nebst  den  daran  anliegenden  Teilen  der  Arme,  die  längs 
des  r.  Unterschenkels  herabreichende  Faltenmasse,  viele  Stücke  am  Ge- 
wände, der  große  Zehen  des  r.  Fußes,  die  Einlassung  der  Plinthe. 

Vgl.  n.  16.  Ein  Gelehrter  hebt  mit  Recht  die  auffällige  Ver- 
wandtschaft hervor,  die  hinsichtlich  der  Gewandbehandlung  zwischen 
dieser  Statue  und  dem  unter  n.  29  besprochenen  Artemistypus  ob- 
waltet. Der  Kopf  scheint  eine  versüßlichte  Umbildung  desjenigen 
der  knidischen  Aphrodite  (vgl.  n.  310). 

Glarac  III  pl.  444  n.  814B.  Rom.  Mitteilungen  IX  1894  p.  139 ff.  Fig.  2  (besonders 
p.  156  u.  159).   Furtwängler  Meisterwerke  p.  570  Anm.  2. 

1918  (733)  Statue  der  Aphrodite. 

Ergänzt  der  Hals,  beide  Arme,  die  1.  Schulter,  ein  Stück  an  der  1. 
Brust,  das  Gesäß,  vielerlei  am  Gewände,  besonders  die  Steilfalte,  die  vom 
1.  Knie  niederhängt,  beide  Füße,  soweit  sie  nackt  sind,  mit  dem  1.  der  1. 
Unterschenkel,  soweit  er  entblößt  ist,  endlich  fast  die  ganze  Plinthe.  Die 
Zugehörigkeit  des  Kopfes  (erg.  die  Nase,  die  Lippen,  die  1.  Haarschleife, 
der  Schopf)  ist  ausgeschlossen. 

Die  Statue  ist  falsch  ergänzt.  Sie  gab  den  bekannten  Typus  der 
Aphrodite  wieder,  die  mit  beiden  Händen  einen  Schild  gefaßt  hält, 
um  sich  darin  zu  spiegeln.  Der  Typus,  aus  dem  die  Venus  von  Milo  und 
die  Victoria  von  Brescia  abgeleitet  sind,  ist  am  vollständigsten  ver- 
treten durch  die  Aphrodite  von  Capua  im  Neapeler  Museum,  doch  ist 
dieser  die  hier  besprochene  Wiederholung  in  der  lebendigen,  reichen  Be- 
handlung des  Gewandes  weit  überlegen.  Der  Schild  war  augenschein- 
lich aus  Bronze  gearbeitet;  man  hatte  nicht  für  nötig  gefunden,  ihn  auf 

29* 


452  VILLA  ALBANI.  1919—1921. 

dem  1.  Oberschenkel,  der  vollkommen  intakt  erhalten  ist,  irgendwie 
zu  befestigen,  da  er  zwischen  dem  Berührungspunkte  auf  dem 
Schenkel  und  den  beiden  greifenden  Händen  mit  genügender 
Sicherheit  ruhte.  Ein  Gelehrter  hat  in  dem  Typus  ohne  über- 
zeugende Gründe  eine  Schöpfung  des  Skopas  erkennen  wollen;  an- 
dere führen  ihn  auf  Lysippos  zurück,  dessen  Kompositionsart  das 
Motiv  des  rechten,  den  Körper  überschneidenden  Armes  in  der  Tat 
entsprechen  würde.  Auch  fehlt  es  nicht  an  Ähnlichkeiten  zwischen 
einzelnen  Gewandmotiven  hier  und  an  sicher  lysippischen  Werken, 
wie  dem  Ares  Ludovisi  (n.  1297)  und  dem  Hermes  Lansdowne  (Mi- 
chaelis ancient  marbles  p.  464 ff.  n.  85  mit  Tafel);  aber  sie  genügen 
kaum,  um  einen  sicheren  Rückschluß  zu  gestatten.  Der  Kopf,  den  der 
Ergänzer  der  Statue  aufgesetzt  hat,  stammt  von  einer  geringen  Wie- 
derholung der  kapitolinischen  Aphrodite  (n.  803). 

Clarac  IV  pl.  602  n.  1332A.  Valentin  die  hohe  Frau  von  Milo  T.  IV  10.  8.  Beinach 
repertoire  de  la  stat.  II  2  p.  803  n.  4,  5.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  Text  zu  n.  593 
p.  4  f.  Fig.  5.  Vgl.  Bernoulli  Aphrodite  p.  161  n.  2.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  638 
Anm.  5. 

Rechts  1919  (737)  Kopf  des  Poseidon  (?). 

Ergänzt  ein  kleiner  Flicken  in  der  Nase,  der  hintere  Teil  der  auf  der 
r.  Seite  herabfallenden  Haarmasse  und  die  Büste  nebst  dem  Ansätze  des 
Halses  (das  r.  Schlüsselbein  ist  alt).   Oben  im  Scheitel  ein  Loch,  in  dem 
noch  ein  Eisendübel  steckt  (zur  Befestigung  des  Meniskos?  vgl.  n.  195, 196) 
Die  Rückseite  ist  unregelmäßig  zugeschnitten  und  leicht  gerauht. 

Der  Kopf  wurde  früher  auf  Zeus  gedeutet,  weil  er  eine  entschiedene 

Familienähnlichkeit  mit  dem  Zeus  von  Otricoli  (n.  288)  verrät.  Die 

Verwandtschaft  geht  aber  keineswegs  so  weit,  daß  wir  annehmen 

dürften,  beide  Köpfe  seien  nur  verschieden  ausgeführte  Kopien  des 

gleichen  Originales.    Der  hier  besprochene  Kopf  zeigt  eine  größere 

Unruhe    in    den    Formen    wie    im    Ausdruck,     kleinere    Augen, 

eine  leicht   gekrümmte  Nase,   deren  Nüstern   stark   gebläht   sind, 

einen  verworreneren  Fall  des  Haupt-  und  Barthaares.   Da  dieselben 

oder  ähnliche  Eigentümlichkeiten  an  sicher  beglaubigten  Typen  des 

Poseidon  (vgl.  n.  106,  1188)  nachweisbar  sind,  so  fragt  es  sich,   ob 

wir   nicht    in    dem   albanischen  Marmor   vielmehr    ein  Bild  des 

Poseidon  zu  erkennen  haben,  das,  wie  das  Original  des  Zeus  von 

Otricoli,  von  einem  Künstler. des  vorgerückten  4.  Jahrhunderts  v. 

Ohr.  geschaffen  wurde  und  aller  Wahrscheinlichkeit  von  dem  gleichen 

Meister,  dem  wir  dieses  Original  glaubten  zuschreiben  zu  dürfen,  von 

Bryaxis.    An  der  Art,  wie  der  Hinterkopf  angestückt  war,  erkennen 

wir  hier  die  gleiche  Technik,  die  wir   bei  n.  288  beobachtet  haben 

(vgl.  dort  die  Bemerkungen  auf  p.  190 f.). 

Overbeck  Kunstmythologie  II  p.  77  n.  5;  Atlas  I  14.  Brunn-Bruckmann  Denk- 
mäler n.  605  (Sieveklng).  Vgl.  Ausonia  III  1908  p.  122 f.  (Amelung). 

1920  (741)  Statue  des  Herakles. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  ein  Teil  der  1.  Wange,  der  Nacken  und  die 
r.  Seite  des  Halses,  der  r.  Arm  bis  auf  den  Ansatz,  die  1.  Hand,  der  größte 
Teil  der  Keule,  deren  Mittelsttick  jedoch  antik  ist,  das  r.  Bein  von  etwas 


KAFFEEHAUS.  453 

über  dein  Knie  an,  der  1.  Fuß  abgesehen  von  der  Ferse,  Stücke  am  Felle 
(besonders  die  r.  Pranke),  beinah  die  ganze  Flinthe.  Kopf  und  Körper 
bestehen  aus  verschiedenartigem  Marmor;  der  Kopf  kann  also  nicht  su 
dem  Körper  gehören. 

Vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  108.  Da  auch  der  ursprungliche  Kopf 
des  Typus  sieh  nach  der  1.  Schulter  wendete,  kann  die  Ergänzung  des 
r.  Armes  mit  der  Schale  nicht  riohtig  sein,  denn  zu  dieser  müßte  der 
Held  emporblicken.  Da  aber  der  r.  Arm,  seinem  Ansatz  nach  zu  ur- 
teilen, sicher  erhoben  war,  können  wir  vielleicht  annehmen,  daß  die 
R.  damit  beschäftigt  war,  den  Kopf  mit  einem  Kranze  oder  einer  geroll- 
ten Binde  zu  schmücken,  wie  wir  sie  auf  dem  Kopfe  von  n.  108  dar- 
gestellt sehen.  Ein  derartiger  Typus  kommt  auf  römischen  Medaillons 
aus  der  Zeit  des  Lucius  Verus  und  des  Commodus  vor.  Das  Original 
war  zweifellos  in  Bronze  gearbeitet,  wie  wir  aus  der  starken  Unter- 
höhlung des  Felles  schließen  können;  dort  kam  also  die  Stütze,  die  der 
Kopist  als  großen  Köcher  gestaltet  hat,  in  Wegfall.  Der  Kopf,  den 
der  Ergänzer  dem  Körper  aufgesetzt  hat,  gehört  zu  einer  anderen 
Darstellung  des  Heros,  deren  Original  im  Beginne  des  4.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  entstanden  sein  muß.  Auch  dieses  Werk  war  augen- 
scheinlich in  Bronze  gearbeitet;  die  Haupt-  und  Barthaare  sehen  wie 

ziseliert  aus. 

Clarac  V  pl.  804B  n.  2007 A  .  Furtwangler  Meisterwerke  p.  574  ff.  Fig.  108.  Brunn- 
Brackmann  Denkmäler  Text  zu  n.  609  Fig.  1  (Arndt).  Vgl.  Beschreibung  Borns  HE  2 
p.  549.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  706  n.  108.  Wochenschrift  für  klass.  Philologie 
1911  p.  598  f.  —  Medaillons  mit  dem  Typus  des  sich  kransenden  Herakles  s.  bei  Orueber 
roman  medaillons  in  the  Brit.  Mus.  Fl.  XXX  1;  Froehner  Medaillons  romains  p.  123-, 
Onecchi  medaglioni  romani  T.  75, 1 ;  77, 1 ;  83,  5  und  6.  —  Eine  Statue  des  Herakles  mit 
einem  Kopfe  des  Typus,  wie  ihn  der  Ergänzer  hier  verwendet  hat,  s.  in  Ny-Carlsberg 
Glyptotheks  antike  Kunstvaerker  T.  XVIII  n.  250.  Vgl.  Arndt  a.  a.  O.  Anm.  2. 

1921  (744)  Archaischer  Porträtkopf  eines  Griechen. 

Ergänzt  die  Nasenspitze,  ein  Stück  des  1.  Nasenflügels,  ein  Flicken 
an  der  r.  Schlafe,  die  untere  Hälfte  des  r.  Ohres,  die  Herme. 

Die  Ausführung  zeigt  eine  solche  Frische  und  Kraft,  daß  man  ge- 
neigt sein  könnte,  den  Kopf  für  eine  griechische  Originalarbeit  etwa 
aus  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  zu  erklären.  Besonders 
wirkungsvoll  ist  die  lebendige  Behandlung  der  geöffneten  Lippen. 
Aber  durch  die  Verwendung  des  Bohrers  in  den  Bartlöckchen  verrät 
sich  doch  der  Kopist.  Die  Deutung  auf  Peisistratos,  die  mit  einer 
angeblichen  Ähnlichkeit  zwischen  dem  Kopfe  und  dem  Porträt  des 
Perikles  (n.  276)  sowie  damit  begründet  wurde,  daß  in  unserer  Über- 
lieferung von  einer  gewissen  Ähnlichkeit  zwischen  diesen  beiden 
Männern  die  Bede  ist,  bedarf  heute  keiner  Widerlegung  mehr.  Das 
Original  des  Kopfes,  das  wir  uns  augenscheinlich  in  Bronze  vorzu- 
stellen haben ,  ist  riohtig  als  eine  Schöpfung  des  myronisohen  Kreises 
bezeichnet  worden. 

Furtwangler  Meisterwerke  T.  XX  p.  352.  Arndt  -Brackmann  griech.  u.  röm. 
Porträt«  n.  76 1,  762.  Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  u.  Römer  p.  VIII  T.  2. 
Vgl.  Bull,  dell'  Inst.  1851  p.  87  f.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  707  n.  110.  Lippold 
griech.  Portrfttstatuen  p.  32. 


454  VILLA  ALBANI.  1922—1924. 

1922  (749)  Statue  der  Eora  (Persephone). 

*  Ergänzt  an  der  r.  Hand  der  Zeigefinger,  der  Daumen  und  das  vorderste 
Glied  des  Mittelfingers,  der  1.  Arm  abgesehen  von  der  inneren  Hälfte 
des  Oberarmes,  das  dem  1.  Ellenbogen  benachbarte  Stück  des  herabfal- 
lenden Ärmels,  die  äußeren  Teile  der  Plinthe. 

Die  Auffassung  und  der  Stil  lassen  darauf  schließen,  daß  diese 
Statue  ein  Bronzeoriginal  aus  dem  Kreise  des  Pheidias,  wahrscheinlich 
ein  Werk  des  Pheidias  selbst,  wiedergibt.  Man  hat  sie  für  Demeter  er- 
klärt, weil  sie  hinsichtlich  der  Anordnung  der  Gewänder  mit  einer  auf 
einem  eleusinischen  Relief  dargestellten  Figur  übereinstimmt,  die 
von  einigen  Gelehrten  als  Demeter  gedeutet  wurde.  Doch  ist 
die  Deutung  der  Relieffigur  auf  Kora  die  weitaus  wahrschein- 
lichere, und  es  spricht  nichts  dagegen,  diese  auf  die  albanische 
Statue  zu  übertragen.  Die  Formen  wie  der  Ausdruck  des  Kopfes,  die 
eng  anliegende  Haube,  die  von  der  antiken  Kunst  häufig  göttlichen 
wie  sterblichen  Jungfrauen  beigelegt  wird,  und  die  kurzen  krausen 
Locken,  die  unter  der  Haube  vorquellen,  passen  besser  für  eine  jung- 
fräuliche als  für  eine  matronale  Göttin.  Die  r.  Hand  kann  recht  wohl 
eines  der  für  Kora  geeigneten  Attribute,  etwa  ein  aus  Metall  gearbei- 
tetes Blumenbüschel,  gehalten  haben.  Nach  dem  erhaltenen  Teile  des 
1.  Oberarmes  ist  es  wohl  möglich,  daß  die  Statue  wie  die  Relieffigur  die 
gesenkte  1.  Hand  auf  eine  lange  Fackel  legte,  die  oben  an  die  1.  Schulter 
gelehnt  und  an  der  Statue  nioht  aus  Marmor,  sondern  aus  einem  an- 
deren Material,  etwa  vergoldetem  Holze,  gearbeitet  war.  Vgl.  n.  989. 

Clarac  V  pl.  936F  n.  2264.  Overbeck  Kunstmythologie  III  p.  428,  p.  446,  p.  469 
n.  20;  Atlas  XIV  11.  Jahrbuch  der  Kunstsammlungen  des  Allerh.  Kaiserhauses  XII 
(Wien  1890)  p.  72  Fig.  2.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  n.  255.  Jahreshefte  d.  Österr. 
archftol.  Instituts  XIV  1911  p.  8  ff.  Abb.  8,  p.  42  Abb.  46,  p.  44  f.  (zu  der  Demeterstatue, 
die  Schrader  in  dieser  Arbeit  dem  gleichen  Künstler  zuschreiben  will,  wie  die  Kora, 
vgl.  die  Bemerkungen  zu  n.  1094).  Vgl.  Boscher  mythol.  Lexikon  ü^p.  1354.  Furt- 
wangler Meisterwerke  p.  100.  Kekule  von  Stradonitz  über  Kopien  einer  Frauenstatue 
aus  der  Zeit  des  Pheidias  (Berlin  1897)  p.  26 ff.,  p.  86  Anm.  32.  Furtwangler  griechi- 
sche OriginalBtatuen  aus  Venedig  p.  11  ff.  (Abhd.  d.  bayex.  Ak.  d.  Wiss.  I.  CT.  XXI, 
Bd.  II.  Abt.  p.  285  ff'.).  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen,  Serie  II  p.  39  zu  n.  497. 
Bonner  Jahrbücher  Gl  1897  p.  162.  Pauly-Wissowa  Bealenzyktopadie  Supplement 
I  p.  291  Nachtrag  zu  8.  2320,  20.  Der  Kopf:  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n. 
1115 — 16.  Jahresh.  d.  österr.  arch.Inst.  a.  a.  O.  p.  11  Abb.  13, 14.  Über  das  eleusinische 
Relief:  Friederichs-Wolters  Bausteine  n.  1182.  Boscher  mythol.  Lexikon  II  p.  1347 ff. 
Athen.  Mitteilungen  XX  1895  p.  247  ff.  Wochenschrift  für  klass.  Philologie  1904  p.  903. 
Svoronos  das  athen.  Nationalmuseum  I  T.  XXIV,  XXV  p.  106  ff.  Furtwangler- Urlichs 
Denkm.  griech.  u.  röm.  Skulptur  Handausgabe  (3.  Aufl.)  T.  13  p.  45  ff.  Jahresh.  d.  österr. 
arch.  Inst.  a.  a.  O.  p.  6  ff.  Abb.  4. 

Durchgang  zu  der  Galleria  del  Canopo. 
Im  r.  Seitenraum: 

1923  (711)  Schwebende  Mädchenfigur* 

Nach  Clarac,  Texte  HI  p.  74,  gefunden  in  der  tiburtmer  Villa  des 
Hadrian.  Ergänzt  vonCavaceppi  beide  Arme,  Stücke  beider  Brüste,  der  1. 
Unterschenkel  mit  dem  Knie,  der  halbe  r.  Fuß,  vielerlei  am  Gewände,  der 
größte  Teil  der  Plinthe.  An  dem  Kopfe  erg.  fast  die  ganze  Stephane,  die 
Nasenspitze,  die  hinter  den  Ohren  herabfallenden  Locken,  deren  Anaatze 
aber  erhalten  sind,  und  der  Nacken  nebst  dem  Halsansatze;  der  Kopf  ist 
antik,  gehört  aber  nicht  zu  dem  Körper. 


DURCHGANG  ZU  DER  GALLERIA  DEL  CANOPO.     455 

Dargestellt  ist  ein  herabschwebendes  Madchen,  dessen  Gewänder 
durch  die  Luftströmung  gebauscht  und  in  zahlreiche  Falten  gebrochen 
werden.  Die  Statue  geht  offenbar  auf  ein  bedeutendes  Original  zurück. 
Das  schwierige  Motiv  des  Herabschwebens  ist  in  der  glücklichsten 
Weise  wiedergegeben  und  macht  einen  um  so  natürlicheren  Eindruck, 
als  der  Stamm,  der  die  Figur  mit  der  Plinthe  verbindet,  größtenteils 
durch  das  Gewand  und  die  Füße  bedeckt  wird.  Das  Faltenspiel  zeich- 
net sich  durch  Reichtum  wie  durch  Klarheit  aus.  Die  für  die  Statue 
vorgeschlagenen  Deutungen  auf  Hera  oder  Iris  brauohen  heute  nicht 
mehr  widerlegt  zu  werden.  Vielleicht  hatte  Cavaceppi  recht,  wenn  er 
in  der  Figur  eine  Selene  vermutete,  obwohl  er  mit  der  Fackel,  die  er  der 
Göttin  in  die  R.  gab,  keinesfalls  das  Richtige  getroffen  haben  kann. 
Man  würde  vielmehr  an  Selene  zu  denken  haben,  wie  sie  zu  Endymion 
herabschwebt  (vgl.n.  18,  795, 807).  Der  der  Statue  aufgesetzte  Kopf 
erinnert  an  praxitelische  Kunstweise,  ist  aber,  wie  die  Inno  Ludovisi, 
mit  dem  Schöpfe  der  iulisch-claudischen  Epoche  ausgestattet;  auch 
hat  er  mit  jenem  Werke  den  Schmuck  der  geknoteten  wollenen  Binde 

am  unteren  Rande  des  Diadems  gemein  (vgl.  n.  1305). 

Raffei  osservazioni  sopra  alcuni  monumenti  esistenti  nella  villa  Albani  diss.  VII 
T.  n  p.  125ff.  Clarac  in  pl.  415  n.  719,  pl.  416  n.  710A.  Der  Kopf:  Arndt-Amelung 
Einzelaufnahmen  n.  1121,  1122.  Vgl.  Bull,  dell'  Inst.  1849  p.  71,  Ann.  1652  p.  230. 
Braun  Ruinen  und  Museen  p.  709  n.  112.  Overbeek  Kunstmythologie  III  p.  202  Anm. 
65.  Furtwängler  Meisterwerke  p.  558  Anm.  1. 

1924  (706)  Relief,  Theseus  und  Aithra. 

Der  Jesuit  Vulpius  sah  dieses  Relief  1732  in  einer  bei  Ostia  gelegenen 
Vigna  und  veröffentlichte  es  nach  einer  ganz  ungenauen  Zeichnung  in 
seinem  Werke  Vetus  Latium  profanum  vol.  VI  (Bomae  1734)  T.  15.  Als 
Winckelmann  1763  einen  Ausflug  nach  Ostia  unternahm,  fand  er  das  Re- 
lief, wie  es  scheint,  in  derselben  Vigna  wieder  (Winckelmann  Briefe  an 
Bianconi  §  35,  26.  März  1763,  Werke  Bd.  II,  Stuttgart  1847,  p.  214.  Fea 
misc.  I  p.  CLXXXXI  n.  3)  und  publizierte  es  genauer  als  sein  Vorgänger 
in  den  Mon.  ant.  ined.  T.  96,  II  p.  130.  Ergänzt  an  dem  ersten  Mädchen 
von  links  der  Kopf  abgesehen  von  dem  untersten  Stücke,  die  1.  Hand  mit 
einem  Stück  des  Felsens  und  der  r.  Arm,  an  dem  folgenden  Mädchen  das 
halbe  Gesicht  und  ein  Stück  des  Hinterkopfes,  an  der  Figur  des  Theseus 
beinah  das  ganze  Gesicht,  der  r.  Vorderarm  —  doch  ist  die  r.  Hand  antik — 
und  der  r.  Fuß,  an  dem  rechts  von  dein  Felsen  stehenden  Mädchen  der 
Kopf  und  die  r.  Hand,  an  der  folgenden  Matrone  der  vordere  Teil  des 
Schädels,  die  Stirn,  die  Augen,  die  Nase,  die  Lippen,  an  dem  neben  ihr 
befindlichen  Jüngling  der  obere  Teil  des  Schädels,  die  Stirn,  der  1.  Arm 
mit  der  Hand  bis  auf  vier  der  Finger,  der  Griff  des  Schwertes,  das  1.  Bein 
von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts,  an  dem  Grunde  die  1.  obere 
Ecke.  Ein  Bruch  geht  durch  den  Hals  der  Matrone  und  dann  links  von 
ihr  abwärts  durch  den  Fuß  des  weiter  links  stehenden  Mädchens.  Das 
Gesicht  des  rechts  stehenden  Jünglings  ist  ganz  überarbeitet.  Schlechte 
Arbeit. 

Ab  Aigeus  die  von  ihm  schwangere  Aithra  in  Troizene  zurückließ, 
barg  er  seine  Sohuhe  und  sein  Schwert  unter  einem  Felsblock  und  be- 
fahl seiner  Geliebten,  falls  sie  einen  Sohn  gebäre,  diesem  nicht  eher 
mitzuteilen,  wer  sein  Vater  sei,  als  bis  der  Jüngling  sich  fähig  gezeigt 
habe,  den  Felsblock  abzuwälzen;  dann  solle  sie  den  Sohn  nach  Athen 
schicken  und  ihm  die  Schuhe  und  das  Schwert  als  Erkennungszeichen 


456  VILLA  ALBANI.  1926—1928. 

mitgeben.  Auf  der  1.  Seite  der  Platte  ist  Theseus  dargestellt,  wie  er 
in  Gegenwart  zweier  troizenisoher  Madehen  das  von  seinem  Vater 
verlangte  Probestück  vollzieht.  Der  Kraftaufwand,  den  er  dabei  ent- 
faltet, ist  mit  der  Gewandtheit  und  Anmut  verbunden,  wie  sie  im  be- 
sonderen die  attische  Gymnastik  in  dem  Jünglingskörper  entwickelte. 
Die  rechts  dargestellte  Szene  ist  bald  auf  Aigeus  gedeutet  worden,  der  Ai- 
thra  in  Gegenwart  von  zwei  Mädchen,  etwa  Dienerinnen,  über  das  von 
seinem  zukünftigen  Sohne  zu  fordernde  Probestück  unterrichtet, 
bald  auf  Theseus,  wie  er,  im  Begriff  die  Reise  nach  Athen  anzutreten, 
von  seiner  Mutter  Abschied  nimmt.  Diese  Erklärung  ist  die  wahr- 
scheinlichere, da  der  neben  Aithra  stehende  Jüngling  die  größte  Ähn- 
lichkeit mit  dem  auf  der  anderen  Seite  dargestellten  Theseus  zeigt. 
Der  scheibenförmige  Gegenstand,  auf  den  er  den  r.  Fuß  setzt,  ist  of- 
fenbar identisch  mit  der  häufig  auf  kampanischen  Wandbildern 
wiedergegebenen  Walze,  deren  sich  die  Alten  zur  Ebenung  von  Wegen, 
Spielplätzen  und  zu  ähnlichen  Zwecken  bedienten. 

Zoega  I  48.  Miliin  gal.  myth.  pl.  128,  482*.  Hirt  Götter  und  Heroen  T.  88,  S26. 
Guigniaut  rel.  de  l'ant.  pl.  106,  696.  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  1126.  Vgl. 
Braun  Ruinen  und  Museen  p.  710  n.  113.  Aren.  Zeitung  XXVII 1869  p.  107. 

Im  1,  Seitenraume: 

1925  (641)  Statue  des  Marsyas. 

Ergänzt  die  Nase,  ein  Teil  der  r.  Braue,  beide  Beine  von  der  Mitte  der 
Oberschenkel  abwärts  und  beide  Arme  vom  Biceps  bis  unweit  der  Hand- 
wurzeln. Die  antiken  Teile  sind  von  moderner  Hand  mehr  oder  minder 
übergangen. 

Wie  an  allen  aus  weißem  Marmor  gearbeiteten  Marsyas -Statuen 
erscheint  auch  an  dieser  das  pathologische  Element  weniger  scharf 
betont  und  die  Charakteristik  weniger  naturalistisch,  als  an  den  Exem- 
plaren, die  in  phrygischem  Marmor  (paonazzetto)  ausgeführt  sind. 
Vgl.  n.  951. 

Overbeck  Kunstmythologie  IYfp.  476  n.  1;  Atlas  XXVI  26. 

Galleria  del  Canopo. 

1926  (698)  Büste  eines  Barbaren. 

Ergänzt  der  Vorderteil  der  Nase,  Stücke  an  den  Ohren,  der  größte 
Teil  der  Büste,  das  Schnauzenstück  und  die  Pfoten  des  Fantherfelles. 

Die  Büste  ist  das  Porträt  eines  Barbaren,  der  nach  dem  wolligen 
Haare,  dem  breiten,  flachen  Gesicht  und  den  dicken  Lippen  eine  starke 
Beimischung  von  Negerblut  hatte  und  dessen  afrikanische  Herkunft 
durch  das  über  die  1.  Schulter  geworfene  Pantherfell  bestätigt  wird. 
Der  Mann  mag  sich  als  Gesandter  oder  Geißel  in  Born  aufgehalten 
und  bei  dieser  Gelegenheit  seine  Porträtbüste  bestellt  haben.  Die 
Weise  der  Ausführung  deutet  auf  vorhadrianisohe  Zeit;  die  Locken 
am  Vorderkopfe  sind  behandelt,  wie  an  den  weiblichen  Portratköpfen 
aus  der  Zeit  der  Flavier. 


GALLERIA  DEL  CANOPO.  457 

Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Portrats  n.  729,  730.  Vgl.  Berichte  der  sächs. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  1868  p.  130. 

1927  (696)  Mosaik,  Befreiung  der  Hesione. 

Gefunden  1760  in  Atina  (bei  Arpino)  im  Neapolitanischen. 
Telamon  geleitet  die  befreite  Hesione  von  dem  Felsen  herab,  an  den 
sie  angeschmiedet  war,  um  dem  Meerungeheuer  als  Opfer  zu  dienen. 
Dabei  steht  Herakles,  der  mit  seinen  Pfeilen  das  Tier  getötet  hat,  in 
selbstbewußter  Haltung,  die  R.  auf  die  Keule  gestützt,  seinen  Bogen 
und  zwei  Pfeile  in  der  L.,  während  vorn  der  von  einem  Geschosse 
durchbohrte  Kopf  des  Ungeheuers  aus  dem  Meere  hervorragt.  Der 
viereckige,  giebelförmig  zugespitzte  Gegenstand,  der  neben  Hesione 
auf  dem  Boden  steht,  ist  ein  Toilettenkästchen.  Wir  begegnen  einem 
solchen  auf  kampanischen  Wandgemälden  sowohl  neben  der  ausge- 
setzten Hesione  wie  neben  der  in  gleicher  Lage  befindlichen  Andromeda. 
Mit  dieser  Erklärung  stimmt  auch  der  Spiegel,  der  auf  unserem  Mosaik 
an  den  hinter  Hesione  hervorragenden  Felsen  angelehnt  ist,  sowie  das 
Salbfläschchen  vor  ihr.  Es  sind  dies  Gegenstände,  mit  denen  man 
Leichen  von  Mädchen  und  Frauen  im  Grabe  zu  umgeben  pflegte,  und 
ihre  Beifügung  auf  dem  Mosaik  erklärt  sich  daraus,  daß  Hesione  wie 
Andromeda  als  dem  Tode  geweiht  galt.  Die  männlichen  Figuren 
erinnern  in  ihrer  beweglichen  Haltung  an  lysippische  Typen,  in  den 
etwas  theatralischen  Posen  an  den  Apollon  vom  Belvedere  (n.  157); 
die  Figur  der  Hesione  ist  dem  Typus  der  Venus  von  Capua  (n.  1918) 
verwandt.  All  diese  Parallelen  weisen  in  die  gleiche  Zeit,  in  die  zweite 
Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Augenscheinlich,  gibt  also  das 
Mosaik  ein  Gemälde  dieser  Epoche  wieder.  Auffallend  ist,  wie  stark 
die  perspektivische  Verkleinerung  der  einzelnen  Figuren  im  Verhält- 
nis zu  ihrer  Entfernung  vom  Beschauer  übertrieben  ist.  Sehr  fein 
sind  in  der  Komposition  die  verschiedenen  Farben,  Licht  und  Schat- 
ten benutzt,  um  die  einzelnen  Teile  im  Gleichgewicht  zu  erhalten. 
In  der  Zeit,  auf  die  sich  das  Original  des  Mosaiks  zurückführen  läßt, 
hat  Antiphilos  aus  Ägypten  eine  Hesiona  nobilis  gemalt  (Plin.  n.  h. 
XXXV  114);  aber  es  fehlt  uns  jeder  weitere  Anhält,  das  Mosaik  mit 
dieser  Überlieferung  in  Zusammenhang  zu  bringen,  zumal  seine  Kom- 
position wohl  einen  gesohickten,  aber  keineswegs  einen  bedeutenden 
Eindruck  macht. 

Winokelmann  monum.  ant.  ined.  T.  66,  II  p.  90—92.  Miliin  gal.  myth.  pl.  115  n.  443. 
Hirt  Götter  und  Heroen  T.  XXX  266.  Guigniaut  rel.  de  l'ant.  pl.  282,  663.  Vgl.  Be- 
schreibung Borns  III 2  p.  554.  Welcker  alte  Denkm.  II  p.  302.  Braun  B-uinen  und  Mu- 
seen p.  718  n.  124.  Die  Wandgemälde:  Heibig  Wandgemälde  der  vom  Vesuv  verschüt- 
teten Städte  Campaniens  n.  1132  (Altas  XIV),  1183,  1187.  Vgl.  Ann.  dell'  Inst.  1872 
p.  116  ff.  Bodenwaldt  die  Komposition  der  pompej.  Wandgemälde  p.  80 f. 

1928  (682)  Ifeis  (?)  ans  rotem  Marmor  (rosso  antioo). 

Ergänzt  der  Kopf  mit  der  Schlange,  der  Hals,  der  Schwanz,  der  unter 
dem  Schwänze  befindliche  Felsen,  die  Beine,  wahrscheinlich  auch  die 
Klauen  und  die  Flinthe. 


458  VILLA  ALBANI.  1929—1932. 

Die  Wahl  des  roten  Marmors  ist  vielleicht  durch  die  Farbe,  die 
der  dargestellte  Vogel  in  der  Natur  hat,  bestimmt,  die  Ausführung 
sehr  delikat. 

Beschreibung  Borns  III  2  p.  407  n.  19.  Braun  Ruinen  und  Museen  p.  715  n.  118. 
Araelung  Vatikankatalog  II  p.  380  n.  112. 

1929  (684)  Atlas  den  Himmel  tragend. 

Antik  sind  nur  der  obere  Teil  des  Atlas  von  dem  unteren  Ende 
der  Brust  an  (daran  ergänzt  Käse  und  Stirn,  der  r.  Ann  mit  der  Hand,  zwei 
Finger  der  l.  Hand),  das  auf  seinem  Rücken  aufliegende  Viereck,  in 
dem  Phosphoros  und  Hesperos  (Morgen-  und  Abendstern)  dar- 
gestellt sind,  und  die  unmittelbar  an  dieses  Viereck  ansetzen- 
den Zeichen  des  Tierkreises,  links  das  der  Jungfrau  (ergänzt  der  Kopf 
und  die  vordere  Hallte  des  r.  Unterarmes  mit  dem  benachbarten  Teile  des  Gewandes), 
rechts  das  der  Wage.  Doch  genügen  die  erhaltenen  Teile,  um  zu 
erkennen,  daß  der  Himmel  nicht  als  Globus,  sondern  als  eine  von 
dem  Zodiacus  umgebene  Scheibe  gebildet  war.  Phosphoros  und 
Hesperos  erscheinen  als  Jünglinge,  jeder  mit  einer  Fackel  in  den 
Händen  und  mit  einem  Sterne  über  dem  Haupte.  Jener  schwebt 
aufwärts  mit  emporgerichteter,  dieser  abwärts  mit  gesenkter  Fackel. 
Das  Sternbild  der  Wage  ist  durch  einen  Jüngling  vergegenwärtigt, 
der  in  der  gesenkten  R.  eine  Wage  hält  (ergänzt  die  l.  Hand  und  der  r. 
Arm  von  etwas  über  dem  Ellenbogen  abwärts;  doch  ist  das  Attribut  antik). 
Andere  volltändiger  erhaltene  Darstellungen  des  Zodiacus  haben 
als  Mittelpunkt  entweder  einen  thronenden  Zeus  oder  einen  den 
Sonnenwagen  lenkenden  Helios.  Der  Ergänzer  unseres  Marmors  hat 
sich  für  das  erste  dieser  beiden  Motive  entschieden  und  in  das  Rund 

eine  stark  ergänzte,  nicht  zugehörige  Zeusfigur  eingesetzt. 

Guattani  mon.  ant.  ined.  per  l'anno  1786  Luglio  T.  III  p.  58 — 56.  Zoega  II  108. 
Müller-Wieseler  Denkmäler  der  alten  Kunst  II 64, 823.  S.  Beinach  repertoire  de  la  stat. 
II  2  p.  424  n.  4.  Thiele  antike  Himmelsbilder  p.  25  Fig.  3.  Vgl.  Baoul-Rochette  me- 
moire sur  les  representations  flgurees  du  personnage  d' Atlas  p.  67 f.  Braun  Ruinen  und 
Museen  p.  712  n.  116.  Gerhard  gesammelte  akademische  Abhandlungen  I  p.  20,  p.  43 
n.  2.   Gaedechens  der  marmorne  Himmelsglobus  zu  Arolsen  p.  8,  p.  35  n.  3. 

1930  (685)  Vierseitige  Basis,  Ctötterzng. 

Die  Basis  befand  sich  bereits  im  sechzehnten  Jahrhundert  Über  der 
Erde,  da  sie  im  Codex  Pighianue  gezeichnet  ist  (Berichte  der  Sachs.  Ges. 
der  Wissenschaften  1868  T.  V  4  p.  193  n.  77).  Ergänzt  die  beiden  Unteren 
Vorderecken,  das  Gesicht  und  der  r.  Arm  des  Dionysos,  der  Kopf  und  der 
r.  Arm  des  Hermes  —  doch  sind  zwei  Finger  und  der  Caduceus  antik  — , 
die  ganze  hinter  Hermes  schreitende  Figur  abgesehen  von  einem  Stücke 
des  1.  Vorderannes.  Die  Zeichnung  des  Flghius  gibt  Hermes  mit  einem 
bärtigen  Kopfe  wieder.  Die  Bellete  sind  an  mehreren  Stellen  von  moderner 
Hand  Überarbeitet,  namentlich  an  der  Figur  des  Dionysos,  die  in  jener 
Zeichnung  über  dem  kurzen  Chiton  nicht  mit  einem  Panzer,  sondern  mit 
einer  Nebris  bekleidet  erscheint. 

Die  Darstellung  wird  gewöhnlich  auf  die  Hochzeit  des  Zeus  und 
der  Hera  bezogen.  Man  vermutet,  daß  der  vor  dem  L  Knie  der  Arte- 
mis erhaltene  Gewandzipfel  von  Apollo  herrühre,  der,  das  Hoch- 
zeitelied vortragend,  den  Zug  eröffnete,  und  daß  die  zwei  Fackeln 


GALLERIA  DEL  CANOPO.  459 

haltende  Artemis  als  Brautführerin  aufzufassen  sei.  Die  hinter  Arte- 
mis schreitende  matronale  Göttin,  die  ein  Zepter  in  der  E.  hält, 
wird  auf  Leto,  Tethys  oder  Rhea  gedeutet.  Es  folgen  Zeus  mit  Donner- 
keil und  Vogelzepter,  Hera,  die  den  Kopf  züchtig  neigt  und  den 
über  ihren  Hinterkopf  herabreichenden  Mantel  in  archaischer  Weise 
mit  der  L.  längs  der  Wange  vorgezogen  halt,  dann  Poseidon  mit  dem 
Dreizack,  Demeter  mit  Zepter  und  einem  Strauße  von  Mohnblumen 
und  Ähren,  Dionysos  mit  dem  Thyrsos,  Hermes  mit  dem  Caduceus. 
Die  hinter  dem  Letztgenannten  vorschreitende  Figur,  von  der  sich 
nur  ein  Stück  des  1.  Vorderarmes  erhalten  hat,  wird  Hestia  gewesen 
sein,  die  in  ähnlichem  Zusammenhange  mit  Hermes  gepaart  zu  werden 
pflegt.  Doch  ist  die  Deutung  auf  den  Hochzeitszug  des  Zeus  und  der 
Hera  keineswegs  zwingend.  Der  Bildhauer  würde,  falls  er  diesen 
Vorgang  darstellen  wollte,  das  Brautpaar  in  sehr  ungeschickter  Weise 
auf  zwei  Seiten  der  Basis  verteilt  haben.  Außerdem  wissen  wir  weder, 
ob  auf  der  fehlenden  vierten  Seite  eine  Weihinschrift  oder  andere  an 
dem  Zuge  teilnehmende  Götterfiguren  angebracht  waren,  noch  wie- 
viel von  den  beiden  dem  verlorenen  Stücke  benachbarten  Seiten  fehlt. 
Unter  solchen  Umständen  scheint  es  geraten,  sich  mit  der  allgemei- 
neren Benennung  eines  Götterzuges  zu  begnügen.    Die  Ausführung 

ist  flau,  die  Nachahmung  des  archaischen  Stiles  stark  gekünstelt. 
Zoega  II 101.  Welcker  alte  Denkmäler  II  T.  1  p.  14 — 26.  Overbeck  Kunstmytho- 
logie II  p.  22  n.  5,  III  p.  174G  (wo  weitere  Literatur  angeführt  ist),  p.402/tf;  Atlas  I  4, 
X  29.  Vgl.  Hauser  die  neu-attischen  Reliefs  p.  62  n.  91,  p.  171. 

1931  (676)  Kolossalkopf  des  Sarapis  ans  grünem  Basall. 

Ergänzt  der  obere  Band  des  Modius,  Splitter  am  Haare,  die  Nasen- 
spitze, der  1.  Schnurrbart,  der  untere  Teil  des  Gesichtes  vom  Munde  ab- 
wärts, viele  Flicken  im  Hinterkopfe,  die  Büste. 

Das  antike  Kopffragment  stammt  von  einer  vorzüglichen  Wieder- 
holung des  Typus,  über  den  wir  unter  n.  237  gehandelt  haben.  Der 
Kopist  hat  für  seine  Arbeit  den  dunkelgrünen  Basalt  gewählt,  um 
damit  die  düstere  Hauptfarbe  des  Originales,  der  kolossalen  Sarapis- 
statue des  Bryaxis  im  Sarapeion  zu  Alexandreia,  nachzuahmen.  Der 
Modius  ist  mit  drei  Olivenzweigen  in  Relief  verziert.  An  einer  anderen 
Wiederholung  des  gleichen  Typus  im  Garten  des  Palazzo  Barberini 
sehen  wir  an  gleicher  Stelle  ein  Bäumchen  und  zwei  Ähren.  In  beiden 
Fällen  haben  wir  augenscheinlich  nur  Auszüge  aus  dem  reicheren 
Schmucke  des  viel  größeren  Modius  an  dem  Originale  zu  erkennen. 
Vgl.  ferner  n.  288,  298,  770,  1919. 

Overbeck  Kunstmythologie  II  p.  310,  lü;  Atlas  III  14.  Vgl.  Bevue  archeologique 
1903  II  p.  192 f.  n.  14. 

1932  (668)  Jünglingstorso. 

Der  Torso  scheint  nach  der  zarten  Körperbildung  und  den  auf  die 
Schulter  herabfallenden  Locken  von  einer  Apollonstatue  herzurühren. 
Er  zeigt  die  großartig-einfache,  noch  eine  gewisse  Strenge  bekundende 


460  VILLA  ALBANI.  1938—1934. 

Formengebung,  wie  sie  der  attischen  Kunst  in  der  ersten  Hälfte  des 

5.  Jahrhunderts  zu  eigen  war.  Augenscheinlich  haben  wir  es  mit  einer 

vortrefflichen  Kopie  nach  einem  Bronze-Originale  jener  Zeit  zu  tun. 
Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  n.  1098.    Vgl.  Sauer  das  sogenannte  Theseion 
p.  219  Anm.  1. 

1933  (662)  Statue  der  Artemis. 

Ergänzt  an  der  Figur  der  Göttin  der  r.  Arm,  der  1.  Zeigefinger  und 
Daumen,  der  vordere  Teil  des  r.  Fußes,  an  dem  Tiere  der  Kopf,  die  Vorder- 
beine, die  untere  Hälfte  des  1.  Hinterschenkels,  außerdem  beinahe  die  ganze 
Flinthe.  Der  der  Statue  aufgesetzte  Kopf  (ergänzt  die  Nase,  sowie  das 
Bruststück  mit  dem  Halse)  ist  antik,  aber  nicht  zugehörig. 

Die  Statue,  deren  einfach-strenger  Stil  auf  ein  attisches  Original 
etwa  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  zurückweist,  wird  mit 
größter  Wahrscheinlichkeit  für  Artemis  erklärt.  Auf  diese  Göttin 
passen  sowohl  die  jungfräulichen  Formen  des  Körpers  wie  die  Attri- 
bute. Der  seitwärts  gestreckte  r.  Arm  war  offenbar  auf  einen  stab- 
artigen  Gegenstand,  einen  Speer,  ein  Zepter  oder  eine  hohe  Fackel, 
gestützt.  Daß  man  das  auf  der  L.  ruhende  Tier  richtig  als  Hirschkalb 
ergänzt  hat,  beweisen  der  schlanke  Leib  und  die  erhaltene  r.  Hinter- 
klaue, die  gespalten  erscheint.  Wenn  die  Göttin  das  Hirschkalb  auf 
der  Hand  hält,  so  erklärt  sich  dies  einerseits  daraus,  daß  Artemis 
nicht  ausschließlich  als  Jägerin  sondern  auch  als  Schirmerin  der  Waldes - 
brut  verehrt  wurde,  und  anderseits  daraus,  daß  die  noch  unfreie 
griechische  Kunst  die  heiligen  Tiere  in  möglichst  enge  Beziehung  zu 
den  Gottheiten  zu  setzen  liebte  (vgl.  n.  1548).  Ein  Fragment  einer 
besseren  Wiederholung  der  Figur,  vielleicht  des  Originales,  be- 
findet sich  im  lateranischen  Museum  (vgl.  in  diesem  Bande  p.  5). 
Der  der  Statue  aufgesetzte,  antike  aber  nicht  zugehörige  Kopf  rührt 
von  einer  Wiederholung  des  praxitelisohen  Sauroktonos  her  (vgl.  n. 

191,  1852). 

Clarac  II  pl.  678  F  n.  1621 B.  Qerhard  antike  Bildwerke  T.  12.  Boscher  mythol. 
Lexikon  I  1  p.  596,  abgebildet  p.  562.  Brunn-Bruckmann  Denkmäler  griech.  u.  röm. 
Skulptur  n.  606.  Vgl.  Winckelmann  mon.  ant.  ined.  II  p.  84.  Beschreibung  Roms 
I1T  2  p.  551.  Gerhard  Prodromus  p.  179  ff.  Stephan!  compte-rendu  pour  1868  p.  221 
Anm.  5.  Bull,  dell'  Inst.  1868  p.  97.  Furtwangler  Meisterwerke  p.  43.  Klein  Praxi- 
teles p.  110  n.  6. 

1934  (663)  Mosaik,  Gelehrtenversammlung. 

Gefunden  au  Sarsina  in  Umbrien. 
Das  Mosaikbild,  das  eine  Versammlung  von  sieben  Gelehrten  um 
einen  am  Boden  stehenden  Globus  darstellt,  geht  auf  ein  ähnliches 
Original  zurück  wie  ein  besser  ausgeführtes  und  erhaltenes  Exem- 
plar, das  im  Jahre  1896  bei  Pompei  entdeckt  wurde  und  beistehend 
unter  Auslassung  des  Rahmens  (Fig.  41)  abgebildet  ist.  Die  Haupt- 
unterschiede, die  zwischen  den  beiden  Bildern  obwalten,  sind  fol- 
gende: Auf  dem  albanischen  Exemplare  erscheinen  der  erste  und  der 
vierte  Gelehrte  von  links  bartlos,  wogegen  das  pompeianisehe  alle 
sieben  mit  Vollbärten  wiedergibt.    Während  der  am  linken  Ende 


GALLERIA  DEL  CANOPO.  461 

der  Gruppe  dargestellt«  Mann  auf  dem  hiesigen  Bilde  in  der  gesenkten 
R,  eine  Schlange  hält,  streckt  er  auf  jenem  die  r.  Hand  halb  geöffnet 
nach  vorwärts;  dabei  legt  er  seine  1.  Hand  auf  die  r.  Schalter  des 
vor  ihm  sitzenden  Gelehrten.*)    Der  dritte  Mann  von  links  ist  auf 


dem  albanischen  Mosaik  untätig  dasitzend  und  ohne  Attribut  dar- 
gestellt.   Hingegen  hält  er  auf  dem  pompeianiachen  einen  abwärts 

•)  Es  scheint  eich  mischen  diesen  Beiden  und  dem  Gcgcnti  beistehen  den  «lue 
lebhafte  Siene  abzuspielen,  in  der  die  Übrigen  nur  als  ZuHchiuer  teilnehmen.  Dar 
rechte  Stehende  wendet  eich,  sie  wolle  er  geben,  und  blickt  dabei  au  der  linken 
Gruppe  hinüber,  in  seiner  Bewegung  liegt  etwas  Erregtes,  Unschlüssiges.  Der 
Sltionde  links  deutet  mit  seiner  Rechten  iu  dem  rechts  Stehenden  hlnBber,  wendet 
»her  seinen  Kopf  iu  dem  In  seinen  Kücken  Stehenden  um.  Dieser  blickt  abwkru),  nicht, 
wie  man  angenommen  hat,  auf  seine  recht«  Hand,  sondern  in  der  Richtung  auf  den 
Globus.  Dabei  scheint  in  der  Art  seiner-  Kopfneigung  etwu  Gezwungenes,  ein 
storrigea  Einsehen  eigenen  Unrechtes  ra  liegen.  Freilich  führen  uns  diese  Beobach- 
tungen mnschst  nicht  weiter,  aber  es  scheint  eich  doch  um  eine  Darstellung  be- 
stimmter Widerspräche  zwischen  euuelnen  Philosophen  iu  handeln. 


462  VILLA  ALBAN1.  1934. 

gerichteten  Stab  und  scheint  damit  etwas  in  den  Sand  zu  zeichnen ; 
dabei  ist  sein  Blick  auf  den  Globus  gerichtet.  Der  am  weitesten  rechts 
dargestellte  Gelehrte  deutet  auf  dem  hiesigen  Bilde  mit  einem  Stabe, 
den  er  in  der  R.  hält,  auf  den  Globus,  wogegen  er  auf  dem  pom- 
peianischen  in  der  L.  eine  Schriftrolle  hält  und  deren  oberes  Ende 
mit  der  R.  berührt.  Beide  Bilder  zeigen  hinter  der  dritten  Figur 
von  rechts  eine  von  einer  Sank  getragene  Sonnenuhr.  Auf 
-dem  albanischen  ist  rechts  im  Hintergrunde  eine  Gruppe  von  Ge- 
bäuden, auf  dem  pompeianischen  ein  mit  Gebäuden  bedeckter  Hügel 
sichtbar.  Während  sich  auf  dem  hiesigen  Mosaik  hinter  den  beiden 
am  weitesten  links  dargestellten  Figuren  ein  von  zwei  Pfeilern  ge- 
stützter Arohitrav  erhebt,  auf  dem  drei  weitbauchige,  mit  Deckeln 
versehene  Gefäße  stehen,  erscheint  dieses  Motiv  auf  dem  pompeia- 
nischen Mosaik  erweitert  und  verdeutlicht  durch  die  Beifügung  eines 
Baumes,  von  dem  aus  sich  ein  gewaltiger  Ast  in  den  zwischen  den 
beiden  Pfeilern  vorhandenen  Raum  erstreckt.  Es  handelt  sich  dem- 
nach um  ein  ländliches  Heiligtum,  in  dem  ein  Baum  als  Kultusobjekt 
dient,  ein  Motiv,  das  erst  von  der  hellenistischen  Kunst,  aber  von 
dieser  sehr  häufig  zur  Darstellung  gebracht  wurde  (vgl.  n.  1847). 
Wenn  nun  ein  intelligenter  Mosaikarbeiter,  der  über  die  Authentizität 
des  albanischen  Exemplares  befragt  wurde,  den  Verdacht  geäußert 
hat,  daß  die  Dinge,  in  denen  dieses  von  dem  pompeianischen  Bilde 
abweicht,  ihren  Ursprung  durchweg  oder  wenigstens  zum  größten 
Teil  einer  modernen  Restauration  verdanken  könnten,  so  scheint  diese 
Annahme  doch  zu  weit  zu  gehen.  Die  Abweichungen  sind  zu  erheb- 
lich, und  nicht  alle  lassen  sich  so  ohne  weiteres,  wie  die  Schlange 
in  der  R.  des  links  stehenden  Mannes,  dem  Unverstand  eines  moder- 
nen Restaurators  zur  Last  legen.*)  Vorsichtiger  wird  es  sein,  die 
beiden  Mosaike  auf  zwei  verschiedene  Originale  verwandter  Art  zu- 
rückzuführen. Auf  beiden  wäre  eine  Versammlung  von  Gelehrten 
in  der  gleichen  Umgebung  dargestellt  gewesen.  Jedenfalls  aber 
müssen  wir  die  Beurteilung  beider  Denkmäler  notwendig  auf  das  pom- 
peianische  basieren,  da  wir  nur  bei  diesem  sicher  sind,  daß  es  durch 
keine  moderne  Restauration  modifiziert  ist.  Zunächst  beweist  die 
individuelle  Charakteristik  der  Figuren,  daß  das  Original  in  der 
hellenistischen  oder  in  der  griechisch-römischen  Periode  gestaltet 
ist,  eine  Annahme,  die  in  dem  spezifisch  hellenistischen  Motive 
des  heiligen  Baumes  eine  Bestätigung  findet.  Hinsichtlich  der  Bedeu- 
tung des  Bildes  sind  verschiedene  Ansichten  dargelegt  worden.  Einige 
Gelehrte  erkennen  darin  eine  Komposition,  die  ähnlich,  wie  Raphaels 

*)  Man  vergleiche  den  links  Sitzenden  mit  der  Statue  des  sog.  sitzenden  De- 
mosthenes  im  Louvre  (Clarac  283,  2090  A;  BernoulH  griecta.  Ikonographie  II  p.  71 
n.  15),  einer  Bronze  in  Paris  (S.  Beinach  räpertoire  de  la  stat.  II  2  p.  620,  0)  und 
einem  Wandgemälde  aus  Herculanum    (Le  antichitA  di  Ercolano  II  tav.  25  links). 


GALLERIA  DEL  CANOPO.  463 

Schule  von  Athen,  die  Hauptvertreter  der  griechischen  Philosophie, 
ohne  Bücksicht  auf  ihre  Zeit  und  Heimat,  zusammenstellt,  und 
schlagen  für  die  sieben  Figuren  von  links  nach  rechts  folgende  Be- 
nennungen vor:  Zenon  (der  Stoiker),  Aristoteles,  Pythagoras,  Epi- 
kur,  Piaton,  Sokrates,  während  hinsichtlich  der  am  r.  Ende  des  Bildes 
dargestellten  Figur  die  Deutung  zwischen  Theophrast,  Pyrrhon  und 
Karneades  schwankt.  Wir  kennen  Porträts  von  dem  Stoiker  Zenon 
(vgl.  n,  282),  Epikur  (n.  283,  831),  Piaton  (n.  261),  Sokrates  (n.  809 
bis  811,  1884),  Theophrast  (n.  1881)  und  vielleicht  auch  dasjenige  des 
Karneades  (vgl.  n.  812).  Die  Typen  des  Zenon,  Epikur,  Sokrates, 
Theophrast  und  Karneades  sind  aber  von  denen  der  Figuren,  die  man 
auf  dem  Mosaik  für  diese  Philosophen  erklären  will,  durchaus  ver- 
schieden. Zwischen  dem  Portrat  des  Piaton  und  dem  Kopfe  der 
dritten  Figur  von  links  ist  allerdings  eine  gewisse  Ähnlichkeit  vor- 
handen. Doch  scheint  sie  nicht  schlagend  genug,  als  daß  die  Identi- 
fizierung für  gesichert  gelten  dürfte.  Andere  Gelehrte  halten  an  der 
Deutung  dieser  Figur  uuf  Piaton  fest,  nehmen  jedoch  an,  daß  er 
nicht  mit  den  berühmtesten  Vertretern  der  griechischen  Philosophie 
gruppiert,  sondern,  umgeben  von  seinen  Schülern  und  Anhängern, 
in  der  athenischen  Akademie  dargestellt  sei.  Da  man  nun  glaubte 
annehmen  zu  dürfen,  der  vermeintliche  Piaton  sei  damit  beschäftigt, 
eine  geometrische  Figur  in  den  Sand  zu  zeichnen,  meinte  ein  Ge- 
lehrter, daß  eine  derartige  Handlung  auf  den  Verfasser  desTimaios 
recht  wohl  passen  würde.  Da  aber  der  Blick  des  „Piaton"  auf  den 
Globus  gerichtet  ist,  kann  es  sich  nicht  um  eine  einfache  geo- 
metrische Deduktion  handeln,  sondern  um  eine  astronomische  Unter- 
suchung. Auch  irrt  derselbe  Gelehrte,  wenn  er  in  dem  mit  der  länd- 
lichen Kapelle  verbundenen  Baume  einen  der  heiligen  Ölbäume  des 
Akademoshaines  erkennen  will;  denn  die  Stilisierung  dieses  Baumes 
deutet  keinesfalls  auf  einen  Ölbaum,  sondern  eher  auf  eine  Platane. 
Der  Archaolog,  der  zunächst  das  Mosaikbild  auf  die  athenische  Aka- 
demie bezog,  macht  mit  Becht  auf  die  Ähnlichkeit  aufmerksam,  die 
zwischen  dem  Kopfe  der  zweiten  Figur  von  links  und  dem  bekannten 
Porträt  des  Lysias  (vgl.  n.  842)  besteht.  Wenn  er  jedoch  jene  Figur 
daraufhin  Lysias  benennt,  so  fällt  es  schwer,  diese  Benennung  mit 
seiner  Auffassung  der  Komposition  in  Einklang  zu  bringen;  denn 
Lysias  war  in  dem  Kreise  des  Piaton  übel  angesehen  und  hatte  mit 
der  Akademie  nichts  zu  tun.  Jedenfalls  beruht  der  Versuch,  das 
Mosaikbild  auf  Piaton  und  seine  Schule  zu  deuten,  auf  einer  sehr 
unsicheren  Grundlage,  da  die  Erklärung  der  Hauptfigur  für  Piaton 
zweifelhaft  ist. 

Fast  alle  Forscher,  die  sich  bisher  über  das  pompeianische  Mosaik 
geäußert,  haben  es  als  selbstverständlich  betrachtet,  daß  der  im 
Hintergrunde  befindliche  Hügel  die  athenische  Akropolis  sei.   Aber 


464  VILLA  ALBANI.  1984. 

diese  Annahme  ist  keineswegs  zwingend.  Vielmehr  leuchtet  es  ein,  daß 
jedweder  mit  Gebäuden  bedeckte  Hügel,  wollte  man  ihn  in  der  an- 
deutenden Weise  wiedergeben,  die  auf  dem  Mosaik  zur  Anwendung 
gekommen  ist,  unter  ähnlichen  verkümmerten  Formen  zur  Darstel- 
lung gebracht  werden  mußte,  wie  es  hier  geschehen  ist.  Es  kann  sich 
demnach  recht  wohl  um  einen  Hügel  handeln,  der  in  oder  bei  der 
Residenz  einer  Diadochendynastie  lag.  Erwägen  wir  ferner  die  Tat- 
sache, daß  der  hellenistische  Lokalcharakter  durch  die  Beifügung  des 
ländlichen  Kultusmales  betont  ist,  so  scheint  die  Frage  be- 
rechtigt, ob  nicht  die  in  Rede  stehende  Komposition  eine  Versamm- 
lung von  Gelehrten  darstellt,  die  gleichzeitig  an  irgendwelchem  Dia- 
doohenhofe  tätig  waren.  Man  könnte  beispielshalber  an  sieben 
Mitglieder  des  alexandrinischen  Museums  und  angesichts  jenes 
Hügels  im  Hintergrunde  an  das  Paneion  oder  das  Vorgebirge 
Loohias  denken.  Der  Umstand,  daß  sämtliche  Figuren  des  Mo- 
saiks bärtig  dargestellt  sind,  würde  der  Annahme,  daß  es  sich  um 
einen  Gelehrtenverein  aus  hellenistischer  Zeit  handelt,  keineswegs  zu- 
widerlaufen, da  wir  wissen,  daß  damals  zahlreiche  Gelehrte  und  na- 
mentlich Philosophen  Vollbarte  trugen.  Es  genügt,  um  nur  einige 
sichere  Beispiele  anzuführen,  an  Ära  tos  (n.  1914),  den  Stoiker  Zenon 
(vgl.  n.  282),  Epikur  und  Metrodor  (n.  283,  831)  zu  erinnern.  End- 
lich fehlt  es  auch  nicht  an  Gelehrten,  die  einer  von  uns  bisher  noch 
nicht  erwähnten  Annahme  folgen,  der  Annahme,  nach  der  in  den 
Figuren  der  beiden  Kompositionen  keine  Philosophen  der  helleni- 
stischen Zeit,  sondern  die  sieben  Weisen  dargestellt  wären,  in  dem 
Hügel  des  Hintergrundes  also  eine  Andeutung  von  Akrokorinth 
zu  erkennen  sei,  da  in  Korinth  das  legendarisohe  Gastmahl  der 
sieben  Weisen  spielt.  Immerhin  wird  man  zugeben,  daß  beide 
Bilder  vielmehr  die  Vorstellung  erwecken,  als  sollten  sie  unmittelbare 
Eindrücke  der  Wirklichkeit  verkörpern. 

L'*jfDie  Gruppierung  einer  Anzahl  von  Forschenden  um  einen 
Himmelsglobus  -  scheint  vom  4.  Jahrhundert  an  für  derartige 
Aufgaben  typisch  geworden  zu  sein,  vielleicht  in  Anlehnung 
an  eine  berühmte  Komposition  dieser  Art:  so  war  Isokrates  auf 
der  Trapeza  seines  Grabes  mit  seinen  Lehrern  und  Dichtern 
stehend  neben  Gorgias  dargestellt,  der  auf  einen  Himmels- 
globus blickte  (Plutarch.  vitae  X  orat.  364).  Außer  auf  unseren 
Mosaiken  findet  sich  das  gleiche  Motiv  auf  einer  hellenistischen 
Gemme,  die  in  ihrer  Anordnung  sehr  an  die  Hebdomadendar- 
Stellungen  in  der  Wiener  Handschrift  des  Dioskurides  erinnert. 
Wenn  man  gewiß  nicht  ohne  Berechtigung  einen  Zusammenhang 
zwischen  diesen  und  den  Hebdomades  des  Varro  vermutet  hat, 
einem  großen  ikonographischen  Werke,  das  die  Porträts  in  Gruppen 
zu  sieben  anordnete,  so  wird  man  vielleicht  eine  analoge  Beziehung 


GALLERIA  DEL  CANOPO.  465 

zwisohen  ebendiesem  Werke  des  Varro  und  den  beiden  Mosaiken  vor- 
aussetzen dürfen.  Kürzlich  hat  ein  Gelehrter  das  pompeianisohe 
Mosaik  geradezu  für  eine  Kopie  nach  jener  Darstellung  an  der 
Trapeza  des  Isokrates  erklären  wollen.  Dieser  Versuch  scheint 
uns  daran  zu  scheitern,  daß  sich  die  Einzelheiten  des  Bildes  nicht 
mit  denen  in  Einklang  bringen  lassen,  die  uns  von  dem  Grabmonu- 
ment des  Khetors  überliefert  werden.  Isokrates  soll  auf  dem  Mo- 
saik der  rechts  stehende  Mann  sein,  der  sich  von  der  ganzen  übrigen 
Gesellschaft  entschieden  absondert  und  dadurch  einen  Zusammen- 
hang, wie  wir  ihn  zwischen  Schüler  und  Lehrern  doch  voraussetzen 
müssen,  in  sehr  merkwürdiger  Weise  zum  Ausdruck  bringen  würde. 
Zudem  ist  sein  Kopf  mit  dem  sicher  beglaubigten  Porträt  des  Iso- 
krates (n.  1853)  ganz  unvereinbar.  Wenig  überzeugend  ist  auch 
die  Deutung  der  beiden  Figuren  links  auf  Homer  und  Hesiod,  die 
man  gewiß  nicht  so  unvermittelt  in  die  realistische  Wiedergabe 
einer  Versammlung  von  Männern  des  5.  bis  4.  Jahrhunderts  eingefügt 
hätte.  Jedenfalls  aber  gehören  alle  die  genannten  Darstellungen 
einer  geschlossenen  Gruppe  an.  Bei  erneuten  Versuchen,  die  einzelnen 
Figuren  der  Mosaike  mit  Berücksichtigung  dieses  Zusammenhanges 
zu  deuten,  wird  man  allerdings  in  Rechnung  ziehen  müssen,  daß  es 
sich  um  kehie  beliebigen  Vereine  von  Forschern  handeln  kann,  son» 
dem  nur  um  solche,  die  auch  für  die  römische  Welt  noch  von  be- 
sonderer Bedeutung  waren. 

Winckelmann  mon.  amV.  ined.  T.  185,  II  p.  242.  Grivaud  de  la  Vincelle  arte  et 
mttiers  des  anciens  pl.  VIII 19.  Römische  Mitteilungen  XII 1897  p.  392.  Honumenti 
pubbl.  dall'  Acc.  dei  Lincei  Vin  1898  p.  393  f.  Fig.  1.  Beraoulli  grlech.  Ikonographie  II 
p.  34  ff.  Abb.  4.  Vgl.  De  Laborde  desoripcion  de  un  pavimento  en  mosayico  desc.  en 
Italica  (Paris  1806)  p.  90.  Beschreibung  Borns  III  2  p.  551.  Abhandlungen  der  sftchs.  Ge- 
sellschaft d.  Wiss.  V  1868  p.  301  Anm.  160.  Archiv  für  Geschichte  der  Philosophie, 
herauflg.  von  L.  Steki  XI  p.  171, 173.  Axch.  Anzeiger  XIII 1890  p.  120.  Furtwängler 
die  ant.  Gemmen  in  p.  166  (ebenda  T.  XXXV  35  die  oben  erwähnte,  hellenistische 
Gemme).  Hermes  XXXVII 1902  p.  128  f.  von  Salis  der  Altar  von  Pergamon  p.137. — 
Das  pompeianische  Mosaik:  Notizie  degli  scavi  1897  p.  337 ff.  Archiv  für  Gesch.  d. 
Philosophie  XI  p.  171  ff.  (mit  Tafel).  Komische  Mitt.  XII  1897  p.  328 ff.  Aren.  Am. 
XIII 1898  p.  120  ff.  Mon.  pubbl.  dall'  Acc.  dei  Lincei  VIII 1898  T.  XII  p.  389  ff.  Bivista 
ital.  di  fflosofia  1898  p.  11  ff.  Berl.  philol.  Wochenschrift  1900  p.274.  Bernonlli  a.a.  0. 
Abb.  3.  Birt  die  Buchrolle  i.  d.  Kunst  p.  102  ff.  Abb.  59.  Böm.  Mitt.  XXVI  1911 
p.  49;  XXVII  1912  p.  234  ff.   Xippold  griech.  Portrfttstatuen  p.  73  f. 


Heibig:  Führer.  II.  3.  Aufl.  30 


Nachträge  zum  I.  Bande. 

Die  vatikanischen  Sammlungen. 

Braoeio  nuoYo:  5  (14)  Statue  des  Augustus.  In  den  Athen. 
Mitteilungen  XXXVI  1911  p.  361  ff.  hat  Ippel  die  Behauptung  aus- 
gesprochen, der  Kopf  der  Statue  gehe  auf  das  gleiche  Original  zu- 
rück, wie  der  bronzene  Augustuskopf ,  der  kürzlich  in  Meroe  gefunden 
wurde  und  in  das  britische  Museum  gelangt  ist.  Eine  Nachprüfung 
dieser  Behauptung  war  dem  Bearbeiter  des  Führers  in  Born  selbst 
ermöglicht,  da  ein  Gipsabguß  des  neugefundenen  Kopfes  in  der 
Mostra  archeologioa  aufgestellt  wurde.  Es  ergab  sich,  daß  beide 
Köpfe  nur  diejenigen  Züge  miteinander  gemein  haben,  die  dadurch 
bedingt  sind,  daß  beide  die  gleiche  Persönlichkeit  darstellen.  Die 
Einzelheiten  der  Wiedergabe  aber  weichen  so  entschieden  vonein- 
ander ab  —  von  der  Auffassung  ganz  zu  schweigen  — ,  daß  von  einer 
Rückführung  beider  Köpfe  auf  das  gleiche  Original  nicht  die  Rede 
sein  kann.  Wir  dürfen  es  uns  deshalb  ersparen,  hier  auf  die  von  Ippel 
gezogenen  Folgerungen  einzugehen.  —  Zu  der  Literatur  wäre  hinzu- 
zufügen: Bruokmann  Wandbilder  alter  Plastik  III  (erläuternder  Text 
von  Buschor >.  Arndt-Bruokmann  griech.  u.  röm.  Porträts  n.  701 
bis  703.  Kekule  von  Stradonitz  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  35 3 ff. 
mit  Abb.  Wickhoff  Schriften  III  p.  32  ff.  Hehler  Bildniskunst  der 
Griech.  u.  Römer  p.  XXXIVf.  T.  170, 171.  Lippold  griech.  Porträt- 
statuen p.  104. 

10  (26)  Statue  des  Titus.  Hekler  Bildniskunst  d.  Griech.  u. 
Röm.  T.  219. 

19  (53)  Statue  eines  tragischen  Dichters.  Hekler  T.  7b. 
Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  64ff.  Fig.  11  (L.  billigt  die  Be- 
ziehung der  Statue  auf  Aischylos). 

21  (60)  Porträtkopf  eines  Römers.  Arndt-Bruokmann 
griech.  u.  röm.  Porträts  n.  429—430.   Hekler  p.  XXXH  T.  151. 

22  (62)  Statue  des  Demosthenes.  Bruckmann  Wandbilder 
alter  Plastik  VIII  (erläuternder  Text  von  Buschor).  Hekler  p.  XVI 
T.  56,  57.    Lippold  a.  a.  O.  p.  94. 

23  (67)  Apoxyomenos  nach  Lysippos.  Kekule  von  Strado- 
nitz griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  237 ff.  mit  Abb. 

26  (83)  Statue  der  Hera.  Dissertazioni  dell'  Acoad.  Pontif. 
rom.  di  archeol.  X  1912  p.  418f.    Fig.  125. 


^\ 


NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE.  467 

27  (86)  Statue  der  Fortuna.  Dissertazioni  dell'  Accad.  Pontif . 
rom.  di  aroheol.  X  1912  p.  152 f.    Fig.  26. 

31  (97a)  Römische  männliche  Porträtbüste.  Hekler 
p.  XXXIX  T.  228. 

42  (120)  Ausruhender  Satyr  nach  Praxiteles.  In  dem  Ver- 
weise ist  die  Ziffer  875  einzusetzen. 

44  (124)  Büste  des  Kaisers  Philippus  Arabs.  Hekler 
p.  XLV  T.  293. 

Galleria  lapidaria:  Abteilung  XXII  links  ist  jetzt  die  schlecht 
gearbeitete,  aber  inhaltlich  bedeutsame  Grabgruppe  eines  Cor- 
nutus  aufgestellt,  die  früher  in  den  vatikanischen  Gärten  stand.  Sie 
hat  der  Inschrift  zufolge  das  Grab  geschmückt,  in  dem  dieser  Cornu- 
tus  mit  seinen  acht  Kindern  bestattet  war,  und  stellt  den  thronenden 
Saturnus  dar,  zu  dessen  Seiten  links  (vom  Beschauer  aus)  ein  Knabe 
mit  einem  Füllhorn,  rechts  ein  Mädchen  steht  mit  Früchten  in  dem 
Bausche  des  von  der  L.  emporgehobenen  Mantels.  Sein  r.  Armchen 
stützt  das  Mädchen  vertraulich  auf  den  1.  Oberschenkel  des  Gottes 
(vgl.  n.  1561  im  II.  Bande).  Die  Gruppe  ist  jetzt  gereinigt,  und  so 
erkennt  man  deutlich,  daß  der  Gott  mit  der  R.,  die  in  seinem  Schöße 
ruht,  die  Harpe  gefaßt  hält  (sie  war  früher  nicht  zu  erkennen).  Er- 
gänzt ist  an  dem  Saturnus  die  Nase  und  der  kleine  Finger  der  1.  Hand, 
an  dem  Throne  in  verschiedenen  Stücken  das  Vorderteil  der  1.  Arm- 
lehne, an  dem  Knaben  ein  Teil  des  r.  Unterarmes.  Es  fehlt  ein  Stück 
des  Mantels  auf  dem  Kopfe  des  Saturnus,  ein  Stück  der  Harpe,  die 
Nase  des  Knaben  und  zwei  Stücke  seines  Vorderkopfes,  der  Kopf  mit 
dem  Halse  und  der  r.  Unterarm  des  Mädchens,  sowie  Teile  des  Thrones. 
Allerlei  war  gebrochen.  Die  Figur  des  Gottes  entspricht  im  Typus 
durchaus  den  sonst  bekannten  Bildern  des  Kronos-Saturnus;  vgl. 
n.  234,  361,  755  u.  864.  In  dieser  Form  —  mit  der  Harpe,  nicht  mit 
dem  gewindelten  Steine  (n.  755)  —  war  der  Gott  in  dem  römischen 
Saturntempel  am  Forum  dargestellt.  Der  Knabe,  dessen  Gesicht 
Porträtzüge  zu  tragen  scheint,  ist  an  dem  charakteristischen  Gestus 
des  r.  Zeigefingers  als  Harpokrates  zu  erkennen;  zweifelhaft  bleibt, 
ob  sein  Kopf  ursprünglich  mit  Flügeln  oder  einem  anderen  Attribute 
an  Stelle  der  jetzt  vorhandenen  Löcher  ausgestattet  war.  Der  Sohn 
der  Isis  ist  hier  als  Fruchtbarkeitsdämon  neben  den  alten  Gott  der 
Aussaat  gestellt  und  trägt  als  solcher  das  Füllhorn  im  1.  Arme  (vgl. 
n.  855,  wo  wir  demnach  in  dem  Hörne  in  der  L.  doch  wohl  ein  Füll- 
horn zu  erkennen  haben).  Sein  weibliches  Gegenbild  wird  man  viel- 
leicht Opora  nennen  dürfen.  Die  Tatsache,  daß  eine  derartige  Gruppe 
zum  Schmucke  eines  Grabes  bestimmt  wurde,  kann  sich  nur  daraus 
erklären,  daß  man  in  dem  Kronos-Saturnus  den  Herrscher  des  Ely- 
sion,  der  seligen  Inseln,  sah.  Daß  man  gerade  in  der  späteren  Kaiser- 

30* 


468  NACHTRÄGE  ZUM  I»  BANDE. 

zeit,  aus  der  die  Gruppe  stammt,  gern  in  der  Vorstellung  dieses  Para- 
dieses nach  dem  Tode  einen  Trost  suchte  oder  doch  mit  diesem  Tröste 
spielte,  beweist  der  Reliefschmuck  vieler  Sarkophage.  Kronos  ist  uns 
als  Herrscher  im  Elysion  sonst  nur  durch  einen  eingeschobenen  Vers 
der  Werke  und  Tage  des  Hesiod  (v.  169)  bezeugt;  doch  scheint  sich 
in  diesem  Sinne  auch  eine  griechische  Inschrift  aus  Philae  in  Ägypten 
erklären  zu  lassen,  und  das  wäre  um  so  bedeutungsvoller,  als  wir  auch 
in  unserer  Gruppe  durch  die  Figur  des  Harpokrates  auf  Zusammen- 
hang mit  ägyptischem  Götterglauben  gewiesen  werden,  Im  Nillande 
wurde  der  Kult  des  Kronos  zugleich  mit  dem  des  Sarapis  eingeführt. 

Clarac  805,  660.  Arndt  -  Ametang  Eineelaufnabmem  n.  801.  Die  Inschrift: 
CIL  VI  16483.  Vgl.  Boscher  mythol.  Lexikon  II  p.  1564  d  (Mayer).  —  Über 
EronoB  bei  Hesiod  s.  Bohde  Psyche  (2. Aufl.)  p.  105.  Über  Kronos  in  Ägypten: 
Boscher  a.a.  O.p.  1526,  48.  Über  Saturnus:  Boscher  IV  p.  427  ff.  (Wissowa);  auch 
Wissowa  Beligion  u.  Kultus  d.  Bömer  (2.  Aufl.)  p.  204 ff.,  Über  die  Fahrt  nach  d. 
sei.  Inseln  auf  röm.  Sarkophagen:  Bonner  Jahrbücher  1902  p.  66 ff.  (Schröder). 

Museo  ChiaramontI:  63  (60E)  Grabrelief  eines  L.  Vibius 
und  seiner  Familie.  Hekler  p.  XXIX  T.  134. 

68  (135)  Kopf  eines  Römers.   Hekler  p.  XXXI  T.  137. 
76  (263)  Weibliche  Porträtbüste.   Hekler  p.  XL  T.  241a. 

85  (401)  Kolossalkopf  des  Augustus.  Hekler  p.  XXXIV 
T.  169a. 

86  (420)  Hermenbüste  des  Hephaistos.  Della  Seta  religione 
e  arte  figurata  p.  153  Fig.  103. 

87  (424B)  Kopf  des  Sulla  (?).  Arndt-Bruokmann  griech-  u. 
röm.  Porträts  n.  605,  606.   Hekler  T.  148b. 

89  (465)  Hochrelief,  Penelope  ( ?).  Jahrbuch  d.  arch.  Instituts 
XXVI 1911  p.  124  und  passim,  Abb.  47  (p.  122).  Vgl.  Kekule  von 
Stradonitz  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  141  f.  mit  Abb.  des  „Pene- 
lope "-Kopfes  in  Berlin.    Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  42. 

90  (494)  Statue  des  Tiberius.    Hekler  p.  XXXV  T.  176. 

91  ( 497  )Relief,eineMühle.  Blümner,  Technologie  der  Gewerbe 
I  (2.  Aufl.)  p.  41ff.  Fig.  16. 

94  (508)  Büste  des  Menander.  Vgl.  Lippold  griech; Porträt- 
statuen p.  89  ff. 

96  (512)  Männlicher  Porträtkopf.  Hekler  p.  XXXI T.  142a. 
116  (698)  Kopf  des  Cicero.   Hekler  p.  XXXHI  T.  161b. 

Belvedere:  125  (2)  Peperinsarkophag  des  Lucius  Corne- 
lius Soipio  Barbatus.  Diehl  insoriptiones  latinae  (Lietzmann, 
Tabulae  in  usum  soholarum  editae  4)  T.  4. 

127  (7)  Der  untere  Teil  eines  weiblichen  Sitzbildes.  S. 
den  Nachtrag  zu  Bd.  II  n.  1242. 

p.  78f.  Porträtkopf.  Arndt-Bruckmann  griech.  u.  röm.  Porträts 
n.  449,  460. 


NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE.  469 

128  (10)  Statue  des  Meleagros.  Vgl.  Kekule  von  Stradonitz 
griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  261  ff.  mit  Abb,  der  Wiederholung  der 
Statue  in  Berlin  und  derjenigen  des  Kopfes  in  Boston.  Lippold 
griech.  Portratstatuen  p.  101. 

129  (11)  Torso  einer  Statue  des  Apollon  oder  eines 
Wahrsagers.   Jetzt  aufgestellt  links  von  n.  139. 

138  (38)  Friesfragment,  Gigantomaohie.  v.  Salis  der 
Altar  v.  Pergamon  p.  79  ff. 

143  (55)  Belief,  Festzug  zu  Ehren  der  Isis.  Arch.  Anzeiger 
XXI 1906  p.  139.  Perdrizet  bronzes  greos  d'ßgypte  de  la  colleotion 
Fouquet  p.  48ff.  n.  82  mit  PI.  XXII. 

147,  148  (64,  65)  Zwei  Hunde.  Vgl.  den  stilistisch  verwandten 
Löwenkopf  vom  Brunnenhaus  auf  der  Agora  zu  Magnesia  a.  M.  bei 
Kothe-Watzinger  Magnesia  a.  M.  p.  136  Abb.  144. 

149  Hermenbüste  des  greisen  Sophokles.  Lippold  griech. 
Porträtstatuen  p.  51  ff.  (L.  macht  mit  Reoht  darauf  aufmerksam, 
daß  die  Angabe  des  Fundjahres  nur  auf  n.  257,  nicht  auf  diese 
Büste  zutrifft.  Auf  p.  50  derselben  Schrift  bestreitet  L.  ferner  die 
Berechtigung,  aus  der  zitierten  Stelle  der  Vita  Sophoolis  auf  eine 
von  Iophon  errichtete  Statue  des  Dichters  bald  nach  dessen  Tode 
zu  schließen,  ohne  seine  Gründe  auszuführen. 

154  (44)  Die  Basis  Casali.  Boscher  myth.  Lexikon  IV  p.  204 
n.  6  Abb.  3.   Della  Seta  religione  e  arte  figurata  p.  191  Fig.  151. 

157  (92)  Der  Apoll  vom  Belvedere.  Della  Seta  p.  153  Fig.  99. 
v.  Salis  der  Altar  v.  Pergamon  p.  57  ff. 

158  (94)  Belief,  zwei  Frauen  mit  einem  Stiere.  Kürzlich 
ist  aus  einer  Privatsammlung  in  Neapel  ein  Relief-Fragment  in  den 
Kunsthandel  gelangt,  das  genau  der  an  dem  hier  besprochenen  Relief 
ergänzten  1.  Hälfte  entspricht  und  zu  der  hier  erhaltenen  r.  Hälfte  in 
den  Maßen,  der  Relieferhebung  und  der  Qualität  des  Marmors 
stimmt.  Da  zudem  das  neue  Fragment  in  Neapel  erworben  wurde, 
die  antike  Hälfte  des  vatikanischen  Reliefs  aus  der  Terra  di  Lavoro 
(zwischen  Terraoina  und  Neapel)  stammt,  ist  es  sehr  wahrscheinlich, 
daß  beide  ursprünglich  ein  Ganzes  gebüdet  haben.  Wenn  das  neue 
Fragment  einen  weitaus  besseren  Eindruck  macht,  als  unser  vatika- 
nisches, so  dürfte  sich  das  dadurch  erklären,  daß  der  Ergänzer  dieses 
vollkommen  überarbeitet  hat.  In  den  Uffizien  zu  Florenz  befindet 
sich  eine  Wiederholung  der  gleichen  Darstellung  (Collignon  histoire 
de  la  soulpture  greoque  II  p.  644),  die  aber  von  der  auf  dem  vatika- 
nischen und  dem  neuen  Fragment  etwas  abweicht.  Mit  der  Floren- 
tiner Variante  stimmte  eine  dritte  Wiederholung  überein,  von  der 
sich  nur  die  1.  Hälfte  erhalten  hat  (abgebildet  bei  Barbault  recueil  de 
divers  monuments  pl.  78;  seitdem  verschollen).  Diese  ist  also  nicht, 
wie  man  glaubte  annehmen  zu  dürfen,  identisch  mit  dem  Neapeler 


470  NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE. 

Fragment,  das  in  dem  Auktionskataloge  der  Auoienne  collection 
Woodyat  pL  XI  p.  37  n.  263  (Pollack)  publiziert  ist. 

Galerie  der  Statuen:  185  (253)  Oberleib  eines  Triton  oder 
Seekentauren.  Zu  der  Verwendung  derartiger  Figuren  als  Giebel- 
akroterien  vgl.  Macrob.  Sat.  I  8,  4:  illud  non  omiserim,  Tritonas  cum 
buoinis  fastigio  Saturni  aedis  superpositos. 

195,  196  (271,  390)  Poseidippos  und  ein  anderer  Dichter. 
Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  u.  Römer  p.  XXVI  T.  110,  111. 
Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  88  f. 

209  Sarkophag  mit  dem  Gigantenkampfe.  Della  Seta 
religione  e  arte  figurata  p.  201  Fig.  163.  v.  Salis  der  Altar  v.  Perga- 
mon  p.  21,  38,  80  f.  Abb.  9. 

Das  Zimmer  der  Büsten:  214  (278)  Angeblioher  Kopf  des 
Otho.   Hekler  T.  196a. 

216  (275)  Kopf  eines  greisen  hellenistischen  Herrschers. 
Hekler  p.  XXVII  T.  124b  (Priester). 

218  (273)  Kopf  des  jugendlichen  Octavianus.  Hekler 
p.  XXXIV  T.  163. 

220  (287)  Kopf  des  Commodus.   Hekler  T.  270b. 

230  (388)  Bildnisgruppe  eines  römischen  Ehepaares. 
Della  Seta  religione  e  arte  figurata  p.  200  Fig.  161.   Hekler  T.  162. 

237  (298)  Kolossalbüste  des  Sarapis.  Vgl.  Revue  archeolo- 
gique  1910 II  p.  96ff.  Archäol.  Anzeiger  XXVII  1912  p.  150.  Rapport 
sur  la  marohe  du  service  du  Musee  d'Alexandrie  1910 — 11  p.  12  ff. 
T.  II  4,  5;  III  6,  7  (Breccia). 

245  (338)  Kopf  eines  Diadochen.  Vgl.  Lippold  griech. 
Porträtstatuen  p.  101,  wo  der  Kopf  mit  Unrecht  für  eine  aller- 
dings ziemlich  freie  Replik  des  Meleager-Typus  erklärt  wird. 

Gabinetto  delle  maschere:  248  (427)  Aphrodite  im  Bade 
kauernd.  Das  Motiv  der  Statue  des  Doidalsas  ist  bereits  reprodu- 
ziert auf  einem  Nymphenrelief  aus  Tralleis,  einer  Arbeit  des  2.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  (Athen.  Mitteil.  XXXVI 1911  p.  295f.  n.  5  Abb.  3). 

Der  Saal  der  Musen:  261  (519)  Hermenbüste  des  Piaton. 
Hekler  p.  XIII  T.  22.  Delbrück  ant.  Porträts  (tabulae  in  usum 
scholarum  ed.  sub  cura  Joh.  Lietzmann  6)  p.  XVII,  XXXII,  T.  15. 
Vgl.  Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  55  f. 

262  (518)  Hermenbüste  eines  Strategen.  Hekler  p.  IX 
T.  5. 

263 — 270  Apoll  und  die  Musen.  Vgl.  Arndt-Amelung,  Einzel- 
aufnahmen Serie  VI  Text  p.  15 ff.;  hier  wird  von  Arndt  die  Rück- 
führung der  Gruppe  auf  Praxiteles  und  ihre  Identifizierung  mit  der 
von  Cicero  und  Plinius  erwähnten  Thespiadengruppe  beim  Tempel 
der  Felicitas  verteidigt.    Es  würde  uns  zu  weit  führen,  auf  Einzel- 


NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE.  471 

heiten  einzugehen.  Der  Bearbeiter  des  Führers  glaubt,  auf  seiner 
im  Texte  angedeuteten  Meinung  beharren  zu  müssen.  Ausführlicher 
wird  er  sieh  im  3.  Bande  des  Vatikankataloges  äußern  können. 

270  (512)  Kopf  des  Epimenides  (?).  Hefcler  p.  IX  T.  9a 
(Homer). 

274  (531)  Herme  des  Periandros.    Hekler  p.  XXI  T.  78. 

275  (528)  Herme  des  Blas.    Hekler  p.  XXI  T.  77. 

276  (525)  Herme  des  Perikles.  Hekler  p.  IX  T.  4b.  Vgl. 
Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  32  ff. 

276  (509)  Kopf  des  Hermarchos.    Hekler  T.  42a. 
279  (507)  Hermenbüste  des  Antisthenes.    Hekler  p.  XIV 
T.  28. 

281  (502)  Hermenbüste  des  Aisohines.  Hekler  p.  XVI 
T.  55a.  , 

282  (500)  Angebliche  Hermenbüste  des  Zenon.  Zu  dem 
im  Texte  erwähnten,  inschriftlich  bezeugten  Porträt  eines  Zenon 
vgl.  Crönert  in  den  Jahresheften  des  österr.  aroh.  Instituts  X  1907 
p.  150  und  Lippold  a  a.  O.  p.  75  u.  82  f.  (beide  erkennen  in  diesem 
Porträt  statt  des  Stoikers  dieses  Namens  vielmehr  den  Epikuraeer 
^Mi8  dem  Anfange  des  L  Jahrhunderts  v.  Chr.). 

283  (498)  Kopf  des  Epikuros.    Hekler  p.  XXIV  T.  101a. 

284  (492)  Büste  des  Sophokles.  Delbrück  antike  Porträts 
(tabulae  in  usum  seholarum  ed.  sub  cura  Joh.  Lietzmann  6)  p. 
XXXIII  Abb.  8. 

Die  Rotunde:  288  (539)  Kolossaler  Zeuskopf.  Della  Seta 
religione  e  arte  figurata  p.  153  Fig.  91. 

289  (540)  Kolossalstatue  des  Antinous  als  Dionysos. 
Hekler  p.  XLI  T.  255. 

290  (541)  Kolossalkopf  der  älteren  Faustina.  Hekler 
p.  XLIV  T.  283b. 

292  (543)  Kolossalkopf  des  Hadrian.  Hekler  p.  XLI  T.  248b. 
Delbrück  a.  a.  O.  p.  L,  T.  43  A. 

296  (547)  Kolossale  Hermenbüste,  Personifikation 
eines  Meeresteiles,     v.  Salis  der  Altar  v.  Pergamon  p.  157 f. 

297  (548)  Kolossalstatue  des  Nerva.    Hekler  T.  230. 

299  (550)  Statue  des  Claudius.    Hekler  p.  XXXVI  T.  180. 

301  (552)  Kolossalstatue  der  Iuno  Sospita.  Della  Seta 
religione  e  arte  figurata  p.  190  Fig.  147. 

302  (553)  Kolossalkopf  der  Plotina.  Hekler  p.  XL  T.  245b. 

Sala  in  forma  di  croce  greoa:  309  (566)  Porphyrsarkophag 
aus  der  Kirche  der  heiligen  Oonstantia.  Riegl  die  spätrö- 
mische Kunstindustrie  p.  86  ff.  Fig.  20. 


472  NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE. 

312  (589)  Porphyrsarkophag  der  heiligen  Helen«.  Riegl 
p.  90£f.  Fig.  22.  R.  bestreitet,  daß  der  Sarkophag  aus  der  gleichen 
Epoche  wie  n.  309  stammen  könne,  und  erklärt  ihn  für  ein  Werk 
des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr.  Man  habe  für  die  Mutter  des  Oonstantin 
einen 'alteren  Sarkophag  benutzt.  Weiter  auf  dieser  Bahn  geht 
Frothingham,  der  im  Amer.  Journal  of  archaeology  XIII 1909  p.  59  f. 
die  Behauptung  aufstellt,  der  Sarkophag  habe  ursprünglich  die  Leiche 
des  Kaisers  Marcus  Aurelius  geborgen,  auf  dessen  Geburt  unter  dem 
Zeichen  des  Löwen  die  plastische  Verzierung  des  Deckels  mit  Löwen 
deuten  solle.  Diese  aber  lassen  sich  ohne  weiteres  als  Grabes- 
wächter verstehen;  das  Motiv  ist  so  verbreitet,  daß  man  keine 
Beispiele  dafür  zu  geben  braucht.  Die  Annahme  der  Neubenützung 
eines  Sarkophages,  aus  dem  man  den  Leichnam  des  früheren  In- 
habers hätte  entfernen  müssen,  ist  ganz  unwahrscheinlich,  zumal 
da  in  diesem  Falle  die  Leiche  eines  allgemein  verehrten  Kaisers  in 
Frage  gekommen  wäre,  und  läßt  sich  mit  der  Zerstörung  früherer 
Ehrendenkmäler  und  Neubenützung  der  Reliefs  solcher  Monumente, 
wie  sie  am  Konstantinsbogen  stattgefunden  hat,  durchaus  nicht  auf 
eine  Linie  stellen.  Wenn  R.  fragt,  warum  man  denn  den  Sarkophag 
der  Helena  mit  kriegerischen  Szenen  geschmückt  habe,  ist  man  eben- 
so berechtigt,  dagegen  zu  fragen,  warum  man  denn  für  die  Kaiserin 
gerade  einen  Sarkophag  mit  solchen  Szenen  unter  den  älteren  aus- 
gesucht habe.  Mittel  und  Möglichkeiten  zur  Herstellung  eines  eigens 
für  sie  bestimmten  Sarkophages  fehlten  doch  nicht,  wie  n.  309  be- 
weist. Wer  die  Reliefs  von  n.  312  mit  den  Nebenseiten  von  n.  123 
vergleicht,  wird  die  Ähnlichkeiten,  aber  auch  die  Unterschiede  nicht 
verkennen  können.  Die  Köpfe  an  n.  312  wären  im  2.  Jahrhundert 
n.  Chr.  ebenso  beispiellos,  wie  in  der  Zeit  des  Konstantin.  Tatsächlich 
läßt  sich  von  keinem  einzigen  sicher  behaupten,  daß  er  antik  sei,  fast 
von  allen  aber,  daß  sie  modern  sind.  Genaue  Angaben  über  die 
Ergänzungen  sollen  im  III.  Bande  des  Vatikankataloges  gedruckt 
werden.    Ebenda  weiteres  über  die  Datierungsfrage. 

Der  Saal  der  Biga:  323  (612)  Opfernder  Römer.  Hekler 
p.  XXXII  T.  129c. 

324  (615)  Diskobol,  Stellung  nehmend.  Vgl.  zu  dem  Hermes 
Diskonolos  zwei  Fragmente  einer  Statuette  aus  Gips,  einen  hängenden 
Arm  mit  Diskos  und  ein  leicht  gebogenes  Bein  mit  Fußflügeln  (Athen. 
Mitteü.  XXXVII 1912  p.  69f.  n.  1 T.  1 1,  2);  sie  sind  beide  aus  Ägyp- 
ten nach  München  in  eine  Privatsammlung  gelangt,  können  übrigens 
nicht  zu  einer  Replik  der  vatikanischen  Statue  gehört  haben. 

327  (619)  Statu©  eines  Wagenlenkers.    Hekler  T.  193. 

328(620)  Angebliohe  Statue  des  Sextus  von  Ohaironeia. 
Vgl.  Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  98  Anm.  4. 


NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE.  473 

Galerie  der  Kandelaber:  332  zu  ändern  in  332a. 

358  (177)  Statue  eines  Fisohers.  Kürzlich  sah  der  Bearbeiter 
des  Fahrers  bei  einem  römischen  Kunsthändler  eine  elend  gearbei- 
tete Statuettenreplik  dieser  Figur.  Neben  dem  r.  Beine  außen  war  ein 
Delphin  angebracht,  in  dessen  Maul  noch  das  Ende  eines  dünnen 
Bleirohrs  erhalten  war.  Hier  sprudelte  also  ein  feiner  Strahl  in  ein 
Bassin,  an  dessen  Band  die  Statuette  aufgestellt  war.  Die  r.  Hand 
war  auch  hier  nicht  erhalten;  aber  aus  jener  Zurichtung  ergibt  sich 
die  Bestätigung  der  Annahme,  daß  die  R.  mit  einer  Angelrute  zu  er- 
gänzen sei. 

362  (184)  Stadtgöttin  von  Antiocheia  am  Orontes. 
Kekule  von  Stradonitz  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)    p.  253  mit  Abb. 

364  (222)  Statue  einer  Wettläuferin.  Jahrbuch  d.  arch.  In- 
stituts XXVI  1911  p.  172  und  passim.  Kunstwart  XXV  1911  III 
p.  213  (hier  wird  auf  Grund  einer  angeblichen  Verwandtschaft  des 
Kopfes  der  Wettläuferin  mit  dem  der  myronisehen  Athena  die  Statue 
dem  Kreise  desMyron  zugeschrieben;  vgl.  dagegen  die  Ausführungen 
zu  n.  1286). 

382  (204)  Niobidensarkophag.  Della  Seta  religione  e  arte 
figurata  p.  201  Kg.  164. 

384  (148)  Satyr  mit  einem  Knaben  auf  den  Schultern. 
Klein,  Praxiteles  p.  399 f.;  Geschichte  d.  griech.  Kunst  III  p.  230 ff. 
Revue  archeologique  1911  II  p.  143ff.  Fig.  8. 

386  (118 A)  Ganymed  vom  Adler  entführt.  Kekule  von 
Stradonitz  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  218f.  mit  Abb. 

Galleria  geografiea:  395  (21)  Köpf  des  Antisthenes.  Hekler 
Bildniskunst  d.  Griechen  u.  Römer  p.  XIV  T.  30  a. 

Das  etruskisohe  Museum:  476 (70)  Sehlauchf örm.  Amphora, 
ölhandel.  Blümner  Technologie  u.  Terminologie  der  Gewerbe  u. 
Künste  I  (2.  Aufl.)  p.  335  Fig.  118. 

525  Rotf  iguriger  Krug,  Verf  olgungHelenas  duroh 
M  e  n  e  1  a  o  s.   Wiener  Studien  XXXIV 1912  p.  282  ff.  Abb.  1  (Loewy). 

655  (202,  203)  zu  ändern  in  656  (202,  203). 

673  (257)  Vermeintlicher  Porträtkopf  des  Trebonianus 
Gallus.    Hekler  T.  294b. 

687  auf  p.  382  zu  ändern  in  692. 

Der  Kapitolsplatz. 

p.  408  Anm.  1  ist  zuzufügen:  Hekler  T.  266. 

Das  Kapitolinische  Museum. 

Halle:  759  (40)  Kolossalstatue  des  Ares.  Hülsen,  Skizzen- 
bücher des  Märten  van  Heemskerck  I  p.  16 f.,  wo  H.  die  Angabe  der 


474  NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE. 

Provenienz  vom  Nerva-Forum  verwirft  und  abermals  Zweifel  an  der 
Zusammengehörigkeit  von  Kopf  und  Körper  begründet  werden. 

761  (22)  Weibliche  Statue  archaischen  Stiles.  VgL  Ke- 
kule  von  Stradonitz  griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  1421  Lippold 
griech.  Porträtstatuen  p.  41  f. 

Galerie:  785  (42)  Statue  einer  Römerin.  Hekler  Bildnis- 
kunst der  Griechen  und  Römer  T.  204  b. 

Zimmer  der  Tauben:  797  (49)  Statuette  der  ephesisohen 
Artemis.  In  n.  33  des  Obergermanisch-Rätischen  Limes  p.  25  hat 
Drexel  als  Parallele  für  den  Aufbau  auf  dem  Modius  der  Artemis  ein 
Monument  aus  dem  3.  Mithreum  in  Heddersheim  ausgegeben  (Cu- 
mont  II  n.  253 j):  „auf  einem  rechteckigen  Sockel  steht  eine  kleine 
Aedicula,  die  sich  nach  drei  Seiten  hin  öffnet  und  vorne  die  Fels- 
geburt des  Mithras,  auf  den  Nebenseiten  die  beiden  Fackelträger 
sehen  läßt."  Der  Vergleich  scheint  dem  Bearbeiter  des  Führers  nicht 
zu  stimmen.  Auf  dem  Heddersheimer  Gippus  sind  drei  Seiten 
architektonisch  umrahmt;  es  handelt  sich  gar  nicht  um  die  Darstellung 
einer  veritablen  Architektur.  Dort  ist  zudem  der  Grundriß  einfach 
quadratisch,  nicht,  wie  hier,  kreuzförmig.  —  Ein  weiteres  Exemplar 
eines  derartigen  Modius  —  der  Aufbau  ist  fast  nur  in  Ansätzen  er- 
halten —  hat  sich  neuerdings  in  Ostia  gefunden:  Notizie  degliscavi 
1909  p.  235  Fig.  2,  2a.  Ferner  teilt  mir  Herr  Dr.  Drexel  mit: 
„Auf  der  Basis  von  Puteoli  im  Museum  zu  Neapel  ist  neben  der 
Vertreterin  der  Stadt  Ephesos  das  Bild  der  Artemis  auf  einem  Pfeiler 
dargestellt;  auch  hier  scheint  der  Modius  jenen  Aufbau  zu  tragen, 
aber  alle  Einzelheiten  sind  an  dieser  Stelle  zerstört."  —  Vgl.  auch 
Imhof-Blumer,  Nymphen  u.  Chariten  auf  griech.  Münzen  T.  X  33 
p.  167  (Münze  von  Apameia  aus  der  Zeit  der  Gordiane)..  —  Der 
Modius  mit  dem  Aufbau  in  Villa  Albani  —  er  ist  erwähnt  in  dem 
zu  n.  797  zitierten  Aufsatz  in  den  Osten*.  Jahresheften  —  ist  von 
Alinari  auf  seiner  Photographie  n.  27729  aufgenommen. 

799  (83)  Die  sogenannte  Tabula  Iliaoa.  Die  neueste  und 
zugleich  erste  ausreichende  Publikation  der  Tabula  in  den  Memorie 
della  R.  Accademia  dei  Lincei,  Ser.  5  a,  Olasse  di  scienze  mor.,  stör, 
e  filol.,  vol.  XIV  p.  662ff.  mit  Tafel  (U.  Manouso)  hätte  in  dem  Lite- 
raturverzeichnis nicht  fehlen  dürfen. 

Zimmer  der  Kaiserbüsten:  805  (84)  Porträtstatue  einer 
R  öme  rin .  Vgl. zu  dem  Typus  Lippold  griech.  Porträtstatuen p.  43.  — 
p.  452  Augustus.  Hekler  Bildniskunst  der  Griechen  u.  Römer 
T.  169  b.  Delbrück  ant.  Porträts  (tabulae  in  usum  scholarum  ed.  sub 
oura  Joh.  Lietzmann  6)  p.  XIX,  XLVI  f.  T.  33.  —  n.  4  Tiberius. 
Hekler  T.  178a.  —  n.  7  Der  ältere  Drusus(?).  Hekler  T.  185a. 
—  n.  10  Agrippina.    Hekler  p.  XXXVH  T.  212b. 


NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE.  475 

p.  453  n.  23  viell>Iulia.  Hekler  p.  XL  T.  244b.  Delbrück  a.  a. 
O.  p.  XLIX  f.  T.  39  B,  40  (Dame  traianisoher  Zeit).  —  n.  25  Do- 
mitia.  Hekler  p.  XL  T.  239b.  —  n.  28  Plotina,  Gattin  des 
Traianus.  Delbrück p.  XX,  L  Abb. 20  T.42.—  n.29Marciana(?). 
Hekler p.  XLT.  243a.  —  n.  30  Matidia  ( ?).  Hekler  p.  XL  T.  240a.  — - 
n.  37  jugendl.  Marcus  Aurelius.  Hekler  p.  XLIIT.  265.  — n.  39 
jung.  Faustina.  Hekler  T.  284a.  — n.  41  Lucius  Verus.  Hekler 
p.  XLIIIT.  269b.  —  n.  43  jugendlicher  Qommodus.  Delbrück 
p.  XXI,  LIV,  T.  48,  49.  —  n.  47  Iulia  Mamaea  (?).  Hekler  p. 
XLVI  T.  302  b. 

p.  454  n.  62  Maximinus  Thrax.  Hekler  p.  XLVT.  291a.  — 
n.  63  Maximus.  Hekler  T.  296a.  —  n.  64  viell.  der  alt.  Gor- 
dianus.  Hekler  T.  294a.  —  n.  66  Pupienus.    Hekler  T.  291b. 

p.  455  n.  70  Traianus  Decius.  Riegl,  Die  spätrömische  Kunst- 
industrie p.  70  Fig.  9. 

p.  456  n.  83  viell.  Valentinianus  I.  Riegl  p.  109f.  Fig.  34. 
Hekler  p.  XLVII  T.  308  a. 

Sogen.  Philosophenzimmer:  808  (1)  Kopf  eines  eleusini- 
sehen  Daimon.  Die  aus  den  Not.  d.  sc.  zitierte  Abbildung  ist  jetzt 
auch  wiederholt  in  den  Dissertazioni  dell'  Accad.  Pontif.  rom.  di 
aroheol.  X  1912  p.  275  Fig.  60. 

809—811  Kopf  des  Sokrates.  Vgl.  Lippold  griech.  Porträt- 
statuen p.  53  f. 

813  (9)  Kopf  des  Aelius  Aristides  (?).    Hekler  T.  274a. 

814  (10)  Kopf  eines  hellenistischen  Dichters.  Vgl.  Lip- 
pold a.  a.  O.  p.  90. 

816  (21)  Sog.  Büste  des  Diogenes.  Hekler  p.  XXVII  T.  114a. 

822  (38)  Kopf  des  Chrysippos.   Lippold  a.  a.  O.  p.  75f. 

823—825  (44—46)  Kopf  des  Homer.     Vgl.  Lippold  p.  93f. 

826  (48)  Büste  des  Gnaeus  Domitius  Corbulo.  Hekler 
p.  XXXVH  T.  199. 

829  (59)  Büste  eines  Barbarenjünglings.  Hekler  p.  XLII 
T.  280b. 

831  (63)  Doppelherme  des  Epikuros  und  Metrodoros. 
Hekler  p.  XXIV  T.  100.    Lippold  p.  77. 

832(68)  Behelmter  bärtiger  Kopf.    Vgl.  Lippold  p.  37. 

835  (75)  Kopf  des  Cicero  (?).    Hekler  p.  XXXIII  T.  160. 

836  (76)  Männl.  Büste  mit  einer  trag.  Maske  auf  d.  Schul- 
ter.   Hekler  p.  XLV  T.  295  a. 

837  (77)  Mutmaßlicher  Kopf  des  Homer.  Vgl.  Lippold  p.  93. 
840  (82)  Angebl.  Kopf  des  Aisohylos.    Hekler  p.  XII  T.  14. 

842  (96)  Kopf  des  Lysias.    Hekler  p.  XIV  T.  25. 

843  (98)  Sitzbild  eines  Griechen.  Lippold p.  62  f.  mit  Ab- 
bildung der  Neapeler  Statuette  (Fig.  10).     Im  Texte  sind  die  ka- 


476  NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE. 

pitolinische  Statue  und  ihre  Wiederholungen  fälschlich  als  romanisierte 
Umarbeitungen  des  griechischen  Original  mit  römisoher  Tracht 
behandelt.  Die  Tracht  ist  griechisch,  ein  Zusatz  einzig  das  Unter- 
gewand.   Vgl;  n.  1315. 

Der  Hauptsaal:  851  (36)  Statue  der  Pallas,  v.  Salis  der 
Altar  v.  Pergamon  p.  46  ff. 

855  (28)  Statue  des  Harpokrates.  Vgl.  den  Nachtrag  zu 
Galleria  lapidaria  Abteilung  XXII  in  diesem  Bande. 

Stanza  del  Gladiatore:  872  (16)  Büste  eines  jungen  Rö- 
mers.   Hekler  T.  189b. 

874  (12)  Sogen.  Antinoos.    Hekler  p.  XLI  T.  254. 

875  (10)  Ausruhender  Satyr,  nach  Praxiteles.  Boscher,  My- 
thol.  Lexikon  IV  p.  481  Abb.  8. 

877  (8)  Angebl.  Statue  des  Stoikers  Zenon.  Hekler  p. 
XXVII  T.  112  b.    Lippold  p.  97. 

882  (3)  Kolossalkopf  Alexanders  d.  Gr.  Hekler  p.  XVIII 
T.  62  a. 

883  (2)  Weibliche  Statue,  v.  Salis  der  Altar  v.  Perga- 
mon p.  152. 

Dar  Konservatorenpalast. 

Halle:  885  Kolossalstatue  des  Iulius  Caesar  (?).  Hekler 
p.  XXXIIf.  T.  156  a,  157. 

Hof:  887  Kolossalkopf  Konstantins  d.  Gr.  Hekler  T.  307a. 
Delbrück  ant.  Porträts  (tabulae  in  usum  scholarum  ed.  sub  cura 
Joh.  Lietzmann  6)  p.  XXII,  LVI  ff.  Abb.  27  T.  55. 

Treppe:  893  (44)  Das  Dankopfer  vor  dem  Tempel  des 
kapitol.  Iuppiters.  Della  Seta  religione  e  arta  figurata  p.  195 
Fig.  160. 

Erstes  Stockwerk:  900  Inschriftl.  bezeichn.  Hermenbüste 
des  Anakreon.  Hekler  p.  IXT. 6b."  Vgl. Lippold  griech.  Porträt- 
statuen p.  35  ff. 

Korridor:  909,  910  Zwei  Kolossalstatuen  römischer  Ma- 
gistrate. Hekler  T.  306.  Der  jüngere:  Riegl,  Die  spätrömische 
Kunstindustrie  p.  Ulf.  Fig.  36.  Amer.  Journal  of  archaeol.  XV 1911 
p.  25ff.  Fig.  1.  Der  ältere:  Delbrück  a.  a.  O.  p.  XXII,  LVIII 
Abb.  28  T.  56. 

918  Grabstein  des  Schusters  Gaius  Iulius  Helius.  Hek- 
ler T.  223  b. 

922  Fragmentierte  Gruppe  eines  gegen  zweiSatyrn 
kämpfenden  Giganten.  Klein  Geschichte  der  griech.  Kunst 
III  p.  127  f.     v.  Salis  der  Altar  v.  Pergamon  p.  76  ff« 


NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE;  477 

Sala  degli  orti  Lamiani:  925  (36)  Kopf  eines  Kentauren. 
Über  die  Gruppe  in  den  Saepta  vgl.  Americ.  Journal  of  archaeol.  XII 
1908  p.  30ff. 

930  Büste  des  Commodus.   Hekler  T.  270a. 

939  Statue,  ein  Mädchen,  eine  Binde  um  das  Haupt 
windend,  die  sog.  esquilinische  Venus.  Jahrbuch  des  arch. 
Instituts  XX.VI  1911  p.  164  und  passim.  Zu  dem  Kopfe  vgl.  Ausonia 
III  1908  p.  215  Fig.  63  (Tonrelief  aus  Lokroi). 

Sala  degli  orti  Mecenaziani:  952  Statuette  einer  jugend- 
lichen Heilgöttin.  Berl. .  phil.  Wochenschrift  1900  p.  625. 
Lippold  grieoh.  Porträtstatuen  p.  57. 

Saal  der  Bronzen:  953  Bronzener  Porträtkopf.  Hekler 
p.  XXVII,  XXX  T.  128a. 

959  Bronzener  Kolossalkopf  usw.  Riegl,  Die  spätrömische 
Kunstindustrie  p.  109  Fig.  33. 

Zimmer  der  arch«  Skulpturen:  974  Archaische  griech 
Grabstele.  Jahrbuch  d.  arch.  Institutes  XXVI  1911  p.  174  f 
Abb.  77.    Vgl.  unsere  Ausführungen  zu  n.  1286. 

976  Fragment  eines  Terrakottafrieses.  Vgl.  Auso 
nia  VI  1911  p.  151  ff. 

Zwei  Räume  mit  Mosaiken:  995  Mosaik,  Herakles  be 
Omphale.  Röscher,  Mythol.  Lexikon  III  1  p.  889  (Sieveking) 
Revue  de  l'art  ancien  et  moderne  1912  p.  11  f.  (Leohat). 

Korridor:  1003  Bronzestatuette  eines  Laren.  Della  Seta 
religione  e  arte  figurata  p.  190  Fig.  146. 

Das  Antiquarium  Comunale. 

Zweites  Zimmer:  1013,  1014  Zwei  Fragmente  eines 
Frieses,  Götter  gegen  Giganten  kämpfend.  Hermes 
XLVI 1911  p. 218f.  v.  Salisder Altar v.  Pergamonp.65 Anm.  l,p. 80 ff. 

1017  Fragment  eines  Relief  bildes.  Am  Schluß  des  Textes 
lies  915  statt  815. 

Saal:  1020  Sehr  zerstörter  Kopf  einer  Athena.  Jahrbuch 
des  arch.  Instituts  XXVII 1912  p.  109  n.  2  Beil.  4  Abb.  15, 16.  Darin, 
daß  auf  dem  Helme  rechts  und  links  von  der  Sphinx  Greife,  nicht 
Pegasoi  dargestellt  sind,  stimmt  der  Kopf  mit  dem  der  Athena  Hope 
überein,  nicht  mit  dem  der  Athena  Farnese. 

1025  Torso  eines  Verwundeten.  Die  Überschrift  zu  ändern 
in:  Torso  eines  Kriegers. 

1033  Kopf  eines  griech.  Strategen.  Hekler  a.  a.  O.  p.  XI 
T.  12  a.  Vgl.  Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  31  Figur  1  (links), 
wo  eine  Gemme  abgebildet  ist,  die  den  Oberkörper  eines  Strategen 


478  NACHTRÄGE  ZUM  I.  BANDE. 

darstellt,  augenscheinlich  nach  dem  gleichen  Originale,  wie  der  hier 
besprochene  Kopf.  Demnach  wäre  der  Körper  der  Statue  nackt 
gewesen. 

1036  Kolossaler  Torso  eines  Kriegers,  v.  Salis  der 
Altar  v.  Pergamon  p.  73  f. 

1037  Kopf  einer  ägyptischen  Königin.  Delbrück  ant. 
Porträts  (tabulae  in  usum  scholarum  ed.  sub  cura  Joh.  Lietzmann  6) 
p.  XVIII,  XLI  f.  T.  28  (für  Berenike  II.  erklärt). 

Fünftes  Zimmer:  1048  Fragmentierte  Büste  des  Titus. 
Hekler  p.  XXXVIII T.  220  b  (hier  wohl  mit  Recht  Domitian  genannt). 

Museo  Barraoco. 

Erstes  Zimmer:  1079  (201)  Aufbau  von  zwei  Grabcippen. 
v.  Stryk  Studien  über  die  etruskischen  Kammergräber  p.  119ff. 
v.  Str.  sucht  die  Tatsache  der  Beschädigung  oder  Zertrümmerung 
dieser  Monumente  dadurch  zu  erklären,  daß  er  annimmt,  sie  hätten 
als  Kenotaphien,  d.  h.  als  provisorisoher  Ersatz  der  wirklichen  Gräber 
bei  irgendeiner  Totenfeier  vor  der  endgültigen  Beisetzung  gedient. 
Diese  Annahme  ruht  nicht  nur  auf  unbeweisbaren,  höchst  unwahr- 
scheinlichen Voraussetzungen,  sie  erklärt  vor  allen  Dingen  gar  nicht 
jene  seltsame  Praxis  des  Anschneidens  der  Ecken.  Die  Darstellung 
der  Rückseite  des  unteren  Teiles  an  dem  hiesigen  Aufbau  deutet  v. 
Str.  auf  die  Darbringung  von  Gewändern,  die  für  den  Toten  be- 
stimmt seien,  aber  weder  hier  noch  in  anderen  Fällen,  in  denen  die 
Darstellung  in  ähnlicher  Form  wiederkehrt,  scheint  sich  diese  Deu- 
tung als  notwendig  zu  ergeben. 

1090  (79)  Archaischer  Porträtkopf  eines  griechischen 
Feldherrn.  Lippold  griech.  Porträtstatuen p.  29 ff.  (L.  entscheidet 
sich  im  Anschluß  an  Furtwängler  für  Miltiadee). 

1094  (114)  Doppelherme  mit  zwei  gleichen  Jünglings- 
köpfen. Über  die  Berliner  Demeter-Statue  s.  auch  Kekule  von 
Stradonitz,  Griech.  Skulptur  (2.  Aufl.)  p.  149 f.  mit  Abb. 

Zweites  Zimmer:  1109  (155)  Porträt  des  Epikur.  Lippold 
a.  a.  O.  p.  79  Anm.  3  (die  Brust  ist  nicht  modern  überarbeitet). 

1126,  1127  (115,  116)  Zwei  Statuetten  von  Hydrophoren. 
Vgl.  Frickenhaus  Tiryns  I  p.  29. 

1129  (160)  Büste  eines  jugendlichen  Hermes  oder 
Heros.     Vgl.  Lippold  a.  a.  O.  p.  101. 

1133(191)  Reliefkopf  eines  jungen  Römers.  Heklera.  a.  O. 
T.  188  a. 

1138  (143)  Kopf  eines  alten  Mannes.   Hekler  p.  XV  T.  49a. 


Nachträge  zum  IL  Bande. 

Das  lateranische  Museum. 

Erstes  Zimmer:  1142  (10)  Grabrelief,  v.  Salis  der  Altar 
v.  Pergamon  p.  120  f. 

Viertes  Zimmer:  1157  (352)  Porträtkopf  eines  Claudiers. 
Hekler  a.  a.  0.  T.  185  b, 

Siebentes  Zimmer:  1179  (462)  Marsyasstatue  nach  Myron. 
Eine  Zeichnung  der  Ergänzung  der  Athena  mit  einer  Flöte  in  jeder 
Hand  ist  seither  von  Sieveking  im  Archäol.  Anzeiger  XXVII  1912 
p.  lff.  publiziert  worden.  Sie  eingehend  zu  kritisieren  ist  hier  nicht 
der  Ort;  nur  auf  dasjenige,  was  S.  über  das  Motiv  des  Marsyas  sagt, 
müssen  wir  kurz  eingehen.  S.  will  die  Bewegung  des  Marsyas  allein 
damit  erklären,  daß  er  annimmt,  der  Silen  sei  vorsichtig  auf  den  Zehen, 
mit  den  Armen  balancierend,  herangeschlichen;  von  einem  Zurück- 
prallen dürfe  nicht  gesprochen  werden.  Diese  Auffassung  scheint 
uns  dem  künstlerischen  Tatbestande  nicht  nur  nicht  zu  entsprechen, 
sondern  zu  widersprechen.  S.  will  in  der  Notiz  des  Plinius  über  die 
Gruppe  —  Myron  fecit  satyrum  admirantem  tibias  et  Minervam  — 
Minervam  abhängig  von  admirantem  verstanden  wissen,  nicht  von 
fecit.  Voraussichtlich  würde  aber  Plinius,  wenn  er  etwas  Derartiges 
hätte  ausdrücken  wollen,  doch  wohl  Minervam  vor  tibias  gesetzt  haben, 
wahrscheinlicher  noch  sich  ganz  anders  ausgedrückt  haben.  Paßt  man 
die  Worte  des  Plinius  so,  wie  sie  bisher  aufgefaßt  worden  sind,  und  wie 
es  unserer  Meinung  nach  das  richtige  ist,  so  scheint  aus  ihnen  doch, 
wie  übrigens  auch  aus  dem  entsprechenden  Passus  des  Pausanias, 
hervorzugehen,  daß  wir  Flöten  und  Minerva  in  der  Gruppe  trennen 
müssen.  Jedenfalls  aber  dürfen  wir  aus  ihnen  nur  folgern,  daß  Blick 
und  Gebärde  des  Marsyas  einzig  zu  den  Flöten  in  Beziehung  stand; 
und  das  bestätigt  die  Statue  im  Lateran,  deren  Kopf  weit  mehr  er- 
hoben sein  müßte,  wenn  wir  den  Eindruck  gewinnen  sollten,  daß  die 
„admiratio"  des  Silens  der  Göttin  und  nicht  allein  den  Flöten  ge- 
golten habe,  mögen  wir  diese  nun  in  den  Händen  der  Athena  oder 
am  Boden  voraussetzen.  —  Siehe  in  dem  gleichen  Bande  des  archäol. 
Anzeigers  p.  lOff.  einen  Ergänzungsvorschlag  der  Athena  von  Mat- 
thies  und  p.  Ulf.  eine  kurz  zusammenfassende  Behandlung  der 
Frage  von  Petersen,  der  das  Motiv  des  Marsyas  dadurch  erklären 
will,  daß  er  annimmt,  der  Silen  habe  zu  den  Klängen  der  Flöte 


480  NACHTRÄGE  ZUM  IL  BANDE. 

getanzt.  Sollte  er  sich  dabei  der  Göttin  so  weit  und  unbemerkt  ge- 
nähert haben  ?  Vgl.  auch  in  dem  gleichen  Anzeiger  p.  144  (Dragendorf  f). 
1180  (476)  Statue  des  Sophokles.  Hekler  p.  XVI  T.  52,  54. 
Delbrück  ant.  Porträts  (tabulae  in  usum  scholarum  ed.  sub  oura 
Joh.  Lietzmann  6)  p.  XVII,  XXXII  f.  T.  16  b.  Vgl.  Lippold  griech. 
Porträtstatuen  p.  50  u.  64. 

Achtes  Zimmer:  1183(487)  Relief bild,  Menander  und  die 
Personifikation  der  Komödie.  Hekler  p.  XXV  T.  108.  Lippold 
a.  a.  0.  p.  89  ff.  (L.  bestreitet  die  Beziehung  auf  Menander).  Für  die 
Zusammenstellung  einer  Unsterblichen  mit  Menschen  in  einer  ähn- 
lichen Situation  vgl.  das  archaische  Belief  in  Athen,  das  den  Besuch 
der  Athena  bei  einem  Handwerker  darstellt  (vgl.  Lippold  p.  9)  und 
aus  später  Zeit  das  Bild  mit  der  Heuresis  in  der  Wiener  Hand- 
schrift des  Dioskurides:  Bernoulli,  Griech.  Ikonographie  II  T.  XXXI 
p.  214f. 

Zehntes  Zimmer:  1192  (691)  Belief,  Ausstellung  eines 
Leichnams,  v.  Stryk,  Studien  über  die  etrusk.  Kammergräber 
p.  123f. 

1195,  1196  (675,  677)  Porträtbüsten  eines  Bömers  und 
einer  Bömerin.    Hekler  p.  XXXIXf.  T.  222a,  237a. 

Vierzehntes  Zimmer:  1228  (845)  Sarkophag  mit  abboz- 
zierten  Beliefs.  In  dem  Zitat  von  Blümner,  Technologie  ist  ein- 
zufügen p.  25  f. 

Fünfzehntes  Zimmer:  1233  (972)  Kopf  des  Attis.  Disser- 
tazioni  dell'  Accad.  Pontif.  rom.  di  aroheol.  X  1912  p.  375  Fig.  111 
(p.  376). 

1235  (1006)  Nische  mit  Silvanmosaik.  Bosoher,  Mythol. 
Lexikon  IV  p.  837  n.  9.    Dissertazioni  usw.  p.  156  Fig.  27. 

Sechzehntes  Zimmer:  1236  (1061)  Statue  des  Attis.  Disser- 
tazioni  usw.  p.  164  Fig.  31  (p.  163). 

1237  (1064)  Orpheus  und  Eurydike.  Dissertazioni  usw.  p.  465 
Fig.  152. 

1238  (1065)  Baub  der  Proserpina.  Dissertazioni  usw.  p.  469 
Fig.  154. 

1239  (1063)  Szene  aus  einer  Tragödie.  Dissertazioni  usw. 
p.  468f.  Fig.  153. 

Das  Thermenmuseum. 

Der  Hof:  1242  (12)  Statue  eines  siteenden  Mädchens.  Ein 
Fragment  einer  vierten  Beplik  dieses  Typus  hat  sich  aus  zwei  Stücken 
zusammensetzen  lassen,  die  in  eine  Fundamentmauer  der  Villa  Fal- 


NACHTRÄGE  ZUM  IL  BANDE.  481 

conieri  bei  Frascati  verbaut  waren  und  dort  bei  Errichtung  der 
neuen  Künstlerateliers  zutage  kamen.  Das  Fragment,  das  jetzt  die 
Treppe  jenes  Ateliergebäudes  ziert,  stammt  von  dem  Unterteil  der 
Figur:  erhalten  ist  der  Schoß,  das  r.  Bein  ganz,  das  1.  nur  teilweise 
—  aber  beide  Beine  ohne  die  Füße  — ,  ferner  ein  Teil  des  Sitzes. 
Merkwürdigerweise  stimmte  diese  Replik  wieder  mit  keiner  der  an- 
deren ganz  überein.  Der  Sitz  war  ein  Stuhl  mit  Kissen;  die  Figur 
war  nur  mit  dem  Mantel  umhüllt;  von  der  r.  Hand  hat  sich  kein  An- 
satz auf  dem  r.  Oberschenkel  erhalten.  Die  Ausführung  war,  nach 
dem  Erhaltenen  zu  urteilen,  der  des  vatikanischen  Fragmentes  fast 
ebenbürtig. 

1266  (1023)  Pfeiler  mit  Inschrift.  Diehl inscriptiones latinae 
(tabulae  in  usum  soholarum  ed.  sub  cura  Joh.  Iietzmann  4)  T.  9,  10. 

1270  Deckel  eines  Sarkophages  in  Form  einer  Kline. 
Guattani  monum.  ant.  inedit.  Genn.  1788  T.  II  p.  IV.  Zoega  de  ori- 
gine  et  usu  obeliscorum  p.  363  Anm.  63  und  p.  652 ;  ders.  bassiri- 
lievi  I  p.  123  Anm.  8.     Journal  of  roman  studies  I  1911  p.  208 f. 

1273  (40799)  Sarkophag  eines  hohen  Beamten  der  An- 
nona.  Amerio.  Journal  of  archaeol.  XV  1911  p.  29 ff.  Fig.  9. 

Museo  Bonoompagni-Ludovisi:  1286  Dreiseitiges  Marmor- 
werk. Bulle,  Der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  147.  Ausonia  VI 
1911  p.  101  ff.  mit  Abb.  (Kjellberg). 

1301  (86)  Fragment  eines  Hochreliefs,  Kopf  einer  schla- 
fenden Erinys,    Bulle,  Der  schöne  Mensch  (2.  Aufl.)  T.  262. 

Oberes  Stockwerk:  1344  (610)  Überlebensgroßer  weib- 
licher Kopf.  Vgl.  Athen.  Mitteil.  XXXVII 1912  p.  70ff.  n.  2  T.  I 
5 — 8  (zwei  Terrakottaköpfchen  aus  Naukratis). 

1347  Bronzestatue  eines  hellenistischen  Herrschers. 
Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  102.  Delbrück  antike  Porträts 
(tabulae  in  usum  scholarum  ed.  sub  cura  Joh.  Lietzmann  6)  p.  XIX, 
XLIII  ff.  Abb.  16  T.  30  (vermutlich  Demetrios.  I  Soter  von  Syrien 
162—150  v.  Chr.) 

1350  (1055)  Bronzestatue  eines  Faustkämpfers.  Über 
Demetrios  von  Alopeke  zuletzt  Lippold  griech.  Porträtstatuen  p.  47  f. 

1352  (50170)  Statue  eines  Mädchens.  Die  gerollte  Binde  auf 
dem  Teller  wird  manchem  für  den  Dienst  einer  der  üblichen  Taenien 
zu  breit,  zu  kurz  und  von  zu  dickem  Stoffe  erschienen  sein.  Vielleicht 
können  wir  Bestimmung  und  Name  dieses  Stück  Zeuges  mit  Hilfe 
einer  Notiz  des  Pollux  (VII 69)  erraten:  6q  &&ictqv  di  \ki\Lvrpai 
JeivccQZog   iv   ry   rfjg  tsQeiccg  öoxipaöia  '  f<m   d'  i£  iglov   sidruia 

CpOlVIXOVV ,   CO  (fCCldQVVOVÖl  tcc   idr\   x&v   d'S&V. 

1384  (201)  Kopf  des  Dionysos.  Vgl.  Lippold  a.  a.  O.  p.  101. 
wo  das  Zeugnis  des  Kopfes  doch  wohl  zu  hoch  gewertet  wird. 

Heibig:  Führer  II.  3.  Aufl.  31 


482  NACHTRÄGE  ZUM  IL  BANDE.  ) 

1392  (8549)  Fragment  eines  Frieses.  Gefunden  in  der 
Nähe  von  Velletri.  Notizie  d.  soavi  1900  p.  197  mit  Abb.  Auso- 
nia  VI  1911  p.  147  ff.  T.  VII  (Moretti). 

1401  (140)  Kopf  des  Sophokles.  Vgl.  zu  dem  Typus  zu- 
letzt Lippold  p.  38  f.  L.  bestreitet  in  Übereinstimmung  mit  Arndt 
die  Deutung  auf  Sophokles  und  datiert  das  Original  des  Typus  nicht 
weit  nach  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts. 

1408(506)  Relieffragment,  Anaximandros.  Vgl.  Lippold 
p.  74.    Ebenda  p.  59  Fig.  9  ist  jetzt  das  Eudoxos-Relief  abgebildet. 

1414  (644)  Kopf  des  Gallienus.  Delbrück  ant._  Porträts 
(tabulae  in  usum  scholarum  ed.  sub  cura  Joh.  Lietzmann  6)  p.  XXI, 
LV  f.  T.  53. 

1416  (162)  Kopf  der  jiing&ren  Faustina  oder  Luoilla. 
Delbrück  a.  a.  O.  p.  XXI,  Uli  f.  T.  47  (Faustina). 

1427  (618)  Kopf  des  Nero.    Delbrück  p.  XX,  XLVIII,  T.  35. 

1428  (326)  Kolossalkopf  des  Gordianus  III.  Lies:  Herkunft 
wie  bei  n.  1422. 

1430  (330)  Kopf  des  Vespasian.  Lies:  Herkunft  wiebein.  1422. 
f~"  1463  (324)  Vierseitiger  Altar.  Die  Seite  mit  der  Darstellung 
der  Wölfin  abgeb.  bei  Boscher,  Mythol.  Lexikon  IV  p.  203f.  n.  5 
Abb.  2. 

1479  (1128)  Das  kleine  Bild  mit  dem  rezitierenden  Schauspieler 
und  dem  nachlesenden  Dichter  oder  Regisseur  bei  Birt,  Die  Buch- 
rolle in  der  Kunst  p.  141  Abb.  78  (um  einen  simplen  Souffleur  —  so 
nennt  B.  den  Nachlesenden  —  kann  es  sich  nicht  handeln;  der  Mann 
ist  bekränzt  und  wird  deshalb  den  Dichter  darstellen). 

1508  (4344—4349)  Fragmente  von  Terrakottareliefs 
und  1514,  1515  Fragmente  der  plastischen  Dekoration 
eines  Tempels.    Vgl.  Ausonia  VI  1911  p.  151  ff.  (Moretti). 

Villa  Borghesa 

Oberes  Stockwerk:  1566  (OCXLV)  Gruppe,  Amazone  zwei 
Krieger  überreitend,    v.  Salis  der  Altar  v.  Pergamon  p.  131. 

Das  Kirchersche  und  prähistor.  Museum 

im  Collegio  romano. 

Korridor  LIV;  1753  Fragment  einer  griechischen 
Spiegelkapsel  mit  Belief,  Gigantenkampf,  v.  Salis 
der  Altar  v.  Pergamon  p.  50. 


Vergleichende  Tabelle  der  Nummern  in  der 
zweiten  und  dritten  Auflage. 


2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

1—11 

1—11 

60—71 

— 

123 

115 

180 

174 

12—16 

— 

72 

68 

124 

— 

181 

175 

17 

373 

78 

60 

125 

116 

182 

176 

18 

— 

74 

— 

126 

—  • 

183 

177 

10 

12 

75 

13 

127 

117 

184 

170 

20 

366 

76 

110 

128 

__ 

185 

— 

21 

14 

77 

73 

120 

118 

186 

180 

22 

— 

78 

— 

130 

124 

187 

— 

23 

16 

70 

74 

131 

125 

188 

182 

24 

17 

80 

75 

132 

126 

180 

183 

25 

18 

81 

76 

133 

127 

100 

184 

26 

10 

82 

— 

134  bis 

101 

185 

27 

20 

83 

78 

136 

— 

102 

186 

28 

— 

84 

— 

137 

128 

103 

187 

20 

— 

84a 

70 

138 

130 

104 

188 

30 

21 

85 

80 

130 

133 

105 

189 

81 

22 

86 

81 

140 

134 

106 

100 

82 

23 

87 

82 

141 

— 

107 

— 

83 

24 

88 

83 

142 

135 

108 

101 

84 

25 

80 

84 

143,  144 

136,  137 

100 

102 

85 

26 

00 

85 

145 

138 

200,  201 

— 

36 

27 

01 

86 

146 

130 

202 

193 

37 

28 

02 

87 

147  ' 

141 

203 

194 

38 

20 

03 

88 

148 

142 

204,  205 

105,  196 

30 

30 

04 

80 

140 

148 

206 

107 

40 

— 

05 

00 

150 

— 

207 

198 

41 

31 

06 

— _ 

151 

144 

208 

199 

42—43 

— 

07 

-— 

152 

— 

200 

200 

44 

32 

08 

01 

153 

145 

210 

201 

45—46 

— 

00 

02 

154,  155 

147,  148 

211 

202 

47 

38 

100 

— 

166 

151 

212 

203 

48 

34 

101 

03 

157 

— 

213 

204 

40 

35 

102 

— 

158 

— 

214 

205 

50 

86 

103,  104 

05,  06 

150 

152 

215 

— 

51 

87 

105 

07 

160  « 

— 

216,  217 

206,  207 

52 

88 

106 

08 

161 

153 

218 

208 

53 

30 

107 

— 

162 

154 

210 

209 

54 

40 

108 

— 

163 

— 

220 

210 

55 

41 

100 

101 

164 

167 

221 

211 

56 

42 

110 

102 

165 

158 

222 

212 

57 

43 

111 

103 

166 

160 

223 

213 

58 

44 

112 

— 

167,  168 

161,  162 

224 

214 

50 

45 

113 

106 

160 

166 

225 

215 

60 

46 

114 

— 

170 

167 

226 

216 

61 

47 

115 

108 

171 

168 

227 

217 

62 

48 

116 

— 

172 

160 

228 

218 

63 

— 

117 

— 

173 

— 

220 

219 

64 

— 

118 

111 

174 

170 

230 

220 

65 

62 

110 

112 

175 

171 

231 

221 

66 

— 

120 

113 

176 

172 

232 

222 

67 

64 

121 

-~ 

177 

173 

233 

223 

68 

65 

I   122 

114 

178,  170 

— 

234 

224 

31 


484      VERGLEICHENDE  T  ABELLE  DER  NUMMERN. 


2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aul 

285 

225 

302 

289 

375 

356 

442 

780 

238,  237 

226,  227 

303 

290 

376 

— 

443 

— 

238 

228 

304 

291 

377 

357 

444 

798 

239 

229 

305 

292 

378 

358 

445 

781 

240 

230 

306 

293 

379 

359 

446 

782 

241 

231 

307 

294 

380 

360 

447 

783 

242 

232 

308 

295 

881 

361 

448 

784 

243 

233 

309 

296 

382 

362 

449 

— 

244 

234 

310 

297 

383 

363 

450 

785 

245 

235 

311 

298 

384 

364 

451 

786 

246 

236 

312 

299 

385 

365 

452 

—— 

247 

237 

313 

300 

386 

367 

453 

787 

248 

—. 

314 

301 

387 

368 

454 

788 

249 

241 

315 

302 

388 

869 

455 

789 

250 

242 

316 

303 

389 

370 

456 

868 

251 

243 

317 

304 

390 

371 

467 

792 

252 

— 

318 

305 

391 

372 

458 

793 

253 

244 

319 

306,  307 

392 

374 

459 

794 

254 

— 

320 

— 

393 

375 

460 

795 

255 

245 

321 

308 

394 

376 

461 

796 

256 

— 

322 

309 

395 

377 

462 

799 

257 

247 

323 

— 

396 

378 

463,  464 

800,  801 

258 

248 

324 

310 

397 

379 

466 

802 

250 

250 

325 

311 

398 

380 

466 

803 

260 

251 

326 

312 

399 

381 

467 

804 

261 

— 

327 

313 

400 

382 

468 

805 

262 

— 

328 

314 

401 

383 

469 

806 

263 

252 

329 

315 

402 

— 

470 

807 

264 

254 

330 

316 

403 

384 

471 

808 

265 

255 

331 

317 

404 

— 

472 

809 

266 

256 

332 

318 

405 

385 

472a 

810 

267 

— 

333 

319 

406 

386 

473 

811 

268 

257 

334 

320 

407 

__ 

474 

812 

269 

258 

335 

321 

408 

756 

475 

813 

270 

259 

336 

322 

409,  410 

767,  758 

476 

814 

271 

260 

337 

•  233 

411 

759 

477 

— 

272 

261 

338 

324 

412,  413 

790,  791 

478 

816 

273 

262 

339 

325 

414 

— _ 

479 

817 

274 

263 

340 

326 

415 

760 

480 

818 

275 

264 

341 

327 

416 

— 

481 

819 

276 

265 

342 

328 

417 

762 

482 

— 

277 

266 

343 

329 

418 

761 

483 

820 

278 

267 

344 

330 

419 

— 

484 

— 

279 

268 

345 

331 

420 

768 

485 

821 

280 

269 

346 

332(617) 

421 

— 

486 

822 

281 

270 

347 

— 

422 

996 

467 

828 

282 

271 

348 

332(19) 

423 

— 

488 

824 

283 

272 

349 

333 

424 

896 

489 

826 

284 

273 

350 

— 

425 

919 

490 

826 

285 

274 

351,  352 

334,  385 

426 

769 

491 

827 

286 

275 

353 

336 

427 

— 

492 

— . 

287 

— 

354 

337 

428 

771 

498 

828 

288 

276 

355 

338 

429 

982 

494 

820 

289 

277 

356 

339 

430 

772 

496 

880 

290 

278 

357 

340 

431 

773 

496 

881     ' 

291 

279 

358,  359 

341,  342 

432 

774 

497 

882 

292 

280 

860  bis 

343  bis 

433 

987 

498 

— 

293 

281 

367 

350 

434 

988 

499,499a  833,  834 

294 

282 

360 

435 

941 

500 

— 

295 

283 

(134  A) 

— 

436 

775 

501 

886 

296 

284 

368 

351 

437 

776 

602 

886 

297 

— 

869 

352 

438 

777 

508 

887 

298 

285 

870,  871 

— 

439 

778 

504 

888 

299,  800  286,  287 

372,  373 

353,  354 

440 

779 

506 

838 

301 

288 

374 

355 

441 

.— 

506 

840 

VERGLEICHENDE  TABELLE  DER  NUMMERN.       485 


2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

507 

841 

577 

927 

646 

— — 

711 

1223 

608 

842 

578 

916 

647 

1146 

712 

1224  bis 

509 

843 

679 

948 

648 

1147 

1227 

510 

844 

680,  681 

928,  929 

649,650 

1148, 

713 

1229 

511 

846 

582 

939 

1149 

714 

1230 

512 

849 

583,  584 

909,  910 

651 

1150 

716 

1231 

513 

851 

585 

921 

652 

II  p.  6 

716 

1232 

514 

— 

586 

947 

653 

1162 

717 

1233 

515 

852 

687 

— 

664 

1153 

718 

1234 

516 

854 

688 

915 

655 

1154 

719 

1235 

517 

855 

689 

926 

666 

— 

720 

_ 

518 

856 

690,  591 

913,  914 

657 

1155 

721 

1236 

510 

867 

592 

_ 

658 

1156 

722 

1237 

520 

_ - 

593 

961 

659 

— 

723 

1238 

521 

858 

594 

898 

660 

1157 

724 

1239 

522 

859 

595 

960 

661 

1168 

725 

1240 

528 

989 

596 

949 

662 

1159 

726 

1025 

524 

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697 

940 

663,  664 

1160, 

727 

1013, 

525,  526 

861,  862 

698 

— 

1161 

1014 

528 

868 

599 

— 

665 

1162 

728 

1032 

529 

864 

600 

937 

666 

1163 

729 

1016 

580 

865 

601 

934 

667 

1164 

730 

1028 

531 

866 

602 

935 

668 

— . 

731 

— 

582 

867 

603 

962 

669 

1165 

732 

1039 

583 

869 

604 

986 

670 

1166 

733 

1049 

584 

870 

605 

918 

671 

1167 

734 

1031 

535 

871 

606 

'948 

672 

1168 

785 

1037 

536 

872 

607 

974 

673 

1169 

736 

1027 

587 

873 

608 

971 

674 

1170 

737 

1021 

538 

874 

609 

977 

675 

1171 

738 

1029 

539 

876 

610 

979 

676 

1172 

739 

1050 

540 

876 

611 

976 

,  677 

1173 

740 

1026 

541 

877 

612 

981 

678 

1174 

741 

1052 

542 

878 

613 

972 

679,  680 

1175, 

742 

1018 

543 

879 

614 

978 

1176 

743 

1059 

544 

880 

615 

973 

681 

1177 

744 

1070 

545 

881 

616 

980 

682 

1179 

745 

1036 

546 

882 

817 

933 

683 

1180 

746 

1062 

547 

883 

618 

922 

684 

1188 

747 

1034 

648 

884 

619 

942 

685 

1184 

748 

1038 

549 

885 

620 

905 

686 

1186 

749 

— 

550 

886 

621 

900 

687 

— 

749  a 

1822 

551 

887 

622 

906 

688 

1188 

750 

— 

562 

888 

623 

926 

689 

1189 

751 

1823  a 

568 

959 

624 

902 

690 

1191 

752 

— 

654,  555 

— 

625 

903 

691 

1192 

753 

1826 

556 

944 

626 

— . 

692 

1193 

754 

1826 

557 

889 

627 

967 

693 

1194 

755 

1827 

558 

890 

628 

1000 

694,  695 

1195, 

756 

1828 

559  bis 

891  bis 

629 

961 

1196 

767 

— 

561 

893 

630 

953 

696 

1197 

758 

1829 

562 

894 

631 

954 

697 

1200 

759  bis 

563 

896 

632 

960 

698 

1202 

762  b 

— 

564 

990 

633 

1005 

699 

1203 

763 

1830 

665 

897 

634 

968 

700 

1204 

784 

1831 

566 

1008 

635 

955 

701 

1205 

765,  766 

__ 

567 

1001, 

636 

— 

702 

1206 

767,  768 

1832, 

1002 

637 

956 

708 

1207 

1833 

568 

966 

638 

983 

704 

1208 

769,  770 

1834, 

569 

962 

639 

— 

705 

1209 

1835 

670 

963 

640 

964 

706 

1210 

771 

__ 

571 

924 

641 

965 

707 

1211 

772 

1836 

572 

946 

642 

1141 

708 

1212 

773 

1837 

578 

938 

643 

1142 

709 

1213  bis 

774 

1838 

674  bis 

930  bis 

644 

1144 

' 

1217 

775 

1889 

676 

932 

645 

1145 

710 

1222 

776 

— 

486       VERGLEICHENDE  TABELLE  DER  NUMMERN. 


2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

777 

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986 

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— . 

988 

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1010} 

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955,  956 

II  p.286 

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1568 

1062 

-* 

VERGLEICHENDE  TABELLE  DER  NUMMERN.       487 


2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

[8.  Auü. 

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1267 

529 

1332 

627 

488       VERGLEICHENDE  TABELLE  DER  NUMMERN. 


2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

8.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Aufl. 

2.  Aufl. 

3.  Auf! 

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•  1383 

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1338 

631 

1884 

606 

1440 

752 

1488 

1732 

1337 

632 

1885 

605 

1441 

1674 

1480 

1784 

1338 

633  bis 

1386 

608 

1442 

1680 

1400 

1731 

635 

1387 

600 

1443 

1678 

1401 

1744 

1380 

636 

1388 

700 

1444 

1670 

1402 

1742 

1340 

637 

1380 

701 

1445 

1677 

1403 

1760 

1341 

638 

1300 

702 

1446 

1657 

1404 

1738 

1342 

746 

1301 

703 

1447 

1645 

1405 

1743 

1343 

630 

1302 

720 

1448 

1630 

1406 

1755 

1844 

640 

1303 

721 

1440 

1757 

1407 

1753 

1345 

641 

1304 

722 

1450 

1768 

1408 

1754 

1346 

642 

1305 

707 

1451 

1711 

1400 

— 

1347 

643 

1306 

70« 

1452 

1706 

1600 

1728 

1348 

644 

1307 

— 

1453 

1707 

1501 

1720 

1349 

645  bis 

1808 

708,  710 

1454 

1708 

1602 

1730 

652 

1300 

700 

1455 

1671 

1603 

1736 

1360 

655 

1400 

710 

1466 

1684 

1504 

1752 

1351 

656 

1401 

712 

1457 

1670 

1506 

1748 

1362 

657 

1402 

711 

1458 

1672 

1506 

1659 

1353 

658 

1403 

713 

1459 

1673 

1507 

1668 

1354 

704 

1404 

714 

1460 

1700 

1608 

1577 

1355 

650 

1405 

716 

1461 

1686 

1509 

1678 

1356 

660 

1406 

717 

1462 

— 

1510 

1670 

1357 

661 

1407 

723,  738 

1463 

1715 

1611 

1680 

1358 

664 

1408 

724 

1464 

1714 

1512 

1681 

1350 

665 

1409 

725 

1465 

1716 

1513 

1582 

1360 

667 

1410 

726 

1466 

1681 

1514 

1683 

1361 

668 

1411 

728 

1467 

1666, 

1515 

1584 

1362 

669 

1412 

730 

1688 

1516 

1585 

1363 

670 

1413 

731 

1468 

1683 

1617 

1673 

1864 

671 

1414 

737 

1460 

1746 

1518 

1574 

1365 

672 

1415 

740 

1470 

1727 

1510 

1675 

1366 

673 

1416 

742 

1471 

1682 

1620 

1686 

1367 

676 

1417 

741 

1472 

1635  bis 

1621 

1687 

1368 

678 

1418 

743 

1637 

1622 

1576 

1369 

670 

1410 

746 

1473 

1700 

1523 

1688 

1870 

681 

1420 

683 

1474 

1712 

1524 

1680 

1371 

682 

1421 

687 

1475 

1676 

1526 

1602 

1372 

683 

1422 

747 

1476 

1676 

1526 

1503 

1373 

684 

1423 

II  p.  404 

1477 

1661 

1527 

1604 

1374 

685 

bis  1420 

1478 

1660 

1528 

1506 

1375 

686 

1430 

421 

1470 

1602 

1520 

1507 

1376 

687 

1431 

417 

1480 

1606 

1530 

1508 

1377 

688 

1432 

428 

1481 

1660 

1531 

1500 

1378 

680 

1433  bis 

— 

1482 

1532 

1600 

1370 

600 

1435 

1483 

1710 

1533 

1601 

1380 

601 

1436 

740 

1484 

1740 

Namen-  und  Sachregister. 

In   der  Begel  werden  die  den  Denkmälern   gegebenen  duronlaufenden  Nummern 
und   nur  für  Teile,   die  der  Nummern  entbehren,  der  Band  und  die  Seitenzahl 
zitiert.    Die  Künstlernamen  sind  kursiv  gedruckt.  * 


Abundantia  1875  (?) 

Acerra    152,    893,    1174,    1862, 

II  p.  152 
Acheloos  1117.   Sogen.   A,   600, 

1693,  1768p,  1770b 
Acheron  s.  Unterwelt 
Aohüleus  45  ( ?) 

—  auf  Reliefs  141,  418,  766,  774, 
600,  801,  966 

—  auf  Vasen  449,  458,  479, 
480,  487,  602,  617,  545,  1807 
(LXXI) 

—  auf  Wandbüd  523 

—  auf  Spiegeln  643,  1808d 

—  sein  Schild  800,  801 

—  Streit  um  seine  Waffen  1459 
Adam  792  (?) 

Adler  368,  1463 

—  als    Legionszeichen  5,  1529 

—  Ganymedes  raubend  386, 1440 

—  neben   Ganymedes  103,   368 

—  neben  Hebe  ( ?)  1443 

—  neben  Zeus  1405,  1329 

—  neben  Porträtstatue  299 

—  vor  Prometheus  534,  792, 1394 

—  einen  Hasen  zerfleischend  178, 
1147 

—  Vogel  der  Sonne  123,  767 

—  als   Schmuckstück  993,   994 
Adlerkopf    654  (Tongefäß),   657 

( Deichselschmuck) 
Adlooutio   5   (I  p.   629),   1156, 

1166,  1171 
Admetos  119 
Adonis  201  ( ?),  442  ( ?) 

—  und  Aphrodite  460,  700,  741, 
1202,  1286  ( ?) 

—  verwundet  442,  1816 
Adorantin  241,  647,  1038,  1252 


Aedioula  924,  988 
Aelius  Aristides  413,  813  (?  II 
p.  475) 

—  Caesar  I  p.  453  n.  34 
P.  Aelius  Syneros  1463 
Aeneas  auf  Relief  155  ( ?),  1523 

—  auf  Vasen  447,  570 

—  auf  Wandbild  1452 

Aes  rüde,  signatum  u.  grave  I 

p.  403;  n.  1704,  1705 
Aeternitas  990 
Aethiopischer  Sklave  s.  Aithio- 

pier 
Aetion  416  ( ?) 
Affe  1424,  1574,  II  p.  375 
Agamemnon  523,  774, 1207, 1459 
Agenor  II  p.  396  (?) 
Ageaandros  151  (I  p.  630),  1899a 
&yxv%y  1297 
Aglibolos  988 

Agorakritos  291,  765,  907,  1878 
Agrauliden  111 
kyQf\v6v  6,  129 
Agrippa  5,  1266 
M.  Agrippa  Postumus  872  ( ?  II 

p.  476).  Vgl.  1133,  1441 
Agrippina  d.  ä.  I  p.  452  n.  10 

(II  p.  474).  Vgl.  805,  1828 

—  ihr  Urnenbehälter  889 
Ahenobarbus,  Cn.  Domitius,  an- 

gebl.  39.  Vgl.  102,  898 
Ahnenbilder   1195,    1196,    1270. 

Vgl.  1862 
Aias,  Sohn  des  Oileus,  636  ( ?) 

auf  Relief  1537 

auf  Wandbild  523 

—  Sohn  des  Telamon,  auf  Relief 
1537 

auf  Vasen  447, 479, 480, 542 


490 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Aias,   Sohn  des  Oileus,  636  (?) 

auf  Wandbüd  523 

auf  Spiegel  1807  d 

Aidos  1518  ( ?) 
Aigeus  1683,  1924 
Aigina  504 
Aigis  38,  782,  927 

—  mit  Sternen  52  (I  p.   629), 
645,  1768a,  c 

Aigisthos  338,  1207 
Aineas  s.  Aeneas 
Aion  123 

Aischines  281  (II  p.  471),  830 
Aischylos  19  ( ?  II  p.  466),  an- 
gebl.  840  (II  p.  475) 

—  Wirkung   seiner   Dramen   in 
Kunstwerken  606,   669,   1207 

Aisopos    1859.    Vasenbild    571 
Aithiopier  375,  1926.  S.  Neger- 
kopf 
Aithra  1924.  Vasenbild  500 
Akanthosblätter   unter  einer 
Büste  294 

—  unter  einem  Schilde  64,  1557 

—  um  Säulen  378 
Akrobat  1721 

Akrolith    70,    887,    1288,    1367 
Akroterion  1510 
'Axtai  414  (p.  262,  263) 
Aktaion  I  p.   272   (n.    86).   N. 

1403,  1799c,  1807e 
Alabaster   213,    426,    553,    930, 

1868—1871 
Alabastron  1768v,  1770i 
Alatri,  Tempel  II  p.  348 
Alba  longa  1452 
Albaner  See  794 
Aldobrandinische   Hochzeit  416 
Alexander  Balas  1347  (?) 
Alexander  d.  Gr.  882  (II  p.  476). 

Vgl.  955,  1050,  1110,  1347 

—  vor  Diogenes  1894 
Alexandersarkophag    sog.    1752 

(p.  394) 
Alexander  Severus  1422  ( ?) 
Alexandreia,  Fabrikationsort 

von  Parfümgefäßen  553 
Alexandros  1769  d.  S.  Paris 
Älgardi  790,  791 
Alkaios  497 


Alkamenes  26,  64,  86,  320,  324, 

857,  1004,  I  p.  629,  n.  1281, 

1539,  1557,  1559 
Alkestis  119 
Alkiades  549 
Alkibiades  273.  Angebl.  88,  262, 

322,  821,  1911 
Alkmene  255,  610,  1850 
Alkyoneus  471 
Alopeke,  Mütze  aus  Fuchspelz, 

494 
Alpna  684 
Altäre    155,    901,    1040,    1043, 

1044,  I  p.  694f.  N.  1177,  1265, 

1463  (II  p.  482),  1466, 1847  (?), 

1896,  1898,  1901,  1902 
Alte  Bäuerin  935,  opfernd  1896, 

trunken  778 
Althaia  849 
Amalasvintha,  Dame  aus  ihrer 

Zeit  902 
Amaltheia  74  ( ?),  864 
Amazonen   Statuen  24,    192    (I 

p.  630),  852,  881,  980,  1095, 

1103 

—  Köpfe  949,  989  ( ?) 

—  auf  Antefixen  1780k 

—  u.  Greife  1675 

—  in  Troia  1543 
Amazonenkampf  in  Gruppe  1565 

(II  p.  482) 

—  auf   Marmorreliefs    78,    141, 
865,  906 

—  auf  Tonreliefs  II  p.  219;  n. 
1768e,  1783,  1786a 

—  auf  Spiegelkapsel  1768q 

—  auf  Cisten  700,  1741,  1769h 

—  auf    Vasen    505,    515,    618, 
536,  1795f,  1796g 

Amazonenschild  930,  1769b 

Amazonius  930 

Ambra  s.  Bernstein 

Amme  382,  1209,  1286 

Ammon  s.  Zeus  Ammon 

Ammon  Ra  1575 

Amor  1463,  1617.  S.  Eros 

Amphiaraos  523 

Amphion  426,  1209,  1813 

Amphitrite  1218,  1549  ( ?)  1799g 

Amphitryon  255,  256,  510 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


491 


Amphoren  I  p.  281  f. 

—  aus   Bronze    616,    665,    701, 
1747,  1765 

—  aus  Marmor  333 
Amulius  154,  1453 

Amykos  1360  ( ?),    1752,    1756, 

1769e,  1807 
Anabestae  1257 
Anakreon  900  (II  p.  476) 
avanavoyLBvai  1184,  1355 
Anaximandros  1408  (II  p.  482) 
Anchises  570 
Andokides  1779 
Androkrates  549 
Andro  mache  1481.  1543 
Andromachos  549 
Andromeda  806,  1782  a 
Androsphinx  1329,  1460 
Androsthenes  549 
Ankaios  895 
Anna  Perennis  1452  ( 1) 
Annona  1273  (II  p.  481) 
Antakles  549 
Antefixe  437,  1009,  1010,  1509, 

1512,  1671, 1779,  II  p.  337ff., 

n.  1786e 
Antemnae  1785  r 
Anteros  238 
Antigonos  884 
Antüochos  414  (p.  262) 
Antinoos  Statuen  289  (II  p.  471), 

1152.    Vgl.  306,  307.    Angebl. 

874  (H  p.  476) 

—  Büste  294.    Vgl.  286,  287 

—  Relief  1872 
Antiocheia  362 
An]tiocho8  ( ?)  1304 
Antiphates  414  (p.  263) 
Antiphilos  244,  II  p.  396,  n.  1927 
Antisthenes  279  (II  p.  471),  395 

(II  p.  473) 
Antonia  Drusi  I  p.  452  n.  8 
Antoninus  Pius  Statuen  114, 

1318.    Vgl.  292 

—  Büsten  u.  Köpfe  I  p.  453 
n.  35;  n.  1417,  1421,  1535 

—  Reliefs  123,  1875 
Anubis  1498,  1575  ( ?) 
Apelle8  251 

Apex  893,  II  p.  258  . 


Aphrodisias  I  p.  453  n.  49;  n.  861, 
862,  1315,  1715 

Aphrodite  Statuen  139  (mit  Por- 
trätkopf), 248  (II  p.  470;  im 
Bade  kauernd),  251  (nach  dem 
Bade),  310.(1  p.  631;  A.  von 
Knidos),  761,  763  (  ?  bekleidet, 
aus  der  Mitte  des  5.  Jahrb.  v. 
Chr.),  803  (kapitol.  V.)  1285, 
(Torso  d.  kn.  Aphr.),  1300 
(knid.  Aphr.),  1539  (Ven. 
genetr.),  1918  (Ven.  v.  Capua) 

—  Statuette  1715  (A.  v.  Aphro- 
disias) 

—  Köpfe  97  (kapit.  V.),  193 
(knid.  Aphr.),  1288  ( 1  areh. 
Kolossalkopf),  1335  (4.  Jahrh. 
v.  Chr.),  1544  (  ?  pheidiasischer 
Typus) 

in  Gruppen  79  ( ?  mit  zwei 
Eroten),  1297  (1  mit  Ares) 

—  auf  Reliefs  132  ( ?  Sarkoph. 
mit  Darstellung  eines  Hafens), 
144  (Paris  vor  Helena),  154 
(Basis  Casali),  207  (barber. 
Kandelaber),  460  (mit  Adonis), 
783  (archaistisch),  966  (Tensa 
capit. ),  1 202  (Adonis- Sark. ), 
1286  (II  p.  481 ;  Thron  d.  Aphr.), 
1321  (Urt.  d.  Paris),  1860  (ar- 
chaisch) 

—  auf  Gemälde  416  (aldobr. 
Hochzeit),  1479  (Farnesina- 
Haus) 

—  auf  Vasen  607,  508,  525 

—  auf  Cisten  700,  1768a 

—  auf  Spiegeln  639,  684,  1768  t, 
1769k,  1770g 

—  auf  Goldbulla  741 
Apollodoros  I  p.  288 f.;  n.  1793h 
Apollon  Statuen  15  (Kitharöde), 

129  (?  I  p.  630,  II  p.  469;  mit 
&ygriv6vf  157  (I  p.  630,  II  p. 
469;  Ap.  vom  Belvedere),  187 
(Kitharödos),  191  (Ap.  Sau- 
roktonos),  200  (Kitharöde,  ar- 
chaisch), 254  (v.  Centocelle), 
258  (Kitharöde),  263  (II  p. 
470;  Kitharöde,  Teil  der  Mu- 
sengruppe), 380  (archaistisch), 


492 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


854  (Repl.  d.  Ap.  von  Kassel), 
859  (Omphalos-Ap.),  860  (Wei- 
terbilde d.  Ap.  Lykeios),  878  ( Ap. 
Lykeios),  907  (Kitharöde),  984 
(4.  Jahrh.),  1096  (sitzend  über 
Felsengrotte  mit  Omphalos), 
1247  (stehend  mit  Dreifuß  u. 
Kithara),  1268  (Omphalos-Ap.), 
1312,  1313  (sitzend),  1336  (aus 
dem  Tiber),  1548  (archai- 
stisch), II  p.  397  (Pal.  Bar- 
berini),  n.  1784  a  (Terrakotta 
aus  Falerii),  1848  (sitzend  auf 
Dreifuß  u.  Omphalos),  1852 
Bronze,  Ap.  Sauroktonos),  1932 
(arohaisoher  Torso) 
Apollon  Statuetten  755  (Bronze, 
sitzend),  982  (Mann.,  als  Kind 
auf  dem  Arm  der  Leto) 

—  Köpfe  187,  200  (archaisch), 
233,  1052  (Ap.  Lykeios),  1108 
(Ap.  v.  Kassel),  1110  (sog. 
Alezander),  1120  (Lykeios), 
1366  (Omph.-Ap.),  1387,  1628, 
1732  (Bronze,  Lykeios),  1933 
(Sauroktonos) 

—  auf  Reliefe  5  (Panzer),  60  (sit- 
zend), 119  (Alkestis-Sark.), 
144(ParisvorHelena),335(Kan- 
delaber),  363  (KandeL),  365 
(Kandel.),  382  (Niobiden- 
Sark.),  418  (Niob.  -  Sark.), 
697  (Oistenfuß),  747  (Bronze- 
beschläge), 783  (archaistisch), 
847  (Ap.  m.  Muse),  864  (Basis, 
Schicks,  d.  Zeus),  923  (Darst. 
d.  Marsyas-Sage),  1116  (Votiv- 
relief),  1209  (Niobiden-Sark.), 
1402  (Kitharöde),  1546  (als 
Kind),  1847  (Altar  od.  Basis), 
1850  (ismen.  Ap.),  1876  (Kitha- 
röde, archaistisch) 

—  auf  Mosaik  1443  (Strafe  d. 
Marsyas) 

—  auf  Vasen  467,  495,  497,  502, 
520,  545,  570,  574 

—  auf  Gisten  1768a,  m 

—  auf  Bleitesseren  564 
ApoUonio8  288 

—  Sohn  des  Nestor  124 


Apotheose   121,   122,   123,    155, 

309,  990 
Apoxyomenos  23  (II  p.  466) 
Apulische  Vasen  I  p.  290;  n.  492, 

506,  507,  512,  514 
Ära  Pacis  152,  1276,  1523 
Aratos  1914  ( ?).    Vgl.  282 
Arausio  II  p.  215 
Archemoros  1812 
Archeso  1135 
Archigallus  987 
Archilochos  394  (  ?)  ' 

Ardea,  Tempel  1752 
Arduinne  49 
Ares  Statuen  693  (Mars  v.  Todi), 

759  (I  p.  632  f.,   II  p.  473  f. 

Mars   Ultor),    921   (?),    1166, 

1297  (Ar.  Ludovisi) 

—  Statuette  755 

—  Köpfe  832  ( ?  sog.  Miltiades), 
1281  (Ar.  Borghese) 

■—  auf  Reliefs  207  (barber. 
Kand.),  783  (archaistisch), 
1685  (Terrakotta),  1715  (? 
Göttin  v.  Aphrodisias) 

—  auf  Vasen  463,  475,  566 

—  auf  Spiegel  639 
Argonauten  1752 

Argos,  Hund  des  Odysseus,  1684, 

1777a 
Ariadne  Statue  208  (schlafend) 

—  Kopf  866  ( ?) 

—  auf  Reliefs  190  (Kabinetrel.), 
210  (schlafend),  966  (Tensa 
capit.),  I  p.  576  (Terrakotta), 
1200  (Sarkophag) 

—  auf  Vasen  I  p.  404;  n.  1778f, 
1799  f,  1808i 

—  auf  Gemälde  414  (p.  264) 
Arimaspen  I  p.  278 
Aristeas  861,  862 
Arißtippos  1819  ( ?) 
Aristodemos  1859 
Aristonothos  (?)  965 
Aristotelesl298.Angebl.l819,1934 
Arkesilaos  179,  996  (H  p.  477), 

1517,  1539 
Armbänder  I  p.  403;  n.  717 
Arretinische  Vasen  I  p.  290 f. ;  n. 

661,  567 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


493 


Artemis  Statuen  29  (I  p.  629; 
langge  wandet,  eilend),  67  (kurz- 
ge  wandet,  angelehnt),  366 
langge  wandet,  stehend),  1164 
(ehemals  auf  basaltenem  Hirsch 
sitzend),  1933  (langgewandet, 
stehend;  vgl.  II  p.  5,  Torso) 

—  Statuette  982  (als  Kind  auf 
dem  Arm  der  Leto) 

—  von  Ephesos  337,  797  (II  p. 
474),  II  p.  205,  1715 

—  Köpfe  366,  J106  ( ?  pheidia- 
sisch),  1385  (Art.  ▼.  Ver- 
sailles) 

—  auf  Reliefs  5  (Panzer),  138 
(Gigantomaohie),  382  (Niobi- 
den- Sarkophag),  747  (Bronze- 
beschläge), 783  (archaistisch), 
923  (Darst.  aus  der  Marsyas- 
Sage),1011  u.lll6(Votivreliefs), 
1209  (Niobiden  -  Sarkophag), 
1403  (Statue  in  Kapeüe),  1536 
( Votivrelief ,  Art.  Kurotrophos), 
1546  (als  Kind),  1670  (Terra- 
kotta, sog.  pers.  Art.),  1784  q 
und  1785 u  (Terr.,  pers.  A.), 
1838  (Niobidenfries),  1876  (ar- 
chaistisch), 1889  (neben  Leto  ?), 
1930  (archaistisch). 

—  auf  Mosaik  1443  (Strafe  d. 
Marsyas) 

—  auf  Vasen  418,  506,  626  (pers. 
A.),  570,  1796k,  1799c 

—  auf  Ciste  1768  m 

—  Attribute  der  Artemis  356, 
1513 

Arvalen  217,  II  p.  60f. 

Ascanius  1452 

Aschenbehälter  I  p.  272 ;  n.  423, 

425,  426,  481,  I  p.  403f.,   n. 

560,  616,  1630,  1635—1637, 

1642—1644 

—  gefäß  213,  779 

—  kiste  1162,  1459 

—  urne  1325,  1524,  1868—1871 
Asklepiades  818 

Asklepios  Statuen  6  (jugendl.). 
Vgl.  1333 

—  Statuetten  755  (Br.),  1015  u. 
1718  (Mann.) 


Asklepios  in  Gruppen  mit  Hygieia 
203  (jugendl.,  sitzend).  VgL 
115  stehend) 

— .  Köpfe  1261  (jugendl.),  1333  u. 
1340  (bärtig) 

—  auf  Reliefs  188,  846  u.  1016 
(Votivreliefs);  1144  (als  Kind); 
1897  (Votivrelief) 

Askoliasmos  786 

Asopos  504 

Aspasia  277 

Astarte  988 

Astragal  als  Gefäß  1793 

Astyanax  1481,  1543,  17941 

Atalante  459,  640,  849,  895,  916, 
939 

Atargatis  1429 

Ate  849  ( ?) 

Athamas  1808h 

Athene  Statuen  38  (Min.  Giusti« 
niani),  52  (I  p.  629;  mit  Ster- 
nenaigis),  64  (I  p.  629;  Alkame- 
nes  ?),  765  (Kolossalstatue), 
782  (Repl.  d.  Min.  Giust.),  851 
(n  p.  476;  Promachos),  905, 
906  (Ath.  Parthenos),  1028 
(Pallas  v.  Velletri),  1069  (Ath. 
des  Kephisodoros  ?),  1304  (Ath. 
Parth.,  Kopie  d.  -tiochos),  1307 
(Pasticcio),  1338  (peloponnes. 
Original),  1530  (Ath.  Parth.), 
1567  (Pasticcio),  1559  (Alka- 
menes  ?),  1866  (archaisch),  1878 
(mit  d.  Wolfshelm) 

—  Statuetten  645  (I  p.  632; 
Br.  mit  Sternenaigis),  1689 
(Terrakotta),  1717  (Marm.,  Ath. 
Medici),  1723  (Br.  etrusk.), 
1854  (Br.),  1857  (Marm.,  ver- 
hüllt) 

—  Herme  1293 

—  Köpfe  70  (Ath.  Medici),  101 
(Ath.  m.  Sternenaigis),  153 
(friedl.  Ath.?),  224  (praxite- 
lisch),  355  (m.  Gorgoneion  als 
Maske),  400  (archaisch,  Akro- 
lith),  989  ( ?),  1020  (II  p.  477; 
Ath.  Hope),  1084  (archaisch- 
attisch),  1085  (archaischi-io- 
nisch),     1089     (pheidiaskeh), 


494 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


1262    (Min.     Giustin.),    1367 
.  (Ath.  Medici),  1377  (attisch  — 

5.    Jahrh.),    1854    (Br.    Ath. 
.  Hope),     1855     (Br.     pheidia- 

sisch) 
Athene  auf  Reliefs  112  (mit  Gaiau. 

d.  kl.  Erichthonios),  207  (bar- 
berin.  Kandelaber),  255  u.  256 
(Friese  m.  Szenen  des  Herakles- 
mythus), 365  (Kandelaber), 
783  (archaistisch),  792  (Pro- 
metheus-Sarkophag), 864  (Ba- 
sis, Schicks,  des  Zeus),  904 
(mit  Gorgoneion  als  Maske), 
1042  (Judicium  Orestis),  1321 
(Urteil  d.  Paris),  1546  (Sarko- 
phagdeckel, Geburt  d.  Apollon 
u.  d.  Artemis),  1685  (Terra- 
kotta), 1753  (II  p.  482;  Spie- 
gelkapsel), 1768w  (Knoohen- 
relief ),  1860  (archaistisch),  1887 
(Sark.  m.  Hochzeit  d.  Peleus 
u.  d.  Thetis) 

—  in  Mosaik  314 

—  auf  Vasen  I  p.  283  u.  passim. 
N.  1793g,  1795a,  d,  e,  k, 
1799b,  c 

—  auf  Spiegeln  u.  Cisten  691, 
1752,  1766,  1768a,  c,  1769b, 

e,  g,  1770u 
Athenü  1864 

Aikenodoroa  151  (I  p.  630),  978 
(I  p.  633f.),  1899a 

Athleten  (vgl.  Diadumenos,  Dis- 
kobolos,  Faustkämpfer,  Lau- 
fer, Pankratiast,  Ringer) 

—  Statuen  32,  1083,  1241,  1823, 
1846,  1909 

—  Köpfe  769,  1051,  1058,  1158, 
1381,  1382 

—  auf  Reliefs  972,  1153 

—  in  Mosaik  II  p.  1;  n.  1240 

—  auf  Vasen  471,  472,  477  und 
passim. 

Athlothet  472,  488, 616, 529,  704. 

Vgl.  Epistates 
Atia,  Iuounda  1456 
L.   Atilius  Artemas  1272 
Atistia,    Frau   des    Bäckers    G. 

Vergüius  Eurysaces  1259 


Atlas  1929  (Statuette),  534  (Va- 
senbild), 686  (Spiegel) 

Attalos  I.  von  Pergamon  372, 
772,  865,  884,  1317 

Attis  132  ( ?),  987,  997,  1233  (II 
p.  480),  1236  (II  p.  480),  1311, 
1901.  1902.    Vgl.  369 

Aufzüge  von  Reitern  u.  Wagen 
auf  Vasenbildern  I  p.  281,  286 ; 
n.  455,  475,  540 

—  auf  Terrakottafriesen  976, 
1508,  1514,  1515 

Augenschalen  I  p.  283;  n.  538, 

1790,  1794e,  f,  1796k 
Augur  871,  1514,  1901,  1902 
Augustus  Statuen  5  (I  p.  629, 

II  p.  466),  304  (Genius  des  A.), 

313,  1528, 

—  Köpfe  86  (II  p.  468),  217,  218 
(II  p.  470;  Octavianus),  409, 
I  p.  452  (II  p.  474),  n.  1165 

—  auf  Reliefs  165,  1523 
Aura  1523 

L.  Aurelias  Heliodj»rus  988 

M.  Aurelius  Reiterstatue  I  p.  408 

—  Büsten  u.  Köpfe  229,  I  p.  463 
n.  37  (II  p.  475),  38;  n.  1419 

—  auf  Reliefs  891—893  (II  p. 
Auriga  s.  Wagenlenker  [476) 
Aurora  5 

Autolaos  1144 

Axieros,    Axiokersa,    Axiokersos 

[1197 
Badeszene  1799  i 
Bär  1072—1074 
Bäuerin  935 
Bahre  aus  Bronze  628 
Bakchantinnen  (vgl.  Mänaden) 

—  Statuen  1068  ( ?.  mit  aufge- 
stütztem Fuße),  1830  (stehend; 
Var.  der  sog.  Athena  Lemnia), 
1886  (tanzend) 

—  Kopf  866  ( ?) 

—  auf  Reliefs  158  ( ?  II  p.  469; 
mit  Stier),  334,  378  (Kande- 
laber), 946  (tanzend  m.  halb. 
Rehzioklein),  950(Rhyton;  tan- 
zend), 1148  (tanzend  auf  Am- 
phora), 1191  (Dreifußbasis, 
tanzend),     1206.   (Sarkophag; 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


495 


Thiasos),  1327,  1329,  1330 
(Stuckreliefs;  bei  Opfer  und 
Mysterien-Weihe),  1518  (Ter- 
rakotta; Enthüllung  d.  myst. 
Schwinge),  1525  (tanzend), 
1533  (Fries;  Thiasos),  1768g 
(Terrakotta;  m.  Tyxnpanon), 
1850  (Thiasos  m.  Herakles) 

Bakchantinnen  auf  Vasen  492, 
509,  511,  519 

Balbinus  408 

Bankett  auf  Relief  1508,  auf 
Bronzestreifen  1777  c,  auf  Spie- 
gel 1769  m,  auf  Vase  1794o 

Barbaren  Statuen  339  (als  Ge- 
fäßstütze), 372  (kämpf.  Per- 
ser), 375  (äthiop.  Sklave),  762, 
884  (sterb.  Gallier),  1222 

—  Gruppen  I  p.  409  f.  (Trofei  di 
Mario),  1302  (Gallier  u.  sein 
Weib) 

—  Büsten  u.  Köpfe  3,  41  u.  46 
(Dacier);  98  (Gallier),  829  (II 
p.  475;  sog.  Armin),  1354  (sterb. 
Perser),  1926  (Afrikaner) 

—  auf  Reliefs  5,  212  (I  p.  630), 
1166  (Panzer),  312  (Sark.  <L 
Helena),  772  u.  1317  (Sark.  m. 
Gallierschlacht),  891  (histo- 
risches Rel.  ),1320  ( Sark.  m.  Bar- 
barenschlacht), 1555  (Basis  m» 

,  Orientalen  u.  Victoria) 
Barberini  Palazzo  II  p.  393  ff. 

—  Sammlung  II  p.  312  ff.  328 
Basilica  Hilariana  997 

—  des  Iunius  Bassus  991,   992 

—  Neptuni  888 

Basis  154  (II  p.  469;  B.  Casali), 
771  (m.  Heraklestaten),  864 
(m.  Schicksalen  d.  Zeus),  871 
(d.  Iuppiter  Sol  Serapis  ge- 
weiht), 1191  (eines  Dreifußes), 
1210  (der  Pietas  gew.),  1218 
(eines  Kandelabers),  II  p.  205 
(d.  ephes.  Artemis),  n.  1555  (m. 
Orient,  u.  Victoria),  1825  (m. 
Hekate  u.  Hören)»  1847  ( ?  d. 
Apollon),  1910  (  ?  mit  Eroten), 
1930  (m.  Götterzug) 

Bauer  172,  1462       . 


Baumkultus  319,  341,  342,  356, 

767,  1331,  1332,  1440,  1810, 

1813,  1893,  1934 
Baumsarkophag  1774, 1789,1807o 
Becher  aus  Gold  1584;  aus  Silber 

676,  1757 
Beinschienen  1736,  1778 
Beischriften  auf  Vasen  448,  476, 

479  (sinnlos),   480,   496,   521, 

541,  547,  569,  1807d 
Bellerophon  966,  1770  n,  1795h, 

1803a,  1817 
Berenike  II.  II  p.  478  n.  1037 
Berggott    132,    140,    154,    792, 

1321, 1463  (II  p.  482),  1546  (  ?), 

1839 
Bernardini,  Grab  I  p.  390,  II  p. 

259;  n.  1572,  1592,  II  p.  313 

u.328 
Bernstein  720,  1483,  II  p.  258, 

n.  1586,  II  p.  271,  n.  1700,  II 

p.  359, 375,  n.  1767i,  1792c,  d,  g 
Bes  1080 

Beschläge  746,  747 
Bestiarii  II  p.  231 
Betende  Matrone  s.  Adorantin 
Bett  628,  1596  ( ?).    Vgl.  Kline, 

Lager,  lectus 
Bias  275  (II  p.  471),  393 
Biga  319,  976 

Bildnisgruppe   eines   röm.    Ehe- 
paares 230  (I  p.  631,  II,  p.  470) 
Bleimarken  I  p.  403 

—  Gußformen  für  564 
Blepsias  549 

Blitz  in  Form  einer  Blüte  1786  v 

—  gräber  (bidentalia)  361 
Blumenkorb  (Mosaik)  315 
Bock  1767r,  17701,  1845,  1910 
Boethoa  867,  962 

Bokchoris  1356 

Bomarzo  Bronzereliefs  I  p.  354; 
n.  747,  1755,  1777c 

—  Sarkophag  1785  p 

Bonus  eventus  808  (II  p.  475), 

911 
Boreas  499, 1379  ( ?),  1752, 1799a 
Bracciano,  Heilthermen  s.  Vica- 

rello 
Brandgräber  1787 


496 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Braut  416,  1286  (II  p.  481) 

Brettspiel  1807  d 

Briseis  479,  487 

Brunnen  120  (mit  Thyrsen  u. 
Pignen),  172.  S.  Fontänen- 
dekoration. Löwenkopf  als 
Wasserspeier 

—  figuren  205,  340,  377,  942, 
1175,  1176,  1250 

—  gräber  616,  II  p.  258 

—  gruppe  336,  1649,  1560 

—  mündung  359,  379,  766,  783, 
1042  ( ?),  1910  (  ?) 

—  relief  178,  376,  1144,  1147, 
1891 

—  schacht  aus  Ton  I  p.  555 

—  szenen  auf  Vasen  I  p.  254; 
n.  473 

Brusohi  Sammlung  I  p.  329 
Brustschild  710 

Brutus  L.  Iunius  angebl.  953 
(II  p.  477) 

—  M.  Iunius  angebl.  872  (II. 
p.  476),  1133  (II  p.  478),  1441 

Bryaxia  126,  187,  237,  288,  770, 
1124,  1563,  1858,  1919,  1931 

Brygos  I  p.  288;  n.  574,  576,  577 

Bucchero  524,  557,  558,  I  p.  353 
u.  404,  n.  669,11  p.  271,  n.  1690, 
II  p.  376,  377  u.  378,  n.  1791, 
1796d,  1798 

Buch  aus  Blei  1711 

Bügelkanne  1617 

Bühne  s.  Skene 

Bulla  383,  396,  702,  725,  729, 
736,  741,  1634,  1752 

Bupalos  1864 

Busengeschmeide  708 

Bustum  Caesarum  213,  990 

Byblis  415 

Q.  Caeoilius  Ferox  1906 

L.  Caeoilius  Metellus  1254 

Caelus  5,  155 

Caeretaner  Hydrien  471 

Caesar  s.  Iulius  Caesar 

C.  Caesar  5,  I  p.  452  n.  11;  n. 

1134,  1916 
Caestus  II  p.  1;  n.  1145,  1153, 

1240,  1350,  1364  ( ?) 


Cagli,  Bronzen  aus  1775 
Calener  Schalen  I  p.  290;  n.  566, 

662,  663,  1691,  1800d 
Caligula  I  p.  452  n.  11;  n.  1172, 

1420  ( ?),  1916 
Camillus  162,  893  (II  p.  476),  957 

(I  p.   633;  Br.),   1177,    1221, 

1439,  1523,  1730 
Campanische  Plastik  1349,  Va- 
senmalerei I  p.  290 
Campus  Martius  123,  213,  894, 

897,  990 
Camulus  49 
Canova  135—137 
Cantinea  Procia  1458 
Capena,  Nekropole  II  p.  271 
Caracalla  221,  I  p.  454  n.  53;  n. 

1423,  1425,  1426,  1647.     Vgl. 

871,  1418 
Carinus  I  p.  455  n.  79  ( ?) 
Ceres  1197.     S.  Demeter 
Cerveteri  Grab  I  p.  352;  n.  1604 

—  Sarkophag  1773 
Charis  1334  ( ?),  1479  ( ?) 
Chariten  80,  416,  844  ( ?),  1715, 

1850  ( ?),  1876  (  ?) 
Charon  auf  Reliefs  379,  385,  1207 

—  auf  Vasen  448,  588 

—  auf  Wandbild  523 
Cheiron  766,  966.     Vgl.  925 
Chimaira  I  p.  388;  n.  710,  950, 

966,    1577,    1767a,   i,    1770n, 

1795h,  1803a 
Ghiusi,  Gräber  I  p.  351 
Ghronika  498 
Christus  1664,  1668,  1669 
Chrysippos  391,  822  (II  p.  475), 

1012 

—  Raub  des  1768a 

Cicero  116  (II  p.  468),  835  ( ?  II 

p.  475) 
P.  Cincius  ScUvius  120 
Cisten  I  p.  357,  359;  n.  700,  704, 

964,  1638,  1741,  1743,  1752, 

1768a— c,  m— o,  1769a,  d,  e. 

Vgl.  1768u 

—  deckel  1519 

—  fuße  667,  697,  1742,  1744 
Civita  Castellana,  Grabfunde  II 

p.  355  ff.  # 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER 


497 


Civita  Castellana,  Tempel  1778  g 
Civitella  S.  Paolo,  Grabfunde  II 

p.  349 
Claudia  Apphias  1272 

—  Quinta  798 

—  Syntyche  798 

Claudier,  unbekannter  1157  (II 

p.  479) 
Claudius  7,  40,  299  (II  p.  471), 

300,  523,  1169 
TL  Claudius  Faventinus  154 

—  Felix  767 

—  Pompeianus,    Schwiegersohn 
des  M.  Aurelius  891 

Clodius  Albinus  182,  1410  ( ?) 
Cohors  XII  urbana  641 
Collooatio     (Ausstellung     eines 

Leichnams)  1079,  1192 
Colobium  1669 
Colosseum  1193 
Columen  1785p 

—  Verkleidung  1786  n 
Columna  rostrata  890 
Commodus  2,  139  ( ?),  220  (II 

p.  470),  I  p.  453  n.  43  (II  p. 
475),  n.  930  (II  p.  477) 
Conoa  Grabfunde  II  p.  354 f 

—  Tempel  II  p.  349ff. 
Congiarium  (Getreide Verteilung), 
Conseoratio  123  [1875 
Constans,   Sohn  Constantin  des 

Gr.,  959  ( ?  II  p.  477) 
Constantius  Chlorus  I  p.  455  n.  81 
Constantia,  Tochter  Constantin 

d.  Gr.,  309  (I  p.  631,  II  p.  471) 
Constantinus  Magnus  312,  I  p. 

411,  n.  887  (U  p.  476) 
Constantinus  Caesar  I  p.  411 
Corbulo  s.  Cn.  Bomitius  Corbulo 
Corchiano,  Funde  1807        [768 
Cornelia,   Mutter  der   Gracohen 
L.  Cornelius  Atimetus  u.  L.  Cor- 
nelius Epaphra  58 
L.  Cornelius  Pusio  1348 
L.  Cornelius  Soipio  Barbatus  125 

(I  p.  629,  II  p.  468) 
L.  Cornelius  Scipio  Orfitus  1901, 

1902.    Vgl.  871 
Corneto,    Gräber   I   p.    351,    II 

p.  258,  329,  378 

Heibig:  Führer  II.  3.  Aufl. 


Corneto,  Wandbilder  II  p.  258 
Cornutus  II  p.  467f  [1169 

Corona  civica  84,  297,  299,  300, 
Coronae  etruscae  I  p.  396 
Craticula  666,  1597 
Crepereia  Tryphaena  969 
C.  Crepereius  Euhodus  968 
Criobolium  1901,  1902 
Cultrarü  1177 
Cupido  s.  Eros 
Curia  Pompei  1818 

Dachmodell    aus    Nemi  1780  g, 

1785p,  1786s 
Dachverkleidung  aus  Terrakotta 

1779h 
Dachziegel  1807h 
Dacier  3,  41,  46 
Dämon  s.  Daimon 
Daidalos,  Vater  des  Ikaros,  II 

p.  219;  n.  1811,  1879,  1892 
Daidalos  s.  Doidalsas 

—  v.  Sikyon  1364  [p.  475) 
Daimon    eleusinisoher    808    (II 

—  etruskischer  I  p.  272 ;  n.  688 

—  löwenbändigend  710,  717,  752 

—  schlangenfüßig  1786k 
Damhirsch  1790,  1791,  1799a 
Damophan  29, 232, 787, 1  p.  633 f., 

n.  1545 
Damoxenes  137 

Danaiden  359,  414,  928,  929  ( ?) 
David  1667 
Dea  nutrix  74 

—  Roma  71  (I  p.  629),  123,  871, 
894, 1193, 1523, 1836,  1875  ( ?) 

Deianeira  446 

Deidameia,    Tochter  des  Lyko- 

medes  774,  776 
Deinos  459 
Deioneus  486 
Demeter  Statuen  74  ( ?),  291  ( ?), 

775,  857  (  ?).  Vgl.  924 

—  Büste  1303  ( ?) 

—  auf  Reliefs  259  (  ?),  1197, 1325, 
1511,  1546  ( ?),  1673,  1930 

—  auf  Vasen  454,  514,  568 

—  Wagen  der  Dem.  319 
Demetrios  v.  Alopeke  1033,  1350 

(II  p.  481) 

32 


498 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Demetrios  Poliorketes  1181  ( ?) 

—  I.  Soter  von  Syrien  II  p.  481 
n.  1347  ( ?) 

Demosthenes  22  (U  p.  466),  280 
Desultores  I  p.  219 
Deukalion  792 
Diademe,  goldene  724,  732,  734, 

I  p.  403 
Diadoche  216  ( ?  II  p.  470),  245 

(II  p.  470),  1181,  1189,  1347 

(II  p.  481),  1407 
Diadumenos  s.  Pölykleitos 
Diana  von  Nemi  1513,  1520.    S. 

Artemis 
Dichter,  Statue  eines  Tragikers  1 9 

—  Reliefs  104,  216 

—  Gemälde  1479  (II  p.  482) 
Dichterin,  ihr  Grabstein  1534 
Diocletianus  angebl.  I  p.  455  n.  80 
Diogenes,  der  Philosoph  816  (  ?  II 

p.  475),  1856,  1894 
Diogenes  1  [1541 

Diomedes,  der  Thraker  167,  771, 

—  Sohn  des  Tydeus,  Statue  1027, 
1244,  1275.    Vgl.  1393 

—  auf  Reliefs  774,  1400,  1815 
Dion  448 

Dionysios  295 

Dionysos  Statuen  320  (bärt., 
sog.  Sardanapal),  321  (un- 
bärtig, weibisch),  1342  (un- 
bärt.,  Villa  d.  Hadrian),  1349 
(unbärt.,  campanisch?),  1888 
(bärtig,  archaisch) 

—  Statuetten  (alle  aus  Bronze) 
755  (bärt.),  1749  (unbärt.), 
1768b  (unbärt.) 

—  Aufsatz  in  Form  des  Oberkör- 
pers 1737  (Bronze;  unbärt.) 

—  Hermen  u.  Hermenbüsten  69 
(bärtig),  406  (unbärtig),  1229 
(unbärt.,  gehörnt),  1294  (kopf- 
los, langgewandet),  1351  (Bron- 
ze, unbärt.),  1628  (unbärt.) 

—  Köpfe  880  (unbärt.),  I  p.  577 
(Stuck;  bärt.),  n.  1384  (II  p. 
481;  unbärt.),  1561  (unbärt.) 

—  Kopf  als  Schildmaske  600 

—  auf  Marmorreliefs  132  (Sar- 
kophag mit  Hafendarstellung), 


159  (Fries),  190  (Kabinetsrel.), 
238  (rechteck.  Marmorwerk), 
283  (neu-attisch),  1200  u.  1206 
(Sarkophage),  1827  ( ?  Puteal 
m.  eleus.  Gotth.),  1930  (archa- 
istisch) 
Dionysos  auf  Bronzebeschlägen 
mit  getriebenen  Darstellungen 
747  (?  archaisch -etruskisch), 
966  (Tensa  oapitolina) 

—  auf  Tonreliefs  1677,  1768  g 

—  auf  Reliefgefäßen  566,  685 

—  auf  Vasen  I  p.  283,  286;  n. 
454,  479,  492,  509,  511,  526, 
539,  559,  1795g,  1,  1796e,  f,  h, 
1799d,  f,  1808c,  f,  g 

—  auf  Spiegeln  1769f,  1770o 

—  auf  Bleitessera  564 

—  als  Kind  4  (v.  Silen  gehalten), 
259  (Relief;  Geburt  des  D.), 
384  (▼.  Satyr  getragen),  786 
(Sarkophag;  seine  Pflege),  1388 
(v.  Hermes  geh.),  1477  (Ge- 
mälde, seine  Pflege),  1769  o 
(Spiegel,  von  Hermes  geh.), 
1801  c  (Vase ;  von  Hermes  geh. ) 

—  seine  Attribute  I  p.  159,  auf 
Porträts  übertragen  25,  2849 

Dioskuren  371,  435,  480,  I  p. 
408f.,  n.  895,  916,  1113,  1130, 
1271,  1701,  1752,  1756,  1769e, 
1807 

Diptychon  269,  1006 

Dirke  426 

Diskobolos  Ludovisi  396,  1295 

—  des  Myron  326, 788, 1139, 1363 

—  des  Naukydes  ( ?)  324  (I  p. 
631,  II  p.  472),  1030 

—  Bronzestatuetten  649,  1719 
( Kandelaberkrönung) 

Diskos  1570 
Diskosfibel  716 
Dius  Fidius  351 
DoidaUas  248  (II  p.  470) 
Dolche  II  p.  259;  n.  1586,  1587 

—  altkretische  1624;  mykenisohe 
1767  u 

Domitia  I  p.  453  n.  25  (II  p.  475). 

Vgl.  826  [1048 

Domitianus   47   ,11  p.    478,    n. 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


499 


Domitianus,    seine    Siegesdenk- 

mäler   I  p.  41  Öf 
Cn.    Domitius   Corbulo   826   (II 

p.  475) 
Domitilla  213 
Doppelbeile,  kretische  1624 
Domauszieher  956,  1053 
Dorydrepanon  580 
Doryphoros  s.  Polykleitos 
Drache  578 
Dreifuß  aus  Eisen  I  p.  352  f ;  n. 

629,  694 

—  aus  Eisen  u.  Bronze  1593 

—  aus  Bronze   620,   626,   1593, 
1766  f,  II  p.  355  u.  376 

—  aus  Marmor  316 

—  neben  Apollon  860,  1247;  ihm 
als  Sitz  dienend  1848 

—  auf  Reliefs  1847,  1850,  1875, 

—  auf  Vase  519  [1876 

—  basis  1191 

—  beschlag  1794g 

—  raub  167,  363,  1794e 
Dreigespann  1514 
Drusilla  1174 

Drusus  d.  Ä.  I  p.  452  n.  7  ( 1  II 
p.  474);  n.  1171  ( ?) 

—  d.  J.  1155  ( ?),  1420  ( ?) 

—  Bruder  des  Caligula,  1420  (  ?) 
Duris  I  p.  288;  n.  497,  502,  503, 

545,  569,  578 

Eber  173,  411,  773,  943,  1046, 
1072—1074,  1910 

—  auf  Vasen  448,  459 

—  des  Adonis  1202 

—  erymanthischer  167,  271,  464, 
1541,  1793c,  1796m 

—  kalydoniseher  916,  1203 
Echetlos  1635—1637,  1871 
Efeublätter,  goldene  733 
Eileithyia  259  ( ?),  1546  ( ?) 
Elefant  132,  411, 1  p.  307,  n.  1206 
Elektra  1314  ( ?) 

Elektron  1767f 

Elentier  II  p.  231 

Eleusis  808  (II  p.  475),  908  (I 

p.  633),  1024  (I  p.  634),  1325, 

1511,  1827  ( ?) 
Elfenbeinbüchse  752,  1667 


Elfenbeinfiguren  1590,  II  p.  316f . 

—  gefäß  1591 

—  kastchen  753,  I  p.  353 

—  relief  1589 

—  Schnitzereien  1700 
Mpenor  415 

Email  993,  994,  996,  1008,  1486 

bis  1489,  1664.     S.   Fayence- 

und  Smaltgefäße 
Encrinomenos  324 
Endymion  795,  807.     Vgl.  18 
Enkelados  1753 
Ennius  angebl.  125 
Eos  449,  466,  486,  519,  618,  621, 

644,  698,  1779,  1799a,  II  p. 

379.     S.  Aurora 
Ephedrismos  1041 
Ephesische  Artemis  s.  Artemis 
Epigonos  884 
E  pikt  dos  540 
Epikuros  283  (II  p.   471),   831 

(II  p.  475),  1109  (II  p.  478). 

Vgl.  1934  [1131 

Epimenides  sog.  272  (II  p.  471), 
Epistates  858,  I  p.  631,  n.  1153. 

S.  Athlothet 
Equites  singulares  I  p.  37  f. 
Erechtheion  1,  107,  1369 
Erechtheus  75  ( ?) 
Erginos  I  p.  167 
Erichthonios  als  Kind  112 
Erinyen  338,  506,  639,  849, 1013, 

1042,  1207,  1301  (II  p.  481), 

1391,  II  p.  219,  n.  1870 
Eris  684 
Eros  Statuen  183  (v.  Centocelle), 

776    (Bogen    spannend),    921 

(angebl.),  947  (Repl.  d.  E.  v. 

Centoc.) 

—  gruppiert  mit  Aphrodite  139, 
1070,  mit  Ares  1297,  mit  Ken- 
taur 168.  Vgl.  861,  862;  mit 
Nereide  145,  mit  Psyche  802 
(I  p.  633),  1205,  1689  (Terra- 
kotta),  mit  Seepferd  1740 
(Bronze) 

— ^  als  Leuchterträger  595,  als 
Sesselstütze  127 

—  auf  Reliefs  47  (Panzer;  auf 
Stier),    134    (Sarkophag;    auf 

32* 


500 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Panther  reitend),  144  (Paris 
vor  Helena),  173  (m.  Eber- 
gespann), 210  (jagend),  238 
(mit  Anteros  einen  Schmetter- 
ling verbrennend),  460  (Stuck; 
mit  Venus  und  Adonis),  741 
(Goldbuüa;  mit  Aphr.  u.  Ado- 
nis?) 792  (Prometheus-Sarko- 
phag), 1203  (Hippolytos-Sar- 
kophag),  1321  (Parisurteil), 
1657  (Grabara;  Raub  d.  Pro- 
serpina), 1661  (Kandelaber- 
basis; m.  d.  Waffen  des  Ares), 
1752  (Cüstenfuß;  m.  Herakles 
und  Iolaos),  1810  (m.  Paris), 
1865  (als  Satyrisk),  1887  (Sar- 
kophag; Hochzeit  d.  Peleus  u. 
d.  Thetis),  1895  (m.  Polyphem) 
Eros  auf  Wandbild  1479 

—  auf  Mosaik  1446 

—  auf  Vasen  I  p.  289;  n.  507, 
508, 625, 528, 590, 1793, 1799b, 
II  p.  378 

—  auf  Spiegel  1770t 

Eroten  I  p.  39  (Fries;  jagend); 
n.  79  (gruppiert  m.  Mädchen), 
179  (gruppiert  m.  Meerkentaur 
u.  Nymphe),  309  (Sarkophag 
d.  hlg.  Constantia),  330—332 
( Sarkophage ;  Wagenrennen), 
341  f.  und  360  (Kandelaber- 
basen), 779  (Aschengefäß),  966 
(Tensa  oapit.),  978  (Fuß  e. 
Kolossalstatue),  995  (II  p.  477; 
Mosaik;  Herakles  b.  Om- 
phale),  1148  u.  1149  (Fries  ev. 
Trajansforum),  1200  (Sarko- 
phag; Dion.  u.  Ariadne),  1202 
(Sark.;  Adonis),  1203  (Sark.; 
Hippolytos),  1455  (Kinder- 
sark.;  auf  Meerdrachen),  1456 
(Grabmonument;  m.  d.  Büste 
d.  Verstorbenen),  1638  (Kin- 
dersark. ;  m.  kampfenden  Häh- 
nen), 17681  (Tonreliefs),  1770d 
(Spiegel),  1777e  (bleierne  Mö- 
belverzierung), 1907  (Fries; 
spielend),  1910  (Brunnenmünd. 
od.  Basis;  Vertreter  d.  Jahres- 
zeiten) 


Erotenstatue  auf  Relief  1538 

Esel  175,  1208 

Eselin  359,  1237 

Eselsköpfe  an  Lehnen  962,  1748 

Eteokles  auf  Reliefs  428,  1630; 

auf  Wandbild  523 
Etrusoilla,  Gemahlin  des  Traia- 

nus  Decius  1761 
Euaion  498 

Eubuleus  51.    Vgl.  808 
Euoherios  I  p.  578 
Eumaios  1684 

Eumenes  IL  von  Pergamon  884, 
Eumoplos  1325  [1340 

Eupatoristen  961 
Euphranor   38,    186,    241,    254, 

369,  911,  982, 1290, 1296, 1342, 

1382 
Euphronios  I  p.  288;  n.  487,  670, 
Euripides  19  [578 

—  Wirkung  seiner  Dramen  auf 
Kunstwerke  385,  I  p.  289,  n. 
849,  1154,  1481,  1538,  1812, 
1813 

Europa  auf  Relief  1538  ( ?),  auf 
Mosaik  II  p.  395  f.  auf  Vasen 
n.  456,  508,  I  p.  321 

Eurydike  1237  (II  p.  480),  1883 

Eurykleia  1684 

Eurystheus  464,  1796  m 

Eurytion  465 

Euthykrates  128 

Euthymides  496 

Eutychides  362 

Eva  792  ( ?) 

Exekias  480,  1701 

Q.  Fabius  967 

T.  Fabius  Trophimas  1272. 

Fackelträger  auf  Vasen  579 

Factiones  circenses  1438 

Fadengläser  560 

Fächerhalter  615 

Falcioni,  Sammlung  I  p.  403 

Falerii,  Grabfunde  II  p.  355  ff. 

—  Tempel  II  p.  335ff. 
Falisker  II  p.  355 
Faliskisohe  Inschrift,».  Inschriften 
M.  Fannius  967 

Fasti  Capitolini  I  p.  565 


' 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


501 


Fasti  Praenestini  1323 

Fauna  1161  ( ?) 

Faunus  1161  (?) 

Faustina  d.  A.  123,  290  (II  p. 

471),  I  p.  453  n.  36.   Vgl.  16, 

1841,  1842 

—  d.  J.  139  ( ?),  I  p.  463  n.  39 
(II  p.  475),  n.  1416  ( ?  II  p. 
482),  1841 

Faustkampfer  704,   II  p.  1,    n. 

1145,  1153,  1240,  1350  (II  p. 

481),  1364  ( ?) 
Fayoene,  aegyptische  I  p.  324, 

n  p.  376 
Feldzeichen,  römische  1529 

—  barbarische  5,  317 
Felicitas  1875  ( ?) 

Fertor  Erresius,  König  der  Aequi- 

coli  1256 
Fescennium  s.  Oorchiano 
Festzug,  etruskischer  421 
Fettschwanzschaf  163 
Feuerzange  703 
Fibula  675,  709,  716,  743,  II  p. 

259;  n.  1572,  1578,  II  p.  356, 

n.  1767b,  1787,  1792d,  1805a, 

II  p.  375,  379 
Ficoronische  Ciste  II  p.  254;  n. 

1752.  Vgl.  1756,  1768a,  1769e 
Filetus  969 
Filigranarbeit  I  p.  388f,  396;  n. 

1771,  1805f 
Fingerringe  230,  I  p.  403,  n.  737, 

969, 
Fische,  Mosaik  352,  I  p.  570.  n. 

[1231 
Fischer  358  (II  p.  473),  I  p.  462, 

n.  850,  934,  1649 
Flamen  893  (II  p.  476),  1418 
Flamingo  181 

Flasche  aus  Bronze  635,  678 
Flötenspieler  1177,   1445.  S.  Ti- 

bicines 
Flötenspielerin  1192, 1793d,  1896 
Flottenführer  886 
Fluchtafel  I  p.  578;  n.  1706 
Flügelfiguren  450,   558,   710 
Flügeltiere  437, 630, 710, 716, 1599 
Flußgott   Statuen  34   (Nil),   54 

(Torso),  311  (sog.  Tigris),  I  p. 


412    (Nil    u.   Tiber),    n.   756 
(Marforio) 
Flußgott  in  Gruppe  1549  (Leben 
am  Strande) 

—  Kopf  9  ( ?),  154  (Tiber), 
1463  (II  p.  482;  Tiber) 

—  auf  Wandbild  1452  (Numi- 
cus),  1453,  1454  (Tiber) 

—  auf  Mosaik  1443 
Fontänendekoration   950    (Rhy- 

ton),  1045  (Schiffsvorderteil) 
Forma  urbis  Romae  941 
Fortuna  27  (II  p.  467),  441,  563, 

1177,  1769g 

—  Primigenia  74  ( ?) 

—  von  Caere  1177  [1695 
Frauengemach,  auf  Vasen  588, 
Frauengürtel  s.  Gürtel 
Fresko,  altkretisches  1621 
Friesfragment    mit    Darstellung 

eines  Pferderennens   1392   (II 
p.  482) 
Friesfragmente   eines    Gebäudes 
vom  Palatin  1263 

—  eines  Neptun-Tempels  I  p.  470 

—  v.  Trajansforum  1148 — 1150 
Friesplatten    mit    Darstellungen 

aus  dem  Theseus-  u.  Herakles- 
mythus 210,  255,  256 

—  mit  dionysischem  Zuge  159 
u.  Darstellung  eines  dionysi- 
schen Festes  1533 

—  aus    Terrakotta    976    (II    p. 
477),  1508  (II  p.  482),   1514, 
1521.    Vgl.   Relief  platten  aus 
Terrakotta  (sog.  Campana- 
reliefs) 

Fuchs  571 

Furie,    etruskische,    Kopf    1076 

(?).    S.  Erinys 
Fuß  einer  Kolossalstatue  958, 978 

—  einer  Reiterstatue   1000 

—  aus  Ebenholz  1500 

—  aus  Holz  als  Futteral  1768u 
Futteral,  hölzernes  1768u 

Gabeln  (pempobola)  633,  1797  b 

Vgl.  n  p.  214 
Gabii,  Baumsarkophag  aus   177 
Gades  1758 


502 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Gaia  112, 792, 871, 1269.  S.  Tellus 
Galba  I  p.  452  n.  18  (17.  Jafarh.) 
Galü  (Priester)  987,  1901,  1902 
Gallia  5 

Gallienus  1414  (II  p.  482) 
Gallienus  Conoessus  1006 
Gallier  884  (sterb.),  1302  (Gruppe 
Ludovisi),  98  (Kopf),  772  u.1317 
Sarkophage  m.  Gallierschlacht) 
1724  (Bronzestatuetten) 
Gans  867,  148&— 1489 
Ganymedes  Statuen  u.  Statuetten 
103,  368  (  ?),  369  (  ?),   386  (II 
p.  473;  G.  d.  Leochares),  1492 
( ?  Bronze),  1689  (Terrakotta) 

—  auf  Mosaik  1440 

—  auf  Vasen  601,  1799  b 
M.  Gavius  Charinus  1906 
Gazelle  1767  v 

Ge  s.  Gaia 

—  Kurotrophos  74  ( ?) 
Gebälkverkleidung    aus    Terra- 
kotta 1779p 

Gebiß  mit   Goldfassung  1768  d, 

II  p.  356,  n.  1799e 
Gefäß  aus  Basalt  I  p.  1 

—  mit  archaischer  Inschrift  1520 

—  mit  Relief  181,  333,  784, 
1042  (?),  1148,  1159,  1324, 
II  p.  243,  n.  1668 

—  formen  I  p.  282  f,  II  p.  360 

—  trägerin  879,  II  p.  375 
Gelenkpuppe  969 
Genius  1245  (  ?),  1734  (  ?) 

—  von  Arausio  II  p.  215 

—  des  Augustus  304 

—  exercitus  (?)  927 

—  familiaris  1445 
--  Iovialis  ( ?)  927 

—  loci  in  Schlangengestalt  II  p.61 

—  populi  Romani  1523 
Geometrische  Vasen  1592,  II  p. 
Gerichtsszenen  1356  [271 
Germania  888,  1155 
Germanicus  (?)  I  p.  452  n.  5; 

n.  1155,  1171 
Gerontia  795  [1795e 

Geryoneus  167,  465,  771,  1542, 
Geschnittene  Sterne  1792i,  1798, 

II  p.  292  u.  379.  S.  Scarabaeuß 


Gewandstatuen  271,  378,  761 
(H  p.  474),  763,  883  (II  p.  476), 
970,  975,  1864 

Gewichte  607,  1707,  1708 

—  in  Büstenform  696, 1001, 1002 

—  in  Tiergestalt  670 
Giebelakroter  1779, 1784  t,  1786  x 
Giebelgruppe  1007,   1054—1058 
Giebelrelief  1517.  Vgl.  893>  1411, 

1412,  1418 
Gigantomachie,  Gruppe  922  (II 
p.  476) 

—  auf  Marmorreliefs  138  (II  p. 
469),  209  (II  p.  470),  1013, 
1014  (II  p.  477),  1211 

—  auf  Bronzereliefs  747,  1744, 
1763  (II  p.  482) 

—  auf  Vasen  I  p.  283;  n.  453, 
463,  489,  1795a 

Giraffe  1206 

Gladiatoren   1060,    1526,    II   p. 

230ff.,   n.  1679 
Glasgefäße  553,  560,  II  p.  258, 

n.  1486—1489,  1588,  1700 
Glauke  318,  1269 
Glykera  1183  ( ?) 
Gnathiavasen  I  p.   404 
Gnoatiker  1711 

Golaseoca,  Grabfunde  II  p.  257 
Goldfassung  am  Gebiß  s.  Gebiß 
Goldplättohen  1767d 
Goldschmuck    I    p.  353,   387 f., 

n.  708f.,   I  p.  403,    n.  1482, 

1577—1581, 1768  p,  1771»  1805 
Gordianus  I  (?)  I  p.  454  n,  64, 

(II  p.  475) 

—  II  (?)  I  p.  454  n.  65 

—  IU  1428  (H  p.  482) 
Gorgo  als  Giebelakroter  1779 
Gorgoneion    als    Gesichtsmaske 

355,  904 

—  architektonisch,  verwendet  aus 
Marmor  11,  14,  30,  35,  427, 
aus  Terrakotta  1783,  1784i, 
1786b,  f,  u 

—  in  Bronze  1522,  1760,  1777a 

—  auf  Bronzespiegel  1769i 

—  auf  Cista  1762 

~-  an    Goldschmuok    726,    728 

—  an    Sarkophagen   443,    1208 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


503 


Gorgoneion  auf  Terrakottarelief 
443 

—  auf  Vasen  I  p.  289;  n.  455, 
480,  487,  543 

Grab-Aedikula  1481 

—  Ära  57, 1458, 1534, 1657, 1906 

—  Cippus  1078,  1079  (II  p.  478), 
1772  d 

—  Gebäude    1194,    1524,    1526 

—  Gruppe  1314  ( ?),  1561  ( ?), 
II  p.  467 

—  Mal,  Aufsatz  59,  in  Gestalt 
eines  Rundtempels  429,  Bruch- 
stücke I  p.  404 

—  Monument  1456,  auf  Vasen 
I  p.  289;  n.  492,  508,  514,  589 

—  Relief,  griechisch  240,  246, 
971,  974  (II  p.  477),  977,  1081, 
1115,  1118,  1119,  1135,  1137, 
1138  (II  p.  478),  1142  (II  p. 
479),  1821,  1861,  1863,  1904; 
römisch  53,  61,  63  (II  p. 
468),  1631,  1837,  1840  (?), 
1845,  1862,  1877 

—  Statue  8,  805  (II  p.  474), 
1059,  1091,  1554  (?),  1633, 
1820  ( ?) 

—  Stein  50,  Ip.37f.,  n.  58,  61, 
589,  773,  918,  938,  1658,  1837 

—  Sj^nen  auf  Vasen  492,  508, 
514,  589 

—  Vasen  1097,  1098 
Graffiti  1571,  1606,  1669 
Granuliertechnik  I  p.  388f.,   n. 

716ff.,    I  p.  396f.,    n.  740f„ 
1572, 1586, 1767a,  1791,1805d, 
e,  II  p.  377 
Gratidia  Chrite  I  p.  631 
M.   Gratidius  Ldbanus  I  p.  631 
Greif  5,  133,   I  p.  159,    n.  380, 
I  p.  278,  n.  492,  562,  630,  710, 
716,   878,    1148,    1149,    1548, 
1675,  1767v,  1847 

—  als  Akroter  1780c 
Greifenkopf  aus  Blei  1771 

—  auf  Bronzekessel  1766  a 

—  aus  Ton  1790 

Gürtel   aus   Bronze   1766e 

—  für  Frauen  1792,.  II  p.  375 
Gürtelschließen  aus  Bronze  1791 


Gürtelschließen  aus  Gold  1767  a 

—  aus  Silber  1791,  II  p.  376 
Gußformen  für  Antefixe  1780 1 

—  für  Bleifiguren  1713 

—  für  Bleimarken  564 

Haarnadel,  silberne  1767  c 
Haartour  (abnehmbar)  303,  I  p. 

454  n.  52 
Hades  s.  Pluton 
Hadrian  Büsten  u.   Köpfe   292 

(II  p.  471),  I  p.  453  n.  31,  32 

—  auf    Reliefs    894,    897,    990 
Hafen,  dargestellt  auf  Mosaik  996 

—  auf  Relief  850 

—  auf  Sarkophag  132 
Hageladas  1290,  1291,  1846 
Hagesandros  s.  Agesandros 
Hagia  Triada  II  p.  273ff. 
Hahn  1901,  1902 
Hahnenkampf  1162,  1638,  1794f 
Hakenkreuz  709,  II  p.  376 
Halsgehänge  726,  727,  735,  739, 

744,  I  p.  403 
Halskette,  goldene  719 
Halsreif  1712 
Halteren  1240,  1796o 
Hand  aus  Bronze  960 

—  aus  Ebenholz  1500 

—  aus  Elfenbein  1767  h.  S.Votiv- 
hände 

Harpokrates  855  (II  p.  476),  II 

p.  467 
Harpyien  1577 

—  als  Antefixe  1780e,  1786  1 
Haruspex  749 

Hase  178,  856,  1147,  1463,  1468, 

1845  ( ?),  1860 
Hateria  1196  (II  p.  480) 
Haterius  1195  (H  p.  480) 
Hathor  1574 
Haus,  ägyptisches  445,  italisches 

1785p,  q,  1792 
Hausgerät,  etruskisches  I  p.  351, 

—  kretisches  1613 
Hausurne  1792,  1808e 
Hebe  62,  1443  ( ?) 
Heilgöttin  952  (II  p.  477) 
Hekabe  I  p.  272;  n.  521,   1543 
Hekate  138,  514,  1004,  1825  ( ?) 


504 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Hektor  154,  418,  447,  502,  521, 

545,  766,  774,  966 
Helena,  Mutter  Constantins,  312 

(II  p.  472) 

—  Tochter  der  Leda  144,  I  p. 
272,  n.  466,  507,  525, 1  p.  404, 
n.  639,  1130,  1141,  1769k, 
1794i,  1868 

Helios  516,  643,  644,  657,  792, 
882,  1110,  1332,  1715,  1768t. 
S.  Iuppiter,  Sol 

Helm,  etruskisoher  610,  611,  614, 
1726,  II  p.  356,  n.  1787,  1804 

—  griechischer  682,  1089,  1499, 
1778.  S.  Ares,  Athene,  Stratege 

—  italischer  m.  Hörnern  1786  p 

—  römischer  641 
Helmzierden  1731 
Helpidus  139 
Hephaistos  Statue  64 

—  Hermenbüste  86  (II  p.  468) 

—  auf  Reliefs  112,  154,  725,  783, 
792,  864,  1014,  1887 

—  auf  Vase  1808f 

—  seine  Attribute  1210 

Hera  Statuen  26  (II  p.  466), 
74  ( ?),  193  ( ?),  291  ( ?),  295 
(H.  Barberini),  857  ( ?),  1249 

—  Köpfe  1026, 1305  (H.  Ludovisi) 

—  auf  Reliefs  206  (barber.  Kan- 
delaber), 255,  747  (Bronzebe- 
schlag), 783  (archaistisch),  864 
(Basis  m.  Schicks,  d.  Zeus), 
1014  ( ?  Gigantomachie),  1321 
(Urteil  d.  Paris),  1685  (Terra- 
kottaplatte), 1887  (Sarkophag, 
Hochz.  d.  Peleus  u.  d.  Thetis), 
1930  (archaistisch) 

—  auf  Vase  1793g,  auf  Ciste 
1768a,  1769b 

Herakles  Statuen  u.  große  Grup- 
pen 77,  79  (?  a  Kind),  108 
(m.  Telephos),  124  (?  Torso 
v.  Belvedere),  293  (vergold. 
Bronze),(790  u.  791  (m.  Hydra), 
863  (a.  Kind),  937  (a.  Knabe), 
948  (kämpfend),  1005  (verg. 
Bronze),  1246,  1920 

—  Statuetten  u.  kleine  Gruppen 
166  (m.  Löwe),  167  (m.  Dio- 


medes,  Eber,  öeryoneus,  Ker- 
beros), 626  (Dreifußverzie- 
rung), 652  (Br.,  m.  Löwe),  755 
(sitzend),  1858  (Bronze) 
Herakles  Hermen  u.  Hermen- 
büsten 405,  919,  926  (skopad. 
Typus),  1290  u.  1291  ( ?  Ludo- 
visi), 1545  (Borghese).  Vgl. 
930,    1230 

—  Theatermaske  267 

—  auf  Reliefs  119  (Alkestis- 
Sark.),  140  (Sark.  m.Omphale), 
154  (Basis  Casali),  255  u.  256 
(Friese  mit  Darst.  aus  seiner 
Jugend),  363  (Kandel.),  436 
(Terrakottarelief),  598  (Hen- 
kelattache), 667  u.  698  (Cisten- 
füße),  747  (Bronzebeschlag), 
771  (Basis  m.  Darst.  seiner 
Taten),  783  (archaistisch),  792 
(Prometheus-Sark.),  I  p.  576 
(Terrakotta),  n.  1114  (Votiv- 
relief  ),1325  u.l511(eleus.MyBt.), 
II  p.  219  (Terrakotta),  n. 
1541  u.  1542  (Sarkophag),  1688 
(Terrakotta),  1702  (Applique), 
1752  (Fuß  der  ficor.  Ciste), 
1754  (Bronzebeschlag),  1768  r 
(Spiegelkapsel),  1768w  (Kno- 
chen), 1850  (Rel.  aus  Falom- 
bino),  1880  (m.  zwei  Hespe- 
riden),  1905  (lagernd),  1908 
(m.     Theseus    u.    Peirithoos) 

—  auf  Vasen  I  p.  283f . ;  n.  436, 
446,  453,  456ff.,  463 ff.,  467 ff., 
471,  473,  474,  478,  495f.,  503, 
505 ,  531,  540,  543,  545,  566, 
570,  586,  1778e,  1793c,  g, 
1795d,  1808g 

—  sein  Kopf  als  Gefäß  532 

—  auf  Ciste   1752,   1768c,   o 

—  auf  Spiegel  686, 1769h,  1770c,r 

—  auf  Mosaik  995  (II  p.  477 ; 
bei  Omphale),  1927  (Befr.  d. 
Hesione) 

HeraUüos  1231 
Hercules  49 
Herennius  1761 

Hermaphroditos    1063  —  1066, 
1362,  1552,  1655 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


505 


Hermarchos  278  (II  p.   471) 

Hermen  in  Gymnasien  1290  bis 
1296,  1688,  1907 

Hermes  Statuen  48,  102  (sog. 
Antinons  v.  Belvedere),  211 
(Ingenui),  325  (sog.  Phokion), 
431  (Terrakotta),  868  ( ?), 
874  (sog.  Antinoos),  1019, 
1022,  1111  (Kriophoros),  1299 
(Ludovisi),  1372.  Vgl.  324 
(II  p.  472) 

— Hermen,  Hermenbüsten,  Büste 
u.  Köpfe,  bärtig:  390,  402, 
1201;  jugendlich:  1129  (II  p. 
478),  1232,  1292,  1375,  1380, 
1823  a,  1824 

—  auf  Reliefs  206  (barber.  Kan- 
delaber, 259  (Geburt  d.  Diony- 
sos), 385  (Protesilaos-Sark.), 
783  (archaistisch),  792  (Pro- 
metheus- Sark.),  864  (Basis  m. 
Darst.  d.  Schicksale  d.  Zeus), 
1321  (Paris-Urteil),  1331 
(Stuckrelief),  1399,  1455  (als 
Putto  auf  Meerwidder),  1699 
( auf  Sparbüchse ),  1768  w 
(Knochen),  1883  (Orpheus- 
Relief),  1930  (archaistisch) 

—  auf  Vasen  446,  471,  610,  514, 
559,  574,  588,  1701,  1778e, 
1793  g,  1801c,  1808  g,  i 

—  auf   Ciste   1768  a,  c,    1769  c 

—  auf   Spiegel  692,    1770z 
Hermione  1769k 
Hermonaz  1793d 

Herodes  Atticus  s.  Karyatiden 
Heroinen  von  Tor  Marancio  415 
Heros  770,   832,    1129  ( ?  II  p. 

478),  1142,  1204,  1824  (?) 
Hesiodos  394  (  ?),  816  (  ?).   Vgl. 

1934 

—  Einfluß  seiner  Dichtungen  auf 
die  Vasenmalerei  534 

Hesione  1927 
Hesperiden  771,  1880 
Hesperos  1887,  1929 
Hestia  (?)  783,  1032,  1930 
Hetäre  1468 

Hierodulen  1286  (II  p.  481), 
1678 


I 


Hierogrammateus  143  (I  p.  630), 

1555 
Hieron  v.  Syrakus  614 
Hieron  I  p.  288;    n.  550,  587, 

1793g 
Hierophant  u.   Hierophantin 

1325,  1511 
Hippodameia  329,  444,  I  p.  576, 

n.  1682 
Hippokamp  1799a,  1800e 
Hippokrates  1885  ( ?) 
Hippolyte  543,  771 
Hippolytos  916,  1203 
Hippomedon  1812 
Hippomenes  939 
Hipponax  814  ( ?  II  p.  475) 
Hippopotamus   34,    1267,    1674 
Hippothoon  725 
Hippotoxotes  537 
Hirsch  5,  174,  356,  411,  1164, 

1574,    1767  h,    1796  k.     Vgl. 

Damhirsch 
Hirschgeweih  356 
Hirschkalb  1933 
Hirschkuh  411,  771,  1536,  1541 
Hirten    170,    238,    1412,    1440, 

1454,  1463  (II  p.  482),  1549 
Hispania  5 

Hochzeitsszene  416,  455 
Homeros  272   (II  p.  471),    394, 

823—825  (II  p.  475),  837  (II  p. 

475)— 839,  1131.   Vgl.  799  bis 

801,  1934 
Honos  1523 
Hoplitodrom  540 
Q.  Horatius  Hacous  1266 
Hören  110,  514,  844  ( ?),  1286, 

1331,    1827.     S.    Personifika- 
tionen der  Jahreszeiten 
Hörn  aus  Elfenbein  1767i 
Horos  74  ( ?),  855,   1674,   1576 
Q.  Hortensius  1851 
Q.  Hortensius  Cerdo  924 
Hostilianus  I  p.  455  n.  72  (?) 
Hündin  1140 
Hüttenurnen    481,    II    p.    258. 

S.  Hausurne 
Hund  5, 147, 148  (II  p.  469),  160, 

161,  162,  174,  386,  940,  1411, 

II  p.  215,    n.   1768k,    1894. 


606 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


S.  Diogenes,  Ganymedes,  Mi- 

thras,  Silvanus 
Hundekopf  als  Vase  1793b 
Hydna  939  ( ?) 

Hydra  436,  667,  771,  791,  1541 
Hydria  II  p.   378;     n.    1778g, 

17961 
Hydrophoren  1126,  1127  (II  p. 

478) 
Hygieia  115,  153,  188,  203,  755, 

845,  846,  952, 1263, 1341, 1897 
Hyksos  ( ?)  1289 
Hylas  angebl.  1353 
Hymenaios  318,  416,  1276,  1463, 

1887 
Hypnos  795,  1903.    S.  Somnus 
Hypothemata  s.  Untersatz 
Hypsipyle  1812 

Jäger  2,  128,  856,  1119,  1895a 

Jagd  I  p.  281;  n.  459,  470,  1072 
bis  1074,  II  p.  227,  n.  1541, 
1585,  1587,  1658,  1660,  1757 

Jagdnetze    895,    1072—1074 

Jahreszeiten  vertreten  durch 
Eroten  1910.     S.  Personifika- 
tionen von  Jahreszeiten 

Iakchos  9  (vgl.  841),  74  ( ?),  808, 
1325,  1827  ( ?) 

Ianitor  1237 

Iason  318,  I  p.  288,  n.  578, 
1269,  1752,  1769g 

Ibis  1928  ( ?) 

Ichneumon  34 

Idas  371 

Igel  470 

Ikariosreliefs     sogen.    104,    238 

Ikaros  1879,  1892 

Inder  12  06  (Triumph  d.  Dionysos), 
1446  (Kampf  m.  d.  Thiasos) 

Inkrustationen  I  p.  275,  577, 
II  p.  Ulf.;  n.  1589 

Inschriften,  altkretisohe  1614, 
1622 

—  altlateinische  424,  440,  565, 
I  p.  358,  403,  II  p.  215,  n. 
1520,  1572,  1697,  1752,  1786y, 
1809 

—  christliche  II  p.  281  f.;  n. 
1667,  1669 


Inschriften,  etruskische  417,  423, 
429,  I  p.  353,  389,  n.  643,  647, 
660f.,  I  p.  404,  n.  666,  684, 
702,  748,  1572,  1658,  1660, 
1725,  1807h 

—  faliskisohe  1708,  1791,  1796d, 
1799b,  d,  II  p.  377,  379 

—  keltische  424 

—  phoenikische  1575 

—  umbrische  693 
lokaste  428 

Iolaos  467  f.,  473,  496,  667,  1752, 

1778e,  1795k 
Ion  448 
Jongleur  1728 
Ionische  Kunst,  Einfluß  auf  die 

etruskische  470,  I  p.  351,  354, 

356,   n.  626,  746f.,  II  p.  258, 

n.  1593,  1600,  1671,  1773 
Iophon  257,  II  p.  469  n.  149 
Iphigeneia    I  p.   272;    n.    428» 

1207 
Iris  621,  1518  ( ?),  1546 
Isis  74  (?),  132  (?),    143  (I  p. 

630,  II  p.  469),  438,  574,  755, 

978  (I  p.  633f.),  1411.    Vgl. 

1004,  1530a 
Isisdienst  939.  S.  Tempel  d.  Isis. 
Isisklappem  143, 438, 1411, 1458, 

1501 
Isokrates  1853.    Vgl.  1934 
Itinerarien    (auf    Silberbechern) 
Itys  1793e  [1758 

Jüngling    m.  Pferd  1714,  1877. 

Vgl.  1129 

—  m.  Schwertband  921 
Jünglingskopf  986,   1035,   1734 
Jünglingstorso  1784b,  1932 
Iulia  Attica  1270 

—  Domna  303,  I  p.  454  n.  52, 
n.  1652 

—  Maesa  I  p.  454  n.  59  ( ?) 

—  Mamaea  I  p.  453  n.  47  ( ?  I 
p.  475),  n.  1651  ( ?) 

—  Titi  36  ( ?),  I  p.  453  n.  23 
( ?  II  p.  475),    n.  1316  ( ?) 

Iulianus  Apostata   angebl.  I  p. 

455  n.  82,  n.  833,  834 
Iulius  Caesar  66,    155  ( ?),  885 

(?  II  p.   476).    Vgl.  1075 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


507 


0.  Iulius  Helius  918  (II  p.  476) 
L.  Iulius  Vehilius  Gratus  Iulia- 

nus  1255 
Ti.  Iulius  Vitalis  1837 
Iunius  Bassus  991,  992 
0.  Iunius  Euhodus  119 
Iuno  oapitolina   893 

—  von  Falerii  1785b 

—  interduoa  1887 

—  italische  ( ?)  598,  626,  667 

—  Lucina   74   ( ?),    1503,    1504 

—  Pronuba    1271,    1273,    1887 

—  Sospita  301  (II  p.  471),  17801, 
1786h 

Iuppiter  48,  461  (  ?),   1786  v  (  ?) 

—  capitolinus  893 

—  Heliopolitanus  1429 

—  Liber  1126,  1127 

—  Sol  Serapis  871 

—  Stator  1193 
Ixion  385 

Kadmilos  1197 

Kadmos  II  p.  369  ( ?) 

Kaineus  1793g 

Kaiamis  859,  912,  973,  1024, 
1108,    1111,    1261,    1820 

Kalathiskos-Tänzerinnen  1867 

Kalathos  16 

Kalb   172,   als   Futteral   1768  u 

Kalchas  642 

Kallikles  1364 

Kaüimachos  783,  844,  1867 

Kallimachos,  d3r  Dichter,  (  ?)  814 
(II  p.  475),  1395,  1826 

Kalliphoibe  464 

Kalydonische  Eberjagd  459,  895, 
916 

Kalypso  1770z  ( ?) 

Kamares-Vasen  1612 

Kamel  177,  1424 

Kamelreiter  I  p.  307 

Kaminplatte  II  p.  6 

Kammergräber  I  p.  407,  II  p.  357 

Kampanische  Plastik  u.  Vasen- 
malerei s.  campan.  PL  u.  V. 

Kampfordner  s.  Atjüothet  und 
Epistates 

Kanachoe  351 

Kanake  415 


Kandelaber  aus  Bronze  I  p.  355; 
n.  602,    605,  622,  636,  1719 

—  aus  Marmor  206,  207,  334, 
335,  341,  342,  353,  354,  356, 
360,  363,  365,  374,  378 

Kandelaberbasis  1661 
Kaninchen  1845  (?) 
Kanne  aus  Bronze  I  p.  324;  n. 
601,  621 

—  in  Gestalt  eines  Frauenkopfes 
604 

Kapaneus  730, 1812  ( ?),  1831  (  ?) 
Kapitelle    m.    Löwenfell    1282, 

1283 
L.  Kareius  Vitalis  II  p.  215 
Karneades  812   ( ?).    Vgl.   1934 
Karikaturen  auf  Vasen  s.  Phlya- 

kenvasen. 

—  Kopf  als  Gefäß  532 

—  Terrakottastatuette  I  p.  404, 
Karyatiden  des  Herodes  Atticus 

16,  1830,  1915,  1917 

—  nach  denen  des  Erechtheion 
gearbeitet  1,  107,  1369 

—  von  Monte  Porzio  1832  bis 

—  vgl.  1867  [1835 
Kassandra  I  p.  272;  n.  523,  636, 

1537,  1770k 
Kastor  480,  1752,  1769e 
Katagusa  des  Praxiteles  271 
Katze  876 
Katzenköpfe  1767  a 
Kaukasus,  Berggott  792 
Keltiberer  5 
Kentaur    Statuen:    bärtig    861, 

jugendlich  168,  862 

—  Gruppe  (Frauenraub)  1379  (  ?) 

—  Köpfe  (alle  bärtig)  113,  925 
(II  p.  477),  1125 

—  auf  Marmorreliefs  238,  1200, 
1206,  1869 

—  auf  etrusk.  Sarkophag  aus 
Nenfro  418 

—  auf  Bronze-  Skyphos  m.  Re- 
lief 1767v 

—  auf  Süberrelief  1587 

—  auf  Bronzehülsen  tektonischer 
Verwendung  1596 

—  auf  Ciste  1768  b  (Kentauren- 
kampf) 


508 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Kentaur  auf  Spiegel  1770c 

—  auf   Elfenbeingerät   1767  h 

—  als  Schildzeichen  gemalt  1 786n 
(Terrakotta-Figur) 

—  auf  Vasen  446,  457,  544,  586, 
1571  (Graffito),  1793c,  g 

—  auf  Mosaik  I  p.  188 
Kentaurin  auf  Reliefs  159,  238 
Kephalos   486,   618,   698,   1779, 

1799a,  1807  b 
Kephisodoros  1069 
Kephisodotos  d.iÄ.J183,  262,  320, 

1303 

—  d.  J.  110,  111,  775,  1063  bis 
1068,  1183  (II  p.  480),  1352 

Kerberos    119,    167,    478,    771, 

1237,   1542,   1563 
Kerynitische  Hirschkuh  598, 

771,  790,  1541 
Kessel  aus  Bronze  I  p.  352;  n. 

627,    629,    694,  1593f.,    1598, 

1600,  1766  a 

—  aus  Ton  1604 
Kindersarkophag  1455,  1645 
Kinyras  1574 

Kircher,   Athanas  II  p.  254 
Kirke  414 

Kithara  mit  elf  Saiten  1534 
Kitharöde  auf  Vasen  456,  493, 

II  p.  378  (LXXVI) 
Klageweiber  659,   1079,   1192 
Kleitomachos  1350  (?) 
Kkomenes  I  p.   172  [849 

Kleopatra,  Gattin  des  Meleagros 

—  Königin  v.  Ägypten  1037    (  ? 
II  p.  478) 

Kleophrades  496 
Kline  1270  (II  p.  481).   S.  Lager 
Klytaimnestra    338,    428,    1207 
Knabe  1134,  1364,  1634,  1646, 
1650,  1750 

—  gefesselt  1556 

—  m.   Ferkel   908,    1024.     Vgl. 
I  p.  633,  634;  n.  1650 

—  m.  Gans  ringend  867 

—  m.   Häschen  1633 

—  m.  Nuß  werfend  92,  332  a,  930 

—  sitzend    m.  Vogel  439,    702, 
1550 

Knöchel  s.  Astragal 


Kohlenpfanne  592,  625,  702, 
Kohlenwender  704  [1777c 

Kokytos  414 
Kolotes  1218 
Kombabos  987 

Komödiendarstellung  510,  1681 
Komos-Szenen  I  p.  286 ;n.  495 f., 

540,  546,  573 
Konon  1033  ( ?) 
Konstantin  d.  Gr.  s.  Constantinus 

Magnus 
Kopfförmige    Gefäße   532,    568, 
Korax  448  [1692  f 

Köre  s.  Persephone 
Korinna  angebl.   952 
Korinthische  Vasen  I  p.  280 f.; 

n.  447f.,  452,  455,  556,  I  p. 

353,  II  p.  271,  n.  1691,  II  p.  378 
Korinthisch-attische  Vasen  I  p. 

281  f. ;  n.  446,  459 
Korybanten  864,  II  p.  243 
Korykos  704,  1752 
Korymbos  1786  p  L646 

Kottabos  509,  570,  577,  598, 
Kränze  aus  Goldblättern  723,  738 
Krater  aus  Bronze  598,  961 

—  aus  Marmor  784 

—  aus   Silber  1585 
Krebse  352 

Kredenz-Szene  auf  Vase  528 
Kreon  von  Korinth  318,  1269 

.Kreaüaa  276,  295,  322,  377,852, 
1027,  1028,  1033  (II  p.  477), 
1244,  1275,  1376,  1393,   1540 

Kreta  II  p.  273 

Kretischer  Stier  436,  458,  771, 
154JL.    Vgl.  1114 

Kreugas  136 

Kreusa  s.  Glauke 

Krieger  235,  1025  (II  p.  477), 
1036  (II  p.  478),  1386,  1519, 
1565  (II  p.  482),  1768w,  1912 

Kritios  und  Nesiotes  396,  400, 
1031,  1288,  1295 

KrUon  1830 

Krokodil  34,  1267,  1674 

Kronos  234,  361  (I  p.  631),  765, 
767,  864 

Kruzifix  'II  p.  281.  S.  Spott- 
kruzifix 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


509 


Kuh  165,  172,  1056 

Kupferbarren  kretische  1622,  alt- 
römische  1704 

Kybele  132  ( ?),  917,  987,  997, 
1901,  1902.    S.  Mater  magna 

Kyklopen  792.    S.  Polyphemos 

Kyknos  475 

Kyllaros,  Pferd  480 

Kyniskos  des  Polyklet  II  p.  64; 
n.  1371.   Vgl.  1083 

Kyprische  Silberschalen  I  p.  389  f ; 
n.  711—714,  1574f. 

—  Plastik  I  p.  .665 

Kyrenaeische   Vasen   I   p.  281; 

Kythnos  1646  ( ?)  [n.  534 

Labyrinth  486,  1879 

Ladenschild  1837  ( ?) 

Ladenschild   1837   (?)        [1506 

Läufer  322,  913,  914,  1382  ( ?), 

Lager  962.    S.  Kline  n.  Lectus 

Laios  1202,  1768a 

Laistrygonen  414 

Lampen  I  p.  576,  595;  n.  1484, 
1497,  1665,  1698,  1722 

Lampenständer,  kretischer  1616 

Lampenträger  I  p.  355 

Lampros,  Pferd  519 

Landleben,  Relief  auf  Silber- 
becher 1595 

Landmann  132 

Landschaft  in  Relief  850,  1327, 
1328,  1330,  1403,  in  Malerei 
414,  1356,  1471,  1893,  in 
Mosaik  164,  166,  I  p.  159, 
n.  411,  1231,  1267 

Lanista  II  p.  231,  232 

Laodameia  385 

Laokoon  151  (I  p.  630).  Vgl. 
861,  1899  a 

Lapithen  418,  457,  586,  1768b, 
1869 

Laren  72,  155,  755,  901,  1003 
(II  p.  477),  1040,  1177,  1221, 
1265,   1445,    1493.     Vgl.    304 

Laschenmütze  530,  580 

Latiner  1451,  1452 

Latinisohe  Kunst  1768  w 

Lausus  1452 

Laurentische  Sau  155 


Laverna  565 

Lavinia  1452 

Lavinium  1451,  1452 

Leagros  472,  1808k 

Lebes  m.  Schiffen  1796  b 

Lectica  963 

Lectus  Boethiacus  962 

—  funebris  1192 

Leda  414  (p.  264),  480,  804, 

1130,  1443  ( ?),  1899 
Leinwand  II  p.  356 
Leocharea   157  (I  p.  630>  II  p. 

469),  386,  759,  986,  1110* 

1784  a,  e,  f,  g,  m 
Leopard  171,  I  p.  159 
Leprignano,  Grabfunde  II  p.  349 
Lethe  379  ( ?) 
Leto  138,  923,  982  (Statuette), 

1116,  1398  (?),  1546,  1876, 

1889  ( ?),  1930 
Leuchter  aus  Bronze  I  p.  355 ff.; 

n.  591,  595—597,  599,  617, 

1720f 
Leukippiden  371,  435,  II  p.  219 
Leukothea  I  p.  1 
Leukothearelief  sog.  1863 
Levius  1809 

Ldber  132  (?).    Vgl.  1126,  1127 
Ldbera  132  ( ?),  775  ( ?) 
Liebes-Szene    auf  Spiegel  1770t 

—  auf  Vase  1797  b 
Liebesverfolgung  auf  Vasen  500, 

603f.,  582 
Liebesverwünschung  1706 
Lieblingsinschriften    I    p.    284, 

288;    n.  453,  472,    480,  498, 

573,  1793a 
Liegefalten  877,  883 
Ligures  Baebiani  et  Corneliani 

1322 
Xlxvov  574, 1325, 1329, 1330, 1518 
Liktoren  152,   892,  .  1146,   1412, 

1523,  1526 
Limus  1177. 
Linos  255 
Iituus  608 
Livilla  213 
Lockenhalter  720,  745,  I  p.  403, 

II  p.  271 
Loculi  563,  II  p.  366f. 


510 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Löffel  II  p.  214 
Löwe  aus  Tuff  1785  c 

—  in    Gruppe    mit    Pferd    944 

—  als  heiliges  Tier  des  Apollon 
1848 

—  auf  Marmorreliefs  II  p.  396; 
n.  1901  (Kybele) 

—  aus  Bernstein  1805  c 

—  auf  Bronzerelief   1778b 

—  auf  Bronzeskyphos  1767  v 

—  aus  Elfenbein  1767n,  u 

—  in  Relief  auf  dem  Fuß  eines 
elfenbeinernen  Bechers  geflü- 
gelt 1767  s 

—  auf  Goldschmuck  710,  1577, 
1579,  1580 

—  in  Mosaik  165,  411,  995  (II 
p.  477),  II  p.  231 

—  in  silberüberzogenem  Relief 
1576,  1587 

—  auf  Silbersohale  1675 

—  auf  Vase  1793 

—  s.  Herakles,  Löwenbandigen- 
der    Dämon,     sog.    persische  . 
Artemis 

Löwenbändigender  Dämon  710, 

717,  752 
Löwenkopf  aus  Elfenbein  1767o 

—  aus  Bronze  als  Griff  631,  694, 
als  Ringhalter  an  den  Resten 
der  Schiffe  im  See  von  Nemi 
1522 

—  aus  Gold  an  einer  Gürtel- 
schließe 1767  a 

—  als  Wasserspeier  1768  a,  w, 
17991 

Löwenmaske     an     Beinschienen 
Lokros  956  [1778 

Q.  Lollius  Alcamenes  1862 
Lorarii  II  p.  231,  232 
Luoilla  789,  1416  ( ?  II  p.  482), 
Lucius  Verus  s.  Veras        [1841 
Luna  1756.    S.  Selene 
C.  Lusius  Storax  1526 
Lykios  1200 
Lykomedes  766,  774 
Lykurgos,  d.  Thraker,  333,  1391 
Lyra  mit  drei   Saiten  1634 
Lynkeus  371 
Lyrnessos  487 


Lysias  815  (angebl.),  842  (II  p. 

475).    Vgl.  1934 
Lysippos  4,  23  (II  p.  466;  Apoxy- 

omenos),    77,    106,    776,    955, 

1140,  1298,  1347,  1380,  1858, 

1859,  1918 
Lysis  573 

Machaon  188,  1683 

Mädchen  Statue  873  (sog.  Flora), 
928, 929, 939  (II  p.  477;  sog.  es- 
quil.  Venus),  1242  (II  p.  480f.), 
1250,  1352  (v.  Anzio),  1554, 
1923  (schwebend) 

—  Statuette  876  (m.  Vogel),  1018 
(I  p.  634),  1099,  1121,  1496 

—  in  Gruppe  mit  jugendl.  Gott 
1561,  mit  Satyr  1062,  Gruppe 
von  zwei  Mädchen  1041  (Ephe- 
drismos) 

—  Kopf  1234,  1355,  1632,  1648 

—  auf  Relief  974  (m.  Vogel) 
Mänaden   132,   238,   333,   1391, 

1397, 1446, 1510, 1770o,  1794  g 
1795g,  1796a,  n,  1808c,  1843, 
1844.    S.  Bakohantin. 
Magistrate,   röm.  909,    910    (II 
Maia  574  [p.  476) 

Mainade  s.  Mänade 
Malachbel  767,  988 
Maler-Utensilien  I  p.  577 
Malleus  1177 
Malocchio  997 

G.  Manlius,     censor    perpetuus 
T.  Manlius  T.  f.  1495|       [1177 
Mantelfiguren  I  p.  287 
Mappa  909,  910,  1192,  1523 
Marcellus,   Neffe  des  Augustus, 

angebl.  383 
Marciana  I  p.  453  n.  29  ( ?  II 
Marcio  1837  [p.  475) 

Marforio  756 
Markomannen  891  ( ?) 
Marmorvase  1668 
Marmorwerk  dreiseitiges  1286  (II 
p.  481;  sog.  Thron  d.  Aphro- 
dite) 

—  mit     sieben     Nischen     1274 

—  rechteckiges    m~   Relief    238 

—  zylindrisches  1526 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


511 


Maronis  778 

Mars    1107,    1412,    1453,    1463, 

1523,  1775  d 
— •  gradivus  154 

—  Ultor    5,    759    (I    p.  632f.) 

—  s.  Ares 

Marsyas  Statuen  124  (  ?  Torso  v. 
Belvedere),  945  (Oberkörper), 
951  (rot.  Marmor),  1179  (II 
p.  479f.  d.  Myron),  1564  (Bor- 
ghese),   1925  (weiß.  Mann.) 

—  Kopf  777,   1104  (d.  Myron) 

—  auf    Reliefs    263,    335,    923 

—  auf  Mosaik  1440  ( ?),  1443 

—  auf  Ciste   1768m,   1770p 

—  auf  Spiegel  1739,  1770m 
Masken  szenische  19,  I  p.  116, 

159,  n.  267,  268,  374,  385, 
509,  532,  836,  917,  1183,  1231, 
1267,  1455,  1464,  1479,  1480, 
1481,  1845 

—  ornamental  verwendete  394, 
I  p.  289,  n.  600,  657,  727, 
779,  1742,  1748,  1762 

Mastarna  523 

Mater  magna  798  (I  p.  633),  987, 

1193,  1901,  1902.    S.  Kybele, 

Tempel 
Mater  Matuta  in  Satricum  1786y 
Matidia  I  p.  453  n.  29,  30  ( ?  II 

p.  475) 
Maus  1231,  1463 
Mausoleum  des  Augustus  213 
Mausoleum  Hadriani  (Castel.  S. 

Angelo)  121,   122,  292 
Maximinus  Thrax  I  p.  454  n.  62 

(II  p.  475) 
Maximus  Caesar  I  p.  454  n.  63 

(II  p.  475) 
Medeia  318,    581,    1154,    1269, 

1683 
Medusa     1768c,     1771,     17961. 

Vgl.  Gorgoneion 
Meergptt,  Büste  296  (II  p.  471) 
Megalithisches  Denkmal,  Modell 

1566,  1610 
Megarische  Vasen  561,  I  p.  404 
Meidiaa  1793g 
Meilensäulen  I  p.  409 

—  Gefäße   in   Form   von   1768 


Meistersignatur  auf  Vasen  I 
p.  285,  288;  n.  451,  480, 
526,    535,    543,    965,    1793g 

—  auf  Reliefgefäß  567 
Meleagros  Statuen  128  (I  p.  630, 

II  p.  469),  1532 

—  Kopf  1296,  1383 

—  auf  Reliefs  849,  895,  916 

—  auf  Vase  459 
Melikertes  I  p.  1  ( ?) 
Memnon  449,  458,  466 
Menandros  94  (II  p.  468),  1183 

(II  p.  480),  1818,  1826 
Menelaos,    Gemahl   der   Helena 

222,    236,    466,    525,    1768t, 

1769d,  17941 
Menelaos,  Schüler  des  Steptianos 

1314 
(irtviaitos  195,   196,   1864.    Vgl. 

1786v 
Menschengestaltige  Gefäße  562 
Menschenopfer   (auf    Sarkophag 

dargestellt)  1772 
Mensor  aedificiorum  988 
Mercurius  49,  1197,  1485,  1779i, 

1780i,  1784d 

—  Kopf  als  Gewicht  1001,  1002 

—  s.  Hermes 
Messerschmiede  58 
Metae  im  Zirkus  I  p.  219 
Metilia  Acte  119 
Metyiochoe  1304 
Metrodoros  831  (II  p.  475) 
Mettius  Curtius  896 
Metzger  1837 
Mezentius  1452 

Midas  580 

Mikon  I  p.  288;  n.  505 
Millefiorigläser  560,  1486 
Miltiades  angebl.  1090  (II  p.  478) 
Minatia  Polla  1449  ( ?),  1524 
Minerva  Capitolina  393 

—  s.  Athene 
Minos  486,  1538  ( ?) 
Minotauros     180,     1373,     1691, 

1778f,  1794  e,  1900 
Mithradates  Eupator  961.    Vgl. 

882 
Mithras  750,   1163,   1659.    Vgl. 

1004,  1274 


512 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Mitra  1767  v 

Möbel  aus  Bronze  I  p.  351;   n. 

628 
Möbelbeschläge  746,  1763 
Möbelverzierungen,    beinerne 

1777e 

—  s.  Lectica,  Lectus 

Moiren  119,  259  ( ?),  379,  792, 
849,  1194,  1406.  Vgl.  110,  111 

Mola  iumentaria  91 

Mond  314 

Monnot  788 

Mons  s.  Berggott 

Monte.    S.  Angelo  1804 

Morgenröte  5.    S.  Aurora,  Eos 

Morgentau  5.    Vgl.  110,  111 

Morraspiel  480,  590 

Mosaik  I,  p.  1;  n.  164,  165,  I 
p.  116,  158ff.,  187f.,  n.  314, 
315,  352,  411,  412,  483—485, 
533,  793,  991,  992,  995  (H  p. 
477)— 998,  1072—1074,  II  p. 
1,  n.  1231,  1240,  1267,  1438, 
1440,  1443,  1446,  1450,  1480, 
II  p.  227,  n.  1666,  II  p.  395f., 
n.  1927,  1934 

Moschion,  Motiv  seiner  Statue 
843  (II  p.  475),  1315 

Mühle  91  (II  p.  468) 

Münzen  I  p.  569,  II  p.  59,  221; 
n.  1704,  1705.    Vgl.  1761 

Mütter,  Tuffstatuen  1776.  Vgl.  74 

L.  Mummius  130  (I  p.  630) 

Musen  Statuen  194,  264—270 
(I  p.  631,  II  p.  470f.),  1067, 
1068  ( ?) 

—  Hermenbüsten  286,  287  ( ?) 

—  Kopf  1049  ( ?),  1344  ( ?) 

—  auf  Relief  847  ( ?) 

—  auf  Gemälde  416  ( ?) 

—  auf  Mosaik  1443 

—  auf  Vasen  498,  520 

—  auf  Spiegel  685 

Musische  Wettkämpfe  auf  Vasen 

491,  493,  516 
Mutulus,  Verkleidung  1779k, 

1784i,  1786s 
Mygdon  1752 
Myron  75  (Erechtheus    ?),  199, 

211    (Hermes    Ingenui),    326 


(Diskobol),  769,  778,  788  (Dis- 
kobol,  Rumpf),  1029  (Perseus 
?),  1104  (Marsyas,  Kopf), 
1108,  1139  (Diskobol,  Hand), 
1179  (II  p.  479f.  Marsyas), 
1363  (Diskobol),  1921 

Myrrha  415 

Myrtilos  329 

Mysterien  dionysische  1329,  II 
p.  219,    n.  1518 

—  eleusinische  1024,  1325,  1511. 
VgL  908 

Nadeln,  goldene  1767o 
L.  Naevius  Surdinus  896 
Narce  II  p.  373ff.;  n.  1805 
Narkissos  201  ( ?) 
Nasenschirme  für  Pferde  aus  Ton 

1768c 
Naturgöttin  1715 
Naukydes  338,  1030 
Navisalvia  798 
Nearch  535 
Neger  s.  Aithiopier 
Negerkopf  als  Gefäßform  532 
Nemeischer  Löwe  166,  436,  468, 

473,   652,    771,    1541,    1778e, 

1795d,  k,  1796i 
Nemesis    804,    1906.     Vgl.    291 
Nemi-See  794,  1513,  1522,  1765 
Neoptolemos  1793f 
Nepi,  Funde  1808 
Neptunus  s.  Poseidon 
Nereide  in  Gruppe  145 

—  auf  Relief  1523 

—  auf  Mosaik  I  p.  1,  188 

—  auf  Vasen  469,  474 

—  auf  Cistendeckel  1768  a 

—  auf  Antefix  1782  b 
Nereus  474 

Nero  215,  410,  I  p.  452  n.  16; 

n.  1427  (II  p.  482) 
Nerva  297  (II  p.  471),  I  p.  453 

n.  26 
Nessos  446 

Nestor  449,  523,  774  (?) 
Niellotechnik  I  p.  396 
Nietnägel   in   Ton   nachgeahmt 

II  p.  360,  380 
Nike  Statue  981 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


513 


Nike  Statuetten  355,  1251 

—  auf  Relief  182  ul  212  (Panzer), 
865  (Sarkophag),  1502  u.  1680 
(Terrakotta)  ,1850  (Palombino), 
1876  (Kitharödenrel.) 

—  auf  Reliefgefäß  566,  von 
einem  solchen  1800  b   ? 

—  auf  Vasen  492,  506,  516, 
522,  526,  579,  II  p.  378,  n. 
1808i 

—  auf  Cisten  1752,  1768  c 

—  auf  Spiegel  1769g 

—  s    Victoria 
Nike-Balustrade  158,  258,  1502, 

1680 
Nikeratos  203,  1341 
Nikias  806 
Niholaos  1830 

NiJcosthenes  I  p.  282;  n.  451,  526 
Nikostratos  453 
Nil  Statuen  34,  I  p.  412 
Nillandschaft  445,   I  p.  576,   n. 

1267,  1674 
Nilpferd  s.  Hippopotamos 
Niobe  382,  418,  1209,  1398  ( ?) 
Niobiden  Statuen  13,   204,   370 

1352  (?).    Vgl.  1212 

—  auf  Fries  1838 

—  auf  Sarkophagen  382,  418 
(etrusk.),  1209 

—  auf    Tonrelief    1801a      ' 
Nisyros,  Insel  489 

Nopal  414  (p.  263) 

Novilara,  Grab  1611,  1658,  1666 

Numerierung,  antike  von  Dach- 
ziegeln 1779h,  1784  p,  von 
Friesplatten   1514,    1515 

Numicius,   Numicus   1452 

Numitor  1453 

P.   Numitorius  Hilarus  1481 

Nuraghen  1567 

Nymphe  Statuen  247,  260,  1184, 
1242 

—  Kopf  1355 

—  in  Gruppe  179,  1062 

—  auf  Reliefs  178,  786,  844,  920, 
1117,  1147,  1321,  1546,  II 
p.  243,  n.  1827 

-  auf  Reliefgefaß  1757 

—  auf  Gemälde  414 

Heibig:  Führer  II.  3.  Aufl. 


Nymphe  auf  Vase  559 
Nyx  792 

Obelisk  330—332 

—  des  Augustus  123 
Oberschenkelschienen    1779, 

1786s 
Oceanus  1271.    S.  Okeanos 
Octavia  d.  j.  1168  ( ?) 
Ootavianus    218    (II    p.     470). 

Vgl.  886 
Odysseelandschaften  414 
Odysseus  Statuette  117 

—  Kopf  1393  ( ?) 

—  auf  Reliefs  132  ( ?),  316,  774, 
1400,  1459,  1481  (?),  1684 
(Terrakotta),  1777a  (Spiegel- 
kapsel), 1815 

—  auf  Gemälde  414 

—  auf  Mosaik  I  p.  1;  n.  1440 

—  auf  Vasen  I  p.  404  ( ?),  965 

—  auf  Spiegel  692,  1770v 

—  vgl.  65,  89 
ölhandel,  Vasenbild  476 
Ogulnii  983 

Ohrgehänge  729,  731,  740,  I  p. 

403,  n.  1771 
Oidipus  428,  569, 1202, 1768a  (  ?) 
Oineus  395,  446,  522,  849 
Oinomaos  329,  I  p.  272,  n.  444 
Oinone  507,  1321,  1814,  1770g 
Okeanos  792.    S.  Oceanus 
Okeanosmaske  1887 
Oknos  359,  1237  (II  p.  480) 
Olympia,  Heraion  u.  Schatzhaus 

d.  Geloer  1785  p 
Olympiodoros  472 
Olympos   335,    1440   ( ?),    1443 
Omphale  140,  995  (II  p.  477), 

II  p.  219 
Omphalos  6,    1096,    1848,  II  p. 

376,  n.  1768  a 
Onetorides  480 
Onkos  267,  286,  287,  1239 
Onyx  1771 

Opellius  Macrinus  202 
Opfergerät  493,  572,   642,   747, 

I  p.  470,  n.  1569,  1574,  1730 
Opferszenen,     etruskische     747, 

griechische   I  p.  287;   n.  572, 

33 


514 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


1896;  vgl.  1352,  phoenikische 
(?)  1574,  römische  893  (II 
p.  476),  901,  1177,  II  p.  223 

Opheltes  1812 

Opora  II  p.  467  ( ?) 

Opus  sectüe  991,  992,  II  p.  Ulf. 

Ora  maritima  132  ( ?) 

Oreithyia  499,  1379  ( ?),  1799a 

Orestes  338,  428,  506,  1207, 
1212,  1314  (?),  1391,  II  p. 
219,  n.  1870.  Vgl.  1042 

Orestüla  1906 

Orion  414  ( ?) 

Orontes   362.    Vgl.   54 

Orpheus  494,  1039,  1237  (II 
p.  480),  1883 

ÖQ&wjtTov  II  p.  481  n.  1352 
(Mädchen  v.  Anzio) 

Orthros,  Hundename  465 

Orvieto,  Gräber  I  p.  351 

Osiris  74    (als  Kind    ?),   1574f 

Osker  1751,   II  p.   356 

Ossuar  II  p.   356 

Ostia  132  (Darstellung  seines 
Hafens?),  1273  (Personifika- 
tion) 

Otho  I  p.  453  n.  19;  angebl.  n. 
214  (II  p.  470) 

Ovaria  330—332 

G.  Ovius  1760 

Paestum,   Vasenfabrikation  509 

Paidagogium  1669 

Paidagogos  382,  418 

Paionios  15 

Palästra  s.   Hermen  in  der  P. 

Palastritische  Szenen  auf  Vasen 
I  p.  284,  286;  n.  471  f.,  477, 
488,  526,  528,  533,  539,  551, 
585,  1702 

—  auf  Gasten  704,  1752 

—  s.  Amykos 
Palaimon  I  p.  1  ( ?) 
Palatinus  s.  Berggott 
Palette,   sog.    aus   Bronze   1569 
Palintonon  57 

Palladium  182,  525,  1537,  1815. 

Vgl.  1027,  1244,  1393 
Pallas  s.  Athene 
Pallene,  Halbinsel  471 


Palme  als  Säule  1418 
Palmenzweig  als  Siegespreis  364, 

1153, 1208, 1240, 1241  ( ?)  1688 
Palmette,   cyprische   1767  h 
Palmyra  767,  988,  1123 
Palombino  799,  1850 
Pamphaios  I  p.  288;  n.  543,  548 
Pan  Statuen  757  u.  758  (bärt.), 

1376  (jugendl.) 

—  Statuette  377  (jug.) 

—  Henna  u.  Hermenbüste  1160 
(?  bärt.),  1540  (jug.) 

—  in  Gruppe  m.  Satyr  336 
(bärt.) 

—  auf  Reliefs  140  (b.),  178  u.  844 
(j.),  1117  (b.),  1159(j.),  1206(b.), 
1403  u.IIp.  243  (b.),n.l910(j.) 

—  auf  Gemälde  414 

—  auf  Vasen  507,  1808i 

—  s.  Panisk 
Panainos  1154 
Panathenäische  Amphoren  I  p. 

282,  284;  n.  477,  1795b 
Panisk  1147, 1739.  S.  Eros  als  P. 
Paniska  1161  (?),  1873 
Pankratiasten  1153 
Pansmaske  1200 
Pantheistische  Symbole  750 
Pantheon  1,  120,  1412  (?) 
Panther  in  Gruppe  m.  Eber  943 

—  Kopf  aus  Elfenbein  1767p, 
aus  Bronze  1766  a,  aus  Tuff 
1785  a 

—  auf  Reliefs  134,  210,  440, 
1 767  v  (Bronze- Skyphos),  1910 

—  auf  Mosaik  II  p.  231 

—  auf  Vase  456 

—  auf  Spiegel  1769f 
Pantherweibchen  1309 
Panzer  672,  1751.    Vgl.  418 
Panzerstatuen   5,    47,   99,    114, 

182,  212  (I  p.  630),  1166, 1171, 

1215,  1223 
Papias  861,  862 
Papposilen  159,  559,   1770a 
Paragnathides  610 
Parfümgefäß  553 
Paris  Statue  186,  369  ( ?) 

—  Wiedererkennung  I  p.  272 
(Aschenurne) 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


515 


Paris  u.  Oinone  1814,  1770g  ( t 
Spiegel).   Vgl.  1321 

—  Urteil  des  154  u.  1321  (Re- 
liefs).  Vgl.  1770 u  (Spiegel) 

—  u.  Eros  1810  (Relief) 

—  u.  Helena  144  (Relief),  507 
(Vase),  1141  (Rel.),  1769k 
(Spiegel).     Vgl.  639   (Spiegel) 

—  in  Troia  ( ?)  1543 
Parrhasios,    Einwirkung    seiner 

Werke  auf  die  attische  Vasen- 
malerei I  p.  2  88  f. 

Parthenonfries  82,  1795  n.  II 
p.  378 

Parthenonmetopen  525 

Parther  5 

Parzen  s.  Moiren 

Pasiphae  415,  II  p.  219,  n.  1811 

Pasiteles  254,  I  p.  172,  n.  288, 
1846 

Pasquino  236.    Vgl.  756 

Patera  629,  666;  mit  figurenför- 
migem  Griff  687,  690 

Patroklos,  in  Gruppe  m.  Mene- 
laos  222,  225,  229,  231,  236 

—  auf  der  Tensa  capitolina  966 

—  auf  etruskischem  Wandbild 
523 

—  sein  Panzer  auf  etr.  Sarko- 
phag 418 

Pegasos  1817 
Peirithoos  1114,  1908 
Peisistratos,  sog.   1921 
Peitho  144,  392  <  ?),  416,  507, 

525,  1479 
Peleus  474,    504,  I  p.  321,    n. 

640,  966,  1887,  II  p.  378 
Peliaden  581,  1154 
Pelias  581,  640 
Pelike  I  p.  287 
Pelops  329,  I  p.  272 

—  u.  Hippodameia  444,  Lp.  576, 
Pempobolon  369  [n.  1682 
Penaten  304,  1523.   Vgl  165 
Penelope  89  (II  p.  468),  189, 

979,   1378,   1684,   1770v  (T), 

1777  a.   Vgl.  1374 
Penthesileia  141,  1543 
Pentheus  1391 
Periandros  274  (I  p.  631,  II  p.  471) 


Perikles  276  (II  p.   471),   1082 

Persephone  Statuen  271  (  ?),  761, 

763  ( ?),  912  ( ?),  989,  1922 

—  Statuette  367  ( ?) 

—  in  Gruppe  1379  ( ?) 

—  Kopf  37  ( ?) 

—  auf  Reliefs  119,  259  ( ?), 
1197,  1218  ( ?),  1286  ( ?),  1325, 
1657  1827  ( ?) 

—  auf  Wandbildern  1237,  1238 
(II  p.  480) 

—  auf  Mosaik  998 

—  auf  Vasen  454,  478,  514, 
582,  588 

Perser    339   (Gefäßstütze)    372 

(Statuette),   1354  (Kopf) 
Perserkönig  530  (Vase) 
Perseus   135   (v.   Canova),   443, 

806,  1029,  1768c,  17961 
Personifikationen :  Abundantia 
1875  ( ?),  Aetenritas  990,  A- 
frica  s.  Provinz,  Altis  329, 
Annona  1273,  Campus  Mar- 
tius  123,  990,  Fata  1906, 
Felicitas  1875  ( ?),  Jahres- 
zeiten 998,  1450,  1825,  1887, 
Komödie  1183  (II  p.  480), 
Meeresteil  296  (II  p.  471), 
Ora  maritima  132  ( ?),  Popu- 
lus  romanus  894,  897,  Portus 
Traiani  1273,  Provinz  Afrioa 
1273,  Senatus  146,  893  (II 
p.  476),  894,  1273,  Volk  5, 
317,  I  p.  410f.,  n.  888,  Volk 
oder  Stadt  1890  ( ?).  S.  Berg- 
gott, Stadtgöttin 
Pertinax  305,  I  p.  453  n.  45 
Perugia,  Bronzebeschlage   1778, 

Ohrgehänge  1771 
Pesaro,    Bronzereliefs    1777  d 
Pescennius  Mger  I  p.  453  n.  48 
Petersche   Ciste    704 
Petronia  Musa  1534 
Pfahlbauten,   Funde   II  p.   256 
Pfau  121,   122,   181,   309 
Pfeilerfüllung,  ornamentale  1190 
Pfeilspitzen,  steinerne  1785f 
Pferd  169,    I  p.   408,    n.   944 
(Gruppe  m.  Löwen),  948,  965 
(Bronze),    1113,    1392,    1409, 

33* 


516 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


1714,  II  p.  360,  376  (Ton), 
n.  1861,  1877,  1895a.  Viel- 
fach  auf  Vasen 

Pferd  geflügelt  976,  1514 

Pferdegeschirr  1735 

Pferdeköpfe  aus  Elfenbein  1767  q 

Pferdenamen  519,  998 

Pferdetrensen  II  p.  .271,  356, 
359,  377;  n.  1777  b 

Pflüger  1723 

Phaestos   II  p.    273ff. 

Phaethon  1332.    Vgl.  938 

—  Pferdename  519 

Phaidra  414  (p.  264),  415,  1203 

Phanis  1352 

Phaon  684 

Pheidias  u.  sein  Kreis  69,  70, 
(Athene),  78  (Schild  d.  Athena 
Parthenos),  192  (I  p.  630, 
Amazone),  243,  288,  366,  668, 
832,  905,  906  (Ath.  Parth.), 
978,  1019,  1020,  1089,  1106, 
1108,  1126,  1127,  I  p.  634 
(n.  1094),  1143,  1154,  1201, 
1299,  1304  (AÖl  Parth.),  1336 
(Apollon),  1367  (Athene)  1398, 
1530(Ath.Parth.)>  1544(Aphro- 
dite),  1799d,  1820,  1830,  1838 
(Niobidenfries),  1854  u.  1855 
(Kopf),  1878 

—  sein    Porträt    ( ?)    840,    906 
Phemios  684 

Phiale  566 

Philetas   (?)    814    (II   p.    476), 

1395,  1826 
Philippus  Arabs  44  (II  p.  467) 

—  Caesar  228,  I  p.  455  n.  69 

—  s.  Vibius 
Philomele  1793e 
Phlyakenvasen  610,  533 
Phobos  657  ( ?) 

Phoeniker  im  Mittelmeer  II  p.  314 
Phoenissen  des  Euripides,  Dar- 
stellungen einzeln.  Szenen  428 
Phoenizisohe  Silberschalen  s.  ky- 

prische  Silberschalen 
Phoibe  371  (Leukippide),   1398 

(«»  Artemis  ?) 
Phoinix  479,  523,  744  (?) 
Phokaeer  in  Italien  1773,  1786p 


Phokion  sog.  325 

Pholos  457,  1793e 

Phosphoros  1929 

Phroates  IV,  5 

Phradmon  24,  1342 

Phryne  367  ( ?) 

Phyromachoe  884,  1340 

Pietas  1210 

Pigna  120 

Pileus  als  Zeichen  der  Frei- 
lassung 1192 

PisUm  1298 

Pithoi,  kretische  1623 

Plan  der  Stadt  Rom  941 

Planetengötter  1274 

Piaton  261  (H  p.  470),  388,  404, 
828.    Vgl.  1934 

PlmUios  Novios  1504 

Plotina  302  (II  p.  471),  I  p.  453 
n.  28  (II  p.  475) 

Pluton  od.  Hades  119,  461,  478, 
582,  688f.,  1197,  1218,  1237, 
1238  (II  p.  480),  1379  (?), 
1667 

Plynterien  1857 

M\  Poblicius  Hilarus  997 

Pocolom  (Sohale)  565 

Podaleirios  188 

Pollinotor  1192 

Polychromie  in  der  Plastik  4,  5, 
9,  10,  89,  91,  192,  195,  196, 
208,  230,  351,  421,  437,  760, 
806,  866,  903,  974,  1007, 1156, 
1236,  1250,  1481,  1509,  1514, 
1515,  1773,  1779a— 1786x, 
1863,  1883,  1908 

Polydeukes  480,  1752,  1756, 
II  p.  379.    S.  Dioskuren 

Polydoros,  Sohn  d.  Priamoa  1543 

Pclydoroaihl  (I  p.  630) 

Polyeuktos  22 

Polygnotos  15,  I  p.  288,  n.  498, 
559,  584,  946,  1752,  1871 

PolyUeitos  24  (Amazone),  32 
(Knabe),  45  (Doryphoroe),  56 
u.  93  (Dresden,  Knabe),  184 
u.  197  (Jüngling),  1021  (Typ. 
Barracoo),  1034  (Diadumenos), 
1051  u.  1092  (Doryph.),  1093 
(Diad.),    1095   (Amaz.),   H00 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


517 


(I  p.  634,  Typ.  Barr.),  1101 
(Diad.),  1102  (Doryph.),  1103 
(Am.),  1112  (Dresd,,  Knabe), 
1230  (Typ.  Barr.),  1248 
(Dresd.  Kn.),  II  p.  64  (Kynis- 
kos),  n.  1343  (Typ.  Barr.), 
1371  (Kyniskos).  Vgl.  377,  852, 
1083,  1156,  1714,  1877,  1912 
Polykkitos  Schule  des  1364, 1365. 

S.  Naukydes 
PolyUea  295,   1326,  1362 
Polyneikes  428,  523,  1630 
Polyphemoß  117,  124  ( ?),  316, 

448,  760,  965,  1440,  1895 
Polystratos  448 
Polytimus  lib[ertus  856 
Polyxena    426,    428,    517,    590 
Pompei,    Altertümer   I    p.    385 
Pompeius,   angebl.    1818 
Cn.  Pompeius  Strabon  999 
Poniatowskische  Vase  514 
Pons  Aurelius  od.  Antonini  1345 
Pontifex  maximus  155,  313  (?) 
Pontios  950 

Popa    1177,    1445,    1523,    1730 
Popilius,  Tppfer  567 
Populus   romanus   s.    Personifi- 
kation 
Porphyr    228,    309,    312,    1213 

bis  1217,  1223 
Porta  Fontinalis  918 
—  tjriumphalis    892,  894 
Porticus   einer   Palaestra    1506, 

1686,  1688 
Porträtbüsten  (ohne  bestimmten 
Namen),  männliche  31  (II  p. 
467),  33,  102,  I  p.  453  n.  49, 
p.  455  n.  79;  n.  836,  872  (II 
p.  476),  898,  899,  1132,  1195 
(II  p.  480),  1634,  1654,  1926; 
weibliche  76  (II  p.  468), 
1196  (II  p.  480) 
Porträtköpfe  (ohne  best.  Namen) 
männliche  21  (II  p.  466),  39, 
68  (II  p.  468),  88,  95,  %  (II 
p.  468),  105, 1  p.  78  (II  p.  468), 
n.  216  (II  p.  470),  389,  397, 
398,  401,  I  p.  272 f.,  n.  781, 
796,  I  p.  455  n.  81,  n.  813, 
814t-816,  821,  953  (II  p.  477), 


1133  (II  p.  478),  1134,  1157, 
1189,  1284,  1319,  1404,  1441, 
1442,  1448,  1819,  1849,  1913, 
1921;  weibliche  1047,  1447, 
1449,  1653,  1828 

Porträtstatuen  (ohne  bestimm- 
ten Namen),  griechische  28, 
196  (H  p.  470),  328  (II  p.  472), 
843,  877,  1059;  römische  637, 
785  (II  p.  474),  805  (II  p.  474), 
1277,  1315 

Poseidippos,  Grabrelief  1115 

Poseidippos,  der  Dichter,  195 
(II  p.  470) 

Poseidon  Statuen  199  ( ?),  658, 
1124,  1188 

—  Köpfe  106,  1919 

—  auf  Reliefs  461,  747  (Bronze- 
beschlag), 783,  1218,  1546  ( ?), 
1744  (Cistenfuß),  1930 

—  auf  Vasen  469,  489,  500, 
1799g 

—  auf  Spiegel  461 

A.  Postumius  Albinus  1043 

Pothos  853 

Praefioae  1192 

Praeneste,  Grabfunde  I  p.  358, 
II  p.   259,   313ff. 

Praxiteles* 42  (II  p.  467;  aus- 
ruh. Satyr),  48  (Kopf),  51 
(Eubuleus-Inschrift),  108  (He- 
rakles), 142  (Hermes,  sog.  Anti- 
nous  v.  Belvedere),  191  Apollon 
Sauroktonos),  193  (Kopf),  I 
p.  172  (Musen),  271  (Köre  ? 
Katagusa  ?),  310  (I  p.  631; 
Aphrodite  v.  Knidos),  320  (Dio- 
nysos, Sardanapallos),  406  (ju- 
gendl.  Dionysos),  875  (II  p.  476 ; 
ausr.  Satyr),  1229  (jug.  Dion.), 
1285  u.  1300  (Knid.  Aphr.), 
1308  (einschenk.  Satyr),  1309 
steh,  jugendl.  Dionysos),  1852 
(Ap.  Saurokt.).  Vgl.  4,  126, 
183,  224,  366,  367,  803,  808, 
878,  880,  921,  1129,  1388 

Priamos  449,  621,  774,  1543, 
1793f,   17941,   1808b 

Priapos  920,  962,  1023,  1160  (  ?), 
1327 


518 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Priester  des  Apollon  363,  des 
Attis  u.  eines  anderen  orien- 
talischen Kultes  1555,  des 
Dionysos  od.  eines  Diadochen 
216  (H  p.  470),  der  Isis  827, 
saoerd.  bidentales  351 

Priesterin  1461,  der  Isis  143 
(I  p.  630)  u.  1458,  der  Mater 
magna  119 

Procope  50 

Proeulus  Aleius  1629 

Prokne  1793e 

Prometheus  124  ( ?),  534,   792, 

Prophet  der  Isis  143  [1394 

Proserpina  s.  Persephone 

Proskenion  1681.  Vgl.  1264, 1481 

Protesilaos  385 

Protogenea  875 

Protokorinthische  Vasen  I  p. 
353;  n.  1592,  II  p.  271,  n. 
1790,    1791,   II  p.    376,   377 

Psysche  79,  238,  780  (I  p.  633), 
792,  802  (I  p.  633),  1203, 
1205,   1689,   1777  a.     S.   Eros 

Pteryges  693 

Ptolemaios  v.  Numidien  25, 1829 

Pudieitia  sog.  8  (I  p.  629),  59 

Puellae  Faustinianae  1841,  1842, 

Pugillares  1006,  119^ 

Pupienus  20,  I  p.  454  n.  66  (II 
p.  475) 

Puteal  Libonis  1210 

Pygmaien  34,  1267,  1905  ( ? ) 

Pylades  338,   1207,   1212,   1870 

Pyrrha  792  ( ?) 

Pyrrhiche  512 

Pyrrhon  vgl.  1934 

Pyrrhos  153,  206 

Pythagoras  vgl.  1934 

Pythogoma  956, 1108,  1353, 1846 

Pythaisten  1116 

Pytharatos  549 

Pythia  498 

Quaden  891  (?) 

M.   Quartinius  Sabinus  49 

Quellnymphe   1184,   1355 

Rabe    1209,    1847  [1658 

Rad,  Sonnensymbol  (etruskisch) 


Räucherpfanne  606  ( ?) 

Räucherwagen  1767w 

Raffael  156,  1145 

Rasiermesser  II  p.  258,  356 f.; 
n.  1806.  Vgl.  1787,  II  p.  375 

Regula  16 

Regulini  -  Galassi  -  Grab  659,  I 
p.  ä52,  387,  389,  n.  786,  II 
p.  259,   n.  1602,    II  p.    313, 

Rehbock  160  [328 

Rehkalb  1321 

Reifen  1845 

Reigentanz  1793a,  d 

Reiher  181,  1324 

Reiter  82,  169,  699,  1392,  1714 

Reliefbild  104,  172,  178,  190, 
850,  915,  920, 1017  (II  p.  477), 
1144,  1183,  1400,  1403,  1810 
bis  1817,  1876,  1879,  1892, 
1894,   1895,   1895  a,   1896 

Reliefgefäße  aus  Elfenbein  1591 ; 
aus  Marmor  181,  333, 1042  (  ?), 
1159,  1324;  aus  Metall  700, 
1573ff.,  1585,  1595,  1602, 
1607;  vgl.  1042;  aus  Ton  561, 
563,  566f.,  I  p.  576,  II  p.  372 

Reliefplatten  aus  Terrakotta,  ar- 
chaische 437,  976,  1508,  1515, 
1 786 ;  hellenistisch  -  römische 
(sog.  Campana-Reliefs)  I  p.  275 ; 
n.  434—436,  438,  440,  443 
bis  445, 1  p.  327  u.  576,  n.  1481, 
1491,  1502,  1506,  1511,  1518, 
1670ff. 

Reliefprotome  750 

Reliefs  aus  Knochen  1768w,  aus 
Ton  1768e,  g 

Remureina  1258 

Remus  s.  Romulus 

Retiarii  1060,  II  p.  231  f. 

Rhea   74   ( ?),    864,    1930   (?) 

Rhea  Silvia  154,  1412,  1453 

Rhinton,   Dramatiker   510 

„Rhodische"  Vasen  I  p.  280;  n. 
1692f,  1703 

Rhyton   532,    950,    1793b 

Ricinium  1177 

Rind  991,  992 

Ringe  679,  737.    S.  Fingerringe 

Ringer  336,  1153,  1382  ( ?),  1907 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


519 


Ritter,  athenischer  1081,  1861 
Rolle  in  der  Hand  Verstorbener 

428,  1638 
Roma  s.  Dea  Roma,  Virtus 
Romulus   u.    Remus   154,    562, 

1412,    1418    (?),    1454,    1463 

(II  p.  482).    Vgl.  1523 
Rostra  I  p.  470;    n.  890.    Vgl. 

897.    S.   Schiffsschnabel 
Rotfiguriger    Stil    I    p.  287 ff.; 

n.   486— -522  und  passim. 
Rüstung  etruskische  612,  oski- 

sche  1751 
Rüstungsszenen  auf  Vasen  468, 

576,  584 
Rundbau  auf  dem  Palatin  1263 

—  am  Tiber  1282,  1283,  Vgl. 
1465 

Sabazios  750 f. 

Sabina,   Gattin  -Hadrians,  I  p. 

453  n.  33;  n.  897,   990,  1413, 

1415 
Sägespuren  an  etruskischen  Cip- 

pen  1079  (II  p.  478),  1772  d 
Säkularfeier  d.  Stadt  Rom  1266 

(II  p.  481) 
Sänfte  963 
Säule  des  Antoninus  Pius  123 

—  des  Traianus  II  p.  54 
Salbgefäße   553,   556,   in  Form 

von  Köpfen  oder  Tieren  554, 

555,  1692  f 
Sallustia  139 
Salmoneus  1831  (?) 
Salus  845  (?) 
Samische   Tongefäße   561 
Samnites  1779 

Sandale  668,  978,  II  p.  379 
Sappho  angeblich  392,  1882 
Sarapis   237   (II   p.    470),    298, 

1563,   1931.     S.   Serapis 
Sardanapallos  320 
Sardischer  Krieger  1568 
Sarkophag,  etruskisch  417f.,  421, 

428,  442,  II  p.  330 

—  römisch  119  (Alkestis),  132 
(Hafen),  134  (Thiasos),  140 
(Thiasos  m.  Herakles  u.  Om- 
phale),  141  (Achill  u.  Penthe- 


sileia),  146  u.  150  (Ehepaar  m. 
Nebenpersonen),  209  (II  p. 
470;  Gigantomachie),  309  (I 
p.  631,  II  p.  471;  Hlg.  Con- 
stantia),  312  (II  p.  312;  Hlg. 
Helena),  318  (Medeia),  329 
(Pelops  u.  Oinomaos),  330  bis 
332  (Wagenrennen),  338  (Ore- 
stes), 371  (Leukippiden),  382 
(n  p.  473;  Niobiden),  385 
Protesilaos  und  Laodameia), 
764  (Bakchanal),  772  (Gallier- 
schlacht; Amendola),774  (Achil- 
leus),  786  (Pflege  des  Dionysos- 
kindes), 792  (Prometheus),  795 
(Endymion),  849  (Meleagros), 
865  (Amazonomachie),  895 
(Meleagros  u.  Straußenjagd), 
916  (Meleagros),  968  u.  969  (m. 
Skeletten),  985  (Hadespforte  u. 
Genien),  1153  (Athleten),  1200 
(Dionysos  u.  Ariadne),  1202 
(Adonis),    1203    (Hippolytos), 

1206  (Triumph  des  Dionysos), 

1207  (Orestes),  1209  (Niobi- 
den), 1228  (II  p.  480;  Szenen 
des   Lebens),    1269   (Medeia), 

1271  (Ehepaar  u.  Dioskuren), 

1272  (m.    griech.    Inschrift), 

1273  (II  p.  481;  Beamter  d. 
Annona),  1317  (Gallierschlacht) 
1320  (Barbarenschlacht),  1455 
(Masken),  1457  (Unterwerfung 
v.  Barbaren),  1538  (Pasiphae), 
1541  u.  1542  (Heraklestaten), 
1638  (Verstorbener  u.  Eroten 
m.  Hähnen),  1887  (Hochzeit  d. 
Peleus  u.  d.  Thetis) 

Sarkophagdeckel,etruskisch432f. ; 
römisch  1202  (Oidipus),  1270 
(II  p.  481 ;  in  Form  einer  Kline), 
1543  (Amazonen  in  Troia), 
1546  (Geburtssage  des  ApoD 
u.  d.  Artemis) 

Satricum  s.  Conca 

Saturnus  II  p.  467  f.  S.  Kronos, 
Tempel  des  Saturnus 

Satyr  Statuen:  ausruhend  42 
(II  p.  467),  875  (II  p.  476); 
einschenkend   1308;    mit  der 


522 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


(II  p.  474),  1059,  1091,  1242 
(II    p.    480f.),     1260,     1466, 

Skamandros  1814  [1828 

Skelett  1729 

Skene  1264,  1481,  1681,  1800a 

Skeparnos  522 

Skiron  124  ( ?) 

Skopas  6,  99  (Kopf);  128  (Mele- 
agros);  405,  919,  926  (Hera- 
kles); 1296  (Kopf);  1383  (Me- 
leagros);  1384,  1823a,  1918. 
Vgl.  203,  853, 1076, 1261, 1297 
1341,  17681 

Skylla  I  p.  1;  n.  65,  415,  1769h, 
1770f,  p 

Skyphos,  bronzen  m.  Reliefs 
1 767  v ;  protokorinthisch  1 766  g, 
II  p.  377;  silbern  1767g, 
II  p.  376 

Skythe  479,  489,  552,  923,  1207. 
S.  Sohleifer 

Smaltgefäße  553,  560 

Sokrates  80 

Sokrates  387,  399,  403,  809  bis 
811  (II  p.  475),  1396,  1884. 
Vgl.  1934 

Sol  5,  154,  155,  657  (?),  767. 
S.  Helios,  Iuppiter 

—  invictus  Mithras  1274 
Somation  510 

Somnus  s.  Hypnos 
Sonnengot  s.   Helios,     Sol.    • 
Sonnenschirm    1770z,    1887 
Sonnenuhr  1934 
Sophokles  Statue  1180  (II  p.  480) 

—  Büsten  u.  Köpfe  28,  149 
(II  p.  469),  257,  284  (II  p. 
471),  820,  1046,  1401  (H 
p.  482) 

—  Reliefkopf  817 

—  vgl.  498 
SosiUes  852 
80808  793,  1231 
Sosthenes  1752 

Sparbüchse    563,     1485,     1699 
Spargel  352  (Mosaik) 
Sparta,  Vasenfabrikation  435 
Spes  975 

Sphinx  5,  34,  210,  421,  438, 
664,  746,  962, 1202, 1584, 1752 


Sphinx  auf  Bronzerelief  1767v, 
1778b    . 

—  aus    Elfenbein   752f.,    1767i 

—  auf  Goldschmuck  743,  1579; 
auf  goldener  Gürtelschließe 
1767  a 

—  aus  Kalkstein  1794  a 

—  auf  Knochenrelief  1768  w 

—  auf  Spiegel  1769k 

—  auf    Vasen    446,    449,    569 
Spiegel  aus  Bronze   I  p.    357; 

n.  639,  640,  643,  644,  684, 
686,  691,  692,  698, 1739, 1756, 
n  p.  324ff.,  379,  n.  1768  t 

Spiegelkapsel  685,  1763  (II  p. 
482),   1768q,   1777a 

Spiel  des  Ephedrismos  1041 

—  mit    Nüssen    92,    332,    936 
Spielzeug  1516 
Spieße  689 

Spina  im  Zirkus  I  p.  219 
Spinngerät  II  p.  219 
Spinngerät  II  p.  357;  n.  1792  c, 

II  p.  375 
Spinnwirtel  II  p.  356 
Spiralbänder,  goldene  721 
Sporn  192,  1000  ( ?) 
Spottcrucifix  II  p.  254;  n.  1669 
Stadigöttin  132 

—  von  Alba  longa   1452 

—  von   Antiocheia   362   (EL  p. 
473),  1890  ( ?) 

—  von  Ostia  1273 
T.  Staiodius   N.  f.  1495 
Stata  mater  1040 
T.  Statüius  Aper  773 
Statio  ad  Baccanas   1440 
örip^ucrcc   16,    157,    942,   1305, 

1328,  1352  (II  p.  481),  1923 
Stempelmatrizen  1  p.  403 
Stempeltechnik    I   p.    388;    n. 

710,  1579 
Stephanos  1022,  II  p.  5,  64,  n. 

1158,  1846,  1909 
Sterope  329 
Stesichoros  799 
Stichrahmen  II  p.   376 
Stier  158  (II  p.  469),  165,  954, 

1057,  1163,  II  p.  231,  n. 

1767v,  1901,  1902,  1910 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


523 


Stierköpfe     an     Bronzebeoken 

1766d 
Stillende  Göttin  74 
Stilus  269,  1006,  1862  (?) 
Stirnziegel  s.  Antefix 
Storch  1674 
Strahlenkranz    298,    657,   .698, 

882.    Vgl.  1050,  1514 
Stratege  262  (II  p.  470),  325, 

832  (II  p.  475),  1033  (II  p. 

477),  1090  (II  p.  478) 
Straton  203 
Stratonikos-  884 

Strauße  895,  II  p.  231,  n.'1767v 
Strigilis  23,    246,  I  p.  358,    n. 

634,  1497,  1768a,  s,  1798,  II 

p.  372,  379,  n.  1904 
Stuck  460,  461,  I  p.  677,  n. 

1327—1332 
Stützfiguren  an  Buocherogef  aßen 

1690,     an     Elfenbeingefäßen 

1767k 
Stuhl  aus  rosso  antico  252 
Sturmhauben    610,    614,     1726 
Stymphalische  Vögel  771,  1541 
Sulla  87  (?  II  p.   468) 
Q    Sulpicius    Maximus    938 
C.   Sulpicius  Piator inus  1524 
Summanus  1779 
Suovetaurilia  1007 
Sutri  1808 

Syllabar,    etruskisohes   660 
Symplegma   1063—1068 
Symposion-Szenen  auf  Vasen  503, 

509,  570,  574,  577 
Syrinx    250,    386,    1321,    1403 
Syriskos  1793a 

Tabulae    iliacae    799—801    (II 

p.  474) 
Tafelbild   1328,   II  p.   207 
Tänzer    421.      S.    Korybanten, 

Waffentanz 
Tänzerinnen    451,    1191,    1678, 

1843,   1844     S    Bakchantin- 

nen,  Maenaden 
Tages  1723 
Tamesius    Augentius    Olympius 

1274 
Tanaquil  Masnia  429 


Tantalos  385,  534 
Tarchon    702,    1173,    1723   (?) 
Tarohu,  Tarquinius  523 
Taube   365,    793  (Mosaik;   vgl. 

1231),  974,  1144,  1725,  1768u 
Taugöttinnen  5,  111 
Taurobolium    871,    1901,    1902 
Teiresias  414  (p.   264),  692 
Teisikrates  768 
Telamon  1927 
Telamone  306,  307 
TelephdTies  1299 
Telephos    108,    428,    I   p.    576 
Tellus  6,   47,  212,   1269,   1271, 

1523.    S.  Gaia 
Tempel  des  Hadrian   888 

—  des  Hercules  am  Tiber  1282, 
1283,  1465 

—  der  Isis  u.  d.  Serapis,  Iseum 
Campense  34,  I  p.  414,  n.  1411 

—  der  Isis  u.  d.  Serapis  i.  d. 
III.  Region  1193 

—  des  Iuppiter  capitolinus  893 
(II  p.  476),  I  p.  555,  592,  n. 
1009 

—  des    Iuppiter    Stator     1193 

—  der  Minerva  i.  d.  III.  Region 
1193 

—  des  Neptunus  I  p.  470 

—  des   Quirinus  1418  (  ?) 

—  des  Sol  1274 

—  der  sacra  Urbs  941 

—  der  Venus  u.  Roma(  ?)  11,  14, 
30,  35,  1193 

Tensa  966 

Tereus  1793e 

Terrakottareliefs  s.  Reliefplatten 

Terrakottasarkophag  1773 

Terrakottastatuen  u.  -Statuetten 
439,  441,  482,  I  p.  327,  n. 
651,  I  p.  404,  n.  1689,  1779 
u,  1780i,  1782  a,  1784a— c, 
e— g,  k— m,  1785  r,  s,  1786  t 
bis  v 

Terramaren,   Funde   II  p.   256 

Terra  mater  924.  S.  Gaia, 
Tellus 

Terra  sigillata  I  p.  576;  n.  1808k 

Tertullian  1669 

Tessera  hospitalis  1495 


524 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Teukros  1459 

Teutares  256 

Thalatta  1549  (?) 

Thaies  393  <  ?) 

Thamyris  498 

Thanatos  318,  381,  773,  792, 
1840  ( ?).   Vgl.  183 

Theater,  Einfluß  auf  die  unter- 
italische Vasenmalerei  I  p. 
289;  n.  510 

Theaterszenen  I  p.  116;  n.  510, 
1239  (n  p.  480),  1481,  1681, 
1800a 

Themistokles  angebl.  1090  (II 
p.  478) 

Theodoros  799—801 

Theon  819 

Theon  v.   Samos  338,    1537 

Theophrastos   1881.    Vgl.    1934 

Theseus   Herme   1291   (?) 

—  u.   Aigeus  1683 

—  u.   Aithra  1924 

—  im  Amazonenkampf  505 

—  u.  Ariadne  2J0,  I  p.  576  <  ?) 

—  Bezwingung  des  maratho- 
nischen   Stieres   544,    1114 

—  Bezwingung  des  Minotauros 
I  p.  284;  n.  486,  I  p.  404,  n. 
1691,   1778f,  1794e,   1900 

—  m.  Peirithoos  u.  Herakles 
1908.    Vgl.  1752 

Thetis  449,  474,  504,  I  p.  321, 

n.  691,  766,   966,  II  p.  378, 

n.  1887 
Thorax  226 

Thraker  494,  498,  505.  Vgl.  1506 
Thränenfläschchen  sog.   553 
Thrasos,  Pferd  472 
Thron  1169,   1173,  aus  Bronze 

1766c 
Thyiaden  1525 
Thymiaterion   158,   I   p.  355f., 

n,  594,  623,    664,  672,  1286, 

1771,  1860,  1862 
Tiber  154,    I  p.  412,    n,  1454, 

1463.    Vgl.   34 
Tiberius   Statue   84,   90  (II   p. 

468),  1167 

—  Kopf  83,  I  p.  452  n.  4  (II 
p.  474),  5 


Tiberius  Relief  5  ( ?) 

Tiberius  Claudius  Faventinus  154 

Tiberius   Gemellus  213 

Tibicines  I  p.  590f.  S.  Flöten- 
spieler 

Tiergestaltige   Gefäße  554,   562 

Tierkämpfe  483—485,  II  p.  230f„ 
n.  1679 

Tierkreis  337,  930,  1929 

Tiger  991»  992 

Timanthes  1459 

Timarchides  295 

Timarchos  94,  776,  .1352 

Timarchos    (Lieblingsinschrift) 
1793a 

Timetheos  52, 101,  759, 804, 1261. 
Vgl.  110,  111 

Tiridates  1555 

Titus  10  (II  p.   466),   1048  (s. 
.  Domitianus) 

Titusbogen  1193 

Tityos  414  (p.  265),  534 

Tleson  535 

Todi,  Grabfund  1771 

Toga  u.  Togati  10,  68,  162,  304, 
313,  323  (II  p.  472),  1170, 
1213,  1214,  1216,  1280,  1345, 
1412,  II  p.  397 

Toilettenszenen  auf  Vasen  I  p. 
289 

Tombe  a  camera  s.  Kammer- 
gräber 

—  fossa  II  p.  356 

—  pozzo  s,  Brunnengraber 
Tonlampen,  kretische  1613,  rö- 
mische 1698 

Torques  884 

Tor  Marancio  I  p.  1;  n.  343  bis 

350,  415 
Totenfeier  auf  Vasenbild  589 
Totenklage  466,  479,  526,  1079 

(II  p.  478),  1192 
Tragoedien-Szenen  I  p.  116;  n. 

1239  (II  p.  480),  1481 
Traianus   17,    131    (I   p.    630), 

I  p.  453  n.  27.    Vgl.  n.  658 

—  sein  Vater  I  p.  455  n.  80  ( ?) 

—  Deeius  I  p.  455  n.  70  ( ?  II 
p.  475);  n.  1761  (?) 

Trapezophor  133  (I  p.  630) 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


525 


Traufziegel  1779h,  1780d,  1786  w 
Trebonianus  Galtas  673  (?) 
Tretrad  1194 
Trinkspruoh  auf  Vase  I  p.  283; 

n.   547    1799d 
Triptolemos  454,  514,  579,  808 

(II  p.  475),  911 
Triptychon    1328,     1471,     1479 

(II  p.  482) 
Triton   I  p.  1;   n.  47,  55,  185 

(I  p.  630,  II  p.  470),  I  p.  188, 

n.  469,  931,  932,  978, 1770f ,  p 
Tritonin  316 
TritonmaBke  1663 
Trochilus  34 

Trofei  di  Mario,  sogen.  I  p.  409  f. 
Troia,  Zerstörung  799,  1794  i 
Troilos  517,  II  p.  378 
Trompete  m.  Drachenkopf  5 
Trompetenblaser  auf  Vasenbild 

539   575 
Tropaion  5  (I  p.  629),  212  (I 

p.  630),  355,    I  p.  409f.,  n. 

865,  871 
Tropfenglas  660 
Trullae  634 
Trunkene  Alte  778 
Trygon  1144 
Tuba  608 
Türverkleidung  aus   Terrakotta 

1779q 
Serv.   Tullius   523 
Turari  1173 
Turm  915,  1267 
Turnus  1452 
Turteltaube  1144 
Tutmosis  III.  1792i 
Tutulus  1773,   1777c,.  f 
Tyche  v.  Antiooheia  362 
Tympanon  915,  1768g,  1843 
Tjmdareos  480,  1130 
Typhon   1574,    1669 
Tyrrhenische  Amphoren  s.  Ko- 
rinthisch-attische   Vasen 

Unteritalisohe  Vasen  I  p.  289 f., 

II  p.  367 
Untersatz  aus  Bronze  606,  630, 

1599,  1766b, 
—  aus  Marmor  1476,  1661 


Untersatz  aus  Ton  459 
Unterwelt  359,   379,   385,   414, 
*   523,  1237 

Uraeusschlange   143,   939,   1575 
Urnen,    etruskische    s.    Aschen- 
urnen 
Ustrinum  Antoninorum  123, 1527 

Valens  1345 

Valentinianus  I.  I  p;  456  n.  83 

(n  p.   475);  n.   1345 
Vecilius  1809 

G.  Vedennius  Moderatus  57 
Veji,  Grabfunde   II  p.  258;   n. 

1806 
Venatio  II  p.  230ff. 
Venator  128 
Venus  132  ( ?),  154,  1173,  1463 

—  Erucina  II  p.  78 

—  Felix  139 

—  Genetrix  1539 

—  Obsequens  1516 

—  sogen,   esquilinisohe  939  (II 
p.  477) 

—  s.  Aphrodite,   Tempel  d.  V. 
u.  Roma 

Vergilius,  sogen.  808,  872 

Verminus  1043 

M.  Verrius  Flaccus  1323 

Vertumnus  1494 

A.  Veras  als  Kind  139  (?) 

L.  Veras  43,  212,  308,  I  p.  453 

n.  41  (H  p.  475) 
Vespasianus  I  p.  453  n.  21;  n. 

1430  (n  p.  482) 
Vestalinnen  798,  1243,  1357  bis 

1361,  II  p.  152f. 
Vetralla,  Grabfund  1483 
Vetulonia,  Grabfunde  II  p.  258 
Via  sacra  1193 

—  Caeoilia  1254 
Vibenna,  Caeles  523 
Vibis  Pilipus  1739 

L.  Vibius  63  (II  p.  468) 
Vicarello,   Funde  II  p.  254;  n. 

1757,  1758 
Victoria    146,    212,    871,    1345, 

1452, 1555 ,1687, 17851.  S.Nike 
Vicus  Aescletus  901 

—  Statae  matris  1040 


526 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


Vüla  ad  gallinas  5,  833 
Vülanova-Kultur    II    p.   257 f.; 
n.  1792  h,  1804,  II  p.  376,  n.- 
1808 
Virtus  895,  1203,  1875  (?) 
Vitellius  I  p.  453  n.  20 
Vlies,   goldenes   578 
Volutenamphoren  I  p.  289 
Votive  s.  Weihgeschenke 
Votivreliefs,  griechische  188,  249, 
699,    844,    846,    972,    1011, 
1114,  1116,  1117,  1130,  1204, 
1219,  1405,  1860,  1876,  1897, 
1898;  römische  49,  845 
Vulcanus    154,    893,    1210.     S. 

Hephaistos 
Vulci,  Gräber  I  p.  351,  II  p.  258 

—  Wandbilder  623,  I  p.  404 

Wachsbüsten  der  Verstorbenen 
bei  den  Römern  1195,  1196, 
1270  (n  p.  481),  1862 

Waffenläufer  540,  650 

Waffentanz  285,  II  p.  243.  Vgl. 
n.  864 

Wage  696,  1001,  1002,  1929 
(Sternbild) 

Wagen  319,  657,  966,  976,  1508, 
1514 

—  Bestandteile  (?)  1596,   1737 
Wagenlenker,   griechischer   973, 

römischer  327  (H  p.  472),  903, 
I  p.  578.    Vgl.  n.  5,  976 

Wagenrennen  329—332  (p.  218), 
1876 

Wahrsager  129  (I  p.  630,  II  p. 
469) 

Wandgemälde  343—350,  414  bis 
416,  523,  I  p.  404,  n.  967, 
1237—1239  (II  p.  480),  II 
p.  117f.,  n.  1366,  1461—1464, 
1460—1462, 1464, 1467—1476, 
1477—1479  (II  p.  482),  1785k 

—  Kopien  523,  I  p.  404 
Wandinkrustation  991,  992,  I  p. 

577,  n  p.  Ulf. 
Wasserbecken    933.     Vgl.    172, 

205 
Wassergötter   296    (II   p.    471), 

794,  1891 


Wasserleitungsröhren  I  p.  403 
u.  577,  II  p.  254;  n.  1746 

Wasserträgerin  205 

Weihgeschenke  Statuen  439, 681, 
693,  702  u,  s 

—  Statuetten  648,  658,  1503, 
1504,  1620  (kretische),  1723, 
II  p.  341 

—  Körperteile  226,  227, 1  p.  278, 
n.  462,  I  p.  403,  n.  1482, 1490, 
1738,  II  p.  340 

—  Hände  654,  696, 1346,  1522  g, 
II  p.  340 

—  Ohren   1482  ( ?),   II  p.   340 

—  Tiere  1625,  1688 

—  Altäre  1779s.    S.  Altar 

—  Gefäße  676,  1757,  1779s, 
1780m 

—  Dreifuß  626 

— -  Wagen  aus  Bronze  657,  aus 
Marmor  319 

—  Barken  aus  Ton  1606 

—  Spielzeug  aus  Blei   1516 

—  Reliefs  s.  Votivreliefs 

—  Inschriften  676,  693,  702. 
II  p.  215 

Weihrauchständer    s.    Thymia- 

terion 
Weinkelter  309,  511 
Weinlese  309,  1677 
Wettläuferin  364  (I  p.  632,  II 

p.  473) 
Wettlauf  1506.    S.   Läufer 
Wickelkind  1776,  1780k 
Widder   206,   309,   1022,    1440, 

n  p.  360,  n.  1901,  1902 
Wildschwein  s.  Eber 
Windgott  414,  792 
Windhunde  161,  162 
Wölfin  154,  562,  983  (die  capi- 

tolinische),  1412,  1463  (H  p. 

482).   Vgl.  1623 
Wolfskopf  1622 
Würfel  H  p.  372 

Xenios  s.  Zeus  X. 
Xenophilos  203 

Zähne  s.  Gebiß 
Zenas  I  p.  453  n.  49 


NAMEN-  UND  SACHREGISTER. 


527 


Zenon,  d.  Stoiker,  angebl.  282 
(II  p.  471),  877  (II  p.  476). 
Vgl.  1934 

Zeium  1315 

Zethos  426,  1813 

Zeus  Statuen  199  (?),  243 

—  Statuette  1929 

—  Köpfe  288  (II  p.  471;  Z.  v. 
Otriooli),  1874 

—  auf  Reliefs  206  ( barber. 
Kandelaber),  255  ( ?),  259 
(Geburt  d.  Dionysos),  365 
(Kandelaber),  461  (Stuokrelief ), 
783  (archaistisch),  864  (Basis 
m.  Darstellung  d.  Schicksale 
d.  Z.),  1329  (Stuokrelief),  1405 
(Z.  Xenios),  1546  (Sarkophag- 
deckel, Geburt  d.  Apollon  u. 
d.  Artemis),  1685  (Terrakotta- 
relief, Brustbild),  1930  (archai- 
stisch) 

—  auf  Wandmalerei  1470 


Zeus  auf  Vasen  456,  463,  476, 
504,  510,  514,  582,  1793  g, 
1799b 

—  auf  Bronzebeschlag  747 

—  auf  Spiegel  691 

—  auf    Goldbulla    730,    741 

—  als  Kind  74  ( ?),  864 

—  Ammon  69    ( ?),    239,    1478 

—  Xenios  1405 

—  idaischer  987,  1236 

—  s.  Iuppiter 

Zeustypus  bei  Portratstatuen  90, 
297,  299,   1169,   1874 

Zeuxis   1113.   Vgl.    I   p.    288f. 

Ziege   164,  1147,   1440 

Ziegenhirt  170 

Zirkus  330—332,  578,  1424 

Zirkuskutscher  903,  1431—1438 

Zodiacus  s.  Tierkreis 

Zwölftafelgesetz  1799e 

Zypresse,  Symbol  d.  Astarte  (  ?), 
767,  988 


Chronologisches  Begister. 

Zu  der  Herstellung  des  folgenden  Registers  wurde  der  Bearbeiter 
dieser  Auflage  des  Führers  von  verschiedenen  Seiten  angeregt.  Da  es 
sich  um  einen  ersten  Versuch  handelt  und  um  ein  sehr  mannigfaltiges 
Material,  dessen  zeitliche  Fixierung  sich  nicht  immer  mit  wünschens- 
werter Sicherheit  durchführen  läßt,  abgesehen  von  den  häufig  ein- 
ander widersprechenden  Datierungen  der  verschiedenen  Gelehrten, 
so  bittet  der  Verfasser,  dieses  Register  eben  nur  als  einen  Versuch  beur- 
teilen und  benutzen  zu  wollen.  Bei  seiner  Zusammenstellung  hat 
Herr  Dr.  Weege  vielfach  Hilfe  geleistet.  W.  A. 

Griechische  Kunst. 

Kykladen-Kultur. 

Statuette  einer  nackten  Frau  1122  (I  p.  634) 

Kretische  Kultur.    2.  Jahrtausend  v.  Chr. 

Gefäße,  Lampen,  Siegelsteine,  Figuren,  Tiere,  Waffen,  Fragment  einer 
Wandmalerei  u.  a.  aus  Kreta  1612 — 1625 

8. — 7.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Kopf  eines  Panthers  aus  Phaestos  1626 
Bronzebleche  mit  figürl.  Reliefs  aus  Phaestos  1627 

7. — 6.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Zwei  ostgriechische  („rhodi- 
sche"  ?)  Salbgefäße  in  Form 
von  Köpfen  1692,  1693 

„Rhodischer"  Teller  1703 

Ionisches  Salbgefäß  555 

Caeretaner  Hydria  471  (ital. 
Nachahmung  470) 


Krater  des  Aristonothos  ( ?)  965 
Protokorinthische  Gefäße  1592, 

1790,  II  p.  376  XLVin,  377 

LXIII 
Korinthische    Gefäße   447,    448, 

452,  455,  556,  1794b,  II  p. 

377  f. 


6.  Jahrhundert  bis  Anfang  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 


Korinthisch-attische  oder  tyrr he- 
rrische Gefäße  446 
„Kyrenäische"  Schale  534 
Attische  Gefäße,  schwarzfig.  u. 
strengrotfig.  449, 450, 451  (Ni- 
kosthenes),  453, 454, 456-459, 
463—469,  472—479  (476  s. 
II  p.  473),  480  (Exekias),  526 
(Nikosthenes),  527,  532,  535 
(Tleson)— 543  (Pamphaios)— 
552,  1505,  1701,  1778e,  1794 
c,  d,  e,  f,  1795  a,  b,  c,  d,  e,  f, 
1793i  (Hieron),  1796  b,  e,  f, 


g,  h,  i,  k,  1,  m,  II[p.|378,  n.  1808 
b,  o,  d 

Attische  Plastik: 
Fragment  einer  Grabstele  1081 

Ionische  u.  ionisierende  Plastik: 
Weibliche   Statue   1864 
Weiblicher  Torso  975,  1368 
Köpfchen  der  Athena  1085 
Statue  der  Athena  ( ?)  1866 
Statue  des  Dionysos  1888 

Aegine tische  Plastik  (?): 
Amazone  980 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


529 


5.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Attische  rotfig.  Gefäße  486  bis 
491,  493—505,  511,  515—522, 
525  (II  p.  473),  528—531, 
569—582,  584—587,  I  p.  404, 
n.  1694,  1695,  1702,  1778f,  g, 
1793  a,  b,  c,  d,  e,  f,  h,  1795 
g,  k,  1,  m,  n.  1796  a,  n,  o,  1797 
a,  b,  1801c,  II  p.  378f.,  n.  1808a 

Attischer  polychromer  Krater  559 

Plastikaus  der  ersten  Hälfte 
des  Jahrhunderts. 

Attisch: 
Weiblicher  Kopf  1558 
Kopf  der  Athena  400,  1084 
Kolossalkopf  einer  Göttin  1288 
Kopf  eines  Strategen  (Miltia- 

des  ?)  1090  (II  p.  478) 
Torso  des  Apollon  1932 
Chariten  des  Sokrates  80 
Hermes  Kriophoros  1111 
Kopf  des  Apollon  (  ?)  200 
♦Votivrelief  an  Aphrodite  1860 

Aeginetisch: 
Jünglingskopf  1088 
Weiblicher  Kopf  1087 

Peloponnesisch : 
Weibliche  Statuette  1099 


Kopflose  weibl.  Statuen  1278, 

1558 
Kopflose    Statue   der   Athena 

1338 
Weibliche  Köpfe  81,  1886  (II 

p.  481),  1344 
Weibliche   Statue   1287.   Vgl. 

1151 
Jugendlicher  Athlet  (Stepha- 

nos-Jüngling)  1158,  1846. 

II  p.  5,  64,    n.  1909.  Vgl. 

n.  1022 
Ionisch: 

Sog.  Leukothea-Relief  1863 
Grabstele  974  (II  p.  477) 
Sog.  Penelope  89  (II  p.  468), 

189,1378.  Vgl.  979 
Wettläuferin  364  (I  p.  632,  II 

p.  473) 
Dornauszieher  956, 1053 
Kopf  der  „esquilinischen  Ve- 
nus" 939  (II  p.  477) 
Sog.     Thron    der    Aphrodite 

1286  (II  p.  481) 
Sog.  Kapaneus-Relief  1831 
Weibliche  Statuette  1099 
Zweifelhaft: 
Friesfragment  mit  Reitern  1 392 


Strenge  Werke  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 


Attisch: 

Grabreliefs  246,  971 

Jäger  856 

Diskobolos  Ludovisi  396, 1295 

Torso  eines  Kriegers  1025  (II 
p.  477) 

Jünglingskopf  1031 

Herme  des  Herakles  oder  The- 
seus  1291 

Kopf  der  friedlichen  Athena  ( ?) 
153 

Büste  u.  Torso  des  Minotauros 
180,  1373 

Sog.  Alkibiades  322 

Statuette  der  Leto  982 

Köpfchen  eines  bärtigen  Got- 
tes 1733 
Omphalos-Apollon  859,  1268, 

1366.  Vgl.  1376 

Heibig:  Führer  II.  3.  Aufl. 


Jugendlicher  Athlet  1823 
Jünglingskopf  1220 
Kasseler  Apollon  854,  1108 
Kopf  des  Perseus  1029 
Athena  mit    dem  Wolfshelm 

1878 
Kopf  des  Iakchos  oder  eines 

Flußgottes  9.   Vgl.  841 
Wagenbesteigender  Jüngling  973 
Jünglingskopf  1094  (I  p.  634, 

II  p.  478) 
Kopf  typus  der  Karyatiden  von 

Monte  Porzio  1835 
Knabe,  im  eleus.  Kult  beschäf- 
tigt 908  (I  p.  633),  1024 

(I  p.  634),  1650 
Körper  des  sog.  Phokion  325 
Mädchenstatuette   1018  (I  p. 

634) 

34 


530 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


Weibliche    Gewandstatue     (sog. 
Aspasia)     761     (II    p.     474), 

763 
Persephone  (?)  912 


Den  Skulpturen  des  Zeustempels 
in  Olympia  verwandt: 
Nike  981 

Kopf  der  Athena  oder  einer 
Amazone  989 


Die  großen  Künstler  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 


Myron: 
Diskobolos  326,  788, 1139, 1363 
Marsyasll04, 1179  (II  p.  479f.) 
Hermes  Ingenui  211 
Mannlicher  Torso  43 
Bärtiger  Kopf  75 
Kopf  eines  Athleten  769 
Bärtiger  Porträtkopf  1921 
Polyklet: 
Doryphoros    45,    1092,    1102. 

Vgl.  1878 
Diadumenos  1034,  1093,  1101 
Amazone  24,  1095,  1103 
Statue  eines  Jünglings  (G.  d. 

st.)  184 
Typus    Barracco    1021,    1100 

(I  p.  634),  1230, 1343 
Kopf  eines  Athleten  1051 
Statue  eines  Knaben  (Dresde- 
ner Typus)  56,  93,  1112, 
1248 

(Kyniskos)  II  p.  64,  n. 

1371.    Vgl.  1083 

(Br.  n.)  32 

Pheidias  * 
Athena    Parthenos    78,    906, 

1304,  1530 
Amazone  192  (I  p.  630),  88t 
Athena  (Medici)  70,  1367,  1717 
Köre  (Albani)  989,  1922 
Kopf  der  Aphrodite  1544 
„Schutzflehende"  198, 1339, 

1820 
Hydrophoren  1126,  1127  (II 

p.  478) 
Anakreon  900  (II  p.  476) 
Apollonl336.  Vgl.  854 
Weibl.   Statuette  1143 
Artemis  II  p.  5,  n.  1933 


Hermen  der  Athena  u.  des 

Dionysos  1293,  1294 
Kolossalstatue  der  Hera  od. 

Demeter  291 
Köpfe    der    Athena    1089» 

1854 
Kopf  einer  Göttin  242 
Weiblicher    Idealkopf    (Ar- 
temis?) 366,  1106 
—  (sog.  Sappho)  392,  1649 
Bärtiger  Hermes  402,    1201 
Behelmter  bärtiger  Kopf  832 

(II  p.  475) 
Grabrelief  1821,  1861 
Böotisches  Reiter-Relief  82 
Niobiden-Fries  1838 

JVTföRll an  * 

Porträt  des  Perikles  276  (II  p. 

471),  1082 
Amazone  852,  949 
Athena  (Velletri)  1028 
Diomedes  1027,  1244,  1275 
Statuette  des  Pan  377, 1376 
Porträt  eines  Strategen  (Ko- 

non?)  1033   (II  p.v477f.) 
Behelmter  bärtiger  Kopf  1393 
Statue  der  Hera  295 
Paionios- Ionische  Kunst:     v 
Apollon  15 
Nymphe  247 
Maenadenreliefs  946, 950, 1397, 

1521,  1843,  1844 
Kalathiskos-Tänzerinnen  1867 
Aphrodite  1539 
Hera  (Borghese)  26  (II  p.  466 

1026,1249.    Vgl.  193,291 
Hera  od.  Demeter  867 
Charis  1334 


Zweite  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 


Statuette  der  Nike  1251 
Torso  der  Athena  905 


Statue  der  Demeter  775 

— derAthena64(Ip.629).Vgl.l555:! 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


531 


Karyatiden  von  der  Via  Appia 
16,  1830,  1915J 

—  vom  Ereohtheion  1, 107.  Vgl. 
1369 

Sitzende  Frau  805  (II  p.  474), 
1828 

Kopf  der  Athena  (Hope)  1020 
(II  p.  477),  1855 

Kopf  der  Athena  1377 

Herme  der  Aspasia  277 

Hermes  (Ludovisi)  1299 

Unterlebensgroße  Statue  des  Her- 
mes 1019.   Vgl.  1830 

Männlicher  Torso  1370 

Statue  eines  Jünglings  921 

Herme  des  Hermes  1292 

Köpfe  des  Apollon  187,  233 

Kopf  des  Ares  1281 

Herme  des  Pan  1540 

Kopf  eines  Diadumenos  189, 1374 

Büste  des  Hephaistos  86  (II  p. 
468) 

Kopf  des  Asklepios  1340 


Bärtiger  Hermes  390 
Epimenides  od.  Homer  272  (II 

p.  471),  1131 
Votivrelief  249 
Relief:  Artemis  u.  Leto  ( ?)  1889 

—  eines  Reiters  699 
Orpheusrelief  1399,  1883 
Relief:   Medeia  u.  die   Peliaden 

1154 

—  Herakles,  Peirithoos,  Theseus 
1908 

—  drei  Frauen  119a,  1398 

—  Athena,  Gaia,  Hephaistos  112 

—  Iudioium  Orestis  1042 
Statue  der  Athena  765 

—  des  Apollon  907 
Sitzende  Göttin  1260 
Weiterbildung  der  Hera   Borg- 

hese  193 
Torso  des  Apollon  258  * 
Relief:  zwei  Frauen  mit  einem 

Stier  158  (II  p.  469) 
Gold-Diadem  I  p.  403 


Übergang  vom  5.  zum  4.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Sohule  des  Polyklet: 
Diskobol   des    Naukydes    ( ?) 

324  (I  p.  631,  II  p.  472), 

1030 
Knabenstatue  aus  Basalt  1364 
Kopf  eines  Knaben  aus  Basalt 

1365 
Statue  eines  Athleten  1241 

—  des  Dionysos  1342 

—  des  Herakles  77 
Attische  Kunst: 

Artemis  (Oolonna)  29  (I  p.  629) 
Athena  (Giustiniani)  38,  782, 
1262 

—  (Capitol.  M.)  851  (II  p.  476) 
Hygieia  (Hope)  1253,  1341 
Weiblicher  Torso  109 
Adorantin  241,  1038,  1252 
Athena  des  Kephisodoros  ( ?) 

1069 
Statue  einer  sitzenden   Frau 

1091 
Ideale  weibl.  Köpfe  223,  593 
Büste  der  Demeter  1303 
Kopf  der  Aphrodite  1335 


Kopf  der  Sappho  ( ?)  1882 
Statue  des  Kronos  234,  361 

(I  p.  632.  II  p.  467 f.). 
Statue  des  Apollon  (Lykeios) 

878, 1052, 1120.  Vgl.  1732 
984,  1387 

—  eines  Läufers  914 

Kopf  eines  Jünglings  (jugendl. 

Asklepios)  1822 
Büste  des  Attis  1311 
Kopf  des  bärt.  Dionysos  69 

—  des  Zeus  Ammon  239 

—  des  Asklepios  1334 
Porträt  des  greisen  Sophokles 

28,  149  (II  p.  469),  257, 
1046 

—  des  Lysias  842  (II  p.  475) 
Sog.  Aischylos  840  (II  p.  475) 
Strategenköpfe  262  (II  p.  470), 

325 
Sog.  Iulianus  Apostata  I  p.  455 

n.  82 ;  n.  833,  834 
Grabrelief  977 
Relief:  Herakles  u.  die  Hespe- 

riden  1880 

34* 


532 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


Relief figuren  einer  Kandelaber* 

basis  1218 
Relief:  Paris  vor  Helena  144 
Gemälde:   Aphrodite,   Peitho, 

Eros  1479 


Gemälde:  1468,  1477 
Demetrios    von     Alopeke     ( ?): 
Faustkämpfer    1350    (I  I    p. 
481). 


Werke  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr. 


Grabreliefs  240, 1115, 1135, 1137, 

1138  (II  p.  478),  1904 
Grabvasen  1097,  1098 
Votivreliefs  188,  846,  1011,  1016, 

1114,  1116,  1117,  1130,  1219, 

1897,  1898 
Dreifuß-Basis  1191 
Reliefs:   Hören  u.  Taugöttinnen 

110,  111 
Spiegelkapsel:  Dionysos,  Eros  u. 

Bakchantin  685 

—  Athena  und  Gigant  1753  (II 
p.  482* 

—  Grieche  u.  Amazone  1768  q 

—  sitzender  Herakles  1768  r 
Eros  von  Centocelle  183,  947 
Kopf  der  Athena  224 
Mädchenstatuen  928,  929,  1554 
Weibliche  Statue  1553 
Mädchenkopf  1632 

Statue  des  Hermes  48 

—  des  Apollon  187 

—  eines  Mädchens  (sog.  Flora)  873 
Jünglingskopf  1337 

Kopf  des  jugendl.  Asklepios  1261 
Eleusinischer  Daimon  808 
Sog.  Alkibiades  88,  821,  1911 


Bärtiges  Porträt  401,  899 
Statue  eines  Läufers  913 

—  des  Herakles  (kämpfend)  948 

—  des  Hermes  ( ?)  868 
Kopf  eines  Athleten  1382 
Hermes  oder  Heros  1071,  1129 

(II  p.  478),  1824 
Statue  des  Sophokles  284  (II  p. 

471),  820, 1180.  Vgl.  817 
Porträtstatuen:  19  (II  p.  466), 

28,  328  (II  p.  472),  843  (II  p. 

475),  1819 
Büste  des  Isokrates  1853 
Kopf  des  Aischines  281  (II  p. 

471),  830 
Porträts: 

Sokrates  387,  399,  403,  809  bis 
811  (II  p.  475),  1396 

Epikuros  283  (II  p.  471),  831 
(H  p.  475),  1109  (Hp.  478) 

Metrodoros  831  (II  p.  475) 

Hermarchos  278  (II  p.  471) 

Antisthenes  279   (II  p.  471), 
395  (H  p.  473) 

Aristoteles  1298 
Bärtige  Portratköpfe  389,  397, 

398,  1404 


Die  großen  Künstler  des  4.  Jahrhunderts  ▼.  Chr. 


Praxiteles: 
Apollon  Sauroktonos  191, 1852. 

1933.  Vgl.  1351 
Aphrodite   von   Knidos    193, 

310  (I  p.  631),  1285, 1300 
Einschenkender  Satyr  1308 
Bärtiger  Dionysos  320 
Ausruhender  Satyr  42  (II  p. 

467),  875  (II  p.  476) 
Hermes  (Ant.  v.  Belv.)  48, 142, 

1380 
Herakles  108,  1920 
Jugendlicher  Dionysos,  Kopf 

406,  1229 


Jugendlicher  Dionysos,   Kör- 
per 1309 
Eubuleus-Inschrift  51 
Apollon  u.  die  Musen  263  bis 
270  (I  p.  631,  II  p.  470f.), 
1067.    Vgl.  1068 
Aphrodite  (Gap.  M.)  803 
Weibliche  Statuette  367 
Mädchenkopf  1648 
Relief :  Kopf  einer  Moire  1406 
Praxitelische  Gewandmotive; 
Hebe  62 
Artemis  366 
Athena  1557 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


533 


Jäger  2.  126 
Köre  271 

Fortuna  27  (II  p.  467) 
Hygieia  153 

Vgl.  1306  (Hera  Lud.),  1917 
(Kopf  e.  Karyatide),  1923 
(Kopf  einer  Göttin) 
Skopas: 

Meleager  128  (I  p.  630,  II  p. 
469),   1383,   1532.      Vgl. 
1384  (II  p.  481) 
Herakles  405,  919,  926 
Jünglingskopf  99 
Hermes  1823a 
Asklepios  6 
Niobiden  13,  204,  370 
Leocharos: 

Ganymedes  386  (II  p.  473) 
Apoll  vom  Belvedere  157  (I  p. 

630,  II  p.  469) 
Kopf  eines  Jünglings  986 
—  der  Artemis  (v.  Versailles) 
1385 
Sog.   Alexander   (Barraoco) 

1110 
Knabentorso  1310 
Timotheos: 
Leda  804,  1899 
Athena  52  (I  p.  629),  101 
Silanion : 

Piaton  261  (II  p.  470),  388, 404, 
828 
Epimenides  od.  Homer  272 
(II  p.  471),  1131 


Sog.  Sappho  1882 
Sog.  Aischylos  840 
Euphranor:  Vgl.  Paris  186,  369, 
Apollon  264,  Triptolemos — 
Bonus  Eventus   911.     Vgl. 
808  (II  p.  475) 
Bryaxis: 

Sarapis  237  (II  p.  470),   1563 

1931, 1656.  Vgl.  298 
Zeus  289  (II  p.   471).     Vgl. 

1561 
Poseidon  1919 
Heros  770 

Statue  d.  Poseidon  1188 
Statuette  d.  Poseidon  1124 
—  d.  Herakles  1858 
Unterteil  einer  männl.   Fi- 
gur mit  Gewand  126  (I 
p.  630.) 
Lysippos: 

Apoxyomenos  23  (II  p.  466) 

Ares  (Ludovisi)  1298 

Silen  mit  Dionysoskind  4 

Kopf  des  Poseidon  106 

—    eines    jugendl.    Athleten 

1380 
Marsyas  777 

Aphrodite  (Venus  v.  Capua) 

1918 
Bronzenes  Pferd  955 
Hündin  1140 
Theon  von  Samos  vgl.  338 
Antiphilos  von  Ägypten  vgl.  II 
p.  396,  n.  1927    - 


Beginn  der  hellenistischen  Zeit:  4. — 8.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Söhne  des  Praxiteles: 

Porträt  des  Menandros  94  (II 
p.  468),  1818,  1826.  Vgl. 
1183  (II  p.  480) 

Bogenspannender  Eros  776 

Satyr  m.  Querflöte  12, 1389, 
1390 

Mädchen  v.  Anzio  1352  (II 
p.  481) 

Gruppe  v.  Satyrn  u.  Herma- 
phrodit   1063—1068 

Apollon  860 

Gruppe  des  Asklepios  u.  der 
Hygieia  115 


Werke  praxitelischer  Richtung: 

Statue  der  Selene  18 

Jugendliche  Heilgöttin  852  (II 
p.  477) 

Gruppe  des  Asklepios  u.  d.  Hy- 
gieia 203 

Statue  des  Dionysos  321 

Statuette  der  Nike  und  Kopf 
der  Athena  mit  dem  Gor- 
goneion  als  Gesichtsmaske 
355,  904 

Dionysos  als  Knabe  1388 

Kopf  der  Ariadne  (  ?)  866 

—  des  Dionysos  880 


534 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


Werke  skopadischer  Richtung: 
Gruppe  des  Menelaos  u.  Pa- 
troklos  236 

—  des  Polyphem  u.  Odysseus 

117,  760 
Bakchantin  1886 
Kopf  eines  Diadochen  245  (II 

p.  470 
Statue  der  Psyche  780  (I  p. 

633) 
Eutychides,  Schüler  des  Lysip- 
pos: 
Tyche  von  Antiooheia  362  (II 

p.  473).   Vgl.  54 
Teisikrates,  Enkelschüler  des  Ly- 
sippos: 

Basis  mit  Inschrift  768 
Werke  lysippischer  Richtung: 
Statuette  der  Artemis  67 
Statue  des  Silen  100 
Satyr  (a.  rot.  M.)  250,  870 
Eros  u.  Psyche  802  (I  p.  633) 
Herakles  als  Knabe  937 
Marsyas  angelehnt  945 
Hängender  Marsyas  1925 
Bronzene  Statue  d.  Herakles 

1005 
Kopf    eines    Diadochen    1347 

(II  p.  481) 

—  Alexanders  d.  Gr.  882  (II 

p.  476) 
Kopf  eines  kämpfenden  Jüng- 
lings 1035 

—  eines  Kriegers  1386 

—  eines  jungen  Mannes  1279 
Werke  unbestimmter  Riohtung: 

Sitzende  Frau  1059 
Sitzende  weibl.  Gestalt  127  (I 

p.  630),  1242  (II  p.  480f.) 
Spielende  Mädchen  1041 
Kopf  der  Persephone  (?)    37 
Jüngling  v.  Subiaco  1353 
Pothos  853 
Satyr  m.  Dionysosknaben  a.  d. 

Schulter  384   (II  p.  473) 


Kolossale  Satyrstatue  1531 
Fragment   der    Gruppe   einer 

Entführung  1379 
Satyr  sein   Schwänzchen   be- 
trachtend 118,  357 

—  u.  Mädchen  1062 

Kopf    eines    Hermaphroditen 
1655 

—  mit  flatternden  Haaren  1050 
Paniska  1873 

Relief:  eleusin.  Mysterien  1325, 
1511 

—  Apoll  u.  Muse  847 

—  Anaximandros  1408  (II  p. 

482) 
Polyeuktos: 

Statue   des   Demosthenes   22 

(II  p.  466),  280 
Porträts: 
Theophrastos  1881 
Aratos  (?)  1914 
Statue  des  Poseidippos  195  (II 

p.  470) 
Statuette    des  Diogenes  1856 
Aisopos  1859 
.KaUimachos  (  ?)  814  (II  p.  475), 

1395,  1826 
Statue  des  sog.  Zenon  877  (II 

p.  476) 
Sitzender    Dichter     196     (II 

p.  470),  1562 
Diadochen  1181,  1189,  1407 
Doidalsas  von  Bithynien: 
Kauernde  Aphrodite  248  (II 

p.  470) 
Rhodische  Kunst: 

Sog.  Pudioitia  8  (I  p.  629) 
Fuß  der  Isis  Athenodoria  ( ?) 

978  (I  p.  633f.) 
Alexandrinische  Kunst: 
Porträt  einer  Königin  1037  (II 

p.  477) 
Statue  des  Nil  34 
Gefäßträgerin  879 
Weiblicher  Kopf  1049 


3.-2.  Jahrhundert  ▼.  Chr. 


Pergamenische  Kunst: 
Sterbender  Gallier  884 
Gallier  u.  sein  Weib  1302 


Gallierkopf  98 

Kriegertorso  1036  (II  p.  477) 

Kopf  eines  Kriegers  235 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


535 


Kopf  eines  sterbenden  Persers 
1354 

Kämpfender  Perser  372 

Gruppe  eines  Giganten  mit 
zwei  Satyrn  922  (II  p.  476) 

Amazone  mit  zwei  Kriegern 
1565  (II  p.  482) 

Vgl.  Sarkophag  mit  Giganto- 
machie  209(IIp.  470),  Ama- 
zonenschlacht 865  und 
Gallierschlacht  772,   1317 

Statue  eines  Fischers  358  (II 
p.  473),  I  p.  462 

Statue  des  hängenden  Mar- 
syas  951' 

Kopf  eines  Kentauren  925  (II 
p.  477) 

Torso  u.  Oberkörper  zweier 
Tritonen  oder  Seekentau- 
ren 55,  185  (I  p.  630,  II 
p.  470) 

Herakles  mit  dem  Löwen  166 

Zwei  Hunde  147, 148  (II  p.  215, 
469) 

Weibliche  Statue  883  (II 
p.  476) 

Löwe  und  Pferd  944 
Weiblicher  Kolossalkopfll28 
MännlicherKolossalkopfl547 
Statue  des  Asklepios  1015, 

1340,  1717 
Kopf  einer  Göttin  1306 
Herakles  mit  Telephos  108 

Mosaike  des  Sosos  793,  1231 


Boethos  von  Chalkedon: 
Knabe  m.  d.  Gans  867 
Knabe  m.  Silensmaske  869 
—  m.  Ente  1550 
Mädchen  m.  Vogel  876 
Lectus  962 

Goldner  Schmuck  740,  742 
Wahrscheinlich  klein-asiatisch: 
Statue  der  schlaf.  Ariadne  208 
Sitzende  Muse  194 
Trunkene  Alte  778 
Sitzende  Nymphe  260 
Schlafender    Hermaphrodit 

1362,  1552 
Relieffragment,    Erinys   1301 

(II  p.  481) 
Relief  bilden  Ikarios-Rel.  104, 
Bauer  mit  Kuh  172?  Rät- 
seih,   bakch.   Barstellung 
848,     920,     Odysseus    u. 
Diomedes   1400,    die   de- 
lischen  Gottheiten  1876 
Porträtkopf  eines  Priesters  (  ?) 
216  (II  p.  470)       [p.  475) 
Kopf  des  Homer  (?)  837  (II 
Damophon  von  Messene: 
Kopf  einer  Göttin  787 
Kopf  eines  Satyrn  232 
Herme  d.  Herakles  1545 
Porträts: 

Sokrates  1884  [1012 

Chrysippos  391, 822  (II  p.  475), 
Karneades  ( ?)  812 
Sog.  Diogenes  816  (II  p.  475) 


2. — 1.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Rhodisohe  Kunst: 

Laokoon- Gruppe  151  (I  p.  630). 

Vgl.  1899a 
Skylla-  Gruppe  65 
Kentaur  bärt.  113,  861,  1125 
—  jung  168,  862 
Kopf  des  Homer  394,  823  bis 
825  (II  p.  475) 
Fischer  934 
Bäuerin  935 
Bronzekrater   der   Eupatoristen 
Reliefbüder:  [961 

Dionysos,  Ariadne  u.  Silen  190, 
Mauer    mit    Baum    915, 


Platane  u.  Tempel  1017 
(II  p.  477),  Menandros  u. 
die  Personifikation  der 
Komoedie  1183  (II  p.  480), 
Eros  als  Satyrisk  1865, 
Diogenes  u.  Alexander  d. 
Gr.  1894,  Polyphem  u. 
Eros  1895,  Jäger  u.  Pferd 
1895  a,  Opfer  1896,  Pro- 
metheus mit  dem  Adler 
1394.  Vgl.  Fries  mit  Dar- 
stellung der  Marsyas-Sage 
923,  Grabrelief  1142  (H 
p.  479) 


536 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


t» 


Neu-attische"  Kunst. 


Dionysios  u.   Polykles  vgl.   295 

(Hera) 
Arkesilaos  vgl.  179  (Seekentaur 
u.  Nymphe),  1517  (Terrakot- 
tagiebel) 
Pasiteles  vgl.  254  (Apojlon),  Ca- 
millus  957   (I  p.  633),    sog. 
esquil.  Venus  939   (II  p.  476) 
Stephanos,  Schüler  d.  Pasiteles, 

s.  unter  Augustus 
Menelaos,  Schüler  d.  Stephanos, 

s.  unter  Tiberius 
Apollonios   v.    Athen,    Sohn   d. 
Nestor: 

Torso  v.  Belvedere  124.    Vgl. 
1839  (Relief,  Berggott) 
Pontios  von  Athen: 

Rhyton  950 
Antiochos.od.  Metiochos: 
Kopie  der  Athena  Parthenos 
1304 
Statue  des  Hermes  1372 
Votivreliefs  972,  1405 
Zylindrisches  Marmorwerk  1525 
„Neu-attische"  Reliefs: 
Dionysos  m.  Satyr  u.  Silen  253 
Geburt  d.  Dionysos  259. 
Amphora  mit  Darst.  des 
Lykurgos-Mythus    333 
Vase   mit  Pan  u.    Satvr 
1159,        Kandelaberbasis 
1218,  Gefäß  m.  Pan,  Ko- 


rybanten  u.  Nymphen  II 
p.  243,    runde  Basis   m. 
Hekate   u.    Hören    1825, 
Puteal  m.  eleusin.   Gott- 
heiten 1827,  Kalathiskos- 
Tänzerinnen  1867 
Sog.  Campana-Reliefs  I  p.  275, 
576;  n.  435,  436,  438,  440, 
443—445,  1481,  1491,  1502, 
1506,  1518,  1670,  1671,  1673 
bis  1688,  1779r 
Terrakotta-Fries    mit    Mänaden 

1521 
Gemälde  der  aldobrandinischen 

Hochzeit  416 
Umwandelung  älterer  Typen: 
Apollon  —  Hermes  1375 
Athena  —  Bakchantin  1830 
Doryphoros  —  Krieger  1912 
Hera  Borghese  —  Athena  1307 
(ebenda  erwähnt  Hera  B. 
—  Hygieia) 
Karyatide  1369,  1835 
Eros  —  Thanatos  381 
Apollon  Sauroktonos  —  Dio- 
nysos 1351 
Artemis  (Dresden)  —  Athena 
1557   (ebenda  erwähnt 
Athena  —  Ariadne) 
Meleager-Dionysos    1384    (II 

p.  481). 
Bakchantin  —  Victoria  1886 


Archaistische  Skulpturen  (vgl.  3. — 2.  Jahrhundert  Relief  bilden  1876). 


Zwei  Statuen  des  Apollon  380,1548 
Statue  des  Priapos  1023 
Relief  des  Kallimachos,  Pan  u. 
Nymphen  844 


Brunnenmündung    mit    Götter- 
zug 783 
Basis  mit  Götterzug  1930 


Italische  Kunst. 

Steinzeit  (vgl.  1610),  Bronzezeit,  erste  Eisenzeit  (Villanova-Kultur) 

9.-7,  Jahrhundert  v.  Chr.  II  p.  255  ff. 

Schachtgräber  in  Falerii,  Monjbe  S.  Angelo,  Narce,  Nepi  1787,  1804 
1806,  II  p.  375,  n.  1808 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


537 


8. — 6.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Gräberfunde  aus  Rom  und  Um- 
gebung I  p.  555  (Rom),  573 
(Albano),  n.  1774  (Gabii). 
Vgl.  I  p.  592 f.,  II  p.  258,  n. 
481  (Hüttenurnen),  482  (Buc- 
cherofiguren) 

Grabfunde  aus  Capena  1605  bis 
1608 

Grabfund  aus  Aseoli-Pieeno  1609. 

Novülara  1611 


Grabsteine  aus  Fano  und  Novü- 
lara 1658,  1660 
tombe  a  fossa  in  Falerii  1788,1789 
Grab  Bernardini  aus  Praeneste 
'  II  p.  259ff.,  n.  1572—1604 
—  Barberini   aus   Praeneste   II 

p.  313f.,  n.  1766,  1767 
Giste    mit    Silberbeschlag     aus 

Praeneste  964 
Bronzediskos  1570 


6.-5.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Wölfin  ( ?)  983 

Falerii,   Iunotempel,    Tuffskulp- 
turen 1785  a — c 

—  Merkurtempel  1779  a — h 

—  Großer  Tempel  1780  a— -f 
Conca,  Funde  aus  dem  Tempel 

der  Mater  Matuta  1786 
Terrakottafriese  976  (II  p.  477), 

1392   (II  p.   482),   1508   (II 

p.  482),  1514  (II  p.  482),  1672, 

1786a 
Stirnziegel  1009, 1010,1509,1785  u 


Akroterien  1510 
Ziegelplatte  I  p.  592 
Amphora  aus  Bronze  1747 
Sturmhaube    und    Helm    1726, 

1731 
Bronzereliefs  1778  b,  c,  d 
Umbrische  Bronzen  1775 
Votivstatuetten  1777f 
Asohensohaufel    (venetische    In- 
dustrie?) 1569 
Unteritalische  Amphora  513 
Sizilisches  (?)  Votivrelief  1204 


4. — 3.  Jahrhundert  v.  Chr, 


Köpfe  aus  Terrakotta  (Palae- 
strina)  1515 

Cisten  aus  Palaestrina  I  p.  358, 
n.  704,  1519,  1741—1744, 
1752  (ficoronische),  1768a,  b, 
c,  m,  n,  o,  1769  a,  b,  d,  e,  h, 
1»  1770e,  f,  p. 

Spiegel  mit  lateinischer  Inschrift 
1739  (graviert  von  Vibius 
Philippus) 

Bronzehelm  682 

Unteritalische  Vasen  (Krater  508, 
510,  Krug  533,  Amphora  und 
zwei  Schüsseln  mit  aufgemal- 
ten Figuren  590,  1696,  Apu- 
lische  Amphoren  492,  506, 
512,  514,  Krater  aus  Paestum 
509),  aus  Falerii  1795  h,  1803  a 


Unteritalisches  ( ?)  Relieffrag- 
ment mit  Reitern  1113; 

Aes  rüde,  signatum  und  grave 
1704,  1705 

Falerii,  Terrakotten  aus  dem 
Apollotempel  1784 

—  Terrakotten  aus  dem  großen 
Tempel  1780g~fc 

—  Terrakotten  aus  dem  kleinen 
Tempel  J781'b 

—  Malereien  aus  dem  Iunotem- 
pel 1785k 

Jünglingskopf   (Terrakotta)   aus 

Antemnae  1785r 
Tuffstatuen     sitzender    Frauen 

1776 
Faustische  Vasen  1794i,  k.  1799a 

b,  c,  d,  f— k,  1801  d,  II  p.  378 


3.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Fries  mit  dionysischem  Zuge  159 
Statue  des  Dionysos  aus  Bronze 
(eampanisch  ?)  1349 


Bronzestatuetten    zweier 
scher  Krieger  1724 


galli- 


538 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


Falerii,  Funde  aus  dem  Merkur- 
tempel 1779i — p 

—  Terrakottastatue  d.  Andro- 
meda  1782  a 

Oskischer  Panzer  1751 

Pferdegeschirr  1736 

3.-2.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Kopf  der  Medusa,  Werk  eines  C. 

Ovius  1760 
Terrakotten  aus  Praeneste  1768e 

bis  1  .   [u,  v. 

Toilettegerät  aus  Praeneste  1768  s, 


Stirnziegel  aus  Palaestrina  1512 

Weißbemalte  Schalen  (vermut- 
lich aus  Latium)  565 

Calenerschalen  566,  662,  663, 
1691,  1800d 

Reliefvasen  567,  1800c,  1802 


Schmuck  aus  Praeneste  1768  p,  x 
Knochenreliefs  aus  Praeneste 

1768w 
Falerii,  Funde  aus  dem  Merkur- 
tempel 1779q,  r 


1.  Jahrhundert  v.  Chr.  und  später. 


Aretinische  Gefäße  561 


Möbelverzierungen  aus  Knochen 
1777e 


Etruskische  Kunst 

9. — 7.  Jahrhundert  v.  Chr.    Sog.  erste  Eisenzeit. 
Gefäße  603,  610,  629,  635,  665,  669 

8.-6.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Funde  aus  Veji  II  p.  271  |   Schmuck  aus  Narce  1805 

Mitte  oder  2.  Hälfte  des  7.  Jahrhunderts  v.  Chr. 


Grabfund    Regulini-  Galassi    aus 
Cerveteri: 

Gold  708—710,  716—722 
Silber  705—707,  711—715 
Bronze  606,   624,   628,  630, 
632,  683,  694,  746 


Elfenbein  751,  753.  Vgl.  754 
Bucoherostatuetten  659 

Ungefirnißte  Tonkanne  ausChiu- 
si  1571 

Buccherogefäße  1690,   1791,   II 


p.  376  f. 
6.  Jahrhundert  bis  zum  Anfang  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 


Antefixe  und  Simen  437 
Goldenes  Ohrgehänge  731 
Terrakottasarkophag  aus  Cerve- 
teri 1773 
Dreifuß  620,  626 
Bronzebeschläge  747,  1777c,  d 
Kohlenbecken  625,  703 
Krater  598 


Spitzamphora  *  701 

Buccherogefäße  557,  558,  1794  b, 
1796d,  1798,  II  p.  378 

Ionische  Kunst  in  Etrurien  u. 
ihr  Einfluß  auf  die  etruski- 
sche 470,  I  p.  351,  354,  356, 
n.  626,  746f.,  II  p.  258,  n. 
1593,  1600,  1671,  1773 

5.  Jahrhundert  ▼.  Chr. 


Krieger  aus  Todi  693  [1496 

Bronzestatuette  eines  Mädchens 
Bronzegruppe  eines  Pflügers  1723 
Weiblicher  Kopf  aus  Terrakotta 

1507 
Grabcippen  1078, 1079  (II  p.  478), 


Kandelaber  602,  605,  622 
Leuchter  591,  595—597,  599 
Thymiaterien  594,  623,  664,  672 
Cistenfüße  667 
Helm  614  , 

Schilde  600.  619.  674.  1745 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


539 


4.-3.  Jahrhundert  ?.  Chr. 


Bronzestatuette    eines    Knaben 

681,  702 
Forträtköpfe  aus  Terrakotta  und 

Nenfro  I  p.  272 f. 
Wandgemälde  (Kopien)  523 
Spiegelkapsel  685.  1777a 
Spiegel  639,  640,  642—644,  684, 

686,  691,  692,  698,  1768t, 

1769c,  f,  g,  i,  k,  m,  1770a  bis 


d,   g,   h,   k— o,   r— z,    1807 

a,  d,  f 
Kandelaber  636 
Bronzekanne  601 
Patera  687,  690 
Rüstungen  612,  613 
Stamnos  588 
Hydria  589 
Fund  aus  Todi  1771 


3.-2.  Jahrhundert  ?.  Chr. 


Weiblicher  Kopf  aus  Orvieto  1077 

aus  Bolsena  1076 

422 

Kolossaler  Medusenkopf  427 
Statuette  einer  sitzenden  Frau430 
Zwei  Pferdeköpfe  420 
Sarkophage  417,  418,  421,  428 
Sarkophag  aus  Terrakotta  (Ado- 

nis)  442 
Urnen  aus  Alabaster,  Marmor  u. 

Sandstein  423,  425,  426, J 868 

bis  1871 


Aschenkisten  aus  Ton  1630- 
1635—1637,  1642—1644 

Fries  mit  Ranken,  Köpfen  und 
Eroten  aus  Ton  434 

Bronzestatuette  638 

Gold-  und  Silbergefäße  676 

Bronzeciste  mit  Reliefs  700 

Bronzekannen  601,  604 

Bronzeflaschen  678 

Aes  grave  1705 

Schale  583 


2. — 1.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Bruchstücke  von  Statuen  441 
Steinerne  Sarkophage  1772 
Sarkophagdeckel  mit  gelagerten 
Figuren  419,  432,  433 


Goldene  Kapseln  725,  741 
Halsgehänge  726 


Römische  Kunst 

7.-5.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Funde  aus  den  Nekropolen  vom 
Esqiilin  u.  Quirinal  I  p.  555, 
573.    Vgl.  I  p.  592  f. 


Stirnziegel  1009,  1010 
Ziegelplatte    mit    Ornament    I 
p.  592 


4.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Aes  signatum  (mit  der  Aufschrift  Romanom)  1704 

3.-2.  Jahrhundert  v.  Chr. 


Columna  rostrata  890 

Relief  des  Mettius  Curtius   896 

Fragmente    einer    Giebelgruppe 

aus  Ton  1007 
Tonaltare  mit  Lampen  I  p.  594  f. 
Wandmalerei  967 
Sarkophag  des  L.  Cornelius  Sei- 

pio  Barbatus  125  (I  p.  629, 

II  p.  468) 


Porträtkopf  des  sog.   Ennius  I 

p.  78  fT  (II  p.  468) 

Brutus  953  (II  p.  477) 

Porträtkopf  des  sog.  Sulla  87  (II 

p.  468) 
Grabmal  der  Tibioines  I  p.  590  f. 

n.  1039 
Altar  des  Verminus  1053 


540 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER 


Inschrift  des  Mummius  130  (I 

p.  630) 
Basis  einer  Statue  der  Cornelia, 

Mutter  der  Gracchen  768 


Travertinplatte  mit  Inschrift  auf 
die  Via  Caecilia  bezüglich 
1254 


2.— 1.  Jahrhundert  v.  Chr. 
Tönerne  Urnen  mit  Inschriften  1697 

Zweite  Hälfte  des  1.  Jahrhunderts  v.  Chr.  (Übergang  von  der  Republik 

zum  Kaisertum). 


Statue  einer  Römerin   785   (II 

p.  474) 
Bildnisgruppe    eines    Ehepaares 

230  (I  p.  631,  II  p.  470) 
Porträtkppfe  21  (II  p.  466),  1913, 

39,  68  (II  p.  468),  95,  96  (II 

p.  468),  105,  898,  1319,  1448, 

1819 
Porträt  des  Cicero  116  (II  p.  468), 

835  ( ?  II  p.  475) 

—  des  Caesar  66 

—  desOctavianus218  (II  p.  470) 
Grabreliefs  53,  61,  63  (II  p.  468) 


Grab-Aedicula  1481 
Odyssee-Landschaften  414 
Wandmalereien  mit  Darstellun- 
gen italischer  Mythen  1451 
bis  1454 
Bronzeplatte  mit   Inschrift   999 
Marmorplatte   vom    Grabe   der 
Atistia,  der  Frau  des  Bäckers 
Eurvsaces  1259 
Schleudergeschosse  1727 
Bleitafel      mit      Liebesverwün- 
schung 1706 


Zeit  der  iulisch-claudischen  Dynastie. 


Augustus  (30  v.  Chr. — 14  n.  Chr.) : 
Statuen  5  (I  p.  629,  II  p.  466), 
304,  313,  1528;  Büsten  u. 
Köpfe  85  (H  p.  468),  217, 
409, 1  p.452  (II  p.  474),  n.  1165 
C.  Caesar  5, 1  p.  452  n.  11,  n. 

1134,  1916 
Drusus  d.  Ä.  I  p.  452  n.  7  (II 

p.  474);  n.  1171  (?) 
Antonia,  Gemahlin  Drusus '  des 

Ä.  I  p.  452  n.  8 
Adorantin  aus  Otricoli  241 
Knabe  aus  d.  iul.  Geschlechte 

383 
Sog.  Brutus  (Vergil,  M.  Agrip- 
,        pa  Postumus    ?)  872  (II 

p.  476),  1133,  1441 
Porträtköpfchen  einer  Röme- 
rin 1047 
Knabenbüste  1132 
Kolossalkopf     eines     Römers 

1828 
Ära  Pacis  Augustae  152,  1276, 

1523 
Altar  des  Augustus  155 


Altäre  der  Lares  Augusti  901, 

1040,  1265 
Typus  des  Mars  Ultor  759  (I 

p.  632f.,  II  p.  473f.) 
Panzerstatuen  212  (I  p.  630), 

1166 
Pigna  des  P.  Cincius  Salvius 

120 
Tabula   Iliaca   u.    Schild   des 

Aohilleus  von  Theodoros 

79&-801  (n  p.  474) 
Relief  aus  Palombino  (Hera- 
kles, Thiasos  usw.)  1850 
Statue   des   Stephanos,   eines 

Schülers     des     Pasiteles 

1846.    Vgl.  1022 
Rechteckiges  Marmorwerk  238 

(I  p.  631) 
Wagen  der  Demeter  319 
Marmorner  Krater  784 
Wasserbecken  933 
Ornamentale    Bekrönungen 

1061 
Basis  der  Pietas  1210 
Marmorgebälk  1263 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


541 


Altar  des  Herakles  1465 

Stuckreliefs  u.  Wandmalereien 
aus»  dem  Farnesina-Hause 
1327—1332,  1356,  1451 
bis  1454,  1460—1462, 
1464,  1467—1475,  1477 
bis  1479  (II  p.  482) 

Landschaft  1893 

Pfeiler  mit  Inschrift  (Bericht 
über  die  ludi  saeculares) 
1266  (II  p.  481) 

Fasti  Praenestini  1323 
Tiberius  (14-^37  n.  Chr.)     Sta- 
tuen 84,  90  (II  p.  468),  1167; 
Köpfe  83,  I  p.  452  n.  4  (II 
p.  474) 

Germanicus  (?)  I  p.  452  n.  5; 
n.  1155,  1171 

Agrippina,  Gemahlin  des  Ger- 
manicus I  p.  452  n.  10  (II 
p.  474) 

Behälter  ihrer  Aschenurne  889 

Drusus  d.  j.  ( ?)  1155,  1420 

Kopf  eines  Claudiers  1157  (II 

*       p.  479) 

Ptolemaios,  Sohn  Jubas  II.  25, 
1829 

Gruppe    des   Menelaos,    eines 
Schülers    des    Stephanos 
1314 
Caligula  (37—41  n.  Chr.)  1420  (  ?) 

Drusus,  Bruder  des  Caligula 
1420  ( ?) 

Drusilla,  Schwester  des  Cali- 
gula 1174 

Reste  der  Schiffe  auf  dem  See 

von  Nemi  1522 

Claudius  (41—54  n.  Chr.),    Sta- 

-     tuen  299  (II  p.  471),  1169; 

Büsten  u.  Köpfe  7,  40,  300 

Octavia,  Tochter  des  Claudius 
1168  ( ?) 

Relief  mit  einer  Darstellung 
der  Gottheiten  etruski- 
scher  Städte  1173 


Ära  des  Manlius  1177 
Aschengefäß  der  Livilla,   der 
Tochter  des   Germanicus 
213 
Nero  (54—68  n.  Chr.).     Köpfe 
215,  410,  I  p.  452  n.  16,  n. 
1427  (II  p.  482) 
Cn.  Domitius  Corbulo  826  (II 

p.  475) 
L.  Cornelius  Pusio  1348 
Würfelförmige  Basis  1555 


Fragmente    einer    Bronzestatue 

637 
Historisches    Relief,    Prozession 

vor     einem    Tempel    1146, 

1412 
Fragmente  eines  histor.  Reliefs 

1444 
Relieffragmente  mit  Camilli  1221 

1439 
Grab  des  C.  Sulpicius  Platorinus 

u.      seiner     Familie     1449, 

1524 
Weibliche  Gewandstatue  373 
Weiblicher  Porträtkopf  1828 
Grabrelief  des  Q.  Lollius  Alca- 

menes  1862 
Aschenkiste  1162 
Hera  Ludovisi  1305 
Kopf  einer  Göttin  1923 
Köpfchen  aus  Email  1008 
Kopf  einer  Karyatide  1369 
Wandmalerei,  Orpheus  u.  Eury- 

dike  1237 
Lager  962 
Sänfte  963 
Inschriften  aus  dem  bustum  Cae- 

sarum    auf     dem'  Marsfelde 

213 
Provinzielle  Kunst:  Grab  des  C. 

Lusius  Storax  1526 


I  p.  453  n.  19 
I  p.  453  n.  20 


Otho  (69  n.  Chr.) 
ViteUius  (69 n.Chr.) 


542 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


Zeit  der  flavischen  Dynastie. 


Vespasianus  (69 — 79  n.  Chr.) 
Köpfe  Ip.  453  n.  21;  n.  1430 
(II  p.  482),  1654  ( ?) 
Meilensäule  I  p.  409 
Titus  (79—81  n.  Chr.).     Statue 
10  (H  p.  466) 

Iulia,    Tochter  des  Titus  ( ?) 
36.   I  p.   453  n.   23  (II 
p.  475),  n.  1316 
Militärdiplom  II  p.  214 
Domitianus    (81—96    n.    Chr.) 
Büste  1048  (II  p.  478),  Kopf 
47 
Domitia,  Gattin  des  Domitia- 
nus I  p.   453  n.   25  (II 
p.  475) 
„Trofei  di  Mario"  I  p.  409f. 
Statue  des  Nil  34.     Vgl.  1476 


Skulpturen  aus  dem  Grabe  der 
Haterier  1192,  1194—1196 
(II  p.  480),  1198,  1199 

Fragmente  eines  historischen  Re- 
liefs 1418 

Flavische  Porträtbüste  31  (II 
p.  467) 

Mädchenstatue  1554 


Büste  eines  Isispriesters  827 

—  eines  Barbaren  1926 
Sarkophagdeckel  in  Form  einer 

Kline  1270  (II  p.  481) 
Grabara  eines  Kriegsbaumeisters 
57 

—  zweier  Messerschmiede  58 

—  des  T.  Statilius  Aper  773 

—  des  Schusters  U.  Iulius  Helius 
918  (II  p.  476) 

—  des    Q.    Sulpicius   Maximus 
938 

—  des  Q.  Caecilius  Ferox  1906 

—  mit  Darstellung  des  Raubes 
der  Proserpina  1657 

Grabmonument  der  Atia  Iucun- 

da  1456 
Panzerstatue  182 
Untersatz  aus  Marmor  1476 
Flußgott  (Marforio)  756 
Bärtiger  Hermes  1201 
Relief  bilder: 
Perseus  u.  Andromeda  806^ 
Endymion  807,    Daidalos 
u.  Ikaros  1879 
Bronzene  Kasserole  1663 
Inschrift  aus  dem  bustum  Cae- 
sarum  auf  dem  Marsfelde  213 


Nerva  (96—98  n.  Chr.) 
Statue  297  (II  p.  471),  |    Meilensäule  I  p.  409 


Trajan  (98—117  n.  Chr.) 


Büsten  17.  I  p.  453  n.  27;  Kopf 
131  (I  p.  630) 

M.  Ulpius  Traianus,  Vater  des 
Kaisers  I    p.   455  n.   80 

Plotina,  Gemahlin  des  Kaisers 
302  (II  p.  471),  I  p.  453 
n.  28  (II  p.  475) 

Marciana,  Schwester  des  Kai- 
sers, oder  deren  Tochter 
Matidia  I  p.  453  n.  29,  30 
(II  p.  475) 

Theon  von  Smyrna  819 

Dacier  3,  41,  46 

Abbozzierter  Barbar  1222. 


Fragmente  historischer  Reliefs 
vom  Tra jansforum  1529 

Drei  ornamentale  Friesfrag- 
mente vom  Forum  1148 
bis  1150 

Abgüsse  der  Reliefs  an  der 
Traians-  Säule  II  p.  54 

Statue  des  Iulius  Caesar  ( ?) 
885  (II  p.  476) 

Torso  einer  Statue  der  Dea 
Roma  71  (I  p.  629) 

Fragmente  einer  Bronzestatue 
des  Neptun  658 

Kopf  des  Mars  1107 


CHRONOLOGISCHES  REGISTER. 


543 


Giebelgruppe  1054—1058 
Relief  mit  zwei  Faustkämpfern 

1145 
Traianische  männliche  Forträt- 


büste 33,  102 


Traianische  weibliche  Porträt- 

büste  76  (II  p.  468) 
Grabara  d.  Petronia  Musa  1534 
Bronzetafeln    mit  Inschriften 
1322,  II  p.  214 


Hadrian  (117—138  n.  Chr.) 


Büste  I  p.  453  n.  31,  32 ;  n.  1641 

(?);  Kopf  292  (II  p.  471) 

Sabina,  Gemahlin  des  Kaisers 

I  p.  453  n.  33;  n.  1413, 

1415 

Aelius  Veras  Caesar  I  p.  453 

n.  34 
Antinous  289  (II  p.  471),  294, 
1152, 1872.  Vgl.  286,  287, 
306,  307,  874  (II  p.  476) 
Portratbüste,  ausgef.  von  Ze- 
nas   (von  Aphrodisias  ?) 
I  p.  453  n.  49 
Historische  Reliefs  894, 897, 990 
Fragmente  historischer  Relief  s 
1178,  1186,  1187 
Funde  aus  der  Villa  des  Kaisers 
bei  Tivoli: 
Satyr    aus    rotem   Marmor 

250,  870 
Hermenbüsten  286,  287 
Hermes  ( ?)  858 
Kentauren  des  Aristeas  u. 

Papias  861,  862 
Mädchen  (sog.  Flora)  873 
Ausruhender  Satyr  875 
Gefäße  mit  Relief  181,  1324 
Die  barberinischen  Kande- 
laber 206,  207 
Ägyptisierende    Telamone 

306,  307 
Harpokrates  855  (II  p.  476) 
Gefäßträgerin  879 
Ägyptisierendes  Gefäß  I 


p.  414 
Ephesische  Artemis  337 

Zeit  der  antoninischen  Dynastie. 


Friesfragmente    mit   jagen- 
den Eroten  I  p.  39 
Maske  der  Kybele  917 
Mosaikbilder  I  p.  158ff. ;  n. 
164,  165.  412,  793 

Zwei  Pfauen  vom  Mausoleum 
des  Hadrian  121,  122 

Statue  des  Attis  1236  (II 
p.  480) 

Büste  des  Attis  1311 

—  der  Demeter  1303 

Kopf  einer  Vestalin  1360 

Porträtkopf  in  Relief  1849 

Fragment  eines  Brunnenreliefs 
376 

Votivrelief  (an  Hygieia  od.  Sa- 
lus) 845 

Altar  des  Silvanus  1463  (II 
p.  482) 

Relief    mit    Darstellung    der 
Sacra  Via  aus  dem  Grabe 
der  Haterier  1193 
Sarkophage: 

Selene  u.  Endymion  795,  Ores- 
tes-Mythus 1207,  Gir- 
landen u.  Gorgoneia  1208, 
Untergang  d.  Niobiden 
1209,  Girlanden  u.  Mas- 
ken 1455,  Hochzeit  des 
Peleus  u.  der  Thetis  1887 

Gorgoneia,  angebl.  vom  Tem- 
pel der  Venus  u.  Roma  11, 
14,  30,  35 

Säulenscheiben  mit  Inschrift 
1224—1227 


Antoninus    Pius    (138 — 161    n. 

Chr.):      Statue    114,    1318; 

Büsten  u.   Köpfe  I  p.   453 

n.  35;  n.  1417,  1421,  1535, 

Faustina  d.  ä.  290  (II  p.  471), 

I  p.  453  n.  36 


Relief,  Getreideverteilung  1875 
Reliefs,  Provinzen,  wahrschein- 
lich vom  Tempel  des  Ha- 
drian 888 
Reste  der  Ustrina  Antonino- 
rum  1527 


Dtttek  vofl  B.  G.  Teubner  In  Dftfsden,