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die Religionen und Culte
der bekannteſten Voͤlker der Erde
"alter und neuer Zeit.
Jobann Peter Gerlach,
Camerar des Capitels Zirndorf, drittem Pfarrer, Scholarch
und Schulen⸗Inſpektor der Stadt Fürth, im Könige
reiche Bavern.
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Eriter Band...
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— Erlangen,
bei 2. I Palm und Ernſt Enke
| 1830
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Die Religion it urfprünglih durch Gott in die Menfchen
' gefommen, war Bäterfage, bid Schrift nöthig ward, und wird
- in gewiffen Zeiten der Berdunfelung durch a Gottes
und Begebenheiten erneuert.
a ee Joh. v. Müller.
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Narr Meinerd fagt in ber Borrebe zu feinem trefflichen
Buche: Kritifche Geſchichte aller Religionen x. Hannover
bei Hahn, 1806.: »Wer bie bekannten Religios
nen, es fey nun nad der Ordnung der Zeiten,
oder nach ber Ordnung ber Länder, -in welchen
fie blüheten, ſchildern wollte, der müßte noth⸗
. wendig das, waß allen ober vielen Religionen
gemein. ift, unzählige Mahl wiederholen und.
durch diefe Wiederholung derfelben oder ähns
licher Dinge einen beinahe unüberwinbliden
Elelerweden.”. Man überzeugt ſich leicht, baß diefe
Worte etwas Wahres und etwas Unwahres fagen. Das
Wahre ift, daß ſich in allen Religionen der Erde dieſel⸗
ben erften und vornehmften ‚Ideen finden, was ganz Nas
tirlich erſcheint, da man annehmen muß, daß ſie alle aus
einer Quelle hergefloſſen find, wie das Menſchengeſchlecht
in allen feinen Berfchiedenheiten immer dieſelben Grundei⸗
genſchaften ve weil es von einem einzigen Paare abſtammt.
I“ *
—
— vBorrede
Aber es — — Bo das -ift das uUnrichtige der Dekan: Ä
tung — dem bentenden Menfchen ganz und gar feinen Ekel
machen es bat mir feinen verurfacht, in den Darſtel⸗
lungen ded Bramais mus bie mir früher befanht gewor⸗
+ denen, Ideen ded Moſaismus wieder zu finden und dies
fen überall, bei den Bölfern ded Nordens von Euros,
pa und bed Südens von Amerika zu begegnen; viel⸗
mehr hat ed mich mit einer reinen und innigen Freude er⸗
-fünt und mit Bewunderung der unendlichen Weisheit und
Liebe, die überall in aller Welt den Menfchen fo nahe if,
und fich feinem unbezeugt gelaffen, Die, was alle nöthig.
haben, was Alle wahrhaft ;glücfich. macht, nicht tief. vers
ſteckt, nur feicht begraben hat, die dad Mannichfaltige aus
dem Einfachen hervorzubringen, ı oder das Einfache in tau⸗
fend Verſchiedenheiten zu geftalten wußte, die dabei den.
menschlichen Geiſt ſo ausgerüſtet hat, daß er überall die
Hulle zu beſeitigen vermag, um bis auf den Kern durch⸗
zudringen und das Wahre von dem Falſchen, das We⸗
afentliche von dem Zufauigen zu ee au |
f
- Aderdings aberſchauer man. das Weſen der Religio⸗
‚nen bequemer in der Form, welche. Syerr Meiners gewählt
hat, Doch iſt dabei. nicht zu überfehen, daß eben dieſe Form
nur dem eigentlich wißfenfchaftlichen Forſcher willkommen
iz den Liebhaber, der bei feiner Lektüre nicht blos bes
lehrt ſondern aud) angenehur unterhalten ſeyn will, ftößt
das · Syſtematiſche, dad Gelehrte, ‚öfters zuruck, ebmüdet
ihn wenigſtens. So wie nun der Beſchauer einer Gallerie
von Familiengemählden von der immer wiederkehrenden
Aehnlichkeit in ben einzelnen Bildern keineswegs zu⸗
rückgeſtoßen, vielmehr auf eine angenehme Weiſe angezo⸗
gen, und durch die Mannichfaltigkeit; in welcher fie ers
ſcheint, fo wie durch die DVerfchiedenheit des zufälligen
- Meuffern- ergriffen und unterhalten wird; fü mag’ auch
wohl ‚ber Riekhaber durch eine Gallerie. der Religionen der
Erde mit Bergnügen und Befriebigung hindurchgehen, wenn
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I
| | Borrene,‘ v
ee nur in jedem der einzelnen Bilder das ihm Eigenthüm⸗
liche und Beſondere nicht vergeblich ſucht.
Das ungefähr waren bie Gedanken, bie mid) leiteten,
als ich den Plan zu dem vorliegenden Buche faßte. Ents
Randen ift e8 aus Sammlungen, bie feit einer Reihe von
Jahren angelegt find. Ein Freund der religiöfen Wahr⸗
heit und des Forfched nach derfelben habe ich feit Jahren
die meilten meiner Mußeſtunden auf das. Lefeu und, wo
es nöthig war, auf dad Studium ſolcher Scywiften vers
wendet, die von Meligion überhaupt und von bem
Bormen der Religion handeln, die unter den Mens
[hen gefunden werben. Zwar hatte ich anfänglich dabei
weiter Teine Abficht, ald mich zu belehren und. über das
Weſen der Religion und ihre Erfcheinungen möglich Hare
Anfichten zu erwerben; allein es konnte mir nicht entges
ben, daß fo viele. um und neben mir dasſelbe Bebürfniß,
wenn auch umnerfannt, haben. Biele um ihrer übrigen
Bildung willen höchſt achtungwerthe Perfonen haben von
den Religionen der Erbe wenig oder gar keine Kennmiß.
Wie ſollten fie andy dazu fommen? Sn den Religionftns.
den fpricht man: ihnen: wohl zuweilen van ben. vier Hanpt«
teligionen, der ch riſtlichen, ber jübifchen, der mus.
hamedanifchen cnicht felten "rürfifchen”) und der
heidniſchen; aber die Lehren denken nicht einmahl immer
daran, ihren Schülern bie. Hauptunterfchiede derſel⸗
ben anzugeben , gefchweige daß fie folche tiefer in die Leh⸗
ten und -Borfchriften derfelben einführen folten. Sie kön⸗
nen das auch nicht. Für die Volksſchulen find. die, Reli⸗
gienen der Erde fein Lehrgegenſtand, und der Confir⸗
manden⸗Umterrücht durch die Geiſtlichen kann noch wer
niger fi Damit;befaffen — (Würde doch nur der Untet⸗
Ihied der Gonfeffionen durch Die Darlegung ihrer eis
genthümlichen Principe den Schülern befannt gemadıt!),
weil er feiner Natur nach nicht eigentlich belehrend oder -
unterrichtend, fondern vielmehr erbauend und für
N
Sa
vi Vorrede.
die heilige Sache gewinnend ſeyn fol. In höhern
Schulen wird zwar in dem Lehrgegenſtande ber Mytho⸗
.. Togie etwas dergleichen gegeben, aber es ift in mehrfas
> cher Hinficht unbefriedigend; denn. einmahl ſtellt man in
der Regel die mythologiſchen Sagen auf und lehrt: "Mir
nerva ift aud dem Haupte Jupiters geboren, Venus
aus dem Schaume bed Meers hervorgegangen, Merkur
iſt der Gott der Diebe, Vulkan, der Gott des Feuers,
iſt lahmꝰ u. ſ. f. aber man denkt nicht daran, zu ſagen,
was es eigentlich heiße "Minerva iſt aus dem Haupte,
WVenus and dem Schaum geboren”, wie ed fam, daß
das. Alterthum einen "Gott der Diebe” verehrte, und
| . was. benn gerade den ”Feuergott zum Kräppel” mas
chen. mußte. - Dabei hält man ſich ferner faft ausſchließlich
an die fogenannte clafjifhe Mythologie, oder die der
Griechen und Römer, die untereinander gemengt hirgeſtellt
werben, ohne daß dad. Eigenthümliche und Befondere der
Einen und der Andern ausgefchieden wird, nimmt hoͤchſtens
Etwad aus ber agyptiſchen Fabellehre anf und wirft
auf das ganze weite Keld des orientalifchen Religionwes
ſens, worauf doc die eben genannten fo unfehlbar ges
gründet find, feinen Bid. Endlich wird auch der Cul⸗
tus der Völker nicht beachtet, und, body iſt er ald der Körs
per dei Religionfoftems von fo großer Bedeurung, und es
bewährt fich dem forfchenden Auge fehr leicht, daß fo Mans
. ed in demfelben für new gilt, was uralt, daß Mans
ches, was für chrifilich gehalten wird, echt heidniſch, und
ſchon Jahrtaufende vor * chriſtlichen Aere vorhanden
| —n iſt.
Aus dieſen Nädfichten hielt ich es für kein überflüffls .
ges; Werk, die vorzüglichften Religionformen der Erbe in
einem ‚Buche von hoͤchſtens zwei Bänden sufammenzuftels
ion, das ald Handbuch dem Lehrer beim Unterrichte dies
nen, und ale keſebuch dem denkenden Liebhaber befrie⸗
digende Auskunft geben könnte. Zwar fehlt es nicht eben
—
Vorrede. VER
an ſelchen Schriften, doch find fe nicht Hakfig und noch
er alle befriedigend, da fie entweder frühen Zeiten -
— alſo von ben neuern, fo wichtigen Eutdeckun⸗
gen auf. dem Felde ber Religionen noch nichts enthalten
fünnen, oder zu compenbiös find, ald daß fie ber Wißbe⸗
gierde Genngthuung und dem — Richtung und
keilung geben koͤunten.
Doch, eö biegen noch andere Berichten meinem Ruce
zum Grunde. Seit fünfzig Jahren hat man des alten -
Indiens Religion und Cult genauer esforfcht und
aus den vorhandenen Denkmaͤhlern kennen gelernt. Und
| geblendet von den überrafchenden Entdeckungen einer nia
geahncten Weisheit hat fo Mancher das Weſen derſelben
überſchaͤtzt und die Lehren und Vorſchriften des Bramais⸗
mius ohne weiters über die der Dffenbarung hinaufge⸗
ſeht. Zuerſt waren es nur Gelehrte, welche behaupteten,
Die Nach forſchungen im Orient wären eben
den Wahrheiten des Chrifienthums nicht gan⸗
Rig;” aber jetzt fchon werben Ueberſetzungen altindifcher,
auf Religion ſich beziehender Schriften und Abhandlungen
darüber, in wiſſenſchaftlicher und ‚populärer Form, auch
unter den Ungelehrten gelefen und haben hie und da, bew
ſonders in jugendlichen Köpfen, Schaden angerichtet. Oh⸗
ne der indifchen Weisheit, ob ihres hohen Alterthume ſchon
ſo chnwürbig und wegen. ihres Einfluſſes auf die Eultur
der Menſchheit ſo unendlich wichtig, im geringfien zu nahe "
teten zu wollen, iſt ed bie Sache eines jeden, dem die .
Vahrheit am Herzen liegt,. das Seinige dazu beizutragen,
daß ber. Ueberfchäpung . der indiſchen Weisheit Einhalt ger
hau, daß der Wahrheit ihr Necht,. über allen Syſtemen
iu ſtehen, erhalten werde. Man wird baher in den vor
liegenden Abhandlungen den.hohen Werth und ken unmite
lelbaren und mittelbaven Zufammenhang bes alten indiſchen
mit aflen andern Religionſyſtemen wenigftens angedeutet
Ruben; aber bie Darſtellung ber indiſchen Religion felber
.
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J
virx Vorrede.
werdin thre re und Gebrechen nit ud: vennag das
der wohl Eiwas-dazu: beizutragen, daß einfeltige Auffaffung
‚ab: unbegründete Ueberſchätzung verhindert, richtige An⸗
u er. dagegen gefaßt und. beförbert ‚werben.
gernerr Ge gibt Chriſten ihre Zati {ft bedentend
—* als man es glauben ſollte, — die ihre Religion
‚nur unvollkommen kennen, weil ſie in der Jugend einen
Ar unvollkommenen Unterricht darin erhalten und: fpäs
ter nichts mehv· darum ſich bekümmert haben; es gibt and
dere, !die, auf eine: verbehrte Weiſe im Ehriſtenthume un-⸗
terwieſen, oder ſpaͤter durch Umgang oder Lektüre, niisge⸗
leilet, eine Abneigung nicht blos gegen das Kirchliche des⸗
felben, ſondern gegen Alles und Jedes aufgenommen haben,
was den Namen "chriflich” trägt, Dieſe glauben dabei,
der Religion überhaupt nicht zu bebfirfen und finden ihre
Rechtfertigung vor Gott und der Welt in ihrem Bewußts
fſeyn, dad fie von groben Sünden freiſpricht. Ei⸗
ne Verbleudung, die ſo beklagenswerth iſt, wie jene Un⸗
wiſſenheit, weil ſie, wie jene, dem Fortſchreiten auf der
Bahn der ſittlichen Vervolllommmung durchaus im Wege
ſtehet; denn nur der wahrhaft chriſtliche Sinn erkennt die
Unwurdigkeit des Menſchen vor Gott, erkennt feine Unfär
higkeit, durch fich felber und von ſich ſelber allein Würe
digkeit vor ihm zu erlangen, erkennt alfo bie Nothwendige |
‚ keit, ſich der Hand. der. Religion anzuvertrauen, um auf
der Bahn einer unausgeſetzt fortgehenden Beſſerung und
Veredlung des Denkens, des Empfindens, des Wollens,
des Handelns zu bleiben. Es iſt umſonſt, dieſe Chri⸗
ſten auf den Grund und Duell: des chriſtlichen Glaubens
Binzuweifen, die Einen verfichen die Bibel nicht, Vie ans
tern find voll Vorurtheile gegen He, find auf eine Weife
gebildet, daß ihnen der Ton, die Darfielung bed Buche
Burchaus ‚nicht zufagen, Ehbenfo iſt ed umfonft, fie durch
eigene zur Vertheidigung, zur Rechtfertigung, zur Euipfeh⸗
Bmg'des —— ———— — auf a ans
pen Be führen. m nmohen. Sie He —*
wenig leſen, als die Bibel, theils aus Abneigung gegen
die Sache ſelber, theils aus Ungeneigtheit, ſſch einein Wis
de hinzugeben, das darauf audgehet, A zw’ zwingen, ihre
Meinungen aufzugeben, ihre Ueberzeugungen fahren zu
laſſen. Wer wärbe auch, wenn er dieſe Abſicht —
cder wur vorausleten muß, dadurch nicht gereist, feine
Anſichten nar deko feitet zu halten, deſto harmäckiger zw
vertheidigen ? Was auf dieſem Wege nicht "gelingt, wird‘
vieleicht auf. einen andern erreicht. Aus der Betrachtung:
der Religionen. der Erde entwidelt ſich - die Ueberzeugung
von ber Unentbehrlichkeit der Religion für die Menſchheit,
nie für. den Ginzelnen; aus der Bergleichung der verfchies
denen Formen der Religion gehet von ſelber die Erfeirkte
niß der allein wahren, allein befeligenden hervor, und bie
fe it feine andere ats die Religion Jeſu Chrifif;!
entfleidet von Allem, wad Menfhen früher
oder. fpäter-dazu:gethan haben Es iſt für ben
Berf. dieſes ein unbefchreiblich erfreulicher Gedanke, "dem!'
Einen oder dem Andern den Weg gebahnt
in haben, aufwelhem man nur allein’ zur wahe
ten Ruhe der Seele, zur unerfchütterlihen Me
berzengung und zur unwandelbaren Richtung
bes Willens gelangen fann, ohne Be feine
———— ———— 11786
Ic habe — einen Grund, meine RE —
Druck zu übergeben: In Zeiten allgemeiner Noth ober
Gefahr iſt jeder verpflichtet, - dad Mehr oder Weniger
ver Kräfte, die ihm anvertraut ſind zur ‚Steuer oder
j Abweht anzuwenden. Jedermann fennt die Erſcheinung
in der deutſchen proteſtantiſchen Welt, die von vielen für
eine Geiſteskrankheit erklärt, von den durch fie. Ergriffenen
ſelber aber für die höchſte Geſundheit gehalten wird, bie
bei den religiöfen Polititern für eine Wirkung gewiſſer des
heimes Umtriebe gilt, im Grunde aber eine ganz natürs
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Vorveve⸗ W
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E Ts 2 Vovrede.
Kit Babe Ber. Zeit. if; denn natarlich wart;
daß, als Auch: Gottes Finger das frivole Volt aus
Deaetgtſhland hinausgewieſen war, welches am Ende des
venigen und dem Aufange des jetzigen Jahrhunderts Irre⸗
ligioſitat und Immoralität über ganz Deutſchland (und
viel weiter noch) verbreitete, aus ber allgemeinen Ueber⸗
apmaung einer unmittelbaren Einwirkung Gottes und ber
Wauldigen Danfedempfinbung für die erlangte Erlöfung ein
frommerer Sinn hervorging; aber eben fo uatärlih, daß,
nach alter Gewohnheit ber Meufchen, won on einem Auſſer⸗
Ben anf das andere überzufpringen, dieſe ——— bei
Manchen die Schranken uͤberſtieg und nun unter dem Ras
men des Myſticismus in der proteſtantiſchen Chriſtenwelt
. hanfet; aber in den ſeltenſten Fäͤllen Myſtik iſt, ſondern
wer Dogmatismus, Orthodoxie, Pietiſterei und
leder in ven Faͤlen Simulation. | |
F Es iſt m. viel geſagt, wenn ein Tageſchriftſteller bes
hauptet, ꝰ es habe in diefer Hinficht unfere Zeit eine gewiſ⸗
fe.Achnlichleit mit dem Anfange der römifchen Kaiferpen
riode, in welcher aud, nach langen, Srreligiofität und
Demoraliſation bewirtenden, Kriegen und Unruhen die
Religion wieder in Aufnahme kam; e& ſey indeffen nur
Aberglauben und Ceremonienkram geweſen, aud deren ver⸗
ſumpftem und unwirthbarem Boden ein noch größeres Ver⸗
derben bed Volles emporgewachfen fey.” Aber die Aehn⸗
lichkeit könnte entfliehen, wenn dad Streben derer, bie mit
Unverfignd eifern, gelänge, nemlic der Vernunft die ihr
nad) Gottes. heiligen Willen gebührenden nnd von ihe mie |
Sahrtaufende langen ‚heißen Kampfe errungenen-Necte zu --
entreißen und einen willführlichen Autoritätglauben an ih⸗
re Stelle zu fegen; denn was Fönnte daraus anderd her⸗
vorgehen, als eine Verfchlimmerung des Menfchengefchlechts,
das überall, wo es in geifliger Knechtſchaft lebet, viel
verbotbener iſt, ald wo es die Kräfte feines Geiſtes un—
gehindert entwickeln und entfalten, und in harmoniſcher
—“
Vorrede. ak
Anwendung derfelben feinem Ziele, ber Berseklomumgung ;
zuſchreiten kann ? Was von dem belanntelen unter allem:
Erdenvoͤlkern gefagt wird, daß diejenige Sekte —
die ſich von dem Joche der Hierarchie losgeriſſen hat, viel
höher ſtehe und in imellektueller und ſittlicher Hinſicht gangr
andere Menschen enthalte, ald die Orthodoxen Aud; das
gilt von allen Neligionbefennern aller Zonen „und aller:
Zeiten. Darum habe ich es für meine Pflicht gehalten,
mad ich, biöher anf dem Predigt» uud Kinderskehr- Stuhl, .
in thım berufen und nad meinen Kräften befliffen
war, auch auf biefem Wege zu verfuchen "ber Ber»
nunft ihre Rechte in Sachen des Blaubens uud:
des Gewiſſens, ober der Religion, wahren zu—
helfen,” geftügt auf dad Wort meines Meilterd, (Marl.
12,34) weldes die Bernunft zum Kennzeichen.
— —
der Vurdigkeit bed Eintritts in das Reich Got⸗
tes macht; und in Uebereinſtimmung mit feinen erſten
Schülern, dem Apoſtel Paulus, ter (Rom. 12, 1.3 ei⸗
am »vernünftigen Gottesdienſt“ verlangt und.
dem Kirchenvater Ekemens von Alerandrien, wels
her jagt: "Alle Menfhen, weldhe der Bernunft
gemäß gelebt haben, oder ihr gemäß Leben,
find wahrhaft Chriſten und brauden ſich nit
iu fürchten.” (Strom. VI) Es bedarf aber wohl Fels.
nes Beweiſes, daß man die Menſchen nicht beffer vor
Geiſteslnechtſchaft und dem daraus hervorgehenden Ver⸗
derben ſichern koͤnne, als darch eine moͤglichſt klare Ans
fht von dem Weſentlichen und Auſſerweſentlichen in ber
Religlon. Und dazu muß jeder. fommen, ber -mit unbes
fongenem Sinne dad Menfchengefchlecht von feiner erften
Entſtehuug (Cſo weit wir folched vermögen) an verfolgen
und bie Entwidelung- bes ihm von dem Ewigen gegebenen
teligiöfen Gefühls ins Auge faffen will; es muß ihm klar
werden, daß, wie ed das mofaifhe Schöpfunggemählde .
fügt, Gott felber es war, ber fich den erften Menfchen-
!
| fenbarte, und fie ſeitdem, trog ihrer Heinern und grös -
an Borrene
Bern BerteAiungen:? trotz ihres Salmens und. Rucſallens,
trotz ihres Eigenſinnes und ihrer Herzenshärtigkeit, nie⸗
mahis vetlaſſen, ſondern vielmehr von einer Stufe der
igisſen Bildung. zur andern fortgeführt hat, bis er ih⸗
uen zuletzt das heile Licht des Geiſtes in der Religion
feines :Sohnes aufgehen ließ, Durch welches nun all»
mählig die Nacht des Aberglaubensd und der
Vorurtheile erhellt und in einen herrlichen,
erfreulihen 08 verwandelt wird. Pe
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7 Aber wird — nick. durch eine ſolche Bildung, bes
Menſchen alles Pofitive in der: Religion "gänzlich : vers
tilgt? Es ift nicht zu laügnen, was: die Menfchen je und
je' als foldyed aufgeftellt haben, das fällt dahin, dagegen
erhält bas Ewigpoſitive, das, was die Gottheit felber als
. ſolches vor die Algen ihrer Welt hingeftellt hat, neue fer
. There GStügen indem Geifte und Herzen der Menfchen,
und tin reinerer Glaube, und eine feftere Hoffnung, und
eine fruschtbarere Liebe, biefe heilige Drei des Chriftenthums, .
entftehen und geftäften fi, wo man ohne vorgefaßte Meis
nung, ohne Befangenheit, ohne Vorurtheile das dreis
blätterige Buch der Offenbarungen Gottes Ras:
tur, Geſchichte und heilige Schrift) auffchkägt und
- purchliest.: Verſtehen wir den erhabenen Stifter der chriſt⸗
lichen Relition recht, fo deutet er und: das ſelber an, wenn
er fpricht: » 88 kommt die Zeit, und ſie ift fchon da, wo
die wahren Anbeter den Vater im Geiſte und fo- feiner wärs
dig 'anbeten werben, denn ſolche Anbeter will der. Bater
haben.” Er felber,, ‘ob fromme Befarigenheit den Kopf
fhättelte, ob hierarchifche Eiferfucht die Kauft ballte, ob
ftürmifchen Seftengeift um ihn aufbtraußte, er ließ fich
darch nichts hemmen in” feinen Körifchreiten auf der Baht,
die ihm fein himmlifcher Vater vorgezeichnet hatte; er ver«
. trieb die Finfternig des Geiftes durch das Licht feiner: Lehr
ve bei Allen, die fie aufnahmen, und fegte in die Frei⸗
- heit, was ſich feiner Leitung anvertraute. IR er — was
BVBorrede xIia
dem ganz und gar nicht widerſpricht — sek: feinen ecſtea
Schulern nicht in allen Städen völlig: richtig verſtauden
worden, fo wird er noch heut zu: Tage Yon Bichen ww.
kannt, die ſich feine Nachfolger mennen, mab zum
erniebrigt, ftatt daß fie ihn als das ſichtbure Bild bag
unfihtbaren Gottes anfehen und wady. ihm. lehren
follten, wie die Menfchen felber, nad, Gottes Bilb ge
ſchaffen, dieſes Bild in fidy darſtellen und ihm immer nd»
her kommen Tönnen. Glauben fol man. än Ihn, ſo wol
in fie, ohme daß fie je fagen, was unter bem Glanbes
verſtanden werde; ohne zu bedeuten, daß bie Idee Dep
Verpflichtung, Etwas zu glauben, ben Stempel ber Bew
werflichleit -von vorn herein an fich trage, ba es nur
licht ſeyn Tann, nach richtiger Erkeuntniß zu ſtreben
und alle vernunftgemäßen Mittel anzuwenden, um bay
u gelangen, und darum fagen wir wohl mit Rechte
Nicht in dem Glauben an Chriftum (ben Autorktätglams
ben), fondern in. der Erkenntniß CEhriſti wird einſt fein
Wort in Erfüllung gehen: »Es wird Eine San
und Ein Hirte werden.”
Es war di geit, ı wo große Maͤnner im ——
te des proteſtantiſchen Chriſtenthums behaupteten, »der
chriſtliche Religionlehrer müſſe ſeine Anſicht
vom Chriſtenthume für ſich behalten, als Lehs
rer müffe er die dffentlihe Neligivn. vortras
gen.? Gewiß ift das eine Meinung, die ſich mit bew
Geifte weder des Proteſtantismus, noch ded Chris
ſtenthums felber verträgt. Dieſes nnterfcheibet ſich eben
dadurch von andern Religionen, daß es feine Myſſte⸗
rien hat, daß es nicht, wie fie, efoterifche mund ernr
‚terifche Lehren aufftellt. Die Beweife, daß CEhriſtus feis
ne Lehre zu einem Bemeingnte beſtimmt habe, liegen
sahlreich genug vor und ein Gemeingut darf Wienanben.
vorenthalten werden. Es iſt daher nichts Anderes, als
Anmaffung, verwerflicher Prieftergeik, der die Welt new.
[1 ı Ge Vorrede.
Nibe, woran ein vroteſtantiſcher Religionlehrer fagt: "Die
Lalten müsfen glauben, was wir fagen.” »Nein,“
Tagen_diefe it Hartmuth von Eronberg cin feiner
Grmahnung au bie vier Bettelorden), "nein,- wir
‚glauben end und D. Euthern-nicht weiter, denn
fo viel'wir ins heiligen Evangelium gegründet
finden. Was damit nicht ſtimmt, bad verwer⸗
fen wir als Menſchen⸗Wahn oder Menſchen⸗
Wort”, Müffen wir dad als dem Geiſte bed Proteſtan⸗
‚und. völlig enifprechend erkennen, und nicht bloß eim
Milton behauptet, cd. doctr. christ. duo libri posth.),
daß bie Auslegung der Schrift frei bleiben müße und kei⸗
vie. Obrigkeit oder Kirche ihre, Auslegungweile ben Chris
ſten als Geſetz aufdringen dürfe; Luther ſelber (Br. an
den Pabit Leo 1520) fagt: "Dazu mag ich nicht lei⸗
Ben Regel oder Map, die Schrift auszulegen,
dieweil dad. Wort Gottes, das alle Freiheit
Schre, nicht fol no muß gefangen feyn:” fo
wird man in der unbefangenen und unummundenen Dar⸗
legung des Ehriftenthume und ber mannichfaltigen und
höchft verfchiedenen Anſichten desfelben, fowie der Nele _
gion und deren Formen überhaupt, weder eine Gefahr
noch eine uebertretuag Ko ii erblicken Töns
urn. —
| gu dieſer Dardellutg der Entſtehung und ber Abfiche
ten dieſes Buches. liegt auch gewiffermaffen fchon die Ant⸗
wort auf die Frage, die etwa aufgeworfen werben fönnte,
nfüg welche Lefer es gefchrieben ſey?“ Im eigentlichen -
Worten. ausgebrüct, heißt fie aber: "Nicht für Kinder,
weber für unmündige, noch für erwachiene, ſondern für
Lente, welchen es Freude macht, bad Weſen der Religion
denfend aufzufafien, ohne Unterfchieb des Standes, des
Alters, oder eines fonftigen Verhältniffed.” Diefe werben,
wenn hie und da Etwas vorkommen follte in der Sprache,
oder in der Darftellung, oder in der Bade felber, das
Vorrede. — . x
ihnen nicht auf den erſten Blick Kar wäre, ſich nicht abs
ſghyecken, ſich nicht bie ua verdrießen laflen, ben nds
thigen Auffchluß zu fuchen, den gu Ruben Ka ohuchin
nicht fchwer fallen kann.
Woch einmahl alfe: & ie mehr Wyuſch nnd meine
Abſicht, Etwas, ſey ed auch nur Weniges, zur enblichen
Entiheidung der. Frage über die wichtigfte und heiligſte
Angelegenheit ber Menfchheit beizutragen. Dieß bitte ich,
bei dem Urtheil über mein Buch ind Auge zu faffen! Weber,
dad Andere wird ſodaun der Ausſpruch nicht Schwer zu
fülen feyn. Der Vorwurf, daß aus zehn Büchern das
eilfte gemacht ſey, kann das Borkiegende: nicht treffen,
da fein Verfaſſer nicht. weiß, ob eins ober fünfhuns
dert ben Stoff dazu geliefert haben. ‚Und wer hie und
da woͤrtliche Auszüge - aus andern Schriften finden ſollte,
der wolle, wie nn iſt, bedenken, daß das Buch aus
Sammlungen. entſtand, die der Verfaſſer an den Faden
ſeines Planed angereihet und wenigftend dafür zu forgen ſich
befifen hat, daß von feinem Frucht⸗ und Blumen,
Rüde Unfchönes and Ungenießbares fern blieben.
Prüfet, rufe ih — meinen eeſern, wie —
allenfallſigen Richtern zu, prüfet altes und das Gu⸗
te behaltet!
D. Verf.
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Einleitung
E. if bie hochſte Wahrſcheinllchteit, grenzt alſo nahe au. -
bie Gewißheit, daß das Menfchengefchlecht von einem eins
zigen Paare abſtamme. Die Beweife dafür liegen in Dem
Geſetze der Sparſamleit „welches überall in der Natur ans
getroffen wird, in ber, bei allen äußern Verſchiedenheiten
dennoch beſtehenden gleichförmigen geiſtigen Beſchaffenheit
dee Menſchen, und den. übereinftinmenden Zeugniſſen ber
Geſchichte und der Sagen der Bölfer.
Wir ziehen ‚alsbald eine wichtige Folgerung für ung
fern Zweck daraus: Wenn nemlich ber Schöpfer des Men⸗
ſchengeſchlechts, der dieſes mit allen Mitteln zur Erreis
chung feiner Beſtimmung auf der Erde reichlich. ausgeſtat⸗
tet, ‘ed anch für feine ewige Beſtimmung nicht vernachkäfe
figet haben kann, wenn: er ihm die Mittel, fie zu errei⸗
den, mitgetheilt haben muß; fo mag bag erſte Menfchens
paar, wie man mit ben heiligen Urkunden der Offenbas
‚ rung insgemein anzunehmen pflegt, in vollfommener Heis
ligleit gefchaffen worben, oder wie Andere wollen, in eis
sem rohen und nur ber allmähligen Entwidelung. und
‚Annäherung an jene fähigen, Zuſtand aus den Händen
des Schöpfers hervorgegangen ſeyn; das, was. biefer ihm
von Religion .—. man nenne es nun Erkenntniß Gottes,
oder religiöfed Gefühl, ober wie.man wolle — mitgetheilt
hatte, mußte von ihm anf feine .näcfen und von dieſen
-
auf feine entferntern und entfernteften Abfömmlinge übers
schen. Daher können wir fagen, daß ed, wie in Bezies
hung auf das Weſen derfelben, fo auch in hiftorifcher
Rückſicht nur eine Religion, oder eine Grundlage
aller, weg auch; noch fe verſchieden erſcheinenden, Reli⸗
1
—
wenn auch fein Wefen-ihm verborgen blieb — und wohl
auf Immer verborgen bleibt. Auf der andern Seite bes
Nachdenken über dieſe Frage aber fuͤhrte ihn auf den Be⸗
griff‘ eines Wefens, das in der Welt-enthalten tft,
richtig ſchrieb er aber auch dem nemlichen Weſen die Ent⸗
es in einer Welt, wo Alles als Wirkung einer vorherge⸗
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| hionfgfteme urſprunglich gegeben habe. Das iſt es ja
‚aber. auch, was und bie Bücher ber Offenbarung lehren,
das iſt es, was die uralten Schriften der Indier, Perſer,
Aegypter und Hellenen übereinftimmend- ſagen. Dieſe letz⸗
tern ſagen: Der Menſch, dem in der Vernunft die Idee
des Goͤttlichen geoffenbart war, hatte. durch dieſelbe ein
unüberwindliches Bedürfniß, Etwas zu. glauben und -zu
verehren, das. Über ihn war. Bald nad)’ feiner Entftehung.
hat er daher angefangen, ſich über die ſichtbare Welt gun
erheben und das: Däfeyn einer überfinnlichen zu begreifen.
Er betrachtete ſich ſelbſt und fand, daß in ihm win Eiwas
fey , verfchieden von dem Leibe, aber: auf dad Genauefte
mit ihm verbunden ;. das Dafeyn diefes Etwas war ihm
leicht entfchieden, da feine Wirfungeit ſo augenfällig find,
trachtete et die Welt um ſich herz; ex bemerkte ihre Schön⸗
heit, Ordnung, Regelmäßigkeit und fehr natürlich drang.
fih ihm die Frage aufs. Wer bewitkt das Allee? Das
wie das in ihm Tebende in feinem Körper,'und
alle jene Wirkungen in bemfelben hervorbrachte. Folge⸗
ftehung oder Hervorbringung ber Welt zu; denn: wie Tollte
gangenen Urſache erfcheittt, anders ſeyn können, ald- Buß
zuletzt Alles aus einer erſten Urſache hervorgegangen iſt?
Wie ſollte es in einer Melk; wo ſich unaufhoͤrlich Alles
auflöst und zerſtört, und doc Alles in derſelben Ordnung
wiederkehrt ‚ anders feyn, ald daß jene u u
wer Alles beffimmt und regelt?
Wie aber det Menfch bei dem Blicke auf ba in ihm
wohnende, ihm unbegreifliche Weſen von einer; gewiffen,
unwillkuͤhrlichen Scheu ſich ergriffen fühlte, ſo wurde er
bei. dem Gedanken an: “er in: Yen Welt ſich entakende We⸗
| — 3 —
im von eben fo unwillkührlicher Ehrfurcht burchbrungen;
und da er bei fertgefegtem Nachdenken gar Manches ent)
bedte, was ihn in genaue Verbindung mit biefem Weſen
ſette, fo fühlte er ſich aud aufgefordert, ihm biefe Ehr⸗
furcht zu beweifen. Die unendliche Macht und Weis heit
deſſen, der die Welt erſchaffen konnte, der fie. erhält und
regiert, wie ſollten fie nicht Erftannen und Vertrauen in
ber Seele des Menſchen hervorbringen? Die unendliche
Büte, die Alles, was lebet und am meiften den Menſchen,
sum Glücke beftintine Haben mußte, "wie ſollte fie ihn nicht
zue Dankbarkeit entflammen ? Und wie wäre es denkbar
geweien, daß der Menſch .biefe Empfindungen nicht ve
in Handlungen übergehen laſſen follen ?
Auf diefem Wege fam bie Menfchheit nach ind nach
dazu, daß ſie einen Gott glaubte und ihn verehrte,
kam zur Religion, deren Keim der Ewige ſelber aus
unenblicher Weisheit in ihre Weſen gelegt hat, ald das eins.
ige Mittel, fie ihrer ewigen Beſtimmung zuzuführen. Dit
biefem Glauben au einen Gott, dem Monotheismus,
den man ale den urfprünglichen des Menfchens
gefhlehte anzufehen hat ©), tft aber: wohl zugleich
— der N ber Glaube an N
Die Bibel ſtellet uns das, in den Büchern Mofe's, dent
Hiob u. a. Mar vor Aigen, Andere älte Religionurkunden
behaupten dasſelbe, und das eigene Bewußtſeyn fagt uns,
daß der Menſch durch Entwickelung des ihn angeſtammten,
tief im Gemüthe liegenden Gefühls der Andacht und Hei⸗
ligkeit zu Gott und feiner Verehrung geführt worden
fey. Aber’ freilich war dieſer Monotheismus nicht der
der Offenbarung; hamentlich der riftlichen Offenbarung, \
hit die reine dee von einem auſſer der Welt befindli-
hen, über die Welt erhäbenen, höchſten Weſen, fonderit
nur das Ganze der Welt, doder höchſtens die Weltfeete;
es war Pantheismus, der ſo hahe mit Polytheis⸗
His verwandt in und un. nn —— überall — ne
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an viele Götter, der. unſtreitig and verfehltem Nachdenken
hervorging. Menſchen non. weniger freiem Beifte. beobach⸗
teten die Erfcheinungen in der Natur, fie wurden nicht fel⸗
-ten von folchen überrafcıt, erfchredt,.und ‚auf mancherlei
Weiſe ergriffen; fie fanden feinen natürlichen Zuſammen⸗
. Hang und geriethen. auf eine übernatürliche Urſache, fie
machten zuerft diefe und am Ende fogar ihre Wirkung, die
Erfcheinung der Natur felber, zum Gott, Die mohlthätige
Macht der Wärme, ber: Wirkung bes Feuers, empfindend,-
. befeelte der weife Parfe das fichtbare Feuer mit dem un⸗
fichtbaren Mithras, aber das gemeine Volk fiel im Mis⸗
verftande vor dem glänzenden, 'wohlthätigen: Körner wies
ber, ihn ald Gott anbetend. Anderwärts ftellten Weltwei⸗
fe und Dichter die Lebensverhältniffe und Raturfräfte uns
ter Bildern bar, die der große Hanfe für die Sache felber
hielt und das Symbol für den Gott nahe: fo im Aegyp⸗
ten ben Apis, den die Weifen ald das Symbol des
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Ackerbaues und der fhaffenden Kraft der Natur
aufftellten, fo in dem übrigen Afrika und :fpäter auch im
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"neigt, fie über bie gewöhnliche Menfchheit. zu erheben. Die ,
andern Erdtheilen, die Schlange, welche ald dad Symbol
der Gefundheit und Lebendfraft daſtand. Ueberall
aber ſah man einzelne Menfchen won großer Auszeichnung,
; die auf eine wohlthätige Weife in das Geſchick anderer eins
grifen, oder gewaltig und gewaltfam Über das Loos eins
zelner oder ganzer Gefellfchaften verfügten, und die leichts |
glaubige und aberglaubige Schwäche ‚war nur allzuges
Zeit that dabei das Yhrige, nach Verlauf: einer längern
ober Fürzern Reihe von Sahren war dad Menfcdhliche.
an dem Geachteten oder Gefürdhteten ganz verfihwuns
den, er fand ba in ber Einbildungskraft der Nachkommen
als ein Heros, ein Halbgott, ja ſelber ein Gott. So
waren der inbifhe Brama, der ägpptiihe Öfiris, ber
griechiſche Heralles u. p. a. ohne: Zweifel Perfonen,
deren große Kriegsthaten, oder wohlthaͤtige ‚fr das bür⸗
gerliche und fittliche Leben erfpriesliche Leiftungen ‚ben bes
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(hräitten Beitgeitte als Wunder erfchienen und Ihren Ur⸗
bebern den Mang. und ‚die Würde von Halbgöltern und
Göttern erwarben, wem ſchon micht :überfehen werden
darf, daß mit der Vorſtellung bexfelben fich früher beſtan⸗
bene und weiſtentheils worgenlaͤndiſche Gottheit⸗Ideen
verbunden haben... So zählt die nordiſche Sage drei Odi⸗
ne, die nach und nach von Aften herüber in den Norden
von Europa: einwanderten. In dem ſetztern vereinigten fich
em Ende ale Sagen, und kaffen ihn dem geiſtesſchwachen
aber koͤrperſtarken Volle in dem Glanze feuer herrlichen -
Thaten ald den: oberſten Gott erſcheinen. :
Anf diefe einfache und doch Dabei. mannichfaltige Wels
fe entſtanden wach undenach in dr menſchlichen Welt eine
Menge: non Göttern weh Gottiunen, von böfen und gutes,
von höhern ud. niedern; aber es iR merfwürkig, daß über⸗
ad bie Meinung etwas noch Höheres über die Götter
walten ließ, dem biefe ſelber unterworfen waren; ein kla⸗
zer Beweis, Daß bie Idee eines Gottes, eines höchſten
allwaltenden Gottes, Die urfprängliche im Grunde des Men⸗
ſchengeiſtes ſelber liegende ſey. Wie das in der griechiſchen
Anangfe, dent römifchen Fatum, deutlich hervortrit, fo
wird ed ig der horbifchen Mythologie unter dem gewalti⸗
gen Wolfe Fie ur is. vorgeftellt, der am Ende der Zeit alle
Götter, auch. den mächtigen Odin nicht um
verſchlingt; fo hat es, und zwar am .entfchiedeuften, der
Bramaismus, Deffen Dreifaktigkeit, Brama,
Wiſchnu und: Schiwa, aus dem Ua Br *
vorgegangen iſt.
Die Götter. und. hohern Weſen alte: die aus dieſem
verfehlten Nachbenfenchervorgingen, mußten ſich nach Klie⸗
ma und. Lebensart, nach Verfaſſung und andern Verhaͤlt⸗
niſen der. Menſchent geſtalten. Der alte Germane, in
Tanlıen Wäldern edjngen, und der Hindu, in einem bluͤ⸗
henden -üppigem Garten: aufwachſend, halten ganz „entger
zeſette Bebärfaifferamb: Wünſche, Genüſſe und Hoffnun⸗
gen, und genau 1 entferne ihrer mn un» Empfin⸗
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E vn wahen auch Hrı Gotter. Daher iſt das PER
cthum'! in allen feiner Aoſtyn und Zweigen ein buntes Ger
miſche von wahren und falfchen, von bewundernswärbigen
nnd wunderlichen VPorſtellungen und Begriffen, und von
wuͤrdigen und lächerlichen, von erhebenden und oft gräßs
.bklichſchauderhaften Grbrändien, bie zur Berehrung ber. vers
’ meine Götten dienen follten,
Durchaus finnlicher Art gebieten bie famuichen heid⸗
sifchen Religionen, neben- dem Gebete zu den Göttern,
auch Opfer, durch welche diefe verſoöhnt oder gewonnen
werben, durch welche man ſie verherrlichen odet ihnen ſchul⸗
digen Dank abfiutten: fol. Zu dieſen Opfern: diente nun
von jeher Alles, mad der Menſch oder Die Natur here
vorbrachte, auch ſogar Menſchen wurden geopfert; oft une
ter ben furchtharſten / empörendſten Umſtänden. Wenn das
friedliche Landvolk aller ackerbauenden Nativnen bie harm⸗
koſen Erzeugniffe ſeines Fleißes ‚, die milden Gaben ber
Göͤtter dieſen ſelbſt darbrachte, fo mußten fie doch faft Übers
all auch, zur Verſöhnung der Bdtter, oder zum Danfe ges
gen fie, das Blut ihrer Hausthiere flieſſen laſſen; fo weis
heten die rohen Canaaniter ihre eigenen Söhne und Töchs
ter. dem Mol och im euer; fo riffen Die kriegeriſchgrauſa⸗
gien Meritaner ihren‘ Kriegsgefangenen tanfenbweife Das
Herz aus dem Leibe, um es ihrem Friegegote Huizilo⸗
pochtli zu weihen.
Man ſieht aus dem Allen, daß die natürliche Re⸗
ligion (die durch Nachdenken über bie Ratur und die Er⸗
zeugniſſe und Erſcheinungen derſelben gefundene und durch
äußere Verhältniſſe ausgebildete Religion) nur. ſelten ohne
große Verirrungen des Geiſtes und :ded Herzens der Mens
ſchen geblieben iſt; es kann uns Daher nicht befremden, daß
wir überall und unter allen Völkern. den Wunfh, ben.
ſehnſuchtvollen Wunfh, nach unmitelbarem Umgang mit
Gott felber, daß wir ‚überall den Glauben an bereite ers |
folgte Erfcheinungen der. Gottheit‘ bei den Völlern der Erbe
vorfinden. Auch diefe Theophanieen (Böttererfcheinuns
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gen) ‚Beben. it dem Grade und, ber rt. der Bilbung ber
Böhler in-vollfenunenen Einkjange. , Bei den nachdentlichen
thatenſcheuen Aegyptern wirb Ofxis,. nadı einem harten und.
langen Kampfe mit feinem Gegner, Typhon, die Beute eis
nes marterpollen Todes, um heilbringend für die Menſch⸗
heit wieder auferweckt zu werben; bei ben ſinnlichen Gries
hen erſcheint Zeus am..häufigfien ‚ben Frauen und Mäds
den, gewöhnlich. finmlichen Umgang mit ihnen pflegend,
und fein, Btiſhjel, wixkt auf die Erhaltung und Belebung
ber grobfiunlichen. Lebensluft des Volkes; bei den kampflu⸗
ſtigen Normannen dagegen .trit Odin in völliger Rüs
Rung auf und, kämpft mit dem betagten Helden, den er,
nachdem er ihn ehrenvoll befiegt, in, bie Gemeinfchaft ber
helden nach Walhalla einführt, und höher fchlägt jebem
Rormann das Heldenherz bei dieſem Gedanten, und Krieger '
luſt und Thatendurſt erhalten neue, Träftige Nahrung.
Wie wir gher überall die Götter den Menſchen in Pers -
fon erjcheingi, md, Umgaug mit ihnen pflegen fehen, fo ſe⸗
ben wir auch eine andere Sehnſucht der Menſchen geſtillt
md. bei der. ‚Unzulängfichfeit der natürlichen Religion ihr
zen unmittelbare Belehrungen aug dem Munde der Gott⸗
het, über ihren Willen an bie, Menfchen und über bie
Mitel, dieſen ihren Willen zu befolgen,..gegeben. Waren:
dieſe Velehrungen qusführlich und, von den, Göttern. felber,
zum Heil der Menfſchen veranſtaltet, fo hießen fie Öffen-
barungen;, Drafgf nannte man fie Dagegen, wenn: von
Renfchen (Brjeftern) heſondere Anftalten ‚getroffen ‚waren;
wo man die Gßtter ffagen und Antworten von ihnen er⸗
halten konnte. Diefg letztern waren gewöhnlich fehr kurz
und ſehr dunkel und bie Gottheit behauptete auch in ihnen
das ihr allein zufändige Recht, dunkel und ums
begreiflich zu feyn. Wenn demuadı in dem jungem
Rom die Nymphe Egeria dem Könige Numa Pom⸗:
pilius erfcheint und ihm die religiöfe und bürgerliche Vers,
faſſung für fein Bpit und feinen Staat eingiebt; wenn
Ranfo Kapat, als der Geſandte der Sonne unter den
| — aufteit und — fm Namen derfewen als der
N
ſonderer Weisheit und Geiſtesgröße ausgeltattet, traten von
Zeit zu Zeit Mänrier auf, welche ihre unwiſſenden, rohen
Zeitgenoſſen über die richtigſten Anfgaben - bes Lebens bes
lehrten und zur Erfüllung deſſen, was zur Erreichung ih⸗
res Zieled nothwendig war, erweckten: "den Inbegriff dee
religiöfen Lehren und Wahrheiten aber; weiche ben Mens
ſchen auf diefem Wege: zugefommen fi find, - siert man ges
dieſelben thr Anfehen unter dem Volke hoben. und befeftigs
. ten, und ihre Abſichten mit bemfelben deſto leichter durche
’
Do} 8 Ger
oberften und alleinigen Goitheit, Gefetze giebt und Verfaf⸗
fung; fo erfcheint, äuch nach der Wibel; der Herr'dem
Abraham und macht’einet Bund mit ihm, nach weichen
er ihm verfpricht, fein Gott zu ſeyn und Ihn zu einem gto⸗
fen Volke zu machen, in welchem alle Bölfer der Erde ge⸗
ſegnet ſeyn ſollen, went er ihm mit ſeinem Hauſe dienen
würde. Alle dieſe M ythen enthalten die unumſtoͤßliche
Wahrheit, daß der Ewige die Menſchheit nicht ſich ſelber
überlaffen,, fondern von Zeit zu Zeit’ eigener: ausprädfidyer-
Offenbarungen gewürdiget habe. Von ihm memlich mit bes
wohnlich »Geoffen barte Religion.”
Zwar, da fi alle Religionen der Erbe unmittethaver
Belehrungen von Gott rähmen, machen fie ud) alle Au⸗
foruch auf den Namen: Geoffenbarte Religion; al⸗
fein Dffenbarungen, welche: diefen Namen mit Hecht
führen wollen, durfen Her Vernunft nit widerſpre⸗
chen, wenn fie ſchon über bie Faſſungkraft derfelben hin⸗
ausſsgehen und müſſen Wahrheit und Tugend. förs
bern, denn nur auf dieſen beruhet daB höchfte Ziel des
| ‚ Menfchenthums, die Sittlichkeit md die Darans hervor⸗
"gehende Seligfeit. Dieſe Kennzeichen aber finden wie
‚nicht überall, In den heidnifchen Religionen find vielmehr
die vorgegebenen Offenbarungen im beßten Kalle” Selbfis.
täufhungen,” in den meiften Fällen aber vorfägliche
und ‚ausgebachte Täufchungen der Priefter, welche durdy
fegten. Wenn in ee agoptiſchen und gricchiſchen Vorwelt |
|
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die Drafel ans Höhlen. und gehelligten Hefnek bie Aut)
fpräche der Bötter bekannt machten, fo fand ſich nur ein
Alerander, der bie Priefterinn mie Gewalt zu bem
Dreifwß führte und ihr den Ausſpruch, den er von beit
Gott erwartete, ind Ohr fagte; fchweigend und zitternd
horchte die Menge der Stimme ber Gottheit, die fo oft
von dem Erfolge Lügen geſtraft warde, ohne daß
man ihr einen Vorwurf deßhalb machen konnte, da ſie ih⸗
re Sprüche in eine dunkle, vielſeitige Sprache huͤllte ‚ die
Ihe auchh, das Entgegengefegte verfündigt zu haben, zu
behaupten erlaubte. Wenn in dem fpätern Rom die Bor
gelpriefter and dem. Zlüge ber Vögel die Ergebniffe ber
Zukunft "beftimmten, fo mogten wohl nur wenige fo heif
fehen, wie Cicero, der gu fagen wagte: Wenn zwei Aus
guren fich begegnen, fo Finnen fie nicht anders, ale mil
einander Tachen; dad Bolf-fand ed ganz in ber Orbnung,
daß die Schlacht gewonnen wurbe, weil vorher ein Adler
rechts, ober verloren, weil ein Rabe links aufgeflogen
war. Diefelben Erfcheinungen gewähren und heut zu Tas
ge noch die Prieſter in den cultivirten Gauen Europa's
und die auf den Salzſteppen Aſtens; ſie verkündigen ihre
Erfindungen als den heiligen Willen Gottes und ih ſchwei⸗
gender Ehrfurcht und Unterwuͤrfigkeit empfängt ſſe das ge⸗
blendete Volk, die fchimpflichen Feſſeln sticht fühlend-, die
man feinem Geiſte anleget. Es iſt ganz basſelbe, wen
dort die Prieſter des Ko den Gtaubigen gebieten, das Ges
betrad zii ſchwingen, um -entfünbiget zu-werben, und hier,
um vollfommenen Ablaß zu erlangen,: bei Roſenkranz fo
oder fo- oftmahl abzubeten befehlen. Es iſt dasſelbe, wenn
in Indien der Gott Jagarnaut von unſinnigſchreien⸗
dem Psbel auf einem hohen Gerüfte umhergezogen wirb
und die Glanbigen auf beiden Seiten anbetend niederfals
Ien, ja fih von dei Rädern bei Wagens fromm zer⸗
malmen laffen, ‚und Wenn anderwärtd der Priefter den
nen gefchaffenen Gott in die Höhe hebet, vor weis.
chem das Volk ſtumpfſinnig nieberfält, und willig und
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PER ben. — ber hlerarchiſchen Schlauheit
über ‚feinen, Nacken ‚dahin rollen lͤſſet Auch ber Aber«
glaube bat feine. Familjen⸗Aehnlichkeit, wenn ſchon ſej⸗
ge Phyſi iognomie hie und da —— Deräns
170 ZU fäygnen iſt nicht, bag and, in: der heibnifchen, Wels
=. ba Menſchen gefunden werden, bie nicht ar bie
Apficht gefaßt, ihre Landsleute ober, Zeitgenoffen aus. Fröm⸗
migkeit und Tugend zu führen, fondern. audı von ſich ſel⸗
—
ber uͤherzeugt find. daß fie von der Gottheit ben ausdrück⸗
lichen Beruf dazu ‚erhalten haben. Daß. Solon und Lypa
turges, wenn. ſe hei ihren Geſetzgebungen auch hie Ver⸗
ehrung der Goötter berückſichtigten, ſolches in auftichtiger
SGeſinnung und yebficher Abficht. gethan haben, in man ih4
zem Andenken ſchuldig zu glauben. Daß Sokrates, es
ernftlich und. vehlich. gemeint habe, wenn er zur Ausübung
der. Tugend. ernahnte, als dem einzigen Mittef, das Wohle
gefallen der Götter, ‚aa erlangen, bad gehet auß feinem
ganzen. Mefens-min.aus feines Geſchichte, hervyr. Aber
es iſt nicht entſchieden, ob nicht auch Muhamedy.. Der
Stifter, des. ngu- ihm befannten. Religipnz bie mehr ‚Aelgus
ger. anf Deu finde: zählt, als felbft: ‚dig.chriftfiche PR in diefe
Klaſſe Seh Are iſt wahrſcheinlicher, daß er: ein. Res
bisisaihm a4ßm ent 0 ein, Tplter „, yorfäplicher hetrũ⸗
"ger ‚geroafay. den: „uf jeden Fall iſt, wos en, für, gättkiche
Eingebungen, Aufſtellt, obgleich, die erhghanſten, pürpigften
Ideen daxugter ſind., zum Theil der. menſchlichen ernuaft
fa widerſprechend⸗ und die Menſchen in ihrer, Beſſimmung
ganz eigenalich irxe fuͤhrend, daß wir ihm unnyguch ei⸗
gen göttlichen, Urſprung zuſchreiben können.
Wenn num die religiäfe Offenbarung nochwindig den
Stempel der Vernunftmäßigkeit an ſich tragen muß, „ſo⸗ iſt
doch deßwegen nicht zu verlangen, daß die Vernunft dem
Inhalt aller einzelnen Ausſprüche und Lehren derſelben ſich
und andern yölig klar zu machen in Stande ſey. In als
ken. —— , Die nicht blos formal a
A
das Wert der amd ſich ſalber Ihönfenden;Memmenft Aub,
fonbern die wirktidy. norhandene Natur der Dinge betrefs
fen, find Unbegreiflichfeiten alſer Art xnthaltzu, Ja, bie
gewöhnlichften Erfcheinungen ber Natur und ded Menfchens
lebend entziehen fich .oft. alter Erffärungy: und wenn wis
auch weiter vorgefcriten find auf der. Bahn der Erfeuntg
ig, ald Nikodemus, und allenfalls ſagem RÄT on
wanneu bir Wind fommt.und wohin: er cahreta ‚ga werden
wir doch noch immer in Aufehung ber exſten Uxſaͤchen na⸗
türlicher Erſcheinungen bekennen miſſen, daß unfer Wiſſet
Stückwerk ſey. Srpennawmit dahex, an ſpimehr, bean
ſcheiden, wenn wir daß Gebiet: ber.oherfinnlie
— 4b —
hen Welt betretoen, and.nehmennin hemäthigen |
Ausrleunung aninen. Beihräntcheiu; Die Ans
ſprüche der Gottheit aus dem Mande ihrer ‚Gen
fandten an, wiemir ua.benn als die Zöglings
bes unendlihen Exziehers auf die ngtärlichiig
Weiſe dazu verpflichtet fühlen pülfen!; Ce. ‚way
von jeher das Unglück der Menfchheit, daß man das nicht
überall bebarhte, nicht überall beobochtete. Nermeintiich⸗
Weltweis heit ſtellte Betrachtungen; an ‚über, daß, Weſen Cote
id, ſeius Weltregierung, feine Abſichten mit; Den: Menfcheng
und weif fie darüber nicht, ind Klare Fommen kentzte, very
warf fie Alles zugleich und rgeugte N eligin puer ächn
ter, Religienfpätter; die immerhin von der vernünfg
tigen Welt als Thoren und gewöhnlich auch als Böfewiche
tee verabſcheut werden mußten. Ja, wie in der. Vorwelt
Tagen Ze us in Orfehfchaft leines Her med .aug Erbe her⸗
abfam, um die Berächten ber. Gätter: in einem gerechten
Strafgerichte zu vernichten, dem nun bie. frommen- Philen
mon und Baueis entgingen ; fo nimmt. es noch immer mit
biefen Froigeiſtern: ein ſchlimmes Snbe.:ds fie, vom
Bott fich losreiſſend, nur ihrer Sinnlichkeit leben und
durch dieſe zu Thorheiten und Laftern, : oft zu Berbrechen
und Abſcheulichkeiten verleitet, an Leib und Seele zu Grun⸗
de gehen, fo "daß. ſich der Ausſpruch des frommen Dice
ters bewahrheitet:
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— Der — Sort‘ vetlast erniedrigt: ven Ges
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a a Int. ſchick, — — —
— — — Zugend weiht, ‘der weicht don feinem
J Gluck. N
Fr aufeele Weife, die Offenbarungen Gottes augu⸗
nehmen, führte aber die Menſchen noch anf einen andern,
Auf den eittgegengeſetzten Abweg, verleitete fie zur Schwärs
ineret, zum Fauatis mus, der nicht nur ſie ſelber über
thre Beſtimmung irre führte und zu den ſinnloſeſten Selbfts
peinigungen beiwog, fondemm ‚mas. noch verderblichen
war, zur UndntbfamFeit/:gum-Religionhaffe, zur
Verfolgung Anberöpentender aufreizte. Die wenigfien Beis
ſpiele davon kommen in beit’ Heidenthume vor’, amd
wab · auf bieſen Gediete von: Nefigienfireitsglekten
gefunden wird, Ik: in der Regel Wrieftergezänt, ober
Boltswehn; Aber welche doc; meiſtens eine ‚friedliche
Entſcheidnug ſtatt fand. So ſtritien ſich, einer alten Sus
ge nach, im "gVaneif Alterthume die Chaldäer, die das Feuer
aͤnbeteten, "pie Det Aegyptern, :beren ‚Gott das Waſſer
four, um den Vorrang ihrer Gottheiten Um zur Ent⸗
ſcheidung zit gelangen, ſtellten fie ein Waffergefäß:an. ein.
Feuer: Aber: vie! Wafferpriefter' hatten klüglich Heine Lie
cher in das Gefäß‘ gebohrt und mit Wache zugekledt.? Dies,
fed ſchmolj Ahnddr Hide, das Waſſer ſtrömte hervor und
vertilgte feinek Nebenbuhler, die Gebern überzeugte
ſich zu ihrer Beſchamung, ihr Bott — —
weichen miäfle: - - » en
Nicht fetten hatten veligiäfe: Vorſtellungen einen gewiſ⸗
fen Hochmuth jur Felge, der: aber and keine Beleidigun⸗
gen weiter erzeugte, fondern ſich damit begnägte, ſich aus⸗
zuſprechen: Als die Ebraͤer nach Aegypten einwanderten,
waren ſie dent: Volke daſelbſt ein Greuel, -weil-fie Vieh⸗
zucht trieben, eine Beſchaftigung, welthe nach ägtptiſchre⸗
. Uigisſen Begriffen den Menſchen verunreinigt; aber die Be
drücdtungen, welche ſich ſpäter die Wegierung gegen die Au⸗
fledler erlaubte, floſſen nicht dus veligiöfer Queile.
’
B
J — x N
— J =
5 = ‘ a
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18. —
Einen ſchaͤrfern Choreur nah Die Ffir —
gung nachmahle bei den Söraeliten ſelber an, welche, ‚ds
fie durch⸗ ihre Offenbarungen sum ausermählten, Belle Got⸗
tes geworden waren, „alle: heidniſchen Pöller tief verachte
ten und fie gewötealich nur Hunde naunten,,.
Noch viel weiter gingen die Muhamebaner, weiche
dem, Gebote ihres Propheten gemäſs, ihre Religion» mit
Feuer and Schwert. ansbreiteten, und Alles zu Allah's Eh⸗
ten vertilgten, oder wenigſtens zum Sklaven machten, was
ben dargebotenen Köran nicht annehmen wollte. -,.
Aber das größte Aergerniß im biefer Hinſicht ftellet die
Sefchichte des Chriftenthums auf, als tw. welcher Reli⸗e
gion » und Seftenhaß in ber furchtbarſten Größe.und
Schändlichteit zum Borfchein kommen. Bei ihrem Urfpruns
ge von den Juden ald Abtrünnige gehaft, von den Rö⸗
mern als eine undnldfame und empörungfüchtige Sekte vers
achtet, waren die Chriften kaum durch Sonflantin zur herr⸗
fhenden Religion geworben, als fie auch anfingen, ihren
Drängern mit überwollen Maße zu vergelten. Sodann,
an dem Buchftaben der Offenbarung Flebenb, ober den
Einn derfelben willkührlich und fpigfindig. deutend, fingen
fie an, fich zu flreiten und im Streiten immer. mehr. zu
erhigen, bis endlih Trennungen und blutige Verfolgun⸗
gen,‘ Öffentliche Kriege‘ und heimliche Jaquiſitionen
entftanden, welche fümmtlidy die Abfiht ausſprachen,
»Gottes Ehre zu. fördern und feinen durch Chriftınn bes
fannt gemarhten Willen geltend zu machen,” im ber That
aber. feine andere hatten, als die Herrfchaft ber Briefter,
mitunter, auch der. weltlichen Fürften, auszuhreiten, oder
zu befefligen. Die zehn erften Chriftenyerfolgungen unter
den römifchen Kaifern:. in. ben. drei erſten ‚Jahrhunderten,
ſammt den fpätern Grauſamkeiten, welche die heidniſchen
Volker, namentlich die germanifchheidnifghen Völker, gegen
das eindringende Chriſtenthum ſich erlaubten, werden tau⸗
ſendfach überboten durch die Greuel, welche bie-fogeganng -
tem ER aus Fanatismus begingen, vou ben erfien Ges
/
| ’
ie m “en
See gegen die romiſchen Tempel und Prieſter
an, bis auf die dlutigen Mishandlungen der Proteſtanten
fin üblichen‘ Frankreich vor wenig Jahren, und den aber⸗
wihlgen Glaũbensreinigungen in Spanien, die noch jetzt
fortgeſetzt werden: fe daß die ganze Geſchichte der chriſtli⸗
chen Religlon als ein Ihauderhafter Commentar der Wor⸗
e ihres Siffters daſtehet: Denket nicht, daß ich aufs
getreten fey, den Menſchen Srieden-zu dringen;
Kein, nicht üm Krieden zu Bringen, bin ih auf
getreten, ſondrrn ein Schwert warf id hin.
ae Doch die Weisheit des ewigen Vaters der Welt konn⸗
re nicht den Unſinn feiner Geſchöpfe hemmen, feine Güte
Sicht ihr Undant pon fich wenden. Ueber dem fchredenden,
fchauderhaften Gewirre, weldes in religtöfer Hinſicht Die
Weltgeſchichte darbietet, ſchwebte fein Geift, der Geift der
Wahrheit und leitete Die in alle Wahrheit, welche fich feis
ter Leitung hingaben, der Geift der Liebe, der alle dieje⸗
nigen beſeligte, welche ihm ihr Herz öffneten. Bon Abras
Ham ‘an, den uns die Gefchichte ald den erſten nennet,
der nach dem Allgemeinen Berfinten des menfchlidien Geis
ſtes in: Abgötterei, den Glauben an Einen Gott,
‚ Lerbumben‘ mit einer frommen Verehrung desſelben, vers
kundigt, hat ſich die Fürſorge Gottes für das Heil der
Menſchen, nach "dem Maße ber ſteigenden Bildung des Ges
ſchlechts, fortſchreitend gezeigt, bis endlich, als die Zeit
erfüllet war, ber Geſandte ber Gottheit auftrat, der
alle Hffenbarungen berfelden vollendete Was
gJeſus Chriſtus Bon Gott und feiner Verehrung lehrte, was
er Ben Menſchen ald ihre Pflicht vorhielt, was er ihnen
ats ihre Hoöffnanng verfündigte, das iſt von der Art, daß
ber’ undefangene Denker axns:allen Religionen
rinſtimmen muß in das Bekenntniß eines feiner rechten
Schuͤler?“Er und kein anderer iſt ber Helland; ed
hiedt· kei we n andern, er mag heißen, wie er * buch
- ie Heil Ben — Fe
I ie. “. 8
BEITEERRER und Betteadiente
der Zr ——
einzelnen Bötter.
te TR }
N R ® q 1
ren, die Wiege des FREE ‚it au bie .
Wiege der Religion, und es ift nicht zu verfennen,. daß
alle, in Afien oder Morgenland *) -vorfommenden Reli⸗
gionformen Spuren der religiöfen Vorftelungen der Urvöls
fer au fich tragen. Dieſer Religionformen find im Allges
meinen drei, memlich: ber Parſismus, ber Natura-
lismus (Sabaiſmus) und der ——
Amar wollen neuere Forſchungen pie Entfiehung bed
Menfchengefchlechts und ber erften und älteflen Religiog
nach Aethiopien verfegen: Diefes Land, fagen fie, fey uns
ter allen am geeignetſten geweſen, ben Sinn für das Emi⸗
ge, die Religion, der in allen Menſchen liegt, zu entwi⸗
ckeln und auszubilden, durch die Ordnung und Regelmaͤ⸗
ßigkeit und insbeſondere durch die Großartigkeit, mit wel⸗
cher dort alle Erſcheinungen der Natur erfolgten. Dort;
um die Quellen des Nils, habe das Urvolk der Erde gen
febt, Die Pelasger, ein ſchwarzes, ober doch ſehr dunkel⸗
farbiges Geſchlecht, und von dieſem ſey die ganze übrige
Erde nach und nach bevölkert worden, indem das wach⸗
ſende Menſchengeſchlecht dem Kauf des Stroms ſich nachge⸗
zogen und erſt Ban nad) andern Richtungen hin. —
* Dem Morgenlande muß man hier auch — beipähfeni->
\
/
— —
‚ breitet habe. Ihre·Keligion ſey die Anbetung —
vorbringenden, d. i. zeugenden ımd gebähren—
den Kraft der Natur geweſen; dieſe hätten fie ſich uns
ter den Bildern der Gefchlechtötheile gedacht und fo fey
fpäter bie. ‚Derehrung des Phallos ober Souistingam
if alle Kaigionen' ber Erde übergegangen.
Unverfennbar iſt num freilich, daß im: allen Formen
der Naturreligion Spuren biefer Verehrung angetroffen
werden; doch fcheint der Parfiemus ſchon frei davon zu
feyn, und in dem Jehovismus iſt ficher Feine Spur davon,
wenn fchon hie und da, Anhänger diefer Religionformen
Sant» EingemsBerehrer geweſen find, ald was fie. burch
ihren Umgang mit ſolchen leicht werben Eonnten ’ oft ohne
ia ‚deutlich zu. wiflen.
"Bei den Voͤlkern, fo fahren dieſe Nachrichten fort, die
x ben Ni wohnen blieben, wurbe diefer felber, wegen
feiner befruchtenden Ueberſchwemmungen, der Joni⸗Lingam,
und da das Waſſer des Nils in ſeinem ruhigen Zuſtande
hell war, ſo wurde er aͤuch das Bild des Lichts, des Ur⸗
ichts, bad, wie der Ril drei Quellen hat, in drei befons
bere Strahlen gebrochen gedacht wurde. Und bieß ſoll die
Altefte Spur der durch alle Religionfyfteme gehenden Trias
Triton) feyn. Der Lauf des Nils gab Veranlaffung, ihn
aͤls die große Weltfchlange barzuftellen, die ſich in den gro⸗
fer Strömen um die ganze Welt. windet, und Götter und
Menfchen trägt. Da nun in der Folge eine Menge von
Goͤttern gedacht Wurden, fo erſcheint der Nil auch als der
Vater ber Goͤtter. |
So wurde, wie biefe Forfchungen weiter ſagen, im
Naturalisme der Joni⸗Lingam der Grund der Phyſik,
der Geographie, der Aſtronomie und aller entſtehenden
Künfte und Wiffenfchaften, Urſpruͤnglich alfe lag in Ber
ehrung des Joni⸗Lingam, ober bed Phallos, nichts Uns
ſiliches; 3 aber fpäterhin, ald das menfchliche Gefchlecht in
einzelnen Theilen in — Verderhen ſaunk, oder die
Reli⸗
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Räigten ir gangenvothen, bloßz MHRchEn Mentheir' Ki,
artete fie ſelbee aursn ind nicht nur "office Darftekkiingeir,
fordern auchꝰ relizioſe Handkihgertntden fchandtich unb
ver RT ETC RO Handlumgen zu RR»
ehfing. biefet =unb’"Fehte‘ Gotthenr erhillien fir pätet turch
untet -BELRERR "' worchein uiautdetc orwürcf der Rbhyei
mid —* Feinesiwegö marchenr varf. mul
Wie weit. ‚ser‘ viel Wahtes diel Darſtelumg
haften nag, "ee laffen “fie " fogfeidh, wieber, als —
wenig begruͤndet, und halten uns daran, was ung ne
te Rachrichten af „suderfä ig verbhfhii
v
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——
Heligioh‘ in Cuͤltus EEE Beil,
aid one? Deriep . rabbeer N u
Ein- Theil won. Per ſien u Dberindien ur ia
den allerälteſten Zeiten: unter des Ram Ivan) bekamen
Dort war her‘; Sitz; des Urvollo; der Erre, Dort: die weile
Erkenntniß Bed” göttlichen Weſenst:Es erkannten aber: bie
Einwohner ;diefed:Kanbed, die Pausen; einen einigen md
elmächtigen:Derimi ıben: Natur, der "alle: Worhandenel er⸗
(haffen habe;, nkli ent ſpüter yuche dieſer Unermeßliche
von einer verfehlten zn. in — — vo
theilt. 5
Die Hauptäuellt - diefer Rellzin, An Sarfiömns:
wie man ſie gib" neunen pflegt; iſt in beit Schtiften Zo⸗
roaſters, CDerdaſcht, Zeretoſchrroy Golvſtern)
enthalten, Venen’ grietheſche Schriftſtelerhothere Glanbwür⸗
digleit geben. Das eitalter diefes Weiſen wird vonder
älteften ‚Schriften ’ 'der- - Dorfen auf) 5800 Vahre vor ⸗ "Denk
ee a So ydnn?a .2
Sran, ein — des driedemn pm * Glacs, ein —
freundlicheg Land; ihm ‚enigegengeiegt war Turan, ein
bergigeg, rauhes "Sand, ein Sand des Kampfes -und bes
Leides. |
1. Band. i | 2
.
’
1
. \
— is —“
— Kriege angegeben, Inögemein. aber fegt man
“ ih ungefähr auf, 6090 Jahre vor Chriftus; und biefer. auf
fallende Unterſchied mag wohl allein daher zühren, daß
Znrogiler nicht, der Erfinder feiner Sehre, fanbern. uux ‚ba
Wieder herſteller und Exueuerer derſelben war, daß folg⸗
lich das genannte höhere Alterthum fi) auf den erſten Ur
ſprung der parfifchen Lehren bezieht. Diefe Sehren ſind ir
den Schriften Zoroafters enthalten, welche den Namen
Be cdas lebendige Wort) führen, es End fün
ücher, in. einer‘ eigenen Sprache, der Zend ſprache
geſchrieben. Ihr Inhalt, fo weit und derſelbe zu unfer
Abficht nothwendig ſeyn mögte it folgender:
Der Urgrund aller Dinge iſt Zernane atberen
Chile Zeit ohne Grenzen), das ewige, volltoyumenfte, i
fich felbft verfchlungene Urwefen, 'von befien Thron ein
ausgiug Hondyet,: dus Alled wirkende, heilige Wo
Une, dieſem entſpraug das erhabene:, glänzende Ur li cht
Awi von, das, mit ihm zugleich wirkſamne Feuer und d
ſüße, erhabene, hilfreiche Ur waſſer, Ardviſur, ü
welchen fämtlich. die ‚Samen aller :Dinge ꝛenthalten waren
Licht, Feuer und Waffen ſind demnnch die Elemente, Hu
nover der Geiſt des Ewigen, der in: ihnen belebend :wal
tet. Daraus ging ſpaͤten hervor Demmugis,'der große K
5 nig, der in Lichtherrlichfeit glänzende, der allvollkomm
fer Aallvortrefflichſze 1: ‚nrrine: „aAlhweiſe, der Körper all
- Könner, ber über: Alleß heilige, dex Huellz aller Freuden
der allnährende ‚unanölnscchliche ‚ben Asnig aller Kän
ge, ber Himmliſche aller Himmliſchen, Grund und Mit
aller Weſen, ber. .cine Graudkeim, Pet höhe Verſtand
her Lillwiſſende, dex⸗Geher aller Wiſſenſchaft, die Dal
der Seligfeit, das erhabenfte Urfeuer. So und noch
andern ihn Aber Alles hinaufhebenden Namen nennen d
Purſen den Ormuzd⸗ ben fie indeſſen doch⸗ amter bie Her
ſchaft· der Jeruane akherene ſetzen unb ihm ein andı
sed," entgegengeſetzkes Weſen an die Seite fielen, ©
6
)
nd
- 9 -
ana. fr Yrikaaz, ber in Mies der Finllerniß
mohnet, wie Ormuzd in. Mitten des Lichts; ud. Die Queb
e ales Uebels, ber einzig Boͤſe, unrein und vermünfdt,
ein Nichts bed, ‚Brenz :bas- Baften gelber iR. Ex iſt dder
Dem — fb beißen die böfen- Geiſter der Parſen⸗Reli⸗
gen — dar bie Welt gmilt,: der 'Rüguer, „ber. Arge, der
Lodſchmaugere, der finftere König der Darrands (ber
biſen). Aber; auch „er Jebt durch Gottes Macht, ihn hat
bie ewige Zeit gegeben; wie ſie Ormuzd gegeben, Licht und
diſterniß gegeben ‚hat, Er iſt jedoch viehr: boͤſe durch ſei⸗
nen Willen, alsı.burdh.-fein Weſen, und am Ende ‚ber
Dinge, wenn äh die Metallſtröme ausgebzaunt haben,
wird auch er heilig werden und himmliſch und die Gott⸗
heit lobyreiſen; denst DaB große Welhahr, von 12000 Jah
ten, iſt ſo eingetheilt, Pag. Ormugb im: erſten Drittheil al⸗
kin, im zweiteskaͤmpfend mit Arihman, im letzten dieſer
lin regieren ſoll. Aber dann "folk: ich auch, das Reich
vd Boͤſen aufreiben, die allgemeine; Auferſtehung erfolgen
Denn — — ee.
Iran — Aiſe werſt bie Sarönfung und —
hi beundige Port, Hone ver, des x ſelbſt iſt, das
bine Zunge unaufhaͤclich ſpricht und Arihmon fank,: he
liubt yon den beiligen Worten indie Finſterniß gurick
Aus feinem Himmel. ſchuf er: den ihn umgebenden Himmel
ud Licht zwiſchen Himmel uch Erbe namd Sterne, welche
u ihten Bahnen Jamfenzı in ader Mitte, bar Welt, unter
ODenuſds Wohnnng ,eſtehet die Gone. Dieſe lauft: aus
vn dem: Albord i, dem Urgebirge »n den Heundlage aber
Veel and Grundfeſie derx Erde, und führt wit.mier Roſ⸗
ſen aufs Schnelles hien ſelber; aber, ihpin: Mark laufendes
ſoß, das Auge dah znaid-⸗· mimmer Kenbend. Dexcf
wurde der Mond geſchaffen, ber auch vom Albordi aus⸗
gt, und Gruntzz Wärme, Geiſt und. Frieden giebt: Uns
ie dieſem if der Fivſternhimmel geordnet, nach ben wäh
Zichen des Thierkreiſes, bie ale Im Kampfe:gegen Arih⸗
— — 9%
— Dewd MH und "vier Enten z —
den, nach den vvic Iyinmensgbg ana! n Ble Junger Sis
pfühg-des Hinmels vollendete Oriunzoeinn 40 Tagent · Dar
if {cha er ſache Am ſchas p hd sy unſterblſche Geifter
vr. ſelbſt iſt der: ſirbente und höchſte zunitde Ih Beziehen
auf irdiſche Naturen ſtehen und deren: Regraten Find: nt
umgeben Ormmsds: Throͤn und heißen? Birhabunb;Ide
VBorſtehen aller Tcbendigen- Gefhöpfssndieh Dem Melnſchen
Yrviähefiht;cder Vorſteher ist Feuces, Schahrrder
der Metalle, Sapandom ad, Br Eve; -PHurday;ide
Maffers? Amtrsan, der Pflanjäitbenen ——
ſchuf Demap'neie Iwelte Divaurif gater "iGeltenp "dh
Fyeds, weiche allen einzelnen Weſen nvorftehett undo ihr
Schutzgeiſter ſind. Eine andere UA 'yerd Gehtenaſtud St
gerver, die erſten Abbrucke den Belt Vurth ven Bern‘
ren des Schöpfers, vder die Urkdeenivelche ſich DE or
heit von den. zirtfelnen- Weſen duchſe. Anh Mtumzzsſel
her hat feinenier'd er; und: ſo wie er! ein: Ding‘ Be
dad er erfchäffen will, fü Tentfihenmiigerdet Höfer
Die Zahl diefer reinen Lichtwefen iſt daher umendlich unt
fie find in thren Arten umd Stafen ſo wergciebewy ie di
Weſen fiber, Derät Urbilder ſte Mi nd3: aber: a find M
anfterbtich „denn “fe ſtammen Aus‘ — I
desfie ſind gunz Beben, weit ihr Urheber Anz Mhendfkn
ar ſie ſind ters witend durth ihre ſchaffendetneichy⸗ Ant
FSoeurrkraft; Alles in Ver Naher lebt unadibewegt Jich? durd
fiez fie ſind die Möinpfer des Heumelb geen A
Nle ſchuͤen die Seete, fie veinigen ſis bei dr Auferſtrhu
won allem Boͤſnz Sfie bringen: Die Gebete "der Sierbli
vor Ormuzb IMüf dieſe Art kreten ſie ganz ietndie Elaſſ
der Schutzgeiſter und! Genten, welce den Menſchen von
Döfm abhalten‘ and vun Sn: Türen: ° Re}
— 9 — in er 25
als aun ber Himmel gefahren Wary-feiette. —
das. erſte Schoͤpfungsfeſt, Gahan diax. Zwar · verſucht
Arihman einen ——— anf die nene ER ai
dl
ri F
ker "Manz berſelben ſtüurzte ihm in Weiter zur,
re nerfachte baher, dem: Reiche Ormüzidrauf einem ante
Wege Abbruch zu thun und erfchuf eine Menge Dem
ud Daruds, böfe Gefchönfe, um damit die Lichtwelt
tizugreifen. Zuerſt ſetzte er ven ſechs Amſchaspands eben
ſo viel Er jzd ews entgegen dann brachte er ſo viele ge⸗
ringere Dews hervor, als Ormuzd Jzeds erſchaffen hatte;
fe greifen vie Seelen ber Menfchen auf verfchiedene Weis
fe an und halten ffe von Guten, ab und, verleiten ſie zum
Böfen. Am Ende ber Dinge aber werden. fie ſaͤmtlich, zus
gleich mit Arihman Anterworfen und werden Ormuzd
preiſen. Nee —
Ormugd fuho fort * ſchafen Er — des Baker
hervor, Die heilige Quelle Ardvifur, den Palaſt der Bär
üt,;die in hunderttauſend Kanälen vom Albordi des Him⸗
mid ausſtrsmen. Das Waller fiel nun ald Regen auf die
Erde und der Winb Behram vertheilte.ed. Aber Arihman ließ
durch ſeine Dews das Waſſer vergiften und falzig machen,
doch Fonmte, en nicht alles unbrauchar marken: und ed wur⸗
den noch mehr Klüffergebilde Die Schöpfung bed Waſ⸗
ſers ward in 60 Tagen vollendet. Drmuzb ſetzte ihm zum
Hiner dan Seen: ——— Des’ a den * Ta⸗
m eutgehenſebte. |
Nach dem * (uff Ormuzd den‘ Erdboden, deſ⸗
fin Orund Alborbi Äft;, diefer hob ſich mit 244 andern’
Bergen. Die Erde 'aber heile ſich in ffeben Keſchvars,
Mh Runnerets, das Vaterland her Keane cHele
— der ‚Schönfte, und beßte iſt. Zu ihrem Schuge ſtehet
vet Ijed Schuribver; aber Sawel, der Fürf der Fin⸗
ſterniß, ift von Arihman dagegen aufgeftellt. Auf die
Shöpfung bes: Erbpobens folgte die ber Pflanzenwelt im
Vaißig Tagen und war ihr Süter. Dieſer fette
im: geb, Kram) nen Mein aller: Pflanzen, ben König ber’
Iune;. a bie alle Mrbuifur, und aus ihm entſtan⸗
den alle Gewaͤchſe, 'befonders ‚bie heilenden.. Aber auch
w_ '
N
daraus entftanden Meſchiah und Meſchkameh, M
— 22 —
—— arihename einen beſtaͤndigen Seins, den Dei
Barıtich, der won, N alles mit. nt und Dur
nen · durchdrang.
dh: "Rum fam die Säidpfung der gieu ind Merſchen
ie krſtere in A, bie letztere i in 6 Tagen. Ormůgd ſchu
ie, den Urfier, Abudad, in ben er. bie Keime alle
Thiere legte. Doch kaum gewahrte ihn Arihman, als e
Scorpionen, Kroͤten und andere giftige Thiere gegen’ ih
— She Gift traff ihn, er ward, krank und ‚Kar
KR abs ; doch feine legten Worte, mit .—- gexich
Blicke gefprochen, verfünbigten en “endlichen. ‚Sie
des Guten. Im Augenblicke des Sterbend ging aus fei
nenndechter Burderhäfte Kaibmort 8,der Urmenſch⸗ her
sor und aus feiner Iinfen Gofhnrufi, :Bie’&Scefe desſel
ben; Ormuzd verfprach der Fagefden Seele, daßder nen
gefchaffene Menſch für eine Zeit aufgehöber ſeyn folle, i—
welcher Arihinan. nicht: mehr Macht haben „werde. Tren
dig ſtieg num Goſchurun zu den Hiantieht der Firfterne
der Sonne und bed Mondes auf und als ihjm Otmuzd bei
Ferver Zoroaſters zeigte, To Prachſerr ? Gern wit ic
für die: Oeſchöpfe deiner Welt:forgen.” Aus be
Theilen bed Stiers, deſſen Samem dem Monde und
Erde anvertraut wurde, entſtanden nun neue: Geſchöpfeal
Ier Dirt, Aus. dem gereinigten Samen. des Hrfigre abe
entflanden zwei neue, ein männlicher und ein speibfiche
und aus biefen -alle Übrigen Säugeihlete, Vögel und gi
0 Zur Befhügerinn berfelben verordnete Ormuzd fein
“ Koditer, Sayan mad, welcher Wiberfacher war Na
onghes/ der Herr Li Mngeeen, und. ‚thgblichen —
ſchmeiſſes. — —
Aus dem Samen — ging ferner dern Bo
Reivas hervor, an Geftalt zweien. Menſchen ähıtlich ai
und Weib, die Stammeltern bed menfchlichen Gefch
Der: Ort ihres. Aufenthalts war- Heben, auch Hebonz
d. 1. in Ort der Ruhe md des Stärke, Ein Fluß tränfte
diefe reizende Gegend, wo alle Annehmlicdhfeiten mit Webers
fuß jeder Art. fich vereinigten, wo ber Lebensbaum Hom
hand, deſſen Saft unſterblich machte und Alles heilte. Sie
it fhöner als die ganze Welt und die Perſer dachten ‚ich,
darunter die Tandfchaft Iran, womit im engern Sinne die
Gegend zwifchen‘ ‘den Flüffen Kur und Arares in Ars
menien bezeichnet wird, die noch immer zu den anmuthigs
fen und fruditbarften Kandfchaften des mitilern Aſiens ge⸗
hört. Dieſe Stauimeltern des Menſchengeſchlechts lebten
anfänglich rein und unſchuldig. Der Himmel war ihnen
verſprochen, wenn fie rein blieben in Gedanken und Tha⸗
tm und demüthig in ihren Herzen und allein Ormuzd und
fine Dews verehrten. Aber fie lebten in. dem Zeitalter,
no ſchon Arihman feine Gewalt auszuüben anfing. Dies
i bemächtigte ſich ihrer Gedanken und’ Begierden und ‚gab
Ihnen Früchte zu effen, deren Genuß fie ihrer Glückſelig—
kit betaubte. Zuerſt verführte er das Weib, Mefchlane,
ud darauf auch den Mann, Meſchia. Die nachfolgenden
Menfhen vergaßen Ormuzds und feine Wohlthaten und
Iren fih von Arihinan verführen, ihn anzubeteit und
mit Opfern zu verehren. Als fie nun endlich völlig in bas_
döfe verfunken waren, erbarmte fi Ormuzd ihrer und,
ſandte Zoroafter anf die Erde, um die Menfchen von der
herrſchaft desfelben zu befreien. J
Ormuzd hatte nach jeder Schöpfung, bie. er —
in Feſt gefeiert, die Gahandars, Schoͤpfungfeſte, ber.
ren ſchhss waren. Das erſte iſt noch heut zu — * *
Perfern der erſte Tag des neuen Jahre,
Wie nım durch Streit und Kampf Alles geworden M,
ſo fol auch der Menſch beftändig Tämpfen, kämpfen gegen‘ |
tie Dans und auf ber-Geite der Jzeds ſtehen und. din“
defolgung des Geſetzes, durch edle Thaten, Opfer und,
Öchet. die Dews vernichten. Gtirbt er, fo wird feine See⸗
k von Ormuzd und Bahman gerichtet Die Seslen ber‘
J-
‚ ü N
⸗
J — 24 —
| Quten werben. son ben Izeds im, das Land der Freuden
geführt, die Böfen aber ben Dews übergeben.. Wenn aber
das große Weltjahr ‚abgelaufen ift, fo erfolgt ‚bie allgemeis
ne ‚Auferftehung aller Weſen, die Guten gehen in Gor ot⸗
man, ben. höchften ‚Himmel, den Ormuzd felber bewohnt,
die Boſen in Duzafh zu Arihman. Hier werben fie durch
Strafen gereinigt, glühende Metallſtröme werben fie und
Arihman ſelber reinigen und den Duzakh ſelber zu einem
fruchtbaren Lande, machen. Dann wird von Guten und
Böfen dem Ormüzd ein großes Opfer gebracht und es be⸗
ginnt die allgemeine, endloſe Seligkeit. Ein neuer Him⸗
mel und eine neue Erde, entſtehen, alle. Fiufterniß verſchwin⸗
bet und es herricht ein, ewiges Licht.
Abweichend davon laſſen einige heilige Schriften der
Parſen die Seligkeit eintreten, ohne daß Arihman befehrt
wird, er wird vielmehr mit feinem Anhaug⸗ gänzlich vers
nichtet, |
Neben Ormuzd und Arihman iſt noch der oberfte
eb, ber der Sonne, zu bemerken. Er heißt, Mithrag,
"Mithra,: Midraſch, und ſteht gleichſam als Mittler
zwiſchen beiden, hildet aber zigleich mit ihnen eine heili⸗
ge Drei, eine Trias. |
Dieſer Mythos läßt nun. eine mehrfache Erklärung zu,
man kann ihn d;ronologifch, aſtronomiſch, philofophifch
deuten; aber. Feine von dieſen Deutungen . allein erſchöpft
ihn ganz, fie müſſen fämmtlich angewendet werben, um
eine vollftändige Erklärung: zu geben. Aſtronomiſch genom⸗
men iſt Ormuzd die Welt, Mithra die Sonne, Abudad
ber. Yequinoftialftier, auf "welchem Mithras reitet, ‚wenn
der Frühling beginnt (Eintritt der Sonne in dad Zeichen.
des. Stiers); die Amſchaspands ſind Die Planeten, die
Jjeds die Firfterne, Albordi der Thierkreis, Meſchiah und
Meſchianeh die Zwillinge; die erſten 6000, Jahre. ſind die
erſten ſechs Zeichen von dem Widder bis zus Page, wit.
biejen der, Eintrit Arihmand in bie Welt, mit bem Scor⸗
‚pion Hervortreten des Boͤſen, der, ai mit dem
⸗
4 - XR 25 — = bi
Scägen Kampf des Guten gegen dieſes, mit beim folgen⸗
den Zeichen Sieg des Boͤſen; aber mit dem Widder die
voͤllige Vernichtung — und — eines neuen
Jahrſkreiſes.
Auch in der cronolediſchen Erffärung ift ein Theil
der Wahrheit, denn in dem perfifchen Kalender wurden
die Monate und Wodjentage nach den Amſchaspands und
den vornehmiten Izeds benannt.
In philoſop hiſcher Hinſicht erſcheint Zernane —
als das Urweſen, Ormuzd als bie dasſelbe durchdringen⸗
de hoͤchſte Intelligenz, Arihman als die rohe Urmaterie,
welche aber dadurch, daß ſie die Wirkungen des Geiſtigen
hemmet, die Quelle aller Unvollkommenheit wird. Aber
dieſe erhabenen Ideen tragen bei allem dem die deutlichen
Kennzeichen des Kindesalters des parſiſchen Volkes an ſich;
denn ſie enthalten im Grunde nichts anderes, als die Vor⸗
ſtellungen von den Erſcheinungen am Himmel- und auf der
Erde, wie fich folche dem gemeinen Sinne batbieten. Das
hoͤchſte und erhabenfte. war ihnen die Sonne, das wohls
thätige, Alles belebende und erfreuende Geftirn; tiefer ſtand
ber Mond, ber jedoch durch fein mildes Licht und feinen‘
erquickenden Thau fich empfahl, noch tiefer ſtanden bie
wenigen fich auszeichnenden Firfterne: Die Erbe, nemlich
bad Land, in welchem fie wohnten, war nach. dee heiligen
Zahl fieben eingetheilt. Uber Alles ward: zugleich auf eine
gewiffe Einheit bezogen; beun Kaiomorts ift bie Einheit
des Menfchengefchlechtd, .Abudad die aller Thiere, Hom
aller Pflanzen, Alborbi aller Berge, Ardviſur aller Waſ⸗
fer, die Sonne aller Sterne, Ormuzd aller guten, fo wie‘
Arihman aller böfen Dinge, und für beibe emblich' ums’
fließend die grenzenlofe Zeit. Wahrfcheinlich liegt dieſer
Vorſtellungsart auch die Alte orientaliſche Staatsverfaſſung
zum Grunde, nach welcher der König die oberſte Einheit
des ganzen Reichs, und ſeine Satrapen * jede Pr
befondere — bildeten.
— 26 —
Ev ſcheint es alfo klar zu ſeyn, daß In dem Syſteme
Zotvafterd die: finbliche Weltanficht, verbunden mit einigen
höhern philoſophiſchen Ideen der ältefien Welt, mit aſtro⸗
nomiſchen Wahrnehmungen und chronologiſchen Berechnun⸗
gen, ſich vereinigen. Eben das if. der Fall in andern, Pars
ſenſchriften, wie in denen der Jezdianen, des älteſten
Zendvolkes. Dort heißt es: Die menſchliche Vernunft iſt
zu ſchwach, die erhabene, heilige Natur Gottes zu begtei⸗
fen; das Daſeyn und die Vernunft ſind allein von ihm;
fie werden bloß durch feinen: heiligen Willen thätig, fo daß
sure Werke bie nothwendige Wirkung feine. erhabenen We⸗
fend und gefegnete Attribute von ihm find. Unmittelbar
auf diefe des Chriftenthums wärdige Stelle, heißt ed dann
weiter: Alle Weſen find Strahlen des Lichts alles Lichtes.
Das Univerfum hat won jeher biefelbe: Aehnlichkeit mit dem
Schöpfer, wie das Sonnenlicht mit der Sonne. Alles Er⸗
ſchaffene in dieſer vergänglichen Welt ift dem Einfluffe der
Geſtirne unterworfen. Jeder Firftern regiert eine Reihe
von mehren fanjend Jahren, und wenn fie alle regiert ha⸗
ben, beginnt eine neue Weltperiode. Bet diefer Umwälzung
bleibt nur Ein Menſch übrig, der zugleich Vater und Mut⸗
Gen Abad) folgten vierzehn Propheten und Könige unter
ter iſt, und won diefem gehet das neue Menfchengefchlecht
aus. Der erſte Menfch der gegenwärtigen Periode war
Mahabad, deſſen Nachkommen roh und mit feiner Ans
nehmlichkeit: des Lebens bekannt waren, bie fie durch bie
Verordnungen Mahabads nach und nach gebildet wurden⸗
‚Er lehrte Gartens und Feldbau, er bildete aus dem Eifen
Werkzeuge und Waffen, er holte die Perlen aus ber Tiefe
des Meers hervor,. er bauete Städte und Feſtungen, er |
lehrte Handel uud Künfte.: Das. Bolf theilte er in vier
‚Kaften, Priefter, Helden, Geſchäfts⸗ und Dienſtlente. es
de Kafte hatte. ihre eigene Mundart, aber aufferdem gab
Mahabad-eine heilige Sprache, der Sangrrit, aud wel⸗
cher die perftfche, die hindufche, die griechifche und andere.
Sprachen hervorgegangen find. Auf Mahabad (ben gro⸗
— 11... >
dem Namen san Bar: geit Yes: nei, Wird U gu;
war bie. Belt im! bluhenvſcen guſtande und die Menſchen
Iebten in. volfümmenu:Tößkfetiglein: Autrin: Abad⸗ Azã
verließ den Thron, am dhu@reinit me: werden, und aldı .
bald Wurde fein Neich-une Raub⸗ und Mordbühne, anf
welcher fo wiel Blut vergoſſea wurde, Buß: ſogar Muchlen
von ben Strömen, desſelben: getrieben wurden; ale Stat
ſeligkeit verſchwand, die Menſchen verfänken in: Motiheik
und. Elend. Da befahl⸗das ewige Weſen dem Sohne
Abad⸗A zus, der als ei: Hollfommener Helliger: in ver
Einſamkeit lebte, die. ID: wieder. in Ordnung' zu bringen,
und ed gefchah Dusch iur "Much er fehftete aum eine neue
Dynaſtie, auf welche mehrere andere um! -
ee | To oe ee 133
Ans bek Dpaifie Ginfcah, der — on
Dſchemſchad, Der berühuktefte unter allen Perfero SW
ror u, der. Herafied.derfelden und, wie dieſer, "die perſo⸗
niftzirte Gottes s And Sonlenkraft. Sein Name felbft. deu⸗
tet darauf, der Schibiift Sonne. Unter ſeiner Regierung
war Bad: goldene‘ Zeitalter. Die Thiere Karben nicht; - aleı
les war im Veberfluffe vorhanden, bei feiwer Lichttraft war
nicht Froſt, nicht Hige, nicht Alter, nicht Tod, ide Lei⸗
denſchaft, kauter Wirkungen der Dews. Drmusb;,- der ih
felbft: fein. Geſetz offenbarte, ihm befahl, fein. Boll damit
zw beglücken und die Dews zu vertreiben, verlieh ihm. and].
einen: Dolch, ganz, von Gold. Mit dieſem ſpattete er die
Erbe und das. Land füllte ch mit Buumen, und: Chleren,
und Pflunzen, and Menfchen, die Überall nur: Drnmusb zw‘
Ehren :Dpfer: brachten. "Zwar. trat. der Winter eiw neabi
veraikfbete, wieder Alled; aber die Wärme kehrte wledev
und mit ihr nenes Grün unb neues Glück. Dſchemſchiv
bauete darauf den großen Ort Ber und brachte dahin aller
Keime: von Thieren und Menſchen und Pflanzen. Alles
gedieh daſelbſt auf: Das edelſte und ſchönſte, denn kein: Des
ducfte (ch dem Lande nähern; die Felder. tragen bie: ff
lichſten Früchte, die Jugend war voll Beſcheiden heit, ham’
— IB —
und. Ehrfsade ,. Mark: und kräftiggſkein Mrann ˖kam emf;
ed, gab keinan Bettler, keinen Waträger,i keinen Diener der
Dews, kein Frind lauſchte tun: Finſtern, fein Owsler..der
Menſchen. :Gp- hildete : Dichemfchit-auf Drmuzds Vefehl,
Ras Land Ber. und. befchüßte-.ed.,mmitifeinen weinen: Armen.
Ormuzd felber gab; ihm. hundert. Swahlen des Lichts und
Dſchemſchid theilte fein Volk ig. Kriegern Ackerleute und
Kunſtler, Jegte Vorrathshäuſer ae; lehrte den Gebrnuch
des Weins und. machte eine Menge Erfümungen des Bes
Rörfniges und ber Bequemlichleitz Darnach hauele ersmeh«
rere Gtäbte: unk; eine ſteinerne Brille Akte der Zigridg aber
das herrlichſte Deutmchl feiner Regierung war die Stadt
‚ Sftathar Derfepoliß), - Als man, dan Gmund zu Ders
Ä u. legte, fand man in der Erde einen goldenen: Becher;
wan ante ihn Difcdhemfchtd: bad: Gefäß der Sonne)
usb fein Eutdecker befam von ihm Den Namen. In ſeiner
Hand warb, es ein Bechen derWeisheit, ein Spiegeln des
Welt, in deſſen Ban; er bie Natur nud alle: verborgene
vergangeune und zukumftige Dinge ſchaueu.“ Als dieferr.gres'
Pe Stadt vollendet ;war,. hielt Dſcheuſchid feinen‘ Einzug‘
ig. dieſelbr und minahte fie zu ſeiner Reſidenz. ‚Bett. die
in den Augenblicke geſchah, wo bie Sonne in dab eichen
des Widders trat, fo. machte ihn: Dſchewſchid zum Anfan⸗
gerdes Jahrs. Dſchemſchid vereinigte darauf: miß ſeinem
Reiche - eben. große Provinzen bed obern Aftensunb-xes:
gerte ſie im Frieden 700 Jahre. Aber zuletzt unterag:en.
der Große und Herrliche, dem Uebermuthe, er Aiaß ſich
verleiten zu glauben, er ſey unſterblich und perbtesipfgdtbe:
liche Ehre;⸗deßhalb, ſandte er Bildſäulen von Feiner eigen
nex Perſon in alle Provinzen ſeines Reichs und ehahl,
fie anzubeten. Da erweckte ihm ber All mächtügeneinen
Feind in feinem Neffen, dem König. Sche daſn von Ara⸗
bien, ber ihm überſiel und aus dem Reiche jagle. ıı Merſchie⸗
ben ſind nun die Angaben über fein Schickſal einiger laſ⸗
fear then. im ber: Gefangenichaft: getühtet werden, Addı ans
darn reiſte er: hundert Jahre fang in. der Welt: umkferupth'
⸗
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undere Knfen paifägan trinke You, Ma Warn, Mal
77 PLN rer 31, Sb ” A RT He — a
Der ganze Mythos iſt oma und. Bedeutet en
Umlchif der Sonne um die? Erbe: ſund⸗ offen, Wohlthaͤtige
Wirtungen auf dieſe. Der: Golddoich hf Ren durchdeic⸗
gende Strahl bar Sonnen der beſoichten de: Regen, bay
ja ekenfalls ann her Sanhe: eryargki wit Mioſer Dolch
ne ben: Becher Dſchenſchids ſpielen.in ſeßt edlen. Sagen
der selten Völker ihre: Molle.Dſchemſchidet werbreitet,r: mrie
Herafles, -Aherail Eingen ‚wohin er domiet,ıec Künepft- nd
den häfen. Genien.⸗gegen ‚ale: Artew von, Liebafr,. Boshelt
und Uebermuth. Uber. wie Heralled, ralebs auchner eine
Zeitlang von der Macht des Böfen unterworfen ; doch lebt
er, wie jener, in den Sagen der Nachwelt? fort, genießt
bet Etre der Aubelung der durch tan. degluckren Völker)
und fiber Stanminsitet ‚wiipet Helden: Puh: Eonigeo
ſcen
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‚Dem, ehe, ara * ne he 77— Seal
55 Parſen, wie Bit; ft vorn aus den. Sch
Sejbigyen Tenzen,,, Ensforach auch der Sultug di
öffer... ‚Sie: hatten % * welche ‚ben, fieben Planes
5 "emeihet wanen and, mgrin, Diele * ——
Bilder 3 aud allegor Klche En leme „vo, Meta er
norgt eilt muiten... Ole, teen: Beiter vr n,B ildert ir
x, ad "shiinifer., — PR —
FR ep - der Senn Ken daB, —J Fe a
uhr or Bröpe; ee emyel ‚halte 4 Eh M
— ii rel feinen beſeizt.
* ofd und eite einen Mann mit —5— en’ dor,
der auf einen ſtarken Pferde faß, zwei fi — sitgefpfke
te, Ioktare Krokäuisrug Auid inieinem Drucheirſchweif auss
ging. : In der wrchtenscHandb‚hielt:et eine Düne gultene
Ruthe und um ſeinen Macken eine Mttkiopn Quwelen. Ae
Diener dieſes Tempels waren in Coldſtuck gekleidet und
reich geſchmuckt. Der Weiha auch brſtandi abbrMiecheig: au
.-ı4
x
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— 82 u
werten; ed ‚: verlethet "den Menfihen was -fie. beärfen,
wort: üben die Geſetze des Drumgd, kaͤmpft undafhörlich
Weich Lirihman dand⸗ feine Dewo und geht immer dils Sie⸗
ger aus dem Streite hervor, er ſchutzt Die Seelen der Ver⸗
Morbenrinrvor veir Angriffen. unreiner Geiſter und ertheilt
den Gereothten die ewige Seligkeit. Mithras iſt ein ureil⸗
ws perl Woͤrt / welches das Urfeuer und das Urlicht
brzeichnemn Da Fruer aber“ iſt⸗/ nach dem Zend⸗Aveſta,
wid. das: Awards! Örgamı der⸗ Gotthelt, theils imäitnfich,
theils: weibltdy, weßhälb auch vom Mithras, dem -ıiäntes
Ken; und ort: Mithra, dem weiblichen Feuer, die Mes
de iſt.Anch die Aethlopier, welche anerkannt Sontiendie⸗
ner waren, mennen die Sonne Mithras, und der erſte
Nsnig von: Hellopolis in Aegypten heißt Mithrat, Miz⸗
ryhm ſelber aber wird Sonneland uͤberfetzt; woraus her⸗
voigehet, daß Muͤhras nicht nur eine ſehr alte, ſondern
Gh ſehr weit vetbreitete Beüennung für Sonne und Feuer
ai IR das Sonnenjaht das Bilv der Schöpfung — und
dafür wurde es haafig genommen — ſo iſt alſo Mithras
der Regant dorſelben, der Schöpfer und, inſofern er’ zwi⸗
ſchen Doͤntuzd und Arihman, dem Feuer und Leben und
der Nacht und dem Tobd ſtehet, iſt er der Mittler Ders
ſelben. Abet ‚nindem er Alles erzeugt und aus ſich hetvor⸗
vringt, exhebt! er ſich über Ormuzd und Arihmaitfelber,
als! welche neinlich in dieſer Hiuſicht für Zeugungen son,
- rangefehen werben. J
nr.
J Veſevders merkwurdig ſind ae die Mitletamonn⸗
mente mit dem Stieropfer, woͤvon wir noch mehre Ab⸗
dildungen haben. Vor einer Goͤhle kniet Mithras, mit
fliegenden: Mäntel und phrygiſcher Matze, auf einem nie;
vdergeworfenen Stier ,- deffen Schweff in drei Achten aus⸗
tauft. . Mit der Linken hält er ihm die Rüftern zu, =
Der. Rechten: ſtößt er. ihm eine Dolch in ben Hald Ei
Hund fpringt von vorn: an den Stier in bie Höhe, vihe
Sqhlange beißb ihn in den Vorderfas, ein Scorpion kneipt
ihn
J
—
u 9: u,
Ihe in die Hoben. Dabei ſtehet ein Jungling mit einer
aufgerichteten, ein Greis mit einer gefenkten Fackel in der
Hand; vorwärts ein Baum mit fproffenden Blättern, dars
unter ein-Stierfopf mit aufgerichteter Fackel, rüdwärts ein
anderer mit Früchten, bem Scorpion und der umgefehrten .
Fackel; oben über der Höhle ſieben Geueraltäre, an der
einen Seite die Sonne mit einem Biergefpann, nach den
vier Weltgegenden gerichtet, an: ber entgegengefeten der
Mond mit zwei Pferden. In einigen Darftellungen dieſes
Vildes fehlen manche diefer Symbole, in andern find fie
noch gehäufter; überall ‘aber iſt es weiter nicht? ald eine
Infhauung der Natur, die uralt ift, wenn auch die Dars
kellung berfelben aus fpäterer Zeit iſt. Die Deutung iſt
übrigens, ‚wie bei allen Mythen, auch hier eine verſchie⸗
dene, ein phufifatifche oder aftrottomifche. Nach der ers
Ren iſt Mithrad der Demiurg, und der Stier die Erbe,
weiblich gedacht, welche jener eröffnet, (mit dem Golddolche)
daß fie alle ihre Schäge von fi giebt. Alles Uebrige ers
Hirt fih von ſelbſt. Nimmt man die Darftellung aftros |
nomisch, fo iſt Mithras die Sonne, getragen von dem
Anuinoftialftier. Wenn die Sonne in das Stierzeichen
mitt, dann firdmt fein warmer kebensthau als befeuchten»
der Samen zur Erde nieder und der Frühling mit feiner
Säle kommt hervor. Tritt die Sonne- in den Scorpion,
jo verflegt das Leben ber Ratur, von fchädlichen Thleren
angenagt. Der Hund ift fodann dev Tafchter, der Ste
ring, mit beffen Wiedererfcheinen das Weltjahr aufs neue
beginnt und der hier dem fterbenden Stier tröftend ben.
Immenden Frühling. vorausverfündigt. Daraus entwidelt,
fc ein noch höherer Sinn ded Ganzen, dad und den Urs
Bier, Abudad, barftellt, wie er, von den Dews Arih⸗
mans erwürgt, mit brechenden Augen gen Himmel blickend,
den Untergang des Nachtreichs, den Sieg des Guten weiſ⸗
ſagt. Nun iſt der Hund der tröſtende Stern, der auf je
nen Zeitpunkt hinweiſt, wo aller Jammer der Welt endet
und dad Lichtreich in feiner: mn m alle — beſe⸗
1. Band.
il
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ligen wird. Sp erhält das Bild auch eine mhiloſophiſch
Beziehung , auf die Lehren des Allerthums von.der Rück⸗
kehr der Seele zu ihrer himmliſchen Heimath. Die Höhle
ſelber iſt nicht ohne tiefe Bedeutung, ſie iſt der Tempel,
wo das Opfer gebracht wird und, da Höhlen und. Grot⸗
ten im Alterthume von religiöfem Gebraudje. waren, Der
Tempel ber Natur, bed Weltalls felber.
In Höhlen, nur auf eine eigene Weife dazu eingeridy
tet, feierte man: fpäter, vielleicht auch ‚früher fchon, nur
wohl einfacher, die Mithrasmpfterien. Das Ritual der
Einweihung in biefelben war ein Symbol des Kanıpfs,
welchen der Mithrasverehrer gegen Arihman und die Dews
zu beitehen hatte; daher eine Stufenfolge von Prüfungen,
die immer härter wurden und endlich bis zur Lebensgefähr⸗
dung fliegen. Es gab fieben Grade, nad) der Anzahl der
Planeten. Im eriten fanden die Kämpfer (gegen Arih⸗
| ‚man). Im legten hießen. die Eingeweiheten Bäter und
Mütter cdenn auch Frauen wurden. aufgenommen), in
‚ ber Drdensfprache Adler und Habichte. Eined von ben
- geheimften Symbolen war eine gewiffe Stufenbahn mit
adıt Thüren von verſchiedenem Metall, mit Bezug auf
Sonme, Mond und Planeten und auf den Gang der Gew
‚ Te durch Diefelbigen. In fpätern Zeiten hatten dieſe My⸗
fterien einen ganz andern Charakter, als in den frühernyg
denn wen hier feftliche Luft und lautes Wohlleben herr
te, wenn ber, König_ded Landes am Mithragfeite öffentli
‚tanzen und ſich beraufchen durfte, fo herrfchten in der fpä
tern Zeit Strenge und Kaſteiungen. Uebrigens waren bie
je Mpfterien über. Armenien, Kappadokien, Pontos, Klein
afien und ſelbſt über Syrien und Paläftina verbreitet. J
| Rom feierte man fie im Srühlingsäguinoftium und en
ras, Sol invictus, fpielte im römifchen Reiche, b
ſonders von der Zeit Heliogabals an, eine große- Roll
Julianus begünftigte ihn fehr, baher fidy alle, die fidy be
Kaifer empfehlen wollten, in bie Mithrasmyſterien aufnel
— 35 —
men ließen. Alte Dentmahle, die erft aufgefunden wur⸗
den, fellen beiweifen, daß man auch in Gallien und Süd⸗
germanien, kurz in allen Provinzen des römifchen Reichs,
die Mithrasmpfterien gefeiert habe, wie man behauptet, Daß
die Chriften im Anfang des 4. Sahrhunderts von bem Fe⸗
ſte des Sol invictus im Dezember, einige Tage nach
dem Winterſolſtitium, — Veranlaſſung genommen hätten,
das Geburtsfeſt ihres Erloͤſers zu feiern, als welcher eine
neue, eine geiftige Sonne war. Sind diefe Behauptungen
gegründet, fo find es wohl auch ein- Paar fchon ältere, die
nemlich, daß bie heiligen Keuer der germanifchen und flas
viſchen Nationen ded alten heidnifchen Europas nichts ans
ders gewefen feyen, ald parſiſcher Feuerdienft, ‚ver aus
Aſia herübergefommen, daß folglich die noch üblichen DO fters
und Johannisfeuer und die ewigen Lichter ‘in den '
chriſtlichen Kirchen auch nichtd anderes, als Ueberbleibfel des
älteften Heidenthums find; ferner die, daß die Taufe, wie
fie im Chriftenthume erfcheint, in den Mithrasmyfterien fels
ber vorfam, und aus demfelben in. andere Culte überging.
Es iſt wohl nicht zu verkennen, daß dieſe Reli⸗
sion der alten Parfen, gegründet auf die Allgegenwart
Gottes in feinen Werken der Sinnenwelt, rinen eigenen.
Einfluß auf die Geffnnung und auf die Sitten haben mußs
te. Reinlichkeit und Fleiß waren bie Hauptgrunds
jüge des Charakters dieſes Bolfes, "beide von der Sonne,
dem Feuer, abgeleitet, denn biefed läutert Alles und tft uns
ausgefegt thätig und wirkſam. Daher ihre Scheu, ein Ele⸗
ment zu befudeln, daher noch heut zu Tage ihre Gewohn⸗
heit, die Todten nicht zu beftatten, fondern fie auf hohen
Gebäuden in der Luft verwefen zu laffen. Daher eine uns
ermübliche Thätigfeit in allem, was die Sonne befchien,
insbefondere in dem’ Weinbau, dem eigentlichen Kinde ber
Sonne. Dabei waren bie Hariptfitten geboten: Nicht zu
lügen, feine Schulden zu machen, nicht. undankbar zu fehn,
feine Unwahrheit zu ſagen, feine Untreue zu begehen, auch
im Aeuſſern der ſorgfaltigſten Reinlichtei fi ch a” —
— 36 —“
gen. Etwas Weibliches und Weichliches war in bieſer Res
ligion, welches wohl einen nachtheiligen Einfluß auf das
Bolt hätte haben können; allein man trug Waffen im Krieg
und im gefelligen Leben und übte ſich fehr fleißig im Ges
brauche berfelben, und da Alles, was Männlich war, von
dem Könige zum Krieg aufgeboten werben konnte, fo fehl-
te ed nicht am kriegeriſch⸗ männlihem Gifte. Anfänglich
hatte man nur wenige Feuer, aber allmählig entſtanden
mehr unb mehr, weil die Priefter, die Mager, oder Mas
gier, ihren Vortheil dabei fanden. Auch wurden dieſe fo
mächtig, daß fie gar oft den Königen und ber Regierung
fi) furchtbar machten. Wlerander von Mafebonien bradı
ihre Gewalt, aber er Tonnte ihren Geift nicht dämpfen, fie
Ä widerſtrebten noch lange allen Regenten, welche u. en
ſätzen nicht huldigen wollten.
Die Religion der Parſen, obgleich dieſe durch Muha⸗
meds Revolution größtentheild entweder aufgerieben, oder
vertrieben wurden, hat ſich doch noch in ihrer früheften
Reinheit, felbft in tümmerlichen Winfeln, erhalten; und
es ift durchans nicht zu verfennen, daß man ihr. von als
len Seiten viel verdankt, indem fie ihre Weisheitichren
und darand abgeleiteten Tugenbvorfchriften überall hin vers
breitet hat, obfchon nicht zu läugnen ift, daß fie auch
die. erſten Anläffe zu den Berirrungen gab, in welche ber
ſpekulirende Geift und bie fpielende Phantafie gerathen find.
, Sp if der Dualismus der Prinzipien von dem Parfismus
aus in. alle ‚andere Religionformen bed Drientd ‚und des
fpätern Occidents übergegangen. So wie Mithras Maun
umd Weib zugleich iſt und gefchieden ald männliches
und weibliche Weſen gebacht und vorgeftellt wird, fo
erfcheinen in Indien, in Weftafien, in Aegypten, in Gries
chenland und Rom und, wohin fi in der Welt der Gas
baismus verbreitete, überall Götter und Göttinnen nebe
einander, und Häufig ſolche, — Mankı und EEE zus
aleich Aue: R
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nd ke
In fofern:alfo der Garfismne F wit ber Vereh⸗
‚rung der Himmelskörper und ber Elemente zu thun Bat,
kann man ihn, wie es auch. wirklich gefchieht, zu dem Sas
baismus *) rechnen, zu der Religionform, in weicher Ster⸗
aendienft, Sonnendienſt und Feuerdienſt hems
ihen, und bie Lehre von einem geboppelten Orunds
wefen, einem guten und einem böfen, ſamt den Glau⸗
ben an ben. Zufammenhang der Geſtirne wit den Schickſa-⸗
len ber Welt. und der Menſchen ſcharf ausgepraͤgt ind.
Den Sabalsmus finden wie im Driente weit verbreis
tt; aber da er bei ben übrigen Völkern nicht mehr vein,
fondern namentlich mit ber Phallosnerehrung verbuns
den, ober vielmehr vermifcht iſt, ſo nuterſcheiden wir bil⸗
lig den parſiſchen Sabaismus von dem der übrigen
Bölter. und nennen dieſen den Naturabiemus, als Dies
jenige Form ber Religion, in welcher bie Natur, ſo⸗
wohl im Gauzen, als in ihren einzelnen Er⸗
ſcheinungen, al zeugend und gebärend, vergöt⸗
tert wird. Die Grundlage dieſes Raturalismus finden wir
in dem Fetiſchis mus, ber uvalten Sitte - roher Bölfer,
natürliche oder kuͤnſtliche Körper ald Götter aufzuftellen
und anzubeten. Roc find der Fetiſch⸗Anbe tetr vehe
viele, — in =. und a
Religion und Eultus der Syrer, Baby ke⸗
nier und Ppönikier
Biel anders ale in Perſlen geſtaltete ſich ber Sabãis⸗
mus in den Ländern am Euphrat und Tigris und in Phö⸗—
nifien ; benn in wm Gegenden wurde der ne
H Sabaismus von Saba (Baba), dem — Worte für
Heer, Himmeklsheer, woher auch a ——
Herr der Heerſcharen.
Kain | | x
| 13 —
Dienft bed Indiſchen Schiwa ober Iſchwara ber herr,
ſchende. Dieſe Gottheit, die fon. in Indien, als. Bild
ber. zeugenden und ‚gebärenden Naturkraft in boppelter Ges
halt, als Mannweib, mit den Symbolen bed Phallos oder
Sant» Lingam ‚und mit einem. diefer Vorſtellungsart auge⸗
meſſenen, wilden. und :außfchweifenden Cultus erſcheint,
ging nach Weiteg über und fanb dort bei den noch rohes
zen Völkern sine; bereitwäillige Aufnahme: Uber eben ihre
Rohheit vermogte ſſe, die geiftigen Begriffe, die mit jenen
Symbolen verbunden waren, zu überfehen, und fih ganz
an den äußern. Ritus und. an bie Tempelbilber, als wä⸗
ren. fie dag Weſentliche, zu halten, wenn ſchon in den ge⸗
heimen Lehren: der, Prieſter die richtigern Ideen aufbewahrt
blieben. Schiwa, oder Eswara, das Urfeuer, bezeichnete
ſchon in Iudien Soune und Mond, als ſichtbare Zeichen
- jener fchöpferifchen Naturkraft; aber. fein: Weſen wurbe in
Meftafien in. eine männlidye amd weibliche Gottheit getheilt,
von welchen, unter: maucherlei Namen, bie. eine die Sons
ue,. die andere den Monb bezeichnete. Damit wurden auch
‚bie übrigen Geflirne in Verbindung gebracht und fo entwi⸗
delte fih der ganze Cultus der himmliſchen Lichter, zugleich
it aſtrologiſchen Mebenbegriffen, wie, wenigſtens zum Theil,
ſchon im Paxſißmas. Dabei trit nicht ſelten an, die Stelle
der Sonne der Hinmmel, als der. Urvater ber. Himmelskör⸗
per, ober als die oberfte Gottheit, an Die ded. Mondes das
gegen die. Erde, welche in der ephefifchen Diana als die
algrrährende Mutter mit taufend ‚Brüften abgebildet, als
ECeres ingbefondere als die Mutter des Gletraided gedacht
wird, womit fpäter bie Idee einer Stifterinn des Acker⸗
baues und des dadurch herbeigeführten civiliſirtern Zuſtan⸗
des der Voͤlker ſich verbindet, welche dann folgerichtig auch
als Geſetzgeberinn und Urheberinn aller religiöſen und bürs
gerlihen Bildung ougefehen wurde, ‚Die Sonne, bie das
vorzüglichte Gewächs, die Traube, zur Reife, bringt, ward
ſodann zum Bakchos (Jakchos); fo wie die Urnacht, aus
welcher alle Dinge erzeugt wurben, verbunden mit. bem |
x
— 39 —
Monde, unter mancherlei Namen und mit mancherlei At
tributen, in ben Tempeldienſt eintrat. Diefer Sabäidmus
iR die Hauptgrundlage des fpätern helleniſchen Polptheis⸗
mus, in welchen die Götter noch viel mehr entgeiftiget
wurden, indem fie auf der andern Seite, den Geſetzen des
rinern Geſchmacks folgend, zu ben höchften Idealen des
Schoͤnen und Echabenen ſich emporhoben.
‚ Urfprüngliche Quellen bed Sabäismus ber femitifchen
Tölfer haben mix nicht mehr, Wir können bier nur aus
den Griechen fchöpfen, die und ihre Beobachtungen und
Erfahrungen nach der Anficht mittheilen, die fie der Nas
tim der Sache gemäß hatten und haben konnten. Im
Grunde find es alfo nicht viel mehr, ald Bruchftäde, bie
bir hier finden und wiedergeben können.
Der ältefte Schriftfteller nun, von bem und noch Radye
tichten üͤbrig find, iſt Sanchuniathon; fein Zeitalter wird
dem des Moſe gieichgefchägt, vwiewohl er nach Anbern,
noch älter ſeyn fol. Vielleicht war er auch nicht eine Per⸗
fon, ſondern ein Collektivname für eine Prieſterſchule, was
die Bedeutung ſeines Namens, Freund ber Weisheit,
gar nicht hindert anzunehmen. Sein Wert hat er, nad
finer eigenen Angabe, in. der Stadt Berytos, wo er
von dem Mriefter 3 erembalos unterrichtet wurde, ges
(hrieben. Die Quelle aber, woraus er fchöpfte, war der
Geſetzgeber und Befchichtfchreiber Taaut, den bie Aegyp⸗
ur Thot, die Griechen Hermed. nannten. Dieſer, de
Rathgeber und Geheimſchreiber des Gottes Kronos,
hatte von den. Kabiren, den ſieben Kindern Sydpks,
das Geſetz auf heilige Tafeln ſchreiben laſſen. Zuerſt von
den Göttern ſelber, zuletzt aber von menſchlichen Geſchicht⸗
ſchreibern, Mochos, Theodotos und Hppſichrates
bearbeitet, kanr es in die Hände Sauchuniathons. Ihn
überſetzte der Grieche Philo, aber die Ueberſetzung, wie
die Urfchr ft," dit: verloren gegangen; was wir noch das
von haben: iſt vom SKirchenvater Euſebios, man weiß
yes
dem Geifte Kolpiah und feiner Gattinn Baan wurde
N
— ao —
nicht and welcher Quelle geidröpft. . Din — und, Sacu⸗
chuniathon berichte: Im Anfang war Nacht (Ghaos )
und ein geiſtiger Hauch, beide unendlich und unbegrengt.
Da entbrannte der Geiſt in Liebe zu ſich ſelbſt, es erfolgte
eine Einigung und Durchdringung und dieß-war Eros
(bie Liebe), dad Prinzip der ganzen Schöpfung. Aus ber
Umarmung ded Eros und des Chaos bildete ſich zuerſ
Moth, dad Urwaſſer, und aus dieſem entwickelten ſich
alle Dinge, zuerſt vernunftloſe Thlere, dann geiſtige, wel⸗
che Zophaſenim hießen (Beſchauer ded Himmeld), Moth,
ein Ci, ſtrahlte Sonne, Mond And Geſtirüe aus. Aus
der Erſtgeborne, der Aion (die Zeil); von dieſem entſtan⸗
den Geneas und Genea (Geſchlecht und Gattung), wel⸗
che dad Land bewohnten, und Licht, Feuer und Id ms
me (eine Trias!) erzeagten. Als aber aus Luft und Meer
Kicht und Feuer, aufglüheten, entflanden auch Wind ‚und
‚Bolten und. große Waffergüffe frömten von Himmel. Ais
aber Alles gefchieden war und, von Dex Sonnenglut ges
‚trieben, im Luftraume wieder auf einander ſtieß, da bras
hen furdtbare Donner, und Blige aus und, von dem ges
‚waltigen Krachen: geweckt, fprangen die ſchlafenden Thie⸗
ze aus dem Moth:hervor, und ed regte ‚fi im Meer
und auf ber m. Fa in en it, — und
weiblich. Zu
So weit: — ch. Enſehlos, „ die Lobmogonie de
Saucuniathon. Aber ein anderer, "der Neuplatoniker Das
mascius, berichtet, als altphonikiſch: Jin Anfange wa⸗
‚ren. Chronos (Zeit), Berlangen: and: Nebel, daus der
ren Bereinigung,ıder Nether (der Geift) und die Aura
(animalifches Leben) hervorgingen. Aus dieſen beiden ging
Don, ein Ei, hervor. Ehuforos (der Eröffner) ſpal⸗
tete das Ei und es gingen daraus Himmel und Erde hervor.
Beiden Sagen zufolge hatten bie Phönikier zwei Grund⸗
prinzipien angenommen, das eine: Geiſterhha uch, Ch ro
N
A et
208, dad anbere: Kädtlides Chavs, Nedel; beibe
wurben vereint durch Berlangen, Liebe — bie Maie
der Indier. Der aunfexee sun bem —
Mithraßb.
Zwar wirb uns noch — von Sanchaniathon er⸗
zählt; aber ſicher fo verdorben, daß man es nicht mehr alb
fein Eigenthum anſehen Darf. Die Kinder bed Protog o⸗
nos, des Bion, Licht, Fener und Flamme, zeugten Söh⸗
ne von ungeheurer Größe, die ben Bergen, welche: fie be
herrſchten, die Namen gaben. Sie :zeugten aber Mews
rumos Wafferhöhe) und Hppsuranios CHimmelshähe),
Berge alfo erhoben ſich nach dem Kampf der Elemente,
bad Waſſer fchieb ſich vom Lande und die Gipfel der Berb
ge traten am Himmel hervor. Hypsuranios iſt der Ex⸗
bauer von Tyrus, fein Bruder, Uſoas, aber erfand bie
Bekleidung mit Zellen, wagte: ſich zuerſt in einem Baum⸗
hamme aufs Meer uud brachte bem euer und dem Gej—
Re Gebete und Opfer und feste ihnen -Denfmähle Aus
dem Geſchlechte beider entſtanden Jäger, Fiſcher, Metallar⸗
beiter; Ehryfor wart Erfinder der Sprache, der Bes
fhwörunggefänge, : der. Welffagung. und. Schifflunft und
wurde. felber ald Gott verehet, unter dem Namen Diamis
hios. Andere erfanden: bad Bereiten her Ziegelfteine, das
Hänferbauen, dad Umzäunen ber Felder, dahin gehört
Agros,: Agrueros, der höchſte Bolt br Byblier.
Auch die Landlente: und Hirten, Aleten und' Titanen
genannt, darana Auymod und Magos, die Heerben
und Dörfer erfanden, ſtammen von ihnen, fo wie Mi⸗
for und Sydyk und von Mifor der Schrifterfinder
Zaaut, von SybyE aber bie Kabiden oder Kory⸗
bauten, welde die Heilfunf erfanden. Titanen und
Kabiren find vielleicht Planetengoͤtter; gelten aber auch
als die erfien Bewohner des Landes, anf melde bie Ein⸗
theilung ber Stände. folgt: Amynos, der Nähr⸗ und
Wehrftand, Magos, ber Lehrs oder Prieſterſtand.
Sybyf, ber Gerechte, iſt demnach bürgerliche Ordnung
”
gber Gerechtigkeit: „Später kam Elium (Eiche), amık Hy
(od (der Hochſte) genannt, der mit-feiner Battinm, Bu
- KKanne), den Uranos (Himmel) zengte und die. Gäg
(Erbe). Uranos, mit Ga vermählt,. zeugte Ilos ode
Kronbs, Bätyplos, Dagon und Atlas, hatte. aber
guch mit andern rauen Kinder, weßhalb Gäa fich von
ihm trennte. Als aber Uranos, um fich zu rächen, the
Ruder töbten weilte, vertheidigte ſich Gaͤa, welcher Ta au
Hermes Trismegiſtos) half. Uranos ward nun ge
"est und fein Sohn Kronos regierte’ nach, ihm. Kroned
- Berbündete hießen, von ſeinem Namen Ilos, Elohim,
woraqus erfichtlich. ift, daß Idws'mmdy'.bad Ebrädfche El
¶Gott) xinerlei ſind. Kronos ser. grauſam in feier Ro
giexung, daher verſachte fein: Vater! Uranos noch einmahl,
Ihn dieſelbe zu entziehen. Seine Töchter, Aftarte, Rhea
u Dionme, wollten ihm helfen; rallein Kronos fing dieſe,
aahm fie ge: Frauen und zengte' Söhne und Töchter mit
Äbmen.. Afkartesgebar den Pathos und den Eros,
—ESehnfucht md Liebe). '; Aus sbtefem Geſchlechte ſind
aunch Asklepios, Zeus Velod, Apollon, Pomtos,
pphou, Merrus, Pofeidon;: und Meltanithos
oder ORrehlek Nad, langem. Streit Vöbtete Kroner feb
en Valer Uranos, inbem — — die a ee =
ichnitt. ne ge
. Ahkerte, hie große, — er ihr ‚Haupt den Suer⸗
ſopf/ als königliches Zeichen; ſie zog: auf der Erbe umher,
fand einen ‚Stern und. weihete ihm; wif ber heiligen: Inſel
von Tyros. Kronos auch ummandelte die Erbe: und fegte
feine, Tochter Athene über Attika. Bei einer einbrechenden
Weſt beſchnitt Kronps, feinem Vater Uranos zur Weihe,
‚ deinen Sohn und zwang feine Gehilfen, auch ſo zu thun.
Einen andern Sohn, Muth, der geftorben war, weihte
ar der Rhea, darum nennen bie Phönikier ven Tod. Muth.”
Seiner Gemahlinn Dione, oder Baaltis, gab er bie
‚Stadt Bpblos; er felbft aber empfing von Taaut vier
Augen und fech$ Flügel, u bie andern Götter nur
t
— 4 —
mei folcher erhielten. "Dafür gab Kronos, als er fü das
Mittageland fam, dem Taaut ganz Negyptenland zu bes
berrfchen, weil ihn darum die fieben Kabiren und der ade.
te Sohn Sydyks, Asklepios, gebeten hatten.
‚J
Diefe verwirrten Rachrichten genüglic; zu erflären ver⸗
mag man nicht, man muß zufrieden feyn, wenn Binigeb
Kar wird. Nun weifen und die Forfcher bei Eliun anf
dad Ebraͤiſche EI GGott) auf dad Griechifhe Helios .
(Sonnengott) hin und fagen, Eliun fey mit Jſos, Uras
nos, Melkarthos n. f. w. immer einerlei, nur unter
andern Beziehungen gedacht, ſey Überhaupt aber ber Lichts
gott, Sonnengstt, der perfifche Mithrad, ber ägyptifche
Amun, Phthas. Der Kampf, den er zu Beftehen hat
mit den Titanen, fey nichts anders als der Kampf DEF
Finſterniß mit dem Lichte. im Jahreskreiſe und mit allen
darin vorkommenden Naturerfcheinungen, bie das Licht oder
Teuer und feine Wirkungen hindern und hemmen wolle.
As Uranos und Kronos verzehrt er feine Kinder, bie Jah⸗
re und Tage, und barım opfern ihm die Phönikier, ale
dem Moloch (Melkarthos), ihre Kinder: Der’ Winter ent⸗
manne die Sommerfonne und ftoße fie vont Throne, aber
*
wit der Zeit ſiege fie. wieder über alle ihre Feinde. Wenn
zufegt die Sattinn des Uranos erobert und mit Dagon
vermählt werde, fo fen Gaͤa, die Erde: weiblich gedacht
und Dagon männlih, nemlich was die Griechen Der
meter nennten, die fruchtbare Erde; das enbliche Ergeb»
barkeit ber Erde
niß des Kampfes fey alfo bie baraud 6 beroorgefenbe Feuchte
or
Diefelbe Idee finden wir denn in ben 1 Äbrigen Im
wien ber Natur » Religion. Ueberall erſcheint nach der Bo
drängung eines alten Gottes ein junger ,: überall dad Bild
der Erneuung, der Wiederherſtellung ber Alles hervor⸗
bringenden Natur, oder im hoͤhern Sinne der N
der —— des ewigen Gottes.
pn} A — .
+ Vorzüglich wichtig erfcheint sel Sanduniathon Taaut
* ägyptiſche Thot, ber griechiſche Hermes, der alı
Btammvater ber. Aegypter genannt wird, ald Rathgebei
und Gehilfe bed, Kronos, Erfinder der Schrift, bie er nad
den ewigen Bildern bed Himmels, den Geftirnen, fopirt
alle als Erfinder der Zeitrechnung, der Hieroglyphen uni
Der fymbolifchen Göttergeftalten. Dann werden Herakles
Athene, Dione, Titaniden und Artemiden genannt, Tanteı
gricchifche Namen, die bei Sanduniathon nur anders ge
nannt, aber in Hinſicht ihrer Wirkſamkeit und ihres We—
ſens dieſelben find, wie bei den Griechen.
ee .
Int Mur ‚wenig verfchieden von biefer phoͤnikiſchen Kos
gaganie ift., bie der Babplonier. Ueber diefe Kat dei
Bed prieſter Berofus zuerft gefchrieben, aber feine Per
ſon, und fein Zeitalter find ſo unbekannt, wie Die Dei
Fanduniachen, und was wir noch von ihm haben, fi a
Fragmente. In dieſen ‚heißt ed: Es ‘ging der ſichtbare
Weit eine. Zeit voran, wo Alles zur Finſterniß und Waſ—
fer, war, in. denen Ungeheuer von mancherlei Art und
Korn lebten, deren-Bilder man. im Tempel des Bel fehen
Zöune; Menfchen mit zwei Köpfen, mit Flügeln, mi
Körnern und ‚Ziegenfüßen , halb Thigre u. dal. Vielleich
Motterſymbole, dergleichen überall vorkommen. Lieber ‚all
Diefe Weſen berrfchte eine Frau „Omorka (Meer, aud
. Mond, alfo Urwaſſer, Urnacht, das weibliche gebährende
Nrinzip). — |
Dieſes Weib theilte Bel (Arlicht) in * Theile
Daraus wurden Himmel und- Erde, Sept ftarben jene Uns
geheuer, die Ausgeburten des wüſten Chaos. Weil aber
aumn bie Welt leer von Gefchöpfen war, fo ließ Bel L
Yon einem andern. Gott ben Kopf abfchlagen und dag ri
nende Blut mit ‚Erde mifhen, daraus entſtanden be
CKhiere und Menſchen. Um die Zahl derſelben aber n
gu vermehren, zwang er einen andern Gott zu ihun,
— 45 —
er gethan hatte. Darauf formte ee Sonne, Mond, Stera
ne und die fünf Planeten. Die Menfchen Iebten anfangs .
wild, aber ed fam bald ein Ungeheuer aus dem Meere,
Dannes, ein Fifch, aus befien Schwanz zwei Menſchen⸗
füße hervorgingen, und unterrichtete fie. ‚Ieben Morges
tauchte ee aus dem Meere auf, kam nad Babylon unb
Ichrte Gewerbe, Künfte, Aftronomie und alle Übrigen Wiſ⸗
fnfhaften. Alles, was die Menfchen wiffen, erführen fie
durch ihn. Einige Nachrichten fprechen von vier Dans
ned, welche nach und nach erfchienen feyen, der lebte das
von, Odafon (Dagon) habe noch vor der Fluth gelebt.
_
Auch hier ift dag Meltei in der Omorka, . und in ben
Danned Die Fifchgottheiten der Phönifier, die Symbole
der Raturfruchtbarfeit und Urheber aller Eultur. In Bef
erfheint das Urlicht, das Urfeuer, bie befruchtende Urfraft
der Natur, wie in Phönifien Melkarth, im Parfiemus
Mithras; alfo find Bel und Omorka aud) die Sons
ne und ber an und biefe wieder bie Erbe
Bel, Baal, Balus, auch Bol, Pul, Pit bebens
tet in den orientafifchen Sprachen Herr, König, wie
Pharan im Aegypten; daher heißen bie Stammkönige
meiftentheild fo, daher Zufammenfegungen mit demſelben
Wort von mancherlei Art, wie Belsfager, Hannisbal
u. ſ. w. Oefters fteht der Drt der Verehrung des Gottes
dabei, als Baal⸗Berith. Dem Bel ſchreiben nun bie
Babylonier Alles, zu, was bie Phoͤnilier dem Taaut.
Seinen Wohnfig hatte er in Babel (BabsBel, Thor,
Hauptſtadt ded Bel), wo auch fein Grabmahl iſt. Bel
Bel hat man zu denken an ben indiſchen Niefen Belt,
Bali, der dad Element ded Feuers bezeichnet, daher iſt
Bel auch der Sonnengett, die Sonne jelber. Sein
heiligſter Tempel war ein hoher Thurm in Babel, den
Semiramis bauete; das oberſte Stockwerk war das Aller⸗
heilige. Hier war nichts als eine goldene Tafel und ein
/ .‘
t Y 1
— 6 —
ı
prhjiges Nuhebett für den Gott. Eine von ben Gricftel
De Erde). Ueber den Cultus ded ‘Bel hat man nur weni
m.
v
genannt. Demnach war Mithra die Venus, Aphro
dite, welche in Armenien und andern Gegenden Weſtaſien
verwandelte.
nem goldenen Throne. Nach einer andern Nachricht fin
det man neben der Bildfäule des gehenden Bel die de
feſtliche Tänze an, ‚die Priefler füßten fein Bild ım
. Mond, die Erbe. Dahin gehören: Aftarte, zu Sidon
Derketo, zu Joppe, Anaitis in Armenien, die gro
ße Goͤttinn zu Hierapolis, Venus Urania, zu Aska
lon; auch Mithria, die Übrigens hier mehr ein Symbo
der Myſterien geweſen feyn dürfte. Die Urania zu Aska
kunfte :von Ländereien und in ihren Tempeln hatte Dil
erwählte Jungfrau wachte hier. Weiter unten war ein
Kapelle mit einer goldenen Bildfäule ded Gotted,“ auf ei
ſitzen den Rhea Coffenbar wandelnde Sonne und ruhen
Nachrichten; er ertheilte Drafel, man ftellte ihm zu Ehre
fchlugen und verwundeten ſich bei ſeinen un mit ihre
Pe
Auſſer dieſen kommen in dem Cultus dieſer weſtaſiati
fchen Bölfer mehre Goͤtterweſen vor, die hauptfaͤchlich nu
ein und daſſelbe geweſen zu ſeyn ſcheinen, nemlich di
fruchtempfangende und gebärende Kraft ber Natur, De
Ion, fagt Herodot, war bei. ben. Aſſyrern Militta, be
ben Arabern Alitta, Alilat, bei den Perfern Mithr«
verehrt und von den Griechen aud Artemis genann
wurde. Ihre Tempel und Priefter hatten anfehnliche Ein:
Wohlluſt ihren Sie aufgeſchlagen, fo daß fogar die Töch
ter der Vornehmen fich darin Preis gaben, ohne daß fü
deßhalb etwas von ihrem Werthe verloren. Artarerred
Mnemon führte ihren Dienft in Perfien ein, indem er den
biäher geheimen Cultus ber Mithra in einen —
Aſt arte, welche für die Selene ber ‚Griechen, auc
|
N
0.00 4. —
k Europa, bed Kadmos Schweſter ansgegeben —
t unftreitig einerlei mit der bibliſchen Aſtharoth, ber
zeerden, der himmliſchen Herden, oder Geſtirne Goöt⸗
un, dem Monde, und, als Derketo auch Atergatid,
lelches Einige für daſſelbige Wort erkennen, und ſelbſt
ie große Göttinn Syriens, welche ſonſt keinen Na⸗
un hat. Ihr Tempel, erzählt Lukian, in Hierapolis,
Bambyke, Mabog) war ber heiligſte des Landes;
ih au Koftbarkeiten, Bildfaülen, bie fich bewegten,
wisten, Drafel ertheilten. An der Seite biefed Tem⸗
els entſtand nad der Fluth eine Kluft, die alled Waſ⸗
ne verfhlang. Deufalion, fagen Einige, hat biefen
Iempel erbaut, Andere: Semiramis zu Chren ihrer
Rutter Derketo, und noch Andere: der Lydier Attis,
er Söttinn Rheg (Kybela) zu Ehren.‘ Die Göttinw
kHere cHera, Herrinn), aber fie hat auch Attribn⸗
eder Minerva, der Aphrodite, der Rhea, der Se
ene, der Diana und felbft ber Parzen. Ihre Pries
er waren zum Theil Galli: CBerfhnittene). Die.
Bildfäufe -der Göttinn ift ‚über und über mit Golbblechen -
bangen, welche mit koſtbaren Steinen befegt. find. Auf
em Haupte trägt fie einen folchen, bie Lampe genannt,
kicher bei Tag den ganzen Tempel erleuchtet.
Sm Innern des Tempels ſtand noch ein anderes
hild, Semeion genannt, welches jährlich einmahl in
Prozeflion an den See getragen wurde Die Prozefs
ion an ben See, ber eine Menge Fifche, die von ber
höttinn befhügt waren, and in der Mitte auf einer Infel
inen fleinernen Altar enthielt, war ein jährliches Feſt;
in anderes war das Fackel feſt, wobei man einen gro⸗
ven Scheiterhanfen im Borhof des Tempels errichtete und
Thiere und Kleider und andere Dinge darauf verbraumte,
während bie Göttinn um has feuer getragen wurbe; ein
dritted Feſt war das heilige Waſſerſchöpfen. Die
drieſter nad. Pilger join. an bad nd zwanzig Meilen
\
—
ſche in Schutz, das bezeichnet ihren Gegenſatz gegen ihre
Gemahl, die Sonne, die Alles austrocknet, und vertilg
5 fchiedene Mythen. Nach Einigen wurbe fie, als fie ihi
daß biefe Göttinn mit den übrigen babylonifchen Götter!
-fo genan verwandt, und eigentlich biefelbe if. Dago
wenigſtens, fo fagen die Foxſcher, oder Odakon iſt un
ſogleich verſiegelt wurde. Bei der Wiederankunft an dei
Tempel wurde bad Siegel befichtigt und bie nnverfehrt be
weiſen ‚hinlänglich, daß fie mit Derketo, Atergatis
der fie ſich ergeben hatte, fich ins Waſſer ftürgen um
darauf In einen Fifch verwandelt werden; Iauter Sagen
- bie den Grund Angeben follen, warum Derketo ober Ater
L\ 0. Kradt
— a,
"acht und fauten ein jeder eine Flafche vol Waſſer, v
fundene Flaſche burfte der Böttinn zu Ehren ausgegoſſe
werben. . Das Waſſer floß zuſammen in den heilige
Schlund.
Re Der ftrahlende Stein, beutet man. nun, bezieht fi d
auf die leuchtende Königinn der Nacht. Sie nimmt die Fi
Sie führt unter andern einen Spinnroden, zum Zeichen
daß fle die Schickſalsgoͤttinn iſt, bie dem Sterblichen feinel
Antheil am Leben zumißt. Aber die vielfachen Beziehun
gen auf Waſſer in dem Mythos der großen Goͤttinn be
eine und biefelbe jey. Mean erzählt aber von biefer ver
Waſſer flel, von einem‘ großen Fiſch gerettet; nad, An
dern vor Fifchen verzehrt; wieder Andere laffen fie, au
Scham und Neue über eine unwürdige Leidenfchaft, wel
gatis ‚Fifchgeftalt habe. Der wahre Grund aber ift ber
fireitig männlich und weiblich gedacht worben und bi
Hauptfplbe deöfelben, Dag, ober umgebreht, Bad, il
audy bie Hanptfyibe von. Derketo und Atergatie. LI
. biefe Angabe volllommen begründet ſey, koͤnnen wir ruh h
"dahin geftellt feyn laſſen, ohne und deßhalb gezwungen
ſehen, die Weberzeugung ‚aufzugeben, baß alle biefe Götter!
Befen in Weſtaſta, mehr oder weniger in-Fifchgeftalt dar
geſtellt, Die weibliche Naturkraft bezeichnen, bie Alles ge
baͤrt und — und eben in ber ‚aufferorbentlichel
\ \
u —
Gr: itbarkeit der Fiſche, ein Symbol ihrer ſelbſt findet.
Aber diefe weibliche Naturkraft if auch reigenb für dad
wännliche Prinzip, daher die Göttin der Liebe uud Dem
Schönheit. Sie ift, wie bei fo vielen Bölfern, bie bee -
fruchtete und Alles hervorbringende Erbe und ber. befruch⸗
tete und "wieder befruchtende Mond. Allwmählig und weiter
von der See verlor ſich bie Fiſchgeſtalt uud fpäter kom⸗
men Bötterformen vor, bie gar a nr von derſelben
an ſich haben.
Doch die ſyriſchen Goͤttermythen haben ed nicht bloß
mit Fifchen zu thun, auch bie Tauben, eis anderes frucht⸗
bares Thiergefchlecht,, fpielen eine große Rolle. in benfelben,
Man erzählt: Einft fiel ein Ei vom Himmel herab im
den Euphrat, biefed. wurde von Fifchen an dad Ufer ges
tragen und von Tauben audgebrütet. Ein Kind fam dar⸗
and zum Borfchein, ein Mädchen, eine Tochter der Dere
teto, welched von einem Hirten, Namens Simma, erzo⸗
gen und Simmarama, Semiramis, Bergtaube,
genannt wurde. Der Gemahl diefer Semiramid ward in
ver Folge Ninus, deflen Namen man von-Runo CHifche
am Himmel) ableitet. Zwar geftaltet fi) ber Mythos vom.
Semiramid und Ninus hie und da etwas anders, aber
überall ift fie die Taube, und ficht in Verbindung mis
dFiſchen. Daher wird ihr Mythus aſtronomiſch erklaͤrt und
auf das Thierzeichen der, Fiſche und auf das Sternbilb
der Peleiaden, Plejaden (wilde Tauben) gedeutet.
Daunes ik dann ber ſüdliche Fiſch, ber deßhalb aus
-
dem Meere aufftieg und dem Sommer» und Winterfolftis .
fin voranging. Aber auch phyfitalifch Fany der Tanben⸗
wythos gebeutet werden; benn Die Tauben find durch ihre
ötern Zeugungen und ihre Fruchtbarkeit das uatürliche
Bild jener aſſyriſchen Urania, ber Alles hervorbringens
ben Natur; daher, auch ein weibliches Götterbilb im Tem
del zu Hiexapolis, mis eiger Taube auf. ber ‚für
die Semiramis gehalten wurde,
4 Band.
u — |
Den — ſyriſchen und phonitiſchen Offer
heiten Tagen alfe, wie ſich das aus ihrer nähern Betrach⸗
- Biefleiht iſt diefe Symbolik noch weiter ausgebreitet. We⸗
nigſtens hat fthon im 17. Jahrhundert ein Forſcher ben
Sohn Noch’s erflärt. Die Taube der Semiramid und bie
I
der auch ald Fiſch erfcheint — phyſiſche Perioden beden⸗
ſich mit der Semirama, als Lileöwari, zu Aſstala
ef
3
mg’ ergiebt, hiſtoriſche Säge und eine Jahresphyſik zu
Grunde, wie die Verkoͤrperungen Wifchnus in Indien —
set, am welche ſich die hiftorifchen Mythen anſchlieſſen.
Simma, den Pflegevater ber Semiramid, für Gem, dem
ded Noah treten demnach in genaue Verbindung, der fpris
ſche Deukalivn iſt Noah. felber und die heilige Wafferktuft
bezeichnet dad: Enbe der Fluth und bie vergangene Periode
der Vorwelt. Die Erbe erhebt ſich aus den Waſſern, die
Taubengöttin findet Raum und mit ihr. beginnt wieder eine
Geſchichte der Menfchen und der Beherrfcher derfelben.
Aber neben den Bedeutungen der großen Weltperioben find
in diefen Dingen Beziehungen auf das Jahr und feine Eri
foheinungen-, auf Regenzeit, Brutzeit u. dgl.
Neben den Fiſch⸗ und Taubengottheiten fand man
&tıch noch in Afiyrien ben Phallosdienft. In ben: Borhöi
fen des Tempels zu Hierapolis ftanden Phallen von unge
heurer Größe und der orgiäftifhe Dienft war hier eben fü
Appig und wild enthufiaftifch, wie in Babylon und in Ko
mana. Backchos hatte, nad der Volksſage, auf feinen
Zuge nach Oſten, diefen Yhallosvienft gefiftet, wir bege
ten alfo hier der inbifchen Sage, bie den fenrigen wilde
Schiwadienſt nach dem Euphrat ziehen läffet und zwar u
tee Formen, die ben aſſyriſchen und forifchen ganz ähnli
Ind, wie dann der Phallosdienft und die Taubenverehrun
bier in enge Verbindung treten: Schiwa, wie wir ſcho
geleſen haben, als Taube (Kapot⸗Es wara) und fein
Gemahlinn, als Taͤubinn (Kapot⸗Eſi), find die Stifte
ber neuen Religion. Schiwa, als etleswara, vermaͤh
— 81 —
kan (Askabe n), und fo wie, nach ber griechiſch⸗ ſyri⸗
(hen Sage, Denkalion in Syrien aus ber Arche ſteigt
und des Alteflen Teinpel zu Hierapolid gründet, wo Ges
niramis ihre Bildſaͤnle hatz fo fleigt auch Schiwa als
Taubengott. amd der Arche, Im indifchen Mpthos, um ſich
nit der Tanbengöttiun gu vermählen. Das Bild der Ges
niomis,. qls Taubengätinn, finden wir oͤfters in altem
Lenpeln und anf. Munzen. Auf einer ſolchen erfcheint fie, -
ben halben Mond auf dem Kopfe, die kriegeriſche Lanze
is der Iinlen- Sand, die Taube auf ber Rechten, auf ber
Derleto ſtehend, hie ein Horn des Ueberfluſſes heraufreicht.
Schr treffend! Die Taubengoͤttinn ſtehet auf dem Fiſch⸗
kib der verfunteuen Mutter — nach ber Fluth waltet bie
weiſe und Eriegerifche Semiramis mit ihrem neuen, üppis
gen Gottesdienſt über Die neuverjängte Erde,
Noch ein berühmter Gottesdienft in Syrien war ends
lich der des Adonis, ber, wie fo viele andere, von den
riechen weiter ausgebildet werben if. Nach ber Sage
waren ein. König Theias und deſſen Tochter, Smyrs
na oder Myrrha, die Eltern bed Abdonid. Myrrha,
als fie. im blühenden Alter fand, hielt ſich für fchöner,
ald Aphrodite. - Die Göttinn, dadurch. beleidigt, rächte
fd, indem fie Der verwegenen Nebenbuhlerinn eine ſtraf⸗
bare Leidenſchaft zu ihrem eigenen Bater einflößte. Berges -
bens verfuchte Die Unglückliche ihre unnatürlihen Empfins
dungen zu erſticken, vergebens entftellte der Gram ihr fonft
blühenbed Autlitz, die zürnende Göttinn ſenkte den zerreifs
fenden Stachel immer tiefer in ihre Bruſt. Das Leben
ward ihr eine ungrträgliche Laſt und fie befchloß, fich mit
einem freiwilligen Tod den Krieden gu geben. Schon kehr⸗
te fie daB tödtliche Eifen gegen ihre bebende Bruſt, ale
ihre Amme, lang aufmerkfam auf ihre Leiden, Ihr das
Geſtaͤndniß derſelben entriß und Linderung bderfelben und
Befriedigung ihrer Wünfche verſprach. Sie hie Wort -
7 IE
x
308 er fein-Schwert und wollte bie: Derbreheriun tödten:
ters entfagte Aphrodite ihrer natürlichen Sanftheit un
A — 2 =
md verhöefte ihr, — nächtliche: Zufabssmentir
mit ihrem Vater. Erſt bei ber zwölften Umaranıng enk
beifte Theias, daß es feine eigene: Tochter ſey, die ihn
ſo heiß befchworen hatte, niemahls nachzuforſchen, wei
ihm das Entzüden ber Liebe gewähre ME Recht erzürnt,
aber dieſe entfloh und er verfolgte fie neun Monate Fang]
bis in das Innere von Arabien. _ Hier erhörten die barm
herzigen Götter ihr Flehen und erretteten fie, indem fie fü
in eine Myrrhenftaude verwandelten. - Der unglückli
Theias, der die Rachegöttinn nicht befriedigen konnte, ſti
fih fein Schwert in’ die Bruft, aber aud der. Myrrhe gi
ein wunderfchöner Knabe hervor, und das war Adonid
der Liebling der Schönheitgättinn. Ihn erzogen die N
phen, die im Gefolge berfelben waren. Adonis erwu
und ward ein leidenſchaftlicher Jaäger, der ſich täglich
ßen Gefahren in Bekämpfung wilder Thiere ausſetzte;
folgte ihm auf feinen Zügen, noch öfter aber beſchwur
ihn mit den Thränen der Liebe, fich zu fchonen und ni
fo fühn den Kampf mit dem Wilde zu beftehen. Did;
Warnung warb von ihm nicht geachtet. Einſt verfeh
fein Sagbdfpieß einen grimmigen Eber und dad wüten
hier verwundete ihn töbtlich, indem es ihm bie männl
hen Theile zerriß. Einige fagen, Mars felber, aus €
ferficcht, habe die Geftalt des: Eberd angenommen und be
Adonis getödtet. Aengſtlich fuchte die Göftinn den läng
ald gewöhnlich Ausbleibenden und fand ihn. endlich entf
auf Falter Erbe Tiegen. Jeder Verſuch, ihn ind Leben zı
rüdzubringen, war vergeblich ; endlich verwaͤndelte die Goͤ
tinn den Leichnam im eine Anemone. Wahrend ihr
ängſtlichen Umherſtreifens hatte fie ſich felber an Lein
Roſenſtrauche verwundet, ihr göstliche® Blut floß auf
Blumen und die weißen Roſen verwanbelten fih i
rothe. Adonis biieb’ nicht in der Gewalt des Orkus
denn Aphrodite feritt feinetiwegen mit dee furdhtbaren Per
%
— und Ins het enbiich den Ausſpruch, RR Abo⸗
nid ſechs Monate in der Unterwelt, bie andern ſechs aber
bei feiner Geliebten. und unter den feligen Göttern -verleben
folte. Er hatte mit der. Göttinn drei Kinder erzeugt, bie
er nachließ, nemlich den Golgos, den Erbauer ber Stadt
gleiche Namens is Kyprus, die Beroe, nachher Die Ges“
mahline dei Bakchos, und endlich ben Priapos.
Der Abonisdienſt war ſehr weit verbreitet. Er hatte
Tempel gemeinschaftlich "mit. Aphrodite, aber auch allein.
Ihm zu Ehren wurde jährlich ein Feſt gefeiert, die Abos
nien, ein Trauer» und Freudenfeft, Trauer um den ges
tödteten und. Freude über den wiedererflandenen
Adonis. In Byblos, erzählt Lufian, fah ich den Tempel
der Venus, wo die Miyiterien ded Adonis begangen wers
den. Hier nemlich fol Adonis ben Tod durd ben Eber
gefunden haben. Hier zeigt man einen Fluß, deſſen Waſ⸗
ſet zu gewiſſen Zeiten roöthlich gefärbt if. Die Sage
füreibt Diefe Erfcheinung dem Blute des Adonis zu. Man
felert das Feſt durch eine allgemeine Landestrauer und lau⸗
td Wehflogen. Wenn der Buſen genug zerſchlagen, ges
nug geheult ift, bringt.man bem-Adonis ein Todtenopfer;
aber am folgenden Tage herrfcht Freude, weil fie fagen,
Adonis ſey wieder lebendig geworden. Sie ſcheren ſich die
Haare ab, wie die Aegypter, menn der Apis geftorben iſt;
bie Frauenzimmer aber, denen ihre Haare zu fieb find,
müſſen ſich dafür. in den Tempel der Venus den ganzen
Zag über den Fremden für, Geld Preis geben, Bon dem
Erlös wird bey Beuys ein Opfer gebracht,
Auf dieſt Weiſe wurde das Adonisfeſt in ganz Weſt⸗
fd und in Griechenland, ſpäter auch in Aegyten und bes
fonder in "Mlerdibria gefeiert. Auch im der Bibel ſoll fels
ver gebdcht fegn da, wo’ vom Thamuth bie Rebe iſt M.
—
In Athen wurde dieſes Feſt Ahnlich fo geftlert. Am erſte
Tage trug man Bildniſſe des Adonis und der Aphrodi
in Leichenprozeffionen umher, am folgenden herrſchte Freu
de und allgemeines -Wohlleben. Etwas Eigenes aber_ hai
ten ‚die Athener an den Adonisgärtchen. In befon
dern Gefäßen hatten fie ſchnellivachſende Mräuter gefäe
und die aufgefchoffenen wurden am Adonißfefte herumgı
. tragen, auch Gefchenfe damit gemacht. Am feierlichfte
beging das Adonisfeſt die Königinn Arſinoe, Schwefte
und Gemahlinn des Könige Ptolemäus Philadelphus, wi
es Theofrit umftändlic erzählt. Wahrſcheinlich wurde de
Adbonisdienſt damals in Alexandrien, wo ſo viel neue Cul
te, auffamen, eingeführt, ‚und bie Koͤniginn wollte ih
durch ihre befondere Theilnahme daran beſonders empfehlen
| Was zur Erfärung biefed Mythos gefagt werde:
kann, ift Folgendes? Adonis iſt ohne Zweifel aus der
Driente nach Griechenland gekommen und wenn der Rd
hig Kinyras von Kypros, welder Paphos und bei
Venustempel erbaute, fein Vater genannt wird, fo heif
das, wie in ähnlichen Fällen, nichts anders, ald daß e
den Adoniscultus aus Aſſyrien nach Griechenland gebrad
hat. Adonis wird als ein vrientalifeher Name angenom
men, als Adon, oder im Ebräiſchen: Adonai, ber Herı
und, da er auch Kiris und Ao genannt wird, welche
beide Lichtgott bebeutet, fo fchliept man, Adonis fe
die Sonne, die Hanpfgottheit der Orientalen und ein
geweſen mit dem ägyptifchen Dfiris, deſſen Feier’ eben fc
wie die ded Adonis, begangen wurde, Es giebt dahe
‚auch von biefem Mythus eins aſtronomiſche und eine phy
fifche Deutung. In aftronomifcher Beziehung if Aphrodi
te bie obere, Verfephone die untere Hämisphäre, is bene)
beiden . die.Sonne wandelt; im phyſiſcher Hinfiche iſt be
Eher der Winter, der die erzeugende Kraft der Sonn
hinwegnimmt, bis biefe im Fruͤhlinge aufs neue wiede
kräftig wird (Adonis wird von der Myrrhe geboren; u
— 55 —
yrrhe keim fruͤh im Frühlinge, daher iſt fie die Mutter
des Sonnengottes; daher die Anfpieluugen: der Adonis⸗
gärthen in Athen). Die zwölf Nächte, die Theias mit
feiner Tochter zubringt, deuten auf die zwölf Monate des
Jahreskreiſes. Der Eber, als feindliches Prinzip, erfcheint
anh in andern Religionformen; felbit in Scandinavien
wird Othin durch einen Eber verwundet,
Adonis erſcheint alſo in ſeinem ir; ald Sonnens
gott, aber zugleich auch ald Heros ded Landbaues, als
Symbol ded Sterbens -und Wiederauflebend ded Samens
tornd. Er zeigt ſich nicht nur als thätiger, fondern auch
ald leidender Gott, weßhalb ihm in mehrern Stellen beide
Gefchlechter zugefchrieben werden. Daher kam es auch,
daß die Feier des männlichen Gottes in weihlichem Chas
ralter gehalten wurbe; man wählte meiftens Pflanzenſym⸗
bole und die Weiber Hagten zu weichen Zlötentönen. Im
Driente war dabei die Trauer vorherrſchend, dem tiefern
Sinne des Morgenländers gemäs, in Griechenland liebte
man mehr das Heitere und es ſind ſehr hedeutende Anzei⸗
gen da, daß eben deßhalb der Adoniscult bei den Griechen
zuerſt nicht ohne Mühe angenommen und durch den Volks⸗
charakter bedeutend verändert worden ift.
Religion und Eultus Der Indier.
Nahe verwandt mit dem Parfidmus und wo nicht aus
ihm, doch unftreitig aus einer Quelle mit ihm entfprungen
iſt die Religion der Indier, der Hindu, welche von
Einigen, mit. Ueberſchätzung, ald das reinſte und vollfome
meufte Religionfyftem gepriefen wird. Wahr ift es, daß
in den heiligen Schriften der Hindu fehr herrliche und
teinvermänftige Anfichten über religidfe Gegenflände ausge
brachen find, aber es iſt dagegen eben fo wenig zu lalge
en, daß die. Verirrungen des Geiſtes in Beziehung auf
— 66 —
dreitglon und ‚bie von ihr ausgehende Situichteit taum bei
irgend einem Volle ſo weit gegangen ſind, als bei dieſem.
Nach den Schriften der Hindu giebt es ein ewiges
Urweſen, welches als Schöpfer und Erhalter der Welt zu
perehren iſt. Es heißt Bram, Brama, Brimha,
—Bruma, auch Parabrama, d. h. die Selbſtſtändig—
keit, das große Eine, das Allweiſeſte, und wird
genannt: der Unbeſchreibliche, der durch ſich ſelbſt
Seyende, der Anfangloſe, der Unendliche, der
fich ſelbſt Gleiche und mit vielen andern, das Ewige
bezeichnenden, Namen, ſein Spmbol aber iſt die nach allen
Seiten in ſich ſelbſt geſchloſſene Sphäre; er beherrſcht die
Welt und regiert ſie nach ewig vorausbeſtimmten, unwan⸗
delbaren Geſetzen. Dabei ſtellten ihre Weiſen den Grunds
Tag auf: Forſche niht nad über das Wefen und
bie Ratur des Emwigen, noch über die Geſetze,
nad welchen ‚er regiert; beides ift eitel und
frafbar. Es iſt genug, daß du jeden Tag und
. jede. Nadıt feine Weisheit, Macht und Güte in
feinen Werten ſchaueſt! Das ſey dir Heill
Blüdlih, wenn das Volk diefe Belehrungen hätte faflen
und befolgen Fönnen; aber dazu war bie Zeit nicht reif,
Meife und Unmeife, Gelehrte und Ungelehrte forfchten und
dachten und phantaſirten über Gott und die Welt, über
bie Entſtehung, die Regierung, die Vollendung ber letz⸗
tern; und Geſcheites und Ungeſcheites, Achtungwürdiges
und Albernes, Höoͤchſtſcharfſi inniges und Santa Fam nad)
‚und nad) zum Borfchein,
- Wir beginnen mit den Philofophemen über die Gchd
— „ von welchen das vorzüglichſte ungefähr folgenden
Inhalt hat: Der Ewige, im Auſchauen feined eigenen
Eepns verſunken, entſchloß fich in ber Fülle ber Zeit, fer
ne Herrlichleit andern Weſen ‚mitzutheilen, bie ber Theil⸗
nahme an feiner Seligkeit und des Dienſtes feiner Herr⸗
lichkeit fähig wären. Gr bildete nun dieſe Weſen zum
N EN
2 — 67 — 585
Zul aus feiner eigenen Ratur, faͤhig ber Bolkfoninenieke; |
aber. mit Kräften ber Unvollkominenheit, ‚beides abhängig
von ihrer freien Wahl. Zuerſt fchuf er Brama *),
Viſchnu und Schiwa, dann Moifafur und bie
Schaaren himmliſcher Geifter. Brama.war ber oberfid
Megent aller Exrfchaffenen, Bifhnu und Sſchi wa feine
Gehilfen. Die übrigen Geifter theilte ee in Ordnungen und
gab jeder ihr Oberhaupt. Moifafur war das Haupt
ber erften Ordnung und ber Kührer bes himmliſchen Ges
ſangs zum Preife bes Schoͤpfers und feines: Erftgefchaffes
nen, Brama. Aber nach taufend und abermahl taufend
Gwigfeiten, in. Kreube und Friede zugebracht, erfülteNeib '
und Eiferfucht das Herz Moiſafurs und andere Oben
häupter der Geifter. Sie vergaßen ber erhaltenen Wohle
thaten amd ihrer Pflichten, verfagten dem Ewigen den Ges
herfam und Brama, Wiſchnu und Schiwa die Unterwers
fung, und wollten felbft herrfchen, und indem fle ihre bös
fen Gedanfen unter den himmlifchen Heerfchaaren 2.
teten, verführten fie Laufende berfelben zum Abfall, Da
ergriffen Schmerz und Befümmerniß bie getreu gebliebenen
Geitter und zum erfien Mahle ward Sammer im Himmel.
Der Ewige, der Alled vorher weiß, nur nicht die Hands
lmgen ber von ihm freigefchaffenen Weſen, fah mit Kum—⸗
mer und Zorn den Abfall der Geifter, doch, noch im
Zorn vol Erbarmen, befahl er Brama und Wifchnu, fie
durch Ueberredung zu ihrer Pflicht zurückzuführen ; aber
fe verharrten in ihrem Ungehorfam. Run befahl er Schi⸗
wa, gegen fle auszuziehen, fie aus dem Himmel gu verfas
gen und in bie. Tiefe der Finfterniß (Onderah) hinabzus
kürzen, wo fie zu unaufhörlichem Sammer verurtheilt ſeyn
ſollten. Während fle'nun eine Ewigkeit feufzten, hörten
bie Himmliſchen wicht anf, m fie zu dem Ewigen zu fle⸗
9 Brama, als Emanation des Bram, iſt männtidhen Ge:
ſalegu — dieſes ſelder ein Meutrum iR.
FH
; —
E=} 58 EEE
heun. Cdiich lies ie; dieſer erweichen uud ie Heffuung
Daß fie. Buße thun würden, ‚fie aus ber Onderah befreien
und in einen Zufland der Buße verfeßen, in welchem fi
fähig- ſeyn follten, ihre Rettung und Wieberbefeligung zu
bewirken. Dabei übergab er die Negierung bed Himmeli
er Drama, zog fich in ſich felbft zurüd und wurde allen
bimmlifchen Schaaren unfihtbar anf 5000 Jahre. An
Ende berielben erſchien er wieder auf dem Thron feine
Serrlichleit und frohe Lobgefänge erfüllten den Himmel
Ale Alles fchwieg, fprady der Ewige: Es werbe bai
Univerfum der fünfzehn Regionen der Strafe
käuterung und Reinigung, zur Wohnung fi
Die ungehorfamen Götter! Und ed gefchah alfo. —
So entfiand Die Koͤrperwelt. Nun, fährt der Mythoi
fort, zu ſchildern, wie der Ewige den Wifchnu befohler
habe, bie Gefallenen: aus der Onderah zu befreien und fü
‚ ia: die unterfie der 15 Regionen der Strafe zu verfegen:
— wie ee Korper gebildet habe, in welche die Geiſter, alı
in Kerker, eingeſchloſſen und der natürlichen Uebeln, dieſ
. Körper ſelber aber der Beränderung, dem Verfall, de
Aod und ber Erneuerung unterworfen ſeyn follten. I
Dielen verfshiebenen Körpern follten fie 80 Wanderungen
vollbringen, dann in ben geheiligten Körper der Gho
£der Kuh) und aus biefem in den menfchlihen Kürpe
übergehen. In diefem follten fle die freiheit des Geifei
‚haben, welche fie bei ihrer eriien Schöpfung erhalten hat
ten, und bie höchfte Stufe der Prüfung und Bewährung
erreichen. Die Kuh fol für heilig ‚gehalten werden, wei
ſie ben gefallenen Geiftern eine neue Jiebliche Rahrung ge
ben. und einen Theil ihrer Arbeisen erleichtern würde. Gi
folle nicht geſchlachtet, nicht gegeffen werben, wie überhaup
kein Fleiſch irgend eines ſterblichen Körpers, bie Wohnun—
eines unſterblichen Geiſtes. Die Nahrung beſtehe in dei
Milch der Kuh und. in den Früchten ber Erde: denn bi
ſterblichen Körper feyen das Werk der Hand des Ewigen
J darum ſoll man ſie nicht zerſtoͤren, feudern ihrem natürli
N
a
hen Berfalle aberlaſſen. Wer von. —
ſtern fie vorfäglich zerſtͤre, deffen widerſpenſtige Secle ſel
Schiwa in die Onderah hinabſtürzen, um die 89 Wanbes
ungen von vorn, zu beginnen. Wer eb jedoch wage .
wirbe, ſich von dem fterblichen Körper ſelber zu befreien,
den ſol Schiwa auf immer in ‚bie Onterah flürzen umb
Ye Wohlthat der Länterung ſoll ihm nie wieder zu Theil
werden, Wenn aber bie Geiſter in ben Kärvern der Mens
(hen durch Rene und gute Werke die Gnade des Ewigen
ewurben, fol fie Wiſchnn an feinen Bufen nehmen umb
fe in die zweite Region ber Läuterung, von biefer.in
dritte, bis zur achten bringen. Dann follen die Strafen
aufhören und bie Geifter in bie neumte Region, als bie
erfte der Reinigung gelangen. Wurde aber der ungehow
ſame Geift im Meufchentörper die Gnade ded Ewigen
nicht benägen, fo foll Schiwa ihn wieder in die Onderah
bringen und. darauf die acht Regionen der eänterung wie
der beginnen laſſen.
Eien dieſem Mythos zufolge bat der Zwige ſeine
Grade gegen die widerfpenfligen Geiſter auf einen gewiß
ſen Zeitraum feftgefegt, ben er in 4 Weltperioden (Jug)
äutheilte In der erften fol die Zeit der Prüfung im Kör⸗
ver des Menſchen 100000 Jahre dauern, im ber zweite
16000 Jahre, in der dritten 1000 und in ber vierten 100
Jahre. Wenn einer ber ‘gefallenen Beiiter am Ende bier
ſes Zeitraumes nicht in die erfte Region der Reinigung ger
langt iſt, fo ſtuͤrzt ihn Schiwa in die Onderah auf ewigs
die acht Regionen ber Länterung aber hören auf, Wilchnz
erhält noch einige Zeit die fieben Regionen der Reinigung,
bis die Geiſter, die (ich die Gnade Brama’s erworben das
ben, von ihrer Glinde gereinigt find, ‚dann vertilgt Schiwa
auch die ſſeben Regionen der Reinigung. Auch Moifafur
und die andern Dberhänpter ber gefallenen - Geiſter find
niht von der Gnäde bed Ewigen ausgefchloffen, aber weil
fe nach Macht geduͤrſtet ‚haben, fo Hub ihre Kräfte. bes
\
— 60 — m
Möfen ermieitent and: ed fichet ihnen frei, die acht Regie⸗
: wen Der Laͤnterung zu durchwandern und bie gefallenen
. Geifier. ſollen denfelben Berfuchungen andgefett feye, wel⸗
che fie zuerſt zur: Empörung reizten. Die erweiterte Macht
gum Boͤſen iſt für dieſe Geiſter eine Quelle deſto größerer
Serfhulsung uud Strafe und der. Widerſtand derer, die
werfucht werden, die Probe der Aufrichtigkeit ihrer Reue
Doch hat:.ber: Allerbargende auf das Flehen der- treuen
Mimmlifchen Geiſter genehmigt, daß diefe gelegenheitlich in
‚Die. acht Regionen hinabfteigen und in Menfchengeflalt
Durch: Rath, Beiſpiel und Warnung die Geifter gegen bie
fernern Verſuchungen Moifafurd und feiner Genofien
Fchützen. Brama, dem die Bollziehung dieſes Beſchlaſſes
Bed Ewigen übertragen war, berichtete, nachdem er vollen,
det hatte, daß bie gefallenen Geifter, indem fie einzogen
- durdie flerblichen Körper, über dad Erbarmen des Ewigen
rohlockten und ihre Rene an den Tag legten.
Allerdings, hat biefe Darftellung bei ihrer. offenbare
Nalvitat etwas. Erhabened, welches und um To ihr er
greifen muß, menn wire. annehmen, — was allerdings bes
- gründet. zu ſeyn -fcheint,. — daß fie.eined der älteften Denl⸗
able bed Merſchengeiſtes iſt. Beſonders anſprechend ik
die darin verſuchte Arllärung von der Entſtehung Des Ye
beols in der Welt, weiche würdiger iſt, als die im Parſls⸗
ms enthaltene; ‚uch melcher das Boͤſe einem Urheber zw
veſchrieben wird, der ebru ſo mächtig iſt, wie ber des G
ten. Daß übrigens der Mythos ein offenbares Aue
der erften kindlichen Weltanficht fey, geht barand hervor,
daß ſich ber. Urheber berfelben. bie Erde ald eine uncrmeß⸗
liche Scheibe. denkt, ‚bie achte vom unten herauf, Aber ders
feiben find’ noch fieben, yon da aber geht ed in Brama’s
"Sig, in den Himmel; wiewohl ihn andere fo erflären,
daß fie fagen, die untern fieben Regionen find Die werfchie
‚Denen Geltakten der lebloſen, halb» und ganzlebenden Ge
ſchopfe, Aurch welche, bie. gefallenen Geiſter hinaufſteigen
— 6 — | ’
miſſen, bid in bie Quh und von da zum: Menfchen. Daum
find die-fieben obern Regionen, die Planeten, in weiches
bie Geiſter ſchon über. ben Rückfall zur Sünde erhaben
find, „Wegen ber Achnlichkeit dieſes Mythos mit der auch
in bad‘ Ehriftenthum aufgenommenen Borfiefäug vos dem
Abfalle eines Theild Der ‚Engel wub von. ben Verſuchnv⸗
gen, welchen ber Menfck durch die auf Erben umherfhmeie
fenben böfen Geiſter ausgefetzt ik, hat man früher behans
pen wollen, bie Neligien ber Indier fey ein verdorbenes
Chriſtenthum; allein neuere und genauere Forſchungen bes
Rätigen vielmehr, daß das Ghriftenthum mit indifchen unh
andern morgenländifchen Religionphilofophemen und Phase
tafieen vermifcht worden iſt. So ift namentlich die trauri⸗
ge Borftellung , die eine Zeit lang im Ehriſtenthum fich gel⸗
imd machte, »daß der Körper nur ber Kerler der
Seele, fey, den fie zu ihrer Strafe bewohnen
mäffe,” offenbar ein Kind biefed alten Philofophemd,
das, wie erfichtlich ift, auch die Grumbdiber ber: fo weit
breitete Lehre von ber Seelenwanderung enthält.
Die dee des ewigen Gottes, wie fie in dem. Mythus
aubgefprochen ift, laͤßt feine Abbildung zu, nirgends findet
nan daher in Indien ein. Bild des ewigen Gottes, daher
auch feinen Altar, oder Tempel desſelben. Man hielt ſich
an die dreifache überall im Univerſum bemerkte Kraftäuſ⸗
frung desſelben, der Schöpfung, Erhaltung und
zerſtsörung und perfonifizirte diefe als Brama, Wifdw
uud Schiwa. Diefe Trimnrti (Dreieinigkeit) ſtell⸗
e den Bolfe den Unendlichen im Zuftande feiner Offenba⸗
rg und Wirkfamfeit dar, wie er finnlichen Meuſchen er -
Imbar iſt. Spätere Zeiten brachten mit fich,. aß man
inter jedem dieſer drei Ramen die höchſte Gottheit ſelber
ih dachte und daß ſich Sekten bildeten, von. welchen eine
Ye andere zu verbräugen ſuchte und wirklich verbrängte‘
daher iſt die Rede in Indien von Bramas,. Wiſchnu⸗
md Schiwa⸗Verehzrernz aber Drama kat laͤugſt we⸗
—
64.
voten jene drei Krufte, ſchuſen fe die Eubſtbewegung
der Materie und hieran bildeten ſich Die Elemente: Yes
ner Luft, Wafer, Beuer , Erde.
Wieder andere erjählen bie Be das (heil. Religions
Bäder) die Hervorbringung der Welt. Zuerft, heißt es
Ra, war dad Allgemeine (das Prinzip aller Dinge). Es
woltte ſich felbft offenbaren, und es erfchien ein Ei. Dies
fes wurde nach Verlauf eined Jahres zerfpalten, die eine
Hüfte der Schale war Bold, die andere Silber (Himmel
und. Erde). Aus dem Theile bed Eies, worin das Junge
enthalten war, wurden die Berge, aus dem dünnen Häuts
hen, das jenes umfchloß, die Wolfen. und der Blig, aus
den Adern bie Meere, aus ber Feuchtigkeit der Ozean,
das Zunge aber felber, das hervorkam, iſt die Sonne.
Diele verbreitete Wärme über die Erde, durch welche füch
alle pegetabilifchen und animaliſchen Geſchöpfe entwickelten.
= Noch verdient eine Darſtellung der Schoͤpfung einige
— —— welche man in dem Bagavadam findet.
‚Sn. biefer erfcheint Wiſchnu als das höchfte Wefen, woher
man ſchließen kann, daß fie aus einer Zeit oder aus einem
Volke ift, wo die Sekte des Wifchnt die ded Brama bes
reits überboten hatte. In der Fülle der Beit,, fo beginnt
biefe Dichtung, Tag das Weltall noch im Schooße des
Wiſchnu, der auf der Weltfchlange Adiffefchen, An an⸗
ben cohne Ende?), im Milchmeer ruhete. Nach taufend
. göttlichen. Jahren entichloß er ſich zu ſchaffen und aus ſei⸗
‚en Willen warb das Verhängniß, das Prinzip der Er⸗
‚Schaffung, Erhaltung und Zerftörung. Durch dasſelbe
wachs and dem Mabel des Wifchnu eine Totospflanze, in |
deren Blume, als fie fich durch Bihnws Strahlen er⸗
Ichloß, Brama.mit vier Geſichtern erſchaffen wurde, Dies |
fer wünfshte das Geheimniß feines Urſprungs zu erfor⸗
ſchen und wandelte lang in dem hohlen ‚Stengel ber Bw
we sumher ,. aber vergedlich. Da _ Pi zu dem Schöpfer
und |
!
6 — a
und hörte darauf eine Stimme, welche Ahm Büßung,. na
befahl; biefe verrichtete. ex tauſend göttfihe Jahre, lang.
Als nun dadurch ſeine Weisheit und Kraft vermehrt. OLE
den war, trank er die. Waffer bes ‚Meeres, in ‚welchen
bie Welt verfammelt Tag, und. ſah diefe nun aus, beim
Waſſer hervorſteigen. So ſchuf er Berge, Paume, Pflan⸗
zen, Götter, Menſchen, Rieſen und KChlere. Während
diefer Beichäftigung empfand ex Bewegungen einer ynarg
deutlichen Leidenschaft, wodurch fündige Weſen entitanden.
Aber fogleich betete er reuevoll zu Gott und ſchuf vier tits
genbhafte Weſen, benen er. befahl, die Menſchen heyvor⸗
jubringen, aber fie. thaten das nicht, fondern übexlieſſen
ſich dem beſchaulichen Leben. Hierüber erzürnt ließ Brama
aus feiner Stine den Ruthra hervorgehen und, befahl
tim, in Sonne, Mond, Wind, Teuer, Raum, „Exhey
Waſſer, im Leben, in. der Buße Im Herzen und in den
Sinnen zu wohnen. Sogleich erſchien er unter eilf en
fialten, ‚welche eine Menge ‚Gefchöpfe ind Dafeyn riefen,
die jedoch bald lafterhaft wurben., bis fie, yon Brama era
innert, Buße thaten. Nun ſchuf Brama Weſen, die allg.
Tugenden ‘hatten, zuerft die neun Bramen,, dann dje Tu⸗
‚gend, das Laſter, die Liebe, den Zorn ‚ ben Geiz, , ‚die
Wiſſenſchaft u. ſ. w. In dieſe ‚kelere, die Saraswa⸗
ti, verliebte er ſi ch und umarınte ſie; darüber tadelten ihn
die neun Bramen und er verließ den Körper, ber ihn dar
zu verleitet hatte. Endlich ſchuf er zur Bevbllerung her
Erde Mann. und. Weib. Nadiher, ‚mechfelte,. ex. noch. „off
den Körper, und brachte in jedem derſelben neue Schoͤ⸗
pfungen hervor. Aber die Gefchöpfe eutſprachen nicht ale
feinen ‚Erwartungen und Abſichten, und im Zorn darüher
zitterten einige feiner Haare, woduxch bie Bewegung. ‚de
Zeiten hervorgebracht wurde. Dieß erfüllte, ihn mit Gew
be und biefe Freude war wieder — —— ee SR
Wenn auch alle diefe Mythen verſchieden fiud,, fo fü
ben fie, doch alle wieber ‚mehre Dante, ‚in melden | fle zue -
1. Band.
*
—
66 —
ſommenſtimmen. Der — Gott mit dem ſchoͤpferiſchen
»Werde,“ ber göttliche Geiſt, der Auf dem Waſſer ſchwebt,
das Waſſer, als die Mutter aller Dinge, das Weltei, die
verſchiedenen Himmel, ‚ der goͤttliche, reine Aether, die fruͤh⸗
zeborne Sonne, die Waſſer oben und unten, find Vor
£ ftellungen, welche über das ganze Alterthum ſich verbreis
Im und nur nach Sitten und Gewohnheiten ber Volker
ünb. Tage uud Eine ber ‚tänbet ven erſcheinen.
2 *
e >
N Die heiligen —— der Hindn, ans welchen dieſe
> Räthrichten genommen find, heißen im Allgemeinen Sa⸗
ſtraes. Es iſt jedoch ein bedeutender‘ Unterſchied in Hin⸗
ſicht bes Werth unter ihnen. Der höchfte Rang‘ Bine
zugeſchrieben
dem Veda, — J
dbet, in ber ‚Mehrzahl auögebrätft, ben Vedas. Dieſes
Wort bezeichnet im Allgemeinen und im weitern "Sinne
826Gsttliche Lehre, Befeg, Norm und Anorbrung,”
im engern Aber: eine folhe Sammlung, die durch Brama
ſelber verfaßt oder wenigſtens offenbart iſt. Der Veda be⸗
ſteht aus vier Theilen, aus vier Vedas, wovon jedoch nur
drrei dem Brama zugeſchrieben werden konnen da der vier⸗
fe, Atharveda genannt, ‚offenbar‘ ein Erzeugniß des
Schiwaismus iſt. Jeder Veda enthäft eine Anzahl einzels
ner Stücke und Abſchnitte, welche nach ihreit Inhalte ent,
weder Sanhitasıder Braman a's helßen. Die Sanm⸗
hiras find Hymnen, Gebete, Anrufungen und heilige
Ausfprüce,. oder M antra's, , und dieſe ſind dem Brama,
den Koͤnigen, den Weiſen und Heiligen der Vorzeit Ri⸗
ſchos, dv. Riſ chveda), den Seelen ber Verſtorbenen ge⸗
weihet. Einige werden geſungen, andere geleſen. Die
Bramana's enthalten itheils Vorſchriften religioſer und.
moraliſcher Pflichten, theils Abhandlungen. von der göftlis
chen Wiſſenſchaft des Weſens der Weſen. Diefe letztern
ae den Ramen Upaniſchadas. Sie Ace nicht
se 0
aut Kefaltate des Nachdenkene über Gott und die Welt,
ſondern zeigen auch das theils nothwendige, theils freie
Verfahren des menſchlichen Geiſtes dabei. Sie find oͤfters
wit. Sanhita's verbunden, ober gehen am Ende in ſolche
über, weßhalb man nicht immer im Stande ift, bie eins
zelnen Stüde ber Bebas genau von einander abzufondern.
Nach ben Gefegen ded. Menu find die Vedasden heiligen
Meifen der. Vorzeit, den Gottheiten und dem menſchlichen
Geſchlechte ein Auge, welches immer Licht giebt, welches
nicht durch menfchliche Kraft hervorgebracht wurde und
befwegen auch von der menfchlichen Vernunft nicht gewürs ' -
digt werben fan. Nur durch bie Vedas wird die wahre
Keuntniß von dem einzigen höchften Wefen gegeben, durch
die man die Unfterblichkeit erlangt. Darum erheben auch
die Verordnungen des Menu das Studium berfelben zu eis
‚ nem großen Saframente, und zwar zu dem erſten und
wichtigſten.
Aber nicht my. die Vedas, ſondern auch bie andern
Safras follen durch EEG; der. EN gegeben
ſeyn; zunaͤchſt
die Angas, oder Bebangas. Ä F
Diefe enthalten Aiuseinanderſebungen der gottesdienſtlichen
Uebungen und Handlungen, aber auch Sprachlehre und
Proſodie, heilige Ausſprüche zu Zauberformeln, Aſtrono⸗
mie und Zeitxechnung, und Erklärung. dunkler Worte und
Ausdrücke der Vedas. Die Verfaſſer derſelben waren Mu .
are, oder. Burn Eingebung begeifterte- Heiligie.
Die Werke der Nyaya⸗ und Mimanſaphitoſe,
phi e, 227
die ſehr alt find und fi ch auf die Bedas begiehen, die
Bücher der RNyaya⸗ Philoſophie befhäftigen fi fih hauptſach⸗
lich damit, den Sinn der einzelnen Städe bed Bebg,. ben
Unterfihied zwiſchen Recht und Unrecht u. ‚dgl. zu zeigen;
di der Mimanſa⸗ Philoſophie de; zu zeigen , duch, wels
— 68 —
che Mittel ſich die Seele m ihrem erften Princip echeben
kann, welche Handlungen rein und untein find, welche
Gegenftände man verlangen oder vermeiden fol, und
welche Begriffe man ſich von der Natur des Weſens ber
Weſen zu machen habe. Der Urheber dieſer Schriften
heißt Vpraha, oder Sammler; es iſt jedoch wahrſchein⸗
lich, daß es nicht eine einzelne Perſon war, welche die
Mimanſaſchriften ſammelte, ſondern daß dieſe Sainmlung
eine ganze Epoche der Samskritliteratur umfaßt, und zwar
die, in welcher die heiligen Schriften des Wiſchnuismus
abgefaßt und geſammelt ſind. Wir begnügen uns, eine
einzige Stelle aus der Nyaya hier anzuführen, um ihren
Inhalt mit dem zu vergleichen, was oben aus dem Veda
angeführt iſt: Die vier groöbern Elemente der Subſtanz:
Erde, Waſſer, Feuer und Luft kommen unter den
. unmittelbaren Begriff unfrer förperlichen Sinne; Akaſch
aber, Zeit, Raum, Seele und Geift unter die ab⸗
ſtrakte Kenntniß. Die fünf legtern müffen nothwendig von
Emigfeit her vorhanden feyn. Der Geiſt, welchem der
. Berftand ber Thiere entfpricht, muß ein von ihnen ‚gänzs
lich verfchiedened Prinzip ſeyn; denn die Erfahrung zeigt,
daß der Verſtand nicht von der Organiſation und Lebens⸗
bewegung allein herrühren kann. Sein Urquell iſt die gro⸗
"Be Seele, Bram⸗Atma, welche iſt unkörperlich, einzig,
unſichtbar, ewig und untheilbar, und im Beſitze der. Als
wiſſenheit, der Ruhe, des Willens, ind der Madıt. "Die
‚Seele, ober Lebensſeele, Dſchiw⸗-Atma, iſt ein feines,
alle Dinge durchdringendes Element, weldjed folgende Eis
genfchaften beſitzt: Die Zahl, das Maß, . die Bewegung,
die Ausdehnung, bie Zuſammenziehung, die Theilbarkeit,
bie Empfindung, das Vergnügen, ben Schmerz, das Bes
gehren, das Verabſcheuen, den Zufall und die ‚Kraft. Die
große Seele muß von der Rebengfeele- verfchieden- ſeyn, weil
ſie unmöglich den Neigungen und Leidenfchaften des menſch⸗
lichen Gemuͤths unterworfen ſeyn, noch eine Neigung zum
Boͤſen haben kann. Dieſe, wie jene, fommen. ‚Allein von
— 6 <a “
ber Bebenffeele ber., denn diefe iſt ein — und
begehrendes, niemahld zu befriedigendes Prinzip, die gro⸗ |
fe Seele dagegen begehrt nur Güte und bleibt in ewiger
Ruhe. Auch ‚Zeit und Raum find unendlich, weil fie nothe
wendig da geweſen ſeyn müflen, fo lange etwas vorhan⸗
den iſt. Ülafch endlich ift ein feined und reines ben lee»
ven. Raum erfüllendes Element, beftehend aus Größen,
oder Purman's, welde unendlich Elein und untheilbar
aber beftändig find, weil die große Seele, obgleich fie
gänzlich ihrem Wohlgefallen unterworfen find, fie doch wer
./
I)
gen ber Liebe, die fie zu ihnen hat, und wegen ber Nothe
wendigfeit ihred Daſeyns, weder heroorbringen, noch vers
nichten fan. Wie viel Richtiges, der reinften Vernunft
Entfprechendes enthalten dieſe Säge!
Ehen fo fchön iſt folgendes Fragment aus der Mir
manfa: Nicht Brama iſt eigentlih der Schöpfer ber
Welt; denn er ift nicht unabhängig von bem göttlichen
Beweger, welcher ift das große urfprängliche Weſen und
der wahre Schöpfer aller Dinge. Brama if nur ein
Werkzeug des großen Willens, und ein‘ ‚Theil feined We⸗
ſens, den er hervorrief, um ſeine ewigen Abſichten auszu⸗
führen. Das große, urſprüngliche Weſen tft über alle
Borftelung erhaben; denn ed ift ohne Materie und Ges
ftalt und alfo unſichtbar; aber aud feinen fihtbaren
Werken fann man ben Schluß madhen, daß es
ift ewig, allmädıtig, len und allgegens
wärtig.
Diefer Stelle fehr ähnlich, aur finnlicher dargeſtellt,
iſt eine andere: Atri, einer von den Altvätern, begab ſich
in die Einſamkeit und übte ſtrenge Büßung, indem er ſich
einzig von Wind. nährte und Tag und Radıt der Wittes
tung auögefegt war. Eined Tages betete er fehr eifrig,
daß fih Gott ihm offenbaren mögte. Da loderte eine
Flamme aus feinem Scheitel auf und alle Götter erſchra⸗
fen darüber und. flohen. Brama aber, Wiſchnu und.
dV
ES
\
— 710°
Sciwa erſchtenen ihm. Er warf ſich nun vor ihnen nie⸗
der und ſagte: »Wiſſet, ich erkenne nur einen
⸗
Gott; gebet mir alſo zu erkennen, weicher von
euch ber wahre Gott fey, daß ich ihn allein an⸗
bete.” Die Götter antworteten ihm: »Lerne, Büßer,
daß es zwiſchen ung feine Verſchiedenheit giebt;
was dir als ſolche erfcheint, if. nur Talfhung.
Das ewige Weſen zeigt fih durch Schöpfung,
Erhaltung und Zerfiöruing unter dreierlei For
men; allein ed ift Eind. Sich zu einer diefer
Formen wenden, ift fo viel, als fih zu allen
wenden, das ift, zum einzigen höchſten Gott.
Wer dieß Geheimniß weiß und feine Pflichten
erfüllt, deffen Gebete werden erhöret werden.
Atri, du wirft Kinder haben, bie Theile unfers
Weſens find.” In der That gebar die Gattinn des, Atri
brei Söhne, von denen der eine aus dem Weſen Brama’g,
der zweite aus dem Schiwa's und ber dritte aus Wifch-
nu's entflanden war. Bon Atri flammen auch andere bes
rühmte Gefchlechter au Genien und anderer wuns
berbarer Wefen.
. Die Verordnungen des Menu
oder ber Inbegriff ber veligiöfen und bürgerlichen Pfliche
ten wurden, wie fie felber fagen, abgefaßt.von dem erften
- Menu, genannt Suayambhuwa, und aus bem Munde
desſelben befannt gemacht von Brigu, einem der zehn
Altväter und heiligen Weiſen. Unter Menu verſtehet man
indeſſen wieder nicht, eine Perſon, ſondern ein Zeitalter.
| Man finder in diefen Büchern ausführlich dargeftellt: Die
Grfchaffung dieſes Ganzen; Unterricht, Erziehung und
‚ Pflichten eines Schülers der Gotteskunde; die Gefege ber
Che und die hochzeitlichen Gebräuche;, die Verordnungen
für die großen Sacramente; die verſchiedene Weiſe, Les
bendunterhalt zu erwerben und die Pflichten der Familien⸗
. väter; bie Borfchriften wegen erlaubter und verbotener
—
⸗
ee 711 _ u
— auch wegen ber. Reinigung der Perſonen
und Gefäße;.die Geſetze, welche bie Weiber betreffen; die
Andachtsübungen der Eremiten, welche auf endliche Selig⸗
keit bedacht find; die ſaäͤmtlichen Pflichten eines Königs;
die Geſetze, welche ſich auf rechtliche Beilegung der Strei⸗
tigktiten, Zeugen und Verhör, Mann und Weib und die
Erbfchaften hegiehen z die Berbote des Spield und bie Stras
fen der Verbrecher; die verfchiedenen, aus breierlei Bers
gehuugen entfpringenden Seelenwanberungen in biefem
Weltall, und: endlich die Wonne, nn au ——
gen folgt.
Dieſes Geſetzbuch, von a bie Hinde- nur mie
der heiligfien Verehrung reden, {ft nad) bem Urtheife eis
ned nenern Forſchers von allen indifchen Werken das äls
teſte, echtefte und ficherfte. Es iſt,“ fagt er, "ein Ges
ſetzbuch, aber, nach Art des Alterthums, das ganze Leben
umfaſſend, Affo zugleich ein vollſtändiges Sittenbuch und
Sittengemählde, dichteriſche Lehre von Gott und den Gei⸗
ſtern, der Entſtehung der Welt und des Menſchen. Wie
bei den Griechen in der älteſten Zeit, ehe noch die Proſa
entſtanden war, Erzählungen, Sprüche, Geſetze und was
ſonſt aufbewahrt, werden follte, oft mit geringem, oder .
gar ohne allen bichterifchen Schmud, in Verſen abgefaßt
wurden, fo. ift auch dieſes indifche Geſetzbuch in dem ältes
Ren, dort Äblichen, fehr einfachen Versmaß und Distichen
abgefaßt. Manche Sprüche find ſinnreich, andere Stellen
bichterifchfchön und erhaben.
Der Name Meuu ſtehet, abrigens auch noch mit der |
myftifchen Zeitrechnung der Indier im enger Berbindung,
indem die Wenfchwerbungen (Awatars) der Gottheit nach
den vier Beitaltern abnehmen, fo daß beren vier in
daB erfte, drei in das zweite, zwei in das dritte und eine,
die erft noch kommen foll, in das vierte fallen. Diefe vier
Zeitalter faffen die ungeheure Summe von 432000 Jahren
in ſich. BER man ae Summe mit 72, fo bat
J
— die drenlerungzelr eines Menn, derrn 14 nur Einen
Ta des Bram ausmachen. ' Seit Erfchaffung der Welt
find fünfzig folcher Tage bereits verfloffen. Hierin liegt
wohl: nichts anders, als das fruchtloſe Streben, Zeit und
Ewigleir in eine Gleichung zu bringen, wiewohl auch da⸗
bee ſehr wahrſcheinlich iſt, daß ber ganzen Berechnung
aſtronomiſche Verhaͤltniſſe zum Grunde liegen:; über welche
wir indeſſen keine Aufklhrung haben. Der ſiebente Menu,
der Geſetzgeber Indiens, ſagen die Braminen, war ein
Wäauywaswata (ein Sonnenſohn), und: zu feiner Zeit
ereignete fich Die große Ueberfchwenmung, melde in
dem Bhagawat ausſführlich gefchildert: wird. Dabei foll
die „Hauptperfon Nuh Roah 9) geheißen haben. Einige
behannten auch, Menu ſey der Name des Noah, Me
der, beitimmte Artifel und Nu der Name. Menu hatte drei
Söhne: Sherma, Charma und Snapeti, welches bie
biſiſchen RN Sem, ‚Ham. und. Saphet fon chen:
. .n » .. . 4 ’ .?
®
... . * 4— *
2 Sie Puranas,
‚welche, wörtlich überfegt, Gef chichten bebeuten, fi ind
f Lehrbficher, welche zum Unterricht in den Braminenfchulen
heſtimmt, in hiſtoriſchem Zuſammenhange kurze Darſtellun⸗
gen des in den übrigen. heiligen Schriften. ausgeſprochenen
und begründeten Glaubens und Wiſſens enthalten, unter⸗
miſcht und belegt mit Auszügen und Bruchſtücken derſelben.
Andere Forſcher nehmen ſie für mythologiſche Gedichte,
welches nicht ſo begründet erſcheint. Die Geſchichten der
‚Götter, die Lehren und Gebraüiche der Religion, die Bors
ſtellungen von Entſtehung und Untergang ber Welt, die
Telkilter, die Welt⸗ und Erdbeſchreibung, die Genealogie
und Gefchichte der’ Könige, die religidfe und bürgerliche
Verfaſſung, Künſte und Wiffenfchaften werden barin abge
| j hanbelt., Die Form iſt größtentheild dialogiſch. Die Wifche
nuiſten befigen achtzehn folche Puranas, jedoch. vier der⸗
felben .[cheinen im Bramaismus entftanden gu ton. Das
erſte führt den Namen ———
J
\ u
a
⸗ | — 73 — .: 2
Me Bine Sariften And in der Sänferks Sauſerit
Sprache geſchrieben, welche zwar nicht die ältefle — denn
ſelbſt In Indien finden ſich nfchriften in einer noch Als
tern, ganz unbelannten — aber doch eine. dee älteften:
in der Welt, und: nach bem Zeugniffe ſachkundiger Gelehr⸗
ten eine der wohlklingendſten, reichſten und gebildetſten
Sprachen iſt. Ueber das Zeitalter der darin geſchriebenen |
Schriften laͤßt ſich nichts mit Gewißheit beftimmen; doch
wilf'män- behaupten, bie Bebas und die Gefege Menue
ſeyen Lnige Tauſend Fahre älter, als der: Anfäng. unfrer-
gewoͤhnlichen Zeitrechiung, welches allerdings die hoͤchſte
Wahrſcheinlichkeit gewinnk, wenn man fie mit den übrigen
alten Denkmahlen Indoſtans zufammenftellt; denn biefe,
namentlich die Baubenfmähle, gehen anf das ee |
tefte weit über Halte Zeitrechnung hlaauen
1 .
⸗
Was nun dieſe Sqriſten von den einzelnen Göttern,
- Halbgöttern -und Geiſtern der Hindu, vorderſamſt nach:
dem Bramaismus, und erzählen, ſoll unſerm Zwecke gemäß,‘
jetzt mitgetheilt werden. Doch iſt zuvor noch einmahl dar⸗
auf hinzuweiſen, daß, eben nach dieſen heiligen Schriften,
die Goͤtter nicht von Ewigkeit her da geweſen, ſondern er⸗
ſchaffen worden, unmittelbar oder mittelbar aus dem We⸗
ſen der Weſen hervorgegangen ſind. Und dieß iſt der
wichtige Unterſchied zwiſchen dem hinduiſchen Götterſyſteme
und dem übrigen heidniſchen Polytheismus. Hier, wie
dort werden die Götter geboren, aber nirgends gehen ſie,
wie ‚hier, aus einem unſichtbaren, allmächtigen, allweiſen,
aus dem Weſen der Weſen hervor, überall find fie Söhne
und Töchter ihres Gleichen, oder ber perfonifizirten Kräfte
ber Natur. Der hindbuifchen Götter follen breitaufend,
breifundert und ſechs geweſen ſeyn; nad einer andern
Angabe zählt man 33000000000, welches nicht mehr und
wicht weniger fagt. Rang und Verehrung theilen mit Ihnen
die großen Menus, die heiligen Weifen und Alto
D l
\ * | en
'
J
De. einblie (& Aereen hengmte nihta /Kaumfwuth; um aber
ihren Streit.gu;entfcheiden, kamen fie Äberein, bag. derje⸗
nige ben Rang haben follte, der fich ausweiſen könute, ben
Fuß oder den Gipfel der Feuerfaüle ausfindig gemacht zu
haben. Wiſchnu nahm ſogleich die Geſtalt eines Ebers an
und wuͤhlte mit ſeinen Hauzähnen in die Erde, jeden Au⸗
genblick tauſend Kadons (drei Stunden lange Zeitraüme)
nd ſuchte auf diefe Art taufend Jahre, ‚ohne den Fuß der
‚Fenerfäule entdecken zu können. Endlich ließ er, ermüdet,
von felnent Vorſatze ab, und nur mit vieler Mühe konnte
‚er wieder an ben Platz kommen, von welchem er ausge⸗
gaugen war. Er erkannte nun die Macht Schiwa's und
betete ihn an. Brama dagegen wollte bie Spitze der Saüs
le aufſuchen, war aber nicht glůcklicher. Er nahm die Ge⸗
ſtalt des Annon oder Hamſa (Schwans) an, und er⸗
hob ſich jeden Augenblick taufend Kadons in bie Lüfte;
dder er flog hunderttaufend Jahre vergeblich, bis feine
- Kräfte etfchöpft waren. Run: fah er feine Thorheit ein
und erfannte den Herrn. Aber ihn zu prüfen, ließ Schi⸗
wa eine Blüthe von dem Baum Kaldeir herabfallen.
Brama fing ſie auf und die Bluͤthe, welche die Gabe zu
‚ reden hatte, bat ihn, ihr bie Freiheit zu ſchenken. Bra⸗
wa verfprach-fle ihr, unter der Bedingung, daß fie ihn zu
Wiſchnu begleiten und ausfagen wollte, er habe die Spis
tze der Saüle gefehen.. Sie gingen hierauf zu Wifchnu hin
und bie Blüthe begeugte dem Brama wirklich, was ex vers
langt hatte. Doc; fie hatte das Wort noch nicht geenbet,
als die Saüle von einander borſt, die acht Elephanten,
welche die Welt unterſtützen, Blut ſpieen und die Wolken
vym Feuer verzehrt wurden. Schiwa erſchien in der Mits
te der Sale und lachte und Wifchnu warf fi vor ihm
' nieder und lobte ben Herrn. . Wegen feiner Neue verzieh
‚ihm Schiwa und erwies ihm verfchiebene Gnadenbezeugun⸗
gen. Brama aber, der ganz erſchrocken baftanp, ward
"von ihm verwünfcht und bebeutet,. daß er zur Strafe für
die geſprochene Unwahrheit niemahls mehr, weder Tempel
x
— 7 —
nod. heilige Ceremonieen Gutſche) auf Edben haben
ſollte. Auch die Bluthe des Kaldeir wurde aus dem Tem⸗
pel Schiwa's für immer verbannt. Brama, nachdem ee
ſich erholt hatte, bezeigte ernſtliche Reue, warf ſich zu Schi⸗
wa's Füßen und bat um Verzeihung. Die Güte Gottes
gewährte. fie ihm, doch mit dem Zufage: Dein Stolz
hat verurfacht, daß bu das Putfhe verforen
haft, aber zum Lohn beiner Reue follen alle Co
vemonicen ber Bramänen für 2. feyn. Mit a
fen Worten verfchwand er.
Man hält dieſe Fabel mit vieler Wahrſcheinlichkeit für
eine ——— Streitigkeiten zwiſchen den drei Sekten
der Brama⸗ Wifchnus und SchiwasBerehrer, welche ſich
mit gänzlicher Unterdrückung ber eriten und ber Bereinis
gung der beiden andern geendet haben, Daher betet man
auch in einigen Tempeln zu Sangara⸗Narainen, wels
ches Schiwa und Wifchnu heißen fol und pflegt die Bilds
fahle des Gottes blau und weiß anzuſtreichen⸗ welches die
Farben dieſer beiden Götter find.
Eine Veränderung diefer Sage iſt die, daß Sqhiwa d den
Brama über feine Unwahrheit eines von feinen fünf Häups
tern abfchlägt. Aus dem Blute entſtand ein, Mefe mit 500
Köpfen und: 1000 Händen. Der Tag, alt welcdhem- bieß
geſchah, if, ald ein unheilbringender, aus dem Kalender
gethan worden. Nocd anders aber- geſtaltet ſich die Sage,
die den Brama wegen feiner fünf Köpfe und ber Ihn ver⸗
liehenen Macht ftolz werden und fich gegen Schiwa anfe
lehnen läſſet. Diefer, Darüber erzürnt, brachte einen mäch⸗
tigen Dämon, Beirewa, hervor, der bem. Drama mit
feinen Rägeln ben ittelften Kopf abriß. Brama, um fel
nen Fehler wieber gut zu machen, fang Lobgebichte auf
Schiwa, an. welchen diefer ein ſolches Wohlgefallen hatte,
daß er ihm verfprach, er folle Fünftig mit. feineri vier noch
übrigen Häuptern in allen Anfehen und Ehren leben. Das
abgefchlagene nahm Schiwa und fegte ed ſich folder auf.
k
—ı 16 — .
ve aibis aarfehen hewriteaihro Rawefinuti;. um aber
ihren Streit. zu; enticheiden, Tgmen, fie überein, dag derje⸗
nige den ang haben ſollte, der ſich ausweiſen Fönnte,. ben
Fuß oder den Gipfel der Feuerſaule ausfindig gemadıt zu
haben. Wijſchnu nahm ſogleich die Geſtalt eines Ebers an
und wuͤhlte mit feinen Hauzähnen in die Erde, jeden Ays
genblick taufend Kadons (drei Stunden, lange Zeitraume)
und fuchte auf diefe Art taufend Jahre, ohne den Fuß der
Feuerſäule entdecken zu können. Endlich ließ er, ermüdet,
von ſeinent Vorſatze ab, und nur mit vieler Mühe konnte
‚er wieder an den Platz kommen, von welchem er ausge⸗
gaugei war.’ Er’erkannte nun die Macht Schiwa's und
Betkte ihn an. Brama dagegen wollte die Spitze der Saü⸗
le aufſuchen, war aber nicht glüclicher. Er nahm bie Ges
fait des Annon oder Hamfa (Schwans) an, und er⸗
hob ſi ich jeden Augenblick tauſend Kadons in die Küfte;
aͤber er flog hunderttaufend Jahre ‚vergeblich, bis feine
- Kräfte etfchöpft waren. Run fah er feine Thorheit ein
md erkannte den’ Herrn. Aber ihn zu prüfen, ließ Scis
wa efne Blüche von dem Baum Kaldeir herabfallen.
Brama fing fie auf und die Blüthe, welche die Gabe zu
reden hatte, bat ihn, ihr die Freiheit zu ſchenken. Bras
ma verfprach- fie ihr, unter ber Bedingung, daß fie ihn zu
Wiſchnu begleiten und ausfagen wollte, er habe die Spis
tze der Saule gefehen.. Sie gingen hierauf zu Wiſchnu hin
und bie Blüthe begeugte dem Brama wirklich, was er vers
langt hatte. Doch fie hatte das Wort noch nicht geendet,
als die Saüle yon einander borft, die acht Elephanten,
welche die Welt unterflügen, Blut fpieen und die Wollen
vym feuer verzehrt wurden. Schiwa erfchien in ber Mits
te der Saüle und lachte und Wifchnu warf fi vor ihm
“nieder und lobte den Herrn. . Wegen feiner Reue verzieh
‚ihm Schiwa und erwies ihm verfchiebene Gnadenbezeugun⸗
gen. Brama aber, der ganz erſchrocken baftanp, warb
‚' von ihm verwünfcht und bebeutet,. daß er zur Strafe für
die geſprochene Unwahrheit niemahld mehr, weder Tempel
x
— 77 —
noch Heilige Geremortien (Putſche) auf "Erben Haben
ſollte. Auch die Blüche des Kaldeir wurde aus dem Tem⸗
yel Schiwa's für immer verbannt. Brama, nachdem de
ſich erholt hatte, bezeigte ernuftliche Neue, warf ſich zu Schi⸗
wa's Füßen und bat um Berzeihung. Die Güte Gottes
gemährte fie ihm, doch mit dem Zufake: Dein Stoöfz
hat verurfaht, daß bu das Purfhe verloren
haft, aber zum Lohn deiner Reue follen alle Co
remonieen ber Bramänen für 3.0 feyn. Mit *
ſen Worten verſchwand er.
Man hält dieſe Fabel mit vieler Wahrſcheinlichkeit für
eine Andeutung der Streitigfeiten zwifchen ben drei Sekten
der Bramas Wifchnu, und Schiwa⸗Verehrer, welche ſich
mit gänzlicher Unterdbrüdung der eriten und ber Bereinis
‘gung der beiden andern geendet haben. Daher betet man
auch in einigen Tempeln zu SangaraNarainen, wels
ches Schiwa und Wiſchnu heißen fol und pflegt die Bilds
faule des Gottes blau und weiß anzuſtreichen, welches die
Farben dieſer beiden Götter ſind.
Eine Veränderung biefer Sage iſt bie, daß —— bei
Brama über feine Unwahrheit eined von feinen fünf Häupe
tern abſchlaͤgt. And dem Blute entſtand ein, Rieſe mit 500
Köpfen und’ 1000 Händen. Der Tag, afı melden: bieß
geſchah, iſt, ald ein unheilbringender, aus dem Kalender
gethan worden. Noch anders aber -geflaltet fi die Sage,
die den -Brama wegen feiner fünf Köpfe und der ihm ver⸗
liehenen Macht ftolz werden und fich gegen Schiwa anfe
lehnen läſſet. Diefer, darüber erzürnt, bradite einen mäch⸗
fingen Dämon, Beirewa, hervor, der ben. Drama mit
feinen Rägeln den mittelften Kopf abriß. Brama, um fels
nen Fehler wieber gut zu machen, fang Lobgebichte auf
Schiwa, an welchen diefer ein ſolches MWohlgefallen hatte,
daß er ihm verfprach, er folle künftig mit feinen vier noch
übrigen Häuptern in allen Unfehen und Ehren leben. Das
abgefchlagene nahm Schiwa und ſetzte ed ſich felber auf.
J
ee, I
Cs iR eine finureiche: Deutung dieſes Mypthos,
darin die Entſtehung des Mondes aus feinem eh
un, ber Erde, beren Perfonification Brama ift, und Def
ſen Auffleigung in die Region des Feuers, dee —
des Schiwa, ſehen will. Demnach wären, die Hindu äl⸗
er, ald der Mond, weß ſich auch andere ve N
bie: etabier and Phrygier, rühmen.
Ra ſagt, Brama ſterbe nach gewiſſen Perioden und
werbe daun wieder lebendig, nach Einigen gefcieht das
alte Fahr. Vielleicht. deutet dus auf das aftronomifche Jahr
ſelber, vielleicht auf Winter und Sommer der Erde. Sei⸗
ne Welt und Wohnung, wohin auch die kommen, welche
. fid feinem Dienfte beſonders weihen, heißt Bramglo ga
und ift dem höchften Himmel gm nächiten. Unter den Thie⸗
ren if ihm der Schwan gewidmet. Diefer ift der Thron
- and Wagen des Gottes, und als Symbol ded Waffers, des
reinen und guten und Maren Waſſers, deutet er an, “daß
die Erbe auf dem Waffer ſchwimmt und von ihm befeud)s
tet und befruchtet wird. Der Schwan ift daher ben In⸗
Bern heilig, wird jedoch nicht von ihnen —
qBrama hatte zwei Gemahlinnen, Saraswadi und
Quiatri; aber nad. ber wahrfcheinlich frühern ‘bee, die
ihn ald Mannweib denkt, heißt feine weibliche Hälfte Bras
mi (Wiffenfchaft) oder Brama, weiblich genommen,. mels
hen Namen felbit Soraswadi "I führt. Mean verehrt fie
aAls die Goͤttinn ber Weisheit, Wiffenfchaft, Gefchichte,
Eprachen, ber ‚Harmonie oder ded Wohllauts und..Ebens
— Sie war auch die Tochter Bramas und die Deuts
fer gweier Götter, nemlich des Naord, des Genius ber
"weft, und bed Dakſcha, eines ber neun Bramen.
” Saratwati ik — der Name eines Stromes, der mit, Dem
- Bange: er und dem. o.. zuſammenfließt.
> .
f * -
a hat Mandierlet‘ Abbildungen‘ vor denn a
den’ ANteri Zeiten flellte- man ihn id Bildſaulen vor, Re
hulb ntännlich hakb weiblich waren; foäner bieß als Meruk,
mit vier Köpfen, eutweder bie Sinnbilderiber ‚vier Ber
das, oder dir vier Erdgegenden, und sie Arme. In ei⸗
ner Hand hat er gemöhnfich einen Rind ,.. bad Zeichen ber
Unſterblichkeit, in der andern eine Flamme; das Zeichen
ber Stärfe; mit der dritten und vierten ſchreibt er. auf
Halindlaͤtter DAles), weldes feine geſezgebende Macht
anzeigti: Häufig ſitzt er auf einer Lotosblume:*), welche
feine Füße verhullt, ober reitet auf dem Schwan, Hamm
fa, einem Symbol. ded Waffers, auf welhem Brama
(die Erde) ſchwimmend oder liegend -gedadıt wurde. Ci
nen aridern Stun giebt’fein Bild, wenn: feine vier Geſſch⸗
ter lange Bärte haben, wert’er in der einen Hand ein
Buch von Palmtbfätterd, mit einer ‚Schnur umwunden,
hält, in ber gweiten'ben Ring, in der dritten den Rofen⸗
franz LRudrackſchain), welcher feine Anbeung Schi⸗
was bedeutet, und in der vierten ein Waffergefäß, bad
2,58 giebt in Indien zwei Blumenarten aus der Gattung der
Waßſferlilien Nympbäe Lotos und Rymphän RNelum
bs. Senes if ‚die in Argypten den Göttern geheiligte Blu⸗
me; die indie fol, die legtere feyn. Beide Arten find
indeſſen von andnehmender Schönpeit. uhd ihre Blumen glü⸗
- Ben mit manderlei Farbenſchattirungen. Sie iſt in viele
Mother verwebt, denn Brama fist in der Cotoshlume,
Wiſchnu wird lotosaügig genannt, anf einem Lotos ſe⸗
gelt Lakſchmi, die Göttinn des Ueberfluſſes, die Tochter
des Okeans und der Nacht. Daher fteht fie niht nur im
hoher Achtung, ſondern genießt, beſonders bei dem gemei⸗
nen Volke eigentlicher Anbetung. Sie hat mehre Namen .
und if die Blume der Naht, "die fühlende Blume, .
welche fih ängfliget, wennder Tag erfcheint, die
Ti fürdtet von den Sternen, die nur dem Mon—
be: Tech öffnet, ipm allein duftet und ihr Haups
herabfenft vor dem Sırahf der Sonne”
— 80. —
Erungicer büßender Benminen. Da er — mehr
Mempel :ober Altaͤre hat, fo erhaͤlt die oben angeg ebene
Deutung ſeines Kampfes mit Wiſchnu uud Schiwq. damit
vine Beſtaͤtizung. Nur die Braminen verrichten ihm zu Ehe
sen tägl: eine ‚Beremonie, die Sandimana.. . eben
Morgen fchöpfen. He, Wafler in die hohle Hand und ſchuͤt⸗
tun; es balb ver, bald neben, ‚bald hinter fid, Dabei fin
gen fie Loblirder auf ihn; - Damm - fprigen fie Waffer :geges
die Sonne und veinigen ſich felber. burdy ein Bad. Zawei⸗
en bringen fie Ihm au ein Opfer, Bramajagan, wel
ches aus Blättern, Blüthen, Fruͤchten und allerlei koſt⸗
baren Gewaͤchſen und Holzarten beſtehet. Gin -Indier
drückt fi darüber, daß Drama «nicht befonders verehrt
wirb, folgenbermaffen aus: » Brama hat unter uns Teine
- Berehrung noch Dienft in den Pagoden. Statt ſeiner ver
ehren wir die Braminen, in welchen er wohnet. Wer bie
Braminen -ehret, der ehret Brama-.felber; denn Alles, was
man ben Braminen thut, nimmt Brame an, als wäre es
syn ſelbſt gethan.“ — no
‚Liest man ben Mythos von Brama -mit Aufmerlſam⸗
eit, fo findet man leicht, daß er einer völligen Erklaͤrung
vadurch fähig wird, daß man. feine Perfonifilation als
Schöpfer und Erdgeiſt umterfcheidet von einer Verkörpe⸗
sung und wirklichen Erfcheinung beöfelben, in weicher er,
als eritee Gefeggeber ber Hindu, fie von der wilden Les
bendart ber Natur entwöhnte und ihnen Künfte und Wiſ⸗
ar fo wie ben Ackerbau F
Samıa ..
Eine weitere Ausführung der Idee des — in
der Eigenſchaft eines Gottes bed Schickſals, der nit als
Jein das Leben, fonbern auch den Tod giebt, die Schids
fale der Menfchen beftimmt und fle nad) ‚ihrem Tode nad)
ihren Werten richtet, heißt bei ben Indien Jama.
+
Sie
—_ 8.
Sh glauben, daß die abgeſchieheuen Seclen nach Ja⸗
mapur, ben Wohnſitze des Jama, galeagen, m: vr
ihm, als Richter, ein gerechtes Urtheil zu entnfangen, ya
fie entweder nach Swerga,: der Wohnung des Drums
dren und ber guten Geiſter, oder ‚hinab in den Narakı
den Abgrund und Aufenthalt der Schlangen, hinführt,
um nach einer befkinmten zeit ihre Wandernug durch
Pflanzen und Thiere bis zum Menſchen wieder von nenn
anzutreten. |
Jenſeils und tiefer als alle asire und untere Welten |
liegt die Hölle; Flüſſe won Feuer, wilde · Thiere, alleriei
ſchneidende Waffen, die ſchmutzigſten Unreinigkeiten, abe
lich alles Böfe find daſelbſt in überſchwerglichem Meſer
Die Menſchen, welche die Vorſchriften der Religion ver⸗
achteten, werben fo viel Jahr geſtraft, eis Haare anf ih⸗
rem Leibe ſind, oder auf Haufen ſpitziger Waffen und
Werkzeuge geworfen; Veraͤchter ehrwurdiger Perſonen, des
ſonders der Braminen, werben in Stücken zechauen; Ge
brecher müſſen Bilder von glühendem Gifen umarmen 3
wer feinem Naͤchſten Böfes zufügte, oder Thiere koͤdact,
wird in ein ſtinkendes Gefängniß geworfen; wer Greiſe
und Kinder mishandelt, wird in eiſernen Pfannen gebra⸗
ten; wer kein Mitleid mit Armen und. Elenden hatte, wird
mit Keuerbränden gefengt; wer falſches Zeugniß geredet,
wird von einem Helfen heruntergeftiiegt u. fx f Das Aerg⸗
fie bei Diefen Strafen 'aber wird ſeyn, baß..die Teiber der
Berdammten, bie aus einer feinen Materie gebildet
find, durch die. Marter in Stüde zerriffen, wie Qustftlo
ber wieder zuſammenflieſſen und daß diefe Elenden nie
mahld fterben. : Haben fie eine Reihe von Jahrtauſen
den fo gelitten, dann kommen fie. wieder ‚zu einem neuen
Leben in diefer Welt und wandern won den geringſten
Geſchöpfen aufwärtq in höhere, ſa baßı alla werugſtens
fine ewige Verdammniß vorhanden, fondern vielmehr
die Möglichkeit, felig zu werben, — dem |
Verbrecher gegeben iſt. Aue rue
4. Band. > / 4 = u“
/
— 93 —
ur. Die Olten Selen fehr genau, in welche —*
Wie’ die verſchirdenen Verbrecher zur Strafe übergehen wer⸗
den: Derjenige, der Fleiſch iſſet, wird als Katze (oder
ſerſt ein Naubthier) geboren; wer verbotene Sachen koſtet,
oder naſcht, als Fliege oder Made; wer ungedroſchenes
Gerraide ſtiehlt, ald Made; wer Obft fichlt, als Affe;
wer Sramen flichlt, als Bär u. ſ. w. ald woraus zum wer
nigſten bie Eonſequenz in ihren Phantaſieen hervorgehet.
Wie ſie aber Alles zu vervielfältigen pflegen, fo zerthei⸗
‚In fle auch den Naral *) in ein und zwanzig, andere
ar in achtzig Höhen, weiche fie den verſchiedenen Arten
von Verbrechern anweiſen, ober auch een,
| en von ihnen beſachen en
gt ein dindn dem Tode —— fo erfäheinen ihm zwei
meter Diener: ded Jama, in fo fehredlicher
Geſtalt, daß or im die größte Angſt und Schrecken vers
ut wird. War er jedoch ein treuer Berehrer Gottes, fo
erſcheint zugleih mit jenen ein Wiſchnu⸗Douta, ber
feine Seele auf’ einem fchönen Wagen hinwegfährt; war
er :aber nicht fromm, fo bringen ihn jene beiden in Ja⸗
maloga oder Jamapur, wo dann guf ber Stelle Gericht
Mer ihn gehalten wird. Ehe indeffen bie Exekution an
| ih vollzogen wird, muß er noch zehn Tage ald Dämon
auf der Erde umherziehen, und während biefer Zeit Hun⸗
ger und Durft leiden, weil er nichts hat, als mas bie
- Frömmigkeit ihm darbietet. Glücklicher Weife ift aber dies
fe fo allgemein ; daß es den armen Teufeln niemahls
fehlt, denn die Hindu ſtellen zehn Tage nadı dem Tode
eined Verwandten von allem, was fie genießen, für die
bunten Krähen hin, in welchen die Seelen ber Ver⸗
Korbenen herumſchweifen. Dft aber kommen foldhe
Seelen iin menſchlicher Geſtalte zu ben Glaubi⸗
* Im Sanscrit heißt der Narat auch Gepannum.
— 83 — nn
gen un hütten Almofen van ihnen. Jama hat
mehre Geiſter ober. Benin zu Gehilfen und Dienern -
feinen: Todtengerichte und bedient fich eines Spiegels,
‚welchem ex die guten und boͤſen Handlungen ber —
erhlickt uud prüfk, um ein „richtiges Urtheil über fie zu fülr
im. Dieſes ift immer. voͤllkommen gerecht, benn es gilt
vor ihm kein Auſehen der Perfon. Seine Gehilfen wägen-
die Thaten der gm Michtenden auf einee Wage, oder fie
zählen mit weißen usb ſchwarzen Kugeln und eritatten
dann ihrem Gebieter Nachricht von dem Befunbe ihrer
Unterſuchungen. Der erſte Gehilfe Jama's it fein Schreie
ber, ber alle Handlungen der Menſchen in fein Buch ein⸗
fchreibet, welches Dann bei- m Tode — und
nachgeſehen wird,
Auf Abbildungen erfcheint Jama —— von Singer —
ſicht und Geftält, reitend auf einem ſchwarzen Büffel, it
der Hand eigen Std ‚oder Scepter
DER
ro —
Die acht Daſar,
oder Behůter der Pa und der darin wohnenden
Menichen , werben au Befhus oder Wifhnus ge
nannt und find nächst Brama, bie vorzüglichiten unter den
Göttern, die Negenten und Borfteher des Ganzen. Einige
ſetzen ihnen Goͤttinnen an die Seite. Der erſte darunter iſt
Indra, oder Dewandren, der Gott bed fihtbaren
Himmels, der viele Namen, führt und Gefchäfte hat 9.
Als Sorgarag ia, WolfensKönig, ift er Richter als
ler Halbgoͤtter und: Geiſter; er ſchlichtet ihre Streitigkeiten,
Rößt bie Verbrecher aus dem Himmel und zwingt fie, Mens
"wis Here der’ Snfitreifee nennt man ihn auch Dimwespir.
: ter, weiches man für dad — Diespiter, Jupiter
(apere. N olärt,.,, A
2*
0
⸗
I. * R
\ N ’ ' *
. ’ ;
/ — —
. [|
— \ .
fehen oder Thiere zu MAuia. Dei Guten reich or ve⸗
Unſterblichkeittrauk, Amrita, erquickt die Erde mit dem
himmliſchen Ganges (Thau) und entferntr von ihr dm
brennenden, austrocknenden Wind. In den heiligen Schrif⸗
ten des Samscrit werden Blitze and Donter, Wollen umd
farbige Bogen ded Himmels fein” Eigenthum genannt. Als
Beherrſcher der Wolfen ſendet er den Regen herab und
ordnet Pie Regenzeit an. Er iſt Here des händerffältigen
Opfers, dreier Welten Her und weiß Auch. ' ne
Dewandren iſt ein Sohn bes arsahe, vo —
szene und geſtaltloſen Himmels und imendlichen Raumes,
und der Aditi, des urſprüglichen Tags, und ein Urentef
des Brama. Seine Geniähliun heißt Inbkant, Ener
fi; fein Sohn Dſchähanta, feine Tochter Dipanei.
Sein. Himmel auf bem Berge Mer , d. i. im orden,
oder am̃ Nordpol ‚ den ſich die Indier ale einen Berg, bon
Gold und Evelfteinen denten, heißt Indräaloga, Syargs
9a, Swerga. Er beſindet ſich in der Luft und iſt inter
den fünf vornehinften Orten, wo bie guten Werke belohnt
werden, der niedrigſte. Aile diejenigen, welche fü auf Ers
“den dem Dienfte either Gottheit gewiduiet hätten, werden
dort aufgenommen. Er reitet auf einem Efephanten, Iras
vat, ‚ber bei Bereitung bes m aus dem Meet aufftieg.
Dewanbrei iſt in eindn arabei Eheil SP mehihen ver⸗
webt, deren die heiligen Schriften gedenken und ſpielt dar⸗
in oft bedeutende Rollen. Als Dberhaup der Deweta's,
der guten Genien, lebt er in ſtekein Kampfr ihit den Aſur's,
den Rieſen, böfeh Geiſtern und Dämonen, And mehr ale
einmahl mußte er ihneh unterliegen und vor ihnen aus feis
ner himmliſchen Wohnung fliehen
Dewandren gehört zu ben Gottheiten, weichen ön Bra
min auf bem Feuer feines Heerdes täglich ein Opfer brins
gen muß. Er wirb abgebildet mit vier Armen, in deren
— 88 —
ainer er einen Malin haͤlt, ſichend auf eine weißen Em
nhonten. Auch hat er zumellen eine Lotosblume iu ber
Hand, :weil der eder bie Luft a an ber Er⸗
augaug hat. —
Jama, der — ber Vaſu's, entſpricht den gorſchern
zufolge, dem dunkeln Akaſch, dem Nachthimmel, oder der
Nacht, und iſt Voꝛ ſteher der Todten und der Unterwelt,
Bott der Strafe: nach dem Tode, Richter der abgeſchiede⸗
nen Seelen, wir wit ſchon ausführlicher gefehen haben.
Als Dieama, 6er Gott und Köuig der Tugend, der
Gerechtigkeit und Strafe, wurde er tin Anfang ber Zeit
von. Gräma zu. feinem Gebrquche gebildet ‚, mit einem Koͤr⸗
ver and veinem Lichte, als fein eigener Sohn, als der Ur⸗
quell der Gerechtigkeit und Befchüger aller erfchaffenen
Dinge. GE heſttaft zur. beftimmten Zeit Freunde und Feine
de, Verehrer und Veraͤchter und. hat sehn I des Alts
— —— am‘ DUDEN.
Burao, * Dritte Vaſu, der Gott der Sonne, das
gobe Geſtjirmy der Herr der Sterne, das erſterſchaffene
Meſen, Ußheber Der Wärme, zieht acht Monate lang durch
heftige. EScahlen das- Waffer hinauf. Die Spnne iſt ein
nn vom Licht des Schöpfers, die. Sterne ihr Figur, Er⸗
de und, Himmel ihr eröffneter Mund. Sie ift alles vers.
Abrenb, bringt ‚aber auch mit jeden Aufgange die Welt
aufs neug hervor. Darauf beziehen fich, ihre. Namen Nah⸗
rungbringend, waſſerziehend, gruͤnmachend, verſtandgebend.
Surya fährt auf einem Wagen, Sein Führer heißt Arun,
der zeriirgut durch bie Kraft des Gottes bie Finſterniß.
(Don einer Aurora kann in Subien, wo die Dämmerung . .
nur wenige Minuten dauert, wicht bie. Rede feyn.) Es fehlt
nicht am Gelehrten, melde behaupten, Surpa fey der erfie
Gott der Indier gewefenund feine drei Emanationen: Bra⸗
ma, Wiſchnu und Schiwa nichts weiter, ale Die au ber
Sonne begplien: Wärme, Ficht und Flamme.
l
,
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BR;
“
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— 8 —
Coma, auch Chandra, —E vlert
Vaſu, iſt Veherrfcher des Mondes, in weichen hervoege⸗
bracht wird das. Lebendwaſſer und mad: demſelben Fruch⸗
tigkeit, Regen und Fruchtbarkeit, auch König’ der Plate
gen, inöbefondere: der Heilpflanzen. Die. fünfzehn -- Tage
feines Wachsthums find eine Nacht der. Seelen; denn wäh
rend ber Lichtzunahue hat er fein Augefiht in.der Kör⸗
perwelt, in ben fünfzehn - Tagen ber. Lichtabnahme aber
hat er es in der Welt der Geiſter. Daher in dieſen La
\ gen die Xodtendpfer gewöhnlich find. Sieben und zwan⸗
zig — des nn. Dei .. ar ang
byrr
Yavanı ober Bayı, ber fünf: Safı.. bereichet
den Gebieter der Winde; heißt auch Maruta, der "hide
ge, durchdringet alle Geſchoͤpfe, wenw..er ſich — :ik
der Allverbreitete, bringt Geruche, belebt::bie — ar =
Agni, Aghni, ber ſechste Vaſu⸗ der Bon des —
Er heißt auch Pavaka, Reiniger. Man bildet ihn ab,
auf einem Widder reitend, mit vier Armen,“ bet Kopf if
mit Flammen umgeben, in zwei Hanben hält er Dolche.
Seine Gemahlinn heißt Aghnay, anch Svaha. Ihm
muß von den Braminen täglich zuerſt geopfert werden Die⸗
ſes Opfer heißt Homamı und wirb auch das göttliche, Des
vayagna, genannt. Seine. heilige Handlung wied bi
gangen, deren Anfang richt diefeg Opfer wäre: Die Bra⸗
minen, die ed bringen, müffen ſich zuvor baden und ſo⸗
dann ganz weiß Meiden. Darauf fegen ſie fich bei ber
‚Keuerftelle ober dem Opferherde nieder: und -beten. ober
‚fingen einige heilige Strophen. Bor ihnen fleht:eine Hands
glocke, eine brennende Fackel und ein Gefäß "mit Butter
ober Cocosol. Ringe umher legen auf: Banyanens Bläts
tern die Materialien bed Opferd: Koftbare Holzarten, Sa⸗
wen, Grad, Körner, Zuderrohr, Früchte, Blüthen und
Blumen. Zuerſt fchlichtet nun der Bramime bie Holzarten
auf dem Feuerherbe, gießt- anf ein mit: der Bode gegebe⸗
-
Y
uf
— 9.—
nes Zeichen bie Butter, ober das Dei’ baukber,; entyiubet
das Holz mit ber Fackel und legt daun bie Abrigen Dias
teriglien in. die Flamme. Dabei fagt er leiſe einige Gebete
her, welche ben Ramen Mandram führen. Gie begin
nen alle mit ” Som” und enbigen mit Om .
Varung, ber fiebente Vaſu, heißt auch Pratſcheda,
und iſt der Bott bed Waſſers und Herr der Gewaͤſſer,
fördert bie Reife der. Früchte und iſt ein Bott der Strafe,
welcher die Schuldigen unausbleiblich mit ewigen Banden
feffelt und namentlich falfche Zeigen unter dem Waffer ber»
maſſen mit Schlangenbanden zufammenfchnärt, daß fie hu⸗
dert Seelenwanberungen hindurch alex Kraft beranbt —
den, ‚feinen. Banden zu entfliche. - -. ar
Cuwera endlih, ober Pulaſtya, ‘der. Vote unter
den Vaſus, iſt der Gott der Schaͤtze md Reichthümer, ein
Freund der Unterirdiſchen, Gebieter der die Säge bewa⸗
chenden Geiſter, Herr ber Bergklufte und König der R
| nige. Als Pulaſtya iſt er einer der zehn Erzuäter, ober
Herren erfchaffener Wefen und dad ‘Haupt zweier Gattıtitb
gen von guten und böfen Wefen, Yakhs has um wa
bad. Er Jebt in feiner Wohnung Cuveralaga, auch
Alaca, oder fährt auf feinem prächtigen Wagen, Puſch⸗
paca, durch die Luft. Man bildet ihn ab, eeiend anf
einem weißen, mit Federn geihmäcten, Merbe,, a
— EEE
Rad; den acht Bafws find aufzuzählen nn 2 —
die eilf Rubews, EEE
als diejenigen Gottheiten, in welche Rüubrd;kiner iind
derſelbe mit Pra m, dem belebenden Hauch oder ‚Aehein,
el u
*, Die Gelehrten Sehausten, aus dem "Om" ſay das Re:
fe " Amen” ——
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_ A: werwanbeiie „tin den verſchiedenen · Sliever des Min
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35 N 7 6
Auf bieten... Er
ne — Aditya's,
aber. zuerſt arian flen⸗ Weſen, die zwölf Gottheiten and
Regenten ber Sonne in ben zwölf Monaten des Jahrs,
ale Perfonificatipgen bes Sonnengottes in demſelben. Ei⸗
aige „von denſelben findet man, in ben bekannt gewordenen
Zruchftucken dB, Veda und in ben — De *
Arne angeſührt.
> Bon den größern Schutzgöttern werben — —
fonhere. quch als Pavacas, oder. Gottheiten der Reini⸗
. gung verehrt; aber ‚aufferdem fi ud viele, ſowohl Götter
Hp. Göttinnen „ welche namentlich, erwähnt. und aufgezählt
werben. Dahin gehören die Götter ber Jahreszeiten, die
Vorſteher der Planeten ‚, bie der Morgens und Abendäms
merung,. Gottheiten ‚der Mächtigen und ber Unbemerkten
RR. wa
2
tr St Se Fe oz — —* >
Nach“ den „Göttern, ftehen in der — der heiligen
Weſen bei den Hindu; Die Menu's, die Altväter and die
großen Erzeuger. Dit Mens find ſieben, welche die ſie⸗
ben großen genannt werben; auf biefe werden noch ander
ve fieben folgen, welche eben fo. gut, ſchon benannt find,
wie jene Mat glaubt unter den Menu's bie Enlwicke⸗
lungperioden der Weltfehöpfung sand: die Erſcheinungepo⸗
Ken Brqmqẽs verſtehen zu Dürfen, Der Altvaͤter find, zehu,
‚glpihfalts alle. benannt, "Sie heißen in ben h. Schriften
auch die großen Bramen, oder Braminen. Man denkt
ſolche als bem Brama untergeordnete WWeltichönfer und
Weltordner, die. durch ihre vorzügliche Heiligkeit und Ans
dachtſtaͤrke Geiſter, Menſchen und Thiere verſchiedener Art
-
— 8 —
hernorgebracht haben "3 Branbe End: e⸗ Wahre
vergötterte Menſchen, darum wergöttent, weil fie: dider⸗
ſten Ordyer der menſchlichen Geſellſchaft, bie. Urheber der
religiäfen und . bürgeslichen Verfaſſung waren. Als, ihde
Soͤhne werben bie großen Erzeuger;genannt, : welche
die Waffen niedergelegt haben - une. isr Monde wohnen.
Rad einigen ſtantmen von ihnen die vier Haupt⸗Kaſtez,
der. Giadi's ab, Auch kommen BU Töchter eines AD
ters, Dakſcha, vor, welche Erwähnuug verhienen. Be
ihe Vater feine Söhne hatte, fo- befahl: er ihmen, @uähre
zu ergeugen und fa ſein Geſqhlecht u wehelten;; ers
mählte daher auch 10 davon bem: Dexrina;, dem. Qutt. bar
Gerechtigkeit, dreyzehn dem Kafyana, dem Sohn bed
Marirfhi, und fieben und banigdums Some, ober
Gott des Mondes; legtzteres iſt Eine: ya 3 auf vie
7 —— *
JJ
d ‚ —R 291147
Die. use Breniaitant: Seifen Sanhmih,
mb flammen ven dem erſten Menun ab. Der Ceiiuzıngs
wohl ber. guten; 'aßk der boͤſen, iſt ein zahlofes HeenNe
guten führen iasbeſenbere den Namen Deweta's, Dierker
fen den: der Aforrd. Ad Oberhaůpter dieſer bletzterun ads
ſcheinen Prendfen.und Bratr, wilchen Indien ht
ſeiner Blitzeswaffe in den Gebirgen ſchlug, als ſi ſie ſich ge⸗
gen ihn auflehnten. Sie haben nemlich eine große Macht
und große Khnkeit and ſtören nicht aur: die Feonmen Eins
fiedfee und Bramen beim Gebet und: Opfer, ſondern igrri⸗
fen ach die Eoͤtter ſelber an und hatten Indra elwe Zeit⸗
lang aus ſeinem Reiche vertrieben, bis er ihrer wieder mtich⸗
tig ward. Dieß niche ohne Beihilfe eines Sterblichen, des
Duſchmanta. — Diti, bie Nacht, tiſt hre Dintter. WIR,
das Tageslicht, dber die gebaͤrende Kraft (Semahlinn) des
Himmels, hat wie zwoöͤlf Adityas geboren, won: welchm
bie guten Genlen abſtammen. Dieſe heißen auch Gandhat⸗
was und wohnen auf ˖ dem Gebirge Hemakuta, wo Kaſya⸗
—
7xbtt. Camae amad ew a, ber auf einem Papagei rei
Bar ai au wohnen und zu RENNER
zählt: werben... Die. Heirath Gaudharva betieht ſich au
"as: parakiehfche Unſchuldieben, welches tiefe guter Gei
Ber, Die Urahnen der Indier, auf der Erbe führten. Su
Abeuade Hub alle indiſchen Götter, auffer der Trias, nu
Baudharvas, uber Dewetas, und diefe find Aber bi
‚ganze Natur verbreitet; denn wenn seite alte Urkunde fagt
Ihr Balme, in deren die Waldgoͤltinnen wohnen,” fi
Alehrt und das, daß die Indier bie Planzenwelt mit gen
Aichen Weſen beſeelt und. erlaubt. und den Schluß zu ma
hen, Daß. auch apdete Maturgegenfänbe- die Woyhuſtz
— Genien geweſen ryn —
am
2,
1904 ine Ve wonBgläiten d biefee: ER ns bee: Sichel
- tet, Pfeile mit gewürzhaften Bkäthen gugefpibt,. ‚einen Bo
gen von Zuderrohr mit der Bogenfehne von Bienen unl
einen Fiſch in einem rothen Panier hat. - Seine Gattinı
heißne Merti artbich keit) unkefein'reind. uud Waf
i ßentrager Waſſaut (Frühling). Dieſerliefert ihm. di
Meile. Sein Aufenthalt iſt bie Gegend um Agra, befon
ders Die Ebene: Matra. Durch: Sch i wos Ferien. ver
branuir dr gu: Blfche,. aber die Götter: tünffekten Ahneis
—— — Biebrögatt flieg wieben: Se empor.
8 ? “
er — J in
— 4 2 — m“
nn : Burma Shrforge für das —— erfired
bei: auch: auf. die. bürgerliche Gefellfehaft, im Veziehnu
uf welche en die Meafchen in gewiſſe Elaſſen, oder Ka
she hinduiſch Giadi oder Barsa:genannt, eingetheil
ohnt. Kinder, deren Litern and: verſchiedenen Giadi's find,
dilden ‚eine Anzahl vermiſchte Giadi, welche verſchieden
aud entweder ähnliche, aber ernie drigte, ober gar
vermorfene gencunt: werden. Den urſprunglichen Bin:
6, auch. löbliche und reine: genannt, find. gewiſſ
una uud Berhäftigungen — Die Braminer
eh
hilen oe heiccten fie leſen and AR NAHER, fe Pick
opfern ab wundern beim Opfern beiftchen, fie follen Ab
mofen geben und Geſchenle annehmen; bie Ketri's ſollea
DIE Solk vertheldigen, Geſchenke geben, opfern, die.
Schriften leſen; Vie Baifyas ſollen Bichheetben Halten‘,
Befchente geben, opfern, die h. Schriften leſen, Haubel
teiben,-anf Zinſen leihen und das Land baren; die Su⸗
dra füllen den. drei "andern Siadi dirnen. Im Nothfall,
wenn ein’ Giadi ſich durch die ihm angewieſenen Geſchaͤfte
Nicht erhalten kann, iſt ihm geſtattet, in wie Geſchuiftel des
Arber ehijtigreifen , Aber es iſt hier gendte' vordefchtiehen,
in welche — die Geſchafte des Braminen vertichten zk
wollen, iſt unter allen Umſtänden verbätdt, —und wer
vhne Neth ſich mit den: Beſchegtigungen eimed audern Gia⸗
vi abglebt, witd der Vorrechte "bes fehnigen akſobald ver⸗
iuſtig. "Drei Beſchäfrigungen kommen den drei erſten Gia⸗
di gemeinſchaftlich zu, nemlich: Das’ Lefeider h Schrif⸗
te; Der Darbringung Ver-Opfer und die Ertheltkung von
Gefchenten. Die Ausübung derfelben ift Vorbereitung auf
das künftige Leben und darum eine beſonders heilige Pflicht.
Um dazu geſchickt zu werden, iſt eine I) den. Sayas
tri gehetligte Einweihung und. feierliche Erteilung ber Uns
terſcheidungzeichen bes. Giadi erforderlich. Manhat dieſe
als eine zweite, ‚und zwar geiſtige Geburt zu betrachten
und neunt Diejenigen; “welche. durch Seobachtung dieſes
heiligen Gebrauchs bie Vorrechte ber drei höheren Grade
erworben haben, Wiedergeborne. Bei dem Braminen muß
die Eerembnie ʒwiſchen dem achten und ſethzehnten ‚ beim
Ketri zwiſchen dem eilften und zwei und zwanzigſten, beim
Baifya zwiſchen dem zwölften und vier ‚und zwanzigſten
Jahr ‚unexläßtich — „ſonſt heißen bie Junglinge
Vratyas, Ausgefigßene,. uud werben von den Zugende
haften weraditet. De Umtsefcheibeiuggeichen. der drei Giabi
beſtehen im; Gurtela, aber Binden. und Staͤben. Jene wer
ben sum ben Hals, oder über bie rechte ober Fihle Schulter
herabfjängend getragen, und befichen bei dem Braminen
Yo
en 4 m MW —
du eine detiteche⸗ Eanie,. Wi kei der Retat ie den, Bor
grufehme, bei dem Baifya im. einem dreiſachen Bapen, aus
geroifien, porsezeichneten Pflauzen : geemmen, Die Etode
müſſen von. yerfhiedenem, Holze fegyn.. der. des Baymines
wu biq an ſeis Haar, ber. dub; Kerri, bis am keine Kirn
* der. eines Deifpe, bie an ſeine⸗Naſe; red: Die
Stäbe. müſſon Ichon ‚gerade. wicht: aestiekt.. geng mit Riu⸗
de bebedt, nicht vom Feuer; hefchädigt und ſy .hefrhaflen
Mn, Wale fie lainen Scegen einigem Den Bapatıi
an iR:eie: Syruch aus. drei Verſen dab Veda quſammene
elek. asz-hielen Reben drei geheimnibrolle Wori RA ir
zitid, und vox;hirfei das ;heilige, einfildige Promi Yr
fe diefa.derl has.ber unbegreiflich exhaheng Hera: der Schoͤ⸗
fung. nach, und, nach aus den dexi Debaid gewegt aud fie
And aldı dar. Wund, ober ber. verzüglichſte Theil des Vo⸗
Ba anzuſehen Die drei gehrimmiſorllan Worte find Bu
Erde) Vhiu poh · Aufl), Saar € Mwoiphäugän- dp
| — — ee beißt. In el
F Bee —
*. & dießt u neue Gelehrte," —— ven »*a — ige, Io⸗
u banhıe$, Pyas Wort,” dän 15598, im Grie aifgen) mit
dieſem Om Sulammenftetten, el fagen: Der Sr einer
22 6 miknatio®;- durch welche der Ewige uch auffer Hg Yere
. f. ſedte und Durch weiche aue fchennenc DWensarungen?!V>p.; die
=... gene Ehöpfung yerpättehl; wurdenz. it urall and vingꝰ ven
. Indien aus Zunch Aegrpten- Perſien mag: Grienigad abet
: vie er . ſich Zuch in hen heiligen Schriften der Cyber udn.
Der Suhler dezeichnet dieſer Begeif mit.. DM (Dun
. Aum) der .Derfer, mit Hom und: häufiger —
Ehyonehe veriche, reiner Ausflug. sufammengefeßt),.
In Acgonıdy mit Kneph, A Jothi dei dem en
“aber find Hermes, Ayon f;- parlaf,' Demeter: Ver
* fephiona vie Dauntraffeh WARF -Ärfen — Ariivts.
J en Den. dl enfiniie en Re ee das ER Fer
. Maßs demnach der Ehkervcicht NEO Dip as
£ er ausdrüdt, Badrftı Kaigden- Zudiexn dadı Om,
and bei den Platonikern der,&oggd, das ihanferiibr Alc-
— 93 —
das erſte wer, das der Schopfer deſlbrochen hab : DEE
Wiederholung dieſes Heiligen, Ramens ik; zehumahl⸗ beiſer/
das Opfer; hunderdiahl, wein Mirmamd: dabei zuhser
und tauſendmahl, Wwenn⸗ ſie bloß in Gedanken: geſchiches
Diejenigen Wiedergebornon, welche ine der Dorgendäniines
rung ſtehend ihn wieberhölen: bis die Sonne "anfgeht, und
in der Mbenbbäliieräng , bis bie Sterne erſchtinen, wer⸗
den dadurch von’ jeder mubekannten nählliden
und von jeber unwilstährtieh begangenan Sum
vede8:Kag® sireinipe Te a as ared
der: ae yon. Aria! —
—E Wiebargeborne, y. bei auf. Zeü toniuaben ER Su
kon. srädant will, Kan in vier Perioden feines Lebend
vier verichadeca Auiude Zurchlaufen. Er muß dann. ig
der erſtan kim Eifer dei, Beiteötunde GBramatſchari)
werben; ud ‚ficcheignderd im Peda. unterrichten. laſſen⸗
in der. zweiten in Wer. Ehe als Hausbater leben; in Leg
dritte, ‚feine Yeligigfen Handlungen als Eremit in einem
Walde vollziehen; in ‚ber vierten als Einſiedler gegen alle
finnfichen, Eindrücke Gch abhärten und Jänzlich in dem häch⸗
Ren Geiſte ruhen, ‚ Die Lehensweife in biefen vier Perior
den iſt genau vorgeſchrieben; fie erſcheint Al$ ein ununter⸗
brochener Religiondieuſt; am meiſten ‚bei, den Brawinen)
welche auch bie Hauntwiedergebornen ‚genannt werden.
"Kon ben Bräminen Tagen die heifigen Schriften; U R
ter den erſchaffenen Dingen haben den Vorzug die belebe
ten; nuter den belebten „bie vernünftigen, unter den vers
— das RAAB: unter ben 3 Depfäen ”*
ee. »- — “u. en & - em 0,
u und Alle Dinge ſind durch dasfelbige rs und |
vhne daſſelbe iſtr nichts gemacht, was geinadit: iR. -
Es iſt Hier oft der Drt zu unterfuchett I dieſes Phan⸗
taſteen des Neuerthums oder Thatfachen aus dem Alterthu⸗
me find. Ganz grundlos — die Sache nicht zu ſeyn.
— —
Bamiu Miefe ut beſin ——E——— mviigis⸗
ſer nud bargerlicher Pflichten zu bewachen, Gerechtigkeit
aud endiche Glachſeligkeit zu befördern. Sie fiud eine
beſtaͤndige Verkörperung des Gottes ber Yeredke,
tigkeit, und werden ſchon erhaben über die: Welt
geboren. Alles, was ſich darin befindet, iſt is ver: That,
ubaleich nicht. dem Aufcheine nad, ihr. Reichtum. Die
Vahrung und; Kleidung, welche fie geſchenkt erhalten, ges
dari ihnen von, Rechtswegen, has darch bad Wohlwollen
der; Brausinen; genießen: eigentlich: bie. übrigen Sterblichen
ihres Lebens. Auch bei den Göttern ſelder if ein: Baagtis
ne ſchon von feiner Geburt an ein Gegenſtand der Vereh⸗
sing, denn fie ſelbſt, die Goͤtter, ſind es, weldie ſich in
Bewfelben dem Menſchengefqlechte darſtollen. Nief · der Er⸗
De giebt es kein groößeres Verbrechen, al einen Oraminen,
nunsentliäy einen Prieſter, zu todten, ein -foldhes darf fich
nicht einmahl ein König in den Sinu Iommen Taffen; höch⸗
ſtens darf er einen ſolchen, und werd er aller moͤglichen
Berhrechen überführt wäre, aus feinem Lande verbaunen.
+ Dear König därf nie eine Abgabe: von einem Prieſter neh⸗
wen, und wie einen Braminen Hunger beiden laſſen, fonft
uſt er und fein Neich in der ‘größten Gefahr, An karzem
Hungers zu ſterben. Ein Ketri, der einen Braminen vor⸗
füglich umgebracht hat, muß fich felder töbten, hat er es
‚aber -anvorfäßlich gethan, fe muß er von den Braminen
mit Pfeilen auf ſich ſchießen laſſen oder ſich breimahl Kopf
Rber in ein helles Feuer ſtuͤrzen. Daher kommt es, daß
Zoch‘ heut zu Tag ber Gegen eined Braminen über Alles
heachtet, fein Find) über Alles ‚gefürchtet wird, weil er den
Menſchen, oder die Familie, die er trifft; in unvermeibik
ches Verderben flürzt.. Und die-heiligen Mänuer find eben
zicht ſparſam mit ihren Flüchen. (Eine ‚Heine Beleidigung,
| nr unvorfäglich- ihnen angethan., fan «fie ſchon fo aufs
‚bringen, ad fie dem ‚Urheber derſelben BR und m
(pm dann!... . BEFLER
| ee EG an
i — 98 —
Mau begreift, daß die Worfchrift. dieſer ungemein,
Verehrung der Braminen nicht: der Veſchluß des ganzem,
Volkes, auch nicht das Werk eines augenblicklichen Be⸗
fehl&, ſondern einer laͤngern Gewöhnung von Seiten. de⸗
ser, die mit Brama’d Macht ausgerüſtet waren, geweſen
ſeyn müſſe; daß Daher. die Prieſter ber Hindu fo ſchlau
und ſo herrſchbegierig waren, * die um aller Zeiten,
und aller Böllr. .. i
Aus den Braminen allein * Geier — —
werden. Hat ein Braminenknabe die Wiedergebut erlangt,
fo wird er Schüler bei einem andern ältern und erfahr⸗
nen, dem er vollklommenen Gehorſam leiſten und tn allen
Dingen nahjahmen maß. Auch fein Stubiren hängt von
dieſem ab, denn was er ohne Erlaubniß aus den 4. Schrife
ten lernt, das ftiehlt er dem Brama,. was nicht ungeflraft
bleibt. Ein Lehrer des Veda barf dieſen nicht Ichren, wenw
er nicht überzeugt iſt, daß fein Schüler rein tft und feine
Leidenfchaften bezwungen hat; denn nur der, deſſen
Rede und Herz rein find, erntet bie reifen
Früchte eines volltändigen Studiums des Des
da, er wird ein größer Mann. (Eine: ſehr ſchoͤne
Stelle dieſer h. Schriften!) Ein Schüler darf auch ſein
ganzes Leben bei einem Lehrer bleiben. Thut er das mit
völliger Pflichtmäßigfeit, fo wird er. nadh feinem Tode uns
mittelbar in die ewige Wohnung Gottes verfegt und nie
wieder in diefer Melt geboren. Ueberlebt er feinen Lehrer,
fo muß er der Wittwe derfeiben, auch feinem Sohn ‚bie
felde Aufmerkſamkeit widmen; darf aber auch die Grele
feine® Lehrers einnehmen und "bie Opferfener beftändig un⸗
terhalten, welche jener gepflegt hat, als wodurch er ge
Seele auf den Hinmel vorbereitet.
Hat. ein Züugfing feine Lehrzeit ruhmvoll —
ſo wird er nach Houſe entlaſſen und darf heirathen. Sei⸗
ne Grwählte muß eine Jungfrau ſeyn, deren Geſtalt kei⸗
ne, Fehler, deren Gang. voll Anſtand iſt, deren Haar
—
— — —— —
— ww —
— an en Größe das Diättel halten, bie
einen ‚vorjügfich "weichen Körper und einen angenehmen
Rumen hat. Sie muß. and ſeinem Giadi ſeyn; aber wenn
er Jum zweitin⸗ zun britien. af heirathet, muß ex ‚feine
FJrauen ans den folgenden Giads hehmen. Heirathet ‚ein
Bramine zum erſtett Mahle aus den Sudra, fo werfiuft
er nach ‚feine Tone in die Qual, und zengt er ein Kind
mit feiner Frau, fo verliert er feinen Rang als Prieſter
und feine Verbrechen werben unverſöhnbar. Es giebt vier
Arten der Heirqth bei den Braminen, bie erlaubt oder ges
ſetzmäßig find, bie andern ſind verboten; bie Nachkommen⸗
ſchaft iſt gut ober böfe, je nachdem bie Heirath beſchaffen
Ms war, geſetzgemäs oder geſetzwidrig In dieſem zweiten
Stande muß dei Bramin ſich mit täglichem Lefen des Ders
da und der Feier ber fünf großen Sacramente befcjäftigen;
denn · dadurch wird bie ganze Pflanzen⸗ und Thierwelt un⸗
erhalten, Dabei muß er auf dem euer, das er zu Eh
ren ben Götter beftändig ünterhäft, täglich ein Opfer brins
gen für bie ‚Böätet, für die Menfchen, für die Thiere, für
die ganze Welt. in Bramin, welcher Auf: dieſe Art tägs
uch alle Götter und Weſen ehrt, wird geraden Weges mit
verklaͤrter Geſtalt in den hoͤchſten Himmel emporſteigen.
Es giebt auch bier gefesmäßige debensarten, durch
welche ſich der Bramin, was er bedarf, erwerben kann,
nemilich: Aufleſen und Einſammeln von Kötneri
und ehren, Annehmen unerbetener Geſchenke, Als
mofenbitten und Aderbau. Nach Reichthum barf er.
nicht tradyten, weil er baburch Yerhindert würde, nach
Meisheit und Heiligkeit zu ftreben. Hat er nun einen Sohn
erzogen, dem er ſein Hausweſen übergeben kann, fo, darf
er ſich ſchon in einem einfamen Orte feines — dem
bveſchaulichen Leben überlaſſen. Giehteger aber das Kind
feines indes, dann iſt es Zeit für ihn, in den Wald zu
fliehen, und dort ald Einſieblet leben. Nur fein: geweiher
tes Feuer — er RUHR, alles — aber muß er
| zu
- m
me’ Hanfe zerblhnfen 1: feier sche Bifäntehni
er. nun bie:fäuf Gacramente, mitnetieöirtinen Rabeiiigk
wittefit,: grünen: Serüter, Burgtiesamd. frhdrem: fees
Gein Klein muß ſeym eine Antiiopeuhukt aeber. "och: Bouded
gemacht. Jeden Mforgen und Abend inusß: er ſich Gaben
ud Haare, . Bart und Rägel Attd tauchfes:läffen.: Bo
aller Nahrung; ;die:er „pri ſithe mimnt,much er). Bye
guötbeilen:. tv Almoſen »gebeny.ıkile Meempen: aberınmß
er mit Wefchenlen oz Waſſer, Wurgtin und Fruchtn cher
ren. Dabeinmuß:en: eine volllommene Herr ſchaft Aber SM ale
üben, ſtets Den: Veda leſen, und ſich gedudig im: allen Die .
derwaͤrtigkeilen benehmen. Einr: mocht chöhere Volllorencas
keit kann ein Bramin in der ‚vierten Periede / in Den: Siumi
de eineh. Gay — eines· völligen: Eiuſiebiers/ anwärkehs
In der Megel Mund man in dieſen Stand nur einrudenn
wenn man feine Schuld. an die WMWeiſec, bush geiegmäßtr
ges keſen des Neda, „au: die abgeſchiebrnen Deelen ducch
bie Erzengung ineß Sohnes, und an die Goͤtter darch
Vollbringung der ſchuldigen Opfer völlig abgetengen hat;
doch geben Uncſaͤnde das; Nocht, auch aus bem zweiten male
erſten Stanb in Aieſen vierten einzukrrtenMit dem Eins
triten in rdieſen aher maß der OBgamnin⸗ Alled. uud Feres
aufgeben, bis auf feinen Waſſertopf und feinen: Gitiki
Richt einmahl Feuer darf er haben. Er muß fein Wort
riden und inimer vollig allein‘ biniben, une ſich ganz mit
feinen @ebanfen: in Gott zu verſenken und che — u
—— 3. — tele
unter dieſer Ku, pie — EN gie.
a ‚eine. andere: Art von Einftehlem, welcheraber audı: ad
ber andern wei; ‚übern Giables feyn::töhnen,.dieß- nd.
de Jogis, oder Bäßenden, aud Sanyaffidi tue
Melt Abgefterkeneh.. In den heiligen "Schriften . wirbunanf
leibliche Büßtmgen kein hoher. Werth gelegt; wbee otz
dem, iſt: hier ber: Aunkt, wo bie Religienütung: ber Hindu
ir das Sonberbart, in das an is ın völligen Usfian
a. Band. 7 N
=
-
i — OR. an
Fbet namlich wicht mu file, bie ie bes
Mas
eiſſen Vahrsgeinrfaaſ Fenern ſich .nusfegen, namlich vieren,
bie Me nu ſich her unterhalten und der · Soune, die ke ut
bagen nd
As pet uud ſich oft hin und. her bewegt; dort eimen,
Dex an den: Füßen nufgehenkt, ſich Abet-eine Grube, wor⸗
Ins Genen. bremst; unermũbet — und: wieber ſchwenket: Doch
es warde vergeblich ſeyn, die aberwinigen und abentheuer⸗
lichen Exſindungen der Gelbftpeinigung:: albe aufzäffek zu
wollen, bie ba vorkommen. Se ruthiger und gleichgultiger
eine. ſolche Lager ertragen wird, befto .geäßer iſt dad heili⸗
‚ge Anſehen ded..Meufchen; der oft ein verabſchenuugwur⸗
diger Verbrecher war und nun von dem blinden Volke, als
ein Heiliger, fait göttlich verehrt wird. Von dieſen Büs
Gern ſcheinen die. Saulen⸗ und Ketten⸗Heiligen der ſpaä⸗
———— DR en se
' dele Derhatuug PR Einrichteug der Bramirer a
pn ch, wenige unbedtutende Veranderungen abgerechnet,
miehre tauſend Jahre bis auf unſere Zeiten erhalten; . Desk
oc jetzt iſt den Braminen Alles, was bie Religion und
die Auslegung der heiligen Geſetze betrifft, ausſchließend
eigen, und bie. andern Eaſten find. ihnen: Gehorfais ; mb
Verehrung zu bezeigen: und reichtiche· Weſcheuke zu geben
verpflichtet. Gie ſind Die gebornen Müthe ber Eoͤni⸗
ge und bürfen, auch nm ber :gröbften Verbrechen willen,
nic anders, als mit: Randesverweifung. geſtraft werben
Noch: haben fie ihre -pier Lebendftufen;, nur unter andern
Namen und feſtern Beltiiuwungen;s fo wird ber junge Bra⸗
| ee 00 ee N
win mit acht Jahren Gehüler; nlsgwitf.Eihriraumb: chef
big und als Prieſter eutweder amı'zimtäriägode oder bebh
euer Privatperſon angeſtollt; ini’ viergigfien Jathre trit der
Stand eines Spemiten und. wit dem yiträrtgklegten: zwei uud.
fiebenzigften ber eines Einfiedierd ein. Ratürlich erichen
die wenigften' dieſe letze Stufe, aber auch auf. der Dritten
haben fie es Ichon bequemer; indem ſte in Geſellſcaften
leben und’ ihre: Familien bei ſich haben. Sir haben: einge
zweifache Ordenaregel, eine ußere, Jamm genaumt rd
eine innere, Rilama.: Jene ibeſteht In den Fünf Workcheige
tm: Immer die Wahrheit zu reden, Fein Ichenms
biges Geſchoͤpf zu rödten, nichts zuveruntrene
die ſtraugſte Keuſchheit zube obachten und nad
dem Tobe ihrer Gattinn nicht wieder zu Heivas
then. Diefe:vergebtiet: Eine gewiife inwere Reiz
feit, das Stechen nah innerm Frreden, eine
unausgefegt kontgehiende Bupt,:tteter Gebrauch -
bei bramaifhenGrfeged unb.unabläffiges Dex
fen am Ifhwaraschen _— und —
wartigen — Eee ae a ar
ee” ER EI ne £ Se
Wean— as bei vucn abiga Erfülung « le di
fer Pflichten das Alter zum Sanyaffi, nuch Bikſchu
erreicht hat, :fo..ftebetsed. ihu frei zu ben Seinigen wieber
garuck zu ehren, wo er daun hochverehn wirb,. oder er
trit wirklich im den. vierten Staub. ein. In dieſem Fallbe
entſagt ex vor.dem Guru, Oberprieſter, allem Irdiſchen
und begicht ſich in bie Einſamkeit. Seine Familie, wenn
er ge Bermögen hat, wird auf: genieine Koſten verforgt.
Ein folder: Sanyasyfi, mit einem Tigerfelle um —
ter. Fan andy, beim Eingang einer Pagode fleher;
er ſteht ſtumm und reift nur die Hund aus zum en
der freiwilligen: Alnisſen. Alles ‚wirft ſich vor ihm: nieber;
darf dieſer äußern Mittel der Frömmigkeit nicht mehr, er
babet ſich nur dreimahl bed Tage und beſtreicht ſich. jedes⸗
| -_ 7.*
x
— 10 — |
Seirbt er, ſo beiräktiman. ihnm gend, aber feinen Kopf
zerfchkigt man mil einer: Gocosunf: und thelit Heine Stũck⸗
chen —— Reiuien an bie: Snbächtigen. aus. N
.: Die Macht, weldie lieſe Menſaen Aber. bie Gemüter
ber. ginäbigen Oindu ausüben ; Aberſteigt alle Begriffe Die
zaͤrilichſten uatärlicgen..: Gefühle . müffee: dem fanatiſchen
Glauben weichen, den ‚fie durch ‚ihr! Auſchen zuexhalten
wien. . Wenn Mitern ihr nengeborned Eiud alsbald im
den heiligen. Flab· werfen; fo. hat oft. Die gebietenbe Roth
Se viel Antheik:an: dieſer, Abſchenlichteit, als bie Religion ;
Aber es iſt: vein bie, Wirkung des blindeſten Fauatisnuus,
wenn eine Mutter rihr zwei⸗ oder dreijaͤtzriges Kind im:ben
FSluß führt; und, während es in unbefangener Freude ber
Mutter in das Bat “folge, ſolches sin einen: Wirbel vder
ESerudel Kößt; oder. den Krokodilen vorwirft und mit ver⸗
ſockter Froͤmmigkeit: verſchlingen ſiehet. Moch fickt am
mich ſelten Beiſpiels non Fanatikern, die ihr Leben: irgend
einer Gottheit zum Opfer bringen. Ein folder beſteig
‚unter gewiffen Eeremonieen und Opfern einen Selfen und
legt ſich hetunter vdet er töbtet ſich auf. eiue' audere Wei⸗
je Noch iſt den Europäͤern nicht gelumgen, den .geäßtb
‚hen Gebrauch abzuſtellen, daß due: Gattiun ſich mir: ih⸗
zem verflorbenen Gatten lebendig verbrennen oder begra⸗
ben laͤſſet, weil die Braminen ben. Wahn unterhalten, den
Ahre Schriften aufſtellen, daß eine ſolche ihrrn Matten aus
dem Elende ber kuͤnftigen Welt erloͤſe, 14 Geſchlechter fer
wer. and ihfer.: Fainilie mit in den Himmel nehme und in
Ewigkeit der himmlifchen rende genieſſe. Hat eine Wit⸗⸗
we bie Erklärung von ſich gegeben, daß fi Ihrem Vatten
in den Tod folgen wolle, jo wird: ſie: von: ber ganzen Fa⸗
milie mit Liebkoſungen überhaüft. Sie fügt fih dann ner
ben die. Leiche ihres Gatten, mit: einem. Zweige is ber
Hand, -mit weldem fie. bie Sufeften verſcheucht. Man
mahlt ihr dad Geſicht roth, und ihr älteſter Sohn bereis
- 0 —
tet den Scheiterhaufen für fie und dem Bater: —
eine Grube, über weiche er Dornbuſchel, Haufſtengel und
andere leichtbreunende Dinge legt und biefe noch mir But⸗
ter und Pech bedecket. Nun führen die Prieiter die Witt
we herbei. Sie biten mit ihr, dann vertheilt fie ihren
Schmuck unter ihre Freundinnen, bindet ein Stück rothen
Zeig nm ihre Gandgeldule, ſetzt einen neuen Kamm in
bie. Haare, bemahlt ihre. Stirne und nimt etwas geroſte⸗
ten Reid in den Schors ihres Kleibes. uUnterdeſſen wird
der eeichnam mit Butter. geſalbt, eingeſegnet, in ein nenes
Gewand gehuͤlit und auf den Scheilerhaufen gelegt. Siee =
benmahl geht die Wittwe um benfelben, den Reis aus ih⸗
sem Schoos verſtrenrub, Dir begierig aufgelefen wird, weil
er gegen allerlei Uebel Hilfe: Dann befteigt ſie den Schei⸗
techaufen‘, wirdn fefigebunben und mit Büfcheln bebedt,
worauf ihr Sohn ˖ mit abgewendetem- Geſichte nahet und
ihn mis einer: Fackel in Brand ftedek: Trommeln und Klap⸗
perbleche und das janchjende Geſchrei des Volles Abertds
nen dad Schmerzgeſchrei ber. Brennenden. An einem: ans
bern Orte flürzt: fich Die Wittwe in den ſchon breimenden
Scheiterhaufen, welches. für noch verbienſtiicher angeſehen
wird.Laͤßt fie ſich mit begraben, ſo wird fie neben den
keichnam geſett und zuerſt bie Füße, zuletzt der Kopf. mit
Erde überfchürtet und feitgeftampft. - -Unb- * ag — ve |
— die — — u
Dam. Pen fe on ‚ber. — ent er⸗
griffen, wen mar bedenkt, daß ei ſanftes, gemüthliches
Bolf den Unſinn und: bie graufarfte Härte gegen ſich ſeibſt
und gegen ſeines Gleichen, gegen Menſchra, die ihm Busch
bie heiltgſton Bande der Natur verbunden ſtud, fo weit
reiben kann, während: es Empfindſamteit in einem ſol⸗
hen Grade beweist, daß man überall Thierſpitäler
ſindet, in welthen wicht aur abgelebte Hausthiere daukbdat
verpflegt, ſondern auch unnütze und ſchaͤdliche Thiere, ‚bie
beraͤchtlichſten Inſekten, unterhalten werden. Das” Alles
N
—- 1012 —
aber. tt nur allein Die Wirkung berifdhleneften Prieſter⸗
herrichaft der Braminen, bie, wier ſchon gefagt, in ſolchem
Auſehen ſtehen, daß fich ihnen das gunge. Boll unbebingt
hingibt und im LTeiblichen, wie im Geiſtlichen, Alles ſich
gefallen laͤſſet, was dieſe Phariſäer, ihm anſinnen 3. denn
noch immer kann ein Bramine einen: jeden aus ber dienen⸗
den Kaſte, er mag gekauft ober. frei ſeyn, zu fHlavenmmäfs
ſigen Verrichtungen zwingen, weil ein: ſolcher Menſch von
Brama zum Dienen beſtimmt iſt, fur Nethſalle batf ex. ihm
ſogar fein Vermoͤgen nehmen, weil ein Sklave nichts Ei⸗
gentfümliches befigen daf.
Die Beutigen Braminen, — Aberkaupt die —
konuen in Hinſicht der Religionſekten eingetheilt werben in
Wiſchnuiten, Schiwaniten, Smartaiften, Dar
ſchandiſten, Schaftaiften und Sarvagnia Die
Mifchnuiten, bie das Prinzip des Waſſers verehren, theis
len fich felber wieder in. zwei Sekten, wovon bie erſtere fick
Tatwawadi, oder Wahrheitliebhaber, oder Recht⸗
glaubige nennt: Die andere beſtehet aus unverheirathet le⸗
benden Männern, beren alßered Zeichen ber weibliche Jo⸗
ni ift. Die Schiwaniten verchren befonderd bie Son
ze ober:bas Feuer. Auch. bier kommt unter anbern Ems
blemen ver Ianiskingam zum Vorfcheln. Die Smar⸗
taiften halten Wifchms und Schiwa für ein und dasſelbe
Weſen. Die Pafhandiften gelten für Gotteölaügner,
weil fie Alleb widerſprechen, was andere Selten für. wahr
sth. heilig halten, - Die Schaftifken verehren bie Gsoͤt⸗
Sen Schadti, die Natur, ober jene wirkfame Urkraft,
durch welche Erbe, Waſſer und Feuer (Brama, Wiſchuu,
Schiwa) zur Wirflichkeit gekommen find... Die Sar va⸗
gnia wollen zu Heiner Selte gehören. Sie behaupten das
Daſeyn eines haͤchſten göttlichen Weſens, langnen aber
Die Vorſehung, indem die Welt durch bie ihr von Gott
| — ———— ſch aaa —
r '
— 102 —
Bader uch bon beat Braphkscn ——
gilt, mit einigen Veraͤnderungen, auch von den beibemgußl
genden Bin Kird; deun der Stanb der Bub Teuier in
fat gar Beine Berkdfichtigung. Die Lebentweiſe er ala
du erſcheint hienach als ganz. religios und ihr Qottrebieũ |
iſt ein zweifacher, ein geiftiger, ober: — und ſein
Annlicher, oben außerlicher. "Die Gebealche 528 uhfdrkke
den Cultus beſtehew vorzůglich: in Meinhaltung dus Men
pers, durcha hauftge Baͤder u: Vermeibung ats Vere
kehrs mir unreinen Menſchen, Khieren nd Sachen, in
Enthaltung;: von verbotenen: Speer: und Getraͤñken⸗ in
ſaſten, Lümmoſen Speuden, Opfern; Gebeten, Hevnchen
helliger Spruche und Lefen bed Veda, endlich insb ſonde⸗
re in den fünf. —— BE ee ae:
ER ENT — Zorn
Die göcichen Weiſen, die Seuer ſaber, Ar Geiſter;
die: Gaͤſte und Die abgeſchiedenen Seelen’ ſlehen Segen mb
Wohlſtand anf vie Menſchen — Darm —
väter fie durch bie Beobachtung
‚ber at gröpen — ER is
verehren: „De üben: cher zu de Sucdium bei FR
Ahnta; die Woͤtter durch Spenden Ind Feuer, Hutaz
bie Geiſter · dunch Geſchente ah alle beichte, Geſchorfe Birne
hutaz die Gaͤſte darch LArbensccittel, Bramſahcitaz
und die :abgefchiebenen Seelen dictch: Todtenfeiern, Yan
fit "Den Veda darf man: nicht leſen, wie wine wii;
fonbern muß es nach beſtimmten Vorſchriften thun; fo 3.
B. bie: Dedas in ber helfen ie Betiangas in den Tante
Rücken des Monats ;. nemachte leiſde fonbern. funk laut
und mit ſchatfen Betonung. mid Auftrengung allen Me
des Leibes nt‘ Bedı Geiſtet. Bin: Miedergroͤbrutẽ, Ber,
übte, den Veda gehörig geleſen zu haben, feine‘ Meifunerts
ſamkeit aufrechte! weitliche Miſſen ſchaft wendet/ geräth ſchau
bei Lebgeitetzea deno Zaſtand eines Sudra; dagegeu rk
ie fe‘ den wedn · geilt und erg fs
»
D
n 7 *
. r
ee ae We a barch welches die
gaicze Thier⸗ and Pflangen⸗ Melt erhalten wird, beſteht
Bremer gehoͤrig in die Flammen des heiligen. Feuners ge⸗
goſſenen Spende gereinigter Butter (Ghihd. Das Feuer
zu dieſem Dpfer (VBais wadewa) muß beflänbig "unters
beiten werben. Daran: iſt fogleich in unmiuelbarer Folge
engukraufen bad Sacrament für bie. Beifter:iunb abge⸗
ſchiedenen Seel. Ber dem. Opfer fol man etwas Reis
an hie, Thire fchütten mit den Worten: Ich gräffe bie
Bitter des Windes, etwas in's Waſſer, mit den. IBors
tenz Ach grüffe. die. Oötter des Wafferd. Das Op⸗
fer für die ſaͤmtlichen Griſter muB in. die Luft geworfen
werben, bei Tag für die Geiſter des Lichts, bei: Nacht für
die bel; Finſterniß. Den abgeſchiedenen Soelen kaun man
. Auch ⸗durch togliche Darbriugung: vog Mich, Wurzeln ud
Bräkchten. und durch Einlabung uud Bewirthung eines Bra,
minen huldigen. Ein Gaſt, weicher. won feiber Lommt,
fol aber mit den gebrauchlichen Degrü ungformeln em
fangen, zum Niederſitzen eingeladen und Yukt Waſſer und
ieh Mahle verfchen werben, To gat mia 26. zu: bereiten
young. Grab amd Erbe, ſich zu ſetzen, Walker, mm bie
Güße zu wafden ‚.:andı ſerundliche: Zone "fehlen niemahls
in den Wohnungen der Gaten, wenn ſle auch woch fo
‚ om. wären. . Ginen. Gaſt- ber Des Abende erſchrint, varf
dex Haudwater nicht Wiebersfowtgehen laſſen, deun er warb
von ber. umtergeheisbex. Son geſendet; ex muß ihn behal⸗
⸗
ses. uud bewirthen, undewean er noch ſo ungelegen Muse.
Die Zufsichenheit eines; Goftes verſchafft einem Hausvater
Meichhuu, Ehre, Tanges Kehen und. willen: Platz im Him⸗
seh Se deu Hahfern: Kir Braminen ‚heißen nur wieder
Braten Gaͤſte; Ketris, Maifya’s und zu
iepeqh anch freundlich .anfgetoumen und. behanbeit. Bas
die ikieclibeig laſſen, dack vom ben ieltögennfür: ver
geht) wernen. Ein: Me Mahigeit ‚heiße SEchm aus
— 190 — |
Ver: Bupdubbafted und, aber lauiet ſucche Hält, wied
von aͤllen Bergehungeik gereinige; wer aber feine Mahl⸗
seit. far ſich alleimigusereitet Lafer, :iffer nichts
als Bünde. Um inveflen dem Mißbruuche ver ‚Bars
freundlichteit zu Mevern;, gilt das Wow: Ger Braufin,
der ſich zu einer: Matigeis aufbeingt, ‚iR din
Banbafi, ein fe ſchamdlichn terre DAL
wos; vis Dawsvater..aber, Ben ifstihes ohut;
fintt nad) feinem Tode in den anhand a. Bier
hei — — ... ve es.
* BU U, 200 Ze
min MEI
"meer Dem oglien Dofe sieht au: wide, ve
m assern: beftimmten Jahredeiten und Dommikiagen dar⸗
gebucht werden wäffen.‘ Fürıbis Götter und Geiſter am
Ende jeder 14 Tage mit Biyih;, gu bee Zeit, wenn bad
alte "Betesibe imeiſt verbraucht if, mit newein: Getyalbe,
um eine rrichliche - Ernte: zu. erhalten; zur: Zeit ber Son⸗
—*
ans Wenden mit: Dhierfleiſch am Ende des Jahrs wit
dem / Saft der. Maubpftauze. Fur die Seelen ver Vorfah⸗
ten muß auch jeden Mongat zwiſchen dem zehaten und drei⸗
zehnten Tage der finftern Periode ein Opfer dargebracht
werben. . Diefed, Sraddha genannt, muß mit dem Op⸗
fer: (ER Die Gotter begonfien und beſchloſſen werden, und
bie Debrauichr derſelben!· ſinde mit: der aAuſerſten Sorgfaln
im verrichten; denn die: Sraddha belbhet van/ "er fie
dardringt, uit immerwahrender Frucht. GET Werden dazu
Braminen;! oder andere Brave Laute eingelaben uud feier -_ -
lichſt bewirthet. Iſt ein Hausvater nicht im Stande, alle
Menabe ine: Sraböha zu⸗giben, ſo iſt es genug, ‚wein
er ſe ——— — — — ——
re ».» "
N
Se Si ie Wear Do TR —
Thiere; ſogar: Riudvieh, gzit Sodten amd ihr Floiſch za ge⸗
nießen Mean ſchuff zuin Erhattung · bes: Lebensgeiſtes m
deſer: Deiſt RE was — sv
— —— oo
meslich IR - Eia Wistergelorute« — nahen. ru
fin bei, Bepan nr Hei erlaubten Deyankaffungen Eher
. wWötetn bringt ſich und biefe Aüblere: auf den Gipfel ker.
@tädichateitz allein ohne DMeie-Beranlaffung.hnef:er, auh
in dringender Both, ‚Erin: Schies; yeriepen. u Wer Dioß fein
eigenes Fleiſch mit dem Fleiſche „umbeuer. Thiere anöbehnen
will, das wird vach: feinent. Toder als Räder chen fe mb
ſo oft unlmmueı =] das ————— anf der
SHBaumt hatte Se BE ur Kur Br GL
Ein fehr wichtiges, Thieropfer ft: das — E—— —
oder Pferdeopfer. Nach dem Menu iſt es ein Sühnepfer,
welches ein König für einen unvorfäglichen Mord eines
Brauigrerbiiugen bann; wan finhetjchach auch i:tiaß es
von Koͤnigen nach ſiegreichvollendeten · Kriegen: neßigogen
.merbden iſt. Es beſteht darin, daß man einen Pferde bie
Sreiheit giebt und, wem dasſelbe gu :feliem Stalle zurkd,
kehrt, eſ tödtet und das; Fleiſch auf Has Diypferkemer wirft.
Die Hauptſache dabei iſt aber. die dem Opfer beigelegie ge
heimuißuglle Bedentung / vermoͤge welcher ber Dpftzen ſich
ſelber in dem Pferde ſieht und die Erfüllung :affer-feimer
Weligiempflicten in der Onferung deofelben.
—
U,
er . Bow. Abmlicdger Wichtigkeit iſt das Ingamı ober Zaga,
ein jährlichen dor Sonne‘ und dem Mande am Anfang des
Aprilmenas gebrachtes Dpfer, dad bie Exrſchaffung / ber
Welt uud ben Deginn einer. neuen Zeitrechnuug, begrichne
- amd: darie beicht, Daß die Bramiren, unter. vielen Gere⸗
monieen und Gebrten, einen geheiligten Widder / erdroſſeln:
Eh. arfordert Zubereitung und erhaͤlt ſolche darch handert
Braminen, bie dazu quserleſen werden. Sie fe uer
ſchoͤnen eben Platz aus, reinigen und weihen ihn mit den
beſonders Dazu vongeſchriebenen Erbraüchen und begtenzen
ihn forgfäkig anf den vier Seiten. Dan erwicten pie
der Mitte ein. Belt ober eine Hüttes: fo. großen daß finden
wenigflschunest Braminen faßt. Die übrigen, autacmnahl
I - 10 —- —
wehra Taufend, fehew:umi Wie Snütte’ her. In dieſer iſt
die heilige Feuerſtaͤtte, Kund a, and veren Mitte ſich ei⸗
ne hölzerne. Saule erhebt, welche ein Bild ber Stärke, der
Feſtigkeit des Geſetzes feyn fol. Zwel davon herabhäng
gende Seile bedeuten die beiben Theile des Geſetzes (Ber
brangam und Bedafaram). Be der Keuerftelle wer⸗
ben neunerlei Arten Holzes zufammengetragen und das Op
ferfeuer durch Reiben zweier Höfzer hervorgebraucht. Das
brennende Holz wird wit Butter ftarf begoffen. Nun wird
ein Bod oder. Widder, der ohne Fehl ſeyn muß, in bei
Opferkreis gebracht ; ; ſes werben viele Gebete über ihn ge
ſprochen und aim Ende derfelben der Hals beffelben mit den
Händen zufammengebrät. JR er tobt, fo wird bie Leber
herausgenommen, mit Butter beftrichen und geröftet, dann
anf die Seite gelegt, bis der Widder, ber in dad Feuer.
gebracht: wird, ganz zu 'Mfche verbrannt if, währenb dem
viele: Gebete gefpkochet werben. Nun‘ wirb bie gebrätene
Leber: nebft Brot unter die anweſenden Braminen vertheilt
und verzehrt; von dem Opferfeuer aber muß ber oberfie
der Prieſter etwas mit nach Hauſe nehmen und u.
wachen, daß es nicht wieder Eule: |
Prieſter, weldye dieſes Opfer nur einmahl mit EBEN
haben, : werben ſehr hoch geachtet und: wenn fie ſterben
wird::iht Scheitechaufen mit biefem ‚heiligen Feuer ange
zündet, wodurch ſie unmittelbar " bee: Az Se Dim
-_ erhoben Er “ |
E fon mit unter: die Priviicgien gehoͤren, die ber
Vedam ben Braminen ertheilt, daß fie bad Opferfeſt Ja⸗
gam· halten Dürfen. Viele aber enthalten: ſich Leifelben,
theils weil ihnen der Genuß auch eines einzigen Biſſens
Fleiſches von Natur zuwider iſt, theils ande weil ie glawu⸗
bes, ſich ———— und am —
sn bringen.
— —
⸗
— 108 — —
Sel⸗ beſondern handlichen Greiguigfer fun folgenhe vo
‚ Ugldfe Gebraliche worgeichrieben:
Während der Schwangerfhaft einer Fran ſollen Spen⸗
dbeſn in's Feuer gemacht werden. Bei ber Geburt eines
Knaben giebt man ihm,” unter Herfagung gemiffer Dedas
ſpruche, Honig und Butter zu koſten; nad zehn Tagen
wird dad Feſt der Namengebung angeftellt. Die Namen,
die man dem Neugebornen giebt, follen Beziehung auf die
Faſi⸗ haben, der er angehört; Mävchens Namen aber fols
fen Sanftmuth, Gefaͤlligkeit und andere weibliche Tugen⸗
den ausdrücken. Im vierten Monate ſoll man die Kinder
zuerft aus dem Haufe tragen; nach den Zahnen aber in
den drei erften — die Ceremonie des Haarabfcherens
vollziehen.
Verheirathen tann wan 6 anf acht verfchiebene Bei
fe. lebt ein Vater feine Torhter einem Vedagelehrten aus
freies Antriebe, fo heißt der Gebrauch Brama; giebt er
fie, ftattlich gefchmädt, einem Braminen, fo heißt ed Daie
wo; Artha heißt ed, wenn ber Braiuigam bie Braut wit
einem ober mehren Paar Kühen erlasft; Bradifchaper
ty a wird genannt, wenn der Vater feine Tochter mit ger
. yiemender Ehrbarkeit Abergiebt und dabei fpricht: » Moͤget
iht Beide zuſanuuen eure bürgerlichen und religioͤſen Pflich⸗
sen erfüllen; ”, verbinden ſich Jüngling und Sungfrausand
— gegenfeitiger. Reiguug, fo heißt die Verbindung Gandhar⸗
va; if eine Jungfrau brei Jahre nach. erlangter Mau
barkeit nicht verheirathet worden, fo darf fie fich felber eis
uen Vradtigum wor gleichem Stdybe ſachen; NRactkhafe
weunt man es, wenn eine Jungfrau im Kriege mit Ge
walt ans ihrem Hauſe gerifien und zur Ehe gembummen
wird; Aſura, wenn ber Braiitigum der: Brake: und: ih
vun Verwandten ſoviel Gefchente giebt, als er kanuz Pair
..fada, wenn. tie Beliebte: verſtohlens: umarmt, wird, wodhe
‚rend fie ſchlaͤft, oder fonft ihrer Sinne nicht machtig ik.
Einige von dieſen find vecktmäßig und von guten Folgen,
J
— 49 —
andere nicht; Rackhafa und Baifadiapker. niemtahus
vorfgmmen, ‚weil:fle zuchles find. Beu: ullen Siefen Ver⸗
mählungarten And a — — vorge⸗
ſchrieben. . —
Stirbt ein Kiub unier zwei Sahrm,: ſo Pe ed, mit
Blumen gefhmädt, in reinem Erdboden begraben, die Leiche
name älterer und erwadhfener Derfonen aber mit heiligem
Feuer verbrannt werben! "Die Verſtorbenen werden von
ihren Verwandten, Lehtern von ihren Schillern hinausge⸗
tragen. Ein Sudra⸗ muß durch das mitragliche Thor hin⸗ J
ausgetragen werden, die Todten aus beit andern drei
Giadis durch bie andern‘ Thore. Bet, dem Begräbniffe
oder der Verbrennung des Leichnams ſelber opfert man
dem Aritfchanber, einem uralten tugendhaften Konige,
der ſich den ‚Göttern geweihet und als Sklave hatte brau⸗
hen laſſen, den Schodeleth, Begraͤbnißplatz zu hüten:
Nach feinem Tode ward er nun der Schuggptt der Begräbs |
nißorte. Man fett die Leichen bafelbft vor feinem Bilde nie
der, hetet und geäßtieinige Kupfermünzeny ein. Stüd’ neue
Lkeinwand und eine Hanb vu Neid von üh:in Die Erder
Darauf⸗ geht eu Catbta ,; „der unterdeſſen das Fener unters
halten hat, zu dem: Bilde ves Arichfcyanber nub fagt
if, daß er many: nachdem er feine Gebühren‘ erhalten
habe, ben Leichnam nicht mehu aufhalten: möge: Worauf
dann Wie Verbrennung, Cober. Beerbigung) vor fi gehe.
«de
H 0.
Die Verwandten eined Verſtorbenen find durch feinen
Tod unrein, auf längere ober kürzere Zeit, je nah dew
Grade: der Verwandtfchaft und ben Geſetzen des Gabi
Rach Verrichtung ver: Kobteufener wird in Bramine wie⸗
der rein durch Berührung: des Waſſers, eis. Ketri, wenn
er fein: Pferd, ſeinen Glephanten, oder. feine Waffen, ein
Vaiſpa, wenn er den Txeibftachel ober den KHalfter ſeines
Stierd, ein Sudra, wenn er. feinen Stab bewiben Dir
Geburi eined Kiabet — feine @ltern, bie ſich
“
— 10 — 5—
—— Ebꝛn fo wird —
. Baden rein ‚nweun man einem Menſchen aus dem Stam⸗
we Shanbakaz. Dem verworfenften bei umreinen, . eine
Frau in ihrer Monatözelt, ein neugeborned Kind, :einen
tobten Körper; opme Einen ke der an einem. _
umgeeommen, angerährt hat, er
.„ Eine vor ale. Helligkeit hatte, von jeher bei den, Hins
du bie Baftfrenndfchaft,. zu. welcher man. ſich durch
eine beſondere Keremonie/ das Opfer der Freuden ge⸗
nannt, verpflichtete. Das Bild einer dem Wirthe ſywohl
als dem Gaſte gleich verehrlichen Gottheit ward dahei in
der Vorhalle des Hauſes aufgeſtellt und unter beſondern
Gebeten mit Blumen bekränzt. Hierauf, wurden dem Bas
ſte die Füge mit lauem Waffer. gewafchen und zur FZewir⸗ |
thuug beöfelben bie. — Halli grund. Ä
— .. » nt « {
} . — R [2 2%. ‘3 d.. \
a De ee Bi ee in er
— — — Sunden kbonnen durch Bußen getilgt
und wieder gut gemacht werden, nicht allein die unvorhqh⸗
lichen, . forfpeen auch bie. vorfäglicen. und abſichelichen.
Miedergeborue iusbeſonbere fait ;werpflichtet, ihre Berger
Hungen: abzubüßen, ſonſt werken:. fie nicht mtr in dieſen
Daſeyn, ſondern bei ihrer naͤchſten Bebuxt ‚peitrafss inden
fie. Wind, ober taub, ober fonft Frünpelhaft.zur Welt dom
men. Die Bußen find vorgefchrieben und beſtimmt nicht
allein für jeden Giadi, fondern auch für jede Art von
Sunde und Werbrechen.. Ein Wiebergeborner, der Reis⸗
brantwein uber. anderes ſtarkes Setraͤnk bis zur Betau⸗
ſchung getrunken hat, muß von demſelben oder wen:dinem
- andern ſo viel ſiedendheiß triuten, bis er daran ſtirbt En
Bramine, der einen andern unvorſaͤtzlichh getödtet, muh
zwölf Jahrre einſum in einem. Walde: von Almaoſen eben.
Einige Bußen haben: beſondere Ramen und genau werger
ſchriebene Gebrauche. Darunter ift:die Pavaka die wid»
ligſte, den fie verföhnt alle und jebe Betbrechen; aben:man
- B; ri Ay \
— 111 ze
muß datei zulf· Ta geganzlich Füllen: 7 Mare Nah
— wachen und feine: ‚Bebanken Bee NUMBER
Ban ee N
: Wan wirde inbeſſeu dur c:alis davſe Busans
"gen won:den: Flecen-heimlicher und.offenbared
Säinwen. nur da durch rein, wenn man tie wirt
lich bereuet an den truſtichen Vorfaß faßt, |
fie. wicht wieder yi: bugiahen.: Fuhlt man ſich durch
biefelben ‚nicht volig berichige ; fo. wieberholt mim fie, bio
die Beruhigung eintrit. Alle Wonne der Sottheiten unb
der Meunſchen entſpringt aus Andacht, : wlichft iu” der And
dacht? und erreicht ihre VLollkomimenheit in der Andacht;
Andacht hat größern Werth, als die Erfüllung aller Pflich⸗
ten; Alles/ was mer ir: burchdringen „Lfehwer zu errri⸗
den; chwer zu vbllbringen: iſt, das kaunburth wahre
Andacht bewirkt werden; durch die Kraft der Andacht er⸗
langen: Seelen, weise in Gewächſen und Thieren leben,
ben Himmel. Selbſt Brama, der Herd; der Geſchopfe, ver⸗
kündigte: alle ſeine Eeſetzẽ barıh: Andacht,! uno vurch nv
dadıt erwarben ſich hie WDeiſen Keuntuiß dus Veba. Dem⸗
nach haben felbit die Götter, überzeugt von der unver⸗
gleichlichen Kraft der Andacht in dieſem Weltall, kat bes
kanut gemacht, daß tie Vorzüge einer — Andacht
ung akt — uberteigen y. Be Are;
— .2 u Fe |
‘
2 nt
Auſſer ber- er: jorgfäligen —— ber heiligen Gr,
braüche gehört es auch zur · Frömmigkeit, ‚den ‚Göttern. heis
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J Die Möglichkeit, zwölf Tage gaãnzlich zu faften, kann bei
"hem nüternften tee‘ der Erde wohl gedacht werden.
) Wie Schade it es doch," daß durch diefe‘ übertriedene Ei. A
- gung der Andacht die Kraft des vorheritehenden Satzes von
Der! Reue-undernflihen Brrferäng, der fo rein
vernuftig und — ns — wleder ve
mwmichtet ‚Würde: sad en,
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-
11 —
Up Keie oben Aärtem zu weihen p Rd: —
winer, elek men abeſta utiex auftecten/i Mbefehenn
te zu geben: Es iſt aber ein Bramine ein tugendheffer
Beuler in quur Füllen }: neulich mean ier herab um
Einder su gugengen ;. wenu eh. apfeen will; wen 1er <fich
auf der Reiſe beündet; wene,st kin Goanzes: Vermogen der
Vollziehung eines heiligen Heudlungihiagegeben hatz wann
er ſeinen Lehren feine. Eltern zur. untenhaltenwünfche; wenn
er Unterhalt für; fids ſelber braucht, in dem er zum erſten
Mahl. den Baba lieſt; endlich wenn ex. krank In. Die
Hauptfarhe aber. bei Kollziehung Diefan,.iwie
er Abrigen am dächt igen ehrnürckt.antinaseb«
lungen ift. bie, dabei ohnealtewhr: Gefintung.
. Einer, Ber auf feine Anbadhtähangen Kaliwär
re, vber:bieansgetheilten Geſchenke und mean
“chen wollte, würde die Frucht derſelben: ſe Lbſt
. - persichten. Dagegen lanx man. ſich BErd.;eir
after Handlunagen:eineu Frenundifür bad. Fünf
‚wen nad uud nachgaͤaſammelten Vorrathitugt na
tige Leben chegeiton, ebeniſe, mie: bie weife
Amelie nad. und nad, ihr Ne erkaust: Nur
die Tugeud iR anf der Reife zu venfeibum:cin
umzertrenn licher Geführte der GeelesBater
und Mutter, Weik. und Kirdaubleiban Hier: zu⸗
rück; denn als ein einzelnes Wefen wirb ber
Meuf geboren, als ein einzelnes ſtirbt er, ale
ein einzelned emipfängt er bie Belohnung: für
feine guten und die EURE fr — bofen
— Aa m a yet ee nt —
Auffalend iſt, daß in den. heiligen Vorſchriften für
die Ansübung ber dargeſtellten ‚religiöfen, Gebraüde der
Gottesdienſt in den Tempeln und bie Verehrung ber. Bü
terbilder faſt gar nicht erwaͤhnt wird. ‚In alten. heiligen
Schriften. exicheimen bie Braminen als ECinſledler, bie in
geheiligten Hainen leben und bafelbk ihre Opfer .auf ei
er i z nem
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+1
i — 13 —
nem runſtloſen Altarherde — ohne daß —
von dem Prunke des ſpätern indiſchen Götterdienſtes die
Rede wäre. Dieſe Einfledler rühmen ſich ihrer weltlichen
Armuth und ihres Reichthums an geiſtlichen Gütern, auch
wohl daneben ihrer Weltkenntniß. Zwar heißt es irgend⸗
wo einmahl, die Braminen ſollten, wenn ſie ſi ch in einem
Tempel befänden, den rechten Arm unbedeckt ausſtrecken
und ein anderes Mahl, fie mögten an gewiſſen Tagen bes
Monatd, namentlich) an den finftern, die Bildſauͤlen ber-
Götter befuchen, ohne Zweifel in den Tempeln. Auch wirb
zuweilen von den heiligen Feuern in den Tempeln gefpras
hen. Der Gotteödienft in den Tempeln fcheint demnach
im Bramaismus eine Nebenfache gewefen zu feyn, weil
man fo viel möglich nur die heiligen Gebraüche ber früher
ften Zeiten des Menfchengefchlechts ‘übte, welche zuerft noch
feine Zempel hatten und kannten. Auch fcheinen die Tem⸗
pel.zwar zahlreich, aber wahrfcheinlich weder koſtbar noch
von bedeutendem Umfange gewefen zu feyn, beun die Vers
orbnungen des Menn wollen, daß man bei gemeinfchafts
lichen ‚Grenzen der Weichbilde verfihiedener Orte, zur Bea
zeichnung: derfelben, Tempel errichten ſolle. Ebendieſelben
ſchreiben vor, daß diejenigen, welche den Tempel einen
Gottheit erbrochen haben, ohne weiters mit dem Tode be⸗
ſtraft werben ſollen. Zeugen⸗Ausſagen müſſen in Gegen⸗
wart von Goͤtterbildern und Braminen abgenommen were
den. Falſches "Zeugniß ift eined der größten Verbrechen, .
Auch bie Eidesleiſtung muß auf dieſe Weiſe vorgenommen
werden. In unwichtigern Fällen mag wohl ein Bramige
bei ſeiner Wahrhaftigkeit, ein Ketri bei feinem Pferde, ſei⸗ |
nen Waffen, ein Vaiſya bei feinen Kühen, feinem Getraibe
oder Gelbe ſchwoͤren: aber bei wichtiger Dingen muß. ber,
Schwörende Feuer halten, unter das Waſſer tauchen, ober,
die Haupter feiner Gattinn und Kinder der Reihe nad).
berühren. Wen die Flamme nicht brennt, wen das Waſ⸗
fer nicht fegleich wieder heraufflößt, werfen Berührung fein
1. Aand. - Bee ar
\
— 14 —
. piöplichee Ungtät zuzicht, deſſen — iſt für wahrhefs
ng su halten.
.
Die hoͤchſte Aufgabe des Lebens für einen tugendhaf⸗
ten Wiebergebornen, befonderd für einen wiebergebornen
Braminen iſt aber und bleibt jederzeit diejenige, während
der gewiffenhaften Erfüllung der vorgefchriebenen Pflichten
des außerlichen Gottesdienſtes feine Gedanken hauptfächs
lich anf das Weſen der Wefen zu richten, und nach der
wahren und lebendigen, dutch das Studium bed Veda zu
erreichenben Erkenntniß desſelben zu ſtreben. Nur durd
diefe Erkenntniß vermag er zu dem Mittelpunkte aller Ru-
he zu kommen, zu der Wiſſenſchaft, dag Bram felbft bie
Wiſſenſchaft aller Wiſſenſchaften if. Durch diefe Wiffen,
ſchaft wirb er Alles befigen, was er wünſcht: Sie wird
ihn kennen Ichren den Himmel nnd bie Erbe, ben Wind
und bie Luft, dad Waller und das Feuer,. die Geifter,
Menfchen und Thiere, das Gute und Böfe, Wahrheit und
Lüge, Tugend und Lafter, diefed und das zukünftige Les
ben. Im Beſitz derfelben wird er das Wefen der Weſen
m allen Wefen, und alle Weſen in dieſer höchften Seele
bemerten. Es wird ihm Bar werben, baß alle Götter und
Welten im Sram find, daß Bram es iſt, welcher in ben
. fünf Geftalten der Clemente alle Wefen durchbringt, und
fie, wie die Räder eines Wagens, auf:der Stufenleiter
der Geburt, des Wachsthums und der Adflöfing, ſich in
viefer Welt herumſchwingen läffet, bis fie bie Seligkeit
verdienen. Er wird zu ber Erfenntmiß gelangen, daß das
Weſen eined Geiſtes darin beſteht, ‘daß fein Weſen in fich
felbft zurucktehrt, und daß das Seyn beöfelben, ald Aeüſ⸗
ſeres, zugleich ein Wiſſen, als Inneres, iſt, daß alſo
and bie Vorſtellung, oder das aüßere Bild ber lebendi⸗
gen Erfenntniß, das innere Vorgeſtellte ſelber ſeyn muß.
: Wer auf, dieſe Weiſe das Weſen und die Wiſſenſchaft
er ‚anbelebenben Geiſtes erfannt und ergriffen hat; wet,
4
| — 115 —
da weiß, was dieſer Ewige iſt; wer ihn — mit ben:
er Eins geworben iſt, ber iſt groß. im Wiſſen, wie dieſer
Ewige groß im Seyn; ber hat ale. Welten: befiegt und,
erfüllt von dem Ewigen, theilt er mit ihm feine Herrliche -
feit und Seligkeit; ber iſt glücklich und zufrieden, fo lan⸗
ge er Iebt; ber bleibt auch nody Sieger, wenn er ſtirbt,
und wird ein Koönig der Könige über zahlloſe Weſen.
Nach dieſer auöführlichern Darftelung des Bramais-
mus können wir kürzer über bie übrigen brei Religionfys
fteme der Indier weggehen. Diefe find der Wifhnutes
mus, der Schiwaismus und ber ——— —X
Schiwa.
Det dritte Sohn der Bhavani, oder die dritte Gina
Nation des ewigen Brams, ward aus Begierde‘; : unter ben
Menfchen zu leben, ein Geiſtlicher. Daranf vermählte er
fid mit der Tochter eines Königs, Parvadi, mit wei
cher er tauſend Jahre im ünunterbrochenen Genuffe der
Wohlluſt Iedte. Endlich, trennten ihn Brama und Wiſch⸗
au, unterftügt von allen andern Göttern, von feiner Ger
mahlinn, welche bieß fo übel empfand, daß fie ihnen allen
fluchte. Schiwa felber wanderte im Wahnſinn des Zorns
über die ihm widerfahrne Beleidigung durch bie ganze
Melt und erzeugte einen Sohn, ber ſechs Halipter, hatte,
‚und in ganz Indien in großen Anſehen stand. Parva⸗
bt, welche vor Verbruß geftorben war, ward noch ein⸗
mahl als die Tochter eines Königs geboren: und von Schi,
wa zur Ehe ‚genommen. Als fie aber einſt im Babe fap
und ſich nach einem Söhne fehnte, entitand- aus bem
—n in ihrer Hand ein Knabe, der auf. der Stelle
*9 Von dieſem, der C en ie ik, wird fpäter geredet
lei ” N « ir 0)
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| zu einem gmanzigjährigen Jungling aufwuchs. Sie nunn⸗
te ihn Vinayaguien. Die Eiferſucht Schwas, als er
nach Haufe Fam und ben ſchönen Jüngling bei feiner Ges
mahlinn fand, warb durch die Erzählung der Thatſache
befchwichtigt und verwandelte fich nun in väterliche Liebe.
Auch der Großvater des Jünglings erfreute fich fehr Aber
ihn und ftellte ihm zu ‚Ehren ein Feſt an, wozu er alle
Götter einlud, bi auf — feinen Schwiegerfohn. Diefer
ward darüber fo aufgebracht, daß er einen Niefen fchuf,
der die Verfammlung überfiel, die Götter midhandelte und
die Sterblichen tödtete. Auch Binayaguien verlor den Kopf
unter feinen Streichen... Schiwa, der dadurch tief ‚gefränft
wurde, wollte ihm venfelben wieder auffegen,; allein ex
war fo zerfegt, daß er ihm nicht mehr brauchen konnte,
er hieb daher gefchwind einem Elephanten den Kopf ab
und febte ihn auf den Rumpf feines Sohnes, ber fo. wies
ber ind Leben fam Er fandte ihn, darauf in die Welt
um ſich eine Gemahlinn zu fuchen, bie fo ſchön wäre, wie
feine Mutter; allein vergeblich burchreiöt er in dieſer Abs
ſicht Sur Länder der Erbe, |
Schiwa ſelber, nach ſeinem Streit mit Brama, in
welchem der letztere ſein fuͤnftes Haupt verlor, mußte büs
ßend in die Welt ziehen. Nachdem er lange Zeit in ſchmerz⸗
lichen Bußübungen zugebracht hatte, befchloß er, wieder
ein freubenvolleres Leben aufzufuchen und kam zufällig in
einen heiligen Hain, in welchem viele Braminen wohnten,
welche ein heiliges Leben führten und alle überaus fchöne
Frauen hatten. Schiwa, ber ſich in feiner ganzen Natür⸗
lichkeit zeigte, verführte ſie alle und bewog ſie, Ehre und
Pflicht in ſeiner Umarmung zu vergeſſen; doch nicht unge⸗
ſtraft, denn die frommen Braminen verſammelten ſich und
legten den Fluch auf das Glied Schiwas, mit welchem er
ſich am meiſten an ihnen verſündigte. Er litt nun unbe⸗
ſchreibliche Schmerzen, und um dieſe einigermaſſen zu lin⸗
dern, verhieß er denen die Seligkeit, welche dieſe Theile
“
L 4
— 117 —
ſeines eeites während ihres Trbenehent. mit ——
Andacht verehren TERN: | V
Wir übergehen ‚ was ſonſt noh von Schiwa unter
biefem und unter andern Namen erzählt wird, indem aus
biefer Daritelung ſchoͤn Iebendig genug hernorgehet, daß
das Weſen desſelben nichts Anderes war, als die Idee der
ewigen Zeugungtraft der Welt nnd die damit fo ge
nau verbundene Zerſtörung⸗ oder Auflöfungkraft, Die roh
ſinnlichen Bilder, unter denen er erfcheint, find zur von '
dem unwiffenden und ungebifdeten Volke eigentlich genoms
men worden; bie Gelehrten und Gebildeten dachten fich
darunter, den Inbegriff der ewigen Kräfte der Natur, durdy
welche Alles befteht, Alles erhalten, das Aufgelöste erſetzt
und in einer andern Geſtalt wieder hergeſtellt wird, oder
auch, in gewiſſer Hinſicht, das Fatum. Die Gottheit, fage
ten fie, wird den" Menſchen in acht Geltalten ſichtbar, im
Waffer, im Feuer, im Opfer, in Sonne unb
Mond, im Aether, in der Erde. und in ber. Luft,
und erfannten damit, eben fo philofophifch,. ald natürlich,
die Urkraft des AU in den Elementen und da, wo fie. am
wirkſamſten erfcheint, in den großen Weltlörpern au.
Der Schiwaismus war obne Zweifel mit dem Bra⸗
maismus zugleich ‚vorhanden und wahrfcheinlich in den
Gegenden Indiens, wo jener nicht in feiner völligen Reine
heit aufgefaßt. wurde, d. h. in den meifteh, die Volksrelie⸗
gion. Er war ein eigentlicher Pantheismus, der zum Mar
terialismud und Fatalismus ſich hinneigte, und in welchem
die Vergötterung und Verehrung her erzeugenden und wies
der. zerſtörenden Naturkraft, der Geſtirndienſt, die Aſtro⸗
logie, im weiteſten Sinne, und alle Künſte der Beſchwös⸗
rung mit ihr ausgebildet wurden. Uebrigens fehlt es noch
an Nachrichten über das eigentliche Syſtem desſelben, weil
wir keine Kenntniß von den Religionſchriften des Schi⸗
waismus haben. Er war Ban über alle Theile In⸗
[u
⸗
—
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a 18 —
diens herrſchenb, bech“nieeicht mit Mndmahmıe. bes Haupe⸗
ſitzes des Bramalsmus; und noch jetzt behanptet er fein
Herrſchaft an der Weſtſeite der Halbinſel.
Schiwa kommt unter verſchiedenen Geſtalten vor, theils
zu Fuße, theils auf ſeinem heiligen Stiere, Mundi,
reitend. Merkwürbig iſt eine Abbilpung in der Pagode zu
Tirunamala in Carnate, wo er und feine Gemahlinn
Parvadi eine Figur ausmachen, Die Mann und Weih
zugleich iſt. Parvadi iſt alſo nur ein Theil von ihm ſelbſt,
oder eigentlich nur er allein, der beide N in ſich
vereinigt, weil ex yon feinem iſt.
⸗
Dieſ⸗ Parvadi oder Bhavani iſt auch bie wmythis
ſche Perfonififation des heiligen Ganges Stromes, die
BGöttinn Gaengadewi, ober Ganga, die Waffers
göttinn, von welcher man fagt, Schiwa führe fie alle
‚ zeit unter feinen Haarloden mit ſich. Bon ihr find bie
heiligen Ströme entftanden, deren man fiecben, nady An
bern gehn, zw gählen pflegt. Sie bedeckte nemlich einft
die Augen des Schiwa mit ihren Händen und fogleich war
. bie ganze Natur in Finſterniß gehüft, weil Alles nur von
ben Augen Schimarg Licht und Glanz erhält, Die Bers
finfterung bauerte zwar nur einen Augenblich, aber ſie mach⸗
te für alle erfchaffene Weſen einige Weltalter aus, daher
ſetzte fih Schiwa noch ein drittes Auge auf die Stirne
und ſogleich erhielten Sonne und Mond ihren vorigen
Glanz wieder. Parvadi, als ſie die Zerrüttung ſah, die
ſie angerichtet, zog ſogleich ihre Hände zurüd, aber fie
waren von himmlifchen Than benegt und von jedem Fine
ger floß ein heilige Ganga herab, größer als das Meer,
Brama, Wifchnu und die Dewetas -fämtlich, welche eine
allgemeine Ueberſchwemmung der Welt beforgten, fleheten
zu Schiwa, fich diefer zu erbarmen, und Schima verfams
melte die ———— alle auf ſein u uud theilte, auf
%
= u e - 119 — |
ihr Bicten/ einem tinem jeden etwas davon mit;- Aue bem, was
Brama erhlett, entſtand der heilige Ganges,
Rad) einer, Mpthe aus be Wiſchnuismus iſt der Gans
ges entitanden, indem Wifchnu den Rieſen Bely in den
Abgrund ſtürzte und dabej der Erde einen Riß verurſachte,
aus welchem das Waſſer hervordrang. Brama wuſch mit
einem Theil desſelben dem Wiſchnu die Füße, der Reſt
aber floß ald-ein Strom nach Serge, dem — und -
Paradies des Hemandra: Se
Noch andere erzählen, Ganga fey , ale Wiſchnun ein⸗
mahl den Brama mit Opfern verehrte und Waſſer auf die
Füße goß, als eine große Fluth auf die Erde geſtürzt. Die
Göttinn der Erde, beſtürzt darüber, flehete zu Schiwa,
der ſich ihrer annahm, die Ganga ſammelte und auf ſein
Haupt ſetzte. Daher ſagt man, er habe ſie geheirathet.
Man bildet die Ganga ab als ein blüuͤhendes Weib,
auf dem Wafler wandelnd, ober auch fchwimmenb, halb
Weib und halb Fifch, mit gefalteten Händen, ald Betende.
Ihr Bildniß ſtehet aber in keinem Tempel, wird auch nict,
wie Parvadi verehrt; zu ihrer Verehrung ift genug, daß
man ſich in Flüffen und Teichen babe, und ihren Gemahl,
den Schiwa dabei anrufe. Diele Lage und ganze Monate
find der Banga gehetligt, wo man immer Wafferreiniguns
gen, als den Haupdienſt derſelben vornimmt. _
Dem Gangeäfluffe, als der fichtbaren Ganga, bezeu⸗
gen die Indier, ‚bei jeder Gelegenheit; die höchſte Vereh⸗
rung, weil ſie glauben, er entfpringe aus ben Füßen bed
Brama: und habe daher große Wunderfräfte. Wer an ſei⸗
nem Geftabe ftirbt und vor dem Tode von feinem heiligen
Waſſer trinkt, geht unmittelbar zu den Göttern ein. Das
ber, fobald ein Kranker von den Aerzten aufgegeben iſt,
eilt man mit ihm zum Ganges und taucht ihn unter, oder
Hößt ihm von bem heiligen Waffer ein. Entfernter woh⸗
— 120 —
geube haben immer eine Flaſche bauen verrathig, a =
der eintretenden Todesſtunde verfchen zu ſeyn. Ya, bie
ſich auch dieſes nicht verfchaffen tönnen, haben den Glau⸗
ben, daß auch andered Waffer die Kraft habe, von Süns
den gu reinigen, wenn man, nur dabei an den Ganges
denkt und fpricht: Bansı fianam! Der: wendet was
f Ge mich!
Die Gemahlin Schiwas führt auch den Namen has
drakali und ift als folche zugleich feine Tochter, die uns
. tes dieſem Namen und unter bem Namen Mariatale eis
nen audgebreiteten Sultus hat. Ihr Mythos iſt folgender:
Schiwa ward 'einft von. einem Niefen beläftigt, beffen. er
ſich nicht erwehren konnte, weil ihm, fo oft er ihm auch
benfelben herunter hieb, der Kopf immer. wieder wuchs.
Wiſchnu, den er deßhalb um Hilfe: bat, ließ feine Gott
heit ‘in den Schiwa übergehen, diefe drang durch das Feuers
auge an feiner Stirn heraus und fiel auf bie Erde, wors
anf alsbald Bhadrafali daraus hervorging, welche Schis
wa. für feine Tochter erfannte. Sie hatte adıt Geſichter
und fechzehn Hände, war ſchwarz wie eine Kohle und mit
Zähnen verfehen, wie ein Eber. Statt der Ohrengehenfe
trug fie zwei Elephanten, und flatt der Kleider war fie
mit Schlangen ummwunden. Diefed liebenswürdige Weſen
‚ließ dem Rieſen einen Talisman ‚ ben er von Brama ers
... halten hatte, abliſten und überwand ihn fodann ohne Miüs
he. AS fie nun zu Schiwa kam und diefer fie nicht nach
ihrer. Erwartung belohnte, obgleich er ſich einen Singer
abfehnitt und ihr folchen in einer Schüffel voll von "feinem
Blute überreichte, ward fle gornig und warf ihm ihre Hals»
fette .ind Geficdht, davon befam er bie — Kinderpocken.
Beſtürzt sief er: ”Mafuril” (Du Zornweib)) und feits
. dem heißen die Poden Mafuri und »das Schwert der
=, Bhadrafali.” Schiwa befänftigte endlich die Erzürnte
durch angenehme Geſchenke und fandte fie auf die Erde
herab, wo fie fid) an. ben Sohn ded Königs von Kuleta
ON |
, .
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oe, 40 er
verfeinsihete; ohne daß fie aufhoͤrte, — m bleibes.
Ihe Gatte wurde darauf durch Verrätherei getödtet und
fie rief ihn ins Leben zuruck und verordnete ihm zu er
lapenata Opfer und Berehrung.
Ihre vornehmſte Wohhung iſt die wegode zu —
gonor, die die Pagode der Pilgrime heißt; hier fteht-ihe
Bid, wie wir es vorhin gezeichnet haben, neben ihr das
eines Mannes, wahrfcheinlich ihres - Gatten. Man feiert
ihr. ein jährliched Feſt; an. ben meiften. Orten ,. wenn mas
will, aur die Eimyohner von Kolen ux bei Pondichse
ti begehen. ed regelmäßig im April. Das Fall heit Que⸗
dil und die Göttinn führt den Namen Mariatale: Diee
jmigen, welche von ihr große Wahlthaten erhalten haben,
oder ſolche erwarten, geloden ihr, fich in: der Tuft-aufe
hängen zu laſſen und erfüllen dieſes Gelübde an dieſen
Feſte. Die Geremonie wirb folgendermaffen verrichtet: Maſt
hängt den Frommen durch zwei eiſerne Haden, die in feis
ne Rüdenhaut eingreifen, an einen laugen Hebebaum, der 24
auf einer zwanzig Fuß hohen Saüle ſchwebend ruht; dare
auf wird er in die Höhe gezogen und ſo ..aft heranige⸗
ſchwenkt, als er felber vorher beftimmt bat. - Dabei macht
er, mit Säbel und Schild bewaffnet, Bewegungen, als
ob er mit einem Feinde Tämpfe. .Er muß dabei nötlig hei⸗ J
ter und munter ſeyn, der geringſte Beweis einer ſchmerz⸗
haften Empfindung würde ihm die Verſtoßung aus ſeinem
Stamme zuziehen. Gemeiniglich betaüben ſich dieſe Fana⸗
tiker durch berauſchende Getraͤnke, wodurch fie. gefühllos
werben. Die Braminen verachten dieſe Ceremonie und fine _
den fich niemahls dabei ein. Ueberhaupt iſt Mariatale nur
die Göttinn des niedern Volkes, der Sudra, die fie über
alled erheben. Die meiſten aus dieſem verachteten Stam⸗
me widmen fich. ihrem. Dienfte. Sie ſtellen Tänze an ihr
zu Ehren, bei welchen ſie mehre Waſſerkrüge, einen über
den andern, auf dem Kopfe tragen. Dieſe Krüge ſind mit
Morgoſien⸗Laub eingefaßt. Zweige dieſes Baums, der
\
\
— 11. £
hr u fi, legt man auch Ind Belt mb ine. di
er, wo Blatterkranke find. Man hat: mehr Furcht vor
ihr, als Berkheang für fie. In alten Flecken hat-fie Tem⸗
yel; aber man ftellt blos ihr Haupt in das Heiligthum
und die höhern Stände beten zu ihm, ben Leib ſtellt man
it die Thüre det Rempeit, wo‘ er yon den Parias ange⸗
deiet wird , 1 \
In Bengalen — man we unter —
wen Duaga, wie ſie denn überhaupt mehr als fünfzig
Namen und Beinamen führt, ‚nach ben Geſichtspunkten,
ans welchen man fie anfieht, und ben Geſchaften, die
man ihr beilegt. Lrfpränglich dachte man fich unter. ihr
die weibliche. Kraft, ober ben weiblichen Theif yon ber
beitten Perſoniſikation des hoͤchſten Weſens. Mir haben
weiter oben ſchon gefehen, daß fie mit Schiwa in einer
Berfon iſt vorgeſtellt werben; geſondert von ihr iſt fie der
Mond, wie er die Sonne; fie iſt die Ratur, die Erzeu⸗
gerinn aller Dinge, wie fie auch wirklich genannt
wird. Ihr Symbol iſt die Toni, wie das des Schiwa
“ der Lingam. ‚Indem fie nun, wie er, zugleich Zerſtoöͤre⸗
sinn unb SHervorbringerinn iſt, und den gemäß einmahl
als ſchoͤn, lirblich und freundlich, ein andermahl ſchwarz,
finſter und furchtbar dargeftellt wird, hat. man. fle- felber
im zwei Geftalten perfonifizist und dem Schiwa in ihr
zwei Semahliunen gegeben, bie Ganga, die wohlthätige,
fiebliche Goͤttinn, die’ er in feinen Haarloden trägt, und
die Kalt, die furchtbare, die'alle Götterjahte ſtirbt und
“wieder lebendig wird, So sft.fie farb, hat Schiwa eins
ihrer Gebeine an feinen Hals gebunden, gemeiniglich bes
fteht dieſe feine.Kette aus, ein und zwanzig Knochen. Ale
Zerftörerinn wird fie auch Richterian und Rächerinn des
Böfen, gilt für die Urheberinn vieler Uebel und Kranfhei
ten, und läßt fich nur mit biatigen Opfern verfühnen. In
ben alten: Zeiten opferte man ihr Menſchen, jetzt gewöhns
lich Hähne, felten Stiere. Als Erzeugerinn ift fie auch die
— 18 —
große Herrſcherinu der Natur, die Lenleriau des Thau⸗
und der Feuchtigkeit, inſofern aus dieſer das Lebendige
hervorgehet, daher das allgemeine Vergnügen und die alle
gemeine Gluckſeligkeit. Uber in der erſten Beziehung iſt
ihr Euftug viel andgebreiteter,, als in. Der ee
Auf bie Idee, daß Bhavant bie anabtäffg hervorbrin⸗
gende Natur bezeichnet, gründen ſich viele indiſche Sagen
und Erzählungen nad finden in derſelben zugleich ihre Er⸗
Märung: Sp bie oben fchon angeführte, daß Schiwa tan⸗
fend Jahre in der engiten Bereinigung wit ihe geſtauden
habe; fo die, daß fie Im erften Augenblide mit ihrem ſchon
vor ihr Dagemwefenen Gemahl in einem Gefpräcde begriffen '
geweſen ſey. Died letztere heißt entweder: Iſchwara res
bet feine Macht und Kraft an Und erhält yon ihre eine
Folge Ieiftende Antwort; oder: Er fpriht ald Schöpfer
zur Natur, al& ber Hervorbringerinn aller Dinge, wor⸗
auf ihm biefe ein gehorfames Om amenı bem ”
alfe) erwidert.
\
Der Bhavani zu Ehren werden viele gehe begangen,
bei welchen ber Zulauf des Volkes fehr groß if, Gewöhus
lich Bringen die Andächtigen viele Hähne herbei und übere
geben fie ven Braminen, welche ſolche vor dem Tempel -
ber Göttinn fchlachten und 'mit dem Blute berfelben hie
Erde befprengen. An einem ſolchen Feſte, welches Ega⸗
ſchi Heißt, müflen alle Hochſchwangere und Jüngſtentbun⸗
dene, alle Unfruchtbare, ferner alte von Blattern Genefer
ne, alle Aderlente. und Fiſcher ein ſtrenges Faſten beob⸗
achten. Sie begeben ſich dabei an ein Waſſer und ba⸗
ben ſich, laſſen ſich ſodann das Zeichen des Halbmondes
von den Braminen auf die Stirne malen und gehen in
ben Tempel der Göttiun, wo fie ihr Kokosnüſſe, Reis,
Muh, Butter, Pfeifer, Blumen u. dgl m. zum Opfer
darbringen, inbem fie. Alles vor. der Tempelthüre niederle⸗
gen und babei die Göttinu mit aufgehobenen Händen ans
t
124 —
beten. Erſt nach ——— Def fle ſedau⸗ Mah⸗
raug zu ſich nehmen.
Wir Haben’ noch eine Verwandlung ber Shavant
‚au bemerten, 'fie erfcheint nemlih einmahl als Durga
oder Druga und zwar bei folgender Beranlaffung: Als
ber: Ewige den. Indra und feine Nachfommen zu unum⸗
ſchraͤnkten Ragtahs der Welt beſtellt hatte, wurde Moi⸗
fafır barüber fehr aufgebradit. Er zog daher feine Ans
hanger zufantmen und befriegte den. Indra und feine Nach⸗
formen fo lang und fo gewaltig, daß dieſe im britten
Weltalter ſich gensthigt fahen zu fliehen und bie Regierung
der Welt dem Moifafur zu überlaffen. Dieß wurbe bie
Quelle von Raub, Mord und allgemeiner Zerrüttung.
Invra war anf einen fehr Kleinen Theil der Wels einge
ſchraͤnkt. Ang‘ Mitleid mit den Menfchen rief 'er nun in
Frommigkeit und Demuth die drei erſtgeſchaffenen Weſen
an, welche ben Ewigen anflehen mögten, dem aus der Ges
walt Moifafurs entfprungenen Unheile ein Ziel zu fegen.
Die drei erſten Wefen verwandten fich dafür bei dem Ewis
gea und erhielten die Zufage, dag Bhavani auf die Ers
de herabfieigen und den Moifafur und feine Anhänger vers
tilgen ſollte. ‚Sie tam auch wirklich ale Druga, d. h.
Tügend, herab und wird zulegt den Moifafur vertifgen
und die Regierung der Welt dem Indra (Güte) und
feinen Nachkommen wieber überantworten. J
Druga gilt deßwegen für bie erſte unter allen Göt⸗
tinnen an Rang und Würde und für die thaͤtigſte von als
‘ ten und zwei religiöfe Feſte find ihr befonderd gewibmet,
fie Heißen Druga Pujah und Drugatfava und mau
ruft während berfelben dad höchſte Wefen an, ben erwünſch⸗
ten Zeitpunkt zu befchleunigen. Das erfte diefer defte fällt
auf den flebenten Tag des Neumonds im Pretafchi Sep
tember) und dauert drei Tage. Der zweite Tag wird ber
ſonders von kinderloſen Eheleuten ald ein Feſttag begams
—
— 126 —
gen, — — allg emeines Feſt der Aubier ik, zu
welchem fie gewoͤhnlich die Europäer einladen ‚ mit Fruch⸗
ten und Blumen der Jahrezeit bewirthen und mit Sängern
und Tänzern unterhalten. Am dritten Abend wirb unter '
dem allgemeinen Zurufe bed Volks das Bild ber Göttinn
in den Ganges geworfen und von ihr gefagt, fie fen zu
Schiwa, ihren Gemahl zurücdgefehtt. Es tft auf das
firengite befohlen, an diefem Tage ſich durch Baden im
Ganges zu reinigen. Das zweite Drugafeft fällt auf den
fiebenten Neumondetag im Pangumi (Mär) und währt
auch drei Tage mit denfelben Gebraüchen, doch minder all⸗
gemeiner Theilnahme. Druga figt in Abbildungen gewähns
ih auf einem Draden, fie hat zehn Arme, womit, ihre
unwiberftehliche Macht ausgedrückt werben fol. Eine Hand
ift mit einem Speer bewaffnet. und mit einer Schlange ums
wunben, eine anbere töbtet den Moifafur, ein Büffelfopf
(dad Symbol unbändiger Wuth) liegt zu on Füßen.
Druga hat von Schiwa einen Sohn, Gunnis —
Ganeſa, der Gott der Opfer, denn alle Gebete und
Opfer und jede Verehrung an dad höchſte Weſen und an
bie Untergottheiten werben durch feine Vermittelung barges,
bracht. Er fitt auf einen weißen Altare, hat vier Arme,
it von einer Schlange umwunden und ‚hat einen Elephan⸗
tenfopf, Zeichen der Reinigkeit, ber Herrſchaft, der
Weisheit und Stärke,
Ganeſa iſt zugleich ber Bott ber Weishei, des Schick⸗
ſals und des Gelingens und Mislingens und‘ feine Vereh⸗
rung iſt fo groß, wie die feines Baterd, Schiwa; benn,
wo diefer einem Tempel hat, wird auch feinem liebſten
Sohne geopfert. Man hat fein Bild fehr haüfig in bem
Haüfern und verehrt ihn da mit Opfern, Gebeten, Ber
beugungen, vor Allem, was man unteruchmen wii, denn
nichts von Allem fönnte ohne ihn gelingen. Mas felers
ihm zwei Feſte jährlich ‚ an weldyen fein Bild heramgsira,
—
196 —
Ara in Alien = Bias ver⸗
ſenkt wird.
Banefa iſt endlich auch der — der Ehe, und heißt
als folcher Pollear. Sein Bild tragen die Frauen auf
ihrem Taly, oder ehelichen Schmud am Halfe, ben jie
*
find verpflichtet, Ihm eben fo tre zu N wie ihren
Maͤnnern.
Wiſchnn.
Der Wiſchnuismus ſcheint von einer aus dem Bra
maismus hervorgegangenen philoſophiſchen Sekte veranlaßt
zu ſeyn, welche die Abficht harte, fich der Ausbreitung des
allzuſinnlichen und "aberglaübifchen Schiwaismus entgegen
zu fegen. Diefe polemifche Richtung gab wahrſcheinlich die
erſte Veranlaſſung, daß in dem Wiſchnuismus bie —
‚von den zwei einander widerſtreitenden Prinzipien, bem
Kampf ded Guten und Böfen, des Lichtd und der Finſter⸗
niß, d. h. der Weisheit und Reinheit mit der Unwiſſenheit
and Beflecktheit, der Erhaltung mit der Zerftörung ſich
befonders umbildete. Dadurch gefchah dem Bramaismus
felber ein gewiffer Abbruch, ‚indem die Neue Lehre ber im
jenem Kampfe erſcheinenden, wohlthätig erhaltenden Kraft
den Vorrang vor der fchaffenben ertheilte. Dadurch wur
‚de der Bramaismus in Wifchnuismus verwandelt und bie
fer trat ald Religionparthei in den Kampf mit dem Schi⸗
waismus. Doch endlich vereinigten ſich die "beiden Par⸗
thelen wieder, als die Reformation, welde Keriſchna bes
gönnen hatte, durch Buddha fo weit fortgefühtt wurde,
daß die-Braminen Alles für ihr Anfehen fürchten mußten.
Wiſchnu, ſo fagt die Mythe, trat nach und nad, zum Heil
der Welt, in neun Verwandlungen auf, die zehnte fichet
noch bevor. Das erfie Mahl verwandelte ſich Wiſchnu in
einen Fiſch, um den Veda aus dem Abgrunde des Meeres
herauf zu holen, wohin ihn ein böfer Geiſt verborgen,
. nachdem er ihn den Dewetas geraubt er
x
— 4 —
Zum anbern ward Wiſchnu in eine Gehlfbkräte vers
wandelt, um ben Berg. Merupa zu tragen, der die Erde
in den Abgrund des Meers hinabziehen wollte '
Wiederum, ald der gewaltige Rieſe Eruniakſchen
die Erde in den Patalam, oder Boden bed Albgrundes
warf, verwandelte ſich Wiſchnu in einen Eber, befämpfte
und töbtete den Rieſen und hob die "Erde wieder aus dent
Agrunde hervor, welche darguf von Brama aufs neue
bmölfert werden mußte. In dieſer Geſtalt heißt Wiſchnu
Iimarage-Perunal und hätte einen berühmten Tem⸗
pel in Tirumaton
Wiſchnu verwandelte fich zum vierten Mahle in ci |
Ungeheuer, um den Riefen Erimialfchen (ben Zweiten) zu
bekaͤmpfen. Diefen hätte Brama, smacıdem er lange vor
Wifchnn Hefaitgen gehalten worden war, endlich in Frei»
beit gefett‘ und hoch begnabigt, indem er ihm zu einem
mächtigen Monarchen machte und ihm zufagte, daß ihn
fin Bott noch Menſch beſiegen und weder bei Tag noch
bei Nacht, weder in noch auſſer dem Hauſe ein Leid zu⸗
gefügt werden ſollte. Der Rieſe warb nun übermüthig
und wollte als der alleinige Gott verehrt ſeyn. Die Bra-⸗
—
minen widerſetzten ſich und baten Wiſchnu um Hülfe und
dieſer verſprach fie. Der Rieſe zeugte einen Sohn, bei =
als Gott anderen follte; allein bad. Kind weigerte ſich,
that vielmehr ein feierliches Glaubensbekennmiß ‚ worin 5
fh für einen Wiſchnubekenner erklärte. .Da wollte der
unnätürliche Vater fein Kind mit einem Schlage töbten;
allein dieſes entwich hinter einen Pfeiler. Diefen traf ber.
Riefe, er ſpaltete ſich und ein Ungeheuer, halb Löwe, bald -
Denfch, worein jih Wiſchnu verwandelt hatte, trat her⸗
vor, welches ben Rieſen ‚packte und in Gtüde zerriß. Dieß
geſchah in der Dämmerung, alfo weder bei Tag noch bei
der Nacht, auf ber Schwelle, alfo weder in noch auffer
dem Hanfe, von einem lingeheuer, alfo weder von m -
Menfchen,. noch von einem Gotte:
— 138 —
Als Mendig. die Welt regierte, war Ueberſluß an als
ten Bütern.: Daraus entflanden die Uebel, daß Niemand
für den andern arbeiten wollte, Niemand zu den Göttern:
betete. Um hier zu helfen, beſchloß Wifchnu, den Mava⸗
Iy zu entfegen und zum Beßten' der Welt Noth, Hunger,
Armuth und Elend in diefelbe einzuführen. Zu dem’ Ende
verwandelte er fih in einen Braminen und bat den Kös
ig, ihm nur drei Fuß Erde zu gewähren, um feine Ans
dacht darauf zu verrichten. Diefer wollte ihn dagegen mit
Affen möglicher Gefchenfen überhaüfen; allein der fromme
Bramine ſchlug Alles aus und blieb bei feiner. erften Bit
te. Obgleich nun die Gemahlinn ded Könige Böſes ahnes
te, und ihn warnte, fo goß er doch das heilige Waſſer in
bie Hand ded Bittenden, wodurch ‚bad Verſprechen unwi⸗
derruflich wird. Kaum hatte nun ber Bramine das Waſ⸗
fer getrunfen, als er feine Gottheit annahm, den eihen
Fuß in ben Himmel feßte und mit dem andern ben Ma |
valy in. den Abgrund hinunterbrüdte. Doc; da diefer und
feine. Gemahlinn fidy bitter beffagten über ben ihnen ges
fpielten Betrug, machte ihn Wifchnn zun Könige bed Abs
grunds; unter den Menſchen aber fette er ein Feſt ein
zur Erinnerung an die Tage des Ueberfluffee.
Die fechöte Verwandlung Wifchnus zeigt ihn al& Kind.
Ein fehr frommes braminifches -Ehepaar, das durdh- bie
fixengiten Bußübungen fich die Gnade des Gottes erwarb,
hatte das Glück, ihn ale ein folched zu fehen, wie es ih
nen ſelbſt Nachkommenſchaft verhieß. Beide farben und
ihre Seelen gingen in die eines Knabens und eined Mäds
chens über; dieſe, als fie erwachfen waren, heiratheten ſich
und erzeugten. einen Sohn, ber ben gewaltigen Niefen
Pracheram mit hundert Armen täbtete. —
Wichtiger als die vorhergehenden iſt bie ſlebente Wenſch⸗
werdung Wiſchnus. Ein Rieſe, Cartavirtaguren,
ein Schiwahverehrer, ward durch die Gunſt ſeines Gottes
— | über
= AD
übermächtig, und aulent, Abermüthig, fo, hab er — — ei⸗
nen Gott gehalten pub angebetet ſeyn wollte. Wiſchnu be.
trat ‚alfo ‚die Erde, um ihn zu beſtrafen. Dieh geſchah;
Ram a, ſo hieß iſchnu in ſeiner Verwandlung, be⸗
kaͤmpfte und beſlegte den Rieſen mit Hilfe eines Affenvoltes.
und feines Könige ,- Hanumad genannt, welcher ſodann,
als der ‚Gott dex Winde in der indiſchen Mothologie
auftrit. Man hält dieſen Rama für. eine. hiſtoriſche Per⸗
fon, für einen Eroberer, der mit Hilſe eines Bergvolkes
(dieß it ber Pavian ober. Affe, vielleicht um ſeiner Haß⸗
lichkeit willen ſo genannt), bie Inſel Zeilan eroberte, ine
dem er von bem feſten ande eine Brüde von Felſen bie,
gu diefer erbaugte, deren Ueberreſte noch, jetzt zu fehen und
unter dem Namen ber Rams⸗ (Adaus), ‚Brüde bes.
Iaunt find . a VF a
Nuoch wichtiger iſt die — pur fun),
in welcher er ale Kriſchna, auftrit. ‚Seine, Eltern wa⸗
ren Waſudewa und Dewaki, die Schweſter des mach⸗
tigen Rajah Kanſ 4 ‚Diefem war. prophegeit worden, ci
Sohn feiner Schweſter würbe ihn op ‚Lhtone ſtoßen, ee,
fieß Daher alle Söhne berfelben, wie ſie "geboren wurden,
umbringen, and verboppelte, feine Warhfamfeit, als „tie,
zum ſiehenjen Mahl in bie ‚Hoffnung, (am. Allein der Kna⸗
be, den fie gebar, fing ſogleich mit feiger ‚Mutter zu res
den an, ttöftete. ſie und gab Ihe die Ueberjeugung , dag
ſie einen Gott geboven habe. In der That wär es vWiſch
nu, dee auf dieſe Weiſe in. die Welt gelauunen. war, Er
ſchaffte alsbald ein ‚anderes Kind an feine‘ Stelle, um de
Tyrannen ixre au, führen, forgte jedoch bafüt ,. daß auch
ihm nichts zu Leid gefchehen konnte und wurde ſelbſt in
die ſchöne Ebene von Matura, bei Agra, gebracht, wo
er bei „einem, ehrlichen Schäfer, Namens. Ananda der
Glaͤctichej aufgezogen wurde, deſſen liebenswardige
Gran, VYaſgda, ſich beftändig mit ihren, Wieſen uud ihe
ver Milchſtube beſchaftigte. Zu — Haüshalten ati.
4. Band: _ —
—
*
N
— 130—
vide künge ‚Rühhtrter und meitcindöchen — pa), bie
Geſpielen von Kriſchna's Kindheit. Im früher Jugend
waͤhlte er ſich neun von diefen Maͤdchen zu feinen Sunſt⸗
Uinginnen, mit benen er bie frohen Stunden bei Tauz und
Flötenfpiel, in laͤndlichen Luſtbarkeiten durchlebte. Aber
die Pringeffinnen liebten ihn mit eben ſolcher Leidenſchaft,
wie die Hirtinnen, und Krifchna iſt noch Heut zw Tage
der Lieblingsgott der indiſchen Frauenwelt. Er war in⸗
dieſſen nicht nur ſchön und liebenswärbig, ſondern auch
taͤpfer, und toͤdtete ſchon als Kind alle die Ungehener,
welche gegen ihn ausgeſandt wurden, insbeſondere die die
furchtbare Schlange Kallya im Abgrunde der Erde. Er
lleß die Herrlichkeit feiner Gottheit öfters hervorſtrahlen
und erfreute die Seelen bet Frommen mit vielen Wohltha⸗
ten. Die Beßten überhob ex der Wanderung durch bie ver⸗
ſchiedenen Gefchöpfe. Seinen beſondern Schutz verlieh er
dem in der indiſchen Geſchichte berühmten Könige Ins
diſchthir und den’ Übrigen Kindern Pandu, bie von
‚beit Tyrannen Dury sohan ſehr unterdruckt worden was
Der Krieg, ben er gegen Viefen Unterdrücker führte,
iſt der Inhalt des Gedichte Maha⸗Bharat. Nah
feiner Beendigung kehrte Kriſchna in ſeine ewige Woh—⸗
nung (Waikondha, das Paradies Wiſchnu's) zurück.
In feinen Darſtellungen erſcheint er haufig auf einem Eier
phanten reitend, der aus jenen neun Mädchen, kunſtlich
| in einander verſchlungen, zuſammengeſedt if. —
In der neunten Verwandlung trat Wiſchmm ais Budd⸗
auf. Et heirathete eine Tochter des frommen Koͤnigs Me⸗
nu, welchen Buddha in der allgemeinen Ueberſchwemmung
in einem Kaſten rettete. Dieſer Buddha aber darf nicht
verwechſelt werden mit jenem ſpätern, der als Religion⸗
verbeſſer in Feilan, Siam, Tunkin, Tibet, China
und Japan eine ſo große Rolle ſpielte. Er wird mit
den griechiſchen Hermes verglichen, ‚wie BE ‚mit dem
non.
x ı
| — 131 —
Die neunte Meiſchwerdung Wiſchnus erkennen übri⸗
end ſelbſt die heutigen Braminer- für, bie in ber Perſon
Bubbha’s ,. wiewohl ſein Religionſyſtem von ihnen verwor⸗
fen und er ſeiber, oder doch ſeine Anhänger aus ber Halb⸗
infel vertrieben worden find, weil die Reform in der Res
ligion, bie er vorfatte, fo weit ging, baß dad Anſehen
der Braminen gaͤnzlich dadurch wäre vernichtet worden.
Denkmahle zn Mamalipuram, eine Gtatüe bed Budd⸗
ha von Granit auf der Ebene von Wirapatnam bei
Pondidhery und andere dergleichen Monumente bhewei⸗
ſen, daß Buddha und feine Nachkonmenſchaft lang bie
Halbinſel Indiens beherrſcht und daß ſein Religionſyſtem
daſelbſt tiefe Wurzeln geſchlagen hatte. Noch im neunten
Jahrhundert nach Chriſtus iſt ſein Bild‘ in Indien ver
ehrt worden. Nach dem zwölften Jahrhundert aber vers)
ſchwinden feine Anhänger auf dem feften Lande diedfeit
bed Ganges. Re
Nach einigen Nachrichten lebte Buddha pr Kikat in
der Provinz Bahar, um bad Sahr 1000 der Jeitrech⸗
nung Kali⸗Jug, dad wären 2101 Jahr vor Chriſtus.
Wahrſcheinlicher iſt eine andere Angabe, nach weicher er
1014 Jahre vor Chriſtus als Menſch auftrat, zweihuns
dert Jahre fpäter ale Kriſchna. Das Alles if jedoch R
niht von bem erſten Budbha, dem Zeitgenoffen und Schwie⸗
gerſohn des in Der Arche geretteten Men n, ſondern * |
bem pweiten zu verſtehen.
Die gehnte De Verwandlung Wiſchnus fit noch bevor.
Ein mächtiger König wirb auftreten, ber ben Kalighi, ein
weißes, geflügeltes prächtiges Pferd, ‚daB jetzt im Himmel
iR, am Zaume führt. Diefes Pferd hat den rechten Vor⸗
derfuß immer in ber Luft; wer es ihn aber dereinſt nie⸗
derſezet, fo wird bie Erde alsbald verſinken, und das
menſchliche Geſchlecht in; feines Verdorbenheit untergehen.
5 =.
ur
/
133 —
des iſt das Ende des ——— — die ee. Zeit
wieder aufgugen wird N.
Diefe mitunter höchftfeltfansen Gehilde der lebhaften
morgenlandiſchen Phantaſie ſind nicht leer, ſie enthalten
zum Theil kosmogoniſche Ideen, Hinweiſungen auf entſte⸗
hende Cultur und Geſetzgebung, am meiſten aber hiſtori⸗
ſche Fakta, ſäͤmtlich aus ber Zeit, wo das religiöfe Sy
ſtem Wiſchnu's im. Kampfe gegen die beiden andern ſtand,
und yermöge ſeines geiſtigen Uebergewichts immer ſiegreich
aus dem Kampfe. ‚hervorgehen muß, . wenn es fchon im
Affern gedrängt und am Ende ganz, verdrängt wurde,
und im Ganzen Ideen, wie fie in dem Parſismus aud
gefunden werden, ”vom Kampf des guten Prinzips ges
gen dad Böfe, von Erlöfung der Menfchen aus der Gr
wait deöfelben, "von per endlichen gänzlichen Zerftörung
dieſer Melt und der barauf folgenden ewigen Herrſchaft
des Urweſens, der Gottheit.” Die Aehnlichkeit dieſer Ideen
- amd. Darſtellungen in einzelnen Punkten mit dem fyätern
Chriſtenthume ift fo augenfällig, daß es und nicht Wun⸗
- Der nehmen darf, wenn die chriſtlichen Theologen ‚ als fie
zuerſt is 16ten und 17ten Sahrhundert Nachricht von ber
| Religion. der Hindu bekamen, Alles. für ein verborbenes
Ehriftenthum erklärten, welches jhnen bie Apoſtel des Herrn
und ihre Gehilfen gepredigt,;fie aber mit Ihrem alten heid⸗
uijſchen Aberglayben vermiſcht hätten ,- fo, ,boß man es nur
noch an — AN erfennen, koͤnne . Diefge Ipcthum Ä
—
"sy ind den neuen Erflärungen if hier bie Alteſte Eylır der |
x" bei'den Juden ‚inöbeföndere außgebildeten Meſfias⸗Idee,
En ‚der 'perfonifigirten Hoffnung anf eine geiſtige ſowohl ald
ribliche Grlöfung der Menſchheit. Die chtiftiichen Theelo⸗
7 gen -fahen früher in der Achten Menſchmerdung Wilgnus
den in die Bit geksmimenen Eprikus und: in. der zehatel
.. den, der de kommen wird zu sichten dir Bpbeppiern un |
die Todten. R
— 4133.
muß als lelcht berzeihlich — werben; fie kelbft, bier
fe Theologen. hatten nur eine befchränfte Anfiäht vor Chris
ſtenthum und vermifchten die ſpateren Philoſopheme
und Traumereien der Kirchenkehrer mir den: Of⸗
fenbarungen ‘Gottes’ durch Eh riſtum; vor dem
hohen Alter’ des Hinbuismus aber wußten ſi fie nichts, denn
dieſes lernte man erſt in dem ku li ——
— fenuen,,.. N;
fi — J "Ir ; 2 2*
Acgebildet jndei man Wiſchn glweder — einen
Lotosblatte liegend/ oder auf der Schlange Adifi efihen,
Ananden, duch der Schlangentönig, Satparagia,
genannt, weiche üpmerdar bie Lajt biefer Erde trägt. Ur⸗
ſprunglich hatte ft. fuuf Hauͤpter, ‚awei dienten bem Gott
zum Hauptfiffen, einer zum Pfühl und auf ben zwei übils
gen ruheten feine Hände: -Einft. wollte die Schlange wife
fen, wie. groß, dig Macht Wiſchnu's fen ‚und fagte: Auf
meinen fünf alptern ruhet er; was würde er aber, thun,
wenn ich a einen Kopf hätte‘? ad würde er darauf
Iegeu? Sig
nu ſchuf ſich "cine neue Hand und‘ Tegte fie darauf. Und
ſo viel tamfetd Köpfe die Schlange ſich wachſen Heß, fo
viele Areiie Mände legte Wiſchnu anf bleſelbes Welt xe
aber unmoglich wäre, die Schlange mir‘ thren unzähldaren
Köpfen abzubilden ; e fo ſtellt: man m nur "init ‚fünfen vor
Iſt die Stztange das Symbol der Natur, mit den fünf
ien ſich noch "einen Kopf wachſen und Wiſch⸗
\
Elementen (ben Aether mit gerehinkt), fo ud die tauſend
Köpfe die immer regen: Kraftahßerungen derſelben, welche
ſamtlich von der ‚Hand. der Gottheit geleitet. werben.
@ine anbere Abbifdung von Wiſchnu tft die eines Kins
des, fiend anf einent Blatte des Pipal, oder indiſchen
Feigenbaums, der feine Zweige anf bie Erde herab»
ſenkt, wo fie Wurzeln fchlägen und wieder Etämme kreis...
ben, fo daß aus einem folchen Baume nicht felten ein uns
L
®
a‘
— 13 —
durchdriuglicher Mald wird. Wenn Brama, fagt bie My⸗
the, ſtirbt und die Gewaͤſſer die Welt bebeden, daun fegt
ſich Wiſchnun ald Kind auf ein ſolches Blatt und ſaugt an
der. großen Zehe feine Fußes, bis Brama abermahls aus
feinem Nabel hexoorgehet und die Welt hervorbringt. In
diefer Geftalt heißt Wiſchnu Watapatrafchai und wird
in vielen Tempeln, ja in den meilten Haüſern verehrt.
Wiſchnn reitet aber auch auf dem Garudha, einem
‚Bogel, dem Symbole der Luft, auf welcher Wiſchnu (das
Waſſer) ruhet und von ihr in die Höhe gehoben wird,
damit es ald Regen wieder herabfalle und die Erde durch
feine Feuchtigkeit wäflere und erhalte, welches das eigent
‚liche Geſchäft Wiſchnus iſt. Ueberall ſtehet neben bem
Tempel Wiſchnus eine Kapelle für den Garudha *).
| Die Bereitung bed Amrita.
Wiſchnu war es, dem. die fämtlichen Bötter bie Un
ſterblichkeit verbankten, .benn er gab ihnen die Anleitung,
deu Amrita, oder ben Trank der Unſterblichkeit gu bereis
ten. Dieß geſchah, als noch Fein Menſchengeſchlecht bie
Erde bewohnte uud nur Götter und Genien, große Weis
fen, böfe Dämonen und wilde Niefen daranf hansten,
ſaͤmtlich von, dem Verlangen der Unfterblichkeit erfüllt. Die
guten Geifter verfammelten fi auf dem Berge Meru und
hielten Rat; Über bie Bereitung eines Tranks, ber. fie uw
ſterblich machen Könnte, fruchtlos, bie endlich Wiſchnu aufs
trat und ihnen rieth, ”fich ſcheinbar mit, ben Riefen aud
zuföhnen und fie zu Hilfe zu nehmen, um ihre Abficht durch⸗
zuführen; zuletzt könne man diefe um ben Tranf betrügen,
daß fie nicht auch unfterblic würden.” Man befolgte ben
Rath. Gemeinfchaftlich hoben nun die Götter. und bie Rie
*) Garudha if auch eine wirkliche Adlerart in Indien, welde
Hanfig gesäpmt und in den Wifchnutempeln nerpflegt werben.
v
— 136 —
fen den Berg Mandar auf und Ahlenpten ihn an das
Milchmeer; aber auf dem Wege entfiel er. ihuen vor, Schn
re. sind. viele wurden beſchaͤdigt. Ihre Klagen zygen Ri
nu herbei und. ihre Bitten rührten ihn, ex ſeyie ben Berg
auf den Kopf des‘ Vogels Gauudha, auf welchem er
ritt, und trug ihn an das Geſtade. Hierauf ſuchten
Götter bie Schlange Abigeſchen auf und hewogen fie.
gen das Verſprechen eines Antheils an bem. Unſterblichfe
trank, den Berg zu umſchlingen und ihren. Kont und
ren Schwanz zu Hanbheben au mache, woran man Un
umdrehen fönnte, Narajana, der Herr ber Gemäffer,
nahm jest auch Autheil au der Sache und LoormasRal,
der König der Schildkroͤten, ſtellte den Berg ind Milch
meer, - als man nun anfangen wollte zu drehen, entſtand
ein Streit zwifchen ben. Göttern und den Rieſen, jede Par⸗
thei wollte die Schlange beim. Kopfe anfaffen; doch Wiſch⸗
au trat zuerſt qu ‚ben Schwanz und bie Götter folgten ihm.
Man fing nun an zu drehen und, dad Meer ſchaumte,
aber nach einigen Goͤttertagen verſank ber Berg, plöglich
ind Meer und es entftand eine. große Jamwerklage; doch
Wiſchnu troͤſtete, er verwandelte ſich in eine Schildkroͤte,
flieg in ben Abgrund und hab. den Berg wieder empor, fü
daß man die Arbeit fortfegen Tonnte, Mau arbeitete nun
fo eifrig, daß am Ende bie Schlange die ermüdende Aue
firengung nicht mehr aushalten konnte, ihr Körper fing an
zu zuden, aus ihren Yugen hrachen Feuerſtroͤme, ihre
taufenb Zungen fchlängelten: ſich wütend, bie Welt ertoͤnte
von ihrem Ziſchen und im Abgrunde ded Meerd, wie auf
dem Berge erſtarb Alled, was lebendig war, ver Schre⸗
den und Glut, bis endlich der unſterbliche Indra eing
Wolke. fanbte, die durch ihren Regen ben Welsbrand. wien
der auslöfchte. Da floffen uun von ben Baümen und Pilgw
zen, welche den Berg bebedten, Säfte in Strömen herab.
und vermifchten ſich mit den Waſſern des Meeres, aus
dieſem Gewmiſche aber, verbunden mit dem fläffigen Golbe, |
entſtand zulegt der Trank ber nn —F
\
—
Doch dle Arbeiter wären ſelber? ſo eiſcharti, daß fe
mehr drehen’ konnten, ſie bleaeten· daher anfkinene zu
Wiſchnu, und diefer ließ ſie durch Rarajana ſtaͤrken. Ste
‘begannen darauf’ntik nener Kraft Ihre Arbeit und das Waſ⸗
fer des Meerd warb in Mitch und zuletzt in Butter ver⸗
wandelt. Ploͤtziich entſtand der Mond, ihm’ folgte Sri,
‘die Söttinn des Gluͤcks, ferner Sur ddeva, die' Göttin
des Weind, dann Orchisrawa, das weiße, gebänfen
Done“ Hferds hierauf zelgte Tich der koſtbare Edelſtein, Kos—⸗
troloh, den Narajana auf der Bruſt trägt, dann erſchie⸗
yien die fünf Balime des Weberfinffes’ und Sarabhl, de
Kuh, welche ale Nahrungmittel gewährt, bie bad Her
wünſchen Tann. Nicht lange nachher entflanben eine zahls
Tofe Menge Mädchen und darunter brei Göttinnen, Latfdır
ni, die Göttin des Reichthums, welche Wifchnu zur Ger
mahlinn nahm, Saras wadi, welche Brama heirathete
und Mude wi, die Goͤttinn der Zwietracht und bes Elende,
| Welche "Niemand wollte. Ihnen’ folgte endlich ber Dämon
Danawandri, in menſchlicher Geſtalt, mit einem weißen
Wefäate vol Amrit a in der Hand: Kaum erblickten ihn
Vie Riefen, als ſie ſich des Unſterblichkeittranks bemächtig⸗
tert, um die Goͤtter vom Genuſſe beöfelben aus zuſchliehen.
er Wiſchnu beruhigte dieſe, indem er ſie aufben Ele
phanten JIradat hinwies, welcher eben aus beit Mer
Aufſtieg. Dieſer nahm aus ſeiner Bruft ein tößtliches Giſt
und es verbreitete fich in einem ſchrecklichem Dampfe übe
‚vie ‚ganze Welt. Altes Tief verwirrt durch einander. "imd
© fa te Hilfe bei Schi. Der "Gott erhoöͤrte die Sitte, et
das Gift in eine Kugel zuſammen und verſchlang ſol⸗
| Hab ste jedoch durch ein Ohr-wieder von ſich und nun
. Verivanbelte fich"bas"@ift in einen boöſen Dämon. Der
Haͤls und die Bruſt Schiwa's aber wurden von dem PR
chen Gifte Blan'gefärht,
-, L
Wiſchnu hatte unterdefſen die Seftatt- der Maja am |
genommen, des reizendſten unter allen Weibern unb bie
\
= 337.
— ee rt ae ern —
— den — —* Röftei’ Tonne: Er ders
theitte ihn hierauf am bie Wätter. Chir} von den Rirfer;, -
— Häger wis’ Bid anvern, miſchte ſich unter die Pr
ter, voch Somite'unb Mond erkannten’ unb verrlechen ühie,
während er tank.’ Da Hhieb ihm Wlfchfiit mit feinet vil.
genden Waffe Ehattä den Kopf herinier Biefer ch
gen Stnnmel‘,'wo”er unfel die‘ Steine viießt iontde,
e ſchön Amrita'gekoſtkt hätte,‘ wähtchl'Ber Leib Tut" Wick
fingen die Erde bi Ehre Srunifenen "Arfefatterte Bin
rang "Be:
Bie ig leſea begannen num aldbiifb einen
Krieg gegen die Eontr, allein fie maßten unterllegen, weil
tdieſe anſterblich —* waren und Nar und' Nari⸗
jang chnen haffe. gener hatte feiert” hünmiiſchen Bo⸗
gen TE der Hanbe bleſtt erinlterte Mh Feines Soodarfan
und ſogleich fuhr die getreue Waffe, vom hohen Hinnnel
gegen die Erde herab. Eine Ieuchtende Spur, ein eben fo
furdtbares ale prachtiges Schauſpiel, bezeichnete ihren
Beh ano wie: net Wuth gerathene Flumme, die Al-
8 zerſtort, erlegte ſie in ſhrem reißenden Lauf unzählige
Rieſen. Bald. führ-fe-gen Himmel, balb fürjte ſie wie -
der auf bad: Sehtachtfelv; mie sein Tiger,’ der begierig- if‘,
feinen Glutdneſt zu ſtitlen. Die Riefen ftrengten zwar vch⸗
le ihre Kräfte an’, die Goͤtter mit Bergen und Felſen fi
zermalnen, vien gahlreich gen Himmel gefchleubert, zerſtreuc⸗
tn Wolken glichen. Mit allen Baumen, die ſie trugen‘,
ſtuͤrzten ſie gleich fürshterlichen Waldfirömen wieder herun⸗
ter," nib "ehe Pe velhichein Krachen ſchlugen ſie an einan⸗
der. Die Erbe vürbe aus ihren Grundfeſten bewegt und
bie Rirſen, von allen Selten gedrängt, ergriffen die Flucht,
die einen‘ ſtuͤrzten ſtch in das Weltmeer, bie andern vers
focdhen‘ ſich in die Höhlen der Berge'und“die Götter vers
folgten fie’ nicht weiter. Die glorreiche Waffe Soabar⸗
fan befänftigte nun ihren Zorn und Iehrte nach dem Him⸗
wel zuruck, von wo fie gekommen war: ‚ Die Götter aber N
L
2
— 18 =
pen Ingem 7 Berg. Pandoz. un. feine Enke. Die
| ten Walfer gogen..(ich-aurärt.. umb ‚enfüllten di
Dimmel mit, ‚fürckterlichem. Gebraige. Yudra und fein
unſterbliches Gefolge nahmen hem fo. themer erkauften Trost
des Lebens und ber, Unfesblichleit unh-übergaben ihn dem
Raxaiana, um.ihe zu ihrem Gebrauche aufzubewahren.
Man fit ſich pergeblich nach einer Erklaͤrung Tiefer wun⸗
derlich klingenden Erzählung; ayı. , Pielleicht enthaͤlt fe
nichts aubens ,.ald eine Symboliſirung der Schöpfung. ud
bed erſten Rampfö ber Naturfräfte unter. fih, ‚wie de
griechiſche Gigantenfampf, verbunden mit der Lehre, daß
die. ewige Gottheit nur dem ungrmaheten Streben und dem
daraus heryorgehenden Sieg die Aagerdlichteit verleihe;
vielleicht enthält fie zugleich. eine ‚Seife. Anbetung. bed Kam
nfes zwifchen dem quten uud. ben boͤſen Prinzipe, de
| — werdet Wa = den sur — erſcheirt.
}
. — Gebaude. —
| Mm Indien finden ſich eine. guoße Menge alte Bar
denkmahle, welche ſaͤmtlich auf: die einheimifche Religier
des Landes Bezug haben uud zum Theil in Tempelgror
ten, d. h. unterisbifchen in Felſen ausgehauenen Tempels,
theils in ſolchen Tempeln über ber. Eude, theils in eigentli⸗
eu Gebauden beſtehen. Alle tiefe Werke. ſiad fa grefan
Hg, daß man nur mit * dichntes Erſtauuen dabei ver⸗
| —— kann.
| Unter die Selfentempel ber erften Urt arhören wet die
auf ber Heinen Inſel Elephante, unweit Bombay, mv
von ber größte.120 Fuß lang. und eben fo breit if. De
Berg, der über der Tempelgrotte ſchwebt, iſt init Pfeile
geſtützt, welche man von dem Felſenberge ſelber hat te
laſſen. An dem Eingange und in dem Tempel allentha
‚ben find eine Menge von Bildern, alle aus. dem Bell
gehauen und von toloffaler Größe. Beſonders zeichnen 14
* ⸗
1
1 —
Ye Figneen des Shan aus, der. in mansicfaligen Ge Ä
falten zum Vorfchein kommt, weßhalb mon auch glankt,
daß biefer Temmel aus. ber Zeit fey, wo der Schiwaismus
in Indien bie herrſchende Religion war. Der Stein, wor⸗
aus dieſer Tempel gehauen iſt iſt eine der haͤrteſten Zu
phyrasten, es gehörte alfo eine lange Reihe von Jahren -
dazu, ihn mit feinen vielen hundert Figuren zu fertigen,
und da ‚manche von dieſen verwittert ſind, ſo iſt auch daß
ein Beweis, daß er eine lauge Reihe. von. Jahrhunderten
beftandent hat. Nicht weit von Elenhante ſüdlich liegt
die Juſel Salfette,. auf welcher. eben ſolche Tempelgrofs
ten, in. noch größerer Anzahl und noch bedeutender ais
bie vorgenannten,..gefunden werben. Ueberall ficht man hier
große und Seine Pagoden (Tempel), Bildwerke, Treppen,
heilige Teiche, freie Pläge, Alles aus dem lebendigen Feifi
gehauen. Der Fels if, ‚berfelbe, wie anf Elephante und die
Kuuf iſt der dort herrſchenden fo ähnlich, daß beide Werfe
iu einen Zeit unp von einem Volke verfertigt ſeyn mögen. |
Indeffen findet man doch hier Iufchriften in. einer gang uns
bekannten Sprache. Auch zu Carli, auf ber. Wetttühe dre
vordern Halbinſel felber, ift eine-folche Tempeigrotie, wefe
de in Hinficht. auf. bie Kunft für bie ‚vollendeifte. gehalten
wird. Man ſieht hier haüpg den Buddha abgebildet und
unbekannte Juſchriften. Die Braminey geben ſie fün ein
Werk der Rakſchas (böſer Geiſter) we en die —
ha⸗Religion iſt ihnen verhaßt. |
Berühmter und befanuter noch And die Grotten von.
Ellore in Borderindien, an den Ghautgebirgen. Hier
iR ein Felſengebirge in der Form eines Halbkreiſes, deſſen
beide Enden über eine halbe Meile von einander entferngt
find, In dieſem ganzen Umkreiſe ſind die Selten allenthal⸗
ben zw Tempeln ausgehölt, oft in zwei und drei Stodc⸗
werfen über. einander, welche zum Theil in Berbigbuug
unter fich fiehen, zum Theil durch Zwifchenraßme, getrennt
find. Die meiften Gottheiten Judiens, we nicht alle, ſchei⸗
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nen bier ihre KLemdel zu Naben; #6 ab atfd "ein Wünltheon
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kraͤftigern Menſchenwelt zu ſeyn, als die heutige in Ins
dien befindliche iſt Aber wenn man ſich auch bie’Ftäftig.
Ten und lebendigſten Menſchen denkt, ſo lehrt der Anblick
dieſer Wunderwetke, daß eine’ Reihe von Jahrhunderten
Bazu gehört habe, fie hervorzubringen. ° Die Braminen ber
hanpten, fie feyeu vor 7894 Fahren, alfo 1900 Jahre vor
dem Anfang ps’ gegemärtigen Weltalters begonnen wors
. den und bie ihmfichtigften und vedltdften Forfcher find ges
neigt, ihnen aus befriedigenden‘ Grlinden, "Glauben zu
fhenten. ° — ze
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ine audere Aei ‚von alten. —* Hu felde, vie
buch „Bearbeitung ber. Auffenfeite ber Felſen gebildet: wura,
den. Darunter fl find ver allen bie ſieben Pagoden zu
Mavalipuram, unwen Mabras, zu bemerken . Diefe,
alten. Deukmahle. fcheinen bie Ueberreſte einer ‚großen. Stadt,
zu ſeyn, deren „größter Theil vor Alters pom Meer vers.
ſchlungen worden, indem. man, zur Zeit ber Ebhe viele,
Spigen von Gebaübden. aus dem Meere fidh erheben ſieht.
Uehrigenä kennt man, biefe Ruinen noch wenig, da fie ein.
gefährlicher Aufenthal⸗ von Tigern und Schlangen. find.
Man ſieht hier auch eigentliche Bauwerle, Mauern von,
Steinblödten, bie. regelmäßig über einander ‚gefchichtet find,
und ganze Hügel yon Badfteinen. Wiſchnu und Schi⸗
wa fcheinen hier gewaltet zu haben, beſonders aber ift es
ber erſtere in feiner Verkörperung als Kriſchna, guf
2
den ſich viele Inschriften ‚beziehen. , Doch gieht ed auch,
hier bergleichen, bie Niemand mehr leſen kann. Nach ei⸗
ner Sage der Braminen hat hier der große König Bali
(wovon Mavalipuram, bie. Stadt des großen, Könige,
ben Namen habe)- gewaltet;. ſpater babe, fie Krifchna er⸗
obert und die Einwohner, Schiwahbiener, gezwun⸗
gen, den Wiſchnukult anzunehmen. Die Stadt. fey une
ter dieſem Regenten und, feinen, Nachfolgern in hoher Blür
the gefkanden, zuletzt — — ein —— —
worden. Et a a
di⸗ eigentlich erbauten Tenpel * Indier haben alle
wehr
bar. Die’ meiften find -dyrch den Fangalismus der In Ins
dien eingedrungenen Mühamebanek mehr oder weniger zer⸗
körk, viele gänzlich. vernichtet. worden. Ohzgleich fie jun⸗
ger ſind, ‚ale. bie. vorher beſchriebenen, ſo verrathen doch |
viele ein ‚hohes, Alterthum. Der beruhmteſte ‚unter {he
nen iſt der * V Iagarnaut, (ein Beinaie bed
Kr iſgs —
4
die Porgmidenform, aber fie find wicht ‚alle, gleich, viele
* ‚du Fortfchreiten der. ‚Kunft in, ihnen ehr ſi fi Du.
aus er gerpbe ift) am Rorpenbe von.
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I,
!
— ‚143 —
Kirowianbet, welche wegen Ihrer Karbe den’ Yemen
der fchwarzen Pagode führt. Diefe Pagode kat bie ges
. wöhnliche Pprantidenform und iſt 344 Buß ho. Das
Materiale beſtrhet aus ſchönen Granttbloͤcken, von wel⸗
chen noch in einer Hoͤhe von 150 Fuß viele zu fehen find,
vbie 16 — 12000 Kubikfuß enthalten. Welcher Werkzeuge
man fich bedient haben mag, um ſolche Maffen ſo Huch
hinanf zu btingen! Die Brüche, woraus biefe Steine ges
dommen ‚find, Hegen 68 Stunde von: bem Tempel ents
fernt, und man hat ed fehr wahrfcheinlich zu muchen ges
wußt, daß an bemfelben brittehalbtaufend: Jahre gebaut
worden fey. Noch heut zu Tage iſt die Stadt Jagar⸗
nat, bei welcher diefe Pagode: ftehet, eine der wichtigften
in Indien, denn auf achthundert Meilen weit wird fie von
Andaͤchtigen befucht, beſonders zur Zeit des großen Wa⸗
genfeſtes, wo der Gott auf dem großen Feierwagen her⸗
umgefahren wird. Bei biefem Helfigthume waren fonft
3000 Braminen angeftellt, die ihren ganzen Unterhalt, " fo
wie die Kuften zur Erhaltıng des Tempels und bed Bots
exesbienſtes, von den Pilgrimen bezogen. Aufferbem find hier,
wie in Allen Hindutempeln, eine große Anzahl Dewebas
fl, Tempeldienerinnen, junge ‚Mädchen, welche von ihren
Eltern den Göttern geweiher find und von den Braminen
. Mt ihrem Dienfte gebraucht werden. Nach ber Angabe ber
Braminen ift diefe Pagode im Jahre 400 bed Kali⸗Jug,
‚d.h. 2700 Jahre, oder nad einer andern Berechnung,
. 617. Sahre vor Chriſtus vollendet worben ‚ woraus zum
wenigſten das ſich ergiebt, daß ſie eine der älteften in Ins
dien tft. Vielleicht find bie Nebengebaüde fpäter und im
verſchledener Zeit daran gebaut. worden.
Verbinden wir dieſe Denkmahle der Ban⸗ und Bild⸗
= kunſt in ihrer Größe und Pracht mit den ſchoͤn oben ges
- nannten Denkmählern der Wiffenfchaft, fo müffen wir ung
. Aberzeugt halten, daß Indien ſchon auf einem fehr hohen
en von Cultur Ar haben wuſſe eunnveder vor
4183 =
unfeer" Beitediiiug, is
Geropa uf ünfingen, fine Seſchihte m — —
Religion. und Gattus der alten Ae gyyten
Es if fein anbered Band in der Welt, über beſſen
Religion man. fo. widerſprechende Vaqhrichen — als
das ber Aegppter.
Das gemeine Volt 'war noch in ben — Se
bem affergröbften Gotterdienſt ergeben und betete nicht mut‘
den RE, als den Hauptwohlthäter des Landes an, ſon⸗
dern auch eine Menge von Thieren, und es machte feine
Unterfihteb, ob ein ſolches wohlthätig oder ſchädlich war.
Abet darin Herrfchte ein Unterfchied, daß nicht überall bie
felben Thier verehrt‘ wurden, fondern in einer Provinz,
ja in einer Stadt der Ochfe, in ber andern ber Bock, der
Hund, das Erocodil u. u. a; m. Halfig trugen —
dieſe Orte die Namen von den ihnen heiligen Thieren. Ren
ben dieſem Thierdienſte herrſchte zugleich ber Sternenbienft
und der Menſchendienſt; aber bie Weiſen der Nation erhoben
fih hoch über has. Bolt, und es find fidhtbare Spuren eis,
ner reinen Gontteölchre vorhanden, der Lehre von ei⸗
nem Wefen, dad durch feine Macht und Weiss ’
heit au freiem Willen Urheber, Erhalter und
Negent der Welt fey, aber zu erhaben, ald daß
ed von Menfhen begriffen werden könnte. ‚Uns
ter dieſen Umſtaͤnden war eö fein Wunder, daß man bie
Religion ber alten Aegypter zu gleicher Zeit ald den Ita
begriff aller gotteswürdigen Weisheit. hoch erhob und ala
den Zufammentrag alles denkbaren Aberglaubens eben ſo
tief verachtete. Zwar haben denkende Männer zu aller Zeit
nichts unterlaffen, um in diefes Duntel Licht zu bringen; 3
aber fie haben gewöhnlich darin gefehlt, daß fle vorder⸗
ſamſt ein Syſtem aufſtellten und bie gefünbenen Chatfas
den dieſenn Syſtenr⸗ — wollten ; wenn — der
ie behaupeete, die — ge
als die dan fe; e
einen Gegenſtanb aus der bibliſchen Gelchichte darin, —
GSündfluth; wenn der eine lehrte, die alten Aegypter haͤt⸗
ter einen allmaͤchtigen uud ſelbſyſtaͤndigen. Urheber per Welt
geglaubt, aber die Eingeweiheten hätten ſich nur zu bie
ſem Glauben: erhoben, das Bolt fey der Vielgätterei- bins
gegeben geweſen, fo wollte ein anderer biefe Meinung woch
firenger durchführen und behauptete, die verfchiebenet und"
mannicfalfigen Götterwefen ſeyen aus. eben fo. viele-Nas
meu der Eigenfchaften, eines yud.beijelben ewigen Weſetzs;
wenn ber Eine in der, ägyptifchen. Mythologie. nichts. als
Katurbienft und Zeitrechnung fand, ſo wollten ‚andere
nichte ald Aſtronomie und Aſtrologie darin finden. and.
noch andere, fahen. ‚unr Geſchichte „barin, erklärten ale
Gottheiten für, hiſtoriſche Perſonen und Die — Ägpptis
Me Religion für Heroendienft. E
"ur nicht wenig ſchwierig, aus dieſer —
— herauszuifihben und eine klare Anſchuuung der aͤgypti⸗
ſchen Religion" zu "erlangen; in gewiſſer Beziehnung wird
vus immerhin unmöglich‘ bleiben. "Art Nachrichten aus A
ghpten felber: fehlt es und gänzlich” und die, welche "und
von Freinden überliefert find, haben viel: Mangelhaftes;
denn wenn die' meiſten nur mit befangenem Auge das ägyp⸗
tiſche Religionweſen arigefehen und ſelten ohne Vorurtheil
Pie Nachrichten, nie fie erhielten ; aufgefäßt haben, fo if
fein einziger ju nennen, der eigentlich nur die Abficht ges
habt hätte, "das Religionſyſtem der’ Aegypter zu beſchrei⸗
Ben, alle haben gölegenheitlich umb’beilditfig dieß und das
Darüber, berichtet.: Glucklicher Reife kommt und Hoc die
Geſchichte zu Httfe, und liefert uns gewiſſe Thatſachen,
auf welche wi'und ſtützen und ‚auft(ärende Unterfuähuts
ser anſtellen können. —
Vvirodot fügt, die Aegypier hätten vhei Claſten von
Göttern are, even, bie ‚exe, acht, die — Aa
—
Ä — 145 —
Bötterwefen enchalten hätte, die delite eine große Schuut
von Goͤttern, wäre von der zweiten⸗Euſſe erzeugt gs
fen. Darüber müſſen wir und zuerſt werfländigen und wol⸗
len und von einem fchärffinnigen Alterrhzumsforſcher beceh⸗
ren laſſen, welcher fagt: Die Religion der Aegypter war
fabi fe, welches nicht anders zu ertdarten war won eindifl
Volke, deffen Priefter von undenflichen Zeiten: her mit fd
vielem @ifer den Himmel beobaditet haben. --Die ängypti⸗
{hen Priefter gingen, wie bie: babyloniſchen, von Hiero⸗
glyphen aus, auf welche die bifdfiche Darftellung bes Alm -
meld won ſelber führte; aber ſie bildeten nicht bloß, wie,
ieme, lebloſe Hieroglyphen ab, ſondetrn machten auch Is
bendige Thiere zu hierogipphifchen Bildern und vermehrs
ten dieſe in der Folge immer mehr: Schon zu Joſephse
Zeiten hat es in Aegypten einen eigenen Pridfterdrden ges
geben, ber die Bilderſchrift auszulegen: verſtand, und: aid
Mofe auftrat, wurden in Aegypten heilige Thiere gottlich
verehrt: Dahiri deutet das Verbot "I: Moſis im Namen Je⸗
hovah's, daß die Israeliten fi durchaus kein Bild von
irgend einem. Thiere oder ſonſt einem Geſchopfe machen
und anbeten ſollten; davon, ſetzen wir hinzu, überzeugt
uns der Umſtand, daß die Jsraeliten, als Moſe vierzig
Tage auf dem. Sinai verweilte, und das Volk ihn und
den von ihm angelündigten Nationalgott für verloren ach»
tete, ſolches ſich alsbald das Bild eines Stieres, des
*
PL 4
Apis, aufſtellen ließ, um nicht. ohne Schußgott zu feyn.
Ferner fagt Herodot, die Aegypter hätten auffer vie⸗
len audern Dingen auch dieß ausgedacht, welchem Gott
jeder Monat und jeder Tag eigen wäre, und darauf bie
Regeln des Nativitätftellend gegründet; bad heißt mit ans
dern Worten: Jeder von den fieben Wochentagen, und jes
ber von * wvotf Monaten hatte bei den — ſei⸗
3
*) 6. Moſ. 4, — 19. : =
1. Band, i 10 :
N —
EEE ie,
Romer ihren Galender von ben Aegypiern gelerut hatten,
noch heut zu Tage aus dewfelben erſehen, denn einige ſind
ſogar in ben beutfchen Caleuder übergegangen, als Sonus
109, Mondtag x. Es waren alfo: die uralten fieben
Planeten, worunter andy bie Sonne gezählt war, mit ber
Erde, welches fpäterbin bie Ptolemäifche Weltorbnung ges
wannt wurde. Dieß find nun die acht. Götter. ber erſten
Cine bei den Negyptern, nad) Herodot. Diober von Si⸗
| cilien zähle ihrer nur fiehen und. läßt die Erde weg. Die
gweite Elaſſe enthält fopaun diejenigen, von welchen bie
zwölf Monate regiert und benamt wurden, d. i. bie zwölf
Zeichen des himmlifchen Thierkreiſes. Der erſte Darunter
war Thot, d. i. der Hundsſtern, von welchem das Jahr
‚und die Hundsſternperiode, die hei den Aeghyptern die Fine
fchaltungperiode war, anfing und benamt wurde; einen
andern überfeßt er ins. Griechiſche und nennt ihn Heras
Mes un Endlich in der dritten Claſſe landen Oſiris,
Dionyſos, die Sonne, das Sonnenjahr, und Iſis, der
Mond, der periobifche Mond, ſamt allen Übrigen, die mit
2 Zür die Wißbegierde fegen wir die Elaffitation diefer Got⸗
ter des erſten und zweiten Ranges. bieber. ..
Die acht Götter der erften Staffe find:
») Mendes, Pan, 3) Rempha, Phänon, Saturnus, 5) Pigens,
Phaston, Jupiter, 4) Ektoſis, Pyrois, Mars, 5) Pire,
Helios, Sol, 6) Surot, Phosphorss, Venus Catona),
73 Piermes (Anubis), Hermes, Wercurlus 8): er Se⸗
lene (39), Lura. — *
Die zwölf Götter ber zweiten Stäffe:
1) Thot, Thouth, Taaut, 2) Paodfi, Phthes, 3) Ather,
Ather, 4) Ehoiab, 5) Tobi, Typhon, 6) Mair, 7) pha⸗
menoth, Harpofrates, 8) Pharmuthi, 9) Pachon, "Herakich,
Pr On, Delieh, 11) Eriodi— an: 13) are
abiri.
—R
— 147 — ⸗
ihnen in gleichſam leiblicher Verwandſchaft ſtanden; md
das war wieder ganz natürlich, denn aus den zwölf Mo⸗
naten entſtand das Sonnen» und Mondjahr und alle ans
bern Erſcheinungen beöfelben. Urſpruünglich hatten die Ae⸗
gypter nur ein Mondjahr; aber durch die Beobachtung des
Himmels kamen fie auf ein Sonnenjahr von 360 Tagen;
in der Folge kamen noch fünf Tage dazu, Thot fpielte mit
dee Iſis in Würfeln und gewann ihr fünf Tage ab, und
fo bildete fich noch fpäter dad Sonnenjahr aus, wie ed im _
unſerm Julianiſchen Ealender heut zu Tage ſtehet.
Anffer dieſer Staffifitation der ägyptifchen Gottheiten
durch Herodot giebt ed andere Darftellungen, welche mehr
oder weniger mit derfelben zufammen fallen und von ihr
abweichen. Manethd nennt ald Götter und Halbgötter,
welche einft über Aegypten herrfchten: Hephäftod, He⸗
lios, und beffen Sohn Agathodämon, Kronos, -
Dfiris, Iſis, Typhon, Horus, Ares, Anubis,
Herakles, Apollon, Amun, Titoes, Sohuß, Zeus.
Diodor nennt, als erfle und ewige Götter, Ofiris und '
Iſis, welcher erite ihm auch Dionyfos heißt, Sirius:
und Phanes. Daneben fpricht er von fünf zur Welt-
fhöpfung gehörigen Theilen, nemlich Aether, oder Zeug,
Feuer oder Hephäftos, Erde oder Demeter, Wafs
fer (Okeane) oder Nil, endlih Luft oder Athene
Hierauf folgen Bergötterungen, gleichfalls mit griechiſchen
Kamen, welchen wieder ägyptifch genannte zufammen gehds “ _
ende Weſen untergemifcht und einzelnftehende angereihet _
werben. Unter biefen iſt Herakles, bloß als Feldherr
aufgeführt: Aber es giebt noch andere ägyptifche Gottheis
ten, welche von biefen Schriftftellern gar nicht genannt
werben, wie 3. B. Harpokrates, Rephthys u. a. m.
Schon in den alten Zeiten hat man ſich Mühe geges
ben, das Berhältniß ausfindig zu machen, im welchen dies
fe Götter zu den im Yegynter » Lande angebeteten Thieren
'10* "
_ 18 —
Randen. Diodor uud Plutarqch os fegen: Die Gitter
wanbelten in uralter Zeit in Gehalt der Thiere auf ber
Erde umher und wurden fobaun in biefer Seſtalt verehrt;
oder: Die Yegypter, welche fräßer in unregelmäßigen
Hanfen fochten und darüber. öfter geſchlagen wurden,
führten in ihren Kriegen die Bilder von Thieren, auf
Gtangen anfgefteft, ein, um die zufammengehörenden Hau⸗
fen zufammen zu halten; ba fie nun fo ter den Sieg bas
von trugen, fo fchrieb dad Boll den Thierbildern, ober
deu Thieren, den Sieg zu und verehrte fie deßhalb. Gier
cero fagt: Die Aegypter haben nur diejenigen Thiere gött⸗
lich verehrt, welche ihnen wohlthätig waren; wenn fie aber
Erocodile und andere fchädlihe Thiere aubeteten, fo ges
ſchah ed aus Furcht, die aber fo wenig ald Dankbarkeit
zur Heiligkeit verhelfen konnte. Andere fepen hinzu, man
habe die Thiere nicht ale folche, ſondern als Siunbilber
der Götter und ihrer Eigenfchaften verehrt, mauche aber
auch darum, weil fie gewiffen Göttern Dienfte geleiftet
hätten. Auch die neuern haben dieſes Berhältniß der Göt⸗
ter und ber Thiere auf mannichfache Weiſe zu erHlären-
geſucht; man hat behauptet, der Thierbienft fey nicht eine
unmittelbare, fondern bloß eine mittelbare Verehrung der
| Göͤtter gewefen, ein fehr feharffinniger Forſcher aber bes
hauptet, die Thierzeichen wären bei den alten Aegyptern
bloße Kalenderzeichen, geweien, wiewohl bdiefe Meinung
nicht vollfländig genug begründet if. EN
Ob die Aegypter Herven gehabt haben, if eine noch
im Streit begriffene Frage. Herodot giebt ausdrücklich den
Perſeus ald das einzige Beifpiel von einem folhen an,
und behauptet mit bürren Worten, auſſer ihm hätten die
Aegypter keinen Heros weiter gehabt. Nichts deſtoweniger
hat es nicht an foldhen gefehlt, welche behaupteten, die
Mythologie der Aegyptert ſey größtenteils aus einer Sa⸗
ge von ihren uralten Sönigen entflanden; wenn daher auf
diefe Weife ihre Fabelgeſchichte zu einer Culturgeſchichte deö
ON
N
— 19 —
feikheften‘ Menſchengeſchlechee wird, ſo hätten fe Freilich
wenig ‚andern, als Hervendienit gehabt. Divdon, der eine:
gedoppelte Sage von den Göttern Aegyptens aufſtellt, de⸗
ren. erſtere die Hülle eines Syſtems von Weltſchöpfung iſt,
giebt in der zweiten die Einleitung zu einer foͤrmlichen Eul⸗
turgefchichte. Er erzählt: In Aegypten ging: bie: Sage: von
fünf-nrealten Göttern, die auf der Erbe in Geſtalt heili⸗
ger Thiere erſchienen, zuweilen auch in Menſchen und an⸗
dere Geſtalten ſich verwandelnd. Bon ihnen, ſtammten Er⸗
denſöhne ab, ſterblich an ſich, aber durch ihre Weisheit
und Verdienſte zur Unſterblichkeit erhoben. Einige doerſel⸗
ben waren Könige. in Aegypten, und manche ihrer Namen
find griechiſch andere agyptiſch. Die vorzuglichſten find
Helios, auf welchen Hephäftes folgte. Nach biefem
regierle KRronos und zeugte mit feiner Schweſter Rhea
Zeus und Here. Von diefen flammen bie fünf Götter,
Dfirts, Ifis, Typhon, Apollon, (Aruenis) und
Aphrodite ab. Man fieht aus den. Ramen fchon, wie
bier dad Aegyptiſche mit dem Griechifchen vermifcht und
dadurch ſeiner Eigenthümlichkeit entxückt worden iſt. Kann
man nun auch alle dieſe Namen ‚nicht: zu Heroen der
Aegypter machen, kann auch Perſeus nicht fo eigentlich
ein ãgyptiſcher Heros genannt werben, da die Aegypter
felber erzählen, daß er nur durch ihr Land hindurch ge⸗
wandert fey; fo iſt doch unftreitig Sefoftrie (Reſo o⸗
fi8,), ein Name, der Alles in ſich vereinigt, was zu ei⸗
nem Heros ‚gehört.
_
Scofne wich der Sohn und Nachfolger bei ER |
etwa 1260 Jahre vor Chr. genannt, ein großer Krieger,
nad) den Vermuthungen neuerer Chronologen, ber nemli⸗
de, au deſſen Hof Mofiß- erzogen iſt. Der Sage nad
wurde er, nebſt mehren, an bemfelbigen Tage mit ihm
gebornen Knaben planmäßig: erzogen, und zum: Krieger ge⸗
bildet 3’ machte, fobald er erwachfen war, ungeheure Züge
zu Waller und zu Lande, nad Arabien, Lybien,
94 r
[4
— 150 —
Arien, Indien, bis an ben Ganges. in Diem md
den Tanais im Welten; legte in der Gegend: des nach⸗
herigen Kolchis eine aͤgyptiſche Kolonie an, und nach
feiner Rückkehr orbnete er das Innere des Reich, theilte
Aegypten in ſechs Romen, das Boll in Elaffen (Kaſten),
bauete Teinpel, führte Dämme auf, ‚legte Eanäle an und
30g eine lange Mauer von Pelufium bis nad Helios
yolis, um fein Reich gegen bie arabiſchen Nomaden w
fchüten.
Hat Saoſteis wirklich in Aegypten gelebt und Gro⸗
Bed ausgeführt (woran faſt nicht zu zweifeln iſt), to iſt
feine Geſchichte, durch die vergrößernde, erdichtende Tra⸗
dition, durch falſche Deutung der Hieroglyphen, durch
Uebertragung der Thaten unbekannter Fürſten und Helden
auf ihn, den berühmteſten, ſehr fabelhaft geworden. Von
ihm wird eine Reihe von Regenten abgeleitet, die ſich als
Erbauer der Obelisken und Ppramiden berühmt ge⸗
macht hat.
Auch Oſymandias wird von Einigen unter die
Heroen der Aegypter gerechnet, und für einen Sohn des
. Mörid ausgegeben. Held und Krieger und großer Staats⸗
mann, wie Sefoftris fällt fein Mythos zum Theil mit dem
dieſes Mannes zufammen. Nach Diodor war in den Rui⸗
nen bes Pallafted, die jegt noch fliehen, eine Halle, in
welcher ein fteinerner Ring aufgehangen war von 365 Efs
Ien im Umfange. Jede. Elle, fo deutet man nun, ftellte
‚einen Tag vor, der Aufs und Untergang. der Sonae war
genau auf dem Ringe bemerft.. Ofymandlad war demnach,
wie mehre andere, nichts weiter, als ein Kalender » Gott,
und da fein Name, wie man behanptet,. "redender
Stein” bedeutet, fo hält man ihn auch für eind mit dem
berühmten Memnon, deſſen koloſſales Bild in der Wüste fie
het und, beim erften Strahl der ——— der auf
fie — einen ‚son, von fid) gab.
no.
— 115
eich und Wärme von oben machen ben geiftigtobten
Menfchen zum rebenden, zum lebendigen, denkenden und
empfindenden. Gewiß ein ſchoͤnes Bild!
Unverkennbar ſind die Spuren — Syſtems vorn
Vernunftreligion bei den Aegypten, die, wie überall, aus
Spekulationen über. die Sntftehung der Welt hervorging.
Eine foldye Spekulation hat und Diodor aufbehalten ; als
lein fie ift dermaffen mit griechifchen Borftellungen vers
mifcht und verfchlungen, daß wir fie unmöglich für Agype
tiſch erfennen können. ine andere trägt dagegen weit
mehr dad Gepräge der: ägyptifchen Originalität. Die Nacht,
fo heißt ed, war zuerft, und dieſe gebar das Ei des Welt⸗
alls, das unerleuchtete, ungefonderte Ganze bed Himmels
und der Erde Da ed nachher erleuchtet, Himmel und
Erde gefondert ward, da fprang das Ei, da warb bie
Eierfchale. Das Ei aber fprang durch Das Licht. Phthas,
der Scheinende (her griehifche Phanes) iſt der Erſtge⸗
borne, der AHordnende, der Schöpfer bed Sichtbaren, ber
Ordner der Welt durch Hauch und Ficht, und da er wies
fachen Gefchlechtd- it, Allerzenger und Allgebärer zugleich;
denn er iſt innig “vereint mit Neitha (Athenä, die
felbft dem Namen nah von ihr entſtanden feyn fol), er
Mann und Weib, fie Weib und Mann zugleidy, er haucht
und fchafft, fie weht; aus Velden warb Alles, aus Urva⸗
ter und Urmutter. Nach der Nacht alſo Ticht; nach dent
Licht aber entftand bie Sonne, bie, obgleich die Mutter
des Lichte, doch fpäter erfcheint, als biefes. Aber auch bier
über den Weltfchöpfer, Demtürg,- herrſcht wieder Unei⸗
nigkeit, einige nennen ihn Phthas, aubere Kneph, noch
andere laſſen dieſe beiden vereinigt, Phtha von Kneph ges
boren ſeyn; wieder andere heinen Amun (Ammon),
Nertha, Iſis, Ofirie, Serapis, Eikton, Emeph
als oberſte, allwirkende Gottheit. Nach Plutarchs Erzaͤh⸗
lung waren: die Bewohner von Thebais frei von allen
Anflagen * aa ber heiligen’ Thiere; warum? ‚fie
v
— 40: —
— keinen ſichtbharen Gott, fandern verehrten guenh,
ben, Ungebornen und Unſterblichen. i
Nene und Alte reden hier von zwey verſchiedenen Gat⸗
tungen von Theologie bei den Aegyptern, ber einen für
dad Bolt und einer geheimen, welche nur ben Weiſen in
den Myfterien mitgetheilt worden fey. Nach biefen My⸗
ferien hatten die Aegypter nicht bloß einen hochſten Gott,
als Werkmeijier der Welt, erfannt, fondern auch moralis
fche Eigenfchaften beffelben, und and; von biefer Seite eis
ven, Einfluß auf die Menfchen, welche früher mit ber uns
u erichaffenen Gortheit den Aufenthalt der hoͤchſten Glückſe⸗
Üigfeit bewohnten, allein um begangenen Frevels willen ver,
Koßen und zur Strafe an den finnlichen Leib gefeffelt wurs
ben, Durch Zugend allein kann das verftoßene Geſchlecht
wieder zu ihm gelangen; darum iſt der Zweck des menſch⸗
lichen Dafeynd Seelenreinigung. Nach dem Sterben wird
üper bie unfterbliche, Seele Gericht gehalten. In Berbins
= dung mit dem Körper fteigt fie zu dem Richter der Unter,
welt, Serapis (Oſiris) hinab und lebt dort in dem
Maße felig, in welchem fie hier tugendhaft war. Zerbricht
endlich ihr. Körper, vor Alter mürbe, fo geht fie wieder
auf die Oberwelt, in die Leiber der Xhiere, welche fie,
vom unterften. bis zum höchjten, nach und nach belebt, bie
fie, nad) 3000 Sahren, ‚wieder in einem menfchlichen Körs
ner, zurüdfehrt, Wer, wenn er biefen Kreislauf breimahl
durchlaufen hat, rein vor dem Zodtenrichter ſtehet, erfreut
- fh der ‚ewigen Wohnung in. den Iuſeln der Seligen bei
‚den. Göttern, Menn.in dieſen Lehren Aehnlichkeit mit den
Ideen der Platoniker, ſich findet, und einige daraus fols
gem. wolien, Daß, bie Religionphilofophie der Aegypter, die
und eben. durch Platoniker überliefert wurde,verfälſcht
worden fen; fo behaupten dagegen andere mit eben dem⸗
jelbigen echte, Platon habe bei dem metaghpftid Iheolo
— 5
Philefoppie zum Grunde „und ber Welt — ** ſich an
— 153. —
die. Ideen der alten Agyptiſchen Philoſorhen angeſchleſſen.
So kann man denn alſo die aͤghptiſche Theologie entwe⸗
der aus der Geſchichte, oder aus der Natur und Beſchaf⸗
fenheit bes Landes, oder aus bem Landbau, ober aus der
Aſtronomie ‚oder der Philofophie herleiten. Allein von.als
len daraus. abgeleiteten Syſtemen iſt keins garz richtig,
obgleich fie alle mehr oder ‚weniger Wahres enthalten. |
Man würde fich aber wieder fehr taüſchen, wenn mau ans
nehmen wollte, man bürfe.nur das Haltbare von allen
diefen Syſtemen herausnehmen, um die wahre Aufklärung
über, die ägyptifche Religion zu erhalten; denn man fommt
auch auf biefem Wege nicht weiter, als zu der Ueberzen⸗
gung, baß alle biefe verfchiebenen Syſteme mit einander;
in ‚einem gewiffen Zufammenhange ftehen, und damit müſ⸗
fen wir und begnügen. Soviel iſt richtig, daß alle diefe
Erflärungarten hiftorifche Zeugniffe für. fih haben, ‚Zeuge.
niffe, deren Gültigkeit jedoch zulegt auf der Glaubwürdig⸗
keit ihrer Urheber beruhen. Herodot, der Erſte, der
uns Ueberlieferungen macht, hat großes Gewicht, indem
er ſich ernſtlich angelegen feyn ‘ließ, bie Wahrheit zu er⸗
forſchen, feine, Nachrichten aus. den erſten Quellen, den
ägpptifchen Prieitern, ſelbſt nahm, und in vielen Stelfen-
ale Augenzeuge fpriht. Auch, Diodor, fobald er aus
eigenen Beobachtungen erzaͤhlt, verdient allen Glauben,
doch weniger, wo ex bie Erzaͤhlumgen anberer wieder giebt;
‚oder and andern Onellen fchöpfte, denn diefe Quellen find
nicht mehr bie heiligen Schriften der Aegypter, als welche
nieht -mehr vorhanden waren, fondern anbere. Schriftitels
ler, welche die heiligen Bücher ale ihre Quellen nennen.
Ein ſolcher ift der gedachte Manetho, von welchem wir .
nur noch Bruchſtücke haben; er hat unter Ptolemäus Phir
ladelphus H, gelebt und zeigt burchaus, wie man damahls
bei der Darſtellung ber.ägyptifchen Religion und Religions
philsſophie in griechifche Vorftellungen einging. Plutardy,
fo ſehr auch zu feiner Zeit ſchon fowohi die aͤgyptiſche,
als hie griechiſche Religion unter einanber- gemiſcht und.
—
—
= m —
baburch Hs zur unkenntlichtelt zerrattet waren ; "par doch
viel urſprunglich Aegyptiſches, wiewohl er ſelber nicht im
Gtande war, das eigentlich Urfprüngliche von den frem⸗
den Zuſaͤtzen ˖ zu ſondern. Aber {m it noch ‚viel mehr zu
. trauen, als feinen fpätern Schülern, Jamblich, Por⸗
.. ahyr, Plotin, wenn ſchon ihre Zeugniffe durch die vers
ſchiedenen Kirchenväter unterfiügt werden, befonberd des
Glemend von Alerandrien, welcher felber, als in
Aegypten geboren und- erzogen, für ganz glaubwürdig ges
halten wird. Biel fpriht man auch von den bermetis
fihen Schriften, einer Sammlung, welde aus Hieros
glyphen, won Thot oder - Hermes auf Stein gegraben,
in hieratifche Schrift Adergetragen waren. Aber bie alten,
u eigentlichen hermetifchen Schriften, find verloren gegan⸗
| gen, an ihre Stelle find andere getreten, die denfelben
Namen führen. Bor dem vierten Tahrhundert chriftl. Zeit
rechnung fol feiner dieſer Auffäge vorhanden gewefen feyn.
» Sie enthalten aber chrüftliche und altägyptifche Ideen unter
einander geworfen und in platonifcher Sprache dargeftellt.
Diefetbe Befchaffenheit hat es mit’ der Schrift des foges
nannten Horapollon, einer Erklärung ägyptifcher Hies
roglyphen; der Verfaffer der Schrift fol zur — des Kai⸗
ſers Theodoſius gelebt haben.
Dieß ſind die Quellen, aus weichen die Rachriäten
über die alte ägyptiſche Religion gefchöpft werden. In
ihrer Art alle glaubwürdig muͤſſen fie nur jede nach ihrer
Art befondersd. behandelt und benrtheilt werben. So viel ge⸗
het aus: ber. umbefangenen Betrachtung derſelben hervor, daß
bie ägyptifche Religion bei weitem nicht fo abgefchloffen war,
dag fie nicht von: Zeit zu Zeit fremde Ideen und Worſtel⸗
lungen ‚aufgenommen und folche in ber Folge ber Zeit wies
ber als altaͤgyptiſch ‚dargeftellt hätte. . Wenigftens iſt ſoviel
als ganz 'entichteben gewiß anzuſehen, daß bie aͤgyptiſche
Gotteslehre durch Umdeutung der. Priefter nad): einander
| phpſikaliſch, aſtronomiſch, hiſtoriſch, philoſophiſch geworden
N '
— 155 —
FRE URN Was war RER EEE
rer urfprünglichen Geſtalt? nimmermehr mit Entſchieden⸗
heit beantwortet und nur ald wahrfceinlich angenommen
werben faun, Daß auch bie ägyptifche Gotteslehre von den
einfachften Anfänger begonnen habe und vom Fetiſchis⸗
muß. zum Thierdienſt, von ba zum Anthropomiorphismug ,
dann zur aftroupmifchen und endlich aur philoſophiſchen
Theologie — 1 5
| Bir kommen nun auf bie einzelnen Goͤtter und
Göttinnen:der Aegypter, denn hier, wie in andern als
ten Religionfoftemen, ftehet dem männlichen Principe haü⸗
fig ein weiblicyed zur Seite, von: welchen eind für das
andere gilt, weil die hHervorbringende Natur eine ges
boppelte Kraft en die erzeugende und die Be äs
rende |
Amun, ober ——
Die Grundlage aller ägpptifchen Religionphiloſophle
iſt Amun, das ewige Lichtweſen, welches das Verborge⸗
ne an das Licht gehen ließ. Er iſt aber ein Erzeugnis
der fpätern Zeit. Seinen Hauptfig hatte er zu Thebe,
welche: deßhalb auch No⸗Amun, Divspolis, Gottes⸗
ſt a dt hieß. Die Prieſterkaſte aus Thebe ſtiftete, in Ge
meinſchaft mit der von Meros, das Ummonium in
ber Lybiſchen Wüſte, dad durch Aleranders des Großen
Zug. dahin am weiſten Berühmtheit erkangt hat. Die aͤgyn⸗
tifchen Sagen bringen den Amun mit Herakles und
Dionyſos in Verbindung und daraus erflären fich viele
Ieicht am leichteften, fein Widderkopf, feine Widderhorner,
feine Widderopfer. Hörner, fo deutet man ſchon üb,
bedeuten Glanz. und Strahlen, aber Widderhörner babem
noch feine Richtung nach auffen, fondern winden fich zum
rück nad ihrem eigenen. Mittelpunkte; d. h. nun: Amumu
iſt das ewige Wefen, in ſich ſelbſt verianft und verbore
—
— 158 —
gen — ehe er ſich noch nach auſſen Heart. ED
tabrama der Indier, der in die Herrlichkeit feines eigenen
Seyns verfimten iſt. Bom-Dienft des Amun erzählt: Dior
bor: Die State des Gottes, niit Edélſteinen geſchmuckt
würde im einem gofdenen Schiffe von tiner Schaar Pries
ſter herumgetragen und die begleitende enge ſaug ihm
Summen. As weibliches — — — zur — Em
ftelt werben
Athor, oder Athyr, CAphrodite
eine von den zwoſf Gottheiten, oben, Monatsnamen der
Aegypter. Einige finden in ihe die Macıt, andere ‚das
Chaos. Bie iſt das Symbol der -Natur, and welcher Als
bes -herporgehet und wohin Alles zurüdfehrt. Ihre Vereh⸗
zung. gefhah, hauptfächlich zu Athribis, bie von ihr den
Tamen hat. Daher war die Maus, das Thierchen der
ftillen Finſterniß, das geheiligte Symbol daſelbſt. Die
aͤgyptiſchen Philofophen leiteten Alles, was vorhanden ift,
aus der Nacht db und flellten fie mit Aphroditen zus
fanmen, welche gleithfalls ‚die Erzeugerinn if. Auf
Münzen von Athribis kommt ihre Gottinn vor als eine
weibliche Figur, die in der Linken einen Spies, in der
Fechten einen Vogel hält, welcher nn die Tau⸗
x ber ‚Aphrodite ſeyn ſoll.
neph, Anuphi, Ichouphi, Sasse Enenh. |
. Eine wichtige, obgleich auch fpäter entftandene Gott
ar heit der Aegypter, welche von verſchiedenen auch Aga⸗
odamon, guter Genius, Quell des Lebens, genaunt,
von Audern gar für den Vater ber Welt, den Demiurg
arklat wird, auf deſſen Geheis Phitha die Welt erfchuf. -
Man ſtellt ihn water dem Bilde einer Schlange- vor ‚bie
in, einen volllommenen Kreis geründet, Das Ende ühres
Schwanzes im-Nahen hält. Noch jest. gebraucht man bier
Mb. Bild als das Sinnbild des Emwigen. - Zuweilenträgt
. die: Schlange ein Ei im Rachen, das i-der Welt, wel⸗
‘
— 167 —
he: ber. Gott mir Acht erfuͤllt, wenn er. Unger Afnen
and Fe: mit Dunlelheit bedeckt, wenn er; ſie zuſchließt. Nds
ſelten ſindet man: dieſt Schlange wit einem Sperberkopfor
der vemoͤhnlich dr: Bilde des Dfiv® gubönemt, welches
auf bie genaue Verwandſchaft beider hindenten mag. [Eine
andere «Abbildung. der: Schlange, mad; . welcher fie das
Welt» Ei im Rachen; bat, :toornadh ;eine gegemüberfichenne
Schlange zu ſchnappen: cheimt ‚. weist ahne: Zweifel auf »ie
Idee eines: geboppelten Grundweſens, eines guten und air,
nes böfen, Oſitris und Typhon:, hin, welche in beu älte⸗
— —— überall en — Be
Urſorunglich in der Kueph wohl: achte auderes "om |
weſen, als ein Fetiſch, Be Knuphſchlange, die, alq
Hoͤhlenbewohnerinn, faſt überall der Genius der Bergge⸗
genden und durch ihre Gelehrigkeit Werkzeug der Gaukler,
Zauberer nud Wahrfager:.wırrde. In einem Lande, we
man allen Thieren göttliche. Ehre erwies, konnte die Schlan⸗
ge, wegen ‚ihrer Eigenſchaften, nicht bad Iegte feyn, man
mußte vielmehr teichter an ihr. etwas Göttliched ahnen,
ald an vielen andern, und fo gefchah es auch leicht, daß
fie zum Agathobämon aHegorifirt wurde. Ihr Bau felher
gab zu ihrer. Hieroglyrhee, den Ring, ben Kreis, Verau⸗
laſſung, und wahrſcheinlich war biefe Hieroglyphe die Ur⸗
ſache, warum man fpäter den Kuerh zur Anfangs und
Endlofen Gottheit hinaufdeutete. Diefe feine höhe
re Bebentung erhielt‘ er wi durch die a in wein
die er-mit
Phtha, Phthas, Gohthas, grieghtſch Herhaſtoch
geſetzt wurde, denn dieſer ſcheint ein reinphiloſophiſcher
Sort: zu ſeyn. En zwar. zu Memphis entſtanden und wura
de dort am meiſten vexehrt. Seine. Abbildung war die
Mann mit einem diden :Bauche (dem Weltbauche), gro⸗
Gem Munde, großen Ohren und Augen und den übrigen.
Theilen Hein und.ift rein ſymboliſch. Er kommt, wie als
— 158 —
VGeſchopf des Kueph, To ſelber als ſrin Schopfer vor,
mb iſt der Urheber und Bilbner der Welt. Sein Weſen
war ein Hauptgegenſtand ber Mofterien. Mon elite 'oft
Yen Knephe und den Phtha vereinigt als eine Kugel
vor, welche eine Schlange umwand, oder als feurigen
Kreis, duch welchen, eine Schlange: lauft, um bie Idee
undsudrücden: Der göttliche Rebendgeift - durchdringt das
Univerfum. Die ESolliſton, in welcher: Hhihas mis dem
Kneph zu fliehen ſcheint, hört Auf, eine ſolche zu ſeyn,
wenn man: ſich daran erinnert, daß Kneph in Thebe
wurde, was Phthas in Memphie wer, und daß beis
de erft fpäter mit einander in Berbindung gebradyt wurs
ben. Nun komme ed darauf an, 08 man Eaenllar der
a Auſichten vor ſich hat.
| Keith, Neitha, —
| eine ber. jängern Gottheiten. ‚der Aegypter, dem ihr
Dienft. findet fich. hauptfächlich zu Sais in Unterägypten,
dem zuletzt bebaueten Landſtriche. Aller Wahrſcheinlichkeit
nad iſt fie Durch eine Prieſter⸗Colonie von Memphis hie⸗
her 'gebradjt ‚und zwar aus dem Phtha hervorgegangen
und bon den Prieſtern nur verweiblicht worden; bemn fie
iſt ganz dasfelbe Weſen, wie Phtha, nur weiblich gebil⸗
bet. Man feierte ihr ein jährliches Lampenfeſt, wobei alle
, Xheilnehmenden tiefe Lampen mit Salz und Del gefällt, |
wor den Hahfern anzündeten. Sie theilt ald Raturgöts |
tinn, als fchaffende, wirkende Natur, als Küuftkerinn,
Weberinn, weife Ordnerinn, mit der Iſis felber jene Biel
beutigfeit, bie es kaum zuläßt, ihr ganzes Weſen auf eine
einzige beftimmte Idee zurüczuführen. Es fehlt nicht an
foldyen,, die bie Neith als die Erde, aus der Feuchtigkeit
aufgeſtiegen, ſelbſt ald den Lingam, barftellen; während
ihr andere eine aftronomifche Deutung geben und fie für
bas Jahr von 365 Tagen erklären. Ihr Name aber bes |
‚deutet ein beſchließendes/ beſtimmendes, ordnendes Weſen,
die hoͤchſte Weisheit, und an ihrem Tempel zu Sals be
1
1
‘
| | 10 —
fand fi. die berühmte. Juſchriſt: Das. All hin Ich,
was war, was iſt, was feyn wird; kein Sterb⸗
en. sninhlite meinen Schleier, \
| O iris.
Oſiris, Ofeiris, nnſtreitig ber wichtigſte und vor
nehmſte Gott der Aegppter, hat einen ſehr yerwideltes
Mothus. Schon feine ‚Genealogie wirb verfchieden ange
geben, denn, nad -Ginigey wurde er von Kronos uud
Rhea ‚erzeugt -und geboren, nach audern Hit er sin Sohn
ded Zend, und ber Here, und kam mit zwei Schwehern,
Sfis und Nephthys, und zwei Brüdern, Typhon und
Horus, zugleich zur Welt. Mit feiner. Schweiter Iſis
wurde er fchon im Mutterleibe verfprochen und vermählte
ſich auch mit ihr, ald fie beide erwachfen waren. Ges
meinfchaftlich beherrfehten fie ſodann Aegypten, wo das
mahls zuerf die Wildheit der Einwohner verſchwand und
die Euktur den Anfang nahm. Der. Ackexhau, die Ein⸗
führung der Gefege, die Ausbildung der Rede, ber ſchö⸗
nen und bildenden Kimfte, die Keuntnif der. Geſtirne und
ber daraus hervorgehenden Zeitmaße, nebſt vielen andern
Wohlthaten, werden ihnen zugefchrieben. Doc, Oſiris war
nicht zufrieden damit, Aegypten beglüdt zu haben, er fans
melte ein Heer, und zog .mit ihm aus, nm feine Wohls
thaten auch andern Rändern und Völkern witgutheilen. Das
gelang. ihm auch ohne Waffengewalt, bloß durch bie
Macht Der Ueberredung.
Aber -Daneben hatte Oſiris einen langen und heftigen
Kampf zur beſtehen mit. feinem Bruder Typhon, dem böſen
Genins, der ihn zuletzt beſiegte, und in einen Kaſten ſperr⸗
te, den er ind Meer warf. Der Kalten wurde nad «is
niger Zeit bei Byblos ans Land getrieben und . blieb in eis
nem Geſtraüche hängen, welches ſich fofort zu: einem’ fchds
un, großen Baum geitaltete, der deu Kaſten umfchloffen -
hielt. Der König, der biefen Baum zufällig entbeckte, ließ
— 160 —
ihn — und eine Saule an ſelnem wanaſi⸗ daraus
verfertigen. Über die umſichtige Iſis entdeckte und befreite
ben Leichnam ihres Gatten, den ſlo nach Duto brachte,
wo ihr Sohn Horus heimlich auferzogen wurde, und dort
an einer heimlichen Stelle verbarg. Doch Typhon, bei
Mondſchein jagend, entdeckte ihn daſelbſt⸗ und Jerriß ihn
in vierzehn Stücke, die er überallhin im ganzen Laude zer⸗
ſtreute. Iſis, unermüdet und treu, zog fobanı überall
umher, um die Theile ihres zerſtückten Gatten zu ſuchen,
He brachte fle auth alle zufainmen,. dis auf die männlichen
Theile, welche fie aus Wachs und Honig nacbildete Der
wiederzuſammengeſetzte Gott kehrte darauf in das Leben
zurück und zeugte mit der Iſis noch ein Kind, den Gars
pokrates, der bald ald Knabe, bald als Maͤdchen, bald
als Zwitter erfcheint. Der ältere Gohn des Ofirid, Ho⸗
rus (Dress), der audı fein. Bruder iſt, rächte Be feis
nem Vater gugefügte Unbild an dem Oheim Typhon, ben
er gefangen nahm und feiner Mutter Iſis gefeffelt Aber,
gab; allein biefe- entließ in ſchwacher Büte ben Gefange⸗
nen feiner Haft und Horus wurde darüber fo. aufgebracht,
daß er feiner Mutter die Krone vom Haupt riß, wofür
ihr er Desmet einen Kuhfchebel ‚auffegte.
Den Oſtris bildet man ab als einen Man mit einem
Habicte» ‚oder Sperberölopf, ber eine Peitfche und einen
Heinen Stab in den Händen hält, auf dem Haupte aber
. den, auf einer Kugel ruhenden — Mond: trägt.
Diefer Mythos Täßt verfchiebene a zu, die er
auch ſchon fruh gefunden hat. Phyſiſch genommen If Ofis
ris der Nil, der erfte und ältefte Wohlthäter des Laudes,
der fich durch das ganze hindurch zieht umd als große
Weltfchlange ſich felbft -über alle andern Länder der Exbe
fegenfpendend verbreitet. Typhon ift fobann das Meer,
das den Dſitis verfchlingt, Iſis die Natur, bad
tand, das * beweint und ſich feiner Wiederherſtellung
J * |
— 161 —.
durch die Natur (bie Iſis) und bie Sonne bir Ho⸗
rus) erfrent. So genommen ft e zugleich die belebende
und befruchtende Kraft der Natur, während feine Gemah⸗⸗
linn und Schweiter, fein weibliches Selbſt, die empfan⸗
gende und gebärende Kraft darftellt. Die von der IE
aus Wachs und Honig nachgebildeten Zeugungplieber ih⸗
red Gatten deuten auf den Phallusdienſt hin, ber mit der
Verehrung des Oſiris erft fpäter verbunden worben war,
Eben fo ik DOfiris die Sonne, und das Sombol des
Urfeuers, des erzeugenden und belebenden Princips in der
Natur. Geine Reit. um die Welt it dann ber natürliche
Aufs und Untergang der Sonne, der an allen Orten und
Enden Leben und Segen verbreitet, ober er ift, indem die
Deutung in das Gebiet der Aftronomie hinüberſpielt, der
Umlauf der Sonne um die Erbe, wie ſich die bamahlige
Philofophie, ihn dachte. Dann iſt Iſis der Mond, aber
der Mond in feinen periodifchen Erfcheinungen. Diefe Deus
tung iſt aus ber erſten hervorgegangen: Oſiris war urs
fprünglid) der Nil, der Genius des Ril, nachdem aber
die Prieſter das Sonnenjahr gefunden hatten, nannten ſie
dieſes, oder den Umlauf der Sonne durch alle Bilder des
Thierkreiſes, Oſiris, eben weil die Nil⸗ Ueberſchwemmung
ſie auf biefe Entdeckung geführt hatte, und nun entftand
eine ganz andere Gattung von Sagen, von Oſiris, dem
Sonnengott, über welche die ältern, von dem Nils
gotte Oſiris in allmaͤhlige Vergeſſenheit geriethen.
Bei dieſer Erflärung ift Typhon der giftige Süd»
wind, ber jährlich‘ ungefähre 72 Tage wehet und zuwei⸗
Ien, nachdem er fich bereitd gelegt hat, plötzlich wieber
ausbricht (Iſis, der er anvertraut war, entläßt ihn wie⸗
der) bid die Sonne den Wendekreis ted Krebfes: Ho⸗
rus) erreicht und nun wieder die Oberhand erhalten hat.
Offenbar iR in vielen Deutungen viel Wahres enthal⸗
ten; allein: ge erklaͤren den Mythos nicht vollſtändig, denn
1. Band. 11
N‘ iR
4!
>
— 19 —
‚fie geben Über bie geittigen Wirkungen bed Diteis, ‚über
- feinen Einfluß auf die Entwilderung nud Cultur de Lan-
des feinen Aufſchluß; daher ſagen die Forſcher, es Liege
Geſchichte darin verborgen und ſtellen uns die Sache fol⸗
gendermaſſen vor: Oſiris war allerdings urſpruͤnglich ein
Fetiſch, der Nil, oder der Genius des Nils, und kounie
das nur in Verbindung feiner Schweſter und Gattinn,
Iſis, der Natur (des Landes) ſeyn; aber er war das
nur, bis die geiſtige Cultur in Aegypten aufhoͤrte, ſich
aus ſich ſelber zu entwickeln. Aegypten iſt nemlich won
Aethiopien her bevölkert worden; feine Prieſter kamen eben
daher, waren aber ſchon ein gebildetes, Handel treibendes
Volk, als ſie nach Aegypten kamen; mit dem Prieſterſtam⸗
we war aber die Kriegerkaſte eng verbunden, wie denn
%
*
dieſe zum Schutz für jene auf den Karavanenzügen und
im Lande nöthig war, Nun muß man ben Oſtris für. eine
ſolche bereitö Lang in Aegypten angefiedelte Golonie von
Prieſtern und Kriegern anfehen. Typhon, eine anbere
Colonie, bringt in das Land ein und bereitet, nach lan,
gem Kampfe, dem ältern Orben den Untergang. Iſis, Die
Natur des Landes, die das Alte nicht fahren laſſen will,
ſucht den Leichnam auf und. bringt ihn nach Aegypten zus
ruck; allein Typhon, der Cbei Mondfchein jagt) alle Schlupf
winkel Durchfpäht, entdeckt die wieder zurückgebrachte Ras
ſte und zerfprengt ſie ‚völlig. Iſis fammelt fie noch eins
mahl, bid anf die Zeugungthelle, dev Phallosdienſt kommt
wit den Audgewanderten und vielleicht Tange Ausgebliebe⸗
nen nach Aegypten. Zugleich deutet das Bilden aus Wachs
und Honig auf den Anfang des Mumiſirens hin. Of
war inbeffen zum Leben wiebergefehrt: und. unterrichtete ſei⸗
men Sohn Horus, aus der alten Religion entſtand eine
neue, die aber fich verborgen halten mußte, bis fie genuge
fam erſtarkt war, um ſich gegen die eingebrungene zu ers
‚heben. Endlich war man fo weit, die Fremden waren bes
flegt, allein fie erhoben ſich wieder. @von. Ps. entlaffen)
‚und bisfer. wird die Kroue entriſſen, aber win Rühfchedel
—
— 1 —
ro — verwandelt Nae -iebt- zuerſt in die
Mondgatuiun.Abplett bahielt- aber doch Die ältere Prielter⸗
Safe bie. Diekand and. (Tovhon warb ‚getödtel) die Neue
eingedsungenen wurden wieder aus bem Lande vertrieben,
ie — den — ie
ee
: Yierıfek, en ae, bie Vewoanzlaus der ältern Na⸗
tueligien At. Aegyrten in eig. oſtronomiſche Theologie
durgeftellt werken, ‚eine: Theologie, Die yon den Prieſtern
auwögehifnet und, für ſich aufbewahrt wurbe, fo daß alfo
hier der Urſprung ber Myſterien zu-ſuchen ſey. Oſiris
iſt in denſelben der Jahreskrojs, Iſis die Monde
kreiſe, der Arme Horus der Sommer, Typhbon
bee Herbſt, ephthys der Winter; Oſiris erzeugt
ta. eben ben. oxad,. die Sommerfonnenwende,
nach dem Tode noch ben Harpokrates, die Winter⸗
ſonnenwende. Bei dieſer Erklaͤrung iſt ein Mittelglied
nicht zu Überfehen, nemlich Thot, oder Hermes, (der
der Iſis ‚den Kahhſchedel aufſetzt), welcher durchaus auf
Remnhis hineit· Auch Diefer „Hermes war..alfo ein
Au Momphis, durch welchen bie ganze Bew -
Anderung, degonnen ‚und. anögeführt wurhe. Eine Haupt |
Dre im Beogrikfe DR: Dfiris, bie ſich durch das Morgens
und Abendlaud forigepflanzt. hat ‚und ein. .befonberer Ger
genſtaud der Moſterien war, iſt, die einer leidenden und
Anbenden. Gottheit. Daran. hängt. bad ‚ganze ägyptiſche
dahr weit: ſainen Feſtherioden upıd, ven; ggößten Theil des
algemeinen Tempeldjeuſſes. Man,, ſindet dieſen Grundbe⸗ |
sit: Im: Parflänus, ‚bean auch, in. der Mythos. von
Dſchemſchid und Mithras. kommt die Idee von einem |
leidenden und Merbenden Gott vor; in Indien und Phoͤ⸗
allen aber arſcheint er noch ausgebildeter. NMuftreitig liegt
fie in der Vorſtellung, daß der Korper der Kerker des
Vdiſees fa in, meolchen er, als, ervon seiner Voflkommen⸗
heit heahſant,verſtoßen werden, : Daran ſchloß ſich bie
ER RER: ” hen, gutgegenäniche
gen Emporfieigen wnb Rüdtchren: gu Gott -anbzubuäden,
"was in ben Myfterien fpäterer Böker‘ ———
führt wurde. : ee |. a,
B
. ten, vertaufchten fie auch die wilde Lebendurt mit der mii⸗
— — 164 —
ten, ut jenem verbundenen Begriff von Ync. elmä
na J EN
Wenn übrigens von Ofirie gefagt wird, er —
Hermes und Typhon, ein Menſch geweſen, ein ie
vor Aethiopien hergefonmen „durch Adoption cin: Sohn
⁊
Amuns geworden und habe ſich als Asntz von Aegyp⸗
ten. die. Unſterblichkeit errungen; fo helft: es auf der uw
dern Seite wieder: Oſiris iſt auch Phthas. nud Yun,
Amun, inſofern die Gottheit die unoffendariten Utbilder
der Dinge an bad Licht bringt, Pheh as inſoſern fie AL
les nad) Wahrheit und ohne Fehl kunſtreich vollendet,
Dfiris endlich, in ſofern fie Urheber des Gutca “re
. Allem wohtthärig iſt. De ag
er ı; 29:
"are ee Po
‚Der Dienft t der 318 verbreitete ſich weitẽr, ER
de Dffris, denn näher Liegt den’ ſinnlichen Menſchen die
Natur ſelber, als die ſolche belebende und befruchtende
Kraft. Iſis war eb, die zuerſt den Menſchendirihnen
‚bisher unbekannte Frucht des Watzens' und deru Werſte
darreichte, und mie ſene einmahl Ste’ ſchrecliche &ptife,
das Fleiſch der Meiſchen, mit den angenehinern vertauſch⸗
dern, und zum Darfle: brachten die Aegypier ſtets dis ·er⸗
ſten abgemaͤheten Aehren zum Opfer ber Ms Bit Nurp,
was der Grieche‘ von ſeiner Demeter alt, das ir
der Yegypter von der 1 | rn
te fam nir- durch fe de⸗ —E———
med zur Welt. Kronvs und Rhea hatten Neuiit Ihre
Geſchwiſtern ungeſetzlich erzeugt. Helios vernahm 48- wrd
fluchte feiner Särivefter, Buß fe’ nicht in hen; Monvie,
Kit in einem: Jahre ga Toten. Bo Deep a
\
S
— 165 —
tinMlötinge Unhte, ſand ein Mittel, ihr gu helfen; er ſpiel⸗
te. ut: Dem Mond im Brete und gemans ihw fünf Tage
ak, dadarch wanſchaffte er der Döttiun Zeit zur Geburt.
Die Mauf, Tage: wurden dann in Aegypten nicht bloß ale
Schalttage, ‚fandern auch als die Geburttage ihrer Goͤt⸗
we, Ofitia Iſis, Aruexis (Horusn, Typhon und.
Repktamd.geiiist.. Wie getreu fie ihrem Gatten beige⸗
fanden habe, haben wir beveit# gefehen; als allgemeine.
Wohithaͤterinn befchäftigte fich Iſis indbefondere auch mit
* — — Aranthelten.
Ran. Binde fer auf uerſchiebene Weiſe ab, meiſten⸗
thals aber als eine. rg mit der Weitkugel auf dem Ko⸗
ufe, ber zuweilen: von dem Kuhkopf bedeckt, zumeilen von
dieſem ſogar erfogt if, wie denn bie Kuh, als ein Sum
bild der ‚allmährenden Ratur, ein ihr geheiligtes Thier
war.. Ihr Kleid iſt ein knappanliegendes Untergewand.uud
darüber ein Mantel. Der Kopf verhüͤllt die eigenthümli⸗
de ägpmetiiche. ‚Peießerbinbe.. Gewöhnlich ‚it fie wit dem
Rated geſchmücke, einer Pflanze, die in der margenläns
ſchen Dipthnlogie uͤherhaupt eine große Rolle fpielt. Haile
ſig hat fie ihren Sohn, Horus, an der Bruſt. Auch hält
fie yeru dad Siftrum, ein muſllaliſch fcheinendes Werts
zug in ber Hank,: ‚welches einige für einen Nilmeſſer hals
en, andere. ald. cin Symbol der Elemente erklären, auch
einen Bafertiug, auf den. RiL, den Oſiris, un \
388. wurde worriglich in Memphis, dann — auch
durch ganz Atgypten, verehrt. Jahrlich feierte man ihr zu
Ehren ein großes Feſt, welches sehn Tage bauexte, mit
allgemeiner Reinigung, Faſten und Enshaltung von allen
finnfichen Genuͤſſen. Opfer waren Garben von allerlei Ger
issipeaxten,. bie zuletzt ben Prieſtern überlaffen wurden.
Rur im Bollmonde opferie man ihr Schweine und eine
Art von Ansikope u |
| — 16 — ..
ghr Dienſt ging nd Weteihetadt tab om Mer.
Sie Hatte Tempel zw Phlias, zu Degkru und gu Chi
toöorea, wie zu Rom; - Wo fe, alt heine Souian, in
. großem Anfehen ftand. Defters vonrden: ihte Tempel ges
ſchloſſen, weil ſie die Unzucht entheiligke, Abder nech —
ber fpätern Kaiſern ſtand ſie in ſolchen Aufehen,
Domitian, Commodus und Eara eadla ſich in F
ren — — lieſſen. ZUR
—4
Horus. ty BT Ki
Der ältere Sohn des Oſiris und der Iſis, der us
ats ihr Bender vorkommt, wiemohl: mir ducch Vetwechſe⸗
ſung, wurde von feinem Oheim Typhon, nachdem dieſer
feinen Vater beftegt hatte, auch verfolgt uud: getoͤdtet / von
feiner Mutter jedoch wieder belebt, und in der Folge: von
feinem Bater und ihr gemeinfchaftlih in bie Geheimniſſe
Ger: Arzneifunde eingeweiht und mit der. Gabe der: Weis⸗
. fagung: befchenft. Auf Ste Ermahnung feiner Mutter ſam⸗
melle er bad Heer, mit welchem er ben Typhon befriegte;
diefen griff er zum zweiten Mahl an, nachbem ihn feine
Mutter entlaffen hatte und beffegte ihn nach einem hartem
Kampfe völlig. Die Verehrung dieſes Gottes geſchah vor⸗
zůglich von der Zeit des längſten Tags bis zur Herbſt⸗
Tags und Nachtgleiche. Sein Bild war das eines Kin
des, weit er auch die Hoffnung künftigen sn andenten
ſollte.
Sein Oheim, Arueris, mit welchem er verwechſelt
wird, wird als das Symbol der unvollklommenen Materie
"angegeben 3 als ſolches kam er, zugleich mil Oſtris und
Iſis, aber als ein verſtummeltes Weſen, auf die Welt.
‚Man findet ihn abgebildet mit einem Habichtskopfe, Schleier
und Hut, geharniſcht und in der Linken einen Spies, in
der Rechten einen Habicht haltend. Gleichwohl 'wirb er
auch - ven Einigen der Genius des Lichts und höchſter
Gott genannt und. von den Griechen nat. ihrem Apolion
verglichen.
— 167 —
el Serapis. eo: — A
Serapis, au Sarapis, wurde befonders in Mein⸗
phis und Rhakotis verehrt und war, nach einigen, ein
fehr after, nach andern ein neuer Bott Aegyptend. Die
ihn für alt halten, erffären ihn für einerlei mir Oſtris.
Die ihn für nen ausgeben, berufen fich anf feine Bildung,
bie nicht eigentlich ägpptifch ſey. Er hat nemlich bas Ges
fäß auf dem Kopfe, welches bald für ein Zeidyen der höch⸗
ſten Gottheit, bald für einen Nilmefjer, bald für ein Ges’.
traidmaß, bald für ein Symöol ber Billigkeit erflärt wird,
einen Bart, und ein, den ganzen Leib bedeckendes Gewand.
Diefe Umſtände follten nicht bloß auf Neuheit, fondern
auch auf aueländifchen Urfprung hindenten. Nun tft allere
‚dings hiftorifch, daß diefe Gottheit von den Ptojemäern
aus dem Pontus nach Nlerandrien verfegt worden iſt.
Hier war er fodann die vornehmfte Gottheit, ja der Schutz⸗
gott der Stadt. Man deutete ihn jeboch höchſt verfchieben:
und bald ald Zeus und Amun, bald ald Dfiris, bald
als Asklepias und Aidoneus. Schon zu Aleran-
ders Zeiten hielt man ihn für eine heilende Gottheit und
hielt in feinem Tempel die Inkubation *). Als Aldo⸗
nen aber galt Serapis, weil er Vorfteher der Myſterien
und, wie ſichs zeigte, Oſiris, nach deffen Tod, war. Geis _
ne Berehrung war fehr ausgebreitet, er hatte allein in Yes
gypten 43 Tempel, unter denen das Serapeion bei
Memphis der berühmtefte war. Bielleicht, und dieß tft das
wahrfcheinlichfte, war er ein aftronomifches Wefen und
bezeichnete ‘die Sonne, infofern fie zur Zeit der Winter⸗
fonnenwende unter der Erde gehet und Das untere Hemids
phär durchlauft. Leicht damit iſt zu vereinigen die Idee, '
eined Todtengotted, welche man auch von Serapis auf⸗
⸗
*) Jukubation, das Uebernachten in Tempeln und geheifig-
ten Drsen, um. Dffendarungen der’ Götter, oder die verlor -
ne Geſundheit wieder au erhalten.
— 168 —
ſtellte. Er iſt dann der Oſiris der Unterwelt, die er nebſt
der. Iſis beherrſcht und. Oſixis ſelber, nachdem er getoͤdtet
war. Vielleicht kommt dann daher ſein Gewand, als Mu⸗
mie, die ganz verhulit wurden, und ſein Maß auf dem
Kopfe, als das Maß der Gerechtigkeit, die er als Tod⸗
teunrichter übt. Sein Cultus verbrängte ben vormahls im
Aegypten ſo heiligen Namen des Oſiris faſt ganz und gar,
beun ‚bie Alexandriner verehrten ben neuen Schutzgott ih⸗
rer Stadt vor allen andern Goͤttern, und die übrigen Yes
gypier, bie es wußten, daß Serapis von Oſiris nur im
E Nehengriffen verfchichen fey, beteten -ihren vaterlänbifchen
Gott unter dem Namen Serapid an, ohne. mit ihren Bes
herrſchern über diefen Namen zu ſtreiten.
| Die Unterwelt der Aegypter hieß, nad Yıutarchos,
Amenthes, der Ort, welcher empfängt und wieder»
‚giebt; aber die Vorfellungen, welche fie davon hatten,
find und ziemlich unbefaunt, doch können wir dad mit ziem⸗
licher Gewißheit fagen, daß fie nicht zu allen Zeiten unb
immer. diefelben gewefen feyen. Diodor von Sicilien bes
richtet, ed fey in ben älteften Zeiten Sitte in Aegypten ge
wefen, nad) dem Tode eined Manned (wahrſcheinlich nur
eines angefehenen) durch ein eigened Gericht von vierzig
Perſonen darüber urtheilen zn laſſen, oh ber Verftgrbene
des Begräbkiffes werth fey, ober nicht. Dieſe Sitte hat.
man wohl fpäter auf bie Unterwelt felber. übergetrageu und
dort ein Tobtengericht halten Iaffen. Don dem wp und
wie aber, iſt nirgends und nur von einem Ueberfahren in
einem. Kahne undeutlic, die Rede, welches wohl daher rühs
ren mogte, daß die Todten in Unterägypten haüfig auf
Kabnen an die Begräbnißorte hingebracht wurden; Uebri⸗
gens iſt ſehr begreiflich, daß in den Myſterien eine hellere
Lehre von der Beſtimmung der Verſtorbenen und von dem
Schickſale der Seelen nach dem Tode des Leibes gegeben
worden ſeyn mag, ‚ald. unter dem rohen, finnlichen Volke
herrſchen fonnte, welches, wenn es ja an tine Zortdauer
— wo —
nach dem Vede ——
a 5 =
—
Buiattis. | ö ee |
Bie Serapis mit dem Oſiris, fo: SE Bubenis mi
ber 38, für deren Tochter fie ausgegeben, wish, ‚eine nybi
diefelbe Böttinn ſeyn. Ihren Haupttempel hatte Be: gu: -
Bubaftos in Unterägypten. Man ging zu demfelben auf
einem drei Stadien laugen, 400 Schuh breiten, gepflaſter
ten nu. auf beiden Seiten nit Baumen bifenten Weg. Er
fand ie ber Mitte eines MWaldchens. ‚Die. Vortöfe ware
wit 6 Fuß hohen Bildſauien veſetzt. Alljährtich.mallfchrten
ten bie Aegypter zu hunbert Taufenden nach" biefem Tem
pel, bie Männer biiefen auf Rohten, bie rauen machten
großes Getoͤſe mit Klapperblechen, fangen and klatſchter
in die Hände: Bei jeder Stadt am Ufer ded Rild fahren
fie ans Ufer und wieberhelten ihren Lärmen, einige Tchimpfe:
tm anf die Frauen der Stadt, fange und tanzten. und.
fanden auf anftößige Weife entblößt. Kamen fie. nun nach
Bubaſtos fo ‚begannen fie das Feſt mit. großen Opfern Pi
wobei inobeſondere mehr Wein aufpezehet wurde, als ſonſt
im gangen Jahre. Herodot vergleicht dieſe Bottinn mit der
griechiſchen Artemis. Sie ſcheint aber ein Symbol des
Vollmondes (ober auch des Neumondes) geweſen zu. feyuy:
welchem die Aegypter Einfluß auf die Geburt der Kindert
zuſchrieben. Ihr Stellvertreter war die RAN mit einem
—— wurde ſie — Zu V
B ut
zen , Babapit gegenüber ſtehet bie Garinu Ente iss
Hi Leto) der zu Ehren bie Stadt Butis am Nil er⸗
baut war. Hier hatte fie ihren Tempel, 40 Ellen’ hoch,
aus einem einzigen Stein gehauen, der Sitza ihres Drafeld, |
weiches für bad glaubwürdigſte in Aegypten galt: Bun
verbarg anf Bitten: feiner‘ Mutter den Sohn bed getöbter
i
ten Des, als ihn Typhon aufſuchte, anf einer im
— u —
Rue: — und Arvetiete ihnſo wer’ ten rimun feine
Berfolgerd. Daranf: fand Bus: er -yöntliche. Verchrung.
Sie gilt übrigens für eine aftronomifche Gottheit, wemlidh
für den Neumond. Nach der natürlichen Deutung Des
Mythde wor Ofteis iſt Buto der Wädniche Than geweſen,
der die verberdtichen ———— — Sudwindes
heantte. —
Aunpis. —
Ei (de wichtige Gottheit. der. Begypter war. —
—* oder Piermes, wie er, unter den acht erſten Bots
tern aufgezaͤhlt, auch genanst wird: Nicht bloß. Tempel.
nad Altaäͤre, auch eine Stadt, Kynonolio, in Mitelägyps
ten, war ihm zu Ehren erbaut. Annbis war, dem Mpthos
‚zufolge, ein Sohn des Oſtris, den biefer einft, als ex ſich
zw ſeiner Schweſter Nephthys verirxte, mit Ihe xrzeugt
| nn Jfis, die. davon benachrichtiget wurde, fuchte Das
‚Kind, das feine: Mutter ans: Furcht. vor Typhon aus ge⸗
ſecetzt hatte, mit Hauden auf: und etzog ed als das ihrige.
WIE der Knabe erwuchd, wurde er der trene Geführte uud
- Wächter feiner Eltern und aller Götter und leiftete: ihnen
ats Jäger und Schüge durch. feine Treue und Aufmerkfams
keit die wichtiggen Dienfte: Dieſe Cigenfchaften zuſaumen
‚ genommen bezeichnet der Hundslopf, wit: welchen er. ge⸗
wohnlich vorgeſtellt wird, inbeffen führt er auch: als Bote
. feines. Vaters, eisen Heroldoſtab. Beine Verchräng ;breis
-tete fich weit über die Grenzen Aegyptens hinaus, de Lem
- Lande felber aber wurde fein Name fo heilig gehalten, daß
ihn audzufprechen ein Verbrechen war. Als Aegypten dries
chiſch wurde, bekam auch der Auubis griechiſche Formen
umb feitbems gab es einen alten und Run neuen.
„en Diefer Mythos unterliegt le —
4 Phyſikaliſch iſt Nephihys bie außerſte Grenge dee
Beet ed an das Meer ftößt, deswegen heiße fie
auch Typhons :Bcmaklinn, Wirb die Ueberſchweimung
— 1228 —
⸗
la uece fe: gerich Oſteis zu dei: Arohon Memahliun..
& cutſtcht ein Babel, menes Rad: weiuts an
weſches achher au. ta ale füh aufchioh, -Manbie wird.
ber Begleiter der Iſis. Undahricheinlich iſt Nichns in dien
fer Deutung, aber fie iſt unvollſtändig, fie erklärt nicht,
wis mins das "neue. End zan· Hund — —
URN WHEN |
.@im andere Eaikenp. AR: — os —*
u Aunbib der Herigent er Greuzzirkel ded Hintmels
welcher zvas vbere unbrugere Hewisſohar cheilt, iq dem
die Soune auf⸗ and antetgeht. Er iſt nicht Oſlris erſter
Sohn die taglich aufgehende Sonne), ſondern ein unech⸗
ter; wu iſt der Wädker ber Goötter, er läßt Sonne und
Mond aus einer Halbiugel in die andere hinauf und hin.
ab u. few. - Darum wird er unter deu Bilde bed Hun⸗
des baugefiet. - Die Grischen haben aus ihin ihren -
med genacht — er Heiße zuweilen Hermanubis, weil
er, wie biefer, mit. ern und — —
dung ſeehet. er
REER —
and für den: Girius, edex großen Hemd erflänt, bex.bem,
Stier, dem Symbol bed Oſiris und der Iſis, immer folgt
und den Eintritt ber Sonne in bas Zeichen bed Stierd ans
finbigedı:, Die Mächtigleit; dieſes Strrubilds für Aegypten:
iR. ſehy groß; dern auit — Aufgange trat 1 bie uece⸗
— bed Nil⸗
anne
DR ——— findet man. faſt immer In Sefet-
ſchaft feines Waters, Dfris, abgebildet, IA6 gebar ihn,
den Dfieis nach feinem Tode erzeugt hatte, um bie. Zeit
de) arzeſten Tages, wem bie Lotooblume fproßt. Er war
zart, tzebrechtich, Enten,’ und figt auf einer Eotodblume,
SS.
RE aut Jene aber — >
geb und har. Nechougenen Gehtinmtiffe,.. welches der Fin⸗
FE Serpafsptakt wich αια snflänhe Ber
u En Dfom;. Ah BU mund Sem⸗ ge
himmliſchen Götter. Nach Einigew+ hab er Leinemıdlufang.
nach Andern iſt er ein Sohn bed Nils, und Herodot ers
“ mungen: iu, Aeghaten gehabt habe,danc ofenbau: if uner
kreis, den Umlauf der. Sonne und Man.Uhrigen Geſtirne
— ma m \
de Vigo· in Dan: E
man ihn ide Mrfkkiger bar. Hk Ian Teilen
auch Miſch aneeelich: dieſerau Fendt Jähti deu: Ge
‚ Gele Dienſt war andy nat! Meta: YerungenyAanlieistsfuhee
wvuieſret — vereinen! NE 73 murigsft 1. |
ET TRETEN RE
ven verjüngte Kraft durch einteipeiiuuug) Rintusihall anf;
einer Lotosblume fitt, dem Symbol bes feuchten Elements,
angedendet· Sick Yin SihfanlihenfeguuigeB hat ner wild au
dere Dedeutuͤngen. Bu iſt/ er mit Bug Micfodll unrkmiknch
das Bild des Lebrad, er die Yagmupıbad.Hiled; verichliv⸗
geude Thiet· badırAkter. Aum bini ei eilet earaer in
Verbindung mit: Krokodilen unumudere Chleren.: Met: beit
riechen galt er. insbeſondere füe ben: @eit des Siufhmer
ger am Munde, ambeitet. Nicht 6 ſolttenn wird er.anft deu
Horus vermiſcht unb verwechfelte und/ hat Jodaun den Wie⸗
dehopf, „das Bil: der Linbe zwiſchnnuEltern und Kindern,
um ſich; ar ik: ſedaun Genius Do Some, auf den ſich
Alles bezieht, was als Thaten der alten aͤgyptiſchen KRös
nige erzählt wird. Daher nehmen ihn auch Einige für
Phthas, als Kiud Kargektellt,, idonw Päd: wat. der Vor⸗
aa zenen = Könige a iu Beneh.ri) Ba
— ea 7 ee 3 .
B ep, 533 er Sa 120 6a ee) vet .
ber ägyptifche. Herakles und.gehärt: unter nie giwälg großen
‚zählt, er ſey 17000 Jahre vor Dan Regierung des Königs
Amaſis da gemeien,... Binkleicht: will: Das! -nichiirrueie far
gen, ald daß man ſchun damahlé aſtronomiſchen Werech⸗
dieſem Gott aichts weiter zur: vitehen, als ben ahres⸗
— a8 — Er
—RX id Id SID in Te N
132 Ger? dem hie Thor, Er; Kfm —
Eaa Rt; Vent) verehrten DIE Aegypter den Erfindek auler
— Seen Die Griedeil nannten ihn
Heike? Ohjet iſt el Freund und Bertrauter des Oſteks
gewẽeſen Ast hat ihm in ſeinen Beinähüngen‘ äm die Sid -
ar VE Lanber hr die Ausbreitung der Wiſſenſchaffen
beige lüften. L..? ſchie Kenntniſſe gruß er in Saulel,
‚voit ‚beiten noch die ſpate Nachwelt lernte. Er war her
"ulhter den 12 großen Göttern, ‚affo ‘der erſte Mondt,
a ee Lag th Faͤhr, das Jahr ſelber ind Alles, was
dariu⸗ Vorgeht. Es iſt der Thot eine förmliche Ausbllvung
der Alronomie , eine Webertragung ber Goͤtterhleroglyphen
auf Etilenberhieto ghwphen. Wahrſcheinlich iſt auch, daß
Thokein Memphis’ war, was Oſtris in Thebe, vie
menphttiſche Prieſtetkaſte, und ber Inbegeiff “ ihrer Rells
gotirefͤrmen. Uebtigelis ift noch nnentſchieben, ob⸗ Thot
urſhinngiich Aegypten angehört, ‚ober Phonietrn, — welchos
Aa ats Zaaut nueigiet. —
il re sie eye
— nun zu den ichenbpn Göttern Argyp-
‚ten und er zuerſt dem vornehmſien herſelben, de
F an. Ap is. 2
—— — ein heiliger, zu —* insbe⸗
ſonbere, aber: Babel: auch in ganz Argyprrir göttlich vei⸗
ao Dchſe, oder⸗ Qtier, urſoruuglich wohl michts ander
res, acid ein Fretiſch, Der: fpäter mit der Beben: von Opus
me Bein Berbinbung. gebracht, haͤerb: Bebeutung ge⸗
Wach größeres Auſchen: rhielt. Aigentlich waren ihrer
Aveiz2 Acxi s und Mn evis, und es iſt noch wicht euntſchie⸗
den ,umb des erſtere der Iſis und ber zweite: ben Dſſris,
der. oh beide dem Ofiris gemeihet waren. . Waß auch IE
Sri: dem Apfb.ıhatte,. grhet: daraus hervor, daß. die⸗
fern urbiariden Zeichen der — Bei vdes Mou⸗
EIERN, u Gen u Bil 3
, be, daß ber Apis durch einen Lichtſtrahl von dem
ut wurde er, wit kim Neumonde auf einem peädtigen Fahr⸗
—8
en ſey, weil bie a S
y» Dfiris alfo und Iſis in
‚nahmen, fonbern auch manche mit fi —
dab auf den Nil anſpielte; er wurde nad.
bracht, fein Geburtfeft mit dem Anfange be
des Nils gefeiert, er felber zuletz in einen X
ſtarzt. Da aber die Verehrung des Oſiris
algenein war, fo mußte es auch bie dei. pie,
Muevis ſeyn; es if aber wohl nur zufälligen rächen. 3»
zuſchreiben, daß ber. Dienſt des Ieptern in Verfad ch am
Ende in Vergeſſenheit gerieth. Es war allgemeiner.
erzeugt wurde; erkannt wurde er aber an ‚feinen 5
Schwarz bon Farbe mußte er anf der Stirn €
Dreieck haben, auf der rechten Seite einen weißen, *
DB bie Prießex-biefe Zeichen fciher gemacht haben. daher
konnte ihnen hie Art nicht ausgehen; ed uußte a
mer auch. einige Zeit vergehen, bis Ko wieder einen, fols
den Lrchfes. gubereuet hatten. Wenn er aufgefunden war,
senge auf dem: Mil nach Heliopolis gebracht, van’ eri'won
., den Prieſtern AU Tage lang gefüttert wurbe: wab, man
Yrauenzimmarı ‚Mufenrtnugen erhielt, bie und. von der
auſſerſten Uuasiftändigleit feheinen:.urüffen. Nach dinfer Zeit
durfte ihen Tale: MNeib ugchn nahe. foumien. Bon Helionelis
brachte man ihn nach Memphis, wo: feinen Keumpel: wit
⸗
— 105 —
wei — oder Capellen hatte. Davor war: si gro⸗
fee Hof, auf weichen ex -fidr: Bewegung. marken, ont
Doch Heben ihn bie Prieker außer“ feiner. Behgung nicht
leicht fehen. Einmahl im Jahre wurde ihm eine Kuh, -
gleichfalls hefondere Zeichen. haben mußte, vorgeführt, aber
gleich darauf getöbtel. Der Apis gab Oralel. Er war
ſchon eine gute oder ſchliume Vorbebeutung, wenn er in
die eine, oder die andere feiner Kapellen ging, aber ed war
auch Horbebentend, wenn er, Futter aus ber. Hamb: bed Fra⸗
genden annahm, ober nicht. Knaben, dis immer um Ihe
waren, erhielten durch ihn bie Gabe der. Weisfagung.
Man verehrte ihn durch Opfer, fogar vor andern Od
fen, und durch Fee, namentlich durch fein Geburtfeſt
beim Anfchnellen des NIS, welches fieben Tage dauerte.
Man warf babei eine goldene Schale in den Fluß und
glaubte, daß auch die Krofodile, fo lang das Felt dauerte,
sahm wären. Starb der Apis, fo wurde er öffentlich. mit
großen Geremonicen im Tempel bed Serapis begraben.
Wurde er 25 Jahre alt, fo tödteten ihn bie Priefter und
Rärzten ihn heimlich in einen Brunnen, Welches aſtrono⸗
wifche Urfachen gehabt haben mag. Nach feinem Tode trat
allgemeine Landestrauer .ein, welche fo lange währte, bie
die Prieſter glücklich, oder gefchict genug. waren, feinen
Nachfolger zu finden, ber baum mit einem. — ——
weinen Freudeufeſte ——— wurde.
Mendes.
Als ein Gegenſtuͤck bed Apis kann ein Bock, Mens
des (Pan), angefehele: werden, der zu Ch exm is unter⸗
halten und auf ähnliche: Weife verehrt wurde. Auch er
war ein Iebenbed Symbol der belebenden und erzeugenden
Kraft der Natur, bezog ſich aber zugleich auf Das Sterne .
bild des Thierkreiſes, den Widder, der neben dem bed
Stiers (Cdes Apie) Ar wo die Senne in ——
Minkien eintritt, ſtehet.
— 176 —
12:7 Ed; auch Eſomum, der Achte gendumt, und
. von den: Gritchen für Pan erklärt, gehörte unter‘ die adıt
Sottheitru des eriten Ranges bei den Yegyptera und Dem
nach zur aſtronomiſchen Theologie. Man nimt ihm für
der Simmel. felbit, während die anbern Inden —
de ‚Bbrigen — Plansten find.
.
. Bon Spmbeten des Heiligen and Aegypten Gab zu
— Der Kanopus, der En usb Phönir.
Kanspus.
Die Hegypter hatten bei ihren Heiligthämern unter ats
bern auch große weitbauchige Gefäße, worin das Heilige,
„erquickende Nilwalfer aufbewahrt wurde. Dieſen Krügen
fette man haufig Köpfe von Menſchen und Göttern auf,
gab ihnen auch wohl Hände und Füße und bezeichnete bas
mit den Geift, die Macht und die übrigen wohlthätigen
und großen Eigenfchaften ber Natur, d. 1. der Gottheit.
Dieß find bie Kanopen, Ranoben, nad der gewoͤhn⸗
lichen und wahrſcheinlichſten Meinung.
Es fehlt indeſſen nicht an ſolchen, welche —
die alten- Argypter hätten unter dem Namen Kanopus,
Kanodod, einen ber Naturgoͤtter verehrt, die man vor»
zugsweife bald bie großen, balb bie .guten genannt, Die
fen Naturgoft habe man denn iu der Geftalt bed Nilkrugs
abgebildet. Man will dabei behaupten, Kanobos fey
Kneph, Knuph felber, und leitete von biefem Namen
den der Stadt: Kanobos ab, und im ber That wurben
. Kneyh and Thot in Mempbis und Kauobos ge
meinſchaftlich und am meiften verehrt. Im Zeitalter der
'tolemäer wurden biefe Büder, bie früher viel einfacher
gewefen waren, reicher und mannichfaltiger audgeftattet
und zue Berfenbung des Nilwaſſers im Laube ſowohl, als
in das Audland, in verſchiedener Größe und zu allen. Prei⸗
fen verfertigt. | |
5
\ Sphinx.
| — 17T. —
a Sphinur.
Dem geiurinen Sinne erſcheint auch die Geſtalt bee
Sphötte als eln wunderliches Gebilde der menſchlichen
Phantaſie; ſie hat jedoch eine tiefe Bedeutung. Der aͤgyp⸗
Wehe Sphiur iſt ein ruhender Löwe mit einem Menſchen⸗
kopfe, über welchen, wiewohl nicht immer, ‚ bie aͤgyptiſche
Priefterbinde herabhängt. Er wurde von den Aegypteru
gewöähnllidh;-Hor den Tempeln aufgeſtellt, ats ein heiliges
Syuibsl der Staͤrke und ded Verſtandes der Bötter. Das:
Bot: Sphhaur ſelber bedeutet bie Berbindung ber
— "oder die Harmonie der Dinge.
Bei ‚bey ‚Griechen, :weldhe den Sphinr über Phoni⸗ x
Sen exhielten, hat ex si dem —— auch die Bedeu⸗
tung. peraͤndert .. .
: 3
— Er Phönir
Bon; dieſem Wundervogel erzählt Horapollo, er ſey |
ia’ Gounenfgmbol und, fo oft ex geboren werde, erneue
fih Allee. Herobot aber. fagt: Es giebt bei den Aeghyp⸗
tern och einen andern heiligen Bogel, den Phönix Ich
habe ‚ihn aber: nur gemahlt geſehen, denn er kommt ſel⸗
ten, wur ehpa alle 500 Jahre und wenn ſein Vater ges
ſtorben iſt. 34 dem Gemaͤhlde hat er goldene und rothe
Febdern nud die Getak und Größe eines Adlers. In He
olis erzählt mom, er Tomme aus Arabien, bringe ſei⸗
Vater, in Morrhen eingewickelt, dahin und. begrabe
in dem Sounentempel, daſelbſt. Anders und anders
geſtaltet ſich aber ber Mythos vom Phönir, und wenn er
i dem einen am Ende feines Lebens felber in ſeinem Ne⸗
ſich verbreunt und ſodann aus feiner eigenen Aſche ver⸗
jüngt wieder. hervorgeht; fo überſtrömt er bei einem au⸗
dern fein Bterbefager mit feiner. Zeugungkraft, um ſich ſel⸗
ber aus ſich zu eytwideln. Mannicfaltig find auch bie
Deutungen biefed Mpthos, die ſich indeſſen alle. darin yer⸗
einigen, daß er das Symbol ber, — aller ——2323
1. Baud.
#83
RE
\
1} “
-
- is —
mit ber Wiederkehr der Sonne fey. Phonir heiße Abris
gend auch die Palme, bie ein heiliger Bean bei.den Ae⸗
geptern war und ein Symbol des Jahreszyllos,wail fir
alle Monate neue Zweige anfegt, und wenn Je abgahauen
oder verbrannt wird, aus ihrer — — —
vorgehet. —
Wie nun dieſes ganze — Bat: Apchge
der. ſymboliſchen Darſtellung der Netır » Snkfte una Mie⸗
ungen und Erſcheinungen an fi trägt, wenn, auc hie
und dba etwas Hiſtoriſches ober rein Spekulatives hepoor⸗
trit; fo finden wir auch noch einzelne natürliche Segen,
fände, welchen, wegen atögegeichneter Dies, die ſie lei⸗
ſteten, oder vörzäglicher Eigenſchaften, vie ſie · au hab
ten, Heiligfeit beigelegt und Verehrung beldieſen Wurde.
Dahin gehörte der Ibis, eine Art Reiher, der bie Froͤ⸗
fche im Nil verminderte und dadurch nützlich wurde. Aber
auch dad Nilpferd, ver Sperber, das Kroködil,
der Ichneumon, der. Affe und namenlllch —
Art desſelben, die Schlange, ein Käfergefhlecdht, und
ans dem Pflanzenreiche der. Rotos,der’ fat bet allen
ägypfifchen Göttern Atteibut iſt, der Knub blanch undidie
Zwiebel galten für heilig, theils weiloſie Vie geialtige
wenn auch nachtheilige Macht der Natus, theils Bas Wan⸗
derbare derſelben darſtellten, theils in idter Forur das
Weſen ver Welt ausdrütkten, wie 3. B. "DIE Zwiebeil —
in ihrer runden, in mehre Schalen: gehallten Bigdt, ein
Einnbild der Welt geweſen ſeyn JOH." 08 = RrE
Im mi ut inte
: Rgntefeibet man "äber dieſes Religion ſpſten von den
Me, welche die Zeit; die Umſtaände, Ser’ Aberglaube
ind ‘die Speknlatton darum geſchlaͤgen“ Hhaben/ fo Findet
man die zwei Hauptlehren aller Religion; nemlich vw
wiebt einen unenblichen Gelſt, ven Urheber und Ethalter
ver ganzen Wetten und "bke menſchtiche Seete Nr: unfſterb⸗
u "Dei — Geiſt, Nin un erſcheintann ii
b BR |
_ — 179 — |
wen drei "Sempieigenfäaften, ld HhndmernMeitke und
Knephb — auch dier,iwie fo hamßg, eine Trkag —:.00
Madıt, Weisheit und :Bürg. H DaB :Mehrige in..hes
Religion ber Yegppter beſtand geäßfentheil.ins Ahegeriong, _
welche ben Tanf her Geſtirne, ihre Wiefuugaunguf Die Fr
be und bie außſalleuden, wohlthätig (wahl alb. nachtheilig
wirfenden Exrfheinungen ber Raser. ſymboliſiran. Das yug
wiffende, und von feinen: Prieſtern geſlüſſentlich in Unwiß·
fessheit erhaltene Voll hat die Syeubnie mi dem Waeſe vali⸗
chen verwechfrit, das Zeichen für die Cache genommen...
Die Puieſter ver Aegypter, Magen, Magier ges
nannt, wie in Perfien, eine ‚beiombere Kaſte, aus .imeicher
bie Könige felber genonimen waren, nährten fi) von dem
Dyfera, welche bie Glaubigen brachtenz nhen fiesikiteten
ſich wohl, dieſe Glaubigen kaͤrperlich zu brrühren, weile .
aurein Davon wurden...
Waſchungen und Faſten waxen etzyas fehr Gewoͤhnli,
ches bei ihnen, ſonders aber. vor ‚einem Opfer. Wurde
ein ſolches ber Iſis gebracht, welches immer ein, Dchlg
ſeyn mußte, ſo murde über. dasſelbe gehetet, daun Dam
Thiere mit einem Säbel der Kopf abgefchlagen und die
Haut abgezogen: Yarauf füllte wien ben ausgenommenen
Leib mit-Bree, Honig, Weintrauben,: Faigen, Wera
und Gewüren, tie außern Theile aber hiebes die Priſtes
ab und verbrannten fie auf dem. Dpferadtaren when ..fie
reichlich Del zugoſſen. Während dad Opfer brannte, geifs
felten fie ſich unter "einander effrigTund flüchtig, nachher
aber fegteh’fle ſichfriedlich und frendlich zur Spfaitnait
zeit zufanddren. a en 7 —
Der gyptiſche Cultus zählte ſechs Hauptfeſte had Jahr
fiber ——— das Volk —— zu Lauffen.
Deu herwallte, Bei sinem dieſer ‚Belle, zu Pantpmis,
führten fie. ben Gott — den Ertefi, fügt man, gipgn von
an 12* a —
— 180 — —
bon 12 ren bie, Bi. m Beh. ieh
Wricht -—- anf einem Magen zu der Tempelhalle feiner
Mutter, fanden jedoch da einen Haufen auberer Prieſter,
mit Yedgeln in den Händen, die ihr Vorhaben hindern
wollten. Davüher kam ed zwiſchen den beiden Parteien zu
einer Schlacht, in welcher, vbſchon Schädel. eingeſchlagen
any Urme mad Beine zerſchinettert wurden, dem frommen
Glauben nach, Niemand jewmahls das Leben verlor. Die
Frieſter des ankrmenben Wotted ſleghen, wenn auchnur
LTemwmpels zwei — welche taus⸗ Bilder enthichen
‚ verbreiteten ich bamı — — ee
mit- Muhe, jades Mahl, weil fie Ritsineue :iiife bekamen.
Dieſer Kampf nun ſollte auf den Conflilt bed männlichen
uud dei weiblichen Printins, oben auf ‚den Kuuyi —
Materie wab BER PM MER. Fe ie
| Die Ketmpel —* einfach) BE
dad Eigene, daß Me von geopflaſterteu, jehr graben: Vor⸗
böfen umgeben waren, auf melchen .Yie.uudiıba Sphinre
und Obelisken *) fanden. Das Tempelhaus ſelber beſtand
| and zwei Abtheilungen, einem Heiligen anb. ine Als
lerheiligften. Nicht Immer waren. Geelerbiider ie die
fen Tempeln, allezeit aber funben fidy an ber Schiffe dei
In Aegypten: — PN Dratel, — bekaunteſte
de⸗ des Amun in der Wuſte war.Mon den Aavoiiſchen
Inn und andere Länder:
Noch verbienen bie Orzaniden. der Erwähnung,
‚alt Begraͤbniſſe, wie man ſonſt ailgemejn ‚annahm, der
alten Könige, viel wahrfcheinlicher EN als Bilder ber
| r D-bel:i6t08, eine griechiſche RT ber Na⸗
me: Bel, das babyloniſche Wort für Feuer, Flamme,
Sonne, die auotſotde iR; folglia on rfeute, Son⸗
arnaſaüde. a ae
* N
l
[3 ö „
_ 131 —
Sonne, des Feuers. Ihrer ſtanden fehr viele im Lane
de umher, immer in Gruppen beifammen, Rech ſtehen
dergleichen, die größten bei Gizeh, bie allergrößte bei
Memphis An diefer ſellen einhunderttaufend —
zwanzig Jahre uunuserbrachen gearbeiit haben.
In den Höhlungen und Bängen ber Yyramiben, weit
mehr noch aber in andern nuterirdiſchen Gewölben findet:
man noch jetzt zuweilen bie bekannten Mumien, melde
Dankbarkeit und Verehrung,“ verbunden mit veligiöfem
Aberglauben geſchaffen haben. Sie ſind zum Theil im
keinwanbfizeifen gewickelt, weiche. mir Hieroginphen *)
befchrieben ſuch, andere in. Rattunftreifen gehüllt, has
ben Buchſtabenfſchrift. Tsene find aus früherer Zeit. Von
den Mumien ſagt un die Korfehung: Die Leichigme wur⸗
den mit dem: Athiopiiſchen Stein aufgeſchnitten, denſelben,
womit die Beſchuridung geſchah — die Beſchneidung ge⸗
hörte unter bie Meligiongebraidhe ber Prieſterkaſte in Ae⸗
gypten und Methiopien — die Wefchneibung aber war Wein
be zum höhens.Reben. Die ausgeweideten Leichname wur⸗
ben mit: Palmwein gewafchen; bie- Palme aber war bes
Bild der Jugend, bed imımes wieberfshrenden Lebende. Die
Einbalfamirung bauerte 40, auch. 70. Tage, beides heilige
Zahlen, welche Fruchtbarkeit und Leben ‚bebduten. Die
beichname wurden zuletzt in einen. Sarg von Sykomoren
gelegt; biefer-- Bam aber iſt das "Beilige, tebenbige Heig.
So mar bad. Mandfisen durchaus eine Weihe zu einem
senen, höhzsn Keben. IR Mühlen und Grotten fand mau
die Mumien, wie denn Höhlen mb: Qrotten, ſowohl non
der Nntur geſchaffen, alt vonder Minſt · gebant, auch in Yen
—
— geuns ale heiutze Ortej al m. — |
Ji EEE N: me! — Ar
Ir Pe!
—— — Pr enidedt pe fer ie —
2 re disherallgearin ABLE hr Rt gegolten haben,
richts: Amerd ſeyen, als eine reine Buchſtabenſchraͤft.
— 18%: — |
hie aungeſehen wurden. Und hier’ iſt ĩnsbeſendere
VrsLabyrinths zu gedenken. Dieſes erſtaunenswerthe
Gebaude befand ſich in Mittelägypten, oberhalb des Sees
Ma ris, unwein: Rrokodilopolis. Leber feine Er
bauer find .bie: Geſchichtſchrtziber nie: einig. Es fol un⸗
ter einem gemeinfchaftlichen Dache zwölf (nach andern gar
fin und zwanzig)rverſchiebene : Pattaſte: enthalten haben,
fechs gegen Süden und: fo- viel’ gegen Rorden. Alle was
ren von: einer: gemeinſchtefiticher· Bedner:aıiefchloffen,,, die
—
Wege aͤber? Die dar Paſlſte verbnnuden, nfo verſchlungen
und rverwickelt augelegt; daß: fein Unſciaumernſich wieder
Kerändfininen : Karte. Die Pallaäſtz nenthiekten: zuſammen
dreitaufend Zimmer; bir Hälfte. übenNuc Höfe unter/ der
Erde. In ven -testeritı ſollen fich: bie Birds der Eebauer
nunde der heiligen Tiere befunden, dberberr der Erde aber
ale nbern merkhäßhgnu Werke ViefhRiys: Weitrübertroffen
habenmmn· Es n ſollen sroch ettsa: hunbentinund fünfzig idieſer
Bühnen zugänglich‘ ſeyn. Dieß find iälftre,i unbeſtimmte
and daher audr nicht :juverläffige Madrichten: Meuere
Forſcher vermuthen, daß die 3000 Gemacher des Eaby⸗
ckinhs, chalb übrrihalb unter der Erde, aufiden Somnens
Mid Planeten⸗ Laufi in der obern und untern Hemisphaͤre,
ſerwie der Geiſte bed Alterthums gemäß, auf den Weg
der Seelen durch den Thierkreis, Bezug gehabt haben; Von
nem; alten Baubmimahlen, die anf; Reſigivn und Eul⸗
1 Bezug ‚haben yWnb‘sbie wichtigſten Entdeckungen im
wer neueften: Zelten rigentunhl. worden: durch Die franzoſtſche
Exeditivn marh"Weguptew:unter Bonaparte. Sie betreffen
wotzuglichodie. Nuinen aues alten: Thebens. Diefe ‘Itegen
auf beiben Seiten das: Nils und theilen ſich auch wieder
in Aulagen über mub unter. per. Erde, beren lahiere ayeis
ſtens zu Todtenwohnungen beſtimmt waren. Ueber der
Erde hat man gefunden auf der Weſtſeite des Nils, bie
Sale einer, großen Rennbahn : uam 6000 . Fuß Pänge,
die eine Einfaſſung aufe beiden Selten ‚hatte: mik 59 Ein⸗
gangem. uber Thorenwobon noch 39 elennbar find.
— 1 —
Atıd Uerrige tät fanf Hügel zuſamen gefunfen. Doc
ficht; man. hie amd ibn. nody Spuren von prächtiger Archi⸗
tektur und Bildhauerkunſt. Am Ende dieſes Platzes ſtehen |
die! Mnuinen eines Palläfted und eines” Tempels, welcher
letztere gaͤnzlich iu Trämmern liegt. Der erftere ift in ein⸗
seinen Theiten noch wohl erhalten und uran finde Wands
gemählde- darin, die auf Staatöbegebenheiten und Eultus
Bezug haben, meonon die Karben noch jegt völlig lebendig
find. Weiterhin iſt das Feld ber Koloffen, wo man
noch .17 dergleichen, theild ganz, theils halb aufrecht,
tbeitd . umgeſtürzt finde. Zwei davon haben 48 Fuß
Höhe, ohne ihr Füßgeftel, der eine ift aus einem
Erüd' Stein, der andere aus mehren zufammengefebt,
und aus den: Ünfchriften geht hervor, daß bieß ber
berühmte Menmon if: Die andern Heberbleibfel von
Mauern und Snuülengängen und bergfeichen erweden bie
Bermmtbung,. daß einft hier ein Gebaübe geflanden habe
von. mehr ald 1800 Fuß Länge, wie es denn bekannt aͤgvyp⸗
tiſche Sitte.war., Bildſauülen nirgends andere ald in ober
vor Bebaüden aufzufislien. Noch weiter nördlich fichet
das Qrebnghl des Oſhmandias und ein Pallaſt, ben eis
nige für den desſelben Heros, andere für den des Seſo⸗
ſtris erklären. Dieſe Ruinen gehören zu den merkwürdig⸗
fie. Man tſieht noch die herrlichſten Bylonen 9, Saüs
len, Kariatidenpfeiler und. Trümmer von ungehen⸗
ven Kolsſſen. Bon. dem Ring, Deſſen Diodor erwähnt,
(aus win nidas. Woeſttich von dieſem Pallaſte ſtehet ein
Tenpel der Iſts, noch: ſehr gut erhalten, beſonders find
bie Farben ber Gemählde, womit bie Wände überbede -
And, in ihrem ‚vollen Blanze. Bon:diefem Tempel ging eine
er von — RR Cauf weichen ben Sphin⸗
5 — Pin die das Yeopptäen, a in
den Sebauden, beſtehen aus zwei Pyramiden, die, durch
. en: amaltigen Schwißsägen verbunden, ein Thor bifden,
L
4 ⸗
N
u — 18 —
= Reiche andefehler. wurden. Und hier (Binöbefendere
a Laby rintho zu gedenken. Diefes- erfkaunendwerthe
Gebaude befaud ſich in Mittelägypten, oberhalb des Sees
Maris, uuweir: Rrokodilopolis. Ueber feine Er⸗
bauer ſi ſind die Geſchichtſchereiber nicht xinig. Es ſoll un⸗
z ter einem gemeinfchaftlichen Dache zwölf (nach andern gar
F san und zwanzig) ? verſchiebene: Pallaſte enthalten haben,
ſfechs gegen Suden und: ſo viel gegen Norden. Alle was
ren son: einer: gemeinſchteflichen Boanerr arıtıfchloffen,, die
Wege Aber die bla Yaskäfte .:verimuieh ‚ifo verfchlingen
nunnd verwickelt afigelegt; daß: kein Uniekkänternfich wieder
teransſinden konnte.: Die Pallaſtz nenthiekten: zuſammen
dreitauſend immer; Dir Hälfte. ibenystin Häte unter⸗ der
Erde. In den lezterıkı follen ſech bie Bürgers ber Erbauer
undeder heiligen Thiere befunden, bie übeeder.; Erde aber
al: niberh merke Werke Diefrh Mrs; Weit übertroffen
habenn · Esn ſollen ↄnoch etwa⸗ hundert und fünfzig. ıbiefer
Böhnter zugänglich ſeyn.“ Dieß finb-ältre,i unbeſtimmte
ab naher" auar ·niche ¶ zuverlaſſige MRadrichtenn. Neuere
Forſther vermuthen, daß bie 3000 Gemacher des Laby⸗
kimhs, hatb uͤbrrihalb unter der Erde, aufiden Sounen⸗
Mid Planeten⸗ Laufi in der obern und untern Hinnsghäre,
eilt det Geiſte bed Alterthums gemäß, auf. ben: Weg
. DE Seelen durch den Thierkreis, Bezug“ gehabt haben; - Ben
andrrn alten Vaudenkmahlen, die: auf; Nefögien und Eub
18 Bayng ‚haben Web ‘s.nie wichtigſten Entbeckungen in
ven: neueſten Zelten a hentacht worden! duvch Die fFranza ſiſche
Exrveditivn warh’Begypten:iiter Bonaparte, Sie betreffen
dotzugticho die.·Ruitewn nes alten Thebens. Dieſe Ilegen
auf beiben Seite. das Nils und theilen ſich auch wieder
in Aulagen bier mub amter. Dir. Erde, Deren Inblere mei⸗
ſtens zu Todtenwohnungen beflimmt waren. Ueber ber
Erde Harman fanten, nuf ter Weffelte des Nils, bie
Shen einer, großen. Reynbahn vpon 6000. Fußp Suse,
.. Biene, —— ‚anfsıheiden Seiten ‚hatte: mik.50 Eins
gärgenyı vder Eherem; wobon — Br alemiar find.
4
— uss —
Aass Uebriger lit- auf Hügel zuſammien geſunken. Doch
ficht. (mas. hie und on. noch Spuren von prächtiger Archi⸗
tektur und Bildhauerkunſt. Am Ende dieſes Platzes ſtehen |
die: Minen: eines Dalälted und eines Tempels, welcher
letztere gänglich in Trämmern liegt. Der erftere ift in ein⸗
jenen Theiten nody wohl erhalten und utan finder Wand»
gemählde darin,“ die auf Gtaatöbegebenheiten und' Eultus
Bezug heben, menon die Karben noch jegt völlig lebenbig
ſind. Weiterhin dt: bad Feld der Koloffen, wo mas
noh 17 dergleichen, theild ganz, theils Halb aufredit,
thoils umgeſtürzt finde. Zwei davon haben 48 Fuß
Höhe, ohne ihr Fußgeſtell, der vine iſt aus. einem
Erüd Stein, der andere aus mehren zufammengefeßt,
und aus dem nfchriften geht hervor, daß bieß der
berühmte Menmon ill: Die andern Meberbleibfel von
Mawern:und Soülengängen unb bergfeichen erweden bie
Bermmthung,. daß einft hier ein Gebaübe geftanden habe
von mehr ald 1800 Fuß Länge, wie es denn befannt ägyp«
tiſche Sitte war, Bild ſaülen nirgends. anders ald in ober
vor Gebaüden aufzuſtellen. Noch. weiter nördlich ſtehet
bad Graebghl des Oſhmandias und ein Pallak, den eis
nige für den desfelben Heros, andere für den bed Seſe⸗
ſtris erklären. Diefe Ruinen gehören zu den merkwürdig,
ſten. Mau Michsinadh ;bie herrlichſten Bylonen 9, Saüs
len, ‚Suriatidenpfeiler und. Trümmer :von ungeheu⸗
ven - Kölsffen.': Bon. bem "Ring, nueffen Diodor erwähnt,
fand man aidas. Weſttich von dieſem Pallaſte ſtehet ein
Zenpel der Iſts, nad: ſehr gut erhalten, beſonders ſind
bie Färben ber Gemählde, womit die Wände überdeckt
And, in ihrem vollen Blanze. Bon: Diehem Tempel ging eine
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den Sehaäden, - beichenb aus zwei Pyramiden, die, durch
. en ummaltigen Gcmwibhägen serbunden, ein TIhox bilden,
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⸗
N
— 14 —
audern Gebaude, aan noch Trümmer vorhanden find.
’ Noch ——— ſellen die Dentmahle auf der Oſt⸗
feite des Nils ſeyn, befonderd bie Ruinen von Karnal,
die auf einer durch Kunft gemachten und wit einer Mauer
von Badfeinen, umgebenen Erhöhung . von. °/, dertſcher
⸗
—
Meilen im Umfange liegen. Hier hat ein Pallaſt geſtan⸗
ben, von welchem noch ein Saal vorhanden iſt, ber 470
Fuß Länge und 400 Breite hat. Die Dede desfelben , die
aus ungehenern Steinblöcen befteht, ruht auf 184 Gais
den, von 65 Fuß Höhe und 10 Fuß Diee. Aue iſt von
unten. bis oben mit veligiöfen Bildwerken verziert. Mer
mahls fieht man bie Progeffion mit bem heiligen Schiffe
bed Ammon. Aus biefem Saale geht es in einen Hof,
in welchem bad geweſene Wohnhaus ſtehet, gleichfalls in⸗
nen und auflen mit Reliefs von religiäfer Bebentung ger
ziert. Südlich von biefen liegen die Trümmer bed großen
Ammontempeld, die, wie. fie, umnerleunbare. Spuren
an fich tragen, daß Palaft und Tempel: aus Trümmern
von früher en — ae —
ſetzt ſind.
Denkmahle unter der Erde fanden — der
Weſtſeite des Nils, ed waren theils Grotten zu Woh⸗
nungen, theild Katalomben zu Wolksbegräbniſſen,
theils Koͤnigsgraäbeex. Ben ben. Eirotten bemerkte man
aur eine Anlage unweit ıbed. Pallafted „des. Oſymandias,
. mo. Zimmer ımb Säle. in: brei Stockwerken üben Jeinauber
/
und Die Wände mit ben küͤnſtlichſten Sculgturen bebedt
Mind, obgleih:uimmahld bad Hageslict auf Re fallen kann.
Katakomben gab ed bei jeder ägyptifchen Stadt; aber die
ſchönſten find die bei Theben. Sie liegen in dem ſteilen
Gebirge übereinander, -die, unteren ſind die, größten und
ſchoͤnſten. Im Innern findet man Säle, Gawächen, Gab
Ierien und Mumienbrunnen, lied wit. bunten Relichks oder
!
v m .i88 —
— anf Du reichſte verziert, Hier fand ——
Rollen von Papyrus mit Eharakteren beſchrieben, die zum
Theil noch wicht: entziffert find. Eben fo find die Könige
gräber., im Innern ber libyfchen Bergkette, retten, de⸗
ren Tieft von 50 bis 360 Fuß wechfelt. Unter den hier
befinpfichen Gemaͤchern if. eins ber Hauptfaal, in melden,
anf einer. Erhöhting, der Sarkophag mit den Gebeinen
bed Könige Rand. — hier iſt Alles ae
Die Betrachtung biefer Wunderwerke Aegyri⸗, —*
ein neuer Weiſer, erregt die Idee, daß dieſes Reich einſt
eine Innge Periode durchlebte, wo veredelter Gefhmadt;
Künfte und Wilfenfchaften, mit einem IBorte,; Sultur, in
einem fo hohen Grabe herrfchten, wie fie in gewiffen Rück⸗
Fichten ſelbſt von keinem europälfchen Volle Erreicht wor⸗
ben md. Da unleugbar Religion ber Haupthebel war, .
ber im biefem Lande ſo gewaltige Kräfte in Bewegung
fegte, fo werben wir zu ganz andern Urtheilen über diele
Religion veranlaßt, als die find, welche der fpätere Aber⸗
gigube, in welchen -fie ausartete, und nbuöthige. Theben
war einft die Hauptſtadt eined Weiche, das. einen. Theil
von Afrika und. einen noch größern von Aſcen umfaßt, .
und die Sagen von ben. Eroberungen bed Oſpmandias und
Seſoſtris erhalten durch Die Sentpturen an den Palläften
Thebens hiſtoriſche Giltigkeit. Auf. eintgen Vorſtellungen
iſt die Seene des Siegd offenbar:in entferuten Landern,
wahrſcheinlich an den Ufern des Ganges. Dieſe Länder,
beſonders die ſudlichen, muſſen einſt im einem genauceen
Zuſammenhang geſtanden haben; ein Welthandel gehörte
dazu, am alle bie Gegenſtaͤnde bes Lurus, die wir hier
erblicden, nach bem Nilthale zu — das ſe — —
* erzeugen konnte. | REN
Die Destmähler Aegypiens muͤſſen au. ehr verſchie⸗
denen Zeitaltern ſeyn. Die großen Malläfte. und: Tempel’
find wicht das Wert eines’ Konigs, ſondern wehrer gewes
A\
u 186. —
| — PROBEN verſleſſen·Jahthue daue yon ———— —
die; zu / ihrer Vollendung. Bu. einem der: Kuigograber ſin⸗
BR: ſich da aſtronomiſches Taplreufwelches: daut Frühe
Augsaquinollium in das Brühen. des Mtiers Tee "I; daun
wannte die Etrichtung bieſes Dentuahis nicht Früher als
Aod und ‘nicht. fpäter als -1700' yuteb Eur ·Chriſtus ges
gt. werden. Ueberhaupt fcheint : ie, ylädzentfte: Meriode
von Theben it ‚dem; Zeitraume:vaw12506rbid SA0l;- viele
leicht 4000 Jahre vor Chriftus zu fallen, und man. kann
ihr wenigſtens. cite. taufendjähnigeriOgwuer! betlegen. Nach
BEsrabo : fühlte: men bei Dheben überiA0, Gräber wow Cds
Aaenn die in: Theben herrſchten, alfo che noch nachh Ver⸗
weibung Der. Hykſos)die Reſtbenz nach Memphie vers
Ügt:imurben Dieſe Periode von 40 Höntgen beträgt ſchon
über 1000: Jahre. In ihren Grabmaͤhlern findet man aber
die Kunſt bereits vollendet, welcher Ritraum mußte: alſo
tqon vorhergegaugen ſeyn, ehe ſolche Werke angelegt · wer⸗
ben: konnten. CEirige chiſtoriſche Reliefs fcheitten ‘aber: die
Verrireibung ber. Hykſos vorzuſtellen · und alſo wahrlcheins
lich erſt ant:Ende jenes Zeitraumes, um:1500 vor Chriſtus,
Verfertigt zu ſehn; auch iſt nicht zur laugnen, durß einige
Aabanungen ac: bie ältern Gebaüde — in bie. : Periode
— geſezt werben mälſſen.·.3
me ee ne !
10 Dep wie Virfaſſer biefet: — Die enn
ſie auch —— — u de ea a im
⁊
no. RS u
* An * rer s 00a.
* Die Entnehdeng deu meiſten Mythen an inpe ———— |
3. die Frühlings⸗Tag⸗ und: Nachtgleiche mit dem Zechen des |
co, Stierß zuſemmmenfallt. ....:e Ra ———
ee) Hykfos, das Reich ber Hirtenk oͤnige⸗ war red gah
200 9. Chr. in Aegypten entftanden, indem aflatifhe No⸗
wor mabenhordeii: einbrachen und das frlediiche Voit unterjohe
han ten. "Die: Vertreibung der Hyokſos — in den Aufaug des
Be ſebichten Jahrbundertü von She. . Hua.
\
— BT —
Gang fir vs Biefgigt rriaum webbich- iubffen, samt
auch eine Vergleichnng zwiſchen ben: Aegyptern und des
Indiern, welche :Benfadreffend und: ſcharfſinnig if. Er
zeigt, daß bei den Gitbiertusund Aegpptern dieſelbe Kaſtem
einridtung Hast geſanden, Maß nur die höhern Kaſten als
das Volk angeſehen waden Binnen; indem die niederſe
nur willenlofe Sclaven enthielt; daß Farbe und Bildung.
bei beiden Völkern einerlei gewefen; daß biefelbe Staats—⸗
verfaffung unter beiden geherrfcht mabez baß der veiigiöfe
Cultus an, O ern „und, Gergmonieen, an. Wallfahrten,
Prozeffionen und Hungen, die auffallendfte Aehnlichkeit
darbiete und Dis: arligiſen / Lehzen, wie bier von · der Ser⸗
lenwandernug, gang dirfelben geweſen ſeyen: und ſo macht
er est ſehr wahrſcheinlich/daſt die Aegypter entweder don.
den Indiern fiber. abſtammen, oder doch. zum wenigen
ihre Eultur, ihre Religion und Sitten von ihnen empfans
gen haben. Größtentheild” aber: weifen biefe auf die Pes
riode nah Schimaiſmus Ki, deun: O ſarix; 9) if kein ans.
beversiald Schwan Mohn dew a, deſſen heiligen Su -
Nanudi wir im dent ägyptiſchtarApis deſſen Phallus⸗
uud Sing mdirnſt wir a ben en des a — J
ſtubenau.
u "SEND DE
As. as Shräftenthens nach — — —
ſich der alte cheiduiſche Aberglaube· dawil wer bischte Die
ſonderbarſten Exfcreimcitgen: hexrvor. Auſſerdeni daß die
Neigung bie Aegypter zue einen, muthätigein, beſchaulichen
Leben den erſten Anlaß, zur⸗CEriſtehung. des: Win faed ber⸗
und Minhsserens- gab, grub. man, wie ſoit mehren.
Jahrhurderten ichon heidniſche zetzt auch. enits nter chrifte
* — — diguren and ———— u
9 Will man do fogar den Saiten "Hfirisr von dem in Bei
pen ves Schiwa, “»Iſch wara,“ und den der His von
. s Hnemianbern Beinamen ” Iffa,” der — Telnet Semi
ı Ki beizelszt wird. abet. Si.
N i
F 188 —
* Weine und trug diche Amnniättte'gein Schatz gegen Kraut
Seiten und andere Unfälle bei: fi, Ban. nannte biefe
Steine Abraxas, ein Wort, beffen:Buchftaben die Zahl
865, alfo dad Bennenjahe: arnimdichen follen, alfo eine
deutliche Hinweiſung anf ihte Verbindung wit Dem und
der ganzen agypiiſchen rn
uscergehend zudem. ee ———
Religionſyſtem dei Hellenen, er
werben wir-und am leichteſten in den Star ſchen, ſolches
gu überfehen, wenn wir zuerſt anf die Kosmegnutieen
6 Drphenus und fobanı auf die Nachrichten welche
* wen und Den geben, einen —
Orpheua. —
: Rad: den gewöhulickien . — war — ein
* ber Muſe Balkone amd deo:Ap etl lon und von
keinvs zugleich imit⸗ He ralles und Shamyrid erzogen
und unterricet. "Bein Füßen: Geſang, denc er mit: dar flo
benſaitigen Leier unterſtützte, zog Felſen und Baüme: ichen
nach, bezaͤhmte bie reiſſenden Thiere der Bergwälder und
banbigte Ungewitter aub Merrſtütuir. Die) Dicker; ennen
Mn König von Thrakien,: aber bie: Giefihichtidneiber? dem⸗
7 won Ihe nicht. Die umer ehem Aumen ‚wöchinsurhdubene,
Wwirwohl miftzeitig ältere ‚;irgongunt ‚wenkt Kr Wuherrs
ſches der: heerdenreichen Ktloneni, und in dieſelben Ge⸗
gb, : ben! RAmaros und ben denachbarten⸗ Hebieo/, ſetzt
wuh O vi deDie Hochzeitfeier deſſelben mit: Tarybire,
einer Nyncphe, welche am Tage ihrer Verbiubuag, Kon el
ner Waſſerſchlauge gebiſſen, ſterben mußte. Orpheus üa⸗
heie ſich, klagend über feinen, unerſezlichen Berluß, dem
Orhos und zum erſten Mahle wurden hier Herzen ge⸗
währt, weiche: immer nur unempfindlich gaweſen waren;
Perſephone insbeſondere wurde erweicht und a durch
_ Pr. = |
ihr Fiehen auq Ihren: Gauu, ben xnglacctichen Sanger
bie Geliebte zurästzugeben. .:Diefer- gevätere, mit dev Bas
bingung, daß Drpheus, dem ſie folgen ſolle, nicht zurück
fähe, bis ex mit ihr die Oberwelt erreicht bitte. Schvn
erblickte: er das freundliche Licht des Tages: von fern, ab
ihn die Sehnſucht⸗ draug, enen Blick zurückzuthun, ok
auch Eurydike ihm folge. Doch mit. einem graunvolles
Donnerſchlag wurbe in biefem Augenblide vdie geliebte
Frau: wieder in bet Hadeshinabgeriſſen.: Ahre Büchkiage
zerrißj das Ohr. und: das Herz des Gatten, aber vergeblich
klagt nuud ſehnt er ſich, zum zweiten Mahl wird Puutg
nicht Bewegt: Lange: hieit im ſein Schmerz zuruick von :jep
ber Theilnahme am Menfcherleben, bis ud, ald din
Argonauen gujaumientzaten:, and, er, ‚aufgefurbert, Theil
nahm am ber gefahrnallen Fahet/ und der: Beine
wichtige Dienſte Teifiete; Zuletzt gerieth er; aufr wien! fe
ner Irrfahrten, unter seinen Saufen: Eilsnticher Weiber;
bie dem Halchos ein Feſt ferien, ‚nee mar. von bau
wäteiben:. in Gtüde gesrifei:.: Beine. Bäit. wub. Wit
Haupt nahm ber Hebrosfluß auf and trug: fie mach Leit
bos. Mad einigen ik: Orpheus ſches alk-iunger Ran
alfo ermorbet worben;, mail: die Miknaben iäber feitcnalle
zugroße eheliche Creme erbütert waren, hat alle Teig -
Theil an der Urgenanteufahnt: genemmen. Mudeſſen ſcheiut
ſeinen Mychos doch Geſchichte zum Grundeegn liegen: Und
Orphens. hat wahrſcheinlich einen großen. Theil ſeises: Las
bend auf Reifen zugebracht,. und iſt namenich in Aegpy
ten geweſen; denn bad ganze Alterthum berichtet einſtim⸗
ig von Dispheus, daß er "ver Gtüfter der Myſterien ges
wegen, daß er bie. Bötterieine vermehrt nud berichtigt, Daß
er. eine befoußere, die moraliſche Reinheit befoͤrdernde Co
bensweife eingeführt habe; und alle: biefe Unwbrüngen, fe
wie ber Inhalt: feiner: Lehren, weifen und auf Aegypten
hin. Seine Lehren über die Götter und ben Dienſt derſel⸗
ben, ‚wegen welcher er ſchan fruh der Theolog —
— —— aus.
L
ER
rn aeauwgeeie beit Ocrhend lautele heh den verſchie
| — Ueberlieferern verſchirben. Merturlich; denn wenn es
andy ein Individnum, Orphend heran, gab, fo bezeich⸗
ret doch dieſer Name gewoͤhnlich gewiffe Inſtitute zur reli⸗
giseſen Disciplin, Die in Thraklen outſtanhen waren.. . Der
Name ſelbſt folk ortentalifch ſeyn und wir: aus dem Ara⸗
bifthen: 7: if? CWiſſen), oder dem: Hebraͤiſchen Na⸗
sha” (Ast), oben dem Aegyptiſchen for o s und Phev
GSohn) Abgeleitet. Es war ulfe Orpheus, oder: das da⸗
Dit bezeichnete myſteriſe Inſtitut. zus: Beförderung ber
Haumanität: durch Muſik, Religion und geheime Weiherma⸗
sit: beitiuiet; Ab: fein Hampwerdienſt nennt die Sage:
‚. Gutwöhnung yon. Menfchenmorb,, von bluigen: Thitt ſpei⸗
fen. und: Meufchenopfern , Abſchaffnug der Glutrache, Mei⸗
Mag; -Gülming. wegen -Mluffchulk:und anderer groben
1
Sibreigeniun Disc dieſes alles ſollten die Kitakier: un
sfäuglicher. für: Miltleit: und gekiche Aufnahme. ber Sram
iu, gefelligerunkeımennfchlicher werden⸗ Ohne: Zuwrifel iſt
was gange Inſiitut aus Indien ;übge Vegypten mach Thra⸗
Sn. getommen ‚und. hat: vie großte Aehnlichkeit mit dem
acf Samothrake, wo Phöonikier ober Aegypter die Vereh⸗
ns dr Sabine eingeführt: Hatten: Spaͤterhiurerlitten
- Wei. orphilchene Meihnngen darch : gemaltfame: Elumiſchuug
des Bakchasdienſtes: und eigentiuhe: Unterbrüduuß ar Or⸗
ghiter Mrphent: wurde von ben Mänaben zerriſſen) ‚bes
deutende Veräuderugen, und wurben. wm. Rrgien,. wie bie
‚= Befle des Oba8: and: — bei. an
ee : 122. Bad 2° BCE
2, Darauf. ergibt. Ki; we ——— —*
——— —— mäfjezz dierin.: der Lehre: und im. deu
Gebrauchen.ſehr von eittanderinhmeichet. Diejältebe: or⸗
vphiſche Giersch. aus. ddnu Xpariladiieu fie Hemmung
gerngen lſeyun, weicher: felber in bern sofiatifähen: Satiisneud
ſeine Wurrdd has, “und mit Denis Wiſchnudtenſto nin· Indien
kalyeı: ergab iſt. MDor ulun biefer Schulen ohnt
blutige Opfer, eilsunft ine: Hi figu hg gl a agree
— 201
darfiefte and: —E 38: reden: ik: ce Ge.
brauch der Tunes Die: dieſe befchmichtigen undudie Berk
in Kühe perfegen: foltte » Dahes Dieter alte: Deghendfah
tug — mit: dem: Cultus — er in enges siegen,
4 UN . BEE BETT 7};
2... Ya 122 iu. ERSTE. c "Io
‚Die — Schaule desb Orpheus atund⸗ aia Kadmes
den Phailosdienk des Oſiris (Di auvſas, m Sa
wa)mach Griahenkand brachte und: Damit. det Grundigt
dem wäben Dienfle ber Gotternutter legte. Richt nun
pheus erlag Diefem: Eultus, fonderu ĩ auch Lkykurgas, Ar
ihm widerſtehen wollte, mußte, ibm weichen ah: ich das
auf weiber. ſiegenden Parthei verletzern laſſen. Mach ie
dem Naupfe u nahmen. bie Orpheusprieſter die name
Grundfäge aufı und. num. war bie zweite Sriatle ind: Lebch
getreten, Orpheus hatte die Myſterien bes Bakchos erfuns
den uhbantır 5 Woleihiefen, in bie Llntetiveiti inabgefliegen.
Mauer amt Gesiüihraßken: bie akkigpprifchen :Cchrenkuam
des: Nichtigkeit bed: manfehlichen, Lebend:.unb Huveifsigige
auf Umperblichteit ——— — Wi
ug. FRE ; . ‚36
320 Ak Biefer, gelte: ‚ging enblid bie. — aphifch
Schule hervor, welche man: bie; shilsfopkffdie Beumern tung
hr Stifter war indbefondere Onomakritos und eine
Grihvon: ihr! di Syſtem. und die: Schulerdos · Yäthar
gorad. Pythagsſas wand in Hellopolis in Aegypten SE -
die awhiſchen: Myfterien: eingeweihrt.“ GEr brachne vein
und unbiutige -Dypferralif dem Altaren in Delos dar! uud |
Apello’d :Leler warb ihm Symbol aſtrauamiſcher nad kos⸗
iſcher ehren. Das eden ber Pothagoräͤtxn glich. beit
der alten vrphiſthen Weiſen und ſeibſt die Wkaness mußecen
fh. er. — Sind: und, beBi — aiuſtauder be⸗
Mißigen BE HEBT En ae | J
— nen 3*
Die ——— be Orpiend wird nun man. ige
* dxrgeſtetlt..u. ö Glen 119, 5 X
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MWelnzip allex Dinge, das, öllig :geftaktlos. im: Merfange,
‘
wu
.*
warn 192 —
od Whg: "wor Me: nie allbrude eit (Cheap)
a Beats eines Dradım.: »Diefer- Drache zeugke. a8
S6adh,’den Aether, den Erebot (eine heiligen Died,
Muxrin aber vgmagie er ein.Eiy bit ein. Wollengewand
gehällt war und nachher zerriß. Aus demfelben ging hex⸗
vor Phanes, oder Erikapaios, mit goldenen Flügeln,
RE Heer · Schultern einen Stierkopf auf dam: Ödenen
Woyf: eins Schlange tragend. Er war Maunweih und
Weihrauch Peotogbnes, Jens und Pan. Phanes ik
geritten Sihelaende):uber Agyptifch (der Ewige).
Wr einerlri cait dern Ni on der phoͤniliſchen Koewegonie und
nd inbiſchen Brama; der auch: aus Dem Weltei hervergiug.
ra See Erikapalo a fo äghptifch ſeyn
unb:der Tebeagetente bebeuten, weßhalb ex. vu —
Var Denke, Der: Albes — — BER FIN
un Seh Pareo gm ne" a ee
nz line: ‚gelte Darftellusg der. arpbäfen. —
mach ein / ewiges, angeboraed: unb: unembliched Chinpä: zum
{m Lanfe.:ber. Zeiten ‚in die Elite guſcraen gug ius
dieſem ging ein Mannweib hervor, welches bie Scheidung
rt Etemento⸗ bewirkee und ans: ee den — aus
een — — Bean
R ”.
32 “ii Id IX * ⸗
ur. Eee Ag:-: Von anens wer der von Sr wo
| Bee Aether, auf beiden Seiten deſſelben Chaos, von
Naucht unrſtoſſen. Das Licht durchbrach be Aether und er⸗
_ Geniitett bie: Cihöyfung.: Diefed Picht-gertheitte fidh:ku beei
Strahlen, Büetid; Pchos und. Zoe CMeicheit,. Licht,
Leben) und: dieſe drei finb Eins, ind der ungefehene
Dütt, ver: Mes hervorgebracht. haͤt. Man flieht daria
chriſtiiche Ideen und ſchreibt daher biefer Derfickung ei⸗
nen ſpätern Urſprung zu. Noch eine vierte Angabe der
orphiſchen Kosmogonie ſagt: Der Anfang aller Dinge
war Waſſer, in welchem fih Schlamm, zu Boden ſetzte;
aus beiden entſtand eine Schlange mit einem Lömenlopfe,
= Ri \ £ in
— 193 —
in ber Mitte aber hatte fie das Geſicht eines Gottes. Ihe
Name war Herakles ober Chronos. Sie gebar ein -
Ei, erfüllt von der Kraft feines Erzeugers. Dieſes zer⸗
brach in zwei Theile, wovon ber obere ber Himmel, der
untere bie Erde warb. Die Erde und ber Himmel erzeugs
ten die Klotho, Lacheſis und Atropos, die Heka⸗
toncheiren (hunderthaͤudige Riefen), Kottos, Gyges,
Briareus,. and bie Kyklopen: Brontes, Steropes,
Arges. Da ber Himmel viefe im Tartaros feffelte, fo
gebar die Erde bie Titanen ald Rächer. Run folgen bie
Befchichten vom Uranos und Kronos und vom Kam⸗ |
yfe des Zeus gegen bie Titanen. Dann heißt ed weiter:
Zend verfolgte feine Mutter Rhea, oder Demeter, bie .
fi in eine "Schlange verwandelte; er aber nahm biefelbe
Geftalt am und umſtrickte fie mit dem fo genannten hera⸗
Hleifchen Knoten, der noch am Hermesſtabe ſichtbar iſt und
erzeugte die Perfephone Auch mit biefer verband ſich
Zeus und erzeugte den Dionyfos.
Etwas. anderd wird biefe Kosmogonie fo erzählt: Im
Anfang war Waſſer und Schlamm, welche ſich zu Erde
verdickten. Was vor ihnen herging, iſt das unausſprechli⸗
che Weſen, weßhalb auch, ſetzt der Berichtserſtatter hinzu,
Orpheus nichts davon ſagte. Aus jenen zwei wurde ein...
drittes Prinzip geboren, eine Schlange mit einem Stier s -
und Löwenkopfe and in der Mitte das Geficht eined Gotted,
auf den Schultern aber Klügel. Ihr Name war: Die
nimmer alternbe Zeit (Ehronos) und zugleich Her,
rakles. Herakles vermählte ſich mit ber Anangfä.
Mothwendigkeit, oder Natur), bie auch bie koͤrperli⸗
de Aſtraia iſt, ausgefpannt durch die ganze Welt und
ihre auͤßerſten Grenzen berührend. .
Odbgleich verſchieden haben dieſe ſtimtlichen Darfſtellun⸗
gen der orphiſchen Kosmogonie doch ihre gemeinſchaftlichen
Punkte und dieſelben Ideen zum Grunde liegend. Hera⸗
Ned Chronos iſt der’ Vater der Zeit, der König des — —
1. Band. en ‚13
— 4
U
— 198
und ber Lenker. ber Welt. — — hat er vom
Mithras geliehen, ſelbſt das Gteraengewanb, iu welches
ex ſich zumeilen hält, iſt von dieſem. Herakles Ehronos
ne die Sonne, und feine zwölf Arbeiten, bie fpäter ges
fchildert werben, beuten auf bie zwölf Monate und Jahr⸗
kreife: Eben fo aber iſt er auch ber agyptiſche Som⸗
Herakles, ber nicht bloß Sonne, ſondern auch. Sons
nenjahr, und Symbol der Zeit überhaupt iſt, weßhalb
“er auch den Vogel Phöniz, dad Symbol großer Zeitpes
rioden, auf der Hand trägt; auch Demiurg, Weltbau⸗
meiſter, iſt Herakles⸗Som, wie Herakles⸗Chro⸗
naos, weßhalb ihn ja auch die Aegypter den Anfanglos
fen nennen. Und endlich, iſt die Uebereinſtimmung der
ganzen Koömogonie mit der indifchen nicht zu verkennen,
denn Geiſt und Waſſer und Schlamm: und: Exbe, das
Weltei und die daraus entitandenen Da und — ſind
dort, wie hier, anzutreffen.
Als bedeutend. in biefer Kosmogonie it bie frühe Ent
ſtehung der drei Parzen zu betrachten, welche an die in
phoͤnitiſchen Religionlehre vorgekommene aͤlteſte Parze,
phrodite, erinnert; denn mit dem Beginne der Dinge
beginnt auch ſogleich das hoͤhere Walten der Gottheit.
Wenn aber Aphrodite Cder Mond) eine von den Parzen
ift, fo darf man vielleicht den Herakles (die Sonne) und
‚ ‚den Hesperos (Horos), Abendſtern, ald die beiden andern
anfehen, deun wegen des alten Glaubens vom Einfluß
der Geſtirne auf dad menſchliche Schickſal ſcheinen dieſe
allerdings zur älteften Idee der Parzen zu gehoören.
Dieſe drphiſchen Kosmogonieen gingen im Banzen
nicht in die Volksreligion über, ſondern blieben Geheim⸗
lehren; aber ihr Einfluß auf die gemeine Mythologie iſt
nicht zu verfennen, vieles in berfelben. laͤßt ſich nur durch
fie erflären, und einiges @inzelne, ‚anders und auders ges
. wendet, fügte ſich allexvings zur Sffentlichen Religionlehre.
Ä :& * Lehre von deu ———— und den darin —
— 195 —
——— Nach deu einem Verichte der Dir
phiker gab es deren ſechs. Zuerſt führte Phanes ıda&
Scepter des Univerfums, von ihm erhielt es feine Tochter,
die Nacht, von dieſer Uranos, welchen Kronos vom
Thron ſtürzte, ihn verdrängte wieder Zeus und auf die⸗
fen folgte zuletzt Dionyſos. Nach einer. andern Radıa
richt gab ed nur vier Welt Alter: Uranos, Chrongs,
Zeus und Dionyfos, oder Chronod, Zeus, Po⸗
feidon und Pluto. Der Volksdichter Heſiodus hat fünf
Weltalter: Dad goldene unter Ehronos, fein Charakter
reine Unfchuld und Einfachheit; das filberne, ſchon ver⸗
järtelt, üppig und zum Theil gottlos; das eherne, won
gewaltfamem, wilden, kriegeriſchen Eharakter; das heroi⸗
fhe, welched die griechifche Heldenzeit umfaßt; das ei⸗
s‘
ferne, wo Gerechtigkeit, Scham und heilige Schen von
ber Erbe entflohen. In den vier letztern herrfcht Zeus, der
am Ende die ganze Welt mit Feuer. vertilgen wird.
Ovid fchildert nur vier Weltalter, indem er das hes
roifhe ansläßt, aber feine MWeltalter feinen nur von
der Entftehung der Menſchen bis auf die Deukalloniſche
Fluth zu gehen.
Dieſe Lehre von den —— erinnert an die indi⸗
ſchen Jugs. Dionys iſt der Beherrſcher des letzten und
dieſer iſt Schiwa, ber Zerſtoͤrende, der Alles durch ſein
Feuer vertilgt, aber ſeine Gemahlinn, Bhavani, rette tdie
Samen der Dinge und daraus geht dann eine neue Welt
hervor. So bleibt bei den Orphikern nach dem allgemels
nen Untergang Zeus übrig, der Alles in ſich aufnimt
und bewahrt. Mit diefer Lehre hängt auch bie vom gro⸗⸗
Ben Weltiahre zufammen, oder von bem Zeitraume, in
welchem alle Beflirne benfelben Stanb am Himmel wieber
einnehmen werben, ben fie am Anfang aller Bewegung
hatten, und fo. ben vorigen Wechſel der Schickſale zuräde J
bringen, oder eine gaͤnzliche Wiederherſtellung ber Dinge
herbeiführen. Die ungehenern Zahlen ber Indier vermin⸗
Ze ':\ 0
— 196 —
—— ſich hier nid gewoöͤhnlich fegt man bei den Orphikern
die myftifche Zahl von 7777 gewöhnlichen Jahren, welche
ein Weltjahr ausmachen follen. Die ſibylliniſchen Bücher
meilen es in zehn fecularifche Monate“ (nach dem alten
Calender) und in vier Jahreszeiten: Der Frühling,
wo: die Welt erfchaffen worden, war bad goldene Beitals
- ger, unter der Regierung bes Saturnus; der Sommer
das filberne ; der Herbſt das eherne, in weichen bie Deus
kalioniſche Fluth einbrad) , und der Winter, mit feiner eis
fernen Zeit; ſchließt Ah an,den Dereinft gu hoffenden
golbenen Fruͤhling an; So hofften nnd hoffen noch im⸗
Met die Menſchen im Gefühle des Drucks der Gegenwart
auf «eine ſchoͤnere Zufmft, die fie von allem Druck und
aller Laſt befreien werde. =
Heſiodos und Homeros.
Wenn Herodot ſagt: Héſiodos und Homeros,
welche nicht mehr als 400 Jahre vor mir gelebt
‚haben, waren bie erſten,
| ‚weldye ben Griechen
eine Theogonte ſchufen, den Göttern Beinamen
gaben, beſtimmte Verrichtungen und Gefchäfte
zufhrieben und ihre Geſtalt feſtſetzten; fo. if
damit nicht gemeint, daß fie erſt bie Götter erbichtet oder
gleichſam gefchaffen haben, fondern daß diefe unter den
Dichter⸗Handen ber genannten Mühner ihren ibealen
Charakter verloren und eine gewiffe finnliche. Bildung er
heiten, indem fle die Vorftellungen des Volks von ben
Göttern ſammelten und folche zu einem Ganzen verwebend,
-inöbefonbere zu beachten, denn er. hatte: fichs zur eigents
Kosmogonie geliefert, welche, auf bie orphiſche gegründet,
‚
\
ein Syſtem von Göttermthen ſchufen. Heſiodos iſt hier
chen Aufgabe gemadıt, die Götter zu beſchrekben, während
diefe bei Homeros gewiſſermaſſen nur bie Nebenrollen in
feinen Heldengefchichten fpielen. Heſiodos hat und eine
Folgendes. zum Hauptinhalte hat: - .. 2...
+
Zuerft war Chaos Ceerer Raum) .mit Recht eufhlis
Mit vemfelden vermählt ſich Eros, der zugleich norham⸗
den iſt (die Liebe als dad Vereinigungprinzip ber rohen
Elemente), und erzeugt die Gaia (Gey), die Erde, bie,
als horizontale Scheibe, in der Mitte bed Raumes, hiefen
in zwei gleiche Theile fcheidet, in die. Ober, und Unter,
welt, Himmel.und Tartaros, welcher legtere mit Ur⸗
nacht erfüllt bleibt und auch Erebos heißt. Auch bie
Nypx Madıt, auf der. Dperwelt) geht aus dieſer Vereini⸗
gung mit hervor. Aber nun umarmen ſich der Erebod
und die Nyx und. ed entiicht ein helleres Geſchlecht; bie.
Hemera (die Tageögöttinn, das Licht auf der Er⸗
de), und der Aether (die. obere Luft und „zugleich das
Urlicht). Der Eros hier ift ber Phanes ober Protos
gonos ber Orphiker und die Darſtellung bisher gleicht
der Schoͤpfunggeſchichte im Moſes auf ein Haar.
Als Aether uud Hemera vorhanden waren, entftand
auch Uranos, von ber. Erbe hervorgebradt, ohne eigen.
weiteren Erzeuger. Mach dem Scheine verhreitet ſich der
Himmel nicht weiter, als die Erde, er iſt alſo das eigens
thümfiche. Produft. derfelben.), Zugleich brachte, bie. Erbe
bad Meer‘ (den Pontos). und die Verge_hernor cheide -
ſammelten und ſchieden ſich allmählig, .ald Die Erbe vor
handen war), Und nun vermählen fih Wranos und -
Gaͤa (Calle folgenden Erfcheinungen gehen auf und über
der Erde vor) und erzeugen mancherlei Gefchlechter. . Ehe
wir aber zu biefen übergehen, müflen wie das u
von Erebos und Ryr nachholen :
Erebos, auch Tartarod, fpäter auch Orkos und
Hades genannt, iſt nach Heſſodos maucheriei; znerit bas
alte Chaos ſelbſt mit Nacht erfüllt; ſodann ein Kerker,
worin die Titanen gefangen ſitzen und in dieſem Sinne
eine unendliche Kluft, umſchloſſen mit einer hohen metall⸗
nen Maner und bewacht von ben Eentimanen, Kottos,
u —
—EDE Bxiareus;: Dana bie Unterwelt "überhaupt
wurden Aufenthaltsort der. Beſen; enbiich eine Perfom,
un mit der Grbe verſchiedene Ungeheuer erzeugt hat.
Die U Unterwelt, nach der alteſien Vorſtellung das hal⸗
Ei des Chaos unter der Erde, war ein ungeheuerer
Schlund, eben fo tief, als der Himmel Noch über derſel⸗
ben fand. Ein fallender Ambos würde zehn Tage und
| gehn Nächte brauchen, ehe er von ber Erde auf dem Bor
ben bed Tartaros ankaͤme. Bot dem Tartaros fteht der
Pallaſt der Mor, wo fie und ihre Söhne, Schlaf und
Tod, ferner Ai und Perf ephone und das ganze Gefols
ge berfelben wohnen. Diefem Pallafte gegenüber aber‘ fies
het Atlas, ber den Himmel trägt. "Bel diefer Vorſtellung
war ber Tataros noch nicht das Todtenreih, wie man
denn damahls nur von befondern Günftlingen der "Götter
glaubte, dag fie einer Fortdauer — auf den Snfeln der
Seligen — ; gewürbiget wären. Später vermifcht ſich der
Mythos ber felgen Inſeln mit dem des’ Tartaros, bie
zuletzt dieſer zum entſchiedenen Aufenthalte der Geſtorbe⸗
nen wird. Nun entſteht hier ein foͤrmiicher Staat, mit
einem oberften Richter, dem Minos, geſchmückt til gols
benem Scepter, der Lohn und Strafe austheilt. Doch
geht alles noch auf der Asphodelos, *) Wiefe vor,
wo Gute und Bffe unter einander find. Die Idee von
Belohnung und Strafe nach dem Tode war, wie‘ man
„.Saraus erfieht, noch wenig ausgebildet. Bu
Als in der Folge richtigere. Vorſtelungen von — Ge⸗
Reit ber Erde entſtanden, verfebte man die Unterwelt. in
.4) Asphodeles. Asphodil, Goldwurzasphodil iſt eine
in Sicilien, vorjüglic aber auf den Snfeln des mittelän-
dviſchen Meers haüfig wachſende Pflanze, die mehre Fuß
boch wird. Noch in den neuern Zeiten galt fie als Heil⸗
| gewächs und ward als Amulet gebraucht; doch nun lan⸗
8e nicht —
Fran ;
. i '
" a g 99 —
den cwritelxunt berſelben und neVorſtelung von — un⸗
endlichen Ausdehnung, des früherk Gotlichen, ging damit
verloren. Zugleich, indem bie moraliſche Idee ber. Ber»
geltung nach dem Tode ſich weiter ausbildete, wurde die
Unterwelt, nun gewöhnlich Erebos oder Hades, in
Elyſtum und Tartäros, das erſtere rechts, bad an⸗
dere links vom Eingange liegend. Hermes, der Unter⸗
irdiſche, mit dem Beinamen Pſychagogos oder Pſy⸗
ch o pompos, geleitet mit feinem goldenen Stabe bie See⸗
len zur Unkerweit imb, wo ber Kokytos, mit der Styr
zuſammenflieſſend, einen ſumpfigen See, ben Acheruſi⸗
ſchen, ſtygiſchen See, bildet, führt fie Eharon um zwei
Obolen hinüber. Unbeerbigte nahm er nicht an, fie muß
ten wenigftend 100 Jahre: herumfchweben; Tebendige aber
wurden übergefchifft, wenn fie mit einem goldenen, ber
Perſephone geweihrten, Zweig ſich der Unterwelt naheten.
Drüben fam man zuerſt zu einer Höhle, in welcher der
ſchreckliche Kerberos wachte, dann zu bem freien Platz,
wo Minos wiltete und ber ankommenden Seele Elyſium
ober Tartaros anwied. Dem Berbammten diktirt nun -
Rhadamanthys die Strafe und Tyſiphone, bie Abs
rigen Furien herbeirufend, treibt ihn mit ihrer Geiſel in
den Tartaros, der von dreifacher Mauer und dem Feuer⸗
firom Phlegethon und dem auffprubelnden Acheron umgeben
iſt. Hier lebt denn die Seele unter fchreclichen koͤrper⸗
lichen nnd geifigen Leiden in ewigem Elende. Defto herrs -
licher war Elyſium und ber Aufenthalt darin. - Um bads
felbe zug die Lethe, ber ſtille Fluß der Vergeſſenheit, ihre
flbernen Fluthen, und ber Ankommende fchöpfte daraus,
um durch trübe Erinnerungen nicht im Genuſſe der. Selig⸗
keit geftört zu werden. Diefe Seligkeit iſt größtentheild
ein ſinnliches, aber vollfommenes Wehlbehngen, gegrünbet
auf unzerftörbaren Genuß alles deſſen, was den Menſchen
erftenen und vergnügen fann. Durdy bie Lehre von ber .
Seelenwanderung, wie fie Pythagoros aufiteflte , erhielt
auch die Eu von dem Todtenreiche eine nene Wendung;
⸗
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- « —
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— ang
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denn man bichtete, daß die Seelen. der Benfigebeum: uadı
- einem gewiſſen Zeitraum wieber auf bie Oberwelt zurück⸗
kehren. Sie trinten dann aus bem Lethe zum zweiten
Mahl, um bie Seligkeit zu vergeffen und den Aufenthalt
in einem Körper erträglich zu finden. Gie: werben nun
Könige und Heroen, und wenn fle auf biefe Weife dreimahl
ſich unfträflicy bewiefen, werben fie auf immer in die In⸗
. feln der Seligen verfegt. ‚Auch hier, wie fa. oft,. fallen
‚die Lehren ber griechiſchen Bötterlehre, befonderd in den
Myſterien, mit denen bee Aegypter und Judier zuſammen.
Diieß gilt. insbeſondere von dem obengenannten Minos,
— der mit Rhadamanthys und Aeakos, Todtenrichter
genannt wird. Minos war König. in Kreta, und zeugte
unter ‚andern einen Sohn, ber, ald Minod der Zmeite,
beim. Homer fhon mit dem erften zufammengefloffen - if.
Minos wird gerühmt ald Gefeßgeber- und erfter Beherr⸗
ſcher des Meers dadurch, daß er die Seeraüber vertifgte.
. Der Thron von Kreta ward ihm beftritten, daher flehete
er, zu Pofeidon, daß diefer einen Stier, beffen em zum Op⸗
fer bedurfte, aus dem Meer, fi, erheben Jaffen mögte. ‘Der
- ‚Stier erſchien, aber er war fo fchön, daß Minos ihn
nicht opferte, ſondern aufbewahren wollte, um ſeine Heer⸗
den damit zu veredeln; zur Strafe machte Poſeidon den
Stier wütend und dieſer raste verheerend durch die Inſel,
bis ihn Herakles fing und baͤndigte. Weiter ſtrafte Poſei⸗
don den Minos, indem er der Gemahliun deſſelben, Pas
ſiphäbe, des Helios Tochter, eine unnatürliche Liebe zu
dieſem Stiere einflößte. In bed ſinnreichen D&dalos höl⸗
zerner Kuh eingeſchloſſen warb fie ihrer Wuͤnſche gewährt
und gebar darauf den Minotauros, ein Ungeheuer,
halb Menfch, halb "Stier. Diefed Ungeheuer wurde in das
Labyrinth eingefpertt, wo Menfchen feine Nahrung waren.
Kreta mußte fo lange Zünglinge und Sungfrauen liefern,
bis Minos durch feine Tapferkeit ein anderes Sand bazu
| zwang. * ‚war, Attika, welches anlegt Zheſens von
‘ir
= m—-
dem Shimpfichen Zelbute-twiber befreite. Da Minos ige
ne Tochter, Ariadne, ihm dabei geholfen und ſich mit.
ihm ‚geflüchtet hatte, fo wendete ſich bed Königs Zora ge
gen deu Kanſtler Daädalos, der ihr: Beikand geleitet
und fperrte ihn, nebſt feinem Sohne, JIJkaros, in bab
Labyriary *). Allein beide entflohen ihm, indem fie ſich
Flügel von Federn und Wachs machten unb ze... fü
feiner Rache, wiewehl Itaras zu Grunde ging, indem
er ind Meer Kürze. Minos verfolgte den Dadalos bis
nach Sicilien und wurbe dort von ben Töchtern des Re
nige Kokalos, die dem Daͤdalos wohl wollten, im Babe
erſtickt. er
Wegen feiner Augen und gerechten Regierung wurde
nun Minos in der Unterwelt als Todtenrichter angeſtellt.
Man ſleht auf den erſten Blick, daß tm dem Mythos
von dem Minos durchaus morgenlaͤndiſche Ideen herrſchen,
die auf. das Abendland übergetragen wurden. Kreia war
fo fehr gelegen, daß. von allen Seiten her Einwanderun⸗
gen gr erfolgten; es war das Baterlanb des Erzee uns u
” Des Labyrinth von Kreta bat man für: Gefängnife, für
Steinbrüche, für Begräbnißpölen erflärt, es war aber, als - |
ler Wahrſcheinlichkeit nah, durd den Berghaus entkanden.
Die alten Kureten und idäiſchen Daftyien (Kunffinger
: 20 Ida) trieben auch Metallurgie und zwar als ein Ge⸗
Feimniß, wie ihre andern Künfte‘und Wiffenfhaften. Das
her machten fie die Berggruben auch zum Tempel ihres Mor
: lach, ihres Sonnengottes und verbargen ihre Gefchäfte durch
labyrinthiſche Gänge vor den Augen der. Menge. Der Mi»
notauros hatte aber ganz biefelbe Figur, wie der Mo⸗
lod, der: punifhe Kronos, er war ein aus Erz gegofe-
- ned Idol, in deſſen glühende Arme die unglädlihen Schlacht‘
opfer gelegt wurden. Minos fheint die blutigen Menfhens
opfer abgeichafft zu haben; aber er Konnte ed dach nur fo
weit dringen, daß die Fünglinge und Jungfrauen zum ges
Heimen Tempeldienfte gebraucht wurden. Gin attiſcher He
%,
S
—
— 2602 —
Eh, biefer fo beingenben Beokeftife der Menſchen;
es mußte als Inſel nothwendig Schifffahrt treiben und bie
Eicherheit biefer Schifffahrt fo. Halb als möglich‘ herſtellen,
ſo feſt als möglich begründen; eb. mußten hier bie erſten
Känftler, nicht blos in Metal, fondern au in Holz und
Stein, zu deren Bearbeitung jene ja fo unentbehrlich find,
entfichen ; und war ed ein Wunder, went allen‘ dieſen deu
Böttern zugeſchriebenen Erfindungen auch mancherlei
Aberglaube angelnäpft ward, ber daun heilige Bebraüche
und Myſterien erzeugte, wie ſie den Kureten und Tdäifchen
Dakltylen beigelegt werden? Das Ulterthum ſchon Ächreibt
ausdrüůcklich, diefen Perfonen die Bearbeitung ber Metalle,
die Berfertigung der Waffen und jene Waffentänze zu, wels
he von da nach Phrygien und bie Infeln Lemnos und
Samothrake und dann über Thrakien nach Griechenland
kamen. Weberhanpt finb die Neligioninflitute von Kreta
in fat allem übrigen griechifchen wieder zu finden. Kreta
war bie Wiege bed Zeus, aber ſein Dienſt wurde aud der
Fremde hergebradht und konnte fich nicht ohne Waffenge⸗
walt geltend machen. Als er aber ſich feſtgeſetzt hatte, fo
vos, ben die Sage: Thefeus nennt, zerflörte, Jürch ein
verliebtes Abentpeuer wnterftügt, das uralte Bild im In-
nern dei Heiligthums und es hieß dann, er me ai Mi⸗
notauros erlegt.
Vielleicht ſagen die zerier, kann man bei — retiſchen |
Labyrinthe an die indifchen Srottentempel denken; Velleicht
- Hat man bier Myſterien gefeiert, die ſich auf den Sonnen⸗
lauf bezogen; vieleicht waren die Irygänge eine fpmibslifche
Dearftellung der Bewegung der Planeten durch den Tpier- |
kreid, welches dadurch Wahrſcheinlichkeit erhält, daß der
kretiſche Srottendau mit dem ägyptifhen einerlei Name
führt, deſſen 3000 Gemäder, halb über, halb unter der
Erde, offenbar. auf Sonnen. und Planetenfauf in ‚den bei»
ben Hemisphären,, fo wie dem Geiſte des Alterthums ger -
mas, auf den Weg der Seelen dur den aldi Be
zug u haben ſcheint.
|
a 203 —
ging er von ba über ganz Griechesland Man verbam
mit feinem Enltus Myfterien und in dieſen ſpielt der —
eine beſondere Rolle: Zeus bringt als Stier die
hieher; nachher erſcheint ein —— Stier- *
zuletzt der Minotauras.
Wer konnte nur einen Augenblick "zweifeln, ‚ baß bie
Sage: »Minotauros if, ein Sohn ber Sonsuentochter. Pa
fiphäe” nichts anderd heiße, als: Diefe fombolifche Figur
ſtammt aus dem Oriente her? Der Kampf des Heros The⸗
ſeus mit dem Minotauros findet ſich auf den. Wänden her |
Ruinen von Perfepolis abgebildet, wo ein ‚Held (Mithras,
oder Dſchemſchid?) das Ir eu -ihn ſich aufbaümenbe
Stierungeheuer durchſtößt. inotaurod iſt demnach der
phönikiſche und ſomit auch der altperſiſche Sonueygott,
weicher Knaben und Mädchen fraß, d. i. Menſchenopfer
erhielt, früher dem Tode, ſpaͤter blos dem — Tem⸗
peldienſte geweiht.
Mit dem pböpitiſchen floßen aber auf Kreta auch vi
aͤgyptiſchen Religionideen — ohnehin mit jenen verwandt —
zufammen, und man darf nicht vergeffen, daß die Myſte⸗ 4*
rien der Demeter hieher gehören. Bon dieſer Seite bes
trachtet, wird Pafiphäe zu einer Perfephone und Minds
ftellt das Bild der alten Naturgdtter in ſich bar. Er iſt,
wie diefe, bald ein gutes, "bald ein böfes Weſen dern.
zeugt natürlich bald Gutes bald Boͤſes. Aber er iſt auch
in dem Sinne der Mann bed Stiers, daß er Aders
bau und mit ihm Ordnung und Gitte gründet; er herrfcht
mit ſtarkem Arne über Infeln und Länder und lohnt den
dargebrachten Tribut durch Mittheilung weifer Geſetze Wie
aber Mithras und Oſlris die erften Geſetzgeber und Ord⸗
ner auf der Oberwelt und in der Unterwelt waren; ſo iſt
auch Minos und ſein Bruder zu Richtern in der Unterwelt
2
Von den Erzeugungen des Tartares iſt eine der er⸗
_ 1086 -
Ara die Styr, eine Nymphe US: Die enter des Jelo⸗
cEifer) und Eratos (Kraft), der Rile (Oleg) ud Bia
¶ Starke), welche dem Zend im Titanenkampfe Dienfte lei⸗
: Weten, ward fie beiohet dadarch, daß der Eid, deu bie
Götter: bei ihr fchwuren, erg war. In ber Uns
terwelt iſt fie nun ein Fluß, ber zehnte Arm bed Okea⸗
n08, der fich von ben übrigen neum abfonderub, in bie
Tiefe ſinkt. In Arkadien fol es eine Felſenquelle gegeben
haben, deren kaltes, metallzerfreſſendes Waſſer, Menſchen und
Thieren ſchaͤdlich, zu dieſer Dichtung Veranlaſſung gege⸗
ben habe. Andere Fluͤſſe ſind: Der Kokythos, der Strom
der Wehklage, von den Thraͤnen dee Menfchen angeſchwol⸗
Ien, ein Sohn der Styr; ber Phlegerhon, Yyris
phlegethon, — vieleicht ein von Lavaſtroͤmen abgezos
gened Bil — wälzte Flammenſtroͤme und glühende Feld
ſtücke mit ſchrecklichem Getoͤſe; der Acheron, wahrfchein,
lich aus Aegypten, bildet mit der Styr den acherufifchen
Sumpf der Ueberfahrt; die Lethe, der: Fluß * Vergeſ⸗
ſens, fol eine ſpaͤtere Erdichtung ſeynan.
Charon, der Faͤhrmaun der im Tariaros ankom⸗
menden Seelen; auch eine fpätere Dichtung; er bekam eis
ne Bezahlung für feine Mühe, die Münze legte man dem
Tobten unter die Zunge, Sein Mythos ift and Aegypten.
Er wird abgebildet, ald ein finfterer alter Daun mit haͤß⸗
Uchem Bart und gerlumpten Kleide. Sein alter, morfcher
Kahn fchleicht nur langfem über den Sumpf und wird leicht
Überfüht ‚ daher er immer nur wenige Seelen einnimmt.
. Da man in den Mofterien ben. Eingang in die Untev⸗
welt ald eine Erlöfung und Beglüdung anſah, fo. leitet
man den Namen Charon von bem Griechifchen Chairein,
ſich freuen, ab, ſo daß er alſo Br einem —
beſeligenden Weſen En | |
2
X
Alle dieſe Weſen ſind Geyengnife de des Tartarod aus
fi) — aber mit — — Sa, ‚hat er er⸗
— 25 — ® - | \
zeugt bie ſchon gemannten Giganten, von welchen —
weiter hin zu reden haben und bad ſchrecklichte aller Un⸗
gehener, den Typhon (Typhos, Typhaom; bie lirfa«
che feiner Eutſtehung war Rache, weiche bie Erbe au Dem
Göttern nehmen wollte wegen Beflegung der Titanen und
Giganten. Typhon übertraff alled auf: der Erbe an Grö⸗
Be, Stärte und fchredlicher Furchtbarkeit, fein Haupt reiche
te über bie hochſten Gebirge empor und fließ an bie Ster⸗
ne, feine ausgeſtreckten Arme berührten. ben Aufgang und
den Niedergang , ftatt der Finger gingen hundert Drachen
aus jeder Hand hervor und fein ganzer. Körper war mit .
Schlangen befegt. Was die Phantafie ſchrecklich Maͤchti⸗
ged erbenfen konnte, gab man. bem Typhon. Dieſes Un⸗
gehener nun wagte ed, ſich mit Zeus in einen Kampf eins.
zulaffen. Es bahnte fidy zuerſt einen Eingang im den
Olymp und alle Götter entflohen nad Aegypten und ver.
wanbelten fich,, wie ein fpäterer Mythos hingufegt, in als
lerlei Thiere. Doch Zeus fchleuderte fliehend keine Blitze
‚ nad) bem fchredlichen Gegner und brohete ihm ald ex näs
her kam, mit feiner diamantenen Sichel. Dieß brachte
ihn zum Weichen, er eilte nach dem Gebirge Kanukaſos.
Dort ereilte ihn Zeus, aber Typhon hatte ſich ſchon wie⸗
der erholt, er umſchlang ihn mit tauſend Schlangenkreiſen,
riß ihn zu Boden, ſchnitt ihm mit feiner eigenen Diamant⸗
fiel alle Sehnen aus unb verfchloß den Berftümmelten in
einer Hoͤhle. Als er. fidy aber von biefer entfernte, um
feine. übrigen Feinde aufzufuchen, kamen Merkur. anb-Pan
zu der Höhle, hörten deu klagenden Gott, befreiten ihm,
entrifien feine Sehnen dem fie bewachenden Drachen und
ſtellten ihn vollkommen her.. Und nun. verfolgte Zeus aufe
nene den Typhon, ben er nach einem heißen und langen
Kampfe zulegt am Gebirge Hämos in Thrafien niedermaf
und, als er ſich wisber aufraffte und bis nad Sicilien
floh, Dort noch. einmahl Aberwanb und den Aetna über ihn
berflürgte.. Dort fährt er fort,- Dampf und Rauch und
’ — 206 —
Daß die Dichter unter dem Typhon die vulkaniſchen
iin Perla perfonifiziren wollten, wirb dem Radı
denfenden leicht Har; indeſſen können and Sturnwinde
uud Ungewitter barınter verftanden ' werben. Der griechis
| ſche Typhon iſt neulich ohne Zweifel aus dem ägyptifchen
hervorgegangen, der den giftigen Sudwind darſiellte und
Die herrſchende Gottheit verfolgte. Die Verwandlung ber
Götter in Thiere fol eine Erklärung feyn,. warum man
in Aegypten Thiergeſtalten als Gottheiten DU
Typhon Hatte eine Gemahlin, Echidna, bie eine
ſchͤne Jungfrau war, aber in eine furdktbare Ru
‚ausging. Mit Typhon erzeugte fie den Orthos, ben
Kerberos, die Lernäifhe Hydra, bie Chimära;
wit ihrem Sohn Orthos die Sphinr und dem nemäifchen
kLowen. Auch die Gorgo, bie Stylla, der hes peri⸗
fhe und kolchiſche Drake, ber Geier des Promes
| ————
’
Die — in ber Kosmogonie zuerſt bie Dunkelheit
ber Oberwelt, dann bie Finfterniß ber Unterwelt und end»
lich Die natürliche Nacht, heißt bei den Dichtern die Mut⸗
tee der Götter und Menfchen, bie Allerzeugerinn und in
Diefer Hinficht gleich ber inbifchen Maja, ber ägyptifchen
- Ather. Homer nennt fie die mächtige unter den Got⸗
Aunen, der felbit Zeus die hoͤchſte Adıtung beweidt; denn
als er einft auf. den Gott bed Schlafs erzürnt war, hüll⸗
te ihn Nyr in ihren Mantel und Zeus wagte ed nun nicht,
ihn anzutaſten. Gie wohnt im Tartaros und geht im
ſchwarzen Bewande und im Gefolge ber. Sterne aus bems
ſelben hervor. Zuerſt liebte ſie Phanes (das Licht, die
Sonne), aber ſie verſchmaͤhete einen Liebhaber, den ſie nie
geſehen hatte und wählte den ECrebos; darum verfolgt
fle jener mit cwiger Feindſchaft. Sie wird abgeblibet im
langen, ſchwarzen Gewande, bad: Haupt-in einen ſchwar⸗
— 0 —
zen Shker gehullt, der zuweilen mit Sternen befüct iſt
Defters hat fie ihre Soͤhne, den Schlaf nud den Tod nes
ben ſich. Immer aber iſt fie die jugendlichfriſche fchöne
Frau, als die Alles hervorbringende, und’ nie alterude
Göptnn. Alles, was dem Menfchen feinem Urſprung nach
unbefannt, oder fchäblich ift, ober nur unter ihrem Schw
ge vorgeht, gehört zn den Erzeugungen der Radıt: Inte.
befonbere aber find folgenbe m zugeſchrieben:
Der Aether und bie Hemera, bie — Morgens
Inft (ſpaͤter erſt ber Himmeldraum und die ihn erfühlenden
feinen. Stoffe) und der junge Ta, das ne Moers
i | |
Das Schickſal, Moira, das in alle Eragei und
in die Handlungen der Menfchen eingreift. Es heißt auch
Anangtä (Nothwendigkeit) und felbft Zeus iſt ihm unters
worfen, wiewohl einige das Iaügnen unb mm Uns Did»
ner des Schickſals machen.
Die Yarzen, Mören, Schicſalegötinnen, ſpaͤter
entſtanden als bie vorhergehende, find das perſoniſizirte
Schickſal, wohl auch die Vollſtreckerinnen beöfelben. Aber
diefe Töchter der Nacht müßen wohl unterfchieben werben
von, den drei Töchtern bed Zend und der Thenis, die gie
hen Ramen führen; benn fie. find hart und grauſam, wähs
rend diefe nur gerecht und fireng find; fie verbreiten Krieg
und Frieden nach Willkühr über die Sterblidyen, wälzen bie
Sturmwolken von einem ‚Orte zum anbern und tummeln. - -
ſich im Schlachtgewähle herum, wo. ſie, neben den Ke⸗
ren. (Todtesgöttern) wüten. Die Töchter ber Themis,
Klo:ho, Lacheſis und Atropos genannt, find bei ber
Geburt des Menſchen zugegen, fie begleiten ihn durch bad
ganze Leben und führen ihn aus bemfelben. Daher fie als
Spinnesinuen abgebildet werden: Klotho ummoidelt bie
Spindel, Lacheſis ziehn den Faden und Atropos ſchnei⸗
l
— 208 —
bet ih: zuioge abi Man verehrke fie mit fällen Erate uub
wiene huen Houig und Binmen uud Schafe.
Die Nemefis, wie bie vorhergehenden, ein foınbofis
fches Goͤtterweſen, ein perfonifizirter Begriff. Auch fie iſt
theils gut uud gerecht, wenn auch ſtreng, und heißt dann
Dile (Gerechtigkeit), theild böfe, je nach dem Geſichts⸗
yunfte, aud welchen man ihr Amt anfah. Diefed aber bes
ftand barin, daß fie bad Boͤſe ftrafte und an feinen Urhe⸗
‚ber raͤchte, früher ober ſpäter, aber — unausbleiblich. Bes
ſonders war ed ber liebermuth im Glücke, der fie zu fürch⸗
ten hatte. Nemefid führt die Namen Abdrefina, von
dem König Adraftoß, der ihr den erften Tempel Bauete,
und Rhamnufia, von einem Flecken in Attila, wo fie
Tempel und Hain hatte. In diefem Tempel befland ſich
“ ihre Bildſaule, von Phidias aus einem Stein’ gehauen,
ben die Perfer, ihres Siege gewiß, nach Marathon’ ger
- bracht hatten. Aufferdens hatte: fie noch viele Tempel und
Aktäre Man bildete fie ald erhabene, ernſte Schoͤnheit,
gewöhnlich ftehend ab. Mit der Rechten über die Bruft
greifend bildet fie das Eleumaß, das Symbol, daß fie
Alles gleich meſſe, und fenft den Blick hinab in. ihren Bw
‚sen, in ber Linfen einen Zaum ober ein Efchenzweig hal,
‚tend. Nemefid drüdt auch den Begriff der Scheu vor
andren, die Achtung ihrer Urtheile und Denkart and.
AS Raͤcheriun bed Unrechts, bie Verbrechen und Frevel
auch von Verſtorbenen vor ihren Richterſtuhl zieht, hat ſie
viel mit ber Ate (Verblendung), den EuUmeniden (Zw
rien, Rachegöttinnen), der Dike und bee Moͤre gemein.
In dieſer Beziehung wird fie abgebildet in’ voller Bewe⸗
. gung, mir Plügeln auf dem Rüden, auch auf einem Was
gen, mit Greifen befpannt, in der Hand bie Wage oder
Geiſel uud. zu thren Füßen ein Rad,
Der Ker. (ber Tod), ober bie Keren (Tobesgötter).
Bon biefem Sohne ber — fingt eine orphiſche Hymne:
De
D
L
10 — .
De Ted herrſcht über nie Sterbliche, mihßt jedem ſein de⸗
bensziel ab, wiegt Körper. und Geiſt in ewigen Schlaf un
löfet die Bande des Lebens. Nicht felten rafft. er aber. auch
ungevecht die Menfchen in der Blüte der Jugend Bahn
Mir ihm iſt jedes Schickſal entfchieden, mit ihm; ben kein
Flehen erweicht. Bei den Tragikern iſt er geflägelt, hat
einen furchtbaren Blid, ein ſchwarzes Gewand und ſchwar ·
se Haare. Er führt ein Schwert, fletſchet vie Zühne, reißt
einen gierigen Rachen auf, hat bintige Nägel, und ift von -
fo ungeheurer' Größe, daß er ganze Schlachtfelder. über«
fhattet, und fo ſtark, daſi er mit ganzen Gtädten- bavog
eilt. Es giebt auch mehre Keren, welde ſchwarz und
mit weißen Zähnen, knirſchend und wilbblickend, von Blut
triefend , den Kriegern in bie Schlacht nachziehen und. um
die Gefallenen mit einander kaͤmpfen, indem jeder ihnen
zuerft Das Blut audfaugen win. Ein ‚grüßliched Bild. Mil⸗
dee erfcheint der Tod als Thanatss, ber Erlöfer. vom
allen Meühfeligfeiten bed Lebens, der Führer zur ewigen
Ruhe. AS ſolcher nähert er fich der Vorſtellung, weiche
die Indier, die Aegypter, die Orphifer von dem Tod
fih machten. Man .bildete ihn ab ale einen ſchoͤnen, ern⸗
ſten, gefluͤgelten Süngling, mit umgekehrter und ausgelöſch⸗
tee Fackel, und in der Linken einen Kranz und einen
Schmetterling Haltend, und oft muß ber Genius des
Schlafs ‚die Stelle des Todesgottes vertreten. Wenn Es
dymion in einer Höhle Kegt und Morpheus feinen Saft
aus feinem. Hosne über ihn ausgießt, Diana aber ihm
nahet, um ihn zu kaſſen, fo fcheint ber. Jungling dem
Schlafe im. Arme zu liegen; aber es iſt eigentlih ber
Top, beun Diana iſt die Gottinn des Toded unb ihr
Güufling ſqhlaft den ewigen Schlaf.
»Hypnos (SE, ein Bruder bed Todes, nemlich
des Thanatos, war ein lieblich ernſter Tüngling, der
am Eingang ber. Unterwelt, ‚am weftlichen Enbe ber Erbe,
ra
a. Band.
— 210 —
ig über Mer und &xbe binwallt.? Er [7 ber König
der Otter, Menſchen und Thiere, fingt Dryhens, er herrfcht
Eher Alles und feflekt. alle Körper, ex, ber Sorgenbänbiger,
ber Mühfeligleiteriber, der Berfchencher ber Traurigkeit,
der: Bebenderhalter, der Tebeögebantenweder, ber Zwils
Iimpehruber der Vergeffenheit. Er fchläfert die Dienfchen
ein, indem er bie Augen mit Wafler, and bem Lethe bes
ſorengt, ober feine: Flügel Aber bie Augen verbreitet und
den Menſchen daimit unfehattet. Fruͤher fchreitet er durch
die Luft, wie die andern Götter, fpäter hat er Klägel au
en a und..am Hnte. Er hut Kinder, bie Traüs
we: CDneira) den. Morpheus, Ikelos oder Pho⸗
Beton nnd Phantafos, und feine Schweſter ift die Hoffs
wwnd... Morphend ift der Traumgott, der menfchliche Ges
falten nachbildet, Ilrlos bildet Thiergeflalten, Phantafos
“ aber: lebloſe Gegeuſtuͤnde ab. Tempel hatte der Schlaf
nicht, aber hie ‚und. da Bilbfaflen in den Tempeln anderer
Goͤtter. Man: ftellt ihn: auch dar als Genins mit umge,
ſturzter Fackel, ‚geflügelt und zur Seite ein mit Mohn ges
fülltes Horn, aus welchem ee die Traüme fchüttelt. Diefe
gehen durch zwey Pforten in bie Oberwelt hinauf, durch
eine elfenbeinerne und eine hornene; durch jene kom⸗
men bie eiteln, trügerifchen (bad Elfenbein verfpricht durch
feine Weiffe Licht, tauſcht aber), durch diefe bie in Er⸗
fAbang gehenden (das Horn giebt Lück, Wahrheit).
Der Mythen von Schlaf und Tralınen, wie vom
Tode, find auffer biefen noch fehr viele.
. Die Hesperiden, die auch Töchter bed ——
| und der Hesperis genannt werben, ‚find die Beſitzer
innen ber hesperifchen Gärten, in welchen die Baüme gola
bene Aepfel tragen und von einem nie ſchlafeuden Drachen
bewacht werben. Ihrer waren brei „ bisweilen vier, Aeyi
. Ir, Arethuſa, Erythia und Hesperte- Als Ze
nnd Juno Hochgeit hatten, brachte ihnen Slles Geſchenle
auch die Erbe, die einen Baum mit goldenen Aepfeln —
vorbrachte und ihn der Göttinn fchenfte. Diefe trug ben
Hedperiven die Aufficht. barüber auf, aber da fie die Des
gierde nicht bezaͤhmen konnten, ſetzte Juno ben Drachen das
zu. Die Mythe fcheint- aus der Zeit zu flammen, als
man durch Seefahrer die Drangenfrüchte auf ber Weit
füfte von Afrika kennen lernte. Zuerft wurden bie von
Herakles nad, Griechenland verpflanzten Früchte des Wohls
geruch® wegen zu Kränzen und Straüßern gebraucht, ſpä⸗
tee aber auch genoflen. : Nach dem Mythos des Bakchos
hat Diefer die hesperifchen Aepfel entdedt, Bade au fie
auch Aepfel des Dionyſos.
>
Momos, der Gott der Tadelfucht und des Spots
tes, den Bsttern und den Menfchen zu fürchten, iſt erft
fpäter zu einer Perſon ausgebildet worden. Man ftellt
ihn als einen hagern Mann „vor, mit bleichem Angefichte,
ſtets offenem Munde und zur Erde geſenkten Blicken.
Die Eris (bie Zwienachty iſt and, eine gebopyelte, °
wie die Nemefid, eine gute und eine böfe. Die gute iſt
ein Symbol des männlichen Muthes, der tapfer um fein
Recht ſtreitet, ift von Zeus auf bie Erde gefenbet, um bie
Trägen zu erregen-unb zum Kampf für dad Rechte zu ber _
geiſtern; die boͤſe aber iſt die eigentliche Tochter der Nacht,
die Göttinn der Zwietracht und bed Haffed. Sie wohnt -
bei den Surien ; Schlangen bededen ihr Haupt, ihr Ges
ficht trieft von Blut, in den Händen ſchwingt fie glühende
Fackeln. Ihre Kinber find: Hunger, Schmerz, Mord,
Schlacht, Blutvergießen x. Die Ate (die Göttinn
der Berblenbung) if; nad) den meiften Dichtern, eine Toch⸗
tee der Eris von Zend. Sie fit bie. Unbefonnenheit in
Reden und Handlungen, die andere beleidigt und ſich ſel⸗
ber große Unannehmlichkeiten zuzieht. Nicht bios bie Mens
fchen aud; die @ötter werben von ihr berüdt. Auch Zend -
war eö, ald er tie Weburt bed Heralles in. der ——
14 8
— 1
\.
- m —
ſanmilung anfäubigte, was Diefem. fo nachtheilig wurde.
Sie blieb nicht unbeßraft, Zeus ergriff die Verwegene bei
den goldenen Locken und fchleuderte fie auf die Erde, ſchwoͤ⸗
rend beim Styr, daß fie nie wieder in den Diymp kom
men folle. Seitdem Tauft fie durch die Welt und richtet
Berderben an. Ihr folgen ihre Schweſtern, die Liten
(Bitten), welche wieder gut machen, was ihre Schweſter vers
dorben hat. Auch fie find Töchter von Zend, aber ſchwach
auf den Füffen und daher langſam einhergehend. Wer fie
ehrt, wenn fie nahen, dem erzeigen fie wiel Gutes, wer
fie aber verfchmäht, Aber den rufen fie die Rache der Ate
- herab. Bel den Tragifern erfcheint Ate der Dite, ber
Nemeſis, der Möre felber ſehr ähnlich.
Erod (Heros, ber Herr, ber Urherr), die
Grundurſache 'aller Dinge, aus welchem ber fpätere Eros
(Amor) und fein Mythos erft hervorging, war zugleich
mit dem Chabs, und ficher konnte man Fein fchöneres
Bird wählen, als das dir Liebe, um bie Berbinbung ber
Elemente gu beftimmten Geftalten und die ewige Zeugung⸗
fraft der Natur barzuftellen. Aus der Vereinigung beider
alfo entitand Baia, Gaͤa, Be, die Erbe, die zweite
Grundurſache aller Dinge. - Diefe gebar: nun theild aus
fi, ſelber, theild in Vermählung mit andern‘ Mächten Als
led, was da if. »Sie ift, fingt Orpheus, die Mutter der
Goͤtter und Menfthen, bie Allernährerinn, Allgeberinn,
Bollenderinn und Zerſtoͤrerinn; fie ift eine Jungfrau von
tanfend Geftalten, die, ſchwanger mit den fchönen Jahres
zeiten, mannichfaftige Blüthen und Früchte gebiert; Gras,
Blumen und Regen find ihr, ber ehrmärbigen, ewigen
Allbeglückerinn, Wonne und Freude, ihr, der Grundſauüle
des Weltgebaüdes, um die ber geftirnte Himmel im ewigen
Kreifen ſich drehet.” Bon den Erzeugungen der Erbe and
ſich felber find die wichtigften: Mranos, Pontos, Thau⸗
mas, Phorkys und Eurybia. Urauos iſt der Him⸗
an
mei, — DAB Mnge der Menſchen anſchauet, : Bad
ſcheinbare Bewölde, das auf allen Seiten auf der Erde
anfliegt und daher nicht früher da feyn kounte, als biefe,
ſogleich aber und ihrem Entſtehen auch zum. Borſchein
kommen mußte, Darum iR ex ber. Erbe Sch. J—
Poutos, von welchem einige fügen; er fey von ver der |
de mit dem Aether: erzeugt, iſt das innere Meer, das Meer,
* in Mitten der Erdſcheibe ſtehet und alle Fluſſe derſel⸗
ben aufnimt. Er zeugte Kinder mit ſeiner Mutter und ſeiner
Gemahlinn Thalaſſa (Meerwaſſer), die. anderswo auch
für Söhne. und Töchter des nn aufgegeben. n werben. |
Bu ben. erfteen gehört.
Revens, Beffen Namen von — — Kar
( Waſſer) abgeleitet wird. Er iſt ein Symbol bed ruhi⸗
gen, ſtillen Meeres, daher. ihn. Die Dichter den wahrhaf⸗
ten und milden nennen. Sein ruhiger Blick ſchaut in bie
Zukunft und. er verfünbigt ben Sterblichen ‘die kommenden
Schickſale. Seine Gemahlinn war Doris, dei Okeanos
Tochter, mit: welcher er fünfzig Rymphen, die Nereiden,
erzeugte. -&r: if die Grenze der. Erde und ber Grund. des.
Meeres und erfchüttert bie Grundfefte der Erbe. Aus ihm
it Alles. hervorgegangen. Er beherrfcht die Winde und zu
ihm. flieht man. um Abwendung ber Erdbeben. Insbeſon⸗
dere aber iſt er das Symbol des agaiſchen Meeres und
ein weiſſagender Gott, der deßhalb ſich in mancherlei Ge⸗
ſtalten verwandeln konnte, — wie alle Meergoͤtter, 7 wahr⸗
ſcheinlich, weil die Meereswellen ſich unaufhörlich anders
geſtalten, oder weil das Waſſer in allen Gefäßen andere
Formen annimmt. Vorgeſtellt wird er als ein Greis ce
iſt ja ein ſehr alter Meergott) mit einem Ruder auf ber
Schulter, au in Geſellſchaft feiner Gattinn und einiger |
Kinder , umgeben von Amor und, Deiphinen. Man opfers
te ihm Rauchwerk, Thymian und Myrrhen. Die Nereis
den heißen auch Doriden, von benen bie befannteften °
d
—
ki
ab: Amphitrtide, die Gemahlinn Poſeibeas, und
— Thetis, Pie Mutter bed. Heros Achillens. Sie And
dad ‚Symbol ber verfchledenen Erfcheinungen und Berändes
rungen des Meeres, der Ruhe und ber Stille, bes fanfs
“ten Plätfcherns der. Wellen, des Ungeflämmes berfelben,
der Anzeigen‘ und Borboten bed Sturms, der Seeunge⸗
hener u. ſ. f. Sie haben bie Geſtalten von allerlei. Meer⸗
thieren und unten im. Abgrunde find die ſcherzenden Del⸗
phinen ihre Geſpielen. Imnsbefondere waren fie Nymphen
bes Mittelmeerd, im Gegenſatze der Dfeauiben, ‚ber beö
Okeans. Sie find nicht fo fchön, wie die Göttinnen bes
Diymys, aber fie geben ihnen an Liebreiz nichts nadı. Sie
haben blonde, zuweilen auch grünes, Haar, roſige Ar⸗
me, Silberfüße, ſchlanke Geſtalt, ſchwarze Augen und ſind
ſtets heiter. Aber fie kennen auch ihre Reize. und find eis
ferfüchtig auf dieſelben. Gewoöhnlich find fie nur um bie
Hüften, und leicht befleidet, in waflerfarbenen: oder blaüs
lichen, ober grünen Stoff. Zuweilen führen fie Schilde
mit dem Meduſenhaurte, auch fahren fie auf zweifpäuni,
gen Wägen ”).. Sie hatten verfchiedene Tempel in Grie⸗
chenland und Altäre an der Seefüfte,. auch heilige Haine,
Man opferte ihnen Rauchwert und buftenbe Gewürze.
Thaumas (der Wunderbare), der Gäa Sohn, war
u Bater der Iris und ber Harpyen, die er mit feis
ner Öattinn, Elektra, erzeugte. Die Sris aber ift der
Regenbogen und zugleich die Dienerinn dee Here, eine
Borftelung, welche aus ber Schnelligkeit, mit welcher er
entfteht “und vergeht, und aus der Taüſchung, baß fein
Fuß die Erde. berührt, während fein Haupt hoch am Hims
mel fchwebt, hervorgegangen zu feyn ſcheint. Später war
der Regenbogen nur bie.Brüde,. auf weldyer, diefer weib⸗
” Wenn die Indier und Aegypter alle ihre Götter auf Schiffe
ſetzen, fo laſſen bie une “u ihre Bafergätter auf
Wögen fahren. R
— 15 —
liche germeb 7 und ber: wandelte: te wohute · bei; Yc |
ren, bereitete ihr das Nachtlager iss ſviberten dicuigen
vor, welche ſie zu ſprechen verlangte. Mod, richt t ie
nicht ſelten Auftraͤge von Zeas aus int’ abernahm 172)
gar, die Ungelegenheiten der Gelben) an: die Wähler‘ zu
bringen. Wie Hermes dein mänhlihen Gejchlechee, fe
ſchaẽidet ſie beine weiblichen ben Eterbeuben die —
weiche der Perfephenergendiht:muxbe wid führte fie ud.
Uuterkvelt.. Dan ıhiEset ſie gewöhnfich" ad In: jugenbili
feifcher Geſtalt, mit goldenen oder fafraufardenen . SIR
gein. ‚Die Harpyieti werden "ah far rorhier ves P
ſeibon, ja des Be auch Fer" Zahl daud
Namen herrſcht Verſchtedentzrit. Die Bebentung des RW
mens aber IR theils ber Begriff der Sean elfi greii, TE)
ber bed Raubens, dei Hinwegraffendi“"Urfprängiich
ſymboliſirten fie. bie Sturm nad Wirbelwände, ‚bie
in. ihrer Art: fü wunderbar find;iwie Ver Negetrs
bogen und baber. einerlei Vater mit ihm haben. "Deuts
lich - verrarhen das ihre Namen zAskleh BSturm, Doiyp
pete, Rafdfing, Podarge, Schneufüßz, wozu nach'Oß
ters eine. wierte komme, Kelano, han, Shrek
Sie wurden did‘ Ungeheuer. von halb. menfchlüher, halb
thieriſcher Figur vorgeſtellt ind: als: Unholde betrachtel
welche den Menſchen von den Gottern zur Strafe zuge
ſandt werden. Sie fraßen dem’, den die⸗ Götter durch” Me
firafen wollten‘ die Speiſen weg; und was fieinicht Bobs
zehrten, beſudelten ſie mit ihrem — daß es
— genoffen werden Tonnte.
2
ee F,it, T.7 a A Ri: . en . 1°
Die iR; de gewohnliche af Andere orſcher Ve
hanpten, inf‘ Zeitalter Homers und Heſſods habe mandie
Harpyien durchaus ·aicht als Ungehener gedacht, ſondera
vielmrhr ats pershgebtigere Wefen, nuranit Windesſchnel⸗
ligkeit durch ı dia: Luſt ſchreitend unb Unheiß' und: Verderben
bringend, tie Ddie Sitten , mit denen ſte viel Mehmidzteit
hatten. Dagegen: let man wieder die Behauptung anf,
= IR: m. j fr
Blonde Die: Hamdienauch Taͤchter des : Wohen aimanıı
märhen, fie gewiß zu den Ungehenern, zu bew
ſchiangenfoͤrmigen — gehoͤrt haͤtten, bis mit der
Aiit. ihne Bupung ſich abgeanderi habe. Man behielt bie
menſchliche Geſtalt Kid. zur Bruſt bei und fchloß daran eb
Be Vogelgeßatt wit ſcharfen Krallen, mager und einge
ſcrumpft, umihren unger und ihre unerfärtliche Freß⸗
begierde anzuzeigen Dauch Dichter und Deichner wurde
die haͤßliche Gekalt. der Harpyien immer haͤſßlicher, bis in
der Periode Der: ſchoͤres Zunft. miter den Griechen auch
biefe Shantaftegehißde eine edlere Datfiellung fanden.und
Ned Widrige und , Eckelhafte :meggelnflen -wuırbe. Mau
bp ubrigens wach Abbiiduugen ‚deyi-werichiebenften Art von
bisfes Harpyſen, eine, wo fie als Iumgfenuen wit. einem
, bangen Dradienfmeife:uub ausgefpueisten, lkralleuartigge⸗
fingerten Händen, erfcheinen, andere, wa fit; als fchön ge
bildete, . golockte angkraudn in eine ebie Bogelgeftakt ande
‚gehend, vorgeſtelltz ind. : Wenn ein: -@öuig- Phinens, weil
en die Geheiugaiffe der. Götter verrieth, ‚von den Harpyien
erfolgt. und.-zu- Grunde: gerichtet wurde, fo beitet' man
daß ; auf die verſchiedenſte Weiſe: Entweder haben Natur⸗
erſcheinungen 1:36 Stmemminbe oder Heuſchreckenſchwar⸗
me... fein Land werwället, oder er lebte ein ausſchweifen⸗
DB Leben mit liederlichen Dirnen, welche das Unglück feis
nies Laudes und Volles herbeiführten,, indem, fie feinen
| Wohlſtaud — und je Moralicit aergifieten.
Phorkys war ebenfalls. ein: Sohn der Ga: und. ein
feuchtbarer Bater von Ungehenern mancherlei Art. Mit
. feiner Schweſſer: Ne ton (Meerungehener) exzeugte er bie
Brhen, bie. Borgonen, bie Thopfa,.bey hesperis
Sen Drachen, die Skylla, welde beiden: Iehtern- aber
auch als Kinder des Typhon und ber Echidnua vorlommen.
Beim Homeriß Pherlus ein alter Meergatt, nach einen
andern alten Schriftiſteller aber wohnte er in Afrila am
Sep Tziton, und Im. auch die Graͤen und Georgorer in
— 217 —
ven ahßerfien Welten: auftreten, fo Ali ie ber That.
ver ganze Mythos. vom Phorkys aud feinen Kindern Ih
auf wine Gegend des außerſten Afrikas zu begichen, und
beruhet wahrſcheinlich auf Schiffernadwichten, welche Ay
tee durch bie. Einblldungkraft dee Dichter und Mahler
ausgebildet wurden. Auf jeden‘ Kal gehört, ex unter dit
lteften Mythen, denn regellos und nnandgebifdet ft We
Yhantafle darin und in den Mythen des Perfeus — de
Heralled erſcheint er ſqhon volkändig; a
Unſereitig And die Gräen Bas Hergfie was ‚die —
liche Phantaſie über das Widrige und Eckelhafte der ges
meinen Weiblichkeit jemahls aufgeſtellt hat. Man denke
ſich drei, Jungfrauen, alt, mager, haͤßlich, denn fie wu
ren fchen von ber: Geburt an grau (Bräen), bie alle .
drei nur Ein Auge und nur Einen Zahn haben, fo groß
wie der Hauer eined Ebers; dabei feine andern Empfin⸗
dungen gegen einander und gegen die Menſchen, ald feind⸗
felige und boshafte und man wird nmwilllährlih ſchau |
bern, „Die Namen der Orden find. Dino (bie Schrediis
he), Pephredo (die Schaubererzegende), Enyo cbie.
Wäthende). Sie wohnten an dem aüßerften Enbe ber En,
de und waren bie Wächterinnen der Gorgonen, und der
Waffen, womit. biefe Ren benbinsen und getöbtet ‚werd
den konnten. ’ ——
> EL
Ihre Schutlinge nun, die Gorgonen, find gleiche
falls drei Schweſtern, Sthena, Eurpale und Medud
fa. Die beiden erften -woren unfterblich.. Homer Taunte
nur eine Gorgo, welches Feine andere iſt als Medufm
Ste haben Schlangen anftatt ber Haare anf: dem Kopfe,
große Hauzähue,- eheene Hände und goldene flägel, Ihr
Blick verwandelte jeden, den er traf, in ‚einen Stein, in
entfeglih war er, Uber Meduſa war zuerft ein blühen
ded Mädchen von ausgezeichweter Schönheit, ſo daß Po⸗
ſeidon ſelber ſich in fie verliebee. Als fie ihm num eirſt
u er
a
>
— 2118 —
eite Zufamirentienft un Lempäl der Minerva —
beſtrafte bie jungfrauliche Böttiun ben empörenden Frevel,
nahm ihr die Schönheit und verwandelte fle in ein abſchre⸗
denbeölingeheuer: and ihren fchönen Locken wurden Schlan⸗
gen, Ihrem bezaubernden Blicke gab fie: Die töbtliche. Kraft,
Ales in Stein zu verwandeln. Perfeus tödtete Meduſen,
aber nach einigen wear es Minerva ſelber, bie ihr das
Haupt abſchlug, weil ſie es wagte, mit der Goöttiun um
den Vorzug der Schoͤnheit zu ſtreiten. Sie ſetzee das
Haupt auf ihren Schild und machte ‘von der Kraft deſſel⸗
ben: im Goͤtterkriege mit den Riefen Gebrauch. WIE beis
den übrigen Gorgonen fenfzten bei dem Aublicke ihrer: ges
‚söbteten Schweſter fo laut und bie Schlangen zifchten fo Häg>
lich in ihre Trauertöne, daß. Minerva von ben klagenden
Tönen ‚gerührt, auf einer Rohrpfeife fie nachzubilden ver
fischte ind fo die. — Klöte erfand. Mednſa war ſchwan⸗
ger, als fie, getödtet wurde. Aus ihren Blute entſprangen
daher dad berühmte Muſenpferd, Pegaſos, und ein
Soohn, Ehryſaor. Auch die Schlangen, welche in Afri⸗
Fa zu finden ſind, entſprangen, nach den Dichtern ſaͤmt⸗
lich ans dem Blute der Meduſa. Und nun die Aufläſung
dieſes Mythos? Sie iſt nicht ganz. befriedigend, weil fie
‚wicht alle Theile ins Licht ſetzt. Man fagt, bie ganze Fa⸗
bel fey aus Schifernachrichten sentitanden, welche. die an
ben Rüften Afrikas beftandenen Abentheuer und Schtecken
‚ber frühern Seefahrer fchilderten, und von den Dichtern
darauf audgeſchmückt; oder es find. die Schwierigkeiten und
Gefahren, weiche der Held zu -Wberwinden: hatte, der ſſich
zuerſt daran wagte, dad Land und feine Bewohner - zu
cultiviven. Im Alterthum ſchon hat man ihn zu erklären
geſucht und ihn hiſtoriſch gedeutet, indem man die Gorgo⸗
Ren zu reichen Fürftinnen machte, welche Perſens mit ei⸗
ner Klotte bekriegt, beflegt and beruubt habe, Daß aber
Pallas das Meduſenhaupt auf ihren Schild ſetzte, will man
aus der. Gewohnheit erklaren, welche ſchvn im fruͤhen Als
— terthume · untor — ‚Böltern geherifäht” haben: foll,
— 2190 — |
die erſchlagenen Feinde u ſtalpiren und den Su u
Siegeszeichen, ober zum Schrecken für die Feinde, auf
den Bruftharnifch oder den Schild zu heften. ‚Ein griechi⸗
ſcher Abentheurer fonnte dieſe Sitte aus dem Weſtlande
mit nach, Griechenland gebracht haben, und biefed eignete
fie ber aus Afrifa, abftammenden Gottheit der Pallas zu.
Das Eharakterikifche der alten Gorgonenköpfe war ein ges
dunſenes, breitgebrädtes Geſicht mit herausgeſtreckter Zuns
ge, um den Begriff bed verfpottenden Lachens auszubrüs
den. In der fchönen Periode der griechifchen Kunft abet’
ward Medufa, in das Ideal einer rührenden Schönheit
verwandelt, wie viele noch vorhandene Bilder derſelben bes
weiſen. Man erblict in allen diefen Mebufenköpfen eine
wunderbare Mifhung von Anumuth und Sue, von
liebliher Form und wildem Charakter.
Pegaſos, das Erzeugniß der Medufa, iſt ein Roß,
das in vielen Mythen eine Rolle fpiel. Homer erwähnt
feiner nicht; aber Heflodos kennt ed und Täßt ed von Pos
feidon erzeugt werden, der babet die Geftalt eined Pferdes
annahm. Nach diefem Ueberlieferer hieß es Pegaſos
(Duelipferd), weil feine Geburt an der Quelle des Okea⸗
nos geſchah. Alsbald ſchwang es ſich zu den Unſterblichen
auf, ohne Flügel, denn erſt fpäter erhielt es dieſe von den
Ditern, um feine Schwungkraft und Schnelligkeit zu vers
finnlichen. Pegafod wohnte nun bei Zeus und diefer fandte _
ihn dem Helden Bellerophon zu Hilfe, gls er die Chi
mära befämpfte; Blig und Donner gingen aus feinen Hu⸗
fen hervor und damit half er das Ungeheuer erlegen. Im
älteften Mythos alfo iſt der Pegafos ein-Donnerroß,
ein Symbol feuriger Erbdünfte, die gen Himmel auffteigen
und Gewitter . bilden, als ſolche aber herabflürzend, die
Gegner der Bötter vernichten. Iſt nun das Blut Medus
{8 eine fumpfige mit fchädlichen Thieren und Dünften ,
*) Der Staly if die Heut famt den Haaren des Konfet.
Ä — 900 — |
- amgefüllte Begeub, bie urbar gennicht werben follte, fo if
allerdings Alles in dieſer Fabel mol dafommen haͤugend.
Nach Pindar iſt der Pegaſos nicht in Afrika, ſondern
in Griechenland bei Korinth zu Haufe, wo er wild und
ungebändigt bei den Quellen. der Pirene herumfchweift,
Dieß geſchah, entweder weil fein Erzeuger, Poſeidon, vor⸗
züglich im Korinth verehrt wurde, oder weil Bellerophon
‚port lebte; denn Bellerophon zähmte dad wilde Pferd,
indem es aus einer Quelle trant. Diefer Mythos fol
auf“ die zweite Epoche der Gefchichte der griechifchen Reit⸗
Zunft deuten. Die erite war, ald das Pferd aus Afris
fa nach Griechenland gebracht wurpe, zu Schiffe, nemlich
‚burg phönikifche Seefahrer (daher iſt fein Erzeuger Nep⸗
tum). Sahrhunderte lang wußte man das Thier nicht ans
ders zu henützen, ald indem man es einfpannte. Als man
es endlich ohne Zaum und Sattel gu befteigen wagte, da
| entſtand die Kabel. von den Gentauren. Endlich ward
die Runft erfunden, mit Hilfe des Zaumd dad Pferd zu
leiten und zu lenken und num konnte man ed eigentlich reis
ten; nun flog 03 gleichſam mit Flügeln, nun flieg es leicht
jede Anhöhe hinan, flog durch die Lüfte; ed. war nicht
mehr ein irdifches Pferd, ed war himmlifchen Urſprungs
und aus dem Blute der afrifanifchen Gorgo entfprungen
Caus Afrita hergebradit), ging aus ihm ein neued Wun⸗
bergefchöpf,. ein fliegendes Pferd, hervor. Der Zaum aber,
der dieſes Wunder wirkte, war wichtig genug, daß feine
Erfindung einem Heros von ber Göttin der Weisheit
ſelber eingegeben wurbe. Nach. Bellerophond Sturz flog
Pegaſos wieder zum Olymp empor und wurde von ber
Eos, mit Zeus Genehmigung, an ihren Wagen gefpannt,
oder fie reitet auf Ihm ben Himmel hinan. Diefe neue
Aufnahme in den Olymp warb durch feine Verſetzung un⸗
ter die Geſtirne bezeichnet.
Zuletzt ward der Mythos vom Pegaſos noch mit dem
der Muſen verbunden. Die Aoiben (Söhne und Nach⸗
/
— 1 —
man erzählt, nach Bbotien, baueten den Fleden Astra,
und weiheten den Helikon den drei Muſen, deren
Cultus ſie aus dem Mutterlande mitgebracht hatten. Es
befand ſich daher auf dem Helikon ohne Zweifel ein den
Mufen geweiheter Hain. oder Altar; in der Nähe desſel⸗
ben eröffnete einft ein weidendes Pferd durch ben Schlag
feines Hufes, eine Quelle, deren Ader nahe an der Obere,
fläche ber Erde flog, uud deren angehchmes Waſſer in der
Folge von den Anwohnern gern getrunten wurde Die
neuentftandene Quelle war ganz folgerichtig: ein Gefchent
der neuen Gottheiten, eine Mufenquelle, und bas Pferb,
das fie hervorbradte, was war es fonft für eines, als
das Götterroß Pegaſos? Daram heißt auch die Duelle
von ihm Hyppofrene (Roßquelle). Nach bieſer Dar⸗
ſtellung ſind die Ideen von der Begeiſterung der Dichter
durch das Trinken aus dieſer Quelle und von dem Gedan⸗
kenfluſſe derſelben erſt von der vorhandenen Quelle abge⸗
zogen; nath andern ſind si durch jene verfinnlicht worden.
Pegaſos kommt auch in Verbindung mit dem jungern —
Mythos der neun Muſen vor, was Niemand befrem⸗
den wird, da der neuere nur den ältern verbdräͤngte und
erſetzte. Hier erſcheint er auch in muſikaliſcher Begeiſte⸗
rung, denn er gehört zu der Herbe des Admetosð, weis
he Apollon hütet, und horcht hier dem Hirtengefange
Apollons zu, fo daß er ‚barkber die — vergißt.
Auſſer der —————— am Helikon find auch die zu
Trözenä unb bie. nitens bei Korinth durch ben Bes
gaſos entilanben.
Der Sohn ber Meduſa, — Gedſchwerh
iſt gleichfalls ein uraltes Götterweſen. Er hatte bei ſeiner
Geburt ſogleich ein goldenes Schwert in ber Hanb, baher
ſein Rame, Stine Gemakline war Kallirhos, ‚bed Olea⸗
⸗
Der, a4 em |
.n08 Tochtee, weiche thm den Gervon und die Edqidn⸗
gebar. Geryon, der in den Mythos bee Heratles ver⸗
wickelt iſt, war ein furchtbarer Rieſe, der aus drei Koͤr⸗
pern zufanmengefeßt war, folglich drei Köpfe und ſechs
Haͤnde hatte. Er war König. in Erythia, oder in Spas
nien, genug am weſtlichen Ende ber Erde, der fehr zahl
reiche Heerben von Rindern hatte, folche vor bem zwei⸗
Kpfigen Hunde, Orthos hüten ließ umd des Nachts in eis
nem finftern Stalle verwahrte. Herakles — ed gehörte
‚unter die zwölf Arbeiten beöfelben — raubte fie ihm und,
als Geryon, davon benachrichtigt, - dem Räuber nadeilte,
um fie ihm wieder abzujagen, warb er von ihm erſchoſſen.
Auch Here, die unverſöhnliche Feindinn des Herakles, die
dem Geryon beiſtehen wollte, erhielt bei diefer Er
‚ einen Pfeit in die Bruſt.
Die Alten ſchon verſuchen, dieſe Kabel zu erklaͤren
und legen ihr größtentheild einen hiftorifchen Sinn unter,
. fo. daß Geryon ein fehr mächtiger Cdreifacher) Fürſt iſt,
den Heratles überwindet; oder daß ex zwei Brüder hat,
mit welchen er gemeinfchaftlich herrſcht. Sein zweitöpfiger
‚Hund bedeute feine Land » und Seemacht. Reuere For⸗
ſcher wollen. jedoch behaupten, bag Geryon Niemand ans
ders als Als ſelber ſey. Geryon heißt neurlih: der Als
les zur Erde hinabziehende und bas ift Pluton,
oder Aid. Die Wohnung des Geryon ſtehet in ber unbe
kannten Weſtgegend; fein Reich heißt Erythia, das cin
ber Abendfonne) vöthlich ftrahlende; fein. Hund Orthos ift
‚ cin Bruder bes. Kerberos, d. h. biefer felber;- fein dreifa⸗
dyer Körper iſt eine Anfpielung Darauf," daß er ald Pluto
mit Zeus und Pofeidon eins iſt; er hat Flügel und
auch der Gott der Unterwelt hat welche. Der Kampf be
Herakles mit Geryon ift alfo fein Kampf mit dem -Ais,
dort .entführt er die Pinder,ihier ben Kerberos, d. h. er
bemächtigt fich des wichtigſten Beſitzthums feines Beſſegten,
es überwindet ihn vollig· Ethryſaor If fobann ber. Va⸗
01293 —
ter. — Kronos, mit der diamanteuen Sichal⸗
und ber ganze Mythas geht. über in ben mergeuländtfchen,
wo Dfihemfhid und Mithras mit dem Golbfhwer«
te und dem Golddolche auftreten, wo bie Rinder . big
Geſtirne, die Monate bie Zeiten find, welche von dem
mächtigen Gott der Nacht in ein finftered Gefängniß bias
abgezogen, aber von dem Könige des Himmels, dem mach⸗
tigen ADELS ‚ wieder heranfgeiähet. werden.
Es iſt möglich, daß Heſiod ber feine Möthen nice
erfunden, fondern num gefammelt und nicht immer verflans
den bat, hie und da eine für bie andere angefehen, bie
und da ſich hat verleiten Lafien, Mythen, die dem Sinne
nach einerlei und nur dem Namen nach verſchieden nn
für verſchieden anzufehen. ae
Die lebte Tochter der Gäa ift Eurybia je Cenahliuu
bed Titanen Krios, dem fie die 3 Söhne, Aſträos,
Pallas und Perſes gebar. Sie felber aber trug ein
eiferned Herz im Buſen, welches als ein Symbol ihrer
mächtigen. Stärke gebentet wird, welche auch ihr Name
aus drůckt. u 1
Ans dem: aufgefangenen Blute ded Uranos brachte die
Erbe hervor die Erinnyen (Cumeniden, Surien),
die Giganten und. bie melifhen Npmphen
Die furditbaren Göttinnen der Unterwelt, die Erin⸗
nyen, haben verſchiedene Eltern, je nachdem man ben
Geſichtspunkt auffaßt, aus welchem man ihre Entfiehung
betrachtet. Sieht man fie als die natürlichen Folgen‘ bei
unnatürlichen Verbrechens an, fo if ihre Entſtehnng eine
oberirdifche ; betrachtet man fie ald Strafen non ben Rar
chegoͤttern verhängt, ſo iſt ihre. Eutftehung natürlich: in
der Unterwelt zu ſuchen und Aid und: Perfenhone ſelber
find ihre Erzeuger. Homer: nennt: zuweilen Eine, zuweilen
!
U
*
— 224—
wehre Eumeniden; Heſſod ſtellt ſe als Rächeriunen ber
Blutſchuld, der von Kindern an ben Eltern begangenen
Verbrechen, und ber Meineide bar. Beide geben feine Na⸗
wen an; aber fpätere Dichtungen nennen fie: Alelto,
Megära und Tifiphone, wozu ber einzige Garipibes
noch die vierte fügt, Liſt genannt. Aber Aeſchylos giebt
ihre Zahl auf fünfzig an. Ihr Aublick it furchtbar, denn
fhlangenhaarig, mit Häßlich breisgebrüdten Geſichte und
hervorgeſtreckter Zunge (wie die Gorgonen), mit fralligen
* Fingern (wie die Harpyien), ſchwarz von Kopf bis zum
Fuß, mit blutigen Flecken um die Augen, treten fie auf,
ald Geſpenſter, die ben Berbrechern dad Blut ausfaugen,
wolches ihnen ſodann wieder tropfenweis zum Halſe her
ausquillt, fo daß fie fich felber ein biuttraüfendes,. haſ⸗
ſenswuͤrdiges Gefchlecht nennen. Wenn fie zärnen, trauft
feuchenerregendes Gift auf die Erde und raubt berfelben
n Keim der Fruchtbarkeit. Ihr Aufenthalt war an ben
2 ded Todtenrejchs, mo fie Verbrecher quälten, bie
mit ben Göttern nicht ausgeföhnt waren. Nebenbei erre
gen fie allerhand Plagen auf ber Erde, Megära ruft die
Wuth und die Morbluft auf, Alekto ben verheerenden
Krieg und Tifiphone anftedende Senden. Die Schen vor
bieſen Weſen war fo groß, daß man fle zu nennen ver
mied uud lieber an den ihnen geweiheten Orten eis heili⸗
ges Schweigen ‚beobachtete, oder fie. mit bem fchönen Ro
‚men ber Eumeniden (Günftigen, Gutgefinnten) belegte,
ben ihnen Orefted gegeben haben ſoll, nachdem ‚ex mit ih
nen und ben Göttern wieder ausgeſoͤhnt war. Bei Kolw
n08 hatten fie einen Tempel in einen heiligen: Haine, vor
weichem Sophokles einen Wanderer zu Oedipus fagen läf
fet: ” Diefen Ort darf Riemand bewohnen, Rie
mand.-berühren, denn. die furdtbaren Göttin
nen, die Töchter der Erbe und der Nacht, bie
Alled fheuenden Eumeniden, haufen daſelbſt.
Fliehe von diefer Stelle, denn bu betritf ei
nen Ort, der zu betreten nicht er laubt iſt.“ Eben⸗
da⸗
— 923 — |
daſedſt rer man die Art un: Meile; ie mon Siefen.
Göttiunen opferte. Der. Opfernbe ug: nüchtern. ſeyn · ned:
snißte ben Gottinnen Waſſer weit sechlets Händen air:
heiligen... Duelle. fchöyfen, Deu Nande der. Kelche uud; Die,
beiden Handhaben wit frifchgeſchorner Molle ink -Immarır
kammes befrängen, dann, nach Morgen gebehrt,. bie mit
Waſſer umb Honig gefüllten Sdeidye' auf den Boden gießen,
auf dieſelbe Stelle 27 Zweige eines Oelbaumes ſtzeucn,
und zu den Ghrwürbigen beit, aß: fe net gwäbiger:
Bruft fich feiner erbarmen mögten:, aher Alles Ice und: .
zit geſchloſſenem Munde, dann mußte er fortgehen, ohne.
fh umzuſchen. Man opferte ihnen inbeffen auch weiße
Turteltauben, und hielt Rarziffen, Cedern, rien, Des
holder für Ihnen geweihete Dinger. Die fehhere fmedlie
he, ja ſcheußliche Abbildung veredelte ſich zur Zeit der.
höhern Kunſt in Griechenlaud auch‘, warn ſtellte ie ba,
als eruſte, Chrfurcht und "Seren einftößende Gottinnen,
mit Fackel und: Deich in: den: Händen‘, um ihren Charak⸗
ter unb ihre Beftitwnkang aucjudruckru.“ ‚Zur Grklaͤreng
biefer Fabel fogt:ein neuzrer Forſcher: :Deritlrfprung: ma -
Mychos :von den‘ Eumeniden iſt in dem Wiedervergeltung⸗
rechte dee Alten ‚Ar: fuchen. . Die:Qtuneiahe, welche die, bla '
teten Voͤlker ſelber Abten, wurde durch beafelben. in die
Hände mächtiger. Gottheiten gelegt. Ackadien iR: Wie⸗
ge des Mythos: fa’ wie überhaupt. bed: olutigen iii
ſtes der Pelagger. Der Rama” Erinuyent’ it, arkadiſch
und bedentet.:dte 1" Bürnenten.?: Alxferimglichi:rärgern.fie
ur Meineidb und Berwandtenmord,icble, Anzigem
Verbrechen ;:wehlge bie Witen kunnten) , und gwsanıenädbten
fie ſolche mr au noch lebenden Familien; Deng mein
kounte die Rachen nicht Ausgedehnt merden, a Wh jeden
andern Bodiſchlag durch: Bltgekt Köfeni::fomınsa un dus;
Glaube au Forthaher nach ten: Ada- nicht mi fond⸗
Doch erſchbinen Mia: Erinnvencnue: erſti· danu, Ian En:
Fluch über den Verbrecher augeſpreches ifcı Siaiperfain
gen en Ka wiacIgewrinncn — ar:
ı a
— 220 —
Dmennungen; x die Adbvaciich von ihnen gebraucht wer⸗
Ben ;); uud laſſen ihnn keine Rufe Als aber in dem am
ſenheſten polizirden Athen win eigenes Blutgericht, den Ares⸗
pagos, eingerichtet: worden war, und die bloßen Blut
ſahnuigen nicht niehr galten, fo wurden die Erinnyen
arnenden) in. Euureniden ( Verſuhnte) verwandelt. Der
yon Arropagos gerichtere Oreſtes wurde das Symbol
die ſer Stiftung, durch Hundert Fabeln und Lokalſagen (auch
in vielen Gegenden. bed Prloponnes, wo⸗es nralte Erin
nhenhaine gad) aufgeputzt und: Durch Tragsdieen und
Kunſtwerke tmarer: hesiticher geſchmückt. Neben. dem Arco
pag ¶denn ſo hieß eigentlich: der Hügel‘, worehf:bas Ge⸗
rich’ gehalten wurde) war: eine ihnen Heilige Grotte uud
Kadelte, ya weicher-man, fie zu ehren., jährkich. eine Pros
zefſton aͤnſtellte, die {ehe feierlich gewefen ſeyn muß, da
As den Heften Magiſtratsperſonen zehn Opferworſteher das
zu erwaͤhlt wurden. Durch dieſe Grotte wanderten bie
EdrwWürbigen: Cnicht mehr Zürnenden) in die Uns
tele; melde indeſſen ausgebildet worden war. Sie ver⸗
fdigennnun nicht mehr die Lebenden, ſondern find Diene⸗
5 ie de Pluto und vollſtrecken bie. Strafen im Tarta⸗
ros, woelthe die Todtentichter, Min os, Aeakos und
Ahadamanthos diktirt haben. In der Odbpſſee, die ſpaͤ⸗
tee entſtunden iſt, aß die Jliade, wohnen. ſchon die Eu⸗
meniben bei Perſephone am. Saum der Weſtwelt mid kom⸗
men ‘ern: auf die Oberwelt, um bentige Mordgedanken oder
Wahnſtim eiüguflögen; wenn fie: gerufen erben. Dabei
Blich· aber Inner ber: alte’ Begriff}, daß: die Erinnyen Räs
erfwrtentsber Vlutſchuld ſeyen, indem· in ber. Unterwelt
beſonderb: Mörder von: ihnen: gezlichtiget werben, Spaͤter
7 ne an Eumeniben uud: Bönen; und nahm
: je Machrgdttimnich Nerhenvt, dieſe akt Hrafesıde Bints.
vwaqatinan. Mihen‘ Eliebi immer. der. Hauptſitz dieſer Goͤt⸗
añen aud fie felelfen im. ber: gotteßtüenfllichen: Liturgie da⸗
PÄORSEIRE- große Moiez: innen vpferten angehende Jung⸗
Lau va N — URN
3 $ 14
- —
[3
— 27. —
nn
v
.
gen. ſprachen ben. „Kamen der Ehrwũrbigen aus. Daher |
galt Athen in ber. alten Welt ald eine Schutzſtadt ber Eu
meniben,.. uah..her,. Mustermörbee Nero möge ed alat, |
dahin zu — —
— —
er Be | —
— Der Sfganien erwähnt Hefte nur — als
Niefen, aus bem Blut⸗ des Uränpe, von der Gäa er
zeugt. Das Uebrige, was von ihnen vorhanden iſt, hat
Anpolſodor, man weiß nicht, woher, Sin, erzählt er, über
bie ‚neuen ‚Sören erzärnt,, bie ihre Söhne, bie Titanen,
in den Orkos geingert , ‚hatten, brachte. die Giganten her⸗
vor, Dieſe waren von unge heurer Groͤte und unbezwing⸗
barer Kraft. Schreckiich war ihr Anblid, denn langes
Haar floß von Ihren Scheiteln herab amd, ſtatt ber Füſ⸗
fe, endigten fie iu, Drasıen, R ch einigen. wurben ‚fie. in
Dhlegrä, nad) andern aber in Dal [ene geboren. Aufs
gereist gegen bie: „Götter. ſtürmten fie den Olymp und ins
benz fie die Berge Sſſa, Pelion,, Deta, Rhodope
und andere. quf ejnander thürmten,, ‚Serlenberten fie Felſen
und glühende Eichbaüme ‚gegen: hen. ‚Himmel. .. Unter den
Göttern wax ein ‚Dratelinruc , fi 16, ‚mürben bie Giganten
nicht bezwingen, peun. „nicht ein. ‚Sterblicher in.ihren ‚Nele
hen, kaäͤmpfte; daher berief Zeus. ‚durch Atheng den Ges
raftes zu ihrem Beiltande, : und Da. Sin, die dad Dra⸗
kel auch. wußte e ‚Baubertaüter fuchte, um. ihre Söhrie, un⸗
perwugdpgr au. machen, ‚fa verbat Zeiis ber Eos, bem
Helins, ber Selene, zu ‚fheinen ,, und; fe fanmelte, zu⸗
vorkommend ſglher aſſe Zauberfraüter.. Als nug der Kampf,
Br — — we den —— der ie;
— 228 —
Enkelados ſchleuderte thene die Jaſe ‚Stel, die er
noch oft im grimmen Unmuthe erſchutiert; dem Dallas
zog fie die Haut ab und debeckte ſich mit -Hip
polytos fiel durch Hermes, der während der Saladt
and Thoas durch bie Mören; did übtigen erlagen ben
Bligen bed Zeus und beu pfeilen des Detatles.
Da dieſer Kampf von vlelen Dichtern Pe wur
de, ſo entſtanden viele Verandetungen "aber die eln jelnen
Gefechte und Umſtäͤnde. Einige laſſen ben’ Dionvſos,
HepHäftos und bie Satyren-auf Eſcin in vie Schlattt
“zeiten, deren unerhöttes Geſchrel die Glganten in Schte⸗
cken verſetzte und in die Side trieb. "Uni dieſes Verdien⸗
ſtes willen iſt ber Eſel unter die Sterne’ verfegt worden.
Eigentlich iſt ver Sigantenkampf ein: Gegehfiiit zu
ben Kampfe der Tiraren. Zehn Fahre’ lang hatte dieſer
gedauert uiid Zens hatte ſeinen eigenen Vater entthront;
wie follte er nun ohne’ weilers in "Frieden regieren! Jede
uſurpation erregt ee Feinde, die sr zu — find,
—
* Shan — — * — *
Taͤrtefſſuͤs, Bat, add Phlegra, ba: nach ——
verſet wirb. Die Idee von Vuikanen ib: Erdre
unen ſcheint ihr zum Grunde zu liegen dire‘ ife *
laugnen; aber es ſhelnt boch roch mehr. dayıt. zu gehsten,
wenigftend behalipeit ? ei nelerer" Forſcher, "Zend" habe‘
nad der Befiegung "der Titanen ho mir Emporungen fi
net Unkerthanen zu ranmpfen gehaibr, inib da’ feine Wol⸗
tenburg anf beit —— Oitymp als Himmel hedacht
wurde, fo ‚hießen dieſe &tipörtr ee er. Dieſe
Behauptung —— bardy tetgaft’ceit dinge Fehr teeſ⸗
en
I Ze
= 229. —.
wre Angaben; . Die Giganten enbigen ſich in Drachen,
weiches fombolith if: und has Finheimiſchſerun andeutet,
wie in vielen Fällen. Der: Kampfplah. iſt Pallene, der
mafebonifche Cherſones, früher Phlegrä genaunt; hier find
allerdings Spuren von fruhern Bullans Ausbrüchen, aber
auch Bachrichten,. daß, bie, roheſten und raubgierigſten Be⸗
wohner ‚Thefialieng da geweſen fiab. . Die Waffen, wor
mit geftritten, wirh,,, beweiſen die Ueberlegenheit der Erz⸗
bewaffuung,. Pie, Cmpeͤrer haben. Steine und Keulen (bei
den Dichten, Berge und. Baume), bie Ödtter cherne Lane
zen und. Schwerter, &Blige). Darum ſpielt Minerva hier
eine fo große, Melle « fig. hat ben ehernen Helm, den eher⸗
nen Schild, bie „sherng Lanze. Hermes hat den unſichtbar ⸗
machen den Cihügenden) Helm, auf. Aber bei dieſer ſchwe⸗
sen Eyzbewaffuung, Lonnte man doch den Bogen nicht ent⸗
bebren ; denn bie: Ueberwundenen zogen ſich zuruck an uns
zugängliche Drte, von wo fie wieder hervorbrachen (Alkyo⸗
neus wird wieder lebendig); darum muß der erfte Bogeun⸗
ſchuͤtze, Herakles, Hilfe leiſten, und die Feinde in ber Ferne
erlegen. Aber neben ihren Waffen bedienen ſich die Götter
auch der Kriegsliſt und erſchrecken ihre Feinde durch un⸗
bekannte, ſchaudererregende Töne (Efelögefchre). & wird,
von dem. Poztifchen entlleidet, der. Kampf ber Giganten
ein Empoͤrungkrieg roher Unterthanen gegen ihren. aufge⸗
drungenen Gewaltherrfcher, der fie durch feine Kriegskunſt
überwindet, fo trans fi fie aud). ſich machten.
Zu den Eejengungen der Gaa aus. dem Blute des
Urangs. gehören zuletzt noch die Meliſchen Nymphen,
Helike, Konofura, Arethuſa, Ide, Krime, Bri⸗
tho, Keläno, Adraſtra und Glauko, welche, da u
ihr Name Rymphen der Eſchenbaüme bebeuten , au
dem Geſchlechte ber ———— Qaumnympgen)
gehören.
Ber
kate; ihre Schweiter war Medeia.
= 5 = —
Unter die Nynwhen — welche, nadch Hofer, ehtet Ge
| fondern Erwähnung verdienen, gehören’ ls ete and gu
PEN
Iypfo- R F 7 — 22 333 a 2.
ı
girl. m —
Die ringellocige Gsottinn mit ber melodtſchen Stimme
.
22*
Be Lı*
.
| anf der Inſel Achka, Kirke genannt, iſt ans der. ‚Dbyffer
des Homer bekannt genug. Wie ſchon "ide vorher in
mancherlei Thiere, fo verwandelte fe auch des Odyffens
Gefährten durch Zaubergemiſch und burch einen Schlag
mit der Zauberruthe in Schweine. Odyſſeas ſelbſt aber,
durch die Wuuderkraft des Krautes Moly und des Her⸗
“mes Rath geſtärkt, widerſtand dem Zauber, befreite zuleßt
feine Gefährten wieder und erzeugte mit der Kirke zwei
Helbenfähne, worauf fie ihn entließ. Als ihre Eltern nennt
man Helios und Perfe, ober auch Aeetes und 90
Offenbar liegt ber ——— der Gefährten bed
Ddyſſeus der Gedanke zum Grunde, daß rohe, ſinnliche
Menſchen durch Liſt und Ränke anderer leicht zum Thier
herabgewurdiget werden fönnen, ‚während ber Gebildetere,
Beffere Chier Odyſſeus), vor ſolchem Scidfale bewahrt
bleibt und felbft die Urheber desſelben ſich unterwirft.
Kalypſo.
KLalypfo war die Tochter des Atlas, — Homer,
nach Heflob des Okeanos und der Tethos und lebte auf
der Inſel Ort ygia, wohin ein Schiffbruch den Odpyſſeus
verſchlug. Die ſchoͤne Nymphe empfing th ſehr gätig
und lebte mit ihm acht Fahre lang in einer nicht einmahl
fe, noch weniger aber den Odyſſeus befriedigenden Ehe,
‚ohne -alfo im Stande zu ſeyn, ihn feiner Heimath und
“ feiner rechtmäßigen Gemahlinn vergeffen zu machen. Ends
lich bewog Athene den Vater Zeus, daß er ihr befehlen
ließ, den Geliebten zu entlaffen, welches fie nicht ohne
«
heftigen Kunipf uhr: . nachter rn a
zu thun — = »s nt
Schon .d98 fehe Altertum hatte die — Einfict,
daß eine nugeſetzliche Verbindung weder bie, Verbundeyen
ei nos Böttern gelalen Bun... IN Ban
tr. 9
*
Uranot und — beiole hu. —
Be — oder: IN —
die ättern ‚Bötteewefen Briegentande,
Uranos war. aus der Gãa entftänben und’ jegt vers
mählte er ſich mit ihr und erzeugte Söhne und Töchter
(Himmel und Erbe, in inniger Verbindung, brachten bie
ferneren großen Erfcheinunges der Natur. hervor). Diefe
Söhne und Töchter aber waren bie Titanen?), bie
Symbole der elementarifchen Kräfte, der Stammväter De.
Menſchengeſchiechts, der Alles ordnenden Zeit und der bürs
gerlichen Bildung. :,, Ihrer waren zwolf ‚ neulich feche
Söhne: Ofeanos, Koios, Krios, Hyperion, 39, |
petos, Kronos, und ſechs Töchter: Tethys, Dhöbe,
Theia, Mnemofyne, Themis und Rheia. Auſſer |
diefen brachte die Gäa durd) Uranes auch die Kyklopen
und die Hekatoncheiren hervor. —
Uranos, , der ſeine Erzeugten felber fürdhtete, ihrer Ge⸗ |
walt und ihres unruhigen Geiſtes wegen, Rürzte fie ſamt⸗
lich in den Tartaros, wo ſie angeſchmiedet in ewiger Fin⸗
ſterniß leben ſollten. (Die ſchwarzen Wolken, die den
Aufruhr in die Natur gebracht hatten, ſenkten ſich unter
ben Horizont und verſchwanden). Darüber aufgebracht
reizte . ihre Söhne zur Empörung gegen ben —
24
») Sin peißt auch Sitän, daher Titanen welches Herrf > —
Könige bedeutet bayen foß, wie u
’
— 253 7° —
u Dre Magtte rain, rat: am die Spise derſelben
and, bewaffnet mit der Diamantfichel, bie ‚seine Mutter
ihm ‚gegeben, überfiel er ben Vater, als er ſich zur Um
armung über feine Geinaſkun ansbreitete und fchniet ihm
‚ die’ Beigungtheild ab. Dieſe fielen ins Meer und trieben
fo lange heruin, Bid endlich die reizende Aphrodite Barand
entftand. ‚Das aus ber Münde quellende. Blut fing dit
Erbe auf und bildete daraus, wie wir ſchon fahen, bie
- Erinnyen, die Wigarten m. fi I: :CM ber Ente
"hung der Titanen hörten die eigenen Erzeugungen bei
Uranes auf, denn ſie iind, bie Stoffe, and welchen fi in
der Folge Alles regelmäßig. entwideltz daher hat die Zeit
den Uranos entmanitt; es entſtehen keine neuen Foͤrmen
mehr/ ſondern das Hefntiche entſteht aus bem Aehnlichen
in regelmaͤßiger Fortzeugung. Zwar entſtehen noch eins
mahl Ungeheuer aus dem Blute des Uranos, fpäter ent⸗
ftandene Erd Revolutionen und Erfcheinungen, verbunden
inte Menſchenthun, aber bald finden jene ihr Ende, und
zuletzt entſteht aus der himmliſchen Zeugangkraft,
ohne Zuthun der Erde, das Hoͤchſte und Schoͤnſte/ die reis
zende Aphrodite). Von jetzt an alſo deginnt das Reich der
Ordnung, Uranos verſinkt in den Tartaroß, fein Andens
ten verllſcht unter den Teligen Göttern und nur feine Stimm
me’ hört‘ man hoch fn ſeinem Falle, indem er ‚Teinen Soͤh⸗
nen die Strafe für ihr Verbrechen weisfagt. "Das Schick-
fal des Uranos iſt das des Oſiris und anderer alten Göts
der... er iſt ein leidenbder und kerbender Bott und
fördert durch fein. Leiden und Sterben dad
Wohl der Belt.
Es "Die Brüder Zitanen, befreit aus ihren Ba ver⸗
maͤhlten ſich größtentheils mit ihren Schweſtern. Zu den
ſechs urſprünglichen feßt die _fpätere Dichtung noch den
Phorfys und die Dione, ee um bie heilige
Zahl Sieben voll zu machen.
oe, 233 —
. Dieanok... ... 0 min oa;
ee alteſte berſelben vermählte * Br feines. Schaue
fer Teth ys. Er ik das Symbol des Auffern Meeve
des Welrkroms, der in migeneſſener Weite die Erde nun
ffoß. Sein Name ſoll von Dfean:c-heriommmen ‚rber Altes
ſten Benennung des Nilſtroms. Mit ſeiner Semahliun
Tethys CErnährereun, Amme); dem Symbole ber
mütserlichen- Erde, die: in. Bemeinfchaft init: denn ran ip
les hernorbringt, weßhalb: auch Aphrodite Ihre Tochter
heißt, erzeugt er die Stroͤme, die Flaſſe und die Bade,
die betztern Dieaniben genaunt aut: wiiblkhnigebache,
Rymphen, deren 3000. waren. Gein.Wnffer war; nach
bee gewoͤhnlichen Vorſtellung, füß, das bed: Pontos falzig.
Und fü erfchelnt er auch ‚Rberall mit ruhigen Sharaktei,
hat auch keinen Theil an der Empörung gegen feinen: Bin
ter genommen, ſondern unter verſchiedenem: Vorwande fe
ne Theilnahme verweigert. Daher er auch unter den neuern
Göttern in feinem Amte blieb. Man bildese ihn als Greis
mit einem Stierhaipte. (dem. Symbol der Stroͤne), "ober
auf einem Wagen, von Merrungeheuern gezogen, vor: ihm
her blaſende Tritonen und hinter ihm eine: Schaar von
Meernymphen und Phoken, mit ihrem Hirten, Prote us.
Ein altes kosmogonſiſches Syſtem, das Alles naud dem
Waſſer eutſtehen laͤſſet, nennt ihn * — ——
Vater der Goͤtter und —
Der alteſte Sohn bed Oleanoẽ iſt Adels 5%, Orruy
fluß zwiſchen Alarnanjen und Aetolien deſſen Mythos
wichtiger ,. als der feined Vaters iſt. Sein Anfehen war
fehr groß, denn das Orakel zu Dobona mies. jeden, der
einen Beſcheid von ihm erhielt, zugleich au, dem. Acheloos
zu opfern. Man ſagt, das ſey daher gekommen, daß die
Prieſter zu Dodona eine ägsptifche Colonie geweſen ſeyen,
welche in dem Acheloos ihren vaterländiſchen Strom, den
Strom .afler Ströme. ben. Quell aller. Nahrung, den Urhe⸗
bee allee Dinge, wiebergefunden hanen. Noch —
_ 9 = |
machte feinen Mythos fein Kärkpf mit bem Kerakied. Er
. aw bieſer warden zugleich um Dejanira, Xochter dei
Alodoniſchen Konigs, Denens . eher ber beiden Be
werber.prieb dem Denend feine Verdienſte und Borzüge
or dem, aundern an und Achelnns reiste den Alliden mit
Aittarn Werten. Da ftürzte dieſer auf ihn los. und es kam
gu einem heißen Kampft. Herakles bemältigte ſeinen Geg⸗
wer und beädte ihn zu Boden, als Diefer fich im einen
varchtbaren Drachen verwanbelt:anibr:mis..neuer Kraft zu
Ampfen begkunt: Wieder beſtegt, wird er zu einem maͤchti⸗
gem, Stier; aber auch fo laun er vor dem maͤchtigern Ge
Be nicht: befüchen. Dieſer reißt ihm ein Horn aus und
aimmt ihm damit die legte Kraft zum Widerſtande. Das
Horn ſchenkte Herakles der Goͤttinn dee Ueberfluſſes, die
A mit ihren Meichthümern füllte. :- Acheloos vermählte ſich
aachher mit Prrimede, ber: Tochter des Aeolos, und
zenugte mit ihr den Hippodambs und Oreſtes. Auch
Ye Sirenen, ferner Kallirhöe, Dirfe.und Kaftalia
werden feine Töchter genannt. Auch bie Echinaden,
#ünf rauhe, unbewohnte — an — un heis
0m — von ihm. |
Man elle: ‚biefen yihob. auf — MWe
*8* war. entweder ‚en Fürſt ip Aetolien, beffe Ge
ſchichte mit der des Herakles verſſochten war ; ober: Ache⸗
‚ 1008 ift ein Strom, ber eine Schlange wird, in feinem
Lanfe, ein Stier ‚ durch fein Rauſchen, ober durch feine
Gewalt; Heratles bandiget ihn, er bämmt feine Ufer ein;
er bricht ihm ein Horn ab, er leitet einen Arm bed’ Stroms
in eine andere Grgend, die nun fruchtbar wird has Horn
des Ueberfluſſes). Man kann auch dabei an ben perfifchen
Mythras denken, der den Sonnenftier mit bem Dolche fticht
und dadurch uUeberfluß und — ——
Die oben — Töchter: des Ncheloos Me: Sire⸗
‚nen (Sehtenen) find die dichteriſche Erllarung einer Na⸗
⸗
= 28 —
ERZER * [0 0:3
türerfihktnarfg. — thant Ihrer’ ln johc Wa
von der niedrigften "pet, die, anf einer Infel wohnrib
die Rorüuber ſegelnde. durch ihren Geſang ee und
töbteten.. In der Folge wurden ihre Zahl, Geſtalt pup
Bopnfig verändert” und ihte ‚Abflammung verfchieben ir
geben. ' Sie erſcheinen fobann gewöhnlich ale Sungfraueil,
die in einen Vogelleib ausgehen und Vogelbeine haben,
auch in Fiſche ſich endigen. Doch gab es auch eine z
wo fie die Phantafle ber Dichter zu, Symbolen, ve
Sphätenharmonte und des Zauder® iı in Gefang
und Rede made ‚Aber in der That waren Tie -
Felſen am ätnätfchen Geſtade, au denen. bie Fluth
ſich rauſchend brach, und bie den Saiten haüfig ver⸗
derblich wurden. | an .
Ein. zweiter Schn des Dfeanos ft moheus, Als
yheios, ein Fluß in Elis, ber, vorher" ein Säger, ſich
in die ’fchöne Nymphe Arethuſa verliebte und fie verfolgte,
Sie aber floh bid nach Ortygia bei Syrakus und wur⸗
be dort in eine Quelle verwandelt, Alpheus aber, von
Gram verzehrt, in einen Fluß. Und noch als ſolcher gab
er ſeine Liebe nicht auf, ſondern vereinigte ſi ſich mit der
Geliebten, indem er unter dem Meere wegfloß. Sn der
That ‚glaubte man im Altertfume, der Flug Alphens
und die Quelle Arethuſa flünden in Verbindung, weil
man einmahl eine-Opferfchafe, bie in — aaa wur⸗
de, in dieſer wiederfand.
Aſopos if der dritte Sohn des Okeanos, der zwei
Soͤhne und zwanzig Toͤchter hatte, von welchen letztern
die eine, Namens Aegina, von Zeus geliebt und entführt
wurde, Aſopos, wurde darüber fo aufgebracht, daß er
einen Kampf mit Zend begann. Das ift nichts anders,
als der Fluß trocknete aus, aus Mangel an Zufluß und:
Regen. Sein Enkel war Aeakos, deffen Ruf der Bo
rechtigkeit uud: Güte fo groß waren, daß: er mac, feinem
Ü
-
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1
| |
ade. uum Widhter, — * —
| Me Dorn Alte, hatte er Keumpgl avd Alkkre
Der vierte Sohn des Dfeanss, Erivanos,, " das
—* vorzüglich‘ berühmt geworben, baß,ber vom Zend Bi⸗
gen getödtete Pinäton in benfelben ‚Hnabftürzte , deſſen
weinende Schwellern an ſeinem Ufer in Pappelbaume vers
Wwandelt wurden. Noch in diefem Zuſtande floffen ihre
ranen und wurden im Waſſer zu Bernftein. Man
bte juerft. bieſen Fluß an das ijordweſtliche Ufer bes
eanos, kön bie Phoͤnitier X x Bernfein hölten... Dann
wuͤrde der heulige Pofluß in Norditalien mit dieſem Na⸗
| Amen‘ belegt und behielt ihn. Zuletzt wurde der Erivanos
ünter bie Slerne verſetzt. Wenn nun ältere Ertlarer ſa⸗
gen: Nicht Eridanos, der Okeanos, oder der Nil
—— ‚unter, ben ‚Sternbildern; „10 erklären die neueſten:
"Das lit einerlei, Eridanos iſt hier der Weliſfrom,
ber OÖfeoyod, alſo der aͤgvptiſche Nil und — DER, ins
diſche Ganges, der Ardoifur. ———
Zum fünften Sohn ded Okeanos macht man ben —
chos einen Fuß, der zugleich ein’ alter Heros, bir Stanim⸗
- vater ‚bes Älteften Königgefchlechts ‘in Argos») war, ums
entſchieden, wer zur Entſtehung des andern Anlaß gegeben
N r
bat Er hatte eine zahlreiche Nachtontmertfchaft, die In ach i⸗
den, vom denen Apis, ein Koͤnig ih’ Peloponnes, dieſer
Landſchaft den Namen Apia gegeben hat, und zuweilen
mit dem Apis in Aegypten verwechfelt wird, weil es heißt,
‚ex fey nadı Aegypten ausgewandert und habe Memphis
erbaut. Noch merfwürdiger iſt die Fabel von der So,
gleichfaNd eine der Nachkömmlingen ded Inachds. Wahrs
fcheinlich find mehre Jo's gewefen, deren Gefchichten in
einen Mythos zufammenfloffen. Diefer befteht imt We⸗
. : fentlichen darin: Jo ward von Zens geliebt und als die
) Man rechnet awiſchen 18 = um iceo dahre v.
— 987° *
aiferſuchtige gere VE Eiaverſtanvimz eb; v wa
erſchreckten Liebhaber in’ eine Kuh verwaubelt. Here, def.
Betrug ahnend, erbittet: fi bad ſchöne cher zum Ger
ſchenk und ber Gemahl, um fid nicht zu verrathen, kann
nicht anders, als fie ihr zu überlafen:. Here übergiebt ſte
nun dem Argos, 'ber Hundert Augen hat,, von denen im⸗
mer nur zwei ſchlafen. Dieſer hütet ſie fo forgfältig, va
es weder der Liebhaber noch bie Geliebte aushalten konnen.
Auf das Flehen der legtern ſendet Zeus den Hermesy .
der durch feinen Zauberftab, durch Geſang und Flöten
fpiel die hundert Augen des Wächters einfchläfert und ihm
fodankt‘ den Kopf abfchlägt. Doch Here, wachſam und
rachſuchtig, fendet auf der Stelle die furchtbare Erinnys
in das Herz der Nebenduhlerinn, welche ſie flüchtig durch
den ganzen Erdkreis fortſchreckt, bis ſie eudlich zu den Ges’
ſtaden des Nils gelangt. Hier ſinkt fle ermattet anf bie
Kniee ind ihre Seufzer und Thränen, mit jammervollem
Gehrälle verbunden, ſteigen zu den Sternen empor. Zeus
hört fie und flehet ſeine Gattinn, ihr Unglück zu enden;
nie ſoll ſie, ſo ſchwoͤrt er bei den- Fluten des Styr, ihre
wieder Urſache zu Hagen geben. Nun’ erbarmt ſich! vie
Goͤttinn und giebt. ihr die ‚vorige Geſtalt und die Ruhe:
wieder. Ihr Name wird daranf in ganz Aegpyten verefrk
und ihrem Sohne Ep un von Ben. — gleiche
Ehre‘ gewidmet. =
In Nebenumſtanden wird’ iefe Fadel verundert es...
zaͤhlt, aber in der Hauptſache iſt ſie überall-biefelbe-ünd
iichtz "Ahberd ‚’ ald eitie uralte ſymboliſche Vorſtellung des!
Mondes, der um bie Erde lauft. Zeus Liebe und der Hewi
re Eiferfucht. gegen fie find mit ber obern und der unterm!
Luft, welche dieſe darſtellen, verwaitbie-Bilder. In dem
früheſter Seiten kamen Bilder und Wabeln dB: Orienes
und Aegyptens nach" Argod und baruhter'die' Fo, die Nieb
mand- anders tt, al&--die Kayptifcye ITS, wie: das ſchon
en alter Ansleger bemerttn Aber Ve i Mriechen liſſou vi⸗
2
fr I
— zas —
Jp.rud: Yoyıpier, wnabern,- wie, ben; Balkıes. nadı-Ie-
dien, uud-die ‚Dichter ermangelsen, nicht,. Die Irren derſel⸗
ken durch Mograpbiſche, Etymologiſirnugen an beglaubi⸗
gen, wie die bed Joniſchen Meers, das von ihr den Na⸗
wen befam und des Boönheros chfenfurt) » der nad.
ihr besaunt. wurde. Andere machen aus der Io sine bi
ſtoriſche Perſon, sine Prinzeſſinn, welche auf einem Schif⸗
fo, mit dem Zeichen einer Kuh, reiste; wieder andere gar
eine. bloße aſtronomiſche oder Kalender⸗ — die wir
aut weiſer verfolgen tanum. TR Ne
2:
Einen ſecheten Sohn des Oteauee fanden wir ü dem
* Böotifchen Kephiffos, deffen. Sohn Ngrkyffos..befon
ders bemerfendwerth if. Sein Morhos wird, auch ver⸗
ſchieden erzählt. Das Gewöhnlichſte lautet ſo: Narkpſſos
war ein Süngling von der ſeltenſten Schoͤnheit. Ihn lieb⸗
ten viele Nymphen, beſonders aber. die Echo.. Da er ſie
aber verſchmaͤhete, verzehrte fie ſich vor Scham und Grau
in der Einſamkeit des Waldes, wohin fi ie. fich verborgen
. hatte, und nichts blieb ‚übrig von ihr, als ihre Stimme.
Noch mehr Jünglinge und Jungfrauen verfchmähete Rats
kyſſos, und dieſe ſtießen zuletzt den Fluch aus: Moͤge
auch er einft liepen und deu Gegenſtand feiner
Liebe und Wände, nicht eplangen! Die shammu
fiiche Böttinn erhörte diefe Herechte Bitte. Einſt ermäbet |
‚von ber Jagd, Tieß fich Narkyſſos an einer Kryfallquelle
nieder, um auszurnhen und fich zu erquiden. Da,fah er
in dem klaren Wellenſyiegel fein eigenes Bild und.verlich,
te ſiich im dasſelbe, ‚Wergeblich ſtreckte er ſeine Arme ‚nad.
. ber, geliebten: Geſtalt aus, vergeblich Hagte er feinen. heiße
fan. Fiebeäfchwerz. Unbeweglich an die Stelle geheftet, wo
der : Gegenſtand feiner Scehnfucht wohnte, verfchmachtete er
zalebt, und als ſeine Schweſtern, bie Najaden, in Seren
Klagen audı. GEcho einſtimmte ihm Xen, Scheiterhauſn bes
wien wollten, fanben fie, ſtatt ſeines Köryers bie, liebli⸗
“e Derkaie. Die | Dip: mein finden. ia:hieer Sabel um. —
—
— BR. —
Dicterfihion, einige aber Fo. MR — min
Sinn unter, . . x
Des Okeanos fiebenter Sohn, Cadon, ein Fluf
In Arkadien und Elis, war ber Vater dr Methone
und der Daphne, you. welcher, Ichtern may graählt:
Daphne war eine Nymphe der Diana und, wie dieſe, eis
ne Freundinn der Natur unb der Jagd und einf Beräche,
terinn der zärtlichern Empfindungen. _ ‚Sie ward aber vor
Apollon und zugleid von Leufippod, des Denos
maos Sohn, geliebt, welcher letztere in Frauentleidern
unter die Nymyhen ſi ch miſchte, um ihr immer nahe A
feyn. Apollon, ber dad entdekte, gab Daͤphnen den
Gedanken ein, die ſaͤmtlichen Geſpielinnen zum Bade ein⸗
zuladen. Dabei ward das Geſchlecht des Junglings ent⸗
deckt nad ‚biefer von ben erzitenten Nymphen mit Pfeilen
getödtet. Aber. Diefed Verbrechen förderte nicht die che
ded Gottes, die Nymphe, der er ſich erklärte, der er bie
järtlichften und rührendſten Borftellungen. machte, blieb kalt
und taub bei feinen Worten, und ald er dringender wurde,
floh fie vor ihm. Begierig verfolgt er ſie, aber ald ihre
Kräfte endlich erfchöpft find,. als fie feine Rettung mehr vor
fih fieht, fleht fie zu der Erde, ihr ‚Hilfe, zu bringen,
Kaum ift ihre Gebet. geendigt ‚fo erſtarren ihre Glieder,
zarte Rinde umfchließt ihren Buſen, zu Lqub werden ihre
ſchönen Haare, ihre Arme zu Aeſten, träge Würzeln hef⸗
ten den Fuß au ben Boden, ſie wird zum Baume, zum —
kLorbeerbaume. Rur. der. Glanz ihrer Schönheit bleibt noch
am Bäum und ber Gott wird. von, dieſem angezogen, er
umfaßt. den geliebten. Stamm. und brüdt ‚glühende Küffe
auf das. Holz, das noch jungfraülich zurügbebt.. Da du
meine Saitinn nicht segn, fanuf, suft ex, ſo ſollſt
du doch Mein Baum eyu, und, immer ſollſt bi
Loden und Zither und Köcher mir fhmäden;-
und mie mein eigenes Haupt immer. jugenblis
he SE AuibERCHL 10. IpEl an, dich ———
—
8O
— HM
vert der Mit deines Laabes bedeiten! De RE
te der Lorbeer feine Zweige, zum Zeichen der Einwilligung
in. die Wanſche des Gottes . So ward der korbeerbaum
Demi Apolon Heilig, |
. De feste Sohn des Okeanos war PREISEN der
Haupifluß Theffaliens ‚ unter deffen Kindern bad merfwürs
bigfte feitte Tochter Kyrene iſt, wegen ihres eigenen
Schickſals und wegen ihres Sohnes Ariſtäos. Sie war,
wie Daphne, eine hochherzige Jungfrau, die nicht an
weiblichen Geſchaͤften, ſondern an Pfeilen und Lanzen ihre
. Hatte. Sie hätete die Heerden ihres Vaters und kämpf⸗
r fie mit den reiffendften Thieren. Einft ald fie mit
— Löwen im Kampfe ſtand, traf ſie Apollon und gleich
betroffen von ihrem Muth wie von ihrer Schoͤnheit, frag,
te er ben Chiron nad) ihrer‘ Herkunft. Diefer gab ihm
Bericht And weisſagte zugleich dem Bott, fie würde ihn
heirathen, einen Sohn mit ihn zeugen und ald Königinn
‚ über die fruchtbare Landfchaft Kyrene in. Afrika herrſchen.
Apollo brachte, daͤ die Nymphe nicht ſo unempfindlich war,
wie ihre. Schweſter Daphne, ſogleich die Weiſſagüͤng in
Erfüllung. Venus felbft bereitete bie Shochzeitfeier. Und
nun gebar' die‘ junge Goͤttinn den Ariftä 08, der von den
Horen auferzogen, it Nektar und Ambroſi ia ‚genährt
und von Ehiron unterrichtet wurde. |
Ariſtäͤos lebte in eybien, dann in ehe, ‚auf der
Inſel Keos, in Sizilien, Sardinien und Thras
kien, wo’ er" ſich in die Myſterien einweihen ließ, und
überall war erden Einwohnerit durch ſeine Weisheit und
Geſchicklichkeit hoͤcht wohlthaͤtig. Nachdem 'er zulest am
Haͤmos gewohnt hatte, verſchwand er poblich and | Wurbe |
nun als ‚Sort vetehrt. | an
8 De ae ZUBE 2
Vnſtreliig wär — An’ für‘ feine Beltgenffi fee
—* Hetos, der Aberat wo er’ —— Tultur
Wer⸗
Mr —
verbreitete. Vorzaglich wird · er ‚geeühmt, aid der Arun⸗
der des Dlivenbaums, nid BDieuenpfleger und Miſcher
des Weins mit Honig, dann als ber Beſchützer ber: Hi:
ten und Jäger, und als Heilkünſtler und Städtebegruͤnder.
Er ward überall auf den Infeln. bes, Mittelmeers als Gott
verehrt. und ſelbſt nach Großgriethenlans ging ſein Eultus
über. Er hieß auch Agreus und Nomios, und ſelbſt
unter dem Namen Zeus und Apollon orſcheint er. Wie,
überhaupt aus dem Morgenlande die Männer kamen, wel⸗
de Griechenland entwilderten, ſo auch: dieſer, der Arie
ſtaäos (der Trefflichſte, Beßte), mit Auſpielung auf
dad nügliche Thier, als deſſen Pfleger er anftrat, bie
Biene Er wird ſelbſt mit dem Erzeugniß feiner, Pfleg⸗
linge, dem Honig, auferzogen und iſt daher ein Gott; er
iſt Zeus ſelber, der von Bienen ernährt wurde, er iſt
Apollo (die Sonne), denn die Dissen find Sonnenvö⸗
gel; er ift alfo ein Erzeugter des Himmels , der herabge
kommen iſt von. — am den — gar en
— ee 7
Arikäoe, erzähit. Birgit, verlet: — ale feine Bie
zen durch den Hunger. Troſtlos verließ en-teinen Aufent⸗
halt, das reizende Tempe, und begab flhnan. das Sende
bed Penens, um feiner: Mutter fein. Leid, zu Ilagen. Dieſq
hörte feine Klagen nnd verſprach ihm Hilfe. Nachdem ex
ſich bei ihre ausgeruhet und mit Speiſe uud Trank erquickt
hatte, fuͤhrte ihn ſeine Mutter zu der Grotte des Pro⸗
tens, deſſen Rath allein ihm Hilfe gewüͤhren konnte, und
als er dieſen im. Schlaf überfallen und ſp gezwungen hate
te, ihm zu dienen, ‚verkündete ibm der Gott bie Urſache
ſeines Ungluͤcks und rieth ihm, die erzürnten Goͤtter durch
Gebet und Opfer zu verſoͤhnen. Ariſtaͤos folgte dem Ra⸗
the und and ben * Rindern gingen nach ‚neun
Tagen große Schwaͤrme von Bienen hervor, welche em
feinen wiu⸗ een
1. Band. E £ - 16
ee
Wie Biel ‚wbisnkenm hier ziii,ügfte® die. Mebe if,
waren dei den Miiieremeifiht: behamentud Symbol. Mai
ſah Inrvenfetbäsbiehe wüchrtibes; veinedy.nniges, ſtillwir⸗
kendes, vrdnanglicbendes uud : Dabei ‚nmthiged. und ſtreit⸗
bares Thier, Amb:indehftei: fe deßhalb :gum . Symbol ver
‚ Seyenifäle, Weicheit, Unſchuld und. Berschtigkeit.. Ihr
Honig, im goldenen: Unſchuld⸗Alter die: deine Koſt der
Sterblicden, Mint Die Nalsıng der Chöiter, denn Nels
terr und Whbrofle entſtehen aus dem Horig.: Ihr Sinn
fir- Rhythmen und Wohllaut, dan mau ihnen allgemein
zuſchrieb, ühr Abfcheu gegen alles Unreino und Uebelrie⸗
chende machten fie: zu einem Sinnbilde: der Reinigkeit und
jeber Tugend. Uhre Vmvohnkeit, immer nach der Hei⸗
tt Aurüdzutehten ‚:;nab ein bebentfames:Bilx der See⸗
fen , dies ihrer urſprünglichen Heimath eingeben! , durch
ein reines Leben wieder dahin zu gelangen. fireben. Dars
us war 'umd)- Deu Honig ein. Bid „des: Todes für deu
Frommen, bem er willlvmmen ſeya uaßte;sweil:ee. ihm
zur Freiheit und Glückſeligkeit verhalf. . Mer / Stgas der
Bienen gab ferner ein Muſter der bürgerlichen Ordnung,
einer weiſen Giantbekrfaffung: und nes Baterlandäliche.
Wie ſie muthvoll Karpfen gegen jeden: Feind, der fie aus
greift, ſo Folknand; die Stele kanmfen gegen die Macht
Ds Boͤſennn 50: wowven: alſo die Bla sein Muſter vie
er Tugenden und des goitlichen Geiſtes im vorzüglichſten
Sinne“theilhäftig. Darum aber hiehen: die: Prieſterin nen
der Demeter Muliſſo Bienen), well:fie tein.feyn follten
mie: die Gottinu Torderz darum waden "Ba SMeliifü Die
Pflegerinnen des Juntgen Gottes; dank man or ſelber, der
ARE 08] der Biendua vrter, dir Tuehflichfte,;s weil
die Biene dadtrefflichſte: Gefchöpf. Is: Die. Reken une
xandeit nach der gemeinen Meinung der Alten, and bei
dekWeſenden Leichnam eines Rindes, des Symboß..salier
Befruchtung und Wer Wnfkhr, „Und: diefe-- beutet: die Biene
an; zugleich aber deutet fi e: daranfı HjsTdäß, «wie: hier
and ber in. — reines Geſchoͤpf eh , bie
EN FE u |
J
⸗
Guru 945 — ⸗
Set and bet verweſenden Aorper in ein neues, hoͤhe⸗
res Seyn fich:auffdywinge Auch :der Name der Eſſe⸗
ner, Prieſter von hohem Range au dem Tempel der Dias.
um zu Epheſus, fol von den Bienen TERN -
* ton. —
Der Zar des Oteanes waren ER, ‚bh. -
eine unbeſtimmte große Zahl und man begrif darunter alle
Goͤttinnen oder Seelen der. kleinexn flieſſenden Gewaͤſſer,
der Brunnen und Waſſeradern in der Erde, ſo wie aller
unuder wichtigen Erſcheinungen dieſer Art auf bee Erde,
Bon den Ofeanihen aber unterſchied man die Nereiden, die,
Nymphen bed innern, des Mittelmeers. Einige Dichter geben
die Nompheij für Töchter des Zeus aus, der, wie andere
Götter, mit mehren unter ihnen fich verbunden und ‚Söhs
ne. und Töchter. erzeugt hat. Es gab ſo viele Arten von
Rymphen als es Elaffen von Gegenftänden auf ber Erbe
gab, nemlich Naiaden Quellnymphen), Potamiden
Fu), Limniaben (Seen⸗), Keimoniaden (Wie⸗
fu), Oreuden Werg⸗), Nopaen (Weidethaͤler⸗,
Dryaden und Hamadryaden (Walde⸗ und. Baumo
maphen).:- Sie :genieffen,- wie die Unſterblichen, Neftar
und Ambroſia, aber ‚fie find’ nicht unfterblich , ihr Leben
haͤngt von :ber Entfehung und dem Vergehen bed Gegen
Randes:- ab ‚ den fie befeelen, oder mit ihrem Tode ſtirbt
dieſer ab. Aber währeud ihres Lebens ſchmückt ſie Immern
dauernde Jugend. Auch können fie ſich ſichtbar und. un⸗
ſichwbar machen. Ihre Kinder ſind, wie ſie, ſterblich, aber
vieie von ihnenn ſind in den Olymp unter die Unſterbli⸗
den aufgenommmen. Sie erziehen Götter und Menſcher —
ale Natuegegenftäube. verbanten ihnen Entftehung, Bile |
bung und Erhaltung. Manche . Gegenden find. beſonders
bekannt /als Aufenthaltsoͤrter der Niympleny. daher. ſpricht
man von: Dodoniſchen, Korybiſchen und. andern
Rymphen. :. Eine Bieblingsbefchäftigung der Nymphen, if
bie Jagd. Auch im Gefolge dad Balchos, "dem fie erzos
‚ 16 *
— 244 —
gen, find Nynphen unb beren Anführer Silen: Mei
äßt fie aber audı wit weiblichen Arbeiten fich befihäftie
gen, namentlich mit Spinnen. Sie befaßen fämtlich das
Vermögen, zu begeiftern, wie ‘tie Goͤtter: bie: von ihnen
Ergriffenen heißen Nympholepten. Ihre Verechrung
war ſehr ausgebreitet. Man opferte ihnen Milch und Oel,
Wein und Blumen, auch‘ wohl Schafe und Lämmer, Zie⸗
gen nnd’ Bödlein. In Sizilien feierte man ihnen ein Feſt
in den Hauſern, bei Radıt,- mit Trinken. und. —
. Bon ben einzelnen Nymphen nennen wir: bieß —
Metis, die erſte Gemahlinn des Zeus, ‘bie kei als
ſie ſchwanger war, verſchlang, weil ihm geweiſſagt war,
| dasß ihre Leibesfrucht dereinſt den Olymp heherrſchen würs
de und er dad Schickſal feines Vaters Kronos befürchtete.
Sie ift eine fpätere Dichtung und bie perfönifizirte Kiugs
Seit, die den Rath giebt, dem Kronos ein Brechmittel beis
aubringen ‚ damit er feine. Kinder wieder von fie gebe.
Auch Tyche (dad Süd) iſt pater entftauden uub
- gehört zu dem Gefolge der Perfepkont, Di;h: fie iſt dis
ne Eigenſchaft derſelber, wie die: Parzen, Deren Schwer
ſter fle genannt wird. Der urfprüngliche Begriff der. Ty⸗
che fol mit. dem. Mondsdienſte zuſammengehangen; haben.
Der Mond nemlich. warb nicht bloß als Mutter Natur und
Mrfache der Fruchtbarkeit, fondern auch bed Gedeihens und
BGBliucks und daher ald der Geber bed, barand entipringen-
- "den, Wohlftandes und Reichthums gedacht, bis man ihm
endlich den gluͤcklichen Fortgang jedes: Unternehmens zu⸗
fchrieb. Wegen des vielſeitigen Begriffs, der der Tyche
zum Grunde Tag, erhieit fie eine weitere Ausbildung und
mannidfache Wendungen. Die Dichter flellten file von
entgegengeſetzten Seiten dar, bald als ehrmürbige Schick⸗
ſalsgoͤttinn, bald als ſchadenfrohes Weſen, das nach Lau⸗
ne giebt und nimt, bald als Wonnefpenderium ‚ bald ale
Urheberinn des. Elends, faſt immer aber wanfelnrüthig.
—6
ei:
—248 — = \
Denn fie fichet dem. eigentlichen Schickſal, das unandweiche |
bar nad) fefter Ordnung beftimmt, als zufällig und geſetz⸗
108 wirkendes Weſen entgegen. In Rom und Stalien warb
fie (als Fortuna) noch mehr verehrt ald in Griechenland.
Galaten, die Beliebte des Polyphem, dem fie einen .
Sohn gebar, Namens Galatos. Einen andern Geliebten,
der von. ‚jenem see ward, verwagdelle fie in einen.
Su |
— — der — die 7 über ben
Berluft ihrer. Gebieterinn fo ſehr betrübte, daß ſie in eine
Quelle zerfloß. Ihr‘ Seliebter, Anapis-wurde darauf in
einen Fluß verwandelt, er vermifchte fein Gewäfler mit
dem ihrigen und. beide fließen nun, auf immer vereint, = .
fammen in das Meer. ;
—
Nicht zu der Familie des Okeanos, aber doch zu den
Meergöttern gehören bie in fpäterer Zeit dazu erhobenen
Glaukos und Proteus, deſſen wir ſchon — Mahl
erwaͤhnt haben.
Glaukos war, der alten Sage — ein Fiſcher
in Boͤotien, ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher.
Dieſer fing einſt eine große Menge Fiſche und fchättete fie
auf das Gras aus, plötzlich wurben fe alle wieder leben
dig, weiß fie ein gewifles Kraut berührten, und fprangen _
zurück ind Waſſer. Aus Berbruß darüber fprang Glass
kos nach und ward ein Meergott. Dleanos und Tethvs
nahmen ihn freundlich auf und reinigten ihn vollends von
allem Irdiſchen, fo. dag er in der Kunft, die Zukunft zu '.
verfünden, dem Nereus und Proteus gleichlam und dem
Apollon darin Unterricht geben konnte. Nun kommt er in
verfcjiedenen Mythen vor, aud) in ber non den Argonau⸗
ten fpielt"er ‚eine. Rolle: Man hat noch Abbildungen von
ihm, in welcher er als ein — andere, in welchen
[2
— 246 —
er als ein halber Fiſch erſcheint und, fee Ranch ge⸗
wäß, blaulich von Farbe iſt.
Proteus weidete, als wahrſagender und zauberiſcher
Derrgreis die Robben Poſeidons im ägyptifchen Meere,
und hielt gewoͤhnlich aufder wüſten Infel Pharos an
der weitlichen Nilmündung-, wiewohl ach auf’ Kanpathos,
‚ stwifchen Kreta und Rhodos, mit feinen Robben fich fen
"nend, fein Mittagsſchläfchen. Er verkündet die Zufunft,
‚aber fehr ungern und nur, wenn er mit Lift, oder Gewalt
dazu gezwungen wird; benn, um den Fragenden zu ent,
gehen ‚ verwandelt ſich In allerlei, Thiere und andere
Naturgegenſtaͤnde. Wer fid) aber dadurch nicht ſchrecken
läſſet, ſondern ihn fefthäft, dem entdeckt er Alles, was er
wiſſen will. | rc
Urſpruͤnglich ſcheint Protens ein aͤgyptiſches Gebilde
‚gu ſeyn, welches ſich die Griechen, als Tie nach Aegypten
kamen, zueigneten, wiewohl andere das Gegentheil behaup⸗
ten, und namentlich Virgil erzählt, er ſey durch die Ruch⸗
loſigkeit ſeiner Söhne gefränft, aus feinem väterlichen Er
be, Pallene in’ Makedonien ausgewandert und unter dem
"Meere weg nach Argypten gelommen. : Der ſich ſo oft vers
wandelnde und weiffagende Protend war: ſehr wohl für
die Myſtik geeignet, daher er audy: unter: die myſtiſchen
Gottheiten gerechnet und feine Tochter, Kabira, zur Mut
tee der Kabiren gemacht wird... Man leitete nun feinen
Ramen von dem Griechiſchen Protos (der Erſte) ab,
und machte ihn zum Symbol des Urſtoffes. Neuere An
iſichten behaupten, Protens- ſey aus Indien nad) Aegypten
'gefommen nnd nichts anberd, ald eine Modififation des
Wiſchnu, der auch in allerhand Geftalten fich verwans
delte, ein Symbol des Waſſers, aus. bem Alle Dinge herr
a das ſich in alle ie fügt.
x
2
ar el '
mn 247 —
Kotos.
Der Titanx 0108: CR E0R; GER) a Ei
* Lichtimaſſe, die alle Sterns: Ir ſi vereinigte, welche,
nach ihrem Zerſpringen ais einzelne Lichter am Himmel
ſchimmern, - vermählte fick "nit ſetner Schweſter PH be
Cichtglanz), mit: weicher er die Aſtekia (die Meinen Ge⸗
firne) und bie Leto (ſternhelle Nacht) zeugte. Dieletz⸗
tere, auch Latona (Verborgene) genannt, bezeichnet alſo
das Dunkel der Nacht, von Ihrer Schweſter Aſteria der
darin leuchtenden Sternen, erhollt; Aſt af das Gegenſtar
ver Nyx, der. umerleuchteten Macht) ib: entſpricht der
aͤgyptiſchen Butkb. Dtona's Mythos iſt' in-den’der nenerü
Gottheiten verſlochten; fie trit bork'afd die Gellebte de
Zeus auf, die von feiner Gemahlinn Hart verfolgt? uns
am Ende auf der';Fafel Delos von Apollon und Artemis
entbunden wird. Doch. weiß 'Hbmer noch nichts davon,
obſchon er ihrer bei verſchiedenen Gelegenheiten erwähnt
Sie wird als eine fänfte, milde Göltinn geſchildert,“ aber
fie unterließ nicht, THE Anſehen, wenu -&8 gefaͤhrdet nderd
den wollte, mit Härte und felbft mit Grauſamkeit zu vers
theibigen. Als fie auf ihrer Flucht vor. Here einft aus
einem See thren brennenden Durft Iöfchen wollte und
die Bauern ber Gegend, feindſelig md‘ garſtig, das echt
jugäben, verwandelte fie folche in Bröfche, Und ald Nios
be, Gemahlinn bed Amphion, ſtolz auf ihre ſieben Söhs
ne und eben! fo viel Tochter, ſich fiber Latona erhob, als
die nur zwei Kinder habe, reizte ſie dieſe zur Rache auf.
Apollon tödtete bie Söhne, ber Niobe, als fie auf dem
Berge Kithäron jagten, Artemis die Töchter in ihrer
Wohnung, mit ihren Pfeilen. Denn Niemand darf bie
erhabene Göttin ungeftraft beleidigen, die im Dlymp- an
Zeus Seite fit und dem erzürnten Sohn Bogen und Kö⸗
cher von der Schulter nimt und an ben Saülen des Sit
lerſaales auftängt, F
a
— | 248 —
Krioe.
- Der britte ber Titanen, Krios Tode maqtige,
Starte, der Widder) iſt vermählt mit der Tochter des
Pontos,:Eurybia Edie Maͤchtigſtarke); beide vereint hor
ben alle jene Maſſen bed Himmels aus der Erbe empor.
Bhre Söhne ſind: Aſträos, Pallas und Perfes, die
—— durch ihre — merkwuͤrdig fi ad.
2 Alträo 8: das ‚Symbol des Surnhimels, zeugte
XF
mit der Eos, die Winde Zephpros Boreas und
Notos, dann -ben Phosphoros, den Hesperos und
die Aſt raͤaa. Er kaͤmpfte mit gegen. die. neuen Götter und
wurde in ben Tartaros geſtoßen. Gene Nachkommenſchaft
iſt ſymboliſch. Zephyros iſt der Weſtwind, mit deſſen
lauem Wehen der Frühling im füblichen. Europa beginnt.
ihm. verdanken die ſchnellen Roſſe des Achillens und ber
Wundergaul Arion das Daſeyn — bie Pferde laufen wie
der Wind — und .mit einer der Horen vermaͤhlt erzeugt er
den Karpon, ben Gott der — ‚Du ae
| er Mythos iſt leich.
Vom Notos veden bie Mythen. nicht, wohl aber vom
Boreas (Norbwind). Er hat eine Anzahl von Söhnen
und Töchtern mit verfchiedenen. Geliebten und Gattinnen.
Auch er erzeugte Pferde, . unter andern den Hengſt Zau⸗
thos und die Stute Podarke. Die Athener beſaßen ſeine
Gunſt, daher verfeufte er einen Theil der Flotte des Rer⸗
F red. Auch Megalopolis durfte ſich derſelben rühmen, ins
dem er die Belagerungmaſchinen ber Spartaner zerbrach.
Man bilder. ‚ihn ab wi Flügeln und Schlangenfüßen,
Phosphoros C Morgenſtern) und Hesperos
| | m (Abendftern) find einer und berfelbe, ber Planet, den man
fpäter Venus nennt. Aber nur ald Abendſtern iſt er der
Liebe Stern und bekommt einen andern. Urfprung von ben
Dichtern ———
—
er) ee
Pallas, der zweite Sohn bed Kriod, iſt ber Auf⸗
ſchwung ber Geſtirne, vom Horizont aus, aus ber Unter»
weit herauf. er
Perſes, ber britte CRichtglang, — Verder⸗
ber), vermählte ſich mit Aſteria, der Tochter des
Koios, bie ihm die Hekate gebar. Die mit Glanz aufs.
gesangenen Geftirne werden durch bie Kraft des Schwuns
ges wieder in ben Tartaros gehünt, ı wo die nädhtlihe
ara thronet.
—
Dieſes furchtbare Gebilde teunt Homer noch nicht;
wohl aber Heflod. Nach der Schilderung, bie er von ihr
macht, if fie faſt Ales, was man ber allwaltenden Macht
ber... Gottheit zufchreiken kann; darum fagt ein fpäterer
Forſcher, fie vereinige in ihrer Perfon die Börtiunen Rhea,
euna, Minerva, Benud, Diana, Proferpina,
Ceres, Bellona, Nemefid und Iſis. Aber eben
deßwegen, weil fle fo viel feyn foll, fehlt ihr die Indivi⸗
dualität und fo erfcheint fie unter ben übrigen heilenifchen
Göttern faſt als ein fremdartiges Weſen. Ihr Hauptcha⸗
ralter üſt indeſſen ber einer Herrſcherinn des Todtenureichs
und einer Goͤttinn des nächtlichen Zaubers. Man bildete -
fie ab’ als eine Figur and drei- mit den Rüden zuſammen⸗
Rößenben Perſonen befichend. Die eine Figur trägt im
jeder Haud eine Fackel und über der Stirne einen halben
Mond mit ber Lotosblume unb bezeichnet offenbar _bie
Mondgättien. Die andere hat iu ber Rechten einen Gchläfs
fel, im ber Linfen ein Bund Stricke, und ſcheint die Pfört⸗
nerinn bed Schattenreiched zu bezeichtien. Die dritte trägt
in ber Rechten einen Dolch und in ber Linken eine Schlans
ge, anf det Haupt eine phrygifche Muͤtze und eine Strah⸗
lenktrone. Man glaubt Hierinn die. Goͤttinn der Unterwelt
zu erkennen, bie Die untere Hemisphäre der Sonnenbahn -
anbeutet. Bon biefer. Zufammenfeßung aus drei Körpern
heißt fie bie Dreigeftaltete, bie Dreiköpfige. Gpäs
r
’
i — 058 —
fere Dichter ſchildern dabei ihre furditimre : @efihlt:” Sie
war ein halbed, Stadium groß, häfte Gchlangenfüße und
ftatt der Haare zifchten Schlangen um Hals und Schul
tern. "Wenn fie erfchien, machte fie einen Lerm, als wenn
‚sanfend Hunde zugleich beilten. Man opferte iht auf
Scheidewegen, und zwar vorjüglich. Hunde. In , Athen
brachten ihr bie Reichen alle Neumonden ein Opfer von
allerlei Speiſen, welche fie auf Scheibewegen nieberfegten,
und dieſes Mahl der Hekate verzehrten des Nachts die
Armen. Für die Verſtorbenen brachte man ihr im Anfang
jedes Monats Sühnopfer, die man ind Meer warf, oder
‚Auf Dreimege ftellte, oder in bie Erbe grub, ober auf die
Gräber legte.- Doch war ſie auch eine. Beſchützerinn ber
Lebenden, der Familien und Kinder, weßhalb män ‚Bilder
von ihr, .Helatäen, vor ben: Hausthüren aufſtellte.
Uebrigens fehlt :eö sicht an ſolchen, die fie für eine hiſto⸗
riſche Perfon erklaͤren. So. ergählt 8. Dio dor, fle
fey die Tochter des Könige Perfes in Zaurieg: gewe
ſen, eine kühne nad graufante Perfon, die, weun.fie fein
Wild antraf, auch ‚Meufchen Tödtete und andere, Gireuel
verübte. Diefe war bie Miitter der Kirke, Meden und
’ ———— denen ſie ſanmtich die Zauberluug lehrte.
| Hekate, fo fagen m: die. Forfcher, iſt ein dreifaches
Weſen, das am Himmel die Lunga, auf der Erde die
Fagdgöttin. Diana und in ber Unterwelt bie Preſerpina
vorſtellt, obfchen. ein eben :fo.fsharffinniger, ads. migiger
Geiſt diefe drei zuſammenkommen und :fid, Darüber ji: daß
man fie. für die Hekate halte,. gegenſeitig beklagen, zu
let aber alle drei.woll Schrecken davon laufen läſſet, als
Hekate in. ihrer. furchtbaren Geſtalt auf einem’ Kreuzwege
einherſchreitet. Vielleicht iſt bad; fürzefle das richtigſte,
daß Hekate bie. Göttinn ber Bezauberung, mar, wenn «wan
nicht annehmen will, daß fie eine Modifckationtjenes gros
' gen, unter fo vielen Ramen herehrten Urprinzips deuinfas
iiſchen Bölfer geweſen ſep, weſches ad. Urn acht, Ux⸗
waffer,- —————— empfangende und Alles
gebärende Kraft unter dem Symbol ded Mondes vers
ehrt wurde. Sie war: aber dieſes Weſen insheſondere von
ſeiner airberblcien ſchreckhaften Seite betrachtet.
Wir gedenken hier. nur mit wenig Worten. ber Las
mien,: biefer Dienerinnen ber Helate, bie bei beu Alten
in den, Rindermährchen biefelbe Rolle fpielten, wie bei une
die Hexen, und böſen Feen. Sie waren. Frauenzimmer mit
Eſelsfüßen und fraflen bie Kinder, wenn fie nicht fromm
waren. Doc; waren fie auch unerfahrnen Juͤnglingen ge⸗
faͤhrlich, denn fie lockten ſolche durch Liebeöreis an unb
ſogen ihnen dann Mark und Blut aus. Sie waren die
Töchter (die Bervielfältigung) einer Nymphe Lamia, bie
Zeus Liebte, Here deßhalb haßte und verfolgte. : Diefe töd⸗
tete Ihr. alle Kinder .vor Der Geburt, darüber verfiel fie. a
Wahnſinn und in foldem raubte und tödgete fi Tenale Ba
der, deren habhaft werden DAR,
Zr —— —
Der vierte Titan heißt Hyperion. eber äbert bei
Erde Wanpdelnde), welches als gleichhebentenb mit
Helios angenommen: wird. Auch ift Hyperion die Waffe
bed Lichts von der Sonne und dem Monde zufantmenges
nommen, ober auch der um bie Erbe ſich drehrnde Dimw
mel, welcher, vermäblt mit ber Theia: (dem göttlichen
Lichtg laänze), den Helios und die Selene erzeungt,
ſo wie die der Sonne Nah Eos.
Der Mothos vom Helios. it fehr . aniögebitbet m
hängt mit den Mythen der fremden, beſonders · der more
genländifchen Bölfer genau jufammen. Helios (der
Helle, Glänzende) wohnt am. Dfeanos Hinter Kolchis
(am Oftranbe der Erde) und führs ans bem Morgeuthore.
auf. der Dunſtluft in fchräger Krümmung gu. dem. Abends
GE 1.7 —-
— maden er aber ſein Geſpann in bem praſſeinden
"Dfednos gefühlt, lenkt ex in ein von: "Hephäftbs verfertig,
06 Fahrzeug von Gold, der Becher des Helios ge
nannt (verwandt mit den ägyptiſchen Götterfſchiffen
und bem perfifchen Dſchewſchid, oder Sonnenbe⸗
cher), welches ihn mit wunderbarer Schnelligkeit Länge
Dem nördlichen Geftade bed Okeanots nach Kolchis zurüd⸗
trägt, wo er bie Roſſe im Sonnenteich ſchwemmt und die
Nacht durch mit feiner Kamilie ausruht. Dieſer Sonnen
teich iſt an der Lichtfeite der Erde, bei den öftlichen Ar
thiopen; man behauptet, es fey damit das faöpifche Mer
gemeint 'gewefen, wie man glaubt, das nüchtliche Heim
. Schiffen des Heltod fey aus ‘der Beobachtung eutſtanden,
daß im Sommer die Daͤmmerung ſich fihtbar von Wein
wach. Dfien, längs dem nördlichen ‚Horizonte, hinzieht.
Diefer Sonnenteich führt den Beinamen des Altnährenden,
eutſtanben durch Sagen von der Fruchtbarkeit ber umlie⸗
genden Gegend und ‚gehoben durch die Vorſtellung, daß
da, wo ber hefruchtende Helios babe, Veberfluß den Bw
den. bedecken müfle. Ueberhaupt mußten, wo die Sonne
aufs und unterging, die größte Fruchtbarkeit herrfchen, und
die wirkſamſten Kraüter und Bilanzen, baher and die
“ Yauberkraäten, wachſen und bie Sonnenkinder find Bau
derer und. Zauberinnen. Helios hat mehre Gemahliunen
und mit ihnen viele Kinder. Da er Alles fah, fo konnte
er Alles eutdecken, daher er den Mars und bie Aphrodite
an: Hephaſtos verrieth, "den Raub der Perſephoue ihrer
Mutter offenbarte. Er hatte heilige Rinder und Noffe auf
. den Iufeln Erpthia, unter ber. Obhut des Riefen Geryos;
und auf Thrinakia, wo bie Gefährten bes Ulyſſes ih
daran verzgriffen, aber auch nicht ungeftraft blieben, heill⸗
ge Rinder und Schafe. Hievon iſt ein eigener Mytheos
- vorhanden. Auf Thrinalia waren 7 Heerden Rinder und
7 Heerben Schafe, jede zu 50 Stüd, welche ſich weder
|
= yerminderten noch vermehrten. Zwei Göttinuen Lampe⸗
tio.und Phastufa, dem Helios von ber Nymphe Neoͤ⸗
— 13 —
ra — waren ihre Hüteriunen. Diefer Heenen free
fe ſich Helios bei ſeinem Hinauf⸗ und Hinabſteigen am
Himnmel "und eben deßwegen wollte er bie Griechen; bie
einige: davon geſchlachtet ‚hatten / heſtraft wiſſen/ oder wid ·
rigenfalls in den Hades gehen und denTodten: leuchten.
Schon Ariſtoteles findet in ber Zahl der Heerden, 380
Stuck/ eine Andentaugirbes. Mondjahres, neuere Ausleger
ſagen, "bie eine Heerde bedeüte bie Tage des Jahrs, die
andere vie Nächten. Die Göttinnen ober ⸗· Muphen, Die
ſſe hüten, dazu gerechnet, gaͤben ein Monbjahr von 354
Tagen ;' welthes jedoch darch Helios zu einem Sonnenjahr
echöber wurbe. Die Drohung ded Heliod, ’zu ben Tobe
ten. gehen zu wollen, heiße weiter: nichtd, als daß die gan⸗
ze Anſtalt zur Meſſung des: Jahre Ssernichtet:werbe, went “
die Zahl⸗ der gar. Bermeffung. berfelben: befkimmten: Gegen⸗
fände uwgeftraft verrichtet werben Bürfte: Dhne bad "-
Schirffirmige dieſer· Erklärung. zu verkeunen,: kaffem wid
ihre Wichtigkeit. dahin geſtellt ſeyn. Hat ber Mythoe,
woran nicht zu zweiſein iſt, einen Sin; fo iſt dieſer, ih
vr anrat ler: angegebene, lienich waheſcin.
Re En Tat . 2
Die‘ — bes Helivs war fehr — —
Bahrfcreiätic, kam ·ſein Dienft aus Perſien mittelbar,
ober über Aegypten, nach Griechenland, wo. ang: Men
rinth und Argos, Altäre hatte; in Trdgene:wurbeien
unter Bear Namen Eleutherios (Befreier, weil et
bie Stadt vor dem Zerreß geſchützt haben: ſeil), verehrt,
m Megalopolis hieß er Söter (Retter) aus glei⸗
her Urſache. Der Hauptſitz feiner Verehrung war indeſſen
bie Inſel Rhodos, welche, vote Die Einwohner glaubten.
durch ihn aus dem Meer: heworgeſtiegen war. Hier ſtaud⸗
ihm zu Ehren, ber bekannte Koloß, eins von den fichen
Wunderwerken der alten Welt. Die Rhodier opferten ihm
jährlich. ein Viergeſpann Pferde, welche in das Meer ge
ſtürzt wurden. Man bildete ihn ab. als einen ſchoͤnen
Juͤngling, mit einem Diadem und einer Strahlenkrone,
— 1
De: Santa. mit Einer Kiegenben Mantef — Ge⸗
wäh ſtohn er af einem Wagen md ſeine vier. Pferde
find in dolle Latıfe: Gehetliget waren ihm Pferd, Eitier,
Wulf; Hahn, .. Beopfert wurden ihm ntch“ Ba
— ee a 3 1 nr,
t. ri \
Ben ben Mindern be® — ERBE Aeetes,
König in Kotchis, deſſen berühntere Tochter: Medea
AR edeia)htſondere Beachtung verdient, und dacty we.
von dem Argonautenzuge die Rede * wird ʒ afinden
foll. So ⸗iſ won. der eben fa brräühmten Kirke/ ber Eoch⸗
ter, nach andern der Enkelinn des Helios, die Rede da,
wo wier den Odyſfens zu erzaͤhlen haben. Much Ber; Pa⸗
fp heã e? Bemahlinn des Mlnns gedenken wir raugsfihr⸗
ULcher an⸗einen andern: Det ‚rn. mn hier noch Einiges As
gemeinenWber daB Geſchletht ded Holiss beipibriagen⸗Ee
Hy ſagen die Aelahrten, bad Band’ Koldyi &;. eg dnehee
Geſchlecht Yerftamint, den fabelnden Getechent das: oleß erſte
gegen Oſtenzi es iſti uiſo ein Li ch tr Cund⸗gJ em er a Liand,
und ſelns Boͤher rcher find bie irdiſchen. Nepräfeusante der
himmiifchen Mächte, die im Befchlechte des Helios begrifs
few ſnid, ubr.diefefelbers; denn wenn Hecfed don Yer
fe8 :Callerbings: ri, als, Titan geunant), vom Thron ge⸗
ſtoßen: wird, «fe ib Merfed-cher Bi dytnan.ie) Miemenb
anders; ale: Mirhras oder Ormuzdo felber; Der her
Aeetes cErdniatih),: oderi:den. Änfkern Arihneee
kefänpft. GSo füyiinmert demnach der parfifche Derakkämud
‚bt, "wie andamärts, aus ber griechiſchen Mytholsgie
hervor. Die MWirkungen des Lichts nuder des Feuerd’ find
uunbegreiflich und wunderbar; ‚baheri iſt Rolchis das Land
des Wunberbaten, der FJauber ei und das ganze Nö
nigs⸗ und Goͤttergeſchlecht drſſelbent Tino Bla u beriör (Mas
- Hedi Dabei treten die: beiben Schweſtern Kirtes und
Me de a wisder:ald:Sezienfätse auf, indem jene die bo⸗
fe, dieſedie ich lthätige Zaubertalf iſt andibaher dem
Jaſon (Hrolmuun) vermühlt wird, bis le anlage ſich
*
a
4
u
ER ) —
andy" verfinſtert und — untreu ur Kater. ade je
Berberberinn — er ——
nr u Ce ud
"Ein anderer — Sch desi Heas os aiſt Phase.
ton, von welchem. folgende berühmte Mythe vrzaͤhlt wirde
Ein. anderer. junger. Menſch bezwrifelte ſeine Abſtanimung
von Helios und ba: ihm' ſeine Mutter, Brose, ‚nice. bea
friebigende Berficherung geben Eonnte, fo ging er zum Pauls
laſte des Helios, won ex freundlidy aufgenöumen wurde
md die Bewãhrung. einer Roc) zu thuenden Bitte enhieltz
bie feine Abſtammung ven dem Gott ur: du angezweifeltes
Licht ſtellen ſollte. Phachon ‚bat darauf, ben Sonnenwac
gen nar einen Tag: fahren zu dürfen. Verngebens ſtellte
ihm fein‘ Vattr bie Befahr. vor, ‚welcher. erſich ausſetzte
vergeben ‚bat er ihn, den Wunſch zurück zu nehmen mehr.
etwas ambere& zu:mwählen: ber. Sohn. heharrte anf feinuen
Borfage und.Helios mußte fein Wost ‚halten: Aber mie
mogte ver ſchwache Zumgling die wilden Raſſe zügein, die
feiner von ‚den: Himmwliſchen, AuſſerHelios [2 baͤndigen
konnte! Bald merkten ſie, daß nicht der ſtarke Arm des
Gottes die Zügel hielt, und verlieffen den gewohnten Pfad.
Phaeteni verlor den Kopfuund (hing. mit: der ‚Öcifel ,<bäwe
Aber wenden ſie vollendo wild ‚und: ſtzten nun völlig re⸗
gellos An, das Unendliche hinein. Bald kamen fie ‚der. Gr⸗
de ſo nahe, daß bie Aethiopier und Indier ſchwarz wurx
den, die Gebirge zu ladern anfiengen, die Quellen und
— kochten, die. Erbe: borſt und bad duuch bie Ritzen
in diesäinterwelt: — Licht die Goͤtter des: Erebos "ia
Schrecken ſetzte. Endlich tief; bie. Erde Im Hilfe zu. Zeun
und dieſer fchleuiberte feinen Blitz anf’ den: Ußbefonumen?
daß. bes. Sonnenwagen zrrcrümmerte und Phadten: mit bren⸗
nenden Haaren in den Eridanos ‚hinabflürzte. ‚Seine Mut⸗
ter. ward. wahnftänig, feine Schröeftern: bewmelnten ihtt am
Ufer. bed. Eridanos ſo?lauge, bis ſie in Pappalbaime: vers
wanbeitspurden.;. auch jetzt floßen ihre Thrälien und ver⸗
haͤrtcken ) in Maker ziſj DBerufein.: yEnud, her Qonig
— m —
vun Mgntin sub Yhabiond Bendanber, Hope fo Lange,
| * er in einen Schwan verwandelt wurde. Helios ſel⸗
ber aber wurbe durch ‚die harte Beſtrafung einer Unbeſon⸗
nenheit, die: doch; kein Verbrechen war, jo aufgebradyt,
daß er ben. Sonnenwagen gar nicht mehr fahren wollte
und nur mit vieler Mühe von ben Bitten der übrigen Bots
ver: — dazu — werden lonnte.
Wenn Einige den Mythos vom Phaton — aſtro⸗
— erklart wiſſen wollen, fo ſinben Anbere An: feinen
Ramen,. der: 2euchtende, Glaͤnzende, bie phyſiſche,
aber ſymboliſirie Somne; er iſt ihnen ein Lichigott , aub
zwar ein leidenber und fterbenber Gott, der vielleicht auf
abafiiche Begebenheiten am Himmel und auf ber. Erde hin⸗
veuntet, und das Gauze ftanınt wahrſqeinlich aud dem fer
nen. Driente, wohin bie Lehre von dem Weltbraube,
vie in dieſem Mythes zu finden iſt, gehört, Der Name
\
Phasen. wird; quimeilen dem Helios felber beigelegt, fo daß
— ai einer und derfelte Eedact werden.
: Dieerfe — Hypertond iſt Selene (bie Glanz⸗
— die Goͤttinn des Mondes im alten Bötterfpftaue, bie
won einigen zu einer Tochter des Hellds gemacht wird. on
der ſpaͤtern Artemis iſt fie unterfchieben dadurch, baß fie
uur ald bie Lenterian bed Moendwagens dargeſtellt wirt
und den Gharafter der. Jungfeadlichkeit nicht behauptet
Sie führt aber nad Binigen wit. Roffen, nach Audern
‚mit Stieren, welches letztere dann eine Anſpielung auf beu
Ackerban nud bie Fruchtbarkeit bes Ede iſt, bie der Mond
befördert. Gelene hatte Teupel und Altare, obgleich ihr
Dienſt wegen des allgemeinern ber Diana, als Monbgäts
tun, nur befchräntt war. JIn den Abbildungen iſt fie an
. den beiden Spiten eines in bie Höhe gelehrten Halbmon,
- web und ar ber Fade kennbar. Auf einer ſolchen ſieht
man ihren Wagen mit zwei Stieren beſpanut und des
Ganze von einen in den Schwanz ih beihenden Schlaug⸗
unigehle,ttaitt Gusuhoi: dab Rurisiauid Ach Beskehun: Die
Hatpteszähleag:ison ;ber .S:cheme segthält - ihre «Rice „zw
dem ſchonen sek wton, nach Einigen cin König, als
Andern ein Enkäfen und Jaͤgen, dar auf dem Gabirge
katmos, in Karien, ſoch aufhirſt, mb beim qhtlichen
Schimmer deg Mondes das Wilhnmber trieb, bihjer: men
Müdigkeit einſchlief. Hier fahrihe au fehe oft die ein⸗e
ſam wandelnde? Himmelogéttinn web: fen- Anblick ernneske,
in ihrem keuſchen Buſen ıbie. Macht Bar. Diebe, : Dh Her
barg ſie ihre Leidenfchaft und erlaubte fidy nichts, als eis
nen Kuß auf it Lippen des ſchoͤnen Ehlachers, dag: fein
Gluck folber „wie im Traum genoß; So Einige-i ıYuhere
laſſen fie: Butter. von Enbymicn; werben und ihm fünfig
Qüchter: gebnen. - ‚Bubnitian war ach bei. Zend mahlugen
Kitten und „Liefer gewährte. ihm den: Wunſch, imuienmähe
rend :iaber nie alterhb, fordern in feiner bluͤhenden Wie
genbfchönei zu ſchlafen. Die Alten erklaͤren: Endynnen
war ein Heros. ber bei Nacht und Moudichein. jane "Geise
tiebling: Pkt Scheue war) mad bei Tag ſchlief, woher bie"
Sage: san femaamıntbigen ‚Schlaf. "Die Neuern machen The.
wu einem Jahrgnomon, von-Atgyptem in Bild. uhr
die Geſtalt eines blühenden Juͤnglings, der ıfo gefiellt war,
waß/ eun eh Stunht der Sonme ihen auf dem Miu fiel,
bad. Eade ruand Der Aufaug eines Jahres damit angezeigt
warde: Wie. Gricdan: ſießen aus: Unkunde der Sache: unn
weil. ber Dunvriom dem Monde geweiht war, einen Motte
ſtrahl anf.iher: fullei CSelene tüste-iän); Das :Bilb.hatte
geſchlo ſſeurce Augen, aber es/ iſt das Bild der :nie-aiternbntn
rt, ven nad Daher fähgt::an, wo es aufhoͤnt (Endn
mio: ſchiaft eig, aber: — — EN
by: ° TÜR ;hok.s her. on Fe};
94. ED ae il. PETER va nd Zu De 1
Mebrigems verrhrten Lies Alten bie Deitheit 8* Motte -
des auch abbs ie vunliche, iunmentlich in Yhrgpien,) voll
wo. mh Diknzir hät mik.dem Bilde: einch Nugidagẽ,
ange) aden Gdpaie in der — ben geharuu Moni
i. —
*
— RE —
ARE a u re Walmfärift:
RER AAR6HDI. ar -Driente, - wierwir: Yen. weiffen,
urafte mun Ach die: Wat des Mondes wiiheiaur weiblich,
ſeeweri/ auch mim lich? Car empfing den; Samen von: bem
Sontrenſtier wand Quilte thn wiebere ben Erde wit), baher
ſrnte leicht der Mond:· add: din mãnuliches Weſen gedacht
werden: Ya gun Borderafien wor die Religiem bed Men
wvwrerberitet "und. hatterihlew Hauptſitz· zu — — |
DER OR hieß ee ao
233 ee NEE: Ra
3: Die jüngere Tochter Ouperions war Ent.sie: Mor |
geanisthe), Behäidigk-Buylakferinn ihre. Bruders He |
HB Mit Nibfenfingerw eröffnet fie bie: Pforten Des Hier
mie! and eirn Krokoeſchleier ummalltfie, went: fie and
dem Olran herauffährt::: Ihre Bahn ˖iſt dieſeibe, wie ih
res Bruders ‚auch: kehrt ſie auf denfelben- Wege, wie er,
gucke, : Ihr Gemahl war Aſtra o a3aber fie liebte mehr
winchöme Junglinge und eutführte fie, D. h. eutweder, fe
. ‚wären ausgezeichnet Hör, ober fie Maybe: Srühzeitig, in
der Morgenzeit ihres Lebens. Dergleichen:wearen Dri on
ur und — — Enz 1: KERLTT Bν
„Ir EEE TE 3 SE TR
‚Orion hatı. ‚einen Sehe ———— ben Meklaͤrung
—— Mythos Er war rin? Sehu: des Qnigo
: Yribos in Boͤntien, ober: des Pofebdom, ne Andere
wollen, Ein ungeheamer:Miefe, ber Busch ;hafı. Neer ging |
und miit dem Kopfe: herausragie. Er liebee die Jagd und
uatete das Wild. mit: Dex Sale. , 30: C Han‘ verliebte «
fichhtin⸗ die Tochten bed Känigs Densariau, Merope.
nudiſuchte: ſie band) ıfBentiäguing. der Schlewgteu ı mind: auber
ver Ungeheuer im Lande zu verdienen; aber ihr Baser
taüfchte ihn, und als er fich der Geliebten mit Gewalt be
wmiiechügte, wurde er von ihm / durch · Ueberliſtung geblendet.
- . Mar fein fit wiedern zu erhalten, ging Qxrion, wach bed
Destigätnih,. ducch dad Meer :bar cn⸗ augegen uud
Beh a |
2 ER
/ De 11 '
— 050 —
med r na raen, atasdieEimohner —
ihren König unter der Erbe und Drion mußte unverrichte⸗
tet Dinge nad’ Keetaä zurückkehren.Unb jegt: wird er auf
einmahl ein’ fo Hiebetiswärdiger- JAngling ‚daB Eos ſich in
ihn Verliebt und ihn’ entführt. - Indeſſen bettahm er ſich
nicht fü gegen fie, wie fie es wünſchte — welches bie Dich⸗
ter anders und anders darſtellen — und ward von ihr
ſelber getsdtet, durch einen giftigen Scorpion, den ſie,
oder bie Erbe, dazu ſandte. Man ſindet nun fm dieſen
Mythoe eine· hiſtorlſche Perſon sind’ das Geſtirn, welches
man von einander feridern möäffe: : VIn erſter Beziehung
war Srion ein Böotifcher Heros aus der früheften Zeit,
wie die Keule anzeigt und ſeine Refengeſtalt. Das Ue⸗
brige iſt dent In diefem Sinne nicht 'erflärbar. Deb halb |
nimt man Ali, es fey der Mythos von Orion eine Feier
des Mondjahres zur Zeit des Untergangs des Orionge⸗
geſtirns. Bei ſolchen Feſten wurden heilige Hothzeiten und
Maͤdchenumarmungen Yon den Prieſtern ) mimiſch dar⸗
geſtellt. Dieß geſchah am Ende des Jahrs, das Geſtirn
ging unter (Orion ward geblendet); bald fam es wieder
zum‘ Vorſchein (Orion erlangte das Augenlicht wiedet).
Auch Die larger kommt an dem Geſtirn "Orion".
vor, denn 88 iſt eins ber größten Sternbilder; ed ſteht
mit dem Haupt am Simmel, wenn fein Fuß noch nicht
fichrbar iR Drion wadet im Meer); Orion gehet "mit
en. inter, er wird von Eos geliebt, und finft
in ihren Schooß, aber das iſt fein Tod. Er wird von
einen Scorpion getödtet, denn dieſer geht am Himmel
auf, wenn jener“ untergeht. “Orion ift bei ben‘ Dichter k
auch Urheber der Stürme, denn haüfig eutitenen folche
beim Aufgan . a
i bo nt —
*) Der Gott — — die Drieſter und diefe, wie jener;
— deber: Orion heirathet bie Merope. d. h. die wech ug
ten mimiſche Hochreiten. . 5
17*
t
> 260 —
Zithon wor in oh. bed reifen Ehnigs Lau
medon, den End nach Bethinpien entthhrte..aun; hert deu
Meunon und Emathien mit ifu.gengte: Um ewig ſei⸗
ner Siebe genießen zu koͤnnen, erflchete fie ihm von Zend Uns
ſtexblichkeit, vergaß aber die ‚ewige Jugend mit zu exbitten;
er warb baber am Ginbe zum. hagern Greis, dem jeher
Liebreiz ahging. Da. fie ihn num nicht mehr lieben Kanne,
pflegte ſie ihn mit aller Irene, aber au ſeinen Klagen
gerütet, verwandelte ‚fie: ihn in eine ¶ Heuſchroche. Ayıdı die
fer Mythos ertlaͤrt wan ſo, daß man: nuuimmt,. Kithon
fep ein Gnomon, daher feine Dauer, aber auch fein Ber
alten. Rimt man ihm für, sind wit feinem. Bohne Mem-
non, fo iſt entfchieben, ‚daß er nichts anberad war, ald
ein. folsher Gnomon - aber Zeitzyllos. Mempon war ein
"Kinig son. Aethiopien *), 309g dem K. Priames im troja⸗
niſchen Kriege gu ‚Hilfe. und ward: in. einem Treffen von
Ach illeus — ‚Seine. Aſche warb ‚in — auf
Kopem beigeſetzt, aus ‚feinem Blute entſpraug ein Fluß
und auf ſeinem Grabgemäßbe fagmelten ſich jährlich ‚an
feinem Tobestage eine ‘Menge ſchwarzer Wögel, welche heis
‚Big mit einander kämpften. ‚Er wurde als Heros verehrt,
Hatte einen. Tempel in Affyrien und. im Agyptifcdyen Che
ben bradhte. mau ihm Opfer. Bei dieſer Stabi. ſah man
feine, zum Theil uoch..vorhanbene, Bilbfahle,. Sie war
von ſchwarzem Stein ,.weil er ein Aethſopier geweſen way
- und gab, wenn des Morgens ber .arfto. Senuenfteahl dar
auf fiel, einen fröhlichen. Klang von ſich, beim. Untergaug
Der Sonne aber. einen traurigen, "Sie wehrte und gab
Drakel in fleben: Verſen. Aeltere und neuere Reiſende be⸗
zeugen das. Daſeyn dieſes Bildes, wenn fie auch nicht ganz
in ihren Nachrichten uͤbereinſtiumen,
Memnon wird von den Aegpptern PRO)
D — — BER * —* 4
nn Aethiopien ſuchte man im frühern Wer in Ei
fpäter — in — ok
geem Phamnenbotis — 00000] aß Men
phes, ae ee Pre
ein Ausdvruck Ver Men Sorache RR HR geroohn⸗
liche · MWerſthzen Linen Jahtebguinemn tun 'Bmzrigen:" von
nang 806: Jahes. ausdtuccx; ⸗ dernu Dſtrie IR - Das: Som
netcjahn; der · Tod Des: Ofteis aſt Gade baud Wie doeunfang
des Soancahrs; e Grab ves Dfte ten) Sri, Worſich
Oſiris befindet, ein Etwas, woran man Erde und Ahfang
bed Jahrs erfennen fonn._ein Enomon. Der aͤgyptiſche
Jahresgnomon warb aber für den griechiſchen Heros Mem⸗
non gehatten, weil Der Gabrauch, den man. von Mannon
im griechtſchen Salender mache, Rerſalhenar, ben um von
Phameneovti n Agymtifchen zu wechtu vfleate. Mewnvan
tönte,. et:wan-fe: geſtellt, daß an; einer, haffimmien Zeit
ein Somnenſtcahl nf: feinen. Mund: ſiel cder Mund; zeigt
ja: Alles Durch Tone an), er «önte- heim Aufgang freunig,
beim Untergange tmurig Cam Ende des Sommeniabnt
trauerte miit Üben ven Tod des Dfirik,, deim Beginn des⸗
ſelben war man froͤhlich). Die Hrakehmud ſieben. Verſe
beziehen ſich darauf, en Phamenophis ein Gott war. und
He Wochen Venecchane —— rin —R BIN
s a} 7: ⸗
N ———— t BL EN Es
Reshalüs) ee — —** — —
* oh bedeu· wollen, war Hr Sue: bes Bere
E48 erfahre ihn von ben WBeige: Dymtettes wo er
fait, Sachi Syrken And gebar aus ſeinrr Umarmung den
Phaston⸗ Di! aben Nephulos· fickt: Jerhcdrathet war u
zwar ke tichidti: [ads gerlebtem Ganium⸗· Protadsı, ;fe
konnte (uk le Liebe Der Grin wicht befsichtgen ind Wiek
fe ſatze ſih gute geywaeigen ton wicher zu entlaſſewz dd
prophezelte ſierihm; vaß er mer⸗ſriner Satiiun niche uete
gear) ſeyn wuͤrbe⸗ni Wie Prophezeitzung traff eic, werh⸗
ſelſeitiges/ Miſcrr ante and Eiferfucht hindette nihrr Ehegluck
and. a ueue hreiniGatten im Woaldrobelarſch⸗
te, well fe Ani Verdacht ver Untreue miit einer Nym⸗
she, Ta) Pi hiriti, wurdel ie dar av/ ſein · Stuc LORD
/
aM —
won. au haben zalmmkte.u.: moge, Ihm: riinffen, woraui
I Æphbolas oje Morder Höcten unbe. halb. darauf
fm brerueuden Genen ſenqeben une Ir Bin Phqe⸗
ven. muß mir. mit, dem fenhexa, De Fohn es Heli,
verwechleit werben; Zar ihn eatfũhrte ‚Bol: wagen: feiner
yalifche Zendeugs; Kon +a um tages *
2 ar Bu ee ET Le sttl,e Ar’, ee.
—W — J „ee Pi aa Bd : rat pie —
PETE Su — Imeſaſs.2 *
Mur Keen den Witanen- At Japetos Ace a.
nichr, wie die vorherzehenben, ein Siyınllob;ber .. Mater
kraͤfte, ſondern dwehifpräfd- mythologiſcho Verſon. Man
win ie: ihm den Jiaptzet der hebreciſchea unde Tchem;
bLolleicht nicht Ham nir Unrecht. Ma: ſeine Wemnhiim
nennt wein verſchiedrene miter andern andy: feine: Schwe⸗
fie Dhemis. Seine Shne find Atlasſs, Menstios,
PIRMEIDENN: — 4 HE Du —
14 Bd u Et a, we i
F Atlas, ein hohee Gebirg im uam Br
perſonifizirt, ald Titan, nahm Theil an ber ne
aegen deus · um maorde:ve dieſem vxurtheilt hie, ꝓpeſili⸗
Ar Qimmelsſaãulen⸗ zu halten/ oder. nach andenn „Um
Himmel auf den: Schulen zu. tragen, ‚eine. Panſgellung
Die ſch ſelbſt eftärt: Ueh Dichterbud ging wan,der Aue⸗
in: die Mychen des: Pentenq⸗, des Degaklak, und der Hacpe
siben.üher. Die Micsen ſchrieben ihm, einan hohan Grad
son .‚Meisheit u :—+:.0r war der qůſſerſte Horizont, ber
Marizont uberſieht Abes, dahex eine Reihe, welche. von
Seiten: Magen auf haſt dae⸗ Gegentaͤnde bapaes mude
eb war. cin Anreuo m eh Philoſgue, alt Wünßfen,
Alles tn vorzũglichtan nade. : Dunchı Pariend Anschein
Aafer:- vorzgliche Qterbihcha um einen, Aiekzidigmeg wilan
Dieter an ihm vondben; wplkte,- in einen Berg speniannbelt
Mr. haue von feiner Bemahling., Plæin ne, „heben Top⸗
— ab8 — .
ter. We —E |
geheißen) .Weldyg z::son Drieer verfäßßt ige: Bandıfbchuedk
und durch Merfigemg unser: bisd@erliamsgerenet make
Dieſe Jabel folk. fick aus Deh Staudrderſeiben gen· ica
Orion ⁊rtiron Dfefer 'gchtnanfusmunch die Piejauen ijda
hoch am, Himmeb ſtahen,an ſcuint up" Inc! znmäheng
aber or erwicht ſie aicht, ſie yrhere nurv uargehen
ihm. Den Mrirchea: war ieſe Ceſtirn vorige teil .
weil fie: hie Belt: Bet. Sant ir ger Cute art u
im. Die Memeihüeht eiigeiniaPieiud en inne Mu
Etektrau; Taggste, Midyand; Reläno,. Suse dim
und Merogezgochde fümintkiineeige dıber wenigen imam
dere Miyikent. venflochien. find ;: om. ihre wigemän:iFihbunn:
Naja; die erſte darunier, iſt auch Die:wichtigftel Wiek
die. Mutten des Diem ed, Ak Deu Sinwrn die Duni
Bona Deauhekiben Drakiiem bie; Mitten nl Dinge .
und’ nis Seichenmsahtfcheintie die andiſcha DE Bad
Yringip au) Bnefiyens ,. biesäfkebe „nit: weicheen ich iihie
Gottheit nertmählte ,- al: fe-die Weioufchnffnne woliug, icldke -
Plejaden hatten ach‘ Fünf Schtueftäten, ;wchdie IE) ur
ben: genannt: werden mtr, "weikistiefkch Hann einen Rrtlich
geliebten Beilier zu Todeigränilen?) Seen
ve waibenss. an 5 — DIR :0} HT ν? — 26
> lrsmlel es DE Minnt ane ie!
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ber: berälpetefke: bi mertwaudig ſte dacunter abex cha
ſcheinlich ifıfeine: Perſon unds ſunc ganze Geſchichaaai⸗
gentlich einesurklie Hieroglyphe uud Fein: Mumen ſeſpſtrcſyuſ⸗
boliſch, er cheteutet aemlich De Alu wer hei ol
aberiegender@riährlt.:.Blüe Miele an danken
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hen: mon: cddwedem Ahere eine - Eigkafchafkh): Pallas, fein
* Mehiite bewuundemnii,:Uihebs ihn, die modcer Maſſe beichen,
haven fie ihn verborgen; Zu em Mohnggeiiber IBöhter wii
nahe; wo er au Cumsenimagei: einer Fackel auzänbete. und
win biefen Gem il} ſeine Bihäpfing: richte, Ns
ner mcter vie: Mſchen Fahen, ford. ſovch ihrer ar
. "Nele fl itaeeit: di hähen ,.. un diyie Vheecdadur
un: machäuslichett 3: fie mahxr, Sein U wi im Pelo⸗
Aec, nef die: Ente lterab- ug: (hösffemnalien. Berteng
mit den Merſcheul⸗ Wicferiirgäten eintn Quiet zum Dpfet
" wen: fchlachtete und gerfkinikte: ihm, uhb: Promechens Theili
Die Oticken iu vei Heufen/ ber: cite enthielt· dus ·Fleijch
und Be Eingeweibe, dep:aubers Die Ancchitsuume had Fit
But, der im Rum bed Mütter: wähle, griſ un gudu⸗
er Meiſe die Kubches ul Aazütun üben doen Vatrugi eus
deg en. ben Meuſchen das Kaum... fd:
stühriänießen konitten., 2: Wher: Procttes —
äh! zur Somnärekipen: unde entuudete feine ackel, non)
auf; Ind: Fenur.-übenali nutdr bee Mienfehen verthetit wur⸗
Be.ııruß beichinf an: eikn andere Rurke.anrhem ganze
Wenfegengifchleihte:::.: Er Ktaß ein Weib ertfüehutt , dem jo
der Bott eine Gabe verlieh, fo daß es unwidenſtetlich rer
genb war. Dieſes fandte Zeus zu Epimetheng, dem
Bene‘ bed: Purincihemb iswgb dioſer ⸗ oblchun gewarut vor
Rbail: Gefchente : der Hiluwlifinen,, Lieb ſich bitheremy dei
Dätgebotene auzunsfeit,, Aber Puırtiöx edbnuchte allt
Uebel, die die Menfchen treffen fellten, in einer Vaſe wi
unbd ale Epimethens, durch ihre Lockungen verführt, ben
VDeckalo verfeltenä Afnrie ;> firiinien Unghät Akıb Krankheit:
wu Miowachs uud allos poabbare Elend heas und ver
lieitutra ſich Aber bien Erde Dody. erbarniend in. ſeinacn
Horue:ſchloß ‚Zeus: die Waſe, che auch avch die Helfnung
ie: vutſchlupfen konnte, vind dicfeiſt rs. ſeicdemn, welche
was meuſchliche Seſchlecht unter den Lelden sumb Sorgen
der Ledens auftecht erhaͤn. Was ibitieWabek bedente, IR
BEER EN iin zuflignr ya uw J— Do
Ainſtenmud weight am! Mirwecen ae
verlor fi ber! Sehe br iiikhui Wen heine
und irren ern Broefuiſſen rin ſtãuren die Sor⸗
— — Rene · chi
ai dieſer Mache, Ar tuſten den Prorntthrut: noch herfönd
lich, Anden: er. ihnr dent Heuhnſtos uk den Naukaſvs ab
ſchmiebent lleß und: Wird: Belek veturäwere:): vers Tu taglich
die Lebevrraus Des Wlbe:fuap, weite DUS Minis" wie - -
wuchs, Mer Diß'ale: DER {am Quũl a men
Gwig;Toßte ’Biefe Strafervauern, doch IBad:glioh fie IM
nach OT Dahn, frelnititig.) oder, ie Audere erzaͤhlen
als Hrrakles "ben Geier getodiet Katie. > PYromerheus alßz
fe ectlaren· vie Forſchee/niſt: vie Erfiabung per: QAuuſte uunß
Wiſſeuchuften. Die: unbedachte Anwendung:derſelbens
(Opa ih eu Jirtzengte ie‘ meiſten Uebel von. benek
Yir:: chalttfirten:: Monſchen 1geiingerutht:' werden; ſo daß der
derrite ihten gelchrt ithzat;ioſih felher:uhkön. dacmerwoiihren⸗
den Verwarf deßthalbequ indie Ki Vromrrh ous had
ie einec·: Qohn,· Douratro th, viaſer wumeahtHetiem
raid. Griechrutanv· Oudls heiſt O vtle niubeo vaj
tn Abhnez AToCod, Doro, Ti Fe ee
weniger Bor un ei
Hör LEER Areliin Dsrkek U.
siersnätch äer, RAR Prewciheus Mahn lady wohl · auch
tin mortſchti cxn Herod zabeſon fipin: Dia vrithrie ihn ii
Alte goeliq; und: Feist ver A Ada mlezuh e
hutensenditen Alato Ahm zu Ehren felereen mamdad · Feft
ber Pro merrheamn,vibelne elchem zum: Andenten au U
Erſtubung des Feuers ein Fackelwettrennen verauſtaltet
war. ee, nn
m Die "Sürfen: hl bie: Donkaltonifege Huth, nicht
übergehen... Jens matte beſchloſſen, das eherne Seſchlerhe
der Menſchen zu vertilgen. Schon grif er nach ſcaurm
Blitze, aid u u Rap. ihm ie be
5
— 1
—VEIX "Four ee
ſqloß er Mean; ip Andere, Meninfnamkit alle seine iii
Be twerfchlieiien mp Der Gähteinb Ahle feine Birgannoh
ker haauf: un: uagleic; Hinter Poſeinon⁊ die ſAucitiides
Muoellen ine dar Erde, And mn seie Alle aberſcceum,
- (OR Sie. hochſten; Verge lieben. meter Waſſer untesmic &w
ſtauuen ſehen Die Nereciden tur: Mich mit Hainenisı Meokär
Ban uk: Teyelnenfüßt, : Ye Eabandige geht zu Aruud,
ww Deutalise aunb feine. Baar, Parabe, denen Prone⸗
2 Na in Wahl gaben Ihnt,. „felgen
ad Rage: ud Touiel Näcdteniawichemn: Pauteife; wir
Ber ams Laud, eukalicn hatehannjebem Chlergefshleche
An Paar m Schiffe und von Zeitiegu Zeit Tüßt-er. ein
Taube auofliegen, bis Fe zuletzt nicht wieder Fowenti : Mans
giht ‚er felber ans dem Schifft· Um die Erde wieder xi
Menſcher zu 'bewilltern,, befichtt ihm: ad Oralel,. ie: Ber
beine: feinen instex hinten fiels.gar werſan une erteeiinfein
GWatunu, Des Gaun drs Ansſprocha errathend: Werfen
Bteine hinten; Ah Gaie Gebaine⸗ der Iirmutnend; au
welchen Männer une Frauen werden . Ser eintrat
Fabela mit: (aäteru Begebenheiten peuwilcht uni: bie-arinv
valifehe. Qundſiath der mofaifchen Unteabin erſcheint Amızim
wien Bügen-munssfenninr: Mtach den; Ehrouciagieender
Urn. hat: Die Doaralioniſche Flutx 1180 Baheeıkar. Gihe,
A ereiguet. , Die GSaauviabway Thaficlien. Dat Eur
ſtrhen der: Menſches nut Biriusgedantetoauf: ihre Veſechuus
im Sande: ſelhen, Auto chuhonen Pie nicht. aan wehen
Wirte. her .eingewenberi: Bub, ber andı bie. Miamminng
br — EIERN au bu: Gebergen
> 2a en DER.
= Kronon -
2 ME: — und: Erde ſich entwälelt, Meere! und
Berge: gefonberk, ihie Elemente, Deſticne am Himmel üb
Geſchopfe aller Art, gelegt auch · Menſchen, hervorgchracht
hatten „fo, wurbe der Tetie.'bey: Titaurn; Die vegelmaßig
D
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——** Rama mebren· 1 RE war. dep
KnigRe,.ueh. ‚zugleich: Kippe, ter feinen Serühern . denn
als Bin ihre. älee: :amr ‚Rmnäningrsrgen. Usaund Feite,
eamagght zur, ur, der ihpalie nicht.
entmanmte feinen; Npäse Muh; — an ine Be an i
ven: Thran des Meat... Gr. vermänle ch ‚mit Sei
Schwegen Mhri ge Ren) ‚und Biefegahrikt, den Poſeie
Don dm Wir die Heſtjg, ie ‚Demgtex,unh hie, Dep
re. pe da,er dad Ecidfgl seines Batex (Hechtete, wel
eine. Weiſſagung dieſer Algtı: NOrhEWDRM, Apgkır fo; vers
ſchiaus / en feine Rinßeren witn ſie Brbanga wayren. cr
Zeit vorvichtet Anlek miedgc mad fie hexvporgebvacht hat
Rhen,.mugpb. zum „Feghägen Mahl Ichwanger. vnd, beſorgt
um Dadı Koanitfol- ihren. Seiheäfpucht, frastt.ſie · ihre Eben,
bie ihr guten, Rush gohtns Puls ie Guthinduug herannap
hete, beggh. fie fh och Kuata, ‚nerhang.iltten. uengeharg
nen Gahır, ben Zen, in einer Dühlen;moo ihn. ihre Peig
Rer.ı Ris. KRorsbantenz verpflegten ud ıgeb.dem Kro⸗
no d einen Stein. in akt. Sieaenfell gewidelkungs vesfchliee
gen.Gehnell. ‚zrifte;;ber gerzttete Goͤtterſohn enor ya)
bevgiägta steinem Bates; Pak. Schicktel⸗ Nas. dieſer au dem
feinigen verſchuider hatte; nach eiaungehmlähkisen Mal -
wurden die Titanen -befiegt und in ben — eingeker⸗
Milben Behondenmnlingen war ryonceiiebt, aa nicht viel.
King tale läßt: bien nes Geſtolt winet Miardeg, DIE
Ghiram erzeugen Beougd wurde in Alieheelan ae
malen zu lympia verehet. · Da hotze ger winen: Zamıl
und PYrietter und egha. Ne karten Kranken
hepea. 3er der Ze. Tell: nn ik. Men⸗
ſchen geavhert haben SR "wich abgebildet adin. Bu
ai langem: Derterud einen: Senſe / lehnend ann pinein ch
BET UBER —— ſich — windeh |
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Tder moſiſchen tartundeniucih den GAR Titauen — * |
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Wendland "Hy wis. EU roveli herr Rat
Wins { Aoohnesiun gen? Biefen Siein
Hanriten' bie Griechen Barylvs —— *
ren Vielen Siihen? dh ver ONE fügen; Jatcheha⸗
Ve nach "Teitreie WEkkih” Sort’ der -FIRHSLANKE EINER Stein
ee er un. Go
Yung: gertännf.*" Buraus Hk ? Ser" Ratte Emplos: enal⸗
Menden: In der That geblre iu V ald ſteuti⸗ all
Nmikien, wie Sanchumtät hydin ARTE Feine Meüge Sieb
He, welche ſut heitig gehulteniunde Ibitlich verehre wurden.
Bei den Israellten Kat Fed} VERS Ning verteten, bei
en Phoͤnitlern aber erhalten, "ME Rlo" won deln zu den
Stechen gekommen. Solche Steine waren · beſonbers auf
Yen Brengen, nmentkith auf Bergen aufgerichtet, Tel
| = Lak yE 00072 iit Mter tcaeuiunderu Witlen' ah
ne Jaapenfb: wichtte Dorfen dtu ddr Rotgtongefcach dt
prbecheit one eat ie wird WÄRE TE BE Be
ven Horizgat betzrenzten, "and TomRBe "zu gewiſſan Zeiten
wit Def: ‚gefalbt -unb'nen setbait: VDieß geſchahnane Jah⸗
Wa Yen heiligen Steiner Hr Deryhi, Ver gewvhnliq
Blthlos Renaunnt wurde, igeunliz über: Ad a ðbernd (ran⸗
ber Sm?) UP honitiſch) DER WSteine, liche: Surch wie
Be Zeit abgẽructhet wicu, uncven woh·
% dee uca uve Ka han ze Ntd BET IITIE nSET
— ν 2 Gira wand anal Sid 0%!
vwie Bon O0: ea UT: 79 —
wmaster DER, Gentdtytet, Woſn der Ryehee Ser
wuilaſſungngegeben ao a Peleſterder · Nhen
Vio Auveten⸗ in Die’ Wiege Fe Antna Waſſemanz mit
Arommriwiundi Zyenbeln eh? tee Va⸗
u veis Vilnen des Neugeborneae nicha hotre aud e Die
ſer Ritus wurbe in Kreta beibehalten, und da auch die
NMerpbenns in Mhrpgien ‚beim Biene ihrer⸗ grogen Bit
dan, Kybele,: ſobche Waffentänge:maffährten z:1fofchmol
gen bie Rituo und die Mythen zuſammen nur
1
\
- 08 -
ten —— Re Auble woe⸗
den ein. Der Diesft diehes Weſens aber wur. faſt üben
ae yerbraitet ¶ ſmaͤter kam er· auch mach Rom
ud hatte feinen Hanniſtz gu Peſſin us, wo bed; alu
Hiumeisbild der Oöttine; ei vierediger; Stein, aus dem
hohen Aether nichergefsllen,. war. Diefer "Stein wurde
als daB einzig würdige Bild der Göttinnm,
im Tempe «beibehalten. Der Tempel hatte ein welches. Gen
biet und ſeine Prieſter, fuhrrten ben Tüch TR äntge” :Die
Gewehnkeit- ber alten Böfer , ibre Bötter mit jhren. alten |
Rönigögeichlechteen au vermiſchen, erſcheint andı hier 3 deug
Kybels mird angegeben als bie Tochter des Königs Maon
ber ſie, aus Verduuß, Paß ſie kein Quabe war, auf dem
Berge Kybelos ausſezennließ. Sie.makh von Pauchern
wid. Loͤwen geſaugt Hub. men. nor alten; Fran: auferzo⸗
gen. Ihre auſſerordentliche Schönheit und ihne gemeine
Weisheit erxegten Halb bie, Aufmerkſamkeit: des Volles. Sie
erfand. die Pfeifen und bie Trommeln und die Kunſt, durch
heilende Krauter Kinder und Vieh von Krankheiten uber
freien, And danlbax nannte -man.-fin is der Wegende dag
gute Mutter vom Bexge.“ Kybele, war, nicht gefühtz
los gegen die ſchönſten Triebe. Der-iwegeltty s, Enleh
bed Konigs Sangaros, rährte. Ihn Herz, Wie. ware
feine Gattinn; aber Malksbaranf wurde e ner ihren Was
er erlannt und wieher: anfigemommen: warb: hirfer hieß Abe
Gatten umbringen. Dieß machte einen ſelchen Eiadrach
auf Eyhelen, daß fie In. Wahnfus' mark). den, Vale
ihres Vaters ‚verlieh z und, unter, balkikigen :Särın hr
Trommeln ‚und Pfeifen und- Waßen ihrer Einfätkien, le
Linder der Exde hurchgog; aber. fett, Im; Wabeiun had
Schmerzes war fie noch wohlthätig, denn fie lehrte üheraf
ben. Menfihen der Acker hauen, feite Wohnſise anfegen,
geſellſchaftlicht Verbinhun ſchlieſſen, und. alle Kunſtz
des Lebens treiben. Mn u allen ihren Zügen iode ihr ber >
ſtaͤndiger Begteiter-Marfyad, ein reiner, keufcher Jüng⸗
Ing, ber feine Floe blies mud ſonſt. keint Wünſche hegte,
— 0 —
aber in Külel heltigen Eer für a Yufienmchtiunn fu
fine Runft: den Untergeng fanbi: So Tai ſie As nad
Ayfa, wo Ru:beie Batdad Ben Apolle fand, mm.
mit ihm im das Laub der Hpperbasärt reife: Phrygien
war anterbeffen- zur Strafe für un ilord Des AURy6 von
einer Peſt heimgeſucht bie nicht char nuchließ, "aldi
man :fein Bild begrub "And :ber Kybele göttliche Ehre u.
we. Dir König Midas bauete ihr: Den erſtru praͤch⸗
gen Tenwel in Peſſin us. Folgendes ſind Wirte zm
Verſtaͤndniſſe dieſes Mythos DEE Bergdienft der Phry⸗
. gherwar uralt. Auf den Bergen wolmten ihnen. bie. Gib
wir, während fie amt Zuße- derſelben ihzre Heerden weibeten
von jhren Sipfeln ſtrömten dirQuellen, die ihde Wieſen
wien‘; an⸗ ihren ‚Selten ‚wilden. die: Hetitrainen: für ſie
und ihr: Biel. Dort oben‘ weiteibie gute Mutter, die
Alles gab, auchiden Ton ber- Hüte ,. der ihr einfaches Le⸗
ben erheiterte. Der Berggshtiun gehörte ein: Bitte, ein
Derggort: :Fhr, Diener aber‘, oder Verehrer, IR’ chelod;
0 mupren: bie Prieſter der Gottlun ſeyn, ja: ſich vurch Ver⸗
ſtͤmmelung zur Ehe untüchtig, zum. würdigen Dienſt ber
in ſatig machen. Die Neiſe der Gotiinun wall Ny⸗
fu, Ihre Bnfämmentaufe mit Dion 4f06) umd Wpelle,
vat weichem ſir zu den Superborderit geht, deuten: auf den
Gang; welchen, wenn fon: ia'uingeteheler Richtung, ihr
Dienft, in: Berbimbung mit demdes Dionyv foB: Idee Im
Bilden Schiwa) und bes Apollon- genommen. r.De
Rampf zwiſchen Spolto und: Marſyas ift ein- Rap zui⸗
Pen ı ihren‘ Yyilchern, in weichem: die Parthei der Goͤt⸗
‚ m. zucrſt unterllegt; zuletzt aber vrreinigen fie ſich/ and
Selbe: siegen: a0} gemeinfinafrluh" re: roher ·Voͤl⸗
u. . C u. PER - Fer
Dteſer kun bon der Küsete, bie auch den Ra⸗
* eg tüpet, lonimt, 2 mit Eee Vrr anderun⸗
en
— " then der — —* —8
— se -
900 ; "Ep. ik Balken 008: Zehen: —E ‚uni /
überait 4 fie bie 122 erzeugende und acht Nat ad
kraft und daher uiunlich, wie moetblich, Yale: in: Aegypten
Phthas und im Indiſchen Sichiwa. Ebendeßwegen bed
it ihr Eultus auch mit Dem⸗Phallos dienſie verbunden
und Att ys, ihr Gate, wird: mit dem AdLryar,; ber In⸗
bier, dem urfprüuglichen Sonnengott, "ald Ueheber allen _
vorhaudenen ‚Dinge, identiſizirt, fo wie ſie ſelber für bie
aͤgyptiſche Atchor und dieindiſche Bpamant. anden
ſehen· wird. Aus gleicher Urſache iſt Altyorabar. auch ben
phoͤnikiſche Ado nais und oM iouyſos) vahrr beide. von
der indiſchen Nyſa eRiftyababurs, Nachtſtadt⸗
Stadt der Athord) ausgegangen und alſe der eine, wie
der audere, orgiaftifhy ‚find.:. In her Myſterienlehre war
auch Kydele eind :wit. der Deweter (Eeres) un
uberhaupt ihr - Machos ſo verſchlungen mit den Mythen
aller Völker über das orſte Grundweſen, daß fie bei einen
Dichter von ſich ſelber ſagen konnte: "Id pin die Rau
tar, die Mutter alter Dinge, die Beherrfherine
aller ⸗Etom entre. der-Uramfang aller Deiten, bie
högker@slier Goteh diten, die Küniginm:der und
tetirdeſchen Grter, die erſte atler Himmelöben
woher dae Urbiibiualler Götter und Göttivne
nen; Burn or due ich die leuchten .
ben Goſtirne des zumihe L8;3 die heil brüngenden
Winde des Moers, Bad traureude Schweügen
der Unkerweltt Mein‘ Name if Einer, unenda
Idmaunihfaitig meine Befalt und ser Dieuft
and. die Ramen, riet demen dber&rpfreid':midg
vercheh Mid nenwWenidie gzuerfigeböpwen Phr y⸗
gier hie ſich fürsdasuättete: Bolt der Erde: hielten) bis
peſſinuntiſche: Mutter der Göttet,“ bie er dge⸗
bornen Attiker Dir pP Miner sn)
bie Kyprierk dien papifche Benus, die Kreter
bie dibryn nifche Dan! die Setkuler dae ſtygi⸗
er PONTE DENGaD GEHE FLaier Dhriralte- Gäss
I
m —
Kan. Genchyjjuigerhie Tun ch
kon, bhrhe die chehatenniaucchhs AHham du ſiſche
Göttian,: und Die non anfanhauhen Sur chi der
Sonne erleuchteten Aethhiapier, ſo wie die Are
gypter,: bie, Befiger Den,nkten. kehrte, ‚nennen
mich mit. meinem wahre. Namen” .” die Köͤni⸗
gima -Ifisi” Dieſer Borkkelfung eutſprachen denn aud
bie Abbildaugen· dar Kobele, welche gewöhnlich. aja.-eine
hohe Herriuu,quf einem von zwei Laͤwen gezogenen Ir
gen figend;.- ie: Mauerkvane anf dem Haupte mrb--einem
Herrſcherſtabe in der. Haud, dargeſtellt, nicht ſeltes noch
quf der: Same einer mit: Sonne und Mond bezeichnete Mu—
ge, über: Die gemge. Figur einen weiten mit Lotosblumen
vergierten.: Mautel’auögebseitet,:..über ‚ben Schultern den
Thierlreis, in ıder. einen. Hand, Pfeile vder Blitze, In der
andern bad: Siſtrum ber. hen Schlangenſtab, neben: der
Genbtiodmal; . auf .idens: rachten Acın. Fagel um. Bogen
und Bilder von dBerlei,ihisren hat. Bährlich feierte. man
ihr ein Seht, das wit. dem des Adonis große Aehnlichkeit
hätte, ‚und sahen ducch größares Fürmen und wildere Aus⸗
‚fhnweifusegen:.aydgezsichnet / war 186 begann mit: dem Frtuͤth⸗
liugaanfang / und: ber erfie · Tag mar ein Trauerdag.An
dieſem hiob man sine Pinie Aruchtbare · Jichte)n apy in de⸗
sen. Mitte das Bild dei. Any :aufgehänge: man amd: ſet⸗
. ws fe. in Den. Tempel der Göttin. > Das ı Opfex dieſes
Batms, 8. Soaheli: des Phiallos sbegridmee die Ent
‚ manuung dee Ang, Der ;gjeeits: Rap woran Der cher fängk-
chen Erwartung, an wehchen; zum den verlornen Colt
‚Wil kauen: Hoͤrnerſchalle rief, Kyhele rief dem verlornen
Geliebten wit wahnfinnigem: intern befleit: Tam / dad
Iramise ). monbfärugige Horn. aarhabnte.:; Day bitte Log
endlic, erfüllte dia Wünfchesder Gottiun, Mltted- marı ger
funden und Sauter Jubel ertonten ÜharsBergi Inh Thal, dad
‚Entzücen sig die Mrieerſchaar gun fanatiſcher With uud
Frage dere Hin: : Mit Knall in: den Han⸗
mit. fliegoider Oaexen uud awilden —
[40
Bu...
Meſſern ver wannten ie unter dein mwanſchenden
Ton der Zymbeine und Handpauken, Pfeifen And Hörner,
in wilden Tänzen vurch einander und verwundeten ich
Arme und Beine. Die Verſtümmelung aber, durch
welche man‘ fich eigencich der Goͤttinn weihete, geſchah zw
einer andern Zeit und mit andern öterfichleiten ; auch wat
ffe nicht allgemein uhb — ii bei = —
prieftefit gewöhmich. = |
Diefe Prieſter — — — zung hie
Ben fie Kybelen (wie die Göttinn Kybele hieß) dann
nannte man ſie, von ihren Waffentãnzen, Korybanten;
ferner, durch Verwechfelung mit dein ualten Volke ves Per
lasger, welches fo hieß, Küreken und idüiſchee Dak⸗
tylen; als Kaſtraten wurden fie auch in phrygiſchet
Sprache Galli genaunt. Wei den’ riechen‘ war dei
Dienft der. Kybele, wenigſtens nach? ſeinein enthuflakb
ſchen Charakter ; nicht fehe im Gebrauche, daher — and ze
bei ihnen. feine — geweihere Se vn’ oe
Kureten: und: 8525 bauten, welche/ wie wit: tier
bemerkt haben, mit einander vermenigt und verwechſelt wur⸗
den, wurden nicht felren auch mit: den Kabirien vermengt
und vermwechfelt;" weiche Jedsch erwäs ganz Anderes waren
und ebenfowohl Gstter, ald Priefter und -Ösdtters ' j
dieneribedeuten. Ueberhanpt liegt Aber dieſe ſaͤmmtlichen
myfteridfen Weſen ein: Dunkel, welches aller - Fleiß: der
Sorfcher noch hicht hat aufhellen können und, wie fie fa
gen, nut etwa durch gröffere .Auffchlüffe Über Die Religion
der Indier noch aufgehellt werben dürfte. : Kabiremn, fas
gen Einige, ſtauimt' aus dem Ebräiſchen "und heißt "m Ad
tige, große Gotter; Andere keiten es aus dem Phoni⸗
kiſchen und dem Perſiſchen cab, wo es die »Schmtebe⸗
götter” (Söhne des Hephäſtos) bedeuten würde;
noch andere aus dem Indiſchen, wo "er abtr”- ein Büß
fender und durch Buße heilig Gum Dämon). Geworbes
1. Band. 18
— Mi —
2
wer beißen ſoll. Giger iR ,-haß. Die Beischen fie Ray
richten über fie von ben Aegyptern erhalten. haben, bei
welden fie für Söhne des Phthas galten. Zu den Abbil⸗
Duingen hatten fie auch: die Geflalt ves Phhtha s, die kei
andere war, als bie des Fang ppſ· ESo fand die Soͤh⸗
se: des Phthas, die Ka biren, in einem. Tempel zu Men⸗
wid, der Erpberer Kamsbyfed, und meil er. von ber Erw
bolik ihrer Geſtaltung nichts begrif, ließ er fe, unter groß
ſem Belächter über die abentheuerliche Form, verbrennen.
E waren aber bie Kahiren in Negypter unſtreitig nicht
anders, als die ſicben Planeten und mit. ihrem Water
Phihbas, die acht groſſen Götter. Auch in Phönikien, wo
fie den Ramen der Patäken führten, hatten fie bie
Bebentung als die Söhne bed Sydyk; ber achte war
Year Es mun. Don den Phoͤniliern find fie nun zu den
‚SYelasgeru gekemmen und die Hauptgötter auf ˖ der In⸗
ſel Samothrake geworden, einem Lande, das große
Vahuxrevolutionen erfahren hatte und dahet geneigt war,
große und mächtige Götter in ben -Stüngen ber Luft, im
Grunde der Erde, in ber Tiefe des Meerd und im Ele
mente des Feuers auzuerkennen. Daher :ifk;es.faft uni
derleglih, daß fich auch die Pelgäger,. wie die Aegyptier
"gu Phonikier, unter den Kabiren:große Planetengöͤttet
„und Himmelsmächte gedacht haben. die. zugleich große Gm
malten. dev Atmosphäre, ber Erde und. des Meered
waren. Indem man fie aber in ber Folge fo und anders zu
denken und ſich vorzuſtellen fich gemähnte, entſtanden ver
fchiepeng Lehrſyſteme, in welchen unter den; kabiriſchen Goͤt⸗
vera: bald. eine Zweiheit, bald eine Dreiheit, bald eine
Biecheit hervortritt. Denn man ſpricht son ben Ad
texn derſelben, Hephäſtos und Kah ira, von brei Soͤh⸗
nen ud bei Schweſtern, welche, ſo pder anders zw
ſammengedacht, dieſe Zahlen. geben. ‚Am bekannteſten if
ein ſolches Spftem, in welchem eine Trias yon Kabiv
ren vorkommt, welche heißen: Arieros, Axiokerſos
and Axkoker ſa, zu welchem noch ein dienendes Wels
4. — —
ka, Rasmilos- oder Kadwil a genannt. Ariev oh
fo erklaͤren nun; die Gelehrten, iſt Phthas (Hephaͤſtos)
Ariokerſos: iſt der große Befruchter, Axiokerſa
die weibliche Potenz, die große Fruchtbringerinn; was
mit dem indiſchen Minzip vom Brama, Parabramq mu
feinen beiben.. Ergeugten, Schiwa md. Wi ſichn u (der
männlichen und: weiblichen Potenz) übereinfommt., aber, üfr
fenbar eine eſoteriſche Lehre iſt, d. heteine ſolche, die
(nicht dem Valke, ſondern nur) den Eingeweiheten vorge⸗
tragen wide: Das vierte Weſen bedentet die erfreuliche
Birfung. der Wereinigung dieſer beiden. Pptengen, welche
in Aegypten als aufchanliches Symbol daſtehet, in Judien
in ſymboliſcher Sprache erſcheint und in der fogeripunten
moſaiſchen Urkunde mit den Worten dargeſtellt wird;
"Gott fah am, Allied, was er gemacht hatte, und
fiehe, es war fehr gut.” Auch kann ‚man ſich dasſel—
be denken: ala. den Mithras, den Mittler zwifchen: Oro
muzd und. Arihbmann, und als Hermes, in der. Volls⸗
religion der Griechen, den Diener ber. Bötter, durch eig:
chen fe ihren When vollziehen 17T 3
Sehr merkwürdig ift auch noch eine RN
a8, weiche bei Einigen- aus Zeus ‚und Diony ſos— beſte⸗
ht, bei Andern die Dieskuren ‚heißt, ‚ohne baß indeß
diefe. die ſpäͤtern Kaſtor und Pollux wären, wiewohl
der Mythos bem.ihrigen fo ähnlich fight, wie dag Ei,
and weichem: fie bervorgingen, dem übxrigen ‚in der, Mythe
vorkommenden Welteiern. Aus einem ſalchen gingen
die Kabiren⸗Dioskuren hervor, aber. auch ein Schwan,
das Symbol des Waſſers, iſt dabei wirkſam. Sie waren
das maͤnnliche und weibliche Prinzip in der Weltſchöpfung,
von welchen jeues⸗ Axon und Monas, dieſes Dyqs ge⸗
nannt wurde; denn qus Einheit und Zweiheit iſt de er⸗
zeugende Zahl hervorgegangen. In dieſem Satze iſt die
philoſophiſche Zahlenlehre des, Pythagoras an die ſamo⸗
— Religin gelnüpft; ; denn · bei dieſem rn !
18 * |
waren die Zahlen bie Welterzgengenden Prinzipien, weil
die Anordnung der Dinge in der Welt fich auf beftimsmte
- Berhättniffe, alfo auf arithmetifche "Größen zurädführen
- Iäffet. Eben diefe Begriffe lagen auch den Tritopatos
zen der Alten zum Grunde, welche die beiden ſamothra⸗
fifchen Dioskuren, in Berbinbung mit einen dienenden Gott
waren. Diefe kabiriſchen Gottheiten alfo vereinigten Alles
in fih, was man ber Gottheit überhaupt beilegen Tann;
fie waren die Welturheber und Erhalter und Regenten;
fie waren bie Beherrfcher: der Elemente and die Befchüger
der Menfchen beim Aufruhr derfelden (zum Zeichen ihres
Schutzes erfchienen fie an den Spigen der Maften und
anderwaͤrts als Klämmcdhen, weßhalb man, ihnen zu Eh—
ren, ein ewiges euer unterhieln; fie, waren die Ehegötter,
denn Waſſer und Feuer reichte der Braütigam der Braut
bei ihrem Eintrite in fein Haus und flehete zu ihnen um
‚den Kinderfegen. Ihre Geftalt war aud in Griechenland
anfänglich die urfprängliche Agyptifche, die fpätere Kunſt
entwickelte aber daraus eine ſchlanke, ſchöne Junglingsge⸗
ftalt, welche bloß den kon iſchen Hut (das halbe Ei) mit
dem Stern, ald altes Symbol, beibehielt.
Der ‚famothrafifche Cultus kam fpäter mit bem der
Demeter in Verbindung und erlitt- dadurch eine bedeutende
Veränderung. Axieros warb zur Demeter, Arios
terfa zur Perfephone und Arioferfosd zum Wis;
der Kadmilos aber zum Jakchos oder Bakchos. Die
fer Dienft aber breitete fich über Böotien, Kreta,
Meffenien, Attila aus und die Geſchichte der Verbreis
tung ward in Mythen aufbewahrt und am heilige Namen
geknüpft: Dahin gehören die beiden Brüder Safion und
Dardanos. Dieſe wanderten aus Kreta nach Samothra⸗
fe, wo der erſte mit der Demeter, wider ihren Willen,
den Plutob zeugte, aber für feinen Frevel von Zeus mit
dem Blitze erſchlagen wurde. Jaſion (der Fruchtbarma⸗
ende) erzeugt mit dev Demeter (Erde) den Plutos (den
— 27 —
Reith: die Dentung liegt auf der Hand. Warnm «x:
aber vom Blitz erſchlagen wurde ? Aus demſelben Grunde,
warım Prometheus an. den Felfen gefchmiebet worben.,
Der Name Dardanos giug daranf mit. dem Sohne ſei⸗ |
nes Bruders Korybas nah Troas, wo diefer Die Kor.
rybanten fliftete, In diefer ganzen Darftellung iſt nichts
weiter enthalten, als die Vermifchung und Ausbreitung der
beiden genannten Culte. Eine Eigenthümlichkeit diefer Sys
feme iſt die, daß die Priefter ber Gottheit verwandt ers
(heiten, und burch: Namen und außerordentliche . Präfte
ihnen, gfeichgeftellt werden. Sie heißen- Heybäfte ‚und
Kabiren und werden bamit gleichfam als Emanationen
der Gottheit dargeftellt. Und fo ift Jaſion bald Gott, bald
Priefter, Telbftder Name "Korybanten” kommt in dieſer
doppelten Bebentung vor: Die kabiriſche Neligion hatte vers.
jhiedene Perioden und Syſteme, wie das leicht zu erachten
it, aber man. fann über bie Zeit und bie Zahl nichts Bes
ſtimmtes feſtſetzen. Samothrake ſcheint zuerſt von einem
gewiſſen Saos, ber ein Sohn des Zeug, auch bed. Hera
mes, genanns wird, fultivirt zu. ſeyn. Dann erfchienen
Dardanos ‚und Jaſion und zuletzt Orpheus, oder
vielmehr die. thrakiſchen Prieſterſchulen, walche unter dies.
ſem Namen begriffen werden, und ſetzten ſich in Verbin⸗
dung mit dem bereits vorhandenen Culte, worauf die In⸗
ſel fo. berühmt wurde, daß. fie die Andächtigen aus. der
Rähe und Ferne, befischten, und. ſich in die. Myſterien auf⸗
nehmen ließen, welche alle irdiſchen und geiſtigen Bü .
inficheyten. Aber der; Aufnahme. ging, eine firenge Prüs
fung und. eine. fürmliche Beicht voraus, nachher. aber
folgten Sühnopfer.und Reinigungen. —
Die weitverhreitete Kabiren⸗Religion, „welche in ih⸗
ren verſchiedenen Syſtemen mehr oder minder dem geme i⸗
nen Polytheismus ſich näherte, aber in ihren Hauptbe⸗
griffen, wo Arieras als Einheit und erſte Quelle aller
Götter und des Univerfumd erſchien, nur den Eingeweihe⸗
”
278 —
ten gelchie ware; ſtunð noch Tasche’ näch cehriti Geburt
in Moe Anſehen, namentlich in: Nom, wo ed zu den
gewohnlichſten Huldegungen des kalſerlichen Hauſes gehoͤr⸗
te, feine Glieder im Avſtam der Kabixen auf Mänzen dar
zuſtellen, nemlich in ber ſchönen Jünglingsgeſtalt der Dios⸗
fucrn, welche die Kabiten ſpäler erhalten hatten. |
Be er —— RE
ae Kay, en a
+n Dawon:den Titra niden Theia, Rhea, Tethys
md Phöbre ſchon: bei ihren Bruder⸗Gatten Die Rede
war, fo ſiad noch zwei übrig, von welchen Einiges geſagt
werben muß, mai: Themid a a
> Ey} Be
447 „Shemis: : — F
"Si kosmogoniſcher Beziehung ſoll durch dieſes Weſen
Die "Füriftige Mutter der Horen, der Lauf der Dinge in
der- Natur, : vorberlitet werden; aber audy'in dem meuen
Oätterfnftein des herrſchenden Zeus trit ſte .bedeutend hers
dor; denn die Moren führen fie dem Zeüs als Gemahlin
zu, und fie gebar ihm bie Huren,’ nad. einigen felber bie
Mören. Yn:beiden Beziehungen! aber iſt feiald ein Sym⸗
bot: der Ordnüng'der Natur, des Laufs der Dinge zu ber
trachten. Wenn ſie Daher am Throne des Zeus ſitzt und,
zu ſeinem Ohre ſich hinneigend, mit ihm fi untetredet,
fo weiß man, woruber Bas gefchehen. fan, Doch kann dieſe
Unferredung Auch darauf hindeuten; daß Themis eine Oras
keigöttinn iſt, dein:frliher ſchon als Apollo gab fie Orakel;
7. dafiee ſagt ein Meurer Forſcher: Themis hat bie Propheten
Funk „die Dpfery nu: Saͤtzungen zur Verehrung ver Goͤt⸗
ter bie, Geſetzlichkt Hd den: Gontesſtieden zuerſt gezeigt.
Die game, Dichtung von der Thetusſt allegoriſche
——— des Verfahrens, wie bie rohen’ Peladger ent⸗
wildert und zii Hellenen humänifirt wurden. Sie ift das
Bird) fehr merlwürdig, daß fie die älteſte, rein allegoriſche
Perfsnififation eines an iſt, dergleichen die ſpaͤtere
— | N . — IE. R s
Kunft ‚ei viele PEN PER ‚une: getditget ehai Zire Ehe Kir
Zend ſcheint einen eigenen Fabellrris :gebilvet: zu: haben;
aber 8: find. Divaku kur Audeutungen vorhunden. Pauſa⸗
nias ſpricht an inehron Orten womn ihrer Verehrnug, an
— nur Vono einer Mildſaule Kom: Liz aus weißen Mars.
Aber ntden Oerichtshallan gabes unfehlbar Abbil⸗
— von ihv Ini dieſen hat · fte uberall ‚viel Aehnlich⸗
keit mit der Nemeſtch3 Spätes2ift;:fle: nit. ihres Tochter,
Dike, verwechjelt worden, aber er seht, felber in bie Res
— überein natuulp I Tri
AIR NIETITH ER
— ERIITTUTBTZE FRE rem HR... En
Aush ante: Klefes Ritanide Halızeud —* —— ums,
nachtem er enn? Nachit im ihren Armen geruhet Hatte; die
neun Muſanumire chu erzeugt: gIhr Name (von Mneme,
Geſdacht niß, Abgelkitet) bezeichnet! eiilen abgrzogenen Ber
griff, wie der: ihrer‘ Schweſter Themis und: ihrer Töche
ter; ber Muſen. Die aälteſte Nachricht von ihr giebt He
ſodos, nienk! vonder: — er a. von. einem —
——— I ea ee
BT dh = a 00 Eee
ai, yr Pie Muͤſen. Be
. Wenn. — Nachricht von ver Muſen in dem Ein,
— zu feiner Theogonie nichtfür unächt zu halten wä⸗
re, fo. wäre fir :die, älteſte unter fen "Nachrichten von: den
Rufen und diefer:. wären urſpruͤuglich neun geweſen, ihre
Kamen: Meis,:Melpomene, Terpfihore, Tha⸗
lein, Polyhym nia, Urania, Enterpe,. Erato
and Kalltopd Aber es iR entſchieden, daß auch. der
Mythos dieferi Weſen zu’ verſchiebenen Jeiten und am ver⸗
jchiedenen Dvten.fehr verſchieden war. Man zählt manch⸗
mahl drei, maunchmahle fünf, manchmahl ſieben Muſen uud
ihre Abflammung-innterliegt eben fo mannigfaltigen Anga⸗ |
ben. Cicero nimt daher drei Elaffen. von Mufen an,
welche. am Ende zuſammengeſchmolzen umd, obgleich von
verfchiedenem Urſprunge, zulegs2dlie: für’ Töchter des Zt
- unb der Dünemofgne :girhniten worden feyen. Aber die
veuern Fyrſcher ſtellen vier Perioden bes: Muſenmythos
auf und nehmen an: Thrakiſche Rufen. Helikoni⸗
he Muſen in Böotien, Orakel⸗Mufen am Par
naſſos, Heſiodiſche Mufen, und. der. That ſcheint
darch dieſe Somberung eine gereiffe. Sinheitcin: dab: verwor⸗
sene Sagenweſen ‚von dieſen Göttiunen zu: Ionuten, wie
J m” — der Betrachtung derſelbes ehe...
U 2 D 7 a — V
| "Die Thratiſchen Muſen find, wie —2 PR
aus Thrakien nach Griechenland gebracht worden und Or⸗
pheus — man erinnere ſich, daß dad ein Collektiv⸗Name
iſt für. alle diejenigen, welche ben wiſden Pelasgern: zuerſt
Eultur: beachten. — wär es, der ſie mitbyachte, weßhalb
man ſie wohl auch. die orphiſchen vennmnalanzg, Da⸗
niahls waren bie. Mu fen von den Nwym ꝙ bzn. überhaupt
noch wenig unterſchieden, man, brauchte wenigſtens den eis
‚nen. Ramen für den andern unb die: Mafen, waren eigent⸗
lich die:Nymphen be geiſtoernder Quellen, deren
Waſſer mit prophetiſchen Erddünſtaner füldi
ſchien. Begeiſterung ſchrieb man aber nur ſolchen Quel⸗
len zu, welche durch Mineralgehait oder andere Umſtände
in ber. Chat etwas Beraufchendes hatten. Solcher Quel⸗
len gab: ed indeſſen im jenen Gegenden in Menge und mas
nennt: noch die Hippokrene, die Agamigipe; den Li⸗
bethron, die Kaſtalia u. a. :Rint: man woch · dazu,
daß gerade auch -in-diefen Gegenden die mit Eeſang uud
Tanz ung. verbundene Muſik des alten: Griechenlands hei
miſch war;: fo gewinnt bie Behauptung, daß vielleicht or,
phiſchen Sängerumtenioneb:: Tänzerinnen, die ausſolchen
Quellen trauken, "eine. höhere Begeiſterung empfanden und
dadurch Veranlaͤſſuag gu Dichtung von. —
m. gaben, noch an rer
i — Throtlen — Aw ſehr alier Zeit, fon. der Ma⸗
| AR nach Boöotirn herüber und ſetzten ſich zuerſt am
en
Er
— Helikvnfeſt. Anch hier. erjahlt ws: — |
Die gewaltigen Aoiden Epbhialtes und Oetos, die den
Zeus befriegten. und den Ared in Feffelnlegten:3 ,: haben
merft den Muſen auf dem Helikon geopfertz.aber fie zähle
ſen nicht mehr al. drei Mufen: Melete/Minem e. unk
Asde. Diefe allegoriſchen Namen geben einem mewenFors
ſcher Beranlaffung, ſſich über dieſe Muſen alfo: zu erfläg
ren: Zu jener Zeit war alle Weisheit in Gedichten enthala
ten; deren Weſen man: in Nachdenken Mid, Se. u
bachemiß, ¶ Mneme): nid Gefang.CYöde): fekte::..: Denn ‚che
die Schreibkunft erfunden und nothbiteftih ——
mußte d Berfafl x eines neuen Gedicht
noch m bie im Site ausgearbeiteten. at 1 Beta
niß.behälten,, bis er Gelegenheit fand," fie von fi) zit ge
ben. So mußten aber. aͤuch die, die ſie hörten, durch das
Gedachmiß diefelberi aufbewahren. Däher‘ kani es, daß
Duemofgne. als bie ‚Mutter der Mufen-, erfannt und gen,
nannt wärde, Einige wollen behanpten, biefe drei Kamen
ſeyen ſpätern Urfprüngs und die Heliloniſchen Muſen von
denen ‚ber erften Perigde. wenig unterſchieden Weſen. Auf e
jeden galt aber ſcheint die Sage, von ki denn Io$, — |
biefe, zweite Periode ‚au. gehöten. i — |
Als die Religion Apollons in biefe — Hain —
in Delphi ihrem Haupfſitz nahm, kubpfteo hie NRachbarc
ſchaftr eine Berbindung: zwiſchen den Prrüeſtern Apol⸗
lons und ben Göttinn en am Helifon, zZwiſchen wel«
chen durch die Begeiſterung felbſt eine sintärlühe Werwimbt⸗
ſchaft herrſchte, denn Dichter und Seher ſind beides nur
durch die Begeiſterung, durch welche. fie. bie: Gegenwart,
die Vergangenheit and: die Zukunft kenuen. Ueber diele
Berhinbung hat man. hiſtoriſche Zeuguiſſe, ‚wis Bad. des
703 1 WERT PR ww: . D. a ae — 1
— e — — — ———
” Scheint Hindentung auf einen Netigionkrieg und auf Vers
‚Krängung des: altern Enltus in re “and — zu
ſeyn. FE —
— 1ER — |
- anb ber. Miemoſane :guhalten worden: ſeyen. Aber die
neuern Fqrſcher ſtellen vier Perioden bes: Muſenmythes
auf und nehmen an: Thrakiſche Mufens Helitonis
sche Mufen in Böotien,, Dralelr Rufen am Par
naſſos, Heſiodiſche. Muſen, und n der That ſcheint
darch dieſe Souderung eine gereiffe. Elaheis An: das verwor⸗
rene Sagenweſen ‚vun dieſen Göttiunen zu. — wie
— ———— beufelben, ergibt:
s Fa 77
„wart 24 6 7 us 3% ee ⸗
Die Thraliſchen ‚Mufen find, wie Yaufaniag. äh,
aus Thrakien nach Griechenland gebracht worden und Or⸗
pheus — man erinnere ſich, daß dad ein Collektiv⸗Name
ift für alle Biejendgen , welche ben: wiſden Pelgegernn zuerſt
Kultur: brachten. -— wär es, der fie, mitbrace, —
man ſie wohl auch. die srphifhew.zenneniigum, Du
mahls waren bie: Mufen von den Nymohrn. überhaupt
noch. wenig unterfchieben ‚ man braushte. wenigſtens ‚den ei⸗
nen Namen für den andern und die: Mafen, waren eigen:
lich die: Nym phen begeiſternder Quellen, deren
Waſſer mit prophetiſchen Erddünſtener füllt
ſchien. Begeiſterung ſchrieb man aber nur ſolchen Quel⸗
len zu, welche durch Mineralgehalt: oder andere Umftände
in ber Chat etwas Beranfchendes i hatten: Solcher Quel⸗
len gab es indeſſen im jenen Gegenden in Menge uud mas
nennt noch die Hippokrene, bie Agamippe;z den Li⸗
bethron, bie Kaftalie:ın. a. . :Rint:man mod dazt,
daß gerade auch -in:diefen Gegenhen die mit iefang uud
Tanz wng verbundene Muſik bed alten: Griechenlandẽ hei
miſch war; ſo gewinnt die Behauptung, daß vielleicht or⸗
phifchen Saͤngeriunemnude Täwzerinnem‘, die ausſolchen
Quellen tranten ‚eine. höhere Begeiſterung empfanden und
dadurch Deranläfftag gur Dichtung: vom. den; —
ir gaben, Rod) an Wabefägizlicte.: —
Von Thrallen * in ſehr alter Zeit, fon der — *
ſendienſt nach Böotirn ;herüber und, ſetztenſiche zuerſt am
EN
—
beheHelitvn feſt. Anch hier erjäßkt- ms: —
Die gewaltigen Aloĩden Ex hialtes und Oetos, die den
Zeus bekriegten und. den Ares in Feſſeln legten*), haben
zuerſt den Muſen auf dem Helikon geopfert aber fie zähle
ku: nicht mehr al drei Muſen: :Metera, Mneme.unk
Asde. Diefe allegoriſchen Namen geben eimem- meneni Fort
ſcher Beranlaffung, ſſich Über. diefe Muſen alſo zu erfläg
ven: Bu jener Zeit war. alle Weisheit in Gedichten enthale
ten; deren Weſen man: in Nachbe nken Mitte), Ste.
dachtniß ( Mneme) nid Geſaug (Aude) ſetzte.. Denn ‚che
die Schreibkunſt erfunden und nothdärftig nuägehilbetnmgig
mußte der Verfaſſer eines neuen Gedich r 7 es
noch ai” bie im Säife audgearbeiteten a en
niß behalten, bis ‚er Gelegenheit fand, fie von I * ge⸗
ben. So mußten aber. dud) bie, die fie hörten, durch das
Gedchmiß biefelberi aufbewahren. Däher kani es, baf |
Mnemofone. ald die Mutter der Mufen . erfannt unb ges
nannt ipirde. Einige wollen behaupten‘, biefe drei, Kamen
ſeyen ſpätern Urſprüngs und die Heliloniſchen Muſen von
denen der erſten Perigbe wenig unterſchieden Weſen. ve; E
jeden ga aber ſcheint die, Bage, von Yen u ſoset |
biefe, zweite Periode ‚au gehäten. |
ARE R
Kell SIT" .
Als die Religion Apollons in biefe sa —
in Delphi ihrem: Hauptfig:'nahm, Intpften die Nachbare ' 5
Ihaft:dine-.Berbindung: zwiſchen den Beiefltrn Apol⸗
lons und ben Söttinuer: am. Helik on, zwiſchen weis
chen durch die Begeiſterung felbſt eine sintkrlühe Berwandte
ſchaft heerfchte, denn Dichter unb Seher find: beides nad
Busch die Begeiſterung, durch welche fie. Die; Gegenwart,
die. Vergangenheit and: die: Bufunft kennen. Weber .Diefe
Serdinbung hat: man: hiſtoriſche Zeugniſſe, wis dvas des
Sir ie al eig I" KU a 5 a ren f nn
ee er en
> Scheint Hindeutung auf einen Retigiontrieg und auf Vers
‚Rröngung des Altern ;Enltus in — und: ——— im
feyn. Pe ———— ———
[4
auf neun, ‘peftimink wid das Geſchaͤtt ihnen ER: wiefen
— BE — — in
Elemens venateruudria, welcher ſJagty die Altelte: wos
phi weiſſagende Sibylla, Pythia oder Phambonoe,
fey von. ver Muſen auf dem Hellkon erzogen: worden. Das
ber Sam es: mun, daß Ayolluz, der deiphifce Orakel⸗
gott ,. zmam Woxfieher. der. Men ward, zumahl Ba::man
ſich ſingende nd tanzende Wäſen: nicht, ohne etäen ‚Shots
führer dynken kanute, weldyer mit deer Hüthara den Tat
augab. Duo⸗ ganze Geblrge des: Paraufjos, das won Del⸗
we anhebtvvdi ach ii nkineimerfiredie, wurde
sin mit Jeinemw. vielen: ehrwiiedigen Optten dieſen vere⸗
nigten Bidet ag: at Guu MInurr a a ——
— Diges Ks ihar vor Imt br vor — Zeit ge
dehen,. | vo ag neilg ‘6 sehr: peim der Olymipter das
errſchende wurde In diefem. {ft nun Die’ Zahl der Mufen
worden, weldyes die Sänger ° an den Tafeln der" stoßen
atten. Ds aber die Namen, wie ‘die Funktionen Ber ein
zelnen Mufen; in. det hefobifgn n Echulẽ zuerſt audfu rlich
vorkommen, TO Bejeiäinet man ee vierte Mi Enpes
giode mit Ben Namen ‚der, Hefiodifhen. ragt" mai
dun: Wurum gerabe nenn Murten? To fogen bie henli⸗
gen Gelehrten; Man zählte die Quellen, dene ü nihi
Beg eiſterunge Huſchrieb uund/, machbem man ange drei,
vier, ſieben æ acht gekannt hatte, kam ondlich moͤch eine hin⸗
zu und «bie. Zahl ber. Muſen was: voll. Als der Sitz
verſelben, der heit Homer durchweg ber’ Olp mpos if,
werben der Hielichon, der Parnaſfos uud den Pins
dos genannt, wores früher überall eine: Nymphen⸗Muſe,
oder eine Dreiheit 7) ,- gegeben hatte, Wenn übrigens Pam
ſanias und Cicero. übereinftimmend- fagen, Pieros ans
Thratien habe die neun Muſen in Griechenland eingeführt
9 Die Dorknpmgpen di — FAND Bien. gern nei, mes
gen des Reigens, den fie tanzten.
— 13 —
ſten Utſprung des: :Mufermpthos; die Muſen aber fäheme
von Km den Nauen nl, der. Pierhdem, 6
———
Ueber die Zahl bei Hufen war man nun in dem
neuen Syſtem einigz aber:;äber bie Funrißienderfelben
herrſchten verſchiedene Anſichten ‚nach: bis in, din fuätelten
Zeiten... Ras: guleut; am. allgerjeinſten fd selleud madtep
beſtehet darin: Klie:cKleio) ifk, die Mile: der. ee
Schi che amd haͤlt, in: Abbildungen, cing, halbgeöffteſe Ale
cherrolle; Euterpe, Muſe der. Muſ igatinshaſas dere: deo
Flsten ſpiels, Mägt eige, ande zwei Juskan dir dee
Hand; Melyameney bie. Muſe dercTragpdie, iſt ‚vora
fhleiertz.; hä In. der Jinken. Hand die ernſte, tragiſchg
Maslke, ftügt;fich mit ber Rechten: auf. eine Keyle und sräpk
au den Füßen Kothurne; Thalia, Mufe der Komödie
hält in. der linken Hand eine komiſche Masks, in der rech⸗
ten. den krummen, Hirtentab (Pedum); Tarpficheren
Muſe des Tanzes; erſcheint in tayzender Stellung us
fpielt auf einer fiebenfgikigen. Lyra; Exato, die Mufe ben
erotifchen Poöfie, ſpielt mit dem. Pleltron auf pls
nem ‚neunfaitigen Inſtrumente, das. fi; durch feine Größe
von. der Lyra. unterfcheides; Polyhymniq, die Muſe der
Beredſamkeit und Mimik, legt den Zeigefinger Dog
rechten Hand, auf ben Mund, oder trägt eine Bücherrollq
in ber Hand; Urania, bie Muſe der. Sternkunde/
trägt jn der lialen Hand «ine Kugel, in der andern einen
Stab, womit ſie auf der Kugel etwas zu bezeichnen ſcheint;
Kal liope, die Muſe des epifchen: Geſanges, hält,
ein zuſammengerolltes Pergament, ober quch eine Tuba m
der Hand. Alle werden ſie ald ſchöne, aber beffeivetö
und zücktig verhüllte, — — in ai
Zelten manchmal beflügelt. se J —
gZur Geſchichte der Muſen geheven ron Wetttäungfrs.
in denen fie ſaͤmmtlich ſiegten, Aubratangen. von Kaͤmpfen
zwiſchen dem Akten und Nenen. Obgleich ewige Zumgd
[7
— 284. —
non
ent find Pe bach alle Meäkier..snmfle geiſtig weich ber
gabten und dadurch — Menden find Muſen⸗
ne IN
— ‚ Dierbeletsuäeiten mb Rptiosen.
nn Neben den Titanen erzeugten Uranos und Gäa dieſe
Wehen, welche von der Fabel als furchtbate, gewaltige
Meſen · dargeſtellt erben. Dev Hekatonchelren CCen⸗
Für ane nYſ waten drei, : jeder hätte’ fünfzig Köpfe nnd
hundert Arme, und hießen Kottos (Schläger), Bria⸗
a s· i Gewaltiger And Gyes GStarler). Ihre Ange⸗
henye Made fürdtend hatte fie ihe Vater. im Tartaros ans
grefeſſelt, wo ſie kräurig ſaßen, bis Zeus auf den: Rath
fiiner Muttetifle befräite und um Ihren-Beiftand im Kam⸗
we mir den Titanen batı "Zend; mußte zuvor das Unge⸗
hruer Raiipd CWäditer) töbten ; ehe er fie befreien: konn⸗
ve,’ dann führte er :fia heraus y'Tabte fie mit Nekawe: und,
Anibrofie und nun entſchied ihre: Tapferkeit den Titanen⸗
Rumpf Nach erlangtem Siege, wurden ſie zu Wächtern
ber verurtheilten Titanen im Tartaros ernannt. Kottos
and: Eyes: verſchwinden von da: in ben Sagen, Bria⸗
ru taber koumt noch "einige Mahl zum Vorſchein; er
kettet noch eidmahl· Den: Zeus: :ald die Götter die Abſicht
haben, ihn won Thron zie ſtürzen, durch ſein bloßes Ans
ſehen und wird mir einer "Tochter: Pofelbons, Kyma⸗
— — Er führt and 'ben Namen un
Die Brüder: Ver.gelatincheinn,, ‚pie: elle pen, wa⸗
ren eben ſolche Rieſen; ihre Namen Brontes, Arges,
Steropos (Donnernde und Blitzende). Broutes heißt
auch Pprakmon. (GFeuerambos). Diefe urſprünglichen
Kyklopen find, gemeinſchaftlich wit jhren Brüdern, nicht
weiter, als eine mythiſche Darſtellung der Gewitter und
des Aufruhrs Sen dieſe in der Natur hervorbriugen. Ura⸗
wos brachte die ſegrchtbaren Weſen hervor, die Blitze ſchie⸗
Pe, der Donner. bruͤllt und imnmufruhr aller: Dinge
— 183 —
ſcheint das Chaode wiederkehren m : wollen; Uranos re
ſtößt fe ih. den Tariaros, die. Wolffn fliehen zum Horn
zont hinab, der Himmel wird wieder: ‚heiter, zer herrſcht
wieder ruhig. Kronos entthront nun feinen Bater Uras
nos und will in Ruhe herrfchen, “aber mit feinem Sohne
Zend. Ampoören ſich "Die gefürchteten: Misken:..aufd neue;
da6 :vegelmäßig geordnete Jahr bringt die Gewitter agch
gewiſſen, beſtimmten Geſetzer mit — ‚die fin bernaas
— und —— Maike. J
Run fi nd alſo Die — bie. Diener Pen und ige
Mythos erleidet manchexlei Veränderungen. . ‚Buenft. erfcheis
nen fie als Gehilfen tes Hophaͤſtos, ‚ber ‚bisher -allein gear⸗
beitet hat, auf den Tiparifihen Inſeln, ald Rieſen, mit eis
nem Yuge- auf. der ‚Stirn, fo groß mie ein Schild, a
dem may vier Ochſen haute braucht; das Auge iſt rund
(Kykl⸗ops). Ihr Schlagen auf dem Ambos iſt Dome
ner, ihr Blaſebalgtreten Sturm / der Aetha Tracht davon,
Sicilien, Italien, Corſika dröhnen. Mit dieſen griechi⸗
ſchen Kyklopen vermiſchen ſich ſpäter Nachrichten von ähn⸗
lichen Weſen in Skythien und _au. ben: Grenzen des
nächtlichen Kimmeriens. Dieſe werden ‚gefchildert als rohe
Menfchen, ohne Aderbau. von ben reichen Früchten fi ch
naͤhrend, die. ber. Boden von felber hervorbringt, ‚ohne
Befege und Staatöverfaffung in Berghöhlen wohnend, je⸗
be Familie für ſich, ohne Verbindung mit andern. Auch
dieſe erfcheinen als einnügig. — Man: mil. ‚annehmen, die
wilden: Bergvölfer,, die darunter verfianden werben, häts
ten fich bemahlt und auf der Stirn zwifchen den Augen eis
ven fchmarzen Bed. gemacht, der in der Ferne wie ein
Auge, oder wie sin drittes Auge, denn fie werden auch
als dreiaügig dargeſtellt, ausgeſehen. Die Dichter, deren
Phantafle die Sagen von: den Kyklopen vielfadh- bearbeiter,
vermifchen Altes und Neues, Wahres und Erdichtetes mit
einander und die Kyklopen find "Raturfräfte und rohe
Menfchen, Götter und Göttergehilfen, kunſtreiche Arbeiter
gi J x . = 086 er
Pur —— einfache Naturſoͤhne und talpiſche
Bauern, ſogar Ju Popanzen für. bie Kinder mußten fie
#4 gebrauden aſen Ei
* t * e 22 ...
24 ®
vo... dd 8 20.
ä ER RN : Da
= Dieh ſine — Ye: ſamtlichen "Altern! Goͤtterweſen ber
‚Criechen, größtentheiß, wie wir gefehen haben, Symbele
ber Natıefeäfte ‚bie. durch bie oft ungeregelte Einblldung⸗
kraft fo und anders ausgefchmückt wurden; aber auch mit
unter perſonifizirte Ideen und Vorſtellungen, und misver⸗
ſtandene oder Abſichtlich verfiiitte Nachrichten von "Men
Then’ unb’Chieren entferhter, nur wenig bekannter" Ge
genden, bie durch bie bichterifche Darftellung zu Höhen
Werfen, zii Götter erhoben wurden. Die erſte Beſchauumg
TR gleich einem Blicke in eine felfige Berggegend, in wel
cher fich dem Auge Schlöffer und Riefen und Ungeheuer
darftellen. Nähern-wir und, um das Wunder zu unters
ſuchen, fo verſchwindet es, oder loͤst fi in ganz gewoͤhn⸗
liche Natur⸗Erſcheinungen auf. Aber mit dem Verfufe ei,
ner und angenehmen Zahfchung machen wir den ſchaͤtzens⸗
werthen Gewinn der Erfenntniß des Wahren, und inden
wir die verfchtedenen Kräfte des menfchlichen Geiſtes in
der Darftelung ded Gegebenen bewundern, verliert ſich
der fromme Sinn in dem Erflaunen über den: Unendlichen
und Allmächtigen, der fih, wie in ber geiſtigen, fo in
ber Siunenwelt, auf fo vielfeitige ‚und überrafäjende,
* und Herz gleichſtark ——— ade offenbaret.
u Die RE TPFIENE bed Kronos,
- bie, neuern Götter Griechenlands.
Heller ſind die Hallen, in. weiche. mir min eintreten,
um die neuern Götter der Hellenen zu betrachten. Es find
auch Wefen von faft ganz anderer Art,. die und hier begegs
nen. Die Götter ſind nicht mehr bloße Symbole, ſondern eine
— — 287 —
Are warn Sunfigefinltien, an welchen bie Einhiſdengkract
und Die Dichtfunft gleichen Antheif haben, ‚bei: welchen nicht
ſowohl die Goͤttlichkeit, fondern die völlige Wenfchlichkeit;
nur in: gefleigerter Potenz hervortrit, wenn auch, dad Gätte
liche immer. noch gum: Grunde legt und namentlich in bes
Moyfterien aufgefaßt und zum — der yes
gemacht war. gie
& ind” aber hier, .auffer ben EEE Goͤt⸗
tern, den Halbgoͤttern, oder Heroen, und andern heili igen
Weſen ‚uud Dichtungen, insbeſondere zwölf. große Götter,
welche. ber Betrachtung ſich darbieten. Ob dieſe Ueber⸗
einſtimmung mit dem agyptiſchen Religionſyſteme nur zu⸗
fällig oder eben fo begründet ſey, als die, die wir in der
Kabiren- Religion fanden, bie aus Aegypten umgweifel
haft ken: iſt nicht fo entſchieden. au
| Zeus.
Der große Sohn des Kronos, ber feinen Baker
entiheonte und ſich on feine Stelle fegte, hereſcht num als
ber. allgebietende und über alle aubere Götter erhabene,
und Heißt ber allgebietende. Bater der Götter und
Menſchen. Es it unentfchieden, ob der Name Zeus aus
dem Wegsptifchen, wo er ” Gott,” ober. aus bem Peladr
gifchen, wo er ” Leben”. (der Lebendige) bedeutet, herſtam⸗
me. Das Leptere' behaupten die neuelten Gelehrten und
fagen: Zeus bezeichne urfprünglich die in der Natur wal⸗
tende Lebenskraft und insbeſondere das Symbol der ſtaͤrk⸗
—
24
ſten Auſſerungen derſelben in den Bewegungen des His
mels, der Wolfen, ber Luft und bed Gewitters; wegen
des Einfluffes derſelben aber auf den Menfchen und fein
Schickſal ward er auch Gebieter desſelben überhaupt, wels
dien Begriff man zu dem: eines Beherrſchers jedes Schide
fald und Lebens ſteigerte. Als der Gott: ded ‚Lebens in ber
Natur konnte er er auftreten, ald dieſe vorhanden war,
daher feine Entſtehung aus derſelben, obſchon ſie felber
1
and nun Tämpfte er fogleich feine Kämpfe mit dem Titar
wenn fie etwas gegen feinen Willen thun, fo thun fe es
ä . = 3 ' heim
— ass ⸗—
ib Vottheit auftrit. Er iſt das Kiad ber Zeil; wie Or⸗
upbiin Perſlen. Aber als fein. Geburttort "wird alt je
are Wohnplatz ber alten Pelasger angegeben. Gewohn⸗
Uch wird er am Berg Ida geboren und vom feiner Mu⸗
we Rhea, unter dem Schutze ber Aureten, ben Priv
'Berinnen ber Demeter, ben Meoliffen, zur Exziehung|
übergeben. Diefe ernährten ihn mit der Milch Hrer Lie⸗
ge, Ymalthen, bie deßhalb unter die Sterne verf
wurde, Ihe Horn ward das Horn des Ueberſluſſes, deun
fie ſchenkie es dem Herakles für das dem Acheloos abge
Hrochene. " er der Name Meliffa deutet audy darauf,
daß Zend mit Honig ermährt wurde, Milch und Honig,
die erſte Nahrung ber Sterblichen im Unſchuldalter/ fü
demnach auch die des höchſten Gottes. So genährt und
Yenflegt, war Zeus nach einem‘ Jahre ſchon erwachſen,
(Zeus war aud dad Symbol des jährlichen Sonnenfauf.)
nen, dann mit ben Giganten und bem Typ kon und
nachdem biefe ‚glüdfich beendigt waren, theilte er fein
Herrſchaft mit ‚feinen beiden Brüdern, Poſeidon und
Ars, indem. er fih den Simmel und die Erde vorbehirlt,
dem Pofeidon das Meer verlich,: dem Wid aber die Um
terwelt. Nun hat er aber eine doppelte Funftion ‚einmal
wis Beherrſcher ſeines Gebietes und ſodann ald Water und
Herr aller andern - Götter, die er ſaͤmtlich überbietet; dent
er giebt ihnen anheim, eine Kette am Himmel anzumachen
und. ihn herabzuziehen, wenn fie Tönnten, er felder aber wol
fe: fie ſaͤmtlich hinaufglehen. Die obere Luft, der Aether,
kann nicht von ‚ben-übrigen Naturfräften herabgezogen wer⸗
den) Als Oberherr und Vater der Götter heißt. er- vorzugsweife
der Diympifche. Seine Macht über dieſelben beweit
er auch durch Handlungen, denn er ftößt andere Goͤttet
aus dem Olymp, er fchleudert fie in den Tartaros, @
ftraft fie mit feinem Blitze und, nach alter Konigöſitte,
auch mit Schlägen. Daher fürchten ihn auch alle und,
E z ⁊
— ass I
eimlich PER ice re: — gegen
ha zurtick Bie-Ainbife deenitfertigrgegen ihe ıbaß:feibt in
Studer Hofeitsowihm bes Magen wuipiumei. Inbeſſen/
og biefer Macht war ’er: zuerſte wech ich fiber ab Bin
Angniß (Auungkfä) erhaben unb-!sehte winmahl;zme
hlbar 'werlaren ‚gendefenh, als bie Ttwigen: fidr’ gegen: Klin
erſchweren, menn aicht Briarzius'fieh eben: ihn geſetzt
mb durcht ſein Auſchen: dis Gupruugluftigen grfchreckt
tte. Styater ord Zeut aid: über: Das Echickſal haben. -
Lad der: Mrhner uud: Kenfencbeäfeitelt gedacht. Haue
rich. doch zuerſ nit ber Metid eo Rbugheit) remis
nb, nachdemn wri Diefe verſchlungen hatteyndie erige IR alte
wit (Patimt) ;audrfeinem Hampte geboren. Daher bes
c:auh ganzı kefonkere: nie Gabe dei Meiſſageng und vecz
inbigt: bie Zulenft-banch Biig: und Dauner mud, alaaare
Jimmelßzeichen., : durch Bogelfliug ma: Threrſchau
ir · O rl xd. her ala Harx dex Götter ms Rn
hen iſt er. auch. der Herr und befoiere. EAbuuer den Kür
ige und Helden, vann ber, Hautherren und der Beichügen -
ker veruchwilen Eigeuſchaft cher .issmahligen ‚Bein Der:
bakfreiheitimn Mair eundſchaft in aller andern
ündlichen Varbaictiſee Das ging; auch über auf-bie.büte ' |
erlichen Venha ltiſſe, welche ſaͤunulich unter. feinem. Schus
e ſtanden. Alle Ungluͤcklichen x (lb; Moͤrder, mein fie
ni dem: Vaterlagde vertrieben und von. den ältere ven
Ngt wurden, ſtanden, in feinem. Schuun, ſobald ſie ſich
mem frashen rar de bittend nabeten, denn heikigi ont
et Herd und ein Wreiftätte durch ihn iedes lokuhankı
ir jedes Diefen-MBerhäktuiffe hatte ſer oinen beſendern Bei⸗
amen. Eine fchöne Schilderung wen ihn: ‚ale, vie are.“
bie Hymne: Alles, fo heißt es da, war in Zeus, der .
lether, den Himmel, das Meer, die Erbe, der Okeanos,
© Tartaros.aie. Fluſſe und alte. Goͤuer and Goͤttinnen;
le, was da {fi und ſeyn wird, wär ein. Zuſammenfluß
R Zeus Leibe; Er, der weißßligende, iſt der’ erſte und.
ft lehte, der Anfang und bie von dem Alles ent⸗
i. Vand.
\
— 10 —
PER ann au: Melu· N et, ie Mrnibiehe der Erde
une deo Hiacmeis; auzıhen Mich Deferfts: tech Jenens · Zus
der; Die: Wurzel: bes Mirks,: bir: Gone: und: det Mond,
Rd a. erſtech rzeuger aller Dinge. 8 war Eine
KKraft; Cie Bestheit, Ein Haut des Gattzän, Fin ko
niglicher Mörpenzniwideit Alles ich: bewegteʒ da Feuer,
Dad Maſſer, die Erde, dev Maher; die Nacht, der Tag
und: Metis ande rat, die ren: Wilbiler... '; Diem: Alles
lay.tw Serie ‚großen Börpel! ve Jul, GSchanueiſein Humpt
ne fein färbieeb Suitig oden · glan follen Syiännel;; wen: dem
die Veſtirno gleidgeitene Schönen Haufchaarr: fliegen. Awri
golbene Etierhaenern lLaufen davon and, der Aufgaug und
der Niedergang, die "guet Wege derb: unſterblichen· Götter.
Gens. Augen ſinde die Sonne md. Bars eutgegenſtehende
Mond, :Mlie: umfindet: und denkt ern durch deu lautern,
Wenipfihen: Aether; Rad Organ fend! ewigen: Denkenẽ.
Kein Ton, keine Scimme fein Lat etpährrfäinem: Die
Wie fein Berfkakb, Mi auch unſterblich Fän!Staupt. Glamz⸗
voll, unzertzennt, grenzenlos, anetfſchutterkichh, kraftvol
and ſtark if ſein KRBrurt. Sehe Schulteru, Bruſt and
Rüden bilden: die Atniodßhaͤre umbfeins Flügel tragen ihn
Aberali. hin. Gein heiliger Leib it die Ninktier Erde und
das. hohe Gebirge, zumi@ärtel dient Ah: 206 Merr uub
der Pontos. Seit Fußtrit Andiind: Wurzeln der Erde
un: der Tartaros. Aled: dieß verbarg Zous⸗in ſich, m
es durch feine Sıöyferkraft an das Aicht zu beingen.” —
So dachte ſich ihrm freilich das Wolf “nicht ;. nur in den
Myſterien Eingeweihete Aamen. zu bleſer Auſicht,/ welche
ae denen ber: Weiſen — und Argspteus unverkenn⸗
| — — —— — —
——— J
Da gend der. Urheber aler — —8 werden m
Nieie Söhne und Töchter zugeſchrieben, und daraus ent⸗
flanden die vielen Gemahlinnen und Liebfchaften ; welde
ihm die Dichter beilegen; diefe letztetn aber fnb ber Grund
feiner — ei Verhaͤumiſte, weiche: beſonders
e u
vor Damer wait ande: Yaren — ‚werben, Bir
iſt hier ſrets ‚eine eifenfückige, zankfuchtige Frau / zu ehr⸗
bar, unt die Mutxene des Gatten mit Untreue zu vergelten,
aber ie Horse una Werken iumer ihrem Gemahl entge⸗
gen. Ex. hat eine gemilfe Scheit ‚vor iht: und weicht ihr
aus, wo er kann za wenn fie. aber.iign weit gehen will, fo
droht. ex. ihe:: wit Beifelhieben, - oder wit. der eiumahl fchon
über fie. merhaͤngten; Strafe, ſier gelainden; ie Aether aufs
hängen, bin! Gifte mit einem gewichtigen Ambos beſcuwert.
Gegen feine Atuher iſt Zeus: balb rauh, bald zärtlich, je
nachäcee ‚ihr Menshuet -gegen::itee vᷣeſchaffen iſt. Ueber⸗
haupt erſcheivt we auch in ſrinen ; Vrhalaniſſen zu den he
rigen Goͤtteru ‚albı ein Hanevater, wie ihn bie damahlige
Welt kanntez ie ::derfommelte "feine ‚ganze Familie taͤglich
in feiner WMohnung und um: feinen Tiſch Und alle bewie⸗
fen ihm, all dem Haupte der Familie, gebührende Chu
funkt undMehatſann. Dieſe Vermenſchlichung des hoch⸗
ſten Gottes, weranlagten uoch allerici andere Erdichtungen
uud Grzaͤhlumgen/in wrlchſen Zeus wvöllig wie ein andrer,
von ‚feinen Leibeuſchaftau, Lüſten unß Begierden umgen
triebener Mann erſcheint, nur mi chem Uunterſchiede,: daß
er ſeine unewhlicdhe Mache — fie au.
— 4. Hin mer I: — — m. >
ern year 5 a. dl. "an .
gefieb gi: und ;bie Gemahlinnen den Zeus auf, hen
Hi Medie/ wen bergen er. ſelbex Maklad Athene ger.’
bar, daun ichemridy. die ihm Die. Hören und Moͤr en
koachte, Eneyınamgiy.cbie.,hie, Shetiten, Demeter,
De die Perkeohnue, Mens fuer, welche die Muſen,
Diana, wehhe. Aphroditen, Yan, weile Apollog
und Artemis mi Maja, welche den Hermes gear
Belept er. maß er. Here zur Gemahlinnund Diefe-gebae
ihm Hebe,i@jiniihuin und Arab &rop. it, überbirk
die Zahl der: ſterdlichen Mäddyen „.weilcherwon Zend geliebt
und mit ober: wider ihnen Willen, Mätter, von Ihmrunte
den. —————— Danäe, te ‚Mutter des Penn
19 *
— 49 —
feus; ‚Niobe, Muen des Bei ni Yılnkaasz
Semele, Mutter des -Batchass; Europa, Matter ind
. Minos, Rhadamanıhos mb Sampeidon;u Eeda,
bie Mutter der Digsturen;. Alkmene, Be Dluser dei
Herakles und andere. Add, lebe Zus ‚hau, griech⸗
ſcher Sitte, ſchͤne Tünplinge‘, wie aan gen.“
Der Eultus des höchſteu Gottedi: wait: Beginitlidien Bike,
fehr weit verbreitet. Ueherall bayegürte: weni deisen: AK sms
peln,-Altären, Bitvfalten, Die keritmsteftee. fäner
Tempel waren in Griechenland zu Diympka, za Wehen
und Elis. Ihm war ywar. keine Beabe-wißsfliehtich ges
weiht, aber in Olympik thronend, uufaßte ri alle Stäbe
und Bölferfchaften. Hier ſtand Pie:igrößte Mernge feine
Dildfaülen; bier. hatte. Phidias ſein turühuntes Meiſt esſtuc
ber Bildhauerlunft aufgefielt. : Maiekän, fo Heiße «0
von diefem halb aus Bold halb. aus Kifenbei:Heftehenben
Bilde, gemildert buch Sote, find ſein: iharäkten ; anelihun
die Kunft durch Bröße : und Erhabentheit der Züge;; ver
- bunden mit einen völligen: Heiterkeit bed @pgfichts- anozu⸗
. drüden ſuchte. "Die: voran auf ‚Dee Deirn schobenen, ge⸗
theilten Haupthaare: fallen in großen Welleuligien. werben
Seiten des Kopfso herakiz. unb in ſeben ſolchen Linien fällt
das Haar ſeines anſehnlichen Bartes auf die ‚unhdhtige
Bruſt. Die majeſtätiſch gewoͤlbte, aber heitere und ebene
Stirne gab den Ausdruck der Weidheit Iu erdaben wölhte ſich
die Augenhoöͤhle und. kundigte Hoch: Er an Giue und
Milde hatten in dieſom Ideale freu: Op da Den Mund
Zuweilen warb er ſtehend, - am: hauſtgenn aber ſitzend auf
einem Throne dargeſtellt, in der Hab: Ba? koͤnigliche
Seepter, oder ben Gandimenden Dommerkeib haltende De
untere Theil feined Körpers iſt müneikemWehsumbe Gebeikt,
ber obere, edlere, iſt bloß. Zu ſeinen Fügen:figt bei
maͤchtige, ſchnelle Konigevogel, der Adler,“ der zuweilen
den Dounerſtrahl in ver Klaue hält... Der Adler KBrachte
dem im Titanentampfe begriffenen ats :guuerb die Donner
keile, nad) fpäterer Mythe dent Neugebornen bie: Goͤtter⸗
= 895 —
Ipeife: on Diw; daher iſt er ihm geweihet. Unter dem
Namen (Jupiter) Ammon erfcheint er mit: Wibberhörs
nern an Der Schläfenz als Jupiter Serapis hat er
er den Modius sauf' Tem Haupte. Mañ verehrte ihn durch
Opfer und Geber; opferte ihm aber: gewöhnlich Adler und
tiere, Teptern oft: zu Hunderten: auf einmahl, Heka⸗
— n.: Unter den Baumen waren ihm Eichen und. Bu⸗
heh Heilig. Mike fünf Jahre Wurden, ihm zu Ehren die
let rn nie —
Ass — Wethes vom Zeus gehe. feiber. — dab.
ieſer aud Den werfchiebeuften Geſichtspunkten iſt angeſehen
md jenen daher auf die verſchiedenſte Weiſe erftärt wer⸗
en kannz denn menn::der Eine Philofoph deu Zend zum
Demfurgen macht, ſonſteht ber. amdere: nichts weiter in
hm, abs: beit Nlether ; Die obere Luft, und da Here ale
Ne untere Luft "genannt: wird, ſo ſind felne Eheſtreitigkri⸗
en nichts weiter als — Lufterſcheinungen. Cieero fagk,
nan habe drei Zeuſe gezählt, Einen, des Aethers
Sohn; Vater des Dionyſos und der Perſephone;
en Andern, des Uranos Sohn und Bater der Pallae,
eide in Arkadien geboren; den Dritten, Kronos Sohn,
n Kreta geboren, wo man auch fein Grabmahl zeige,
ud allerbing® etgiebt die Geſchichte, daß man einen dreis
achen Zeus: zu unterfcheiden habe, einsit, pelasgiſchen,
inen ägyptifchen; einen kretiſchen. Der pelasgiſche
zeus ſoll urſprunglich ein. Fetiſch geweſen ſeyn, ein. heili⸗
er Stein, wobei man ſoyleich an die Dennsrfkeine
nd an die Bätylien zu denken genötäigt iſt. lieberall,
»o Peladger wohnten, war biefer Zend. Aber als eine
Solonie Aegypter nah Dodona kam, ging eine wichtige |
jeränderung mit ihm vor ) der Gott wurde ägyptiſirt und -
urde zu Fupitrt ——— Den kwretiſchen Zeus
ißt man denn aus dem aͤgyptiſchen hervorgehen und zwar
Hu der auf Kreta geberne Gott nichts anders ſeyn, als die
intſtehung a und bas Woſſangevauſch der
—
— 294 —
Aureten an feiner Wiege und feine. Räupfe, mit Krones
nichts als der- Schub, den bie neur Religion. durch ihre
bewaffneten Anhänger gegen die ben Kronos verehrenden Län,
derbewohner fand, Dieß geſchah unter Minos, dem Erſten,
dem Sohn des Zeus." Nady einer andern, dieſer nahe
verwandten Anficht war Zeus ber Anführer einer Schaar
Auswanderer aus Kreta, welche. die Küften von: Klein,
aſien, Thrafien und Mofebonien befeßte und durch den
Gebrauch eherner Waffen eroberte, Seine Reſidenz iſt anf
hohen Bergen, von welchen aus er Jeichter die Gegner
. beobachten und bekämpfen kann, während er felber größere
. Sicherheit auf denfelden genießt; "Benachbarte, Gäuger
pridfen zuerſt den anf.bem Diymp in Wolken thronenden
Gott und aus ber pelusgiſchen Lolalfage entſtand zulegt
helleniſcher Nationalglaube and aus deut irdifchen Olymp
ward ein himmliſcher. Sey es Die eine pder Die andere
Sage, welche die hiſtoriſche Wahrheit verhuͤllt, (vielleicht
iſt eine ſo viel, wie die andere) aus. beiden geht hervor,
daß die Titanen nichts anderd waren als Priefterfkämme,
yon einer Religion; die ſich mit ber Zeugs Religion nicht
vereinigen wollte. Es war Sabdismus, vom Kau⸗
Kafos herſtammend, ber mit dem Ägyptifch « Fretifchen
Fetiſchismus micht Jeicht ſich vereinbaren ließ. Datum
eben war Prometheus ein Raüber des himmlifchen
Feners und mußte beſtraft werben, Indeſſen gingen die
Titanen nicht alle zu: Grunde, es blieben yoch welche ünb
‚ vereinigten ſich mit ben Unkömmlingen, aber. nicht fo innig,
daß ſie nicht: noch zu Zeiten die Gelegenheit hätten ergrei⸗
-. fen Sollen, gegen biefelben aufzuſtehen, um die —
— zu — = |
Shi — nr 5 Here... —
| auch 9 va » des; ebswlrbigen Bönertinige Zeus erha⸗
Kir Yen Heros * Pöeren it, D ie offenbar den die
1 Wyerginu®. 2:0 Cr cu
Ä — Br — |
bene Schweſter us Uirkinhlinn, Big |
rer: Gefcawiſter nud wurde, aldıfle chr Water wieder von
ſich gegeben, ach Dkranos ad der Keys zur Erziehung
anvertsant. . Wrtadten, :MrgoB und @äntos: rähmen
fih, diefer Guͤttina Geburtsoͤrter zu ſeyn. Dur äihre
Bermählung mi Zeus wird Re: die erſte nnd‘ machtgſte
Börink-uny:ake Sagen von ihr drehen ſich "wu -Diefem
Punkt. : Homer erwähnt diefer Vermahluug wir wit: weni⸗
gen Vorren.5: Audete ryählen ansfuhrticher: Die Jungfrau
Here Iuftwandelte gern allein. Einft erregte Zeus, der
ſchon länge:unie: Erſeig wie: fie Fefreit/ Tinen "Sturm- und
feste ſſch, in einen Kutuk verwandelt, der Jungftau uf
den Schooß. "Diefe voll Mitleid nimt das durchnäßte vor
Kälte jitternve Diier äh ühre Braſt und erwärmt es ſtrei⸗
chelnd und liebkoſend. Aber jetzt verwandeit ſich der Löfe
Vogein. ſeinie wahre: Geſtaſt und erreicht feine Abſicht,
indem er alle Zweifel durch feierliches Ehegeisbniß beſchwich⸗
tigt. Aber a fo heiß gewünfchte Berbindung gereichte dem
SatrenÄnidh? din Gluͤche, Stolz, Viferſucht und’ Zankluſt
erregen bald Ueberdtutß und Ausſchweifungen von ſeiner
Seite und bieſe müchen das Hebel’ immer ärger. - Däher \
ſehr heftige-un®‘ -ätgerfiche ©ceiten zwiſchen ben beide er⸗
habenen Gattin,’ die mir zuweilan vorn zaͤrtlichen unier⸗
brochen wurden, wenn Here, aus Klugheit oder vielmehr
biſt, ſch net Aphroditens Shrtet: fchmuckte und: fo ih⸗
ren Gemahl Verhite mas jedoch fÜit'fie'Tinmer nächthekli⸗
ge Foigen RER, oeit er ihre Abſicht erkannte und bie’ Liſt
verabſchenen mißte nit welcher fie ſolche erkeicht hatte.
So iſt Here voͤllig Has Bild einer griechifchen Handfrau;'
be eifet ſuchtig!iſt "Aber die Nebenweiber des Gemahlo, aber
ihre Ehre behaͤuptet/weil fie weiß, paper, auch wenn
er die Liebe Jehen Te?änfgegeben Hat, noch Sie Rechte der
Ohr behauptet und’ weil darch Oftte-des Rule Kälte und
Ehrbarkeit ihn Ehatürier geworben ſtitv.Abet eben durch
dleſes Weſen eignete fle Ach um fo" mehr fur Königinn ber
Gotter; den Hi Hohheit sind Majeſtat kai ihr keine der
Ubrigait: Bitumen ih Ude ſchea wen fie, ſche ſchẽe,
ſo Daß fie nit tie won Athenen, (antun auch ven
Mebsaditen den: Mkeid: der Schäuhelt Segehtte.. Biber
ſie will Diefe Schonheit Voß. auerkauut usb. wigefiaumt weile
fe, denn fie Aunft mit Grauſamkeit bie Frevler, die es
wagen, :Bdr.ibe mis Liebe gu nahen. So merfelgt Fe auch
zeit. wahrer ‚Sranfenksit: diejenigen, dis ie: Gemahl licht,
una Die. Sähue amd. Achter Siefer :Uieliahten ‚uub läßt Ad
—— BEE — —
ee „1 Müeffen, fe hart PN ———— eridjeint,
e.sch.fie doch oJ Nie Suiſterin und Beihigerin ber. zari⸗
licuſten Berhälinige anfı:. Gie it, als Me Bemahliun bei
oberſtey Gottes, bie Göttinn ber Ehaiuub die Ehekifs
serina und zwar in folcher Reinheit. daß fie, inn Quelle
Kanathos fie — jan a - NEE
— J— herſte —— 7 Tr
"tee Rinder, Ares, FITITIYN ‚Sei, Eilei⸗
thoiß find ſaͤmtlich in rechtmäßigen Ehebette geboren.
Re Hephäftos.macht.eine Ausnahme; qber fie rn.
ihn ur aus fich...felber,. aus eiferſuͤchtigen Trotz, weil
— die Arhape as, ſeinem Hanpte geboren hattr·
." Die der Here eigenthümtichen — ün Diadem
Seenser, Dfau, und nach einigen auch Grauatap⸗
fel und Kukuk; als ihr Gefolge werben genannt. Iris,
Nymphen, Chariten und Horen. Iris, deren Nas
men mit dem ihrigen . verwandt..ift ‚und ‚ber. Dfau, beffen
| Garden mit benen der Iris perglichen, werdan koͤnnen, ſte⸗
hen ihr ans nächften. . Die Orte, 109 Hart am. meiſten
verehrt: murbe, fe ihre ‚Kieblingönrte, ‚waren. Sparka,
Myteng, Argnd,. amos, Arkadien, Flis, nu
Karthago und. Kroto na. Ihr voxzuglichſter Big mar
aan doher „Heißt, fie, Die. argeiliheg,anginiice.
Goͤttinn. —— —— feierte u ie: an
t ! —
= m - j
Atgos. —E———— ofen: vA; — Ei
ie im fünften Zahre, ge Jungfrauen um die Mente Ufeng
u Pehle;. gu Konimsh. ‚Inter Ihrm -Krmppein, mean; den
berügmuigge.. Der: zu Nagod, „ua eine taloffele: iger dan
Göring aus Goid und. Gpfenbein, ſich befend, mut einem
Throye.figend, ‚eine Prog; anf dem Harvt, absl rohe
die Charuen und Haren eingegraben ware, inber. Rech⸗
ten einen Grauatapfal, in der Liaken einer Greper, anf
deſſen Spitze ein Kulul ſaß. Thr Altefler Rewepei- ſoll u
Samoß geſtauden hahen. Der Mypthos Dee Here. wir
verſchieden · erklaͤrt. Nach einigen iſt :Be:bie :umtene Luft
im Gegenſatze ber obern (Keus). Daher. ihre Erzichen
Okeanes und Tethys find. .; Mach biefes: AR: dier Arlannte
Scene. am da fo zu ‚verfichen,. bag das Unwetter den
Zrparn.güuftig war, : Die darauf ‚einferstnde Mritzrleit: beik
Weuers mar ed den Gricchan. Nach, einer aſtrenomiſchem
Erflärung-war. fie der Mond. und, namentlich zu Samos,
bie, Kaoriginn bed Himmels. Samos war Leine der frühen
Ren Mederlaſſungen ber. Phoͤnilier; daher warb:auch hip
ber Dienst der ſyriſchen Mandgöttinn eingeführt. und . die
Infel-Parthenia, Iungferinfefr,. geuannt. Ait bier
Stelle ber. Moubgättinn trat fpäter die. Herrinn: vom
Kretarnnd biefe (Here) iſt auf Sauna gehoren, welches
wie in viglen andern RR nicht anderes Mr ale Ihe
— er ran Eee
ee VPoleldon. — en
Su Bruher 28 zeus auch tan. —
bes nach beendigtem Titanenkriege bei der berühmten Welt⸗
theilung das Loos den. Herrſchaft über, das innere Meesı
zuſiel ppo er mit dem van den Kyklopen ihm gefchenttm;
Drrizack ganz. nach Wiglahr hexrſchet, hürmiſch vnd kmft⸗⸗
voll, pie das Element felber, welches ihm gehorcht. Aben;
ſeint Wirkungen erſtrecken Sich auch auf dos and/ hun en
erſchutiart; gar ‚oft dla Eroe und die Berge, daß fe wanken
und Ih: ſein Pruben ch —— Wr weht:
27
2
068 u
rum BEER R. —XR0 a:
: Half bu einen Augen, ven Rifjen' gepogen, die WE Ziſche
ntgrhen, Aber De "Pluthen ‚' bie -frendig- ſich Aus einänder
weten indswie- geflägek eilen, vate dan amten-Diiicherne
Are igenegt ware. Einen Wagen umgeben beſtändig Wall⸗
Mihe, Meerhunbe, Delphine ucx Die Nereiden. Te Dos
ſeidon, aber das Meer emporr fü -befänftigt-en es auch
wieder Durch feinen maͤchtigen Dreizack, und wie er. die
Erde erſchactert,ſo hält er ſle auch durch ſeln Elinent
zuſammen: Ms diefen. Urſachen ſcheuen ihn unker Den
Menſchen um weiten die Seefthrer und die Küfenbersch,
ser, denn fin: Zorn aüffert ſich bald durch - Sihlffräche,
beid durch Ueberſchwemmungen und Meerungeheuer. In⸗
veſſen erzeigt er auch den Menſchenn große Wohlthaten,
Ban wat der Grieche zuerſt bar Scffahtt kennen hern⸗
w, das pflegte er als Poſeidons Geſchenke zu betrachten.
Weil zu Zleicher Zeit der Dieuſt Poſeidons: nid: ber Ges
boauch des Pferbes durch poͤniſche Seefahrer an bden · Kür
im Griechẽe nlanbs Angeführtt wurde,“ fü" eniſtand die Sas
ge, Pofeidon Habe das‘ Pferd erfchaſſen; bildlich ausge⸗
deuckt, er.‘ ſchlug mit ſeinem Dreizack auf die Erde und
das Pferd: ſprang daraus hervsr. Die Athener : wendeten
biefes anf. hen. befondern Ball ’am "Athene nemlich und
Poſeidon ſtritton Hi: um den: Wefig der: Gegend’ und die
Götter entfchieden, fie folle dem zu Ehren gemaniıt‘ werden,
ber ihr das nüglichite Geſchenk machte. Da brachte Pos
ſeidon das Roß hervor, Paas aber den nützlichern Oel⸗
barm und fie ward’ die Schutzgenianẽ or Atiutka. Bafur
nächte ſich HMoſeldon ˖durch eine Ueberſcawemmung.Poſei⸗
don, ber Schöpfer des Pferdes,’ galb Audy fuͤr den Erſin⸗
der des Zaumeb, „weßhalb ihn DIE Weitfahtenden · Um Bei⸗
ſtand anriefenti""Infeln und Sechäfen Rauden“ arte feis
nem befonbers‘ Schutz „weßhals ſichuch/ hier feine be⸗
richnueſten?· Tempel befanden, zu VAlardn, Trszen,
Helise, nuf⸗ dem Vorgebirge: Sunteh, aufs: DER
riuthi ſchen BEE * — ie: irren
\
ee .
Spiele gegeben wurden: ’Orine-Memaktiunp mh: en
licher Religion, war, Muphirrite, die Toche des Neo
rend und der Doris. Sie wollle in einigen Jungftan⸗
ſchaft leben und haue ſich deßhalb zu Aitlas geile
allein Poſeidon, der ſie: liebte, raſtete wicha, 1b fie. Mh
ihm ergab. Ein Delphin hatte ihren ‚Blinker vewew
und fie dewwogen, ber ‚Werbung Poſeidons Orhor zu fake)
fen; dieſer wurde: .baflie unter die‘ Sterne ::iefepı. - FO
Mythos iſt Abrigens nicht reichhaltig: : Sie wird abrebli⸗
bet, nadt auf vinem. Wagen ftehent; aia- Edjleler, der
über ihrem Hanpte flattert, und Seekredsſcheeren And ihr
se harakteriftifchen Kennzeichen. Auch firuee Man fie roh)
tend anf einem Seepferd oder Delphin, oder von Seethie⸗
ren auf einem Muſchelwagen gezogen. Amphitrite wird
von ben nenern Gelehrten für bie Bar. aller. Feuchtigkeit,
auf und in der Erde erflärt,
Pofeidon erzeugte, nit feiner Gemahlinn ben Triten |
und die. Rhode. . Aber er hatte mit andern Geliebten‘, die
er meiſtens entführte die, Entführungen. durch Secraüben,
wirrden alle ihm. zugeſchrieben), eine ziemliche Anzahl Kin⸗
der. Wenn er in der Geſtalt eines Roſſes mit der Deme⸗
ter (Erde) ein Roß erzeugt, fo weiß man, nach dem Obi⸗
gen, leicht, ‘wie das zu deuten iſt. Die Altern Abbildun⸗
gen bed Pofeidon flellen ihn als ben aufregenden Gptt:
vor, der im Sturmſchritt wandelt, und den Delphin auf,
der Hand trägt; Die fpätern geben Ihn ‚gewöhnlich als dem,
befänftigenden, indem. fein. rechter Fuß auf einem Frelſen⸗
Räd, ober auf einem Schifföuorbertheil, „der. auf einem
Kugel ruht: Er gleicht ‚feinem Bruder, Zeus, nur AR fin
Haupthaar verwerten‘, feine Bruſt noch bee: nun fd; -
ganzes Anfehen Rrenger, al er es A)
Der Name Poſeidon ſoll puniſchen Urfprunge feyn
und hen Breiten, Ausgedehnten bebeuten; and bie
. ſelber ſou nach: Enigen puniſchen/ a
e
— 30 —
Nnfirungbr: wenikieet ad Giedenlau gefmmen. und
au. bie Euellenbek: kalten” Pont oc getreten. ſeyn.Pferd
agb. Deinbin inte ihen "elgenthäumlidy} das erſtere/ weit. er
in ‚dem; Vaterlande besfeiben., : der Berbetei, zuerſt verehrt
wurde, oder wegen · Dix Charakter Mchnlichleit des Thies
ws. Dem. site; der letzetre, weil er: als bad Sinn.
Umh der Morckſticie end der giüdlichen. Fahrt, alfe auch
dea verföhwen,, freundiichen Weerbeherrſchers, angeſehen
warde. Der Derei zack, ein Wertzeug zum Fiſchfang im
fſriheſten Weitalich, Ward von ben Gerfahrenden als Sym⸗
kal der Heryſchaft BE WET
zu an. — |
tee: ——— | es
eich. Atdes, Hades; Ard on en Fi nistan geht,
_ war ‚der britte unter den Welttheilenden Brüder, "dem
bie nebelvolle Unterwelt. zufiel. Seine Wohnung, worin
ek einen Thron hat iſt unter dei’ Sberflache ber Erde,
‚wo er über die Verſtorbenen herrſcht und deßhalb. auch ber
vuaterirdiſche Zeus genannt werd. Machttig, fchrecklich,
nie Bitten, und Schmeicheln nicht zu ertweichen iſ die⸗
"fer dunkellockige Gott, vor welchen,’ nach ihrem Tode,
Me Sterbliche treten’ müſſen. Fräser hat er fie abgeholt,’
ſpater führte’ Hermes Yirab!: ueberhaupt litt die Bor’
ſlellung von Ver Perſon des His’ eine bedeutende Veräns.
.,» .
. fi
detung dadurch, "daß die Vorſtellung bon, der" Unterwelt,
Mr der von: der Erbe ſich berichtigte. VUranfängtich war
daus Reich BEE Ars "Yo tief unter! derꝰ Erdſcheibe, als —
Sitmp; der Aufenthalt des Zenẽ, Aber berfelben:
aber die Philoſophie auf die‘ Kugelgeſtalt der Erbe *
ab! den Glauben An’ tine Bergeltung "ach ben Tube vers
breitete, wurbe ber Tartaros in ‚die Mitte der Erdkugel
” Ws wirb-nihk unter Ne as grofen eier verdgnar
RP un: wvniex. RUF MIR: feine, Arramekiiänft wien.”
— BO —
wrfegs anb-in. Al vſiau i Aurravas yeah“ IE,
ber. bicher dinem! Hoffruch: iwie ſein Deuter Bins geil
und ſtreng und gerdihtigerichtet hatte) wuude uma.ein Wei
häter- der Menſchen, zer? in feiner. Hemd Die Schääffel: des
Erde Harte und Das: Babe. mit‘ Keüchntın Yeguen. 1:6 mau
bear „mit, Plutas verifeht , zum. P Luserk,:deri Reich
thum gewährt, benn afle irdiſchen — fonmin. ja and
ee Unterwelt herauf.
Se man —
Ba Dich ware: ihn iſt dichß. Mr eher Hal
Rrands. verſchiungei unb:i wieder son Mid gegeben. din -
impftd'nit: feinen: Brhadrni.hegen: Yin KTitanen ud exhicu
unser Sulioptır,. dee. et inäbefenbersirbefstit hätte, den
Selm der Unſichtbarkeitzn den er zu merfägebenen Zaiten
weglith Zr: Genghliun« Hatte er Perſe phheo ne, beten
frühere Geſchichte, mit dem Mythos ihrer Mutter tue
zaͤhlt werden muß. Als Gemahlinn des Als wurde ſie
Todteuksniginn und in dieſein Charakter dun ſiendie Kunſt
gebildet, mit jener Strenge und Furchtbarkeit, bie Ihreid
ſinſtern Reiche ziemt.: Dit ſttzt imit het finſtern Gemahi
auf: einem Thron uud. hält. gleich ihm. eine zweiſpitziges
Scepterin ihrer 'Hanbı Aber trag dem iſt ſie wicht ung
empfürblich gegen bie. Supit, benn Dephens eier: ruhrt
ihr Herg, noch. gegen.:hie; gärtlichern Sürieheis kenn fie will
den ſchönen Adonis -uicht mehr ı herausgeben; und verſtegf
ſich am Ende höchſtens zu: einer Theilungmejt Nphroditen.
Der Mittelpuuft ihrer Vercheung war: Sizilien und Große
grirchenlaud and: Sigilien in sbeſoudere war: ihre non Zeus
geſchenkt. Heiliger marem gihn: die Wieſen zn Enna und
die Quelle Mey ame ie: Dunkle). Sehri beruhmte Tamı -
pel haste fir zu Ayla pi Kpurkugn me Propoma .
tis. Un die Schmerzen des Todes zu lindern und als
eine Weihe für. die Unterwelt wurde ihr dad Haar ber -
Sterbenden · yası Doer gebracht, denen er" „ nach ben
— — — —
Bu Bi 3, “ — —5 — ER —
_
— 18 — 5
A 06 egnafeiteinen- Bean Nennen —
—— — Da Lich
ſchaften Haste, ohne: ihr Dagegen etwas aachzuſehen 3. deun
eu feffelte Bew Theſeuns und: Peiriahdos, weiche es
wagten,.in ſein Reich eintgudriugen, umn⸗ihm feine: Memah⸗
‚San zu entführen, Und nur Heralles vermogte, bei. einer
davon wieder· zu hefrden, DR MET m
Bas wur
In ſeinen Abbildungen eeſcheimt er seinen Brüdern
Ahaich, nur mit .Dih Untenfihiehe, deß fein: Hangthaar
nicht gefcheitglt: IR ;: fonbenit.: ihm: üher die Stirn herusuier
'Wupt. Dieſe Veſchasung :giehtiikeii deite büftere Wicjefkät,
von welcher jehetmams:Redıt,: Niemand: Gnade. exmarten
Davf. Er wagh den Mohindiauf:itee Kopfe, als Sym⸗
oh, daß: ex —— —— —
en Be, Ka
De mie vo a1 voieb hiſteriſch ertlart os Ars
a den erſten, Des. Weerdigung und- Todtenfeier eirfährte,
aber für: einen: König von Sywaniem;. der Weſtwelt,
ber zuerſt. Bergbam: getrieben, : gehalten. :: Ein neuer For⸗
ſcher fagt: "Diei :Brüder theilten füh in die Welt; ber
Dritte bekam die gogen Welten gelegenen Länder ,. bad if,
das Schattrareich, nach der Vorſtellung der aͤlteſten Belt,
.Myſlkaliſchu iſt ar der Erdboben Sr’aus welchem der Same
keimt OProſerpincyr Sein Helmhedentet, daß nie Begra⸗
benen dem: Ange, eutruͤckt werden. Ein anderer lehrt: Als
ober. Ades iſt dem Wortſime mach das Nichtſeyn, bad
Reich deafiäben alfenibas Kicktfeynizsäut welches alles Vor⸗
hundene hinabſinkt, aus welchent-jeniich Alles hervorkommit,
wie z. B. dev. Fruͤhling CPeriephone),: der ‚nicht Dar var,
aus diefem Richt da ſeyn tumarfteigt.. Darwid wird
: dem His. eine: allumfaſſende Seorfchaft: zugeſchrieben and
ben aͤgyptiſche Ausessches, der Gober: und: Rehmer
‚ gleichgeftelt, und der Name: Alm ölen?” beigelegt
"Der — des Aid fol ſeyn wo weder ER noch
— 38 —
Nacht: ia: Was: abersäkrruie wider Tag mail Mach iR
Bebewtender Fonnte‘ dad Wdufeyas {7.7.7 — Yerlagt
ss KLEE Re use A
— Saar N any ringe ea;
= Dem Racbeoim Bianı:fich el. ee Betsndeung, hei
Bret Brüder » Goͤtter. eine auffallende, Mergleichung hats
Za.wentih:Zend.denUcheberssier. Dinge, Ber
feidon der Erhalter Coder Zuſammenhalten Dem
Erbe durch fein Element) und Ai6 der Vernich⸗
tertalled Worhasdruen, ſo Fr: Die Weichen,
Göter die drei-@ätter: der Judier, der Schau
pfer Beamn, ver. Erhalter —— Bein
en — SR Rot. ung ee il Sn]
rastet
ALM * Demeter ——————
— Deo — * iſt die —5* ——
und Stifterinn aller geſel ſchaftlichen Vereine "der Men ſchen
und Staaten, bie ben ſchweifenden Widen an den "Boden
feffelte und ihm ein Valerland gab, "nie Urt heberinn initde⸗
rer Sitten und des heiligen’ Rechte. ghri Mythos iſt einer
der ſchonſten und "finnvolleften. GSie hr, wile man *
klärt, nicht‘ eine belebte Nalurkraft, ſonwern er Tebenbiger,)
ſchaffender Geift, der ‚ ie er febte,, Tebendig achte; Fe
war eine Erögstktm, nicht eine Göttkinr ber Erde, die
Griechen beteten in A due Leben uddie Belebung der
Erde,” nicht bie Erde ſelbet an. Die Progtiz Attika war
es, im 'belcher bir Einwohler, don ffch {Aber 'öder burdy'
aftatifche: Eiiiwanderer belehrt, zuerſt in Griechenland ar⸗
kerbau ttieben, Dort wo aus dieſe Kunſt! dani weiter ver⸗
breitet wurbe. Damkt wurde denn Die: Deo: jur Goͤttinn
des Ackerbaues und bie allgemeinere Bebeitung der Pflan⸗
iengeßerinn verlor in der beſondern der Berralr
9 Deo, De; u. he Betesrten; iſt fe siet aie * ann
— Meier Cuteny,/ atfe Wutter Erbde.
— 20 —
ID Eyialerten: Diefe LÆobendarr⸗ hrte balb Sigem:
Sam: und Wigenſunsrecht hebbrt nd bie. erſten Ermuefeſte,
welche ſpaͤter Eleufinien hießen, veranlaßten die::erſten
Beſtimmungen, Verabredungen und Geſetze, welche, da fie
genz atuelic als bon: der Boeiiua ſeſder gegeden, "änger
fen wurden, dieſe zur Seſetzgeberinn, Thesmöyhos
ri? — —— m. wenn au — ater
— geſchthen — A nn
* — —— ,yyr >
‚Demeten; F — nd der EEE
war. in vet Gegend ber Stade Ein, auf Siptkien
geboren.Ungluck führte: ke. aut derſelben hinweg. Sie
hatte nemlich Pine: Tochter, Perſepfhone. Diefe pielte
einſt mit ihren Gefährtinnen auf den Fluren und beſchäͤf⸗
tigte ſich mit Blumen pflücken, am Kränze zu winden.
Schoͤner und: immer ſchoͤner zeigten fih.biefe, Gaa, auf
bed His eheiß, trieb fie ſo hervor und lockie damit die
fesglofe Jungfrau yon ihren Gefpielen, hinweg.: Piöglic
üfnetg: ſich die Erde, und aus tiefer Kluft Reg ber. König
ber Schatten, af. ‚feinem, goldenen Wagen, von fchwarzen
ffen gezogen, empor, Gein mächtiger Arm umfaßpe bad
ſich graubende Mädchen, bie Roffe..kürgen in bir Kluft
‚rd und. bie. Erde ſchloß ſich hinter, ihnen. Demeter
und ihre Freundinn Hetate verna men daB ‚Hüfgelchrei
| der Entführten,, ; ‚allein fie wiſſen nicht, wo fle ſie fuchen
follen. . Demeter ‚entzündet alſo am: Agua eine Fackel y., MIR
‘ ‚den ganzen Erdkreis zu durchwandern und die Veriorne
aufzuſuchen. Als aber jetzt Helios der wehtlagenden
Mutter den Aufenthalt ihrer Tochter enthect und: :biefe bie
Gewißheit ihres Unglücks erhält, hefchtießt . fie, in ‚ihrer
Verzweifelung⸗ bie. unfchuldige Erde folches eutgelten zu
. Iaffen, fie fpricht den Fluch, der. Unfenchtbarteit über. bies
ſelbe aus und durchirrt, ihrer Bottheit entkleibet, die Sans
de: Endlich⸗ kam fie nach Eleufis, wo fe in-dem-Pab
laſte des Koͤnigs Keleos bie erfte Exquicknzig wieber ans
nahm. ——— dafür — ſie den m bed Koͤ⸗
nige
EEG ihm ei⸗
nen mit Draden befpannten Euftwagen, auf welchem ex
fobaun über die Erbe zog unb ben Aderbau verbreitete,
Zeus fendete ihr jetzt die Iris zu, um ihren Zorn zu ſtil⸗
len, allein ſie ſchwört, nicht eher den Olymp zu beſteigen,
bis ihre Augen ihre Tochter wieder geſehen haͤtten. Auf
ber Stelle wird alſo Hermes abgeſandt, um dieſe aus ber
Unterwelt heraufzuhglen,; aber fie hat mit ihrem Gemahl be⸗
reits einen Granatapfel geſpeist und iſt damit an das
Schattenreich gebunden. Endlich hilft Zeus dadurch, daß
ex ihr beſiehlt, ihr Leben zwiſchen Gatten und Mutter zu
theilen, fie verweilt alſo bei dieſer zwei Theile des Jahrs,
den dritten muß ſie in ber Unterwelt zubringen.
Dieſe Erzaͤhlum geben die Dichter hie und da etwas
anders, wie ſie zum Beiſpiel bei einigen die Erde zu Fuß
durchwandert, bei andern auf einem Drachenwagen fährt,
hiee den Triptolemoe, dort feinen Bruder Demos
phoon zu ihrem Günftling erwählt;. nad. dem Einen bei
dem ‚Könige Keleos einkehrt, nach dem Andern dei einer
Bauernfrau, beren Sohn fie, weil er fie. verfpottet, in eis
ne Eidechſe vertvandelt. Doch treffen am Ende alle My⸗
then darin wieder zuſammen, daß Triptolemos mit
der Goͤttinn zu Elenſis in einem und demfelben Tempel
angebetet wurde, in bemfelben,. ben Keleos ihr erbaute
und wo nachher bie Feſte der Elenfinien gefeiert wur⸗
den. Zu Athen feier man — au Ehren die a £
phorieen. Kar:
Zweierlei muß alſo [> biefem Mythos —
werden, bie Göttinn Demeter. als Erfinderinn des
Ackerbaues und Gründeriun der Geſetze. In er⸗
ſterer Hinſicht haben die Erflärer längft gefunden, daß
ihr Mythos. von. ber verſchwundenen und wiedergefundes
nen Tochter ‚bie in bie Erde geftreute Saat mit allen ihren
Soffaungen darſtelle. Etwas anders aber erllären ih
4. Band. Ä 20 _ |
, — 306 —
Neuere. Neben der. Deo, ſagen dieſe, der Pflanzengebe⸗
rinn, hatten die alten Griechen ein feinblieches -Bötterwer
fen, Perfephone, (Perſephatta, zerſtörende
Tödterinn), welches in der Unterwelt lebte, des An
Oemahlinn war und jeden Winter auf die Oberwelt kam,
um die blühende Flur, die Deo gefchaffen hatte, zu verſtö⸗
ren. Darüber Magen nun bie Menſchen und ihre lagen
wurden zu Trauerfeften, die man der Göttin weihete.
Perſephone wurde endlich von ihrem Gemahl, dem fie zu
lang ausblied, wieder in bie Unterwelt abgeholt. Zuletzt
derloren, die veligiöfen Darftelungen ihren erſten Sinn.
Durch die Erfindung des Aderbaues verloren die lägen
der Deo ihre Bedeutung, weil fie feine Klagen der Men⸗
ſchen mehr ware; ” Deo weint über Perfeßhone” hieß
nup:” fie beweint Perfephöne” und” Perfephone geht mit
Ars in die Unterwelt:” "Ars entführt fie gewältſam das
hir, um fie zur Gemahlinn zu haben; Deo wirb alſo zur
Demeter und Perfephone zur Kore (Madchem), zur
Tochter derfelben, der in ber Erde befindſichen Saat. Sb
eitien it ohne Zweifel das erfte Land geweſen, in welchem
Aderbau getrieben wurde; daher ift die Scene dahin ver
legt; aber nad) allen Seiten hin verbreitete fich der- Acker⸗
bau, Demeter kommt an viele Orte, indem ſie ihre Toch⸗
ter ſucht. Am meiſten dekannt find nun hier die attiſ
Sagen von der Ankunft der Göttinn, bie fpäter in befo
bern Feſten gefeiert wurde. Noch anders fagt ef nen
Erflärer: Wahrfcheintich Tan die Kenntniß der veredel
Getreidearten zweimahl nach Attika, aus Aegypten ei
mahl durch bie Colonie des Kekrops, das zweite Mah
unter dem Erechtheus, zwiſchendurch war fie einmahl
verloren gegangen. Daher bie ganze myſtiſche Fa
don der von Pluton ‚geranbten und vo der Demeter wi
der heraufgehölten Perfephone. Damit dieſes Kleino
nicht‘ zum zweiten Mahl verloren gehen mögte, knũ
ein Weifer des Volks heilige Weihen und feſtliche Pro
ſionen daran.
wo
— 307 =.
Da-caft mit. dem Ackerban Gioffiptisn aD „ul
beginnen, und, mit dem feiten Wahnſitze ſich Eippnibum
und, Rechte besfelben verbinden, fo warb Demeter, ganz
natürlich zur Thesmophoros, pur. Sepunghrin
genden, zus Geſetzgeberinn und Exechtheu 6 Ober -
irgend ein Weifer, der die Bewohner Asitars durch Scene
bau zu entwildern ſuchte, knüpflen die Veobachtung feiner
Sagungen an, ein jährliched Feſt diefer Göttian,. bie
Thesmopharieen. Frauen, ang, gen Ständen ‚Frugen
am Tage des Gchaugepryänged, im „feierlichen Umgange Ges
ſebestaleln auf ‚em Rapf, -big „heiligen ‚Ueberligferungen
des Stifters djefeg, Feſtes. Shne Zweifek hatten ‚Die Gries
hen bie: Kenntuiß, des Aderhaned ‚von, ben Aegypten: ep
halten, als worauf eine Siejlenin . Diobor. ——
da ſagt, gus Per Ben san m Ne. 2,
LE Zr Zu Zur Zur 2
fie * — und, ‚ da fie fi hi eine Nof nn
um ihm ‚zu entgehen, dieſelbe Da angenommen, un
ein Roß, Arion genannt, ei, ihr. ‚erzeugt habe. . Das
heißt wohl nichts anderes, ald:. ”das zu Schiffe nad Its
tika gebrachte Pferd hat fi im kande weiter fortgepflanzt,“
und es iſt Dichterausfhmädung, went hinzugefeßt wird,
Demeter habe aus Verdruß darüber. ſi ich in eine Hoͤhle
verborgen und die Erde unfruchtbar gelaſſen, bis Zeus
den Pan abgeſandt habe, der ſie ſuchte und fand und
durch ſeine Zurede bewog, zu ihrer fegenbringenben Ges
(äfsigkeit aurüdzufchten. Andere. ran von ihr —
hen wir als von geringer Bedentung: MER
a — mini BT EEE N
\ ‚ . . 1:
BETT er er . .. IIEL 79
ı .-
a 247 ir, Apsifon. — BEL ET) 223
De, große. ‚Sohn bed .Baterg der, Böher und pet Ti⸗
tanide Feto, hat einen Mythos, der in den verfcjiebenen
Queen ſehr verſchieden gefaltet if. : Die ältehe; Gage
über feine Geburt gushält ungreiug har homeridiſche Hy
F 20 |
810 —
AR Seite elſte⸗ — menſchlichen ſetzte; ein Un⸗
tzeriach, das. Ay noch” hätte verbergen — wenn Ko⸗
nig fine nicht dezwungen geweſen wäre, es ſeinem Hofe
varhier ſehen hr. laſſen. Ziwar ward bieſen bei. Lebens⸗
Höfe verboten, 66° jemanden zu fagen; alleln er konnte
Ich nicht bezwingen,’ ef mußte das Geheimniß von ſich ges
u dent. Um indeſſen did) fein‘ Gewiſſen zu bewähren, fagte
tr es feinem Menſchen, fonderd redete es in eine Grube,
die er In die Erde gFemacht hatte, und deifte diefe darauf
wieder zu. Do, ach! 88 wuchs Schilf auf dem Plage
und dieſes gefchwaͤtztge: Bing flüfterte es der ganzen Welt
zu, daß König Midas Eſelsohren habe: Eine Geſchichte,
die eben ſo warnend für. die Köni ge, als ſur ihre Hofbar⸗
biere iſt — nenilich fin Babelreiche, | — | |
. 7 Das Amt auch als Siadtebauers — —
vorhergehenden, wie die Mythologen erklaͤren, anf das
genaueſte zuſammen weil die Baukunſt nichts anderes iſt
als eine verkörperte Tonkunſt. Doch kann man es auch
daher Teiten, daß Apollon dur feine Drafelfprüche Stäb-
ten ihren Platz und Colonien ihren Sig anwies und fels
ber Städte‘ erbauen half. So bauete er, wit Pofeidon,
dem Könige Labmebon die Mauern um bie Stadt Tro⸗
ja, und. dem Alkathoos "die Mauern von Megara. Bon
Apollon, dem Seher'und Propheten, wird von Ho
mer berichtet, daß ver‘ feinem Priefter, Kalchas, die Sr
hergabe verliehen und eines Orakelſpruchs gedacht, den er
in Delphi ertheilte. Er ſelbſt Hatte, dieſe "Babe von fei⸗
nem Vater Zeus, nach andern von Pan, , und wär der
Vorſteher mehrer Orakel, worunter das pythiſche zu Del.
phi das berühmtefte var; Den Sit desſelben hatte er ſich
nn ausgeſucht, indem er von Pierion ausgehend, durch
Theſſalien, Eubda und Böotien wanderte, bis er
‚an die Quelle Delphufa Fam, den dort haufenden Drachen
Python erſchoß und ſeinen Orakeltempel ſich zueignete. Die
—— in demſelben erhielt er ein Schiff vol Fretis
7
rs.
(her. Mönney welche vorüberſegeln weilten, aber durch
die. Macht bed Gottes bewogen wurden, hier zu landen
und in feinem Dfenft au treten. . Diefe Mythe erflären bie
Forſcher fo: Bor. Apollon hatte zu. Delphi die Erbe fels
ber Orakel gegeben, ober eine. eingeborne Priefterfchaft
gab felbige im Namen der Erde. Daxauf deutet der Dras
de, ober. bie Schlange hin, bie zugleich als das Sinu⸗
bild der Klugheit daſtehet, welche heim Drakelgeben noͤthig
iſt. Die Religion des Apollon, non. kretiſchen Prieſtern
nach Delphi verpflanst, eiguete Gh das Oralel zu, ber
Python wark getoͤdtet, um in ejnem mächtigern Gotte mies
der aufzuieben ‚ ober dem Nomen. zack fort zu Ida, Der
Doß der Seher Apollon auch Arzt war, it ewas
ſehr natürliches, infofern man bei den Drafeln und Wahre
fagern auch, Argtlichen Rath einhokte. . - Homer weiß aber
noch nichts von...diefer Eigenſchaft des Apollon, bei ihm
it Paan (Patap, Paeon)d der Heilgott, deſſen Ras
men fpäter. auf den Apollon übergegangen iſt. Als Arzt⸗
Gott iſt Apollon der Vater * ——— —
Apollon it endlich auch Heerbenführer, Hirten |
ed
gott, als welchen ihn ſchon Homer Fennt. Die berühms
teſte Sage dayon iſt bie, daß er. dem Könige Admetos die.
Heerden, einige fagen, bloß ‚Pferde, ‚andere auch anderes
Vieh, geweidet hat. ‚Einige fagen,. aus bloßer Liebe zu
Admetos habe er das gethan, andere erzählen, er fey von
Zeus aus dem Olymp verbannt werben, nachdem er die
Kyklopen erfchoffen hatte, und habe fich alfo feinen Unter⸗
halt als Hirte zu erwerben. geſucht, bis er wieder in den
Olymp anfgenoramen wurde,
Die Ertlarer des Mythos vom Apollon thellen ſich
in zwei Partheien. Die eine nimt eine alfgemeine, dem
gelammten Mythos zum Grunde liegende Idee an, bie ans .
bere hält dafür — und wahrſcheintich mit beſſerm Grun⸗
'
‘
Par ep
Ba 7 a
— daß der Mythos nach und nadı eytſtauden fep. Die
—— iſt aſtronomiſch⸗phyſikaliſch. Man
fagt: Apollo if nichts anders, ald ber Sonneungott
und heißt deßhalb auch Phsbos, ber Glängende. Er
iſt Sohn des Zeus, der Himmelsluft, und der Lete der
- Dämmerung; aus biefer wird die Sonne geberen, aus
- jener auſſert fie ihre Wirkſamkeit. Seine Pfeile ſind die
Sonnenftrahdlen, damit erregt er Per und Tod;
über er bewirkt auch damit Wahsthkum und B.edeis
hen der Pflanzen und wird fo zumn Gott ber Triften
und der Heilkunſt. Er if Bott ber Muſik, dem
mit ber aufgehenden Sonne kehrt der Erde Jubel
‚and Befang*).. Prophet if sr, denn durch das Licht
der Sonne wird Alles offenbar, fie iſt das Syms
bol der Ertenntniß und Allwiffengeit. Dieß im
Allgemeinen. Auch vas- ‚Einzelne erflärt ſich darnady: Er
weidet die Heerden Aduets, die Sonne gab ihnen Licht
zum Gedeihen und verfihäffte: ihnen die Nahrung u. ſ. w.
"Über. dagegen behaupten attbere, die griechifche Volksreligion
habe den Apollon-nie zum Sonnengott (fo wenig wie ſeine
Schweſter Artemis zur Mondgöttinn) angenommen, dieſer
ſey immer Helios geblieben, jener aber ſey als Gott der
Wahrſagung, der Dichtfunft und der Bogenkunde verehrt
"worden, wenn fchon aus den Alten ſelber Steffen ange
führt werden können, in welchen bjeß gefagt wird. Man
behauptet, exit durch bie Orphiler “ Apollon - zum Sons
_ * Die alten Weiſen ließen bie umlaufenden Welten in ſchönen
Afforden ertönen (die Muſik der. Sphärem, d. d. es
fland Alles in der fhönken Harmonie. Dieſer Sombolik lag
der indifhe Urmythos zum Grunde, nah welchem die himm⸗
liſchen Schaaren in ewigen Harmonieen -dem großen Bram
lobſingen; denn der Inhalt dieſes Mythos iſt der Srund⸗
ton der ganzen ältern Philoſophie und feine Nachkläuge ha⸗
ben fi von den Ufern des Ganges über ale Boͤlter und
durch alle BERN —
— 313 —
nengen ungebemen⸗ ud "Diet Umberning: von: ben en
goeräern fortgeſetzt und völlig auszebilbet worden. Dieß
IR alerdings gegrandet und ‚läßt ſich nachwelſen. Allis
ed giebt noch eine dritte Anſicht, weldhe dieſe beiden gie
wiſſermaſſen verkinigt. Man fagt newslicdh: Die Idee des
Apollon iſt nicht griechifchen, fondern orientallfchen Wer
ſprungs und iſt nur nach Griechenland binübergetragen
worden; er iſt ber agyptiſche Horo d oder Harpokra⸗
tes, der inbiſche Kriſchn a, und inſofetn erdinge ein
mit dem urgriechiſchen Helfos, aber bie Griechen haben
ihn nicht dafür erkaunt, ſondern ihm Aemtler und Eigen
ſchaften deigelegt, je nachdem er ihnen zueril: angekandiget a
wurde, in Theffalien ald Heerdengott, in Bor
tien ald Mufenführer 9 und Sänger, in Dep
ad Orakelgeber. Cicero, der bie Götter aus dem hir
ftorifchen Geſichtspunkte erflärt, redet won vier Apollon
die nach und nach gewefen und zuletzt in einen einzige
aufainmengefchmolzen feyen, und es Hi gar nicht unwahrs
ſcheinlich, auch mit allem Vorhergehenben gar nicht ‚unver
eindarz denn da die Religion Apollons aus der Fremde -
tom, fo mußte fe nach und nadı zu verſchiedenen Zeiten
in den derfchiebenen- Gegenden Griechenlands bifannt win
den, bis zulegt bie mit dem: Einmanderungen entſtandenen
Lokalſagen alle vereinigt und auf den Bott, der fie vera _
laßt hatte, gleichfam zuſammengehauft wurden. Nach De⸗
los ſcheint der Apollondienſt ſpaͤt gekommen zu ſeyn, aber
hier fand er feinen ſchönſten Platz. Unter der Aufſicht few '
ner Priefter entftand bald ein blühender Handel und die
Feſte und Myſterien, die fie begingen, zogen Walfahrten
(Aheorieen) — — Delos ward ſo som und heilig
. *
’ ” R N N 4
2 *
—
-
| En
*) Apoflon mit den neun Mufen- erinnert die neuen Selehrten
au den indiſchen Kriſchna, der in Geſellſchaft von neun
jungen Mädchen Ichte, oder auf einem Elephanten ritt,
der aus — sein ge Neun iafammengeieht war.
.
— SH —
endet, daß Sein. Todter muf der —— —
durfte. Dank aber:.blch eine ſteteen innige ·Verbindung
giifchen ‚ber. Onſel⸗ Enlonie, und baue: ‚alien. Priefierihegum
unten ben Hpoerhenern, aus welchem -jege bervorgegar⸗
» 9m war, die zu: ———— — ae deutenden Eye
om —— —
Abpollon schlete is der Phaui- ‚ber Die, ab
Biöne zu. ven unbaͤrtigen Göttern, wie Ares ‚Hermei
m Balchos und: ift, in feiner; Abbildung: (wie ein ‚neuer
Gorſcher ſehr treftenh fagh feines.erhabenen Vaters
ahnlich far, Sobn, gleihfam ‚der jugendliche
Zeus. Erhaten furchtbar und furchtbar. ſchoͤn iſt, er, wenn
Unwille feine, Geſtalt hebt und ſeine Züge ſchwellt. Und
gern, ja: gewoͤhnlich Herrſcht die Idee, des Zürnenden in
iern; Darſtellungen wor. Er fuhrt Bogen md, Koͤcher,
MNithara und Floͤte Schlange und Hirtenftabz Lorbeer und
Dreifuß arafteräfiren.ih und unter ben Thieren ſind ihm
geweiht. ber Schwau, ber Nabe mah.der fahelhafte -Sxeif
‚Cder bei den Hpyperboräern die. Goldberge hütet I. . Man
ſchreibt ihm-eine ‚große Menge von Soͤhnen ‚und Köche
38, die. ex mit vielen Geliehten: erzeugt ‚habe, uud in =
weiten Faͤllen beſagt dieſe Genealogie weiter nichts, al
daß der Dieuſt bed. Ayollon ig. gewiſſe Gegenden verbrei⸗
st, ein Oralel daſelbſt geſtiftet worden ſey, und mit Del⸗
phi, in Verbiudung ſtehe. Apellons Dienſ war.;fehr aus⸗
arbreitet, er hatia viele Tempel und feſtliche Spiele wur⸗
ben Ihm nicht aux au Delos und Delphi, fonpern am vielen
andern Orten gefeifrt. Wig aber feing Drafel alle. andern
‚ Äbertraffen, ſo „übertraf das gr Delphi alfe übrigen Apol⸗
Iond» Drafel, an Anfehung und Reichthum, Auſſer Del⸗
phi und Delad-aber waren ihm insbeſondere bie Stadt
Leufog.und ‚bie Berge Helikon und ——— ge⸗
heiliget = Fer Er BL 413.
ran : re. ' > 27
# 7 7 er = N 01% tr
_ 816 — | |
le Sins Amsttepios. Zu a a
Der — Apollons, Me Arßtes, der erſte ad ba
rühmtefte unter allen Arrzten, wat von’@pibaurds gebhtb
tig, 00’ feine Mutter Kor onis die Tochter des Koönigd
Phlegyas war. Dieß Hi die gewoͤhmichſte Sage. Et
ward von feiner Mutter nicht geboren,’ dein Apollon toͤd
tete die ihm Ungetreue, veitete aber ihr Kind und. fieß das -
ſelbe zitetit von Nymphen, ſodann von Cheiron, vem
Kentaur, erziehen ünd in der Heilkunſt und Jagbleuntniß
unterrichten. In der erſtern erlangte er nun eine ſolche Ge
ſchicklichkeit, baß er nicht nur die Kranken alle höllte, A
hm anvettrauten, fordern auch eine Menge“ Lodter wied
auferwegte. Nicht lange trieb er ſolchte dent Pluton Tat
fein Reich veröden und tlagte bei feinem‘ Bruder Zeus,
welcher den verwegenen Sterblichen mit ſeinem Blitze toͤt
tete. Spaͤtere Dichter — denn Homer und ſelber Pindar
kennen. den Askleptos nur als Arzt — verfegen“ ihr dank
unter die Götter und’ nun wuͤrden ihm’ uͤberall Tempel und
Altäre errichtet. Der 'berähmtefte feiner Tempel‘ ivar 'der
zu Epidauros, in deffen heiliger Umgebung keine Frau gẽ⸗
bären, Fein Menſch fterben durfte. Auf einem Throne ik
demfelben ftand das Bild "des Gottes, Ihm zu’ Ehreh
feierte man bie Feſte Epidauria, ſonſt auch Astlepi⸗
eia. Dargeſtellt wird” er mit entbloͤßtem Oberleibe; der
Mantel, der den Unterleib bedeckt, ift übek die Schulter
geſchlagen; fein“ märtlich ernſtes Geficht, mit‘ der Miene
des ruhigen Fotſchers, beſchattet ein dichter Bart. Er hat
viel. Aehnlichkeit mit dem Vater der Götter. Sein Attri⸗
but iſt ein Knoienſtock, von einer Schlange umwunden.
Die Lorbeerkrone hat er als Sohn Apollons. Ge⸗
heiligt waren ihm Biede: und REN. Hahn, ing
und Rabe,
Gewoͤhnlich ertiiet man: ben Asilepios Cateiuiſch
Aesculapius) für eine hiſtoriſche Perſon; Cicero zählt
drei Aesculape auf, wovon nun. ber erſte Apollons Sohn
i N ur‘
\
x
— 16 —
wear. Ste alle berähute- Bleugst : Waren Giime det Hei
anttes. ſudeſſon gehen bie.neuerw, Forfcher bei der Er⸗
Härung biefed Weſens wicht vom bem Manne, ſondern von
der. Schlange. and. Man fagt:.” Die Schlange des Askle⸗
9408. if. mit der Schlange, welche Moſe in der Wü
aufgerichtet hat, eine und dieſelbe, es iſt die aͤgpntiſche
. Sauph » Schlange, ber uralte Fetiſch, der in Agpypten
. eine {0 bedeutende Role gefnielt hat. Bon ihr famımt die
- Schlange der griechiſchen Hygen, der römifchen Salas,
non ihr fammt, felber die hriftianifche Schlange, Die über
dem Kelqche dei Apoſtels Johaunes erblickt ‚mist. Die
Phonitier die nach Epidauros ‚Samen, brachten, ſolche
Scchlaugen wit, um auch hier durch Gauteleien, das rohe
Volk zu gewinnen und legte ihnen eine heilende. Wunder⸗
Fraft, einen guten, ſchmerzlindernden Geiſt (Agathohämen)
Bei, worauf dag Volt bie. Schlange den fanften Es
un, Asklepios naunte Die Gattung diefer Schlange
Dermehrte ſich in dem ihr angewiefenen heiligen. Bezirke,
Bald entſtand nun eine Priefterfafte, die die Heilkunde
" ausübte ? während fie ben Erfolg ihrer. Mittel, verbunden
zit den Wirkungen bes Glaubens, für die Gabe ded
bie Kranken befuchenden, Schlangengottes ausgaben, Die
| Astlepiade n, ſo hieß der neue Prieſterorden breitete ſich
‘aus und wo bie Mutterloge Yon. Epidauros eine Tochter:
Joge ftiftete, da ſchickte Ge, anftatt ‚einer, Sonftitutiongatt«,
einen hoffnungvollen Sprößling. aus der Familie ihre
“ Badenfchlangen . ‚hin. Nun wußte. man, daß. man de
Schlangen feine größere Freude. machen, kann, als men
man ihnen einen Stab, ein Stämmen vorhaͤlt, an wel⸗
chem ſie ſich hinaufringeln koͤnnen; der hohe Prieſt er hielt
alſo an den Feſten einen enotigen Stod. in der Hand, a
welchen fich die Schlange hinaufwand und fo zeigte er
bem Bolte en .. *2). © war aber nad) und nal)
4 r; — [}
Fr Das Nufmehmen Des Stabes, wish in den. Asklepieien
ne einer — feierlicen A ‚Neilisen ‚Damdigng ge
— ro ee:
der Gieer guim Reatutay and der name, ve
Schlauge, fat ame rn herab * wer — *
N |
er
Die Eeikreng sm. — ehe. ſo vie für ig,
wie die erſte uud es fehlt ihr; ganz und. gar. nicht an dia
Rörifcher Begründung... Sie.muß alſo nur: mod; ſagen, wie
der Schlangengott zum Sohne ded. Apollon "warb, und and
dieß that ſle auf eine hefriebigende Weile, Ale bie Dev
liſchen Apglen⸗ Perehrer, unter dem Prieſſer Diem,
nach Delphi Tamen, fanden ſie die Drakelſchlauge, den
Python, den man bafragte (pptheßiha), auch a
Heilmittel in allen Krantheitfällen. Sie fetten fih in
Befig des Orakels, (Apollon tödtet den Python), feierten
bad Andenfen bed getöbteten Python in den ppthifcen
Spielen und brachten nad) und nach die epidanrifche Heil⸗
ſchlange in Berbindung mit der pythiſchen Orakelſchlauge.
Auf dieſe Weiſe ward Apollon Heilgen, der Vaier
des Aetlepios. er
. Einige wollen, daB große Siernbild bei Dphin⸗
chos, Schlangentragers ‚ welches aus dem Süden nach
dem Rorden ſich erſtreckt, ſey dad Bild des Aeskulap; an⸗
dere — darũber aubere Meinungen und sem —
— Hypgieia. KISS NE
Unter den Kindern des Asklepios iſt Sngiela, , Sp:
gea, das wichtigfte. Sie iſt die perfonifizirte Gefundheit. -
und bei Homer und Heflod noch fo wenig eine Göttinn,
als ihr Vater ein Gott. Sie warb folche erft mit dem
Anfangs, ſeines Tempeldienſtes. Die Tempel des Askle⸗
pios —A an, ſehr Beinen, J oder der — för⸗
AA weiches an einen anderi Surt erttinert, "0b —
i, wur in Anderer Borm, fſeierlich emporgebosen -
Ss dem Volke zur Aubetang-vorgehalten wi. — 7: : .
rt \
Verlichen: Orten angelegt ; Daher unet-bie. Bötign.ner Ge⸗
fandheit. feine, eta Besleitexiun. am: ihre Bilpſaũle. ſand
in feinem Tempel. Sie wird als ein Mädchen von ſchlan⸗
Tem Wuchfe, in einen langen Talar gehüllt, vorgeftellt, in
bir:kinen Hand: HRk-fid eina@xklande;. weldie au ber mit
der andern: gehaltenen Schale: vaX : Wiaza: (Nylon): frift,
Unter ‘ven’ ihr geweiheten Temprin war der zu Aegium in
Achaja Yen merkwrdigſte. Hier durſte Niemand als bie
Prieſter, We Bildſaule der Goͤminn ſeten; der· Gotteddienſt
des Asklezios und" feiner Auder zweckte nemlich darauf ob,
durch Vorſpiegelungen mancherlei Ar die Eiabiidungkraß
ve ven, daß die gewunſchee Wickaus mr
— ⸗
mi a © Ketesphoroe: Zr.
— biefea weſen ſehr gewoͤhnlich in det eſrůſchat
bed Asklepios und der Hygeg angetroffen wird, ſo erwaͤh⸗
nen wis, ſeiner hier. Er, iſt in Abbildungen eine, Eleine
männliche Figur, in ein langes Gewand gehüflt, und bie
phyhrygiſche Müge auf dem — und ee ‚ber ‚Gott der
| fe en, u Te —
Man Bau: dafur, be ee —
(ep aus. dem Harpokrates der Argypter hervorgegangen,
dem die Geneſenden geopfert haben, weil ihnen gleichſam,
nach dem Winterſtillſtand ihrer — eine neue Sonne
der Geneſuug auſdins — Be — —
F a t R i€ F
.» e..00r I. — ’ . . y
‘ — — .. ”
Ku re ur er ie Br Re el N ”. BR,
ee Me
die Schweſter Apollons, ae veſeene
Schidfal, wie ihr Bruder, ihr Mythos iſt ſo vrärfach dar
geſtellt, daß ſie ſich zuweilen gar aicht mehr Ahnlich. fieht,
Bei. Homer iſt ſic, als die Schweſter Apollpns, die Göt⸗
tinn des Ceſange, ‚ber Reigen: yan.den Geſchoſesʒ aber
in der Folge. wird ſie, wie fo: viele saubere, Altes I: Allem.
—
= gg =
re Fit wWeihete ffe ſich der — A
Bereheignig ihres Vaters Zend, rd’ halt ſehr rend
darüber; fie ſtrafte ihre Nymphen, die ir Mann
befannt machten ; und verwandelte fle, die eine, Källiſto
ir eine Bärinir,'die' anbere, Daphne,:it inet: Lorbeets
baum; ſie rädhte" ſich an Männern, bie ihre Gerunmg
verfansiten‘ und ſtch ihr mit zärtlichen Einpfindungen: Wa
herten, "wie ben Aktäong ven fie in einen Hirſch verwan⸗
daß von feinen eigenen Hunden zerriſſen wur⸗
.Im Titanenkriege leiſtete fie hrem Water‘, Zeus durch
* Bogenkunde wichtige Dienſte, im Trojaniſchen Krieg
war ſie auf der Seite der Angegriffenen. Was ſie brauch⸗
te, ſchaffte fie ſich ſelber, Waffen bei den’ Kyllopen, Hund
de bei Pan; ſie erjagt die Hirſche mit goldenem Geweih;
und reiſſende Thiere; fle erlegt mit ihren Pfeilen die Wei
ber und macht Länder und Völker ebend, denen fie zuͤrnt,
doch iſt fie auch nicht färg im Spenden vor Wohlſthaten;
aber in vielen ihrer Geſchaäfte fällt ſſe it andern: Göttin⸗
nenzuſammen, denn ſie iſt Geburtshelferinn, wie Etlein
thyia; Schützerinn der Heerwege, wie Helate; ‚Kädtels
trägerinn, wie Demeter und Selene; Hafenbeſchuützerinn |
wie Aphrodite. Big fragt man: Woher dieß Alles?
Aber die Beantwortung dieſer Frage hat ihre Schwierigkri⸗
ten. Das Urbild der Artemis ‚ fo jagt man, iſt der leuch
tende Mond, der kalt und keuſch in nãchtlicher Stille Abet
die Wälder ſeinen Glanz ausgießt;‘ daher heißt fie Licht⸗
bringerinn, wird.den Geburten vorgefebt, weilbieſe
von den Monaten Menden) abhängen, Pfeilſchu⸗
tzin n wie Apollon, weil auch der Mond-Steahlen fchieß,
ländliche Gottheit; weil der Mond Einfluß auf’ die
Fruchtbarkeit der Erde hat“ Well nun der’ Mond rbb .
ne Zeit lang am Himmel ſteht, zur andern nicht, ſo wurn
be Artemis auch in die Unterwelt gebracht und floß mit
bee Hekate zuſammen, die man als nächtliche Zaubergöss
tinn und als begluckende Naturgöttinn betrachtete. Dar⸗
and ——— nun die — Gbitinn, weil ſie bald
— 320 — —
(m, Hiummel, baf auf der. Erbe, Sad anier dee En⸗
wirkte. So gedeutet kommt allerdings ziemliche Einheit im
Den. verwidelten Mythos der Böttina;. aber nripränglic
war fie nicht dad Alles, was man hiervon ihr fagt, alfe
muß immer noch erklaͤrt werben, wie fie nady und nach es
geworden iſt. Dieß verfucht man aber fo, Inden man ie
ren Mythos in zwei Perioden theilt, in bie erſte, wo Ars
temis als Lokal⸗ und Nationals Bottheit worlommet. und
in, die zweite, wo deren ſaͤmmtliche — — u.
ter u: snfommangebacht werben...
Er kolal⸗Gottheit tommt Artemis in Eyheſus vor,
wo ihr Bild in dem berühmten Tempel ſtanb. Der Ober⸗
theil des Leibes, ‚welcher. in einen abnehmenden, mit Thiere
. geftalten verzierten Block auslief, war wit vielen Bruͤſten
Überbedt, der Kopf trug eine Mauerkrone, zwei eiferne
Stangen unterflügten die ausgebreiteten Haͤnde. In Grie⸗
chenland und noch mehr in Aſien ftanden viele ſolche Bil⸗
bee und die Weſen, die fie vorftellten, führten die Namen:
Orthoſia, Upis, Brimo, Britomartis, Dikty⸗
aa u. ſ. f. Aus Skythien aber kam nach Griechenland
der Dienſt der Artemis Amazo (der Bruſtloſen,
nach andern der vollbrüſtigen, vielbrüſtigen) und
verſchlang den Dienſt der Upis in Sparta, der Bri⸗
tomartis in Kreta, weßhalb die Dichter ſagen, dieſe
- Mymphen) ſeyen in das Gefolge ber Artemis aufge
nommen worden. Aber biefe führt oft felber. jene Namen.
Sp ber. Berbindung mit ber. fretifhen Religion erhielt nun
ben, Dienft der Artemis eine neue- Refora, fie warb zur
| Gchweher Apollons, und demnach zur Boogenf häginn,
wie ihr Bruder, und traf, wie er. bie. Männer, bie Wei⸗
ber mit. ihren Pfeiten ‚ daß fie f ſchnell dahin ſtarben; fie
waff, als folche,„ auch die Kreifenden, und töbtete fle nicht
ſelten, aber ‚weil die. Göotter überall, wo ſie verwunden,
aAuch heilen und wo. fie. wehthun, ſegnen, fo ward ſie zus
gleich Helferinn ip der Geburt, alſo Eileithyiaz fie traf
. — aus
— *
= — 39 u
and ber Ferne, wie ihr: Bruder. $ ekatos, ber TE .
fende) und warb bemnad zur Hekate, zur nächtlichen
Zaubergättinnz; ſie ward zur Schwelter des Sonnen
gottes, alfg der Mond (Selene), und da ſie als ſolche
auch den naͤchtlich Schiffenden leuchtete, zur Beſchutzerinn
der Schifffahrt und insbeſondere der Häfen, in .
man fich bei ber Nacht zu bergen ſuchte.
Aus dieſer Eutwickelung des Mythos von der Artemis
ſcheint hervorzugehen, daß ſſe urſprunglich nicht die Monde F
göttinn geweſen ſey; aber wenn man bedenkt, daß fie
nichts anderes iſt, ald bie. große aflatifche Naturgottinn,
die auf ihrem Wege — Aſien über Skythien oder Thra⸗
kien nach Griechenland Manches verlor und Anderes an⸗
nahm, ſo iſt es wohl einleuchtend, warum ſie in Grie⸗
chenland mit allen den andern vorhandenen weiblichen
Goͤtterweſen ibentifizirt wurde, bie ihren Urſprung der
großen afiatifchen Göttinn-Mutter RU
Artemis erfcheint in der Dichtkunſt in ahireichem Ge⸗
folge von Nymphen, bie auf Bergen, in. Wäldern und
Thälern um fie find, alle fchön und fchlanf. "Sie war .
ewige Jungfrau, aber nicht aus Würde oder Ernft mied
fie die Liebe, fondern aus Luft an eirter Beſchäftigung, die
ihr Aphroditens Jugendlichkeit ohne ihren Sinn gab. Sie
war das Bild des jungfräulichen Mädchenſinnes, der in
der männlichen Beſchäftigung der Männer vergißt. Spaͤ⸗
ter freilich warb fie zur fpröden Jungfrau, mit dem Bes
wußtſeyn ihrer: Sungfraufchaft und dem Willen, fie zu be
halten. Und unn erft erfolgen die Auftritte mit den kuͤh⸗
nen Männern, die ihrer in Liebe begehren. Den Keufchen -
und Meinen iſt fie hold, und je mehr fih, ohne Zmeifel
in Pythagoras Schule, die. Lehre, von dem orphifchen Les
ben ausbildete, um fo veiner bildete fich auch bie Idee von
der Artemis jungfraulicher Keuſchheit aus. Artemis hat
viele Beinamen und mehre beſondere Super, von Br
4. Band. 4 |
— 322 —
wir nur die von Iphigenia anführen. . Agamemnon
hatte vor der Kahrt nach Troja auf der Inſel Aulis =
der Artemis geheifigte Hindinn auf der Jagd getöbtet. " Die
. Böttinn ftrafte den Frevel dadurch, daß fie wibrigen Wind
fandte, der die Flotte im Hafen zurüchielt und der Seher
Kalchas eröffnet endlich dem Heere, daß es nicht eher ab⸗
"ziehen konne, als bis Agamemnon feine einzige Tochter,
Iphigenia, der Artemis zur Sühne geopfert hätte. Aga⸗
memnon weigert ſich deſſen lange, endlich muß er nachge⸗
. ‚ben und feine Tochter wird geholt. Diefe, nach langem
Streit der Krieger, entfchließt ſich hochherzig, fich felber
dem Ruhm und dem Heil ded Vaterlandes aufjuopfern;
aber indem ber tödtlihe Streich am Altare fallen fol,
entrückt fie die Göttinn und am Fuße des Altard Liegt eis
ne Hindinn, die nun flatt ihrer geopfert wird. Iphigenia
trit in Taurid wieder auf ald Priefterinn der Artemis, bie
ben furchtbaren Auftrag Bat, alle Griechen, die auf der
Küfte zit Ianden wagen, der Börtinn zu opfern. Nach
‚ Iängerer Zeit, in diefer für fie fo Tchredlichen Lage zuge
bracht, kommt ihr Bruder, Or eſtes, mit feinem Freunde
Pylades, nad Tauris und beide ſollen dem grauſamen
Gebrauche zum Opfer fallen. Doch Iphigenia erfennt den
Bruder und mit feinem‘ Beiftaide entwendet ſie dad Bil
. der Oöttinn aus dem Tempel und-entflicht mit ihm in die
Heimath. Hier ftiftete fie nun, im brauronifchen Canton
ben Dienſt der taurifchen Artemis, doch ohne Menſchen⸗
opfer. Als fie farb, gelangte fie zu ewiger Jugend und
Unfterblichkeit und warb mit an — der ſie
im Leben geliebt hatte.
Iphigenia, ſo dentet dieſen Mythos ci ſcharffinn⸗
ger Forſcher, war ein Name der Göttinn Artemis, wie
Opis, Britomartis u. a. Die ſtythiſche Jungfrau
. und Jagdgoͤttinn hatte ſelbſt die »Starkey oder wit
”"Rraftigeborne” geheißen. Erſt im griechifchen Cal⸗
tus wurbe Iphigenia von Artemis verſchleden und folglich
— 323, —
war — es auch in den griechiſchen Sagen über
Taurika; und weil die Namen in den Sagen aus der
Borzeit in: die Gefchichte ber Vorzeit felber verwebt wer⸗
den, fo wurde in den. Mythen des fpartanifch » argiviſchen
Cultus Iphigenia zur Tochter Agamemnond. Aber nicht -
die Skothen in Tauris waren ed, die fie Iphigenia hießen,
fondern ed waren Griechen in Stythien ‚ durch welche ihr
Cultus nach riechenlaud kam.
Ex
Oephaͤſtos. ne:
Der Sohn’ der Here, den fie aus fich felber gebar,
ihrem Gatten zum Trotz, als biefer die Pallad aus feis
nem Haupte hervorgebracht hatte *), hieß Hephäftos und
warb von Zeus, ald dieſer den Neugebornen entdeckte, ‚aus
dem Olymp geworfen. Er fiel ind Meer, wo ihn bie
Nereiden auffingen und. erzogen. Nachdem er neun Jahre,
in einer Grotte ‚verborgen, gelebt hatte, wurde er wieder
in den Olymp aufgenommen, wo er fich indeſſen nicht-
gefiel, befonderd um deßwillen, weil feine Mutter ſo oft
von ihrem Gatten gemishanbelt wurde. Einft trieb ihn in
einem folchen Falle die kindliche Liebe, ſich ihrer anzunehr J
men; allein das bekam ihm ſehr übel, Zeus ergriff ihn in
fine Grimme und fchleuderte ihn zum zweiten Mahl auf
bie Erde. Einen ganzen Tag fiel er und, mit ber finfens .-
den Sonne fam er auf ber, Infel Lemnos an, deren Bes
wohner ihn mit Freundlichkeit aufnahmen. Darum wählte
er fie auch zu feinem Lieblingsorte und fam oft und gern
von feinem Dallaite im Olymp herab auf dieſe Inſel. Ge⸗
woͤhnlich ſchreibt man. dieſem zweiten Kalle dad Hinfen |
bed Hephäftod zu; allein Homer kennt nur einen hins
* Benn Herhãſtoe bei der Geburt der Pallas dem Zeus ziem⸗
lich gewaltiam Hebammendienfe thut, ſo — das ein neue⸗
zer Aythes. . en
= 21* a
⸗
Aunſtfleiß und durch feine Bereitwilligkeit nützlich wir,
vor allen aber das goldene Netz, das rein -unfichtbat un
— Da es etwas Unnatuͤrliches iſt, daß ein ſoicher Künſtler auf
321 — 2
— *) Hrohäftes, der auf ſchwachen Füßen fir
het, obgleich er bie kunſtvolleſten Arbeiten verfertigt, und
allen übrigen Göttertt und vielen Heroen durch feinen
Die: Büchfe der Pandora, die Pfeile des Eros, der Cie
ter des Zeus, die Krone der Ariadne, der MWagrt bei
Helios, die Rüftung ded Ares, die Waffen des Achillers,
kurz, Alles was Fünftlich gearbeitet war, war win Werl
des Hephäftos., Doch feine berühmteften. waren: Die gıb
denen und ſilbernen Hunde des Alfinoos im Lande du
Phaͤaken, die unſterblich, nie altenten und das Haus ie
wachten; die beiden Sclavinnen von Golb, bie a ft
ſchuf, um-fih auf fie zu Rügen, wenn er gehen well;
doch fo ſtark war, daß er das ungetreue Weib, die mi
ſchwachen Süßen ftehe, fo wollen die Neuern beweifen, da
fein griechiſcher Beiname »Amphigyeens“ nicht "hin
kend,“ fondern “ſtark,“ oder "gefhidt” überfeßt wer:
den müffe (weßhalb er etwas anders‘ ädgeleitet. werden muß)
und daß demnach Hephäftos urfprünglic mit durchaus ge
ſunden Gliedern gedacht worden ſey. Dahin ſoll ſelber der
Umſtand deuten, daß die Charis ſeine Gemahlinn (ie
Gehuͤlfinn des Schöpfers reizender Kunſtwerke) war, um
ruhig und zufrieden in häuslichem Glücke mit: ‚ihm lebte.
Grit, nachdem das misverſtandene Beiwort ihn zum Unge
ftaltigen und fomit zum Unbeholfenen) in der übrigen Gr
ſenſchaft gemacht, Habe man angefangen, ihm, nicht im
‚Ernfte, fondern zum Schimpf, die Aphrodite felber zu
Gemahlinn zu geben, alfo den Schwachen mit der immet
Lüfternen, den Häßlichen mit der Schönften zu verbinden,
und fo Veranlaſſung zu haben, den Göttern in der unans
bleiblihen Untreue der unbefriedigten Sattinn Stdff zu ei
nem unauslöſchlichen Gelächter zu geben. In der That fin
nod Monumente vorhanden, in weldhen Hevhäftos auftrit,
ohne die geringfte Spur der Ungeflaltheit oder Lahmheit.
» ⸗
— 326 —
ie: Bohlen Arad -in- firäflicher Umariung auf dem Betr
te lag, damit umfchlingen und in. ihrer Schande bem uns
auslöfchlichen Gelächter der herbeigerufenen Götter preis⸗
geben konnte. Doch der ſtrenge Rächer der beleidigten
Eherechte ward ſelber haüfiger Untreue befchuldigt.. Man
nennt eine Menge von Söhnen, die er, nicht mit feiner
Gastinn, erzeugt hat, alle unftreichen Männer, fagen
bie Erflärer, waren, Göhne des SHephäftos, wie alle,
Starken, die. ded Zend), und felbft. der jungfraklichen
Pallas, die zu ihm fam, wollte er Gemalt anthun. Macht.
nicht die: Kun, die mechaniſche, zumeilen. einen "ungläd,
lichen” Berjuch, fich mit der Wiſſenſchaft vereinigen, ihr
gleich ſeyn zu wollen 2) *
| Im Lokal⸗ Euftus, von Lemnos hatte Hephäftos Aus
fenthals und Werkſtätte in den unterisdifchen Feuereſſen
der Inſel und bie. Kyklopen ſind ſeine Geſellen, wiewohl
man das auch von Sizilien und den liparifchen,
Inſeln fagt; eigentlich aber wohnte er. im Olymp unb
kam voy da herab,. an feine- Lieblingsorte, wie andere
Götter auch pflegten. Abgebildet wurde Hephäftos In ath⸗
letiſcher Geſtalt, im reifern Manned«Alter, ganz leight
bekleidet und mit'der pheygiichen Müge bedeckt; gewöhnlich
ſteht ober ſitzt er (das letztere um. ſeine Lahmheit auszudrüß
cken) vor einem Ambos, auf dem er arbeitet. Ihm zu Eh⸗
ren wurden die Henhaͤſtien gefeiect. ze.
Man erflärt ben Mothos vom hephaſtos entweder
hiſtoriſch oder phyſikaliſch. Einige ſehen in ihm den Tu⸗
balkain (Balkan) der Bibel, andere ben ägyptiſchen —
Feuergott hthas, wovon ſogar Hephäſt os herkom⸗
ne); Cicero zählt ‘vier Vulkane auf, die. zu. verfchiebenen
Zeiten geleht haben. Die ben Mythos phyſi kaliſch erklären, |
agen: Hephäſtos war das Feuer, in welches ſich bie
intere Luft (Here, feine Mutter), leicht verwandelt. Er
ſt lahm, die Flamme ſchwebt ſchwankend über dem bren⸗ |
* *
— Stoff. Zens warf den Hephaſtos aus dem Dlymp
“herab; feine Blitze entzündeten ‚hie und da die Erbe un,
was darauf war, und gaben Dadurch den Menſchen
Veranlaffung, das Feuer und feine Wohlthaten kennen zu
lernen; Hephaͤſtos arbeitet in der Erde mit den Kyklopen,
bie gewaltigen Kräfte der Natur werben durch unterirdi
ſches Feuer in Bewegung gefest. Uebrigens it Hephäſtos
nicht bloß der Gott (der Erfinder) des Feuers, fondern
auch der Erfinder der Künfte, zu beren Ausübung Feuer
gehört, unmittelbar oder mittelbar. Daher halten ihn
einige für einerlet mit Prometheus und fagen, biefer
ſey infonderheit den Hellenen, —— aber den Pela⸗⸗
gern eigen geweſen.
| | Pallas Athene. eo,
Als Zeus, nach dem Siege über die Titanen zur Ober,
herrichaft gelangt war, erfor er fih, wie Heſiod berichtet,
- die Metis zur Gemahlinn und barg foldye, als fie ſchwan⸗
ger geivorden, in feinem eigenen Bauche. Die Folge das
von war, daß er Gelbfigebärer wurde. Aber er gebar
aus dem Haupte und fein Kind war ein erwachſenes
weibliches, Weſen in vollſtaͤndiger Ruſtung, eine Kriego⸗
göttinn. Das war urſprünglich Pallas Athene, die
ſich jedoch auch als Göttinn für die Künfte bes Friedens dar
ſtellt. Insbeſondere find es bie fi nnreichen Erfindungen, im
-, Krieg wie im Frieden, die man ihr zufchreibt. Als weile
Kriegerinn trit fie zuerft in den Götterfriegen auf und ent
ſcheidet den endlichen Sieg ihres Vaters dadurch, daß fie
ben Rath giebt, den Herakles zu Hilfe zn rufen. Im den
"Kriegen der Sterblichen iſt fie bie ftete Lenkerinn und Schi
‚gerinn ber Heldenkraft: fle leitet den Heralles auf den
Olymp empor, fie lehrt den Bellerophon den Pegafos. zäh
‚men unb bie Chimära beſiegen; fie begleitet- den Perfeus
auf feinem Zuge gegen die Gorgonen; fie hält den Adib
leus werth, fie leitet ben Ddyſſeus, beſchützt ſeine Gattinn
une führt den ihn ſuchenden Sohn, in der Geſtalt Mens
%
_- ı-.
Eier ſo Vegänftigt fie die Erfinder bon Krieswerk⸗
— denn fie bauet die Argo .und lehrt dem Egeus das
hölzerne Roß zimmern, wodurdy Troja erobert wurde,
Doch gerade fo trit fie ald Befchügerinn der Künfte bes
Friedens auf und zeigt ſich da zuerſt als Jungfrau in als
len _Gefchäften einer Fuͤrſtentochter des heroifchen Zeital⸗
ters. Den Weberſtuhl, die Spindel, bie malerifhe Nas
dei behandelt fie mit gleicher Fertigkeit, ſie arbeitet für ſich
und andere Göttinuen Kleider und Schleier; fie‘ ftattet
Pandora mit der Fertigkeit in allen weiblichen Künften .
aus, Ichrt den Weibern der Phäaken und. ded Pandareog
Töchtern ſchoͤne Arbeit und Geſchicklichkeit. Ale Künftler
—
und Künftlerinnen erfreuen ſich ihres Schutzes und ihres |
Wohlwollens; aber wo fie Stolz und Ueberhebung gewahr
wird, da firaft fie auch unerbittlih, und die Weberinn
. Aradıne, die ed wagt, ſich in einen Wettftreit mit ihr
einzulaffen, wird in gine Spinne verwandelt, Bon dieſer
Bedeutung erhielt fie ben Namen Ergane (Arbeiterinn);
dba Kunft und Geſchicklichkeit Reichthum erwerben, fo wird
fie mit Plutos zuſammengeſtellt; und da fie alle Kunſte ee
und MWiffenfchaft fchügt und treibt, ſo iſt fle auch ‚eine
Heilgdttinn (Athene⸗Hpgieia, Soteira, Päos
‚nia). In allen biefen Hinfichten ift fie das Symbol
des aus dem Haupte fpringenden Gedantens, -
die. Sättinn der Weisheit felbft, ber Wiffen- -
Saft und Kunſt. Wahrfheinlich iſt ſie das in_Athen
geworden. Man erzählt von ihr, daß fie duch die Flöte
erfunden habe. Indem fie aber im Olymp auf. biefem
Snftrumente fpielte, bemerkte fie auf den Geſichtern ber
Goͤttinnen ein fpöttifches Lächeln, und als fle fich darauf
während des Spiels im Spiegel betrachtete unb gewährte,
wie ſich dabei ihr Mund häßlich verzog, ſo habe fle die
Floͤte weggeworfen und ihren Fluch darauf gelegt. Der
arme Marſyas fand fie und der Fluch ging an an in
Erfüllung.
— 1318 —
Aus diefem Mythos fchkießt mar, bu Arhenen nur
bie nüglichen, nicht die ſch ßnen Künfte gehören. Nur
yon dem Geiſtigen angezogen, entfernt ſich ihre Theilnah⸗
me von dem Herzen: und feinen Empfindungen; ihr gan
zed Leben und ihre Thätigfeit ftellen fie als eine Gottheit
dar, die nur mit bem Berftande und für benfelben lebt,
die nur mit kalter Zuneigung des Berftandes diejenigen
umfaßt, welde durch Vorzüge desſelben ſich ihrer werth
gemacht haben. Sie ift die Borfiellung der reinen Ber
‚ftandestraft und hat nur darum einen Körper, Damit man
fie ſinnlich darftellen könne, ver bleibt ohne’ allen Einfluß
auf fie Darum weiht fie fich einer ewigen Jungfrau
ſchaft und wer ben Blick der Begier auf fle richtet, ben
ſtraft fie mit gefühllofer Härte, wie fie den Scher Teire⸗
flad mit Blindheit fehlug, weil er die Berwegenheit ‚hatte,
fie im Bade zu befaufchen. Es ift ein fpäterer Mythos,
der fie mit Juno und Venus vor Paris fich entkleiden läſ⸗
‘Yet; in den frühern erfcheint fie durchaus befleibet.
biefem Charakter wird fle denn auch von den Künftlern
dargeftellts Falter Ernft des tiefen Nachdenkens, der männs
liche Geiſt urtheilnehmender Ueberlegung fpricht aus den
‚Zügen einer fchöner Weiblichkeit. Als Kriegerinn erfcheint
fie völlig Herüftet, als Borfteherinn der friedlichen Kunſt⸗ |
fertigfeit in der Tradıt griechifcher Matronen. Immer bat
fie den, Helm auf, beffen. Zierden ftetd mehr oder weniger |
reich find: reife, Widder, Noffe (vorn an den Helm
‚geftellt, wie vor einem Kriegdwagen), Flügelpferde und
ESphinxe, alfe in leicht zu 'errathenber Beziehung, Zu ihr
ren Attriöuten gehören: :Die Aegis, das Gordonen-
‚haupt und ber argolifce Schild’ von runder Form.
"Zu ihrem fombolifchen Beiwerke . die — und
uweilen auch der Hahn.
| Ballas Athene hatte viele Tempel und Altaͤre und
Bilder. Phidias hat fie dreimahl gefertigt, am ſchoͤn⸗
fen und bewundernswürdigſten aus Gold und Elfenbein,
‘ ’
N »
— 329 —
far das Harthenon in Athen, Ihrem — Tem⸗
pel. Die glaͤnzendſten Feſte, die man ihr zu Ehren feier⸗
te, waren bie Panathenäen zu Athen; ein anderes
Feſt wurde ihr zu Argos gefeiert, bei welchem ihre Bild⸗
faüfe. von den Händen keuſcher Jungfrauen Im; ——
Waſſer gewafchen Bade
—
Wenn es bei — Mythos der pattas Athene aufs
fällt, daß die Kriegsgsttinn Pallas mit der ‚Göttin der
weiblichen Künfte, Athene, verfchmilzt; ſo verfucht ein
Gelehrter darüber und ben gewunſchten Aufiching zit geben
und fagt: Der Mythos dieſes Götterweſens iſt aus Ae⸗
gypten über Aſien und Kolchis nach Griechenland gekom⸗
men. Aſiatiſche Aegypter hatten ſich in Kolchis angeſiedelt,
wo auch Syrer, Chaldäer und Perfſer zufammenfloſſen.
Unter’ dieſen Leuten vermiſchte ſich die Goͤttinn des Landed,
eine ffythifche Kriegsgättinn, mit ber Göttinn der magö⸗
fhen Gelchrfamfeit und Künſte, welche ſie mitgebracht hats
ten und erhielt den Namen Pallah Adonnah G5Ls
tinn-Herrinn). Sie blieb, wie die gleichfalls von ih⸗
nen mitgebrachte Artemis, eine Jungfrau, während die
Griechen alle ihre Gottheiten ſich verheiraͤthen laſſen, und
gab, mit ihr zugleich, Veranlaſſung zu der Fabel von den
Amazonen. Als fie nach Griechenland übergetragen wuß⸗
de, helleniſirite ſie ſich und ward zur Pallas Athene,
in der Stadt, der ſie den Namen gab. Aber alıch- zwei
Städte, Stone, in-Theffalien und Böotien, wo fie
‚verehrt Bun j haben ihren Ramen von: — ——
Gegzenn dieſe Erklaͤrung treten andere Auf nud Wolke |
den Namen Athene von der - ãgyptiſchen Neith ableiten, de⸗
ren Weſen die Göttinn, nur griechiſch gemo⸗
beit, darſtelle, wis allerdings richtig iſt. Allein beide
Meinungen laſſen ſich vereijnigen, wenn man berückſi chti⸗
‚get, daß. Cicero von fünf Minerven rebet, worunter
erſt die zweite aus Aegypten herfiammte, und den Umfiand
; Aa
-
N
/
— 330 = —
6 Auge faßt,- daß Pallas bie Stadt · Treja und Dad
U Reh des Priamos beſchutzt, indem ihr Bild, das Pal⸗
ladion, in ihrem Tempel verwahrt, die Stadt wor der
Eroberung fchüpte, während Athene mit den übrigen
griechiichen Wottheiten feinblich vor ihren Mauern lagerte.
Mit der Bildung der Griechen hob ſich auch der Ber
grif von der Athene. Sie ward bei den Philoſophen der
Alles durchdringende göttliche Feuergeiſt und die perſonifi⸗
zirte Weisheit Gottes, und in den auch der Stoiker
‚ die perfonifizixte Vorſehung · | |
— —
Ares.
Dieſer Sohn bed Zeus und der Here if der wilde
He und uugezähmtelte der Olympier, der ſich an der Wuth
der Feldſchlacht erfreut, ber. ohne, Partei zu nehmen, ben
Krieg nur al ein Gefchäfte treibt, gefährlich) in die Schaas
zen einbricht, an Todesroͤcheln und Leichen ſich ergögend,
und darum felbft den Unfterblichen verhaßt. Wenn er zur
Schlacht fich erhebet, fo wirft er das glänzende Waffen⸗
geſchmeide um, Phöbas (Grauen) und Deimas (Eutfegen),
feine Sohne, ſchirren feinen Wagen und fchreiten, vebſt
feiner Schweſter, Eunyo (Würgerinn), vor dem Mordenden
her. Wie furdtbar er aber and iſt, er kann doch das
Gluͤck nicht immer bannen, deun ihn hielten einſt bie
Aloiden, Detos und Ephialtes, dreizehn Monate
Nlang im Kerler, aus welchem nur bie Lift Hermes ihn
rettete; Diomedes verwundet ihn in der Schlacht, wos
bei er ſchreit wie zehntauſend Maͤnner; Athene wirft ihn
nieder durch einen Grenzitein, den fie auf ihn fchleubert
. und ſein Körper deckt ſieben Morgen Landes. Uebrigens
‚heißt er dennech mit Recht der Vater bed Siegs. Are
iR .urfprünglich ein Thrakier, denn Thrakien iſt ſein Lieb⸗
—lingsſitz und, nach Phplargyrios fiel ihm dieſes Land zu,
als bie. Götter ſich in bie Welt theilten. Er If. das Gym
v
1. 2 = 331 —
bol roher, bardariſcher eriegeſite weßwegen er bei Ho⸗
mer auch auf Seiten der Troer iſt, waͤhrend die beſonne⸗
ne, mit Geiſteskraft den Krieg lenkende Athene auf dec
Seite der Griechen ſtehet. Nichts deſto weniger war er
der Liebling Aphroditens, denn er wird, trotz ſeiner
Wildheit, doch als fchön geprieſen. Und wenn es vielleicht
in Verwunderung ſetzet, daß er mit ihr Grauen und
Entſetzen erzeugt haben ſoll, ſo iſt es dagegen voll ſcho⸗
nen Sinnes, daß aus ber Beiden Umarmung Harmonia
hervorgegangen iſt; aus der. Verbindung des Starten mit
ben: Zarten, bed Seftigen mit dem -Sanften, muß Harms
nie hervorgehen. ‚Ueberhaupt verfchönerte und verfeinerte
ſich der Begriff von Ares; denn in fpätern Mythen er⸗
ſcheint Ares ald Rächer der Unfchuld, als Führer ber -
Gerechten, als Helfer der Sterblichen, ald Geber ber
Ordnung, ald die Schanze bed Olympos. Nur durch dies
fe ‚Veränderung fonnte die Idee von ihm ein würbiger:
Gegenfland auch für die bildende Kunft werden; benn wie
ſchön auch die homerifche Schilderung von ihm tft, bie
Züge feiner Witdheit, feines Wankelmuths und jeder Zug,
vom wankenden Streit auf ihn übergetragen, und eine
gewiſſe Rohheit, die ihm davon anhängt, find wenig für
bie bildliche Darftellung geeignet. Aber in feiner humanern
Schilderung. iſt er ein Bild, in welchem, wie ein neuer.
Erflärer fagt, die Miene, der Körperbau, der Stand,
kurz Alles an ihm das Ideal eines ſtarken, ſchnellen, leicht
reizbaren und kühnen Kriegerd In ihm anfündigel. Webris
gend iſt er. nicht häufig. abgebildet worden und es finben
ſich unter den griechifchen Künftlern nur zwei "vorzügliche,
bie ihn bargeftellt haben. Spätere Dichter unterfcheiden
zwifchen ihm und Enyalios- (der Verwüſter)/ wie bie
Roͤmer zwiſchen ihrem Mars Gradivus und N |
nus einen Unterſchied machten.
Beſondere Sagen von * griechiſchen Mars ſind:
Daß er im Kriege gegen bie Giganten den Pelor os uͤnd
, | A x | | u
‘
[
: .
er 333 —
Mimos erlegte; daß er den Hallirrhotie⸗s, der ſeiner
Tochter Alkippe Gewalt anthat, toͤdtete und deßhalb vor
den Areopag (der daher von ihm fo genannt ſeyn fol)
vefordert wurde; daß er zweimahl mie Herakles kämpfte;
Haß er den Alektryon, den er bei feinen Beſuchen bei
Aphroditen brauchte, wegen feiner Unachtſamkeit, in einen
Hahn vermandelte; daß ex den Adonis, in Geſtalt eines
Ebers, taͤdtlich verwundete. Bermählt war er nicht, aber
2x haste viele Kinder; denn alle. Ausgezeichnet tapfern
Menſchen uud Bölker waren Söhne und Töchter
bet Ares. Ausgehreitet war indefien in Griechenland
feine Verehrung nicht; doch hatte ‚ex in den vorzüglichfien
Staͤdten feine Tempel. Am vorzüglichiten wurde er. in
Khrakien und in Thebe verehrt... In Sparta war feine
Mildſaüle gefeffelt, Ban er * — au Spar
biuden woͤgte.
Der Mythos bed Ares, der ganz ae ein perſo⸗
alfigieter abitrafter Begriff iſt, läßt doch. auch mancherlei
Erklärungen zu. So behauptet man,. Ares fey dad Sym⸗
bol der Macht der Gottheit, oder, Diefed von der Sonne
abſtrahirt, das Symbol der Sonnenkraft, alſo mit dem
Herakles und Melkart ”) Eder Tyrer) einerlei gewe—
ſen. Am meiſten hat dazu beigetragen der Name des Pas
yeten Mars. Schon die Alten haben in der, Umarmung
des Mars und der Venus eine Conjunktion der beiden fgs
genannten Planeten gefehen; die Planeten aber waren
‚Götter... So viel iſt gewiß, daß mau den Mars ind den
9 erkules für einen und benfelben halten darf, denn
BVirgil gibt dem Herkules die Salier zu Prieftern, die
Gu Rom). Priefter des Mars waren; und beide hatten
bei den Aegyptern einerlei Stern. Hiftiägd von Mile
H Ares, fagen die Gelehrten, kommt von dem Drientalifcen
»Aritz,“ Stärke, Kraft, ber; alſo bedeutet "Ares" -
den Gtarken, " Melk⸗art,“ den flarten König. +
\ en 4 /
— 33 ne
nennt ats einen alten Gott ber Babylonier einen Zent
Enyalios, welches ein Beiname des Ares iſt; der Zend,
der Babylonier aber iſt Bel (die Sonne), von dem er⸗
zaͤhlt wird, daß er den Krieg erfunden habe. Aus dieſen
und noch andern hiſtoriſchen Zeugniſſen gehet Mar hervor
baß auch die Idee des Ares keine urſprünglich griechiſche
war, ſondern aus dem morgenlaͤndiſchen Sabaͤismus nach
Griechenland verpflanzt und dort nur dem mr und de
Lande angepaßt wurde, N
a
N
— Aphrodite N
Bon dem Mythos des Hefi vd, nach Welchen dieſe
Göttinn, aus den ind Meer. gefallenen Theilen bed ent.
mannten Uranos entilanden iſt, weiß Homer nichts er
berichtet, ſie ſey die Tochter des Zeus und der Dione,
Tochter bed Okeanos. (Wie nah liegen ſich indeſſen
beide Mythen! Zeus iſt doch die verlorne Zeugungkraft
d. i. das Erzeugte des Uranos und Dione die Tochter des
Meers). Dort gehört fie alſo dem alten Götterſyſtem an,
bier den neuen, in weldhem der noch früher als fie vor⸗
handene Eros ihr Sohn wird, Auch über die Verheiras .
thung diefer Göttinn find Homer und Hefiod. nicht eins;
dieſer weiß nichts davon, daß Aphrodite dem Hephaͤſtos
vermählt war, was Homer, jedoch auch nur in det fpäs
tern Odyſſee, angibt. Es hindert gar nicht, nach Her.
fiod8 Angaben, anzunehmen, daß Aphrodite die Ges
mahlinn des Ares und alfo die rechtmüßige Mutter |
der Harmonie war. Iſt nun Aphrodite eine Fosmogonifche
dee, fo ift ihre Verbindung mit Ared, ein Kampf und
Gegentampf und endliche Bereinigung der gros
* Aphrodite, Aphrogeneia, d. i. die aus Schaum Ge⸗
borne, iſt ein Beiname dieſer Goöttinn, wie Kypris,
Kpythereia und mie fie im Griechiſchen heißen mag; ſie
Bat alſo bei den Griechen eigentlich keinen t Namen, und {ft
die Söttinn ae -
—
f 5
@ ; a
— 334 —
‚Gen Natarkeafte Was aber Aphrodite‘ urierkagfädh
ür die. Ratur war, bildende, vereinigende Kraft,
‚dad ward fie für beide Befchlechter und zwar nicht bloß
‚ei en philofophifcher Ausdruck für eine Naturs Erſchei⸗
nung, ſondern als ein thätiges, handelndes Weſen; ſie
warb zur Liebesgöttinn. ALS ſolche ruft fie in allen
lebenden Wefen, den füßen Trieb zur Bereinigung und Lies
be hervor‘, und felbt im Olymp ſind nur einige Wenige,
- die ihre Macht nicht empfanben. Liebe ift bie Beloh⸗
%
3
nung, die fle jedem ertheilt, der ihre Gunſt ermarb, aber
auch bie Strafe, bie fie jedem auflegt, auf den fie zürnt,
wobei fie höchit Iaunenhaft und wandelbar erfcheint. Aber
als Liebeögättinn flößt fie nicht bloß Die Liebe ein, fie iſt
“selber auch die liebens würdigſte und erfcheint im dieſer
Hiuſicht nun and als bie Goͤttinn bed Reizes und ber
Schoͤnheit, weiche Eigenſchaften fle dann auch Audern
wieder mittheilt. Da die Sehnſucht der Liebe nur in der
- innigften. Bereinigung mit. dem geliebten Gegenſtande ge
ſtillt wird, ſo wurde die Göttinn der Liebe und dei. Reizes
auch eine Hochzeit» und Ehegöttinn. Werner, fürfor
I gend für die Liebenden und durch ſie Verbundenen, war
fe Esttinn der Geburt (Genetyllis) und der Pfle⸗
ge und Sorge für die Kinder (CKurotrophos). Ends
‚ U kam zu dieſen Funktionen noch eine, indem fie eine
Meeresgättinn war, bie die Häfen, bie Schiffer
ai und rettete. Dieß letztere fol fle dadurch gewor⸗
den ſeyn, daß ihre Alteften Tempel auf Inſeln ſtanden,
JF dann Schiffer landeten und in den en dankten
und fernern Schutz ſich erbaten.
As Göttinn ber Liebe konnte Aphrodite nicht unem⸗
pfindlich bleiben für bas Gefühl berfelben und durfte, da
fie zugleid; Göttinn des Reizes war, um Gegenliebe nich
bange ſeyn. Daher begehrten ſie auch alle Goͤtter zur Ehe
‚and. Momos, nach einer ſpätern Sage, entſchied -für Den
Oephaͤſtos, um dem Streite — Lady ein Ende zu
7 — 336 —
machen. Damit nun. a a ee
lächerlichen nnd aͤrgerlichen Auftritten welche aus dieſer
Verbindung herfloſſen. Abgeſehen von ihren Eheverhaͤlt⸗
niſſen fand fie in mannichfaltigen Verbindungen mit Got⸗
tern und: Sterblichen und zeugte mit Zeus den Eros,
mit Mars den Anteros, mit. Divnyfos den Priapos,
mit Hermoß den Hermaphroditos, mit. Anchiſes den
Aeneiod, unb erfuhr. ven Schmerz, wie bas hoͤchſte
Glack der Liebe durch Adonis. Bon Ihren Söhnen wurs
de feiner für fie fo wichtig, als Eros, durch dem fie ih⸗
re Macht ausübte, ber ader bisweilen bie ihm verlichene
gegen feine Mutter felber gebrauchte, In dem Hofſtaate,
der fi) bald um die Göttinn bildete, ſpielte Eros bie
größte Rolle, erhielt fodanı an Himeros, Pothos u.
A. liebliche Gefpielen und vervielfältigte ſich endlich im eis-
ne. ganze Schaar fröhlicher, fchalkhafter Eroten. - Zu dem
Gefolge der Göttiun gehötten bie Ehariten, ihre ſchoͤ⸗
nen Dienerinnen, die fie ſchmückten, und deren Zauber. -
gürtel der Goͤttinn der Schönheit auch Anmuth verlieh.
Zu ihrer Umgebung gehören auch Ihre Lieblingsvögel, bie
Sperlinge, bie Tauben, die Schwäne Ein beſon⸗
beree Bogel der Aphrobite war ber Iynr 9) (Wende⸗,
hals). Geopfert wurden ihr Ziegen, junge Kühe und
Hafen, weiche alle in Beziehung auf Liebesluſt und Frucht⸗
”, Syn war die Tohter Pans und der Echo und wurde von
Heren.in einen Bogel verwandelt, weil fie durch Zauber
rei den Zeus in die To verliebt gemacht hatte. Auch in
Dem Vogel blieb der mädtige Liebeszauber. In vielen ale
ten Dentmahlen fpielt diefer Vogel eine bedeutende Rolle
und trit nicht ſelten aus feiner urſprünglichen Bedeutung,
wo er nur der verbuhlten Liebe zugehörte, au in felhe -
Monumente ein; welche der Darftellung von rechtmäßigen
Bermählungen gewidmet find. Am häufigften hält der Jüng⸗
Üing.. dem Mäbden gegen ver den Baubersegel in der
Hand. .
en ET. ge |
barkeit Münden. Von Baümen, Blumen und Früchten
Waren ihr heilig die Myrte, die Roſe, der Lindenbaſt
(den wan‘ zum Kränzebinden brauchte), der. Mohn, der
Apfel, der bei den Griechen für ein eigenthlimliches Ges
ſchent der Liebe galt. Auſſerdem gehörten gu ben ihr ge
weiheten ‚Dingen der Planet Benus (Phosphorvs);
der Monat April (von Aphros, Schaum); ber Daw
men, beffen Juden Freude an Weib und Kind bebeute;
ein anderes Blieb bed Körpers und. die Zahl Sechs; lei
tere in der philofophifchen Religion des Pythagorag. Die
- Verehrung biefer Göttinn wer ungemein weit verbreitet,
am feierlfichften aber anf den Infeln Kythere und Kyı
pros. Ferner zeichnen ſich in ihrem Dienſte aus Knis
806, Milet, Athen, Syarta, wo fie bewaffnet abge
bildet war, Korinth, Kreta und Kos. Die Tele,
bie ihr zu. Ehren gefeiert wurde, hießen Aphrodiſia,
deren es eine große Menge in verfchiebenen Gegen
- den Griechenlands gab, die man überall mit-vielen Feier
lichkeiten beging. Merkwürbig iſt bie mit dem Dienfte der
Venus. verbundene Sitte, in ihrem Tempel fich preis zu
‚geben, ‚oder ihr bie Jungfraulichkeit zum Opfer zu brin—⸗
gen, welche auf Kypros, in Kleinaſien, Grie—
‚henland und Afrika hHerrfchte, gerade wie wir bei dem
. Dienfte der Mylitta in Babylonten gefunden haben.
> Diefe Sitte, die ald religiöfes Inſtitut wahrfcheinlich von
ber frühern ausgegangen war, Weiber und Mädchen zum
Tempeldienſte zu. gebrauchen, wie die Bajaderen In—
diens, und zur. Beförderung des Handels eben fo fehr, ald
zur Bereicherung des Tempels diente, warb fpäter durch
die Hetären *) an ben meiſten Drten aunöthig und ver
we I u ſchwand
*) Hetäre, eigentlich Freundinn, hieß die Buhlerinn—,
im Gegenfag gegen die Hausfrau. Gie galten als eine
Art Priekerinnen der Aphrodite, befonders in Korinth,
wo es die meiften und reichften uud, unh wo. fie eine ie
54 | — ſſſonde⸗
A
— —** daher bei. ‚Aphrebite, ward unter den ober
Bertinmen gang allebn: nadt gebildet. Aher es gab quch
griechiſche — — die ——— Venus der
nadkten ER NE SER,
Der Geieche dachte fi unter. apheodue, wenn eo
die.finntiche, doch nicht ‚bie allgemeine Liebe, Der fpätere .
Unterfchied zwiſchen ‚ber. Aphrodite). Urania und Dane.
demod,.nady welchem ‚jene die himmlifche „. reine, . unſiun⸗
liche, auch platoniſche, dieſe aber die ˖ Liebe der Hetaͤren
bezeichnet, ſcheint früher zwar auch, jedoch wur bei andern
Bedeutungen befianden zu haben, denn Aphrodite war
Urania, al ein kosmogoniſches Gdtterweien,
und Pandemos ald bie allgemein zu verehrende.
Der. Mythos von der Aphrodite iſt nicht griechiſchen
Urfprungs, er. hat feinen Grund in. dem ber großen aflatis
ſchen Göttiun, ‚ber auch Here ihre Entfiehung verdankt.
Davon, überzeugt uns am leichteften die Sage vom Ado⸗
nie, bie wie in — Religion m — gefunden has
’
fondere auszeichnung — Als nemlich die Perſer ge⸗
gen Hellas sogen, thaten die Korinthiſchen Hetären Gelub⸗
de für die Rettung von Hellas, indem fie ſich in den Tem⸗
pel der Apfrobitd: degaben. Daher bie GSewohnheit, daß,
wenn die Bürzerſchaft in wichtigen Angelegenheiten ſich an
Aphroditen wandte, fie inmer fo viele Hetären als möglich
. 30 den Progefionen. und -Opferu nahın, und. daß Privatver-
fonen ‚gelohten, der. Göttinn bei Gewährung iprer Bitten
‚ eine Anzap] Hetären auguführen, ‚Zu Athen Faufte Solon
ſchone Mädchen, die er in einem‘ ffentiigen Haufe ihre
Reize verkaufen Tieß und von dem Gewinne den Tempel
der Aphrodite erbaute. Es gab’ ſogar Hetären, welche der
GSottheit ſelber Tempel und Altaͤre etricteten. Auch And
es die ſchönken derfeiden, welche den. Bildnern zu Mobele
len dienten, nach wilden die berüpknteften Hallen der _
Arbredite gemacht wurden,
4. Band, 22
\ u, — 358 m
ben. Der Aphrodilendieuſt iſt alfo, „Wie für hiele ander,
von Oſten nach Welten, immer laugs den. Kuſten bie,
DIE nach Italien gewandert und hat nur: überall nach Ri
‚ ma. und Eulturgrad ber Bölfer Mobififarianen erfahren,
nirgends aber feinen Grundcharatter verloren. Auch in
Jiulien noch war das’ Schwein von den’ Dpfern bei den
Auaren der Denus ausgefchloffen. Cicero zählt vier ver⸗
fhlebene: Eiebesgottiunen anf, woränter die phonikiſche, die
Bemahlinn des Adonis, die letzte: aAſt, und es laͤßt ſich
yicht mit Unrecht ſchließen, daß ve npas Hiſtoriſches
m un —
Eros. een L en u
gie Dem Chaos zugleich war, wie wir bereit *
hen haben, Eros, das Princip der Vereinigung ber ro⸗
hen Elemente, urſpruüngrlich alſo nicht der Sohn der Aphro⸗
dite, welches er erft’Tpäter durch die Dichter und Phile⸗
ſophen ward: Aber wie verſchleben biefe "unter einander
Waren, fo: verſchieden wären auch ihre Anſichten von Erei
und ſeinem Weſen und. feiner. Entſtehung. Homer ge
denkt des Eros gar nicht, Heſiod nur im Vorũbergehen,
die Dramatiker erwähnen feiner nur wenig ;. Dagegen he
‚hen. andere Dichter, Lyriker, Elegiker und, Epigrammats
Ken, deren liehfter Geſang Spiel und Scherz war, fein
MNythos am meiſten nausgebilbet. Was ſte uun Lisbereiw
ſtimmendes von ihm haben, das iſt u Folgendes: Erd
iſt der Sohn bed Are und ber- Aphrodite CKraft
und Schönheit find die Eltern der Lirbe) und Zei
‚Lebens ein Kind oder. 8 hſtens ‘eh Knabe "in der Gray
‚ded Süriglingsalters, "Die ‚Liebe, iſt nnrier jung, imme
uiungendlich ‚heiter, unbeſonnen und uyhberlegt, kurz Alk,
was Die Jugend mit ſich führt). Einige ſagen; Eros het
einen. Vater, ſondern nur eine Mutter; andere: Er he
. “gar: feine Eltern; noch andere: Er hat wohl: Eltern, abrt
man kennt fie nur nicht; das Alles aber heiht nichts an
Ba: Die Blade ſchleicht Sich ein, ohne daß man
eiß, woher fie komme. ber: fo. heimlich fie kommt, fo
nwiberftehlich heerfcht fie, über :Sötter und Menfchen und
hiere. - Wie Eros den Zeus in einen Etier, in einen
ihwan, w.4 f. verwandelt, fo macht, er aus Herakles
nen SHaven und aus Allen, was er will, Nur Athe⸗
e, Artemis. und die Mufen find: feiner Macht nicht
nterworfen. Auch führt er Pfeil und Bogen und er
richt feine Opfer damit in der Gerne, mit ſeiner Fackel
bee. ſteckt er die Götter, felbft den Sonuengott, in Brand,
fr iſt liſtig, ſchlau, Schelmifch und wendet saufend Mittel
a, macht taufend. Ipfe Streiche, um feine. Abficht zu ey
eihen: ſehr hauſig aber thut er bad Alles, um zu tau⸗
hen, wie er denn, obgleich ber. ſcheinbar unfchuldigite,
er grauſamſte unter den Göttern iſt. Dad kam aber da⸗
ve, daß Zeus, ber in den Mienen des neugebornen Kna⸗
— alle das Unheil vorauslas, welches er anſtellen wür⸗
re, ſeiner Mutter befahl, ihn ausgnfenen,:biefe jedoch ihn
n den. Wäldern perbarg, two. er an den Brüſten we
— * ſog und/ſobald er Kräfte genug hatte, ſich einen
Bogen. und Pfeile ſchnitzte, die ex. ſodaun gegen Menschen
md Thiere gebrauchte. Eros hat eine Binde vor ben Aus
en, weil dir Licbe Blind It; er Hat. Flügel, weit: fie flat⸗
haft, mucheftändig: iſt; er läßt ſich willig won den Dias
m an Aphrediten auslieſern, weil Reiz; nudb Schonheit
Wu Liebe erweden. Eros ‚führt: zmeierlet: Pfeile, die einen
goldenon, die andern mit bleiernen Spitzen, die einen
Honig, dio andern: in Gift. getaucht.Dieſe —
neigmg und Haß, jene Zuneigung. Oft taucht er ei⸗
t Pfeil in Honigund Gift gugleirh nid. erweckt daurit
üße Empfindungen. Eros wollte in feiner Kindheit
t gedeihen. eine Mutter Hagte barüber der Themis
- Da gebeir fie, aus des Ares Umarnung, ben Au⸗
08 (Gegenliebe), und ſogleich wars. Eros — nud
@ und ‚breitete ‚Seine Flügel weis aus, Immer Wei
-teid, und. dieſe viech ihr, ihm einen Weſpielen zu ge
— 30. —
au guter Dinge in der: Anweſenhei eines: Bruder , de
bald traurig und niedergeſchlagen, fobald' ihn dieſer wen
ließ. Hie und de fanden daher did Atsäre beider beiſan⸗
wen Und werden in Abbildungen verſchiedentlich zuſammen⸗
geſtellt. Manchmal wird auch Anteros zum: Himeros
(Sehnfacht) oder zum Pothos (Verlangen) und beide
ſtehen dann gern Aphroditen zur Seite. Auſſer dieſen het
er aber noch eine Menge von Brübein, Erotes, bie,
nach einigen, Söhne feiner Mutter," nach andern, Soͤhn
der Nymphen find und Theil an feiner Beſchaftigung nei
men. Dabei liebt‘ er duch den Umgang: von Jokus,
(Scherz) Bakchos und Hymen: und“ unter dem Göttin
‚nen von Tyche (dem Güde, das fü ger ben Liebenden
‚Hold iR), von Peitho der Ueberredung) and den Mus
fen, als welche un Ruhm verbreiten uud fein *
Verehrt — Eros — * Thes pia i
Bdðdotien, wo feine Bildfahle ein alter; roher Stein wer;
‘bei den Pariern am Hellesp — w —— uud j
Leuktra in ——
Nah biefer Darftekumg bedarf der ee. von Em
keiner weitern Erklaͤrung. Alte und upte. Phitoſophen md
Dichter haben in der Wendung der⸗Idee: Beſſſelben gewen
. eifert, und nicht. felten bedeutet. Eros, *in⸗ einem weilt
der Kunuſt und an beren Gefchäfte. veigeſriit findet, we
Sinne, Luſt und Liebe zu irgend eindm Segenſtaud,
weßhalb man ſein Bitd den Darſtellungen der Handlum
durch dieſe —— und bie ur a v
win. >
Das u den — — Feſte, We
Erotien, oder Erotibien, feierten: the: Die Thes⸗
pier, alle fünfJahre, rhöchſt feierlich. Man gab dabei
öffentliche. Spitle, bei. weichen; nicht aux Zeutünfer, jr
— 394.
dern: auh Aühfeten um den Verzug Aeriten. Ehelente
zwiſchen weichen Streitigkeiten obwalteten, brachten Opfer
und baten den Erod um Beilegung / des Zwiſtes. Die La⸗
ledaͤmonier ‚dad Kreter pflegten dem Eros gu opfern, che
fie zur Schlacht auszogen. Hing nice der Ausgang von
ber wechfelfeitigen Liebe der vaterländifchen Krieger ab?
Die Samier -baneten sin Gymnaſium und weiheten es bem
Eros. Und fo bezogen. Die Hellenen Alles, was. fie konn-⸗
ten auf ihn. Was man ihm. opferte,. ift nicht fo ganz bes.
lannt, wahrſcheiulich bie Dinge, die ihm gemweihet waren,
unter den Blumen die Roſe, unter ben Fifchen ‘den Dos‘
lypos, unter den Bögeln den Hahn und: unter dent vier⸗ F
füpigen Thiexen den Haf en.
| .. Die Charitem
Wir koͤnnen den Mythos ber Anhrodite nicht verlaſ⸗
fen, ohne. ihrer Begleiterinnen, dee Chariten, zu geden⸗
tm. Sie ſind die Weſen, voͤn welchen ben Sterblichen
alles Schöne und Augenehme kommt, burch welche die
Bötter allein ſelig und die Menſchen weiſe, ſchön, berühmt
ſind. Ihrer waren zu verſchiedenen Zeiten: und an ver⸗
fhiedenen Orten, zwei oder drei, und eben fo legt man.
imen verfchledene Namen und Abflammung bei. Auch in
Bezeichnung ihres Weſens und ihrer Wirkſamkeit herrfcht
folche Verſchiedenheit und man muß mehre Perioden in the - -
ser Geſchichte unterſcheiden. Zuerſt treten fie auf als
Schweſtern der Hoxen und find wohl nichts anders ger
weſen, ald die Annehmlichkeiten der Jahres zei⸗
ten, deren bei den Griechen drei bemerkbar waren, wie⸗
wohl die Zahl zwei auch auf Winter und Sommer him
weifen kann. In biefer Beziehung kaͤme ihr er —
Ehairein, ſich freuen, her. HR
Als Nymphen. traten nun dieſe Chariten in die
Dienſte der Goͤttinnen und erſcheinen im Gefolge ber He⸗
se ud. der Artemis, EHENBE: aber der —
—
—
te, deren negertrennlich⸗ Begleiterinuen fie‘ ware. Yub
wenn Aphtadite entzucht, fo find es die Chariten, die ih⸗
ren Reizen Leben gebert; wenn fie Himmel und Erde fid
—
unterwirft, die Chariten find es, bie fie amoiderftehlid
machen; daher kaun Aphrodite nicht ohne die Thariten
ſeyn und ihre Zuneigung geht ſelbſt auf ihren uneupfind⸗
Hohen Sohn über, denn Eros wohnt in dem Tempel ber
Ehariten und ſteht mit ihnen auf einem Piedeſtal.
Doch die finnliche Idee dieſer Weſen wurde auch auf
bad Geiftige fibergetragen und die fchönften Werke der
Kunft nannte. man Werke der Charisen "und ihre Urs
heber Li eblinge derfelben. Bon da war nur ein Schritt
zu thun, um ihnen auch fittliche Ideen -unterzulegen,
denn der Menfch iſt nur dann wahrhaft‘ verebelt, wenn
ſich in feinem Weſen mit. aüfferer Liebliagewurdigkeit, ver
edelter Empfindung, geiſtiger Schönheit, auch die fittliche
vereinigt. Insbeſondere waren es die ſchoönen Tugenden
ber Wohlthätigkeit und Dankbarkeit, welche man
ihnen zuſchrieb; ja es Hat nicht am folchen gefehlt, die
die Chariten ausfchließen® als bie lands der Wohltha⸗
njgkeit angefehen wiſen wollten.
Aus Hervdet wiſſen wie, daß bie Ghariten bei den
j Griechen einheimiſche Goͤttinnen waren. Sie hatten zahl⸗
reiche Tempel, ſowohl allein, als mit andern Goͤttern, zu⸗
gleich, namentlich mit Aphrodite, den Mufen, Eros,
Hermes, Apollonz zu Athen wat. ein Tempel bem
Staate und den C hariten geweihet und zu Olympia
anter ben zwölf. Altären ber dritte dem Bakchos und den
:Chartten. Ihre Feſte hießen Charifien, von bene
man aber wenig mehr weiß, ald daß ins Dergnügen bed
Tanzes die Hanptabficht der Feier war und derjenige, ber
ſich des Schlafs dabei am Iängften enthielt, einen. Pyra⸗
mas (Kuchen von Walzenmehl und Honig) zur Belok
, ung. erhielt. Uebrigens ſchwur mar beiden Chariten und
m —
— bei Tafel den arſten Beier; — miſaen |
mäßige Triuter. — Wein, ihnen zu ehren, wit Waſſer.
Ste werden abgebifbet als drei junge ſcone Mabdhen,
in leichter Retleivung, Die fich bei ben — or ein
nen zierlichen Reigen tanzen. Ä
Hpmen.
‚Mir hängen auch den Mythos bes Ehegotted « an.. den
der Aphrodite an. Ehe und Liebe find. nahe verwandt, .
Eros ift gern in der Gefelfchaft von Hymen. Seinen —
Namen leitet man -verfchieden ‚ab, und nennt ihn auch H y⸗
menäos, wie ben Braäutgeſang. Nach der Sage war,
Hymen ein fchöner, aber, armer Züngling, der fich in ein '
reiches Mädchen verliebte, aber Feine Hoffnung hegen burfs
te, fie zu befigen, weil ihr Bater gelzig.war. Um des
Geliebten aber wenigftend nahe zu feyn, verfleidete fich einſt
Hymen in ein Frauenzimmer und wohnte ſo den Efeufia
nien mit ihr bei. Seeraüber überfielen indeffen den feier⸗
lichen Zug und führten ihn ſamt allen übrigen Mädchen
bavon. Als nun diefe auf einer wüſten Inſel gelandet und, A
ba vor Müdigkeit in Schlaf verfunfen waren, benützte
Hymen ben Augenblick‘ und tödtete die Raüber. Darauf
eilte er nad Athen zuruck und verſprach, die geraubten
Jungfrauen wie der heimzubringen, wenn man ihm die Er⸗
wählte. zur Frau geben wollte, . Sein Antrag wurde ge⸗
nehmigt und fo gelangte er zu feinem Ziele. : Da nun feis
ue Ehe ausgezeichnet gluͤcklich wor, fo gebachte. man. feiner,
nachher in allen Brautgefängen, bis er. zulegt fogar ver⸗
göttert wurde. Andere erzählen Anderes von Hymes
näos, „alle aber machen ihn ‚damit zum Gott ber Ehe,
Keine eheliche, Verbindung warb gefchlofien, ‚ohne daß er
feierlich angerufen wurde: Hymen, a Hpwenäos, o
Hymen! In Darſtellungen fieht man ihm nicht blos. haiıs.
ſig in. Sefeliichaft des Eros, man findet ihn auch, wie
er vo Rud Jet: —* PR au. einen Perlenbaude,
\
+
-
- — 244 — *—
ı ae: n Burföyelne mach iR er nur EP fohe gunz Got
‚erhoben worden. Als: ſeltchem gab man ihm ben: Baldıoö
und die Venns, auch den Apollo und eine der Muſen zu
tern, und wies Ihnen den Wohnſitz aufibem Holikon uns
ter ben Muſen au. Er wurde ald.ein fihöner Trugkug
‚ abgebildet, mit einem Kranze von Majoran um bas-Haup,
mit einem golbfarbigen Kleide angethan, eine ie and
einen Schleier in ben ‚Händen haltend.
.. 2 « . ‘ o
Hermes.
Die Eltern diefed Gotted waren Zend und be ya
phe Mai ja. Schon in ber vierten Stunde feines Lebens
verließ er Windel und Grotte, töbtete eine Schilbkroͤte,
bohrte Löcher durch ihre Schale, zog Saiten durch und
ſang nun in die auf dieſe Weiſe erfundene Kithara feine
Geburt. Darauf ging er mit Einbruch der Nacht nad
Pierien umd raubte dem Apollon 50 Rinder, bie er
hin und her trieb, damit die Spuren ſich verwirrten, nud
‚» yulegt rädlings hinwegführte, ſelber rücklings geheud. Er
brachte den Raub in feine Grotte, erbauete einen Herd,
erfand das Feuer und nachdem er feinen Schmaus vollen
bet hatte, verwahrte er. bie Ueberreite und fchlich Mich in
feine Windeln zurück. "Doc feine Mutter hatte ihn be |
merkt, fie {haft ihn daher ans und drohete ihm mit Apol⸗
Ion; allein er bedeutete ihr, "daß er nicht geſonnen ſey,
: diefem allein Verehrung und Anfehung zu laflen, daß er
| ‚ Vielmehr alle Lift anwenden werde, ſich dieſelben Opfer zu
— verſchaffen, die biefer genteße.” Apollon kam am folgen
ben Morgen felber, und ſtellte ihn wetgen feines Diebſtahls
zur Rede. Anfanglich laugnete er, vorſtellend, daß es Ki
cherlich ſey, ein ſo kleines Kind in ſolchem Berbadt ;
‚ Faben; ale ihn jedoch Apollon zw Zeus Bringt And da fei
ne Klage wieberholt, befichlt ihm fein ‚Vater, ber feine
Schelmerei wohl weiß, die’ geſtoͤhlnen Minder wieder her⸗
ie Apollon wird var | die a Kfigar
l.
x
_— 1. —
yrsahr: uub vnisihe Bier -bie Erfibung Sanfit ‚re fehie
Beifel dagegen und Hermed hütet nun mit biefer bie gen -
neinfhaftlihen Rindet. Anch die Flöte erhält Apollon
von ihm und Ichrt Ihm dafür das Weisſagen durch das
koos. So erzaͤhlt ber homeridifche Hymnos den. Mythos
des Hermes, den einige-anbere nur. in einzelnen, anbeden⸗
Inden‘ —n abweichend MEER:
Hermes wird hier aufgefühet als St der eiſt und -
bed Raubed, der Rednertünfte, . dee Erfindun⸗
gen (fa alle Künfte und Wiſſenſchaften werden ihm zu⸗
gefchrieben), des Taufchhandele, der Heerden, der
MWeisfagung, und in allen diefen Beziehungen werben
won den Dichtern eine Menge Sagen‘ berichtet. Aber er
wird aufferdem auch noch als Herold, Botfhafter,
und Geſchaftsträger der Bötter und mamentlid, des
hoͤchſten Gottes dargeftellt. Als folcher bekam. ex den gol⸗
benen Heroldsſtab, den er bei Botſchaften und Bers _
fendussgen beftänbig annimt, der aber von nöd ungleich
größerer Wichtigkeit war, denn mit demſelben ſchließt er
die Augen ‚der. Sterblichen Su und weckt bie Schlummern⸗
den wieder auf. Sein Geſchäft wurbe dadurch zugleich
das eines Geleiters, der die Seelen der Sterbenden aus
der Dbers in bie Unterwelt, aus dem ‚Gebiet der einen
Götter in das der andern führt, und baher auch wieder
zurück, wenn in ber Refyomantie die Seelen. zum Wahr
fagen- auf die Oberwelt zitirt wurden. Hierdurch flchet er
dann in Verbindung mit den -Moiren und bem- wahrfas
genden Götterk und wird zum-Traumführer, denn da . '
diefe in der Unterwelt wohnen, - fo iſt es Hermes, ber na
mit feinem Stabe auf die Oberwelt führt, ‚wenn fie bie
Menſchen im Schlafe befuchen follen. Daß er feinen Bas
ter Zeus aus 'der Gewalt des Typhon befreite, haben wir
Ihon gelefeh; im Giganteukampfe, wo er. ben unſichtbar⸗
machendem Helm des Wis trug, leiftete er ihm wichtige
Dienfte; er brachte. den Prometheus au den Kaulafos, wo-
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\ — u —
diefer augefüuniebet. wurde; er erlegie Vans Wächter der Jo,
den inderfnägigen Argos, weßhalb tr der Mrgeswän
ger heißt} er baub den Irion .in Der Unterwelt an das
Rad; verfaufte den Herakles an: die Dmphake umd
verichtete noch eine Menge folder Gefchäfte, meißentheild
im Dienste. feined Vaterd und Herrn, ben er auf feinen
Wanderungen und Abenthenerw gewöhnlich begleitate. Er
ſelbſt führte manches Abentheuer and und zeugte mit ver
fchiedenen Nymphen Söhne ind Töchter. Aber bed. wid.
tigſten ımter feinen ‚Göhnen,: ber Pan, ſchaänte er ſich
amd erlaubte ihm wicht, in Segenwart — * Vater
* neunen. ' . , ĩ⸗
Die — dieſes Gottes wor ſehr ausgebreitet,
überall fand man feine Tempel, aber am meiften: herrfchte
Sein Dienſt in. Arkadien. Seine Feſte hießen Hermäen
und wurden: hie und da. in Griechenland gefeiert; am be
ſfonderſten in der Stadt Tanagra, wo Hermes ber.
Widderträger (Rriophoros)- hieß, weil er einmahl zur
Zrit der Peſt einen Widder im die Stadt getragen, und
dieſe dadurch geſchutzt hatte. Aber die Gelehrten fagen,
der Kriophoros ſey nichts anders als der Phallopho⸗
ro A wie Same ei N seraun! wird.
Geopfert — — — in Griechenlanb nur
junge Thiere, und geweiht waren ihm die Ohrfinger der
Menſchen, die Bögel Laros, Ibis und Spinos, de.
Fiſch Boax, der Feigenbaum, das Fünffinger—⸗
traut und ber Portulak. Eine beſondere Verehrung
bed Hermes war, daß jeder, der vor feiner Bildſaule vor
überging, ihm zu Ehren einen Stein auf einen Dabei ber.
findlichen Haufen warf. Abgebildet wird er ald eis jun⸗
ger fchlanfer Mann, mit einem Stabe, bes ‚mei: Flügel
hat und von zwei Schlangen umwunden iſt; in der an⸗
dern Hand hat er oft einen Beutel, zuweilen hat: er Flü⸗
gel an den Sohlen mie au der Haube.
F — u —
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ersländifchen. Urfprungs, wenn ed auch Mythologen giebt,
ie ihn zu einem urfpelngfichen Miechiſchen, oder vielmehr
elasgiihen Gotterweſen machen wollen. Bei genaueren
Unterſuchung findet man nemlich in dem griechiſchen Her⸗
mes den ägyptiſchen Thot, (Taaut, Toyth) und den
phönitifhen Kadmilos wieder. ‚Einer ber beruͤhniteſter
neuern Forſcher fagt darüber ungefähr Folgendes: Es
ſcheint ausgemacht, daß Hermes urſprünglich den phantd -
kiſchen Handelsverkehr mit den Griechen angehört und daß
man, um feine Verdienſte um die Cultur der alten Pelas⸗
ger zu würdigen, auf jene Beriobe zurückgehen 'mäfe, we
die Phönifier überall auf Griechenlands Kuſten Bergwerke
und Handelsfaktoreien hatten. Da war Hermes wie ans
dere, ein Rationalgott und Schugpatron der Phönikier und
alle Künfte ded Fanfmännifchen Betrieb erfchienen der
Griechen als feine Erfindungen. Die Phoͤnikier brauchten
Dolmetſcher, um mit den Landeseingebornen zu ſprechen;
daher wurde Hermes Erfinder der vernemlichen Sprache;
der Zahlen, der Symbolik. Die Spreder und Herolde
wurden feine Söhne, er ift der Vater der Keryken, de
erfte Keryr. Die handeldfuftigen Fremblinge beburften
eined Zeichens ihrer friedlichen Gefinnung. Diefes war,
wie im aller Welt, zuerſt ein grüner Zweig. Nachhet
führte man einen weißgefchälten, oder auch einen vergoldes
ten Stab. mit fih, den man mit grünem Laub umwand.
Dieß iſt der eigentliche Hermesſtab. Aber die phönikiſchen
Kaufleute bedurften woch eines Zeichens der Linterfcheidung
von Friedensboten und Unterhändlern, dieſes gab. man
den Stabe in ber Form des Knotens, womit. man die Bal⸗
len und Kiften zuband. Diefer Knoten, ben man übris
gend auch von andern Dingen herleitete, ward ſpäter von
ben Künftlern und Dichtern in zwei Schlangen vwerwans
deit, wie fie ans den grünen Blättern ein Paar Flügel
‚bildeten. Det fo verwandbeie Stab ward nun in den Häns
den feines Beſitzers, Hermes, ein Wunderſtab, Über und
\
1
‘ x —
Aran :; —_
suaten ——— ‚mon fand. in; dans meh (ih uurminbenben
Gchlangen.wine-geheime Deutung, erdadue Fabeln und wis
. ige Erklärungen dazu und ſo erweiterte fig ber Kreis ded
— — nach allen, Seien —
— uadic un wahrſchejulich dieſes aues iR, Io
häürfie es doch nicht hindern, anzunehmen, daß die alten
Pelasger ein Goͤtzerweſen, Hexmes, einen Heexdengott,
verehrt haben, der mit dem angelommenen phönikifchen
" Babmilos um fo leichter zufommenfchmolz, ald Heerben zuerſt
Gegenſtaͤnde des Tauſch haudels, des Betrugs und
Diebſtahls, daher auch der Sorgfalt uud Wachſamleit
und Beſchutzung waren; woher es denn kommt, daß Her⸗
mes ſowohl die Rinder ſtiehlt, als ſie (vor dem Argos)
beſchützt. Das Unmoraliſche des Lugens und bed Be
trugs und Diebitahls darf uns nicht irren; bei den Natur⸗
mieuſchen find dieſe Dinge nicht Laſter, ſondern Beweiſe
von ausgezeichnetem Verſtande uud ——— und ne
5 erhabene, göttliche Gigenfehaften.
Daß Herwes urſpruͤnglich ein Naturgott EN fey,
harauf Reutet auch der Umftand, daß feine Bildſaülen in
—
ganz Griechenland als Wegweiſer und Grenzbezeichnungen
ſtanden und haufig das morgenländiſche Symbol der Be⸗
fruchtung und Fruchtbarkeit an fich trugen, welches
ihm bei Namen ——— und uee—
Heſtla— Sie.
Dei — und ber. Rhein: Tochter, hatte —
ſtia mit ihnen: audern Geſchwiſtern gleiches Schickſai, ſie
‚warb vom Bater verſchlungen, durch die Furſorge ber
Mutter wieber ‚gerettet: Ihr Mythos fagt und, Daß ſich
Bpolon und Poſeidon um.: fie. bewarben, fle' jedoch ben
zjungfraulichen Stand: vorzog "und. baher von Zeug zur
Eutſchaädigung den Schutz, des hauslichen Herdes (den ihr
Namen bezeichnet) Übertengen. erhielt. Zu dieſer Würde
—.80- mi | 2 .
— fie ie. "allen Walter der Götter ae. Wfenfihen dem
ewigen Ehrenfig,, ihr fließt. ter Opferwein yuee und zu
Tege: Reicht iſt es zu denken, daß zu einer Jeit, wo das |
Recht des Eigenthums darch Yeigiöfe Satzungen Tich grüny
dete, ber Begriff vom handlichen‘ Herde eine ſeltene He -
ligkeit erhielt, daß wie: Familie nicht nur zur Eintracht nich
zum ruhigen Genuß des Daſeyns am Herde ſich vorſam⸗
melte, ſondern auch der Bittende (Ephoſtivo) am Ders
de ſelbſt des Feindes Sicherheit fand: Durch eine natde
liche Erweiterung ‚trug. man alsdunn die Idre ber: hausla⸗
chen. Fintracht auf ..die: öffentliche, ‚birgerliche über: und
dieß gab Beranlaffung, daß diefer obwaltenden Gottinn,
Die in der Mitte ber Hauſer einen einflchen tar hatte,
einen:xben ſolchen in der Mitte der Stadt, in den Pry
taneen (Stadthahfern) errichtete. - Merkwürdig ˖iſt, daß
man von diefer Gsttin kein Bild hatte; die.auf dem Mr
tare Iodernde Flamme beyeicnete die inwohnende Gottheit,
der, zu Ehren dad Feuer beftändig untrthulten wurde. Sie
hatte. nicht‘ viele Tempel; da jeder. andere Gottestenel dar
ihre war, infofern eine Opferflamme anf don Aline . .
deöfelben loderte; aber bie ‚fie hatte, waren. rund gebaut,
mit Saülen ungebert, von einer Kuppel bedeckt. In der
Mitte dieſes dunteln Heitlgthums brannte das heiuge
Fianmchen. *
Dieſem Moehot von der Heſtia liegt unſtreitig *
natur philofophifche Idee zum Grunde, man mag fie nun
“
uchinen für Dad Feuer auf dem Hesde, aber für das Ur
fenegtwiber: Gebe‘, ‚oben fur die Erde: ſelber. Platon ers“
klaͤrt fierfür das wa hueWeſen und Geyn ber Din⸗
ge, alfo Heſt ia für Efia, Uſia, alſo das Erſte, dem
man- auch billig. die erſten Opfer bringt. :: Rach einer ans
berm; Erpwologit Tonne ihr Name von Heſtauni. her,
wornach ſie die Gaͤtinn waͤre, die das Gehende zum
Steben bringt. Auch ſagen vie Gelehrten, es. könne
derjelle von der ſemitiſchen Eſch, Bener, herkammen,
u: 3.
% Gelb werwuntele. Kur DeB.m Bi, alıdan Sat 0
Gottes, wog bald genug im Puktolos ſluſſe —
ie ihn von Hungertob.
». Unmöglid konnte der junge Gott bes Weins usb in
"Freude frei von zärtlichen Neigungen feyn, daher weil
bie Sage viel von Verbindungen und Söhnen und Tid
tern, die er erzeugte. Aber feine Gemahlinn war die anf
Naxos verlaſſene Ariadne, welche er mit einem Luchegeo⸗
ſpann unter bie Götter einführte. Auch feiner Mrutter gab
‚er Unfterblichkeit, indem er in die Unterwelt hinabfieg and
fe dem Ai entführte. Im Gigantenfriege 'wäre er fat
‚unterlegen; aber er ermannte ſich, ‚verwandelte ſich in ds
. nen Köwerr und rettete fo fich und bie übrigen Götter. Da
er nun ale Sieger durch den Olympos jauchzte, rief ihn
gerettete Zeus zu: Euan Euie! (Schön, mein Son‘)
ein Gruß, mit welchem man ihn in der Golge iminer ber
grüße: >.
Dionyfos wird abgebilbe eis ein güngling; deſſen
‘Formen ſich dem weiblichen Körper nähern; feine Sm
. "Scmüdt ine eigenathämliche Binde; bie. Haare, im Laden
herabhaͤngend, umgiebt Weinlaub ober Ephen; gewöhnlih
iſt er ganz nackt, manchmahl eine weite- Palla nacläfig
umgehängt, zuweilen auch ein Rehfell. Aber es gibt auch
einen baͤrtigen Bakchos, den indiſchen. Dieſer iR in ci
weites, faltenvolles Gewand gekleidet, hat das Diaden
auf dem Haupte und ſtellet ganz“ das erhabene Neal ei⸗
hrs Weiſen, eines beglückenden Geſetzgebers und grachtli⸗
benden, aſtatiſchen Herrſchers dar. Über er wird dech
auch als Krieger. dargeſtellt, das Pantherfell dient Ihm
als Schild, der Thyrſos als Angriffswaffe; in. der Eine
‚ "führt er fobann die Weinrebe, als ein Zeigen des Fiir
dens, denn ihre Annahme und Pflege ift eine Bebingun
desfelben. Auſſerdem fieht man ihn auch mie Hoͤrnern ab⸗
gebildet und dann wicht ſelten einem jangen Faune ähn
ich. Der Hebon, Manuſtier; in Carwanien und Apr⸗
| j ; In,
,
Er 353. — —.
ien, wird rich von vielen für den Bakchos erflärt: Man
indet diefe Darftelung, einen Stier mit einem Menfchene _
aupte, befonderd auf Münzen. Als feine Attribute Toms
nen vor die Stirnbinde, die Belränzung mit Epheu: ober
Weinlaub und Trauben, der Thyrfos, Trinkgefüße vere
hiedener Art, verfchiedene Thiere, ald Löwen, Tiger,
Panther, Efel, ein. Korb und eine Wanne, feine. ſchon
jenannten Begleiter, verschiedene Mufifinftrumente, Fake
en, komiſche und tragifche Masten. Eben fo vielfach,
vie feine Geſtaltung, find‘ die Aemter des Gottes; benz
r iſt nicht bloß der Gott des Weind, fondern auch der
tehrer des Feldbaues, der die Stiere vor den Pflug fpanı
ten gelehrt, der. Geber des Honigd und anderer Natur⸗
jaben, und mit dem Allen,. wie Demeter, ein gefeßgebens '
ver Gott, der die rahen Menfchenhörden zuerft an feſte
Wohnfige und gefellige Ordnung gewöhnte. Aber er ers
hob ſich noch Über die Demeter, indem erw durch Einfühs
rung ber, Mufenfünfte den Lebenögenuß noch erhob und,
berfchönerte. In allen diefen Beziehungen ft er ein fried⸗
licher Gott, aber. wir hören ihn auch den Schrecken ber
Unfterblichen, den von allen: Göttern Gefürchteten, nen»
nen, den Schwert und Blut erfreuen, Ebenſo hat.er eine
ungeheure Menge von Beinamen und nicht wenige beſon⸗
dere Sagen, von denen wir hier nur erwähnen wollen,
— man von ihm die Vertreibung ber Peſt erwartete; daß
er im Titanenkriege zerriffen und bon Zeus wieder leben⸗
big gemacht wurde; daß er die Amazonen befriegte und
die meiſten von ihnen im einer Schlacht tödtete; daß er,
wie Indien, fo auch Iberien überwunden und bier den
Dan zum König .gefegt ‚habe, woher das Land Pania .
md fpäter, mit Adſpiration des ©, Sr ania ‚genannt
worden ſey.
Es iſt natitiich, daß ein ſo — My
thos auch verfchiebene und mäannichfaltige Erklärungen. zus
läffet. Eine phyfiſche ‚geben bie Stoiler, aa in Dion.
4. Band. ‚ 23
— 354 —
auvſos oder Batcıot bie erzeugende u» —
Natur, die Urſache aller belebenden Feuchtigkeit
ſahen. Andere erklären ihn aſtronomiſſch. Darnadh
iR Dionyſos dem Apollon entgegengefegt, und di
Winterfonne, indem diefer die Sommerfoune bar
ſteht. Daraus erfläre fich ded Gottes verfchiebene Gekalt;
im Winterfolftitium, fey er Knabe, in der Frühfingägleis
che Tüngling, im höhern männlichen Alter (mit dem Bar
9) im Sommerſolſtitium. Diefe Erklärung iſt von neun
Korfchern aufgenommen und fcharffinnig ‚fortgefegt und
burchgeführt worden. Andere finden in dem Baldodmy
thos nichts weiter, ald eine Alfegorie: - Somit benten fein
Bater Zeus und feiner Mutter Feuertod auf die feurige
Katur ded Weines; Bakchos ik zweimahl geboren, dw
mahl ald Rebe, das andere Mahl als Traube; gehört
it er, feine Macht ift groß; er wird‘ von ‚den Kine
der Erde (Titanen) zerriffen, das deutet auf bie Einfanm
king des Weins, und wieder zufammengefebt, das bejeich⸗
net fein neues Gedeihen u. |. f. Alle dieſe Erklärungen
ten geben Etwas, manche Biel, . aber nicht. Alles, daher
bat man fhon im Alterthum die hiftorifche vorge
gen. Rad diefer hat es fünf verfchiedene Bakchos gege
ben, zuerſt den inbifchen, dann ben Sohn bed Zeut
und, der Demeter, ferner ben Sohn bes Zeus und der
Semele, zuletzt zwei agyptiſche, nemlich einen Sohr
des Amun und ber Amaltheia, der ber Defteger de
Fitanen und der Stifter des Amun⸗Orakels en
Feyn, endlich einen "Soßn des Zeus und ber Io, di
JInachos Tochter, welcher Aegypten beherrſcht und di
Mbvyſterien geſtiftet haben fol. Mit dieſen Sagen fin
noch, wie mar behauptet, die von bem arabifchen Du
fares, von dem phrygiſchen Sabazios, von dm
shönitifchen Adonis vermengt und eb hält unmöglid,
die daraus entſtandene Verwirrung aufzulöfen.. Roc, im
mier ſtreiten fich ‚die Gelehrten darüber, ob Dionyfod eu
urfprünglicher Griechen» Bott, fein Zug alfe non. Wein
3
⸗
— 46 —
ach Oſten — oder ob er aus Indien — as
weſtwärts gemwandert und nur von ber griedhifdien Eis
Hfeit nach Oſten gefandt worden ſey. Das Legtere ift
yahrfcheinlicher,, da ber myſtiſche Enthufl admus des Bals
ſosdienſtes der eigentlich helleniſchen Bildung eben fo
remd, als eigenfted Wefen des Orientaliömus iſt. Die
zpuren bed erſten Bakchosdienſtes bei den Griechen finden
dh um die Zeit ‘bed Kekrops, er iſt alſo wahrfcheiniich
urch dieſen nach Griechenland gefommen, als wofür fels _
er die ungemeine Aehnlichkeit zwifchen den Sagen ded
Hiris und des Bakchos fprechen. Noch weiter aber -ver-
reitete fich dieſer Dienft, ald er burch Kadmos zum zweis
m Mahl, wahrſcheinlich in veränderter Geftalt, nad '
Sriechenland fam. (Durch Kadmos wurde Cheben in
zöotien die Hauptcolonie ‚der Phönikier in Griechenland).
Iber er ward nicht ohne Widerſpruch und Kampf anges
ſommen, benn auf feinem Wege über Thrakien erhielt er
edeutende Veränderungen und wurde mit bet rauſchen⸗
en Orgien ber großen Göttermutter vermiſcht, weßhalb
kan ihn in Griechenland nicht anerkennen wollte. Wenn
un Dfirid indifchen Urfprungd und zwar Schima iſt,
vie wir ſchon öfter geſehen haben, ſo iſt wohl nichts ein⸗
euchtender, als daß des griechiſchen Dionyſos, oder Bak⸗
hos Urſprung nicht in Griechenland, ſondern in Indien
u ſuchen und zu finden ſey. Darüber fpricht ein neuer
Soricher: Die erfte aus dem Orient ‚flammende Idee war
ymboliſch, Natur und beren Zeugungkraft, hiezu gefellte '
ich im Mythos. Die, hier an den Wein wie anderwärte
in den Aderbau gefnüpfte Idee erhöheter Cultur, veredele
en Lebendgenuffes, deren Urfprung und Fortgang man im
ven Mepfterien fumbolifch, darftellte. Alles diefed wurde
sit der; Zeit verwifcht und verſchmolzen, auf den einzigen
hebifchen Dionyfos übergetragen "und erhielt noch durch.
die atheniſchen Dionyfien, die Chöre des Bakchosfeſtes,
bie Dithyramben, - Satyripiele und Dramen manderiel.
Umwandiungen. a en 2
Se . 93 ve
»/ r @ ? x
‘
_ 36 —
‚Das ®efolge bed Dionv fos. |
Dionyfos hat immer ein großes Gefolge um fid.
Unter den Perfonen deöfelben aber ragt vor allem hervor
Sitenos, der Pflegevater, Rathgeber and Weisheitleh⸗
ter des Goltes, den er auf dem Arme trägt und mit einer
an Andacht grenzenden Wachſamkeit beſchützt, weßhalb
ihm diefer immer den Namen Pappos (Papa) giebt. Fr
"bat jedoch immer eine Beimifchung von etwas Komiſchen
in Leibesgeftalt und Handlungmeife, fo daß in ihm ber
Begenfag von Scherz und Ernft, von Hoheit und Nies
rigfeit und fomit der Contraſt perfonifizirt und die Iro⸗
‚nie als fein natürlicher Ausdruck erfcheint. Er iſt aus
bem Geſchlechte der Satyren und wird abgebildet ald
“ein Greis, glatzköpfig, mit einem langen Barte und einge
brüdter Nafe. Doch erhebt er ſich über die Satyren, wit
das von. ihm hergeleitete Gefcjlecht der Silenen überhaupt
um einen Grad höher geftellt wird, ale die Satyren, all
deren Anführer und Hauüpter fie gern vorkommen.
Silenos (Seilenod) war der Sohn eine Nymphe,
nach andern der Gäa felber, ohne Vater erzeugt; noch
andere geben ihm den Pan zum Vater. Wie feine gan
Sippfchaft,. liebt er ben begeifternden Trank feined 359
lings und ift beftändig im Rauſche (Methe, Trunfenheit,
„iſt feine Begleiterinn, oft feine Gattinn), weßhalb er af
feinem Thiere, dem Efel, mehr hing, als ſaß. Weit ent
"fernt indeffen, daß ihn fein Rauſch um das Bewußtſeyn
gebracht hätte,“ begeifterte er ihn vielmehr zu erhabenes
Geſängen und weisheitvollen Neben, und ftellt ihn auch
dabei ftetd ald muntern, ſchalkhaften Greis bar, ber ſich
auf den Scherz. verfteht. Seine ‚Vervielfältigung fcheint
in den bakchiſchen Chören und den fatyrifchen Dramen
aufgefommeit zu feyn. Die Geftalt der Silenen hat mit
der der Satyren vieles gemein, namentlich die Spigohren
und den Schweif, haüfig aber fommen fie in ganz menſch⸗
licher Geflalt vor, nn bie Satyren gewöhnlich arch
—
— 357 — |
kt Bocksfuͤßen erfcheinen. Das Alter aber ift dad cha⸗
ifteriftfche Kennzeichen beider, denn die Satyren find imo
er junge, bie Silenen immer alte Perfonen, weßhalb
uch ſchon Ältere Ausleger behauptet haben, die Sile⸗
en wären ältere Satyren. Ihrem Alter gemäs,
nd fie geſetzter als dieſe uͤnd treiben nicht die muthwillis
m unb üppigen ‚Streiche, wie fie e). In der Giganten
hlacht hat Silenos neben dem Dionyfos für die Götter
fochten und, burd) das Gefchrei feiner Eiel, diefe ge⸗
tief.
Auch Silenos kon: — fosmogonifche be feun unb
var dad Symbol der Bewegung, die vom Welthauche
nögeht und zur Weltentftehung mitwirft. Die Gelehrten
ofen daher feinen Urfprung aus dem Oriente ableiten
nd fehen felbft in dem Theraphim ber, Patriarchen
Silenenbilder” und beziehen die Weisfagung Jakobs
on dem Helden zu Silo, und die Erzählung von Bis
amd Efel auf den Eifel ded Silenos, der einft Tri Bak⸗
108 durch einen Fluß getragen und deßhalb unter die
sterne verfegt fey, der die fchlafende Heſtia gerettet has
e, weßhalb die Lampen gern Efelöföpfe bildeten. Sie
nden in dem Efelgott Silenos, ba in dem Zweige der‘ _
akchiſchen Religion, der über Phönifien herüberfam, bad
symbol des Eſels fo flarf hervortrit ald das bed Stierd, .
ine Befreundung der apollonifchen und dionyſi—
hen Religion. Sie finden fogar, daß die Begriffe:
old, Wein, Efel, Goldberg (Meros), Baks
108, Silen, Midas und noch andere aus einer und‘
erfelben Wurzel abflammen und baher alle mit einander
3 genauer ‚Verbindung fliehen. |
— ng —— — —
* In dramatiſchen Darftellungen und bei ben Aufzügen der
Dionyfien find die Silenen in wollene Kleider gepüllt
gewefen, die Satyren hatten nur Thierfelle umbhängen;
au waren jene ſets, diefe nicht immer, beſchuht.
— 358 ey
Zu dem Gefolge des Bakchos gehörten * bie
Mänaden (Rafende), Bat (Bakchantinnen),
Baſſariden, Thyaden, urſprünglich thrakiſche Frauen,
—
-
nicht nur Milch, fondern ‚auch Honig geopfert wur
nebſt Herafled und Dionyſos, zu den jüngften Goͤ
tern Griechenlands und iſt höchſtwahrſcheinlich der ägyr
Jagd; aber wenn er, von -biefer ermübet, ausruhet
bie bei den Bakchosfeſten, wie entzüdt vom Geiſte di
Gottes, mit fliegendem Haare, in Thierhalite gehüllt, mi
Epheuftäben und brennenden Kienfadeln, unter Trommeln
und pfeifen und Klapperſchalen und wilden Eroejaud
zen, in flürmifchen en auf den‘ —— einher⸗
taumelten.
Yan,
"Der griehifhe Pan, der mit. feinen von ihm abſtan⸗
menden Panen, Panisfen und Aegipanen, audı in
Gefolge ded Dionyfos auftrit, war urfprünglich ein arfı
bifcher Feldgott, deſſen Abftammung verfchieden angegebt
wird; denn er heißt ein Sohn -bed Hermes (der felber
ein arfadifcher Hirtengott war), und ein Sohn dei Odyſ
ſeus cher wahrfcheinlic feinen Euftus zuerſt in fein Bu,
terland bradite). Er gehörte, nad Diodor und ander,
tifche Mendes, -oder mit dieſem ganz zufammengefchmel
zen. Als Schupgott ded bergigen ‚Hirtenlandes Arkadim
mußte er fich in den Künften der Hirten, dem Wettge
fang und dem Springenfpiele auszeichnen. Zi
worin bie vor ihm fliehende Nymphe diefed Namens 2
ihr Hilfgefchrei verwandelt worden, mehre Süden a
ſchnitt ‚ fe zuſammenfügte und ſodann feinen Schmer; ü
ihren Verluft hineinhaudıte, Er iſt Obwalter der Thi
des Wildes, der Uferfiſche und der Bienen, weßhalb I
Shyrinx erfand er felber, indem ee aus dem F
Mit den Nymyhen führt er Reigentänze auf und liebt
gewoͤhnlich um bie Mittagẽzeit, fo darf man ihn m
fören, ſonſt racht er ſich mit Arie — u
s
— 359. —
lit *). Sein Kicblingsbaum iR die * men
liebt er jedoch auch bie Steineiche.
Diefer urfprünglich dunkle Feld⸗ und Hirtengott warb
\ J
durch Die. fpätere Vermiſchung mit dem ägyptiſchen Men⸗
des zu einem Symbol des Weltalls erhoben und in den
ſereis der aſtronomiſchen und Bakchiſchen Mythen gezogen,
welches hauptſaͤchlich durch die Orphiker, Pythagoräer
und andere philoſophiſche Schulen gefchehen if. Pan '
wird nun nicht nur der. Feldherr des Bakchos, der das
Heer desſelben anführt und fein treuefter Anhänger und
Beförderer feiner Macht ift, fondern er trit felber-ald der
hoͤchſte Gott auf und wird gepriefen als der, Der Hims
mel und Meer, Erde und ewiged Feuer, Beis
figer. der Horen, Befruchter und Lichtbringer,
ja Zeus felber if. Zu Athen wurde er feit der. Schlacht
von Marathon vorzüglich verehrt, weil durch feinen
Beiftand hauptfächlich. die Feinde. gefchlagen worben. Man
hatte ihm eine Höhle unter der Burg geweihet.
| Priapos.
Urſprunglich ein Feldgott in gampfafos,- einer
weinreichen Gegend in Myſien, iſt dieſes Götterweſen durch
die Verbindung mit orientaliſchen Mythen zu einem gro⸗
=
* Die Erfahrung, daß. einzelne Menſchen und ganze Maſſen, |
‚wie Striegsheere, in der ſchwülen Stille des Mittags, noch
öfter aber des Nachts von einem plötzlichen Schrecken durch
irgend ein Naturereigniß befallen merben, hat zu der Bor»
Kellung eines paniſchen Schreckens Veranlaffung‘ gege⸗
ben. Hierauf haben die Sagen Bezug, daß. Pan des Bak⸗
chos Heer durch ein wildes, vom Wiederhall noch verſtaͤrk⸗
tes Geſchrei und Lärmen aus einer großen Gefahr errettet
und, daß er im Titanenkampfe durch das Blafen einer Gern
muſchel den Beind in Schrecken verfegt und dadurch zur
Entſcheiduns des Siest — habe.
— 1
N — F Fr 1 — *
—
— 360 —
teiten und‘, nach uufern Begriffen, obſcönen Phantaflege⸗
bilde geworden. Man ſagt, Aphrodite habe ihn aus ih»
zer Doppelehe mit Adonis und Dionyfos in: der lampfas
keniſchen Stadt Aparnis geboren, aber durch Here's Be
zauberung mit fo unmäßig.. großen Naturtbeilen, daß die
Bewohner ſich geweigert hätten, ihn zu behalten, Aber
durch eine geheime Krankheit, die unter ihnen. ausbrach,
wurden fle genöthigt, ben bereitö Vertriebenen. wieder aufs
gunehmen. _ Priapos war Vorſteher der Gärten und Fels
‚ ber, der Ziegen» und: Schafherden und der Bienenfchwärs
me, wie auch der Fifchereien in den Flüſſen. Wie Silen
und Pan wurde auch er in Priapen vervielfältig. Man
bildete ihn ab wit großen Naturtheilen, in der einen Hand
eine Hippe zum Schneiteln und, jur Abwehr, in der andern
ein Küllborn haltend. Seine Verehrung breitete fich in
Griechenland und Italien fehr weit aus, wozu die Myſte⸗
rien der Orphiker mohl das meifte beigetragen haben mös |
gen, da fie ihn ben Herrfcher Priapod nennen und für
den allbefruchtenden Dionyfo8 erflären. : Hundert Sahre
vor und eben fo lange nad) Chriſtus war fein Eultus fait
allgemein, und ed entflanden eben fo lächerliche, als är
gerliche Gewohnheiten, durch welche man ihm huldigte.
Die Gelehrten ſagen, Priapos ſey nichts anders, als
ein vermenſchlichter Phallos, der feinen Urſprung der Na
turreligion und vielleicht der aftronomifchen verdanfe; er
fey einer der jüngften Götter Griechenlands uud feine Ers
zeugung von Adonis und Diony ſos deute offenbar auf
bie Bereinigung ber phönikifhen Religion mit dem aus
Oberaſien herfiammenden Lingamdienſt des Schiwa hin.
Aeolos.
Dieſe mothologiſche Perſon, gewoͤhnlich der Gott der
Winde genannt, iſt wahrſcheinlich ein uralter Koͤnig der
lipariſchen Inſeln, die heut zu Tage vulkauiſche
F —
, — 301 —
Erſcheinungen, von gewaltigem Windgetöfe Begleitet, dar»
bieten. Odyſſens Fam zu ihm und ſchildert ihn als fromm
und gerecht und menſchenfreundlich gegen die Fremden,
weßhalb er ein Freund der Goͤtter genannt wurde. Odyſ⸗
ſeus erhielt von ihm ejuen Schlauch mit. Winden Anger
füllt, wahrfcheinlich einen Talisman, denn aufferdem ließ - -
er ihm einen günftigen Welt daher 'wehen, ber ihn zur
Heimath ‚geleitete. Spätere Kabelbichter malten fodanıt feis
ne Windhertſchaft weiter aus. |
Da Aeolos, nach Homer, 12 Kinder, fechd Söhne -
und ſechs Töchter hatte, die, mit’ einander verheirathet,
ftetö bei. ihm wohnten, fo bat. ſchon ein alter Ausleger ihn
für ein Symbol des Jahrs und der zwölf Monate erklärt,
an — das Wehen der Winde gebunden iſt.
Ede.
Der Wiederhall, früh fhon den Menſchen — un⸗
erflärbar, als auffallend, war ben Griechen eine. Nymphe,
die, von Zeus dazu erfauft, um feine Gemahlin‘ Here Durch,
ihr Geplauder aufzuhalten, wenn fie feinen verliehen Abens
theuern nachforſchte und von ihr dafür beftraft ward, fo
daß fie in der Zukunft nur wenig Worte und nur folche,
bie fie gehört hatte, auöfprechen konnte. Durch eine uns
glüdliche Neigung zu Narkiffos, der fie verfchmähete, ver⸗
zehrte ſich fpäter auch ihr ganzer Leib und es Ka — 8
von ihr übrig als die Stimme.
Mie mmer, ſo begegnen wir —* in dieſer Mythe
der Liebe, im weiteſten Sinne des Worts, und dem Ge⸗
genſtande — ‚der N
- 9 eb e.
Die blühende Göttinn der ewigen — Kochter
des Zeus und der Here, bed Ares und der Eileithyla Schwe⸗ —
ſter, die den ſeligen Göttern Nektar und Ambroſia kredenzt,
I
N : ‘
— — BI —
bis fie durch einen unvorfichtigen Fall den Auſtand ver⸗
letzte und die Gaͤtinnen darauf drangen ‚ daß ihr Amt eis
ner Mannsperſon übertragen wurde, ward, nadı des He
rakles Erhöhung in den Olymp, deffen Gattinn und durch
ihn Mutter des. Alexiares (des — and
des Aniketos (des Unbeflegbaren).
Ihr Mythos, fagt man, entſtand folgenbermaffen : Die
Götter bedurften einer Bedienung, befonderd bei ihrem
Gaftmahle und wer follte Diefe leiſten, ald jugendliche Per,
fonen, da unter deu Menfchen Knaben und Mädchen die
Schmauſenden bedienten? Aus diefer dienenden Jur
. gend ward erſt in der Folge eine Perſonifikation, eine
Sdttinn der Jugend, Hebe, welde aüsſchließlich das
Mundfchenken Amt bei der Götterverfammlung verrichtete,
. wenn fie. fchon hie und ba einzelnen Göttern einen gelegen-
heitlichen- Dienft .leifte. Sp lange bei. den Griechen ber
Gebrauch herrfchte, wie im Alter der Heroen, daß bie
Grauen in die Maͤnnergeſellſchaft und zum Schmauße fa
men, fosfute auch Hebe diefe Dienfte leiften, ale aber bie
afiatifche Sitte des Liegens bei Tifche aus Jonien herüber
fam, wurde es unſchicklich für die Frauen bei Feften und
Gelagen zugegen zu feyn. Daher mußte auch Hebe ihr Amt
aufgeben und es einem männlichen Diener überlaffen. Aber
eben nun flieg fie zur eigentlichen Gottinn der Ingend auf,
die unter den übrigen feligen Göttern gleicher Rechte genoß.
Ganymed es.
Ihr Geſchafte, die Götter zu bedienen, wurde nun
dem Ganymed übertragen, ber indeſſen nebenbei den
Zeus beſonders zu bedienen hatte "und von dieſem felber,
. oder burd) feinen Adler in den Olymp emporgetragen war.
Die Horen.
Homer ſpricht von den Horen, ohne ihre Namen in
nennen, ‚und ertheilt ihnen das Gefchäft, bie Thore dei
Himmeld zu öffnen und zu fchließen; aber Heſſod nennt fie
=.363' —
Ennomia Geſetuice Otdnung), Dite — m
Eirene (Friede) find ihre Ramen und ihre Thätigkeit gehet
Dadurch in das Gebiet der Moral hinüber. Die urfprüngs
liche phyſiſche Idee dieſer Weſen ward -alfo von den
Dichtern zu einer flttlichen ‚erhoben. Urfpünglich die vers
fchiedenen Jahreszeiten” wurben fie auch die Jahr⸗
bDringenden und Die Alles im Sahre Bringeubden.
Die alten Athener Tannten ihrer nur zwei, bie. Thallo
und die Karpo, jene bie Blüthe, dieſe die Früchte brin⸗
gend. Später hatte man drei Horen (nach den drei Jah⸗
regzeiten Griechenlands) und noch. fpäter vier, weil ed auch
vier Jahreszeiten giebt; dann zählte man, in verfchiebener
Bebentung, eilf Horen und zulegt gab es deren eine uns
beftimmte Zahl, da alle und jede Erſcheinung in der Zeit
dieſen Namen verdient.
Da „jedoch Hore nicht bloß Zeit, ſondern auch Schoͤn⸗
heit bedeutet, fo wurden dieſe Zeitgättinnen auch -Göttinnen "
des Schönen und tiebenswürbigen und floffen als
ſolche mit den Ehariten zufammen. Man fchrieb- ihnen
Dann: Alle zu, was fich Durch Ordnung und Regelmäßige '
feit als fchön empfiehlt, bie Bildung guter Gefege, die
Handhabung der Gerechtigkeit, die Erhaltung bed Friedens,
als wodurch das Glück der Menfdyen und der Staaten
begründet und beförbert wird, und gab IIWER die —
zur Mutter.
Wahrfcheinlih kam bie Verehrung der Horen aus
Afien über Kreta nach Griechenland, wo fie ſowohl in als
aufferhalb dem Peloponnes verehrt wurden. Doch war ih⸗
re Verehrung am größten zu Athen, wo man ihnen ein eis
genthümliches Feſt, die Horäen, viermahl im Sahre, .
feierte und fü fü e anrief, alle übermäßige Dürre abzuwenden
und die jungen Gewächfe durch milde Wärme und zeitigen
Regen groß zu ziehen, Auſſer dieſen ihren eigenthümlichen
hatten fle auch an ander, namentlich an den Sonnenfe⸗
ſten, ae Bei ——— Pia man ihnen und den.
— 34 —
chariten den erſten Becher Bein gu weihen, und bad galt
ihnen wahrfcheinlich eben fowoht ald Böttinnen ded Schoͤ⸗
sen wie ald Pflegerinnen ded Weind. Auch hatte man ein
Gprichwort bei den Griechen: "Den Horen und Cha⸗
riten opfern,” welches nichts anders hieß, ald ” Allee
zur rechten Zeit und mit Anſtand verrichten.”
Herven und Dämonen.
Wie haben bereitd angemerkt, daß die Gelehrten das
. Wort Eros, Heros, wie ed dem Laute nach iſt, aud
ber Bedeutung nach für einerlei mit dem Iateinifchen Her
zus und dem deutichen Herr erflärt haben; fo daß alfo
bie Heroen der Griechen jene durch innere und äußere
Vorzüge ausgezeichneten Männer ber Urs und Vorwelt
find, deren Thaten für- ihre Völker oder auch wohl für
Die gefammte Menfchheit von mehr als befonderer Wichtigs
Zeit gewefen waren. Da aber bei den erften Menfchen
Förperliche Kraft und Geſchicklichkeit und die kluge und
nützliche Anwendung derſelben zuerſt und in gewiſſer Hin⸗
ſicht allein in Anſchlag kamen, ſo waren es insbeſondere
Tapferkeit, und Muth und Klugheit oder Liſt, weiche zu
dem Range eines Heros erhoben. Jedes Volk hat ſeine
Heroenzeit, die Periode, in welcher es aus dem rohen
Zuſtande der Wildheit in den geſellſchaftlichen übergeht;
da werden die Männer, welche ihren Stamm gegen die
Einfälle anderer ſchützen, das Land von wilden Thieren
ſaübern, unfruchtbare Ländereien urbar machen, Sumpfe
aAustrocknen,nützliche Geraͤthe erfinden, ſichere Wohnun⸗
gen erbauen, und ſomit das eigentlich‘ menfchlich gefellige
Leben begründen, die erhabenften Wohlthäter ihrer Zeit,
werben von biefer verehrt und nadı ihrem Tode den Göts
tern zugeſellt, von welchen fie, der gemeinen Meinung
nach, abſtammten. So finden wir eö, wie überall, auch
bei den Griechen, welche dann die vollendeten Heroen ale
| — 35 — en
Dämonen”) anfahen, die noch in ihrem höhern Das
ſeyn ‘über ‚die Angelegenheiten der Erbe und der Sterblie
chen woalteten. Homer braucht das Wort Dämon für
Gott und dämoniſch für göttlich, ohne daß man. noch
eine Spur von der geheimen. Priefterlehre- findet, nad
welcher bie Dämonen Mittelweſen zwifchen ben Göttern
und ben Menfchen wurden. Da er nun auch dad Wort
Heros größtentheils in der einfachern Bedeutung "ans.
gezeihmeter Menfhen” gebraudt und, fogar dei
Mundſchenken fo nennet; fo ift man berechtigt anzunche
men, daß die Begriffe von Herven und Dämonen,
wie jle in der Folge gangbar wurden, nad) und nach erft
fich ausgebildet: haben. Heſiod und andere fprechen vor
verfchiedenen Sloffen der Dämonen, von unfterblichen und
fterblichen, unter welche legtere auch die Nymphen ges
rechnet werden, von welchen es ausdrücklich heißt, daß fie
zehn Phöntralter durchlebten. Es gab nicht nur gute, :
fondern auch böfe, feinbfelige Dämonen, wie es
böfe Heroen gegeben hat; «8 war natürlich ‚ daß man
die Natur bed Lebenden auf den Verftorbenen, aber noch.
Fortdauernden, übertrug. Dabei war es jedodh Volksglan⸗
be der Griechen, hervorgegangen aus der natürlichen Scheu
des Menfchen vor dem Uebernatürlichen, daß auch die Geifter
der guten Heroen leicht zürnen und dann fchädlich werden
könnten. Deßwegen nahete man ſich den Heroenmahlen mjt
ſcheuer Ehrfurcht und betrat nicht leicht in der Nacht {pls J
che Orte, wo man einem Heros zu begegnen ke
mußte. |
Man vergleicht bie griedifchen Dämonen mit den pats |
fifchen — und Jzeds und Dews, und den Der
*) Das Wort Dänen leitet 'man ab enfweder von Daio, ich
lerne, dann heißt ed fo viel als ein Einfihtvoller,
oder von Dato dao, id theile ein; dann iſt es ein
Sl ll oder Austheiler oder. Drdner.
N
— 366 —
wetas und Afurs der Judier; allein es iſt hiebei richt
zu überfehen, daß bie Geiſter der leztern beiden Bölfer eis
nen andern Urfprung haben, als Die der Griechen, bei je
nen find fie wenlich Ausflüffe ber höhern Götter und frü⸗
her erfchaffen, als bie Menfchen, bei den Griechen ‚aber
gingen die Dänrouen and den Menſchen hervor, bie ſich
nad) ihrem Tode erſt unter die. Götter erhuben, wenn fie
{dom mitunter auch während ihres Erbenlebend eine höbes
re, göttliche Natur in dem menfchlichen Leibe trugen, ‚wie
Herakles und Perfeus, die man als ind Fleifch herab⸗
- geftiegene Götter anfehen kann. Plutardı drädt fich barür
7
ber alfo aus: So wie aud der Erde Waffer, aus
Dem Waſſer Luft, aus ber Luft Fener ſich ent⸗
wickeln, indem bie Natur des Weſens ſtufen⸗
weife gefteigert wird, fo werden die beffern
Seelen aus den Menfhen Heroen, aud Heroen
Dämonen, und einige von dieſen werben durch
lange Laüterung endlih ganz der Göttlichkeit
theilhaftig, während wieder andere auf ihrer
Höhe fi nicht halten können und zur meufd.
lichen Ratur SueREfeDEEe müffen. -
Die mythiſche Heroengeſchichte der Griechen enbiget ſich
mit dem Einfalle der Herakliden in den Peloponnefot
(1190 v. Chr.) und’ die vorzüglichkten Heroengeſchlechter
ſind die Promerhiden oder, Deufalioniden, bie
- Zuadiden, die Danatden, die Pelopiden ober
Tantaliden, die Kefropiden. Unter die einen oder
- die andern biefer größern Stämme müflen dann die ein,
zelnen Gefchlechter der Jeakiden, Perfiden, Atriden,
Herakliden gerechnet werden. Die ganze Heldenperio⸗
den pflegt man auch in zwei abzutheilen, nemlich in. die
vor und nadı dem Argonautenzuge, denn dieſe Bege⸗
benheit ragt vor allen andern durch Umfang, Wichtigkeit
. und Einfluß auf griechiſche Cultur hervor. Indeſſen, wenn
(on mit dem genannten — die — Zeit der
— 367 —
Hellenen ſich endigte,. fo hatte doch das folgende Zeitalter
noch Dann und wann feine Heroen. So wurden Kleome⸗
bes, um feiner ausgezeichneten Stärke willen Harmo⸗
bios und Ariſtogiton, die Befreier Athene von der >»
Tyrannei des Hippias, Pythagoras und Apollo⸗
nios von Thyana wegen Ihrer Verdienſte um Verbreitung
der Philoſophie unter die Heroen gerechnet.
Mit den Heroen und Dämonen ſtanden auch bei den
Griechen, wie bei den Parſen, bie Vögel in einer gewiſ⸗
fen Verbindung, denn die Sage läßt um die Gräber der .
Heroen verfchiedene Vogelarten herumfliegen,, oder aus der
Aſche derſelben aufſteigen, welches dann eigentlich das Auf⸗
ſteigen des Geiſtes in die höhern Regionen andentete *).
Rur biefer, der Geift flieg auf, die Seele, der Schats
ten (das Eidolon), des Helden blieb in der Unterwelt
uud * Leichnam war der Verweſung anheimgefallen, |
Der Dienft, den man ben Heron widmete , war im
Wefentlichen Todtendienft, und ganz verfchieden. von ber
Verehrung der Götter; denn wenn man biefen hohe, fleis
nerne Altäre aufbauete, fo hatten jene nur niedrige Altäre
von Raſen oder Erde, oder man machte Gruben mit
darüber gelegtem Flechtwerke, um darauf die Todtenopfer
zu bringen. Auch hatte ein Heros felten einen Tempel,
ſondern ftatt desfelben einen befondern, abgeſteckten Ort
mit einem foldyen Altare, oder auch einen heiligen Hain.
Dad Ganze führte verfchiedene Kamen, gewoͤhnlich aber
nannte man ed ein Heroon. Solche Denkmahle aber
wurden mit der heiligften Scheu betrachtet und auf ber
Verlegung derfelben fanden fehr harte Strafen. Der
Opferbienft bei deu Hexoen hatte übrigend mit allen Tode _
*) Hiemit, fagt man, hängt aud die Idee des befannten Bil
des, des Schmetterlings als Symbold.der Seele, zuſammen.
N E44
l-
— 368 —
— und dem Dienfte ber unterirbifchen Bötter ſehr
viel Achnlichleit. Das Andenken ber Heroen wurde abe
noch auf verfchledene andere Welle, namentlich auf Min
am; verewigt. |
Von Prometheus und Deukalion, fo wie vom Ina⸗
chos und deren Geſchlechtern haben wir ſchon das Ri
thige gefagt. Wir kommen alfo bei ben Heroen juei
auf den
Danaos.
Dieſer Sohn des Belos und der Anchinoe und
Zwillingbruder des Aegyptos, war zu Chemmis in
DOdberagypten geboren. Nach des Vaters Tod entzweiten
fi die Brüder und Danaos, gewarnt, entfloh aus ky—⸗
bien, wo er herrfchte, mit feinen 50 Töchtern, nach dem
Deloponned, wo er ben legten Sprößling ber Inadis
ben vom Throne tieß. Doc bie 50 Eöhne des Aegyp⸗
t08, ſchon früher mit ihren ſchönen Baſen verlobt, ver |
folgten und erreichten bie Flüchtigen. Da der Vater Ihren
Verlangen nicht wiberftehen fonnte, fo vermählte er ihnen
feine Töchter an einem Tage, gab aber jeder von ihnen
einen Dolch und den Auftrag, ihren Gemahl in der Braut
kammer zu tödten. , Nur Hypermneftra entließ ihren Ge
tiebten, Lynkeus und follte am folgenden Tage, als ihr
: 49 Schweftern‘ die Köpfe ihrer ermordeten Gatten vor
zeigten, als ungehorfame Tochter geſtraft werben; abe
das beſtellte Gericht ſprach ſſe los. Das Schidfal be
Danaiden in dieſem Leben wird verſchieden erzählt, im
Hades litten fie die Strafe, daß fie ein bodenloſes Faß
init Waffer füllen müffen. Schon bei den Alten Hatte mar
dieſer Strafe eine hiftorifche Deutung gegeben. Die Du
naiden, fagte man, hatten in dem wafferleeren Argolid
* Brunnen entdedt und Zifternen gegraben. In der That
wurden fie an ‚verfchiedenen. Orten in dieſer Beziehung
ER Von Banane ‚heißen die en auch Danatt.
’ | Pe⸗
u _ — |
— * run. relöpk..- u u
vereve war Die: Sohn des si 5: Tantalss von.
Eybien, der ihn in der Kindheit Tchlachtete und- den bei
Ihm verfanimelten Göttern vorfeßte, um ihre Altwiffenheit
zu prüfen. - Zeus entbechte die Unthat und- ‚befahl der Klos
ho, die zerſtüickten Glieder wieder zu vereinigen und zu
beleben; dieß gefchabr Doch bie -eine Schulter mußte von
Silber eingefebt werden, ‘weil Demeter fie verjehrt hatte.
Helops vermäßlte fi mit Hippodameia, nachdem er
ihren -Bater- DODenlomass im Wettfahren beſiegt hatte und
gab der Hälbinſel Aprͤa, oder Pelasgia, den Namen
Deloy uRRFfo8. Unter den vide Kindern, die Pe⸗
lops geugte, ſind beſonders Atreus und Thyeſtes be⸗
kannt, wegen ihres Haſſes und des dadurch bewirkten Un⸗
terganges ihrer beiden Staͤmme. Das ganze Geſchlecht
wird von den Dichtern ale unglucklich geſchildert, aber die |
Sagen darüber find hoͤchſt verfchieden und verwickelt. Pe⸗
lops genoß nach feinem Tode große Ehre; man nannte ihn
den Stifter der olympiſchen Spiele Lbenen er wahrfhein
lich, da fie ſchön von {hm vorhanden waren, durch feine
Neichthämer nur neuen Glanz gegeben Hatte), und errich⸗ |
tete ihm ein Heroon (Peloption) neben dem großen As
tar des Zeus. ı Das Palladion fol aus’ feinen Gebeinen
entftanben ımd Troͤja nur mit Hilfe, feitied — aa
(ed un ‚erobert ‚worden‘ ſeyn.
Kekr opso.
Der erſte dieſes Namens behauptet unter ben Entwil⸗
deren von Attika einen bedeutenden Rang. Die griechi⸗
ſche Säge nennt‘ ihn einen Autochthon und: giebt ihm
Tue Doppelgefialt, oben‘ Menfch und. unten Schlange,
oder oben Mann und unten Fran. Die Geſchichte aber
fagt: Kıkrops {ft aus Aegypten mit einer Kolonie nach
Alte, nachher Attika, gekommen, Hat bie Einwohner TR |
gewonnen und. geſammelt, hat bie Burg Kekropia, nade
her A kr opolis, BEN bie Monogamie geſetzlich einge⸗
1. Sand. 24
R | om —
führt, Gerihtöhöfe, namsetlich den anbeſtechlichen Ares
pag, errichtet; und allen dieſen mehlihänigum Diärger-
lichen Einrichtungen eine: hoͤhere Weaihen bahysch gegeben,
daß er fie an die Meligion knüpfte. Linsen ‚keiner; Regie⸗
rung wählten ſich die Goͤtter ihre Lieblingöftäbte, ‚Britt
ſich Athene und Poſeidon um den Beſitz won. Attita, ba
Dach. Zend ber erſtern zugefprochen wurde... Belropf prbe
neie ‚an, daß Zeus, dur ex Hpnntas. cher. Höhle)
wanate, und. ihm den. seiten Altar in. Attila srrichiete,
ohne Thierepfer, bios durch Aufleguug von Schau —
tem (aus Oel und Mehl) verehrt · werden- ſollte. Auch
7 Shreibt ihm Eicero‘,.die Anordnung. des Yegräbniffes der
Berfiorbenen zu. Seine Kinder werben Erpſichthon,
Agranlos, Here und DO SER ae
Kekrops, ſagen nun die Gelehren./ ober hir: Sail
ſche Colonie unter. feinem Namen, hat den Grund zum
Ackerbau in Attika gelegt. Darauf gründeten ſich dann als
le entfichendey Gefege und Gewohnheiten, darau Tuüpften
ih die Elenſtuien und. bie Bildung „nahm. ihren. Gang.
Aktäos (Afermann) zeugte bie Agraulos (Aderfran)
und biefe mis Kekrops vermählt, erzeugte ben Eryſichthon
(Ackermann) und die Töchter: Ag ra ulbos, Here (Thau)
und Pandroſos (die Alles bethanende) · Sp. ſpricht bir
Sage in bedeutenden Namen, dieſen ‚Bang uni Ron br
. genannten trit Herfe mit dem Hermes in Berbindung.und
‚alle. drei mit Erichthonios, dem bekannteſten Befoͤrderer
des kandbaues in Auitka, der wer behliidengang Madıt.
—— i. ER
Diefe Sagen, richtig gedentet, zeigemn, wie ſtich neue
Mythen an die alten knüpfen: Griäthoufes. beachte den
Hephäfto 8dienſt nach Attika Leine: Prieftercalonie des
Phthas aus Memphis) und trit mit der Athene (Reith,
der Sattiſchen Prieſtercolonie die ſchon da: wary in Betr
bindung; Demeter (Iſis) mifcht ſich amd) ein die Eleuſi⸗
nien entftehen); Athene zieht den: von Hephaͤſtos erzengien
*
> 8 ⸗
— 371 —
Erichthontos heimlich in ihrem Tıampet: auf Cdie nen En
lonie erhaͤ das Uebergewicht) und die Tochter des ns
krops flürzen ſich von der Akropolis herab (der frahere
Dienſt wird dadurch verbrängt). Nimt man dazu die Nach⸗
richt ded Pauſanias daß man zu When die: Hore halle
mit der Pandtoſos zugleich verehrt habe, ferner, daß bie
Horen ‚mit den :Chariten in’ Verbindung fanden, und daß
ver Dienft der Ehariten im Athen myſtiſch war; fo wer⸗
ven biefe Andeütungen hinreichen, — Wer dieſen Die. Ä
en in verbreiten. | |
| F Basar .
Sahen 185 Jahre vor Kekrops fol — — — Te
jelebt .umd als König geherrfcht haben; zu feiner Zeit war |
fie. große Fluth, die nach ihm, bie EN rn E
vird, welche — —— —
auch Biefen uR: mu fon aus — nach ai
henland Aberwandern, wiewohl alle hiſtoriſche Sour
von - feinem Dafenn uud Mirken in der Fluth vernichtet
— es du aleicher et a ihm Melk. gelebt haben, |
ri 1, ae: *
es De Kabmos.- Kuren un.
" Bien Ednige Agenor von Phoönilien hatte — 11,7
er ber SerhlfFeihes Stierd die Tochter Earopa, ent⸗
ührt und er fändte feine drei Söhne aus, ſie zu fücen:
Siner bavon, Kadmos, fam'näd Zhrafien; wos
ich niederließ, bis feine Mutter Telephaffa farb, bie
bei fih hatte; dann brach er Wieder auf und 309, auf
vn Rath des Drakels, gegen Süben;,: wo, er eine Stadt
yauen ſollte da, wo ſich ein Rind vor ihm niederlegen Be
vürde. Dieß geſchah in Böotien (Stierland) und Ko
108 erbänte die‘ Stadt Thebe. Dabei täbtete er einen dem
Ares heiligen Drachen,‘ wofür er nachher in Sclaverei -
üßen mußte, Fäete: die Zähne bed Ungeheners und foh.alür
| 24 * E | |
S
2 —— — —
bafb gemoffnce Männer daraus hervorwachfen (bie Sm
ten, Gefaͤcten), welche ſogleich eine. wännden Kampf
begannen und biö auf fünf getoͤdtet wurden. Nachher er⸗
hielt Kadmos die Herrſchaft über Theben und bie arme
nia zur Gemahlinn. “kit dieſer erzeugte er. vier Töchter,
Autonde, Ino, Semele undAgave uud einen Sohn,
Polyboros, welche ſaͤmtlich unglüdlich waren. Kadmos
ſelber mußte wieber von Theben abziehen, warb, jebodh,
wit Hilfe der Encheleer, König von Illvrien, wo
er noch einen Sohn, Il lyrios, zeugte. Hier lebte er
ruhig, bie er mit Harmonia im höchſten Alter in Schlau
gen verwandelt wurde, Er hat_mehre Erfindungen ge
wacht, bie bekannteſte aber If die ber Buchftabenfhrift.
Die in Griechenland einwandernden- Morgentander,
fagen die Forſcher Hatten‘den wilden Griechen das Band,
and dem fie kamen, mit dem Finger’ bezeichmet. Es hieß
Kedem; die Brischen nannten fie daher Kedme er und
diefe Kebmeer wurden im Mythos zu einen ' einzigen
Matte, Kadmos, welcher nun ˖ Aberull Hin kam, wo
Nadineer waren. Kabmeer waren as Aſten nach Europa
gefommen; Kabmod ſuchte alſo ſeine: Schwoſter Eure⸗
ya. Uebrigens iſt der Stierpfad, ben er einherwandelt,
der Pfad zur Cultur, deun der Stier iſt das Symbol der⸗
ſelben, zuerſt der phyſiſchen, daun aber auch der erſt
darauf folgenden, alfo daraus herworgeheitien. geiſtigen
und ſittlichen Caltur. Dieß iſt genug, um, ſich den My⸗
thos von — erliaren zu — u Se
| Don Herakles. |
lie die Eiche Über niedriges Geftraäch, fagt ein
neuer Mytholog, fo ragt Diefer Heros über. alle Helden bes
Alterthums hinweg; denn Alles, was ber griechiſche Geiſt
Erhabenes, Großes und Göttfiches mit dem Maune vers
einigen Tonnte, hat et in dem Bilde des Heralies zuſam⸗
— & iB das Sb * — ua Ideale bei
—
Er a
— 2373 —
eaſchen. Wie viel. Stoff dazu Das Reben —
ſchen lieferte, kümmert und nicht, es gehört. mehr als em -
Menſchenleben dazu, alle die Thaten zu verrichten, die
ihm zugeſchrieben werden; aber die Hülle der Schoͤnheit,
die Altes mit einem taäfchenden Schleier umgibt, mad
eben dadurch Alles wahrfcheinlih, daß fie und zum Glau⸗
ben binreißt, und leinem Zweifel Raum verſtattetꝰ ¶
es iſt Begeiſteruug, die fo foricht, aber eine fo na⸗
tuͤrliche Begeiſterung, daß ſie jeden ergreift, der die Er⸗
sählung vom Heralles in ihrer posttichen Auſicht auffaßt;
mag immerhin die kaͤltere profaifche Ferſchung de das erregte i
Gefühl am. Ende wieber herabſimmen
”
Hveralles ein Sogn des Zeus und der Alkmene, Ger =
mahlinn des Amphytryo, in einer ind Dreifache verlaͤn⸗
gerten Nacht erzeugt, war ganz natürlich ein Gegenſtand
des bittern Haſſes für Here, bie, da Zeus in ber Götter⸗
verſammlung erflärt hatte, daß au einem gewiflen Tags
ein. Suche aus ſeinem Gefchledyte geboren werden wärbe,
dem er die. Derrfchaft über alle. Umwohnenden geichenft
habe, Altmenen die Geburt verzögerte und: dem Sohn bed
Königs Sthenelod von Argos and Licht zog. Dergeblich
warf Zend die Schuld aus dem Olymp, er Tonnte den
Schluß der Anangtä nicht hindern und. mußte fein -
Sohn zum Diener beöfelben werben laſſen. Um ihn in⸗
deſen moͤglichſt zu entichäbigen, ließ er ihn unerkanut u -
feiner. Gemahlin bringen, damit er an. ihrer Bruft bie
Unfterblichkeis füge: Das Kind fog mit folder Gewalt, .
daß Here ed erfannte und von ſich warf, bei weldyer Ges
legenheit ein Strom von Milch; ihrer. Bruft entfpritfe und
die Milchſtraße bildete. Da Herakles mit einem Zwiſlings⸗
bruder, Iphikles, zugleich geboren war, ſo wollte ſein
Vater prüfen, welches von den beiden Kindern der Sohn
des Gottes, welches ber feinige wäre: Er warf daher
ein Paar Schlangen auf ihr Wiege, welche Herakles,
— 3 —
während ſein Beüberdien ſich, bei dei: Köhler — u
Jochen» ihree Ohnmacht erwurgte. Wräbztitig warb ber
Head geübt in allen den Künften und Fertigkeiten, weide
zu feiner Zeit zur Ausbildung eines Mannes gehörten,
- mb überall hatte er. die trefflichiten Lehrer: Amphitry⸗
fiber Ichrte ihn das Wagenrennen, Antolykos das
Ringen, Eurpſtos das Bogenfchießen, bie Waffenkunde
Kaſtor. Auch Muſik lernte er von Linos, den er je
body, weil er dem ungeſchickten Schuͤler einen Schlag gab,
mit der Leier toͤdtete. Amphitryo entfernte ihn darauf aufs
Land, um bie Heerben zu hüten.: Hier blieb er bis zum
arhtzehnten Jahre und in diefen Zeitpunkt fällt die fchöne
Erzählung vom Herakles am Scheidewege. Zwei Göttin
nen erfchlenen ihm zugleich, die eine mit allen Reizen
prangend, verfprach ihm Freude und Wonne, menn er
ihr folgen würde; ed war die verführerifche Wolluſt. Die
‚andere, nicht minder fchön, aber ernit, verfprach ihm eis
sen Sig. im Olymp, wenn .er unter ihrer Leitung ben
- Gefahren und Mühfeligfeiten des. Lebens. bie männliche
Bruſt bieten würde. Herakles bebadhte' fidy nicht Lange, er
reichte ber Tugend 9 die Hand und RR ſe zur —
reriun feined Lebens.
- Heralled, vier Ellen: hoch mb an Gliedern boppelt fo
ſtark wie ein auderer Mann, war zur Vertilgung von
Ungeheuern gemacht und das war die eigentliche Aufgabe
ſeines Lebens. Seine erſte That war die Bezwingung ei⸗
nes wutenden — der die RR Könige The
—
9— Die ER der bamahiigen eit n war nit die fpätere fr»
kratiſche, nod weniger die chriftliche, e8 war hohe, Kraft:
sole Maͤnnlichkeit, die kühn jeder Gefahr entgegen gehet
und dabei nichts Arges bat, ‚wenn ke die eigentlichen Br
fege der Moral übertrit. Tapferkeit und Großherzigkeit |
zeigt diefe Tugend immer, aber at | — Brenn
ee: DE?
| ar — 378 —
io — ‚Dehei: ruhete er du: den Armen der BO |
Tödyter dedfelben aus, die. ihm eine zahlteiche Nachkom⸗
menſchaft gehaten. . Dawn befreite er feine Vaterſtadt The⸗
ben von dem Tribute, den fie ben Orchomeniern geben
mußten und hob dieſen ſelber auf. ‚Dafür. beſchenkten ihn
die Götter ;\ Athene: wit ihrem, Schleiermantel, Sephäftus
mit -einem Harnifd), Hermes mit einem Schwerte, Apol⸗
lon mit Pfeilen. De — nahm“ er ſich zu ——
ſelber.
Dieſe Thaten waren nur r Vorſpiele von — —
Herakles nun als Dienſtmann des Euryſtheus, auf deſſen
Befehl unternehmen mußte. Zwar weigerte ſich der Held
in dem Gefühle feiner Kraft, dem Schwächling zu gehor⸗
chen und als das Orakel ihm andeutete, »daß er gehen
Befehle desſelben ausrichten. m üffe,” verfiel er
in Wahnſinn, in welchem er ‚feine eigenen Kinder tödtete;
\
allein geheilt: und entfündigt, begab er ſich zu Eurpfiheus
und unterzog ſich feiner Beſtimmung. Zuerſt wurde ihm
aufgegeben, den ‚nemeifchen- Löwen zu .tödten, ein Thier,
das. von Feiner menfehlichen Waffe verlegt werden fonnte.
Herakles töbtete ihn mit feinen Händen, trug ihn zu Eur
ryſtheus, der -fich vor :dem Ungeheuer entfeßte, and z08
fm darauf bie Haut a die ihm m als Waffenman⸗
tel diente, \
Dann mußte. er bie lernaiſche Schlange belam⸗
pfen, ein Ungeheuer, das eine Menge Köpfe hatte, von
weichen einer unfterblich war, bie andern, wenn einer ab
gehauen wurde, ſich Durch zwei neue erfegten. Heralles
faßte das Ungethün mit feineur ftarfen Arme, aber es.
umfchlang feine Züge und zugleich kam ein ‚ungeheurer
Krebs, der ihm. von hinten, in die Schenkel fiel, bemfelben
zu Hilfe: Herakles fah ſich alfo auch genöthigt, Beiitand
a ſuchen. Dieſen leiſtete ihm ſein Freund Jolaus, der
einen. Wald in Btand ſteckte und ihm die brennenden Aeſte
Be um bie Wunden ber abgeichlagenen a au Re
— R
! -
i “mM —
m, —— ©o veerigtt der
‚Held: die fterblichen: Helpter, das unſterbliche verfenfte er
unter einen fchweren ‚Stein. Herakles bekam von dieſer
ſchrecklichen Arbeit giftige Gefchwüre am ganzen Leib unb
hatte zuletzt den Schmerz, ſie ald ungültig verworfen zu
ſehen, weil er ſie nicht ohne Gehilfen —— haste
Pach dieſem tzug ihm Euryſtheus auf, eine der Arte
mie geweihete Hindinn, welche golbene® Geweih und cher
ne Füße hatte, lebendig zu fangen. Ein ganzed Jahr lief
der Held hinter der Gefchwindfüßigen her, bis er ihr end
lich am Gebirge Artemiffon einen Fuß durch einem Pfeil
ſchuß laͤhmte und ſie nun fangen konnte.
Ebenſo fing er dem ben Apollon geweiheten ber von
Erymanthos lebendig und brachte ihn dem Eurgfihens,
weicher darüber bermaflen erfchraf, daß er fich- verkroch
- und von dem an feine Befehle an Heralles durch Dritte
Perfonen gab. Apollon und Artemis verziehen bie Belei⸗
bigung, weil fie von der Anangtä geboten war.
König Augias in Elis Hatte 3000 Kinder in
feinen Stäßen, die feit langer Zeit nicht gereinigt worben
“ waren. Auf Befehl bed Euryſtheus übernahm ed Herakles,
ſie in Einem Tage zu reinigen, gegen das Verſprechen
.des zehnten Theils uon der Heerde. Durch bie beiben
Fluüſſe, Peneios und Alpheios, welche der Held durch
die Ställe leitete, waren ſie in Einem Tage rein; allein
Augas hielt fein Verſprechen nicht, weil er erfahren hats
te, daß Herakles auf Befehl. feines Herrn gehandelt hate,
and diefer ließ bie That nicht gelten, weil Heratles einen
— ‚dafür verlangt habe,
er Die‘ Stymphaliden au ‚töbten, war num bie Aufga⸗
be, die ber- Held zu Iöfen hatte. Die Stymphaliden was
ren ungeheure Raubvögel mit ehernen Flügeln, Schnäbeln
‚uns Krallen, Heralles erſchoß mn feinen Pfeilen.
8
— 977 =
: up. im es au der Eier ven Battn, Dae Wien
atte opfern ſollen und eigemfüchtig behlelt, wie wir (din.
zeleſen haben. Euryſtheus, bem Heralles den bezwunge⸗
aen auf den Schultern überbrachte,. ließ ihn frei und er
erſcheint darauf - einmahl in ber en als der Mar
rathoniſche Stier
r = —
2 N ! 5 ı.
’ — * * ei -
A ;
4
\
>»
Der Rüönig von Thratien Diemdes ee
fe, die mit Menfchenfleifch ernährt wurden. Diefe mußte
Ihre Herakles abnehmen, welches nad) einem harten Kam⸗
pfe geſchah, worin Divmebes feier blieb. : Die Pferde
wurben. nachher auf ben Olympos getrieben ze. dort vs
wilben Thieren serien. - ii
— bekam Euryſtheus Luſt, das Wehegehent der
Amazonenkoniginn, Hippolpta, zu beſitzen. Herakles
zog aus gegen ſie, mit einer Schaar von jungen Kriegern,
tödtete die Koniginn, ſchlug ihr Heer in bie Flucht und
ranbte das Wehrgehenfe,
immer weiter wurbe ber Helb gefandt. — mußte
er ſogar nach Erytheia, um dem Rieſen Geryon ſeine
Rinder zu rauben, wovon wir ſchon mehr erzählt haben. -
Herakles fehiffte fich mit den. Rindern in dem Becher des _
Helios ein und fuhr voch Tarteffod über und Fam endlich
nach vielen. ausgeftandenen ———— mit denſelben —
Euryſtheus an.
Jetzt alſo AR ER Heralles feiner Dienfinrteh entlaſſen
geweſen, da aber zwei feiner Geſchaͤfte verworfen —
waren, ſo mußte er noch zwei andere übernehmen ‚und
zuerſt Die goldenen Aepfel aus den Garten
ber Hesperiden holen. Auf biefem weiten Zuge, wo .
Herakles eine Menge Abenthener beftand, erlöste er auch
den Prometheus von feiner Qual und. erhielt von ihn beim
Kath, Rey die — von dem Rieſen Atlas holen an —
Pe.
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en Henkirs ehe alfo deſen den Dina. eb uuib hit
— Aclas tem wirklich mi
‚deu. -brei goldenen Aepfeln, allein ohne Luſt, feine Laß
wieder auf ſich zu nehmen; er wollte lieber Die Aepfel Ib
ber, zu: Fusnithens bringen De bat ihn Herakles, im
Himmel nur fo lange wieder zu Nehmen, bis er: Bd. cu
- Kiffen auf die Schulter gelegt haben ‚würde. Allas ließ
Ray drerderu mb Herakles, als er Ad befreit ſah, nahn
die Serie und sing damit von Bannen.
J gutet ſandie Euryſthens den Helden ſogar in die Um
terwelt, nm dem Wis. feinen Hund Kerberos zu entführen.
Hiezu bedurfte es der Vorbereitungen, die er machte, im
dem. er. fi in die Müfterien zu Eleufis aufnehmen lid.
‚Dann ginge getroft hinab zu den Schatten, die überal
“por ihm flohen. Ard-bemilligte fein Verlangen, ben Kar
beros an das Licht des Tages zu bringen, unter ber Be
bingung, daß es ohne Waffengewalt geſchehen ſolle. He
rakles bezwang darauf dad Ungethüm mit ben Händen
und brachte ed feinem Gebieter, ber, fidy vol. Entfegen
‚Kbwendend, ihm befahl, es wieder in die Unterwel |
eutlaſſa..
2 Damit enbigte ſich des Heraties Dienfbarfeit. Neben
dieſen zwölf Arbeiten, wie man fie zu nennen pflegt
yhaͤtte ex fchon, gleichſam ald Nebenthaten, eine Mes
ge Abentheuer beſtanden, die wir nicht nahmhaft machen
Fönnen, die aber zum Theil -von eben folder. Wichtigkeit
find, wie Die erwähnten. Und nun kam er nadı Theben
guräd,. yermählte feine Gattinn Meggra dem. Jolaos
und ging nach Eubda, um unter den Bewerbern um bit
Tochter dei. Königs Eurytos, Jole, aufzutreten. Er
befiegte fie zwar alle in dem dazu beftimmten Bogenſchie⸗
Sen, belam jedoch das Mädchen nicht, weil alle Glide
ihrer. Fawilie fürdjteten, ex mögte in feinen Wahnſiun zw
— wit — Kinder, wmie feine Ib
! ®
E42 en
- 3 -
.
— ——⸗ ——— 879 —
io 7
wu, fühlen. Sur. fie. Bruder BERNER
jeite des Helden, und vereinigte. fich it dieſem. Da ihn
ber unglädlicher Weiſe fein Wahnſinn -ergrif, ſtürzte er
: ben Iphit ob von der Mauer Tiryns herab, daß er
arb. Nur mit Mühe konnte er von biefer That gerei⸗
igt werben, Sie zog ihm eine ſchwere Krankheit zu, bie
einer Kunſt weichen, wollte und ihn zuletzt veranlaßte, ſich
ach Delphi zu wenden. Aber die, Pythia wollte ihm kein
)rakel ertheilen. Da begann er :bem' Tewpel zu plündern,
aubte den Dreifuß und bereitete ſich ſelber einen Orakel⸗
tz. Apollon kam feinem Tempel zu. Hilfe: und es entiyang
ih ein Kampf. zwifchen beiden, ben Zend durch ſeinen
IN; endigen mußte. Herakles gab zuletzt den Dreifnß
urück und erhielt dad Orakel, daß er’ von: ſeiner Krank
wit genefen werde, wenn er auf drei Jahre ſich zum Skla⸗
en verfaufen, und den Kaufspreis dem Eurytos geben
virde. Dem ‚gemäß verfaufte ih Hermes an. die Koͤni⸗
im Dmphale in. Lydbien. Während feiner Dienfzeit,.
n welcher er ſogar am Noden ſitzen mußte, verrichtete er
vieder eine Menge Thaten und nach Beendigung derſelben
roberte er die Stadt Troja, dann bie Inſel Kos, dar
uf das Königreich Elis, wobei er die olympiſchen Spie⸗
e einſetzte, ferner die Städte Pylos und Lakedaͤmon und
andere Städte und “Länder und bei allen Gelegenheiten
verrichtete . er Wunder und Thaten. Und bei allen dem
farb er in feinen beßten: Jahren. Die nächſte Veranlaf
fung zw feinem Tode war.bie: Er war ‚vermählt mit De -
janira, ber Tochter des Könige Desieud umb von Dies .
ter ſehr geliebt. Einſt hatte er fie dem’ Kentaur Reine
anvertraut, daß er fie über- einen Strom tragen ſolllo.
Der Halbmenſch widerftand feinen Lüften nicht, Dejanira”
ſchtie und Heralles fchoß dem Frevler einen Pfeil ins
Herz. Sterbend rieth er Dejaniren, von feinem Blute ewas
aufzubewahren und im: Falle ihr Bemahl: ihr mitren zu
werben begehrte, ihm ein Gewand tamit zu beſtreichen -
— Mittel wurde ihr — Treue eshalten.-. —
— 2600 —
— "8 un Herafied —
Deneuns bekriegt und feine vormahlige Braut Folk
hatie, fandte ihm Dejanira zu einem Opfer ein von ie
verlaugtes weißes Gewand, heimlich mit; dem Winte da
Reed beſtrichen. Kaum hatte es der Held angelegt, al
vr von den entfeglihfien Schmerzen, befallen wurde E
riß es horunter, mit ihm fein Fleiſch, aber feine Som
gen blieben. Da ließ er ſich einen Holzſtoß errichten, e
Weg ihn und befahl ihn anzugänden.. Durch dad Tem
gereinigt, ſtieg aun fein Bei in den Olymp, wo er mi
| Sehe vermählt, unter ben Unſterblichen wohnt.
Herakiles hatte viel Söhne und Toͤchter erzeugt. Di
Machlonmen derfelben, die Serafliden, haben Aber ca
Zahrhumdert lang gang Griechenland erfchättert, indem ſe
Cvon 1200 v. Shr. an) die Anfpräche ihres Ahnherru al
den Peloponnes geltend machen, aber erit nach: acdii
Jahren burchfegen Tonnten. - Indem nun fünf heraklidiſch
Esnigreiche im Peloponnes entſtanden, nemlic Argos,
Meſſene, Lakedaämon, Elis und Korinth, wurde
die dort wohnenden Völker zum Theil vertrieben und wa
dieſen weise Neiche in Borberafien gefliftet, ober ſchon ie
ftchenbe umgewanbelt. Andere Herakliden herrichten in %
.. Ben und in Sardinien und überall. var natürlich bie Dem
ehrung des Ahnherrn ber. Grund‘ ber Religion, Zuerft wm
de Herakles nur ald ein. Heros verehrt, bald aber fingen
die Thebaner an, ihm göttliche Ehre zu erweiſen. Di
ihm geiveiheten. Feſte hießen Herafleia, bie, ale 5 Jahr
gefeiert wurden. . Geweiht waren ihm die Wachtel, ie
————— die Silberpappel,
Die Mpthe vom Heralles iſt, wie, mas leich eradh⸗
ten kann, auf verſchiedene Weiſe und namentlich poetiid,
aftrenomifch und hiſtoriſch erklaͤrt worden; aber eh iR If!
wahrſcheinlich, daß ihr eben fo gut die — wie bie ar⸗
dern Mowente zum Grunde — —
a — 281 ——
dere, ſagt wası, ſtellt das ri
:olltemmenheit dor, im Siune- des .‚bereifsken. Behr
terd, unb zwar -geweihet bem Heil ber- Menfcheug
ver. urſprunglich vielleicht der Natien. Er ik-rin Meute
ber das Große in ihm iſt göttlichen ‚Nefemungd. ı Den -
akles iſt ver Sohn Botted von einer ſterblichen
Quatter geboren; dieſe Gaoͤtttichteit wird herorgrhoben
urch den Contraft, deu fein blps menſchlicher Zwillingtq
ruder mit ihm bildet, denn wühremb: dieſer exzittert su
ieht, beweiſt jeurr (on die ihm immehnende Quttexſrafl
ı der Wiege. Seine Beſtimmung, allan Urrrat zu Reue
eigt ſich ſchon als ungeregelter Naturtried in dem Codts
chlage bed Linosz -akam eine vollendete Tugend: Zaun mu
urch großen, foridauernden Widerſtand fidg. bewpäikuen; u
liefen fand Horalles, wit in einzelwen, azufälligen ; Dism
jew, ſondern burdy ein ihen feindſeliges alo.:Dem Cote
eiber gehäffiges Weſen, ein boͤſes Prinin / weiches. hie
Briechen haufig durch ihre. Here darſtelen. Dieſes wire
richt numitielbar, ſendern bedient ſich eine Werlzeua, nat
Rönigd Euryſtheus, welcher zugleich dauche feine wichtie
je Feigheit zum volligen Gontraße. dei. era: dienun muß
Ihm. felber. ſtehet Dallas, zur Seite und. eilt ihm in Faͤlen
ber Noth zu Hilfe, Dalkak.: bie und ‚nuheniet.:bafi:er. nicht
bloß das Ideal ungebildeter Körperkraft, fondern das
menſchtiche Ideal mer deu Geiſtesvorzuͤge:, dar gůmiches
Ideal Pallas iſt. In dieſem Geifte‚Erteachtek won Baus
bie Thater des Heraklles und findet in denſelben michß alt
Allegorieen, Darſtellungen gewiſſer ſchaͤdlither Kraͤfte
—
und Erſcheinungen in der Ratur- unter. dem, Vilde von Yms '
gehenern.. Einem vollendeten Helden muß wichte zu ſchwex
ſeyn, darum Täßf die Dichtung hen. Herelles mieder fa he
ven zur Hölle, und zum Beweiſe deſſen den Kerbe⸗
108 hexaufbringen. Aber auch ein vollemdeter: Held :bleikt.
ein Menſch und anterliegt menſchlichen Oxchwachheiten und
Fehlern, bad zeigt Heralled durch - feine. Gmstiebriguugen,;
beſonders in feinem Vexhaltniſſe say Kam pchale. Monfee
1
—
.
!
N EZ =) Ze
Qocit: fee dam die Dichtung, Wir den Heide) nad
Dem er feine daufbahn Hier volleudet, in die Hetriich⸗
Hurt zunhdgehen Iüffet, ans welcher er hernbkau; nis
Sterbliche warb ben Elementen begehen, —
win im Dades.
Mi dieſer vetiſchen Auficht. vom Heralles konnt *
* aſtrondomiſche infofern überein, baß fie anfimmt,
"BU dein‘ Utamythos ſeyen ſpaͤtere Zuſade gekommen/ die Ihe
I ein anderes Bebier zu fetzen Veranlaffung gegeben hät
‚Hi. Nach Dlefer Erklärung. iſt Herakies ein Syulbst der
Sonde, die wie kin Held ihre Bahn durchlaüft,
wißhalb er’ der Bater der Zeit, der Alles verſchlingende
Ks Alles gebsreube genannt wird: Seite zwölf Arbeiter
ſtad dan nichts anders, als‘ die Wanderung der Sonm
warch die · zwoͤt · Shienfreiözeichen, die durch Die plaſtiſche
PYseſte der Griechen jur Sage geworden, oder batch der
Exnitns, welcher: dieſe zwölf Arbeiten ber: Sonne fomBottid
Weamätifirte. Am Ende ‚feiner Lunfbuhn ſteht der Hefb
wilder jugenbihh: da (wird mir Hebe vetmaͤhlty, er be
Nant ſolche mit neuer d. i. nie altrender Kraft, wenn m
wait zuweilen! verdunkelt ſchien und ſogar in die Unterweh
nerabgeſtiegen — abtefend) war.
Matt: Kam nicht latgnen, duß yon diefe Erelärm
cawa⸗ Wah üſcheiniiches hat; allein Wieled im Mythos dei
Heraties bleibt in· beiden Erklaͤrungen noch dunkel, fo daß
mun Hewöihigt iſt, zur Aufhellung desſelben auch die Ge⸗
ſchichte anzuſprechen. Dieß haben ſchon Die Alten: gethan:
Barro zählt 44: Herven zuſammen, bie. den Namen Gero
kles führten; Eiters nur ſechs, Diöbor nimt ihrer drei an,
neilich den aghpfiſchen ‚ der einen großen Theil der Bil
unterjochte und in Afrika die Saule ſetge; den von dei
id aAiſchen Dartylen, Zauberer, veldherrn und: Siifter
der olympiſchen Spiele; endlich ven Sohn Ve’ Zeus und
Der — bie Gaöle in —— un — Bon
\
; t
[4
s \
—— 383 —
est ° — den Som, fennen wir ſchanm das · Niet⸗
endege. Auch von dem tyriſchen, oben yhöniifket
dem kretiſchen) Herakles find wir unterrichtet, wir be
m nur hier noch; daß burdı die Phoͤnilier und. deren Su
nie, die Karthaginenfer, die Verehrung dieſes Weſeus
ach Gallien and Spanien und noch weite. 8* he n
Bom griehifchen Seraties fagt mon, er. abe ei
oruͤuglich Alfäad geheißen und ben, Namen Herakles
von Here und Kleos, Ruhm) erfi nach feiner Berg
erung erhalten; er ſey der Erbe aller ber. Thaten ud th
ed Ruhms geworden, welche: vor ihm von: Helden feine
Ranıens ‚in verſchichenen Ländern der Erbe verrichtet wor⸗
ven. . Daß übrigen® auch dann, wenn unter dem Herakles
8 J
ine hiſtoriſche Perſon verſtanden wird, ſein Urſpraug noch
shönififch ſey, Dafür bargt der Umſtand, daß Xhebe; fein
Baterland, bie eye ber —— in: u. |
anb war. — | 2
3 öl. ————
— ⸗
⸗, — — — — f 4
‚Xhefens. . oa I Er *
Thefeus iſt der, Herakled der Kihene. Bein Bi
' r .
..ı =. x .
Aegeus ergeugte ihun mit Aet hra, dey Tochur bed Könige
Pyttheus von Trözene, ohne fi: wir: Ihr. zu: verbin⸗
ben;. aber er verbarg fein Schwert; ad. feine Bairbaken
unter- Wire. Steig und. befahl ihr „mens: Seine Som. |
gebaͤren, .und- dieſex als Tängling im Stande feyn mürbe,
das Verborgene hepporzunehmen, ihn unit deuſelben zu ibap-
gu ſenden. - Dieß- geſchaht, denn. der junge Theſtus war
ſtaxken Körpers, feſten Muthes, feige ud. gewandten
Geiſte. Er lehnte... a, den fiherern Weg: ur Ser u
veifen: und wählte: ben. Landweg, der. durch allerlei Unge⸗
heuer gefährdet war; aber. eben befwegen wählte er ‚ihn,
um. dieſe zu vertilgen. Auf. der eriien Tagreiſe ſchon er⸗
Isgte er. den wilden Unhold Periphetes, deſſen Keule nun
feine. Siegedwafle, wurde... Un der Erdenge von Korinch
s .®
u ng Fu der wilden Sau, = einem Fleckea
Die kromion ifche genannt. Nachdem ex hierauf’ in Elew
ſis den arlabifcen : Kämpfer Kerkyon, ber jeden von
ihm Im Kampfe Befiegten ermorbete, beflegt und getötet
hatte, zog er gen Termione, und gab dem Prokru⸗
eb ben Tob, dem biefer vielen andern gegeben hatte.
Ar hatte ein Bett, werinn er.die Fremden legte, waren
fie länger, fo hadte er ihnen fo. wiel an. den Füßen ob,
waren fie kürzer,. fo rechte ex ihnen. die Glieder ans, bis
Me hineiuneften).. So Fam ex alfo ſchon mit Ruhm bo
deckt, nad Athen, wo fein Bater mit Mebea verheirw
iher war. Dieſe faßte Argwohn gegen ben Gaſt und be
Augenblicke, wo er ben Becher an bie Lippen febte, er
nebete .ihreg Gatten, ihn mit Gift zu tödten; aber in bem
Baunte ihn fein Vater an feinem Schwerte, unb:riß üm
den Tod vom Munde. Des Volkes Freude an dieſem Koͤ⸗
nigsſohn war groß; aber die Söhne feines Oheims, Pal
las, die dad Königreich zu erben gehofft hatten, empoͤrten
ſich Segen Ihn, Theſeus fchlug eine Cheil: derſelben und
gerfirente bie andern; darauf zog er nach den marat ho⸗
niſchen Folvernund fing den kretiſchen Stier, den
Euryſtheus Sedgelaffen . hatte, welchen er in der Stall
_ Sihen herumfährte: wid ſodann dem delphiſchen Apollor
opferte. Noch Groͤßeres ſollte er für Athen thun. Mino⸗
ſandte ſeine Abgeordneten, zum dritten Mahl: den Tribet
won 7 Junglingen und 7 Mädchen zw. verlangen, die ale
wenn Jahre feinen, Minotauros gekefert. werben —
Theſeus, und mit ihm andere Jungliage, bot ſich freiwib
lg an, hinzugehen und entweder den Minotaurvs zu be
fiegen,, oder fich :felber zu opfern. Sein Heldenweſen rüht
te das Herz ber Tochter bed Königs Minos, Ariadue; #
verſchaffte ihm was Mittel, ſich aus dem Labyrinthe wie⸗
der heraus zuſinden durch einen Knauel Faden, den er om
Ein
— 385 —
kingange feftmadhte; ; feine Tapferkeit erlegte den Minotauros
md fo war-Athen von der Schmach des Tributed erlöst.
Nriabne entfloh hierauf mit Theſeus, er aber verließ fle,
mf der Infel Naxros, wo fie von Bakchos gefunden
ind durch Vermählung mit ihm zur Göttinn erhoben wurs
ee Theſeus wurde jest, da fein Vater ſich ind Meer ges
türzt hatte, weil er feinen Sohn für verloren achtete,
um Könige von Athen erwählt; boch größer noch ale
ein Ruhm, begab ex fi freiwillig der erlangten Wär
ve und verwandelte dad Königreich in einen. Kreiltaat.
Diefem gab er eine neue, zwedmäßige Verfaffung, zu ber
en Andenken er die Panathenäen einſetzte. Er war
ver erfte zu Athen, ber eine Münze fchlagen ließ. Das
Bild darauf war ein Rind. Nachdem nun Alles einge⸗
ichtet war, hätte Theſeus in Ruhe leben können; allein
Yefe fagte ihm nicht zu. Er verband fich vielmehr mit '
derakles und zog gegen die Amazonen. Hier fand er an
Intiope oder Hyppolite eine Gemahlinn und biefe
tebar ihm den Hyppolitos, den er zu feinem Großvater
Pitthens fandte, um ihn dort erziehen zu laffen. Rad
buppolitend Tode heirathete er die Phädra. An dem Ar⸗
jonautenzuge und dem gegen den Falydonifchen Eber Iafs
en ihn nur Eirlige Theil nehmen, aber Alle find barüber
inftimmig, daß feine Freundfchaft mit dem Könige Peis
:ith008 von. Theffalien ihn in. gefährliche Abentheuer
serwidelte. Mit ihm ging Theſeus nad Sparta und
aubte die damals zehnjährige Helena, auch gewann er
ie durch das Loos und, nachdem fie erwachſen war, zeug⸗
e er die Sphigenia mit ihr. Um aber den Peirithood
u entfchädigen, flieg er mit ihm im bie Unterwelt hinab,
m dem Aid feine Gemahlinn Perfephone zu entführen.
Doch das Wageſtück mislang, Aid beswang die kühnen
Raüber und legte fie in Fefleln. Thefeus warb durch Her
:afled wieder befreit, aber Peirithoos war verloren. Als
un Theſeus wieder in feine Heimath am, Hatte fich Als
es veraͤndert, zu ſeinem Raqhtheu⸗ verändert, und ihn
4 Band. 25
\
— 3586 —
_waff bas’größte Ungläd. Geine Gemahlin Shäbre hatte
ſich in ihren Stieffohn Hyppolitos verliebt, und war von
dem keuſchen Jünglinge zurüdgewiefen. Nun erhängt fie
ſich, klagt aber vorher bei dem Vater, fein Sohn. habe
fein Ehebette gewaltſam entweiht. Diefer fleht in feinem
Born zu Pofeidon, er möge den Frevler beftrafen. Pos
feidon: fendet alsbald ein Ungeheuer aus dem Meere, das
bie Pferde. des Hyppolitod ſcheu macht, fie reißen and und
fhleifen den Züngling zu tobt So flieht num Theſens den
Bohn flerben und hört zugleich von. Artemis, daß er
unfchultig fey. Dieß gefchah zu Trözene. Zu Athen aber
war der Aufenthalt: der Helena, wegen welcher ihre Brüber
die Stadt mit Krieg überzogen hatten, entdeckt und The
ſeus dadurch in Haß und Beratung bei denen verſun⸗
ten, die ihn bisher fo hoch geachtet "hatten. Als er nun
dahin kam, um die Zügel der Regierung wieder zu über
nehmen, brach eine Empörung gegen ihn aus, bie ihn
zwang, ſich von Athen zu entfernen. Er ging nach Sky⸗
- wieder in reinem Glanze und gedachte feiner fchuldigen
Dankbarkeit. Ein Orakel gebot, die Gebeine des Heldm
zurück gu holen und ganz. Athen jauchzte, ald Kimon fe
- \
ſeus verbanfe feine Entftiehung und Ausbildung größten
theils der Eitelkeit der Achener, welche einen eben fo groß
ſen Heros aus ihrer Mitte hätten aufftellen: ‚wollen, wit
bie Thebaner hatten; bieß weifen fie nach durch eine Pu
„sullele, welche alerbinge der Sache eine große —
208 zu ‚feinem, Gaſtfreunde dem Könige Lykomedes und bie
ſer war treulos genug, den Helden hinterrücks von einem
Felſen hinabzuftürzen, fo daß er feinen Tod fand. — Erf
Sange nachher fah Athen feine Größe und feine Verdienſte
meüdbradte: An den Tagen feiner: Nücfehr. von Kreis
and. feiner er ſten Rückkehr von: Erögen brachte man ihn
Opfer, und hielt feſtliche Spiele zu Veen ——— auch
wurde ihm ein — errichtet.
. Die, neuen Ferſcher behaupten, der Mythos bed The
!
x * —
* N‘ » v
— 387 —
eh: Uebrigens fallen die Widerſpruche und Ana
Errnniömen dieſer Babel dem aufmerffanten Leſer von felber
2 Die: Augen, ſo wie ihre Zufammenfeßung: aus verfchies
enartigen Momenten Far iſt. Wenn man die Erzählung
on ben Begebenheiten des Thefeus. mit dem Minotaur
-© 8::md der Artadne,.ald and den myfteriöfen Chös
ers und Scenerieen, in den Tempeln der Naturreligion zu
Kreta). entſtanden, anfehen muß, fo fpricht dagegen die
heilige heorta”) und Delos, ‚die. fo fange in Athen
beftanden. hat,Fuͤr einen. gefchishtlichen: Vorfall, auf den
jie ſich beziehen wagte. Es iſt alfo aush hier, wie in fo.
vielen :andern Mythen, Gefchichtliches mit Postifchem und
PBhilofopheuten er togar ae unter einander
j N ! ; i =
Perſeus.
Perſeus, der Sohn der Danae von Zend, ber ihr
als goldener Regen in ben Schooß fiel, ward von feinem
Fe
« . —
Großvater Akriſiog, um einer fatalen Prophezeiung F |
wilfen, auögefegt, "aber gerettet und von Polydektes ir
Serip ho erzogen. Diefer verſammelte feine Sreunde
und verlangfe ‘von ihnen einen Beitrag zu feiner Bewer⸗
bung. um die Tochter des Könige Oenomaos. Perſeus
veriprad) ihm, ſogar˖ das Haupt ber Meduſa, ſofern er
es verlangen würde, liefern zu wollen und Polydektes
nahm ihn beim, Worte. © kam Perfend:zu dem Abens
‚heuer mit den Gorgonen. Ohne Beiſtand der Goͤtter
wuͤrde er es richt vollbracht haben) "ber Hermes und
Athene geleiteten ihn und die Gräen, denen er Auge und
Zahn raͤubte und: damit geflügelte Sole, einen Beutel und. ;
15 SA REEN 1 MRS Se ORE MER ERR
* —————— eine feierliche Geſandtſamft zu einem aus⸗
wär igen Feſte bei den Griechen. Wenn eine ſolche abging,
wurde die ganze Stadt durch Reinigungen geſühnt, und bie.
"fe iitber — war, durfte Niemand —
werden: ven , Se — * .
25 *
u |
. Mütter und deren Gatten beeinträchtigen wollten, und gu
mit der Herrfchaft Tiryns, in weldher er Midea w
des His unſichtdar machenden Helm von Ihnen —
Damit und mit einer diamanten Sichel won Hermes and
gerüftet, begab er ſich an den Ort, wo bie Gorgenen ſchli⸗
fer und tödtete die ſterbliche Mebufa, imden er ihr den
"Kopf abhieb und in feinen Beutel ſteckte. Bon dem Ge⸗
raüfch erwachten bie beiden anderit Gorgonen und verfolg
ten ben Frevler, den nur bed Als Helm vor ihnen erre⸗
ten konnte. Auf feiner Ruckreiſe kam er zu bem König
Atlas, der ihm Gaſtfreiheit verfagte und deßhalb von ihn
durch die Kraft des Meduſenhauptes in einen Felſen ver
wandelt wurbe, ber feitben ben Himmel trägt. Dara
befreiete er des Könige Kepheus "von Yethiopien Tochter
: Andromeda, von bem Seeungeheuer, dem fie zum Opf
„ werben follte und vermählte ſich mit ihr, worauf er fl
nad) Seriphoß begab. Hier 'verfanmelte er den Holy
tes und feine Freunde und verfttinerte fie, weil, fie
nun den Göttern bie geliehenen Schäße zurüd, Athen
aber“ das Haupt der - Meduſa, die es auf ihren Schi
ſetzte. Eu
Um feinen Großvater zu beſuchen ging der Held mı
Argos, wo er ihn nicht fand, weil er aus Furcht w
dem Drafel ihm ausgewichen war. Allein diefed mu
erſüllt werden, Perfeus tödtete ‚feinen Großvater unv
hens und ohne ihn zu kennen bei einem feierlichen Spie
mit der Wurffcheibe. Und nun wollte er aus Scheu da
Reich beöfelben nicht in Befig nehmen, vertanfchte ed bahı
Mykenä zuerft mit Mauern umgab, Unter feinen Schn
{ft beſonders Perfes wichtig, welchen bie Griechen fi
den Stammvater der Perfer ausgeben. Perfeus wur
unter bie Sterne verfeßt, wie auch feine san,
dromeda. |
Auch diefer Mythos wird auf verſchiedene Weife et
klaͤrt, nemlich hiſtoriſch, aftronomifdy, poẽtiſch. Dab
— 380 —
a a ae; Bald von Hegypten, bald
on Griechenland aus, und ‘der Eine läßt den Griechen
derfend nach Argupteu kommen und feinen. Schub dort
urücklaſſen; der Andere führt ihn aus Aegypten an das
riechiſche Geſtade; der Dritte findet ihn in dem perſi⸗
hen Mithrad wieder. Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß
norgenlandiſche Ideen und abendlaͤndiſche Sagen auch in
ieſem Mythos mit einander verſchmolzen find und zwar
0, daß man nicht mehr im Sonn ſeyn ae ” von
inander zu fon.
- Belkerophon, |
Bellerophon, früher Hipponons — der
Zohn des korinthiſchen Könige Glaukos, erſchlug in ſei⸗
ter Ingend einen feiner Stammverwandten, Belleros
daher fein Name: Bellerosmörder) und mußte land⸗
lüchtig werben, Sein Vetter Proͤtos nahm ihn auf, ent⸗
ühnte v) ihn und gab ihm Aufenthalt. Die Gemahlinn
des Proͤtos aber nahm noch wärmern Antheil an dem ſchö⸗
sen Fängling, fie faud indeſſen einen nicht erwarteten
Widerſtand und räaͤchte fih nun durch Berlaümbung und
Auflage bed Frevierd bei ihrem Gatten. Diefer gab dem
Zänglinge eine Tafel mit gewiflen Zeichen darauf, und
ſandte ihn zu feinem Schwiegervater Jobates, ber ihn
nach Landesſitte neun Tage ehrlich hielt, ohne ihn um feine
Aufträge zu befragen, und ald er fle am zehnten durch bie
Tafel erfuhr, fcheuete er fih, ihrem Inhalte buchftäblich
nachzukommen und den jungen Gaſtfreund zu ermorden. Er
übertrug ihm aber ein halsbrechendes Abentheuer, nemlich
9 Es war eine Fuge Sitte des frühern Griechenlands, daß
kein Dörder mit Gottern und Menfhen wieder in Verbin⸗
dung treten Fonnte, bis er von einem Bamilienhaupte, oder
Stammesfürken, der gewöhnlich zugleich die Priefterwürde _
bekleidete, durch Güpnopfer feiner Blutſchuld entladen und
gereinigt wörben war. |
— 390. —
die feuerfpeiende, dreigeftaltige Ehimära zu erlegen.
Brllerophon von Pallas gefhügt und mit dem Flügelroſſe,
Degafos, verfehen, beftänd: den Kumdf mit Glück und
Ehre. Darauf zog er 'gegen die Amazonen und’ "andere
Feinde des Jobates und befiegte’ fie alle, worauf "Iobates
dem von den Göttern fo fichtlich beſchützten Helden feine
‚Tochter vermählte und von ſeinem Reiche Lyficw.einen
Theil abtrat, Sein Glück verdarb. den Helden, er wur
nicht zufrieden mit dem, was er erlangt hatte und wollte
ſich auf dem Flügelroſſe zum Olymp Aheben. Da traff
. ihn Zeus mit feinem Blige, daß er herabſtürzte und fofert
einfam, trübfinnig am —— — eur von Aleia
durchirrte. >
Daß biefem Mothos die Erfindung des —— und
der dadurch bewirkten kunſtmäßigen Reiterei zum Grunde
liege, haben wir ſchon oben, wo vom Pegaſos die Mede
war, geſehen. Ed war eine wichtige Erfindung und bil⸗
bete die sweite Eporhe in der Reitkunſt. Von.-ber ers
ſten wollen wir jebt etwas jagen 5 a ben Mythos
vom —
F Shiron
—— Chiron (Cheiron) heißt der weiſele d der
Kentauren und war Erzieher und Lehrer non Askle⸗
piös, Jaſon, Herakles, Achilles und -andern Heroen.
Homer und Hefiod willen noch nichts von einer zweileibis
‚gen ‚Geftalt desfelben und es ift überhaupt unaußgemäcdht,
warn er zuerft ald ein Pferdinenfch dargeftellt wurde. Aber
ſo viel ift fiher, daß. er von anderm Urfprunge, wie von
anderer Art ift, als die übrigen Kentauren. Chiron, fe
erflärt man ihn jegt, war ein weiſer, für die bamahligen
Zeiten kenntnißreicher Männ und hatte ‚eine Erziehungan
ſtalt, eine Ritterafademie, am Pelion errichtet. Hier uns
terwied er die Sugend in der Gymnaſtik und Mufi k. Zuerſt
kam der Lauf, womit bie Jagd verbunden wars; dann
folgte per Lünftliche Lauf, der zu Roß Cund dad war bie
—
\ y = R sg er a ,
Beranlaffuttg, waruin man. den Ehiron zum Roßmenſchen
machte, warum ihn Bildner als das Neitpferb des jungen
Achilleus burjtellen) 3 von: der Gymnaſtik ging es über zur
Muſik und zuletzt folgte der Unterricht in der Heil⸗
kunſt, namenllich der Wundarzneikunſt CCEhir⸗ut giey
die den Helden ſo wichtig war.
Die übrigen. Kentauren ſollen — — mit ber
Wolfe, bie. ihm Zeus anſtatt der Here zufährte, erzeugt
feyn. Aber ihr Urſprung iſt ein phyſtſcher. In: ben Ger
birgsthälerg ‚bed. Pelion lebte ‚eine Art wilder Walduen⸗
ſchen, von” denen Homer eyzählt, ohne etwas von einer
Pferdegeſtalt zu erwaͤhnen. An den Küſten von Theſſalien
aber - hatten phönikiſche Kauffeute das Pferd ausgeſetzt,
welches fich in diefen Gegenden leicht und ſchnell vermehr⸗
te. Als nun ein bereits mehr kullivirter Stamm, die Las .
pithen, bie.. Kentauren weiter in.die Waldberge qurüde
drängte, bemächtigten ſich diefe der wilden Pferde und
wurden. durch ihre Bändigung nicht nur. die erſten muthi⸗
gen Stiertödter (Kentauren ), ſondern auch die
erſten Streiter zu Roß. Dieſe Weſen findet man auch
ſpäter im Gefolge bed Balchos. Ganz natürlich. Des
Dienft deöfelben Fam über Thrakien nad) Theffalien. . Die
Kentauren waren wild, leidenſchaftlich, daher auch zum
Uebermaß im’ Geunſſe des Weins und zu den daraus ent
ſpringenden Ausſchweifungen geneigt. Judeſſen will man
doch dieſen im Gefolge bed. Bakchos geſnundenen Kentauren
eine andere Abkunft zufchreiben: und: behaupten, ‚fie. ſeyen
nur ihrer Nehnlichkeit "wegen: mit: ‚pen theffalifchen : Gitiee _
Rn N — — F
— key 24
—
‚De Ne⸗ * aus Menſh und, Siien, oder Mferd, I
„„Jainmengefenten” Weſens ſtammt aus den Oriente - Het: hi
, Figur ‚den Thierkopf oben, fo iſt ed ein Minotaur,
iſt der Wenfhentöpf‘ mit dem — — ſo —
die Sir ae — |
m.
mauren finden wir in nwei ‚berüßmten-Sänfen heleadere
dargeſtellt, wovon die Sagen ohne Zweifel aus zwei epi⸗
ſchen Sagenkreiſen ſtammen; denn an dem einen win
Ttzeſeus, an dem andern Herakles Theil, Der erſte if
der Kampf ber Kentanren mit ben Lapithen, -an-ded Pei⸗
rithoos Hochzeit, wo Eurption betrunken die Braut
beleidigt und DVeranlaffung giebt, daß die ‚Helen, bie
. Waffen ergreifen: und bie brutalen Säfte: verjagen.- Den
andern Kampf kämpft Herafles mit ihnen. Diefer verfolgte
Die Flachtigen ſelbſt in ihre Höhlen und S chkapfwinte,
Die letzten Ueberreſte fluͤchteten ſich, näch einer alten Sage,
anf die Inſeln der Sirenen, wo fie ihren Tod fanden.
Und fo wurbe das ganze Gefchlecht von der Erbe vertilgt.
Der Argonautenzug.
Der Sage von dem Argonautenzuge liegt unſtreitig
ein hiſtoriſches Faktum zum Grunde, aber dieſes iſt von
den Dichtern, fo ausgeſchmückt und fo vielſeitig gewendet
Dargeftellt worden ; daß man unmöglich mehr dad‘ Wahre
von den Zufägen rein zu fcheiden vermag. Doch hat man
den gemacht, und diefen. wollen wir hier mittheilen.
‚Den, König Hefon von Joltos in. Theffalien
Jegte. bie Regierung ‚nieder und übergab folche, weil fein
Sohn Jaſon noch unmündig war, ſeinem Bruder Pe⸗
lias, bis zur Volljaͤhrigkeit jenes. Pelias aber, ber gert
König geblieben wäre, bemerkte mir Wohlgefallen an fer
nen Neffen einen wungenieinen Hang: zu Abenthewern und
aAls dieſer ihm feinen Vorſatz, nach Kolchis zu veffen, um
das berühmte goldene Vließ an holen, entdedte, fo wil⸗
ligte er heimlichfreudig ein, in der ‚Hoffnung, fein Nele
‘würde in bem gefahrvollen Wageſtück zu Grunde gehen.
Er ließ ihm alſo ein Schiff bauen, das alle andern ib
traff, die man bis jegt gefehen hatte und von dem bie Did
ter in ber ER fo viel Waunderbares erzaͤhlen⸗ ais von
.
EI \.:%.
J——
nz
” %
757 a F — 398 —
der — die fültte.; dieſo befand aus den cm
ten Helden Griechenlauds, ihre Zahl, wird verſchieden an⸗
gegeben, von Ab bis 60. Das Schiff bekam ben: Namen
Argo (von ſeinem Baumeiſter Argos) und die Schiffen⸗
den darin den der Argonauten. Das Schiff war ſo leicht,
daß dieſe es auf die Schulter nehmen und tragen konnten;
es konnte weisſagen und wurde, um ſeiner wunderbaren —
a. willen, qulegt unter bie Sterne verſept. —
Es Konnte nicht fehlen, ſolche Abenlheurer auf einem
ſolchen Schiffe mußten unterwegs ſchon manches Aben⸗
theuer beſtehen. Das Merkwürdigſte darunter war, daß,
nad; einem heftigen Sturme, bald nachdem ed in den Pone
tad axinoe ”) eingelaufen war, die Götter die glücliche
Farth verburgten, indem zwei Sterne ſich auf die Haupe
ter der Dioskuren (Caſtor nnd Pollux) niederließen. Glück⸗
lich langten die Helden in Kolchis, dem Ziele ihrer Reiſe
an. Hier herrſchte damahls Aeetes, des Helios Sohn
und des Perſes Bruder. Dieſem hatte ſeine Gemahlinn
Hekate, erfahren in der Kunſt der Giftmifcherei ‚ oel
Töchter, und einen Sohn, Aegialens geboren; Kirke, |
die eine Tochter, trat fogleich in bie. Fußtapfen ihrer. Mut⸗
ter, Medea aber, fanfteren ‚Gemüths, ‚füchte dag Unheil |
abzuwenden, ‚welches ihre granfamen Eltern zu verüben
‚pflegten, oder was fie nicht verhindern. konnte, zu mildern
und wieder zu heben. Aeetes, felber höchft graufam, fuͤrch⸗
tete von einer ſolchen Tochter Gefahr und ſperrte ſie ein,
Medea aber entkam und flüchtete in einen Tempel des He⸗
lios, als eben die griechiſchen Abentheurer landeten. Ja⸗
ſon machte bald Bekanntſchaft mit ihr und dieſe ging in
Liebe über, er gelobte ihr, ſich mit ihr zu vermählen, und |
| ſe nie zu verlaſſen, ſie dagegen verſprach ihm ihren Vei⸗
* x N
ab — — — ——
*) Pontos arinos, dad unwirthbäre Meer, fnäter Yon '
tos eusinos, das wirthbare Meer, = a * das
ſqhwarze Meer. u
\ —
— 694- —
ftanb Zi Crrbeung des goldenea Bließee— Diefes
Meß wir das goldene Fell eines Widders, anf melden
einſt Phrixos mit feiner Schweſter Helle aus Griechen⸗
land nachꝰ Eolchis durch die xuft geritten waren, um ſich
vor einer bofen Stiefmutter zu ſichern. Helle war herab
gefallen und. in dem Meer⸗ (Helles⸗pontos) ertrun⸗
ken, Phthros Aber kam wohlbehalten nach Kolchis, opferte
den Mober ib hing das: goldene Fell in dem Tempel bei
red auf, ‚Ein Orakel nun. hatte, dem Aeetes verkuindigt,
ein Zob ehe bevor, wenn Kermdlinge auf der Küfte ion
een, am bad ‚goldene Viieß zuͤ rauben, und zw’ feine
Sicherheit führte“ er nn ben Gebrauch ein, baß alle, Frem⸗
n beii bie an’ feinen Küften landeten, geopfert wurben. Diele
Gefahr drohete denn auch den Argonauten; allein mit Me⸗
bea’s Hüfe, entgingen fi fie ihr, wie allen andern. Sie üben
flelen, von ihr- geleitet, bei Nacht den Tempel des Ares,
föbteten. die” Machen und raubten dag Vließ. Aeetes, ba
ſogleich RVachricht von dem Frevel erhielt, eilte ihnen näd,
es fan zum Kampfe, worin einer von den Argonauies
und Aeeles ‚ai bem Plage. blieben. ee
PEST
f
Auf per Ruckreiſe haiten die ‚Helden wieder einen
| Sturm, auf dem’ Pontos axinod. aus zuhalten, nach welchen
F ſich eii neuen Wuͤnder ereignete, indẽm der Meergott an
ros brei Täge und brei Nächte lang neben dem "Schife
herſchwamm und allerlei Angenehmes Gerfündete, aber auch
die Erfüffüng aller übernommenen Gelübde anbefaht. Die
thaten bie Helden zuerft im Lande des Könige. Byzas, von
welchem bie Stadt By .. den Namen führt, Bank‘ fegelten
fie durch d en —— und deu Heflespont und Kandeten, in
7 2.008, .100 fie den Priamos zum Könige. einjehlen. Dam
ging es über Samothrafe, wo fle noch einmal ben: Göttern
Ihre Getndve dezuhtten, in die Hetmath Hier hatte ſich bie
Nachricht verbrritet, Jaſon und feine Gefährten ſeyen ſomctich
umgekomnen/relias tödtete daher bie ganze noch übrige Fa⸗
milie ſeines Bruders und ſicherte ſich Be wie erwaͤhn⸗
— 1 —
te,:da® Reith: aliber: vie Argonanten, Pe biek: Ale
richten "hörten ;. verfprachen. det Snfon-ihren-Beiftant gan
Race, deren Ausführung fe jedoch Din ich dazu erbieteme,
ben Medea überließen. Medea füllte. ein Bild der Artemia
mit. Zrrubermitteln, vermummte ſich in ein altes Weib: wu
zog in die Stadt als wine Begeiſterter: bieden. Jolkiern eine
Böttinn aus dem Landa.der Hyperbiräes, yuiihsem Heil unit
zum Heil ihred Königed brächte. Alles fiel ihr zu und ſelbſt
Pelias fchenfre ihr volles Bertranen;, abs’ ſte! hm eröffnete,
daß fie gefommien feg,’thtt wieder “ung: ji machen: gu
Beglaubigung ihtet Sendung gab fi’ sich Ihre‘ Jugend und
Schönheit wieder und nun ließ fich der Thot von ſeinen
eigenen Töchtern‘ tödten und in einem Keffer‘ fieden, "um
jung und feifch Daraus - hervorzugehen. Medea uber gab
den Argonauten jetzt daB verabredete Zeichen und fie brangeit
in die Stadt, ohne jedoch fonft noch eine Rache auszuflbert,
Safon nahm nicht einmal‘ bie ihm. zukommende Koͤnigswür⸗
de, er trat ſeinem Better Akaſtos das Reich ab und‘ ‚fegeftd
mit feinen Gefährten nad) bem Peloponnes," wo fie dem
Pofeivon ein Opfer brachten und bie Argo weiheten. " se
rakles ‘machte die Verbindung der Argonaufen für Grie⸗
chenland noch dadurch! wichtig, daß er fie durch ui |
ber olympifchen Spiele‘ verewigte. | | ö
u D
Dieß fol die Geſchichte der Ar ennutenfägr!
feyn, ‘aber diefe Gefchichte enthält fchon eine Menge Sal
beihaftes, noch mehr deoͤſelben ift fpäter. mit derfelben vers
bunden worden, Nicht bloß auf der Hinrelfe und in‘ Koh⸗
chis ſelber hatten die Helden unzählige und unerhörte Ges
fahren zu beftehent, wie z. .B. Jaſon, um dus Vließ zu
bekommen, -zwei feuerſpeiende Stiere anjochen, en. Feld
damit pflügen, Drachenzaͤhne hineinſäen und die :bayaiıg
entſtandenen bewaffneten Krieger befämpfen muß; bie NXuc⸗
kehr insbeſondere iſt es,n die ihnen ſchwer und gefahrvoll
gemacht wird. Ein Dichter laͤßt ſie aus dem ſchwarzon
— in. ben: — (Donau) einlaufen; auf: me. Aus
x
t
;⸗
\ me. 306. uI>-
öehsäfhe Weser gelangen, unb mad mavfend. Gefahr
und Ubentheuern, nachdem fie unter andern auch ihr Schiff
yeölf Tage und yuölf Nächte von einem Meer ind ande
se trugen, nach. Dane kommen. Der andere führt fie ‚gar
and dein ſcwarzen Meere in dad Eismeer, um ganz Ew
sone und Ufrila herum und duch bie Gallen .
: Dieb wieder ia bad Wiceimenr zuräch
Viele, wit unter laͤppiſche Verſuche And gemadıt wor
| den, ben Argonautenzug hiftorifch zu erflären. Das Wahr
-
ſcheinlichſte iſt, daß er bie Darſtellung einer Handelderpe
dition der Griechen nach Kolchis war, die bort Wolle und
Selle holten,. oder audy Gold, welches, wie noch heut zu
Tage, mit Fellen aus dem Grunde. bed goldhaltigen Dh
ſis gewonnen wurde. Judeflen fehlt ed nicht au —
welche dieſen Zug für eine Art von Entdeckungreiſe and
ö "geben und es nicht unmahrfceinlich zu machen wiſſen, daß
Die Fahrt durch bas ſchwarze Meer um ganz Europa: ımd
Afrika herum zu ben damahligen Zeiten ausführbar gewe⸗
‘fen ſey, indem das Meer noch große Laͤnderſtretken dieſer
Erdtheile bedeckt habe, Wir können dieß Alles um fo mehr
dahin geftellt ſeyn Iaffen, da bie ganze Sache mehr für
bas bürgerliche als religiöfe Leben ber- Griechen von Wide
‚tigkeit war und gedachten beöfelber bier nur der Vollſtän-
digkeit wegen, und weil, wie wir ſchon erwähnt haben,
der Argonautenzug das heraifche Zeitalter der Griechen in
zwei Abtheilungen fcheibet, infofern alfo auf — und
Eultus weſentlichen Einfluß hatte,
Der trojantfhe Krieg und ſeine Helden.
So berühmt die Stadt Troia iſt, fo wichtig ber
| ‚gehmjährige Krieg, den, die Griechen gegen ihren letzten
Beherrſcher, Priamos führten, fo hat man doch in den
neuern Zeiten ihre Exiſtenz in Bweifel gezogen. Mit Uns
vecht, die hiſtoriſchen Spuren Ihres Dageweſenſeyns find
unverkennbar, wenn — die Bemühungen derer, die in
/ e —
%
ı ; : 0
— 307 —
den weoefhen: Beten chre Rage anbgefunbfcheftt haben web
len, nod nicht gelungen genannt werben .Tönnen. Dem
Namen Troja erhielt die Stadt, die früher Jlios, Ilion
geheißen hatte, von Tros, einem Sohne bed Ericthe
nios, ber ‘den Zeus bat, ihm ein Zeichen feine Beifalls
zur, Erbauung ber Butg zu:geben. Beus ließ daranf das
Palladion vom Himmel fallen, und dieſes warb nie bie
Bürsfchaft für die Sicherheit bed trojanifchen Staats : im.
einem Tempel aufbewahrt, und bie. Stabt konnte nicht ga⸗
nommen werben, bis bad Pallabion von ben Griechen
heimlich entivendet war. Als der Sig eine Kleinen Fürs
ſten wäre fie wohl von den Griechen ‚gar nicht beachtet
worben, aber der Gohn bed Könige Priamos, Paris
geriannt, entführte dem Menelaos feine Gemahlinn Helenz
unb dieß führte die Belagerung der Stadt und zuletzt, mit
ihrer Einnahme, die gänzliche Zerſtörung ber. übrigens
fehr feften Chatten doch Apollon und Pofeibon felber bie h
Mauern ‚derfelben gebaut!) Stadt herbei. Paris, von
2. Vater auf dem, Berg Ida ausgeſetzt/ wuchs unter
ben Hirten auf, und erhielt als Juüngling, von ſeinem
männlichen Muthe green die une, den Namen Su
androd.
Run ‘hielt heleub feine Hocheit und lud alle Gouer
ein, bis auf Exis, die Goͤttinn des Streits. Dieſe, um
ſich zu rächen, warf einen goldenen Apfel auf die Tafel,
mit der Auffchrift: ? Der fhönften.” Diefe wollte num
jede Göttinn feyn, zuletzt aber traten fie alle zurüd bis
auf Here, Aphrodite und Pallas, von welchen keine ber
andern weichen wollte 9: Endlich nahmen fie ben Bots
fchlag an,.einem Schiedsrichter die Entſcheidung zu über
laſſen, . der -. gehöre und ihre Wahl fiel ne
2 Diodor von Sirilien hait die Streitenden fuͤr Prinjeſſinnen
der damahligen Zeit, die mit ihrem eitlen Zwiſte die m Ä
— geſtoört und entweiht. REM
/
398° —
u —* Sie ſachten ihn daher auf· nid. jebe verſore |
din, um ſeinen Ansſpruch für ſich zu geininuen, was ſie
geben‘ konnte, Here Macht und Hoheit, Pallas Meidheit
end Lunſtgeſchicklichkeit, Aphrokite:.das, AÄhönfte Weih der
Erde. Das legte hatte den größten Me; für den jungen
e_ er ſprach. Aphroditen den Apfel zu. Nun wurde
6 von feinem Vater wieder anerkannt, er rüftete:ein Schiff
saus:und fegelte nadı Tafebämon, mo Menelaos, mit Hes
Sma vermählt, König, war. Es glückte ihm, troß der
sgeindfchaft,: bie: zmiftben feinem und Dem pelopidiſchen
Mauſe herrſchte, freündliche Aufnahme zu finden nid, u
Dbweſenheit des Königs, deſſen Gemahlinn zu verführen
ind baranf nach Hauſe zu entführen: Dieß war die Der
anlaffung zum. ttojanifchen Kriege: : Ad ‚die Gefamdten,
welche Menelaos nady Troja fandte, um feine Gattin
wieder zu begehren, unberrichteter Dinge zurüdfamen, be
Roger feinen Bruder, Agamemnon, König von My⸗
wene, ganz Goiechenland zur Rache des verlittenen Schin⸗
pfes aufzuregen und 100,000 Griechen. zogen auf 120
"Fahrzeugen wach Aflen. Priamos: fegte ihnen 50,000 Strei⸗
or enigegen. Man ſtritt nun eine Neihe yon Jahren (in
runder Zahl zehen), bis endlich durch eine Liſt die Stadt
.gingenommen und darauf zerfiört ward. Die Griechen
ſtellten ſich, als zögen fie ab, überbrüffig des "fruchtlofen
e Kampfes; fie ließen aber ein großes, hoͤlzernes Pferd, der
Pallas geweihet ‚im Lager zurück. Die Trojaner fielen
aus und führten das Pferd im Triumph in die Gtadt.
Alber das Pferd par, hohl und enthielt eine Anzahl Strei⸗
‚ser. Diefe ſtjegen in der Nacht, als Alles ſtill und rubig
ſchlief, heraus und öffneten dem Heere, das fich, unterdefs
ſen wieder ‚genäbert hatte‘, bie Thore.. Hartnaͤckig kämpf⸗
ten die Helden Troja's, allein "vergebens, ſie fielen mei |
‚Put at und Erofa-ward zerftört·· |
2. Mir ſtellen num: noch bie vornehmſten fowohl troani⸗
Ken, als: griechiſchen ai a Perſonen, nach Ho⸗
mer, hier auf. ee Mer Per u
— 3090 — JJ
Priamos. Nee
Laomedons, den Herakles wegen ſeiner Wortbrů⸗
higkeit erſchlagen „Sohn und Erbe, hatte mit feiner Ge
tahlinn, Helabe, und mehren Nebengemahlinnen eine
woße Anzahl von Söhnen und Töchtern. " Sein und ſei⸗
ſes Reiches trauriges Schidfal hat feinen Namen auf bie
Rachwelt gebracht. “In der Schreckensnacht, wo Troja
von dem Griechen erfliegen wurde, waffnete er feine Trafte '
ofen Glieder und fiel am Altare des Zend Sertefod
son der Hand ded jungen EN ‚ * en bed
ichilleus. | F *
Von ſeinen Söhnen kennen wir bereits im Dans;
porzüglicher * noch iſt der aͤlteſte
Hektor.
Dieſer war der tapferſte und edelſte unter den troja⸗ u
nischen Helden ‚ ber durch Verſtand, Würde des Betras .
gend und Liebenswärdigfeit in den Berhältniffen ald Cats
te und Vater ſich auf das herrlichfte auszeichnet. Er war
vermählt, mit Andromache und. hatte ‚einen. Sohn, -
Afyanar. -Empfänglich für die fanfteften Empfindums
gen, hat er body Größe und Stärke ded Geifted ‚genug,
Alles ‚für fein Vaterland hinzugeben und. einen ehrempollen
Tod einem Leben voll Schmach vorzuziehen. So lange.
Achilleus ſich von der Schlacht entfernt hält, ift Heftor
überall im Vortheil; aber nachdem er den. Freund des
Achill, Patroklos, überwunden und getöbtet, kehrt die⸗ J
fer zum Heere zurück und tödtet nun ben Hektor ˖im Zwei⸗
kampfe. Unedel, ja barbariſch, ſchleifte er den Leichnam,
dreimahl um bie Stadt und wollte, ihn Den: Hunden vor⸗
werfen; doch die Götter, beſonders Aphrodite und Apols .
Ion, Die Schon ben Leichnam vor Entftellungfchägen,. ber .
wegen Den Sieger „ ihn, feinem flehenden Vater, Priamos,
zu überlaſſen. Die Trojaner verehrten ihn als Heros und
brachten. ihm jährlich. Todtenopfer ;:. fpäterhin - holten die
— 10 — .
Thebaner, einem’ Drafelfpruche gemäs, bie Gebeine dei
Sn zu ſich und weiheten ihm einen Da
Lafſandra.
Unter den Töchtern bes Priamod war Kaffa udra,
CAlexraudra) bie intereſſanteſte. Auſſerordentlich ſchoͤn
gefiel fie dem Apollon, der ihr die Gabe ber Weisfagung
. anbot, wenn fie ſich ihm brautlich gefellen wolle; ſie nahn
bie Babe des Gottes an, aber fie hielt nicht Wort. Da
fegte diefer den Fluch anf ihre Welsfagung, daß fie nur
Unheil und ohne allen Glauben verfündigen folle. Dief
geſchah duchſtaͤblich und Priamos ließ die für wahnfinnig
‚geltende -einfperren. Niemand glaubte ihr ein Wort, felbft
als fie die in dem’ hölzernen Pferde eingefperrten Griechen.
.verrieth, nahm man feine Nücficht auf ihre Rede. So
ging fle in dem allgemeinen Untergange mit zu Grunde,
sicht ohne Schmach zu leiden, wie.fpätere Dichter erzähr
Ien. Als Selavinn ded Agamemnon, mußte fie ihm in die
Heimath folgen, und ward dort mit ihm von Klytemneſtra
ermordet. : Zwifchen Mylenä und Amyflä war ihr Grab
mahl, zu Leuktra im Lafonien hatte fie einen Tempel. Ä
Unter den griechifchen Helden tft ber vornehmfte
u Agamemnon.
| Agamemnon war mit feinem Bruder Menelaos bei
ſeinem Großvater Atrens erzogen, baher hießen fie bie
Atreiden. Die Geſchichte des Hauſes Agamemnon gehört
gu den berühmteſten und am meiſten tragiſchen des Alter
thums. Tantalos war fein Ahnherr; Pelops, der Sohn
desſelben, zeugte den Atreus und den Thyeſtes, die
furchtbar⸗ gräßlich gegen einander wuüteten, bis fie ſelber
naletzt, der erſte getoͤdtet, der andere verjagt wurden. Aga⸗
memnon beſtieg darauf ben Thron von Mykena, Mene⸗
laos ward König zu Sparta. Als der ‚mächtige und
er am
- 0 -
ıngefehenfte warb Agamenmon von det. ——9 Sch
henfürften gum. Anführer - im Kriege: gegeu Troja gewähn
md ‚füllte dieſen hohen Poften mit aller Würbe und: Ehr
te auß, wenn er ſchon zuweilen von ber Leidenfchaft hins.
geriffen, die Schranken der’ Pflicht and des Auſtundes
überfchritt. Im der Bucht von. Yulid die Flotie verſam⸗
melnd, tödtete er eine Hindinn der Artemis undumußte bar
gegen, wie wir fchon gelefen haben’, feine: Tochter: Ivhiger
nia opfern. ‚Bein Streit mit Achilleus, dem. er eine er⸗
beutete Sclaviun, Brifeid,. wegnimmt; veraulaßt, daß: bies
fer fich zurüdzieht und das griechifche Heer unglücklich Ak:
Endlich, nachdem Patroklos gefallen, gelingt es Agantenb
non, den Achilleus zu verföhnen und. Troja wird dann
eingenommen. Traurig war fein Geſchick, als. er nan
nach zehn Jahren. wieder die Heimath ‚betrat; denn fein?
Gattinn Kiytemneftra hatte ſich mit-Aegifthos, feinesißicops '
oheimd Sohn, verbunden und beide mordeten ihn im Bar
de. Griechenland man = “Sarnen unter ‚feinen
Heroen. | N. ee
Menelaos. —
Homer ſchildert dieſen Helden von den. allervorthelie
hafteften -Seiten, und ertheilt ihn Bas: Lob. der Weisheit,
der Hugen Rede: und ber ausgezeichneten Tapferkeit, vers -
eint mit einer fehr edeln und ehrliebenden Denkart. Daher
ſieſt man ihn nicht. nur für feine beleidigte Ehre kaäm⸗
pfen, fondern zulept auch fein verblendetes. Weib, das im
Grunde bie. Liebe zu bem erften Gatten ſo, wenig aus dem: .
Herzen verloren, hatte, wie er fie zu ihr, wieder aufnehmen
und nun in reichen haüslichen Glücko, mit ihr. leben, Mes
nelaos. warb anf feiner. Fahrt. nach Haufe verſchlagen
und irrte faſt acht Johre an. ben Küſten von Kypraß,
Phönikien, Aethiopien, Aegypten und Lybien herum. Auf
der Inſel Pharos endlich erfuhr er durch den Meergreis
Proteus, was ‚er zu ihun habe, um nach · Hauſe zu gelau⸗
gen, und nun exreichte ex die ge wo fertan *
1. Band. —
Andere erhebt fie eben hoch dagegen. Der Dichter Si
en hatte die. bereits Verftorbene gefchuräht und fie rä
Heid ein Gemähfbe erfenufichen Brhend in eichthen uab
"per Leda Tochter, welche fie mit ihren beiden Brüdern,
fing und and einem Ei gebar. Sie war zehn, nach aw
KLochter ergogeg wurbe. Ihre Brüder befreiten fie wieder
. and ihr Bater vermählte fie dem Menelaod, welchem fie
“Schon eine Tochter, Hermione, geboren hatte, als Paris
. ie entführte. Selena wear nicht 'glüdlicd, in ihrem neuen
hin, fie gebachte des Liebenden Menelaos wieder mit Sehw
noſſen, ded innern Friedens, den fie in der Erfüllung ih
rer Pflichten empfunden hatte; damit verglich fie die Ge
. genwart, ihre Verbindung mit einem Manne, den fk
ten, zum Theil nur fchlecht verhehlten; dieſe Empfindungen
Batten wieder aufgenommen zu werden. Wie lebten dan
in Eintracht und Ruhe ein glückliches Leben bis in das
. yöchfte Wer. Nebrigens haben die bramatifchen Dich
die Helena dargeſtellt, wie fie ebew Ihren Charakter
N
[1 4
h — [= — =) 200 EEE
giiichen hausuäterliggen Berhältifien daret —* —
sapne dane er einen KRONE: *
Die Gemahll⸗ des Menelast aiſo, —— wer
Kaftor und PBollur von dem Schwane Zeus em
dern exit ſieben Jahre alt, als fie von Theſens geraubt
wurbe, ber mit ihr die. Iphigenia zeugte, welche heim
lich ber Elytenneſtra übergeben und von biefer als ihre
Verhaͤltniß, die Leidenſchaft für Paris ſchwand ſchuell dar
ſucht, fie. gebadhte der Ehre, die fie als ſeine Gattin" ge
nicht achten Tonnte, den Haß und bie Verachtung, welche
ihr die Trojaner zum Theil offen und unumwunden zeig
noch gefhärft Buch Selbſtverachtung und Mißmuth ver⸗
kümmerten ihr bad Leben: aber die Aufrichtigkeit ihr
Mene machten fie nach Troja’s Kal wärbig, von ih
ihre Stüde nöthig hatte; ber Eine erniedript fie tief,
se fih an ihm durch Blindheit. "Da er nun das erfuh
era er Al ihre — und fein Geſicht ats da
| u 403 —
daß er behauptete, Helena. habe Troja nie geſehen, haris
habe ein Geſpenſt dahin gebracht, welches ihm Here un⸗
tergeſchoben. Herodot erzählt, Helena ſey in Aegypten
von den Prieſtern, denen ſie Paris auf ſeiner Flucht mit
ihr vorgezeigt, zurüdbehalten worden; Homer habe das
wohl gewußt, ed jedoch, ald nicht paſſend für fein Ges
dicht, nicht angenommen. In der That findet man Spu⸗
ven, felbft in der Odyſſee, daß Helena eben ſowohl, als
Menelaos, in Aegypten ſich aufgehalten habe.
In Griechenland, befonderd in Sparta, erwied man
der Helena lange Zeit göttliche Ehre und eine Infel an
der attifchen Küſte, gegenüber dem Vorgebirge Sunium, Ä
ward yon ihr benannt. . i
Ihre Brüder. Kaſtorn und Pe heißen. die Diod
turen (Zeus Söhne). Kaftor war fterblich geboren, Pols
lux unfterblih. Als jener nun im Kampfe gefällen war,
bat dieſer, daß fie beide abwechſelnd einen Tag im Olyms
pos, ben andern im Grabe zubrächten, was Zeus ges
währte und ſie ſogar unter die Sterne verſetzte. Zu Ho⸗
mers Zeiten waren ſie die Wagenlenker, ſpäter kommen,
ſie als Reiter vor. Auch heißt Kaſtor Roſſebaändiger,
Pollux Fauſtkämpfer. Als ‚mächtige Heroen verehrte
ſie insbeſondere ihr Vaterland Sparta und feiert ihnen
die Dioskturien. Inoͤbeſondere aber ſind ſie als Meer⸗
gottheiten merkwürdig, denn ſie verkündigen als leuchten⸗
de Flammen das Ende des Sturms und die Rettung der
Schiffe. Abgebiſdet werben fie als zwei Jünglinge in ſpar-
tanifcher. Kriegstracht und Sternen über ben Köpfen, zu
Sup ‚zu Roß und im Wagen,
‘
Achilleus. .
Achilleus ift der Hauptheld der Jliade, wo jedoch
nur eine Periode feines Lebens vorkommt, welches daher
J 26* 1
— 1 —
aus andern Quellen ergänzt werden muß. eine Mutter
war Thetis, die ihn von dem Helden Peleus empfangen
hatte. Diefe legte den Neugebornen ins Feuer, um ihn
zu laütern. Dazu kam Peleus und ſchrie laut auf, wor
über Therid das Unternehmen aufgab und ſich überhaupt
ganz zurückzog. Nun übergab Peleus feinen Sohn dem
‚Shiron, der ihn. mit Mark von Löwen und Ebern‘ und
Bären auffätterte, und ſodann unterrichtete. Da feine Eis
teen wußten, daß er im trojanifchen "Kriege. umkommen
würde, fo wollten fie ihn bergen und fiedten ihn, in
Krauenkleidern, unter die Töchter des Könige Lykomedes,
wo er mit einer derſelben feinen Sohn Phyrrhos zeugte
‚und, von dem Seher Kaldhad verrathen, von Odyſſeus
entdeckt und abgeholt wurde. Unter allen Helden, die nach
Troja zogen, war er der ſchoͤnſte und tapferſte, dabei von
einem ganz aufrichtigen Herzen, das für Wahrheit und
Recht glühete. Er hatte neun Jahre alles Ernſtes für
Griechenlands Ehre mitgekämpft, als ihn Agamemnon be⸗
leidigt, indem er ihm feine. geliebte Briſeis nimt. Achil⸗
leus unterwirft ſich zwar der ungerechten Machthandlung,
aber er zieht ſich zurück, weil er als ein Gekränkter, als
ein öffentlich und unrecht Gekränkter nicht mehr mitſtreiten
-Tann. Nun aber trifft Unglück die Hellenen, welches nicht
‚eher weicht; ale bis Achilend wieder verſöhnt mit ind
. Treffen geht; denn jegt fällt Hektor vor ihm, der Schug
Trojas, und jegt iſt auch fein Ende nahe, denn, er fällt
in der Schlacht (nad Homer; nach andern fällt er durch
Verrätherei in einem Tempel zu Troja, wohin er kommt,
um Priamos Tochter, Polyxene, willen). Nach feinem
Tode werden ihin göttliche Ehre erwiefen, Felle und Spie⸗
Ie gefeiert, Stenvtaphien und Tempel errichtet. An feinem
Grabmahie, welches die Motilender erbaut hatten, ftand
der mafedonifche Alerander, weinend, daß Achilleus das
Gluck gehabt, einen Demerse au finden, ber * Thaten
verewigte.
BE \ " “
— * \
— 405 —
MOduſſeus.
Belonders. nectahedig unter ben griechifchen Helden
dee trojanifchen Kriege ift noch der Mann des zweiten "
Homeridifchen Gedichtes, Odyſ ſeus. Sein Vater war
Laertes, König von Ithaka, ſeine Mutter hieß An⸗
tikleia und ſchon fruͤhzeitig gab er Beweiſe von Muth
und Geſchicklichkeit in Verhandlungen, durch welche und
die dazu gehörige Gabe der Rede er ſich ſpäterhin aus⸗
zeichnete. : Er ift ber Kluge, der Liſtige, der Erfindung⸗
reiche, der Vielgewandte, ber überall zeigt, wie der Geift
fiege über die rohe Kraft. Deßwegen wird er auch überall‘
ald ein. vorzüglicher Liebling der Athene vorgefiellt, ob»
gleich feine Lift oft in Raͤnke, feine Erfindung in Betrug
übergehen, als welches dem Zeitalter angemeſſen war.
Auch Odyſſeus, unlängſt Gatte und Vater, wollte
nicht mit nach Troja ziehen ‚und es bedurfte der Ueberre⸗
dung von feinen Freunden, um ihn dazu zu bewegen;
aber einmahl entſchloſſen dazu, war er auch unermüdet
thätig für den vorgefegten Zweck, und leiſtete insbeſondere,
obgleich er es auch nicht an Beweiſen von Muth und
Tapferkeit fehlen ließ, durch ſeine Gewandtheit und ſtete
Geiſtesgegenwart die vortrefflichften Dienſte. Zur Erobes
tung der Stadt Troja trug er vorzüglich dadurch bei, daß
er mit-in das heilige Pferd eingefchloffen,, eine wahrfcheins
liche Entbetung durch feine Klugheit verhütete, und vor⸗
her ſchon das Pallabion hatte entwenden helfen. Geine
Rückfahrt ift nun "der ‚eigentliche Gegenftand der Ddyfr :
fee. Er kam zuerſt nach Ismaros ‚ der Stadt der Kito⸗
nen, von denen er zuerſt viel Beute machte, nachher aber
geichlagen ward. Dann gelangte er an das lafedämenis
fe Vorgebirge. Maleia, von welchem ihn ein Nordſturm
in die Meerwüſte der Syrtenbucht und zu deu Lotopha⸗
gen berſchlug. Von den Eotophagen nordwärts fteuernd,
kam er au bie Ziegeninfel vor dem Kyklopenlande und ges
rieth hier” in große Gefahr, indem er nemlich mit zwölf
a
x ‘
a‘
— aob —
Gefaͤhrten von dem grauſen vᷣolyphem gefangen wurde
und gefreſſen werden ſollte, “aber durch Liſt ihm entging,
Von dem Kyklopenlande trieb ihn Wind und Fluth an bie
fhwimmende Infel ded Aeolss, von da an bie Täflrygonis
The Küfte, und darauf an die Snfel der Kirfe. Hier
verweilt.er ein Jahr, befücht Bann die Unterwelt, wo ihn
der Seher Teireſis weiffagt, »er werde fpät und im
Elend nad Haufe fommen und Unheil’ dafelbit finden.”
Zurüdgefehrt von da entfendet ihn Kirke und er fleuert an
den Sirenen borbei, vermeidet rechtd die Brandungen und
Flammen der malmenden Irrfelſen und wendet ſich links in
die Meerenge zwifchen die Skylla, ‚die ihm ſechs Männer
raubt, und bie Charybdis hindurch, worauf er an be
thrinafifchen Weide des Sonnengottes zu landen ſich ge
zwungen fieht. Hier vergreifen ſich feine Gefährten an dr
heiligen Heerde und nun folgt Strafe. Sie leiden Schiff⸗
bruch und allein Odyſſeus wird gerettet, um auf ber In⸗
fel der Kalypfo adıt Fahre aushalten zu müſſen. Endlich
- wieder abgerufen von da, fleuert er auf einem Floße der
Heimath zu, ſcheitert an der Inſel der Phaͤaken und wird
von dem Könige derſelben, Alkinoos, auf einem Schiffe
nach Haufe geſendet. Da findet er nun neue Mühen: Ei
ne Menge fehwelgerifcher Freier verfchwenden feine Güter
‘
e und. umlagern feine Gemahlinn, Penelope, welche fid
“vor ihrer Zudringlichkeit nicht anders zu retten weiß, alö
“x daß fie verfpricht, wenn fie eine gewiffe Stiderei fertig
gemacht habe, einen Gatten zu wählen. Eben haben nun
die Freier die Entdedung gemacht, daß fie in der Nacht
immer wieder auftrennet, was fie am Tage geatbeitet hat
‚und dringen auf die Erfüllung ihres Worte, ald Ddyfleus
mit Hilfe feined Sohned Telemachos, ber feinen Vater
vergeblich - aufgefucht hat, und zweier treuen Diener bie
Freier ſämtlich tödtet und ſich ruhigen Beſitz ſeines Hauſes
und feines ungeftammten Reiche wieber erfämpft. So wait
erzählt die Ddyffee. Das ‚Uebrige feines Lebens und fe
ner FR wird sie en Der Eine
— 107° —
ht ihn‘ ruhig altern und in (änen Banfe Rerben der
Indere in. einem fremden. Lande, Einer gar. erjäßlt, er —
ey von ſeinem Sohne Jeleg enos, den er mit ber Kite
e erzeugt, getübtet worden. zer ——
Doyffeug und feine Gemahlinn fehen darin in beſon⸗
derer Beziehung zur Religion, daß fle ald bie Eltern des
Pan genannt werden, Man erzählt, Penelope habe den
Dan von. ben ſaͤmtlichen Freſern empfangen, bie ſich
um ſie beworben hatten. Andere ‚aber, um diefed Mufter
ber Frauen zu retten, nehmen, eine andere Penelope zur
Mutter des Par. Wenn nun Odyſſeus ber Vater des Pan
gengnut wird, fo ift wahrſcheinlich, daß er nach ſeiner
Zurückkunft in fein Vaterland. ben Cultus besfelben dort⸗ |
hin ————— habe. J |
J YI —*
Kay er a \
Mir fäließen mit biefen Perſonen die Seite der Dar⸗
ftelungen aus. dem trojanifchen Kriege, da ‚die noch abri⸗
gen weniger in.xeligiöfer_ald in bürgerlicher Hinſicht merk
würdig find, und überhaupt die Darſtellung der griechiſch⸗
mythologiſchen Perſonenreihe, welche laͤnger iſt als irgend
eine andere, die wir gegeben haben und noch geben wer⸗
den. Der Grund havon ift fein anderer, als daß in der
griechifchen Religion alle übrigen Religionen bed Alters
thums zufammen und von da aus wieber überall hin aus⸗
fliegen, und daß die Griechen die von außen her erhalte .
nen und die in der Helmath entftandenen Götter in mans.
wichfaltiger Hinficht_fo ausgebildet haben, daß man bei
der Beſchauung derſelben unwillkührlich feſtgehalten, aber —
auch durch dieſelbe in den Stand geſetzt wird, die übrigen
Syſteme der Natur⸗Religion deſto ſchärfer zu durchſchauen.
Wir wenden uns nun zu dem Cultus der Griechen, |
infofern wir ſolchen nicht ſchon, zum Theil wenigſtens,
in dem Vorhergehenden kennen —— haben. 2
Han.
wc
— 108 —
Der FALTEN Eultas.kberhanpt: |
7 EN hody ſtleg die religiöfe Btlbung der Griechen.
Es iſt nichts ſeltenes? Stellen in ihren Philöfophen zw fin,
a welche dem, was und das Ehriftenthum über Gott und
u Wefen und über feine Verehrung fagt, nur wenig
Hi ihg eben. Niqts uff Erden geſchieht ohne den Willen,
oder hie Bulaffang © eines hoͤchſten Regierers; » ?der Maß—
ſtab aller Dinge iſt nur.’ "in „Gott ſelbſt zu fuchen ;” » du
fraͤgſt nach den Urkunden, r welche das Daſeyn Gottes be⸗
zeugen? Sch’ nenne Dir‘ das Weltall, den biendenden Glanz
| und den majeftätvollen Bang ber Geftirne, ben Funftrei
jen Bau der belebten Körper, den Zufammenhang biefer
unzählbaren ‚Menge von’ Wefen ; endlich dieſes bewunderns⸗
Twürdige Ganze und deſſen bemunderndwärbige einzelne
Theile, wo Alles die Spur der Gottheit zeigt, wo Alle
Größe, Weisheit, Verhältniß und Einklang ift; ich nenne
dir bie Nebereinftimmung der Völfer, nicht um dich durch
Die‘ Madıt des‘ Anfehens zu Abermwältigeir, fondern, weil
Ihre Ueberzeuguing elit \inmiverfprechliches Zeugniß von dem |
ewilgen Eindruck der entzüdenden Naturfchönheiten auf das
menſchliche Gemuͤih abiegt: »” Der einige Gott iſt es,
welcher bie Materie georduet und bie Welt hervorgebracht
"hat; ; *vmehre Gottheiten iverden von ben Bölkern ans
gebetet, aber’ die Nahır weiſet nur Auf eine Einzige
hin.” "Mie viel Aehnlichfeit haben diefe Steffen, felbft in
ben Worten, mit Ausfprüchen der chriſtlichen Religion aus
dem Munde ihres Stifters und feiner erften Schüler! Wie
ſchoͤn iſt; folgende Darſtellung von dem Weſen der Reli⸗
gion *): Gott,’ der die‘ Weit aus Wirkung feiner Güte er
fdhaffen hat, iſt das Weſen, welches weder Anfang noch
Ende hat, das ewige, nothwendige, unmanbelbare Mefen,
der höchſte Geiſt. Seine Beſchaffenheit iſt und unbegreif⸗
lich und unausſprechlich. Aber ſeine Vorſehung erſtreckt
1, ⁊
*) Aus Platon, Ariſtoteles und andern snfammengefict.
J * - ,
» R
| ee do —
ſich über Wie gefanunte Natur, bis auf bie aflriäteinften, er
genftände. Wir, köngen ihm nicht unfere Handlungen, nicht
einmahl. unfere Gedanken verheimlichen. Das höchſtgute
Wefen kann nur. Gutes hervorbringen. Wir-And ſein
Werk, wir gehören ihm an, denn ex ſorgt für, uus. ‚Die
ihm angemeffenfte Verehrung ift der von, ben. Gefegen de4
Landes -beftimmte Gottesdienſt, indem dis. menſchliche Weis⸗
beit hierüber nichts Sicheres wiſſen kann. Aber es iſt
nicht genug, ihn mit Opfern und feierlichem Gepränge rw
ehren, fondern ed wird dazu ausbrüdlich. Reinigfeit des
Herzens erfordert. Dad predigen wicht nur: unſere Welt⸗
weiſen, das erkennen auch -unfere Drjefer, an, bie es auf
die N forte der Tempel eingraben laffen: »D er Eingang
hier ſtehet nur reinen Seelen offen.” Das Ge
bet zu, ihm darf nicht die Güter ber Erde zum Gegenſtan⸗
be haben, denn wir wiſſen nicht, ob fie und nicht ſchaͤd⸗
lich ſeyn würden; wir, follen ihn alfo bitten, daß er uns
gegen unfere Leidenſchaften beſchütze, daß, er-und die wah⸗
re Schönheit, bie Schönheit der Seele, verleihe, die Ein⸗
ſichten und Tugenden, deren wir bedürfen, die Stärke,
keine Ungerechtigkeit zu begehen, und vorzůglich den Muth,
Unrecht. von Andern, wenn es ſeyn muß, gt ertragen.
Um ihm. wohlgefällig zu: werden, muß man ſtets vor feis
nen Angen wandeln, nichts :unternehmen, ohne ihn ‚um RN
Beiſtand anzurufen, ihm auf gewiffe Weife ähnlich wers
den, Alles auf ihn beziehen, genau bie Pflichten feines
Standes erfüllen und den Menfchen nüglich zu feygn, für
die erſte aller Pflichten halten; denn je mehr man Gutes
wirkt, deſto "mehr ‚verdient man unter feine Kinder und
Freunde gezählt gu ‚werben. Bei der Beobachtung biefer
Befege kann man glücklich ſeyn; aber unfere Glückſeligkeit
wird erft im künftigen Leben. vollfommen fegn. Gott hat.
fih zwar ‚über bie Befchaffenheit ber Strafen. und Belle
‚nungen, welche unfer. ach, dem Tode warten, nicht er⸗
Hört; aber, zufolge des Begriffen, welche wir von Ord⸗
‚nung und Gerechtigkeit haben, zufolge ber, Einftimmung
— 410 =
aiher Be und uffer. Zeiten, Tann mar — r
jebet den verdienten Lohn empfangeh wird, und baß ber
Werechte aus dem nächtlichen Tage dieſes Lebens in das
keine und’ glänzende Licht eines andern Lehbens entrückt,
dort bie unwandelbare Seligkeit genießen wird, wovon
dieſe Welt nur ein ſchwaches Schattenlicht giebt. Die
Pflichten gegen uns ſelbſt find: Unſere Seele, nach ber
Gottheit am hoͤchſten zu achten; fie nie mit Laſtern und
Gewiſſensunrnhe zu verunreinigen; fie nie gegen Gold zu
verkaufen, ober der Anlockung finnlicher Freuden —
fern; niemahls ein irdiſches, ſo gebrechliches Ding,
der Kötper IR, einem Weſen vorzuziehen weiches eine
himmliſche Ablunft und eine ewige Dauer hat. Unſere
Pflichten gegen die Menſchen unnſchließt der Sprird: Thue
keinem Andern, was du nicht wit, daß man Dir thur! —
Die Religion, die dem Menfchen das Alles vorſchreibt und
i von Ihm verlangt, gewährt ihm dafür zwei unſchätzbare
Bortheile: Ungeftörten Frieden während feines Lebens uud
— Heffauug in der Stände feines Todes.” —
Aber — vie zu. bieſer Ertenntuig der Feigion
‚gelangt wären, obgleich in einzelnen Städten Gott" als ber
»Gute Bott” öper als der »Allerhöchſte“, dee »Al⸗
; Tergrdßte” verehrt. wurde; fo hatte doch das feinen Eins
fluß anf das Wilgemeine und die herrſchende Religion bes
ſtand bloß im Außern; es gab keine vorgeſchriebenen Lehr⸗
meinungen,“ es ward kein öffentlicher Unterricht en
es beſtanben nicht einmahl ſtrenge Verpflichtungen, dem
— ringefũhrten BSottesdienſte an beſtimmen Tagen beizuwoh⸗
nen. In Afehing des Glaubens war es genug, wenn
'man bie Uederzeügung blicken Heß, daß die. Götter das
- "fegen, und' daß fie Die Tugend theils in dieſem, theils in
. jenem Lebenbelohnten; in Anfehnng der Ausübung, wenn
. man don: Seit zu Zeit gewiſſe Handlungen beging, z. B.
bei feierlichen Feſten im Tempel erſchien, und ſeine Ver⸗
ehrung bet den öffentlichen Altaͤren darbrachte. Das Boll
7
— 41 —
aber feste die Religlon einzig in das Besei, in ” |
Opfer und in bie Reinigungen.
4
Die Griechen wendeten ſich bei jeder Unterneh⸗⸗
mung in Gebet an die Goͤtter, ſie riefen dieſelben
Morgens und Abends, beim Aufgang und Niedergang
der Sonne und ded Mondes an. Kamen fie in einen
Tempel, ſo erfchienen ‚fie dafelbft mit niedergeſchlagenen
Blicken und demüthigen Geherden; ſie küßten den Fußbo⸗
ten; ſie beteten ſtehend, knieend, darniederliegend, mit
Zweigen in den Händen, welche fie bald: gen Himmel er⸗
hoben, bald gegen. die Bildſaule des Gottes ausſtreckten,
zu dem ſie eben ihre Andacht hatten. Wurde die Hull -
gung am bie unterirbifchen Götter gerichtet, fo fuchte mah
ihre Aufmerkfamfeit durch Klopfen auf, die ‚Erde zu erre
‚gen. Man betete leiſe ‚ oder, nadı Berfchiebenheit der Um⸗
fände, auch laut. Pythagoras verorbnete, daß man lant
beten follte, damit Niemand etwas beten ‚mögte, deffen er
fih vor den Menfchen zu ſchaͤmen habe. Ein finnreidyer
Gedanfe, die Ehrfurcht vor den Göttern burch die Schen
vor den Menſchen zu befördern! Bei öffentlichen Feier⸗
lichfeiten brachten die Hellenen gemeinfchaftlih Wunſche
und Gelübde dar, für das Wohl des Staats, ber Bundeds .
genoffen, für die Erhaltung der Früchte der Erde, um Res
gen und Sonnehfchein, um Abwendung ber Peft, der Hun⸗
gerönoth u. dgl. m. Damit waren feierliche Aufzüge vers
- bunden, bie einen tiefen Eindruck machten, denn, was bie
Sinne rühren, das Herz zur Andacht ftimmen kann, wär
Alles dabei vereinigt: Gefang und Muſik ertönten, und
bereiteten die Gemüther auf die feierlichen Gebete ver,
welche die Priefter einzeln,. ober der Haufe zuſammenſprach.
Allerdings gab: es viele, welche den Himmel mit unbeſchei⸗
denen Anfprüchen ermüdeten und von bemfelben die Bes
friedigung ihred Ehrgeizes, oder ihrer finnlichen Luft vers
langten; dagegen gab ed doch auch welche, die nicht ans
ders beteten, als: Beherr ſcher bes Himmels, gieb-
- r -
t F = — 412 —
and, was nüstid ift, wir mögen vie dar un
bitten, oder nicht; was uns aber ſchäädlich iſt,
Das verweigere “un wenn wir ae glei dar,
ar bitte”. -
\
PR
ı Die Opfer ber Griechen, wie überaf, theils Bitt⸗,
Aheils Dank⸗, theils Suhn⸗-Opfer, waren entweder blu⸗
ige oder unblutige und Speifes oder Trankopfer.
In den früheflen Zeiten nur Toll es Menfchenopfer gege
ben haben, wie die Spuren in Kreta, Taurie u. f w.
werrathen. Nach einer allgemeinherrfchenden Meinung hat
ten die erfien Sterblichen blos reine, d. h. unblutige Op
‚fer. gebracht und man klagte die fpätern Gefchlechter ‘an,
daß fie von der Einfalt und Frömmigkeit ihrer Vorfahren
abgefallen und Lüftern nach dem Fleiſch der Thiere, die
„Bötter durch Opfer. derfelben zu Theilnehmern an ihren
‚Berbrechen. gemacht hätten. Etwas iſt an diefer Bag.
„Alle Einrichtung . der Opfer bei ben Griechen gehet von
‚Demeter nd Triptolemos aus und die erſte Geſchich⸗
te der Opfer, if. Die Gefchichte .ded Brotbackens und der
anderı ‚damit "oprhundenen Einrichtungen. Zuerſt röftet
man bie Getraidekorner und aß ſie ſo und opferte davon
‚den Goͤttern.⸗ . Dann: zerquetfchte man fie zu Mehl, wels
ches mit Wafler, „Salz und andern Zuthaten zu Brei ge
‚madıt und. fo genoſſen wurde. ‚Darauf: folgte endlich die
Erfindung des Baden, - indem. ‚man: den. Teig auf einen
heiß gemachten Stein legte, oder in Bäymblätter gewickelt
„wit heißer Aſche überdeckte; dieß gab Luchen, deren allge,
omeiner Namen, 2 war, In beiden Fotmen wur⸗
de BEER nl un
"Später erſt wurden auch Thieropfer ; und nicht ohne
"Schwierigfeiten, N: "eingeführt. Merkwürdig ift hiebei/ daß
Schlachten. und Fleiſchſpeiſen-Genießen unzer⸗
trennlich an das Opfer gebunden waren, weßhalb
die Griechen ‚ wie die Römer, für: Opfer, und Schlachtvieh
⸗
u, 813 —
nr einen Namen hatten. Wie man nun Überhaupt bei
Söttern die Erklinge, der Aernte, der Jagd, der Heer
en, der Weinleſe, des Obſtes, der Kriegsbeute darbradje
e, fo weihere man ihnen bei dem Thieropfer, wo die Goͤt⸗
er ald die’ vornehmften Gäfte ded Schmaußes angefeherf
vurden, dad Oberfte vom Opferthiere, nemlich feine Stirns
‚aare, dad erite Leben und die erfte Kraft, nemlich die
dlern @ingeweide, die Schenkelknochen und das Nietens
ett, auch Abfchnigel von ben Gliedern, die man felber
serzehrte. Natürlich war's dabei, daß der Schäfer ein.
Schaf, der Ziegenhirte eine Ziege, der Fifcher einen Fiſch,
der Jäger einen Hafen darbrachte. Jedoch richteten ſich die
Dpfer mehr noch nad) den Göttern felber, denn jeder hats
te, wie wir gefehen haben, feine Lieblingsgeſchöpfe. Gery
erzog man. weiße Thiere zum Opfer, der glüdlichen Vor⸗
bedeutung wegen. Fehllos und flecken los mußte jedes Op⸗
ferthier ſeyn. Gewöhnlich wurde ed aber auch befrängt,
geſchmückt und burfte nicht mit Gewalt zum Altare geführt |
werben.
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Ä
. Die: Zihfigfeiten, beren man fich beim Opfer bediente,
waren verfchieden, Wein, Del, Honig, Milch, auch blos
ßes Waſſer, theils einzeln, theils in Miſchungen. on
Der. Gegenftand des Opfers. richtete fih nach dem
Dermögen bed Opfernden. Die geringfte Gabe von Urs
men war den Göttern angenehm, aber ed galt für eine
Beleidigung berfefben, wenn ein Reicher ein geringes Op⸗
fer drachie. Ein vollſtändiges Opfer beſtand aus drei
Thieren, bisweilen aus ſieben, aus zwölf, ja es gab wel⸗
he, die aus hundert Thieren beſtanden (Hekatomben).
Groͤßere Opfer hießen bie von erwachfenen, kleinere
-
ĩ
die von ſaügenden Thieren. Ein großes, vollſtändiges, =
feierliche® Opfer beftand aus drei Stüden, dem Trankop⸗
fer, dem Raücherwert- und dem Thiere, und wenn zu jes
ben Opfer gewifle Vorbereitungen gehörten, fo waren bie e
x
*
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nr ı de‘ x
F 4 —
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— 414 —
weiſten und feierlichſten zu einem ſolchen trforderlich. Der
Opfernde unterwarf ſich mehren Reinigungen, gewöhnlich
In weißem Gewande und mit. den Blättern des Baums bes
kraͤnzt, der dem Gotte geheiligt war, dem er fein Opfer
* brachte. Die Priefter erfchienen dabei in vollem Schmude,
bei einem Opfer für bie Olympier in Scharlach oder Pur
pur, für Demeter in weiße, für die Götter der Unterwelt
in ſchwarze Farbe gefeidet, mit freihangendem Haare, um
die Stirn die heilige Binde und, aus Ehrfurcht vor den
.. Göttern, barfus. Stand das Dpfer am Altare, fo gebot
ein Priefter Entfernung der Ungeweiheten, dann forderte
er zum Gebete auf, welches der Opfernde mit verhülltem
Kopf verrichtete; hierauf ‚beftreute, ein. Priefter den Kopf
bed Thierd mit heiliger Gerſte, oder mit Salz, oder
legte einen Kuchen darauf, befprengte ed mit Wein und
bann tödtete es ein anderer mit Beil, ober Hammer, ober
Meier. Man bog ihm dabei. den Kopf empor, wenn es
den obern, und drückte ihn nieder, wenn ed den untern
‚Göttern geweiht wurde. Alle feierlichen Ba ſchloſſen
| ſich mit dem —— |
In Athen — fie e sährlich nach den Eleuſinien das
Feſt des Stieropfers, welches ſeinen Grund darin haben
ſollte, daß ein Stier heimkehrend von der Arbeit, vom Al
tare ded Zeus die Gaben weggefreffen haben und von eis
nem gewiffen Thaulon bafür getöbtet worden ſeyn fol.
‚ Zuerft fchlif man Art und Meffer in Wafler, führte den
Opferftier um den Altar herum und nun fchlug einer den
Stier, daß er fiel, und lief davon; ein anderer ſtach ihn
vollends todt und nun vollbrachte man das Opfer und
hielt den Schmauß. Aber gleich nachher ſtopften ſie die
Haut aus und ſpannten das wiederhergeſtellte Thier au
den Pflug. Darauf folgte das Gericht: Alle Teilnehmen⸗
den wurden des Mordes angeklagt. Sie ſchoben die Schuld
einer auf den andern, bis fie zulegt an dem Meſſer Ele
‚ben bins, welches verurtheilt und * Dec —— ward.
— 45 —!
Rear Scharfinu findet darin folgende Andeutungen: De
Stier ift das Bild der Materie und. ihres Looſes. Mau
denke nur an den Stier Abudad und an ſeinen Toͤdter,
Mithras. Der Stier fraß vom Altare des ‚Zeus, dh.
er genießt bie Baben des Gottes, und darum muß er ſter⸗
ben, wie der Menſch. . Seit diefer das Fleich des Stiers
genießt, moͤgte er ſich gern entſchuldigen, er ſchiebt die
Schuld auf dad Meſſer und dieſes ward mit. Hilfe des
Waſſers gewegt; aus bem Waſſer aber, aus der Feuchte
quillt alle. Materie, aller finnliche Reiz, darum wird auch ·
das Meſſer in das Meer geworfen, dort mag es liegen im
Grunde aller Schuld und aller Luſt. Das Umherführen
des Stiers um ben Altar ‚hatte Bezug auf die Sonneu⸗
unb Mondebahn ; fo wie biefe, nachdem fie ihren Lauf
vollendet haben, in die Unterwelt verfinfen, fo fällt ber.
Stier in die Todesnacht, aber er bleibt nicht barin, er
wird wieder aufgeftellt und an den Pflug gefpanut, fein
Gefchlecht lebt fort, Sonne und Mond gehen wieder auf
und ihren ewigen Gang. So muß auch ber Ackermann,
ber Menfch, feinen: Kreislauf vollenden, flerben, um in
die höhere Sphäre, in den Ort der. Götter einzugehen.”
Man kann ſich nicht enthalten, dieſer Deutung
feinen —— ‚zu geben.
!
Die Reinigungen bei den Briehen bezogen fi
anf einzelne Perfonen und auf Stämme und Bölfer, Volks⸗
verſammlungen und Heere, ‚Haüfer, ‚Marftpläge, Städte,
Länder. Die Mittel dazu waren verſchieden, verfchiedener
noch die Dabei üblichen Seremonieen. Hauptreinigung⸗ Mit⸗
tel Aber waren Feuer und Waſſer, weil dieſes alles Un⸗
reine wegnimt, jenes dasſelbe vertilgt. Statt Waſſer nahm
man auch Opferblut Chaber die Waffer » —*— ⸗und
Blut⸗Taufe). Man veruͤnreinigte ſich hauptſächlich durch
Berührung von Todten und Woͤchnerinnen, durch Mord,
und. ſpaͤter noch bupgh ‚andere. moralifche Verbrechen. Die
— Reinigung war die bei Homer ſchon vorkom⸗ su
e
4
Te
: i :
= /
genbe?Sitte bes Huͤndewaſchens br ſebem Gebete; Di
e
fer und Schmauß. Von Delphi ging das Beſpritzen mit
MWeihmwäffer aus und der reinigende Lorbeer⸗
jweig (woraus anderwärtd ein Weih wedel ward).
Odyſſeus reinigt nad dem Morde der Freier fein Haus
mit brenhendem Schwefel. Sonſt reinigte man Ders
ter auch durch Herumtragen junger Hunde, Spanfer⸗
kel, Fackeln, Meerzwiebeln u. a. Eine vorjügliche
Delligkeit erhielten ‘bie Reinigungen durch die Myfterien,
von denen vielleicht manche Sitte undgegangen war. Wal
aber mandye Gaukelei damit getrieben wurde, fo finden
| wir ſie fchon von Bi alten " Piitofopten nicht us ver⸗
ſpottet.
Prieter.
Prieſter waren haufig in Griechenland, Sefonber im
Athen Ihre Wiſſenſchaft beſtanv hauptſaͤchlich in der um
ſtaͤndlichen Kenntniß der’ religisſen Gebrauche. Der Alter
fie an einem Tempel war Der: eigentliche Leibdiener des
Gottes, biöweilen auch der Sroßyrieker, Dberpries
fer genannt, ' Unter ihm fanden ulle Übrigen:-der Ten
s pelkehrer, welcher bie Reinhaltung des Tempels und
die Befprengung der Eintretenden -mit: TWeihmwaffer zu be
forgen hatte; bie Dpferer, die bie Thiere "fchlachteten,
dad Opfer auf den Altar legten’ und das Feuer‘ anzünde
ten (zuweilen hatte der Opfernde die. Ehre, das Fener
anzünden zu dürfen); die Weiffager, welche die Eins
geweide ber Thiere unterſuchten; die Herolde, welche
bie Ceremonieen leiteten, die Gehete ſprachen und die Ver⸗
ſammlung ſegnend' entlieſſen. Hie und da hieß der Ober
prieſter »Vater,“ fo wie die Oberprieſterinn ? Mutter.“
‚Die Priefter hatten Beiſtaͤnde an gewiſſen Laien, die die
_ minder heiligen Gefchäfte ded Tempeldienſtes, bie Aufſicht
über das Gedaüde, den Schap tt. dgl. beforgten. Bei
| Feierlichteiten erſchienen die Prieſter im angemeſſenen
Schmucke. Haauf waren bie: Panien derer, die le geſtiſ⸗
tet
BERN
[
— 417 -
et. hatten, in Geld und Silber in ihre Kleider geſtick.
Ihre Pracht wurde unterflüßt durch die Schönheit und
Majeftät ihrer Perfon uud gehoben durch bie Abzeichen
ver Gottheit, welcher fie dienten. - Mehre Prieſterſtellen
waren dad alte Eigenthum einzelner Familien, andere
vurden von dem Volle vergeben, wobei ed eben ſo haüfig
auf Die Gunſt desſelben, oder einzelner, welche Einfluß...
hatten, als auf die Kenntniſſe und Geſchicklichkeiten der
Bewerber ankam. Eigen war es, baß an den Kempeln
des Bafchos nur’ Priefterinnen ftanden, die noch dazu in
lebenslänglicher Keufchheit- und Abseſcicdendei von der
Maͤnnerwelt verharren mußten.
Zum Unterhalte der Prieſter, wie der Tempel, — |
verfchiedene Einkünfte angewiefen, 'ald: Ein Theil von als
len bürgerlichen Geldſtrafen und eingezogenen Gütern, ein
Theil yon ber den Feinden abgenommenen Beute, - dabei —
gewiſſe, beſtimmte Abgaben von den Feldfrüchten, welche
durch die Speiſeſammler (Paraſiten) eingeſammelt wurden.
Endlich gab es auch wenige Tempel, die nicht eigene Häu⸗
fer und Ländereien beſeſſen hätten. Viele hatten das Recht,
Freiftätten für Verbrecher zu feon, woher fie beträchtliche.
Bortheile bezogen. Auſſerdem "hatten die. Priefter auch noch
die Einkünfte von den Opfergaben ber Privatperfonen. € °
verfieht ſich von felber, daß einige‘ mehr, die andern wer -
niger Einkünfte hatten. Die Prieſter Griechenlands ge⸗
noßen mancherlei Ehrenbezeugungen und Auszeichnungen,
auch bei öffentlichen Volksfeſten und im Theater. Sie hats
ten ein ruhiges Leben, dent fie Fonunten ihre Thatigkeit
bloß auf ihe geiſtliches Gefchäft beſchraͤnken; aber viele
von ihnen, geiftig und fittlich gebildeter, als ihre Mitbüe
ger, haben von freien Gtüden, aus Ehrgeiz oder Vater⸗
Iondsliehe, die befdwerlichiten Staatsgefchäfte übernoms
men und ihren Miütbärgern im Felde fowohl, ald in Ge
fündfchaften‘, wichtige Dienfte geleiftet. Uebrigens fanden,
fie in keiner beſondern Derbindbung unter einander, Wr
1. Band. | ‚27, —
*
⸗
\
‘
— 48 —
„weniger bildeten fie eine befondere Rafte, wie tn Aegyb⸗
ten; fle Randen unter der gerböhnlichen Obrigkeit und de
zweite Archon in Athen‘, der König genannt, mar mit de
beſondern Aufficht über fie beauftragt. Eine befondere Art
von Prieftern waren die Weiffager oder Zeichendenter,
Die fehr geehrt und in Athen im Prytaueon unterhalten
wurben. Diefe lafen im Vögel» Flug, oder in den Einge
weiden berfelben das Schickſal der Fragenden, fie begleis
teten die Kriegsheere und ohne fie ward nichts von de
deutung weder im Krieg noch im Frieden unternommen,
‚Die berühmteften wohnten in Elis, daſelbſt waren einige
Familien, die ſich in der Kunft der Weiffagung und bei
Verbannens der Leiden der Menfchen audzeichneten. €
gab. mitunter auch wandernde Propheten, - welche von einer
Provinz in bie andere zogen und großen Einfluß auf dad
Bolt. hatten. Auch Frauen trieben dieſes Gefchäft, na⸗
mentlich unter dem unmwifjenden Pöbel, bee furchtbar aber
- glaübifh wär, und in den gewöhnlichften Auftritten der
Natur, in den alltäglichen Erfcheinungen‘ bes Lebens un
gluͤckliche Vorbedeutungen und Zeichen fah. Beſſer unter
richtete Perfonen waren von diefem groben Aberglaube
fret, aber fie hingen an. andern Schwächheiten der Art,
namentlid; wären es die Traüme, bie bei allen und jeden
Auſſerordentlich viel galten.
Tempel und Altäre
Tempel und Altäre waren in Griechenland fehr zahl
reich, denn überall, auch in den’ geringften Flecken, ja of
in Eindden fand man bergleichen, fie waren größten
theild auch prächtig gebaut und reich dotirt. Befonders
berühmt waren die Tempel zu Delphi und zu Epheſos.
Jener, der ums Jahr 513 v. Chr. zum zweiten Mahl
nach einem Brande, aufgebaut worden, war von einemn
ſehr ſchönen Stein, die Hauptſeite von pariſchem Dar
mor. Dem prächtigen Aeuffern entfprach das Innere, das
mit Gemählden, Statien, Infhriften und Kunfgegenftän
— 29 £
en der mannigfaktigften Art angefütt war. Die. —
Menge von Prieftern. und Tempeldienern, auf das prachts
yollefte gefchmüct, war: oft nicht. hinreichend, alle Anfoms
nenden zu befriedigen. Der Tempel der Diana zu Epher
08. iſt, als eines von dem ſieben Wundern der alten
Welt, zu allgemein bekannt, als daß wir dabei verweilen
ollten. — Auſſer den öffentlichen Tempeln war es etwas
ehr Gewöhnliches in Griechenland, Privattempel, ober
Rapellen in den Haüfern, ober Nachbildungen ber berühms
eften Tempel in koſtbarem Metall zu um Dabei ſei⸗ |
1e anpacı zu verrichten,
Die Achtung der Griechen gegen ihre Tempel und au
aͤre war ſehr groß und Vergehungen gegen dieſelben wur⸗
ven ſehr ſcharf geahndet. Der Tempelraub wurde unfehl⸗
zar mit dem Tode und der Entziehung des Begräbniſſes
beſtraft, und es ward ſchon als ein Tempelraub angeſehen,
wenn man in dem heiligen Haine, der den Tempel um⸗
gab, einen Strauch ausriß, oder einen der Gottheit ge⸗
weiheten Vogel tödtete. Man erzäglt ſehr auffallende Beis
Ipiele vor Strenge, ja Härte, mit welcher Bergehungen
vom biefer Art felbft m. ——— Kindern at
worden find.“
Orakel. FE
"Das ältefte griechifche Drakel war zu Dodona imo.
Epirus, welched ohne Zweifel von Aegypten her Verändes
kungen erfuhr. Mit dem Raufchen. einer heiligen Buche .
verband ſich ein ‚magifches Glocken⸗ und ‚Bedenfpiel, in
deffem Befchreibung die Alten nicht. übereinftimmend fi nd,
und: ein heißer Wunderquell, wie der Sonnenquell im
aͤgyptiſchen Ammonium. Die ganze alie Einrichtung weist
anf den —— in den Bewegungen im Gewitter un
Für gleich alt mit diefem halt man das Oratel in
Böotien, welches isn der Gäa ſodaun —
27 *
— 40 —
mie — war und zuletzt an Apolion fam. Obgleid
nun diefed‘ Apollon⸗Orakel ſpäter war ald dad ze
Dodona (Zeus verlieh dem Apollon die. Schergaße), fi
hinderte das doch gar nit, daß nicht das fpätere dad
frühere Orakel gänzlich verdrängte. Dazu trug unter vie
len andern Umftänden auch ber bei, daß die benachbarten
- Mufen und dad AmphiftyonensGericht mit dem
felden in Verbindung traten. Das letztere gab ihm ein
hohe politifche Wichtigkeit, während daß erfiere ihm ein
gewiſſes poẽtiſches Intereffe verlieh. Diefed hörte indeſſen
bald auf, die ſchlechten Verfe des Muſengottes in
Delphi wurden zum gemeinen- Spott und die Pythie
ſptach von nun an in Profa. Dazu kam, daß Dein
faſt im Mittelpunfte von Griechenland — die Griechen be
haupteten, im Mittelpunfte der Erde — lag; und fo war
.
8
es ganz natürlich, daß kein anderes Orakel ſolchen Beſuch
von allen Seiten her, fo großen Einfluß überall hin hat
te, und ſolche ungeheure Reichthümer fammelte, wie die
fe®. Lange trieb es feine Gefchäfte im Verborgenen ; aber
endlich fagte Demofthened laut, "die Pythia philips
piſire,“ d. h. das Drafel in- Delphi ftehe im Solde dei
Könige Philipp von Matedonien.
Die Pythia war dielerige Prieſterinn —* welche die ei⸗
‚gentlichen Weiffagungen ausfprady. . Anfänglich hatte man
nur eine, fpäter, ald der Befuch ftärker ward, ftellte mas
drei an. Sie mußten über 50 Jahre alt und and den Bo
wohnern von Delphi genommen ſeyn. Gewoͤhnlich wa⸗
‚ren es arme Mädchen, ohne Erziehung und Erfahrung,
von befchränften DVerftande, aber von unverderbten Sitten.
Su dem Allerheiligften ded Tempel war ein Loch in de
Erde, aus welchem ein betaübender Dampf unaufhörlih
aufftieg. Ueber diefed Loch war ein Dreifuß geſtellt md
auf dieſen mußte fi die Pythia fegen, wenn fie weile
‚gen follte. Die flärfften Farben genügten Kaum, die Ber
zuckungen zu ſchidern, welche ſie gewöhnlich ergrifen. 3%
—
a. —
e Bruſt ſchwoll an, ihr Geſicht warb roth mub wieber
Faß, eine Art Froſt ſchüttelte ihre Glieder. Bald aber
unfelten ihre Augen, der Mund: fehnümte, -die Haare
aümten fich, fie begann zu föhnen, zu winfeln, zu heu⸗
en und mitten unter dieſem fürchterlichen Wehklagen ſtieß
ie einzelne Worte aus, welche die Weiſſagung ausmach⸗
en, welche von den ſie ſtets umgebenden Prieſterprophe⸗
en, die fie oft mit aüfferfter Gewalt auf ihrem Sitze feſt⸗
jalten mußten, aufgefangen und ſodann von ben Tempels
den.
dichtern, gewöhnlich Prieſter, in Verſe gebracht wur⸗
- Obgleich bie Berftändigerk ben Betrug des Orakels m |
Far einfahen, fo war doch fein Anfehen, von’ den Negies .
rungen gehalten, überall fehr groß und oft hat ein Wort,
von den beſtochen en Prieſtern vorgeſagt und von einem
bloͤdſinnigen Mädchen halbbewußtlos nachgeſprochen, blu⸗
tige Kriege erregt und Laͤnder und — in Jammer und
Elend geſturzt.
Auſſer diefen hatten Zeus und Apollon noch viele Ora⸗ |
fel in. Griechenland, nächt diefen aber flanden auch das
ded Trophonios in Böotien und des Amphiaraos
auf der Grenze zwiſchen Attika und Bögtien in großem .
Anfehen. Amphiaraos war, Krieger und Wahrfager
gewefen, daher glaubte man, daß er noch nach feinem
Tode Drafel geben könne. Dieß gefchah in einem Tempel
bei Athen, wo die Fragenden, nachdem fie M Stunden
gefaftet hatten, einen Widder opferten and auf feiner Haut’
ſchliefen. Nun erfchien ihnen der Gott im Traum und
befehrte fie über ihre Wünfche, Das Drafel des Trophos _ -
nios befand ſich ‚bei Lebadia in einer Höhle, in -weihe
ber Fragende hinadfteigen mußte, weiter unten ergriffen
und mit reiffender, betaübender Gefchwindigfeit hinabgezos
gen wurde. Unten fah man nun und hörte — Mancher
gar nichts, Mandher unbegreifliche, Schauder und Entſe⸗
gen erregende. Dinge ‚ ‚und es war ‚nicht felten. der Fall F
—*
—
— 499% —
daß Menſchen/ die.den Trophonios befragt hatten, in ei⸗
ne unheibare Schwermuth verſanken, oder bald darauf vor
Entfegen und’ Gram ſtarben. Gewaltthätigfeiten mit Ga
Yelfpiel verbunden waren bie Mittel, deren fi ch die Prie⸗
ſter dieſes Gottes (Trophonios wird oft Zeus genannt)
zur Erreichung ihrer Abſichten hedienten, den großen Hau—
fen zu beherrjchen und nad) ihren Wünfchen zu leiten.
- Die war "bie Abficht aller Orakel. Daher das Ge⸗
heimnißvolle, worein ſie ſich hüllten und die Anſtalten, die
Sinne und Gedanken derer zu betaüben, welche fie frag
ten, und die Vorbereitungen, welche Fein Ende nehme
wollten; daher endlich die dunkeln, zweideutigen Antwor
sen, die ihnen in jedem Falle einen Ausweg offen ließen,
en au wenn f e die Erwartung durchaus getaüfcht hatten.
/
F Felle
Die griechifchen Feſte waren alle religisſe und, wen
fie auch enthufiaftifch und mit unter fchwärmend waren,
fo gingen fie doch nicht in, die milde Much der phryge
ſchen und thrafifhen Orgien über, fondern hielten fi
groͤßtentheils in den Schranken einer anftändigen Fröhlid
keit. Dieß Fam vielleicht: mit daher, daß ſie erſt fi
entftanden find; Homer fennt weiter Feine als die Err⸗
tes und Weinlefer Zelte. - Alle übrigen find fpäten
Urſprungs, und da die Griechen fchon damahls zu einem
ſo hohen Grad yon Feinheit und Anmuth ausgebildet mo
ven, fo konnten ſte nicht in die Rohheit der frühern 30
‘ten verfinfen, wenn fie ſchon nicht völlig frei davon bie
ben. Es erregt Erftaunen, wenn man hört, daß es in
Griechenland an taufend Fefte gegeben habe; doch mul
"man dabei wiffen, daß die wenigften derſelben allgemein
‚waren, daß die meiften nur einer Provinz, einer Statt,
“ einem Flecken eignetenz daß andere nur nach Verlauf me
rer Jahre, wieder andere nur von einzelnen Bürger
au einige blos von ranuenn r. ‚andere, nur von Fraun
——— us —
gefeiert — Indeſſen iſt bei allem dem die neht
der jährlichen Feſte, woran ganz Griechenland, oder der
größte heil beöfelben Theil nahm, bei weitem größer ger
wefen,; als ſich mit dein wahren u eines Volfed vers
wage will,
Die meiften — wurden ——— gefelert. Sie hat⸗
ten dort Hausfeſte und oͤffentliche; die erſtern für
die Ereigniſſe in den Familien, ‚ die andern für die dem
ganzen Bolfe wichtigen Auftritte in der Natur oder Bege⸗
benheiten {in ber Gefchtchte der Nation. Das wichtigfte:
dieſer Iegtern’ waren die Panathenäen, geftifte von
Erichthonios (man fagt 1506 v. Chr.), und erneuert‘
und auf dag gefammte arhenifche Bolt bezogen von Thes .
feus. Alle Jahre wurden die Fleinen, alle fünf Jahre
hingegen die großen Panathenäen begangen. Bei beiden
gab. ed dreierlei öffentliche Spiele, MWettrennen: mit Fa⸗
deln, gymnaftifche Uebungen zu Land und Lufigefechte zu
Schiffe, endlich geiſtige Wettfämpfe, bei welchen Rhapſo⸗
den homerifhe Stücke declamirten, dramatifche Dichter
Stüde aufführten und die-Sieger mit einem Kranze von
Delzweigen und einem Gefäße voll Del befchenft wurden.
Darauf folgten die Opfer, zu welchen jeder Demos ”)
der Stadt einen Dchfen lieferte, und der Opferſchmaus.
Die Hauptfeierlichfeit aber war ein Aufzug, unter welchem,
der heilige Peplos “der Athene auf die Akropolis in
den Tempel der Göttinn gebracht und ihr umgehängt wur⸗
de Das Ueberbringen aber gefhah auf folgende Weife.
Im Keramikos ») war ein Schiff erbaut, an welchem
—8
* Demos, das Bolt, hatte auch die Bedeutung einer Ab»
theilung der Stadt, deren Zwölf gewefen find —
**) Peplos, ein Gewand, oder Schleier, oder ein Teppich —
man weiß nicht gewiß, von Feuerfarbe. | F
*) Keramikos, ein öffentlicher Platz in Athen, zum Theil —
in der Stadt, ium Theit — derſelben —
x
x
wegt und um ben Teurpel der eleufifchen Demeter, au bem
— 498 ———
der Perlos als ein Segel aufgehängt mar, und: dieſes
Schiff warb zu Lande durch gewiſſe Raſchinen feribe
peladgifchen und pythifchen vorbei; nach der Burg gebradh.
Der Zug, der das Schiff begleitete, beſtand aus Greifen
"und Matronen,. mit Delzweigen in ben Händen, au
Männern mit Schild und Speer, und ihren Franen, aus
Sünglingen mit Hirfe befränzt, die ber Athene Rieder
fangen uud Zungfrauen, welche bie heiligen Geräthfchoften
trugen. Den Beichluß machten Knaben, weldhe ben Wat
fentang, Pyrrhiche Yenannt, aufführten, Das Feſt war
fo heilig, daß man Gefangene aus bem Kerker losließ,
and denen, bie ſich um die Republik verdient gemacht hat
— goldene Kronen zur velohnung reichte.
von etwas anderer Art waren bie Dionyf ien,
Bakchosfeſte, denen auch verſchiedene Tage gewidmet
waren, Schaaren von Bakchanten und Bakchantinnen mit
Ephen, Fenchel und Pappellaub befränzt,. tanzten, tobten,
heulten auf den Straffen, riefen den Bakchos au, oft uw
ter barbarifchen Namen, zerriffen mit -ihren Nägeln und
Zähnen bie rohen Eingeweide der. Opferthiere, hielten
Scylangen in ihren Händen, widelten fie in ihre Haart,
oder. gürteten fie um den Leib und jchredten und unferhieh |
ten damit die flaunende Menge. Man erblidte hier erg
die Perfonen, welche wir in dem Gefolge des Bakchos kennen
gelernt haben, in characteriftiichen Masten. Sie find ber
rauſcht oder ſtellen ſich fo, ſie mifchen ohne Aufhören ihr
Geſchrei in dad Geraüſch der Inſtrumente, einige geberden
ſich wie Wahnfinnige, andere tanzen regelmäßige Kriegs⸗
taͤnze, wobei fie Trinfgefäße flatt der Schilder, Thyrſoe⸗
ftäbe ftatt bee Speere führten... Aber zwifchen diefen tollen
Haufen ziehen in fhöner Ordnung die verfchiedenen Chöre
auf, welche meiftend aus Jungfrauen beftehen, die im
höchſten Schmucke einhergehen, und auf ihren Köpfe
Körbe mit heilige Gegenfländen tragen. Da biefe Züge
— 425 — a
meiſt in der Nacht — ſo wurden die Hafer —
tet und die anf den Dächern ftehenden Zufchauer hielten
Lamıpen in ben Händen, An gewiſſen Plaätzen hielt man
an, um Tranföpfer au fpenden und Thiere zu Ihlachten.
De Tag war. verfchiedenen Spielen gewibmet: man
sing ind Theater, um den Wenſtreit der Chöre in Muflf
und Tanz beizuwohnen, oder ie neuen Stücke zw fehen,
welche bie dramatifchen Dichter aufführten. Während der
Dauer der Feſttage war bie geringfte Gewaltthätigfeit ges
gen einen Bürger ein Hauptverbrechen und jede Belangung
eined Schuldners unferfagt, In den folgenden. Tagen -
wurden bie während ber Zeit vorgefallenen. Unotonungen
und Vergehungen hart beſtraft.
Wir. übergehen die andern Feſte, weil fie mit den ges
fchilderten mehr oder weniger Aehnlichteit haben, um uns
zu den
Myſterien
zu wenden, als religisſen Feſten, welche nur dem tleinern F
Theile nach Öffentlich, größtentheild aber im Verborgenen,
nur von Eingeweiheten begangen wurden: Ihr Ur
ſprung iſt ſehr alt und wahrſcheinlich auslaͤndiſch, aͤgyp⸗
tiſch, da die Iſis⸗Myſterien, ſo weit man ſie kennt,
ſehr viel Aehnliches mit den griechiſchen darbieten. Die er⸗
ſten Myſterien in Griechenland ſcheinen die orphiſchen
geweſen zu ſeyn, die Grundlage der fpätern, wiewohl
auch fehr alten Myſterien zu Eleufis ‚ ben Eleuſ inien.
Dieſe Feſte, ‚ver Demeter und, ihrer Tochter Perſepho⸗
ne zu Ehren gefeiert, ſtehen, wie Pauſauias ſagt, fo hoch
über alle andern religiöfen Inftitute, wie bie Götter über:
den. Heroen erhaben find. Griechenlands und Noms größe -
te Philofophen geben nicht undeutlich zu verfichen, daß. die .
Lehre von der Unfterblichfeit der Seele und ber
Einheit Gottes gerade biefen Myſterien entſtamme.
. -
* . — 426 —
Wenn nun, fagt ein neuer Forſcher, biefen Ernten md
Jahresfeſten ein folcher Werth beigelegt werden kann, fo
ꝓnß auch bie Gottheit, an weldje fie ſich ia über
alfe andern ſich erheben.
Die Mythen aller: griechifchen weiblichen Gottheiten
ergeben, daß ihnen fämtlich efne Hauptidee zum Grunde
Tiege: Weibfiher Aether, weibliche Feuerkraft,
Urnadht, Urwaffer, Mond, die von dem männ:
lichen PBrinzipe befruchtete und Alles gebäs
rende Naturfraft; daß diefe Eine Uridee fih im
griechifchen Polytheismus, wie in den Neligionen bed
‚ Drients, in vielfache Geftalten und Namen zertheile und
doch in jeder, ihrem Urwefen nach, diefelbe blieb. In den
Eleuſinien nun wurde ‚die Gottheit in dieſer ihrer Uridee,
als das wahre und höchſte Eine betrachtet und
verehrt; aber wahrfcheinlich haben: fh doch nur ein
Theil der Eingeweiheten zu diefer höhern Anficht der Gott
heit erhoben, der große Haufe mag ſich wohl an die Gere
monieen gehalten, und in der forgfältigen Beobachtung
„berfelben das Defen der SEunnen en haben,
Urfpränglich waren bie Genf inien weiter nichts, ale
ein Erntebankfeft, das. feine Einfegung dem Triptolem,
oder irgend einem Heros verdanken mag und erft in fpü
terer Zeit von den Prieftern zum Myſterion umgeformt
wurde. Aber ed läßt fidy weder von. dem un ‚ noch dem
Andern eine Zeit ange u
I
Don allen "Seiten her ſtrömten bie Griechen nach
Eleuſis, um ſi ch in die Myſterien einweihen und damit
das Unterpfand der künftigen Seligkeit geben zu laſſen;
denn man rühmte ja von denſelben, daß fie den Geiſt
ber Eintracht und der Menfchlichfeit verbreitet, die Seele
von ihrer Unwiffenheit umd ihren. Flecken gereinigt, den
er den ——— Beiſtand der Götter, die Mittel
EEE 1, BE
mr vollkommenſten Tugend, die füßen Gefühle eines uns
fträffichen Lebens, die Hoffnung eines fanften Todes, und
einer grenzenlofen Glüdfeligfeit verfchafft haben. ” Die
Eingeweiheten hieß es, werden einen ausgezeichneten Plaß
in den elnfeifchen Gefilden einnehmen, werden ſich eine®
reinen Lichts erfreuen und in Gemeinſchaft der Götter le⸗ |
ben; während die Andern, nach ihrem Tode, Orte der -
Finfterniß und ded Entfegend bewohnen müſſen.“ So
Deutlich indeffen diefe Angaben find, fo fehr deckt das Duns
fel des Geheimniffes die Einrichtung und den eigentlichen .
Zweck der Myſterien; denn der fie verrieth, wurde ſogleich
dem Tode und allgemeiner Verwänfchung übergeben, das
Gefeg begnügte ſich nicht mit dem Verluſte feines Lebend
und ber Einziehung feiner Güter, eine öffentlich aufgeftells
te Schandfaüle mußte noch das Andenfen von feinem Ber,
brechen und deffen Beftrafung verewigen. Indeſſen haben
unermüdete Forfchungen ung doc in den Stand gefegt,
das Wefentliche der Einrichtung dieſer Diyfterien zu
überfehen, und. was den eigentlichen Zweck berfelben bes
trifft, fo können wir nicht irren, wenn wir annehmen,
daß er fein anderer gewefen fey, ald die Erhaltung und
Beförderung der Hierar.diie, welche von den Pries -
ftern der Hellenen eben. fo. eifrig angeftrebt wurde, wie von :
denen aller andern Nationen, und es lag begreiflicher
Weiſe gar nicht an ihnen, fondern' nur an dem Gange der
Bolfebildung, daß fie nicht in Griechenland fo ausſchlie⸗
ßend herrſchten, wie- in bem Heinen —— und dem gro⸗
fen Indien.
Die Aufſicht über die Eleuſinien war dem König
(dem zweiten Archon) in Athen übetragen, ber allein das
Recht hatte, die Strafbaren von den Myſterien auszu⸗
ſchließen und auf den Eleuſiniſchen Altären zu opfern und
Gelübde für das Volk zu den Göttern zu ſenden. Er hate .
te vier Gehilfen, Epimeletes, zwei aus dem Volke, und
— a42ſs —
zwei won den Heieſter famillen der Eumolpiben 7) un
Kerylen 9. Die Prieſter des erfien Ranges waren ber
Hierophant, bee Dabudhos, ber Hieroferyr um
der Epibomios. DerHieropbant, auch Myſtagog
genannt, hatte bei allen Feierlichkeiten zu Ehren der. Des
meter den Borfig, und enthüllte: den Aufzunehmenden. bie
Myſterien; er befleivete fein Amt Lebenslang und wußte
der ſtrengſten Keufchheit huldigen. Der Daduhos trug
bie heilige Fackel bei den Feierlichkeiten und reinigte bie
Einzuweihenden. Der H ierokeryr machte ben Herold
bei den Berfammlungen, hielt die Profanen vom Heilig,
thume ab und’ wachte über Stile und Ordnung. De
ö Epibomios endlich beforgte. das Opferweſen und leiftee
den andern Beiltand. Alle waren mit Myrthen bekränzt,
‚trugen Purpurgewande, und fonuten nur bei ihrem Ordens⸗
- namen genannt werden. Auſſer diefen vier Hauptprieftern
gab es noch andere von Bedeutung und eine Menge’ge
zingerer, ‚unter denen die Gefchäfte im Tempel und bei
den Feierlichkeiten getheilt waren; aber es gab andy Pries
ſteriunen, welche den Dienſt bei ben einzuweihenden Frauen
and Mädchen hatten.
- Alle Griechen konnten zur Aufnahme gelangen, die
Athener waren fogar verpflichtet, fich vor.ihrem Tode eins
‚weihen zu laſſen; ein altes Geſetz aber fchloß alle andern
Voölker, insbefondere Perfer und Meder, dann ale Mar
gier und Zauberer, Sklaven und unehelich Geborne aus.
“Verbrecher mußten vorher durch eigene religiöfe Ceremo⸗
nieen gereiniget werden, ehe fie aufgenommen werden konn⸗
ten; denn unbefledte Hände, Reinheit von Verbrechen,
*) Eumolpos aus Thrafien wird als der Stifter der Elenfi-
- Nien genannt; es fheint alfo, daß die Familie der Eumol⸗
piden für die Seinige gegolten habe. Keryr ift der Ra
‚me: eines Sobns des Hermes und der Pandroſos, und
‚ feine Gamilie in Athen befaß das Dee Amt bei den
Myfterien.
— ‚4929 64 J |
und Verſchwiegenheit waren die Erforderniſe, welche der
heilige Herold jedesmahl verkuͤndigte. Deßhalb waren auch
Kinder nicht ausgeſchloſſen, vielmehr ward ein Knabe vor
andern auserwählt, um die Gottheit zu verfähnen und fie
im Namen aller- Eingeweiheten zu befänftigen, weil man
glaubte, daß er, wegen .ber Unfchuld feines Alters allein
bie Borfchriften buchftäblich erfüllen könne. Man $heilte die
Eleufinien in die größern und in bie kieinern, welche leßs. ,
teren gleichfam als die. Vorbereitung auf jene angefehen
wurden. Die Eingeweiheten der kleinern Myſterien hießen
»Mpften,” die -der großen ?Epopten.” Die großen.
wurden im. ‚September, bie Heinern im April gefetert.
Unmeit Athen lag eine Kapelle, am Fluffe Stiffos. Diefe.
war zur Feier ber Fleinen Elenfinien beftimmt. Der Fluß
biente zu den vorbereitenden Reinigungen. Den Reiniguns-
gen aber gingen Faften vorher. Bei der darauf folgenden
Einweihung forderte der Myſtagog dem Aufzunehmenden
einen furchtbaren Eid ab, um ſich feiner Verfchwiegenheit. -
zu verfihern. Dann that er verfchiedene Fragen an ihn,
welche mit folgenden Worten eriviedert wurden: »Ich habe
gefaftet, ih habe den Kyfeon*) getrunfen, ich
habe den Becher aus der Kiſte genommen und,
nad dem Gebrauche, in den Korb und aus dem
Korbe wieder in bie Kifte gelegt.” Das Alles
hatte Beziehung auf die Geremonieen, welche der Aufzus
nehmende hatte‘ mitmachen müffen. Nun wurde der neue
Myfta auf einen Thron gefegt, ‚um welchen die Uebrigen
herumtängten. Nach Verfluß eines nicht mehr zu beſtim⸗
menden Zeitraumes aber, während welchem er- bei-den groͤ⸗
ern Elenfinien. nur an der Tempelthüre ſtehen durfte,
*) Kykeon, ein ſeltſamer und ſchwerlich ſchmackhafter Milde, Ä
maſch aus Gerſtenmehl mit Waller, Wein oder
Mich, auch Honig oder Käfe, Salz, Kraütern und
Biumenfaft, oder gar aus Mehl, Rindsblut und
ı Meerwaffer, wie die Alten felber erzählen.
— 430 —
| wurde er zum Epopten und zur Theilnahme an den groͤ⸗
Gern Myſterien zugelaſſen. Dieſe, bei welchen der Hiero⸗
phant den, Schöpfer des Weltalls vorſtellte und Sinnbil—
der an ſich trug, die auf die Allmacht deuteten, dauerten
mehre Tage. Während derſelben lag das gemeine Volk
an der Brüde über den Kephiffos in einer Art von Hin
terhalt und neckte und verfpottete die über, biefelben gehens
den Prozeffionen, fo wie einft Demeter bei ihrer Ankunft
in Eleufid war verfpottet worden. Am erſten Tage des
Feſtes nun verfammelte man fich und nahm die Myiten
auf. Am zweiten war eine Prozeffion_an dad Meer, wo
man ſich reinigte. Der dritte Zag war dem falten ges
widmet.: Abends tranf man den Kykeon und aß aus ber
- heiligen Kifte, Sefam, Pyramis Ceine Art von Bid
w
ui), runde Kuchen, Salzkörner, Mohn und
wohlriehendes Backwerk. Die Faften mußte in Bes
trübniß zugebracht werden, weil fie an die Zeit erinnerte,
wo Demeter um ihre Tochter betrübt war. Den vierten
Tag läßt man einem Opfer ber Eingeweiheten und mimi⸗
[hen Taͤnzen auf einer beblümten Wiefe geheiligt ſeyn.
An fünften war ein feierlicher Fadelzug. Paarweiſe, jeder
mit einer brennenden Fadel in der Hand, gingen bie Eins
geweiheten in den Tempel ber Demeter zur Nachtzeit, wo
die Fackeln aus Hand in Hand gingen und fleißig ge
ſchwenkt und gefchüttelt wurden, weil man den von ihnen
auffteigenden Dampf für etwas. Söttliches hielt. Der
fechöte Tag war ber allerfeierlichite. Er war bem Sal
chos geweihet, welcher mit einer Myrthenkrone auf dem
-, Haupte und einer Fadel’in der Hand vom Keramikos
bis nad) Eleuſis getragen wurde. Eine Schminge (nd
Sinnbild der Abfonderung, Reinigung); ein Lor⸗
beerzweig, ein Rad, und der Phallos wurben hi
‚ ter der Bildfaüle des Gottes hergetragen und wohl at
80,000 Menfchen begleiteten fie’. Der Zug ging nad dem
Schalle der Inſtrumente und dem Gefange heiliger Lieet
und hielt zuweilen file, weil Opfer. gebracht und Tän
' ’
—
a — 431 —
aufgeführt wurden. Der Zug ging zu Athen durch die
heilige Pforte und auf dem heiligen Wege in beit
Zempel zu Eleufid und von ba — wahrfcheinlich am fies
benten Tage — wieder zurüd in den Tempel bed Jakchos.
Am achten Tage ſoll bie Epidauria. gefeiert worden
ſeyn, ein Felt, dem Asklepios zu Ehren, der einft auch
ein Eingeweihter war. Den: neunten Tag nannte man
Plemochos, nad) einem Gefäße fo genannt. Die Prie⸗
fter fühlten zwei folder Gefäße mit Wein und fließen fie,
den einen gegen Morgen, den andern gegen Abend, mit
geheimnißvollen Worten um und fahen dabei den Himmel
und die Erde an. Wahrfcheinlich galt * Ceremonie u
den unterirdiſchen Goͤttern.
Die eigentliche Einweihung fiel in die Nacht nach dem
Jakchostage. Mehre vorhergehende Nächte waren mit Vo⸗
bereitungen zugebracht worden; in biefen nahm man noch
einmahl den Eid .der Berfchwiegenheit von den Aufzunchs
menden, ‚ließ fie fich entkleiden und in eine bloße Hirfche'
haut hüllen (Erinnerung an den rohen Zuftand früherer
Menfchheit, ‚oder auch an das. verdorbene und vergänglis
he Leben bed Ungeweiheten) und ftellte fie vor das. vera
fchloffene Thor des Tempels. Mit: einem Mahle erzittert
der Tempel, der Blitz verbreitet ein glänzendes Licht, wels
ches die Nähe der Gottheit anfündigt; ein dumpfer Schall
läßt fi) aus dem -Abgrunde hörenz ber Fefröpifche Tempel
ertöntz. Eleufi erhebt feihe heiligen Fackeln; Die Schlans
gen des Triptolemos ziſchen, in. ber Ferne erfcheint Hes
fate. Was hier bichterifch dargeftellt ift, befchreiben andes
te Schriftfteller mit eigentlichen Worten und fchlldern, wie
die Epopten. aus Kinfternig und Schauer und Schreden
zum Lichte, zur Freude und zit feliger Empfindungen.
hinübergeführt wurden, und in dieſem Zuftande verblies .
ben, bis der Hierophant, der dem Angefchaueten Deutung
gegeben, mit‘ den geheimnißvollen Worten »Konr ſ om—
gar!” %) Die ganze Feierlickeit eubigte. Die Berfeme
Inng wiederholte Diefe Werte uud ging Darauf anicinasır.
Die ſamothrakiſchen Myfterien waren aud Phry⸗
gien über Kreta gefommen, wo man fie dem Zeus zu Ei
sen gefeiert hatte. In Griechenland konnte man ich übe
den Bott, dem fie galten, nicht vereinigen, bald feierte
man fie dem Zeus, bald dem Dionyfod, bald der Dewe⸗
ter. Die dbionyfifhen Myſterien, bie mit den vor
hergehenben fehr viel gemein hatten, wurden zu Zeiten deö
Epaminondas, als der "öffentlihen Sache und ben —
Sitten nachtheilig, allgemein verboten.
Mit den religiöfen Feſten der Griechen — and |
in Verbindung
die Sffentlihen Spiele,
deren man vier zählt, nemlich die olympiſchen, die er
ſchen, die — und die iſthmiſchen.
Die oiympiſchen waren die feierlichften, größten und
berühmteften unter diefen heiligen Spielen. Sie waren dem
Zeus geweihet und wurden zu Olympia begangen. Ueber
ihren Urfprung find die Sagen verfchleden ; denn nad
Einigen find fie von Zeus felber 'geftiftet worden, nad
Undern von Herakles; auch iſt es ein gewiſſer Pikos,
en | = =
r
*) Ein neuer Vorſcher weiſt nach, daß die Braminen faſt mit
derſelben Formel ihre Sartesdienfte ſchlieſſen, fie fpreden
nemlich Candfha-om:s yacihal Candſcha fer der Ge⸗
genſtand des höcften Sehnens; om das bekannte Wort für.
Sottheit undpaciha heiße Wechſelung, Manderung
Reibe, Ordnung, Pfliht: Er wil alſo damit die
Eleuſinien auf Indien zurückführen. Ein anderer verkrer |
tet fig darüber mit bitterm nu
— 433 — |
den mar al. den Stifter berfelben nennt. — i, daB
bei der Stadt Piſa fon in den allerälteften Zeiten fols
che Spiele gehalten wurden. Sie wurden mehrmahls uns
terbrochen -und wieder erneuert... Aber erſt feit der legten .. -
Wiederherſtellung durch Iphitos, König von Elis, der
zu Lykurgos Zeiten lebte, wurden fie regelmäßig und uns
unterbrochen gefeiert. - Sie wird in das Jahr 776 v. Chr,
gefegt und von ihr an die Diympiaden gerechnet. Ynfange |
ſollen die Pifaner die Aufficht und Beforgung ber Spies
le gehabt haben; aber nachdem thre Stadt von den Eliern
war zerflört worden, ging biefes Gefenäft auf die =.
ger über. j
Unendlich war die Menge ‚ welde zur — dieſer
Spiele nad; Olympia ſtrömte. Lange Zeit durfte, -anffer
den Priefterinnen. der Demeter, kein Weib dabei fich fehen .
laſſen. Das Geſetz verurtheilte eine ‚Uebertreterinn, von
einem Felfen herabgeftürzt: zu werden. Die Spiele water
jedes Jahr in unferm Julius» Monat und dauerten fünf
Tage; aber die Kämpfer mußten ih zehn Monate vorher
in Elis darauf vorbereitet haben. "Am Abend vor dem
Anfang .derfelben war großes und feierliches Opfer. Mit
dem Anbruche des Tages hegannen nun allemahl die Spie⸗
le, welche in Wettrennen zu Pferd und zu Fuß, in Sprin⸗
gen, - Diskuswerfen ‚- Ringen und Fauſtkampf beſtanden;
den Beſchluß am fünften Tage machten muſikaliſche und
dichteriſche Weltſtreite. Die Ehre des Siegers in dieſen
Spielen war auſſerordentlich, ſie ging von ihm auf ſein
Vaterland über, das ſtolz deen war, ihn hervorgebracht
zu m en -
Die — chen Spiele, zu Ehren des Apollon, des
Pythosbezwingers, wurden auf den kriſſäiſchen Feldern
bei Delphi (oder früher Pythe), aufangs alle neun, dann
aber alle fünf Jahre gehalten. Dichter und Muſiker ſtrit⸗
ten um den m ber in einem Lorbeer » oder Eichen⸗
1. Band. W De |
| — 432 —
. gar!” die ganze Feierlichteit enbigte. Die Berfemw
ung wiederholte biefe Worte und ging — auseinander.
Die ſamothrakiſchen Moſerien waren and Phry⸗
gien über Kreta gekommen, wo man fie dem Zeus zu Er
ren gefeiert hatte. In Griechenland Tonnte man fich übe,
den Gott, dem fie galten, nicht vereinigen, bald feierte
man fie dem Zeus, bald dem Dionyfod, bald der Dews
ter. Die dionyſiſchen Myfterien, die mit den von
hergehenden fehr viel gemein hatten, wurden zu Zeiten dei
Epaminondas, als ber "öffentlichen Sache und deu —
Sitten nachtheilig, allgemein verboten.
Mit den religioſen Feſten ver Griechen — auch
in Verbindung
bie öffentlichen Spiele,
beren man vier zählt, nemlich Die ofyımpifchen ‚ bie vone
ſchen, die nemeifihen und bie iſthmiſchen.
Die ofympifchen ı waren die feierlichſten, groͤßten und
. berühmteften unter dieſen heiligen Spielen. Sie waren dem
—Zenus geweihet und wurden zu Olympia begangen. Ueber
ihren Urfprung find die Sagen verfchieden; denn nad
Einigen find ſie von Zeus felber"geftiftet worden, na
- Yindern von Herakles; auch iſt es ein gewiſſer Pikos,
’
* Ein neuer horſcher weiſt nach, daß die Braminen faſt mit
derſelben Formel ihre Settesdienſte ſchlieſſen, ſie ſprechen
nemlich Candſcha⸗om⸗ pacſhal Candſcha fey der Gr
genſtand des höchſten Sehnens; om das bekannte Wort für.
Sottheit und paefha heiße Wechſelung, Wanderung
Reibe, Ordnung, Pflicht: Er will alſo damit die
Eleuſinien auf Indien zurückführen. Ein anderer un
tet fig darüber mit bitterm nn:
| a4ss
den man aiß den Stifter derſelben nennt. Gewiß if, degz
bei der Stadt Piſa ſchon in den alleräfteften Zeiten ſol⸗
che Spiele gehalten wurden. Sie wurden mehrmahld un⸗
terbrochen -und wieber erneuert. Aher erſt feit der leuten . - ;
Wiederherftellung durch Iphitos, König von Elis, der
su Lykurgos Zeiten lebte, wurden fie regelmäßig und uns
unterbrochen gefeiert. Sie wird in das Jahr 776 v. Chr,
gefegt und von ihr an die Olympiaden gerechnet. Anfangs ” :
folen die Pifaner die Aufficht und Beforgung der Spies
le gehabt haben; aber nadıdem ihre Stadt von den Eliern
war zerflört worden, ging dieſet Geſchaͤft auf die —
ger über.
Unendlich war die Menge, welche zur Feier dieſer
Spiele nach Olympia ſtrömte. Lange Zeit durfte, auſſer
den Prieſterinnen der Demeter, kein Weib dabei ſich ſehen
laſſen. Das Geſetz verurtheilte eine Uebertreterinn, von
einem Felſen herabgeſtürzt zu werden. Die Spiele water
jedes Jahr in unſerm Julius-Monat und dauerten fünf
Tage; aber die Kämpfer mußten fi zehn Monate vorher
in Elis darauf vorbereitet haben. Am Abend vor dem
Anfang..derfelben, war großes und feierliches Opfer. Mit |
dem Anbruche des Tages begannen nun allemahl die Spies
le, welche in Wettrennen zu Pferd und zu Fuß, in Eprins
gen, Diskuswerfen, Ringen und Fauſtkampf beitanden;
den Beichluß am fünften Tage machten mufifalifche und
bichterifche Weltſtreite. Die Ehre’ ded Giegers in diefen
Spielen war aufferordentlih, fie ging von ihm auf fein
Vaterland über, das Holz baranf war, ihn hervorgebracht
zu haben. |
Die: — chen Spiele, zu Ehren des Apollon, des
Pythosbezwingers, wurden auf den kriſſäiſchen Feldern
bei Delphi (oder früher Pythe), aufangs alle neun, dann
aber alle fünf Jahre gehalten. Dichter und Muſiker ſtrit⸗
ten um den Preis, der in einem Lorberr⸗ oder Eichen ⸗
1. Band. | 23 |
" — 4 —
Kranz befiand. Kampfrichter waren bie Aupkofiicen
Später erft famen auch gymmaflifche Wettſtreite Dazu. Ja
Der fpätern Zeit wurden biefe Spiele and) in aubern Stöb,
ten Griechenlands gefeiert. Zu Delphi dauerten fie biö in
das dritte Jahrhundert nach Chriſtus.
Die tfihmifchen Spiele wurden auf dem Sfehmos
bei der Stadt Korinth gehalten. Ihre Entſtehung verdan
fen fie nach einigen Nachrichten dem Könige Siſyphos,
weldyer fie anorbnete, ald man den Leichnam bes Palür
mon ober Melitertes, deffen Mutter Ino ſich mit ihn
ind Meer geſtürzt, aufgefunden hatte. Nach andern find
fie von Thefeus dem Pofeidon zu Ehren geftiftet worden.
Woahrſcheinlich hat der Iegtere bie bereitd lang vorhande⸗
nen und vieleicht verfallenen, wieder hergeftellt. Die Athe⸗
ner führten babei den Borfig, aber, ganz Griechenland
a daran Theil, bis auf die Eleer, welche niemahl
erſchienen. Die Urfache davon war ein Fluch, welden
Molione, deren Söhne vom Herakles in ihrem Gebiet
erfchlagen, über fie ausſprach, weil fie ben Frevel nid!
. 'ahnden wollten. So groß war bie Scheu ber. Griechen
vor den rächenden Göttern. Ueber die Zeit und bie Dauer
der Spiele ift man nicht einig, wahrfcheinlich beging man
fie im Herbfte. Einrichtung und Feierlichkeiten ‚waren bie
‚felben, wie.bei den olympifchen. Nachdem die Römer Lu
rinth zerſtoͤrt hatten, übertrugen fle die Operaufficht über
dieſe Spiele den Silyonern, bis Korinth wieder aufgebaut
ſeyn würde. Man bekränzte die Sieger, mit Fichtenzwei⸗
gen, eine Zeitlang auch wit trodenem Eppich.
Die nemeifchen Spiele hatten ihren Namen von
dem kleinen Orte Nemea in Argolid. Ihren Urfprung
follen fie von. Leichenfpielen haben, welche dem von einem
Drachen getödteten Opheltes, einem Sohne des Lykur⸗
gos, gehalten worden waren. Andere laſſen ſie vom He⸗
ralles, dem Zend su Ehren, fiften. . Sie wurden alle drei
— 488
FJahre gehalten und gaben hie und ba bie Grundlage zu
einer Zeitrechnung. Die Uebungen waren, wie bei den
olympiſchen, koörperliche und geiſtige. Die Kampfrichter
waren ſchwarz gekleidet und wegen ihrer ſtrengen Gerech⸗
tigkeit berühmt. Die Sieger fränzte man mit Oelzweigen,
fpäter mit grünem: Epheu.
Hausliche ——— und Gebraͤüche.
Wie bei allen andern Völkern, fo wurden auch bei
ben Griechen: die vorzüglichiten Perioden und Auftritte bes
haüslichen Lebens durch, Die Religion geheiliget. - Daß man
bei der Geburt eined' Sohnes einen Krarz von Delzweis
gen, einer Tochter aber ein wollened Band am Haufe
aufhing; daß der Vater fein Kind, das man ihm unmit⸗
telbar nach der Geburt zu Füßen legte, aufnehmen, oder
durch Abwendung . feines Blickes zur Ausfegung beftimmen.
fonnte, waren alte. Gebraüche, die weniger der Religiom .
angehörten: die erfte religiöfe Geremonie, die mit ei
nem Kinde vorgenommen wurde, war bie Reinigung»
weihe deöfelben. Diefe erfolgte am fünften Tage. Eine
Frau nahm dad Kind auf den Arm, ihr folgten Die fänts
lichen Hausgenoſſen und alle gingen breimahl um dad -
haüsliche Feuer herum. Am fiebenten oder zehnten Tage -
erhielt dad Kind in Gegenwart ber Hausgenoſſen und der
beiderſeitigen Verwandten der Eltern einen Namen von
ſeinem Vater, wobei ein Opfer und ein Gaſtmahl gehalten
wurden. Einige Tage darauf folgte (in Athen) eine
heiligere Geremonie, nemlich die Einweihung bed Kindes
in die eleufinifchen Geheimniſſe. Gleich nach der Geburt
oder fpäteftend im vierter! Sahre mußte ein Knabe in Athen
in einen Demos aufgenommen werben, wobei der Vater
in einem dazu beflimmten Tempel ein Schaf zum Opfer
brachte und feierlich fchwur, daß der Knabe von ihm und
einer Bürgerinn in gefegmäßiger Ehe geboren ſey. Mit
achtzehn Jahren wurden bie Jünglinge Dex Athener unter
——— gg» |
vom
ı/
- 46. —
Vie Krieger anfgenommen und mußten dabei in Agraulen
- Kapelle einen feierlichen Eid ablegen, » daß fie die Waf—⸗
fen des Staatd nicht entehren, ihren Poften wicht verlaf
fen, ihr Leben für dad Baterland aufopfern und dieſes
Iegtere blühender hinterlaffen wollten, - ald fie ſolches ge
funden.” Mit zwanzig Jahren nahm man fie unter die
Bürger auf, wobei fie, in ihrem ———— den vor
zwei Jahren geleiſteten Eid wiederholten.
Anch für die Mädchen gab es religtäfe — be⸗
ſonders wurden fie frühzeitig gewöhnt, bei den Prozeſſio⸗
nen und Opferzügen bie heiligen Geräthe und ander
Dinge, mit Anſtand nud — zu. tragen, zu tangen
and dergl.
deilig war bei den Griechen das Band der Ehe,
darum wurde ed von ber, Hand der Rellgion geweiht.
Braütigam und Braut, erfberer ‚haüftg in Kleidern, bie
‘\ feine Berlobte ſelbſt gefertigt hatte, gingen ‘oder fuhren in
den Tempel der Artemis in Begleitung ihrer Famili.n, und
eier großen "Menge Volks, das ihnen Glädwünfche zus
rief. An der Thüre des Tempels ward bad Paar von
‚einem Priefter empfangen, der ihnem einen. Epheuzweig,
als ein Sinnbild ihre Bundes, darreichte. Darauf führ
te er fie zum Altare, wo eine junge Kuh in Bereftfchaft
ſtand, geopfert zu werden. Dabei fuchte man aber nit
* bloß die unverehelichten Söttinnen gu verfähnen, man fla
hete auch, zu Zeus und Here, zu Uranos und Gaͤa, zu
ben Parzen,. zu den Ehariten und vorgüglich zu Aphrodis
ten, welcher Amor fein Daſeyn und die Menfchen alles
ihr Glück verdanken. Die Prieſter unterſuchten Die Eim
geweide des Opferthierd und erflärten, ob der Himmel
das vorfeyende Bündniß genehmige. Nach dem Opfer bes
gab fih Alles zu dem Artemiſium, wo Bad Brautpaar eis
ne Locke niederlegte, die von dem Braätigam um eine Hand
vol Kraüter, die von ber Braut um eine Spindel gewiß,
—
!
1:7 BEE
tell. Dann nahm der Brantvater bie Hand von feiner .
Tochter, legte fie in bie Rechte ihres Brautigams und
ſprach: Sch gebe Dir meine Tochter auf daß Du dem
Staate. gefeßmäßige Bürger gebeſt! Nun fhwuren fh
bie jungen Leute eine unverbrüchliche Treue und beflätigs
ten den Schwur durch ein neues feierliche Opfer. Ge⸗
wöhnlich warb. es über biefen Feierlichkeiten. Nacht und
der Heimzug geſchah beim Scheine vieler Fackeln, von
Chören von, Spielenden und Tanzenden begleitet. Auch
bad Haus war erleuchtet und mit Blumenkränzen behan⸗
gen. Beim Eintritt. in dasfelbe fegte man dem neuen
Paare einen Augenblid einen Korb mit Früchten auf den
Kopf und jet erfchallte. der Zuruf an Hymen. Darauf .
kamen Dichter und Sänger, welche Hadhzeitliedes anftimms
ten, zulegt Tänzerinnen, welche durch ihre Daritellungen
die Eutzüdung, die Sehnfucht und .den Taumel ber füfler
ſten Leidenfchaft erregten. Segt führte man bie Neuvero
mählten. in ihr Gemach, wa fle von einer füßen Frudit
gemeinfshaftlich aßen, einem Vorbilde ihrer kuͤnftigen Eins
wracht. Die. Gäfte überliegen fich zugleich einer gewiſſen
wilden, Luſtigkeit. Sie belagerten. die Thüre bed Brautge⸗
machs, welche. jebod) von Freunden des Braũtigams vers
theidiget wurde, Nach einem neuen Hymenaos endlich
zog ſich Alles zurück, um am folgenden Morgen fogleich
mieber zu erfcheinen und einen neuen Brautgefang anzu⸗
fiimmen. Der übrige. Tag warb damit zugebracht, Daß
die Nenvermählten, die SHochzeitgefchenke von. ihren Freuns
den unb Berwanbten in Empfang. nahmen. Ded Abends
begab fich die junge Fran. in’ das Hans. ihres Vaters, um
ihre Rührung über ihre Entfernung aus demfelben auds
zudrücken, und erft am folgenden Tage mard fe ihrem
Gatien wieder angeführt
Auch der Ausgang. aus dem Leben — nicht
bed. Beiſtandes der Religion. Wo ein lebensgefährlich"
Kranker Ing, da hing man einige Zweige von Lorbeeren
nn
sind Barenklau an dem Haufe anf und wenn & zu Ende
zu gehen ſchien, nahmen die Verwandten Abſchied von
‚ ihm und beteten zu Hermes, dem Führer der Seelen mm)
- fihnitten ihm eine Lode ab für Perfephonela. Den nun
wirklich Geftorbenen aber beklagte man mit Tautem Ge
ſchrei. War er erkaltet, fo wufh man ben Leichnam,
falbte ihn mit Wohlgerüchen und z0g ihm ein gutes, be
Reichen ein koſtbares, Gewand an und feste ihm einen
Blumenkranz anf; in die Hände befam er einem. Kuchen
von Mehl und Honig, um den Kerberos zu beſchwichtigen,
‚In den Mund legte man ihm einen ober zwei. Obolen für
ben Sharon, dann ftellte man ihn einen Tag {n der Bor
halle and. An der Thäre fand dabei ein Gefäß wit ger
‚meihetem Waſſer für Diejenigen ‚die fih dur dad Anrüh
ten des Todten verunreinigten. Der Leichenzug mußte vor
Aufgang der‘ Sonne beginnen. Auffer den Verwandten,
waren eine Anzahl Klageweiber da, welche den Verſtorbe⸗
nen laut beweinten, während er in einen Cypreffenfarg
gelegt und auf einen Wagen gehoben wurde, auf welchem
man ihn auf den Begräbnißplag" brachte. Der Zug ging
in ſchwarzer Kleidung, mit niedergefchlagenen Augen, vor
an ein Muſikchor, welches Trauerlieder ſang. In den
früheften Zeiten beerdigte man bie Todten, ſpäter kam das
Verbrennen derſelben auf, neben welchem ſich jedoch auch
das Erſtere erhielt. Während der Handlung geſchahen
- Trankopfer von Wein, man verbrannte ein Kleid dei
Verſtorbenen und rief ihn Iaut bei Namen. War er ven
brannt, fo ſammelte man feine Ueberrefte in eine Urne
und begrub biefe in die Erde. Nun ging der Zug, wieder
zurück und man fegte ſich zum Leihenmahle Am neunten.
und dreißigſten Tage darnach verſammelten ſich die Ver⸗
wandten gewöhnlich wieder, in weißen Kleidern, und feier⸗
ten das Andenken des Verſtorbenen; ja bei Perſonen, die
in vorzüglichem Anſehen geftanden, wiederholte ſich Diefe
Gedächtnißfeſt ale Jahre an ihrem Geburttage. Die
ze — feierten übrigens ein allgemeines ia im
25 F
-
u 439 —
Dronat Antheſterion (Febrnar und März), wobei man
ine ode auf das Grab ber Verftorbefien legte, und Liba⸗
tionen von Wein, Waffer, Mil und Honig um basfelbe
anftellte.e Die Griechen waren fireng in ber Erfüllung
ihrer. Pflichten gegen die Verſtorbenen; man ehrte nicht
nur Die irdifchen Ueberrefte, man hielt auch ihr Andenken
heilig und ftrafte einen Sohn, ber gegeit feine Eltern bie
Pflichten der Natur und der Religion vernachläffigte, ins
dem man ihm ben Zugang zu allen bürgerlichen Würden
verfagte; man ſtrafte fehr hart, unter gewiſſen Umftänden
fogar mit dem Tode, wer eine Grabftätte . verunteinigte
ober verleßte. Sie bewieſen damit, daß fie den Menfchen
für ein Weſen hielten, das nach dem Tode noch forte
Dauert und in einer gewiffen geiftigen Verbindung — ner
ſichtbaren Welt bieibel.
Dieſer affentliche Gottesdienſt der Griechen war durch
ein Grundgeſetz vorgeſchrieben und dadurch mit der Staats⸗
verfaſſung anf das innigſte verbunden; man konnte jenen
nicht angreifen, ohne dieſe zu erſchüttern. Daher waren
die Obrigkeiten fehr. fireng in der Aufrechthaltung besfels
ben. Man durfte über den Urfprung der. Götter denken
‚and reden, wie man wollte, man burfte über bie ihnen
gugefchriebenen Handlungen fpotten und lachen, das litt
keine Einſchraͤnkung; aber wer wider bad Dafeyn der
Goͤtter ſprach oder fchrieb, ober ihre’ Bilder verlehte,
ober die von der Regierung genehmigten Mpfterien verrieth,
der ward vor Gericht gefordert und im Kalle ber Ueber⸗
meifung am Leben geftraft, Die Anklage eines ſolchen
Neligionverächterd. konnte jeder Bürger machen. Sie ges
ſchah bei dem zweiten Archon, der die beſondere Aufſicht
über das Heilige hatte, diefer brachte fie ſodann an bie
Heliaften, oder an dad verfammelte Volt felber. Betraff
die Anklage die Myſterien, fo erkannte der Senat darüber,
wenn nicht ber Beklagte fih an die Eumolpiden wenbete.
— 40 =
Diefe befolgten bier ungefchriebene Gefete, ‚ dern ——
fie allein waren und welche den Verbrecher nicht bloß der
Nache der Menſchen, fondern auch der Götter übergaben.
Der Schuldigbefundene ward aller Rechte eines Bürgers
.. für verluſtig erklärt, die Prieſter ſprachen feierlich Ber
wünſchungen über ihn aus, ſie wendeten ſich dabei gegen
Abend, ſchüttelten ihr Purpurgewand und weiheten nicht
bloß ben Verbrecher, ſondern auch feine Familie den um
terirdifchen Gottheiten. Darauf bemächtigten. ſich, nad
der allgemeinen Meinung, die &umeniden. bedfelben und“
deren Blutburft ließ nicht nach, bis er und fein Geſchlecht
won ber Erde vertilgt waren. So ftreng die Eumplpiden
waren, eben fo forgfältig haben fie darüber gemacht, daf
Angeklagte, die der blinden Wuth des fartatifchen Volls
zum Opfer fallen follten, gefchügt wurden, und Die Ber
urtheilung berfelben nur gefegmäßig geſchah. Die Br
ſchichte nennt fehr gebildete und ebenfo tugendhafte Min |
wer, wie einen Aeſchylos, einen Diagoras, einem
Frotagoras, einen Anaragoras, welche alle bei
Atheismus angeklagt und verurtheilt wurden; aber fie fell
auch Beifpiele auf, baß die Religion den Vorwand leihen
‚wußte, um politifche Eiferfucht oder Privathaß zu befrie⸗
digen, wovon die Geſchichte des Alfibiaded und de
. trefflichften aller Weifen, des Sofrates, die auffallend
ften und betrübendften find. Ueberall hat das. Heiligke,
die Religion, zum Deckmantel des Abfcheulichfien,
der menfchlihen Bosheit, dienen müflen.
— 4
Religion und Cultus der Römer.
Um Religion und Cult der Roömer richtig zu übe
ſchauen, müffer wir zuvor einen Blid. auf die Völker wer
fen, welche fchon vor Roms Entftehung in Italien -wohr
‚ ten und Religion und Gultur hatten,. denn Bieled in ben
römifchen Weſen erflärt fi) aus jenen.
—
ee
Italien, behauptet. ein neuer Forſcher, ſey von Pe⸗
lasgern bevoͤlkert worden und zwar von ſchwarzen. Die
erythräiſche Sibylla habe den Einen Gott verkündigt,
baraus gehe hervor, daß die Peladger ihren Glauben au
Einen Gott, den Amun, die Weltfeele, nad, Italien
verpflanzt haben. Man Tann, gegen die Möglichkeit diefer
Behauptung nicht wohl etwas einwenden; auch die Wahr⸗
ſcheinlichkeit iſt nicht von Gruͤnden verlaſſen; bei dem al⸗
len aber ermangelt ſie der Sicherheit, die uns allein be⸗
wegen: könnte, etwas auf fie zu bauen. Wir gehen daher
fogleich auf die Völfer über, deren Religion wir ausgebil⸗
det finden, und — zuerſt zu den
t
Etruriern. ,
Diefe % waren vor den Zeiten der Roͤmer das —
volk in Italien. Sie ſollen aus Einwanderern von Klein⸗
aſien und von Norden und Süden her entſtanden ſeyn.
In der That iſt ihr Religionſyſtem größtentheils aſiatiſch,
doch ſind viele Spuren von galliſchen und ſamothrakiſchen, 2
fo wie von ägsptifchen ‚Ideen. Es iſt die Mutter der mei⸗
ſten italieniſchen Religionen, namentlich der römifchen, |
und hatte, durch den Einfluß des. Klima und ber Beſchaf⸗
fenheit des Landes, die damahls anders als jetzt geweſen
find, einen ernſten, faſt melancholiſchen Charakter. Eigen
thümlich war ihm die Lehre von Zeitaltern, die den Men⸗
ſchen und den Dingen überhaupt beſtimmt ſeyen, mit der
von eluem großen Weltiahre, welches aus 12000 gewoͤhn⸗ |
lichen Sahren beftehe. "In 6000 Sahren war die Welt
erfchaffen, im erften Sahrtaufend Himmel und Erbe, im
zweiten das Firmament, im dritten bas Meer: und die Ges
wäffer, im vierten Die zwei großen Lichter der Natur, im
fünften die Seelen der Menſchen, im ſechsten die Men⸗
ſchen. Nachher werde das Menſchengeſchlecht 6000 Jahre.
beftehen und barauf dad Ende der Welt erfolgen.
- Die Götter der Etrurier waren theild allgemeine,, theils u
EEE: 3u ben — en die einheimifcen, |
— A
als die Bortiä (Fortuna) und bie ausländifden: Jupi⸗
ter, Juno, Menerva, welche hier eine Art von Trias
bildeten. Dem Jupiter war ein Götterrath beigegeben von
ſechs männlichen und ſechs weiblichen Perſonen, welche
feinen andern Namen hatten, als den allgemeinen »Aeſar.“
Jupiter, etrudtiih "Tina,” war die Weltfeele und
ber Grund aller Dinge, Berhängniß und Vorſehung.
Aufierdem gab ed denn eine Menge befonderer Bst,
ter, Genien ber Bdtter, der Menfhen, der Hat»
fer, der Städte. Die Genien ber Götter und Menfchen
Heben "Penaten,” die bed Wohnorts »Laren,“ d
gab daher "öffentlihe Laren,” bie ed fir ganze Ge
meinden und "private,” bie es für einzelne Kamilien
waren. Der abgefchiebene Geift eines Menfchen hieß "Le
wur; hatte man feine Pflichten gegen ben Berftorbenen
erfüllt, fo wurde er zum »Lar,“ zum ſchützenden und
‚ heifenden Haus gott, Hausgenins, wo nicht, fo er⸗
ſchien et als ”Larva,” als ſchrecklich und ſchaͤdlich den
Böfen, wenn auch unfchädlich für die Guten. Abgeſchie⸗
dene Beifter, von benen noch nicht entfchieben war, ob fie
ARaren” öber »Larven“ feyen, hießen "Manen,’
bie ihren Aufenthalt zwifchen dem Monde und der Sonne
‚hatten und jährlich an beftimmten Tagen zus Erde kamen.
An dieſen Tagen gefchah nichts Wichtiges. Diefen Glan
ben verfinnlichte ein Stein, der anf einem Schlunde lag,
aus welchem bie Geiſter hervorfamen. Die Erdgsätter
in der alten Welt. waren ſaͤmtlich gute Goͤtter, daher
bei den Etruskern auch ber Glaube an eine Bona Dea
berrfchte, welche mit Myſterien verehrt wurde. Die Lehre
von biefen Weſen hatte viel Sittliches ſie unterhielt die
Achtung gegen die Verſtorbenen, die Liebe zum Vaterland
und Vaterhaus, und mit heiliger Scheu beging man das
—Maneenfeſt, bie jährliche za: ber Gräber ber
; Vorfahren.
Neben TinasYupiter Rand als oberfter Gottheit
»Janus,“ der auch ald ein König der itafifchen Vorzeit
4
s ®
% * —
I
' h
— 443 — —
— wirb; aber er war auch der Himmel und daB J
Jahr, deſſen Anfang. fein Name bezeichnete, und alfo ein
Raturgott, in welcher Eigenſchaft er einen Schluͤſſel führs
te; er hieß die Sonne und. galt für einen Mittler zwis
[hen den Menſchen und den höhern "Gäftern; audy ie
diefer Beziehung hatte er fein Doppelantlig; w
ft der Beſchützer der beiden Himmelsthore unb erſter Held
dee himmlifchen Heere, darum wird bad Doppelthor feined
Tempels im Frieden geſchloſſen; er. hieß Bater und ward
ald Göttervater und Gott der Götter ‚geehrt, von
dem Alles ausgeht und zu dem Alles: dereinſt wieber zurlick⸗
kehrt. Janus hat eine Schweſter⸗Gemahlinn, wie Oſtris
und Zeus u. ſ. w. und fein: Doppelgeſicht, urſprünglich
⸗
ein männliches und ein weibliches, ſollen ſchon bei bei
Eirnsfern Sonme und Mond 'angedentet haben. Unter bie
etrurifchen Obergötter gehört auch Mantus, Vedins,
Kebrund, von dem man wenig mehr weiß, als daß -
der Inbegriff der. Schreckniſſe des Todes und ber Finſter⸗
niß der Unterwelt war, den je: fchauen mußte, ber amd |
dem Leben fchieb.
Unter den etruskiſchen Untergättern ragt beſonders
Tages hervor, ber in Knabengeſtalt, aber mit göttlicher
Weisheit ausgerüftet, aus ‘einer Aderfurdye hervorging
Er war alfo der Erde Sohn und trat, ald folder, als
Prophet und Lehrer auf; bie Wohlthaten bee Ackerbaues,
der bürgerlichen Einrichtung, aber auch die höhere Wiſſen⸗
ſchaft von göttlichen Dingen find fein Geſchenkt. Die tas
getifhen Bücher waren bei den Etruskern, was die
hermetiſch eu in Aegypten waren.
Mit dem etrurifchen Goͤtterſyſteme hing bie oriefteiice |
Weiffagung zuſammen, die fehr ausgebildet war, Man
weiffagte aber aus dem Fluge und Fraße der Vögel, aus
den Eingeweiden der Thiere, befonderd aber aus den Blitzen.
Dabei hatten fie häufige Sühnungen und Reinigungen, ein
formenreiches Rimalgeſeb und eine Unzahl von ——
6
— ee — m — s
3
Das Meife von biefem elgiofpkene iſt of bie
Römer übergegangen. |
, Die Sabiner
waren ein alted) rohes Bolt, deſſen bicbere Reblichkeit,
Frugalität und Gitteneinfalt von den römifchen Dichtern
gerühmt wird, deſſen Religion feinem 'übrigen- Zuftande
augeseflen war. : Es hatte einen Bott ?Sabnd,” Gas
binus, ber die Sonne und einen andern, »Sancens,
Gem,” der den Mond bedeutet haben fol; es hatte ben
Summanus, den Bott der nächtlichen Blitze und die
Bacuna, eine läudliche Gottheit; ed hatte den Cares,
von einer Stadt fo genaunt, auch Guris und Quiris,
einen Fetiſch unter dem Bilde einer Lanze verehrt und ben
Kriegögott Mamers, dem blutige Menſchenopfer ges
bracht wurden, - „Untergottheiten bei ben Sabinern ‚waren
Terminus, Eloacina, Larunda, Lara, Matuta,
Pales und Silvanus. alle. vn wir bei ben
Ban wieder. |
s Sn ———
das nachmahls den Römern fo nahe verwandt wurde,
verehrte man den Saturnnd, ben Neptunus, bie
ubitina, die Anna Derenna, die Matuta, ben
Pales, Silvanus und Mutunns, welche wir gleidy
fans bei den. Römern — kennen zu lernen Gelegenheit
— werden. | ji
Das Religionweſen der Römer iſt nicht immer das⸗
ſelbe, aber immer iſt es mit dem Staate innig verbunden
geweſen. Als Rom entſtand, war ihre Religion ſehr ein⸗
fach, ſie kannten wenige Götter und hatten weder Bilder
noch Tempel berfelben. Romulus, fagt man, habe ben
Dienft ded ägpptifch»griechifchen ‚Herafles, nach albani⸗
ſchem Ritus, eingeführt, aber ſchon hatte biefer Bott ben
N
X
— 2 vw 445. — ö
Ramen “oupfterp- denn ein Tempel, von Romulns er⸗
aut, war dem Jupiter Stator geweiht, als der im
iner Entſcheidungsſchlacht das bereits fliehende Heer ber
Römer wieder zum en gehradt un zum Sieg ge⸗ |
'ührt hatte. —
Ihrem zweiten Könige, Ruma Pompitins, —
ben die Roͤmer Die erſte religiöſe Bildung des Volks und
bie Anordnung eines eigentlichen Gottesdienſtes zu. Nu⸗
ma ſtellte die Gottheit als ein unſichtbares und geiſtiges
Weſen dar, hob die gebrauüchlich geweſenen Menſchenopfer
and überhaupt alle blutigen Opfer auf und ſuchte ſeinent
rohen, kriegeriſchen und bintdürftigen Volke auch dadurch
mildere Geſinnungen zu geben. Auſſerdem ſchreibt mat
ihm die Errichtung der Collegien, ber Pontifizes, J
der Flamines, der Veſtalinnen, bie Verehrung des
Terminus Zu und Die Sage laͤßt ihn alle dieſe Beleh⸗
rungen und Vorſchriften von der Gottheit felber durch die
Nymphe Egeria erhalten, mit welcher er deßhalb in
bem Hain von Aricia haüfige Zuſammenkünfte hätte.
Doch eine fo einfache, ungeſchmückte Religion: fagte beit
Sefinnungen "und Abſichten feiner Nachfolger wenig zu
und die Patricier, die fi nach dem Umſturze des Kö⸗
nigreichs der hoͤchſten Gewalt: bemächtigten, waren - ſchlau
genug, einzufehen, daß fie ihre Macht nicht-ficherer befes
fligen fonnten, als durch das Anfehen der Götter‘, befs
halb machten fie alle Angelegenheiten und Untergehmuns
gen bed Staates von ben Göttern abhängig und beſetzten
die oberften Priefterftellen mit Perfonen aus ihrer Mitte.
& ward die römifche Religion mit der Regierung
und, dem Staate nuf das genäuefte verflochten , und auffer
den Bortheilen, welche die Beherrſcher des Staats davon
hatten; hatte biefe Verflechtung einen fehr wefentlichen Eins .
fluß auf Sittlichkeit und Tugend des Wolf; denn ber
Grundſatz: »Daß die Götter das: Böfe verabs
_
N
—
— 4 —
Shenen und befirafen, die Zagend über belchs
wen,” durchdraug bie ganze Maffe des Volles uud be
wirkte eine Pietät, die ſich in den meiften Lebenöverhält
niffen als achtungmwürbig. darftellte. Die Römer waren fo
lange ein redliches und vechtichaffenes, treued und gewiſ⸗
fenhaftes, gerechted und billiges Volk, als fie die Religion
Ihrer Väter in Ehren hielten; fie fingen an, alle biete
Kugenden zu verlieren, als ihre Großen durch ihr Bei
ſpiel Öffentliche Verachtung bee Religion lehrten; ihr Bw
derben war’entfchieben , als biefer Geiſt der Frivolität und
der Geringfchäßung heiliger und göttlicher Dinge: ſich über
das ganze Volk verbreitet hatte. Die Belanntfchaft wit
aAuswaͤrtigen Bölfern und ihren Sitten und deren Berpflaw
gung auf römiſchen Boden, nachdem Karthago und Ko⸗
zinth zerftört, Mafebonien und Aften erobert waren, trug
viel dazu bei. Der Verfall der Religion bewirkte Deu Ber
fall des Anfehens und der Heiligkeit der Gelege, und bie
Berlegung diefer führte zu biutigen Bürgerfriegen, in weis
‚en der ganze Staat zulegt fich auflöste. In dem’ Zeiten
der erſten Kaifer kehrte zwar bad. Anfehen ber Religion
wieder zurüd; allein es war mehr Aberglaube und eitles
Geremonienweſen, welche die Sitten immer mehr verdar⸗
ben. und dad ganze römifche Bolt zuletzt in einem ruchle⸗
fen, verworfenen Haufen von Knechten verwanbelten.
‘8
Mir betrachten das Religionweſen ber Römer, wie
es in ſeiner ſchoͤnſten Periode geweſen iſt:
Ihrer Goͤtter waren ſehr viele. Sie theilten fie aber
ein, in Beziehung auf ihren Senat, in. Götter der erſten
und der zweiten Orbnung. Der Götter der erſten Ord⸗
aung. zählte man zwanzig, wovon zwölf ‚die großen
. Bötter, (conſentes, rathfihlagende) die übrigen
acht bie "auserwählten Cfelecti”) genannt wurden.
s s A
*
4 ‚
— a er
Bon. den großen Göttern war mm. der obere der.
orientaliſch⸗ griechifche Zeus, oder, wie ihn bie Römer
nannten
" Jupiter.
Der Name ſoll aus Jovis pater gufammengefegt
ſeyn, alfo Bater Jovis heißen und dieſes Jovis mit
30, Ion, Janus, Sao, Ja, Dios, Deus und ans
dern das Böttliche bezeichnenden Namen verwandt feyn.
Er ift,. wie bei den Griechen, ber Bater der Götter und
Menſchen, aber er ift bier gewiffermaflen in noch größer.
rem Anſehen, ald dort, denn ber ganze roͤmiſche Staats⸗
gottesdienſt conzentrirte ſich auf den Jupiter Optimus,
Marimusd (ber allerbeßte und allerhödfte) und
t
‚die Gebildetern waren nahe baran, ſich ihn als ben eini⸗
gen Gott, den allmächtigen Schöpfer und gütigen Herrn
der Welt zu denken; dem großen Haufen war er. freilich
‚uue der donnernde Schußgott der Stadt und des Reiche
auf dem Gapitolium. Hier begann und endete jebe Staats⸗
handlung mit Opfern; hier entfproß jedem Krieg ein Lors
ber; hier befaud fich, im Kellergewölben, das - Staatdoras
kei, bie ſibolliniſchen Bücher; dahin blickte jeder Ned»
ner anf ber öffentlichen Rednerbühne; dahin richtete jeber
Altglaübige feine Gebete. Die Triumphatoren legten ihren
Lorberzweig, ben fie während bed ganzen Sepränges in
der Hand gehalten hatten, bem Gott auf. dem Capitol is
den Schooß. Aber er führt in Rom verfchiebene eigene
thümliche Beinamen, theild von. Plaͤtzen, mo ibm Tempel
und Altäre errichtet waren, theild von befondern Ereignifs
fen, bie ihm augefchrieben werden. Go heißt er Jupiter
Stator, wie wir fchon gelefen haben; er heißt »capi⸗
tolinifcher,” weil er auf bem Eapitolium s feinen
*) Bei der Grundlegung des Tempels fand man dad Haupt
‚eines gewiffen Tolus, eines längft Begrabenen dort an»
verfehrt, woraus man eine lange Dauer des Staats weis⸗
‚taste... Daher der Name: Sapitolium.
I
F — — 448 — —
= Haupttempel und feinen vorzuͤglichſten Dienſt hatte; er
heißt LSferetrius,“ der bie Feinde ſchlagende; er "heißt
"tonansd,” ber bonnernde, »pluvius,“ Der Regen ſen⸗
dende; er heißt Lapis, Stein und bei Jupiter, dem
Stein, fhwören, galt für ben heiligen Schwur. De
Schwörende nahm einen Stein in die Hand, warf ihn
hin und fagte: "So verwerfe mid Jupiter, wenn
ih falfh ſchwöre.“ Die Sagen von ihm find diefeh
bew, wie bei den Griechen, auch ward er, wie dort, dem
Shidfale (Fatum), den Parzen und dem Glücke
unterworfen gedacht. Wenn Eicero von drei Jupitern
zebet, auf deren legten alle Geſchichten der Jupiter ver
einigt wurben; fo fpricht Barro gar von dreihundert ders
ſelben.
Einige romiſche Schriftſteller reden von dem,” Deus
Majus“ und erklären das "Majıs” mit »Magnus“
und den Deus Majus für den oberſten Gott, alſo den
Jupiter. Andere ſagen: Majus war bei den Tuscu⸗
lanern früher vorhanden, als die Kenntniß von Jupiter
nach Italien kam. Und dieſer Majus iſt dad Männlidye
von der Maja, welche, nad Macrobius, keine ande⸗
re iſt als die Ops, die Bona Den (Gute Göttinn),
das geheimnißvolle Werfen, von weichem bie Idee, ſo wie
bei der Kybele und Ähnlichen Gottheiten, nicht genaiı
‚beftimmt, und. ohne Zweifel aus dem Driente herüherges
kommen war; denn ſelbſt ihr Name deutet auf Indien hin
und ihr efen, nach welchem fie die Erbe, bie Erd⸗
götrinn, war, tft gleichfalls ein Beweis dafür. Man
if daher berechtigt, Majus und Maja für die große
Urgottheit, männliches und weibliches Urprinzip, anzu⸗
ſehen. Die Römerinnen feierten der Göttinn Maja ein ger
heimes Zeit, bei welchem jedem männlichen Wefen ber Zus
‚tritt verfagt war. In der That war. diefes Feſt ein eis
gentliches Keuſchheitfeſt ‚ wie es ſcheint, den Bacchanalien
entgegengeſetzt. Es wurde in der Nacht, in Gegenwart
— J en | zweier
7
— a440 —
oeier Veſtalinnen in dem Hauſe riner obrigkeitlichen Per |
n gefeiert, . and welchem fich ale männlichen Wefen eitts
rnen mußten; felbit die Thiere männlichen Geſchlechts
ußten entfernt und die Bilder von männlichen Perſonen
enigſtens bedeckt werden. Daß übrigens durch die gute
öt tinn die Keufchheit ber Frauen nicht hinlänglich ge⸗
hert war, beweist die Geſchichte des Clodius, der dem -
efte berfelben, um der Gemahlinn des damahligen Prä⸗
rs, Jul. Cäſar, willen, in Frauenkleidern beimohnte,
ser das Unglüd hatte, entdeckt zu werden.
Ein neuer Forſcher behauptet, der geheime Dienſt ber’: |
zona Dea fen nichts anders gewefen, ald roömiſch⸗ mos
ifizirte Thesmophorien der Demeter. ar,
Noch eines Namens des Jupiter muß hier — |
erden. Er heißt nemlich auch Picus, welches zugleich
er Name eined alten Königs oder Sehers, Sohns des
Saturn, Gemahls der Canend und Vaterd bed Faunus
yar. Er wurde von der Eirce, verfchmähter Liebe 'hals
er, im einen Specht verwandelt und feine Gemahlinn “
chwand vor. Gram in bie Lüfte. Die Gelehrten deuten‘ ,
iefen Namen auf befondere Weife. Sie nehmen von der
datur des Spechts, eines fcharfftechenden, und Doch durch
eine Wirkſamkeit wohlthätigen Vogels, Veranlaſſung, den
Bott als einen furchtbaren und zugleich, als einen gütis
en, mildherrſchenden darzuſtellen. Zugleich finden fie
arin Hindeutungen auf Weiſſagung und Blitze, wieder!
18 für die Menſchen widrige und wohlthätige Erfcheinuns
en im Reiche der Dinge, dad von Jupiter beherrfcht‘
pird. Auch hier alfo die dee des Gegenfaged von Su
iter- (dem väterlichen Gott), welche die Römer fonft mit.
Bejonid (den NRichthelfenden, Nichtwohlthäti⸗
zen, alfo foviel als Belangen and Benia sen
zusdrucken. ke
Sn J 29
.
X
RN
— 460 —
‚Die Gemaklian und Samen des Jupiter hieß be
den Römern
EN
dern Mythnus hier. gleichfalld derſelbe iſt, wie bei in
Griechen. Ihr Eultus fam nad Nom, nachdem bie Ri
mer die Stadt Veji, nad; einer gehnjährigen Belagerung
erobert hatten. Da fie die Schupgöttinn der Stadt gewe
fen war, fo durfte man fie nicht, mit Gewalt und oh
ihren Willen wegführen, ein Priefter fragte baher ihr
Bildfahle, ob fie mit den Siegern nach Rom ziehen wol
und fie ‚bejahete bie Anfrage durch ein freundliches Kopf
niden. Bald befam fie eine Menge von Tempeln in bu
verfchiedenen Stadt, Gebieten, hieß gewöhnlich die Köni
ginn Juno (Juno Regina) und wurde, mit Zupis
ter und Minerva zugleich (wie bei den Etruskern) auf
dem Capitolium verehrt. Insbeſondere aber war ſie die
Göttinn der Frauen, denn fie war die Eheſtifterin
(Pronuba) und die Geburthelferinn CLucina)
In ihrem Tempel auf dem esquilinifchen Berge verfum
melten fih am 1. März alle Müttef und fleheten. zu ihr
um Fruchtbarkeit, leichte Entbindung und eine tapfere Rady
kommenſchaft. Eine der fhönften Gewohnheiten aber war,
-
daß Gatte und Gattinn, wenn fle uneinig gemorben wa⸗
ven, in ben Tempel der Juno gingen, daſelbſt ſich dor
‘der ‚Göttinn erklärten und. ausföhnten. Diefe hieß dahet
bie Biriplaca, bie Mannöyerföhnerinn. Weil nun Ju
na fo eigentlich die Frauengättinn war, fo war es and
— daß die Frauen bei der Juno ſchwuren, wie
die Männer bei ihrem Genius, und daß jede Frau gleich⸗
fans ihre eigene Juno hatte, fo daß dieſe als Schuggöt
tinn ind Unendliche vervielfacht wurde. Man unter
ſchied daher auch gewoͤhnlich zwiſchen ber himmliſchen
Juno und der Schutzgöttinn und jene war es, welcher
jeber erſte Tag der Monate und ber ganze Junius gend
| het war.
\
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— Wi—
| j Min ern ‚
ie griechiſche Pallas eder Athene, iſt in ER wie en
»ellas, biefelbe geweſen; doch wurde fi fie hier, beſonders
nfänglich, mehr ald Kriegegättinn, denn in anderer Bes
ehung verehrt, aber ihr Bild fand mit dem bed Jupiter
nd der Juno in. dem capitolinifchen. Tempel und alle jenen
rwiefenen Ehren galten auch zugleich ihr. Zumellen wurs
e fie mit der Göttinn Roma verwechſelt. Sie hatte vie
, Schön. gefchmüdte Tempel, in der Stadt Rom fowoßl,
[8 in andern Städten des römifchen Reichs und viele von
iefen rühmten fich, wie ber capitolinifche, im Beſitze bes
Jalladiums zu ſeyn, welches die Stadt Troja fo lange
efhügt hatte. Zwar hatten, nach Homer, Diomedes und u |
Uyſſes dasſelbe aus Troja weggeftohlen und. darauf erſt
onnte die Stadt genommen werden; allein Aeneas wußte
8 fich wieder zu verfchaffen und brachte es mit nah Ita⸗
en, worauf es zulegt an bie Römer Sam.
Bom 19. März an feierte man zu Nom jährlich ein
feſt, Quinquatrus genannt, welches fünf Tage dauer⸗
. Am erften Tage feierte man die Geburt der Göttinn,
m zweiten opferte man ihr einen weißen Stier, ober eiit
veißes Lamm. Gelehrte und Kuͤnſtler 'erfleheten ſich an. :
iefem Tage der Göttinn Schug und in fpätern Zeiten -
betteiferten Dichter und Redner um den Preis des Dlis
ens und Eichenfranzes. "Knaben und Mädchen brachten
er Göttinn Geſchenke, um leichter zu lernen. Das jährs
ihe Schulgeld, Minerval, ward an die Lehrer entrich⸗
et. Die Schulen hatten Ferien. Man gab au. Fed
erfpiele. Am’ legten Tage wurben bie Geräthe und, Jun.
Itumente, die man bei ihrem Gottesdienſte gebraucht hat⸗
e, von neuem durch ein Opfer geweiht, um alles Unhei⸗
ige, was etwa vorgefallen ſeyn koͤnnte, abzuwaſchen und
auszuſöhnen. Am 13. Juni feierten die Flötenſpieler ein
Feſt, die kleinen Qu inquatrien genannt, weil Bine;
va bie Exfinderinn der Slöte war. ee
s RT 9 z
!
— 462 |
| 8 eita. ;
Den Cultus der Heſtia und ihr ewiges Feuer fol
Aeneas nach Italien gebracht haben. Numa erbaute iht
einen Tempel in Rom und Sungfrauen bewahrten darie
das ewige Feuer und, wie man glaubt, das Palladium,
- woran Roms Schickſal hing, nebft andern Talismanen.
Ser vius erweiterte den von Numa geflifteten Orden
ber veitalifchen Iungfrauen und ſetzte ihre Zahl auf
fechs feſt. Dieſe priefterlihe Würde warb fo heilig ge
halten, daß es fcheint, ein Theil der Verehrung der Gotb
beit. fey auf ihre Dienerinnen übergegangen. Zur Wall
einer folchen mußte der Pontifex Marimus zwanzig
Jungfrauen ausfuchen, die nicht ımter fünf, nicht über
zehn Jahre alt, von feiner niedern Abfunft und ofne für
perlichen Fehler Teyn mußten. - Unter diefen entfchieb is
den Curiat⸗ Gomitien *) das 2008 und bie Erwählte (Amata)
verpflichtete fich, ihre Keufchheit, das heilige Feler (und
das Palladium) fireng zu bewahren, während eines breis
Bigjährigen Dienfted. In den erften zehn Jahren erlernte
ſie denſelben, im den fülgenden zehn verrichtete fe ihn, in
den legten unterwies fie andere darin. Nach Berfluß die
. fer Zeit konnte fie ben Tempel verlaffen und fich vermaͤh⸗
In, während berfelben aber war fie ſtreng an ihre Pflicht
gehnnden. Verloſch durch ihre Nachlaͤſſigkeit das heilige
Feuer, ſo ward fie vom Pontifer gegeißelt, bie erzürnte
Gottheit durch feierliche Opfer und Gebet verfähnt, da?
Feuer aber,an den Strahlen der Sonne wieder angezän
det. Brach fie aber gar dad Gelübde der Keufchheit, ſo
mußte fie auf dem verflchten Felde (campus fceleratue)
Ä unter fürdtertichen Geremonieen ins Grab ſteigen. Ganj
Curiat⸗ Comitien waren die Volfsverfammlungen' zu Rom,
wo dad Bolt nah Eurien abſtimmte. In 30 Eurien war
die Stadt Kom ———
—
‘
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Re RE
vechäßt, im oöligen Leichenpompe, wurde fie in Beglei⸗
ung ihrer Freunde zur Grabſtaͤtte hinauögetyagen. Dort
nußte fie in einer Gapelle,. in welcher ein. Bett, ein Licht,
Brot, Waffer, Milch und Del ſtanden ‚ nachdem der Pons '
ifee mit aufgehobenen Händen ein Gebet verrichtet hatte, -
mf einer Keiter in eine tiefe Grube fleigen. Diefe Leiter
og man ſodann in die Höhe und überfchättete Grube und
Sapelle.. mit Grde Ganz Rom trauerte an einem folchen .
Lage und betrachtere das Vergehen und die Strafe als ein
Inglüd, das dem ganzen: Staate. widerfuhr.
Sr. biefe. Entfagung- war: die -Beftalinn durch
x
/ ’
Macht: und Anſehen entfchäbigt. Sie war, fo wie er
Pontifer. ihre Hand. faßte, der väterlichen Gewalt entzo»
jen, hörte auf, unmünbig zu feyn und befam das Recht,
hr Teſtament zu machen. Im Theater hatte fie eineu
nögezeichneten Sig in der Reihe der erſten Magiftrater
vrfonen und wenn ein zum Tode .Verurtheilter ihr zu ber .
jegnen- das Glück hatte, fo. ward ihm das eben. gefchentt.
Sie trugen: ein. langes, weißes Gewanh, eine -Stirubins
re, das Haar a und ie Opfern einen, . ü
Schleier.
Aın.9. Junt ſeerte man zu — eſtalien, ap.
velchen man ber Göttinn für die Wohlthat, an ihrem Feuer
en Teig zu Brot baden zu. können, Opfer barbrachte,
nd die Muller⸗Eſel nicht nur raſten ließ, fondern- auch
chmückte, indem man .ihuen kleine Brätchen, auf eine
Schuur gezogen, um den Hals hing, Der Efel war- nem⸗
ich der Veſta ein: geheiligted Thier, weil er fie einft durch
ein Geſchrei vom Schlafe erwedt hatte, ald Priapus fich
hr umverfchämt nahen wollte. Die "römifchen. Matronen
ingen an dieſem Kefte barfuß in den Tempel ber. Bela,
um Andenken an die Zeit, wo man nicht trodenen Fußes
ber bie ſumpfigen Ufer der Tiber dahin gehen konnte.
kin neuerts se wurde am 30. April der valatiniſchen
in
= — 46 —
Veſta gefeiert, der Auguſtus in dem praͤchtigen von ihn
erbaueten Apollotempel einen Platz anwies. Uebrigens war
der Veſta auch die Vorhalle, oder der Vorhof des Haw
ſes eſtibulum) geheiligt.
Ceres,
die Demeter der Griechen, genoß gleichfalls hoher Er
ven in Rom. In ihrem Tempel waren bie” &efege ter
wwoͤlf Tafeln eingegraben und die Güter derer, bie einen
Volkstribun verlegt hatten, fielen ihr gm. -
She feierte man die Gerealien, — laͤndliche und
rin ſtadtiſches Feſt, jährlich. Die ländlichen waren ein
Weldweihe für die. noch junge Saat im Frühlinge mi
ein anderes, wenn fie gereift war, zum glücklichen Bu
: ginn der Ernte. Dann wieder nach ber Ernte ein wil
kührlich angeordnetes Saatfeſt. Das Felt, vor der Erale,
die Ambarvalien, oder Suovetaurilien genantt,
ward vor dem längften Tage gehalten. Man rief der
Sanus, den Jupiter, die Juno an und dann opferte
Man ber Geres eine: trächtige Sau, deren Eingeweide,
mit Wein begoffen, verbrannt wurben. Zum Andenken
der Eichelfoft trug man Kränze von Eichenlaub und fang
‚, während bes Paemahe Erntelleder mit rohen Geber⸗
dentang.
| Verſchieden von dieſer — Kr war das ſtoͤd⸗
uiſſche Ceresfeſt im April. Dieſes wurde mit Kampfſpielen
im Circus Maximus eröffnet, worauf bie eigentliche
Gerealien, deren Feier mehre Tage währte, erſt ihren Yu
fang nahmen. Durch einen religiöfen Aufzug wurden di
Kampffpiele vorbereitet. Voran wurde eine geflügelte Bio
toria mit einem Palmzweig in der einen und einem Kran
in der andern Hand, getragen. Dann: folgten bie hohe
- Schußgottheiten Roms: Jupiters Bildſaule mit dem dh
Be betwaffnet, Juno mit dem ——— Pfau, Ri
—
— 455 —
ne rva und "dann nach ber Reihe bie Bilder. der Abrigen |
Bötter. Beihmüdte Knaben leiteten die zum Wettrennen
beftimmten Pferbe; daun folgte der Zug der obrigfeitlis,
chen Perfonen, der Senat und die Söhne ber römis
(chen Ritter; hierauf die Kechter und Ringer und die
Chöre von Sängern, wovon dad erfie aus Männern, das
zweite aus Jünglingen, das dritte aus Kindern‘ beftand,
nebft ben Pfeifern und Zitherfpielern an welche ſich ein-
Bolkshaufen in ‚allerlei Verkleidung muthwillig fcherzend
anfchloß. Daun kamen die Prieſter, welchen ihre Diener
das Opfergerälh tahtrugen und endlich die Opferſchkaͤch⸗
ter mit den bekraͤnzten Dpferthieren. "Zu Ehten der Goͤt⸗
tin wurden Eoblleder abgefungen, daß fie die Mentchen
gelehrt habe, dem Boden eine beffere Nahrimg Abjugewin
zen. Auf den feittlichen Umgang folgte dann das Wette
rennen init Wagen and Pferden in dem Circus.
Am 12. hub am: erſt die eigentliche Feier der Eerea⸗
Ken an. Dieſe wurden von den Ptieſterinnen der Görtinn,
die ſich darch Enthaltfamteit dazu vorbereiten mußten, in
der Nacht gefeiert. Wer dabei erſchien, mußte weiß ge⸗
newet ſeyn, ad durfte ſth nicht in Trauer befinden.
Ä Wie heilig der Dienſt ber Seres bei dei Römern war,. -
fieht man daraus, daß nach ber fhredlichen Niederlage,. -
welche fie bei Caunaͤ durch Hannibal erlitten, der Senat
befchloß, daß die Trauer um die Gefallenen nicht Tanger
ale zwanzig Tage dauern ſollte, damit dag Feſt der Ce⸗ —
res Löhne gefeiert werben. Die Mütter und Töchter, Gat-
tinnen und Schweſtern der Erfchlagenen mußten ihre Ihräs _
sten ttocknen und ih weißem, feftlihen Gewande —
auf die A fireuen,
Die, Bedeutung bed — deſtes iſt übrigens feine
andere, als die des griechiſchen, der Eleuſinien.
— 46 —
Reptunap,
Als Kom gegränbet war, fehtte es dem ——
laufenen Geſindel an Frauen, welche Romulus durch den
ze Sabiner» Raub ihm zu. verfchaffen mußte,
Br ſchrieb ein Felt aus zu Ehren des Gottes Conſus,
Den er ſich damahls ſelher geſchaffen haben fol und es war
ausgeſprengt, man habe im Circus einen in die Erbe von
grabenen Altar gefunden, welcher dem Conſus (den
Gott geheimer Rathfhläge) geweihet ſey; Dem zu
Ehren gelte die Feier. Zum Andenken -an die wichtige Be
gebenheit, die das Dafeyn bed römifchen Volks begründe
se, wurden barauf jährlich die Conſualien gefeiert, am
18. Auguft. Dem Conſus war befonderd das Pferd gehe,
ligt. Später Iernten, die Römer den griechifchen Pofeidon
kenunen, der’ ein Pferdes und Meer » Gott zugleich,
. wahrfcheinlich die Veranlaffung war, daß. der alte Conſus
mit dem auch vorhandenen Neptunus, dem Gott de
Meers bei den Lateinern, zufammenfchmolz und am Ende
gar nicht mehr genannt wurde. Neptunus war nun vol
lig, was Pofeidon bei den Griechen war, beſonders ale
bie Römer aufingen, eine Seemacht zu werden, und wenn
dann, in ber Folge bei den Gonfualien Pferde und Eifel
befrängt wurden, fo beutete diefe Sitte darauf Hin, daß
ben koſithieren durch die zu Erleichterung gewor⸗
ſey.
Auſſer dem Neptunus kannte man in Rom wohl auch
die andern ausländiſchen Meergötter, als den Oceanus
und ſeine Gattinn, die Thetis, den Nereus und die
Doris u.f. f. mit allen ihren Abkömmlingen, Nereiden
und Tritonen u. vogl. doch hatten fie weder Tempel. noch
2 Altäre. |
J F Venus.
Die griechifche Aphrodite warb im Italien zur Ber
nu. Es iſt nicht unbeſtritten, wann ihr Kultus dahin
I — 24 ——
— 487 —
—— ſey; denn Einer ſagt, unter den Röulgen. ſey
von der Venus zu Rom noch keine Rede geweſen, ein An⸗
derer erzählt, ſchon Romulus habe einer Venus Mury
cia oder Myrthea einen Tempel gebaut. Später hatte
fie gegen zwanzig Tempel in der Stadt Rom. Auch wur
den ihr zu Ehren verfchiedene Feſte gefeiert; Der Venus
Verticordia Cher Herzenswenderinn? feierte man ein
ſolches am 1. April. Die Veranlaſſung dazu gaben drei
veſtaliſche Jungfrauen, die bald nach einander das Ge⸗
lübde der Keuſchheit gebrochen hatten. Man -flehete alſo
bier zu ber Göttinn, daß fie die weiblichen Herzen zur Ung
ſchuld wenden, dder dabei erhalten wolle. Die Pervigi⸗
lien, eine nächtliche Feier, hatte eine entgegengefeßte Ten⸗
benz und würde von ber leichtfertigen Jugend und
den Hetären Roms begangen. Eben diefe Töchter bey
Freude feierten ihr Die Frühlings » Binalien, am 23
April, ſchmückten ihre Bildfaüle mit Myrthen und Nofeg
opferten ihr unb fleheten fie. um die Kunft zu gefallen. Ay
dere Vinalien, die ländlihen, am 19. Auguft, wurde von
den Gärtnern gefelert, denn die Gärten ſtanden unter ihe -
rem Schutze und erwarteten von der befruchtenden
Göttinn Gedeihen und Segen, von ber Schönheitgätting
anmuthige und gefällige Anordnung. Der Dienf
ber Venus, fo eifrig er auch in Nom getrieben wurbe und
baher nicht ganz ohne Verlegung ber Tugend und der. gu⸗
ten Sitten bleiben Fonnte, führte doch niemahls zu folchen -
finnfihen Ausſchweifungen, wie in andern ». beſonders in
orientaliſchen Ländern. | j
Der Sohn ber Venus 3 hie bei den Römern Am or
md Cupido, wie bei den Griechen Eros und Pothos; |
ihr Gefolge machten die Gratien (Shariten) und eine
unbeftimmte Anzahl Nymphen. |
Ein fpäterer lateiniſcher Schriftfteller erzaͤhlt die lieb⸗
liche Dichtung von Amor und Pſyche. Dieſe war bie
8
Leqhter eines Könige und von fo wunderbarer Schoͤnhen,
daß man fie für Venus ſelber hielt. Darüber warb bie
Goͤttinn eiferſuchtig und gebot ihrem Sohne, bie verwege⸗
de Sterbliche in den verächtlichiten Menſchen verlicht zu
wachen. Amor kam, fah und verliebte fich felber in Dfys
he. Indeſſen wendete fi ihr Bater, der feine Tochter
für verfhmähet hielt, an das Orakel des Apollon, wel
ches ihm, befahl, fie in Trauerkleidern auf die Spige eis
ned Bergs zu führen und dort zu verlaffen, da fie zur
Braut eines deflägelten Drachen beftimmt fey. Unter ſchmerz⸗
Uchen Jammer wird biefe Weifung vollzogen und Pfyche
Jeht ih voll Schreden allein auf ber Spige ber Felſen,
Ws plöplich Zephyr heranfchwebt und fie fanft. entführt
und in das Luftfchloß des Gottes der Liebe bringt, wo
dieſer jede Nacht, ungefehen und uiterfannt fie befucht, aber
mit Anbruch des Tags wieder verläßt, Pſyche hätte fo eis
nes Solllömmenen Glückes genoffen, hätte fie ihre Nengier,
de zähmen und ſich nicht von ihren Schweftern zu unzeiti⸗
Yet Unterfuchungen verleiten laſſen. Diefe nemlich, gegen
Willen und Verbot Amord zu ihr berufen, berebeten fie,
Bag fle währſcheinlich an ein Ungeheuer verheirathet fey
und riethen:ihr, fich durch den Augenſchein zu überzeingen.
Pſyche holte alſo einft, als ihr Gemahl entfchläfen war,
elite Lampe⸗ und beleuchtete ihn. Im freudigſten Schtecken
Aber feine Schönheit und Anmuth erzitternd ließ fie einen
Tropfen heißen Dels auf feine nadtte Sthulter fallen. Amor |
erwachte, warf Pſychen ihr Misktrauen vor und ge
Mit ihrem Glücke war num auch khre Rahe bar, fie
irrte troſtlos überall umher und fuchte ihren Gemahl, bis
Fe zulegt in den Pallaft der Venus kaͤm, wo eine Reihe
von Leiden und Prüfungen für fie begann, beiten fie beis
nahe erlegen wäre. Venus nemlich machte fie zu ihrer
- GSclavinn und Iegte ihr die härteftlen und empfindlichſten
. Arbeiten auf, doch Amor, der fie nody immer liebte, nahm
Sch ihrer, wiewohl unfichtbar, an und unterſtützte fle in
‚ allen Unternehmungen. Die letzte Probe war bie, daß
„9
\
— —
ſy che zur Proferpina in die Unterwelt hinadſteigen —
we, um eine Buchſe vol Schoͤnheitſalbe von ihr zu holen.
Ste hatte das gefährliche Abentheuer überſtanden, als fie
ſich, abermahld von Neugierde getrieben, verleiten ließ,
Die Büchfe zu öffnen. . Ein töbtlicher Dampf, der aus ber
ſelben hervorbtang „, warf die Arme leblos zu Boden. Nun‘
erfchien Amor und die Berührung mit feinem Pfeile brach⸗
te fie ins Leben zurüd. Die feindfeligen Empfindungen
ber Benns. gegen fie waren jet erfticht und auf ihre Fürs
ſprache erhob Jupiter ſie zur Unſterblichkeit, um ſie auf
ewig mit‘ dem Geliebten zu verbinden. Ihte Verbindung
wurde mit. großen Feſtlichkeiten begangen, während wel⸗
chen fich ihre Schweftern vor Neid und Berdruß von eb
nem Seien herabftürzten und elenbiglid umlamen.
Dieſe Geſchichte Amor's und Pſyches iſt nichts weier |
als eine Altegorie von nicht ſchwerer Deutung.
Vulcanus.
Der griechiſcher Hephaͤſtos, von den Roͤnmern Vul⸗
canus genannt, hieß auch Mulciber ”), war ber Gott
ded Feuers und, der Schmiedearbeit und feine Verehrung
ift alt; denn ſchon Romulus hat ihm einen Tempel .gebant
und ein Feſt, die Bulcanalien georbnet. Es fiel dies
ſes auf den 22. Auguft und die Römer’ mogten geru von
— Tage an bei Licht zu arbeiten anfangen, weil man
es für gut. hielt. Auch hatte Bulcan an dem Felle der Ta⸗
"bilufrien] Cdem Trompetenfeſte) Antheil, au wel⸗
chem dieſe ———— geweihet wurden.
a a
” Den Namen Mulciber, den man gemeiniglih von dem
Zateinifhen ”Mulcere, Erweichen“ ableitet, findet ein
neuer Forſcher in dem orientaliſchen Welet Eber, u
Eber, und ft ipm in der Bibel’ auftreten.
— 460
Mars, -
auch Mavors genaunt, der griechiſche Are 8, war, wie
bort, ber Gott ded Kriegd und der Schlachten ‚und fland
gza Rom, ſchon als Bater des Romulus, in großem Anfes
ben. Im Frieden nannte man ihn Quirinus, wie Dies
fen, der nach feinem Tode erfchien und gebot, daß man
ihn unter diefem Namen verehren ſolle. Diefer Name ift
-unftreitig, hergeleitet von Gur, dem alten Kriegsgotte ber
Sabiner, den man tu den früheften Zeiten unter dem Bils
de eines Speerd Dargeftellt und verehrt hatte. Der Gtol;
ber. Römer, die die Gründung ihres Staats von ihm abs
- deiteten und biefen unter feinem befoudern Schutze zu fie
ben ruhmten, weiheten ihm eine befondere Verehrung. Ju
einem feiner. Tempel bewahrte man bas heilige Ancile,
ein Meines rundes Schild, welches zu Zeiten des Numa
nom Himmel gefallen war, und als ein Symbol ber ewis
‚gen Dauer: und zugleich als ein Talisman von den Prie⸗
fiern, den Saliern, bewacht wurde, Damit. man es
nicht fo leicht entwendeg könnte, hatte man noch eilf an
dere, ihm ganz gleiche, fertigen Tafjen und in. dem Tempel
aufgehängt. Ihm weihete man das Marsfeld, den Mor
nat März, und feierte ihm in dieſem ein jährliche® Feſt,
die Martialien. Ein anderes Felt wurde ihm am 12.
Dktober gefeiert und babei ein Pferd geopfert. Auguſtus
banete dem "Räder Mars” einen prächtigen Tempel.
ebrigens hatte Mars auch in Rom, wie in Griechenland,
Bas Schidfal, weniger oft gebildet zu werden. Bel den
Römern finden ſich die meiften Darftellungen desſelben auf
Münzen, da aber-auch in der mannichfaltigften Verſchie⸗
denheit. Vor Allem muß man hier den Unterfchieb bemers
Sen, den fie zwifhen Mars Gradivus *) und dem
oben ſchon genannten Quirinus machen; jener, heißt es,
*) Mars Oradivus, Mars im Vorſchrditen, gewöhnlich
mit einer Viktoria auf der Hand gebildet..
— a61 — | N
war ber Name des Gottes im Kriege. . Die falifhen Pries
fter waren allein in den Tempeln des Mars Gradivus.
Nach Eato hatte man aud einen Mars Silvanus,
CWald⸗Mars), dem man im Walde, opferte. Als fols
heit findet man ihn mit Jupiter und Janus zufams
mengeftelt. Die Römer fchrieben dem Mars auch Orakel⸗
fprücde zu und ein Spedt verfünbete dabei den Alm
Des Gottes.
Bellona, die griechifche EN war bie Shweiter —
des Mars und die Göttinn des Kriegs, blos des Kriegs,
als wodurch fie ſich von Minerva unterſchied. Die Nds '
mer geben ihr eine blutige Geifel und eine Fadel in die
Hand und fehildern fie mit fliegenden blutbefprigten. Haas
ren; und bei den Opfern, die man ihr bradıte, rigten ſich
bie Priefter die Schulter und vergoffen ihr zu Ehren ihr
Blut. Bor ihren Tempeln ftand eine Kleine Saüle, in wel⸗
che, nach einer gefchehenen Kriegsankundigung, ein Spieß
geitedt zu ‘werden pflegte. Einer ihrer Tempel war das
durch entifanden, daß ein Conful Appius in einem harte‘
nädigen Treffen gegen ' die Etrusfer vor den Augen ſeiner
Soldaten die Hände aufhob und betete: »Verleihſt du:
mir den Sieg, Bellona, ſo gelobe ich bir einen
Tempel!” Neuer Muth Fam in bie Soldaten und, u z
Treffen warb gewonnen, | |
Sn einem ihrer Tempel oflegte ber Senat ſch öfter
zu verfammeln, um gleicjam vor den Augen ber verehr⸗
ten Göttinn fi ſich zu berathſchlagen.
d
Merkeurius. ee,
Der griechifche Hermes war unter biefem Namen bei |
den Römern der Bote Jupiters und der andern Götter,
der Gott der Berebfamfeit, der Kaufleute und ded Gewin⸗
ned überhaupt, bes ehrlichen ſowohl, als des unehrlichen; '
ferner der Gelehrten und Dichter, ber Kunſtler und aller
— 462 _
Carerbtrelbenden; endlich der Führer der Schatten in die
ae it, und ber Befchüger der Wege und Strafen, au
we ee haufig ald Pfahl mit einem Kopfe und feinen
Attributen aufgeftcht war. .. Ex hatte viele Tempel zu Rom
und jährlich am 15. Mat, welcher Monat ftiner Muster
Maja zu Ehren fo genannt feyn fol, feierte man ihm
dis Feſt. An diefem brachten ihm’ indbefondere Die Kauf
leute Opfer, damit er ihnen im Handel Gewinn verleihen
und ihre Unkernehmamgen beglücden mögte.
‚Bor den Kapenifcien Thore war ein dem Mercure ge
weiheter Brunnen. Bei dieſem verfammelten fich die Kaufe
feute und ein jeder ‚brachte von feinen Waaren mit. Mit
‘einer Urne fchöpften fie Waffer aus dem Brunnen und
ſprengten mit einem Börberzweige fih und ihre Waaren,
um ihre Vergehungen im vorigen Sahre auszuföhnen.
Schalkhaft legt ihnen ein Dichter biefed Gebet dabei in
ben Mind >): Wafche ab Die Meineide in meinem
vergangenen Reden, und bie falfhen Worte am
‚pergangenen Tagel Wenn ih irgend einen
Gott oder eine Gottinn zum falfhen Zeugniffe
gerufen habe, fo müffen nun dieWinde den
falſchen Shwur verwehen! Gieb mir aber Ges
winn und laß bes Gewinnes mid. erfreuen”!
Mercurius, ſagt der Dichter, lächelt dieſer Bitte von ſei⸗
nem hohen⸗ Sitze, des Raubes der Rinder eingedenk, bie
er als Kind — dem Apollon entwendet.
Avollo.
Wann der Dienſt dieſes Gottes zu den Roͤmern über
gegangen fey, iſt unbefannt; unter Numa’d Göttern fol
er noch nicht vorkommen. ‚Später aber noͤch als er wur⸗
© Etwas ſehr Aehnliches findet man z * zu Tape bei tie
0 mem handelnden Volke.
N ’ ; ,
-
e — 463 —
de — Helios gu ben Römern — und von dieſen
als Sol verehrt, und noch fpäter wurden beide, mehr
noch ald in Griechenland, mit einander verwechſelt. Die
Verehrung des Apollo in Rom beſtand größtentheild nur
aus ber Befragung feines Drafeld zu Deiphi,- bi zur
Kaiferzeit; denn Auguftus, der fich gern einen Sohn bed
Apollo nennen ließ, bauete ihm Tempel und Altäre, weis
hete ihm Spiele, legte ihm zu Ehren eine Bibliothek an
und ‚gründete ihm ein Orakel in Cumäͤ. Beſonders wich⸗
tig und merkwuͤrdig iſt bei ben Römern die ‚Idee "der
von dem findhabwendenden Apollo zu erwars
tenden Entfündigung der verborbenen Welt,”
wie bie Perfer eine foldje von ihrem nn hatten.
Ald den Sohn des Apollo ſahen auch die Römer ben
Aesculapius (Asklepios) an, den Gott der Aerite,
deffen Dienft im Jahr der Stadt 462 dahin fam. Eine
gräßtiche Peſt verheerte ganz Stalien. Entweder Apollond
pythiſches Orakel, oder bie befragten fibyllinifchen Bücher
hießen, den Aesculap von Epidaurus holen. Gefanbte.
Hingen dahin ab und brachten. in dem Schiffe, welches den
Gott tragen follte, eine Schlange. mit zurück, welche ‚unter:
des Gottes Statue hervorgefprungen war und fich freiwil⸗
lig auf das Schiff begeben hatte.‘ An der Stätte auf ber
Tiberinſel, welche fie felbft bezeichnet hatte, errichtete man,
dem Aesculap einen Tempel und die Peſt hörte auf. Nach⸗
hee wurden. überall feine Tempel auſſerhalb der Staͤdte
errichtet.
Zu Apollo und "Minerva gemelnſchaftlich gehörten bei
den Römern die neun Mufen, welche für Töchter Iupis
terö und der Mnemoſyne BR Bon ihnen fingt ein — u
teiniſcher Dichter: |
Elio lehrt die Geſchichte den Boͤlker; oa Spiele =
Sind Melpomenen heilig; komiſche liebet Thalia;
EIER ertönt ber © al lio pe ſolze ak |
— 464 —
Zaner beſchutzt T erpſichore; Fidtenſpieler Eus
terpe;,
Erato finget der Liebenden Glück; Urania wandelt
Unter ben Sternen; Polymnia herrſcht im Reiche
der Redner. ”
Unter den Spielen, bie dem: Apollo bei ben Römern
"gefeiert wurden, find befonders andgezeichnet die Acti⸗
fchen, die Auguſtus -gefiftet (wahrfcheinlich nur wieder
hergeſtellt) hat, die apollinifchen und die Hundert
jährigen, welche leßtere neben dem — allen andern
— gewidmet waren.
Diana. ——
Die griechiſche Artemis hatte bei ben Römen den Nu |
men ? Diana ( Dea Jana”) und kommt ald dreifaches
Weſen vor, nemlich ald Diana (Jagdgöttinn) auf der Er
de, ald Luna (Mond) am Himmel und ald Helate in ber
Unterwelt. Daher heißt fie tergemima (dreigeftaltig)
und trivia, weil ihre Bildfahlen gern: an Orte gefeht
wurben, wo drei Wege zufammenftießen. Als Luna war
fle auch Lucina, die ‚Geburthelferinn und Abwenderinn
der Unfruchtbarkeit. Der König Servius hatte ihr den er
ſten Tempel zu Rom errichtet und jährlih am 6. April
wurbe ihe Geburtfeit mit großen Seftlichfeiten begangen.
Die Sicilier verehrten fie ald ua Mater, weil fie dad
. Sand einmahl von einer verheerenden Seuche befreit hatte,
x
Die adıt folgenden Götter find: Saturnud, Ja
aus, Rhen, BEN Bacchus, Sol, Luna und
‚ Genius.
* Saturnus.
Saturn war ein uralter italiſcher Gott, bed Ans
baues der Erbe Gott, der mit einer Hippe in der Hand
abge⸗
.
v = a . |
— 46 — |
pgebilbet wurde. Dieſes Symbol foll-Bexamlafung ‚gegen
en haben, ihm. fpäterhin, als bie griechiſchen Mythen in
Rom heimiſch wurben,. zu dem griechifchen Kronos Ri; ' 78
euten, der, als Gott⸗ der Zeit, dasſelbe Werkzeug in; der
dand hatte. Er ward zur. hiſtoriſchen Perſon, zum Ko⸗
ig von Kreta, und floh vor feinem Sohne Zeud,-deg
hn des Reichs eytſetzt hatte, nad. Stalien, wo er ſich in
inem ſchönen, von ‚Bergen rund. umgebenen Lande, vers
vorgen hielt CSatium). Der damals da herrſcheude Ksö⸗—
ig Janus theilte mit ihm bie Oherherxſchaft. Dieſer
vohnte auf bene Berge: Janicuius und Saturn bauetg
ih auf. dem capitplinifchen-an,- welcher von ihm der
atur niſche genannt wurde. Da er nun ein Wott den
Fruchtbarkeit war; fo wurde feine Regierung ald das gol⸗
jene: Zeitalter ber Menſchheit vom den Dichtern im Wettei⸗
er gepriefen. Die: Jahre, fagen fle, rollten friedlich dahin
md fanfen in Vergeſſenheit, ohne irgend. ‚eine Spur- von
zlutigen Kriegen, zerftörten Städten und unterjochten Vol⸗
lern zurückzulaſſen. Jeder Augenblid bot eine Fülle heig
er, umgetrübten Lebensgenuſfes und reiner, unverbitter⸗
ter Freuden dar. : Der Gleichheit und Freiheit, der Meny -
ſchen waren noch feine Feſſeln angelegt, ed gab. noch Feine
linterbrädung und keine Gmpdrungz Treue, Vertrauen
und — herrſchten unter den verbrüberten Menſchen
| Das Andenken an dieſe gluͤcklichen Zeiten. wurde von
ben Römern, in: den Saturnalien gefeiert, welche anfaugs
drei, zuletzt fi fieben Tage dauerten.und beftimmt waren, das
Andenfen der Freiheit und Gleichheit der Menſchen in der
erften Jugend der. Welt lebendig zu erhalten, und Wenige
ſtens auf eimige- Zeit den verhaßten Unterſchied zwiſchen
Hohen und Niedern, Reichen und Armen zu befeitigem
Es war Sitte, daß der Bildſaüle des Saturnus das gan⸗
je Jahr die Füße gebunden waren; ſobald bad wollene
Band, das die Füge umfchlang, abgenommen war, bes
gann das Feſt, das damit anhub, daß im Tempel des
1. Band. N
.
;” «
—
° Du 468 — = 2
Saturn eine Menge Wachclichter angezändet: wurben, m
Zeichen, daß keine Menichewopfer mehr gebracht. werden
folteit. Die CMlaven waren jetzt frei, trugen, gun
Zeichen ber Freiheit; den Hut, und gingen im purpurbe
fetten Rod, oder in ber weiſſen Toga. Herren und Ruck
te tanfchten ihre Rollen und, -während die Kucchte zu Zu
fihe faßen und fhmansten, wurden fie von ihren Hera
and deren Bäften bedient,’ bie ſich, wenn fie es wicht rech
machten, allerlei laͤcherliche Strafen mußten dikliren laſen
Ueberall herrſchte Scherz und Freiheit, der Senat verfaw
welle ſich nicht, die Gerichte feierten‘, alte Prozeſſe ruhe
ten, in den Schulen waren Ferien, Teine Lebenöftet
ward vollzogen, Fein Krieg angefünbigt, man fandte ſich
Seſchenke, um alte Freundſchaften zu erneuern und die
allgemeine Geſelligkeit zu befördern. Wo "Man ſich auf den
‚Strafen begegnete, rief man: aus: Jo Seturnalie!
Bona Saturnäalial Bon ben Heinen Götterbilden
(Sigilla), womit man ſich an ben beiden letzten Tagen
. zu befchenten pflegte, hießen diefe Die Sigillarien, und be
Platz in Rom, wo man die Sigifie verlaufte, ‚halte and
feinen Ramen davon.
Einer der alteſten — des Saturn‘ ſtand anf
bem römifchen Forum, worin von Alters her ber öffentl,
de Schatz, Urkunden von alten Contrakten, und bie Ro
men aller rsmiſchen Bürger, auf Pergament geſchrieben,
aufbewahrt wurden und wo bie fremden Geſandten bei
Borſtehern des an Schatzes ihre — anzeigen
mäßten, |
a Nach der — Zeit‘ unter dent Saturn folze
die ſilberne, dann die eiſerne und zuletzt die eherne, ü
Wwelcher die Menſchen immer mehr herabſanken, und end
lich anf den Punkt der Pe tamen, auf “welchen
die m. Be |
©
A ran ne A
Der ng der den Saturn fo freunlic) auf⸗
nahm, trit in der romiſchen Neligion als eine der wichtig⸗
ten Gottheiten anf, wiewohl fein Weſen nicht: hinlaͤnglich
rforſcht iſt. Sein Mythus iſt Itallen eigenthümlich, und
Zriechtnland hat: dieſem Son keinen an die Seite zu ſtel⸗
em. Man bildete ihn als einen alten. Mann mis gel
auch, wiewohl ſelten, wit wien Gefichtern‘,; deren. eines
or⸗ das Andere‘ rühwärts ſah, oft: min einem Schläge
n ber. einen:iund. einem Stabe im det andern Hand. Er
!
U
⸗
yatte in Rom' den Tempel mit zwei Thüren, die offen
kanden, wenn der Römer Krieg, geſchkoſſen waren, wenn
r Friede hatte.“ Von ihm führt der Monat Januar,
er erſte im Juhr, feinen Mmnen. und: gud. die Thuren
er Haüſer hießen von ihm Sanua- Go war er vigb⸗
eicht durch dieſe Bedeutung ber Pförtner des Jahre, er
atte das Amt der Schlüffel. Man brachte ihn am
tften Tape des Jahre unblutige Opfer," einen Kuchen mit
Mitch und Hotig ‘bereitet, und geröſtet Korn mit Sal
yeftreut, ‚die ein fachſten md. ähtefken. Opfer, ‚welche
ven Göttern von den Menfchen bargebracht wurden. Nur
n ein er Hinſicht machte die Feier ſeines Feſtes eine Aus⸗
iahme von allen Abrigen Feſten; es war kein Feſt be
Ruhe, fordern’ der Thätigfeit: die Arbeit, oder das An⸗
angen ‚ber Arbeit war an diefem Tage gleichſam geweihet,
md gehörte ſelbſt mit zur Feier des Tag; Der Fleiß war
yeheifigt und wurde vorbebeutend für das ganze Jahr,
58 durfte ſogar ‚Bericht gehalten‘ werden, har: daß man
dabei heftige Streitigkeit vermeiden und mit leichteren Sa⸗
hen ſich Befchäftigen mußte. Ausgezeichel:war dieſes: Feſt
noch auf-eine andere Art, durch Zurückverſetzung in ein
patriarchaliſches Zeitalter. Man -theilte ſich nemlich Ge⸗
ſchenke aus, bie mehr den guten Willen, als den Reich—⸗
ſhum des Gebers bezeichnen ſollten, Datteln, Zeigen, Ho⸗
nig, alte Münzen aus den Zeiten ber Känige. Dieſe Bu
wohnheit en ſich felbft noch zu den Zeiten der Reale
0080.
Rice blos aber an ſeinen, auch an anderer Götter Feſen
gebachte man bed Jauus, er wurde aucer ben: laͤrblichen
Schuztgoͤttern bei den Ambarvalien angerufen ul
überhaupt er, nebft Der Veſta, zuerſt, daß. er bie Site
gum Throne bet Götter wolle gelaugen laſſen, dem m
war ja bie Chür gu denfelben. Vater waurde er genau,
weil er älteher Schutzgott oder Heros: mar; melde
von beiden er eigentlich geweſen, das iſt och uneriſche⸗
den. Man ſchrieb ihm aber den Urſprung aller Dinge zu
der Leitung und Abwerfelung des. Jahrs und der Jah⸗
zeözeiten, der menſchlichen Schickſale und der · Begebenheim
im Kriege. Man machte ihn zum Spmbel der. Exit
Dee Menſchengeſchlechts „ ſchrieb ihm die Erſindung de
Religion, den eg die ı u ber Städte ju u
dem
Als König von — hatte er eine Gemahlin, de⸗
nilia, die ihm die Canens gebar, welche nachher bed Pi
cus Gemahlinn wurde. Diefer Picus wird Zeus genannt
und damit hängen dieſe Italifchen Sagen mit den. helle
ſchen zufammen, wie denn felber ber Name Janus, was die
neuern Forſcher behaupten, der griechiſche Fon und be
bibliſche Javan ſeyn und alfo gar wohl auch dieſe Ur
ſagen Italiens zu orientalifchen machen fol. Auch ander!
Umſtaͤnde vereinigen ſich mit diefem, um zu beweifen, do
Janus urfprünglih aus dem Morgenlande fen; er tägl
+ €. in der einen Hand die Zahl 300, in der andern 6
Ähm find, dabei zwölf Altäre geweiht — Anfpielungen al
das Jahr, das Sonnenjahr. Ferner: Luna (der Mont)
heißt au Sana, C Diva Jana, Diana); Divu
Janus, Dianus, oder Janus ift alfo niemand, al
- de Sonne, Bol. Er hat auch deßhalb auf dem äͤlteſten
Münzen ein maͤnnliches und ein weibliches Geſicht. Spi⸗
tere Abbildungen geben ihm zwei männliche Geſichter. Ein
after myſtiſcher Sinn bezeichnet bamit t zugleich das Mann
weib, kunus und Luna.
— 469 — | .
en a Ryen
ben, BER ——— die — de. —
urde zuerſt 204 Jahre vor Ehriftus in’ Rom befannt, ins
em, auf Anrathen der Sibyllenbücher und des bee
hifchen Drafels,. eine Bildfaüle von. ihr ans Peſſinus
ehplt und ihr ein Tempel gebaut wurde. Bon der altitas z
fchen Göttinn Ovs erhielt: fie zuweilen fogar den Nas .
ven, in jeder andern Hinficht aber viel; auch ein Feſt
urbe ihr in biefem Namen gefeiert, es hieß die Opas
ien. Doch das Hauprfeft dieſer Goͤrtinn waren die Mies
alefien (von megas, groß), denn Rhea war mit.der
zy bele, der großen Götter, Mutter, eind. Dabei
surde ihr. Bild feierlich. berumgeführt und — Waf⸗
enſpiele ſechs Tage lang gehalten.
Der Dienſt der Nhea nahm in Rom immer mehr zu,
emehr Sittenverderbniß uud Aberglaube seen überhaub
iahmen. |
plate
Der griechiſche Hades oder Ars hatte. bei den Rö⸗
nern den Ramen Pinto und mehre andere, ald Sums
nanus, Februus, Vedius und ſtogiſcher Jupi⸗
er, und als Vejovis einen Tompel in der achten, als
dis pater einen in der eilften Region. Seine Gemah⸗
inn heißt hier Proferpina, auch Libera (die Freie,
der Befreierinn, als Schweſter des Bachus) und Liv
'itina CReihengsttinn). Beiden zu Ehren wurden
Spiele. gefeiert und Opfer gebracht. Februus hatte ein
jeft, Februa, Kebrnatio e Reinigung) genannt, wels
bes vom 18.— 28. Februar begangen wurde. Es fehte
ie Hafer in Sicherheit vor böfen Geiftern. - Die erften
Ragiftratöperfonen faßen am erfien Tage vor dem Tem
wel Jupiters auf dem Kapitofe. Die Prieſter vertheilten
Schwefel, Harz, Pechfadeln, womit da6 Bolt nach Haue
e lief und fein Haus durchraucherte. Was zurückgebracht
—
—
‚ &
m
— Er man auf einen Haufen nnd bie Aberge
blichese Aſche, rüdwärs und, ohne. Ach mmiufehen, in
ben Sluß, . - Am. zehnten Tage ſchloß man das Zeit mit bes
Feralien, ‚einem. Feſte, dad den Mauen der abgeſchie⸗
denen Verwandten galt, „und in Opfer und. Opfermahlzeit
beſtand. Auf dem Plage des eyloſchenen Scheiterhaufend
‚freute man, unser. frommen Gebeten, Früchte, Kräug
sad Blumen aus. -Sp wurde Das Andenken an bie Ber
ſtorbenen mit jedem Jahr ‚erneuert und kounte bei ben
Ueberlebenden nicht erlöichen. Libitina hatte einen Tem
vel und einen, heiligen Gain, in deſſen Nähe der Begräb
nißplag lag, In dem. Tempel war allezs zum Begräbnif
Gehoͤrige verwahrt und drum — — die dabei
a Perſonen. a
ur Bachus u
war * dem Namen nach derſelbe Gott bei den Roͤmern,
wie bei den Griechen. Man nannte ihn auch gern ? Bar
ter Liber,” Sährlih am 17. März feierte man ihm bie
Liberalien. An diefem Feſte wurden viele Honigkuchen öfs
fentlich verkauft und die Kaüfer dabei ermahnt, dem Bars
Aus zu Ehren babei einen Trunk zu thun. Bei den Mahl
zeiten an biefem. Tage durfte man ungefchent Alled heraus
fügen, was man Dachte, Die Landleute und insbeſondere
bie Weingärtner pflegten unter Tanz und Gefang von ro
her, mitunter mehr als freier Art, an deu Feldgrenzen Bil
berchen von Bacchus und Phallen aufzuhängen, damit fie,
vom Winde bewegt, "Segen buch die ‚Weinpflanzungen
verbreiteten, : Nach her Weinlefe im Oktober oder Novem⸗
ber .folgte ein Dankfeſt, an weldem bie Kelterer, mit
Moft gefhminkt, andere mit Mennig-geröthet, oder in
Larven von Korkholz, jubelten, auf geölten Stierfellen
fopfüber purzelten und ſich in Wettfnielen übten: Der Tag
dieſes Feſtes war willführlich, Die Opferfladen wurden
aus feinem Mehl, Milch, Eiern und er gebaden und
noch warm mit Honig BER: i
d
⸗
*
!
Bee — 411 — —
Ein neuen. Forſcher fagt: Urſpruuglich ſey Liber eis
ititaliſcher Gott der Zengung geweſen und wit dem grie⸗
hiſchen Balchos zuſammen geſchmolzen. Sein Name Li⸗
ſer komme von "libare” gießen, auag ie ßen, anfeusche
en, daher auch. ”iiber,” ber Sohn, dad Kinb (gleich⸗
ſam Das. Jusgegoſſene) und „bie bentfchen. "lieben, lee
em, Taben” entſtauden ſeyen. |
x: on Sol. . er :
Wie bei den Griechen Helios, fo warb bei den Ri
mr Sol in ſpaͤern Zeiten mit.Apollo.verwechfelt und
als einer and berfelbe angefehen, da fie doch urſprünglich
weientlich verfchieben wären. Die Verehrung des Sol
wurbe jedoch erſt fpäter:bebeutenb 'und begann vornemlich
nit dem Kaiſer Aurelianus, deffen Mutter eine Som. €
nenpriefterinn gewefen war; ſie wuchs durch bie im
Morgenlande „geführten Römerkriege, denn ber Orient
wurde. unter des Sol befonderer Herrſchaft gedacht, auch
Sol mb Driens mit denfelben Attribnten, dem Strahs
Ientranze und der erhobenen Rechte, abgebildet.
Aurelian ftiftete daher beim glücklichen Beginn feines Kriegs
gegen die Königinn des Morgenlanbes, Zenobia,.
dem Elegabalus Emufenus, d. Li: dem Sol, einen
mächtigen Tempel. Uebrigens hatte Sol aͤuch zu Rom
einen Tempel auf dem Palatium, und Heliogabalus
erbaute ihm einen: folchen auf der Stätte, wo:chebem ber
des Orkus. geftanben hatte. Geräthe und Feier wetteifer⸗
in an Pracht mit dem Tempel felber, Zu
a. tune 5 —— J
Wie Apollo als Sol, fe ward Diana als Luna
son bes Mömern in der Inter » Abtheilung ber höhern
Bötter aufgeführt. Von befondern Sagen aber, Te wie.
son einent befondern Culte derſelben kann hier nichts weis
it gefagt weeben,. da fie mit Dianen ganz zufammenfält.
Auf Eaiſermünzen ficht man den Kopf eines Tünglinde, ‚
—
N;
— NT —
wi der vhrdghhche⸗ antze bedeckt und. den: Satiniond ober
, Sterne neben ſich, mit einer .Infchrift, bie man für Men,
der Mond, alfo einm männlichen Mond, einen Lunns,
erklaͤrt. Einen‘ männlichen Mond nahm mau deßwegen
an, weil es hieß, ‚wer den Mond ale Frau aurufe, ſtehe
unten weiblichee Herrfthaft, iver hingegen den Mond
männlic glaube, herrfche über fein Weis. And werde von
ihr nie uͤberliſtet.
J Geniue.
Mas bei den Griechen der Damon, das war bei
den Römern ber Genius, doc. land diefer noch in hör
herem Anſehen: Er war die Kraft, die ben Menfchen, deu
. Heros, im entfcheitenden Moment begeiftert, ober wäh
* ſeines ganzen thaͤtigen kebens ii Hatte,
Man nahm aber einen füwarzen and eines weis
Ben Genius an; dem’ erftern fchrieb man alles Böſe,
dem letztern alles Gute zu. Und eben diefer alte. Dualis-
mus trit bei. dei. Ftalienern, namentlich den Etruskern, fehr
ſtark hervor und ging von ihnen auf die Römer über. Die
Berienweit hatte auf den Römer, wie auf jenen, bei. wid?
aigſten Einfluß, ; in jedem Lebensalter, ja in jedem Punkte
ähres Daſeyns fühlten fie. ſich von dieſem Weſen umſchwebt.
| . Se: tärfer . und mächtiger, ie günfliger ein. Genius dem
Menfchen war, über deſſen Leben er waltete, deftd voll,
Tommener und, glüdlicher war dieſer. Bel. jeber ausgezeich⸗
neten Natur betrachtete man mit. Verehrung ihren hohen
Genius, und fo wie ber bürgerliche - Stand den Einen
über den andern emporhob, fo war auch der Genius des
höhern Standes Über ben drd.andern erhoben. Herr und
Frau fländen. z. B. in einem fo erhabenen Berhältniffe zu
‚IheenrSHaven, daß die Knechte bei ben. Genien ihrer Her
sen, bie Mägbe: bei denen (den Junonen) ihrer Kronen
ſchwuren. (Zur Kaiſerzeit aber =‘ das game Reich
hei. dem Genins. bed Kaiſers. IE ann
—
— 473 —
Neberhaupt erhlelt die Dichtung von der Beriien 54
den. Römern einen. vorzüglichen Reiz. Ihr guter Ges
nins war ein wohlwollender Geiſt, deſſen Sthickſal lt
bem feines Schäglings ſters auf das genanefle zuſammen⸗
hing. Dean chrte ihn,: went man ſein Herz :der Frende
öffnete und betrübte und mishandelte ihn durch das Ge⸗
gentheif. Mit wenigen und Heinen Opfern ließ ſich Abri⸗
gend ber Genius begnügen. ine Blume in feine Haar
locken, ein Platanengweig um feine Schläfe, eine Schalt
mit Weihrauch, ein Becher Wein, bad waren. ihm bie lieb⸗
ften Geſchenke, und auch vieſe brauchte er nır an Ge⸗
burt’s und andern feierlichen. Tagen zu erhalten. Nicht.
nur aber die Menfchen,. fondern auch jeded andere: Ges
fhöpf hatte feinen Genius, ber alfo Überhaupt nichts An-
deres war, ald ein Theil des durch die ganze Natur ſich
ergiegenden göttlichen Gelfted. "Was dem Dinge Beftande
fraft, innere Regung, Wachsthum, Leben, Gefühl, Seele
gab, war ein Theil dieſes gemeinfhaftlichen Naturgeifted,
daher ein kömifcher Dichter den eng ben Gott
menſchlichen Natur nennet.
Ein neuer Forſcher leitet die Idee ber Seien — die —
man als holde, geflügelte Knaben abbildete, die Schiafe
mit Blumen befrängt, ‚mit Schlange und Scale und
Füllhorn in den Händen — ‘von, ben Meinen Knaben her,
die bei den. Bakchosfeierlichleiten und andern Myſterien J
eine vorzügliche Rolle ſpielten und die in allen ſich darauf
beziehenden Abbildungen ald geflügelte Genien- vorgeſtellt
wurden. Andere halten die Knaben für fihtbare Repräs
fentanten der unft ehtbaren Benien, die demnach früher vote
handen geweſen ſeyen, als jene.
Mit den Genien waren nahe verwandt die —
und Penaten, die Manen, die Lemuren uud Larven.
. De Laren waren die Familiengötter : bei den Nie
mern, daher hießen fie gewoͤhnlich ” Kamiliares,” wie
(
»
m
*
fi
. wohl mon, au Atfentlichr (owblich)- hatte. - „Wert
Die Verehrung biejer Weſen wurde das ganze gewöhnliche
nud tägliche Lehen ber Römer gewiſſerwaſſen geheiligt und
zeligiöd zemacht ‚Die Karen ftanden als Heine Bilder auf
dem Hecke in einem Heinen Schräntihen, zuweilen aud
is einer befondern Fleinen Kammer (Rarartie). Bei wid»
tigeen Angelegenheiten opferte man den. fchügenden Laren
ein Ferkel, ein Lamm oder ein. Kalb. . Das Ferkel, vom
fünften Tage au, mar das gemeinere Opfer, ein gewähl
tered Opfer wear. hab Lamm, das erſt am: achten: Tage,
bad reichtte ein. Halb, das am beeißigfien Tage rein. war.
Mer: Genius eines: Mannes warb, wenn biefee Hauöherr
wurde, unter die Zaren anfgenpmmen. Auch vergötterte
Wohlthaͤter: der Menſchen zählte ber. Römer zu ben fi
genden Zaren *). Als folche Hatten ſie Theil an der
Feldweihe CAmbarvalien) und an dem Exntedank⸗
Feſte (Liberalien). Wuchs eine Familie zu einem herrſchen⸗
ben Geſchlecht an, oder flieg durch Kriegsglüͤck empor, fo
walteten bie ‚ehemaligen Hausgötter ald höhere Laren
und Penaten, über Städte und. Länder. So entflanden
bie öffentlihen Laren, "Al allgemeiner tar de
VLandleute kennen wir ben Silvanus, Mars war- ein
Bar der Soldaten. Zu dieſen kam der jedesmahlige Im⸗
Perütor, öfters durch beſondere! und förmliche Senatsbe⸗
ſchluͤſſe. Dieſen öffentlichen Laren wurden zwei Feſte jähr⸗
ſich gefeiert, das eine im Mai, zum Andenken einer. Altar⸗
weihe; bad andere nach den’ Saturnalien im. Dezember
oder Januar. Dieſes letztere wurde blos von den Knech⸗
ten begangen, in öffentlichen Kapellen an Scheidewegen,
daher das Feſt Compitalien hieß. ' Um ver Verwand⸗
fchaft willen gedenfen wir hier. auch des-Fefted der A cca
- 9) Des Raiſer Alexander Severus hatte zwei Lararien, eis
nes mit böhern Tayen, wozu er Abraham und Chri—⸗
#08 rechnete, und eines mit medern, — Platon,
Se Cicero und — waren.
a Sr ee
— — ru —
—— weiches jälglid.den 28. Dyn, — our
Es galt dem Anbenten. einer Buhlerinm bie; ein ‚unermeßlis
ches Vermögen erworben und ſolches ber Say Rap; permacht
hatte. Die Dankbarkeit der Römer verwifchte nach und nach
die- Erinnerung qu das Lehen der Perfan ah ihr Feſt
galt zugleich dem Jupiter, infofern er, Leben gibt. und Bi
Die Penaten waren "gleichfang, entweder Sans;
oder. ' öffentliche Sötter der Römer. ag. Hansgöttez
fanden fee in dem nemlichen Berhättniffe, ivie die Karen,
mit welchen fie oft als’ gleichbedeutend. geyommeit werbeit,
Aber’. auch jede Stadt hatte ihre Penaten „die für dag
Wohl, derfelben beforgt "waren. , Unter "Bieten "waren big Ä
berühmteften bie zu Kom, Schuggötter des rämifchen Neichdy
die, famt der Bella und ihrem ewigen Beier, Aeneas au -
Troja. mitgebracht hatte, Nach ber Schilderung der alten
Schriftſteller waren dieſe Penaten kleine, rohe Bilder vor
Holz oder Stein, mit Spießen, vor welchen die, ausziehen⸗
den Feldherrn, und die oͤffentlichen Beamten, wenn fie ih⸗
ve Stellen niederlegten, zu opfern pflegten. Ihre Namen
wußte man nicht. Einer von den alten romifchen Schrify
ſtellern behauptet ausdrädlich, die römiſchen Penaten ſeyen
nichts anders geweſen, als die ſamothrakiſchen Götter und
als — erſcheinen ſie in ber Dämonenlehre Etruriens.
Unter Manen verſtand man die Geiſter der Verſtor
benen überhaupt, 'hemlich der guten. Sie wurden als haus
fend in der Unterwelt gedacht, oder ald umgehend auf’ der "
Dbermwelt, in’ welchem Falle fie mit den Lemuren zuſam⸗
menftelen, ober als Schußgeifter. Dieſen weihte man
das. Grabmahl bes Abgeſchiedenen, -Grabhügel‘, ſchattige
Bajıme und andere Denkmahle, feierte ſie darch Todten?
opfer und ſtreute am Trauerfeſte Laub, aume und aller⸗
lei Schmuck auf die Gräber. nl
Die Larven waren den Baren eugegengefebt, alfa
Schredbilder ber Phantafe,. BR furhht⸗
— 1
varer Were, "Die den Stemilchen Greuen uns Ehe
Sen erregen. Um fi vor ihnen zu ſichern, brachte man
Ihnen bei der Todtenfeier im Bebruar Selasıe und Opfer.
Faſt eins mit den Larven waren bie —
denen man tm Mit ein Suͤhnfeſt feierte. Man ſagt, die
fes hätte anfaͤnglich Remurien geheißen und ſey ben
anen des Remus geweiht geweſen, von ſeinem Bruder
Romulus zur Sahne geſtiftet; es ſey aber nach und nach
in ‚ein allgemeines Feſt für die. fpufenden Manen über
gegangen. An biefem ging der Hausvater in mitternäcts-
Ficher Stunde, ohne Schuhe, im ganzen Haufe herum,
warf ſchwarze Bohnen über ſeinen Kopf hinter ſich und
ſprach: "Mit dieſen Bohnen löſe ich mich und die Meini⸗
gen.” Man flehete die Manen, bie Ruhe der Lebenden
‚nicht zu ſtören, und ſchlug, nachdem man dreimahl bie
Hände gewaſchen, an ein kupfernes Gefäß, um durch das
— die Seiſter zu ——
Manta, die. Mutter der: garen, ober vielmehr der
— ward in frühern Zeiten mit blutigen Kinderop⸗
fern verehrt. Später, ald die Römer ſich humaniſirten,
‚brachte man ihr Zwiebeln und Mohntöpfe dar und hing
an bie Gompitalien Heine Bilder, nach der Anzahl ber
Kinder, aucd wohl. der Sklaven, auf, um biefe Perfos
nen vor deu Gefahren der ale und bed ern
zu I |
mn
Die roͤmiſchen Goͤtter der — — wurden
an in »Indigete 87 un und "Semones”
Die In digetes, ſo viel ais »Einheimiſche, In⸗
ländiſche,“ waren vergötterte Menſchen, Vorfahren.
Unter dieſen ſtehet voran Herkuled. Sein Mythns hat
„ber nur u ———— erhalten. Davon iſt das
— HIT —
aode Doß-wan Ihm die b ſchafteug wer Witten
opfer guihreibt. Baiden Sabinern ſoll ex. der Saueud
Cund Some) geweſen ſeyn, woraus die Roͤmer ihr Samen.
tus .gemücht haben fallen. Dieſem Saneus war zu New
ſchon ip. ben älteften ‚Zeiten ein Tempel geweihet, auf del
quirinalifchen Hügel und vorzüglich heilig war ber. Schwur
bei Sancus oder Semo Sancud, weil man ſich unter
ihm die alte Treue ſelber perfonificirt dachte. Da num
Herkules audy fchon früher: unter dem Namen GSancn® -
verehrt ward, fo ſchreibt ſich wahrfcheintic daher, daß
man auch bei ihm haüſig und zugleich am heiligften ſchwur.
Wenn Herkules ald Mufenführer vorklommt, ſo wird andy
dieſe Idee für eigenthümlich römiſch erklärt, denn nad
der griechiſchen Cage hat er nicht ſonderliches Talent fin
Muſik beſeſſen. Fulvius Robilior, heißt es, erbaut
dem Herkules einen Tempel, in welchen er die zu Ambras
cia eroberten Muſen aufſtellte, um feinen: Landsleuten die
Lehre zu geben, daß bie triegerifche Tapferkeit
nicht unvereinbar fey mit dem, ———
So ward Herkules zum Muſageten. |
-
Im Dom hatte. Herkules einen Tempel und neun Ra
Iı
pellen und in Italien mangelte ed keinem bebeutendern Orte
on einem Herkulestempel. Jährlich wurde die Einweihung
bes Herkuledtempeld in Rom gefeiert, der am Circua Mas
simus fand; denn da man in Herkules ein Symbol deu
höchften Körperkraft mit allen’ihren Auſſerungen fah, fo
wetteiferte man. in ben rn gleichſan unter run |
Schutze.
Zu Rom * man dem Herkules junge Stier,
trächtige Schweine, Meth und Brot und bradjte ihm dem
Zehenten von allem Einkommen dat. Bei den ihm gebradye.
ten Opfern durfte fein anderer Gott genannt werben und
fein Hund inner dem Tempelbezirk ſich ſehen laſſen.
— 078 —
Die Diocknren, Eaflor uud Peitu⸗, ‚besten Yet
| Kumpel in dem Hafen vor ORia: :Obe hatten des MAnR
‚uuter andern in ber: Schlacht gegen ‚bie Latiner beigefiums
den. Damahld träntten fie ihre Nofe an ber Quelle u
Duturna und verſchwanden an when der Ste, ws ne.
Dieter: Durke in Tempel ſtand.
s en cas, der Stammvaten der — fans, ni dr
Berftörung feiner Vaterſtadt Troja, nach Italien und faub
eine gute Hufkahme und verband Ad. wit: den Aboriginern,
verbeirathete fih mit Laninta, der Tochter des "Mönigd
Latinus und führte bedeutende Kriege gegen den König der
Bentuler, Turnus und zuletzt gegen die Etr uster, wo
er dad Leben verlor. Seine Mutter, Benns, "reinipte
ihn im Fluſſe Numitins, an welchen ex gefallen war, und
verſetzte ihn unter die Götter. . Darauf verehrten ihn bie
Römer unter bem Sau See Senigene
Nomulus, ve mit feinem Hruber Remns die Stadt
Nom baute und’ nachdem er dieſen hinweggeſchafft, das
Volt allein beherrfchte, warb mitten in feinem Föntglichen |
Geschäfte, daner wäter freiem Himmel in der Verſammlung
bed Senats und Volks Befehl ertheilte, durch. einen plößs |
ch entftandenen Sturm der Erde. enträdt. Da das Bell
Die Patricier wegen feiner Ermordung im Berbacht hatte,
erfchien er dem Julius Prochlus auf dem Wege von
Alba, bei hellem Mondſchein, in jugendlich ſchöner Geſtalt
und mehr. als menſchlicher Groͤße, und gebot durch ihn den
Römern, ſtatt ber Trauer um feinen Verluſt, die Feier
ſeiner Vergoͤnerung als un u8 and friegerifche Ue⸗
nn |
Die Semones (Semihomines, Halbwmenſchen)
waren viejenigen Weſen bei den Römern, welche zu we⸗
nig Anfehen und Berbienft hatten, um unter die Olympier
,,
\
— — — 49 —
getediu, und —— 8 für Bioge Gresktiche gehalt. un
werden. Dahin rechneten fie des Silvanus, wei
man als deu nrfprünglichen Befchägen der⸗Waͤlder und
Felder mit ihren Grenzen auſah, nud in. der Zolge mis
Ban und Zaun. verwechfelte. Er warde als ein nackter
bärtiger Mann dargeſtellt, auf dem Haupte einen wilden
Kranz; in der Rechten eine Hippe, in Dei Linken einen
AR tragend. Faunnus, ſogar dem Namen nad) aus dem
Pan eutſtanden, war urſprünglich ein König, der nach
ſeinem Tode vergättert wurde, Er hatte eine zählreiche
Nachkommenſchaft an Kaunen, welche theils wehlhätig
waren, theils, beſonders durch ploͤtzliche und unerwartetg
Erſcheinung, erſchreckend und Unheil bringend. Daher
ſuchte man die Faunen durch Opfer und Gebet zu bewe⸗
gen, daß fie insbeſondere den Kindern keinen Schaden zu⸗
fügen und ſie durch fürchterliche Erfheimmgen-im Schlaf
nicht aufwecken mögten. Am 13. Februar feierte man in
Rom die Kaunalia, bei welchen wine junge Ziege,, eig
was Wein und Weihraud, geopfert wurden. Am 15. des⸗
ſelben Monats fielen: die. Lupercalien, dem (Wölfe
ſcheucher) Pan zu Ehren, der Bein anderer ald Kaunug
war, ‚An diefem Felle: war ein Wettlauf von Junglin⸗
gen: Die Fabier, bie Quinctilier und. Die Julier waren
die drei Familien, die von Alters her darau Theil nehmen
durften. Jeder Stamm opferte eine weiffe Ziege, entkleie
dete ſich und band das Ziegenfell als Schürze vor. Das
bet wär die befondere Geremonie, daß der Priefter fein
blutiges Meſſer zwei Sünglingen an die Stirne: ſtrich, ein
Paar andere. wiſchten darauf, mit. Wolle in. Milch ge⸗
taucht, das Blut wieber ab. Man weiß nicht, ob das
eine Erinnerung an die Menſchenopfer, oder an den ers
fien Brudermord in der römifchen Geſchichte ſeyn ſollte.
Den Iaufenden Fünglingen ſtellten ſich unfruscchtbare Frauen
in ben Weg und wurben: von ihnen mit einem aus dem
Ziegenfelle gefchnittenen, Riemen "gefchlagen, welches die
Fruchtbarkeit befördern follte. Aus allem dem gehet
⸗
— — 980 - |
herbor, Wa Fanums gicht bloseln ſchadenfroher de⸗
panz war, wir man Balfig ammahm, ſondern anch sis
wohlthaͤtiger Befbrderer der Fruchtbarkeit, alſo des Wohl
der Welt. .- Das beweist übrigens auch der Umſtand,
daß er ein Orakel hatte,. alſo ein - weiſſagender Gott
war. Dieſes fein Orakel war in. einem. Walde, hin⸗
tee dem Pallafie des Picns, .. Seine Sprüche: gab · es in
einer rauhen Versart, welche mau bie Satuxzgiſche
nannte, weil auch Satuxuns in bderfelben .Gefege mb
Denkſpruche gegeben. haste. . Gleichwohl darf nicht. überſe⸗
hen werden, daß Faunud und feine: zahlreiche Familie,
maͤnnlichen ſowohl ale weiblichen Geichiechts ¶denn ed gab
auch Faunaä), beſonders bei den Dichtern ein auſſerſt
leichtfertiges, muthwilliges und noch frevelhafteres Welt find,
als die Satyren, mit welchen. fie im Auſſern bie größte
Aehnlichkeit haben. Kommen fie in Geſellſchaft der. Muſen
vor, fo gefihah das nur durch Bermittelung des Balchos,
in deſſen Gefolge eben Die Satyren fidj befanden.
Vertumnus, ber Herbſtgott, iſt wahrſcheinlich
von den Etruskern gu den Römern gekommen, Er. if leicht
zu erfennen; denn er trägt Früchte, haͤlt im feiner Rech⸗
ten ein Gartenmeſſer, oft auch einen frummen Stab, wie
ein Zaun, und iſt mit Kornähren und Fruchtzweigen ges
kroönt. Seine Gemahlinn ift Pomona, die, wie Dvib
erzählt, ihn nicht erhören wollte. Er nahm alfo zu aller⸗
let Verwandlungen feine Zuflucht, und kam ala Pfluͤger,
Secchnitter und Winger, doch immer ohne Süd. Endlich
erſchien er ihre in Geſtalt eines alten Weibes und bat fe,
doch ja gegen den Vertumnus, ben treueſten und eifrigflen
ihrer. Liebhaber nicht länger ſpröde zu ſeyn. Als er ſich
tun üͤberzeugt halten durfte, daß feine, Worte Eindrud ger
macht, verwandelte ex fich in feine eigene Geſtalt, einen
fhönen Süngling,. und Hatte nun bad rechte Mittel, fie
be für Liebe zu — Die — bedarf keiner Erlla⸗
rung. I,
Flora,
— 481 —
Flora, die Blumengottinn, iſt die griechtſche —— a
18, deven Name fogar in jenem zu finden feyn fol. Sie
sar eine Nymphe, die Zephyros liebte und ihr das Blu⸗
senveich zum Geſchenk machte. Der König Tatins ſoll
hren Dienft von den Sabinern herüber vervflanzt haben.
zhr Feſt wurde im Blumenmonate (April) gefeiert.
le Haüfer waren mit Blumenkraͤnzen geziert und alle
diſche damit beſtreut. Man befränzte fich mit Blumen,
ielt allerlei öffentliche Spiele und fang fröhliche ‚Lieder
mf den Gaſſen. Das Opfer, das man der Goͤttinn
wachte, war ber frohe Genuß des Lebens felber, ' den die
choͤnſte Jahrszeit durch ihre wohlthätigen Einflüſſe begün⸗
tigte. Aber man ſtellte die Spiele der Goͤttinn zu Ehren
inch nach einem Miswachs an, denn man badıte ſie fich
8 ein mächtiges Weſen, das GBetraide, Baumfrüchte,
Wachs, Honig, Del und Wein geben oder verfagen konn»
'e, je nachdem e6 die Menfchen um fie verdient hatten.
Die Beforgung der angeordneten Spiele waren den Aedi⸗
Im aufgetragen, denen diefe Ehre oft theuer genug zu fies
hen kam; denn fie mußten das ganze Bol. an den Floras
lien mit Erbfen und Bohnen verfehen, und alſo gewiſſer⸗
maffen die wohlthätige Gottheit felber vorftellen ‚ ber zu
Ihren bie Spiele ‚gefeiert wurden,
Zermins hieß ber Goit der Grenten, den —
anfänglich nur ale eine Herme bildete, worauf man in
ber. Folge einen Kopf feste Die Grenzſteine waren heis
ig und wurden, ehe man fie aufrichtete, mit Del begofe
fen; noch Heiliger wurden fie, als man anfing, ſich unter
ihnen eine Gottheit zu denken. Numa hatte diefer ein’ Frſt
geftiftet, welches die Ländereibefiger feierten. in Altar
von grünem Nafen wurde dent Gott’ an feinem Plate er -
richtet. Wenn nun die Flamme Toberte, fo warf man
Weihraud und die Erftlinge von Früchten hinein, und
befprengte den Altar mit dem Blute bed Opferthiers. Dann
wurden bei einem frohe Mahle Lieder zum * des —
2. Band. 31
— 482 —
minus gefangen und der Schutz des Botted erſleht. Aber
der Staat feierte auch öffentlich die Terminalien und zwar,
obgleich dad roͤmiſche Gebiet ſich immer ‚erweiterte, immer
auf der aͤlteſten Grenze der Stadt. Als man bei Errich⸗
tung. des capitoliniſchen Inpitertempels die dort ſtehenden
Altäre wegralmen wollte, verſagte der Terminus feine
Einwilligung und behauptete feinen. Plag, fo daB man fid
‚genöthigt fah, in dem Dache ded Tempels eine Deffnun
gu laffen, weil Terminus nur unter ie Himmel ven
ehrt werden konnte. .
Mutinus CMotunus, Tutinus) war der griedyifce
Prianosd, allo ein Gott der Fruchtbarkeit und ale fol
der auch den NReuvermählten wichtig, die deßhalb gewifle
Geremonieen gegen ihn zu beobachten hatten.
Pales war eine von ben bunfeln, aftitafifchen
Belbgottheiten, die gute Bergweide gab und die Heerden
vor Seuchen und Raubthieren fügte. Ihr Geſchlecht if
ungewiß. Gewöhnlich ward fie als ein weibliches Weſen
angefehen. Am 21. April feierten ihr die Hirten die Pas
fifien, mit einem Opfer. von Milk und Hirſeknchen,
wobei fie ihr Vieh durch Raücherung und fich felber durd
Meihwaffer und are über brennended Heu und
Stroh entfündigten.
= — dieſen hatten bie Mömer noch eine große Zahl
- von folhen femontifchen, aber auch von allegoris
fen und mythiſchen Götterweien, welche theils im
Lande felber entfkanden, theils vom Auslande, mit mehr
oder. weniger . Beränderung nnd Verwandlung, bereings
fommen waren; dieß letztere gefchah befonders zur Kaifer
‚seit und man kann ohne alle Uebertreibung fagen, daß es
eine Zeit gab; in weldher man zu Rom alle Götter aller
beiannten Böller ber Erde; nebft‘ Spuren beren Vereh⸗
ruug, —— konnte.
I ‘
| Das ganze Leben der Römer war von Religion durche
drungen „daher finden wir unter ihnen Goͤtter für alle
einzelnen Erſcheinungen des finnlichen, für alle Aufritge
des hauslichen und bürgerlichen, ' für ale Beziehungen deß
Heiftigen und fittlichen Lebende. Wir finden einen Gott
Lactans, der den Saaten den Saft giebt; einen No⸗
dotus, durch welchen das Getraide in den Halm ſchoß,
einen Rubigo, der den Brand darin abwehrt und eine
Runcina, die für das Jaͤten forgte, wie einen Occas
tor, der dem Prlügen und Eggen vorftand, Nicht felten
gingen diefe Götter von einem Berhältniffe des Menichens
Iebend zu dem andern-über: fo die beiden Ehegötter,
Picumnus und Pilumnus, von. welchen dieſer mit
einer Keule (Pilum) das Getraide zermalmt, jener als
Sterquilinus die Aeder büngt. Sie werden mit Ca⸗
ftor und Pollur identifiziert. Waren die Feldarbeiten vors '
über, fo ward. Bacuna angebetet und diefe dadurch zur
Göttinn der Muße in allen Ständen erhoben. Wahre
ſcheinlich haben Brtliche Berhältniffe Beranlaffung gegeben
zur Entflehung einer Gottheit Mephites oder Mephis
tt3, der unreinen Luft, des üblen Geruchs, die mehre
‚Tempel zu Rom hatte, und ber Elvacina, Sluacina
(die Reinigende), wahrfcheinlich ein Beiname der Venus,
ber fpäterhin aus Misverſtand eine. niedrige und fhändlis
che Bedeutuug erhielt.
Ganz zufallige Umſtaͤnde und Ereigniſſe haben Ver⸗
anlaſſung gegeben zur Entſtehung einer Göttinn Laver⸗
na, der Diebsgottinn, weil in dem Haine derſelben die
erfte Kriegsbeute der Römer getheilt wurde; bed Redi⸗
enlus, des Gottes ber Umkehr, der auf dem Plage eis
nen Tempel erhielt, wo Hannibal auf feinem Marſche nach
Rom: ftille ſtand und wieder zurückzog; des Ajus Locus
tius, des unbekannten Weſens, das einmal eine Stimine
hören ließ und bie Römer warnte, daß ihre Stadt nicht
von ben Galliern genommen würde, - Beim Sabinerraube
31* |
— on) une
Hatten einige Römer bie fhönfle aller —
frauen ergriffen. Wohin mit dieſer fragten audere. Zu
Thalaffio! wer Die Antwort. Und Thalaffio! Thar
‚Laffio! ſchrie alles Voll und Thalaſſins ward der roͤm⸗
‘fe Hochzeitgott, wie Hymen auf eine au Weiſe der
griechiſch geworben war.
- Hatten Lucina und Die drei Rirt f die Geburtgättimen,
ihre Schuldigkeit gethan, fo forgte Deverra, durch Keh⸗
ren der Schwelle mit dem Beſen, für die Sicherheit dei
Wochenzimmers und Levana waltete, daß der Bater fein
neugebornes Kind von der Erbe aufhob, modurch fie zur
Goͤttina der Erziehung wurde. Levana- übergab bad
Hömerlind dem Schutze der Ju venta, feiner der un
geachtetſten unter den Gottheiten, denn fie hatte einen Tem
„pel auf dem Eapitole und eine eigene, von ber Jugend
begangene eier. Und ſo wanderte benu der Nönter fein
ganzes Leben hindurch aus einer Götterhand in Die ande
te, und wenn Averruncus, der Abwender des Uebels,
ihm nicht half, und wenn Meditrina, die ‚den ‚Kran
Sen (mit Wein) heifte, vergeblich angerufen war, er war
- darum nicht verlaffen, denn nur die höchften Götter führ⸗
‚ ven ihm zum Tode und durch den Tod in Elyſium.
Die Römer rechneten die ſaͤmtlichen Nymphen, die
Fluß⸗ und Quell» Bdtter,. die Richter in der Unterwelt,
und den Eharon, zu ben Semonen und erhoben bie Tu⸗
genden und großen Eigenfchaften des Geifted und die Bor
‚güge des Körperd, fo wie die entgegengefegten Mängel
und Fehler und ſelbſt Lafter zu den Göttern, benen wicht
felten Altäre und Tewpel gemweihet waren. So hatte ger
bris (das Fieber) mehre Tempel in Rom und man betete
zu der Böttinn um Berfchonung mit Krankheiten,. fo wird
die Invidia (der Reid) ale eine döfe Göttinn, al
ein altes, häßliches Weib, dargeſtellt, mit ſchielenden Aus
‚gen uud Schlangenhaaren, das ſich felber beißt: So wur
u A —
‘
De aber au die Spes (Heffunag) frkhiriig hen in
Rom mit Tempeln und Altären verehrt. Cie hat oͤfters
den Bonus Eventus (dem ‚glädlihen Ausgang), einem ”
Genins, auf ber Hand, und bann If fie die erfüllte
Hoffnung Die Abbildung. der Hoffnung iR befannt,
fie erfcheint aber auch ald ein leicht einherſchreitendes Mäbe
chen, welches mit der Rechten die. Blüthe eined Grauat⸗
apfeld vor fidy her Er und. mit ber Linten das Gewand
etwas Viper, | a
De die eibertas bei den Römern Be war,
wird jedem natürlich erfcheinen, der da weiß, wie hoch
Diefed Voll die Freiheit achtete, wie lang dafür kämpfte.
Die römifche Libertas erfcheint in Abbildungen immer
ohne Kopfbedeckung. Honor (Ehre, Ruhm) war:gleiche
falls bei den Römern fehr natürlich vergöttert. Man ſoll⸗
te einen Gott vermuthen, allein es war eine Goͤttinn, die
insgemein in Geſellſchaft mit Virtus (Togend), und
zwar dieſe in maͤnnlicher Geſtalt, dargeſtellt erſcheiut. Das
nor. und Virtus hatten: zwei Tempel dicht neben einane
der. In den der erſtern — man nur durch deu des
— u
Als ane PER PER Gottheit dieſer Art muß For⸗
tuna (bie griechiſche Tyche, Dad Gluͤck) genannt werben.
Rirgends haste. diefe Göttinn mehr Tempel und Altäre als
ia Nom, wo fie, wie Plutarch fagte, um su, bleiben, ihre
Flügel ablegte und ihr Rad verließ. "Man feierte ein Feſt
der Fortuna publica (der Glücksgöttinn des Staats), der
Zortuna virilis der männlichen) und ber mullebrid (der
weiblichen) Glucksgottinn, und es war. fein Stand, 6
war eine Familie, ja, ed war kaum eine Privatpeafon;
de wicht ihre beſondere Fortuna gehabt hätten,
Rom felber, in den: Augen feiner Bürger mit jeum .
heiligen . hrfrrdt betrachtet, bie einer von ben Wättern
— —E m | N
felber erbauten und fo fehr. vordegogenen Stodt gebührt, |
vwardb jür Gottinn, die in ihren Ringmauern felber und in
vielen andern Städten Tempel und Altäre hatte Die Ge
ftalt, in welcher diefe Göttinn vorgeftellt wurde, Hat fehr
viel Achnliches mit Minerva, welche, wie wie wiflen,
nachn Jupiter nud Juno, die höchſte Gottheit in Rom war.
Als einer beſonderen Erſcheinung muͤſſen wir noch der
»Divi Novenfiled” erwähnen, bie wie im Athen ber
Unbelannte Bott. auftreten. Man weiß nemlich nict,
ob ed fontel hieß, als neun Gotter ober neue Götter.
Nach Piſo waren:eb neun Götter ber. Subiner, die” nadı
"Rom kamen und denen Tatius Tempel errichtete. Varro
nennt die Laren, bie Befta, bie Sabus, bie Fors,
[ud
die Fortuna und bie Fides als bie Novenſilen.
Die Diener ber römifchen Religion.
. Die Diener der Religion machten bei ben Römern,
wie bei den Griechen, Seinen befondern Stand aus, fie
wurden aus ben Bürgern des Staatd gewählt, daher mücht
Des Staat unter der Kirche, fondern die Kirche unter dem
Staate ftand, Diefe Diener der römifchen: Religion nun,
vdie aus: den vornehmern Familien größtentheild genommen
, waren, ‚waren. Priefter,. bie theils zum Dienfte aller,
theils zum Dienfte- einzelner beſtimut waren. Don der ev
ſten Art waren bie Pontifices, welche Numa angeords
5 net. und aus den Patriciern genommen hatte. Zuerft war
fen. ihrer nur vier, ſpäter wurde ihre Zahl- auf fünfzehn
beftimmt und die größere Hälfte Majores, bie Fleinere
Minores genannt. Das Ganze hieß: Collegium. Die
ſes Collegium übte in allen die Religion betreffenden Din
gen bie. Gerichtöbarfeit aus -und hatte eine fehr ausgebehns
te Gewalt, die nur durch Die Befchlüffe der Vollsverſanm⸗
lung befchränft war. Oft fuchte ſich das Collegium dies
ſer Befchränfung zu entziehen und brachte es auch einige
Mathle bis zur Unabhängigkeit, wiewohl es fotche, nicht für
immer behaupten konnte.
— 487 —
Das Haut biefer Priefterfdiaft war ber Pontifer
Naximus, deffen Gewalt fo groß war, wie feine Wir,
e, denn ex war der 'oberfte. Richter in aflen .geiftlichen
Dingen; ‚ihm waren alle andern, Priefter unterworfen,
nd insbefondere war ihm die Aufficht über die heiligen
eremonieen der Belta Übertragen. Er war ed, der bei
Den öffentlichen Feierlichkeiten -— denn feine war ohne
Religion — den Vorſi itz führte und die Weihgebraüche
eitete; er war ed, ber im Eheſachen bie höchite Entfchels -
ung hatte. "Unter feiner Leitung führte das Collegium
ne Sorge für den Kalender, führte wine lange Zeit hin⸗
uurch bie SGommentarien oder Jahrbücher, in wel⸗
hen dem Volke ein Verzeichniß aller in einem Jahre er⸗
chienenen öffentlichen Verordnungen aufgeftellt wurde, bis
iefe Gewohnheit, zur Zeit des erfien Trinmvirate, erloſch.
Die Kleidung der Pontifices war eine mit Pur⸗
ur verbrämte Toga und eine, wollene Mütze, in Form
ines Kegels. Der Pontifer Maximus hatte Immer
in öffentliches Gebaüde zur Wohnung, weldies Negia
jenanmt wurde, und feine Perfon war fo heilig, Daß er
nemahls einen Todten berühren durfte Die römifchen
miſer übernahmen zulegt Wurde und Amt des Pontis
"er —— ſelber.
1
— —
Auch die Augures, Auspices, waren allgemeine
Priefter. She Amt: beitand hauptſächlich Darin, daß fle
ünftige Begebenheiten vorher verfündigten. Auch fie ges
roſſen großes Anſehen, und großen Einfluß, weil feine
Sache von Wichtigfeit, welche den Staat betraf, weder
m Haufe, noch auswärts, weder in Kriegs» noch in Fries
benözeiten, vorgenommen werben konnte, ohne fie zu fras
gen. Die. Römer hatten das ‚Weiöfagen von den Tus⸗
ciern gelernt und .pflegten, befonders in ben Altern Zei⸗
ten, ihre Sünglinge-fehr forgfältig in dieſer Kunſt zu uns
—
a
vereichten. Homuins uud Remus folien es ſchon eisen
Auspicium unterworfen Gaben, nad weſſen Raus
ihre neue Stadt genannt werden ſollte. Lange Zeit war
ed Sitte, daß Niemand ein neued Aut antrat, ohne -vor
‘
ber die Auspicien gehalten au baben..
Die Auguren hatten fünferlei Arten von Auzeichen,
woraus fie Vorbedeutungen der. Zukunft fdhöpften, nem
lich Erfcheinungen am Himmel, namentlih Blig und Den
ner; den Gefang und den Flug der Bügel, das Freſſen
ber: heiligen Hühner, welche befonderd dazu unterhalten
wurden; bie Eingeweide geopferter Thiere und aufleror
dentliche Vorfälle, 3. E. wenn ein Balken im Haufe Eradıs
te, wenn einer feinen Schuh verfehrt anzog, wenn ihm
ein Glied zuckte u. dgl, Nur aus den drei erſten wurden
die öffentlichen Augurien genommen. Die Bögel, "deren
Gefang Anzeige gaben, waren ber Rabe, die Krähe,
Die Eute., ber Hahn; die, deren Flug beobachtet wurde,
ber Geier, der Adler, der Habicht und die Eraͤhe.
Das Freffen der Hühner ward befonberd im Kriege, vor
einer zu liefernden Schlacht, beobachtet. Bei einem äfs
fentlichen Augurium nahm der Priefter gewöhnlich einen
erhabenen Standpunft ein. Zuerſt verrichtete er ein Op⸗
fer und ein Gebet, darauf febte er ſich nieber und be
zeichnete mit einem Stabe, dad Geficht gegen Oſten ge
wendet, bie Grenzen, ne welchen er feine Beobadıtuns
gen vornehmen wollte. In der Regel waren die Erſchei⸗
nungen zur. Rechten glücbebeutend, die entgegengefepten
- zeigten Unglück an. 206 war bier einige Unſicher heit.
Anfaͤnglich gab wahrſcheinlich unter Numa, nur
drei Auguren, denen Servius Tufius noch „einem vierten
beifügte. Bei dieſer Zahl blieb es, bis die Plebejer (im
J. der Stadt 453.) es durchſetzten, daß den bisherigen,
aus den Patriciern genommenen, noch fünf aus den Pie
. , beiern beigegeben werben: mußten, Unter Sulla ftieg ihre
9 — Ta
Zahl anf vierzehn und -ike Worfteher. hieß, Magifter
Eollegii. Bis zum Jahre d. St. 68. geſchah die Auf⸗
nahme in dieſes Collegium durch die Auguren ſelber, durch
ein nenes Geſetz aber kam die Wahl an die Comitien.
Die Cäſaren behielten ſich die Beſetzung vor. Das Anſe⸗
hen der. Auguren war groß, ihr Einfluß wichtig, nad ſie
konnten um keines Verbrechens vwoillen ihres Amtes entſetzt
werden. Ihre Kleidung beſtand in. einer Tunica und
einem befondern Wahrfager + Kleide (Läna auguralie), wel⸗
ches . auffer ihnen Niemand. tragen durfte. Dazu hatten
fie noch) ein geftreifted Purpurkleid, einen Kranz von Del«
zweigen und in ber. Hand. kai Lituns (den Krumm⸗
tab).
-
I.
Ein anderes aellegiun von allgemeinen prieſtern in |
Rom) waren bie Haruspices, die Erforfcher der Eine
geweide, denn diefe Gattung von Weisfagern enthüllte bie
Zukunft aus den Eingeweiden ber Opferthiere. Ihrem. '
lag dabei ob, das Opferwefen und was dazu gehört, die -
Güte des Mehls, des Weihrauchs, des Waflerd, des Hole
zes u. fe w. genau -zu beachten. Während. des Opfers.
felber mußten fie auf Alles aufmerffam ſeyn, woraus nur
irgend eine Vorbedeutung gezogen werben fonnte, ob das
Opferthier nad) erhalienem. Schlage Teicht und. bald vers
ſchied, welches ein glädtiches , fo wie das Gegenteil ein
anglüdtühes Zeichen war. Hierauf zog man die Han
ab, Sffnete Bruf und Umterleib und der Harusper unters
fuchte nun, indem das Thier auf dem Aftare lag, mit ei⸗
‚nem anatomifchhen Meffer in der Hand, die einzelnen Thei⸗
le. Ein: Haupttheil war die Leber, auf deren gefunde Ges
fchaffenheit ed vorzüglich anfam und worin jeder Fchlew
ein fehr fchlimmes Zeichen war. Nach der keber Wurde
das Herz unterſucht; wenn diefed fehlerhaft war, oben,
wie zuweilen, gar zu fehlen fchien, das wer Auß “er
ſchrecklichſten Zeichen. . Daun wurde Die Getenbiefe Task,
.
’ — wo —
achtet, welche, wenn .fie tech: "Soll: mon Galle war, auf.
Krieg . und : glüdliche Schlactten dentete. War num audı
Die Runge in gutem Stande, die Milz in ihren rechten
. Rage, das Reg unzerriſſen, die Niere gut und lebhaft von
Farbe, and) die Zunge, ohne Fehler, fo waren das lauter
‚gute, und glüdliche: Zeichen. Bon ſchlimmer Borbebentung
war ed, wenn’ die Eingeweide non ungefunder Farbe nud
Beſchaffenheit waren, oder eimen.üblen: Geruch von fi
gaben. Wie mun ‚daraus :Bie :Zulsmft zu erfehen war,
dieſe Kunſt und Wiffehfchaft mußten die Haruspicen, nebſt
yielen andern ähnlichen Kenntniſſen, als Traüme zu deu
ven, nom Blitz getroffene Gegenftäunde: zu fühnen w. dgl.
:inne haben, und die Mömer ſchickten felber ihre Söhne,
welche fie zu dieſem Geſchaͤft beſtimmten, nach Etrurien,
um gründlich unterrichtet zu werden. Als den Urheber
— Wiſſenſchaft und Kunft neunt man den Tages,
Ben Sohn-ded Supiter. Zuerft.hatte man in Rom in je
dem Stamme einen Hearusner, aber ihre Zahl flieg
his anf 70, Ihr Vorſteher hieß Magier pubticus,
Sonftantin, d. G. unterfagte ihnen bie Ausübung ihrer
Kunft, Balentinian und Balend aber: geftatteten a wies
ber, ‘wofern fie nicht zum Schaden — würde .
„. Das Weiſſagen und Wahrſagen war bei den Roͤ⸗
mern etwas ſehr Gewöhnliches und Beliebtes. Auſſer ben
eben gefchilderten feierlichen Weisfagungen nahmen fie «ud
zeigen von Thieren, die über den Weg liefen, ober au
ungewöhnlishen Orten ‚gefehen wurden, aus dem Werfchüts
ten bed Salzfaffes über Tiſch, aus dem Nießen und an⸗
‚bern zufälligen, Ereigniſſen des -menfchlichen Lebende. Auch
fuchte- man Fünftige Begebenheiten - durch das Ziehen der
Loofe- zu enthüllen, und. prophezeite. aus ben Geſtirnen,
aus den Traümen und glaubte, wahnfinnige und bloͤdſin⸗
nige Menſchen hätten ben Geift. der Wahrſagung.
— 11 —
— die Quindecimviri CFanfzehunäauer).
aren ein beſonderes Prieſtereollegium in Nom. Urſprüng⸗
ch waren ihrer nur zwei CDuumviri) von dem Koͤ⸗
ige Tarquinius Priscus angeordnet, im Jahre Romb
88. wurden ihrer zehn und unter Sulla fünfzehn. Sie
atten die Aufficht auf die ſibylliniſchen Bücher,. weis
ye fie allein zu befragen das Recht hatten Ihr Amt
auerte lebendlänglich, befreite fie vom Kriegsdienſte und
len bürgerlichen kaſten und gab ihnen großeb Anfehen.
Bon: den ſibylliniſchen Bucheru ber Römer erzähle
san Folgendes: Es kam eine fremde Frau (Amalthäa,
ennen fie einige, eine. Sibylle *)) zu | bem Könige Tar⸗
* Sibolla, Gottesratherinnen, ſo hießen die bexühmteſten le
Keisfagerinnen ber Alten, von denen man glaubte, daß
fie, dur die Einwirkung einer Gottheit in eine Art vor
heiliger Raſerei oder Begeifterung verfegt, die Zukunft
vorher verfündigten. Das Alterthum zählt Ihrer zehn
nemlich die chaldäiſche oder perſiſche, auch Babylax
niſche und ägyptiſche genannt; die libyſche, welche
für die Ateſte gehalten wurde; die delphiſche, die ita⸗
liſche; die erpthräiſche, die den trojanifhen Krieg
angefündigt; die famifche; die kumäiſche, welde ger
wöhnlid Amalthäa, oft aber auch anders heißt; die hel⸗
Iespontifhe; die pheygifche und die tiburtinifgel
Diefe hyſteriſch verzudten Grauen flammten aus dem
Orient. "Mit wütendem Munde, ungeregelt und wild
firömten fle anfänglich ihre Weisfagungen and” fo fast He⸗
rakleitos vom ihnen. Plutarchos läßt Die erſte Sibylle vom
den Mufen erziehen, welches auf eine pöetifche Ausbildung
hindeutet, weldhe die Sibyllen in Böotien, dieſei fruchts
baren Propheteniande, gefunden. haben. Genug, die morgens
ländifchen Sibyllen ſchmolzen mit den Helifonifhen Muſen
zufammen und die Pytbien zu ‘Delphi waren eigentlich nur
‚ipre Nachfolgerinnen. Was nun diefe "hegeifterten Grauen
ausſprachen, das fammelten nachber bie fogenaunten Pros.
pheten und trugen es umher, zuerſt mündlich. * ſchrift⸗
j _ 40 —
quinias Prische und bot Ihe nenn Stollen fbyihsifcher
Weiöfagungen, für den römifchen Staat hödit winhtig,
zum Kaufe an. Da der Preis, den fie bafür ferberte,
dem König zu hoch dünfte, fo wies er fie ab, fie warf
Darauf drei von ihren Rollen in den brennenden Gamez
und. bot ihm bie übrigen ſechs fie Beiden Grit on
Tarquin wies fie, nicht ohme Hohn, abermahls ab. A
fie aber wieder drei Bücher verbrannte und ihm die letzten
drei mit entſchiedener Ruhe und einer gewiſſen Hoheit au
bot, wurde er betroffen und kaufte die Bücher um die ge⸗
forderte Summe. Er ließ fie nun, als ein. geheimes Dras
Bel für wichtige Staatövorfälle, en verwahren und
zwar auf bem Capitol im Tempe des Jupiter, wo fie in
einem feinernen Kaften in einem Gewölbe unter der Erde
"Jagen. Zu Sulla's Zeiten verbrannte mit dem Capitol der
Tempel ded Jupiter und darauf ließ der Senat durch Ge⸗
fandte aus allen italiſchen und griechifchen Stäbten, was
ſich von Sibylleu⸗Verſen vorfand, fammeln und, nad
forgfältiger Sonderung des Falſchen, noch ungefähr 1000
unter der Aufſicht der Fünfzehumänner aufbewahren.
GCicero erflärte bie Sibyllen⸗Bucher für eine Arbeit
ſtaatskluger Männer, : welche ſolche abfichtlich in. Dunkel
gehüllt und fo abgefaßt hätten, daß man ihnen eine wib
Führliche Deutung geben konnte.
Die Zwecke, die man nun mit dieſen Büchern er⸗
‚reihen wollte, würden unerreicht geblieben ſeyn, ‚wenn
man neben den für echt aufgenommenen Sibyllen⸗Buchern
lich. Bon diefer Art waren die Sammlungen, welche ma
unter dem Namen des Mufäos, des Bakis und ane
ver hat, und die der Gewinnfucht und dem Betruge ın
: fo mehr Nahrung gaben, je begieriger jede Stadt war, ti
- "me folde Saminlung zu befipen, Unter allen aber ip fm
(9 berüpmt geworben, wie bie rämifhe. .
x
”
— 493 —
nu andere geduldet hätte; daher ließ ber Seuat 6ofters
e überall vorhandenen ſibylliniſchen Weisſagungen ſan⸗
eln und verbrennen, Auch der Kalter Auguf verbranits .
auf einmähl ‘gegen 2000 folcher Schriften and ließ dis
hten, in zwei Be Käftchen, im Tempel ded Apollo .
erwahren. Uber ſchon fein Nachfolger Tiberins fah fih
ieder genoͤthigt, eine Unterfuchung wegen allgemein ve
reiteter fibyllifcher Weisfagungen anzuftellen. . Bei - allem
em erhielt ſich das Auſehen der Sibyllen im roͤmiſchen
teiche länger als das der Orakel in. Griechenland. Nach⸗
em das Chriſtenthum ſich verbreitet hatte, fand man ſo⸗
ar Weisfagungen auf deu Meffias bei = nen a
Sibylle. \
Eine Sage läßt die Blätter biefer Weisfagungen vom
Binde zufammengeweht. werben, welches wohl nichte ans
vers anbdeutet, als baß der Inhalt derfelben bunt durch
inander geworfen, ohne alle — und Regelmaͤßig⸗
eit war.
Die Roͤmer hatten die Gewohnheit, ihren Goͤttern
Mahlzeiten anzuſtellen. Am 13. Nov. jedes Jahrs, be⸗
ſonders aber noch ‚an ben fäcularifhen Kelten, bewirthete
man die Götter, wie man bie Menfchen zu bewirthen pflegs
6. Man legte ben Göttern Kiſſen, ſtellte den Göttinnem
Stühle und trug ihnen Speifen und Betränfe auf. Ans
fänglich war alles einfach und frugal, mit dem ſteigenden
kuxus aber wurde auch hier Pracht und Ueppigfeit anges
wendet, und man veranftaltete bletectifternien, fo hie
Ben diefe Mohle, mit ungeheuerm Aufwande.
/
RN
Auſſer den öffentlichen Lectiſternien gab es auch haue⸗
liche, indem in ber Stadt auf allen Straßen. bie Haus⸗
thüren offen Randen und gleich beim Eingang ein Tiſch für
die Vorbeigeheuden gededt war, wozu man Belannte und
Unbelannte einlud. Man machte fidh bei dieſer Feier zur
Se ®
‘ ! ’
weelcher Namen nachher den Prieftern gegeben wurde, bie
I
ı
— 404 —
wuUaht, wit ſelnen Feinden gürig ud ſauft zu reden, «
les Streits ſich zu enthalten und ben Gefeſſelten bie Bew
de abzunehmen. Dadurch wollte man bie Götter zu gie
chen Geſinnungen gegen fich felbft gewinnen.
«
y
Die Anordnung der öffentlichen Lectifternien war au
ſanglich den Pontifices Übertragen; als aber die Borbereitun
gen und Arbeiten dabei fo weitlaäfig wurden, daß jene nicht
mehr fertig werden konnten, fo entfland eine neue Prie⸗
fergefellfchaft, die Septemviri Epulonum, welde
die Beforgung ber Lectifternien übertragen wurde. Dieſen
Sollegium ſtand und blieb immer in einer gewiſſen Abhin⸗
gigkeit von den Pontifſices. |
Auch die Kratres ambarvales waren eine befow |
dere Art der allgemeinen Priefter unter den Römern, der
sen Urfprung fich aus den älteften Zeiten herfchrieb, denn
‚ eine alte Volksſage erzählt, daß Acca Laurentig, dei
Romulus Pflegemutter, zwölf Söhne gehabt und, ba
einer davon geftörben,. den Romulus dafür **
habe. Dieſe hielten jährlich an einem dazu angeſetzten Tas
ge, mit Aehren bekraͤnzt, einen feierlichen Umgang um die
Felder, /und hießen deßhalb die arval iſchen Bruͤder,
an ihre Stelle traten. Ihrer waren zwölf, ſie trugen ei⸗
ne Krone von Kornähren und eine weiße Binde, und ih
ve Würde blieb ihnen’ Tebendlänglih. Ihr Oberpriefer
hieß Magiter, ber aaa nach ihm il
| Das Hauptgefchäfte biefer Leute war nun, das länd
„ che Feſt zu feiern, das den Namen der Ambarvalien
"führte, Dieß war der Kal am 11. Mai, ober auch, wie
Einige fagen, an- einem willführlich beflimmten Tage zu
Ende. Aprils. Man führte in einer; heiligen Prozeſſion
drei Thiere, einen Stier, einen Widder und einen Eber
[27
— — 46 —
zum Das A Stadtfeld und opferte: dann :diefe Thiere
Jen Göttern. Drohete der Stat Rom ein befonderes. Un⸗
zlück, fo hielt man’ einen Saas Ing um Lie Stadt Am u
Jurbiale.
Auſſer — Arvalien.gab es auch vie
pate, die von Befigern ber landgüter angeordnet wurden,
Die Opfer waren babei geringere — der Aufwand
überhaupt nicht fo groß.
Die hier vorkommende feierliche Umgehung eines. =
weihenden oder fchugbefohlnen Gegenſtandes kommt im As
terthume fehr haüfiz vor. Ja, auch Götter. und Tempel
wurden feierlid umgangen. Es fcheint. der Gedanke zum -
Grunde zu liegen, daß ein folcher Gegenftand durch den
Umgang von feiner Umgebung abgefchnitten und herausge⸗
hoben uud zugleich jede Entweihung, die etwa darauf
haften mogte, hinweggetilgt würbe, |
Andere allgemeine Priefter ‚waren noch die Curio⸗
nen, welde die heiligen Gebraüche bei den Berfammluns
gen der Eurien zu beforgen hatten; die Fetiales, wel
che bei Striegderllärungen und Friedensſchlüſſen gebraucht
wurden und über: Aled, was auf Unterhanblungen, im
Krieg Bezug hatte, zu entfcheiden beftimmt waren; . bie
Sodales, welche Tatius zur Erhaltung der Sabinis
ſchen Religiongebralche bei Vereinigung des Volks mit dem
Römern angeordnet hatte. Endlich gehört noch hieher ber
Rer:facrorum, oder ſacrificulus, welder nad) Vers
treibung des Tarquinins zur Vollziehung ber heiligen Ges
braüche angeftellt wurbe, welche die Könige felbit perrich⸗
tet hatten. Das Amt desfelben war nicht von großer Bes
deutung. Er ftand,. wie alle die Übrigen Priefter, unter
dem Pontifer Marius. Wer biefe Würde erhalten wolle
— 0 —-.
7 wußte Abrigens jebes andere Amt micderlegen. Geis
Fraun hieß Regina und feine Wohnung Regia.
Auſſer dieſen allgemeinen hatten die meiſten Gottheiten
ihren -befondern Priefter, unter dem Namen Flamen,
von der Kopfbinde, die er trug-alfo genannt.
Dee Flamen Dialis, oder ber des Jupiter,
der Flamen Martialis und ber Quirinalis (ie
: HRomulud) waren fehr augefehene Männer und fonnten
nur and dem Pätricierfiande genommen werben. Sie mu
ren von Ruma angeordnet, in der. Folge wurben fie von
dem Volke erwählt. Die feierliche Einweihung oder Ein
fegung in ihr Amt. gefhah durch den Pontifer Maris
mus und die Auiguren. _ Die Flamined trugen einen
purpurnen Rock (Läna), welchen fie über die Toga
zogen, und eine kegelförmige Mütze (Aper). In der
Folge wurden noch andere Flamines gewählt, welche Mi
nores hießen und Plebejer ſeyn konnten. Auch die Kai⸗
‚fer hatten nach ihrer Vergötterung ihre Flamines und
. Prieftergefelfchaften, welche Sodales hießen,
Der Flamen Dialid beffeidete ein Amt von grokt
Wichtigkeit, war aber vielen Einfchränfungen untermet
fen, er durfte auf keinem Pferde reiten, wicht über Rat
aus der Stadt bleiben, Feinen Eid ablegen u. dgl. m.
Seine Frau (Hlaminica) war wohl auch gewiſſen Ein
ſchraͤnkungen unterworfen, aber fie war zugleich eine Per
fon von hoher Wichtigkeit; gewiſſe Gebrauche konnten oh⸗
ne fie nicht vollzogen werben, daher konnte fich der Flo
. men unter feinen. Umftänden von ihr ſcheiden und mut
wenn. fie ftarb, fein Amt niederlegen.
Neben feinem Flamen hatte Mars noch zwoͤlf Priv
ſter, die, Salier genannt, weil fie bei allen Feſtlichkeiren,
| 2 die
ET 497 — —
ie ſie begiugen:,. tanzend durch bie Stadt zogen. Se.
rugen eine geſtickte Tunica und bie kegelformige Rüge:
er Flamines, ein Schwert an der Seite, im der rech⸗
m Hand. einen Spies, oder huch zumellen eine Ruthe,
md in der Iinfen einen von ben Schilden des Mars. Sie |
ingen gewöhnlich über das Forum und andere. öffentliche
läge der Stadt auf das Gapitolium und fangen anf dem
Bege heilige Gefänge, welche Ruina gemadit haben fol.” Sie
varen wenigftens fo alt, daß fie zu Auguſtus Zeiten Nie⸗
nand mehr verftand. - Die feierlichite Proceffion der Sa⸗
ier war am 1. März, zum Andenken an die Zeit, :.nfo:
er heilige Schild unter ‘ver Negierung ded NRuma: vom
zimmel gefallen feyn fol. Man. verglick die Salier da⸗
ei mit den Kureten, weldhe, wie mir ſchon wiſſen,
uch dergleichen Waffenzüge und. Waffentänze gemacht has
er. Den Befchluß dieſer Feierlichkeit machte. ein Föfttiches
haſtmahl. Niemand ald ingebörne und reigelaffene,
eren Eltern nody am Leben waren, konnten in die Zahl.
er Salier aufgenommen werben. Ihr Borfteher : hieß.
Sräful.und feheint bet der Proceffion voran gegangen
u feyn; "dann 'hatten-fie einen Vorfänger (Bates); und
inen Geremonienmeifter (Magifter),- d der die neuenbähle
in Mitglieder aufnahm. Neben. diefer zwölf Saliern, die...
on Numa ſich herſchrieben und ihre Capelle auf dem: pas:
atinifchen Berge (Palatint) hatten, ‚waren noch zwölf
ndere da, von Tullus Hoftilind angeordnet, diefe hießen
Sollint, weil fle auf dem quirinaliſchen De re
Thore Collina ihre — —J—
ve I
Die Alteſten römifchen Prieſter ſollen die ine
ie Prieſter des Pan, gemefen ſeyn. Sie .hatten ihren:
Raten von Lupus Rolf), weil Pan die Wölfe vor den’ |
)eerden abhielt. Das” Feſt, ‚welches ihm diefe Mänmer .
eierten, die Qupercalien, war im Februar, wie wir
chon oben erzählt haben. Bon ben drei Gefellfchaften der.
'uperci. fallen: bie Julier ri: Dem Julius Cäfar gu:
1. Band. Ä | 32 | |
SR
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— 0 —
“
" Ehren errichtet worben ſeyn. Ihr Vorſteher war dawahu
M. Antonins, der in dieſer Eigenſchaft dem Cäſar öffent
lich eine goldene Krone überreichte und ihn ale König
begrüßte, was dieſer ablehnte, weil er bie Misbilligung
Diefer Handlung: anf allen —— des verfanmelten
Belle las.
Die potitii und Pinarii waren Prieſter des Her⸗
kules, von Evander angeordnet und, nad) der Sage, von
dem Heros felber in ihrem Gefchäfte unterwiefen. Die
Pinarii waren die Gehilfen ihrer Brüder, da fie vormahls
doch ihnen. gleich geweſen waren. Sie vernadhläffigten
nemlich einmahl dad Opfer und wurden defhalb von Her⸗
kules befttaft. Aber das Schickfal rächte fie an ihren Un
terbrüdern, denn ald die Potitier, auf Anrathen ihre
Dberhaupted Appius (nachher Görus) genannt, fich fogar
Sklaven beilegten,, um fidh bei ihren gotteöbienftlichen Ber
richtungen unteritägen zu laffen, ftarben fie alle in einem
Sahre aus und ihr Anführer Appius, wurde blind.
Die letzten romiſchen Prieſter, deren wir zu erwaͤh⸗
nen haben, waren die Galli, die der Cybele, ber Göt
termutter, geweihet waren. Sie folten ihren Namen von
einem Fluffe Gallus in Phrygien haben, deſſen Waſſer
wahnfinnig machte. Sie pflegten dad Bild der Götti
berumzutragen, wmobet fie wie wahnfinnige Menſchen fi
gebetdeten, allerlei Wenbungen und Stellungen mad;
nad dem Schall einer Floͤte ihre: Bruft zerfchlugen
mit Paufen und Klapperblechen ein abſcheuliches Geil
machten. Bisweilen zerfleifchten fie fich ihre Arme
ſprachen fürchterlihe Prophezeiungen aus. Nach Einig
waren fie ſaͤmtlich, nach Andern nur ihr Vorſteher (A
higallus) entmannt. Sie hatten ein Felt, Hilari
weiches im Frühling gefeiert wurde. : Dabei wuſchen
mit vielen. Feierlichfeiten das Bildniß ihrer. Böttinn, i
ven Wagen, ihre Löwen und alle. ihre: Heiligen Gerä
19 —
b
haften in ber Tiber. Sie allein hatien das Recht, alle
sahre einmahl auf ben in herum zu — und Al⸗
kofen zu ſammeln.
Dieß ſind die Nachrichten, die uns die Roͤmer von
hren Prieſtern geben. Aber von den Einkünften derſel⸗
en fagen fie und weniger, ald man wiſſen mögte. Nach
ivius legte zwar Numa einen Fond zur Beftreitung-
er Unfoften des Gottesdienſtes nieder, aber er beſtimm⸗
> für Niemand einen Gehalt, als für die veftalifchen- -
ngfrauen,. Dionys erzählt, Romulus habe verordnet,
aß zwei Männer von vornehmem Stande und audges _
tichneter Tugend, die im Befige eines hinreichenden Bere -
rögens wären, aus jeder Curie gewählt werden follten,
m in berfelben, oder in jedem andern Sprengel die prie⸗
erlichen Berrichtungen zu verfehen; aber er erwähnt nichts
on einem jährlichen Gehalte. -In fpätern Zeiten verlange
n die Priefter, von öffentlichen Abgaben befreit zu. wer⸗
en; aber zufegt zwangen fie die Quäftoren, ‚sogar bie -
tücflände zu bezahlen, obgleid, Die Tribunen fih für fie
erwenbet hatten. Auguſtus vermehrte bad Anſehen und
ie Einfünfte der Priefter, ‚aber man findet. wieder nichte
on einem beftimmten Gehalte berfelden. Inzwiſchen ſcheint
3 doch gewiß zu feon, daß für den Unterhalt derjenigen,
reiche ſich ganz der gotteödienftlichen Berrichtungen wid⸗
jſeten, hinreichend geforgt wor, auf was für eine Art ed
uch feyn mogte. Ehre war vielleicht die Hauptbelohnung,
er vornehmen Priefter, derer Rang und Bermögen fie
ner Geldbeſoldung bedürfen ließ. Die Priefter der Rs
ter werden von fpätern Schriftftellern öfters in drei Claſ⸗
na getheilt, Oberpriefter (Antiftites), ordentlis.
ve Prieſter Gacerdotes), und gemeine Priefter
ber Diener: CGMiniſtri); meiſtenthrils aber wurden fie
ur in zwei Claſſen, in Pontifices oder le
nd in: Minikri —n F | |
32 *
N
’
\ , 5
— 500 —
Alle Prieſter, welche Kinder hatten, gebrauchten die
ſelben zu ihrer Unterftägung bei ihren Verrichtungen der
heiligen Gebrauche. Die keine Kinder hatten, bebienten
ſich "dazu der Knaben und Mäddyen anderer Freigebor
nen, bid zu deren Mannbarkeit oder Berheirathung. Ei
ige hatten die Befchäfte in den Tempeln zu beforgen,
andere dienten bei ben Opfern, beforgten die Muſik und
führten nadı der Art ihrer Gefchäfte, auch verſchiedene
Namen.
⸗
—⸗
Gottesdienſtliche Gebaude und Orte.
Die zur Verehrung der Goͤtter erbaueten Haüfer führ—⸗
ten bei den Römern den Namen der Tempel, von welden
man tinterfihied das Säatellum, das Fleinere Gebaüde,
welches wir .mit dem Namen Kapelle bezeichnen. Der
Tempel hieß auch zuweilen Fanum, welches urfprünglih
den Ort bezeichnet haben ſoll, auf welchem ein Tempel
gebaut wurde. Einige ſchreiben die Erbauung des erſten
Tempels bei den Römern dem Faunus zu, woher dann
das Wort Faunum vder Fanum fonme ide Haus
fapelle nannte man gewöhnlich Sacrarinıı. Im ben
Altern Zeiten ſcheint auch von Templum, dem einer Gott⸗
‚heit geweiheten Haufe, das Delubrum unterfchieden wor
den zu feyn, welches mehren Göttern beſtimmt wat.
Ein Teinpel, der allen Goͤttern geweihet war, hieß Pan⸗
'theum. Die vömifchen ‚Tempel waren- zu allen Zeiten
dem Stande der Eultue des Volks entfprechend; was im
Anfange einfach und fchlicht war, das wurde aufegt pracht⸗
voll und oft überreich ausgeſchmückt und Saülen und
Gänge, und Treppen-und Galerien und Alles, was die
Bau» und: Bildhanerkunft hervorbraditen, wutbe an bie
Tempel verwendet. Die Bejtalt derfelben war mannichfal⸗
tig, haufig rund, boch größtenthefld viereckig und dabei
"Tänger als breit. Der Kaum war in die Area, den Bor
plag, und das Satrartım,. deu vigentlichen ‘Tempel,
— 501, —
getheilt, wohin nur die Priefter fommen durften. Defters
wear noch eine dritte, geheime und noch heiligere Abtheis
lung darin. MWan:iegte fie gern an:erhabenen und ausge⸗
zeichneten Orten. an, und fo, daß Pie Thüre anf der Abend⸗
feite hineinging, dee Eintretende folglich gegen Morgen
fah. Ueber dem Eingang. des Tempeld war die Infchrift,
bie den Gott bezeichnete, dem er geweihet war, nnd auf
fen, wie innen, waren —— und — ange
bracht. 2
Die Tempel — ſo heilig gehalten daß man es
einem zur Sünde rechitete, der ſich erlaubte, ſich darin
bie. Rafe zu pugen. Viele Andächtige gingen nicht
auf den Füßen, Fondern auf den Knieen bie
Tempeltreppen hinauf und hinab. Die Tempel
wurden, wie -in Griechenland, als Freiftätten angefehen,
aus denen man einen. dahin gefloherien Verbrecher 'nidyt
herausnehmen: durfte; doch hatten nicht alle dieſes Bor
recht. Der Kater Tiberius hob diefed Vorrecht, weil es
zu vielen Mißbraüchen Anlaß gab, gänzlich auf. Bei ab
gemeinen Landplagen fah man wohl die Frauen auf dem
Boden in den Tempeln liegen und folchen mit ihren Haupt
haaren kehren. Aber es fommen: andy Faͤlle vor, wo das
erbitterte Volk, weil alle ſein Dienſt nicht die gewunſchie
Wirkung hervorbrachte, mit Steinen nach den Tempelh
war und bie — der Gotter niederrige
Bildlich nanufe aud) der Augur den Beirk am Sim
mel, ben er mit feinen. Stabe bezeichnete, um inner dem⸗ |
jelben: feine Beobachtungen. anzuftellen, Tempel. Defters
wurde .biefer Temyel auf der Erde mit. eiugefchlagenen
Pfählen und dazwiſchen ausgeſpannten Tüchern eingefaßt,
damit Niemand hineingehen konnte. Die Römer verrichte⸗
ten übrigens ihre Andacht and gerne in-Wäldern, und
weiheten dDiefe den Böltern. Ein — Wald hieß dann
Lucus es sr Dan): N.
& R
— 50 — —
Von den heiligen Gebraüchen.
Die aüſſere Verehrung der Goͤtter bei den Mömern
geſchah durch Gebete, durch Opfer und Gelübde, ſowohl
an gewöhnlichen, als an beſondern, dazu beſtimmten Tas
en. —
Der roͤmiſche Calender war voll von Ferien (Feier⸗
tagen) deren Zwei Pie Enthaltifug von den gewöhnlichen
Gefchäften war. Sie waren. fäntli von ber Religion
geboten, die auch über bie richtige Beobachtung ‚Derfelben
wachte. Es gab aber öffentliche und private Ferien: Die
- Ieptern feierten die Familien ober einzelne Perfouen; bie
erftern der Staat, und biefer waren viererkei, nemlich
jährliche Feſte an beſtimmten Tagen; eben fol-
he an nicht feigefegten Tagen; gebotene, burd
beſondere Umftände und Ereigniffe veranlaßt;
endlich der jiebeömahlige neunte Tag (Nunbimü),
der Markttag. An diefen Ferien durfte num nicht gear⸗
‚beitet werben. Wer fie ohne Abficht entheiligte, mußte fi
‚durch dad Opfer eined Schweind entfündigen laffen. Die
vorfägliche Entheiliguug aber fonnte, wie die Prieſter bes
haupteten, gar nicht ausgeführt werben. Doch wurde bad
lehtere verändert, als durch. ein beſonderes Staatsgeſetz
cveſtimmt wurde, daß bie Nundihä nicht mehr Ferien,
fondern "dies faſti“ *), folde Tage, an weichen Ger
richt gehalten wurde, feyn follten. An diefen Tagen burf
te man denn alle bie Arbeiten verrichten, deren Auffchub
nachtheilig geweſen wäre, und felbft folde, die näglic,
wen nur dabei rechtmäßig , waren.
Wie haben ſchon der meiften feftgefegten und wilfführs
lich angeordneten Feſte gedacht und holen hier nur nach,
wozu wir noch keine Gelegenheit hatten. Dahin gehören
-
”) Das Gegentheil von dieſen waren die »Dies nefaſti,“
an welchen nicht Gericht gehaiten werden durfte, daher
verabſcheuungwerth, unglückbringend,
— ee 503 — a ——
bie Agonalien, von Numa angeorbuet,. am 9. I.
zer, am 21. Mai und am 11. Dezember gefeiert. , Name
und Beranlaffung dazu ward. verfchieden angegeben. Aut
Tage dieſes Fefled wurbe von dem Dpferkönig ein Wid⸗
Der geopfert. Nah Ovid war ed ein Felt der Sühne,
dem. Janus .geweiher, nach Feſtus feierte man ed einem .
Gott Agonius zu Ehren, den jedoch Niemand näher.
Tennt. Einige halten das "Agonius” var Being,
men des Janus. er
-. Die Sarifia, am %. Februar, waren ein ſchoͤnes
Feſt in den Familien und ſollten Liebe und Eintracht in
denſelben befördern, weßhalb fle ſich zur Feier derſelben
in der Wohnung des Familien⸗Oberhauptes verſammelten.
Durch die Feier der kurz vorher begonnenen Feralien |
war biefed Feft auf-das zwedhmäßigite vorbereitet, weil .
das Andenken an die Verſtorbenen und an die Kürze bes
Lebens die Gemüther zum Frieder und zur Eintracht ſtimm⸗
te. Man gedachte der Verſtorbenen, um fich des Lebens
auf eine würbige Weife zu freuen. Darum machte man
ſichs zur Pflicht, jeden Familienzwiſt freundfchaftlic; beis
zulegen; und weil nun felbſt durch den Eindruck dieſes
Feſtes die Verſöhnung erleichtert wurde, fo ſagte man,
daß an diefem Tage die Göttinn ” Concordia” ſich ben
Bitten ber Menfchen vorzüglid; getteigt erzeige. Nachdem
man den Familiengöttern Weihrauch geopfert und dieſes Feſt
der Eintracht durch eine fröhliche Abendmahlzeit gefeiert
hatte, goß man den Göttern Mein aus und wiederholte,
dabei die Wortes Es gehe und wohl! Mehl gehe ed dem
Vaterlande!
Die ——— am it. Säner gefeiert, waren
ein eigentliched Nationalfeft der Römer, denn ed wurde
der Garmenta zu Ehren gefeiert, welche eine arcabifche
Nymphe und Mutter Evanders war, der ans Griechen,
land nad). Stalien fam (400 3. vor Erb. Roms) und mit
feinen, Unterthanen auf dem palatinifchen Berge eine Art
| = 50 —
von Hirtenleben führte Diefe Zeiten und bie damit ver⸗
bundene Erinnerung an ihren Urſprung waren es, welche
die Römer zur Feier dieſes Sefted bewogen. Mit bemfel-
ben hing ein zweites zuſammen, weldes am 15. Jäner be,
gangen wurde. An bdiefem Tage empfahl man der Bars
menta in ihren befondern Schuß bie Yortpflanzung des
römifchen Volles, woraus hervorgehet, daß die Barmen;
ta und bie beiden Carmentes (mörand bie Camenä,
die Mufen der Römer entflanden ſeyn ſollen), die Poſt⸗
"serta und Porrima, bie Geburtgättinnen, eine und dies
ſelbe gemefen find... Früher bildete. man bie Garmenta ale
weibliche Büfte ab, die aus einem Cylinder hervorging,
foäter als; figende Frau mit Inappanliegendem Gewande.
Ein. Thor der Stadt Rom führte den Namen von ihr.
Daß Ackerbau und Viehzucht bei ben alten Römern
in hohem Anfehen ftanden, das bezeugen unter anbern and)
die Kordicidien und Fornacalien, zwei Fefte, wos
‚von das erfte-am 15. April begangen wurde. . Wlan op⸗
feste, nach Numa's Anorbnung, ber Ceres eine trächtige
Kuh, Zu feiner Zeit nemlich fiel sing große Unfruchtbar⸗
keit ber Anden und ber Heerben ein und Egeria eröffnete
Abm, daß er, um die Erde zu verföhnen, iht zwei Les
ben opfern müſſe. Zum Andenken Daran unb um der Göt
tinn freiwillig harzubringen, was fie durch Miswachs und
Unfruchtbarkeit nehmen könnte, beging man nun Das Fell
Bei bey. Feier mußte bie ältefte Veſtalinn, ald die Stel
wertreterinn der Gdttign. angefehen, dad aus dem Leibe
der Kuh geſchnittene Kalb, zur Verſöhnungdes Schaden⸗
den und Zerſtörenden, zu Aſche verbrennen, welche man
zu welterm Gebrauche aufbewahrte. Jede von ben 30 Cu
‚rien, in welche das Römiſche Volk‘ getheilt war, mußte
dieſes Feſt beſonders begehen.
Die Fornacalien, willkuhrlich angeordnet, waren
der Göttinn Fornax geweihet, welche man beim Dörren
—X x
— 3
508 ,
bed "Gerraldes anrief, daß ſie Gedeihen gab und Schaden
verhaͤtete. Dieß war in Zeiten, wo man bie Kunſt bes
Brobbadend noch nicht kannte, eine fehr wichtige Sache,
da bie —— und Erhaltung des Lebens darauf be⸗
ruhete.
Noch — wir hier des Feſtes der Anna Des
renna einer Nyumpbe, die bei den Latinern vorzüglich vers
ehrt wurde, Die Sagen von ihrem Seite find eben fo
verfchteden, als Die über ihren Namen und ihre Perſon.
Einige meinen, man habe unter Anna Pereüna etwas
Ewigdauerndes, Wohlthätiged verehrt, dad man nicht ans "
derd zu nennen‘ gewußt, und die Fortdauer des Güter
fey durch den Namen der Goͤttinn, die man durch frohen
Genuß des Lebens ehrte, bezeichnet worden. Andere fnüs .
pfen an die Feier dieſes Feſtes eine Begebenheit, deren -
Andenken dem römifchen Volke wichtig war. Diefes, vom
Senate ſich bedrüdt- glaubend, zog einft aus der Stadt,
und lagerte ſich auf dem heiligen Berge, bis man ihm bie
verlangten Tribinen bewilligt. Da nun während ber
Zeit die Lebensmittel aufgezehrt waren, fo brachte eine
alte Frau, Anna Perenna, aus einem Kleinen Fleden je
den Morgen mit freigebigen Händen Kuchen bar, die fie.
bazu gebaden hatte. Dankbar feierte darauf das Volk ihr
Andenken in dem Feſte. Noch andere ſagen, Anna Pe⸗
renna ſey die Schweſter der Ksoniginn Dido, der Stif⸗
terinn der Stadt Karthago. Ste fey, nach dem‘ tragifchen
Ende derfelben, geflohen und, nach Stalien verichlagen,
hier. zufällig mit Aeneas zufammen gekommen. Vergeblich
habe ſich dieſer bemüht, ihr den Widerwillen gegen feine
Perfon zu benehmen, den ihr fein Betragen gegen ihre
unglädliche Schweiter eingeflößt hatte. Endlich durch eine
Erfcheinung ihrer Schwefter aufgereizt; habe fie ſich in's
Waſſer Heftürgt uud fey fo zu. Grunde gegangen. Aber
fie ſey in eine Nymphe verwandelt und von Aeneas ſel⸗
ber verehrt worden. Die vormahls ſo traurige Herſon
ſey nun eine fo luſtige geworben, daß fie ſelbſt dem Mars
!
. einen Streich gefplelt und bie Stelle der Minerva
gen habe in einer Zufammentunft, die bie Göttin dem i
“fie verliebten Gott fcheinbar verfprochen hatte. Ihr Zeh,
— 506 —
am Idus des März Can welchem Cäſar fiel), war eins
der Iuftigften der Römer. Die neue Göttinn verfprad fo
viel Lebensjahre, ald man Becher ihr zu Ehren leene.
Man kann denken, daß fi dad Bolt gern zu einem
fo fhönen Feſte einfand. Man lagerte ſich auf ben Ras
fen, trauk dad Alter Neſtors and der hundertmahl gekers
- dabei bediente, wurben für fehr widtig gehalten, und
‘ zweifelhaft war, fo ſprach man: »Mer du auch feyf”
—
*
ten Schale, tanzte unter Baumen oder Lauben, fang amd
Flatfchte mit den Händen. Der a nnd Cinzns gu
‚ ſchah in feierlicher Proceſſlon.
Uebrigens hat man noch mehr Sagen x von ber Anna
Perenna, welche Einige für Luna, Andere für Ei
und noch Andere für Andere erklären,
. Keine gotteöbtenftliche — bei den Romern wur
de ohne Gebet verrichtet, und die Worte, deren man ſich
nach .Befchaffenheit des Opferd verändert. Wenn man
über den Namen eined Gotted, zu. welhem man betete,
Die Betenden ftanden gewöhnlich mit bedecktem Haupte
und mit dem Geſichte gegen Morgen gewendet. Ein Priv
ſter ſagte oft die Gebetsformel vor, Sie berührten dabei
haufig die Altäre, oder die Kniee der Götterbilder und
dreheten fich in einem’ Kreiſe herum, oder legten die rechte
Hand auf den Mund und warfen fi) auf bie Erbe. nieder.
Ä
Wollte Jemand ein Opfer bringen, fo mußte er rein
und unfchuldig erfcheinen; darum mußte er fidy zuerſt ba
den, weiffe Kleider anziehen und dad Haupt mit den Bläb
tern des Baums umminden, welcher dem Gott, dem &
u ran
« . I.
507 —
spferte, geweite war. Aber in gewiſſen Fillen mußte
man auch in dem Aufzuge ber Bittenben erſcheinen, wi
jerfireneten ‚Haaren ’ ungegärtet unb Barmen
Die Opferthiere durften feine geiler und feine Be
den haben, und niemahls an den Pflug gefpannt gewe⸗
fen ſeyn; ‚fie wurden von den Prieſtern aus einem Han⸗
fen ansgelefen und wenn man fie-zum Altar führte, . mit
Binden, Bändern, «Kronen gefhmüdt und die Hörner
vergoldet, Die Pop en führten fie zum Altere an einem
fchlaffen Stride, damit es nicht- fchierie, als werde das
Dpfer. gezwungen. Am Altare ftanden fi fie frei und ed wur⸗
be für ein fehr ‚fchlimmes Zeichen. gehalten, wenn eins
davoy lief. Die Ceremonieen beim Opfer felber waren
mit denen bei den Griechen fat ganz biefelben.. War. dat
Thier getödtet,: fo unterſuchten die Haruspiced die Einges
weide.und wenn die Zeichen günftig waren, fo fagten fie,
man habe den Göttern ein angenehmes Opfer gebrackt,
ober die Götter verfühnt; waren fie nicht günftig, fo op⸗
ferte man eim anderes und oft fo viel Thiere, bis endlich
bie Abficht erreicht und bie Gottheit. verfähnt war. Wa⸗
ren bie Eingeweide nun unterſucht, fo wurden die für Die
Goͤtter heſtimmten Theile mit Wein, Mehl und Weihrauch
befprengt, und auf dem Altare verbrannt, ober falld das
Dpfer den Meergöttern galt, ind Meer geworfen. War
das Opfer geendigt, ſo machten die Prieſter, nachdem ſie
ihre Hände gewaſchen und gewiſſe Gebete geſprochen hat⸗
—
ten, nochmahls eine Libation und. entließen das Volk mit |
der Formel: Ilicet! (Geh', es tft erlaubt!) Auf das
Opfer folgte eine Mahlzeit, welche von ben @pulonen vers
'anflaltet wurde, wenn ed ein Sffentliched: gemeien war;,
oder von dem Hausvater, wenn ed. eine Familie darges
bracht hatte. Bei gewiffen- feierlichen Opfern, befonders
bei Leichen großer, und reicher Leute, wurde unter das
Bolt rohes Fleiſch en wie no — a
und RR nee
N
Sax
— — 50 —
Auch bie Kleidung der römifhen Opferprieſter hatte
Biel von der der griechifchen. Die den Olympiern opfer
ten, hatten weiße Kleider, wie fie-ihre Libationen mit anfe
wärtd geöffneter Hand machten und mit erhobenen Händen
beteten; dagegen waren die, die ben Uhterirdifchen Opfer
beachten, fchwarz gekleidet, wie fie mit verfehrter Hand
bie Libation machten und die Schaale in das Feuer wars
fen, mit niebergefentten Händen beteten und mit- den Füfs,
fen auf den Boden ftampften. Bei.den alten Römern
wurden nicht felten Menfchen geopfert: Romulus weihete
diejenigen ; bie ſich ber Verrätherei oder bes Aufruhrs fchuls
big gemacht hatten, den unteriebifchen Göttern. und jeder
Bonnte fie dann ungeftraft tödten. Bis zum Sahre 657
d. St. wurden jährlich wenigſtens zwei Menfchen geop⸗
fert, da aber durch ein Dekret des Senats alle Menſchen⸗
opfer abgeſchafft. Und doch leſen wir, daß zu den Zeiten
Eaͤſars und Auguſtus noch Menſchen Heopfert und entwes
der verbrannt, oder in’ Mer gernötfen wurden.
Eine Erhöhung zu einem Opfer für die himmliſchen
Bdtter war ein Altar, Ara hieß man eine folche auch für
Die Unterirbifchen. Man pflegte ſie mit Laub und Grad
gu bedechen, mit Blumen zu fchmüden und mit wollen
Binden zu umwinden. Auch die Altäre waren, wie bie
Zempel, nicht felten Freiſtätten für die Miffethäter und
sa mar ein großes Verbrechen, ſich an diefen zu vergreis
fen; fo lange fe fich, daran hielten." Doch zündete man
mit Bewilligung ber. Priefter ein Feuer um den Altar an,
das den Geflächteten zwang ,. ſich zu entfernen, fo hatten
das nicht die: Menfchen, fondern ein Gut CBulfan) ge⸗
— —— war — feine ae IT
" Die Roiner Ahaten hauig Gelubbe, fie gelobten Tem⸗
— Schauſfpiele, Opfer, Geſchenke, einen Theil Yon ber
Kriegäbeute, vom Handelögewinn, von’ den Erzeugniffen
P
'
1 N
— 509 —.
der Heerben und des Ackers. Nicht felten ſchrieb man bier -
fe Gelübde. auf Papyrus oder Wachstafeln und heftete fie
auf die Kuiee ber Götterbilder. Die aus dem Schiffbru⸗
che Geretteten hingen haufig ihre Kleider in dem Tempel
Des Neptun auf, mit einer Tafel, worauf die Erzählung, j
son ihren ausgeftandenen Gefahren und ber Errettung.
Daraus gefchrieben war. Aber auch hier rächte man ſich
an ben. Göttern, wenn fie nicht die Wünfche der Gelos.
benden erfüllten; denn als Auguftus einmahl-einen Theil
feiner Flotte durch einen Sturm verlor, ließ er bei den - '
nächſten Gircenfifchen Spielern das Bildniß des Neptun
mit denen ber Übrigen Götter nicht mit herumtragen.’
Für empfangene Wohlthaten und nach gluͤcklichen Er⸗
eigniſſen ſtellte man nicht ſelten Dankfeſte an; aber man
behielt immer eine gewiſſe demüthige Ergebenheit gegen die
Götter bei, glaubte, nach einem ausgezeichneten Glücke
müſſe die Nemeſis wieder ein Misgeſchick zuſenden und
entaüſſerte ſich daher von freien Stücken manchmahl eines
werthen Gutes, oder eines ſchaͤtzbaren Vorzugs, um bie
rächende Göttinn zu befriedigen. u
[ z ner EEE)
* Wie bei den Griechen, fo machten auch bei den Rö⸗
mern die öffentlichen Spiele einen Theil des Gottes⸗
dienſtes aus. Sie waren in verſchiedenen Zeiten in der
Republik von verſchiedener Art. Anfänglich wurden ſie im⸗
mer nur einem Gott geweihet und waren ftänbige, oder
gelobte, oder von aufferorbentlichen Votfaͤllen veran ⸗
laßte. Du a ———— —
Alle 110- Jahre wurden dem Apollo und bet Diana -
Spiele für die Wohlfahrt des Reichs, pie Secnlarfpies
le, drei Tage und drei Nächte hindurch gefeiert doch
wurde biefer Termin nicht fireng gehalten. Die berühmte,
ften Spiele aber waren die, welche in dem Eircus Mu
/
\
— 510 —
rimnus gehalten und daher den Namen der etrceunſi—
ſchen führten, aber auch unter dem ber römifchen bo
kanut find. Ehe diefe Spiele begannen, wurden die Bild
niffe der Götter in Progeifion auf Wägen gefahren und
auf Tragbähren, ober auch anf den Schultern herumge⸗
tagen, in Begleitung eine6 sahlreichen Gefolges zu Pferd
und zu Fuß. Nach dem Umzuge folgten heilige Gebraüde
-und Opfer, und dann erft begannen bie Spiele.
Die Römer hatten eine dreifache Weife, fich gu vers
Beirathen, doch nur bei der einen, der feierlichften, die
Gonfarrenation ?) genannt, Fam die Religion in Ans
wendung. Denn der Pontifer Maximus felber gab dabei
. ia Gegenwart von wenigftend zehn Zeugen die jungen Ehe
leute zufammen und ließ fie dabei von einem Kuchen effen,
„der aus Salz, Waffer und Mehl beftand und nebſt einen
Schafe ben Göttern geopfert wurde. Kraft diefer heiligen
Ceremonie fam die Frau in den Befig ‚oder die Gewalt
ihres Gatten und trat in Gemeinfchaft‘ mit allen feinen
Gütern und heiligen Gebraüchen, fowohl'der Penaten, als
der Laren. Diefe Verbindung warb für fehr heilig gehals
ten und die Auflöſung derfelben ungemein 'erfchwert, daher
bi8 auf bad Jahr der St. 520 kein Beiſpiel einer Tren⸗
“nung von einer ſolchen Ehe vorkommt. Die Ceremonieen,
die bei einer Scheidung von dem Pontifer Maximus ſel⸗
ber vorgenommen wurden, hatten den Namen Diffar⸗
reation. Die Kinder aus ſolchen Ehen hatten bei heili⸗
gen Gebraüchen allein das Recht, Dienſte zu leiſten, und
gewiſſe Prieſter konnten allein aus ſolchen Eheleuten ge⸗
uommen werden. Dieſe fo heilige Form des Ehebündniſ⸗
ſes kam in ii Zeiten fait ganz auffer Gebraud,
- —
| =) Confarreation — an dur an aus Getraide,
| Bar:
4
ie
woran Die damit verbundenen Beſchwerden und Koften,
ber herrfchende Leichtfinn, die gröflere Unabhängigkeit der
Frau bei den andern beiden Kormen und die für Mäns
ner und Frauen fo angenehme Freiheit der Ehefeheibung
Schuld waren.
Bei der Hochzeit ſelber beobachtete man forgfältig bie
Tage und vermied bie Calenden, bie Nonen und bie,
Idus und die zunächft darauf folgenden Tage, auch den
ganzen Monat Mat, ferner die Tage, die im Galender
die ſchwar zen hießen und gewiffe Feſttage. Die Geres
monie wurde mit Gebet und Opfer, ber Juno zu Ehren,
begonnen. Aus dem Opferthiere wurde die Galle wegges
worfen, zum Zeichen, daß feine Bitterfeit in der Ehe ſeyn
follte. Zwei Knaben führten die Braut, ein dritter leuch⸗
tete. {he mit einer Kadel vor. Der Camillus aber trug
in einem bededten Gefäße Hausgeräthe und Spielfachen für
Kinder. Die Braut durfte beim Kintritte In das Haus ihr
red fünftigen Gatten bie Schwelle nicht berühren, weil biefe
der Bella geweihet war. :Religiöfe Gefänge, die auf dem
Wege fie begleitet hatten, wurden auch im Hauſe noch
fortgefegt und Glückwünſche und der Ruf »Thalaſ fio”
erfcholl von allen Seiten. Um dad Ehebette flanden die .
Bildniffe mehrer Gottheiten. So fehr auch ‚die Sittliche
feit unter dem vömifchen Volke fanf, die Ehe behielt immer
eine gewifje-Heilfgfeit und befonderd galt eine Frau, bie
fih nad dem Tode ihres Gatten wieder verheirathete,
nicht viel, wenigftend durfte fie. an den jährlichen heiligen
Gebraüchen der weiblichen — keinen .
— —
——ü“—
Die Roͤmer glaubten, daß die Seelen derer, deren. |
Leichname nicht verbrannt vder beerdigt wurden, in Die
Wohnungen der Seligen nicht aufgenommen ‘würden, oder
wenigſtens hundert Zahre um den Styr herumirren müßs
ten, bis fie über benfelben gehen dürften, daher war es
[)
gehalten. Dann folgte dad Berbrennen auf dem Scheiter⸗
‚- 512 — F
eine ihrer Happtiſorgen, einem Verſtorbenen, anch wem
man feinen Körper. nicht hatte, ein Grabmahl zu errid
ten._ Keine Todedart fürdhteten fie deßhab mehr, als de
Untergang durch Schiffbruch. Ein Verfiorbener wurde ge⸗
waſchen und mit Spezereien gefalbt von Sklaven, die a
"den: Libitinariern gehörten, ben Auffehern bes Tem
pels ber Libitina, an welchen eine Abgabe gegeben werben
mußte, weil ein Berzeichniß der Verftorbenen geführt wur⸗
de. Dann wurde eine Trauerklage angeſtellt von eigenen
dazu gemietheten Frauen und nicht vergeſſen, dem Todter
eine Heine Münze unter die Zunge zu legen, als Fährgel
“für den Charon. In den ältern Zeiten begruben die Ri
‚mer ihre Tobten,. Tpäter verbrannten fie ſolche und. diefe
Gebrauch dauerte. bi8 an dad Ende des vierten Sahrhun
dertö nach Ehr. fort: Die Leichenbegängniffe waren entwe
‚ber öffentliche (vom Staat angeordnet, oder durch
Collekten reicher Perfonen, oder die Freigebigkeit Einzelne
vergnftalter), oder private, von den Familien felber an
geſtellt. Den Leichenzug eröffneten die Flötenbläfer, dann
kamen bie SKlageweiber, Komödianten, undı Poffenreiffer, |
die Freigelafienen ded PVerftorbenen. Bor ben Leichnam
wurden die Bildniffe des Verftorbenen und feiner Vorfah—⸗
ren auf langen Stangen getragen. Hinter dem Sarge ka⸗
men die Verwandten und nad, biefen das übrige Bolf, das
ſich anfchloß. Defterd wurde eine Leichenrede, auch mehte
haufen. Während ded Brandes betete man, daß der Him⸗
mel das Verbrennen befchleunigen, möge. War dad Feuer |
erlofchen, fo fammelte man die Aſche und die Gebeine dei
Todten in eine Urne und verfchloß diefe in einen Sarko⸗
phag, worauf ber Priefter die Anmwefenden vermittelft pi
ned Oliven» oder Rorbeerzweigs- dreimahl mit Waffer ber
fprengte und mit der Formel JIlicet“ entließ.
Bu Haufe reinigten fi ſich bie Verwandten noch einmahl
mit Waffer und ‚gingen. über ein Feuer, um ſich noch ein⸗
mahl
\ 8
.! .
— —9—
*
wahl zu — Auch das Hart — gereinigt. Am
neunten Tage nach bem Begräbniffe wurde ein Opfer vers
richtet, mit welchen die Truuerfeierlichkeiten fich endigten.
Aber noch oft wurde das Andenken der Verſtorbenen er⸗
neuet, die Gräber mit Blumen beſtreut, mit Kronen und“
Binden behangen, auch Lampen angezundet.
Dieſe F eierlichkeiten hatte Numa angeordnet, ber
auch die Trauerzeit beſtimmte. Die Männer frauerten
ür ihre Frauen nur wenige Tage, die Frauen dagegen
um ihre Männer ein Jahr. lang. Berühmten Männern
wurden nadı dem Tobe die größten Ehrenbezeugungen era
viefen, daraus fol jich in der Folge die GEonfecration '
ver Kaiſer entwidelt haben, die durch ein.Decret des
Senats unter bie Götter gefegt wurden. Diefen Vers
jötterten wurden Tempel und Altäre erbaut, man betete
u ihnen, die Männer ſchwuren bei ihrem Namen und
‚pferten ihnen. Bel einer folchen Gonfecration verbrannte
nan ohne Geremonieen den Körper des DVerftorberen und
ammelte feine Afche. Dann aber hatte man ein, Bild von
jemfelben aus Wachs geformt, welches unter maucherlei
Seremonieen ſieben Tage lang im Pallaſte geehrt, dann.
uf den Schultern junger Leute aus dem Patriciers und
Ritterftande in einer feierlichen Proceffion auf einer Leis .
henfänfte nadı dem Forum 'getragen wurde, wo ein Chr _
son Knaben und Mäbchen von der vornehmften Geburt
ven Todtengefang fangen. Bon da brachten fie.ed auf das
Maröfeld, wo es mit einer großen Menge von Toftbarem
Rauchwerf und Spezereien auf’ einem prächtigen Scheiter -
yaufen verbrannt wurde. Bon dem Gipfel desfelben wurs
ve ein Adler losgelaſſen, von welchem man glaubte, daß
r die Seele des Kaiſers in den Himmel ‚bringe, —
'
* zo. . /
Das römifche golt- ut zu Grunde gegangen mb ſeine
Religion mit ihm, aber dieſe, die 28 sur en der
1. Band: rs 33.
rn
u —
ganzen befannten Welt begeiftert hatte, hat’ nad —
auſſern Erloͤſchen noch durch ihren Geiſt auf bie Römer
und auf die ganze Welt gewirkt, wie fie in fo vielen Be⸗
nennungenw und Gebraüchen auf die Nachwelt überge
gangen iR; denn vom Pontifer Marimus an bie auf
den. Lituus — wer könnte dad alte Römerthum ver
tennen! Das alte kurze Roͤmerſchwert, ſagt ein geiftreis
cher Mann, iſt zerbrocdhen, aber fein Grif ftehet als reli⸗
| giöfes Symbol über des neuen Rome Tempeln und hat
durch fein Anſehen eine noch größere und bedentendere
Herrſchaft, die Herrfchaft über die geiftige und bi
leibliche Welt zugleich, erlangt, welche übrigens ihren
Tag fehen wird, wie ihn bie frühere gefehen hat.
ou
Der Buddhaismus und Lamaismus,
Yeltere und neuere Nachrichten ftimmen darin mit eins
‚ander überein, daß die Religionen des öſtlichen, nord
und ſüd⸗öſtlichen Aſiens fämtlid aus ben Religionen
der Indier hervorgegangen fi find, daß Buddha, die neun
te Berwandlung Wiſchnus, vertrichen aus der Halbinfel,
in China Fo (Fohi) in Japan Sjafa (Xaka, Che
quia) und anderwärtd noch anderd heiße, in Tibet. und
der Tatarei aber feinen fichtbaren Repräfentanten in dem
Dalai⸗Lama habe; denn, bei allen BVerfchiedenheiten,
bie fich in den entwidelten Syſtemen finden, herrfcht doch
überall die urfprünglicy indifche Hauptidee vor, "der
Gott, Ker verehrt wird, ift nicht der ewige unb
einzige, -fondern eine Emanation desſelben,“
wie Wiſchnu bie dritte Emanation bed ewigen Urwefend,
Bram, geweſen ift. Die Betrachtung der Religionen der
einzelnen Völker wird und davon überzeugen.
SER er A en, \
\
Die CEhineſen.
Die Heifebefchreiber erzählen und von China, was fie
ort, nicht ohne große Mühe und Gefahr, gefammelt haben.
Fo tft im Jahr 65 nach Ehriſtus nach China gekom⸗
nen. Der Kaiſer Ming⸗Ti ließ, auf Veranlaſſung ei⸗
168 Traumes, fein Bild und feine Lehre aus Indien. her⸗
iberholen, wo er taufend Jahre vorher von einer jungs
raülichen Mutter geboren worden war. Diefe farb an
er Geburt, denn fie hatte ihm nicht auf dem natürlichen
Wege, fonbern aus der ‚rechten Seite geboren. , Einige
zeit vorher hatte ihr getraümt, fle habe einen weißen Ele⸗
'hanten unter Dem Herzen; daher kommt die Ehrerbietung :
iller indischen. Könige gegen dieſes Thier und der hohe
Werth deöfelben, der fchon oft Kriege veranlaßte
50 war faum geboren, fo Tonnte er fchon allein fies
en und gehen, er that fieben Schritte und zeigte mit der
inen Hand gen Himmel, mit der andern auf bie Erde,
Daranf begarin ‚er zu reden und von feiner göttlichen Sen⸗
ung zu zeugen. »Ich bin, fprach er, der Einzige,
er im Himmel und auf Erden verehrt zn wers
en verdient.” Als er fiebzehn: Jahre alt geworden
var, verheirathete er ſich und zengte einen Sohn; allein
ald verließ er. diefen und die ganze Welt und zog fi,
ou vier feiner Anhänger begleitet, in die Ginfamfeit zus
al. Als er. aber 30 Jahre alt geworden war, wurde er
löglich von der Gottheit erfüllt oder verwandelt und zum
0 gemacht, wodurd er alled Menſchliche ablegte und
oͤllig zum Gott wurde. Die Wunder, bie er nun vers
ichtete, überzeugten Alles von feiner Gottheit und unzäh⸗
ge Schüler fingen an, nad allen Seiten hin feine Lehre
uszubreiten. Fo ftarb, ald er 79 Jahre alt geworben
ar und gab kurz vor feinem Tode noch eine neue Offens
rung, denn er ſprach: »Ich habe bisher nur in
ildern und Blumen zu euch geſprochen: aber
ee 33# »
2%
— nz
[2 X
*
— s160 —
betrügteuch nicht und ſuchet den Urſprung der
Dinge ja nicht anffer dem Nichte. Alles if ans
demfelben entfproffen und Alles muß dahin
wieder zurückkehren. Darin endigen 2 alle
unfere Hoffnungen.”
Seine Schäler hielten ſich an dad, was er ihnen in
feinem Leben gelehrt hatte und breiteten überall eine Men
ge Wander von ihrem Meifter aus, jo, dag er achthun⸗
derttaufendmahl geboren worden, daß feine Seele nad
und durch die Leiber verfchiedener Thiere gemandert, aliv
ald Drache, ald Affe, als weißer Elephant u. ſ. w. em
* fchienen ſey. Daher fieht man überall eine Menge von
Thierbildeen, welche den 5 darſtellen.
x
Fo hat viele Schriften hinterlaffen ‚in denen er hab
“fig eined Lehrerd, Os» mi -to (Ameida auf indifch) erwähnt,
der vor ihm gelebt und fich, zu einer großen Heiligfeit em
porgehoben habe. Die Ho⸗ſchang (fo heißen’ die Verehre
des 50) beten daher haüfig zu ben beiden vereinigten gütt
lihen Wefen, den O⸗mi⸗to⸗Fo“ und glauben dadurch
unfehlbar Vergebung ihrer Sünden zu erlangen
“ Einige feiner Schäfer wurden durch feine legte Offen
barung ergriffen und ftiffeten eine Sefte von Atheiften;
noch andere fuchten beide Theile zu vereinigen, / indem fie
von einer tnnern oder geheimen Offenbarung und er
ner aüffernober öffentlichen fprachen und den Grund
fag aufftellten, daß man ſich durch diefe zu jener erheben
und fodann Diefer entbehren Eönne, wie man; wenn bad Gr,
ba üd.e felber fiehe, des Ger üſtes dazu nicht. mehr bebürfe
u Die aüfferliche oder üffentliche Lehre der Ho ⸗ ſchang
faßt die Grundfäge ihrer Sittenlehre in ſich, die fie auf
alle Weife augzubreiten und einzuprägen fuchen. Sie ichs
ven, daß, da ein großer Unterfchted zwifchen dem Gate
und Boͤſen ſey, diejenigen, welche, Gutes gethan hätten
- — 517 —
nach dem Tode belohnt, die, welche Boͤſes gethan, ger
Rraft- würden; daß dazu befondere Plaͤtze beſtiumt ſeyen; —
daß der Gott Fo geboren ſey, die Menſchen zu retten und
wieder auf den Weg der Seligkeit zu führen; daß er ihre
Sünden abgebüßt und ihnen eine ſelige Wiedergeburt im
der andern Welt erworben hätte: dafür aber verpflichten
fie zu folgenden fünf Geboten: Kein lebendiges Geſchöpf
zu tödten; fein fremdes Eigenthum an.fic zu bringen;
alle Unreinfichleit und Unkeuſchheit zu vermeiden ; nicht: zu
lügen’ und feinen -Wein zu trinken. Dabei empfehlen fie
fehr die Werke der Barmherzigkeit und der Wohlthätigkeit,
befonderd gegen die Priefter, weil das Gebet und die Bußs
Übungen derfelben den Krommen zur Seligteit verhelfen. .
Bei der Beerdigung geliebter Perfonen ſoll man Gold
und. Siülberpapler und feidene Zeuge verbrennen, weil ſich
diefe für die -Verftorbenen in Gold und Silber und foftbas
ve Kleider verwandeln, mit welchen fie dort ihren Zuftand
glücklich zu machen im Stande fi nd. Mer das unterläfs
fet, hat herbe Strafen zu erwarten und feine Seele muß
eine Länge Wanderſchaft durch die geringften und unrein⸗
ſten Thiere machen. \
Die Priefter des Fo find über ganz China. verbreitet,
tragen fange dunkle Kleider, und einen Rofenkranz, wie
die Franziscanermönche, find in zwei Glaffen vertheilt: bie
eine, fehr unmiffend, muß Almofen ſammeln, die andere
hat die Verpflichtung, Kenntniß von Büchern und einen
guten Vortrag zu erwerben, um ihre Neligion zu verbreis .
ten. Sie haben Vorſteher, ToeHo⸗ſchang ( O ber⸗
bonzem, die nach ihrem Alter und geſetztem Betragen
gewählt werden. Sie leben in Klöſtern. Ä
Die Tempel ber Chinefen (Pagoden) haben diefelbe .
Form, — Privathaüſer und zeichnen ſich eiwa nur
durch ihre Größe. und durch die Thürme, welche häufig
dabei fiehen, aus. Sie beftehen .oft aus mehreren durch
[4
— s18 —
Höfe und’ Gaͤuge verbundenen Gebauden, bie den Bons
zen und den übrigen Tempeldienern zur Wohnung bienen,
Die Tempel haben, wie öfterd die Wohnungen, fein ans
deres Licht, ale das, welches durch die Thüre hineinfällt,
und find mit einer Menge von Bildern angefüllt, bie oft
in die Taufende laüft. Dieß find meiftentheild nicht nur
verzerrie, widrige Figuren, fondern haben dabei nicht bie
mindefte Nichtigkeit oder Eleganz. Nirgends fiebt man es
nen ſchönen Körper, alles ift unnatürlich, plump, haßlich.
Zu den Tempeln, bie meiſt auf Anhöhen ſtehen, ge
ſchehen haüfig Walfahrten. Am Fuße des Berges ange
langt, kann man nur fo den Tempel befleigen, daß: man
fich bei jedem Schritte aufwärts niederwirf. Wer bie
Wallfahrt nicht machen Fan, läßt ſich einen Lu⸗in, eis
sen Reifepaß in bie. andere Welt mitbringen. Die Pries
fier theileg nemlidy in den Tempeln große Bögen Papier
aus, auf welchen. in ber Mitte das Bild des Gottes Fo
flehet, rund herum aber eine. große Menge ‚unvollendeter
Heiner Zirkel. Die Glaubigen haben eine Art von Roſen⸗
kranz, den fle abbeten und bei jeder Kugel den geheimniß
vollen Namen Omito⸗Fo hören laſſen, dann ziehen fie
einen Zirkel vollends aus, Bon’ Zeit zu Zeit fommen nun _
bie Priefter in die Wohnung der Glaübigen, ftempeln und
beſcheinigen die Bollendung der Zirkel und am Ende wird
der Eusin dem Verftorbenen in einem von den Prieftern
verſiegelten Kaſtchen mit ins Grab gegeben.
Die Prieſter, Ho⸗ſchang, Im beſondern Sinne, has
ben ein fanftes, bdemüthiged und gefälliges Weſen, wo
Durch, fie fehr einnehmen, Ihre Bußübungen find fehr
ſtreng, einige ſchleppen ſchwere eiferne Ketten nach fich, ans
bere zerfchlagen ſich mit Steinen und verwunben * auf
andere Weiſe, Alles geſchieht ent
4
D
wie
J
— 519 —
Die geheime und innere Lehre bed "73 kann vice
jedermann kennen Iernen. Wer darnach firebt, muß einen
erhabenen Geiſt befigen, der. fähig if, die höchite Voll⸗
kommenheit zu. erreihen. Man hat und aber —
davon bekannt gemacht:
-
Der Grund und Zweck aller Dinge iſt der leere Raum
und das Nichte. Aus dem Nichtd hatten die Stammeltern
des Meenfchengefchlechts ihren Urfprung, und in biefes
Nichts find fie nadı ihrem Tode wieder ‚zurüdgelehrt. Der
leere Raum ift dasjenige, was unfer Weſen und Subſtanz
ausmadıt. Aus dem Nichts und aus der Vermiſchung der
Elemente ift Alles hervorgebracht worden, und dahin muß
auch Alles wieder zurücfehren. Alle Weſen, fowohl bes
lebte als unbelebte, find nur in der Geftalt und in den .
Eigenfchaften von einander unterfchieden. Die verſchiede⸗
nen Eigenſchaften machen den Unterſchied zwiſchen Schnee,
Eid und Hagel. Ein Menſch und ein Löwe find aus ei⸗
ner Maſſe gemadyt und wenn diefe Gefchöpfe wieder in
einander gefchmolgen werden und ihre Figur und Eigen .
(haften verlieren, fo wird Alles wieder zu einer einzigen
Subftanz. Obgleich alfo alle Wefen, ſowohl Iebendige
als Teblofe, nad, ihren Eigenfchaften und Geltalten untere
fchieden find, fo machen fie doch fämtlidh nur ein Gans
zes und find von ihrem Grundweſen nicht unterſchieden.
Dieſes Grundweſen iſt von wunderbarer Natur. Es
iſt eine reine, von aller Veränderung freie Subſtanz,
höchſt zart und einfach, und um ſeiner Einfachheit willen,
die Vollkommenheit aller andern Weſen. Es iſt hochſt
vollkommen und dabei in einer beftändigen Ruhe, ohne
Tugend, Macht noch Verſtand zu haben; ja was noch
mehr iſt, fein Weſen beftehet eben darin, daß es ohne.
Verfiand, ohne Wirkfamteit "und ohne Verlangen oder
Begierde ift.
Wer gluͤcklich leben will, muß unaufhoͤrlich ſeine Ge⸗
danken auſtrengen, und einen Sieg nach dem andern über
— 5
Höfe und’ Enge verbundenen Gebauden, die den Bons
'zen und den übrigen Tempeldienern zur Wohnung dienen.
Die Tempel haben, wie öfterd die Wohnungen, fein an
deres Licht, ale das, welches durch die Thüre hineinfaͤllt,
und find mit einer Menge von Bildern angefült, die oft
in die Taufende laüft. Dieß find meiftentheild nicht nur
verzerrte, widrige Figuren, fondern haben dabei nicht bie
mindeſte Richtigkeit oder Eleganz. Nirgende fieht man eis
nen fchönen Körper, alles ift unnaturlich, plump, häßlich.
Zu ben Tempeln, bie meiſt auf Anhoͤhen ſtehen, ge
ſchehen haüfig Wallfahrten. Am Fuße ded Berges ange
langt, kann man nur fo den Tempel befleigen, daß man
fich bei jedem Schritte aufwärts niederwirfl. Wer bie
Wallfahrt nicht machen Tann, läßt fich einen Lu⸗in, eis
sen Reifepaß in bie. andere Welt mitbringen. Die Prie
ſter theileg nemlich in ben Tempeln große Bögen Papier
aus, auf welden in der Mitte das Bild des Gottes Fo
flehet, rund herum aber eine. große Menge unvollendeter
Heiner Zirkel. Die Glaubigen haben eine Art von Roſen⸗
kranz, den fie abbeten und bei jever Kugel den geheimnißs
vollen Namen Omito⸗Fo hören laſſen, dann ziehen fie
einen Zirfel vollends aus, Bon Zeit zu Zeit kommen nun
bie Priefter in die Wohnung der Glaübigen, ſtempeln und
F beſcheinigen die Vollendung der Zirkel und am Ende wird
der Lu⸗in dem Verſtorbenen in einem von den Prieſtern
verſiegelten Kaſtchen mit ins Grab gegeben.
Die Prieſter, H o⸗eſchang, im beſondern Sinne, ha⸗
ben ein ſanftes, demüthiges und gefaͤlliges Weſen, wor
durch ſie ſehr einnehmen. Ihre Bußübungen ſind ſehr
ſtreng, einige ſchleppen ſchwere eiſerne Ketten nach ſich, ans
dere zerſchlagen ſich mit Steinen und — * auf
andere Weiſe, Alles geſchieht He
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— 519
Die — und innere Lehre des Fo kann ie
jebermann kennen lernen. Wer darnach firebt, muß einen
erhabenen Geiſt befigen, ber fähig ift, bie hoͤchſte Bolls
fommenbeit zu. erreichen. Man bat und aber ..
davon ‚befannt gemacht: - “2
Der Grund und Zwed aller Dinge ift der leere Raum
und das Nichtd. Aus dem Nichts hatten die Stammeltern
des Meenfchengefchlechts ihren Urfprung, und in dieſes
Nichts find fie nach ihrem Tode wieder zurückgekehrt. Der
leere Raum ift dasjenige, was unfer Weſen und Subſtanz
ausmacht. Aus dem Nichts und aus der Vermiſchung der
Elemente iſt Alles hervorgebracht worden, und dahin muß
auch Alles wieder zuruckehren. Ale Weſen, ſowohl bes
lebte als unbelebte, find nur in der Geftalt und in den |
Eigenfchaften von einander unterfchieden. Die verſchiede⸗
nen Eigenſchaften machen den Unterſchied zwiſchen Schnee,
Eis und Hagel. Ein Menſch und ein Löwe find aus ei⸗
ner Maffe gemacht und wenn bdiefe Gefchöpfe wieder in
einander gefchmolzen werden und ihre Figur und Eigen .
Ihaften verlieren, fo wird Alles wieder zu einer einzigen
Subftanz. Obgleich alfo alle Weſen, fowohl lebendige
als Teblofe, nad) ihren Eigenfchaften und Geftalten untere
Ihieden find, fo machen fie doch fämtlich nur ein Gans
zes und find von ihrem Grundmefen nicht unterfchiebeit.
Diefed Grundweſen iſt von wunderbarer Natur. Es
iſt eine reine, von aller Veränderung freie Subſtanz,
höchſt zart und einfach, und um ſeiner Einfachheit willen,
die Vollkommenheit aller andern Weſen. Es iſt hoͤchſt
vollkommen und dabei in einer beftändigen Ruhe, ohne
Zugend, Macht noch Veritand zu haben; ja was noch
mehr ift, fein Weſen beftehet eben darin, daß es ohne
Verſtand, ohne Wirkjamfeit "und ohne Berlangen oder
Begierde iſt.
Wer glüdlich leben will, muß maufhoͤrlich ſeine Ge⸗
danken anſtrengen, und einen Sieg nach dem andern über
J
— 520. —
- Ra deibft Mm erhaften fuchen; am beften aber iſt es, bie
* fem: Grundweſen gleich zu werden. Zu dem Ende mul
man fich gewöhnen, nichts zu thun, nichts ‚zu woünfchen,
nichts zu empfinden und nichts zu. benfen. Man muß fid
weder um Zugend noch um Laſter, weder um Strafe noch
um Belohnungen, weder um eine Borfehung noch um eine
Unfterblichleit der Seele kümmern. Die ganze Heiligfeit
beſteht darin, daß man aufhört, Etwas zu ſeyn und ſich
mit Dem Nichts vermifcht, oder von ihm verfchlungen wird.
Se näher man der Natur des Steind kommt, jt
mehr gelangt man zur Bolllommenheit. Tugend
und Glückſeligkeit beftehen in einer gänzlichen Unempfind
lichkeit und Unthätigkeit, in der Ausrottung ‚aller Begier
den, in der Aufhebung der Bewegungen bed Leibes, in der
Bernichtung aller Kräfte der Seele, und in einer gänzli
chen Ruhe der Gedanfen. Ein Menfch, der es einmahl
zu diefem glüdfeligen Zuftand gebracht hat, hat keinen
‚ Wedhfel und keine Wanderung und überhaupt nichtd mehr
zu fürchten; denn er iſt eigentlidy zu reden, felbft Nichte,
oder wenn-er ja etwas iſt, fo ift er glücklich und, um es
mit einem Wort zu ſagen, dem Gott Fo vollkommen glei,
Es bedarf nur eined geringen Nachdenkens, um ein
aufehen, daß dieſes Gerede über das Nichts felber nichts if,
Die dhinefifchen Fo⸗Bekenner haben ben Glauben an
die Seelenwanderung gerade fo, wie bie Indier, aus dw
‚zen Religion die ihre entfprungen iſt. Als fie zuerſt nad
‚China kam, erregte fie großes Auffehen und fand vielen
Beifell. Doch bald ſank diefer auch wieder, bis der Kai
- fer Sche⸗le im vierten Jahrhundert unferer Zeitrechnung
durch einen aus Indien gekommenen Samander M, it
J
2) Ein Samanaer iſt ein ind iſcher Heiliger nach Fehis
Srundſatzen. In Eßina heißen dieſe Leute Sa m⸗meng.
——_ 51 —
— lichten Som vom Tode erwedte: , fich ‚befehren Keß;
Bon dem an verbrängte der: Fohis mus den alten herr⸗
ſchenden Theismus allmahlich ganz, wenigſtens unter
dem Volle Und noch mehr nahm er überhand, ſeit bie
Mantſchu in China eingedrungen find, denn aud). diefe
waren früher ſchon lange Anhänger dieſer Religion.
Wir bürfen nicht unterlaffen, hier: einige Rachrichten
von Forhi, dem fabelhaften Stifter „der chineſiſchen
Monarchie aufzunehmen, welcher von Vielen mit dem
Peligionftifter Fo verwecjelt wird. Es ift aber dies
ſes ganz falfdy und wenn diefe hiſtoriſche Perfon ein
Indier geweſen iſt, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß ſie der
ältere Buddha war, von welchem es in den mythiſchen
Schriften der Indier heißt, daß er in den öftlichen Thei⸗
len von Indien ins Elend getrieben worden fe.
Fo⸗hi war aus der Familie Fong, d. h. Wind,
feine Mutter, Hoasfü Cdie eine Blume erwarten
de) empfing ihn ohne Zuthun eined Mannes und gehar
ihn erft nadı zwölf Jahren. Man nanıtte ihn daher auch
Sui, oder Jahr, % b. Jupiter,’ der feinen Kreislauf
in zwölf Jahren vollendet, wie das Fahr in zwölf Monas
ten: Und. weil Jupiter auch der Planet des Holzes ift, ſo
heißt Fo⸗ hi auch Mu⸗hoang, Herrſcher des Hol⸗
zes. Er hatte den Körper eines Drachen und den Kopf
eined Ochſen; feine Höhe betrug neun Sup und war mit.
allen geiftigen und leiblichen Borzügen geſchmückt. Focht
regierte 150 Jahre, vom Jahr 3461 vor Ehriſtus an. Er
hob: die Augen gen Himmel und betrachtete die Einrichtung
der Geflirne, und: fo- erfand er die Aftronomie ' Dann
blickte er auf die Erde und erfannte, daß Auf derfelben Als
les aus fünf Dingen herrühre, aus Metallen, Pflan⸗
zen, Gewäſſern, Feuer und Holz, und entdeckte {vo —
die fünf Elemente Endlich ka er ſich ſelbſt und
3 -
LS
— "593 —
font, daß er. eine Meine Welt enthielt, im feinen Augen
erfannte ex die beiden Himmelskoͤwer, welche Tag und
Nacht erleuchten, und in feinem Wleifhe die Erde; feine
Zähne und Knochen ftelten ihm die Metalle, feine Haare
Pflanzen und Geftraüche vor; er. fand Flüffe and Gewäfs
fer in den Theilen feines Körpers, nad die Kraft, fich zu
‚bewegen, fchien ihm das Feuer zu ſeyn.
Diefem Herrfcher nun fchreiben die Chinefen alle Ents
deckungen und Erfindungen zu, welche zur Erhaltung und
Beglüdung des Menfchengefchlechts nothwendig waren: er
bezähmte die Hausthiere und beftimmte fie zur Arbeit und
zu Opfern; er verfertigte den Kalender, im bie Zeitrech⸗
nung feſtzuſetzen; er ſtiftete die einfache Ehe; er verfertig⸗
te Waffen nnd friedliche Werkzeuge; er erfand Wälle für
die Städte und Fifchfang und Vegelitellerkunft und Muſik
. und mufllalifche Inſtrumente. Um ſeinen Einrichtungen
und Gefegen Beitehen zu fichern, fegte er vier Mandarine
in feinem Reiche, nach den vier Weltgegenden und einen
' fünften über fie alle; auflerdem ‚aber noch eine Menge
Mandarinen, die unter diefen ihre angewielenen Gefchäfte
zu beforgen hatten. Fo⸗hi fah eines Tags aus bem Flufs
fe Meng» bo einen Drachen und eine Schildkröte
herausͤſteigen, welche allerlei. Figuren auf dem Rüden hat
tan. Sogleich fegte er darand die adıt Kua zufammen,
‚ welche fich als ein wunderbares und höchſt merfwürbiges
* Monument der geheimnißvollen Symbolik der früheften Zeis
ten bed Menſchengeſchlechts bis auf unfere Tage erhalten
haben. Gie beftchen aus der dreifachen Zufammenfegung
der ganzen und gebrochenen Linie und ſtellen vor
| Kien, Aether,
— Tui, Reines Waſſer, —
Li, Reines Feuer,
Tſin, Doumer,
== Sinu, Wind,
ii
— 53 — |
— — Ran, Rofer,
Ken, Berge,
Küen, Erde,
Dieß war ber Grund aller Schrift in China und FR ⸗hie
war alſo auch der Vater m N und aller —
ſen ſchaften.
Fo⸗hi ſtarb in einem Alter von hundert und vier
und neunzig Jahren und wurde zu Shansyäng, ober
wie andere Jagen, zu Tſchen begraben. Das Grab feiner
Mutter zeigt man in der Ebene.von Feus fin. Seine .
Tochter oder Gattinn erfaüfte fich in dem Fluſſe Lao und
wird baher ald der Genius dieſes Fluſſes betrachtet. Dem
Nachdenkenden wird Die Aehnlichkeit dieſes Mythos mit
den perſiſchen, indifchen, ägyptifchen und griechifchen My⸗
then nicht entgehen. Ein Document mehr alſo ded Zufants
menhanges der Religion, wie der Gefchichte, der Urwelt.
I
u.
4,
Ein anderer Neligionftifter, wird in Ehina genannt.
Dieß iſt Lao⸗Kiun, CLautsthe, alter Knabe) von
welchem die Erzähler fagen, er habe fechshundert Sahre
vor Chriſtus gelebt. Bon feinen Lehrfägen if weiter nicht. '
viel mehr befannt, als daß fie mit denen des Epikur
viel Aehnliches gehabt haben folen. in neuer Forfcher
nennt die Anhänger dieſes Laos Kiun, welche felber dies
ſen Namen führen, die Herrenhuter von China.
Roc älter als gaofinn fol Confucius (Eon⸗
fu⸗tſee), der vornehmſte unter den chineſiſchen Reli⸗
gionftiftern, und ſchon 650 Jahre vor Chriſtus dage⸗
weſen ſeyn. Das Anſehen dieſes Weiſen iſt in China ſehr
groß und ſein Geſchlecht, das noch vorhanden ſeyn ſoll,
genießt ber bedeutendſten bürgerlichen Borzüge. Was man
von ihm erzählt, if — Folgendes: Bon futſer
-4 v
= m —
it aus kaiſerlichem Gebluͤte entiproffen.- Bei feiner Geburt
ließ ſich etue himmliſche Muſik hören, ein hehres Geſtiru
näherte ſich der Erbe und zwei Drachen bewachten feine
Wiege. In feiner früheften Kinpheit fchon zeigte er einen
geriffen Ernſt und eine ungeheuchelte Gotteöfurcht und be
gann ſchon als Knabe, mit ungemeinem Eifer den Wiſfen⸗
fchaften fidy zu weihen. Zwanzig Jahre akt verheirathete
er fid und erzeugte einen Sohu, verließ aber ſogleich dar,
nad; Weib und Kind, um deſto ungehinderter fein Leben
der Bearbeitung und Ausbreitung feiner Lehre weihen zu
koönnen. Doc ließ er Tih, um -feine Kräfte- dem Staat
nicht zu entziehen und einen deflo größern Wirfungfreis
- für feine Abfichten zu gewinnen, auch bewegen, Staats⸗
dienſte zu nehmen. Man gibt ihm 3050 Schüler, worun⸗
ter mehr ald 500 zu den höchſten Würden emporftiegen
and 72 durch befondere MWiffenfchaften und Tugenden fid
außzeichneteg. Aus diefen legtern, Die ihm ſämtlich ald
Boten und Lehrer feiner ‚Religion dienten, fonderte er
zwölf aus und einer unter dieſen Zwölfen war fein befons
berer Liebling *)., Wie feine’ Lehre, fo foll er auch feine
Lehrſchuͤler in vier Glaflen eingepheilt haben: In der ew
. Ren mwurben ‚die Grundfäge einer echten Tugend vorgetras
gen; in: ber zweiten ein vernünftiges Reden und Schließen
gelernt; in der britten Politik getrieben und in der vierten
der äußere Anffand mit dem. inneren moralifchen Weſen
verbunden ‚gelehrt... Dabei war es Pflicht für alle, ‚auf
ſich ſelbſt forgfältig Acht zu haben, ihren Geiſt durch
Nachdenken und ihr Herz durch Liebe und Tugend zu ver
dei und zu vervollkommnen.
Beſondere war es die Provinz en, das Geburtland
U
* Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die hriftfihen Väter,
die uns die erftien Nahridten von Confucius gegeben
- haben, feine perfonelle — etwas einer andern
gemodelt baden, -
! — 2525 —
bes Weiſen, die ſich ſeiner Liobe und Fuͤrſorge gu: erfrenen
hatte. Der Segen, der ſich dadurch über dieſes Land ver⸗
breitete, bewirkte, daß ber Kaiſer den Urheber desſelben
an ſeinen Hof berief und zu ſeinem erſten Mandarin
ernannte. Eine Zeitlang richtete ſich Alles nach den weifen -
und beglüdenden Lehren beöfelben, allein bald fiel Ale . :
wieder in die gewohnten Sünden und Lafter zurädnnd
Eonfutfee entfernte fih.von einem Hofe, der zwar den
Willen’ gehabt. hatte, das Beffere zu ergreifen, dem ed
aber 'an. der Kraft dazu fehlte Er befchränfte ſich von
nun an darauf, feine Schüler zu unterweifen und fie zur
Aufrichtigfeit, zum ehrfurchtwollen Gehorfam gegen Gott
und zur Liebe. des Nebenmenfchen, zur Ueberwindung und
Beherrfhung feiner feld zu ermahnen, und ihnen in allen -
Städen mit dem beßten Beifpiele boran zu gehen.
Gounfutfee flarb 73 Jahre alt and nicht uur feine
Schüler, ſondern ‚aud) ber Kaiſer und bie Nation, ber
weinten ihn bitterlih. Mean ehrte ihn fofort als einem
Heiligen, al einen reinen Geift, wie die Chiuefen
zu fagen pflegen, und weihete.ihm Tempel und andere
Dentmahle Ohne demnach, wie neuere und tiefere For⸗
fhungen offenbaren, bie Abficht gehabt zu haben, eine
neue Religion zu fliften, ward Confucius ber-Stifter einer
Sekte, welche nody heut zu Tag in. China vorhanden ift
und die Angefehenften und Gebildetften ber Nation unter
ihre Mitglieder zählt: Es läßt fich Übrigens leicht einſe⸗
hen, daß ſeine Lehren und Vorſchriften nicht mehr in ih⸗
rer urſprünglichen Reinheit vorhanden ſind. Man hat in
China ein Lehrgebaüde des Confutſer, welches im Anfang
des fünfzehnten Jahrhunderts auf Befehl des Kaiſers von
42 Mandarinen verfertigt worden ſeyn ſoll. So weil mar
dasſelbe kennt, enthält ed zwar bie Lehren des Weltweiſen,
aber miöverftanden und verdreht, fo daß das Weſen Gots
tes, welchem bei diefem felber ald über die Welt, erhaben.
und verfchieden von: berfelben, hier als die Kraft erfcheint,
.! N
⸗
i
— 506. J
wei in der Rahıte alles ervorbeingt, alfo hochſtens ei
ne Weltfeele it, wie in den Sykem:n anderer Ratur⸗
philoſophen.
Die heil. Bücher der Chineſen von Eonfacius heißen
King, mit Beinamen, ald Listing, Schusfing u. 1.1.
Hier heißt die Gottheit bald Tien (Himmel), bald Chang
ti (Herrſcher), bald Hoang⸗ changti (hoͤchſter Beherr⸗
ſcher).
Das Hauptbuch ft” der Säu-ting Lfchang-
tſchu), und in demfelben find nicht nur bie Begriffe von
hoͤchſten Wefen vortrefflich und bewundernswürdig, ſondern
die Moral felbft it von 'nnverfennbarem Werthe, und die
Kingheitregeln, in Ruͤckſicht der Regierungen, find es oft
nicht minder. So ſagt er einmahl: "Alles durchdringt
Tien, Alles vernimt und verficht er. Wie hoch, mie er
haben {ft er, wie gerecht, wie weifel Hat er gleich mes
der Augen, noch Ohren, dennoch hört und vernimt er
Alles anf das vollkommenſte. Er tft die hoͤchſte Gerech⸗
tigkeit, der höchfte Verſtand, Alles ımterfucht er, Alles,
was bie Regierung angehet, Alles, was das Wohl oder
das Ungluck des Volks betrifft, nichts entgehet feinem Blide.”
Anberwärtd: "Die Schönheit de Himmels verfündis
get und die Größe des oberiten Beherrfchers der Welten.
Die unerfhöpfliche Fruchtbarkeit der Erde zeigt uns feine
wohlthaͤtige Sorgfalt: Lehrt die Völker ni loben und für
feine Wohlthaten ihm danken!”
Die Chineſen haben eine pweifache geler des Anden⸗
kens des Confucius. Die eine beſtehet darin, daß man
ſich vor einer Papierrolle, welche, ſein Geſetzbuch vorſtel⸗
lend, auf einer Tafel ſtehet, umgeben von Lichtern und
Rauchfäſſeru, niederwirft und neunmahl mit der Stirn die
Erde berühret. Die. Befehlöhaber der Städte haben die
Verpflichtung, alle 14 Tage im Namen der Gemeinden,
x
L
897
been; fie, nörfiehen, dem Gonfucius bieſe Ehr⸗ zu —
ſen. Die andere iſt eine jährliche und beträchtlich cerem⸗⸗
nienreichere. Sie wird im Frühling und Herbſt vorge
nommen und iſt eine eigentliche Todtenfeier, bei welcher
Seidenzeuge, Reis, Früchte, Schweine und an⸗
bere Thiere und Wein geopfert und bei Muſik und
Brennen der Kerzen und fortgehendem Raüchern zum Lo⸗
be des Confucius geſprochen und zu ihm gebetet wird, als
zu einem Weſen, weiches neben der Gottheit figend,
Einfluß bei dieſer hat und deßhalb ſeyn kann.
ee ſuchte man in China die meligion des Confu⸗
eius über alle andern zu erheben, ja dieſe durch ſie zu ver⸗
tilgen, allein es war nicht möglich, das Volk von ber.
finnlichen Berehtung feiner ‚Götter abzubringen; nod ins
mer find daher die: drei Religionen, ded Fo, bed Laos -
kiun und des Confutſee in China einheimiſch. Leber,
dieß aber findet man in dem weiten Reiche auch Lamai⸗
fen, Muhbamedaner, Juden, Sabier, und ge
tifchanbeter, und unter allen eine ungemeine Menge Abers
glanbend. Sie glauben insbefondere viele, Geifter, gute
fowohl, ald böfe, und die Priefter willen Mittel, diefe zu
verfähnen und ihre. Feindfeligkeiten abzuwenden, jene aber
zu bewegen, daß fie ihre Segnungen reichlich ‚über bie
Glaubigen ausſpenden. Viele von dieſen Geiſtern find
vormahls Menſchen geweſen und, nach ihrem Ableben, als
erhabene Wohlthäter des Volks verehrt worden. Zu dieſer
gehört unter andern Hujuenſin, der, ein zweiter Apol⸗
lo, oder früherer S. Georg, einen furchtbaren Drachen |
erlegte und ſich ſodann in den Himmel aufſchwang.
Unter den Götterbildern ber. Chinefen finden fich wel⸗
che, deren Attribute eben fo,. wie die Ausfagen der Prier
fter, deutlich anzeigen, wie fehr die Religion der Chinefen
mit den Religionen der alten Welt Aberhaupt aufammegs
*
5
hängt. Die Puzza, ein weibliches Bötterwejen, Bat man
frühe fchon wit. der Iſis ‚der Aegypter, der Kybele bei
den Griechen, ber Ceres bei den Roͤmern verglichen, fo
. deutlich fprechen ihr Yufzug und ihre Legende davon, daß
n
- erhalten möäffen:
fie eine Göttinn der Erde, der Kruchtbarfeit und de
Enltur fey Der Drache fpielt eine große Rolle in dem
chirtefifchen Religionweſen und auch hier iſt berfelbe, wie
überall, ein Sinnbild der ewigwirkenden Urkraft in der
Natur, was: freilich der große Haufe, der der SPriefler
mit eingefchloffen, nicht verfteht, und deßhalb die laͤcher⸗
lichften Dinge von ihm erzählt. Der faiferliche Drache al
Iein darf fünf Füffe haben, alle andern müffen mit hoͤch⸗
ſtens vier zufrieden feyr Dan fchreibt den Chinefen eine
große Hochachtung gegen bie Pyramiden zu, als wel
the ihnen gewiſſe Bötter feyn follen. In der That beweis
fen fie ihnen eine Art von Verehrung und bringen Opfer
vor denfelben. Befonderd aber verpflichten fie ihre Schw
ven vor den Pyramiden 'zur Treue und zum Gehorjam.
Einige fagen,. die auf der Pyramide gewöhnlich ‚ftehende
Kugel ſey der eigentliche Gegenftand der Berehrung.
Bei aller Ehrerbietung indeffen, welche. die Chinefen
vor ihren Göttern und Bögen haben, follen fie doc, auch
leicht zu einem verächtlichen Betragen gegen -fie bewogen
werden 'können. Sie ‚verlaffen ihren Schnegott , wenn er
ihnen die erwartete Hilfe. nicht leiſtet; fie fehelten und mid
handeln fein Bild und fhleppen es durch den Koth; wa
ſchen es aber fauber ab und fiellen es ehrerbietig wieder
auf, wenn etwa ihre Wünfche erfüllt - werden; ja man ers
zählt ung, daß fie ihre Götter vor dem weltlichen Gerich⸗
te verflagen und hier ‚gegen die Gerechtigkeit ſuchen, von
welchen doc; zuerft die NIT Gerechtigkeit fernen und
Man trifft unter den Chineſen mehre große Feſte an.
Ein ſolches iſt das Laternenfeſt, welches jährlich am
18. des erſten Monats gefeiert wird. Laternen, meiſt von
ge⸗
A
4
+4 N * x
1 Pa Le &
U -
gefärbtem Papier oder Seidenzench, von .alfen Formen |
und: Größen, oft fo groß, daß man barin, wie in einem
Zimmer fich aufhalten Tann, zu Land und zu Waſſer wer⸗
den aufteſtellt und allerlei Ceremonien dabei beobachtet.
Eine Sage gibt dieſem Feſte ben. Urfprung dadurch, daß
ein Mandarin frine verlorene Tochter mit. einer Laterıte
ſuchte, welches Beranlaffung gab, an bie Demeter zu. dens
ten, bie ihre Tochter bei Kadelfchein fuchte und das chis -
neſi ſche Laternenfeſt mit den Eleuſinien zu vergleichen. Ein
andered Felt diefer Art feiert man im Brachmonat. ‚Sie
ſchmücken dabei ihre Wohnungen mit Laubwerf und Bus .
men und fahren ix gefchmücten Fahrzeugen aufs Meer,
um den Phelo, ben Erfinder ded Salzes, zu fuchen.
Noch fagt man und von einem Aderfefte ‚ ‘welches alle
Jahre begangen wird. Eine Prozeſſion, an deren Spige
ein- vornehmer Mandarin fteht, ziehet geſchmückt mit Blu⸗
men und Kränzen, von Muſi kanten, Fadels und Fahnens
trägern begleitet, aus der Stadt gegen. Dfien. Eine Kuh, °
aus Thon gebaden, wird auf einem Geſtelle - gezogen.
Hinter ihr ein Knabe, nur halb angelleidet, der immer
auf fie Losfchlägt und neben diefem zwei Landleute, die ihs
re Inſtrumente tragen. Das Alles, erflärt. man und, deus
te die Geſchãftigkeit and den Fleiß an, der auf den Feld⸗
bau zu wenden iſt. Die Kuh enthält in ihrem Innern
viel Heine Bilder von Kühen, die am Ende des Feſtes
vertheilt werden. Einige Nachrichten laſſen an dieſem Fe⸗
ſte den Kaiſer ſelber mit einem Geſpann Ochſen oder⸗Kü⸗
hen auf einem Acker eine Furche ziehen. Wieviel Antheil
die Religion an dieſen Feſten habe, kann nicht angegeben
werben. Mehr ſchon leuchtet das Religiöſe aus ihrem
Neujahrsfeſte hervor. An-diefem hören alle und jebe Ges
ſchaͤfte auf. und Poften und Gerichte ſtehen Ai, mie in
Rom bei den Saturnalien. Diefes Keft heißt die Vers
fhlieffung ber Siegel: und ift ein- Fe der. Bröhliche
feit und bed — Jubels. |
1. Band. MA. m
u
— 590 —
Fo, der Stifter ber Ehen, hat auch Gefege Aber die
felbe gegeben, Die zum Theil fehr ſtreng find. Perſonen,
bie einerlei Namen führen, dürfen fich nicht heirathen,
wenn fle and) Abrigens gar unicht verwandt find. : Aber die
entferntefte Verwanbtfchaft fchliept die Che and. Die Ber
heirathung gefchteht, ohne daß die Religion vielen Antheil
daran nähme. Braut und Brautigam, die fich in der. Re
gel nicht Tennen, werden zuſammengebracht und in dem
Augendlide, wo fie ſich begrüßen, fallen fie zugleich auf
die Kniee nieder, um zu beten. Bet der eigentlichen Ber
bindung begeben fie ſich in eine Pagode,. vor Die Wilder
ihrer Altvordern, wo fie ein Opfer bringen und von deu
Prieftern einen Gegen empfangen. Mehr Religion. ſieht
man in dem Leben des jungen Chineſen. So wie eine
Fran ber Entbindung nahe kommt, begibt fie fich in die
Pagode und laͤßt für fi und ihre Leibesfrucht vor ben
Bötterbildern beten. Zwei Monate nach ber Geburt bank
fie auf gleiche Weife für den verliehenen Beiſtand und bis⸗
herige Erhaltung. Iſt das Kind ein Jahr alt, ſo wieder⸗
holt ſich dieſe Ceremonie. Auch der dem Austritte aus ber
Kinderzeit, beim Eintritte in bie Jünglings⸗ und Mannes⸗
Alter ſind Ceremonieen and Gebete vorgeſchrieden. Ge
wöhnlich hat der Chineſe drei Namen, den erſten erhaͤlt
er ale Kind, den zweiten als Jüngling, nud bei biefem
nennen ihn feine Eltern und alle andern Altern Perſonen,
den dritten als Mann, und mit diefem müͤſſen ihn feine
Kinder und alle jüngern Perfonen begrüffen. Unter ber
vielen fonberbaren und mitunter albernen eine in der That
ſiunnige Sitte. |
F
Die Chineſen, deren Begriffe von Unſterblichkeit und
Seelenwanderung nichts weniger als klar find, haben Lei⸗
qhyeuceremonieen, die denſelben vollkommen entſprechen. Iſt
einer geſtorben, ſo ſteigt ein Anverwandter auf das Dach
des Hauſes, dreitet das Field des insg in die
— 531 —
Luft and und ruft die Seele beeſelben zurück. —
wird das Kleid über ben Leichnam gelegt und drei Tage
liegen gelaſſen. Unterdeſſen wird ein Altar in einem Zim⸗
mer -aufgerichtet, ein. Bild des Verſtorbenen darauf. und
fein Leichnam im Sarge hinter denfelben aufgeftellt. Seine, '
Verwandten ſtehen darum her und beflagen ihn und brine
gen ihm aflerlei Opfer; fogar von ihren Haaren opferten
fie dabei, früherhin, ehe die Tatariſche Herrfchaft die Site
te aufbrachte, den ganzen Kopf zu fcheeren. Am Beerdis —
gungtage verſammelt ſich die ganze Freundſchaft in Trauer
kleidern, welche durchaus von weißer Farbe find. Der
Zug iſt von Muſik, von Bildern und Fahnenträgern bes -
gleitet. Die Priefter und beftellten Leidträger folgen
zufegt. Die Leichen werben groößtentheild begraben, zus
weilen auch verbrannt. An ben Gräbern ber Ihrigen
feiern die Ehinefen ein jährliches Todten⸗Gedächtnißfeſt
mit Opfern und Gebeten. Nicht felten pflanzt man Baü⸗
me an bie Gräber, weldhe für ebenfo heilig gehalten wer⸗
den, wie dieſe ſelber.
Da unfere Nachrichten über ben Buftand von —
noch immer mangelhaft und verworren ſind, ſo kann man
auch von der Religion der Chineſen feine klare Dar⸗
ftellung geben und es wird wohl nicht zu vermeiden ſeyn,
daß ſich in. bie allgemeine Schilderung, Züge einfchleichen, .
weiche von befondern Religionpartheien entnommen find.
So iſt es gewiß ein unrichtiged Urtheil, wenn ein neuer
Reiſebeſchreiber fagt, die Chinefen beten einen Stein an,
ed follte vielmehr heißen: Man findet in China noch Fer
tiſchanbeter, deren Setifch ein Stein ift, bie religiöfe Site
te, welcher wir in den allerälteften Nachrichten über bie
Religion, ber. Menfchen Erwähnung finden. |
"Die Sapanen
Die Rn der Japaner Er nach gemeinen Sage,
— 532 —
aus der chineſiſchen hervorgegaugen, — aber hat fi
mit diefer einerlei Urfprung, wiewohl Einige Spuren ei
ner urfprünglich einheimifchen Religion gefunden habe
wollen. Diefe begreift man unter dem Ramen der Sint:
(Ziuto); die von Indien herübergelommene nennen fi
Budsdo. Es if zwar noch die Rede von einer dritter
Religion, der Sjuto; aber diefe feheint mehr eine philo:
fophifche Sekte, als eine Religiongefellfchaft zu feyn.
Die Sinto (Kinto)- Religion.
Sinto (oder Sinsiw) heißt wörtlih: Der Weg,
oder die Verehrung einheimifcher Götter. Sie
heißt auch Kami⸗Mits, einheimifher Götter:
glaube. Diefe Religion, die mehr auf zeitliche Wohl
und Glück fich bezieht, als auf ewiged Heil, war früher
auf das genauefte mit der politifchen Verfaffung des Lam
des verbunden; denn vermöge der Idee der Vermenſch⸗
lihung der Götter ließen bie Japaner ihre höchſten
Megenten, Mikaddo, von den Göttern abflammen und,
da diefe zuerft dad Land bevölkert haben, fo war die Re
ligion eigentlich Verehrung der Vorfahren. Es gibt, fo
fagen die Sinsju, einen unendlichen Gott in dem
‚unendlichen Himmel. Neben ihm find in dem fichtbaren
Zirmament des Himmels noch andere hohe Götter; aber
jener und biefe werden nicht angebetet,. ald zu erhaben
über bie Menfchenwelt, und ihre Namen kommen blos in
ben Eidesformeln vor. Dagegen erhalten diejenigen Unter
götter, welche die Elemente, und die einzelnen Gefchöpfe
regieren, fehr eifrige Verehrung, weil man dadurch Reini
gung ded Herzend und ewige Glückſeligkeit erhält. Der
erfte diefer befonderen Götter heißt Tens jo Dat Sin,
der Kern des Lichts und der Sonne. Er hat zuerft Ja
pan beherrfcht, ift alfo ber Vater ber Mikaddo's, der
geiftlichen Erbkaiſer und des ganzen’ Volkes, befonberi
,
s .
F — ——
53 22
aber ber. Rami &, der unfterblichen und ewig zu ehren.
den Seelen, bie zuletzt zu Göttern erhoben worden find.
Die Kosmogonie ber Japaner it folgende: Im Ans
fang war eine Bermifchung aller Dinge, nemlich der fünf
Elemente, Holz, Teuer, Erde, Metall, Waffen |
Ueber dieſen ſchwebte eine Kraft, Ki, der allgemeine Welse ö
geift, in welden beim Tobe ded Körpers alle reinen Sees
len übergehen. Das Ich, die Perſönlichkeit, hört
Bann auf, wie ein Waffertropfen aufhört zu feyn, wenn
er fich mit dem Weltmeere vermiſcht. Der Ki bildet übri-⸗
gens dad alleredelſte Weſen der Bötter, die Seelen ber
Menfchen und der Thiere. Durch den Ki find entſtanden
fieben Gefchlechter himmlifcher und fünf Gefchlechter der -
irdifchen Götter. Unter dieſen iſt eben der fchon genannte
Tensjo Dai Sin, der Stammvater ber Japaner. Nach
einer unendlichen Neihe von Jahren, während welchen die
fieben Gefchlechter der himmlifchen Götter regierten, was
ſich bie Japaner nicht anders denn ald ein Traümen
vorftellten, traten die fünf irdifchen ein ; gleichfam ein
zweites filberned Weltalter, und nad; einer Dauer von
. 836,042 Fahren entfiänd erft aus dem fünften biefed lang⸗
bauernded Gefchlechts, Awa Se Dfuno Mifaddo, dad _
dritte Öefchlecht, nemlich dad der jett lebenden Menfchen
(verſteht ſich in Japan). Der Erftgeburt dieſes Geſchlechts
und ihren Erben iſt nun die Herrſchaft über die ganze
Welt (Japan) und ein übermenſchliches Weſen verliehen,
und fie heißen Mikaddo. Der Mikaddo iſt demnach ein
eingefleiſchter Gott, welcher Andere zu Göttern er
heben und ihnen Mia's Ceine Art von Tempeln) errich⸗
ten kann. Sft er. felber ſehr beliebt, fo baut man ihm
wohl noch bei Rebzeiten Mia’s und fo nimt die Reihe der
japanifchen Götter. immer noch zu. Dieſe Mikad do herrs
fhen nun. feit dem. ſechshundert und fechzigffen Jahr vor
Chriftus und man zählt 114 diefer Regenten, denen immer
eine aufferorbentliche und mehr als menſchliche Verehrung -
——
— 634 —
erwieſen iR worden. "Bon bem erſten, Dfin Win, heißt
die Dynaftie noch immer fo, aber von ihrem Hofe, ber
zuerit diefen Namen führte, .befamen diefe Regenten auch
den Ramen Dairi, unter welchem fie am befannteften
find, befonders feit Cim zwölften Jahrhundert) ihre Macht
eingefchränkt it Burdy den Kubo. Ein Feldherr des Dais
ri An⸗tokn entriß dieſem die weldiche Macht und grüns
dete unter dem Namen Kubo eine weltliche Dynaftie, web⸗
che die. geiſtliche oder hinnnlifche gewaltig einſchränkte, fo
daß fett.dem 16ten Jahrhundert der Datri in einen Klos
ſter eingefchloffen, gar feinen Einfluß mehr auf Die aüf
fern BVerhältniffe der Japaner, aber einen deſto größern
auf ihren Glauben und ihr religiöfes Leben hat.
4 Der Dairi iſt ein Kame, ein lebendiger Gott. Kein
Rate darf ihn fehen; aber die übrigen jayanifchen @ötter
müffen ihn in einem befondern Monat, der daher feine
Götter » oder Feſttage enthält, befuchen und hängen, in
mehr als einer Hinfiht von ihm ab. Er darf nie mit feis
nen Füßen bie Erde berühren und nicht unter freiem Hims
mel gehen, weil nicht einmahl die Sonne würbig ift, fein
geheiligtes Haupt zu befcheinen. Haare und Bart muß er
wachfen laffen, feine Nägel werden ihm nur im Schlaf
befchnitten, d. h. geraubt, wiffentlich darf er eine ſolche
Entheiligung feiner Perfon nicht zugeben. Frühr mußte
‚er jeden Morgen zwei Stunden, die Krone auf dem Haupt,
uribeweglich auf dem Throne ſitzen, um Ruhe und Frieden
in der Welt zu bewahren; jegt liegt nur feine Krone
darauf und thut diefelbige Wirkung. Seine Speifen müfs
fen jedesmahl in neuen Gefäßen bereitet umb aufgetragen,
nach dem Gebrauche aber vernichtet werben; baher find fie
nur von Erde und. Holz. Wer ein folches gebranchen
oder etwas von feinen übrig gelaffenen Speifen genießen,
oder./ein Kleidungeftük von ihm benügen. wollte, würde
ſich fehr krank und unglüdlid machen. Der Dairi hat
‚ gewöhnlich zwoͤlf Frauen, von denen eine bie Kaiferiun
x
’
— 536 u
heißt und bie’ Wantter der Thronerben iR. - Die, Rarhfalge
L N
gehet in der Regel ohne Unruhe vor ſich; deun ba ber
ganze Hof des Dairt aus lauter Gliedern feiner Familie,
Radyöommen des Tensjo Dai Sin beſtehet, fo erfore
dert es ihrer aller. Vortheil, daß fie einig ſeyen. Doch
hat es fihon Streitigkeiten nud ſelbſt Kriege über bie Bes
fegung des Dairi⸗Thrones gegeben. Untexhalten wird
der Dairi und fein. Hof von dem Kabo, ber ihm anffer =
der Stadt Miach, wo er reſidirt, und ihrem — |
eine mäßige Summe aus feinen Sammergpfällen gibt.
Der geiſtliche Hof, Dairi im eigentlichen Sins
ne, trägt eine Kleidung, die von der der Laien verfchies
den iſt. Sie befieht in weiten Beinkleidern, Darüber ein
weites Gewand wit einer . langen Schiene. Das Haupt
iſt mit einer Muͤtze von ſchwarzlakirter Pappe bebedt, mit
einen baranhäugenden oder aufpehundenen. Flor verziert -
und zuweilen mit zwei Augenfchirmen verſehen. Auch die
Frauen tragen eine befondere, fehr weite Kleidung, bie: ihs
nen das Gigen bequemer wacht als das Gcheg. Die Ber
fhäftigung dieſer Leute‘ beftchet in Muſik, in gymnaſti⸗
fchen Uebungen, im Taſchenſpielen und ähnlichen Unter,
haltungen. Das Recht, den Kalender zu fertigen, gehört
nur ihnen. Zum Schutz und zur Sicherheit hält ber Kur
bo dem Dairi eine eigene. keibwache die — abgeldöt
wird
Die Glanbenslehren der Sinsiu waren urſprunglich
einfach und ihre gauze Religion ging nur darauf hinaus,
tugendhafte and rechtfchaffene Menſchen zu bilden; aber
fie iſt nach und nach durch Irrwahn und, Aberglauben
verdunkelt und durch Ceremoniel entſtellt worden. Daß
kam hauptſachtich daher, daß fie gar keine. heiligen Güde
und Traditionen hatte, daß folglich die Einfälle ihrer hei⸗
ligen Perfönen und die von auffen her einbringende. Bub
do, Reli ion leicht Eingang bei ihren Bekennern fanden.
Diefe Haben en baher 2 in wei, — — De,
\
— 5%. —
ven eine,. die Ortchederxen, an dem reinen Gintoglauben
Halt, die andere 'aber ein Gemiſch aus alter und neue
Religion befennt. Nach biefer Religion har der Amibe
oder Tensjo⸗Dai⸗Sin, die Sonne bewohnt, ober beibe
Götter ſind nur Einer. Zu diefer Sekte befennen fich die
meiſten Sintoiften und ſelbſt der Dairi hulbigt ihren
Orundfägen und nimt geiſtliche Stellen unter den Buds⸗
doern an. Auch der. Kubo if yon diefer Sefte, bern
MMeiiglieder alle, wenn fle ſterben wollen, ihre Seelen ben
Bnubsdo⸗ Prieftern übergeben ‚und ihren Leichnam madı ber
Weiſe dieſer Religion verbrennen ober begraben laſſen.
Die Sinsjn glauben zwar feine Seelenwande⸗
rung, aber fie hüten ſich doch vor dem Tödten und Ge⸗
nießen der vollkommenern Thiere. Sie glauben, daß die See⸗
len der Frommen nach dem Tode ſogleich in den höchſten, deu
drei und dreißigſten Himmel, verfeßt werben; die nicht fromm
geweſen find, find noch eine Weile bavon ausgefchloffen
zur Strafe und Reinigung. Beide Borftelungen find wicht
fonderlich ausgebildet. Sie glauben andy Fein böſes We⸗
fen, nnd ihre Priefter reden. nur von Ma, d. i. böfen
Geiſtern, die, der gewöhnlichen Meinung nach,’ in ben
| safe en haufen, welche befhalb ei gefürchtet werben.
i
Der Eultnd der Sints beruhet auf vier Gaupigunt,
‚sen, durch deren Erfüllung fie den. Goͤttern dienen, ben
zeitlichen Segen derfelben und die Unfterblichfeit der Seele
erlangen, Der erite Hauptpunkt iſt
Reinigkeit des Herzens,
welche in die innerliche und aügerliche zerfällt; jene
nlſorbert die Erfüllung der Pflichten, welche Ras
tur unb weltliche Obrigkeit, die als irdiſche Gotts
heit anzufehen ift, vorfchreiben ;- diefe fordert eine firenge
Enthaltung von Blut, vom Fleifcheffen und von
— 537 —
—— Wer ſich damit verunreinigt, 4
»P usio,“ er darf nicht vor die Götter treten, auf laͤu⸗
gere.oder kürzere Zeit, welche bie Verunreinigung wieder
aufhebt. Aber Manches iſt hiebei fehr ſtreng. Wer fi
verwundet, iſt unrein, wer ſich beim Bau eined Tempels
(Mia) verwundet, ift fo unrein, Daß er. nie wieder an
einem heiligen Orte mit arbeiten darf; und ‚wenn bieß Un⸗
gluck beim’ Bau eines Tempels des Ten sjo Dai Sin
ſich ereignet, fo mu dieſer bis auf den Grund zerſtoͤrt
und friſch aufgebaut werden. Viele find. fo ſtreug zu glau⸗
ben, daß man durch Theilnahme an fremder Unreiuigkeit
unrein werben könne; biefe Theilnshme aber. befteht ſchou,
wenn man die Augen, die Ohren, den Mund ‚erblidk,
welche Unreines fehen, hören und reden. Diefe drei We⸗
w
ge der Berunreinigung (Sünde), werben durch
drei Affen vorgeſtellt, die zu ben Füßen eines Gottes fie
tzend, Maul, Augen und Ohren zuhalten. F
Das zweite Stuck des Sinsju⸗Cultes it
die Feier der heiligen Tage, |
bie durch die Beſuchung der Mia’ geſchieht, wenn nicht
einer unrein iſt, oder durch einen unangenehmen, oder
unglücklichen Vorfall daran verhindert, denn mit einem
kummervollen Herzen darf man den Goͤttern nicht nahen,
weil man dadurch ihre Glückſeligkeit ſtören und unterbre⸗
ſchen würde. Der framme Sinto geht, wohl gebadet und
gereiniget, im ſaubern Kleide, worüber noch. ein. beſonde⸗
res Geremoniens Kleid gezogen ift, zum Tempel. Im Vor⸗ J
hofe wäſcht er ſeine Hände aus dem ſteinernen Waſſerbe⸗
hälter, dann geht er mit niedergeſchlagenen Augen auf die
Gallerie vor dem Tempel, knieet vor einem großen Spie
gel nieder und ‚beugt fein Haupt zur Erde, verrichtet ein
Gebet, wirft ein Almofen in die Kifte und, ſchlägt drei⸗
mahl an die dazu beſtimmte Glocke, wahrſcheinlich um den
Gert ———— zu machen. —— geht er wieder nach
x
‚
”-
Dauſe und veröringe der Tag mit Buflinantelu, Geftmat-
Ger und allerlei Beluftigungen. Die Feiertage heißen Reir
Di, Bifitene oder Befuchstage, und wie man bie
'@ötter befucht, fo beſucht man auch feine Gönner und
Freunde, um ihnen feine Ehrfurcht ober feine Freund»
ſchaft zu beweifen. Auch werden an dieſen Tagen alle
Öffentlihen und befondern Feierlichkeiten, Audien⸗
gen, wie Hochzeiten n. ſ. f. angeftellt, weil bad Alles den
. Göttern wohlgefälig ift. Ale diefe Neibi find auf ge
wife Tage nubeweglich feitgefegt und entweder mo natii
he oder jährlihe. Der monatlichen find drei, Yon be
nen der erfle, am erften Tag des Monats, ber wichtigſte
iſt; der jährlichen. find fünf, und waren urfpränglich Uns
"glüddtage, die aber dadurch, daß man fie zu Reibis ge
‘macht hat, ben Göttern wohlgefällig und glücklich gewor⸗
den find. Anſſer diefen Hauptfeſten gibt ed noch eine Mens
. ge befonderer Felle, welche an befondern' Drien ben hir
bern ober geringern Schuögöttern, oder von einzelnen
- bürgerlichen Ständen gefeiert werben, Dit Geier aber if
immer dieſelbe.
Die Mia's find gewöhnlich auf angenehmen PM lägen
por den Städten und Flecken angelegt, einfah aus Hol;
erbaut und durch Baumgänge und Kunfftrafen mit den
Drtfchaften verbunden, x
Die Diener der Götter in ben Mia's finb feine
eigentlichen Prieſter, fondern verheirathete Perſonen, wels
he Negi, Caunuſi oder Sjannin ‚heißen. Sie bezie⸗
hen ihren und der Ihrigen Unterhalt aus dem Tempels
ſchatze oder den Gaben der Glaubigen. Ueber die gewoͤhn⸗
liche weltliche Kleidung tragen fie im Dienſt einen weißen
oder gelben Chorrock, auf dem Hanpte eine fchwarze Ins
Pirte Möge, unter bem Kinn zufammengebunden. Gind |
fie nicht im Dienft, fo erfcheinen ſie in gewöhnlicher Lan |
destracht mit ‚awei Säbeln an ber Seite, wie die Ed⸗
— 539 .—.
‚en des Laudes. Uebrigens find ſie iplz muf ihre Wem .
zũge und vermeiden ſorgfaͤltig allen Umgang mit gemeinen
leuten und den Prieftern anderer Religionen, über welche
te weit erhaben find. Sie fliehen uymittelbar unter dem
Mikaddo, aber ihre bürgerlichen: Streitigkeiten werben
von weltlichen Richtern geſchlichtet, die Der Kube ange:
ſtellt hat,
Wallfahrten, befonders nad geie, |
machen das britte Städt bes Sins ju⸗Cultes aus.
—_g8je iſt die Provinz in Japan, wo bie beiden vor.
nehmften Tempel des Tensju Dat Sin fichen, welche
jeder rechtglaübige Sinto wenigſtens einmahl in feinem
Leben gu befuchen verpflichtet it. Diefe vorzüglich hochge⸗
ſchätzten Mia's ſind ſchlecht, niedrig und mit Heu bededt, .
aber ohne alle Berlegung eined der Arbeiter erbaut, Max
erhält fle in ihrem urfprünglichen einfachen Zuftande, weil
darin eben ihre befondere Heiligkeit beſteht. Jeder beſtehet
aus zwei Hanptheilen, dem großen Hauptplag, wo bie
Tempeldiener figen und eine kleine Kapelle im ———
die Wohnung des göttlichen Geiſtes.
In den Haupttempeln findet man einen Spiegel, das
Symbol der Altwiffenheit und Klarheit des Gottes und
etwas zerfchnittenes Papier, welched auf die Reinheit und.
Heiligkeit des Ortes deutet, die Reinheit des Herzens und
ded Körpers erfordern, Um den SHaupttempel flehen fehr
viele Feine, geringern Göttern geweihete Kapellen, Mafe
fia’&, deren jede einen. Cannuſi zum Wächter hat. In
der Gegend wohnen viele Regi, Tempelherren, au
Zaije, Goöttliche Geſandte, genannt, welde gerau⸗
mige Wohnungen unterhalten zur Aufnahme der Pilgrime
und anderer Reiſenden. Die meiſten Haüſer der Stadt
Is je aber find Wirthshauſer und ihre Einwohner ſind
Papiermadıer, Buchdruder, Buchbinder, Schreiner und
a —540 -
dezleichen Uirbeisölöute, welche na für den Eulens neh
—
Ri ner jeber Sinto, -fondern jeder Landes » Ein
wohner fo einmahl wenigftens die Wallfahrt hieher mu
“er, weiß hier der Schupgott des Landes wohnt und fein
Berehrung mit großen Bortheilen, mit Geſundheit, Reid»
thum und Kindern lohnt. Die Wallfahrt wird ‘zu: allen
Jahreszeiten, doc; befonderd in den drei günftigften Mo
naten, vom März — Mai, gemadt. Is Palankins und
zu Rofie, am meilten aber au. Fuß, im einfachften Auf
guge, kommen bie Pilger einher, hundert⸗ und tanfend»
‚ weife Sie müſſen ſich einer befondern Enthaltfamfeit be
fleißigen und die Ihrigen hängen ein Zeichen an ihr Hans,
damit fein Unreiner hineingehe, weil dieß ben Pilgern fehr
vieles Widrige auf der Reife verurſacht. Die Pilgrim
-befuchen die beiden Haupftempel mit benfelben Ceremonieen,
‚wie jeden andern; barnach befuchen ſie auch die Maſ⸗
ſia's; baranf begeben fie fih auf einen Berg in ber
Nähe der See, wo eine h. Höhle it, in welcher einmahl
KTensin Dai Sin hinabftieg und dadurch der Welt ab
- 1e8 Lichte entzog. Zum Andenken daran. ift eine Kapelle
errichtet, in welcher ein Kame, auf einer Kuh reitend,
verehrt wird. Arme Pilger werden von einem Cannuſi
frei gehalten, der jedoch ein Gefchent, auch ein erbetteltes,
‚ nicht verfchmähet. Zulegt erhält jeder einen Ablaß, Ofar⸗
rat, eine kleine Schachtel von Tannenholz, mit dünnen
Bretchen und Papierſchnitzeln angefüllt, welhe Symbole
der Demuth und Reinigkeit ſeyn follen. Born auf der
“ Schadtel fieht der Name des Tempels, hinten der bei
- Cannufi, der fie ausgibt. Man verwahrt diefe Ofar
rai auf der NRüdreife fowohl, als zu Haufe, fehr forgfäl
tg, obgleich ihre Kraft nach einem halben Jahre fehr nach⸗
gelaſſen hat. Kann man die Pilgerreife nicht mitmachen, fo
läßt man fich den O farrai bringen. Auch reifen 'befons
ders dazu Angeſtelu im Lande — und verkaufen den
—
-
J
J
se —— sa — J
Dfa — Dieß geſchieht beſonders vor dem Neujahro⸗
feſte, welches das Feſt der feierlichſten Reinigung iſt. Sie
ringen gewöhnlich auch die Kalender mit, welche nur
zu J Sje gebrudt werden bürfen. Wer beibe Stüde bes, -
zahlt, erhält in der Folge auch allemahl einen Empfang
fchein und. bezahlt er reichlich oder beſchenkt den Uebero
bringer, fo erhält er noch eine hölzerne, — Tribe
(chale. _
Anbere Wallfahrten gefchehen von allen Neligionbetens
nern Sapand ohne Unterfchied zu gewiffen Tenjpeln und
Göttern, wie zu dem Tempel Fatzmans, des Krieges
gotteß, zu dem des Jatuſi i, eines großen Lehrers und
Heiligen; oder auch von, einzelnen Confeſſioniſten zu be⸗
ſondern Tempeln und Heiligen. a
£
Endlich thut man unter den Sin din, um einen ”
ſchnellen Uebergang in das Land des himmlichen Friedens,
oder einen beſondern Vorzug daſelbſt. zu erlangen allerlei
religiöfe Gelübbe;
=
u welche man fich verfchiebene Bußen und Ka heran
gen des Leibed auf längere ober turzere Zeiten auferlegt.
Wer dieſe Büßungen . am weiteſten treiben will, der
begibt fich in den Orden ber Jammabo's, Bergſol⸗
baten, weil diefe Lente verpflichtet find, im Nothfalle die
Waffen für das Vaterland zu ergreifen. - Zigentlich. aber
find fie Eremiten, die um des Geiſtlichen und Ewigen
willen das zeitliche Wohlleben verlaffen, und ihren Leib
mit. dem Erfteigen heiliger Berge und oftmahligem Abwa⸗
{hen in kaltem Waffer kaſteien. Ihre Entſtehung fält in -..
das ſiebente Jahrhundert nadı Chriſtus und. ihr Stifter
hieß Gyenno Goſſa. Seine Schüler theilten fih in -
zwei Selten, die fich durch weiter nichts unterfcheiben, ale
baß jede einen. andern heiligen Berg hat, den fie jährlich
— 541 —
einmahl beſteigen müflen. Dieß Unternehmen iſt nicht blos
gefährtih und beſchwerlich von Natur, fonderk es wagt
der Pilger, der nicht gereinigt genug iſt, fein Leben, ober
feine Gefundheit zu verlieren. Die Berge find hoch und
ihre Gipfel fiehen Aber der Schneelinie Nach gläctich
vollbrachter Wallfahrt erhält der Pilger einen höhern Rang
und Titel, weiche durch befondere aüßere Zeichen, bie man
ihm anhängt, angedeutet werden, Heut zu Tage follen
diefe Büßer in ihrer firengen Lebensmweife etwas nachgelafs
fen und dagegen angefangen haben, zu -weiffagen, böfe
Geiſter auszutreiben und Krankheiten zu heilen, welche
fonft Niemand heilen Tann. Ihre Mittel find, wie bei
allen ſolchen Wunderthaͤtern, Gauteleien und Tauſchungen.
Be den Sin Sin find au Hochzeiten und Be
graͤbniſſe mit veligiöfen Feierlichkeiten verbunden ; doch find
diefe une einfach._ Die Trauung gefchieht gewöhnlich auf
einem freien Platze vor der Stadt oder dem Dorfe, in
Gegenwart ſamtlicher Anverwandten der Brautleute. Braut
und Brautigam treten, jedes mit einer Fackel in der Hand,
vor einen dazu. befonder& aufgerichteten Altar. Indeß nm
der Priefter mit lauter Stimme ein Gebet fpricht, zündet
die Braut ihre Fackel an einer darauf ftehenden h. Lampe
an, an ber Braut Fadel aber entzündet der Bratigam die
ſeinige. Nach beenbigtem Gebete empfangen fie bie Glück⸗
wimſſche der Mumeienben als Mann und Fran.
Die Kobten werden in einer Prozeſſion von Maͤunern,
Weibern und Kindern und oft einer betraͤchtlichen Anzahl
ſingender Prieſter hinausgetragen, und entweder ver⸗
brannt, welches ſonſt haufiger war, oder begraben. Se
nes geſchieht entweder auf einem Scheiterhaufen, oder in
eiunem dazu erbauten, Ofen. Die Aſche wird in ein koſt⸗
bares Gefaͤs geſammelt, eine Zeitlang aufbewahrt und zu⸗
letzt in die Erde begraben. Wird der Leichnam —
wird er in ſidender Stelluug {in die Erde BEE
— s4a8 —
a8 augeworfene Grab mit: wohlriechenden Dinge u
uch mit Binnen bepflaugt. |
Man trauert um bie Todten, doc nicht lauger old, |
ünf Tage, In: der Trauer um hohe. Perfonen darf :teine,
Muſik gehoͤrt werden. Dabei beſucht man. die Berftorben:
tern, zuerſt täglich, dann wöchentlich, zuletzt jährlich ein⸗
nahl. Auſſerdem haben fie ein Lampenfeſt, zu Ehren
‚er abgeſchiedenen Seelen, welches drei Tage dauert. Dies
e abgefchiedenen Seelen fommen am erfien Abend des Fe⸗
tes zu ihren Verwandter zurück und müſſen am dritten
vieder weggetrieben, werden. Bei ihrer Ankunft werben,
in Bambuſtangen Laternen aufgehangen. Wenn mar fie,
Wer fortſendet, werden kleine Fahrzeuge von Stroh mit
daternen und brennenden Lichtern geſchmückt, um Mitter⸗ Bi
nacht in Prozeſſion mit Geſang, Muſik und Geſchrei nach
dem Seeſtrande gebracht und ben Wellen übergeben, bie
fie, entweder Feuer fangen und aufbreunen, oder von
Waſſer andgelöfcht werden, Das Erftere iſt bedeutung⸗. |
voller. Dabei ift der Strand weithinein mit vielen Taufens
ben von Laternen und Lampen erleuchtet und dad ange
fol einen ie Eindend machen . |
‚ Die Budsbo⸗Religion.
Budsdeo bedeutet im Japaniſchen: ——
wird alſo von den Altglaubigen ſelber für. eine falfche Re⸗
ligion ˖erklaͤrt. Der Name ſchon verräth bie Abſtammung
von Buddha, oder Fo, die ganz Auvertemnbe: ift, wen
man fe — — Betr men. | u 5
die — —— ſagen, daß im erſten Jahra
hundert chriſtlicher Zeitrechnung die erſten Lehren dieſer Re⸗
ligion nach Japan gekommen ſeyen, mit einem weißen
Pferde; welches ihre Religionſchrift, das Kio, getragen
habe. Dem ta Pferde wurde zwar ein es gen
‘
‚ \-
— A —
baut, ala bie nene gehe: fand feinen fosberlichen Eins
gang, und erft im fechöten Jahrhundert, als ber große
Heilige Darma, nad China gekommen und bafeldft der
Lehre Buddhas Eingang verfchafft hatte, erlangte dieſe
and in Japan ein weitered Gebiet... Damahld wurde bem
Amida "(Drmisto) zu Ehren der Tempel Senquoſi
in Rande Sinano erbaut, meldyer noch heut zu Tage
für den vornehaften biefer ua gilt. Me
di⸗ Japaner erzählen, Sijaka oder Buds, der Stif⸗
ter. der Budsdo, fey (im Jahr 1027.m. Chr.) in eine
Landfchaft des Reiche Tencitf, d. i. Himmelsland,
geboren. Einige verftehen darunter Ceylan, andere
Siam. Im neunzehnten Jahre feines Alterd verließ er
feinen Pallaſt, feine Gemahlinn und feinen einzigen Sohn,
und wurde ein Büßer. Er brachte 49 Jahre in der Stel⸗
hung zu, welche, in einer Art Sitzen beſtehet, wobei die
Füße über einander geſchlagen, ober vielmehr in einander
gefchlungen, die Hände aber gefalten im Schooße liegen,
and nur die Daumen aufrecht fiehend mit ben Spigen
fi berühren, und erlangte dadurch, daß er die Lage und
innere Beſchaffenheit des Himmels und ber Hölle, ba
Zuftand der vom Körper getrennten Seelen, bie Wande⸗
zungen der Seelen in verfchiedene Körper, dem Weg zur
GSeligkeit, die Regierung der Götter und eine Menge ans
derer Dinge ganz Mar und genau erforfchte. Was er nun
gefunden ,. theilte er feinen Schülern mit, welche eine eben
fo. ſtreuge Lebensart führten, wie er felber. Zwei von
dieſen, Annan und Kasja, trugen, nachdem er im acht⸗
zigſten Lebensjahre geftorben war, feine Lehren in ein
Bud, zufammen, weldyes feiner- Schönheit wegen, mit bet
heiligen Tarate» Blume verglichen und Foke Kin, d. i
fhöner Blumen Buch, genannt wurde. Dadurch bar
ben fie fich die Ehre erworben, daß fie nun neben Siala
‚verehrt und ihre Bilder in Tempeln. ind Altären —
ten und Linken — Lehrers ſtehen.
Die
— 845 —
Die weſentlichſten Lehren biefer Religion finb —
Die Seelen der Menſchen und Thiere ſind unſterblich
ind urſprünglich gleiches Weſens, in dieſer Welt aber nur
aburch verſchieden, daß ſie in verſchiedenen Körpern mit
erfchiedenen Werkzeugen verfehen find;
Die Seelen ber Menfchen erhalten nad) dem Tode in
Orten der. Seligfeit oder bed Elends einen ihrem eben,
der ihren ‚Handlungen -angemeffenen Lohn; der Ort ber
Seligkeit heißt Gokurakf, d. 1. ewige Fröhlihfeit.
Er ift, nad dem verfchiedenen Verdienſt der Götter und
Seelen, in viele Regionen abgetheilt, die zwar an Herr
ichkeit und Freude fehr verfchieden, aber doch durchaus
damit fo erfüllt find, daß jeder feinen Ort für den beß⸗
en hält, und nicht Luft hat, ihn mit einem andern zu
verwechſeln, ſondern nur die ewige Dauer feiner Seligkeit
wünfcht; .
der hoͤchſte und oberſte Regierer dieſer Himmel it
Amida und bie Vermeidung alles befien, was er ale
ſundlich verboten hat, if der, einzige Weg, zur Seligfeit
pt gelangen. Aus ber beitimmten Zergliederung und Aus«
enäntderfegung feiner Gebote, entſtehen weitere, bid auf
fünfhundert. Zu diefen machen fich jedoch Mur Geiftliche
verbindlich, weldje einen vorzüglichen Rang und eine bes
fondere Seligfeit gie erlangen bemüht find. Cie fordern
aber eine folde Selbſtüberwindung und Enthaltſamkeit,
.
baß ed nur den wenigften gelingt, zur höchſten Volkom⸗
menheit in Beobachtung dieſer Regeln zu gelangen;
ber Ort der Verdamniß heißt Df igoff, weiche ‚au
in verfdylebene Regionen der- Pein und der Plagen einges
heilt if, damit jeder nach Verſchiedenheit feines Alters
und feiner Bergehungen gefraft werde, Die oberite Aufe ,
ſicht Über dieſes Reich der Verbrecher hat Jemma. Sind -
bie Seelen sine. Zeit tan in . Gefaͤngniſſen Der en
1. Band,
N
m.
Br
--.
— geweſen, unb haben genug gebäßt, fo werben fir
wieder in die Welt geſchickt, um von neuem Körper, und
"zwar. Körner folcher Thiere zu bewohnen, die mit ihren
vorigen Sänden und Laſtern am meiſten Aehnlichkeit has
ben. Aus-diefen gehen fie aufwärts, bis fle wieder Mens
fchen werden, ald welchen es ihnen frei ſtehet, mach ber
GSeligkeit zu ringen, oder die unfelige Wanderung der Ber
dammten noch einmahl anzutreten
Amida,. wie wir hier nachholend bemerken, iſt ber
höchſte Gott der Budsdo⸗Religion, der Vater alle
Seligen und der allgemeine Beſchützer aller Geiſter. Als
- eine Verförperung der Gottheit lebte er vor vielen 1000
Jahren ein bis zwei "taufend Jahre lang auf der Erde,
und auffer einer Menge von Büßungen, die er ſich freiwil⸗
lig auflegte, beftand fein Leben darin, daß er unzählige Res
- den und Predigten an dad Bolt hielt und eine Menge Wun⸗
derwerke verrichtete, bis er endlich, dieſes Lebens waelide,
durch einen freiwilligen Tod in rin anderes überging, und
zu der Würde eined Gottes erhoben wurde. Man vwerchrt
ihn als den wahren. Mittler der Menſchen and glaubt,
durch Anrufung "feines Namens Bergebung ter Simden
zu erhalten und zur Seligkeit zu yelangen. Fünf War
nungen, Gokau, hat er gegeben, namlich nichts zu
tödten, was Leben hat, nicht zu fichlen, wicht
zu Huren, nicht zu lügen, Feine Ban Orträns
Be zu fi zu nehmen.
Die zahlreichen Prieſter dieſer Religion Amterlaffen
‚ nicht, ſowohl in ihren Temyeln, als auch auf ben: Stra
Gen und Märkten, das Boll au die aufferorbentliche Gtädb
ſeligkeit zu erinnern, beven die Verehrer dieſes Gotted in
biefer und jener. Welt theilhaftig werben follen. Sie ſchil⸗
dern ihn als den allergütigften und freigebigften gegen feis
ne Berehrer and ſelbſt feine Berächter, bie in der Hölle
re >
\
!
= 547. —
bre-Beraehüngen bakm inffen, tönnen durch ihn Erleich⸗
erung und Verfärung Ihrer Dein finden. Dazu können
iber die Andachtübungen und guten Werke ihrer Verwand⸗
en, woc; mehr jedoch die (yürbitten der Prieſter beitragen;
enn Amida hat fo. viel. Einduß auf Semma, baß. er.
‚iefen leicht bewegen kann, bie Verdammten gelinder ,
ywehandeln, als die Strenge ber Geſede erfordert, ober fie
jaw ans dem Orte ber Dual in die Ziele zu entlaffen,
Das gewöhnlichite Geber zu Amida heißt: »Namt
Amütha bush!” C”Seliger Amida, hilf!“) umb die:
Dingebung gegen, ihn ift fo groß, daß viele Fromme ihm
he Leben anfopfern, wie er felber einft gethan hat, ine
yene fie fich unter feierlichen Geremonieen ind Waller ftärs
en, uber lebendig begraben laſſen, gerade wie wir ed bei
ven Indiern gefunden haben.
- Jemma, bee oberſte Vorfteher der —— Hoͤlle,
iſt wohl Riemand anders, als der indiſche Jama. Sein
Haupttempel ſtehet vor. Miaco in einem Luſtwaͤldchen und
hier werden große Opfer gebracht, um den furchtbaren
Gott ſich geneigt zu machen und in ine Reiche etwas
milder behandelt gu werben. E
Amida hat einen Sohn, Cand, der old bet Ga
bed Waſſers und der Fiſche verehrt wird und die, Sonne
and den Mond erfchaffen hat. In dem Tempel u Oſa⸗
ta, der ihm geweiht ift, erblickt man fein Bild, wie er
ans dem Nachen eines großen Seefifched herauskriecht. Er
hat vier Arme und Hände, worin er einen Ring, eine
Blame und einen Königsſtab hält, Embleme, welche Jeicht
erflärt werben. Vor ihm liegt ein Seehorn ans Stein
gehanen, and welchem der Oberkörper eines jungen Mens
fchen hervorſtehet, der den Gott anbetet, wie denn bei
ben Darſtellungen der dyineffchen und fapanifchen, Gott⸗
heiten, gewöhnlich beiende Verehrer gefehen werben.
| 35 * ; R
+
—.sas —
Die Tempel wit den dabei beſtattichen Prieſterweh⸗
tımgen der aublaͤndiſchen Naigten bein Tira. Sr
zeidmen ſich durch ihre beträchtliche. Höhe, ihre kunſtlichen
Dächer und andere Schönheiten umter ben geiſtlichen Ger
brrüden in Japan vorzäglid and. In Städten unb Dön
fern find fe gewöhnlich am erhabenften Plage, auſſerden
aber am Fuße elned Berges’ bei einem friſchen Quellbache
und kleinen Luſtwald erbaut, weil man glaubt, dergleichen
Plaͤtze ſeyen den Goͤttern am angenehmſten. Die Tempe
ud aus dem ſchoͤnſten Cedern⸗ und Tannenholze gezims
mert und. inwendig mit vielen geſchnitzten Bildern ausge—⸗
ziert. In der Mitte findet ſich ein ſchön ausgeſchmückter
Altar mit einem oder mehren vergoldeten Götterbildern ;
und vor bdemfelben ftehen einige wohlriechende Kerzen.
Ueberhaupt haben ſie ſowohl jn Anfehung der aüfern
Bauart ald der innern Zierrathen fehr viel Aehnlichkeiten
wit den- ſſamiſchen und chinefifchen Pagoden. Das ganze
—NReich iſt mit diefen Tira’s erfüllt und mit einer unzäh—⸗
lſigen Menge dazu gehöriger Priefter. Blos in der Stadt
Miaco zählte man Pe. iu gleicher Zei es Bude
geiſtliche.
Wie viel Achntichleiten = ben firdhlichen Ceremonieen
des oͤſtlichſten und weſtlichſten Afiens! Hier wie dort Waſ⸗
er und. Femer zu; den Reinigungen und dieſelben porfäglis
‚en und unvorfäglichen N ber Priefter zur, Er⸗
rn der ——
—
Die Sint o.
Was Einige als eine dritte Neligionfekte in Japan
nennen, {ft mehr eine: Geſellſchaft von Weltweiſen und
Sittenlehrern, welche ſich von ben älteſten Zeiten her er⸗
halten und fortgepflanzt haben. Ihr Name iſt Siuto
(7D ſfuto, jun), deſſen Bedeutung "Weg ber. Weir
fen” in * Dieſe —— fuchen die Voll⸗
—
— 58 —
—— PS DA. hoͤchſte Mi in der Auſctedenhheit des
GEemuͤihs, die aus einem tugendhaften und unfräflichen
Leben hervorgehet. Sie führen. einen tadeflofen Wandel,
glauben feine andern Kolgen guter und ‚böfer. Handlungen,
als geiftige und fagen ,‚ man ſey verbunden‘, die Tugend
zu Lieben, weil und bie Natur als vernünftige Weſen ha⸗
be geboren werden laffen , als wetches und alfein von den
Thieren unterfcheide. Man hält dafür ‚daß die Lehre des
chinefifchen Confucius viel‘ zur Begründung ber Lehre ie: - F
fer Sijudo⸗Siu Weltweife) beigetragen habe. —
Das Materielle derſelden bernhet anf ——
der Sittenlehre (Dſin), der Lehre von der Sehe
beherrfhung «SD, der Hsflichkeittehre (Rei,
Re), der politifchen Kiugheitlchre (Tſi) und der
Lehre vom Gewiffen (Sin). Eie glauben dabei eine
Weltfeele, welche jede den Körper verlaffende Menſchen⸗ =
und Thierſeele wieder aufnimt, wie das Meer’ bie Semi
fer, "die aus ihm 'entfpringen, und’ dieſe Weltſeele iſt ihr
Gott, den fie im gewöhnlichen Leben. oft anch Ten, d.k,
Himmel, nennen. Diefer Gott it ihnen ein unlörperlie
ched, „volfommened Weſen und ber -urfprüngfiche Regent
der Welt, aber nicht der Urheber derfelben ,. old ber vie
mehr felber aus ihr entftanden tft; denn die Welt tik eig _
und aus der Wirkfamteit des Himmels und der Empfäng⸗
lichkeit der Erbe gehet alles Andere hervor. Die Sjubds
Sju achten nicht die Tempel, weil in dieſen nur Goͤt⸗
ter angebetet werden, und haben von religtöſen Gebrau⸗
chen faſt nichts, als eine Todtenfeier. Anfangs alle fieben
Tage, ſodaun jeden Monat und zuletzt alle Jahre einmahl
begehen ſie dieſe. Sie ſelbſt genießen eine jeierliche Mahl⸗
zeit, ‘von deren Speifen, und Getränken, auf bie Gräber
der Bollendeten geftellt werben. - Dabei zuündet man viele
Lichter an und ladet die Verſtorbenen mit ehrerbietigen
Verbeugungen zur Mahlzeit ein. Sie beerdigen ihre Tod⸗
ten und haben die Gewohnheit, die Leichname mit wohl⸗
En
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er er ie u Weder dabei an
——— u
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Bas v wir bier von ben Japanern au erzählen hatten,
gilt, wit wenigen außerwefentlichen Veränderungen, von
ihren Nachbaren, ben Koreanern, den Tunkinefen,
den Coch inchin eſen. Ueberall ift ed Buddha und fer
ne Lehre, welche Platz gegriffen hat, wiewohl es nicht an
Zufägen fehlt, welche anderwärtd hergekommen ſeyn mi.
gen. Artig iſt es, daß man in Korea die Sage allge⸗
wein bat, "daß. die Menſchen ſaͤmtlich urfprünglich nur
sine Sprache gehabt, das Vorhaben aber, einen Thorn
aa bauen, vermistelft deſſen fle in ben Himmel hinaufftei
ge könnten, bie Verwirrung ber Sprachen hervorgebradi
‚habe. ” 6 mögte wohl auf immer vergeblich ſeyn zu fra
‚gen, wie die biblifche Sage’ vom babplonifchen Thurmbau
aach Korean komme? Vielleicht iſt ſie gar dort entſtan⸗
den? Wer will einen haltbaren — gegen dieſe Hy⸗
potheſe aufſtellen
.
Die Biruanen. :
Auf der Halbinfel jenfeit des Ganges Tiegen bie Nds
| wigreiche Asham, Ava, Arrakan und Pegu, welde
-jegt zufammen dad Reich Ana, ober der Birmanen ge
nannt werben, von beren Religion wir einige neuere Nach⸗
sichten haben. Sie ift ein Zweig der Camaifchen und das
oberſte Gotterweſen derſelben heißt Gaudma, Gods
ma”), welches ſoviel ald Kuhhirte bedeuten und Nie
wand anders feyn. fol, als der indiſche Yubbha ‚ oder
—— Wiſchnu. | .
m God -ama kömte man verfuht feyn! Liebe Bott, lie⸗
ber Sott, Sottlieb zu überſetzen, und es iR zum me
nigften ein artiger Aufall, daß dieſes Wert dieſe Erkla—
— veranlaßt,
J
— 53581 — a:
"Mar finder in -biefem Lande -uugählige Abbilbungen
bed: Gottes Gaubma und im, jeder denkt man fih dem
Geiſt desſelben gegenwartig; das Hauntdild aber, zehn
Fuß: hoch, iſt erſt durch die Eroberung von Arrakan dem
birmaniſchen Reiche gewonnen worden. Es gibt / zwar noch
andere Goͤtterweſen, aber: man betet zu feinem andern, als
zu. dieſem. Gaudma hat auf der Erbe: gelebt: und beim
Scheiden dem einen Fuß: auf. den Adamd» Pic in Cey⸗
Ion, den andern in Birmäan aufgeſetzt und bie Spur .
von: demfelben hinterlaflen. Diefe Spur, bie noch vorhan⸗
ben iſt, hat ſechs Fuß Länge OGaundma bat, ald er von
der: Erde ſchied, feinen Verehrern verſprochen, baß er des.
nen, die ihn anruſen würden, feine Gnade ſechstauſend
Jaͤhre ſchenlen wolle. Um dieſe ſeine Gnade zu verdienen,
gehen die Birmanen jede Woche einmahl in ſeine Pagode,
fingen ihm. Lobgeſänge, brennen Wachslichter vor feinem
Bilde, und opfern ihm Fleiſch, Fiſche, Gemüs und ges
kochten Reid ,. welches fänıtlich den. Hunden zw Theil wird,
die ungehindert zur Pagode ein« und aueinufen,
v
&
Die Birmanen glauben an bie —— J
nach deren Beendigung die frommen Seelen in den Gar⸗
ten Inden (Indra?). den Sitz der. Freuden, aufgenoms
men, bieböfen. aber in ben Ort der Qual verftoßen werben.
Ihre Priefter, die die Kleidung, gelb von Farbe, und
den geiharnen Kopf ber Buddhapriefter tragen, heißen .
Rahaanen. und gelten für Ablömmlinge ber alten india .
fhen Samanen oder Pamanen, die von den Bras
minen verfchieden waren. Diefe Priefter find. fehr wohl⸗
thätig, beſonder⸗ gegen Fremde und gegen ihre armen
Schuͤler, welche ſie ſorgfältig in der Religions und Sit⸗
tenlehre und in den Wiſſenſchaften unterrichten. Sie mi⸗
ſchen ſich nie in weltliche Händel, fo nahe ihnen, das läge,
da die Religion ſo eng mit der Staatsverfaſſung verbun⸗
[2
558 — a
von IR, ſonberu — met tu. Eloͤſtern
die theild von dem’ Ertrage ihrer eigenen Felder, teil
von der Milbehäriglelt des benachbarten Landvolkes erhal
ten werden. Dafür aber ertheilen die Mönche der gen)
“ ohne‘ Ausnahme unentgeldfidhen Unterricht. Sie treiben
‚dabei alle ihre Geſchafte frei und, öffentlich, wohnen in
großen Sälen beiſammen und vermeiden alle Scheimnif
trämerei, fowohl im gewöhnlichen Leben, als in ber Ko
Higion. 3 Ihre Wohnungen werden aufferorbentlich reirlich
gehalten und jedes Klofter hat feine eigene Sammlung ge
ſchriebener Bücher, welche in lakirten KRäften aufbewaht
werden. Die Nahaanen find im. verfdhiedene Claſſen
eingetheilt, bie niederfte davon führt deu Namen ber Ta⸗
Japeinen. Diefe find fehr zahlreich, gehen barfaß uud
‘_ barköpfig. Dad Haar iſt ganz abgeſchoren. Ihre Klei⸗
dung IR ein langer weiter Mantel. von gelber Farbe. Sk
leben ehelos und jede geringe Ueberretung ‚der Keufchheit
wird mit Ausſtoßung aus dem Orden beſtraft. Der oben
ſte unter allen Prieftern heißt Sireda, Sreba De
= Kloſter, worin der. wohnt, ift zwar auch nur and Hol
erbaut, wie die übrigen, allein wit Gelb inwendig gleich⸗
fam überzogen. Es ‚gibt mehre Sireda'6 im Rede
wahrfcheinlich in jedem der — * woraus
es beſtehet ‚einen. :
„Sonſt gab es auch Nonnen, allein die —
heit der Birmanen hat ihren Orden als der Bevoͤllerung
nachtheilig, aufgehoben, und jetzt ſieht man nur wenige
alte Frauen, die ihre Köpfe ſcheren, weiße SKielder- ko
7... gen, bie Leichenzäge begleiten und Waſſer in die Kiöfter
Bringen. Sie ſtehen in gewiſer Achtung.
Die Tempel· heißen, Pea, auch Paseden. Ihre
| sn iſt mehr einem Spradirohr,, ald einem Regel äh
> 5 z ? *
en“ | 553
- u BERER
lich. Einer der. Serähmteften {fi der Schoma du 9, ader
goldene Tempel zu Pegu. Dieſes Gebaüde ſtehet auf
zwei über einander fishenden nugehenern Terraſſen, vol
Sewung vieredig angelegt, aber fhon zum Theil verfallen.
Auf den Terraffen fehen viele Wohnungen für Priefter.
- Haüfer ganz von Batfen und Brettern erbaut. Das Tem⸗
pelgehaude felber bilder sine ‚unten achtedige, nach oben
gewundene Pipramide, bad Bapje aber hat mehr bie Form
einer Trompete und iſt mit allerlei architektoniſchen Zier⸗
rathen geſchmückt. In den vier Ecken der obern Terraſſe
ſtehen vier kleinere Tempel ‚ganz dem großen ähnlich, Bild»
faüten. von "Göttern und -Menfchen bie. und ba: In bier
fem Tempel walfahrten jährlich viele Tauſende von em
fchen. aus allen. Theilen des birmanifchen Reiche, und
felbft. aus den weitlichen Grenzen von China, beſouders
an: den zwei hohen Feften, welche gehalten werben. Die
anfommenben Pilgrime gehen zuerſt an die. Norkfeite bei
Tempeld, mo drei große ‚Bloden zwiſchen Pfeilern nahe
an der Erde hängen. Dabei liegen mehre Hirſchgeweihe.
Mit einem derſelben ſchlagen ſie aͤbwechſelnd dreimahl auf
die Glocken und anf die Erde, um dem Geiſte Gaud⸗
ma's die Ankunft eines Anpächtigen und Bittenden ange
Fündigen. Die Opfergaben beftehen in gekochtem Reid,
Zuderwerf und. Eocosnüffen, in -Del gebaden; man legt
fle hin ohne fich weiter darum zu fümmern, und oft we
den fie noch in Gegenwart der Pilger von Thieren ven -
ehrt: Sp liegen auch eine Menge Bilder von Bands .
ma umher, um die fich Niemand annimmt, benn wenn
ein Glaübiger ein folches Bild gekauft und von den Pries
ftern hat weihen laſſen, feet er ed irgend wohin an einem,
heiligen Ort und nun haben fie das Ihrige dafür gethau.
Halfig flattern. cylinderförmige Flaggen an hohen Stau⸗
=
4
9 Shoe ik Son und Madu die —— von dem, indie
nen Mapadıma.
— "954 5
gen, bie in Ver Erde ſtehen. Oben Femme fl Vdieſe und
biſden den Kopf einer Sant, bed Wappens Bes biv
manifchen Reiches und zugleich det Symbole der Rei
* und Heillgkeit in der Religion desſelben. —
ſell über 2300 Jahre fiehen.
Hufen dieſem fleber auch noch. in Ava ein Tempel,
Schogungapra genannt, der für — alt und heilig
u angeiehen we.
%
F er —XT Jelertage gelten bei den Birmanen bie
. Xage der vier Mondsveraͤnderungen. An biefen ſtehet der
Handel ſtill, alle Handwerksarbeiten find verboten „ fein
gerichtliches Geſchaͤft wird geihan und bie firengess Berchs
zer der Religion faſten bie an den Abend, in befkiumumten
MStunden werden Gebete in den Tempeln verrichtet Ans
vere Feſte ſcheinen mis der Religion weniger in Verbin⸗
Yung zu ſtehen. In Arrakan friert man ein Feſt, weiches
wit dem indifhen Mutiatatefeit die größte Aehnlich⸗
teit hat. Man fährt das Bild des Gottes, Dutay» Por
20 auf. einem Wagen umher und bie Andaͤchtigen legen
Ach unter bie Rader, ober vermunden. fid, mit bem eiſer⸗
men Spipen, bie dazu daran hefinblich find. Es ift je
bdech ſchon hinreichend, wenn man einige Tropfen von
* — Frowmmen —
Bei den Hochzeiten der Birmanen hat bie Religion
nichto zu thun, bie Ehe it ein blos bürgerlichen Vertrag;
aber beiden Leichen ſind die Geiſtlichen thätig. Bei allen nem.
Uch iſt eine Prozefſton und der Sarg wird von Männern
auf der Schulter hinausgetragen. Die Verwandten beglei⸗
ten ihn in Tranerfleidern. Beſonders gemiethete Weiber
gehen voran und fingen ein Grablied. Die Leichen ber
Armen werden in bie Erbe begraben‘, ‚oder noch lürgee in
einem Iluß gewearfen; die der Reichen: werden verhraung,
wobei bie Rahaauen um den Scheiterhaufen betend herums
gehen, bis Alles zu Aſche geworden. Die abriggebliebe⸗ |
zen Gebeine werden darauf geſammelt und in ein Grab
gelegt. Mitglieder ber königlichen Familie werden ſechs
Wochen lang in einem prachtvollen, dazu geweiheten Saal -
au6gehrlt, ⸗ — fie — werden.
Die tauchen
Di erſte Abänderung, welche die. Reeligion bed Bub
dh aud in Siam erlitt, Hit. die Verwandlung des Namens
ber Gottheit, fie hieß bier ”"Sommona« Khodom, -
Menſch ohne Leidenfihaften”: Es war nemlih _
nad. der. Tradition in Siam, ber Gott urfpränglidh ein
Mexſch, ein Heiliger, entſproſſen aus einer Blume, bie.
aus dem Nabef eines. indes hervorkam „der meiſt in
Walbungen und Einsden lebte und dort große Wohltha⸗
tigkeit ausübte, fo daß er. fogar hungrige Thiere mit ſei⸗
nem eigenen: Fleiſche fättigte. Er lehrte aber von) lich
‚die Seelenwanderung und die Lehre von dem Paraͤdies
und: der Hölle fat fo, wie fie im Lamaismus vorkommt.
Dabei yrägte er feinen Anhängern ‚, befonders den Tala⸗
poinen, große Enthaltſamkeit ein, verbot ihnen Lügen,
Berrügen, Stehien, Streitfucht und alle flarfe Getränfe,
als die naͤchſte Veranlaffung dazu. -Leptere find. fo ſchacf
verboten, daß man ſie sicht einmahl bei Medicamentn
anwenden darf, Der Ehebruch wurde von ihm als ein
Verbrechen aufs fchärfite geahndet, Er befahl die Anbes
tung Gottes und tiefe. Verehrung für Priefter und Rell⸗
gionbücher; aber, was fehr fonderbar Dagegen. abſticht,
der Selbſtmord war ihm etwas Heiliges.
Das Anſehen und der Ruhm’ Sinnerdr gie,
doms fliegen zu einer. folhen Höhe, baß fein eigenen
— Thevetat, N auf ihn wurde und ihn u
\ )
® ie)
x
56 —
PREIS allein ki Wagemitite afi'-er Pike
frevelhaften Berfag ansfähren wollte, öffnete fidr die Erde
‚und Thevetat ward in bie Hölle binabgeftürzt. - Dort,
tm Mittelpuntte ver Erbe, leidet er, mit einer Dornen⸗
krone nal ben Haupte, ewige Dual.
Sommonns Khobem ſtieg, — er Durch ſeine keh⸗
zen und durch ſeine Menſchenliebe unendlich viel Gutes
geſtiftet, nach Einigen, in den Himmel; nach Andern ſtarb
‘er an dem Genuffe eines Stackchen Ferkelfleiſches und,
Hachdem fein Körper auf dem Scheiterhaufen verdranui
u wurde feine Afche als ein. Geiligehum ——
VUebrigens haben die Siamefen — wiele Götter =
insbefondere eine große Menge überirdifcher Weſen,
gel gleichſam oder gute Geifter, welchen: Gott die —*
‚ge ber Weleregierung anvertraut hat. Jedes Land, ja im
der Ort hat feinen befondern Schutzgott, Schutzgeiſt. Aber
dagtgen herrſcht auch hier der Glaube au hoͤſe Gätter, an
Zauberer und Wahrfager. Dieſe find gewöhnlich weibli⸗
chen Geſchlechts und treiben ihr Weſen unter gräßficen
a de und an —
. Den — — ——— den Ta⸗
Tayoinen, oder eigentlich Tſchaokou, find ſtrenge Pflich⸗
ten auferlegt. Sie dürfen mit. feinem Frauenzimmer auf
irgend eine Weife nerfehren, ja es’ if ſchon eine Sünde,
ein folched nur aufmerkſam anf ſich zu machen. ber ihr
Berchäft, die Jugend zu unterrichten und das Moll in
der Keuntniß der Religion zu erhalten, gibt ihnen einen
gewiffen Werth, den andere ihres Gleichen nidıt Aberall
haben. Sie wohnen in Klöftern und theilen ſich in -mehre
Elaſſen. -Die oberfien, Sandcrats, könnte man mit
.. ben Bifchöfen der Tatholifchen Kirche vergleichen. Dieſe
a bei * gewöhnlichen . in — Anſehen,
2 x
_ 667 —
os fe beim Gehen und beim Lewmen 6 vor —
miren und, feinen Fuß auf ihren Kor ſetzen. Die ges
wöhnticen Geiſtlichen heißen auch Pecous und die-Roa.
vizen, and welchen fe hervorgehen, Ouens. Gie find.
wicht auf Lebenszeit. am die Gelübde ‚gebunden, aber fo
lange fie {m Ktofter. leben, müſſen ſie die Regel der Keuſch⸗
heit unverbruchlich halten. Sie predigen, in ber. trok⸗ *
kenen Jahreszeit zweimahl it Monate, in der naſſen ale |
Tage; aufferdem fingen und beten fie andy in den Pas
goben "und haben dabei, wie überall, den Talapat
(Sonnenfhirm) über fidy, von welchen fie ben Namen
haben follen. Man erfennt fie leicht an ihrer gelben Klei⸗
dung, an dem bloßen Kopfe und den bloßen Füßen. Ihe
ren Unterhalt befommen fie- aus ‚den Kloftergütern und
durch milde Gaben, die fie in einem eifernen Becken fams
mein. Dabei üben fie jedoch viel Gaflfreiheit ans und has
ben immer einige Zellen für Fremde in Bereitſchaft. Gie
faften viel, doch dürfen fle ſtets Betel kauen, welches
die Kraͤfte erhalten ſoll. An den Hauptfaſten, den Neu⸗
und Vollmondstagen, müſſen die höhern den niedern den
Kopf ſcheren. Die Saänscrats ſcheren ih ſelber.
—
Such das weibliche Geſchlecht widmet ſich dem geiſtli⸗
chen Stande, doch nicht vor dem fünfzigſten Jahre. Dies
fe Talapeininnen wohnen dann neben ihren Brüdern, des
nen fle-nicht mehr gefährlich find, weßhalb auch das Gm.
Llabde ka Keufhheit gie übertreten wird.
=
Die Kloͤſter And blos hölzerne Zellen, in Biere uw
cine Pagode gebaut. Dad Ganze umſchließt eine Mauer.
x
Eine ganz — — dieſer Rellgion darf
nicht Übergangen werben. SEie befteht darin, daß an
einem dazu beftimmten. Tage des Jahre eine wegen ſchleche⸗
—
8
* —
X
I.
[|
558 =
ter Lebensart verachtete Frau anf einer Tragbahrr unter
Trompeten⸗ mb Hautboen» Schall durch alle Gaſſen Ver
Stadt geführt wird. Jedermann überhaft fie wit Schimpfs
worten und Fluͤchen und wirft fie wit Koth. Nach biefer
Entehrung ſetzt man fie aufferhalb ber Stabt anf vinen
Miſthaufen oder auf rin Dorngebüfche and verbietet ihr
bei Lebensſtrafe, je wieder in die Stadt zu kommen. Da
die -Ungtädtiche dafür gilt, daß fie die Sünden und bie
Strafen derſelden won der ganzem Stabt auf fidy habe,
fo erfcheint fie ald der Sündenbod ber Sötäeliten, wur
in einer ———— Geſtalt.
Bei ber Verheirathung haben vie Talaponien nichts
zu thunz aber ‚bei Krankheit und Tod und Leichenbeftats
tung wird ihre Hilfe und. Beiſtand in Anſpruch genommen.
Zu den Kranken kommen fie als Aerzte für den Leib,
denn fie allein treiben. nur die Arzneitunft, und für die
Serle; fie forechen ihnen Tron und Muth ein und rich⸗
ten fi auf durch die Hinweifung auf das enge Leben.
Stirbt der Pranfe, fo wird er, wenn er nicht ar
(ft, einige Tage aubpeftellt, wobei bie Prieſter ſtets be⸗
ſchaͤftigt find, die brennenden Wachskerzen 1” unterhalten,
Rauchwerk anguzünden und Tranergefänge anzuſtimmen.
Die Beſtattung gefchieht mit einer felerlichen Prozeſſion,
bei welcher Alles weiß gekleidet iſt. Die Prieſter ſingen
unaufhörlich einen Geſang, der das Thema hat: *Wir
müffen alle fterben.” Wirb der Tode verbrannt, fo ſteckt
ein Diener ber Priefter den Scheiterhaufen an . Doch
wird bie Verbrennung’ nie vollendet, meift halb gebraten
. wird ber Leichnam wieder in den Sarg gelegt und beer⸗
‚ dig Bei Armen geſchieht das ſogleich. Nach der Beer,
digung werden veligiöfe Tänze Aufgeführr, > Speiſen
auf das Grab der Beerdigten gelegt.
’
— — J /
Zu 0 i
er fie bie Serienwanberung glauben, fo laſſen
die S ia meſen oft Lieblingsthiere feitrlich deerdigen und nicht
ſelten/ koſtet die Beſtattung eines —— ſoviel, "wie bie
ined wichtigen le }
“”
ek Die Javaner.
Mahrfcheintich, fagt man, find. die Bewohner ver
ganzen Inſelwelt zwiſchen Dftindien und China bem:
Bhuddars Dienft ergeben geweſen, ‚wobei Indeffen die
BramasReligion bie und da und befonderd auf Japa
einzelne Bekenner hätte, denn hier findet man noch eime.
Menge Spuren und Dentmahle, die darauf. hindeuten,
eine Menge Abbildungen in halberhabener Arbeit, die ſich
auf Brama’s Dienk beziehen, ja Bilder von Brama fels
ber. Beſonders erzählt man und Don einem Orte, Bram
banan (Brama’s Wohnung dentet man den Namen), wo
man noch die Leberreite von Tempeln und Paläften und
Bildern von Krifhna, von Bhavani, von Bramis:
nen fehen fol, Alles im grandivfen Styl, wie auf. den
Infeln Elephante und Ellore, Alle von wm
und wit dem forgfältigiten Fleiße gearbeitet.
Der Slam , der größtentheils über bie daſel verbre⸗
tet iſt, ſcheint dieſe Religion verbrängt zu haben.
Aber im Innern der Inſel herricht noch ein Heiben⸗
thum, von welchem wir einige duͤrftige Nachtichten haben.
Die Priefterwürde iſt hier erblich und ‚bie Religion auf-
heilige Bücher begründet, die man aber nicht kennt. Man ·
verehrt dabei das Erocodil und pflegt befonder® bei Kranke
heiten, Gefäße mit Früchten und anderm Futter als Opfer
für dasſelbe an das Waſſer zır “ftelen, voobei man feit
glaubt, daß mer diefe Opfer ſtehlen, zugleich bie Krank
heit. mit befommen würde. Der Haute an bie Seelen⸗
wanderung, bie Enthaltung vom Genuſſe bes Stindfleifches,
\ ‚ z
=
&
—
560.
Sage von der Abſteumung der gavaner von einem
großen = und mehr dergl. macht es überaus wahr
ſceheinlich, daB hier Brama und Bhudda, ‚entweder r augleid,
over nach einander geherrfcht haben.
Die Tibetaner. =
In Tibet, einem in jeder Hinficht merkwürdigen Lan⸗
de, tft der Mittelpuntt eines geiftlihen Reich, eines Kir
dhenftaatd, der einzig fn feiner Art if. Das Oberhaupt
Eile heißt der Lama, auf deutſch: Seelen mutter
Die ganze Berfaffung der ' Tibetaner iſt hierarchiſch
und das Hauptdogma, worauf alle bürgerliche und kirch⸗
liche Einrichtung ruhe, ift die ?DBergötterung: der
Lamen und die Wanderung bes göttlichen Geis
ed. von dem Einen in den Andern.” Aber diefe
Hierarchie ift fo fanft und menfchenfreundlich , wie ſonſt
a und ganz dem Gharafter der Nation angeneſer.
Von Tradition, Herkommen, heiligen Schriften find
faum Spuren vorhanden, die Religion iſt fletd lebendig
in ihrem Gott. ir Menfchengeftalt, der feine Seg⸗
sungen nicdt von alten Dffendarungen. und Begebenheiten
ableitet, fordern fie unausgefegt unmittelbar mittheilt. Im.
lebhaften Gefühle diefer Segnungen gehörchen die Tibetas
ner gern einem Weſen, das ihnen auf ber einen Geite jo
“nahe ſtehet, während es auf der andern fo hoch erhaben
aM, daß fie mit völliger Zuverficht alle® Gute von ihm
erwarten Tönnen. Die Nachrichten, die man von dieſem
Religionweſen hat, weichen zwar in manchen Städen von
. einander ab; aber im Ganzen kommen fie darin überein:
Der Dalai» Sama, der fehr — Lama, if
Ds Oberhaupt der mächtigften, zahlreichften und weitver⸗
breitetfien Sekte ber Lamaiten, der fogenannten Gelb»
. mügen,
8
— 561 —
mügen, im Gegenfate ber Rothmützen, welde ihr
Oberhaupt Bogdo⸗Lama nennen, aber aufferhalb Ti⸗
bet, in vielen andern Gegenden Mittelafiend leben. In
ihm lebt Fo *) und daher ‘weiß und fieht er Alles, er
liest in dem Innerften der Herzen und hat nicht Urfache
zu fragen, noch Erfundigungen einzuziehen. Zuweilen
thut er das, aber nur um ben Unglaübigen und Uebelge⸗
finnten den Grund zu Klagen und Vorwürfen abzuſchnei⸗
den. Er iſt unſterblich, denn, wenn er zu ſterben ſcheint,
verändert er blos feine Wohnung und wird in einem ganz
neuen Körper wieder geboren. Nur einige von den Las .
men — fo heißen nemlich auch alle feine Priefter (wie : |
die Bramen, Braminen, von Brama fi nennen) —
und indbefondere der Tefhoo»sRtama, der ihm an Ans
fehen und Heiligkeit der nächfte ift, wiffen die Zeichen, wors
af man das Kind erfennen kann, in welches bie Seele
des Dalaistama übergegangen iſt. *
Dieſer Dalai⸗Lama iſt der Gegenſtand der Anbe⸗
tung einer ſehr großen Menge Volker, welche von den
Ufern der Wolga an bis nach Corea hin, wenn auch
nicht in ununterbrochener Neihe, wohnen, und die Meinung
von ihm fleigt mit der Entfernung, denn wenn bie Tibe⸗
—— — — —
J
*) Sn dieſem Satze liegt kurz der Beweis von der Abſtam⸗
mung des Lamaismus von der Buddha - Keligion, bei wel«
her man aber annehmen muß, daß die erften aus Indien
herübergefommenen eligionlehrer die Grundlehre von
Bram (Parabram) entweder ‘elber gar nicht gefannt, oder,
welches wahrſcheinlicher ift, zu verſchweigen für gut gefun
den baden, um ein rohes, fſinnliches Volk deſto leichter zu
befriedigen, indem, fie ihm einen ſichtbaren oder Leibti’
den. Gott, anftett eines unfinnliden, alfo ſchwer zu faſ⸗
ſenden, Weſens aufſtellten. So ſcheint es begreiflich, wie
"Bei der Verpflanzung des. indifchen Cultes nad Tibet bier
die Idee des wahren Gottes, melde ja dort ohnehin auch
nur den Weiſen zugangfid) mar, verloren geben konnte.
1. ann: F 36
— 562 —
taner eine doppelte Natur, eine menſchliche, wie eine gätt
lihe, in ihm erkennen, fo fehen ibn die Tataren blos ald
bie ewige Gottheit an, bie ſich herabläßt in Menſchenge⸗
ſtalt zu erfcheinen. Jedes Jahr kommen fie aus allen Gr
genden, um vor. ihm zu beten und reiche Opfer zu brin
gen. Selbſt ber Kaifer von China — feitdem biefes Reid
von den MantfhusZataren beherrfcht wird — en
kennt ihn in feiner religiöfen Bedeutung und unterhält wit
großen Koften, in einem Pallafte zu Peding, einen Un⸗
terlama, welcher ald ein Nuntius von Tibet. abgefandt
il. Der Dalaiskama theilt zuweilen Kügeldyen von
geweihetem Mehlteige aus, weldye den Glaubigen zu vielen
geiftlichen Bortheilen gereichen. Bon dieſen Kügelchen hat
. , man fonft mit Unrecht behauptet, daß fie aus dem Unra⸗
the ded Dalaistama gemacht und zu gewiſſen Zeiten unter
die Speiſen gemiſcht würden.
Der gewöhnliche — des Dalaistama waren
feither zwei in der Tibetanifchen Landfchaft Bod, welche,
wie überhanpt der größte Theil bes Landes, unter chinefl-
fche Botmaͤßigkeit gekommen it, in der Nähe "der Haupts
ſtadt Thaffa gelegenen Klöfter. Das eine Sſera⸗Go⸗
omba, liegt oberhalb, das andere Brepun-Goomba,
unterhalb der Stadt. Sie find fehr weitlaüſig und beſte⸗
hen aus lauter tempelartig gebaueten Wohnungen der Las
- men. Der Haupttempel ift die Wohnung ded Dalai s Las
ma. Dieſer wechjelt mit den Klöftern, bringt aber immer
‚in dem einen foviel Zeit zu, wie in dem andern. Zuwei⸗
len begibt er ſich auch in ein drittes Kloſter, Bu⸗Dala |
genannt, wo er nur kurz verweilt. Ueberall ift er für
die Menge unſichtbar ‚ viele Geiſtliche umgeben ihn, aber
Grauentperfonen find von feiner Umgebung ausgeſchloſſen.
Nach — Lehren der lamaiſchen Religion finden alle
Arten der Setienwanderung in Greaturen nur. auf belebte
u
—— — —
« J
N . —
4—
*
— s663 — eo.
Ss
Körper ober Organifationen ftatt, welche eben erft —
ren iwerden und zwar ein Leben, aber noch keine Seele ha⸗
ben. Die Seele nimt nemlich nicht im Mutterleibe, fon:
dern gleich nach der Geburt von demjenigen Körper Bes
ſitz, welcher ihr von den Boten bes Fürſten der Hölle,
nad ihrer Entlaffung aus berfelben, angemwiefen wird.
Aber auch die aus den himmlifchen Reichen auf. bie Erbe
herunterfteigenden Heiligen, Chubilgetä, nehmen bei
der Geburf von ihrem Körper Befig. Nur ber Dalais
Lama und ber Chutufta der Mongolen, machen eis
ne Ausnahme von diefer Regel, indem fie als unffchtbare
Götter, unter feierlichen Geremonieen von dem Körper dis -
nes ſchon lebenden und befeelten Nachfolgers Beſitz nehnien.
| Der Dalatsama wird in den Pagoden, als
Götzenbild vorgeſtelli, als ein ſitzender Mann, im Prieſter⸗
toftüme, bie Fechte ug wie zum Segnen ———
In der Gotterlehre ber tibeianiſchen Lamaiſten ſtoßen
wir zuerſt auf den Concioa, den Gott, der von Ewig⸗
keit her geweſen iſt, dreieinig in ſeinem Weſen,
nemlich: der heilige Gott, das heilige Geſetz und
die Sammlung der Heiligen, von welchen es keine
Abbildungen gibt. Die Lehre von dieſem Gott iſt nicht in
bie Religion des Volkes übergegangen, als welches auch
die Abbildung anderer Götter betrachtet, ohne ben Sinn
derfelben zu verfiehen. Bon der zweiten Perfon dieſer
Dreieinigkeit, Eio » Eonctoa, erzählen die Lamen wit
unbebeutenben Veränderungen, was von Fohi in China
erzählt wird, woraus ſich eine neue Beſtätigung des Ad⸗
ſtammens ber Lamareligion von dem — ergibt.
—
Die britte Perſon, a fon‘ dem. |
hriftlichen heiligen Geiſte entfprechen und-man will. bie
hier und anderwärts fo auffallende Aehnlichkeit der "tiber
!
; 4
J
tanifchen und der chriſtlichen, namentlich ber roͤmiſchkatho⸗
liſch⸗ hriftlichen Religion, in Lehre und Werken, bavon
ableiten, daß Manes, ber Stifter der Manichäer im 3.
Sabrhandert) feine aus Ehrifti und Zoroafterd Lehren zus
fammengefepte Religion bis in diefe. Gegenden ‚verbreitet
habe, wo fie denn durch die Lamen mit dem Bubbhaiduns |
in Verbindung gebracht worben fey.
Ein andere wichtiges Götterwefen iſt Ceareſi, gu
badıt al& die Vertheilung der göttlichen Subſtanz, um das
durch die Natur ber fihtbaren Dinge hervorzubringen, al
fo Brama, und Logos und Om, bie aus ber Gottheit
beroorgegangenen Weltfchöpfer. Bel der Hervorbringung
‚ der Welt ging es es au:
x
Bor ber gegemeärtigen Welt gab es ſchon 1800000
Welten, die, ohne von Jemand hervorgebracht zu ſeyn,
der Aufenthalt der Lahen *) (höhere Weſen, als bie
Menſchen) waren. In einigen derſelben iſt kein Geſetz;
in dieſe gehen die Seelen derer über, die geſündiget haben
in folchen Welten, wo dad Geſetz von Ewigfeit her ger
— hut. Die Welten ſind in Regionen getheilt, ſowohl
für Selige als für Verdammte, dieſe letztern in der Welt
Narme genannt. Die Strafen dauern zwar nicht ewig,
aber ſo lang, daß man ihr Ende nicht finden, noch fi
vorſtellen kann.
Als nun ſichtbar⸗ Welt — ſollte, ſammel⸗
ten ſich Wolken und gaben Regen, daraus entſtand das
Meer, aus welchem Erdatome zum Vorſchein kamen, ‚und
die vier Theile der Welt und die Inſeln oder acht feſten
— bildeten. In der Mitte war ein Berg von bewun⸗
.
” gaben, fagen die Gelehrten, m die Giepim der‘ Ehrier.
felbk im Namen.
— 5668 —
bernswärbiger Höhe, um dieſen ſtanden ſieben andere Ber⸗
ge, halb ſo hoch; weiter entfernt, durch ſieben ringfoͤrmig
den Mittelpunkt einſchließende Meere getrennt, ſieben Zir⸗
kelreihen von⸗Bergen, im Ganzen alſo acht Berge (und
Bergreihen) und eben ſoviel Meere. Am Fuße des Mit⸗
telberged Righiel genannt, ſtehet der Wunderbaum Zam⸗
puh und aus vier heiligen Steinen entſtehen vier heilige
Flüſſe, der Gangi, der Sinthu, der Pahlkiun und ber
Sita. Das feſte Land ift vom Galzmeer umgeben und
die ſes von einer eifernen Mauer. Der Elemente find fünf,
Holz, Feuer, Erde, Eiſen, Waſſer. Um die Welt
zu bevölkern, begaben ſich aus den obern Welten und
den Regionen der Lahen lebendige Seelen herunter und
vereinigten fich mit irdifchen Leibern. Aber fie hatten kein
Licht und bedurften feiner Speife und. fo lebten fie. unzähs
lige Jahrhunderte lang; doch am Ende koſteten fie von den
Früchten der Erde und. plöglich wurden fie ſchwarz und
finfter.. Nun fliegen Sonne, Mond,- Planeten und Ster⸗
ne aus dem Meere, vertrieben die Finfternig und ſtellten
das Licht wieder her. Die Sonye beflehet aus reinem
Chroftallfeuer, der Mond aus reinem Ghrtyftalle
waffer Beide haben Bein eigened Licht, fie erhalten eb _
durch die Lahen, .die fie bewohnen. : Diefe, vorher fchon
durch Finfterniß. befleckt, wurden nun ermattet und ehr
Raub des Todes, ihre Seelen gingen in andere Welten
und Körper über, um Lohn und Strafe nach Verdienſt
zu erhalten. So ging das erſte Weltalter zu Ende.
Ein zweites begann, indem neue Lahen, großentheils
in Menfchengeftalt, auf der Erde auftraten. Unter dieſen
waren zwei, die ben Unterfdjied des männlichen und weibs
lichen Geſchlechts hatteri und fomit die Ureltern des menſch⸗
lichen Gefchlechts wurden. Es waren aber biefe der Gott '
Genrefi und die Göttinn Kadroma und ihre Menſchen⸗
geftalt glich der großer Affen. Zugleich mit den Menfchen
find die Thiere entitanden, indem bie unvollfommenern
— 566 —
Lahen gezwungen wurden, Koͤrper zu wählen, jeboch das
bei die Freiheit hatten, fich diefe felber nach ihrem Ges
ſcamacke zu bilden. . Daher komun bie unzählige Menge
und die wunberbare Berfchiebenheit ber —— Ge⸗
Ihöpfe.
Die Erde war im Anfang ungemein fruchtbar und er⸗
nährte ihre Bewohner ſehr reichlich, ſo daß die Menſchen
nur Tag für Tag nehmen durften, was fie brauchten.
Als aber einmahl einer anfing, für den andern Tag aud
zu nehmen, ergrif auf einmahl die Habſucht Das ganze
Gefchlecht und Streit und Zank entflanden unter ihnen,
indeß die Erde allmählidy anfing, unfrudjtbar zu werben.
Da nun dadurch die Streitigkeiten noch mehr. überhand
nahmen, that einer den Vorfchlag, einen Fürften zu wäh
len, der die Streitigkeiten beilegen und einem jeben feine
Grenzen anweifen könnte. Der Borfchlag gefiel, der Wort
führer felber ward zum Regenten erwählt. So entitand
die Erde und die bürgerliche Einrichtung nach den Sagen
der Tibetaner, deren Achnlichkeit, im Ganzen fowohl ale
im Einzelnen, mit. den perfifchen und indifchen , fo wie
mit ben biblifchen Kodmogonicen unverfennbar ift.
Genrefi wird abgebildet‘ mit eilf yramidenföͤrnig
Abereinanderſtehenden Köpfen, welche verſchiedene Farben
haben und die verſchiedenen Stände der Menſchen beden⸗
ten. Den oberften bededt eine Krone aus Hirnſchädeln
zuſammengeſetzt, die ſich in dunkle goldene Kugeln enbigen ;
diefe follen das Geheimnip der tiefern_ Weisheit und magis
ſchen Kunft anzeigen. Seine Bruſt iſt eine weibliche, wie
fein Schmuck größtentheils auf das weibliche Geſchlecht
hindeutet, ſo daß er alſo als Mannweib, als zeugendes
und —— Princip der Natur angefehen werden muß.
—
—
Faſt entgegengefeßt dem Cenreſi iſt Ciamba,
Ciamba, der Gott der Liebe, welcher gegen das En⸗
—— 507 —
de der Welt erfcheinen wird, um das in Verfall gera⸗
thene Gefeg wieder herzuſtellen. Ihm zu Ehren wird bei
der Stadt Lhaffa jährlich ein Feſt gefeiert, bei welchem
die eherne, mit Gold überzogene Bildfadle desfelben auf
einem reichgefhmücten Wagen herumgeführt und von den
Lamen:mit Mufit und Gefang begleitet wird.
Cihana Torceh, den Gott der Sonne, ftellen bie‘
Tibetaner in einer befondern, furchtbaren Geſtalt wor.
Wie der, inbifche Schima hat er ein dritted Auge auf der
Stirn, ift von Schlangen umgeben und mit bligenden Aus
gen und brohendem ‚Antlige ſtehet er mitten unter Feuer⸗
flammen.
WMilder erſcheint der Gott ber Weisheit, Chüam⸗
ctang, der im Monde wohnt: Er wird abgebildet, im
Prieftergewande, wie Genreil mit weiblichen Zierrathen.
gefchmüdt, auf dem Monde figend, welcher felber von ei⸗
ner fehr großen Pemas Blume CCotos) ie und
ringe umgeben ift. |
- Mehr oder weniger ähnlich find bie übrigen Goͤtterwe⸗
fen ber tibetanifchen Mythologie. Wir übergehen fle aber
eben befwegen, da fle und doch feine meitern Aufihläfe
über das Weſen der lamaiſchen Religion geben.
Hervorſtechend (wie ſchon erwähnt worden), iſt in
dieſer Religion die Lehre von der Seelenwanderung, die
mit der von dem unaufhörlichen Kreislauf der Welt, von
Vernichtung und Wiedergeburt und ben unzaͤhlbaren Wie⸗
Derholungen derfelben, in der Innigften Verbindung ftehet.
Die menfchlidye Seele, wenn fie zu ihrer Reinigung und
Beſſerung bie meiften Thierleiber durchgegangen ift, kommt
endlich: in den Hund (dad Symbol der. Talente, verbuns
den mit höchfter Treue) und trit von ihm in ben Menfchen
— 568 —
Aher. Aus dieſem gelangt fie durch eine große Reihe gu»
ter Werke zum Paradiefe, welches mit filbernen Baümen
unb goldenen und diamantenen Früchten geziert ift, und
dem Seligen ewige Ruhe und Heiterkeit gewährt; allein
der Aufenthalt dafelbft dauert nidyt länger als fech® und
‚ dreißig Millionen Jahre, nachher hebt die erſte Wande⸗
rung für die Seele wieder an. Für den Böſewicht gibt es
eine Hölle und eine VBorhölle, Aus diefer findet Errertung
ftatt, aus jener nicht mehr. - Sie zerfällt wieder in zwei
Theile, in dem einen wird mit Feuer geftraft, in dem
andern mit der fchredlichiien Kälte. Menfchenwürger wirft
der Höflengott in ein kochendes Blutmeer, in welchem fie
bis zum Erftiden untergetaucht und wieder etwas gehoben
‚werben, aber fie haben fih noch. nicht erholt, als Das Uns
tertauchen und Erſticken fchon wieder angeht. Diefe Zus
ftände dauern auch nicht ewig, aber viele Millionen Tabs
re, während welher Buddha zuweilen hHinabfteigt in
bie Hölle, um etwas Linderung ber Qualen zu bringen. .
Eine fonberbare Geſtalt Gaben bie religiöfen Feſte in
Tibet, beſonders, das Indro⸗ ober Neujahrsfeſt.
Dieſes iſt eine große Maskerade, wiewohl mit vielfacher
Deutung. Bei Geſang und Muſik tanzen 24 Prieſter uns
ter ber Geftalt eben: fo vieler Thierarten, des Widders,
bed Dchfen, ded Bären, des Hirfches u. |. w. einen feiers
lichen Reigentanz auf dem Plage vor dem Tempel. Der
. Widder hat dabei die Hauptrolle Nach dem Thiertanze
treten fo viel Todtengerippe einen Kreistanz an und fireuen
babei den Zufhauern Mehl ind Geſicht. Darauf, nad
dem ſich diefe in dem Tempel zurüdgezogen haben, begins
nen jene wieder um das Bild eined Knaben zu tanzen,
Plötzlich fpringt der Widder hervor, fpaltet dem Knaben
bie Bruft, frißt ihm. das Herz heraus und trit wieder ‚aus
rück. Nun kommt der Hirfch und zerftüdt das Kind, jes
des Thier. erhaͤlt einen Theil und das Uebrige wird unter
⸗⸗
— 569. —
Das Volk geworfen. Die Gelehrten find — dae
Ganze auf den himmliſchen Thierkreis zu deuten, da man
in Tibet zwölf Thiere für die Sonne und ebenfo viel *
den Mond — F
8
=
| "Einer eigenen Sitte darf man hiebei nicht vergeffen,
Die offenbar auch in Der Religion begründet und in. Xibet
nicht nur, fondern auch in-der Tatarei und China herr»
fchend ift. Leute von Erziehung und Anfehen befchenfen
fi bei allen Zufammenfünften mit. Schärpen. . Gleiche
Perfonen taufchen fie blos aus, geringere überreichen fie
höheren felber, diefe aber lafjen fie jenen durch ihre Dies
ner überreichen. Die Schärpen find von verfchiedener Karı
be, die Hauptfarbe ift weiß, der Stoff immer feine Seide.
"Auf den beiden Seiten ift die heilige Formel: "Omsmas
nispatsmeschom’ eingewebt, welche man ald Inſchrift
auf Tempeln und Gebaüden, auf Meublen und wo_fie nur
anzubringen iſt, autrifft,. und in Chöten und Geſängen
überall vorkommt, Man erklärt und dieſe Formel:
Om fhügt ‚gegen Tedesgefahr und Br und dem
Schutze des allwiſſenden Gottes;
Ma ſchuͤtzt gegen bie böfen Götter und‘ bringt den. Co
benfegen des gerechten Gottes;
Ni hilft in allen Beſchwerden des Lebens von der Wiege |
bi zum Grabe und iſt das Erloͤſungiitiel der Crea⸗
turen;
‚Pat befördert bie thieriſche Wiedergeburt, iſt zur — |
heit dienlich und ordnet bie Wohlfahrt aller. Ereaturen;,
Me hilft wiber den Jammer und verzehrenden Hunger im
Reiche ber Birid CBöfen) und gibt Andacht;
6 bom. befreit von den Qualen ber Talten und heißen Hi. |
le, nud gereicht .zur Erlangung der Weisheit; es en
beutet alle Bollflommenheiten ——
I»
N
N) .
— 570 —
Die Anzahl der Gelftfichen wird als ungeheuer groß
angegeben. Ein, Reifender berichtet, es befänden ſich in
und um bie Stadt Lhafſa 30,000 Klöſter, und in einem
einzigen Klofter ‚zu TefhesLumbo 3,700 Geiſtliche. Es
Aft eine Familie, behauptet der nemliche Reifehde, bie
nicht ihren eigenen Geiftlichen, als Beichtvater, ernähre.
Die Gelühde der Geiftlichen beſtehen in Folgenden:
| Sie dürfen Fein Thier tödten und müſſen ſich alles Ums
ganged mit dem andern Gefchlechte enthalten; jede Art bes
raufchender Getränfe ift ihnen verboten, fremdes Eigen⸗
thum muͤſſen fie aufs heiligite halten und ſich aller Uns
wahrheit auf‘ das forgfältigfte enthalten. Uebrigens führen
fie ein thatenlofes, gaͤnzlich unwirkfames Leben, das fie in
Beten, Singen, Kaften, Prozeffionen und ſtillen Betrach⸗
tungen über bie Geheimniffe der Religion zubringen. Bei
Drozeffionen und Umgängen um die Pagoden, welche haüs
fig vorlommen, gehen fie pyaarweife, jeder hält in der eis -
- sen Hand ine Ruthe, in der andern ein Nauchfaß, das
yon gutem Rauchwerk dampft. Dabei find oft eine bes
trächtlihe Anzahl Muſiker mit Lärmenden Inſtrumenten,
. vor welchen ein Lama ald Direktor einhergeht und den
Takt ſchlaͤgt. Die Verehrung, welche biefe Priefter genie⸗
Gen, iſt fehr groß. Begegnet ein Laie einem Lamen, ”
fällt er zur Erbe nieder und hält Nafe und Mund zu, das
mit fein Odem den Halbgott nicht verunteinige, Bor bem
Großlama fallen felber die Zürften nieder und haben: nur
die Auszeichnung zu genießen, daß er ihnen zum Seguen
die Hand auflegt, während er bie übrigen blos mit feis
ner. Ruthe berührt.
* Miſſionaire, welchen wir die meiſten Nächrichten
über dieſes ſchwer zugängliche Land zu danken haben, ſa⸗
gen: Im Tibet glaubten fie nicht nur eine Dreteinig⸗
teit, ein Paradies und eine Hölle, fans den Fege⸗
l —*— — 571 —
feuer, ſondern die La menhielten auch Beicht und Ab⸗
ſolution, Abendmahl mit Brot. und Wein, gaben bie
Lepte Delung, fegneten die Verehlichten ein, hiel⸗
ten Fürbitten und gäben Almofen für die Todten;
man fände Wallfahrten und Umgänge, Weihwaſ⸗
ſer, Kreuze, Roſenkraͤnze, Mönche und: Nonnen
in Klöftern,. welche ſogar Miffionatre ausſchickten; ſie
hätten Erzbiſchöfe und Biſchoöffe, and geringere Geiſt⸗
liche (Gylongs) mach miehren Abftufungen und das
Anbeten ber Heiligenbildber, welche: ſämtlich den
Nimbus haben, vollende die Aehnlichkeit des: lamaiſchen
Neligionwefend mit dem chriſt⸗ katholiſchen; und allerdings —
wäre die Sache fehr. auffallend, wenn dieſe Nachrichten
authentifch wären. Aber es tft bekannt, daß die Mitten
naire in der. Regel die unzuverläffigfien Berichtserftatter
in Religionfachen find, weil fie, in der Regel felber nur
einfeitig gebildet, gar zu feicht das Aehnliche auf das
Gleiche erheben, und in dem Fremden das Ihrige
finden. Uebrigens aber wiflen wir auch, daß die eben exe
wähnten Ideen und. Geremonieen größtentheild im
Morgenlande angetroffen werden und es wäre ja möglich,
daß fie im Lamaismus fih noch mehr sufammengehadft:
— als in einer der uͤbrigen — |
4
Für, nicht viel zuverläffiger Dürfen‘ wir Die wachrich
ten halten, die wir noch von der Verbindung der lamai⸗
ſchen Religion mit dem — und a Sehen
anfügen. .
‚Die. Ehen — se folgende — ol
gen: Zuerft fegen bie. Lamen durch die Aftrologie ben
Hochzeittag feſt. An. diefem gehen daun Braut und Braü⸗
tigam in felerlicher Prozeffion zum Tempel, um bort zu:
beten. Auch zu Haufe werden die Copulationen vollzogen,
Die Geiſtlichen beraücheru die Verlobten, laſſen fie ſich mit ö
[4
.
— 373 | |
Baer untr MUS walden, — den Gegen wit
Nuflegung ber Hände und wänfden ihnen Glüd und eine
fruchtbare Ehe.
Die nengebornen Kinder werben mit einen: Gemiſche
yon Wafler und Mitch förmlich getauft, babei unter ges
wiffen Gebetsformeln ihnen ein Name beigelegt, und das
Ganze wit einem Schmanße beſchloſſen, an welchem bie
Geiſtlichen Theil nehmen. Bei der Beflattung, wobei
Verbrenuen und Begraben, ind Waffer Verſen⸗
Ben und auf Bergen Ausfegen vorkommen, find bie
Lamas vorzuglich beſchaͤſtigt. Sie halten, ſobald Einer
werftorben ift, eine Urt von Geeleumefle, barauf zieht eis
zer, indem ber Leihnam noch warm ift, die Stirnhaut
au, bis fie kracht oder knackt, dann ift die Seele heraus⸗
gezogen und man verfährt mit dem Wörner nach Befinden
Der Umſtände ded Berfiorbenen. Das Berbrenuen, ober
cigentlich Ealciniren in einem befonders dazu errichteten
Dfen, ift die vornehmfte Art.der Beflattung, darauf folgt
had Ausſetzen. Gewöhnlich werden die Leichen !ber
Prieſter aufe Gebirge getragen und dort den Vögeln des
Himmels Preid gegeben. Wirft. man den Todten ins Wafs
fer, fo ſteckt man ihn vorher In einen Sad. Die gering
fie Art der Beftattung iſt das Begraben in die Erbe,
Die Kalmücken.
Die Götter dee Kalmüren, welche dee lamaiſchen
Religion folgen heißen Burchanen. Ihre Zahl .ift ums
endlicy groß, und bie Begriffe und Erzählungen von ihs
nen äufferft werworren. Wahrfcheinlich find fie alle aus
vergätterten Menfchen hervorgegangen. Ob über dieſen ein
höheres Wefen, kin zwiger Bott, erfannt werde, iſt noch
nicht auögemittelt, aber, bei dem Volke wenigftens, kaum
‚anzunehmen. Die vornehmſte Stelle fcheinen fie dem Bur-
chan⸗ A vida einzuraümen, obgleich der als Stifter ihrer
—
— 575 —
Meligion bekauute Sſchatſchamuni, ca zakamnnt,
Schig —— allgemeiner bekanunt und verehrt wird.
Abgebilbet werben fie alle als figende Figuren, mit
indiſchem Zuſchnitte dargeftellt, nur allein Erlik⸗Chan,
der Gott des Todtenreich6, der Hölle, ſtehet. Die
guten Burchanen haben eine freundliche, die böfen meißt
eine furchtbare Geſtalt. Man hat von ihnen gemalte Bil⸗
der, auf Seide oder Papier, oft mit bewundernswerther
Feinheit gearbeitet, auch von Metall gegoſſene, ober. von
- Stegelerde geformte. Diefe haben ein Fußgeftell, in wel⸗
chem etwas Afche von dem Leibe eingefchloffen it, in wels
chem fie einft auf der Erde umhergewanbelt fa
Die Kalmüden haben eine eigene Tradition von der
Erfchaffung der Welt, welde mit der indifchen und bud⸗
dhiftifchen. nahe verwandt und nur nach Befchaffenheit der
Nation mobifizirr it. Im Anfang war ein leerer Raum, —
in dieſem entſtand ein Regen, woraus ein Meer wurde,
in welchem aus dem von allen Seiten herkommenden Stür⸗
men eine Saüle ſich bildete. Um die Saüle bildeten ſich
die Welten, die Sonne aus Glas und Feuer, der Mond
aus Glas und Waſſer. Die Saüle har vier Seiten, eine
filberne, eine himmelblaue, eine goldene und eine dunkel⸗
rothe. Dieſe bilden die vier Tageszeiten Morgen, Mittag,
Nachmittag, Abend, Trit Die Sonne hinter die Saüle,
fo ift Nacht. Die Welten find von Burchanen bewohnt
und von Tengri, EEINSenern: Dieß find * boͤſen
———
Auf — Welt bilden vier Berge vier Beust,
Ganga, Schilda, Baktſchu und Aipana. Zwiſchen
den Gebirgen weidet ein wunderbarer Elenhant, einige,
Meilen lang, fehneeweiß, mit 33 rothen Köpfen. An jes
bem Kopfe find ſechs Rüſſel, an jedem Rüffel feche Bruns -
⸗
— 8374 —
ven, auf jedem Brunnen ſechs Sterne und jeder Stern
trägt eine fchöne Jungfrau aus ber Familie der Lufigeis
- Fler. Auf dem mittelten Kopfe des Elephanten figt Ehurs
mafın Tengri, ber Schußgeift ber Erde.
Die — Menſchen lebten 80,000 Jahre; : fie waren
alfe heilig und erhoben fich in den Himmel. Hierauf folgs
te ein unglüdlichere® Zeitalter." Ein Menſch Toftete von
- einem gewiſſen Gewaͤchſe, Schime, da verfhwand bie
Helligkeit und die Kraft der Menfchen, fid; in den Him⸗
- mel zu erheben. Später nahmen die Menfchen zu andern
Speiſen ihre Zuflucht, weil jene ausging, und nun nah
men die Tugenden Abfchied von der Erde und bie Lafter
fanden fi ein. Man bauete den Acer, machte den Klüg⸗
ften zum Befehldhaber und diefer wurde zulegt der Chan.
In dieſem Zuftande lebt das gegenwärtige Weltalter, in
\ weldem, als da& Alter der Menſchen auf 100 Sabre ges
funten war, der, große Stifter der Iamaifchen Religion
Dſchakſchamuni kam und feine Lehre den 61 Völkern
der Erbe predigte. Unglüdticher Weiſe nahm jebe Nas
tion feine Lehre mit andern Organen und in
einem andern Berfiande auf und daraus find
ſo viel Religionen und Sprachen entflanden,
- als es Völker gibt ©),
Sichtbar find. hier bie Hehnlichkeiten ‚mit ber bibliſchen
Koömogonie und dem heflodifchen und inbifchen Weltaltern.
Wir bliden nun 2 einige der. vornehmften Bitter
Fi der — Diythologie. J
*
*) Kann man über die Entftehung. der verfhiedenen Religion
‚formen richtiger urtheilen, als hier geſchieht? Was hätte
ihre Verſchiedenheit anders bewirken follen, als das ver⸗
ſchiedene ————
— 575 —
Abida.
| Wahrſcheinlich iſt dieſes Weſen ber indiſche Schiwa,
ober Iſuren. So wie die Seele des Menſchen den Leib
verläffet, erfcheint Abida und ziehet fi fie an fi. HE fe
rein von Sünden, fo behält er fie um ſich, if fie befleckt,
fo verftößt er fie wieder. Auch gibt er ihnen die Erlaubs
niß, wieder in einen Körper zu gehen, um: bie Wande⸗
rung wieder zu beginnen. Abidas Wohnung iſt im Him⸗
mel gen YAufgang der u wo er einer vollfommenen
Ruhe Su |
Erlit Shan.
Sm greifen Contraſte mit dem vorhergehenden ſtehet
dieſer Hoͤllenfürſt und Richter der abgeſchiedenen Seelen.
Ehemahls ein Fürft der Erde hat er ſich durch große Ver⸗
dienfte, fo wie durch grobe Sünden, einen Namen gemacht
und ward, nachdem er Buße gethan, von Ehigemuni
zum Richter der Unterwelt beftellt. Er regiert nun bie _
Erlige, die Teufel umd die Bewohner der Hölle, und
zwar mit Strenge, aber er kann body nicht alles Böfe
verhindern, was bdiefe Verdorbenen auf ber Erbe begehen
wollen. Seine Wohnung liegt in Birid, ein Pallaft
von fechzehn eifernen Mauern umgeben, und ſechs und
dreißig, ‚Segefeuern ähnlichen, un :
Sein Bild ſtellet ihn dar von — umgeben,
‚auf einem wütenden über einen Menfchen knieenden Büffel,
ftehend. In der rechten Hand hat er einen Scepter, mit
einem Tobtenfopf an der Spite, in der linfen einen Kapp⸗
zaum. Bor ihm ſtehet feine Gemahlinn, ein wunderhäßli⸗
ches Wefen, deren Schmeicheln ihn zu befänftigen fcheint.
Todienkoͤpfe und Flammen umgeben auch fein Haupt. Das
Geſicht gleicht einem Löwen mit einer Büffelds oder Zies
genſchnauze. Auch hat er etwas vom Priapos an ſich.
Gewöhnlich iſt er bunfelblau und feine Gemahlinn hell⸗
blau gemahlt.
— 595 —
Dſchakſchamuni,
deſſen Rame, mit verſchiedener Mundart wohl, ſehr vers
fchieden ausgefprochen wird, heißt auch Dſoo, d. b. als
leiniger Burdhan. Er kam aus der Geifterwelt herab
anf bie Erbe, die Zeit feines Ehubilgansd (Emana⸗
tion) fällt in Das lebte Weltalter. Bei feiner Geburt, uns
befchadet der Reinheit feiner Mutter, waren alle Luft
geiſter eTengri) verfammelt. Der Tengri der Er
De verrichtete an dem neugebornen Chutuktu (Weiſen)
das heilige Bad. NIE man ihn hierauf in feierlicher Walls
fahrt in den Tempel ded Gottes der Gegend brachte, beug⸗
te fich diefer. vor ihm. Urſache genug, daß man von dem
Kindlein phrophezeite, ed werde etwas -Aufferordentliches
werben! Und in der That Übertraff der Knabe nicht nur
bald alle feine Lehrer, fondern fegte fie und alle Weis
ſen feiner Zeit durch feine Weisheit im Reden
and Handeln in Erfiaunen., Als er erwachſen
“war, follte er fich vermählen und feines Vaterd Thron bes
fleigen. Nur nach langem Widerftreben ließ er fich dazu
bewegen, aber er hatte kaum Befig won der irdifchen Herr,
lichkeit genommen, ald er fie auch Schon wieder verließ und
‚ fi dem geiftlichen Stande widmete, um den jammervols
len Zuftand der Menfchheit zu endigen. Trog aller Hins
derniffe führte er feinen Vorſatz aus, begab ſich im die
Einfamteit, wo er fi fieben Wochen vorbereitete, dann
nahm er den Thron der Burchane in dem heiligen Tem⸗
yel zu Warnaffi in Beſitz und lehrte bis in fein adıts
zigfted Jahr, dann verfaßte er feine Lehre fchriftlich und
nahm Abfchied von der Welt, um in himmlifcher Verklä⸗
- nung feine Sorge für die Ereatur fortzufegen 9. _.
— Einen
*) Iſt die auffallende Aehnlichkeit dieſer Erzählung mit der des
s N. Teftam. von dem Gtifter des Chriſtenthums vieleicht
mehr als Zufall? St die Tradition nah dem Dften gr
kommen? V
gr 7 _ u
Einen großen Thell ſeines Lebens hatte er dazu vers
wenden muͤſſen, deu Dewahbet (Tewedat) zu bekaͤmp⸗
fen, bis er endlich über ihn Herr wurde und ihm in die
Hölle, Awerhi, binabfinfen machte, wo er im Feuer bis
Gen muß. Dewahbet, ben wir ſchon in Tibet fauben,
fcheint ein Gegner Schigemunid geweien zu ſeyn mub
ba bie Tradition die Scene nad Indien verlegt, fo IR
wahrfcheinlihh der Stteit der Wiſchnu⸗ und Sch iw a⸗
Sekten unter dieſer Erzählung verftanden. |
SE num Dfhatfhamunt das unfichtbare —
der Selbmüren unter den Lamaiten, fo iſt Dewahdet
das der Rothmünpen, welche noch jegt den Haß ihrer
Meiſter fortſetzen; ihre ſichtbaren Haupter aber find für
jene der Dalai⸗Lama und für diefe der Bogdo » Lama. Der
letztere, fagen die neuern Reifenden, war älter als jener;
allein er hatte einmahl den Einfall, auch das, weiblide
Geſchlecht in den geiftlihen Stand aufnehmen zu wollen,
Dürkber entftand ein Zwieſpalt in feinem Reiche und ein
Theil der Geiſtlichen erwählten fidy ein neues Oberhaupt,
den Dalat-Lama, der alsbald mächtiger wurde, als
der Bog do. ' Beide leben jegt in gutem. Vernehmen zus
ſammen und erfheilen einander ben Segen, wenn aud der
innere Groll noch in feiner Bruſt erftorben iſt; welches
wenigften® ein fhönered Beiſpiel genannt werden am,
als wenn anderwärtd zwei oder brei Kirchenoberhaupter
einander wechſelsweiſe verfluchten und in den Bann thaten.
. Die aie dendebrauche unter den Kalmäden befchreibt
man uns als vieſelben, die wir in Tibet kennen gelernt
haben; aber eine Eigenheit findet man hier beim Gebete,
die man dort nicht hut. Dieß find die Gebetsmaſchi⸗
nen (Rurubu), eine befonbere Art von Rädern, in wels
dien bie Gebete, auf Papierſtreifen geſchrieben, eingeſchloſ⸗
ſen ſind. Dieſe Rader drehet nun der ⸗ Glaubige
1. BDand. 37
— 6478 —
zu ber beſtinmten Stunde ſoviel mahi herum, als vorge
ſchrieben if, und er hat ohne weitere Mühe fein Gebet
verrihtet. Man fehreibt von folchen Gebetöräbern, bie,
wie die Wanduhren von Gewichten, oder wie. die Wind⸗
möähten, vom Luftzuge allein in Bewegung geſetzt werben,
auch von ſolchen, die eine Lichtflamme durdy ihre Wärme
herumtreibt *). Ohne Zweifel die bequemfie Urt, feine
Wauſche dem hoͤchſten Weſen vorzutragen und ber Erhoͤ⸗
rung gewiß zu ſeyn, wenn ſich der Wind nicht vor der
Zeit legt, oder Del genug zur Unterhaltung. des noͤttigen
Feners im Gebete vorhanden iſt.
Eine andere, nicht weniger eigenthuͤmliche Eeremonie
ver Kalmürden iſt ihre Seelen meſſe. Iſt Einer ge
fiorben, fo wirb alsbald der Prieſter geholt, welcher vie
Hütte werfchließt, wo der Todte liegt und hinter berfelben
ſich niederfegt. Seine Gehilfen bereiten wor ihm einen klei⸗
nen Altar, und bringen Mehl, Butter und einen langftier
ligen Löffel. Einer aber zeichnet die Figur bed Tobten mit
Tuſch auf Papier, Diefes Bilb wird. von. dem Prieſter
in ein Stäbchen gellemmt und in bie Erbe geſteckt; um
ben: Altar herum fiehen fieben Betfahnen, und, iſt ber
Todte an einem böfen Tag, ober unter einem böfen Zeis
Ken geflorben, fo werben verichiebene Thierfiguren aus
Zeig gemacht, mis Farben bemahlt und um die Hütte aufs
geſtellt. Sind dieſe Vorbereitungen fertig, fo fängt ber
GBellong an zu lefen, zu beten, zw fingen. Der Inhalt
ſeines Vortrags ift theils Gebet, theild Klage um den Ders
ſtorbenen, theild Eobrede auf ihn. Er befprengt das Bild»
nid desſelben babei haüfig mit Weihwaſſer und wirft Hir⸗
fe, Hafer und Weizen dagegen. Zuletzt wird es vos
brannt und ein wenig Aſche mit Butter und Mehl ver
milch und dieſe Maffe in das Beust auf deu UAltar ge
*8 ER — Nachrichten ſind dieſe — — in
SEdina und in gan; Mittelafien is vn
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Fchüttet. Während fie ER wird Die. Eeele des Ver⸗
ſtorbenen von zwei Erligen in dasſelbe Feuer - gebracht:
und darin gelaütert ; aufferdem müßte fie ewig in der Hoͤl⸗
Ie brennen, went nicht etwa ein Burchan fie "bei feinem-
Mefuch dafelbit erlöst. Diefe. Eeremonie dauert bei einer
Fürfttichen Leiche 49 Tage und die Beiftlichen erhalten eind
beträchtliche Belohnung dafür, denn in ber ganzen Hordée
wird der Zehente an Vieh dazu eingeforbert und manch⸗
mahl befommt ein Gcftlicher zehn Stück Pferde, ohne das
andere Vieh nach einer ſolchen Geremonie. So lang bis
Dauert, tödtet Fein Kalmüde-irgend ein lebendiges Wein,
weil ee damit ber Seele Li Vollendeten on thun
gönnt
Noch gedenken wir ale — Beſonderheit eines Ta⸗
lismannes der Kalmücken, Altangatuſun, die Figur
einer Eidere, welcher den, ber ihn trägt, unfehlbar vor
allen Waffen fhägt; daher er ſehr hadfig yon ben Krie⸗
gern getragen wird. a ei
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——
Priel en ;
ie. "Die Driefter der Kalmücken heißen Sei long (Bet.
lüng), ihre Gehilfen CDiafone) Say ül und die Novie
zen ihred Standes Mandſchi. ‚Die Gelongs find nach
Alter, Gelehrſamkeit, Tugend verfchieden an Rang und
Anſehen. Die angefehenften heißen gewöhnlich Bakſchi
Lehren)» Gellong und halten die geiftlihen Schulen
und Berfommlungen, haben auch, burc bie Opfergaben
ber. Laien, beträchtliche Vortheile.
auf fünfzig KRalmäcenfamilien * man ungefähr
einen Gellong reden. Gewoͤhnlich leben und woh⸗
nen fie unter den Laien, um ſogleich bei allen Vorfaͤllen
‚ bei der Hand zu ſeyn. Die Bakſchi aber wohnen gewoͤhn⸗
lich abgefondert und halten in ihrem Bereiche die Vers
fammiungen ber. Prieſter, bie bald mehr bald weniger |
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zahlreich find. Die Weihe eines Gellong iR hinreichend,
ihn die hoͤchſte geiftliche Würde zu verfchaffen. Die Re
‘gen, nach weichen er leben muß, find fireng, er muß fid,
Der Stutenmilch, bed Dferbefleifched und vieler andern
Thiere, des Branntweins und des Tabacks völlig enthal
wen; er muß im ehelofen Stande bleiben und das Gelübs
de der Kenfchheit fireng beobadyten. Dafür koͤnuen fie als
le geiſtlichen Geſchaͤfte ohne Einfchränfung verrichten, ſo
gut wie ihre hoͤhern Praͤlaten. Ihre Kleidung unterſchei⸗
Der fie won dem Laien, ber Kopf ift ganz kahl, aber mit
einer Mutze bedeckt, bie fie niemahls, auch vor feinem
. Ylrfken, abmehmen. Zum hoben Ornate gehöret eine Art
von Meßgewand, welches der Gellong überall mit ſich
fahrt. Auch führt er einen Teppich bei ſich, ben er ge
hranchen muß, wenn er. fich, fegen oder legen will. An
irdiſchen Gütern gebricht es ihnen wicht, fie find vielmehr
fat alle reich durch die Baben der Laien, ba fie diefen in
allen Begebenheiten bed Lebens unentbehrlich find und für .
ihren Beiftand reichlich belohnt werden.
Die Kalmüden find ein Zweig der früherhin über
gauz Mittelaſien verbreitet gewefenen und jeßt nur noch
in Bruchftüden übrigen mongolifchen Nation, bei weis
cher durchgängig der Lamaismus Religion war. . Da diefe
Nation im ihren langwierigen und weltverbreiteten Kriegen
mit Chriſten und Muhamedanern, wie mit Juden und an
dern Heiden, in Verbindung fam, fo erklärt ſich vieleicht
Manched in dem Eultnd ober den Religionvorfteflungen
ihrer Nachkommen auf eine. ungezwungene Weile. Zeigt
ed doch bie Weltgeſchichte in vielen Fällen, daß bie Sie
ger von ben Vefiegten gelernt und angenommen haben,
— an wirllichen oder — —
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