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Full text of "Fides; oder, Die Religionen und Culte der bekanntesten Volker der Erde alter und neuer Zeit"

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EB u „20 an Kiel ae. 





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Bine 


. ö oder | J 
die Religionen und Culte 
der bekannteſten Voͤlker der Erde 
"alter und neuer Zeit. 


Jobann Peter Gerlach, 
Camerar des Capitels Zirndorf, drittem Pfarrer, Scholarch 


und Schulen⸗Inſpektor der Stadt Fürth, im Könige 
reiche Bavern. 





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| P 2004 * 4 
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Eriter Band... 

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— Erlangen, 
bei 2. I Palm und Ernſt Enke 
| 1830 


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4o,. 
» 


Die Religion it urfprünglih durch Gott in die Menfchen 
' gefommen, war Bäterfage, bid Schrift nöthig ward, und wird 
- in gewiffen Zeiten der Berdunfelung durch a Gottes 
und Begebenheiten erneuert. 


a ee Joh. v. Müller. 


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Narr Meinerd fagt in ber Borrebe zu feinem trefflichen 
Buche: Kritifche Geſchichte aller Religionen x. Hannover 
bei Hahn, 1806.: »Wer bie bekannten Religios 
nen, es fey nun nad der Ordnung der Zeiten, 
oder nach ber Ordnung ber Länder, -in welchen 
fie blüheten, ſchildern wollte, der müßte noth⸗ 
. wendig das, waß allen ober vielen Religionen 
gemein. ift, unzählige Mahl wiederholen und. 
durch diefe Wiederholung derfelben oder ähns 
licher Dinge einen beinahe unüberwinbliden 
Elelerweden.”. Man überzeugt ſich leicht, baß diefe 
Worte etwas Wahres und etwas Unwahres fagen. Das 
Wahre ift, daß ſich in allen Religionen der Erde dieſel⸗ 
ben erften und vornehmften ‚Ideen finden, was ganz Nas 
tirlich erſcheint, da man annehmen muß, daß ſie alle aus 
einer Quelle hergefloſſen find, wie das Menſchengeſchlecht 
in allen feinen Berfchiedenheiten immer dieſelben Grundei⸗ 
genſchaften ve weil es von einem einzigen Paare abſtammt. 
I“ * 





— 


— vBorrede 


Aber es — — Bo das -ift das uUnrichtige der Dekan: Ä 
tung — dem bentenden Menfchen ganz und gar feinen Ekel 
machen es bat mir feinen verurfacht, in den Darſtel⸗ 
lungen ded Bramais mus bie mir früher befanht gewor⸗ 

+ denen, Ideen ded Moſaismus wieder zu finden und dies 
fen überall, bei den Bölfern ded Nordens von Euros, 
pa und bed Südens von Amerika zu begegnen; viel⸗ 

mehr hat ed mich mit einer reinen und innigen Freude er⸗ 
-fünt und mit Bewunderung der unendlichen Weisheit und 

Liebe, die überall in aller Welt den Menfchen fo nahe if, 
und fich feinem unbezeugt gelaffen, Die, was alle nöthig. 
haben, was Alle wahrhaft ;glücfich. macht, nicht tief. vers 
ſteckt, nur feicht begraben hat, die dad Mannichfaltige aus 
dem Einfachen hervorzubringen, ı oder das Einfache in tau⸗ 
fend Verſchiedenheiten zu geftalten wußte, die dabei den. 
menschlichen Geiſt ſo ausgerüſtet hat, daß er überall die 
Hulle zu beſeitigen vermag, um bis auf den Kern durch⸗ 
zudringen und das Wahre von dem Falſchen, das We⸗ 

afentliche von dem Zufauigen zu ee au | 


f 





- Aderdings aberſchauer man. das Weſen der Religio⸗ 

‚nen bequemer in der Form, welche. Syerr Meiners gewählt 
hat, Doch iſt dabei. nicht zu überfehen, daß eben dieſe Form 
nur dem eigentlich wißfenfchaftlichen Forſcher willkommen 
iz den Liebhaber, der bei feiner Lektüre nicht blos bes 
lehrt ſondern aud) angenehur unterhalten ſeyn will, ftößt 
das · Syſtematiſche, dad Gelehrte, ‚öfters zuruck, ebmüdet 
ihn wenigſtens. So wie nun der Beſchauer einer Gallerie 
von Familiengemählden von der immer wiederkehrenden 
Aehnlichkeit in ben einzelnen Bildern keineswegs zu⸗ 
rückgeſtoßen, vielmehr auf eine angenehme Weiſe angezo⸗ 
gen, und durch die Mannichfaltigkeit; in welcher fie ers 
ſcheint, fo wie durch die DVerfchiedenheit des zufälligen 

- Meuffern- ergriffen und unterhalten wird; fü mag’ auch 
wohl ‚ber Riekhaber durch eine Gallerie. der Religionen der 
Erde mit Bergnügen und Befriebigung hindurchgehen, wenn 


} 








I 


| | Borrene,‘ v 
ee nur in jedem der einzelnen Bilder das ihm Eigenthüm⸗ 
liche und Beſondere nicht vergeblich ſucht. 


Das ungefähr waren bie Gedanken, bie mid) leiteten, 
als ich den Plan zu dem vorliegenden Buche faßte. Ents 


Randen ift e8 aus Sammlungen, bie feit einer Reihe von 


Jahren angelegt find. Ein Freund der religiöfen Wahr⸗ 


heit und des Forfched nach derfelben habe ich feit Jahren 


die meilten meiner Mußeſtunden auf das. Lefeu und, wo 


es nöthig war, auf dad Studium ſolcher Scywiften vers 
wendet, die von Meligion überhaupt und von bem 
Bormen der Religion handeln, die unter den Mens 
[hen gefunden werben. Zwar hatte ich anfänglich dabei 
weiter Teine Abficht, ald mich zu belehren und. über das 
Weſen der Religion und ihre Erfcheinungen möglich Hare 
Anfichten zu erwerben; allein es konnte mir nicht entges 
ben, daß fo viele. um und neben mir dasſelbe Bebürfniß, 
wenn auch umnerfannt, haben. Biele um ihrer übrigen 
Bildung willen höchſt achtungwerthe Perfonen haben von 
den Religionen der Erbe wenig oder gar keine Kennmiß. 
Wie ſollten fie andy dazu fommen? Sn den Religionftns. 
den fpricht man: ihnen: wohl zuweilen van ben. vier Hanpt« 


teligionen, der ch riſtlichen, ber jübifchen, der mus. 


hamedanifchen cnicht felten "rürfifchen”) und der 
heidniſchen; aber die Lehren denken nicht einmahl immer 
daran, ihren Schülern bie. Hauptunterfchiede derſel⸗ 
ben anzugeben , gefchweige daß fie folche tiefer in die Leh⸗ 
ten und -Borfchriften derfelben einführen folten. Sie kön⸗ 


nen das auch nicht. Für die Volksſchulen find. die, Reli⸗ 


gienen der Erde fein Lehrgegenſtand, und der Confir⸗ 
manden⸗Umterrücht durch die Geiſtlichen kann noch wer 


niger fi Damit;befaffen — (Würde doch nur der Untet⸗ 


Ihied der Gonfeffionen durch Die Darlegung ihrer eis 
genthümlichen Principe den Schülern befannt gemadıt!), 


weil er feiner Natur nach nicht eigentlich belehrend oder - 
unterrichtend, fondern vielmehr erbauend und für 


N 
Sa 


vi Vorrede. 
die heilige Sache gewinnend ſeyn fol. In höhern 
Schulen wird zwar in dem Lehrgegenſtande ber Mytho⸗ 

.. Togie etwas dergleichen gegeben, aber es ift in mehrfas 

> cher Hinficht unbefriedigend; denn. einmahl ſtellt man in 

der Regel die mythologiſchen Sagen auf und lehrt: "Mir 
nerva ift aud dem Haupte Jupiters geboren, Venus 
aus dem Schaume bed Meers hervorgegangen, Merkur 
iſt der Gott der Diebe, Vulkan, der Gott des Feuers, 
iſt lahmꝰ u. ſ. f. aber man denkt nicht daran, zu ſagen, 
was es eigentlich heiße "Minerva iſt aus dem Haupte, 


WVenus and dem Schaum geboren”, wie ed fam, daß 


das. Alterthum einen "Gott der Diebe” verehrte, und 


| . was. benn gerade den ”Feuergott zum Kräppel” mas 


chen. mußte. - Dabei hält man ſich ferner faft ausſchließlich 
an die fogenannte clafjifhe Mythologie, oder die der 
Griechen und Römer, die untereinander gemengt hirgeſtellt 
werben, ohne daß dad. Eigenthümliche und Befondere der 
Einen und der Andern ausgefchieden wird, nimmt hoͤchſtens 
Etwad aus ber agyptiſchen Fabellehre anf und wirft 
auf das ganze weite Keld des orientalifchen Religionwes 
ſens, worauf doc die eben genannten fo unfehlbar ges 
gründet find, feinen Bid. Endlich wird auch der Cul⸗ 
tus der Völker nicht beachtet, und, body iſt er ald der Körs 


per dei Religionfoftems von fo großer Bedeurung, und es 


bewährt fich dem forfchenden Auge fehr leicht, daß fo Mans 

. ed in demfelben für new gilt, was uralt, daß Mans 

ches, was für chrifilich gehalten wird, echt heidniſch, und 

ſchon Jahrtaufende vor * chriſtlichen Aere vorhanden 
| —n iſt. 


Aus dieſen Nädfichten hielt ich es für kein überflüffls . 
ges; Werk, die vorzüglichften Religionformen der Erbe in 
einem ‚Buche von hoͤchſtens zwei Bänden sufammenzuftels 
ion, das ald Handbuch dem Lehrer beim Unterrichte dies 
nen, und ale keſebuch dem denkenden Liebhaber befrie⸗ 
digende Auskunft geben könnte. Zwar fehlt es nicht eben 


— 





Vorrede. VER 


an ſelchen Schriften, doch find fe nicht Hakfig und noch 
er alle befriedigend, da fie entweder frühen Zeiten - 
— alſo von ben neuern, fo wichtigen Eutdeckun⸗ 
gen auf. dem Felde ber Religionen noch nichts enthalten 
fünnen, oder zu compenbiös find, ald daß fie ber Wißbe⸗ 
gierde Genngthuung und dem — Richtung und 
keilung geben koͤunten. 


Doch, eö biegen noch andere Berichten meinem Ruce 
zum Grunde. Seit fünfzig Jahren hat man des alten - 
Indiens Religion und Cult genauer esforfcht und 
aus den vorhandenen Denkmaͤhlern kennen gelernt. Und 


| geblendet von den überrafchenden Entdeckungen einer nia 


geahncten Weisheit hat fo Mancher das Weſen derſelben 


überſchaͤtzt und die Lehren und Vorſchriften des Bramais⸗ 


mius ohne weiters über die der Dffenbarung hinaufge⸗ 
ſeht. Zuerſt waren es nur Gelehrte, welche behaupteten, 
Die Nach forſchungen im Orient wären eben 


den Wahrheiten des Chrifienthums nicht gan⸗ 


Rig;” aber jetzt fchon werben Ueberſetzungen altindifcher, 
auf Religion ſich beziehender Schriften und Abhandlungen 
darüber, in wiſſenſchaftlicher und ‚populärer Form, auch 
unter den Ungelehrten gelefen und haben hie und da, bew 
ſonders in jugendlichen Köpfen, Schaden angerichtet. Oh⸗ 
ne der indifchen Weisheit, ob ihres hohen Alterthume ſchon 
ſo chnwürbig und wegen. ihres Einfluſſes auf die Eultur 
der Menſchheit ſo unendlich wichtig, im geringfien zu nahe " 
teten zu wollen, iſt ed bie Sache eines jeden, dem die . 
Vahrheit am Herzen liegt,. das Seinige dazu beizutragen, 
daß ber. Ueberfchäpung . der indiſchen Weisheit Einhalt ger 
hau, daß der Wahrheit ihr Necht,. über allen Syſtemen 
iu ſtehen, erhalten werde. Man wird baher in den vor 
liegenden Abhandlungen den.hohen Werth und ken unmite 


lelbaren und mittelbaven Zufammenhang bes alten indiſchen 


mit aflen andern Religionſyſtemen wenigftens angedeutet 
Ruben; aber bie Darſtellung ber indiſchen Religion felber 


. 
N 
J 


virx Vorrede. 


werdin thre re und Gebrechen nit ud: vennag das 
der wohl Eiwas-dazu: beizutragen, daß einfeltige Auffaffung 
‚ab: unbegründete Ueberſchätzung verhindert, richtige An⸗ 


u er. dagegen gefaßt und. beförbert ‚werben. 


gernerr Ge gibt Chriſten ihre Zati {ft bedentend 
—* als man es glauben ſollte, — die ihre Religion 
‚nur unvollkommen kennen, weil ſie in der Jugend einen 
Ar unvollkommenen Unterricht darin erhalten und: fpäs 
ter nichts mehv· darum ſich bekümmert haben; es gibt and 

dere, !die, auf eine: verbehrte Weiſe im Ehriſtenthume un-⸗ 
terwieſen, oder ſpaͤter durch Umgang oder Lektüre, niisge⸗ 
leilet, eine Abneigung nicht blos gegen das Kirchliche des⸗ 
felben, ſondern gegen Alles und Jedes aufgenommen haben, 
was den Namen "chriflich” trägt, Dieſe glauben dabei, 


der Religion überhaupt nicht zu bebfirfen und finden ihre 


Rechtfertigung vor Gott und der Welt in ihrem Bewußts 
fſeyn, dad fie von groben Sünden freiſpricht. Ei⸗ 
ne Verbleudung, die ſo beklagenswerth iſt, wie jene Un⸗ 
wiſſenheit, weil ſie, wie jene, dem Fortſchreiten auf der 
Bahn der ſittlichen Vervolllommmung durchaus im Wege 
ſtehet; denn nur der wahrhaft chriſtliche Sinn erkennt die 
Unwurdigkeit des Menſchen vor Gott, erkennt feine Unfär 
higkeit, durch fich felber und von ſich ſelber allein Würe 
digkeit vor ihm zu erlangen, erkennt alfo bie Nothwendige | 
‚ keit, ſich der Hand. der. Religion anzuvertrauen, um auf 
der Bahn einer unausgeſetzt fortgehenden Beſſerung und 
Veredlung des Denkens, des Empfindens, des Wollens, 
des Handelns zu bleiben. Es iſt umſonſt, dieſe Chri⸗ 
ſten auf den Grund und Duell: des chriſtlichen Glaubens 
Binzuweifen, die Einen verfichen die Bibel nicht, Vie ans 
tern find voll Vorurtheile gegen He, find auf eine Weife 
gebildet, daß ihnen der Ton, die Darfielung bed Buche 
Burchaus ‚nicht zufagen, Ehbenfo iſt ed umfonft, fie durch 
eigene zur Vertheidigung, zur Rechtfertigung, zur Euipfeh⸗ 
Bmg'des —— ———— — auf a ans 





pen Be führen. m nmohen. Sie He —* 
wenig leſen, als die Bibel, theils aus Abneigung gegen 
die Sache ſelber, theils aus Ungeneigtheit, ſſch einein Wis 
de hinzugeben, das darauf audgehet, A zw’ zwingen, ihre 
Meinungen aufzugeben, ihre Ueberzeugungen fahren zu 
laſſen. Wer wärbe auch, wenn er dieſe Abſicht — 
cder wur vorausleten muß, dadurch nicht gereist, feine 
Anſichten nar deko feitet zu halten, deſto harmäckiger zw 
vertheidigen ? Was auf dieſem Wege nicht "gelingt, wird‘ 
vieleicht auf. einen andern erreicht. Aus der Betrachtung: 
der Religionen. der Erde entwidelt ſich - die Ueberzeugung 
von ber Unentbehrlichkeit der Religion für die Menſchheit, 
nie für. den Ginzelnen; aus der Bergleichung der verfchies 
denen Formen der Religion gehet von ſelber die Erfeirkte 


niß der allein wahren, allein befeligenden hervor, und bie 


fe it feine andere ats die Religion Jeſu Chrifif;! 
entfleidet von Allem, wad Menfhen früher 
oder. fpäter-dazu:gethan haben Es iſt für ben 
Berf. dieſes ein unbefchreiblich erfreulicher Gedanke, "dem!' 
Einen oder dem Andern den Weg gebahnt 
in haben, aufwelhem man nur allein’ zur wahe 
ten Ruhe der Seele, zur unerfchütterlihen Me 
berzengung und zur unwandelbaren Richtung 


bes Willens gelangen fann, ohne Be feine 


———— ———— 11786 


Ic habe — einen Grund, meine RE — 
Druck zu übergeben: In Zeiten allgemeiner Noth ober 
Gefahr iſt jeder verpflichtet, - dad Mehr oder Weniger 
ver Kräfte, die ihm anvertraut ſind zur ‚Steuer oder 
j Abweht anzuwenden. Jedermann fennt die Erſcheinung 
in der deutſchen proteſtantiſchen Welt, die von vielen für 
eine Geiſteskrankheit erklärt, von den durch fie. Ergriffenen 
ſelber aber für die höchſte Geſundheit gehalten wird, bie 
bei den religiöfen Polititern für eine Wirkung gewiſſer des 

heimes Umtriebe gilt, im Grunde aber eine ganz natürs 


’ 


Vorveve⸗ W 


t 


E Ts 2 Vovrede. 


Kit Babe Ber. Zeit. if; denn natarlich wart; 
daß, als Auch: Gottes Finger das frivole Volt aus 


Deaetgtſhland hinausgewieſen war, welches am Ende des 


venigen und dem Aufange des jetzigen Jahrhunderts Irre⸗ 
ligioſitat und Immoralität über ganz Deutſchland (und 
viel weiter noch) verbreitete, aus ber allgemeinen Ueber⸗ 
apmaung einer unmittelbaren Einwirkung Gottes und ber 
Wauldigen Danfedempfinbung für die erlangte Erlöfung ein 
frommerer Sinn hervorging; aber eben fo uatärlih, daß, 
nach alter Gewohnheit ber Meufchen, won on einem Auſſer⸗ 
Ben anf das andere überzufpringen, dieſe ——— bei 
Manchen die Schranken uͤberſtieg und nun unter dem Ras 
men des Myſticismus in der proteſtantiſchen Chriſtenwelt 
. hanfet; aber in den ſeltenſten Fäͤllen Myſtik iſt, ſondern 

wer Dogmatismus, Orthodoxie, Pietiſterei und 
leder in ven Faͤlen Simulation. | | 


F Es iſt m. viel geſagt, wenn ein Tageſchriftſteller bes 
hauptet, ꝰ es habe in diefer Hinficht unfere Zeit eine gewiſ⸗ 
fe.Achnlichleit mit dem Anfange der römifchen Kaiferpen 
riode, in welcher aud, nach langen, Srreligiofität und 
Demoraliſation bewirtenden, Kriegen und Unruhen die 
Religion wieder in Aufnahme kam; e& ſey indeffen nur 

Aberglauben und Ceremonienkram geweſen, aud deren ver⸗ 
ſumpftem und unwirthbarem Boden ein noch größeres Ver⸗ 
derben bed Volles emporgewachfen fey.” Aber die Aehn⸗ 
lichkeit könnte entfliehen, wenn dad Streben derer, bie mit 
Unverfignd eifern, gelänge, nemlic der Vernunft die ihr 
nad) Gottes. heiligen Willen gebührenden nnd von ihe mie | 
Sahrtaufende langen ‚heißen Kampfe errungenen-Necte zu -- 
entreißen und einen willführlichen Autoritätglauben an ih⸗ 
re Stelle zu fegen; denn was Fönnte daraus anderd her⸗ 
vorgehen, als eine Verfchlimmerung des Menfchengefchlechts, 
das überall, wo es in geifliger Knechtſchaft lebet, viel 
verbotbener iſt, ald wo es die Kräfte feines Geiſtes un— 
gehindert entwickeln und entfalten, und in harmoniſcher 





—“ 


Vorrede. ak 


Anwendung derfelben feinem Ziele, ber Berseklomumgung ; 


zuſchreiten kann ? Was von dem belanntelen unter allem: 
Erdenvoͤlkern gefagt wird, daß diejenige Sekte — 
die ſich von dem Joche der Hierarchie losgeriſſen hat, viel 

höher ſtehe und in imellektueller und ſittlicher Hinſicht gangr 
andere Menschen enthalte, ald die Orthodoxen Aud; das 
gilt von allen Neligionbefennern aller Zonen „und aller: 
Zeiten. Darum habe ich es für meine Pflicht gehalten, 


mad ich, biöher anf dem Predigt» uud Kinderskehr- Stuhl, . 


in thım berufen und nad meinen Kräften befliffen 
war, auch auf biefem Wege zu verfuchen "ber Ber» 


nunft ihre Rechte in Sachen des Blaubens uud: 


des Gewiſſens, ober der Religion, wahren zu— 


helfen,” geftügt auf dad Wort meines Meilterd, (Marl. 
12,34) weldes die Bernunft zum Kennzeichen. 


— — 


der Vurdigkeit bed Eintritts in das Reich Got⸗ 
tes macht; und in Uebereinſtimmung mit feinen erſten 
Schülern, dem Apoſtel Paulus, ter (Rom. 12, 1.3 ei⸗ 


am »vernünftigen Gottesdienſt“ verlangt und. 


dem Kirchenvater Ekemens von Alerandrien, wels 
her jagt: "Alle Menfhen, weldhe der Bernunft 
gemäß gelebt haben, oder ihr gemäß Leben, 
find wahrhaft Chriſten und brauden ſich nit 
iu fürchten.” (Strom. VI) Es bedarf aber wohl Fels. 
nes Beweiſes, daß man die Menſchen nicht beffer vor 
Geiſteslnechtſchaft und dem daraus hervorgehenden Ver⸗ 
derben ſichern koͤnne, als darch eine moͤglichſt klare Ans 
fht von dem Weſentlichen und Auſſerweſentlichen in ber 
Religlon. Und dazu muß jeder. fommen, ber -mit unbes 
fongenem Sinne dad Menfchengefchlecht von feiner erften 
Entſtehuug (Cſo weit wir folched vermögen) an verfolgen 
und bie Entwidelung- bes ihm von dem Ewigen gegebenen 
teligiöfen Gefühls ins Auge faffen will; es muß ihm klar 
werden, daß, wie ed das mofaifhe Schöpfunggemählde . 
fügt, Gott felber es war, ber fich den erften Menfchen- 


! 


| fenbarte, und fie ſeitdem, trog ihrer Heinern und grös - 


an Borrene 


Bern BerteAiungen:? trotz ihres Salmens und. Rucſallens, 
trotz ihres Eigenſinnes und ihrer Herzenshärtigkeit, nie⸗ 
mahis vetlaſſen, ſondern vielmehr von einer Stufe der 
igisſen Bildung. zur andern fortgeführt hat, bis er ih⸗ 
uen zuletzt das heile Licht des Geiſtes in der Religion 
feines :Sohnes aufgehen ließ, Durch welches nun all» 
mählig die Nacht des Aberglaubensd und der 
Vorurtheile erhellt und in einen herrlichen, 
erfreulihen 08 verwandelt wird. Pe 


as RR ‘ i 


7 Aber wird — nick. durch eine ſolche Bildung, bes 
Menſchen alles Pofitive in der: Religion "gänzlich : vers 
tilgt? Es ift nicht zu laügnen, was: die Menfchen je und 


je' als foldyed aufgeftellt haben, das fällt dahin, dagegen 


erhält bas Ewigpoſitive, das, was die Gottheit felber als 


. ſolches vor die Algen ihrer Welt hingeftellt hat, neue fer 


. There GStügen indem Geifte und Herzen der Menfchen, 
und tin reinerer Glaube, und eine feftere Hoffnung, und 
eine fruschtbarere Liebe, biefe heilige Drei des Chriftenthums, . 
entftehen und geftäften fi, wo man ohne vorgefaßte Meis 
nung, ohne Befangenheit, ohne Vorurtheile das dreis 
blätterige Buch der Offenbarungen Gottes Ras: 
tur, Geſchichte und heilige Schrift) auffchkägt und 
- purchliest.: Verſtehen wir den erhabenen Stifter der chriſt⸗ 
lichen Relition recht, fo deutet er und: das ſelber an, wenn 
er fpricht: » 88 kommt die Zeit, und ſie ift fchon da, wo 
die wahren Anbeter den Vater im Geiſte und fo- feiner wärs 
dig 'anbeten werben, denn ſolche Anbeter will der. Bater 
haben.” Er felber,, ‘ob fromme Befarigenheit den Kopf 
fhättelte, ob hierarchifche Eiferfucht die Kauft ballte, ob 
ftürmifchen Seftengeift um ihn aufbtraußte, er ließ fich 
darch nichts hemmen in” feinen Körifchreiten auf der Baht, 
die ihm fein himmlifcher Vater vorgezeichnet hatte; er ver« 
. trieb die Finfternig des Geiftes durch das Licht feiner: Lehr 
ve bei Allen, die fie aufnahmen, und fegte in die Frei⸗ 
- heit, was ſich feiner Leitung anvertraute. IR er — was 


BVBorrede xIia 


dem ganz und gar nicht widerſpricht — sek: feinen ecſtea 
Schulern nicht in allen Städen völlig: richtig verſtauden 
worden, fo wird er noch heut zu: Tage Yon Bichen ww. 
kannt, die ſich feine Nachfolger mennen, mab zum 
erniebrigt, ftatt daß fie ihn als das ſichtbure Bild bag 
unfihtbaren Gottes anfehen und wady. ihm. lehren 
follten, wie die Menfchen felber, nad, Gottes Bilb ge 
ſchaffen, dieſes Bild in fidy darſtellen und ihm immer nd» 
her kommen Tönnen. Glauben fol man. än Ihn, ſo wol 
in fie, ohme daß fie je fagen, was unter bem Glanbes 
verſtanden werde; ohne zu bedeuten, daß bie Idee Dep 
Verpflichtung, Etwas zu glauben, ben Stempel ber Bew 
werflichleit -von vorn herein an fich trage, ba es nur 
licht ſeyn Tann, nach richtiger Erkeuntniß zu ſtreben 
und alle vernunftgemäßen Mittel anzuwenden, um bay 
u gelangen, und darum fagen wir wohl mit Rechte 
Nicht in dem Glauben an Chriftum (ben Autorktätglams 
ben), fondern in. der Erkenntniß CEhriſti wird einſt fein 
Wort in Erfüllung gehen: »Es wird Eine San 
und Ein Hirte werden.” 


Es war di geit, ı wo große Maͤnner im —— 
te des proteſtantiſchen Chriſtenthums behaupteten, »der 
chriſtliche Religionlehrer müſſe ſeine Anſicht 
vom Chriſtenthume für ſich behalten, als Lehs 
rer müffe er die dffentlihe Neligivn. vortras 
gen.? Gewiß ift das eine Meinung, die ſich mit bew 
Geifte weder des Proteſtantismus, noch ded Chris 
ſtenthums felber verträgt. Dieſes nnterfcheibet ſich eben 
dadurch von andern Religionen, daß es feine Myſſte⸗ 
rien hat, daß es nicht, wie fie, efoterifche mund ernr 
‚terifche Lehren aufftellt. Die Beweife, daß CEhriſtus feis 
ne Lehre zu einem Bemeingnte beſtimmt habe, liegen 
sahlreich genug vor und ein Gemeingut darf Wienanben. 
vorenthalten werden. Es iſt daher nichts Anderes, als 
Anmaffung, verwerflicher Prieftergeik, der die Welt new. 


[1 ı Ge Vorrede. 


Nibe, woran ein vroteſtantiſcher Religionlehrer fagt: "Die 
Lalten müsfen glauben, was wir fagen.” »Nein,“ 
Tagen_diefe it Hartmuth von Eronberg cin feiner 
Grmahnung au bie vier Bettelorden), "nein,- wir 
‚glauben end und D. Euthern-nicht weiter, denn 
fo viel'wir ins heiligen Evangelium gegründet 
finden. Was damit nicht ſtimmt, bad verwer⸗ 
fen wir als Menſchen⸗Wahn oder Menſchen⸗ 
Wort”, Müffen wir dad als dem Geiſte bed Proteſtan⸗ 
‚und. völlig enifprechend erkennen, und nicht bloß eim 
Milton behauptet, cd. doctr. christ. duo libri posth.), 
daß bie Auslegung der Schrift frei bleiben müße und kei⸗ 
vie. Obrigkeit oder Kirche ihre, Auslegungweile ben Chris 
ſten als Geſetz aufdringen dürfe; Luther ſelber (Br. an 

den Pabit Leo 1520) fagt: "Dazu mag ich nicht lei⸗ 
Ben Regel oder Map, die Schrift auszulegen, 
dieweil dad. Wort Gottes, das alle Freiheit 
Schre, nicht fol no muß gefangen feyn:” fo 
wird man in der unbefangenen und unummundenen Dar⸗ 
legung des Ehriftenthume und ber mannichfaltigen und 
höchft verfchiedenen Anſichten desfelben, fowie der Nele _ 
gion und deren Formen überhaupt, weder eine Gefahr 

noch eine uebertretuag Ko ii erblicken Töns 
urn. — 
| gu dieſer Dardellutg der Entſtehung und ber Abfiche 
ten dieſes Buches. liegt auch gewiffermaffen fchon die Ant⸗ 
wort auf die Frage, die etwa aufgeworfen werben fönnte, 
nfüg welche Lefer es gefchrieben ſey?“ Im eigentlichen - 
Worten. ausgebrüct, heißt fie aber: "Nicht für Kinder, 
weber für unmündige, noch für erwachiene, ſondern für 
Lente, welchen es Freude macht, bad Weſen der Religion 
denfend aufzufafien, ohne Unterfchieb des Standes, des 
Alters, oder eines fonftigen Verhältniffed.” Diefe werben, 
wenn hie und da Etwas vorkommen follte in der Sprache, 
oder in der Darftellung, oder in der Bade felber, das 


Vorrede. — . x 


ihnen nicht auf den erſten Blick Kar wäre, ſich nicht abs 
ſghyecken, ſich nicht bie ua verdrießen laflen, ben nds 
thigen Auffchluß zu fuchen, den gu Ruben Ka ohuchin 
nicht fchwer fallen kann. 


Woch einmahl alfe: & ie mehr Wyuſch nnd meine 
Abſicht, Etwas, ſey ed auch nur Weniges, zur enblichen 
Entiheidung der. Frage über die wichtigfte und heiligſte 
Angelegenheit ber Menfchheit beizutragen. Dieß bitte ich, 
bei dem Urtheil über mein Buch ind Auge zu faffen! Weber, 
dad Andere wird ſodaun der Ausſpruch nicht Schwer zu 
fülen feyn. Der Vorwurf, daß aus zehn Büchern das 
eilfte gemacht ſey, kann das Borkiegende: nicht treffen, 
da fein Verfaſſer nicht. weiß, ob eins ober fünfhuns 
dert ben Stoff dazu geliefert haben. ‚Und wer hie und 
da woͤrtliche Auszüge - aus andern Schriften finden ſollte, 
der wolle, wie nn iſt, bedenken, daß das Buch aus 
Sammlungen. entſtand, die der Verfaſſer an den Faden 
ſeines Planed angereihet und wenigftend dafür zu forgen ſich 
befifen hat, daß von feinem Frucht⸗ und Blumen, 
Rüde Unfchönes and Ungenießbares fern blieben. 


Prüfet, rufe ih — meinen eeſern, wie — 


allenfallſigen Richtern zu, prüfet altes und das Gu⸗ 
te behaltet! 


D. Verf. 


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Weinen ‚nnd. mͤohetdiene der einzelnen Bilter: 
„Religion ind⸗ —X ber aiten Parſen Perfer) 


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Einleitung 





E. if bie hochſte Wahrſcheinllchteit, grenzt alſo nahe au. - 


bie Gewißheit, daß das Menfchengefchlecht von einem eins 
zigen Paare abſtamme. Die Beweife dafür liegen in Dem 
Geſetze der Sparſamleit „welches überall in der Natur ans 
getroffen wird, in ber, bei allen äußern Verſchiedenheiten 
dennoch beſtehenden gleichförmigen geiſtigen Beſchaffenheit 
dee Menſchen, und den. übereinftinmenden Zeugniſſen ber 
Geſchichte und der Sagen der Bölfer. 


Wir ziehen ‚alsbald eine wichtige Folgerung für ung 


fern Zweck daraus: Wenn nemlich ber Schöpfer des Men⸗ 
ſchengeſchlechts, der dieſes mit allen Mitteln zur Erreis 
chung feiner Beſtimmung auf der Erde reichlich. ausgeſtat⸗ 
tet, ‘ed anch für feine ewige Beſtimmung nicht vernachkäfe 
figet haben kann, wenn: er ihm die Mittel, fie zu errei⸗ 
den, mitgetheilt haben muß; fo mag bag erſte Menfchens 
paar, wie man mit ben heiligen Urkunden der Offenbas 
‚ rung insgemein anzunehmen pflegt, in vollfommener Heis 
ligleit gefchaffen worben, oder wie Andere wollen, in eis 
sem rohen und nur ber allmähligen Entwidelung. und 
‚Annäherung an jene fähigen, Zuſtand aus den Händen 
des Schöpfers hervorgegangen ſeyn; das, was. biefer ihm 
von Religion .—. man nenne es nun Erkenntniß Gottes, 
oder religiöfed Gefühl, ober wie.man wolle — mitgetheilt 
hatte, mußte von ihm anf feine .näcfen und von dieſen 


- 


auf feine entferntern und entfernteften Abfömmlinge übers 


schen. Daher können wir fagen, daß ed, wie in Bezies 

hung auf das Weſen derfelben, fo auch in hiftorifcher 

Rückſicht nur eine Religion, oder eine Grundlage 

aller, weg auch; noch fe verſchieden erſcheinenden, Reli⸗ 
1 


— 


wenn auch fein Wefen-ihm verborgen blieb — und wohl 
auf Immer verborgen bleibt. Auf der andern Seite bes 


Nachdenken über dieſe Frage aber fuͤhrte ihn auf den Be⸗ 
griff‘ eines Wefens, das in der Welt-enthalten tft, 


richtig ſchrieb er aber auch dem nemlichen Weſen die Ent⸗ 


es in einer Welt, wo Alles als Wirkung einer vorherge⸗ 


v- . S: 
Al 
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£ - Dr ol u TE an en — 
ur u} [7 


| hionfgfteme urſprunglich gegeben habe. Das iſt es ja 
‚aber. auch, was und bie Bücher ber Offenbarung lehren, 


das iſt es, was die uralten Schriften der Indier, Perſer, 
Aegypter und Hellenen übereinftimmend- ſagen. Dieſe letz⸗ 


tern ſagen: Der Menſch, dem in der Vernunft die Idee 
des Goͤttlichen geoffenbart war, hatte. durch dieſelbe ein 
unüberwindliches Bedürfniß, Etwas zu. glauben und -zu 


verehren, das. Über ihn war. Bald nad)’ feiner Entftehung. 
hat er daher angefangen, ſich über die ſichtbare Welt gun 

erheben und das: Däfeyn einer überfinnlichen zu begreifen. 
Er betrachtete ſich ſelbſt und fand, daß in ihm win Eiwas 
fey , verfchieden von dem Leibe, aber: auf dad Genauefte 
mit ihm verbunden ;. das Dafeyn diefes Etwas war ihm 
leicht entfchieden, da feine Wirfungeit ſo augenfällig find, 


trachtete et die Welt um ſich herz; ex bemerkte ihre Schön⸗ 
heit, Ordnung, Regelmäßigkeit und fehr natürlich drang. 
fih ihm die Frage aufs. Wer bewitkt das Allee? Das 





wie das in ihm Tebende in feinem Körper,'und 
alle jene Wirkungen in bemfelben hervorbrachte. Folge⸗ 


ftehung oder Hervorbringung ber Welt zu; denn: wie Tollte 


gangenen Urſache erfcheittt, anders ſeyn können, ald- Buß 
zuletzt Alles aus einer erſten Urſache hervorgegangen iſt? 
Wie ſollte es in einer Melk; wo ſich unaufhoͤrlich Alles 
auflöst und zerſtört, und doc Alles in derſelben Ordnung 
wiederkehrt ‚ anders feyn, ald daß jene u u 
wer Alles beffimmt und regelt? 
Wie aber det Menfch bei dem Blicke auf ba in ihm 
wohnende, ihm unbegreifliche Weſen von einer; gewiffen, 





unwillkuͤhrlichen Scheu ſich ergriffen fühlte, ſo wurde er 


bei. dem Gedanken an: “er in: Yen Welt ſich entakende We⸗ 





| — 3 — 
im von eben fo unwillkührlicher Ehrfurcht  burchbrungen; 
und da er bei fertgefegtem Nachdenken gar Manches ent) 
bedte, was ihn in genaue Verbindung mit biefem Weſen 


ſette, fo fühlte er ſich aud aufgefordert, ihm biefe Ehr⸗ 
furcht zu beweifen. Die unendliche Macht und Weis heit 


deſſen, der die Welt erſchaffen konnte, der fie. erhält und 


regiert, wie ſollten fie nicht Erftannen und Vertrauen in 
ber Seele des Menſchen hervorbringen? Die unendliche 
Büte, die Alles, was lebet und am meiften den Menſchen, 
sum Glücke beftintine Haben mußte, "wie ſollte fie ihn nicht 
zue Dankbarkeit entflammen ? Und wie wäre es denkbar 
geweien, daß der Menſch .biefe Empfindungen nicht ve 
in Handlungen übergehen laſſen follen ? 

Auf diefem Wege fam bie Menfchheit nach ind nach 
dazu, daß ſie einen Gott glaubte und ihn verehrte, 
kam zur Religion, deren Keim der Ewige ſelber aus 


unenblicher Weisheit in ihre Weſen gelegt hat, ald das eins. 


ige Mittel, fie ihrer ewigen Beſtimmung zuzuführen. Dit 
biefem Glauben au einen Gott, dem Monotheismus, 
den man ale den urfprünglichen des Menfchens 


gefhlehte anzufehen hat ©), tft aber: wohl zugleich 


— der N ber Glaube an N 





Die Bibel ſtellet uns das, in den Büchern Mofe's, dent 


Hiob u. a. Mar vor Aigen, Andere älte Religionurkunden 


behaupten dasſelbe, und das eigene Bewußtſeyn fagt uns, 
daß der Menſch durch Entwickelung des ihn angeſtammten, 
tief im Gemüthe liegenden Gefühls der Andacht und Hei⸗ 
ligkeit zu Gott und feiner Verehrung geführt worden 
fey. Aber’ freilich war dieſer Monotheismus nicht der 


der Offenbarung; hamentlich der riftlichen Offenbarung, \ 


hit die reine dee von einem auſſer der Welt befindli- 
hen, über die Welt erhäbenen, höchſten Weſen, fonderit 
nur das Ganze der Welt, doder höchſtens die Weltfeete; 
es war Pantheismus, der ſo hahe mit Polytheis⸗ 
His verwandt in und un. nn —— überall — ne 


üserging. f L 


' 


ea — 


an viele Götter, der. unſtreitig and verfehltem Nachdenken 


hervorging. Menſchen non. weniger freiem Beifte. beobach⸗ 


teten die Erfcheinungen in der Natur, fie wurden nicht fel⸗ 
-ten von folchen überrafcıt, erfchredt,.und ‚auf mancherlei 


Weiſe ergriffen; fie fanden feinen natürlichen Zuſammen⸗ 


. Hang und geriethen. auf eine übernatürliche Urſache, fie 


machten zuerft diefe und am Ende fogar ihre Wirkung, die 
Erfcheinung der Natur felber, zum Gott, Die mohlthätige 


Macht der Wärme, ber: Wirkung bes Feuers, empfindend,- 
. befeelte der weife Parfe das fichtbare Feuer mit dem un⸗ 


fichtbaren Mithras, aber das gemeine Volk fiel im Mis⸗ 
verftande vor dem glänzenden, 'wohlthätigen: Körner wies 
ber, ihn ald Gott anbetend. Anderwärts ftellten Weltwei⸗ 
fe und Dichter die Lebensverhältniffe und Raturfräfte uns 


ter Bildern bar, die der große Hanfe für die Sache felber 


hielt und das Symbol für den Gott nahe: fo im Aegyp⸗ 


ten ben Apis, den die Weifen ald das Symbol des 


Ne 


Ackerbaues und der fhaffenden Kraft der Natur 


 aufftellten, fo in dem übrigen Afrika und :fpäter auch im 


\ 


"neigt, fie über bie gewöhnliche Menfchheit. zu erheben. Die , 


andern Erdtheilen, die Schlange, welche ald dad Symbol 
der Gefundheit und Lebendfraft daſtand. Ueberall 


aber ſah man einzelne Menfchen won großer Auszeichnung, 
; die auf eine wohlthätige Weife in das Geſchick anderer eins 


grifen, oder gewaltig und gewaltfam Über das Loos eins 
zelner oder ganzer Gefellfchaften verfügten, und die leichts | 
glaubige und aberglaubige Schwäche ‚war nur allzuges 





Zeit that dabei das Yhrige, nach Verlauf: einer längern 
ober Fürzern Reihe von Sahren war dad Menfcdhliche. 
an dem Geachteten oder Gefürdhteten ganz verfihwuns 
den, er fand ba in ber Einbildungskraft der Nachkommen 


als ein Heros, ein Halbgott, ja ſelber ein Gott. So 


waren der inbifhe Brama, der ägpptiihe Öfiris, ber 


griechiſche Heralles u. p. a. ohne: Zweifel Perfonen, 


deren große Kriegsthaten, oder wohlthaͤtige ‚fr das bür⸗ 
gerliche und fittliche Leben erfpriesliche Leiftungen ‚ben bes 
ge 


% 4 


— 5 u ı 


(hräitten Beitgeitte als Wunder erfchienen und Ihren Ur⸗ 
bebern den Mang. und ‚die Würde von Halbgöltern und 
Göttern erwarben, wem ſchon micht :überfehen werden 
darf, daß mit der Vorſtellung bexfelben fich früher beſtan⸗ 
bene und weiſtentheils worgenlaͤndiſche Gottheit⸗Ideen 
verbunden haben... So zählt die nordiſche Sage drei Odi⸗ 
ne, die nach und nach von Aften herüber in den Norden 
von Europa: einwanderten. In dem ſetztern vereinigten fich 
em Ende ale Sagen, und kaffen ihn dem geiſtesſchwachen 
aber koͤrperſtarken Volle in dem Glanze feuer herrlichen - 
Thaten ald den: oberſten Gott erſcheinen. : 

Anf diefe einfache und doch Dabei. mannichfaltige Wels 
fe entſtanden wach undenach in dr menſchlichen Welt eine 
Menge: non Göttern weh Gottiunen, von böfen und gutes, 
von höhern ud. niedern; aber es iR merfwürkig, daß über⸗ 
ad bie Meinung etwas noch Höheres über die Götter 
walten ließ, dem biefe ſelber unterworfen waren; ein kla⸗ 
zer Beweis, Daß bie Idee eines Gottes, eines höchſten 
allwaltenden Gottes, Die urfprängliche im Grunde des Men⸗ 
ſchengeiſtes ſelber liegende ſey. Wie das in der griechiſchen 
Anangfe, dent römifchen Fatum, deutlich hervortrit, fo 
wird ed ig der horbifchen Mythologie unter dem gewalti⸗ 
gen Wolfe Fie ur is. vorgeftellt, der am Ende der Zeit alle 
Götter, auch. den mächtigen Odin nicht um 
verſchlingt; fo hat es, und zwar am .entfchiedeuften, der 
Bramaismus, Deffen Dreifaktigkeit, Brama, 
Wiſchnu und: Schiwa, aus dem Ua Br * 
vorgegangen iſt. 

Die Götter. und. hohern Weſen alte: die aus dieſem 
verfehlten Nachbenfenchervorgingen, mußten ſich nach Klie⸗ 
ma und. Lebensart, nach Verfaſſung und andern Verhaͤlt⸗ 
niſen der. Menſchent geſtalten. Der alte Germane, in 
Tanlıen Wäldern edjngen, und der Hindu, in einem bluͤ⸗ 
henden -üppigem Garten: aufwachſend, halten ganz „entger 
zeſette Bebärfaifferamb: Wünſche, Genüſſe und Hoffnun⸗ 
gen, und genau 1 entferne ihrer mn un» Empfin⸗ 


J 


x 


— 6 — 


E vn wahen auch Hrı Gotter. Daher iſt das PER 


cthum'! in allen feiner Aoſtyn und Zweigen ein buntes Ger 


miſche von wahren und falfchen, von bewundernswärbigen 
nnd wunderlichen VPorſtellungen und Begriffen, und von 
wuͤrdigen und lächerlichen, von erhebenden und oft gräßs 


.bklichſchauderhaften Grbrändien, bie zur Berehrung ber. vers 


’ meine Götten dienen follten, 

Durchaus finnlicher Art gebieten bie famuichen heid⸗ 
sifchen Religionen, neben- dem Gebete zu den Göttern, 
auch Opfer, durch welche diefe verſoöhnt oder gewonnen 
werben, durch welche man ſie verherrlichen odet ihnen ſchul⸗ 
digen Dank abfiutten: fol. Zu dieſen Opfern: diente nun 
von jeher Alles, mad der Menſch oder Die Natur here 
vorbrachte, auch ſogar Menſchen wurden geopfert; oft une 
ter ben furchtharſten / empörendſten Umſtänden. Wenn das 
friedliche Landvolk aller ackerbauenden Nativnen bie harm⸗ 
koſen Erzeugniffe ſeines Fleißes ‚, die milden Gaben ber 
Göͤtter dieſen ſelbſt darbrachte, fo mußten fie doch faft Übers 
all auch, zur Verſöhnung der Bdtter, oder zum Danfe ges 
gen fie, das Blut ihrer Hausthiere flieſſen laſſen; fo weis 
heten die rohen Canaaniter ihre eigenen Söhne und Töchs 
ter. dem Mol och im euer; fo riffen Die kriegeriſchgrauſa⸗ 
gien Meritaner ihren‘ Kriegsgefangenen tanfenbweife Das 
Herz aus dem Leibe, um es ihrem Friegegote Huizilo⸗ 
pochtli zu weihen. 


Man ſieht aus dem Allen, daß die natürliche Re⸗ 


ligion (die durch Nachdenken über bie Ratur und die Er⸗ 
zeugniſſe und Erſcheinungen derſelben gefundene und durch 
äußere Verhältniſſe ausgebildete Religion) nur. ſelten ohne 
große Verirrungen des Geiſtes und :ded Herzens der Mens 
ſchen geblieben iſt; es kann uns Daher nicht befremden, daß 


wir überall und unter allen Völkern. den Wunfh, ben. 


ſehnſuchtvollen Wunfh, nach unmitelbarem Umgang mit 


Gott felber, daß wir ‚überall den Glauben an bereite ers | 


folgte Erfcheinungen der. Gottheit‘ bei den Völlern der Erbe 


vorfinden. Auch diefe Theophanieen (Böttererfcheinuns 





| a 

gen) ‚Beben. it dem Grade und, ber rt. der Bilbung ber 
Böhler in-vollfenunenen Einkjange. , Bei den nachdentlichen 
thatenſcheuen Aegyptern wirb Ofxis,. nadı einem harten und. 
langen Kampfe mit feinem Gegner, Typhon, die Beute eis 
nes marterpollen Todes, um heilbringend für die Menſch⸗ 
heit wieder auferweckt zu werben; bei ben ſinnlichen Gries 
hen erſcheint Zeus am..häufigfien ‚ben Frauen und Mäds 
den, gewöhnlich. finmlichen Umgang mit ihnen pflegend, 
und fein, Btiſhjel, wixkt auf die Erhaltung und Belebung 
ber grobfiunlichen. Lebensluft des Volkes; bei den kampflu⸗ 
ſtigen Normannen dagegen .trit Odin in völliger Rüs 
Rung auf und, kämpft mit dem betagten Helden, den er, 
nachdem er ihn ehrenvoll befiegt, in, bie Gemeinfchaft ber 
helden nach Walhalla einführt, und höher fchlägt jebem 
Rormann das Heldenherz bei dieſem Gedanten, und Krieger ' 
luſt und Thatendurſt erhalten neue, Träftige Nahrung. 

Wie wir gher überall die Götter den Menſchen in Pers - 
fon erjcheingi, md, Umgaug mit ihnen pflegen fehen, fo ſe⸗ 
ben wir auch eine andere Sehnſucht der Menſchen geſtillt 
md. bei der. ‚Unzulängfichfeit der natürlichen Religion ihr 
zen unmittelbare Belehrungen aug dem Munde der Gott⸗ 
het, über ihren Willen an bie, Menfchen und über bie 
Mitel, dieſen ihren Willen zu befolgen,..gegeben. Waren: 
dieſe Velehrungen qusführlich und, von den, Göttern. felber, 
zum Heil der Menfſchen veranſtaltet, fo hießen fie Öffen- 
barungen;, Drafgf nannte man fie Dagegen, wenn: von 
Renfchen (Brjeftern) heſondere Anftalten ‚getroffen ‚waren; 
wo man die Gßtter ffagen und Antworten von ihnen er⸗ 
halten konnte. Diefg letztern waren gewöhnlich fehr kurz 
und ſehr dunkel und bie Gottheit behauptete auch in ihnen 
das ihr allein zufändige Recht, dunkel und ums 
begreiflich zu feyn. Wenn demuadı in dem jungem 
Rom die Nymphe Egeria dem Könige Numa Pom⸗: 
pilius erfcheint und ihm die religiöfe und bürgerliche Vers, 
faſſung für fein Bpit und feinen Staat eingiebt; wenn 
Ranfo Kapat, als der Geſandte der Sonne unter den 


| — aufteit und — fm Namen derfewen als der 


N 


ſonderer Weisheit und Geiſtesgröße ausgeltattet, traten von 
Zeit zu Zeit Mänrier auf, welche ihre unwiſſenden, rohen 
Zeitgenoſſen über die richtigſten Anfgaben - bes Lebens bes 
lehrten und zur Erfüllung deſſen, was zur Erreichung ih⸗ 

res Zieled nothwendig war, erweckten: "den Inbegriff dee 
religiöfen Lehren und Wahrheiten aber; weiche ben Mens 
ſchen auf diefem Wege: zugefommen fi find, - siert man ges 


dieſelben thr Anfehen unter dem Volke hoben. und befeftigs 
. ten, und ihre Abſichten mit bemfelben deſto leichter durche 


’ 
Do} 8 Ger 


oberften und alleinigen Goitheit, Gefetze giebt und Verfaf⸗ 
fung; fo erfcheint, äuch nach der Wibel; der Herr'dem 


Abraham und macht’einet Bund mit ihm, nach weichen 
er ihm verfpricht, fein Gott zu ſeyn und Ihn zu einem gto⸗ 
fen Volke zu machen, in welchem alle Bölfer der Erde ge⸗ 
ſegnet ſeyn ſollen, went er ihm mit ſeinem Hauſe dienen 
würde. Alle dieſe M ythen enthalten die unumſtoͤßliche 
Wahrheit, daß der Ewige die Menſchheit nicht ſich ſelber 


überlaffen,, fondern von Zeit zu Zeit’ eigener: ausprädfidyer- 
Offenbarungen gewürdiget habe. Von ihm memlich mit bes 


wohnlich »Geoffen barte Religion.” 


Zwar, da fi alle Religionen der Erbe unmittethaver 


Belehrungen von Gott rähmen, machen fie ud) alle Au⸗ 
foruch auf den Namen: Geoffenbarte Religion; al⸗ 


fein Dffenbarungen, welche: diefen Namen mit Hecht 


führen wollen, durfen Her Vernunft nit widerſpre⸗ 


chen, wenn fie ſchon über bie Faſſungkraft derfelben hin⸗ 
ausſsgehen und müſſen Wahrheit und Tugend. förs 
bern, denn nur auf dieſen beruhet daB höchfte Ziel des 


| ‚ Menfchenthums, die Sittlichkeit md die Darans hervor⸗ 
"gehende Seligfeit. Dieſe Kennzeichen aber finden wie 
‚nicht überall, In den heidnifchen Religionen find vielmehr 


die vorgegebenen Offenbarungen im beßten Kalle” Selbfis. 


täufhungen,” in den meiften Fällen aber vorfägliche 


und ‚ausgebachte Täufchungen der Priefter, welche durdy 


fegten. Wenn in ee agoptiſchen und gricchiſchen Vorwelt | 


| 
| 
| 
| 


\ 9 — 
‘ 


die Drafel ans Höhlen. und gehelligten Hefnek bie Aut) 
fpräche der Bötter bekannt machten, fo fand ſich nur ein 
Alerander, der bie Priefterinn mie Gewalt zu bem 
Dreifwß führte und ihr den Ausſpruch, den er von beit 
Gott erwartete, ind Ohr fagte; fchweigend und zitternd 
horchte die Menge der Stimme ber Gottheit, die fo oft 
von dem Erfolge Lügen geſtraft warde, ohne daß 
man ihr einen Vorwurf deßhalb machen konnte, da ſie ih⸗ 
re Sprüche in eine dunkle, vielſeitige Sprache huͤllte ‚ die 
Ihe auchh, das Entgegengefegte verfündigt zu haben, zu 
behaupten erlaubte. Wenn in dem fpätern Rom die Bor 
gelpriefter and dem. Zlüge ber Vögel die Ergebniffe ber 
Zukunft "beftimmten, fo mogten wohl nur wenige fo heif 
fehen, wie Cicero, der gu fagen wagte: Wenn zwei Aus 
guren fich begegnen, fo Finnen fie nicht anders, ale mil 
einander Tachen; dad Bolf-fand ed ganz in ber Orbnung, 
daß die Schlacht gewonnen wurbe, weil vorher ein Adler 
rechts, ober verloren, weil ein Rabe links aufgeflogen 
war. Diefelben Erfcheinungen gewähren und heut zu Tas 
ge noch die Prieſter in den cultivirten Gauen Europa's 
und die auf den Salzſteppen Aſtens; ſie verkündigen ihre 
Erfindungen als den heiligen Willen Gottes und ih ſchwei⸗ 
gender Ehrfurcht und Unterwuͤrfigkeit empfängt ſſe das ge⸗ 
blendete Volk, die fchimpflichen Feſſeln sticht fühlend-, die 
man feinem Geiſte anleget. Es iſt ganz basſelbe, wen 
dort die Prieſter des Ko den Gtaubigen gebieten, das Ges 
betrad zii ſchwingen, um -entfünbiget zu-werben, und hier, 
um vollfommenen Ablaß zu erlangen,: bei Roſenkranz fo 
oder fo- oftmahl abzubeten befehlen. Es iſt dasſelbe, wenn 
in Indien der Gott Jagarnaut von unſinnigſchreien⸗ 
dem Psbel auf einem hohen Gerüfte umhergezogen wirb 
und die Glanbigen auf beiden Seiten anbetend niederfals 
Ien, ja fih von dei Rädern bei Wagens fromm zer⸗ 
malmen laffen, ‚und Wenn anderwärtd der Priefter den 
nen gefchaffenen Gott in die Höhe hebet, vor weis. 
chem das Volk ſtumpfſinnig nieberfält, und willig und 

2 F a — 


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PER ben. — ber hlerarchiſchen Schlauheit 
über ‚feinen, Nacken ‚dahin rollen lͤſſet Auch ber Aber« 
glaube bat feine. Familjen⸗Aehnlichkeit, wenn ſchon ſej⸗ 


ge Phyſi iognomie hie und da —— Deräns 


170 ZU fäygnen iſt nicht, bag and, in: der heibnifchen, Wels 
=. ba Menſchen gefunden werden, bie nicht ar bie 
Apficht gefaßt, ihre Landsleute ober, Zeitgenoffen aus. Fröm⸗ 


migkeit und Tugend zu führen, fondern. audı von ſich ſel⸗ 


— 


ber uͤherzeugt find. daß fie von der Gottheit ben ausdrück⸗ 


lichen Beruf dazu ‚erhalten haben. Daß. Solon und Lypa 


turges, wenn. ſe hei ihren Geſetzgebungen auch hie Ver⸗ 
ehrung der Goötter berückſichtigten, ſolches in auftichtiger 


SGeſinnung und yebficher Abficht. gethan haben, in man ih4 


zem Andenken ſchuldig zu glauben. Daß Sokrates, es 
ernftlich und. vehlich. gemeint habe, wenn er zur Ausübung 
der. Tugend. ernahnte, als dem einzigen Mittef, das Wohle 
gefallen der Götter, ‚aa erlangen, bad gehet auß feinem 
ganzen. Mefens-min.aus feines Geſchichte, hervyr. Aber 
es iſt nicht entſchieden, ob nicht auch Muhamedy.. Der 
Stifter, des. ngu- ihm befannten. Religipnz bie mehr ‚Aelgus 
ger. anf Deu finde: zählt, als felbft: ‚dig.chriftfiche PR in diefe 
Klaſſe Seh Are iſt wahrſcheinlicher, daß er: ein. Res 
bisisaihm a4ßm ent 0 ein, Tplter „, yorfäplicher hetrũ⸗ 
"ger ‚geroafay. den: „uf jeden Fall iſt, wos en, für, gättkiche 
Eingebungen, Aufſtellt, obgleich, die erhghanſten, pürpigften 
Ideen daxugter ſind., zum Theil der. menſchlichen ernuaft 
fa widerſprechend⸗ und die Menſchen in ihrer, Beſſimmung 
ganz eigenalich irxe fuͤhrend, daß wir ihm unnyguch ei⸗ 
gen göttlichen, Urſprung zuſchreiben können. 
Wenn num die religiäfe Offenbarung nochwindig den 
Stempel der Vernunftmäßigkeit an ſich tragen muß, „ſo⸗ iſt 
doch deßwegen nicht zu verlangen, daß die Vernunft dem 
Inhalt aller einzelnen Ausſprüche und Lehren derſelben ſich 
und andern yölig klar zu machen in Stande ſey. In als 
ken. —— , Die nicht blos formal a 


A 





das Wert der amd ſich ſalber Ihönfenden;Memmenft Aub, 

fonbern die wirktidy. norhandene Natur der Dinge betrefs 
fen, find Unbegreiflichfeiten alſer Art xnthaltzu, Ja, bie 
gewöhnlichften Erfcheinungen ber Natur und ded Menfchens 
lebend entziehen fich .oft. alter Erffärungy: und wenn wis 
auch weiter vorgefcriten find auf der. Bahn der Erfeuntg 
ig, ald Nikodemus, und allenfalls ſagem RÄT on 
wanneu bir Wind fommt.und wohin: er cahreta ‚ga werden 
wir doch noch immer in Aufehung ber exſten Uxſaͤchen na⸗ 
türlicher Erſcheinungen bekennen miſſen, daß unfer Wiſſet 
Stückwerk ſey. Srpennawmit dahex, an ſpimehr, bean 
ſcheiden, wenn wir daß Gebiet: ber.oherfinnlie 


— 4b — 


hen Welt betretoen, and.nehmennin hemäthigen | 


Ausrleunung aninen. Beihräntcheiu; Die Ans 
ſprüche der Gottheit aus dem Mande ihrer ‚Gen 
fandten an, wiemir ua.benn als die Zöglings 
bes unendlihen Exziehers auf die ngtärlichiig 
Weiſe dazu verpflichtet fühlen pülfen!; Ce. ‚way 


von jeher das Unglück der Menfchheit, daß man das nicht 


überall bebarhte, nicht überall beobochtete. Nermeintiich⸗ 
Weltweis heit ſtellte Betrachtungen; an ‚über, daß, Weſen Cote 
id, ſeius Weltregierung, feine Abſichten mit; Den: Menfcheng 
und weif fie darüber nicht, ind Klare Fommen kentzte, very 
warf fie Alles zugleich und rgeugte N eligin puer ächn 
ter, Religienfpätter; die immerhin von der vernünfg 
tigen Welt als Thoren und gewöhnlich auch als Böfewiche 
tee verabſcheut werden mußten. Ja, wie in der. Vorwelt 
Tagen Ze us in Orfehfchaft leines Her med .aug Erbe her⸗ 
abfam, um die Berächten ber. Gätter: in einem gerechten 
Strafgerichte zu vernichten, dem nun bie. frommen- Philen 
mon und Baueis entgingen ; fo nimmt. es noch immer mit 
biefen Froigeiſtern: ein ſchlimmes Snbe.:ds fie, vom 
Bott fich losreiſſend, nur ihrer Sinnlichkeit leben und 
durch dieſe zu Thorheiten und Laftern, : oft zu Berbrechen 


und Abſcheulichkeiten verleitet, an Leib und Seele zu Grun⸗ 


de gehen, fo "daß. ſich der Ausſpruch des frommen Dice 
ters bewahrheitet: 


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14 


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— Der — Sort‘ vetlast erniedrigt: ven Ges 


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a a Int. ſchick, — — — 
— — — Zugend weiht, ‘der weicht don feinem 
J Gluck. N 


Fr aufeele Weife, die Offenbarungen Gottes augu⸗ 
nehmen, führte aber die Menſchen noch anf einen andern, 
Auf den eittgegengeſetzten Abweg, verleitete fie zur Schwärs 
ineret, zum Fauatis mus, der nicht nur ſie ſelber über 
thre Beſtimmung irre führte und zu den ſinnloſeſten Selbfts 
peinigungen beiwog, fondemm ‚mas. noch verderblichen 
war, zur UndntbfamFeit/:gum-Religionhaffe, zur 
Verfolgung Anberöpentender aufreizte. Die wenigfien Beis 
ſpiele davon kommen in beit’ Heidenthume vor’, amd 
wab · auf bieſen Gediete von: Nefigienfireitsglekten 
gefunden wird, Ik: in der Regel Wrieftergezänt, ober 
Boltswehn; Aber welche doc; meiſtens eine ‚friedliche 
Entſcheidnug ſtatt fand. So ſtritien ſich, einer alten Sus 
ge nach, im "gVaneif Alterthume die Chaldäer, die das Feuer 
aͤnbeteten, "pie Det Aegyptern, :beren ‚Gott das Waſſer 
four, um den Vorrang ihrer Gottheiten Um zur Ent⸗ 
ſcheidung zit gelangen, ſtellten fie ein Waffergefäß:an. ein. 
Feuer: Aber: vie! Wafferpriefter' hatten klüglich Heine Lie 
cher in das Gefäß‘ gebohrt und mit Wache zugekledt.? Dies, 
fed ſchmolj Ahnddr Hide, das Waſſer ſtrömte hervor und 
vertilgte feinek Nebenbuhler, die Gebern überzeugte 
ſich zu ihrer Beſchamung, ihr Bott — — 
weichen miäfle: - - » en 
Nicht fetten hatten veligiäfe: Vorſtellungen einen gewiſ⸗ 
fen Hochmuth jur Felge, der: aber and keine Beleidigun⸗ 
gen weiter erzeugte, fondern ſich damit begnägte, ſich aus⸗ 
zuſprechen: Als die Ebraͤer nach Aegypten einwanderten, 
waren ſie dent: Volke daſelbſt ein Greuel, -weil-fie Vieh⸗ 
zucht trieben, eine Beſchaftigung, welthe nach ägtptiſchre⸗ 
. Uigisſen Begriffen den Menſchen verunreinigt; aber die Be 
drücdtungen, welche ſich ſpäter die Wegierung gegen die Au⸗ 
fledler erlaubte, floſſen nicht dus veligiöfer Queile. 












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J — x N 
— J = 
5 = ‘ a 


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18. — 


Einen ſchaͤrfern Choreur nah Die Ffir — 
gung nachmahle bei den Söraeliten ſelber an, welche, ‚ds 
fie durch⸗ ihre Offenbarungen sum ausermählten, Belle Got⸗ 
tes geworden waren, „alle: heidniſchen Pöller tief verachte 
ten und fie gewötealich nur Hunde naunten,,. 

Noch viel weiter gingen die Muhamebaner, weiche 
dem, Gebote ihres Propheten gemäſs, ihre Religion» mit 
Feuer and Schwert. ansbreiteten, und Alles zu Allah's Eh⸗ 
ten vertilgten, oder wenigſtens zum Sklaven machten, was 
ben dargebotenen Köran nicht annehmen wollte. -,. 

Aber das größte Aergerniß im biefer Hinſicht ftellet die 
Sefchichte des Chriftenthums auf, als tw. welcher Reli⸗e 
gion » und Seftenhaß in ber furchtbarſten Größe.und 
Schändlichteit zum Borfchein kommen. Bei ihrem Urfpruns 
ge von den Juden ald Abtrünnige gehaft, von den Rö⸗ 
mern als eine undnldfame und empörungfüchtige Sekte vers 
achtet, waren die Chriften kaum durch Sonflantin zur herr⸗ 
fhenden Religion geworben, als fie auch anfingen, ihren 
Drängern mit überwollen Maße zu vergelten. Sodann, 
an dem Buchftaben der Offenbarung Flebenb, ober den 
Einn derfelben willkührlich und fpigfindig. deutend, fingen 
fie an, fich zu flreiten und im Streiten immer. mehr. zu 
erhigen, bis endlih Trennungen und blutige Verfolgun⸗ 
gen,‘ Öffentliche Kriege‘ und heimliche Jaquiſitionen 
entftanden, welche fümmtlidy die Abfiht ausſprachen, 
»Gottes Ehre zu. fördern und feinen durch Chriftınn bes 
fannt gemarhten Willen geltend zu machen,” im ber That 
aber. feine andere hatten, als die Herrfchaft ber Briefter, 
mitunter, auch der. weltlichen Fürften, auszuhreiten, oder 
zu befefligen. Die zehn erften Chriftenyerfolgungen unter 
den römifchen Kaifern:. in. ben. drei erſten ‚Jahrhunderten, 
ſammt den fpätern Grauſamkeiten, welche die heidniſchen 
Volker, namentlich die germanifchheidnifghen Völker, gegen 
das eindringende Chriſtenthum ſich erlaubten, werden tau⸗ 
ſendfach überboten durch die Greuel, welche bie-fogeganng - 
tem ER aus Fanatismus begingen, vou ben erfien Ges 


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ie m “en 


See gegen die romiſchen Tempel und Prieſter 
an, bis auf die dlutigen Mishandlungen der Proteſtanten 
fin üblichen‘ Frankreich vor wenig Jahren, und den aber⸗ 
wihlgen Glaũbensreinigungen in Spanien, die noch jetzt 
fortgeſetzt werden: fe daß die ganze Geſchichte der chriſtli⸗ 
chen Religlon als ein Ihauderhafter Commentar der Wor⸗ 
e ihres Siffters daſtehet: Denket nicht, daß ich aufs 
getreten fey, den Menſchen Srieden-zu dringen; 
Kein, nicht üm Krieden zu Bringen, bin ih auf 
getreten, ſondrrn ein Schwert warf id hin. 

ae Doch die Weisheit des ewigen Vaters der Welt konn⸗ 
re nicht den Unſinn feiner Geſchöpfe hemmen, feine Güte 
Sicht ihr Undant pon fich wenden. Ueber dem fchredenden, 
fchauderhaften Gewirre, weldes in religtöfer Hinſicht Die 
Weltgeſchichte darbietet, ſchwebte fein Geift, der Geift der 
Wahrheit und leitete Die in alle Wahrheit, welche fich feis 
ter Leitung hingaben, der Geift der Liebe, der alle dieje⸗ 
nigen beſeligte, welche ihm ihr Herz öffneten. Bon Abras 
Ham ‘an, den uns die Gefchichte ald den erſten nennet, 
der nach dem Allgemeinen Berfinten des menfchlidien Geis 
ſtes in: Abgötterei, den Glauben an Einen Gott, 
‚ Lerbumben‘ mit einer frommen Verehrung desſelben, vers 
kundigt, hat ſich die Fürſorge Gottes für das Heil der 
Menſchen, nach "dem Maße ber ſteigenden Bildung des Ges 
ſchlechts, fortſchreitend gezeigt, bis endlich, als die Zeit 
erfüllet war, ber Geſandte ber Gottheit auftrat, der 
alle Hffenbarungen berfelden vollendete Was 
gJeſus Chriſtus Bon Gott und feiner Verehrung lehrte, was 
er Ben Menſchen ald ihre Pflicht vorhielt, was er ihnen 
ats ihre Hoöffnanng verfündigte, das iſt von der Art, daß 
ber’ undefangene Denker axns:allen Religionen 
rinſtimmen muß in das Bekenntniß eines feiner rechten 
Schuͤler?“Er und kein anderer iſt ber Helland; ed 
hiedt· kei we n andern, er mag heißen, wie er * buch 
- ie Heil Ben — Fe 


I ie. “. 8 





BEITEERRER und Betteadiente 


der Zr —— 
einzelnen Bötter. 


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N R ® q 1 


ren, die Wiege des FREE ‚it au bie . 
Wiege der Religion, und es ift nicht zu verfennen,. daß 
alle, in Afien oder Morgenland *) -vorfommenden Reli⸗ 
gionformen Spuren der religiöfen Vorftelungen der Urvöls 
fer au fich tragen. Dieſer Religionformen find im Allges 
meinen drei, memlich: ber Parſismus, ber Natura- 
lismus (Sabaiſmus) und der —— 


Amar wollen neuere Forſchungen pie Entfiehung bed 
Menfchengefchlechts und ber erften und älteflen Religiog 
nach Aethiopien verfegen: Diefes Land, fagen fie, fey uns 
ter allen am geeignetſten geweſen, ben Sinn für das Emi⸗ 
ge, die Religion, der in allen Menſchen liegt, zu entwi⸗ 
ckeln und auszubilden, durch die Ordnung und Regelmaͤ⸗ 
ßigkeit und insbeſondere durch die Großartigkeit, mit wel⸗ 
cher dort alle Erſcheinungen der Natur erfolgten. Dort; 
um die Quellen des Nils, habe das Urvolk der Erde gen 
febt, Die Pelasger, ein ſchwarzes, ober doch ſehr dunkel⸗ 
farbiges Geſchlecht, und von dieſem ſey die ganze übrige 
Erde nach und nach bevölkert worden, indem das wach⸗ 
ſende Menſchengeſchlecht dem Kauf des Stroms ſich nachge⸗ 
zogen und erſt Ban nad) andern Richtungen hin. — 





* Dem Morgenlande muß man hier auch — beipähfeni-> 


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— — 


‚ breitet habe. Ihre·Keligion ſey die Anbetung — 
vorbringenden, d. i. zeugenden ımd gebähren— 


den Kraft der Natur geweſen; dieſe hätten fie ſich uns 


ter den Bildern der Gefchlechtötheile gedacht und fo fey 
fpäter bie. ‚Derehrung des Phallos ober Souistingam 
if alle Kaigionen' ber Erde übergegangen. 


Unverfennbar iſt num freilich, daß im: allen Formen 


der Naturreligion Spuren biefer Verehrung angetroffen 


werden; doch fcheint der Parfiemus ſchon frei davon zu 
feyn, und in dem Jehovismus iſt ficher Feine Spur davon, 


wenn fchon hie und da, Anhänger diefer Religionformen 


Sant» EingemsBerehrer geweſen find, ald was fie. burch 
ihren Umgang mit ſolchen leicht werben Eonnten ’ oft ohne 
ia ‚deutlich zu. wiflen. 


"Bei den Voͤlkern, fo fahren dieſe Nachrichten fort, die 
x ben Ni wohnen blieben, wurbe diefer felber, wegen 
feiner befruchtenden Ueberſchwemmungen, der Joni⸗Lingam, 
und da das Waſſer des Nils in ſeinem ruhigen Zuſtande 
hell war, ſo wurde er aͤuch das Bild des Lichts, des Ur⸗ 
ichts, bad, wie der Ril drei Quellen hat, in drei befons 
bere Strahlen gebrochen gedacht wurde. Und bieß ſoll die 
Altefte Spur der durch alle Religionfyfteme gehenden Trias 
Triton) feyn. Der Lauf des Nils gab Veranlaffung, ihn 
aͤls die große Weltfchlange barzuftellen, die ſich in den gro⸗ 
fer Strömen um die ganze Welt. windet, und Götter und 
Menfchen trägt. Da nun in der Folge eine Menge von 
Goͤttern gedacht Wurden, fo erſcheint der Nil auch als der 
Vater ber Goͤtter. | 

So wurde, wie biefe Forfchungen weiter ſagen, im 
Naturalisme der Joni⸗Lingam der Grund der Phyſik, 
der Geographie, der Aſtronomie und aller entſtehenden 
Künfte und Wiffenfchaften, Urſpruͤnglich alfe lag in Ber 


ehrung des Joni⸗Lingam, ober bed Phallos, nichts Uns 


ſiliches; 3 aber fpäterhin, ald das menfchliche Gefchlecht in 
einzelnen Theilen in — Verderhen ſaunk, oder die 
Reli⸗ 


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Räigten ir gangenvothen, bloßz MHRchEn Mentheir' Ki, 
artete fie ſelbee aursn ind nicht nur "office Darftekkiingeir, 
fordern auchꝰ relizioſe Handkihgertntden fchandtich unb 
ver RT ETC RO Handlumgen zu RR» 
ehfing. biefet =unb’"Fehte‘ Gotthenr erhillien fir pätet turch 
untet -BELRERR "' worchein uiautdetc orwürcf der Rbhyei 
mid —* Feinesiwegö marchenr varf. mul 

Wie weit. ‚ser‘ viel Wahtes diel Darſtelumg 
haften nag, "ee laffen “fie " fogfeidh, wieber, als — 
wenig begruͤndet, und halten uns daran, was ung ne 
te Rachrichten af „suderfä ig verbhfhii 


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—— 





Heligioh‘ in Cuͤltus EEE Beil, 
aid one? Deriep . rabbeer N u 
Ein- Theil won. Per ſien u Dberindien ur ia 
den allerälteſten Zeiten: unter des Ram Ivan) bekamen 
Dort war her‘; Sitz; des Urvollo; der Erre, Dort: die weile 
Erkenntniß Bed” göttlichen Weſenst:Es erkannten aber: bie 
Einwohner ;diefed:Kanbed, die Pausen; einen einigen md 
elmächtigen:Derimi ıben: Natur, der "alle: Worhandenel er⸗ 
(haffen habe;, nkli ent ſpüter yuche dieſer Unermeßliche 
von einer verfehlten zn. in — — vo 
theilt. 5 

Die Hauptäuellt - diefer Rellzin, An Sarfiömns: 
wie man ſie gib" neunen pflegt; iſt in beit Schtiften Zo⸗ 
roaſters, CDerdaſcht, Zeretoſchrroy Golvſtern) 
enthalten, Venen’ grietheſche Schriftſtelerhothere Glanbwür⸗ 
digleit geben. Das eitalter diefes Weiſen wird vonder 
älteften ‚Schriften ’ 'der- - Dorfen auf) 5800 Vahre vor ⸗ "Denk 


ee a So ydnn?a .2 





Sran, ein — des driedemn pm * Glacs, ein — 
freundlicheg Land; ihm ‚enigegengeiegt war Turan, ein 
bergigeg, rauhes "Sand, ein Sand des Kampfes -und bes 
Leides. | 

1. Band. i | 2 


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1 
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— is —“ 
— Kriege angegeben, Inögemein. aber fegt man 


“ ih ungefähr auf, 6090 Jahre vor Chriftus; und biefer. auf 


fallende Unterſchied mag wohl allein daher zühren, daß 
Znrogiler nicht, der Erfinder feiner Sehre, fanbern. uux ‚ba 
Wieder herſteller und Exueuerer derſelben war, daß folg⸗ 
lich das genannte höhere Alterthum fi) auf den erſten Ur 
ſprung der parfifchen Lehren bezieht. Diefe Sehren ſind ir 
den Schriften Zoroafters enthalten, welche den Namen 
Be cdas lebendige Wort) führen, es End fün 

ücher, in. einer‘ eigenen Sprache, der Zend ſprache 


geſchrieben. Ihr Inhalt, fo weit und derſelbe zu unfer 


Abficht nothwendig ſeyn mögte it folgender: 

Der Urgrund aller Dinge iſt Zernane atberen 
Chile Zeit ohne Grenzen), das ewige, volltoyumenfte, i 
fich felbft verfchlungene Urwefen, 'von befien Thron ein 
ausgiug Hondyet,: dus Alled wirkende, heilige Wo 
Une, dieſem entſpraug das erhabene:, glänzende Ur li cht 
Awi von, das, mit ihm zugleich wirkſamne Feuer und d 
ſüße, erhabene, hilfreiche Ur waſſer, Ardviſur, ü 
welchen fämtlich. die ‚Samen aller :Dinge ꝛenthalten waren 
Licht, Feuer und Waffen ſind demnnch die Elemente, Hu 
nover der Geiſt des Ewigen, der in: ihnen belebend :wal 
tet. Daraus ging ſpaͤten hervor Demmugis,'der große K 


5 nig, der in Lichtherrlichfeit glänzende, der allvollkomm 


fer Aallvortrefflichſze 1: ‚nrrine: „aAlhweiſe, der Körper all 


- Könner, ber über: Alleß heilige, dex Huellz aller Freuden 


der allnährende ‚unanölnscchliche ‚ben Asnig aller Kän 
ge, ber Himmliſche aller Himmliſchen, Grund und Mit 
aller Weſen, ber. .cine Graudkeim, Pet höhe Verſtand 
her Lillwiſſende, dex⸗Geher aller Wiſſenſchaft, die Dal 
der Seligfeit, das erhabenfte Urfeuer. So und noch 

andern ihn Aber Alles hinaufhebenden Namen nennen d 
Purſen den Ormuzd⸗ ben fie indeſſen doch⸗ amter bie Her 
ſchaft· der Jeruane akherene ſetzen unb ihm ein andı 
sed," entgegengeſetzkes Weſen an die Seite fielen, © 


6 
) 


nd 


- 9 - 


ana. fr Yrikaaz, ber in Mies der Finllerniß 
mohnet, wie Ormuzd in. Mitten des Lichts; ud. Die Queb 


e ales Uebels, ber einzig Boͤſe, unrein und vermünfdt, 


ein Nichts bed, ‚Brenz :bas- Baften gelber iR. Ex iſt dder 
Dem — fb beißen die böfen- Geiſter der Parſen⸗Reli⸗ 
gen — dar bie Welt gmilt,: der 'Rüguer, „ber. Arge, der 
Lodſchmaugere, der finftere König der Darrands (ber 
biſen). Aber; auch „er Jebt durch Gottes Macht, ihn hat 
bie ewige Zeit gegeben; wie ſie Ormuzd gegeben, Licht und 
diſterniß gegeben ‚hat, Er iſt jedoch viehr: boͤſe durch ſei⸗ 
nen Willen, alsı.burdh.-fein Weſen, und am Ende ‚ber 
Dinge, wenn äh die Metallſtröme ausgebzaunt haben, 
wird auch er heilig werden und himmliſch und die Gott⸗ 
heit lobyreiſen; denst DaB große Welhahr, von 12000 Jah 
ten, iſt ſo eingetheilt, Pag. Ormugb im: erſten Drittheil al⸗ 
kin, im zweiteskaͤmpfend mit Arihman, im letzten dieſer 
lin regieren ſoll. Aber dann "folk: ich auch, das Reich 
vd Boͤſen aufreiben, die allgemeine; Auferſtehung erfolgen 
Denn — — ee. 
Iran — Aiſe werſt bie Sarönfung und — 
hi beundige Port, Hone ver, des x ſelbſt iſt, das 
bine Zunge unaufhaͤclich ſpricht und Arihmon fank,: he 
liubt yon den beiligen Worten indie Finſterniß gurick 
Aus feinem Himmel. ſchuf er: den ihn umgebenden Himmel 
ud Licht zwiſchen Himmel uch Erbe namd Sterne, welche 
u ihten Bahnen Jamfenzı in ader Mitte, bar Welt, unter 
ODenuſds Wohnnng ,eſtehet die Gone. Dieſe lauft: aus 
vn dem: Albord i, dem Urgebirge »n den Heundlage aber 
Veel and Grundfeſie derx Erde, und führt wit.mier Roſ⸗ 
ſen aufs Schnelles hien ſelber; aber, ihpin: Mark laufendes 
ſoß, das Auge dah znaid-⸗· mimmer Kenbend. Dexcf 
wurde der Mond geſchaffen, ber auch vom Albordi aus⸗ 
gt, und Gruntzz Wärme, Geiſt und. Frieden giebt: Uns 
ie dieſem if der Fivſternhimmel geordnet, nach ben wäh 
Zichen des Thierkreiſes, bie ale Im Kampfe:gegen Arih⸗ 
— — 9% 


— Dewd MH und "vier Enten z — 
den, nach den vvic Iyinmensgbg ana! n Ble Junger Sis 
pfühg-des Hinmels vollendete Oriunzoeinn 40 Tagent · Dar 
if {cha er ſache Am ſchas p hd sy unſterblſche Geifter 
vr. ſelbſt iſt der: ſirbente und höchſte zunitde Ih Beziehen 
auf irdiſche Naturen ſtehen und deren: Regraten Find: nt 
umgeben Ormmsds: Throͤn und heißen? Birhabunb;Ide 
VBorſtehen aller Tcbendigen- Gefhöpfssndieh Dem Melnſchen 
Yrviähefiht;cder Vorſteher ist Feuces, Schahrrder 
der Metalle, Sapandom ad, Br Eve; -PHurday;ide 
Maffers? Amtrsan, der Pflanjäitbenen —— 
ſchuf Demap'neie Iwelte Divaurif gater "iGeltenp "dh 
Fyeds, weiche allen einzelnen Weſen nvorftehett undo ihr 
Schutzgeiſter ſind. Eine andere UA 'yerd Gehtenaſtud St 
gerver, die erſten Abbrucke den Belt Vurth ven Bern‘ 
ren des Schöpfers, vder die Urkdeenivelche ſich DE or 
heit von den. zirtfelnen- Weſen duchſe. Anh Mtumzzsſel 
her hat feinenier'd er; und: ſo wie er! ein: Ding‘ Be 
dad er erfchäffen will, fü Tentfihenmiigerdet Höfer 
Die Zahl diefer reinen Lichtwefen iſt daher umendlich unt 
fie find in thren Arten umd Stafen ſo wergciebewy ie di 
Weſen fiber, Derät Urbilder ſte Mi nd3: aber: a find M 
anfterbtich „denn “fe ſtammen Aus‘ — I 
desfie ſind gunz Beben, weit ihr Urheber Anz Mhendfkn 
ar ſie ſind ters witend durth ihre ſchaffendetneichy⸗ Ant 
FSoeurrkraft; Alles in Ver Naher lebt unadibewegt Jich? durd 
fiez fie ſind die Möinpfer des Heumelb geen A 
Nle ſchuͤen die Seete, fie veinigen ſis bei dr Auferſtrhu 
won allem Boͤſnz Sfie bringen: Die Gebete "der Sierbli 
vor Ormuzb IMüf dieſe Art kreten ſie ganz ietndie Elaſſ 
der Schutzgeiſter und! Genten, welce den Menſchen von 
Döfm abhalten‘ and vun Sn: Türen: ° Re} 

— 9 — in er 25 

als aun ber Himmel gefahren Wary-feiette. — 
das. erſte Schoͤpfungsfeſt, Gahan diax. Zwar · verſucht 
Arihman einen ——— anf die nene ER ai 


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ri F 


ker "Manz berſelben ſtüurzte ihm in Weiter zur, 
re nerfachte baher, dem: Reiche Ormüzidrauf einem ante 
Wege Abbruch zu thun und erfchuf eine Menge Dem 
ud Daruds, böfe Gefchönfe, um damit die Lichtwelt 
tizugreifen. Zuerſt ſetzte er ven ſechs Amſchaspands eben 
ſo viel Er jzd ews entgegen dann brachte er ſo viele ge⸗ 
ringere Dews hervor, als Ormuzd Jzeds erſchaffen hatte; 
fe greifen vie Seelen ber Menfchen auf verfchiedene Weis 
fe an und halten ffe von Guten, ab und, verleiten ſie zum 
Böfen. Am Ende ber Dinge aber werden. fie ſaͤmtlich, zus 


gleich mit Arihman Anterworfen und werden Ormuzd 


preiſen. Nee — 


Ormugd fuho fort * ſchafen Er — des Baker 
hervor, Die heilige Quelle Ardvifur, den Palaſt der Bär 
üt,;die in hunderttauſend Kanälen vom Albordi des Him⸗ 
mid ausſtrsmen. Das Waller fiel nun ald Regen auf die 
Erde und der Winb Behram vertheilte.ed. Aber Arihman ließ 
durch ſeine Dews das Waſſer vergiften und falzig machen, 
doch Fonmte, en nicht alles unbrauchar marken: und ed wur⸗ 
den noch mehr Klüffergebilde Die Schöpfung bed Waſ⸗ 
ſers ward in 60 Tagen vollendet. Drmuzb ſetzte ihm zum 
Hiner dan Seen: ——— Des’ a den * Ta⸗ 
m eutgehenſebte. | 


Nach dem * (uff Ormuzd den‘ Erdboden, deſ⸗ 
fin Orund Alborbi Äft;, diefer hob ſich mit 244 andern’ 
Bergen. Die Erde 'aber heile ſich in ffeben Keſchvars, 
Mh Runnerets, das Vaterland her Keane cHele 
— der ‚Schönfte, und beßte iſt. Zu ihrem Schuge ſtehet 

vet Ijed Schuribver; aber Sawel, der Fürf der Fin⸗ 
ſterniß, ift von Arihman dagegen aufgeftellt. Auf die 
Shöpfung bes: Erbpobens folgte die ber Pflanzenwelt im 
Vaißig Tagen und war ihr Süter. Dieſer fette 
im: geb, Kram) nen Mein aller: Pflanzen, ben König ber’ 
Iune;. a bie alle Mrbuifur, und aus ihm entſtan⸗ 
den alle Gewaͤchſe, 'befonders ‚bie heilenden.. Aber auch 


w_ ' 


N 


daraus entftanden Meſchiah und Meſchkameh, M 


— 22 — 

—— arihename einen beſtaͤndigen Seins, den Dei 

Barıtich, der won, N alles mit. nt und Dur 
nen · durchdrang. 


dh: "Rum fam die Säidpfung der gieu ind Merſchen 
ie krſtere in A, bie letztere i in 6 Tagen. Ormůgd ſchu 
ie, den Urfier, Abudad, in ben er. bie Keime alle 
Thiere legte. Doch kaum gewahrte ihn Arihman, als e 
Scorpionen, Kroͤten und andere giftige Thiere gegen’ ih 
— She Gift traff ihn, er ward, krank und ‚Kar 
KR abs ; doch feine legten Worte, mit .—- gexich 
Blicke gefprochen, verfünbigten en “endlichen. ‚Sie 
des Guten. Im Augenblicke des Sterbend ging aus fei 
nenndechter Burderhäfte Kaibmort 8,der Urmenſch⸗ her 
sor und aus feiner Iinfen Gofhnrufi, :Bie’&Scefe desſel 
ben; Ormuzd verfprach der Fagefden Seele, daßder nen 
gefchaffene Menſch für eine Zeit aufgehöber ſeyn folle, i— 
welcher Arihinan. nicht: mehr Macht haben „werde. Tren 
dig ſtieg num Goſchurun zu den Hiantieht der Firfterne 
der Sonne und bed Mondes auf und als ihjm Otmuzd bei 
Ferver Zoroaſters zeigte, To Prachſerr ? Gern wit ic 
für die: Oeſchöpfe deiner Welt:forgen.” Aus be 


Theilen bed Stiers, deſſen Samem dem Monde und 


Erde anvertraut wurde, entſtanden nun neue: Geſchöpfeal 
Ier Dirt, Aus. dem gereinigten Samen. des Hrfigre abe 
entflanden zwei neue, ein männlicher und ein speibfiche 
und aus biefen -alle Übrigen Säugeihlete, Vögel und gi 
0 Zur Befhügerinn berfelben verordnete Ormuzd fein 
“ Koditer, Sayan mad, welcher Wiberfacher war Na 
onghes/ der Herr Li Mngeeen, und. ‚thgblichen — 
ſchmeiſſes. — — 


Aus dem Samen — ging ferner dern Bo 
Reivas hervor, an Geftalt zweien. Menſchen ähıtlich ai 











und Weib, die Stammeltern bed menfchlichen Gefch 
Der: Ort ihres. Aufenthalts war- Heben, auch Hebonz 


d. 1. in Ort der Ruhe md des Stärke, Ein Fluß tränfte 
diefe reizende Gegend, wo alle Annehmlicdhfeiten mit Webers 
fuß jeder Art. fich vereinigten, wo ber Lebensbaum Hom 
hand, deſſen Saft unſterblich machte und Alles heilte. Sie 
it fhöner als die ganze Welt und die Perſer dachten ‚ich, 
darunter die Tandfchaft Iran, womit im engern Sinne die 
Gegend zwifchen‘ ‘den Flüffen Kur und Arares in Ars 
menien bezeichnet wird, die noch immer zu den anmuthigs 
fen und fruditbarften Kandfchaften des mitilern Aſiens ge⸗ 


hört. Dieſe Stauimeltern des Menſchengeſchlechts lebten 
anfänglich rein und unſchuldig. Der Himmel war ihnen 
verſprochen, wenn fie rein blieben in Gedanken und Tha⸗ 


tm und demüthig in ihren Herzen und allein Ormuzd und 


fine Dews verehrten. Aber fie lebten in. dem Zeitalter, 


no ſchon Arihman feine Gewalt auszuüben anfing. Dies 


i bemächtigte ſich ihrer Gedanken und’ Begierden und ‚gab 


Ihnen Früchte zu effen, deren Genuß fie ihrer Glückſelig— 
kit betaubte. Zuerſt verführte er das Weib, Mefchlane, 
ud darauf auch den Mann, Meſchia. Die nachfolgenden 


Menfhen vergaßen Ormuzds und feine Wohlthaten und 


Iren fih von Arihinan verführen, ihn anzubeteit und 


mit Opfern zu verehren. Als fie nun endlich völlig in bas_ 
döfe verfunken waren, erbarmte fi Ormuzd ihrer und, 
ſandte Zoroafter anf die Erde, um die Menfchen von der 


herrſchaft desfelben zu befreien. J 


Ormuzd hatte nach jeder Schöpfung, bie. er — 
in Feſt gefeiert, die Gahandars, Schoͤpfungfeſte, ber. 
ren ſchhss waren. Das erſte iſt noch heut zu — * * 


Perfern der erſte Tag des neuen Jahre, 


Wie nım durch Streit und Kampf Alles geworden M, 
ſo fol auch der Menſch beftändig Tämpfen, kämpfen gegen‘ | 
tie Dans und auf ber-Geite der Jzeds ſtehen und. din“ 
defolgung des Geſetzes, durch edle Thaten, Opfer und, 


Öchet. die Dews vernichten. Gtirbt er, fo wird feine See⸗ 


k von Ormuzd und Bahman gerichtet Die Seslen ber‘ 


J- 


‚ ü N 
⸗ 
J — 24 — 


| Quten werben. son ben Izeds im, das Land der Freuden 
geführt, die Böfen aber ben Dews übergeben.. Wenn aber 
das große Weltjahr ‚abgelaufen ift, fo erfolgt ‚bie allgemeis 
ne ‚Auferftehung aller Weſen, die Guten gehen in Gor ot⸗ 
man, ben. höchften ‚Himmel, den Ormuzd felber bewohnt, 
die Boſen in Duzafh zu Arihman. Hier werben fie durch 
Strafen gereinigt, glühende Metallſtröme werben fie und 
Arihman ſelber reinigen und den Duzakh ſelber zu einem 
fruchtbaren Lande, machen. Dann wird von Guten und 
Böfen dem Ormüzd ein großes Opfer gebracht und es be⸗ 
ginnt die allgemeine, endloſe Seligkeit. Ein neuer Him⸗ 
mel und eine neue Erde, entſtehen, alle. Fiufterniß verſchwin⸗ 
bet und es herricht ein, ewiges Licht. 
Abweichend davon laſſen einige heilige Schriften der 
Parſen die Seligkeit eintreten, ohne daß Arihman befehrt 
wird, er wird vielmehr mit feinem Anhaug⸗ gänzlich vers 
nichtet, | 
Neben Ormuzd und Arihman iſt noch der oberfte 
eb, ber der Sonne, zu bemerken. Er heißt, Mithrag, 
"Mithra,: Midraſch, und ſteht gleichſam als Mittler 
zwiſchen beiden, hildet aber zigleich mit ihnen eine heili⸗ 
ge Drei, eine Trias. | 
Dieſer Mythos läßt nun. eine mehrfache Erklärung zu, 
man kann ihn d;ronologifch, aſtronomiſch, philofophifch 
deuten; aber. Feine von dieſen Deutungen . allein erſchöpft 
ihn ganz, fie müſſen fämmtlich angewendet werben, um 
eine vollftändige Erklärung: zu geben. Aſtronomiſch genom⸗ 
men iſt Ormuzd die Welt, Mithra die Sonne, Abudad 
ber. Yequinoftialftier, auf "welchem Mithras reitet, ‚wenn 
der Frühling beginnt (Eintritt der Sonne in dad Zeichen. 
des. Stiers); die Amſchaspands ſind Die Planeten, die 
Jjeds die Firfterne, Albordi der Thierkreis, Meſchiah und 
Meſchianeh die Zwillinge; die erſten 6000, Jahre. ſind die 
erſten ſechs Zeichen von dem Widder bis zus Page, wit. 
biejen der, Eintrit Arihmand in bie Welt, mit bem Scor⸗ 
‚pion Hervortreten des Boͤſen, der, ai mit dem 


⸗ 





4 - XR 25 — = bi 


Scägen Kampf des Guten gegen dieſes, mit beim folgen⸗ 
den Zeichen Sieg des Boͤſen; aber mit dem Widder die 
voͤllige Vernichtung — und — eines neuen 
Jahrſkreiſes. 


Auch in der cronolediſchen Erffärung ift ein Theil 
der Wahrheit, denn in dem perfifchen Kalender wurden 
die Monate und Wodjentage nach den Amſchaspands und 
den vornehmiten Izeds benannt. 


In philoſop hiſcher Hinſicht erſcheint Zernane — 
als das Urweſen, Ormuzd als bie dasſelbe durchdringen⸗ 
de hoͤchſte Intelligenz, Arihman als die rohe Urmaterie, 
welche aber dadurch, daß ſie die Wirkungen des Geiſtigen 
hemmet, die Quelle aller Unvollkommenheit wird. Aber 
dieſe erhabenen Ideen tragen bei allem dem die deutlichen 
Kennzeichen des Kindesalters des parſiſchen Volkes an ſich; 
denn ſie enthalten im Grunde nichts anderes, als die Vor⸗ 
ſtellungen von den Erſcheinungen am Himmel- und auf der 
Erde, wie fich folche dem gemeinen Sinne batbieten. Das 
hoͤchſte und erhabenfte. war ihnen die Sonne, das wohls 
thätige, Alles belebende und erfreuende Geftirn; tiefer ſtand 
ber Mond, ber jedoch durch fein mildes Licht und feinen‘ 
erquickenden Thau fich empfahl, noch tiefer ſtanden bie 
wenigen fich auszeichnenden Firfterne: Die Erbe, nemlich 
bad Land, in welchem fie wohnten, war nach. dee heiligen 
Zahl fieben eingetheilt. Uber Alles ward: zugleich auf eine 
gewiffe Einheit bezogen; beun Kaiomorts ift bie Einheit 
des Menfchengefchlechtd, .Abudad die aller Thiere, Hom 
aller Pflanzen, Alborbi aller Berge, Ardviſur aller Waſ⸗ 
fer, die Sonne aller Sterne, Ormuzd aller guten, fo wie‘ 
Arihman aller böfen Dinge, und für beibe emblich' ums’ 
fließend die grenzenlofe Zeit. Wahrfcheinlich liegt dieſer 
Vorſtellungsart auch die Alte orientaliſche Staatsverfaſſung 
zum Grunde, nach welcher der König die oberſte Einheit 
des ganzen Reichs, und ſeine Satrapen * jede Pr 

befondere — bildeten. 


— 26 — 
Ev ſcheint es alfo klar zu ſeyn, daß In dem Syſteme 


Zotvafterd die: finbliche Weltanficht, verbunden mit einigen 


höhern philoſophiſchen Ideen der ältefien Welt, mit aſtro⸗ 


nomiſchen Wahrnehmungen und chronologiſchen Berechnun⸗ 


gen, ſich vereinigen. Eben das if. der Fall in andern, Pars 
ſenſchriften, wie in denen der Jezdianen, des älteſten 
Zendvolkes. Dort heißt es: Die menſchliche Vernunft iſt 
zu ſchwach, die erhabene, heilige Natur Gottes zu begtei⸗ 
fen; das Daſeyn und die Vernunft ſind allein von ihm; 
fie werden bloß durch feinen: heiligen Willen thätig, fo daß 
sure Werke bie nothwendige Wirkung feine. erhabenen We⸗ 
fend und gefegnete Attribute von ihm find. Unmittelbar 
auf diefe des Chriftenthums wärdige Stelle, heißt ed dann 
weiter: Alle Weſen find Strahlen des Lichts alles Lichtes. 
Das Univerfum hat won jeher biefelbe: Aehnlichkeit mit dem 
Schöpfer, wie das Sonnenlicht mit der Sonne. Alles Er⸗ 


ſchaffene in dieſer vergänglichen Welt ift dem Einfluffe der 


Geſtirne unterworfen. Jeder Firftern regiert eine Reihe 
von mehren fanjend Jahren, und wenn fie alle regiert ha⸗ 
ben, beginnt eine neue Weltperiode. Bet diefer Umwälzung 


bleibt nur Ein Menſch übrig, der zugleich Vater und Mut⸗ 


Gen Abad) folgten vierzehn Propheten und Könige unter 


ter iſt, und won diefem gehet das neue Menfchengefchlecht 
aus. Der erſte Menfch der gegenwärtigen Periode war 
Mahabad, deſſen Nachkommen roh und mit feiner Ans 
nehmlichkeit: des Lebens bekannt waren, bie fie durch bie 
Verordnungen Mahabads nach und nach gebildet wurden⸗ 
‚Er lehrte Gartens und Feldbau, er bildete aus dem Eifen 
Werkzeuge und Waffen, er holte die Perlen aus ber Tiefe 
des Meers hervor,. er bauete Städte und Feſtungen, er | 
lehrte Handel uud Künfte.: Das. Bolf theilte er in vier 
‚Kaften, Priefter, Helden, Geſchäfts⸗ und Dienſtlente. es 
de Kafte hatte. ihre eigene Mundart, aber aufferdem gab 
Mahabad-eine heilige Sprache, der Sangrrit, aud wel⸗ 
cher die perftfche, die hindufche, die griechifche und andere. 
Sprachen hervorgegangen find. Auf Mahabad (ben gro⸗ 





— 11... > 
dem Namen san Bar: geit Yes: nei, Wird U gu; 
war bie. Belt im! bluhenvſcen guſtande und die Menſchen 
Iebten in. volfümmenu:Tößkfetiglein: Autrin: Abad⸗ Azã 
verließ den Thron, am dhu@reinit me: werden, und aldı . 
bald Wurde fein Neich-une Raub⸗ und Mordbühne, anf 
welcher fo wiel Blut vergoſſea wurde, Buß: ſogar Muchlen 
von ben Strömen, desſelben: getrieben wurden; ale Stat 
ſeligkeit verſchwand, die Menſchen verfänken in: Motiheik 
und. Elend. Da befahl⸗das ewige Weſen dem Sohne 
Abad⸗A zus, der als ei: Hollfommener Helliger: in ver 
Einſamkeit lebte, die. ID: wieder. in Ordnung' zu bringen, 
und ed gefchah Dusch iur "Much er fehftete aum eine neue 
Dynaſtie, auf welche mehrere andere um! - 

ee | To oe ee 133 
Ans bek Dpaifie Ginfcah, der — on 
Dſchemſchad, Der berühuktefte unter allen Perfero SW 
ror u, der. Herafied.derfelden und, wie dieſer, "die perſo⸗ 
niftzirte Gottes s And Sonlenkraft. Sein Name felbft. deu⸗ 
tet darauf, der Schibiift Sonne. Unter ſeiner Regierung 
war Bad: goldene‘ Zeitalter. Die Thiere Karben nicht; - aleı 
les war im Veberfluffe vorhanden, bei feiwer Lichttraft war 
nicht Froſt, nicht Hige, nicht Alter, nicht Tod, ide Lei⸗ 
denſchaft, kauter Wirkungen der Dews. Drmusb;,- der ih 
felbft: fein. Geſetz offenbarte, ihm befahl, fein. Boll damit 
zw beglücken und die Dews zu vertreiben, verlieh ihm. and]. 
einen: Dolch, ganz, von Gold. Mit dieſem ſpattete er die 
Erbe und das. Land füllte ch mit Buumen, und: Chleren, 
und Pflunzen, and Menfchen, die Überall nur: Drnmusb zw‘ 
Ehren :Dpfer: brachten. "Zwar. trat. der Winter eiw neabi 
veraikfbete, wieder Alled; aber die Wärme kehrte wledev 
und mit ihr nenes Grün unb neues Glück. Dſchemſchiv 
bauete darauf den großen Ort Ber und brachte dahin aller 
Keime: von Thieren und Menſchen und Pflanzen. Alles 
gedieh daſelbſt auf: Das edelſte und ſchönſte, denn kein: Des 
ducfte (ch dem Lande nähern; die Felder. tragen bie: ff 
lichſten Früchte, die Jugend war voll Beſcheiden heit, ham’ 


— IB — 
und. Ehrfsade ,. Mark: und kräftiggſkein Mrann ˖kam emf; 
ed, gab keinan Bettler, keinen Waträger,i keinen Diener der 
Dews, kein Frind lauſchte tun: Finſtern, fein Owsler..der 
Menſchen. :Gp- hildete : Dichemfchit-auf Drmuzds Vefehl, 
Ras Land Ber. und. befchüßte-.ed.,mmitifeinen weinen: Armen. 
Ormuzd felber gab; ihm. hundert. Swahlen des Lichts und 
Dſchemſchid theilte fein Volk ig. Kriegern Ackerleute und 
Kunſtler, Jegte Vorrathshäuſer ae; lehrte den Gebrnuch 
des Weins und. machte eine Menge Erfümungen des Bes 
Rörfniges und ber Bequemlichleitz Darnach hauele ersmeh« 
rere Gtäbte: unk; eine ſteinerne Brille Akte der Zigridg aber 
das herrlichſte Deutmchl feiner Regierung war die Stadt 
‚ Sftathar Derfepoliß), - Als man, dan Gmund zu Ders 
Ä u. legte, fand man in der Erde einen goldenen: Becher; 
wan ante ihn Difcdhemfchtd: bad: Gefäß der Sonne) 
usb fein Eutdecker befam von ihm Den Namen. In ſeiner 
Hand warb, es ein Bechen derWeisheit, ein Spiegeln des 
Welt, in deſſen Ban; er bie Natur nud alle: verborgene 
vergangeune und zukumftige Dinge ſchaueu.“ Als dieferr.gres' 
Pe Stadt vollendet ;war,. hielt Dſcheuſchid feinen‘ Einzug‘ 
ig. dieſelbr und minahte fie zu ſeiner Reſidenz. ‚Bett. die 
in den Augenblicke geſchah, wo bie Sonne in dab eichen 
des Widders trat, fo. machte ihn: Dſchewſchid zum Anfan⸗ 
gerdes Jahrs. Dſchemſchid vereinigte darauf: miß ſeinem 
Reiche - eben. große Provinzen bed obern Aftensunb-xes: 
gerte ſie im Frieden 700 Jahre. Aber zuletzt unterag:en. 
der Große und Herrliche, dem Uebermuthe, er Aiaß ſich 
verleiten zu glauben, er ſey unſterblich und perbtesipfgdtbe: 
liche Ehre;⸗deßhalb, ſandte er Bildſäulen von Feiner eigen 
nex Perſon in alle Provinzen ſeines Reichs und ehahl, 
fie anzubeten. Da erweckte ihm ber All mächtügeneinen 
Feind in feinem Neffen, dem König. Sche daſn von Ara⸗ 
bien, ber ihm überſiel und aus dem Reiche jagle. ıı Merſchie⸗ 
ben ſind nun die Angaben über fein Schickſal einiger laſ⸗ 
fear then. im ber: Gefangenichaft: getühtet werden, Addı ans 
darn reiſte er: hundert Jahre fang in. der Welt: umkferupth' 


⸗ 


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undere Knfen paifägan trinke You, Ma Warn, Mal 
77 PLN rer 31, Sb ” A RT He — a 


Der ganze Mythos iſt oma und. Bedeutet en 
Umlchif der Sonne um die? Erbe: ſund⸗ offen, Wohlthaͤtige 
Wirtungen auf dieſe. Der: Golddoich hf Ren durchdeic⸗ 
gende Strahl bar Sonnen der beſoichten de: Regen, bay 
ja ekenfalls ann her Sanhe: eryargki wit Mioſer Dolch 
ne ben: Becher Dſchenſchids ſpielen.in ſeßt edlen. Sagen 

der selten Völker ihre: Molle.Dſchemſchidet werbreitet,r: mrie 
Herafles, -Aherail Eingen ‚wohin er domiet,ıec Künepft- nd 
den häfen. Genien.⸗gegen ‚ale: Artew von, Liebafr,. Boshelt 
und Uebermuth. Uber. wie Heralled, ralebs auchner eine 
Zeitlang von der Macht des Böfen unterworfen ; doch lebt 
er, wie jener, in den Sagen der Nachwelt? fort, genießt 
bet Etre der Aubelung der durch tan. degluckren Völker) 
und fiber Stanminsitet ‚wiipet Helden: Puh: Eonigeo 
ſcen 


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‚Dem, ehe, ara * ne he 77— Seal 
55 Parſen, wie Bit; ft vorn aus den. Sch 
Sejbigyen Tenzen,,, Ensforach auch der Sultug di 
öffer... ‚Sie: hatten % * welche ‚ben, fieben Planes 
5 "emeihet wanen and, mgrin, Diele * —— 
Bilder 3 aud allegor Klche En leme „vo, Meta er 
norgt eilt muiten... Ole, teen: Beiter vr n,B ildert ir 
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uhr or Bröpe; ee emyel ‚halte 4 Eh M 
— ii rel feinen beſeizt. 

* ofd und eite einen Mann mit —5— en’ dor, 

der auf einen ſtarken Pferde faß, zwei fi — sitgefpfke 

te, Ioktare Krokäuisrug Auid inieinem Drucheirſchweif auss 

ging. : In der wrchtenscHandb‚hielt:et eine Düne gultene 


Ruthe und um ſeinen Macken eine Mttkiopn Quwelen. Ae 


Diener dieſes Tempels waren in Coldſtuck gekleidet und 
reich geſchmuckt. Der Weiha auch brſtandi abbrMiecheig: au 


.-ı4 


x 


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— 82 u 

werten; ed ‚: verlethet "den Menfihen was -fie. beärfen, 
wort: üben die Geſetze des Drumgd, kaͤmpft undafhörlich 
Weich Lirihman dand⸗ feine Dewo und geht immer dils Sie⸗ 
ger aus dem Streite hervor, er ſchutzt Die Seelen der Ver⸗ 
Morbenrinrvor veir Angriffen. unreiner Geiſter und ertheilt 
den Gereothten die ewige Seligkeit. Mithras iſt ein ureil⸗ 
ws perl Woͤrt / welches das Urfeuer und das Urlicht 
brzeichnemn Da Fruer aber“ iſt⸗/ nach dem Zend⸗Aveſta, 

wid. das: Awards! Örgamı der⸗ Gotthelt, theils imäitnfich, 
theils: weibltdy, weßhälb auch vom Mithras, dem -ıiäntes 
Ken; und ort: Mithra, dem weiblichen Feuer, die Mes 
de iſt.Anch die Aethlopier, welche anerkannt Sontiendie⸗ 
ner waren, mennen die Sonne Mithras, und der erſte 
Nsnig von: Hellopolis in Aegypten heißt Mithrat, Miz⸗ 


ryhm ſelber aber wird Sonneland uͤberfetzt; woraus her⸗ 


voigehet, daß Muͤhras nicht nur eine ſehr alte, ſondern 
Gh ſehr weit vetbreitete Beüennung für Sonne und Feuer 


ai IR das Sonnenjaht das Bilv der Schöpfung — und 
dafür wurde es haafig genommen — ſo iſt alſo Mithras 


der Regant dorſelben, der Schöpfer und, inſofern er’ zwi⸗ 
ſchen Doͤntuzd und Arihman, dem Feuer und Leben und 
der Nacht und dem Tobd ſtehet, iſt er der Mittler Ders 
ſelben. Abet ‚nindem er Alles erzeugt und aus ſich hetvor⸗ 
vringt, exhebt! er ſich über Ormuzd und Arihmaitfelber, 
als! welche neinlich in dieſer Hiuſicht für Zeugungen son, 
- rangefehen werben. J 
nr. 
J Veſevders merkwurdig ſind ae die Mitletamonn⸗ 
mente mit dem Stieropfer, woͤvon wir noch mehre Ab⸗ 
dildungen haben. Vor einer Goͤhle kniet Mithras, mit 
fliegenden: Mäntel und phrygiſcher Matze, auf einem nie; 
vdergeworfenen Stier ,- deffen Schweff in drei Achten aus⸗ 
tauft. . Mit der Linken hält er ihm die Rüftern zu, = 
Der. Rechten: ſtößt er. ihm eine Dolch in ben Hald Ei 
Hund fpringt von vorn: an den Stier in bie Höhe, vihe 
Sqhlange beißb ihn in den Vorderfas, ein Scorpion kneipt 
ihn 










J 


— 


u 9: u, 


Ihe in die Hoben. Dabei ſtehet ein Jungling mit einer 


aufgerichteten, ein Greis mit einer gefenkten Fackel in der 
Hand; vorwärts ein Baum mit fproffenden Blättern, dars 
unter ein-Stierfopf mit aufgerichteter Fackel, rüdwärts ein 


anderer mit Früchten, bem Scorpion und der umgefehrten . 


Fackel; oben über der Höhle ſieben Geueraltäre, an der 
einen Seite die Sonne mit einem Biergefpann, nach den 
vier Weltgegenden gerichtet, an: ber entgegengefeten der 
Mond mit zwei Pferden. In einigen Darftellungen dieſes 


Vildes fehlen manche diefer Symbole, in andern find fie 


noch gehäufter; überall ‘aber iſt es weiter nicht? ald eine 
Infhauung der Natur, die uralt ift, wenn auch die Dars 


kellung berfelben aus fpäterer Zeit iſt. Die Deutung iſt 


übrigens, ‚wie bei allen Mythen, auch hier eine verſchie⸗ 
dene, ein phufifatifche oder aftrottomifche. Nach der ers 
Ren iſt Mithrad der Demiurg, und der Stier die Erbe, 
weiblich gedacht, welche jener eröffnet, (mit dem Golddolche) 
daß fie alle ihre Schäge von fi giebt. Alles Uebrige ers 


Hirt fih von ſelbſt. Nimmt man die Darftellung aftros | 


nomisch, fo iſt Mithras die Sonne, getragen von dem 


Anuinoftialftier. Wenn die Sonne in das Stierzeichen 


mitt, dann firdmt fein warmer kebensthau als befeuchten» 
der Samen zur Erde nieder und der Frühling mit feiner 
Säle kommt hervor. Tritt die Sonne- in den Scorpion, 


jo verflegt das Leben ber Ratur, von fchädlichen Thleren 
angenagt. Der Hund ift fodann dev Tafchter, der Ste 


ring, mit beffen Wiedererfcheinen das Weltjahr aufs neue 


beginnt und der hier dem fterbenden Stier tröftend ben. 


Immenden Frühling. vorausverfündigt. Daraus entwidelt, 
fc ein noch höherer Sinn ded Ganzen, dad und den Urs 
Bier, Abudad, barftellt, wie er, von den Dews Arih⸗ 
mans erwürgt, mit brechenden Augen gen Himmel blickend, 
den Untergang des Nachtreichs, den Sieg des Guten weiſ⸗ 
ſagt. Nun iſt der Hund der tröſtende Stern, der auf je 
nen Zeitpunkt hinweiſt, wo aller Jammer der Welt endet 
und dad Lichtreich in feiner: mn m alle — beſe⸗ 
1. Band. 


il 


/ a 
\, 


i — 

ligen wird. Sp erhält das Bild auch eine mhiloſophiſch 
Beziehung , auf die Lehren des Allerthums von.der Rück⸗ 
kehr der Seele zu ihrer himmliſchen Heimath. Die Höhle 
ſelber iſt nicht ohne tiefe Bedeutung, ſie iſt der Tempel, 
wo das Opfer gebracht wird und, da Höhlen und. Grot⸗ 
ten im Alterthume von religiöfem Gebraudje. waren, Der 
Tempel ber Natur, bed Weltalls felber. 


In Höhlen, nur auf eine eigene Weife dazu eingeridy 
tet, feierte man: fpäter, vielleicht auch ‚früher fchon, nur 
wohl einfacher, die Mithrasmpfterien. Das Ritual der 
Einweihung in biefelben war ein Symbol des Kanıpfs, 
welchen der Mithrasverehrer gegen Arihman und die Dews 
zu beitehen hatte; daher eine Stufenfolge von Prüfungen, 
die immer härter wurden und endlich bis zur Lebensgefähr⸗ 
dung fliegen. Es gab fieben Grade, nad) der Anzahl der 
Planeten. Im eriten fanden die Kämpfer (gegen Arih⸗ 
| ‚man). Im legten hießen. die Eingeweiheten Bäter und 
Mütter cdenn auch Frauen wurden. aufgenommen), in 
‚ ber Drdensfprache Adler und Habichte. Eined von ben 
- geheimften Symbolen war eine gewiffe Stufenbahn mit 
adıt Thüren von verſchiedenem Metall, mit Bezug auf 
Sonme, Mond und Planeten und auf den Gang der Gew 
‚ Te durch Diefelbigen. In fpätern Zeiten hatten dieſe My⸗ 
fterien einen ganz andern Charakter, als in den frühernyg 
denn wen hier feftliche Luft und lautes Wohlleben herr 
te, wenn ber, König_ded Landes am Mithragfeite öffentli 
‚tanzen und ſich beraufchen durfte, fo herrfchten in der fpä 
tern Zeit Strenge und Kaſteiungen. Uebrigens waren bie 
je Mpfterien über. Armenien, Kappadokien, Pontos, Klein 
afien und ſelbſt über Syrien und Paläftina verbreitet. J 
| Rom feierte man fie im Srühlingsäguinoftium und en 
ras, Sol invictus, fpielte im römifchen Reiche, b 
ſonders von der Zeit Heliogabals an, eine große- Roll 
Julianus begünftigte ihn fehr, baher fidy alle, die fidy be 
Kaifer empfehlen wollten, in bie Mithrasmyſterien aufnel 











— 35 — 
men ließen. Alte Dentmahle, die erft aufgefunden wur⸗ 


den, fellen beiweifen, daß man auch in Gallien und Süd⸗ 
germanien, kurz in allen Provinzen des römifchen Reichs, 


die Mithrasmpfterien gefeiert habe, wie man behauptet, Daß 


die Chriften im Anfang des 4. Sahrhunderts von bem Fe⸗ 
ſte des Sol invictus im Dezember, einige Tage nach 
dem Winterſolſtitium, — Veranlaſſung genommen hätten, 
das Geburtsfeſt ihres Erloͤſers zu feiern, als welcher eine 
neue, eine geiftige Sonne war. Sind diefe Behauptungen 
gegründet, fo find es wohl auch ein- Paar fchon ältere, die 
nemlich, daß bie heiligen Keuer der germanifchen und flas 
viſchen Nationen ded alten heidnifchen Europas nichts ans 
ders gewefen feyen, ald parſiſcher Feuerdienft, ‚ver aus 
Aſia herübergefommen, daß folglich die noch üblichen DO fters 
und Johannisfeuer und die ewigen Lichter ‘in den ' 
chriſtlichen Kirchen auch nichtd anderes, als Ueberbleibfel des 
älteften Heidenthums find; ferner die, daß die Taufe, wie 
fie im Chriftenthume erfcheint, in den Mithrasmyfterien fels 
ber vorfam, und aus demfelben in. andere Culte überging. 

Es iſt wohl nicht zu verkennen, daß dieſe Reli⸗ 
sion der alten Parfen, gegründet auf die Allgegenwart 
Gottes in feinen Werken der Sinnenwelt, rinen eigenen. 
Einfluß auf die Geffnnung und auf die Sitten haben mußs 
te. Reinlichkeit und Fleiß waren bie Hauptgrunds 
jüge des Charakters dieſes Bolfes, "beide von der Sonne, 
dem Feuer, abgeleitet, denn biefed läutert Alles und tft uns 
ausgefegt thätig und wirkſam. Daher ihre Scheu, ein Ele⸗ 
ment zu befudeln, daher noch heut zu Tage ihre Gewohn⸗ 
heit, die Todten nicht zu beftatten, fondern fie auf hohen 
Gebäuden in der Luft verwefen zu laffen. Daher eine uns 
ermübliche Thätigfeit in allem, was die Sonne befchien, 
insbefondere in dem’ Weinbau, dem eigentlichen Kinde ber 
Sonne. Dabei waren bie Hariptfitten geboten: Nicht zu 
lügen, feine Schulden zu machen, nicht. undankbar zu fehn, 
feine Unwahrheit zu ſagen, feine Untreue zu begehen, auch 
im Aeuſſern der ſorgfaltigſten Reinlichtei fi ch a” — 





— 36 —“ 


gen. Etwas Weibliches und Weichliches war in bieſer Res 
ligion, welches wohl einen nachtheiligen Einfluß auf das 
Bolt hätte haben können; allein man trug Waffen im Krieg 
und im gefelligen Leben und übte ſich fehr fleißig im Ges 
brauche berfelben, und da Alles, was Männlich war, von 
dem Könige zum Krieg aufgeboten werben konnte, fo fehl- 
te ed nicht am kriegeriſch⸗ männlihem Gifte. Anfänglich 


hatte man nur wenige Feuer, aber allmählig entſtanden 


mehr unb mehr, weil die Priefter, die Mager, oder Mas 
gier, ihren Vortheil dabei fanden. Auch wurden dieſe fo 
mächtig, daß fie gar oft den Königen und ber Regierung 
fi) furchtbar machten. Wlerander von Mafebonien bradı 
ihre Gewalt, aber er Tonnte ihren Geift nicht dämpfen, fie 
Ä widerſtrebten noch lange allen Regenten, welche u. en 
ſätzen nicht huldigen wollten. 


Die Religion der Parſen, obgleich dieſe durch Muha⸗ 
meds Revolution größtentheild entweder aufgerieben, oder 
vertrieben wurden, hat ſich doch noch in ihrer früheften 
Reinheit, felbft in tümmerlichen Winfeln, erhalten; und 
es ift durchans nicht zu verfennen, daß man ihr. von als 
len Seiten viel verdankt, indem fie ihre Weisheitichren 
und darand abgeleiteten Tugenbvorfchriften überall hin vers 
breitet hat, obfchon nicht zu läugnen ift, daß fie auch 
die. erſten Anläffe zu den Berirrungen gab, in welche ber 
ſpekulirende Geift und bie fpielende Phantafie gerathen find. 
, Sp if der Dualismus der Prinzipien von dem Parfismus 
aus in. alle ‚andere Religionformen bed Drientd ‚und des 
fpätern Occidents übergegangen. So wie Mithras Maun 
umd Weib zugleich iſt und gefchieden ald männliches 
und weibliche Weſen gebacht und vorgeftellt wird, fo 
erfcheinen in Indien, in Weftafien, in Aegypten, in Gries 

chenland und Rom und, wohin fi in der Welt der Gas 
baismus verbreitete, überall Götter und Göttinnen nebe 
einander, und Häufig ſolche, — Mankı und EEE zus 
aleich Aue: R 


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In fofern:alfo der Garfismne F wit ber Vereh⸗ 
‚rung der Himmelskörper und ber Elemente zu thun Bat, 
kann man ihn, wie es auch. wirklich gefchieht, zu dem Sas 
baismus *) rechnen, zu der Religionform, in weicher Ster⸗ 
aendienft, Sonnendienſt und Feuerdienſt hems 
ihen, und bie Lehre von einem geboppelten Orunds 
wefen, einem guten und einem böfen, ſamt den Glau⸗ 
ben an ben. Zufammenhang der Geſtirne wit den Schickſa-⸗ 
len ber Welt. und der Menſchen ſcharf ausgepraͤgt ind. 


Den Sabalsmus finden wie im Driente weit verbreis 
tt; aber da er bei ben übrigen Völkern nicht mehr vein, 
fondern namentlich mit ber Phallosnerehrung verbuns 
den, ober vielmehr vermifcht iſt, ſo nuterſcheiden wir bil⸗ 
lig den parſiſchen Sabaismus von dem der übrigen 
Bölter. und nennen dieſen den Naturabiemus, als Dies 
jenige Form ber Religion, in welcher bie Natur, ſo⸗ 
wohl im Gauzen, als in ihren einzelnen Er⸗ 
ſcheinungen, al zeugend und gebärend, vergöt⸗ 

tert wird. Die Grundlage dieſes Raturalismus finden wir 
in dem Fetiſchis mus, ber uvalten Sitte - roher Bölfer, 
natürliche oder kuͤnſtliche Körper ald Götter aufzuftellen 
und anzubeten. Roc find der Fetiſch⸗Anbe tetr vehe 

viele, — in =. und a 





Religion und Eultus der Syrer, Baby ke⸗ 
nier und Ppönikier 

Biel anders ale in Perſlen geſtaltete ſich ber Sabãis⸗ 

mus in den Ländern am Euphrat und Tigris und in Phö⸗— 

nifien ; benn in wm Gegenden wurde der ne 





H Sabaismus von Saba (Baba), dem — Worte für 
Heer, Himmeklsheer, woher auch a —— 
Herr der Heerſcharen. 


Kain | | x 
| 13 — 

Dienft bed Indiſchen Schiwa ober Iſchwara ber herr, 
ſchende. Dieſe Gottheit, die fon. in Indien, als. Bild 
ber. zeugenden und ‚gebärenden Naturkraft in boppelter Ges 
halt, als Mannweib, mit den Symbolen bed Phallos oder 
Sant» Lingam ‚und mit einem. diefer Vorſtellungsart auge⸗ 
meſſenen, wilden. und :außfchweifenden Cultus erſcheint, 


ging nach Weiteg über und fanb dort bei den noch rohes 


zen Völkern sine; bereitwäillige Aufnahme: Uber eben ihre 
Rohheit vermogte ſſe, die geiftigen Begriffe, die mit jenen 
Symbolen verbunden waren, zu überfehen, und fih ganz 
an den äußern. Ritus und. an bie Tempelbilber, als wä⸗ 
ren. fie dag Weſentliche, zu halten, wenn ſchon in den ge⸗ 
heimen Lehren: der, Prieſter die richtigern Ideen aufbewahrt 
blieben. Schiwa, oder Eswara, das Urfeuer, bezeichnete 
ſchon in Iudien Soune und Mond, als ſichtbare Zeichen 
- jener fchöpferifchen Naturkraft; aber. fein: Weſen wurbe in 
Meftafien in. eine männlidye amd weibliche Gottheit getheilt, 
von welchen, unter: maucherlei Namen, bie. eine die Sons 
ue,. die andere den Monb bezeichnete. Damit wurden auch 
‚bie übrigen Geflirne in Verbindung gebracht und fo entwi⸗ 
delte fih der ganze Cultus der himmliſchen Lichter, zugleich 
it aſtrologiſchen Mebenbegriffen, wie, wenigſtens zum Theil, 
ſchon im Paxſißmas. Dabei trit nicht ſelten an, die Stelle 
der Sonne der Hinmmel, als der. Urvater ber. Himmelskör⸗ 
per, ober als die oberfte Gottheit, an Die ded. Mondes das 
gegen die. Erde, welche in der ephefifchen Diana als die 
algrrährende Mutter mit taufend ‚Brüften abgebildet, als 
ECeres ingbefondere als die Mutter des Gletraided gedacht 
wird, womit fpäter bie Idee einer Stifterinn des Acker⸗ 
baues und des dadurch herbeigeführten civiliſirtern Zuſtan⸗ 
des der Voͤlker ſich verbindet, welche dann folgerichtig auch 
als Geſetzgeberinn und Urheberinn aller religiöſen und bürs 
gerlihen Bildung ougefehen wurde, ‚Die Sonne, bie das 
vorzüglichte Gewächs, die Traube, zur Reife, bringt, ward 
ſodann zum Bakchos (Jakchos); fo wie die Urnacht, aus 
welcher alle Dinge erzeugt wurben, verbunden mit. bem | 


x 


— 39 — 


Monde, unter mancherlei Namen und mit mancherlei At 
tributen, in ben Tempeldienſt eintrat. Diefer Sabäidmus 
iR die Hauptgrundlage des fpätern helleniſchen Polptheis⸗ 
mus, in welchen die Götter noch viel mehr entgeiftiget 
wurden, indem fie auf der andern Seite, den Geſetzen des 
rinern Geſchmacks folgend, zu ben höchften Idealen des 
Schoͤnen und Echabenen ſich emporhoben. 


‚ Urfprüngliche Quellen bed Sabäismus ber femitifchen 
Tölfer haben mix nicht mehr, Wir können bier nur aus 
den Griechen fchöpfen, die und ihre Beobachtungen und 
Erfahrungen nach der Anficht mittheilen, die fie der Nas 
tim der Sache gemäß hatten und haben konnten. Im 
Grunde find es alfo nicht viel mehr, ald Bruchftäde, bie 
bir hier finden und wiedergeben können. 


Der ältefte Schriftfteller nun, von bem und noch Radye 
tichten üͤbrig find, iſt Sanchuniathon; fein Zeitalter wird 
dem des Moſe gieichgefchägt, vwiewohl er nach Anbern, 
noch älter ſeyn fol. Vielleicht war er auch nicht eine Per⸗ 
fon, ſondern ein Collektivname für eine Prieſterſchule, was 
die Bedeutung ſeines Namens, Freund ber Weisheit, 
gar nicht hindert anzunehmen. Sein Wert hat er, nad 
finer eigenen Angabe, in. der Stadt Berytos, wo er 
von dem Mriefter 3 erembalos unterrichtet wurde, ges 
(hrieben. Die Quelle aber, woraus er fchöpfte, war der 
Geſetzgeber und Befchichtfchreiber Taaut, den bie Aegyp⸗ 


ur Thot, die Griechen Hermed. nannten. Dieſer, de 


Rathgeber und Geheimſchreiber des Gottes Kronos, 
hatte von den. Kabiren, den ſieben Kindern Sydpks, 
das Geſetz auf heilige Tafeln ſchreiben laſſen. Zuerſt von 
den Göttern ſelber, zuletzt aber von menſchlichen Geſchicht⸗ 
ſchreibern, Mochos, Theodotos und Hppſichrates 
bearbeitet, kanr es in die Hände Sauchuniathons. Ihn 
überſetzte der Grieche Philo, aber die Ueberſetzung, wie 
die Urfchr ft," dit: verloren gegangen; was wir noch das 
von haben: iſt vom SKirchenvater Euſebios, man weiß 


yes 


dem Geifte Kolpiah und feiner Gattinn Baan wurde 


N 


— ao — 
nicht and welcher Quelle geidröpft. . Din — und, Sacu⸗ 
chuniathon berichte: Im Anfang war Nacht (Ghaos ) 
und ein geiſtiger Hauch, beide unendlich und unbegrengt. 
Da entbrannte der Geiſt in Liebe zu ſich ſelbſt, es erfolgte 
eine Einigung und Durchdringung und dieß-war Eros 
(bie Liebe), dad Prinzip der ganzen Schöpfung. Aus ber 
Umarmung ded Eros und des Chaos bildete ſich zuerſ 
Moth, dad Urwaſſer, und aus dieſem entwickelten ſich 
alle Dinge, zuerſt vernunftloſe Thlere, dann geiſtige, wel⸗ 
che Zophaſenim hießen (Beſchauer ded Himmeld), Moth, 
ein Ci, ſtrahlte Sonne, Mond And Geſtirüe aus. Aus 


der Erſtgeborne, der Aion (die Zeil); von dieſem entſtan⸗ 
den Geneas und Genea (Geſchlecht und Gattung), wel⸗ 
che dad Land bewohnten, und Licht, Feuer und Id ms 
me (eine Trias!) erzeagten. Als aber aus Luft und Meer 
Kicht und Feuer, aufglüheten, entflanden auch Wind ‚und 
‚Bolten und. große Waffergüffe frömten von Himmel. Ais 
aber Alles gefchieden war und, von Dex Sonnenglut ges 
‚trieben, im Luftraume wieder auf einander ſtieß, da bras 
hen furdtbare Donner, und Blige aus und, von dem ges 
‚waltigen Krachen: geweckt, fprangen die ſchlafenden Thie⸗ 
ze aus dem Moth:hervor, und ed regte ‚fi im Meer 
und auf ber m. Fa in en it, — und 
weiblich. Zu 
So weit: — ch. Enſehlos, „ die Lobmogonie de 
Saucuniathon. Aber ein anderer, "der Neuplatoniker Das 
mascius, berichtet, als altphonikiſch: Jin Anfange wa⸗ 
‚ren. Chronos (Zeit), Berlangen: and: Nebel, daus der 
ren Bereinigung,ıder Nether (der Geift) und die Aura 
(animalifches Leben) hervorgingen. Aus dieſen beiden ging 
Don, ein Ei, hervor. Ehuforos (der Eröffner) ſpal⸗ 
tete das Ei und es gingen daraus Himmel und Erde hervor. 





Beiden Sagen zufolge hatten bie Phönikier zwei Grund⸗ 
prinzipien angenommen, das eine: Geiſterhha uch, Ch ro 


N 


A et 


208, dad anbere: Kädtlides Chavs, Nedel; beibe 
wurben vereint durch Berlangen, Liebe — bie Maie 
der Indier. Der aunfexee sun bem — 
Mithraßb. 
Zwar wirb uns noch — von Sanchaniathon er⸗ 
zählt; aber ſicher fo verdorben, daß man es nicht mehr alb 
fein Eigenthum anſehen Darf. Die Kinder bed Protog o⸗ 
nos, des Bion, Licht, Fener und Flamme, zeugten Söh⸗ 
ne von ungeheurer Größe, die ben Bergen, welche: fie be 
herrſchten, die Namen gaben. Sie :zeugten aber Mews 
rumos Wafferhöhe) und Hppsuranios CHimmelshähe), 
Berge alfo erhoben ſich nach dem Kampf der Elemente, 
bad Waſſer fchieb ſich vom Lande und die Gipfel der Berb 
ge traten am Himmel hervor. Hypsuranios iſt der Ex⸗ 
bauer von Tyrus, fein Bruder, Uſoas, aber erfand bie 
Bekleidung mit Zellen, wagte: ſich zuerſt in einem Baum⸗ 
hamme aufs Meer uud brachte bem euer und dem Gej— 
Re Gebete und Opfer und feste ihnen -Denfmähle Aus 
dem Geſchlechte beider entſtanden Jäger, Fiſcher, Metallar⸗ 
beiter; Ehryfor wart Erfinder der Sprache, der Bes 
fhwörunggefänge, : der. Welffagung. und. Schifflunft und 
wurde. felber ald Gott verehet, unter dem Namen Diamis 
hios. Andere erfanden: bad Bereiten her Ziegelfteine, das 
Hänferbauen, dad Umzäunen ber Felder, dahin gehört 
Agros,: Agrueros, der höchſte Bolt br Byblier. 
Auch die Landlente: und Hirten, Aleten und' Titanen 
genannt, darana Auymod und Magos, die Heerben 
und Dörfer erfanden, ſtammen von ihnen, fo wie Mi⸗ 
for und Sydyk und von Mifor der Schrifterfinder 
Zaaut, von SybyE aber bie Kabiden oder Kory⸗ 
bauten, welde die Heilfunf erfanden. Titanen und 
Kabiren find vielleicht Planetengoͤtter; gelten aber auch 
als die erfien Bewohner des Landes, anf melde bie Ein⸗ 
theilung ber Stände. folgt: Amynos, der Nähr⸗ und 
Wehrftand, Magos, ber Lehrs oder Prieſterſtand. 
Sybyf, ber Gerechte, iſt demnach bürgerliche Ordnung 


” 


gber Gerechtigkeit: „Später kam Elium (Eiche), amık Hy 
(od (der Hochſte) genannt, der mit-feiner Battinm, Bu 
- KKanne), den Uranos (Himmel) zengte und die. Gäg 
(Erbe). Uranos, mit Ga vermählt,. zeugte Ilos ode 
Kronbs, Bätyplos, Dagon und Atlas, hatte. aber 
guch mit andern rauen Kinder, weßhalb Gäa fich von 
ihm trennte. Als aber Uranos, um fich zu rächen, the 
Ruder töbten weilte, vertheidigte ſich Gaͤa, welcher Ta au 
Hermes Trismegiſtos) half. Uranos ward nun ge 
"est und fein Sohn Kronos regierte’ nach, ihm. Kroned 
- Berbündete hießen, von ſeinem Namen Ilos, Elohim, 
woraqus erfichtlich. ift, daß Idws'mmdy'.bad Ebrädfche El 
¶Gott) xinerlei ſind. Kronos ser. grauſam in feier Ro 
giexung, daher verſachte fein: Vater! Uranos noch einmahl, 
Ihn dieſelbe zu entziehen. Seine Töchter, Aftarte, Rhea 
u Dionme, wollten ihm helfen; rallein Kronos fing dieſe, 
aahm fie ge: Frauen und zengte' Söhne und Töchter mit 
Äbmen.. Afkartesgebar den Pathos und den Eros, 
—ESehnfucht md Liebe). '; Aus sbtefem Geſchlechte ſind 
aunch Asklepios, Zeus Velod, Apollon, Pomtos, 
pphou, Merrus, Pofeidon;: und Meltanithos 
oder ORrehlek  Nad, langem. Streit Vöbtete Kroner feb 
en Valer Uranos, inbem — — die a ee = 
ichnitt. ne ge 
.  Ahkerte, hie große, — er ihr ‚Haupt den Suer⸗ 
ſopf/ als königliches Zeichen; ſie zog: auf der Erbe umher, 
fand einen ‚Stern und. weihete ihm; wif ber heiligen: Inſel 
von Tyros. Kronos auch ummandelte die Erbe: und fegte 
feine, Tochter Athene über Attika. Bei einer einbrechenden 





Weſt beſchnitt Kronps, feinem Vater Uranos zur Weihe, 





‚ deinen Sohn und zwang feine Gehilfen, auch ſo zu thun. 
Einen andern Sohn, Muth, der geftorben war, weihte 
ar der Rhea, darum nennen bie Phönikier ven Tod. Muth.” 
Seiner Gemahlinn Dione, oder Baaltis, gab er bie 
‚Stadt Bpblos; er felbft aber empfing von Taaut vier 
Augen und fech$ Flügel, u bie andern Götter nur 





t 


— 4 — 


mei folcher erhielten. "Dafür gab Kronos, als er fü das 
Mittageland fam, dem Taaut ganz Negyptenland zu bes 


berrfchen, weil ihn darum die fieben Kabiren und der ade. 


te Sohn Sydyks, Asklepios, gebeten hatten. 


‚J 
Diefe verwirrten Rachrichten genüglic; zu erflären ver⸗ 


mag man nicht, man muß zufrieden feyn, wenn Binigeb 
Kar wird. Nun weifen und die Forfcher bei Eliun anf 


dad Ebraͤiſche EI GGott) auf dad Griechifhe Helios . 


(Sonnengott) hin und fagen, Eliun fey mit Jſos, Uras 
nos, Melkarthos n. f. w. immer einerlei, nur unter 
andern Beziehungen gedacht, ſey Überhaupt aber ber Lichts 
gott, Sonnengstt, der perfifche Mithrad, ber ägyptifche 
Amun, Phthas. Der Kampf, den er zu Beftehen hat 
mit den Titanen, fey nichts anders als der Kampf DEF 
Finſterniß mit dem Lichte. im Jahreskreiſe und mit allen 
darin vorkommenden Naturerfcheinungen, bie das Licht oder 
Teuer und feine Wirkungen hindern und hemmen wolle. 
As Uranos und Kronos verzehrt er feine Kinder, bie Jah⸗ 


re und Tage, und barım opfern ihm die Phönikier, ale 


dem Moloch (Melkarthos), ihre Kinder: Der’ Winter ent⸗ 
manne die Sommerfonne und ftoße fie vont Throne, aber 


* 


wit der Zeit ſiege fie. wieder über alle ihre Feinde. Wenn 


zufegt die Sattinn des Uranos erobert und mit Dagon 
vermählt werde, fo fen Gaͤa, die Erde: weiblich gedacht 
und Dagon männlih, nemlich was die Griechen Der 
meter nennten, die fruchtbare Erde; das enbliche Ergeb» 


barkeit ber Erde 


niß des Kampfes fey alfo bie baraud 6 beroorgefenbe Feuchte 


or 


Diefelbe Idee finden wir denn in ben 1 Äbrigen Im 


wien ber Natur » Religion. Ueberall erſcheint nach der Bo 
drängung eines alten Gottes ein junger ,: überall dad Bild 


der Erneuung, der Wiederherſtellung ber Alles hervor⸗ 
bringenden Natur, oder im hoͤhern Sinne der N 
der —— des ewigen Gottes. 


pn} A — . 


+ Vorzüglich wichtig erfcheint sel Sanduniathon Taaut 
* ägyptiſche Thot, ber griechiſche Hermes, der alı 
Btammvater ber. Aegypter genannt wird, ald Rathgebei 
und Gehilfe bed, Kronos, Erfinder der Schrift, bie er nad 
den ewigen Bildern bed Himmels, den Geftirnen, fopirt 
alle als Erfinder der Zeitrechnung, der Hieroglyphen uni 
Der fymbolifchen Göttergeftalten. Dann werden Herakles 
Athene, Dione, Titaniden und Artemiden genannt, Tanteı 
gricchifche Namen, die bei Sanduniathon nur anders ge 
nannt, aber in Hinſicht ihrer Wirkſamkeit und ihres We— 
ſens dieſelben find, wie bei den Griechen. 


ee . 


Int Mur ‚wenig verfchieden von biefer phoͤnikiſchen Kos 
gaganie ift., bie der Babplonier. Ueber diefe Kat dei 
Bed prieſter Berofus zuerft gefchrieben, aber feine Per 
ſon, und fein Zeitalter find ſo unbekannt, wie Die Dei 
Fanduniachen, und was wir noch von ihm haben, fi a 
Fragmente. In dieſen ‚heißt ed: Es ‘ging der ſichtbare 
Weit eine. Zeit voran, wo Alles zur Finſterniß und Waſ— 
fer, war, in. denen Ungeheuer von mancherlei Art und 
Korn lebten, deren-Bilder man. im Tempel des Bel fehen 
Zöune; Menfchen mit zwei Köpfen, mit Flügeln, mi 
Körnern und ‚Ziegenfüßen , halb Thigre u. dal. Vielleich 
Motterſymbole, dergleichen überall vorkommen. Lieber ‚all 
Diefe Weſen berrfchte eine Frau „Omorka (Meer, aud 
. Mond, alfo Urwaſſer, Urnacht, das weibliche gebährende 
Nrinzip). — | 
Dieſes Weib theilte Bel (Arlicht) in * Theile 
Daraus wurden Himmel und- Erde, Sept ftarben jene Uns 
geheuer, die Ausgeburten des wüſten Chaos. Weil aber 
aumn bie Welt leer von Gefchöpfen war, fo ließ Bel L 
Yon einem andern. Gott ben Kopf abfchlagen und dag ri 
nende Blut mit ‚Erde mifhen, daraus entſtanden be 
CKhiere und Menſchen. Um die Zahl derſelben aber n 
gu vermehren, zwang er einen andern Gott zu ihun, 





— 45 — 
er gethan hatte. Darauf formte ee Sonne, Mond, Stera 
ne und die fünf Planeten. Die Menfchen Iebten anfangs . 
wild, aber ed fam bald ein Ungeheuer aus dem Meere, 
Dannes, ein Fifch, aus befien Schwanz zwei Menſchen⸗ 
füße hervorgingen, und unterrichtete fie. ‚Ieben Morges 
tauchte ee aus dem Meere auf, kam nad Babylon unb 
Ichrte Gewerbe, Künfte, Aftronomie und alle Übrigen Wiſ⸗ 
fnfhaften. Alles, was die Menfchen wiffen, erführen fie 
durch ihn. Einige Nachrichten fprechen von vier Dans 
ned, welche nach und nach erfchienen feyen, der lebte das 
von, Odafon (Dagon) habe noch vor der Fluth gelebt. 


_ 


Auch hier ift dag Meltei in der Omorka, . und in ben 
Danned Die Fifchgottheiten der Phönifier, die Symbole 
der Raturfruchtbarfeit und Urheber aller Eultur. In Bef 
erfheint das Urlicht, das Urfeuer, bie befruchtende Urfraft 
der Natur, wie in Phönifien Melkarth, im Parfiemus 
Mithras; alfo find Bel und Omorka aud) die Sons 
ne und ber an und biefe wieder bie Erbe 


Bel, Baal, Balus, auch Bol, Pul, Pit bebens 
tet in den orientafifchen Sprachen Herr, König, wie 
Pharan im Aegypten; daher heißen bie Stammkönige 
meiftentheild fo, daher Zufammenfegungen mit demſelben 
Wort von mancherlei Art, wie Belsfager, Hannisbal 
u. ſ. w. Oefters fteht der Drt der Verehrung des Gottes 
dabei, als Baal⸗Berith. Dem Bel ſchreiben nun bie 
Babylonier Alles, zu, was bie Phoͤnilier dem Taaut. 
Seinen Wohnfig hatte er in Babel (BabsBel, Thor, 
Hauptſtadt ded Bel), wo auch fein Grabmahl iſt. Bel 
Bel hat man zu denken an ben indiſchen Niefen Belt, 
Bali, der dad Element ded Feuers bezeichnet, daher iſt 
Bel auch der Sonnengett, die Sonne jelber. Sein 
heiligſter Tempel war ein hoher Thurm in Babel, den 
Semiramis bauete; das oberſte Stockwerk war das Aller⸗ 
heilige. Hier war nichts als eine goldene Tafel und ein 


/ .‘ 


t Y 1 


— 6 — 


ı 


prhjiges Nuhebett für den Gott. Eine von ben Gricftel 


De Erde). Ueber den Cultus ded ‘Bel hat man nur weni 


m. 


v 


genannt. Demnach war Mithra die Venus, Aphro 
dite, welche in Armenien und andern Gegenden Weſtaſien 


verwandelte. 


nem goldenen Throne. Nach einer andern Nachricht fin 
det man neben der Bildfäule des gehenden Bel die de 


feſtliche Tänze an, ‚die Priefler füßten fein Bild ım 


. Mond, die Erbe. Dahin gehören: Aftarte, zu Sidon 
Derketo, zu Joppe, Anaitis in Armenien, die gro 
ße Goͤttinn zu Hierapolis, Venus Urania, zu Aska 
lon; auch Mithria, die Übrigens hier mehr ein Symbo 
der Myſterien geweſen feyn dürfte. Die Urania zu Aska 


kunfte :von Ländereien und in ihren Tempeln hatte Dil 


erwählte Jungfrau wachte hier. Weiter unten war ein 
Kapelle mit einer goldenen Bildfäule ded Gotted,“ auf ei 


ſitzen den Rhea Coffenbar wandelnde Sonne und ruhen 
Nachrichten; er ertheilte Drafel, man ftellte ihm zu Ehre 


fchlugen und verwundeten ſich bei ſeinen un mit ihre 


Pe 


Auſſer dieſen kommen in dem Cultus dieſer weſtaſiati 
fchen Bölfer mehre Goͤtterweſen vor, die hauptfaͤchlich nu 
ein und daſſelbe geweſen zu ſeyn ſcheinen, nemlich di 
fruchtempfangende und gebärende Kraft ber Natur, De 


Ion, fagt Herodot, war bei. ben. Aſſyrern Militta, be 
ben Arabern Alitta, Alilat, bei den Perfern Mithr« 


verehrt und von den Griechen aud Artemis genann 
wurde. Ihre Tempel und Priefter hatten anfehnliche Ein: 


Wohlluſt ihren Sie aufgeſchlagen, fo daß fogar die Töch 
ter der Vornehmen fich darin Preis gaben, ohne daß fü 
deßhalb etwas von ihrem Werthe verloren. Artarerred 
Mnemon führte ihren Dienft in Perfien ein, indem er den 
biäher geheimen Cultus ber Mithra in einen — 





Aſt arte, welche für die Selene ber ‚Griechen, auc 
| 


N 


0.00 4. — 


k Europa, bed Kadmos Schweſter ansgegeben — 
t unftreitig einerlei mit der bibliſchen Aſtharoth, ber 
zeerden, der himmliſchen Herden, oder Geſtirne Goöt⸗ 
un, dem Monde, und, als Derketo auch Atergatid, 
lelches Einige für daſſelbige Wort erkennen, und ſelbſt 
ie große Göttinn Syriens, welche ſonſt keinen Na⸗ 
un hat. Ihr Tempel, erzählt Lukian, in Hierapolis, 
Bambyke, Mabog) war ber heiligſte des Landes; 
ih au Koftbarkeiten, Bildfaülen, bie fich bewegten, 
wisten, Drafel ertheilten. An der Seite biefed Tem⸗ 
els entſtand nad der Fluth eine Kluft, die alled Waſ⸗ 
ne verfhlang. Deufalion, fagen Einige, hat biefen 
Iempel erbaut, Andere: Semiramis zu Chren ihrer 
Rutter Derketo, und noch Andere: der Lydier Attis, 
er Söttinn Rheg (Kybela) zu Ehren.‘ Die Göttinw 
kHere cHera, Herrinn), aber fie hat auch Attribn⸗ 
eder Minerva, der Aphrodite, der Rhea, der Se 
ene, der Diana und felbft ber Parzen. Ihre Pries 
er waren zum Theil Galli: CBerfhnittene). Die. 
Bildfäufe -der Göttinn ift ‚über und über mit Golbblechen - 
bangen, welche mit koſtbaren Steinen befegt. find. Auf 
em Haupte trägt fie einen folchen, bie Lampe genannt, 
kicher bei Tag den ganzen Tempel erleuchtet. 


Sm Innern des Tempels ſtand noch ein anderes 
hild, Semeion genannt, welches jährlich einmahl in 
Prozeflion an den See getragen wurde Die Prozefs 
ion an ben See, ber eine Menge Fifche, die von ber 
höttinn befhügt waren, and in der Mitte auf einer Infel 
inen fleinernen Altar enthielt, war ein jährliches Feſt; 
in anderes war das Fackel feſt, wobei man einen gro⸗ 
ven Scheiterhanfen im Borhof des Tempels errichtete und 
Thiere und Kleider und andere Dinge darauf verbraumte, 
während bie Göttinn um has feuer getragen wurbe; ein 
dritted Feſt war das heilige Waſſerſchöpfen. Die 
drieſter nad. Pilger join. an bad nd zwanzig Meilen 


\ 


— 


ſche in Schutz, das bezeichnet ihren Gegenſatz gegen ihre 
Gemahl, die Sonne, die Alles austrocknet, und vertilg 


5 fchiedene Mythen. Nach Einigen wurbe fie, als fie ihi 


daß biefe Göttinn mit den übrigen babylonifchen Götter! 
-fo genan verwandt, und eigentlich biefelbe if. Dago 
wenigſtens, fo fagen die Foxſcher, oder Odakon iſt un 


ſogleich verſiegelt wurde. Bei der Wiederankunft an dei 
Tempel wurde bad Siegel befichtigt und bie nnverfehrt be 


weiſen ‚hinlänglich, daß fie mit Derketo, Atergatis 


der fie ſich ergeben hatte, fich ins Waſſer ftürgen um 
darauf In einen Fifch verwandelt werden; Iauter Sagen 
- bie den Grund Angeben follen, warum Derketo ober Ater 


L\ 0. Kradt 


— a, 
"acht und fauten ein jeder eine Flafche vol Waſſer, v 


fundene Flaſche burfte der Böttinn zu Ehren ausgegoſſe 
werben. . Das Waſſer floß zuſammen in den heilige 
Schlund. 
Re Der ftrahlende Stein, beutet man. nun, bezieht fi d 
auf die leuchtende Königinn der Nacht. Sie nimmt die Fi 





Sie führt unter andern einen Spinnroden, zum Zeichen 
daß fle die Schickſalsgoͤttinn iſt, bie dem Sterblichen feinel 
Antheil am Leben zumißt. Aber die vielfachen Beziehun 
gen auf Waſſer in dem Mythos der großen Goͤttinn be 


eine und biefelbe jey. Mean erzählt aber von biefer ver 
Waſſer flel, von einem‘ großen Fiſch gerettet; nad, An 


dern vor Fifchen verzehrt; wieder Andere laffen fie, au 
Scham und Neue über eine unwürdige Leidenfchaft, wel 


gatis ‚Fifchgeftalt habe. Der wahre Grund aber ift ber 


fireitig männlich und weiblich gedacht worben und bi 
Hauptfplbe deöfelben, Dag, ober umgebreht, Bad, il 
audy bie Hanptfyibe von. Derketo und Atergatie. LI 





. biefe Angabe volllommen begründet ſey, koͤnnen wir ruh h 


"dahin geftellt feyn laſſen, ohne und deßhalb gezwungen 
ſehen, die Weberzeugung ‚aufzugeben, baß alle biefe Götter! 
Befen in Weſtaſta, mehr oder weniger in-Fifchgeftalt dar 
geſtellt, Die weibliche Naturkraft bezeichnen, bie Alles ge 
baͤrt und — und eben in ber ‚aufferorbentlichel 


\ \ 





u — 


Gr: itbarkeit der Fiſche, ein Symbol ihrer ſelbſt findet. 
Aber diefe weibliche Naturkraft if auch reigenb für dad 
wännliche Prinzip, daher die Göttin der Liebe uud Dem 


Schönheit. Sie ift, wie bei fo vielen Bölfern, bie bee - 


fruchtete und Alles hervorbringende Erbe und ber. befruch⸗ 


tete und "wieder befruchtende Mond. Allwmählig und weiter 


von der See verlor ſich bie Fiſchgeſtalt uud fpäter kom⸗ 
men Bötterformen vor, bie gar a nr von derſelben 
an ſich haben. 


Doch die ſyriſchen Goͤttermythen haben ed nicht bloß 
mit Fifchen zu thun, auch bie Tauben, eis anderes frucht⸗ 


bares Thiergefchlecht,, fpielen eine große Rolle. in benfelben, 


Man erzählt: Einft fiel ein Ei vom Himmel herab im 
den Euphrat, biefed. wurde von Fifchen an dad Ufer ges 
tragen und von Tauben audgebrütet. Ein Kind fam dar⸗ 
and zum Borfchein, ein Mädchen, eine Tochter der Dere 


teto, welched von einem Hirten, Namens Simma, erzo⸗ 


gen und Simmarama, Semiramis, Bergtaube, 
genannt wurde. Der Gemahl diefer Semiramid ward in 
ver Folge Ninus, deflen Namen man von-Runo CHifche 


am Himmel) ableitet. Zwar geftaltet fi) ber Mythos vom. 


Semiramid und Ninus hie und da etwas anders, aber 


überall ift fie die Taube, und ficht in Verbindung mis 


dFiſchen. Daher wird ihr Mythus aſtronomiſch erklaͤrt und 
auf das Thierzeichen der, Fiſche und auf das Sternbilb 
der Peleiaden, Plejaden (wilde Tauben) gedeutet. 
Daunes ik dann ber ſüdliche Fiſch, ber deßhalb aus 


- 


dem Meere aufftieg und dem Sommer» und Winterfolftis . 


fin voranging. Aber auch phyfitalifch Fany der Tanben⸗ 


wythos gebeutet werden; benn Die Tauben find durch ihre 

ötern Zeugungen und ihre Fruchtbarkeit das uatürliche 

Bild jener aſſyriſchen Urania, ber Alles hervorbringens 

ben Natur; daher, auch ein weibliches Götterbilb im Tem 

del zu Hiexapolis, mis eiger Taube auf. ber ‚für 

die Semiramis gehalten wurde, 
4 Band. 


u — | 
Den — ſyriſchen und phonitiſchen Offer 


heiten Tagen alfe, wie ſich das aus ihrer nähern Betrach⸗ 


- Biefleiht iſt diefe Symbolik noch weiter ausgebreitet. We⸗ 
nigſtens hat fthon im 17. Jahrhundert ein Forſcher ben 


Sohn Noch’s erflärt. Die Taube der Semiramid und bie 


I 


der auch ald Fiſch erfcheint — phyſiſche Perioden beden⸗ 


ſich mit der Semirama, als Lileöwari, zu Aſstala 


ef 
3 


mg’ ergiebt, hiſtoriſche Säge und eine Jahresphyſik zu 
Grunde, wie die Verkoͤrperungen Wifchnus in Indien — 


set, am welche ſich die hiftorifchen Mythen anſchlieſſen. 


Simma, den Pflegevater ber Semiramid, für Gem, dem 


ded Noah treten demnach in genaue Verbindung, der fpris 
ſche Deukalivn iſt Noah. felber und die heilige Wafferktuft 
bezeichnet dad: Enbe der Fluth und bie vergangene Periode 
der Vorwelt. Die Erbe erhebt ſich aus den Waſſern, die 
Taubengöttin findet Raum und mit ihr. beginnt wieder eine 
Geſchichte der Menfchen und der Beherrfcher derfelben. 
Aber neben den Bedeutungen der großen Weltperioben find 
in diefen Dingen Beziehungen auf das Jahr und feine Eri 
foheinungen-, auf Regenzeit, Brutzeit u. dgl. 


Neben den Fiſch⸗ und Taubengottheiten fand man 
&tıch noch in Afiyrien ben Phallosdienft. In ben: Borhöi 
fen des Tempels zu Hierapolis ftanden Phallen von unge 
heurer Größe und der orgiäftifhe Dienft war hier eben fü 
Appig und wild enthufiaftifch, wie in Babylon und in Ko 
mana. Backchos hatte, nad der Volksſage, auf feinen 
Zuge nach Oſten, diefen Yhallosvienft gefiftet, wir bege 
ten alfo hier der inbifchen Sage, bie den fenrigen wilde 
Schiwadienſt nach dem Euphrat ziehen läffet und zwar u 
tee Formen, die ben aſſyriſchen und forifchen ganz ähnli 
Ind, wie dann der Phallosdienft und die Taubenverehrun 
bier in enge Verbindung treten: Schiwa, wie wir ſcho 
geleſen haben, als Taube (Kapot⸗Es wara) und fein 
Gemahlinn, als Taͤubinn (Kapot⸗Eſi), find die Stifte 
ber neuen Religion. Schiwa, als etleswara, vermaͤh 








— 81 — 

kan (Askabe n), und fo wie, nach ber griechiſch⸗ ſyri⸗ 
(hen Sage, Denkalion in Syrien aus ber Arche ſteigt 
und des Alteflen Teinpel zu Hierapolid gründet, wo Ges 
niramis ihre Bildſaͤnle hatz fo fleigt auch Schiwa als 
Taubengott. amd der Arche, Im indifchen Mpthos, um ſich 
nit der Tanbengöttiun gu vermählen. Das Bild der Ges 
niomis,. qls Taubengätinn, finden wir oͤfters in altem 
Lenpeln und anf. Munzen. Auf einer ſolchen erfcheint fie, - 
ben halben Mond auf dem Kopfe, die kriegeriſche Lanze 
is der Iinlen- Sand, die Taube auf ber Rechten, auf ber 
Derleto ſtehend, hie ein Horn des Ueberfluſſes heraufreicht. 
Schr treffend! Die Taubengoͤttinn ſtehet auf dem Fiſch⸗ 
kib der verfunteuen Mutter — nach ber Fluth waltet bie 
weiſe und Eriegerifche Semiramis mit ihrem neuen, üppis 
gen Gottesdienſt über Die neuverjängte Erde, 





Noch ein berühmter Gottesdienft in Syrien war ends 
lich der des Adonis, ber, wie fo viele andere, von den 
riechen weiter ausgebildet werben if. Nach ber Sage 
waren ein. König Theias und deſſen Tochter, Smyrs 
na oder Myrrha, die Eltern bed Abdonid. Myrrha, 
als fie. im blühenden Alter fand, hielt ſich für fchöner, 
ald Aphrodite. - Die Göttinn, dadurch. beleidigt, rächte 
fd, indem fie Der verwegenen Nebenbuhlerinn eine ſtraf⸗ 
bare Leidenſchaft zu ihrem eigenen Bater einflößte. Berges - 
bens verfuchte Die Unglückliche ihre unnatürlihen Empfins 
dungen zu erſticken, vergebens entftellte der Gram ihr fonft 
blühenbed Autlitz, die zürnende Göttinn ſenkte den zerreifs 
fenden Stachel immer tiefer in ihre Bruſt. Das Leben 
ward ihr eine ungrträgliche Laſt und fie befchloß, fich mit 
einem freiwilligen Tod den Krieden gu geben. Schon kehr⸗ 
te fie daB tödtliche Eifen gegen ihre bebende Bruſt, ale 
ihre Amme, lang aufmerkfam auf ihre Leiden, Ihr das 
Geſtaͤndniß derſelben entriß und Linderung bderfelben und 
Befriedigung ihrer Wünfche verſprach. Sie hie Wort - 

7 IE 


x 


308 er fein-Schwert und wollte bie: Derbreheriun tödten: 


ters entfagte Aphrodite ihrer natürlichen Sanftheit un 


A — 2 = 
md verhöefte ihr, — nächtliche: Zufabssmentir 
mit ihrem Vater. Erſt bei ber zwölften Umaranıng enk 
beifte Theias, daß es feine eigene: Tochter ſey, die ihn 
ſo heiß befchworen hatte, niemahls nachzuforſchen, wei 
ihm das Entzüden ber Liebe gewähre ME Recht erzürnt, 


aber dieſe entfloh und er verfolgte fie neun Monate Fang] 
bis in das Innere von Arabien. _ Hier erhörten die barm 
herzigen Götter ihr Flehen und erretteten fie, indem fie fü 
in eine Myrrhenftaude verwandelten. - Der unglückli 
Theias, der die Rachegöttinn nicht befriedigen konnte, ſti 
fih fein Schwert in’ die Bruft, aber aud der. Myrrhe gi 
ein wunderfchöner Knabe hervor, und das war Adonid 
der Liebling der Schönheitgättinn. Ihn erzogen die N 
phen, die im Gefolge berfelben waren. Adonis erwu 
und ward ein leidenſchaftlicher Jaäger, der ſich täglich 
ßen Gefahren in Bekämpfung wilder Thiere ausſetzte; 























folgte ihm auf feinen Zügen, noch öfter aber beſchwur 
ihn mit den Thränen der Liebe, fich zu fchonen und ni 
fo fühn den Kampf mit dem Wilde zu beftehen. Did; 
Warnung warb von ihm nicht geachtet. Einſt verfeh 
fein Sagbdfpieß einen grimmigen Eber und dad wüten 
hier verwundete ihn töbtlich, indem es ihm bie männl 
hen Theile zerriß. Einige fagen, Mars felber, aus € 
ferficcht, habe die Geftalt des: Eberd angenommen und be 
Adonis getödtet. Aengſtlich fuchte die Göftinn den läng 
ald gewöhnlich Ausbleibenden und fand ihn. endlich entf 
auf Falter Erbe Tiegen. Jeder Verſuch, ihn ind Leben zı 
rüdzubringen, war vergeblich ; endlich verwaͤndelte die Goͤ 
tinn den Leichnam im eine Anemone. Wahrend ihr 
ängſtlichen Umherſtreifens hatte fie ſich felber an Lein 
Roſenſtrauche verwundet, ihr göstliche® Blut floß auf 
Blumen und die weißen Roſen verwanbelten fih i 
rothe. Adonis biieb’ nicht in der Gewalt des Orkus 
denn Aphrodite feritt feinetiwegen mit dee furdhtbaren Per 





% 


— und Ins het enbiich den Ausſpruch, RR Abo⸗ 

nid ſechs Monate in der Unterwelt, bie andern ſechs aber 
bei feiner Geliebten. und unter den feligen Göttern -verleben 
folte. Er hatte mit der. Göttinn drei Kinder erzeugt, bie 
er nachließ, nemlich den Golgos, den Erbauer ber Stadt 
gleiche Namens is Kyprus, die Beroe, nachher Die Ges“ 
mahline dei Bakchos, und endlich ben Priapos. 


Der Abonisdienſt war ſehr weit verbreitet. Er hatte 
Tempel gemeinschaftlich "mit. Aphrodite, aber auch allein. 
Ihm zu Ehren wurde jährlich ein Feſt gefeiert, die Abos 
nien, ein Trauer» und Freudenfeft, Trauer um den ges 
tödteten und. Freude über den wiedererflandenen 
Adonis. In Byblos, erzählt Lufian, fah ich den Tempel 
der Venus, wo die Miyiterien ded Adonis begangen wers 
den. Hier nemlich fol Adonis ben Tod durd ben Eber 
gefunden haben. Hier zeigt man einen Fluß, deſſen Waſ⸗ 
ſet zu gewiſſen Zeiten roöthlich gefärbt if. Die Sage 
füreibt Diefe Erfcheinung dem Blute des Adonis zu. Man 
felert das Feſt durch eine allgemeine Landestrauer und lau⸗ 
td Wehflogen. Wenn der Buſen genug zerſchlagen, ges 
nug geheult ift, bringt.man bem-Adonis ein Todtenopfer; 
aber am folgenden Tage herrfcht Freude, weil fie fagen, 
Adonis ſey wieder lebendig geworden. Sie ſcheren ſich die 
Haare ab, wie die Aegypter, menn der Apis geftorben iſt; 


bie Frauenzimmer aber, denen ihre Haare zu fieb find, 


müſſen ſich dafür. in den Tempel der Venus den ganzen 
Zag über den Fremden für, Geld Preis geben, Bon dem 
Erlös wird bey Beuys ein Opfer gebracht, 


Auf dieſt Weiſe wurde das Adonisfeſt in ganz Weſt⸗ 
fd und in Griechenland, ſpäter auch in Aegyten und bes 
fonder in "Mlerdibria gefeiert. Auch im der Bibel ſoll fels 
ver gebdcht fegn da, wo’ vom Thamuth bie Rebe iſt M. 





— 


In Athen wurde dieſes Feſt Ahnlich fo geftlert. Am erſte 
Tage trug man Bildniſſe des Adonis und der Aphrodi 
in Leichenprozeffionen umher, am folgenden herrſchte Freu 
de und allgemeines -Wohlleben. Etwas Eigenes aber_ hai 
ten ‚die Athener an den Adonisgärtchen. In befon 
dern Gefäßen hatten fie ſchnellivachſende Mräuter gefäe 
und die aufgefchoffenen wurden am Adonißfefte herumgı 
. tragen, auch Gefchenfe damit gemacht. Am feierlichfte 
beging das Adonisfeſt die Königinn Arſinoe, Schwefte 
und Gemahlinn des Könige Ptolemäus Philadelphus, wi 
es Theofrit umftändlic erzählt. Wahrſcheinlich wurde de 
Adbonisdienſt damals in Alexandrien, wo ſo viel neue Cul 
te, auffamen, eingeführt, ‚und bie Koͤniginn wollte ih 
durch ihre befondere Theilnahme daran beſonders empfehlen 


| Was zur Erfärung biefed Mythos gefagt werde: 
kann, ift Folgendes? Adonis iſt ohne Zweifel aus der 


Driente nach Griechenland gekommen und wenn der Rd 


hig Kinyras von Kypros, welder Paphos und bei 
Venustempel erbaute, fein Vater genannt wird, fo heif 
das, wie in ähnlichen Fällen, nichts anders, ald daß e 
den Adoniscultus aus Aſſyrien nach Griechenland gebrad 
hat. Adonis wird als ein vrientalifeher Name angenom 
men, als Adon, oder im Ebräiſchen: Adonai, ber Herı 
und, da er auch Kiris und Ao genannt wird, welche 
beide Lichtgott bebeutet, fo fchliept man, Adonis fe 
die Sonne, die Hanpfgottheit der Orientalen und ein 
geweſen mit dem ägyptifchen Dfiris, deſſen Feier’ eben fc 
wie die ded Adonis, begangen wurde, Es giebt dahe 
‚auch von biefem Mythus eins aſtronomiſche und eine phy 
fifche Deutung. In aftronomifcher Beziehung if Aphrodi 
te bie obere, Verfephone die untere Hämisphäre, is bene) 
beiden . die.Sonne wandelt; im phyſiſcher Hinfiche iſt be 
Eher der Winter, der die erzeugende Kraft der Sonn 
hinwegnimmt, bis biefe im Fruͤhlinge aufs neue wiede 
kräftig wird (Adonis wird von der Myrrhe geboren; u 





— 55 — 


yrrhe keim fruͤh im Frühlinge, daher iſt fie die Mutter 
des Sonnengottes; daher die Anfpieluugen: der Adonis⸗ 
gärthen in Athen). Die zwölf Nächte, die Theias mit 
feiner Tochter zubringt, deuten auf die zwölf Monate des 
Jahreskreiſes. Der Eber, als feindliches Prinzip, erfcheint 
anh in andern Religionformen; felbit in Scandinavien 
wird Othin durch einen Eber verwundet, 


Adonis erſcheint alſo in ſeinem ir; ald Sonnens 
gott, aber zugleich auch ald Heros ded Landbaues, als 
Symbol ded Sterbens -und Wiederauflebend ded Samens 
tornd. Er zeigt ſich nicht nur als thätiger, fondern auch 
ald leidender Gott, weßhalb ihm in mehrern Stellen beide 
Gefchlechter zugefchrieben werden. Daher kam es auch, 
daß die Feier des männlichen Gottes in weihlichem Chas 
ralter gehalten wurbe; man wählte meiftens Pflanzenſym⸗ 
bole und die Weiber Hagten zu weichen Zlötentönen. Im 
Driente war dabei die Trauer vorherrſchend, dem tiefern 
Sinne des Morgenländers gemäs, in Griechenland liebte 
man mehr das Heitere und es ſind ſehr hedeutende Anzei⸗ 
gen da, daß eben deßhalb der Adoniscult bei den Griechen 
zuerſt nicht ohne Mühe angenommen und durch den Volks⸗ 
charakter bedeutend verändert worden ift. 





Religion und Eultus Der Indier. 


Nahe verwandt mit dem Parfidmus und wo nicht aus 
ihm, doch unftreitig aus einer Quelle mit ihm entfprungen 
iſt die Religion der Indier, der Hindu, welche von 
Einigen, mit. Ueberſchätzung, ald das reinſte und vollfome 
meufte Religionfyftem gepriefen wird. Wahr ift es, daß 
in den heiligen Schriften der Hindu fehr herrliche und 
teinvermänftige Anfichten über religidfe Gegenflände ausge 
brachen find, aber es iſt dagegen eben fo wenig zu lalge 
en, daß die. Verirrungen des Geiſtes in Beziehung auf 


— 66 — 
dreitglon und ‚bie von ihr ausgehende Situichteit taum bei 
irgend einem Volle ſo weit gegangen ſind, als bei dieſem. 


Nach den Schriften der Hindu giebt es ein ewiges 
Urweſen, welches als Schöpfer und Erhalter der Welt zu 
perehren iſt. Es heißt Bram, Brama, Brimha, 


—Bruma, auch Parabrama, d. h. die Selbſtſtändig— 


keit, das große Eine, das Allweiſeſte, und wird 
genannt: der Unbeſchreibliche, der durch ſich ſelbſt 
Seyende, der Anfangloſe, der Unendliche, der 
fich ſelbſt Gleiche und mit vielen andern, das Ewige 
bezeichnenden, Namen, ſein Spmbol aber iſt die nach allen 
Seiten in ſich ſelbſt geſchloſſene Sphäre; er beherrſcht die 
Welt und regiert ſie nach ewig vorausbeſtimmten, unwan⸗ 
delbaren Geſetzen. Dabei ſtellten ihre Weiſen den Grunds 
Tag auf: Forſche niht nad über das Wefen und 
bie Ratur des Emwigen, noch über die Geſetze, 

nad welchen ‚er regiert; beides ift eitel und 
frafbar. Es iſt genug, daß du jeden Tag und 

. jede. Nadıt feine Weisheit, Macht und Güte in 
feinen Werten ſchaueſt! Das ſey dir Heill 
Blüdlih, wenn das Volk diefe Belehrungen hätte faflen 
und befolgen Fönnen; aber dazu war bie Zeit nicht reif, 
Meife und Unmeife, Gelehrte und Ungelehrte forfchten und 
dachten und phantaſirten über Gott und die Welt, über 
bie Entſtehung, die Regierung, die Vollendung ber letz⸗ 
tern; und Geſcheites und Ungeſcheites, Achtungwürdiges 
und Albernes, Höoͤchſtſcharfſi inniges und Santa Fam nad) 
‚und nad) zum Borfchein, 


- Wir beginnen mit den Philofophemen über die Gchd 
— „ von welchen das vorzüglichſte ungefähr folgenden 
Inhalt hat: Der Ewige, im Auſchauen feined eigenen 
Eepns verſunken, entſchloß fich in ber Fülle ber Zeit, fer 
ne Herrlichleit andern Weſen ‚mitzutheilen, bie ber Theil⸗ 
nahme an feiner Seligkeit und des Dienſtes feiner Herr⸗ 
lichkeit fähig wären. Gr bildete nun dieſe Weſen zum 


N EN 


2 — 67 — 585 


Zul aus feiner eigenen Ratur, faͤhig ber Bolkfoninenieke; | 
aber. mit Kräften ber Unvollkominenheit, ‚beides abhängig 
von ihrer freien Wahl. Zuerſt fchuf er Brama *), 
Viſchnu und Schiwa, dann Moifafur und bie 
Schaaren himmliſcher Geifter. Brama.war ber oberfid 
Megent aller Exrfchaffenen, Bifhnu und Sſchi wa feine 
Gehilfen. Die übrigen Geifter theilte ee in Ordnungen und 
gab jeder ihr Oberhaupt. Moifafur war das Haupt 
ber erften Ordnung und ber Kührer bes himmliſchen Ges 
ſangs zum Preife bes Schoͤpfers und feines: Erftgefchaffes 
nen, Brama. Aber nach taufend und abermahl taufend 
Gwigfeiten, in. Kreube und Friede zugebracht, erfülteNeib ' 
und Eiferfucht das Herz Moiſafurs und andere Oben 
häupter der Geifter. Sie vergaßen ber erhaltenen Wohle 
thaten amd ihrer Pflichten, verfagten dem Ewigen den Ges 
herfam und Brama, Wiſchnu und Schiwa die Unterwers 
fung, und wollten felbft herrfchen, und indem fle ihre bös 
fen Gedanfen unter den himmlifchen Heerfchaaren 2. 
teten, verführten fie Laufende berfelben zum Abfall, Da 

ergriffen Schmerz und Befümmerniß bie getreu gebliebenen 
Geitter und zum erfien Mahle ward Sammer im Himmel. 
Der Ewige, der Alled vorher weiß, nur nicht die Hands 
lmgen ber von ihm freigefchaffenen Weſen, fah mit Kum—⸗ 
mer und Zorn den Abfall der Geifter, doch, noch im 
Zorn vol Erbarmen, befahl er Brama und Wifchnu, fie 
durch Ueberredung zu ihrer Pflicht zurückzuführen ; aber 
fe verharrten in ihrem Ungehorfam. Run befahl er Schi⸗ 
wa, gegen fle auszuziehen, fie aus dem Himmel gu verfas 
gen und in bie. Tiefe der Finfterniß (Onderah) hinabzus 
kürzen, wo fie zu unaufhörlichem Sammer verurtheilt ſeyn 
ſollten. Während fle'nun eine Ewigkeit feufzten, hörten 
bie Himmliſchen wicht anf, m fie zu dem Ewigen zu fle⸗ 





9 Brama, als Emanation des Bram, iſt männtidhen Ge: 
ſalegu — dieſes ſelder ein Meutrum iR. 


FH 


; — 
E=} 58 EEE 


heun. Cdiich lies ie; dieſer erweichen uud ie Heffuung 


Daß fie. Buße thun würden, ‚fie aus ber Onderah befreien 
und in einen Zufland der Buße verfeßen, in welchem fi 


fähig- ſeyn follten, ihre Rettung und Wieberbefeligung zu 


bewirken. Dabei übergab er die Negierung bed Himmeli 
er Drama, zog fich in ſich felbft zurüd und wurde allen 
bimmlifchen Schaaren unfihtbar anf 5000 Jahre. An 
Ende berielben erſchien er wieder auf dem Thron feine 
Serrlichleit und frohe Lobgefänge erfüllten den Himmel 
Ale Alles fchwieg, fprady der Ewige: Es werbe bai 
Univerfum der fünfzehn Regionen der Strafe 
käuterung und Reinigung, zur Wohnung fi 
Die ungehorfamen Götter! Und ed gefchah alfo. — 
So entfiand Die Koͤrperwelt. Nun, fährt der Mythoi 
fort, zu ſchildern, wie der Ewige den Wifchnu befohler 





habe, bie Gefallenen: aus der Onderah zu befreien und fü 
‚ ia: die unterfie der 15 Regionen der Strafe zu verfegen: 


— wie ee Korper gebildet habe, in welche die Geiſter, alı 


in Kerker, eingeſchloſſen und der natürlichen Uebeln, dieſ 


. Körper ſelber aber der Beränderung, dem Verfall, de 
Aod und ber Erneuerung unterworfen ſeyn follten. I 


Dielen verfshiebenen Körpern follten fie 80 Wanderungen 


vollbringen, dann in ben geheiligten Körper der Gho 


£der Kuh) und aus biefem in den menfchlihen Kürpe 
übergehen. In diefem follten fle die freiheit des Geifei 


‚haben, welche fie bei ihrer eriien Schöpfung erhalten hat 


ten, und bie höchfte Stufe der Prüfung und Bewährung 


erreichen. Die Kuh fol für heilig ‚gehalten werden, wei 


ſie ben gefallenen Geiftern eine neue Jiebliche Rahrung ge 


ben. und einen Theil ihrer Arbeisen erleichtern würde. Gi 
folle nicht geſchlachtet, nicht gegeffen werben, wie überhaup 
kein Fleiſch irgend eines ſterblichen Körpers, bie Wohnun— 
eines unſterblichen Geiſtes. Die Nahrung beſtehe in dei 


Milch der Kuh und. in den Früchten ber Erde: denn bi 


ſterblichen Körper feyen das Werk der Hand des Ewigen 


J darum ſoll man ſie nicht zerſtoͤren, feudern ihrem natürli 


N 


a 


hen Berfalle aberlaſſen. Wer von. — 
ſtern fie vorfäglich zerſtͤre, deffen widerſpenſtige Secle ſel 

Schiwa in die Onderah hinabſtürzen, um die 89 Wanbes 
ungen von vorn, zu beginnen. Wer eb jedoch wage . 


wirbe, ſich von dem fterblichen Körper ſelber zu befreien, 


den ſol Schiwa auf immer in ‚bie Onterah flürzen umb 


Ye Wohlthat der Länterung ſoll ihm nie wieder zu Theil 


werden, Wenn aber bie Geiſter in ben Kärvern der Mens 
(hen durch Rene und gute Werke die Gnade des Ewigen 
ewurben, fol fie Wiſchnn an feinen Bufen nehmen umb 


fe in die zweite Region ber Läuterung, von biefer.in 


dritte, bis zur achten bringen. Dann follen die Strafen 
aufhören und bie Geifter in bie neumte Region, als bie 
erfte der Reinigung gelangen. Wurde aber der ungehow 


ſame Geift im Meufchentörper die Gnade ded Ewigen 


nicht benägen, fo foll Schiwa ihn wieder in die Onderah 
bringen und. darauf die acht Regionen der eänterung wie 
der beginnen laſſen. 

Eien dieſem Mythos zufolge bat der Zwige ſeine 
Grade gegen die widerfpenfligen Geiſter auf einen gewiß 
ſen Zeitraum feftgefegt, ben er in 4 Weltperioden (Jug) 
äutheilte In der erften fol die Zeit der Prüfung im Kör⸗ 
ver des Menſchen 100000 Jahre dauern, im ber zweite 


16000 Jahre, in der dritten 1000 und in ber vierten 100 


Jahre. Wenn einer ber ‘gefallenen Beiiter am Ende bier 
ſes Zeitraumes nicht in die erfte Region der Reinigung ger 
langt iſt, fo ſtuͤrzt ihn Schiwa in die Onderah auf ewigs 
die acht Regionen ber Länterung aber hören auf, Wilchnz 
erhält noch einige Zeit die fieben Regionen der Reinigung, 
bis die Geiſter, die (ich die Gnade Brama’s erworben das 
ben, von ihrer Glinde gereinigt find, ‚dann vertilgt Schiwa 
auch die ſſeben Regionen der Reinigung. Auch Moifafur 


und die andern Dberhänpter ber gefallenen - Geiſter find 


niht von der Gnäde bed Ewigen ausgefchloffen, aber weil 
fe nach Macht geduͤrſtet ‚haben, fo Hub ihre Kräfte. bes 


\ 


— 60 — m 
Möfen ermieitent and: ed fichet ihnen frei, die acht Regie⸗ 
: wen Der Laͤnterung zu durchwandern und bie gefallenen 
.  Geifier. ſollen denfelben Berfuchungen andgefett feye, wel⸗ 
che fie zuerſt zur: Empörung reizten. Die erweiterte Macht 
gum Boͤſen iſt für dieſe Geiſter eine Quelle deſto größerer 
Serfhulsung uud Strafe und der. Widerſtand derer, die 
werfucht werden, die Probe der Aufrichtigkeit ihrer Reue 
Doch hat:.ber: Allerbargende auf das Flehen der- treuen 
 Mimmlifchen Geiſter genehmigt, daß diefe gelegenheitlich in 
‚Die. acht Regionen hinabfteigen und in Menfchengeflalt 
Durch: Rath, Beiſpiel und Warnung die Geifter gegen bie 
fernern Verſuchungen Moifafurd und feiner Genofien 
Fchützen. Brama, dem die Bollziehung dieſes Beſchlaſſes 
Bed Ewigen übertragen war, berichtete, nachdem er vollen, 





det hatte, daß bie gefallenen Geifter, indem fie einzogen 


-  durdie flerblichen Körper, über dad Erbarmen des Ewigen 
rohlockten und ihre Rene an den Tag legten. 


Allerdings, hat biefe Darftellung bei ihrer. offenbare 
Nalvitat etwas. Erhabened, welches und um To ihr er 
greifen muß, menn wire. annehmen, — was allerdings bes 

- gründet. zu ſeyn -fcheint,. — daß fie.eined der älteften Denl⸗ 
able bed Merſchengeiſtes iſt. Beſonders anſprechend ik 
die darin verſuchte Arllärung von der Entſtehung Des Ye 
beols in der Welt, weiche würdiger iſt, als die im Parſls⸗ 
ms enthaltene; ‚uch melcher das Boͤſe einem Urheber zw 
veſchrieben wird, der ebru ſo mächtig iſt, wie ber des G 
ten. Daß übrigens der Mythos ein offenbares Aue 
der erften kindlichen Weltanficht fey, geht barand hervor, 
daß ſich ber. Urheber berfelben. bie Erde ald eine uncrmeß⸗ 
liche Scheibe. denkt, ‚bie achte vom unten herauf, Aber ders 
feiben find’ noch fieben, yon da aber geht ed in Brama’s 
"Sig, in den Himmel; wiewohl ihn andere fo erflären, 
daß fie fagen, die untern fieben Regionen find Die werfchie 
‚Denen Geltakten der lebloſen, halb» und ganzlebenden Ge 
ſchopfe, Aurch welche, bie. gefallenen Geiſter hinaufſteigen 


— 6 — | ’ 
miſſen, bid in bie Quh und von da zum: Menfchen. Daum 
find die-fieben obern Regionen, die Planeten, in weiches 
bie Geiſter ſchon über. ben Rückfall zur Sünde erhaben 
find, „Wegen ber Achnlichkeit dieſes Mythos mit der auch 
in bad‘ Ehriftenthum aufgenommenen Borfiefäug vos dem 
Abfalle eines Theild Der ‚Engel wub von. ben Verſuchnv⸗ 
gen, welchen ber Menfck durch die auf Erben umherfhmeie 
fenben böfen Geiſter ausgefetzt ik, hat man früher behans 
pen wollen, bie Neligien ber Indier fey ein verdorbenes 
Chriſtenthum; allein neuere und genauere Forſchungen bes 
Rätigen vielmehr, daß das Ghriftenthum mit indifchen unh 
andern morgenländifchen Religionphilofophemen und Phase 
tafieen vermifcht worden iſt. So ift namentlich die trauri⸗ 
ge Borftellung , die eine Zeit lang im Ehriſtenthum fich gel⸗ 
imd machte, »daß der Körper nur ber Kerler der 
Seele, fey, den fie zu ihrer Strafe bewohnen 
mäffe,” offenbar ein Kind biefed alten Philofophemd, 
das, wie erfichtlich ift, auch die Grumbdiber ber: fo weit 

breitete Lehre von ber Seelenwanderung enthält. 


Die dee des ewigen Gottes, wie fie in dem. Mythus 
aubgefprochen ift, laͤßt feine Abbildung zu, nirgends findet 
nan daher in Indien ein. Bild des ewigen Gottes, daher 
auch feinen Altar, oder Tempel desſelben. Man hielt ſich 
an die dreifache überall im Univerſum bemerkte Kraftäuſ⸗ 
frung desſelben, der Schöpfung, Erhaltung und 
zerſtsörung und perfonifizirte diefe als Brama, Wifdw 
uud Schiwa. Diefe Trimnrti (Dreieinigkeit) ſtell⸗ 
e den Bolfe den Unendlichen im Zuftande feiner Offenba⸗ 
rg und Wirkfamfeit dar, wie er finnlichen Meuſchen er - 
Imbar iſt. Spätere Zeiten brachten mit fich,. aß man 
inter jedem dieſer drei Ramen die höchſte Gottheit ſelber 
ih dachte und daß ſich Sekten bildeten, von. welchen eine 
Ye andere zu verbräugen ſuchte und wirklich verbrängte‘ 
daher iſt die Rede in Indien von Bramas,. Wiſchnu⸗ 
md Schiwa⸗Verehzrernz aber Drama kat laͤugſt we⸗ 


— 


64. 


voten jene drei Krufte, ſchuſen fe die Eubſtbewegung 
der Materie und hieran bildeten ſich Die Elemente: Yes 
ner Luft, Wafer, Beuer , Erde. 


Wieder andere erjählen bie Be das (heil. Religions 
Bäder) die Hervorbringung der Welt. Zuerft, heißt es 
Ra, war dad Allgemeine (das Prinzip aller Dinge). Es 
woltte ſich felbft offenbaren, und es erfchien ein Ei. Dies 
fes wurde nach Verlauf eined Jahres zerfpalten, die eine 
Hüfte der Schale war Bold, die andere Silber (Himmel 
und. Erde). Aus dem Theile bed Eies, worin das Junge 
enthalten war, wurden die Berge, aus dem dünnen Häuts 
hen, das jenes umfchloß, die Wolfen. und der Blig, aus 
den Adern bie Meere, aus ber Feuchtigkeit der Ozean, 
das Zunge aber felber, das hervorkam, iſt die Sonne. 
Diele verbreitete Wärme über die Erde, durch welche füch 
alle pegetabilifchen und animaliſchen Geſchöpfe entwickelten. 


= Noch verdient eine Darſtellung der Schoͤpfung einige 
— —— welche man in dem Bagavadam findet. 
‚Sn. biefer erfcheint Wiſchnu als das höchfte Wefen, woher 
man ſchließen kann, daß fie aus einer Zeit oder aus einem 
Volke ift, wo die Sekte des Wifchnt die ded Brama bes 
reits überboten hatte. In der Fülle der Beit,, fo beginnt 
biefe Dichtung, Tag das Weltall noch im Schooße des 
Wiſchnu, der auf der Weltfchlange Adiffefchen, An an⸗ 
ben cohne Ende?), im Milchmeer ruhete. Nach taufend 
. göttlichen. Jahren entichloß er ſich zu ſchaffen und aus ſei⸗ 
‚en Willen warb das Verhängniß, das Prinzip der Er⸗ 
‚Schaffung, Erhaltung und Zerftörung. Durch dasſelbe 
wachs and dem Mabel des Wifchnu eine Totospflanze, in | 
deren Blume, als fie fich durch Bihnws Strahlen er⸗ 
Ichloß, Brama.mit vier Geſichtern erſchaffen wurde, Dies | 
fer wünfshte das Geheimniß feines Urſprungs zu erfor⸗ 
ſchen und wandelte lang in dem hohlen ‚Stengel ber Bw 


we sumher ,. aber vergedlich. Da _ Pi zu dem Schöpfer 
und | 


! 


6 — a 

und hörte darauf eine Stimme, welche Ahm Büßung,. na 
befahl; biefe verrichtete. ex tauſend göttfihe Jahre, lang. 
Als nun dadurch ſeine Weisheit und Kraft vermehrt. OLE 
den war, trank er die. Waffer bes ‚Meeres, in ‚welchen 
bie Welt verfammelt Tag, und. ſah diefe nun aus, beim 
Waſſer hervorſteigen. So ſchuf er Berge, Paume, Pflan⸗ 
zen, Götter, Menſchen, Rieſen und KChlere. Während 
diefer Beichäftigung empfand ex Bewegungen einer ynarg 
deutlichen Leidenschaft, wodurch fündige Weſen entitanden. 
Aber fogleich betete er reuevoll zu Gott und ſchuf vier tits 
genbhafte Weſen, benen er. befahl, die Menſchen heyvor⸗ 
jubringen, aber fie. thaten das nicht, fondern übexlieſſen 
ſich dem beſchaulichen Leben. Hierüber erzürnt ließ Brama 
aus feiner Stine den Ruthra hervorgehen und, befahl 
tim, in Sonne, Mond, Wind, Teuer, Raum, „Exhey 
Waſſer, im Leben, in. der Buße Im Herzen und in den 
Sinnen zu wohnen. Sogleich erſchien er unter eilf en 
fialten, ‚welche eine Menge ‚Gefchöpfe ind Dafeyn riefen, 
die jedoch bald lafterhaft wurben., bis fie, yon Brama era 
innert, Buße thaten. Nun ſchuf Brama Weſen, die allg. 
Tugenden ‘hatten, zuerft die neun Bramen,, dann dje Tu⸗ 
‚gend, das Laſter, die Liebe, den Zorn ‚ ben Geiz, , ‚die 
Wiſſenſchaft u. ſ. w. In dieſe ‚kelere, die Saraswa⸗ 
ti, verliebte er ſi ch und umarınte ſie; darüber tadelten ihn 
die neun Bramen und er verließ den Körper, ber ihn dar 
zu verleitet hatte. Endlich ſchuf er zur Bevbllerung her 
Erde Mann. und. Weib. Nadiher, ‚mechfelte,. ex. noch. „off 
den Körper, und brachte in jedem derſelben neue Schoͤ⸗ 
pfungen hervor. Aber die Gefchöpfe eutſprachen nicht ale 
feinen ‚Erwartungen und Abſichten, und im Zorn darüher 
zitterten einige feiner Haare, woduxch bie Bewegung. ‚de 
Zeiten hervorgebracht wurde. Dieß erfüllte, ihn mit Gew 
be und biefe Freude war wieder — —— ee SR 

Wenn auch alle diefe Mythen verſchieden fiud,, fo fü 
ben fie, doch alle wieber ‚mehre Dante, ‚in melden | fle zue - 

1. Band. 


* 


— 


66 — 


ſommenſtimmen. Der — Gott mit dem ſchoͤpferiſchen 
»Werde,“ ber göttliche Geiſt, der Auf dem Waſſer ſchwebt, 
das Waſſer, als die Mutter aller Dinge, das Weltei, die 
verſchiedenen Himmel, ‚ der goͤttliche, reine Aether, die fruͤh⸗ 
zeborne Sonne, die Waſſer oben und unten, find Vor 


£ ftellungen, welche über das ganze Alterthum ſich verbreis 
Im und nur nach Sitten und Gewohnheiten ber Volker 


ünb. Tage uud Eine ber ‚tänbet ven erſcheinen. 





2 * 
e > 


N Die heiligen —— der Hindn, ans welchen dieſe 


> Räthrichten genommen find, heißen im Allgemeinen Sa⸗ 


ſtraes. Es iſt jedoch ein bedeutender‘ Unterſchied in Hin⸗ 
ſicht bes Werth unter ihnen. Der höchfte Rang‘ Bine 


zugeſchrieben 
dem Veda, — J 


dbet, in ber ‚Mehrzahl auögebrätft, ben Vedas. Dieſes 
Wort bezeichnet im Allgemeinen und im weitern "Sinne 
826Gsttliche Lehre, Befeg, Norm und Anorbrung,” 
im engern Aber: eine folhe Sammlung, die durch Brama 
ſelber verfaßt oder wenigſtens offenbart iſt. Der Veda be⸗ 


ſteht aus vier Theilen, aus vier Vedas, wovon jedoch nur 


drrei dem Brama zugeſchrieben werden konnen da der vier⸗ 


fe, Atharveda genannt, ‚offenbar‘ ein Erzeugniß des 
Schiwaismus iſt. Jeder Veda enthäft eine Anzahl einzels 
ner Stücke und Abſchnitte, welche nach ihreit Inhalte ent, 


weder Sanhitasıder Braman a's helßen. Die Sanm⸗ 


hiras find Hymnen, Gebete, Anrufungen und heilige 


Ausfprüce,. oder M antra's, , und dieſe ſind dem Brama, 
den Koͤnigen, den Weiſen und Heiligen der Vorzeit Ri⸗ 


ſchos, dv. Riſ chveda), den Seelen ber Verſtorbenen ge⸗ 


weihet. Einige werden geſungen, andere geleſen. Die 
Bramana's enthalten itheils Vorſchriften religioſer und. 


moraliſcher Pflichten, theils Abhandlungen. von der göftlis 


chen Wiſſenſchaft des Weſens der Weſen. Diefe letztern 
ae den Ramen Upaniſchadas. Sie Ace nicht 


se 0 


aut Kefaltate des Nachdenkene über Gott und die Welt, 
ſondern zeigen auch das theils nothwendige, theils freie 
Verfahren des menſchlichen Geiſtes dabei. Sie find oͤfters 
wit. Sanhita's verbunden, ober gehen am Ende in ſolche 
über, weßhalb man nicht immer im Stande ift, bie eins 
zelnen Stüde ber Bebas genau von einander abzufondern. 
Nach ben Gefegen ded. Menu find die Vedasden heiligen 
Meifen der. Vorzeit, den Gottheiten und dem menſchlichen 
Geſchlechte ein Auge, welches immer Licht giebt, welches 
nicht durch menfchliche Kraft hervorgebracht wurde und 
befwegen auch von der menfchlichen Vernunft nicht gewürs ' - 
digt werben fan. Nur durch bie Vedas wird die wahre 
Keuntniß von dem einzigen höchften Wefen gegeben, durch 
die man die Unfterblichkeit erlangt. Darum erheben auch 
die Verordnungen des Menu das Studium berfelben zu eis 
‚ nem großen Saframente, und zwar zu dem erſten und 
wichtigſten. 

Aber nicht my. die Vedas, ſondern auch bie andern 
Safras follen durch EEG; der. EN gegeben 
ſeyn; zunaͤchſt 

die Angas, oder Bebangas. Ä F 
Diefe enthalten Aiuseinanderſebungen der gottesdienſtlichen 
Uebungen und Handlungen, aber auch Sprachlehre und 
Proſodie, heilige Ausſprüche zu Zauberformeln, Aſtrono⸗ 
mie und Zeitxechnung, und Erklärung. dunkler Worte und 
Ausdrücke der Vedas. Die Verfaſſer derſelben waren Mu . 
are, oder. Burn Eingebung begeifterte- Heiligie. 


Die Werke der Nyaya⸗ und Mimanſaphitoſe, 
phi e, 227 
die ſehr alt find und fi ch auf die Bedas begiehen, die 
Bücher der RNyaya⸗ Philoſophie befhäftigen fi fih hauptſach⸗ 
lich damit, den Sinn der einzelnen Städe bed Bebg,. ben 
Unterfihied zwiſchen Recht und Unrecht u. ‚dgl. zu zeigen; 
di der Mimanſa⸗ Philoſophie de; zu zeigen , duch, wels 


— 68 — 
che Mittel ſich die Seele m ihrem erften Princip echeben 
kann, welche Handlungen rein und untein find, welche 
 Gegenftände man verlangen oder vermeiden fol, und 
welche Begriffe man ſich von der Natur des Weſens ber 
Weſen zu machen habe. Der Urheber dieſer Schriften 
heißt Vpraha, oder Sammler; es iſt jedoch wahrſchein⸗ 
lich, daß es nicht eine einzelne Perſon war, welche die 
Mimanſaſchriften ſammelte, ſondern daß dieſe Sainmlung 
eine ganze Epoche der Samskritliteratur umfaßt, und zwar 
die, in welcher die heiligen Schriften des Wiſchnuismus 
abgefaßt und geſammelt ſind. Wir begnügen uns, eine 
einzige Stelle aus der Nyaya hier anzuführen, um ihren 
Inhalt mit dem zu vergleichen, was oben aus dem Veda 
angeführt iſt: Die vier groöbern Elemente der Subſtanz: 
Erde, Waſſer, Feuer und Luft kommen unter den 
. unmittelbaren Begriff unfrer förperlichen Sinne; Akaſch 
aber, Zeit, Raum, Seele und Geift unter die ab⸗ 
ſtrakte Kenntniß. Die fünf legtern müffen nothwendig von 
Emigfeit her vorhanden feyn. Der Geiſt, welchem der 
. Berftand ber Thiere entfpricht, muß ein von ihnen ‚gänzs 
lich verfchiedened Prinzip ſeyn; denn die Erfahrung zeigt, 
daß der Verſtand nicht von der Organiſation und Lebens⸗ 
bewegung allein herrühren kann. Sein Urquell iſt die gro⸗ 
"Be Seele, Bram⸗Atma, welche iſt unkörperlich, einzig, 
unſichtbar, ewig und untheilbar, und im Beſitze der. Als 


wiſſenheit, der Ruhe, des Willens, ind der Madıt. "Die 


‚Seele, ober Lebensſeele, Dſchiw⸗-Atma, iſt ein feines, 
alle Dinge durchdringendes Element, weldjed folgende Eis 
genfchaften beſitzt: Die Zahl, das Maß, . die Bewegung, 
die Ausdehnung, bie Zuſammenziehung, die Theilbarkeit, 
bie Empfindung, das Vergnügen, ben Schmerz, das Bes 
gehren, das Verabſcheuen, den Zufall und die ‚Kraft. Die 
große Seele muß von der Rebengfeele- verfchieden- ſeyn, weil 
ſie unmöglich den Neigungen und Leidenfchaften des menſch⸗ 
lichen Gemuͤths unterworfen ſeyn, noch eine Neigung zum 
Boͤſen haben kann. Dieſe, wie jene, fommen. ‚Allein von 


— 6 <a “ 
ber Bebenffeele ber., denn diefe iſt ein — und 


begehrendes, niemahld zu befriedigendes Prinzip, die gro⸗ | 


fe Seele dagegen begehrt nur Güte und bleibt in ewiger 
Ruhe. Auch ‚Zeit und Raum find unendlich, weil fie nothe 
wendig da geweſen ſeyn müflen, fo lange etwas vorhan⸗ 
den iſt. Ülafch endlich ift ein feined und reines ben lee» 
ven. Raum erfüllendes Element, beftehend aus Größen, 
oder Purman's, welde unendlich Elein und untheilbar 
aber beftändig find, weil die große Seele, obgleich fie 
gänzlich ihrem Wohlgefallen unterworfen find, fie doch wer 


./ 


I) 


gen ber Liebe, die fie zu ihnen hat, und wegen ber Nothe 


wendigfeit ihred Daſeyns, weder heroorbringen, noch vers 
nichten fan. Wie viel Richtiges, der reinften Vernunft 
Entfprechendes enthalten dieſe Säge! 


Ehen fo fchön iſt folgendes Fragment aus der Mir 


manfa: Nicht Brama iſt eigentlih der Schöpfer ber 
Welt; denn er ift nicht unabhängig von bem göttlichen 
Beweger, welcher ift das große urfprängliche Weſen und 
der wahre Schöpfer aller Dinge. Brama if nur ein 


Werkzeug des großen Willens, und ein‘ ‚Theil feined We⸗ 


ſens, den er hervorrief, um ſeine ewigen Abſichten auszu⸗ 
führen. Das große, urſprüngliche Weſen tft über alle 
Borftelung erhaben; denn ed ift ohne Materie und Ges 
ftalt und alfo unſichtbar; aber aud feinen fihtbaren 
Werken fann man ben Schluß madhen, daß es 
ift ewig, allmädıtig, len und allgegens 
wärtig. 


Diefer Stelle fehr ähnlich, aur finnlicher dargeſtellt, 
iſt eine andere: Atri, einer von den Altvätern, begab ſich 


in die Einſamkeit und übte ſtrenge Büßung, indem er ſich 


einzig von Wind. nährte und Tag und Radıt der Wittes 
tung auögefegt war. Eined Tages betete er fehr eifrig, 
daß fih Gott ihm offenbaren mögte. Da loderte eine 
Flamme aus feinem Scheitel auf und alle Götter erſchra⸗ 


fen darüber und. flohen. Brama aber, Wiſchnu und. 


dV 


ES 


\ 


— 710° 
Sciwa erſchtenen ihm. Er warf ſich nun vor ihnen nie⸗ 


der und ſagte: »Wiſſet, ich erkenne nur einen 


⸗ 


Gott; gebet mir alſo zu erkennen, weicher von 
euch ber wahre Gott fey, daß ich ihn allein an⸗ 


bete.” Die Götter antworteten ihm: »Lerne, Büßer, 
daß es zwiſchen ung feine Verſchiedenheit giebt; 


was dir als ſolche erfcheint, if. nur Talfhung. 


Das ewige Weſen zeigt fih durch Schöpfung, 


Erhaltung und Zerfiöruing unter dreierlei For 
men; allein ed ift Eind. Sich zu einer diefer 
Formen wenden, ift fo viel, als fih zu allen 
wenden, das ift, zum einzigen höchſten Gott. 
Wer dieß Geheimniß weiß und feine Pflichten 
erfüllt, deffen Gebete werden erhöret werden. 


Atri, du wirft Kinder haben, bie Theile unfers 


Weſens find.” In der That gebar die Gattinn des, Atri 
brei Söhne, von denen der eine aus dem Weſen Brama’g, 


der zweite aus dem Schiwa's und ber dritte aus Wifch- 


nu's entflanden war. Bon Atri flammen auch andere bes 
rühmte Gefchlechter au Genien und anderer wuns 
berbarer Wefen. 


. Die Verordnungen des Menu 


oder ber Inbegriff ber veligiöfen und bürgerlichen Pfliche 


ten wurden, wie fie felber fagen, abgefaßt.von dem erften 


- Menu, genannt Suayambhuwa, und aus bem Munde 
desſelben befannt gemacht von Brigu, einem der zehn 


Altväter und heiligen Weiſen. Unter Menu verſtehet man 
indeſſen wieder nicht, eine Perſon, ſondern ein Zeitalter. 


| Man finder in diefen Büchern ausführlich dargeftellt: Die 


Grfchaffung dieſes Ganzen; Unterricht, Erziehung und 


‚ Pflichten eines Schülers der Gotteskunde; die Gefege ber 


Che und die hochzeitlichen Gebräuche;, die Verordnungen 


für die großen Sacramente; die verſchiedene Weiſe, Les 


bendunterhalt zu erwerben und die Pflichten der Familien⸗ 


. väter; bie Borfchriften wegen erlaubter und verbotener 


— 


⸗ 


ee 711 _ u 
— auch wegen ber. Reinigung der Perſonen 


und Gefäße;.die Geſetze, welche bie Weiber betreffen; die 


Andachtsübungen der Eremiten, welche auf endliche Selig⸗ 
keit bedacht find; die ſaäͤmtlichen Pflichten eines Königs; 
die Geſetze, welche ſich auf rechtliche Beilegung der Strei⸗ 
tigktiten, Zeugen und Verhör, Mann und Weib und die 
Erbfchaften hegiehen z die Berbote des Spield und bie Stras 
fen der Verbrecher; die verfchiedenen, aus breierlei Bers 
gehuugen entfpringenden Seelenwanberungen in biefem 
Weltall, und: endlich die Wonne, nn au —— 
gen folgt. 


Dieſes Geſetzbuch, von a bie Hinde- nur mie 
der heiligfien Verehrung reden, {ft nad) bem Urtheife eis 
ned nenern Forſchers von allen indifchen Werken das äls 
teſte, echtefte und ficherfte. Es iſt,“ fagt er, "ein Ges 
ſetzbuch, aber, nach Art des Alterthums, das ganze Leben 
umfaſſend, Affo zugleich ein vollſtändiges Sittenbuch und 
Sittengemählde, dichteriſche Lehre von Gott und den Gei⸗ 
ſtern, der Entſtehung der Welt und des Menſchen. Wie 
bei den Griechen in der älteſten Zeit, ehe noch die Proſa 
entſtanden war, Erzählungen, Sprüche, Geſetze und was 
ſonſt aufbewahrt, werden follte, oft mit geringem, oder . 
gar ohne allen bichterifchen Schmud, in Verſen abgefaßt 
wurden, fo. ift auch dieſes indifche Geſetzbuch in dem ältes 
Ren, dort Äblichen, fehr einfachen Versmaß und Distichen 
abgefaßt. Manche Sprüche find ſinnreich, andere Stellen 
bichterifchfchön und erhaben. 


Der Name Meuu ſtehet, abrigens auch noch mit der | 
myftifchen Zeitrechnung der Indier im enger Berbindung, 
indem die Wenfchwerbungen (Awatars) der Gottheit nach 
den vier Beitaltern abnehmen, fo daß beren vier in 
daB erfte, drei in das zweite, zwei in das dritte und eine, 
die erft noch kommen foll, in das vierte fallen. Diefe vier 
Zeitalter faffen die ungeheure Summe von 432000 Jahren 
in ſich. BER man ae Summe mit 72, fo bat 


J 


— die drenlerungzelr eines Menn, derrn 14 nur Einen 
Ta des Bram ausmachen. ' Seit Erfchaffung der Welt 
find fünfzig folcher Tage bereits verfloffen. Hierin liegt 
wohl: nichts anders, als das fruchtloſe Streben, Zeit und 
Ewigleir in eine Gleichung zu bringen, wiewohl auch da⸗ 
bee ſehr wahrſcheinlich iſt, daß ber ganzen Berechnung 
aſtronomiſche Verhaͤltniſſe zum Grunde liegen:; über welche 
wir indeſſen keine Aufklhrung haben. Der ſiebente Menu, 
der Geſetzgeber Indiens, ſagen die Braminen, war ein 
Wäauywaswata (ein Sonnenſohn), und: zu feiner Zeit 
ereignete fich Die große Ueberfchwenmung, melde in 
dem Bhagawat ausſführlich gefchildert: wird. Dabei foll 
die „Hauptperfon Nuh Roah 9) geheißen haben. Einige 
behannten auch, Menu ſey der Name des Noah, Me 
der, beitimmte Artifel und Nu der Name. Menu hatte drei 
Söhne: Sherma, Charma und Snapeti, welches bie 
biſiſchen RN Sem, ‚Ham. und. Saphet fon chen: 


. .n » .. . 4 ’ .? 
® 
... . * 4— * 


2 Sie Puranas, 
‚welche, wörtlich überfegt, Gef chichten bebeuten, fi ind 


f Lehrbficher, welche zum Unterricht in den Braminenfchulen 


heſtimmt, in hiſtoriſchem Zuſammenhange kurze Darſtellun⸗ 
gen des in den übrigen. heiligen Schriften. ausgeſprochenen 
und begründeten Glaubens und Wiſſens enthalten, unter⸗ 
miſcht und belegt mit Auszügen und Bruchſtücken derſelben. 
Andere Forſcher nehmen ſie für mythologiſche Gedichte, 
welches nicht ſo begründet erſcheint. Die Geſchichten der 
‚Götter, die Lehren und Gebraüiche der Religion, die Bors 
ſtellungen von Entſtehung und Untergang ber Welt, die 
Telkilter, die Welt⸗ und Erdbeſchreibung, die Genealogie 
und Gefchichte der’ Könige, die religidfe und bürgerliche 
Verfaſſung, Künſte und Wiffenfchaften werden barin abge 


| j hanbelt., Die Form iſt größtentheild dialogiſch. Die Wifche 


nuiſten befigen achtzehn folche Puranas, jedoch. vier der⸗ 
felben .[cheinen im Bramaismus entftanden gu ton. Das 
erſte führt den Namen ——— 


J 


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⸗ | — 73 — .: 2 
Me Bine Sariften And in der Sänferks Sauſerit 


Sprache geſchrieben, welche zwar nicht die ältefle — denn 
ſelbſt In Indien finden ſich nfchriften in einer noch Als 


tern, ganz unbelannten — aber doch eine. dee älteften: 


in der Welt, und: nach bem Zeugniffe ſachkundiger Gelehr⸗ 


ten eine der wohlklingendſten, reichſten und gebildetſten 
Sprachen iſt. Ueber das Zeitalter der darin geſchriebenen | 


Schriften laͤßt ſich nichts mit Gewißheit beftimmen; doch 


wilf'män- behaupten, bie Bebas und die Gefege Menue 


ſeyen Lnige Tauſend Fahre älter, als der: Anfäng. unfrer- 
gewoͤhnlichen Zeitrechiung, welches allerdings die hoͤchſte 


Wahrſcheinlichkeit gewinnk, wenn man fie mit den übrigen 


alten Denkmahlen Indoſtans zufammenftellt; denn biefe, 


namentlich die Baubenfmähle, gehen anf das ee | 


tefte weit über Halte Zeitrechnung hlaauen 





1 . 


⸗ 


Was nun dieſe Sqriſten von den einzelnen Göttern, 


- Halbgöttern -und Geiſtern der Hindu, vorderſamſt nach: 
dem Bramaismus, und erzählen, ſoll unſerm Zwecke gemäß,‘ 


jetzt mitgetheilt werden. Doch iſt zuvor noch einmahl dar⸗ 


auf hinzuweiſen, daß, eben nach dieſen heiligen Schriften, 


die Goͤtter nicht von Ewigkeit her da geweſen, ſondern er⸗ 


ſchaffen worden, unmittelbar oder mittelbar aus dem We⸗ 


ſen der Weſen hervorgegangen ſind. Und dieß iſt der 


wichtige Unterſchied zwiſchen dem hinduiſchen Götterſyſteme 


und dem übrigen heidniſchen Polytheismus. Hier, wie 


dort werden die Götter geboren, aber nirgends gehen ſie, 
wie ‚hier, aus einem unſichtbaren, allmächtigen, allweiſen, 
aus dem Weſen der Weſen hervor, überall find fie Söhne 
und Töchter ihres Gleichen, oder ber perfonifizirten Kräfte 
ber Natur. Der hindbuifchen Götter follen breitaufend, 
breifundert und ſechs geweſen ſeyn; nad einer andern 
Angabe zählt man 33000000000, welches nicht mehr und 
wicht weniger fagt. Rang und Verehrung theilen mit Ihnen 
die großen Menus, die heiligen Weifen und Alto 


D l 
\ * | en 


' 


J 


De. einblie (& Aereen hengmte nihta /Kaumfwuth; um aber 
ihren Streit.gu;entfcheiden, kamen fie Äberein, bag. derje⸗ 
nige ben Rang haben follte, der fich ausweiſen könute, ben 
Fuß oder den Gipfel der Feuerfaüle ausfindig gemacht zu 
haben. Wiſchnu nahm ſogleich die Geſtalt eines Ebers an 
und wuͤhlte mit ſeinen Hauzähnen in die Erde, jeden Au⸗ 
genblick tauſend Kadons (drei Stunden lange Zeitraüme) 
nd ſuchte auf diefe Art taufend Jahre, ‚ohne den Fuß der 
‚Fenerfäule entdecken zu können. Endlich ließ er, ermüdet, 
von felnent Vorſatze ab, und nur mit vieler Mühe konnte 
‚er wieder an ben Platz kommen, von welchem er ausge⸗ 
gaugen war. Er erkannte nun die Macht Schiwa's und 
betete ihn an. Brama dagegen wollte bie Spitze der Saüs 
le aufſuchen, war aber nicht glůcklicher. Er nahm die Ge⸗ 
ſtalt des Annon oder Hamſa (Schwans) an, und er⸗ 
hob ſich jeden Augenblick taufend Kadons in bie Lüfte; 
dder er flog hunderttaufend Jahre vergeblich, bis feine 
- Kräfte etfchöpft waren. Run: fah er feine Thorheit ein 
und erfannte den Herrn. Aber ihn zu prüfen, ließ Schi⸗ 
wa eine Blüthe von dem Baum Kaldeir herabfallen. 
Brama fing ſie auf und die Bluͤthe, welche die Gabe zu 
‚ reden hatte, bat ihn, ihr bie Freiheit zu ſchenken. Bra⸗ 
wa verfprach-fle ihr, unter der Bedingung, daß fie ihn zu 


Wiſchnu begleiten und ausfagen wollte, er habe die Spis 


tze der Saüle gefehen.. Sie gingen hierauf zu Wifchnu hin 
und bie Blüthe begeugte dem Brama wirklich, was ex vers 
langt hatte. Doc; fie hatte das Wort noch nicht geenbet, 
als die Saüle von einander borſt, die acht Elephanten, 
welche die Welt unterſtützen, Blut ſpieen und die Wolken 
vym Feuer verzehrt wurden. Schiwa erſchien in der Mits 
te der Sale und lachte und Wifchnu warf fi vor ihm 


' nieder und lobte ben Herrn. . Wegen feiner Neue verzieh 
‚ihm Schiwa und erwies ihm verfchiebene Gnadenbezeugun⸗ 
gen. Brama aber, der ganz erſchrocken baftanp, ward 
"von ihm verwünfcht und bebeutet,. daß er zur Strafe für 


die geſprochene Unwahrheit niemahls mehr, weder Tempel 


x 


— 7 — 


nod. heilige Ceremonieen Gutſche) auf Edben haben 
ſollte. Auch die Bluthe des Kaldeir wurde aus dem Tem⸗ 
pel Schiwa's für immer verbannt. Brama, nachdem ee 
ſich erholt hatte, bezeigte ernſtliche Reue, warf ſich zu Schi⸗ 
wa's Füßen und bat um Verzeihung. Die Güte Gottes 
gewährte. fie ihm, doch mit dem Zufage: Dein Stolz 
hat verurfacht, daß bu das Putfhe verforen 
haft, aber zum Lohn beiner Reue follen alle Co 
vemonicen ber Bramänen für 2. feyn. Mit a 


fen Worten verfchwand er. 


Man hält dieſe Fabel mit vieler Wahrſcheinlichkeit für 
eine ——— Streitigkeiten zwiſchen den drei Sekten 
der Brama⸗ Wifchnus und SchiwasBerehrer, welche ſich 
mit gänzlicher Unterdrückung ber eriten und ber Bereinis 
gung der beiden andern geendet haben, Daher betet man 


auch in einigen Tempeln zu Sangara⸗Narainen, wels 


ches Schiwa und Wifchnu heißen fol und pflegt die Bilds 
fahle des Gottes blau und weiß anzuſtreichen⸗ welches die 
Farben dieſer beiden Götter find. 


Eine Veränderung diefer Sage iſt die, daß Sqhiwa d den 
Brama über feine Unwahrheit eines von feinen fünf Häups 
tern abfchlägt. Aus dem Blute entſtand ein, Mefe mit 500 
Köpfen und: 1000 Händen. Der Tag, alt welcdhem- bieß 
geſchah, if, ald ein unheilbringender, aus dem Kalender 
gethan worden. Nocd anders aber- geſtaltet ſich die Sage, 
die den Brama wegen feiner fünf Köpfe und ber Ihn ver⸗ 
liehenen Macht ftolz werden und fich gegen Schiwa anfe 
lehnen läſſet. Diefer, Darüber erzürnt, brachte einen mäch⸗ 
tigen Dämon, Beirewa, hervor, der bem. Drama mit 
feinen Rägeln ben ittelften Kopf abriß. Brama, um fel 
nen Fehler wieber gut zu machen, fang Lobgebichte auf 
Schiwa, an. welchen diefer ein ſolches Wohlgefallen hatte, 
daß er ihm verfprach, er folle Fünftig mit. feineri vier noch 
übrigen Häuptern in allen Anfehen und Ehren leben. Das 
abgefchlagene nahm Schiwa und fegte ed ſich folder auf. 


k 


—ı 16 — . 


ve aibis aarfehen hewriteaihro Rawefinuti;. um aber 
ihren Streit. zu; enticheiden, Tgmen, fie überein, dag derje⸗ 
nige den ang haben ſollte, der ſich ausweiſen Fönnte,. ben 
Fuß oder den Gipfel der Feuerſaule ausfindig gemadıt zu 
haben. Wijſchnu nahm ſogleich die Geſtalt eines Ebers an 
und wuͤhlte mit feinen Hauzähnen in die Erde, jeden Ays 
genblick taufend Kadons (drei Stunden, lange Zeitraume) 
und fuchte auf diefe Art taufend Jahre, ohne den Fuß der 
Feuerſäule entdecken zu können. Endlich ließ er, ermüdet, 
von ſeinent Vorſatze ab, und nur mit vieler Mühe konnte 
‚er wieder an den Platz kommen, von welchem er ausge⸗ 
gaugei war.’ Er’erkannte nun die Macht Schiwa's und 
Betkte ihn an. Brama dagegen wollte die Spitze der Saü⸗ 
le aufſuchen, war aber nicht glüclicher. Er nahm bie Ges 
fait des Annon oder Hamfa (Schwans) an, und er⸗ 
hob ſi ich jeden Augenblick tauſend Kadons in die Küfte; 
aͤber er flog hunderttaufend Jahre ‚vergeblich, bis feine 
- Kräfte etfchöpft waren. Run fah er feine Thorheit ein 
md erkannte den’ Herrn. Aber ihn zu prüfen, ließ Scis 
wa efne Blüche von dem Baum Kaldeir herabfallen. 
Brama fing fie auf und die Blüthe, welche die Gabe zu 
reden hatte, bat ihn, ihr die Freiheit zu ſchenken. Bras 
ma verfprach- fie ihr, unter ber Bedingung, daß fie ihn zu 
Wiſchnu begleiten und ausfagen wollte, er habe die Spis 
tze der Saule gefehen.. Sie gingen hierauf zu Wiſchnu hin 
und bie Blüthe begeugte dem Brama wirklich, was er vers 
langt hatte. Doch fie hatte das Wort noch nicht geendet, 
als die Saüle yon einander borft, die acht Elephanten, 
welche die Welt unterflügen, Blut fpieen und die Wollen 
vym feuer verzehrt wurden. Schiwa erfchien in ber Mits 
te der Saüle und lachte und Wifchnu warf fi vor ihm 
“nieder und lobte den Herrn. . Wegen feiner Reue verzieh 
‚ihm Schiwa und erwies ihm verfchiebene Gnadenbezeugun⸗ 
gen. Brama aber, der ganz erſchrocken baftanp, warb 
‚' von ihm verwünfcht und bebeutet,. daß er zur Strafe für 
die geſprochene Unwahrheit niemahld mehr, weder Tempel 


x 


— 77 — 


noch Heilige Geremortien (Putſche) auf "Erben Haben 
ſollte. Auch die Blüche des Kaldeir wurde aus dem Tem⸗ 
yel Schiwa's für immer verbannt. Brama, nachdem de 
ſich erholt hatte, bezeigte ernuftliche Neue, warf ſich zu Schi⸗ 
wa's Füßen und bat um Berzeihung. Die Güte Gottes 
gemährte fie ihm, doch mit dem Zufake: Dein Stoöfz 
hat verurfaht, daß bu das Purfhe verloren 
haft, aber zum Lohn deiner Reue follen alle Co 
remonieen ber Bramänen für 3.0 feyn. Mit * 
ſen Worten verſchwand er. 


Man hält dieſe Fabel mit vieler Wahrſcheinlichkeit für 
eine Andeutung der Streitigfeiten zwifchen ben drei Sekten 
der Bramas Wifchnu, und Schiwa⸗Verehrer, welche ſich 
mit gänzlicher Unterdbrüdung der eriten und ber Bereinis 
‘gung der beiden andern geendet haben. Daher betet man 
auch in einigen Tempeln zu SangaraNarainen, wels 
ches Schiwa und Wiſchnu heißen fol und pflegt die Bilds 
faule des Gottes blau und weiß anzuſtreichen, welches die 
Farben dieſer beiden Götter ſind. 


Eine Veränderung biefer Sage iſt bie, daß —— bei 
Brama über feine Unwahrheit eined von feinen fünf Häupe 
tern abſchlaͤgt. And dem Blute entſtand ein, Rieſe mit 500 
Köpfen und’ 1000 Händen. Der Tag, afı melden: bieß 
geſchah, iſt, ald ein unheilbringender, aus dem Kalender 
gethan worden. Noch anders aber -geflaltet fi die Sage, 
die den -Brama wegen feiner fünf Köpfe und der ihm ver⸗ 
liehenen Macht ftolz werden und fich gegen Schiwa anfe 
lehnen läſſet. Diefer, darüber erzürnt, bradite einen mäch⸗ 
fingen Dämon, Beirewa, hervor, der ben. Drama mit 
feinen Rägeln den mittelften Kopf abriß. Brama, um fels 
nen Fehler wieber gut zu machen, fang Lobgebichte auf 
Schiwa, an welchen diefer ein ſolches MWohlgefallen hatte, 
daß er ihm verfprach, er folle künftig mit feinen vier noch 
übrigen Häuptern in allen Unfehen und Ehren leben. Das 
abgefchlagene nahm Schiwa und ſetzte ed ſich felber auf. 


J 


ee, I 


Cs iR eine finureiche: Deutung dieſes Mypthos, 
darin die Entſtehung des Mondes aus feinem eh 
un, ber Erde, beren Perfonification Brama ift, und Def 
ſen Auffleigung in die Region des Feuers, dee — 
des Schiwa, ſehen will. Demnach wären, die Hindu äl⸗ 
er, ald der Mond, weß ſich auch andere ve N 
bie: etabier and Phrygier, rühmen. 

Ra ſagt, Brama ſterbe nach gewiſſen Perioden und 
werbe daun wieder lebendig, nach Einigen gefcieht das 
alte Fahr. Vielleicht. deutet dus auf das aftronomifche Jahr 
ſelber, vielleicht auf Winter und Sommer der Erde. Sei⸗ 
ne Welt und Wohnung, wohin auch die kommen, welche 
. fid feinem Dienfte beſonders weihen, heißt Bramglo ga 
und ift dem höchften Himmel gm nächiten. Unter den Thie⸗ 
ren if ihm der Schwan gewidmet. Diefer ift der Thron 
- and Wagen des Gottes, und als Symbol ded Waffers, des 
reinen und guten und Maren Waſſers, deutet er an, “daß 
die Erbe auf dem Waffer ſchwimmt und von ihm befeud)s 
tet und befruchtet wird. Der Schwan ift daher ben In⸗ 
Bern heilig, wird jedoch nicht von ihnen — 
qBrama hatte zwei Gemahlinnen, Saraswadi und 
Quiatri; aber nad. ber wahrfcheinlich frühern ‘bee, die 
ihn ald Mannweib denkt, heißt feine weibliche Hälfte Bras 
mi (Wiffenfchaft) oder Brama, weiblich genommen,. mels 
hen Namen felbit Soraswadi "I führt. Mean verehrt fie 
aAls die Goͤttinn ber Weisheit, Wiffenfchaft, Gefchichte, 
Eprachen, ber ‚Harmonie oder ded Wohllauts und..Ebens 
— Sie war auch die Tochter Bramas und die Deuts 
fer gweier Götter, nemlich des Naord, des Genius ber 
"weft, und bed Dakſcha, eines ber neun Bramen. 





” Saratwati ik — der Name eines Stromes, der mit, Dem 
- Bange: er und dem. o.. zuſammenfließt. 


> . 
f * - 


a hat Mandierlet‘ Abbildungen‘ vor denn a 
den’ ANteri Zeiten flellte- man ihn id Bildſaulen vor, Re 
hulb ntännlich hakb weiblich waren; foäner bieß als Meruk, 
mit vier Köpfen, eutweder bie Sinnbilderiber ‚vier Ber 
das, oder dir vier Erdgegenden, und sie Arme. In ei⸗ 
ner Hand hat er gemöhnfich einen Rind ,.. bad Zeichen ber 
Unſterblichkeit, in der andern eine Flamme; das Zeichen 
ber Stärfe; mit der dritten und vierten ſchreibt er. auf 
Halindlaͤtter DAles), weldes feine geſezgebende Macht 
anzeigti: Häufig ſitzt er auf einer Lotosblume:*), welche 
feine Füße verhullt, ober reitet auf dem Schwan, Hamm 
fa, einem Symbol. ded Waffers, auf welhem Brama 
(die Erde) ſchwimmend oder liegend -gedadıt wurde. Ci 
nen aridern Stun giebt’fein Bild, wenn: feine vier Geſſch⸗ 
ter lange Bärte haben, wert’er in der einen Hand ein 
Buch von Palmtbfätterd, mit einer ‚Schnur umwunden, 
hält, in ber gweiten'ben Ring, in der dritten den Rofen⸗ 
franz LRudrackſchain), welcher feine Anbeung Schi⸗ 
was bedeutet, und in der vierten ein Waffergefäß, bad 

2,58 giebt in Indien zwei Blumenarten aus der Gattung der 

Waßſferlilien Nympbäe Lotos und Rymphän RNelum 

bs. Senes if ‚die in Argypten den Göttern geheiligte Blu⸗ 

me; die indie fol, die legtere feyn. Beide Arten find 
indeſſen von andnehmender Schönpeit. uhd ihre Blumen glü⸗ 

- Ben mit manderlei Farbenſchattirungen. Sie iſt in viele 

Mother verwebt, denn Brama fist in der Cotoshlume, 
Wiſchnu wird lotosaügig genannt, anf einem Lotos ſe⸗ 
gelt Lakſchmi, die Göttinn des Ueberfluſſes, die Tochter 
des Okeans und der Nacht. Daher fteht fie niht nur im 
hoher Achtung, ſondern genießt, beſonders bei dem gemei⸗ 
nen Volke eigentlicher Anbetung. Sie hat mehre Namen . 
und if die Blume der Naht, "die fühlende Blume, . 
welche fih ängfliget, wennder Tag erfcheint, die 
Ti fürdtet von den Sternen, die nur dem Mon— 
be: Tech öffnet, ipm allein duftet und ihr Haups 
herabfenft vor dem Sırahf der Sonne” 


— 80. — 
Erungicer büßender Benminen. Da er — mehr 
Mempel :ober Altaͤre hat, fo erhaͤlt die oben angeg ebene 
Deutung ſeines Kampfes mit Wiſchnu uud Schiwq. damit 
vine Beſtaͤtizung. Nur die Braminen verrichten ihm zu Ehe 
sen tägl: eine ‚Beremonie, die Sandimana.. . eben 
Morgen fchöpfen. He, Wafler in die hohle Hand und ſchuͤt⸗ 
tun; es balb ver, bald neben, ‚bald hinter fid, Dabei fin 
gen fie Loblirder auf ihn; - Damm - fprigen fie Waffer :geges 
die Sonne und veinigen ſich felber. burdy ein Bad. Zawei⸗ 
en bringen fie Ihm au ein Opfer, Bramajagan, wel 
ches aus Blättern, Blüthen, Fruͤchten und allerlei koſt⸗ 
baren Gewaͤchſen und Holzarten beſtehet. Gin -Indier 
drückt fi darüber, daß Drama «nicht befonders verehrt 
wirb, folgenbermaffen aus: » Brama hat unter uns Teine 
- Berehrung noch Dienft in den Pagoden. Statt ſeiner ver 
ehren wir die Braminen, in welchen er wohnet. Wer bie 
Braminen -ehret, der ehret Brama-.felber; denn Alles, was 
man ben Braminen thut, nimmt Brame an, als wäre es 
syn ſelbſt gethan.“ — no 


‚Liest man ben Mythos von Brama -mit Aufmerlſam⸗ 


eit, fo findet man leicht, daß er einer völligen Erklaͤrung 


vadurch fähig wird, daß man. feine Perfonifilation als 
Schöpfer und Erdgeiſt umterfcheidet von einer Verkörpe⸗ 
sung und wirklichen Erfcheinung beöfelben, in weicher er, 
als eritee Gefeggeber ber Hindu, fie von der wilden Les 
bendart ber Natur entwöhnte und ihnen Künfte und Wiſ⸗ 
ar fo wie ben Ackerbau F 


Samıa .. 


Eine weitere Ausführung der Idee des — in 
der Eigenſchaft eines Gottes bed Schickſals, der nit als 
Jein das Leben, fonbern auch den Tod giebt, die Schids 
fale der Menfchen beftimmt und fle nad) ‚ihrem Tode nad) 
ihren Werten richtet, heißt bei ben Indien Jama. 


+ 


Sie 


—_ 8. 


Sh glauben, daß die abgeſchieheuen Seclen nach Ja⸗ 
mapur, ben Wohnſitze des Jama, galeagen, m: vr 
ihm, als Richter, ein gerechtes Urtheil zu entnfangen, ya 
fie entweder nach Swerga,: der Wohnung des Drums 
dren und ber guten Geiſter, oder ‚hinab in den Narakı 
den Abgrund und Aufenthalt der Schlangen, hinführt, 
um nach einer befkinmten zeit ihre Wandernug durch 
Pflanzen und Thiere bis zum Menſchen wieder von nenn 
anzutreten. | 

Jenſeils und tiefer als alle asire und untere Welten | 
liegt die Hölle; Flüſſe won Feuer, wilde · Thiere, alleriei 
ſchneidende Waffen, die ſchmutzigſten Unreinigkeiten, abe 
lich alles Böfe find daſelbſt in überſchwerglichem Meſer 
Die Menſchen, welche die Vorſchriften der Religion ver⸗ 
achteten, werben fo viel Jahr geſtraft, eis Haare anf ih⸗ 
rem Leibe ſind, oder auf Haufen ſpitziger Waffen und 
Werkzeuge geworfen; Veraͤchter ehrwurdiger Perſonen, des 
ſonders der Braminen, werben in Stücken zechauen; Ge 
brecher müſſen Bilder von glühendem Gifen umarmen 3 
wer feinem Naͤchſten Böfes zufügte, oder Thiere koͤdact, 
wird in ein ſtinkendes Gefängniß geworfen; wer Greiſe 
und Kinder mishandelt, wird in eiſernen Pfannen gebra⸗ 
ten; wer kein Mitleid mit Armen und. Elenden hatte, wird 
mit Keuerbränden gefengt; wer falſches Zeugniß geredet, 
wird von einem Helfen heruntergeftiiegt u. fx f Das Aerg⸗ 
fie bei Diefen Strafen 'aber wird ſeyn, baß..die Teiber der 
Berdammten, bie aus einer feinen Materie gebildet 
find, durch die. Marter in Stüde zerriffen, wie Qustftlo 
ber wieder zuſammenflieſſen und daß diefe Elenden nie 
mahld fterben. : Haben fie eine Reihe von Jahrtauſen 
den fo gelitten, dann kommen fie. wieder ‚zu einem neuen 
Leben in diefer Welt und wandern won den geringſten 
Geſchöpfen aufwärtq in höhere, ſa baßı alla werugſtens 
fine ewige Verdammniß vorhanden, fondern vielmehr 
die Möglichkeit, felig zu werben, — dem | 
Verbrecher gegeben iſt. Aue rue 

4. Band. > / 4 = u“ 


/ 


— 93 — 


ur. Die Olten Selen fehr genau, in welche —* 

Wie’ die verſchirdenen Verbrecher zur Strafe übergehen wer⸗ 
den: Derjenige, der Fleiſch iſſet, wird als Katze (oder 
ſerſt ein Naubthier) geboren; wer verbotene Sachen koſtet, 

oder naſcht, als Fliege oder Made; wer ungedroſchenes 
Gerraide ſtiehlt, ald Made; wer Obft fichlt, als Affe; 
wer Sramen flichlt, als Bär u. ſ. w. ald woraus zum wer 
nigſten bie Eonſequenz in ihren Phantaſieen hervorgehet. 
Wie ſie aber Alles zu vervielfältigen pflegen, fo zerthei⸗ 
‚In fle auch den Naral *) in ein und zwanzig, andere 


ar in achtzig Höhen, weiche fie den verſchiedenen Arten 


von Verbrechern anweiſen, ober auch een, 
| en von ihnen beſachen en 


gt ein dindn dem Tode —— fo erfäheinen ihm zwei 
meter Diener: ded Jama, in fo fehredlicher 
Geſtalt, daß or im die größte Angſt und Schrecken vers 
ut wird. War er jedoch ein treuer Berehrer Gottes, fo 
erſcheint zugleih mit jenen ein Wiſchnu⸗Douta, ber 


feine Seele auf’ einem fchönen Wagen hinwegfährt; war 


er :aber nicht fromm, fo bringen ihn jene beiden in Ja⸗ 
maloga oder Jamapur, wo dann guf ber Stelle Gericht 


Mer ihn gehalten wird. Ehe indeffen bie Exekution an 


| ih vollzogen wird, muß er noch zehn Tage ald Dämon 
auf der Erde umherziehen, und während biefer Zeit Hun⸗ 
ger und Durft leiden, weil er nichts hat, als mas bie 
- Frömmigkeit ihm darbietet. Glücklicher Weife ift aber dies 
fe fo allgemein ; daß es den armen Teufeln niemahls 
fehlt, denn die Hindu ſtellen zehn Tage nadı dem Tode 
eined Verwandten von allem, was fie genießen, für die 
bunten Krähen hin, in welchen die Seelen ber Ver⸗ 
 Korbenen herumſchweifen. Dft aber kommen foldhe 
Seelen iin menſchlicher Geſtalte zu ben Glaubi⸗ 








* Im Sanscrit heißt der Narat auch Gepannum. 








— 83 — nn 
gen un hütten Almofen van ihnen. Jama hat 
mehre Geiſter ober. Benin zu Gehilfen und Dienern - 
feinen: Todtengerichte und bedient fich eines Spiegels, 
‚welchem ex die guten und boͤſen Handlungen ber — 
erhlickt uud prüfk, um ein „richtiges Urtheil über fie zu fülr 
im. Dieſes ift immer. voͤllkommen gerecht, benn es gilt 
vor ihm kein Auſehen der Perfon. Seine Gehilfen wägen- 
die Thaten der gm Michtenden auf einee Wage, oder fie 
zählen mit weißen usb ſchwarzen Kugeln und eritatten 
dann ihrem Gebieter Nachricht von dem Befunbe ihrer 
Unterſuchungen. Der erſte Gehilfe Jama's it fein Schreie 
ber, ber alle Handlungen der Menſchen in fein Buch ein⸗ 
fchreibet, welches Dann bei- m Tode — und 
nachgeſehen wird, 


Auf Abbildungen erfcheint Jama —— von Singer — 
ſicht und Geftält, reitend auf einem ſchwarzen Büffel, it 
der Hand eigen Std ‚oder Scepter 


DER 





ro — 
Die acht Daſar, 

oder Behůter der Pa und der darin wohnenden 

Menichen , werben au Befhus oder Wifhnus ge 

nannt und find nächst Brama, bie vorzüglichiten unter den 

Göttern, die Negenten und Borfteher des Ganzen. Einige 

ſetzen ihnen Goͤttinnen an die Seite. Der erſte darunter iſt 


Indra, oder Dewandren, der Gott bed fihtbaren 
Himmels, der viele Namen, führt und Gefchäfte hat 9. 
Als Sorgarag ia, WolfensKönig, ift er Richter als 
ler Halbgoͤtter und: Geiſter; er ſchlichtet ihre Streitigkeiten, 
Rößt bie Verbrecher aus dem Himmel und zwingt fie, Mens 





"wis Here der’ Snfitreifee nennt man ihn auch Dimwespir. 
: ter, weiches man für dad — Diespiter, Jupiter 


(apere. N olärt,.,, A 
2* 


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I. * R 
\ N ’ ' * 
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fehen oder Thiere zu MAuia. Dei Guten reich or ve⸗ 
Unſterblichkeittrauk, Amrita, erquickt die Erde mit dem 

himmliſchen Ganges (Thau) und entferntr von ihr dm 
brennenden, austrocknenden Wind. In den heiligen Schrif⸗ 
ten des Samscrit werden Blitze and Donter, Wollen umd 
farbige Bogen ded Himmels fein” Eigenthum genannt. Als 
Beherrſcher der Wolfen ſendet er den Regen herab und 
ordnet Pie Regenzeit an. Er iſt Here des händerffältigen 
Opfers, dreier Welten Her und weiß Auch. ' ne 


Dewandren iſt ein Sohn bes arsahe, vo — 
szene und geſtaltloſen Himmels und imendlichen Raumes, 
und der Aditi, des urſprüglichen Tags, und ein Urentef 
des Brama. Seine Geniähliun heißt Inbkant, Ener 
fi; fein Sohn Dſchähanta, feine Tochter Dipanei. 
Sein. Himmel auf bem Berge Mer , d. i. im orden, 
oder am̃ Nordpol ‚ den ſich die Indier ale einen Berg, bon 
Gold und Evelfteinen denten, heißt Indräaloga, Syargs 
9a, Swerga. Er beſindet ſich in der Luft und iſt inter 

den fünf vornehinften Orten, wo bie guten Werke belohnt 
werden, der niedrigſte. Aile diejenigen, welche fü auf Ers 
“den dem Dienfte either Gottheit gewiduiet hätten, werden 
dort aufgenommen. Er reitet auf einem Efephanten, Iras 
vat, ‚ber bei Bereitung bes m aus dem Meet aufftieg. 


Dewanbrei iſt in eindn arabei Eheil SP mehihen ver⸗ 
webt, deren die heiligen Schriften gedenken und ſpielt dar⸗ 
in oft bedeutende Rollen. Als Dberhaup der Deweta's, 
der guten Genien, lebt er in ſtekein Kampfr ihit den Aſur's, 
den Rieſen, böfeh Geiſtern und Dämonen, And mehr ale 
einmahl mußte er ihneh unterliegen und vor ihnen aus feis 
ner himmliſchen Wohnung fliehen 


Dewandren gehört zu ben Gottheiten, weichen ön Bra 
min auf bem Feuer feines Heerdes täglich ein Opfer brins 
gen muß. Er wirb abgebildet mit vier Armen, in deren 


— 88 — 


ainer er einen Malin haͤlt, ſichend auf eine weißen Em 
nhonten. Auch hat er zumellen eine Lotosblume iu ber 
Hand, :weil der eder bie Luft a an ber Er⸗ 
augaug hat. — 


Jama, der — ber Vaſu's, entſpricht den gorſchern 
zufolge, dem dunkeln Akaſch, dem Nachthimmel, oder der 
Nacht, und iſt Voꝛ ſteher der Todten und der Unterwelt, 
Bott der Strafe: nach dem Tode, Richter der abgeſchiede⸗ 


nen Seelen, wir wit ſchon ausführlicher gefehen haben. 


Als Dieama, 6er Gott und Köuig der Tugend, der 
Gerechtigkeit und Strafe, wurde er tin Anfang ber Zeit 
von. Gräma zu. feinem Gebrquche gebildet ‚, mit einem Koͤr⸗ 
ver and veinem Lichte, als fein eigener Sohn, als der Ur⸗ 
quell der Gerechtigkeit und Befchüger aller erfchaffenen 
Dinge. GE heſttaft zur. beftimmten Zeit Freunde und Feine 
de, Verehrer und Veraͤchter und. hat sehn I des Alts 
— —— am‘ DUDEN. 


Burao, * Dritte Vaſu, der Gott der Sonne, das 
gobe Geſtjirmy der Herr der Sterne, das erſterſchaffene 
Meſen, Ußheber Der Wärme, zieht acht Monate lang durch 
heftige. EScahlen das- Waffer hinauf. Die Spnne iſt ein 
nn vom Licht des Schöpfers, die. Sterne ihr Figur, Er⸗ 

de und, Himmel ihr eröffneter Mund. Sie ift alles vers. 
Abrenb, bringt ‚aber auch mit jeden Aufgange die Welt 
aufs neug hervor. Darauf beziehen fich, ihre. Namen Nah⸗ 
rungbringend, waſſerziehend, gruͤnmachend, verſtandgebend. 
Surya fährt auf einem Wagen, Sein Führer heißt Arun, 
der zeriirgut durch bie Kraft des Gottes bie Finſterniß. 


(Don einer Aurora kann in Subien, wo die Dämmerung . . 


nur wenige Minuten dauert, wicht bie. Rede feyn.) Es fehlt 
nicht am Gelehrten, melde behaupten, Surpa fey der erfie 
Gott der Indier gewefenund feine drei Emanationen: Bra⸗ 
ma, Wiſchnu und Schiwa nichts weiter, ale Die au ber 
Sonne begplien: Wärme, Ficht und Flamme. 


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BR; 


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— 8 — 
Coma, auch Chandra, —E vlert 
Vaſu, iſt Veherrfcher des Mondes, in weichen hervoege⸗ 
bracht wird das. Lebendwaſſer und mad: demſelben Fruch⸗ 
tigkeit, Regen und Fruchtbarkeit, auch König’ der Plate 
gen, inöbefondere: der Heilpflanzen. Die. fünfzehn -- Tage 
feines Wachsthums find eine Nacht der. Seelen; denn wäh 
rend ber Lichtzunahue hat er fein Augefiht in.der Kör⸗ 
perwelt, in ben fünfzehn - Tagen ber. Lichtabnahme aber 
hat er es in der Welt der Geiſter. Daher in dieſen La 


\ gen die Xodtendpfer gewöhnlich find. Sieben und zwan⸗ 


zig — des nn. Dei .. ar ang 
byrr 

Yavanı ober Bayı, ber fünf: Safı.. bereichet 

den Gebieter der Winde; heißt auch Maruta, der "hide 

ge, durchdringet alle Geſchoͤpfe, wenw..er ſich — :ik 

der Allverbreitete, bringt Geruche, belebt::bie — ar = 


Agni, Aghni, ber ſechste Vaſu⸗ der Bon des — 
Er heißt auch Pavaka, Reiniger. Man bildet ihn ab, 


auf einem Widder reitend, mit vier Armen,“ bet Kopf if 


mit Flammen umgeben, in zwei Hanben hält er Dolche. 
Seine Gemahlinn heißt Aghnay, anch Svaha. Ihm 
muß von den Braminen täglich zuerſt geopfert werden Die⸗ 
ſes Opfer heißt Homamı und wirb auch das göttliche, Des 
vayagna, genannt. Seine. heilige Handlung wied bi 
gangen, deren Anfang richt diefeg Opfer wäre: Die Bra⸗ 
minen, die ed bringen, müffen ſich zuvor baden und ſo⸗ 
dann ganz weiß Meiden. Darauf fegen ſie fich bei ber 


‚Keuerftelle ober dem Opferherde nieder: und -beten. ober 


‚fingen einige heilige Strophen. Bor ihnen fleht:eine Hands 
glocke, eine brennende Fackel und ein Gefäß "mit Butter 
ober Cocosol. Ringe umher legen auf: Banyanens Bläts 
tern die Materialien bed Opferd: Koftbare Holzarten, Sa⸗ 
wen, Grad, Körner, Zuderrohr, Früchte, Blüthen und 
Blumen. Zuerſt fchlichtet nun der Bramime bie Holzarten 
auf dem Feuerherbe, gießt- anf ein mit: der Bode gegebe⸗ 


- 


Y 
uf 


— 9.— 


nes Zeichen bie Butter, ober das Dei’ baukber,; entyiubet 
das Holz mit ber Fackel und legt daun bie Abrigen Dias 
teriglien in. die Flamme. Dabei fagt er leiſe einige Gebete 
her, welche ben Ramen Mandram führen. Gie begin 
nen alle mit ” Som” und enbigen mit Om . 


Varung, ber fiebente Vaſu, heißt auch Pratſcheda, 
und iſt der Bott bed Waſſers und Herr der Gewaͤſſer, 
fördert bie Reife der. Früchte und iſt ein Bott der Strafe, 
welcher die Schuldigen unausbleiblich mit ewigen Banden 
feffelt und namentlich falfche Zeigen unter dem Waffer ber» 
maſſen mit Schlangenbanden zufammenfchnärt, daß fie hu⸗ 
dert Seelenwanberungen hindurch alex Kraft beranbt — 
den, ‚feinen. Banden zu entfliche. - -. ar 


Cuwera endlih, ober Pulaſtya, ‘der. Vote unter 
den Vaſus, iſt der Gott der Schaͤtze md Reichthümer, ein 
Freund der Unterirdiſchen, Gebieter der die Säge bewa⸗ 
chenden Geiſter, Herr ber Bergklufte und König der R 
| nige. Als Pulaſtya iſt er einer der zehn Erzuäter, ober 
Herren erfchaffener Wefen und dad ‘Haupt zweier Gattıtitb 
gen von guten und böfen Wefen, Yakhs has um wa 
bad. Er Jebt in feiner Wohnung Cuveralaga, auch 
Alaca, oder fährt auf feinem prächtigen Wagen, Puſch⸗ 
paca, durch die Luft. Man bildet ihn ab, eeiend anf 
einem weißen, mit Federn geihmäcten, Merbe,, a 


— EEE 
Rad; den acht Bafws find aufzuzählen nn 2 — 
die eilf Rubews, EEE 


als diejenigen Gottheiten, in welche Rüubrd;kiner iind 
derſelbe mit Pra m, dem belebenden Hauch oder ‚Aehein, 


el u 


*, Die Gelehrten Sehausten, aus dem "Om" ſay das Re: 
fe " Amen” —— 


| — — 

_ A: werwanbeiie „tin den verſchiedenen · Sliever des Min 

j — — — en — — — 

PIE y 

35 N 7 6 
Auf bieten... Er 

ne — Aditya's, 


aber. zuerſt arian flen⸗ Weſen, die zwölf Gottheiten and 
Regenten ber Sonne in ben zwölf Monaten des Jahrs, 
ale Perfonificatipgen bes Sonnengottes in demſelben. Ei⸗ 
aige „von denſelben findet man, in ben bekannt gewordenen 
Zruchftucken dB, Veda und in ben — De * 
Arne angeſührt. 


> Bon den größern Schutzgöttern werben — — 
fonhere. quch als Pavacas, oder. Gottheiten der Reini⸗ 
. gung verehrt; aber ‚aufferdem fi ud viele, ſowohl Götter 
Hp. Göttinnen „ welche namentlich, erwähnt. und aufgezählt 
werben. Dahin gehören die Götter ber Jahreszeiten, die 
Vorſteher der Planeten ‚, bie der Morgens und Abendäms 
merung,. Gottheiten ‚der Mächtigen und ber Unbemerkten 
RR. wa 





2 





tr St Se Fe oz — —* > 


Nach“ den „Göttern, ftehen in der — der heiligen 
Weſen bei den Hindu; Die Menu's, die Altväter and die 
großen Erzeuger. Dit Mens find ſieben, welche die ſie⸗ 
ben großen genannt werben; auf biefe werden noch ander 
ve fieben folgen, welche eben fo. gut, ſchon benannt find, 
wie jene Mat glaubt unter den Menu's bie Enlwicke⸗ 
lungperioden der Weltfehöpfung sand: die Erſcheinungepo⸗ 
Ken Brqmqẽs verſtehen zu Dürfen, Der Altvaͤter find, zehu, 
‚glpihfalts alle. benannt, "Sie heißen in ben h. Schriften 
auch die großen Bramen, oder Braminen. Man denkt 
ſolche als bem Brama untergeordnete WWeltichönfer und 
Weltordner, die. durch ihre vorzügliche Heiligkeit und Ans 
dachtſtaͤrke Geiſter, Menſchen und Thiere verſchiedener Art 


- 





— 8 — 
hernorgebracht haben "3 Branbe End: e⸗ Wahre 
vergötterte Menſchen, darum wergöttent, weil fie: dider⸗ 
ſten Ordyer der menſchlichen Geſellſchaft, bie. Urheber der 
religiäfen und . bürgeslichen Verfaſſung waren. Als, ihde 
Soͤhne werben bie großen Erzeuger;genannt, : welche 
die Waffen niedergelegt haben - une. isr Monde wohnen. 
Rad einigen ſtantmen von ihnen die vier Haupt⸗Kaſtez, 
der. Giadi's ab, Auch kommen BU Töchter eines AD 
ters, Dakſcha, vor, welche Erwähnuug verhienen. Be 
ihe Vater feine Söhne hatte, fo- befahl: er ihmen, @uähre 
zu ergeugen und fa ſein Geſqhlecht u wehelten;; ers 
mählte daher auch 10 davon bem: Dexrina;, dem. Qutt. bar 


Gerechtigkeit, dreyzehn dem Kafyana, dem Sohn bed 


Marirfhi, und fieben und banigdums Some, ober 
Gott des Mondes; legtzteres iſt Eine: ya 3 auf vie 


7 —— * 


JJ 





d ‚ —R 291147 


Die. use Breniaitant: Seifen Sanhmih, 


mb flammen ven dem erſten Menun ab. Der Ceiiuzıngs 


wohl ber. guten; 'aßk der boͤſen, iſt ein zahlofes HeenNe 


guten führen iasbeſenbere den Namen Deweta's, Dierker 
fen den: der Aforrd. Ad Oberhaůpter dieſer bletzterun ads 
ſcheinen Prendfen.und Bratr, wilchen Indien ht 
ſeiner Blitzeswaffe in den Gebirgen ſchlug, als ſi ſie ſich ge⸗ 


gen ihn auflehnten. Sie haben nemlich eine große Macht 


und große Khnkeit and ſtören nicht aur: die Feonmen Eins 
fiedfee und Bramen beim Gebet und: Opfer, ſondern igrri⸗ 
fen ach die Eoͤtter ſelber an und hatten Indra elwe Zeit⸗ 


lang aus ſeinem Reiche vertrieben, bis er ihrer wieder mtich⸗ 
tig ward. Dieß niche ohne Beihilfe eines Sterblichen, des 


Duſchmanta. — Diti, bie Nacht, tiſt hre Dintter. WIR, 
das Tageslicht, dber die gebaͤrende Kraft (Semahlinn) des 


Himmels, hat wie zwoöͤlf Adityas geboren, won: welchm 


bie guten Genlen abſtammen. Dieſe heißen auch Gandhat⸗ 
was und wohnen auf ˖ dem Gebirge Hemakuta, wo Kaſya⸗ 


— 


7xbtt. Camae amad ew a, ber auf einem Papagei rei 


Bar ai au wohnen und zu RENNER 
zählt: werben... Die. Heirath Gaudharva betieht ſich au 
"as: parakiehfche Unſchuldieben, welches tiefe guter Gei 
Ber, Die Urahnen der Indier, auf der Erbe führten. Su 
Abeuade Hub alle indiſchen Götter, auffer der Trias, nu 
Baudharvas, uber Dewetas, und diefe find Aber bi 
‚ganze Natur verbreitet; denn wenn seite alte Urkunde fagt 
Ihr Balme, in deren die Waldgoͤltinnen wohnen,” fi 
Alehrt und das, daß die Indier bie Planzenwelt mit gen 

Aichen Weſen beſeelt und. erlaubt. und den Schluß zu ma 
hen, Daß. auch apdete Maturgegenfänbe- die Woyhuſtz 
— Genien geweſen ryn — 


am 
2, 


1904 ine Ve wonBgläiten d biefee: ER ns bee: Sichel 





- tet, Pfeile mit gewürzhaften Bkäthen gugefpibt,. ‚einen Bo 
gen von Zuderrohr mit der Bogenfehne von Bienen unl 
einen Fiſch in einem rothen Panier hat. - Seine Gattinı 
heißne Merti artbich keit) unkefein'reind. uud Waf 
i ßentrager Waſſaut (Frühling). Dieſerliefert ihm. di 
Meile. Sein Aufenthalt iſt bie Gegend um Agra, befon 
ders Die Ebene: Matra. Durch: Sch i wos Ferien. ver 
branuir dr gu: Blfche,. aber die Götter: tünffekten Ahneis 

—— — Biebrögatt flieg wieben: Se empor. 


8 ? “ 
er — J in 





— 4 2 — m“ 
nn : Burma Shrforge für das —— erfired 
bei: auch: auf. die. bürgerliche Gefellfehaft, im Veziehnu 

uf welche en die Meafchen in gewiſſe Elaſſen, oder Ka 
she hinduiſch Giadi oder Barsa:genannt, eingetheil 
ohnt. Kinder, deren Litern and: verſchiedenen Giadi's find, 
dilden ‚eine Anzahl vermiſchte Giadi, welche verſchieden 
aud entweder ähnliche, aber ernie drigte, ober gar 
vermorfene gencunt: werden. Den urſprunglichen Bin: 

6, auch. löbliche und reine: genannt, find. gewiſſ 
una uud Berhäftigungen — Die Braminer 


eh 


hilen oe heiccten fie leſen and AR NAHER, fe Pick 


opfern ab wundern beim Opfern beiftchen, fie follen Ab 
mofen geben und Geſchenle annehmen; bie Ketri's ſollea 


DIE Solk vertheldigen, Geſchenke geben, opfern, die. 


Schriften leſen; Vie Baifyas ſollen Bichheetben Halten‘, 
Befchente geben, opfern, die h. Schriften leſen, Haubel 
teiben,-anf Zinſen leihen und das Land baren; die Su⸗ 
dra füllen den. drei "andern Siadi dirnen. Im Nothfall, 
wenn ein’ Giadi ſich durch die ihm angewieſenen Geſchaͤfte 
Nicht erhalten kann, iſt ihm geſtattet, in wie Geſchuiftel des 
Arber ehijtigreifen , Aber es iſt hier gendte' vordefchtiehen, 
in welche — die Geſchafte des Braminen vertichten zk 
wollen, iſt unter allen Umſtänden verbätdt, —und wer 
vhne Neth ſich mit den: Beſchegtigungen eimed audern Gia⸗ 
vi abglebt, witd der Vorrechte "bes fehnigen akſobald ver⸗ 
iuſtig. "Drei Beſchäfrigungen kommen den drei erſten Gia⸗ 
di gemeinſchaftlich zu, nemlich: Das’ Lefeider h Schrif⸗ 
te; Der Darbringung Ver-Opfer und die Ertheltkung von 
Gefchenten. Die Ausübung derfelben ift Vorbereitung auf 
das künftige Leben und darum eine beſonders heilige Pflicht. 
Um dazu geſchickt zu werden, iſt eine I) den. Sayas 
tri gehetligte Einweihung und. feierliche Erteilung ber Uns 
terſcheidungzeichen bes. Giadi erforderlich. Manhat dieſe 
als eine zweite, ‚und zwar geiſtige Geburt zu betrachten 
und neunt Diejenigen; “welche. durch Seobachtung dieſes 
heiligen Gebrauchs bie Vorrechte ber drei höheren Grade 
erworben haben, Wiedergeborne. Bei dem Braminen muß 
die Eerembnie ʒwiſchen dem achten und ſethzehnten ‚ beim 
Ketri zwiſchen dem eilften und zwei und zwanzigſten, beim 
Baifya zwiſchen dem zwölften und vier ‚und zwanzigſten 
Jahr ‚unexläßtich — „ſonſt heißen bie Junglinge 


Vratyas, Ausgefigßene,. uud werben von den Zugende 


haften weraditet. De Umtsefcheibeiuggeichen. der drei Giabi 


beſtehen im; Gurtela, aber Binden. und Staͤben. Jene wer 


ben sum ben Hals, oder über bie rechte ober Fihle Schulter 
herabfjängend getragen, und befichen bei dem Braminen 


Yo 


en 4 m MW — 
du eine detiteche⸗ Eanie,. Wi kei der Retat ie den, Bor 
grufehme, bei dem Baifya im. einem dreiſachen Bapen, aus 
geroifien, porsezeichneten Pflauzen : geemmen, Die Etode 
müſſen von. yerfhiedenem, Holze fegyn.. der. des Baymines 
wu biq an ſeis Haar, ber. dub; Kerri, bis am keine Kirn 
* der. eines Deifpe, bie an ſeine⸗Naſe; red: Die 
Stäbe. müſſon Ichon ‚gerade. wicht: aestiekt.. geng mit Riu⸗ 
de bebedt, nicht vom Feuer; hefchädigt und ſy .hefrhaflen 
Mn, Wale fie lainen Scegen einigem Den Bapatıi 
an iR:eie: Syruch aus. drei Verſen dab Veda quſammene 
elek. asz-hielen Reben drei geheimnibrolle Wori RA ir 
zitid, und vox;hirfei das ;heilige, einfildige Promi Yr 
fe diefa.derl has.ber unbegreiflich exhaheng Hera: der Schoͤ⸗ 
fung. nach, und, nach aus den dexi Debaid gewegt aud fie 
And aldı dar. Wund, ober ber. verzüglichſte Theil des Vo⸗ 

Ba anzuſehen Die drei gehrimmiſorllan Worte find Bu 
Erde) Vhiu poh · Aufl), Saar € Mwoiphäugän- dp 

| — — ee beißt. In el 


F Bee — 



















*. & dießt u neue Gelehrte," —— ven »*a — ige, Io⸗ 
u banhıe$, Pyas Wort,” dän 15598, im Grie aifgen) mit 
dieſem Om Sulammenftetten, el fagen: Der Sr einer 
22 6 miknatio®;- durch welche der Ewige uch auffer Hg Yere 
. f. ſedte und Durch weiche aue fchennenc DWensarungen?!V>p.; die 
=... gene Ehöpfung yerpättehl; wurdenz. it urall and vingꝰ ven 
. Indien aus Zunch Aegrpten- Perſien mag: Grienigad abet 
: vie er . ſich Zuch in hen heiligen Schriften der Cyber udn. 
Der Suhler dezeichnet dieſer Begeif mit.. DM (Dun 
. Aum) der .Derfer, mit Hom und: häufiger — 
Ehyonehe veriche, reiner Ausflug. sufammengefeßt),. 
In Acgonıdy mit Kneph, A Jothi dei dem en 
“aber find Hermes, Ayon f;- parlaf,' Demeter: Ver 
*  fephiona vie Dauntraffeh WARF -Ärfen — Ariivts. 
J en Den. dl enfiniie en Re ee das ER Fer 
. Maßs demnach der Ehkervcicht NEO Dip as 
£ er ausdrüdt, Badrftı Kaigden- Zudiexn dadı Om, 
and bei den Platonikern der,&oggd, das ihanferiibr Alc- 


— 93 — 
das erſte wer, das der Schopfer deſlbrochen hab : DEE 
Wiederholung dieſes Heiligen, Ramens ik; zehumahl⸗ beiſer/ 
das Opfer; hunderdiahl, wein Mirmamd: dabei zuhser 
und tauſendmahl, Wwenn⸗ ſie bloß in Gedanken: geſchiches 
Diejenigen Wiedergebornon, welche ine der Dorgendäniines 
rung ſtehend ihn wieberhölen: bis die Sonne "anfgeht, und 
in der Mbenbbäliieräng , bis bie Sterne erſchtinen, wer⸗ 
den dadurch von’ jeder mubekannten nählliden 
und von jeber unwilstährtieh begangenan Sum 
vede8:Kag® sireinipe Te a as ared 
der: ae yon. Aria! — 


—E Wiebargeborne, y. bei auf. Zeü toniuaben ER Su 


kon. srädant will, Kan in vier Perioden feines Lebend 
vier verichadeca Auiude Zurchlaufen. Er muß dann. ig 
der erſtan kim Eifer dei, Beiteötunde GBramatſchari) 
werben; ud ‚ficcheignderd im Peda. unterrichten. laſſen⸗ 
in der. zweiten in Wer. Ehe als Hausbater leben; in Leg 
dritte, ‚feine Yeligigfen Handlungen als Eremit in einem 
Walde vollziehen; in ‚ber vierten als Einſiedler gegen alle 
finnfichen, Eindrücke Gch abhärten und Jänzlich in dem häch⸗ 
Ren Geiſte ruhen, ‚ Die Lehensweife in biefen vier Perior 
den iſt genau vorgeſchrieben; fie erſcheint Al$ ein ununter⸗ 
brochener Religiondieuſt; am meiſten ‚bei, den Brawinen) 
welche auch bie Hauntwiedergebornen ‚genannt werden. 


"Kon ben Bräminen Tagen die heifigen Schriften; U R 
ter den erſchaffenen Dingen haben den Vorzug die belebe 
ten; nuter den belebten „bie vernünftigen, unter den vers 
— das RAAB: unter ben 3 Depfäen ”* 


ee. »- — “u. en & - em 0, 






u und Alle Dinge ſind durch dasfelbige rs und | 
vhne daſſelbe iſtr nichts gemacht, was geinadit: iR. - 


Es iſt Hier oft der Drt zu unterfuchett I dieſes Phan⸗ 
taſteen des Neuerthums oder Thatfachen aus dem Alterthu⸗ 
me find. Ganz grundlos — die Sache nicht zu ſeyn. 


— — 


Bamiu Miefe ut beſin ——E——— mviigis⸗ 
ſer nud bargerlicher Pflichten zu bewachen, Gerechtigkeit 
aud endiche Glachſeligkeit zu befördern. Sie fiud eine 
beſtaͤndige Verkörperung des Gottes ber Yeredke, 
tigkeit, und werden ſchon erhaben über die: Welt 
geboren. Alles, was ſich darin befindet, iſt is ver: That, 
ubaleich nicht. dem Aufcheine nad, ihr. Reichtum. Die 
Vahrung und; Kleidung, welche fie geſchenkt erhalten, ges 
dari ihnen von, Rechtswegen, has darch bad Wohlwollen 
der; Brausinen; genießen: eigentlich: bie. übrigen Sterblichen 
ihres Lebens. Auch bei den Göttern ſelder if ein: Baagtis 
ne ſchon von feiner Geburt an ein Gegenſtand der Vereh⸗ 
sing, denn fie ſelbſt, die Goͤtter, ſind es, weldie ſich in 
Bewfelben dem Menſchengefqlechte darſtollen. Nief · der Er⸗ 
De giebt es kein groößeres Verbrechen, al einen Oraminen, 
nunsentliäy einen Prieſter, zu todten, ein -foldhes darf fich 
nicht einmahl ein König in den Sinu Iommen Taffen; höch⸗ 
ſtens darf er einen ſolchen, und werd er aller moͤglichen 
Berhrechen überführt wäre, aus feinem Lande verbaunen. 


+ Dear König därf nie eine Abgabe: von einem Prieſter neh⸗ 


wen, und wie einen Braminen Hunger beiden laſſen, fonft 
uſt er und fein Neich in der ‘größten Gefahr, An karzem 
Hungers zu ſterben. Ein Ketri, der einen Braminen vor⸗ 
füglich umgebracht hat, muß fich felder töbten, hat er es 
‚aber -anvorfäßlich gethan, fe muß er von den Braminen 
mit Pfeilen auf ſich ſchießen laſſen oder ſich breimahl Kopf 
Rber in ein helles Feuer ſtuͤrzen. Daher kommt es, daß 


Zoch‘ heut zu Tag ber Gegen eined Braminen über Alles 


heachtet, fein Find) über Alles ‚gefürchtet wird, weil er den 

Menſchen, oder die Familie, die er trifft; in unvermeibik 

ches Verderben flürzt.. Und die-heiligen Mänuer find eben 

zicht ſparſam mit ihren Flüchen. (Eine ‚Heine Beleidigung, 

| nr unvorfäglich- ihnen angethan., fan «fie ſchon fo aufs 

‚bringen, ad fie dem ‚Urheber derſelben BR und m 
(pm dann!... . BEFLER 

| ee EG an 


i — 98 — 

Mau begreift, daß die Worfchrift. dieſer ungemein, 
Verehrung der Braminen nicht: der Veſchluß des ganzem, 
Volkes, auch nicht das Werk eines augenblicklichen Be⸗ 
fehl&, ſondern einer laͤngern Gewöhnung von Seiten. de⸗ 
ser, die mit Brama’d Macht ausgerüſtet waren, geweſen 
ſeyn müſſe; daß Daher. die Prieſter ber Hindu fo ſchlau 
und ſo herrſchbegierig waren, * die um aller Zeiten, 
und aller Böllr. .. i 


Aus den Braminen allein * Geier — — 
werden. Hat ein Braminenknabe die Wiedergebut erlangt, 
fo wird er Schüler bei einem andern ältern und erfahr⸗ 
nen, dem er vollklommenen Gehorſam leiſten und tn allen 
Dingen nahjahmen maß. Auch fein Stubiren hängt von 
dieſem ab, denn was er ohne Erlaubniß aus den 4. Schrife 
ten lernt, das ftiehlt er dem Brama,. was nicht ungeflraft 
bleibt. Ein Lehrer des Veda barf dieſen nicht Ichren, wenw 
er nicht überzeugt iſt, daß fein Schüler rein tft und feine 
Leidenfchaften bezwungen hat; denn nur der, deſſen 
Rede und Herz rein find, erntet bie reifen 
Früchte eines volltändigen Studiums des Des 
da, er wird ein größer Mann. (Eine: ſehr ſchoͤne 
Stelle dieſer h. Schriften!) Ein Schüler darf auch ſein 
ganzes Leben bei einem Lehrer bleiben. Thut er das mit 
völliger Pflichtmäßigfeit, fo wird er. nadh feinem Tode uns 
mittelbar in die ewige Wohnung Gottes verfegt und nie 
wieder in diefer Melt geboren. Ueberlebt er feinen Lehrer, 
fo muß er der Wittwe derfeiben, auch feinem Sohn ‚bie 
felde Aufmerkſamkeit widmen; darf aber auch die Grele 
feine® Lehrers einnehmen und "bie Opferfener beftändig un⸗ 
terhalten, welche jener gepflegt hat, als wodurch er ge 
Seele auf den Hinmel vorbereitet. 


Hat. ein Züugfing feine Lehrzeit ruhmvoll — 
ſo wird er nach Houſe entlaſſen und darf heirathen. Sei⸗ 
ne Grwählte muß eine Jungfrau ſeyn, deren Geſtalt kei⸗ 
ne, Fehler, deren Gang. voll Anſtand iſt, deren Haar 


— 


— — —— — 


— ww — 


— an en Größe das Diättel halten, bie 
einen ‚vorjügfich "weichen Körper und einen angenehmen 
Rumen hat. Sie muß. and ſeinem Giadi ſeyn; aber wenn 
er Jum zweitin⸗ zun britien. af heirathet, muß ex ‚feine 
FJrauen ans den folgenden Giads hehmen. Heirathet ‚ein 
Bramine zum erſtett Mahle aus den Sudra, fo werfiuft 
er nach ‚feine Tone in die Qual, und zengt er ein Kind 
mit feiner Frau, fo verliert er feinen Rang als Prieſter 
und feine Verbrechen werben unverſöhnbar. Es giebt vier 
Arten der Heirqth bei den Braminen, bie erlaubt oder ges 
ſetzmäßig find, bie andern ſind verboten; bie Nachkommen⸗ 
ſchaft iſt gut ober böfe, je nachdem bie Heirath beſchaffen 


Ms war, geſetzgemäs oder geſetzwidrig In dieſem zweiten 


Stande muß dei Bramin ſich mit täglichem Lefen des Ders 
da und der Feier ber fünf großen Sacramente befcjäftigen; 
denn · dadurch wird bie ganze Pflanzen⸗ und Thierwelt un⸗ 
erhalten, Dabei muß er auf dem euer, das er zu Eh 
ren ben Götter beftändig ünterhäft, täglich ein Opfer brins 
gen für bie ‚Böätet, für die Menfchen, für die Thiere, für 
die ganze Welt. in Bramin, welcher Auf: dieſe Art tägs 
uch alle Götter und Weſen ehrt, wird geraden Weges mit 
verklaͤrter Geſtalt in den hoͤchſten Himmel emporſteigen. 


Es giebt auch bier gefesmäßige debensarten, durch 
welche ſich der Bramin, was er bedarf, erwerben kann, 
nemilich: Aufleſen und Einſammeln von Kötneri 
und ehren, Annehmen unerbetener Geſchenke, Als 
mofenbitten und Aderbau. Nach Reichthum barf er. 
nicht tradyten, weil er baburch Yerhindert würde, nach 
Meisheit und Heiligkeit zu ftreben. Hat er nun einen Sohn 
erzogen, dem er ſein Hausweſen übergeben kann, fo, darf 
er ſich ſchon in einem einfamen Orte feines — dem 
bveſchaulichen Leben überlaſſen. Giehteger aber das Kind 
feines indes, dann iſt es Zeit für ihn, in den Wald zu 
fliehen, und dort ald Einſieblet leben. Nur fein: geweiher 
tes Feuer — er RUHR, alles — aber muß er 

| zu 








- m 


me’ Hanfe zerblhnfen 1: feier sche Bifäntehni 
er. nun bie:fäuf Gacramente, mitnetieöirtinen Rabeiiigk 
wittefit,: grünen: Serüter, Burgtiesamd. frhdrem: fees 
Gein Klein muß ſeym eine Antiiopeuhukt aeber. "och: Bouded 
gemacht. Jeden Mforgen und Abend inusß: er ſich Gaben 
ud Haare, . Bart und Rägel Attd tauchfes:läffen.: Bo 
aller Nahrung; ;die:er „pri ſithe mimnt,much er). Bye 
guötbeilen:. tv Almoſen »gebeny.ıkile Meempen: aberınmß 
er mit Wefchenlen oz Waſſer, Wurgtin und Fruchtn cher 
ren. Dabeinmuß:en: eine volllommene Herr ſchaft Aber SM ale 
üben, ſtets Den: Veda leſen, und ſich gedudig im: allen Die . 
derwaͤrtigkeilen benehmen. Einr: mocht chöhere Volllorencas 
keit kann ein Bramin in der ‚vierten Periede / in Den: Siumi 
de eineh. Gay — eines· völligen: Eiuſiebiers/ anwärkehs 
In der Megel Mund man in dieſen Stand nur einrudenn 
wenn man feine Schuld. an die WMWeiſec, bush geiegmäßtr 
ges keſen des Neda, „au: die abgeſchiebrnen Deelen ducch 
bie Erzengung ineß Sohnes, und an die Goͤtter darch 
Vollbringung der ſchuldigen Opfer völlig abgetengen hat; 
doch geben Uncſaͤnde das; Nocht, auch aus bem zweiten male 
erſten Stanb in Aieſen vierten einzukrrtenMit dem Eins 
triten in rdieſen aher maß der OBgamnin⸗ Alled. uud Feres 
aufgeben, bis auf feinen Waſſertopf und feinen: Gitiki 
Richt einmahl Feuer darf er haben. Er muß fein Wort 
riden und inimer vollig allein‘ biniben, une ſich ganz mit 
feinen @ebanfen: in Gott zu verſenken und che — u 
—— 3. — tele 

unter dieſer Ku, pie — EN gie. 
a ‚eine. andere: Art von Einftehlem, welcheraber audı: ad 
ber andern wei; ‚übern Giables feyn::töhnen,.dieß- nd. 
de Jogis, oder Bäßenden, aud Sanyaffidi tue 
Melt Abgefterkeneh.. In den heiligen "Schriften . wirbunanf 
leibliche Büßtmgen kein hoher. Werth gelegt; wbee otz 
dem, iſt: hier ber: Aunkt, wo bie Religienütung: ber Hindu 
ir das Sonberbart, in das an is ın völligen Usfian 

a. Band. 7 N 


= 


- 


i — OR. an 
Fbet namlich wicht mu file, bie ie bes 


Mas 
eiſſen Vahrsgeinrfaaſ Fenern ſich .nusfegen, namlich vieren, 
bie Me nu ſich her unterhalten und der · Soune, die ke ut 
bagen nd 





As pet uud ſich oft hin und. her bewegt; dort eimen, 
Dex an den: Füßen nufgehenkt, ſich Abet-eine Grube, wor⸗ 

Ins Genen. bremst; unermũbet — und: wieber ſchwenket: Doch 
es warde vergeblich ſeyn, die aberwinigen und abentheuer⸗ 
lichen Exſindungen der Gelbftpeinigung:: albe aufzäffek zu 
wollen, bie ba vorkommen. Se ruthiger und gleichgultiger 
eine. ſolche Lager ertragen wird, befto .geäßer iſt dad heili⸗ 
‚ge Anſehen ded..Meufchen; der oft ein verabſchenuugwur⸗ 
diger Verbrecher war und nun von dem blinden Volke, als 
ein Heiliger, fait göttlich verehrt wird. Von dieſen Büs 
Gern ſcheinen die. Saulen⸗ und Ketten⸗Heiligen der ſpaä⸗ 
———— DR en se 


' dele Derhatuug PR Einrichteug der Bramirer a 
pn ch, wenige unbedtutende Veranderungen abgerechnet, 
miehre tauſend Jahre bis auf unſere Zeiten erhalten; . Desk 
oc jetzt iſt den Braminen Alles, was bie Religion und 
die Auslegung der heiligen Geſetze betrifft, ausſchließend 
eigen, und bie. andern Eaſten find. ihnen: Gehorfais ; mb 
Verehrung zu bezeigen: und reichtiche· Weſcheuke zu geben 
verpflichtet. Gie ſind Die gebornen Müthe ber Eoͤni⸗ 
ge und bürfen, auch nm ber :gröbften Verbrechen willen, 
nic anders, als mit: Randesverweifung. geſtraft werben 
Noch: haben fie ihre -pier Lebendftufen;, nur unter andern 
Namen und feſtern Beltiiuwungen;s fo wird ber junge Bra⸗ 


| ee 00 ee N 
win mit acht Jahren Gehüler; nlsgwitf.Eihriraumb: chef 
big und als Prieſter eutweder amı'zimtäriägode oder bebh 
euer Privatperſon angeſtollt; ini’ viergigfien Jathre trit der 
Stand eines Spemiten und. wit dem yiträrtgklegten: zwei uud. 
fiebenzigften ber eines Einfiedierd ein. Ratürlich erichen 
die wenigften' dieſe letze Stufe, aber auch auf. der Dritten 
haben fie es Ichon bequemer; indem ſte in Geſellſcaften 
leben und’ ihre: Familien bei ſich haben. Sir haben: einge 
zweifache Ordenaregel, eine ußere, Jamm genaumt rd 
eine innere, Rilama.: Jene ibeſteht In den Fünf Workcheige 
tm: Immer die Wahrheit zu reden, Fein Ichenms 
biges Geſchoͤpf zu rödten, nichts zuveruntrene 
die ſtraugſte Keuſchheit zube obachten und nad 
dem Tobe ihrer Gattinn nicht wieder zu Heivas 
then. Diefe:vergebtiet: Eine gewiife inwere Reiz 
feit, das Stechen nah innerm Frreden, eine 
unausgefegt kontgehiende Bupt,:tteter Gebrauch - 
bei bramaifhenGrfeged unb.unabläffiges Dex 
fen am Ifhwaraschen _— und — 
wartigen — Eee ae a ar 
ee” ER EI ne £ Se 
Wean— as bei vucn abiga Erfülung « le di 
fer Pflichten das Alter zum Sanyaffi, nuch Bikſchu 
erreicht hat, :fo..ftebetsed. ihu frei zu ben Seinigen wieber 
garuck zu ehren, wo er daun hochverehn wirb,. oder er 
trit wirklich im den. vierten Staub. ein. In dieſem Fallbe 
entſagt ex vor.dem Guru, Oberprieſter, allem Irdiſchen 
und begicht ſich in bie Einſamkeit. Seine Familie, wenn 
er ge Bermögen hat, wird auf: genieine Koſten verforgt. 
Ein folder: Sanyasyfi, mit einem Tigerfelle um — 
ter. Fan andy, beim Eingang einer Pagode fleher; 
er ſteht ſtumm und reift nur die Hund aus zum en 
der freiwilligen: Alnisſen. Alles ‚wirft ſich vor ihm: nieber; 
darf dieſer äußern Mittel der Frömmigkeit nicht mehr, er 
babet ſich nur dreimahl bed Tage und beſtreicht ſich. jedes⸗ 
| -_ 7.* 


x 


— 10 — | 
Seirbt er, ſo beiräktiman. ihnm gend, aber feinen Kopf 
zerfchkigt man mil einer: Gocosunf: und thelit Heine Stũck⸗ 

chen —— Reiuien an bie: Snbächtigen. aus. N 
.: Die Macht, weldie lieſe Menſaen Aber. bie Gemüter 
ber. ginäbigen Oindu ausüben ; Aberſteigt alle Begriffe Die 
zaͤrilichſten uatärlicgen..: Gefühle . müffee: dem fanatiſchen 
Glauben weichen, den ‚fie durch ‚ihr! Auſchen zuexhalten 
wien. . Wenn Mitern ihr nengeborned Eiud alsbald im 
den heiligen. Flab· werfen; fo. hat oft. Die gebietenbe Roth 
Se viel Antheik:an: dieſer, Abſchenlichteit, als bie Religion ; 
Aber es iſt: vein bie, Wirkung des blindeſten Fauatisnuus, 
wenn eine Mutter rihr zwei⸗ oder dreijaͤtzriges Kind im:ben 
FSluß führt; und, während es in unbefangener Freude ber 
Mutter in das Bat “folge, ſolches sin einen: Wirbel vder 
ESerudel Kößt; oder. den Krokodilen vorwirft und mit ver⸗ 
ſockter Froͤmmigkeit: verſchlingen ſiehet. Moch fickt am 
mich ſelten Beiſpiels non Fanatikern, die ihr Leben: irgend 
einer Gottheit zum Opfer bringen. Ein folder beſteig 
‚unter gewiffen Eeremonieen und Opfern einen Selfen und 
legt ſich hetunter vdet er töbtet ſich auf. eiue' audere Wei⸗ 
je Noch iſt den Europäͤern nicht gelumgen, den .geäßtb 
‚hen Gebrauch abzuſtellen, daß due: Gattiun ſich mir: ih⸗ 
zem verflorbenen Gatten lebendig verbrennen oder begra⸗ 
ben laͤſſet, weil die Braminen ben. Wahn unterhalten, den 
Ahre Schriften aufſtellen, daß eine ſolche ihrrn Matten aus 
dem Elende ber kuͤnftigen Welt erloͤſe, 14 Geſchlechter fer 
wer. and ihfer.: Fainilie mit in den Himmel nehme und in 
Ewigkeit der himmlifchen rende genieſſe. Hat eine Wit⸗⸗ 
we bie Erklärung von ſich gegeben, daß fi Ihrem Vatten 
in den Tod folgen wolle, jo wird: ſie: von: ber ganzen Fa⸗ 
milie mit Liebkoſungen überhaüft. Sie fügt fih dann ner 
ben die. Leiche ihres Gatten, mit: einem. Zweige is ber 
Hand, -mit weldem fie. bie Sufeften verſcheucht. Man 
mahlt ihr dad Geſicht roth, und ihr älteſter Sohn bereis 





- 0 — 


tet den Scheiterhaufen für fie und dem Bater: — 
eine Grube, über weiche er Dornbuſchel, Haufſtengel und 
andere leichtbreunende Dinge legt und biefe noch mir But⸗ 
ter und Pech bedecket. Nun führen die Prieiter die Witt 


we herbei. Sie biten mit ihr, dann vertheilt fie ihren 


Schmuck unter ihre Freundinnen, bindet ein Stück rothen 
Zeig nm ihre Gandgeldule, ſetzt einen neuen Kamm in 
bie. Haare, bemahlt ihre. Stirne und nimt etwas geroſte⸗ 
ten Reid in den Schors ihres Kleibes. uUnterdeſſen wird 
der eeichnam mit Butter. geſalbt, eingeſegnet, in ein nenes 


Gewand gehuͤlit und auf den Scheilerhaufen gelegt. Siee = 


benmahl geht die Wittwe um benfelben, den Reis aus ih⸗ 
sem Schoos verſtrenrub, Dir begierig aufgelefen wird, weil 
er gegen allerlei Uebel Hilfe: Dann befteigt ſie den Schei⸗ 
techaufen‘, wirdn fefigebunben und mit Büfcheln bebedt, 
worauf ihr Sohn ˖ mit abgewendetem- Geſichte nahet und 
ihn mis einer: Fackel in Brand ftedek: Trommeln und Klap⸗ 
perbleche und das janchjende Geſchrei des Volles Abertds 
nen dad Schmerzgeſchrei ber. Brennenden. An einem: ans 


bern Orte flürzt: fich Die Wittwe in den ſchon breimenden 


Scheiterhaufen, welches. für noch verbienſtiicher angeſehen 
wird.Laͤßt fie ſich mit begraben, ſo wird fie neben den 
keichnam geſett und zuerſt bie Füße, zuletzt der Kopf. mit 


Erde überfchürtet und feitgeftampft. - -Unb- * ag — ve | 


— die — — u 


Dam. Pen fe on ‚ber. — ent er⸗ 
griffen, wen mar bedenkt, daß ei ſanftes, gemüthliches 


Bolf den Unſinn und: bie graufarfte Härte gegen ſich ſeibſt 


und gegen ſeines Gleichen, gegen Menſchra, die ihm Busch 
bie heiltgſton Bande der Natur verbunden ſtud, fo weit 
reiben kann, während: es Empfindſamteit in einem ſol⸗ 


hen Grade beweist, daß man überall Thierſpitäler 


ſindet, in welthen wicht aur abgelebte Hausthiere daukbdat 
verpflegt, ſondern auch unnütze und ſchaͤdliche Thiere, ‚bie 
beraͤchtlichſten Inſekten, unterhalten werden. Das” Alles 


N 


—- 1012 — 

aber. tt nur allein Die Wirkung berifdhleneften Prieſter⸗ 
herrichaft der Braminen, bie, wier ſchon gefagt, in ſolchem 
Auſehen ſtehen, daß fich ihnen das gunge. Boll unbebingt 
hingibt und im LTeiblichen, wie im Geiſtlichen, Alles ſich 
gefallen laͤſſet, was dieſe Phariſäer, ihm anſinnen 3. denn 
noch immer kann ein Bramine einen: jeden aus ber dienen⸗ 
den Kaſte, er mag gekauft ober. frei ſeyn, zu fHlavenmmäfs 
ſigen Verrichtungen zwingen, weil ein: ſolcher Menſch von 
Brama zum Dienen beſtimmt iſt, fur Nethſalle batf ex. ihm 
ſogar fein Vermoͤgen nehmen, weil ein Sklave nichts Ei⸗ 
gentfümliches befigen daf. 


Die Beutigen Braminen, — Aberkaupt die — 
konuen in Hinſicht der Religionſekten eingetheilt werben in 
Wiſchnuiten, Schiwaniten, Smartaiften, Dar 
ſchandiſten, Schaftaiften und Sarvagnia Die 
Mifchnuiten, bie das Prinzip des Waſſers verehren, theis 
len fich felber wieder in. zwei Sekten, wovon bie erſtere fick 
Tatwawadi, oder Wahrheitliebhaber, oder Recht⸗ 
glaubige nennt: Die andere beſtehet aus unverheirathet le⸗ 
benden Männern, beren alßered Zeichen ber weibliche Jo⸗ 
ni ift. Die Schiwaniten verchren befonderd bie Son 
ze ober:bas Feuer. Auch. bier kommt unter anbern Ems 
blemen ver Ianiskingam zum Vorfcheln. Die Smar⸗ 
taiften halten Wifchms und Schiwa für ein und dasſelbe 
Weſen. Die Pafhandiften gelten für Gotteölaügner, 
weil fie Alleb widerſprechen, was andere Selten für. wahr 
sth. heilig halten, - Die Schaftifken verehren bie Gsoͤt⸗ 
Sen Schadti, die Natur, ober jene wirkfame Urkraft, 
durch welche Erbe, Waſſer und Feuer (Brama, Wiſchuu, 
Schiwa) zur Wirflichkeit gekommen find... Die Sar va⸗ 
gnia wollen zu Heiner Selte gehören. Sie behaupten das 
Daſeyn eines haͤchſten göttlichen Weſens, langnen aber 
Die Vorſehung, indem die Welt durch bie ihr von Gott 
| — ———— ſch aaa — 








r ' 


— 102 — 


Bader uch bon beat Braphkscn —— 
gilt, mit einigen Veraͤnderungen, auch von den beibemgußl 
genden Bin Kird; deun der Stanb der Bub Teuier in 
fat gar Beine Berkdfichtigung. Die Lebentweiſe er ala 
du erſcheint hienach als ganz. religios und ihr Qottrebieũ | 
iſt ein zweifacher, ein geiftiger, ober: — und ſein 
Annlicher, oben außerlicher. "Die Gebealche 528 uhfdrkke 
den Cultus beſtehew vorzůglich: in Meinhaltung dus Men 
pers, durcha hauftge Baͤder u: Vermeibung ats Vere 
kehrs mir unreinen Menſchen, Khieren nd Sachen, in 
Enthaltung;: von verbotenen: Speer: und Getraͤñken⸗ in 
ſaſten, Lümmoſen Speuden, Opfern; Gebeten, Hevnchen 
helliger Spruche und Lefen bed Veda, endlich insb ſonde⸗ 
re in den fünf. —— BE ee ae: 
ER ENT — Zorn 
Die göcichen Weiſen, die Seuer ſaber, Ar Geiſter; 
die: Gaͤſte und Die abgeſchiedenen Seelen’ ſlehen Segen mb 
Wohlſtand anf vie Menſchen — Darm — 
väter fie durch bie Beobachtung 
‚ber at gröpen — ER is 
verehren: „De üben: cher zu de Sucdium bei FR 


Ahnta; die Woͤtter durch Spenden Ind Feuer, Hutaz 
bie Geiſter · dunch Geſchente ah alle beichte, Geſchorfe Birne 











hutaz die Gaͤſte darch LArbensccittel, Bramſahcitaz 


und die :abgefchiebenen Seelen dictch: Todtenfeiern, Yan 
fit "Den Veda darf man: nicht leſen, wie wine wii; 
fonbern muß es nach beſtimmten Vorſchriften thun; fo 3. 

B. bie: Dedas in ber helfen ie Betiangas in den Tante 
Rücken des Monats ;. nemachte leiſde fonbern. funk laut 
und mit ſchatfen Betonung. mid Auftrengung allen Me 
des Leibes nt‘ Bedı Geiſtet. Bin: Miedergroͤbrutẽ, Ber, 
übte, den Veda gehörig geleſen zu haben, feine‘ Meifunerts 
ſamkeit aufrechte! weitliche Miſſen ſchaft wendet/ geräth ſchau 
bei Lebgeitetzea deno Zaſtand eines Sudra; dagegeu rk 
ie fe‘ den wedn · geilt und erg fs 


» 
D 
n 7 * 
. r 


ee ae We a barch welches die 


gaicze Thier⸗ and Pflangen⸗ Melt erhalten wird, beſteht 
Bremer gehoͤrig in die Flammen des heiligen. Feuners ge⸗ 
goſſenen Spende gereinigter Butter (Ghihd. Das Feuer 
zu dieſem Dpfer (VBais wadewa) muß beflänbig "unters 
beiten werben. Daran: iſt fogleich in unmiuelbarer Folge 


engukraufen bad Sacrament für bie. Beifter:iunb abge⸗ 
ſchiedenen Seel. Ber dem. Opfer fol man etwas Reis 


an hie, Thire fchütten mit den Worten: Ich gräffe bie 
Bitter des Windes, etwas in's Waſſer, mit den. IBors 
tenz Ach grüffe. die. Oötter des Wafferd. Das Op⸗ 
fer für die ſaͤmtlichen Griſter muB in. die Luft geworfen 
werben, bei Tag für die Geiſter des Lichts, bei: Nacht für 
die bel; Finſterniß. Den abgeſchiedenen Soelen kaun man 


. Auch ⸗durch togliche Darbriugung: vog Mich, Wurzeln ud 


Bräkchten. und durch Einlabung uud Bewirthung eines Bra, 
minen huldigen. Ein Gaſt, weicher. won feiber Lommt, 
fol aber mit den gebrauchlichen Degrü ungformeln em 
fangen, zum Niederſitzen eingeladen und Yukt Waſſer und 
ieh Mahle verfchen werben, To gat mia 26. zu: bereiten 


young. Grab amd Erbe, ſich zu ſetzen, Walker, mm bie 


Güße zu wafden ‚.:andı ſerundliche: Zone "fehlen niemahls 
in den Wohnungen der Gaten, wenn ſle auch woch fo 


‚ om. wären. . Ginen. Gaſt- ber Des Abende erſchrint, varf 
dex Haudwater nicht Wiebersfowtgehen laſſen, deun er warb 


von ber. umtergeheisbex. Son geſendet; ex muß ihn behal⸗ 


⸗ 


ses. uud bewirthen, undewean er noch ſo ungelegen Muse. 
Die Zufsichenheit eines; Goftes verſchafft einem Hausvater 
Meichhuu, Ehre, Tanges Kehen und. willen: Platz im Him⸗ 
seh Se deu Hahfern: Kir Braminen ‚heißen nur wieder 
Braten Gaͤſte; Ketris, Maifya’s und zu 


iepeqh anch freundlich .anfgetoumen und. behanbeit. Bas 


die ikieclibeig laſſen, dack vom ben ieltögennfür: ver 
geht) wernen. Ein: Me Mahigeit ‚heiße SEchm aus 


— 190 — | 
Ver: Bupdubbafted und, aber lauiet ſucche Hält, wied 
von aͤllen Bergehungeik gereinige; wer aber feine Mahl⸗ 
seit. far ſich alleimigusereitet Lafer, :iffer nichts 
als Bünde. Um inveflen dem Mißbruuche ver ‚Bars 
freundlichteit zu Mevern;, gilt das Wow: Ger Braufin, 
der ſich zu einer: Matigeis aufbeingt, ‚iR din 
Banbafi, ein fe ſchamdlichn terre DAL 
wos; vis Dawsvater..aber, Ben ifstihes ohut; 


fintt nad) feinem Tode in den anhand a. Bier 


hei — — ... ve es. 


* BU U, 200 Ze 
min MEI 


"meer Dem oglien Dofe sieht au: wide, ve 
m assern: beftimmten Jahredeiten und Dommikiagen dar⸗ 


gebucht werden wäffen.‘ Fürıbis Götter und Geiſter am 
Ende jeder 14 Tage mit Biyih;, gu bee Zeit, wenn bad 
alte "Betesibe imeiſt verbraucht if, mit newein: Getyalbe, 
um eine rrichliche - Ernte: zu. erhalten; zur: Zeit ber Son⸗ 


—* 


ans Wenden mit: Dhierfleiſch am Ende des Jahrs wit 


dem / Saft der. Maubpftauze. Fur die Seelen ver Vorfah⸗ 
ten muß auch jeden Mongat zwiſchen dem zehaten und drei⸗ 
zehnten Tage der finftern Periode ein Opfer dargebracht 


werben. . Diefed, Sraddha genannt, muß mit dem Op⸗ 


fer: (ER Die Gotter begonfien und beſchloſſen werden, und 


bie Debrauichr derſelben!· ſinde mit: der aAuſerſten Sorgfaln 


im verrichten; denn die: Sraddha belbhet van/ "er fie 
dardringt, uit immerwahrender Frucht. GET Werden dazu 


Braminen;! oder andere Brave Laute eingelaben uud feier -_ - 


lichſt bewirthet. Iſt ein Hausvater nicht im Stande, alle 
Menabe ine: Sraböha zu⸗giben, ſo iſt es genug, ‚wein 
er ſe ——— — — — —— 


re ».» " 
N 


Se Si ie Wear Do TR — 


Thiere; ſogar: Riudvieh, gzit Sodten amd ihr Floiſch za ge⸗ 
nießen Mean ſchuff zuin Erhattung · bes: Lebensgeiſtes m 


deſer: Deiſt RE was — sv 


— —— oo 
meslich IR - Eia Wistergelorute« — nahen. ru 
fin bei, Bepan nr Hei erlaubten Deyankaffungen Eher 
. wWötetn bringt ſich und biefe Aüblere: auf den Gipfel ker. 
@tädichateitz allein ohne DMeie-Beranlaffung.hnef:er, auh 
in dringender Both, ‚Erin: Schies; yeriepen. u Wer Dioß fein 
eigenes Fleiſch mit dem Fleiſche „umbeuer. Thiere anöbehnen 
will, das wird vach: feinent. Toder als Räder chen fe mb 
ſo oft unlmmueı =] das ————— anf der 
SHBaumt hatte Se BE ur Kur Br GL 
Ein fehr wichtiges, Thieropfer ft: das — E—— — 
oder Pferdeopfer. Nach dem Menu iſt es ein Sühnepfer, 
welches ein König für einen unvorfäglichen Mord eines 
Brauigrerbiiugen bann; wan finhetjchach auch i:tiaß es 
von Koͤnigen nach ſiegreichvollendeten · Kriegen: neßigogen 
.merbden iſt. Es beſteht darin, daß man einen Pferde bie 
Sreiheit giebt und, wem dasſelbe gu :feliem Stalle zurkd, 
kehrt, eſ tödtet und das; Fleiſch auf Has Diypferkemer wirft. 
Die Hauptſache dabei iſt aber. die dem Opfer beigelegie ge 
heimuißuglle Bedentung / vermoͤge welcher ber Dpftzen ſich 
ſelber in dem Pferde ſieht und die Erfüllung :affer-feimer 
Weligiempflicten in der Onferung deofelben. 


— 
U, 





er . Bow. Abmlicdger Wichtigkeit iſt das Ingamı ober Zaga, 
ein jährlichen dor Sonne‘ und dem Mande am Anfang des 
Aprilmenas gebrachtes Dpfer, dad bie Exrſchaffung / ber 
Welt uud ben Deginn einer. neuen Zeitrechnuug, begrichne 
- amd: darie beicht, Daß die Bramiren, unter. vielen Gere⸗ 
monieen und Gebrten, einen geheiligten Widder / erdroſſeln: 
Eh. arfordert Zubereitung und erhaͤlt ſolche darch handert 
Braminen, bie dazu quserleſen werden. Sie fe uer 
ſchoͤnen eben Platz aus, reinigen und weihen ihn mit den 
beſonders Dazu vongeſchriebenen Erbraüchen und begtenzen 
ihn forgfäkig anf den vier Seiten. Dan erwicten pie 

der Mitte ein. Belt ober eine Hüttes: fo. großen daß finden 
 wenigflschunest Braminen faßt. Die übrigen, autacmnahl 








I - 10 —- — 
wehra Taufend, fehew:umi Wie Snütte’ her. In dieſer iſt 


die heilige Feuerſtaͤtte, Kund a, and veren Mitte ſich ei⸗ 


ne hölzerne. Saule erhebt, welche ein Bild ber Stärke, der 
Feſtigkeit des Geſetzes feyn fol. Zwel davon herabhäng 
gende Seile bedeuten die beiben Theile des Geſetzes (Ber 
brangam und Bedafaram). Be der Keuerftelle wer⸗ 
ben neunerlei Arten Holzes zufammengetragen und das Op 
ferfeuer durch Reiben zweier Höfzer hervorgebraucht. Das 
brennende Holz wird wit Butter ftarf begoffen. Nun wird 
ein Bod oder. Widder, der ohne Fehl ſeyn muß, in bei 


Opferkreis gebracht ; ; ſes werben viele Gebete über ihn ge 


ſprochen und aim Ende derfelben der Hals beffelben mit den 
Händen zufammengebrät. JR er tobt, fo wird bie Leber 


herausgenommen, mit Butter beftrichen und geröftet, dann 


anf die Seite gelegt, bis der Widder, ber in dad Feuer. 
gebracht: wird, ganz zu 'Mfche verbrannt if, währenb dem 
viele: Gebete gefpkochet werben. Nun‘ wirb bie gebrätene 
Leber: nebft Brot unter die anweſenden Braminen vertheilt 
und verzehrt; von dem Opferfeuer aber muß ber oberfie 
der Prieſter etwas mit nach Hauſe nehmen und u. 
wachen, daß es nicht wieder Eule: | 


Prieſter, weldye dieſes Opfer nur einmahl mit EBEN 
haben, : werben ſehr hoch geachtet und: wenn fie ſterben 
wird::iht Scheitechaufen mit biefem ‚heiligen Feuer ange 
zündet, wodurch ſie unmittelbar " bee: Az Se Dim 
-_ erhoben Er “ | 


E fon mit unter: die Priviicgien gehoͤren, die ber 
Vedam ben Braminen ertheilt, daß fie bad Opferfeſt Ja⸗ 
gam· halten Dürfen. Viele aber enthalten: ſich Leifelben, 
theils weil ihnen der Genuß auch eines einzigen Biſſens 


Fleiſches von Natur zuwider iſt, theils ande weil ie glawu⸗ 


bes, ſich ———— und am — 
sn bringen. 


— — 





⸗ 


— 108 — — 


Sel⸗ beſondern handlichen Greiguigfer fun folgenhe vo 
‚  Ugldfe Gebraliche worgeichrieben: 


Während der Schwangerfhaft einer Fran ſollen Spen⸗ 
dbeſn in's Feuer gemacht werden. Bei ber Geburt eines 
Knaben giebt man ihm,” unter Herfagung gemiffer Dedas 
ſpruche, Honig und Butter zu koſten; nad zehn Tagen 
wird dad Feſt der Namengebung angeftellt. Die Namen, 
die man dem Neugebornen giebt, follen Beziehung auf die 
Faſi⸗ haben, der er angehört; Mävchens Namen aber fols 
fen Sanftmuth, Gefaͤlligkeit und andere weibliche Tugen⸗ 
den ausdrücken. Im vierten Monate ſoll man die Kinder 
zuerft aus dem Haufe tragen; nach den Zahnen aber in 
den drei erften — die Ceremonie des Haarabfcherens 
vollziehen. 


Verheirathen tann wan 6 anf acht verfchiebene Bei 
fe. lebt ein Vater feine Torhter einem Vedagelehrten aus 
freies Antriebe, fo heißt der Gebrauch Brama; giebt er 
fie, ftattlich gefchmädt, einem Braminen, fo heißt ed Daie 
wo; Artha heißt ed, wenn ber Braiuigam bie Braut wit 
einem ober mehren Paar Kühen erlasft; Bradifchaper 
ty a wird genannt, wenn der Vater feine Tochter mit ger 

. yiemender Ehrbarkeit Abergiebt und dabei fpricht: » Moͤget 
iht Beide zuſanuuen eure bürgerlichen und religioͤſen Pflich⸗ 
sen erfüllen; ”, verbinden ſich Jüngling und Sungfrausand 

— gegenfeitiger. Reiguug, fo heißt die Verbindung Gandhar⸗ 
va; if eine Jungfrau brei Jahre nach. erlangter Mau 
barkeit nicht verheirathet worden, fo darf fie fich felber eis 
uen Vradtigum wor gleichem Stdybe ſachen; NRactkhafe 
weunt man es, wenn eine Jungfrau im Kriege mit Ge 
walt ans ihrem Hauſe gerifien und zur Ehe gembummen 
wird; Aſura, wenn ber Braiitigum der: Brake: und: ih 
vun Verwandten ſoviel Gefchente giebt, als er kanuz Pair 
..fada, wenn. tie Beliebte: verſtohlens: umarmt, wird, wodhe 
‚rend fie ſchlaͤft, oder fonft ihrer Sinne nicht machtig ik. 
Einige von dieſen find vecktmäßig und von guten Folgen, 


J 








— 49 — 


andere nicht; Rackhafa und Baifadiapker. niemtahus 
vorfgmmen, ‚weil:fle zuchles find. Beu: ullen Siefen Ver⸗ 
mählungarten And a — — vorge⸗ 
ſchrieben. . — 
Stirbt ein Kiub unier zwei Sahrm,: ſo Pe ed, mit 
Blumen gefhmädt, in reinem Erdboden begraben, die Leiche 
name älterer und erwadhfener Derfonen aber mit heiligem 
Feuer verbrannt werben! "Die Verſtorbenen werden von 
ihren Verwandten, Lehtern von ihren Schillern hinausge⸗ 
tragen. Ein Sudra⸗ muß durch das mitragliche Thor hin⸗ J 
ausgetragen werden, die Todten aus beit andern drei 
Giadis durch bie andern‘ Thore. Bet, dem Begräbniffe 
oder der Verbrennung des Leichnams ſelber opfert man 
dem Aritfchanber, einem uralten tugendhaften Konige, 
der ſich den ‚Göttern geweihet und als Sklave hatte brau⸗ 
hen laſſen, den Schodeleth, Begraͤbnißplatz zu hüten: 
Nach feinem Tode ward er nun der Schuggptt der Begräbs | 
nißorte. Man fett die Leichen bafelbft vor feinem Bilde nie 
der, hetet und geäßtieinige Kupfermünzeny ein. Stüd’ neue 
Lkeinwand und eine Hanb vu Neid von üh:in Die Erder 
Darauf⸗ geht eu Catbta ,; „der unterdeſſen das Fener unters 


halten hat, zu dem: Bilde ves Arichfcyanber nub fagt 


if, daß er many: nachdem er feine Gebühren‘ erhalten 
habe, ben Leichnam nicht mehu aufhalten: möge: Worauf 
dann Wie Verbrennung, Cober. Beerbigung) vor fi gehe. 


«de 
H 0. 


Die Verwandten eined Verſtorbenen find durch feinen 
Tod unrein, auf längere ober kürzere Zeit, je nah dew 
Grade: der Verwandtfchaft und ben Geſetzen des Gabi 
Rach Verrichtung ver: Kobteufener wird in Bramine wie⸗ 
der rein durch Berührung: des Waſſers, eis. Ketri, wenn 
er fein: Pferd, ſeinen Glephanten, oder. feine Waffen, ein 
Vaiſpa, wenn er den Txeibftachel ober den KHalfter ſeines 
Stierd, ein Sudra, wenn er. feinen Stab bewiben Dir 
Geburi eined Kiabet — feine @ltern, bie ſich 


“ 


— 10 — 5— 


—— Ebꝛn fo wird — 
. Baden rein ‚nweun man einem Menſchen aus dem Stam⸗ 

we Shanbakaz. Dem verworfenften bei umreinen, . eine 
Frau in ihrer Monatözelt, ein neugeborned Kind, :einen 
tobten Körper; opme Einen ke der an einem. _ 
umgeeommen, angerährt hat, er 


.„ Eine vor ale. Helligkeit hatte, von jeher bei den, Hins 
du bie Baftfrenndfchaft,. zu. welcher man. ſich durch 
eine beſondere Keremonie/ das Opfer der Freuden ge⸗ 
nannt, verpflichtete. Das Bild einer dem Wirthe ſywohl 
als dem Gaſte gleich verehrlichen Gottheit ward dahei in 
der Vorhalle des Hauſes aufgeſtellt und unter beſondern 
Gebeten mit Blumen bekränzt. Hierauf, wurden dem Bas 
ſte die Füge mit lauem Waffer. gewafchen und zur FZewir⸗ | 
thuug beöfelben bie. — Halli grund. Ä 


— .. » nt « { 
} . — R [2 2%. ‘3 d.. \ 





a De ee Bi ee in er 
— — — Sunden kbonnen durch Bußen getilgt 
und wieder gut gemacht werden, nicht allein die unvorhqh⸗ 
lichen, . forfpeen auch bie. vorfäglicen. und abſichelichen. 
Miedergeborue iusbeſonbere fait ;werpflichtet, ihre Berger 
Hungen: abzubüßen, ſonſt werken:. fie nicht mtr in dieſen 
Daſeyn, ſondern bei ihrer naͤchſten Bebuxt ‚peitrafss inden 
fie. Wind, ober taub, ober fonft Frünpelhaft.zur Welt dom 
men. Die Bußen find vorgefchrieben und beſtimmt nicht 
allein für jeden Giadi, fondern auch für jede Art von 


Sunde und Werbrechen.. Ein Wiebergeborner, der Reis⸗ 


brantwein uber. anderes ſtarkes Setraͤnk bis zur Betau⸗ 
ſchung getrunken hat, muß von demſelben oder wen:dinem 
- andern ſo viel ſiedendheiß triuten, bis er daran ſtirbt En 
Bramine, der einen andern unvorſaͤtzlichh getödtet, muh 
zwölf Jahrre einſum in einem. Walde: von Almaoſen eben. 
Einige Bußen haben: beſondere Ramen und genau werger 
ſchriebene Gebrauche. Darunter ift:die Pavaka die wid» 
ligſte, den fie verföhnt alle und jebe Betbrechen; aben:man 








- B; ri Ay \ 





— 111 ze 


muß datei zulf· Ta geganzlich Füllen: 7 Mare Nah 
— wachen und feine: ‚Bebanken Bee NUMBER 
Ban ee N 

: Wan wirde inbeſſeu dur c:alis davſe Busans 
"gen won:den: Flecen-heimlicher und.offenbared 
Säinwen. nur da durch rein, wenn man tie wirt 
lich bereuet an den truſtichen Vorfaß faßt, | 
fie. wicht wieder yi: bugiahen.: Fuhlt man ſich durch 
biefelben ‚nicht volig berichige ; fo. wieberholt mim fie, bio 
die Beruhigung eintrit. Alle Wonne der Sottheiten unb 
der Meunſchen entſpringt aus Andacht, : wlichft iu” der And 
dacht? und erreicht ihre VLollkomimenheit in der Andacht; 
Andacht hat größern Werth, als die Erfüllung aller Pflich⸗ 
ten; Alles/ was mer ir: burchdringen „Lfehwer zu errri⸗ 
den; chwer zu vbllbringen: iſt, das kaunburth wahre 
Andacht bewirkt werden; durch die Kraft der Andacht er⸗ 
langen: Seelen, weise in Gewächſen und Thieren leben, 
ben Himmel. Selbſt Brama, der Herd; der Geſchopfe, ver⸗ 
kündigte: alle ſeine Eeſetzẽ barıh: Andacht,! uno vurch nv 
dadıt erwarben ſich hie WDeiſen Keuntuiß dus Veba. Dem⸗ 
nach haben felbit die Götter, überzeugt von der unver⸗ 
gleichlichen Kraft der Andacht in dieſem Weltall, kat bes 
kanut gemacht, daß tie Vorzüge einer — Andacht 
ung akt — uberteigen y. Be Are; 


— .2 u Fe | 


‘ 





2 nt 
Auſſer ber- er: jorgfäligen —— ber heiligen Gr, 
braüche gehört es auch zur · Frömmigkeit, ‚den ‚Göttern. heis 


> 


ö— — — — — 


— ·2— 


J Die Möglichkeit, zwölf Tage gaãnzlich zu faften, kann bei 
"hem nüternften tee‘ der Erde wohl gedacht werden. 


) Wie Schade it es doch," daß durch diefe‘ übertriedene Ei. A 


- gung der Andacht die Kraft des vorheritehenden Satzes von 
Der! Reue-undernflihen Brrferäng, der fo rein 

vernuftig und — ns — wleder ve 
mwmichtet ‚Würde: sad en, 


/ N‘ 


- 


11 — 


Up Keie oben Aärtem zu weihen p Rd: — 
winer, elek men abeſta utiex auftecten/i Mbefehenn 
te zu geben: Es iſt aber ein Bramine ein tugendheffer 
Beuler in quur Füllen }: neulich mean ier herab um 
Einder su gugengen ;. wenu eh. apfeen will; wen 1er <fich 
auf der Reiſe beündet; wene,st kin Goanzes: Vermogen der 
Vollziehung eines heiligen Heudlungihiagegeben hatz wann 

er ſeinen Lehren feine. Eltern zur. untenhaltenwünfche; wenn 
er Unterhalt für; fids ſelber braucht, in dem er zum erſten 
Mahl. den Baba lieſt; endlich wenn ex. krank In. Die 
Hauptfarhe aber. bei Kollziehung Diefan,.iwie 








er Abrigen am dächt igen ehrnürckt.antinaseb« 


lungen ift. bie, dabei ohnealtewhr: Gefintung. 
. Einer, Ber auf feine Anbadhtähangen Kaliwär 
re, vber:bieansgetheilten Geſchenke und mean 
“chen wollte, würde die Frucht derſelben: ſe Lbſt 


. - persichten. Dagegen lanx man. ſich BErd.;eir 


after Handlunagen:eineu Frenundifür bad. Fünf 


‚wen nad uud nachgaͤaſammelten Vorrathitugt na 





tige Leben chegeiton, ebeniſe, mie: bie weife 
Amelie nad. und nad, ihr Ne erkaust: Nur 
die Tugeud iR anf der Reife zu venfeibum:cin 
umzertrenn licher Geführte der GeelesBater 
und Mutter, Weik. und Kirdaubleiban Hier: zu⸗ 
rück; denn als ein einzelnes Wefen wirb ber 
Meuf geboren, als ein einzelnes ſtirbt er, ale 
ein einzelned emipfängt er bie Belohnung: für 
feine guten und die EURE fr — bofen 
— Aa m a yet ee nt — 


Auffalend iſt, daß in den. heiligen Vorſchriften für 
die Ansübung ber dargeſtellten ‚religiöfen, Gebraüde der 
Gottesdienſt in den Tempeln und bie Verehrung ber. Bü 
terbilder faſt gar nicht erwaͤhnt wird. ‚In alten. heiligen 
Schriften. exicheimen bie Braminen als ECinſledler, bie in 
geheiligten Hainen leben und bafelbk ihre Opfer .auf ei 

er i z nem 


\ r 





+1 


i — 13 — 

nem runſtloſen Altarherde — ohne daß — 
von dem Prunke des ſpätern indiſchen Götterdienſtes die 
Rede wäre. Dieſe Einfledler rühmen ſich ihrer weltlichen 
Armuth und ihres Reichthums an geiſtlichen Gütern, auch 
wohl daneben ihrer Weltkenntniß. Zwar heißt es irgend⸗ 
wo einmahl, die Braminen ſollten, wenn ſie ſi ch in einem 
Tempel befänden, den rechten Arm unbedeckt ausſtrecken 
und ein anderes Mahl, fie mögten an gewiſſen Tagen bes 
Monatd, namentlich) an den finftern, die Bildſauͤlen ber- 
Götter befuchen, ohne Zweifel in den Tempeln. Auch wirb 
zuweilen von den heiligen Feuern in den Tempeln gefpras 
hen. Der Gotteödienft in den Tempeln fcheint demnach 
im Bramaismus eine Nebenfache gewefen zu feyn, weil 
man fo viel möglich nur die heiligen Gebraüche ber früher 
ften Zeiten des Menfchengefchlechts ‘übte, welche zuerft noch 
feine Zempel hatten und kannten. Auch fcheinen die Tem⸗ 
pel.zwar zahlreich, aber wahrfcheinlich weder koſtbar noch 
von bedeutendem Umfange gewefen zu feyn, beun die Vers 
orbnungen des Menn wollen, daß man bei gemeinfchafts 
lichen ‚Grenzen der Weichbilde verfihiedener Orte, zur Bea 
zeichnung: derfelben, Tempel errichten ſolle. Ebendieſelben 
ſchreiben vor, daß diejenigen, welche den Tempel einen 
Gottheit erbrochen haben, ohne weiters mit dem Tode be⸗ 
ſtraft werben ſollen. Zeugen⸗Ausſagen müſſen in Gegen⸗ 
wart von Goͤtterbildern und Braminen abgenommen were 
den. Falſches "Zeugniß ift eined der größten Verbrechen, . 
Auch bie Eidesleiſtung muß auf dieſe Weiſe vorgenommen 
werden. In unwichtigern Fällen mag wohl ein Bramige 
bei ſeiner Wahrhaftigkeit, ein Ketri bei feinem Pferde, ſei⸗ | 
nen Waffen, ein Vaiſya bei feinen Kühen, feinem Getraibe 
oder Gelbe ſchwoͤren: aber bei wichtiger Dingen muß. ber, 
Schwörende Feuer halten, unter das Waſſer tauchen, ober, 
die Haupter feiner Gattinn und Kinder der Reihe nad). 
berühren. Wen die Flamme nicht brennt, wen das Waſ⸗ 
fer nicht fegleich wieder heraufflößt, werfen Berührung fein 

1. Aand. - Bee ar 


\ 


— 14 — 


.  piöplichee Ungtät zuzicht, deſſen — iſt für wahrhefs 
ng su halten. 





. 


Die hoͤchſte Aufgabe des Lebens für einen tugendhaf⸗ 
ten Wiebergebornen, befonderd für einen wiebergebornen 
Braminen iſt aber und bleibt jederzeit diejenige, während 


der gewiffenhaften Erfüllung der vorgefchriebenen Pflichten 


des außerlichen Gottesdienſtes feine Gedanken hauptfächs 
lich anf das Weſen der Wefen zu richten, und nach der 
wahren und lebendigen, dutch das Studium bed Veda zu 
erreichenben Erkenntniß desſelben zu ſtreben. Nur durd 
diefe Erkenntniß vermag er zu dem Mittelpunkte aller Ru- 
he zu kommen, zu der Wiſſenſchaft, dag Bram felbft bie 


Wiſſenſchaft aller Wiſſenſchaften if. Durch diefe Wiffen, 


ſchaft wirb er Alles befigen, was er wünſcht: Sie wird 
ihn kennen Ichren den Himmel nnd bie Erbe, ben Wind 
und bie Luft, dad Waller und das Feuer,. die Geifter, 
Menfchen und Thiere, das Gute und Böfe, Wahrheit und 
Lüge, Tugend und Lafter, diefed und das zukünftige Les 
ben. Im Beſitz derfelben wird er das Wefen der Weſen 
m allen Wefen, und alle Weſen in dieſer höchften Seele 
bemerten. Es wird ihm Bar werben, baß alle Götter und 
Welten im Sram find, daß Bram es iſt, welcher in ben 
. fünf Geftalten der Clemente alle Wefen durchbringt, und 
fie, wie die Räder eines Wagens, auf:der Stufenleiter 
der Geburt, des Wachsthums und der Adflöfing, ſich in 

viefer Welt herumſchwingen läffet, bis fie bie Seligkeit 
verdienen. Er wird zu ber Erfenntmiß gelangen, daß das 
Weſen eined Geiſtes darin beſteht, ‘daß fein Weſen in fich 
felbft zurucktehrt, und daß das Seyn beöfelben, ald Aeüſ⸗ 
ſeres, zugleich ein Wiſſen, als Inneres, iſt, daß alſo 
and bie Vorſtellung, oder das aüßere Bild ber lebendi⸗ 
gen Erfenntniß, das innere Vorgeſtellte ſelber ſeyn muß. 


: Wer auf, dieſe Weiſe das Weſen und die Wiſſenſchaft 
er ‚anbelebenben Geiſtes erfannt und ergriffen hat; wet, 


4 


| — 115 — 
da weiß, was dieſer Ewige iſt; wer ihn — mit ben: 
er Eins geworben iſt, ber iſt groß. im Wiſſen, wie dieſer 
Ewige groß im Seyn; ber hat ale. Welten: befiegt und, 
erfüllt von dem Ewigen, theilt er mit ihm feine Herrliche - 
feit und Seligkeit; ber iſt glücklich und zufrieden, fo lan⸗ 
ge er Iebt; ber bleibt auch nody Sieger, wenn er ſtirbt, 
und wird ein Koönig der Könige über zahlloſe Weſen. 





Nach dieſer auöführlichern Darftelung des Bramais- 
mus können wir kürzer über bie übrigen brei Religionfys 
fteme der Indier weggehen. Diefe find der Wifhnutes 
mus, der Schiwaismus und ber ——— —X 


Schiwa. 


Det dritte Sohn der Bhavani, oder die dritte Gina 
Nation des ewigen Brams, ward aus Begierde‘; : unter ben 
Menfchen zu leben, ein Geiſtlicher. Daranf vermählte er 
fid mit der Tochter eines Königs, Parvadi, mit wei 
cher er tauſend Jahre im ünunterbrochenen Genuffe der 
Wohlluſt Iedte. Endlich, trennten ihn Brama und Wiſch⸗ 
au, unterftügt von allen andern Göttern, von feiner Ger 
mahlinn, welche bieß fo übel empfand, daß fie ihnen allen 
fluchte. Schiwa felber wanderte im Wahnſinn des Zorns 
über die ihm widerfahrne Beleidigung durch bie ganze 
Melt und erzeugte einen Sohn, ber ſechs Halipter, hatte, 
‚und in ganz Indien in großen Anſehen stand. Parva⸗ 
bt, welche vor Verbruß geftorben war, ward noch ein⸗ 
mahl als die Tochter eines Königs geboren: und von Schi, 


wa zur Ehe ‚genommen. Als fie aber einſt im Babe fap 


und ſich nach einem Söhne fehnte, entitand- aus bem 
—n in ihrer Hand ein Knabe, der auf. der Stelle 





*9 Von dieſem, der C en ie ik, wird fpäter geredet 
lei ” N « ir 0) 
j 8* 





a‘ 


ee 


| zu einem gmanzigjährigen Jungling aufwuchs. Sie nunn⸗ 
te ihn Vinayaguien. Die Eiferſucht Schwas, als er 
nach Haufe Fam und ben ſchönen Jüngling bei feiner Ges 


mahlinn fand, warb durch die Erzählung der Thatſache 
befchwichtigt und verwandelte fich nun in väterliche Liebe. 


Auch der Großvater des Jünglings erfreute fich fehr Aber 


ihn und ftellte ihm zu ‚Ehren ein Feſt an, wozu er alle 
Götter einlud, bi auf — feinen Schwiegerfohn. Diefer 
ward darüber fo aufgebracht, daß er einen Niefen fchuf, 
der die Verfammlung überfiel, die Götter midhandelte und 
die Sterblichen tödtete. Auch Binayaguien verlor den Kopf 
unter feinen Streichen... Schiwa, der dadurch tief ‚gefränft 
wurde, wollte ihm venfelben wieder auffegen,; allein ex 
war fo zerfegt, daß er ihm nicht mehr brauchen konnte, 
er hieb daher gefchwind einem Elephanten den Kopf ab 
und febte ihn auf den Rumpf feines Sohnes, ber fo. wies 
ber ind Leben fam Er fandte ihn, darauf in die Welt 
um ſich eine Gemahlinn zu fuchen, bie fo ſchön wäre, wie 
feine Mutter; allein vergeblich burchreiöt er in dieſer Abs 
ſicht Sur Länder der Erbe, | 


Schiwa ſelber, nach ſeinem Streit mit Brama, in 
welchem der letztere ſein fuͤnftes Haupt verlor, mußte büs 
ßend in die Welt ziehen. Nachdem er lange Zeit in ſchmerz⸗ 
lichen Bußübungen zugebracht hatte, befchloß er, wieder 
ein freubenvolleres Leben aufzufuchen und kam zufällig in 
einen heiligen Hain, in welchem viele Braminen wohnten, 
welche ein heiliges Leben führten und alle überaus fchöne 
Frauen hatten. Schiwa, ber ſich in feiner ganzen Natür⸗ 
lichkeit zeigte, verführte ſie alle und bewog ſie, Ehre und 
Pflicht in ſeiner Umarmung zu vergeſſen; doch nicht unge⸗ 
ſtraft, denn die frommen Braminen verſammelten ſich und 
legten den Fluch auf das Glied Schiwas, mit welchem er 
ſich am meiſten an ihnen verſündigte. Er litt nun unbe⸗ 
ſchreibliche Schmerzen, und um dieſe einigermaſſen zu lin⸗ 


dern, verhieß er denen die Seligkeit, welche dieſe Theile 








“ 
L 4 


— 117 — 


ſeines eeites während ihres Trbenehent. mit —— 


Andacht verehren TERN: | V 


Wir übergehen ‚ was ſonſt noh von Schiwa unter 
biefem und unter andern Namen erzählt wird, indem aus 
biefer Daritelung ſchoͤn Iebendig genug hernorgehet, daß 
das Weſen desſelben nichts Anderes war, als die Idee der 
ewigen Zeugungtraft der Welt nnd die damit fo ge 
nau verbundene Zerſtörung⸗ oder Auflöfungkraft, Die roh 
ſinnlichen Bilder, unter denen er erfcheint, find zur von ' 
dem unwiffenden und ungebifdeten Volke eigentlich genoms 
men worden; bie Gelehrten und Gebildeten dachten fich 
darunter, den Inbegriff der ewigen Kräfte der Natur, durdy 
welche Alles befteht, Alles erhalten, das Aufgelöste erſetzt 
und in einer andern Geſtalt wieder hergeſtellt wird, oder 
auch, in gewiſſer Hinſicht, das Fatum. Die Gottheit, fage 
ten fie, wird den" Menſchen in acht Geltalten ſichtbar, im 
Waffer, im Feuer, im Opfer, in Sonne unb 
Mond, im Aether, in der Erde. und in ber. Luft, 


und erfannten damit, eben fo philofophifch,. ald natürlich, 


die Urkraft des AU in den Elementen und da, wo fie. am 
wirkſamſten erfcheint, in den großen Weltlörpern au. 


Der Schiwaismus war obne Zweifel mit dem Bra⸗ 
maismus zugleich ‚vorhanden und wahrfcheinlich in den 
Gegenden Indiens, wo jener nicht in feiner völligen Reine 
heit aufgefaßt. wurde, d. h. in den meifteh, die Volksrelie⸗ 
gion. Er war ein eigentlicher Pantheismus, der zum Mar 
terialismud und Fatalismus ſich hinneigte, und in welchem 


die Vergötterung und Verehrung her erzeugenden und wies 


der. zerſtörenden Naturkraft, der Geſtirndienſt, die Aſtro⸗ 
logie, im weiteſten Sinne, und alle Künſte der Beſchwös⸗ 
rung mit ihr ausgebildet wurden. Uebrigens fehlt es noch 
an Nachrichten über das eigentliche Syſtem desſelben, weil 
wir keine Kenntniß von den Religionſchriften des Schi⸗ 
waismus haben. Er war Ban über alle Theile In⸗ 


[u 


⸗ 


— 


. 


a 18 — 

diens herrſchenb, bech“nieeicht mit Mndmahmıe. bes Haupe⸗ 
ſitzes des Bramalsmus; und noch jetzt behanptet er fein 
Herrſchaft an der Weſtſeite der Halbinſel. 


Schiwa kommt unter verſchiedenen Geſtalten vor, theils 
zu Fuße, theils auf ſeinem heiligen Stiere, Mundi, 
reitend. Merkwürbig iſt eine Abbilpung in der Pagode zu 
Tirunamala in Carnate, wo er und feine Gemahlinn 
Parvadi eine Figur ausmachen, Die Mann und Weih 
zugleich iſt. Parvadi iſt alſo nur ein Theil von ihm ſelbſt, 
oder eigentlich nur er allein, der beide N in ſich 
vereinigt, weil ex yon feinem iſt. 


⸗ 


Dieſ⸗ Parvadi oder Bhavani iſt auch bie wmythis 


ſche Perfonififation des heiligen Ganges Stromes, die 
BGöttinn Gaengadewi, ober Ganga, die Waffers 


göttinn, von welcher man fagt, Schiwa führe fie alle 


‚ zeit unter feinen Haarloden mit ſich. Bon ihr find bie 


heiligen Ströme entftanden, deren man fiecben, nady An 
bern gehn, zw gählen pflegt. Sie bedeckte nemlich einft 
die Augen des Schiwa mit ihren Händen und fogleich war 


. bie ganze Natur in Finſterniß gehüft, weil Alles nur von 


ben Augen Schimarg Licht und Glanz erhält, Die Bers 
finfterung bauerte zwar nur einen Augenblich, aber ſie mach⸗ 


te für alle erfchaffene Weſen einige Weltalter aus, daher 
ſetzte fih Schiwa noch ein drittes Auge auf die Stirne 


und ſogleich erhielten Sonne und Mond ihren vorigen 


Glanz wieder. Parvadi, als ſie die Zerrüttung ſah, die 


ſie angerichtet, zog ſogleich ihre Hände zurüd, aber fie 
waren von himmlifchen Than benegt und von jedem Fine 
ger floß ein heilige Ganga herab, größer als das Meer, 


Brama, Wifchnu und die Dewetas -fämtlich, welche eine 


allgemeine Ueberſchwemmung der Welt beforgten, fleheten 


zu Schiwa, fich diefer zu erbarmen, und Schima verfams 


melte die ———— alle auf ſein u uud theilte, auf 


% 





= u e - 119 — | 
ihr Bicten/ einem tinem jeden etwas davon mit;- Aue bem, was 
Brama erhlett, entſtand der heilige Ganges, 


Rad) einer, Mpthe aus be Wiſchnuismus iſt der Gans 
ges entitanden, indem Wifchnu den Rieſen Bely in den 
Abgrund ſtürzte und dabej der Erde einen Riß verurſachte, 
aus welchem das Waſſer hervordrang. Brama wuſch mit 
einem Theil desſelben dem Wiſchnu die Füße, der Reſt 
aber floß ald-ein Strom nach Serge, dem — und - 
Paradies des Hemandra: Se 


Noch andere erzählen, Ganga fey , ale Wiſchnun ein⸗ 
mahl den Brama mit Opfern verehrte und Waſſer auf die 
Füße goß, als eine große Fluth auf die Erde geſtürzt. Die 
Göttinn der Erde, beſtürzt darüber, flehete zu Schiwa, 
der ſich ihrer annahm, die Ganga ſammelte und auf ſein 
Haupt ſetzte. Daher ſagt man, er habe ſie geheirathet. 


Man bildet die Ganga ab als ein blüuͤhendes Weib, 
auf dem Wafler wandelnd, ober auch fchwimmenb, halb 
Weib und halb Fifch, mit gefalteten Händen, ald Betende. 
Ihr Bildniß ſtehet aber in keinem Tempel, wird auch nict, 
wie Parvadi verehrt; zu ihrer Verehrung ift genug, daß 
man ſich in Flüffen und Teichen babe, und ihren Gemahl, 
den Schiwa dabei anrufe. Diele Lage und ganze Monate 
find der Banga gehetligt, wo man immer Wafferreiniguns 
gen, als den Haupdienſt derſelben vornimmt. _ 


Dem Gangeäfluffe, als der fichtbaren Ganga, bezeu⸗ 
gen die Indier, ‚bei jeder Gelegenheit; die höchſte Vereh⸗ 
rung, weil ſie glauben, er entfpringe aus ben Füßen bed 
Brama: und habe daher große Wunderfräfte. Wer an ſei⸗ 
nem Geftabe ftirbt und vor dem Tode von feinem heiligen 
Waſſer trinkt, geht unmittelbar zu den Göttern ein. Das 
ber, fobald ein Kranker von den Aerzten aufgegeben iſt, 
eilt man mit ihm zum Ganges und taucht ihn unter, oder 
Hößt ihm von bem heiligen Waffer ein. Entfernter woh⸗ 


— 120 — 

geube haben immer eine Flaſche bauen verrathig, a = 
der eintretenden Todesſtunde verfchen zu ſeyn. Ya, bie 

ſich auch dieſes nicht verfchaffen tönnen, haben den Glau⸗ 
ben, daß auch andered Waffer die Kraft habe, von Süns 
den gu reinigen, wenn man, nur dabei an den Ganges 
denkt und fpricht: Bansı fianam! Der: wendet was 
f Ge mich! 


Die Gemahlin Schiwas führt auch den Namen has 
drakali und ift als folche zugleich feine Tochter, die uns 
. tes dieſem Namen und unter bem Namen Mariatale eis 
nen audgebreiteten Sultus hat. Ihr Mythos iſt folgender: 
Schiwa ward 'einft von. einem Niefen beläftigt, beffen. er 
ſich nicht erwehren konnte, weil ihm, fo oft er ihm auch 
benfelben herunter hieb, der Kopf immer. wieder wuchs. 
Wiſchnu, den er deßhalb um Hilfe: bat, ließ feine Gott 
heit ‘in den Schiwa übergehen, diefe drang durch das Feuers 
auge an feiner Stirn heraus und fiel auf bie Erde, wors 
anf alsbald Bhadrafali daraus hervorging, welche Schis 
wa. für feine Tochter erfannte. Sie hatte adıt Geſichter 
und fechzehn Hände, war ſchwarz wie eine Kohle und mit 
Zähnen verfehen, wie ein Eber. Statt der Ohrengehenfe 
trug fie zwei Elephanten, und flatt der Kleider war fie 
mit Schlangen ummwunden. Diefed liebenswürdige Weſen 
‚ließ dem Rieſen einen Talisman ‚ ben er von Brama ers 
... halten hatte, abliſten und überwand ihn fodann ohne Miüs 

he. AS fie nun zu Schiwa kam und diefer fie nicht nach 
ihrer. Erwartung belohnte, obgleich er ſich einen Singer 
abfehnitt und ihr folchen in einer Schüffel voll von "feinem 
Blute überreichte, ward fle gornig und warf ihm ihre Hals» 
fette .ind Geficdht, davon befam er bie — Kinderpocken. 
Beſtürzt sief er: ”Mafuril” (Du Zornweib)) und feits 
. dem heißen die Poden Mafuri und »das Schwert der 


=, Bhadrafali.” Schiwa befänftigte endlich die Erzürnte 


durch angenehme Geſchenke und fandte fie auf die Erde 
herab, wo fie fid) an. ben Sohn ded Königs von Kuleta 


ON | 


, . 
- 


oe, 40 er 


verfeinsihete; ohne daß fie aufhoͤrte, — m bleibes. 
Ihe Gatte wurde darauf durch Verrätherei getödtet und 


fie rief ihn ins Leben zuruck und verordnete ihm zu er 


lapenata Opfer und Berehrung. 


Ihre vornehmſte Wohhung iſt die wegode zu — 
gonor, die die Pagode der Pilgrime heißt; hier fteht-ihe 
Bid, wie wir es vorhin gezeichnet haben, neben ihr das 
eines Mannes, wahrfcheinlich ihres - Gatten. Man feiert 
ihr. ein jährliched Feſt; an. ben meiften. Orten ,. wenn mas 


will, aur die Eimyohner von Kolen ux bei Pondichse 


ti begehen. ed regelmäßig im April. Das Fall heit Que⸗ 
dil und die Göttinn führt den Namen Mariatale: Diee 
jmigen, welche von ihr große Wahlthaten erhalten haben, 
oder ſolche erwarten, geloden ihr, fich in: der Tuft-aufe 
hängen zu laſſen und erfüllen dieſes Gelübde an dieſen 
Feſte. Die Geremonie wirb folgendermaffen verrichtet: Maſt 
hängt den Frommen durch zwei eiſerne Haden, die in feis 


ne Rüdenhaut eingreifen, an einen laugen Hebebaum, der 24 


auf einer zwanzig Fuß hohen Saüle ſchwebend ruht; dare 
auf wird er in die Höhe gezogen und ſo ..aft heranige⸗ 
ſchwenkt, als er felber vorher beftimmt bat. - Dabei macht 
er, mit Säbel und Schild bewaffnet, Bewegungen, als 


ob er mit einem Feinde Tämpfe. .Er muß dabei nötlig hei⸗ J 


ter und munter ſeyn, der geringſte Beweis einer ſchmerz⸗ 
haften Empfindung würde ihm die Verſtoßung aus ſeinem 
Stamme zuziehen. Gemeiniglich betaüben ſich dieſe Fana⸗ 
tiker durch berauſchende Getraͤnke, wodurch fie. gefühllos 


werben. Die Braminen verachten dieſe Ceremonie und fine _ 


den fich niemahls dabei ein. Ueberhaupt iſt Mariatale nur 
die Göttinn des niedern Volkes, der Sudra, die fie über 
alled erheben. Die meiſten aus dieſem verachteten Stam⸗ 
me widmen fich. ihrem. Dienfte. Sie ſtellen Tänze an ihr 
zu Ehren, bei welchen ſie mehre Waſſerkrüge, einen über 


den andern, auf dem Kopfe tragen. Dieſe Krüge ſind mit 
Morgoſien⸗Laub eingefaßt. Zweige dieſes Baums, der 


\ 


\ 


— 11. £ 
hr u fi, legt man auch Ind Belt mb ine. di 
er, wo Blatterkranke find. Man hat: mehr Furcht vor 
ihr, als Berkheang für fie. In alten Flecken hat-fie Tem⸗ 
yel; aber man ftellt blos ihr Haupt in das Heiligthum 
und die höhern Stände beten zu ihm, ben Leib ſtellt man 
it die Thüre det Rempeit, wo‘ er yon den Parias ange⸗ 
deiet wird , 1 \ 
In Bengalen — man we unter — 
wen Duaga, wie ſie denn überhaupt mehr als fünfzig 
Namen und Beinamen führt, ‚nach ben Geſichtspunkten, 
ans welchen man fie anfieht, und ben Geſchaften, die 
man ihr beilegt. Lrfpränglich dachte man fich unter. ihr 
die weibliche. Kraft, ober ben weiblichen Theif yon ber 
beitten Perſoniſikation des hoͤchſten Weſens. Mir haben 
weiter oben ſchon gefehen, daß fie mit Schiwa in einer 
Berfon iſt vorgeſtellt werben; geſondert von ihr iſt fie der 
Mond, wie er die Sonne; fie iſt die Ratur, die Erzeu⸗ 
gerinn aller Dinge, wie fie auch wirklich genannt 
wird. Ihr Symbol iſt die Toni, wie das des Schiwa 
“ der Lingam. ‚Indem fie nun, wie er, zugleich Zerſtoöͤre⸗ 
sinn unb SHervorbringerinn iſt, und den gemäß einmahl 
als ſchoͤn, lirblich und freundlich, ein andermahl ſchwarz, 
finſter und furchtbar dargeftellt wird, hat. man. fle- felber 
im zwei Geftalten perfonifizist und dem Schiwa in ihr 
zwei Semahliunen gegeben, bie Ganga, die wohlthätige, 
fiebliche Goͤttinn, die’ er in feinen Haarloden trägt, und 
die Kalt, die furchtbare, die'alle Götterjahte ſtirbt und 
“wieder lebendig wird, So sft.fie farb, hat Schiwa eins 
ihrer Gebeine an feinen Hals gebunden, gemeiniglich bes 
fteht dieſe feine.Kette aus, ein und zwanzig Knochen. Ale 
Zerftörerinn wird fie auch Richterian und Rächerinn des 
Böfen, gilt für die Urheberinn vieler Uebel und Kranfhei 
ten, und läßt fich nur mit biatigen Opfern verfühnen. In 
ben alten: Zeiten opferte man ihr Menſchen, jetzt gewöhns 
lich Hähne, felten Stiere. Als Erzeugerinn ift fie auch die 


— 18 — 


große Herrſcherinu der Natur, die Lenleriau des Thau⸗ 


und der Feuchtigkeit, inſofern aus dieſer das Lebendige 


hervorgehet, daher das allgemeine Vergnügen und die alle 


gemeine Gluckſeligkeit. Uber in der erſten Beziehung iſt 


ihr Euftug viel andgebreiteter,, als in. Der ee 
Auf bie Idee, daß Bhavant bie anabtäffg hervorbrin⸗ 


gende Natur bezeichnet, gründen ſich viele indiſche Sagen 


und Erzählungen nad finden in derſelben zugleich ihre Er⸗ 
Märung: Sp bie oben fchon angeführte, daß Schiwa tan⸗ 
fend Jahre in der engiten Bereinigung wit ihe geſtauden 
habe; fo die, daß fie Im erften Augenblide mit ihrem ſchon 


vor ihr Dagemwefenen Gemahl in einem Gefpräcde begriffen ' 


geweſen ſey. Died letztere heißt entweder: Iſchwara res 
bet feine Macht und Kraft an Und erhält yon ihre eine 
Folge Ieiftende Antwort; oder: Er fpriht ald Schöpfer 
zur Natur, al& ber Hervorbringerinn aller Dinge, wor⸗ 


auf ihm biefe ein gehorfames Om amenı bem ” 


alfe) erwidert. 


\ 


Der Bhavani zu Ehren werden viele gehe begangen, 
bei welchen ber Zulauf des Volkes fehr groß if, Gewöhus 


lich Bringen die Andächtigen viele Hähne herbei und übere 


geben fie ven Braminen, welche ſolche vor dem Tempel - 


ber Göttinn fchlachten und 'mit dem Blute berfelben hie 
Erde befprengen. An einem ſolchen Feſte, welches Ega⸗ 
ſchi Heißt, müflen alle Hochſchwangere und Jüngſtentbun⸗ 
dene, alle Unfruchtbare, ferner alte von Blattern Genefer 


ne, alle Aderlente. und Fiſcher ein ſtrenges Faſten beob⸗ 
achten. Sie begeben ſich dabei an ein Waſſer und ba⸗ 


ben ſich, laſſen ſich ſodann das Zeichen des Halbmondes 


von den Braminen auf die Stirne malen und gehen in 


ben Tempel der Göttiun, wo fie ihr Kokosnüſſe, Reis, 


Muh, Butter, Pfeifer, Blumen u. dgl m. zum Opfer 


darbringen, inbem fie. Alles vor. der Tempelthüre niederle⸗ 


gen und babei die Göttinu mit aufgehobenen Händen ans 


t 


124 — 
beten. Erſt nach ——— Def fle ſedau⸗ Mah⸗ 
raug zu ſich nehmen. 


Wir Haben’ noch eine Verwandlung ber Shavant 
‚au bemerten, 'fie erfcheint nemlih einmahl als Durga 
oder Druga und zwar bei folgender Beranlaffung: Als 
ber: Ewige den. Indra und feine Nachfommen zu unum⸗ 
ſchraͤnkten Ragtahs der Welt beſtellt hatte, wurde Moi⸗ 
fafır barüber fehr aufgebradit. Er zog daher feine Ans 

hanger zufantmen und befriegte den. Indra und feine Nach⸗ 
formen fo lang und fo gewaltig, daß dieſe im britten 
Weltalter ſich gensthigt fahen zu fliehen und bie Regierung 
der Welt dem Moifafur zu überlaffen. Dieß wurbe bie 
Quelle von Raub, Mord und allgemeiner Zerrüttung. 
Invra war anf einen fehr Kleinen Theil der Wels einge 
ſchraͤnkt. Ang‘ Mitleid mit den Menfchen rief 'er nun in 
Frommigkeit und Demuth die drei erſtgeſchaffenen Weſen 
an, welche ben Ewigen anflehen mögten, dem aus der Ges 
walt Moifafurs entfprungenen Unheile ein Ziel zu fegen. 
Die drei erſten Wefen verwandten fich dafür bei dem Ewis 
gea und erhielten die Zufage, dag Bhavani auf die Ers 
de herabfieigen und den Moifafur und feine Anhänger vers 
tilgen ſollte. ‚Sie tam auch wirklich ale Druga, d. h. 
Tügend, herab und wird zulegt den Moifafur vertifgen 


und die Regierung der Welt dem Indra (Güte) und 


feinen Nachkommen wieber überantworten. J 


Druga gilt deßwegen für bie erſte unter allen Göt⸗ 

tinnen an Rang und Würde und für die thaͤtigſte von als 
‘ ten und zwei religiöfe Feſte find ihr befonderd gewibmet, 
fie Heißen Druga Pujah und Drugatfava und mau 
ruft während berfelben dad höchſte Wefen an, ben erwünſch⸗ 
ten Zeitpunkt zu befchleunigen. Das erfte diefer defte fällt 
auf den flebenten Tag des Neumonds im Pretafchi Sep 
tember) und dauert drei Tage. Der zweite Tag wird ber 
ſonders von kinderloſen Eheleuten ald ein Feſttag begams 


— 


— 126 — 


gen, — — allg emeines Feſt der Aubier ik, zu 


welchem fie gewoͤhnlich die Europäer einladen ‚ mit Fruch⸗ 
ten und Blumen der Jahrezeit bewirthen und mit Sängern 


und Tänzern unterhalten. Am dritten Abend wirb unter ' 


dem allgemeinen Zurufe bed Volks das Bild ber Göttinn 
in den Ganges geworfen und von ihr gefagt, fie fen zu 
Schiwa, ihren Gemahl zurücdgefehtt. Es tft auf das 
firengite befohlen, an diefem Tage ſich durch Baden im 
Ganges zu reinigen. Das zweite Drugafeft fällt auf den 


fiebenten Neumondetag im Pangumi (Mär) und währt 
auch drei Tage mit denfelben Gebraüchen, doch minder all⸗ 


gemeiner Theilnahme. Druga figt in Abbildungen gewähns 
ih auf einem Draden, fie hat zehn Arme, womit, ihre 
unwiberftehliche Macht ausgedrückt werben fol. Eine Hand 


ift mit einem Speer bewaffnet. und mit einer Schlange ums 


wunben, eine anbere töbtet den Moifafur, ein Büffelfopf 
(dad Symbol unbändiger Wuth) liegt zu on Füßen. 


Druga hat von Schiwa einen Sohn, Gunnis — 


Ganeſa, der Gott der Opfer, denn alle Gebete und 
Opfer und jede Verehrung an dad höchſte Weſen und an 
bie Untergottheiten werben durch feine Vermittelung barges, 
bracht. Er fitt auf einen weißen Altare, hat vier Arme, 
it von einer Schlange umwunden und ‚hat einen Elephan⸗ 
tenfopf, Zeichen der Reinigkeit, ber Herrſchaft, der 
Weisheit und Stärke, 


Ganeſa iſt zugleich ber Bott ber Weishei, des Schick⸗ 
ſals und des Gelingens und Mislingens und‘ feine Vereh⸗ 
rung iſt fo groß, wie die feines Baterd, Schiwa; benn, 
wo diefer einem Tempel hat, wird auch feinem liebſten 
Sohne geopfert. Man hat fein Bild fehr haüfig in bem 
Haüfern und verehrt ihn da mit Opfern, Gebeten, Ber 
beugungen, vor Allem, was man unteruchmen wii, denn 
nichts von Allem fönnte ohne ihn gelingen. Mas felers 
ihm zwei Feſte jährlich ‚ an weldyen fein Bild heramgsira, 


— 


196 — 


Ara in Alien = Bias ver⸗ 


ſenkt wird. 


Banefa iſt endlich auch der — der Ehe, und heißt 
als folcher Pollear. Sein Bild tragen die Frauen auf 


ihrem Taly, oder ehelichen Schmud am Halfe, ben jie 


* 


find verpflichtet, Ihm eben fo tre zu N wie ihren 
Maͤnnern. 





Wiſchnn. 
Der Wiſchnuismus ſcheint von einer aus dem Bra 


maismus hervorgegangenen philoſophiſchen Sekte veranlaßt 
zu ſeyn, welche die Abficht harte, fich der Ausbreitung des 


allzuſinnlichen und "aberglaübifchen Schiwaismus entgegen 
zu fegen. Diefe polemifche Richtung gab wahrſcheinlich die 
erſte Veranlaſſung, daß in dem Wiſchnuismus bie — 


‚von den zwei einander widerſtreitenden Prinzipien, bem 


Kampf ded Guten und Böfen, des Lichtd und der Finſter⸗ 
niß, d. h. der Weisheit und Reinheit mit der Unwiſſenheit 


and Beflecktheit, der Erhaltung mit der Zerftörung ſich 


befonders umbildete. Dadurch gefchah dem Bramaismus 
felber ein gewiffer Abbruch, ‚indem die Neue Lehre ber im 
jenem Kampfe erſcheinenden, wohlthätig erhaltenden Kraft 
den Vorrang vor der fchaffenben ertheilte. Dadurch wur 


‚de der Bramaismus in Wifchnuismus verwandelt und bie 


fer trat ald Religionparthei in den Kampf mit dem Schi⸗ 
waismus. Doch endlich vereinigten ſich die "beiden Par⸗ 
thelen wieder, als die Reformation, welde Keriſchna bes 
gönnen hatte, durch Buddha fo weit fortgefühtt wurde, 
daß die-Braminen Alles für ihr Anfehen fürchten mußten. 


Wiſchnu, ſo fagt die Mythe, trat nach und nad, zum Heil 


der Welt, in neun Verwandlungen auf, die zehnte fichet 
noch bevor. Das erfie Mahl verwandelte ſich Wiſchnu in 
einen Fiſch, um den Veda aus dem Abgrunde des Meeres 
herauf zu holen, wohin ihn ein böfer Geiſt verborgen, 


. nachdem er ihn den Dewetas geraubt er 


x 


— 4 — 


Zum anbern ward Wiſchnu in eine Gehlfbkräte vers 


wandelt, um ben Berg. Merupa zu tragen, der die Erde 
in den Abgrund des Meers hinabziehen wollte ' 


Wiederum, ald der gewaltige Rieſe Eruniakſchen 
die Erde in den Patalam, oder Boden bed Albgrundes 
warf, verwandelte ſich Wiſchnu in einen Eber, befämpfte 
und töbtete den Rieſen und hob die "Erde wieder aus dent 
Agrunde hervor, welche darguf von Brama aufs neue 
bmölfert werden mußte. In dieſer Geſtalt heißt Wiſchnu 


Iimarage-Perunal und hätte einen berühmten Tem⸗ 


pel in Tirumaton 


Wiſchnu verwandelte fich zum vierten Mahle in ci | 


Ungeheuer, um den Riefen Erimialfchen (ben Zweiten) zu 
bekaͤmpfen. Diefen hätte Brama, smacıdem er lange vor 
Wifchnn Hefaitgen gehalten worden war, endlich in Frei» 


beit gefett‘ und hoch begnabigt, indem er ihm zu einem 


mächtigen Monarchen machte und ihm zufagte, daß ihn 
fin Bott noch Menſch beſiegen und weder bei Tag noch 
bei Nacht, weder in noch auſſer dem Hauſe ein Leid zu⸗ 
gefügt werden ſollte. Der Rieſe warb nun übermüthig 


und wollte als der alleinige Gott verehrt ſeyn. Die Bra-⸗ 


— 


minen widerſetzten ſich und baten Wiſchnu um Hülfe und 


dieſer verſprach fie. Der Rieſe zeugte einen Sohn, bei = 
als Gott anderen follte; allein bad. Kind weigerte ſich, 
that vielmehr ein feierliches Glaubensbekennmiß ‚ worin 5 


fh für einen Wiſchnubekenner erklärte. .Da wollte der 


unnätürliche Vater fein Kind mit einem Schlage töbten; 


allein dieſes entwich hinter einen Pfeiler. Diefen traf ber. 
Riefe, er ſpaltete ſich und ein Ungeheuer, halb Löwe, bald - 


Denfch, worein jih Wiſchnu verwandelt hatte, trat her⸗ 
vor, welches ben Rieſen ‚packte und in Gtüde zerriß. Dieß 


geſchah in der Dämmerung, alfo weder bei Tag noch bei 


der Nacht, auf ber Schwelle, alfo weder in noch auffer 


dem Hanfe, von einem lingeheuer, alfo weder von m - 


Menfchen,. noch von einem Gotte: 


— 138 — 


Als Mendig. die Welt regierte, war Ueberſluß an als 
ten Bütern.: Daraus entflanden die Uebel, daß Niemand 


für den andern arbeiten wollte, Niemand zu den Göttern: 


betete. Um hier zu helfen, beſchloß Wifchnu, den Mava⸗ 
Iy zu entfegen und zum Beßten' der Welt Noth, Hunger, 
Armuth und Elend in diefelbe einzuführen. Zu dem’ Ende 
verwandelte er fih in einen Braminen und bat den Kös 
ig, ihm nur drei Fuß Erde zu gewähren, um feine Ans 
dacht darauf zu verrichten. Diefer wollte ihn dagegen mit 
Affen möglicher Gefchenfen überhaüfen; allein der fromme 
Bramine ſchlug Alles aus und blieb bei feiner. erften Bit 
te. Obgleich nun die Gemahlinn ded Könige Böſes ahnes 
te, und ihn warnte, fo goß er doch das heilige Waſſer in 
bie Hand ded Bittenden, wodurch ‚bad Verſprechen unwi⸗ 
derruflich wird. Kaum hatte nun ber Bramine das Waſ⸗ 
fer getrunfen, als er feine Gottheit annahm, den eihen 


Fuß in ben Himmel feßte und mit dem andern ben Ma | 


valy in. den Abgrund hinunterbrüdte. Doc; da diefer und 
feine. Gemahlinn fidy bitter beffagten über ben ihnen ges 
fpielten Betrug, machte ihn Wifchnn zun Könige bed Abs 
grunds; unter den Menſchen aber fette er ein Feſt ein 
zur Erinnerung an die Tage des Ueberfluffee. 


Die fechöte Verwandlung Wifchnus zeigt ihn al& Kind. 
Ein fehr frommes braminifches -Ehepaar, das durdh- bie 
fixengiten Bußübungen fich die Gnade des Gottes erwarb, 
hatte das Glück, ihn ale ein folched zu fehen, wie es ih 


nen ſelbſt Nachkommenſchaft verhieß. Beide farben und 


ihre Seelen gingen in die eines Knabens und eined Mäds 


chens über; dieſe, als fie erwachfen waren, heiratheten ſich 


und erzeugten. einen Sohn, ber ben gewaltigen Niefen 
Pracheram mit hundert Armen täbtete. — 


Wichtiger als die vorhergehenden iſt bie ſlebente Wenſch⸗ 


werdung Wiſchnus. Ein Rieſe, Cartavirtaguren, 
ein Schiwahverehrer, ward durch die Gunſt ſeines Gottes 
— | über 





= AD 


übermächtig, und aulent, Abermüthig, fo, hab er — — ei⸗ 
nen Gott gehalten pub angebetet ſeyn wollte. Wiſchnu be. 
trat ‚alfo ‚die Erde, um ihn zu beſtrafen. Dieh geſchah; 
Ram a, ſo hieß iſchnu in ſeiner Verwandlung, be⸗ 
kaͤmpfte und beſlegte den Rieſen mit Hilfe eines Affenvoltes. 
und feines Könige ,- Hanumad genannt, welcher ſodann, 
als der ‚Gott dex Winde in der indiſchen Mothologie 
auftrit. Man hält dieſen Rama für. eine. hiſtoriſche Per⸗ 
fon, für einen Eroberer, der mit Hilſe eines Bergvolkes 
(dieß it ber Pavian ober. Affe, vielleicht um ſeiner Haß⸗ 
lichkeit willen ſo genannt), bie Inſel Zeilan eroberte, ine 
dem er von bem feſten ande eine Brüde von Felſen bie, 
gu diefer erbaugte, deren Ueberreſte noch, jetzt zu fehen und 
unter dem Namen ber Rams⸗ (Adaus), ‚Brüde bes. 
Iaunt find . a VF a 


Nuoch wichtiger iſt die — pur fun), 
in welcher er ale Kriſchna, auftrit. ‚Seine, Eltern wa⸗ 
ren Waſudewa und Dewaki, die Schweſter des mach⸗ 
tigen Rajah Kanſ 4 ‚Diefem war. prophegeit worden, ci 
Sohn feiner Schweſter würbe ihn op ‚Lhtone ſtoßen, ee, 
fieß Daher alle Söhne berfelben, wie ſie "geboren wurden, 

umbringen, and verboppelte, feine Warhfamfeit, als „tie, 
zum ſiehenjen Mahl in bie ‚Hoffnung, (am. Allein der Kna⸗ 
be, den fie gebar, fing ſogleich mit feiger ‚Mutter zu res 
den an, ttöftete. ſie und gab Ihe die Ueberjeugung , dag 
ſie einen Gott geboven habe. In der That wär es vWiſch 
nu, dee auf dieſe Weiſe in. die Welt gelauunen. war, Er 
ſchaffte alsbald ein ‚anderes Kind an feine‘ Stelle, um de 
Tyrannen ixre au, führen, forgte jedoch bafüt ,. daß auch 
ihm nichts zu Leid gefchehen konnte und wurde ſelbſt in 
die ſchöne Ebene von Matura, bei Agra, gebracht, wo 


er bei „einem, ehrlichen Schäfer, Namens. Ananda der 


Glaͤctichej aufgezogen wurde, deſſen liebenswardige 

Gran, VYaſgda, ſich beftändig mit ihren, Wieſen uud ihe 

ver Milchſtube beſchaftigte. Zu — Haüshalten ati. 
4. Band: _ — 


— 


* 


N 





— 130— 


vide künge ‚Rühhtrter und meitcindöchen — pa), bie 
Geſpielen von Kriſchna's Kindheit. Im früher Jugend 
waͤhlte er ſich neun von diefen Maͤdchen zu feinen Sunſt⸗ 
Uinginnen, mit benen er bie frohen Stunden bei Tauz und 
Flötenfpiel, in laͤndlichen Luſtbarkeiten durchlebte. Aber 
die Pringeffinnen liebten ihn mit eben ſolcher Leidenſchaft, 
wie die Hirtinnen, und Krifchna iſt noch Heut zw Tage 
der Lieblingsgott der indiſchen Frauenwelt. Er war in⸗ 
dieſſen nicht nur ſchön und liebenswärbig, ſondern auch 
taͤpfer, und toͤdtete ſchon als Kind alle die Ungehener, 
welche gegen ihn ausgeſandt wurden, insbeſondere die die 
furchtbare Schlange Kallya im Abgrunde der Erde. Er 
lleß die Herrlichkeit feiner Gottheit öfters hervorſtrahlen 
und erfreute die Seelen bet Frommen mit vielen Wohltha⸗ 
ten. Die Beßten überhob ex der Wanderung durch bie ver⸗ 
ſchiedenen Gefchöpfe. Seinen beſondern Schutz verlieh er 
dem in der indiſchen Geſchichte berühmten Könige Ins 
diſchthir und den’ Übrigen Kindern Pandu, bie von 
‚beit Tyrannen Dury sohan ſehr unterdruckt worden was 
Der Krieg, ben er gegen Viefen Unterdrücker führte, 
iſt der Inhalt des Gedichte Maha⸗Bharat. Nah 
feiner Beendigung kehrte Kriſchna in ſeine ewige Woh—⸗ 
nung (Waikondha, das Paradies Wiſchnu's) zurück. 
In feinen Darſtellungen erſcheint er haufig auf einem Eier 
phanten reitend, der aus jenen neun Mädchen, kunſtlich 

| in einander verſchlungen, zuſammengeſedt if. — 


In der neunten Verwandlung trat Wiſchmm ais Budd⸗ 
auf. Et heirathete eine Tochter des frommen Koͤnigs Me⸗ 
nu, welchen Buddha in der allgemeinen Ueberſchwemmung 
in einem Kaſten rettete. Dieſer Buddha aber darf nicht 
verwechſelt werden mit jenem ſpätern, der als Religion⸗ 
verbeſſer in Feilan, Siam, Tunkin, Tibet, China 

und Japan eine ſo große Rolle ſpielte. Er wird mit 


den griechiſchen Hermes verglichen, ‚wie BE ‚mit dem 
non. 


x ı 





| — 131 — 

Die neunte Meiſchwerdung Wiſchnus erkennen übri⸗ 
end ſelbſt die heutigen Braminer- für, bie in ber Perſon 
Bubbha’s ,. wiewohl ſein Religionſyſtem von ihnen verwor⸗ 
fen und er ſeiber, oder doch ſeine Anhänger aus ber Halb⸗ 
infel vertrieben worden find, weil die Reform in der Res 
ligion, bie er vorfatte, fo weit ging, baß dad Anſehen 
der Braminen gaͤnzlich dadurch wäre vernichtet worden. 
Denkmahle zn Mamalipuram, eine Gtatüe bed Budd⸗ 
ha von Granit auf der Ebene von Wirapatnam bei 
Pondidhery und andere dergleichen Monumente bhewei⸗ 
ſen, daß Buddha und feine Nachkonmenſchaft lang bie 
Halbinſel Indiens beherrſcht und daß ſein Religionſyſtem 
daſelbſt tiefe Wurzeln geſchlagen hatte. Noch im neunten 
Jahrhundert nach Chriſtus iſt ſein Bild‘ in Indien ver 
ehrt worden. Nach dem zwölften Jahrhundert aber vers) 
ſchwinden feine Anhänger auf dem feften Lande diedfeit 
bed Ganges. Re 


Nach einigen Nachrichten lebte Buddha pr Kikat in 
der Provinz Bahar, um bad Sahr 1000 der Jeitrech⸗ 
nung Kali⸗Jug, dad wären 2101 Jahr vor Chriſtus. 
Wahrſcheinlicher iſt eine andere Angabe, nach weicher er 
1014 Jahre vor Chriſtus als Menſch auftrat, zweihuns 
dert Jahre fpäter ale Kriſchna. Das Alles if jedoch R 
niht von bem erſten Budbha, dem Zeitgenoffen und Schwie⸗ 
gerſohn des in Der Arche geretteten Men n, ſondern * | 
bem pweiten zu verſtehen. 


Die gehnte De Verwandlung Wiſchnus fit noch bevor. 
Ein mächtiger König wirb auftreten, ber ben Kalighi, ein 
weißes, geflügeltes prächtiges Pferd, ‚daB jetzt im Himmel 
iR, am Zaume führt. Diefes Pferd hat den rechten Vor⸗ 
derfuß immer in ber Luft; wer es ihn aber dereinſt nie⸗ 
derſezet, fo wird bie Erde alsbald verſinken, und das 
menſchliche Geſchlecht in; feines Verdorbenheit untergehen. 

5 =. 


ur 
/ 


133 — 


des iſt das Ende des ——— — die ee. Zeit 
wieder aufgugen wird N. 


Diefe mitunter höchftfeltfansen Gehilde der lebhaften 


morgenlandiſchen Phantaſie ſind nicht leer, ſie enthalten 
zum Theil kosmogoniſche Ideen, Hinweiſungen auf entſte⸗ 
hende Cultur und Geſetzgebung, am meiſten aber hiſtori⸗ 
ſche Fakta, ſäͤmtlich aus ber Zeit, wo das religiöfe Sy 
ſtem Wiſchnu's im. Kampfe gegen die beiden andern ſtand, 
und yermöge ſeines geiſtigen Uebergewichts immer ſiegreich 
aus dem Kampfe. ‚hervorgehen muß, . wenn es fchon im 
Affern gedrängt und am Ende ganz, verdrängt wurde, 
und im Ganzen Ideen, wie fie in dem Parſismus aud 
gefunden werden, ”vom Kampf des guten Prinzips ges 


gen dad Böfe, von Erlöfung der Menfchen aus der Gr 
wait deöfelben, "von per endlichen gänzlichen Zerftörung 


dieſer Melt und der barauf folgenden ewigen Herrſchaft 
des Urweſens, der Gottheit.” Die Aehnlichkeit dieſer Ideen 
- amd. Darſtellungen in einzelnen Punkten mit dem fyätern 
Chriſtenthume ift fo augenfällig, daß es und nicht Wun⸗ 
- Der nehmen darf, wenn die chriſtlichen Theologen ‚ als fie 
zuerſt is 16ten und 17ten Sahrhundert Nachricht von ber 
| Religion. der Hindu bekamen, Alles. für ein verborbenes 
Ehriftenthum erklärten, welches jhnen bie Apoſtel des Herrn 

und ihre Gehilfen gepredigt,;fie aber mit Ihrem alten heid⸗ 
uijſchen Aberglayben vermiſcht hätten ,- fo, ,boß man es nur 


noch an — AN erfennen, koͤnne . Diefge Ipcthum Ä 





— 


"sy ind den neuen Erflärungen if hier bie Alteſte Eylır der | 


x" bei'den Juden ‚inöbeföndere außgebildeten Meſfias⸗Idee, 
En ‚der 'perfonifigirten Hoffnung anf eine geiſtige ſowohl ald 
ribliche Grlöfung der Menſchheit. Die chtiftiichen Theelo⸗ 
7 gen -fahen früher in der Achten Menſchmerdung Wilgnus 
den in die Bit geksmimenen Eprikus und: in. der zehatel 





.. den, der de kommen wird zu sichten dir Bpbeppiern un | 


die Todten. R 








— 4133. 
muß als lelcht berzeihlich — werben; fie kelbft, bier 
fe Theologen. hatten nur eine befchränfte Anfiäht vor Chris 
ſtenthum und vermifchten die ſpateren Philoſopheme 
und Traumereien der Kirchenkehrer mir den: Of⸗ 


fenbarungen ‘Gottes’ durch Eh riſtum; vor dem 
hohen Alter’ des Hinbuismus aber wußten ſi fie nichts, denn 


dieſes lernte man erſt in dem ku li —— 


— fenuen,,.. N; 


fi — J "Ir ; 2 2* 


Acgebildet jndei man Wiſchn glweder — einen 
Lotosblatte liegend/ oder auf der Schlange Adifi efihen, 


Ananden, duch der Schlangentönig, Satparagia, 


genannt, weiche üpmerdar bie Lajt biefer Erde trägt. Ur⸗ 


ſprunglich hatte ft. fuuf Hauͤpter, ‚awei dienten bem Gott 
zum Hauptfiffen, einer zum Pfühl und auf ben zwei übils 


gen ruheten feine Hände: -Einft. wollte die Schlange wife 


fen, wie. groß, dig Macht Wiſchnu's fen ‚und fagte: Auf 


meinen fünf alptern ruhet er; was würde er aber, thun, 
wenn ich a einen Kopf hätte‘? ad würde er darauf 
Iegeu? Sig 

nu ſchuf ſich "cine neue Hand und‘ Tegte fie darauf. Und 
ſo viel tamfetd Köpfe die Schlange ſich wachſen Heß, fo 
viele Areiie Mände legte Wiſchnu anf bleſelbes Welt xe 
aber unmoglich wäre, die Schlange mir‘ thren unzähldaren 
Köpfen abzubilden ; e fo ſtellt: man m nur "init ‚fünfen vor 


Iſt die Stztange das Symbol der Natur, mit den fünf 


ien ſich noch "einen Kopf wachſen und Wiſch⸗ 


\ 


Elementen (ben Aether mit gerehinkt), fo ud die tauſend 


Köpfe die immer regen: Kraftahßerungen derſelben, welche 
ſamtlich von der ‚Hand. der Gottheit geleitet. werben. 

@ine anbere Abbifdung von Wiſchnu tft die eines Kins 
des, fiend anf einent Blatte des Pipal, oder indiſchen 
Feigenbaums, der feine Zweige anf bie Erde herab» 


ſenkt, wo fie Wurzeln fchlägen und wieder Etämme kreis... 


ben, fo daß aus einem folchen Baume nicht felten ein uns 





L 
® 
a‘ 


— 13 — 
durchdriuglicher Mald wird. Wenn Brama, fagt bie My⸗ 
the, ſtirbt und die Gewaͤſſer die Welt bebeden, daun fegt 
ſich Wiſchnun ald Kind auf ein ſolches Blatt und ſaugt an 
der. großen Zehe feine Fußes, bis Brama abermahls aus 
feinem Nabel hexoorgehet und die Welt hervorbringt. In 
diefer Geftalt heißt Wiſchnu Watapatrafchai und wird 
in vielen Tempeln, ja in den meilten Haüſern verehrt. 


Wiſchnn reitet aber auch auf dem Garudha, einem 
‚Bogel, dem Symbole der Luft, auf welcher Wiſchnu (das 
Waſſer) ruhet und von ihr in die Höhe gehoben wird, 
damit es ald Regen wieder herabfalle und die Erde durch 
feine Feuchtigkeit wäflere und erhalte, welches das eigent 
‚liche Geſchäft Wiſchnus iſt. Ueberall ſtehet neben bem 
Tempel Wiſchnus eine Kapelle für den Garudha *). 





| Die Bereitung bed Amrita. 

Wiſchnu war es, dem. die fämtlichen Bötter bie Un 
ſterblichkeit verbankten, .benn er gab ihnen die Anleitung, 
deu Amrita, oder ben Trank der Unſterblichkeit gu bereis 
ten. Dieß geſchah, als noch Fein Menſchengeſchlecht bie 
Erde bewohnte uud nur Götter und Genien, große Weis 
fen, böfe Dämonen und wilde Niefen daranf hansten, 
ſaͤmtlich von, dem Verlangen der Unfterblichkeit erfüllt. Die 
guten Geifter verfammelten fi auf dem Berge Meru und 
hielten Rat; Über bie Bereitung eines Tranks, ber. fie uw 
ſterblich machen Könnte, fruchtlos, bie endlich Wiſchnu aufs 
trat und ihnen rieth, ”fich ſcheinbar mit, ben Riefen aud 
zuföhnen und fie zu Hilfe zu nehmen, um ihre Abficht durch⸗ 
zuführen; zuletzt könne man diefe um ben Tranf betrügen, 
daß fie nicht auch unfterblic würden.” Man befolgte ben 
Rath. Gemeinfchaftlich hoben nun die Götter. und bie Rie 





*) Garudha if auch eine wirkliche Adlerart in Indien, welde 
Hanfig gesäpmt und in den Wifchnutempeln nerpflegt werben. 








v 


— 136 — 

fen den Berg Mandar auf und Ahlenpten ihn an das 
Milchmeer; aber auf dem Wege entfiel er. ihuen vor, Schn 
re. sind. viele wurden beſchaͤdigt. Ihre Klagen zygen Ri 
nu herbei und. ihre Bitten rührten ihn, ex ſeyie ben Berg 
auf den Kopf des‘ Vogels Gauudha, auf welchem er 
ritt, und trug ihn an das Geſtade. Hierauf ſuchten 
Götter bie Schlange Abigeſchen auf und hewogen fie. 
gen das Verſprechen eines Antheils an bem. Unſterblichfe 
trank, den Berg zu umſchlingen und ihren. Kont und 
ren Schwanz zu Hanbheben au mache, woran man Un 
umdrehen fönnte, Narajana, der Herr ber Gemäffer, 
nahm jest auch Autheil au der Sache und LoormasRal, 
der König der Schildkroͤten, ſtellte den Berg ind Milch 
meer, - als man nun anfangen wollte zu drehen, entſtand 
ein Streit zwifchen ben. Göttern und den Rieſen, jede Par⸗ 
thei wollte die Schlange beim. Kopfe anfaffen; doch Wiſch⸗ 
au trat zuerſt qu ‚ben Schwanz und bie Götter folgten ihm. 
Man fing nun an zu drehen und, dad Meer ſchaumte, 
aber nach einigen Goͤttertagen verſank ber Berg, plöglich 
ind Meer und es entftand eine. große Jamwerklage; doch 
Wiſchnu troͤſtete, er verwandelte ſich in eine Schildkroͤte, 
flieg in ben Abgrund und hab. den Berg wieder empor, fü 
daß man die Arbeit fortfegen Tonnte, Mau arbeitete nun 


fo eifrig, daß am Ende bie Schlange die ermüdende Aue 


firengung nicht mehr aushalten konnte, ihr Körper fing an 
zu zuden, aus ihren Yugen hrachen Feuerſtroͤme, ihre 
taufenb Zungen fchlängelten: ſich wütend, bie Welt ertoͤnte 
von ihrem Ziſchen und im Abgrunde ded Meerd, wie auf 
dem Berge erſtarb Alled, was lebendig war, ver Schre⸗ 
den und Glut, bis endlich der unſterbliche Indra eing 
Wolke. fanbte, die durch ihren Regen ben Welsbrand. wien 
der auslöfchte. Da floffen uun von ben Baümen und Pilgw 
zen, welche den Berg bebedten, Säfte in Strömen herab. 
und vermifchten ſich mit den Waſſern des Meeres, aus 


dieſem Gewmiſche aber, verbunden mit dem fläffigen Golbe, | 


entſtand zulegt der Trank ber nn —F 


\ 


— 


Doch dle Arbeiter wären ſelber? ſo eiſcharti, daß fe 
mehr drehen’ konnten, ſie bleaeten· daher anfkinene zu 
Wiſchnu, und diefer ließ ſie durch Rarajana ſtaͤrken. Ste 
‘begannen darauf’ntik nener Kraft Ihre Arbeit und das Waſ⸗ 
fer des Meerd warb in Mitch und zuletzt in Butter ver⸗ 
wandelt. Ploͤtziich entſtand der Mond, ihm’ folgte Sri, 
‘die Söttinn des Gluͤcks, ferner Sur ddeva, die' Göttin 
des Weind, dann Orchisrawa, das weiße, gebänfen 
Done“ Hferds hierauf zelgte Tich der koſtbare Edelſtein, Kos—⸗ 
troloh, den Narajana auf der Bruſt trägt, dann erſchie⸗ 
yien die fünf Balime des Weberfinffes’ und Sarabhl, de 
Kuh, welche ale Nahrungmittel gewährt, bie bad Her 
wünſchen Tann. Nicht lange nachher entflanben eine zahls 
Tofe Menge Mädchen und darunter brei Göttinnen, Latfdır 
ni, die Göttin des Reichthums, welche Wifchnu zur Ger 
mahlinn nahm, Saras wadi, welche Brama heirathete 
und Mude wi, die Goͤttinn der Zwietracht und bes Elende, 
| Welche "Niemand wollte. Ihnen’ folgte endlich ber Dämon 
Danawandri, in menſchlicher Geſtalt, mit einem weißen 





Wefäate vol Amrit a in der Hand: Kaum erblickten ihn 


Vie Riefen, als ſie ſich des Unſterblichkeittranks bemächtig⸗ 
tert, um die Goͤtter vom Genuſſe beöfelben aus zuſchliehen. 
er Wiſchnu beruhigte dieſe, indem er ſie aufben Ele 
phanten JIradat hinwies, welcher eben aus beit Mer 
Aufſtieg. Dieſer nahm aus ſeiner Bruft ein tößtliches Giſt 
und es verbreitete fich in einem ſchrecklichem Dampfe übe 
‚vie ‚ganze Welt. Altes Tief verwirrt durch einander. "imd 


© fa te Hilfe bei Schi. Der "Gott erhoöͤrte die Sitte, et 


das Gift in eine Kugel zuſammen und verſchlang ſol⸗ 
| Hab ste jedoch durch ein Ohr-wieder von ſich und nun 
 . Verivanbelte fich"bas"@ift in einen boöſen Dämon. Der 
Haͤls und die Bruſt Schiwa's aber wurden von dem PR 
chen Gifte Blan'gefärht, 


-, L 


Wiſchnu hatte unterdefſen die Seftatt- der Maja am | 


genommen, des reizendſten unter allen Weibern unb bie 


\ 








= 337. 
— ee rt ae ern — 
— den — —* Röftei’ Tonne: Er ders 
theitte ihn hierauf am bie Wätter. Chir} von den Rirfer;, - 
— Häger wis’ Bid anvern, miſchte ſich unter die Pr 
ter, voch Somite'unb Mond erkannten’ unb verrlechen ühie, 
während er tank.’ Da Hhieb ihm Wlfchfiit mit feinet vil. 
genden Waffe Ehattä den Kopf herinier Biefer ch 
gen Stnnmel‘,'wo”er unfel die‘ Steine viießt iontde, 
e ſchön Amrita'gekoſtkt hätte,‘ wähtchl'Ber Leib Tut" Wick 
fingen die Erde bi Ehre Srunifenen "Arfefatterte Bin 
rang "Be: 

Bie ig leſea begannen num aldbiifb einen 
Krieg gegen die Eontr, allein fie maßten unterllegen, weil 
tdieſe anſterblich —* waren und Nar und' Nari⸗ 
jang chnen haffe. gener hatte feiert” hünmiiſchen Bo⸗ 
gen TE der Hanbe bleſtt erinlterte Mh Feines Soodarfan 
und ſogleich fuhr die getreue Waffe, vom hohen Hinnnel 
gegen die Erde herab. Eine Ieuchtende Spur, ein eben fo 
furdtbares ale prachtiges Schauſpiel, bezeichnete ihren 
Beh ano wie: net Wuth gerathene Flumme, die Al- 
8 zerſtort, erlegte ſie in ſhrem reißenden Lauf unzählige 
Rieſen. Bald. führ-fe-gen Himmel, balb fürjte ſie wie - 
der auf bad: Sehtachtfelv; mie sein Tiger,’ der begierig- if‘, 
feinen Glutdneſt zu ſtitlen. Die Riefen ftrengten zwar vch⸗ 
le ihre Kräfte an’, die Goͤtter mit Bergen und Felſen fi 
zermalnen, vien gahlreich gen Himmel gefchleubert, zerſtreuc⸗ 
tn Wolken glichen. Mit allen Baumen, die ſie trugen‘, 
ſtuͤrzten ſie gleich fürshterlichen Waldfirömen wieder herun⸗ 
ter," nib "ehe Pe velhichein Krachen ſchlugen ſie an einan⸗ 
der. Die Erbe vürbe aus ihren Grundfeſten bewegt und 
bie Rirſen, von allen Selten gedrängt, ergriffen die Flucht, 
die einen‘ ſtuͤrzten ſtch in das Weltmeer, bie andern vers 
focdhen‘ ſich in die Höhlen der Berge'und“die Götter vers 
folgten fie’ nicht weiter. Die glorreiche Waffe Soabar⸗ 
fan befänftigte nun ihren Zorn und Iehrte nach dem Him⸗ 
wel zuruck, von wo fie gekommen war: ‚ Die Götter aber N 





L 
2 


— 18 = 
pen Ingem 7 Berg. Pandoz. un. feine Enke. Die 
| ten Walfer gogen..(ich-aurärt.. umb ‚enfüllten di 
Dimmel mit, ‚fürckterlichem. Gebraige. Yudra und fein 
unſterbliches Gefolge nahmen hem fo. themer erkauften Trost 
des Lebens und ber, Unfesblichleit unh-übergaben ihn dem 
Raxaiana, um.ihe zu ihrem Gebrauche aufzubewahren. 
Man fit ſich pergeblich nach einer Erklaͤrung Tiefer wun⸗ 
derlich klingenden Erzählung; ayı. , Pielleicht enthaͤlt fe 
nichts aubens ,.ald eine Symboliſirung der Schöpfung. ud 
bed erſten Rampfö ber Naturfräfte unter. fih, ‚wie de 
griechiſche Gigantenfampf, verbunden mit der Lehre, daß 
die. ewige Gottheit nur dem ungrmaheten Streben und dem 
daraus heryorgehenden Sieg die Aagerdlichteit verleihe; 
vielleicht enthält fie zugleich. eine ‚Seife. Anbetung. bed Kam 
nfes zwifchen dem quten uud. ben boͤſen Prinzipe, de 
| — werdet Wa = den sur — erſcheirt. 


} 





. — Gebaude. — 

| Mm Indien finden ſich eine. guoße Menge alte Bar 
denkmahle, welche ſaͤmtlich auf: die einheimifche Religier 
des Landes Bezug haben uud zum Theil in Tempelgror 
ten, d. h. unterisbifchen in Felſen ausgehauenen Tempels, 
theils in ſolchen Tempeln über ber. Eude, theils in eigentli⸗ 
eu Gebauden beſtehen. Alle tiefe Werke. ſiad fa grefan 
Hg, daß man nur mit * dichntes Erſtauuen dabei ver⸗ 
| —— kann. 


| Unter die Selfentempel ber erften Urt arhören wet die 

auf ber Heinen Inſel Elephante, unweit Bombay, mv 
von ber größte.120 Fuß lang. und eben fo breit if. De 
Berg, der über der Tempelgrotte ſchwebt, iſt init Pfeile 
geſtützt, welche man von dem Felſenberge ſelber hat te 
laſſen. An dem Eingange und in dem Tempel allentha 
‚ben find eine Menge von Bildern, alle aus. dem Bell 
gehauen und von toloffaler Größe. Beſonders zeichnen 14 

















* ⸗ 
1 


1 — 


Ye Figneen des Shan aus, der. in mansicfaligen Ge Ä 

falten zum Vorfchein kommt, weßhalb mon auch glankt, 
daß biefer Temmel aus. ber Zeit fey, wo der Schiwaismus 
in Indien bie herrſchende Religion war. Der Stein, wor⸗ 

aus dieſer Tempel gehauen iſt iſt eine der haͤrteſten Zu 
phyrasten, es gehörte alfo eine lange Reihe von Jahren - 
dazu, ihn mit feinen vielen hundert Figuren zu fertigen, 
und da ‚manche von dieſen verwittert ſind, ſo iſt auch daß 
ein Beweis, daß er eine lauge Reihe. von. Jahrhunderten 
beftandent hat. Nicht weit von Elenhante ſüdlich liegt 
die Juſel Salfette,. auf welcher. eben ſolche Tempelgrofs 
ten, in. noch größerer Anzahl und noch bedeutender ais 
bie vorgenannten,..gefunden werben. Ueberall ficht man hier 
große und Seine Pagoden (Tempel), Bildwerke, Treppen, 
heilige Teiche, freie Pläge, Alles aus dem lebendigen Feifi 

gehauen. Der Fels if, ‚berfelbe, wie anf Elephante und die 
Kuuf iſt der dort herrſchenden fo ähnlich, daß beide Werfe 
iu einen Zeit unp von einem Volke verfertigt ſeyn mögen. | 
Indeffen findet man doch hier Iufchriften in. einer gang uns 
bekannten Sprache. Auch zu Carli, auf ber. Wetttühe dre 

vordern Halbinſel felber, ift eine-folche Tempeigrotie, wefe 
de in Hinficht. auf. bie Kunft für bie ‚vollendeifte. gehalten 
wird. Man ſieht hier haüpg den Buddha abgebildet und 
unbekannte Juſchriften. Die Braminey geben ſie fün ein 
Werk der Rakſchas (böſer Geiſter) we en die — 
ha⸗Religion iſt ihnen verhaßt. | 


Berühmter und befanuter noch And die Grotten von. 
Ellore in Borderindien, an den Ghautgebirgen. Hier 
iR ein Felſengebirge in der Form eines Halbkreiſes, deſſen 


beide Enden über eine halbe Meile von einander entferngt 


find, In dieſem ganzen Umkreiſe ſind die Selten allenthal⸗ 
ben zw Tempeln ausgehölt, oft in zwei und drei Stodc⸗ 
werfen über. einander, welche zum Theil in Berbigbuug 
unter fich fiehen, zum Theil durch Zwifchenraßme, getrennt 
find. Die meiften Gottheiten Judiens, we nicht alle, ſchei⸗ 


‘ 


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9 


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nen bier ihre KLemdel zu Naben; #6 ab atfd "ein Wünltheon 


1 FT and 


kraͤftigern Menſchenwelt zu ſeyn, als die heutige in Ins 
dien befindliche iſt Aber wenn man ſich auch bie’Ftäftig. 
Ten und lebendigſten Menſchen denkt, ſo lehrt der Anblick 
dieſer Wunderwetke, daß eine’ Reihe von Jahrhunderten 
Bazu gehört habe, fie hervorzubringen. ° Die Braminen ber 
hanpten, fie feyeu vor 7894 Fahren, alfo 1900 Jahre vor 
dem Anfang ps’ gegemärtigen Weltalters begonnen wors 


. den und bie ihmfichtigften und vedltdften Forfcher find ges 


neigt, ihnen aus befriedigenden‘ Grlinden, "Glauben zu 
fhenten. ° — ze 











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Pe 
ine audere Aei ‚von alten. —* Hu felde, vie 
buch „Bearbeitung ber. Auffenfeite ber Felſen gebildet: wura, 
den. Darunter fl find ver allen bie ſieben Pagoden zu 
Mavalipuram, unwen Mabras, zu bemerken . Diefe, 


alten. Deukmahle. fcheinen bie Ueberreſte einer ‚großen. Stadt, 


zu ſeyn, deren „größter Theil vor Alters pom Meer vers. 
ſchlungen worden, indem. man, zur Zeit ber Ebhe viele, 

Spigen von Gebaübden. aus dem Meere fidh erheben ſieht. 
Uehrigenä kennt man, biefe Ruinen noch wenig, da fie ein. 
gefährlicher Aufenthal⸗ von Tigern und Schlangen. find. 
Man ſieht hier auch eigentliche Bauwerle, Mauern von, 
Steinblödten, bie. regelmäßig über einander ‚gefchichtet find, 


und ganze Hügel yon Badfteinen. Wiſchnu und Schi⸗ 


wa fcheinen hier gewaltet zu haben, beſonders aber ift es 
ber erſtere in feiner Verkörperung als Kriſchna, guf 


2 


den ſich viele Inschriften ‚beziehen. , Doch gieht ed auch, 


hier bergleichen, bie Niemand mehr leſen kann. Nach ei⸗ 
ner Sage der Braminen hat hier der große König Bali 
(wovon Mavalipuram, bie. Stadt des großen, Könige, 
ben Namen habe)- gewaltet;. ſpater babe, fie Krifchna er⸗ 
obert und die Einwohner, Schiwahbiener, gezwun⸗ 


gen, den Wiſchnukult anzunehmen. Die Stadt. fey une 


ter dieſem Regenten und, feinen, Nachfolgern in hoher Blür 
the gefkanden, zuletzt — — ein —— — 
worden. Et a a 


di⸗ eigentlich erbauten Tenpel * Indier haben alle 


wehr 
bar. Die’ meiften find -dyrch den Fangalismus der In Ins 
dien eingedrungenen Mühamebanek mehr oder weniger zer⸗ 
körk, viele gänzlich. vernichtet. worden. Ohzgleich fie jun⸗ 


ger ſind, ‚ale. bie. vorher beſchriebenen, ſo verrathen doch | 


viele ein ‚hohes, Alterthum. Der beruhmteſte ‚unter {he 
nen iſt der * V Iagarnaut, (ein Beinaie bed 


Kr iſgs — 


4 


die Porgmidenform, aber fie find wicht ‚alle, gleich, viele 
* ‚du Fortfchreiten der. ‚Kunft in, ihnen ehr ſi fi Du. 


aus er gerpbe ift) am Rorpenbe von. 





/ 


\ ‚ 


I, 


! 


— ‚143 — 
Kirowianbet, welche wegen Ihrer Karbe den’ Yemen 
der fchwarzen Pagode führt. Diefe Pagode kat bie ges 
. wöhnliche Pprantidenform und iſt 344 Buß ho. Das 
Materiale beſtrhet aus ſchönen Granttbloͤcken, von wel⸗ 
chen noch in einer Hoͤhe von 150 Fuß viele zu fehen find, 


vbie 16 — 12000 Kubikfuß enthalten. Welcher Werkzeuge 


man fich bedient haben mag, um ſolche Maffen ſo Huch 
hinanf zu btingen! Die Brüche, woraus biefe Steine ges 
dommen ‚find, Hegen 68 Stunde von: bem Tempel ents 
fernt, und man hat ed fehr wahrfcheinlich zu muchen ges 
wußt, daß an bemfelben brittehalbtaufend: Jahre gebaut 
worden fey. Noch heut zu Tage iſt die Stadt Jagar⸗ 
nat, bei welcher diefe Pagode: ftehet, eine der wichtigften 


in Indien, denn auf achthundert Meilen weit wird fie von 
Andaͤchtigen befucht, beſonders zur Zeit des großen Wa⸗ 


genfeſtes, wo der Gott auf dem großen Feierwagen her⸗ 
umgefahren wird. Bei biefem Helfigthume waren fonft 
3000 Braminen angeftellt, die ihren ganzen Unterhalt, " fo 
wie die Kuften zur Erhaltıng des Tempels und bed Bots 


exesbienſtes, von den Pilgrimen bezogen. Aufferbem find hier, 


wie in Allen Hindutempeln, eine große Anzahl Dewebas 
fl, Tempeldienerinnen, junge ‚Mädchen, welche von ihren 
Eltern den Göttern geweiher find und von den Braminen 


. Mt ihrem Dienfte gebraucht werden. Nach ber Angabe ber 
Braminen ift diefe Pagode im Jahre 400 bed Kali⸗Jug, 


‚d.h. 2700 Jahre, oder nad einer andern Berechnung, 
. 617. Sahre vor Chriſtus vollendet worben ‚ woraus zum 
wenigſten das ſich ergiebt, daß ſie eine der älteften in Ins 
dien tft. Vielleicht find bie Nebengebaüde fpäter und im 
verſchledener Zeit daran gebaut. worden. 


Verbinden wir dieſe Denkmahle der Ban⸗ und Bild⸗ 


= kunſt in ihrer Größe und Pracht mit den ſchoͤn oben ges 


- nannten Denkmählern der Wiffenfchaft, fo müffen wir ung 
. Aberzeugt halten, daß Indien ſchon auf einem fehr hohen 
en von Cultur Ar haben wuſſe eunnveder vor 


4183 = 


unfeer" Beitediiiug, is 
Geropa uf ünfingen, fine Seſchihte m — — 





Religion. und Gattus der alten Ae gyyten 


Es if fein anbered Band in der Welt, über beſſen 
Religion man. fo. widerſprechende Vaqhrichen — als 
das ber Aegppter. 


Das gemeine Volt 'war noch in ben — Se 
bem affergröbften Gotterdienſt ergeben und betete nicht mut‘ 
den RE, als den Hauptwohlthäter des Landes an, ſon⸗ 
dern auch eine Menge von Thieren, und es machte feine 
Unterfihteb, ob ein ſolches wohlthätig oder ſchädlich war. 
Abet darin Herrfchte ein Unterfchied, daß nicht überall bie 
felben Thier verehrt‘ wurden, fondern in einer Provinz, 
ja in einer Stadt der Ochfe, in ber andern ber Bock, der 
Hund, das Erocodil u. u. a; m. Halfig trugen — 
dieſe Orte die Namen von den ihnen heiligen Thieren. Ren 
ben dieſem Thierdienſte herrſchte zugleich ber Sternenbienft 
und der Menſchendienſt; aber bie Weiſen der Nation erhoben 
fih hoch über has. Bolt, und es find fidhtbare Spuren eis, 
ner reinen Gontteölchre vorhanden, der Lehre von ei⸗ 
nem Wefen, dad durch feine Macht und Weiss ’ 
heit au freiem Willen Urheber, Erhalter und 
Negent der Welt fey, aber zu erhaben, ald daß 
ed von Menfhen begriffen werden könnte. ‚Uns 
ter dieſen Umſtaͤnden war eö fein Wunder, daß man bie 
Religion ber alten Aegypter zu gleicher Zeit ald den Ita 
begriff aller gotteswürdigen Weisheit. hoch erhob und ala 
den Zufammentrag alles denkbaren Aberglaubens eben ſo 
tief verachtete. Zwar haben denkende Männer zu aller Zeit 
nichts unterlaffen, um in diefes Duntel Licht zu bringen; 3 
aber fie haben gewöhnlich darin gefehlt, daß fle vorder⸗ 
ſamſt ein Syſtem aufſtellten und bie gefünbenen Chatfas 
den dieſenn Syſtenr⸗ — wollten ; wenn — der 





ie behaupeete, die — ge 
als die dan fe; e 
einen Gegenſtanb aus der bibliſchen Gelchichte darin, — 
GSündfluth; wenn der eine lehrte, die alten Aegypter haͤt⸗ 
ter einen allmaͤchtigen uud ſelbſyſtaͤndigen. Urheber per Welt 
geglaubt, aber die Eingeweiheten hätten ſich nur zu bie 
ſem Glauben: erhoben, das Bolt fey der Vielgätterei- bins 
gegeben geweſen, fo wollte ein anderer biefe Meinung woch 
firenger durchführen und behauptete, die verfchiebenet und" 
mannicfalfigen Götterwefen ſeyen aus. eben fo. viele-Nas 
meu der Eigenfchaften, eines yud.beijelben ewigen Weſetzs; 
wenn ber Eine in der, ägyptifchen. Mythologie. nichts. als 
Katurbienft und Zeitrechnung fand, ſo wollten ‚andere 
nichte ald Aſtronomie und Aſtrologie darin finden. and. 
noch andere, fahen. ‚unr Geſchichte „barin, erklärten ale 
Gottheiten für, hiſtoriſche Perſonen und Die — Ägpptis 
Me Religion für Heroendienft. E 


"ur nicht wenig ſchwierig, aus dieſer — 
— herauszuifihben und eine klare Anſchuuung der aͤgypti⸗ 
ſchen Religion" zu "erlangen; in gewiſſer Beziehnung wird 
vus immerhin unmöglich‘ bleiben. "Art Nachrichten aus A 
ghpten felber: fehlt es und gänzlich” und die, welche "und 
von Freinden überliefert find, haben viel: Mangelhaftes; 
denn wenn die' meiſten nur mit befangenem Auge das ägyp⸗ 
tiſche Religionweſen arigefehen und ſelten ohne Vorurtheil 

Pie Nachrichten, nie fie erhielten ; aufgefäßt haben, fo if 
fein einziger ju nennen, der eigentlich nur die Abficht ges 
habt hätte, "das Religionſyſtem der’ Aegypter zu beſchrei⸗ 
Ben, alle haben gölegenheitlich umb’beilditfig dieß und das 
Darüber, berichtet.: Glucklicher Reife kommt und Hoc die 
Geſchichte zu Httfe, und liefert uns gewiſſe Thatſachen, 
auf welche wi'und ſtützen und ‚auft(ärende Unterfuähuts 
ser anſtellen können. — 


Vvirodot fügt, die Aegypier hätten vhei Claſten von 
Göttern are, even, bie ‚exe, acht, die — Aa 


— 


Ä — 145 — 
Bötterwefen enchalten hätte, die delite eine große Schuut 
von Goͤttern, wäre von der zweiten⸗Euſſe erzeugt gs 
fen. Darüber müſſen wir und zuerſt werfländigen und wol⸗ 
len und von einem fchärffinnigen Alterrhzumsforſcher beceh⸗ 
ren laſſen, welcher fagt: Die Religion der Aegypter war 
fabi fe, welches nicht anders zu ertdarten war won eindifl 
Volke, deffen Priefter von undenflichen Zeiten: her mit fd 
vielem @ifer den Himmel beobaditet haben. --Die ängypti⸗ 
{hen Priefter gingen, wie bie: babyloniſchen, von Hiero⸗ 
glyphen aus, auf welche die bifdfiche Darftellung bes Alm - 
meld won ſelber führte; aber ſie bildeten nicht bloß, wie, 


ieme, lebloſe Hieroglyphen ab, ſondetrn machten auch Is 


bendige Thiere zu hierogipphifchen Bildern und vermehrs 
ten dieſe in der Folge immer mehr: Schon zu Joſephse 
Zeiten hat es in Aegypten einen eigenen Pridfterdrden ges 
geben, ber die Bilderſchrift auszulegen: verſtand, und: aid 


Mofe auftrat, wurden in Aegypten heilige Thiere gottlich 
verehrt: Dahiri deutet das Verbot "I: Moſis im Namen Je⸗ 
hovah's, daß die Israeliten fi durchaus kein Bild von 


irgend einem. Thiere oder ſonſt einem Geſchopfe machen 
und anbeten ſollten; davon, ſetzen wir hinzu, überzeugt 
uns der Umſtand, daß die Jsraeliten, als Moſe vierzig 
Tage auf dem. Sinai verweilte, und das Volk ihn und 
den von ihm angelündigten Nationalgott für verloren ach» 


tete, ſolches ſich alsbald das Bild eines Stieres, des 


* 


PL 4 


Apis, aufſtellen ließ, um nicht. ohne Schußgott zu feyn. 


Ferner fagt Herodot, die Aegypter hätten auffer vie⸗ 
len audern Dingen auch dieß ausgedacht, welchem Gott 


jeder Monat und jeder Tag eigen wäre, und darauf bie 
Regeln des Nativitätftellend gegründet; bad heißt mit ans 
dern Worten: Jeder von den fieben Wochentagen, und jes 
ber von * wvotf Monaten hatte bei den — ſei⸗ 


3 
*) 6. Moſ. 4, — 19. : = 
1. Band, i 10 : 


N — 


EEE ie, 
Romer ihren Galender von ben Aegypiern gelerut hatten, 
noch heut zu Tage aus dewfelben erſehen, denn einige ſind 
ſogar in ben beutfchen Caleuder übergegangen, als Sonus 
109, Mondtag x. Es waren alfo: die uralten fieben 


Planeten, worunter andy bie Sonne gezählt war, mit ber 


Erde, welches fpäterbin bie Ptolemäifche Weltorbnung ges 
wannt wurde. Dieß find nun die acht. Götter. ber erſten 
Cine bei den Negyptern, nad) Herodot. Diober von Si⸗ 
| cilien zähle ihrer nur fiehen und. läßt die Erde weg. Die 
gweite Elaſſe enthält fopaun diejenigen, von welchen bie 
zwölf Monate regiert und benamt wurden, d. i. bie zwölf 
Zeichen des himmlifchen Thierkreiſes. Der erſte Darunter 
war Thot, d. i. der Hundsſtern, von welchem das Jahr 
‚und die Hundsſternperiode, die hei den Aeghyptern die Fine 
fchaltungperiode war, anfing und benamt wurde; einen 

andern überfeßt er ins. Griechiſche und nennt ihn Heras 
Mes un Endlich in der dritten Claſſe landen Oſiris, 
Dionyſos, die Sonne, das Sonnenjahr, und Iſis, der 
Mond, der periobifche Mond, ſamt allen Übrigen, die mit 





2 Zür die Wißbegierde fegen wir die Elaffitation diefer Got⸗ 
ter des erſten und zweiten Ranges. bieber. .. 


Die acht Götter der erften Staffe find: 

») Mendes, Pan, 3) Rempha, Phänon, Saturnus, 5) Pigens, 
Phaston, Jupiter, 4) Ektoſis, Pyrois, Mars, 5) Pire, 
Helios, Sol, 6) Surot, Phosphorss, Venus Catona), 
73 Piermes (Anubis), Hermes, Wercurlus 8): er Se⸗ 
lene (39), Lura. — * 


Die zwölf Götter ber zweiten Stäffe: 


1) Thot, Thouth, Taaut, 2) Paodfi, Phthes, 3) Ather, 
Ather, 4) Ehoiab, 5) Tobi, Typhon, 6) Mair, 7) pha⸗ 
menoth, Harpofrates, 8) Pharmuthi, 9) Pachon, "Herakich, 

Pr On, Delieh, 11) Eriodi— an: 13) are 
abiri. 


—R 


— 147 — ⸗ 
ihnen in gleichſam leiblicher Verwandſchaft ſtanden; md 
das war wieder ganz natürlich, denn aus den zwölf Mo⸗ 
naten entſtand das Sonnen» und Mondjahr und alle ans 
bern Erſcheinungen beöfelben. Urſpruünglich hatten die Ae⸗ 
gypter nur ein Mondjahr; aber durch die Beobachtung des 
Himmels kamen fie auf ein Sonnenjahr von 360 Tagen; 
in der Folge kamen noch fünf Tage dazu, Thot fpielte mit 
dee Iſis in Würfeln und gewann ihr fünf Tage ab, und 
fo bildete fich noch fpäter dad Sonnenjahr aus, wie ed im _ 
unſerm Julianiſchen Ealender heut zu Tage ſtehet. 


Anffer dieſer Staffifitation der ägyptifchen Gottheiten 
durch Herodot giebt ed andere Darftellungen, welche mehr 
oder weniger mit derfelben zufammen fallen und von ihr 
abweichen. Manethd nennt ald Götter und Halbgötter, 
welche einft über Aegypten herrfchten: Hephäftod, He⸗ 
lios, und beffen Sohn Agathodämon, Kronos, - 
Dfiris, Iſis, Typhon, Horus, Ares, Anubis, 
Herakles, Apollon, Amun, Titoes, Sohuß, Zeus. 
Diodor nennt, als erfle und ewige Götter, Ofiris und ' 
Iſis, welcher erite ihm auch Dionyfos heißt, Sirius: 
und Phanes. Daneben fpricht er von fünf zur Welt- 
fhöpfung gehörigen Theilen, nemlich Aether, oder Zeug, 
Feuer oder Hephäftos, Erde oder Demeter, Wafs 
fer (Okeane) oder Nil, endlih Luft oder Athene 
Hierauf folgen Bergötterungen, gleichfalls mit griechiſchen 
Kamen, welchen wieder ägyptifch genannte zufammen gehds “  _ 
ende Weſen untergemifcht und einzelnftehende angereihet _ 
werben. Unter biefen iſt Herakles, bloß als Feldherr 
aufgeführt: Aber es giebt noch andere ägyptifche Gottheis 
ten, welche von biefen Schriftftellern gar nicht genannt 
werben, wie 3. B. Harpokrates, Rephthys u. a. m. 


Schon in den alten Zeiten hat man ſich Mühe geges 
ben, das Berhältniß ausfindig zu machen, im welchen dies 
fe Götter zu den im Yegynter » Lande angebeteten Thieren 

'10* " 


_ 18 — 


Randen. Diodor uud Plutarqch os fegen: Die Gitter 
wanbelten in uralter Zeit in Gehalt der Thiere auf ber 
Erde umher und wurden fobaun in biefer Seſtalt verehrt; 
oder: Die Yegypter, welche fräßer in unregelmäßigen 
Hanfen fochten und darüber. öfter geſchlagen wurden, 
führten in ihren Kriegen die Bilder von Thieren, auf 
Gtangen anfgefteft, ein, um die zufammengehörenden Hau⸗ 
fen zufammen zu halten; ba fie nun fo ter den Sieg bas 
von trugen, fo fchrieb dad Boll den Thierbildern, ober 
deu Thieren, den Sieg zu und verehrte fie deßhalb. Gier 
cero fagt: Die Aegypter haben nur diejenigen Thiere gött⸗ 
lich verehrt, welche ihnen wohlthätig waren; wenn fie aber 
Erocodile und andere fchädlihe Thiere aubeteten, fo ges 
ſchah ed aus Furcht, die aber fo wenig ald Dankbarkeit 
zur Heiligkeit verhelfen konnte. Andere fepen hinzu, man 
habe die Thiere nicht ale folche, ſondern als Siunbilber 
der Götter und ihrer Eigenfchaften verehrt, mauche aber 
auch darum, weil fie gewiffen Göttern Dienfte geleiftet 
hätten. Auch die neuern haben dieſes Berhältniß der Göt⸗ 
ter und ber Thiere auf mannichfache Weiſe zu erHlären- 
geſucht; man hat behauptet, der Thierbienft fey nicht eine 
unmittelbare, fondern bloß eine mittelbare Verehrung der 


| Göͤtter gewefen, ein fehr feharffinniger Forſcher aber bes 


hauptet, die Thierzeichen wären bei den alten Aegyptern 
bloße Kalenderzeichen, geweien, wiewohl bdiefe Meinung 
nicht vollfländig genug begründet if. EN 


Ob die Aegypter Herven gehabt haben, if eine noch 
im Streit begriffene Frage. Herodot giebt ausdrücklich den 
Perſeus ald das einzige Beifpiel von einem folhen an, 
und behauptet mit bürren Worten, auſſer ihm hätten die 
Aegypter keinen Heros weiter gehabt. Nichts deſtoweniger 
hat es nicht an foldhen gefehlt, welche behaupteten, die 
Mythologie der Aegyptert ſey größtenteils aus einer Sa⸗ 
ge von ihren uralten Sönigen entflanden; wenn daher auf 
diefe Weife ihre Fabelgeſchichte zu einer Culturgeſchichte deö 


ON 


N 


— 19 — 


feikheften‘ Menſchengeſchlechee wird, ſo hätten fe Freilich 
wenig ‚andern, als Hervendienit gehabt. Divdon, der eine: 
gedoppelte Sage von den Göttern Aegyptens aufſtellt, de⸗ 
ren. erſtere die Hülle eines Syſtems von Weltſchöpfung iſt, 
giebt in der zweiten die Einleitung zu einer foͤrmlichen Eul⸗ 
turgefchichte. Er erzählt: In Aegypten ging: bie: Sage: von 
fünf-nrealten Göttern, die auf der Erbe in Geſtalt heili⸗ 
ger Thiere erſchienen, zuweilen auch in Menſchen und an⸗ 
dere Geſtalten ſich verwandelnd. Bon ihnen, ſtammten Er⸗ 
denſöhne ab, ſterblich an ſich, aber durch ihre Weisheit 
und Verdienſte zur Unſterblichkeit erhoben. Einige doerſel⸗ 
ben waren Könige. in Aegypten, und manche ihrer Namen 
find griechiſch andere agyptiſch. Die vorzuglichſten find 
Helios, auf welchen Hephäftes folgte. Nach biefem 
regierle KRronos und zeugte mit feiner Schweſter Rhea 
Zeus und Here. Von diefen flammen bie fünf Götter, 
Dfirts, Ifis, Typhon, Apollon, (Aruenis) und 
Aphrodite ab. Man fieht aus den. Ramen fchon, wie 
bier dad Aegyptiſche mit dem Griechifchen vermifcht und 
dadurch ſeiner Eigenthümlichkeit entxückt worden iſt. Kann 
man nun auch alle dieſe Namen ‚nicht: zu Heroen der 
Aegypter machen, kann auch Perſeus nicht fo eigentlich 


ein ãgyptiſcher Heros genannt werben, da die Aegypter 


felber erzählen, daß er nur durch ihr Land hindurch ge⸗ 
wandert fey; fo iſt doch unftreitig Sefoftrie (Reſo o⸗ 
fi8,), ein Name, der Alles in ſich vereinigt, was zu ei⸗ 
nem Heros ‚gehört. 


_ 


Scofne wich der Sohn und Nachfolger bei ER | 
etwa 1260 Jahre vor Chr. genannt, ein großer Krieger, 


nad) den Vermuthungen neuerer Chronologen, ber nemli⸗ 
de, au deſſen Hof Mofiß- erzogen iſt. Der Sage nad 
wurde er, nebſt mehren, an bemfelbigen Tage mit ihm 
gebornen Knaben planmäßig: erzogen, und zum: Krieger ge⸗ 
bildet 3’ machte, fobald er erwachfen war, ungeheure Züge 
zu Waller und zu Lande, nad Arabien, Lybien, 


94 r 


[4 


— 150 — 


Arien, Indien, bis an ben Ganges. in Diem md 
den Tanais im Welten; legte in der Gegend: des nach⸗ 
herigen Kolchis eine aͤgyptiſche Kolonie an, und nach 
feiner Rückkehr orbnete er das Innere des Reich, theilte 
Aegypten in ſechs Romen, das Boll in Elaffen (Kaſten), 
bauete Teinpel, führte Dämme auf, ‚legte Eanäle an und 
30g eine lange Mauer von Pelufium bis nad Helios 
yolis, um fein Reich gegen bie arabiſchen Nomaden w 


fchüten. 


Hat Saoſteis wirklich in Aegypten gelebt und Gro⸗ 
Bed ausgeführt (woran faſt nicht zu zweifeln iſt), to iſt 
feine Geſchichte, durch die vergrößernde, erdichtende Tra⸗ 
dition, durch falſche Deutung der Hieroglyphen, durch 
Uebertragung der Thaten unbekannter Fürſten und Helden 
auf ihn, den berühmteſten, ſehr fabelhaft geworden. Von 
ihm wird eine Reihe von Regenten abgeleitet, die ſich als 
Erbauer der Obelisken und Ppramiden berühmt ge⸗ 
macht hat. 


Auch Oſymandias wird von Einigen unter die 
Heroen der Aegypter gerechnet, und für einen Sohn des 
. Mörid ausgegeben. Held und Krieger und großer Staats⸗ 
mann, wie Sefoftris fällt fein Mythos zum Theil mit dem 
dieſes Mannes zufammen. Nach Diodor war in den Rui⸗ 
nen bes Pallafted, die jegt noch fliehen, eine Halle, in 
welcher ein fteinerner Ring aufgehangen war von 365 Efs 
Ien im Umfange. Jede. Elle, fo deutet man nun, ftellte 

‚einen Tag vor, der Aufs und Untergang. der Sonae war 
genau auf dem Ringe bemerft.. Ofymandlad war demnach, 
wie mehre andere, nichts weiter, als ein Kalender » Gott, 
und da fein Name, wie man behanptet,. "redender 
Stein” bedeutet, fo hält man ihn auch für eind mit dem 
berühmten Memnon, deſſen koloſſales Bild in der Wüste fie 
het und, beim erften Strahl der ——— der auf 
fie — einen ‚son, von fid) gab. 


no. 


— 115 
eich und Wärme von oben machen ben geiftigtobten 

Menfchen zum rebenden, zum lebendigen, denkenden und 

empfindenden. Gewiß ein ſchoͤnes Bild! 


Unverkennbar ſind die Spuren — Syſtems vorn 
Vernunftreligion bei den Aegypten, die, wie überall, aus 
Spekulationen über. die Sntftehung der Welt hervorging. 
Eine foldye Spekulation hat und Diodor aufbehalten ; als 
lein fie ift dermaffen mit griechifchen Borftellungen vers 
mifcht und verfchlungen, daß wir fie unmöglich für Agype 
tiſch erfennen können. ine andere trägt dagegen weit 
mehr dad Gepräge der: ägyptifchen Originalität. Die Nacht, 
fo heißt ed, war zuerft, und dieſe gebar das Ei des Welt⸗ 
alls, das unerleuchtete, ungefonderte Ganze bed Himmels 
und der Erde Da ed nachher erleuchtet, Himmel und 
Erde gefondert ward, da fprang das Ei, da warb bie 
Eierfchale. Das Ei aber fprang durch Das Licht. Phthas, 
der Scheinende (her griehifche Phanes) iſt der Erſtge⸗ 
borne, der AHordnende, der Schöpfer bed Sichtbaren, ber 
Ordner der Welt durch Hauch und Ficht, und da er wies 
fachen Gefchlechtd- it, Allerzenger und Allgebärer zugleich; 
denn er iſt innig “vereint mit Neitha (Athenä, die 
felbft dem Namen nah von ihr entſtanden feyn fol), er 
Mann und Weib, fie Weib und Mann zugleidy, er haucht 
und fchafft, fie weht; aus Velden warb Alles, aus Urva⸗ 
ter und Urmutter. Nach der Nacht alſo Ticht; nach dent 
Licht aber entftand bie Sonne, bie, obgleich die Mutter 
des Lichte, doch fpäter erfcheint, als biefes. Aber auch bier 
über den Weltfchöpfer, Demtürg,- herrſcht wieder Unei⸗ 
nigkeit, einige nennen ihn Phthas, aubere Kneph, noch 
andere laſſen dieſe beiden vereinigt, Phtha von Kneph ges 
boren ſeyn; wieder andere heinen Amun (Ammon), 
Nertha, Iſis, Ofirie, Serapis, Eikton, Emeph 
als oberſte, allwirkende Gottheit. Nach Plutarchs Erzaͤh⸗ 
lung waren: die Bewohner von Thebais frei von allen 
Anflagen * aa ber heiligen’ Thiere; warum? ‚fie 


v 


— 40: — 
— keinen ſichtbharen Gott, fandern verehrten guenh, 
ben, Ungebornen und Unſterblichen. i 


Nene und Alte reden hier von zwey verſchiedenen Gat⸗ 
tungen von Theologie bei den Aegyptern, ber einen für 
dad Bolt und einer geheimen, welche nur ben Weiſen in 
den Myfterien mitgetheilt worden fey. Nach biefen My⸗ 
ferien hatten die Aegypter nicht bloß einen hochſten Gott, 
als Werkmeijier der Welt, erfannt, fondern auch moralis 
fche Eigenfchaften beffelben, und and; von biefer Seite eis 
ven, Einfluß auf die Menfchen, welche früher mit ber uns 


u erichaffenen Gortheit den Aufenthalt der hoͤchſten Glückſe⸗ 


Üigfeit bewohnten, allein um begangenen Frevels willen ver, 
Koßen und zur Strafe an den finnlichen Leib gefeffelt wurs 
ben, Durch Zugend allein kann das verftoßene Geſchlecht 
wieder zu ihm gelangen; darum iſt der Zweck des menſch⸗ 
lichen Dafeynd Seelenreinigung. Nach dem Sterben wird 
üper bie unfterbliche, Seele Gericht gehalten. In Berbins 


= dung mit dem Körper fteigt fie zu dem Richter der Unter, 


welt, Serapis (Oſiris) hinab und lebt dort in dem 
Maße felig, in welchem fie hier tugendhaft war. Zerbricht 
endlich ihr. Körper, vor Alter mürbe, fo geht fie wieder 
auf die Oberwelt, in die Leiber der Xhiere, welche fie, 
vom unterften. bis zum höchjten, nach und nach belebt, bie 
fie, nad) 3000 Sahren, ‚wieder in einem menfchlichen Körs 
ner, zurüdfehrt, Wer, wenn er biefen Kreislauf breimahl 
durchlaufen hat, rein vor dem Zodtenrichter ſtehet, erfreut 


- fh der ‚ewigen Wohnung in. den Iuſeln der Seligen bei 
‚den. Göttern, Menn.in dieſen Lehren Aehnlichkeit mit den 


Ideen der Platoniker, ſich findet, und einige daraus fols 
gem. wolien, Daß, bie Religionphilofophie der Aegypter, die 


und eben. durch Platoniker überliefert wurde,verfälſcht 


worden fen; fo behaupten dagegen andere mit eben dem⸗ 
jelbigen echte, Platon habe bei dem metaghpftid Iheolo 


— 5 


Philefoppie zum Grunde „und ber Welt — ** ſich an 


— 153. — 

die. Ideen der alten Agyptiſchen Philoſorhen angeſchleſſen. 
So kann man denn alſo die aͤghptiſche Theologie entwe⸗ 
der aus der Geſchichte, oder aus der Natur und Beſchaf⸗ 
fenheit bes Landes, oder aus bem Landbau, ober aus der 
Aſtronomie ‚oder der Philofophie herleiten. Allein von.als 
len daraus. abgeleiteten Syſtemen iſt keins garz richtig, 


obgleich fie alle mehr oder ‚weniger Wahres enthalten. | 


Man würde fich aber wieder fehr taüſchen, wenn mau ans 
nehmen wollte, man bürfe.nur das Haltbare von allen 
diefen Syſtemen herausnehmen, um die wahre Aufklärung 

über, die ägyptifche Religion zu erhalten; denn man fommt 
auch auf biefem Wege nicht weiter, als zu der Ueberzen⸗ 
gung, baß alle biefe verfchiebenen Syſteme mit einander; 
in ‚einem gewiffen Zufammenhange ftehen, und damit müſ⸗ 
fen wir und begnügen. Soviel iſt richtig, daß alle diefe 
Erflärungarten hiftorifche Zeugniffe für. fih haben, ‚Zeuge. 
niffe, deren Gültigkeit jedoch zulegt auf der Glaubwürdig⸗ 
keit ihrer Urheber beruhen. Herodot, der Erſte, der 
uns Ueberlieferungen macht, hat großes Gewicht, indem 
er ſich ernſtlich angelegen feyn ‘ließ, bie Wahrheit zu er⸗ 
forſchen, feine, Nachrichten aus. den erſten Quellen, den 
ägpptifchen Prieitern, ſelbſt nahm, und in vielen Stelfen- 
ale Augenzeuge fpriht. Auch, Diodor, fobald er aus 
eigenen Beobachtungen erzaͤhlt, verdient allen Glauben, 
doch weniger, wo ex bie Erzaͤhlumgen anberer wieder giebt; 
‚oder and andern Onellen fchöpfte, denn diefe Quellen find 
nicht mehr bie heiligen Schriften der Aegypter, als welche 

nieht -mehr vorhanden waren, fondern anbere. Schriftitels 
ler, welche die heiligen Bücher ale ihre Quellen nennen. 
Ein ſolcher ift der gedachte Manetho, von welchem wir . 
nur noch Bruchſtücke haben; er hat unter Ptolemäus Phir 

ladelphus H, gelebt und zeigt burchaus, wie man damahls 
bei der Darſtellung ber.ägyptifchen Religion und Religions 
philsſophie in griechifche Vorftellungen einging. Plutardy, 

fo ſehr auch zu feiner Zeit ſchon fowohi die aͤgyptiſche, 
als hie griechiſche Religion unter einanber- gemiſcht und. 


— 


— 


= m — 


baburch Hs zur unkenntlichtelt zerrattet waren ; "par doch 
viel urſprunglich Aegyptiſches, wiewohl er ſelber nicht im 
Gtande war, das eigentlich Urfprüngliche von den frem⸗ 
den Zuſaͤtzen ˖ zu ſondern. Aber {m it noch ‚viel mehr zu 
. trauen, als feinen fpätern Schülern, Jamblich, Por⸗ 
.. ahyr, Plotin, wenn ſchon ihre Zeugniffe durch die vers 
ſchiedenen Kirchenväter unterfiügt werden, befonberd des 
Glemend von Alerandrien, welcher felber, als in 
Aegypten geboren und- erzogen, für ganz glaubwürdig ges 
halten wird. Biel fpriht man auch von den bermetis 
fihen Schriften, einer Sammlung, welde aus Hieros 
glyphen, won Thot oder - Hermes auf Stein gegraben, 
in hieratifche Schrift Adergetragen waren. Aber bie alten, 


u eigentlichen hermetifchen Schriften, find verloren gegan⸗ 


| gen, an ihre Stelle find andere getreten, die denfelben 
Namen führen. Bor dem vierten Tahrhundert chriftl. Zeit 
rechnung fol feiner dieſer Auffäge vorhanden gewefen feyn. 
» Sie enthalten aber chrüftliche und altägyptifche Ideen unter 
einander geworfen und in platonifcher Sprache dargeftellt. 
Diefetbe Befchaffenheit hat es mit’ der Schrift des foges 
nannten Horapollon, einer Erklärung ägyptifcher Hies 
roglyphen; der Verfaffer der Schrift fol zur — des Kai⸗ 
ſers Theodoſius gelebt haben. 


Dieß ſind die Quellen, aus weichen die Rachriäten 
über die alte ägyptiſche Religion gefchöpft werden. In 
ihrer Art alle glaubwürdig muͤſſen fie nur jede nach ihrer 
Art befondersd. behandelt und benrtheilt werben. So viel ge⸗ 
het aus: ber. umbefangenen Betrachtung derſelben hervor, daß 
bie ägyptifche Religion bei weitem nicht fo abgefchloffen war, 
dag fie nicht von: Zeit zu Zeit fremde Ideen und Worſtel⸗ 
lungen ‚aufgenommen und folche in ber Folge ber Zeit wies 
ber als altaͤgyptiſch ‚dargeftellt hätte. . Wenigftens iſt ſoviel 
als ganz 'entichteben gewiß anzuſehen, daß bie aͤgyptiſche 

Gotteslehre durch Umdeutung der. Priefter nad): einander 
| phpſikaliſch, aſtronomiſch, hiſtoriſch, philoſophiſch geworden 


N ' 








— 155 — 


FRE URN Was war RER EEE 
rer urfprünglichen Geſtalt? nimmermehr mit Entſchieden⸗ 
heit beantwortet und nur ald wahrfceinlich angenommen 
werben faun, Daß auch bie ägyptifche Gotteslehre von den 
einfachften Anfänger begonnen habe und vom Fetiſchis⸗ 
muß. zum Thierdienſt, von ba zum Anthropomiorphismug , 
dann zur aftroupmifchen und endlich aur philoſophiſchen 
Theologie — 1 5 





| Bir kommen nun auf bie einzelnen Goͤtter und 
Göttinnen:der Aegypter, denn hier, wie in andern als 
ten Religionfoftemen, ftehet dem männlichen Principe haü⸗ 
fig ein weiblicyed zur Seite, von: welchen eind für das 
andere gilt, weil die hHervorbringende Natur eine ges 
boppelte Kraft en die erzeugende und die Be äs 
rende | 


Amun, ober —— 


Die Grundlage aller ägpptifchen Religionphiloſophle 
iſt Amun, das ewige Lichtweſen, welches das Verborge⸗ 
ne an das Licht gehen ließ. Er iſt aber ein Erzeugnis 
der fpätern Zeit. Seinen Hauptfig hatte er zu Thebe, 
welche: deßhalb auch No⸗Amun, Divspolis, Gottes⸗ 
ſt a dt hieß. Die Prieſterkaſte aus Thebe ſtiftete, in Ge 
meinſchaft mit der von Meros, das Ummonium in 
ber Lybiſchen Wüſte, dad durch Aleranders des Großen 
Zug. dahin am weiſten Berühmtheit erkangt hat. Die aͤgyn⸗ 
tifchen Sagen bringen den Amun mit Herakles und 
Dionyſos in Verbindung und daraus erflären fich viele 
Ieicht am leichteften, fein Widderkopf, feine Widderhorner, 
feine Widderopfer. Hörner, fo deutet man ſchon üb, 
bedeuten Glanz. und Strahlen, aber Widderhörner babem 
noch feine Richtung nach auffen, fondern winden fich zum 
rück nad ihrem eigenen. Mittelpunkte; d. h. nun: Amumu 
iſt das ewige Wefen, in ſich ſelbſt verianft und verbore 


— 


— 158 — 
gen — ehe er ſich noch nach auſſen Heart. ED 
tabrama der Indier, der in die Herrlichkeit feines eigenen 
Seyns verfimten iſt. Bom-Dienft des Amun erzählt: Dior 


bor: Die State des Gottes, niit Edélſteinen geſchmuckt 


würde im einem gofdenen Schiffe von tiner Schaar Pries 
ſter herumgetragen und die begleitende enge ſaug ihm 
Summen. As weibliches — — — zur — Em 
ftelt werben 


Athor, oder Athyr, CAphrodite 
eine von den zwoſf Gottheiten, oben, Monatsnamen der 


Aegypter. Einige finden in ihe die Macıt, andere ‚das 
Chaos. Bie iſt das Symbol der -Natur, and welcher Als 


bes -herporgehet und wohin Alles zurüdfehrt. Ihre Vereh⸗ 


zung. gefhah, hauptfächlich zu Athribis, bie von ihr den 
Tamen hat. Daher war die Maus, das Thierchen der 
ftillen Finſterniß, das geheiligte Symbol daſelbſt. Die 
aͤgyptiſchen Philofophen leiteten Alles, was vorhanden ift, 
aus der Nacht db und flellten fie mit Aphroditen zus 
fanmen, welche gleithfalls ‚die Erzeugerinn if. Auf 
Münzen von Athribis kommt ihre Gottinn vor als eine 
weibliche Figur, die in der Linken einen Spies, in der 
Fechten einen Vogel hält, welcher nn die Tau⸗ 

x ber ‚Aphrodite ſeyn ſoll. 


neph, Anuphi, Ichouphi, Sasse Enenh. | 
. Eine wichtige, obgleich auch fpäter entftandene Gott 


ar heit der Aegypter, welche von verſchiedenen auch Aga⸗ 


odamon, guter Genius, Quell des Lebens, genaunt, 


von Audern gar für den Vater ber Welt, den Demiurg 


arklat wird, auf deſſen Geheis Phitha die Welt erfchuf. - 
Man ſtellt ihn water dem Bilde einer Schlange- vor ‚bie 
in, einen volllommenen Kreis geründet, Das Ende ühres 
Schwanzes im-Nahen hält. Noch jest. gebraucht man bier 
Mb. Bild als das Sinnbild des Emwigen. - Zuweilenträgt 


. die: Schlange ein Ei im Rachen, das i-der Welt, wel⸗ 


‘ 





— 167 — 


he: ber. Gott mir Acht erfuͤllt, wenn er. Unger Afnen 
and Fe: mit Dunlelheit bedeckt, wenn er; ſie zuſchließt. Nds 
ſelten ſindet man: dieſt Schlange wit einem Sperberkopfor 
der vemoͤhnlich dr: Bilde des Dfiv® gubönemt, welches 
auf bie genaue Verwandſchaft beider hindenten mag. [Eine 
andere «Abbildung. der: Schlange, mad; . welcher fie das 
Welt» Ei im Rachen; bat, :toornadh ;eine gegemüberfichenne 
Schlange zu ſchnappen: cheimt ‚. weist ahne: Zweifel auf »ie 
Idee eines: geboppelten Grundweſens, eines guten und air, 
nes böfen, Oſitris und Typhon:, hin, welche in beu älte⸗ 
— —— überall en — Be 
Urſorunglich in der Kueph wohl: achte auderes "om | 
weſen, als ein Fetiſch, Be Knuphſchlange, die, alq 
Hoͤhlenbewohnerinn, faſt überall der Genius der Bergge⸗ 
genden und durch ihre Gelehrigkeit Werkzeug der Gaukler, 
Zauberer nud Wahrfager:.wırrde. In einem Lande, we 
man allen Thieren göttliche. Ehre erwies, konnte die Schlan⸗ 
ge, wegen ‚ihrer Eigenſchaften, nicht bad Iegte feyn, man 
mußte vielmehr teichter an ihr. etwas Göttliched ahnen, 
ald an vielen andern, und fo gefchah es auch leicht, daß 
fie zum Agathobämon aHegorifirt wurde. Ihr Bau felher 
gab zu ihrer. Hieroglyrhee, den Ring, ben Kreis, Verau⸗ 
laſſung, und wahrſcheinlich war biefe Hieroglyphe die Ur⸗ 
ſache, warum man fpäter den Kuerh zur Anfangs und 
Endlofen Gottheit hinaufdeutete. Diefe feine höhe 
re Bebentung erhielt‘ er wi durch die a in wein 
die er-mit 


Phtha, Phthas, Gohthas, grieghtſch Herhaſtoch 


geſetzt wurde, denn dieſer ſcheint ein reinphiloſophiſcher 
Sort: zu ſeyn. En zwar. zu Memphis entſtanden und wura 
de dort am meiſten vexehrt. Seine. Abbildung war die 
Mann mit einem diden :Bauche (dem Weltbauche), gro⸗ 
Gem Munde, großen Ohren und Augen und den übrigen. 

Theilen Hein und.ift rein ſymboliſch. Er kommt, wie als 


— 158 — 

VGeſchopf des Kueph, To ſelber als ſrin Schopfer vor, 
mb iſt der Urheber und Bilbner der Welt. Sein Weſen 
war ein Hauptgegenſtand ber Mofterien. Mon elite 'oft 
Yen Knephe und den Phtha vereinigt als eine Kugel 
vor, welche eine Schlange umwand, oder als feurigen 
Kreis, duch welchen, eine Schlange: lauft, um bie Idee 
undsudrücden: Der göttliche Rebendgeift - durchdringt das 
Univerfum. Die ESolliſton, in welcher: Hhihas mis dem 
Kneph zu fliehen ſcheint, hört Auf, eine ſolche zu ſeyn, 
wenn man: ſich daran erinnert, daß Kneph in Thebe 
wurde, was Phthas in Memphie wer, und daß beis 
de erft fpäter mit einander in Berbindung gebradyt wurs 
ben. Nun komme ed darauf an, 08 man Eaenllar der 
a Auſichten vor ſich hat. 


| Keith, Neitha, — 
| eine ber. jängern Gottheiten. ‚der Aegypter, dem ihr 
Dienft. findet fich. hauptfächlich zu Sais in Unterägypten, 
dem zuletzt bebaueten Landſtriche. Aller Wahrſcheinlichkeit 
nad iſt fie Durch eine Prieſter⸗Colonie von Memphis hie⸗ 
her 'gebradjt ‚und zwar aus dem Phtha hervorgegangen 
und bon den Prieſtern nur verweiblicht worden; bemn fie 
iſt ganz dasfelbe Weſen, wie Phtha, nur weiblich gebil⸗ 
bet. Man feierte ihr ein jährliches Lampenfeſt, wobei alle 
, Xheilnehmenden tiefe Lampen mit Salz und Del gefällt, | 
wor den Hahfern anzündeten. Sie theilt ald Raturgöts | 
tinn, als fchaffende, wirkende Natur, als Küuftkerinn, 
Weberinn, weife Ordnerinn, mit der Iſis felber jene Biel 
beutigfeit, bie es kaum zuläßt, ihr ganzes Weſen auf eine 
einzige beftimmte Idee zurüczuführen. Es fehlt nicht an 
foldyen,, die bie Neith als die Erde, aus der Feuchtigkeit 
aufgeſtiegen, ſelbſt ald den Lingam, barftellen; während 
ihr andere eine aftronomifche Deutung geben und fie für 
bas Jahr von 365 Tagen erklären. Ihr Name aber bes | 
‚deutet ein beſchließendes/ beſtimmendes, ordnendes Weſen, 
die hoͤchſte Weisheit, und an ihrem Tempel zu Sals be 





1 
1 
‘ 


| | 10 — 
fand fi. die berühmte. Juſchriſt: Das. All hin Ich, 
was war, was iſt, was feyn wird; kein Sterb⸗ 
en. sninhlite meinen Schleier, \ 


| O iris. 

Oſiris, Ofeiris, nnſtreitig ber wichtigſte und vor 
nehmſte Gott der Aegppter, hat einen ſehr yerwideltes 
Mothus. Schon feine ‚Genealogie wirb verfchieden ange 
geben, denn, nad -Ginigey wurde er von Kronos uud 
Rhea ‚erzeugt -und geboren, nach audern Hit er sin Sohn 
ded Zend, und ber Here, und kam mit zwei Schwehern, 
Sfis und Nephthys, und zwei Brüdern, Typhon und 
Horus, zugleich zur Welt. Mit feiner. Schweiter Iſis 
wurde er fchon im Mutterleibe verfprochen und vermählte 
ſich auch mit ihr, ald fie beide erwachfen waren. Ges 


meinfchaftlich beherrfehten fie ſodann Aegypten, wo das 


mahls zuerf die Wildheit der Einwohner verſchwand und 
die Euktur den Anfang nahm. Der. Ackexhau, die Ein⸗ 
führung der Gefege, die Ausbildung der Rede, ber ſchö⸗ 
nen und bildenden Kimfte, die Keuntnif der. Geſtirne und 
ber daraus hervorgehenden Zeitmaße, nebſt vielen andern 
Wohlthaten, werden ihnen zugefchrieben. Doc, Oſiris war 
nicht zufrieden damit, Aegypten beglüdt zu haben, er fans 
melte ein Heer, und zog .mit ihm aus, nm feine Wohls 
thaten auch andern Rändern und Völkern witgutheilen. Das 
gelang. ihm auch ohne Waffengewalt, bloß durch bie 
Macht Der Ueberredung. 


Aber -Daneben hatte Oſiris einen langen und heftigen 
Kampf zur beſtehen mit. feinem Bruder Typhon, dem böſen 
Genins, der ihn zuletzt beſiegte, und in einen Kaſten ſperr⸗ 
te, den er ind Meer warf. Der Kalten wurde nad «is 
niger Zeit bei Byblos ans Land getrieben und . blieb in eis 
nem Geſtraüche hängen, welches ſich fofort zu: einem’ fchds 
un, großen Baum geitaltete, der deu Kaſten umfchloffen - 
hielt. Der König, der biefen Baum zufällig entbeckte, ließ 


— 160 — 
ihn — und eine Saule an ſelnem wanaſi⸗ daraus 
verfertigen. Über die umſichtige Iſis entdeckte und befreite 
ben Leichnam ihres Gatten, den ſlo nach Duto brachte, 
wo ihr Sohn Horus heimlich auferzogen wurde, und dort 
an einer heimlichen Stelle verbarg. Doch Typhon, bei 
Mondſchein jagend, entdeckte ihn daſelbſt⸗ und Jerriß ihn 
in vierzehn Stücke, die er überallhin im ganzen Laude zer⸗ 
ſtreute. Iſis, unermüdet und treu, zog fobanı überall 
umher, um die Theile ihres zerſtückten Gatten zu ſuchen, 
He brachte fle auth alle zufainmen,. dis auf die männlichen 
Theile, welche fie aus Wachs und Honig nacbildete Der 
wiederzuſammengeſetzte Gott kehrte darauf in das Leben 
zurück und zeugte mit der Iſis noch ein Kind, den Gars 
pokrates, der bald ald Knabe, bald als Maͤdchen, bald 
als Zwitter erfcheint. Der ältere Gohn des Ofirid, Ho⸗ 
rus (Dress), der audı fein. Bruder iſt, rächte Be feis 
nem Vater gugefügte Unbild an dem Oheim Typhon, ben 
er gefangen nahm und feiner Mutter Iſis gefeffelt Aber, 
gab; allein biefe- entließ in ſchwacher Büte ben Gefange⸗ 
nen feiner Haft und Horus wurde darüber fo. aufgebracht, 
daß er feiner Mutter die Krone vom Haupt riß, wofür 
ihr er Desmet einen Kuhfchebel ‚auffegte. 





Den Oſtris bildet man ab als einen Man mit einem 
Habicte» ‚oder Sperberölopf, ber eine Peitfche und einen 
Heinen Stab in den Händen hält, auf dem Haupte aber 
. den, auf einer Kugel ruhenden — Mond: trägt. 


Diefer Mythos Täßt verfchiebene a zu, die er 
auch ſchon fruh gefunden hat. Phyſiſch genommen If Ofis 
ris der Nil, der erfte und ältefte Wohlthäter des Laudes, 
der fich durch das ganze hindurch zieht umd als große 
Weltfchlange ſich felbft -über alle andern Länder der Exbe 
fegenfpendend verbreitet. Typhon ift fobann das Meer, 
das den Dſitis verfchlingt, Iſis die Natur, bad 
tand, das * beweint und ſich feiner Wiederherſtellung 
J * | 





— 161 —. 

durch die Natur (bie Iſis) und bie Sonne bir Ho⸗ 
rus) erfrent. So genommen ft e zugleich die belebende 
und befruchtende Kraft der Natur, während feine Gemah⸗⸗ 
linn und Schweiter, fein weibliches Selbſt, die empfan⸗ 
gende und gebärende Kraft darftellt. Die von der IE 
aus Wachs und Honig nachgebildeten Zeugungplieber ih⸗ 
red Gatten deuten auf den Phallusdienſt hin, ber mit der 
Verehrung des Oſiris erft fpäter verbunden worben war, 


Eben fo ik DOfiris die Sonne, und das Sombol des 
Urfeuers, des erzeugenden und belebenden Princips in der 
Natur. Geine Reit. um die Welt it dann ber natürliche 
Aufs und Untergang der Sonne, der an allen Orten und 
Enden Leben und Segen verbreitet, ober er ift, indem die 
Deutung in das Gebiet der Aftronomie hinüberſpielt, der 
Umlauf der Sonne um die Erbe, wie ſich die bamahlige 
Philofophie, ihn dachte. Dann iſt Iſis der Mond, aber 
der Mond in feinen periodifchen Erfcheinungen. Diefe Deus 
tung iſt aus ber erſten hervorgegangen: Oſiris war urs 
fprünglid) der Nil, der Genius des Ril, nachdem aber 
die Prieſter das Sonnenjahr gefunden hatten, nannten ſie 
dieſes, oder den Umlauf der Sonne durch alle Bilder des 
Thierkreiſes, Oſiris, eben weil die Nil⸗ Ueberſchwemmung 
ſie auf biefe Entdeckung geführt hatte, und nun entftand 
eine ganz andere Gattung von Sagen, von Oſiris, dem 
Sonnengott, über welche die ältern, von dem Nils 
gotte Oſiris in allmaͤhlige Vergeſſenheit geriethen. 


Bei dieſer Erflärung ift Typhon der giftige Süd» 
wind, ber jährlich‘ ungefähre 72 Tage wehet und zuwei⸗ 
Ien, nachdem er fich bereitd gelegt hat, plötzlich wieber 
ausbricht (Iſis, der er anvertraut war, entläßt ihn wie⸗ 
der) bid die Sonne den Wendekreis ted Krebfes: Ho⸗ 
rus) erreicht und nun wieder die Oberhand erhalten hat. 


Offenbar iR in vielen Deutungen viel Wahres enthal⸗ 
ten; allein: ge erklaͤren den Mythos nicht vollſtändig, denn 
1. Band. 11 


N‘ iR 


4! 


> 


— 19 — 


‚fie geben Über bie geittigen Wirkungen bed Diteis, ‚über 
- feinen Einfluß auf die Entwilderung nud Cultur de Lan- 


des feinen Aufſchluß; daher ſagen die Forſcher, es Liege 
Geſchichte darin verborgen und ſtellen uns die Sache fol⸗ 
gendermaſſen vor: Oſiris war allerdings urſpruͤnglich ein 
Fetiſch, der Nil, oder der Genius des Nils, und kounie 
das nur in Verbindung feiner Schweſter und Gattinn, 
Iſis, der Natur (des Landes) ſeyn; aber er war das 
nur, bis die geiſtige Cultur in Aegypten aufhoͤrte, ſich 
aus ſich ſelber zu entwickeln. Aegypten iſt nemlich won 
Aethiopien her bevölkert worden; feine Prieſter kamen eben 
daher, waren aber ſchon ein gebildetes, Handel treibendes 
Volk, als ſie nach Aegypten kamen; mit dem Prieſterſtam⸗ 


we war aber die Kriegerkaſte eng verbunden, wie denn 


% 
* 


dieſe zum Schutz für jene auf den Karavanenzügen und 


im Lande nöthig war, Nun muß man ben Oſtris für. eine 


ſolche bereitö Lang in Aegypten angefiedelte Golonie von 
Prieſtern und Kriegern anfehen. Typhon, eine anbere 
Colonie, bringt in das Land ein und bereitet, nach lan, 
gem Kampfe, dem ältern Orben den Untergang. Iſis, Die 
Natur des Landes, die das Alte nicht fahren laſſen will, 
ſucht den Leichnam auf und. bringt ihn nach Aegypten zus 
ruck; allein Typhon, der Cbei Mondfchein jagt) alle Schlupf 
winkel Durchfpäht, entdeckt die wieder zurückgebrachte Ras 
ſte und zerfprengt ſie ‚völlig. Iſis fammelt fie noch eins 
mahl, bid anf die Zeugungthelle, dev Phallosdienſt kommt 
wit den Audgewanderten und vielleicht Tange Ausgebliebe⸗ 
nen nach Aegypten. Zugleich deutet das Bilden aus Wachs 
und Honig auf den Anfang des Mumiſirens hin. Of 
war inbeffen zum Leben wiebergefehrt: und. unterrichtete ſei⸗ 


men Sohn Horus, aus der alten Religion entſtand eine 


neue, die aber fich verborgen halten mußte, bis fie genuge 
fam erſtarkt war, um ſich gegen die eingebrungene zu ers 


‚heben. Endlich war man fo weit, die Fremden waren bes 


flegt, allein fie erhoben ſich wieder. @von. Ps. entlaffen) 
‚und bisfer. wird die Kroue entriſſen, aber win Rühfchedel 





— 


— 1 — 


ro — verwandelt Nae -iebt- zuerſt in die 
Mondgatuiun.Abplett bahielt- aber doch Die ältere Prielter⸗ 
Safe bie. Diekand and. (Tovhon warb ‚getödtel) die Neue 
eingedsungenen wurden wieder aus bem Lande vertrieben, 
ie — den — ie 
ee 

: Yierıfek, en ae, bie Vewoanzlaus der ältern Na⸗ 
tueligien At. Aegyrten in eig. oſtronomiſche Theologie 
durgeftellt werken, ‚eine: Theologie, Die yon den Prieſtern 
auwögehifnet und, für ſich aufbewahrt wurbe, fo daß alfo 
hier der Urſprung ber Myſterien zu-ſuchen ſey. Oſiris 
iſt in denſelben der Jahreskrojs, Iſis die Monde 
kreiſe, der Arme Horus der Sommer, Typhbon 
bee Herbſt, ephthys der Winter; Oſiris erzeugt 
ta. eben ben. oxad,. die Sommerfonnenwende, 
nach dem Tode noch ben Harpokrates, die Winter⸗ 
ſonnenwende. Bei dieſer Erklaͤrung iſt ein Mittelglied 
nicht zu Überfehen, nemlich Thot, oder Hermes, (der 
der Iſis ‚den Kahhſchedel aufſetzt), welcher durchaus auf 
Remnhis hineit· Auch Diefer „Hermes war..alfo ein 


Au Momphis, durch welchen bie ganze Bew  - 


Anderung, degonnen ‚und. anögeführt wurhe. Eine Haupt | 
Dre im Beogrikfe DR: Dfiris, bie ſich durch das Morgens 


und Abendlaud forigepflanzt. hat ‚und ein. .befonberer Ger 
genſtaud der Moſterien war, iſt, die einer leidenden und 


Anbenden. Gottheit. Daran. hängt. bad ‚ganze ägyptiſche 
dahr weit: ſainen Feſtherioden upıd, ven; ggößten Theil des 
algemeinen Tempeldjeuſſes. Man,, ſindet dieſen Grundbe⸗ | 
sit: Im: Parflänus, ‚bean auch, in. der Mythos. von 


Dſchemſchid und Mithras. kommt die Idee von einem | 


leidenden und Merbenden Gott vor; in Indien und Phoͤ⸗ 
allen aber arſcheint er noch ausgebildeter. NMuftreitig liegt 
fie in der Vorſtellung, daß der Korper der Kerker des 
Vdiſees fa in, meolchen er, als, ervon seiner Voflkommen⸗ 
heit heahſant,verſtoßen werden, : Daran ſchloß ſich bie 

ER RER: ” hen, gutgegenäniche 


gen Emporfieigen wnb Rüdtchren: gu Gott -anbzubuäden, 
"was in ben Myfterien fpäterer Böker‘ ——— 
führt wurde. : ee |. a, 

B 


. ten, vertaufchten fie auch die wilde Lebendurt mit der mii⸗ 


— — 164 — 
ten, ut jenem verbundenen Begriff von Ync. elmä 





na J EN 
Wenn übrigens von  Ofirie gefagt wird, er — 
Hermes und Typhon, ein Menſch geweſen, ein ie 
vor Aethiopien hergefonmen „durch Adoption cin: Sohn 


⁊ 


Amuns geworden und habe ſich als Asntz von Aegyp⸗ 


ten. die. Unſterblichkeit errungen; fo helft: es auf der uw 
dern Seite wieder: Oſiris iſt auch Phthas. nud Yun, 


Amun, inſofern die Gottheit die unoffendariten Utbilder 


der Dinge an bad Licht bringt, Pheh as inſoſern fie AL 
les nad) Wahrheit und ohne Fehl kunſtreich vollendet, 
Dfiris endlich, in ſofern fie Urheber des Gutca “re 


. Allem wohtthärig iſt. De ag 


er ı; 29: 
"are ee Po 
‚Der Dienft t der 318 verbreitete ſich weitẽr, ER 


de Dffris, denn näher Liegt den’ ſinnlichen Menſchen die 
Natur ſelber, als die ſolche belebende und befruchtende 


Kraft. Iſis war eb, die zuerſt den Menſchendirihnen 


‚bisher unbekannte Frucht des Watzens' und deru Werſte 


darreichte, und mie ſene einmahl Ste’ ſchrecliche &ptife, 
das Fleiſch der Meiſchen, mit den angenehinern vertauſch⸗ 





dern, und zum Darfle: brachten die Aegypier ſtets dis ·er⸗ 


ſten abgemaͤheten Aehren zum Opfer ber Ms Bit Nurp, 
was der Grieche‘ von ſeiner Demeter alt, das ir 
der Yegypter von der 1 | rn 


te fam nir- durch fe de⸗ —E——— 
med zur Welt. Kronvs und Rhea hatten Neuiit Ihre 


Geſchwiſtern ungeſetzlich erzeugt. Helios vernahm 48- wrd 


fluchte feiner Särivefter, Buß fe’ nicht in hen; Monvie, 
Kit in einem: Jahre ga Toten. Bo Deep a 








\ 
S 





— 165 — 

tinMlötinge Unhte, ſand ein Mittel, ihr gu helfen; er ſpiel⸗ 
te. ut: Dem Mond im Brete und gemans ihw fünf Tage 
ak, dadarch wanſchaffte er der Döttiun Zeit zur Geburt. 
Die Mauf, Tage: wurden dann in Aegypten nicht bloß ale 
Schalttage, ‚fandern auch als die Geburttage ihrer Goͤt⸗ 
we, Ofitia Iſis, Aruexis (Horusn, Typhon und. 
Repktamd.geiiist.. Wie getreu fie ihrem Gatten beige⸗ 
fanden habe, haben wir beveit# gefehen; als allgemeine. 
Wohithaͤterinn befchäftigte fich Iſis indbefondere auch mit 
* — — Aranthelten. 


Ran. Binde fer auf uerſchiebene Weiſe ab, meiſten⸗ 
thals aber als eine. rg mit der Weitkugel auf dem Ko⸗ 
ufe, ber zuweilen: von dem Kuhkopf bedeckt, zumeilen von 

dieſem ſogar erfogt if, wie denn bie Kuh, als ein Sum 
bild der ‚allmährenden Ratur, ein ihr geheiligtes Thier 
war.. Ihr Kleid iſt ein knappanliegendes Untergewand.uud 
darüber ein Mantel. Der Kopf verhüͤllt die eigenthümli⸗ 

de ägpmetiiche. ‚Peießerbinbe.. Gewöhnlich ‚it fie wit dem 
Rated geſchmücke, einer Pflanze, die in der margenläns 
ſchen Dipthnlogie uͤherhaupt eine große Rolle fpielt. Haile 
ſig hat fie ihren Sohn, Horus, an der Bruſt. Auch hält 
fie yeru dad Siftrum, ein muſllaliſch fcheinendes Werts 
zug in ber Hank,: ‚welches einige für einen Nilmeſſer hals 
en, andere. ald. cin Symbol der Elemente erklären, auch 
einen Bafertiug, auf den. RiL, den Oſiris, un \ 


388. wurde worriglich in Memphis, dann — auch 
durch ganz Atgypten, verehrt. Jahrlich feierte man ihr zu 
Ehren ein großes Feſt, welches sehn Tage bauexte, mit 
allgemeiner Reinigung, Faſten und Enshaltung von allen 
finnfichen Genuͤſſen. Opfer waren Garben von allerlei Ger 
issipeaxten,. bie zuletzt ben Prieſtern überlaffen wurden. 
Rur im Bollmonde opferie man ihr Schweine und eine 
Art von Ansikope u | 


| — 16 — .. 

ghr Dienſt ging nd Weteihetadt tab om Mer. 
Sie Hatte Tempel zw Phlias, zu Degkru und gu Chi 
toöorea, wie zu Rom; - Wo fe, alt heine Souian, in 
. großem Anfehen ftand. Defters vonrden: ihte Tempel ges 
ſchloſſen, weil ſie die Unzucht entheiligke, Abder nech — 
ber fpätern Kaiſern ſtand ſie in ſolchen Aufehen, 
Domitian, Commodus und Eara eadla ſich in F 
ren — — lieſſen. ZUR 


—4 











Horus. ty BT Ki 


Der ältere Sohn des Oſiris und der Iſis, der us 
ats ihr Bender vorkommt, wiemohl: mir ducch Vetwechſe⸗ 
ſung, wurde von feinem Oheim Typhon, nachdem dieſer 
feinen Vater beftegt hatte, auch verfolgt uud: getoͤdtet / von 
feiner Mutter jedoch wieder belebt, und in der Folge: von 
feinem Bater und ihr gemeinfchaftlih in bie Geheimniſſe 
Ger: Arzneifunde eingeweiht und mit der. Gabe der: Weis⸗ 
. fagung: befchenft. Auf Ste Ermahnung feiner Mutter ſam⸗ 
melle er bad Heer, mit welchem er ben Typhon befriegte; 
diefen griff er zum zweiten Mahl an, nachbem ihn feine 
Mutter entlaffen hatte und beffegte ihn nach einem hartem 
Kampfe völlig. Die Verehrung dieſes Gottes geſchah vor⸗ 
zůglich von der Zeit des längſten Tags bis zur Herbſt⸗ 
Tags und Nachtgleiche. Sein Bild war das eines Kin 
des, weit er auch die Hoffnung künftigen sn andenten 
ſollte. 

Sein Oheim, Arueris, mit welchem er verwechſelt 
wird, wird als das Symbol der unvollklommenen Materie 
"angegeben 3 als ſolches kam er, zugleich mil Oſtris und 
Iſis, aber als ein verſtummeltes Weſen, auf die Welt. 
‚Man findet ihn abgebildet mit einem Habichtskopfe, Schleier 
und Hut, geharniſcht und in der Linken einen Spies, in 
der Rechten einen Habicht haltend. Gleichwohl 'wirb er 
auch - ven Einigen der Genius des Lichts und höchſter 
Gott genannt und. von den Griechen nat. ihrem Apolion 
verglichen. 








— 167 — 

el Serapis. eo: — A 

Serapis, au Sarapis, wurde befonders in Mein⸗ 
phis und Rhakotis verehrt und war, nach einigen, ein 
fehr after, nach andern ein neuer Bott Aegyptend. Die 
ihn für alt halten, erffären ihn für einerlei mir Oſtris. 
Die ihn für nen ausgeben, berufen fich anf feine Bildung, 
bie nicht eigentlich ägpptifch ſey. Er hat nemlich bas Ges 
fäß auf dem Kopfe, welches bald für ein Zeidyen der höch⸗ 
ſten Gottheit, bald für einen Nilmefjer, bald für ein Ges’. 
traidmaß, bald für ein Symöol ber Billigkeit erflärt wird, 
einen Bart, und ein, den ganzen Leib bedeckendes Gewand. 
Diefe Umſtände follten nicht bloß auf Neuheit, fondern 
auch auf aueländifchen Urfprung hindenten. Nun tft allere 
‚dings hiftorifch, daß diefe Gottheit von den Ptojemäern 
aus dem Pontus nach Nlerandrien verfegt worden iſt. 
Hier war er fodann die vornehmfte Gottheit, ja der Schutz⸗ 
gott der Stadt. Man deutete ihn jeboch höchſt verfchieben: 
und bald ald Zeus und Amun, bald ald Dfiris, bald 
als Asklepias und Aidoneus. Schon zu Aleran- 
ders Zeiten hielt man ihn für eine heilende Gottheit und 
hielt in feinem Tempel die Inkubation *). Als Aldo⸗ 
nen aber galt Serapis, weil er Vorfteher der Myſterien 
und, wie ſichs zeigte, Oſiris, nach deffen Tod, war. Geis _ 
ne Berehrung war fehr ausgebreitet, er hatte allein in Yes 
gypten 43 Tempel, unter denen das Serapeion bei 
Memphis der berühmtefte war. Bielleicht, und dieß tft das 
wahrfcheinlichfte, war er ein aftronomifches Wefen und 
bezeichnete ‘die Sonne, infofern fie zur Zeit der Winter⸗ 
fonnenwende unter der Erde gehet und Das untere Hemids 


phär durchlauft. Leicht damit iſt zu vereinigen die Idee, ' 


eined Todtengotted, welche man auch von Serapis auf⸗ 


⸗ 


*) Jukubation, das Uebernachten in Tempeln und geheifig- 


ten Drsen, um. Dffendarungen der’ Götter, oder die verlor - 


ne Geſundheit wieder au erhalten. 


— 168 — 


ſtellte. Er iſt dann der Oſiris der Unterwelt, die er nebſt 
der. Iſis beherrſcht und. Oſixis ſelber, nachdem er getoͤdtet 


war. Vielleicht kommt dann daher ſein Gewand, als Mu⸗ 
mie, die ganz verhulit wurden, und ſein Maß auf dem 
Kopfe, als das Maß der Gerechtigkeit, die er als Tod⸗ 


teunrichter übt. Sein Cultus verbrängte ben vormahls im 


Aegypten ſo heiligen Namen des Oſiris faſt ganz und gar, 
beun ‚bie Alexandriner verehrten ben neuen Schutzgott ih⸗ 
rer Stadt vor allen andern Goͤttern, und die übrigen Yes 


gypier, bie es wußten, daß Serapis von Oſiris nur im 
E Nehengriffen verfchichen fey, beteten -ihren vaterlänbifchen 


Gott unter dem Namen Serapid an, ohne. mit ihren Bes 


herrſchern über diefen Namen zu ſtreiten. 


| Die Unterwelt der Aegypter hieß, nad Yıutarchos, 


Amenthes, der Ort, welcher empfängt und wieder» 
‚giebt; aber die Vorfellungen, welche fie davon hatten, 


find und ziemlich unbefaunt, doch können wir dad mit ziem⸗ 
licher Gewißheit fagen, daß fie nicht zu allen Zeiten unb 
immer. diefelben gewefen feyen. Diodor von Sicilien bes 
richtet, ed fey in ben älteften Zeiten Sitte in Aegypten ge 
wefen, nad) dem Tode eined Manned (wahrſcheinlich nur 
eines angefehenen) durch ein eigened Gericht von vierzig 


Perſonen darüber urtheilen zn laſſen, oh ber Verftgrbene 
des Begräbkiffes werth fey, ober nicht. Dieſe Sitte hat. 


man wohl fpäter auf bie Unterwelt felber. übergetrageu und 
dort ein Tobtengericht halten Iaffen. Don dem wp und 


wie aber, iſt nirgends und nur von einem Ueberfahren in 


einem. Kahne undeutlic, die Rede, welches wohl daher rühs 
ren mogte, daß die Todten in Unterägypten haüfig auf 
Kabnen an die Begräbnißorte hingebracht wurden; Uebri⸗ 


gens iſt ſehr begreiflich, daß in den Myſterien eine hellere 


Lehre von der Beſtimmung der Verſtorbenen und von dem 


Schickſale der Seelen nach dem Tode des Leibes gegeben 


worden ſeyn mag, ‚ald. unter dem rohen, finnlichen Volke 
herrſchen fonnte, welches, wenn es ja an tine Zortdauer 





— wo — 


nach dem Vede —— 
a 5 = 


— 
Buiattis. | ö ee | 
Bie Serapis mit dem Oſiris, fo: SE Bubenis mi 
ber 38, für deren Tochter fie ausgegeben, wish, ‚eine nybi 
diefelbe Böttinn ſeyn. Ihren Haupttempel hatte Be: gu: - 
Bubaftos in Unterägypten. Man ging zu demfelben auf 
einem drei Stadien laugen, 400 Schuh breiten, gepflaſter 
ten nu. auf beiden Seiten nit Baumen bifenten Weg. Er 
fand ie ber Mitte eines MWaldchens. ‚Die. Vortöfe ware 
wit 6 Fuß hohen Bildſauien veſetzt. Alljährtich.mallfchrten 
ten bie Aegypter zu hunbert Taufenden nach" biefem Tem 
pel, bie Männer biiefen auf Rohten, bie rauen machten 
großes Getoͤſe mit Klapperblechen, fangen and klatſchter 
in die Hände: Bei jeder Stadt am Ufer ded Rild fahren 
fie ans Ufer und wieberhelten ihren Lärmen, einige Tchimpfe: 
tm anf die Frauen der Stadt, fange und tanzten. und. 
fanden auf anftößige Weife entblößt. Kamen fie. nun nach 
Bubaſtos fo ‚begannen fie das Feſt mit. großen Opfern Pi 
wobei inobeſondere mehr Wein aufpezehet wurde, als ſonſt 
im gangen Jahre. Herodot vergleicht dieſe Bottinn mit der 
griechiſchen Artemis. Sie ſcheint aber ein Symbol des 
Vollmondes (ober auch des Neumondes) geweſen zu. feyuy: 
welchem die Aegypter Einfluß auf die Geburt der Kindert 
zuſchrieben. Ihr Stellvertreter war die RAN mit einem 
—— wurde ſie — Zu V 


B ut 
zen , Babapit gegenüber ſtehet bie Garinu Ente iss 
Hi Leto) der zu Ehren bie Stadt Butis am Nil er⸗ 
baut war. Hier hatte fie ihren Tempel, 40 Ellen’ hoch, 
aus einem einzigen Stein gehauen, der Sitza ihres Drafeld, | 
weiches für bad glaubwürdigſte in Aegypten galt: Bun 
verbarg anf Bitten: feiner‘ Mutter den Sohn bed getöbter 


i 


ten Des, als ihn Typhon aufſuchte, anf einer im 


— u — 


Rue: — und Arvetiete ihnſo wer’ ten rimun feine 
Berfolgerd. Daranf: fand Bus: er -yöntliche. Verchrung. 
Sie gilt übrigens für eine aftronomifche Gottheit, wemlidh 
für den Neumond. Nach der natürlichen Deutung Des 
Mythde wor Ofteis iſt Buto der Wädniche Than geweſen, 
der die verberdtichen ———— — Sudwindes 
heantte. — 





Aunpis. — 
Ei (de wichtige Gottheit. der. Begypter war. — 
—* oder Piermes, wie er, unter den acht erſten Bots 
tern aufgezaͤhlt, auch genanst wird: Nicht bloß. Tempel. 
nad Altaäͤre, auch eine Stadt, Kynonolio, in Mitelägyps 
ten, war ihm zu Ehren erbaut. Annbis war, dem Mpthos 
‚zufolge, ein Sohn des Oſtris, den biefer einft, als ex ſich 
zw ſeiner Schweſter Nephthys verirxte, mit Ihe xrzeugt 
| nn Jfis, die. davon benachrichtiget wurde, fuchte Das 
‚Kind, das feine: Mutter ans: Furcht. vor Typhon aus ge⸗ 
ſecetzt hatte, mit Hauden auf: und etzog ed als das ihrige. 
WIE der Knabe erwuchd, wurde er der trene Geführte uud 
- Wächter feiner Eltern und aller Götter und leiftete: ihnen 
ats Jäger und Schüge durch. feine Treue und Aufmerkfams 
keit die wichtiggen Dienfte: Dieſe Cigenfchaften zuſaumen 
‚ genommen bezeichnet der Hundslopf, wit: welchen er. ge⸗ 
wohnlich vorgeſtellt wird, inbeffen führt er auch: als Bote 
. feines. Vaters, eisen Heroldoſtab. Beine Verchräng ;breis 
-tete fich weit über die Grenzen Aegyptens hinaus, de Lem 
- Lande felber aber wurde fein Name fo heilig gehalten, daß 
ihn audzufprechen ein Verbrechen war. Als Aegypten dries 
chiſch wurde, bekam auch der Auubis griechiſche Formen 
umb feitbems gab es einen alten und Run neuen. 


„en Diefer Mythos unterliegt le — 
4 Phyſikaliſch iſt Nephihys bie außerſte Grenge dee 
Beet ed an das Meer ftößt, deswegen heiße fie 
auch Typhons :Bcmaklinn, Wirb die Ueberſchweimung 


— 1228 — 


⸗ 












la uece fe: gerich Oſteis zu dei: Arohon Memahliun.. 
& cutſtcht ein Babel, menes Rad: weiuts an 
weſches achher au. ta ale füh aufchioh, -Manbie wird. 
ber Begleiter der Iſis. Undahricheinlich iſt Nichns in dien 
fer Deutung, aber fie iſt unvollſtändig, fie erklärt nicht, 
wis mins das "neue. End zan· Hund — — 
URN WHEN | 


.@im andere Eaikenp. AR: — os —* 
u Aunbib der Herigent er Greuzzirkel ded Hintmels 
welcher zvas vbere unbrugere Hewisſohar cheilt, iq dem 
die Soune auf⸗ and antetgeht. Er iſt nicht Oſlris erſter 
Sohn die taglich aufgehende Sonne), ſondern ein unech⸗ 
ter; wu iſt der Wädker ber Goötter, er läßt Sonne und 
Mond aus einer Halbiugel in die andere hinauf und hin. 
ab u. few. - Darum wird er unter deu Bilde bed Hun⸗ 
des baugefiet. - Die Grischen haben aus ihin ihren - 
med genacht — er Heiße zuweilen Hermanubis, weil 
er, wie biefer, mit. ern und — — 
dung ſeehet. er 


REER — 
and für den: Girius, edex großen Hemd erflänt, bex.bem, 
Stier, dem Symbol bed Oſiris und der Iſis, immer folgt 
und den Eintritt ber Sonne in bas Zeichen bed Stierd ans 
finbigedı:, Die Mächtigleit; dieſes Strrubilds für Aegypten: 
iR. ſehy groß; dern auit — Aufgange trat 1 bie uece⸗ 
— bed Nil⸗ 


anne 
DR ——— findet man. faſt immer In Sefet- 
ſchaft feines Waters, Dfris, abgebildet, IA6 gebar ihn, 
den Dfieis nach feinem Tode erzeugt hatte, um bie. Zeit 
de) arzeſten Tages, wem bie Lotooblume fproßt. Er war 
zart, tzebrechtich, Enten,’ und figt auf einer Eotodblume, 


SS. 


RE aut Jene aber — > 


geb und har. Nechougenen Gehtinmtiffe,.. welches der Fin⸗ 


FE Serpafsptakt wich αια snflänhe Ber 


u En Dfom;. Ah BU mund Sem⸗ ge 


himmliſchen Götter. Nach Einigew+ hab er Leinemıdlufang. 
nach Andern iſt er ein Sohn bed Nils, und Herodot ers 


“ mungen: iu, Aeghaten gehabt habe,danc ofenbau: if uner 
kreis, den Umlauf der. Sonne und Man.Uhrigen Geſtirne 





— ma m \ 
de Vigo· in Dan: E 
man ihn ide Mrfkkiger bar. Hk Ian Teilen 
auch Miſch aneeelich: dieſerau Fendt Jähti deu: Ge 
‚ Gele Dienſt war andy nat! Meta: YerungenyAanlieistsfuhee 
wvuieſret — vereinen! NE 73 murigsft 1. | 


ET TRETEN RE 











ven verjüngte Kraft durch einteipeiiuuug) Rintusihall anf; 
einer Lotosblume fitt, dem Symbol bes feuchten Elements, 
angedendet· Sick Yin SihfanlihenfeguuigeB hat ner wild au 
dere Dedeutuͤngen. Bu iſt/ er mit Bug Micfodll unrkmiknch 
das Bild des Lebrad, er die Yagmupıbad.Hiled; verichliv⸗ 
geude Thiet· badırAkter. Aum bini ei eilet earaer in 
Verbindung mit: Krokodilen unumudere Chleren.: Met: beit 
riechen galt er. insbeſondere füe ben: @eit des Siufhmer 






ger am Munde, ambeitet. Nicht 6 ſolttenn wird er.anft deu 
Horus vermiſcht unb verwechfelte und/ hat Jodaun den Wie⸗ 
dehopf, „das Bil: der Linbe zwiſchnnuEltern und Kindern, 
um ſich; ar ik: ſedaun Genius Do Some, auf den ſich 
Alles bezieht, was als Thaten der alten aͤgyptiſchen KRös 
nige erzählt wird. Daher nehmen ihn auch Einige für 
Phthas, als Kiud Kargektellt,, idonw Päd: wat. der Vor⸗ 
aa zenen = Könige a iu Beneh.ri) Ba 


— ea 7 ee 3 . 
B ep, 533 er Sa 120 6a ee) vet . 


ber ägyptifche. Herakles und.gehärt: unter nie giwälg großen 


‚zählt, er ſey 17000 Jahre vor Dan Regierung des Königs 
Amaſis da gemeien,... Binkleicht: will: Das! -nichiirrueie far 
gen, ald daß man ſchun damahlé aſtronomiſchen Werech⸗ 


dieſem Gott aichts weiter zur: vitehen, als ben ahres⸗ 





— a8 — Er 
—RX id Id SID in Te N 


132 Ger? dem hie Thor, Er; Kfm — 
Eaa Rt; Vent) verehrten DIE Aegypter den Erfindek auler 
— Seen Die Griedeil nannten ihn 
Heike? Ohjet iſt el Freund und Bertrauter des Oſteks 
gewẽeſen Ast hat ihm in ſeinen Beinähüngen‘ äm die Sid - 
ar VE Lanber hr die Ausbreitung der Wiſſenſchaffen 
beige lüften. L..? ſchie Kenntniſſe gruß er in Saulel, 
‚voit ‚beiten noch die ſpate Nachwelt lernte. Er war her 

"ulhter den 12 großen Göttern, ‚affo ‘der erſte Mondt, 
a ee Lag th Faͤhr, das Jahr ſelber ind Alles, was 
dariu⸗ Vorgeht. Es iſt der Thot eine förmliche Ausbllvung 
der Alronomie , eine Webertragung ber Goͤtterhleroglyphen 
auf Etilenberhieto ghwphen. Wahrſcheinlich iſt auch, daß 
Thokein Memphis’ war, was Oſtris in Thebe, vie 
menphttiſche Prieſtetkaſte, und ber Inbegeiff “ ihrer Rells 
gotirefͤrmen. Uebtigelis ift noch nnentſchieben, ob⸗ Thot 
urſhinngiich Aegypten angehört, ‚ober Phonietrn, — welchos 
Aa ats Zaaut nueigiet. — 


il re sie eye 
— nun zu den ichenbpn Göttern Argyp- 
‚ten und er zuerſt dem vornehmſien herſelben, de 
F an. Ap is. 2 
—— — ein heiliger, zu —* insbe⸗ 
ſonbere, aber: Babel: auch in ganz Argyprrir göttlich vei⸗ 
ao Dchſe, oder⸗ Qtier, urſoruuglich wohl michts ander 
res, acid ein Fretiſch, Der: fpäter mit der Beben: von Opus 


me Bein Berbinbung. gebracht, haͤerb: Bebeutung ge⸗ 


Wach größeres Auſchen: rhielt. Aigentlich waren ihrer 
Aveiz2 Acxi s und Mn evis, und es iſt noch wicht euntſchie⸗ 
den ,umb des erſtere der Iſis und ber zweite: ben Dſſris, 
der. oh beide dem Ofiris gemeihet waren. . Waß auch IE 
Sri: dem Apfb.ıhatte,. grhet: daraus hervor, daß. die⸗ 
fern urbiariden Zeichen der — Bei vdes Mou⸗ 
EIERN, u Gen u Bil 3 






, be, daß ber Apis durch einen Lichtſtrahl von dem 


ut wurde er, wit kim Neumonde auf einem peädtigen Fahr⸗ 









—8 
en ſey, weil bie a S 
y» Dfiris alfo und Iſis in 










‚nahmen, fonbern auch manche mit fi — 

dab auf den Nil anſpielte; er wurde nad. 
bracht, fein Geburtfeft mit dem Anfange be 

des Nils gefeiert, er felber zuletz in einen X 
ſtarzt. Da aber die Verehrung des Oſiris 
algenein war, fo mußte es auch bie dei. pie, 
Muevis ſeyn; es if aber wohl nur zufälligen rächen. 3» 
zuſchreiben, daß ber. Dienſt des Ieptern in Verfad ch am 
Ende in Vergeſſenheit gerieth. Es war allgemeiner. 


erzeugt wurde; erkannt wurde er aber an ‚feinen 5 
Schwarz bon Farbe mußte er anf der Stirn € 
Dreieck haben, auf der rechten Seite einen weißen, * 


DB bie Prießex-biefe Zeichen fciher gemacht haben. daher 
konnte ihnen hie Art nicht ausgehen; ed uußte a 
mer auch. einige Zeit vergehen, bis Ko wieder einen, fols 
den Lrchfes. gubereuet hatten. Wenn er aufgefunden war, 





senge auf dem: Mil nach Heliopolis gebracht, van’ eri'won 


., den Prieſtern AU Tage lang gefüttert wurbe: wab, man 






Yrauenzimmarı ‚Mufenrtnugen erhielt, bie und. von der 
auſſerſten Uuasiftändigleit feheinen:.urüffen. Nach dinfer Zeit 
durfte ihen Tale: MNeib ugchn nahe. foumien. Bon Helionelis 
brachte man ihn nach Memphis, wo: feinen Keumpel: wit 











⸗ 


— 105 — 

wei — oder Capellen hatte. Davor war: si gro⸗ 
fee Hof, auf weichen ex -fidr: Bewegung. marken, ont 
Doch Heben ihn bie Prieker außer“ feiner. Behgung nicht 
leicht fehen. Einmahl im Jahre wurde ihm eine Kuh, - 
gleichfalls hefondere Zeichen. haben mußte, vorgeführt, aber 
gleich darauf getöbtel. Der Apis gab Oralel. Er war 
ſchon eine gute oder ſchliume Vorbebeutung, wenn er in 
die eine, oder die andere feiner Kapellen ging, aber ed war 
auch Horbebentend, wenn er, Futter aus ber. Hamb: bed Fra⸗ 
genden annahm, ober nicht. Knaben, dis immer um Ihe 
waren, erhielten durch ihn bie Gabe der. Weisfagung. 
Man verehrte ihn durch Opfer, fogar vor andern Od 
fen, und durch Fee, namentlich durch fein Geburtfeſt 
beim Anfchnellen des NIS, welches fieben Tage dauerte. 
Man warf babei eine goldene Schale in den Fluß und 
glaubte, daß auch die Krofodile, fo lang das Felt dauerte, 
sahm wären. Starb der Apis, fo wurde er öffentlich. mit 
großen Geremonicen im Tempel bed Serapis begraben. 
Wurde er 25 Jahre alt, fo tödteten ihn bie Priefter und 
Rärzten ihn heimlich in einen Brunnen, Welches aſtrono⸗ 
wifche Urfachen gehabt haben mag. Nach feinem Tode trat 
allgemeine Landestrauer .ein, welche fo lange währte, bie 
die Prieſter glücklich, oder gefchict genug. waren, feinen 
Nachfolger zu finden, ber baum mit einem. — —— 
weinen Freudeufeſte ——— wurde. 


Mendes. 


Als ein Gegenſtuͤck bed Apis kann ein Bock, Mens 
des (Pan), angefehele: werden, der zu Ch exm is unter⸗ 
halten und auf ähnliche: Weife verehrt wurde. Auch er 
war ein Iebenbed Symbol der belebenden und erzeugenden 
Kraft der Natur, bezog ſich aber zugleich auf Das Sterne . 
bild des Thierkreiſes, den Widder, der neben dem bed 
Stiers (Cdes Apie) Ar wo die Senne in —— 
Minkien eintritt, ſtehet. 


— 176 — 

12:7 Ed; auch Eſomum, der Achte gendumt, und 
. von den: Gritchen für Pan erklärt, gehörte unter‘ die adıt 
Sottheitru des eriten Ranges bei den Yegyptera und Dem 
nach zur aſtronomiſchen Theologie. Man nimt ihm für 
der Simmel. felbit, während die anbern Inden — 
de ‚Bbrigen — Plansten find. 


. 


. Bon Spmbeten des Heiligen and Aegypten Gab zu 
— Der Kanopus, der En usb Phönir. 


Kanspus. 

Die Hegypter hatten bei ihren Heiligthämern unter ats 
bern auch große weitbauchige Gefäße, worin das Heilige, 
„erquickende Nilwalfer aufbewahrt wurde. Dieſen Krügen 
fette man haufig Köpfe von Menſchen und Göttern auf, 
gab ihnen auch wohl Hände und Füße und bezeichnete bas 
mit den Geift, die Macht und die übrigen wohlthätigen 
und großen Eigenfchaften ber Natur, d. 1. der Gottheit. 
Dieß find bie Kanopen, Ranoben, nad der gewoͤhn⸗ 

lichen und wahrſcheinlichſten Meinung. 


Es fehlt indeſſen nicht an ſolchen, welche — 
die alten- Argypter hätten unter dem Namen Kanopus, 
Kanodod, einen ber Naturgoͤtter verehrt, die man vor» 
zugsweife bald bie großen, balb bie .guten genannt, Die 
fen Naturgoft habe man denn iu der Geftalt bed Nilkrugs 
abgebildet. Man will dabei behaupten, Kanobos fey 
Kneph, Knuph felber, und leitete von biefem Namen 
den der Stadt: Kanobos ab, und im ber That wurben 
. Kneyh and Thot in Mempbis und Kauobos ge 
meinſchaftlich und am meiften verehrt. Im Zeitalter der 
'tolemäer wurden biefe Büder, bie früher viel einfacher 

gewefen waren, reicher und mannichfaltiger audgeftattet 
und zue Berfenbung des Nilwaſſers im Laube ſowohl, als 
in das Audland, in verſchiedener Größe und zu allen. Prei⸗ 
fen verfertigt. | | 








5 


\ Sphinx. 





| — 17T. — 
a Sphinur. 

Dem geiurinen Sinne erſcheint auch die Geſtalt bee 
Sphötte als eln wunderliches Gebilde der menſchlichen 
Phantaſie; ſie hat jedoch eine tiefe Bedeutung. Der aͤgyp⸗ 
Wehe Sphiur iſt ein ruhender Löwe mit einem Menſchen⸗ 
kopfe, über welchen, wiewohl nicht immer, ‚ bie aͤgyptiſche 
Priefterbinde herabhängt. Er wurde von den Aegypteru 
gewöähnllidh;-Hor den Tempeln aufgeſtellt, ats ein heiliges 


Syuibsl der Staͤrke und ded Verſtandes der Bötter. Das: 


Bot: Sphhaur ſelber bedeutet bie Berbindung ber 
— "oder die Harmonie der Dinge. 


Bei ‚bey ‚Griechen, :weldhe den Sphinr über Phoni⸗ x 

Sen exhielten, hat ex si dem —— auch die Bedeu⸗ 
tung. peraͤndert .. . 
: 3 


— Er Phönir 


Bon; dieſem Wundervogel erzählt Horapollo, er ſey | 


ia’ Gounenfgmbol und, fo oft ex geboren werde, erneue 
fih Allee. Herobot aber. fagt: Es giebt bei den Aeghyp⸗ 
tern och einen andern heiligen Bogel, den Phönix Ich 
habe ‚ihn aber: nur gemahlt geſehen, denn er kommt ſel⸗ 
ten, wur ehpa alle 500 Jahre und wenn ſein Vater ges 
ſtorben iſt. 34 dem Gemaͤhlde hat er goldene und rothe 
Febdern nud die Getak und Größe eines Adlers. In He 
olis erzählt mom, er Tomme aus Arabien, bringe ſei⸗ 
Vater, in Morrhen eingewickelt, dahin und. begrabe 
in dem Sounentempel, daſelbſt. Anders und anders 
geſtaltet ſich aber ber Mythos vom Phönir, und wenn er 
i dem einen am Ende feines Lebens felber in ſeinem Ne⸗ 
ſich verbreunt und ſodann aus feiner eigenen Aſche ver⸗ 
jüngt wieder. hervorgeht; fo überſtrömt er bei einem au⸗ 
dern fein Bterbefager mit feiner. Zeugungkraft, um ſich ſel⸗ 
ber aus ſich zu eytwideln. Mannicfaltig find auch bie 
Deutungen biefed Mpthos, die ſich indeſſen alle. darin yer⸗ 
einigen, daß er das Symbol ber, — aller ——2323 
1. Baud. 


#83 


RE 


\ 


1} “ 


- 


- is — 


mit ber Wiederkehr der Sonne fey. Phonir heiße Abris 
gend auch die Palme, bie ein heiliger Bean bei.den Ae⸗ 
geptern war und ein Symbol des Jahreszyllos,wail fir 
alle Monate neue Zweige anfegt, und wenn Je abgahauen 
oder verbrannt wird, aus ihrer — — — 
vorgehet. — 


Wie nun dieſes ganze — Bat: Apchge 
der. ſymboliſchen Darſtellung der Netır » Snkfte una Mie⸗ 





ungen und Erſcheinungen an fi trägt, wenn, auc hie 


und dba etwas Hiſtoriſches ober rein Spekulatives hepoor⸗ 


trit; fo finden wir auch noch einzelne natürliche Segen, 


fände, welchen, wegen atögegeichneter Dies, die ſie lei⸗ 


ſteten, oder vörzäglicher Eigenſchaften, vie ſie · au hab 





ten, Heiligfeit beigelegt und Verehrung beldieſen Wurde. 


Dahin gehörte der Ibis, eine Art Reiher, der bie Froͤ⸗ 


fche im Nil verminderte und dadurch nützlich wurde. Aber 
auch dad Nilpferd, ver Sperber, das Kroködil, 
der Ichneumon, der. Affe und namenlllch — 
Art desſelben, die Schlange, ein Käfergefhlecdht, und 
ans dem Pflanzenreiche der. Rotos,der’ fat bet allen 
ägypfifchen Göttern Atteibut iſt, der Knub blanch undidie 
Zwiebel galten für heilig, theils weiloſie Vie geialtige 


wenn auch nachtheilige Macht der Natus, theils Bas Wan⸗ 


derbare derſelben darſtellten, theils in idter Forur das 


Weſen ver Welt ausdrütkten, wie 3. B. "DIE Zwiebeil — 


in ihrer runden, in mehre Schalen: gehallten Bigdt, ein 
Einnbild der Welt geweſen ſeyn JOH." 08 = RrE 
Im mi ut inte 
: Rgntefeibet man "äber dieſes Religion ſpſten von den 
Me, welche die Zeit; die Umſtaände, Ser’ Aberglaube 
ind ‘die Speknlatton darum geſchlaͤgen“ Hhaben/ fo Findet 
man die zwei Hauptlehren aller Religion; nemlich vw 
wiebt einen unenblichen Gelſt, ven Urheber und Ethalter 
ver ganzen Wetten und "bke menſchtiche Seete Nr: unfſterb⸗ 
u "Dei — Geiſt, Nin un erſcheintann ii 


b BR | 


_ — 179 — | 

wen drei "Sempieigenfäaften, ld HhndmernMeitke und 
Knephb — auch dier,iwie fo hamßg, eine Trkag —:.00 
Madıt, Weisheit und :Bürg. H DaB :Mehrige in..hes 
Religion ber Yegppter beſtand geäßfentheil.ins Ahegeriong, _ 
welche ben Tanf her Geſtirne, ihre Wiefuugaunguf Die Fr 
be und bie außſalleuden, wohlthätig (wahl alb. nachtheilig 
wirfenden Exrfheinungen ber Raser. ſymboliſiran. Das yug 
wiffende, und von feinen: Prieſtern geſlüſſentlich in Unwiß· 
fessheit erhaltene Voll hat die Syeubnie mi dem Waeſe vali⸗ 
chen verwechfrit, das Zeichen für die Cache genommen... 


Die Puieſter ver Aegypter, Magen, Magier ges 
nannt, wie in Perfien, eine ‚beiombere Kaſte, aus .imeicher 
bie Könige felber genonimen waren, nährten fi) von dem 
Dyfera, welche bie Glaubigen brachtenz nhen fiesikiteten 
ſich wohl, dieſe Glaubigen kaͤrperlich zu brrühren, weile . 


aurein Davon wurden... 


Waſchungen und Faſten waxen etzyas fehr Gewoͤhnli, 
ches bei ihnen, ſonders aber. vor ‚einem Opfer. Wurde 
ein ſolches ber Iſis gebracht, welches immer ein, Dchlg 
ſeyn mußte, ſo murde über. dasſelbe gehetet, daun Dam 
Thiere mit einem Säbel der Kopf abgefchlagen und die 
Haut abgezogen: Yarauf füllte wien ben ausgenommenen 
Leib mit-Bree, Honig, Weintrauben,: Faigen, Wera 
und Gewüren, tie außern Theile aber hiebes die Priſtes 
ab und verbrannten fie auf dem. Dpferadtaren when ..fie 
reichlich Del zugoſſen. Während dad Opfer brannte, geifs 
felten fie ſich unter "einander effrigTund flüchtig, nachher 
aber fegteh’fle ſichfriedlich und frendlich zur Spfaitnait 
zeit zufanddren. a en 7 — 
Der gyptiſche Cultus zählte ſechs Hauptfeſte had Jahr 
fiber ——— das Volk —— zu Lauffen. 
Deu herwallte, Bei sinem dieſer ‚Belle, zu Pantpmis, 
führten fie. ben Gott — den Ertefi, fügt man, gipgn von 

an 12* a — 


— 180 — — 
bon 12 ren bie, Bi. m Beh. ieh 
Wricht -—- anf einem Magen zu der Tempelhalle feiner 


Mutter, fanden jedoch da einen Haufen auberer Prieſter, 
mit Yedgeln in den Händen, die ihr Vorhaben hindern 


wollten. Davüher kam ed zwiſchen den beiden Parteien zu 
einer Schlacht, in welcher, vbſchon Schädel. eingeſchlagen 
any Urme mad Beine zerſchinettert wurden, dem frommen 
Glauben nach, Niemand jewmahls das Leben verlor. Die 


Frieſter des ankrmenben Wotted ſleghen, wenn auchnur 


LTemwmpels zwei — welche taus⸗ Bilder enthichen 


‚ verbreiteten ich bamı — — ee 


mit- Muhe, jades Mahl, weil fie Ritsineue :iiife bekamen. 


Dieſer Kampf nun ſollte auf den Conflilt bed männlichen 


uud dei weiblichen Printins, oben auf ‚den Kuuyi — 
Materie wab BER PM MER. Fe ie 


| Die Ketmpel —* einfach) BE 

dad Eigene, daß Me von geopflaſterteu, jehr graben: Vor⸗ 
böfen umgeben waren, auf melchen .Yie.uudiıba Sphinre 
und Obelisken *) fanden. Das Tempelhaus ſelber beſtand 


| and zwei Abtheilungen, einem Heiligen anb. ine Als 


lerheiligften. Nicht Immer waren. Geelerbiider ie die 
fen Tempeln, allezeit aber funben fidy an ber Schiffe dei 





In Aegypten: — PN Dratel, — bekaunteſte 
de⸗ des Amun in der Wuſte war.Mon den Aavoiiſchen 





Inn und andere Länder: 


Noch verbienen bie Orzaniden. der Erwähnung, 
‚alt Begraͤbniſſe, wie man ſonſt ailgemejn ‚annahm, der 


alten Könige, viel wahrfcheinlicher EN als Bilder ber 





| r D-bel:i6t08, eine griechiſche RT ber Na⸗ 
me: Bel, das babyloniſche Wort für Feuer, Flamme, 
Sonne, die auotſotde iR; folglia on rfeute, Son⸗ 


arnaſaüde. a ae 


* N 
l 


[3 ö „ 
_ 131 — 


Sonne, des Feuers. Ihrer ſtanden fehr viele im Lane 
de umher, immer in Gruppen beifammen, Rech ſtehen 


dergleichen, die größten bei Gizeh, bie allergrößte bei 
Memphis An diefer ſellen einhunderttaufend — 


zwanzig Jahre uunuserbrachen gearbeiit haben. 


In den Höhlungen und Bängen ber Yyramiben, weit 


mehr noch aber in andern nuterirdiſchen Gewölben findet: 
man noch jetzt zuweilen bie bekannten Mumien, melde 
Dankbarkeit und Verehrung,“ verbunden mit veligiöfem 
Aberglauben geſchaffen haben. Sie ſind zum Theil im 
keinwanbfizeifen gewickelt, weiche. mir Hieroginphen *) 
befchrieben ſuch, andere in. Rattunftreifen gehüllt, has 


ben Buchſtabenfſchrift. Tsene find aus früherer Zeit. Von 


den Mumien ſagt un die Korfehung: Die Leichigme wur⸗ 
den mit dem: Athiopiiſchen Stein aufgeſchnitten, denſelben, 
womit die Beſchuridung geſchah — die Beſchneidung ge⸗ 
hörte unter bie Meligiongebraidhe ber Prieſterkaſte in Ae⸗ 


gypten und Methiopien — die Wefchneibung aber war Wein 


be zum höhens.Reben. Die ausgeweideten Leichname wur⸗ 
ben mit: Palmwein gewafchen; bie- Palme aber war bes 


Bild der Jugend, bed imımes wieberfshrenden Lebende. Die 


Einbalfamirung bauerte 40, auch. 70. Tage, beides heilige 
Zahlen, welche Fruchtbarkeit und Leben ‚bebduten. Die 
beichname wurden zuletzt in einen. Sarg von Sykomoren 


gelegt; biefer-- Bam aber iſt das "Beilige, tebenbige Heig. 


So mar bad. Mandfisen durchaus eine Weihe zu einem 
senen, höhzsn Keben. IR Mühlen und Grotten fand mau 
die Mumien, wie denn Höhlen mb: Qrotten, ſowohl non 
der Nntur geſchaffen, alt vonder Minſt · gebant, auch in Yen 


— 


— geuns ale heiutze Ortej al m. — | 


Ji EEE N: me! — Ar 






Ir Pe! 


—— — Pr enidedt pe fer ie — 
2 re disherallgearin ABLE hr Rt gegolten haben, 
richts: Amerd ſeyen, als eine reine Buchſtabenſchraͤft. 


— 18%: — | 
hie aungeſehen wurden. Und hier’ iſt ĩnsbeſendere 
VrsLabyrinths zu gedenken. Dieſes erſtaunenswerthe 
Gebaude befand ſich in Mittelägypten, oberhalb des Sees 
Ma ris, unwein: Rrokodilopolis. Leber feine Er 


bauer find .bie: Geſchichtſchrtziber nie: einig. Es fol un⸗ 
ter einem gemeinfchaftlichen Dache zwölf (nach andern gar 
fin und zwanzig)rverſchiebene : Pattaſte: enthalten haben, 
fechs gegen Süden und: fo- viel’ gegen Rorden. Alle was 


ren von: einer: gemeinſchtefiticher· Bedner:aıiefchloffen,,, die 


— 


Wege aͤber? Die dar Paſlſte verbnnuden, nfo verſchlungen 


und rverwickelt augelegt; daß: fein Unſciaumernſich wieder 
Kerändfininen : Karte. Die Pallaäſtz nenthiekten: zuſammen 


dreitaufend Zimmer; bir Hälfte. übenNuc Höfe unter/ der 
Erde. In ven -testeritı ſollen fich: bie Birds der Eebauer 
nunde der heiligen Tiere befunden, dberberr der Erde aber 
ale nbern merkhäßhgnu Werke ViefhRiys: Weitrübertroffen 
habenmmn· Es n ſollen sroch ettsa: hunbentinund fünfzig idieſer 


Bühnen zugänglich‘ ſeyn. Dieß find iälftre,i unbeſtimmte 
and daher audr nicht :juverläffige Madrichten: Meuere 


Forſcher vermuthen, daß die 3000 Gemacher des Eaby⸗ 
ckinhs, chalb übrrihalb unter der Erde, aufiden Somnens 
Mid Planeten⸗ Laufi in der obern und untern Hemisphaͤre, 
ſerwie der Geiſte bed Alterthums gemäß, auf den Weg 


der Seelen durch den Thierkreis, Bezug gehabt haben; Von 


nem; alten Baubmimahlen, die anf; Reſigivn und Eul⸗ 
1 Bezug ‚haben yWnb‘sbie wichtigſten Entdeckungen im 
wer neueften: Zelten rigentunhl. worden: durch Die franzoſtſche 
Exeditivn marh"Weguptew:unter Bonaparte. Sie betreffen 
wotzuglichodie. Nuinen aues alten: Thebens. Diefe ‘Itegen 


auf beiben Seiten das: Nils und theilen ſich auch wieder 


in Aulagen über mub unter. per. Erde, beren lahiere ayeis 


ſtens zu Todtenwohnungen beſtimmt waren. Ueber der 


Erde hat man gefunden auf der Weſtſeite des Nils, bie 


Sale einer, großen Rennbahn : uam 6000 . Fuß Pänge, 


die eine Einfaſſung aufe beiden Selten ‚hatte: mik 59 Ein⸗ 


gangem. uber Thorenwobon noch 39 elennbar find. 


— 1 — 


Atıd Uerrige tät fanf Hügel zuſamen gefunfen. Doc 
ficht; man. hie amd ibn. nody Spuren von prächtiger Archi⸗ 


tektur und Bildhauerkunſt. Am Ende dieſes Platzes ſtehen | 


die! Mnuinen eines Palläfted und eines” Tempels, welcher 
letztere gaͤnzlich iu Trämmern liegt. Der erftere ift in ein⸗ 


seinen Theiten noch wohl erhalten und uran finde Wands 


gemählde- darin, die auf Staatöbegebenheiten und Eultus 
Bezug haben, meonon die Karben noch jegt völlig lebendig 
find. Weiterhin iſt das Feld ber Koloffen, wo man 
noch .17 dergleichen, theild ganz, theils halb aufrecht, 
tbeitd . umgeſtürzt finde. Zwei davon haben 48 Fuß 
Höhe, ohne ihr Füßgeftel, der eine ift aus einem 
Erüd' Stein, der andere aus mehren zufammengefebt, 
und aus den: Ünfchriften geht hervor, daß bieß ber 
berühmte Menmon if: Die andern Heberbleibfel von 
Mauern und Snuülengängen und bergfeichen erweden bie 
Bermmtbung,. daß einft hier ein Gebaübe geflanden habe 
von. mehr ald 1800 Fuß Länge, wie es denn bekannt aͤgvyp⸗ 
tiſche Sitte.war., Bildſauülen nirgends andere ald in ober 
vor Bebaüden aufzufislien. Noch weiter nördlich fichet 
das Qrebnghl des Oſhmandias und ein Pallaſt, ben eis 
nige für den desſelben Heros, andere für den des Seſo⸗ 
ſtris erklären. Dieſe Ruinen gehören zu den merkwürdig⸗ 
fie. Man tſieht noch die herrlichſten Bylonen 9, Saüs 
len, Kariatidenpfeiler und. Trümmer von ungehen⸗ 
ven Kolsſſen. Bon. dem Ring, Deſſen Diodor erwähnt, 
(aus win nidas. Woeſttich von dieſem Pallaſte ſtehet ein 
Tenpel der Iſts, noch: ſehr gut erhalten, beſonders find 


bie Farben ber Gemählde, womit bie Wände überbede - 


And, in ihrem ‚vollen Blanze. Bon:diefem Tempel ging eine 
er von — RR Cauf weichen ben Sphin⸗ 






5 — Pin die das Yeopptäen, a in 
den Sebauden, beſtehen aus zwei Pyramiden, die, durch 
. en: amaltigen Schwißsägen verbunden, ein Thor bifden, 


L 
4 ⸗ 


N 


u — 18 — 

= Reiche andefehler. wurden. Und hier (Binöbefendere 
a Laby rintho zu gedenken. Diefes- erfkaunendwerthe 
Gebaude befaud ſich in Mittelägypten, oberhalb des Sees 
Maris, uuweir: Rrokodilopolis. Ueber feine Er⸗ 
bauer ſi ſind die Geſchichtſchereiber nicht xinig. Es ſoll un⸗ 


z ter einem gemeinfchaftlichen Dache zwölf (nach andern gar 
F san und zwanzig) ? verſchiebene: Pallaſte enthalten haben, 


ſfechs gegen Suden und: ſo viel gegen Norden. Alle was 
ren son: einer: gemeinſchteflichen Boanerr arıtıfchloffen,, die 
Wege Aber die bla Yaskäfte .:verimuieh ‚ifo verfchlingen 
nunnd verwickelt afigelegt; daß: kein Uniekkänternfich wieder 
teransſinden konnte.: Die Pallaſtz nenthiekten: zuſammen 
dreitauſend immer; Dir Hälfte. ibenystin Häte unter⸗ der 
Erde. In den lezterıkı follen ſech bie Bürgers ber Erbauer 
undeder heiligen Thiere befunden, bie übeeder.; Erde aber 
al: niberh merke Werke Diefrh Mrs; Weit übertroffen 
habenn · Esn ſollen ↄnoch etwa⸗ hundert und fünfzig. ıbiefer 
Böhnter zugänglich ſeyn.“ Dieß finb-ältre,i unbeſtimmte 
ab naher" auar ·niche ¶ zuverlaſſige MRadrichtenn. Neuere 
Forſther vermuthen, daß bie 3000 Gemacher des Laby⸗ 
kimhs, hatb uͤbrrihalb unter der Erde, aufiden Sounen⸗ 
Mid Planeten⸗ Laufi in der obern und untern Hinnsghäre, 
eilt det Geiſte bed Alterthums gemäß, auf. ben: Weg 
. DE Seelen durch den Thierkreis, Bezug“ gehabt haben; - Ben 
andrrn alten Vaudenkmahlen, die: auf; Nefögien und Eub 
18 Bayng ‚haben Web ‘s.nie wichtigſten Entbeckungen in 
ven: neueſten Zelten a hentacht worden! duvch Die fFranza ſiſche 
Exrveditivn warh’Begypten:iiter Bonaparte, Sie betreffen 
dotzugticho die.·Ruitewn nes alten Thebens. Dieſe Ilegen 
auf beiben Seite. das Nils und theilen ſich auch wieder 
in Aulagen bier mub amter. Dir. Erde, Deren Inblere mei⸗ 
ſtens zu Todtenwohnungen beflimmt waren. Ueber ber 
Erde Harman fanten, nuf ter Weffelte des Nils, bie 
Shen einer, großen. Reynbahn vpon 6000. Fußp Suse, 
.. Biene, —— ‚anfsıheiden Seiten ‚hatte: mik.50 Eins 
gärgenyı vder  Eherem; wobon — Br alemiar find. 


4 








— uss — 


Aass Uebriger lit- auf Hügel zuſammien geſunken. Doch 
ficht. (mas. hie und on. noch Spuren von prächtiger Archi⸗ 
tektur und Bildhauerkunſt. Am Ende dieſes Platzes ſtehen | 


die: Minen: eines Dalälted und eines Tempels, welcher 
letztere gänglich in Trämmern liegt. Der erftere ift in ein⸗ 


jenen Theiten nody wohl erhalten und utan finder Wand» 


gemählde darin,“ die auf Gtaatöbegebenheiten und' Eultus 
Bezug heben, menon die Karben noch jegt völlig lebenbig 
ſind. Weiterhin dt: bad Feld der Koloffen, wo mas 
noh 17 dergleichen, theild ganz, theils Halb aufredit, 
thoils umgeſtürzt finde. Zwei davon haben 48 Fuß 
Höhe, ohne ihr Fußgeſtell, der vine iſt aus. einem 
Erüd Stein, der andere aus mehren zufammengefeßt, 
und aus dem nfchriften geht hervor, daß bieß der 
berühmte Menmon ill: Die andern Meberbleibfel von 
Mawern:und Soülengängen unb bergfeichen erweden bie 
Bermmthung,. daß einft hier ein Gebaübe geftanden habe 
von mehr ald 1800 Fuß Länge, wie es denn befannt ägyp« 
tiſche Sitte war, Bild ſaülen nirgends. anders ald in ober 
vor Gebaüden aufzuſtellen. Noch. weiter nördlich ſtehet 
bad Graebghl des Oſhmandias und ein Pallak, den eis 
nige für den desfelben Heros, andere für den bed Seſe⸗ 
ſtris erklären. Diefe Ruinen gehören zu den merkwürdig, 
ſten. Mau Michsinadh ;bie herrlichſten Bylonen 9, Saüs 
len, ‚Suriatidenpfeiler und. Trümmer :von ungeheu⸗ 
ven - Kölsffen.': Bon. bem "Ring, nueffen Diodor erwähnt, 
fand man aidas. Weſttich von dieſem Pallaſte ſtehet ein 
Zenpel der Iſts, nad: ſehr gut erhalten, beſonders ſind 
bie Färben ber Gemählde, womit die Wände überdeckt 
And, in ihrem vollen Blanze. Bon: Diehem Tempel ging eine 


ESTER 


_. von — Buppebalkn Pr weichen he — 






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= Anlonen km die — Yroppläen, — sa 
den Sehaäden, - beichenb aus zwei Pyramiden, die, durch 
. en ummaltigen Gcmwibhägen serbunden, ein TIhox bilden, 


1} 
- 
⸗ 


N 


— 14 — 


audern Gebaude, aan noch Trümmer vorhanden find. 


’ Noch ——— ſellen die Dentmahle auf der Oſt⸗ 
feite des Nils ſeyn, befonderd bie Ruinen von Karnal, 
die auf einer durch Kunft gemachten und wit einer Mauer 


von Badfeinen, umgebenen Erhöhung . von. °/, dertſcher 


⸗ 
— 


Meilen im Umfange liegen. Hier hat ein Pallaſt geſtan⸗ 


ben, von welchem noch ein Saal vorhanden iſt, ber 470 
Fuß Länge und 400 Breite hat. Die Dede desfelben , die 
aus ungehenern Steinblöcen befteht, ruht auf 184 Gais 


den, von 65 Fuß Höhe und 10 Fuß Diee. Aue iſt von 


unten. bis oben mit veligiöfen Bildwerken verziert. Mer 
mahls fieht man bie Progeffion mit bem heiligen Schiffe 
bed Ammon. Aus biefem Saale geht es in einen Hof, 
in welchem bad geweſene Wohnhaus ſtehet, gleichfalls in⸗ 
nen und auflen mit Reliefs von religiäfer Bebentung ger 
ziert. Südlich von biefen liegen die Trümmer bed großen 
Ammontempeld, die, wie. fie, umnerleunbare. Spuren 
an fich tragen, daß Palaft und Tempel: aus Trümmern 
von früher en — ae — 
ſetzt ſind. 


Denkmahle unter der Erde fanden — der 
Weſtſeite des Nils, ed waren theils Grotten zu Woh⸗ 
nungen, theild Katalomben zu Wolksbegräbniſſen, 


theils Koͤnigsgraäbeex. Ben ben. Eirotten bemerkte man 


aur eine Anlage unweit ıbed. Pallafted „des. Oſymandias, 
. mo. Zimmer ımb Säle. in: brei Stockwerken üben Jeinauber 


/ 


und Die Wände mit ben küͤnſtlichſten Sculgturen bebedt 


Mind, obgleih:uimmahld bad Hageslict auf Re fallen kann. 


Katakomben gab ed bei jeder ägyptifchen Stadt; aber die 
ſchönſten find die bei Theben. Sie liegen in dem ſteilen 
Gebirge übereinander, -die, unteren ſind die, größten und 
ſchoͤnſten. Im Innern findet man Säle, Gawächen, Gab 
Ierien und Mumienbrunnen, lied wit. bunten Relichks oder 


! 
v m .i88 — 


— anf Du reichſte verziert, Hier fand —— 
Rollen von Papyrus mit Eharakteren beſchrieben, die zum 


Theil noch wicht: entziffert find. Eben fo find die Könige 


gräber., im Innern ber libyfchen Bergkette, retten, de⸗ 
ren Tieft von 50 bis 360 Fuß wechfelt. Unter den hier 
befinpfichen Gemaͤchern if. eins ber Hauptfaal, in melden, 
anf einer. Erhöhting, der Sarkophag mit den Gebeinen 
bed Könige Rand. — hier iſt Alles ae 


Die Betrachtung biefer Wunderwerke Aegyri⸗, —* 
ein neuer Weiſer, erregt die Idee, daß dieſes Reich einſt 
eine Innge Periode durchlebte, wo veredelter Gefhmadt; 
Künfte und Wilfenfchaften, mit einem IBorte,; Sultur, in 


einem fo hohen Grabe herrfchten, wie fie in gewiffen Rück⸗ 


Fichten ſelbſt von keinem europälfchen Volle Erreicht wor⸗ 


ben md. Da unleugbar Religion ber Haupthebel war, . 


ber im biefem Lande ſo gewaltige Kräfte in Bewegung 
fegte, fo werben wir zu ganz andern Urtheilen über diele 
Religion veranlaßt, als die find, welche der fpätere Aber⸗ 
gigube, in welchen -fie ausartete, und nbuöthige. Theben 


war einft die Hauptſtadt eined Weiche, das. einen. Theil 
von Afrika und. einen noch größern von Aſcen umfaßt, . 


und die Sagen von ben. Eroberungen bed Oſpmandias und 
Seſoſtris erhalten durch Die Sentpturen an den Palläften 
Thebens hiſtoriſche Giltigkeit. Auf. eintgen Vorſtellungen 
iſt die Seene des Siegd offenbar:in entferuten Landern, 
wahrſcheinlich an den Ufern des Ganges. Dieſe Länder, 


beſonders die ſudlichen, muſſen einſt im einem genauceen 


Zuſammenhang geſtanden haben; ein Welthandel gehörte 
dazu, am alle bie Gegenſtaͤnde bes Lurus, die wir hier 
erblicden, nach bem Nilthale zu — das ſe — — 
* erzeugen konnte. | REN 


Die Destmähler Aegypiens muͤſſen au. ehr verſchie⸗ 
denen Zeitaltern ſeyn. Die großen Malläfte. und: Tempel’ 
find wicht das Wert eines’ Konigs, ſondern wehrer gewes 


A\ 


u 186. — 


| — PROBEN verſleſſen·Jahthue daue yon ———— — 
die; zu / ihrer Vollendung. Bu. einem der: Kuigograber ſin⸗ 
BR: ſich da aſtronomiſches Taplreufwelches: daut Frühe 
Augsaquinollium in das Brühen. des Mtiers Tee "I; daun 
wannte die Etrichtung bieſes Dentuahis nicht Früher als 
Aod und ‘nicht. fpäter als -1700' yuteb Eur ·Chriſtus ges 
gt. werden. Ueberhaupt fcheint : ie, ylädzentfte: Meriode 
von Theben it ‚dem; Zeitraume:vaw12506rbid SA0l;- viele 
leicht 4000 Jahre vor Chriftus zu fallen, und man. kann 
ihr wenigſtens. cite. taufendjähnigeriOgwuer! betlegen. Nach 
BEsrabo : fühlte: men bei Dheben überiA0, Gräber wow Cds 
 Aaenn die in: Theben herrſchten, alfo che noch nachh Ver⸗ 
weibung Der. Hykſos)die Reſtbenz nach Memphie vers 
 Ügt:imurben Dieſe Periode von 40 Höntgen beträgt ſchon 
über 1000: Jahre. In ihren Grabmaͤhlern findet man aber 
die Kunſt bereits vollendet, welcher Ritraum mußte: alſo 
tqon vorhergegaugen ſeyn, ehe ſolche Werke angelegt · wer⸗ 
ben: konnten. CEirige chiſtoriſche Reliefs fcheitten ‘aber: die 





Verrireibung ber. Hykſos vorzuſtellen · und alſo wahrlcheins 


lich erſt ant:Ende jenes Zeitraumes, um:1500 vor Chriſtus, 

Verfertigt zu ſehn; auch iſt nicht zur laugnen, durß einige 

Aabanungen ac: bie ältern Gebaüde — in bie. : Periode 
— geſezt werben mälſſen.·.3 

me ee ne ! 

10 Dep wie Virfaſſer biefet: — Die enn 

ſie auch —— — u de ea a im 


⁊ 
no. RS u 



















* An * rer s 00a. 
* Die Entnehdeng deu meiſten Mythen an inpe ———— | 
3. die Frühlings⸗Tag⸗ und: Nachtgleiche mit dem Zechen des | 


co, Stierß zuſemmmenfallt.  ....:e Ra ——— 
ee) Hykfos, das Reich ber Hirtenk oͤnige⸗ war red gah 
200 9. Chr. in Aegypten entftanden, indem aflatifhe No⸗ 

wor mabenhordeii: einbrachen und das frlediiche Voit unterjohe 

han ten. "Die: Vertreibung der Hyokſos — in den Aufaug des 
Be ſebichten Jahrbundertü von She. . Hua. 


\ 








— BT — 


Gang fir vs Biefgigt rriaum webbich- iubffen, samt 
auch eine Vergleichnng zwiſchen ben: Aegyptern und des 
Indiern, welche :Benfadreffend und: ſcharfſinnig if. Er 
zeigt, daß bei den Gitbiertusund Aegpptern dieſelbe Kaſtem 
einridtung Hast geſanden, Maß nur die höhern Kaſten als 
das Volk angeſehen waden Binnen; indem die niederſe 
nur willenlofe Sclaven enthielt; daß Farbe und Bildung. 
bei beiden Völkern einerlei gewefen; daß biefelbe Staats—⸗ 
verfaffung unter beiden geherrfcht mabez baß der veiigiöfe 
Cultus an, O ern „und, Gergmonieen, an. Wallfahrten, 
Prozeffionen und Hungen, die auffallendfte Aehnlichkeit 
darbiete und Dis: arligiſen / Lehzen, wie bier von · der Ser⸗ 
lenwandernug, gang dirfelben geweſen ſeyen: und ſo macht 
er est ſehr wahrſcheinlich/daſt die Aegypter entweder don. 
den Indiern fiber. abſtammen, oder doch. zum wenigen 
ihre Eultur, ihre Religion und Sitten von ihnen empfans 
gen haben. Größtentheild” aber: weifen biefe auf die Pes 
riode nah Schimaiſmus Ki, deun: O ſarix; 9) if kein ans. 
beversiald Schwan Mohn dew a, deſſen heiligen Su - 
Nanudi wir im dent ägyptiſchtarApis deſſen Phallus⸗ 
uud Sing mdirnſt wir a ben en des a — J 
ſtubenau. 
u "SEND DE 

As. as Shräftenthens nach — — — 
ſich der alte cheiduiſche Aberglaube· dawil wer bischte Die 
ſonderbarſten Exfcreimcitgen: hexrvor. Auſſerdeni daß die 
Neigung bie Aegypter zue einen, muthätigein, beſchaulichen 
Leben den erſten Anlaß, zur⸗CEriſtehung. des: Win faed ber⸗ 
und Minhsserens- gab, grub. man, wie ſoit mehren. 
Jahrhurderten ichon heidniſche zetzt auch. enits nter chrifte 
* — — diguren and ———— u 





9 Will man do fogar den Saiten "Hfirisr von dem in Bei 
pen ves Schiwa, “»Iſch wara,“ und den der His von 
. s Hnemianbern Beinamen ” Iffa,” der — Telnet Semi 

ı Ki beizelszt wird. abet. Si. 


N i 


F 188 — 


* Weine und trug diche Amnniättte'gein Schatz gegen Kraut 


Seiten und andere Unfälle bei: fi, Ban. nannte biefe 
Steine Abraxas, ein Wort, beffen:Buchftaben die Zahl 
865, alfo dad Bennenjahe: arnimdichen follen, alfo eine 


deutliche Hinweiſung anf ihte Verbindung wit Dem und 


der ganzen agypiiſchen rn 





uscergehend zudem. ee ——— 
Religionſyſtem dei Hellenen, er 


werben wir-und am leichteſten in den Star ſchen, ſolches 


gu überfehen, wenn wir zuerſt anf die Kosmegnutieen 


6 Drphenus und fobanı auf die Nachrichten welche 
* wen und Den geben, einen — 


Orpheua. — 

: Rad: den gewöhulickien . — war — ein 
* ber Muſe Balkone amd deo:Ap etl lon und von 
keinvs zugleich imit⸗ He ralles und Shamyrid erzogen 
und unterricet. "Bein Füßen: Geſang, denc er mit: dar flo 
benſaitigen Leier unterſtützte, zog Felſen und Baüme: ichen 


nach, bezaͤhmte bie reiſſenden Thiere der Bergwälder und 


banbigte Ungewitter aub Merrſtütuir. Die) Dicker; ennen 


Mn König von Thrakien,: aber bie: Giefihichtidneiber? dem⸗ 
7 won Ihe nicht. Die umer ehem Aumen ‚wöchinsurhdubene, 
Wwirwohl miftzeitig ältere ‚;irgongunt ‚wenkt Kr Wuherrs 


ſches der: heerdenreichen Ktloneni, und in dieſelben Ge⸗ 
gb, : ben! RAmaros und ben denachbarten⸗ Hebieo/, ſetzt 
wuh O vi deDie Hochzeitfeier deſſelben mit: Tarybire, 
einer Nyncphe, welche am Tage ihrer Verbiubuag, Kon el 


ner Waſſerſchlauge gebiſſen, ſterben mußte. Orpheus üa⸗ 


heie ſich, klagend über feinen, unerſezlichen Berluß, dem 
Orhos und zum erſten Mahle wurden hier Herzen ge⸗ 
währt, weiche: immer nur unempfindlich gaweſen waren; 
Perſephone insbeſondere wurde erweicht und a durch 


_ Pr. = | 
ihr Fiehen auq Ihren: Gauu, ben xnglacctichen Sanger 
bie Geliebte zurästzugeben. .:Diefer- gevätere, mit dev Bas 
bingung, daß Drpheus, dem ſie folgen ſolle, nicht zurück 
fähe, bis ex mit ihr die Oberwelt erreicht bitte. Schvn 
erblickte: er das freundliche Licht des Tages: von fern, ab 
ihn die Sehnſucht⸗ draug, enen Blick zurückzuthun, ok 
auch Eurydike ihm folge. Doch mit. einem graunvolles 
Donnerſchlag wurbe in biefem Augenblide vdie geliebte 
Frau: wieder in bet Hadeshinabgeriſſen.: Ahre Büchkiage 
zerrißj das Ohr. und: das Herz des Gatten, aber vergeblich 


klagt nuud ſehnt er ſich, zum zweiten Mahl wird Puutg 


nicht Bewegt: Lange: hieit im ſein Schmerz zuruick von :jep 
ber Theilnahme am Menfcherleben, bis ud, ald din 
Argonauen gujaumientzaten:, and, er, ‚aufgefurbert, Theil 
nahm am ber gefahrnallen Fahet/ und der: Beine 
wichtige Dienſte Teifiete; Zuletzt gerieth er; aufr wien! fe 
ner Irrfahrten, unter seinen Saufen: Eilsnticher Weiber; 
bie dem Halchos ein Feſt ferien, ‚nee mar. von bau 


wäteiben:. in Gtüde gesrifei:.: Beine. Bäit. wub. Wit 


Haupt nahm ber Hebrosfluß auf and trug: fie mach Leit 
bos. Mad einigen ik: Orpheus ſches alk-iunger Ran 
alfo ermorbet worben;, mail: die Miknaben iäber feitcnalle 
zugroße eheliche Creme erbütert waren, hat alle Teig - 
Theil an der Urgenanteufahnt: genemmen. Mudeſſen ſcheiut 
ſeinen Mychos doch Geſchichte zum Grundeegn liegen: Und 
Orphens. hat wahrſcheinlich einen großen. Theil ſeises: Las 
bend auf Reifen zugebracht,. und iſt namenich in Aegpy 
ten geweſen; denn bad ganze Alterthum berichtet einſtim⸗ 
ig von Dispheus, daß er "ver Gtüfter der Myſterien ges 
wegen, daß er bie. Bötterieine vermehrt nud berichtigt, Daß 
er. eine befoußere, die moraliſche Reinheit befoͤrdernde Co 
bensweife eingeführt habe; und alle: biefe Unwbrüngen, fe 
wie ber Inhalt: feiner: Lehren, weifen und auf Aegypten 
hin. Seine Lehren über die Götter und ben Dienſt derſel⸗ 
ben, ‚wegen welcher er ſchan fruh der Theolog — 
— —— aus. 


L 


ER 
rn aeauwgeeie beit Ocrhend lautele heh den verſchie 


| — Ueberlieferern verſchirben. Merturlich; denn wenn es 


andy ein Individnum, Orphend heran, gab, fo bezeich⸗ 


ret doch dieſer Name gewoͤhnlich gewiffe Inſtitute zur reli⸗ 
giseſen Disciplin, Die in Thraklen outſtanhen waren.. . Der 


Name ſelbſt folk ortentalifch ſeyn und wir: aus dem Ara⸗ 
bifthen: 7: if? CWiſſen), oder dem: Hebraͤiſchen Na⸗ 
sha” (Ast), oben dem Aegyptiſchen for o s und Phev 
GSohn) Abgeleitet. Es war ulfe Orpheus, oder: das da⸗ 
Dit bezeichnete myſteriſe Inſtitut. zus: Beförderung ber 


Haumanität: durch Muſik, Religion und geheime Weiherma⸗ 


sit: beitiuiet; Ab: fein Hampwerdienſt nennt die Sage: 


‚. Gutwöhnung yon. Menfchenmorb,, von bluigen: Thitt ſpei⸗ 


fen. und: Meufchenopfern , Abſchaffnug der Glutrache, Mei⸗ 


Mag; -Gülming. wegen -Mluffchulk:und anderer groben 


1 


Sibreigeniun Disc dieſes alles ſollten die Kitakier: un 
sfäuglicher. für: Miltleit: und gekiche Aufnahme. ber Sram 
iu, gefelligerunkeımennfchlicher werden⸗ Ohne: Zuwrifel iſt 
was gange Inſiitut aus Indien ;übge Vegypten mach Thra⸗ 
Sn. getommen ‚und. hat: vie großte Aehnlichkeit mit dem 
acf Samothrake, wo Phöonikier ober Aegypter die Vereh⸗ 
ns dr Sabine eingeführt: Hatten: Spaͤterhiurerlitten 
- Wei. orphilchene Meihnngen darch : gemaltfame: Elumiſchuug 


des Bakchasdienſtes: und eigentiuhe: Unterbrüduuß ar Or⸗ 


ghiter Mrphent: wurde von ben Mänaben zerriſſen) ‚bes 
deutende Veräuderugen, und wurben. wm. Rrgien,. wie bie 
‚= Befle des Oba8: and: — bei. an 


ee : 122. Bad 2° BCE 


2, Darauf. ergibt. Ki; we ——— —* 
——— —— mäfjezz dierin.: der Lehre: und im. deu 
Gebrauchen.ſehr von eittanderinhmeichet. Diejältebe: or⸗ 
vphiſche Giersch. aus. ddnu Xpariladiieu fie Hemmung 


gerngen lſeyun, weicher: felber in bern sofiatifähen: Satiisneud 


ſeine Wurrdd has, “und mit Denis Wiſchnudtenſto nin· Indien 
kalyeı: ergab iſt. MDor ulun biefer Schulen ohnt 


blutige Opfer, eilsunft ine: Hi figu hg gl a agree 


— 201 


darfiefte and: —E 38: reden: ik: ce Ge. 
brauch der Tunes Die: dieſe befchmichtigen undudie Berk 
in Kühe perfegen: foltte  » Dahes Dieter alte: Deghendfah 
tug — mit: dem: Cultus — er in enges siegen, 
4 UN . BEE BETT 7}; 
2... Ya 122 iu. ERSTE. c "Io 
‚Die — Schaule desb Orpheus atund⸗ aia Kadmes 
den Phailosdienk des Oſiris (Di auvſas, m Sa 
wa)mach Griahenkand brachte und: Damit. det Grundigt 
dem wäben Dienfle ber Gotternutter legte. Richt nun 
pheus erlag Diefem: Eultus, fonderu ĩ auch Lkykurgas, Ar 
ihm widerſtehen wollte, mußte, ibm weichen ah: ich das 
auf weiber. ſiegenden Parthei verletzern laſſen. Mach ie 
dem Naupfe u nahmen. bie Orpheusprieſter die name 
Grundfäge aufı und. num. war bie zweite Sriatle ind: Lebch 
getreten, Orpheus hatte die Myſterien bes Bakchos erfuns 
den uhbantır 5 Woleihiefen, in bie Llntetiveiti inabgefliegen. 
Mauer amt Gesiüihraßken: bie akkigpprifchen :Cchrenkuam 
des: Nichtigkeit bed: manfehlichen, Lebend:.unb Huveifsigige 
auf Umperblichteit ——— — Wi 
ug. FRE ; . ‚36 
320 Ak Biefer, gelte: ‚ging enblid bie. — aphifch 
Schule hervor, welche man: bie; shilsfopkffdie Beumern tung 
hr Stifter war indbefondere Onomakritos und eine 
Grihvon: ihr! di Syſtem. und die: Schulerdos · Yäthar 
gorad. Pythagsſas wand in Hellopolis in Aegypten SE - 
die awhiſchen: Myfterien: eingeweihrt.“ GEr brachne vein 
und unbiutige -Dypferralif dem Altaren in Delos dar! uud | 
Apello’d :Leler warb ihm Symbol aſtrauamiſcher nad kos⸗ 
iſcher ehren. Das eden ber Pothagoräͤtxn glich. beit 
der alten vrphiſthen Weiſen und ſeibſt die Wkaness mußecen 
fh. er. — Sind: und, beBi — aiuſtauder be⸗ 
Mißigen BE HEBT En ae | J 
— nen 3* 
Die ——— be Orpiend wird nun man. ige 
* dxrgeſtetlt..u. ö Glen 119, 5 X 
1 


MWelnzip allex Dinge, das, öllig :geftaktlos. im: Merfange, 


‘ 


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warn 192 — 


od Whg: "wor Me: nie allbrude eit (Cheap) 
a Beats eines Dradım.: »Diefer- Drache zeugke. a8 
S6adh,’den Aether, den Erebot (eine heiligen Died, 


Muxrin aber vgmagie er ein.Eiy bit ein. Wollengewand 


gehällt war und nachher zerriß. Aus demfelben ging hex⸗ 
vor Phanes, oder Erikapaios, mit goldenen Flügeln, 


RE Heer · Schultern einen Stierkopf auf dam: Ödenen 


Woyf: eins Schlange tragend. Er war Maunweih und 





Weihrauch Peotogbnes, Jens und Pan. Phanes ik 


geritten Sihelaende):uber Agyptifch (der Ewige). 
Wr einerlri cait dern Ni on der phoͤniliſchen Koewegonie und 


nd inbiſchen Brama; der auch: aus Dem Weltei hervergiug. 
ra See Erikapalo a fo äghptifch ſeyn 


unb:der Tebeagetente bebeuten, weßhalb ex. vu — 
Var Denke, Der: Albes — — BER FIN 

un Seh Pareo gm ne" a ee 
nz line: ‚gelte Darftellusg der. arpbäfen. — 
mach ein / ewiges, angeboraed: unb: unembliched Chinpä: zum 





{m Lanfe.:ber. Zeiten ‚in die Elite guſcraen gug ius 


dieſem ging ein Mannweib hervor, welches bie Scheidung 


rt Etemento⸗ bewirkee und ans: ee den — aus 
een — — Bean 


R ”. 
32 “ii Id IX * ⸗ 


ur. Eee Ag:-: Von anens wer der von Sr wo 


| Bee Aether, auf beiden Seiten deſſelben Chaos, von 


Naucht unrſtoſſen. Das Licht durchbrach be Aether und er⸗ 


_ Geniitett bie: Cihöyfung.: Diefed Picht-gertheitte fidh:ku beei 


Strahlen, Büetid; Pchos und. Zoe CMeicheit,. Licht, 
Leben) und: dieſe drei finb Eins, ind der ungefehene 
Dütt, ver: Mes hervorgebracht. haͤt. Man flieht daria 
chriſtiiche Ideen und ſchreibt daher biefer Derfickung ei⸗ 
nen ſpätern Urſprung zu. Noch eine vierte Angabe der 
orphiſchen Kosmogonie ſagt: Der Anfang aller Dinge 
war Waſſer, in welchem fih Schlamm, zu Boden ſetzte; 
aus beiden entſtand eine Schlange mit einem Lömenlopfe, 
= Ri \ £ in 


— 193 — 
in ber Mitte aber hatte fie das Geſicht eines Gottes. Ihe 
Name war Herakles ober Chronos. Sie gebar ein - 
Ei, erfüllt von der Kraft feines Erzeugers. Dieſes zer⸗ 
brach in zwei Theile, wovon ber obere ber Himmel, der 
untere bie Erde warb. Die Erde und ber Himmel erzeugs 
ten die Klotho, Lacheſis und Atropos, die Heka⸗ 
toncheiren (hunderthaͤudige Riefen), Kottos, Gyges, 
Briareus,. and bie Kyklopen: Brontes, Steropes, 
Arges. Da ber Himmel viefe im Tartaros feffelte, fo 
gebar die Erde bie Titanen ald Rächer. Run folgen bie 
Befchichten vom Uranos und Kronos und vom Kam⸗ | 
yfe des Zeus gegen bie Titanen. Dann heißt ed weiter: 
Zend verfolgte feine Mutter Rhea, oder Demeter, bie . 
fi in eine "Schlange verwandelte; er aber nahm biefelbe 
Geftalt am und umſtrickte fie mit dem fo genannten hera⸗ 
Hleifchen Knoten, der noch am Hermesſtabe ſichtbar iſt und 
erzeugte die Perfephone Auch mit biefer verband ſich 
Zeus und erzeugte den Dionyfos. 


Etwas. anderd wird biefe Kosmogonie fo erzählt: Im 
Anfang war Waſſer und Schlamm, welche ſich zu Erde 
verdickten. Was vor ihnen herging, iſt das unausſprechli⸗ 
che Weſen, weßhalb auch, ſetzt der Berichtserſtatter hinzu, 
Orpheus nichts davon ſagte. Aus jenen zwei wurde ein... 
drittes Prinzip geboren, eine Schlange mit einem Stier s - 
und Löwenkopfe and in der Mitte das Geficht eined Gotted, 
auf den Schultern aber Klügel. Ihr Name war: Die 
nimmer alternbe Zeit (Ehronos) und zugleich Her, 
rakles. Herakles vermählte ſich mit ber Anangfä. 
Mothwendigkeit, oder Natur), bie auch bie koͤrperli⸗ 
de Aſtraia iſt, ausgefpannt durch die ganze Welt und 
ihre auͤßerſten Grenzen berührend. . 


Odbgleich verſchieden haben dieſe ſtimtlichen Darfſtellun⸗ 
gen der orphiſchen Kosmogonie doch ihre gemeinſchaftlichen 
Punkte und dieſelben Ideen zum Grunde liegend. Hera⸗ 
Ned Chronos iſt der’ Vater der Zeit, der König des — — 

1. Band. en ‚13 


— 4 


U 


— 198 


und ber Lenker. ber Welt. — — hat er vom 
Mithras geliehen, ſelbſt das Gteraengewanb, iu welches 

ex ſich zumeilen hält, iſt von dieſem. Herakles Ehronos 
ne die Sonne, und feine zwölf Arbeiten, bie fpäter ges 
fchildert werben, beuten auf bie zwölf Monate und Jahr⸗ 
kreife: Eben fo aber iſt er auch ber agyptiſche Som⸗ 
Herakles, ber nicht bloß Sonne, ſondern auch. Sons 
nenjahr, und Symbol der Zeit überhaupt iſt, weßhalb 
“er auch den Vogel Phöniz, dad Symbol großer Zeitpes 
rioden, auf der Hand trägt; auch Demiurg, Weltbau⸗ 
meiſter, iſt Herakles⸗Som, wie Herakles⸗Chro⸗ 


naos, weßhalb ihn ja auch die Aegypter den Anfanglos 


fen nennen. Und endlich, iſt die Uebereinſtimmung der 
ganzen Koömogonie mit der indifchen nicht zu verkennen, 
denn Geiſt und Waſſer und Schlamm: und: Exbe, das 
Weltei und die daraus entitandenen Da und — ſind 
dort, wie hier, anzutreffen. 


Als bedeutend. in biefer Kosmogonie it bie frühe Ent 
ſtehung der drei Parzen zu betrachten, welche an die in 
phoͤnitiſchen Religionlehre vorgekommene aͤlteſte Parze, 
phrodite, erinnert; denn mit dem Beginne der Dinge 
beginnt auch ſogleich das hoͤhere Walten der Gottheit. 
Wenn aber Aphrodite Cder Mond) eine von den Parzen 
ift, fo darf man vielleicht den Herakles (die Sonne) und 
‚ ‚den Hesperos (Horos), Abendſtern, ald die beiden andern 
anfehen, deun wegen des alten Glaubens vom Einfluß 
der Geſtirne auf dad menſchliche Schickſal ſcheinen dieſe 
allerdings zur älteften Idee der Parzen zu gehoören. 
Dieſe drphiſchen Kosmogonieen gingen im Banzen 
nicht in die Volksreligion über, ſondern blieben Geheim⸗ 
lehren; aber ihr Einfluß auf die gemeine Mythologie iſt 
nicht zu verfennen, vieles in berfelben. laͤßt ſich nur durch 
fie erflären, und einiges @inzelne, ‚anders und auders ges 
. wendet, fügte ſich allexvings zur Sffentlichen Religionlehre. 
Ä :& * Lehre von deu ———— und den darin — 





— 195 — 
——— Nach deu einem Verichte der Dir 


phiker gab es deren ſechs. Zuerſt führte Phanes ıda& 
Scepter des Univerfums, von ihm erhielt es feine Tochter, 


die Nacht, von dieſer Uranos, welchen Kronos vom 


Thron ſtürzte, ihn verdrängte wieder Zeus und auf die⸗ 
fen folgte zuletzt Dionyſos. Nach einer. andern Radıa 
richt gab ed nur vier Welt Alter: Uranos, Chrongs, 


Zeus und Dionyfos, oder Chronod, Zeus, Po⸗ 


feidon und Pluto. Der Volksdichter Heſiodus hat fünf 
Weltalter: Dad goldene unter Ehronos, fein Charakter 
reine Unfchuld und Einfachheit; das filberne, ſchon ver⸗ 
järtelt, üppig und zum Theil gottlos; das eherne, won 
gewaltfamem, wilden, kriegeriſchen Eharakter; das heroi⸗ 
fhe, welched die griechifche Heldenzeit umfaßt; das ei⸗ 


s‘ 


ferne, wo Gerechtigkeit, Scham und heilige Schen von 


ber Erbe entflohen. In den vier letztern herrfcht Zeus, der 
am Ende die ganze Welt mit Feuer. vertilgen wird. 


Ovid fchildert nur vier Weltalter, indem er das hes 
roifhe ansläßt, aber feine MWeltalter feinen nur von 
der Entftehung der Menſchen bis auf die Deukalloniſche 
Fluth zu gehen. 


Dieſe Lehre von den —— erinnert an die indi⸗ 
ſchen Jugs. Dionys iſt der Beherrſcher des letzten und 
dieſer iſt Schiwa, ber Zerſtoͤrende, der Alles durch ſein 
Feuer vertilgt, aber ſeine Gemahlinn, Bhavani, rette tdie 
Samen der Dinge und daraus geht dann eine neue Welt 
hervor. So bleibt bei den Orphikern nach dem allgemels 


nen Untergang Zeus übrig, der Alles in ſich aufnimt 
und bewahrt. Mit diefer Lehre hängt auch bie vom gro⸗⸗ 


Ben Weltiahre zufammen, oder von bem Zeitraume, in 
welchem alle Beflirne benfelben Stanb am Himmel wieber 
einnehmen werben, ben fie am Anfang aller Bewegung 


hatten, und fo. ben vorigen Wechſel der Schickſale zuräde J 
bringen, oder eine gaͤnzliche Wiederherſtellung ber Dinge 


herbeiführen. Die ungehenern Zahlen ber Indier vermin⸗ 
Ze ':\ 0 


— 196 — 


—— ſich hier nid gewoöͤhnlich fegt man bei den Orphikern 


die myftifche Zahl von 7777 gewöhnlichen Jahren, welche 
ein Weltjahr ausmachen follen. Die ſibylliniſchen Bücher 
meilen es in zehn fecularifche Monate“ (nach dem alten 


Calender) und in vier Jahreszeiten: Der Frühling, 
wo: die Welt erfchaffen worden, war bad goldene Beitals 
- ger, unter der Regierung bes Saturnus; der Sommer 


das filberne ; der Herbſt das eherne, in weichen bie Deus 
kalioniſche Fluth einbrad) , und der Winter, mit feiner eis 
fernen Zeit; ſchließt Ah an,den Dereinft gu hoffenden 


golbenen Fruͤhling an; So hofften nnd hoffen noch im⸗ 


Met die Menſchen im Gefühle des Drucks der Gegenwart 


auf «eine ſchoͤnere Zufmft, die fie von allem Druck und 
aller Laſt befreien werde. = 


Heſiodos und Homeros. 


Wenn Herodot ſagt: Héſiodos und Homeros, 
welche nicht mehr als 400 Jahre vor mir gelebt 
‚haben, waren bie erſten, 





| ‚weldye ben Griechen 
eine Theogonte ſchufen, den Göttern Beinamen 
gaben, beſtimmte Verrichtungen und Gefchäfte 


zufhrieben und ihre Geſtalt feſtſetzten; fo. if 
damit nicht gemeint, daß fie erſt bie Götter erbichtet oder 


gleichſam gefchaffen haben, fondern daß diefe unter den 
Dichter⸗Handen ber genannten Mühner ihren ibealen 
Charakter verloren und eine gewiffe finnliche. Bildung er 
heiten, indem fle die Vorftellungen des Volks von ben 


Göttern ſammelten und folche zu einem Ganzen verwebend, 


-inöbefonbere zu beachten, denn er. hatte: fichs zur eigents 


Kosmogonie geliefert, welche, auf bie orphiſche gegründet, 


‚ 
\ 


ein Syſtem von Göttermthen ſchufen. Heſiodos iſt hier 


chen Aufgabe gemadıt, die Götter zu beſchrekben, während 
diefe bei Homeros gewiſſermaſſen nur bie Nebenrollen in 
feinen Heldengefchichten fpielen. Heſiodos hat und eine 





Folgendes. zum Hauptinhalte hat: - .. 2... 


+ 


Zuerft war Chaos Ceerer Raum) .mit Recht eufhlis 
Mit vemfelden vermählt ſich Eros, der zugleich norham⸗ 
den iſt (die Liebe als dad Vereinigungprinzip ber rohen 
Elemente), und erzeugt die Gaia (Gey), die Erde, bie, 
als horizontale Scheibe, in der Mitte bed Raumes, hiefen 
in zwei gleiche Theile fcheidet, in die. Ober, und Unter, 
welt, Himmel.und Tartaros, welcher legtere mit Ur⸗ 
nacht erfüllt bleibt und auch Erebos heißt. Auch bie 
Nypx Madıt, auf der. Dperwelt) geht aus dieſer Vereini⸗ 
gung mit hervor. Aber nun umarmen ſich der Erebod 
und die Nyx und. ed entiicht ein helleres Geſchlecht; bie. 
Hemera (die Tageögöttinn, das Licht auf der Er⸗ 
de), und der Aether (die. obere Luft und „zugleich das 
Urlicht). Der Eros hier ift ber Phanes ober Protos 
gonos ber Orphiker und die Darſtellung bisher gleicht 
der Schoͤpfunggeſchichte im Moſes auf ein Haar. 


Als Aether uud Hemera vorhanden waren, entftand 
auch Uranos, von ber. Erbe hervorgebradt, ohne eigen. 
weiteren Erzeuger. Mach dem Scheine verhreitet ſich der 
Himmel nicht weiter, als die Erde, er iſt alſo das eigens 
thümfiche. Produft. derfelben.), Zugleich brachte, bie. Erbe 
bad Meer‘ (den Pontos). und die Verge_hernor cheide - 
ſammelten und ſchieden ſich allmählig, .ald Die Erbe vor 
handen war), Und nun vermählen fih Wranos und - 
Gaͤa (Calle folgenden Erfcheinungen gehen auf und über 
der Erde vor) und erzeugen mancherlei Gefchlechter. . Ehe 
wir aber zu biefen übergehen, müflen wie das u 
von Erebos und Ryr nachholen  : 


Erebos, auch Tartarod, fpäter auch Orkos und 
Hades genannt, iſt nach Heſſodos maucheriei; znerit bas 
alte Chaos ſelbſt mit Nacht erfüllt; ſodann ein Kerker, 
worin die Titanen gefangen ſitzen und in dieſem Sinne 
eine unendliche Kluft, umſchloſſen mit einer hohen metall⸗ 
nen Maner und bewacht von ben Eentimanen, Kottos, 


u — 


—EDE Bxiareus;: Dana bie Unterwelt "überhaupt 
wurden Aufenthaltsort der. Beſen; enbiich eine Perfom, 
un mit der Grbe verſchiedene Ungeheuer erzeugt hat. 


Die U Unterwelt, nach der alteſien Vorſtellung das hal⸗ 
Ei des Chaos unter der Erde, war ein ungeheuerer 
Schlund, eben fo tief, als der Himmel Noch über derſel⸗ 
ben fand. Ein fallender Ambos würde zehn Tage und 
| gehn Nächte brauchen, ehe er von ber Erde auf dem Bor 
ben bed Tartaros ankaͤme. Bot dem Tartaros fteht der 
Pallaſt der Mor, wo fie und ihre Söhne, Schlaf und 
Tod, ferner Ai und Perf ephone und das ganze Gefols 
ge berfelben wohnen. Diefem Pallafte gegenüber aber‘ fies 
het Atlas, ber den Himmel trägt. "Bel diefer Vorſtellung 
war ber Tataros noch nicht das Todtenreih, wie man 
denn damahls nur von befondern Günftlingen der "Götter 
glaubte, dag fie einer Fortdauer — auf den Snfeln der 
Seligen — ; gewürbiget wären. Später vermifcht ſich der 
Mythos ber felgen Inſeln mit dem des’ Tartaros, bie 
zuletzt dieſer zum entſchiedenen Aufenthalte der Geſtorbe⸗ 
nen wird. Nun entſteht hier ein foͤrmiicher Staat, mit 
einem oberften Richter, dem Minos, geſchmückt til gols 
benem Scepter, der Lohn und Strafe austheilt. Doch 
geht alles noch auf der Asphodelos, *) Wiefe vor, 
wo Gute und Bffe unter einander find. Die Idee von 
Belohnung und Strafe nach dem Tode war, wie‘ man 
„.Saraus erfieht, noch wenig ausgebildet. Bu 


Als in der Folge richtigere. Vorſtelungen von — Ge⸗ 
Reit ber Erde entſtanden, verfebte man die Unterwelt. in 





.4) Asphodeles. Asphodil, Goldwurzasphodil iſt eine 

in Sicilien, vorjüglic aber auf den Snfeln des mittelän- 
dviſchen Meers haüfig wachſende Pflanze, die mehre Fuß 
boch wird. Noch in den neuern Zeiten galt fie als Heil⸗ 
| gewächs und ward als Amulet gebraucht; doch nun lan⸗ 
8e nicht — 


Fran ; 
. i ' 
" a g 99 — 


den cwritelxunt berſelben und neVorſtelung von — un⸗ 


endlichen Ausdehnung, des früherk Gotlichen, ging damit 
verloren. Zugleich, indem bie moraliſche Idee ber. Ber» 


geltung nach dem Tode ſich weiter ausbildete, wurde die 


Unterwelt, nun gewöhnlich Erebos oder Hades, in 
Elyſtum und Tartäros, das erſtere rechts, bad an⸗ 
dere links vom Eingange liegend. Hermes, der Unter⸗ 


irdiſche, mit dem Beinamen Pſychagogos oder Pſy⸗ 


ch o pompos, geleitet mit feinem goldenen Stabe bie See⸗ 


len zur Unkerweit imb, wo ber Kokytos, mit der Styr 


zuſammenflieſſend, einen ſumpfigen See, ben Acheruſi⸗ 
ſchen, ſtygiſchen See, bildet, führt fie Eharon um zwei 
Obolen hinüber. Unbeerbigte nahm er nicht an, fie muß 
ten wenigftend 100 Jahre: herumfchweben; Tebendige aber 
wurden übergefchifft, wenn fie mit einem goldenen, ber 
Perſephone geweihrten, Zweig ſich der Unterwelt naheten. 
Drüben fam man zuerſt zu einer Höhle, in welcher der 


ſchreckliche Kerberos wachte, dann zu bem freien Platz, 


wo Minos wiltete und ber ankommenden Seele Elyſium 


ober Tartaros anwied. Dem Berbammten diktirt nun - 


Rhadamanthys die Strafe und Tyſiphone, bie Abs 
rigen Furien herbeirufend, treibt ihn mit ihrer Geiſel in 


den Tartaros, der von dreifacher Mauer und dem Feuer⸗ 
firom Phlegethon und dem auffprubelnden Acheron umgeben 


iſt. Hier lebt denn die Seele unter fchreclichen koͤrper⸗ 


lichen nnd geifigen Leiden in ewigem Elende. Defto herrs - 


licher war Elyſium und ber Aufenthalt darin. - Um bads 
felbe zug die Lethe, ber ſtille Fluß der Vergeſſenheit, ihre 
flbernen Fluthen, und ber Ankommende fchöpfte daraus, 


um durch trübe Erinnerungen nicht im Genuſſe der. Selig⸗ 
keit geftört zu werden. Diefe Seligkeit iſt größtentheild 
ein ſinnliches, aber vollfommenes Wehlbehngen, gegrünbet 


auf unzerftörbaren Genuß alles deſſen, was den Menſchen 


erftenen und vergnügen fann. Durdy bie Lehre von ber . 


Seelenwanderung, wie fie Pythagoros aufiteflte , erhielt 


auch die Eu von dem Todtenreiche eine nene Wendung; 


⸗ 


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- « — 


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denn man bichtete, daß die Seelen. der Benfigebeum: uadı 
- einem gewiſſen Zeitraum wieber auf bie Oberwelt zurück⸗ 
kehren. Sie trinten dann aus bem Lethe zum zweiten 
Mahl, um bie Seligkeit zu vergeffen und den Aufenthalt 
in einem Körper erträglich zu finden. Gie: werben nun 
Könige und Heroen, und wenn fle auf biefe Weife dreimahl 
ſich unfträflicy bewiefen, werben fie auf immer in die In⸗ 
. feln der Seligen verfegt. ‚Auch hier, wie fa. oft,. fallen 
‚die Lehren ber griechiſchen Bötterlehre, befonderd in den 
Myſterien, mit denen bee Aegypter und Judier zuſammen. 


Diieß gilt. insbeſondere von dem obengenannten Minos, 


— der mit Rhadamanthys und Aeakos, Todtenrichter 


genannt wird. Minos war König. in Kreta, und zeugte 
unter ‚andern einen Sohn, ber, ald Minod der Zmeite, 
beim. Homer fhon mit dem erften zufammengefloffen - if. 
Minos wird gerühmt ald Gefeßgeber- und erfter Beherr⸗ 


ſcher des Meers dadurch, daß er die Seeraüber vertifgte. 


. Der Thron von Kreta ward ihm beftritten, daher flehete 
er, zu Pofeidon, daß diefer einen Stier, beffen em zum Op⸗ 
fer bedurfte, aus dem Meer, fi, erheben Jaffen mögte. ‘Der 
- ‚Stier erſchien, aber er war fo fchön, daß Minos ihn 
nicht opferte, ſondern aufbewahren wollte, um ſeine Heer⸗ 
den damit zu veredeln; zur Strafe machte Poſeidon den 
Stier wütend und dieſer raste verheerend durch die Inſel, 
bis ihn Herakles fing und baͤndigte. Weiter ſtrafte Poſei⸗ 


don den Minos, indem er der Gemahliun deſſelben, Pas 


ſiphäbe, des Helios Tochter, eine unnatürliche Liebe zu 

dieſem Stiere einflößte. In bed ſinnreichen D&dalos höl⸗ 
zerner Kuh eingeſchloſſen warb fie ihrer Wuͤnſche gewährt 
und gebar darauf den Minotauros, ein Ungeheuer, 
halb Menfch, halb "Stier. Diefed Ungeheuer wurde in das 


Labyrinth eingefpertt, wo Menfchen feine Nahrung waren. 


Kreta mußte fo lange Zünglinge und Sungfrauen liefern, 
bis Minos durch feine Tapferkeit ein anderes Sand bazu 
| zwang. * ‚war, Attika, welches anlegt Zheſens von 


‘ir 


= m—- 


dem Shimpfichen Zelbute-twiber befreite. Da Minos ige 


ne Tochter, Ariadne, ihm dabei geholfen und ſich mit. 
ihm ‚geflüchtet hatte, fo wendete ſich bed Königs Zora ge 
gen deu Kanſtler Daädalos, der ihr: Beikand geleitet 
und fperrte ihn, nebſt feinem Sohne, JIJkaros, in bab 
Labyriary *). Allein beide entflohen ihm, indem fie ſich 
Flügel von Federn und Wachs machten unb ze... fü 
feiner Rache, wiewehl Itaras zu Grunde ging, indem 

er ind Meer Kürze. Minos verfolgte den Dadalos bis 
nach Sicilien und wurbe dort von ben Töchtern des Re 
nige Kokalos, die dem Daͤdalos wohl wollten, im Babe 
erſtickt. er 


Wegen feiner Augen und gerechten Regierung wurde 
nun Minos in der Unterwelt als Todtenrichter angeſtellt. 


Man ſleht auf den erſten Blick, daß tm dem Mythos 
von dem Minos durchaus morgenlaͤndiſche Ideen herrſchen, 
die auf. das Abendland übergetragen wurden. Kreia war 
fo fehr gelegen, daß. von allen Seiten her Einwanderun⸗ 


gen gr erfolgten; es war das Baterlanb des Erzee uns u 





” Des Labyrinth von Kreta bat man für: Gefängnife, für 


Steinbrüche, für Begräbnißpölen erflärt, es war aber, als - | 


ler Wahrſcheinlichkeit nah, durd den Berghaus entkanden. 
Die alten Kureten und idäiſchen Daftyien (Kunffinger 

: 20 Ida) trieben auch Metallurgie und zwar als ein Ge⸗ 
Feimniß, wie ihre andern Künfte‘und Wiffenfhaften. Das 
her machten fie die Berggruben auch zum Tempel ihres Mor 

: lach, ihres Sonnengottes und verbargen ihre Gefchäfte durch 
labyrinthiſche Gänge vor den Augen der. Menge. Der Mi» 
notauros hatte aber ganz biefelbe Figur, wie der Mo⸗ 


lod, der: punifhe Kronos, er war ein aus Erz gegofe- 


- ned Idol, in deſſen glühende Arme die unglädlihen Schlacht‘ 


opfer gelegt wurden. Minos fheint die blutigen Menfhens 


opfer abgeichafft zu haben; aber er Konnte ed dach nur fo 
weit dringen, daß die Fünglinge und Jungfrauen zum ges 


Heimen Tempeldienfte gebraucht wurden. Gin attiſcher He 


%, 
S 


— 


— 2602 — 
Eh, biefer fo beingenben Beokeftife der Menſchen; 
es mußte als Inſel nothwendig Schifffahrt treiben und bie 
Eicherheit biefer Schifffahrt fo. Halb als möglich‘ herſtellen, 
ſo feſt als möglich begründen; eb. mußten hier bie erſten 
Känftler, nicht blos in Metal, fondern au in Holz und 
Stein, zu deren Bearbeitung jene ja fo unentbehrlich find, 
entfichen ; und war ed ein Wunder, went allen‘ dieſen deu 
Böttern zugeſchriebenen Erfindungen auch mancherlei 
Aberglaube angelnäpft ward, ber daun heilige Bebraüche 
und Myſterien erzeugte, wie ſie den Kureten und Tdäifchen 
Dakltylen beigelegt werden? Das Ulterthum ſchon Ächreibt 
ausdrüůcklich, diefen Perfonen die Bearbeitung ber Metalle, 
die Berfertigung der Waffen und jene Waffentänze zu, wels 
he von da nach Phrygien und bie Infeln Lemnos und 
Samothrake und dann über Thrakien nach Griechenland 
kamen. Weberhanpt finb die Neligioninflitute von Kreta 


in fat allem übrigen griechifchen wieder zu finden. Kreta 


war bie Wiege bed Zeus, aber ſein Dienſt wurde aud der 
Fremde hergebradht und konnte fich nicht ohne Waffenge⸗ 


walt geltend machen. Als er aber ſich feſtgeſetzt hatte, fo 





vos, ben die Sage: Thefeus nennt, zerflörte, Jürch ein 


verliebtes Abentpeuer wnterftügt, das uralte Bild im In- 


nern dei Heiligthums und es hieß dann, er me ai Mi⸗ 
notauros erlegt. 


Vielleicht ſagen die zerier, kann man bei — retiſchen | 


Labyrinthe an die indifchen Srottentempel denken; Velleicht 
- Hat man bier Myſterien gefeiert, die ſich auf den Sonnen⸗ 
lauf bezogen; vieleicht waren die Irygänge eine fpmibslifche 


Dearftellung der Bewegung der Planeten durch den Tpier- | 


kreid, welches dadurch Wahrſcheinlichkeit erhält, daß der 
kretiſche Srottendau mit dem ägyptifhen einerlei Name 


führt, deſſen 3000 Gemäder, halb über, halb unter der 


Erde, offenbar. auf Sonnen. und Planetenfauf in ‚den bei» 


ben Hemisphären,, fo wie dem Geiſte des Alterthums ger - 


mas, auf den Weg der Seelen dur den aldi Be 
zug u haben ſcheint. 


| 





a 203 — 
ging er von ba über ganz Griechesland Man verbam 
mit feinem Enltus Myfterien und in dieſen ſpielt der — 
eine beſondere Rolle: Zeus bringt als Stier die 

hieher; nachher erſcheint ein —— Stier- * 
zuletzt der Minotauras. 


Wer konnte nur einen Augenblick "zweifeln, ‚ baß bie 
Sage: »Minotauros if, ein Sohn ber Sonsuentochter. Pa 
fiphäe” nichts anderd heiße, als: Diefe fombolifche Figur 
ſtammt aus dem Oriente her? Der Kampf des Heros The⸗ 
ſeus mit dem Minotauros findet ſich auf den. Wänden her | 
Ruinen von Perfepolis abgebildet, wo ein ‚Held (Mithras, 
oder Dſchemſchid?) das Ir eu -ihn ſich aufbaümenbe 
Stierungeheuer durchſtößt. inotaurod iſt demnach der 
phönikiſche und ſomit auch der altperſiſche Sonueygott, 
weicher Knaben und Mädchen fraß, d. i. Menſchenopfer 
erhielt, früher dem Tode, ſpaͤter blos dem — Tem⸗ 
peldienſte geweiht. 


Mit dem pböpitiſchen floßen aber auf Kreta auch vi 
aͤgyptiſchen Religionideen — ohnehin mit jenen verwandt — 


zufammen, und man darf nicht vergeffen, daß die Myſte⸗ 4* 


rien der Demeter hieher gehören. Bon dieſer Seite bes 
trachtet, wird Pafiphäe zu einer Perfephone und Minds 
ftellt das Bild der alten Naturgdtter in ſich bar. Er iſt, 


wie diefe, bald ein gutes, "bald ein böfes Weſen dern. 


zeugt natürlich bald Gutes bald Boͤſes. Aber er iſt auch 
in dem Sinne der Mann bed Stiers, daß er Aders 
bau und mit ihm Ordnung und Gitte gründet; er herrfcht 
mit ſtarkem Arne über Infeln und Länder und lohnt den 
dargebrachten Tribut durch Mittheilung weifer Geſetze Wie 
aber Mithras und Oſlris die erften Geſetzgeber und Ord⸗ 
ner auf der Oberwelt und in der Unterwelt waren; ſo iſt 
auch Minos und ſein Bruder zu Richtern in der Unterwelt 


2 


Von den Erzeugungen des Tartares iſt eine der er⸗ 


_ 1086 - 


Ara die Styr, eine Nymphe US: Die enter des Jelo⸗ 
cEifer) und Eratos (Kraft), der Rile (Oleg) ud Bia 
¶ Starke), welche dem Zend im Titanenkampfe Dienfte lei⸗ 
: Weten, ward fie beiohet dadarch, daß der Eid, deu bie 
Götter: bei ihr fchwuren, erg war. In ber Uns 
terwelt iſt fie nun ein Fluß, ber zehnte Arm bed Okea⸗ 
n08, der fich von ben übrigen neum abfonderub, in bie 
Tiefe ſinkt. In Arkadien fol es eine Felſenquelle gegeben 
haben, deren kaltes, metallzerfreſſendes Waſſer, Menſchen und 
Thieren ſchaͤdlich, zu dieſer Dichtung Veranlaſſung gege⸗ 
ben habe. Andere Fluͤſſe ſind: Der Kokythos, der Strom 
der Wehklage, von den Thraͤnen dee Menfchen angeſchwol⸗ 
Ien, ein Sohn der Styr; ber Phlegerhon, Yyris 

phlegethon, — vieleicht ein von Lavaſtroͤmen abgezos 
gened Bil — wälzte Flammenſtroͤme und glühende Feld 
ſtücke mit ſchrecklichem Getoͤſe; der Acheron, wahrfchein, 
lich aus Aegypten, bildet mit der Styr den acherufifchen 
Sumpf der Ueberfahrt; die Lethe, der: Fluß * Vergeſ⸗ 
ſens, fol eine ſpaͤtere Erdichtung ſeynan. 

Charon, der Faͤhrmaun der im Tariaros ankom⸗ 
menden Seelen; auch eine fpätere Dichtung; er bekam eis 
ne Bezahlung für feine Mühe, die Münze legte man dem 
Tobten unter die Zunge, Sein Mythos ift and Aegypten. 
Er wird abgebildet, ald ein finfterer alter Daun mit haͤß⸗ 
Uchem Bart und gerlumpten Kleide. Sein alter, morfcher 
Kahn fchleicht nur langfem über den Sumpf und wird leicht 
Überfüht ‚ daher er immer nur wenige Seelen einnimmt. 
. Da man in den Mofterien ben. Eingang in die Untev⸗ 

welt ald eine Erlöfung und Beglüdung anſah, fo. leitet 
man den Namen Charon von bem Griechifchen Chairein, 

ſich freuen, ab, ſo daß er alſo Br einem — 
beſeligenden Weſen En | | 


2 


X 


Alle dieſe Weſen ſind Geyengnife de des Tartarod aus 
fi) — aber mit — — Sa, ‚hat er er⸗ 





— 25 — ® - | \ 


zeugt bie ſchon gemannten Giganten, von welchen — 
weiter hin zu reden haben und bad ſchrecklichte aller Un⸗ 
gehener, den Typhon (Typhos, Typhaom; bie lirfa« 
che feiner Eutſtehung war Rache, weiche bie Erbe au Dem 
Göttern nehmen wollte wegen Beflegung der Titanen und 
Giganten. Typhon übertraff alled auf: der Erbe an Grö⸗ 
Be, Stärte und fchredlicher Furchtbarkeit, fein Haupt reiche 
te über bie hochſten Gebirge empor und fließ an bie Ster⸗ 
ne, feine ausgeſtreckten Arme berührten. ben Aufgang und 
den Niedergang , ftatt der Finger gingen hundert Drachen 
aus jeder Hand hervor und fein ganzer. Körper war mit . 
Schlangen befegt. Was die Phantafie ſchrecklich Maͤchti⸗ 
ged erbenfen konnte, gab man. bem Typhon. Dieſes Un⸗ 
gehener nun wagte ed, ſich mit Zeus in einen Kampf eins. 
zulaffen. Es bahnte fidy zuerſt einen Eingang im den 


Olymp und alle Götter entflohen nad Aegypten und ver. 


wanbelten fich,, wie ein fpäterer Mythos hingufegt, in als 
lerlei Thiere. Doch Zeus fchleuderte fliehend keine Blitze 
‚ nad) bem fchredlichen Gegner und brohete ihm ald ex näs 
her kam, mit feiner diamantenen Sichel. Dieß brachte 
ihn zum Weichen, er eilte nach dem Gebirge Kanukaſos. 
Dort ereilte ihn Zeus, aber Typhon hatte ſich ſchon wie⸗ 
der erholt, er umſchlang ihn mit tauſend Schlangenkreiſen, 
riß ihn zu Boden, ſchnitt ihm mit feiner eigenen Diamant⸗ 
fiel alle Sehnen aus unb verfchloß den Berftümmelten in 
einer Hoͤhle. Als er. fidy aber von biefer entfernte, um 
feine. übrigen Feinde aufzufuchen, kamen Merkur. anb-Pan 
zu der Höhle, hörten deu klagenden Gott, befreiten ihm, 
entrifien feine Sehnen dem fie bewachenden Drachen und 
ſtellten ihn vollkommen her.. Und nun. verfolgte Zeus aufe 
nene den Typhon, ben er nach einem heißen und langen 


Kampfe zulegt am Gebirge Hämos in Thrafien niedermaf 


und, als er ſich wisber aufraffte und bis nad Sicilien 
floh, Dort noch. einmahl Aberwanb und den Aetna über ihn 
berflürgte.. Dort fährt er fort,- Dampf und Rauch und 


’ — 206 — 
Daß die Dichter unter dem Typhon die vulkaniſchen 
iin Perla perfonifiziren wollten, wirb dem Radı 
denfenden leicht Har; indeſſen können and Sturnwinde 
uud Ungewitter barınter verftanden ' werben. Der griechis 
| ſche Typhon iſt neulich ohne Zweifel aus dem ägyptifchen 
hervorgegangen, der den giftigen Sudwind darſiellte und 
Die herrſchende Gottheit verfolgte. Die Verwandlung ber 
Götter in Thiere fol eine Erklärung feyn,. warum man 
in Aegypten Thiergeſtalten als Gottheiten DU 


Typhon Hatte eine Gemahlin, Echidna, bie eine 


ſchͤne Jungfrau war, aber in eine furdktbare Ru 
‚ausging. Mit Typhon erzeugte fie den Orthos, ben 

Kerberos, die Lernäifhe Hydra, bie Chimära; 
wit ihrem Sohn Orthos die Sphinr und dem nemäifchen 
kLowen. Auch die Gorgo, bie Stylla, der hes peri⸗ 


fhe und kolchiſche Drake, ber Geier des Promes 


| ———— 


’ 





Die — in ber Kosmogonie zuerſt bie Dunkelheit 





ber Oberwelt, dann bie Finfterniß ber Unterwelt und end» 


lich Die natürliche Nacht, heißt bei den Dichtern die Mut⸗ 


tee der Götter und Menfchen, bie Allerzeugerinn und in 


Diefer Hinficht gleich ber inbifchen Maja, ber ägyptifchen 


- Ather. Homer nennt fie die mächtige unter den Got⸗ 
Aunen, der felbit Zeus die hoͤchſte Adıtung beweidt; denn 


als er einft auf. den Gott bed Schlafs erzürnt war, hüll⸗ 
te ihn Nyr in ihren Mantel und Zeus wagte ed nun nicht, 


ihn anzutaſten. Gie wohnt im Tartaros und geht im 
ſchwarzen Bewande und im Gefolge ber. Sterne aus bems 
ſelben hervor. Zuerſt liebte ſie Phanes (das Licht, die 
Sonne), aber ſie verſchmaͤhete einen Liebhaber, den ſie nie 
geſehen hatte und wählte den ECrebos; darum verfolgt 
fle jener mit cwiger Feindſchaft. Sie wird abgeblibet im 
langen, ſchwarzen Gewande, bad: Haupt-in einen ſchwar⸗ 





— 0 — 


zen Shker gehullt, der zuweilen mit Sternen befüct iſt 
Defters hat fie ihre Soͤhne, den Schlaf nud den Tod nes 
ben ſich. Immer aber iſt fie die jugendlichfriſche fchöne 
Frau, als die Alles hervorbringende, und’ nie alterude 


Göptnn. Alles, was dem Menfchen feinem Urſprung nach 
unbefannt, oder fchäblich ift, ober nur unter ihrem Schw 


ge vorgeht, gehört zn den Erzeugungen der Radıt: Inte. 


befonbere aber find folgenbe m zugeſchrieben: 


Der Aether und bie Hemera, bie — Morgens 
Inft (ſpaͤter erſt ber Himmeldraum und die ihn erfühlenden 
feinen. Stoffe) und der junge Ta, das ne Moers 

i | | 


Das Schickſal, Moira, das in alle Eragei und 
in die Handlungen der Menfchen eingreift. Es heißt auch 
Anangtä (Nothwendigkeit) und felbft Zeus iſt ihm unters 
worfen, wiewohl einige das Iaügnen unb mm Uns Did» 
ner des Schickſals machen. 


Die Yarzen, Mören, Schicſalegötinnen, ſpaͤter 
entſtanden als bie vorhergehende, find das perſoniſizirte 
Schickſal, wohl auch die Vollſtreckerinnen beöfelben. Aber 
diefe Töchter der Nacht müßen wohl unterfchieben werben 


von, den drei Töchtern bed Zend und der Thenis, die gie 


hen Ramen führen; benn fie. find hart und grauſam, wähs 
rend diefe nur gerecht und fireng find; fie verbreiten Krieg 
und Frieden nach Willkühr über die Sterblidyen, wälzen bie 


Sturmwolken von einem ‚Orte zum anbern und tummeln. - - 


ſich im Schlachtgewähle herum, wo. ſie, neben den Ke⸗ 


ren. (Todtesgöttern) wüten. Die Töchter ber Themis, 


Klo:ho, Lacheſis und Atropos genannt, find bei ber 


Geburt des Menſchen zugegen, fie begleiten ihn durch bad 
ganze Leben und führen ihn aus bemfelben. Daher fie als 


Spinnesinuen abgebildet werden: Klotho ummoidelt bie 
Spindel, Lacheſis ziehn den Faden und Atropos ſchnei⸗ 


l 


— 208 — 
bet ih: zuioge abi Man verehrke fie mit fällen Erate uub 
wiene huen Houig und Binmen uud Schafe. 


Die Nemefis, wie bie vorhergehenden, ein foınbofis 
fches Goͤtterweſen, ein perfonifizirter Begriff. Auch fie iſt 
theils gut uud gerecht, wenn auch ſtreng, und heißt dann 
Dile (Gerechtigkeit), theild böfe, je nach dem Geſichts⸗ 
yunfte, aud welchen man ihr Amt anfah. Diefed aber bes 
ftand barin, daß fie bad Boͤſe ftrafte und an feinen Urhe⸗ 


‚ber raͤchte, früher ober ſpäter, aber — unausbleiblich. Bes 


ſonders war ed ber liebermuth im Glücke, der fie zu fürch⸗ 
ten hatte. Nemefid führt die Namen Abdrefina, von 
dem König Adraftoß, der ihr den erften Tempel Bauete, 
und Rhamnufia, von einem Flecken in Attila, wo fie 
Tempel und Hain hatte. In diefem Tempel befland ſich 


“ ihre Bildſaule, von Phidias aus einem Stein’ gehauen, 


ben die Perfer, ihres Siege gewiß, nach Marathon’ ger 


- bracht hatten. Aufferdens hatte: fie noch viele Tempel und 


Aktäre Man bildete fie ald erhabene, ernſte Schoͤnheit, 
gewöhnlich ftehend ab. Mit der Rechten über die Bruft 
greifend bildet fie das Eleumaß, das Symbol, daß fie 
Alles gleich meſſe, und fenft den Blick hinab in. ihren Bw 


‚sen, in ber Linfen einen Zaum ober ein Efchenzweig hal, 
‚tend. Nemefid drüdt auch den Begriff der Scheu vor 


andren, die Achtung ihrer Urtheile und Denkart and. 
AS Raͤcheriun bed Unrechts, bie Verbrechen und Frevel 
auch von Verſtorbenen vor ihren Richterſtuhl zieht, hat ſie 
viel mit ber Ate (Verblendung), den EuUmeniden (Zw 
rien, Rachegöttinnen), der Dike und bee Moͤre gemein. 
In dieſer Beziehung wird fie abgebildet in’ voller Bewe⸗ 


. gung, mir Plügeln auf dem Rüden, auch auf einem Was 


gen, mit Greifen befpannt, in der Hand bie Wage oder 


Geiſel uud. zu thren Füßen ein Rad, 


Der Ker. (ber Tod), ober bie Keren (Tobesgötter). 
Bon biefem Sohne ber — fingt eine orphiſche Hymne: 
De 


D 
L 


10 — . 


De Ted herrſcht über nie Sterbliche, mihßt jedem ſein de⸗ 
bensziel ab, wiegt Körper. und Geiſt in ewigen Schlaf un 
löfet die Bande des Lebens. Nicht felten rafft. er aber. auch 
ungevecht die Menfchen in der Blüte der Jugend Bahn 
Mir ihm iſt jedes Schickſal entfchieden, mit ihm; ben kein 
Flehen erweicht. Bei den Tragikern iſt er geflägelt, hat 


einen furchtbaren Blid, ein ſchwarzes Gewand und ſchwar · 


se Haare. Er führt ein Schwert, fletſchet vie Zühne, reißt 
einen gierigen Rachen auf, hat bintige Nägel, und ift von - 
fo ungeheurer' Größe, daß er ganze Schlachtfelder. über« 
fhattet, und fo ſtark, daſi er mit ganzen Gtädten- bavog 
eilt. Es giebt auch mehre Keren, welde ſchwarz und 
mit weißen Zähnen, knirſchend und wilbblickend, von Blut 
triefend , den Kriegern in bie Schlacht nachziehen und. um 
die Gefallenen mit einander kaͤmpfen, indem jeder ihnen 
zuerft Das Blut audfaugen win. Ein ‚grüßliched Bild. Mil⸗ 
dee erfcheint der Tod als Thanatss, ber Erlöfer. vom 
allen Meühfeligfeiten bed Lebens, der Führer zur ewigen 
Ruhe. AS ſolcher nähert er fich der Vorſtellung, weiche 
die Indier, die Aegypter, die Orphifer von dem Tod 
fih machten. Man .bildete ihn ab ale einen ſchoͤnen, ern⸗ 
ſten, gefluͤgelten Süngling, mit umgekehrter und ausgelöſch⸗ 
tee Fackel, und in der Linken einen Kranz und einen 
Schmetterling Haltend, und oft muß ber Genius des 
Schlafs ‚die Stelle des Todesgottes vertreten. Wenn Es 
dymion in einer Höhle Kegt und Morpheus feinen Saft 
aus feinem. Hosne über ihn ausgießt, Diana aber ihm 
nahet, um ihn zu kaſſen, fo fcheint ber. Jungling dem 
Schlafe im. Arme zu liegen; aber es iſt eigentlih ber 
Top, beun Diana iſt die Gottinn des Toded unb ihr 
Güufling ſqhlaft den ewigen Schlaf. 


»Hypnos (SE, ein Bruder bed Todes, nemlich 
des Thanatos, war ein lieblich ernſter Tüngling, der 
am Eingang ber. Unterwelt, ‚am weftlichen Enbe ber Erbe, 
ra 

a. Band. 


— 210 — 


ig über Mer und &xbe binwallt.? Er [7 ber König 
der Otter, Menſchen und Thiere, fingt Dryhens, er herrfcht 
Eher Alles und feflekt. alle Körper, ex, ber Sorgenbänbiger, 
ber Mühfeligleiteriber, der Berfchencher ber Traurigkeit, 
der: Bebenderhalter, der Tebeögebantenweder, ber Zwils 
Iimpehruber der Vergeffenheit. Er fchläfert die Dienfchen 
ein, indem er bie Augen mit Wafler, and bem Lethe bes 
ſorengt, ober feine: Flügel Aber bie Augen verbreitet und 
den Menſchen daimit unfehattet. Fruͤher fchreitet er durch 
die Luft, wie die andern Götter, fpäter hat er Klägel au 
en a und..am Hnte. Er hut Kinder, bie Traüs 

we: CDneira) den. Morpheus, Ikelos oder Pho⸗ 
Beton nnd Phantafos, und feine Schweſter ift die Hoffs 
wwnd... Morphend ift der Traumgott, der menfchliche Ges 
falten nachbildet, Ilrlos bildet Thiergeflalten, Phantafos 
“ aber: lebloſe Gegeuſtuͤnde ab. Tempel hatte der Schlaf 
nicht, aber hie ‚und. da Bilbfaflen in den Tempeln anderer 
Goͤtter. Man: ftellt ihn: auch dar als Genins mit umge, 
ſturzter Fackel, ‚geflügelt und zur Seite ein mit Mohn ges 
fülltes Horn, aus welchem ee die Traüme fchüttelt. Diefe 
gehen durch zwey Pforten in bie Oberwelt hinauf, durch 
eine elfenbeinerne und eine hornene; durch jene kom⸗ 
men bie eiteln, trügerifchen (bad Elfenbein verfpricht durch 
feine Weiffe Licht, tauſcht aber), durch diefe bie in Er⸗ 
fAbang gehenden (das Horn giebt Lück, Wahrheit). 


Der Mythen von Schlaf und Tralınen, wie vom 
Tode, find auffer biefen noch fehr viele. 
















. Die Hesperiden, die auch Töchter bed —— 
| und der Hesperis genannt werben, ‚find die Beſitzer 
innen ber hesperifchen Gärten, in welchen die Baüme gola 
bene Aepfel tragen und von einem nie ſchlafeuden Drachen 
bewacht werben. Ihrer waren brei „ bisweilen vier, Aeyi 
. Ir, Arethuſa, Erythia und Hesperte- Als Ze 
nnd Juno Hochgeit hatten, brachte ihnen Slles Geſchenle 


auch die Erbe, die einen Baum mit goldenen Aepfeln — 
vorbrachte und ihn der Göttinn fchenfte. Diefe trug ben 
Hedperiven die Aufficht. barüber auf, aber da fie die Des 
gierde nicht bezaͤhmen konnten, ſetzte Juno ben Drachen das 
zu. Die Mythe fcheint- aus der Zeit zu flammen, als 
man durch Seefahrer die Drangenfrüchte auf ber Weit 
füfte von Afrika kennen lernte. Zuerft wurden bie von 
Herakles nad, Griechenland verpflanzten Früchte des Wohls 
geruch® wegen zu Kränzen und Straüßern gebraucht, ſpä⸗ 
tee aber auch genoflen. : Nach dem Mythos des Bakchos 
hat Diefer die hesperifchen Aepfel entdedt, Bade au fie 
auch Aepfel des Dionyſos. 
> 

Momos, der Gott der Tadelfucht und des Spots 
tes, den Bsttern und den Menfchen zu fürchten, iſt erft 
fpäter zu einer Perſon ausgebildet worden. Man ftellt 
ihn als einen hagern Mann „vor, mit bleichem Angefichte, 
ſtets offenem Munde und zur Erde geſenkten Blicken. 


Die Eris (bie Zwienachty iſt and, eine gebopyelte, ° 
wie die Nemefid, eine gute und eine böfe. Die gute iſt 
ein Symbol des männlichen Muthes, der tapfer um fein 


Recht ſtreitet, ift von Zeus auf bie Erde gefenbet, um bie 


Trägen zu erregen-unb zum Kampf für dad Rechte zu ber _ 
geiſtern; die boͤſe aber iſt die eigentliche Tochter der Nacht, 
die Göttinn der Zwietracht und bed Haffed. Sie wohnt - 
bei den Surien ; Schlangen bededen ihr Haupt, ihr Ges 
ficht trieft von Blut, in den Händen ſchwingt fie glühende 
Fackeln. Ihre Kinber find: Hunger, Schmerz, Mord, 
Schlacht, Blutvergießen x. Die Ate (die Göttinn 
der Berblenbung) if; nad) den meiften Dichtern, eine Toch⸗ 
tee der Eris von Zend. Sie fit bie. Unbefonnenheit in 
Reden und Handlungen, die andere beleidigt und ſich ſel⸗ 
ber große Unannehmlichkeiten zuzieht. Nicht bios bie Mens 
fchen aud; die @ötter werben von ihr berüdt. Auch Zend - 
war eö, ald er tie Weburt bed Heralles in. der —— 
14 8 


— 1 


\. 


- m — 


ſanmilung anfäubigte, was Diefem. fo nachtheilig wurde. 
Sie blieb nicht unbeßraft, Zeus ergriff die Verwegene bei 
den goldenen Locken und fchleuderte fie auf die Erde, ſchwoͤ⸗ 
rend beim Styr, daß fie nie wieder in den Diymp kom 
men folle. Seitdem Tauft fie durch die Welt und richtet 
Berderben an. Ihr folgen ihre Schweſtern, die Liten 
(Bitten), welche wieder gut machen, was ihre Schweſter vers 
dorben hat. Auch fie find Töchter von Zend, aber ſchwach 
auf den Füffen und daher langſam einhergehend. Wer fie 
ehrt, wenn fie nahen, dem erzeigen fie wiel Gutes, wer 
fie aber verfchmäht, Aber den rufen fie die Rache der Ate 
- herab. Bel den Tragifern erfcheint Ate der Dite, ber 
Nemeſis, der Möre felber ſehr ähnlich. 


Erod (Heros, ber Herr, ber Urherr), die 
Grundurſache 'aller Dinge, aus welchem ber fpätere Eros 
(Amor) und fein Mythos erft hervorging, war zugleich 
mit dem Chabs, und ficher konnte man Fein fchöneres 
Bird wählen, als das dir Liebe, um bie Berbinbung ber 
Elemente gu beftimmten Geftalten und die ewige Zeugung⸗ 
fraft der Natur barzuftellen. Aus der Vereinigung beider 
alfo entitand Baia, Gaͤa, Be, die Erbe, die zweite 
Grundurſache aller Dinge. - Diefe gebar: nun theild aus 
fi, ſelber, theild in Vermählung mit andern‘ Mächten Als 
led, was da if. »Sie ift, fingt Orpheus, die Mutter der 
Goͤtter und Menfthen, bie Allernährerinn, Allgeberinn, 
Bollenderinn und Zerſtoͤrerinn; fie ift eine Jungfrau von 
tanfend Geftalten, die, ſchwanger mit den fchönen Jahres 
zeiten, mannichfaftige Blüthen und Früchte gebiert; Gras, 
Blumen und Regen find ihr, ber ehrmärbigen, ewigen 
Allbeglückerinn, Wonne und Freude, ihr, der Grundſauüle 
des Weltgebaüdes, um die ber geftirnte Himmel im ewigen 
Kreifen ſich drehet.” Bon den Erzeugungen der Erbe and 
ſich felber find die wichtigften: Mranos, Pontos, Thau⸗ 
mas, Phorkys und Eurybia. Urauos iſt der Him⸗ 





an 


mei, — DAB Mnge der Menſchen anſchauet, : Bad 
ſcheinbare Bewölde, das auf allen Seiten auf der Erde 
anfliegt und daher nicht früher da feyn kounte, als biefe, 
ſogleich aber und ihrem Entſtehen auch zum. Borſchein 
kommen mußte, Darum iR ex ber. Erbe Sch. J— 


Poutos, von welchem einige fügen; er fey von ver der | 
de mit dem Aether: erzeugt, iſt das innere Meer, das Meer, 
* in Mitten der Erdſcheibe ſtehet und alle Fluſſe derſel⸗ 
ben aufnimt. Er zeugte Kinder mit ſeiner Mutter und ſeiner 
Gemahlinn Thalaſſa (Meerwaſſer), die. anderswo auch 
für Söhne. und Töchter des nn aufgegeben. n werben. | 
Bu ben. erfteen gehört. 


Revens, Beffen Namen von — — Kar 
( Waſſer) abgeleitet wird. Er iſt ein Symbol bed ruhi⸗ 
gen, ſtillen Meeres, daher. ihn. Die Dichter den wahrhaf⸗ 
ten und milden nennen. Sein ruhiger Blick ſchaut in bie 
Zukunft und. er verfünbigt ben Sterblichen ‘die kommenden 
Schickſale. Seine Gemahlinn war Doris, dei Okeanos 
Tochter, mit: welcher er fünfzig Rymphen, die Nereiden, 
erzeugte. -&r: if die Grenze der. Erde und ber Grund. des. 
Meeres und erfchüttert bie Grundfefte der Erbe. Aus ihm 
it Alles. hervorgegangen. Er beherrfcht die Winde und zu 
ihm. flieht man. um Abwendung ber Erdbeben. Insbeſon⸗ 
dere aber iſt er das Symbol des agaiſchen Meeres und 
ein weiſſagender Gott, der deßhalb ſich in mancherlei Ge⸗ 
ſtalten verwandeln konnte, — wie alle Meergoͤtter, 7 wahr⸗ 
ſcheinlich, weil die Meereswellen ſich unaufhörlich anders 
geſtalten, oder weil das Waſſer in allen Gefäßen andere 
Formen annimmt. Vorgeſtellt wird er als ein Greis ce 
iſt ja ein ſehr alter Meergott) mit einem Ruder auf ber 
Schulter, au in Geſellſchaft feiner Gattinn und einiger | 
Kinder , umgeben von Amor und, Deiphinen. Man opfers 
te ihm Rauchwerk, Thymian und Myrrhen. Die Nereis 


den heißen auch Doriden, von benen bie befannteften ° 


d 


— 


ki 


ab: Amphitrtide, die Gemahlinn Poſeibeas, und 
— Thetis, Pie Mutter bed. Heros Achillens. Sie And 
dad ‚Symbol ber verfchledenen Erfcheinungen und Berändes 
rungen des Meeres, der Ruhe und ber Stille, bes fanfs 
“ten Plätfcherns der. Wellen, des Ungeflämmes berfelben, 
der Anzeigen‘ und Borboten bed Sturms, der Seeunge⸗ 
hener u. ſ. f. Sie haben bie Geſtalten von allerlei. Meer⸗ 
thieren und unten im. Abgrunde find die ſcherzenden Del⸗ 
phinen ihre Geſpielen. Imnsbefondere waren fie Nymphen 
bes Mittelmeerd, im Gegenſatze der Dfeauiben, ‚ber beö 
Okeans. Sie find nicht fo fchön, wie die Göttinnen bes 
Diymys, aber fie geben ihnen an Liebreiz nichts nadı. Sie 
haben blonde, zuweilen auch grünes, Haar, roſige Ar⸗ 
me, Silberfüße, ſchlanke Geſtalt, ſchwarze Augen und ſind 
ſtets heiter. Aber fie kennen auch ihre Reize. und find eis 
ferfüchtig auf dieſelben. Gewoöhnlich find fie nur um bie 
Hüften, und leicht befleidet, in waflerfarbenen: oder blaüs 
lichen, ober grünen Stoff. Zuweilen führen fie Schilde 
mit dem Meduſenhaurte, auch fahren fie auf zweifpäuni, 
gen Wägen ”).. Sie hatten verfchiedene Tempel in Grie⸗ 
chenland und Altäre an der Seefüfte,. auch heilige Haine, 
Man opferte ihnen Rauchwert und buftenbe Gewürze. 


Thaumas (der Wunderbare), der Gäa Sohn, war 
u Bater der Iris und ber Harpyen, die er mit feis 
ner Öattinn, Elektra, erzeugte. Die Sris aber ift der 
Regenbogen und zugleich die Dienerinn dee Here, eine 
Borftelung, welche aus ber Schnelligkeit, mit welcher er 
entfteht “und vergeht, und aus der Taüſchung, baß fein 
Fuß die Erde. berührt, während fein Haupt hoch am Hims 
mel fchwebt, hervorgegangen zu feyn ſcheint. Später war 
der Regenbogen nur bie.Brüde,. auf weldyer, diefer weib⸗ 
” Wenn die Indier und Aegypter alle ihre Götter auf Schiffe 
ſetzen, fo laſſen bie une “u ihre Bafergätter auf 
Wögen fahren. R 





— 15 — 


liche germeb 7 und ber: wandelte: te wohute · bei; Yc | 


ren, bereitete ihr das Nachtlager iss ſviberten dicuigen 
vor, welche ſie zu ſprechen verlangte. Mod, richt t ie 
nicht ſelten Auftraͤge von Zeas aus int’ abernahm 172) 
gar, die Ungelegenheiten der Gelben) an: die Wähler‘ zu 
bringen. Wie Hermes dein mänhlihen Gejchlechee, fe 


ſchaẽidet ſie beine weiblichen ben Eterbeuben die — 
weiche der Perfephenergendiht:muxbe wid führte fie ud. 


Uuterkvelt.. Dan ıhiEset ſie gewöhnfich" ad In: jugenbili 
feifcher Geſtalt, mit goldenen oder fafraufardenen . SIR 
gein. ‚Die Harpyieti werden "ah far rorhier ves P 
ſeibon, ja des Be auch Fer" Zahl daud 
Namen herrſcht Verſchtedentzrit. Die Bebentung des RW 
mens aber IR theils ber Begriff der Sean elfi greii, TE) 
ber bed Raubens, dei Hinwegraffendi“"Urfprängiich 
ſymboliſirten fie. bie Sturm nad Wirbelwände, ‚bie 


in. ihrer Art: fü wunderbar find;iwie Ver Negetrs 


bogen und baber. einerlei Vater mit ihm haben. "Deuts 
lich - verrarhen das ihre Namen zAskleh BSturm, Doiyp 
pete, Rafdfing, Podarge, Schneufüßz, wozu nach'Oß 


ters eine. wierte komme, Kelano, han, Shrek 


Sie wurden did‘ Ungeheuer. von halb. menfchlüher, halb 
thieriſcher Figur vorgeſtellt ind: als: Unholde betrachtel 
welche den Menſchen von den Gottern zur Strafe zuge 
ſandt werden. Sie fraßen dem’, den die⸗ Götter durch” Me 
firafen wollten‘ die Speiſen weg; und was fieinicht Bobs 


zehrten, beſudelten ſie mit ihrem — daß es 


— genoffen werden Tonnte. 


2 
ee F,it, T.7 a A Ri: . en . 1° 


Die iR; de gewohnliche af Andere orſcher Ve 


hanpten, inf‘ Zeitalter Homers und Heſſods habe mandie 
Harpyien durchaus ·aicht als Ungehener gedacht, ſondera 


vielmrhr ats pershgebtigere Wefen, nuranit Windesſchnel⸗ 
ligkeit durch ı dia: Luſt ſchreitend unb Unheiß' und: Verderben 


bringend, tie Ddie Sitten , mit denen ſte viel Mehmidzteit 
hatten. Dagegen: let man wieder die Behauptung anf, 


= IR: m. j fr 


Blonde Die: Hamdienauch Taͤchter des : Wohen aimanıı 


märhen, fie gewiß zu den Ungehenern, zu bew 
ſchiangenfoͤrmigen — gehoͤrt haͤtten, bis mit der 


Aiit. ihne Bupung ſich abgeanderi habe. Man behielt bie 


menſchliche Geſtalt Kid. zur Bruſt bei und fchloß daran eb 
Be Vogelgeßatt wit ſcharfen Krallen, mager und einge 
ſcrumpft, umihren unger und ihre unerfärtliche Freß⸗ 
begierde anzuzeigen Dauch Dichter und Deichner wurde 
die haͤßliche Gekalt. der Harpyien immer haͤſßlicher, bis in 
der Periode Der: ſchoͤres Zunft. miter den Griechen auch 
biefe Shantaftegehißde eine edlere Datfiellung fanden.und 
Ned Widrige und , Eckelhafte :meggelnflen -wuırbe. Mau 
bp ubrigens wach Abbiiduugen ‚deyi-werichiebenften Art von 
bisfes Harpyſen, eine, wo fie als Iumgfenuen wit. einem 


, bangen Dradienfmeife:uub ausgefpueisten, lkralleuartigge⸗ 


fingerten Händen, erfcheinen, andere, wa fit; als fchön ge 
bildete, . golockte angkraudn in eine ebie Bogelgeftakt ande 
‚gehend, vorgeſtelltz ind. : Wenn ein: -@öuig- Phinens, weil 


en die Geheiugaiffe der. Götter verrieth, ‚von den Harpyien 


erfolgt. und.-zu- Grunde: gerichtet wurde, fo beitet' man 
daß ; auf die verſchiedenſte Weiſe: Entweder haben Natur⸗ 
erſcheinungen 1:36 Stmemminbe oder Heuſchreckenſchwar⸗ 
me... fein Land werwället, oder er lebte ein ausſchweifen⸗ 
DB Leben mit liederlichen Dirnen, welche das Unglück feis 


nies Laudes und Volles herbeiführten,, indem, fie feinen 
| Wohlſtaud — und je Moralicit aergifieten. 


Phorkys war ebenfalls. ein: Sohn der Ga: und. ein 
feuchtbarer Bater von Ungehenern mancherlei Art. Mit 


. feiner Schweſſer: Ne ton (Meerungehener) exzeugte er bie 





Brhen, bie. Borgonen, bie Thopfa,.bey hesperis 
Sen Drachen, die Skylla, welde beiden: Iehtern- aber 
auch als Kinder des Typhon und ber Echidnua vorlommen. 
Beim Homeriß Pherlus ein alter Meergatt, nach einen 
andern alten Schriftiſteller aber wohnte er in Afrila am 
Sep Tziton, und Im. auch die Graͤen und Georgorer in 





— 217 — 
ven ahßerfien Welten: auftreten, fo Ali ie ber That. 


ver ganze Mythos. vom Phorkys aud feinen Kindern Ih 


auf wine Gegend des außerſten Afrikas zu begichen, und 
beruhet wahrſcheinlich auf Schiffernadwichten, welche Ay 
tee durch bie. Einblldungkraft dee Dichter und Mahler 
ausgebildet wurden. Auf jeden‘ Kal gehört, ex unter dit 
lteften Mythen, denn regellos und nnandgebifdet ft We 
Yhantafle darin und in den Mythen des Perfeus — de 
Heralled erſcheint er ſqhon volkändig; a 


Unſereitig And die Gräen Bas Hergfie was ‚die — 
liche Phantaſie über das Widrige und Eckelhafte der ges 
meinen Weiblichkeit jemahls aufgeſtellt hat. Man denke 
ſich drei, Jungfrauen, alt, mager, haͤßlich, denn fie wu 
ren fchen von ber: Geburt an grau (Bräen), bie alle . 
drei nur Ein Auge und nur Einen Zahn haben, fo groß 
wie der Hauer eined Ebers; dabei feine andern Empfin⸗ 
dungen gegen einander und gegen die Menſchen, ald feind⸗ 


felige und boshafte und man wird nmwilllährlih ſchau | 


bern, „Die Namen der Orden find. Dino (bie Schrediis 
he), Pephredo (die Schaubererzegende), Enyo cbie. 
Wäthende). Sie wohnten an dem aüßerften Enbe ber En, 
de und waren bie Wächterinnen der Gorgonen, und der 
Waffen, womit. biefe Ren benbinsen und getöbtet ‚werd 
den konnten. ’ —— 
> EL 

Ihre Schutlinge nun, die Gorgonen, find gleiche 
falls drei Schweſtern, Sthena, Eurpale und Medud 
fa. Die beiden erften -woren unfterblich.. Homer Taunte 
nur eine Gorgo, welches Feine andere iſt als Medufm 
Ste haben Schlangen anftatt ber Haare anf: dem Kopfe, 
große Hauzähue,- eheene Hände und goldene flägel, Ihr 
Blick verwandelte jeden, den er traf, in ‚einen Stein, in 
entfeglih war er, Uber Meduſa war zuerft ein blühen 
ded Mädchen von ausgezeichweter Schönheit, ſo daß Po⸗ 
ſeidon ſelber ſich in fie verliebee. Als fie ihm num eirſt 


u er 


a 


> 


— 2118 — 


eite Zufamirentienft un Lempäl der Minerva — 
beſtrafte bie jungfrauliche Böttiun ben empörenden Frevel, 
nahm ihr die Schönheit und verwandelte fle in ein abſchre⸗ 
denbeölingeheuer: and ihren fchönen Locken wurden Schlan⸗ 
gen, Ihrem bezaubernden Blicke gab fie: Die töbtliche. Kraft, 
Ales in Stein zu verwandeln. Perfeus tödtete Meduſen, 
aber nach einigen wear es Minerva ſelber, bie ihr das 
Haupt abſchlug, weil ſie es wagte, mit der Goöttiun um 
den Vorzug der Schoͤnheit zu ſtreiten. Sie ſetzee das 
Haupt auf ihren Schild und machte ‘von der Kraft deſſel⸗ 
ben: im Goͤtterkriege mit den Riefen Gebrauch. WIE beis 
den übrigen Gorgonen  fenfzten bei dem Aublicke ihrer: ges 

‚söbteten Schweſter fo laut und bie Schlangen zifchten fo Häg> 
lich in ihre Trauertöne, daß. Minerva von ben klagenden 
Tönen ‚gerührt, auf einer Rohrpfeife fie nachzubilden ver 
fischte ind fo die. — Klöte erfand. Mednſa war ſchwan⸗ 
ger, als fie, getödtet wurde. Aus ihren Blute entſprangen 
daher dad berühmte Muſenpferd, Pegaſos, und ein 


Soohn, Ehryſaor. Auch die Schlangen, welche in Afri⸗ 


Fa zu finden ſind, entſprangen, nach den Dichtern ſaͤmt⸗ 
lich ans dem Blute der Meduſa. Und nun die Aufläſung 
dieſes Mythos? Sie iſt nicht ganz. befriedigend, weil fie 
‚wicht alle Theile ins Licht ſetzt. Man fagt, bie ganze Fa⸗ 
bel fey aus Schifernachrichten sentitanden, welche. die an 
ben Rüften Afrikas beftandenen Abentheuer und Schtecken 
‚ber frühern Seefahrer fchilderten, und von den Dichtern 


darauf audgeſchmückt; oder es find. die Schwierigkeiten und 


Gefahren, weiche der Held zu -Wberwinden: hatte, der ſſich 
zuerſt daran wagte, dad Land und feine Bewohner - zu 
cultiviven. Im Alterthum ſchon hat man ihn zu erklären 
geſucht und ihn hiſtoriſch gedeutet, indem man die Gorgo⸗ 
Ren zu reichen Fürftinnen machte, welche Perſens mit ei⸗ 
ner Klotte bekriegt, beflegt and beruubt habe, Daß aber 
Pallas das Meduſenhaupt auf ihren Schild ſetzte, will man 
aus der. Gewohnheit erklaren, welche ſchvn im fruͤhen Als 
— terthume · untor — ‚Böltern geherifäht” haben: foll, 


— 2190 — | 
die erſchlagenen Feinde u ſtalpiren und den Su u 
Siegeszeichen, ober zum Schrecken für die Feinde, auf 
den Bruftharnifch oder den Schild zu heften. ‚Ein griechi⸗ 
ſcher Abentheurer fonnte dieſe Sitte aus dem Weſtlande 
mit nach, Griechenland gebracht haben, und biefed eignete 
fie ber aus Afrifa, abftammenden Gottheit der Pallas zu. 
Das Eharakterikifche der alten Gorgonenköpfe war ein ges 
dunſenes, breitgebrädtes Geſicht mit herausgeſtreckter Zuns 
ge, um den Begriff bed verfpottenden Lachens auszubrüs 
den. In der fchönen Periode der griechifchen Kunft abet’ 
ward Medufa, in das Ideal einer rührenden Schönheit 
verwandelt, wie viele noch vorhandene Bilder derſelben bes 
weiſen. Man erblict in allen diefen Mebufenköpfen eine 
wunderbare Mifhung von Anumuth und Sue, von 
liebliher Form und wildem Charakter. 


Pegaſos, das Erzeugniß der Medufa, iſt ein Roß, 
das in vielen Mythen eine Rolle fpiel. Homer erwähnt 
feiner nicht; aber Heflodos kennt ed und Täßt ed von Pos 
feidon erzeugt werden, der babet die Geftalt eined Pferdes 
annahm. Nach diefem Ueberlieferer hieß es Pegaſos 
(Duelipferd), weil feine Geburt an der Quelle des Okea⸗ 
nos geſchah. Alsbald ſchwang es ſich zu den Unſterblichen 
auf, ohne Flügel, denn erſt fpäter erhielt es dieſe von den 
Ditern, um feine Schwungkraft und Schnelligkeit zu vers 
finnlichen. Pegafod wohnte nun bei Zeus und diefer fandte _ 
ihn dem Helden Bellerophon zu Hilfe, gls er die Chi 
mära befämpfte; Blig und Donner gingen aus feinen Hu⸗ 
fen hervor und damit half er das Ungeheuer erlegen. Im 
älteften Mythos alfo iſt der Pegafos ein-Donnerroß, 
ein Symbol feuriger Erbdünfte, die gen Himmel auffteigen 
und Gewitter . bilden, als ſolche aber herabflürzend, die 
Gegner der Bötter vernichten. Iſt nun das Blut Medus 
{8 eine fumpfige mit fchädlichen  Thieren und Dünften , 





*) Der Staly if die Heut famt den Haaren des Konfet. 


Ä — 900 — | 

-  amgefüllte Begeub, bie urbar gennicht werben follte, fo if 
allerdings Alles in dieſer Fabel mol dafommen haͤugend. 

Nach Pindar iſt der Pegaſos nicht in Afrika, ſondern 
in Griechenland bei Korinth zu Haufe, wo er wild und 
ungebändigt bei den Quellen. der Pirene herumfchweift, 
Dieß geſchah, entweder weil fein Erzeuger, Poſeidon, vor⸗ 
züglich im Korinth verehrt wurde, oder weil Bellerophon 
‚port lebte; denn Bellerophon zähmte dad wilde Pferd, 
indem es aus einer Quelle trant. Diefer Mythos fol 
auf“ die zweite Epoche der Gefchichte der griechifchen Reit⸗ 
Zunft deuten. Die erite war, ald das Pferd aus Afris 
fa nach Griechenland gebracht wurpe, zu Schiffe, nemlich 
‚burg phönikifche Seefahrer (daher iſt fein Erzeuger Nep⸗ 
tum). Sahrhunderte lang wußte man das Thier nicht ans 
ders zu henützen, ald indem man es einfpannte. Als man 
es endlich ohne Zaum und Sattel gu befteigen wagte, da 


| entſtand die Kabel. von den Gentauren. Endlich ward 


die Runft erfunden, mit Hilfe des Zaumd dad Pferd zu 
leiten und zu lenken und num konnte man ed eigentlich reis 
ten; nun flog 03 gleichſam mit Flügeln, nun flieg es leicht 
jede Anhöhe hinan, flog durch die Lüfte; ed. war nicht 
mehr ein irdifches Pferd, ed war himmlifchen Urſprungs 
und aus dem Blute der afrifanifchen Gorgo entfprungen 
Caus Afrita hergebradit), ging aus ihm ein neued Wun⸗ 
bergefchöpf,. ein fliegendes Pferd, hervor. Der Zaum aber, 
der dieſes Wunder wirkte, war wichtig genug, daß feine 
Erfindung einem Heros von ber Göttin der Weisheit 
ſelber eingegeben wurbe. Nach. Bellerophond Sturz flog 
Pegaſos wieder zum Olymp empor und wurde von ber 
Eos, mit Zeus Genehmigung, an ihren Wagen gefpannt, 
oder fie reitet auf Ihm ben Himmel hinan. Diefe neue 

Aufnahme in den Olymp warb durch feine Verſetzung un⸗ 
ter die Geſtirne bezeichnet. 


Zuletzt ward der Mythos vom Pegaſos noch mit dem 
der Muſen verbunden. Die Aoiben (Söhne und Nach⸗ 


/ 


— 1 — 


man erzählt, nach Bbotien, baueten den Fleden Astra, 
und weiheten den Helikon den drei Muſen, deren 
Cultus ſie aus dem Mutterlande mitgebracht hatten. Es 


befand ſich daher auf dem Helikon ohne Zweifel ein den 


Mufen geweiheter Hain. oder Altar; in der Nähe desſel⸗ 
ben eröffnete einft ein weidendes Pferd durch ben Schlag 


feines Hufes, eine Quelle, deren Ader nahe an der Obere, 


fläche ber Erde flog, uud deren angehchmes Waſſer in der 


Folge von den Anwohnern gern getrunten wurde Die 
neuentftandene Quelle war ganz folgerichtig: ein Gefchent 


der neuen Gottheiten, eine Mufenquelle, und bas Pferb, 
das fie hervorbradte, was war es fonft für eines, als 
das Götterroß Pegaſos? Daram heißt auch die Duelle 
von ihm Hyppofrene (Roßquelle). Nach bieſer Dar⸗ 
ſtellung ſind die Ideen von der Begeiſterung der Dichter 
durch das Trinken aus dieſer Quelle und von dem Gedan⸗ 


kenfluſſe derſelben erſt von der vorhandenen Quelle abge⸗ 
zogen; nath andern ſind si durch jene verfinnlicht worden. 


Pegaſos kommt auch in Verbindung mit dem jungern — 
Mythos der neun Muſen vor, was Niemand befrem⸗ 


den wird, da der neuere nur den ältern verbdräͤngte und 


erſetzte. Hier erſcheint er auch in muſikaliſcher Begeiſte⸗ 


rung, denn er gehört zu der Herbe des Admetosð, weis 


he Apollon hütet, und horcht hier dem Hirtengefange 


Apollons zu, fo daß er ‚barkber die — vergißt. 


Auſſer der —————— am Helikon find auch die zu 


Trözenä unb bie. nitens bei Korinth durch ben Bes 
gaſos entilanben. 


Der Sohn ber Meduſa, — Gedſchwerh 


iſt gleichfalls ein uraltes Götterweſen. Er hatte bei ſeiner 
Geburt ſogleich ein goldenes Schwert in ber Hanb, baher 
ſein Rame, Stine Gemakline war Kallirhos, ‚bed Olea⸗ 


⸗ 


Der, a4 em | 


.n08 Tochtee, weiche thm den Gervon und die Edqidn⸗ 
gebar. Geryon, der in den Mythos bee Heratles ver⸗ 
wickelt iſt, war ein furchtbarer Rieſe, der aus drei Koͤr⸗ 
pern zufanmengefeßt war, folglich drei Köpfe und ſechs 
Haͤnde hatte. Er war König. in Erythia, oder in Spas 
nien, genug am weſtlichen Ende ber Erde, der fehr zahl 
reiche Heerben von Rindern hatte, folche vor bem zwei⸗ 
Kpfigen Hunde, Orthos hüten ließ umd des Nachts in eis 
nem finftern Stalle verwahrte. Herakles — ed gehörte 
‚unter die zwölf Arbeiten beöfelben — raubte fie ihm und, 
als Geryon, davon benachrichtigt, - dem Räuber nadeilte, 
um fie ihm wieder abzujagen, warb er von ihm erſchoſſen. 
Auch Here, die unverſöhnliche Feindinn des Herakles, die 
dem Geryon beiſtehen wollte, erhielt bei diefer Er 
‚ einen Pfeit in die Bruſt. 


Die Alten ſchon verſuchen, dieſe Kabel zu erklaͤren 


und legen ihr größtentheild einen hiftorifchen Sinn unter, 


. fo. daß Geryon ein fehr mächtiger Cdreifacher) Fürſt iſt, 
den Heratles überwindet; oder daß ex zwei Brüder hat, 
mit welchen er gemeinfchaftlich herrſcht. Sein zweitöpfiger 
‚Hund bedeute feine Land » und Seemacht. Reuere For⸗ 
ſcher wollen. jedoch behaupten, bag Geryon Niemand ans 
ders als Als ſelber ſey. Geryon heißt neurlih: der Als 
les zur Erde hinabziehende und bas ift Pluton, 
oder Aid. Die Wohnung des Geryon ſtehet in ber unbe 
kannten Weſtgegend; fein Reich heißt Erythia, das cin 
ber Abendfonne) vöthlich ftrahlende; fein. Hund Orthos ift 
‚ cin Bruder bes. Kerberos, d. h. biefer felber;- fein dreifa⸗ 
dyer Körper iſt eine Anfpielung Darauf," daß er ald Pluto 
mit Zeus und Pofeidon eins iſt; er hat Flügel und 
auch der Gott der Unterwelt hat welche. Der Kampf be 
Herakles mit Geryon ift alfo fein Kampf mit dem -Ais, 
dort .entführt er die Pinder,ihier ben Kerberos, d. h. er 
bemächtigt fich des wichtigſten Beſitzthums feines Beſſegten, 
es überwindet ihn vollig· Ethryſaor If fobann ber. Va⸗ 





01293 — 


ter. — Kronos, mit der diamanteuen Sichal⸗ 
und ber ganze Mythas geht. über in ben mergeuländtfchen, 
wo Dfihemfhid und Mithras mit dem Golbfhwer« 
te und dem Golddolche auftreten, wo bie Rinder . big 
Geſtirne, die Monate bie Zeiten find, welche von dem 
mächtigen Gott der Nacht in ein finftered Gefängniß bias 
abgezogen, aber von dem Könige des Himmels, dem mach⸗ 
tigen ADELS ‚ wieder heranfgeiähet. werden. 


Es iſt möglich, daß Heſiod ber feine Möthen nice 
erfunden, fondern num gefammelt und nicht immer verflans 


den bat, hie und da eine für bie andere angefehen, bie 


und da ſich hat verleiten Lafien, Mythen, die dem Sinne 
nach einerlei und nur dem Namen nach verſchieden nn 
für verſchieden anzufehen. ae 


Die lebte Tochter der Gäa ift Eurybia je Cenahliuu 
bed Titanen Krios, dem fie die 3 Söhne, Aſträos, 
Pallas und Perſes gebar. Sie felber aber trug ein 
eiferned Herz im Buſen, welches als ein Symbol ihrer 
mächtigen. Stärke gebentet wird, welche auch ihr Name 
aus drůckt. u 1 


Ans dem: aufgefangenen Blute ded Uranos brachte die 
Erbe hervor die Erinnyen (Cumeniden, Surien), 
die Giganten und. bie melifhen Npmphen 


Die furditbaren Göttinnen der Unterwelt, die Erin⸗ 


nyen, haben verſchiedene Eltern, je nachdem man ben 
Geſichtspunkt auffaßt, aus welchem man ihre Entfiehung 
betrachtet. Sieht man fie als die natürlichen Folgen‘ bei 
unnatürlichen Verbrechens an, fo if ihre Entſtehnng eine 
oberirdifche ; betrachtet man fie ald Strafen non ben Rar 
chegoͤttern verhängt, ſo iſt ihre. Eutftehung natürlich: in 


der Unterwelt zu ſuchen und Aid und: Perfenhone ſelber 
find ihre Erzeuger. Homer: nennt: zuweilen Eine, zuweilen 


! 


U 


* 


— 224— 


wehre Eumeniden; Heſſod ſtellt ſe als Rächeriunen ber 
Blutſchuld, der von Kindern an ben Eltern begangenen 
Verbrechen, und ber Meineide bar. Beide geben feine Na⸗ 
wen an; aber fpätere Dichtungen nennen fie: Alelto, 
Megära und Tifiphone, wozu ber einzige Garipibes 
noch die vierte fügt, Liſt genannt. Aber Aeſchylos giebt 

ihre Zahl auf fünfzig an. Ihr Aublick it furchtbar, denn 
fhlangenhaarig, mit Häßlich breisgebrüdten Geſichte und 
hervorgeſtreckter Zunge (wie die Gorgonen), mit fralligen 
* Fingern (wie die Harpyien), ſchwarz von Kopf bis zum 
Fuß, mit blutigen Flecken um die Augen, treten fie auf, 
ald Geſpenſter, die ben Berbrechern dad Blut ausfaugen, 


wolches ihnen ſodann wieder tropfenweis zum Halſe her 
ausquillt, fo daß fie fich felber ein biuttraüfendes,. haſ⸗ 


ſenswuͤrdiges Gefchlecht nennen. Wenn fie zärnen, trauft 
feuchenerregendes Gift auf die Erde und raubt berfelben 

n Keim der Fruchtbarkeit. Ihr Aufenthalt war an ben 
2 ded Todtenrejchs, mo fie Verbrecher quälten, bie 
mit ben Göttern nicht ausgeföhnt waren. Nebenbei erre 
gen fie allerhand Plagen auf ber Erde, Megära ruft die 
Wuth und die Morbluft auf, Alekto ben verheerenden 


Krieg und Tifiphone anftedende Senden. Die Schen vor 


bieſen Weſen war fo groß, daß man fle zu nennen ver 
mied uud lieber an den ihnen geweiheten Orten eis heili⸗ 
ges Schweigen ‚beobachtete, oder fie. mit bem fchönen Ro 
‚men ber Eumeniden (Günftigen, Gutgefinnten) belegte, 
ben ihnen Orefted gegeben haben ſoll, nachdem ‚ex mit ih 
nen und ben Göttern wieder ausgeſoͤhnt war. Bei Kolw 
n08 hatten fie einen Tempel in einen heiligen: Haine, vor 
weichem Sophokles einen Wanderer zu Oedipus fagen läf 
fet: ” Diefen Ort darf Riemand bewohnen, Rie 
mand.-berühren, denn. die furdtbaren Göttin 
nen, die Töchter der Erbe und der Nacht, bie 
Alled fheuenden Eumeniden, haufen daſelbſt. 
Fliehe von diefer Stelle, denn bu betritf ei 


nen Ort, der zu betreten nicht er laubt iſt.“ Eben⸗ 
da⸗ 








— 923 — | 
daſedſt rer man die Art un: Meile; ie mon Siefen. 
Göttiunen opferte. Der. Opfernbe ug: nüchtern. ſeyn · ned: 
snißte ben Gottinnen Waſſer weit sechlets Händen air: 
heiligen... Duelle. fchöyfen, Deu Nande der. Kelche uud; Die, 
beiden Handhaben wit frifchgeſchorner Molle ink -Immarır 
kammes befrängen, dann, nach Morgen gebehrt,. bie mit 
Waſſer umb Honig gefüllten Sdeidye' auf den Boden gießen, 
auf dieſelbe Stelle 27 Zweige eines Oelbaumes ſtzeucn, 
und zu den Ghrwürbigen beit, aß: fe net gwäbiger: 
Bruft fich feiner erbarmen  mögten:, aher Alles Ice und: . 
zit geſchloſſenem Munde, dann mußte er fortgehen, ohne. 
fh umzuſchen. Man opferte ihnen inbeffen auch weiße 
Turteltauben, und hielt Rarziffen, Cedern, rien, Des 
holder für Ihnen geweihete Dinger. Die fehhere fmedlie 


he, ja ſcheußliche Abbildung veredelte ſich zur Zeit der. 


höhern Kunſt in Griechenlaud auch‘, warn ſtellte ie ba, 
als eruſte, Chrfurcht und "Seren einftößende Gottinnen, 
mit Fackel und: Deich in: den: Händen‘, um ihren Charak⸗ 
ter unb ihre Beftitwnkang aucjudruckru.“ ‚Zur Grklaͤreng 
biefer Fabel fogt:ein neuzrer Forſcher: :Deritlrfprung: ma - 
Mychos :von den‘ Eumeniden iſt in dem Wiedervergeltung⸗ 
rechte dee Alten ‚Ar: fuchen. . Die:Qtuneiahe, welche die, bla ' 
teten Voͤlker ſelber Abten, wurde durch beafelben. in die 
Hände mächtiger. Gottheiten gelegt. Ackadien iR: Wie⸗ 

ge des Mythos: fa’ wie überhaupt. bed: olutigen iii 
ſtes der Pelagger. Der Rama” Erinuyent’ it, arkadiſch 
und bedentet.:dte 1" Bürnenten.?: Alxferimglichi:rärgern.fie 
ur Meineidb und Berwandtenmord,icble, Anzigem 
Verbrechen ;:wehlge bie Witen kunnten) , und gwsanıenädbten 


fie ſolche mr au noch lebenden Familien; Deng mein 


kounte die Rachen nicht Ausgedehnt merden, a Wh jeden 
andern Bodiſchlag durch: Bltgekt Köfeni::fomınsa un dus; 
Glaube au Forthaher nach ten: Ada- nicht mi fond⸗ 
Doch erſchbinen Mia: Erinnvencnue: erſti· danu, Ian En: 
Fluch über den Verbrecher augeſpreches ifcı Siaiperfain 
gen en Ka wiacIgewrinncn — ar: 


ı a 
— 220 — 


Dmennungen; x die Adbvaciich von ihnen gebraucht wer⸗ 
Ben ;); uud laſſen ihnn keine Rufe Als aber in dem am 
ſenheſten polizirden Athen win eigenes Blutgericht, den Ares⸗ 
pagos, eingerichtet: worden war, und die bloßen Blut 
ſahnuigen nicht niehr galten, fo wurden die Erinnyen 


arnenden) in. Euureniden ( Verſuhnte) verwandelt. Der 


yon Arropagos gerichtere Oreſtes wurde das Symbol 


die ſer Stiftung, durch Hundert Fabeln und Lokalſagen (auch 


in vielen Gegenden. bed Prloponnes, wo⸗es nralte Erin 


nhenhaine gad) aufgeputzt und: Durch Tragsdieen und 
Kunſtwerke tmarer: hesiticher geſchmückt. Neben. dem Arco 
pag ¶denn ſo hieß eigentlich: der Hügel‘, worehf:bas Ge⸗ 

rich’ gehalten wurde) war: eine ihnen Heilige Grotte uud 


Kadelte, ya weicher-man, fie zu ehren., jährkich. eine Pros 


zefſton aͤnſtellte, die {ehe feierlich gewefen ſeyn muß, da 
As den Heften Magiſtratsperſonen zehn Opferworſteher das 


zu erwaͤhlt wurden. Durch dieſe Grotte wanderten bie 


EdrwWürbigen: Cnicht mehr Zürnenden) in die Uns 


tele; melde indeſſen ausgebildet worden war. Sie ver⸗ 
fdigennnun nicht mehr die Lebenden, ſondern find Diene⸗ 
5 ie de Pluto und vollſtrecken bie. Strafen im Tarta⸗ 


ros, woelthe die Todtentichter, Min os, Aeakos und 


Ahadamanthos diktirt haben. In der Odbpſſee, die ſpaͤ⸗ 


tee entſtunden iſt, aß die Jliade, wohnen. ſchon die Eu⸗ 
meniben bei Perſephone am. Saum der Weſtwelt mid kom⸗ 
men ‘ern: auf die Oberwelt, um bentige Mordgedanken oder 
Wahnſtim eiüguflögen; wenn fie: gerufen erben. Dabei 
Blich· aber Inner ber: alte’ Begriff}, daß: die Erinnyen Räs 
erfwrtentsber Vlutſchuld ſeyen, indem· in ber. Unterwelt 


beſonderb: Mörder von: ihnen: gezlichtiget werben, Spaͤter 
7 ne an Eumeniben uud: Bönen; und nahm 
: je Machrgdttimnich Nerhenvt, dieſe akt Hrafesıde Bints. 
vwaqatinan.  Mihen‘ Eliebi immer. der. Hauptſitz dieſer Goͤt⸗ 


añen aud fie felelfen im. ber: gotteßtüenfllichen: Liturgie da⸗ 

PÄORSEIRE- große Moiez: innen vpferten angehende Jung⸗ 

Lau va N — URN 
3 $ 14 





- — 


[3 
— 27. — 
nn 


v 
. 


gen. ſprachen ben. „Kamen der Ehrwũrbigen aus. Daher | 


galt Athen in ber. alten Welt ald eine Schutzſtadt ber Eu 


meniben,.. uah..her,. Mustermörbee Nero möge ed alat, | 


dahin zu — — 


— — 
er Be | — 


— Der Sfganien erwähnt Hefte nur — als 
Niefen, aus bem Blut⸗ des Uränpe, von der Gäa er 
zeugt. Das Uebrige, was von ihnen vorhanden iſt, hat 
Anpolſodor, man weiß nicht, woher, Sin, erzählt er, über 


bie ‚neuen ‚Sören erzärnt,, bie ihre Söhne, bie Titanen, 
in den Orkos geingert , ‚hatten, brachte. die Giganten her⸗ 


vor, Dieſe waren von unge heurer Groͤte und unbezwing⸗ 
barer Kraft. Schreckiich war ihr Anblid, denn langes 
Haar floß von Ihren Scheiteln herab amd, ſtatt ber Füſ⸗ 


fe, endigten fie iu, Drasıen, R ch einigen. wurben ‚fie. in 


Dhlegrä, nad) andern aber in Dal [ene geboren. Aufs 
gereist gegen bie: „Götter. ſtürmten fie den Olymp und ins 
benz fie die Berge Sſſa, Pelion,, Deta, Rhodope 
und andere. quf ejnander thürmten,, ‚Serlenberten fie Felſen 


und glühende Eichbaüme ‚gegen: hen. ‚Himmel. .. Unter den 
Göttern wax ein ‚Dratelinruc , fi 16, ‚mürben bie Giganten 
nicht bezwingen, peun. „nicht ein. ‚Sterblicher in.ihren ‚Nele 
hen, kaäͤmpfte; daher berief Zeus. ‚durch Atheng den Ges 


raftes zu ihrem Beiltande, : und Da. Sin, die dad Dra⸗ 
kel auch. wußte e ‚Baubertaüter fuchte, um. ihre Söhrie, un⸗ 


perwugdpgr au. machen, ‚fa verbat Zeiis ber Eos, bem 
Helins, ber Selene, zu ‚fheinen ,, und; fe fanmelte, zu⸗ 


vorkommend ſglher aſſe Zauberfraüter.. Als nug der Kampf, 


Br — — we den —— der ie; 


— 228 — 


Enkelados ſchleuderte thene die Jaſe ‚Stel, die er 
noch oft im grimmen Unmuthe erſchutiert; dem Dallas 
zog fie die Haut ab und debeckte ſich mit -Hip 
polytos fiel durch Hermes, der während der Saladt 
and Thoas durch bie Mören; did übtigen erlagen ben 
Bligen bed Zeus und beu pfeilen des Detatles. 


Da dieſer Kampf von vlelen Dichtern Pe wur 
de, ſo entſtanden viele Verandetungen "aber die eln jelnen 
Gefechte und Umſtäͤnde. Einige laſſen ben’ Dionvſos, 
HepHäftos und bie Satyren-auf Eſcin in vie Schlattt 
“zeiten, deren unerhöttes Geſchrel die Glganten in Schte⸗ 
cken verſetzte und in die Side trieb. "Uni dieſes Verdien⸗ 
ſtes willen iſt ber Eſel unter die Sterne’ verfegt worden. 


Eigentlich iſt ver Sigantenkampf ein: Gegehfiiit zu 
ben Kampfe der Tiraren. Zehn Fahre’ lang hatte dieſer 
gedauert uiid Zens hatte ſeinen eigenen Vater entthront; 
wie follte er nun ohne’ weilers in "Frieden regieren! Jede 
uſurpation erregt ee Feinde, die sr zu — find, 


— 


* Shan — — * — * 
Taͤrtefſſuͤs, Bat, add Phlegra, ba: nach —— 
verſet wirb. Die Idee von Vuikanen ib: Erdre 

unen ſcheint ihr zum Grunde zu liegen dire‘ ife * 
laugnen; aber es ſhelnt boch roch mehr. dayıt. zu gehsten, 
wenigftend behalipeit ? ei nelerer" Forſcher, "Zend" habe‘ 
nad der Befiegung "der Titanen ho mir Emporungen fi 
net Unkerthanen zu ranmpfen gehaibr, inib da’ feine Wol⸗ 
tenburg anf beit —— Oitymp als Himmel hedacht 
wurde, fo ‚hießen dieſe &tipörtr ee er. Dieſe 
Behauptung —— bardy tetgaft’ceit dinge Fehr teeſ⸗ 


en 


I Ze 


= 229. —. 


wre Angaben; . Die Giganten enbigen ſich in Drachen, 
weiches fombolith if: und has Finheimiſchſerun andeutet, 


wie in vielen Fällen. Der: Kampfplah. iſt Pallene, der 


mafebonifche Cherſones, früher Phlegrä genaunt; hier find 
allerdings Spuren von fruhern Bullans Ausbrüchen, aber 


auch Bachrichten,. daß, bie, roheſten und raubgierigſten Be⸗ 


wohner ‚Thefialieng da geweſen fiab. . Die Waffen, wor 
mit geftritten, wirh,,, beweiſen die Ueberlegenheit der Erz⸗ 


bewaffuung,. Pie, Cmpeͤrer haben. Steine und Keulen (bei 


den Dichten, Berge und. Baume), bie Ödtter cherne Lane 


zen und. Schwerter, &Blige). Darum ſpielt Minerva hier 
eine fo große, Melle « fig. hat ben ehernen Helm, den eher⸗ 


nen Schild, bie „sherng Lanze. Hermes hat den unſichtbar ⸗ 


machen den Cihügenden) Helm, auf. Aber bei dieſer ſchwe⸗ 
sen Eyzbewaffuung, Lonnte man doch den Bogen nicht ent⸗ 
bebren ; denn bie: Ueberwundenen zogen ſich zuruck an uns 
zugängliche Drte, von wo fie wieder hervorbrachen (Alkyo⸗ 
neus wird wieder lebendig); darum muß der erfte Bogeun⸗ 
ſchuͤtze, Herakles, Hilfe leiſten, und die Feinde in ber Ferne 


erlegen. Aber neben ihren Waffen bedienen ſich die Götter 


auch der Kriegsliſt und erſchrecken ihre Feinde durch un⸗ 
bekannte, ſchaudererregende Töne (Efelögefchre). & wird, 
von dem. Poztifchen entlleidet, der. Kampf ber Giganten 


ein Empoͤrungkrieg roher Unterthanen gegen ihren. aufge⸗ 


drungenen Gewaltherrfcher, der fie durch feine Kriegskunſt 
überwindet, fo trans fi fie aud). ſich machten. 


Zu den Eejengungen der Gaa aus. dem Blute des 
Urangs. gehören zuletzt noch die Meliſchen Nymphen, 
Helike, Konofura, Arethuſa, Ide, Krime, Bri⸗ 


tho, Keläno, Adraſtra und Glauko, welche, da u 


ihr Name Rymphen der Eſchenbaüme bebeuten , au 
dem Geſchlechte ber ———— Qaumnympgen) 
gehören. 


Ber 


kate; ihre Schweiter war Medeia. 


= 5 = — 
Unter die Nynwhen — welche, nadch Hofer, ehtet Ge 


| fondern Erwähnung verdienen, gehören’ ls ete and gu 


PEN 
Iypfo- R F 7 — 22 333 a 2. 
ı 


girl. m — 
Die ringellocige Gsottinn mit ber melodtſchen Stimme 


. 
22* 
Be Lı* 
. 


| anf der Inſel Achka, Kirke genannt, iſt ans der. ‚Dbyffer 


des Homer bekannt genug. Wie ſchon "ide vorher in 
mancherlei Thiere, fo verwandelte fe auch des Odyffens 
Gefährten durch Zaubergemiſch und burch einen Schlag 
mit der Zauberruthe in Schweine. Odyſſeas ſelbſt aber, 
durch die Wuuderkraft des Krautes Moly und des Her⸗ 


“mes Rath geſtärkt, widerſtand dem Zauber, befreite zuleßt 


feine Gefährten wieder und erzeugte mit der Kirke zwei 
Helbenfähne, worauf fie ihn entließ. Als ihre Eltern nennt 
man Helios und Perfe, ober auch Aeetes und 90 


Offenbar liegt ber ——— der Gefährten bed 
Ddyſſeus der Gedanke zum Grunde, daß rohe, ſinnliche 
Menſchen durch Liſt und Ränke anderer leicht zum Thier 
herabgewurdiget werden fönnen, ‚während ber Gebildetere, 
Beffere Chier Odyſſeus), vor ſolchem Scidfale bewahrt 
bleibt und felbft die Urheber desſelben ſich unterwirft. 


Kalypſo. 


KLalypfo war die Tochter des Atlas, — Homer, 
nach Heflob des Okeanos und der Tethos und lebte auf 


der Inſel Ort ygia, wohin ein Schiffbruch den Odpyſſeus 


verſchlug. Die ſchoͤne Nymphe empfing th ſehr gätig 
und lebte mit ihm acht Fahre lang in einer nicht einmahl 


fe, noch weniger aber den Odyſſeus befriedigenden Ehe, 
‚ohne -alfo im Stande zu ſeyn, ihn feiner Heimath und 
“ feiner rechtmäßigen Gemahlinn vergeffen zu machen. Ends 


lich bewog Athene den Vater Zeus, daß er ihr befehlen 
ließ, den Geliebten zu entlaffen, welches fie nicht ohne 


« 


heftigen Kunipf uhr: . nachter rn a 


zu thun — = »s nt 


Schon .d98 fehe Altertum hatte die — Einfict, 
daß eine nugeſetzliche Verbindung weder bie, Verbundeyen 
ei nos Böttern gelalen Bun... IN Ban 


tr. 9 
* 





Uranot und — beiole hu. — 
Be — oder: IN — 
die ättern ‚Bötteewefen Briegentande, 


Uranos war. aus der Gãa entftänben und’ jegt vers 
mählte er ſich mit ihr und erzeugte Söhne und Töchter 
(Himmel und Erbe, in inniger Verbindung, brachten bie 
ferneren großen Erfcheinunges der Natur. hervor). Diefe 
Söhne und Töchter aber waren bie Titanen?), bie 
Symbole der elementarifchen Kräfte, der Stammväter De. 
Menſchengeſchiechts, der Alles ordnenden Zeit und der bürs 
gerlichen Bildung. :,, Ihrer waren zwolf ‚ neulich feche 
Söhne: Ofeanos, Koios, Krios, Hyperion, 39, | 
petos, Kronos, und ſechs Töchter: Tethys, Dhöbe, 
Theia, Mnemofyne, Themis und Rheia. Auſſer | 
diefen brachte die Gäa durd) Uranes auch die Kyklopen 


und die Hekatoncheiren hervor. — 


Uranos, , der ſeine Erzeugten felber fürdhtete, ihrer Ge⸗ | 
walt und ihres unruhigen Geiſtes wegen, Rürzte fie ſamt⸗ 
lich in den Tartaros, wo ſie angeſchmiedet in ewiger Fin⸗ 
ſterniß leben ſollten. (Die ſchwarzen Wolken, die den 
Aufruhr in die Natur gebracht hatten, ſenkten ſich unter 


ben Horizont und verſchwanden). Darüber aufgebracht 


reizte . ihre Söhne zur Empörung gegen ben — 
24 

») Sin peißt auch Sitän, daher Titanen welches Herrf > — 

Könige bedeutet bayen foß, wie u 


’ 


— 253 7° — 

u Dre Magtte rain, rat: am die Spise derſelben 
and, bewaffnet mit der Diamantfichel, bie ‚seine Mutter 
ihm ‚gegeben, überfiel er ben Vater, als er ſich zur Um 
armung über feine Geinaſkun ansbreitete und fchniet ihm 
‚ die’ Beigungtheild ab. Dieſe fielen ins Meer und trieben 
fo lange heruin, Bid endlich die reizende Aphrodite Barand 
entftand. ‚Das aus ber Münde quellende. Blut fing dit 
Erbe auf und bildete daraus, wie wir ſchon fahen, bie 
- Erinnyen, die Wigarten m. fi I: :CM ber Ente 

"hung der Titanen hörten die eigenen Erzeugungen bei 
Uranes auf, denn ſie iind, bie Stoffe, and welchen fi in 
der Folge Alles regelmäßig. entwideltz daher hat die Zeit 
den Uranos entmanitt; es entſtehen keine neuen Foͤrmen 
mehr/ ſondern das Hefntiche entſteht aus bem Aehnlichen 
in regelmaͤßiger Fortzeugung. Zwar entſtehen noch eins 
mahl Ungeheuer aus dem Blute des Uranos, fpäter ent⸗ 
ftandene Erd Revolutionen und Erfcheinungen, verbunden 
inte Menſchenthun, aber bald finden jene ihr Ende, und 
zuletzt entſteht aus der himmliſchen Zeugangkraft, 
ohne Zuthun der Erde, das Hoͤchſte und Schoͤnſte/ die reis 
zende Aphrodite). Von jetzt an alſo deginnt das Reich der 
Ordnung, Uranos verſinkt in den Tartaroß, fein Andens 
ten verllſcht unter den Teligen Göttern und nur feine Stimm 
me’ hört‘ man hoch fn ſeinem Falle, indem er ‚Teinen Soͤh⸗ 


nen die Strafe für ihr Verbrechen weisfagt. "Das Schick- 


fal des Uranos iſt das des Oſiris und anderer alten Göts 
der... er iſt ein leidenbder und kerbender Bott und 
fördert durch fein. Leiden und Sterben dad 
Wohl der Belt. 


Es "Die Brüder Zitanen, befreit aus ihren Ba ver⸗ 


maͤhlten ſich größtentheils mit ihren Schweſtern. Zu den 
ſechs urſprünglichen feßt die _fpätere Dichtung noch den 





Phorfys und die Dione, ee um bie heilige 


Zahl Sieben voll zu machen. 














oe, 233 — 
. Dieanok... ... 0 min oa; 


ee alteſte berſelben vermählte * Br feines. Schaue 
fer Teth ys. Er ik das Symbol des Auffern Meeve 


des Welrkroms, der in migeneſſener Weite die Erde nun 


ffoß. Sein Name ſoll von Dfean:c-heriommmen ‚rber Altes 
ſten Benennung des Nilſtroms. Mit ſeiner Semahliun 
Tethys CErnährereun, Amme); dem Symbole ber 


mütserlichen- Erde, die: in. Bemeinfchaft init: denn ran ip 


les hernorbringt, weßhalb: auch Aphrodite Ihre Tochter 
heißt, erzeugt er die Stroͤme, die Flaſſe und die Bade, 


die betztern Dieaniben genaunt aut: wiiblkhnigebache, 


Rymphen, deren 3000. waren. Gein.Wnffer war; nach 
bee gewoͤhnlichen Vorſtellung, füß, das bed: Pontos falzig. 
Und fü erfchelnt er auch ‚Rberall mit ruhigen Sharaktei, 
hat auch keinen Theil an der Empörung gegen feinen: Bin 
ter genommen, ſondern unter verſchiedenem: Vorwande fe 


ne Theilnahme verweigert. Daher er auch unter den neuern 


Göttern in feinem Amte blieb. Man bildese ihn als Greis 
mit einem Stierhaipte. (dem. Symbol der Stroͤne), "ober 
auf einem Wagen, von Merrungeheuern gezogen, vor: ihm 
her blaſende Tritonen und hinter ihm eine: Schaar von 


Meernymphen und Phoken, mit ihrem Hirten, Prote us. 


Ein altes kosmogonſiſches Syſtem, das Alles naud dem 
Waſſer eutſtehen laͤſſet, nennt ihn * — —— 
Vater der Goͤtter und — 


Der alteſte Sohn bed Oleanoẽ iſt Adels 5%, Orruy 
fluß zwiſchen Alarnanjen und Aetolien deſſen Mythos 
wichtiger ,. als der feined Vaters iſt. Sein Anfehen war 
fehr groß, denn das Orakel zu Dobona mies. jeden, der 
einen Beſcheid von ihm erhielt, zugleich au, dem. Acheloos 


zu opfern. Man ſagt, das ſey daher gekommen, daß die 
Prieſter zu Dodona eine ägsptifche Colonie geweſen ſeyen, 


welche in dem Acheloos ihren vaterländiſchen Strom, den 


Strom .afler Ströme. ben. Quell aller. Nahrung, den Urhe⸗ 


bee allee Dinge, wiebergefunden hanen. Noch — 


_ 9 = | 

machte feinen Mythos fein Kärkpf mit bem Kerakied. Er 
. aw bieſer warden zugleich um Dejanira, Xochter dei 
Alodoniſchen Konigs, Denens . eher ber beiden Be 
 werber.prieb dem Denend feine Verdienſte und Borzüge 
or dem, aundern an und Achelnns reiste den Alliden mit 
Aittarn Werten. Da ftürzte dieſer auf ihn los. und es kam 
gu einem heißen Kampft. Herakles bemältigte ſeinen Geg⸗ 
wer und beädte ihn zu Boden, als Diefer fich im einen 
varchtbaren Drachen verwanbelt:anibr:mis..neuer Kraft zu 

Ampfen begkunt: Wieder beſtegt, wird er zu einem maͤchti⸗ 
gem, Stier; aber auch fo laun er vor dem maͤchtigern Ge 
Be nicht: befüchen. Dieſer reißt ihm ein Horn aus und 
aimmt ihm damit die legte Kraft zum Widerſtande. Das 
Horn ſchenkte Herakles der Goͤttinn dee Ueberfluſſes, die 
A mit ihren Meichthümern füllte. :- Acheloos vermählte ſich 
aachher mit Prrimede, ber: Tochter des Aeolos, und 
zenugte mit ihr den Hippodambs und Oreſtes. Auch 

Ye Sirenen, ferner Kallirhöe, Dirfe.und Kaftalia 


werden feine Töchter genannt. Auch bie Echinaden, 


#ünf rauhe, unbewohnte — an — un heis 
0m — von ihm. | 


Man elle: ‚biefen yihob. auf — MWe 
*8* war. entweder ‚en Fürſt ip Aetolien, beffe Ge 
ſchichte mit der des Herakles verſſochten war ; ober: Ache⸗ 
‚ 1008 ift ein Strom, ber eine Schlange wird, in feinem 
Lanfe, ein Stier ‚ durch fein Rauſchen, ober durch feine 
Gewalt; Heratles bandiget ihn, er bämmt feine Ufer ein; 
er bricht ihm ein Horn ab, er leitet einen Arm bed’ Stroms 
in eine andere Grgend, die nun fruchtbar wird has Horn 
des Ueberfluſſes). Man kann auch dabei an ben perfifchen 
Mythras denken, der den Sonnenftier mit bem Dolche fticht 
und dadurch uUeberfluß und — —— 


Die oben — Töchter: des Ncheloos Me: Sire⸗ 
‚nen (Sehtenen) find die dichteriſche Erllarung einer Na⸗ 


⸗ 





= 28 — 
ERZER * [0 0:3 


türerfihktnarfg. — thant Ihrer’ ln johc Wa 
von der niedrigften "pet, die, anf einer Infel wohnrib 
die Rorüuber ſegelnde. durch ihren Geſang ee und 
töbteten.. In der Folge wurden ihre Zahl, Geſtalt pup 
Bopnfig verändert” und ihte ‚Abflammung verfchieben ir 
geben. ' Sie erſcheinen fobann gewöhnlich ale Sungfraueil, 
die in einen Vogelleib ausgehen und Vogelbeine haben, 
auch in Fiſche ſich endigen. Doch gab es auch eine z 
wo fie die Phantafle ber Dichter zu, Symbolen, ve 
Sphätenharmonte und des Zauder® iı in Gefang 
und Rede made ‚Aber in der That waren Tie - 
Felſen am ätnätfchen Geſtade, au denen. bie Fluth 
ſich rauſchend brach, und bie den Saiten haüfig ver⸗ 
derblich wurden. | an . 

Ein. zweiter Schn des Dfeanos ft moheus, Als 
yheios, ein Fluß in Elis, ber, vorher" ein Säger, ſich 
in die ’fchöne Nymphe Arethuſa verliebte und fie verfolgte, 
Sie aber floh bid nach Ortygia bei Syrakus und wur⸗ 
be dort in eine Quelle verwandelt, Alpheus aber, von 
Gram verzehrt, in einen Fluß. Und noch als ſolcher gab 
er ſeine Liebe nicht auf, ſondern vereinigte ſi ſich mit der 
Geliebten, indem er unter dem Meere wegfloß. Sn der 
That ‚glaubte man im Altertfume, der Flug Alphens 
und die Quelle Arethuſa flünden in Verbindung, weil 
man einmahl eine-Opferfchafe, bie in — aaa wur⸗ 
de, in dieſer wiederfand. 


Aſopos if der dritte Sohn des Okeanos, der zwei 
Soͤhne und zwanzig Toͤchter hatte, von welchen letztern 
die eine, Namens Aegina, von Zeus geliebt und entführt 
wurde, Aſopos, wurde darüber fo aufgebracht, daß er 
einen Kampf mit Zend begann. Das ift nichts anders, 
als der Fluß trocknete aus, aus Mangel an Zufluß und: 
Regen. Sein Enkel war Aeakos, deffen Ruf der Bo 
rechtigkeit uud: Güte fo groß waren, daß: er mac, feinem 


Ü 


- 


f 
1 
| | 


ade. uum Widhter, — * — 
| Me Dorn Alte, hatte er Keumpgl avd Alkkre 


Der vierte Sohn des Dfeanss, Erivanos,, " das 
—* vorzüglich‘ berühmt geworben, baß,ber vom Zend Bi⸗ 
gen getödtete Pinäton in benfelben ‚Hnabftürzte , deſſen 
weinende Schwellern an ſeinem Ufer in Pappelbaume vers 
Wwandelt wurden. Noch in diefem Zuſtande floffen ihre 
ranen und wurden im Waſſer zu Bernftein. Man 
bte juerft. bieſen Fluß an das ijordweſtliche Ufer bes 
eanos, kön bie Phoͤnitier X x Bernfein hölten... Dann 
wuͤrde der heulige Pofluß in Norditalien mit dieſem Na⸗ 
| Amen‘ belegt und behielt ihn. Zuletzt wurde der Erivanos 
ünter bie Slerne verſetzt. Wenn nun ältere Ertlarer ſa⸗ 
gen: Nicht Eridanos, der Okeanos, oder der Nil 
—— ‚unter, ben ‚Sternbildern; „10 erklären die neueſten: 
"Das lit einerlei, Eridanos iſt hier der Weliſfrom, 
ber OÖfeoyod, alſo der aͤgvptiſche Nil und — DER, ins 
diſche Ganges, der Ardoifur. ——— 


Zum fünften Sohn ded Okeanos macht man ben — 

chos einen Fuß, der zugleich ein’ alter Heros, bir Stanim⸗ 
- vater ‚bes Älteften Königgefchlechts ‘in Argos») war, ums 
entſchieden, wer zur Entſtehung des andern Anlaß gegeben 












N r 


bat Er hatte eine zahlreiche Nachtontmertfchaft, die In ach i⸗ 


den, vom denen Apis, ein Koͤnig ih’ Peloponnes, dieſer 
Landſchaft den Namen Apia gegeben hat, und zuweilen 
mit dem Apis in Aegypten verwechfelt wird, weil es heißt, 
‚ex fey nadı Aegypten ausgewandert und habe Memphis 
erbaut. Noch merfwürdiger iſt die Fabel von der So, 
gleichfaNd eine der Nachkömmlingen ded Inachds. Wahrs 
fcheinlich find mehre Jo's gewefen, deren Gefchichten in 
einen Mythos zufammenfloffen. Diefer befteht imt We⸗ 


. : fentlichen darin: Jo ward von Zens geliebt und als die 





) Man rechnet awiſchen 18 = um iceo dahre v. 








— 987° * 
aiferſuchtige gere VE Eiaverſtanvimz eb; v wa 
erſchreckten Liebhaber in’ eine Kuh verwaubelt. Here, def. 
Betrug ahnend, erbittet: fi bad ſchöne cher zum Ger 
ſchenk und ber Gemahl, um fid nicht zu verrathen, kann 
nicht anders, als fie ihr zu überlafen:. Here übergiebt ſte 
nun dem Argos, 'ber Hundert Augen hat,, von denen im⸗ 
mer nur zwei ſchlafen. Dieſer hütet ſie fo forgfältig, va 
es weder der Liebhaber noch bie Geliebte aushalten konnen. 
Auf das Flehen der legtern ſendet Zeus den Hermesy . 
der durch feinen Zauberftab, durch Geſang und Flöten 
fpiel die hundert Augen des Wächters einfchläfert und ihm 
fodankt‘ den Kopf abfchlägt. Doch Here, wachſam und 
rachſuchtig, fendet auf der Stelle die furchtbare Erinnys 
in das Herz der Nebenduhlerinn, welche ſie flüchtig durch 
den ganzen Erdkreis fortſchreckt, bis ſie eudlich zu den Ges’ 
ſtaden des Nils gelangt. Hier ſinkt fle ermattet anf bie 
Kniee ind ihre Seufzer und Thränen, mit jammervollem 
Gehrälle verbunden, ſteigen zu den Sternen empor. Zeus 
hört fie und flehet ſeine Gattinn, ihr Unglück zu enden; 
nie ſoll ſie, ſo ſchwoͤrt er bei den- Fluten des Styr, ihre 
wieder Urſache zu Hagen geben. Nun’ erbarmt ſich! vie 
Goͤttinn und giebt. ihr die ‚vorige Geſtalt und die Ruhe: 
wieder. Ihr Name wird daranf in ganz Aegpyten verefrk 
und ihrem Sohne Ep un von Ben. — gleiche 
Ehre‘ gewidmet. = 


In Nebenumſtanden wird’ iefe Fadel verundert es... 


zaͤhlt, aber in der Hauptſache iſt ſie überall-biefelbe-ünd 


iichtz "Ahberd ‚’ ald eitie uralte ſymboliſche Vorſtellung des! 
Mondes, der um bie Erde lauft. Zeus Liebe und der Hewi 
re Eiferfucht. gegen fie find mit ber obern und der unterm! 

Luft, welche dieſe darſtellen, verwaitbie-Bilder. In dem 
früheſter Seiten kamen Bilder und Wabeln dB: Orienes 
und Aegyptens nach" Argod und baruhter'die' Fo, die Nieb 
mand- anders tt, al&--die Kayptifcye ITS, wie: das ſchon 
en alter Ansleger bemerttn Aber Ve i Mriechen liſſou vi⸗ 


2 


fr I 


— zas — 


Jp.rud: Yoyıpier, wnabern,- wie, ben; Balkıes. nadı-Ie- 
dien, uud-die ‚Dichter ermangelsen, nicht,. Die Irren derſel⸗ 
ken durch Mograpbiſche, Etymologiſirnugen an beglaubi⸗ 
gen, wie die bed Joniſchen Meers, das von ihr den Na⸗ 
wen befam und des Boönheros chfenfurt) » der nad. 
ihr besaunt. wurde. Andere machen aus der Io sine bi 
ſtoriſche Perſon, sine Prinzeſſinn, welche auf einem Schif⸗ 
fo, mit dem Zeichen einer Kuh, reiste; wieder andere gar 


eine. bloße aſtronomiſche oder Kalender⸗ — die wir 
aut weiſer verfolgen tanum. TR Ne 


2: 


Einen ſecheten Sohn des Oteauee fanden wir ü dem 


* Böotifchen Kephiffos, deffen. Sohn Ngrkyffos..befon 


ders bemerfendwerth if. Sein Morhos wird, auch ver⸗ 


ſchieden erzählt. Das Gewöhnlichſte lautet ſo: Narkpſſos 


war ein Süngling von der ſeltenſten Schoͤnheit. Ihn lieb⸗ 


ten viele Nymphen, beſonders aber. die Echo.. Da er ſie 


aber verſchmaͤhete, verzehrte fie ſich vor Scham und Grau 
in der Einſamkeit des Waldes, wohin fi ie. fich verborgen 


. hatte, und nichts blieb ‚übrig von ihr, als ihre Stimme. 
Noch mehr Jünglinge und Jungfrauen verfchmähete Rats 


kyſſos, und dieſe ſtießen zuletzt den Fluch aus: Moͤge 
auch er einft liepen und deu Gegenſtand feiner 
Liebe und Wände, nicht eplangen! Die shammu 
fiiche Böttinn erhörte diefe Herechte Bitte. Einſt ermäbet | 


‚von ber Jagd, Tieß fich Narkyſſos an einer Kryfallquelle 


nieder, um auszurnhen und fich zu erquiden. Da,fah er 
in dem klaren Wellenſyiegel fein eigenes Bild und.verlich, 
te ſiich im dasſelbe, ‚Wergeblich ſtreckte er ſeine Arme ‚nad. 


. ber, geliebten: Geſtalt aus, vergeblich Hagte er feinen. heiße 
fan. Fiebeäfchwerz. Unbeweglich an die Stelle geheftet, wo 


der : Gegenſtand feiner Scehnfucht wohnte, verfchmachtete er 
zalebt, und als ſeine Schweſtern, bie Najaden, in Seren 
Klagen audı. GEcho einſtimmte ihm Xen, Scheiterhauſn bes 
wien wollten, fanben fie, ſtatt ſeines Köryers bie, liebli⸗ 


“e Derkaie. Die | Dip: mein finden. ia:hieer Sabel um. — 


— 











— BR. — 


Dicterfihion, einige aber Fo. MR — min 


Sinn unter, . . x 


Des Okeanos fiebenter Sohn, Cadon, ein Fluf 
In Arkadien und Elis, war ber Vater dr Methone 
und der Daphne, you. welcher, Ichtern may graählt: 
Daphne war eine Nymphe der Diana und, wie dieſe, eis 
ne Freundinn der Natur unb der Jagd und einf Beräche, 
terinn der zärtlichern Empfindungen. _ ‚Sie ward aber vor 
Apollon und zugleid von Leufippod, des Denos 
maos Sohn, geliebt, welcher letztere in Frauentleidern 
unter die Nymyhen ſi ch miſchte, um ihr immer nahe A 
feyn. Apollon, ber dad entdekte, gab Daͤphnen den 
Gedanken ein, die ſaͤmtlichen Geſpielinnen zum Bade ein⸗ 


zuladen. Dabei ward das Geſchlecht des Junglings ent⸗ 


deckt nad ‚biefer von ben erzitenten Nymphen mit Pfeilen 


getödtet. Aber. Diefed Verbrechen förderte nicht die che 


ded Gottes, die Nymphe, der er ſich erklärte, der er bie 
järtlichften und rührendſten Borftellungen. machte, blieb kalt 
und taub bei feinen Worten, und ald er dringender wurde, 
floh fie vor ihm. Begierig verfolgt er ſie, aber ald ihre 
Kräfte endlich erfchöpft find,. als fie feine Rettung mehr vor 
fih fieht, fleht fie zu der Erde, ihr ‚Hilfe, zu bringen, 
Kaum ift ihre Gebet. geendigt ‚fo erſtarren ihre Glieder, 
zarte Rinde umfchließt ihren Buſen, zu Lqub werden ihre 
ſchönen Haare, ihre Arme zu Aeſten, träge Würzeln hef⸗ 
ten den Fuß au ben Boden, ſie wird zum Baume, zum — 
kLorbeerbaume. Rur. der. Glanz ihrer Schönheit bleibt noch 
am Bäum und ber Gott wird. von, dieſem angezogen, er 

umfaßt. den geliebten. Stamm. und brüdt ‚glühende Küffe 
auf das. Holz, das noch jungfraülich zurügbebt.. Da du 
meine Saitinn nicht segn, fanuf, suft ex, ſo ſollſt 
du doch Mein Baum eyu, und, immer ſollſt bi 


Loden und Zither und Köcher mir fhmäden;- 
und mie mein eigenes Haupt immer. jugenblis 
he SE AuibERCHL 10. IpEl an, dich ——— 


— 


8O 


— HM 


vert der Mit deines Laabes bedeiten! De RE 
te der Lorbeer feine Zweige, zum Zeichen der Einwilligung 
in. die Wanſche des Gottes . So ward der korbeerbaum 
Demi Apolon Heilig, | 


. De feste Sohn des Okeanos war PREISEN der 
Haupifluß Theffaliens ‚ unter deffen Kindern bad merfwürs 
bigfte feitte Tochter Kyrene iſt, wegen ihres eigenen 
Schickſals und wegen ihres Sohnes Ariſtäos. Sie war, 
wie Daphne, eine hochherzige Jungfrau, die nicht an 
weiblichen Geſchaͤften, ſondern an Pfeilen und Lanzen ihre 
. Hatte. Sie hätete die Heerden ihres Vaters und kämpf⸗ 
r fie mit den reiffendften Thieren. Einft ald fie mit 
— Löwen im Kampfe ſtand, traf ſie Apollon und gleich 
betroffen von ihrem Muth wie von ihrer Schoͤnheit, frag, 
te er ben Chiron nad) ihrer‘ Herkunft. Diefer gab ihm 
Bericht And weisſagte zugleich dem Bott, fie würde ihn 
heirathen, einen Sohn mit ihn zeugen und ald Königinn 
‚ über die fruchtbare Landfchaft Kyrene in. Afrika herrſchen. 
Apollo brachte, daͤ die Nymphe nicht ſo unempfindlich war, 
wie ihre. Schweſter Daphne, ſogleich die Weiſſagüͤng in 
Erfüllung. Venus felbft bereitete bie Shochzeitfeier. Und 
nun gebar' die‘ junge Goͤttinn den Ariftä 08, der von den 
Horen auferzogen, it Nektar und Ambroſi ia ‚genährt 
und von Ehiron unterrichtet wurde. | 


Ariſtäͤos lebte in eybien, dann in ehe, ‚auf der 
Inſel Keos, in Sizilien, Sardinien und Thras 
kien, wo’ er" ſich in die Myſterien einweihen ließ, und 
überall war erden Einwohnerit durch ſeine Weisheit und 
Geſchicklichkeit hoͤcht wohlthaͤtig. Nachdem 'er zulest am 
Haͤmos gewohnt hatte, verſchwand er poblich and | Wurbe | 
nun als ‚Sort vetehrt. | an 

8 De ae ZUBE 2 

Vnſtreliig wär — An’ für‘ feine Beltgenffi fee 
—* Hetos, der Aberat wo er’ —— Tultur 
Wer⸗ 








Mr — 

verbreitete. Vorzaglich wird · er ‚geeühmt, aid der Arun⸗ 
der des Dlivenbaums, nid BDieuenpfleger und Miſcher 
des Weins mit Honig, dann als ber Beſchützer ber: Hi: 
ten und Jäger, und als Heilkünſtler und Städtebegruͤnder. 
Er ward überall auf den Infeln. bes, Mittelmeers als Gott 
verehrt. und ſelbſt nach Großgriethenlans ging ſein Eultus 
über. Er hieß auch Agreus und Nomios, und ſelbſt 
unter dem Namen Zeus und Apollon orſcheint er. Wie, 


überhaupt aus dem Morgenlande die Männer kamen, wel⸗ 


de Griechenland entwilderten, ſo auch: dieſer, der Arie 
ſtaäos (der Trefflichſte, Beßte), mit Auſpielung auf 
dad nügliche Thier, als deſſen Pfleger er anftrat, bie 
Biene Er wird ſelbſt mit dem Erzeugniß feiner, Pfleg⸗ 
linge, dem Honig, auferzogen und iſt daher ein Gott; er 

iſt Zeus ſelber, der von Bienen ernährt wurde, er iſt 
Apollo (die Sonne), denn die Dissen find Sonnenvö⸗ 


gel; er ift alfo ein Erzeugter des Himmels , der herabge 


kommen iſt von. — am den — gar en 
— ee 7 


Arikäoe, erzähit. Birgit, verlet: — ale feine Bie 
zen durch den Hunger. Troſtlos verließ en-teinen Aufent⸗ 
halt, das reizende Tempe, und begab flhnan. das Sende 
bed Penens, um feiner: Mutter fein. Leid, zu Ilagen. Dieſq 
hörte feine Klagen nnd verſprach ihm Hilfe. Nachdem ex 
ſich bei ihre ausgeruhet und mit Speiſe uud Trank erquickt 
hatte, fuͤhrte ihn ſeine Mutter zu der Grotte des Pro⸗ 
tens, deſſen Rath allein ihm Hilfe gewüͤhren konnte, und 
als er dieſen im. Schlaf überfallen und ſp gezwungen hate 
te, ihm zu dienen, ‚verkündete ibm der Gott bie Urſache 
ſeines Ungluͤcks und rieth ihm, die erzürnten Goͤtter durch 
Gebet und Opfer zu verſoͤhnen. Ariſtaͤos folgte dem Ra⸗ 
the und and ben * Rindern gingen nach ‚neun 
Tagen große Schwaͤrme von Bienen hervor, welche em 
feinen wiu⸗ een 

1. Band. E £ - 16 


ee 


Wie Biel ‚wbisnkenm hier ziii,ügfte® die. Mebe if, 
waren dei den Miiieremeifiht: behamentud Symbol. Mai 
ſah Inrvenfetbäsbiehe wüchrtibes; veinedy.nniges, ſtillwir⸗ 
kendes, vrdnanglicbendes uud : Dabei ‚nmthiged. und ſtreit⸗ 
bares Thier, Amb:indehftei: fe deßhalb :gum . Symbol ver 
‚ Seyenifäle, Weicheit, Unſchuld und. Berschtigkeit.. Ihr 
Honig, im goldenen: Unſchuld⸗Alter die: deine Koſt der 
Sterblicden, Mint Die Nalsıng der Chöiter, denn Nels 
terr und Whbrofle entſtehen aus dem Horig.: Ihr Sinn 
fir- Rhythmen und Wohllaut, dan mau ihnen allgemein 
zuſchrieb, ühr Abfcheu gegen alles Unreino und Uebelrie⸗ 
chende machten fie: zu einem Sinnbilde: der Reinigkeit und 
jeber Tugend. Uhre Vmvohnkeit, immer nach der Hei⸗ 
tt Aurüdzutehten ‚:;nab ein bebentfames:Bilx der See⸗ 
fen , dies ihrer urſprünglichen Heimath eingeben! , durch 
ein reines Leben wieder dahin zu gelangen. fireben. Dars 
us war 'umd)- Deu Honig ein. Bid „des: Todes für deu 
Frommen, bem er willlvmmen ſeya uaßte;sweil:ee. ihm 
zur Freiheit und Glückſeligkeit verhalf. . Mer / Stgas der 
Bienen gab ferner ein Muſter der bürgerlichen Ordnung, 
einer weiſen Giantbekrfaffung: und nes Baterlandäliche. 
Wie ſie muthvoll Karpfen gegen jeden: Feind, der fie aus 
greift, ſo Folknand; die Stele kanmfen gegen die Macht 
Ds Boͤſennn 50: wowven: alſo die Bla sein Muſter vie 
er Tugenden und des goitlichen Geiſtes im vorzüglichſten 
Sinne“theilhäftig. Darum aber hiehen: die: Prieſterin nen 
der Demeter Muliſſo Bienen), well:fie tein.feyn follten 
mie: die Gottinu Torderz darum waden "Ba SMeliifü Die 
Pflegerinnen des Juntgen Gottes; dank man or ſelber, der 
ARE 08] der Biendua vrter, dir Tuehflichfte,;s weil 
die Biene dadtrefflichſte: Gefchöpf. Is: Die. Reken une 
xandeit nach der gemeinen Meinung der Alten, and bei 
dekWeſenden Leichnam eines Rindes, des Symboß..salier 
Befruchtung und Wer Wnfkhr, „Und: diefe-- beutet: die Biene 
an; zugleich aber deutet fi e: daranfı HjsTdäß, «wie: hier 
and ber in. — reines Geſchoͤpf eh , bie 

EN FE u | 








J 


⸗ 
Guru 945 — ⸗ 


Set and bet verweſenden Aorper in ein neues, hoͤhe⸗ 
res Seyn fich:auffdywinge Auch :der Name der Eſſe⸗ 
ner, Prieſter von hohem Range au dem Tempel der Dias. 
um zu Epheſus, fol von den Bienen TERN - 
* ton. — 


Der Zar des Oteanes waren ER, ‚bh. - 


eine unbeſtimmte große Zahl und man begrif darunter alle 


Goͤttinnen oder Seelen der. kleinexn flieſſenden Gewaͤſſer, 
der Brunnen und Waſſeradern in der Erde, ſo wie aller 
unuder wichtigen Erſcheinungen dieſer Art auf bee Erde, 
Bon den Ofeanihen aber unterſchied man die Nereiden, die, 
Nymphen bed innern, des Mittelmeers. Einige Dichter geben 
die Nompheij für Töchter des Zeus aus, der, wie andere 
Götter, mit mehren unter ihnen fich verbunden und ‚Söhs 
ne. und Töchter. erzeugt hat. Es gab ſo viele Arten von 
Rymphen als es Elaffen von Gegenftänden auf ber Erbe 
gab, nemlich Naiaden Quellnymphen), Potamiden 
Fu), Limniaben (Seen⸗), Keimoniaden (Wie⸗ 
fu), Oreuden Werg⸗), Nopaen (Weidethaͤler⸗, 
Dryaden und Hamadryaden (Walde⸗ und. Baumo 
maphen).:- Sie :genieffen,- wie die Unſterblichen, Neftar 
und Ambroſia, aber ‚fie find’ nicht unfterblich , ihr Leben 
haͤngt von :ber Entfehung und dem Vergehen bed Gegen 
Randes:- ab ‚ den fie befeelen, oder mit ihrem Tode ſtirbt 
dieſer ab. Aber währeud ihres Lebens ſchmückt ſie Immern 
dauernde Jugend. Auch können fie ſich ſichtbar und. un⸗ 
ſichwbar machen. Ihre Kinder ſind, wie ſie, ſterblich, aber 
vieie von ihnenn ſind in den Olymp unter die Unſterbli⸗ 
den aufgenommmen. Sie erziehen Götter und Menſcher — 
ale Natuegegenftäube. verbanten ihnen Entftehung, Bile | 
bung und Erhaltung. Manche . Gegenden find. beſonders 
bekannt /als Aufenthaltsoͤrter der Niympleny. daher. ſpricht 
man von: Dodoniſchen, Korybiſchen und. andern 
Rymphen. :. Eine Bieblingsbefchäftigung der Nymphen, if 
bie Jagd. Auch im Gefolge dad Balchos, "dem fie erzos 
‚ 16 * 


— 244 — 

gen, find Nynphen unb beren Anführer Silen: Mei 
äßt fie aber audı wit weiblichen Arbeiten fich befihäftie 
gen, namentlich mit Spinnen. Sie befaßen fämtlich das 
Vermögen, zu begeiftern, wie ‘tie Goͤtter: bie: von ihnen 
Ergriffenen heißen Nympholepten. Ihre Verechrung 
war ſehr ausgebreitet. Man opferte ihnen Milch und Oel, 
Wein und Blumen, auch‘ wohl Schafe und Lämmer, Zie⸗ 
gen nnd’ Bödlein. In Sizilien feierte man ihnen ein Feſt 
in den Hauſern, bei Radıt,- mit Trinken. und. — 


. Bon ben einzelnen Nymphen nennen wir: bieß — 


Metis, die erſte Gemahlinn des Zeus, ‘bie kei als 
ſie ſchwanger war, verſchlang, weil ihm geweiſſagt war, 


| dasß ihre Leibesfrucht dereinſt den Olymp heherrſchen würs 


de und er dad Schickſal feines Vaters Kronos befürchtete. 
Sie ift eine fpätere Dichtung und bie perfönifizirte Kiugs 
Seit, die den Rath giebt, dem Kronos ein Brechmittel beis 
aubringen ‚ damit er feine. Kinder wieder von fie gebe. 


Auch Tyche (dad Süd) iſt pater entftauden uub 
- gehört zu dem Gefolge der Perfepkont, Di;h: fie iſt dis 
ne Eigenſchaft derſelber, wie die: Parzen, Deren Schwer 
ſter fle genannt wird. Der urfprüngliche Begriff der. Ty⸗ 
che fol mit. dem. Mondsdienſte zuſammengehangen; haben. 
Der Mond nemlich. warb nicht bloß als Mutter Natur und 
Mrfache der Fruchtbarkeit, fondern auch bed Gedeihens und 
BGBliucks und daher ald der Geber bed, barand entipringen- 
- "den, Wohlftandes und Reichthums gedacht, bis man ihm 
endlich den gluͤcklichen Fortgang jedes: Unternehmens zu⸗ 
fchrieb. Wegen des vielſeitigen Begriffs, der der Tyche 
zum Grunde Tag, erhieit fie eine weitere Ausbildung und 
mannidfache Wendungen. Die Dichter  flellten file von 
entgegengeſetzten Seiten dar, bald als ehrmürbige Schick⸗ 
ſalsgoͤttinn, bald als ſchadenfrohes Weſen, das nach Lau⸗ 
ne giebt und nimt, bald als Wonnefpenderium ‚ bald ale 
Urheberinn des. Elends, faſt immer aber wanfelnrüthig. 


—6 


ei: 


—248 — = \ 
Denn fie fichet dem. eigentlichen Schickſal, das unandweiche | 
bar nad) fefter Ordnung beftimmt, als zufällig und geſetz⸗ 
108 wirkendes Weſen entgegen. In Rom und Stalien warb 
fie (als Fortuna) noch mehr verehrt ald in Griechenland. 


Galaten, die Beliebte des Polyphem, dem fie einen . 
Sohn gebar, Namens Galatos. Einen andern Geliebten, 
der von. ‚jenem see ward, verwagdelle fie in einen. 
Su | 


— — der — die 7 über ben 
Berluft ihrer. Gebieterinn fo ſehr betrübte, daß ſie in eine 
Quelle zerfloß. Ihr‘ Seliebter, Anapis-wurde darauf in 
einen Fluß verwandelt, er vermifchte fein Gewäfler mit 
dem ihrigen und. beide fließen nun, auf immer vereint, = . 
fammen in das Meer. ; 


— 





Nicht zu der Familie des Okeanos, aber doch zu den 
Meergöttern gehören bie in fpäterer Zeit dazu erhobenen 
Glaukos und Proteus, deſſen wir ſchon — Mahl 
erwaͤhnt haben. 


Glaukos war, der alten Sage — ein Fiſcher 
in Boͤotien, ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher. 
Dieſer fing einſt eine große Menge Fiſche und fchättete fie 


auf das Gras aus, plötzlich wurben fe alle wieder leben 


dig, weiß fie ein gewifles Kraut berührten, und fprangen _ 
zurück ind Waſſer. Aus Berbruß darüber fprang Glass 
kos nach und ward ein Meergott. Dleanos und Tethvs 
nahmen ihn freundlich auf und reinigten ihn vollends von 


allem Irdiſchen, fo. dag er in der Kunft, die Zukunft zu '. 
verfünden, dem Nereus und Proteus gleichlam und dem 


Apollon darin Unterricht geben konnte. Nun kommt er in 


verfcjiedenen Mythen vor, aud) in ber non den Argonau⸗ 


ten fpielt"er ‚eine. Rolle: Man hat noch Abbildungen von 
ihm, in welcher er als ein — andere, in welchen 


[2 


— 246 — 


er als ein halber Fiſch erſcheint und, fee Ranch ge⸗ 
wäß, blaulich von Farbe iſt. 


Proteus weidete, als wahrſagender und zauberiſcher 
Derrgreis die Robben Poſeidons im ägyptifchen Meere, 
und hielt gewoͤhnlich aufder wüſten Infel Pharos an 
der weitlichen Nilmündung-, wiewohl ach auf’ Kanpathos, 
‚ stwifchen Kreta und Rhodos, mit feinen Robben fich fen 
"nend, fein Mittagsſchläfchen. Er verkündet die Zufunft, 
‚aber fehr ungern und nur, wenn er mit Lift, oder Gewalt 
dazu gezwungen wird; benn, um den Fragenden zu ent, 
gehen ‚ verwandelt ſich In allerlei, Thiere und andere 
Naturgegenſtaͤnde. Wer fid) aber dadurch nicht ſchrecken 
läſſet, ſondern ihn fefthäft, dem entdeckt er Alles, was er 
wiſſen will. | rc 

Urſpruͤnglich ſcheint Protens ein aͤgyptiſches Gebilde 
‚gu ſeyn, welches ſich die Griechen, als Tie nach Aegypten 
kamen, zueigneten, wiewohl andere das Gegentheil behaup⸗ 
ten, und namentlich Virgil erzählt, er ſey durch die Ruch⸗ 
loſigkeit ſeiner Söhne gefränft, aus feinem väterlichen Er 


be, Pallene in’ Makedonien ausgewandert und unter dem 


"Meere weg nach Argypten gelommen. : Der ſich ſo oft vers 
wandelnde und weiffagende Protend war: ſehr wohl für 
die Myſtik geeignet, daher er audy: unter: die myſtiſchen 


Gottheiten gerechnet und feine Tochter, Kabira, zur Mut 
tee der Kabiren gemacht wird... Man leitete nun feinen 


Ramen von dem Griechiſchen Protos (der Erſte) ab, 
und machte ihn zum Symbol des Urſtoffes. Neuere An 


iſichten behaupten, Protens- ſey aus Indien nad) Aegypten 


'gefommen nnd nichts anberd, ald eine Modififation des 
Wiſchnu, der auch in allerhand Geftalten fich verwans 
delte, ein Symbol des Waſſers, aus. bem Alle Dinge herr 
a das ſich in alle ie fügt. 


x 
2 
ar el ' 


mn 247 — 
Kotos. 


Der Titanx 0108: CR E0R; GER) a Ei 
* Lichtimaſſe, die alle Sterns: Ir ſi vereinigte, welche, 


nach ihrem Zerſpringen ais einzelne Lichter am Himmel 


ſchimmern, - vermählte fick "nit ſetner Schweſter PH be 
Cichtglanz), mit: weicher er die Aſtekia (die Meinen Ge⸗ 


firne) und bie Leto (ſternhelle Nacht) zeugte. Dieletz⸗ 


tere, auch Latona (Verborgene) genannt, bezeichnet alſo 
das Dunkel der Nacht, von Ihrer Schweſter Aſteria der 
darin leuchtenden Sternen, erhollt; Aſt af das Gegenſtar 
ver Nyx, der. umerleuchteten Macht) ib: entſpricht der 
aͤgyptiſchen Butkb. Dtona's Mythos iſt' in-den’der nenerü 
Gottheiten verſlochten; fie trit bork'afd die Gellebte de 


Zeus auf, die von feiner Gemahlinn Hart verfolgt? uns 
am Ende auf der';Fafel Delos von Apollon und Artemis 


entbunden wird. Doch. weiß 'Hbmer noch nichts davon, 
obſchon er ihrer bei verſchiedenen Gelegenheiten erwähnt 


Sie wird als eine fänfte, milde Göltinn geſchildert,“ aber 
fie unterließ nicht, THE Anſehen, wenu -&8 gefaͤhrdet nderd 
den wollte, mit Härte und felbft mit Grauſamkeit zu vers 


theibigen. Als fie auf ihrer Flucht vor. Here einft aus 
einem See thren brennenden Durft Iöfchen wollte und 
die Bauern ber Gegend, feindſelig md‘ garſtig, das echt 
jugäben, verwandelte fie folche in Bröfche, Und ald Nios 
be, Gemahlinn bed Amphion, ſtolz auf ihre ſieben Söhs 
ne und eben! fo viel Tochter, ſich fiber Latona erhob, als 


die nur zwei Kinder habe, reizte ſie dieſe zur Rache auf. 


Apollon tödtete bie Söhne, ber Niobe, als fie auf dem 
Berge Kithäron jagten, Artemis die Töchter in ihrer 
Wohnung, mit ihren Pfeilen. Denn Niemand darf bie 
erhabene Göttin ungeftraft beleidigen, die im Dlymp- an 


Zeus Seite fit und dem erzürnten Sohn Bogen und Kö⸗ 


cher von der Schulter nimt und an ben Saülen des Sit 
lerſaales auftängt, F 


a 


— | 248 — 

Krioe. 
- Der britte ber Titanen, Krios Tode maqtige, 
Starte, der Widder) iſt vermählt mit der Tochter des 


Pontos,:Eurybia Edie Maͤchtigſtarke); beide vereint hor 
ben alle jene Maſſen bed Himmels aus der Erbe empor. 


Bhre Söhne ſind: Aſträos, Pallas und Perfes, die 
—— durch ihre — merkwuͤrdig fi ad. 


2 Alträo 8: das ‚Symbol des Surnhimels, zeugte 


XF 


mit der Eos, die Winde Zephpros Boreas und 
Notos, dann -ben Phosphoros, den Hesperos und 
die Aſt raͤaa. Er kaͤmpfte mit gegen. die. neuen Götter und 
wurde in ben Tartaros geſtoßen. Gene Nachkommenſchaft 
iſt ſymboliſch. Zephyros iſt der Weſtwind, mit deſſen 
lauem Wehen der Frühling im füblichen. Europa beginnt. 
ihm. verdanken die ſchnellen Roſſe des Achillens und ber 
Wundergaul Arion das Daſeyn — bie Pferde laufen wie 
der Wind — und .mit einer der Horen vermaͤhlt erzeugt er 
den Karpon, ben Gott der — ‚Du ae 


| er Mythos iſt leich. 


Vom Notos veden bie Mythen. nicht, wohl aber vom 
Boreas (Norbwind). Er hat eine Anzahl von Söhnen 
und Töchtern mit verfchiedenen. Geliebten und Gattinnen. 
Auch er erzeugte Pferde, . unter andern den Hengſt Zau⸗ 
thos und die Stute Podarke. Die Athener beſaßen ſeine 
Gunſt, daher verfeufte er einen Theil der Flotte des Rer⸗ 


F red. Auch Megalopolis durfte ſich derſelben rühmen, ins 
dem er die Belagerungmaſchinen ber Spartaner zerbrach. 


Man bilder. ‚ihn ab wi Flügeln und Schlangenfüßen, 


Phosphoros C Morgenſtern) und Hesperos 


| | m (Abendftern) find einer und berfelbe, ber Planet, den man 


fpäter Venus nennt. Aber nur ald Abendſtern iſt er der 
Liebe Stern und bekommt einen andern. Urfprung von ben 


Dichtern ——— 


— 





er) ee 
Pallas, der zweite Sohn bed Kriod, iſt ber Auf⸗ 


ſchwung ber Geſtirne, vom Horizont aus, aus ber Unter» 
weit herauf. er 


Perſes, ber britte CRichtglang, — Verder⸗ 
ber), vermählte ſich mit Aſteria, der Tochter des 
Koios, bie ihm die Hekate gebar. Die mit Glanz aufs. 
gesangenen Geftirne werden durch bie Kraft des Schwuns 
ges wieder in ben Tartaros gehünt, ı wo die nädhtlihe 
ara thronet. 


— 


Dieſes furchtbare Gebilde teunt Homer noch nicht; 
wohl aber Heflod. Nach der Schilderung, bie er von ihr 
macht, if fie faſt Ales, was man ber allwaltenden Macht 
ber... Gottheit zufchreiken kann; darum fagt ein fpäterer 
Forſcher, fie vereinige in ihrer Perfon die Börtiunen Rhea, 
euna, Minerva, Benud, Diana, Proferpina, 
Ceres, Bellona, Nemefid und Iſis. Aber eben 
deßwegen, weil fle fo viel feyn foll, fehlt ihr die Indivi⸗ 
dualität und fo erfcheint fie unter ben übrigen heilenifchen 
Göttern faſt als ein fremdartiges Weſen. Ihr Hauptcha⸗ 
ralter üſt indeſſen ber einer Herrſcherinn des Todtenureichs 
und einer Goͤttinn des nächtlichen Zaubers. Man bildete - 
fie ab’ als eine Figur and drei- mit den Rüden zuſammen⸗ 
Rößenben Perſonen befichend. Die eine Figur trägt im 
jeder Haud eine Fackel und über der Stirne einen halben 
Mond mit ber Lotosblume unb bezeichnet offenbar _bie 
Mondgättien. Die andere hat iu ber Rechten einen Gchläfs 
fel, im ber Linfen ein Bund Stricke, und ſcheint die Pfört⸗ 
nerinn bed Schattenreiched zu bezeichtien. Die dritte trägt 
in ber Rechten einen Dolch und in ber Linken eine Schlans 
ge, anf det Haupt eine phrygifche Muͤtze und eine Strah⸗ 
lenktrone. Man glaubt Hierinn die. Goͤttinn der Unterwelt 
zu erkennen, bie Die untere Hemisphäre der Sonnenbahn - 
anbeutet. Bon biefer. Zufammenfeßung aus drei Körpern 
heißt fie bie Dreigeftaltete, bie Dreiköpfige. Gpäs 


r 
’ 


i — 058 — 
fere Dichter ſchildern dabei ihre furditimre : @efihlt:” Sie 
war ein halbed, Stadium groß,  häfte Gchlangenfüße und 
ftatt der Haare zifchten Schlangen um Hals und Schul 
tern. "Wenn fie erfchien, machte fie einen Lerm, als wenn 
‚sanfend Hunde zugleich beilten. Man opferte iht auf 
Scheidewegen, und zwar vorjüglich. Hunde. In , Athen 
brachten ihr bie Reichen alle Neumonden ein Opfer von 
allerlei Speiſen, welche fie auf Scheibewegen nieberfegten, 
und dieſes Mahl der Hekate verzehrten des Nachts die 
Armen. Für die Verſtorbenen brachte man ihr im Anfang 
jedes Monats Sühnopfer, die man ind Meer warf, oder 
‚Auf Dreimege ftellte, oder in bie Erbe grub, ober auf die 
Gräber legte.- Doch war ſie auch eine. Beſchützerinn ber 
Lebenden, der Familien und Kinder, weßhalb män ‚Bilder 
von ihr, .Helatäen, vor ben: Hausthüren aufſtellte. 
Uebrigens fehlt :eö sicht an ſolchen, die fie für eine hiſto⸗ 
riſche Perfon erklaͤren. So. ergählt 8. Dio dor, fle 
fey die Tochter des Könige Perfes in Zaurieg: gewe 
ſen, eine kühne nad graufante Perfon, die, weun.fie fein 
Wild antraf, auch ‚Meufchen Tödtete und andere, Gireuel 
verübte. Diefe war bie Miitter der Kirke, Meden und 
’ ———— denen ſie ſanmtich die Zauberluug lehrte. 


| Hekate, fo fagen m: die. Forfcher, iſt ein dreifaches 
Weſen, das am Himmel die Lunga, auf der Erde die 
Fagdgöttin. Diana und in ber Unterwelt bie Preſerpina 
vorſtellt, obfchen. ein eben :fo.fsharffinniger, ads. migiger 
Geiſt diefe drei zuſammenkommen und :fid, Darüber ji: daß 

man fie. für die Hekate halte,. gegenſeitig beklagen, zu 
let aber alle drei.woll Schrecken davon laufen läſſet, als 
Hekate in. ihrer. furchtbaren Geſtalt auf einem’ Kreuzwege 


einherſchreitet. Vielleicht iſt bad; fürzefle das richtigſte, 


daß Hekate bie. Göttinn ber Bezauberung, mar, wenn «wan 

nicht annehmen will, daß fie eine Modifckationtjenes gros 
' gen, unter fo vielen Ramen herehrten Urprinzips deuinfas 
iiſchen Bölfer geweſen ſep, weſches ad. Urn acht, Ux⸗ 


waffer,- —————— empfangende und Alles 
gebärende Kraft unter dem Symbol ded Mondes vers 
ehrt wurde. Sie war: aber dieſes Weſen insheſondere von 
ſeiner airberblcien ſchreckhaften Seite betrachtet. 


Wir gedenken hier. nur mit wenig Worten. ber Las 
mien,: biefer Dienerinnen ber Helate, bie bei beu Alten 
in den, Rindermährchen biefelbe Rolle fpielten, wie bei une 
die Hexen, und böſen Feen. Sie waren. Frauenzimmer mit 
Eſelsfüßen und fraflen bie Kinder, wenn fie nicht fromm 
waren. Doc; waren fie auch unerfahrnen Juͤnglingen ge⸗ 
faͤhrlich, denn fie lockten ſolche durch Liebeöreis an unb 
ſogen ihnen dann Mark und Blut aus. Sie waren die 
Töchter (die Bervielfältigung) einer Nymphe Lamia, bie 
Zeus Liebte, Here deßhalb haßte und verfolgte. : Diefe töd⸗ 
tete Ihr. alle Kinder .vor Der Geburt, darüber verfiel fie. a 
Wahnſinn und in foldem raubte und tödgete fi Tenale Ba 
der, deren habhaft werden DAR, 


Zr —— — 

Der vierte Titan heißt Hyperion. eber äbert bei 
Erde Wanpdelnde), welches als gleichhebentenb mit 
Helios angenommen: wird. Auch ift Hyperion die Waffe 
bed Lichts von der Sonne und dem Monde zufantmenges 
nommen, ober auch der um bie Erbe ſich drehrnde Dimw 
mel, welcher, vermäblt mit ber Theia: (dem göttlichen 
Lichtg laänze), den Helios und die Selene erzeungt, 
ſo wie die der Sonne Nah Eos. 


Der Mothos vom Helios. it fehr . aniögebitbet m 
hängt mit den Mythen der fremden, beſonders · der more 
genländifchen Bölfer genau jufammen. Helios (der 
Helle, Glänzende) wohnt am. Dfeanos Hinter Kolchis 
(am Oftranbe der Erde) und führs ans bem Morgeuthore. 
auf. der Dunſtluft in fchräger Krümmung gu. dem. Abends 


GE 1.7 —- 


— maden er aber ſein Geſpann in bem praſſeinden 
"Dfednos gefühlt, lenkt ex in ein von: "Hephäftbs verfertig, 


06 Fahrzeug von Gold, der Becher des Helios ge 


nannt (verwandt mit den ägyptiſchen Götterfſchiffen 
und bem perfifchen Dſchewſchid, oder Sonnenbe⸗ 
cher), welches ihn mit wunderbarer Schnelligkeit Länge 
Dem nördlichen Geftade bed Okeanots nach Kolchis zurüd⸗ 
trägt, wo er bie Roſſe im Sonnenteich ſchwemmt und die 
Nacht durch mit feiner Kamilie ausruht. Dieſer Sonnen 
teich iſt an der Lichtfeite der Erde, bei den öftlichen Ar 
thiopen; man behauptet, es fey damit das faöpifche Mer 
gemeint 'gewefen, wie man glaubt, das nüchtliche Heim 
. Schiffen des Heltod fey aus ‘der Beobachtung eutſtanden, 

daß im Sommer die Daͤmmerung ſich fihtbar von Wein 
wach. Dfien, längs dem nördlichen ‚Horizonte, hinzieht. 
Diefer Sonnenteich führt den Beinamen des Altnährenden, 
eutſtanben durch Sagen von der Fruchtbarkeit ber umlie⸗ 
genden Gegend und ‚gehoben durch die Vorſtellung, daß 
da, wo ber hefruchtende Helios babe, Veberfluß den Bw 
den. bedecken müfle. Ueberhaupt mußten, wo die Sonne 
aufs und unterging, die größte Fruchtbarkeit herrfchen, und 
die wirkſamſten Kraüter und Bilanzen, baher and die 
“ Yauberkraäten, wachſen und bie Sonnenkinder find Bau 

derer und. Zauberinnen. Helios hat mehre Gemahliunen 
und mit ihnen viele Kinder. Da er Alles fah, fo konnte 
er Alles eutdecken, daher er den Mars und bie Aphrodite 
an: Hephaſtos verrieth, "den Raub der Perſephoue ihrer 
Mutter offenbarte. Er hatte heilige Rinder und Noffe auf 
. den Iufeln Erpthia, unter ber. Obhut des Riefen Geryos; 

und auf Thrinakia, wo bie Gefährten bes Ulyſſes ih 

daran verzgriffen, aber auch nicht ungeftraft blieben, heill⸗ 
ge Rinder und Schafe. Hievon iſt ein eigener Mytheos 
- vorhanden. Auf Thrinalia waren 7 Heerden Rinder und 
7 Heerben Schafe, jede zu 50 Stüd, welche ſich weder 


| 


= yerminderten noch vermehrten. Zwei Göttinuen Lampe⸗ 


tio.und Phastufa, dem Helios von ber Nymphe Neoͤ⸗ 


— 13 — 


ra — waren ihre Hüteriunen. Diefer Heenen free 
fe ſich Helios bei ſeinem Hinauf⸗ und Hinabſteigen am 
Himnmel "und eben deßwegen wollte er bie Griechen; bie 
einige: davon geſchlachtet ‚hatten / heſtraft wiſſen/ oder wid · 
rigenfalls in den Hades gehen und denTodten: leuchten. 
Schon Ariſtoteles findet in ber Zahl der Heerden, 380 
Stuck/ eine Andentaugirbes. Mondjahres, neuere Ausleger 
ſagen, "bie eine Heerde bedeüte bie Tage des Jahrs, die 
andere vie Nächten. Die Göttinnen ober ⸗· Muphen, Die 
ſſe hüten, dazu gerechnet, gaͤben ein Monbjahr von 354 
Tagen ;' welthes jedoch darch Helios zu einem Sonnenjahr 
echöber wurbe. Die Drohung ded Heliod, ’zu ben Tobe 
ten. gehen zu wollen, heiße weiter: nichtd, als daß die gan⸗ 
ze Anſtalt zur Meſſung des: Jahre Ssernichtet:werbe, went “ 
die Zahl⸗ der gar. Bermeffung. berfelben: befkimmten: Gegen⸗ 
fände uwgeftraft verrichtet werben Bürfte: Dhne bad "- 
Schirffirmige dieſer· Erklärung. zu verkeunen,: kaffem wid 
ihre Wichtigkeit. dahin geſtellt ſeyn. Hat ber Mythoe, 
woran nicht zu zweiſein iſt, einen Sin; fo iſt dieſer, ih 
vr anrat ler: angegebene, lienich waheſcin. 
Re En Tat . 2 
Die‘ — bes Helivs war fehr — — 
Bahrfcreiätic, kam ·ſein Dienft aus Perſien mittelbar, 
ober über Aegypten, nach Griechenland, wo. ang: Men 
rinth und Argos, Altäre hatte; in Trdgene:wurbeien 
unter Bear Namen Eleutherios (Befreier, weil et 
bie Stadt vor dem Zerreß geſchützt haben: ſeil), verehrt, 
m Megalopolis hieß er Söter (Retter) aus glei⸗ 
her Urſache. Der Hauptſitz feiner Verehrung war indeſſen 
bie Inſel Rhodos, welche, vote Die Einwohner glaubten. 
durch ihn aus dem Meer: heworgeſtiegen war. Hier ſtaud⸗ 
ihm zu Ehren, ber bekannte Koloß, eins von den fichen 
Wunderwerken der alten Welt. Die Rhodier opferten ihm 
jährlich. ein Viergeſpann Pferde, welche in das Meer ge 
ſtürzt wurden. Man bildete ihn ab. als einen ſchoͤnen 
Juͤngling, mit einem Diadem und einer Strahlenkrone, 


— 1 


De: Santa. mit Einer Kiegenben Mantef — Ge⸗ 
wäh ſtohn er af einem Wagen md ſeine vier. Pferde 
find in dolle Latıfe: Gehetliget waren ihm Pferd, Eitier, 
Wulf; Hahn, .. Beopfert wurden ihm ntch“ Ba 
— ee a 3 1 nr, 
t. ri \ 
Ben ben Mindern be® — ERBE Aeetes, 
König in Kotchis, deſſen berühntere Tochter: Medea 
AR edeia)htſondere Beachtung verdient, und dacty we. 
von dem Argonautenzuge die Rede * wird ʒ afinden 
foll. So ⸗iſ won. der eben fa brräühmten Kirke/ ber Eoch⸗ 
ter, nach andern der Enkelinn des Helios, die Rede da, 
wo wier den Odyſfens zu erzaͤhlen haben. Much Ber; Pa⸗ 
fp heã e? Bemahlinn des Mlnns gedenken wir raugsfihr⸗ 
ULcher an⸗einen andern: Det ‚rn. mn hier noch Einiges As 
gemeinenWber daB Geſchletht ded Holiss beipibriagen⸗Ee 
Hy ſagen die Aelahrten, bad Band’ Koldyi &;. eg dnehee 
Geſchlecht Yerftamint, den fabelnden Getechent das: oleß erſte 
gegen Oſtenzi es iſti uiſo ein Li ch tr Cund⸗gJ em er a Liand, 
und ſelns Boͤher rcher find bie irdiſchen. Nepräfeusante der 
himmiifchen Mächte, die im Befchlechte des Helios begrifs 
few ſnid, ubr.diefefelbers; denn wenn Hecfed don Yer 
fe8 :Callerbings: ri, als, Titan geunant), vom Thron ge⸗ 
ſtoßen: wird, «fe ib Merfed-cher Bi dytnan.ie) Miemenb 
anders; ale: Mirhras oder Ormuzdo felber; Der her 
Aeetes cErdniatih),: oderi:den. Änfkern Arihneee 
kefänpft. GSo füyiinmert demnach der parfifche Derakkämud 
‚bt, "wie andamärts, aus ber griechiſchen Mytholsgie 
hervor. Die MWirkungen des Lichts nuder des Feuerd’ find 
uunbegreiflich und wunderbar; ‚baheri iſt Rolchis das Land 
des Wunberbaten, der FJauber ei und das ganze Nö 
nigs⸗ und Goͤttergeſchlecht drſſelbent Tino Bla u beriör (Mas 
- Hedi Dabei treten die: beiben Schweſtern Kirtes und 
Me de a wisder:ald:Sezienfätse auf, indem jene die bo⸗ 
fe, dieſedie ich lthätige Zaubertalf iſt andibaher dem 
Jaſon (Hrolmuun) vermühlt wird, bis le anlage ſich 


* 
a 
4 


u 
ER ) — 


andy" verfinſtert und — untreu ur Kater. ade je 
Berberberinn — er —— 
nr u Ce ud 
"Ein anderer — Sch desi Heas os aiſt Phase. 
ton, von welchem. folgende berühmte Mythe vrzaͤhlt wirde 
Ein. anderer. junger. Menſch bezwrifelte ſeine Abſtanimung 
von Helios und ba: ihm' ſeine Mutter, Brose, ‚nice. bea 
friebigende Berficherung geben Eonnte, fo ging er zum Pauls 
laſte des Helios, won ex freundlidy aufgenöumen wurde 
md die Bewãhrung. einer Roc) zu thuenden Bitte enhieltz 
bie feine Abſtammung ven dem Gott ur: du angezweifeltes 
Licht ſtellen ſollte. Phachon ‚bat darauf, ben Sonnenwac 
gen nar einen Tag: fahren zu dürfen. Verngebens ſtellte 
ihm fein‘ Vattr bie Befahr. vor, ‚welcher. erſich ausſetzte 
vergeben ‚bat er ihn, den Wunſch zurück zu nehmen mehr. 
etwas ambere& zu:mwählen: ber. Sohn. heharrte anf feinuen 
Borfage und.Helios mußte fein Wost ‚halten: Aber mie 
mogte ver ſchwache Zumgling die wilden Raſſe zügein, die 
feiner von ‚den: Himmwliſchen, AuſſerHelios [2 baͤndigen 
konnte! Bald merkten ſie, daß nicht der ſtarke Arm des 
Gottes die Zügel hielt, und verlieffen den gewohnten Pfad. 
Phaeteni verlor den Kopfuund (hing. mit: der ‚Öcifel ,<bäwe 
Aber wenden ſie vollendo wild ‚und: ſtzten nun völlig re⸗ 
gellos An, das Unendliche hinein. Bald kamen fie ‚der. Gr⸗ 
de ſo nahe, daß bie Aethiopier und Indier ſchwarz wurx 
den, die Gebirge zu ladern anfiengen, die Quellen und 
— kochten, die. Erbe: borſt und bad duuch bie Ritzen 
in diesäinterwelt: — Licht die Goͤtter des: Erebos "ia 
Schrecken ſetzte. Endlich tief; bie. Erde Im Hilfe zu. Zeun 
und dieſer fchleuiberte feinen Blitz anf’ den: Ußbefonumen? 
daß. bes. Sonnenwagen zrrcrümmerte und Phadten: mit bren⸗ 
nenden Haaren in den Eridanos ‚hinabflürzte. ‚Seine Mut⸗ 
ter. ward. wahnftänig, feine Schröeftern: bewmelnten  ihtt am 
Ufer. bed. Eridanos ſo?lauge, bis ſie in Pappalbaime: vers 
wanbeitspurden.;. auch jetzt floßen ihre Thrälien und ver⸗ 
haͤrtcken ) in Maker ziſj DBerufein.: yEnud, her Qonig 


— m — 
vun Mgntin sub Yhabiond Bendanber, Hope fo Lange, 


| * er in einen Schwan verwandelt wurde. Helios ſel⸗ 


ber aber wurbe durch ‚die harte Beſtrafung einer Unbeſon⸗ 
nenheit, die: doch; kein Verbrechen war, jo aufgebradyt, 
daß er ben. Sonnenwagen gar nicht mehr fahren wollte 
und nur mit vieler Mühe von ben Bitten der übrigen Bots 
ver: — dazu — werden lonnte. 


Wenn Einige den Mythos vom Phaton — aſtro⸗ 
— erklart wiſſen wollen, fo ſinben Anbere An: feinen 
Ramen,. der: 2euchtende, Glaͤnzende, bie phyſiſche, 
aber ſymboliſirie Somne; er iſt ihnen ein Lichigott , aub 
zwar ein leidenber und fterbenber Gott, der vielleicht auf 
abafiiche Begebenheiten am Himmel und auf ber. Erde hin⸗ 
veuntet, und das Gauze ftanınt wahrſqeinlich aud dem fer 
nen. Driente, wohin bie Lehre von dem Weltbraube, 


vie in dieſem Mythes zu finden iſt, gehört, Der Name 


\ 


Phasen. wird; quimeilen dem Helios felber beigelegt, fo daß 
— ai einer und derfelte Eedact werden. 


: Dieerfe — Hypertond iſt Selene (bie Glanz⸗ 
— die Goͤttinn des Mondes im alten Bötterfpftaue, bie 
won einigen zu einer Tochter des Hellds gemacht wird. on 
der ſpaͤtern Artemis iſt fie unterfchieben dadurch, baß fie 
uur ald bie Lenterian bed Moendwagens dargeſtellt wirt 

und den Gharafter der. Jungfeadlichkeit nicht behauptet 
Sie führt aber nad Binigen wit. Roffen, nach Audern 


‚mit Stieren, welches letztere dann eine Anſpielung auf beu 
Ackerban nud bie Fruchtbarkeit bes Ede iſt, bie der Mond 
befördert. Gelene hatte Teupel und Altare, obgleich ihr 


Dienſt wegen des allgemeinern ber Diana, als Monbgäts 
tun, nur befchräntt war. JIn den Abbildungen iſt fie an 


. den beiden Spiten eines in bie Höhe gelehrten Halbmon, 
- web und ar ber Fade kennbar. Auf einer ſolchen ſieht 


man ihren Wagen mit zwei Stieren beſpanut und des 
Ganze von einen in den Schwanz ih beihenden Schlaug⸗ 


unigehle,ttaitt Gusuhoi: dab Rurisiauid Ach Beskehun: Die 
Hatpteszähleag:ison ;ber .S:cheme segthält - ihre «Rice „zw 
dem ſchonen sek wton, nach Einigen cin König, als 
Andern ein Enkäfen und Jaͤgen, dar auf dem Gabirge 
katmos, in Karien, ſoch aufhirſt, mb beim qhtlichen 
Schimmer deg Mondes das Wilhnmber trieb, bihjer: men 
Müdigkeit einſchlief. Hier fahrihe au fehe oft die ein⸗e 
ſam wandelnde? Himmelogéttinn web: fen- Anblick ernneske, 
in ihrem keuſchen Buſen ıbie. Macht Bar. Diebe, : Dh Her 
barg ſie ihre Leidenfchaft und erlaubte fidy nichts, als eis 
nen Kuß auf it Lippen des ſchoͤnen Ehlachers, dag: fein 
Gluck folber „wie im Traum genoß; So Einige-i ıYuhere 
laſſen fie: Butter. von Enbymicn; werben und ihm fünfig 
Qüchter: gebnen. - ‚Bubnitian war ach bei. Zend mahlugen 
Kitten und „Liefer gewährte. ihm den: Wunſch, imuienmähe 
rend :iaber nie alterhb, fordern in feiner bluͤhenden Wie 
genbfchönei zu ſchlafen. Die Alten erklaͤren: Endynnen 
war ein Heros. ber bei Nacht und Moudichein. jane "Geise 
tiebling: Pkt Scheue war) mad bei Tag ſchlief, woher bie" 
Sage: san femaamıntbigen ‚Schlaf. "Die Neuern machen The. 
wu einem Jahrgnomon, von-Atgyptem in Bild. uhr 
die Geſtalt eines blühenden Juͤnglings, der ıfo gefiellt war, 
waß/ eun eh Stunht der Sonme ihen auf dem Miu fiel, 
bad. Eade ruand Der Aufaug eines Jahres damit angezeigt 
warde: Wie. Gricdan: ſießen aus: Unkunde der Sache: unn 
weil. ber Dunvriom dem Monde geweiht war, einen Motte 
ſtrahl anf.iher: fullei CSelene tüste-iän); Das :Bilb.hatte 
geſchlo ſſeurce Augen, aber es/ iſt das Bild der :nie-aiternbntn 
rt, ven nad Daher fähgt::an, wo es aufhoͤnt (Endn 
mio: ſchiaft eig, aber: — — EN 
by: ° TÜR ;hok.s her. on Fe}; 
94. ED ae il. PETER va nd Zu De 1 
Mebrigems verrhrten Lies Alten bie Deitheit 8* Motte - 
des auch abbs ie vunliche, iunmentlich in Yhrgpien,) voll 
wo. mh Diknzir hät mik.dem Bilde: einch Nugidagẽ, 
ange) aden Gdpaie in der — ben geharuu Moni 
i. — 





* 


— RE — 


ARE a u re Walmfärift: 
RER AAR6HDI. ar -Driente, - wierwir: Yen. weiffen, 
urafte mun Ach die: Wat des Mondes wiiheiaur weiblich, 
ſeeweri/ auch mim lich? Car empfing den; Samen von: bem 
Sontrenſtier wand Quilte thn wiebere ben Erde wit), baher 
ſrnte leicht der Mond:· add: din mãnuliches Weſen gedacht 
werden: Ya gun Borderafien wor die Religiem bed Men 
wvwrerberitet "und. hatterihlew Hauptſitz· zu — — | 
DER OR hieß ee ao 
233 ee NEE: Ra 
3: Die jüngere Tochter Ouperions war Ent.sie: Mor | 
geanisthe), Behäidigk-Buylakferinn ihre. Bruders He | 
HB Mit Nibfenfingerw eröffnet fie bie: Pforten Des Hier 
mie! and eirn Krokoeſchleier ummalltfie, went: fie and 
dem Olran herauffährt::: Ihre Bahn ˖iſt dieſeibe, wie ih 
res Bruders ‚auch: kehrt ſie auf denfelben- Wege, wie er, 
gucke, : Ihr Gemahl war Aſtra o a3aber fie liebte mehr 
winchöme Junglinge und eutführte fie, D. h. eutweder, fe 
. ‚wären ausgezeichnet Hör, ober fie Maybe: Srühzeitig, in 
der Morgenzeit ihres Lebens. Dergleichen:wearen Dri on 
ur und — — Enz 1: KERLTT Bν 
„Ir EEE TE 3 SE TR 
‚Orion hatı. ‚einen Sehe ———— ben Meklaͤrung 
—— Mythos Er war rin? Sehu: des Qnigo 
: Yribos in Boͤntien, ober: des Pofebdom, ne Andere 
wollen, Ein ungeheamer:Miefe, ber Busch ;hafı. Neer ging | 
und miit dem Kopfe: herausragie. Er liebee die Jagd und 
uatete das Wild. mit: Dex Sale. , 30: C Han‘ verliebte « 
fichhtin⸗ die Tochten bed Känigs Densariau, Merope. 
nudiſuchte: ſie band) ıfBentiäguing. der Schlewgteu ı mind: auber 
ver Ungeheuer im Lande zu verdienen; aber ihr Baser 
taüfchte ihn, und als er fich der Geliebten mit Gewalt be 
wmiiechügte, wurde er von ihm / durch · Ueberliſtung geblendet. 


- . Mar fein fit wiedern zu erhalten, ging Qxrion, wach bed 


Destigätnih,. ducch dad Meer :bar cn⸗ augegen uud 


Beh a | 


2 ER 





/ De 11 ' 
— 050 — 


med r na raen, atasdieEimohner — 
ihren König unter der Erbe und Drion mußte unverrichte⸗ 
tet Dinge nad’ Keetaä zurückkehren.Unb jegt: wird er auf 
einmahl ein’ fo Hiebetiswärdiger- JAngling ‚daB Eos ſich in 
ihn Verliebt und ihn’ entführt. - Indeſſen bettahm er ſich 
nicht fü gegen fie, wie fie es wünſchte — welches bie Dich⸗ 
ter anders und anders darſtellen — und ward von ihr 
ſelber getsdtet, durch einen giftigen Scorpion, den ſie, 
oder bie Erbe, dazu ſandte. Man ſindet nun fm dieſen 
Mythoe eine· hiſtorlſche Perſon sind’ das Geſtirn, welches 
man von einander feridern möäffe: : VIn erſter Beziehung 
war Srion ein Böotifcher Heros aus der früheften Zeit, 
wie die Keule anzeigt und ſeine Refengeſtalt. Das Ue⸗ 
brige iſt dent In diefem Sinne nicht 'erflärbar. Deb halb | 
nimt man Ali, es fey der Mythos von Orion eine Feier 
des Mondjahres zur Zeit des Untergangs des Orionge⸗ 
geſtirns. Bei ſolchen Feſten wurden heilige Hothzeiten und 
Maͤdchenumarmungen Yon den Prieſtern ) mimiſch dar⸗ 
geſtellt. Dieß geſchah am Ende des Jahrs, das Geſtirn 
ging unter (Orion ward geblendet); bald fam es wieder 
zum‘ Vorſchein (Orion erlangte das Augenlicht wiedet). 
Auch Die larger kommt an dem Geſtirn "Orion". 
vor, denn 88 iſt eins ber größten Sternbilder; ed ſteht 
mit dem Haupt am Simmel, wenn fein Fuß noch nicht 
fichrbar iR Drion wadet im Meer); Orion gehet "mit 
en. inter, er wird von Eos geliebt, und finft 

in ihren Schooß, aber das iſt fein Tod. Er wird von 
einen Scorpion getödtet, denn dieſer geht am Himmel 
auf, wenn jener“ untergeht. “Orion ift bei ben‘ Dichter k 
auch Urheber der Stürme, denn haüfig eutitenen folche 
beim Aufgan . a 


i bo nt — 





*) Der Gott — — die Drieſter und diefe, wie jener; 
— deber: Orion heirathet bie Merope. d. h. die wech ug 
ten mimiſche Hochreiten. . 5 
17* 


t 


> 260 — 

Zithon wor in oh. bed reifen Ehnigs Lau 
medon, den End nach Bethinpien entthhrte..aun; hert deu 
Meunon und Emathien mit ifu.gengte: Um ewig ſei⸗ 
ner Siebe genießen zu koͤnnen, erflchete fie ihm von Zend Uns 
ſtexblichkeit, vergaß aber die ‚ewige Jugend mit zu exbitten; 
er warb baber am Ginbe zum. hagern Greis, dem jeher 
Liebreiz ahging. Da. fie ihn num nicht mehr lieben Kanne, 
pflegte ſie ihn mit aller Irene, aber au ſeinen Klagen 
gerütet, verwandelte ‚fie: ihn in eine ¶ Heuſchroche. Ayıdı die 
fer Mythos ertlaͤrt wan ſo, daß man: nuuimmt,. Kithon 
fep ein Gnomon, daher feine Dauer, aber auch fein Ber 
alten. Rimt man ihm für, sind wit feinem. Bohne Mem- 
non, fo iſt entfchieben, ‚daß er nichts anberad war, ald 
ein. folsher Gnomon - aber Zeitzyllos. Mempon war ein 
"Kinig son. Aethiopien *), 309g dem K. Priames im troja⸗ 
niſchen Kriege gu ‚Hilfe. und ward: in. einem Treffen von 
Ach illeus — ‚Seine. Aſche warb ‚in — auf 
Kopem beigeſetzt, aus ‚feinem Blute entſpraug ein Fluß 
und auf ſeinem Grabgemäßbe fagmelten ſich jährlich ‚an 
feinem Tobestage eine ‘Menge ſchwarzer Wögel, welche heis 


‚Big mit einander kämpften. ‚Er wurde als Heros verehrt, 


Hatte einen. Tempel in Affyrien und. im Agyptifcdyen Che 
ben bradhte. mau ihm Opfer. Bei dieſer Stabi. ſah man 
feine, zum Theil uoch..vorhanbene, Bilbfahle,. Sie war 
von ſchwarzem Stein ,.weil er ein Aethſopier geweſen way 
- und gab, wenn des Morgens ber .arfto. Senuenfteahl dar 
auf fiel, einen fröhlichen. Klang von ſich, beim. Untergaug 
Der Sonne aber. einen traurigen, "Sie wehrte und gab 
Drakel in fleben: Verſen. Aeltere und neuere Reiſende be⸗ 
zeugen das. Daſeyn dieſes Bildes, wenn fie auch nicht ganz 
in ihren Nachrichten uͤbereinſtiumen, 


Memnon wird von den Aegpptern PRO) 


D — — BER * —* 4 


nn Aethiopien ſuchte man im frühern Wer in Ei 
fpäter — in — ok 


geem Phamnenbotis — 00000] aß Men 


phes, ae ee Pre 


ein Ausdvruck Ver Men Sorache RR HR geroohn⸗ 
liche · MWerſthzen Linen Jahtebguinemn tun 'Bmzrigen:" von 
nang 806: Jahes. ausdtuccx; ⸗ dernu Dſtrie IR - Das: Som 
netcjahn; der · Tod Des: Ofteis aſt Gade baud Wie doeunfang 
des Soancahrs; e Grab ves Dfte ten) Sri, Worſich 
Oſiris befindet, ein Etwas, woran man Erde und Ahfang 
bed Jahrs erfennen fonn._ein Enomon. Der aͤgyptiſche 
Jahresgnomon warb aber für den griechiſchen Heros Mem⸗ 


non gehatten, weil Der Gabrauch, den man. von Mannon 
im griechtſchen Salender mache, Rerſalhenar, ben um von 
Phameneovti n Agymtifchen zu wechtu vfleate. Mewnvan 


tönte,. et:wan-fe: geſtellt, daß an; einer, haffimmien Zeit 
ein Somnenſtcahl nf: feinen. Mund: ſiel cder Mund; zeigt 
ja: Alles Durch Tone an), er «önte- heim Aufgang freunig, 
beim Untergange tmurig Cam Ende des Sommeniabnt 
trauerte miit Üben ven Tod des Dfirik,, deim Beginn des⸗ 
ſelben war man froͤhlich). Die Hrakehmud ſieben. Verſe 


beziehen ſich darauf, en Phamenophis ein Gott war. und 


He Wochen Venecchane —— rin —R BIN 


s a} 7: ⸗ 
N ———— t BL EN Es 


Reshalüs) ee — —** — — 
* oh bedeu· wollen, war Hr Sue: bes Bere 
E48 erfahre ihn von ben WBeige: Dymtettes wo er 
fait, Sachi Syrken And gebar aus ſeinrr Umarmung den 
Phaston⸗ Di! aben Nephulos· fickt: Jerhcdrathet war u 


zwar ke tichidti: [ads gerlebtem Ganium⸗· Protadsı, ;fe 


konnte (uk le Liebe Der Grin wicht befsichtgen ind Wiek 
fe ſatze ſih gute geywaeigen ton wicher zu entlaſſewz dd 
prophezelte ſierihm; vaß er mer⸗ſriner Satiiun niche uete 
gear) ſeyn wuͤrbe⸗ni Wie Prophezeitzung traff eic, werh⸗ 
ſelſeitiges/ Miſcrr ante and Eiferfucht hindette nihrr Ehegluck 
and. a ueue hreiniGatten im Woaldrobelarſch⸗ 
te, well fe Ani Verdacht ver Untreue miit einer Nym⸗ 
she, Ta) Pi hiriti, wurdel ie dar av/ ſein · Stuc LORD 


/ 


aM — 


won. au haben zalmmkte.u.: moge, Ihm: riinffen, woraui 
I Æphbolas oje Morder Höcten unbe. halb. darauf 
fm brerueuden Genen ſenqeben une Ir Bin Phqe⸗ 
ven. muß mir. mit, dem fenhexa, De Fohn es Heli, 
verwechleit werben; Zar ihn eatfũhrte ‚Bol: wagen: feiner 





yalifche Zendeugs; Kon +a um tages * 

2 ar Bu ee ET Le sttl,e Ar’, ee. 
—W — J „ee Pi aa Bd : rat pie — 
PETE Su — Imeſaſs.2 * 


Mur Keen den Witanen- At Japetos Ace a. 

nichr, wie die vorherzehenben, ein Siyınllob;ber .. Mater 
kraͤfte, ſondern dwehifpräfd- mythologiſcho Verſon. Man 
win ie: ihm den Jiaptzet der hebreciſchea unde Tchem; 


bLolleicht nicht Ham nir Unrecht. Ma: ſeine Wemnhiim 


nennt wein verſchiedrene miter andern andy: feine: Schwe⸗ 
fie Dhemis. Seine Shne find Atlasſs, Menstios, 
PIRMEIDENN: — 4 HE Du — 
14 Bd u Et a, we i 
F Atlas, ein hohee Gebirg im uam Br 
perſonifizirt, ald Titan, nahm Theil an ber ne 
aegen deus · um maorde:ve dieſem vxurtheilt hie, ꝓpeſili⸗ 
Ar Qimmelsſaãulen⸗ zu halten/ oder. nach andenn „Um 
Himmel auf den: Schulen zu. tragen, ‚eine. Panſgellung 
Die ſch ſelbſt eftärt: Ueh Dichterbud ging wan,der Aue⸗ 
in: die Mychen des: Pentenq⸗, des Degaklak, und der Hacpe 
siben.üher. Die Micsen ſchrieben ihm, einan hohan Grad 
son .‚Meisheit u :—+:.0r war der qůſſerſte Horizont, ber 
Marizont uberſieht Abes, dahex eine Reihe, welche. von 
Seiten: Magen auf haſt dae⸗ Gegentaͤnde bapaes mude 
eb war. cin Anreuo m eh Philoſgue, alt Wünßfen, 
Alles tn vorzũglichtan nade. : Dunchı Pariend Anschein 
Aafer:- vorzgliche Qterbihcha um einen, Aiekzidigmeg wilan 
Dieter an ihm vondben; wplkte,- in einen Berg speniannbelt 
Mr. haue von feiner Bemahling., Plæin ne, „heben Top⸗ 


— ab8 — . 
ter. We —E | 
geheißen) .Weldyg z::son Drieer verfäßßt ige: Bandıfbchuedk 
und durch Merfigemg unser: bisd@erliamsgerenet make 
Dieſe Jabel folk. fick aus Deh Staudrderſeiben gen· ica 
Orion ⁊rtiron Dfefer 'gchtnanfusmunch die Piejauen ijda 
hoch am, Himmeb ſtahen,an ſcuint up" Inc! znmäheng 
aber or erwicht ſie aicht, ſie yrhere nurv uargehen 
ihm. Den Mrirchea: war ieſe Ceſtirn vorige teil . 
weil fie: hie Belt: Bet. Sant ir ger Cute art u 
im. Die Memeihüeht eiigeiniaPieiud en inne Mu 
Etektrau; Taggste, Midyand; Reläno,. Suse dim 
und Merogezgochde fümintkiineeige dıber wenigen imam 
dere Miyikent. venflochien. find ;: om. ihre wigemän:iFihbunn: 
Naja; die erſte darunier, iſt auch Die:wichtigftel Wiek 
die. Mutten des Diem ed, Ak Deu Sinwrn die Duni 
Bona Deauhekiben Drakiiem bie; Mitten nl Dinge . 
und’ nis Seichenmsahtfcheintie die andiſcha DE Bad 
Yringip au) Bnefiyens ,. biesäfkebe „nit: weicheen ich iihie 
Gottheit nertmählte ,- al: fe-die Weioufchnffnne woliug, icldke - 
Plejaden hatten ach‘ Fünf Schtueftäten, ;wchdie IE) ur 
ben: genannt: werden mtr, "weikistiefkch Hann einen Rrtlich 
geliebten Beilier zu Todeigränilen?) Seen 
ve waibenss. an 5 — DIR :0} HT ν? — 26 

> lrsmlel es DE Minnt ane ie! 
Re, Ara aymeiten seine: ——— 
weiber we. Mythos wichte , ld aaegan fein ee 
nahme RER EBENE 777 
worden . u — an are 
Mr Br ET rd Erai ı 3 Ein sn 
Brand andy: Ber: Akten Soehn ves —— Bst 
ber: berälpetefke: bi mertwaudig ſte dacunter abex cha 
ſcheinlich ifıfeine: Perſon unds ſunc ganze Geſchichaaai⸗ 
gentlich einesurklie Hieroglyphe uud Fein: Mumen ſeſpſtrcſyuſ⸗ 
boliſch, er cheteutet aemlich De Alu wer hei ol 
aberiegender@riährlt.:.Blüe Miele an danken 
| a er Sm. —— unten 


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Ertsäee raue. Ehe uni: ‚den Met > u geh 

hen: mon: cddwedem Ahere eine - Eigkafchafkh): Pallas, fein 
* Mehiite bewuundemnii,:Uihebs ihn, die modcer Maſſe beichen, 
haven fie ihn verborgen; Zu em Mohnggeiiber IBöhter wii 
nahe; wo er au Cumsenimagei: einer Fackel auzänbete. und 
win biefen Gem il} ſeine Bihäpfing: richte, Ns 
ner mcter vie: Mſchen Fahen, ford. ſovch ihrer ar 
. "Nele fl itaeeit: di hähen ,.. un diyie Vheecdadur 
un: machäuslichett 3: fie mahxr, Sein U wi im Pelo⸗ 
Aec, nef die: Ente lterab- ug: (hösffemnalien. Berteng 
mit den Merſcheul⸗ Wicferiirgäten eintn Quiet zum Dpfet 
" wen: fchlachtete und gerfkinikte: ihm, uhb: Promechens Theili 
Die Oticken iu vei Heufen/ ber: cite enthielt· dus ·Fleijch 
und Be Eingeweibe, dep:aubers Die Ancchitsuume had Fit 
But, der im Rum bed Mütter: wähle, griſ un gudu⸗ 


























er Meiſe die Kubches ul Aazütun üben doen Vatrugi eus 










deg en. ben Meuſchen das Kaum... fd: 
stühriänießen konitten., 2: Wher: Procttes — 
äh! zur Somnärekipen: unde entuudete feine ackel, non) 

auf; Ind: Fenur.-übenali nutdr bee Mienfehen verthetit wur⸗ 
Be.ııruß beichinf an: eikn andere Rurke.anrhem ganze 
Wenfegengifchleihte:::.: Er Ktaß ein Weib ertfüehutt , dem jo 
der Bott eine Gabe verlieh, fo daß es unwidenſtetlich rer 
genb war. Dieſes fandte Zeus zu Epimetheng, dem 
Bene‘ bed: Purincihemb iswgb dioſer ⸗ oblchun gewarut vor 
Rbail: Gefchente : der Hiluwlifinen,, Lieb ſich bitheremy dei 
Dätgebotene auzunsfeit,, Aber Puırtiöx edbnuchte allt 
Uebel, die die Menfchen treffen fellten, in einer Vaſe wi 
unbd ale Epimethens, durch ihre Lockungen verführt, ben 
VDeckalo verfeltenä Afnrie ;> firiinien Unghät Akıb Krankheit: 
wu Miowachs uud allos poabbare Elend heas und ver 
lieitutra ſich Aber bien Erde Dody. erbarniend in. ſeinacn 
Horue:ſchloß ‚Zeus: die Waſe, che auch avch die Helfnung 
ie: vutſchlupfen konnte, vind dicfeiſt rs. ſeicdemn, welche 
was meuſchliche Seſchlecht unter den Lelden sumb Sorgen 
der Ledens auftecht erhaͤn. Was ibitieWabek bedente, IR 








BEER EN iin zuflignr ya uw J— Do 

Ainſtenmud weight am! Mirwecen ae 
verlor fi ber! Sehe br iiikhui Wen heine 
und irren ern Broefuiſſen rin ſtãuren die Sor⸗ 
— — Rene · chi 
ai dieſer Mache, Ar tuſten den Prorntthrut: noch herfönd 
lich, Anden: er. ihnr dent Heuhnſtos uk den Naukaſvs ab 
ſchmiebent lleß und: Wird: Belek veturäwere:): vers Tu taglich 
















die Lebevrraus Des Wlbe:fuap, weite DUS Minis" wie - - 


wuchs, Mer Diß'ale: DER {am Quũl a men 
Gwig;Toßte ’Biefe Strafervauern, doch IBad:glioh fie IM 
nach OT Dahn, frelnititig.) oder, ie Audere erzaͤhlen 


als Hrrakles "ben Geier getodiet Katie. > PYromerheus alßz 
fe ectlaren· vie Forſchee/niſt: vie Erfiabung per: QAuuſte uunß 


Wiſſeuchuften. Die: unbedachte Anwendung:derſelbens 
(Opa ih eu Jirtzengte ie‘ meiſten Uebel von. benek 
Yir:: chalttfirten:: Monſchen 1geiingerutht:' werden; ſo daß der 
derrite ihten gelchrt ithzat;ioſih felher:uhkön. dacmerwoiihren⸗ 
den Verwarf deßthalbequ indie Ki Vromrrh ous had 
ie einec·: Qohn,· Douratro th, viaſer wumeahtHetiem 


raid. Griechrutanv· Oudls heiſt O vtle niubeo vaj 


tn Abhnez AToCod, Doro, Ti Fe ee 
weniger Bor un ei 
Hör LEER Areliin Dsrkek U. 
siersnätch äer, RAR Prewciheus Mahn lady wohl · auch 
tin mortſchti cxn Herod zabeſon fipin: Dia vrithrie ihn ii 
Alte goeliq; und: Feist ver A Ada mlezuh e 
hutensenditen Alato Ahm zu Ehren felereen mamdad · Feft 
ber Pro merrheamn,vibelne elchem zum: Andenten au U 
Erſtubung des Feuers ein Fackelwettrennen verauſtaltet 
war. ee, nn 
m Die "Sürfen: hl bie: Donkaltonifege Huth, nicht 
übergehen... Jens matte beſchloſſen, das eherne Seſchlerhe 
der Menſchen zu vertilgen. Schon grif er nach ſcaurm 
Blitze, aid u u Rap. ihm ie be 


5 
— 1 


—VEIX "Four ee 
ſqloß er Mean; ip Andere, Meninfnamkit alle seine iii 


Be twerfchlieiien mp Der Gähteinb Ahle feine Birgannoh 


ker haauf: un: uagleic; Hinter Poſeinon⁊ die ſAucitiides 
Muoellen ine dar Erde, And mn seie Alle aberſcceum, 
- (OR Sie. hochſten; Verge lieben. meter Waſſer untesmic &w 
ſtauuen ſehen Die Nereciden tur: Mich mit Hainenisı Meokär 
Ban uk: Teyelnenfüßt, : Ye Eabandige geht zu Aruud, 
ww Deutalise aunb feine. Baar, Parabe, denen Prone⸗ 





2 Na in Wahl gaben Ihnt,. „felgen 


ad Rage: ud Touiel Näcdteniawichemn: Pauteife; wir 
Ber ams Laud, eukalicn hatehannjebem Chlergefshleche 
An Paar m Schiffe und von Zeitiegu Zeit Tüßt-er. ein 
Taube auofliegen, bis Fe zuletzt nicht wieder Fowenti : Mans 
giht ‚er felber ans dem Schifft· Um die Erde wieder xi 
Menſcher zu 'bewilltern,, befichtt ihm: ad Oralel,. ie: Ber 
beine: feinen instex hinten fiels.gar werſan une erteeiinfein 





GWatunu, Des Gaun drs Ansſprocha errathend: Werfen 


Bteine hinten; Ah Gaie Gebaine⸗ der Iirmutnend; au 

welchen Männer une Frauen werden . Ser eintrat 
Fabela mit: (aäteru Begebenheiten peuwilcht uni: bie-arinv 
valifehe. Qundſiath der mofaifchen Unteabin erſcheint Amızim 
wien Bügen-munssfenninr: Mtach den; Ehrouciagieender 
Urn. hat: Die Doaralioniſche Flutx 1180 Baheeıkar. Gihe, 
A ereiguet. , Die GSaauviabway Thaficlien. Dat Eur 
ſtrhen der: Menſches nut Biriusgedantetoauf: ihre Veſechuus 
im Sande: ſelhen, Auto chuhonen Pie nicht. aan wehen 
Wirte. her .eingewenberi: Bub, ber andı bie. Miamminng 
br — EIERN au bu: Gebergen 
> 2a en DER. 


= Kronon - 
2 ME: — und: Erde ſich entwälelt, Meere! und 
Berge: gefonberk, ihie Elemente, Deſticne am Himmel üb 
Geſchopfe aller Art, gelegt auch · Menſchen, hervorgchracht 
hatten „fo, wurbe der Tetie.'bey: Titaurn; Die vegelmaßig 


D 
- 


a id m | — 
——** Rama mebren· 1 RE war. dep 
KnigRe,.ueh. ‚zugleich: Kippe, ter feinen Serühern . denn 
als Bin ihre. älee: :amr ‚Rmnäningrsrgen. Usaund Feite, 
eamagght zur, ur, der ihpalie nicht. 










entmanmte feinen; Npäse Muh; — an ine Be an i 


ven: Thran des Meat... Gr. vermänle ch ‚mit Sei 
Schwegen Mhri ge Ren) ‚und Biefegahrikt, den Poſeie 
Don dm Wir die Heſtjg, ie ‚Demgtex,unh hie, Dep 
re. pe da,er dad Ecidfgl seines Batex (Hechtete, wel 
eine. Weiſſagung dieſer Algtı: NOrhEWDRM, Apgkır fo; vers 
ſchiaus / en feine Rinßeren witn ſie Brbanga wayren. cr 
Zeit vorvichtet Anlek miedgc mad fie hexvporgebvacht hat 
Rhen,.mugpb. zum „Feghägen Mahl Ichwanger. vnd, beſorgt 
um Dadı Koanitfol- ihren. Seiheäfpucht, frastt.ſie · ihre Eben, 
bie ihr guten, Rush gohtns Puls ie Guthinduug herannap 
hete, beggh. fie fh och Kuata, ‚nerhang.iltten. uengeharg 


nen Gahır, ben Zen, in einer Dühlen;moo ihn. ihre Peig 


Rer.ı Ris. KRorsbantenz verpflegten ud ıgeb.dem Kro⸗ 
no d einen Stein. in akt. Sieaenfell gewidelkungs vesfchliee 
gen.Gehnell. ‚zrifte;;ber gerzttete Goͤtterſohn enor ya) 
bevgiägta steinem Bates; Pak. Schicktel⸗ Nas. dieſer au dem 
feinigen verſchuider hatte; nach eiaungehmlähkisen Mal - 
wurden die Titanen -befiegt und in ben — eingeker⸗ 
Milben Behondenmnlingen war ryonceiiebt, aa nicht viel. 
King tale läßt: bien nes Geſtolt winet Miardeg, DIE 

Ghiram erzeugen Beougd wurde in Alieheelan ae 
malen zu lympia verehet. · Da hotze ger winen: Zamıl 
und PYrietter und egha. Ne karten Kranken 
hepea. 3er der Ze. Tell: nn ik. Men⸗ 





ſchen geavhert haben SR "wich abgebildet adin. Bu 


ai langem: Derterud einen: Senſe / lehnend ann pinein ch 
BET UBER —— ſich — windeh | 





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Tder moſiſchen tartundeniucih den GAR Titauen — * | 
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Ve nach "Teitreie WEkkih” Sort’ der -FIRHSLANKE EINER Stein 
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Yung: gertännf.*" Buraus Hk ? Ser" Ratte Emplos: enal⸗ 
Menden: In der That geblre iu V ald ſteuti⸗ all 





Nmikien, wie Sanchumtät hydin ARTE Feine Meüge Sieb 


He, welche ſut heitig gehulteniunde Ibitlich verehre wurden. 
Bei den Israellten Kat Fed} VERS Ning verteten, bei 





en Phoͤnitlern aber erhalten, "ME Rlo" won deln zu den 


Stechen gekommen. Solche Steine waren · beſonbers auf 


Yen Brengen, nmentkith auf Bergen aufgerichtet, Tel 


| = Lak yE 00072 iit Mter tcaeuiunderu Witlen' ah 
ne Jaapenfb: wichtte Dorfen dtu ddr Rotgtongefcach dt 
 prbecheit one eat ie wird WÄRE TE BE Be 


ven Horizgat betzrenzten, "and TomRBe "zu gewiſſan Zeiten 


wit Def: ‚gefalbt -unb'nen setbait: VDieß geſchahnane Jah⸗ 


Wa Yen heiligen Steiner Hr Deryhi, Ver gewvhnliq 


Blthlos Renaunnt wurde, igeunliz über: Ad a ðbernd (ran⸗ 
ber Sm?) UP honitiſch) DER WSteine, liche: Surch wie 


Be Zeit abgẽructhet wicu, uncven woh· 


% dee uca uve Ka han ze Ntd BET IITIE nSET 


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vwie Bon O0: ea UT: 79 — 





wmaster DER, Gentdtytet, Woſn der Ryehee Ser 


wuilaſſungngegeben ao a Peleſterder · Nhen 
Vio Auveten⸗ in Die’ Wiege Fe Antna Waſſemanz mit 
Arommriwiundi Zyenbeln eh? tee Va⸗ 


u veis Vilnen des Neugeborneae nicha hotre aud e Die 
ſer Ritus wurbe in Kreta beibehalten, und da auch die 
NMerpbenns in Mhrpgien ‚beim Biene ihrer⸗ grogen Bit 


dan, Kybele,: ſobche Waffentänge:maffährten z:1fofchmol 


gen bie Rituo und die Mythen zuſammen nur 


1 


\ 


- 08 - 


ten —— Re Auble woe⸗ 

den ein. Der Diesft diehes Weſens aber wur. faſt üben 
ae yerbraitet ¶ ſmaͤter kam er· auch mach Rom 
ud hatte feinen Hanniſtz gu Peſſin us, wo bed; alu 
Hiumeisbild der Oöttine; ei vierediger; Stein, aus dem 
hohen Aether nichergefsllen,. war. Diefer "Stein wurde 
als daB einzig würdige Bild der Göttinnm, 
im Tempe «beibehalten. Der Tempel hatte ein welches. Gen 
biet und ſeine Prieſter, fuhrrten ben Tüch TR äntge” :Die 
Gewehnkeit- ber alten Böfer , ibre Bötter mit jhren. alten | 

Rönigögeichlechteen au vermiſchen, erſcheint andı hier 3 deug 

Kybels mird angegeben als bie Tochter des Königs Maon 
ber ſie, aus Verduuß, Paß ſie kein Quabe war, auf dem 
Berge Kybelos ausſezennließ. Sie.makh von Pauchern 
wid. Loͤwen geſaugt Hub. men. nor alten; Fran: auferzo⸗ 
gen. Ihre auſſerordentliche Schönheit und ihne gemeine 
Weisheit erxegten Halb bie, Aufmerkſamkeit: des Volles. Sie 
erfand. die Pfeifen und bie Trommeln und die Kunſt, durch 
heilende Krauter Kinder und Vieh von Krankheiten uber 
freien, And danlbax nannte -man.-fin is der Wegende dag 
gute Mutter vom Bexge.“ Kybele, war, nicht gefühtz 





los gegen die ſchönſten Triebe. Der-iwegeltty s, Enleh 


bed Konigs Sangaros, rährte. Ihn Herz, Wie. ware 
feine Gattinn; aber Malksbaranf wurde e ner ihren Was 
er erlannt und wieher: anfigemommen: warb: hirfer hieß Abe 
Gatten umbringen. Dieß machte einen ſelchen Eiadrach 
auf Eyhelen, daß fie In. Wahnfus' mark). den, Vale 
ihres Vaters ‚verlieh z und, unter, balkikigen :Särın hr 
Trommeln ‚und Pfeifen und- Waßen ihrer Einfätkien, le 
Linder der Exde hurchgog; aber. fett, Im; Wabeiun had 
Schmerzes war fie noch wohlthätig, denn fie lehrte üheraf 
ben. Menfihen der Acker hauen, feite Wohnſise anfegen, 
geſellſchaftlicht Verbinhun ſchlieſſen, und. alle Kunſtz 

des Lebens treiben. Mn u allen ihren Zügen iode ihr ber > 
ſtaͤndiger Begteiter-Marfyad, ein reiner, keufcher Jüng⸗ 
Ing, ber feine Floe blies mud ſonſt. keint Wünſche hegte, 


— 0 — 

aber in Külel heltigen Eer für a Yufienmchtiunn fu 
fine Runft: den Untergeng fanbi: So Tai ſie As nad 
Ayfa, wo Ru:beie Batdad Ben Apolle fand, mm. 
mit ihm im das Laub der Hpperbasärt reife: Phrygien 
war anterbeffen- zur Strafe für un ilord Des AURy6 von 
einer Peſt heimgeſucht bie nicht char nuchließ, "aldi 
man :fein Bild begrub "And :ber Kybele göttliche Ehre u. 
we. Dir König Midas bauete ihr: Den erſtru praͤch⸗ 
gen Tenwel in Peſſin us. Folgendes ſind Wirte zm 
Verſtaͤndniſſe dieſes Mythos DEE Bergdienft der Phry⸗ 
. gherwar uralt. Auf den Bergen wolmten ihnen. bie. Gib 
wir, während fie amt Zuße- derſelben ihzre Heerden weibeten 
von jhren Sipfeln ſtrömten dirQuellen, die ihde Wieſen 
wien‘; an⸗ ihren ‚Selten ‚wilden. die: Hetitrainen: für ſie 
und ihr: Biel. Dort oben‘ weiteibie gute Mutter, die 
Alles gab, auchiden Ton ber- Hüte ,. der ihr einfaches Le⸗ 
ben erheiterte. Der Berggshtiun gehörte ein: Bitte, ein 
Derggort: :Fhr, Diener aber‘, oder Verehrer, IR’ chelod; 
0 mupren: bie Prieſter der Gottlun ſeyn, ja: ſich vurch Ver⸗ 
ſtͤmmelung zur Ehe untüchtig, zum. würdigen Dienſt ber 
in ſatig machen. Die Neiſe der Gotiinun wall Ny⸗ 
fu, Ihre Bnfämmentaufe mit Dion 4f06) umd Wpelle, 
vat weichem ſir zu den Superborderit geht, deuten: auf den 
Gang; welchen, wenn fon: ia'uingeteheler Richtung, ihr 
Dienft, in: Berbimbung mit demdes Dionyv foB: Idee Im 
Bilden Schiwa) und bes Apollon- genommen. r.De 
 Rampf zwiſchen Spolto und: Marſyas ift ein- Rap zui⸗ 
Pen ı ihren‘ Yyilchern, in weichem: die Parthei der Goͤt⸗ 
‚ m. zucrſt unterllegt; zuletzt aber vrreinigen fie ſich/ and 
Selbe: siegen: a0} gemeinfinafrluh" re: roher ·Voͤl⸗ 

u. . C u. PER - Fer 
Dteſer kun bon der Küsete, bie auch den Ra⸗ 
* eg tüpet, lonimt, 2 mit Eee Vrr anderun⸗ 


en 





— " then der — —* —8 


— se - 


900 ; "Ep. ik Balken 008: Zehen: —E ‚uni / 
überait 4 fie bie 122 erzeugende und acht Nat ad 
kraft und daher uiunlich, wie moetblich, Yale: in: Aegypten 
Phthas und im Indiſchen Sichiwa. Ebendeßwegen bed 
it ihr Eultus auch mit Dem⸗Phallos dienſie verbunden 
und Att ys, ihr Gate, wird: mit dem AdLryar,; ber In⸗ 
bier, dem urfprüuglichen Sonnengott, "ald Ueheber allen _ 
vorhaudenen ‚Dinge, identiſizirt, fo wie ſie ſelber für bie 

aͤgyptiſche Atchor und dieindiſche Bpamant. anden 
ſehen· wird. Aus gleicher Urſache iſt Altyorabar. auch ben 
phoͤnikiſche Ado nais und oM iouyſos) vahrr beide. von 
der indiſchen Nyſa eRiftyababurs, Nachtſtadt⸗ 
Stadt der Athord) ausgegangen und alſe der eine, wie 
der audere, orgiaftifhy ‚find.:. In her Myſterienlehre war 
auch Kydele eind :wit. der Deweter (Eeres) un 
uberhaupt ihr - Machos ſo verſchlungen mit den Mythen 
aller Völker über das orſte Grundweſen, daß fie bei einen 
Dichter von ſich ſelber ſagen konnte: "Id pin die Rau 
tar, die Mutter alter Dinge, die Beherrfherine 
aller ⸗Etom entre. der-Uramfang aller Deiten, bie 
högker@slier Goteh diten, die Küniginm:der und 
tetirdeſchen Grter, die erſte atler Himmelöben 

woher dae Urbiibiualler Götter und Göttivne 
nen; Burn or due ich die leuchten . 
ben Goſtirne des zumihe L8;3 die heil brüngenden 

Winde des Moers, Bad traureude Schweügen 
der Unkerweltt Mein‘ Name if Einer, unenda 

Idmaunihfaitig meine Befalt und ser Dieuft 
and. die Ramen, riet demen dber&rpfreid':midg 
vercheh Mid nenwWenidie gzuerfigeböpwen Phr y⸗ 
gier hie ſich fürsdasuättete: Bolt der Erde: hielten) bis 
peſſinuntiſche: Mutter der Göttet,“ bie er dge⸗ 
bornen Attiker Dir pP Miner sn) 
bie Kyprierk dien papifche Benus, die Kreter 
bie dibryn nifche Dan! die Setkuler dae ſtygi⸗ 
er PONTE DENGaD GEHE FLaier Dhriralte- Gäss 


I 





m — 


Kan. Genchyjjuigerhie Tun ch 
kon, bhrhe die chehatenniaucchhs AHham du ſiſche 
Göttian,: und Die non anfanhauhen Sur chi der 
Sonne erleuchteten Aethhiapier, ſo wie die Are 
gypter,: bie, Befiger Den,nkten. kehrte, ‚nennen 
mich mit. meinem wahre. Namen” .” die Köͤni⸗ 
gima -Ifisi” Dieſer Borkkelfung eutſprachen denn aud 
bie Abbildaugen· dar Kobele, welche gewöhnlich. aja.-eine 
hohe Herriuu,quf einem von zwei Laͤwen gezogenen Ir 
gen figend;.- ie: Mauerkvane anf dem Haupte mrb--einem 
Herrſcherſtabe in der. Haud, dargeſtellt, nicht ſeltes noch 
quf der: Same einer mit: Sonne und Mond bezeichnete Mu— 
ge, über: Die gemge. Figur einen weiten mit Lotosblumen 
vergierten.: Mautel’auögebseitet,:..über ‚ben Schultern den 
Thierlreis, in ıder. einen. Hand, Pfeile vder Blitze, In der 
andern bad: Siſtrum ber. hen Schlangenſtab, neben: der 
Genbtiodmal; . auf .idens: rachten Acın. Fagel um. Bogen 
und Bilder von dBerlei,ihisren hat. Bährlich feierte. man 
ihr ein Seht, das wit. dem des Adonis große Aehnlichkeit 
hätte, ‚und sahen ducch größares Fürmen und wildere Aus⸗ 
‚fhnweifusegen:.aydgezsichnet / war 186 begann mit: dem Frtuͤth⸗ 
liugaanfang / und: ber erfie · Tag mar ein Trauerdag.An 
dieſem hiob man sine Pinie Aruchtbare · Jichte)n apy in de⸗ 
sen. Mitte das Bild dei. Any :aufgehänge: man amd: ſet⸗ 
. ws fe. in Den. Tempel der Göttin. > Das ı Opfex dieſes 
Batms, 8. Soaheli: des Phiallos sbegridmee die Ent 
‚ manuung dee Ang, Der ;gjeeits: Rap woran Der cher fängk- 
chen Erwartung, an wehchen; zum den verlornen Colt 
‚Wil kauen: Hoͤrnerſchalle rief, Kyhele rief dem verlornen 
Geliebten wit wahnfinnigem: intern befleit: Tam / dad 
Iramise ). monbfärugige Horn. aarhabnte.:; Day bitte Log 
endlic, erfüllte dia Wünfchesder Gottiun, Mltted- marı ger 
funden und Sauter Jubel ertonten ÜharsBergi Inh Thal, dad 
‚Entzücen sig die Mrieerſchaar gun fanatiſcher With uud 
Frage dere Hin: : Mit Knall in: den Han⸗ 
mit. fliegoider Oaexen uud awilden — 

[40 


Bu... 
Meſſern ver wannten ie unter dein mwanſchenden 
Ton der Zymbeine und Handpauken, Pfeifen And Hörner, 
in wilden Tänzen vurch einander und verwundeten ich 
Arme und Beine. Die Verſtümmelung aber, durch 
welche man‘ fich eigencich der Goͤttinn weihete, geſchah zw 
einer andern Zeit und mit andern öterfichleiten ; auch wat 
ffe nicht allgemein uhb — ii bei = — 
prieftefit gewöhmich. = | 
Diefe Prieſter — — — zung hie 
Ben fie Kybelen (wie die Göttinn Kybele hieß) dann 
nannte man ſie, von ihren Waffentãnzen, Korybanten; 
ferner, durch Verwechfelung mit dein ualten Volke ves Per 
lasger, welches fo hieß, Küreken und idüiſchee Dak⸗ 
tylen; als Kaſtraten wurden fie auch in phrygiſchet 
Sprache Galli genaunt. Wei den’ riechen‘ war dei 
Dienft der. Kybele, wenigſtens nach? ſeinein enthuflakb 
ſchen Charakter ; nicht fehe im Gebrauche, daher — and ze 
bei ihnen. feine — geweihere Se vn’ oe 
Kureten: und: 8525 bauten, welche/ wie wit: tier 
bemerkt haben, mit einander vermenigt und verwechſelt wur⸗ 
den, wurden nicht felren auch mit: den Kabirien vermengt 
und vermwechfelt;" weiche Jedsch erwäs ganz Anderes waren 


und ebenfowohl Gstter, ald Priefter und -Ösdtters ' j 


dieneribedeuten. Ueberhanpt liegt Aber dieſe ſaͤmmtlichen 
myfteridfen Weſen ein: Dunkel, welches aller - Fleiß: der 
Sorfcher noch hicht hat aufhellen können und, wie fie fa 
gen, nut etwa durch gröffere .Auffchlüffe Über Die Religion 
der Indier noch aufgehellt werben dürfte. : Kabiremn, fas 
gen Einige, ſtauimt' aus dem Ebräiſchen "und heißt "m Ad 
tige, große Gotter; Andere keiten es aus dem Phoni⸗ 
kiſchen und dem Perſiſchen cab, wo es die »Schmtebe⸗ 
götter” (Söhne des Hephäſtos) bedeuten würde; 
noch andere aus dem Indiſchen, wo "er abtr”- ein Büß 
fender und durch Buße heilig Gum Dämon). Geworbes 
1. Band. 18 


— Mi — 


2 


wer beißen ſoll. Giger iR ,-haß. Die Beischen fie Ray 
richten über fie von ben Aegyptern erhalten. haben, bei 

welden fie für Söhne des Phthas galten. Zu den Abbil⸗ 
Duingen hatten fie auch: die Geflalt ves Phhtha s, die kei 
andere war, als bie des Fang ppſ· ESo fand die Soͤh⸗ 
se: des Phthas, die Ka biren, in einem. Tempel zu Men⸗ 
wid, der Erpberer Kamsbyfed, und meil er. von ber Erw 
bolik ihrer Geſtaltung nichts begrif, ließ er fe, unter groß 
ſem Belächter über die abentheuerliche Form, verbrennen. 
E waren aber bie Kahiren in Negypter unſtreitig nicht 
anders, als die ſicben Planeten und mit. ihrem Water 
Phihbas, die acht groſſen Götter. Auch in Phönikien, wo 
fie den Ramen der Patäken führten, hatten fie bie 
Bebentung als die Söhne bed Sydyk; ber achte war 
Year Es mun. Don den Phoͤniliern find fie nun zu den 
‚SYelasgeru gekemmen und die Hauptgötter auf ˖ der In⸗ 
ſel Samothrake geworden, einem Lande, das große 
Vahuxrevolutionen erfahren hatte und dahet geneigt war, 
große und mächtige Götter in ben -Stüngen ber Luft, im 
Grunde der Erde, in ber Tiefe des Meerd und im Ele 
mente des Feuers auzuerkennen. Daher :ifk;es.faft uni 
derleglih, daß fich auch die Pelgäger,. wie die Aegyptier 


"gu Phonikier, unter den Kabiren:große Planetengöͤttet 


„und Himmelsmächte gedacht haben. die. zugleich große Gm 
malten. dev Atmosphäre, ber Erde und. des Meered 
waren. Indem man fie aber in ber Folge fo und anders zu 
denken und ſich vorzuſtellen fich gemähnte, entſtanden ver 
fchiepeng Lehrſyſteme, in welchen unter den; kabiriſchen Goͤt⸗ 
vera: bald. eine Zweiheit, bald eine Dreiheit, bald eine 
Biecheit hervortritt. Denn man ſpricht son ben Ad 
texn derſelben, Hephäſtos und Kah ira, von brei Soͤh⸗ 
nen ud bei Schweſtern, welche, ſo pder anders zw 
ſammengedacht, dieſe Zahlen. geben. ‚Am bekannteſten if 
ein ſolches Spftem, in welchem eine Trias yon Kabiv 
ren vorkommt, welche heißen: Arieros, Axiokerſos 
and Axkoker ſa, zu welchem noch ein dienendes Wels 


4. — — 
ka, Rasmilos- oder Kadwil a genannt. Ariev oh 
fo erklaͤren nun; die Gelehrten, iſt Phthas (Hephaͤſtos) 
Ariokerſos: iſt der große Befruchter, Axiokerſa 
die weibliche Potenz, die große Fruchtbringerinn; was 
mit dem indiſchen Minzip vom Brama, Parabramq mu 
feinen beiben.. Ergeugten, Schiwa md. Wi ſichn u (der 
männlichen und: weiblichen Potenz) übereinfommt., aber, üfr 
fenbar eine eſoteriſche Lehre iſt, d. heteine ſolche, die 
(nicht dem Valke, ſondern nur) den Eingeweiheten vorge⸗ 
tragen wide: Das vierte Weſen bedentet die erfreuliche 
Birfung. der Wereinigung dieſer beiden. Pptengen, welche 
in Aegypten als aufchanliches Symbol daſtehet, in Judien 
in ſymboliſcher Sprache erſcheint und in der fogeripunten 
moſaiſchen Urkunde mit den Worten dargeſtellt wird; 
"Gott fah am, Allied, was er gemacht hatte, und 
fiehe, es war fehr gut.” Auch kann ‚man ſich dasſel— 
be denken: ala. den Mithras, den Mittler zwifchen: Oro 
muzd und. Arihbmann, und als Hermes, in der. Volls⸗ 
religion der Griechen, den Diener ber. Bötter, durch eig: 
chen fe ihren When vollziehen 17T 3 


Sehr merkwürdig ift auch noch eine RN 
a8, weiche bei Einigen- aus Zeus ‚und Diony ſos— beſte⸗ 
ht, bei Andern die Dieskuren ‚heißt, ‚ohne baß indeß 
diefe. die ſpäͤtern Kaſtor und Pollux wären, wiewohl 
der Mythos bem.ihrigen fo ähnlich fight, wie dag Ei, 
and weichem: fie bervorgingen, dem übxrigen ‚in der, Mythe 
vorkommenden Welteiern. Aus einem ſalchen gingen 
die Kabiren⸗Dioskuren hervor, aber. auch ein Schwan, 
das Symbol des Waſſers, iſt dabei wirkſam. Sie waren 
das maͤnnliche und weibliche Prinzip in der Weltſchöpfung, 
von welchen jeues⸗ Axon und Monas, dieſes Dyqs ge⸗ 
nannt wurde; denn qus Einheit und Zweiheit iſt de er⸗ 
zeugende Zahl hervorgegangen. In dieſem Satze iſt die 

philoſophiſche Zahlenlehre des, Pythagoras an die ſamo⸗ 
— Religin gelnüpft; ; denn · bei dieſem rn ! 
18 * | 


waren die Zahlen bie Welterzgengenden Prinzipien, weil 
die Anordnung der Dinge in der Welt fich auf beftimsmte 
- Berhättniffe, alfo auf arithmetifche "Größen zurädführen 
- Iäffet. Eben diefe Begriffe lagen auch den Tritopatos 
zen der Alten zum Grunde, welche die beiden ſamothra⸗ 
fifchen Dioskuren, in Berbinbung mit einen dienenden Gott 
waren. Diefe kabiriſchen Gottheiten alfo vereinigten Alles 
in fih, was man ber Gottheit überhaupt beilegen Tann; 
fie waren die Welturheber und Erhalter und Regenten; 
fie waren bie Beherrfcher: der Elemente and die Befchüger 
der Menfchen beim Aufruhr derfelden (zum Zeichen ihres 
Schutzes erfchienen fie an den Spigen der Maften und 
anderwaͤrts als Klämmcdhen, weßhalb man, ihnen zu Eh— 
ren, ein ewiges euer unterhieln; fie, waren die Ehegötter, 
denn Waſſer und Feuer reichte der Braütigam der Braut 
bei ihrem Eintrite in fein Haus und flehete zu ihnen um 
‚den Kinderfegen. Ihre Geftalt war aud in Griechenland 
anfänglich die urfprängliche Agyptifche, die fpätere Kunſt 
entwickelte aber daraus eine ſchlanke, ſchöne Junglingsge⸗ 
ftalt, welche bloß den kon iſchen Hut (das halbe Ei) mit 
dem Stern, ald altes Symbol, beibehielt. 


Der ‚famothrafifche Cultus kam fpäter mit bem der 
Demeter in Verbindung und erlitt- dadurch eine bedeutende 
Veränderung. Axieros warb zur Demeter, Arios 
terfa zur Perfephone und Arioferfosd zum Wis; 
der Kadmilos aber zum Jakchos oder Bakchos. Die 
fer Dienft aber breitete fich über Böotien, Kreta, 
Meffenien, Attila aus und die Geſchichte der Verbreis 
tung ward in Mythen aufbewahrt und am heilige Namen 
geknüpft: Dahin gehören die beiden Brüder Safion und 
Dardanos. Dieſe wanderten aus Kreta nach Samothra⸗ 
fe, wo der erſte mit der Demeter, wider ihren Willen, 
den Plutob zeugte, aber für feinen Frevel von Zeus mit 
dem Blitze erſchlagen wurde. Jaſion (der Fruchtbarma⸗ 
ende) erzeugt mit dev Demeter (Erde) den Plutos (den 





— 27 — 


Reith: die Dentung liegt auf der Hand. Warnm «x: 
aber vom Blitz erſchlagen wurde ? Aus demſelben Grunde, 
warım Prometheus an. den Felfen gefchmiebet worben., 
Der Name Dardanos giug daranf mit. dem Sohne ſei⸗ | 

nes Bruders Korybas nah Troas, wo diefer Die Kor. 

rybanten fliftete, In diefer ganzen Darftellung iſt nichts 
weiter enthalten, als die Vermifchung und Ausbreitung der 
beiden genannten Culte. Eine Eigenthümlichkeit diefer Sys 
feme iſt die, daß die Priefter ber Gottheit verwandt ers 
(heiten, und burch: Namen und außerordentliche . Präfte 
ihnen, gfeichgeftellt werden. Sie heißen- Heybäfte ‚und 
Kabiren und werden bamit gleichfam als Emanationen 
der Gottheit dargeftellt. Und fo ift Jaſion bald Gott, bald 
Priefter, Telbftder Name "Korybanten” kommt in dieſer 
doppelten Bebentung vor: Die kabiriſche Neligion hatte vers. 
jhiedene Perioden und Syſteme, wie das leicht zu erachten 
it, aber man. fann über bie Zeit und bie Zahl nichts Bes 
ſtimmtes feſtſetzen. Samothrake ſcheint zuerſt von einem 
gewiſſen Saos, ber ein Sohn des Zeug, auch bed. Hera 
mes, genanns wird, fultivirt zu. ſeyn. Dann erfchienen 
Dardanos ‚und Jaſion und zuletzt Orpheus, oder 
vielmehr die. thrakiſchen Prieſterſchulen, walche unter dies. 

ſem Namen begriffen werden, und ſetzten ſich in Verbin⸗ 
dung mit dem bereits vorhandenen Culte, worauf die In⸗ 





ſel fo. berühmt wurde, daß. fie die Andächtigen aus. der 


Rähe und Ferne, befischten, und. ſich in die. Myſterien auf⸗ 


nehmen ließen, welche alle irdiſchen und geiſtigen Bü . 


inficheyten. Aber der; Aufnahme. ging, eine firenge Prüs 
fung und. eine. fürmliche Beicht voraus, nachher. aber 
folgten Sühnopfer.und Reinigungen. — 
Die weitverhreitete Kabiren⸗Religion, „welche in ih⸗ 
ren verſchiedenen Syſtemen mehr oder minder dem geme i⸗ 
nen Polytheismus ſich näherte, aber in ihren Hauptbe⸗ 
griffen, wo Arieras als Einheit und erſte Quelle aller 
Götter und des Univerfumd erſchien, nur den Eingeweihe⸗ 


” 


278 — 


ten gelchie ware; ſtunð noch Tasche’ näch cehriti Geburt 
in Moe Anſehen, namentlich in: Nom, wo ed zu den 
gewohnlichſten Huldegungen des kalſerlichen Hauſes gehoͤr⸗ 
te, feine Glieder im Avſtam der Kabixen auf Mänzen dar 
zuſtellen, nemlich in ber ſchönen Jünglingsgeſtalt der Dios⸗ 
fucrn, welche die Kabiten ſpäler erhalten hatten. | 
Be er —— RE 
ae Kay, en a 
+n Dawon:den Titra niden Theia, Rhea, Tethys 
md Phöbre ſchon: bei ihren Bruder⸗Gatten Die Rede 
war, fo ſiad noch zwei übrig, von welchen Einiges geſagt 
werben muß, mai: Themid a a 
> Ey} Be 
447 „Shemis: : — F 

"Si kosmogoniſcher Beziehung ſoll durch dieſes Weſen 
Die "Füriftige Mutter der Horen, der Lauf der Dinge in 
der- Natur, : vorberlitet werden; aber audy'in dem meuen 
Oätterfnftein des herrſchenden Zeus trit ſte .bedeutend hers 
dor; denn die Moren führen fie dem Zeüs als Gemahlin 
zu, und fie gebar ihm bie Huren,’ nad. einigen felber bie 
Mören. Yn:beiden Beziehungen! aber iſt feiald ein Sym⸗ 
bot: der Ordnüng'der Natur, des Laufs der Dinge zu ber 
trachten. Wenn ſie Daher am Throne des Zeus ſitzt und, 
zu ſeinem Ohre ſich hinneigend, mit ihm fi untetredet, 
fo weiß man, woruber Bas gefchehen. fan, Doch kann dieſe 
Unferredung Auch darauf hindeuten; daß Themis eine Oras 
keigöttinn iſt, dein:frliher ſchon als Apollo gab fie Orakel; 


7. dafiee ſagt ein Meurer Forſcher: Themis hat bie Propheten 


Funk „die Dpfery nu: Saͤtzungen zur Verehrung ver Goͤt⸗ 
ter bie, Geſetzlichkt Hd den: Gontesſtieden zuerſt gezeigt. 


Die game, Dichtung von der Thetusſt allegoriſche 
——— des Verfahrens, wie bie rohen’ Peladger ent⸗ 
wildert und zii Hellenen humänifirt wurden. Sie ift das 
Bird) fehr merlwürdig, daß fie die älteſte, rein allegoriſche 

Perfsnififation eines an iſt, dergleichen die ſpaͤtere 


— | N . — IE. R s 
Kunft ‚ei viele PEN PER ‚une: getditget ehai Zire Ehe Kir 
Zend ſcheint einen eigenen Fabellrris :gebilvet: zu: haben; 
aber 8: find. Divaku kur Audeutungen vorhunden. Pauſa⸗ 
nias ſpricht an inehron Orten womn ihrer Verehrnug, an 
— nur Vono einer Mildſaule Kom: Liz aus weißen Mars. 
Aber ntden Oerichtshallan gabes unfehlbar Abbil⸗ 
— von ihv Ini dieſen hat · fte uberall ‚viel Aehnlich⸗ 
keit mit der Nemeſtch3 Spätes2ift;:fle: nit. ihres Tochter, 
Dike, verwechjelt worden, aber er seht, felber in bie Res 
— überein natuulp I Tri 

AIR NIETITH ER 
— ERIITTUTBTZE FRE rem HR... En 
Aush ante: Klefes Ritanide Halızeud —* —— ums, 

nachtem er enn? Nachit im ihren Armen geruhet Hatte; die 
neun Muſanumire chu erzeugt: gIhr Name (von Mneme, 
Geſdacht niß, Abgelkitet) bezeichnet! eiilen abgrzogenen Ber 
griff, wie der: ihrer‘ Schweſter Themis und: ihrer Töche 
ter; ber Muſen. Die aälteſte Nachricht von ihr giebt He 
ſodos, nienk! vonder: — er a. von. einem — 
——— I ea ee 


BT dh = a 00 Eee 
ai, yr Pie Muͤſen. Be 

. Wenn. — Nachricht von ver Muſen in dem Ein, 
— zu feiner Theogonie nichtfür unächt zu halten wä⸗ 
re, fo. wäre fir :die, älteſte unter fen "Nachrichten von: den 
Rufen und diefer:. wären urſpruͤuglich neun geweſen, ihre 
Kamen: Meis,:Melpomene, Terpfihore, Tha⸗ 
lein, Polyhym nia, Urania, Enterpe,. Erato 
and Kalltopd Aber es iR entſchieden, daß auch. der 
Mythos dieferi Weſen zu’ verſchiebenen Jeiten und am ver⸗ 
jchiedenen Dvten.fehr verſchieden war. Man zählt manch⸗ 
mahl drei, maunchmahle fünf, manchmahl ſieben Muſen uud 


ihre Abflammung-innterliegt eben fo mannigfaltigen Anga⸗ | 


ben. Cicero nimt daher drei Elaffen. von Mufen an, 
welche. am Ende zuſammengeſchmolzen umd, obgleich von 
verfchiedenem Urſprunge, zulegs2dlie: für’ Töchter des Zt 


- unb der Dünemofgne :girhniten worden feyen. Aber die 
veuern Fyrſcher ſtellen vier Perioden bes: Muſenmythos 
auf und nehmen an: Thrakiſche Rufen. Helikoni⸗ 
he Muſen in Böotien, Orakel⸗Mufen am Par 
naſſos, Heſiodiſche Mufen, und. der. That ſcheint 
darch dieſe Somberung eine gereiffe. Sinheitcin: dab: verwor⸗ 
sene Sagenweſen ‚von dieſen Göttiunen zu: Ionuten, wie 
J m” — der Betrachtung derſelbes ehe... 

U 2 D 7 a — V 
| "Die Thratiſchen Muſen find, wie —2 PR 
aus Thrakien nach Griechenland gebracht worden und Or⸗ 
pheus — man erinnere ſich, daß dad ein Collektiv⸗Name 
iſt für. alle diejenigen, welche ben wiſden Pelasgern: zuerſt 
Eultur: beachten. — wär es, der ſie mitbyachte, weßhalb 
man ſie wohl auch. die orphiſchen vennmnalanzg, Da⸗ 


niahls waren bie. Mu fen von den Nwym ꝙ bzn. überhaupt 


noch wenig unterſchieden, man, brauchte wenigſtens den eis 
‚nen. Ramen für den andern unb die: Mafen, waren eigent⸗ 
lich die:Nymphen be geiſtoernder Quellen, deren 
Waſſer mit prophetiſchen Erddünſtaner füldi 
ſchien. Begeiſterung ſchrieb man aber nur ſolchen Quel⸗ 
len zu, welche durch Mineralgehait oder andere Umſtände 
in ber. Chat etwas Beraufchendes hatten. Solcher Quel⸗ 
len gab: ed indeſſen im jenen Gegenden in Menge und mas 
nennt: noch die Hippokrene, die Agamigipe; den Li⸗ 
bethron, die Kaſtalia u. a. :Rint: man woch · dazu, 
daß gerade auch -in-diefen Gegenden die mit Eeſang uud 
Tanz ung. verbundene Muſik des alten: Griechenlands hei 
miſch war;: fo gewinnt bie Behauptung, daß vielleicht or, 
phiſchen Sängerumtenioneb:: Tänzerinnen, die ausſolchen 
Quellen trauken, "eine. höhere Begeiſterung empfanden und 
dadurch Veranlaͤſſuag gu Dichtung von. — 
m. gaben, noch an rer 


i — Throtlen — Aw ſehr alier Zeit, fon. der Ma⸗ 
| AR nach Boöotirn herüber und ſetzten ſich zuerſt am 


en 


Er 


— Helikvnfeſt. Anch hier. erjahlt ws: — | 
Die gewaltigen Aoiden Epbhialtes und Oetos, die den 
Zeus befriegten. und den Ared in Feffelnlegten:3 ,: haben 
merft den Muſen auf dem Helikon geopfertz.aber fie zähle 
ſen nicht mehr al. drei Mufen: Melete/Minem e. unk 
Asde. Diefe allegoriſchen Namen geben einem mewenFors 
ſcher Beranlaffung, ſſich über dieſe Muſen alfo: zu erfläg 
ren: Zu jener Zeit war alle Weisheit in Gedichten enthala 





ten; deren Weſen man: in Nachdenken Mid, Se. u 


bachemiß, ¶ Mneme): nid Gefang.CYöde): fekte::..: Denn ‚che 
die Schreibkunft erfunden und nothbiteftih —— 
mußte d Berfafl x eines neuen Gedicht 

noch m bie im Site ausgearbeiteten. at 1 Beta 
niß.behälten,, bis er Gelegenheit fand," fie von fi) zit ge 
ben. So mußten aber. aͤuch die, die ſie hörten, durch das 
Gedachmiß diefelberi aufbewahren. Däher‘ kani es, daß 
Duemofgne. als bie ‚Mutter der Mufen-, erfannt und gen, 
nannt wärde, Einige wollen behanpten, biefe drei Kamen 
ſeyen ſpätern Urfprüngs und die Heliloniſchen Muſen von 
denen ‚ber erften Perigde. wenig unterſchieden Weſen. Auf e 
jeden galt aber ſcheint die Sage, von ki denn Io$, — | 
biefe, zweite Periode ‚au. gehöten. i — | 


Als die Religion Apollons in biefe — Hain — 
in Delphi ihrem Haupfſitz nahm, kubpfteo hie NRachbarc 
ſchaftr eine Berbindung: zwiſchen den Prrüeſtern Apol⸗ 
lons und ben Göttinn en am Helifon, zZwiſchen wel« 
chen durch die Begeiſterung felbſt eine sintärlühe Werwimbt⸗ 
ſchaft herrſchte, denn Dichter und Seher ſind beides nur 
durch die Begeiſterung, durch welche. fie. bie: Gegenwart, 
die Vergangenheit and: die Zukunft kenuen. Ueber diele 
Berhinbung hat man. hiſtoriſche Zeuguiſſe, ‚wis Bad. des 


703 1 WERT PR ww: . D. a ae — 1 
— e — — — ——— 


” Scheint Hindentung auf einen Netigionkrieg und auf Vers 
‚Krängung des: altern Enltus in re “and — zu 
ſeyn. FE — 


— 1ER — | 

- anb ber. Miemoſane :guhalten worden: ſeyen. Aber die 
neuern Fqrſcher ſtellen vier Perioden bes: Muſenmythes 
auf und nehmen an: Thrakiſche Mufens Helitonis 
sche Mufen in Böotien,, Dralelr Rufen am Par 
naſſos, Heſiodiſche. Muſen, und n der That ſcheint 
darch dieſe Souderung eine gereiffe. Elaheis An: das verwor⸗ 
rene Sagenweſen ‚vun dieſen Göttiunen zu. — wie 
— ———— beufelben, ergibt: 


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„wart 24 6 7 us 3% ee ⸗ 


Die Thraliſchen ‚Mufen find, wie Yaufaniag. äh, 


aus Thrakien nach Griechenland gebracht worden und Or⸗ 


pheus — man erinnere ſich, daß dad ein Collektiv⸗Name 
ift für alle Biejendgen , welche ben: wiſden Pelgegernn zuerſt 
Kultur: brachten. -— wär es, der fie, mitbrace, — 
man ſie wohl auch. die srphifhew.zenneniigum, Du 

mahls waren bie: Mufen von den Nymohrn. überhaupt 
noch. wenig unterfchieben ‚ man braushte. wenigſtens ‚den ei⸗ 
nen Namen für den andern und die: Mafen, waren eigen: 
lich die: Nym phen begeiſternder Quellen, deren 
Waſſer mit prophetiſchen Erddünſtener füllt 
ſchien. Begeiſterung ſchrieb man aber nur ſolchen Quel⸗ 
len zu, welche durch Mineralgehalt: oder andere Umftände 
in ber Chat etwas Beranfchendes i hatten: Solcher Quel⸗ 
len gab es indeſſen im jenen Gegenden in Menge uud mas 
nennt noch die Hippokrene, bie Agamippe;z den Li⸗ 
bethron, bie Kaftalie:ın. a. . :Rint:man mod dazt, 
daß gerade auch -in:diefen Gegenhen die mit iefang uud 
Tanz wng verbundene Muſik bed alten: Griechenlandẽ hei 
miſch war; ſo gewinnt die Behauptung, daß vielleicht or⸗ 
phifchen Saͤngeriunemnude Täwzerinnem‘, die ausſolchen 
Quellen tranten ‚eine. höhere Begeiſterung empfanden und 
dadurch Deranläfftag gur Dichtung: vom. den; — 
ir gaben, Rod) an Wabefägizlicte.: — 
Von Thrallen * in ſehr alter Zeit, fon der — * 
ſendienſt nach Böotirn ;herüber und, ſetztenſiche zuerſt am 


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— 


beheHelitvn feſt. Anch hier erjäßkt- ms: — 
Die gewaltigen Aloĩden Ex hialtes und Oetos, die den 
Zeus bekriegten und. den Ares in Feſſeln legten*), haben 
zuerſt den Muſen auf dem Helikon geopfert aber fie zähle 
ku: nicht mehr al drei Muſen: :Metera, Mneme.unk 
Asde. Diefe allegoriſchen Namen geben eimem- meneni Fort 
ſcher Beranlaffung, ſſich Über. diefe Muſen alſo zu erfläg 
ven: Bu jener Zeit war. alle Weisheit in Gedichten enthale 
ten; deren Weſen man: in Nachbe nken Mitte), Ste. 
dachtniß ( Mneme) nid Geſaug (Aude) ſetzte.. Denn ‚che 
die Schreibkunſt erfunden und nothdärftig nuägehilbetnmgig 
mußte der Verfaſſer eines neuen Gedich r 7 es 
noch ai” bie im Säife audgearbeiteten a en 

niß behalten, bis ‚er Gelegenheit fand, fie von I * ge⸗ 
ben. So mußten aber. dud) bie, die fie hörten, durch das 
Gedchmiß biefelberi aufbewahren. Däher kani es, baf | 
Mnemofone. ald die Mutter der Mufen . erfannt unb ges 
nannt ipirde. Einige wollen behaupten‘, biefe drei, Kamen 
ſeyen ſpätern Urſprüngs und die Heliloniſchen Muſen von 
denen der erſten Perigbe wenig unterſchieden Weſen. ve; E 
jeden ga aber ſcheint die, Bage, von Yen u ſoset | 
biefe, zweite Periode ‚au gehäten. | 


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Kell SIT" . 


Als die Religion Apollons in biefe sa — 


in Delphi ihrem: Hauptfig:'nahm,  Intpften die Nachbare ' 5 


Ihaft:dine-.Berbindung: zwiſchen den Beiefltrn Apol⸗ 
lons und ben Söttinuer: am. Helik on, zwiſchen weis 
chen durch die Begeiſterung felbſt eine sintkrlühe Berwandte 
ſchaft heerfchte, denn Dichter unb Seher find: beides nad 
Busch die Begeiſterung, durch welche fie. Die; Gegenwart, 
die. Vergangenheit and: die: Bufunft kennen. Weber .Diefe 
Serdinbung hat: man: hiſtoriſche Zeugniſſe, wis dvas des 


Sir ie al eig I" KU a 5 a ren f nn 
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> Scheint Hindeutung auf einen Retigiontrieg und auf Vers 
‚Rröngung des Altern ;Enltus in — und: ——— im 
feyn. Pe ———— ——— 


[4 


auf neun, ‘peftimink wid das Geſchaͤtt ihnen ER: wiefen 


— BE — — in 
Elemens venateruudria, welcher ſJagty die Altelte: wos 
phi weiſſagende Sibylla, Pythia oder Phambonoe, 
fey von. ver Muſen auf dem Hellkon erzogen: worden. Das 
ber Sam es: mun, daß Ayolluz, der deiphifce Orakel⸗ 
gott ,. zmam Woxfieher. der. Men ward, zumahl Ba::man 
ſich ſingende nd tanzende Wäſen: nicht, ohne etäen ‚Shots 
führer dynken kanute, weldyer mit deer Hüthara den Tat 


augab. Duo⸗ ganze Geblrge des: Paraufjos, das won Del⸗ 


we anhebtvvdi ach ii nkineimerfiredie, wurde 
sin mit Jeinemw. vielen: ehrwiiedigen Optten dieſen vere⸗ 


nigten Bidet ag: at Guu MInurr a a —— 


— Diges Ks ihar vor Imt br vor — Zeit ge 
dehen,. | vo ag neilg ‘6 sehr: peim der Olymipter das 
errſchende wurde In diefem. {ft nun Die’ Zahl der Mufen 


worden, weldyes die Sänger ° an den Tafeln der" stoßen 

atten. Ds aber die Namen, wie ‘die Funktionen Ber ein 
zelnen Mufen; in. det hefobifgn n Echulẽ zuerſt audfu rlich 
vorkommen, TO Bejeiäinet man ee vierte Mi Enpes 
giode mit Ben Namen ‚der, Hefiodifhen. ragt" mai 
dun: Wurum gerabe nenn Murten? To fogen bie henli⸗ 


gen Gelehrten; Man zählte die Quellen, dene ü nihi 


Beg eiſterunge Huſchrieb uund/, machbem man ange drei, 


vier, ſieben æ acht gekannt hatte, kam ondlich moͤch eine hin⸗ 
zu und «bie. Zahl ber. Muſen was: voll. Als der Sitz 


verſelben, der heit Homer durchweg ber’ Olp mpos if, 


werben der Hielichon, der Parnaſfos uud den Pins 


dos genannt, wores früher überall eine: Nymphen⸗Muſe, 


oder eine Dreiheit 7) ,- gegeben hatte, Wenn übrigens Pam 


ſanias und Cicero. übereinftimmend- fagen, Pieros ans 
Thratien habe die neun Muſen in Griechenland eingeführt 





9 Die Dorknpmgpen di — FAND Bien. gern nei, mes 
gen des Reigens, den fie tanzten. 


— 13 — 


ſten Utſprung des: :Mufermpthos; die Muſen aber fäheme 
von Km den Nauen nl, der. Pierhdem, 6 
——— 

Ueber die Zahl bei Hufen war man nun in dem 
neuen Syſtem einigz aber:;äber bie Funrißienderfelben 
herrſchten verſchiedene Anſichten ‚nach: bis in, din fuätelten 


Zeiten... Ras: guleut; am. allgerjeinſten fd selleud madtep 


beſtehet darin: Klie:cKleio) ifk, die Mile: der. ee 
Schi che amd haͤlt, in: Abbildungen, cing, halbgeöffteſe Ale 
cherrolle; Euterpe, Muſe der. Muſ igatinshaſas dere: deo 
Flsten ſpiels, Mägt eige, ande zwei Juskan dir dee 
Hand; Melyameney bie. Muſe dercTragpdie, iſt ‚vora 
fhleiertz.; hä In. der Jinken. Hand die ernſte, tragiſchg 
Maslke, ftügt;fich mit ber Rechten: auf. eine Keyle und sräpk 
au den Füßen Kothurne; Thalia, Mufe der Komödie 
hält in. der linken Hand eine komiſche Masks, in der rech⸗ 
ten. den krummen, Hirtentab (Pedum); Tarpficheren 
Muſe des Tanzes; erſcheint in tayzender Stellung us 
fpielt auf einer fiebenfgikigen. Lyra; Exato, die Mufe ben 
erotifchen Poöfie, ſpielt mit dem. Pleltron auf pls 
nem ‚neunfaitigen Inſtrumente, das. fi; durch feine Größe 
von. der Lyra. unterfcheides; Polyhymniq, die Muſe der 


Beredſamkeit und Mimik, legt den Zeigefinger Dog 


rechten Hand, auf ben Mund, oder trägt eine Bücherrollq 
in ber Hand; Urania, bie Muſe der. Sternkunde/ 
trägt jn der lialen Hand «ine Kugel, in der andern einen 
Stab, womit ſie auf der Kugel etwas zu bezeichnen ſcheint; 
Kal liope, die Muſe des epifchen: Geſanges, hält, 
ein zuſammengerolltes Pergament, ober quch eine Tuba m 
der Hand. Alle werden ſie ald ſchöne, aber beffeivetö 
und zücktig verhüllte, — — in ai 
Zelten manchmal beflügelt. se J — 


gZur Geſchichte der Muſen geheven ron Wetttäungfrs. 
in denen fie ſaͤmmtlich ſiegten, Aubratangen. von Kaͤmpfen 
zwiſchen dem Akten und Nenen. Obgleich ewige Zumgd 


[7 
— 284. — 
non 


ent find Pe bach alle Meäkier..snmfle geiſtig weich ber 
gabten und dadurch — Menden find Muſen⸗ 
ne IN 





— ‚ Dierbeletsuäeiten mb Rptiosen. 

nn Neben den Titanen erzeugten Uranos und Gäa dieſe 
Wehen, welche von der Fabel als furchtbate, gewaltige 
Meſen · dargeſtellt erben. Dev Hekatonchelren CCen⸗ 
Für ane nYſ waten drei, : jeder hätte’ fünfzig Köpfe nnd 
hundert Arme, und hießen Kottos (Schläger), Bria⸗ 
a s· i Gewaltiger And Gyes GStarler). Ihre Ange⸗ 
henye Made fürdtend hatte fie ihe Vater. im Tartaros ans 
grefeſſelt, wo ſie kräurig ſaßen, bis Zeus auf den: Rath 
fiiner Muttetifle befräite und um Ihren-Beiftand im Kam⸗ 
we mir den Titanen batı "Zend; mußte zuvor das Unge⸗ 
hruer Raiipd CWäditer) töbten ; ehe er fie befreien: konn⸗ 
ve,’ dann führte er :fia heraus y'Tabte fie mit Nekawe: und, 
Anibrofie und nun entſchied ihre: Tapferkeit den Titanen⸗ 
Rumpf Nach erlangtem Siege, wurden ſie zu Wächtern 
ber verurtheilten Titanen im Tartaros ernannt. Kottos 
and: Eyes: verſchwinden von da: in ben Sagen, Bria⸗ 
ru taber koumt noch "einige Mahl zum Vorſchein; er 


kettet noch eidmahl· Den: Zeus: :ald die Götter die Abſicht 


haben, ihn won Thron zie ſtürzen, durch ſein bloßes Ans 
ſehen und wird mir einer "Tochter: Pofelbons, Kyma⸗ 
— — Er führt and 'ben Namen un 


Die Brüder: Ver.gelatincheinn,, ‚pie: elle pen, wa⸗ 
ren eben ſolche Rieſen; ihre Namen Brontes, Arges, 
Steropos (Donnernde und Blitzende). Broutes heißt 
auch Pprakmon. (GFeuerambos). Diefe urſprünglichen 
Kyklopen find, gemeinſchaftlich wit jhren Brüdern, nicht 
weiter, als eine mythiſche Darſtellung der Gewitter und 
des Aufruhrs Sen dieſe in der Natur hervorbriugen. Ura⸗ 
wos brachte die ſegrchtbaren Weſen hervor, die Blitze ſchie⸗ 
Pe, der Donner. bruͤllt und imnmufruhr aller: Dinge 


— 183 — 
ſcheint das Chaode wiederkehren m : wollen; Uranos re 
ſtößt fe ih. den Tariaros, die. Wolffn fliehen zum Horn 
zont hinab, der Himmel wird wieder: ‚heiter, zer herrſcht 
wieder ruhig. Kronos entthront nun feinen Bater Uras 
nos und will in Ruhe herrfchen, “aber mit feinem Sohne 
Zend. Ampoören ſich "Die gefürchteten: Misken:..aufd neue; 
da6 :vegelmäßig geordnete Jahr bringt die Gewitter agch 
gewiſſen, beſtimmten Geſetzer mit — ‚die fin bernaas 
— und —— Maike. J 


Run fi nd alſo Die — bie. Diener Pen und ige 
Mythos erleidet manchexlei Veränderungen. . ‚Buenft. erfcheis 
nen fie als Gehilfen tes Hophaͤſtos, ‚ber ‚bisher -allein gear⸗ 
beitet hat, auf den Tiparifihen Inſeln, ald Rieſen, mit eis 
nem Yuge- auf. der ‚Stirn, fo groß mie ein Schild, a 
dem may vier Ochſen haute braucht; das Auge iſt rund 
(Kykl⸗ops). Ihr Schlagen auf dem Ambos iſt Dome 
ner, ihr Blaſebalgtreten Sturm / der Aetha Tracht davon, 
Sicilien, Italien, Corſika dröhnen. Mit dieſen griechi⸗ 
ſchen Kyklopen vermiſchen ſich ſpäter Nachrichten von ähn⸗ 
lichen Weſen in Skythien und _au. ben: Grenzen des 
nächtlichen Kimmeriens. Dieſe werden ‚gefchildert als rohe 
Menfchen, ohne Aderbau. von ben reichen Früchten fi ch 


naͤhrend, die. ber. Boden von felber hervorbringt, ‚ohne 


Befege und Staatöverfaffung in Berghöhlen wohnend, je⸗ 
be Familie für ſich, ohne Verbindung mit andern. Auch 
dieſe erfcheinen als einnügig. — Man: mil. ‚annehmen, die 
wilden: Bergvölfer,, die darunter verfianden werben, häts 
ten fich bemahlt und auf der Stirn zwifchen den Augen eis 
ven fchmarzen Bed. gemacht, der in der Ferne wie ein 
Auge, oder wie sin drittes Auge, denn fie werden auch 
als dreiaügig dargeſtellt, ausgeſehen. Die Dichter, deren 

Phantafle die Sagen von: den Kyklopen vielfadh- bearbeiter, 
vermifchen Altes und Neues, Wahres und Erdichtetes mit 
einander und die Kyklopen find "Raturfräfte und rohe 
Menfchen, Götter und Göttergehilfen, kunſtreiche Arbeiter 


gi J x . = 086 er 

Pur —— einfache Naturſoͤhne und talpiſche 
Bauern, ſogar Ju Popanzen für. bie Kinder mußten fie 
#4 gebrauden aſen Ei 


* t * e 22 ... 
24 ® 


vo... dd 8 20. 





ä ER RN : Da 
= Dieh ſine — Ye: ſamtlichen "Altern! Goͤtterweſen ber 
‚Criechen, größtentheiß, wie wir gefehen haben, Symbele 
ber Natıefeäfte ‚bie. durch bie oft ungeregelte Einblldung⸗ 
kraft fo und anders ausgefchmückt wurden; aber auch mit 
unter perſonifizirte Ideen und Vorſtellungen, und misver⸗ 
ſtandene oder Abſichtlich verfiiitte Nachrichten von "Men 
Then’ unb’Chieren entferhter, nur wenig bekannter" Ge 
genden, bie durch bie bichterifche Darftellung zu Höhen 
Werfen, zii Götter erhoben wurden. Die erſte Beſchauumg 
TR gleich einem Blicke in eine felfige Berggegend, in wel 
cher fich dem Auge Schlöffer und Riefen und Ungeheuer 
darftellen. Nähern-wir und, um das Wunder zu unters 
ſuchen, fo verſchwindet es, oder loͤst fi in ganz gewoͤhn⸗ 
liche Natur⸗Erſcheinungen auf. Aber mit dem Verfufe ei, 
ner und angenehmen Zahfchung machen wir den ſchaͤtzens⸗ 
werthen Gewinn der Erfenntniß des Wahren, und inden 
wir die verfchtedenen Kräfte des menfchlichen Geiſtes in 
der Darftelung ded Gegebenen bewundern, verliert ſich 
der fromme Sinn in dem Erflaunen über den: Unendlichen 
und Allmächtigen, der fih, wie in ber geiſtigen, fo in 
ber Siunenwelt, auf fo vielfeitige ‚und überrafäjende, 
* und Herz gleichſtark ——— ade offenbaret. 


u Die RE TPFIENE bed Kronos, 
- bie, neuern Götter Griechenlands. 
Heller ſind die Hallen, in. weiche. mir min eintreten, 
um die neuern Götter der Hellenen zu betrachten. Es find 
auch Wefen von faft ganz anderer Art,. die und hier begegs 
nen. Die Götter ſind nicht mehr bloße Symbole, ſondern eine 


— — 287 — 

Are warn Sunfigefinltien, an welchen bie Einhiſdengkract 
und Die Dichtfunft gleichen Antheif haben, ‚bei: welchen nicht 
ſowohl die Goͤttlichkeit, fondern die völlige Wenfchlichkeit; 
nur in: gefleigerter Potenz hervortrit, wenn auch, dad Gätte 
liche immer. noch gum: Grunde legt und namentlich in bes 
Moyfterien aufgefaßt und zum — der yes 
gemacht war. gie 


& ind” aber hier, .auffer ben EEE Goͤt⸗ 
tern, den Halbgoͤttern, oder Heroen, und andern heili igen 
Weſen ‚uud Dichtungen, insbeſondere zwölf. große Götter, 
welche. ber Betrachtung ſich darbieten. Ob dieſe Ueber⸗ 
einſtimmung mit dem agyptiſchen Religionſyſteme nur zu⸗ 


fällig oder eben fo begründet ſey, als die, die wir in der 


Kabiren- Religion fanden, bie aus Aegypten umgweifel 
haft ken: iſt nicht fo entſchieden. au 


| Zeus. 


Der große Sohn des Kronos, ber feinen Baker 
entiheonte und ſich on feine Stelle fegte, hereſcht num als 
ber. allgebietende und über alle aubere Götter erhabene, 
und Heißt ber allgebietende. Bater der Götter und 
Menſchen. Es it unentfchieden, ob der Name Zeus aus 
dem Wegsptifchen, wo er ” Gott,” ober. aus bem Peladr 
gifchen, wo er ” Leben”. (der Lebendige) bedeutet, herſtam⸗ 
me. Das Leptere' behaupten die neuelten Gelehrten und 
fagen: Zeus bezeichne urfprünglich die in der Natur wal⸗ 
tende Lebenskraft und insbeſondere das Symbol der ſtaͤrk⸗ 


— 
24 


ſten Auſſerungen derſelben in den Bewegungen des His 


mels, der Wolfen, ber Luft und bed Gewitters; wegen 
des Einfluffes derſelben aber auf den Menfchen und fein 
Schickſal ward er auch Gebieter desſelben überhaupt, wels 


dien Begriff man zu dem: eines Beherrſchers jedes Schide 


fald und Lebens ſteigerte. Als der Gott: ded ‚Lebens in ber 


Natur konnte er er auftreten, ald dieſe vorhanden war, 


daher feine Entſtehung aus derſelben, obſchon ſie felber 


1 


and nun Tämpfte er fogleich feine Kämpfe mit dem Titar 


wenn fie etwas gegen feinen Willen thun, fo thun fe es 
ä . = 3 ' heim 


— ass ⸗— 

ib Vottheit auftrit. Er iſt das Kiad ber Zeil; wie Or⸗ 
upbiin Perſlen. Aber als fein. Geburttort "wird alt je 
are Wohnplatz ber alten Pelasger angegeben. Gewohn⸗ 
Uch wird er am Berg Ida geboren und vom feiner Mu⸗ 
we Rhea, unter dem Schutze ber Aureten, ben Priv 
'Berinnen ber Demeter, ben Meoliffen, zur Exziehung| 
übergeben. Diefe ernährten ihn mit der Milch Hrer Lie⸗ 
ge, Ymalthen, bie deßhalb unter die Sterne verf 

wurde, Ihe Horn ward das Horn des Ueberſluſſes, deun 
fie ſchenkie es dem Herakles für das dem Acheloos abge 
Hrochene. " er der Name Meliffa deutet audy darauf, 
daß Zend mit Honig ermährt wurde, Milch und Honig, 
die erſte Nahrung ber Sterblichen im Unſchuldalter/ fü 
demnach auch die des höchſten Gottes. So genährt und 
Yenflegt, war Zeus nach einem‘ Jahre ſchon erwachſen, 
(Zeus war aud dad Symbol des jährlichen Sonnenfauf.) 











nen, dann mit ben Giganten und bem Typ kon und 
nachdem biefe ‚glüdfich beendigt waren, theilte er fein 
Herrſchaft mit ‚feinen beiden Brüdern, Poſeidon und 
Ars, indem. er fih den Simmel und die Erde vorbehirlt, 
dem Pofeidon das Meer verlich,: dem Wid aber die Um 
terwelt. Nun hat er aber eine doppelte Funftion ‚einmal 
wis Beherrſcher ſeines Gebietes und ſodann ald Water und 
Herr aller andern - Götter, die er ſaͤmtlich überbietet; dent 
er giebt ihnen anheim, eine Kette am Himmel anzumachen 
und. ihn herabzuziehen, wenn fie Tönnten, er felder aber wol 
fe: fie ſaͤmtlich hinaufglehen. Die obere Luft, der Aether, 
kann nicht von ‚ben-übrigen Naturfräften herabgezogen wer⸗ 
den) Als Oberherr und Vater der Götter heißt. er- vorzugsweife 
der Diympifche. Seine Macht über dieſelben beweit 
er auch durch Handlungen, denn er ftößt andere Goͤttet 
aus dem Olymp, er fchleudert fie in den Tartaros, @ 
ftraft fie mit feinem Blitze und, nach alter Konigöſitte, 
auch mit Schlägen. Daher fürchten ihn auch alle und, 











E z ⁊ 
— ass I 


eimlich PER ice re: — gegen 
ha zurtick Bie-Ainbife deenitfertigrgegen ihe ıbaß:feibt in 
Studer Hofeitsowihm bes Magen wuipiumei. Inbeſſen/ 






og biefer Macht war ’er: zuerſte wech ich fiber ab Bin 


Angniß (Auungkfä) erhaben unb-!sehte winmahl;zme 

hlbar 'werlaren ‚gendefenh, als bie Ttwigen: fidr’ gegen: Klin 
erſchweren, menn aicht Briarzius'fieh eben: ihn geſetzt 
mb durcht ſein Auſchen: dis Gupruugluftigen grfchreckt 
tte. Styater ord Zeut aid: über: Das Echickſal haben. - 
Lad der: Mrhner uud: Kenfencbeäfeitelt gedacht. Haue 










rich. doch zuerſ nit ber Metid eo Rbugheit) remis 


nb, nachdemn wri Diefe verſchlungen hatteyndie erige IR alte 


wit (Patimt) ;audrfeinem Hampte geboren. Daher bes 


c:auh ganzı kefonkere: nie Gabe dei Meiſſageng und vecz 
inbigt: bie Zulenft-banch Biig: und Dauner mud, alaaare 
Jimmelßzeichen., : durch Bogelfliug ma: Threrſchau 
ir · O rl xd. her ala Harx dex Götter ms Rn 
hen iſt er. auch. der Herr und befoiere. EAbuuer den Kür 
ige und Helden, vann ber, Hautherren und der Beichügen - 
ker veruchwilen Eigeuſchaft cher .issmahligen ‚Bein Der: 
bakfreiheitimn Mair eundſchaft in aller andern 


ündlichen Varbaictiſee Das ging; auch über auf-bie.büte ' | 


erlichen Venha ltiſſe, welche ſaͤunulich unter. feinem. Schus 
e ſtanden. Alle Ungluͤcklichen x (lb; Moͤrder, mein fie 
ni dem: Vaterlagde vertrieben und von. den ältere ven 
Ngt wurden, ſtanden, in feinem. Schuun, ſobald ſie ſich 
mem frashen rar de bittend nabeten, denn heikigi ont 
et Herd und ein Wreiftätte durch ihn iedes lokuhankı 
ir jedes Diefen-MBerhäktuiffe hatte ſer oinen beſendern Bei⸗ 
amen. Eine fchöne Schilderung wen ihn: ‚ale, vie are.“ 
bie Hymne: Alles, fo heißt es da, war in Zeus, der . 


lether, den Himmel, das Meer, die Erbe, der Okeanos, 


© Tartaros.aie. Fluſſe und alte. Goͤuer and Goͤttinnen; 
le, was da {fi und ſeyn wird, wär ein. Zuſammenfluß 
R Zeus Leibe; Er, der weißßligende, iſt der’ erſte und. 


ft lehte, der Anfang und bie von dem Alles ent⸗ 


i. Vand. 


\ 


— 10 — 


PER ann au: Melu· N et, ie Mrnibiehe der Erde 

une deo Hiacmeis; auzıhen Mich Deferfts: tech Jenens · Zus 

der; Die: Wurzel: bes Mirks,: bir: Gone: und: det Mond, 
Rd a. erſtech rzeuger aller Dinge. 8 war Eine 
KKraft; Cie Bestheit, Ein Haut des Gattzän, Fin ko 
niglicher Mörpenzniwideit Alles ich: bewegteʒ da Feuer, 
Dad Maſſer, die Erde, dev Maher; die Nacht, der Tag 
und: Metis ande rat, die ren: Wilbiler... '; Diem: Alles 
lay.tw Serie ‚großen Börpel! ve Jul, GSchanueiſein Humpt 
ne fein färbieeb Suitig oden · glan follen Syiännel;; wen: dem 
die Veſtirno gleidgeitene Schönen Haufchaarr: fliegen. Awri 
golbene Etierhaenern lLaufen davon and, der Aufgaug und 
der Niedergang, die "guet Wege derb: unſterblichen· Götter. 
Gens. Augen ſinde die Sonne md. Bars eutgegenſtehende 
Mond, :Mlie: umfindet: und denkt ern durch deu lautern, 
Wenipfihen: Aether; Rad Organ fend! ewigen: Denkenẽ. 
Kein Ton, keine Scimme fein Lat etpährrfäinem: Die 
Wie fein Berfkakb, Mi auch unſterblich Fän!Staupt. Glamz⸗ 
voll, unzertzennt, grenzenlos, anetfſchutterkichh, kraftvol 
and ſtark if ſein KRBrurt. Sehe Schulteru, Bruſt and 
Rüden bilden: die Atniodßhaͤre umbfeins Flügel tragen ihn 
Aberali. hin. Gein heiliger Leib it die Ninktier Erde und 
das. hohe Gebirge, zumi@ärtel dient Ah: 206 Merr uub 
der Pontos. Seit Fußtrit Andiind: Wurzeln der Erde 
un: der Tartaros. Aled: dieß verbarg Zous⸗in ſich, m 
es durch feine Sıöyferkraft an das Aicht zu beingen.” — 
So dachte ſich ihrm freilich das Wolf “nicht ;. nur in den 












Myſterien Eingeweihete Aamen. zu bleſer Auſicht,/ welche 


ae denen ber: Weiſen — und Argspteus unverkenn⸗ 
| — — —— — — 


——— J 


Da gend der. Urheber aler — —8 werden m 
Nieie Söhne und Töchter zugeſchrieben, und daraus ent⸗ 
flanden die vielen Gemahlinnen und Liebfchaften ; welde 
ihm die Dichter beilegen; diefe letztetn aber fnb ber Grund 
feiner — ei Verhaͤumiſte, weiche: beſonders 


e u 


vor Damer wait ande: Yaren — ‚werben, Bir 
iſt hier ſrets ‚eine eifenfückige, zankfuchtige Frau / zu ehr⸗ 
bar, unt die Mutxene des Gatten mit Untreue zu vergelten, 
aber ie Horse una Werken iumer ihrem Gemahl entge⸗ 
gen. Ex. hat eine gemilfe Scheit ‚vor iht: und weicht ihr 
aus, wo er kann za wenn fie. aber.iign weit gehen will, fo 
droht. ex. ihe:: wit Beifelhieben, - oder wit. der eiumahl fchon 
über fie. merhaͤngten; Strafe, ſier gelainden; ie Aether aufs 
hängen, bin! Gifte mit einem gewichtigen Ambos beſcuwert. 
Gegen feine Atuher iſt Zeus: balb rauh, bald zärtlich, je 
nachäcee ‚ihr Menshuet -gegen::itee vᷣeſchaffen iſt. Ueber⸗ 
haupt erſcheivt we auch in ſrinen ; Vrhalaniſſen zu den he 
rigen Goͤtteru ‚albı ein Hanevater, wie ihn bie damahlige 
Welt kanntez ie ::derfommelte "feine ‚ganze Familie taͤglich 
in feiner WMohnung und um: feinen Tiſch Und alle bewie⸗ 
fen ihm, all dem Haupte der Familie, gebührende Chu 
funkt undMehatſann. Dieſe Vermenſchlichung des hoch⸗ 
ſten Gottes, weranlagten uoch allerici andere Erdichtungen 
uud Grzaͤhlumgen/in wrlchſen Zeus wvöllig wie ein andrer, 
von ‚feinen Leibeuſchaftau, Lüſten unß Begierden umgen 
triebener Mann erſcheint, nur mi chem Uunterſchiede,: daß 
er ſeine unewhlicdhe Mache — fie au. 
— 4. Hin mer I: — — m. > 


ern year 5 a. dl. "an . 
 gefieb gi: und ;bie Gemahlinnen den Zeus auf, hen 
Hi Medie/ wen bergen er. ſelbex Maklad Athene ger.’ 
bar, daun ichemridy. die ihm Die. Hören und Moͤr en 
koachte, Eneyınamgiy.cbie.,hie, Shetiten, Demeter, 
De die Perkeohnue, Mens fuer, welche die Muſen, 
Diana, wehhe. Aphroditen, Yan, weile Apollog 


und Artemis mi Maja, welche den Hermes gear 


Belept er. maß er. Here zur Gemahlinnund Diefe-gebae 
ihm Hebe,i@jiniihuin und Arab &rop. it, überbirk 
die Zahl der: ſterdlichen Mäddyen „.weilcherwon Zend geliebt 
und mit ober: wider ihnen Willen, Mätter, von Ihmrunte 
den. —————— Danäe, te ‚Mutter des Penn 
19 * 


— 49 — 
feus; ‚Niobe, Muen des Bei ni Yılnkaasz 
Semele, Mutter des -Batchass; Europa, Matter ind 
. Minos, Rhadamanıhos mb Sampeidon;u Eeda, 
bie Mutter der Digsturen;. Alkmene, Be Dluser dei 
Herakles und andere. Add, lebe Zus ‚hau, griech⸗ 
ſcher Sitte, ſchͤne Tünplinge‘, wie aan gen.“ 
Der Eultus des höchſteu Gottedi: wait: Beginitlidien Bike, 
fehr weit verbreitet. Ueherall bayegürte: weni deisen: AK sms 
peln,-Altären, Bitvfalten, Die keritmsteftee. fäner 
Tempel waren in Griechenland zu Diympka, za Wehen 
und Elis. Ihm war ywar. keine Beabe-wißsfliehtich ges 
weiht, aber in Olympik thronend, uufaßte ri alle Stäbe 
und Bölferfchaften. Hier ſtand Pie:igrößte Mernge feine 
Dildfaülen; bier. hatte. Phidias ſein turühuntes Meiſt esſtuc 
ber Bildhauerlunft aufgefielt. : Maiekän, fo Heiße «0 
von diefem halb aus Bold halb. aus Kifenbei:Heftehenben 
Bilde, gemildert buch Sote, find ſein: iharäkten ; anelihun 
die Kunft durch Bröße : und Erhabentheit der Züge;; ver 
- bunden mit einen völligen: Heiterkeit bed @pgfichts- anozu⸗ 
. drüden ſuchte. "Die: voran auf ‚Dee Deirn schobenen, ge⸗ 
theilten Haupthaare: fallen in großen Welleuligien. werben 
Seiten des Kopfso herakiz. unb in ſeben ſolchen Linien fällt 
das Haar ſeines anſehnlichen Bartes auf die ‚unhdhtige 
Bruſt. Die majeſtätiſch gewoͤlbte, aber heitere und ebene 
Stirne gab den Ausdruck der Weidheit Iu erdaben wölhte ſich 
die Augenhoöͤhle und. kundigte Hoch: Er an Giue und 
Milde hatten in dieſom Ideale freu: Op da Den Mund 
Zuweilen warb er ſtehend, - am: hauſtgenn aber ſitzend auf 
einem Throne dargeſtellt, in der Hab: Ba? koͤnigliche 
Seepter, oder ben Gandimenden Dommerkeib haltende De 
untere Theil feined Körpers iſt müneikemWehsumbe Gebeikt, 
ber obere, edlere, iſt bloß. Zu ſeinen Fügen:figt bei 
maͤchtige, ſchnelle Konigevogel, der Adler,“ der zuweilen 
den Dounerſtrahl in ver Klaue hält... Der Adler KBrachte 
dem im Titanentampfe begriffenen ats :guuerb die Donner 
keile, nad) fpäterer Mythe dent Neugebornen bie: Goͤtter⸗ 





= 895 — 

Ipeife: on Diw; daher iſt er ihm geweihet. Unter dem 
Namen (Jupiter) Ammon erfcheint er mit: Wibberhörs 
nern an Der Schläfenz als Jupiter Serapis hat er 
er den Modius sauf' Tem Haupte. Mañ verehrte ihn durch 
Opfer und Geber; opferte ihm aber: gewöhnlich Adler und 
tiere, Teptern oft: zu Hunderten: auf einmahl, Heka⸗ 
— n.: Unter den Baumen waren ihm Eichen und. Bu⸗ 

heh Heilig. Mike fünf Jahre Wurden, ihm zu Ehren die 
let rn nie — 


Ass — Wethes vom Zeus gehe. feiber. — dab. 
ieſer aud Den werfchiebeuften Geſichtspunkten iſt angeſehen 
md jenen daher auf die verſchiedenſte Weiſe erftärt wer⸗ 
en kannz denn menn::der Eine Philofoph deu Zend zum 
Demfurgen macht, ſonſteht ber. amdere: nichts weiter in 
hm, abs: beit Nlether ; Die obere Luft, und da Here ale 
Ne untere Luft "genannt: wird, ſo ſind felne Eheſtreitigkri⸗ 
en nichts weiter als — Lufterſcheinungen. Cieero fagk, 
nan habe drei Zeuſe gezählt, Einen, des Aethers 
Sohn; Vater des Dionyſos und der Perſephone; 
en Andern, des Uranos Sohn und Bater der Pallae, 
eide in Arkadien geboren; den Dritten, Kronos Sohn, 
n Kreta geboren, wo man auch fein Grabmahl zeige, 





ud allerbing® etgiebt die Geſchichte, daß man einen dreis 


achen Zeus: zu unterfcheiden habe, einsit, pelasgiſchen, 
inen ägyptifchen; einen kretiſchen. Der pelasgiſche 
zeus ſoll urſprunglich ein. Fetiſch geweſen ſeyn, ein. heili⸗ 
er Stein, wobei man ſoyleich an die Dennsrfkeine 
nd an die Bätylien zu denken genötäigt iſt. lieberall, 
»o Peladger wohnten, war biefer Zend. Aber als eine 
Solonie Aegypter nah Dodona kam, ging eine wichtige | 
jeränderung mit ihm vor ) der Gott wurde ägyptiſirt und - 
urde zu Fupitrt ——— Den kwretiſchen Zeus 
ißt man denn aus dem aͤgyptiſchen hervorgehen und zwar 
Hu der auf Kreta geberne Gott nichts anders ſeyn, als die 
intſtehung a und bas Woſſangevauſch der 


— 


— 294 — 
Aureten an feiner Wiege und feine. Räupfe, mit Krones 
nichts als der- Schub, den bie neur Religion. durch ihre 
bewaffneten Anhänger gegen die ben Kronos verehrenden Län, 
derbewohner fand, Dieß geſchah unter Minos, dem Erſten, 
dem Sohn des Zeus." Nady einer andern, dieſer nahe 
verwandten Anficht war Zeus ber Anführer einer Schaar 
Auswanderer aus Kreta, welche. die Küften von: Klein, 
aſien, Thrafien und Mofebonien befeßte und durch den 
Gebrauch eherner Waffen eroberte, Seine Reſidenz iſt anf 
hohen Bergen, von welchen aus er Jeichter die Gegner 
. beobachten und bekämpfen kann, während er felber größere 


. Sicherheit auf denfelden genießt; "Benachbarte, Gäuger 


pridfen zuerſt den anf.bem Diymp in Wolken thronenden 
Gott und aus ber pelusgiſchen Lolalfage entſtand zulegt 
helleniſcher Nationalglaube and aus deut irdifchen Olymp 
ward ein himmliſcher. Sey es Die eine pder Die andere 
Sage, welche die hiſtoriſche Wahrheit verhuͤllt, (vielleicht 
iſt eine ſo viel, wie die andere) aus. beiden geht hervor, 
daß die Titanen nichts anderd waren als Priefterfkämme, 
yon einer Religion; die ſich mit ber Zeugs Religion nicht 
vereinigen wollte. Es war Sabdismus, vom Kau⸗ 
Kafos herſtammend, ber mit dem Ägyptifch « Fretifchen 
Fetiſchismus micht Jeicht ſich vereinbaren ließ. Datum 
eben war Prometheus ein Raüber des himmlifchen 
Feners und mußte beſtraft werben, Indeſſen gingen die 
Titanen nicht alle zu: Grunde, es blieben yoch welche ünb 
‚ vereinigten ſich mit ben Unkömmlingen, aber. nicht fo innig, 
daß ſie nicht: noch zu Zeiten die Gelegenheit hätten ergrei⸗ 
-. fen Sollen, gegen biefelben aufzuſtehen, um die — 
— zu — = | 


Shi — nr 5 Here... — 
| auch 9 va » des; ebswlrbigen Bönertinige Zeus erha⸗ 





Kir Yen Heros * Pöeren it, D ie offenbar den die 
1 Wyerginu®. 2:0 Cr cu 





Ä — Br — | 
bene Schweſter us Uirkinhlinn, Big | 
rer: Gefcawiſter nud wurde, aldıfle chr Water wieder von 
ſich gegeben, ach Dkranos ad der Keys zur Erziehung 
anvertsant. . Wrtadten, :MrgoB und @äntos: rähmen 
fih, diefer Guͤttina Geburtsoͤrter zu ſeyn. Dur äihre 
Bermählung mi Zeus wird Re: die erſte nnd‘ machtgſte 
Börink-uny:ake Sagen von ihr drehen ſich "wu -Diefem 
Punkt. : Homer erwähnt diefer Vermahluug wir wit: weni⸗ 
gen Vorren.5: Audete ryählen ansfuhrticher: Die Jungfrau 
Here Iuftwandelte gern allein. Einft erregte Zeus, der 
ſchon länge:unie: Erſeig wie: fie Fefreit/ Tinen "Sturm- und 
feste ſſch, in einen Kutuk verwandelt, der Jungftau uf 
den Schooß. "Diefe voll Mitleid nimt das durchnäßte vor 
Kälte jitternve Diier äh ühre Braſt und erwärmt es ſtrei⸗ 


chelnd und liebkoſend. Aber jetzt verwandeit ſich der Löfe 


Vogein. ſeinie wahre: Geſtaſt und erreicht feine Abſicht, 
indem er alle Zweifel durch feierliches Ehegeisbniß beſchwich⸗ 
tigt. Aber a fo heiß gewünfchte Berbindung gereichte dem 
SatrenÄnidh? din Gluͤche, Stolz, Viferſucht und’ Zankluſt 
erregen bald Ueberdtutß und Ausſchweifungen von ſeiner 
Seite und bieſe müchen das Hebel’ immer ärger. - Däher \ 
ſehr heftige-un®‘ -ätgerfiche ©ceiten zwiſchen ben beide er⸗ 
habenen Gattin,’ die mir zuweilan vorn zaͤrtlichen unier⸗ 
brochen wurden, wenn Here, aus Klugheit oder vielmehr 
biſt, ſch net Aphroditens Shrtet: fchmuckte und: fo ih⸗ 
ren Gemahl Verhite mas jedoch fÜit'fie'Tinmer nächthekli⸗ 
ge Foigen RER, oeit er ihre Abſicht erkannte und bie’ Liſt 
verabſchenen mißte nit welcher fie ſolche erkeicht hatte. 
So iſt Here voͤllig Has Bild einer griechifchen Handfrau;' 
be eifet ſuchtig!iſt "Aber die Nebenweiber des Gemahlo, aber 
ihre Ehre behaͤuptet/weil fie weiß, paper, auch wenn 
er die Liebe Jehen Te?änfgegeben Hat, noch Sie Rechte der 
Ohr behauptet und’ weil darch Oftte-des Rule Kälte und 
Ehrbarkeit ihn Ehatürier geworben ſtitv.Abet eben durch 
dleſes Weſen eignete fle Ach um fo" mehr fur Königinn ber 
Gotter; den Hi Hohheit sind Majeſtat kai ihr keine der 


Ubrigait: Bitumen ih Ude ſchea wen fie, ſche ſchẽe, 
ſo Daß fie nit tie won Athenen, (antun auch ven 
Mebsaditen den: Mkeid: der Schäuhelt Segehtte.. Biber 
ſie will Diefe Schonheit Voß. auerkauut usb. wigefiaumt weile 
fe, denn fie Aunft mit Grauſamkeit bie Frevler, die es 
wagen, :Bdr.ibe mis Liebe gu nahen. So merfelgt Fe auch 
zeit. wahrer ‚Sranfenksit: diejenigen, dis ie: Gemahl licht, 
una Die. Sähue amd. Achter Siefer :Uieliahten ‚uub läßt Ad 
—— BEE — — 
ee „1 Müeffen, fe hart PN ———— eridjeint, 
e.sch.fie doch oJ Nie Suiſterin und Beihigerin ber. zari⸗ 
licuſten Berhälinige anfı:. Gie it, als Me Bemahliun bei 
oberſtey Gottes, bie Göttinn ber Ehaiuub die Ehekifs 
serina und zwar in folcher Reinheit. daß fie, inn Quelle 
Kanathos fie — jan a - NEE 
— J— herſte —— 7 Tr 


"tee Rinder, Ares, FITITIYN ‚Sei, Eilei⸗ 
thoiß find ſaͤmtlich in rechtmäßigen Ehebette geboren. 
Re Hephäftos.macht.eine Ausnahme; qber fie rn. 
ihn ur aus fich...felber,. aus eiferſuͤchtigen Trotz, weil 
— die Arhape as, ſeinem Hanpte geboren hattr· 

." Die der Here eigenthümtichen — ün Diadem 
Seenser, Dfau, und nach einigen auch Grauatap⸗ 
fel und Kukuk; als ihr Gefolge werben genannt. Iris, 
Nymphen, Chariten und Horen. Iris, deren Nas 
men mit dem ihrigen . verwandt..ift ‚und ‚ber. Dfau, beffen 
| Garden mit benen der Iris perglichen, werdan koͤnnen, ſte⸗ 
hen ihr ans nächften. . Die Orte, 109 Hart am. meiſten 
verehrt: murbe, fe ihre ‚Kieblingönrte, ‚waren. Sparka, 
Myteng, Argnd,. amos, Arkadien, Flis, nu 
Karthago und. Kroto na. Ihr voxzuglichſter Big mar 
aan doher „Heißt, fie, Die. argeiliheg,anginiice. 

Goͤttinn. —— —— feierte u ie: an 








t ! — 
= m - j 


Atgos. —E———— ofen: vA; — Ei 


ie im fünften Zahre, ge Jungfrauen um die Mente Ufeng 
u Pehle;. gu Konimsh. ‚Inter Ihrm -Krmppein, mean; den 


berügmuigge.. Der: zu Nagod, „ua eine taloffele: iger dan 


Göring aus Goid und. Gpfenbein, ſich befend, mut einem 
Throye.figend, ‚eine Prog; anf dem Harvt, absl rohe 
die Charuen und Haren eingegraben ware, inber. Rech⸗ 
ten einen Grauatapfal, in der Liaken einer Greper, anf 
deſſen Spitze ein Kulul ſaß. Thr Altefler Rewepei- ſoll u 
Samoß geſtauden hahen. Der Mypthos Dee Here. wir 
verſchieden · erklaͤrt. Nach einigen iſt :Be:bie :umtene Luft 
im Gegenſatze ber obern (Keus). Daher. ihre Erzichen 
Okeanes und Tethys find. .; Mach  biefes: AR: dier Arlannte 
Scene. am da fo zu ‚verfichen,. bag das Unwetter den 
Zrparn.güuftig war, : Die darauf ‚einferstnde Mritzrleit: beik 
Weuers mar ed den Gricchan. Nach, einer aſtrenomiſchem 
Erflärung-war. fie der Mond. und, namentlich zu Samos, 
bie, Kaoriginn bed Himmels. Samos war Leine der frühen 
Ren Mederlaſſungen ber. Phoͤnilier; daher warb:auch hip 
ber Dienst der ſyriſchen Mandgöttinn eingeführt. und . die 
Infel-Parthenia, Iungferinfefr,. geuannt. Ait bier 
Stelle ber. Moubgättinn trat fpäter die. Herrinn: vom 
Kretarnnd biefe (Here) iſt auf Sauna gehoren, welches 
wie in viglen andern RR nicht anderes Mr ale Ihe 
— er ran Eee 
ee VPoleldon. — en 

Su Bruher 28 zeus auch tan. — 
bes nach beendigtem Titanenkriege bei der berühmten Welt⸗ 
theilung das Loos den. Herrſchaft über, das innere Meesı 
zuſiel ppo er mit dem van den Kyklopen ihm gefchenttm; 
Drrizack ganz. nach Wiglahr hexrſchet, hürmiſch vnd kmft⸗⸗ 
voll, pie das Element felber, welches ihm gehorcht. Aben; 
ſeint Wirkungen erſtrecken Sich auch auf dos and/ hun en 
erſchutiart; gar ‚oft dla Eroe und die Berge, daß fe wanken 
und Ih: ſein Pruben ch —— Wr weht: 











27 
2 


068 u 
rum BEER R. —XR0 a: 
: Half bu einen Augen, ven Rifjen' gepogen, die WE Ziſche 
 ntgrhen, Aber De "Pluthen ‚' bie -frendig- ſich Aus einänder 
weten indswie- geflägek eilen, vate dan amten-Diiicherne 
Are igenegt ware. Einen Wagen umgeben beſtändig Wall⸗ 
Mihe, Meerhunbe, Delphine ucx Die Nereiden. Te Dos 
ſeidon, aber das Meer emporr fü -befänftigt-en es auch 
wieder Durch feinen maͤchtigen Dreizack, und wie er. die 
Erde erſchactert,ſo hält er ſle auch durch ſeln Elinent 
zuſammen: Ms diefen. Urſachen ſcheuen ihn unker Den 
Menſchen um weiten die Seefthrer und die Küfenbersch, 
ser, denn fin: Zorn aüffert ſich bald durch - Sihlffräche, 
beid durch Ueberſchwemmungen und Meerungeheuer. In⸗ 
veſſen erzeigt er auch den Menſchenn große Wohlthaten, 
Ban wat der Grieche zuerſt bar Scffahtt kennen hern⸗ 
w, das pflegte er als Poſeidons Geſchenke zu betrachten. 
Weil zu Zleicher Zeit der Dieuſt Poſeidons: nid: ber Ges 
boauch des Pferbes durch poͤniſche Seefahrer an bden · Kür 
im Griechẽe nlanbs Angeführtt wurde,“ fü" eniſtand die Sas 
ge, Pofeidon Habe das‘ Pferd erfchaſſen; bildlich ausge⸗ 
deuckt, er.‘ ſchlug mit ſeinem Dreizack auf die Erde und 
das Pferd: ſprang daraus hervsr. Die Athener : wendeten 
biefes anf. hen. befondern Ball ’am "Athene nemlich und 
Poſeidon ſtritton Hi: um den: Wefig der: Gegend’ und die 
Götter entfchieden, fie folle dem zu Ehren gemaniıt‘ werden, 
ber ihr das nüglichite Geſchenk machte. Da brachte Pos 
ſeidon das Roß hervor, Paas aber den nützlichern Oel⸗ 
barm und fie ward’ die Schutzgenianẽ or Atiutka. Bafur 
nächte ſich HMoſeldon ˖durch eine Ueberſcawemmung.Poſei⸗ 
don, ber Schöpfer des Pferdes,’ galb Audy fuͤr den Erſin⸗ 
der des Zaumeb, „weßhalb ihn DIE Weitfahtenden · Um Bei⸗ 
ſtand anriefenti""Infeln und Sechäfen Rauden“ arte feis 
nem befonbers‘ Schutz „weßhals ſichuch/ hier feine be⸗ 
richnueſten?· Tempel befanden, zu VAlardn, Trszen, 
Helise, nuf⸗ dem Vorgebirge: Sunteh, aufs: DER 
riuthi ſchen BEE * — ie: irren 


\ 

















ee . 
Spiele gegeben wurden: ’Orine-Memaktiunp mh: en 


licher Religion, war, Muphirrite, die Toche des Neo 
rend und der Doris. Sie wollle in einigen Jungftan⸗ 


ſchaft leben und haue ſich deßhalb zu Aitlas geile 


allein Poſeidon, der ſie: liebte, raſtete wicha, 1b fie. Mh 
ihm ergab. Ein Delphin hatte ihren ‚Blinker vewew 


und fie dewwogen, ber ‚Werbung Poſeidons Orhor zu fake) 


fen; dieſer wurde: .baflie unter die‘ Sterne ::iefepı. - FO 
Mythos iſt Abrigens nicht reichhaltig: : Sie wird abrebli⸗ 
bet, nadt auf vinem. Wagen ftehent; aia- Edjleler, der 
über ihrem Hanpte flattert, und Seekredsſcheeren And ihr 
se harakteriftifchen Kennzeichen. Auch firuee Man fie roh) 
tend anf einem Seepferd oder Delphin, oder von Seethie⸗ 
ren auf einem Muſchelwagen gezogen. Amphitrite wird 
von ben nenern Gelehrten für bie Bar. aller. Feuchtigkeit, 
auf und in der Erde erflärt, 
Pofeidon erzeugte, nit feiner Gemahlinn ben Triten | 
und die. Rhode. . Aber er hatte mit andern Geliebten‘, die 
er meiſtens entführte die, Entführungen. durch Secraüben, 
wirrden alle ihm. zugeſchrieben), eine ziemliche Anzahl Kin⸗ 
der. Wenn er in der Geſtalt eines Roſſes mit der Deme⸗ 
ter (Erde) ein Roß erzeugt, fo weiß man, nach dem Obi⸗ 
gen, leicht, ‘wie das zu deuten iſt. Die Altern Abbildun⸗ 
gen bed Pofeidon flellen ihn als ben aufregenden Gptt: 
vor, der im Sturmſchritt wandelt, und den Delphin auf, 
der Hand trägt; Die fpätern geben Ihn ‚gewöhnlich als dem, 
befänftigenden, indem. fein. rechter Fuß auf einem Frelſen⸗ 
Räd, ober auf einem Schifföuorbertheil, „der. auf einem 
Kugel ruht: Er gleicht ‚feinem Bruder, Zeus, nur AR fin 
Haupthaar verwerten‘, feine Bruſt noch bee: nun fd; - 
ganzes Anfehen Rrenger, al er es A) 


Der Name Poſeidon ſoll puniſchen Urfprunge feyn 
und hen Breiten, Ausgedehnten bebeuten; and bie 


. ſelber ſou nach: Enigen puniſchen/ a 


e 


— 30 — 
Nnfirungbr: wenikieet ad Giedenlau gefmmen. und 
au. bie Euellenbek: kalten” Pont oc getreten. ſeyn.Pferd 
agb. Deinbin inte ihen "elgenthäumlidy} das erſtere/ weit. er 
in ‚dem; Vaterlande besfeiben., : der Berbetei, zuerſt verehrt 
wurde, oder wegen · Dix Charakter Mchnlichleit des Thies 
ws. Dem. site; der letzetre, weil er: als bad Sinn. 
Umh der Morckſticie end der giüdlichen. Fahrt, alfe auch 
dea verföhwen,, freundiichen Weerbeherrſchers, angeſehen 
warde. Der Derei zack, ein Wertzeug zum Fiſchfang im 
fſriheſten Weitalich, Ward von ben Gerfahrenden als Sym⸗ 
kal der Heryſchaft BE WET 
zu an. — | 


tee: ——— | es 

eich. Atdes, Hades; Ard on en Fi nistan geht, 
_ war ‚der britte unter den Welttheilenden Brüder, "dem 
bie nebelvolle Unterwelt. zufiel. Seine Wohnung, worin 
ek einen Thron hat iſt unter dei’ Sberflache ber Erde, 
‚wo er über die Verſtorbenen herrſcht und deßhalb. auch ber 
vuaterirdiſche Zeus genannt werd. Machttig, fchrecklich, 
nie Bitten, und Schmeicheln nicht zu ertweichen iſ die⸗ 
"fer dunkellockige Gott, vor welchen,’ nach ihrem Tode, 
Me Sterbliche treten’ müſſen. Fräser hat er fie abgeholt,’ 
ſpater führte’ Hermes Yirab!: ueberhaupt litt die Bor’ 
ſlellung von Ver Perſon des His’ eine bedeutende Veräns. 


.,» . 
. fi 


detung dadurch, "daß die Vorſtellung bon, der" Unterwelt, 


Mr der von: der Erbe ſich berichtigte. VUranfängtich war 


daus Reich BEE Ars "Yo tief unter! derꝰ Erdſcheibe, als — 


Sitmp; der Aufenthalt des Zenẽ, Aber berfelben: 

aber die Philoſophie auf die‘ Kugelgeſtalt der Erbe * 
ab! den Glauben An’ tine Bergeltung "ach ben Tube vers 
breitete, wurbe ber Tartaros in ‚die Mitte der Erdkugel 





” Ws wirb-nihk unter Ne as grofen eier verdgnar 
RP un: wvniex. RUF MIR: feine, Arramekiiänft wien.” 





— BO — 

wrfegs anb-in. Al vſiau i Aurravas yeah“ IE, 
ber. bicher dinem! Hoffruch: iwie ſein Deuter Bins geil 
und ſtreng und gerdihtigerichtet hatte) wuude uma.ein Wei 
häter- der Menſchen, zer? in feiner. Hemd Die Schääffel: des 
Erde Harte und Das: Babe. mit‘ Keüchntın Yeguen. 1:6 mau 
bear „mit, Plutas verifeht , zum. P Luserk,:deri Reich 
thum gewährt, benn afle irdiſchen — fonmin. ja and 
ee Unterwelt herauf. 

Se man — 
Ba Dich ware: ihn iſt dichß. Mr eher Hal 
Rrands. verſchiungei unb:i wieder son Mid gegeben. din - 
impftd'nit: feinen: Brhadrni.hegen: Yin KTitanen ud exhicu 
unser Sulioptır,. dee. et inäbefenbersirbefstit hätte, den 
Selm der Unſichtbarkeitzn den er zu merfägebenen Zaiten 
weglith Zr: Genghliun« Hatte er Perſe phheo ne, beten 
frühere Geſchichte, mit dem Mythos ihrer Mutter tue 
zaͤhlt werden muß. Als Gemahlinn des Als wurde ſie 
Todteuksniginn und in dieſein Charakter dun ſiendie Kunſt 
gebildet, mit jener Strenge und Furchtbarkeit, bie Ihreid 
ſinſtern Reiche ziemt.: Dit ſttzt imit het finſtern Gemahi 
auf: einem Thron uud. hält. gleich ihm. eine zweiſpitziges 
Scepterin ihrer 'Hanbı Aber trag dem iſt ſie wicht ung 
empfürblich gegen bie. Supit, benn Dephens eier: ruhrt 
ihr Herg, noch. gegen.:hie; gärtlichern Sürieheis kenn fie will 
den ſchönen Adonis -uicht mehr ı herausgeben; und verſtegf 
ſich am Ende höchſtens zu: einer Theilungmejt Nphroditen. 
Der Mittelpuuft ihrer Vercheung war: Sizilien und Große 
grirchenlaud and: Sigilien in sbeſoudere war: ihre non Zeus 
geſchenkt. Heiliger marem gihn: die Wieſen zn Enna und 
die Quelle Mey ame ie: Dunkle). Sehri beruhmte Tamı - 
pel haste fir zu Ayla pi Kpurkugn me Propoma . 
tis. Un die Schmerzen des Todes zu lindern und als 
eine Weihe für. die Unterwelt wurde ihr dad Haar ber - 
Sterbenden · yası Doer gebracht, denen er" „ nach ben 
— — — — 


Bu Bi 3, “ — —5 — ER — 


_ 


— 18 — 5 
A 06 egnafeiteinen- Bean Nennen — 
—— — Da Lich 





ſchaften Haste, ohne: ihr Dagegen etwas aachzuſehen 3. deun 


eu feffelte Bew Theſeuns und: Peiriahdos, weiche es 
wagten,.in ſein Reich eintgudriugen, umn⸗ihm feine: Memah⸗ 


‚San zu entführen, Und nur Heralles vermogte, bei. einer 


davon wieder· zu hefrden, DR MET m 
Bas wur 
In ſeinen Abbildungen eeſcheimt er seinen Brüdern 
Ahaich, nur mit .Dih Untenfihiehe, deß fein: Hangthaar 
nicht gefcheitglt: IR ;: fonbenit.: ihm: üher die Stirn herusuier 





'Wupt. Dieſe Veſchasung :giehtiikeii deite büftere  Wicjefkät, 
von welcher jehetmams:Redıt,: Niemand: Gnade. exmarten 





Davf. Er wagh den Mohindiauf:itee Kopfe, als Sym⸗ 


oh, daß: ex —— —— — 


en Be, Ka 


De mie vo a1 voieb hiſteriſch ertlart os Ars 
a den erſten, Des. Weerdigung und- Todtenfeier eirfährte, 


aber für: einen: König von Sywaniem;. der Weſtwelt, 
ber zuerſt. Bergbam: getrieben, : gehalten. :: Ein neuer For⸗ 


ſcher fagt: "Diei :Brüder theilten füh in die Welt; ber 
Dritte bekam die gogen Welten gelegenen Länder ,. bad if, 


das Schattrareich, nach der Vorſtellung der aͤlteſten Belt, 


.Myſlkaliſchu iſt ar der Erdboben Sr’aus welchem der Same 
keimt OProſerpincyr Sein Helmhedentet, daß nie Begra⸗ 


benen dem: Ange, eutruͤckt werden. Ein anderer lehrt: Als 
ober. Ades iſt dem Wortſime mach das Nichtſeyn, bad 


Reich deafiäben alfenibas Kicktfeynizsäut welches alles Vor⸗ 
hundene hinabſinkt, aus welchent-jeniich Alles hervorkommit, 
wie z. B. dev. Fruͤhling CPeriephone),: der ‚nicht Dar var, 
aus diefem Richt da ſeyn tumarfteigt.. Darwid wird 


: dem His. eine: allumfaſſende Seorfchaft: zugeſchrieben and 


ben aͤgyptiſche Ausessches, der Gober: und: Rehmer 


‚ gleichgeftelt, und der Name: Alm ölen?” beigelegt 
"Der — des Aid fol ſeyn wo weder ER noch 


— 38 — 


Nacht: ia: Was: abersäkrruie wider Tag mail Mach iR 
Bebewtender Fonnte‘ dad Wdufeyas {7.7.7 — Yerlagt 

ss KLEE Re use A 
— Saar N any ringe ea; 
= Dem Racbeoim Bianı:fich el. ee Betsndeung, hei 
Bret Brüder » Goͤtter. eine auffallende, Mergleichung hats 
Za.wentih:Zend.denUcheberssier. Dinge, Ber 
feidon der Erhalter Coder Zuſammenhalten Dem 
Erbe durch fein Element) und Ai6 der Vernich⸗ 
tertalled Worhasdruen, ſo Fr: Die Weichen, 
Göter die drei-@ätter: der Judier, der Schau 
pfer Beamn, ver. Erhalter —— Bein 
en — SR Rot. ung ee il Sn] 


rastet 


ALM * Demeter —————— 


— Deo — * iſt die —5* —— 
und Stifterinn aller geſel ſchaftlichen Vereine "der Men ſchen 
und Staaten, bie ben ſchweifenden Widen an den "Boden 
feffelte und ihm ein Valerland gab, "nie Urt heberinn initde⸗ 
rer Sitten und des heiligen’ Rechte. ghri Mythos iſt einer 
der ſchonſten und "finnvolleften. GSie hr, wile man * 
klärt, nicht‘ eine belebte Nalurkraft, ſonwern er Tebenbiger,) 
ſchaffender Geift, der ‚ ie er febte,, Tebendig achte; Fe 
war eine Erögstktm, nicht eine Göttkinr ber Erde, die 
Griechen beteten in A due Leben uddie Belebung der 
Erde,” nicht bie Erde ſelbet an. Die Progtiz Attika war 
es, im 'belcher bir Einwohler, don ffch {Aber 'öder burdy' 
aftatifche: Eiiiwanderer belehrt, zuerſt in Griechenland ar⸗ 
kerbau ttieben, Dort wo aus dieſe Kunſt! dani weiter ver⸗ 
breitet wurbe. Damkt wurde denn Die: Deo: jur Goͤttinn 
des Ackerbaues und bie allgemeinere Bebeitung der Pflan⸗ 
iengeßerinn verlor in der beſondern der Berralr 





9 Deo, De; u. he Betesrten; iſt fe siet aie * ann 
— Meier Cuteny,/ atfe Wutter Erbde. 


— 20 — 


ID Eyialerten: Diefe LÆobendarr⸗ hrte balb Sigem: 
Sam: und Wigenſunsrecht hebbrt nd bie. erſten Ermuefeſte, 
welche ſpaͤter Eleufinien hießen, veranlaßten die::erſten 
Beſtimmungen, Verabredungen und Geſetze, welche, da fie 
genz atuelic als bon: der Boeiiua ſeſder gegeden, "änger 
fen wurden, dieſe zur Seſetzgeberinn, Thesmöyhos 
ri? — —— m. wenn au — ater 
— geſchthen — A nn 

* — —— ,yyr > 
‚Demeten; F — nd der EEE 
war. in vet Gegend ber Stade Ein, auf Siptkien 
geboren.Ungluck führte: ke. aut derſelben hinweg. Sie 
hatte nemlich Pine: Tochter, Perſepfhone. Diefe pielte 
einſt mit ihren Gefährtinnen auf den Fluren und beſchäͤf⸗ 
tigte ſich mit Blumen pflücken, am Kränze zu winden. 
Schoͤner und: immer ſchoͤner zeigten fih.biefe, Gaa, auf 
bed His eheiß, trieb fie ſo hervor und lockie damit die 
fesglofe Jungfrau yon ihren Gefpielen, hinweg.: Piöglic 
üfnetg: ſich die Erde, und aus tiefer Kluft Reg ber. König 
ber Schatten, af. ‚feinem, goldenen Wagen, von fchwarzen 
ffen gezogen, empor, Gein mächtiger Arm umfaßpe bad 
ſich graubende Mädchen, bie Roffe..kürgen in bir Kluft 
‚rd und. bie. Erde ſchloß ſich hinter, ihnen. Demeter 
und ihre Freundinn Hetate verna men daB ‚Hüfgelchrei 
| der Entführten,, ; ‚allein fie wiſſen nicht, wo fle ſie fuchen 
follen. . Demeter ‚entzündet alſo am: Agua eine Fackel y., MIR 
‘ ‚den ganzen Erdkreis zu durchwandern und die Veriorne 
aufzuſuchen. Als aber jetzt Helios der wehtlagenden 
Mutter den Aufenthalt ihrer Tochter enthect und: :biefe bie 
Gewißheit ihres Unglücks erhält, hefchtießt . fie, in ‚ihrer 
Verzweifelung⸗ bie. unfchuldige Erde folches eutgelten zu 
. Iaffen, fie fpricht den Fluch, der. Unfenchtbarteit über. bies 
ſelbe aus und durchirrt, ihrer Bottheit entkleibet, die Sans 
de: Endlich⸗ kam fie nach Eleufis, wo fe in-dem-Pab 
laſte des Koͤnigs Keleos bie erfte Exquicknzig wieber ans 
nahm. ——— dafür — ſie den m bed Koͤ⸗ 
nige 





EEG ihm ei⸗ 
nen mit Draden befpannten Euftwagen, auf welchem ex 
fobaun über die Erbe zog unb ben Aderbau verbreitete, 
Zeus fendete ihr jetzt die Iris zu, um ihren Zorn zu ſtil⸗ 
len, allein ſie ſchwört, nicht eher den Olymp zu beſteigen, 
bis ihre Augen ihre Tochter wieder geſehen haͤtten. Auf 
ber Stelle wird alſo Hermes abgeſandt, um dieſe aus ber 
Unterwelt heraufzuhglen,; aber fie hat mit ihrem Gemahl be⸗ 
reits einen Granatapfel geſpeist und iſt damit an das 
Schattenreich gebunden. Endlich hilft Zeus dadurch, daß 
ex ihr beſiehlt, ihr Leben zwiſchen Gatten und Mutter zu 
theilen, fie verweilt alſo bei dieſer zwei Theile des Jahrs, 

den dritten muß ſie in ber Unterwelt zubringen. 


Dieſe Erzaͤhlum geben die Dichter hie und da etwas 


anders, wie ſie zum Beiſpiel bei einigen die Erde zu Fuß 


durchwandert, bei andern auf einem Drachenwagen fährt, 
hiee den Triptolemoe, dort feinen Bruder Demos 
phoon zu ihrem Günftling erwählt;. nad. dem Einen bei 
dem ‚Könige Keleos einkehrt, nach dem Andern dei einer 
Bauernfrau, beren Sohn fie, weil er fie. verfpottet, in eis 
ne Eidechſe vertvandelt. Doch treffen am Ende alle My⸗ 
then darin wieder zuſammen, daß Triptolemos mit 
der Goͤttinn zu Elenſis in einem und demfelben Tempel 
angebetet wurde, in bemfelben,. ben Keleos ihr erbaute 
und wo nachher bie Feſte der Elenfinien gefeiert wur⸗ 
den. Zu Athen feier man — au Ehren die a £ 
phorieen. Kar: 


Zweierlei muß alſo [> biefem Mythos — 
werden, bie Göttinn Demeter. als Erfinderinn des 
Ackerbaues und Gründeriun der Geſetze. In er⸗ 
ſterer Hinſicht haben die Erflärer längft gefunden, daß 
ihr Mythos. von. ber verſchwundenen und wiedergefundes 
nen Tochter ‚bie in bie Erde geftreute Saat mit allen ihren 
Soffaungen darſtelle. Etwas anders aber erllären ih 

4. Band. Ä 20 _ | 


, — 306 — 
Neuere. Neben der. Deo, ſagen dieſe, der Pflanzengebe⸗ 
rinn, hatten die alten Griechen ein feinblieches -Bötterwer 
fen, Perfephone, (Perſephatta, zerſtörende 
Tödterinn), welches in der Unterwelt lebte, des An 
Oemahlinn war und jeden Winter auf die Oberwelt kam, 
um die blühende Flur, die Deo gefchaffen hatte, zu verſtö⸗ 
ren. Darüber Magen nun bie Menſchen und ihre lagen 
wurden zu Trauerfeften, die man der Göttin weihete. 
Perſephone wurde endlich von ihrem Gemahl, dem fie zu 
lang ausblied, wieder in bie Unterwelt abgeholt. Zuletzt 
derloren, die veligiöfen Darftelungen ihren erſten Sinn. 
Durch die Erfindung des Aderbaues verloren die lägen 
der Deo ihre Bedeutung, weil fie feine Klagen der Men⸗ 
ſchen mehr ware; ” Deo weint über Perfeßhone” hieß 
nup:” fie beweint Perfephöne” und” Perfephone geht mit 
Ars in die Unterwelt:” "Ars entführt fie gewältſam das 
hir, um fie zur Gemahlinn zu haben; Deo wirb alſo zur 
Demeter und Perfephone zur Kore (Madchem), zur 
Tochter derfelben, der in ber Erde befindſichen Saat. Sb 
 eitien it ohne Zweifel das erfte Land geweſen, in welchem 
Aderbau getrieben wurde; daher ift die Scene dahin ver 
legt; aber nad) allen Seiten hin verbreitete fich der- Acker⸗ 
bau, Demeter kommt an viele Orte, indem ſie ihre Toch⸗ 
ter ſucht. Am meiſten dekannt find nun hier die attiſ 
Sagen von der Ankunft der Göttinn, bie fpäter in befo 
bern Feſten gefeiert wurde. Noch anders fagt ef nen 
Erflärer: Wahrfcheintich Tan die Kenntniß der veredel 
Getreidearten zweimahl nach Attika, aus Aegypten ei 
mahl durch bie Colonie des Kekrops, das zweite Mah 
unter dem Erechtheus, zwiſchendurch war fie einmahl 
verloren gegangen. Daher bie ganze myſtiſche Fa 
don der von Pluton ‚geranbten und vo der Demeter wi 
der heraufgehölten Perfephone. Damit dieſes Kleino 
nicht‘ zum zweiten Mahl verloren gehen mögte, knũ 
ein Weifer des Volks heilige Weihen und feſtliche Pro 
ſionen daran. 














wo 


— 307 =. 


Da-caft mit. dem Ackerban Gioffiptisn aD „ul 
beginnen, und, mit dem feiten Wahnſitze ſich Eippnibum 
und, Rechte besfelben verbinden, fo warb Demeter, ganz 
natürlich zur Thesmophoros, pur. Sepunghrin 
genden, zus Geſetzgeberinn und Exechtheu 6 Ober - 
irgend ein Weifer, der die Bewohner Asitars durch Scene 
bau zu entwildern ſuchte, knüpflen die Veobachtung feiner 
Sagungen an, ein jährliched Feſt diefer  Göttian,. bie 
Thesmopharieen. Frauen, ang, gen Ständen ‚Frugen 
am Tage des Gchaugepryänged, im „feierlichen Umgange Ges 
ſebestaleln auf ‚em Rapf, -big „heiligen ‚Ueberligferungen 
des Stifters djefeg, Feſtes. Shne Zweifek hatten ‚Die Gries 
hen bie: Kenntuiß, des Aderhaned ‚von, ben Aegypten: ep 
halten, als worauf eine Siejlenin . Diobor. —— 
da ſagt, gus Per Ben san m Ne. 2, 


LE Zr Zu Zur Zur 2 


fie * — und, ‚ da fie fi hi eine Nof nn 

um ihm ‚zu entgehen, dieſelbe Da angenommen, un 

ein Roß, Arion genannt, ei, ihr. ‚erzeugt habe. . Das 
heißt wohl nichts anderes, ald:. ”das zu Schiffe nad Its 
tika gebrachte Pferd hat fi im kande weiter fortgepflanzt,“ 
und es iſt Dichterausfhmädung, went hinzugefeßt wird, 
Demeter habe aus Verdruß darüber. ſi ich in eine Hoͤhle 
verborgen und die Erde unfruchtbar gelaſſen, bis Zeus 
den Pan abgeſandt habe, der ſie ſuchte und fand und 
durch ſeine Zurede bewog, zu ihrer fegenbringenben Ges 
(äfsigkeit aurüdzufchten. Andere. ran von ihr — 


hen wir als von geringer Bedentung: MER 
a — mini BT EEE N 
\ ‚ . . 1: 
BETT er er . .. IIEL 79 

ı .- 
a 247 ir, Apsifon. — BEL ET) 223 


De, große. ‚Sohn bed .Baterg der, Böher und pet Ti⸗ 
tanide Feto, hat einen Mythos, der in den verfcjiebenen 
Queen ſehr verſchieden gefaltet if. : Die ältehe; Gage 
über feine Geburt gushält ungreiug har homeridiſche Hy 

F 20 | 


810 — 

AR Seite elſte⸗ — menſchlichen ſetzte; ein Un⸗ 
tzeriach, das. Ay noch” hätte verbergen — wenn Ko⸗ 
nig fine nicht dezwungen geweſen wäre, es ſeinem Hofe 
varhier ſehen hr. laſſen. Ziwar ward bieſen bei. Lebens⸗ 
Höfe verboten, 66° jemanden zu fagen; alleln er konnte 
Ich nicht bezwingen,’ ef mußte das Geheimniß von ſich ges 
u dent. Um indeſſen did) fein‘ Gewiſſen zu bewähren, fagte 
tr es feinem Menſchen, fonderd redete es in eine Grube, 
die er In die Erde gFemacht hatte, und deifte diefe darauf 
wieder zu. Do, ach! 88 wuchs Schilf auf dem Plage 
und dieſes gefchwaͤtztge: Bing flüfterte es der ganzen Welt 
zu, daß König Midas Eſelsohren habe: Eine Geſchichte, 

die eben ſo warnend für. die Köni ge, als ſur ihre Hofbar⸗ 
biere iſt — nenilich fin Babelreiche, | — | | 
. 7 Das Amt auch als Siadtebauers — — 
vorhergehenden, wie die Mythologen erklaͤren, anf das 
genaueſte zuſammen weil die Baukunſt nichts anderes iſt 
als eine verkörperte Tonkunſt. Doch kann man es auch 
daher Teiten, daß Apollon dur feine Drafelfprüche Stäb- 
ten ihren Platz und Colonien ihren Sig anwies und fels 
ber Städte‘ erbauen half. So bauete er, wit Pofeidon, 
dem Könige Labmebon die Mauern um bie Stadt Tro⸗ 
ja, und. dem Alkathoos "die Mauern von Megara. Bon 
Apollon, dem Seher'und Propheten, wird von Ho 
mer berichtet, daß ver‘ feinem Priefter, Kalchas, die Sr 
hergabe verliehen und eines Orakelſpruchs gedacht, den er 
in Delphi ertheilte. Er ſelbſt Hatte, dieſe "Babe von fei⸗ 
nem Vater Zeus, nach andern von Pan, , und wär der 
Vorſteher mehrer Orakel, worunter das pythiſche zu Del. 
phi das berühmtefte var; Den Sit desſelben hatte er ſich 
nn ausgeſucht, indem er von Pierion ausgehend, durch 

Theſſalien, Eubda und Böotien wanderte, bis er 
‚an die Quelle Delphufa Fam, den dort haufenden Drachen 
Python erſchoß und ſeinen Orakeltempel ſich zueignete. Die 
—— in demſelben erhielt er ein Schiff vol Fretis 


7 








rs. 


(her. Mönney welche vorüberſegeln weilten, aber durch 


die. Macht bed Gottes bewogen wurden, hier zu landen 
und in feinem Dfenft au treten. . Diefe Mythe erflären bie 
Forſcher fo: Bor. Apollon hatte zu. Delphi die Erbe fels 
ber Orakel gegeben, ober eine. eingeborne Priefterfchaft 
gab felbige im Namen der Erde. Daxauf deutet der Dras 


de, ober. bie Schlange hin, bie zugleich als das Sinu⸗ 


bild der Klugheit daſtehet, welche heim Drakelgeben noͤthig 
iſt. Die Religion des Apollon, non. kretiſchen Prieſtern 
nach Delphi verpflanst, eiguete Gh das Oralel zu, ber 
Python wark getoͤdtet, um in ejnem mächtigern Gotte mies 
der aufzuieben ‚ ober dem Nomen. zack fort zu Ida, Der 


Doß der Seher Apollon auch Arzt war, it ewas 


ſehr natürliches, infofern man bei den Drafeln und Wahre 


fagern auch, Argtlichen Rath einhokte. . - Homer weiß aber 


noch nichts von...diefer Eigenſchaft des Apollon, bei ihm 


it Paan (Patap, Paeon)d der Heilgott, deſſen Ras 
men fpäter. auf den Apollon übergegangen iſt. Als Arzt⸗ 
Gott iſt Apollon der Vater * ——— — 


Apollon it endlich auch Heerbenführer, Hirten | 


ed 


gott, als welchen ihn ſchon Homer Fennt. Die berühms 


teſte Sage dayon iſt bie, daß er. dem Könige Admetos die. 


Heerden, einige fagen, bloß ‚Pferde, ‚andere auch anderes 
Vieh, geweidet hat. ‚Einige fagen,. aus bloßer Liebe zu 
Admetos habe er das gethan, andere erzählen, er fey von 
Zeus aus dem Olymp verbannt werben, nachdem er die 
Kyklopen erfchoffen hatte, und habe fich alfo feinen Unter⸗ 
halt als Hirte zu erwerben. geſucht, bis er wieder in den 
Olymp anfgenoramen wurde, 

Die Ertlarer des Mythos vom Apollon thellen ſich 
in zwei Partheien. Die eine nimt eine alfgemeine, dem 


gelammten Mythos zum Grunde liegende Idee an, bie ans . 


bere hält dafür — und wahrſcheintich mit beſſerm Grun⸗ 


' 


‘ 
Par ep 
Ba 7 a 


— daß der Mythos nach und nadı eytſtauden fep. Die 
—— iſt aſtronomiſch⸗phyſikaliſch. Man 
fagt: Apollo if nichts anders, ald ber Sonneungott 
und heißt deßhalb auch Phsbos, ber Glängende. Er 
iſt Sohn des Zeus, der Himmelsluft, und der Lete der 
- Dämmerung; aus biefer wird die Sonne geberen, aus 

- jener auſſert fie ihre Wirkſamkeit. Seine Pfeile ſind die 
Sonnenftrahdlen, damit erregt er Per und Tod; 
über er bewirkt auch damit Wahsthkum und B.edeis 
hen der Pflanzen und wird fo zumn Gott ber Triften 
und der Heilkunſt. Er if Bott ber Muſik, dem 
mit ber aufgehenden Sonne kehrt der Erde Jubel 
‚and Befang*).. Prophet if sr, denn durch das Licht 
der Sonne wird Alles offenbar, fie iſt das Syms 
bol der Ertenntniß und Allwiffengeit. Dieß im 
Allgemeinen. Auch vas- ‚Einzelne erflärt ſich darnady: Er 
weidet die Heerden Aduets, die Sonne gab ihnen Licht 

zum Gedeihen und verfihäffte: ihnen die Nahrung u. ſ. w. 
"Über. dagegen behaupten attbere, die griechifche Volksreligion 
habe den Apollon-nie zum Sonnengott (fo wenig wie ſeine 
Schweſter Artemis zur Mondgöttinn) angenommen, dieſer 
ſey immer Helios geblieben, jener aber ſey als Gott der 
Wahrſagung, der Dichtfunft und der Bogenkunde verehrt 
"worden, wenn fchon aus den Alten ſelber Steffen ange 
führt werden können, in welchen bjeß gefagt wird. Man 
behauptet, exit durch bie Orphiler “ Apollon - zum Sons 





_ * Die alten Weiſen ließen bie umlaufenden Welten in ſchönen 

Afforden ertönen (die Muſik der. Sphärem, d. d. es 
fland Alles in der fhönken Harmonie. Dieſer Sombolik lag 
der indifhe Urmythos zum Grunde, nah welchem die himm⸗ 
liſchen Schaaren in ewigen Harmonieen -dem großen Bram 
lobſingen; denn der Inhalt dieſes Mythos iſt der Srund⸗ 
ton der ganzen ältern Philoſophie und feine Nachkläuge ha⸗ 
ben fi von den Ufern des Ganges über ale Boͤlter und 
durch alle BERN — 


— 313 — 


nengen ungebemen⸗ ud "Diet Umberning: von: ben en 
goeräern fortgeſetzt und völlig auszebilbet worden. Dieß 
IR alerdings gegrandet und ‚läßt ſich nachwelſen. Allis 
ed giebt noch eine dritte Anſicht, weldhe dieſe beiden gie 
wiſſermaſſen verkinigt. Man fagt newslicdh: Die Idee des 
Apollon iſt nicht griechifchen, fondern orientallfchen Wer 
ſprungs und iſt nur nach Griechenland binübergetragen 
worden; er iſt ber agyptiſche Horo d oder Harpokra⸗ 
tes, der inbiſche Kriſchn a, und inſofetn erdinge ein 
mit dem urgriechiſchen Helfos, aber bie Griechen haben 
ihn nicht dafür erkaunt, ſondern ihm Aemtler und Eigen 





ſchaften deigelegt, je nachdem er ihnen zueril: angekandiget a 


wurde, in Theffalien ald Heerdengott, in Bor 
tien ald Mufenführer 9 und Sänger, in Dep 
ad Orakelgeber. Cicero, der bie Götter aus dem hir 
ftorifchen Geſichtspunkte erflärt, redet won vier Apollon 


die nach und nach gewefen und zuletzt in einen einzige 


aufainmengefchmolzen feyen, und es Hi gar nicht unwahrs 
ſcheinlich, auch mit allem Vorhergehenben gar nicht ‚unver 
eindarz denn da die Religion Apollons aus der Fremde - 
tom, fo mußte fe nach und nadı zu verſchiedenen Zeiten 
in den derfchiebenen- Gegenden Griechenlands bifannt win 
den, bis zulegt bie mit dem: Einmanderungen entſtandenen 


Lokalſagen alle vereinigt und auf den Bott, der fie vera _ 


laßt hatte, gleichfam zuſammengehauft wurden. Nach De⸗ 
los ſcheint der Apollondienſt ſpaͤt gekommen zu ſeyn, aber 
hier fand er feinen ſchönſten Platz. Unter der Aufſicht few ' 
ner Priefter entftand bald ein blühender Handel und die 
Feſte und Myſterien, die fie begingen, zogen Walfahrten 
(Aheorieen) — — Delos ward ſo som und heilig 


. * 
’ ” R N N 4 
2 * 
— 
- 


| En 

*) Apoflon mit den neun Mufen- erinnert die neuen Selehrten 
au den indiſchen Kriſchna, der in Geſellſchaft von neun 
jungen Mädchen Ichte, oder auf einem Elephanten ritt, 
der aus — sein ge Neun iafammengeieht war. 


. 


— SH — 
endet, daß Sein. Todter muf der —— — 
durfte. Dank aber:.blch eine ſteteen innige ·Verbindung 
giifchen ‚ber. Onſel⸗ Enlonie, und baue: ‚alien. Priefierihegum 
unten ben Hpoerhenern, aus welchem -jege bervorgegar⸗ 
» 9m war, die zu: ———— — ae deutenden Eye 
om —— — 


Abpollon schlete is der Phaui- ‚ber Die, ab 
Biöne zu. ven unbaͤrtigen Göttern, wie Ares ‚Hermei 
m Balchos und: ift, in feiner; Abbildung: (wie ein ‚neuer 
Gorſcher ſehr treftenh fagh feines.erhabenen Vaters 
ahnlich far, Sobn, gleihfam ‚der jugendliche 
Zeus. Erhaten furchtbar und furchtbar. ſchoͤn iſt, er, wenn 
Unwille feine, Geſtalt hebt und ſeine Züge ſchwellt. Und 
gern, ja: gewoͤhnlich Herrſcht die Idee, des Zürnenden in 


iern; Darſtellungen wor. Er fuhrt Bogen md, Koͤcher, 


MNithara und Floͤte Schlange und Hirtenftabz Lorbeer und 
Dreifuß arafteräfiren.ih und unter ben Thieren ſind ihm 
geweiht. ber Schwau, ber Nabe mah.der fahelhafte -Sxeif 
‚Cder bei den Hpyperboräern die. Goldberge hütet I. . Man 
ſchreibt ihm-eine ‚große Menge von Soͤhnen ‚und Köche 
38, die. ex mit vielen Geliehten: erzeugt ‚habe, uud in = 
weiten Faͤllen beſagt dieſe Genealogie weiter nichts, al 
daß der Dieuſt bed. Ayollon ig. gewiſſe Gegenden verbrei⸗ 
st, ein Oralel daſelbſt geſtiftet worden ſey, und mit Del⸗ 
phi, in Verbiudung ſtehe. Apellons Dienſ war.;fehr aus⸗ 
arbreitet, er hatia viele Tempel und feſtliche Spiele wur⸗ 
ben Ihm nicht aux au Delos und Delphi, fonpern am vielen 
andern Orten gefeifrt. Wig aber feing Drafel alle. andern 
‚ Äbertraffen, ſo „übertraf das gr Delphi alfe übrigen Apol⸗ 
Iond» Drafel, an Anfehung und Reichthum, Auſſer Del⸗ 
phi und Delad-aber waren ihm insbeſondere bie Stadt 
Leufog.und ‚bie Berge Helikon und ——— ge⸗ 
heiliget = Fer Er BL 413. 


ran : re.  ' > 27 
# 7 7 er = N 01% tr 


_ 816 — | | 
le Sins Amsttepios. Zu a a 
Der — Apollons, Me Arßtes, der erſte ad ba 
rühmtefte unter allen Arrzten, wat von’@pibaurds gebhtb 
tig, 00’ feine Mutter Kor onis die Tochter des Koönigd 
Phlegyas war. Dieß Hi die gewoͤhmichſte Sage. Et 
ward von feiner Mutter nicht geboren,’ dein Apollon toͤd 
tete die ihm Ungetreue, veitete aber ihr Kind und. fieß das - 
ſelbe zitetit von Nymphen, ſodann von Cheiron, vem 
Kentaur, erziehen ünd in der Heilkunſt und Jagbleuntniß 
unterrichten. In der erſtern erlangte er nun eine ſolche Ge 
ſchicklichkeit, baß er nicht nur die Kranken alle höllte, A 
hm anvettrauten, fordern auch eine Menge“ Lodter wied 
auferwegte. Nicht lange trieb er ſolchte dent Pluton Tat 
fein Reich veröden und tlagte bei feinem‘ Bruder Zeus, 
welcher den verwegenen Sterblichen mit ſeinem Blitze toͤt 
tete. Spaͤtere Dichter — denn Homer und ſelber Pindar 
kennen. den Askleptos nur als Arzt — verfegen“ ihr dank 
unter die Götter und’ nun wuͤrden ihm’ uͤberall Tempel und 
Altäre errichtet. Der 'berähmtefte feiner Tempel‘ ivar 'der 
zu Epidauros, in deffen heiliger Umgebung keine Frau gẽ⸗ 
bären, Fein Menſch fterben durfte. Auf einem Throne ik 
demfelben ftand das Bild "des Gottes, Ihm zu’ Ehreh 
feierte man bie Feſte Epidauria, ſonſt auch Astlepi⸗ 
eia. Dargeſtellt wird” er mit entbloͤßtem Oberleibe; der 





Mantel, der den Unterleib bedeckt, ift übek die Schulter 


geſchlagen; fein“ märtlich ernſtes Geficht, mit‘ der Miene 
des ruhigen Fotſchers, beſchattet ein dichter Bart. Er hat 
viel. Aehnlichkeit mit dem Vater der Götter. Sein Attri⸗ 
but iſt ein Knoienſtock, von einer Schlange umwunden. 
Die Lorbeerkrone hat er als Sohn Apollons. Ge⸗ 
heiligt waren ihm Biede: und REN. Hahn, ing 
und Rabe, 


Gewoͤhnlich ertiiet man: ben Asilepios Cateiuiſch 


Aesculapius) für eine hiſtoriſche Perſon; Cicero zählt 
drei Aesculape auf, wovon nun. ber erſte Apollons Sohn 


i N ur‘ 
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— 16 — 


wear. Ste alle berähute- Bleugst : Waren Giime det Hei 
anttes. ſudeſſon gehen bie.neuerw, Forfcher bei der Er⸗ 
Härung biefed Weſens wicht vom bem Manne, ſondern von 
der. Schlange. and. Man fagt:.” Die Schlange des Askle⸗ 
9408. if. mit der Schlange, welche Moſe in der Wü 
aufgerichtet hat, eine und dieſelbe, es iſt die aͤgpntiſche 
. Sauph » Schlange, ber uralte Fetiſch, der in Agpypten 
. eine {0 bedeutende Role gefnielt hat. Bon ihr famımt die 
- Schlange der griechiſchen Hygen, der römifchen Salas, 
non ihr fammt, felber die hriftianifche Schlange, Die über 
dem Kelqche dei Apoſtels Johaunes erblickt ‚mist. Die 
Phonitier die nach Epidauros ‚Samen, brachten, ſolche 
Scchlaugen wit, um auch hier durch Gauteleien, das rohe 
Volk zu gewinnen und legte ihnen eine heilende. Wunder⸗ 
Fraft, einen guten, ſchmerzlindernden Geiſt (Agathohämen) 
Bei, worauf dag Volt bie. Schlange den fanften Es 
un, Asklepios naunte Die Gattung diefer Schlange 
Dermehrte ſich in dem ihr angewiefenen heiligen. Bezirke, 
Bald entſtand nun eine Priefterfafte, die die Heilkunde 
" ausübte ? während fie ben Erfolg ihrer. Mittel, verbunden 
zit den Wirkungen bes Glaubens, für die Gabe ded 
bie Kranken befuchenden, Schlangengottes ausgaben, Die 
| Astlepiade n, ſo hieß der neue Prieſterorden breitete ſich 
‘aus und wo bie Mutterloge Yon. Epidauros eine Tochter: 
Joge ftiftete, da ſchickte Ge, anftatt ‚einer, Sonftitutiongatt«, 
einen hoffnungvollen Sprößling. aus der Familie ihre 
“ Badenfchlangen . ‚hin. Nun wußte. man, daß. man de 
Schlangen feine größere Freude. machen, kann, als men 
man ihnen einen Stab, ein Stämmen vorhaͤlt, an wel⸗ 
chem ſie ſich hinaufringeln koͤnnen; der hohe Prieſt er hielt 
alſo an den Feſten einen enotigen Stod. in der Hand, a 
welchen fich die Schlange hinaufwand und fo zeigte er 
bem Bolte en .. *2). © war aber nad) und nal) 


4 r; — [} 
Fr Das Nufmehmen Des Stabes, wish in den. Asklepieien 
ne einer — feierlicen A ‚Neilisen ‚Damdigng ge 


— ro ee: 
der Gieer guim Reatutay and der name, ve 


Schlauge, fat ame rn herab * wer — * 
N | 
er 


Die Eeikreng sm. — ehe. ſo vie für ig, 
wie die erſte uud es fehlt ihr; ganz und. gar. nicht an dia 
Rörifcher Begründung... Sie.muß alſo nur: mod; ſagen, wie 
der Schlangengott zum Sohne ded. Apollon "warb, und and 
dieß that ſle auf eine hefriebigende Weile, Ale bie Dev 
liſchen Apglen⸗ Perehrer, unter dem Prieſſer Diem, 
nach Delphi Tamen, fanden ſie die Drakelſchlauge, den 
Python, den man bafragte (pptheßiha), auch a 
Heilmittel in allen Krantheitfällen. Sie fetten fih in 
Befig des Orakels, (Apollon tödtet den Python), feierten 
bad Andenfen bed getöbteten Python in den ppthifcen 
Spielen und brachten nad) und nach die epidanrifche Heil⸗ 
ſchlange in Berbindung mit der pythiſchen Orakelſchlauge. 
Auf dieſe Weiſe ward Apollon Heilgen, der Vaier 
des Aetlepios. er 


. Einige wollen, daB große Siernbild bei Dphin⸗ 
chos, Schlangentragers ‚ welches aus dem Süden nach 
dem Rorden ſich erſtreckt, ſey dad Bild des Aeskulap; an⸗ 
dere — darũber aubere Meinungen und sem — 

— Hypgieia. KISS NE 

Unter den Kindern des Asklepios iſt Sngiela, , Sp: 
gea, das wichtigfte. Sie iſt die perfonifizirte Gefundheit. - 
und bei Homer und Heflod noch fo wenig eine Göttinn, 
als ihr Vater ein Gott. Sie warb folche erft mit dem 
Anfangs, ſeines Tempeldienſtes. Die Tempel des Askle⸗ 
pios —A an, ſehr Beinen, J oder der — för⸗ 





AA weiches an einen anderi Surt erttinert, "0b — 
i, wur in Anderer Borm, fſeierlich emporgebosen - 
Ss dem Volke zur Aubetang-vorgehalten wi. — 7: : . 





rt \ 


Verlichen: Orten angelegt ; Daher unet-bie. Bötign.ner Ge⸗ 
fandheit. feine, eta Besleitexiun. am: ihre Bilpſaũle. ſand 
in feinem Tempel. Sie wird als ein Mädchen von ſchlan⸗ 
Tem Wuchfe, in einen langen Talar gehüllt, vorgeftellt, in 
bir:kinen Hand: HRk-fid eina@xklande;. weldie au ber mit 
der andern: gehaltenen Schale: vaX : Wiaza: (Nylon): frift, 
Unter ‘ven’ ihr geweiheten Temprin war der zu Aegium in 
Achaja Yen merkwrdigſte. Hier durſte Niemand als bie 
Prieſter, We Bildſaule der Goͤminn ſeten; der· Gotteddienſt 
des Asklezios und" feiner Auder zweckte nemlich darauf ob, 
durch Vorſpiegelungen mancherlei Ar die Eiabiidungkraß 
ve ven, daß die gewunſchee Wickaus mr 


— ⸗ 


mi a © Ketesphoroe: Zr. 

— biefea weſen ſehr gewoͤhnlich in det eſrůſchat 
bed Asklepios und der Hygeg angetroffen wird, ſo erwaͤh⸗ 
nen wis, ſeiner hier. Er, iſt in Abbildungen eine, Eleine 
männliche Figur, in ein langes Gewand gehüflt, und bie 
phyhrygiſche Müge auf dem — und ee ‚ber ‚Gott der 
| fe en, u Te — 

Man Bau: dafur, be ee — 
(ep aus. dem Harpokrates der Argypter hervorgegangen, 
dem die Geneſenden geopfert haben, weil ihnen gleichſam, 
nach dem Winterſtillſtand ihrer — eine neue Sonne 
der Geneſuug auſdins — Be — — 


F a t R i€ F 





.» e..00r I. — ’ . . y 
‘ — — .. ” 
Ku re ur er ie Br Re el N ”. BR, 


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die Schweſter Apollons, ae veſeene 
Schidfal, wie ihr Bruder, ihr Mythos iſt ſo vrärfach dar 
geſtellt, daß ſie ſich zuweilen gar aicht mehr Ahnlich. fieht, 
Bei. Homer iſt ſic, als die Schweſter Apollpns, die Göt⸗ 
tinn des Ceſange, ‚ber Reigen: yan.den Geſchoſesʒ aber 
in der Folge. wird ſie, wie fo: viele saubere, Altes I: Allem. 


— 


= gg = 


re Fit wWeihete ffe ſich der — A 


Bereheignig ihres Vaters Zend, rd’ halt ſehr rend 


darüber; fie ſtrafte ihre Nymphen, die ir Mann 


befannt machten ; und verwandelte fle, die eine, Källiſto 
ir eine Bärinir,'die' anbere, Daphne,:it inet: Lorbeets 
baum; ſie rädhte" ſich an Männern, bie ihre Gerunmg 


verfansiten‘ und ſtch ihr mit zärtlichen Einpfindungen: Wa 


herten, "wie ben Aktäong ven fie in einen Hirſch verwan⸗ 
daß von feinen eigenen Hunden zerriſſen wur⸗ 

.Im Titanenkriege leiſtete fie hrem Water‘, Zeus durch 
* Bogenkunde wichtige Dienſte, im Trojaniſchen Krieg 
war ſie auf der Seite der Angegriffenen. Was ſie brauch⸗ 


te, ſchaffte fie ſich ſelber, Waffen bei den’ Kyllopen, Hund 
de bei Pan; ſie erjagt die Hirſche mit goldenem Geweih; 


und reiſſende Thiere; fle erlegt mit ihren Pfeilen die Wei 
ber und macht Länder und Völker ebend, denen fie zuͤrnt, 
doch iſt fie auch nicht färg im Spenden vor Wohlſthaten; 
aber in vielen ihrer Geſchaäfte fällt ſſe it andern: Göttin⸗ 
nenzuſammen, denn ſie iſt Geburtshelferinn, wie Etlein 
thyia; Schützerinn der Heerwege, wie Helate; ‚Kädtels 


trägerinn, wie Demeter und Selene; Hafenbeſchuützerinn | 
wie Aphrodite. Big fragt man: Woher dieß Alles? 


Aber die Beantwortung dieſer Frage hat ihre Schwierigkri⸗ 
ten. Das Urbild der Artemis ‚ fo jagt man, iſt der leuch 
tende Mond, der kalt und keuſch in nãchtlicher Stille Abet 
die Wälder ſeinen Glanz ausgießt;‘ daher heißt fie Licht⸗ 
bringerinn, wird.den Geburten vorgefebt, weilbieſe 
von den Monaten Menden) abhängen, Pfeilſchu⸗ 
tzin n wie Apollon, weil auch der Mond-Steahlen fchieß, 


ländliche Gottheit; weil der Mond Einfluß auf’ die 
Fruchtbarkeit der Erde hat“ Well nun der’ Mond rbb . 
ne Zeit lang am Himmel ſteht, zur andern nicht, ſo wurn 
be Artemis auch in die Unterwelt gebracht und floß mit 
bee Hekate zuſammen, die man als nächtliche Zaubergöss 


tinn und als begluckende Naturgöttinn betrachtete. Dar⸗ 
and ——— nun die — Gbitinn, weil ſie bald 


— 320 — — 


(m, Hiummel, baf auf der. Erbe, Sad anier dee En⸗ 
wirkte. So gedeutet kommt allerdings ziemliche Einheit im 
Den. verwidelten Mythos der Böttina;. aber nripränglic 
war fie nicht dad Alles, was man hiervon ihr fagt, alfe 
muß immer noch erklaͤrt werben, wie fie nady und nach es 
geworden iſt. Dieß verfucht man aber fo, Inden man ie 

ren Mythos in zwei Perioden theilt, in bie erſte, wo Ars 
temis als Lokal⸗ und Nationals Bottheit worlommet. und 
in, die zweite, wo deren ſaͤmmtliche — — u. 
ter u: snfommangebacht werben... 

Er kolal⸗Gottheit tommt Artemis in Eyheſus vor, 
wo ihr Bild in dem berühmten Tempel ſtanb. Der Ober⸗ 
theil des Leibes, ‚welcher. in einen abnehmenden, mit Thiere 

. geftalten verzierten Block auslief, war wit vielen Bruͤſten 
Überbedt, der Kopf trug eine Mauerkrone, zwei eiferne 
Stangen unterflügten die ausgebreiteten Haͤnde. In Grie⸗ 
chenland und noch mehr in Aſien ftanden viele ſolche Bil⸗ 
bee und die Weſen, die fie vorftellten, führten die Namen: 
Orthoſia, Upis, Brimo, Britomartis, Dikty⸗ 
aa u. ſ. f. Aus Skythien aber kam nach Griechenland 
der Dienſt der Artemis Amazo (der Bruſtloſen, 
nach andern der vollbrüſtigen, vielbrüſtigen) und 
verſchlang den Dienſt der Upis in Sparta, der Bri⸗ 
tomartis in Kreta, weßhalb die Dichter ſagen, dieſe 


-  Mymphen) ſeyen in das Gefolge ber Artemis aufge 


nommen worden. Aber biefe führt oft felber. jene Namen. 
Sp ber. Berbindung mit ber. fretifhen Religion erhielt nun 
ben, Dienft der Artemis eine neue- Refora, fie warb zur 
| Gchweher Apollons, und demnach zur Boogenf häginn, 
wie ihr Bruder, und traf, wie er. bie. Männer, bie Wei⸗ 
ber mit. ihren Pfeiten ‚ daß fie f ſchnell dahin ſtarben; fie 
waff, als folche,„ auch die Kreifenden, und töbtete fle nicht 
ſelten, aber ‚weil die. Göotter überall, wo ſie verwunden, 
aAuch heilen und wo. fie. wehthun, ſegnen, fo ward ſie zus 

gleich Helferinn ip der Geburt, alſo Eileithyiaz fie traf 
. — aus 


— * 


= — 39 u 


and ber Ferne, wie ihr: Bruder. $ ekatos, ber TE . 
fende) und warb bemnad zur Hekate, zur nächtlichen 
Zaubergättinnz; ſie ward zur Schwelter des Sonnen 
gottes, alfg der Mond (Selene), und da ſie als ſolche 
auch den naͤchtlich Schiffenden leuchtete, zur Beſchutzerinn 
der Schifffahrt und insbeſondere der Häfen, in . 

man fich bei ber Nacht zu bergen ſuchte. 


Aus dieſer Eutwickelung des Mythos von der Artemis 


ſcheint hervorzugehen, daß ſſe urſprunglich nicht die Monde F 


göttinn geweſen ſey; aber wenn man bedenkt, daß fie 
nichts anderes iſt, ald bie. große aflatifche Naturgottinn, 
die auf ihrem Wege — Aſien über Skythien oder Thra⸗ 
kien nach Griechenland Manches verlor und Anderes an⸗ 
nahm, ſo iſt es wohl einleuchtend, warum ſie in Grie⸗ 
chenland mit allen den andern vorhandenen weiblichen 
Goͤtterweſen ibentifizirt wurde, bie ihren Urſprung der 
großen afiatifchen Göttinn-Mutter RU 
Artemis erfcheint in der Dichtkunſt in ahireichem Ge⸗ 
folge von Nymphen, bie auf Bergen, in. Wäldern und 
Thälern um fie find, alle fchön und fchlanf. "Sie war . 
ewige Jungfrau, aber nicht aus Würde oder Ernft mied 
fie die Liebe, fondern aus Luft an eirter Beſchäftigung, die 
ihr Aphroditens Jugendlichkeit ohne ihren Sinn gab. Sie 


war das Bild des jungfräulichen Mädchenſinnes, der in 


der männlichen Beſchäftigung der Männer vergißt. Spaͤ⸗ 
ter freilich warb fie zur fpröden Jungfrau, mit dem Bes 
wußtſeyn ihrer: Sungfraufchaft und dem Willen, fie zu be 
halten. Und unn erft erfolgen die Auftritte mit den kuͤh⸗ 
nen Männern, die ihrer in Liebe begehren. Den Keufchen - 
und Meinen iſt fie hold, und je mehr fih, ohne Zmeifel 
in Pythagoras Schule, die. Lehre, von dem orphifchen Les 
ben ausbildete, um fo veiner bildete fich auch bie Idee von 
der Artemis jungfraulicher Keuſchheit aus. Artemis hat 
viele Beinamen und mehre beſondere Super, von Br 
4. Band. 4 | 


— 322 — 


wir nur die von Iphigenia anführen. . Agamemnon 
hatte vor der Kahrt nach Troja auf der Inſel Aulis = 
der Artemis geheifigte Hindinn auf der Jagd getöbtet. " Die 
. Böttinn ftrafte den Frevel dadurch, daß fie wibrigen Wind 
fandte, der die Flotte im Hafen zurüchielt und der Seher 
Kalchas eröffnet endlich dem Heere, daß es nicht eher ab⸗ 
"ziehen konne, als bis Agamemnon feine einzige Tochter, 
Iphigenia, der Artemis zur Sühne geopfert hätte. Aga⸗ 
memnon weigert ſich deſſen lange, endlich muß er nachge⸗ 
. ‚ben und feine Tochter wird geholt. Diefe, nach langem 
Streit der Krieger, entfchließt ſich hochherzig, fich felber 
dem Ruhm und dem Heil ded Vaterlandes aufjuopfern; 
aber indem ber tödtlihe Streich am Altare fallen fol, 
entrückt fie die Göttinn und am Fuße des Altard Liegt eis 
ne Hindinn, die nun flatt ihrer geopfert wird. Iphigenia 
trit in Taurid wieder auf ald Priefterinn der Artemis, bie 
ben furchtbaren Auftrag Bat, alle Griechen, die auf der 
Küfte zit Ianden wagen, der Börtinn zu opfern. Nach 
‚ Iängerer Zeit, in diefer für fie fo Tchredlichen Lage zuge 
bracht, kommt ihr Bruder, Or eſtes, mit feinem Freunde 
Pylades, nad Tauris und beide ſollen dem grauſamen 
Gebrauche zum Opfer fallen. Doch Iphigenia erfennt den 
Bruder und mit feinem‘ Beiftaide entwendet ſie dad Bil 
. der Oöttinn aus dem Tempel und-entflicht mit ihm in die 
Heimath. Hier ftiftete fie nun, im brauronifchen Canton 
ben Dienſt der taurifchen Artemis, doch ohne Menſchen⸗ 
opfer. Als fie farb, gelangte fie zu ewiger Jugend und 
Unfterblichkeit und warb mit an — der ſie 
im Leben geliebt hatte. 





Iphigenia, ſo dentet dieſen Mythos ci ſcharffinn⸗ 
ger Forſcher, war ein Name der Göttinn Artemis, wie 
Opis, Britomartis u. a. Die ſtythiſche Jungfrau 
. und Jagdgoͤttinn hatte ſelbſt die »Starkey oder wit 
”"Rraftigeborne” geheißen. Erſt im griechifchen Cal⸗ 
tus wurbe Iphigenia von Artemis verſchleden und folglich 





— 323, — 


war — es auch in den griechiſchen Sagen über 
Taurika; und weil die Namen in den Sagen aus der 
Borzeit in: die Gefchichte ber Vorzeit felber verwebt wer⸗ 
den, fo wurde in den. Mythen des fpartanifch » argiviſchen 
Cultus Iphigenia zur Tochter Agamemnond. Aber nicht - 
die Skothen in Tauris waren ed, die fie Iphigenia hießen, 
fondern ed waren Griechen in Stythien ‚ durch welche ihr 
Cultus nach riechenlaud kam. 


Ex 





Oephaͤſtos. ne: 

Der Sohn’ der Here, den fie aus fich felber gebar, 
ihrem Gatten zum Trotz, als biefer die Pallad aus feis 
nem Haupte hervorgebracht hatte *), hieß Hephäftos und 
warb von Zeus, ald dieſer den Neugebornen entdeckte, ‚aus 
dem Olymp geworfen. Er fiel ind Meer, wo ihn bie 
Nereiden auffingen und. erzogen. Nachdem er neun Jahre, 
in einer Grotte ‚verborgen, gelebt hatte, wurde er wieder 
in den Olymp aufgenommen, wo er fich indeſſen nicht- 
gefiel, befonderd um deßwillen, weil feine Mutter ſo oft 
von ihrem Gatten gemishanbelt wurde. Einft trieb ihn in 
einem folchen Falle die kindliche Liebe, ſich ihrer anzunehr J 
men; allein das bekam ihm ſehr übel, Zeus ergriff ihn in 
fine Grimme und fchleuderte ihn zum zweiten Mahl auf 
bie Erde. Einen ganzen Tag fiel er und, mit ber finfens .- 
den Sonne fam er auf ber, Infel Lemnos an, deren Bes 
wohner ihn mit Freundlichkeit aufnahmen. Darum wählte 
er fie auch zu feinem Lieblingsorte und fam oft und gern 
von feinem Dallaite im Olymp herab auf dieſe Inſel. Ge⸗ 
woͤhnlich ſchreibt man. dieſem zweiten Kalle dad Hinfen | 
bed Hephäftod zu; allein Homer kennt nur einen hins 





* Benn Herhãſtoe bei der Geburt der Pallas dem Zeus ziem⸗ 
lich gewaltiam Hebammendienfe thut, ſo — das ein neue⸗ 
zer Aythes. . en 

= 21* a 


⸗ 





Aunſtfleiß und durch feine Bereitwilligkeit nützlich wir, 


vor allen aber das goldene Netz, das rein -unfichtbat un 


— Da es etwas Unnatuͤrliches iſt, daß ein ſoicher Künſtler auf 


321 — 2 
— *) Hrohäftes, der auf ſchwachen Füßen fir 


het, obgleich er bie kunſtvolleſten Arbeiten verfertigt, und 
allen übrigen Göttertt und vielen Heroen durch feinen 


Die: Büchfe der Pandora, die Pfeile des Eros, der Cie 
ter des Zeus, die Krone der Ariadne, der MWagrt bei 
Helios, die Rüftung ded Ares, die Waffen des Achillers, 
kurz, Alles was Fünftlich gearbeitet war, war win Werl 
des Hephäftos., Doch feine berühmteften. waren: Die gıb 
denen und ſilbernen Hunde des Alfinoos im Lande du 
Phaͤaken, die unſterblich, nie altenten und das Haus ie 
wachten; die beiden Sclavinnen von Golb, bie a ft 
ſchuf, um-fih auf fie zu Rügen, wenn er gehen well; 





doch fo ſtark war, daß er das ungetreue Weib, die mi 





ſchwachen Süßen ftehe, fo wollen die Neuern beweifen, da 
fein griechiſcher Beiname »Amphigyeens“ nicht "hin 
kend,“ fondern “ſtark,“ oder "gefhidt” überfeßt wer: 
den müffe (weßhalb er etwas anders‘ ädgeleitet. werden muß) 
und daß demnach Hephäftos urfprünglic mit durchaus ge 
ſunden Gliedern gedacht worden ſey. Dahin ſoll ſelber der 
Umſtand deuten, daß die Charis ſeine Gemahlinn (ie 
Gehuͤlfinn des Schöpfers reizender Kunſtwerke) war, um 
ruhig und zufrieden in häuslichem Glücke mit: ‚ihm lebte. 
Grit, nachdem das misverſtandene Beiwort ihn zum Unge 
ftaltigen und fomit zum Unbeholfenen) in der übrigen Gr 
ſenſchaft gemacht, Habe man angefangen, ihm, nicht im 
‚Ernfte, fondern zum Schimpf, die Aphrodite felber zu 
Gemahlinn zu geben, alfo den Schwachen mit der immet 
Lüfternen, den Häßlichen mit der Schönften zu verbinden, 
und fo Veranlaſſung zu haben, den Göttern in der unans 
bleiblihen Untreue der unbefriedigten Sattinn Stdff zu ei 
nem unauslöſchlichen Gelächter zu geben. In der That fin 
nod Monumente vorhanden, in weldhen Hevhäftos auftrit, 
ohne die geringfte Spur der Ungeflaltheit oder Lahmheit. 








» ⸗ 


— 326 — 


ie: Bohlen Arad -in- firäflicher Umariung auf dem Betr 
te lag, damit umfchlingen und in. ihrer Schande bem uns 
auslöfchlichen Gelächter der herbeigerufenen Götter preis⸗ 
geben konnte. Doch der ſtrenge Rächer der beleidigten 
Eherechte ward ſelber haüfiger Untreue befchuldigt.. Man 
nennt eine Menge von Söhnen, die er, nicht mit feiner 
Gastinn, erzeugt hat, alle unftreichen Männer, fagen 
bie Erflärer, waren, Göhne des SHephäftos, wie alle, 
Starken, die. ded Zend), und felbft. der jungfraklichen 
Pallas, die zu ihm fam, wollte er Gemalt anthun. Macht. 
nicht die: Kun, die mechaniſche, zumeilen. einen "ungläd, 
lichen” Berjuch, fich mit der Wiſſenſchaft vereinigen, ihr 
gleich ſeyn zu wollen 2) * 


| Im Lokal⸗ Euftus, von Lemnos hatte Hephäftos Aus 
fenthals und Werkſtätte in den unterisdifchen Feuereſſen 
der Inſel und bie. Kyklopen ſind ſeine Geſellen, wiewohl 
man das auch von Sizilien und den liparifchen, 
Inſeln fagt; eigentlich aber wohnte er. im Olymp unb 
kam voy da herab,. an feine- Lieblingsorte, wie andere 
Götter auch pflegten. Abgebildet wurde Hephäftos In ath⸗ 
letiſcher Geſtalt, im reifern Manned«Alter, ganz leight 
bekleidet und mit'der pheygiichen Müge bedeckt; gewöhnlich 
ſteht ober ſitzt er (das letztere um. ſeine Lahmheit auszudrüß 
cken) vor einem Ambos, auf dem er arbeitet. Ihm zu Eh⸗ 
ren wurden die Henhaͤſtien gefeiect. ze. 


Man erflärt ben Mothos vom hephaſtos entweder 
hiſtoriſch oder phyſikaliſch. Einige ſehen in ihm den Tu⸗ 
balkain (Balkan) der Bibel, andere ben ägyptiſchen — 
Feuergott hthas, wovon ſogar Hephäſt os herkom⸗ 
ne); Cicero zählt ‘vier Vulkane auf, die. zu. verfchiebenen 
Zeiten geleht haben. Die ben Mythos phyſi kaliſch erklären, | 
agen: Hephäſtos war das Feuer, in welches ſich bie 
intere Luft (Here, feine Mutter), leicht verwandelt. Er 
ſt lahm, die Flamme ſchwebt ſchwankend über dem bren⸗ | 


* * 


— Stoff. Zens warf den Hephaſtos aus dem Dlymp 
“herab; feine Blitze entzündeten ‚hie und da die Erbe un, 
was darauf war, und gaben Dadurch den Menſchen 
Veranlaffung, das Feuer und feine Wohlthaten kennen zu 
lernen; Hephaͤſtos arbeitet in der Erde mit den Kyklopen, 
bie gewaltigen Kräfte der Natur werben durch unterirdi 
ſches Feuer in Bewegung gefest. Uebrigens it Hephäſtos 
nicht bloß der Gott (der Erfinder) des Feuers, fondern 
auch der Erfinder der Künfte, zu beren Ausübung Feuer 
gehört, unmittelbar oder mittelbar. Daher halten ihn 
einige für einerlet mit Prometheus und fagen, biefer 
ſey infonderheit den Hellenen, —— aber den Pela⸗⸗ 
gern eigen geweſen. 


| | Pallas Athene. eo, 

Als Zeus, nach dem Siege über die Titanen zur Ober, 
herrichaft gelangt war, erfor er fih, wie Heſiod berichtet, 
- die Metis zur Gemahlinn und barg foldye, als fie ſchwan⸗ 
ger geivorden, in feinem eigenen Bauche. Die Folge das 
von war, daß er Gelbfigebärer wurde. Aber er gebar 
aus dem Haupte und fein Kind war ein erwachſenes 
weibliches, Weſen in vollſtaͤndiger Ruſtung, eine Kriego⸗ 
göttinn. Das war urſprünglich Pallas Athene, die 
ſich jedoch auch als Göttinn für die Künfte bes Friedens dar 
ſtellt. Insbeſondere find es bie fi nnreichen Erfindungen, im 
-, Krieg wie im Frieden, die man ihr zufchreibt. Als weile 
Kriegerinn trit fie zuerft in den Götterfriegen auf und ent 
ſcheidet den endlichen Sieg ihres Vaters dadurch, daß fie 
ben Rath giebt, den Herakles zu Hilfe zn rufen. Im den 
"Kriegen der Sterblichen iſt fie bie ftete Lenkerinn und Schi 
‚gerinn ber Heldenkraft: fle leitet den Heralles auf den 
Olymp empor, fie lehrt den Bellerophon den Pegafos. zäh 
‚men unb bie Chimära beſiegen; fie begleitet- den Perfeus 
auf feinem Zuge gegen die Gorgonen; fie hält den Adib 
leus werth, fie leitet ben Ddyſſeus, beſchützt ſeine Gattinn 
une führt den ihn ſuchenden Sohn, in der Geſtalt Mens 


% 


_- ı-. 


Eier ſo Vegänftigt fie die Erfinder bon Krieswerk⸗ 
— denn fie bauet die Argo .und lehrt dem Egeus das 
hölzerne Roß zimmern, wodurdy Troja erobert wurde, 
Doch gerade fo trit fie ald Befchügerinn der Künfte bes 
Friedens auf und zeigt ſich da zuerſt als Jungfrau in als 
len _Gefchäften einer Fuͤrſtentochter des heroifchen Zeital⸗ 
ters. Den Weberſtuhl, die Spindel, bie malerifhe Nas 
dei behandelt fie mit gleicher Fertigkeit, ſie arbeitet für ſich 
und andere Göttinuen Kleider und Schleier; fie‘ ftattet 


Pandora mit der Fertigkeit in allen weiblichen Künften . 


aus, Ichrt den Weibern der Phäaken und. ded Pandareog 
Töchtern ſchoͤne Arbeit und Geſchicklichkeit. Ale Künftler 


— 


und Künftlerinnen erfreuen ſich ihres Schutzes und ihres | 


Wohlwollens; aber wo fie Stolz und Ueberhebung gewahr 


wird, da firaft fie auch unerbittlih, und die Weberinn 


. Aradıne, die ed wagt, ſich in einen Wettftreit mit ihr 
einzulaffen, wird in gine Spinne verwandelt, Bon dieſer 
Bedeutung erhielt fie ben Namen Ergane (Arbeiterinn); 
dba Kunft und Geſchicklichkeit Reichthum erwerben, fo wird 


fie mit Plutos zuſammengeſtellt; und da fie alle Kunſte ee 


und MWiffenfchaft fchügt und treibt, ſo iſt fle auch ‚eine 


Heilgdttinn (Athene⸗Hpgieia, Soteira, Päos 


‚nia). In allen biefen Hinfichten ift fie das Symbol 


des aus dem Haupte fpringenden Gedantens, - 
die. Sättinn der Weisheit felbft, ber Wiffen- - 


Saft und Kunſt. Wahrfheinlich iſt ſie das in_Athen 
geworden. Man erzählt von ihr, daß fie duch die Flöte 
erfunden habe. Indem fie aber im Olymp auf. biefem 
Snftrumente fpielte, bemerkte fie auf den Geſichtern ber 
Goͤttinnen ein fpöttifches Lächeln, und als fle fich darauf 
während des Spiels im Spiegel betrachtete unb gewährte, 
wie ſich dabei ihr Mund häßlich verzog, ſo habe fle die 


Floͤte weggeworfen und ihren Fluch darauf gelegt. Der 


arme Marſyas fand fie und der Fluch ging an an in 
Erfüllung. 


— 1318 — 
Aus diefem Mythos fchkießt mar, bu Arhenen nur 
bie nüglichen, nicht die ſch ßnen Künfte gehören. Nur 
yon dem Geiſtigen angezogen, entfernt ſich ihre Theilnah⸗ 
me von dem Herzen: und feinen Empfindungen; ihr gan 
zed Leben und ihre Thätigfeit ftellen fie als eine Gottheit 
dar, die nur mit bem Berftande und für benfelben lebt, 
die nur mit kalter Zuneigung des Berftandes diejenigen 
umfaßt, welde durch Vorzüge desſelben ſich ihrer werth 
gemacht haben. Sie ift die Borfiellung der reinen Ber 
‚ftandestraft und hat nur darum einen Körper, Damit man 
fie ſinnlich darftellen könne, ver bleibt ohne’ allen Einfluß 
auf fie Darum weiht fie fich einer ewigen Jungfrau 
ſchaft und wer ben Blick der Begier auf fle richtet, ben 
ſtraft fie mit gefühllofer Härte, wie fie den Scher Teire⸗ 
flad mit Blindheit fehlug, weil er die Berwegenheit ‚hatte, 
fie im Bade zu befaufchen. Es ift ein fpäterer Mythos, 
der fie mit Juno und Venus vor Paris fich entkleiden läſ⸗ 
‘Yet; in den frühern erfcheint fie durchaus befleibet. 
biefem Charakter wird fle denn auch von den Künftlern 
dargeftellts Falter Ernft des tiefen Nachdenkens, der männs 
liche Geiſt urtheilnehmender Ueberlegung fpricht aus den 
‚Zügen einer fchöner Weiblichkeit. Als Kriegerinn erfcheint 
fie völlig Herüftet, als Borfteherinn der friedlichen Kunſt⸗ | 
fertigfeit in der Tradıt griechifcher Matronen. Immer bat 
fie den, Helm auf, beffen. Zierden ftetd mehr oder weniger | 
reich find: reife, Widder, Noffe (vorn an den Helm 
‚geftellt, wie vor einem Kriegdwagen), Flügelpferde und 
ESphinxe, alfe in leicht zu 'errathenber Beziehung, Zu ihr 
ren Attriöuten gehören: :Die Aegis, das Gordonen- 
‚haupt und ber argolifce Schild’ von runder Form. 
"Zu ihrem fombolifchen Beiwerke . die — und 
uweilen auch der Hahn. 





| Ballas Athene hatte viele Tempel und Altaͤre und 
Bilder. Phidias hat fie dreimahl gefertigt, am ſchoͤn⸗ 
fen und bewundernswürdigſten aus Gold und Elfenbein, 


‘ ’ 
N » 








— 329 — 
far das Harthenon in Athen, Ihrem — Tem⸗ 
pel. Die glaͤnzendſten Feſte, die man ihr zu Ehren feier⸗ 
te, waren bie Panathenäen zu Athen; ein anderes 
Feſt wurde ihr zu Argos gefeiert, bei welchem ihre Bild⸗ 
faüfe. von den Händen keuſcher Jungfrauen Im; —— 
Waſſer gewafchen Bade 
— 

Wenn es bei — Mythos der pattas Athene aufs 

fällt, daß die Kriegsgsttinn Pallas mit der ‚Göttin der 


weiblichen Künfte, Athene, verfchmilzt; ſo verfucht ein 
Gelehrter darüber und ben gewunſchten Aufiching zit geben 


und fagt: Der Mythos dieſes Götterweſens iſt aus Ae⸗ 
gypten über Aſien und Kolchis nach Griechenland gekom⸗ 
men. Aſiatiſche Aegypter hatten ſich in Kolchis angeſiedelt, 


wo auch Syrer, Chaldäer und Perfſer zufammenfloſſen. 


Unter’ dieſen Leuten vermiſchte ſich die Goͤttinn des Landed, 
eine ffythifche Kriegsgättinn, mit ber Göttinn der magö⸗ 
fhen Gelchrfamfeit und Künſte, welche ſie mitgebracht hats 
ten und erhielt den Namen Pallah Adonnah G5Ls 
tinn-Herrinn). Sie blieb, wie die gleichfalls von ih⸗ 


nen mitgebrachte Artemis, eine Jungfrau, während die 
Griechen alle ihre Gottheiten ſich verheiraͤthen laſſen, und 
gab, mit ihr zugleich, Veranlaſſung zu der Fabel von den 
Amazonen. Als fie nach Griechenland übergetragen wuß⸗ 


de, helleniſirite ſie ſich und ward zur Pallas Athene, 
in der Stadt, der ſie den Namen gab. Aber alıch- zwei 
Städte, Stone, in-Theffalien und Böotien, wo fie 
‚verehrt Bun j haben ihren Ramen von: — —— 


Gegzenn dieſe Erklaͤrung treten andere Auf nud Wolke | 


den Namen Athene von der - ãgyptiſchen Neith ableiten, de⸗ 
ren Weſen die Göttinn, nur griechiſch gemo⸗ 
beit, darſtelle, wis allerdings richtig iſt. Allein beide 
Meinungen laſſen ſich vereijnigen, wenn man berückſi chti⸗ 
‚get, daß. Cicero von fünf Minerven rebet, worunter 


erſt die zweite aus Aegypten herfiammte, und den Umfiand 


; Aa 


- 





N 


/ 


— 330 = — 
6 Auge faßt,- daß Pallas bie Stadt · Treja und Dad 


U Reh des Priamos beſchutzt, indem ihr Bild, das Pal⸗ 


ladion, in ihrem Tempel verwahrt, die Stadt wor der 
Eroberung fchüpte, während Athene mit den übrigen 
griechiichen Wottheiten feinblich vor ihren Mauern lagerte. 


Mit der Bildung der Griechen hob ſich auch der Ber 
grif von der Athene. Sie ward bei den Philoſophen der 
Alles durchdringende göttliche Feuergeiſt und die perſonifi⸗ 
zirte Weisheit Gottes, und in den auch der Stoiker 
‚ die perfonifizixte Vorſehung · | | 


— — 
Ares. 


Dieſer Sohn bed Zeus und der Here if der wilde 
He und uugezähmtelte der Olympier, der ſich an der Wuth 
der Feldſchlacht erfreut, ber. ohne, Partei zu nehmen, ben 
Krieg nur al ein Gefchäfte treibt, gefährlich) in die Schaas 
zen einbricht, an Todesroͤcheln und Leichen ſich ergögend, 
und darum felbft den Unfterblichen verhaßt. Wenn er zur 
Schlacht fich erhebet, fo wirft er das glänzende Waffen⸗ 
geſchmeide um, Phöbas (Grauen) und Deimas (Eutfegen), 
feine Sohne, ſchirren feinen Wagen und fchreiten, vebſt 
feiner Schweſter, Eunyo (Würgerinn), vor dem Mordenden 
her. Wie furdtbar er aber and iſt, er kann doch das 
Gluͤck nicht immer bannen, deun ihn hielten einſt bie 
Aloiden, Detos und Ephialtes, dreizehn Monate 
Nlang im Kerler, aus welchem nur bie Lift Hermes ihn 
rettete; Diomedes verwundet ihn in der Schlacht, wos 
bei er ſchreit wie zehntauſend Maͤnner; Athene wirft ihn 
nieder durch einen Grenzitein, den fie auf ihn fchleubert 
. und ſein Körper deckt ſieben Morgen Landes. Uebrigens 
‚heißt er dennech mit Recht der Vater bed Siegs. Are 
iR .urfprünglich ein Thrakier, denn Thrakien iſt ſein Lieb⸗ 
—lingsſitz und, nach Phplargyrios fiel ihm dieſes Land zu, 
als bie. Götter ſich in bie Welt theilten. Er If. das Gym 


v 


1. 2 = 331 — 
bol roher, bardariſcher eriegeſite weßwegen er bei Ho⸗ 
mer auch auf Seiten der Troer iſt, waͤhrend die beſonne⸗ 
ne, mit Geiſteskraft den Krieg lenkende Athene auf dec 
Seite der Griechen ſtehet. Nichts deſto weniger war er 
der Liebling Aphroditens, denn er wird, trotz ſeiner 

Wildheit, doch als fchön geprieſen. Und wenn es vielleicht 
in Verwunderung ſetzet, daß er mit ihr Grauen und 
Entſetzen erzeugt haben ſoll, ſo iſt es dagegen voll ſcho⸗ 


nen Sinnes, daß aus ber Beiden Umarmung Harmonia 


hervorgegangen iſt; aus der. Verbindung des Starten mit 
ben: Zarten, bed Seftigen mit dem -Sanften, muß Harms 
nie hervorgehen. ‚Ueberhaupt verfchönerte und verfeinerte 
ſich der Begriff von Ares; denn in fpätern Mythen er⸗ 

ſcheint Ares ald Rächer der Unfchuld, als Führer ber - 
Gerechten, als Helfer der Sterblichen, ald Geber ber 

Ordnung, ald die Schanze bed Olympos. Nur durch dies 
fe ‚Veränderung fonnte die Idee von ihm ein würbiger: 
Gegenfland auch für die bildende Kunft werden; benn wie 
ſchön auch die homerifche Schilderung von ihm tft, bie 
Züge feiner Witdheit, feines Wankelmuths und jeder Zug, 
vom wankenden Streit auf ihn übergetragen, und eine 
gewiſſe Rohheit, die ihm davon anhängt, find wenig für 
bie bildliche Darftellung geeignet. Aber in feiner humanern 
Schilderung. iſt er ein Bild, in welchem, wie ein neuer. 
Erflärer fagt, die Miene, der Körperbau, der Stand, 


kurz Alles an ihm das Ideal eines ſtarken, ſchnellen, leicht 


reizbaren und kühnen Kriegerd In ihm anfündigel. Webris 
gend iſt er. nicht häufig. abgebildet worden und es finben 
ſich unter den griechifchen Künftlern nur zwei "vorzügliche, 
bie ihn bargeftellt haben. Spätere Dichter unterfcheiden 
zwifchen ihm und Enyalios- (der Verwüſter)/ wie bie 
Roͤmer zwiſchen ihrem Mars Gradivus und N | 
nus einen Unterſchied machten. 


Beſondere Sagen von * griechiſchen Mars ſind: 


Daß er im Kriege gegen bie Giganten den Pelor os uͤnd 
, | A x | | u 


‘ 
[ 


: . 


er 333 — 
Mimos erlegte; daß er den Hallirrhotie⸗s, der ſeiner 


Tochter Alkippe Gewalt anthat, toͤdtete und deßhalb vor 


den Areopag (der daher von ihm fo genannt ſeyn fol) 


vefordert wurde; daß er zweimahl mie Herakles kämpfte; 


Haß er den Alektryon, den er bei feinen Beſuchen bei 
Aphroditen brauchte, wegen feiner Unachtſamkeit, in einen 
Hahn vermandelte; daß ex den Adonis, in Geſtalt eines 
Ebers, taͤdtlich verwundete. Bermählt war er nicht, aber 

2x haste viele Kinder; denn alle. Ausgezeichnet tapfern 
Menſchen uud Bölker waren Söhne und Töchter 
bet Ares. Ausgehreitet war indefien in Griechenland 
feine Verehrung nicht; doch hatte ‚ex in den vorzüglichfien 


Staͤdten feine Tempel. Am vorzüglichiten wurde er. in 


Khrakien und in Thebe verehrt... In Sparta war feine 
Mildſaüle gefeffelt, Ban er * — au Spar 
biuden woͤgte. 


Der Mythos bed Ares, der ganz ae ein perſo⸗ 


alfigieter abitrafter Begriff iſt, läßt doch. auch mancherlei 


Erklärungen zu. So behauptet man,. Ares fey dad Sym⸗ 
bol der Macht der Gottheit, oder, Diefed von der Sonne 
abſtrahirt, das Symbol der Sonnenkraft, alſo mit dem 
Herakles und Melkart ”) Eder Tyrer) einerlei gewe— 


ſen. Am meiſten hat dazu beigetragen der Name des Pas 


yeten Mars. Schon die Alten haben in der, Umarmung 
des Mars und der Venus eine Conjunktion der beiden fgs 
genannten Planeten gefehen; die Planeten aber waren 
‚Götter... So viel iſt gewiß, daß mau den Mars ind den 


9 erkules für einen und benfelben halten darf, denn 
BVirgil gibt dem Herkules die Salier zu Prieftern, die 
Gu Rom). Priefter des Mars waren; und beide hatten 


bei den Aegyptern einerlei Stern. Hiftiägd von Mile 


H Ares, fagen die Gelehrten, kommt von dem Drientalifcen 
»Aritz,“ Stärke, Kraft, ber; alſo bedeutet "Ares" - 
den Gtarken, " Melk⸗art,“ den flarten König. + 


\ en 4 / 
— 33 ne 
nennt ats einen alten Gott ber Babylonier einen Zent 
Enyalios, welches ein Beiname des Ares iſt; der Zend, 
der Babylonier aber iſt Bel (die Sonne), von dem er⸗ 
zaͤhlt wird, daß er den Krieg erfunden habe. Aus dieſen 
und noch andern hiſtoriſchen Zeugniſſen gehet Mar hervor 
baß auch die Idee des Ares keine urſprünglich griechiſche 
war, ſondern aus dem morgenlaͤndiſchen Sabaͤismus nach 


Griechenland verpflanzt und dort nur dem mr und de 
Lande angepaßt wurde, N 


a 


N 


— Aphrodite N 


Bon dem Mythos des Hefi vd, nach Welchen dieſe 
Göttinn, aus den ind Meer. gefallenen Theilen bed ent. 
mannten Uranos entilanden iſt, weiß Homer nichts er 
berichtet, ſie ſey die Tochter des Zeus und der Dione, 
Tochter bed Okeanos. (Wie nah liegen ſich indeſſen 
beide Mythen! Zeus iſt doch die verlorne Zeugungkraft 
d. i. das Erzeugte des Uranos und Dione die Tochter des 
Meers). Dort gehört fie alſo dem alten Götterſyſtem an, 
bier den neuen, in weldhem der noch früher als fie vor⸗ 
handene Eros ihr Sohn wird, Auch über die Verheiras . 
thung diefer Göttinn find Homer und Hefiod. nicht eins; 
dieſer weiß nichts davon, daß Aphrodite dem Hephaͤſtos 
vermählt war, was Homer, jedoch auch nur in det fpäs 
tern Odyſſee, angibt. Es hindert gar nicht, nach Her. 
fiod8 Angaben, anzunehmen, daß Aphrodite die Ges 
mahlinn des Ares und alfo die rechtmüßige Mutter | 
der Harmonie war. Iſt nun Aphrodite eine Fosmogonifche 
dee, fo ift ihre Verbindung mit Ared, ein Kampf und 
Gegentampf und endliche Bereinigung der gros 


* Aphrodite, Aphrogeneia, d. i. die aus Schaum Ge⸗ 
borne, iſt ein Beiname dieſer Goöttinn, wie Kypris, 
Kpythereia und mie fie im Griechiſchen heißen mag; ſie 
Bat alſo bei den Griechen eigentlich keinen t Namen, und {ft 
die Söttinn ae - 


— 


f 5 
@ ; a 


— 334 — 


‚Gen Natarkeafte Was aber Aphrodite‘ urierkagfädh 


ür die. Ratur war, bildende, vereinigende Kraft, 


‚dad ward fie für beide Befchlechter und zwar nicht bloß 


‚ei en philofophifcher Ausdruck für eine Naturs Erſchei⸗ 


nung, ſondern als ein thätiges, handelndes Weſen; ſie 


warb zur Liebesgöttinn. ALS ſolche ruft fie in allen 


lebenden Wefen, den füßen Trieb zur Bereinigung und Lies 


be hervor‘, und felbt im Olymp ſind nur einige Wenige, 
- die ihre Macht nicht empfanben. Liebe ift bie Beloh⸗ 


% 
3 


nung, die fle jedem ertheilt, der ihre Gunſt ermarb, aber 


auch bie Strafe, bie fie jedem auflegt, auf den fie zürnt, 
wobei fie höchit Iaunenhaft und wandelbar erfcheint. Aber 
als Liebeögättinn flößt fie nicht bloß Die Liebe ein, fie iſt 


“selber auch die liebens würdigſte und erfcheint im dieſer 


Hiuſicht nun and als bie Goͤttinn bed Reizes und ber 
Schoͤnheit, weiche Eigenſchaften fle dann auch Audern 
wieder mittheilt. Da die Sehnſucht der Liebe nur in der 


- innigften. Bereinigung mit. dem geliebten Gegenſtande ge 


ſtillt wird, ſo wurde die Göttinn der Liebe und dei. Reizes 


auch eine Hochzeit» und Ehegöttinn. Werner, fürfor 


I gend für die Liebenden und durch ſie Verbundenen, war 


fe Esttinn der Geburt (Genetyllis) und der Pfle⸗ 


ge und Sorge für die Kinder (CKurotrophos). Ends 


‚ U kam zu dieſen Funktionen noch eine, indem fie eine 


Meeresgättinn war, bie die Häfen, bie Schiffer 
ai und rettete. Dieß letztere fol fle dadurch gewor⸗ 
den ſeyn, daß ihre Alteften Tempel auf Inſeln ſtanden, 


JF dann Schiffer landeten und in den en dankten 


und fernern Schutz ſich erbaten. 


As Göttinn ber Liebe konnte Aphrodite nicht unem⸗ 
pfindlich bleiben für bas Gefühl berfelben und durfte, da 
fie zugleid; Göttinn des Reizes war, um Gegenliebe nich 
bange ſeyn. Daher begehrten ſie auch alle Goͤtter zur Ehe 


‚and. Momos, nach einer ſpätern Sage, entſchied -für Den 


Oephaͤſtos, um dem Streite — Lady ein Ende zu 





7 — 336 — 
machen. Damit nun. a a ee 
lächerlichen nnd aͤrgerlichen Auftritten welche aus dieſer 
Verbindung herfloſſen. Abgeſehen von ihren Eheverhaͤlt⸗ 
niſſen fand fie in mannichfaltigen Verbindungen mit Got⸗ 
tern und: Sterblichen und zeugte mit Zeus den Eros, 
mit Mars den Anteros, mit. Divnyfos den Priapos, 
mit Hermoß den Hermaphroditos, mit. Anchiſes den 
Aeneiod, unb erfuhr. ven Schmerz, wie bas hoͤchſte 
Glack der Liebe durch Adonis. Bon Ihren Söhnen wurs 
de feiner für fie fo wichtig, als Eros, durch dem fie ih⸗ 
re Macht ausübte, ber ader bisweilen bie ihm verlichene 
gegen feine Mutter felber gebrauchte, In dem Hofſtaate, 
der fi) bald um die Göttinn bildete, ſpielte Eros bie 
größte Rolle, erhielt fodanı an Himeros, Pothos u. 
A. liebliche Gefpielen und vervielfältigte ſich endlich im eis- 
ne. ganze Schaar fröhlicher, fchalkhafter Eroten. - Zu dem 
Gefolge der Göttiun gehötten bie Ehariten, ihre ſchoͤ⸗ 
nen Dienerinnen, die fie ſchmückten, und deren Zauber. - 
gürtel der Goͤttinn der Schönheit auch Anmuth verlieh. 
Zu ihrer Umgebung gehören auch Ihre Lieblingsvögel, bie 
Sperlinge, bie Tauben, die Schwäne Ein beſon⸗ 
beree Bogel der Aphrobite war ber Iynr 9) (Wende⸗, 
hals). Geopfert wurden ihr Ziegen, junge Kühe und 
Hafen, weiche alle in Beziehung auf Liebesluſt und Frucht⸗ 





”, Syn war die Tohter Pans und der Echo und wurde von 
Heren.in einen Bogel verwandelt, weil fie durch Zauber 
rei den Zeus in die To verliebt gemacht hatte. Auch in 
Dem Vogel blieb der mädtige Liebeszauber. In vielen ale 
ten Dentmahlen fpielt diefer Vogel eine bedeutende Rolle 
und trit nicht ſelten aus feiner urſprünglichen Bedeutung, 
wo er nur der verbuhlten Liebe zugehörte, au in felhe - 
Monumente ein; welche der Darftellung von rechtmäßigen 

 Bermählungen gewidmet find. Am häufigften hält der Jüng⸗ 
Üing.. dem Mäbden gegen ver den Baubersegel in der 
Hand. . 


en ET. ge | 
barkeit Münden. Von Baümen, Blumen und Früchten 


Waren ihr heilig die Myrte, die Roſe, der Lindenbaſt 
(den wan‘ zum Kränzebinden brauchte), der. Mohn, der 
Apfel, der bei den Griechen für ein eigenthlimliches Ges 
ſchent der Liebe galt. Auſſerdem gehörten gu ben ihr ge 


weiheten ‚Dingen der Planet Benus (Phosphorvs); 
der Monat April (von Aphros, Schaum); ber Daw 


men, beffen Juden Freude an Weib und Kind bebeute; 


ein anderes Blieb bed Körpers und. die Zahl Sechs; lei 
tere in der philofophifchen Religion des Pythagorag. Die 


- Verehrung biefer Göttinn wer ungemein weit verbreitet, 
am feierlfichften aber anf den Infeln Kythere und Kyı 


pros. Ferner zeichnen ſich in ihrem Dienſte aus Knis 


806, Milet, Athen, Syarta, wo fie bewaffnet abge 


bildet war, Korinth, Kreta und Kos. Die Tele, 
bie ihr zu. Ehren gefeiert wurde, hießen Aphrodiſia, 
deren es eine große Menge in verfchiebenen Gegen 


- den Griechenlands gab, die man überall mit-vielen Feier 


lichkeiten beging. Merkwürbig iſt bie mit dem Dienfte der 
Venus. verbundene Sitte, in ihrem Tempel fich preis zu 


‚geben, ‚oder ihr bie Jungfraulichkeit zum Opfer zu brin—⸗ 


gen, welche auf Kypros, in Kleinaſien, Grie— 
‚henland und Afrika hHerrfchte, gerade wie wir bei dem 


. Dienfte der Mylitta in Babylonten gefunden haben. 
> Diefe Sitte, die ald religiöfes Inſtitut wahrfcheinlich von 


ber frühern ausgegangen war, Weiber und Mädchen zum 


Tempeldienſte zu. gebrauchen, wie die Bajaderen In— 


diens, und zur. Beförderung des Handels eben fo fehr, ald 
zur Bereicherung des Tempels diente, warb fpäter durch 
die Hetären *) an ben meiſten Drten aunöthig und ver 

we I u ſchwand 





*) Hetäre, eigentlich Freundinn, hieß die Buhlerinn—, 
im Gegenfag gegen die Hausfrau. Gie galten als eine 
Art Priekerinnen der Aphrodite, befonders in Korinth, 
wo es die meiften und reichften uud, unh wo. fie eine ie 

54 | — ſſſonde⸗ 


A 


— —** daher bei. ‚Aphrebite, ward unter den ober 


Bertinmen gang allebn: nadt gebildet. Aher es gab quch 


griechiſche — — die ——— Venus der 
nadkten ER NE SER, 


Der Geieche dachte fi unter. apheodue, wenn eo 
die.finntiche, doch nicht ‚bie allgemeine Liebe, Der fpätere . 
Unterfchied zwiſchen ‚ber. Aphrodite). Urania und Dane. 
demod,.nady welchem ‚jene die himmlifche „. reine, . unſiun⸗ 
liche, auch platoniſche, dieſe aber die ˖ Liebe der Hetaͤren 


bezeichnet, ſcheint früher zwar auch, jedoch wur bei andern 


Bedeutungen befianden zu haben, denn Aphrodite war 
Urania, al ein kosmogoniſches Gdtterweien, 
und Pandemos ald bie allgemein zu verehrende. 


Der. Mythos von der Aphrodite iſt nicht griechiſchen 
Urfprungs, er. hat feinen Grund in. dem ber großen aflatis 
ſchen Göttiun, ‚ber auch Here ihre Entfiehung verdankt. 
Davon, überzeugt uns am leichteften die Sage vom Ado⸗ 
nie, bie wie in — Religion m — gefunden has 


’ 





fondere auszeichnung — Als nemlich die Perſer ge⸗ 
gen Hellas sogen, thaten die Korinthiſchen Hetären Gelub⸗ 
de für die Rettung von Hellas, indem fie ſich in den Tem⸗ 
pel der Apfrobitd: degaben. Daher bie GSewohnheit, daß, 
wenn die Bürzerſchaft in wichtigen Angelegenheiten ſich an 
Aphroditen wandte, fie inmer fo viele Hetären als möglich 
. 30 den Progefionen. und -Opferu nahın, und. daß Privatver- 
fonen ‚gelohten, der. Göttinn bei Gewährung iprer Bitten 
‚ eine Anzap] Hetären auguführen, ‚Zu Athen Faufte Solon 
ſchone Mädchen, die er in einem‘ ffentiigen Haufe ihre 
Reize verkaufen Tieß und von dem Gewinne den Tempel 
der Aphrodite erbaute. Es gab’ ſogar Hetären, welche der 
GSottheit ſelber Tempel und Altaͤre etricteten. Auch And 
es die ſchönken derfeiden, welche den. Bildnern zu Mobele 
len dienten, nach wilden die berüpknteften Hallen der _ 
Arbredite gemacht wurden, 
4. Band, 22 


\ u, — 358 m 


ben. Der Aphrodilendieuſt iſt alfo, „Wie für hiele ander, 
von Oſten nach Welten, immer laugs den. Kuſten bie, 
DIE nach Italien gewandert und hat nur: überall nach Ri 
‚ ma. und Eulturgrad ber Bölfer Mobififarianen erfahren, 
nirgends aber feinen Grundcharatter verloren. Auch in 
Jiulien noch war das’ Schwein von den’ Dpfern bei den 
Auaren der Denus ausgefchloffen. Cicero zählt vier ver⸗ 
fhlebene: Eiebesgottiunen anf, woränter die phonikiſche, die 
Bemahlinn des Adonis, die letzte: aAſt, und es laͤßt ſich 

yicht mit Unrecht ſchließen, daß ve npas Hiſtoriſches 
m un — 





Eros. een L en u 
gie Dem Chaos zugleich war, wie wir bereit * 
hen haben, Eros, das Princip der Vereinigung ber ro⸗ 
hen Elemente, urſpruüngrlich alſo nicht der Sohn der Aphro⸗ 
dite, welches er erft’Tpäter durch die Dichter und Phile⸗ 


ſophen ward: Aber wie verſchleben biefe "unter einander 


Waren, fo: verſchieden wären auch ihre Anſichten von Erei 
und ſeinem Weſen und. feiner. Entſtehung. Homer ge 
denkt des Eros gar nicht, Heſiod nur im Vorũbergehen, 
die Dramatiker erwähnen feiner nur wenig ;. Dagegen he 
‚hen. andere Dichter, Lyriker, Elegiker und, Epigrammats 
Ken, deren liehfter Geſang Spiel und Scherz war, fein 
MNythos am meiſten nausgebilbet. Was ſte uun Lisbereiw 
ſtimmendes von ihm haben, das iſt u Folgendes: Erd 
iſt der Sohn bed Are und ber- Aphrodite CKraft 
und Schönheit find die Eltern der Lirbe) und Zei 
‚Lebens ein Kind oder. 8 hſtens ‘eh Knabe "in der Gray 
‚ded Süriglingsalters, "Die ‚Liebe, iſt nnrier jung, imme 
uiungendlich ‚heiter, unbeſonnen und uyhberlegt, kurz Alk, 

was Die Jugend mit ſich führt). Einige ſagen; Eros het 

einen. Vater, ſondern nur eine Mutter; andere: Er he 


. “gar: feine Eltern; noch andere: Er hat wohl: Eltern, abrt 


man kennt fie nur nicht; das Alles aber heiht nichts an 


Ba: Die Blade ſchleicht Sich ein, ohne daß man 


eiß, woher fie komme. ber: fo. heimlich fie kommt, fo 


nwiberftehlich heerfcht fie, über :Sötter und Menfchen und 


hiere. - Wie Eros den Zeus in einen Etier, in einen 


ihwan, w.4 f. verwandelt, fo macht, er aus Herakles 


nen SHaven und aus Allen, was er will, Nur Athe⸗ 
e, Artemis. und die Mufen find: feiner Macht nicht 


nterworfen. Auch führt er Pfeil und Bogen und er 


richt feine Opfer damit in der Gerne, mit ſeiner Fackel 
bee. ſteckt er die Götter, felbft den Sonuengott, in Brand, 


fr iſt liſtig, ſchlau, Schelmifch und wendet saufend Mittel 
a, macht taufend. Ipfe Streiche, um feine. Abficht zu ey 


eihen: ſehr hauſig aber thut er bad Alles, um zu tau⸗ 
hen, wie er denn, obgleich ber. ſcheinbar unfchuldigite, 
er grauſamſte unter den Göttern iſt. Dad kam aber da⸗ 
ve, daß Zeus, ber in den Mienen des neugebornen Kna⸗ 
— alle das Unheil vorauslas, welches er anſtellen wür⸗ 

re, ſeiner Mutter befahl, ihn ausgnfenen,:biefe jedoch ihn 

n den. Wäldern perbarg, two. er an den Brüſten we 


— * ſog und/ſobald er Kräfte genug hatte, ſich einen 


Bogen. und Pfeile ſchnitzte, die ex. ſodaun gegen Menschen 
md Thiere gebrauchte. Eros hat eine Binde vor ben Aus 
en, weil dir Licbe Blind It; er Hat. Flügel, weit: fie flat⸗ 
haft, mucheftändig: iſt; er läßt ſich willig won den Dias 
m an Aphrediten auslieſern, weil Reiz; nudb Schonheit 
Wu Liebe erweden. Eros ‚führt: zmeierlet: Pfeile, die einen 
goldenon, die andern mit bleiernen Spitzen, die einen 
Honig, dio andern: in Gift. getaucht.Dieſe — 
neigmg und Haß, jene Zuneigung. Oft taucht er ei⸗ 

t Pfeil in Honigund Gift gugleirh nid. erweckt daurit 
üße Empfindungen. Eros wollte in feiner Kindheit 
t gedeihen. eine Mutter Hagte barüber der Themis 









- Da gebeir fie, aus des Ares Umarnung, ben Au⸗ 
08 (Gegenliebe), und ſogleich wars. Eros — nud 
@ und ‚breitete ‚Seine Flügel weis aus, Immer Wei 


-teid, und. dieſe viech ihr, ihm einen Weſpielen zu ge 


— 30. — 


au guter Dinge in der: Anweſenhei eines: Bruder , de 
bald traurig und niedergeſchlagen, fobald' ihn dieſer wen 
ließ. Hie und de fanden daher did Atsäre beider beiſan⸗ 
wen Und werden in Abbildungen verſchiedentlich zuſammen⸗ 
geſtellt. Manchmal wird auch Anteros zum: Himeros 
(Sehnfacht) oder zum Pothos (Verlangen) und beide 
ſtehen dann gern Aphroditen zur Seite. Auſſer dieſen het 
er aber noch eine Menge von Brübein, Erotes, bie, 
nach einigen, Söhne feiner Mutter," nach andern, Soͤhn 
der Nymphen find und Theil an feiner Beſchaftigung nei 
men. Dabei liebt‘ er duch den Umgang: von Jokus, 
(Scherz) Bakchos und Hymen: und“ unter dem Göttin 
‚nen von Tyche (dem Güde, das fü ger ben Liebenden 
‚Hold iR), von Peitho der Ueberredung) and den Mus 
fen, als welche un Ruhm verbreiten uud fein * 


Verehrt — Eros — * Thes pia i 
Bdðdotien, wo feine Bildfahle ein alter; roher Stein wer; 
‘bei den Pariern am Hellesp — w —— uud j 
Leuktra in —— 


Nah biefer Darftekumg bedarf der ee. von Em 
keiner weitern Erklaͤrung. Alte und upte. Phitoſophen md 
Dichter haben in der Wendung der⸗Idee: Beſſſelben gewen 


. eifert, und nicht. felten bedeutet. Eros, *in⸗ einem weilt 


der Kunuſt und an beren Gefchäfte. veigeſriit findet, we 


Sinne, Luſt und Liebe zu irgend eindm Segenſtaud, 
weßhalb man ſein Bitd den Darſtellungen der Handlum 





durch dieſe —— und bie ur a v 
win. > 


Das u den — — Feſte, We 
Erotien, oder Erotibien, feierten: the: Die Thes⸗ 


pier, alle fünfJahre, rhöchſt feierlich. Man gab dabei 
öffentliche. Spitle, bei. weichen; nicht aux Zeutünfer, jr 


— 394. 
dern: auh Aühfeten um den Verzug Aeriten. Ehelente 
zwiſchen weichen Streitigkeiten obwalteten, brachten Opfer 
und baten den Erod um Beilegung / des Zwiſtes. Die La⸗ 
ledaͤmonier ‚dad Kreter pflegten dem Eros gu opfern, che 
fie zur Schlacht auszogen. Hing nice der Ausgang von 
ber wechfelfeitigen Liebe der vaterländifchen Krieger ab? 
Die Samier -baneten sin Gymnaſium und weiheten es bem 
Eros. Und fo bezogen. Die Hellenen Alles, was. fie konn-⸗ 
ten auf ihn. Was man ihm. opferte,. ift nicht fo ganz bes. 
lannt, wahrſcheiulich bie Dinge, die ihm gemweihet waren, 
unter den Blumen die Roſe, unter ben Fifchen ‘den Dos‘ 
lypos, unter den Bögeln den Hahn und: unter dent vier⸗ F 
füpigen Thiexen den Haf en. 


| .. Die Charitem 


Wir koͤnnen den Mythos ber Anhrodite nicht verlaſ⸗ 
fen, ohne. ihrer Begleiterinnen, dee Chariten, zu geden⸗ 
tm. Sie ſind die Weſen, voͤn welchen ben Sterblichen 
alles Schöne und Augenehme kommt, burch welche die 
Bötter allein ſelig und die Menſchen weiſe, ſchön, berühmt 
ſind. Ihrer waren zu verſchiedenen Zeiten: und an ver⸗ 
fhiedenen Orten, zwei oder drei, und eben fo legt man. 
imen verfchledene Namen und Abflammung bei. Auch in 
Bezeichnung ihres Weſens und ihrer Wirkſamkeit herrfcht 
folche Verſchiedenheit und man muß mehre Perioden in the - - 
ser Geſchichte unterſcheiden. Zuerſt treten fie auf als 
Schweſtern der Hoxen und find wohl nichts anders ger 
weſen, ald die Annehmlichkeiten der Jahres zei⸗ 
ten, deren bei den Griechen drei bemerkbar waren, wie⸗ 
wohl die Zahl zwei auch auf Winter und Sommer him 
weifen kann. In biefer Beziehung kaͤme ihr er — 
Ehairein, ſich freuen, her. HR 


Als Nymphen. traten nun dieſe Chariten in die 
Dienſte der Goͤttinnen und erſcheinen im Gefolge ber He⸗ 
se ud. der Artemis, EHENBE: aber der — 


— 





— 


te, deren negertrennlich⸗ Begleiterinuen fie‘ ware. Yub 
wenn Aphtadite entzucht, fo find es die Chariten, die ih⸗ 


ren Reizen Leben gebert; wenn fie Himmel und Erde fid 


— 


unterwirft, die Chariten find es, bie fie amoiderftehlid 
machen; daher kaun Aphrodite nicht ohne die Thariten 
ſeyn und ihre Zuneigung geht ſelbſt auf ihren uneupfind⸗ 
Hohen Sohn über, denn Eros wohnt in dem Tempel ber 


Ehariten und ſteht mit ihnen auf einem Piedeſtal. 


Doch die finnliche Idee dieſer Weſen wurde auch auf 
bad Geiftige fibergetragen und die fchönften Werke der 
Kunft nannte. man Werke der Charisen "und ihre Urs 
heber Li eblinge derfelben. Bon da war nur ein Schritt 


zu thun, um ihnen auch fittliche Ideen -unterzulegen, 


denn der Menfch iſt nur dann wahrhaft‘ verebelt, wenn 
ſich in feinem Weſen mit. aüfferer Liebliagewurdigkeit, ver 
edelter Empfindung, geiſtiger Schönheit, auch die fittliche 
vereinigt. Insbeſondere waren es die ſchoönen Tugenden 
ber Wohlthätigkeit und Dankbarkeit, welche man 
ihnen zuſchrieb; ja es Hat nicht am folchen gefehlt, die 
die Chariten ausfchließen® als bie lands der Wohltha⸗ 


njgkeit angefehen wiſen wollten. 


Aus Hervdet wiſſen wie, daß bie Ghariten bei den 


j Griechen einheimiſche Goͤttinnen waren. Sie hatten zahl⸗ 


reiche Tempel, ſowohl allein, als mit andern Goͤttern, zu⸗ 


gleich, namentlich mit Aphrodite, den Mufen, Eros, 


Hermes, Apollonz zu Athen wat. ein Tempel bem 
Staate und den C hariten geweihet und zu Olympia 
anter ben zwölf. Altären ber dritte dem Bakchos und den 
:Chartten. Ihre Feſte hießen Charifien, von bene 
man aber wenig mehr weiß, ald daß ins Dergnügen bed 
Tanzes die Hanptabficht der Feier war und derjenige, ber 


ſich des Schlafs dabei am Iängften enthielt, einen. Pyra⸗ 


mas (Kuchen von Walzenmehl und Honig) zur Belok 


, ung. erhielt. Uebrigens ſchwur mar beiden Chariten und 





m — 


— bei Tafel den arſten Beier; — miſaen | 
mäßige Triuter. — Wein, ihnen zu ehren, wit Waſſer. 


Ste werden abgebifbet als drei junge ſcone Mabdhen, 
in leichter Retleivung, Die fich bei ben — or ein 
nen zierlichen Reigen tanzen. Ä 


Hpmen. 
‚Mir hängen auch den Mythos bes Ehegotted « an.. den 


der Aphrodite an. Ehe und Liebe find. nahe verwandt, . 
Eros ift gern in der Gefelfchaft von Hymen. Seinen — 
Namen leitet man -verfchieden ‚ab, und nennt ihn auch H y⸗ 


menäos, wie ben Braäutgeſang. Nach der Sage war, 


Hymen ein fchöner, aber, armer Züngling, der fich in ein ' 


reiches Mädchen verliebte, aber Feine Hoffnung hegen burfs 
te, fie zu befigen, weil ihr Bater gelzig.war. Um des 


Geliebten aber wenigftend nahe zu feyn, verfleidete fich einſt 


Hymen in ein Frauenzimmer und wohnte ſo den Efeufia 
nien mit ihr bei. Seeraüber überfielen indeffen den feier⸗ 


lichen Zug und führten ihn ſamt allen übrigen Mädchen 
bavon. Als nun diefe auf einer wüſten Inſel gelandet und, A 


ba vor Müdigkeit in Schlaf verfunfen waren, benützte 


Hymen ben Augenblick‘ und tödtete die Raüber. Darauf 


eilte er nad Athen zuruck und verſprach, die geraubten 
Jungfrauen wie der heimzubringen, wenn man ihm die Er⸗ 
wählte. zur Frau geben wollte, . Sein Antrag wurde ge⸗ 
nehmigt und fo gelangte er zu feinem Ziele. : Da nun feis 


ue Ehe ausgezeichnet gluͤcklich wor, fo gebachte. man. feiner, 
nachher in allen Brautgefängen, bis er. zulegt fogar ver⸗ 


göttert wurde. Andere erzählen Anderes von Hymes 
näos, „alle aber machen ihn ‚damit zum Gott ber Ehe, 
Keine eheliche, Verbindung warb gefchlofien, ‚ohne daß er 
feierlich angerufen wurde: Hymen, a Hpwenäos, o 
Hymen! In Darſtellungen fieht man ihm nicht blos. haiıs. 
ſig in. Sefeliichaft des Eros, man findet ihn auch, wie 
er vo Rud Jet: —* PR au. einen Perlenbaude, 


\ 
+ 


- 


- — 244 — *— 

ı ae: n Burföyelne mach iR er nur EP fohe gunz Got 
‚erhoben worden. Als: ſeltchem gab man ihm ben: Baldıoö 
und die Venns, auch den Apollo und eine der Muſen zu 
tern, und wies Ihnen den Wohnſitz aufibem Holikon uns 
ter ben Muſen au. Er wurde ald.ein fihöner Trugkug 
‚ abgebildet, mit einem Kranze von Majoran um bas-Haup, 
mit einem golbfarbigen Kleide angethan, eine ie and 
einen Schleier in ben ‚Händen haltend. 








.. 2 « . ‘ o 


Hermes. 


Die Eltern diefed Gotted waren Zend und be ya 
phe Mai ja. Schon in ber vierten Stunde feines Lebens 
verließ er Windel und Grotte, töbtete eine Schilbkroͤte, 
bohrte Löcher durch ihre Schale, zog Saiten durch und 
ſang nun in die auf dieſe Weiſe erfundene Kithara feine 
Geburt. Darauf ging er mit Einbruch der Nacht nad 
Pierien umd raubte dem Apollon 50 Rinder, bie er 
hin und her trieb, damit die Spuren ſich verwirrten, nud 
‚» yulegt rädlings hinwegführte, ſelber rücklings geheud. Er 
brachte den Raub in feine Grotte, erbauete einen Herd, 
erfand das Feuer und nachdem er feinen Schmaus vollen 
bet hatte, verwahrte er. bie Ueberreite und fchlich Mich in 
feine Windeln zurück. "Doc feine Mutter hatte ihn be | 
merkt, fie {haft ihn daher ans und drohete ihm mit Apol⸗ 
Ion; allein er bedeutete ihr, "daß er nicht geſonnen ſey, 
: diefem allein Verehrung und Anfehung zu laflen, daß er 
| ‚ Vielmehr alle Lift anwenden werde, ſich dieſelben Opfer zu 
— verſchaffen, die biefer genteße.” Apollon kam am folgen 
ben Morgen felber, und ſtellte ihn wetgen feines Diebſtahls 
zur Rede. Anfanglich laugnete er, vorſtellend, daß es Ki 
cherlich ſey, ein ſo kleines Kind in ſolchem Berbadt ; 
‚ Faben; ale ihn jedoch Apollon zw Zeus Bringt And da fei 
ne Klage wieberholt, befichlt ihm fein ‚Vater, ber feine 
Schelmerei wohl weiß, die’ geſtoͤhlnen Minder wieder her⸗ 
ie Apollon wird var | die a Kfigar 








l. 
x 
_— 1. — 


yrsahr: uub vnisihe Bier -bie Erfibung Sanfit ‚re fehie 
Beifel dagegen und Hermed hütet nun mit biefer bie gen - 
neinfhaftlihen Rindet. Anch die Flöte erhält Apollon 
von ihm und Ichrt Ihm dafür das Weisſagen durch das 
koos. So erzaͤhlt ber homeridifche Hymnos den. Mythos 
des Hermes, den einige-anbere nur. in einzelnen, anbeden⸗ 
Inden‘ —n abweichend MEER: 


Hermes wird hier aufgefühet als St der eiſt und - 
bed Raubed, der Rednertünfte, . dee Erfindun⸗ 
gen (fa alle Künfte und Wiſſenſchaften werden ihm zu⸗ 
gefchrieben), des Taufchhandele, der Heerden, der 
MWeisfagung, und in allen diefen Beziehungen werben 
won den Dichtern eine Menge Sagen‘ berichtet. Aber er 
wird aufferdem auch noch als Herold, Botfhafter, 
und Geſchaftsträger der Bötter und mamentlid, des 
hoͤchſten Gottes dargeftellt. Als folcher bekam. ex den gol⸗ 
benen Heroldsſtab, den er bei Botſchaften und Bers _ 
fendussgen beftänbig annimt, der aber von nöd ungleich 
größerer Wichtigkeit war, denn mit demſelben ſchließt er 
die Augen ‚der. Sterblichen Su und weckt bie Schlummern⸗ 
den wieder auf. Sein Geſchäft wurbe dadurch zugleich 
das eines Geleiters, der die Seelen der Sterbenden aus 
der Dbers in bie Unterwelt, aus dem ‚Gebiet der einen 
Götter in das der andern führt, und baher auch wieder 
zurück, wenn in ber Refyomantie die Seelen. zum Wahr 
fagen- auf die Oberwelt zitirt wurden. Hierdurch flchet er 
dann in Verbindung mit den -Moiren und bem- wahrfas 


genden Götterk und wird zum-Traumführer, denn da . ' 


diefe in der Unterwelt wohnen, - fo iſt es Hermes, ber na 
mit feinem Stabe auf die Oberwelt führt, ‚wenn fie bie 

Menſchen im Schlafe befuchen follen. Daß er feinen Bas 
ter Zeus aus 'der Gewalt des Typhon befreite, haben wir 
Ihon gelefeh; im Giganteukampfe, wo er. ben unſichtbar⸗ 
machendem Helm des Wis trug, leiftete er ihm wichtige 
Dienfte; er brachte. den Prometheus au den Kaulafos, wo- 


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\ — u — 

diefer augefüuniebet. wurde; er erlegie Vans Wächter der Jo, 
den inderfnägigen Argos, weßhalb tr der Mrgeswän 
ger heißt} er baub den Irion .in Der Unterwelt an das 
Rad; verfaufte den Herakles an: die Dmphake umd 
verichtete noch eine Menge folder Gefchäfte, meißentheild 
im Dienste. feined Vaterd und Herrn, ben er auf feinen 
Wanderungen und Abenthenerw gewöhnlich begleitate. Er 
ſelbſt führte manches Abentheuer and und zeugte mit ver 
fchiedenen Nymphen Söhne ind Töchter. Aber bed. wid. 
tigſten ımter feinen ‚Göhnen,: ber Pan, ſchaänte er ſich 
amd erlaubte ihm wicht, in Segenwart — * Vater 
* neunen. '  . , ĩ⸗ 


Die — dieſes Gottes wor ſehr ausgebreitet, 
überall fand man feine Tempel, aber am meiften: herrfchte 
Sein Dienſt in. Arkadien. Seine Feſte hießen Hermäen 
und wurden: hie und da. in Griechenland gefeiert; am be 
ſfonderſten in der Stadt Tanagra, wo Hermes ber. 
Widderträger (Rriophoros)- hieß, weil er einmahl zur 


Zrit der Peſt einen Widder im die Stadt getragen, und 


dieſe dadurch geſchutzt hatte. Aber die Gelehrten fagen, 
der Kriophoros ſey nichts anders als der Phallopho⸗ 
ro A wie Same ei N seraun! wird. 


Geopfert — — — in Griechenlanb nur 
junge Thiere, und geweiht waren ihm die Ohrfinger der 
Menſchen, die Bögel Laros, Ibis und Spinos, de. 
Fiſch Boax, der Feigenbaum, das Fünffinger—⸗ 
traut und ber Portulak. Eine beſondere Verehrung 
bed Hermes war, daß jeder, der vor feiner Bildſaule vor 
überging, ihm zu Ehren einen Stein auf einen Dabei ber. 
findlichen Haufen warf. Abgebildet wird er ald eis jun⸗ 
ger fchlanfer Mann, mit einem Stabe, bes ‚mei: Flügel 
hat und von zwei Schlangen umwunden iſt; in der an⸗ 
dern Hand hat er oft einen Beutel, zuweilen hat: er Flü⸗ 
gel an den Sohlen mie au der Haube. 


F — u — 


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ersländifchen. Urfprungs, wenn ed auch Mythologen giebt, 
ie ihn zu einem urfpelngfichen Miechiſchen, oder vielmehr 
elasgiihen Gotterweſen machen wollen. Bei genaueren 
Unterſuchung findet man nemlich in dem griechiſchen Her⸗ 
mes den ägyptiſchen Thot, (Taaut, Toyth) und den 
phönitifhen Kadmilos wieder. ‚Einer ber beruͤhniteſter 
neuern Forſcher fagt darüber ungefähr Folgendes: Es 


ſcheint ausgemacht, daß Hermes urſprünglich den phantd - 
kiſchen Handelsverkehr mit den Griechen angehört und daß 


man, um feine Verdienſte um die Cultur der alten Pelas⸗ 
ger zu würdigen, auf jene Beriobe zurückgehen 'mäfe, we 

die Phönifier überall auf Griechenlands Kuſten Bergwerke 
und Handelsfaktoreien hatten. Da war Hermes wie ans 
dere, ein Rationalgott und Schugpatron der Phönikier und 


alle Künfte ded Fanfmännifchen Betrieb erfchienen der 


Griechen als feine Erfindungen. Die Phoͤnikier brauchten 
Dolmetſcher, um mit den Landeseingebornen zu ſprechen; 
daher wurde Hermes Erfinder der vernemlichen Sprache; 
der Zahlen, der Symbolik. Die Spreder und Herolde 


wurden feine Söhne, er ift der Vater der Keryken, de 


erfte Keryr. Die handeldfuftigen Fremblinge beburften 


eined Zeichens ihrer friedlichen Gefinnung. Diefes war, 
wie im aller Welt, zuerſt ein grüner Zweig. Nachhet 


führte man einen weißgefchälten, oder auch einen vergoldes 
ten Stab. mit fih, den man mit grünem Laub umwand. 
Dieß iſt der eigentliche Hermesſtab. Aber die phönikiſchen 
Kaufleute bedurften woch eines Zeichens der Linterfcheidung 


von Friedensboten und Unterhändlern, dieſes gab. man 


den Stabe in ber Form des Knotens, womit. man die Bal⸗ 
len und Kiften zuband. Diefer Knoten, ben man übris 
gend auch von andern Dingen herleitete, ward ſpäter von 
ben Künftlern und Dichtern in zwei Schlangen vwerwans 
deit, wie fie ans den grünen Blättern ein Paar Flügel 
‚bildeten. Det fo verwandbeie Stab ward nun in den Häns 


den feines Beſitzers, Hermes, ein Wunderſtab, Über und 


\ 
1 


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Aran :; —_ 


suaten ——— ‚mon fand. in; dans meh (ih uurminbenben 
Gchlangen.wine-geheime Deutung, erdadue Fabeln und wis 


. ige Erklärungen dazu und ſo erweiterte fig ber Kreis ded 


— — nach allen, Seien — 


— uadic un wahrſchejulich dieſes aues iR, Io 
häürfie es doch nicht hindern, anzunehmen, daß die alten 
Pelasger ein Goͤtzerweſen, Hexmes, einen Heexdengott, 
verehrt haben, der mit dem angelommenen phönikifchen 


" Babmilos um fo leichter zufommenfchmolz, ald Heerben zuerſt 


Gegenſtaͤnde des Tauſch haudels, des Betrugs und 
Diebſtahls, daher auch der Sorgfalt uud Wachſamleit 
und Beſchutzung waren; woher es denn kommt, daß Her⸗ 
mes ſowohl die Rinder ſtiehlt, als ſie (vor dem Argos) 


beſchützt. Das Unmoraliſche des Lugens und bed Be 
trugs und Diebitahls darf uns nicht irren; bei den Natur⸗ 
mieuſchen find dieſe Dinge nicht Laſter, ſondern Beweiſe 


von ausgezeichnetem Verſtande uud ——— und ne 


5 erhabene, göttliche Gigenfehaften. 


Daß Herwes urſpruͤnglich ein Naturgott EN fey, 


harauf Reutet auch der Umftand, daß feine Bildſaülen in 


— 


ganz Griechenland als Wegweiſer und Grenzbezeichnungen 


ſtanden und haufig das morgenländiſche Symbol der Be⸗ 
fruchtung und Fruchtbarkeit an fich trugen, welches 


ihm bei Namen ——— und uee— 


Heſtla— Sie. 
Dei — und ber. Rhein: Tochter, hatte — 


ſtia mit ihnen: audern Geſchwiſtern gleiches Schickſai, ſie 


‚warb vom Bater verſchlungen, durch die Furſorge ber 


Mutter wieber ‚gerettet: Ihr Mythos fagt und, Daß ſich 
Bpolon und Poſeidon um.: fie. bewarben, fle' jedoch ben 
zjungfraulichen Stand: vorzog "und. baher von Zeug zur 
Eutſchaädigung den Schutz, des hauslichen Herdes (den ihr 
Namen bezeichnet) Übertengen. erhielt. Zu dieſer Würde 


—.80- mi | 2 . 
— fie ie. "allen Walter der Götter ae. Wfenfihen dem 
ewigen Ehrenfig,, ihr fließt. ter Opferwein yuee und zu 


Tege: Reicht iſt es zu denken, daß zu einer Jeit, wo das | 


Recht des Eigenthums darch Yeigiöfe Satzungen Tich grüny 

dete, ber Begriff vom handlichen‘ Herde eine ſeltene He - 
ligkeit erhielt, daß wie: Familie nicht nur zur Eintracht nich 
zum ruhigen Genuß des Daſeyns am Herde ſich vorſam⸗ 
melte, ſondern auch der Bittende (Ephoſtivo) am Ders 
de ſelbſt des Feindes Sicherheit fand: Durch eine natde 
liche Erweiterung ‚trug. man alsdunn die Idre ber: hausla⸗ 
chen. Fintracht auf ..die: öffentliche, ‚birgerliche über: und 
dieß gab Beranlaffung, daß diefer obwaltenden Gottinn, 
Die in der Mitte ber Hauſer einen einflchen tar hatte, 
einen:xben ſolchen in der Mitte der Stadt, in den Pry 
taneen (Stadthahfern) errichtete. - Merkwürdig ˖iſt, daß 
man von diefer Gsttin kein Bild hatte; die.auf dem Mr 
tare Iodernde Flamme beyeicnete die inwohnende Gottheit, 
der, zu Ehren dad Feuer beftändig untrthulten wurde. Sie 
hatte. nicht‘ viele Tempel; da jeder. andere Gottestenel dar 


ihre war, infofern eine Opferflamme anf don Aline . . 


deöfelben loderte; aber bie ‚fie hatte, waren. rund gebaut, 
mit Saülen ungebert, von einer Kuppel bedeckt. In der 
Mitte dieſes dunteln Heitlgthums brannte das heiuge 
Fianmchen. * 


Dieſem Moehot von der Heſtia liegt unſtreitig * 
natur philofophifche Idee zum Grunde, man mag fie nun 


“ 


uchinen für Dad Feuer auf dem Hesde, aber für das Ur 


fenegtwiber: Gebe‘, ‚oben fur die Erde: ſelber. Platon ers“ 
klaͤrt fierfür das wa hueWeſen und Geyn ber Din⸗ 
ge, alfo Heſt ia für Efia, Uſia, alſo das Erſte, dem 
man- auch billig. die erſten Opfer bringt. :: Rach einer ans 
berm; Erpwologit Tonne ihr Name von Heſtauni. her, 
wornach ſie die Gaͤtinn waͤre, die das Gehende zum 
Steben bringt. Auch ſagen vie Gelehrten, es. könne 
derjelle von der ſemitiſchen Eſch, Bener, herkammen, 


u: 3. 


% Gelb werwuntele. Kur DeB.m Bi, alıdan Sat 0 
Gottes, wog bald genug im Puktolos ſluſſe — 
ie ihn von Hungertob. 


».  Unmöglid konnte der junge Gott bes Weins usb in 
"Freude frei von zärtlichen Neigungen feyn, daher weil 
bie Sage viel von Verbindungen und Söhnen und Tid 
tern, die er erzeugte. Aber feine Gemahlinn war die anf 
Naxos verlaſſene Ariadne, welche er mit einem Luchegeo⸗ 
ſpann unter bie Götter einführte. Auch feiner Mrutter gab 
‚er Unfterblichkeit, indem er in die Unterwelt hinabfieg and 
fe dem Ai entführte. Im Gigantenfriege 'wäre er fat 
‚unterlegen; aber er ermannte ſich, ‚verwandelte ſich in ds 
. nen Köwerr und rettete fo fich und bie übrigen Götter. Da 

er nun ale Sieger durch den Olympos jauchzte, rief ihn 
gerettete Zeus zu: Euan Euie! (Schön, mein Son‘) 
ein Gruß, mit welchem man ihn in der Golge iminer ber 
grüße: >. 


Dionyfos wird abgebilbe eis ein güngling; deſſen 
‘Formen ſich dem weiblichen Körper nähern; feine Sm 
. "Scmüdt ine eigenathämliche Binde; bie. Haare, im Laden 
herabhaͤngend, umgiebt Weinlaub ober Ephen; gewöhnlih 

iſt er ganz nackt, manchmahl eine weite- Palla nacläfig 
umgehängt, zuweilen auch ein Rehfell. Aber es gibt auch 
einen baͤrtigen Bakchos, den indiſchen. Dieſer iR in ci 
weites, faltenvolles Gewand gekleidet, hat das Diaden 
auf dem Haupte und ſtellet ganz“ das erhabene Neal ei⸗ 
hrs Weiſen, eines beglückenden Geſetzgebers und grachtli⸗ 
benden, aſtatiſchen Herrſchers dar. Über er wird dech 
auch als Krieger. dargeſtellt, das Pantherfell dient Ihm 
als Schild, der Thyrſos als Angriffswaffe; in. der Eine 
‚ "führt er fobann die Weinrebe, als ein Zeigen des Fiir 
dens, denn ihre Annahme und Pflege ift eine Bebingun 
desfelben. Auſſerdem fieht man ihn auch mie Hoͤrnern ab⸗ 
gebildet und dann wicht ſelten einem jangen Faune ähn 

ich. Der Hebon, Manuſtier; in Carwanien und Apr⸗ 
| j ; In, 


, 


Er 353. — —. 


ien, wird rich von vielen für den Bakchos erflärt: Man 
indet diefe Darftelung, einen Stier mit einem Menfchene _ 
aupte, befonderd auf Münzen. Als feine Attribute Toms 
nen vor die Stirnbinde, die Belränzung mit Epheu: ober 
Weinlaub und Trauben, der Thyrfos, Trinkgefüße vere 
hiedener Art, verfchiedene Thiere, ald Löwen, Tiger, 
Panther, Efel, ein. Korb und eine Wanne, feine. ſchon 
jenannten Begleiter, verschiedene Mufifinftrumente, Fake 
en, komiſche und tragifche Masten. Eben fo vielfach, 
vie feine Geſtaltung, find‘ die Aemter des Gottes; benz 
r iſt nicht bloß der Gott des Weind, fondern auch der 

tehrer des Feldbaues, der die Stiere vor den Pflug fpanı 
ten gelehrt, der. Geber des Honigd und anderer Natur⸗ 
jaben, und mit dem Allen,. wie Demeter, ein gefeßgebens ' 
ver Gott, der die rahen Menfchenhörden zuerft an feſte 
Wohnfige und gefellige Ordnung gewöhnte. Aber er ers 
hob ſich noch Über die Demeter, indem erw durch Einfühs 


rung ber, Mufenfünfte den Lebenögenuß noch erhob und, 


berfchönerte. In allen diefen Beziehungen ft er ein fried⸗ 
licher Gott, aber. wir hören ihn auch den Schrecken ber 
Unfterblichen, den von allen: Göttern Gefürchteten, nen» 
nen, den Schwert und Blut erfreuen, Ebenſo hat.er eine 
ungeheure Menge von Beinamen und nicht wenige beſon⸗ 
dere Sagen, von denen wir hier nur erwähnen wollen, 
— man von ihm die Vertreibung ber Peſt erwartete; daß 

er im Titanenkriege zerriffen und bon Zeus wieder leben⸗ 
big gemacht wurde; daß er die Amazonen befriegte und 
die meiſten von ihnen im einer Schlacht tödtete; daß er, 
wie Indien, fo auch Iberien überwunden und bier den 
Dan zum König .gefegt ‚habe, woher das Land Pania . 
md fpäter, mit Adſpiration des ©, Sr ania ‚genannt 
worden ſey. 


Es iſt natitiich, daß ein ſo — My 
thos auch verfchiebene und mäannichfaltige Erklärungen. zus 
läffet. Eine phyfiſche ‚geben bie Stoiler, aa in Dion. 

4. Band. ‚ 23 


— 354 — 

auvſos oder Batcıot bie erzeugende u» — 
Natur, die Urſache aller belebenden Feuchtigkeit 
ſahen. Andere erklären ihn aſtronomiſſch. Darnadh 
iR Dionyſos dem Apollon entgegengefegt, und di 
Winterfonne, indem diefer die Sommerfoune bar 
ſteht. Daraus erfläre fich ded Gottes verfchiebene Gekalt; 
im Winterfolftitium, fey er Knabe, in der Frühfingägleis 
che Tüngling, im höhern männlichen Alter (mit dem Bar 
9) im Sommerſolſtitium. Diefe Erklärung iſt von neun 
Korfchern aufgenommen und fcharffinnig ‚fortgefegt und 
burchgeführt worden. Andere finden in dem Baldodmy 
thos nichts weiter, ald eine Alfegorie: - Somit benten fein 
Bater Zeus und feiner Mutter Feuertod auf die feurige 
Katur ded Weines; Bakchos ik zweimahl geboren, dw 
mahl ald Rebe, das andere Mahl als Traube; gehört 
it er, feine Macht ift groß; er wird‘ von ‚den Kine 
der Erde (Titanen) zerriffen, das deutet auf bie Einfanm 
king des Weins, und wieder zufammengefebt, das bejeich⸗ 
net fein neues Gedeihen u. |. f. Alle dieſe Erklärungen 
ten geben Etwas, manche Biel, . aber nicht. Alles, daher 
bat man fhon im Alterthum die hiftorifche vorge 
gen. Rad diefer hat es fünf verfchiedene Bakchos gege 
ben, zuerſt den inbifchen, dann ben Sohn bed Zeut 
und, der Demeter, ferner ben Sohn bes Zeus und der 
Semele, zuletzt zwei agyptiſche, nemlich einen Sohr 
des Amun und ber Amaltheia, der ber Defteger de 
Fitanen und der Stifter des Amun⸗Orakels en 


Feyn, endlich einen "Soßn des Zeus und ber Io, di 


JInachos Tochter, welcher Aegypten beherrſcht und di 


Mbvyſterien geſtiftet haben fol. Mit dieſen Sagen fin 


noch, wie mar behauptet, die von bem arabifchen Du 
fares, von dem phrygiſchen Sabazios, von dm 

shönitifchen Adonis vermengt und eb hält unmöglid, 
die daraus entſtandene Verwirrung aufzulöfen.. Roc, im 


mier ſtreiten fich ‚die Gelehrten darüber, ob Dionyfod eu 


urfprünglicher Griechen» Bott, fein Zug alfe non. Wein 


3 


⸗ 


— 46 — 


ach Oſten — oder ob er aus Indien — as 
weſtwärts gemwandert und nur von ber griedhifdien Eis 
Hfeit nach Oſten gefandt worden ſey. Das Legtere ift 
yahrfcheinlicher,, da ber myſtiſche Enthufl admus des Bals 
ſosdienſtes der eigentlich helleniſchen Bildung eben fo 
remd, als eigenfted Wefen des Orientaliömus iſt. Die 
zpuren bed erſten Bakchosdienſtes bei den Griechen finden 
dh um die Zeit ‘bed Kekrops, er iſt alſo wahrfcheiniich 
urch dieſen nach Griechenland gefommen, als wofür fels _ 
er die ungemeine Aehnlichkeit zwifchen den Sagen ded 
Hiris und des Bakchos fprechen. Noch weiter aber -ver- 
reitete fich dieſer Dienft, ald er burch Kadmos zum zweis 
m Mahl, wahrſcheinlich in veränderter Geftalt, nad ' 
Sriechenland fam. (Durch Kadmos wurde Cheben in 
zöotien die Hauptcolonie ‚der Phönikier in Griechenland). 
Iber er ward nicht ohne Widerſpruch und Kampf anges 
ſommen, benn auf feinem Wege über Thrakien erhielt er 
edeutende Veränderungen und wurde mit bet rauſchen⸗ 
en Orgien ber großen Göttermutter vermiſcht, weßhalb 
kan ihn in Griechenland nicht anerkennen wollte. Wenn 
un Dfirid indifchen Urfprungd und zwar Schima iſt, 
vie wir ſchon öfter geſehen haben, ſo iſt wohl nichts ein⸗ 
euchtender, als daß des griechiſchen Dionyſos, oder Bak⸗ 
hos Urſprung nicht in Griechenland, ſondern in Indien 


u ſuchen und zu finden ſey. Darüber fpricht ein neuer 


Soricher: Die erfte aus dem Orient ‚flammende Idee war 
ymboliſch, Natur und beren Zeugungkraft, hiezu gefellte ' 
ich im Mythos. Die, hier an den Wein wie anderwärte 


in den Aderbau gefnüpfte Idee erhöheter Cultur, veredele 


en Lebendgenuffes, deren Urfprung und Fortgang man im 


ven Mepfterien fumbolifch, darftellte. Alles diefed wurde 


sit der; Zeit verwifcht und verſchmolzen, auf den einzigen 
hebifchen Dionyfos übergetragen "und erhielt noch durch. 
die atheniſchen Dionyfien, die Chöre des Bakchosfeſtes, 
bie Dithyramben, - Satyripiele und Dramen manderiel. 
Umwandiungen. a en 2 
Se . 93 ve 


»/ r @ ? x 


‘ 


_ 36 — 


‚Das ®efolge bed Dionv fos. | 
Dionyfos hat immer ein großes Gefolge um fid. 
Unter den Perfonen deöfelben aber ragt vor allem hervor 


Sitenos, der Pflegevater, Rathgeber and Weisheitleh⸗ 


ter des Goltes, den er auf dem Arme trägt und mit einer 
an Andacht grenzenden Wachſamkeit beſchützt, weßhalb 
ihm diefer immer den Namen Pappos (Papa) giebt. Fr 
"bat jedoch immer eine Beimifchung von etwas Komiſchen 
in Leibesgeftalt und Handlungmeife, fo daß in ihm ber 
Begenfag von Scherz und Ernft, von Hoheit und Nies 
rigfeit und fomit der Contraſt perfonifizirt und die Iro⸗ 


‚nie als fein natürlicher Ausdruck erfcheint. Er iſt aus 


bem Geſchlechte der Satyren und wird abgebildet ald 


“ein Greis, glatzköpfig, mit einem langen Barte und einge 


brüdter Nafe. Doch erhebt er ſich über die Satyren, wit 
das von. ihm hergeleitete Gefcjlecht der Silenen überhaupt 
um einen Grad höher geftellt wird, ale die Satyren, all 
deren Anführer und Hauüpter fie gern vorkommen. 


Silenos (Seilenod) war der Sohn eine Nymphe, 


nach andern der Gäa felber, ohne Vater erzeugt; noch 
andere geben ihm den Pan zum Vater. Wie feine gan 


Sippfchaft,. liebt er ben begeifternden Trank feined 359 
lings und ift beftändig im Rauſche (Methe, Trunfenheit, 
„iſt feine Begleiterinn, oft feine Gattinn), weßhalb er af 
feinem Thiere, dem Efel, mehr hing, als ſaß. Weit ent 


"fernt indeffen, daß ihn fein Rauſch um das Bewußtſeyn 


gebracht hätte,“ begeifterte er ihn vielmehr zu erhabenes 
Geſängen und weisheitvollen Neben, und ftellt ihn auch 
dabei ftetd ald muntern, ſchalkhaften Greis bar, ber ſich 


auf den Scherz. verfteht. Seine ‚Vervielfältigung fcheint 


in den bakchiſchen Chören und den fatyrifchen Dramen 
aufgefommeit zu feyn. Die Geftalt der Silenen hat mit 
der der Satyren vieles gemein, namentlich die Spigohren 
und den Schweif, haüfig aber fommen fie in ganz menſch⸗ 


licher Geflalt vor, nn bie Satyren gewöhnlich arch 


— 


— 357 — | 
kt Bocksfuͤßen erfcheinen. Das Alter aber ift dad cha⸗ 
ifteriftfche Kennzeichen beider, denn die Satyren find imo 
er junge, bie Silenen immer alte Perfonen, weßhalb 
uch ſchon Ältere Ausleger behauptet haben, die Sile⸗ 
en wären ältere Satyren. Ihrem Alter gemäs, 
nd fie geſetzter als dieſe uͤnd treiben nicht die muthwillis 
m unb üppigen ‚Streiche, wie fie e). In der Giganten 
hlacht hat Silenos neben dem Dionyfos für die Götter 
fochten und, burd) das Gefchrei feiner Eiel, diefe ge⸗ 
tief. 


Auch Silenos kon: — fosmogonifche be feun unb 
var dad Symbol der Bewegung, die vom Welthauche 
nögeht und zur Weltentftehung mitwirft. Die Gelehrten 
ofen daher feinen Urfprung aus dem Oriente ableiten 
nd fehen felbft in dem Theraphim ber, Patriarchen 
Silenenbilder” und beziehen die Weisfagung Jakobs 
on dem Helden zu Silo, und die Erzählung von Bis 
amd Efel auf den Eifel ded Silenos, der einft Tri Bak⸗ 
108 durch einen Fluß getragen und deßhalb unter die 
sterne verfegt fey, der die fchlafende Heſtia gerettet has 
e, weßhalb die Lampen gern Efelöföpfe bildeten. Sie 
nden in dem Efelgott Silenos, ba in dem Zweige der‘ _ 
akchiſchen Religion, der über Phönifien herüberfam, bad 
symbol des Eſels fo flarf hervortrit ald das bed Stierd, . 
ine Befreundung der apollonifchen und dionyſi— 
hen Religion. Sie finden fogar, daß die Begriffe: 
old, Wein, Efel, Goldberg (Meros), Baks 
108, Silen, Midas und noch andere aus einer und‘ 
erfelben Wurzel abflammen und baher alle mit einander 
3 genauer ‚Verbindung fliehen. | 


— ng —— — — 

* In dramatiſchen Darftellungen und bei ben Aufzügen der 
Dionyfien find die Silenen in wollene Kleider gepüllt 
gewefen, die Satyren hatten nur Thierfelle umbhängen; 
au waren jene ſets, diefe nicht immer, beſchuht. 


— 358 ey 
Zu dem Gefolge des Bakchos gehörten * bie 
Mänaden (Rafende), Bat (Bakchantinnen), 


Baſſariden, Thyaden, urſprünglich thrakiſche Frauen, 


— 


- 


nicht nur Milch, fondern ‚auch Honig geopfert wur 


nebſt Herafled und Dionyſos, zu den jüngften Goͤ 
tern Griechenlands und iſt höchſtwahrſcheinlich der ägyr 


Jagd; aber wenn er, von -biefer ermübet, ausruhet 


bie bei den Bakchosfeſten, wie entzüdt vom Geiſte di 
Gottes, mit fliegendem Haare, in Thierhalite gehüllt, mi 
Epheuftäben und brennenden Kienfadeln, unter Trommeln 
und pfeifen und Klapperſchalen und wilden Eroejaud 
zen, in flürmifchen en auf den‘ —— einher⸗ 
taumelten. 


Yan, 

"Der griehifhe Pan, der mit. feinen von ihm abſtan⸗ 
menden Panen, Panisfen und Aegipanen, audı in 
Gefolge ded Dionyfos auftrit, war urfprünglich ein arfı 
bifcher Feldgott, deſſen Abftammung verfchieden angegebt 
wird; denn er heißt ein Sohn -bed Hermes (der felber 
ein arfadifcher Hirtengott war), und ein Sohn dei Odyſ 
ſeus cher wahrfcheinlic feinen Euftus zuerſt in fein Bu, 
terland bradite). Er gehörte, nad Diodor und ander, 


tifche Mendes, -oder mit dieſem ganz zufammengefchmel 
zen. Als Schupgott ded bergigen ‚Hirtenlandes Arkadim 
mußte er fich in den Künften der Hirten, dem Wettge 
fang und dem Springenfpiele auszeichnen. Zi 





worin bie vor ihm fliehende Nymphe diefed Namens 2 
ihr Hilfgefchrei verwandelt worden, mehre Süden a 
ſchnitt ‚ fe zuſammenfügte und ſodann feinen Schmer; ü 
ihren Verluft hineinhaudıte, Er iſt Obwalter der Thi 
des Wildes, der Uferfiſche und der Bienen, weßhalb I 


Shyrinx erfand er felber, indem ee aus dem F 








Mit den Nymyhen führt er Reigentänze auf und liebt 


gewoͤhnlich um bie Mittagẽzeit, fo darf man ihn m 
fören, ſonſt racht er ſich mit Arie — u 


s 


— 359. — 


lit *). Sein Kicblingsbaum iR die * men 
liebt er jedoch auch bie Steineiche. 


Diefer urfprünglich dunkle Feld⸗ und Hirtengott warb 


\ J 


durch Die. fpätere Vermiſchung mit dem ägyptiſchen Men⸗ 


des zu einem Symbol des Weltalls erhoben und in den 


ſereis der aſtronomiſchen und Bakchiſchen Mythen gezogen, 


welches hauptſaͤchlich durch die Orphiker, Pythagoräer 


und andere philoſophiſche Schulen gefchehen if. Pan ' 
wird nun nicht nur der. Feldherr des Bakchos, der das 


Heer desſelben anführt und fein treuefter Anhänger und 
Beförderer feiner Macht ift, fondern er trit felber-ald der 
hoͤchſte Gott auf und wird gepriefen als der, Der Hims 
mel und Meer, Erde und ewiged Feuer, Beis 
figer. der Horen, Befruchter und Lichtbringer, 
ja Zeus felber if. Zu Athen wurde er feit der. Schlacht 


von Marathon vorzüglich verehrt, weil durch feinen 


Beiftand hauptfächlich. die Feinde. gefchlagen worben. Man 
hatte ihm eine Höhle unter der Burg geweihet. 


| Priapos. 
Urſprunglich ein Feldgott in gampfafos,- einer 


weinreichen Gegend in Myſien, iſt dieſes Götterweſen durch 


die Verbindung mit orientaliſchen Mythen zu einem gro⸗ 





= 


* Die Erfahrung, daß. einzelne Menſchen und ganze Maſſen, | 


‚wie Striegsheere, in der ſchwülen Stille des Mittags, noch 
öfter aber des Nachts von einem plötzlichen Schrecken durch 
irgend ein Naturereigniß befallen merben, hat zu der Bor» 
Kellung eines paniſchen Schreckens Veranlaffung‘ gege⸗ 


ben. Hierauf haben die Sagen Bezug, daß. Pan des Bak⸗ 


chos Heer durch ein wildes, vom Wiederhall noch verſtaͤrk⸗ 


tes Geſchrei und Lärmen aus einer großen Gefahr errettet 


und, daß er im Titanenkampfe durch das Blafen einer Gern 


muſchel den Beind in Schrecken verfegt und dadurch zur 
Entſcheiduns des Siest — habe. 


— 1 
N — F Fr 1 — * 


— 


— 360 — 
teiten und‘, nach uufern Begriffen, obſcönen Phantaflege⸗ 
bilde geworden. Man ſagt, Aphrodite habe ihn aus ih» 
zer Doppelehe mit Adonis und Dionyfos in: der lampfas 
keniſchen Stadt Aparnis geboren, aber durch Here's Be 
zauberung mit fo unmäßig.. großen Naturtbeilen, daß die 
Bewohner ſich geweigert hätten, ihn zu behalten, Aber 
durch eine geheime Krankheit, die unter ihnen. ausbrach, 
wurden fle genöthigt, ben bereitö Vertriebenen. wieder aufs 
gunehmen. _ Priapos war Vorſteher der Gärten und Fels 


‚ ber, der Ziegen» und: Schafherden und der Bienenfchwärs 


me, wie auch der Fifchereien in den Flüſſen. Wie Silen 
und Pan wurde auch er in Priapen vervielfältig. Man 
bildete ihn ab wit großen Naturtheilen, in der einen Hand 
eine Hippe zum Schneiteln und, jur Abwehr, in der andern 
ein Küllborn haltend. Seine Verehrung breitete fich in 
Griechenland und Italien fehr weit aus, wozu die Myſte⸗ 


rien der Orphiker mohl das meifte beigetragen haben mös | 


gen, da fie ihn ben Herrfcher Priapod nennen und für 
den allbefruchtenden Dionyfo8 erflären. : Hundert Sahre 
vor und eben fo lange nad) Chriſtus war fein Eultus fait 


allgemein, und ed entflanden eben fo lächerliche, als är 


gerliche Gewohnheiten, durch welche man ihm huldigte. 


Die Gelehrten ſagen, Priapos ſey nichts anders, als 
ein vermenſchlichter Phallos, der feinen Urſprung der Na 
turreligion und vielleicht der aftronomifchen verdanfe; er 
fey einer der jüngften Götter Griechenlands uud feine Ers 
zeugung von Adonis und Diony ſos deute offenbar auf 
bie Bereinigung ber phönikifhen Religion mit dem aus 
Oberaſien herfiammenden Lingamdienſt des Schiwa hin. 


Aeolos. 


Dieſe mothologiſche Perſon, gewoͤhnlich der Gott der 


Winde genannt, iſt wahrſcheinlich ein uralter Koͤnig der 


lipariſchen Inſeln, die heut zu Tage vulkauiſche 








F — 
, — 301 — 

Erſcheinungen, von gewaltigem Windgetöfe Begleitet, dar» 
bieten. Odyſſens Fam zu ihm und ſchildert ihn als fromm 
und gerecht und menſchenfreundlich gegen die Fremden, 


weßhalb er ein Freund der Goͤtter genannt wurde. Odyſ⸗ 
ſeus erhielt von ihm ejuen Schlauch mit. Winden Anger 


füllt, wahrfcheinlich einen Talisman, denn aufferdem ließ - - 


er ihm einen günftigen Welt daher 'wehen, ber ihn zur 
Heimath ‚geleitete. Spätere Kabelbichter malten fodanıt feis 
ne Windhertſchaft weiter aus. | 


Da Aeolos, nach Homer, 12 Kinder, fechd Söhne - 
und ſechs Töchter hatte, die, mit’ einander verheirathet, 
ftetö bei. ihm wohnten, fo bat. ſchon ein alter Ausleger ihn 
für ein Symbol des Jahrs und der zwölf Monate erklärt, 
an — das Wehen der Winde gebunden iſt. 

Ede. 

Der Wiederhall, früh fhon den Menſchen — un⸗ 
erflärbar, als auffallend, war ben Griechen eine. Nymphe, 
die, von Zeus dazu erfauft, um feine Gemahlin‘ Here Durch, 
ihr Geplauder aufzuhalten, wenn fie feinen verliehen Abens 





theuern nachforſchte und von ihr dafür beftraft ward, fo 


daß fie in der Zukunft nur wenig Worte und nur folche, 
bie fie gehört hatte, auöfprechen konnte. Durch eine uns 


glüdliche Neigung zu Narkiffos, der fie verfchmähete, ver⸗ 
zehrte ſich fpäter auch ihr ganzer Leib und es Ka — 8 


von ihr übrig als die Stimme. 


Mie mmer, ſo begegnen wir —* in dieſer Mythe 
der Liebe, im weiteſten Sinne des Worts, und dem Ge⸗ 
genſtande — ‚der N 


- 9 eb e. 

Die blühende Göttinn der ewigen — Kochter 
des Zeus und der Here, bed Ares und der Eileithyla Schwe⸗ — 
ſter, die den ſeligen Göttern Nektar und Ambroſia kredenzt, 


I 


N : ‘ 


— — BI — 
bis fie durch einen unvorfichtigen Fall den Auſtand ver⸗ 
letzte und die Gaͤtinnen darauf drangen ‚ daß ihr Amt eis 
ner Mannsperſon übertragen wurde, ward, nadı des He 
rakles Erhöhung in den Olymp, deffen Gattinn und durch 
ihn Mutter des. Alexiares (des — and 
des Aniketos (des Unbeflegbaren). 


Ihr Mythos, fagt man, entſtand folgenbermaffen : Die 
Götter bedurften einer Bedienung, befonderd bei ihrem 
Gaftmahle und wer follte Diefe leiſten, ald jugendliche Per, 
fonen, da unter deu Menfchen Knaben und Mädchen die 
Schmauſenden bedienten? Aus diefer dienenden Jur 
. gend ward erſt in der Folge eine Perſonifikation, eine 
Sdttinn der Jugend, Hebe, welde aüsſchließlich das 
Mundfchenken Amt bei der Götterverfammlung verrichtete, 
. wenn fie. fchon hie und ba einzelnen Göttern einen gelegen- 
heitlichen- Dienft .leifte. Sp lange bei. den Griechen ber 
Gebrauch herrfchte, wie im Alter der Heroen, daß bie 


Grauen in die Maͤnnergeſellſchaft und zum Schmauße fa 


men, fosfute auch Hebe diefe Dienfte leiften, ale aber bie 
afiatifche Sitte des Liegens bei Tifche aus Jonien herüber 
fam, wurde es unſchicklich für die Frauen bei Feften und 
Gelagen zugegen zu feyn. Daher mußte auch Hebe ihr Amt 
aufgeben und es einem männlichen Diener überlaffen. Aber 
eben nun flieg fie zur eigentlichen Gottinn der Ingend auf, 
die unter den übrigen feligen Göttern gleicher Rechte genoß. 


Ganymed es. 

Ihr Geſchafte, die Götter zu bedienen, wurde nun 
dem Ganymed übertragen, ber indeſſen nebenbei den 
Zeus beſonders zu bedienen hatte "und von dieſem felber, 
. oder burd) feinen Adler in den Olymp emporgetragen war. 


Die Horen. 


Homer ſpricht von den Horen, ohne ihre Namen in 
nennen, ‚und ertheilt ihnen das Gefchäft, bie Thore dei 
Himmeld zu öffnen und zu fchließen; aber Heſſod nennt fie 


=.363' — 


Ennomia Geſetuice Otdnung), Dite — m 


Eirene (Friede) find ihre Ramen und ihre Thätigkeit gehet 
Dadurch in das Gebiet der Moral hinüber. Die urfprüngs 
liche phyſiſche Idee dieſer Weſen ward -alfo von den 
Dichtern zu einer flttlichen ‚erhoben. Urfpünglich die vers 
fchiedenen Jahreszeiten” wurben fie auch die Jahr⸗ 
bDringenden und Die Alles im Sahre Bringeubden. 
Die alten Athener Tannten ihrer nur zwei, bie. Thallo 
und die Karpo, jene bie Blüthe, dieſe die Früchte brin⸗ 
gend. Später hatte man drei Horen (nach den drei Jah⸗ 
regzeiten Griechenlands) und noch. fpäter vier, weil ed auch 
vier Jahreszeiten giebt; dann zählte man, in verfchiebener 
Bebentung, eilf Horen und zulegt gab es deren eine uns 


beftimmte Zahl, da alle und jede Erſcheinung in der Zeit 
dieſen Namen verdient. 


Da „jedoch Hore nicht bloß Zeit, ſondern auch Schoͤn⸗ 
heit bedeutet, fo wurden dieſe Zeitgättinnen auch -Göttinnen " 
des Schönen und tiebenswürbigen und floffen als 
ſolche mit den Ehariten zufammen. Man fchrieb- ihnen 
Dann: Alle zu, was fich Durch Ordnung und Regelmäßige ' 
feit als fchön empfiehlt, bie Bildung guter Gefege, die 
Handhabung der Gerechtigkeit, die Erhaltung bed Friedens, 
als wodurch das Glück der Menfdyen und der Staaten 
begründet und beförbert wird, und gab IIWER die — 
zur Mutter. 


Wahrfcheinlih kam bie Verehrung der Horen aus 
Afien über Kreta nach Griechenland, wo fie ſowohl in als 
aufferhalb dem Peloponnes verehrt wurden. Doch war ih⸗ 
re Verehrung am größten zu Athen, wo man ihnen ein eis 
genthümliches Feſt, die Horäen, viermahl im Sahre, . 
feierte und fü fü e anrief, alle übermäßige Dürre abzuwenden 
und die jungen Gewächfe durch milde Wärme und zeitigen 
Regen groß zu ziehen, Auſſer dieſen ihren eigenthümlichen 
hatten fle auch an ander, namentlich an den Sonnenfe⸗ 
ſten, ae Bei ——— Pia man ihnen und den. 


— 34 — 


chariten den erſten Becher Bein gu weihen, und bad galt 
ihnen wahrfcheinlich eben fowoht ald Böttinnen ded Schoͤ⸗ 
sen wie ald Pflegerinnen ded Weind. Auch hatte man ein 
Gprichwort bei den Griechen: "Den Horen und Cha⸗ 
riten opfern,” welches nichts anders hieß, ald ” Allee 
zur rechten Zeit und mit Anſtand verrichten.” 


Herven und Dämonen. 


Wie haben bereitd angemerkt, daß die Gelehrten das 
. Wort Eros, Heros, wie ed dem Laute nach iſt, aud 
ber Bedeutung nach für einerlei mit dem Iateinifchen Her 
zus und dem deutichen Herr erflärt haben; fo daß alfo 
bie Heroen der Griechen jene durch innere und äußere 
Vorzüge ausgezeichneten Männer ber Urs und Vorwelt 
find, deren Thaten für- ihre Völker oder auch wohl für 
Die gefammte Menfchheit von mehr als befonderer Wichtigs 
Zeit gewefen waren. Da aber bei den erften Menfchen 
Förperliche Kraft und Geſchicklichkeit und die kluge und 
nützliche Anwendung derſelben zuerſt und in gewiſſer Hin⸗ 
ſicht allein in Anſchlag kamen, ſo waren es insbeſondere 
Tapferkeit, und Muth und Klugheit oder Liſt, weiche zu 
dem Range eines Heros erhoben. Jedes Volk hat ſeine 
Heroenzeit, die Periode, in welcher es aus dem rohen 
Zuſtande der Wildheit in den geſellſchaftlichen übergeht; 
da werden die Männer, welche ihren Stamm gegen die 


Einfälle anderer ſchützen, das Land von wilden Thieren 


ſaübern, unfruchtbare Ländereien urbar machen, Sumpfe 
aAustrocknen,nützliche Geraͤthe erfinden, ſichere Wohnun⸗ 
gen erbauen, und ſomit das eigentlich‘ menfchlich gefellige 
Leben begründen, die erhabenften Wohlthäter ihrer Zeit, 
werben von biefer verehrt und nadı ihrem Tode den Göts 
tern zugeſellt, von welchen fie, der gemeinen Meinung 
nach, abſtammten. So finden wir eö, wie überall, auch 
bei den Griechen, welche dann die vollendeten Heroen ale 


| — 35 — en 
Dämonen”) anfahen, die noch in ihrem höhern Das 
ſeyn ‘über ‚die Angelegenheiten der Erbe und der Sterblie 
chen woalteten. Homer braucht das Wort Dämon für 
Gott und dämoniſch für göttlich, ohne daß man. noch 
eine Spur von der geheimen. Priefterlehre- findet, nad 
welcher bie Dämonen Mittelweſen zwifchen ben Göttern 
und ben Menfchen wurden. Da er nun auch dad Wort 
Heros größtentheils in der einfachern Bedeutung "ans. 
gezeihmeter Menfhen” gebraudt und, fogar dei 
Mundſchenken fo nennet; fo ift man berechtigt anzunche 
men, daß die Begriffe von Herven und Dämonen, 
wie jle in der Folge gangbar wurden, nad) und nach erft 
fich ausgebildet: haben. Heſiod und andere fprechen vor 
verfchiedenen Sloffen der Dämonen, von unfterblichen und 
fterblichen, unter welche legtere auch die Nymphen ges 
rechnet werden, von welchen es ausdrücklich heißt, daß fie 
zehn Phöntralter durchlebten. Es gab nicht nur gute, : 
fondern auch böfe, feinbfelige Dämonen, wie es 
böfe Heroen gegeben hat; «8 war natürlich ‚ daß man 
die Natur bed Lebenden auf den Verftorbenen, aber noch. 
Fortdauernden, übertrug. Dabei war es jedodh Volksglan⸗ 
be der Griechen, hervorgegangen aus der natürlichen Scheu 
des Menfchen vor dem Uebernatürlichen, daß auch die Geifter 
der guten Heroen leicht zürnen und dann fchädlich werden 
könnten. Deßwegen nahete man ſich den Heroenmahlen mjt 
ſcheuer Ehrfurcht und betrat nicht leicht in der Nacht {pls J 
che Orte, wo man einem Heros zu begegnen ke 
mußte. | 


Man vergleicht bie griedifchen Dämonen mit den pats | 
fifchen — und Jzeds und Dews, und den Der 





*) Das Wort Dänen leitet 'man ab enfweder von Daio, ich 
lerne, dann heißt ed fo viel als ein Einfihtvoller, 
oder von Dato dao, id theile ein; dann iſt es ein 
Sl ll oder Austheiler oder. Drdner. 


N 


— 366 — 


wetas und Afurs der Judier; allein es iſt hiebei richt 


zu überfehen, daß bie Geiſter der leztern beiden Bölfer eis 
nen andern Urfprung haben, als Die der Griechen, bei je 
nen find fie wenlich Ausflüffe ber höhern Götter und frü⸗ 
her erfchaffen, als bie Menfchen, bei den Griechen ‚aber 


gingen die Dänrouen and den Menſchen hervor, bie ſich 


nad) ihrem Tode erſt unter die. Götter erhuben, wenn fie 
{dom mitunter auch während ihres Erbenlebend eine höbes 
re, göttliche Natur in dem menfchlichen Leibe trugen, ‚wie 
Herakles und Perfeus, die man als ind Fleifch herab⸗ 


- geftiegene Götter anfehen kann. Plutardı drädt fich barür 


7 


ber alfo aus: So wie aud der Erde Waffer, aus 
Dem Waſſer Luft, aus ber Luft Fener ſich ent⸗ 
wickeln, indem bie Natur des Weſens ſtufen⸗ 
weife gefteigert wird, fo werden die beffern 
Seelen aus den Menfhen Heroen, aud Heroen 
Dämonen, und einige von dieſen werben durch 
lange Laüterung endlih ganz der Göttlichkeit 
theilhaftig, während wieder andere auf ihrer 


Höhe fi nicht halten können und zur meufd. 
lichen Ratur SueREfeDEEe müffen. - 


Die mythiſche Heroengeſchichte der Griechen enbiget ſich 
mit dem Einfalle der Herakliden in den Peloponnefot 
(1190 v. Chr.) und’ die vorzüglichkten Heroengeſchlechter 


ſind die Promerhiden oder, Deufalioniden, bie 
- Zuadiden, die Danatden, die Pelopiden ober 


Tantaliden, die Kefropiden. Unter die einen oder 


- die andern biefer größern Stämme müflen dann die ein, 


zelnen Gefchlechter der Jeakiden, Perfiden, Atriden, 
Herakliden gerechnet werden. Die ganze Heldenperio⸗ 


den pflegt man auch in zwei abzutheilen, nemlich in. die 


vor und nadı dem Argonautenzuge, denn dieſe Bege⸗ 


benheit ragt vor allen andern durch Umfang, Wichtigkeit 
. und Einfluß auf griechiſche Cultur hervor. Indeſſen, wenn 
(on mit dem genannten — die — Zeit der 








— 367 — 


Hellenen ſich endigte,. fo hatte doch das folgende Zeitalter 
noch Dann und wann feine Heroen. So wurden Kleome⸗ 
bes, um feiner ausgezeichneten Stärke willen Harmo⸗ 


bios und Ariſtogiton, die Befreier Athene von der >» 


Tyrannei des Hippias, Pythagoras und Apollo⸗ 
nios von Thyana wegen Ihrer Verdienſte um Verbreitung 
der Philoſophie unter die Heroen gerechnet. 


Mit den Heroen und Dämonen ſtanden auch bei den 


Griechen, wie bei den Parſen, bie Vögel in einer gewiſ⸗ 
fen Verbindung, denn die Sage läßt um die Gräber der . 


Heroen verfchiedene Vogelarten herumfliegen,, oder aus der 
Aſche derſelben aufſteigen, welches dann eigentlich das Auf⸗ 
ſteigen des Geiſtes in die höhern Regionen andentete *). 
Rur biefer, der Geift flieg auf, die Seele, der Schats 


ten (das Eidolon), des Helden blieb in der Unterwelt 


uud * Leichnam war der Verweſung anheimgefallen, | 
Der Dienft, den man ben Heron widmete , war im 
Wefentlichen Todtendienft, und ganz verfchieden. von ber 
Verehrung der Götter; denn wenn man biefen hohe, fleis 
nerne Altäre aufbauete, fo hatten jene nur niedrige Altäre 
von Raſen oder Erde, oder man machte Gruben mit 
darüber gelegtem Flechtwerke, um darauf die Todtenopfer 
zu bringen. Auch hatte ein Heros felten einen Tempel, 
ſondern ftatt desfelben einen befondern, abgeſteckten Ort 
mit einem foldyen Altare, oder auch einen heiligen Hain. 
Dad Ganze führte verfchiedene Kamen, gewoͤhnlich aber 
nannte man ed ein Heroon. Solche Denkmahle aber 
wurden mit der heiligften Scheu betrachtet und auf ber 


Verlegung derfelben fanden fehr harte Strafen. Der 
Opferbienft bei deu Hexoen hatte übrigend mit allen Tode _ 





*) Hiemit, fagt man, hängt aud die Idee des befannten Bil 
des, des Schmetterlings als Symbold.der Seele, zuſammen. 


N E44 


l- 


— 368 — 


— und dem Dienfte ber unterirbifchen Bötter ſehr 
viel Achnlichleit. Das Andenken ber Heroen wurde abe 
noch auf verfchledene andere Welle, namentlich auf Min 
am; verewigt. | 


Von Prometheus und Deukalion, fo wie vom Ina⸗ 
chos und deren Geſchlechtern haben wir ſchon das Ri 
thige gefagt. Wir kommen alfo bei ben Heroen juei 
auf den 


Danaos. 


Dieſer Sohn des Belos und der Anchinoe und 


Zwillingbruder des Aegyptos, war zu Chemmis in 
DOdberagypten geboren. Nach des Vaters Tod entzweiten 
fi die Brüder und Danaos, gewarnt, entfloh aus ky—⸗ 
bien, wo er herrfchte, mit feinen 50 Töchtern, nach dem 
Deloponned, wo er ben legten Sprößling ber Inadis 
ben vom Throne tieß. Doc bie 50 Eöhne des Aegyp⸗ 


t08, ſchon früher mit ihren ſchönen Baſen verlobt, ver | 


folgten und erreichten bie Flüchtigen. Da der Vater Ihren 
Verlangen nicht wiberftehen fonnte, fo vermählte er ihnen 
feine Töchter an einem Tage, gab aber jeder von ihnen 
einen Dolch und den Auftrag, ihren Gemahl in der Braut 
kammer zu tödten. , Nur Hypermneftra entließ ihren Ge 
tiebten, Lynkeus und follte am folgenden Tage, als ihr 





: 49 Schweftern‘ die Köpfe ihrer ermordeten Gatten vor 


zeigten, als ungehorfame Tochter geſtraft werben; abe 
das beſtellte Gericht ſprach ſſe los. Das Schidfal be 
Danaiden in dieſem Leben wird verſchieden erzählt, im 
Hades litten fie die Strafe, daß fie ein bodenloſes Faß 
init Waffer füllen müffen. Schon bei den Alten Hatte mar 
dieſer Strafe eine hiftorifche Deutung gegeben. Die Du 


naiden, fagte man, hatten in dem wafferleeren Argolid 
* Brunnen entdedt und Zifternen gegraben. In der That 


wurden fie an ‚verfchiedenen. Orten in dieſer Beziehung 
ER Von Banane ‚heißen die en auch Danatt. 
’ | Pe⸗ 


u _ — | 
— * run.  relöpk..- u u 


vereve war Die: Sohn des si 5: Tantalss von. 


Eybien, der ihn in der Kindheit Tchlachtete und- den bei 
Ihm verfanimelten Göttern vorfeßte, um ihre Altwiffenheit 
zu prüfen. - Zeus entbechte die Unthat und- ‚befahl der Klos 


ho, die zerſtüickten Glieder wieder zu vereinigen und zu 


beleben; dieß gefchabr Doch bie -eine Schulter mußte von 


Silber eingefebt werden, ‘weil Demeter fie verjehrt hatte. 


Helops vermäßlte fi mit Hippodameia, nachdem er 
ihren -Bater- DODenlomass im Wettfahren beſiegt hatte und 
gab der Hälbinſel Aprͤa, oder Pelasgia, den Namen 
Deloy uRRFfo8. Unter den vide Kindern, die Pe⸗ 
lops geugte, ſind beſonders Atreus und Thyeſtes be⸗ 


kannt, wegen ihres Haſſes und des dadurch bewirkten Un⸗ 


terganges ihrer beiden Staͤmme. Das ganze Geſchlecht 


wird von den Dichtern ale unglucklich geſchildert, aber die | 


Sagen darüber find hoͤchſt verfchieden und verwickelt. Pe⸗ 
lops genoß nach feinem Tode große Ehre; man nannte ihn 


den Stifter der olympiſchen Spiele Lbenen er wahrfhein 


lich, da fie ſchön von {hm vorhanden waren, durch feine 


Neichthämer nur neuen Glanz gegeben Hatte), und errich⸗ | 


tete ihm ein Heroon (Peloption) neben dem großen As 


tar des Zeus. ı Das Palladion fol aus’ feinen Gebeinen 
entftanben ımd Troͤja nur mit Hilfe, feitied — aa 


(ed un ‚erobert ‚worden‘ ſeyn. 
Kekr opso. 


Der erſte dieſes Namens behauptet unter ben Entwil⸗ 


deren von Attika einen bedeutenden Rang. Die griechi⸗ 


ſche Säge nennt‘ ihn einen Autochthon und: giebt ihm 


Tue Doppelgefialt, oben‘ Menfch und. unten Schlange, 
oder oben Mann und unten Fran. Die Geſchichte aber 
fagt: Kıkrops {ft aus Aegypten mit einer Kolonie nach 


Alte, nachher Attika, gekommen, Hat bie Einwohner TR | 
gewonnen und. geſammelt, hat bie Burg Kekropia, nade 


her A kr opolis, BEN bie Monogamie geſetzlich einge⸗ 
1. Sand. 24 


R | om — 


führt, Gerihtöhöfe, namsetlich den anbeſtechlichen Ares 
pag, errichtet; und allen dieſen mehlihänigum Diärger- 
lichen Einrichtungen eine: hoͤhere Weaihen bahysch gegeben, 
daß er fie an die Meligion knüpfte. Linsen ‚keiner; Regie⸗ 
rung wählten ſich die Goͤtter ihre Lieblingöftäbte, ‚Britt 
ſich Athene und Poſeidon um den Beſitz won. Attita, ba 
Dach. Zend ber erſtern zugefprochen wurde... Belropf prbe 
neie ‚an, daß Zeus, dur ex Hpnntas. cher. Höhle) 
wanate, und. ihm den. seiten Altar in. Attila srrichiete, 
ohne Thierepfer, bios durch Aufleguug von Schau — 
tem (aus Oel und Mehl) verehrt · werden- ſollte. Auch 


7 Shreibt ihm Eicero‘,.die Anordnung. des Yegräbniffes der 


Berfiorbenen zu. Seine Kinder werben Erpſichthon, 
Agranlos, Here und DO SER ae 


Kekrops, ſagen nun die Gelehren./ ober hir: Sail 
ſche Colonie unter. feinem Namen, hat den Grund zum 
Ackerbau in Attika gelegt. Darauf gründeten ſich dann als 
le entfichendey Gefege und Gewohnheiten, darau Tuüpften 
ih die Elenſtuien und. bie Bildung „nahm. ihren. Gang. 
Aktäos (Afermann) zeugte bie Agraulos (Aderfran) 
und biefe mis Kekrops vermählt, erzeugte ben Eryſichthon 
(Ackermann) und die Töchter: Ag ra ulbos, Here (Thau) 
und Pandroſos (die Alles bethanende) · Sp. ſpricht bir 
Sage in bedeutenden Namen, dieſen ‚Bang uni Ron br 
. genannten trit Herfe mit dem Hermes in Berbindung.und 
‚alle. drei mit Erichthonios, dem bekannteſten Befoͤrderer 
des kandbaues in Auitka, der wer behliidengang Madıt. 
—— i. ER 
Diefe Sagen, richtig gedentet, zeigemn, wie ſtich neue 
Mythen an die alten knüpfen: Griäthoufes. beachte den 
Hephäfto 8dienſt nach Attika Leine: Prieftercalonie des 
Phthas aus Memphis) und trit mit der Athene (Reith, 





der Sattiſchen Prieſtercolonie die ſchon da: wary in Betr 


bindung; Demeter (Iſis) mifcht ſich amd) ein die Eleuſi⸗ 
nien entftehen); Athene zieht den: von Hephaͤſtos erzengien 


* 


> 8 ⸗ 


— 371 — 


Erichthontos heimlich in ihrem Tıampet: auf Cdie nen En 
lonie erhaͤ das Uebergewicht) und die Tochter des ns 
krops flürzen ſich von der Akropolis herab (der frahere 
Dienſt wird dadurch verbrängt). Nimt man dazu die Nach⸗ 





richt ded Pauſanias daß man zu When die: Hore halle 


mit der Pandtoſos zugleich verehrt habe, ferner, daß bie 
Horen ‚mit den :Chariten in’ Verbindung fanden, und daß 
ver Dienft der Ehariten im Athen myſtiſch war; fo wer⸗ 
ven biefe Andeütungen hinreichen, — Wer dieſen Die. Ä 
en in verbreiten. | | 
| F Basar . 
Sahen 185 Jahre vor Kekrops fol — — — Te 
jelebt .umd als König geherrfcht haben; zu feiner Zeit war | 
fie. große Fluth, die nach ihm, bie EN rn E 
vird, welche — —— — 


auch Biefen uR: mu fon aus — nach ai 
henland Aberwandern, wiewohl alle hiſtoriſche Sour 
von - feinem Dafenn uud Mirken in der Fluth vernichtet 
— es du aleicher et a ihm Melk. gelebt haben, | 

ri 1, ae: * 
es De Kabmos.- Kuren un. 

" Bien Ednige Agenor von Phoönilien hatte — 11,7 
er ber SerhlfFeihes Stierd die Tochter Earopa, ent⸗ 
ührt und er fändte feine drei Söhne aus, ſie zu fücen: 
Siner bavon, Kadmos, fam'näd Zhrafien; wos 
ich niederließ, bis feine Mutter Telephaffa farb, bie 
bei fih hatte; dann brach er Wieder auf und 309, auf 
vn Rath des Drakels, gegen Süben;,: wo, er eine Stadt 
yauen ſollte da, wo ſich ein Rind vor ihm niederlegen Be 
vürde. Dieß geſchah in Böotien (Stierland) und Ko 
108 erbänte die‘ Stadt Thebe. Dabei täbtete er einen dem 
Ares heiligen Drachen,‘ wofür er nachher in Sclaverei - 
üßen mußte, Fäete: die Zähne bed Ungeheners und foh.alür 

| 24 * E | | 


S 


2 —— — — 
bafb gemoffnce Männer daraus hervorwachfen (bie Sm 
ten, Gefaͤcten), welche ſogleich eine. wännden Kampf 
begannen und biö auf fünf getoͤdtet wurden. Nachher er⸗ 
hielt Kadmos die Herrſchaft über Theben und bie arme 
nia zur Gemahlinn. “kit dieſer erzeugte er. vier Töchter, 
Autonde, Ino, Semele undAgave uud einen Sohn, 
Polyboros, welche ſaͤmtlich unglüdlich waren. Kadmos 
ſelber mußte wieber von Theben abziehen, warb, jebodh, 
wit Hilfe der Encheleer, König von Illvrien, wo 
er noch einen Sohn, Il lyrios, zeugte. Hier lebte er 
ruhig, bie er mit Harmonia im höchſten Alter in Schlau 
gen verwandelt wurde, Er hat_mehre Erfindungen ge 
wacht, bie bekannteſte aber If die ber Buchftabenfhrift. 


Die in Griechenland einwandernden- Morgentander, 
fagen die Forſcher Hatten‘den wilden Griechen das Band, 
and dem fie kamen, mit dem Finger’ bezeichmet. Es hieß 
Kedem; die Brischen nannten fie daher Kedme er und 

diefe Kebmeer wurden im Mythos zu einen ' einzigen 
Matte, Kadmos, welcher nun ˖ Aberull Hin kam, wo 





Nadineer waren. Kabmeer waren as Aſten nach Europa 


gefommen; Kabmod ſuchte alſo ſeine: Schwoſter Eure⸗ 
ya. Uebrigens iſt der Stierpfad, ben er einherwandelt, 
der Pfad zur Cultur, deun der Stier iſt das Symbol der⸗ 
ſelben, zuerſt der phyſiſchen, daun aber auch der erſt 
darauf folgenden, alfo daraus herworgeheitien. geiſtigen 
und ſittlichen Caltur. Dieß iſt genug, um, ſich den My⸗ 
thos von — erliaren zu — u Se 


| Don Herakles. | 
lie die Eiche Über niedriges Geftraäch, fagt ein 

neuer Mytholog, fo ragt Diefer Heros über. alle Helden bes 
Alterthums hinweg; denn Alles, was ber griechiſche Geiſt 
Erhabenes, Großes und Göttfiches mit dem Maune vers 
einigen Tonnte, hat et in dem Bilde des Heralies zuſam⸗ 
— & iB das Sb * — ua Ideale bei 


— 


Er a 
— 2373 — 


eaſchen. Wie viel. Stoff dazu Das Reben — 
ſchen lieferte, kümmert und nicht, es gehört. mehr als em - 
Menſchenleben dazu, alle die Thaten zu verrichten, die 
ihm zugeſchrieben werden; aber die Hülle der Schoͤnheit, 

die Altes mit einem taäfchenden Schleier umgibt, mad 
eben dadurch Alles wahrfcheinlih, daß fie und zum Glau⸗ 
ben binreißt, und leinem Zweifel Raum verſtattetꝰ ¶ 


es iſt Begeiſteruug, die fo foricht, aber eine fo na⸗ 
tuͤrliche Begeiſterung, daß ſie jeden ergreift, der die Er⸗ 
sählung vom Heralles in ihrer posttichen Auſicht auffaßt; 
mag immerhin die kaͤltere profaifche Ferſchung de das erregte i 
Gefühl am. Ende wieber herabſimmen 


” 


Hveralles ein Sogn des Zeus und der Alkmene, Ger = 


mahlinn des Amphytryo, in einer ind Dreifache verlaͤn⸗ 
gerten Nacht erzeugt, war ganz natürlich ein Gegenſtand 
des bittern Haſſes für Here, bie, da Zeus in ber Götter⸗ 
verſammlung erflärt hatte, daß au einem gewiflen Tags 
ein. Suche aus ſeinem Gefchledyte geboren werden wärbe, 
dem er die. Derrfchaft über alle. Umwohnenden geichenft 
habe, Altmenen die Geburt verzögerte und: dem Sohn bed 
Königs Sthenelod von Argos and Licht zog. Dergeblich 
warf Zend die Schuld aus dem Olymp, er Tonnte den 
Schluß der Anangtä nicht hindern und. mußte fein - 
Sohn zum Diener beöfelben werben laſſen. Um ihn in⸗ 


deſen moͤglichſt zu entichäbigen, ließ er ihn unerkanut u - 


feiner. Gemahlin bringen, damit er an. ihrer Bruft bie 
Unfterblichkeis füge: Das Kind fog mit folder Gewalt, . 
daß Here ed erfannte und von ſich warf, bei weldyer Ges 
legenheit ein Strom von Milch; ihrer. Bruft entfpritfe und 
die Milchſtraße bildete. Da Herakles mit einem Zwiſlings⸗ 
bruder, Iphikles, zugleich geboren war, ſo wollte ſein 
Vater prüfen, welches von den beiden Kindern der Sohn 


des Gottes, welches ber feinige wäre: Er warf daher 


ein Paar Schlangen auf ihr Wiege, welche Herakles, 


— 3 — 


während ſein Beüberdien ſich, bei dei: Köhler — u 
Jochen» ihree Ohnmacht erwurgte. Wräbztitig warb ber 
Head geübt in allen den Künften und Fertigkeiten, weide 
zu feiner Zeit zur Ausbildung eines Mannes gehörten, 
- mb überall hatte er. die trefflichiten Lehrer: Amphitry⸗ 
fiber Ichrte ihn das Wagenrennen, Antolykos das 
Ringen, Eurpſtos das Bogenfchießen, bie Waffenkunde 
Kaſtor. Auch Muſik lernte er von Linos, den er je 
body, weil er dem ungeſchickten Schuͤler einen Schlag gab, 
mit der Leier toͤdtete. Amphitryo entfernte ihn darauf aufs 
Land, um bie Heerben zu hüten.: Hier blieb er bis zum 
arhtzehnten Jahre und in diefen Zeitpunkt fällt die fchöne 
Erzählung vom Herakles am Scheidewege. Zwei Göttin 
nen erfchlenen ihm zugleich, die eine mit allen Reizen 
prangend, verfprach ihm Freude und Wonne, menn er 
ihr folgen würde; ed war die verführerifche Wolluſt. Die 
‚andere, nicht minder fchön, aber ernit, verfprach ihm eis 
sen Sig. im Olymp, wenn .er unter ihrer Leitung ben 
- Gefahren und Mühfeligfeiten des. Lebens. bie männliche 
Bruſt bieten würde. Herakles bebadhte' fidy nicht Lange, er 

reichte ber Tugend 9 die Hand und RR ſe zur — 

reriun feined Lebens. 

- Heralled, vier Ellen: hoch mb an Gliedern boppelt fo 
ſtark wie ein auderer Mann, war zur Vertilgung von 
Ungeheuern gemacht und das war die eigentliche Aufgabe 
ſeines Lebens. Seine erſte That war die Bezwingung ei⸗ 
nes wutenden — der die RR Könige The 


— 





9— Die ER der bamahiigen eit n war nit die fpätere fr» 
kratiſche, nod weniger die chriftliche, e8 war hohe, Kraft: 
sole Maͤnnlichkeit, die kühn jeder Gefahr entgegen gehet 
und dabei nichts Arges bat, ‚wenn ke die eigentlichen Br 
fege der Moral übertrit. Tapferkeit und Großherzigkeit | 
zeigt diefe Tugend immer, aber at | — Brenn 
ee: DE? 








| ar — 378 — 
io — ‚Dehei: ruhete er du: den Armen der BO | 
Tödyter dedfelben aus, die. ihm eine zahlteiche Nachkom⸗ 
menſchaft gehaten. . Dawn befreite er feine Vaterſtadt The⸗ 
ben von dem Tribute, den fie ben Orchomeniern geben 
mußten und hob dieſen ſelber auf. ‚Dafür. beſchenkten ihn 
die Götter ;\ Athene: wit ihrem, Schleiermantel, Sephäftus 
mit -einem Harnifd), Hermes mit einem Schwerte, Apol⸗ 


lon mit Pfeilen. De — nahm“ er ſich zu —— 
ſelber. 


Dieſe Thaten waren nur r Vorſpiele von — — 
Herakles nun als Dienſtmann des Euryſtheus, auf deſſen 
Befehl unternehmen mußte. Zwar weigerte ſich der Held 
in dem Gefühle feiner Kraft, dem Schwächling zu gehor⸗ 
chen und als das Orakel ihm andeutete, »daß er gehen 
Befehle desſelben ausrichten. m üffe,” verfiel er 
in Wahnſinn, in welchem er ‚feine eigenen Kinder tödtete; 


\ 


allein geheilt: und entfündigt, begab er ſich zu Eurpfiheus 


und unterzog ſich feiner Beſtimmung. Zuerſt wurde ihm 


aufgegeben, den ‚nemeifchen- Löwen zu .tödten, ein Thier, 


das. von Feiner menfehlichen Waffe verlegt werden fonnte. 

Herakles töbtete ihn mit feinen Händen, trug ihn zu Eur 
ryſtheus, der -fich vor :dem Ungeheuer entfeßte, and z08 
fm darauf bie Haut a die ihm m als Waffenman⸗ 
tel diente, \ 


Dann mußte. er bie lernaiſche Schlange belam⸗ 
pfen, ein Ungeheuer, das eine Menge Köpfe hatte, von 
weichen einer unfterblich war, bie andern, wenn einer ab 
gehauen wurde, ſich Durch zwei neue erfegten. Heralles 
faßte das Ungethün mit feineur ftarfen Arme, aber es. 
umfchlang feine Züge und zugleich kam ein ‚ungeheurer 
Krebs, der ihm. von hinten, in die Schenkel fiel, bemfelben 
zu Hilfe: Herakles fah ſich alfo auch genöthigt, Beiitand 
a ſuchen. Dieſen leiſtete ihm ſein Freund Jolaus, der 
einen. Wald in Btand ſteckte und ihm die brennenden Aeſte 
Be um bie Wunden ber abgeichlagenen a au Re 


— R 
! - 


i “mM — 

m, —— ©o veerigtt der 
‚Held: die fterblichen: Helpter, das unſterbliche verfenfte er 
unter einen fchweren ‚Stein. Herakles bekam von dieſer 
ſchrecklichen Arbeit giftige Gefchwüre am ganzen Leib unb 
hatte zuletzt den Schmerz, ſie ald ungültig verworfen zu 
ſehen, weil er ſie nicht ohne Gehilfen —— haste 


Pach dieſem tzug ihm Euryſtheus auf, eine der Arte 
mie geweihete Hindinn, welche golbene® Geweih und cher 
ne Füße hatte, lebendig zu fangen. Ein ganzed Jahr lief 
der Held hinter der Gefchwindfüßigen her, bis er ihr end 
lich am Gebirge Artemiffon einen Fuß durch einem Pfeil 
ſchuß laͤhmte und ſie nun fangen konnte. 


Ebenſo fing er dem ben Apollon geweiheten ber von 
Erymanthos lebendig und brachte ihn dem Eurgfihens, 
weicher darüber bermaflen erfchraf, daß er fich- verkroch 

- und von dem an feine Befehle an Heralles durch Dritte 
Perfonen gab. Apollon und Artemis verziehen bie Belei⸗ 
bigung, weil fie von der Anangtä geboten war. 


König Augias in Elis Hatte 3000 Kinder in 
feinen Stäßen, die feit langer Zeit nicht gereinigt worben 
“ waren. Auf Befehl bed Euryſtheus übernahm ed Herakles, 
ſie in Einem Tage zu reinigen, gegen das Verſprechen 
.des zehnten Theils uon der Heerde. Durch bie beiben 
Fluüſſe, Peneios und Alpheios, welche der Held durch 
die Ställe leitete, waren ſie in Einem Tage rein; allein 
Augas hielt fein Verſprechen nicht, weil er erfahren hats 
te, daß Herakles auf Befehl. feines Herrn gehandelt hate, 
and diefer ließ bie That nicht gelten, weil Heratles einen 
— ‚dafür verlangt habe, 


er Die‘ Stymphaliden au ‚töbten, war num bie Aufga⸗ 
be, die ber- Held zu Iöfen hatte. Die Stymphaliden was 
ren ungeheure Raubvögel mit ehernen Flügeln, Schnäbeln 
‚uns Krallen, Heralles erſchoß mn feinen Pfeilen. 


8 





— 977 = 


: up. im es au der Eier ven Battn, Dae Wien 
atte opfern ſollen und eigemfüchtig behlelt, wie wir (din. 
zeleſen haben. Euryſtheus, bem Heralles den bezwunge⸗ 
aen auf den Schultern überbrachte,. ließ ihn frei und er 
erſcheint darauf - einmahl in ber en als der Mar 
rathoniſche Stier 


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2 N ! 5 ı. 
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Der Rüönig von Thratien Diemdes ee 
fe, die mit Menfchenfleifch ernährt wurden. Diefe mußte 
Ihre Herakles abnehmen, welches nad) einem harten Kam⸗ 
pfe geſchah, worin Divmebes feier blieb. : Die Pferde 
wurben. nachher auf ben Olympos getrieben ze. dort vs 
wilben Thieren serien. - ii 

— bekam Euryſtheus Luſt, das Wehegehent der 
Amazonenkoniginn, Hippolpta, zu beſitzen. Herakles 
zog aus gegen ſie, mit einer Schaar von jungen Kriegern, 
tödtete die Koniginn, ſchlug ihr Heer in bie Flucht und 
ranbte das Wehrgehenfe, 


immer weiter wurbe ber Helb gefandt. — mußte 
er ſogar nach Erytheia, um dem Rieſen Geryon ſeine 


Rinder zu rauben, wovon wir ſchon mehr erzählt haben. - 


Herakles fehiffte fich mit den. Rindern in dem Becher des _ 
Helios ein und fuhr voch Tarteffod über und Fam endlich 
nach vielen. ausgeftandenen ———— mit denſelben — 
Euryſtheus an. 


Jetzt alſo AR ER Heralles feiner Dienfinrteh entlaſſen 
geweſen, da aber zwei feiner Geſchaͤfte verworfen — 
waren, ſo mußte er noch zwei andere übernehmen ‚und 


zuerſt Die goldenen Aepfel aus den Garten 
ber Hesperiden holen. Auf biefem weiten Zuge, wo . 


Herakles eine Menge Abenthener beftand, erlöste er auch 
den Prometheus von feiner Qual und. erhielt von ihn beim 
Kath, Rey die — von dem Rieſen Atlas holen an — 


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en Henkirs ehe alfo deſen den Dina. eb uuib hit 
— Aclas tem wirklich mi 
‚deu. -brei goldenen Aepfeln, allein ohne Luſt, feine Laß 
wieder auf ſich zu nehmen; er wollte lieber Die Aepfel Ib 
ber, zu: Fusnithens bringen De bat ihn Herakles, im 
Himmel nur fo lange wieder zu Nehmen, bis er: Bd. cu 


- Kiffen auf die Schulter gelegt haben ‚würde. Allas ließ 


Ray drerderu mb Herakles, als er Ad befreit ſah, nahn 
die Serie und sing damit von Bannen. 


J gutet ſandie Euryſthens den Helden ſogar in die Um 
terwelt, nm dem Wis. feinen Hund Kerberos zu entführen. 
Hiezu bedurfte es der Vorbereitungen, die er machte, im 
dem. er. fi in die Müfterien zu Eleufis aufnehmen lid. 
‚Dann ginge getroft hinab zu den Schatten, die überal 
“por ihm flohen. Ard-bemilligte fein Verlangen, ben Kar 
beros an das Licht des Tages zu bringen, unter ber Be 
bingung, daß es ohne Waffengewalt geſchehen ſolle. He 
rakles bezwang darauf dad Ungethüm mit ben Händen 
und brachte ed feinem Gebieter, ber, fidy vol. Entfegen 
‚Kbwendend, ihm befahl, es wieder in die Unterwel | 
eutlaſſa.. 





2 Damit enbigte ſich des Heraties Dienfbarfeit. Neben 


dieſen zwölf Arbeiten, wie man fie zu nennen pflegt 
yhaͤtte ex fchon, gleichſam ald Nebenthaten, eine Mes 
ge Abentheuer beſtanden, die wir nicht nahmhaft machen 
Fönnen, die aber zum Theil -von eben folder. Wichtigkeit 
find, wie Die erwähnten. Und nun kam er nadı Theben 
guräd,. yermählte feine Gattinn Meggra dem. Jolaos 


und ging nach Eubda, um unter den Bewerbern um bit 


Tochter dei. Königs Eurytos, Jole, aufzutreten. Er 
befiegte fie zwar alle in dem dazu beftimmten Bogenſchie⸗ 
Sen, belam jedoch das Mädchen nicht, weil alle Glide 
ihrer. Fawilie fürdjteten, ex mögte in feinen Wahnſiun zw 
— wit — Kinder, wmie feine Ib 


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— ——⸗ ——— 879 — 
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wu, fühlen. Sur. fie. Bruder BERNER 
jeite des Helden, und vereinigte. fich it dieſem. Da ihn 
ber unglädlicher Weiſe fein Wahnſinn -ergrif, ſtürzte er 
: ben Iphit ob von der Mauer Tiryns herab, daß er 
arb. Nur mit Mühe konnte er von biefer That gerei⸗ 
igt werben, Sie zog ihm eine ſchwere Krankheit zu, bie 
einer Kunſt weichen, wollte und ihn zuletzt veranlaßte, ſich 
ach Delphi zu wenden. Aber die, Pythia wollte ihm kein 
)rakel ertheilen. Da begann er :bem' Tewpel zu plündern, 
aubte den Dreifuß und bereitete ſich ſelber einen Orakel⸗ 
tz. Apollon kam feinem Tempel zu. Hilfe: und es entiyang 
ih ein Kampf. zwifchen beiden, ben Zend durch ſeinen 
IN; endigen mußte. Herakles gab zuletzt den Dreifnß 
urück und erhielt dad Orakel, daß er’ von: ſeiner Krank 
wit genefen werde, wenn er auf drei Jahre ſich zum Skla⸗ 
en verfaufen, und den Kaufspreis dem Eurytos geben 
virde. Dem ‚gemäß verfaufte ih Hermes an. die Koͤni⸗ 
im Dmphale in. Lydbien. Während feiner Dienfzeit,. 
n welcher er ſogar am Noden ſitzen mußte, verrichtete er 

vieder eine Menge Thaten und nach Beendigung derſelben 
roberte er die Stadt Troja, dann bie Inſel Kos, dar 
uf das Königreich Elis, wobei er die olympiſchen Spie⸗ 
e einſetzte, ferner die Städte Pylos und Lakedaͤmon und 
andere Städte und “Länder und bei allen Gelegenheiten 
verrichtete . er Wunder und Thaten. Und bei allen dem 
farb er in feinen beßten: Jahren. Die nächſte Veranlaf 
fung zw feinem Tode war.bie: Er war ‚vermählt mit De - 
janira, ber Tochter des Könige Desieud umb von Dies . 
ter ſehr geliebt. Einſt hatte er fie dem’ Kentaur Reine 
anvertraut, daß er fie über- einen Strom tragen ſolllo. 
Der Halbmenſch widerftand feinen Lüften nicht, Dejanira” 
ſchtie und Heralles fchoß dem Frevler einen Pfeil ins 
Herz. Sterbend rieth er Dejaniren, von feinem Blute ewas 
aufzubewahren und im: Falle ihr Bemahl: ihr mitren zu 
werben begehrte, ihm ein Gewand tamit zu beſtreichen - 
— Mittel wurde ihr — Treue eshalten.-. — 





— 2600 — 


— "8 un Herafied — 
Deneuns bekriegt und feine vormahlige Braut Folk 
hatie, fandte ihm Dejanira zu einem Opfer ein von ie 
verlaugtes weißes Gewand, heimlich mit; dem Winte da 
Reed beſtrichen. Kaum hatte es der Held angelegt, al 
vr von den entfeglihfien Schmerzen, befallen wurde E 
riß es horunter, mit ihm fein Fleiſch, aber feine Som 
gen blieben. Da ließ er ſich einen Holzſtoß errichten, e 
Weg ihn und befahl ihn anzugänden.. Durch dad Tem 
gereinigt, ſtieg aun fein Bei in den Olymp, wo er mi 

| Sehe vermählt, unter ben Unſterblichen wohnt. 


Herakiles hatte viel Söhne und Toͤchter erzeugt. Di 
Machlonmen derfelben, die Serafliden, haben Aber ca 
Zahrhumdert lang gang Griechenland erfchättert, indem ſe 
Cvon 1200 v. Shr. an) die Anfpräche ihres Ahnherru al 
den Peloponnes geltend machen, aber erit nach: acdii 
Jahren burchfegen Tonnten. - Indem nun fünf heraklidiſch 
Esnigreiche im Peloponnes entſtanden, nemlic Argos, 
Meſſene, Lakedaämon, Elis und Korinth, wurde 
die dort wohnenden Völker zum Theil vertrieben und wa 
dieſen weise Neiche in Borberafien gefliftet, ober ſchon ie 
ftchenbe umgewanbelt. Andere Herakliden herrichten in % 
.. Ben und in Sardinien und überall. var natürlich bie Dem 
ehrung des Ahnherrn ber. Grund‘ ber Religion, Zuerft wm 
de Herakles nur ald ein. Heros verehrt, bald aber fingen 
die Thebaner an, ihm göttliche Ehre zu erweiſen. Di 
ihm geiveiheten. Feſte hießen Herafleia, bie, ale 5 Jahr 
gefeiert wurden. . Geweiht waren ihm die Wachtel, ie 
————— die Silberpappel, 


Die Mpthe vom Heralles iſt, wie, mas leich eradh⸗ 
ten kann, auf verſchiedene Weiſe und namentlich poetiid, 
aftrenomifch und hiſtoriſch erklaͤrt worden; aber eh iR If! 
wahrſcheinlich, daß ihr eben fo gut die — wie bie ar⸗ 
dern Mowente zum Grunde — — 


a — 281 —— 
dere, ſagt wası, ſtellt das ri 






:olltemmenheit dor, im Siune- des .‚bereifsken. Behr 


terd, unb zwar -geweihet bem Heil ber- Menfcheug 
ver. urſprunglich vielleicht der Natien. Er ik-rin Meute 


ber das Große in ihm iſt göttlichen ‚Nefemungd. ı Den - 


akles iſt ver Sohn Botted von einer ſterblichen 
Quatter geboren; dieſe Gaoͤtttichteit wird herorgrhoben 


urch den Contraft, deu fein blps menſchlicher Zwillingtq 


ruder mit ihm bildet, denn wühremb: dieſer exzittert su 
ieht, beweiſt jeurr (on die ihm immehnende Quttexſrafl 


ı der Wiege. Seine Beſtimmung, allan Urrrat zu Reue 


eigt ſich ſchon als ungeregelter Naturtried in dem Codts 


chlage bed Linosz -akam eine vollendete Tugend: Zaun mu 


urch großen, foridauernden Widerſtand fidg. bewpäikuen; u 
liefen fand Horalles, wit in einzelwen, azufälligen ; Dism 
jew, ſondern burdy ein ihen feindſeliges alo.:Dem Cote 
eiber gehäffiges Weſen, ein boͤſes Prinin / weiches. hie 
Briechen haufig durch ihre. Here darſtelen. Dieſes wire 
richt numitielbar, ſendern bedient ſich eine Werlzeua, nat 
Rönigd Euryſtheus, welcher zugleich dauche feine wichtie 
je Feigheit zum volligen Gontraße. dei. era: dienun muß 
Ihm. felber. ſtehet Dallas, zur Seite und. eilt ihm in Faͤlen 
ber Noth zu Hilfe, Dalkak.: bie und ‚nuheniet.:bafi:er. nicht 
bloß das Ideal ungebildeter Körperkraft, fondern das 
menſchtiche Ideal mer deu Geiſtesvorzuͤge:, dar gůmiches 
Ideal Pallas iſt. In dieſem Geifte‚Erteachtek won Baus 
bie Thater des Heraklles und findet in denſelben michß alt 
Allegorieen, Darſtellungen gewiſſer ſchaͤdlither Kraͤfte 


— 


und Erſcheinungen in der Ratur- unter. dem, Vilde von Yms ' 


gehenern.. Einem vollendeten Helden muß wichte zu ſchwex 


ſeyn, darum Täßf die Dichtung hen. Herelles mieder fa he 
ven zur Hölle, und zum Beweiſe deſſen den Kerbe⸗ 


108 hexaufbringen. Aber auch ein vollemdeter: Held :bleikt. 


ein Menſch und anterliegt menſchlichen Oxchwachheiten und 


Fehlern, bad zeigt Heralled durch - feine. Gmstiebriguugen,; 


beſonders in feinem Vexhaltniſſe say Kam pchale. Monfee 


1 
— 
. 
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N EZ =) Ze 


Qocit: fee dam die Dichtung, Wir den Heide) nad 
Dem er feine daufbahn Hier volleudet, in die Hetriich⸗ 
Hurt zunhdgehen Iüffet, ans welcher er hernbkau; nis 
Sterbliche warb ben Elementen begehen, — 
win im Dades. 


Mi dieſer vetiſchen Auficht. vom Heralles konnt * 
* aſtrondomiſche infofern überein, baß fie anfimmt, 
"BU dein‘ Utamythos ſeyen ſpaͤtere Zuſade gekommen/ die Ihe 
I ein anderes Bebier zu fetzen Veranlaffung gegeben hät 
‚Hi. Nach Dlefer Erklärung. iſt Herakies ein Syulbst der 
Sonde, die wie kin Held ihre Bahn durchlaüft, 
wißhalb er’ der Bater der Zeit, der Alles verſchlingende 
Ks Alles gebsreube genannt wird: Seite zwölf Arbeiter 
ſtad dan nichts anders, als‘ die Wanderung der Sonm 
warch die · zwoͤt · Shienfreiözeichen, die durch Die plaſtiſche 
PYseſte der Griechen jur Sage geworden, oder batch der 
Exnitns, welcher: dieſe zwölf Arbeiten ber: Sonne fomBottid 
Weamätifirte. Am Ende ‚feiner Lunfbuhn ſteht der Hefb 
wilder jugenbihh: da (wird mir Hebe vetmaͤhlty, er be 
Nant ſolche mit neuer d. i. nie altrender Kraft, wenn m 
wait zuweilen! verdunkelt ſchien und ſogar in die Unterweh 
nerabgeſtiegen — abtefend) war. 


Matt: Kam nicht latgnen, duß yon diefe Erelärm 
cawa⸗ Wah üſcheiniiches hat; allein Wieled im Mythos dei 
Heraties bleibt in· beiden Erklaͤrungen noch dunkel, fo daß 
mun Hewöihigt iſt, zur Aufhellung desſelben auch die Ge⸗ 
ſchichte anzuſprechen. Dieß haben ſchon Die Alten: gethan: 
Barro zählt 44: Herven zuſammen, bie. den Namen Gero 
kles führten; Eiters nur ſechs, Diöbor nimt ihrer drei an, 
neilich den aghpfiſchen ‚ der einen großen Theil der Bil 
unterjochte und in Afrika die Saule ſetge; den von dei 
id aAiſchen Dartylen, Zauberer, veldherrn und: Siifter 
der olympiſchen Spiele; endlich ven Sohn Ve’ Zeus und 
Der — bie Gaöle in —— un — Bon 


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—— 383 — 


est ° — den Som, fennen wir ſchanm das · Niet⸗ 


endege. Auch von dem tyriſchen, oben yhöniifket 


dem kretiſchen) Herakles find wir unterrichtet, wir be 


m nur hier noch; daß burdı die Phoͤnilier und. deren Su 
nie, die Karthaginenfer, die Verehrung dieſes Weſeus 


ach Gallien and Spanien und noch weite. 8* he n 


Bom griehifchen Seraties fagt mon, er. abe ei 
oruͤuglich Alfäad geheißen und ben, Namen Herakles 


von Here und Kleos, Ruhm) erfi nach feiner Berg 


erung erhalten; er ſey der Erbe aller ber. Thaten ud th 
ed Ruhms geworden, welche: vor ihm von: Helden feine 
Ranıens ‚in verſchichenen Ländern der Erbe verrichtet wor⸗ 
ven. . Daß übrigen® auch dann, wenn unter dem Herakles 


8 J 


ine hiſtoriſche Perſon verſtanden wird, ſein Urſpraug noch 


shönififch ſey, Dafür bargt der Umſtand, daß Xhebe; fein 


Baterland, bie eye ber —— in: u. | 


anb war. — | 2 


3 öl. ———— 





— ⸗ 


⸗, — — — — f 4 


‚Xhefens. . oa I Er * 
Thefeus iſt der, Herakled der Kihene. Bein Bi 


' r . 
..ı =. x . 


Aegeus ergeugte ihun mit Aet hra, dey Tochur bed Könige 


Pyttheus von Trözene, ohne fi: wir: Ihr. zu: verbin⸗ 
ben;. aber er verbarg fein Schwert; ad. feine Bairbaken 


unter- Wire. Steig und. befahl ihr „mens: Seine Som. | 


gebaͤren, .und- dieſex als Tängling im Stande feyn mürbe, 


das Verborgene hepporzunehmen, ihn unit deuſelben zu ibap- 
gu ſenden. - Dieß- geſchaht, denn. der junge Theſtus war 
ſtaxken Körpers, feſten Muthes, feige ud. gewandten 


Geiſte. Er lehnte... a, den fiherern Weg: ur Ser u 


veifen: und wählte: ben. Landweg, der. durch allerlei Unge⸗ 
heuer gefährdet war; aber. eben befwegen wählte er ‚ihn, 
um. dieſe zu vertilgen. Auf. der eriien Tagreiſe ſchon er⸗ 
Isgte er. den wilden Unhold Periphetes, deſſen Keule nun 
feine. Siegedwafle, wurde... Un der Erdenge von Korinch 


s .® 





u ng Fu der wilden Sau, = einem Fleckea 
Die kromion ifche genannt. Nachdem ex hierauf’ in Elew 
ſis den arlabifcen : Kämpfer Kerkyon, ber jeden von 
ihm Im Kampfe Befiegten ermorbete, beflegt und getötet 
hatte, zog er gen Termione, und gab dem Prokru⸗ 


eb ben Tob, dem biefer vielen andern gegeben hatte. 


Ar hatte ein Bett, werinn er.die Fremden legte, waren 
fie länger, fo hadte er ihnen fo. wiel an. den Füßen ob, 
waren fie kürzer,. fo rechte ex ihnen. die Glieder ans, bis 
Me hineiuneften).. So Fam ex alfo ſchon mit Ruhm bo 
deckt, nad Athen, wo fein Bater mit Mebea verheirw 
iher war. Dieſe faßte Argwohn gegen ben Gaſt und be 


Augenblicke, wo er ben Becher an bie Lippen febte, er 


nebete .ihreg Gatten, ihn mit Gift zu tödten; aber in bem 


Baunte ihn fein Vater an feinem Schwerte, unb:riß üm 
den Tod vom Munde. Des Volkes Freude an dieſem Koͤ⸗ 
nigsſohn war groß; aber die Söhne feines Oheims, Pal 
las, die dad Königreich zu erben gehofft hatten, empoͤrten 
ſich Segen Ihn, Theſeus fchlug eine Cheil: derſelben und 
gerfirente bie andern; darauf zog er nach den marat ho⸗ 
niſchen Folvernund fing den kretiſchen Stier, den 
Euryſtheus Sedgelaffen . hatte, welchen er in der Stall 
_ Sihen herumfährte: wid ſodann dem delphiſchen Apollor 
opferte. Noch Groͤßeres ſollte er für Athen thun. Mino⸗ 
ſandte ſeine Abgeordneten, zum dritten Mahl: den Tribet 
won 7 Junglingen und 7 Mädchen zw. verlangen, die ale 
wenn Jahre feinen, Minotauros gekefert. werben — 
Theſeus, und mit ihm andere Jungliage, bot ſich freiwib 
lg an, hinzugehen und entweder den Minotaurvs zu be 
fiegen,, oder fich :felber zu opfern. Sein Heldenweſen rüht 
te das Herz ber Tochter bed Königs Minos, Ariadue; # 
verſchaffte ihm was Mittel, ſich aus dem Labyrinthe wie⸗ 
der heraus zuſinden durch einen Knauel Faden, den er om 
Ein 





— 385 — 


kingange feftmadhte; ; feine Tapferkeit erlegte den Minotauros 
md fo war-Athen von der Schmach des Tributed erlöst. 
Nriabne entfloh hierauf mit Theſeus, er aber verließ fle, 
mf der Infel Naxros, wo fie von Bakchos gefunden 
ind durch Vermählung mit ihm zur Göttinn erhoben wurs 
ee Theſeus wurde jest, da fein Vater ſich ind Meer ges 


türzt hatte, weil er feinen Sohn für verloren achtete, 


um Könige von Athen erwählt; boch größer noch ale 
ein Ruhm, begab ex fi freiwillig der erlangten Wär 
ve und verwandelte dad Königreich in einen. Kreiltaat. 
Diefem gab er eine neue, zwedmäßige Verfaffung, zu ber 
en Andenken er die Panathenäen einſetzte. Er war 
ver erfte zu Athen, ber eine Münze fchlagen ließ. Das 
Bild darauf war ein Rind. Nachdem nun Alles einge⸗ 
ichtet war, hätte Theſeus in Ruhe leben können; allein 


Yefe fagte ihm nicht zu. Er verband fich vielmehr mit ' 


derakles und zog gegen die Amazonen. Hier fand er an 


Intiope oder Hyppolite eine Gemahlinn und biefe 


tebar ihm den Hyppolitos, den er zu feinem Großvater 
Pitthens fandte, um ihn dort erziehen zu laffen. Rad 


buppolitend Tode heirathete er die Phädra. An dem Ar⸗ 


jonautenzuge und dem gegen den Falydonifchen Eber Iafs 
en ihn nur Eirlige Theil nehmen, aber Alle find barüber 
inftimmig, daß feine Freundfchaft mit dem Könige Peis 
:ith008 von. Theffalien ihn in. gefährliche Abentheuer 
serwidelte. Mit ihm ging Theſeus nad Sparta und 
aubte die damals zehnjährige Helena, auch gewann er 
ie durch das Loos und, nachdem fie erwachſen war, zeug⸗ 
e er die Sphigenia mit ihr. Um aber den Peirithood 
u entfchädigen, flieg er mit ihm im bie Unterwelt hinab, 
m dem Aid feine Gemahlinn Perfephone zu entführen. 


Doch das Wageſtück mislang, Aid beswang die kühnen 


Raüber und legte fie in Fefleln. Thefeus warb durch Her 

:afled wieder befreit, aber Peirithoos war verloren. Als 

un Theſeus wieder in feine Heimath am, Hatte fich Als 

es veraͤndert, zu ſeinem Raqhtheu⸗ verändert, und ihn 
4 Band. 25 


\ 


— 3586 — 
_waff bas’größte Ungläd. Geine Gemahlin Shäbre hatte 
ſich in ihren Stieffohn Hyppolitos verliebt, und war von 
dem keuſchen Jünglinge zurüdgewiefen. Nun erhängt fie 
ſich, klagt aber vorher bei dem Vater, fein Sohn. habe 
fein Ehebette gewaltſam entweiht. Diefer fleht in feinem 
Born zu Pofeidon, er möge den Frevler beftrafen. Pos 
feidon: fendet alsbald ein Ungeheuer aus dem Meere, das 
bie Pferde. des Hyppolitod ſcheu macht, fie reißen and und 
fhleifen den Züngling zu tobt So flieht num Theſens den 
Bohn flerben und hört zugleich von. Artemis, daß er 
unfchultig fey. Dieß gefchah zu Trözene. Zu Athen aber 
war der Aufenthalt: der Helena, wegen welcher ihre Brüber 
die Stadt mit Krieg überzogen hatten, entdeckt und The 
ſeus dadurch in Haß und Beratung bei denen verſun⸗ 


ten, die ihn bisher fo hoch geachtet "hatten. Als er nun 
dahin kam, um die Zügel der Regierung wieder zu über 


nehmen, brach eine Empörung gegen ihn aus, bie ihn 


zwang, ſich von Athen zu entfernen. Er ging nach Sky⸗ 


- wieder in reinem Glanze und gedachte feiner fchuldigen 
Dankbarkeit. Ein Orakel gebot, die Gebeine des Heldm 
zurück gu holen und ganz. Athen jauchzte, ald Kimon fe 


- \ 


ſeus verbanfe feine Entftiehung und Ausbildung größten 
theils der Eitelkeit der Achener, welche einen eben fo groß 
ſen Heros aus ihrer Mitte hätten aufftellen: ‚wollen, wit 
bie Thebaner hatten; bieß weifen fie nach durch eine Pu 
„sullele, welche alerbinge der Sache eine große — 


208 zu ‚feinem, Gaſtfreunde dem Könige Lykomedes und bie 


ſer war treulos genug, den Helden hinterrücks von einem 


Felſen hinabzuftürzen, fo daß er feinen Tod fand. — Erf 
Sange nachher fah Athen feine Größe und feine Verdienſte 





meüdbradte: An den Tagen feiner: Nücfehr. von Kreis 
and. feiner er ſten Rückkehr von: Erögen brachte man ihn 
Opfer, und hielt feſtliche Spiele zu Veen ——— auch 
wurde ihm ein — errichtet. 


. Die, neuen Ferſcher behaupten, der Mythos bed The 





! 


x * — 
* N‘ » v 
— 387 — 


eh: Uebrigens fallen die Widerſpruche und Ana 
Errnniömen dieſer Babel dem aufmerffanten Leſer von felber 
2 Die: Augen, ſo wie ihre Zufammenfeßung: aus verfchies 
enartigen Momenten Far iſt. Wenn man die Erzählung 
on ben Begebenheiten des Thefeus. mit dem Minotaur 
-© 8::md der Artadne,.ald and den myfteriöfen Chös 
ers und Scenerieen, in den Tempeln der Naturreligion zu 
Kreta). entſtanden, anfehen muß, fo fpricht dagegen die 
heilige heorta”) und Delos, ‚die. fo fange in Athen 
beftanden. hat,Fuͤr einen. gefchishtlichen: Vorfall, auf den 

jie ſich beziehen wagte. Es iſt alfo aush hier, wie in fo. 
vielen :andern Mythen, Gefchichtliches mit Postifchem und 
PBhilofopheuten er togar ae unter einander 
j N ! ; i = 


Perſeus. 
Perſeus, der Sohn der Danae von Zend, ber ihr 
als goldener Regen in ben Schooß fiel, ward von feinem 


Fe 
« . — 


Großvater Akriſiog, um einer fatalen Prophezeiung F | 


wilfen, auögefegt, "aber gerettet und von Polydektes ir 
Serip ho erzogen. Diefer verſammelte feine Sreunde 
und verlangfe ‘von ihnen einen Beitrag zu feiner Bewer⸗ 
bung. um die Tochter des Könige Oenomaos. Perſeus 
veriprad) ihm, ſogar˖ das Haupt ber Meduſa, ſofern er 
es verlangen würde, liefern zu wollen und Polydektes 
nahm ihn beim, Worte. © kam Perfend:zu dem Abens 
‚heuer mit den Gorgonen. Ohne Beiſtand der Goͤtter 
wuͤrde er es richt vollbracht haben) "ber Hermes und 
Athene geleiteten ihn und die Gräen, denen er Auge und 
Zahn raͤubte und: damit geflügelte Sole, einen Beutel und. ; 


15 SA REEN 1 MRS Se ORE MER ERR 


* —————— eine feierliche Geſandtſamft zu einem aus⸗ 

wär igen Feſte bei den Griechen. Wenn eine ſolche abging, 

wurde die ganze Stadt durch Reinigungen geſühnt, und bie. 

"fe iitber — war, durfte Niemand — 

werden: ven , Se — * . 
25 * 


u | 


. Mütter und deren Gatten beeinträchtigen wollten, und gu 


mit der Herrfchaft Tiryns, in weldher er Midea w 

























des His unſichtdar machenden Helm von Ihnen — 
Damit und mit einer diamanten Sichel won Hermes and 
gerüftet, begab er ſich an den Ort, wo bie Gorgenen ſchli⸗ 
fer und tödtete die ſterbliche Mebufa, imden er ihr den 
"Kopf abhieb und in feinen Beutel ſteckte. Bon dem Ge⸗ 
raüfch erwachten bie beiden anderit Gorgonen und verfolg 
ten ben Frevler, den nur bed Als Helm vor ihnen erre⸗ 
ten konnte. Auf feiner Ruckreiſe kam er zu bem König 
Atlas, der ihm Gaſtfreiheit verfagte und deßhalb von ihn 
durch die Kraft des Meduſenhauptes in einen Felſen ver 
wandelt wurbe, ber feitben ben Himmel trägt. Dara 
befreiete er des Könige Kepheus "von Yethiopien Tochter 
: Andromeda, von bem Seeungeheuer, dem fie zum Opf 
„ werben follte und vermählte ſich mit ihr, worauf er fl 
nad) Seriphoß begab. Hier 'verfanmelte er den Holy 
tes und feine Freunde und verfttinerte fie, weil, fie 


nun den Göttern bie geliehenen Schäße zurüd, Athen 
aber“ das Haupt der - Meduſa, die es auf ihren Schi 
ſetzte. Eu 

Um feinen Großvater zu beſuchen ging der Held mı 
Argos, wo er ihn nicht fand, weil er aus Furcht w 
dem Drafel ihm ausgewichen war. Allein diefed mu 
erſüllt werden, Perfeus tödtete ‚feinen Großvater unv 
hens und ohne ihn zu kennen bei einem feierlichen Spie 
mit der Wurffcheibe. Und nun wollte er aus Scheu da 
Reich beöfelben nicht in Befig nehmen, vertanfchte ed bahı 


Mykenä zuerft mit Mauern umgab, Unter feinen Schn 
{ft beſonders Perfes wichtig, welchen bie Griechen fi 
den Stammvater der Perfer ausgeben. Perfeus wur 
unter bie Sterne verfeßt, wie auch feine san, 
dromeda. | 


Auch diefer Mythos wird auf verſchiedene Weife et 
klaͤrt, nemlich hiſtoriſch, aftronomifdy, poẽtiſch. Dab 





— 380 — 
a a ae; Bald von Hegypten, bald 


on Griechenland aus, und ‘der Eine läßt den Griechen 


derfend nach Argupteu kommen und feinen. Schub dort 
urücklaſſen; der Andere führt ihn aus Aegypten an das 
riechiſche Geſtade; der Dritte findet ihn in dem perſi⸗ 
hen Mithrad wieder. Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß 
norgenlandiſche Ideen und abendlaͤndiſche Sagen auch in 
ieſem Mythos mit einander verſchmolzen find und zwar 
0, daß man nicht mehr im Sonn ſeyn ae ” von 
inander zu fon. 


- Belkerophon, | 

Bellerophon, früher Hipponons — der 
Zohn des korinthiſchen Könige Glaukos, erſchlug in ſei⸗ 
ter Ingend einen feiner Stammverwandten, Belleros 
daher fein Name: Bellerosmörder) und mußte land⸗ 
lüchtig werben, Sein Vetter Proͤtos nahm ihn auf, ent⸗ 
ühnte v) ihn und gab ihm Aufenthalt. Die Gemahlinn 
des Proͤtos aber nahm noch wärmern Antheil an dem ſchö⸗ 
sen Fängling, fie faud indeſſen einen nicht erwarteten 
Widerſtand und räaͤchte fih nun durch Berlaümbung und 
Auflage bed Frevierd bei ihrem Gatten. Diefer gab dem 
Zänglinge eine Tafel mit gewiflen Zeichen darauf, und 
ſandte ihn zu feinem Schwiegervater Jobates, ber ihn 
nach Landesſitte neun Tage ehrlich hielt, ohne ihn um feine 
Aufträge zu befragen, und ald er fle am zehnten durch bie 
Tafel erfuhr, fcheuete er fih, ihrem Inhalte buchftäblich 
nachzukommen und den jungen Gaſtfreund zu ermorden. Er 
übertrug ihm aber ein halsbrechendes Abentheuer, nemlich 





9 Es war eine Fuge Sitte des frühern Griechenlands, daß 
kein Dörder mit Gottern und Menfhen wieder in Verbin⸗ 
dung treten Fonnte, bis er von einem Bamilienhaupte, oder 
Stammesfürken, der gewöhnlich zugleich die Priefterwürde _ 
bekleidete, durch Güpnopfer feiner Blutſchuld entladen und 
gereinigt wörben war. | 


— 390. — 
die feuerfpeiende, dreigeftaltige Ehimära zu erlegen. 
Brllerophon von Pallas gefhügt und mit dem Flügelroſſe, 
Degafos, verfehen, beftänd: den Kumdf mit Glück und 
Ehre. Darauf zog er 'gegen die Amazonen und’ "andere 
Feinde des Jobates und befiegte’ fie alle, worauf "Iobates 
dem von den Göttern fo fichtlich beſchützten Helden feine 
‚Tochter vermählte und von ſeinem Reiche Lyficw.einen 
Theil abtrat, Sein Glück verdarb. den Helden, er wur 
nicht zufrieden mit dem, was er erlangt hatte und wollte 
ſich auf dem Flügelroſſe zum Olymp Aheben. Da traff 
. ihn Zeus mit feinem Blige, daß er herabſtürzte und fofert 
einfam, trübfinnig am —— — eur von Aleia 
durchirrte. > 


Daß biefem Mothos die Erfindung des —— und 
der dadurch bewirkten kunſtmäßigen Reiterei zum Grunde 
liege, haben wir ſchon oben, wo vom Pegaſos die Mede 
war, geſehen. Ed war eine wichtige Erfindung und bil⸗ 
bete die sweite Eporhe in der Reitkunſt. Von.-ber ers 
ſten wollen wir jebt etwas jagen 5 a ben Mythos 
vom — 

F Shiron 

—— Chiron (Cheiron) heißt der weiſele d der 
Kentauren und war Erzieher und Lehrer non Askle⸗ 
piös, Jaſon, Herakles, Achilles und -andern Heroen. 
Homer und Hefiod willen noch nichts von einer zweileibis 
‚gen ‚Geftalt desfelben und es ift überhaupt unaußgemäcdht, 
warn er zuerft ald ein Pferdinenfch dargeftellt wurde. Aber 
ſo viel ift fiher, daß. er von anderm Urfprunge, wie von 
anderer Art ift, als die übrigen Kentauren. Chiron, fe 
erflärt man ihn jegt, war ein weiſer, für die bamahligen 
Zeiten kenntnißreicher Männ und hatte ‚eine Erziehungan 
ſtalt, eine Ritterafademie, am Pelion errichtet. Hier uns 
terwied er die Sugend in der Gymnaſtik und Mufi k. Zuerſt 
kam der Lauf, womit bie Jagd verbunden wars; dann 
folgte per Lünftliche Lauf, der zu Roß Cund dad war bie 


— 


\ y = R sg er a , 
Beranlaffuttg, waruin man. den Ehiron zum Roßmenſchen 
machte, warum ihn Bildner als das Neitpferb des jungen 
Achilleus burjtellen) 3 von: der Gymnaſtik ging es über zur 
Muſik und zuletzt folgte der Unterricht in der Heil⸗ 
kunſt, namenllich der Wundarzneikunſt CCEhir⸗ut giey 
die den Helden ſo wichtig war. 


Die übrigen. Kentauren ſollen — — mit ber 
Wolfe, bie. ihm Zeus anſtatt der Here zufährte, erzeugt 
feyn. Aber ihr Urſprung iſt ein phyſtſcher. In: ben Ger 
birgsthälerg ‚bed. Pelion lebte ‚eine Art wilder Walduen⸗ 
ſchen, von” denen Homer eyzählt, ohne etwas von einer 
Pferdegeſtalt zu erwaͤhnen. An den Küſten von Theſſalien 
aber - hatten phönikiſche Kauffeute das Pferd ausgeſetzt, 
welches fich in diefen Gegenden leicht und ſchnell vermehr⸗ 
te. Als nun ein bereits mehr kullivirter Stamm, die Las . 
pithen, bie.. Kentauren weiter in.die Waldberge qurüde 
drängte, bemächtigten ſich diefe der wilden Pferde und 
wurden. durch ihre Bändigung nicht nur. die erſten muthi⸗ 
gen Stiertödter (Kentauren ), ſondern auch die 
erſten Streiter zu Roß. Dieſe Weſen findet man auch 
ſpäter im Gefolge bed Balchos. Ganz natürlich. Des 
Dienft deöfelben Fam über Thrakien nad) Theffalien. . Die 
Kentauren waren wild, leidenſchaftlich, daher auch zum 
Uebermaß im’ Geunſſe des Weins und zu den daraus ent 
ſpringenden Ausſchweifungen geneigt. Judeſſen will man 
doch dieſen im Gefolge bed. Bakchos geſnundenen Kentauren 
eine andere Abkunft zufchreiben: und: behaupten, ‚fie. ſeyen 
nur ihrer Nehnlichkeit "wegen: mit: ‚pen theffalifchen : Gitiee _ 
Rn N — — F 

— key 24 
— 





‚De Ne⸗ * aus Menſh und, Siien, oder Mferd, I 
„„Jainmengefenten” Weſens ſtammt aus den Oriente - Het: hi 
, Figur ‚den Thierkopf oben, fo iſt ed ein Minotaur, 
iſt der Wenfhentöpf‘ mit dem — — ſo — 
die Sir ae — | 


m. 


mauren finden wir in nwei ‚berüßmten-Sänfen heleadere 
dargeſtellt, wovon die Sagen ohne Zweifel aus zwei epi⸗ 
ſchen Sagenkreiſen ſtammen; denn an dem einen win 
Ttzeſeus, an dem andern Herakles Theil, Der erſte if 
der Kampf ber Kentanren mit ben Lapithen, -an-ded Pei⸗ 
rithoos Hochzeit, wo Eurption betrunken die Braut 
beleidigt und DVeranlaffung giebt, daß die ‚Helen, bie 
. Waffen ergreifen: und bie brutalen Säfte: verjagen.- Den 
andern Kampf kämpft Herafles mit ihnen. Diefer verfolgte 
Die Flachtigen ſelbſt in ihre Höhlen und S chkapfwinte, 
Die letzten Ueberreſte fluͤchteten ſich, näch einer alten Sage, 
anf die Inſeln der Sirenen, wo fie ihren Tod fanden. 
Und fo wurbe das ganze Gefchlecht von der Erbe vertilgt. 





Der Argonautenzug. 
Der Sage von dem Argonautenzuge liegt unſtreitig 
ein hiſtoriſches Faktum zum Grunde, aber dieſes iſt von 
den Dichtern, fo ausgeſchmückt und fo vielſeitig gewendet 
Dargeftellt worden ; daß man unmöglich mehr dad‘ Wahre 
von den Zufägen rein zu fcheiden vermag. Doch hat man 
den gemacht, und diefen. wollen wir hier mittheilen. 


‚Den, König Hefon von Joltos in. Theffalien 
Jegte. bie Regierung ‚nieder und übergab folche, weil fein 
Sohn Jaſon noch unmündig war, ſeinem Bruder Pe⸗ 
lias, bis zur Volljaͤhrigkeit jenes. Pelias aber, ber gert 
König geblieben wäre, bemerkte mir Wohlgefallen an fer 
nen Neffen einen wungenieinen Hang: zu Abenthewern und 


aAls dieſer ihm feinen Vorſatz, nach Kolchis zu veffen, um 


das berühmte goldene Vließ an holen, entdedte, fo wil⸗ 
ligte er heimlichfreudig ein, in der ‚Hoffnung, fein Nele 
‘würde in bem gefahrvollen Wageſtück zu Grunde gehen. 
Er ließ ihm alſo ein Schiff bauen, das alle andern ib 
traff, die man bis jegt gefehen hatte und von dem bie Did 
ter in ber ER fo viel Waunderbares erzaͤhlen⸗ ais von 











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757 a F — 398 — 
der — die fültte.; dieſo befand aus den cm 
ten Helden Griechenlauds, ihre Zahl, wird verſchieden an⸗ 
gegeben, von Ab bis 60. Das Schiff bekam ben: Namen 
Argo (von ſeinem Baumeiſter Argos) und die Schiffen⸗ 
den darin den der Argonauten. Das Schiff war ſo leicht, 


daß dieſe es auf die Schulter nehmen und tragen konnten; 
es konnte weisſagen und wurde, um ſeiner wunderbaren — 
a. willen, qulegt unter bie Sterne verſept. — 


Es Konnte nicht fehlen, ſolche Abenlheurer auf einem 


ſolchen Schiffe mußten unterwegs ſchon manches Aben⸗ 
theuer beſtehen. Das Merkwürdigſte darunter war, daß, 


nad; einem heftigen Sturme, bald nachdem ed in den Pone 


tad axinoe ”) eingelaufen war, die Götter die glücliche 


Farth verburgten, indem zwei Sterne ſich auf die Haupe 


ter der Dioskuren (Caſtor nnd Pollux) niederließen. Glück⸗ 
lich langten die Helden in Kolchis, dem Ziele ihrer Reiſe 


an. Hier herrſchte damahls Aeetes, des Helios Sohn 


und des Perſes Bruder. Dieſem hatte ſeine Gemahlinn 
Hekate, erfahren in der Kunſt der Giftmifcherei ‚ oel 


Töchter, und einen Sohn, Aegialens geboren; Kirke, | 


die eine Tochter, trat fogleich in bie. Fußtapfen ihrer. Mut⸗ 


ter, Medea aber, fanfteren ‚Gemüths, ‚füchte dag Unheil | 


abzuwenden, ‚welches ihre granfamen Eltern zu verüben 
‚pflegten, oder was fie nicht verhindern. konnte, zu mildern 


und wieder zu heben. Aeetes, felber höchft graufam, fuͤrch⸗ 


tete von einer ſolchen Tochter Gefahr und ſperrte ſie ein, 
Medea aber entkam und flüchtete in einen Tempel des He⸗ 
lios, als eben die griechiſchen Abentheurer landeten. Ja⸗ 
ſon machte bald Bekanntſchaft mit ihr und dieſe ging in 


Liebe über, er gelobte ihr, ſich mit ihr zu vermählen, und | 


| ſe nie zu verlaſſen, ſie dagegen verſprach ihm ihren Vei⸗ 


* x N 
ab — — — —— 


*) Pontos arinos, dad unwirthbäre Meer, fnäter Yon ' 


tos eusinos, das wirthbare Meer, = a * das 
ſqhwarze Meer. u 


\ — 


— 694- — 
ftanb Zi Crrbeung des goldenea Bließee— Diefes 
Meß wir das goldene Fell eines Widders, anf melden 
einſt Phrixos mit feiner Schweſter Helle aus Griechen⸗ 
land nachꝰ Eolchis durch die xuft geritten waren, um ſich 
vor einer bofen Stiefmutter zu ſichern. Helle war herab 
gefallen und. in dem Meer⸗ (Helles⸗pontos) ertrun⸗ 
ken, Phthros Aber kam wohlbehalten nach Kolchis, opferte 
den Mober ib hing das: goldene Fell in dem Tempel bei 
red auf, ‚Ein Orakel nun. hatte, dem Aeetes verkuindigt, 
ein Zob ehe bevor, wenn Kermdlinge auf der Küfte ion 
een, am bad ‚goldene Viieß zuͤ rauben, und zw’ feine 
Sicherheit führte“ er nn ben Gebrauch ein, baß alle, Frem⸗ 
n beii bie an’ feinen Küften landeten, geopfert wurben. Diele 
Gefahr drohete denn auch den Argonauten; allein mit Me⸗ 
bea’s Hüfe, entgingen fi fie ihr, wie allen andern. Sie üben 
flelen, von ihr- geleitet, bei Nacht den Tempel des Ares, 
föbteten. die” Machen und raubten dag Vließ. Aeetes, ba 
ſogleich RVachricht von dem Frevel erhielt, eilte ihnen näd, 
es fan zum Kampfe, worin einer von den Argonauies 
und Aeeles ‚ai bem Plage. blieben. ee 


PEST 





f 


Auf per Ruckreiſe haiten die ‚Helden wieder einen 
| Sturm, auf dem’ Pontos axinod. aus zuhalten, nach welchen 
F ſich eii neuen Wuͤnder ereignete, indẽm der Meergott an 
ros brei Täge und brei Nächte lang neben dem "Schife 
herſchwamm und allerlei Angenehmes Gerfündete, aber auch 
die Erfüffüng aller übernommenen Gelübde anbefaht. Die 
thaten bie Helden zuerft im Lande des Könige. Byzas, von 
welchem bie Stadt By .. den Namen führt, Bank‘ fegelten 
fie durch d en —— und deu Heflespont und Kandeten, in 
7 2.008, .100 fie den Priamos zum Könige. einjehlen. Dam 


ging es über Samothrafe, wo fle noch einmal ben: Göttern 


Ihre Getndve dezuhtten, in die Hetmath Hier hatte ſich bie 
Nachricht verbrritet, Jaſon und feine Gefährten ſeyen ſomctich 
umgekomnen/relias tödtete daher bie ganze noch übrige Fa⸗ 
milie ſeines Bruders und ſicherte ſich Be wie erwaͤhn⸗ 


— 1 — 
te,:da® Reith: aliber: vie Argonanten, Pe biek: Ale 
richten "hörten ;. verfprachen. det Snfon-ihren-Beiftant gan 
Race, deren Ausführung fe jedoch Din ich dazu erbieteme, 
ben Medea überließen. Medea füllte. ein Bild der Artemia 
mit. Zrrubermitteln, vermummte ſich in ein altes Weib: wu 
zog in die Stadt als wine Begeiſterter: bieden. Jolkiern eine 
Böttinn aus dem Landa.der Hyperbiräes, yuiihsem Heil unit 
zum Heil ihred Königed brächte. Alles fiel ihr zu und ſelbſt 
Pelias fchenfre ihr volles Bertranen;, abs’ ſte! hm eröffnete, 
daß fie gefommien feg,’thtt wieder “ung: ji machen: gu 
Beglaubigung ihtet Sendung gab fi’ sich Ihre‘ Jugend und 
Schönheit wieder und nun ließ fich der Thot von ſeinen 
eigenen Töchtern‘ tödten und in einem Keffer‘ fieden, "um 
jung und feifch Daraus - hervorzugehen. Medea uber gab 
den Argonauten jetzt daB verabredete Zeichen und fie brangeit 
in die Stadt, ohne jedoch fonft noch eine Rache auszuflbert, 
Safon nahm nicht einmal‘ bie ihm. zukommende Koͤnigswür⸗ 
de, er trat ſeinem Better Akaſtos das Reich ab und‘ ‚fegeftd 
mit feinen Gefährten nad) bem Peloponnes," wo fie dem 
Pofeivon ein Opfer brachten und bie Argo weiheten. " se 
rakles ‘machte die Verbindung der Argonaufen für Grie⸗ 
chenland noch dadurch! wichtig, daß er fie durch ui | 
ber olympifchen Spiele‘ verewigte. | | ö 
u D 
Dieß fol die Geſchichte der Ar ennutenfägr! 
feyn, ‘aber diefe Gefchichte enthält fchon eine Menge Sal 
beihaftes, noch mehr deoͤſelben ift fpäter. mit derfelben vers 
bunden worden, Nicht bloß auf der Hinrelfe und in‘ Koh⸗ 
chis ſelber hatten die Helden unzählige und unerhörte Ges 
fahren zu beftehent, wie z. .B. Jaſon, um dus Vließ zu 
bekommen, -zwei feuerſpeiende Stiere anjochen, en. Feld 
damit pflügen, Drachenzaͤhne hineinſäen und die :bayaiıg 
entſtandenen bewaffneten Krieger befämpfen muß; bie NXuc⸗ 
kehr insbeſondere iſt es,n die ihnen ſchwer und gefahrvoll 
gemacht wird. Ein Dichter laͤßt ſie aus dem ſchwarzon 
— in. ben: — (Donau) einlaufen; auf: me. Aus 


x 


t 
;⸗ 


\ me. 306. uI>- 


 öehsäfhe Weser gelangen, unb mad mavfend. Gefahr 


und Ubentheuern, nachdem fie unter andern auch ihr Schiff 
yeölf Tage und yuölf Nächte von einem Meer ind ande 
se trugen, nach. Dane kommen. Der andere führt fie ‚gar 
and dein ſcwarzen Meere in dad Eismeer, um ganz Ew 
sone und Ufrila herum und duch bie Gallen . 


: Dieb wieder ia bad Wiceimenr zuräch 


Viele, wit unter laͤppiſche Verſuche And gemadıt wor 


| den, ben Argonautenzug hiftorifch zu erflären. Das Wahr 


- 


ſcheinlichſte iſt, daß er bie Darſtellung einer Handelderpe 
dition der Griechen nach Kolchis war, die bort Wolle und 
Selle holten,. oder audy Gold, welches, wie noch heut zu 
Tage, mit Fellen aus dem Grunde. bed goldhaltigen Dh 
ſis gewonnen wurde. Judeflen fehlt ed nicht au — 
welche dieſen Zug für eine Art von Entdeckungreiſe and 


ö "geben und es nicht unmahrfceinlich zu machen wiſſen, daß 


Die Fahrt durch bas ſchwarze Meer um ganz Europa: ımd 
Afrika herum zu ben damahligen Zeiten ausführbar gewe⸗ 


‘fen ſey, indem das Meer noch große Laͤnderſtretken dieſer 


Erdtheile bedeckt habe, Wir können dieß Alles um fo mehr 


dahin geftellt ſeyn Iaffen, da bie ganze Sache mehr für 


bas bürgerliche als religiöfe Leben ber- Griechen von Wide 


‚tigkeit war und gedachten beöfelber bier nur der Vollſtän- 


digkeit wegen, und weil, wie wir ſchon erwähnt haben, 


der Argonautenzug das heraifche Zeitalter der Griechen in 
zwei Abtheilungen fcheibet, infofern alfo auf — und 
Eultus weſentlichen Einfluß hatte, 


Der trojantfhe Krieg und ſeine Helden. 
So berühmt die Stadt Troia iſt, fo wichtig ber 


| ‚gehmjährige Krieg, den, die Griechen gegen ihren letzten 


Beherrſcher, Priamos führten, fo hat man doch in den 


neuern Zeiten ihre Exiſtenz in Bweifel gezogen. Mit Uns 


vecht, die hiſtoriſchen Spuren Ihres Dageweſenſeyns find 
unverkennbar, wenn — die Bemühungen derer, die in 





/ e — 
% 
ı ; : 0 


— 307 — 


den weoefhen: Beten chre Rage anbgefunbfcheftt haben web 
len, nod nicht gelungen genannt werben .Tönnen. Dem 
Namen Troja erhielt die Stadt, die früher Jlios, Ilion 
geheißen hatte, von Tros, einem Sohne bed Ericthe 
nios, ber ‘den Zeus bat, ihm ein Zeichen feine Beifalls 
zur, Erbauung ber Butg zu:geben. Beus ließ daranf das 
Palladion vom Himmel fallen, und dieſes warb nie bie 
Bürsfchaft für die Sicherheit bed trojanifchen Staats : im. 
einem Tempel aufbewahrt, und bie. Stabt konnte nicht ga⸗ 
nommen werben, bis bad Pallabion von ben Griechen 
heimlich entivendet war. Als der Sig eine Kleinen Fürs 
ſten wäre fie wohl von den Griechen ‚gar nicht beachtet 
worben, aber der Gohn bed Könige Priamos, Paris 
geriannt, entführte dem Menelaos feine Gemahlinn Helenz 
unb dieß führte die Belagerung der Stadt und zuletzt, mit 
ihrer Einnahme, die gänzliche Zerſtörung ber. übrigens 


fehr feften Chatten doch Apollon und Pofeibon felber bie h 


Mauern ‚derfelben gebaut!) Stadt herbei. Paris, von 
2. Vater auf dem, Berg Ida ausgeſetzt/ wuchs unter 

ben Hirten auf, und erhielt als Juüngling, von ſeinem 
männlichen Muthe green die une, den Namen Su 
androd. 


Run ‘hielt heleub feine Hocheit und lud alle Gouer 
ein, bis auf Exis, die Goͤttinn des Streits. Dieſe, um 
ſich zu rächen, warf einen goldenen Apfel auf die Tafel, 


mit der Auffchrift: ? Der fhönften.” Diefe wollte num 


jede Göttinn feyn, zuletzt aber traten fie alle zurüd bis 
auf Here, Aphrodite und Pallas, von welchen keine ber 
andern weichen wollte 9: Endlich nahmen fie ben Bots 
fchlag an,.einem Schiedsrichter die Entſcheidung zu über 
laſſen, . der -. gehöre und ihre Wahl fiel ne 





2 Diodor von Sirilien hait die Streitenden fuͤr Prinjeſſinnen 


der damahligen Zeit, die mit ihrem eitlen Zwiſte die m Ä 


— geſtoört und entweiht. REM 


/ 


398° — 


u —* Sie ſachten ihn daher auf· nid. jebe verſore | 
din, um ſeinen Ansſpruch für ſich zu geininuen, was ſie 
geben‘ konnte, Here Macht und Hoheit, Pallas Meidheit 
end Lunſtgeſchicklichkeit, Aphrokite:.das, AÄhönfte Weih der 
Erde. Das legte hatte den größten Me; für den jungen 
e_ er ſprach. Aphroditen den Apfel zu. Nun wurde 

6 von feinem Vater wieder anerkannt, er rüftete:ein Schiff 
saus:und fegelte nadı Tafebämon, mo Menelaos, mit Hes 
Sma vermählt, König, war. Es glückte ihm, troß der 
sgeindfchaft,: bie: zmiftben feinem und Dem pelopidiſchen 

Mauſe herrſchte, freündliche Aufnahme zu finden nid, u 
Dbweſenheit des Königs, deſſen Gemahlinn zu verführen 

ind baranf nach Hauſe zu entführen: Dieß war die Der 

anlaffung zum. ttojanifchen Kriege: : Ad ‚die Gefamdten, 
welche Menelaos nady Troja fandte, um feine Gattin 
wieder zu begehren, unberrichteter Dinge zurüdfamen, be 

Roger feinen Bruder, Agamemnon, König von My⸗ 

wene, ganz Goiechenland zur Rache des verlittenen Schin⸗ 
pfes aufzuregen und 100,000 Griechen. zogen auf 120 
"Fahrzeugen wach Aflen. Priamos: fegte ihnen 50,000 Strei⸗ 

or enigegen. Man ſtritt nun eine Neihe yon Jahren (in 
runder Zahl zehen), bis endlich durch eine Liſt die Stadt 
.gingenommen und darauf zerfiört ward. Die Griechen 
ſtellten ſich, als zögen fie ab, überbrüffig des "fruchtlofen 
e Kampfes; fie ließen aber ein großes, hoͤlzernes Pferd, der 

Pallas geweihet ‚im Lager zurück. Die Trojaner fielen 
aus und führten das Pferd im Triumph in die Gtadt. 

Alber das Pferd par, hohl und enthielt eine Anzahl Strei⸗ 

‚ser. Diefe ſtjegen in der Nacht, als Alles ſtill und rubig 
ſchlief, heraus und öffneten dem Heere, das fich, unterdefs 
ſen wieder ‚genäbert hatte‘, bie Thore.. Hartnaͤckig kämpf⸗ 
ten die Helden Troja's, allein "vergebens, ſie fielen mei | 

‚Put at und Erofa-ward zerftört·· | 

2. Mir ſtellen num: noch bie vornehmſten fowohl troani⸗ 
Ken, als: griechiſchen ai a Perſonen, nach Ho⸗ 
mer, hier auf. ee Mer Per u 





— 3090 — JJ 
Priamos. Nee 
Laomedons, den Herakles wegen ſeiner Wortbrů⸗ 


higkeit erſchlagen „Sohn und Erbe, hatte mit feiner Ge 


tahlinn, Helabe, und mehren Nebengemahlinnen eine 
woße Anzahl von Söhnen und Töchtern. " Sein und ſei⸗ 
ſes Reiches trauriges Schidfal hat feinen Namen auf bie 
Rachwelt gebracht. “In der Schreckensnacht, wo Troja 
von dem Griechen erfliegen wurde, waffnete er feine Trafte ' 


ofen Glieder und fiel am Altare des Zend Sertefod 


son der Hand ded jungen EN ‚ * en bed 
ichilleus. | F * 


Von ſeinen Söhnen kennen wir bereits im Dans; 
porzüglicher * noch iſt der aͤlteſte 


Hektor. 


Dieſer war der tapferſte und edelſte unter den troja⸗ u 


nischen Helden ‚ ber durch Verſtand, Würde des Betras . 
gend und Liebenswärdigfeit in den Berhältniffen ald Cats 
te und Vater ſich auf das herrlichfte auszeichnet. Er war 

vermählt, mit Andromache und. hatte ‚einen. Sohn, - 
Afyanar. -Empfänglich für die fanfteften Empfindums 
gen, hat er body Größe und Stärke ded Geifted ‚genug, 
Alles ‚für fein Vaterland hinzugeben und. einen ehrempollen 
Tod einem Leben voll Schmach vorzuziehen. So lange. 
Achilleus ſich von der Schlacht entfernt hält, ift Heftor 
überall im Vortheil; aber nachdem er den. Freund des 
Achill, Patroklos, überwunden und getöbtet, kehrt die⸗ J 
fer zum Heere zurück und tödtet nun ben Hektor ˖im Zwei⸗ 
kampfe. Unedel, ja barbariſch, ſchleifte er den Leichnam, 

dreimahl um bie Stadt und wollte, ihn Den: Hunden vor⸗ 

werfen; doch die Götter, beſonders Aphrodite und Apols . 

Ion, Die Schon ben Leichnam vor Entftellungfchägen,. ber . 
wegen Den Sieger „ ihn, feinem flehenden Vater, Priamos, 

zu überlaſſen. Die Trojaner verehrten ihn als Heros und 
brachten. ihm jährlich. Todtenopfer ;:. fpäterhin - holten die 


— 10 — . 


Thebaner, einem’ Drafelfpruche gemäs, bie Gebeine dei 
Sn zu ſich und weiheten ihm einen Da 


Lafſandra. 


Unter den Töchtern bes Priamod war Kaffa udra, 
CAlexraudra) bie intereſſanteſte. Auſſerordentlich ſchoͤn 
gefiel fie dem Apollon, der ihr die Gabe ber Weisfagung 
. anbot, wenn fie ſich ihm brautlich gefellen wolle; ſie nahn 
bie Babe des Gottes an, aber fie hielt nicht Wort. Da 
fegte diefer den Fluch anf ihre Welsfagung, daß fie nur 
Unheil und ohne allen Glauben verfündigen folle. Dief 
geſchah duchſtaͤblich und Priamos ließ die für wahnfinnig 
‚geltende -einfperren. Niemand glaubte ihr ein Wort, felbft 
als fie die in dem’ hölzernen Pferde eingefperrten Griechen. 
.verrieth, nahm man feine Nücficht auf ihre Rede. So 
ging fle in dem allgemeinen Untergange mit zu Grunde, 
sicht ohne Schmach zu leiden, wie.fpätere Dichter erzähr 
Ien. Als Selavinn ded Agamemnon, mußte fie ihm in die 
Heimath folgen, und ward dort mit ihm von Klytemneſtra 
ermordet. : Zwifchen Mylenä und Amyflä war ihr Grab 


mahl, zu Leuktra im Lafonien hatte fie einen Tempel. Ä 


Unter den griechifchen Helden tft ber vornehmfte 
u Agamemnon. 


| Agamemnon war mit feinem Bruder Menelaos bei 
ſeinem Großvater Atrens erzogen, baher hießen fie bie 
Atreiden. Die Geſchichte des Hauſes Agamemnon gehört 
gu den berühmteſten und am meiſten tragiſchen des Alter 
thums. Tantalos war fein Ahnherr; Pelops, der Sohn 
desſelben, zeugte den Atreus und den Thyeſtes, die 
furchtbar⸗ gräßlich gegen einander wuüteten, bis fie ſelber 
naletzt, der erſte getoͤdtet, der andere verjagt wurden. Aga⸗ 
memnon beſtieg darauf ben Thron von Mykena, Mene⸗ 
laos ward König zu Sparta. Als der ‚mächtige und 
er am 





- 0 - 


ıngefehenfte warb Agamenmon von det. ——9 Sch 
henfürften gum. Anführer - im Kriege: gegeu Troja gewähn 
md ‚füllte dieſen hohen Poften mit aller Würbe und: Ehr 
te auß, wenn er ſchon zuweilen von ber Leidenfchaft hins. 
geriffen, die Schranken der’ Pflicht and des Auſtundes 
überfchritt. Im der Bucht von. Yulid die Flotie verſam⸗ 
melnd, tödtete er eine Hindinn der Artemis undumußte bar 
gegen, wie wir fchon gelefen haben’, feine: Tochter: Ivhiger 
nia opfern. ‚Bein Streit mit Achilleus, dem. er eine er⸗ 
beutete Sclaviun, Brifeid,. wegnimmt; veraulaßt, daß: bies 
fer fich zurüdzieht und das griechifche Heer unglücklich Ak: 
Endlich, nachdem Patroklos gefallen, gelingt es Agantenb 
non, den Achilleus zu verföhnen und. Troja wird dann 
eingenommen. Traurig war fein Geſchick, als. er nan 
nach zehn Jahren. wieder die Heimath ‚betrat; denn fein? 
Gattinn Kiytemneftra hatte ſich mit-Aegifthos, feinesißicops ' 
oheimd Sohn, verbunden und beide mordeten ihn im Bar 
de. Griechenland man = “Sarnen unter ‚feinen 
Heroen. | N. ee 


Menelaos. — 


Homer ſchildert dieſen Helden von den. allervorthelie 
hafteften -Seiten, und ertheilt ihn Bas: Lob. der Weisheit, 
der Hugen Rede: und ber ausgezeichneten Tapferkeit, vers - 
eint mit einer fehr edeln und ehrliebenden Denkart. Daher 
ſieſt man ihn nicht. nur für feine beleidigte Ehre kaäm⸗ 
pfen, fondern zulept auch fein verblendetes. Weib, das im 
Grunde bie. Liebe zu bem erften Gatten ſo, wenig aus dem: . 
Herzen verloren, hatte, wie er fie zu ihr, wieder aufnehmen 
und nun in reichen haüslichen Glücko, mit ihr. leben, Mes 
nelaos. warb anf feiner. Fahrt. nach Haufe verſchlagen 
und irrte faſt acht Johre an. ben Küſten von Kypraß, 
Phönikien, Aethiopien, Aegypten und Lybien herum. Auf 
der Inſel Pharos endlich erfuhr er durch den Meergreis 
Proteus, was ‚er zu ihun habe, um nach · Hauſe zu gelau⸗ 
gen, und nun exreichte ex die ge wo fertan * 

1. Band. — 


Andere erhebt fie eben hoch dagegen. Der Dichter Si 
en hatte die. bereits Verftorbene gefchuräht und fie rä 


Heid ein Gemähfbe erfenufichen Brhend in eichthen uab 


"per Leda Tochter, welche fie mit ihren beiden Brüdern, 


fing und and einem Ei gebar. Sie war zehn, nach aw 


KLochter ergogeg wurbe. Ihre Brüder befreiten fie wieder 
. and ihr Bater vermählte fie dem Menelaod, welchem fie 
“Schon eine Tochter, Hermione, geboren hatte, als Paris 
. ie entführte. Selena wear nicht 'glüdlicd, in ihrem neuen 


hin, fie gebachte des Liebenden Menelaos wieder mit Sehw 


noſſen, ded innern Friedens, den fie in der Erfüllung ih 
rer Pflichten empfunden hatte; damit verglich fie die Ge 
. genwart, ihre Verbindung mit einem Manne, den fk 


ten, zum Theil nur fchlecht verhehlten; dieſe Empfindungen 


Batten wieder aufgenommen zu werden. Wie lebten dan 
in Eintracht und Ruhe ein glückliches Leben bis in das 
. yöchfte Wer. Nebrigens haben die bramatifchen Dich 
die Helena dargeſtellt, wie fie ebew Ihren Charakter 


N 


[1 4 
h — [= — =) 200 EEE 





























giiichen hausuäterliggen Berhältifien daret —* — 
sapne dane er einen KRONE: * 


Die Gemahll⸗ des Menelast aiſo, —— wer 
Kaftor und PBollur von dem Schwane Zeus em 
dern exit ſieben Jahre alt, als fie von Theſens geraubt 


wurbe, ber mit ihr die. Iphigenia zeugte, welche heim 
lich ber Elytenneſtra übergeben und von biefer als ihre 


Verhaͤltniß, die Leidenſchaft für Paris ſchwand ſchuell dar 
ſucht, fie. gebadhte der Ehre, die fie als ſeine Gattin" ge 


nicht achten Tonnte, den Haß und bie Verachtung, welche 
ihr die Trojaner zum Theil offen und unumwunden zeig 


noch gefhärft Buch Selbſtverachtung und Mißmuth ver⸗ 


kümmerten ihr bad Leben: aber die Aufrichtigkeit ihr 
Mene machten fie nach Troja’s Kal wärbig, von ih 


ihre Stüde nöthig hatte; ber Eine erniedript fie tief, 
se fih an ihm durch Blindheit. "Da er nun das erfuh 


era er Al ihre — und fein Geſicht ats da 


| u 403 — 
daß er behauptete, Helena. habe Troja nie geſehen, haris 
habe ein Geſpenſt dahin gebracht, welches ihm Here un⸗ 
tergeſchoben. Herodot erzählt, Helena ſey in Aegypten 
von den Prieſtern, denen ſie Paris auf ſeiner Flucht mit 
ihr vorgezeigt, zurüdbehalten worden; Homer habe das 
wohl gewußt, ed jedoch, ald nicht paſſend für fein Ges 
dicht, nicht angenommen. In der That findet man Spu⸗ 
ven, felbft in der Odyſſee, daß Helena eben ſowohl, als 
Menelaos, in Aegypten ſich aufgehalten habe. 


In Griechenland, befonderd in Sparta, erwied man 
der Helena lange Zeit göttliche Ehre und eine Infel an 
der attifchen Küſte, gegenüber dem Vorgebirge Sunium, Ä 
ward yon ihr benannt. . i 

Ihre Brüder. Kaſtorn und Pe heißen. die Diod 
turen (Zeus Söhne). Kaftor war fterblich geboren, Pols 
lux unfterblih. Als jener nun im Kampfe gefällen war, 
bat dieſer, daß fie beide abwechſelnd einen Tag im Olyms 
pos, ben andern im Grabe zubrächten, was Zeus ges 
währte und ſie ſogar unter die Sterne verſetzte. Zu Ho⸗ 


mers Zeiten waren ſie die Wagenlenker, ſpäter kommen, 


ſie als Reiter vor. Auch heißt Kaſtor Roſſebaändiger, 
Pollux Fauſtkämpfer. Als ‚mächtige Heroen verehrte 
ſie insbeſondere ihr Vaterland Sparta und feiert ihnen 
die Dioskturien. Inoͤbeſondere aber ſind ſie als Meer⸗ 
gottheiten merkwürdig, denn ſie verkündigen als leuchten⸗ 
de Flammen das Ende des Sturms und die Rettung der 
Schiffe. Abgebiſdet werben fie als zwei Jünglinge in ſpar- 
tanifcher. Kriegstracht und Sternen über ben Köpfen, zu 
Sup ‚zu Roß und im Wagen, 


‘ 


Achilleus. . 
Achilleus ift der Hauptheld der Jliade, wo jedoch 
nur eine Periode feines Lebens vorkommt, welches daher 
J 26* 1 


— 1 — 
aus andern Quellen ergänzt werden muß. eine Mutter 
war Thetis, die ihn von dem Helden Peleus empfangen 
hatte. Diefe legte den Neugebornen ins Feuer, um ihn 
zu laütern. Dazu kam Peleus und ſchrie laut auf, wor 
über Therid das Unternehmen aufgab und ſich überhaupt 
ganz zurückzog. Nun übergab Peleus feinen Sohn dem 
‚Shiron, der ihn. mit Mark von Löwen und Ebern‘ und 
Bären auffätterte, und ſodann unterrichtete. Da feine Eis 
teen wußten, daß er im trojanifchen "Kriege. umkommen 
würde, fo wollten fie ihn bergen und fiedten ihn, in 
Krauenkleidern, unter die Töchter des Könige Lykomedes, 
wo er mit einer derſelben feinen Sohn Phyrrhos zeugte 
‚und, von dem Seher Kaldhad verrathen, von Odyſſeus 
entdeckt und abgeholt wurde. Unter allen Helden, die nach 
Troja zogen, war er der ſchoͤnſte und tapferſte, dabei von 
einem ganz aufrichtigen Herzen, das für Wahrheit und 
Recht glühete. Er hatte neun Jahre alles Ernſtes für 
Griechenlands Ehre mitgekämpft, als ihn Agamemnon be⸗ 
leidigt, indem er ihm feine. geliebte Briſeis nimt. Achil⸗ 
leus unterwirft ſich zwar der ungerechten Machthandlung, 
aber er zieht ſich zurück, weil er als ein Gekränkter, als 
ein öffentlich und unrecht Gekränkter nicht mehr mitſtreiten 
-Tann. Nun aber trifft Unglück die Hellenen, welches nicht 


‚eher weicht; ale bis Achilend wieder verſöhnt mit ind 


. Treffen geht; denn jegt fällt Hektor vor ihm, der Schug 
Trojas, und jegt iſt auch fein Ende nahe, denn, er fällt 
in der Schlacht (nad Homer; nach andern fällt er durch 
Verrätherei in einem Tempel zu Troja, wohin er kommt, 
um Priamos Tochter, Polyxene, willen). Nach feinem 
Tode werden ihin göttliche Ehre erwiefen, Felle und Spie⸗ 

Ie gefeiert, Stenvtaphien und Tempel errichtet. An feinem 
Grabmahie, welches die Motilender erbaut hatten, ftand 
der mafedonifche Alerander, weinend, daß Achilleus das 
Gluck gehabt, einen Demerse au finden, ber * Thaten 
verewigte. 


BE \ " “ 
— * \ 


— 405 — 
MOduſſeus. 


Belonders. nectahedig unter ben griechifchen Helden 
dee trojanifchen Kriege ift noch der Mann des zweiten " 


Homeridifchen Gedichtes, Odyſ ſeus. Sein Vater war 
Laertes, König von Ithaka, ſeine Mutter hieß An⸗ 


tikleia und ſchon fruͤhzeitig gab er Beweiſe von Muth 
und Geſchicklichkeit in Verhandlungen, durch welche und 


die dazu gehörige Gabe der Rede er ſich ſpäterhin aus⸗ 
zeichnete. : Er ift ber Kluge, der Liſtige, der Erfindung⸗ 


reiche, der Vielgewandte, ber überall zeigt, wie der Geift 
fiege über die rohe Kraft. Deßwegen wird er auch überall‘ 


ald ein. vorzüglicher Liebling der Athene vorgefiellt, ob» 
gleich feine Lift oft in Raͤnke, feine Erfindung in Betrug 
übergehen, als welches dem Zeitalter angemeſſen war. 


Auch Odyſſeus, unlängſt Gatte und Vater, wollte 


nicht mit nach Troja ziehen ‚und es bedurfte der Ueberre⸗ 
dung von feinen Freunden, um ihn dazu zu bewegen; 
aber einmahl entſchloſſen dazu, war er auch unermüdet 
thätig für den vorgefegten Zweck, und leiſtete insbeſondere, 
obgleich er es auch nicht an Beweiſen von Muth und 
Tapferkeit fehlen ließ, durch ſeine Gewandtheit und ſtete 
Geiſtesgegenwart die vortrefflichften Dienſte. Zur Erobes 
tung der Stadt Troja trug er vorzüglich dadurch bei, daß 
er mit-in das heilige Pferd eingefchloffen,, eine wahrfcheins 
liche Entbetung durch feine Klugheit verhütete, und vor⸗ 
her ſchon das Pallabion hatte entwenden helfen. Geine 


Rückfahrt ift nun "der ‚eigentliche Gegenftand der Ddyfr : 


fee. Er kam zuerſt nach Ismaros ‚ der Stadt der Kito⸗ 
nen, von denen er zuerſt viel Beute machte, nachher aber 
geichlagen ward. Dann gelangte er an das lafedämenis 


fe Vorgebirge. Maleia, von welchem ihn ein Nordſturm 
in die Meerwüſte der Syrtenbucht und zu deu Lotopha⸗ 


gen berſchlug. Von den Eotophagen nordwärts fteuernd, 
kam er au bie Ziegeninfel vor dem Kyklopenlande und ges 
rieth hier” in große Gefahr, indem er nemlich mit zwölf 


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— aob — 

Gefaͤhrten von dem grauſen vᷣolyphem gefangen wurde 
und gefreſſen werden ſollte, “aber durch Liſt ihm entging, 
Von dem Kyklopenlande trieb ihn Wind und Fluth an bie 
fhwimmende Infel ded Aeolss, von da an bie Täflrygonis 
The Küfte, und darauf an die Snfel der Kirfe. Hier 
verweilt.er ein Jahr, befücht Bann die Unterwelt, wo ihn 
der Seher Teireſis weiffagt, »er werde fpät und im 
Elend nad Haufe fommen und Unheil’ dafelbit finden.” 
Zurüdgefehrt von da entfendet ihn Kirke und er fleuert an 
den Sirenen borbei, vermeidet rechtd die Brandungen und 
Flammen der malmenden Irrfelſen und wendet ſich links in 
die Meerenge zwifchen die Skylla, ‚die ihm ſechs Männer 
raubt, und bie Charybdis hindurch, worauf er an be 
thrinafifchen Weide des Sonnengottes zu landen ſich ge 


zwungen fieht. Hier vergreifen ſich feine Gefährten an dr 


heiligen Heerde und nun folgt Strafe. Sie leiden Schiff⸗ 


bruch und allein Odyſſeus wird gerettet, um auf ber In⸗ 


fel der Kalypfo adıt Fahre aushalten zu müſſen. Endlich 


- wieder abgerufen von da, fleuert er auf einem Floße der 


Heimath zu, ſcheitert an der Inſel der Phaͤaken und wird 


von dem Könige derſelben, Alkinoos, auf einem Schiffe 


nach Haufe geſendet. Da findet er nun neue Mühen: Ei 


ne Menge fehwelgerifcher Freier verfchwenden feine Güter 


‘ 


e und. umlagern feine Gemahlinn, Penelope, welche fid 


“vor ihrer Zudringlichkeit nicht anders zu retten weiß, alö 


“x daß fie verfpricht, wenn fie eine gewiffe Stiderei fertig 


gemacht habe, einen Gatten zu wählen. Eben haben nun 
die Freier die Entdedung gemacht, daß fie in der Nacht 
immer wieder auftrennet, was fie am Tage geatbeitet hat 


‚und dringen auf die Erfüllung ihres Worte, ald Ddyfleus 
mit Hilfe feined Sohned Telemachos, ber feinen Vater 


vergeblich - aufgefucht hat, und zweier treuen Diener bie 
Freier ſämtlich tödtet und ſich ruhigen Beſitz ſeines Hauſes 
und feines ungeftammten Reiche wieber erfämpft. So wait 
erzählt die Ddyffee. Das ‚Uebrige feines Lebens und fe 


ner FR wird sie en Der Eine 





— 107° — 


ht ihn‘ ruhig altern und in (änen Banfe Rerben der 
Indere in. einem fremden. Lande, Einer gar. erjäßlt, er — 
ey von ſeinem Sohne Jeleg enos, den er mit ber Kite 
e erzeugt, getübtet worden. zer —— 

Doyffeug und feine Gemahlinn fehen darin in beſon⸗ 
derer Beziehung zur Religion, daß fle ald bie Eltern des 
Pan genannt werden, Man erzählt, Penelope habe den 
Dan von. ben ſaͤmtlichen Freſern empfangen, bie ſich 
um ſie beworben hatten. Andere ‚aber, um diefed Mufter 
ber Frauen zu retten, nehmen, eine andere Penelope zur 
Mutter des Par. Wenn nun Odyſſeus ber Vater des Pan 
gengnut wird, fo ift wahrſcheinlich, daß er nach ſeiner 
Zurückkunft in fein Vaterland. ben Cultus besfelben dort⸗ | 
hin ————— habe. J | 


J YI —* 


Kay er a \ 


Mir fäließen mit biefen Perſonen die Seite der Dar⸗ 
ftelungen aus. dem trojanifchen Kriege, da ‚die noch abri⸗ 
gen weniger in.xeligiöfer_ald in bürgerlicher Hinſicht merk 
würdig find, und überhaupt die Darſtellung der griechiſch⸗ 
mythologiſchen Perſonenreihe, welche laͤnger iſt als irgend 
eine andere, die wir gegeben haben und noch geben wer⸗ 
den. Der Grund havon ift fein anderer, als daß in der 
griechifchen Religion alle übrigen Religionen bed Alters 
thums zufammen und von da aus wieber überall hin aus⸗ 
fliegen, und daß die Griechen die von außen her erhalte . 
nen und die in der Helmath entftandenen Götter in mans. 
wichfaltiger Hinficht_fo ausgebildet haben, daß man bei 
der Beſchauung derſelben unwillkührlich feſtgehalten, aber — 
auch durch dieſelbe in den Stand geſetzt wird, die übrigen 
Syſteme der Natur⸗Religion deſto ſchärfer zu durchſchauen. 


Wir wenden uns nun zu dem Cultus der Griechen, | 
infofern wir ſolchen nicht ſchon, zum Theil wenigſtens, 
in dem Vorhergehenden kennen —— haben. 2 


Han. 


wc 


— 108 — 
Der FALTEN Eultas.kberhanpt: | 

7 EN hody ſtleg die religiöfe Btlbung der Griechen. 
Es iſt nichts ſeltenes? Stellen in ihren Philöfophen zw fin, 
a welche dem, was und das Ehriftenthum über Gott und 

u Wefen und über feine Verehrung fagt, nur wenig 
Hi ihg eben. Niqts uff Erden geſchieht ohne den Willen, 
oder hie Bulaffang © eines hoͤchſten Regierers; » ?der Maß— 
ſtab aller Dinge iſt nur.’ "in „Gott ſelbſt zu fuchen ;” » du 
fraͤgſt nach den Urkunden, r welche das Daſeyn Gottes be⸗ 
zeugen? Sch’ nenne Dir‘ das Weltall, den biendenden Glanz 


| und den majeftätvollen Bang ber Geftirne, ben Funftrei 


jen Bau der belebten Körper, den Zufammenhang biefer 
unzählbaren ‚Menge von’ Wefen ; endlich dieſes bewunderns⸗ 
Twürdige Ganze und deſſen bemunderndwärbige einzelne 
Theile, wo Alles die Spur der Gottheit zeigt, wo Alle 
Größe, Weisheit, Verhältniß und Einklang ift; ich nenne 
dir bie Nebereinftimmung der Völfer, nicht um dich durch 
Die‘ Madıt des‘ Anfehens zu Abermwältigeir, fondern, weil 
Ihre Ueberzeuguing elit \inmiverfprechliches Zeugniß von dem | 
ewilgen Eindruck der entzüdenden Naturfchönheiten auf das 
menſchliche Gemuͤih abiegt: »” Der einige Gott iſt es, 
welcher bie Materie georduet und bie Welt hervorgebracht 


"hat; ; *vmehre Gottheiten iverden von ben Bölkern ans 


gebetet, aber’ die Nahır weiſet nur Auf eine Einzige 
hin.” "Mie viel Aehnlichfeit haben diefe Steffen, felbft in 
ben Worten, mit Ausfprüchen der chriſtlichen Religion aus 
dem Munde ihres Stifters und feiner erften Schüler! Wie 
ſchoͤn iſt; folgende Darſtellung von dem Weſen der Reli⸗ 
gion *): Gott,’ der die‘ Weit aus Wirkung feiner Güte er 
fdhaffen hat, iſt das Weſen, welches weder Anfang noch 
Ende hat, das ewige, nothwendige, unmanbelbare Mefen, 


der höchſte Geiſt. Seine Beſchaffenheit iſt und unbegreif⸗ 
lich und unausſprechlich. Aber ſeine Vorſehung erſtreckt 





1, ⁊ 


*) Aus Platon, Ariſtoteles und andern snfammengefict. 








J * - , 
» R 


| ee do — 
ſich über Wie gefanunte Natur, bis auf bie aflriäteinften, er 
genftände. Wir, köngen ihm nicht unfere Handlungen, nicht 
einmahl. unfere Gedanken verheimlichen. Das höchſtgute 
Wefen kann nur. Gutes hervorbringen. Wir-And ſein 
Werk, wir gehören ihm an, denn ex ſorgt für, uus. ‚Die 
ihm angemeffenfte Verehrung ift der von, ben. Gefegen de4 
Landes -beftimmte Gottesdienſt, indem dis. menſchliche Weis⸗ 
beit hierüber nichts Sicheres wiſſen kann. Aber es iſt 
nicht genug, ihn mit Opfern und feierlichem Gepränge rw 
ehren, fondern ed wird dazu ausbrüdlich. Reinigfeit des 
Herzens erfordert. Dad predigen wicht nur: unſere Welt⸗ 
weiſen, das erkennen auch -unfere Drjefer, an, bie es auf 
die N forte der Tempel eingraben laffen: »D er Eingang 
hier ſtehet nur reinen Seelen offen.” Das Ge 
bet zu, ihm darf nicht die Güter ber Erde zum Gegenſtan⸗ 
be haben, denn wir wiſſen nicht, ob fie und nicht ſchaͤd⸗ 
lich ſeyn würden; wir, follen ihn alfo bitten, daß er uns 
gegen unfere Leidenſchaften beſchütze, daß, er-und die wah⸗ 
re Schönheit, bie Schönheit der Seele, verleihe, die Ein⸗ 
ſichten und Tugenden, deren wir bedürfen, die Stärke, 


keine Ungerechtigkeit zu begehen, und vorzůglich den Muth, 


Unrecht. von Andern, wenn es ſeyn muß, gt ertragen. 
Um ihm. wohlgefällig zu: werden, muß man ſtets vor feis 


nen Angen wandeln, nichts :unternehmen, ohne ihn ‚um RN 


Beiſtand anzurufen, ihm auf gewiffe Weife ähnlich wers 
den, Alles auf ihn beziehen, genau bie Pflichten feines 


Standes erfüllen und den Menfchen nüglich zu feygn, für 


die erſte aller Pflichten halten; denn je mehr man Gutes 
wirkt, deſto "mehr ‚verdient man unter feine Kinder und 
Freunde gezählt gu ‚werben. Bei der Beobachtung biefer 
Befege kann man glücklich ſeyn; aber unfere Glückſeligkeit 
wird erft im künftigen Leben. vollfommen fegn. Gott hat. 


fih zwar ‚über bie Befchaffenheit ber Strafen. und Belle 


‚nungen, welche unfer. ach, dem Tode warten, nicht er⸗ 
Hört; aber, zufolge des Begriffen, welche wir von Ord⸗ 
‚nung und Gerechtigkeit haben, zufolge ber, Einftimmung 


— 410 = 


aiher Be und uffer. Zeiten, Tann mar — r 
jebet den verdienten Lohn empfangeh wird, und baß ber 
Werechte aus dem nächtlichen Tage dieſes Lebens in das 
keine und’ glänzende Licht eines andern Lehbens entrückt, 
dort bie unwandelbare Seligkeit genießen wird, wovon 
dieſe Welt nur ein ſchwaches Schattenlicht giebt. Die 
Pflichten gegen uns ſelbſt find: Unſere Seele, nach ber 
Gottheit am hoͤchſten zu achten; fie nie mit Laſtern und 
Gewiſſensunrnhe zu verunreinigen; fie nie gegen Gold zu 
verkaufen, ober der Anlockung finnlicher Freuden — 
fern; niemahls ein irdiſches, ſo gebrechliches Ding, 
der Kötper IR, einem Weſen vorzuziehen weiches eine 
himmliſche Ablunft und eine ewige Dauer hat. Unſere 
Pflichten gegen die Menſchen unnſchließt der Sprird: Thue 
keinem Andern, was du nicht wit, daß man Dir thur! — 
Die Religion, die dem Menfchen das Alles vorſchreibt und 


i von Ihm verlangt, gewährt ihm dafür zwei unſchätzbare 


Bortheile: Ungeftörten Frieden während feines Lebens uud 
— Heffauug in der Stände feines Todes.” — 


Aber — vie zu. bieſer Ertenntuig der Feigion 
‚gelangt wären, obgleich in einzelnen Städten Gott" als ber 
»Gute Bott” öper als der »Allerhöchſte“, dee »Al⸗ 
; Tergrdßte” verehrt. wurde; fo hatte doch das feinen Eins 
fluß anf das Wilgemeine und die herrſchende Religion bes 
ſtand bloß im Außern; es gab keine vorgeſchriebenen Lehr⸗ 
meinungen,“ es ward kein öffentlicher Unterricht en 
es beſtanben nicht einmahl ſtrenge Verpflichtungen, dem 
— ringefũhrten BSottesdienſte an beſtimmen Tagen beizuwoh⸗ 
nen. In Afehing des Glaubens war es genug, wenn 
'man bie Uederzeügung blicken Heß, daß die. Götter das 
- "fegen, und' daß fie Die Tugend theils in dieſem, theils in 
. jenem Lebenbelohnten; in Anfehnng der Ausübung, wenn 
. man don: Seit zu Zeit gewiſſe Handlungen beging, z. B. 
bei feierlichen Feſten im Tempel erſchien, und ſeine Ver⸗ 
ehrung bet den öffentlichen Altaͤren darbrachte. Das Boll 


7 


— 41 — 


aber feste die Religlon einzig in das Besei, in ” | 


Opfer und in bie Reinigungen. 


4 


Die Griechen wendeten ſich bei jeder Unterneh⸗⸗ 


mung in Gebet an die Goͤtter, ſie riefen dieſelben 
Morgens und Abends, beim Aufgang und Niedergang 
der Sonne und ded Mondes an. Kamen fie in einen 


Tempel, ſo erfchienen ‚fie dafelbft mit niedergeſchlagenen 


Blicken und demüthigen Geherden; ſie küßten den Fußbo⸗ 


ten; ſie beteten ſtehend, knieend, darniederliegend, mit 
Zweigen in den Händen, welche fie bald: gen Himmel er⸗ 


hoben, bald gegen. die Bildſaule des Gottes ausſtreckten, 


zu dem ſie eben ihre Andacht hatten. Wurde die Hull - 
gung am bie unterirbifchen Götter gerichtet, fo fuchte mah 


ihre Aufmerkfamfeit durch Klopfen auf, die ‚Erde zu erre 


‚gen. Man betete leiſe ‚ oder, nadı Berfchiebenheit der Um⸗ 


fände, auch laut. Pythagoras verorbnete, daß man lant 
beten follte, damit Niemand etwas beten ‚mögte, deffen er 
fih vor den Menfchen zu ſchaͤmen habe. Ein finnreidyer 
Gedanfe, die Ehrfurcht vor den Göttern burch die Schen 
vor den Menſchen zu befördern! Bei öffentlichen Feier⸗ 


lichfeiten brachten die Hellenen gemeinfchaftlih Wunſche 


und Gelübde dar, für das Wohl des Staats, ber Bundeds . 


genoffen, für die Erhaltung der Früchte der Erde, um Res 


gen und Sonnehfchein, um Abwendung ber Peft, der Hun⸗ 
gerönoth u. dgl. m. Damit waren feierliche Aufzüge vers 


- bunden, bie einen tiefen Eindruck machten, denn, was bie 
Sinne rühren, das Herz zur Andacht ftimmen kann, wär 
Alles dabei vereinigt: Gefang und Muſik ertönten, und 
bereiteten die Gemüther auf die feierlichen Gebete ver, 


welche die Priefter einzeln,. ober der Haufe zuſammenſprach. 


Allerdings gab: es viele, welche den Himmel mit unbeſchei⸗ 


denen Anfprüchen ermüdeten und von bemfelben die Bes 


friedigung ihred Ehrgeizes, oder ihrer finnlichen Luft vers 
langten; dagegen gab ed doch auch welche, die nicht ans 


ders beteten, als: Beherr ſcher bes Himmels, gieb- 


- r - 


t F = — 412 — 
and, was nüstid ift, wir mögen vie dar un 
bitten, oder nicht; was uns aber ſchäädlich iſt, 
Das verweigere “un wenn wir ae glei dar, 


ar bitte”. - 


\ 





PR 


ı Die Opfer ber Griechen, wie überaf, theils Bitt⸗, 
Aheils Dank⸗, theils Suhn⸗-Opfer, waren entweder blu⸗ 
ige oder unblutige und Speifes oder Trankopfer. 
In den früheflen Zeiten nur Toll es Menfchenopfer gege 
ben haben, wie die Spuren in Kreta, Taurie u. f w. 
werrathen. Nach einer allgemeinherrfchenden Meinung hat 
ten die erfien Sterblichen blos reine, d. h. unblutige Op 
‚fer. gebracht und man klagte die fpätern Gefchlechter ‘an, 
daß fie von der Einfalt und Frömmigkeit ihrer Vorfahren 
abgefallen und Lüftern nach dem Fleiſch der Thiere, die 
„Bötter durch Opfer. derfelben zu Theilnehmern an ihren 
‚Berbrechen. gemacht hätten. Etwas iſt an diefer Bag. 
„Alle Einrichtung . der Opfer bei ben Griechen gehet von 
‚Demeter nd Triptolemos aus und die erſte Geſchich⸗ 
te der Opfer, if. Die Gefchichte .ded Brotbackens und der 
anderı ‚damit "oprhundenen Einrichtungen. Zuerſt röftet 
man bie Getraidekorner und aß ſie ſo und opferte davon 
‚den Goͤttern.⸗ . Dann: zerquetfchte man fie zu Mehl, wels 
ches mit Wafler, „Salz und andern Zuthaten zu Brei ge 
‚madıt und. fo genoſſen wurde. ‚Darauf: folgte endlich die 
Erfindung des Baden, - indem. ‚man: den. Teig auf einen 
heiß gemachten Stein legte, oder in Bäymblätter gewickelt 
„wit heißer Aſche überdeckte; dieß gab Luchen, deren allge, 
omeiner Namen, 2 war, In beiden Fotmen wur⸗ 
de BEER nl un 


"Später erſt wurden auch Thieropfer ; und nicht ohne 
"Schwierigfeiten, N: "eingeführt. Merkwürdig ift hiebei/ daß 
Schlachten. und Fleiſchſpeiſen-Genießen unzer⸗ 
trennlich an das Opfer gebunden waren, weßhalb 

die Griechen ‚ wie die Römer, für: Opfer, und Schlachtvieh 


⸗ 


u, 813 — 
nr einen Namen hatten. Wie man nun Überhaupt bei 


Söttern die Erklinge, der Aernte, der Jagd, der Heer 
en, der Weinleſe, des Obſtes, der Kriegsbeute darbradje 


e, fo weihere man ihnen bei dem Thieropfer, wo die Goͤt⸗ 


er ald die’ vornehmften Gäfte ded Schmaußes angefeherf 
vurden, dad Oberfte vom Opferthiere, nemlich feine Stirns 
‚aare, dad erite Leben und die erfte Kraft, nemlich die 
dlern @ingeweide, die Schenkelknochen und das Nietens 
ett, auch Abfchnigel von ben Gliedern, die man felber 


serzehrte. Natürlich war's dabei, daß der Schäfer ein. 


Schaf, der Ziegenhirte eine Ziege, der Fifcher einen Fiſch, 


der Jäger einen Hafen darbrachte. Jedoch richteten ſich die 


Dpfer mehr noch nad) den Göttern felber, denn jeder hats 
te, wie wir gefehen haben, feine Lieblingsgeſchöpfe. Gery 
erzog man. weiße Thiere zum Opfer, der glüdlichen Vor⸗ 
bedeutung wegen. Fehllos und flecken los mußte jedes Op⸗ 
ferthier ſeyn. Gewöhnlich wurde ed aber auch befrängt, 


geſchmückt und burfte nicht mit Gewalt zum Altare geführt | 


werben. 


e [2 
Ä 


. Die: Zihfigfeiten, beren man fich beim Opfer bediente, 
waren verfchieden, Wein, Del, Honig, Milch, auch blos 
ßes Waſſer, theils einzeln, theils in Miſchungen. on 


Der. Gegenftand des Opfers. richtete fih nach dem 


Dermögen bed Opfernden. Die geringfte Gabe von Urs 
men war den Göttern angenehm, aber ed galt für eine 


Beleidigung berfefben, wenn ein Reicher ein geringes Op⸗ 
fer drachie. Ein vollſtändiges Opfer beſtand aus drei 
Thieren, bisweilen aus ſieben, aus zwölf, ja es gab wel⸗ 


he, die aus hundert Thieren beſtanden (Hekatomben). 


Groͤßere Opfer hießen bie von erwachfenen, kleinere 


- 
ĩ 


die von ſaügenden Thieren. Ein großes, vollſtändiges, = 


feierliche® Opfer beftand aus drei Stüden, dem Trankop⸗ 
fer, dem Raücherwert- und dem Thiere, und wenn zu jes 


ben Opfer gewifle Vorbereitungen gehörten, fo waren bie e 


x 


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nr ı de‘ x 
F 4 — 
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— 414 — 


weiſten und feierlichſten zu einem ſolchen trforderlich. Der 
Opfernde unterwarf ſich mehren Reinigungen, gewöhnlich 
In weißem Gewande und mit. den Blättern des Baums bes 
kraͤnzt, der dem Gotte geheiligt war, dem er fein Opfer 
* brachte. Die Priefter erfchienen dabei in vollem Schmude, 
bei einem Opfer für bie Olympier in Scharlach oder Pur 
pur, für Demeter in weiße, für die Götter der Unterwelt 
in ſchwarze Farbe gefeidet, mit freihangendem Haare, um 
die Stirn die heilige Binde und, aus Ehrfurcht vor den 


.. Göttern, barfus. Stand das Dpfer am Altare, fo gebot 


ein Priefter Entfernung der Ungeweiheten, dann forderte 
er zum Gebete auf, welches der Opfernde mit verhülltem 
Kopf verrichtete; hierauf ‚beftreute, ein. Priefter den Kopf 
bed Thierd mit heiliger Gerſte, oder mit Salz, oder 
legte einen Kuchen darauf, befprengte ed mit Wein und 
bann tödtete es ein anderer mit Beil, ober Hammer, ober 
Meier. Man bog ihm dabei. den Kopf empor, wenn es 
den obern, und drückte ihn nieder, wenn ed den untern 
‚Göttern geweiht wurde. Alle feierlichen Ba ſchloſſen 
| ſich mit dem —— | 


In Athen — fie e sährlich nach den Eleuſinien das 
Feſt des Stieropfers, welches ſeinen Grund darin haben 
ſollte, daß ein Stier heimkehrend von der Arbeit, vom Al 
tare ded Zeus die Gaben weggefreffen haben und von eis 
nem gewiffen Thaulon bafür getöbtet worden ſeyn fol. 
‚ Zuerft fchlif man Art und Meffer in Wafler, führte den 
Opferftier um den Altar herum und nun fchlug einer den 
Stier, daß er fiel, und lief davon; ein anderer ſtach ihn 
vollends todt und nun vollbrachte man das Opfer und 
hielt den Schmauß. Aber gleich nachher ſtopften ſie die 
Haut aus und ſpannten das wiederhergeſtellte Thier au 
den Pflug. Darauf folgte das Gericht: Alle Teilnehmen⸗ 
den wurden des Mordes angeklagt. Sie ſchoben die Schuld 
einer auf den andern, bis fie zulegt an dem Meſſer Ele 
‚ben bins, welches verurtheilt und * Dec —— ward. 


— 45 —! 


Rear Scharfinu findet darin folgende Andeutungen: De 
Stier ift das Bild der Materie und. ihres Looſes. Mau 
denke nur an den Stier Abudad und an ſeinen Toͤdter, 
Mithras. Der Stier fraß vom Altare des ‚Zeus, dh. 
er genießt bie Baben des Gottes, und darum muß er ſter⸗ 
ben, wie der Menſch. . Seit diefer das Fleich des Stiers 
genießt, moͤgte er ſich gern entſchuldigen, er ſchiebt die 
Schuld auf dad Meſſer und dieſes ward mit. Hilfe des 
Waſſers gewegt; aus bem Waſſer aber, aus der Feuchte 
quillt alle. Materie, aller finnliche Reiz, darum wird auch · 
das Meſſer in das Meer geworfen, dort mag es liegen im 
Grunde aller Schuld und aller Luſt. Das Umherführen 
des Stiers um ben Altar ‚hatte Bezug auf die Sonneu⸗ 
unb Mondebahn ; fo wie biefe, nachdem fie ihren Lauf 
vollendet haben, in die Unterwelt verfinfen, fo fällt ber. 
Stier in die Todesnacht, aber er bleibt nicht barin, er 
wird wieder aufgeftellt und an den Pflug gefpanut, fein 
Gefchlecht lebt fort, Sonne und Mond gehen wieder auf 
und ihren ewigen Gang. So muß auch ber Ackermann, 
ber Menfch, feinen: Kreislauf vollenden, flerben, um in 
die höhere Sphäre, in den Ort der. Götter einzugehen.” 
Man kann ſich nicht enthalten, dieſer Deutung 
feinen —— ‚zu geben. 


! 


Die Reinigungen bei den Briehen bezogen fi 
anf einzelne Perfonen und auf Stämme und Bölfer, Volks⸗ 
verſammlungen und Heere, ‚Haüfer, ‚Marftpläge, Städte, 
Länder. Die Mittel dazu waren verſchieden, verfchiedener 
noch die Dabei üblichen Seremonieen. Hauptreinigung⸗ Mit⸗ 
tel Aber waren Feuer und Waſſer, weil dieſes alles Un⸗ 
reine wegnimt, jenes dasſelbe vertilgt. Statt Waſſer nahm 
man auch Opferblut Chaber die Waffer » —*— ⸗und 
Blut⸗Taufe). Man veruͤnreinigte ſich hauptſächlich durch 
Berührung von Todten und Woͤchnerinnen, durch Mord, 
und. ſpaͤter noch bupgh ‚andere. moralifche Verbrechen. Die 
— Reinigung war die bei Homer ſchon vorkom⸗ su 


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4 


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genbe?Sitte bes Huͤndewaſchens br ſebem Gebete; Di 


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fer und Schmauß. Von Delphi ging das Beſpritzen mit 
MWeihmwäffer aus und der reinigende Lorbeer⸗ 
jweig (woraus anderwärtd ein Weih wedel ward). 
Odyſſeus reinigt nad dem Morde der Freier fein Haus 
mit brenhendem Schwefel. Sonſt reinigte man Ders 
ter auch durch Herumtragen junger Hunde, Spanfer⸗ 
kel, Fackeln, Meerzwiebeln u. a. Eine vorjügliche 
Delligkeit erhielten ‘bie Reinigungen durch die Myfterien, 
von denen vielleicht manche Sitte undgegangen war. Wal 
aber mandye Gaukelei damit getrieben wurde, fo finden 


| wir ſie fchon von Bi alten " Piitofopten nicht us ver⸗ 


ſpottet. 


Prieter. 

Prieſter waren haufig in Griechenland, Sefonber im 
Athen Ihre Wiſſenſchaft beſtanv hauptſaͤchlich in der um 
ſtaͤndlichen Kenntniß der’ religisſen Gebrauche. Der Alter 
fie an einem Tempel war Der: eigentliche Leibdiener des 
Gottes, biöweilen auch der Sroßyrieker, Dberpries 
fer genannt, ' Unter ihm fanden ulle Übrigen:-der Ten 


s pelkehrer, welcher bie Reinhaltung des Tempels und 


die Befprengung der Eintretenden -mit: TWeihmwaffer zu be 
forgen hatte; bie Dpferer, die bie Thiere "fchlachteten, 
dad Opfer auf den Altar legten’ und das Feuer‘ anzünde 


ten (zuweilen hatte der Opfernde die. Ehre, das Fener 
 anzünden zu dürfen); die Weiffager, welche die Eins 


geweide ber Thiere unterſuchten; die Herolde, welche 


bie Ceremonieen leiteten, die Gehete ſprachen und die Ver⸗ 
ſammlung ſegnend' entlieſſen. Hie und da hieß der Ober 


prieſter »Vater,“ fo wie die Oberprieſterinn ? Mutter.“ 


‚Die Priefter hatten Beiſtaͤnde an gewiſſen Laien, die die 
_ minder heiligen Gefchäfte ded Tempeldienſtes, bie Aufſicht 


über das Gedaüde, den Schap tt. dgl. beforgten. Bei 


| Feierlichteiten erſchienen die Prieſter im angemeſſenen 
Schmucke. Haauf waren bie: Panien derer, die le geſtiſ⸗ 


tet 


BERN 


[ 


— 417 - 


et. hatten, in Geld und Silber in ihre Kleider geſtick. 


Ihre Pracht wurde unterflüßt durch die Schönheit und 
Majeftät ihrer Perfon uud gehoben durch bie Abzeichen 
ver Gottheit, welcher fie dienten. - Mehre Prieſterſtellen 


waren dad alte Eigenthum einzelner Familien, andere 


vurden von dem Volle vergeben, wobei ed eben ſo haüfig 


auf Die Gunſt desſelben, oder einzelner, welche Einfluß... 
hatten, als auf die Kenntniſſe und Geſchicklichkeiten der 
Bewerber ankam. Eigen war es, baß an den Kempeln 


des Bafchos nur’ Priefterinnen ftanden, die noch dazu in 
lebenslänglicher Keufchheit- und Abseſcicdendei von der 
Maͤnnerwelt verharren mußten. 


Zum Unterhalte der Prieſter, wie der Tempel, — | 


verfchiedene Einkünfte angewiefen, 'ald: Ein Theil von als 
len bürgerlichen Geldſtrafen und eingezogenen Gütern, ein 


Theil yon ber den Feinden abgenommenen Beute, - dabei — 
gewiſſe, beſtimmte Abgaben von den Feldfrüchten, welche 
durch die Speiſeſammler (Paraſiten) eingeſammelt wurden. 


Endlich gab es auch wenige Tempel, die nicht eigene Häu⸗ 


fer und Ländereien beſeſſen hätten. Viele hatten das Recht, 
Freiftätten für Verbrecher zu feon, woher fie beträchtliche. 


Bortheile bezogen. Auſſerdem "hatten die. Priefter auch noch 


die Einkünfte von den Opfergaben ber Privatperfonen. € ° 
verfieht ſich von felber, daß einige‘ mehr, die andern wer - 


niger Einkünfte hatten. Die Prieſter Griechenlands ge⸗ 


noßen mancherlei Ehrenbezeugungen und Auszeichnungen, 


auch bei öffentlichen Volksfeſten und im Theater. Sie hats 


ten ein ruhiges Leben, dent fie Fonunten ihre Thatigkeit 


bloß auf ihe geiſtliches Gefchäft beſchraͤnken; aber viele 


von ihnen, geiftig und fittlich gebildeter, als ihre Mitbüe 


ger, haben von freien Gtüden, aus Ehrgeiz oder Vater⸗ 
Iondsliehe, die befdwerlichiten Staatsgefchäfte übernoms 
men und ihren Miütbärgern im Felde fowohl, ald in Ge 
fündfchaften‘, wichtige Dienfte geleiftet. Uebrigens fanden, 
fie in keiner beſondern Derbindbung unter einander, Wr 

1. Band. | ‚27, — 


* 


⸗ 


\ 


‘ 


— 48 — 


„weniger bildeten fie eine befondere Rafte, wie tn Aegyb⸗ 
ten; fle Randen unter der gerböhnlichen Obrigkeit und de 


zweite Archon in Athen‘, der König genannt, mar mit de 


beſondern Aufficht über fie beauftragt. Eine befondere Art 
von Prieftern waren die Weiffager oder Zeichendenter, 


Die fehr geehrt und in Athen im Prytaueon unterhalten 
wurben. Diefe lafen im Vögel» Flug, oder in den Einge 
weiden berfelben das Schickſal der Fragenden, fie begleis 
teten die Kriegsheere und ohne fie ward nichts von de 
deutung weder im Krieg noch im Frieden unternommen, 
‚Die berühmteften wohnten in Elis, daſelbſt waren einige 
Familien, die ſich in der Kunft der Weiffagung und bei 
Verbannens der Leiden der Menfchen audzeichneten. € 
gab. mitunter auch wandernde Propheten, - welche von einer 
Provinz in bie andere zogen und großen Einfluß auf dad 
Bolt. hatten. Auch Frauen trieben dieſes Gefchäft, na⸗ 


mentlich unter dem unmwifjenden Pöbel, bee furchtbar aber 
- glaübifh wär, und in den gewöhnlichften Auftritten der 


Natur, in den alltäglichen Erfcheinungen‘ bes Lebens un 


gluͤckliche Vorbedeutungen und Zeichen fah. Beſſer unter 


richtete Perfonen waren von diefem groben Aberglaube 
fret, aber fie hingen an. andern Schwächheiten der Art, 
namentlid; wären es die Traüme, bie bei allen und jeden 
Auſſerordentlich viel galten. 


Tempel und Altäre 
Tempel und Altäre waren in Griechenland fehr zahl 


reich, denn überall, auch in den’ geringften Flecken, ja of 
in Eindden fand man bergleichen, fie waren größten 


theild auch prächtig gebaut und reich dotirt. Befonders 
berühmt waren die Tempel zu Delphi und zu Epheſos. 
Jener, der ums Jahr 513 v. Chr. zum zweiten Mahl 


nach einem Brande, aufgebaut worden, war von einemn 


ſehr ſchönen Stein, die Hauptſeite von pariſchem Dar 
mor. Dem prächtigen Aeuffern entfprach das Innere, das 


mit Gemählden, Statien, Infhriften und Kunfgegenftän 


— 29 £ 


en der mannigfaktigften Art angefütt war. Die. — 
Menge von Prieftern. und Tempeldienern, auf das prachts 
yollefte gefchmüct, war: oft nicht. hinreichend, alle Anfoms 
nenden zu befriedigen. Der Tempel der Diana zu Epher 
08. iſt, als eines von dem ſieben Wundern der alten 
Welt, zu allgemein bekannt, als daß wir dabei verweilen 
ollten. — Auſſer den öffentlichen Tempeln war es etwas 
ehr Gewöhnliches in Griechenland, Privattempel, ober 
Rapellen in den Haüfern, ober Nachbildungen ber berühms 
eften Tempel in koſtbarem Metall zu um Dabei ſei⸗ | 
1e anpacı zu verrichten, 


Die Achtung der Griechen gegen ihre Tempel und au 
aͤre war ſehr groß und Vergehungen gegen dieſelben wur⸗ 
ven ſehr ſcharf geahndet. Der Tempelraub wurde unfehl⸗ 
zar mit dem Tode und der Entziehung des Begräbniſſes 
beſtraft, und es ward ſchon als ein Tempelraub angeſehen, 
wenn man in dem heiligen Haine, der den Tempel um⸗ 
gab, einen Strauch ausriß, oder einen der Gottheit ge⸗ 
weiheten Vogel tödtete. Man erzäglt ſehr auffallende Beis 
Ipiele vor Strenge, ja Härte, mit welcher Bergehungen 
vom biefer Art felbft m. ——— Kindern at 
worden find.“ 


Orakel. FE 


"Das ältefte griechifche Drakel war zu Dodona imo. 
Epirus, welched ohne Zweifel von Aegypten her Verändes 
kungen erfuhr. Mit dem Raufchen. einer heiligen Buche . 
verband ſich ein ‚magifches Glocken⸗ und ‚Bedenfpiel, in 
deffem Befchreibung die Alten nicht. übereinftimmend fi nd, 
und: ein heißer Wunderquell, wie der Sonnenquell im 
aͤgyptiſchen Ammonium. Die ganze alie Einrichtung weist 
anf den —— in den Bewegungen im Gewitter un 


Für gleich alt mit diefem halt man das Oratel in 
Böotien, welches isn der Gäa ſodaun — 
27 * 


— 40 — 


mie — war und zuletzt an Apolion fam. Obgleid 
nun diefed‘ Apollon⸗Orakel ſpäter war ald dad ze 
Dodona (Zeus verlieh dem Apollon die. Schergaße), fi 
hinderte das doch gar nit, daß nicht das fpätere dad 
frühere Orakel gänzlich verdrängte. Dazu trug unter vie 


len andern Umftänden auch ber bei, daß die benachbarten 
- Mufen und dad AmphiftyonensGericht mit dem 


felden in Verbindung traten. Das letztere gab ihm ein 
hohe politifche Wichtigkeit, während daß erfiere ihm ein 
gewiſſes poẽtiſches Intereffe verlieh. Diefed hörte indeſſen 
bald auf, die ſchlechten Verfe des Muſengottes in 
Delphi wurden zum gemeinen- Spott und die Pythie 


ſptach von nun an in Profa. Dazu kam, daß Dein 
faſt im Mittelpunfte von Griechenland — die Griechen be 


haupteten, im Mittelpunfte der Erde — lag; und fo war 


. 
8 


es ganz natürlich, daß kein anderes Orakel ſolchen Beſuch 


von allen Seiten her, fo großen Einfluß überall hin hat 
te, und ſolche ungeheure Reichthümer fammelte, wie die 
fe®. Lange trieb es feine Gefchäfte im Verborgenen ; aber 


endlich fagte Demofthened laut, "die Pythia philips 
piſire,“ d. h. das Drafel in- Delphi ftehe im Solde dei 


Könige Philipp von Matedonien. 


Die Pythia war dielerige Prieſterinn —* welche die ei⸗ 


‚gentlichen Weiffagungen ausfprady. . Anfänglich hatte man 


nur eine, fpäter, ald der Befuch ftärker ward, ftellte mas 


drei an. Sie mußten über 50 Jahre alt und and den Bo 


wohnern von Delphi genommen ſeyn. Gewoͤhnlich wa⸗ 


‚ren es arme Mädchen, ohne Erziehung und Erfahrung, 


von befchränften DVerftande, aber von unverderbten Sitten. 
Su dem Allerheiligften ded Tempel war ein Loch in de 
Erde, aus welchem ein betaübender Dampf unaufhörlih 


aufftieg. Ueber diefed Loch war ein Dreifuß geſtellt md 


auf dieſen mußte fi die Pythia fegen, wenn fie weile 


‚gen follte. Die flärfften Farben genügten Kaum, die Ber 


zuckungen zu ſchidern, welche ſie gewöhnlich ergrifen. 3% 


— 


a. — 


e Bruſt ſchwoll an, ihr Geſicht warb roth mub wieber 


Faß, eine Art Froſt ſchüttelte ihre Glieder. Bald aber 


unfelten ihre Augen, der Mund: fehnümte, -die Haare 


aümten fich, fie begann zu föhnen, zu winfeln, zu heu⸗ 


en und mitten unter dieſem fürchterlichen Wehklagen ſtieß 


ie einzelne Worte aus, welche die Weiſſagung ausmach⸗ 
en, welche von den ſie ſtets umgebenden Prieſterprophe⸗ 
en, die fie oft mit aüfferfter Gewalt auf ihrem Sitze feſt⸗ 
jalten mußten, aufgefangen und ſodann von ben Tempels 


den. 


dichtern, gewöhnlich Prieſter, in Verſe gebracht wur⸗ 


- Obgleich bie Berftändigerk ben Betrug des Orakels m | 


Far einfahen, fo war doch fein Anfehen, von’ den Negies . 


rungen gehalten, überall fehr groß und oft hat ein Wort, 
von den beſtochen en Prieſtern vorgeſagt und von einem 
bloͤdſinnigen Mädchen halbbewußtlos nachgeſprochen, blu⸗ 
tige Kriege erregt und Laͤnder und — in Jammer und 
Elend geſturzt. 


Auſſer diefen hatten Zeus und Apollon noch viele Ora⸗ | 


fel in. Griechenland, nächt diefen aber flanden auch das 
ded Trophonios in Böotien und des Amphiaraos 


auf der Grenze zwiſchen Attika und Bögtien in großem . 


Anfehen. Amphiaraos war, Krieger und Wahrfager 
gewefen, daher glaubte man, daß er noch nach feinem 
Tode Drafel geben könne. Dieß gefchah in einem Tempel 
bei Athen, wo die Fragenden, nachdem fie M Stunden 


gefaftet hatten, einen Widder opferten and auf feiner Haut’ 


ſchliefen. Nun erfchien ihnen der Gott im Traum und 


befehrte fie über ihre Wünfche, Das Drafel des Trophos _ - 
nios befand ſich ‚bei Lebadia in einer Höhle, in -weihe 


ber Fragende hinadfteigen mußte, weiter unten ergriffen 
und mit reiffender, betaübender Gefchwindigfeit hinabgezos 
gen wurde. Unten fah man nun und hörte — Mancher 
gar nichts, Mandher unbegreifliche, Schauder und Entſe⸗ 


gen erregende. Dinge ‚ ‚und es war ‚nicht felten. der Fall F 


—* 


— 


— 499% — 


daß Menſchen/ die.den Trophonios befragt hatten, in ei⸗ 
ne unheibare Schwermuth verſanken, oder bald darauf vor 
Entfegen und’ Gram ſtarben. Gewaltthätigfeiten mit Ga 
Yelfpiel verbunden waren bie Mittel, deren fi ch die Prie⸗ 
ſter dieſes Gottes (Trophonios wird oft Zeus genannt) 
zur Erreichung ihrer Abſichten hedienten, den großen Hau— 
fen zu beherrjchen und nad) ihren Wünfchen zu leiten. 


- Die war "bie Abficht aller Orakel. Daher das Ge⸗ 
heimnißvolle, worein ſie ſich hüllten und die Anſtalten, die 
Sinne und Gedanken derer zu betaüben, welche fie frag 
ten, und die Vorbereitungen, welche Fein Ende nehme 
wollten; daher endlich die dunkeln, zweideutigen Antwor 
sen, die ihnen in jedem Falle einen Ausweg offen ließen, 


en au wenn f e die Erwartung durchaus getaüfcht hatten. 


/ 


F Felle 
Die griechifchen Feſte waren alle religisſe und, wen 
fie auch enthufiaftifch und mit unter fchwärmend waren, 


fo gingen fie doch nicht in, die milde Much der phryge 


ſchen und thrafifhen Orgien über, fondern hielten fi 


groͤßtentheils in den Schranken einer anftändigen Fröhlid 


keit. Dieß Fam vielleicht: mit daher, daß ſie erſt fi 
entftanden find; Homer fennt weiter Feine als die Err⸗ 
tes und Weinlefer Zelte. - Alle übrigen find fpäten 


Urſprungs, und da die Griechen fchon damahls zu einem 
ſo hohen Grad yon Feinheit und Anmuth ausgebildet mo 


ven, fo konnten ſte nicht in die Rohheit der frühern 30 
‘ten verfinfen, wenn fie ſchon nicht völlig frei davon bie 
ben. Es erregt Erftaunen, wenn man hört, daß es in 
Griechenland an taufend Fefte gegeben habe; doch mul 
"man dabei wiffen, daß die wenigften derſelben allgemein 
‚waren, daß die meiften nur einer Provinz, einer Statt, 
“ einem Flecken eignetenz daß andere nur nach Verlauf me 


rer Jahre, wieder andere nur von einzelnen Bürger 


au einige blos von ranuenn r. ‚andere, nur von Fraun 





——— us — 


gefeiert — Indeſſen iſt bei allem dem die neht 
der jährlichen Feſte, woran ganz Griechenland, oder der 
größte heil beöfelben Theil nahm, bei weitem größer ger 
wefen,; als ſich mit dein wahren u eines Volfed vers 
wage will, 


Die meiften — wurden ——— gefelert. Sie hat⸗ 
ten dort Hausfeſte und oͤffentliche; die erſtern für 
die Ereigniſſe in den Familien, ‚ die andern für die dem 
ganzen Bolfe wichtigen Auftritte in der Natur oder Bege⸗ 
benheiten {in ber Gefchtchte der Nation. Das wichtigfte: 
dieſer Iegtern’ waren die Panathenäen, geftifte von 
Erichthonios (man fagt 1506 v. Chr.), und erneuert‘ 
und auf dag gefammte arhenifche Bolt bezogen von Thes . 
feus. Alle Jahre wurden die Fleinen, alle fünf Jahre 
hingegen die großen Panathenäen begangen. Bei beiden 
gab. ed dreierlei öffentliche Spiele, MWettrennen: mit Fa⸗ 
deln, gymnaftifche Uebungen zu Land und Lufigefechte zu 
Schiffe, endlich geiſtige Wettfämpfe, bei welchen Rhapſo⸗ 
den homerifhe Stücke declamirten, dramatifche Dichter 
Stüde aufführten und die-Sieger mit einem Kranze von 
Delzweigen und einem Gefäße voll Del befchenft wurden. 
Darauf folgten die Opfer, zu welchen jeder Demos ”) 
der Stadt einen Dchfen lieferte, und der Opferſchmaus. 
Die Hauptfeierlichfeit aber war ein Aufzug, unter welchem, 
der heilige Peplos “der Athene auf die Akropolis in 
den Tempel der Göttinn gebracht und ihr umgehängt wur⸗ 
de Das Ueberbringen aber gefhah auf folgende Weife. 
Im Keramikos ») war ein Schiff erbaut, an welchem 


—8 





* Demos, das Bolt, hatte auch die Bedeutung einer Ab» 
theilung der Stadt, deren Zwölf gewefen find — 

**) Peplos, ein Gewand, oder Schleier, oder ein Teppich — 

man weiß nicht gewiß, von Feuerfarbe. | F 


*) Keramikos, ein öffentlicher Platz in Athen, zum Theil — 


in der Stadt, ium Theit — derſelben — 


x 


x 


wegt und um ben Teurpel der eleufifchen Demeter, au bem 


— 498 ——— 
der Perlos als ein Segel aufgehängt mar, und: dieſes 
Schiff warb zu Lande durch gewiſſe Raſchinen feribe 








peladgifchen und pythifchen vorbei; nach der Burg gebradh. 
Der Zug, der das Schiff begleitete, beſtand aus Greifen 
"und Matronen,. mit Delzweigen in ben Händen, au 
Männern mit Schild und Speer, und ihren Franen, aus 
Sünglingen mit Hirfe befränzt, die ber Athene Rieder 
fangen uud Zungfrauen, welche bie heiligen Geräthfchoften 
trugen. Den Beichluß machten Knaben, weldhe ben Wat 
fentang, Pyrrhiche Yenannt, aufführten, Das Feſt war 
fo heilig, daß man Gefangene aus bem Kerker losließ, 
and denen, bie ſich um die Republik verdient gemacht hat 
— goldene Kronen zur velohnung reichte. 
von etwas anderer Art waren bie Dionyf ien, 
Bakchosfeſte, denen auch verſchiedene Tage gewidmet 
waren, Schaaren von Bakchanten und Bakchantinnen mit 
Ephen, Fenchel und Pappellaub befränzt,. tanzten, tobten, 
heulten auf den Straffen, riefen den Bakchos au, oft uw 
ter barbarifchen Namen, zerriffen mit -ihren Nägeln und 
Zähnen bie rohen Eingeweide der. Opferthiere, hielten 
Scylangen in ihren Händen, widelten fie in ihre Haart, 
oder. gürteten fie um den Leib und jchredten und unferhieh | 
ten damit die flaunende Menge. Man erblidte hier erg 
die Perfonen, welche wir in dem Gefolge des Bakchos kennen 
gelernt haben, in characteriftiichen Masten. Sie find ber 
rauſcht oder ſtellen ſich fo, ſie mifchen ohne Aufhören ihr 
Geſchrei in dad Geraüſch der Inſtrumente, einige geberden 
ſich wie Wahnfinnige, andere tanzen regelmäßige Kriegs⸗ 
taͤnze, wobei fie Trinfgefäße flatt der Schilder, Thyrſoe⸗ 
ftäbe ftatt bee Speere führten... Aber zwifchen diefen tollen 
Haufen ziehen in fhöner Ordnung die verfchiedenen Chöre 
auf, welche meiftend aus Jungfrauen beftehen, die im 
höchſten Schmucke einhergehen, und auf ihren Köpfe 
Körbe mit heilige Gegenfländen tragen. Da biefe Züge 


— 425 — a 
meiſt in der Nacht — ſo wurden die Hafer — 
tet und die anf den Dächern ftehenden Zufchauer hielten 
Lamıpen in ben Händen, An gewiſſen Plaätzen hielt man 
an, um Tranföpfer au fpenden und Thiere zu Ihlachten. 


De Tag war. verfchiedenen Spielen gewibmet: man 
sing ind Theater, um den Wenſtreit der Chöre in Muflf 
und Tanz beizuwohnen, oder ie neuen Stücke zw fehen, 
welche bie dramatifchen Dichter aufführten. Während der 
Dauer der Feſttage war bie geringfte Gewaltthätigfeit ges 
gen einen Bürger ein Hauptverbrechen und jede Belangung 
eined Schuldners unferfagt, In den folgenden. Tagen - 
wurden bie während ber Zeit vorgefallenen. Unotonungen 
und Vergehungen hart beſtraft. 


Wir. übergehen die andern Feſte, weil fie mit den ges 
fchilderten mehr oder weniger Aehnlichteit haben, um uns 
zu den 


Myſterien 


zu wenden, als religisſen Feſten, welche nur dem tleinern F 
Theile nach Öffentlich, größtentheild aber im Verborgenen, 
nur von Eingeweiheten begangen wurden: Ihr Ur 
ſprung iſt ſehr alt und wahrſcheinlich auslaͤndiſch, aͤgyp⸗ 
tiſch, da die Iſis⸗Myſterien, ſo weit man ſie kennt, 
ſehr viel Aehnliches mit den griechiſchen darbieten. Die er⸗ 
ſten Myſterien in Griechenland ſcheinen die orphiſchen 
geweſen zu ſeyn, die Grundlage der fpätern, wiewohl 
auch fehr alten Myſterien zu Eleufis ‚ ben Eleuſ inien. 


Dieſe Feſte, ‚ver Demeter und, ihrer Tochter Perſepho⸗ 
ne zu Ehren gefeiert, ſtehen, wie Pauſauias ſagt, fo hoch 
über alle andern religiöfen Inftitute, wie bie Götter über: 
den. Heroen erhaben find. Griechenlands und Noms größe - 
te Philofophen geben nicht undeutlich zu verfichen, daß. die . 
Lehre von der Unfterblichfeit der Seele und ber 
Einheit Gottes gerade biefen Myſterien entſtamme. 


. - 


* . — 426 — 
Wenn nun, fagt ein neuer Forſcher, biefen Ernten md 


Jahresfeſten ein folcher Werth beigelegt werden kann, fo 
ꝓnß auch bie Gottheit, an weldje fie ſich ia über 


alfe andern ſich erheben. 


Die Mythen aller: griechifchen weiblichen Gottheiten 
ergeben, daß ihnen fämtlich efne Hauptidee zum Grunde 
Tiege: Weibfiher Aether, weibliche Feuerkraft, 
Urnadht, Urwaffer, Mond, die von dem männ: 
lichen PBrinzipe befruchtete und Alles gebäs 


rende Naturfraft; daß diefe Eine Uridee fih im 


griechifchen Polytheismus, wie in den Neligionen bed 


‚ Drients, in vielfache Geftalten und Namen zertheile und 


doch in jeder, ihrem Urwefen nach, diefelbe blieb. In den 
Eleuſinien nun wurde ‚die Gottheit in dieſer ihrer Uridee, 
als das wahre und höchſte Eine betrachtet und 
verehrt; aber wahrfcheinlich haben: fh doch nur ein 
Theil der Eingeweiheten zu diefer höhern Anficht der Gott 
heit erhoben, der große Haufe mag ſich wohl an die Gere 


monieen gehalten, und in der forgfältigen Beobachtung 
„berfelben das Defen der SEunnen en haben, 


Urfpränglich waren bie Genf inien weiter nichts, ale 
ein Erntebankfeft, das. feine Einfegung dem Triptolem, 


oder irgend einem Heros verdanken mag und erft in fpü 


terer Zeit von den Prieftern zum Myſterion umgeformt 
wurde. Aber ed läßt fidy weder von. dem un ‚ noch dem 


Andern eine Zeit ange u 


I 


Don allen "Seiten her ſtrömten bie Griechen nach 


Eleuſis, um ſi ch in die Myſterien einweihen und damit 


das Unterpfand der künftigen Seligkeit geben zu laſſen; 


denn man rühmte ja von denſelben, daß fie den Geiſt 
ber Eintracht und der Menfchlichfeit verbreitet, die Seele 


von ihrer Unwiffenheit umd ihren. Flecken gereinigt, den 
er den ——— Beiſtand der Götter, die Mittel 


EEE 1, BE 
mr vollkommenſten Tugend, die füßen Gefühle eines uns 
fträffichen Lebens, die Hoffnung eines fanften Todes, und 
einer grenzenlofen Glüdfeligfeit verfchafft haben. ” Die 
Eingeweiheten hieß es, werden einen ausgezeichneten Plaß 
in den elnfeifchen Gefilden einnehmen, werden ſich eine® 
reinen Lichts erfreuen und in Gemeinſchaft der Götter le⸗ | 
ben; während die Andern, nach ihrem Tode, Orte der - 
Finfterniß und ded Entfegend bewohnen müſſen.“ So 
Deutlich indeffen diefe Angaben find, fo fehr deckt das Duns 
fel des Geheimniffes die Einrichtung und den eigentlichen . 
Zweck der Myſterien; denn der fie verrieth, wurde ſogleich 
dem Tode und allgemeiner Verwänfchung übergeben, das 
Gefeg begnügte ſich nicht mit dem Verluſte feines Lebend 
und ber Einziehung feiner Güter, eine öffentlich aufgeftells 
te Schandfaüle mußte noch das Andenfen von feinem Ber, 
brechen und deffen Beftrafung verewigen. Indeſſen haben 
unermüdete Forfchungen ung doc in den Stand gefegt, 
das Wefentliche der Einrichtung dieſer Diyfterien zu 
überfehen, und. was den eigentlichen Zweck berfelben bes 
trifft, fo können wir nicht irren, wenn wir annehmen, 
daß er fein anderer gewefen fey, ald die Erhaltung und 
Beförderung der Hierar.diie, welche von den Pries - 
ftern der Hellenen eben. fo. eifrig angeftrebt wurde, wie von : 
denen aller andern Nationen, und es lag begreiflicher 
Weiſe gar nicht an ihnen, fondern' nur an dem Gange der 
Bolfebildung, daß fie nicht in Griechenland fo ausſchlie⸗ 


ßend herrſchten, wie- in bem Heinen —— und dem gro⸗ 
fen Indien. 


Die Aufſicht über die Eleuſinien war dem König 
(dem zweiten Archon) in Athen übetragen, ber allein das 
Recht hatte, die Strafbaren von den Myſterien auszu⸗ 
ſchließen und auf den Eleuſiniſchen Altären zu opfern und 
Gelübde für das Volk zu den Göttern zu ſenden. Er hate . 
te vier Gehilfen, Epimeletes, zwei aus dem Volke, und 


— a42ſs — 


zwei won den Heieſter famillen der Eumolpiben 7) un 
Kerylen 9. Die Prieſter des erfien Ranges waren ber 
Hierophant, bee Dabudhos, ber Hieroferyr um 
der Epibomios. DerHieropbant, auch Myſtagog 
genannt, hatte bei allen Feierlichkeiten zu Ehren der. Des 
meter den Borfig, und enthüllte: den Aufzunehmenden. bie 
Myſterien; er befleivete fein Amt Lebenslang und wußte 
der ſtrengſten Keufchheit huldigen. Der Daduhos trug 
bie heilige Fackel bei den Feierlichkeiten und reinigte bie 
Einzuweihenden. Der H ierokeryr machte ben Herold 
bei den Berfammlungen, hielt die Profanen vom Heilig, 
thume ab und’ wachte über Stile und Ordnung. De 
ö Epibomios endlich beforgte. das Opferweſen und leiftee 
den andern Beiltand. Alle waren mit Myrthen bekränzt, 
‚trugen Purpurgewande, und fonuten nur bei ihrem Ordens⸗ 
- namen genannt werden. Auſſer diefen vier Hauptprieftern 
gab es noch andere von Bedeutung und eine Menge’ge 
zingerer, ‚unter denen die Gefchäfte im Tempel und bei 
den Feierlichkeiten getheilt waren; aber es gab andy Pries 
ſteriunen, welche den Dienſt bei ben einzuweihenden Frauen 
and Mädchen hatten. 
- Alle Griechen konnten zur Aufnahme gelangen, die 
Athener waren fogar verpflichtet, fich vor.ihrem Tode eins 
‚weihen zu laſſen; ein altes Geſetz aber fchloß alle andern 
Voölker, insbefondere Perfer und Meder, dann ale Mar 
gier und Zauberer, Sklaven und unehelich Geborne aus. 
“Verbrecher mußten vorher durch eigene religiöfe Ceremo⸗ 


nieen gereiniget werden, ehe fie aufgenommen werden konn⸗ 


ten; denn unbefledte Hände, Reinheit von Verbrechen, 





*) Eumolpos aus Thrafien wird als der Stifter der Elenfi- 
-  Nien genannt; es fheint alfo, daß die Familie der Eumol⸗ 
piden für die Seinige gegolten habe. Keryr ift der Ra 
‚me: eines Sobns des Hermes und der Pandroſos, und 
‚ feine Gamilie in Athen befaß das Dee Amt bei den 
Myfterien. 


— ‚4929 64 J | 
und Verſchwiegenheit waren die Erforderniſe, welche der 
heilige Herold jedesmahl verkuͤndigte. Deßhalb waren auch 
Kinder nicht ausgeſchloſſen, vielmehr ward ein Knabe vor 
andern auserwählt, um die Gottheit zu verfähnen und fie 
im Namen aller- Eingeweiheten zu befänftigen, weil man 
glaubte, daß er, wegen .ber Unfchuld feines Alters allein 
bie Borfchriften buchftäblich erfüllen könne. Man $heilte die 


Eleufinien in die größern und in bie kieinern, welche leßs. , 


teren gleichfam als die. Vorbereitung auf jene angefehen 
wurden. Die Eingeweiheten der kleinern Myſterien hießen 
»Mpften,” die -der großen ?Epopten.” Die großen. 
wurden im. ‚September, bie Heinern im April gefetert. 


Unmeit Athen lag eine Kapelle, am Fluffe Stiffos. Diefe. 


war zur Feier ber Fleinen Elenfinien beftimmt. Der Fluß 
biente zu den vorbereitenden Reinigungen. Den Reiniguns- 
gen aber gingen Faften vorher. Bei der darauf folgenden 
Einweihung forderte der Myſtagog dem Aufzunehmenden 
einen furchtbaren Eid ab, um ſich feiner Verfchwiegenheit. - 
zu verfihern. Dann that er verfchiedene Fragen an ihn, 
welche mit folgenden Worten eriviedert wurden: »Ich habe 
gefaftet, ih habe den Kyfeon*) getrunfen, ich 
habe den Becher aus der Kiſte genommen und, 
nad dem Gebrauche, in den Korb und aus dem 
Korbe wieder in bie Kifte gelegt.” Das Alles 
hatte Beziehung auf die Geremonieen, welche der Aufzus 
nehmende hatte‘ mitmachen müffen. Nun wurde der neue 
Myfta auf einen Thron gefegt, ‚um welchen die Uebrigen 
herumtängten. Nach Verfluß eines nicht mehr zu beſtim⸗ 
menden Zeitraumes aber, während welchem er- bei-den groͤ⸗ 
ern Elenfinien. nur an der Tempelthüre ſtehen durfte, 


*) Kykeon, ein ſeltſamer und ſchwerlich ſchmackhafter Milde, Ä 
maſch aus Gerſtenmehl mit Waller, Wein oder 
Mich, auch Honig oder Käfe, Salz, Kraütern und 
Biumenfaft, oder gar aus Mehl, Rindsblut und 

ı Meerwaffer, wie die Alten felber erzählen. 


— 430 — 


| wurde er zum Epopten und zur Theilnahme an den groͤ⸗ 


Gern Myſterien zugelaſſen. Dieſe, bei welchen der Hiero⸗ 
phant den, Schöpfer des Weltalls vorſtellte und Sinnbil— 
der an ſich trug, die auf die Allmacht deuteten, dauerten 
mehre Tage. Während derſelben lag das gemeine Volk 
an der Brüde über den Kephiffos in einer Art von Hin 
terhalt und neckte und verfpottete die über, biefelben gehens 


den Prozeffionen, fo wie einft Demeter bei ihrer Ankunft 


in Eleufid war verfpottet worden. Am erſten Tage des 
Feſtes nun verfammelte man fich und nahm die Myiten 


auf. Am zweiten war eine Prozeffion_an dad Meer, wo 


man ſich reinigte. Der dritte Zag war dem falten ges 


widmet.: Abends tranf man den Kykeon und aß aus ber 


- heiligen Kifte, Sefam, Pyramis Ceine Art von Bid 


w 


ui), runde Kuchen, Salzkörner, Mohn und 
wohlriehendes Backwerk. Die Faften mußte in Bes 


trübniß zugebracht werden, weil fie an die Zeit erinnerte, 
wo Demeter um ihre Tochter betrübt war. Den vierten 


Tag läßt man einem Opfer ber Eingeweiheten und mimi⸗ 


[hen Taͤnzen auf einer beblümten Wiefe geheiligt ſeyn. 
An fünften war ein feierlicher Fadelzug. Paarweiſe, jeder 


mit einer brennenden Fadel in der Hand, gingen bie Eins 
geweiheten in den Tempel ber Demeter zur Nachtzeit, wo 
die Fackeln aus Hand in Hand gingen und fleißig ge 


ſchwenkt und gefchüttelt wurden, weil man den von ihnen 


auffteigenden Dampf für etwas. Söttliches hielt. Der 
fechöte Tag war ber allerfeierlichite. Er war bem Sal 


chos geweihet, welcher mit einer Myrthenkrone auf dem 


-, Haupte und einer Fadel’in der Hand vom Keramikos 


bis nad) Eleuſis getragen wurde. Eine Schminge (nd 
Sinnbild der Abfonderung, Reinigung); ein Lor⸗ 


beerzweig, ein Rad, und der Phallos wurben hi 


‚ ter der Bildfaüle des Gottes hergetragen und wohl at 


80,000 Menfchen begleiteten fie’. Der Zug ging nad dem 
Schalle der Inſtrumente und dem Gefange heiliger Lieet 
und hielt zuweilen file, weil Opfer. gebracht und Tän 


' ’ 
— 
a — 431 — 


aufgeführt wurden. Der Zug ging zu Athen durch die 
heilige Pforte und auf dem heiligen Wege in beit 
Zempel zu Eleufid und von ba — wahrfcheinlich am fies 
benten Tage — wieder zurüd in den Tempel bed Jakchos. 
Am achten Tage ſoll bie Epidauria. gefeiert worden 
ſeyn, ein Felt, dem Asklepios zu Ehren, der einft auch 
ein Eingeweihter war. Den: neunten Tag nannte man 
Plemochos, nad) einem Gefäße fo genannt. Die Prie⸗ 
fter fühlten zwei folder Gefäße mit Wein und fließen fie, 
den einen gegen Morgen, den andern gegen Abend, mit 
geheimnißvollen Worten um und fahen dabei den Himmel 
und die Erde an. Wahrfcheinlich galt * Ceremonie u 
den unterirdiſchen Goͤttern. 


Die eigentliche Einweihung fiel in die Nacht nach dem 


Jakchostage. Mehre vorhergehende Nächte waren mit Vo⸗ 


bereitungen zugebracht worden; in biefen nahm man noch 
einmahl den Eid .der Berfchwiegenheit von den Aufzunchs 
menden, ‚ließ fie fich entkleiden und in eine bloße Hirfche' 
haut hüllen (Erinnerung an den rohen Zuftand früherer 
Menfchheit, ‚oder auch an das. verdorbene und vergänglis 
he Leben bed Ungeweiheten) und ftellte fie vor das. vera 
fchloffene Thor des Tempels. Mit: einem Mahle erzittert 
der Tempel, der Blitz verbreitet ein glänzendes Licht, wels 
ches die Nähe der Gottheit anfündigt; ein dumpfer Schall 
läßt fi) aus dem -Abgrunde hörenz ber Fefröpifche Tempel 
ertöntz. Eleufi erhebt feihe heiligen Fackeln; Die Schlans 
gen des Triptolemos ziſchen, in. ber Ferne erfcheint Hes 
fate. Was hier bichterifch dargeftellt ift, befchreiben andes 
te Schriftfteller mit eigentlichen Worten und fchlldern, wie 
die Epopten. aus Kinfternig und Schauer und Schreden 
zum Lichte, zur Freude und zit feliger Empfindungen. 
hinübergeführt wurden, und in dieſem Zuftande verblies . 
ben, bis der Hierophant, der dem Angefchaueten Deutung 
gegeben, mit‘ den geheimnißvollen Worten »Konr ſ om— 





gar!” %) Die ganze Feierlickeit eubigte. Die Berfeme 
Inng wiederholte Diefe Werte uud ging Darauf anicinasır. 


Die ſamothrakiſchen Myfterien waren aud Phry⸗ 
gien über Kreta gefommen, wo man fie dem Zeus zu Ei 


sen gefeiert hatte. In Griechenland konnte man ich übe 


den Bott, dem fie galten, nicht vereinigen, bald feierte 
man fie dem Zeus, bald dem Dionyfod, bald der Dewe⸗ 
ter. Die dbionyfifhen Myſterien, bie mit den vor 
hergehenben fehr viel gemein hatten, wurden zu Zeiten deö 
Epaminondas, als der "öffentlihen Sache und ben — 
Sitten nachtheilig, allgemein verboten. 


Mit den religiöfen Feſten der Griechen — and | 
in Verbindung 


die Sffentlihen Spiele, 


deren man vier zählt, nemlich die olympiſchen, die er 
ſchen, die — und die iſthmiſchen. 


Die oiympiſchen waren die feierlichften, größten und 
berühmteften unter diefen heiligen Spielen. Sie waren dem 
Zeus geweihet und wurden zu Olympia begangen. Ueber 
ihren Urfprung find die Sagen verfchleden ; denn nad 
Einigen find fie von Zeus felber 'geftiftet worden, nad 
Undern von Herakles; auch iſt es ein gewiſſer Pikos, 

en | = = 


r 





*) Ein neuer Vorſcher weiſt nach, daß die Braminen faſt mit 
derſelben Formel ihre Sartesdienfte ſchlieſſen, fie fpreden 
nemlich Candfha-om:s yacihal Candſcha fer der Ge⸗ 
genſtand des höcften Sehnens; om das bekannte Wort für. 
Sottheit undpaciha heiße Wechſelung, Manderung 
Reibe, Ordnung, Pfliht: Er wil alſo damit die 





Eleuſinien auf Indien zurückführen. Ein anderer verkrer | 


tet fig darüber mit bitterm nu 


— 433 — | 
den mar al. den Stifter berfelben nennt. — i, daB 


bei der Stadt Piſa fon in den allerälteften Zeiten fols 
che Spiele gehalten wurden. Sie wurden mehrmahls uns 


terbrochen -und wieder erneuert... Aber erſt feit der legten .. - 


Wiederherſtellung durch Iphitos, König von Elis, der 
zu Lykurgos Zeiten lebte, wurden fie regelmäßig und uns 
unterbrochen gefeiert. - Sie wird in das Jahr 776 v. Chr, 
gefegt und von ihr an die Diympiaden gerechnet. Ynfange | 
ſollen die Pifaner die Aufficht und Beforgung ber Spies 
le gehabt haben; aber nachdem thre Stadt von den Eliern 
war zerflört worden, ging biefes Gefenäft auf die =. 
ger über. j 

Unendlich war die Menge ‚ welde zur — dieſer 
Spiele nad; Olympia ſtrömte. Lange Zeit durfte, -anffer 


den Priefterinnen. der Demeter, kein Weib dabei fich fehen  . 


laſſen. Das Geſetz verurtheilte eine ‚Uebertreterinn, von 
einem Felfen herabgeftürzt: zu werden. Die Spiele water 
jedes Jahr in unferm Julius» Monat und dauerten fünf 
Tage; aber die Kämpfer mußten ih zehn Monate vorher 
in Elis darauf vorbereitet haben. "Am Abend vor dem 


Anfang .derfelben war großes und feierliches Opfer. Mit 


dem Anbruche des Tages hegannen nun allemahl die Spie⸗ 
le, welche in Wettrennen zu Pferd und zu Fuß, in Sprin⸗ 
gen, - Diskuswerfen ‚- Ringen und Fauſtkampf beſtanden; 
den Beſchluß am fünften Tage machten muſikaliſche und 
dichteriſche Weltſtreite. Die Ehre des Siegers in dieſen 
Spielen war auſſerordentlich, ſie ging von ihm auf ſein 
Vaterland über, das ſtolz deen war, ihn hervorgebracht 
zu m en - 


Die — chen Spiele, zu Ehren des Apollon, des 
Pythosbezwingers, wurden auf den kriſſäiſchen Feldern 
bei Delphi (oder früher Pythe), aufangs alle neun, dann 
aber alle fünf Jahre gehalten. Dichter und Muſiker ſtrit⸗ 
ten um den m ber in einem Lorbeer » oder Eichen⸗ 

1. Band. W De | 


| — 432 — 
. gar!” die ganze Feierlichteit enbigte. Die Berfemw 
ung wiederholte biefe Worte und ging — auseinander. 


Die ſamothrakiſchen Moſerien waren and Phry⸗ 
gien über Kreta gekommen, wo man fie dem Zeus zu Er 
ren gefeiert hatte. In Griechenland Tonnte man fich übe, 
den Gott, dem fie galten, nicht vereinigen, bald feierte 
man fie dem Zeus, bald dem Dionyfod, bald der Dews 
ter. Die dionyſiſchen Myfterien, die mit den von 
hergehenden fehr viel gemein hatten, wurden zu Zeiten dei 
Epaminondas, als ber "öffentlichen Sache und deu — 
Sitten nachtheilig, allgemein verboten. 


Mit den religioſen Feſten ver Griechen — auch 
in Verbindung 


bie öffentlichen Spiele, 


beren man vier zählt, nemlich Die ofyımpifchen ‚ bie  vone 
ſchen, die nemeifihen und bie iſthmiſchen. 


Die ofympifchen ı waren die feierlichſten, groͤßten und 
.  berühmteften unter dieſen heiligen Spielen. Sie waren dem 
—Zenus geweihet und wurden zu Olympia begangen. Ueber 
ihren Urfprung find die Sagen verfchieden; denn nad 
Einigen find ſie von Zeus felber"geftiftet worden, na 
- Yindern von Herakles; auch iſt es ein gewiſſer Pikos, 


’ 





* Ein neuer horſcher weiſt nach, daß die Braminen faſt mit 
derſelben Formel ihre Settesdienſte ſchlieſſen, ſie ſprechen 
nemlich Candſcha⸗om⸗ pacſhal Candſcha fey der Gr 
genſtand des höchſten Sehnens; om das bekannte Wort für. 
Sottheit und paefha heiße Wechſelung, Wanderung 
Reibe, Ordnung, Pflicht: Er will alſo damit die 
Eleuſinien auf Indien zurückführen. Ein anderer un 
tet fig darüber mit bitterm nn: 








| a4ss 
den man aiß den Stifter derſelben nennt. Gewiß if, degz 


bei der Stadt Piſa ſchon in den alleräfteften Zeiten ſol⸗ 
che Spiele gehalten wurden. Sie wurden mehrmahld un⸗ 


terbrochen -und wieber erneuert. Aher erſt feit der leuten . - ; 


Wiederherftellung durch Iphitos, König von Elis, der 
su Lykurgos Zeiten lebte, wurden fie regelmäßig und uns 
unterbrochen gefeiert. Sie wird in das Jahr 776 v. Chr, 


gefegt und von ihr an die Olympiaden gerechnet. Anfangs ” : 


folen die Pifaner die Aufficht und Beforgung der Spies 
le gehabt haben; aber nadıdem ihre Stadt von den Eliern 
war zerflört worden, ging dieſet Geſchaͤft auf die — 
ger über. 

Unendlich war die Menge, welche zur Feier dieſer 
Spiele nach Olympia ſtrömte. Lange Zeit durfte, auſſer 
den Prieſterinnen der Demeter, kein Weib dabei ſich ſehen 
laſſen. Das Geſetz verurtheilte eine Uebertreterinn, von 
einem Felſen herabgeſtürzt zu werden. Die Spiele water 
jedes Jahr in unſerm Julius-Monat und dauerten fünf 
Tage; aber die Kämpfer mußten fi zehn Monate vorher 
in Elis darauf vorbereitet haben. Am Abend vor dem 


Anfang..derfelben, war großes und feierliches Opfer. Mit | 


dem Anbruche des Tages begannen nun allemahl die Spies 
le, welche in Wettrennen zu Pferd und zu Fuß, in Eprins 
gen, Diskuswerfen, Ringen und Fauſtkampf beitanden; 
den Beichluß am fünften Tage machten mufifalifche und 
bichterifche Weltſtreite. Die Ehre’ ded Giegers in diefen 
Spielen war aufferordentlih, fie ging von ihm auf fein 
Vaterland über, das Holz baranf war, ihn hervorgebracht 
zu haben. | 


Die: — chen Spiele, zu Ehren des Apollon, des 
Pythosbezwingers, wurden auf den kriſſäiſchen Feldern 
bei Delphi (oder früher Pythe), aufangs alle neun, dann 
aber alle fünf Jahre gehalten. Dichter und Muſiker ſtrit⸗ 
ten um den Preis, der in einem Lorberr⸗ oder Eichen ⸗ 
1. Band. | 23 | 


" — 4 — 

Kranz befiand. Kampfrichter waren bie Aupkofiicen 
Später erft famen auch gymmaflifche Wettſtreite Dazu. Ja 
Der fpätern Zeit wurden biefe Spiele and) in aubern Stöb, 
ten Griechenlands gefeiert. Zu Delphi dauerten fie biö in 
das dritte Jahrhundert nach Chriſtus. 


Die tfihmifchen Spiele wurden auf dem Sfehmos 
bei der Stadt Korinth gehalten. Ihre Entſtehung verdan 
fen fie nach einigen Nachrichten dem Könige Siſyphos, 
weldyer fie anorbnete, ald man den Leichnam bes Palür 
mon ober Melitertes, deffen Mutter Ino ſich mit ihn 
ind Meer geſtürzt, aufgefunden hatte. Nach andern find 
fie von Thefeus dem Pofeidon zu Ehren geftiftet worden. 
Woahrſcheinlich hat der Iegtere bie bereitd lang vorhande⸗ 
nen und vieleicht verfallenen, wieder hergeftellt. Die Athe⸗ 

ner führten babei den Borfig, aber, ganz Griechenland 
a daran Theil, bis auf die Eleer, welche niemahl 
erſchienen. Die Urfache davon war ein Fluch, welden 
Molione, deren Söhne vom Herakles in ihrem Gebiet 
erfchlagen, über fie ausſprach, weil fie ben Frevel nid! 


. 'ahnden wollten. So groß war bie Scheu ber. Griechen 


vor den rächenden Göttern. Ueber die Zeit und bie Dauer 
der Spiele ift man nicht einig, wahrfcheinlich beging man 
fie im Herbfte. Einrichtung und Feierlichkeiten ‚waren bie 
‚felben, wie.bei den olympifchen. Nachdem die Römer Lu 
rinth zerſtoͤrt hatten, übertrugen fle die Operaufficht über 
dieſe Spiele den Silyonern, bis Korinth wieder aufgebaut 
ſeyn würde. Man bekränzte die Sieger, mit Fichtenzwei⸗ 
gen, eine Zeitlang auch wit trodenem Eppich. 


Die nemeifchen Spiele hatten ihren Namen von 
dem kleinen Orte Nemea in Argolid. Ihren Urfprung 
follen fie von. Leichenfpielen haben, welche dem von einem 
Drachen getödteten Opheltes, einem Sohne des Lykur⸗ 
gos, gehalten worden waren. Andere laſſen ſie vom He⸗ 
ralles, dem Zend su Ehren, fiften. . Sie wurden alle drei 


— 488 
FJahre gehalten und gaben hie und ba bie Grundlage zu 
einer Zeitrechnung. Die Uebungen waren, wie bei den 
olympiſchen, koörperliche und geiſtige. Die Kampfrichter 
waren ſchwarz gekleidet und wegen ihrer ſtrengen Gerech⸗ 


tigkeit berühmt. Die Sieger fränzte man mit Oelzweigen, 
fpäter mit grünem: Epheu. 





Hausliche ——— und Gebraͤüche. 

Wie bei allen andern Völkern, fo wurden auch bei 
ben Griechen: die vorzüglichiten Perioden und Auftritte bes 
haüslichen Lebens durch, Die Religion geheiliget. - Daß man 
bei der Geburt eined' Sohnes einen Krarz von Delzweis 
gen, einer Tochter aber ein wollened Band am Haufe 
aufhing; daß der Vater fein Kind, das man ihm unmit⸗ 
telbar nach der Geburt zu Füßen legte, aufnehmen, oder 
durch Abwendung . feines Blickes zur Ausfegung beftimmen. 
fonnte, waren alte. Gebraüche, die weniger der Religiom . 
angehörten: die erfte religiöfe Geremonie, die mit ei 
nem Kinde vorgenommen wurde, war bie Reinigung» 
weihe deöfelben. Diefe erfolgte am fünften Tage. Eine 
Frau nahm dad Kind auf den Arm, ihr folgten Die fänts 
lichen Hausgenoſſen und alle gingen breimahl um dad - 

haüsliche Feuer herum. Am fiebenten oder zehnten Tage - 
erhielt dad Kind in Gegenwart ber Hausgenoſſen und der 
beiderſeitigen Verwandten der Eltern einen Namen von 
ſeinem Vater, wobei ein Opfer und ein Gaſtmahl gehalten 
wurden. Einige Tage darauf folgte (in Athen) eine 
heiligere Geremonie, nemlich die Einweihung bed Kindes 
in die eleufinifchen Geheimniſſe. Gleich nach der Geburt 
oder fpäteftend im vierter! Sahre mußte ein Knabe in Athen 
in einen Demos aufgenommen werben, wobei der Vater 
in einem dazu beflimmten Tempel ein Schaf zum Opfer 
brachte und feierlich fchwur, daß der Knabe von ihm und 
einer Bürgerinn in gefegmäßiger Ehe geboren ſey. Mit 
achtzehn Jahren wurden bie Jünglinge Dex Athener unter 
——— gg» | 


vom 


ı/ 


- 46. — 


Vie Krieger anfgenommen und mußten dabei in Agraulen 
- Kapelle einen feierlichen Eid ablegen, » daß fie die Waf—⸗ 
fen des Staatd nicht entehren, ihren Poften wicht verlaf 
fen, ihr Leben für dad Baterland aufopfern und dieſes 
Iegtere blühender hinterlaffen wollten, - ald fie ſolches ge 
funden.” Mit zwanzig Jahren nahm man fie unter die 
Bürger auf, wobei fie, in ihrem ———— den vor 
zwei Jahren geleiſteten Eid wiederholten. 


Anch für die Mädchen gab es religtäfe — be⸗ 
ſonders wurden fie frühzeitig gewöhnt, bei den Prozeſſio⸗ 
nen und Opferzügen bie heiligen Geräthe und ander 
Dinge, mit Anſtand nud — zu. tragen, zu tangen 
and dergl. 


deilig war bei den Griechen das Band der Ehe, 
darum wurde ed von ber, Hand der Rellgion geweiht. 
Braütigam und Braut, erfberer ‚haüftg in Kleidern, bie 
‘\ feine Berlobte ſelbſt gefertigt hatte, gingen ‘oder fuhren in 
den Tempel der Artemis in Begleitung ihrer Famili.n, und 
eier großen "Menge Volks, das ihnen Glädwünfche zus 
rief. An der Thüre des Tempels ward bad Paar von 
‚einem Priefter empfangen, der ihnem einen. Epheuzweig, 
als ein Sinnbild ihre Bundes, darreichte. Darauf führ 
te er fie zum Altare, wo eine junge Kuh in Bereftfchaft 
ſtand, geopfert zu werden. Dabei fuchte man aber nit 


* bloß die unverehelichten Söttinnen gu verfähnen, man fla 


hete auch, zu Zeus und Here, zu Uranos und Gaͤa, zu 
ben Parzen,. zu den Ehariten und vorgüglich zu Aphrodis 
ten, welcher Amor fein Daſeyn und die Menfchen alles 
ihr Glück verdanken. Die Prieſter unterſuchten Die Eim 
geweide des Opferthierd und erflärten, ob der Himmel 
das vorfeyende Bündniß genehmige. Nach dem Opfer bes 
gab fih Alles zu dem Artemiſium, wo Bad Brautpaar eis 
ne Locke niederlegte, die von dem Braätigam um eine Hand 


vol Kraüter, die von ber Braut um eine Spindel gewiß, 


— 


! 





1:7 BEE 
tell. Dann nahm der Brantvater bie Hand von feiner . 
Tochter, legte fie in bie Rechte ihres Brautigams und 
ſprach: Sch gebe Dir meine Tochter auf daß Du dem 
Staate. gefeßmäßige Bürger gebeſt! Nun fhwuren fh 
bie jungen Leute eine unverbrüchliche Treue und beflätigs 
ten den Schwur durch ein neues feierliche Opfer. Ge⸗ 
wöhnlich warb. es über biefen Feierlichkeiten. Nacht und 
der Heimzug geſchah beim Scheine vieler Fackeln, von 
Chören von, Spielenden und Tanzenden begleitet. Auch 


bad Haus war erleuchtet und mit Blumenkränzen behan⸗ 


gen. Beim Eintritt. in dasfelbe fegte man dem neuen 
Paare einen Augenblid einen Korb mit Früchten auf den 


Kopf und jet erfchallte. der Zuruf an Hymen. Darauf . 


kamen Dichter und Sänger, welche Hadhzeitliedes anftimms 
ten, zulegt Tänzerinnen, welche durch ihre Daritellungen 
die Eutzüdung, die Sehnfucht und .den Taumel ber füfler 
ſten Leidenfchaft erregten. Segt führte man bie Neuvero 
mählten. in ihr Gemach, wa fle von einer füßen Frudit 
gemeinfshaftlich aßen, einem Vorbilde ihrer kuͤnftigen Eins 
wracht. Die. Gäfte überliegen fich zugleich einer gewiſſen 
wilden, Luſtigkeit. Sie belagerten. die Thüre bed Brautge⸗ 
machs, welche. jebod) von Freunden des Braũtigams vers 
theidiget wurde, Nach einem neuen Hymenaos endlich 
zog ſich Alles zurück, um am folgenden Morgen fogleich 
mieber zu erfcheinen und einen neuen Brautgefang anzu⸗ 
fiimmen. Der übrige. Tag warb damit zugebracht, Daß 
die Nenvermählten, die SHochzeitgefchenke von. ihren Freuns 
den unb Berwanbten in Empfang. nahmen. Ded Abends 
begab fich die junge Fran. in’ das Hans. ihres Vaters, um 
ihre Rührung über ihre Entfernung aus demfelben auds 
zudrücken, und erft am folgenden Tage mard fe ihrem 
Gatien wieder angeführt 


Auch der Ausgang. aus dem Leben — nicht 
bed. Beiſtandes der Religion. Wo ein lebensgefährlich" 
Kranker Ing, da hing man einige Zweige von Lorbeeren 


nn 


sind Barenklau an dem Haufe anf und wenn & zu Ende 
zu gehen ſchien, nahmen die Verwandten Abſchied von 
‚ ihm und beteten zu Hermes, dem Führer der Seelen mm) 
- fihnitten ihm eine Lode ab für Perfephonela. Den nun 
wirklich Geftorbenen aber beklagte man mit Tautem Ge 
ſchrei. War er erkaltet, fo wufh man ben Leichnam, 
falbte ihn mit Wohlgerüchen und z0g ihm ein gutes, be 
Reichen ein koſtbares, Gewand an und feste ihm einen 
Blumenkranz anf; in die Hände befam er einem. Kuchen 
von Mehl und Honig, um den Kerberos zu beſchwichtigen, 
‚In den Mund legte man ihm einen ober zwei. Obolen für 
ben Sharon, dann ftellte man ihn einen Tag {n der Bor 
halle and. An der Thäre fand dabei ein Gefäß wit ger 
‚meihetem Waſſer für Diejenigen ‚die fih dur dad Anrüh 
ten des Todten verunreinigten. Der Leichenzug mußte vor 
Aufgang der‘ Sonne beginnen. Auffer den Verwandten, 
waren eine Anzahl Klageweiber da, welche den Verſtorbe⸗ 
nen laut beweinten, während er in einen Cypreffenfarg 
gelegt und auf einen Wagen gehoben wurde, auf welchem 
man ihn auf den Begräbnißplag" brachte. Der Zug ging 
in ſchwarzer Kleidung, mit niedergefchlagenen Augen, vor 
an ein Muſikchor, welches Trauerlieder ſang. In den 
früheften Zeiten beerdigte man bie Todten, ſpäter kam das 
Verbrennen derſelben auf, neben welchem ſich jedoch auch 
das Erſtere erhielt. Während der Handlung geſchahen 


- Trankopfer von Wein, man verbrannte ein Kleid dei 


Verſtorbenen und rief ihn Iaut bei Namen. War er ven 
brannt, fo ſammelte man feine Ueberrefte in eine Urne 
und begrub biefe in die Erde. Nun ging der Zug, wieder 


zurück und man fegte ſich zum Leihenmahle Am neunten. 


und dreißigſten Tage darnach verſammelten ſich die Ver⸗ 

wandten gewöhnlich wieder, in weißen Kleidern, und feier⸗ 

ten das Andenken des Verſtorbenen; ja bei Perſonen, die 

in vorzüglichem Anſehen geftanden, wiederholte ſich Diefe 

Gedächtnißfeſt ale Jahre an ihrem Geburttage. Die 

ze — feierten übrigens ein allgemeines ia im 
25 F 








- 


u 439 — 
Dronat Antheſterion (Febrnar und März), wobei man 
ine ode auf das Grab ber Verftorbefien legte, und Liba⸗ 
tionen von Wein, Waffer, Mil und Honig um basfelbe 
anftellte.e Die Griechen waren fireng in ber Erfüllung 
ihrer. Pflichten gegen die Verſtorbenen; man ehrte nicht 
nur Die irdifchen Ueberrefte, man hielt auch ihr Andenken 
heilig und ftrafte einen Sohn, ber gegeit feine Eltern bie 
Pflichten der Natur und der Religion vernachläffigte, ins 
dem man ihm ben Zugang zu allen bürgerlichen Würden 
verfagte; man ſtrafte fehr hart, unter gewiſſen Umftänden 
fogar mit dem Tode, wer eine Grabftätte . verunteinigte 
ober verleßte. Sie bewieſen damit, daß fie den Menfchen 
für ein Weſen hielten, das nach dem Tode noch forte 


Dauert und in einer gewiffen geiftigen Verbindung — ner 
ſichtbaren Welt bieibel. 


Dieſer affentliche Gottesdienſt der Griechen war durch 
ein Grundgeſetz vorgeſchrieben und dadurch mit der Staats⸗ 
verfaſſung anf das innigſte verbunden; man konnte jenen 
nicht angreifen, ohne dieſe zu erſchüttern. Daher waren 
die Obrigkeiten fehr. fireng in der Aufrechthaltung besfels 
ben. Man durfte über den Urfprung der. Götter denken 
‚and reden, wie man wollte, man burfte über bie ihnen 
gugefchriebenen Handlungen fpotten und lachen, das litt 
keine Einſchraͤnkung; aber wer wider bad Dafeyn der 
Goͤtter ſprach oder fchrieb, ober ihre’ Bilder verlehte, 
ober die von der Regierung genehmigten Mpfterien verrieth, 
der ward vor Gericht gefordert und im Kalle ber Ueber⸗ 
meifung am Leben geftraft, Die Anklage eines ſolchen 
Neligionverächterd. konnte jeder Bürger machen. Sie ges 
ſchah bei dem zweiten Archon, der die beſondere Aufſicht 
über das Heilige hatte, diefer brachte fie ſodann an bie 
Heliaften, oder an dad verfammelte Volt felber. Betraff 
die Anklage die Myſterien, fo erkannte der Senat darüber, 
wenn nicht ber Beklagte fih an die Eumolpiden wenbete. 


— 40 = 
Diefe befolgten bier ungefchriebene Gefete, ‚ dern —— 


fie allein waren und welche den Verbrecher nicht bloß der 
Nache der Menſchen, fondern auch der Götter übergaben. 






Der Schuldigbefundene ward aller Rechte eines Bürgers 
.. für verluſtig erklärt, die Prieſter ſprachen feierlich Ber 


wünſchungen über ihn aus, ſie wendeten ſich dabei gegen 
Abend, ſchüttelten ihr Purpurgewand und weiheten nicht 
bloß ben Verbrecher, ſondern auch feine Familie den um 
terirdifchen Gottheiten. Darauf bemächtigten. ſich, nad 
der allgemeinen Meinung, die &umeniden. bedfelben und“ 
deren Blutburft ließ nicht nach, bis er und fein Geſchlecht 
won ber Erde vertilgt waren. So ftreng die Eumplpiden 
waren, eben fo forgfältig haben fie darüber gemacht, daf 
Angeklagte, die der blinden Wuth des fartatifchen Volls 
zum Opfer fallen follten, gefchügt wurden, und Die Ber 
urtheilung berfelben nur gefegmäßig geſchah. Die Br 
ſchichte nennt fehr gebildete und ebenfo tugendhafte Min | 
wer, wie einen Aeſchylos, einen Diagoras, einem 


Frotagoras, einen Anaragoras, welche alle bei 


Atheismus angeklagt und verurtheilt wurden; aber fie fell 
auch Beifpiele auf, baß die Religion den Vorwand leihen 


‚wußte, um politifche Eiferfucht oder Privathaß zu befrie⸗ 


digen, wovon die Geſchichte des Alfibiaded und de 


. trefflichften aller Weifen, des Sofrates, die auffallend 


ften und betrübendften find. Ueberall hat das. Heiligke, 
die Religion, zum Deckmantel des Abfcheulichfien, 
der menfchlihen Bosheit, dienen müflen. 


— 4 





Religion und Cultus der Römer. 
Um Religion und Cult der Roömer richtig zu übe 


ſchauen, müffer wir zuvor einen Blid. auf die Völker wer 


fen, welche fchon vor Roms Entftehung in Italien -wohr 


‚ ten und Religion und Gultur hatten,. denn Bieled in ben 


römifchen Weſen erflärt fi) aus jenen. 


— 





ee 
Italien, behauptet. ein neuer Forſcher, ſey von Pe⸗ 


lasgern bevoͤlkert worden und zwar von ſchwarzen. Die 
erythräiſche Sibylla habe den Einen Gott verkündigt, 


baraus gehe hervor, daß die Peladger ihren Glauben au 
Einen Gott, den Amun, die Weltfeele, nad, Italien 


verpflanzt haben. Man Tann, gegen die Möglichkeit diefer 


Behauptung nicht wohl etwas einwenden; auch die Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit iſt nicht von Gruͤnden verlaſſen; bei dem al⸗ 
len aber ermangelt ſie der Sicherheit, die uns allein be⸗ 
wegen: könnte, etwas auf fie zu bauen. Wir gehen daher 
fogleich auf die Völfer über, deren Religion wir ausgebil⸗ 
det finden, und — zuerſt zu den 


t 


Etruriern. , 
Diefe % waren vor den Zeiten der Roͤmer das — 


volk in Italien. Sie ſollen aus Einwanderern von Klein⸗ 
aſien und von Norden und Süden her entſtanden ſeyn. 
In der That iſt ihr Religionſyſtem größtentheils aſiatiſch, 
doch ſind viele Spuren von galliſchen und ſamothrakiſchen, 2 
fo wie von ägsptifchen ‚Ideen. Es iſt die Mutter der mei⸗ 

ſten italieniſchen Religionen, namentlich der römifchen, | 
und hatte, durch den Einfluß des. Klima und ber Beſchaf⸗ 


fenheit des Landes, die damahls anders als jetzt geweſen 


find, einen ernſten, faſt melancholiſchen Charakter. Eigen 


thümlich war ihm die Lehre von Zeitaltern, die den Men⸗ 
ſchen und den Dingen überhaupt beſtimmt ſeyen, mit der 


von eluem großen Weltiahre, welches aus 12000 gewoͤhn⸗ | 


lichen Sahren beftehe. "In 6000 Sahren war die Welt 
erfchaffen, im erften Sahrtaufend Himmel und Erbe, im 
zweiten das Firmament, im dritten bas Meer: und die Ges 


wäffer, im vierten Die zwei großen Lichter der Natur, im 


fünften die Seelen der Menſchen, im ſechsten die Men⸗ 


ſchen. Nachher werde das Menſchengeſchlecht 6000 Jahre. 


beftehen und barauf dad Ende der Welt erfolgen. 


- Die Götter der Etrurier waren theild allgemeine,, theils u 
EEE: 3u ben — en die einheimifcen, | 


— A 
als die Bortiä (Fortuna) und bie ausländifden: Jupi⸗ 
ter, Juno, Menerva, welche hier eine Art von Trias 
bildeten. Dem Jupiter war ein Götterrath beigegeben von 
ſechs männlichen und ſechs weiblichen Perſonen, welche 
feinen andern Namen hatten, als den allgemeinen »Aeſar.“ 
Jupiter, etrudtiih "Tina,” war die Weltfeele und 
ber Grund aller Dinge, Berhängniß und Vorſehung. 
Aufierdem gab ed denn eine Menge befonderer Bst, 
ter, Genien ber Bdtter, der Menfhen, der Hat» 
fer, der Städte. Die Genien ber Götter und Menfchen 
Heben "Penaten,” die bed Wohnorts »Laren,“ d 
gab daher "öffentlihe Laren,” bie ed fir ganze Ge 
meinden und "private,” bie es für einzelne Kamilien 
waren. Der abgefchiebene Geift eines Menfchen hieß "Le 
wur; hatte man feine Pflichten gegen ben Berftorbenen 
erfüllt, fo wurde er zum »Lar,“ zum ſchützenden und 
‚ heifenden Haus gott, Hausgenins, wo nicht, fo er⸗ 
ſchien et als ”Larva,” als ſchrecklich und ſchaͤdlich den 
Böfen, wenn auch unfchädlich für die Guten. Abgeſchie⸗ 
dene Beifter, von benen noch nicht entfchieben war, ob fie 
ARaren” öber »Larven“ feyen, hießen "Manen,’ 
bie ihren Aufenthalt zwifchen dem Monde und der Sonne 
‚hatten und jährlich an beftimmten Tagen zus Erde kamen. 
An dieſen Tagen gefchah nichts Wichtiges. Diefen Glan 
ben verfinnlichte ein Stein, der anf einem Schlunde lag, 
aus welchem bie Geiſter hervorfamen. Die Erdgsätter 
in der alten Welt. waren ſaͤmtlich gute Goͤtter, daher 
bei den Etruskern auch ber Glaube an eine Bona Dea 
berrfchte, welche mit Myſterien verehrt wurde. Die Lehre 
von biefen Weſen hatte viel Sittliches ſie unterhielt die 
Achtung gegen die Verſtorbenen, die Liebe zum Vaterland 
und Vaterhaus, und mit heiliger Scheu beging man das 
—Maneenfeſt, bie jährliche za: ber Gräber ber 
; Vorfahren. 
Neben TinasYupiter Rand als oberfter Gottheit 
»Janus,“ der auch ald ein König der itafifchen Vorzeit 


4 


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— 443 — — 


— wirb; aber er war auch der Himmel und daB J 


Jahr, deſſen Anfang. fein Name bezeichnete, und alfo ein 
Raturgott, in welcher Eigenſchaft er einen Schluͤſſel führs 


te; er hieß die Sonne und. galt für einen Mittler zwis 


[hen den Menſchen und den höhern "Gäftern; audy ie 
diefer Beziehung hatte er fein Doppelantlig; w 
ft der Beſchützer der beiden Himmelsthore unb erſter Held 


dee himmlifchen Heere, darum wird bad Doppelthor feined 


Tempels im Frieden geſchloſſen; er. hieß Bater und ward 
ald Göttervater und Gott der Götter ‚geehrt, von 
dem Alles ausgeht und zu dem Alles: dereinſt wieber zurlick⸗ 
kehrt. Janus hat eine Schweſter⸗Gemahlinn, wie Oſtris 
und Zeus u. ſ. w. und fein: Doppelgeſicht, urſprünglich 


⸗ 


ein männliches und ein weibliches, ſollen ſchon bei bei 


Eirnsfern Sonme und Mond 'angedentet haben. Unter bie 
etrurifchen Obergötter gehört auch Mantus, Vedins, 


Kebrund, von dem man wenig mehr weiß, als daß - 


der Inbegriff der. Schreckniſſe des Todes und ber Finſter⸗ 


niß der Unterwelt war, den je: fchauen mußte, ber amd | 


dem Leben fchieb. 
Unter den etruskiſchen Untergättern ragt beſonders 


Tages hervor, ber in Knabengeſtalt, aber mit göttlicher 


Weisheit ausgerüftet, aus ‘einer Aderfurdye hervorging 


Er war alfo der Erde Sohn und trat, ald folder, als 


Prophet und Lehrer auf; bie Wohlthaten bee Ackerbaues, 
der bürgerlichen Einrichtung, aber auch die höhere Wiſſen⸗ 
ſchaft von göttlichen Dingen find fein Geſchenkt. Die tas 


getifhen Bücher waren bei den Etruskern, was die 


hermetiſch eu in Aegypten waren. 


Mit dem etrurifchen Goͤtterſyſteme hing bie oriefteiice | 
Weiffagung zuſammen, die fehr ausgebildet war, Man 
weiffagte aber aus dem Fluge und Fraße der Vögel, aus 
den Eingeweiden der Thiere, befonderd aber aus den Blitzen. 
Dabei hatten fie häufige Sühnungen und Reinigungen, ein 


formenreiches Rimalgeſeb und eine Unzahl von —— 


6 


— ee — m — s 


3 


Das Meife von biefem elgiofpkene iſt of bie 
Römer übergegangen. | 


, Die Sabiner 


waren ein alted) rohes Bolt, deſſen bicbere Reblichkeit, 
Frugalität und Gitteneinfalt von den römifchen Dichtern 
gerühmt wird, deſſen Religion feinem 'übrigen- Zuftande 
augeseflen war. : Es hatte einen Bott ?Sabnd,” Gas 
binus, ber die Sonne und einen andern, »Sancens, 
Gem,” der den Mond bedeutet haben fol; es hatte ben 
Summanus, den Bott der nächtlichen Blitze und die 
Bacuna, eine läudliche Gottheit; ed hatte den Cares, 


von einer Stadt fo genaunt, auch Guris und Quiris, 


einen Fetiſch unter dem Bilde einer Lanze verehrt und ben 
Kriegögott Mamers, dem blutige Menſchenopfer ges 
bracht wurden, - „Untergottheiten bei ben Sabinern ‚waren 
Terminus, Eloacina, Larunda, Lara, Matuta, 
Pales und Silvanus. alle. vn wir bei ben 


Ban wieder. | 


s Sn ——— 


das nachmahls den Römern fo nahe verwandt wurde, 


verehrte man den Saturnnd, ben Neptunus, bie 
ubitina, die Anna Derenna, die Matuta, ben 


Pales, Silvanus und Mutunns, welche wir gleidy 


fans bei den. Römern — kennen zu lernen Gelegenheit 
— werden. | ji 





Das Religionweſen der Römer iſt nicht immer das⸗ 


ſelbe, aber immer iſt es mit dem Staate innig verbunden 


geweſen. Als Rom entſtand, war ihre Religion ſehr ein⸗ 
fach, ſie kannten wenige Götter und hatten weder Bilder 


noch Tempel berfelben. Romulus, fagt man, habe ben 


Dienft ded ägpptifch»griechifchen ‚Herafles, nach albani⸗ 
ſchem Ritus, eingeführt, aber ſchon hatte biefer Bott ben 


N 


X 


— 2 vw 445. — ö 
Ramen “oupfterp- denn ein Tempel, von Romulns er⸗ 
aut, war dem Jupiter Stator geweiht, als der im 
iner Entſcheidungsſchlacht das bereits fliehende Heer ber 


Römer wieder zum en gehradt un zum Sieg ge⸗ | 
'ührt hatte. — 


Ihrem zweiten Könige, Ruma Pompitins, — 


ben die Roͤmer Die erſte religiöſe Bildung des Volks und 
bie Anordnung eines eigentlichen Gottesdienſtes zu. Nu⸗ 
ma ſtellte die Gottheit als ein unſichtbares und geiſtiges 
Weſen dar, hob die gebrauüchlich geweſenen Menſchenopfer 
and überhaupt alle blutigen Opfer auf und ſuchte ſeinent 
rohen, kriegeriſchen und bintdürftigen Volke auch dadurch 
mildere Geſinnungen zu geben. Auſſerdem ſchreibt mat 


ihm die Errichtung der Collegien, ber Pontifizes, J 


der Flamines, der Veſtalinnen, bie Verehrung des 
Terminus Zu und Die Sage laͤßt ihn alle dieſe Beleh⸗ 
rungen und Vorſchriften von der Gottheit felber durch die 
Nymphe Egeria erhalten, mit welcher er deßhalb in 
bem Hain von Aricia haüfige Zuſammenkünfte hätte. 
Doch eine fo einfache, ungeſchmückte Religion: fagte beit 
Sefinnungen "und Abſichten feiner Nachfolger wenig zu 
und die Patricier, die fi nach dem Umſturze des Kö⸗ 
nigreichs der hoͤchſten Gewalt: bemächtigten, waren - ſchlau 
genug, einzufehen, daß fie ihre Macht nicht-ficherer befes 
fligen fonnten, als durch das Anfehen der Götter‘, befs 
halb machten fie alle Angelegenheiten und Untergehmuns 
gen bed Staates von ben Göttern abhängig und beſetzten 
die oberften Priefterftellen mit Perfonen aus ihrer Mitte. 


& ward die römifche Religion mit der Regierung 
und, dem Staate nuf das genäuefte verflochten , und auffer 
den Bortheilen, welche die Beherrſcher des Staats davon 
hatten; hatte biefe Verflechtung einen fehr wefentlichen Eins . 
fluß auf Sittlichkeit und Tugend des Wolf; denn ber 
Grundſatz: »Daß die Götter das: Böfe verabs 


_ 


N 


— 


— 4 — 
Shenen und befirafen, die Zagend über belchs 
wen,” durchdraug bie ganze Maffe des Volles uud be 
wirkte eine Pietät, die ſich in den meiften Lebenöverhält 
niffen als achtungmwürbig. darftellte. Die Römer waren fo 
lange ein redliches und vechtichaffenes, treued und gewiſ⸗ 
fenhaftes, gerechted und billiges Volk, als fie die Religion 
Ihrer Väter in Ehren hielten; fie fingen an, alle biete 
Kugenden zu verlieren, als ihre Großen durch ihr Bei 
ſpiel Öffentliche Verachtung bee Religion lehrten; ihr Bw 
derben war’entfchieben , als biefer Geiſt der Frivolität und 


der Geringfchäßung heiliger und göttlicher Dinge: ſich über 


das ganze Volk verbreitet hatte. Die Belanntfchaft wit 


aAuswaͤrtigen Bölfern und ihren Sitten und deren Berpflaw 


gung auf römiſchen Boden, nachdem Karthago und Ko⸗ 
zinth zerftört, Mafebonien und Aften erobert waren, trug 
viel dazu bei. Der Verfall der Religion bewirkte Deu Ber 
fall des Anfehens und der Heiligkeit der Gelege, und bie 
Berlegung diefer führte zu biutigen Bürgerfriegen, in weis 


‚en der ganze Staat zulegt fich auflöste. In dem’ Zeiten 


der erſten Kaifer kehrte zwar bad. Anfehen ber Religion 
wieder zurüd; allein es war mehr Aberglaube und eitles 
Geremonienweſen, welche die Sitten immer mehr verdar⸗ 
ben. und dad ganze römifche Bolt zuletzt in einem ruchle⸗ 
fen, verworfenen Haufen von Knechten verwanbelten. 





‘8 


Mir betrachten das Religionweſen ber Römer, wie 
es in ſeiner ſchoͤnſten Periode geweſen iſt: 


Ihrer Goͤtter waren ſehr viele. Sie theilten fie aber 
ein, in Beziehung auf ihren Senat, in. Götter der erſten 
und der zweiten Orbnung. Der Götter der erſten Ord⸗ 
aung. zählte man zwanzig, wovon zwölf ‚die großen 


. Bötter, (conſentes, rathfihlagende) die übrigen 


acht bie "auserwählten Cfelecti”) genannt wurden. 





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— a er 


Bon. den großen Göttern war mm. der obere der. 
orientaliſch⸗ griechifche Zeus, oder, wie ihn bie Römer 


nannten 
" Jupiter. 


Der Name ſoll aus Jovis pater gufammengefegt 
ſeyn, alfo Bater Jovis heißen und dieſes Jovis mit 


30, Ion, Janus, Sao, Ja, Dios, Deus und ans 


dern das Böttliche bezeichnenden Namen verwandt feyn. 
Er ift,. wie bei den Griechen, ber Bater der Götter und 


Menſchen, aber er ift bier gewiffermaflen in noch größer. 


rem Anſehen, ald dort, denn ber ganze roͤmiſche Staats⸗ 
gottesdienſt conzentrirte ſich auf den Jupiter Optimus, 


Marimusd (ber allerbeßte und allerhödfte) und 


t 


‚die Gebildetern waren nahe baran, ſich ihn als ben eini⸗ 


gen Gott, den allmächtigen Schöpfer und gütigen Herrn 
der Welt zu denken; dem großen Haufen war er. freilich 
‚uue der donnernde Schußgott der Stadt und des Reiche 
auf dem Gapitolium. Hier begann und endete jebe Staats⸗ 
handlung mit Opfern; hier entfproß jedem Krieg ein Lors 
ber; hier befaud fich, im Kellergewölben, das - Staatdoras 
kei, bie ſibolliniſchen Bücher; dahin blickte jeder Ned» 
ner anf ber öffentlichen Rednerbühne; dahin richtete jeber 
Altglaübige feine Gebete. Die Triumphatoren legten ihren 
Lorberzweig, ben fie während bed ganzen Sepränges in 
der Hand gehalten hatten, bem Gott auf. dem Capitol is 
den Schooß. Aber er führt in Rom verfchiebene eigene 
thümliche Beinamen, theild von. Plaͤtzen, mo ibm Tempel 
und Altäre errichtet waren, theild von befondern Ereignifs 
fen, bie ihm augefchrieben werden. Go heißt er Jupiter 
Stator, wie wir fchon gelefen haben; er heißt »capi⸗ 


tolinifcher,” weil er auf bem Eapitolium s feinen 





*) Bei der Grundlegung des Tempels fand man dad Haupt 
‚eines gewiffen Tolus, eines längft Begrabenen dort an» 
verfehrt, woraus man eine lange Dauer des Staats weis⸗ 
‚taste... Daher der Name: Sapitolium. 


I 


F — — 448 — — 

= Haupttempel und feinen vorzuͤglichſten Dienſt hatte; er 
heißt LSferetrius,“ der bie Feinde ſchlagende; er "heißt 
"tonansd,” ber bonnernde, »pluvius,“ Der Regen ſen⸗ 
dende; er heißt Lapis, Stein und bei Jupiter, dem 
Stein, fhwören, galt für ben heiligen Schwur. De 
Schwörende nahm einen Stein in die Hand, warf ihn 
hin und fagte: "So verwerfe mid Jupiter, wenn 
ih falfh ſchwöre.“ Die Sagen von ihm find diefeh 
bew, wie bei den Griechen, auch ward er, wie dort, dem 
Shidfale (Fatum), den Parzen und dem Glücke 
unterworfen gedacht. Wenn Eicero von drei Jupitern 
zebet, auf deren legten alle Geſchichten der Jupiter ver 
einigt wurben; fo fpricht Barro gar von dreihundert ders 
ſelben. 


Einige romiſche Schriftſteller reden von dem,” Deus 
Majus“ und erklären das "Majıs” mit »Magnus“ 
und den Deus Majus für den oberſten Gott, alſo den 
Jupiter. Andere ſagen: Majus war bei den Tuscu⸗ 
lanern früher vorhanden, als die Kenntniß von Jupiter 
nach Italien kam. Und dieſer Majus iſt dad Männlidye 
von der Maja, welche, nad Macrobius, keine ande⸗ 
re iſt als die Ops, die Bona Den (Gute Göttinn), 
das geheimnißvolle Werfen, von weichem bie Idee, ſo wie 
bei der Kybele und Ähnlichen Gottheiten, nicht genaiı 
‚beftimmt, und. ohne Zweifel aus dem Driente herüherges 
kommen war; denn ſelbſt ihr Name deutet auf Indien hin 
und ihr efen, nach welchem fie die Erbe, bie Erd⸗ 
götrinn, war, tft gleichfalls ein Beweis dafür. Man 
if daher berechtigt, Majus und Maja für die große 
Urgottheit, männliches und weibliches Urprinzip, anzu⸗ 
ſehen. Die Römerinnen feierten der Göttinn Maja ein ger 

heimes Zeit, bei welchem jedem männlichen Wefen ber Zus 
‚tritt verfagt war. In der That war. diefes Feſt ein eis 
gentliches Keuſchheitfeſt ‚ wie es ſcheint, den Bacchanalien 
entgegengeſetzt. Es wurde in der Nacht, in Gegenwart 
— J en | zweier 





7 


— a440 — 


oeier Veſtalinnen in dem Hauſe riner obrigkeitlichen Per | 


n gefeiert, . and welchem fich ale männlichen Wefen eitts 
rnen mußten; felbit die Thiere männlichen Geſchlechts 


ußten entfernt und die Bilder von männlichen Perſonen 


enigſtens bedeckt werden. Daß übrigens durch die gute 
öt tinn die Keufchheit ber Frauen nicht hinlänglich ge⸗ 


hert war, beweist die Geſchichte des Clodius, der dem - 


efte berfelben, um der Gemahlinn des damahligen Prä⸗ 
rs, Jul. Cäſar, willen, in Frauenkleidern beimohnte, 
ser das Unglüd hatte, entdeckt zu werden. 


Ein neuer Forſcher behauptet, der geheime Dienſt ber’: | 


zona Dea fen nichts anders gewefen, ald roömiſch⸗ mos 
ifizirte Thesmophorien der Demeter. ar, 


Noch eines Namens des Jupiter muß hier — | 


erden. Er heißt nemlich auch Picus, welches zugleich 
er Name eined alten Königs oder Sehers, Sohns des 
Saturn, Gemahls der Canend und Vaterd bed Faunus 
yar. Er wurde von der Eirce, verfchmähter Liebe 'hals 
er, im einen Specht verwandelt und feine Gemahlinn “ 
chwand vor. Gram in bie Lüfte. Die Gelehrten deuten‘ , 


iefen Namen auf befondere Weife. Sie nehmen von der 


datur des Spechts, eines fcharfftechenden, und Doch durch 
eine Wirkſamkeit wohlthätigen Vogels, Veranlaſſung, den 
Bott als einen furchtbaren und zugleich, als einen gütis 
en, mildherrſchenden darzuſtellen. Zugleich finden fie 
arin Hindeutungen auf Weiſſagung und Blitze, wieder! 
18 für die Menſchen widrige und wohlthätige Erfcheinuns 
en im Reiche der Dinge, dad von Jupiter beherrfcht‘ 
pird. Auch hier alfo die dee des Gegenfaged von Su 
iter- (dem väterlichen Gott), welche die Römer fonft mit. 
Bejonid (den NRichthelfenden, Nichtwohlthäti⸗ 
zen, alfo foviel als Belangen and Benia sen 
zusdrucken. ke 


Sn J 29 


. 
X 


RN 


— 460 — 


‚Die Gemaklian und Samen des Jupiter hieß be 
den Römern 


EN 


dern Mythnus hier. gleichfalld derſelbe iſt, wie bei in 
Griechen. Ihr Eultus fam nad Nom, nachdem bie Ri 
mer die Stadt Veji, nad; einer gehnjährigen Belagerung 
erobert hatten. Da fie die Schupgöttinn der Stadt gewe 
fen war, fo durfte man fie nicht, mit Gewalt und oh 
ihren Willen wegführen, ein Priefter fragte baher ihr 
Bildfahle, ob fie mit den Siegern nach Rom ziehen wol 
und fie ‚bejahete bie Anfrage durch ein freundliches Kopf 
niden. Bald befam fie eine Menge von Tempeln in bu 
verfchiedenen Stadt, Gebieten, hieß gewöhnlich die Köni 
ginn Juno (Juno Regina) und wurde, mit Zupis 
ter und Minerva zugleich (wie bei den Etruskern) auf 
dem Capitolium verehrt. Insbeſondere aber war ſie die 


Göttinn der Frauen, denn fie war die Eheſtifterin 


 (Pronuba) und die Geburthelferinn CLucina) 


In ihrem Tempel auf dem esquilinifchen Berge verfum 
melten fih am 1. März alle Müttef und fleheten. zu ihr 
um Fruchtbarkeit, leichte Entbindung und eine tapfere Rady 


kommenſchaft. Eine der fhönften Gewohnheiten aber war, 


- 


daß Gatte und Gattinn, wenn fle uneinig gemorben wa⸗ 


ven, in ben Tempel der Juno gingen, daſelbſt ſich dor 
‘der ‚Göttinn erklärten und. ausföhnten. Diefe hieß dahet 
bie Biriplaca, bie Mannöyerföhnerinn. Weil nun Ju 

na fo eigentlich die Frauengättinn war, fo war es and 


— daß die Frauen bei der Juno ſchwuren, wie 


die Männer bei ihrem Genius, und daß jede Frau gleich⸗ 


fans ihre eigene Juno hatte, fo daß dieſe als Schuggöt 


tinn ind Unendliche vervielfacht wurde. Man unter 
ſchied daher auch gewoͤhnlich zwiſchen ber himmliſchen 
Juno und der Schutzgöttinn und jene war es, welcher 
jeber erſte Tag der Monate und ber ganze Junius gend 


| het war. 


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— Wi— 
| j Min ern ‚ 
ie griechiſche Pallas eder Athene, iſt in ER wie en 

»ellas, biefelbe geweſen; doch wurde fi fie hier, beſonders 
nfänglich, mehr ald Kriegegättinn, denn in anderer Bes 
ehung verehrt, aber ihr Bild fand mit dem bed Jupiter 
nd der Juno in. dem capitolinifchen. Tempel und alle jenen 
rwiefenen Ehren galten auch zugleich ihr. Zumellen wurs 
e fie mit der Göttinn Roma verwechſelt. Sie hatte vie 
, Schön. gefchmüdte Tempel, in der Stadt Rom fowoßl, 
[8 in andern Städten des römifchen Reichs und viele von 
iefen rühmten fich, wie ber capitolinifche, im Beſitze bes 
Jalladiums zu ſeyn, welches die Stadt Troja fo lange 


efhügt hatte. Zwar hatten, nach Homer, Diomedes und u | 


Uyſſes dasſelbe aus Troja weggeftohlen und. darauf erſt 
onnte die Stadt genommen werden; allein Aeneas wußte 
8 fich wieder zu verfchaffen und brachte es mit nah Ita⸗ 
en, worauf es zulegt an bie Römer Sam. 


Bom 19. März an feierte man zu Nom jährlich ein 
feſt, Quinquatrus genannt, welches fünf Tage dauer⸗ 
. Am erften Tage feierte man die Geburt der Göttinn, 
m zweiten opferte man ihr einen weißen Stier, ober eiit 
veißes Lamm. Gelehrte und Kuͤnſtler 'erfleheten ſich an. : 
iefem Tage der Göttinn Schug und in fpätern Zeiten - 
betteiferten Dichter und Redner um den Preis des Dlis 
ens und Eichenfranzes. "Knaben und Mädchen brachten 
er Göttinn Geſchenke, um leichter zu lernen. Das jährs 
ihe Schulgeld, Minerval, ward an die Lehrer entrich⸗ 
et. Die Schulen hatten Ferien. Man gab au. Fed 


erfpiele. Am’ legten Tage wurben bie Geräthe und, Jun. 


Itumente, die man bei ihrem Gottesdienſte gebraucht hat⸗ 
e, von neuem durch ein Opfer geweiht, um alles Unhei⸗ 
ige, was etwa vorgefallen ſeyn koͤnnte, abzuwaſchen und 
auszuſöhnen. Am 13. Juni feierten die Flötenſpieler ein 
Feſt, die kleinen Qu inquatrien genannt, weil Bine; 
va bie Exfinderinn der Slöte war. ee 

s RT 9 z 


! 


— 462 | 
| 8 eita. ; 
Den Cultus der Heſtia und ihr ewiges Feuer fol 
Aeneas nach Italien gebracht haben. Numa erbaute iht 


einen Tempel in Rom und Sungfrauen bewahrten darie 
das ewige Feuer und, wie man glaubt, das Palladium, 


- woran Roms Schickſal hing, nebft andern Talismanen. 


Ser vius erweiterte den von Numa geflifteten Orden 
ber veitalifchen Iungfrauen und ſetzte ihre Zahl auf 
fechs feſt. Dieſe priefterlihe Würde warb fo heilig ge 
halten, daß es fcheint, ein Theil der Verehrung der Gotb 
beit. fey auf ihre Dienerinnen übergegangen. Zur Wall 
einer folchen mußte der Pontifex Marimus zwanzig 
Jungfrauen ausfuchen, die nicht ımter fünf, nicht über 
zehn Jahre alt, von feiner niedern Abfunft und ofne für 
perlichen Fehler Teyn mußten. - Unter diefen entfchieb is 
den Curiat⸗ Gomitien *) das 2008 und bie Erwählte (Amata) 
verpflichtete fich, ihre Keufchheit, das heilige Feler (und 
das Palladium) fireng zu bewahren, während eines breis 
Bigjährigen Dienfted. In den erften zehn Jahren erlernte 
ſie denſelben, im den fülgenden zehn verrichtete fe ihn, in 
den legten unterwies fie andere darin. Nach Berfluß die 


. fer Zeit konnte fie ben Tempel verlaffen und fich vermaͤh⸗ 


In, während berfelben aber war fie ſtreng an ihre Pflicht 
gehnnden. Verloſch durch ihre Nachlaͤſſigkeit das heilige 
Feuer, ſo ward fie vom Pontifer gegeißelt, bie erzürnte 
Gottheit durch feierliche Opfer und Gebet verfähnt, da? 
Feuer aber,an den Strahlen der Sonne wieder angezän 
det. Brach fie aber gar dad Gelübde der Keufchheit, ſo 
mußte fie auf dem verflchten Felde (campus fceleratue) 


Ä unter fürdtertichen Geremonieen ins Grab ſteigen. Ganj 





Curiat⸗ Comitien waren die Volfsverfammlungen' zu Rom, 
wo dad Bolt nah Eurien abſtimmte. In 30 Eurien war 
die Stadt Kom ——— 


— 


‘ 


a, 


Re RE 
vechäßt, im oöligen Leichenpompe, wurde fie in Beglei⸗ 


ung ihrer Freunde zur Grabſtaͤtte hinauögetyagen. Dort 


nußte fie in einer Gapelle,. in welcher ein. Bett, ein Licht, 


Brot, Waffer, Milch und Del ſtanden ‚ nachdem der Pons ' 
ifee mit aufgehobenen Händen ein Gebet verrichtet hatte, - 
mf einer Keiter in eine tiefe Grube fleigen. Diefe Leiter 


og man ſodann in die Höhe und überfchättete Grube und 


Sapelle.. mit Grde Ganz Rom trauerte an einem folchen . 
Lage und betrachtere das Vergehen und die Strafe als ein 


Inglüd, das dem ganzen: Staate. widerfuhr. 


Sr. biefe. Entfagung- war: die -Beftalinn durch 


x 


/ ’ 


Macht: und Anſehen entfchäbigt. Sie war, fo wie er 


Pontifer. ihre Hand. faßte, der väterlichen Gewalt entzo» 


jen, hörte auf, unmünbig zu feyn und befam das Recht, 


hr Teſtament zu machen. Im Theater hatte fie eineu 
nögezeichneten Sig in der Reihe der erſten Magiftrater 


vrfonen und wenn ein zum Tode .Verurtheilter ihr zu ber . 


jegnen- das Glück hatte, fo. ward ihm das eben. gefchentt. 


Sie trugen: ein. langes, weißes Gewanh, eine -Stirubins 
re, das Haar a und ie Opfern einen, . ü 


Schleier. 


Aın.9. Junt ſeerte man zu — eſtalien, ap. 
velchen man ber Göttinn für die Wohlthat, an ihrem Feuer 


en Teig zu Brot baden zu. können, Opfer barbrachte, 


nd die Muller⸗Eſel nicht nur raſten ließ, fondern- auch 
chmückte, indem man .ihuen kleine Brätchen, auf eine 


Schuur gezogen, um den Hals hing, Der Efel war- nem⸗ 
ich der Veſta ein: geheiligted Thier, weil er fie einft durch 
ein Geſchrei vom Schlafe erwedt hatte, ald Priapus fich 
hr umverfchämt nahen wollte. Die "römifchen. Matronen 
ingen an dieſem Kefte barfuß in den Tempel ber. Bela, 
um Andenken an die Zeit, wo man nicht trodenen Fußes 
ber bie ſumpfigen Ufer der Tiber dahin gehen konnte. 


kin neuerts se wurde am 30. April der valatiniſchen 


in 


= — 46 — 
Veſta gefeiert, der Auguſtus in dem praͤchtigen von ihn 
erbaueten Apollotempel einen Platz anwies. Uebrigens war 


der Veſta auch die Vorhalle, oder der Vorhof des Haw 
ſes eſtibulum) geheiligt. 


Ceres, 

die Demeter der Griechen, genoß gleichfalls hoher Er 
ven in Rom. In ihrem Tempel waren bie” &efege ter 
wwoͤlf Tafeln eingegraben und die Güter derer, bie einen 
Volkstribun verlegt hatten, fielen ihr gm. - 


She feierte man die Gerealien, — laͤndliche und 


rin ſtadtiſches Feſt, jährlich. Die ländlichen waren ein 


Weldweihe für die. noch junge Saat im Frühlinge mi 
ein anderes, wenn fie gereift war, zum glücklichen Bu 


: ginn der Ernte. Dann wieder nach ber Ernte ein wil 


kührlich angeordnetes Saatfeſt. Das Felt, vor der Erale, 
die Ambarvalien, oder Suovetaurilien genantt, 
ward vor dem längften Tage gehalten. Man rief der 
Sanus, den Jupiter, die Juno an und dann opferte 
Man ber Geres eine: trächtige Sau, deren Eingeweide, 
mit Wein begoffen, verbrannt wurben. Zum Andenken 
der Eichelfoft trug man Kränze von Eichenlaub und fang 


‚, während bes Paemahe Erntelleder mit rohen Geber⸗ 


dentang. 


| Verſchieden von dieſer — Kr war das ſtoͤd⸗ 


uiſſche Ceresfeſt im April. Dieſes wurde mit Kampfſpielen 


im Circus Maximus eröffnet, worauf bie eigentliche 
Gerealien, deren Feier mehre Tage währte, erſt ihren Yu 
fang nahmen. Durch einen religiöfen Aufzug wurden di 
Kampffpiele vorbereitet. Voran wurde eine geflügelte Bio 
toria mit einem Palmzweig in der einen und einem Kran 
in der andern Hand, getragen. Dann: folgten bie hohe 


- Schußgottheiten Roms: Jupiters Bildſaule mit dem dh 
Be betwaffnet, Juno mit dem ——— Pfau, Ri 


— 


— 455 — 


ne rva und "dann nach ber Reihe bie Bilder. der Abrigen | 
Bötter. Beihmüdte Knaben leiteten die zum Wettrennen 
beftimmten Pferbe; daun folgte der Zug der obrigfeitlis, 
chen Perfonen, der Senat und die Söhne ber römis 
(chen Ritter; hierauf die Kechter und Ringer und die 
Chöre von Sängern, wovon dad erfie aus Männern, das 
zweite aus Jünglingen, das dritte aus Kindern‘ beftand, 
nebft ben Pfeifern und Zitherfpielern an welche ſich ein- 
Bolkshaufen in ‚allerlei Verkleidung muthwillig fcherzend 
anfchloß. Daun kamen die Prieſter, welchen ihre Diener 
das Opfergerälh tahtrugen und endlich die Opferſchkaͤch⸗ 
ter mit den bekraͤnzten Dpferthieren. "Zu Ehten der Goͤt⸗ 
tin wurden Eoblleder abgefungen, daß fie die Mentchen 

gelehrt habe, dem Boden eine beffere Nahrimg Abjugewin 
zen. Auf den feittlichen Umgang folgte dann das Wette 
rennen init Wagen and Pferden in dem Circus. 


Am 12. hub am: erſt die eigentliche Feier der Eerea⸗ 


Ken an. Dieſe wurden von den Ptieſterinnen der Görtinn, 


die ſich darch Enthaltfamteit dazu vorbereiten mußten, in 
der Nacht gefeiert. Wer dabei erſchien, mußte weiß ge⸗ 
newet ſeyn, ad durfte ſth nicht in Trauer befinden. 


Ä Wie heilig der Dienſt ber Seres bei dei Römern war,. - 


fieht man daraus, daß nach ber fhredlichen Niederlage,.  - 
welche fie bei Caunaͤ durch Hannibal erlitten, der Senat 


befchloß, daß die Trauer um die Gefallenen nicht Tanger 


ale zwanzig Tage dauern ſollte, damit dag Feſt der Ce⸗ — 


res Löhne gefeiert werben. Die Mütter und Töchter, Gat- 
tinnen und Schweſtern der Erfchlagenen mußten ihre Ihräs _ 
sten ttocknen und ih weißem, feftlihen Gewande — 
auf die A fireuen, 


Die, Bedeutung bed — deſtes iſt übrigens feine 
andere, als die des griechiſchen, der Eleuſinien. 


— 46 — 
Reptunap, 


Als Kom gegränbet war, fehtte es dem —— 
laufenen Geſindel an Frauen, welche Romulus durch den 
ze Sabiner» Raub ihm zu. verfchaffen mußte, 

Br ſchrieb ein Felt aus zu Ehren des Gottes Conſus, 
Den er ſich damahls ſelher geſchaffen haben fol und es war 
ausgeſprengt, man habe im Circus einen in die Erbe von 

grabenen Altar gefunden, welcher dem Conſus (den 
Gott geheimer Rathfhläge) geweihet ſey; Dem zu 
Ehren gelte die Feier. Zum Andenken -an die wichtige Be 
gebenheit, die das Dafeyn bed römifchen Volks begründe 
se, wurden barauf jährlich die Conſualien gefeiert, am 
18. Auguft. Dem Conſus war befonderd das Pferd gehe, 
ligt. Später Iernten, die Römer den griechifchen Pofeidon 
kenunen, der’ ein Pferdes und Meer » Gott zugleich, 
. wahrfcheinlich die Veranlaffung war, daß. der alte Conſus 
mit dem auch vorhandenen Neptunus, dem Gott de 
Meers bei den Lateinern, zufammenfchmolz und am Ende 
gar nicht mehr genannt wurde. Neptunus war nun vol 
lig, was Pofeidon bei den Griechen war, beſonders ale 
bie Römer aufingen, eine Seemacht zu werden, und wenn 
dann, in ber Folge bei den Gonfualien Pferde und Eifel 
befrängt wurden, fo beutete diefe Sitte darauf Hin, daß 
ben koſithieren durch die zu Erleichterung gewor⸗ 
ſey. 


Auſſer dem Neptunus kannte man in Rom wohl auch 
die andern ausländiſchen Meergötter, als den Oceanus 
und ſeine Gattinn, die Thetis, den Nereus und die 

Doris u.f. f. mit allen ihren Abkömmlingen, Nereiden 
und Tritonen u. vogl. doch hatten fie weder Tempel. noch 
2 Altäre. | 


J F Venus. 
Die griechifche Aphrodite warb im Italien zur Ber 
nu. Es iſt nicht unbeſtritten, wann ihr Kultus dahin 


I — 24 —— 





— 487 — 


—— ſey; denn Einer ſagt, unter den Röulgen. ſey 
von der Venus zu Rom noch keine Rede geweſen, ein An⸗ 
derer erzählt, ſchon Romulus habe einer Venus Mury 
cia oder Myrthea einen Tempel gebaut. Später hatte 
fie gegen zwanzig Tempel in der Stadt Rom. Auch wur 
den ihr zu Ehren verfchiedene Feſte gefeiert; Der Venus 
Verticordia Cher Herzenswenderinn? feierte man ein 
ſolches am 1. April. Die Veranlaſſung dazu gaben drei 
veſtaliſche Jungfrauen, die bald nach einander das Ge⸗ 
lübde der Keuſchheit gebrochen hatten. Man -flehete alſo 
bier zu ber Göttinn, daß fie die weiblichen Herzen zur Ung 
ſchuld wenden, dder dabei erhalten wolle. Die Pervigi⸗ 
lien, eine nächtliche Feier, hatte eine entgegengefeßte Ten⸗ 
benz und würde von ber leichtfertigen Jugend und 
den Hetären Roms begangen. Eben diefe Töchter bey 
Freude feierten ihr Die Frühlings » Binalien, am 23 
April, ſchmückten ihre Bildfaüle mit Myrthen und Nofeg 
opferten ihr unb fleheten fie. um die Kunft zu gefallen. Ay 
dere Vinalien, die ländlihen, am 19. Auguft, wurde von 
den Gärtnern gefelert, denn die Gärten ſtanden unter ihe - 
rem Schutze und erwarteten von der befruchtenden 
Göttinn Gedeihen und Segen, von ber Schönheitgätting 
anmuthige und gefällige Anordnung. Der Dienf 
ber Venus, fo eifrig er auch in Nom getrieben wurbe und 
baher nicht ganz ohne Verlegung ber Tugend und der. gu⸗ 
ten Sitten bleiben Fonnte, führte doch niemahls zu folchen - 
finnfihen Ausſchweifungen, wie in andern ». beſonders in 
orientaliſchen Ländern. | j 


Der Sohn ber Venus 3 hie bei den Römern Am or 
md Cupido, wie bei den Griechen Eros und Pothos; | 
ihr Gefolge machten die Gratien (Shariten) und eine 
unbeftimmte Anzahl Nymphen. | 


Ein fpäterer lateiniſcher Schriftfteller erzaͤhlt die lieb⸗ 
liche Dichtung von Amor und Pſyche. Dieſe war bie 


8 


Leqhter eines Könige und von fo wunderbarer Schoͤnhen, 
daß man fie für Venus ſelber hielt. Darüber warb bie 

Goͤttinn eiferſuchtig und gebot ihrem Sohne, bie verwege⸗ 
de Sterbliche in den verächtlichiten Menſchen verlicht zu 
wachen. Amor kam, fah und verliebte fich felber in Dfys 


he. Indeſſen wendete fi ihr Bater, der feine Tochter 


für verfhmähet hielt, an das Orakel des Apollon, wel 
ches ihm, befahl, fie in Trauerkleidern auf die Spige eis 
ned Bergs zu führen und dort zu verlaffen, da fie zur 
Braut eines deflägelten Drachen beftimmt fey. Unter ſchmerz⸗ 
Uchen Jammer wird biefe Weifung vollzogen und Pfyche 
Jeht ih voll Schreden allein auf ber Spige ber Felſen, 
Ws plöplich Zephyr heranfchwebt und fie fanft. entführt 
und in das Luftfchloß des Gottes der Liebe bringt, wo 
dieſer jede Nacht, ungefehen und uiterfannt fie befucht, aber 

mit Anbruch des Tags wieder verläßt, Pſyche hätte fo eis 
nes Solllömmenen Glückes genoffen, hätte fie ihre Nengier, 
de zähmen und ſich nicht von ihren Schweftern zu unzeiti⸗ 


Yet Unterfuchungen verleiten laſſen. Diefe nemlich, gegen 


Willen und Verbot Amord zu ihr berufen, berebeten fie, 
Bag fle währſcheinlich an ein Ungeheuer verheirathet fey 
und riethen:ihr, fich durch den Augenſchein zu überzeingen. 
Pſyche holte alſo einft, als ihr Gemahl entfchläfen war, 


elite Lampe⸗ und beleuchtete ihn. Im freudigſten Schtecken 


Aber feine Schönheit und Anmuth erzitternd ließ fie einen 


Tropfen heißen Dels auf feine nadtte Sthulter fallen. Amor | 


erwachte, warf Pſychen ihr Misktrauen vor und ge 
Mit ihrem Glücke war num auch khre Rahe bar, fie 
irrte troſtlos überall umher und fuchte ihren Gemahl, bis 
Fe zulegt in den Pallaft der Venus kaͤm, wo eine Reihe 
von Leiden und Prüfungen für fie begann, beiten fie beis 
nahe erlegen wäre. Venus nemlich machte fie zu ihrer 
- GSclavinn und Iegte ihr die härteftlen und empfindlichſten 
. Arbeiten auf, doch Amor, der fie nody immer liebte, nahm 
Sch ihrer, wiewohl unfichtbar, an und unterſtützte fle in 
‚ allen Unternehmungen. Die letzte Probe war bie, daß 


„9 








\ 


— — 


ſy che zur Proferpina in die Unterwelt hinadſteigen — 

we, um eine Buchſe vol Schoͤnheitſalbe von ihr zu holen. 
Ste hatte das gefährliche Abentheuer überſtanden, als fie 
ſich, abermahld von Neugierde getrieben, verleiten ließ, 
Die Büchfe zu öffnen. . Ein töbtlicher Dampf, der aus ber 
ſelben hervorbtang „, warf die Arme leblos zu Boden. Nun‘ 

erfchien Amor und die Berührung mit feinem Pfeile brach⸗ 
te fie ins Leben zurüd. Die feindfeligen Empfindungen 
ber Benns. gegen fie waren jet erfticht und auf ihre Fürs 
ſprache erhob Jupiter ſie zur Unſterblichkeit, um ſie auf 
ewig mit‘ dem Geliebten zu verbinden. Ihte Verbindung 
wurde mit. großen Feſtlichkeiten begangen, während wel⸗ 
chen fich ihre Schweftern vor Neid und Berdruß von eb 
nem Seien herabftürzten und elenbiglid umlamen. 


Dieſe Geſchichte Amor's und Pſyches iſt nichts weier | 
als eine Altegorie von nicht ſchwerer Deutung. 


Vulcanus. 


Der griechiſcher Hephaͤſtos, von den Roͤnmern Vul⸗ 
canus genannt, hieß auch Mulciber ”), war ber Gott 
ded Feuers und, der Schmiedearbeit und feine Verehrung 
ift alt; denn ſchon Romulus hat ihm einen Tempel .gebant 
und ein Feſt, die Bulcanalien georbnet. Es fiel dies 
ſes auf den 22. Auguft und die Römer’ mogten geru von 
— Tage an bei Licht zu arbeiten anfangen, weil man 

es für gut. hielt. Auch hatte Bulcan an dem Felle der Ta⸗ 
"bilufrien] Cdem Trompetenfeſte) Antheil, au wel⸗ 
chem dieſe ———— geweihet wurden. 


a a 


” Den Namen Mulciber, den man gemeiniglih von dem 
Zateinifhen ”Mulcere, Erweichen“ ableitet, findet ein 
neuer Forſcher in dem orientaliſchen Welet Eber, u 
Eber, und ft ipm in der Bibel’ auftreten. 


— 460 
Mars, - 


auch Mavors genaunt, der griechiſche Are 8, war, wie 
bort, ber Gott ded Kriegd und der Schlachten ‚und fland 


gza Rom, ſchon als Bater des Romulus, in großem Anfes 
ben. Im Frieden nannte man ihn Quirinus, wie Dies 


fen, der nach feinem Tode erfchien und gebot, daß man 
ihn unter diefem Namen verehren ſolle. Diefer Name ift 


-unftreitig, hergeleitet von Gur, dem alten Kriegsgotte ber 


Sabiner, den man tu den früheften Zeiten unter dem Bils 
de eines Speerd Dargeftellt und verehrt hatte. Der Gtol; 
ber. Römer, die die Gründung ihres Staats von ihm abs 


- deiteten und biefen unter feinem befoudern Schutze zu fie 


ben ruhmten, weiheten ihm eine befondere Verehrung. Ju 
einem feiner. Tempel bewahrte man bas heilige Ancile, 
ein Meines rundes Schild, welches zu Zeiten des Numa 
nom Himmel gefallen war, und als ein Symbol ber ewis 
‚gen Dauer: und zugleich als ein Talisman von den Prie⸗ 
fiern, den Saliern, bewacht wurde, Damit. man es 
nicht fo leicht entwendeg könnte, hatte man noch eilf an 
dere, ihm ganz gleiche, fertigen Tafjen und in. dem Tempel 
aufgehängt. Ihm weihete man das Marsfeld, den Mor 
nat März, und feierte ihm in dieſem ein jährliche® Feſt, 
die Martialien. Ein anderes Felt wurde ihm am 12. 
Dktober gefeiert und babei ein Pferd geopfert. Auguſtus 
banete dem "Räder Mars” einen prächtigen Tempel. 
ebrigens hatte Mars auch in Rom, wie in Griechenland, 
Bas Schidfal, weniger oft gebildet zu werden. Bel den 
Römern finden ſich die meiften Darftellungen desſelben auf 
Münzen, da aber-auch in der mannichfaltigften Verſchie⸗ 


denheit. Vor Allem muß man hier den Unterfchieb bemers 
Sen, den fie zwifhen Mars Gradivus *) und dem 


oben ſchon genannten Quirinus machen; jener, heißt es, 





*) Mars Oradivus, Mars im Vorſchrditen, gewöhnlich 
mit einer Viktoria auf der Hand gebildet.. 


— a61 — | N 
war ber Name des Gottes im Kriege. . Die falifhen Pries 

fter waren allein in den Tempeln des Mars Gradivus. 
Nach Eato hatte man aud einen Mars Silvanus, 
CWald⸗Mars), dem man im Walde, opferte. Als fols 

heit findet man ihn mit Jupiter und Janus zufams 
mengeftelt. Die Römer fchrieben dem Mars auch Orakel⸗ 


fprücde zu und ein Spedt verfünbete dabei den Alm 
Des Gottes. 


Bellona, die griechifche EN war bie Shweiter — 
des Mars und die Göttinn des Kriegs, blos des Kriegs, 
als wodurch fie ſich von Minerva unterſchied. Die Nds ' 
mer geben ihr eine blutige Geifel und eine Fadel in die 
Hand und fehildern fie mit fliegenden blutbefprigten. Haas 
ren; und bei den Opfern, die man ihr bradıte, rigten ſich 
bie Priefter die Schulter und vergoffen ihr zu Ehren ihr 
Blut. Bor ihren Tempeln ftand eine Kleine Saüle, in wel⸗ 
che, nach einer gefchehenen Kriegsankundigung, ein Spieß 
geitedt zu ‘werden pflegte. Einer ihrer Tempel war das 
durch entifanden, daß ein Conful Appius in einem harte‘ 
nädigen Treffen gegen ' die Etrusfer vor den Augen ſeiner 
Soldaten die Hände aufhob und betete: »Verleihſt du: 
mir den Sieg, Bellona, ſo gelobe ich bir einen 
Tempel!” Neuer Muth Fam in bie Soldaten und, u z 
Treffen warb gewonnen, | | 


Sn einem ihrer Tempel oflegte ber Senat ſch öfter 
zu verfammeln, um gleicjam vor den Augen ber verehr⸗ 
ten Göttinn fi ſich zu berathſchlagen. 


d 


Merkeurius. ee, 


Der griechifche Hermes war unter biefem Namen bei | 
den Römern der Bote Jupiters und der andern Götter, 
der Gott der Berebfamfeit, der Kaufleute und ded Gewin⸗ 
ned überhaupt, bes ehrlichen ſowohl, als des unehrlichen; ' 
ferner der Gelehrten und Dichter, ber Kunſtler und aller 


— 462 _ 


Carerbtrelbenden; endlich der Führer der Schatten in die 
ae it, und ber Befchüger der Wege und Strafen, au 

we ee haufig ald Pfahl mit einem Kopfe und feinen 
Attributen aufgeftcht war. .. Ex hatte viele Tempel zu Rom 
und jährlich am 15. Mat, welcher Monat ftiner Muster 
Maja zu Ehren fo genannt feyn fol, feierte man ihm 
dis Feſt. An diefem brachten ihm’ indbefondere Die Kauf 
leute Opfer, damit er ihnen im Handel Gewinn verleihen 
und ihre Unkernehmamgen beglücden mögte. 


‚Bor den Kapenifcien Thore war ein dem Mercure ge 
weiheter Brunnen. Bei dieſem verfammelten fich die Kaufe 
feute und ein jeder ‚brachte von feinen Waaren mit. Mit 
‘einer Urne fchöpften fie Waffer aus dem Brunnen und 
ſprengten mit einem Börberzweige fih und ihre Waaren, 
um ihre Vergehungen im vorigen Sahre auszuföhnen. 
Schalkhaft legt ihnen ein Dichter biefed Gebet dabei in 
ben Mind >): Wafche ab Die Meineide in meinem 
vergangenen Reden, und bie falfhen Worte am 
‚pergangenen Tagel Wenn ih irgend einen 
Gott oder eine Gottinn zum falfhen Zeugniffe 
gerufen habe, fo müffen nun dieWinde den 
falſchen Shwur verwehen! Gieb mir aber Ges 
winn und laß bes Gewinnes mid. erfreuen”! 
Mercurius, ſagt der Dichter, lächelt dieſer Bitte von ſei⸗ 
nem hohen⸗ Sitze, des Raubes der Rinder eingedenk, bie 
er als Kind — dem Apollon entwendet. 


Avollo. 


Wann der Dienſt dieſes Gottes zu den Roͤmern über 
gegangen fey, iſt unbefannt; unter Numa’d Göttern fol 
er noch nicht vorkommen. ‚Später aber noͤch als er wur⸗ 





© Etwas ſehr Aehnliches findet man z * zu Tape bei tie 
0 mem handelnden Volke. 


N ’ ; , 


- 


e — 463 — 

de — Helios gu ben Römern — und von dieſen 
als Sol verehrt, und noch fpäter wurden beide, mehr 
noch ald in Griechenland, mit einander verwechſelt. Die 
Verehrung des Apollo in Rom beſtand größtentheild nur 
aus ber Befragung feines Drafeld zu Deiphi,- bi zur 
Kaiferzeit; denn Auguftus, der fich gern einen Sohn bed 
Apollo nennen ließ, bauete ihm Tempel und Altäre, weis 
hete ihm Spiele, legte ihm zu Ehren eine Bibliothek an 
und ‚gründete ihm ein Orakel in Cumäͤ. Beſonders wich⸗ 
tig und merkwuͤrdig iſt bei ben Römern die ‚Idee "der 
von dem findhabwendenden Apollo zu erwars 
tenden Entfündigung der verborbenen Welt,” 
wie bie Perfer eine foldje von ihrem nn hatten. 


Ald den Sohn des Apollo ſahen auch die Römer ben 
Aesculapius (Asklepios) an, den Gott der Aerite, 
deffen Dienft im Jahr der Stadt 462 dahin fam. Eine 
gräßtiche Peſt verheerte ganz Stalien. Entweder Apollond 
pythiſches Orakel, oder bie befragten fibyllinifchen Bücher 
hießen, den Aesculap von Epidaurus holen. Gefanbte. 
Hingen dahin ab und brachten. in dem Schiffe, welches den 
Gott tragen follte, eine Schlange. mit zurück, welche ‚unter: 
des Gottes Statue hervorgefprungen war und fich freiwil⸗ 
lig auf das Schiff begeben hatte.‘ An der Stätte auf ber 
Tiberinſel, welche fie felbft bezeichnet hatte, errichtete man, 
dem Aesculap einen Tempel und die Peſt hörte auf. Nach⸗ 
hee wurden. überall feine Tempel auſſerhalb der Staͤdte 
errichtet. 


Zu Apollo und "Minerva gemelnſchaftlich gehörten bei 


den Römern die neun Mufen, welche für Töchter Iupis 


terö und der Mnemoſyne BR Bon ihnen fingt ein — u 
teiniſcher Dichter: | 


Elio lehrt die Geſchichte den Boͤlker; oa Spiele = 


Sind Melpomenen heilig; komiſche liebet Thalia; 
EIER ertönt ber © al lio pe ſolze ak | 


— 464 — 
Zaner beſchutzt T erpſichore; Fidtenſpieler Eus 


terpe;, 
Erato finget der Liebenden Glück; Urania wandelt 


Unter ben Sternen; Polymnia herrſcht im Reiche 


der Redner. ” 


Unter den Spielen, bie dem: Apollo bei ben Römern 
"gefeiert wurden, find befonders andgezeichnet die Acti⸗ 
fchen, die Auguſtus -gefiftet (wahrfcheinlich nur wieder 
hergeſtellt) hat, die apollinifchen und die Hundert 
jährigen, welche leßtere neben dem — allen andern 
— gewidmet waren. 


Diana. —— 


Die griechiſche Artemis hatte bei ben Römen den Nu | 


men ? Diana ( Dea Jana”) und kommt ald dreifaches 
Weſen vor, nemlich ald Diana (Jagdgöttinn) auf der Er 
de, ald Luna (Mond) am Himmel und ald Helate in ber 
Unterwelt. Daher heißt fie tergemima (dreigeftaltig) 


und trivia, weil ihre Bildfahlen gern: an Orte gefeht 


wurben, wo drei Wege zufammenftießen. Als Luna war 


fle auch Lucina, die ‚Geburthelferinn und Abwenderinn 
der Unfruchtbarkeit. Der König Servius hatte ihr den er 
ſten Tempel zu Rom errichtet und jährlih am 6. April 
wurbe ihe Geburtfeit mit großen Seftlichfeiten begangen. 
Die Sicilier verehrten fie ald ua Mater, weil fie dad 
. Sand einmahl von einer verheerenden Seuche befreit hatte, 


x 


Die adıt folgenden Götter find: Saturnud, Ja 
aus, Rhen, BEN Bacchus, Sol, Luna und 
‚ Genius. 


* Saturnus. 
Saturn war ein uralter italiſcher Gott, bed Ans 
baues der Erbe Gott, der mit einer Hippe in der Hand 
abge⸗ 


. 





v = a . | 

— 46 — | 
pgebilbet wurde. Dieſes Symbol foll-Bexamlafung ‚gegen 
en haben, ihm. fpäterhin, als bie griechiſchen Mythen in 
Rom heimiſch wurben,. zu dem griechifchen Kronos Ri; ' 78 


euten, der, als Gott⸗ der Zeit, dasſelbe Werkzeug in; der 


dand hatte. Er ward zur. hiſtoriſchen Perſon, zum Ko⸗ 


ig von Kreta, und floh vor feinem Sohne Zeud,-deg 
hn des Reichs eytſetzt hatte, nad. Stalien, wo er ſich in 
inem ſchönen, von ‚Bergen rund. umgebenen Lande, vers 
vorgen hielt CSatium). Der damals da herrſcheude Ksö⸗— 


ig Janus theilte mit ihm bie Oherherxſchaft. Dieſer 
vohnte auf bene Berge: Janicuius und Saturn bauetg 
ih auf. dem capitplinifchen-an,- welcher von ihm der 
atur niſche genannt wurde. Da er nun ein Wott den 
Fruchtbarkeit war; fo wurde feine Regierung ald das gol⸗ 
jene: Zeitalter ber Menſchheit vom den Dichtern im Wettei⸗ 
er gepriefen. Die: Jahre, fagen fle, rollten friedlich dahin 
md fanfen in Vergeſſenheit, ohne irgend. ‚eine Spur- von 
zlutigen Kriegen, zerftörten Städten und unterjochten Vol⸗ 
lern zurückzulaſſen. Jeder Augenblid bot eine Fülle heig 
er, umgetrübten Lebensgenuſfes und reiner, unverbitter⸗ 
ter Freuden dar. : Der Gleichheit und Freiheit, der Meny - 
ſchen waren noch feine Feſſeln angelegt, ed gab. noch Feine 
linterbrädung und keine Gmpdrungz Treue, Vertrauen 
und — herrſchten unter den verbrüberten Menſchen 


| Das Andenken an dieſe gluͤcklichen Zeiten. wurde von 
ben Römern, in: den Saturnalien gefeiert, welche anfaugs 
drei, zuletzt fi fieben Tage dauerten.und beftimmt waren, das 
Andenfen der Freiheit und Gleichheit der Menſchen in der 
erften Jugend der. Welt lebendig zu erhalten, und Wenige 


ſtens auf eimige- Zeit den verhaßten Unterſchied zwiſchen 


Hohen und Niedern, Reichen und Armen zu befeitigem 

Es war Sitte, daß der Bildſaüle des Saturnus das gan⸗ 

je Jahr die Füße gebunden waren; ſobald bad wollene 

Band, das die Füge umfchlang, abgenommen war, bes 

gann das Feſt, das damit anhub, daß im Tempel des 
1. Band. N 


. 
;” « 


— 


° Du 468 — = 2 
Saturn eine Menge Wachclichter angezändet: wurben, m 
Zeichen, daß keine Menichewopfer mehr gebracht. werden 
folteit. Die CMlaven waren jetzt frei, trugen, gun 
Zeichen ber Freiheit; den Hut, und gingen im purpurbe 
fetten Rod, oder in ber weiſſen Toga. Herren und Ruck 
te tanfchten ihre Rollen und, -während die Kucchte zu Zu 
fihe faßen und fhmansten, wurden fie von ihren Hera 
and deren Bäften bedient,’ bie ſich, wenn fie es wicht rech 
machten, allerlei laͤcherliche Strafen mußten dikliren laſen 
Ueberall herrſchte Scherz und Freiheit, der Senat verfaw 
welle ſich nicht, die Gerichte feierten‘, alte Prozeſſe ruhe 
ten, in den Schulen waren Ferien, Teine Lebenöftet 
ward vollzogen, Fein Krieg angefünbigt, man fandte ſich 
Seſchenke, um alte Freundſchaften zu erneuern und die 
allgemeine Geſelligkeit zu befördern. Wo "Man ſich auf den 
‚Strafen begegnete, rief man: aus: Jo Seturnalie! 
Bona Saturnäalial Bon ben Heinen Götterbilden 
(Sigilla), womit man ſich an ben beiden letzten Tagen 
. zu befchenten pflegte, hießen diefe Die Sigillarien, und be 

Platz in Rom, wo man die Sigifie verlaufte, ‚halte and 
feinen Ramen davon. 


Einer der alteſten — des Saturn‘ ſtand anf 
bem römifchen Forum, worin von Alters her ber öffentl, 
de Schatz, Urkunden von alten Contrakten, und bie Ro 
men aller rsmiſchen Bürger, auf Pergament geſchrieben, 
aufbewahrt wurden und wo bie fremden Geſandten bei 
Borſtehern des an Schatzes ihre — anzeigen 
mäßten, | 


a Nach der — Zeit‘ unter dent Saturn folze 
die ſilberne, dann die eiſerne und zuletzt die eherne, ü 
Wwelcher die Menſchen immer mehr herabſanken, und end 
lich anf den Punkt der Pe tamen, auf “welchen 
die m. Be | 


© 


A ran ne A 

Der ng der den Saturn fo freunlic) auf⸗ 
nahm, trit in der romiſchen Neligion als eine der wichtig⸗ 
ten Gottheiten anf, wiewohl fein Weſen nicht: hinlaͤnglich 
rforſcht iſt. Sein Mythus iſt Itallen eigenthümlich, und 
Zriechtnland hat: dieſem Son keinen an die Seite zu ſtel⸗ 
em. Man bildete ihn als einen alten. Mann mis gel 
auch, wiewohl ſelten, wit wien Gefichtern‘,; deren. eines 
or⸗ das Andere‘ rühwärts ſah, oft: min einem Schläge 
n ber. einen:iund. einem Stabe im det andern Hand. Er 


! 


U 


⸗ 


yatte in Rom' den Tempel mit zwei Thüren, die offen 


kanden, wenn der Römer Krieg, geſchkoſſen waren, wenn 


r Friede hatte.“ Von ihm führt der Monat Januar, 
er erſte im Juhr, feinen Mmnen. und: gud. die Thuren 


er Haüſer hießen von ihm Sanua- Go war er vigb⸗ 


eicht durch dieſe Bedeutung ber Pförtner des Jahre, er 


atte das Amt der Schlüffel. Man brachte ihn am 
tften Tape des Jahre unblutige Opfer," einen Kuchen mit 
Mitch und Hotig ‘bereitet, und geröſtet Korn mit Sal 
yeftreut, ‚die ein fachſten md. ähtefken. Opfer, ‚welche 
ven Göttern von den Menfchen bargebracht wurden. Nur 
n ein er Hinſicht machte die Feier ſeines Feſtes eine Aus⸗ 
iahme von allen Abrigen Feſten; es war kein Feſt be 


Ruhe, fordern’ der Thätigfeit: die Arbeit, oder das An⸗ 


angen ‚ber Arbeit war an diefem Tage gleichſam geweihet, 
md gehörte ſelbſt mit zur Feier des Tag; Der Fleiß war 
yeheifigt und wurde vorbebeutend für das ganze Jahr, 
58 durfte ſogar ‚Bericht gehalten‘ werden, har: daß man 
dabei heftige Streitigkeit vermeiden und mit leichteren Sa⸗ 
hen ſich Befchäftigen mußte. Ausgezeichel:war dieſes: Feſt 
noch auf-eine andere Art, durch Zurückverſetzung in ein 
patriarchaliſches Zeitalter. Man -theilte ſich nemlich Ge⸗ 
ſchenke aus, bie mehr den guten Willen, als den Reich—⸗ 


ſhum des Gebers bezeichnen ſollten, Datteln, Zeigen, Ho⸗ 


nig, alte Münzen aus den Zeiten ber Känige. Dieſe Bu 
wohnheit en ſich felbft noch zu den Zeiten der Reale 
0080. 


Rice blos aber an ſeinen, auch an anderer Götter Feſen 
gebachte man bed Jauus, er wurde aucer ben: laͤrblichen 
Schuztgoͤttern bei den Ambarvalien angerufen ul 
überhaupt er, nebft Der Veſta, zuerſt, daß. er bie Site 
gum Throne bet Götter wolle gelaugen laſſen, dem m 
war ja bie Chür gu denfelben. Vater waurde er genau, 
weil er älteher Schutzgott oder Heros: mar; melde 
von beiden er eigentlich geweſen, das iſt och uneriſche⸗ 
den. Man ſchrieb ihm aber den Urſprung aller Dinge zu 
der Leitung und Abwerfelung des. Jahrs und der Jah⸗ 
zeözeiten, der menſchlichen Schickſale und der · Begebenheim 
im Kriege. Man machte ihn zum Spmbel der. Exit 
Dee Menſchengeſchlechts „ ſchrieb ihm die Erſindung de 

Religion, den eg die ı u ber Städte ju u 
dem 


Als König von — hatte er eine Gemahlin, de⸗ 
nilia, die ihm die Canens gebar, welche nachher bed Pi 
cus Gemahlinn wurde. Diefer Picus wird Zeus genannt 
und damit hängen dieſe Italifchen Sagen mit den. helle 
ſchen zufammen, wie denn felber ber Name Janus, was die 
neuern Forſcher behaupten, der griechiſche Fon und be 
bibliſche Javan ſeyn und alfo gar wohl auch dieſe Ur 
ſagen Italiens zu orientalifchen machen fol. Auch ander! 
Umſtaͤnde vereinigen ſich mit diefem, um zu beweifen, do 
Janus urfprünglih aus dem Morgenlande fen; er tägl 
+ €. in der einen Hand die Zahl 300, in der andern 6 
Ähm find, dabei zwölf Altäre geweiht — Anfpielungen al 
das Jahr, das Sonnenjahr. Ferner: Luna (der Mont) 
heißt au Sana, C Diva Jana, Diana); Divu 
Janus, Dianus, oder Janus ift alfo niemand, al 
- de Sonne, Bol. Er hat auch deßhalb auf dem äͤlteſten 
Münzen ein maͤnnliches und ein weibliches Geſicht. Spi⸗ 
tere Abbildungen geben ihm zwei männliche Geſichter. Ein 

after myſtiſcher Sinn bezeichnet bamit t zugleich das Mann 
weib, kunus und Luna. 


— 469 — | . 

en a Ryen 
ben, BER ——— die — de. — 

urde zuerſt 204 Jahre vor Ehriftus in’ Rom befannt, ins 


em, auf Anrathen der Sibyllenbücher und des bee 
hifchen Drafels,. eine Bildfaüle von. ihr ans Peſſinus 


ehplt und ihr ein Tempel gebaut wurde. Bon der altitas z 


fchen Göttinn Ovs erhielt: fie zuweilen fogar den Nas . 
ven, in jeder andern Hinficht aber viel; auch ein Feſt 
urbe ihr in biefem Namen gefeiert, es hieß die Opas 
ien. Doch das Hauprfeft dieſer Goͤrtinn waren die Mies 
alefien (von megas, groß), denn Rhea war mit.der 
zy bele, der großen Götter, Mutter, eind. Dabei 
surde ihr. Bild feierlich. berumgeführt und — Waf⸗ 
enſpiele ſechs Tage lang gehalten. 


Der Dienſt der Nhea nahm in Rom immer mehr zu, 
emehr Sittenverderbniß uud Aberglaube seen überhaub 
iahmen. | 


plate 
Der griechiſche Hades oder Ars hatte. bei den Rö⸗ 
nern den Ramen Pinto und mehre andere, ald Sums 
nanus, Februus, Vedius und ſtogiſcher Jupi⸗ 
er, und als Vejovis einen Tompel in der achten, als 
dis pater einen in der eilften Region. Seine Gemah⸗ 
inn heißt hier Proferpina, auch Libera (die Freie, 


der Befreierinn, als Schweſter des Bachus) und Liv 


'itina CReihengsttinn). Beiden zu Ehren wurden 
Spiele. gefeiert und Opfer gebracht. Februus hatte ein 
jeft, Februa, Kebrnatio e Reinigung) genannt, wels 
bes vom 18.— 28. Februar begangen wurde. Es fehte 
ie Hafer in Sicherheit vor böfen Geiftern. - Die erften 
Ragiftratöperfonen faßen am erfien Tage vor dem Tem 
wel Jupiters auf dem Kapitofe. Die Prieſter vertheilten 
Schwefel, Harz, Pechfadeln, womit da6 Bolt nach Haue 
e lief und fein Haus durchraucherte. Was zurückgebracht 


— 


— 


‚ & 


m 


— Er man auf einen Haufen nnd bie Aberge 
blichese Aſche, rüdwärs und, ohne. Ach mmiufehen, in 
ben Sluß, . - Am. zehnten Tage ſchloß man das Zeit mit bes 
Feralien, ‚einem. Feſte, dad den Mauen der abgeſchie⸗ 
denen Verwandten galt, „und in Opfer und. Opfermahlzeit 
beſtand. Auf dem Plage des eyloſchenen Scheiterhaufend 
‚freute man, unser. frommen Gebeten, Früchte, Kräug 
sad Blumen aus. -Sp wurde Das Andenken an bie Ber 
ſtorbenen mit jedem Jahr ‚erneuert und kounte bei ben 
Ueberlebenden nicht erlöichen. Libitina hatte einen Tem 
vel und einen, heiligen Gain, in deſſen Nähe der Begräb 
nißplag lag, In dem. Tempel war allezs zum Begräbnif 
Gehoͤrige verwahrt und drum — — die dabei 
a Perſonen. a 


ur Bachus u 
war * dem Namen nach derſelbe Gott bei den Roͤmern, 
wie bei den Griechen. Man nannte ihn auch gern ? Bar 
ter Liber,” Sährlih am 17. März feierte man ihm bie 
Liberalien. An diefem Feſte wurden viele Honigkuchen öfs 


fentlich verkauft und die Kaüfer dabei ermahnt, dem Bars 


Aus zu Ehren babei einen Trunk zu thun. Bei den Mahl 
zeiten an biefem. Tage durfte man ungefchent Alled heraus 
fügen, was man Dachte, Die Landleute und insbeſondere 
bie Weingärtner pflegten unter Tanz und Gefang von ro 
her, mitunter mehr als freier Art, an deu Feldgrenzen Bil 
berchen von Bacchus und Phallen aufzuhängen, damit fie, 
vom Winde bewegt, "Segen buch die ‚Weinpflanzungen 
verbreiteten, : Nach her Weinlefe im Oktober oder Novem⸗ 


ber .folgte ein Dankfeſt, an weldem bie Kelterer, mit 


Moft gefhminkt, andere mit Mennig-geröthet, oder in 
Larven von Korkholz, jubelten, auf geölten Stierfellen 
fopfüber purzelten und ſich in Wettfnielen übten: Der Tag 
dieſes Feſtes war willführlich, Die Opferfladen wurden 
aus feinem Mehl, Milch, Eiern und er gebaden und 
noch warm mit Honig BER: i 


d 


⸗ 
* 
! 


Bee — 411 — — 
Ein neuen. Forſcher fagt: Urſpruuglich ſey Liber eis 
ititaliſcher Gott der Zengung geweſen und wit dem grie⸗ 
hiſchen Balchos zuſammen geſchmolzen. Sein Name Li⸗ 
ſer komme von "libare” gießen, auag ie ßen, anfeusche 
en, daher auch. ”iiber,” ber Sohn, dad Kinb (gleich⸗ 
ſam Das. Jusgegoſſene) und „bie bentfchen. "lieben, lee 
em, Taben” entſtauden ſeyen. | 


x: on Sol. . er : 
Wie bei den Griechen Helios, fo warb bei den Ri 
mr Sol in ſpaͤern Zeiten mit.Apollo.verwechfelt und 
als einer and berfelbe angefehen, da fie doch urſprünglich 
weientlich verfchieben wären. Die Verehrung des Sol 
wurbe jedoch erſt fpäter:bebeutenb 'und begann vornemlich 
nit dem Kaiſer Aurelianus, deffen Mutter eine Som. € 
nenpriefterinn gewefen war; ſie wuchs durch bie im 
Morgenlande „geführten Römerkriege, denn ber Orient 
wurde. unter des Sol befonderer Herrſchaft gedacht, auch 
Sol mb Driens mit denfelben Attribnten, dem Strahs 
Ientranze und der erhobenen Rechte, abgebildet. 
Aurelian ftiftete daher beim glücklichen Beginn feines Kriegs 
gegen die Königinn des Morgenlanbes, Zenobia,. 
dem Elegabalus Emufenus, d. Li: dem Sol, einen 
mächtigen Tempel. Uebrigens hatte Sol aͤuch zu Rom 
einen Tempel auf dem Palatium, und Heliogabalus 
erbaute ihm einen: folchen auf der Stätte, wo:chebem ber 
des Orkus. geftanben hatte. Geräthe und Feier wetteifer⸗ 
in an Pracht mit dem Tempel felber, Zu 
a. tune 5 —— J 
Wie Apollo als Sol, fe ward Diana als Luna 
son bes Mömern in der Inter » Abtheilung ber höhern 
Bötter aufgeführt. Von befondern Sagen aber, Te wie. 
son einent befondern Culte derſelben kann hier nichts weis 
it gefagt weeben,. da fie mit Dianen ganz zufammenfält. 
Auf Eaiſermünzen ficht man den Kopf eines Tünglinde, ‚ 


— 


N; 


— NT — 


wi der vhrdghhche⸗ antze bedeckt und. den: Satiniond ober 
, Sterne neben ſich, mit einer .Infchrift, bie man für Men, 
der Mond, alfo einm männlichen Mond, einen Lunns, 
erklaͤrt. Einen‘ männlichen Mond nahm mau deßwegen 
an, weil es hieß, ‚wer den Mond ale Frau aurufe, ſtehe 
unten weiblichee Herrfthaft, iver hingegen den Mond 
männlic glaube, herrfche über fein Weis. And werde von 
ihr nie uͤberliſtet. 


J Geniue. 

Mas bei den Griechen der Damon, das war bei 
den Römern ber Genius, doc. land diefer noch in hör 
herem Anſehen: Er war die Kraft, die ben Menfchen, deu 
. Heros, im entfcheitenden Moment begeiftert, ober wäh 
* ſeines ganzen thaͤtigen kebens ii Hatte, 


Man nahm aber einen füwarzen and eines weis 
Ben Genius an; dem’ erftern fchrieb man alles Böſe, 
dem letztern alles Gute zu. Und eben diefer alte. Dualis- 
mus trit bei. dei. Ftalienern, namentlich den Etruskern, fehr 
ſtark hervor und ging von ihnen auf die Römer über. Die 
Berienweit hatte auf den Römer, wie auf jenen, bei. wid? 
aigſten Einfluß, ; in jedem Lebensalter, ja in jedem Punkte 
ähres Daſeyns fühlten fie. ſich von dieſem Weſen umſchwebt. 


| . Se: tärfer . und mächtiger, ie günfliger ein. Genius dem 


Menfchen war, über deſſen Leben er waltete, deftd voll, 
Tommener und, glüdlicher war dieſer. Bel. jeber ausgezeich⸗ 
neten Natur betrachtete man mit. Verehrung ihren hohen 
Genius, und fo wie ber bürgerliche - Stand den Einen 
über den andern emporhob, fo war auch der Genius des 
höhern Standes Über ben drd.andern erhoben. Herr und 
Frau fländen. z. B. in einem fo erhabenen Berhältniffe zu 
‚IheenrSHaven, daß die Knechte bei ben. Genien ihrer Her 
sen, bie Mägbe: bei denen (den Junonen) ihrer Kronen 
ſchwuren. (Zur Kaiſerzeit aber =‘ das game Reich 
hei. dem Genins. bed Kaiſers. IE ann 


— 


— 473 — 

Neberhaupt erhlelt die Dichtung von der Beriien 54 
den. Römern einen. vorzüglichen Reiz. Ihr guter Ges 
nins war ein wohlwollender Geiſt, deſſen Sthickſal lt 
bem feines Schäglings ſters auf das genanefle zuſammen⸗ 


hing. Dean chrte ihn,: went man ſein Herz :der Frende 


öffnete und betrübte und mishandelte ihn durch das Ge⸗ 
gentheif. Mit wenigen und Heinen Opfern ließ ſich Abri⸗ 


gend ber Genius begnügen. ine Blume in feine Haar 


locken, ein Platanengweig um feine Schläfe, eine Schalt 
mit Weihrauch, ein Becher Wein, bad waren. ihm bie lieb⸗ 
ften Geſchenke, und auch vieſe brauchte er nır an Ge⸗ 
burt’s und andern feierlichen. Tagen zu erhalten. Nicht. 
nur aber die Menfchen,. fondern auch jeded andere: Ges 
fhöpf hatte feinen Genius, ber alfo Überhaupt nichts An- 
deres war, ald ein Theil des durch die ganze Natur ſich 
ergiegenden göttlichen Gelfted. "Was dem Dinge Beftande 
fraft, innere Regung, Wachsthum, Leben, Gefühl, Seele 


gab, war ein Theil dieſes gemeinfhaftlichen Naturgeifted, 


daher ein kömifcher Dichter den eng ben Gott 
menſchlichen Natur nennet. 


Ein neuer Forſcher leitet die Idee ber Seien — die — 
man als holde, geflügelte Knaben abbildete, die Schiafe 
mit Blumen befrängt, ‚mit Schlange und Scale und 
Füllhorn in den Händen — ‘von, ben Meinen Knaben her, 


die bei den. Bakchosfeierlichleiten und andern Myſterien J 


eine vorzügliche Rolle ſpielten und die in allen ſich darauf 
beziehenden Abbildungen ald geflügelte Genien- vorgeſtellt 
wurden. Andere halten die Knaben für fihtbare Repräs 
fentanten der unft ehtbaren Benien, die demnach früher vote 
handen geweſen ſeyen, als jene. 


Mit den Genien waren nahe verwandt die — 
und Penaten, die Manen, die Lemuren uud Larven. 


. De Laren waren die Familiengötter : bei den Nie 
mern, daher hießen fie gewoͤhnlich ” Kamiliares,” wie 


( 


» 


m 


* 
fi 


. wohl mon, au Atfentlichr (owblich)- hatte. - „Wert 


Die Verehrung biejer Weſen wurde das ganze gewöhnliche 
nud tägliche Lehen ber Römer gewiſſerwaſſen geheiligt und 
zeligiöd zemacht ‚Die Karen ftanden als Heine Bilder auf 
dem Hecke in einem Heinen Schräntihen, zuweilen aud 
is einer befondern Fleinen Kammer (Rarartie). Bei wid» 
tigeen Angelegenheiten opferte man den. fchügenden Laren 
ein Ferkel, ein Lamm oder ein. Kalb. . Das Ferkel, vom 
fünften Tage au, mar das gemeinere Opfer, ein gewähl 
tered Opfer wear. hab Lamm, das erſt am: achten: Tage, 
bad reichtte ein. Halb, das am beeißigfien Tage rein. war. 
Mer: Genius eines: Mannes warb, wenn biefee Hauöherr 
wurde, unter die Zaren anfgenpmmen. Auch vergötterte 
Wohlthaͤter: der Menſchen zählte ber. Römer zu ben fi 
genden Zaren *). Als folche Hatten ſie Theil an der 


Feldweihe CAmbarvalien) und an dem Exntedank⸗ 
Feſte (Liberalien). Wuchs eine Familie zu einem herrſchen⸗ 


ben Geſchlecht an, oder flieg durch Kriegsglüͤck empor, fo 
walteten bie ‚ehemaligen Hausgötter ald höhere Laren 
und Penaten, über Städte und. Länder. So entflanden 
bie öffentlihen Laren, "Al allgemeiner tar de 
VLandleute kennen wir ben Silvanus, Mars war- ein 
Bar der Soldaten. Zu dieſen kam der jedesmahlige Im⸗ 


 Perütor, öfters durch beſondere! und förmliche Senatsbe⸗ 


ſchluͤſſe. Dieſen öffentlichen Laren wurden zwei Feſte jähr⸗ 
ſich gefeiert, das eine im Mai, zum Andenken einer. Altar⸗ 
weihe; bad andere nach den’ Saturnalien im. Dezember 
oder Januar. Dieſes letztere wurde blos von den Knech⸗ 
ten begangen, in öffentlichen Kapellen an Scheidewegen, 
daher das Feſt Compitalien hieß. ' Um ver Verwand⸗ 
fchaft willen gedenfen wir hier. auch des-Fefted der A cca 





- 9) Des Raiſer Alexander Severus hatte zwei Lararien, eis 

nes mit böhern Tayen, wozu er Abraham und Chri—⸗ 
#08 rechnete, und eines mit medern, — Platon, 
Se Cicero und — waren. 


a Sr ee 


— — ru — 


—— weiches jälglid.den 28. Dyn, — our 
Es galt dem Anbenten. einer Buhlerinm bie; ein ‚unermeßlis 
ches Vermögen erworben und ſolches ber Say Rap; permacht 
hatte. Die Dankbarkeit der Römer verwifchte nach und nach 
die- Erinnerung qu das Lehen der Perfan ah ihr Feſt 
galt zugleich dem Jupiter, infofern er, Leben gibt. und Bi 


Die Penaten waren "gleichfang, entweder Sans; 
oder. ' öffentliche Sötter der Römer. ag. Hansgöttez 
fanden fee in dem nemlichen Berhättniffe, ivie die Karen, 
mit welchen fie oft als’ gleichbedeutend. geyommeit werbeit, 
Aber’. auch jede Stadt hatte ihre Penaten „die für dag 
Wohl, derfelben beforgt "waren. , Unter "Bieten "waren big Ä 
berühmteften bie zu Kom, Schuggötter des rämifchen Neichdy 
die, famt der Bella und ihrem ewigen Beier, Aeneas au - 
Troja. mitgebracht hatte, Nach ber Schilderung der alten 
Schriftſteller waren dieſe Penaten kleine, rohe Bilder vor 
Holz oder Stein, mit Spießen, vor welchen die, ausziehen⸗ 
den Feldherrn, und die oͤffentlichen Beamten, wenn fie ih⸗ 
ve Stellen niederlegten, zu opfern pflegten. Ihre Namen 
wußte man nicht. Einer von den alten romifchen Schrify 
ſtellern behauptet ausdrädlich, die römiſchen Penaten ſeyen 
nichts anders geweſen, als die ſamothrakiſchen Götter und 
als — erſcheinen ſie in ber Dämonenlehre Etruriens. 


Unter Manen verſtand man die Geiſter der Verſtor 
benen überhaupt, 'hemlich der guten. Sie wurden als haus 
fend in der Unterwelt gedacht, oder ald umgehend auf’ der " 
Dbermwelt, in’ welchem Falle fie mit den Lemuren zuſam⸗ 
menftelen, ober als Schußgeifter. Dieſen weihte man 
das. Grabmahl bes Abgeſchiedenen, -Grabhügel‘, ſchattige 
Bajıme und andere Denkmahle, feierte ſie darch Todten? 
opfer und ſtreute am Trauerfeſte Laub, aume und aller⸗ 
lei Schmuck auf die Gräber. nl 


Die Larven waren den Baren eugegengefebt, alfa 
Schredbilder ber Phantafe,. BR furhht⸗ 


— 1 
varer Were, "Die den Stemilchen Greuen uns Ehe 


Sen erregen. Um fi vor ihnen zu ſichern, brachte man 


Ihnen bei der Todtenfeier im Bebruar Selasıe und Opfer. 


Faſt eins mit den Larven waren bie — 
denen man tm Mit ein Suͤhnfeſt feierte. Man ſagt, die 
fes hätte anfaͤnglich Remurien geheißen und ſey ben 

anen des Remus geweiht geweſen, von ſeinem Bruder 
Romulus zur Sahne geſtiftet; es ſey aber nach und nach 
in ‚ein allgemeines Feſt für die. fpufenden Manen über 
gegangen. An biefem ging der Hausvater in mitternäcts- 
Ficher Stunde, ohne Schuhe, im ganzen Haufe herum, 
warf ſchwarze Bohnen über ſeinen Kopf hinter ſich und 


ſprach: "Mit dieſen Bohnen löſe ich mich und die Meini⸗ 


gen.” Man flehete die Manen, bie Ruhe der Lebenden 
‚nicht zu ſtören, und ſchlug, nachdem man dreimahl bie 
Hände gewaſchen, an ein kupfernes Gefäß, um durch das 
— die Seiſter zu —— 


Manta, die. Mutter der: garen, ober vielmehr der 
— ward in frühern Zeiten mit blutigen Kinderop⸗ 
fern verehrt. Später, ald die Römer ſich humaniſirten, 
‚brachte man ihr Zwiebeln und Mohntöpfe dar und hing 
an bie Gompitalien Heine Bilder, nach der Anzahl ber 
Kinder, aucd wohl. der Sklaven, auf, um biefe Perfos 
nen vor deu Gefahren der ale und bed ern 
zu I | 


mn 





Die roͤmiſchen Goͤtter der — — wurden 
an in »Indigete 87 un und "Semones” 


Die In digetes, ſo viel ais »Einheimiſche, In⸗ 
ländiſche,“ waren vergötterte Menſchen, Vorfahren. 
Unter dieſen ſtehet voran Herkuled. Sein Mythns hat 
„ber nur u ———— erhalten. Davon iſt das 


— HIT — 


aode Doß-wan Ihm die b ſchafteug wer Witten 
opfer guihreibt. Baiden Sabinern ſoll ex. der Saueud 


Cund Some) geweſen ſeyn, woraus die Roͤmer ihr Samen. 


tus .gemücht haben fallen. Dieſem Saneus war zu New 


ſchon ip. ben älteften ‚Zeiten ein Tempel geweihet, auf del 


quirinalifchen Hügel und vorzüglich heilig war ber. Schwur 
bei Sancus oder Semo Sancud, weil man ſich unter 


ihm die alte Treue ſelber perfonificirt dachte. Da num 
Herkules audy fchon früher: unter dem Namen GSancn® - 
verehrt ward, fo ſchreibt ſich wahrfcheintic daher, daß 


man auch bei ihm haüſig und zugleich am heiligften ſchwur. 
Wenn Herkules ald Mufenführer vorklommt, ſo wird andy 
dieſe Idee für eigenthümlich römiſch erklärt, denn nad 


der griechiſchen Cage hat er nicht ſonderliches Talent fin 
Muſik beſeſſen. Fulvius Robilior, heißt es, erbaut 
dem Herkules einen Tempel, in welchen er die zu Ambras 


cia eroberten Muſen aufſtellte, um feinen: Landsleuten die 
Lehre zu geben, daß bie triegerifche Tapferkeit 
nicht unvereinbar fey mit dem, ——— 
So ward Herkules zum Muſageten. | 


- 


Im Dom hatte. Herkules einen Tempel und neun Ra 


Iı 


pellen und in Italien mangelte ed keinem bebeutendern Orte 


on einem Herkulestempel. Jährlich wurde die Einweihung 


bes Herkuledtempeld in Rom gefeiert, der am Circua Mas 
simus fand; denn da man in Herkules ein Symbol deu 
höchften Körperkraft mit allen’ihren Auſſerungen fah, fo 
wetteiferte man. in ben rn gleichſan unter run | 


Schutze. 


Zu Rom * man dem Herkules junge Stier, 


trächtige Schweine, Meth und Brot und bradjte ihm dem 


Zehenten von allem Einkommen dat. Bei den ihm gebradye. 


ten Opfern durfte fein anderer Gott genannt werben und 
fein Hund inner dem Tempelbezirk ſich ſehen laſſen. 


— 078 — 
Die Diocknren, Eaflor uud Peitu⸗, ‚besten Yet 
| Kumpel in dem Hafen vor ORia: :Obe hatten des MAnR 
‚uuter andern in ber: Schlacht gegen ‚bie Latiner beigefiums 
den. Damahld träntten fie ihre Nofe an ber Quelle u 
Duturna und verſchwanden an when der Ste, ws ne. 
Dieter: Durke in Tempel ſtand. 


s en cas, der Stammvaten der — fans, ni dr 
Berftörung feiner Vaterſtadt Troja, nach Italien und faub 
eine gute Hufkahme und verband Ad. wit: den Aboriginern, 
verbeirathete fih mit Laninta, der Tochter des "Mönigd 
Latinus und führte bedeutende Kriege gegen den König der 
Bentuler, Turnus und zuletzt gegen die Etr uster, wo 
er dad Leben verlor. Seine Mutter, Benns, "reinipte 
ihn im Fluſſe Numitins, an welchen ex gefallen war, und 
verſetzte ihn unter die Götter. . Darauf verehrten ihn bie 
Römer unter bem Sau See Senigene 
Nomulus, ve mit feinem Hruber Remns die Stadt 
Nom baute und’ nachdem er dieſen hinweggeſchafft, das 
Volt allein beherrfchte, warb mitten in feinem Föntglichen | 
Geschäfte, daner wäter freiem Himmel in der Verſammlung 
bed Senats und Volks Befehl ertheilte, durch. einen plößs | 
ch entftandenen Sturm der Erde. enträdt. Da das Bell 
Die Patricier wegen feiner Ermordung im Berbacht hatte, 
erfchien er dem Julius Prochlus auf dem Wege von 
Alba, bei hellem Mondſchein, in jugendlich ſchöner Geſtalt 
und mehr. als menſchlicher Groͤße, und gebot durch ihn den 
Römern, ſtatt ber Trauer um feinen Verluſt, die Feier 
ſeiner Vergoͤnerung als un u8 and friegerifche Ue⸗ 
nn | 





Die Semones (Semihomines, Halbwmenſchen) 
waren viejenigen Weſen bei den Römern, welche zu we⸗ 
nig Anfehen und Berbienft hatten, um unter die Olympier 


,, 


\ 





— — — 49 — 
getediu, und —— 8 für Bioge Gresktiche gehalt. un 


werden. Dahin rechneten fie des Silvanus, wei 


man als deu nrfprünglichen Befchägen der⸗Waͤlder und 
Felder mit ihren Grenzen auſah, nud in. der Zolge mis 


Ban und Zaun. verwechfelte. Er warde als ein nackter 


bärtiger Mann dargeſtellt, auf dem Haupte einen wilden 
Kranz; in der Rechten eine Hippe, in Dei Linken einen 
AR tragend. Faunnus, ſogar dem Namen nad) aus dem 
Pan eutſtanden, war urſprünglich ein König, der nach 
ſeinem Tode vergättert wurde, Er hatte eine zählreiche 
Nachkommenſchaft an Kaunen, welche theils wehlhätig 
waren, theils, beſonders durch ploͤtzliche und unerwartetg 
Erſcheinung, erſchreckend und Unheil bringend. Daher 
ſuchte man die Faunen durch Opfer und Gebet zu bewe⸗ 
gen, daß fie insbeſondere den Kindern keinen Schaden zu⸗ 
fügen und ſie durch fürchterliche Erfheimmgen-im Schlaf 
nicht aufwecken mögten. Am 13. Februar feierte man in 
Rom die Kaunalia, bei welchen wine junge Ziege,, eig 
was Wein und Weihraud, geopfert wurden. Am 15. des⸗ 
ſelben Monats fielen: die. Lupercalien, dem (Wölfe 
ſcheucher) Pan zu Ehren, der Bein anderer ald Kaunug 
war, ‚An diefem Felle: war ein Wettlauf von Junglin⸗ 
gen: Die Fabier, bie Quinctilier und. Die Julier waren 
die drei Familien, die von Alters her darau Theil nehmen 
durften. Jeder Stamm opferte eine weiffe Ziege, entkleie 
dete ſich und band das Ziegenfell als Schürze vor. Das 
bet wär die befondere Geremonie, daß der Priefter fein 
blutiges Meſſer zwei Sünglingen an die Stirne: ſtrich, ein 
Paar andere. wiſchten darauf, mit. Wolle in. Milch ge⸗ 
taucht, das Blut wieber ab. Man weiß nicht, ob das 
eine Erinnerung an die Menſchenopfer, oder an den ers 
fien Brudermord in der römifchen Geſchichte ſeyn ſollte. 
Den Iaufenden Fünglingen ſtellten ſich unfruscchtbare Frauen 
in ben Weg und wurben: von ihnen mit einem aus dem 
Ziegenfelle gefchnittenen, Riemen "gefchlagen, welches die 
Fruchtbarkeit befördern follte. Aus allem dem gehet 


⸗ 


— — 980 - | 

herbor, Wa Fanums gicht bloseln ſchadenfroher de⸗ 
panz war, wir man Balfig ammahm, ſondern anch sis 
wohlthaͤtiger Befbrderer der Fruchtbarkeit, alſo des Wohl 
der Welt. .- Das beweist übrigens auch der Umſtand, 
daß er ein Orakel hatte,. alſo ein - weiſſagender Gott 
war. Dieſes fein Orakel war in. einem. Walde, hin⸗ 
tee dem Pallafie des Picns, .. Seine Sprüche: gab · es in 
einer rauhen Versart, welche mau bie Satuxzgiſche 
nannte, weil auch Satuxuns in bderfelben .Gefege mb 
Denkſpruche gegeben. haste. . Gleichwohl darf nicht. überſe⸗ 

hen werden, daß Faunud und feine: zahlreiche Familie, 
maͤnnlichen ſowohl ale weiblichen Geichiechts ¶denn ed gab 
auch Faunaä), beſonders bei den Dichtern ein auſſerſt 
leichtfertiges, muthwilliges und noch frevelhafteres Welt find, 
als die Satyren, mit welchen. fie im Auſſern bie größte 
Aehnlichkeit haben. Kommen fie in Geſellſchaft der. Muſen 
vor, fo gefihah das nur durch Bermittelung des Balchos, 
in deſſen Gefolge eben Die Satyren fidj befanden. 


Vertumnus, ber Herbſtgott, iſt wahrſcheinlich 
von den Etruskern gu den Römern gekommen, Er. if leicht 
zu erfennen; denn er trägt Früchte, haͤlt im feiner Rech⸗ 
ten ein Gartenmeſſer, oft auch einen frummen Stab, wie 
ein Zaun, und iſt mit Kornähren und Fruchtzweigen ges 
kroönt. Seine Gemahlinn ift Pomona, die, wie Dvib 
erzählt, ihn nicht erhören wollte. Er nahm alfo zu aller⸗ 
let Verwandlungen feine Zuflucht, und kam ala Pfluͤger, 
Secchnitter und Winger, doch immer ohne Süd. Endlich 
erſchien er ihre in Geſtalt eines alten Weibes und bat fe, 
doch ja gegen den Vertumnus, ben treueſten und eifrigflen 
ihrer. Liebhaber nicht länger ſpröde zu ſeyn. Als er ſich 
tun üͤberzeugt halten durfte, daß feine, Worte Eindrud ger 
macht, verwandelte ex fich in feine eigene Geſtalt, einen 
fhönen Süngling,. und Hatte nun bad rechte Mittel, fie 
be für Liebe zu — Die — bedarf keiner Erlla⸗ 
rung. I, 


Flora, 


— 481 — 


Flora, die Blumengottinn, iſt die griechtſche —— a 
18, deven Name fogar in jenem zu finden feyn fol. Sie 
sar eine Nymphe, die Zephyros liebte und ihr das Blu⸗ 
senveich zum Geſchenk machte. Der König Tatins ſoll 
hren Dienft von den Sabinern herüber vervflanzt haben. 
zhr Feſt wurde im Blumenmonate (April) gefeiert. 
le Haüfer waren mit Blumenkraͤnzen geziert und alle 
diſche damit beſtreut. Man befränzte fich mit Blumen, 
ielt allerlei öffentliche Spiele und fang fröhliche ‚Lieder 
mf den Gaſſen. Das Opfer, das man der Goͤttinn 
wachte, war ber frohe Genuß des Lebens felber, ' den die 
choͤnſte Jahrszeit durch ihre wohlthätigen Einflüſſe begün⸗ 
tigte. Aber man ſtellte die Spiele der Goͤttinn zu Ehren 
inch nach einem Miswachs an, denn man badıte ſie fich 
8 ein mächtiges Weſen, das GBetraide, Baumfrüchte, 
Wachs, Honig, Del und Wein geben oder verfagen konn» 
'e, je nachdem e6 die Menfchen um fie verdient hatten. 
Die Beforgung der angeordneten Spiele waren den Aedi⸗ 
Im aufgetragen, denen diefe Ehre oft theuer genug zu fies 
hen kam; denn fie mußten das ganze Bol. an den Floras 
lien mit Erbfen und Bohnen verfehen, und alſo gewiſſer⸗ 
maffen die wohlthätige Gottheit felber vorftellen ‚ ber zu 
Ihren bie Spiele ‚gefeiert wurden, 


Zermins hieß ber Goit der Grenten, den — 
anfänglich nur ale eine Herme bildete, worauf man in 
ber. Folge einen Kopf feste Die Grenzſteine waren heis 


ig und wurden, ehe man fie aufrichtete, mit Del begofe 


fen; noch Heiliger wurden fie, als man anfing, ſich unter 
ihnen eine Gottheit zu denken. Numa hatte diefer ein’ Frſt 
geftiftet, welches die Ländereibefiger feierten. in Altar 
von grünem Nafen wurde dent Gott’ an feinem Plate er - 
richtet. Wenn nun die Flamme Toberte, fo warf man 
Weihraud und die Erftlinge von Früchten hinein, und 
befprengte den Altar mit dem Blute bed Opferthiers. Dann 
wurden bei einem frohe Mahle Lieder zum * des — 
2. Band. 31 


— 482 — 
minus gefangen und der Schutz des Botted erſleht. Aber 
der Staat feierte auch öffentlich die Terminalien und zwar, 
obgleich dad roͤmiſche Gebiet ſich immer ‚erweiterte, immer 
auf der aͤlteſten Grenze der Stadt. Als man bei Errich⸗ 
tung. des capitoliniſchen Inpitertempels die dort ſtehenden 
Altäre wegralmen wollte, verſagte der Terminus feine 
Einwilligung und behauptete feinen. Plag, fo daB man fid 
‚genöthigt fah, in dem Dache ded Tempels eine Deffnun 
gu laffen, weil Terminus nur unter ie Himmel ven 
ehrt werden konnte. . 


Mutinus CMotunus, Tutinus) war der griedyifce 
Prianosd, allo ein Gott der Fruchtbarkeit und ale fol 
der auch den NReuvermählten wichtig, die deßhalb gewifle 
Geremonieen gegen ihn zu beobachten hatten. 


Pales war eine von ben bunfeln, aftitafifchen 
Belbgottheiten, die gute Bergweide gab und die Heerden 
vor Seuchen und Raubthieren fügte. Ihr Geſchlecht if 
ungewiß. Gewöhnlich ward fie als ein weibliches Weſen 
angefehen. Am 21. April feierten ihr die Hirten die Pas 
fifien, mit einem Opfer. von Milk und Hirſeknchen, 
wobei fie ihr Vieh durch Raücherung und fich felber durd 
Meihwaffer und are über brennended Heu und 
Stroh entfündigten. 





= — dieſen hatten bie Mömer noch eine große Zahl 
- von folhen femontifchen, aber auch von allegoris 
fen und mythiſchen Götterweien, welche theils im 
Lande felber entfkanden, theils vom Auslande, mit mehr 
oder. weniger . Beränderung nnd Verwandlung, bereings 
fommen waren; dieß letztere gefchah befonders zur Kaifer 
‚seit und man kann ohne alle Uebertreibung fagen, daß es 
eine Zeit gab; in weldher man zu Rom alle Götter aller 
beiannten Böller ber Erde; nebft‘ Spuren beren Vereh⸗ 
ruug, —— konnte. 


I ‘ 





| Das ganze Leben der Römer war von Religion durche 
drungen „daher finden wir unter ihnen Goͤtter für alle 
einzelnen Erſcheinungen des finnlichen, für alle Aufritge 
des hauslichen und bürgerlichen, ' für ale Beziehungen deß 
Heiftigen und fittlichen Lebende. Wir finden einen Gott 
Lactans, der den Saaten den Saft giebt; einen No⸗ 
dotus, durch welchen das Getraide in den Halm ſchoß, 
einen Rubigo, der den Brand darin abwehrt und eine 
Runcina, die für das Jaͤten forgte, wie einen Occas 
tor, der dem Prlügen und Eggen vorftand, Nicht felten 
gingen diefe Götter von einem Berhältniffe des Menichens 
Iebend zu dem andern-über: fo die beiden Ehegötter, 
Picumnus und Pilumnus, von. welchen dieſer mit 
einer Keule (Pilum) das Getraide zermalmt, jener als 
Sterquilinus die Aeder büngt. Sie werden mit Ca⸗ 
ftor und Pollur identifiziert. Waren die Feldarbeiten vors ' 
über, fo ward. Bacuna angebetet und diefe dadurch zur 
Göttinn der Muße in allen Ständen erhoben. Wahre 
ſcheinlich haben Brtliche Berhältniffe Beranlaffung gegeben 
zur Entflehung einer Gottheit Mephites oder Mephis 
tt3, der unreinen Luft, des üblen Geruchs, die mehre 
‚Tempel zu Rom hatte, und ber Elvacina, Sluacina 
(die Reinigende), wahrfcheinlich ein Beiname der Venus, 
ber fpäterhin aus Misverſtand eine. niedrige und fhändlis 
che Bedeutuug erhielt. 


Ganz zufallige Umſtaͤnde und Ereigniſſe haben Ver⸗ 
anlaſſung gegeben zur Entſtehung einer Göttinn Laver⸗ 
na, der Diebsgottinn, weil in dem Haine derſelben die 
erfte Kriegsbeute der Römer getheilt wurde; bed Redi⸗ 
enlus, des Gottes ber Umkehr, der auf dem Plage eis 
nen Tempel erhielt, wo Hannibal auf feinem Marſche nach 
Rom: ftille ſtand und wieder zurückzog; des Ajus Locus 
tius, des unbekannten Weſens, das einmal eine Stimine 
hören ließ und bie Römer warnte, daß ihre Stadt nicht 
von ben Galliern genommen würde, - Beim Sabinerraube 

31* | 


— on) une 
Hatten einige Römer bie fhönfle aller — 
frauen ergriffen. Wohin mit dieſer fragten audere. Zu 
Thalaffio! wer Die Antwort. Und Thalaffio! Thar 
‚Laffio! ſchrie alles Voll und Thalaſſins ward der roͤm⸗ 
‘fe Hochzeitgott, wie Hymen auf eine au Weiſe der 
griechiſch geworben war. 


- Hatten Lucina und Die drei Rirt f die Geburtgättimen, 
ihre Schuldigkeit gethan, fo forgte Deverra, durch Keh⸗ 
ren der Schwelle mit dem Beſen, für die Sicherheit dei 
Wochenzimmers und Levana waltete, daß der Bater fein 
neugebornes Kind von der Erbe aufhob, modurch fie zur 
Goͤttina der Erziehung wurde. Levana- übergab bad 
Hömerlind dem Schutze der Ju venta, feiner der un 
geachtetſten unter den Gottheiten, denn fie hatte einen Tem 
„pel auf dem Eapitole und eine eigene, von ber Jugend 
begangene eier. Und ſo wanderte benu der Nönter fein 
ganzes Leben hindurch aus einer Götterhand in Die ande 
te, und wenn Averruncus, der Abwender des Uebels, 
ihm nicht half, und wenn Meditrina, die ‚den ‚Kran 
Sen (mit Wein) heifte, vergeblich angerufen war, er war 
- darum nicht verlaffen, denn nur die höchften Götter führ⸗ 
‚ ven ihm zum Tode und durch den Tod in Elyſium. 


Die Römer rechneten die ſaͤmtlichen Nymphen, die 
Fluß⸗ und Quell» Bdtter,. die Richter in der Unterwelt, 
und den Eharon, zu ben Semonen und erhoben bie Tu⸗ 
genden und großen Eigenfchaften des Geifted und die Bor 
‚güge des Körperd, fo wie die entgegengefegten Mängel 
und Fehler und ſelbſt Lafter zu den Göttern, benen wicht 
felten Altäre und Tewpel gemweihet waren. So hatte ger 
bris (das Fieber) mehre Tempel in Rom und man betete 
zu der Böttinn um Berfchonung mit Krankheiten,. fo wird 
die Invidia (der Reid) ale eine döfe Göttinn, al 
ein altes, häßliches Weib, dargeſtellt, mit ſchielenden Aus 
‚gen uud Schlangenhaaren, das ſich felber beißt: So wur 


u A — 
‘ 


De aber au die Spes (Heffunag) frkhiriig hen in 
Rom mit Tempeln und Altären verehrt. Cie hat oͤfters 
den Bonus Eventus (dem ‚glädlihen Ausgang), einem ” 
Genins, auf ber Hand, und bann If fie die erfüllte 
Hoffnung Die Abbildung. der Hoffnung iR befannt, 
fie erfcheint aber auch ald ein leicht einherſchreitendes Mäbe 
chen, welches mit der Rechten die. Blüthe eined Grauat⸗ 
apfeld vor fidy her Er und. mit ber Linten das Gewand 
etwas Viper, | a 

De die eibertas bei den Römern Be war, 
wird jedem natürlich erfcheinen, der da weiß, wie hoch 
Diefed Voll die Freiheit achtete, wie lang dafür kämpfte. 
Die römifche Libertas erfcheint in Abbildungen immer 
ohne Kopfbedeckung. Honor (Ehre, Ruhm) war:gleiche 
falls bei den Römern fehr natürlich vergöttert. Man ſoll⸗ 
te einen Gott vermuthen, allein es war eine Goͤttinn, die 
insgemein in Geſellſchaft mit Virtus (Togend), und 
zwar dieſe in maͤnnlicher Geſtalt, dargeſtellt erſcheiut. Das 
nor. und Virtus hatten: zwei Tempel dicht neben einane 
der. In den der erſtern — man nur durch deu des 
— u 


Als ane PER PER Gottheit dieſer Art muß For⸗ 
tuna (bie griechiſche Tyche, Dad Gluͤck) genannt werben. 
Rirgends haste. diefe Göttinn mehr Tempel und Altäre als 
ia Nom, wo fie, wie Plutarch fagte, um su, bleiben, ihre 
Flügel ablegte und ihr Rad verließ. "Man feierte ein Feſt 
der Fortuna publica (der Glücksgöttinn des Staats), der 
Zortuna virilis der männlichen) und ber mullebrid (der 
weiblichen) Glucksgottinn, und es war. fein Stand, 6 
war eine Familie, ja, ed war kaum eine Privatpeafon; 
de wicht ihre beſondere Fortuna gehabt hätten, 


Rom felber, in den: Augen feiner Bürger mit jeum . 
heiligen . hrfrrdt betrachtet, bie einer von ben Wättern 


— —E m | N 
felber erbauten und fo fehr. vordegogenen Stodt gebührt, | 


vwardb jür Gottinn, die in ihren Ringmauern felber und in 


vielen andern Städten Tempel und Altäre hatte Die Ge 
ftalt, in welcher diefe Göttinn vorgeftellt wurde, Hat fehr 
viel Achnliches mit Minerva, welche, wie wie wiflen, 
nachn Jupiter nud Juno, die höchſte Gottheit in Rom war. 


Als einer beſonderen Erſcheinung muͤſſen wir noch der 
»Divi Novenfiled” erwähnen, bie wie im Athen ber 
Unbelannte Bott. auftreten. Man weiß nemlich nict, 
ob ed fontel hieß, als neun Gotter ober neue Götter. 
Nach Piſo waren:eb neun Götter ber. Subiner, die” nadı 


"Rom kamen und denen Tatius Tempel errichtete. Varro 


nennt die Laren, bie Befta, bie Sabus, bie Fors, 


[ud 


die Fortuna und bie Fides als bie Novenſilen. 


Die Diener ber römifchen Religion. 
. Die Diener der Religion machten bei ben Römern, 
wie bei den Griechen, Seinen befondern Stand aus, fie 
wurden aus ben Bürgern des Staatd gewählt, daher mücht 
Des Staat unter der Kirche, fondern die Kirche unter dem 
Staate ftand, Diefe Diener der römifchen: Religion nun, 


vdie aus: den vornehmern Familien größtentheild genommen 
, waren, ‚waren. Priefter,. bie theils zum Dienfte aller, 
theils zum Dienfte- einzelner beſtimut waren. Don der ev 


ſten Art waren bie Pontifices, welche Numa angeords 


5 net. und aus den Patriciern genommen hatte. Zuerft war 


fen. ihrer nur vier, ſpäter wurde ihre Zahl- auf fünfzehn 
beftimmt und die größere Hälfte Majores, bie Fleinere 
Minores genannt. Das Ganze hieß: Collegium. Die 
ſes Collegium übte in allen die Religion betreffenden Din 


gen bie. Gerichtöbarfeit aus -und hatte eine fehr ausgebehns 


te Gewalt, die nur durch Die Befchlüffe der Vollsverſanm⸗ 
lung befchränft war. Oft fuchte ſich das Collegium dies 


ſer Befchränfung zu entziehen und brachte es auch einige 


Mathle bis zur Unabhängigkeit, wiewohl es fotche, nicht für 


immer behaupten konnte. 


— 487 — 

Das Haut biefer Priefterfdiaft war ber Pontifer 
Naximus, deffen Gewalt fo groß war, wie feine Wir, 
e, denn ex war der 'oberfte. Richter in aflen .geiftlichen 
Dingen; ‚ihm waren alle andern, Priefter unterworfen, 
nd insbefondere war ihm die Aufficht über die heiligen 
eremonieen der Belta Übertragen. Er war ed, der bei 


Den öffentlichen Feierlichkeiten -— denn feine war ohne 


Religion — den Vorſi itz führte und die Weihgebraüche 


eitete; er war ed, ber im Eheſachen bie höchite Entfchels - 


ung hatte. "Unter feiner Leitung führte das Collegium 
ne Sorge für den Kalender, führte wine lange Zeit hin⸗ 
uurch bie SGommentarien oder Jahrbücher, in wel⸗ 
hen dem Volke ein Verzeichniß aller in einem Jahre er⸗ 
chienenen öffentlichen Verordnungen aufgeftellt wurde, bis 
iefe Gewohnheit, zur Zeit des erfien Trinmvirate, erloſch. 


Die Kleidung der Pontifices war eine mit Pur⸗ 
ur verbrämte Toga und eine, wollene Mütze, in Form 
ines Kegels. Der Pontifer Maximus hatte Immer 
in öffentliches Gebaüde zur Wohnung, weldies Negia 


jenanmt wurde, und feine Perfon war fo heilig, Daß er 


nemahls einen Todten berühren durfte Die römifchen 
miſer übernahmen zulegt Wurde und Amt des Pontis 
"er —— ſelber. 


1 


— — 


Auch die Augures, Auspices, waren allgemeine 


Priefter. She Amt: beitand hauptſächlich Darin, daß fle 
ünftige Begebenheiten vorher verfündigten. Auch fie ges 
roſſen großes Anſehen, und großen Einfluß, weil feine 
Sache von Wichtigfeit, welche den Staat betraf, weder 
m Haufe, noch auswärts, weder in Kriegs» noch in Fries 
benözeiten, vorgenommen werben konnte, ohne fie zu fras 
gen. Die. Römer hatten das ‚Weiöfagen von den Tus⸗ 
ciern gelernt und .pflegten, befonders in ben Altern Zei⸗ 
ten, ihre Sünglinge-fehr forgfältig in dieſer Kunſt zu uns 


— 





a 


vereichten. Homuins uud Remus folien es ſchon eisen 
Auspicium unterworfen Gaben, nad weſſen Raus 
ihre neue Stadt genannt werden ſollte. Lange Zeit war 


ed Sitte, daß Niemand ein neued Aut antrat, ohne -vor 


‘ 


ber die Auspicien gehalten au baben.. 


Die Auguren hatten fünferlei Arten von Auzeichen, 


woraus fie Vorbedeutungen der. Zukunft fdhöpften, nem 


lich Erfcheinungen am Himmel, namentlih Blig und Den 
ner; den Gefang und den Flug der Bügel, das Freſſen 
ber: heiligen Hühner, welche befonderd dazu unterhalten 
wurden; bie Eingeweide geopferter Thiere und aufleror 
dentliche Vorfälle, 3. E. wenn ein Balken im Haufe Eradıs 
te, wenn einer feinen Schuh verfehrt anzog, wenn ihm 
ein Glied zuckte u. dgl, Nur aus den drei erſten wurden 
die öffentlichen Augurien genommen. Die Bögel, "deren 
Gefang Anzeige gaben, waren ber Rabe, die Krähe, 
Die Eute., ber Hahn; die, deren Flug beobachtet wurde, 
ber Geier, der Adler, der Habicht und die Eraͤhe. 
Das Freffen der Hühner ward befonberd im Kriege, vor 
einer zu liefernden Schlacht, beobachtet. Bei einem äfs 
fentlichen Augurium nahm der Priefter gewöhnlich einen 

erhabenen Standpunft ein. Zuerſt verrichtete er ein Op⸗ 
fer und ein Gebet, darauf febte er ſich nieber und be 
zeichnete mit einem Stabe, dad Geficht gegen Oſten ge 
wendet, bie Grenzen, ne welchen er feine Beobadıtuns 
gen vornehmen wollte. In der Regel waren die Erſchei⸗ 
nungen zur. Rechten glücbebeutend, die entgegengefepten 


- zeigten Unglück an. 206 war bier einige Unſicher heit. 


Anfaͤnglich gab wahrſcheinlich unter Numa, nur 
drei Auguren, denen Servius Tufius noch „einem vierten 


beifügte. Bei dieſer Zahl blieb es, bis die Plebejer (im 


J. der Stadt 453.) es durchſetzten, daß den bisherigen, 
aus den Patriciern genommenen, noch fünf aus den Pie 


. , beiern beigegeben werben: mußten, Unter Sulla ftieg ihre 


9 — Ta 
Zahl anf vierzehn und -ike Worfteher. hieß, Magifter 
Eollegii. Bis zum Jahre d. St. 68. geſchah die Auf⸗ 
nahme in dieſes Collegium durch die Auguren ſelber, durch 
ein nenes Geſetz aber kam die Wahl an die Comitien. 
Die Cäſaren behielten ſich die Beſetzung vor. Das Anſe⸗ 
hen der. Auguren war groß, ihr Einfluß wichtig, nad ſie 
konnten um keines Verbrechens vwoillen ihres Amtes entſetzt 
werden. Ihre Kleidung beſtand in. einer Tunica und 
einem befondern Wahrfager + Kleide (Läna auguralie), wel⸗ 
ches . auffer ihnen Niemand. tragen durfte. Dazu hatten 
fie noch) ein geftreifted Purpurkleid, einen Kranz von Del« 
zweigen und in ber. Hand. kai Lituns (den Krumm⸗ 
tab). 





- 


I. 


Ein anderes aellegiun von allgemeinen prieſtern in | 
Rom) waren bie Haruspices, die Erforfcher der Eine 
geweide, denn diefe Gattung von Weisfagern enthüllte bie 
Zukunft aus den Eingeweiden ber Opferthiere. Ihrem. ' 
lag dabei ob, das Opferwefen und was dazu gehört, die - 
Güte des Mehls, des Weihrauchs, des Waflerd, des Hole 

zes u. fe w. genau -zu beachten. Während. des Opfers. 
felber mußten fie auf Alles aufmerffam ſeyn, woraus nur 
irgend eine Vorbedeutung gezogen werben fonnte, ob das 
Opferthier nad) erhalienem. Schlage Teicht und. bald vers 
ſchied, welches ein glädtiches , fo wie das Gegenteil ein 
anglüdtühes Zeichen war. Hierauf zog man die Han 
ab, Sffnete Bruf und Umterleib und der Harusper unters 
fuchte nun, indem das Thier auf dem Aftare lag, mit ei⸗ 
‚nem anatomifchhen Meffer in der Hand, die einzelnen Thei⸗ 
le. Ein: Haupttheil war die Leber, auf deren gefunde Ges 
fchaffenheit ed vorzüglich anfam und worin jeder Fchlew 
ein fehr fchlimmes Zeichen war. Nach der keber Wurde 
das Herz unterſucht; wenn diefed fehlerhaft war, oben, 
wie zuweilen, gar zu fehlen fchien, das wer Auß “er 
ſchrecklichſten Zeichen. . Daun wurde Die Getenbiefe Task, 


. 


’ — wo — 
achtet, welche, wenn .fie tech: "Soll: mon Galle war, auf. 
Krieg . und : glüdliche Schlactten dentete. War num audı 
Die Runge in gutem Stande, die Milz in ihren rechten 
. Rage, das Reg unzerriſſen, die Niere gut und lebhaft von 
Farbe, and) die Zunge, ohne Fehler, fo waren das lauter 
‚gute, und glüdliche: Zeichen. Bon ſchlimmer Borbebentung 
war ed, wenn’ die Eingeweide non ungefunder Farbe nud 
Beſchaffenheit waren, oder eimen.üblen: Geruch von fi 
gaben. Wie mun ‚daraus :Bie :Zulsmft zu erfehen war, 
dieſe Kunſt und Wiffehfchaft mußten die Haruspicen, nebſt 
yielen andern ähnlichen Kenntniſſen, als Traüme zu deu 
ven, nom Blitz getroffene Gegenftäunde: zu fühnen w. dgl. 
:inne haben, und die Mömer ſchickten felber ihre Söhne, 
welche fie zu dieſem Geſchaͤft beſtimmten, nach Etrurien, 
um gründlich unterrichtet zu werden. Als den Urheber 
— Wiſſenſchaft und Kunft neunt man den Tages, 
Ben Sohn-ded Supiter. Zuerft.hatte man in Rom in je 
dem Stamme einen Hearusner, aber ihre Zahl flieg 
his anf 70, Ihr Vorſteher hieß Magier pubticus, 
Sonftantin, d. G. unterfagte ihnen bie Ausübung ihrer 
Kunft, Balentinian und Balend aber: geftatteten a wies 
ber, ‘wofern fie nicht zum Schaden — würde . 


„. Das Weiſſagen und Wahrſagen war bei den Roͤ⸗ 
mern etwas ſehr Gewöhnliches und Beliebtes. Auſſer ben 
eben gefchilderten feierlichen Weisfagungen nahmen fie «ud 
zeigen von Thieren, die über den Weg liefen, ober au 
ungewöhnlishen Orten ‚gefehen wurden, aus dem Werfchüts 
ten bed Salzfaffes über Tiſch, aus dem Nießen und an⸗ 
‚bern zufälligen, Ereigniſſen des -menfchlichen Lebende. Auch 
fuchte- man Fünftige Begebenheiten - durch das Ziehen der 
Loofe- zu enthüllen, und. prophezeite. aus ben Geſtirnen, 
aus den Traümen und glaubte, wahnfinnige und bloͤdſin⸗ 
nige Menſchen hätten ben Geift. der Wahrſagung. 








— 11 — 


— die Quindecimviri CFanfzehunäauer). 
aren ein beſonderes Prieſtereollegium in Nom. Urſprüng⸗ 
ch waren ihrer nur zwei CDuumviri) von dem Koͤ⸗ 
ige Tarquinius Priscus angeordnet, im Jahre Romb 
88. wurden ihrer zehn und unter Sulla fünfzehn. Sie 
atten die Aufficht auf die ſibylliniſchen Bücher,. weis 
ye fie allein zu befragen das Recht hatten Ihr Amt 
auerte lebendlänglich, befreite fie vom Kriegsdienſte und 
len bürgerlichen kaſten und gab ihnen großeb Anfehen. 


Bon: den ſibylliniſchen Bucheru ber Römer erzähle 
san Folgendes: Es kam eine fremde Frau (Amalthäa, 
ennen fie einige, eine. Sibylle *)) zu | bem Könige Tar⸗ 





* Sibolla, Gottesratherinnen, ſo hießen die bexühmteſten le 
Keisfagerinnen ber Alten, von denen man glaubte, daß 
fie, dur die Einwirkung einer Gottheit in eine Art vor 
heiliger Raſerei oder Begeifterung verfegt, die Zukunft 
vorher verfündigten. Das Alterthum zählt Ihrer zehn 
nemlich die chaldäiſche oder perſiſche, auch Babylax 
niſche und ägyptiſche genannt; die libyſche, welche 
für die Ateſte gehalten wurde; die delphiſche, die ita⸗ 
liſche; die erpthräiſche, die den trojanifhen Krieg 
angefündigt; die famifche; die kumäiſche, welde ger 
wöhnlid Amalthäa, oft aber auch anders heißt; die hel⸗ 
Iespontifhe; die pheygifche und die tiburtinifgel 
Diefe hyſteriſch verzudten Grauen flammten aus dem 
Orient. "Mit wütendem Munde, ungeregelt und wild 
firömten fle anfänglich ihre Weisfagungen and” fo fast He⸗ 
rakleitos vom ihnen. Plutarchos läßt Die erſte Sibylle vom 
den Mufen erziehen, welches auf eine pöetifche Ausbildung 
hindeutet, weldhe die Sibyllen in Böotien, dieſei fruchts 
baren Propheteniande, gefunden. haben. Genug, die morgens 
ländifchen Sibyllen ſchmolzen mit den Helifonifhen Muſen 
zufammen und die Pytbien zu ‘Delphi waren eigentlich nur 
‚ipre Nachfolgerinnen. Was nun diefe "hegeifterten Grauen 
ausſprachen, das fammelten nachber bie fogenaunten Pros. 
pheten und trugen es umher, zuerſt mündlich. * ſchrift⸗ 


j _ 40 — 


quinias Prische und bot Ihe nenn Stollen fbyihsifcher 
Weiöfagungen, für den römifchen Staat hödit winhtig, 
zum Kaufe an. Da der Preis, den fie bafür ferberte, 
dem König zu hoch dünfte, fo wies er fie ab, fie warf 
Darauf drei von ihren Rollen in den brennenden Gamez 
und. bot ihm bie übrigen ſechs fie Beiden Grit on 
Tarquin wies fie, nicht ohme Hohn, abermahls ab. A 
fie aber wieder drei Bücher verbrannte und ihm die letzten 
drei mit entſchiedener Ruhe und einer gewiſſen Hoheit au 
bot, wurde er betroffen und kaufte die Bücher um die ge⸗ 
forderte Summe. Er ließ fie nun, als ein. geheimes Dras 
Bel für wichtige Staatövorfälle, en verwahren und 
zwar auf bem Capitol im Tempe des Jupiter, wo fie in 
einem feinernen Kaften in einem Gewölbe unter der Erde 
"Jagen. Zu Sulla's Zeiten verbrannte mit dem Capitol der 
Tempel ded Jupiter und darauf ließ der Senat durch Ge⸗ 
fandte aus allen italiſchen und griechifchen Stäbten, was 
ſich von Sibylleu⸗Verſen vorfand, fammeln und, nad 
forgfältiger Sonderung des Falſchen, noch ungefähr 1000 
unter der Aufſicht der Fünfzehumänner aufbewahren. 


GCicero erflärte bie Sibyllen⸗Bucher für eine Arbeit 
ſtaatskluger Männer, : welche ſolche abfichtlich in. Dunkel 
gehüllt und fo abgefaßt hätten, daß man ihnen eine wib 
Führliche Deutung geben konnte. 


Die Zwecke, die man nun mit dieſen Büchern er⸗ 
‚reihen wollte, würden unerreicht geblieben ſeyn, ‚wenn 
man neben den für echt aufgenommenen Sibyllen⸗Buchern 





lich. Bon diefer Art waren die Sammlungen, welche ma 

unter dem Namen des Mufäos, des Bakis und ane 

ver hat, und die der Gewinnfucht und dem Betruge ın 

: fo mehr Nahrung gaben, je begieriger jede Stadt war, ti 

- "me folde Saminlung zu befipen, Unter allen aber ip fm 
(9 berüpmt geworben, wie bie rämifhe. . 


x 


” 


— 493 — 

nu andere geduldet hätte; daher ließ ber Seuat 6ofters 

e überall vorhandenen ſibylliniſchen Weisſagungen ſan⸗ 
eln und verbrennen, Auch der Kalter Auguf verbranits . 
auf einmähl ‘gegen 2000 folcher Schriften and ließ dis 
hten, in zwei Be Käftchen, im Tempel ded Apollo . 
erwahren. Uber ſchon fein Nachfolger Tiberins fah fih 
ieder genoͤthigt, eine Unterfuchung wegen allgemein ve 
reiteter fibyllifcher Weisfagungen anzuftellen. . Bei - allem 

em erhielt ſich das Auſehen der Sibyllen im roͤmiſchen 
teiche länger als das der Orakel in. Griechenland. Nach⸗ 

em das Chriſtenthum ſich verbreitet hatte, fand man ſo⸗ 

ar Weisfagungen auf deu Meffias bei = nen a 
Sibylle. \ 


Eine Sage läßt die Blätter biefer Weisfagungen vom 
Binde zufammengeweht. werben, welches wohl nichte ans 
vers anbdeutet, als baß der Inhalt derfelben bunt durch 
inander geworfen, ohne alle — und Regelmaͤßig⸗ 
eit war. 


Die Roͤmer hatten die Gewohnheit, ihren Goͤttern 
Mahlzeiten anzuſtellen. Am 13. Nov. jedes Jahrs, be⸗ 
ſonders aber noch ‚an ben fäcularifhen Kelten, bewirthete 
man die Götter, wie man bie Menfchen zu bewirthen pflegs 
6. Man legte ben Göttern Kiſſen, ſtellte den Göttinnem 
Stühle und trug ihnen Speifen und Betränfe auf. Ans 
fänglich war alles einfach und frugal, mit dem ſteigenden 
kuxus aber wurde auch hier Pracht und Ueppigfeit anges 
wendet, und man veranftaltete bletectifternien, fo hie 
Ben diefe Mohle, mit ungeheuerm Aufwande. 


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RN 


Auſſer den öffentlichen Lectiſternien gab es auch haue⸗ 
liche, indem in ber Stadt auf allen Straßen. bie Haus⸗ 
thüren offen Randen und gleich beim Eingang ein Tiſch für 
die Vorbeigeheuden gededt war, wozu man Belannte und 
Unbelannte einlud. Man machte fidh bei dieſer Feier zur 


Se ® 
‘ ! ’ 


weelcher Namen nachher den Prieftern gegeben wurde, bie 


I 


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— 404 — 
wuUaht, wit ſelnen Feinden gürig ud ſauft zu reden, « 
les Streits ſich zu enthalten und ben Gefeſſelten bie Bew 
de abzunehmen. Dadurch wollte man bie Götter zu gie 
chen Geſinnungen gegen fich felbft gewinnen. 


« 
y 








Die Anordnung der öffentlichen Lectifternien war au 
ſanglich den Pontifices Übertragen; als aber die Borbereitun 
gen und Arbeiten dabei fo weitlaäfig wurden, daß jene nicht 
mehr fertig werden konnten, fo entfland eine neue Prie⸗ 
fergefellfchaft, die Septemviri Epulonum, welde 
die Beforgung ber Lectifternien übertragen wurde. Dieſen 
Sollegium ſtand und blieb immer in einer gewiſſen Abhin⸗ 

gigkeit von den Pontifſices. | 





Auch die Kratres ambarvales waren eine befow | 
dere Art der allgemeinen Priefter unter den Römern, der 
sen Urfprung fich aus den älteften Zeiten herfchrieb, denn 
‚ eine alte Volksſage erzählt, daß Acca Laurentig, dei 
Romulus Pflegemutter, zwölf Söhne gehabt und, ba 
einer davon geftörben,. den Romulus dafür ** 
habe. Dieſe hielten jährlich an einem dazu angeſetzten Tas 
ge, mit Aehren bekraͤnzt, einen feierlichen Umgang um die 
Felder, /und hießen deßhalb die arval iſchen Bruͤder, 
an ihre Stelle traten. Ihrer waren zwölf, ſie trugen ei⸗ 
ne Krone von Kornähren und eine weiße Binde, und ih 
ve Würde blieb ihnen’ Tebendlänglih. Ihr Oberpriefer 
hieß Magiter, ber aaa nach ihm il 





| Das Hauptgefchäfte biefer Leute war nun, das länd 
„ che Feſt zu feiern, das den Namen der Ambarvalien 
"führte, Dieß war der Kal am 11. Mai, ober auch, wie 
Einige fagen, an- einem willführlich beflimmten Tage zu 
Ende. Aprils. Man führte in einer; heiligen Prozeſſion 
drei Thiere, einen Stier, einen Widder und einen Eber 


[27 


— — 46 — 


zum Das A Stadtfeld und opferte: dann :diefe Thiere 
Jen Göttern. Drohete der Stat Rom ein befonderes. Un⸗ 


zlück, fo hielt man’ einen Saas Ing um Lie Stadt Am u 


Jurbiale. 

Auſſer — Arvalien.gab es auch vie 
pate, die von Befigern ber landgüter angeordnet wurden, 
Die Opfer waren babei geringere — der Aufwand 
überhaupt nicht fo groß. 


Die hier vorkommende feierliche Umgehung eines. = 
weihenden oder fchugbefohlnen Gegenſtandes kommt im As 
terthume fehr haüfiz vor. Ja, auch Götter. und Tempel 
wurden feierlid umgangen. Es fcheint. der Gedanke zum - 
Grunde zu liegen, daß ein folcher Gegenftand durch den 
Umgang von feiner Umgebung abgefchnitten und herausge⸗ 
hoben uud zugleich jede Entweihung, die etwa darauf 
haften mogte, hinweggetilgt würbe, | 





Andere allgemeine Priefter ‚waren noch die Curio⸗ 
nen, welde die heiligen Gebraüche bei den Berfammluns 
gen der Eurien zu beforgen hatten; die Fetiales, wel 
che bei Striegderllärungen und Friedensſchlüſſen gebraucht 
wurden und über: Aled, was auf Unterhanblungen, im 
Krieg Bezug hatte, zu entfcheiden beftimmt waren; . bie 
Sodales, welche Tatius zur Erhaltung der Sabinis 
ſchen Religiongebralche bei Vereinigung des Volks mit dem 
Römern angeordnet hatte. Endlich gehört noch hieher ber 
Rer:facrorum, oder ſacrificulus, welder nad) Vers 
treibung des Tarquinins zur Vollziehung ber heiligen Ges 
braüche angeftellt wurbe, welche die Könige felbit perrich⸗ 
tet hatten. Das Amt desfelben war nicht von großer Bes 
deutung. Er ftand,. wie alle die Übrigen Priefter, unter 
dem Pontifer Marius. Wer biefe Würde erhalten wolle 


— 0 —-. 


7 wußte Abrigens jebes andere Amt micderlegen. Geis 
Fraun hieß Regina und feine Wohnung Regia. 





Auſſer dieſen allgemeinen hatten die meiſten Gottheiten 
ihren -befondern Priefter, unter dem Namen Flamen, 
von der Kopfbinde, die er trug-alfo genannt. 


Dee Flamen Dialis, oder ber des Jupiter, 
der Flamen Martialis und ber Quirinalis (ie 
: HRomulud) waren fehr augefehene Männer und fonnten 
nur and dem Pätricierfiande genommen werben. Sie mu 
ren von Ruma angeordnet, in der. Folge wurben fie von 
dem Volke erwählt. Die feierliche Einweihung oder Ein 
fegung in ihr Amt. gefhah durch den Pontifer Maris 
mus und die Auiguren. _ Die Flamined trugen einen 
purpurnen Rock (Läna), welchen fie über die Toga 
zogen, und eine kegelförmige Mütze (Aper). In der 
Folge wurden noch andere Flamines gewählt, welche Mi 
nores hießen und Plebejer ſeyn konnten. Auch die Kai⸗ 
‚fer hatten nach ihrer Vergötterung ihre Flamines und 
. Prieftergefelfchaften, welche Sodales hießen, 


Der Flamen Dialid beffeidete ein Amt von grokt 
Wichtigkeit, war aber vielen Einfchränfungen untermet 
fen, er durfte auf keinem Pferde reiten, wicht über Rat 
aus der Stadt bleiben, Feinen Eid ablegen u. dgl. m. 
Seine Frau (Hlaminica) war wohl auch gewiſſen Ein 
ſchraͤnkungen unterworfen, aber fie war zugleich eine Per 
fon von hoher Wichtigkeit; gewiſſe Gebrauche konnten oh⸗ 
ne fie nicht vollzogen werben, daher konnte fich der Flo 
. men unter feinen. Umftänden von ihr ſcheiden und mut 
wenn. fie ftarb, fein Amt niederlegen. 


Neben feinem Flamen hatte Mars noch zwoͤlf Priv 
ſter, die, Salier genannt, weil fie bei allen Feſtlichkeiren, 
| 2 die 


ET 497 — — 
ie ſie begiugen:,. tanzend durch bie Stadt zogen. Se. 
rugen eine geſtickte Tunica und bie kegelformige Rüge: 


er Flamines, ein Schwert an der Seite, im der rech⸗ 
m Hand. einen Spies, oder huch zumellen eine Ruthe, 


md in der Iinfen einen von ben Schilden des Mars. Sie | 


ingen gewöhnlich über das Forum und andere. öffentliche 
läge der Stadt auf das Gapitolium und fangen anf dem 
Bege heilige Gefänge, welche Ruina gemadit haben fol.” Sie 
varen wenigftens fo alt, daß fie zu Auguſtus Zeiten Nie⸗ 
nand mehr verftand. - Die feierlichite Proceffion der Sa⸗ 

ier war am 1. März, zum Andenken an die Zeit, :.nfo: 


er heilige Schild unter ‘ver Negierung ded NRuma: vom 


zimmel gefallen feyn fol. Man. verglick die Salier da⸗ 
ei mit den Kureten, weldhe, wie mir ſchon wiſſen, 
uch dergleichen Waffenzüge und. Waffentänze gemacht has 
er. Den Befchluß dieſer Feierlichkeit machte. ein Föfttiches 
haſtmahl. Niemand ald ingebörne und reigelaffene, 
eren Eltern nody am Leben waren, konnten in die Zahl. 
er Salier aufgenommen werben. Ihr Borfteher : hieß. 
Sräful.und feheint bet der Proceffion voran gegangen 
u feyn; "dann 'hatten-fie einen Vorfänger (Bates); und 
inen Geremonienmeifter (Magifter),- d der die neuenbähle 
in Mitglieder aufnahm. Neben. diefer zwölf Saliern, die... 
on Numa ſich herſchrieben und ihre Capelle auf dem: pas: 
atinifchen Berge (Palatint) hatten, ‚waren noch zwölf 
ndere da, von Tullus Hoftilind angeordnet, diefe hießen 
Sollint, weil fle auf dem quirinaliſchen De re 
Thore Collina ihre — —J— 
ve I 

Die Alteſten römifchen Prieſter ſollen die ine 
ie Prieſter des Pan, gemefen ſeyn. Sie .hatten ihren: 
Raten von Lupus Rolf), weil Pan die Wölfe vor den’ | 
)eerden abhielt. Das” Feſt, ‚welches ihm diefe Mänmer . 


eierten, die Qupercalien, war im Februar, wie wir 


chon oben erzählt haben. Bon ben drei Gefellfchaften der. 
'uperci. fallen: bie Julier ri: Dem Julius Cäfar gu: 
1. Band. Ä | 32 | | 


SR 


\ | 
— 0 — 


“ 


" Ehren errichtet worben ſeyn. Ihr Vorſteher war dawahu 


M. Antonins, der in dieſer Eigenſchaft dem Cäſar öffent 
lich eine goldene Krone überreichte und ihn ale König 
begrüßte, was dieſer ablehnte, weil er bie Misbilligung 
Diefer Handlung: anf allen —— des verfanmelten 
Belle las. 


Die potitii und Pinarii waren Prieſter des Her⸗ 
kules, von Evander angeordnet und, nad) der Sage, von 
dem Heros felber in ihrem Gefchäfte unterwiefen. Die 
Pinarii waren die Gehilfen ihrer Brüder, da fie vormahls 
doch ihnen. gleich geweſen waren. Sie vernadhläffigten 
nemlich einmahl dad Opfer und wurden defhalb von Her⸗ 
kules befttaft. Aber das Schickfal rächte fie an ihren Un 
terbrüdern, denn ald die Potitier, auf Anrathen ihre 
Dberhaupted Appius (nachher Görus) genannt, fich fogar 


Sklaven beilegten,, um fidh bei ihren gotteöbienftlichen Ber 


richtungen unteritägen zu laffen, ftarben fie alle in einem 
Sahre aus und ihr Anführer Appius, wurde blind. 





Die letzten romiſchen Prieſter, deren wir zu erwaͤh⸗ 


nen haben, waren die Galli, die der Cybele, ber Göt 


termutter, geweihet waren. Sie folten ihren Namen von 
einem Fluffe Gallus in Phrygien haben, deſſen Waſſer 
wahnfinnig machte. Sie pflegten dad Bild der Götti 
berumzutragen, wmobet fie wie wahnfinnige Menſchen fi 
gebetdeten, allerlei Wenbungen und Stellungen mad; 
nad dem Schall einer Floͤte ihre: Bruft zerfchlugen 
mit Paufen und Klapperblechen ein abſcheuliches Geil 
machten. Bisweilen zerfleifchten fie fich ihre Arme 
ſprachen fürchterlihe Prophezeiungen aus. Nach Einig 
waren fie ſaͤmtlich, nach Andern nur ihr Vorſteher (A 
higallus) entmannt. Sie hatten ein Felt, Hilari 
weiches im Frühling gefeiert wurde. : Dabei wuſchen 
mit vielen. Feierlichfeiten das Bildniß ihrer. Böttinn, i 
ven Wagen, ihre Löwen und alle. ihre: Heiligen Gerä 









19 — 


b 


haften in ber Tiber. Sie allein hatien das Recht, alle 


sahre einmahl auf ben in herum zu — und Al⸗ 
kofen zu ſammeln. 

Dieß ſind die Nachrichten, die uns die Roͤmer von 
hren Prieſtern geben. Aber von den Einkünften derſel⸗ 
en fagen fie und weniger, ald man wiſſen mögte. Nach 
ivius legte zwar Numa einen Fond zur Beftreitung- 
er Unfoften des Gottesdienſtes nieder, aber er beſtimm⸗ 


> für Niemand einen Gehalt, als für die veftalifchen- - 


ngfrauen,. Dionys erzählt, Romulus habe verordnet, 


aß zwei Männer von vornehmem Stande und audges _ 
tichneter Tugend, die im Befige eines hinreichenden Bere - 


rögens wären, aus jeder Curie gewählt werden follten, 
m in berfelben, oder in jedem andern Sprengel die prie⸗ 
erlichen Berrichtungen zu verfehen; aber er erwähnt nichts 
on einem jährlichen Gehalte. -In fpätern Zeiten verlange 
n die Priefter, von öffentlichen Abgaben befreit zu. wer⸗ 
en; aber zufegt zwangen fie die Quäftoren, ‚sogar bie - 
tücflände zu bezahlen, obgleid, Die Tribunen fih für fie 
erwenbet hatten. Auguſtus vermehrte bad Anſehen und 
ie Einfünfte der Priefter, ‚aber man findet. wieder nichte 


on einem beftimmten Gehalte berfelden. Inzwiſchen ſcheint 


3 doch gewiß zu feon, daß für den Unterhalt derjenigen, 
reiche ſich ganz der gotteödienftlichen Berrichtungen wid⸗ 
jſeten, hinreichend geforgt wor, auf was für eine Art ed 
uch feyn mogte. Ehre war vielleicht die Hauptbelohnung, 
er vornehmen Priefter, derer Rang und Bermögen fie 
ner Geldbeſoldung bedürfen ließ. Die Priefter der Rs 
ter werden von fpätern Schriftftellern öfters in drei Claſ⸗ 
na getheilt, Oberpriefter (Antiftites), ordentlis. 


ve Prieſter Gacerdotes), und gemeine Priefter 


ber Diener: CGMiniſtri); meiſtenthrils aber wurden fie 

ur in zwei Claſſen, in Pontifices oder le 

nd in: Minikri —n F | | 
32 * 


N 


’ 
\ , 5 
— 500 — 


Alle Prieſter, welche Kinder hatten, gebrauchten die 
ſelben zu ihrer Unterftägung bei ihren Verrichtungen der 
heiligen Gebrauche. Die keine Kinder hatten, bebienten 
ſich "dazu der Knaben und Mäddyen anderer Freigebor 
nen, bid zu deren Mannbarkeit oder Berheirathung. Ei 
ige hatten die Befchäfte in den Tempeln zu beforgen, 
andere dienten bei ben Opfern, beforgten die Muſik und 
führten nadı der Art ihrer Gefchäfte, auch verſchiedene 
Namen. 


⸗ 





—⸗ 


Gottesdienſtliche Gebaude und Orte. 


Die zur Verehrung der Goͤtter erbaueten Haüfer führ—⸗ 
ten bei den Römern den Namen der Tempel, von welden 
man tinterfihied das Säatellum, das Fleinere Gebaüde, 
welches wir .mit dem Namen Kapelle bezeichnen. Der 
Tempel hieß auch zuweilen Fanum, welches urfprünglih 
den Ort bezeichnet haben ſoll, auf welchem ein Tempel 
gebaut wurde. Einige ſchreiben die Erbauung des erſten 
Tempels bei den Römern dem Faunus zu, woher dann 
das Wort Faunum vder Fanum fonme ide Haus 
fapelle nannte man gewöhnlich Sacrarinıı. Im ben 
Altern Zeiten ſcheint auch von Templum, dem einer Gott⸗ 
‚heit geweiheten Haufe, das Delubrum unterfchieden wor 
den zu feyn, welches mehren Göttern beſtimmt wat. 
Ein Teinpel, der allen Goͤttern geweihet war, hieß Pan⸗ 

'theum. Die vömifchen ‚Tempel waren- zu allen Zeiten 
dem Stande der Eultue des Volks entfprechend; was im 
Anfange einfach und fchlicht war, das wurde aufegt pracht⸗ 
voll und oft überreich ausgeſchmückt und Saülen und 
Gänge, und Treppen-und Galerien und Alles, was die 
Bau» und: Bildhanerkunft hervorbraditen, wutbe an bie 
Tempel verwendet. Die Bejtalt derfelben war mannichfal⸗ 
tig, haufig rund, boch größtenthefld viereckig und dabei 
"Tänger als breit. Der Kaum war in die Area, den Bor 
plag, und das Satrartım,. deu vigentlichen ‘Tempel, 


— 501, — 


getheilt, wohin nur die Priefter fommen durften. Defters 
wear noch eine dritte, geheime und noch heiligere Abtheis 
lung darin. MWan:iegte fie gern an:erhabenen und ausge⸗ 
zeichneten Orten. an, und fo, daß Pie Thüre anf der Abend⸗ 
feite hineinging, dee Eintretende folglich gegen Morgen 
fah. Ueber dem Eingang. des Tempeld war die Infchrift, 
bie den Gott bezeichnete, dem er geweihet war, nnd auf 
fen, wie innen, waren —— und — ange 
bracht. 2 

Die Tempel — ſo heilig gehalten daß man es 
einem zur Sünde rechitete, der ſich erlaubte, ſich darin 
bie. Rafe zu pugen. Viele Andächtige gingen nicht 
auf den Füßen, Fondern auf den Knieen bie 
Tempeltreppen hinauf und hinab. Die Tempel 
wurden, wie -in Griechenland, als Freiftätten angefehen, 
aus denen man einen. dahin gefloherien Verbrecher 'nidyt 
herausnehmen: durfte; doch hatten nicht alle dieſes Bor 
recht. Der Kater Tiberius hob diefed Vorrecht, weil es 
zu vielen Mißbraüchen Anlaß gab, gänzlich auf. Bei ab 
gemeinen Landplagen fah man wohl die Frauen auf dem 
Boden in den Tempeln liegen und folchen mit ihren Haupt 
haaren kehren. Aber es fommen: andy Faͤlle vor, wo das 
erbitterte Volk, weil alle ſein Dienſt nicht die gewunſchie 
Wirkung hervorbrachte, mit Steinen nach den Tempelh 
war und bie — der Gotter niederrige 


Bildlich nanufe aud) der Augur den Beirk am Sim 
mel, ben er mit feinen. Stabe bezeichnete, um inner dem⸗ | 
jelben: feine Beobachtungen. anzuftellen, Tempel. Defters 
wurde .biefer Temyel auf der Erde mit. eiugefchlagenen 
Pfählen und dazwiſchen ausgeſpannten Tüchern eingefaßt, 
damit Niemand hineingehen konnte. Die Römer verrichte⸗ 
ten übrigens ihre Andacht and gerne in-Wäldern, und 
weiheten dDiefe den Böltern. Ein — Wald hieß dann 
Lucus es sr Dan): N. 


& R 
— 50 — — 
Von den heiligen Gebraüchen. 
Die aüſſere Verehrung der Goͤtter bei den Mömern 
geſchah durch Gebete, durch Opfer und Gelübde, ſowohl 
an gewöhnlichen, als an beſondern, dazu beſtimmten Tas 
en. — 
Der roͤmiſche Calender war voll von Ferien (Feier⸗ 
tagen) deren Zwei Pie Enthaltifug von den gewöhnlichen 
Gefchäften war. Sie waren. fäntli von ber Religion 
geboten, die auch über bie richtige Beobachtung ‚Derfelben 
wachte. Es gab aber öffentliche und private Ferien: Die 
- Ieptern feierten die Familien ober einzelne Perfouen; bie 
erftern der Staat, und biefer waren viererkei, nemlich 
jährliche Feſte an beſtimmten Tagen; eben fol- 
he an nicht feigefegten Tagen; gebotene, burd 


beſondere Umftände und Ereigniffe veranlaßt; 


endlich der jiebeömahlige neunte Tag (Nunbimü), 
der Markttag. An diefen Ferien durfte num nicht gear⸗ 
‚beitet werben. Wer fie ohne Abficht entheiligte, mußte fi 
‚durch dad Opfer eined Schweind entfündigen laffen. Die 
vorfägliche Entheiliguug aber fonnte, wie die Prieſter bes 
haupteten, gar nicht ausgeführt werben. Doch wurde bad 
lehtere verändert, als durch. ein beſonderes Staatsgeſetz 
cveſtimmt wurde, daß bie Nundihä nicht mehr Ferien, 
fondern "dies faſti“ *), folde Tage, an weichen Ger 
richt gehalten wurde, feyn follten. An diefen Tagen burf 
te man denn alle bie Arbeiten verrichten, deren Auffchub 
nachtheilig geweſen wäre, und felbft folde, die näglic, 


wen nur dabei rechtmäßig , waren. 


Wie haben ſchon der meiften feftgefegten und wilfführs 
lich angeordneten Feſte gedacht und holen hier nur nach, 
wozu wir noch keine Gelegenheit hatten. Dahin gehören 


- 





”) Das Gegentheil von dieſen waren die »Dies nefaſti,“ 
an welchen nicht Gericht gehaiten werden durfte, daher 
verabſcheuungwerth, unglückbringend, 








— ee 503 — a —— 

bie Agonalien, von Numa angeorbuet,. am 9. I. 
zer, am 21. Mai und am 11. Dezember gefeiert. , Name 
und Beranlaffung dazu ward. verfchieden angegeben. Aut 
Tage dieſes Fefled wurbe von dem Dpferkönig ein Wid⸗ 
Der geopfert. Nah Ovid war ed ein Felt der Sühne, 
dem. Janus .geweiher, nach Feſtus feierte man ed einem . 
Gott Agonius zu Ehren, den jedoch Niemand näher. 
Tennt. Einige halten das "Agonius” var Being, 
men des Janus. er 


-. Die Sarifia, am %. Februar, waren ein ſchoͤnes 
Feſt in den Familien und ſollten Liebe und Eintracht in 
denſelben befördern, weßhalb fle ſich zur Feier derſelben 
in der Wohnung des Familien⸗Oberhauptes verſammelten. 


Durch die Feier der kurz vorher begonnenen Feralien | 


war biefed Feft auf-das zwedhmäßigite vorbereitet, weil . 
das Andenken an die Verſtorbenen und an die Kürze bes 
Lebens die Gemüther zum Frieder und zur Eintracht ſtimm⸗ 
te. Man gedachte der Verſtorbenen, um fich des Lebens 
auf eine würbige Weife zu freuen. Darum machte man 

ſichs zur Pflicht, jeden Familienzwiſt freundfchaftlic; beis 

zulegen; und weil nun felbſt durch den Eindruck dieſes 
Feſtes die Verſöhnung erleichtert wurde, fo ſagte man, 
daß an diefem Tage die Göttinn ” Concordia” ſich ben 

Bitten ber Menfchen vorzüglid; getteigt erzeige. Nachdem 

man den Familiengöttern Weihrauch geopfert und dieſes Feſt 
der Eintracht durch eine fröhliche Abendmahlzeit gefeiert 
hatte, goß man den Göttern Mein aus und wiederholte, 
dabei die Wortes Es gehe und wohl! Mehl gehe ed dem 
Vaterlande! 


Die ——— am it. Säner gefeiert, waren 
ein eigentliched Nationalfeft der Römer, denn ed wurde 
der Garmenta zu Ehren gefeiert, welche eine arcabifche 
Nymphe und Mutter Evanders war, der ans Griechen, 
land nad). Stalien fam (400 3. vor Erb. Roms) und mit 
feinen, Unterthanen auf dem palatinifchen Berge eine Art 


| = 50 — 
von Hirtenleben führte Diefe Zeiten und bie damit ver⸗ 
bundene Erinnerung an ihren Urſprung waren es, welche 
die Römer zur Feier dieſes Sefted bewogen. Mit bemfel- 
ben hing ein zweites zuſammen, weldes am 15. Jäner be, 
gangen wurde. An bdiefem Tage empfahl man der Bars 
menta in ihren befondern Schuß bie Yortpflanzung des 
römifchen Volles, woraus hervorgehet, daß die Barmen; 
ta und bie beiden Carmentes (mörand bie Camenä, 
die Mufen der Römer entflanden ſeyn ſollen), die Poſt⸗ 
"serta und Porrima, bie Geburtgättinnen, eine und dies 
ſelbe gemefen find... Früher bildete. man bie Garmenta ale 
weibliche Büfte ab, die aus einem Cylinder hervorging, 
foäter als; figende Frau mit Inappanliegendem Gewande. 
Ein. Thor der Stadt Rom führte den Namen von ihr. 


Daß Ackerbau und Viehzucht bei ben alten Römern 
in hohem Anfehen ftanden, das bezeugen unter anbern and) 
die Kordicidien und Fornacalien, zwei Fefte, wos 
‚von das erfte-am 15. April begangen wurde. . Wlan op⸗ 
feste, nach Numa's Anorbnung, ber Ceres eine trächtige 
Kuh, Zu feiner Zeit nemlich fiel sing große Unfruchtbar⸗ 
keit ber Anden und ber Heerben ein und Egeria eröffnete 
Abm, daß er, um die Erde zu verföhnen, iht zwei Les 
ben opfern müſſe. Zum Andenken Daran unb um der Göt 
tinn freiwillig harzubringen, was fie durch Miswachs und 
Unfruchtbarkeit nehmen könnte, beging man nun Das Fell 


Bei bey. Feier mußte bie ältefte Veſtalinn, ald die Stel 


wertreterinn der Gdttign. angefehen, dad aus dem Leibe 
der Kuh geſchnittene Kalb, zur Verſöhnungdes Schaden⸗ 
den und Zerſtörenden, zu Aſche verbrennen, welche man 
zu welterm Gebrauche aufbewahrte. Jede von ben 30 Cu 
‚rien, in welche das Römiſche Volk‘ getheilt war, mußte 
dieſes Feſt beſonders begehen. 


Die Fornacalien, willkuhrlich angeordnet, waren 
der Göttinn Fornax geweihet, welche man beim Dörren 





—X x 
— 3 


508 , 


bed "Gerraldes anrief, daß ſie Gedeihen gab und Schaden 
verhaͤtete. Dieß war in Zeiten, wo man bie Kunſt bes 
Brobbadend noch nicht kannte, eine fehr wichtige Sache, 
da bie —— und Erhaltung des Lebens darauf be⸗ 
ruhete. 

Noch — wir hier des Feſtes der Anna Des 
renna einer Nyumpbe, die bei den Latinern vorzüglich vers 
ehrt wurde, Die Sagen von ihrem Seite find eben fo 
verfchteden, als Die über ihren Namen und ihre Perſon. 
Einige meinen, man habe unter Anna Pereüna etwas 
Ewigdauerndes, Wohlthätiged verehrt, dad man nicht ans " 
derd zu nennen‘ gewußt, und die Fortdauer des Güter 
fey durch den Namen der Goͤttinn, die man durch frohen 
Genuß des Lebens ehrte, bezeichnet worden. Andere fnüs . 
pfen an die Feier dieſes Feſtes eine Begebenheit, deren - 
Andenken dem römifchen Volke wichtig war. Diefes, vom 
Senate ſich bedrüdt- glaubend, zog einft aus der Stadt, 
und lagerte ſich auf dem heiligen Berge, bis man ihm bie 
verlangten Tribinen bewilligt. Da nun während ber 
Zeit die Lebensmittel aufgezehrt waren, fo brachte eine 
alte Frau, Anna Perenna, aus einem Kleinen Fleden je 
den Morgen mit freigebigen Händen Kuchen bar, die fie. 
bazu gebaden hatte. Dankbar feierte darauf das Volk ihr 
Andenken in dem Feſte. Noch andere ſagen, Anna Pe⸗ 
renna ſey die Schweſter der Ksoniginn Dido, der Stif⸗ 
terinn der Stadt Karthago. Ste fey, nach dem‘ tragifchen 
Ende derfelben, geflohen und, nach Stalien verichlagen, 
hier. zufällig mit Aeneas zufammen gekommen. Vergeblich 
habe ſich dieſer bemüht, ihr den Widerwillen gegen feine 
Perfon zu benehmen, den ihr fein Betragen gegen ihre 
unglädliche Schweiter eingeflößt hatte. Endlich durch eine 
Erfcheinung ihrer Schwefter aufgereizt; habe fie ſich in's 
Waſſer Heftürgt uud fey fo zu. Grunde gegangen. Aber 
fie ſey in eine Nymphe verwandelt und von Aeneas ſel⸗ 
ber verehrt worden. Die vormahls ſo traurige Herſon 
ſey nun eine fo luſtige geworben, daß fie ſelbſt dem Mars 


! 


. einen Streich gefplelt und bie Stelle der Minerva 
gen habe in einer Zufammentunft, die bie Göttin dem i 
“fie verliebten Gott fcheinbar verfprochen hatte. Ihr Zeh, 






— 506 — 


am Idus des März Can welchem Cäſar fiel), war eins 
der Iuftigften der Römer. Die neue Göttinn verfprad fo 
viel Lebensjahre, ald man Becher ihr zu Ehren leene. 


Man kann denken, daß fi dad Bolt gern zu einem 


fo fhönen Feſte einfand. Man lagerte ſich auf ben Ras 


fen, trauk dad Alter Neſtors and der hundertmahl gekers 


- dabei bediente, wurben für fehr widtig gehalten, und 


‘ zweifelhaft war, fo ſprach man: »Mer du auch feyf” 


— 
* 


ten Schale, tanzte unter Baumen oder Lauben, fang amd 
Flatfchte mit den Händen. Der a nnd Cinzns gu 


‚ ſchah in feierlicher Proceſſlon. 


Uebrigens hat man noch mehr Sagen x von ber Anna 
Perenna, welche Einige für Luna, Andere für Ei 
und noch Andere für Andere erklären, 





. Keine gotteöbtenftliche — bei den Romern wur 
de ohne Gebet verrichtet, und die Worte, deren man ſich 


nach .Befchaffenheit des Opferd verändert. Wenn man 
über den Namen eined Gotted, zu. welhem man betete, 





Die Betenden ftanden gewöhnlich mit bedecktem Haupte 
und mit dem Geſichte gegen Morgen gewendet. Ein Priv 
ſter ſagte oft die Gebetsformel vor, Sie berührten dabei 
haufig die Altäre, oder die Kniee der Götterbilder und 
dreheten fich in einem’ Kreiſe herum, oder legten die rechte 
Hand auf den Mund und warfen fi) auf bie Erbe. nieder. 


Ä 


Wollte Jemand ein Opfer bringen, fo mußte er rein 
und unfchuldig erfcheinen; darum mußte er fidy zuerſt ba 
den, weiffe Kleider anziehen und dad Haupt mit den Bläb 


tern des Baums umminden, welcher dem Gott, dem & 


u ran 
« . I. 


507 — 
spferte, geweite war. Aber in gewiſſen Fillen mußte 


man auch in dem Aufzuge ber Bittenben erſcheinen, wi 


jerfireneten ‚Haaren ’ ungegärtet unb Barmen 


Die Opferthiere durften feine geiler und feine Be 


den haben, und niemahls an den Pflug gefpannt gewe⸗ 


fen ſeyn; ‚fie wurden von den Prieſtern aus einem Han⸗ 


fen ansgelefen und wenn man fie-zum Altar führte, . mit 
Binden, Bändern, «Kronen gefhmüdt und die Hörner 
vergoldet, Die Pop en führten fie zum Altere an einem 
fchlaffen Stride, damit es nicht- fchierie, als werde das 
Dpfer. gezwungen. Am Altare ftanden fi fie frei und ed wur⸗ 
be für ein fehr ‚fchlimmes Zeichen. gehalten, wenn eins 
davoy lief. Die Ceremonieen beim Opfer felber waren 


mit denen bei den Griechen fat ganz biefelben.. War. dat 


Thier getödtet,: fo unterſuchten die Haruspiced die Einges 
weide.und wenn die Zeichen günftig waren, fo fagten fie, 


man habe den Göttern ein angenehmes Opfer gebrackt, 


ober die Götter verfühnt; waren fie nicht günftig, fo op⸗ 
ferte man eim anderes und oft fo viel Thiere, bis endlich 


bie Abficht erreicht und bie Gottheit. verfähnt war. Wa⸗ 


ren bie Eingeweide nun unterſucht, fo wurden die für Die 
Goͤtter heſtimmten Theile mit Wein, Mehl und Weihrauch 
befprengt, und auf dem Altare verbrannt, ober falld das 


Dpfer den Meergöttern galt, ind Meer geworfen. War 


das Opfer geendigt, ſo machten die Prieſter, nachdem ſie 
ihre Hände gewaſchen und gewiſſe Gebete geſprochen hat⸗ 


— 


ten, nochmahls eine Libation und. entließen das Volk mit | 


der Formel: Ilicet! (Geh', es tft erlaubt!) Auf das 
Opfer folgte eine Mahlzeit, welche von ben @pulonen vers 
'anflaltet wurde, wenn ed ein Sffentliched: gemeien war;, 
oder von dem Hausvater, wenn ed. eine Familie darges 


bracht hatte. Bei gewiffen- feierlichen Opfern, befonders 


bei Leichen großer, und reicher Leute, wurde unter das 
Bolt rohes Fleiſch en wie no — a 
und RR nee 


N 


Sax 


— — 50 — 

Auch bie Kleidung der römifhen Opferprieſter hatte 
Biel von der der griechifchen. Die den Olympiern opfer 
ten, hatten weiße Kleider, wie fie-ihre Libationen mit anfe 
wärtd geöffneter Hand machten und mit erhobenen Händen 
beteten; dagegen waren die, die ben Uhterirdifchen Opfer 
beachten, fchwarz gekleidet, wie fie mit verfehrter Hand 
bie Libation machten und die Schaale in das Feuer wars 
fen, mit niebergefentten Händen beteten und mit- den Füfs, 
fen auf den Boden ftampften. Bei.den alten Römern 
wurden nicht felten Menfchen geopfert: Romulus weihete 
diejenigen ; bie ſich ber Verrätherei oder bes Aufruhrs fchuls 
big gemacht hatten, den unteriebifchen Göttern. und jeder 
Bonnte fie dann ungeftraft tödten. Bis zum Sahre 657 
d. St. wurden jährlich wenigſtens zwei Menfchen geop⸗ 
fert, da aber durch ein Dekret des Senats alle Menſchen⸗ 
opfer abgeſchafft. Und doch leſen wir, daß zu den Zeiten 
Eaͤſars und Auguſtus noch Menſchen Heopfert und entwes 
der verbrannt, oder in’ Mer gernötfen wurden. 


Eine Erhöhung zu einem Opfer für die himmliſchen 
Bdtter war ein Altar, Ara hieß man eine folche auch für 
Die Unterirbifchen. Man pflegte ſie mit Laub und Grad 
gu bedechen, mit Blumen zu fchmüden und mit wollen 

Binden zu umwinden. Auch die Altäre waren, wie bie 
Zempel, nicht felten Freiſtätten für die Miffethäter und 
sa mar ein großes Verbrechen, ſich an diefen zu vergreis 
fen; fo lange fe fich, daran hielten." Doch zündete man 
mit Bewilligung ber. Priefter ein Feuer um den Altar an, 
das den Geflächteten zwang ,. ſich zu entfernen, fo hatten 
das nicht die: Menfchen, fondern ein Gut CBulfan) ge⸗ 
— —— war — feine ae IT 





" Die Roiner Ahaten hauig Gelubbe, fie gelobten Tem⸗ 
— Schauſfpiele, Opfer, Geſchenke, einen Theil Yon ber 
Kriegäbeute, vom Handelögewinn, von’ den Erzeugniffen 


P 


' 
1 N 


— 509 —. 
der Heerben und des Ackers. Nicht felten ſchrieb man bier - 
fe Gelübde. auf Papyrus oder Wachstafeln und heftete fie 
auf die Kuiee ber Götterbilder. Die aus dem Schiffbru⸗ 
che Geretteten hingen haufig ihre Kleider in dem Tempel 
Des Neptun auf, mit einer Tafel, worauf die Erzählung, j 
son ihren ausgeftandenen Gefahren und ber Errettung. 
Daraus gefchrieben war. Aber auch hier rächte man ſich 
an ben. Göttern, wenn fie nicht die Wünfche der Gelos. 
benden erfüllten; denn als Auguftus einmahl-einen Theil 
feiner Flotte durch einen Sturm verlor, ließ er bei den - ' 
nächſten Gircenfifchen Spielern das Bildniß des Neptun 
mit denen ber Übrigen Götter nicht mit herumtragen.’ 


Für empfangene Wohlthaten und nach gluͤcklichen Er⸗ 
eigniſſen ſtellte man nicht ſelten Dankfeſte an; aber man 
behielt immer eine gewiſſe demüthige Ergebenheit gegen die 
Götter bei, glaubte, nach einem ausgezeichneten Glücke 
müſſe die Nemeſis wieder ein Misgeſchick zuſenden und 
entaüſſerte ſich daher von freien Stücken manchmahl eines 
werthen Gutes, oder eines ſchaͤtzbaren Vorzugs, um bie 
rächende Göttinn zu befriedigen. u 


[ z ner EEE) 


* Wie bei den Griechen, fo machten auch bei den Rö⸗ 
mern die öffentlichen Spiele einen Theil des Gottes⸗ 
dienſtes aus. Sie waren in verſchiedenen Zeiten in der 
Republik von verſchiedener Art. Anfänglich wurden ſie im⸗ 
mer nur einem Gott geweihet und waren ftänbige, oder 
gelobte, oder von aufferorbentlichen Votfaͤllen veran ⸗ 
laßte. Du a ———— — 


Alle 110- Jahre wurden dem Apollo und bet Diana - 
Spiele für die Wohlfahrt des Reichs, pie Secnlarfpies 
le, drei Tage und drei Nächte hindurch gefeiert doch 
wurde biefer Termin nicht fireng gehalten. Die berühmte, 
ften Spiele aber waren die, welche in dem Eircus Mu 


/ 
\ 


— 510 — 

rimnus gehalten und daher den Namen der etrceunſi— 
ſchen führten, aber auch unter dem ber römifchen bo 
kanut find. Ehe diefe Spiele begannen, wurden die Bild 
niffe der Götter in Progeifion auf Wägen gefahren und 
auf Tragbähren, ober auch anf den Schultern herumge⸗ 
tagen, in Begleitung eine6 sahlreichen Gefolges zu Pferd 
und zu Fuß. Nach dem Umzuge folgten heilige Gebraüde 
-und Opfer, und dann erft begannen bie Spiele. 





Die Römer hatten eine dreifache Weife, fich gu vers 
Beirathen, doch nur bei der einen, der feierlichften, die 
Gonfarrenation ?) genannt, Fam die Religion in Ans 
wendung. Denn der Pontifer Maximus felber gab dabei 

. ia Gegenwart von wenigftend zehn Zeugen die jungen Ehe 
leute zufammen und ließ fie dabei von einem Kuchen effen, 
„der aus Salz, Waffer und Mehl beftand und nebſt einen 
Schafe ben Göttern geopfert wurde. Kraft diefer heiligen 
Ceremonie fam die Frau in den Befig ‚oder die Gewalt 
ihres Gatten und trat in Gemeinfchaft‘ mit allen feinen 
Gütern und heiligen Gebraüchen, fowohl'der Penaten, als 

der Laren. Diefe Verbindung warb für fehr heilig gehals 

ten und die Auflöſung derfelben ungemein 'erfchwert, daher 

bi8 auf bad Jahr der St. 520 kein Beiſpiel einer Tren⸗ 
“nung von einer ſolchen Ehe vorkommt. Die Ceremonieen, 
die bei einer Scheidung von dem Pontifer Maximus ſel⸗ 
ber vorgenommen wurden, hatten den Namen Diffar⸗ 
reation. Die Kinder aus ſolchen Ehen hatten bei heili⸗ 

gen Gebraüchen allein das Recht, Dienſte zu leiſten, und 
gewiſſe Prieſter konnten allein aus ſolchen Eheleuten ge⸗ 
uommen werden. Dieſe fo heilige Form des Ehebündniſ⸗ 
ſes kam in ii Zeiten fait ganz auffer Gebraud, 


- — 





| =) Confarreation — an dur an aus Getraide, 
| Bar: 
4 


ie 


woran Die damit verbundenen Beſchwerden und Koften, 
ber herrfchende Leichtfinn, die gröflere Unabhängigkeit der 
Frau bei den andern beiden Kormen und die für Mäns 
ner und Frauen fo angenehme Freiheit der Ehefeheibung 
Schuld waren. 


Bei der Hochzeit ſelber beobachtete man forgfältig bie 
Tage und vermied bie Calenden, bie Nonen und bie, 
Idus und die zunächft darauf folgenden Tage, auch den 
ganzen Monat Mat, ferner die Tage, die im Galender 
die ſchwar zen hießen und gewiffe Feſttage. Die Geres 
monie wurde mit Gebet und Opfer, ber Juno zu Ehren, 
begonnen. Aus dem Opferthiere wurde die Galle wegges 
worfen, zum Zeichen, daß feine Bitterfeit in der Ehe ſeyn 
follte. Zwei Knaben führten die Braut, ein dritter leuch⸗ 
tete. {he mit einer Kadel vor. Der Camillus aber trug 
in einem bededten Gefäße Hausgeräthe und Spielfachen für 
Kinder. Die Braut durfte beim Kintritte In das Haus ihr 
red fünftigen Gatten bie Schwelle nicht berühren, weil biefe 
der Bella geweihet war. :Religiöfe Gefänge, die auf dem 
Wege fie begleitet hatten, wurden auch im Hauſe noch 
fortgefegt und Glückwünſche und der Ruf »Thalaſ fio” 
erfcholl von allen Seiten. Um dad Ehebette flanden die . 
Bildniffe mehrer Gottheiten. So fehr auch ‚die Sittliche 
feit unter dem vömifchen Volke fanf, die Ehe behielt immer 
eine gewifje-Heilfgfeit und befonderd galt eine Frau, bie 
fih nad dem Tode ihres Gatten wieder verheirathete, 
nicht viel, wenigftend durfte fie. an den jährlichen heiligen 
Gebraüchen der weiblichen — keinen . 
— — 


——ü“— 


Die Roͤmer glaubten, daß die Seelen derer, deren. | 


Leichname nicht verbrannt vder beerdigt wurden, in Die 


Wohnungen der Seligen nicht aufgenommen ‘würden, oder 
wenigſtens hundert Zahre um den Styr herumirren müßs 
ten, bis fie über benfelben gehen dürften, daher war es 





[) 


gehalten. Dann folgte dad Berbrennen auf dem Scheiter⸗ 


‚- 512 — F 
eine ihrer Happtiſorgen, einem Verſtorbenen, anch wem 
man feinen Körper. nicht hatte, ein Grabmahl zu errid 
ten._ Keine Todedart fürdhteten fie deßhab mehr, als de 
Untergang durch Schiffbruch. Ein Verfiorbener wurde ge⸗ 
waſchen und mit Spezereien gefalbt von Sklaven, die a 


"den: Libitinariern gehörten, ben Auffehern bes Tem 


pels ber Libitina, an welchen eine Abgabe gegeben werben 
mußte, weil ein Berzeichniß der Verftorbenen geführt wur⸗ 
de. Dann wurde eine Trauerklage angeſtellt von eigenen 
dazu gemietheten Frauen und nicht vergeſſen, dem Todter 
eine Heine Münze unter die Zunge zu legen, als Fährgel 
“für den Charon. In den ältern Zeiten begruben die Ri 


‚mer ihre Tobten,. Tpäter verbrannten fie ſolche und. diefe 


Gebrauch dauerte. bi8 an dad Ende des vierten Sahrhun 
dertö nach Ehr. fort: Die Leichenbegängniffe waren entwe 
‚ber öffentliche (vom Staat angeordnet, oder durch 
Collekten reicher Perfonen, oder die Freigebigkeit Einzelne 
vergnftalter), oder private, von den Familien felber an 
geſtellt. Den Leichenzug eröffneten die Flötenbläfer, dann 
kamen bie SKlageweiber, Komödianten, undı Poffenreiffer, | 
die Freigelafienen ded PVerftorbenen. Bor ben Leichnam 
wurden die Bildniffe des Verftorbenen und feiner Vorfah—⸗ 
ren auf langen Stangen getragen. Hinter dem Sarge ka⸗ 
men die Verwandten und nad, biefen das übrige Bolf, das 
ſich anfchloß. Defterd wurde eine Leichenrede, auch mehte 


haufen. Während ded Brandes betete man, daß der Him⸗ 
mel das Verbrennen befchleunigen, möge. War dad Feuer | 
erlofchen, fo fammelte man die Aſche und die Gebeine dei 
Todten in eine Urne und verfchloß diefe in einen Sarko⸗ 
phag, worauf ber Priefter die Anmwefenden vermittelft pi 
ned Oliven» oder Rorbeerzweigs- dreimahl mit Waffer ber 
fprengte und mit der Formel JIlicet“ entließ. 


Bu Haufe reinigten fi ſich bie Verwandten noch einmahl 


mit Waffer und ‚gingen. über ein Feuer, um ſich noch ein⸗ 
mahl 


\ 8 
.! . 
— —9— 
* 


wahl zu — Auch das Hart — gereinigt. Am 
neunten Tage nach bem Begräbniffe wurde ein Opfer vers 
richtet, mit welchen die Truuerfeierlichkeiten fich endigten. 
Aber noch oft wurde das Andenken der Verſtorbenen er⸗ 
neuet, die Gräber mit Blumen beſtreut, mit Kronen und“ 
Binden behangen, auch Lampen angezundet. 


Dieſe F eierlichkeiten hatte Numa angeordnet, ber 
auch die Trauerzeit beſtimmte. Die Männer frauerten 
ür ihre Frauen nur wenige Tage, die Frauen dagegen 
um ihre Männer ein Jahr. lang. Berühmten Männern 
wurden nadı dem Tobe die größten Ehrenbezeugungen era 
viefen, daraus fol jich in der Folge die GEonfecration ' 
ver Kaiſer entwidelt haben, die durch ein.Decret des 
Senats unter bie Götter gefegt wurden. Diefen Vers 
jötterten wurden Tempel und Altäre erbaut, man betete 
u ihnen, die Männer ſchwuren bei ihrem Namen und 
‚pferten ihnen. Bel einer folchen Gonfecration verbrannte 
nan ohne Geremonieen den Körper des DVerftorberen und 
ammelte feine Afche. Dann aber hatte man ein, Bild von 
jemfelben aus Wachs geformt, welches unter maucherlei 
Seremonieen ſieben Tage lang im Pallaſte geehrt, dann. 
uf den Schultern junger Leute aus dem Patriciers und 
Ritterftande in einer feierlichen Proceffion auf einer Leis . 
henfänfte nadı dem Forum 'getragen wurde, wo ein Chr _ 
son Knaben und Mäbchen von der vornehmften Geburt 
ven Todtengefang fangen. Bon da brachten fie.ed auf das 
Maröfeld, wo es mit einer großen Menge von Toftbarem 
Rauchwerf und Spezereien auf’ einem prächtigen Scheiter - 
yaufen verbrannt wurde. Bon dem Gipfel desfelben wurs 
ve ein Adler losgelaſſen, von welchem man glaubte, daß 
r die Seele des Kaiſers in den Himmel ‚bringe, — 





' 
* zo. . / 


Das römifche golt- ut zu Grunde gegangen mb ſeine 
Religion mit ihm, aber dieſe, die 28 sur en der 
1. Band: rs 33. 





rn 


u — 
ganzen befannten Welt begeiftert hatte, hat’ nad — 


auſſern Erloͤſchen noch durch ihren Geiſt auf bie Römer 


und auf die ganze Welt gewirkt, wie fie in fo vielen Be⸗ 
nennungenw und Gebraüchen auf die Nachwelt überge 
gangen iR; denn vom Pontifer Marimus an bie auf 
den. Lituus — wer könnte dad alte Römerthum ver 
tennen! Das alte kurze Roͤmerſchwert, ſagt ein geiftreis 


cher Mann, iſt zerbrocdhen, aber fein Grif ftehet als reli⸗ 


| giöfes Symbol über des neuen Rome Tempeln und hat 


durch fein Anſehen eine noch größere und bedentendere 
Herrſchaft, die Herrfchaft über die geiftige und bi 
leibliche Welt zugleich, erlangt, welche übrigens ihren 
Tag fehen wird, wie ihn bie frühere gefehen hat. 





ou 


Der Buddhaismus und Lamaismus, 


Yeltere und neuere Nachrichten ftimmen darin mit eins 


‚ander überein, daß die Religionen des öſtlichen, nord 


und ſüd⸗öſtlichen Aſiens fämtlid aus ben Religionen 
der Indier hervorgegangen fi find, daß Buddha, die neun 
te Berwandlung Wiſchnus, vertrichen aus der Halbinfel, 
in China Fo (Fohi) in Japan Sjafa (Xaka, Che 
quia) und anderwärtd noch anderd heiße, in Tibet. und 
der Tatarei aber feinen fichtbaren Repräfentanten in dem 
Dalai⸗Lama habe; denn, bei allen BVerfchiedenheiten, 
bie fich in den entwidelten Syſtemen finden, herrfcht doch 
überall die urfprünglicy indifche Hauptidee vor, "der 
Gott, Ker verehrt wird, ift nicht der ewige unb 
einzige, -fondern eine Emanation desſelben,“ 
wie Wiſchnu bie dritte Emanation bed ewigen Urwefend, 
Bram, geweſen ift. Die Betrachtung der Religionen der 
einzelnen Völker wird und davon überzeugen. 


SER er A en, \ 
\ 


Die CEhineſen. 


Die Heifebefchreiber erzählen und von China, was fie 


ort, nicht ohne große Mühe und Gefahr, gefammelt haben. 


Fo tft im Jahr 65 nach Ehriſtus nach China gekom⸗ 


nen. Der Kaiſer Ming⸗Ti ließ, auf Veranlaſſung ei⸗ 


168 Traumes, fein Bild und feine Lehre aus Indien. her⸗ 
iberholen, wo er taufend Jahre vorher von einer jungs 
raülichen Mutter geboren worden war. Diefe farb an 
er Geburt, denn fie hatte ihm nicht auf dem natürlichen 
Wege, fonbern aus der ‚rechten Seite geboren. , Einige 
zeit vorher hatte ihr getraümt, fle habe einen weißen Ele⸗ 


'hanten unter Dem Herzen; daher kommt die Ehrerbietung : 


iller indischen. Könige gegen dieſes Thier und der hohe 
Werth deöfelben, der fchon oft Kriege veranlaßte 

50 war faum geboren, fo Tonnte er fchon allein fies 
en und gehen, er that fieben Schritte und zeigte mit der 
inen Hand gen Himmel, mit der andern auf bie Erde, 
Daranf begarin ‚er zu reden und von feiner göttlichen Sen⸗ 
ung zu zeugen. »Ich bin, fprach er, der Einzige, 
er im Himmel und auf Erden verehrt zn wers 
en verdient.” Als er fiebzehn: Jahre alt geworden 
var, verheirathete er ſich und zengte einen Sohn; allein 
ald verließ er. diefen und die ganze Welt und zog fi, 
ou vier feiner Anhänger begleitet, in die Ginfamfeit zus 
al. Als er. aber 30 Jahre alt geworden war, wurde er 
löglich von der Gottheit erfüllt oder verwandelt und zum 
0 gemacht, wodurd er alled Menſchliche ablegte und 
oͤllig zum Gott wurde. Die Wunder, bie er nun vers 
ichtete, überzeugten Alles von feiner Gottheit und unzäh⸗ 
ge Schüler fingen an, nad allen Seiten hin feine Lehre 
uszubreiten. Fo ftarb, ald er 79 Jahre alt geworben 
ar und gab kurz vor feinem Tode noch eine neue Offens 
rung, denn er ſprach: »Ich habe bisher nur in 
ildern und Blumen zu euch geſprochen: aber 

ee 33# » 


2% 


— nz 


[2 X 
* 


— s160 — 


betrügteuch nicht und ſuchet den Urſprung der 
Dinge ja nicht anffer dem Nichte. Alles if ans 
demfelben entfproffen und Alles muß dahin 
wieder zurückkehren. Darin endigen 2 alle 
unfere Hoffnungen.” 


Seine Schäler hielten ſich an dad, was er ihnen in 
feinem Leben gelehrt hatte und breiteten überall eine Men 
ge Wander von ihrem Meifter aus, jo, dag er achthun⸗ 
derttaufendmahl geboren worden, daß feine Seele nad 
und durch die Leiber verfchiedener Thiere gemandert, aliv 
ald Drache, ald Affe, als weißer Elephant u. ſ. w. em 

* fchienen ſey. Daher fieht man überall eine Menge von 
Thierbildeen, welche den 5 darſtellen. 


x 


Fo hat viele Schriften hinterlaffen ‚in denen er hab 

“fig eined Lehrerd, Os» mi -to (Ameida auf indifch) erwähnt, 
der vor ihm gelebt und fich, zu einer großen Heiligfeit em 
porgehoben habe. Die Ho⸗ſchang (fo heißen’ die Verehre 
des 50) beten daher haüfig zu ben beiden vereinigten gütt 
lihen Wefen, den O⸗mi⸗to⸗Fo“ und glauben dadurch 
unfehlbar Vergebung ihrer Sünden zu erlangen 


“ Einige feiner Schäfer wurden durch feine legte Offen 
barung ergriffen und ftiffeten eine Sefte von Atheiften; 
noch andere fuchten beide Theile zu vereinigen, / indem fie 
von einer tnnern oder geheimen Offenbarung und er 
ner aüffernober öffentlichen fprachen und den Grund 
fag aufftellten, daß man ſich durch diefe zu jener erheben 
und fodann Diefer entbehren Eönne, wie man; wenn bad Gr, 
ba üd.e felber fiehe, des Ger üſtes dazu nicht. mehr bebürfe 


u Die aüfferliche oder üffentliche Lehre der Ho ⸗ ſchang 
faßt die Grundfäge ihrer Sittenlehre in ſich, die fie auf 
alle Weife augzubreiten und einzuprägen fuchen. Sie ichs 
ven, daß, da ein großer Unterfchted zwifchen dem Gate 
und Boͤſen ſey, diejenigen, welche, Gutes gethan hätten 


- — 517 — 
nach dem Tode belohnt, die, welche Boͤſes gethan, ger 


Rraft- würden; daß dazu befondere Plaͤtze beſtiumt ſeyen; — 


daß der Gott Fo geboren ſey, die Menſchen zu retten und 
wieder auf den Weg der Seligkeit zu führen; daß er ihre 
Sünden abgebüßt und ihnen eine ſelige Wiedergeburt im 
der andern Welt erworben hätte: dafür aber verpflichten 
fie zu folgenden fünf Geboten: Kein lebendiges Geſchöpf 
zu tödten; fein fremdes Eigenthum an.fic zu bringen; 
alle Unreinfichleit und Unkeuſchheit zu vermeiden ; nicht: zu 
lügen’ und feinen -Wein zu trinken. Dabei empfehlen fie 
fehr die Werke der Barmherzigkeit und der Wohlthätigkeit, 
befonderd gegen die Priefter, weil das Gebet und die Bußs 
Übungen derfelben den Krommen zur Seligteit verhelfen. . 
Bei der Beerdigung geliebter Perfonen ſoll man Gold 
und. Siülberpapler und feidene Zeuge verbrennen, weil ſich 
diefe für die -Verftorbenen in Gold und Silber und foftbas 
ve Kleider verwandeln, mit welchen fie dort ihren Zuftand 
glücklich zu machen im Stande fi nd. Mer das unterläfs 
fet, hat herbe Strafen zu erwarten und feine Seele muß 
eine Länge Wanderſchaft durch die geringften und unrein⸗ 
ſten Thiere machen. \ 


Die Priefter des Fo find über ganz China. verbreitet, 
tragen fange dunkle Kleider, und einen Rofenkranz, wie 
die Franziscanermönche, find in zwei Glaffen vertheilt: bie 
eine, fehr unmiffend, muß Almofen ſammeln, die andere 
hat die Verpflichtung, Kenntniß von Büchern und einen 
guten Vortrag zu erwerben, um ihre Neligion zu verbreis . 
ten. Sie haben Vorſteher, ToeHo⸗ſchang ( O ber⸗ 
bonzem, die nach ihrem Alter und geſetztem Betragen 
gewählt werden. Sie leben in Klöſtern. Ä 


Die Tempel ber Chinefen (Pagoden) haben diefelbe  . 
Form, — Privathaüſer und zeichnen ſich eiwa nur 
durch ihre Größe. und durch die Thürme, welche häufig 
dabei fiehen, aus. Sie beftehen .oft aus mehreren durch 


[4 


— s18 — 


Höfe und’ Gaͤuge verbundenen Gebauden, bie den Bons 
zen und den übrigen Tempeldienern zur Wohnung bienen, 
Die Tempel haben, wie öfterd die Wohnungen, fein ans 
deres Licht, ale das, welches durch die Thüre hineinfällt, 
und find mit einer Menge von Bildern angefüllt, bie oft 
in die Taufende laüft. Dieß find meiftentheild nicht nur 
verzerrie, widrige Figuren, fondern haben dabei nicht bie 
mindefte Nichtigkeit oder Eleganz. Nirgends fiebt man es 
nen ſchönen Körper, alles ift unnatürlich, plump, haßlich. 





Zu den Tempeln, bie meiſt auf Anhöhen ſtehen, ge 
ſchehen haüfig Walfahrten. Am Fuße des Berges ange 
langt, kann man nur fo den Tempel befleigen, daß: man 
fich bei jedem Schritte aufwärts niederwirf. Wer bie 
Wallfahrt nicht machen Fan, läßt ſich einen Lu⸗in, eis 
sen Reifepaß in bie. andere Welt mitbringen. Die Pries 
fier theileg nemlidy in den Tempeln große Bögen Papier 
aus, auf welchen. in ber Mitte das Bild des Gottes Fo 
flehet, rund herum aber eine. große Menge ‚unvollendeter 
Heiner Zirkel. Die Glaubigen haben eine Art von Roſen⸗ 
kranz, den fle abbeten und bei jeder Kugel den geheimniß 
vollen Namen Omito⸗Fo hören laſſen, dann ziehen fie 


einen Zirkel vollends aus, Bon’ Zeit zu Zeit fommen nun _ 


bie Priefter in die Wohnung der Glaübigen, ftempeln und 


beſcheinigen die Bollendung der Zirkel und am Ende wird 


der Eusin dem Verftorbenen in einem von den Prieftern 
verſiegelten Kaſtchen mit ins Grab gegeben. 


Die Prieſter, Ho⸗ſchang, Im beſondern Sinne, has 

ben ein fanftes, bdemüthiged und gefälliges Weſen, wo 
Durch, fie fehr einnehmen, Ihre Bußübungen find fehr 
ſtreng, einige ſchleppen ſchwere eiferne Ketten nach fich, ans 
bere zerfchlagen ſich mit Steinen und verwunben * auf 
andere Weiſe, Alles geſchieht ent 


4 


D 
wie 
J 


— 519 — 


Die geheime und innere Lehre bed "73 kann vice 
jedermann kennen Iernen. Wer darnach firebt, muß einen 
erhabenen Geiſt befigen, der. fähig if, die höchite Voll⸗ 
kommenheit zu. erreihen. Man hat und aber — 
davon bekannt gemacht: 


- 


Der Grund und Zweck aller Dinge iſt der leere Raum 
und das Nichte. Aus dem Nichtd hatten die Stammeltern 
des Meenfchengefchlechts ihren Urfprung, und in biefes 
Nichts find fie nadı ihrem Tode wieder ‚zurüdgelehrt. Der 
leere Raum ift dasjenige, was unfer Weſen und Subſtanz 
ausmadıt. Aus dem Nichts und aus der Vermiſchung der 
Elemente ift Alles hervorgebracht worden, und dahin muß 
auch Alles wieder zurücfehren. Alle Weſen, fowohl bes 
lebte als unbelebte, find nur in der Geftalt und in den . 
Eigenfchaften von einander unterfchieden. Die verſchiede⸗ 
nen Eigenſchaften machen den Unterſchied zwiſchen Schnee, 
Eid und Hagel. Ein Menſch und ein Löwe find aus ei⸗ 
ner Maſſe gemadyt und wenn diefe Gefchöpfe wieder in 
einander gefchmolgen werden und ihre Figur und Eigen . 
(haften verlieren, fo wird Alles wieder zu einer einzigen 
Subftanz. Obgleich alfo alle Wefen, ſowohl Iebendige 
als Teblofe, nad, ihren Eigenfchaften und Geltalten untere 
fchieden find, fo machen fie doch fämtlidh nur ein Gans 
zes und find von ihrem Grundweſen nicht unterſchieden. 
Dieſes Grundweſen iſt von wunderbarer Natur. Es 
iſt eine reine, von aller Veränderung freie Subſtanz, 
höchſt zart und einfach, und um ſeiner Einfachheit willen, 
die Vollkommenheit aller andern Weſen. Es iſt hochſt 
vollkommen und dabei in einer beftändigen Ruhe, ohne 
Tugend, Macht noch Verſtand zu haben; ja was noch 
mehr iſt, fein Weſen beftehet eben darin, daß es ohne. 
Verfiand, ohne Wirkfamteit "und ohne Verlangen oder 
Begierde ift. 


Wer gluͤcklich leben will, muß unaufhoͤrlich ſeine Ge⸗ 
danken auſtrengen, und einen Sieg nach dem andern über 


— 5 


Höfe und’ Enge verbundenen Gebauden, die den Bons 
'zen und den übrigen Tempeldienern zur Wohnung dienen. 
Die Tempel haben, wie öfterd die Wohnungen, fein an 
deres Licht, ale das, welches durch die Thüre hineinfaͤllt, 
und find mit einer Menge von Bildern angefült, die oft 
in die Taufende laüft. Dieß find meiftentheild nicht nur 
verzerrte, widrige Figuren, fondern haben dabei nicht bie 
mindeſte Richtigkeit oder Eleganz. Nirgende fieht man eis 
nen fchönen Körper, alles ift unnaturlich, plump, häßlich. 





Zu ben Tempeln, bie meiſt auf Anhoͤhen ſtehen, ge 
ſchehen haüfig Wallfahrten. Am Fuße ded Berges ange 
langt, kann man nur fo den Tempel befleigen, daß man 
fich bei jedem Schritte aufwärts niederwirfl. Wer bie 
Wallfahrt nicht machen Tann, läßt fich einen Lu⸗in, eis 
sen Reifepaß in bie. andere Welt mitbringen. Die Prie 

ſter theileg nemlich in ben Tempeln große Bögen Papier 
aus, auf welden in der Mitte das Bild des Gottes Fo 
flehet, rund herum aber eine. große Menge unvollendeter 
Heiner Zirkel. Die Glaubigen haben eine Art von Roſen⸗ 


kranz, den fie abbeten und bei jever Kugel den geheimnißs 


vollen Namen Omito⸗Fo hören laſſen, dann ziehen fie 
einen Zirfel vollends aus, Bon Zeit zu Zeit kommen nun 
bie Priefter in die Wohnung der Glaübigen, ſtempeln und 


F beſcheinigen die Vollendung der Zirkel und am Ende wird 


der Lu⸗in dem Verſtorbenen in einem von den Prieſtern 


verſiegelten Kaſtchen mit ins Grab gegeben. 


Die Prieſter, H o⸗eſchang, im beſondern Sinne, ha⸗ 
ben ein ſanftes, demüthiges und gefaͤlliges Weſen, wor 
durch ſie ſehr einnehmen. Ihre Bußübungen ſind ſehr 
ſtreng, einige ſchleppen ſchwere eiſerne Ketten nach ſich, ans 
dere zerſchlagen ſich mit Steinen und — * auf 
andere Weiſe, Alles geſchieht He 


t 
FR 
J 


— 519 


Die — und innere Lehre des Fo kann ie 
jebermann kennen lernen. Wer darnach firebt, muß einen 
erhabenen Geiſt befigen, ber fähig ift, bie hoͤchſte Bolls 
fommenbeit zu. erreichen. Man bat und aber .. 
davon ‚befannt gemacht: - “2 


Der Grund und Zwed aller Dinge ift der leere Raum 
und das Nichtd. Aus dem Nichts hatten die Stammeltern 
des Meenfchengefchlechts ihren Urfprung, und in dieſes 
Nichts find fie nach ihrem Tode wieder zurückgekehrt. Der 
leere Raum ift dasjenige, was unfer Weſen und Subſtanz 
ausmacht. Aus dem Nichts und aus der Vermiſchung der 
Elemente iſt Alles hervorgebracht worden, und dahin muß 
auch Alles wieder zuruckehren. Ale Weſen, ſowohl bes 
lebte als unbelebte, find nur in der Geftalt und in den | 
Eigenfchaften von einander unterfchieden. Die verſchiede⸗ 
nen Eigenſchaften machen den Unterſchied zwiſchen Schnee, 
Eis und Hagel. Ein Menſch und ein Löwe find aus ei⸗ 
ner Maffe gemacht und wenn bdiefe Gefchöpfe wieder in 
einander gefchmolzen werden und ihre Figur und Eigen . 
Ihaften verlieren, fo wird Alles wieder zu einer einzigen 
Subftanz. Obgleich alfo alle Weſen, fowohl lebendige 
als Teblofe, nad) ihren Eigenfchaften und Geftalten untere 
Ihieden find, fo machen fie doch fämtlich nur ein Gans 
zes und find von ihrem Grundmefen nicht unterfchiebeit. 
Diefed Grundweſen iſt von wunderbarer Natur. Es 
iſt eine reine, von aller Veränderung freie Subſtanz, 
höchſt zart und einfach, und um ſeiner Einfachheit willen, 
die Vollkommenheit aller andern Weſen. Es iſt hoͤchſt 
vollkommen und dabei in einer beftändigen Ruhe, ohne 
Zugend, Macht noch Veritand zu haben; ja was noch 
mehr ift, fein Weſen beftehet eben darin, daß es ohne 
Verſtand, ohne Wirkjamfeit "und ohne Berlangen oder 
Begierde iſt. 


Wer glüdlich leben will, muß maufhoͤrlich ſeine Ge⸗ 
danken anſtrengen, und einen Sieg nach dem andern über 


J 


— 520. — 


- Ra deibft Mm erhaften fuchen; am beften aber iſt es, bie 
* fem: Grundweſen gleich zu werden. Zu dem Ende mul 
man fich gewöhnen, nichts zu thun, nichts ‚zu woünfchen, 
nichts zu empfinden und nichts zu. benfen. Man muß fid 
weder um Zugend noch um Laſter, weder um Strafe noch 
um Belohnungen, weder um eine Borfehung noch um eine 
Unfterblichleit der Seele kümmern. Die ganze Heiligfeit 
beſteht darin, daß man aufhört, Etwas zu ſeyn und ſich 
mit Dem Nichts vermifcht, oder von ihm verfchlungen wird. 
Se näher man der Natur des Steind kommt, jt 
mehr gelangt man zur Bolllommenheit. Tugend 
und Glückſeligkeit beftehen in einer gänzlichen Unempfind 
lichkeit und Unthätigkeit, in der Ausrottung ‚aller Begier 
den, in der Aufhebung der Bewegungen bed Leibes, in der 
Bernichtung aller Kräfte der Seele, und in einer gänzli 
chen Ruhe der Gedanfen. Ein Menfch, der es einmahl 
zu diefem glüdfeligen Zuftand gebracht hat, hat keinen 
‚ Wedhfel und keine Wanderung und überhaupt nichtd mehr 
zu fürchten; denn er iſt eigentlidy zu reden, felbft Nichte, 
oder wenn-er ja etwas iſt, fo ift er glücklich und, um es 
mit einem Wort zu ſagen, dem Gott Fo vollkommen glei, 


Es bedarf nur eined geringen Nachdenkens, um ein 
aufehen, daß dieſes Gerede über das Nichts felber nichts if, 


Die dhinefifchen Fo⸗Bekenner haben ben Glauben an 
die Seelenwanderung gerade fo, wie bie Indier, aus dw 
‚zen Religion die ihre entfprungen iſt. Als fie zuerſt nad 
‚China kam, erregte fie großes Auffehen und fand vielen 
Beifell. Doch bald ſank diefer auch wieder, bis der Kai 
- fer Sche⸗le im vierten Jahrhundert unferer Zeitrechnung 
durch einen aus Indien gekommenen Samander M, it 


J 





2) Ein Samanaer iſt ein ind iſcher Heiliger nach Fehis 
Srundſatzen. In Eßina heißen dieſe Leute Sa m⸗meng. 


——_ 51 — 


— lichten Som vom Tode erwedte: , fich ‚befehren Keß; 
Bon dem an verbrängte der: Fohis mus den alten herr⸗ 
ſchenden Theismus allmahlich ganz, wenigſtens unter 
dem Volle Und noch mehr nahm er überhand, ſeit bie 
Mantſchu in China eingedrungen find, denn aud). diefe 
waren früher ſchon lange Anhänger dieſer Religion. 


Wir bürfen nicht unterlaffen, hier: einige Rachrichten 
von Forhi, dem fabelhaften Stifter „der chineſiſchen 
Monarchie aufzunehmen, welcher von Vielen mit dem 
Peligionftifter Fo verwecjelt wird. Es ift aber dies 
ſes ganz falfdy und wenn diefe hiſtoriſche Perfon ein 
Indier geweſen iſt, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß ſie der 


ältere Buddha war, von welchem es in den mythiſchen 


Schriften der Indier heißt, daß er in den öftlichen Thei⸗ 
len von Indien ins Elend getrieben worden fe. 


Fo⸗hi war aus der Familie Fong, d. h. Wind, 
feine Mutter, Hoasfü Cdie eine Blume erwarten 
de) empfing ihn ohne Zuthun eined Mannes und gehar 
ihn erft nadı zwölf Jahren. Man nanıtte ihn daher auch 
Sui, oder Jahr, % b. Jupiter,’ der feinen Kreislauf 
in zwölf Jahren vollendet, wie das Fahr in zwölf Monas 
ten: Und. weil Jupiter auch der Planet des Holzes ift, ſo 
heißt Fo⸗ hi auch Mu⸗hoang, Herrſcher des Hol⸗ 
zes. Er hatte den Körper eines Drachen und den Kopf 
eined Ochſen; feine Höhe betrug neun Sup und war mit. 
allen geiftigen und leiblichen Borzügen geſchmückt. Focht 
regierte 150 Jahre, vom Jahr 3461 vor Ehriſtus an. Er 
hob: die Augen gen Himmel und betrachtete die Einrichtung 
der Geflirne, und: fo- erfand er die Aftronomie ' Dann 
blickte er auf die Erde und erfannte, daß Auf derfelben Als 
les aus fünf Dingen herrühre, aus Metallen, Pflan⸗ 


zen, Gewäſſern, Feuer und Holz, und entdeckte {vo — 
die fünf Elemente Endlich ka er ſich ſelbſt und 


3 - 


LS 


— "593 — 

font, daß er. eine Meine Welt enthielt, im feinen Augen 
erfannte ex die beiden Himmelskoͤwer, welche Tag und 
Nacht erleuchten, und in feinem Wleifhe die Erde; feine 
Zähne und Knochen ftelten ihm die Metalle, feine Haare 
Pflanzen und Geftraüche vor; er. fand Flüffe and Gewäfs 
fer in den Theilen feines Körpers, nad die Kraft, fich zu 
‚bewegen, fchien ihm das Feuer zu ſeyn. 


Diefem Herrfcher nun fchreiben die Chinefen alle Ents 
deckungen und Erfindungen zu, welche zur Erhaltung und 
Beglüdung des Menfchengefchlechts nothwendig waren: er 
bezähmte die Hausthiere und beftimmte fie zur Arbeit und 
zu Opfern; er verfertigte den Kalender, im bie Zeitrech⸗ 
nung feſtzuſetzen; er ſtiftete die einfache Ehe; er verfertig⸗ 
te Waffen nnd friedliche Werkzeuge; er erfand Wälle für 
die Städte und Fifchfang und Vegelitellerkunft und Muſik 
. und mufllalifche Inſtrumente. Um ſeinen Einrichtungen 
und Gefegen Beitehen zu fichern, fegte er vier Mandarine 
in feinem Reiche, nach den vier Weltgegenden und einen 
' fünften über fie alle; auflerdem ‚aber noch eine Menge 
Mandarinen, die unter diefen ihre angewielenen Gefchäfte 
zu beforgen hatten. Fo⸗hi fah eines Tags aus bem Flufs 
fe Meng» bo einen Drachen und eine Schildkröte 
herausͤſteigen, welche allerlei. Figuren auf dem Rüden hat 
tan. Sogleich fegte er darand die adıt Kua zufammen, 
‚ welche fich als ein wunderbares und höchſt merfwürbiges 
* Monument der geheimnißvollen Symbolik der früheften Zeis 
ten bed Menſchengeſchlechts bis auf unfere Tage erhalten 
haben. Gie beftchen aus der dreifachen Zufammenfegung 
der ganzen und gebrochenen Linie und ſtellen vor 


| Kien, Aether, 
— Tui, Reines Waſſer, — 

Li, Reines Feuer, 

Tſin, Doumer, 

== Sinu, Wind, 


ii 


— 53 — | 
— — Ran, Rofer, 
Ken, Berge, 
Küen, Erde, 


Dieß war ber Grund aller Schrift in China und FR ⸗hie 
war alſo auch der Vater m N und aller — 
ſen ſchaften. 


Fo⸗hi ſtarb in einem Alter von hundert und vier 
und neunzig Jahren und wurde zu Shansyäng, ober 
wie andere Jagen, zu Tſchen begraben. Das Grab feiner 
Mutter zeigt man in der Ebene.von Feus fin. Seine . 
Tochter oder Gattinn erfaüfte fich in dem Fluſſe Lao und 
wird baher ald der Genius dieſes Fluſſes betrachtet. Dem 
Nachdenkenden wird Die Aehnlichkeit dieſes Mythos mit 
den perſiſchen, indifchen, ägyptifchen und griechifchen My⸗ 
then nicht entgehen. Ein Document mehr alſo ded Zufants 
menhanges der Religion, wie der Gefchichte, der Urwelt. 





I 
u. 


4, 





Ein anderer Neligionftifter, wird in Ehina genannt. 
Dieß iſt Lao⸗Kiun, CLautsthe, alter Knabe) von 
welchem die Erzähler fagen, er habe fechshundert Sahre 
vor Chriſtus gelebt. Bon feinen Lehrfägen if weiter nicht. ' 
viel mehr befannt, als daß fie mit denen des Epikur 
viel Aehnliches gehabt haben folen. in neuer Forfcher 
nennt die Anhänger dieſes Laos Kiun, welche felber dies 
ſen Namen führen, die Herrenhuter von China. 


Roc älter als gaofinn fol Confucius (Eon⸗ 
fu⸗tſee), der vornehmſte unter den chineſiſchen Reli⸗ 
gionftiftern, und ſchon 650 Jahre vor Chriſtus dage⸗ 
weſen ſeyn. Das Anſehen dieſes Weiſen iſt in China ſehr 
groß und ſein Geſchlecht, das noch vorhanden ſeyn ſoll, 
genießt ber bedeutendſten bürgerlichen Borzüge. Was man 
von ihm erzählt, if — Folgendes: Bon futſer 


-4 v 


= m — 


it aus kaiſerlichem Gebluͤte entiproffen.- Bei feiner Geburt 
ließ ſich etue himmliſche Muſik hören, ein hehres Geſtiru 
näherte ſich der Erbe und zwei Drachen bewachten feine 
Wiege. In feiner früheften Kinpheit fchon zeigte er einen 
geriffen Ernſt und eine ungeheuchelte Gotteöfurcht und be 
gann ſchon als Knabe, mit ungemeinem Eifer den Wiſfen⸗ 
fchaften fidy zu weihen. Zwanzig Jahre akt verheirathete 
er fid und erzeugte einen Sohu, verließ aber ſogleich dar, 
nad; Weib und Kind, um deſto ungehinderter fein Leben 
der Bearbeitung und Ausbreitung feiner Lehre weihen zu 
koönnen. Doc ließ er Tih, um -feine Kräfte- dem Staat 
nicht zu entziehen und einen deflo größern Wirfungfreis 
- für feine Abfichten zu gewinnen, auch bewegen, Staats⸗ 
dienſte zu nehmen. Man gibt ihm 3050 Schüler, worun⸗ 
ter mehr ald 500 zu den höchſten Würden emporftiegen 
and 72 durch befondere MWiffenfchaften und Tugenden fid 
außzeichneteg. Aus diefen legtern, Die ihm ſämtlich ald 
Boten und Lehrer feiner ‚Religion dienten, fonderte er 
zwölf aus und einer unter dieſen Zwölfen war fein befons 
berer Liebling *)., Wie feine’ Lehre, fo foll er auch feine 
Lehrſchuͤler in vier Glaflen eingepheilt haben: In der ew 
. Ren mwurben ‚die Grundfäge einer echten Tugend vorgetras 
gen; in: ber zweiten ein vernünftiges Reden und Schließen 
gelernt; in der britten Politik getrieben und in der vierten 
der äußere Anffand mit dem. inneren moralifchen Weſen 
verbunden ‚gelehrt... Dabei war es Pflicht für alle, ‚auf 
ſich ſelbſt forgfältig Acht zu haben, ihren Geiſt durch 
Nachdenken und ihr Herz durch Liebe und Tugend zu ver 
dei und zu vervollkommnen. 


Beſondere war es die Provinz en, das Geburtland 


U 





* Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die hriftfihen Väter, 
die uns die erftien Nahridten von Confucius gegeben 
- haben, feine perfonelle — etwas einer andern 
gemodelt baden, - 





! — 2525 — 


bes Weiſen, die ſich ſeiner Liobe und Fuͤrſorge gu: erfrenen 
hatte. Der Segen, der ſich dadurch über dieſes Land ver⸗ 
breitete, bewirkte, daß ber Kaiſer den Urheber desſelben 
an ſeinen Hof berief und zu ſeinem erſten Mandarin 
ernannte. Eine Zeitlang richtete ſich Alles nach den weifen - 


und beglüdenden Lehren beöfelben, allein bald fiel Ale . : 


wieder in die gewohnten Sünden und Lafter zurädnnd 
Eonfutfee entfernte fih.von einem Hofe, der zwar den 
Willen’ gehabt. hatte, das Beffere zu ergreifen, dem ed 
aber 'an. der Kraft dazu fehlte Er befchränfte ſich von 

nun an darauf, feine Schüler zu unterweifen und fie zur 
Aufrichtigfeit, zum ehrfurchtwollen Gehorfam gegen Gott 
und zur Liebe. des Nebenmenfchen, zur Ueberwindung und 
Beherrfhung feiner feld zu ermahnen, und ihnen in allen - 
Städen mit dem beßten Beifpiele boran zu gehen. 


Gounfutfee flarb 73 Jahre alt and nicht uur feine 
Schüler, ſondern ‚aud) ber Kaiſer und bie Nation, ber 
weinten ihn bitterlih. Mean ehrte ihn fofort als einem 
Heiligen, al einen reinen Geift, wie die Chiuefen 
zu fagen pflegen, und weihete.ihm Tempel und andere 
Dentmahle Ohne demnach, wie neuere und tiefere For⸗ 
fhungen offenbaren, bie Abficht gehabt zu haben, eine 
neue Religion zu fliften, ward Confucius ber-Stifter einer 
Sekte, welche nody heut zu Tag in. China vorhanden ift 
und die Angefehenften und Gebildetften ber Nation unter 
ihre Mitglieder zählt: Es läßt fich Übrigens leicht einſe⸗ 
hen, daß ſeine Lehren und Vorſchriften nicht mehr in ih⸗ 
rer urſprünglichen Reinheit vorhanden ſind. Man hat in 
China ein Lehrgebaüde des Confutſer, welches im Anfang 
des fünfzehnten Jahrhunderts auf Befehl des Kaiſers von 
42 Mandarinen verfertigt worden ſeyn ſoll. So weil mar 
dasſelbe kennt, enthält ed zwar bie Lehren des Weltweiſen, 
aber miöverftanden und verdreht, fo daß das Weſen Gots 
tes, welchem bei diefem felber ald über die Welt, erhaben. 
und verfchieden von: berfelben, hier als die Kraft erfcheint, 


.! N 


⸗ 


i 


— 506. J 
wei in der Rahıte alles ervorbeingt, alfo hochſtens ei 


ne Weltfeele it, wie in den Sykem:n anderer Ratur⸗ 


philoſophen. 


Die heil. Bücher der Chineſen von Eonfacius heißen 
King, mit Beinamen, ald Listing, Schusfing u. 1.1. 
Hier heißt die Gottheit bald Tien (Himmel), bald Chang 
ti (Herrſcher), bald Hoang⸗ changti (hoͤchſter Beherr⸗ 
ſcher). 

Das Hauptbuch ft” der Säu-ting Lfchang- 
tſchu), und in demfelben find nicht nur bie Begriffe von 
hoͤchſten Wefen vortrefflich und bewundernswürdig, ſondern 
die Moral felbft it von 'nnverfennbarem Werthe, und die 
Kingheitregeln, in Ruͤckſicht der Regierungen, find es oft 
nicht minder. So ſagt er einmahl: "Alles durchdringt 
Tien, Alles vernimt und verficht er. Wie hoch, mie er 
haben {ft er, wie gerecht, wie weifel Hat er gleich mes 
der Augen, noch Ohren, dennoch hört und vernimt er 
Alles anf das vollkommenſte. Er tft die hoͤchſte Gerech⸗ 
tigkeit, der höchfte Verſtand, Alles ımterfucht er, Alles, 
was bie Regierung angehet, Alles, was das Wohl oder 


das Ungluck des Volks betrifft, nichts entgehet feinem Blide.” 


Anberwärtd: "Die Schönheit de Himmels verfündis 
get und die Größe des oberiten Beherrfchers der Welten. 
Die unerfhöpfliche Fruchtbarkeit der Erde zeigt uns feine 
wohlthaͤtige Sorgfalt: Lehrt die Völker ni loben und für 
feine Wohlthaten ihm danken!” 


Die Chineſen haben eine pweifache geler des Anden⸗ 
kens des Confucius. Die eine beſtehet darin, daß man 


ſich vor einer Papierrolle, welche, ſein Geſetzbuch vorſtel⸗ 


lend, auf einer Tafel ſtehet, umgeben von Lichtern und 
Rauchfäſſeru, niederwirft und neunmahl mit der Stirn die 
Erde berühret. Die. Befehlöhaber der Städte haben die 
Verpflichtung, alle 14 Tage im Namen der Gemeinden, 


x 
L 


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been; fie, nörfiehen, dem Gonfucius bieſe Ehr⸗ zu — 

ſen. Die andere iſt eine jährliche und beträchtlich cerem⸗⸗ 
nienreichere. Sie wird im Frühling und Herbſt vorge 

nommen und iſt eine eigentliche Todtenfeier, bei welcher 
Seidenzeuge, Reis, Früchte, Schweine und an⸗ 
bere Thiere und Wein geopfert und bei Muſik und 
Brennen der Kerzen und fortgehendem Raüchern zum Lo⸗ 
be des Confucius geſprochen und zu ihm gebetet wird, als 
zu einem Weſen, weiches neben der Gottheit figend, 
Einfluß bei dieſer hat und deßhalb ſeyn kann. 





ee ſuchte man in China die meligion des Confu⸗ 
eius über alle andern zu erheben, ja dieſe durch ſie zu ver⸗ 
tilgen, allein es war nicht möglich, das Volk von ber. 
finnlichen Berehtung feiner ‚Götter abzubringen; nod ins 
mer find daher die: drei Religionen, ded Fo, bed Laos - 
kiun und des Confutſee in China einheimiſch. Leber, 
dieß aber findet man in dem weiten Reiche auch Lamai⸗ 
fen, Muhbamedaner, Juden, Sabier, und ge 
tifchanbeter, und unter allen eine ungemeine Menge Abers 
glanbend. Sie glauben insbefondere viele, Geifter, gute 
fowohl, ald böfe, und die Priefter willen Mittel, diefe zu 
verfähnen und ihre. Feindfeligkeiten abzuwenden, jene aber 
zu bewegen, daß fie ihre Segnungen reichlich ‚über bie 
Glaubigen ausſpenden. Viele von dieſen Geiſtern find 
vormahls Menſchen geweſen und, nach ihrem Ableben, als 
erhabene Wohlthäter des Volks verehrt worden. Zu dieſer 
gehört unter andern Hujuenſin, der, ein zweiter Apol⸗ 


lo, oder früherer S. Georg, einen furchtbaren Drachen | 


erlegte und ſich ſodann in den Himmel aufſchwang. 


Unter den Götterbildern ber. Chinefen finden fich wel⸗ 
che, deren Attribute eben fo,. wie die Ausfagen der Prier 
fter, deutlich anzeigen, wie fehr die Religion der Chinefen 
mit den Religionen der alten Welt Aberhaupt aufammegs 


* 


5 


hängt. Die Puzza, ein weibliches Bötterwejen, Bat man 


frühe fchon wit. der Iſis ‚der Aegypter, der Kybele bei 
den Griechen, ber Ceres bei den Roͤmern verglichen, fo 


. deutlich fprechen ihr Yufzug und ihre Legende davon, daß 


n 


- erhalten möäffen: 


fie eine Göttinn der Erde, der Kruchtbarfeit und de 
Enltur fey Der Drache fpielt eine große Rolle in dem 
chirtefifchen Religionweſen und auch hier iſt berfelbe, wie 
überall, ein Sinnbild der ewigwirkenden Urkraft in der 
Natur, was: freilich der große Haufe, der der SPriefler 


mit eingefchloffen, nicht verfteht, und deßhalb die laͤcher⸗ 


lichften Dinge von ihm erzählt. Der faiferliche Drache al 
Iein darf fünf Füffe haben, alle andern müffen mit hoͤch⸗ 
ſtens vier zufrieden feyr Dan fchreibt den Chinefen eine 
große Hochachtung gegen bie Pyramiden zu, als wel 
the ihnen gewiſſe Bötter feyn follen. In der That beweis 
fen fie ihnen eine Art von Verehrung und bringen Opfer 
vor denfelben. Befonderd aber verpflichten fie ihre Schw 


ven vor den Pyramiden 'zur Treue und zum Gehorjam. 


Einige fagen,. die auf der Pyramide gewöhnlich ‚ftehende 
Kugel ſey der eigentliche Gegenftand der Berehrung. 

Bei aller Ehrerbietung indeffen, welche. die Chinefen 
vor ihren Göttern und Bögen haben, follen fie doc, auch 
leicht zu einem verächtlichen Betragen gegen -fie bewogen 
werden 'können. Sie ‚verlaffen ihren Schnegott , wenn er 
ihnen die erwartete Hilfe. nicht leiſtet; fie fehelten und mid 
handeln fein Bild und fhleppen es durch den Koth; wa 
ſchen es aber fauber ab und fiellen es ehrerbietig wieder 
auf, wenn etwa ihre Wünfche erfüllt - werden; ja man ers 
zählt ung, daß fie ihre Götter vor dem weltlichen Gerich⸗ 
te verflagen und hier ‚gegen die Gerechtigkeit ſuchen, von 
welchen doc; zuerft die NIT Gerechtigkeit fernen und 





Man trifft unter den Chineſen mehre große Feſte an. 


Ein ſolches iſt das Laternenfeſt, welches jährlich am 


18. des erſten Monats gefeiert wird. Laternen, meiſt von 


ge⸗ 


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+4 N * x 
1 Pa Le & 


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gefärbtem Papier oder Seidenzench, von .alfen Formen | 
und: Größen, oft fo groß, daß man barin, wie in einem 
Zimmer fich aufhalten Tann, zu Land und zu Waſſer wer⸗ 
den aufteſtellt und allerlei Ceremonien dabei beobachtet. 
Eine Sage gibt dieſem Feſte ben. Urfprung dadurch, daß 
ein Mandarin frine verlorene Tochter mit. einer Laterıte 
ſuchte, welches Beranlaffung gab, an bie Demeter zu. dens 


ten, bie ihre Tochter bei Kadelfchein fuchte und das chis - 
neſi ſche Laternenfeſt mit den Eleuſinien zu vergleichen. Ein 


andered Felt diefer Art feiert man im Brachmonat. ‚Sie 


ſchmücken dabei ihre Wohnungen mit Laubwerf und Bus . 


men und fahren ix gefchmücten Fahrzeugen aufs Meer, 
um den Phelo, ben Erfinder ded Salzes, zu fuchen. 
Noch fagt man und von einem Aderfefte ‚ ‘welches alle 
Jahre begangen wird. Eine Prozeſſion, an deren Spige 
ein- vornehmer Mandarin fteht, ziehet geſchmückt mit Blu⸗ 
men und Kränzen, von Muſi kanten, Fadels und Fahnens 
trägern begleitet, aus der Stadt gegen. Dfien. Eine Kuh, ° 
aus Thon gebaden, wird auf einem Geſtelle - gezogen. 
Hinter ihr ein Knabe, nur halb angelleidet, der immer 
auf fie Losfchlägt und neben diefem zwei Landleute, die ihs 
re Inſtrumente tragen. Das Alles, erflärt. man und, deus 
te die Geſchãftigkeit and den Fleiß an, der auf den Feld⸗ 


bau zu wenden iſt. Die Kuh enthält in ihrem Innern 


viel Heine Bilder von Kühen, die am Ende des Feſtes 
vertheilt werden. Einige Nachrichten laſſen an dieſem Fe⸗ 
ſte den Kaiſer ſelber mit einem Geſpann Ochſen oder⸗Kü⸗ 
hen auf einem Acker eine Furche ziehen. Wieviel Antheil 
die Religion an dieſen Feſten habe, kann nicht angegeben 
werben. Mehr ſchon leuchtet das Religiöſe aus ihrem 
Neujahrsfeſte hervor. An-diefem hören alle und jebe Ges 
ſchaͤfte auf. und Poften und Gerichte ſtehen Ai, mie in 
Rom bei den Saturnalien. Diefes Keft heißt die Vers 
fhlieffung ber Siegel: und ift ein- Fe der. Bröhliche 
feit und bed — Jubels. | 





1. Band. MA. m 


u 


— 590 — 

Fo, der Stifter ber Ehen, hat auch Gefege Aber die 
felbe gegeben, Die zum Theil fehr ſtreng find. Perſonen, 
bie einerlei Namen führen, dürfen fich nicht heirathen, 
wenn fle and) Abrigens gar unicht verwandt find. : Aber die 
entferntefte Verwanbtfchaft fchliept die Che and. Die Ber 
heirathung gefchteht, ohne daß die Religion vielen Antheil 
daran nähme. Braut und Brautigam, die fich in der. Re 
gel nicht Tennen, werden zuſammengebracht und in dem 
Augendlide, wo fie ſich begrüßen, fallen fie zugleich auf 
die Kniee nieder, um zu beten. Bet der eigentlichen Ber 
bindung begeben fie ſich in eine Pagode,. vor Die Wilder 
ihrer Altvordern, wo fie ein Opfer bringen und von deu 
Prieftern einen Gegen empfangen. Mehr Religion. ſieht 
man in dem Leben des jungen Chineſen. So wie eine 
Fran ber Entbindung nahe kommt, begibt fie fich in die 
Pagode und laͤßt für fi und ihre Leibesfrucht vor ben 
Bötterbildern beten. Zwei Monate nach ber Geburt bank 
fie auf gleiche Weife für den verliehenen Beiſtand und bis⸗ 
herige Erhaltung. Iſt das Kind ein Jahr alt, ſo wieder⸗ 
holt ſich dieſe Ceremonie. Auch der dem Austritte aus ber 


Kinderzeit, beim Eintritte in bie Jünglings⸗ und Mannes⸗ 
Alter ſind Ceremonieen and Gebete vorgeſchrieden. Ge 


wöhnlich hat der Chineſe drei Namen, den erſten erhaͤlt 
er ale Kind, den zweiten als Jüngling, nud bei biefem 
nennen ihn feine Eltern und alle andern Altern Perſonen, 
den dritten als Mann, und mit diefem müͤſſen ihn feine 
Kinder und alle jüngern Perfonen begrüffen. Unter ber 
vielen fonberbaren und mitunter albernen eine in der That 
ſiunnige Sitte. | 





F 


Die Chineſen, deren Begriffe von Unſterblichkeit und 


Seelenwanderung nichts weniger als klar find, haben Lei⸗ 


qhyeuceremonieen, die denſelben vollkommen entſprechen. Iſt 


einer geſtorben, ſo ſteigt ein Anverwandter auf das Dach 


des Hauſes, dreitet das Field des insg in die 


— 531 — 


Luft and und ruft die Seele beeſelben zurück. — 
wird das Kleid über ben Leichnam gelegt und drei Tage 
liegen gelaſſen. Unterdeſſen wird ein Altar in einem Zim⸗ 
mer -aufgerichtet, ein. Bild des Verſtorbenen darauf. und 
fein Leichnam im Sarge hinter denfelben aufgeftellt. Seine, ' 
Verwandten ſtehen darum her und beflagen ihn und brine 
gen ihm aflerlei Opfer; fogar von ihren Haaren opferten 
fie dabei, früherhin, ehe die Tatariſche Herrfchaft die Site 

te aufbrachte, den ganzen Kopf zu fcheeren. Am Beerdis — 
gungtage verſammelt ſich die ganze Freundſchaft in Trauer 
kleidern, welche durchaus von weißer Farbe find. Der 
Zug iſt von Muſik, von Bildern und Fahnenträgern bes - 
gleitet. Die Priefter und beftellten Leidträger folgen 
zufegt. Die Leichen werben groößtentheild begraben, zus 
weilen auch verbrannt. An ben Gräbern ber Ihrigen 
feiern die Ehinefen ein jährliches Todten⸗Gedächtnißfeſt 
mit Opfern und Gebeten. Nicht felten pflanzt man Baü⸗ 
me an bie Gräber, weldhe für ebenfo heilig gehalten wer⸗ 
den, wie dieſe ſelber. 


Da unfere Nachrichten über ben Buftand von — 
noch immer mangelhaft und verworren ſind, ſo kann man 
auch von der Religion der Chineſen feine klare Dar⸗ 
ftellung geben und es wird wohl nicht zu vermeiden ſeyn, 
daß ſich in. bie allgemeine Schilderung, Züge einfchleichen, . 
weiche von befondern Religionpartheien entnommen find. 
So iſt es gewiß ein unrichtiged Urtheil, wenn ein neuer 
Reiſebeſchreiber fagt, die Chinefen beten einen Stein an, 
ed follte vielmehr heißen: Man findet in China noch Fer 
tiſchanbeter, deren Setifch ein Stein ift, bie religiöfe Site 
te, welcher wir in den allerälteften Nachrichten über bie 
Religion, ber. Menfchen Erwähnung finden. | 





"Die Sapanen 
Die Rn der Japaner Er nach gemeinen Sage, 


— 532 — 


aus der chineſiſchen hervorgegaugen, — aber hat fi 
mit diefer einerlei Urfprung, wiewohl Einige Spuren ei 
ner urfprünglich einheimifchen Religion gefunden habe 
wollen. Diefe begreift man unter dem Ramen der Sint: 
(Ziuto); die von Indien herübergelommene nennen fi 
Budsdo. Es if zwar noch die Rede von einer dritter 
Religion, der Sjuto; aber diefe feheint mehr eine philo: 
fophifche Sekte, als eine Religiongefellfchaft zu feyn. 





Die Sinto (Kinto)- Religion. 


Sinto (oder Sinsiw) heißt wörtlih: Der Weg, 
oder die Verehrung einheimifcher Götter. Sie 
heißt auch Kami⸗Mits, einheimifher Götter: 

glaube. Diefe Religion, die mehr auf zeitliche Wohl 
und Glück fich bezieht, als auf ewiged Heil, war früher 
auf das genauefte mit der politifchen Verfaffung des Lam 
des verbunden; denn vermöge der Idee der Vermenſch⸗ 
lihung der Götter ließen bie Japaner ihre höchſten 
Megenten, Mikaddo, von den Göttern abflammen und, 
da diefe zuerft dad Land bevölkert haben, fo war die Re 
ligion eigentlich Verehrung der Vorfahren. Es gibt, fo 
fagen die Sinsju, einen unendlichen Gott in dem 
‚unendlichen Himmel. Neben ihm find in dem fichtbaren 
Zirmament des Himmels noch andere hohe Götter; aber 
jener und biefe werden nicht angebetet,. ald zu erhaben 
über bie Menfchenwelt, und ihre Namen kommen blos in 
ben Eidesformeln vor. Dagegen erhalten diejenigen Unter 
götter, welche die Elemente, und die einzelnen Gefchöpfe 
regieren, fehr eifrige Verehrung, weil man dadurch Reini 
gung ded Herzend und ewige Glückſeligkeit erhält. Der 
erfte diefer befonderen Götter heißt Tens jo Dat Sin, 
der Kern des Lichts und der Sonne. Er hat zuerft Ja 
pan beherrfcht, ift alfo ber Vater ber Mikaddo's, der 
geiftlichen Erbkaiſer und des ganzen’ Volkes, befonberi 












, 


s . 
F — —— 
53 22 


aber ber. Rami &, der unfterblichen und ewig zu ehren. 
den Seelen, bie zuletzt zu Göttern erhoben worden find. 


Die Kosmogonie ber Japaner it folgende: Im Ans 
fang war eine Bermifchung aller Dinge, nemlich der fünf 
Elemente, Holz, Teuer, Erde, Metall, Waffen | 
Ueber dieſen ſchwebte eine Kraft, Ki, der allgemeine Welse ö 
geift, in welden beim Tobe ded Körpers alle reinen Sees 
len übergehen. Das Ich, die Perſönlichkeit, hört 
Bann auf, wie ein Waffertropfen aufhört zu feyn, wenn 
er fich mit dem Weltmeere vermiſcht. Der Ki bildet übri-⸗ 
gens dad alleredelſte Weſen der Bötter, die Seelen ber 
Menfchen und der Thiere. Durch den Ki find entſtanden 
fieben Gefchlechter himmlifcher und fünf Gefchlechter der - 
irdifchen Götter. Unter dieſen iſt eben der fchon genannte 
Tensjo Dai Sin, der Stammvater ber Japaner. Nach 
einer unendlichen Neihe von Jahren, während welchen die 
fieben Gefchlechter der himmlifchen Götter regierten, was 
ſich bie Japaner nicht anders denn ald ein Traümen 
vorftellten, traten die fünf irdifchen ein ; gleichfam ein 
zweites filberned Weltalter, und nad; einer Dauer von 
. 836,042 Fahren entfiänd erft aus dem fünften biefed lang⸗ 
bauernded Gefchlechts, Awa Se Dfuno Mifaddo, dad _ 
dritte Öefchlecht, nemlich dad der jett lebenden Menfchen 
(verſteht ſich in Japan). Der Erftgeburt dieſes Geſchlechts 
und ihren Erben iſt nun die Herrſchaft über die ganze 
Welt (Japan) und ein übermenſchliches Weſen verliehen, 
und fie heißen Mikaddo. Der Mikaddo iſt demnach ein 
eingefleiſchter Gott, welcher Andere zu Göttern er 
heben und ihnen Mia's Ceine Art von Tempeln) errich⸗ 
ten kann. Sft er. felber ſehr beliebt, fo baut man ihm 
wohl noch bei Rebzeiten Mia’s und fo nimt die Reihe der 
japanifchen Götter. immer noch zu. Dieſe Mikad do herrs 
fhen nun. feit dem. ſechshundert und fechzigffen Jahr vor 
Chriftus und man zählt 114 diefer Regenten, denen immer 
eine aufferorbentliche und mehr als menſchliche Verehrung - 


—— 


— 634 — 


erwieſen iR worden. "Bon bem erſten, Dfin Win, heißt 
die Dynaftie noch immer fo, aber von ihrem Hofe, ber 
zuerit diefen Namen führte, .befamen diefe Regenten auch 


den Ramen Dairi, unter welchem fie am befannteften 


find, befonders feit Cim zwölften Jahrhundert) ihre Macht 
eingefchränkt it Burdy den Kubo. Ein Feldherr des Dais 
ri An⸗tokn entriß dieſem die weldiche Macht und grüns 
dete unter dem Namen Kubo eine weltliche Dynaftie, web⸗ 
che die. geiſtliche oder hinnnlifche gewaltig einſchränkte, fo 
daß fett.dem 16ten Jahrhundert der Datri in einen Klos 
ſter eingefchloffen, gar feinen Einfluß mehr auf Die aüf 
fern BVerhältniffe der Japaner, aber einen deſto größern 
auf ihren Glauben und ihr religiöfes Leben hat. 


4 Der Dairi iſt ein Kame, ein lebendiger Gott. Kein 


Rate darf ihn fehen; aber die übrigen jayanifchen @ötter 
müffen ihn in einem befondern Monat, der daher feine 
Götter » oder Feſttage enthält, befuchen und hängen, in 
mehr als einer Hinfiht von ihm ab. Er darf nie mit feis 
nen Füßen bie Erde berühren und nicht unter freiem Hims 
mel gehen, weil nicht einmahl die Sonne würbig ift, fein 
geheiligtes Haupt zu befcheinen. Haare und Bart muß er 
wachfen laffen, feine Nägel werden ihm nur im Schlaf 
befchnitten, d. h. geraubt, wiffentlich darf er eine ſolche 
Entheiligung feiner Perfon nicht zugeben. Frühr mußte 
‚er jeden Morgen zwei Stunden, die Krone auf dem Haupt, 
uribeweglich auf dem Throne ſitzen, um Ruhe und Frieden 
in der Welt zu bewahren; jegt liegt nur feine Krone 
darauf und thut diefelbige Wirkung. Seine Speifen müfs 
fen jedesmahl in neuen Gefäßen bereitet umb aufgetragen, 


nach dem Gebrauche aber vernichtet werben; baher find fie 
nur von Erde und. Holz. Wer ein folches gebranchen 


oder etwas von feinen übrig gelaffenen Speifen genießen, 
oder./ein Kleidungeftük von ihm benügen. wollte, würde 
ſich fehr krank und unglüdlid machen. Der Dairi hat 


‚ gewöhnlich zwoͤlf Frauen, von denen eine bie Kaiferiun 


x 


’ 


— 536 u 
heißt und bie’ Wantter der Thronerben iR. - Die, Rarhfalge 


L N 


gehet in der Regel ohne Unruhe vor ſich; deun ba ber 


ganze Hof des Dairt aus lauter Gliedern feiner Familie, 
Radyöommen des Tensjo Dai Sin beſtehet, fo erfore 
dert es ihrer aller. Vortheil, daß fie einig ſeyen. Doch 
hat es fihon Streitigkeiten nud ſelbſt Kriege über bie Bes 
fegung des Dairi⸗Thrones gegeben. Untexhalten wird 


der Dairi und fein. Hof von dem Kabo, ber ihm anffer = 


der Stadt Miach, wo er reſidirt, und ihrem — | 
eine mäßige Summe aus feinen Sammergpfällen gibt. 


Der geiſtliche Hof, Dairi im eigentlichen Sins 
ne, trägt eine Kleidung, die von der der Laien verfchies 
den iſt. Sie befieht in weiten Beinkleidern, Darüber ein 
weites Gewand wit einer . langen Schiene. Das Haupt 
iſt mit einer Muͤtze von ſchwarzlakirter Pappe bebedt, mit 


einen baranhäugenden oder aufpehundenen. Flor verziert - 


und zuweilen mit zwei Augenfchirmen verſehen. Auch die 
Frauen tragen eine befondere, fehr weite Kleidung, bie: ihs 
nen das Gigen bequemer wacht als das Gcheg. Die Ber 
fhäftigung dieſer Leute‘ beftchet in Muſik, in gymnaſti⸗ 
fchen Uebungen, im Taſchenſpielen und ähnlichen Unter, 
haltungen. Das Recht, den Kalender zu fertigen, gehört 
nur ihnen. Zum Schutz und zur Sicherheit hält ber Kur 
bo dem Dairi eine eigene. keibwache die — abgeldöt 
wird 

Die Glanbenslehren der Sinsiu waren urſprunglich 
einfach und ihre gauze Religion ging nur darauf hinaus, 
tugendhafte and rechtfchaffene Menſchen zu bilden; aber 
fie iſt nach und nach durch Irrwahn und, Aberglauben 
verdunkelt und durch Ceremoniel entſtellt worden. Daß 
kam hauptſachtich daher, daß fie gar keine. heiligen Güde 
und Traditionen hatte, daß folglich die Einfälle ihrer hei⸗ 
ligen Perfönen und die von auffen her einbringende. Bub 
do, Reli ion leicht Eingang bei ihren Bekennern fanden. 


Diefe Haben en baher 2 in wei, — — De, 


\ 


— 5%. — 

ven eine,. die Ortchederxen, an dem reinen Gintoglauben 
Halt, die andere 'aber ein Gemiſch aus alter und neue 
Religion befennt. Nach biefer Religion har der Amibe 
oder Tensjo⸗Dai⸗Sin, die Sonne bewohnt, ober beibe 
Götter ſind nur Einer. Zu diefer Sekte befennen fich die 
meiſten Sintoiften und ſelbſt der Dairi hulbigt ihren 
Orundfägen und nimt geiſtliche Stellen unter den Buds⸗ 
doern an. Auch der. Kubo if yon diefer Sefte, bern 
MMeiiglieder alle, wenn fle ſterben wollen, ihre Seelen ben 
Bnubsdo⸗ Prieftern übergeben ‚und ihren Leichnam madı ber 
Weiſe dieſer Religion verbrennen ober begraben laſſen. 


Die Sinsjn glauben zwar feine Seelenwande⸗ 
rung, aber fie hüten ſich doch vor dem Tödten und Ge⸗ 
nießen der vollkommenern Thiere. Sie glauben, daß die See⸗ 
len der Frommen nach dem Tode ſogleich in den höchſten, deu 
drei und dreißigſten Himmel, verfeßt werben; die nicht fromm 
geweſen find, find noch eine Weile bavon ausgefchloffen 
zur Strafe und Reinigung. Beide Borftelungen find wicht 
fonderlich ausgebildet. Sie glauben andy Fein böſes We⸗ 
fen, nnd ihre Priefter reden. nur von Ma, d. i. böfen 
Geiſtern, die, der gewöhnlichen Meinung nach,’ in ben 
| safe en haufen, welche befhalb ei gefürchtet werben. 


i 


Der Eultnd der Sints beruhet auf vier Gaupigunt, 
‚sen, durch deren Erfüllung fie den. Goͤttern dienen, ben 
zeitlichen Segen derfelben und die Unfterblichfeit der Seele 
erlangen, Der erite Hauptpunkt iſt 


Reinigkeit des Herzens, 
welche in die innerliche und aügerliche zerfällt; jene 


nlſorbert die Erfüllung der Pflichten, welche Ras 


tur unb weltliche Obrigkeit, die als irdiſche Gotts 
heit anzufehen ift, vorfchreiben ;- diefe fordert eine firenge 
Enthaltung von Blut, vom Fleifcheffen und von 


— 537 — 


—— Wer ſich damit verunreinigt, 4 


»P usio,“ er darf nicht vor die Götter treten, auf laͤu⸗ 
gere.oder kürzere Zeit, welche bie Verunreinigung wieder 
aufhebt. Aber Manches iſt hiebei fehr ſtreng. Wer fi 
verwundet, iſt unrein, wer ſich beim Bau eined Tempels 


(Mia) verwundet, ift fo unrein, Daß er. nie wieder an 


einem heiligen Orte mit arbeiten darf; und ‚wenn bieß Un⸗ 
gluck beim’ Bau eines Tempels des Ten sjo Dai Sin 
ſich ereignet, fo mu dieſer bis auf den Grund zerſtoͤrt 
und friſch aufgebaut werden. Viele find. fo ſtreug zu glau⸗ 
ben, daß man durch Theilnahme an fremder Unreiuigkeit 


unrein werben könne; biefe Theilnshme aber. befteht ſchou, 
wenn man die Augen, die Ohren, den Mund ‚erblidk, 


welche Unreines fehen, hören und reden. Diefe drei We⸗ 


w 


ge der Berunreinigung (Sünde), werben durch 


drei Affen vorgeſtellt, die zu ben Füßen eines Gottes fie 
tzend, Maul, Augen und Ohren zuhalten. F 


Das zweite Stuck des Sinsju⸗Cultes it 
die Feier der heiligen Tage, | 


bie durch die Beſuchung der Mia’ geſchieht, wenn nicht 
einer unrein iſt, oder durch einen unangenehmen, oder 
unglücklichen Vorfall daran verhindert, denn mit einem 
kummervollen Herzen darf man den Goͤttern nicht nahen, 


weil man dadurch ihre Glückſeligkeit ſtören und unterbre⸗ 


ſchen würde. Der framme Sinto geht, wohl gebadet und 
gereiniget, im ſaubern Kleide, worüber noch. ein. beſonde⸗ 


res Geremoniens Kleid gezogen ift, zum Tempel. Im Vor⸗ J 


hofe wäſcht er ſeine Hände aus dem ſteinernen Waſſerbe⸗ 
hälter, dann geht er mit niedergeſchlagenen Augen auf die 


Gallerie vor dem Tempel, knieet vor einem großen Spie 
gel nieder und ‚beugt fein Haupt zur Erde, verrichtet ein 


Gebet, wirft ein Almofen in die Kifte und, ſchlägt drei⸗ 


mahl an die dazu beſtimmte Glocke, wahrſcheinlich um den 


Gert ———— zu machen. —— geht er wieder nach 


x 
‚ 


”- 


Dauſe und veröringe der Tag mit Buflinantelu, Geftmat- 
Ger und allerlei Beluftigungen. Die Feiertage heißen Reir 
Di, Bifitene oder Befuchstage, und wie man bie 
'@ötter befucht, fo beſucht man auch feine Gönner und 
Freunde, um ihnen feine Ehrfurcht ober feine Freund» 
ſchaft zu beweifen. Auch werden an dieſen Tagen alle 
Öffentlihen und befondern Feierlichkeiten, Audien⸗ 
gen, wie Hochzeiten n. ſ. f. angeftellt, weil bad Alles den 
. Göttern wohlgefälig ift. Ale diefe Neibi find auf ge 
wife Tage nubeweglich feitgefegt und entweder mo natii 
he oder jährlihe. Der monatlichen find drei, Yon be 
nen der erfle, am erften Tag des Monats, ber wichtigſte 
iſt; der jährlichen. find fünf, und waren urfpränglich Uns 
"glüddtage, die aber dadurch, daß man fie zu Reibis ge 
‘macht hat, ben Göttern wohlgefällig und glücklich gewor⸗ 
den find. Anſſer diefen Hauptfeſten gibt ed noch eine Mens 
. ge befonderer Felle, welche an befondern' Drien ben hir 
bern ober geringern Schuögöttern, oder von einzelnen 
- bürgerlichen Ständen gefeiert werben, Dit Geier aber if 
immer dieſelbe. 


Die Mia's find gewöhnlich auf angenehmen PM lägen 
por den Städten und Flecken angelegt, einfah aus Hol; 
erbaut und durch Baumgänge und Kunfftrafen mit den 
Drtfchaften verbunden, x 


Die Diener der Götter in ben Mia's finb feine 
eigentlichen Prieſter, fondern verheirathete Perſonen, wels 
he Negi, Caunuſi oder Sjannin ‚heißen. Sie bezie⸗ 
hen ihren und der Ihrigen Unterhalt aus dem Tempels 
ſchatze oder den Gaben der Glaubigen. Ueber die gewoͤhn⸗ 
liche weltliche Kleidung tragen fie im Dienſt einen weißen 
oder gelben Chorrock, auf dem Hanpte eine fchwarze Ins 
Pirte Möge, unter bem Kinn zufammengebunden. Gind | 
fie nicht im Dienft, fo erfcheinen ſie in gewöhnlicher Lan | 
destracht mit ‚awei Säbeln an ber Seite, wie die Ed⸗ 





— 539 .—. 
‚en des Laudes. Uebrigens find ſie iplz muf ihre Wem . 
zũge und vermeiden ſorgfaͤltig allen Umgang mit gemeinen 
leuten und den Prieftern anderer Religionen, über welche 
te weit erhaben find. Sie fliehen uymittelbar unter dem 
Mikaddo, aber ihre bürgerlichen: Streitigkeiten werben 


von weltlichen Richtern geſchlichtet, die Der Kube ange: 
ſtellt hat, 


Wallfahrten, befonders nad geie, | 
machen das britte Städt bes Sins ju⸗Cultes aus. 


—_g8je iſt die Provinz in Japan, wo bie beiden vor. 


nehmften Tempel des Tensju Dat Sin fichen, welche 
jeder rechtglaübige Sinto wenigſtens einmahl in feinem 
Leben gu befuchen verpflichtet it. Diefe vorzüglich hochge⸗ 
ſchätzten Mia's ſind ſchlecht, niedrig und mit Heu bededt, . 
aber ohne alle Berlegung eined der Arbeiter erbaut, Max 
erhält fle in ihrem urfprünglichen einfachen Zuftande, weil 
darin eben ihre befondere Heiligkeit beſteht. Jeder beſtehet 
aus zwei Hanptheilen, dem großen Hauptplag, wo bie 
Tempeldiener figen und eine kleine Kapelle im ——— 
die Wohnung des göttlichen Geiſtes. 


In den Haupttempeln findet man einen Spiegel, das 
Symbol der Altwiffenheit und Klarheit des Gottes und 
etwas zerfchnittenes Papier, welched auf die Reinheit und. 
Heiligkeit des Ortes deutet, die Reinheit des Herzens und 
ded Körpers erfordern, Um den SHaupttempel flehen fehr 
viele Feine, geringern Göttern geweihete Kapellen, Mafe 
fia’&, deren jede einen. Cannuſi zum Wächter hat. In 
der Gegend wohnen viele Regi, Tempelherren, au 
Zaije, Goöttliche Geſandte, genannt, welde gerau⸗ 
mige Wohnungen unterhalten zur Aufnahme der Pilgrime 
und anderer Reiſenden. Die meiſten Haüſer der Stadt 
Is je aber find Wirthshauſer und ihre Einwohner ſind 
Papiermadıer, Buchdruder, Buchbinder, Schreiner und 


a —540 - 
dezleichen Uirbeisölöute, welche na für den Eulens neh 
— 


Ri ner jeber Sinto, -fondern jeder Landes » Ein 
wohner fo einmahl wenigftens die Wallfahrt hieher mu 
“er, weiß hier der Schupgott des Landes wohnt und fein 
Berehrung mit großen Bortheilen, mit Geſundheit, Reid» 
thum und Kindern lohnt. Die Wallfahrt wird ‘zu: allen 
Jahreszeiten, doc; befonderd in den drei günftigften Mo 
naten, vom März — Mai, gemadt. Is Palankins und 
zu Rofie, am meilten aber au. Fuß, im einfachften Auf 
guge, kommen bie Pilger einher, hundert⸗ und tanfend» 
‚ weife Sie müſſen ſich einer befondern Enthaltfamfeit be 
fleißigen und die Ihrigen hängen ein Zeichen an ihr Hans, 
damit fein Unreiner hineingehe, weil dieß ben Pilgern fehr 
vieles Widrige auf der Reife verurſacht. Die Pilgrim 
-befuchen die beiden Haupftempel mit benfelben Ceremonieen, 
‚wie jeden andern; barnach befuchen ſie auch die Maſ⸗ 
ſia's; baranf begeben fie fih auf einen Berg in ber 
Nähe der See, wo eine h. Höhle it, in welcher einmahl 
KTensin Dai Sin hinabftieg und dadurch der Welt ab 
- 1e8 Lichte entzog. Zum Andenken daran. ift eine Kapelle 
errichtet, in welcher ein Kame, auf einer Kuh reitend, 
verehrt wird. Arme Pilger werden von einem Cannuſi 
frei gehalten, der jedoch ein Gefchent, auch ein erbetteltes, 
‚ nicht verfchmähet. Zulegt erhält jeder einen Ablaß, Ofar⸗ 
rat, eine kleine Schachtel von Tannenholz, mit dünnen 
Bretchen und Papierſchnitzeln angefüllt, welhe Symbole 
der Demuth und Reinigkeit ſeyn follen. Born auf der 
“ Schadtel fieht der Name des Tempels, hinten der bei 
- Cannufi, der fie ausgibt. Man verwahrt diefe Ofar 
rai auf der NRüdreife fowohl, als zu Haufe, fehr forgfäl 
tg, obgleich ihre Kraft nach einem halben Jahre fehr nach⸗ 
gelaſſen hat. Kann man die Pilgerreife nicht mitmachen, fo 

läßt man fich den O farrai bringen. Auch reifen 'befons 
ders dazu Angeſtelu im Lande — und verkaufen den 


— 
- 


J 


J 
se —— sa — J 


Dfa — Dieß geſchieht beſonders vor dem Neujahro⸗ 
feſte, welches das Feſt der feierlichſten Reinigung iſt. Sie 
ringen gewöhnlich auch die Kalender mit, welche nur 
zu J Sje gebrudt werden bürfen. Wer beibe Stüde bes, - 
zahlt, erhält in der Folge auch allemahl einen Empfang 
fchein und. bezahlt er reichlich oder beſchenkt den Uebero 
bringer, fo erhält er noch eine hölzerne, — Tribe 
(chale. _ 


Anbere Wallfahrten gefchehen von allen Neligionbetens 
nern Sapand ohne Unterfchied zu gewiffen Tenjpeln und 
Göttern, wie zu dem Tempel Fatzmans, des Krieges 
gotteß, zu dem des Jatuſi i, eines großen Lehrers und 
Heiligen; oder auch von, einzelnen Confeſſioniſten zu be⸗ 
ſondern Tempeln und Heiligen. a 

£ 
Endlich thut man unter den Sin din, um einen ” 
ſchnellen Uebergang in das Land des himmlichen Friedens, 
oder einen beſondern Vorzug daſelbſt. zu erlangen allerlei 


religiöfe Gelübbe; 


= 


u welche man fich verfchiebene Bußen und Ka heran 
gen des Leibed auf längere ober turzere Zeiten auferlegt. 
Wer dieſe Büßungen . am weiteſten treiben will, der 
begibt fich in den Orden ber Jammabo's, Bergſol⸗ 
baten, weil diefe Lente verpflichtet find, im Nothfalle die 
Waffen für das Vaterland zu ergreifen. - Zigentlich. aber 
find fie Eremiten, die um des Geiſtlichen und Ewigen 
willen das zeitliche Wohlleben verlaffen, und ihren Leib 
mit. dem Erfteigen heiliger Berge und oftmahligem Abwa⸗ 


{hen in kaltem Waffer kaſteien. Ihre Entſtehung fält in -.. 


das ſiebente Jahrhundert nadı Chriſtus und. ihr Stifter 
hieß Gyenno Goſſa. Seine Schüler theilten fih in - 
zwei Selten, die fich durch weiter nichts unterfcheiben, ale 
baß jede einen. andern heiligen Berg hat, den fie jährlich 


— 541 — 
einmahl beſteigen müflen. Dieß Unternehmen iſt nicht blos 
gefährtih und beſchwerlich von Natur, fonderk es wagt 
der Pilger, der nicht gereinigt genug iſt, fein Leben, ober 
feine Gefundheit zu verlieren. Die Berge find hoch und 
ihre Gipfel fiehen Aber der Schneelinie Nach gläctich 
vollbrachter Wallfahrt erhält der Pilger einen höhern Rang 
und Titel, weiche durch befondere aüßere Zeichen, bie man 
ihm anhängt, angedeutet werden, Heut zu Tage follen 
diefe Büßer in ihrer firengen Lebensmweife etwas nachgelafs 
fen und dagegen angefangen haben, zu -weiffagen, böfe 
Geiſter auszutreiben und Krankheiten zu heilen, welche 
fonft Niemand heilen Tann. Ihre Mittel find, wie bei 
allen ſolchen Wunderthaͤtern, Gauteleien und Tauſchungen. 


Be den Sin Sin find au Hochzeiten und Be 
graͤbniſſe mit veligiöfen Feierlichkeiten verbunden ; doch find 
diefe une einfach._ Die Trauung gefchieht gewöhnlich auf 
einem freien Platze vor der Stadt oder dem Dorfe, in 
Gegenwart ſamtlicher Anverwandten der Brautleute. Braut 
und Brautigam treten, jedes mit einer Fackel in der Hand, 
vor einen dazu. befonder& aufgerichteten Altar. Indeß nm 
der Priefter mit lauter Stimme ein Gebet fpricht, zündet 
die Braut ihre Fackel an einer darauf ftehenden h. Lampe 
an, an ber Braut Fadel aber entzündet der Bratigam die 
ſeinige. Nach beenbigtem Gebete empfangen fie bie Glück⸗ 
wimſſche der Mumeienben als Mann und Fran. 


Die Kobten werden in einer Prozeſſion von Maͤunern, 
Weibern und Kindern und oft einer betraͤchtlichen Anzahl 
ſingender Prieſter hinausgetragen, und entweder ver⸗ 
brannt, welches ſonſt haufiger war, oder begraben. Se 
nes geſchieht entweder auf einem Scheiterhaufen, oder in 


eiunem dazu erbauten, Ofen. Die Aſche wird in ein koſt⸗ 


bares Gefaͤs geſammelt, eine Zeitlang aufbewahrt und zu⸗ 
letzt in die Erde begraben. Wird der Leichnam — 
wird er in ſidender Stelluug {in die Erde BEE 





— s4a8 — 
a8 augeworfene Grab mit: wohlriechenden Dinge u 
uch mit Binnen bepflaugt. | 


Man trauert um bie Todten, doc nicht lauger old, | 
ünf Tage, In: der Trauer um hohe. Perfonen darf :teine, 
Muſik gehoͤrt werden. Dabei beſucht man. die Berftorben: 
tern, zuerſt täglich, dann wöchentlich, zuletzt jährlich ein⸗ 
nahl. Auſſerdem haben fie ein Lampenfeſt, zu Ehren 
‚er abgeſchiedenen Seelen, welches drei Tage dauert. Dies 
e abgefchiedenen Seelen fommen am erfien Abend des Fe⸗ 
tes zu ihren Verwandter zurück und müſſen am dritten 
vieder weggetrieben, werden. Bei ihrer Ankunft werben, 
in Bambuſtangen Laternen aufgehangen. Wenn mar fie, 
Wer fortſendet, werden kleine Fahrzeuge von Stroh mit 


daternen und brennenden Lichtern geſchmückt, um Mitter⸗ Bi 


nacht in Prozeſſion mit Geſang, Muſik und Geſchrei nach 
dem Seeſtrande gebracht und ben Wellen übergeben, bie 
fie, entweder Feuer fangen und aufbreunen, oder von 
Waſſer andgelöfcht werden, Das Erftere iſt bedeutung⸗. | 
voller. Dabei ift der Strand weithinein mit vielen Taufens 
ben von Laternen und Lampen erleuchtet und dad ange 
fol einen ie Eindend machen . | 





‚ Die Budsbo⸗Religion. 

Budsdeo bedeutet im Japaniſchen: —— 
wird alſo von den Altglaubigen ſelber für. eine falfche Re⸗ 
ligion ˖erklaͤrt. Der Name ſchon verräth bie Abſtammung 
von Buddha, oder Fo, die ganz Auvertemnbe: ift, wen 
man fe — — Betr men. | u 5 


die — —— ſagen, daß im erſten Jahra 
hundert chriſtlicher Zeitrechnung die erſten Lehren dieſer Re⸗ 
ligion nach Japan gekommen ſeyen, mit einem weißen 
Pferde; welches ihre Religionſchrift, das Kio, getragen 
habe. Dem ta Pferde wurde zwar ein es gen 


‘ 
‚ \- 


— A — 

baut, ala bie nene gehe: fand feinen fosberlichen Eins 
gang, und erft im fechöten Jahrhundert, als ber große 
Heilige Darma, nad China gekommen und bafeldft der 
Lehre Buddhas Eingang verfchafft hatte, erlangte dieſe 
and in Japan ein weitered Gebiet... Damahld wurde bem 
Amida "(Drmisto) zu Ehren der Tempel Senquoſi 
in Rande Sinano erbaut, meldyer noch heut zu Tage 
für den vornehaften biefer ua gilt. Me 


di⸗ Japaner erzählen, Sijaka oder Buds, der Stif⸗ 
ter. der Budsdo, fey (im Jahr 1027.m. Chr.) in eine 
Landfchaft des Reiche Tencitf, d. i. Himmelsland, 
geboren. Einige verftehen darunter  Ceylan, andere 
Siam. Im neunzehnten Jahre feines Alterd verließ er 
feinen Pallaſt, feine Gemahlinn und feinen einzigen Sohn, 
und wurde ein Büßer. Er brachte 49 Jahre in der Stel⸗ 
hung zu, welche, in einer Art Sitzen beſtehet, wobei die 
Füße über einander geſchlagen, ober vielmehr in einander 
gefchlungen, die Hände aber gefalten im Schooße liegen, 
and nur die Daumen aufrecht fiehend mit ben Spigen 
fi berühren, und erlangte dadurch, daß er die Lage und 
innere Beſchaffenheit des Himmels und ber Hölle, ba 
Zuftand der vom Körper getrennten Seelen, bie Wande⸗ 
zungen der Seelen in verfchiedene Körper, dem Weg zur 
GSeligkeit, die Regierung der Götter und eine Menge ans 
derer Dinge ganz Mar und genau erforfchte. Was er nun 
gefunden ,. theilte er feinen Schülern mit, welche eine eben 
fo. ſtreuge Lebensart führten, wie er felber. Zwei von 
dieſen, Annan und Kasja, trugen, nachdem er im acht⸗ 
zigſten Lebensjahre geftorben war, feine Lehren in ein 
Bud, zufammen, weldyes feiner- Schönheit wegen, mit bet 
heiligen Tarate» Blume verglichen und Foke Kin, d. i 
fhöner Blumen Buch, genannt wurde. Dadurch bar 
ben fie fich die Ehre erworben, daß fie nun neben Siala 
‚verehrt und ihre Bilder in Tempeln. ind Altären — 
ten und Linken — Lehrers ſtehen. 


Die 


— 845 — 
Die weſentlichſten Lehren biefer Religion finb — 
Die Seelen der Menſchen und Thiere ſind unſterblich 


ind urſprünglich gleiches Weſens, in dieſer Welt aber nur 


aburch verſchieden, daß ſie in verſchiedenen Körpern mit 
erfchiedenen Werkzeugen verfehen find; 


Die Seelen ber Menfchen erhalten nad) dem Tode in 


Orten der. Seligfeit oder bed Elends einen ihrem eben, 
der ihren ‚Handlungen -angemeffenen Lohn; der Ort ber 
Seligkeit heißt Gokurakf, d. 1. ewige Fröhlihfeit. 
Er ift, nad dem verfchiedenen Verdienſt der Götter und 


Seelen, in viele Regionen abgetheilt, die zwar an Herr 


ichkeit und Freude fehr verfchieden, aber doch durchaus 


damit fo erfüllt find, daß jeder feinen Ort für den beß⸗ 


en hält, und nicht Luft hat, ihn mit einem andern zu 


verwechſeln, ſondern nur die ewige Dauer feiner Seligkeit 


wünfcht; . 


der hoͤchſte und oberſte Regierer dieſer Himmel it 
Amida und bie Vermeidung alles befien, was er ale 


ſundlich verboten hat, if der, einzige Weg, zur Seligfeit 


pt gelangen. Aus ber beitimmten Zergliederung und Aus« 
enäntderfegung feiner Gebote, entſtehen weitere, bid auf 
fünfhundert. Zu diefen machen fich jedoch Mur Geiftliche 
verbindlich, weldje einen vorzüglichen Rang und eine bes 
fondere Seligfeit gie erlangen bemüht find. Cie fordern 
aber eine folde Selbſtüberwindung und Enthaltſamkeit, 


. 


baß ed nur den wenigften gelingt, zur höchſten Volkom⸗ 


menheit in Beobachtung dieſer Regeln zu gelangen; 


ber Ort der Verdamniß heißt Df igoff, weiche ‚au 


in verfdylebene Regionen der- Pein und der Plagen einges 
heilt if, damit jeder nach Verſchiedenheit feines Alters 


und feiner Bergehungen gefraft werde, Die oberite Aufe , 
ſicht Über dieſes Reich der Verbrecher hat Jemma. Sind - 


bie Seelen sine. Zeit tan in . Gefaͤngniſſen Der en 
1. Band, 


N 


m. 


Br 


--. 


— geweſen, unb haben genug gebäßt, fo werben fir 
wieder in die Welt geſchickt, um von neuem Körper, und 


"zwar. Körner folcher Thiere zu bewohnen, die mit ihren 
vorigen Sänden und Laſtern am meiſten Aehnlichkeit has 


ben. Aus-diefen gehen fie aufwärts, bis fle wieder Mens 
fchen werden, ald welchen es ihnen frei ſtehet, mach ber 
GSeligkeit zu ringen, oder die unfelige Wanderung der Ber 
dammten noch einmahl anzutreten 





Amida,. wie wir hier nachholend bemerken, iſt ber 
höchſte Gott der Budsdo⸗Religion, der Vater alle 


Seligen und der allgemeine Beſchützer aller Geiſter. Als 
- eine Verförperung der Gottheit lebte er vor vielen 1000 


Jahren ein bis zwei "taufend Jahre lang auf der Erde, 
und auffer einer Menge von Büßungen, die er ſich freiwil⸗ 
lig auflegte, beftand fein Leben darin, daß er unzählige Res 


- den und Predigten an dad Bolt hielt und eine Menge Wun⸗ 


derwerke verrichtete, bis er endlich, dieſes Lebens waelide, 
durch einen freiwilligen Tod in rin anderes überging, und 

zu der Würde eined Gottes erhoben wurde. Man vwerchrt 
ihn als den wahren. Mittler der Menſchen and glaubt, 
durch Anrufung "feines Namens Bergebung ter Simden 


zu erhalten und zur Seligkeit zu yelangen. Fünf War 


nungen, Gokau, hat er gegeben, namlich nichts zu 
tödten, was Leben hat, nicht zu fichlen, wicht 
zu Huren, nicht zu lügen, Feine Ban Orträns 
Be zu fi zu nehmen. 


Die zahlreichen Prieſter dieſer Religion Amterlaffen 


‚ nicht, ſowohl in ihren Temyeln, als auch auf ben: Stra 


Gen und Märkten, das Boll au die aufferorbentliche Gtädb 


ſeligkeit zu erinnern, beven die Verehrer dieſes Gotted in 


biefer und jener. Welt theilhaftig werben follen. Sie ſchil⸗ 
dern ihn als den allergütigften und freigebigften gegen feis 
ne Berehrer and ſelbſt feine Berächter, bie in der Hölle 


re > 


\ 
! 


= 547. — 


bre-Beraehüngen bakm inffen, tönnen durch ihn Erleich⸗ 

erung und Verfärung Ihrer Dein finden. Dazu können 
iber die Andachtübungen und guten Werke ihrer Verwand⸗ 
en, woc; mehr jedoch die (yürbitten der Prieſter beitragen; 
enn Amida hat fo. viel. Einduß auf Semma, baß. er. 


‚iefen leicht bewegen kann, bie Verdammten gelinder , 


ywehandeln, als die Strenge ber Geſede erfordert, ober fie 
jaw ans dem Orte ber Dual in die Ziele zu entlaffen, 


Das gewöhnlichite Geber zu Amida heißt: »Namt 
Amütha bush!” C”Seliger Amida, hilf!“) umb die: 
Dingebung gegen, ihn ift fo groß, daß viele Fromme ihm 
he Leben anfopfern, wie er felber einft gethan hat, ine 
yene fie fich unter feierlichen Geremonieen ind Waller ftärs 
en, uber lebendig begraben laſſen, gerade wie wir ed bei 
ven Indiern gefunden haben. 


- Jemma, bee oberſte Vorfteher der —— Hoͤlle, 
iſt wohl Riemand anders, als der indiſche Jama. Sein 
Haupttempel ſtehet vor. Miaco in einem Luſtwaͤldchen und 
hier werden große Opfer gebracht, um den furchtbaren 
Gott ſich geneigt zu machen und in ine Reiche etwas 
milder behandelt gu werben. E 





Amida hat einen Sohn, Cand, der old bet Ga 
bed Waſſers und der Fiſche verehrt wird und die, Sonne 
and den Mond erfchaffen hat. In dem Tempel u Oſa⸗ 
ta, der ihm geweiht ift, erblickt man fein Bild, wie er 
ans dem Nachen eines großen Seefifched herauskriecht. Er 
hat vier Arme und Hände, worin er einen Ring, eine 
Blame und einen Königsſtab hält, Embleme, welche Jeicht 
erflärt werben. Vor ihm liegt ein Seehorn ans Stein 
gehanen, and welchem der Oberkörper eines jungen Mens 
fchen hervorſtehet, der den Gott anbetet, wie denn bei 
ben Darſtellungen der dyineffchen und fapanifchen, Gott⸗ 
heiten, gewöhnlich beiende Verehrer gefehen werben. 

| 35 * ; R 


+ 


—.sas — 


Die Tempel wit den dabei beſtattichen Prieſterweh⸗ 
tımgen der aublaͤndiſchen Naigten bein Tira. Sr 
zeidmen ſich durch ihre beträchtliche. Höhe, ihre kunſtlichen 
Dächer und andere Schönheiten umter ben geiſtlichen Ger 
brrüden in Japan vorzäglid and. In Städten unb Dön 
fern find fe gewöhnlich am erhabenften Plage, auſſerden 
aber am Fuße elned Berges’ bei einem friſchen Quellbache 
und kleinen Luſtwald erbaut, weil man glaubt, dergleichen 
Plaͤtze ſeyen den Goͤttern am angenehmſten. Die Tempe 
ud aus dem ſchoͤnſten Cedern⸗ und Tannenholze gezims 
mert und. inwendig mit vielen geſchnitzten Bildern ausge—⸗ 
ziert. In der Mitte findet ſich ein ſchön ausgeſchmückter 
Altar mit einem oder mehren vergoldeten Götterbildern ; 
und vor bdemfelben ftehen einige wohlriechende Kerzen. 
Ueberhaupt haben ſie ſowohl jn Anfehung der aüfern 
Bauart ald der innern Zierrathen fehr viel Aehnlichkeiten 
wit den- ſſamiſchen und chinefifchen Pagoden. Das ganze 


—NReich iſt mit diefen Tira’s erfüllt und mit einer unzäh—⸗ 


lſigen Menge dazu gehöriger Priefter. Blos in der Stadt 
Miaco zählte man Pe. iu gleicher Zei es Bude 
geiſtliche. 

Wie viel Achntichleiten = ben firdhlichen Ceremonieen 
des oͤſtlichſten und weſtlichſten Afiens! Hier wie dort Waſ⸗ 
er und. Femer zu; den Reinigungen und dieſelben porfäglis 
‚en und unvorfäglichen N ber Priefter zur, Er⸗ 
rn der —— 


— 


Die Sint o. 
Was Einige als eine dritte Neligionfekte in Japan 


nennen, {ft mehr eine: Geſellſchaft von Weltweiſen und 


Sittenlehrern, welche ſich von ben älteſten Zeiten her er⸗ 

halten und fortgepflanzt haben. Ihr Name iſt Siuto 
(7D ſfuto, jun), deſſen Bedeutung "Weg ber. Weir 
fen” in * Dieſe —— fuchen die Voll⸗ 


— 


— 58 — 
—— PS DA. hoͤchſte Mi in der Auſctedenhheit des 


GEemuͤihs, die aus einem tugendhaften und unfräflichen 


Leben hervorgehet. Sie führen. einen tadeflofen Wandel, 
glauben feine andern Kolgen guter und ‚böfer. Handlungen, 
als geiftige und fagen ,‚ man ſey verbunden‘, die Tugend 
zu Lieben, weil und bie Natur als vernünftige Weſen ha⸗ 
be geboren werden laffen , als wetches und alfein von den 
Thieren unterfcheide. Man hält dafür ‚daß die Lehre des 


chinefifchen Confucius viel‘ zur Begründung ber Lehre ie: - F 


fer Sijudo⸗Siu Weltweife) beigetragen habe. — 


Das Materielle derſelden bernhet anf —— 
der Sittenlehre (Dſin), der Lehre von der Sehe 
beherrfhung «SD, der Hsflichkeittehre (Rei, 
Re), der politifchen Kiugheitlchre (Tſi) und der 
Lehre vom Gewiffen (Sin). Eie glauben dabei eine 


Weltfeele, welche jede den Körper verlaffende Menſchen⸗ = 


und Thierſeele wieder aufnimt, wie das Meer’ bie Semi 
fer, "die aus ihm 'entfpringen, und’ dieſe Weltſeele iſt ihr 
Gott, den fie im gewöhnlichen Leben. oft anch Ten, d.k, 


Himmel, nennen. Diefer Gott it ihnen ein unlörperlie 


ched, „volfommened Weſen und ber -urfprüngfiche Regent 


der Welt, aber nicht der Urheber derfelben ,. old ber vie 


mehr felber aus ihr entftanden tft; denn die Welt tik eig _ 
und aus der Wirkfamteit des Himmels und der Empfäng⸗ 
lichkeit der Erbe gehet alles Andere hervor. Die Sjubds 
Sju achten nicht die Tempel, weil in dieſen nur Goͤt⸗ 
ter angebetet werden, und haben von religtöſen Gebrau⸗ 
chen faſt nichts, als eine Todtenfeier. Anfangs alle fieben 
Tage, ſodaun jeden Monat und zuletzt alle Jahre einmahl 
begehen ſie dieſe. Sie ſelbſt genießen eine jeierliche Mahl⸗ 
zeit, ‘von deren Speifen, und Getränken, auf bie Gräber 


der Bollendeten geftellt werben. - Dabei zuündet man viele 


Lichter an und ladet die Verſtorbenen mit ehrerbietigen 
Verbeugungen zur Mahlzeit ein. Sie beerdigen ihre Tod⸗ 
ten und haben die Gewohnheit, die Leichname mit wohl⸗ 
En 
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F — a0 Ber 
er er ie u Weder dabei an 
——— u 


u | . 





Bas v wir bier von ben Japanern au erzählen hatten, 
gilt, wit wenigen außerwefentlichen Veränderungen, von 
ihren Nachbaren, ben Koreanern, den Tunkinefen, 
den Coch inchin eſen. Ueberall ift ed Buddha und fer 
ne Lehre, welche Platz gegriffen hat, wiewohl es nicht an 
Zufägen fehlt, welche anderwärtd hergekommen ſeyn mi. 
gen. Artig iſt es, daß man in Korea die Sage allge⸗ 
wein bat, "daß. die Menſchen ſaͤmtlich urfprünglich nur 
sine Sprache gehabt, das Vorhaben aber, einen Thorn 
aa bauen, vermistelft deſſen fle in ben Himmel hinaufftei 
ge könnten, bie Verwirrung ber Sprachen hervorgebradi 
‚habe. ” 6 mögte wohl auf immer vergeblich ſeyn zu fra 


‚gen, wie die biblifche Sage’ vom babplonifchen Thurmbau 


aach Korean komme? Vielleicht iſt ſie gar dort entſtan⸗ 
den? Wer will einen haltbaren — gegen dieſe Hy⸗ 
potheſe aufſtellen 


. 





Die Biruanen. : 
Auf der Halbinfel jenfeit des Ganges Tiegen bie Nds 


| wigreiche Asham, Ava, Arrakan und Pegu, welde 
-jegt zufammen dad Reich Ana, ober der Birmanen ge 


nannt werben, von beren Religion wir einige neuere Nach⸗ 
sichten haben. Sie ift ein Zweig der Camaifchen und das 
oberſte Gotterweſen derſelben heißt Gaudma, Gods 

ma”), welches ſoviel ald Kuhhirte bedeuten und Nie 
wand anders feyn. fol, als der indiſche Yubbha ‚ oder 
—— Wiſchnu. | . 





m God -ama kömte man verfuht feyn! Liebe Bott, lie⸗ 
ber Sott, Sottlieb zu überſetzen, und es iR zum me 
nigften ein artiger Aufall, daß dieſes Wert dieſe Erkla— 
— veranlaßt, 


J 


— 53581 — a: 
"Mar finder in -biefem Lande -uugählige Abbilbungen 
bed: Gottes Gaubma und im, jeder denkt man fih dem 
Geiſt desſelben gegenwartig; das Hauntdild aber, zehn 
Fuß: hoch, iſt erſt durch die Eroberung von Arrakan dem 
birmaniſchen Reiche gewonnen worden. Es gibt / zwar noch 
andere Goͤtterweſen, aber: man betet zu feinem andern, als 
zu. dieſem. Gaudma hat auf der Erbe: gelebt: und beim 
Scheiden dem einen Fuß: auf. den Adamd» Pic in Cey⸗ 
Ion, den andern in Birmäan aufgeſetzt und bie Spur . 
von: demfelben hinterlaflen. Diefe Spur, bie noch vorhan⸗ 
ben iſt, hat ſechs Fuß Länge OGaundma bat, ald er von 
der: Erde ſchied, feinen Verehrern verſprochen, baß er des. 
nen, die ihn anruſen würden, feine Gnade ſechstauſend 
Jaͤhre ſchenlen wolle. Um dieſe ſeine Gnade zu verdienen, 
gehen die Birmanen jede Woche einmahl in ſeine Pagode, 
fingen ihm. Lobgeſänge, brennen Wachslichter vor feinem 
Bilde, und opfern ihm Fleiſch, Fiſche, Gemüs und ges 
kochten Reid ,. welches fänıtlich den. Hunden zw Theil wird, 
die ungehindert zur Pagode ein« und aueinufen, 


v 
& 


Die Birmanen glauben an bie —— J 
nach deren Beendigung die frommen Seelen in den Gar⸗ 
ten Inden (Indra?). den Sitz der. Freuden, aufgenoms 
men, bieböfen. aber in ben Ort der Qual verftoßen werben. 





Ihre Priefter, die die Kleidung, gelb von Farbe, und 
den geiharnen Kopf ber Buddhapriefter tragen, heißen . 
Rahaanen. und gelten für Ablömmlinge ber alten india . 
fhen Samanen oder Pamanen, die von den Bras 
minen verfchieden waren. Diefe Priefter find. fehr wohl⸗ 
thätig, beſonder⸗ gegen Fremde und gegen ihre armen 
Schuͤler, welche ſie ſorgfältig in der Religions und Sit⸗ 
tenlehre und in den Wiſſenſchaften unterrichten. Sie mi⸗ 
ſchen ſich nie in weltliche Händel, fo nahe ihnen, das läge, 
da die Religion ſo eng mit der Staatsverfaſſung verbun⸗ 


[2 


558 — a 


von IR, ſonberu — met tu. Eloͤſtern 
die theild von dem’ Ertrage ihrer eigenen Felder, teil 
von der Milbehäriglelt des benachbarten Landvolkes erhal 
ten werden. Dafür aber ertheilen die Mönche der gen) 


“ ohne‘ Ausnahme unentgeldfidhen Unterricht. Sie treiben 


‚dabei alle ihre Geſchafte frei und, öffentlich, wohnen in 
großen Sälen beiſammen und vermeiden alle Scheimnif 
trämerei, fowohl im gewöhnlichen Leben, als in ber Ko 
Higion. 3 Ihre Wohnungen werden aufferorbentlich reirlich 
gehalten und jedes Klofter hat feine eigene Sammlung ge 
ſchriebener Bücher, welche in lakirten KRäften aufbewaht 
werden. Die Nahaanen find im. verfdhiedene Claſſen 
eingetheilt, bie niederfte davon führt deu Namen ber Ta⸗ 
Japeinen. Diefe find fehr zahlreich, gehen barfaß uud 
‘_ barköpfig. Dad Haar iſt ganz abgeſchoren. Ihre Klei⸗ 
dung IR ein langer weiter Mantel. von gelber Farbe. Sk 
leben ehelos und jede geringe Ueberretung ‚der Keufchheit 
wird mit Ausſtoßung aus dem Orden beſtraft. Der oben 
ſte unter allen Prieftern heißt Sireda, Sreba De 
= Kloſter, worin der. wohnt, ift zwar auch nur and Hol 

erbaut, wie die übrigen, allein wit Gelb inwendig gleich⸗ 
fam überzogen. Es ‚gibt mehre Sireda'6 im Rede 
wahrfcheinlich in jedem der — * woraus 
es beſtehet ‚einen. : 


„Sonſt gab es auch Nonnen, allein die — 
heit der Birmanen hat ihren Orden als der Bevoͤllerung 

nachtheilig, aufgehoben, und jetzt ſieht man nur wenige 
alte Frauen, die ihre Köpfe ſcheren, weiße SKielder- ko 


7... gen, bie Leichenzäge begleiten und Waſſer in die Kiöfter 


Bringen. Sie ſtehen in gewiſer Achtung. 





Die Tempel· heißen, Pea, auch Paseden. Ihre 
| sn iſt mehr einem Spradirohr,, ald einem Regel äh 





> 5 z ? * 
en“ | 553 
- u BERER 


lich. Einer der. Serähmteften {fi der Schoma du 9, ader 
goldene Tempel zu Pegu. Dieſes Gebaüde ſtehet auf 
zwei über einander fishenden nugehenern Terraſſen, vol 
Sewung vieredig angelegt, aber fhon zum Theil verfallen. 
Auf den Terraffen fehen viele Wohnungen für Priefter. 
- Haüfer ganz von Batfen und Brettern erbaut. Das Tem⸗ 
pelgehaude felber bilder sine ‚unten achtedige, nach oben 
gewundene Pipramide, bad Bapje aber hat mehr bie Form 
einer Trompete und iſt mit allerlei architektoniſchen Zier⸗ 
rathen geſchmückt. In den vier Ecken der obern Terraſſe 
ſtehen vier kleinere Tempel ‚ganz dem großen ähnlich, Bild» 
faüten. von "Göttern und -Menfchen bie. und ba: In bier 
fem Tempel walfahrten jährlich viele Tauſende von em 
fchen. aus allen. Theilen des birmanifchen Reiche, und 
felbft. aus den weitlichen Grenzen von China, beſouders 
an: den zwei hohen Feften, welche gehalten werben. Die 
anfommenben Pilgrime gehen zuerſt an die. Norkfeite bei 
Tempeld, mo drei große ‚Bloden zwiſchen Pfeilern nahe 
an der Erde hängen. Dabei liegen mehre Hirſchgeweihe. 
Mit einem derſelben ſchlagen ſie aͤbwechſelnd dreimahl auf 
die Glocken und anf die Erde, um dem Geiſte Gaud⸗ 
ma's die Ankunft eines Anpächtigen und Bittenden ange 
Fündigen. Die Opfergaben beftehen in gekochtem Reid, 

Zuderwerf und. Eocosnüffen, in -Del gebaden; man legt 

fle hin ohne fich weiter darum zu fümmern, und oft we 
den fie noch in Gegenwart der Pilger von Thieren ven - 
ehrt: Sp liegen auch eine Menge Bilder von Bands . 
ma umher, um die fich Niemand annimmt, benn wenn 
ein Glaübiger ein folches Bild gekauft und von den Pries 
ftern hat weihen laſſen, feet er ed irgend wohin an einem, 
heiligen Ort und nun haben fie das Ihrige dafür gethau. 
Halfig flattern. cylinderförmige Flaggen an hohen Stau⸗ 


= 
4 


9 Shoe ik Son und Madu die —— von dem, indie 
nen Mapadıma. 


— "954 5 

gen, bie in Ver Erde ſtehen. Oben Femme fl Vdieſe und 

biſden den Kopf einer Sant, bed Wappens Bes biv 

manifchen Reiches und zugleich det Symbole der Rei 

* und Heillgkeit in der Religion desſelben. — 
ſell über 2300 Jahre fiehen. 


Hufen dieſem fleber auch noch. in Ava ein Tempel, 
Schogungapra genannt, der für — alt und heilig 


u angeiehen we. 


% 





F er —XT Jelertage gelten bei den Birmanen bie 
. Xage der vier Mondsveraͤnderungen. An biefen ſtehet der 
Handel ſtill, alle Handwerksarbeiten find verboten „ fein 
gerichtliches Geſchaͤft wird geihan und bie firengess Berchs 
zer der Religion faſten bie an den Abend, in befkiumumten 


MStunden werden Gebete in den Tempeln verrichtet Ans 


vere Feſte ſcheinen mis der Religion weniger in Verbin⸗ 
Yung zu ſtehen. In Arrakan friert man ein Feſt, weiches 
wit dem indifhen Mutiatatefeit die größte Aehnlich⸗ 
teit hat. Man fährt das Bild des Gottes, Dutay» Por 


20 auf. einem Wagen umher und bie Andaͤchtigen legen 
Ach unter bie Rader, ober vermunden. fid, mit bem eiſer⸗ 


men Spipen, bie dazu daran hefinblich find. Es ift je 
bdech ſchon hinreichend, wenn man einige Tropfen von 
* — Frowmmen — 





Bei den Hochzeiten der Birmanen hat bie Religion 
nichto zu thun, bie Ehe it ein blos bürgerlichen Vertrag; 
aber beiden Leichen ſind die Geiſtlichen thätig. Bei allen nem. 
Uch iſt eine Prozefſton und der Sarg wird von Männern 
auf der Schulter hinausgetragen. Die Verwandten beglei⸗ 
ten ihn in Tranerfleidern. Beſonders gemiethete Weiber 
gehen voran und fingen ein Grablied. Die Leichen ber 
Armen werden in bie Erbe begraben‘, ‚oder noch lürgee in 


einem Iluß gewearfen; die der Reichen: werden verhraung, 
wobei bie Rahaauen um den Scheiterhaufen betend herums 
gehen, bis Alles zu Aſche geworden. Die abriggebliebe⸗ | 
zen Gebeine werden darauf geſammelt und in ein Grab 
gelegt. Mitglieder ber königlichen Familie werden ſechs 
Wochen lang in einem prachtvollen, dazu geweiheten Saal - 
au6gehrlt, ⸗ — fie — werden. 





Die tauchen 


Di erſte Abänderung, welche die. Reeligion bed Bub 
dh aud in Siam erlitt, Hit. die Verwandlung des Namens 
ber Gottheit, fie hieß bier ”"Sommona« Khodom, - 
Menſch ohne Leidenfihaften”: Es war nemlih _ 
nad. der. Tradition in Siam, ber Gott urfpränglidh ein 
Mexſch, ein Heiliger, entſproſſen aus einer Blume, bie. 
aus dem Nabef eines. indes hervorkam „der meiſt in 
Walbungen und Einsden lebte und dort große Wohltha⸗ 
tigkeit ausübte, fo daß er. fogar hungrige Thiere mit ſei⸗ 
nem eigenen: Fleiſche fättigte. Er lehrte aber von) lich 
‚die Seelenwanderung und die Lehre von dem Paraͤdies 
und: der Hölle fat fo, wie fie im Lamaismus vorkommt. 
Dabei yrägte er feinen Anhängern ‚, befonders den Tala⸗ 
poinen, große Enthaltſamkeit ein, verbot ihnen Lügen, 
Berrügen, Stehien, Streitfucht und alle flarfe Getränfe, 


als die naͤchſte Veranlaffung dazu. -Leptere find. fo ſchacf 
verboten, daß man ſie sicht einmahl bei Medicamentn 


anwenden darf, Der Ehebruch wurde von ihm als ein 
Verbrechen aufs fchärfite geahndet, Er befahl die Anbes 
tung Gottes und tiefe. Verehrung für Priefter und Rell⸗ 
gionbücher; aber, was fehr fonderbar Dagegen. abſticht, 
der Selbſtmord war ihm etwas Heiliges. 


Das Anſehen und der Ruhm’ Sinnerdr gie, 
doms fliegen zu einer. folhen Höhe, baß fein eigenen 
— Thevetat, N auf ihn wurde und ihn u 


\ ) 


® ie) 
x 


56 — 


PREIS allein ki Wagemitite afi'-er Pike 
frevelhaften Berfag ansfähren wollte, öffnete fidr die Erde 
‚und Thevetat ward in bie Hölle binabgeftürzt. - Dort, 
tm Mittelpuntte ver Erbe, leidet er, mit einer Dornen⸗ 
krone nal ben Haupte, ewige Dual. 


Sommonns Khobem ſtieg, — er Durch ſeine keh⸗ 
zen und durch ſeine Menſchenliebe unendlich viel Gutes 
geſtiftet, nach Einigen, in den Himmel; nach Andern ſtarb 
‘er an dem Genuffe eines Stackchen Ferkelfleiſches und, 
Hachdem fein Körper auf dem Scheiterhaufen verdranui 
u wurde feine Afche als ein. Geiligehum —— 


VUebrigens haben die Siamefen — wiele Götter = 
insbefondere eine große Menge überirdifcher Weſen, 
gel gleichſam oder gute Geifter, welchen: Gott die —* 
‚ge ber Weleregierung anvertraut hat. Jedes Land, ja im 
der Ort hat feinen befondern Schutzgott, Schutzgeiſt. Aber 
dagtgen herrſcht auch hier der Glaube au hoͤſe Gätter, an 
Zauberer und Wahrfager. Dieſe find gewöhnlich weibli⸗ 
chen Geſchlechts und treiben ihr Weſen unter gräßficen 
a de und an — 





. Den — — ——— den Ta⸗ 
Tayoinen, oder eigentlich Tſchaokou, find ſtrenge Pflich⸗ 
ten auferlegt. Sie dürfen mit. feinem Frauenzimmer auf 
irgend eine Weife nerfehren, ja es’ if ſchon eine Sünde, 
ein folched nur aufmerkſam anf ſich zu machen. ber ihr 
Berchäft, die Jugend zu unterrichten und das Moll in 
der Keuntniß der Religion zu erhalten, gibt ihnen einen 
gewiffen Werth, den andere ihres Gleichen nidıt Aberall 
haben. Sie wohnen in Klöftern und theilen ſich in -mehre 

Elaſſen. -Die oberfien, Sandcrats, könnte man mit 
.. ben Bifchöfen der Tatholifchen Kirche vergleichen. Dieſe 

a bei * gewöhnlichen . in — Anſehen, 


2 x 

















_ 667 — 


os fe beim Gehen und beim Lewmen 6 vor — 
miren und, feinen Fuß auf ihren Kor ſetzen. Die ges 
wöhnticen Geiſtlichen heißen auch Pecous und die-Roa. 
vizen, and welchen fe hervorgehen, Ouens. Gie find. 


wicht auf Lebenszeit. am die Gelübde ‚gebunden, aber fo 
lange fie {m Ktofter. leben, müſſen ſie die Regel der Keuſch⸗ 


heit unverbruchlich halten. Sie predigen, in ber. trok⸗ * 
kenen Jahreszeit zweimahl it Monate, in der naſſen ale | 


Tage; aufferdem fingen und beten fie andy in den Pas 


goben "und haben dabei, wie überall, den Talapat 


(Sonnenfhirm) über fidy, von welchen fie ben Namen 
haben follen. Man erfennt fie leicht an ihrer gelben Klei⸗ 


dung, an dem bloßen Kopfe und den bloßen Füßen. Ihe 


ren Unterhalt befommen fie- aus ‚den Kloftergütern und 
durch milde Gaben, die fie in einem eifernen Becken fams 
mein. Dabei üben fie jedoch viel Gaflfreiheit ans und has 
ben immer einige Zellen für Fremde in Bereitſchaft. Gie 


faften viel, doch dürfen fle ſtets Betel kauen, welches 
die Kraͤfte erhalten ſoll. An den Hauptfaſten, den Neu⸗ 
und Vollmondstagen, müſſen die höhern den niedern den 


Kopf ſcheren. Die Saänscrats ſcheren ih ſelber. 


— 


Such das weibliche Geſchlecht widmet ſich dem geiſtli⸗ 


chen Stande, doch nicht vor dem fünfzigſten Jahre. Dies 


fe Talapeininnen wohnen dann neben ihren Brüdern, des 


nen fle-nicht mehr gefährlich find, weßhalb auch das Gm. 
Llabde ka Keufhheit gie übertreten wird. 


= 


Die Kloͤſter And blos hölzerne Zellen, in Biere uw 


cine Pagode gebaut. Dad Ganze umſchließt eine Mauer. 


x 





Eine ganz — — dieſer Rellgion darf 
nicht Übergangen werben. SEie befteht darin, daß an 


einem dazu beftimmten. Tage des Jahre eine wegen ſchleche⸗ 


— 


8 


* — 


X 


I. 
[| 


558 = 


ter Lebensart verachtete Frau anf einer Tragbahrr unter 
Trompeten⸗ mb Hautboen» Schall durch alle Gaſſen Ver 
Stadt geführt wird. Jedermann überhaft fie wit Schimpfs 
worten und Fluͤchen und wirft fie wit Koth. Nach biefer 


Entehrung ſetzt man fie aufferhalb ber Stabt anf vinen 


Miſthaufen oder auf rin Dorngebüfche and verbietet ihr 
bei Lebensſtrafe, je wieder in die Stadt zu kommen. Da 


die -Ungtädtiche dafür gilt, daß fie die Sünden und bie 


Strafen derſelden won der ganzem Stabt auf fidy habe, 
fo erfcheint fie ald der Sündenbod ber Sötäeliten, wur 


in einer ———— Geſtalt. 


Bei ber Verheirathung haben vie Talaponien nichts 
zu thunz aber ‚bei Krankheit und Tod und Leichenbeftats 
tung wird ihre Hilfe und. Beiſtand in Anſpruch genommen. 
Zu den Kranken kommen fie als Aerzte für den Leib, 
denn fie allein treiben. nur die Arzneitunft, und für die 


Serle; fie forechen ihnen Tron und Muth ein und rich⸗ 
ten fi auf durch die Hinweifung auf das enge Leben. 


Stirbt der Pranfe, fo wird er, wenn er nicht ar 
(ft, einige Tage aubpeftellt, wobei bie Prieſter ſtets be⸗ 
ſchaͤftigt find, die brennenden Wachskerzen 1” unterhalten, 
Rauchwerk anguzünden und Tranergefänge anzuſtimmen. 


Die Beſtattung gefchieht mit einer felerlichen Prozeſſion, 


bei welcher Alles weiß gekleidet iſt. Die Prieſter ſingen 


unaufhörlich einen Geſang, der das Thema hat: *Wir 


müffen alle fterben.” Wirb der Tode verbrannt, fo ſteckt 
ein Diener ber Priefter den Scheiterhaufen an . Doch 


wird bie Verbrennung’ nie vollendet, meift halb gebraten 
. wird ber Leichnam wieder in den Sarg gelegt und beer⸗ 


‚ dig Bei Armen geſchieht das ſogleich. Nach der Beer, 


digung werden veligiöfe Tänze Aufgeführr, > Speiſen 
auf das Grab der Beerdigten gelegt. 


’ 
— — J / 








Zu 0 i 
er fie bie Serienwanberung glauben, fo laſſen 
die S ia meſen oft Lieblingsthiere feitrlich deerdigen und nicht 
ſelten/ koſtet die Beſtattung eines —— ſoviel, "wie bie 
ined wichtigen le } 


“” 





ek Die Javaner. 

Mahrfcheintich, fagt man, find. die Bewohner ver 
ganzen Inſelwelt zwiſchen Dftindien und China bem: 
Bhuddars Dienft ergeben geweſen, ‚wobei Indeffen die 
BramasReligion bie und da und befonderd auf Japa 
einzelne Bekenner hätte, denn hier findet man noch eime. 
Menge Spuren und Dentmahle, die darauf. hindeuten, 
eine Menge Abbildungen in halberhabener Arbeit, die ſich 
auf Brama’s Dienk beziehen, ja Bilder von Brama fels 
ber. Beſonders erzählt man und Don einem Orte, Bram 
banan (Brama’s Wohnung dentet man den Namen), wo 
man noch die Leberreite von Tempeln und Paläften und 
Bildern von Krifhna, von Bhavani, von Bramis: 
nen fehen fol, Alles im grandivfen Styl, wie auf. den 
Infeln Elephante und Ellore, Alle von wm 
und wit dem forgfältigiten Fleiße gearbeitet. 


Der Slam , der größtentheils über bie daſel verbre⸗ 
tet iſt, ſcheint dieſe Religion verbrängt zu haben. 


Aber im Innern der Inſel herricht noch ein Heiben⸗ 
thum, von welchem wir einige duͤrftige Nachtichten haben. 
Die Priefterwürde iſt hier erblich und ‚bie Religion auf- 
heilige Bücher begründet, die man aber nicht kennt. Man · 
verehrt dabei das Erocodil und pflegt befonder® bei Kranke 
heiten, Gefäße mit Früchten und anderm Futter als Opfer 
für dasſelbe an das Waſſer zır “ftelen, voobei man feit 
glaubt, daß mer diefe Opfer ſtehlen, zugleich bie Krank 
heit. mit befommen würde. Der Haute an bie Seelen⸗ 
wanderung, bie Enthaltung vom Genuſſe bes Stindfleifches, 

\ ‚ z 


= 


& 


— 


560. 
Sage von der Abſteumung der gavaner von einem 
großen = und mehr dergl. macht es überaus wahr 


ſceheinlich, daB hier Brama und Bhudda, ‚entweder r augleid, 
over nach einander geherrfcht haben. 





Die Tibetaner. = 
In Tibet, einem in jeder Hinficht merkwürdigen Lan⸗ 
de, tft der Mittelpuntt eines geiftlihen Reich, eines Kir 
dhenftaatd, der einzig fn feiner Art if. Das Oberhaupt 
Eile heißt der Lama, auf deutſch: Seelen mutter 


Die ganze Berfaffung der ' Tibetaner iſt hierarchiſch 
und das Hauptdogma, worauf alle bürgerliche und kirch⸗ 
liche Einrichtung ruhe, ift die ?DBergötterung: der 
Lamen und die Wanderung bes göttlichen Geis 
ed. von dem Einen in den Andern.” Aber diefe 
Hierarchie ift fo fanft und menfchenfreundlich , wie ſonſt 
a und ganz dem Gharafter der Nation angeneſer. 


Von Tradition, Herkommen, heiligen Schriften find 
faum Spuren vorhanden, die Religion iſt fletd lebendig 
in ihrem Gott. ir Menfchengeftalt, der feine Seg⸗ 
sungen nicdt von alten Dffendarungen. und Begebenheiten 
ableitet, fordern fie unausgefegt unmittelbar mittheilt. Im. 
lebhaften Gefühle diefer Segnungen gehörchen die Tibetas 
ner gern einem Weſen, das ihnen auf ber einen Geite jo 
“nahe ſtehet, während es auf der andern fo hoch erhaben 
aM, daß fie mit völliger Zuverficht alle® Gute von ihm 
erwarten Tönnen. Die Nachrichten, die man von dieſem 
Religionweſen hat, weichen zwar in manchen Städen von 


. einander ab; aber im Ganzen kommen fie darin überein: 


Der Dalai» Sama, der fehr — Lama, if 
Ds Oberhaupt der mächtigften, zahlreichften und weitver⸗ 
breitetfien Sekte ber Lamaiten, der fogenannten Gelb» 
. mügen, 


8 


— 561 — 
mügen, im Gegenfate ber Rothmützen, welde ihr 
Oberhaupt Bogdo⸗Lama nennen, aber aufferhalb Ti⸗ 
bet, in vielen andern Gegenden Mittelafiend leben. In 
ihm lebt Fo *) und daher ‘weiß und fieht er Alles, er 
liest in dem Innerften der Herzen und hat nicht Urfache 
zu fragen, noch Erfundigungen einzuziehen. Zuweilen 
thut er das, aber nur um ben Unglaübigen und Uebelge⸗ 
finnten den Grund zu Klagen und Vorwürfen abzuſchnei⸗ 
den. Er iſt unſterblich, denn, wenn er zu ſterben ſcheint, 
verändert er blos feine Wohnung und wird in einem ganz 
neuen Körper wieder geboren. Nur einige von den Las . 





men — fo heißen nemlich auch alle feine Priefter (wie : | 


die Bramen, Braminen, von Brama fi nennen) — 
und indbefondere der Tefhoo»sRtama, der ihm an Ans 
fehen und Heiligkeit der nächfte ift, wiffen die Zeichen, wors 
af man das Kind erfennen kann, in welches bie Seele 
des Dalaistama übergegangen iſt. * 


Dieſer Dalai⸗Lama iſt der Gegenſtand der Anbe⸗ 
tung einer ſehr großen Menge Volker, welche von den 
Ufern der Wolga an bis nach Corea hin, wenn auch 
nicht in ununterbrochener Neihe, wohnen, und die Meinung 
von ihm fleigt mit der Entfernung, denn wenn bie Tibe⸗ 


—— — — — 
J 


*) Sn dieſem Satze liegt kurz der Beweis von der Abſtam⸗ 
mung des Lamaismus von der Buddha - Keligion, bei wel« 
her man aber annehmen muß, daß die erften aus Indien 
herübergefommenen eligionlehrer die Grundlehre von 
Bram (Parabram) entweder ‘elber gar nicht gefannt, oder, 
welches wahrſcheinlicher ift, zu verſchweigen für gut gefun 
den baden, um ein rohes, fſinnliches Volk deſto leichter zu 
befriedigen, indem, fie ihm einen ſichtbaren oder Leibti’ 
den. Gott, anftett eines unfinnliden, alfo ſchwer zu faſ⸗ 
ſenden, Weſens aufſtellten. So ſcheint es begreiflich, wie 
"Bei der Verpflanzung des. indifchen Cultes nad Tibet bier 
die Idee des wahren Gottes, melde ja dort ohnehin auch 
nur den Weiſen zugangfid) mar, verloren geben konnte. 

1. ann: F 36 





— 562 — 
taner eine doppelte Natur, eine menſchliche, wie eine gätt 
lihe, in ihm erkennen, fo fehen ibn die Tataren blos ald 
bie ewige Gottheit an, bie ſich herabläßt in Menſchenge⸗ 
ſtalt zu erfcheinen. Jedes Jahr kommen fie aus allen Gr 
genden, um vor. ihm zu beten und reiche Opfer zu brin 
gen. Selbſt ber Kaifer von China — feitdem biefes Reid 
von den MantfhusZataren beherrfcht wird — en 
kennt ihn in feiner religiöfen Bedeutung und unterhält wit 
großen Koften, in einem Pallafte zu Peding, einen Un⸗ 
terlama, welcher ald ein Nuntius von Tibet. abgefandt 
il. Der Dalaiskama theilt zuweilen Kügeldyen von 
geweihetem Mehlteige aus, weldye den Glaubigen zu vielen 
geiftlichen Bortheilen gereichen. Bon dieſen Kügelchen hat 


. , man fonft mit Unrecht behauptet, daß fie aus dem Unra⸗ 


the ded Dalaistama gemacht und zu gewiſſen Zeiten unter 
die Speiſen gemiſcht würden. 


Der gewöhnliche — des Dalaistama waren 
feither zwei in der Tibetanifchen Landfchaft Bod, welche, 
wie überhanpt der größte Theil bes Landes, unter chinefl- 
fche Botmaͤßigkeit gekommen it, in der Nähe "der Haupts 
ſtadt Thaffa gelegenen Klöfter. Das eine Sſera⸗Go⸗ 
omba, liegt oberhalb, das andere Brepun-Goomba, 
unterhalb der Stadt. Sie find fehr weitlaüſig und beſte⸗ 
hen aus lauter tempelartig gebaueten Wohnungen der Las 
- men. Der Haupttempel ift die Wohnung ded Dalai s Las 
ma. Dieſer wechjelt mit den Klöftern, bringt aber immer 
‚in dem einen foviel Zeit zu, wie in dem andern. Zuwei⸗ 
len begibt er ſich auch in ein drittes Kloſter, Bu⸗Dala | 
genannt, wo er nur kurz verweilt. Ueberall ift er für 
die Menge unſichtbar ‚ viele Geiſtliche umgeben ihn, aber 
 Grauentperfonen find von feiner Umgebung ausgeſchloſſen. 


Nach — Lehren der lamaiſchen Religion finden alle 
Arten der Setienwanderung in Greaturen nur. auf belebte 


u 
—— — — 








« J 
N . — 
4— 


* 


— s663 — eo. 


Ss 


Körper ober Organifationen ftatt, welche eben erft — 
ren iwerden und zwar ein Leben, aber noch keine Seele ha⸗ 
ben. Die Seele nimt nemlich nicht im Mutterleibe, fon: 
dern gleich nach der Geburt von demjenigen Körper Bes 
ſitz, welcher ihr von den Boten bes Fürſten der Hölle, 
nad ihrer Entlaffung aus berfelben, angemwiefen wird. 
Aber auch die aus den himmlifchen Reichen auf. bie Erbe 
herunterfteigenden Heiligen, Chubilgetä, nehmen bei 


der Geburf von ihrem Körper Befig. Nur ber Dalais 


Lama und ber Chutufta der Mongolen, machen eis 
ne Ausnahme von diefer Regel, indem fie als unffchtbare 


Götter, unter feierlichen Geremonieen von dem Körper dis - 


nes ſchon lebenden und befeelten Nachfolgers Beſitz nehnien. 


| Der Dalatsama wird in den Pagoden, als 
Götzenbild vorgeſtelli, als ein ſitzender Mann, im Prieſter⸗ 
toftüme, bie Fechte ug wie zum Segnen ——— 





In der Gotterlehre ber tibeianiſchen Lamaiſten ſtoßen 


wir zuerſt auf den Concioa, den Gott, der von Ewig⸗ 


keit her geweſen iſt, dreieinig in ſeinem Weſen, 
nemlich: der heilige Gott, das heilige Geſetz und 
die Sammlung der Heiligen, von welchen es keine 
Abbildungen gibt. Die Lehre von dieſem Gott iſt nicht in 
bie Religion des Volkes übergegangen, als welches auch 
die Abbildung anderer Götter betrachtet, ohne ben Sinn 
derfelben zu verfiehen. Bon der zweiten Perfon dieſer 


Dreieinigkeit, Eio » Eonctoa, erzählen die Lamen wit 
unbebeutenben Veränderungen, was von Fohi in China 
erzählt wird, woraus ſich eine neue Beſtätigung des Ad⸗ 


ſtammens ber Lamareligion von dem — ergibt. 


— 


Die britte Perſon, a fon‘ dem. | 
hriftlichen heiligen Geiſte entfprechen und-man will. bie 


hier und anderwärts fo auffallende Aehnlichkeit der "tiber 


! 
; 4 


J 





tanifchen und der chriſtlichen, namentlich ber roͤmiſchkatho⸗ 
liſch⸗ hriftlichen Religion, in Lehre und Werken, bavon 
ableiten, daß Manes, ber Stifter der Manichäer im 3. 
Sabrhandert) feine aus Ehrifti und Zoroafterd Lehren zus 
fammengefepte Religion bis in diefe. Gegenden ‚verbreitet 


habe, wo fie denn durch die Lamen mit dem Bubbhaiduns | 


in Verbindung gebracht worben fey. 


Ein andere wichtiges Götterwefen iſt Ceareſi, gu 
badıt al& die Vertheilung der göttlichen Subſtanz, um das 
durch die Natur ber fihtbaren Dinge hervorzubringen, al 
fo Brama, und Logos und Om, bie aus ber Gottheit 
beroorgegangenen Weltfchöpfer. Bel der Hervorbringung 


‚ der Welt ging es es au: 


x 


Bor ber gegemeärtigen Welt gab es ſchon 1800000 
Welten, die, ohne von Jemand hervorgebracht zu ſeyn, 
der Aufenthalt der Lahen *) (höhere Weſen, als bie 
Menſchen) waren. In einigen derſelben iſt kein Geſetz; 
in dieſe gehen die Seelen derer über, die geſündiget haben 

in folchen Welten, wo dad Geſetz von Ewigfeit her ger 
— hut. Die Welten ſind in Regionen getheilt, ſowohl 
für Selige als für Verdammte, dieſe letztern in der Welt 
Narme genannt. Die Strafen dauern zwar nicht ewig, 
aber ſo lang, daß man ihr Ende nicht finden, noch fi 
vorſtellen kann. 


Als nun ſichtbar⸗ Welt — ſollte, ſammel⸗ 
ten ſich Wolken und gaben Regen, daraus entſtand das 


Meer, aus welchem Erdatome zum Vorſchein kamen, ‚und 


die vier Theile der Welt und die Inſeln oder acht feſten 
— bildeten. In der Mitte war ein Berg von bewun⸗ 


. 





” gaben, fagen die Gelehrten, m die Giepim der‘ Ehrier. 
felbk im Namen. 





— 5668 — 


bernswärbiger Höhe, um dieſen ſtanden ſieben andere Ber⸗ 
ge, halb ſo hoch; weiter entfernt, durch ſieben ringfoͤrmig 
den Mittelpunkt einſchließende Meere getrennt, ſieben Zir⸗ 
kelreihen von⸗Bergen, im Ganzen alſo acht Berge (und 
Bergreihen) und eben ſoviel Meere. Am Fuße des Mit⸗ 
telberged Righiel genannt, ſtehet der Wunderbaum Zam⸗ 
puh und aus vier heiligen Steinen entſtehen vier heilige 
Flüſſe, der Gangi, der Sinthu, der Pahlkiun und ber 
Sita. Das feſte Land ift vom Galzmeer umgeben und 
die ſes von einer eifernen Mauer. Der Elemente find fünf, 
Holz, Feuer, Erde, Eiſen, Waſſer. Um die Welt 
zu bevölkern, begaben ſich aus den obern Welten und 
den Regionen der Lahen lebendige Seelen herunter und 
vereinigten fich mit irdifchen Leibern. Aber fie hatten kein 
Licht und bedurften feiner Speife und. fo lebten fie. unzähs 
lige Jahrhunderte lang; doch am Ende koſteten fie von den 
Früchten der Erde und. plöglich wurden fie ſchwarz und 
finfter.. Nun fliegen Sonne, Mond,- Planeten und Ster⸗ 
ne aus dem Meere, vertrieben die Finfternig und ſtellten 
das Licht wieder her. Die Sonye beflehet aus reinem 
Chroftallfeuer, der Mond aus reinem Ghrtyftalle 
waffer Beide haben Bein eigened Licht, fie erhalten eb _ 
durch die Lahen, .die fie bewohnen. : Diefe, vorher fchon 
durch Finfterniß. befleckt, wurden nun ermattet und ehr 
Raub des Todes, ihre Seelen gingen in andere Welten 
und Körper über, um Lohn und Strafe nach Verdienſt 
zu erhalten. So ging das erſte Weltalter zu Ende. 


Ein zweites begann, indem neue Lahen, großentheils 
in Menfchengeftalt, auf der Erde auftraten. Unter dieſen 
waren zwei, die ben Unterfdjied des männlichen und weibs 
lichen Geſchlechts hatteri und fomit die Ureltern des menſch⸗ 


lichen Gefchlechts wurden. Es waren aber biefe der Gott ' 


Genrefi und die Göttinn Kadroma und ihre Menſchen⸗ 
geftalt glich der großer Affen. Zugleich mit den Menfchen 
find die Thiere entitanden, indem bie unvollfommenern 


— 566 — 


Lahen gezwungen wurden, Koͤrper zu wählen, jeboch das 
bei die Freiheit hatten, fich diefe felber nach ihrem Ges 
ſcamacke zu bilden. . Daher komun bie unzählige Menge 
und die wunberbare Berfchiebenheit ber —— Ge⸗ 
Ihöpfe. 


Die Erde war im Anfang ungemein fruchtbar und er⸗ 
nährte ihre Bewohner ſehr reichlich, ſo daß die Menſchen 
nur Tag für Tag nehmen durften, was fie brauchten. 
Als aber einmahl einer anfing, für den andern Tag aud 
zu nehmen, ergrif auf einmahl die Habſucht Das ganze 
Gefchlecht und Streit und Zank entflanden unter ihnen, 
indeß die Erde allmählidy anfing, unfrudjtbar zu werben. 
Da nun dadurch die Streitigkeiten noch mehr. überhand 
nahmen, that einer den Vorfchlag, einen Fürften zu wäh 
len, der die Streitigkeiten beilegen und einem jeben feine 
Grenzen anweifen könnte. Der Borfchlag gefiel, der Wort 
führer felber ward zum Regenten erwählt. So entitand 
die Erde und die bürgerliche Einrichtung nach den Sagen 
der Tibetaner, deren Achnlichkeit, im Ganzen fowohl ale 
im Einzelnen, mit. den perfifchen und indifchen , fo wie 
mit ben biblifchen Kodmogonicen unverfennbar ift. 


Genrefi wird abgebildet‘ mit eilf yramidenföͤrnig 
Abereinanderſtehenden Köpfen, welche verſchiedene Farben 
haben und die verſchiedenen Stände der Menſchen beden⸗ 
ten. Den oberften bededt eine Krone aus Hirnſchädeln 
zuſammengeſetzt, die ſich in dunkle goldene Kugeln enbigen ; 
diefe follen das Geheimnip der tiefern_ Weisheit und magis 
ſchen Kunft anzeigen. Seine Bruſt iſt eine weibliche, wie 
fein Schmuck größtentheils auf das weibliche Geſchlecht 
hindeutet, ſo daß er alſo als Mannweib, als zeugendes 
und —— Princip der Natur angefehen werden muß. 





— 


— 


Faſt entgegengefeßt dem Cenreſi iſt Ciamba, 
Ciamba, der Gott der Liebe, welcher gegen das En⸗ 


—— 507 — 
de der Welt erfcheinen wird, um das in Verfall gera⸗ 
thene Gefeg wieder herzuſtellen. Ihm zu Ehren wird bei 
der Stadt Lhaffa jährlich ein Feſt gefeiert, bei welchem 
die eherne, mit Gold überzogene Bildfadle desfelben auf 
einem reichgefhmücten Wagen herumgeführt und von den 
Lamen:mit Mufit und Gefang begleitet wird. 


Cihana Torceh, den Gott der Sonne, ftellen bie‘ 
Tibetaner in einer befondern, furchtbaren Geſtalt wor. 
Wie der, inbifche Schima hat er ein dritted Auge auf der 
Stirn, ift von Schlangen umgeben und mit bligenden Aus 
gen und brohendem ‚Antlige ſtehet er mitten unter Feuer⸗ 
flammen. 


WMilder erſcheint der Gott ber Weisheit, Chüam⸗ 
ctang, der im Monde wohnt: Er wird abgebildet, im 
Prieftergewande, wie Genreil mit weiblichen Zierrathen. 
gefchmüdt, auf dem Monde figend, welcher felber von ei⸗ 
ner fehr großen Pemas Blume CCotos) ie und 
ringe umgeben ift. | 


- Mehr oder weniger ähnlich find bie übrigen Goͤtterwe⸗ 
fen ber tibetanifchen Mythologie. Wir übergehen fle aber 
eben befwegen, da fle und doch feine meitern Aufihläfe 
über das Weſen der lamaiſchen Religion geben. 





Hervorſtechend (wie ſchon erwähnt worden), iſt in 
dieſer Religion die Lehre von der Seelenwanderung, die 
mit der von dem unaufhörlichen Kreislauf der Welt, von 
Vernichtung und Wiedergeburt und ben unzaͤhlbaren Wie⸗ 
Derholungen derfelben, in der Innigften Verbindung ftehet. 
Die menfchlidye Seele, wenn fie zu ihrer Reinigung und 
Beſſerung bie meiften Thierleiber durchgegangen ift, kommt 
endlich: in den Hund (dad Symbol der. Talente, verbuns 
den mit höchfter Treue) und trit von ihm in ben Menfchen 


— 568 — 


Aher. Aus dieſem gelangt fie durch eine große Reihe gu» 
ter Werke zum Paradiefe, welches mit filbernen Baümen 
unb goldenen und diamantenen Früchten geziert ift, und 
dem Seligen ewige Ruhe und Heiterkeit gewährt; allein 
der Aufenthalt dafelbft dauert nidyt länger als fech® und 
‚ dreißig Millionen Jahre, nachher hebt die erſte Wande⸗ 
rung für die Seele wieder an. Für den Böſewicht gibt es 
eine Hölle und eine VBorhölle, Aus diefer findet Errertung 
ftatt, aus jener nicht mehr. - Sie zerfällt wieder in zwei 
Theile, in dem einen wird mit Feuer geftraft, in dem 
andern mit der fchredlichiien Kälte. Menfchenwürger wirft 
der Höflengott in ein kochendes Blutmeer, in welchem fie 
bis zum Erftiden untergetaucht und wieder etwas gehoben 
‚werben, aber fie haben fih noch. nicht erholt, als Das Uns 
tertauchen und Erſticken fchon wieder angeht. Diefe Zus 
ftände dauern auch nicht ewig, aber viele Millionen Tabs 
re, während welher Buddha zuweilen hHinabfteigt in 
bie Hölle, um etwas Linderung ber Qualen zu bringen. . 





Eine fonberbare Geſtalt Gaben bie religiöfen Feſte in 
Tibet, beſonders, das Indro⸗ ober Neujahrsfeſt. 
Dieſes iſt eine große Maskerade, wiewohl mit vielfacher 
Deutung. Bei Geſang und Muſik tanzen 24 Prieſter uns 
ter ber Geftalt eben: fo vieler Thierarten, des Widders, 
bed Dchfen, ded Bären, des Hirfches u. |. w. einen feiers 
lichen Reigentanz auf dem Plage vor dem Tempel. Der 
. Widder hat dabei die Hauptrolle Nach dem Thiertanze 
treten fo viel Todtengerippe einen Kreistanz an und fireuen 
babei den Zufhauern Mehl ind Geſicht. Darauf, nad 
dem ſich diefe in dem Tempel zurüdgezogen haben, begins 
nen jene wieder um das Bild eined Knaben zu tanzen, 
Plötzlich fpringt der Widder hervor, fpaltet dem Knaben 
bie Bruft, frißt ihm. das Herz heraus und trit wieder ‚aus 
rück. Nun kommt der Hirfch und zerftüdt das Kind, jes 
des Thier. erhaͤlt einen Theil und das Uebrige wird unter 


⸗⸗ 


— 569. — 


Das Volk geworfen. Die Gelehrten find — dae 
Ganze auf den himmliſchen Thierkreis zu deuten, da man 
in Tibet zwölf Thiere für die Sonne und ebenfo viel * 
den Mond — F 


8 
= 


| "Einer eigenen Sitte darf man hiebei nicht vergeffen, 
Die offenbar auch in Der Religion begründet und in. Xibet 
nicht nur, fondern auch in-der Tatarei und China herr» 
fchend ift. Leute von Erziehung und Anfehen befchenfen 
fi bei allen Zufammenfünften mit. Schärpen. . Gleiche 
Perfonen taufchen fie blos aus, geringere überreichen fie 
höheren felber, diefe aber lafjen fie jenen durch ihre Dies 
ner überreichen. Die Schärpen find von verfchiedener Karı 
be, die Hauptfarbe ift weiß, der Stoff immer feine Seide. 
"Auf den beiden Seiten ift die heilige Formel: "Omsmas 
nispatsmeschom’ eingewebt, welche man ald Inſchrift 
auf Tempeln und Gebaüden, auf Meublen und wo_fie nur 
anzubringen iſt, autrifft,. und in Chöten und Geſängen 
überall vorkommt, Man erklärt und dieſe Formel: 


Om fhügt ‚gegen Tedesgefahr und Br und dem 
Schutze des allwiſſenden Gottes; 


Ma ſchuͤtzt gegen bie böfen Götter und‘ bringt den. Co 
benfegen des gerechten Gottes; 


Ni hilft in allen Beſchwerden des Lebens von der Wiege | 


bi zum Grabe und iſt das Erloͤſungiitiel der Crea⸗ 
turen; 


‚Pat befördert bie thieriſche Wiedergeburt, iſt zur — | 
heit dienlich und ordnet bie Wohlfahrt aller. Ereaturen;, 


Me hilft wiber den Jammer und verzehrenden Hunger im 
Reiche ber Birid CBöfen) und gibt Andacht; 


6 bom. befreit von den Qualen ber Talten und heißen Hi. | 
le, nud gereicht .zur Erlangung der Weisheit; es en 
beutet alle Bollflommenheiten —— 


I» 
N 


N) . 


— 570 — 

Die Anzahl der Gelftfichen wird als ungeheuer groß 
angegeben. Ein, Reifender berichtet, es befänden ſich in 
und um bie Stadt Lhafſa 30,000 Klöſter, und in einem 
einzigen Klofter ‚zu TefhesLumbo 3,700 Geiſtliche. Es 


Aft eine Familie, behauptet der nemliche Reifehde, bie 


nicht ihren eigenen Geiftlichen, als Beichtvater, ernähre. 
Die Gelühde der Geiftlichen beſtehen in Folgenden: 


| Sie dürfen Fein Thier tödten und müſſen ſich alles Ums 


ganged mit dem andern Gefchlechte enthalten; jede Art bes 
raufchender Getränfe ift ihnen verboten, fremdes Eigen⸗ 
thum muͤſſen fie aufs heiligite halten und ſich aller Uns 
wahrheit auf‘ das forgfältigfte enthalten. Uebrigens führen 
fie ein thatenlofes, gaͤnzlich unwirkfames Leben, das fie in 
Beten, Singen, Kaften, Prozeffionen und ſtillen Betrach⸗ 
tungen über bie Geheimniffe der Religion zubringen. Bei 
Drozeffionen und Umgängen um die Pagoden, welche haüs 
fig vorlommen, gehen fie pyaarweife, jeder hält in der eis - 


- sen Hand ine Ruthe, in der andern ein Nauchfaß, das 


yon gutem Rauchwerk dampft. Dabei find oft eine bes 
trächtlihe Anzahl Muſiker mit Lärmenden Inſtrumenten, 


. vor welchen ein Lama ald Direktor einhergeht und den 
Takt ſchlaͤgt. Die Verehrung, welche biefe Priefter genie⸗ 


Gen, iſt fehr groß. Begegnet ein Laie einem Lamen, ” 
fällt er zur Erbe nieder und hält Nafe und Mund zu, das 


mit fein Odem den Halbgott nicht verunteinige, Bor bem 


Großlama fallen felber die Zürften nieder und haben: nur 
die Auszeichnung zu genießen, daß er ihnen zum Seguen 
die Hand auflegt, während er bie übrigen blos mit feis 


ner. Ruthe berührt. 


* Miſſionaire, welchen wir die meiſten Nächrichten 





über dieſes ſchwer zugängliche Land zu danken haben, ſa⸗ 


gen: Im Tibet glaubten fie nicht nur eine Dreteinig⸗ 


teit, ein Paradies und eine Hölle, fans den Fege⸗ 





l —*— — 571 — 
feuer, ſondern die La menhielten auch Beicht und Ab⸗ 
ſolution, Abendmahl mit Brot. und Wein, gaben bie 
Lepte Delung, fegneten die Verehlichten ein, hiel⸗ 
ten Fürbitten und gäben Almofen für die Todten; 


man fände Wallfahrten und Umgänge, Weihwaſ⸗ 
ſer, Kreuze, Roſenkraͤnze, Mönche und: Nonnen 


in Klöftern,. welche ſogar Miffionatre ausſchickten; ſie 
hätten Erzbiſchöfe und Biſchoöffe, and geringere Geiſt⸗ 


liche (Gylongs) mach miehren Abftufungen und das 
Anbeten ber Heiligenbildber, welche: ſämtlich den 
Nimbus haben, vollende die Aehnlichkeit des: lamaiſchen 


Neligionwefend mit dem chriſt⸗ katholiſchen; und allerdings — 
wäre die Sache fehr. auffallend, wenn dieſe Nachrichten 


authentifch wären. Aber es tft bekannt, daß die Mitten 


naire in der. Regel die unzuverläffigfien Berichtserftatter 


in Religionfachen find, weil fie, in der Regel felber nur 
einfeitig gebildet, gar zu feicht das Aehnliche auf das 
Gleiche erheben, und in dem Fremden das Ihrige 
finden. Uebrigens aber wiflen wir auch, daß die eben exe 
wähnten Ideen und. Geremonieen größtentheild im 
Morgenlande angetroffen werden und es wäre ja möglich, 
daß fie im Lamaismus fih noch mehr sufammengehadft: 
— als in einer der uͤbrigen — | 

4 





Für, nicht viel zuverläffiger Dürfen‘ wir Die wachrich 
ten halten, die wir noch von der Verbindung der lamai⸗ 
ſchen Religion mit dem — und a Sehen 
anfügen. . 


‚Die. Ehen — se folgende — ol 
gen: Zuerft fegen bie. Lamen durch die Aftrologie ben 
Hochzeittag feſt. An. diefem gehen daun Braut und Braü⸗ 
tigam in felerlicher Prozeffion zum Tempel, um bort zu: 
beten. Auch zu Haufe werden die Copulationen vollzogen, 


Die Geiſtlichen beraücheru die Verlobten, laſſen fie ſich mit ö 


[4 


. 


— 373 | | 
Baer untr MUS walden, — den Gegen wit 
Nuflegung ber Hände und wänfden ihnen Glüd und eine 


fruchtbare Ehe. 


Die nengebornen Kinder werben mit einen: Gemiſche 
yon Wafler und Mitch förmlich getauft, babei unter ges 
wiffen Gebetsformeln ihnen ein Name beigelegt, und das 
Ganze wit einem Schmanße beſchloſſen, an welchem bie 
Geiſtlichen Theil nehmen. Bei der Beflattung, wobei 
Verbrenuen und Begraben, ind Waffer Verſen⸗ 
Ben und auf Bergen Ausfegen vorkommen, find bie 
Lamas vorzuglich beſchaͤſtigt. Sie halten, ſobald Einer 
werftorben ift, eine Urt von Geeleumefle, barauf zieht eis 
zer, indem ber Leihnam noch warm ift, die Stirnhaut 
au, bis fie kracht oder knackt, dann ift die Seele heraus⸗ 
gezogen und man verfährt mit dem Wörner nach Befinden 
Der Umſtände ded Berfiorbenen. Das Berbrenuen, ober 
cigentlich Ealciniren in einem befonders dazu errichteten 
Dfen, ift die vornehmfte Art.der Beflattung, darauf folgt 
had Ausſetzen. Gewöhnlich werden die Leichen !ber 
Prieſter aufe Gebirge getragen und dort den Vögeln des 
Himmels Preid gegeben. Wirft. man den Todten ins Wafs 
fer, fo ſteckt man ihn vorher In einen Sad. Die gering 
fie Art der Beftattung iſt das Begraben in die Erbe, 


Die Kalmücken. 
Die Götter dee Kalmüren, welche dee lamaiſchen 
Religion folgen heißen Burchanen. Ihre Zahl .ift ums 
endlicy groß, und bie Begriffe und Erzählungen von ihs 
nen äufferft werworren. Wahrfcheinlich find fie alle aus 
vergätterten Menfchen hervorgegangen. Ob über dieſen ein 
höheres Wefen, kin zwiger Bott, erfannt werde, iſt noch 
nicht auögemittelt, aber, bei dem Volke wenigftens, kaum 
‚anzunehmen. Die vornehmſte Stelle fcheinen fie dem Bur- 
chan⸗ A vida einzuraümen, obgleich der als Stifter ihrer 








— 


— 575 — 


Meligion bekauute Sſchatſchamuni, ca zakamnnt, 
Schig —— allgemeiner bekanunt und verehrt wird. 


Abgebilbet werben fie alle als figende Figuren, mit 
indiſchem Zuſchnitte dargeftellt, nur allein Erlik⸗Chan, 
der Gott des Todtenreich6, der Hölle, ſtehet. Die 
guten Burchanen haben eine freundliche, die böfen meißt 
eine furchtbare Geſtalt. Man hat von ihnen gemalte Bil⸗ 
der, auf Seide oder Papier, oft mit bewundernswerther 
Feinheit gearbeitet, auch von Metall gegoſſene, ober. von 
- Stegelerde geformte. Diefe haben ein Fußgeftell, in wel⸗ 
chem etwas Afche von dem Leibe eingefchloffen it, in wels 
chem fie einft auf der Erde umhergewanbelt fa 





Die Kalmüden haben eine eigene Tradition von der 
Erfchaffung der Welt, welde mit der indifchen und bud⸗ 
dhiftifchen. nahe verwandt und nur nach Befchaffenheit der 


Nation mobifizirr it. Im Anfang war ein leerer Raum, — 


in dieſem entſtand ein Regen, woraus ein Meer wurde, 
in welchem aus dem von allen Seiten herkommenden Stür⸗ 
men eine Saüle ſich bildete. Um die Saüle bildeten ſich 
die Welten, die Sonne aus Glas und Feuer, der Mond 
aus Glas und Waſſer. Die Saüle har vier Seiten, eine 
filberne, eine himmelblaue, eine goldene und eine dunkel⸗ 
rothe. Dieſe bilden die vier Tageszeiten Morgen, Mittag, 
Nachmittag, Abend, Trit Die Sonne hinter die Saüle, 
fo ift Nacht. Die Welten find von Burchanen bewohnt 
und von Tengri, EEINSenern: Dieß find * boͤſen 
——— 


Auf — Welt bilden vier Berge vier Beust, 
Ganga, Schilda, Baktſchu und Aipana. Zwiſchen 
den Gebirgen weidet ein wunderbarer Elenhant, einige, 
Meilen lang, fehneeweiß, mit 33 rothen Köpfen. An jes 


bem Kopfe find ſechs Rüſſel, an jedem Rüffel feche Bruns - 


⸗ 


— 8374 — 


ven, auf jedem Brunnen ſechs Sterne und jeder Stern 
trägt eine fchöne Jungfrau aus ber Familie der Lufigeis 

- Fler. Auf dem mittelten Kopfe des Elephanten figt Ehurs 
mafın Tengri, ber Schußgeift ber Erde. 

Die — Menſchen lebten 80,000 Jahre; : fie waren 
alfe heilig und erhoben fich in den Himmel. Hierauf folgs 
te ein unglüdlichere® Zeitalter." Ein Menſch Toftete von 

- einem gewiſſen Gewaͤchſe, Schime, da verfhwand bie 
Helligkeit und die Kraft der Menfchen, fid; in den Him⸗ 
- mel zu erheben. Später nahmen die Menfchen zu andern 
Speiſen ihre Zuflucht, weil jene ausging, und nun nah 

men die Tugenden Abfchied von der Erde und bie Lafter 
fanden fi ein. Man bauete den Acer, machte den Klüg⸗ 

ften zum Befehldhaber und diefer wurde zulegt der Chan. 
In dieſem Zuftande lebt das gegenwärtige Weltalter, in 

\ weldem, als da& Alter der Menſchen auf 100 Sabre ges 
funten war, der, große Stifter der Iamaifchen Religion 
Dſchakſchamuni kam und feine Lehre den 61 Völkern 

der Erbe predigte. Unglüdticher Weiſe nahm jebe Nas 
tion feine Lehre mit andern Organen und in 
einem andern Berfiande auf und daraus find 

ſo viel Religionen und Sprachen entflanden, 

- als es Völker gibt ©), 


Sichtbar find. hier bie Hehnlichkeiten ‚mit ber bibliſchen 
Koömogonie und dem heflodifchen und inbifchen Weltaltern. 





Wir bliden nun 2 einige der. vornehmften Bitter 
Fi der — Diythologie. J 


* 





*) Kann man über die Entftehung. der verfhiedenen Religion 
‚formen richtiger urtheilen, als hier geſchieht? Was hätte 
ihre Verſchiedenheit anders bewirken follen, als das ver⸗ 
ſchiedene ———— 


— 575 — 
Abida. 


| Wahrſcheinlich iſt dieſes Weſen ber indiſche Schiwa, 
ober Iſuren. So wie die Seele des Menſchen den Leib 
verläffet, erfcheint Abida und ziehet fi fie an fi. HE fe 
rein von Sünden, fo behält er fie um ſich, if fie befleckt, 
fo verftößt er fie wieder. Auch gibt er ihnen die Erlaubs 
niß, wieder in einen Körper zu gehen, um: bie Wande⸗ 
rung wieder zu beginnen. Abidas Wohnung iſt im Him⸗ 
mel gen YAufgang der u wo er einer vollfommenen 
Ruhe Su | 


Erlit Shan. 


Sm greifen Contraſte mit dem vorhergehenden ſtehet 
dieſer Hoͤllenfürſt und Richter der abgeſchiedenen Seelen. 
Ehemahls ein Fürft der Erde hat er ſich durch große Ver⸗ 
dienfte, fo wie durch grobe Sünden, einen Namen gemacht 
und ward, nachdem er Buße gethan, von Ehigemuni 
zum Richter der Unterwelt beftellt. Er regiert nun bie _ 
Erlige, die Teufel umd die Bewohner der Hölle, und 
zwar mit Strenge, aber er kann body nicht alles Böfe 
verhindern, was bdiefe Verdorbenen auf ber Erbe begehen 
wollen. Seine Wohnung liegt in Birid, ein Pallaft 
von fechzehn eifernen Mauern umgeben, und ſechs und 
dreißig, ‚Segefeuern ähnlichen, un : 


Sein Bild ſtellet ihn dar von — umgeben, 
‚auf einem wütenden über einen Menfchen knieenden Büffel, 
ftehend. In der rechten Hand hat er einen Scepter, mit 
einem Tobtenfopf an der Spite, in der linfen einen Kapp⸗ 
zaum. Bor ihm ſtehet feine Gemahlinn, ein wunderhäßli⸗ 
ches Wefen, deren Schmeicheln ihn zu befänftigen fcheint. 
Todienkoͤpfe und Flammen umgeben auch fein Haupt. Das 
Geſicht gleicht einem Löwen mit einer Büffelds oder Zies 
genſchnauze. Auch hat er etwas vom Priapos an ſich. 
Gewöhnlich iſt er bunfelblau und feine Gemahlinn hell⸗ 

blau gemahlt. 


— 595 — 


Dſchakſchamuni, 


deſſen Rame, mit verſchiedener Mundart wohl, ſehr vers 
fchieden ausgefprochen wird, heißt auch Dſoo, d. b. als 
leiniger Burdhan. Er kam aus der Geifterwelt herab 
anf bie Erbe, die Zeit feines Ehubilgansd (Emana⸗ 
tion) fällt in Das lebte Weltalter. Bei feiner Geburt, uns 
befchadet der Reinheit feiner Mutter, waren alle Luft 
geiſter eTengri) verfammelt. Der Tengri der Er 
De verrichtete an dem neugebornen Chutuktu (Weiſen) 
das heilige Bad. NIE man ihn hierauf in feierlicher Walls 
fahrt in den Tempel ded Gottes der Gegend brachte, beug⸗ 
te fich diefer. vor ihm. Urſache genug, daß man von dem 
Kindlein phrophezeite, ed werde etwas -Aufferordentliches 
werben! Und in der That Übertraff der Knabe nicht nur 
bald alle feine Lehrer, fondern fegte fie und alle Weis 
ſen feiner Zeit durch feine Weisheit im Reden 
and Handeln in Erfiaunen., Als er erwachſen 
“war, follte er fich vermählen und feines Vaterd Thron bes 
fleigen. Nur nach langem Widerftreben ließ er fich dazu 
bewegen, aber er hatte kaum Befig won der irdifchen Herr, 
lichkeit genommen, ald er fie auch Schon wieder verließ und 
‚ fi dem geiftlichen Stande widmete, um den jammervols 
len Zuftand der Menfchheit zu endigen. Trog aller Hins 

derniffe führte er feinen Vorſatz aus, begab ſich im die 
Einfamteit, wo er fi fieben Wochen vorbereitete, dann 
nahm er den Thron der Burchane in dem heiligen Tem⸗ 
yel zu Warnaffi in Beſitz und lehrte bis in fein adıts 
zigfted Jahr, dann verfaßte er feine Lehre fchriftlich und 
nahm Abfchied von der Welt, um in himmlifcher Verklä⸗ 
- nung feine Sorge für die Ereatur fortzufegen 9. _. 
— Einen 





*) Iſt die auffallende Aehnlichkeit dieſer Erzählung mit der des 
s N. Teftam. von dem Gtifter des Chriſtenthums vieleicht 


mehr als Zufall? St die Tradition nah dem Dften gr 
kommen? V 








gr 7 _ u 


Einen großen Thell ſeines Lebens hatte er dazu vers 
wenden muͤſſen, deu Dewahbet (Tewedat) zu bekaͤmp⸗ 


fen, bis er endlich über ihn Herr wurde und ihm in die 


Hölle, Awerhi, binabfinfen machte, wo er im Feuer bis 
Gen muß. Dewahbet, ben wir ſchon in Tibet fauben, 
fcheint ein Gegner Schigemunid geweien zu ſeyn mub 
ba bie Tradition die Scene nad Indien verlegt, fo IR 
wahrfcheinlihh der Stteit der Wiſchnu⸗ und Sch iw a⸗ 
Sekten unter dieſer Erzählung verftanden. | 
SE num Dfhatfhamunt das unfichtbare — 
der Selbmüren unter den Lamaiten, fo iſt Dewahdet 
das der Rothmünpen, welche noch jegt den Haß ihrer 
Meiſter fortſetzen; ihre ſichtbaren Haupter aber find für 
jene der Dalai⸗Lama und für diefe der Bogdo » Lama. Der 
letztere, fagen die neuern Reifenden, war älter als jener; 
allein er hatte einmahl den Einfall, auch das, weiblide 


Geſchlecht in den geiftlihen Stand aufnehmen zu wollen, 


Dürkber entftand ein Zwieſpalt in feinem Reiche und ein 


Theil der Geiſtlichen erwählten fidy ein neues Oberhaupt, 


den Dalat-Lama, der alsbald mächtiger wurde, als 


der Bog do. ' Beide leben jegt in gutem. Vernehmen zus 
ſammen und erfheilen einander ben Segen, wenn aud der 


innere Groll noch in feiner Bruſt erftorben iſt; welches 
wenigften® ein fhönered Beiſpiel genannt werden am, 
als wenn anderwärtd zwei oder brei Kirchenoberhaupter 
einander wechſelsweiſe verfluchten und in den Bann thaten. 





. Die aie dendebrauche unter den Kalmäden befchreibt 
man uns als vieſelben, die wir in Tibet kennen gelernt 
haben; aber eine Eigenheit findet man hier beim Gebete, 
die man dort nicht hut. Dieß find die Gebetsmaſchi⸗ 
nen (Rurubu), eine befonbere Art von Rädern, in wels 


dien bie Gebete, auf Papierſtreifen geſchrieben, eingeſchloſ⸗ 


ſen ſind. Dieſe Rader drehet nun der ⸗ Glaubige 
1. BDand. 37 


— 6478 — 


zu ber beſtinmten Stunde ſoviel mahi herum, als vorge 
ſchrieben if, und er hat ohne weitere Mühe fein Gebet 
verrihtet. Man fehreibt von folchen Gebetöräbern, bie, 
wie die Wanduhren von Gewichten, oder wie. die Wind⸗ 
möähten, vom Luftzuge allein in Bewegung geſetzt werben, 
auch von ſolchen, die eine Lichtflamme durdy ihre Wärme 
herumtreibt *). Ohne Zweifel die bequemfie Urt, feine 
Wauſche dem hoͤchſten Weſen vorzutragen und ber Erhoͤ⸗ 
rung gewiß zu ſeyn, wenn ſich der Wind nicht vor der 
Zeit legt, oder Del genug zur Unterhaltung. des noͤttigen 
Feners im Gebete vorhanden iſt. 


Eine andere, nicht weniger eigenthuͤmliche Eeremonie 
ver Kalmürden iſt ihre Seelen meſſe. Iſt Einer ge 
fiorben, fo wirb alsbald der Prieſter geholt, welcher vie 
Hütte werfchließt, wo der Todte liegt und hinter berfelben 
ſich niederfegt. Seine Gehilfen bereiten wor ihm einen klei⸗ 
nen Altar, und bringen Mehl, Butter und einen langftier 
ligen Löffel. Einer aber zeichnet die Figur bed Tobten mit 
Tuſch auf Papier, Diefes Bilb wird. von. dem Prieſter 
in ein Stäbchen gellemmt und in bie Erbe geſteckt; um 
ben: Altar herum fiehen fieben Betfahnen, und, iſt ber 
Todte an einem böfen Tag, ober unter einem böfen Zeis 
Ken geflorben, fo werben verichiebene Thierfiguren aus 
Zeig gemacht, mis Farben bemahlt und um die Hütte aufs 
geſtellt. Sind dieſe Vorbereitungen fertig, fo fängt ber 
GBellong an zu lefen, zu beten, zw fingen. Der Inhalt 
ſeines Vortrags ift theils Gebet, theild Klage um den Ders 
ſtorbenen, theild Eobrede auf ihn. Er befprengt das Bild» 
nid desſelben babei haüfig mit Weihwaſſer und wirft Hir⸗ 
fe, Hafer und Weizen dagegen. Zuletzt wird es vos 
brannt und ein wenig Aſche mit Butter und Mehl ver 
milch und dieſe Maffe in das Beust auf deu UAltar ge 





*8 ER — Nachrichten ſind dieſe — — in 
SEdina und in gan; Mittelafien is vn 


| = 1579 
Fchüttet. Während fie ER wird Die. Eeele des Ver⸗ 
ſtorbenen von zwei Erligen in dasſelbe Feuer - gebracht: 
und darin gelaütert ; aufferdem müßte fie ewig in der Hoͤl⸗ 
Ie brennen, went nicht etwa ein Burchan fie "bei feinem- 

Mefuch dafelbit erlöst. Diefe. Eeremonie dauert bei einer 
Fürfttichen Leiche 49 Tage und die Beiftlichen erhalten eind 
beträchtliche Belohnung dafür, denn in ber ganzen Hordée 
wird der Zehente an Vieh dazu eingeforbert und manch⸗ 
mahl befommt ein Gcftlicher zehn Stück Pferde, ohne das 
andere Vieh nach einer ſolchen Geremonie. So lang bis 
Dauert, tödtet Fein Kalmüde-irgend ein lebendiges Wein, 
weil ee damit ber Seele Li Vollendeten on thun 
gönnt 

Noch gedenken wir ale — Beſonderheit eines Ta⸗ 
lismannes der Kalmücken, Altangatuſun, die Figur 
einer Eidere, welcher den, ber ihn trägt, unfehlbar vor 
allen Waffen fhägt; daher er ſehr hadfig yon ben Krie⸗ 
gern getragen wird. a ei 


\, 





—— 


Priel en ; 
ie. "Die Driefter der Kalmücken heißen Sei long (Bet. 
lüng), ihre Gehilfen CDiafone) Say ül und die Novie 
zen ihred Standes Mandſchi. ‚Die Gelongs find nach 
Alter, Gelehrſamkeit, Tugend verfchieden an Rang und 
Anſehen. Die angefehenften heißen gewöhnlich Bakſchi 
Lehren)» Gellong und halten die geiftlihen Schulen 
und Berfommlungen, haben auch, burc bie Opfergaben 
ber. Laien, beträchtliche Vortheile. 


auf fünfzig KRalmäcenfamilien * man ungefähr 
einen Gellong reden. Gewoͤhnlich leben und woh⸗ 
nen fie unter den Laien, um ſogleich bei allen Vorfaͤllen 
‚ bei der Hand zu ſeyn. Die Bakſchi aber wohnen gewoͤhn⸗ 
lich abgefondert und halten in ihrem Bereiche die Vers 
fammiungen ber. Prieſter, bie bald mehr bald weniger | 
37* 


zahlreich find. Die Weihe eines Gellong iR hinreichend, 
ihn die hoͤchſte geiftliche Würde zu verfchaffen. Die Re 
‘gen, nach weichen er leben muß, find fireng, er muß fid, 
Der Stutenmilch, bed Dferbefleifched und vieler andern 
Thiere, des Branntweins und des Tabacks völlig enthal 
wen; er muß im ehelofen Stande bleiben und das Gelübs 
de der Kenfchheit fireng beobadyten. Dafür koͤnuen fie als 
le geiſtlichen Geſchaͤfte ohne Einfchränfung verrichten, ſo 
gut wie ihre hoͤhern Praͤlaten. Ihre Kleidung unterſchei⸗ 
Der fie won dem Laien, ber Kopf ift ganz kahl, aber mit 
einer Mutze bedeckt, bie fie niemahls, auch vor feinem 
. Ylrfken, abmehmen. Zum hoben Ornate gehöret eine Art 
von Meßgewand, welches der Gellong überall mit ſich 
fahrt. Auch führt er einen Teppich bei ſich, ben er ge 
hranchen muß, wenn er. fich, fegen oder legen will. An 
irdiſchen Gütern gebricht es ihnen wicht, fie find vielmehr 
fat alle reich durch die Baben der Laien, ba fie diefen in 
allen Begebenheiten bed Lebens unentbehrlich find und für . 
ihren Beiftand reichlich belohnt werden. 





Die Kalmüden find ein Zweig der früherhin über 
gauz Mittelaſien verbreitet gewefenen und jeßt nur noch 
in Bruchftüden übrigen mongolifchen Nation, bei weis 
cher durchgängig der Lamaismus Religion war. . Da diefe 
Nation im ihren langwierigen und weltverbreiteten Kriegen 
mit Chriſten und Muhamedanern, wie mit Juden und an 
dern Heiden, in Verbindung fam, fo erklärt ſich vieleicht 
Manched in dem Eultnd ober den Religionvorfteflungen 
ihrer Nachkommen auf eine. ungezwungene Weile. Zeigt 
ed doch bie Weltgeſchichte in vielen Fällen, daß bie Sie 
ger von ben Vefiegten gelernt und angenommen haben, 
— an wirllichen oder — — 

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THB NBW YORK PUBLIC LIBRARY 
REFERENCE DEPARTMENT 


This book is under no circumstances to be 
taken from tho Building 


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